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Kesrecht ve rn X. all,

[> 7 J7 Aulb rechts von Haller

Deyi. Präfidenten der goniel. Gefelifchaft der Siſcucanen gm Göttingen: u. at.

Zagebud

feiner

Be obachtungen Shhriftſteler m über ſich ſelbſt.

äur Aarakteriſtit der Philoſophie und Aeligion dieſes Mannes.

Er ſter Theik

Bew, in der Hallerſchen Buchhandlung, 1787.

Vorrede.

En Zufall Hat mich zum Heransgeber dieſer Hallerſchen Nachlefe gemacht, Ich werde dem Bublito Rechenſchaft von meinem Zwecke und meiner Arbeit geben; und ich fordere hinwie⸗ derum von meinen Beurtheilern einen ſchlichten

geraden Sinn, damit meine Bemuͤhung im ges

börigen Geſichtspunkt erſcheine.

Des Herrn Albrechts von Haller fitteras

riſche Verdienſte find fo ausgebreitet und fo um⸗ faſſend, daß ich davon feinen Aulaß nehmen werde in einer Vorrede zu handeln. Aber doch ſcheint es mir, daß das Publikum diefen arof

ſen Mann noch auf einer neuen weniger allge⸗

mein bekannten Seite, durch die gegenwaͤttige rd

nn

Sammlung werde fhägen Iernen: Es find Be⸗ urtheilungen und Auszüge in Fächern der allge meinen philofophifchen und fehönen Litteratur , gröftentheils nach den in die Göttinger Anzeigen eingeruͤckten Aufſaͤtzen *). Man weiß es bereits, daß der Herr von Haller ſeit 1745, bis an ſei⸗ nen Tod, uͤber Zwoͤlftauſend Rezenſionen zu die⸗ ſem Journale geliefert in allen Theilen der Wiſſenſchaften, und über die mannigfaltigſten Gegenſtaͤnde. Es iſt in der That ein ehrwuͤr⸗

== diger Anblick wenn man die Reihe Bände: die- ſer, wegen ihrer Gründlichleit-und von: ſekti⸗ rriſchen Meynungen entfernten, fo allgemein ges

ſchaͤtzten kritiſchen Sammlung vor ſich aufgeſtelli fiehet; und ſich dabey erinnert, daß Haller einen fo groſſen wichtigen Antheil daran genom⸗ men: daß man fie im eigentlichflen Verſtande fein gelehrtes Tagebuch nennen Tann; worinn erſiber dreyßig Jahre alle feine Bemerkungen behm Leſen neuerer Schriften eingetragen. Herr Hofrath Baldinger nennt es in Abſicht der me⸗ diziniſchen Litteratar, deren Antheit dem Hm.

9 Hein. Hofath Zeyne in Goͤttingen hat dieſem Boy fans feihen nen Veyfall gegeben.

y

von Haller ganz allein angehoͤrt, eine fortlau⸗ fende Geſchichte derſelben neuerer Zeit. Neben dieſen ſchon ſo viel umfaſſenden, die Botanik‘, Anatomie, Chemie und Phyſil einſchlieſſen den Wiſſenſchaften, griff er auch nicht ſelten in an⸗ dre Felder ein; und wenn ich die Jurisprudenz ausnehme, ſo hat er in. allen Fächern rezenſirt; am haͤuſigſten noch Werke zur Voͤlker und Laͤn⸗ derkunde und der Geſchichte, worinn der Mann eine unglaubliche Beleſenheit beſaß, wobey ihm fein vortreſliches Gedaͤchtniß ſehr zu ſtatlen kam, und ſich auf einzelne Falta wie auf den gan⸗ zen Umfang bezog. Freylich konunte ich davon feine Auszüge liefern, die mich unendlich weit würden geführt haben, und wo doch ein groffer Theil des Intereſſe auf der. Neuheit beruhet. Yuch.:würden: viele, neuere Entdeckungen und Unterfuchungen , zur Vervollſtaͤndigung anzu⸗ bringen geweſen ſeyn. Herr D. Brandis wird in der Folge bey der Ausarbeitung der Bibl. Med. prad. Halleri x) das Wichtligſte aus heim: medi⸗ zintſchen Fade nachzuhohlen wiſen.

Der "vierte Du dieſes Beats —— unver zuͤglich.

vi —xX

Ich beſchraͤnkte mich alſo einmal anf bie Urtheile uͤber Werte und Gegenſtaͤnde der ſpe⸗ kulativen und praktiſchen Philoſophie, der Lit⸗ teratur des Schoͤnen, und die Grundſaͤtze des Muͤtzlichen. Sie karalteriſiren auch um fo mehr ihren Verfaſer nach feinen obern Geiſteskraͤften, als ſie weniger von der Beleſenheit abhangen, and ſie find ganz individnell. Haller beleuchtete uͤberall mit feinem forſchenden Auge den Geiſt eines Buches, und vereinigte Damit feine eigene fharfblidenden Winke. Unter Tanfenden find Hallers Rezenſionen Tenutlih: Man fichet ine wer den Mann, der das Wichtige und Neue gefchwind zu entdecken und von dem Allgemei⸗ nen, dem Wahren, Halbwahren und Falſchen zu ſondern wußte. Nicht dellamatoriſch aber praͤcis und gründlich wiberlegte er. Gegen fihöne und nuͤtzliche Verdienſte war er befchels den und gerecht; gegen falfchen Schimmer und den boehaften Schriftfieler aber ſtrenge mit der sangen Würde eines fich fühlenden Richters. Oft gewann die Materie an Ordnung und Wahr⸗ beit durch feinen kraftvolen und beſtimmten

mmmy | un Unting der die Schladen ia Ih, u bie

Boinkufe Hebielt:

Die Beurtheilungen eines Voltaire, Rouſ⸗ feau, Bonnet u. a. werden auch heute noch ihr Intereſſe behalten; und man ſiehet in allen dieſen wiedertommenden, in mancherley Schat⸗ tierungen eroͤrterten Vorwuͤrfen, wo der Mann, deſſen Andenken es hier gilt, ſich hin⸗ neigte: nämlich uͤberall Wahrheit und Schöne, Schöne und Tugend zu gatten, und ale Wiſ⸗ ſenſchaft auf das Principium des Nüglichen hin⸗ zulenken. |

Ueberhaupt fah ich hey den gemäßlten Auf⸗ fügen mehe anf die Sache ald auf das Buch. Daher Tonpte ich auch eine Menge Resenfionen aͤbergehen, hie faß bloſſe Funhaltönerzeichnife waren, oder too der Herr von Haller ich we⸗

wiger auf. bie Veurtheilung eingelafen. Im letztern Falle son ich doch die Refultate feiner Benerfungen aus, und ich liefere fe am Schluſſe unter ‚eigene Aufſchriften geordnet, woriun der Geiſt des Mannes, wie ich hoffe, nnverſteiſt aͤhertragen er Ä 4

vr

Ich habe @ mit: auch nicht angemaßt/ AR dem Bortrage des Verfaſſers wilttuͤhrlich Fre andern. : Der Styl des. groffen Mannes, hatte ' eben fo feinen. eigenthuͤmlichen Karatter vor Wuͤrde und Kraft. Und wenn auch die Rich⸗ tigkeit der. Sprache manchmal. dabey fo fo te ges litten haben N fo möchte dafuͤr die bluͤhende, ſelbſt u bey. den ernſthafteſten Gegenſtaͤnden gleich be⸗ lebte, und die Aufmerkſamteit ſtets reizende Eredar reichlich entſchadigen.

Daß Haller der philoſvph und Naturtuͤn⸗ diger auch ein thaͤtiger ernſtlicher Chriſt war, konnten ſchon bey ſeinem Leben gewiſſe Leute nicht begreifen. Sie neckten ihn auch wohl dar⸗ uͤber, und glaubten endlich do, daß ihm die Wahrheiten der-Religion. überzeugend ſeyn möchten. Man wußte daß er nicht Heucheln konnte. Selbſt Voltaire, dein der Herr v. Haller fo kraͤftig und ſcharf widerlegt hatte, gebot ſei⸗ nem giftigen Kiele Schweigen.’ Nicht fo follte es nach feinem Tode ſeyn! Kaum war der Ran im Grade‘, ſo fpuften auch ſchon Eulen, - bie, man wußte nicht wie and warum über

“. .. RR

1x den Unglauben oder Schwachglauben des Ver⸗ forbenen ein wunderliches Koncert. sifchten.

Lente die fich eines ganz andern hätten belehren ' Lnnenz wenn fie Willen gehabt-hätten die Wahre beit zu fagen, bliefen durch ganz Deutſchlaud die Zweifel Des Dannes ben feinem Tode aus. Bon Bern aus ward ein Brief gefchrieben, der in Göttingen vielen glaubwürdigen Berfonen ‚gezeigt "worden ; Haller ,. hies es darinn, » Babe in feinen letzten Lehenstagen allen um ihn her werfammelten Theologen. rund herausge⸗ fanden: er glanbe nichts, und es fen ihm un- möglich etwas zu glauben, fo gern er es and thäte. 5; Und es ſchien ſogar als wollte man; daß das Chriſtenthum biefen Vorwurf tragen muͤſe.

Wie wenig muß der Eoncipient dieſes Brie⸗ fes die Würde eines ſolchen Mannes zu empfin⸗ den fähig gewefen feyn ! Wie wenig gefühlt ha ben, was man dem Andenken eines folhen Be - Iehrten ſchuldig ſey. Und niemals iſt wohl ein Geruͤcht grundloſer geweſen; niemals der guten Sache ſo ind. Angeficht widerſprochen worden!

* a xX

Alles was Hallern kaunte, erſtaunte über ein ſo aͤuſſerſt unbilliges Urtheil. Maͤnner von dem unverdaͤchtigſten Karakter, Menſchenkenner, Philoſophen, Chriſten und Zweifler ſahen Hal⸗ lern in allen Zeiten, in gefunden und krasken Tagen, näher und entferuter Gen feinem Tode; einige fahen ihn am letzten Tage, in der leiten ‚Stunde, im Wugenblide feines Hinſcheidens Und alle dieſe verfchiebenen Stimmen, die ic ‚baräber eingefammelt , (und ich fordere alle was reden: kaun auf, mir au widerſprechen, wenn fe glauben es zu Lönnen;) ich fage alle ambefcholtenen Zeugen ſtimmen darinn überein: Haller Habe fich niemals geſchaͤmt des Namen! und des Glaubens an feinen Erlöfer; mit herz⸗ licher Rührung des Dankes und der Liche, habe er auf diefen groſſen Wohlthäter des menſch⸗ lichen Geſchlechts, feine ganze Hoffnung und feine ganze Geeligkeit geſetzt; dies fen der ei⸗⸗ sige Grund feiner Beruhigung im Tode gewe⸗ ten; Er habe zu allen Zeiten, in den Zahren des Juͤngliugs, des Mannes, umd bes Greiſſes, von dem Einzignothwendigen, als der Haupb angelegenheit eites jeden ernuͤnftigen Merſchen⸗

geſchrieden, geredet und gehandelt? Und Diele Ausſagen, werden durch alle feine Thaten und Reden, wenn man den Spuren biefed Dan» ned nachgehet, hoͤchſt alaubwerbig; und moͤch⸗ ten für alle gute Menſchen, nur für keinen lauftiſchen Schoͤngeiſt genugthuend ſeyn.

Herr Hofrath Zimmermann urtheilte und ſchrieb im Buche von der Kinſamkeit, Band IL S. 196. *) über Hallern zum dankbaren An

denken: „Haller” fagte er, „der den Ruhm bie.

» an feinen Tod liebte, der groß wor fo. lange er feine Wiffenfchaften trieb, fiel in feinen letz, tem Lebensjahren, wenn er nicht acht Gran „» Opium im Leibe Hatte, tiefer in Kleinmuth „als der kleinſte Menſch. Seine melankoli⸗ „ſchen Gefuͤhle oͤfneten Abgruͤnde vor ſeinen „Augen, aus denen er immer hyperorthodoxe »» Gefpenfter auffleigen ſah, die ihm durch ihre » Theologie alles Licht des anfgellärten (Zim⸗ mermannifhen) Chriſtenthums ausblieſen.

Und an einem andere Drte: Haller ver fiel in Die religioſe Melankolie als er Ach in °) Oder nach der Ausgabe im gröften Oktavformat mit

allem typographiſchen Luxus und dem Portraite des Herm Beh 1.6, m,

feinen: vier lehten Lebens jahren der He

„entzog. Einer Krankheit wegen nahm ee’

„in Diefen : vier Jahren eine unbändige *) 5. Menge Opium, täglich bis acht Gran; dies hub abwechſelnd feine Seele, :und machte ſie auch wieder ſchlaff. Ich ſah zwey Jahre bor feinem Tode diefen gkoſen Mann. Auſſer feiner noch Drennenden noch immer choleri⸗ „ſchen Ruhmbegier die bey ihm ‚niemals Feine Melankolie um den Zehntauſendſten »Theil eines Fliegenhauchs ſchwaͤchte, lag ihm jetzt nichts in der Welt ſo ſehr am Herzen 1 als immer Prediger um ſich zu haben. Er ließ fo viele kommen als zu haben waren; » bald die beſten und bald jeden, ohne alle „Wahl in Abſicht auf Syſtem und Kopf. „Haller war Hyperorthodox. Dieſe Art von Cheologie gefiel ihm) weil. fie Hart und uns biegſam it, wie er war. ©. II. ©. 216, £), f. **) I DdDieſe geſpannte wihige Eprache iſt nun einmal das Erbtheit des verrn Zimmermänns,

. 9. mehr dem Spracigeruuche gene: ſagt mai: 4. Mann bat einen‘ unbändigen Stolz.

) Nach Der groſen Aurgabe. Xp U. S. 196

—— zıu

ar Fluch aus Säben und. Norden mas: fig Der 9. Aber der Schriftſteler der ſich ſo fih in feinem Style gefaͤllt, ſollte wenigſtens nicht bey dem Publiko fich. als das Organ der Wahr: heit beglaͤubigen wollen. Es möchte auch gerade Zeit ſeyn, daß Herr Zimmermann eine Apo⸗ 4ogie über fich ſelbſt ſchriebe. Stoff dazu dürfte te veichlich haben; wenn wir uns ‚nicht allen» fans mit dem Fragmente: Zimmermann upd ‚Dbereit, in dem dritten Bande oder achten Kapitel des Buchs von der Einſamkeit/ begnuͤ⸗ gen muͤſſen. Maͤnner und Schufte, hat er im eben dieſem Koder ſeines Herzens/ ‚nun reiche 1 genug apoßrophiert, 3 Se

Aber nicht sam er wenn "Sailer eine: un bändige Menge Opium verſchluckt Hatte, Nicht damals. als ihn Her Zimmermann: zum legten. male ſah, auſerte er eifrige Bänfehe für fein

u Sn der erſten Vorrede Ju dem Buche, von der "Ein ſamteit cAusgabe 1773.). ſagt Herz Zimmerniann: Aber unverbeſſerlich if’ eig Fehler aller meiner

Schriften, ein Fehier auf den, allemal bey ibrer er⸗ 5 ſten Erſcheinumg an das. Dageslicht von meiner Ju⸗

u gend an bis zu. dieſer Stunde, der Fluch in Suͤden an Norden u meine. di für die Vaſwat

KV. in

Geelenheil. Er war frühe fchon , ſchon im der vollen Kraft feines Alters, was er als Greis war, ein ernfllicher gottesfürchtiger Mann ! Schon als Juͤngling fehrieb er für die Reli⸗ gion und forfihte nach Wahrheit; und dies that er auch im Alter mit chen fo vieler Wärme und mit noch ſtaͤrkerer Ueberzeugung *). Die Welt ii Hier Zeuge, zwiſchen ihm und feinen

Te 55.. —— +) Herr Zimmermann ruͤhmte doch ſelbſt vor mehr als dreyßig Jahren von Hallerns "der Herr von Haller Mahm den kräftigen Beweis von der Nothwendigkeit .. m der hrißlichen Meligion aus der angebohrnen tiefen Unwuͤrdigkeit unfeer Triebe ber, aus dem Boͤſen ss Das an unfern Herzen klebt, und uns uͤberzeugen „» muß, daß eim verborbenes Geſchoͤpf dem reinen 3 Gott nicht gefallen könne.,, Und feht er Bald da⸗ zauf hinzu. „Welch eine Ruͤhrung des Herzens be⸗ 94 mächtiget fich unfer wenn auch ein Boerhaave m feine Gemuͤthsruhe allein in der Lehre Jeſu findet, wenn er fein groͤſtes Vergnuͤgen in der Liebe Got- 9b. und der Naͤchſten fucher, wenn er glaubt, daB 9 Auffer ber. beil. Schrift nichts fen, das das Gemütbe . wahrhaft aufheitern koͤnne; und wenn er nach die» ten Geſinnungen dennoch ein To inniges Gefuͤhl 3 feiner eigenen unwuͤrdigkeit bey fich deget, „, fo durchdringt ein Strabl von der Göttlichkelt der „, Religion das innerſte eines aufmerkſamen Gemuͤthes, 3. und erweckt das Herz ju einer" Millen Andacht in dem Beyſpiel dieſer Mänter! Eiche das 9. Leben des Zerrn von Aallek , von oh. Georg

Almmermann, 1755. 5.376 353

4

. Richtern. Aber das wußten ſelbſt feine vers tequnteſten Feeunde nicht, daß Haller über feine gihernen Enpfnduagen in der Religion cin ſorgfoͤltiges Tagebuch gehalten, woriun er bie

Prüfungen ſeines Hergehd mit Seufzen und Einſt ſeinem Gott vortrug. Dies iſt wohl das unverdaͤchtigſte Jeungniß, daB es dem Maun mit der Religion ein: Eruſt war; Seine Furcht und Unruhe im Biauben, Bieng mehr anf die Strafe wurdigkeit als auf die Strafe. Und Diele Denkungsart iſt wohl ganz entgegengeſetzt, jener der Klugen und Weiſen, Die über Haller abzuſprechen fich die Miene geben; und im ſtol⸗ jen Phariſaͤer Tone. Beten: Ich danke Die Gott, daB ich wicht. bi wie andere Leis te ice. Freylich ik der. Pomp nicht da, aber Haller. wird gehalt und verehrt werden,

wenn lange die Rede von den Ephemeren der

Sei wicht ehe ran wird · ·

g)h erhielt bit kofharti geataente von verehrten Händen. Ich fahe ihre Wichtigkeit bey den noch herrſchenden üngleichen Dreynn gen ein, da ſelbſt aufrichtige Verehrer des Hrn. bon Haller an ſelnem Glauben irre gewor⸗

den; Ich finde es zu meinem Zwecke hin⸗ lünglich einige Proben aus dieſem veligiofen Tas gebuche zu geben.. Es trägt durchaus den Kg« rablter eines biedern chriftlichen Mannes, - der 8 ſich nicht verzeihen Tann, daß er feinen Dank und feine Unterwürfigkeit gegen ein Wefen vol Vollkommenheit und Güte, dem er feine ganze » Eriftenz , feine. Freuden und Leiden zuzaͤhlt, aus deſſen Händen er jede frohe Minute feines Lebens empfängt ; nicht: mit dem. Gehorfame und dem Eifer.erwiedern kann, als er fühlt, daß es feine Pflicht iſt, und die fein Verſtand

ſo unbegrenzt einfiehet. Ruͤhrend iſt es auch zu fehen, wie bey Haller ſchon im frühen Alter des Mannes , diefe religiofen „Empfindungen Die Herrfchenden geweſen; wie im Kampfe mit einem heftigen Temperamente, mit Leidenfchafe ten nach Ehre und Gelehrſamkeit, die Religion ‚noch obflegen mochte. Gewifienhaftigfeit und Ernf hat durchaus die Feder bey dieſen Suͤn⸗ denbefenntniffen geführt. Sie enthalten oft fehr naife Stellen, die ins Erhabene übergehen; hingegen iſt nichts aneFdotifches eingemifcht, feine Details von. Borfällen, Viſiten und Kom⸗ plimenten; wohl aber häufige Anwendung feiner

Benrtheilungen und Auszüge für die pPhiloſophiſche und ſchoͤne Litteratars

BVom Jahre 1745 bis an den Tod des Verfaſſers (17770).

Zrfie Adsheilung

V. Sallere Cageb. Ch. X

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1745. (G. 65.)

N. begnuͤgen uns mit einer Blumeuleſt u einen san) Heinen Abhandlung , in welcher der Herr von Volteite zeigt, DaB Billig ein Volk von dem andern

ſernen follte , fagt er er Habe nirgends eisen beffeen, fhönern und nißlichern Gebrauch angetroffen, aid‘ in Holland, da Leute, die einen Yrosch zig einander Anfangen wollen, fich vorher, uud zwar ahne Mechti beyſtaͤnde, vor den Friedemachern fein muͤſſen, weiche unter allerhand Vorſtelungen fe zu vergleichen ſuchen md, wenn felche nichte helfen, Re endlich der Juſtitz zur Section übergeben. Ohnerachtet bee Nutzen einer ſolchen Einrichtung in die Augen leuchtet, getrauet er fich Doch nicht, fie vorzutragen 5 weil ihm bekannt iſt, wie ſehe biejenigen, welche etwas zum ge⸗ meinen Beſten anzurathen ſich einfallen laſſen, bey den doͤfen anlaufen. Waͤre ihm aber die Gerichtsverfaß⸗

7 Osurzor ——

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ſung in Deuntſchland ri befannt , als die in Holland; fo, wurde. er bemerkt haben daß der von ihm ſo ſehr belobte Gebrauch unter uns auch im Gange ſey / da auf eingebrachte Klage und Gegenrede die Partheien i in Perſon vorbefchieden , und: öfters verglichen werden. Seine Gedanken, wie ein gelehrtes Tagebuch zu ſchrei⸗ ben und einzueiehtenfey » find unverbeffettich 3. aber wo findet man den Maunn, der bey jeder Materie kuͤrzlich

und gruͤndlich beybringen koͤnnte was andere vorhin

von derſelben geſchrieben haben? Die Betrachtungen | aͤber die Geſchichtswiſſenſchaft werben den Verehrern des Hrn. Rollin nicht gefallen. Er meint, ed nüge.ung

. nichle:, wenn wir gleich aufs genauefte wiſſen, was Seſoſtres vder andere Helden in der alten Welt verrich⸗ tethaben, zumal alles, was von ihnen geſchrieben iſt, fabelhaft ſey. Er will alſo, man fol ich allein auf Die

Geſchichte der lezten 3 Jahrhunderte legen. Die fey

. wahr, und wegen ihres Einfluffes in dic heutige Welts haͤndel allein: näglich. Aber aus eben dieſem Grunde

muͤſſen wir auch für. die Geſchichte der mittlern Zeiten

um Gnade bitten, die er gar nicht zu kennen ſcheinet.

In dem Brief an den Herrn Nordberg wird ſcharf

geahndet, daß / dieſer in der Vorrede zu feiner Lebens, beſchreibung König Karls des XII. ihn um ein paar u Heiner. Fehler willen einen Erzluͤgner genannt habe; „"jugleich gezeigt, wie viele unnuͤtze Kleinigkeiten Diefer in feine Geſchichte eingehochten, uud fogar eine falfckye

Urkunde , welche ein Brief vom - Großſultan yon

. Ä , fol, angeführt habe. In feiner Fursen Antwort auf die.lange Predigt eines deutſchen Gelehrten sieht er fich nicht fo gut aus dem Spiel. Er fagt, er babe fich der Weltweisheit, um darinn die Ruhe zu finden, welche Rewton rem prorfus fubltantralem nenne, erge⸗ ben, und bey den Engelländern nicht wenig Ehre eim gelegt , daß er der erſte Franjos geweſen, der von New⸗ tond Entdeckungen in der Matevic. vom Licht und der allgemeinen Schwere umftändliche Nachricht gegeben; ce. ſey auch zum. Mitglied der Geſellſchaft zu Londog aufgenommen worden ı babe aber weil.er die Leid, nigifchen Einheiten , vorbeftimmte Harmonie und dergleichen Zeug in Zweifel gezogen , es mit den Deuts fchen verborben. Zwar habe auch eine Perſon von bie lem Wise Diefe Dinge fich gefallen laſſen; er ſinde aber in.dee Wahrheit dag die metaphufifchen Sufeme bey den Weltweifen eben. das find , was Die Romane bey dem Frauengimmer. Sie find angenehm , wenn fie new find. Hernach werden fie bey feite gelegt und vergeſſen. Rode, Clarke, und s’Gravefand find mit ihm darinn «ind. Als er zu dem leztern einmal gefagt : Vanitas vanitatum & Metaphylica ‚vanitas ! Bat diefer geants wortet: Es thut mir leid, daß ihr Recht habt, Malebranche fey anderft gefinnt geweſen, und habe da gegen die Naturlehre für einen bloffen Zeitvertreib ges halten ; allein Diefer Zeitvertreib habe ung tiefer in Dig Erkenntniß Gottes geführt , ald alle metaphyfliche Grik Im. _ Ex habe. in feiner Vergleichung der Lehren van j A3

«* 34

Newton und Leibnitz nur gezeigt, daß Newton kein Sb⸗ ftem angenommen, weil er zu zweifeln gewußt. Und darüber habe ſich in Deutſchland ein Geſchrey erhoben von Leuten, die da ſagen, ſie zweifelten nicht; fie wu⸗ ten alles gewiß. Er wuͤnſcht ihnen viel Gluͤck zu ihrer Wiſſen ſchaft daß das, was da iſt, moͤglich, und das, was möglich iſt, nicht wirklich, hingegen was wirklich, moͤglich ſey, und das Weſen der Dinge ſich nicht veraͤndere: verſichert Re aber, daß weder fie, noch er , die Ehre haben, das Wefen ber Dinge zu ken⸗ wer 3 vaß aiemals din Menſch auf Erden gewußt Babe;

voch jemals ton werde, was die Materie; was das

- Leben imd Gefuͤhl; was des Menſchen Seele fen; ob Sie Materie nichts empfinde; ob ed nicht Seelen giebt, Die nur empfinden, und nicht denken , umd andere , Dig nur denen ohne etwas zu empfinden , oder auch, die keines von Beiden tun. Das ift fürs erſte eine neue and zwar die allerbeſte Art, auf das Kürzefte aus allem Streit zu kommen, und fürs andere ein Bekenntniß, das den Hhilofdphifchen Stolz ungemein beugen muß⸗ Denn wenn das wahr iſt, was hier geſagt wird, ſo weiß der Bauer fo viel, ald der aufgeblafenfte Welt: weile. Remlich fie willen beyde nichts. Iſt demnach der Herr von Voltaire nicht zu deklagen, daß er feine Ruhe in einem folchen Abgrunde zu finden vermeinet? wäre es nicht beſſer und ficherer mit Salomo, der auch Jange in dem KNreiß der Eitelkeiten herumgelaufen ift, ſich am das zu halten, was und die Offenbarung kch⸗

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wi? Achtet er aber dieſe ſeiner Aufmerkſamkeit nicht werth; fo iſt er auch der Ruhe nicht werth, bie er fachet. Er hat nicht noͤthig ſich ie dem Fanationio zu fürchten. Es gicht Fanaticos auch unter den offen⸗ hahren Deiſten, wie die erfecun⸗ lchret.- ——

| SM | Abt Saint⸗Reat .,.

Mean weiß, daß die Schriften dieles bt mit Ver⸗ gnuͤgen geleſen werden. Wenige Schriftſteller beſitzen die Vorzuͤge, ihre Gedanken ſo edel und nachdruͤcklich wie der Abt de Saint» Real, vorzutragen. Zu be; wundern ift es würklich ,. daB, da des Abts Schriften fo bekannt find, deffen Lebensumftänpe bisher: fo unbe kannt geblieben, Wir wollen unfern Lefern nur kuͤri⸗ lich das Leben dieſes Mannes entwerfen. Er ward mit dem Anfange des ſiebenzehnten Jahrhunderts zu Cham⸗ bery in Savoyen gebohren. Sein Vater war cin Mit⸗ glied des Raths zu Chambery; ſein Familienname iſt Richard , ; fein Zaufname Cefar , und ben Damen Saint, Kecl führe er von einem Landgute, dab

2 Omas de M. ADbE de Si Ra, 120 ,

+ grmmem. 0 etliche Meilen von Chambery Tieget;, und von feinem. Geſchlechte noch beſeſſen wird. . Der Herr con Saints: Real kam ſehr jung nach. Paris, Doch-Hefaß er alle die Vorzuͤge, welche von einer forgfältigen Erziehung ent⸗ ſtehen koͤnnen. Er verband mit einem durchdringenden Verſtande einen ungemeinen Fleiß, und dieſen wendete er deſonders auf die Erlernung der Geſchichte an. Mit dem bekannten Varillas knuͤpfte er eine genaue Freund⸗ ſchaft. Dieſem ahmete er auch in den Feblern nach ; und feine geſchaͤftige Einbiſdungskraff nahm von ihm die Bermifchung ihrer: Vorſtellungen mit dem Geſche⸗ benen zum Nachtheil der hiſtoriſchen Wahrheit an. Diefe Freundfehaft ward getrennt... Der Herr Varillas beſchuldigte den Abt bes gelehrten Diebſtahis denn er ſtate: dieſer haͤtte ir feine‘ wichtigſten Auffaͤhe ent⸗ wendet. ‚Im Jahr sort kam ſeine erſte Schrift ; de‘ U fage de Phifoire‘ zum Vorſthein. Das folgende Jahr 1672 wurde zu Amſterdam fein Buch: Don. Carlos, nouvelle hiftotique, gedruckt. Hierinn redet er ſehr

wohl von den damaligen Staategriffen des Spaniſchen

bofes mar iſt zu bedauren daß der Verfaſſer dann und warn in dein Vortrag eines Romans verfaͤllt. Zwey Jahr hernach ſchrieb er: Hiftoire de la conjura- tian’des Efpagnols , contre la Republique de Venife, Paris 1674. Dieſe Scheift if cine Machahming des Ealuftiug von der Verſthwoͤrung des Catilina. Dev nn ift darinm hie und da ur lebhaſt, und wertäßt‘die Wehrheit omter der’ Kımulp

nn 9

der Vortrages. Wegen feiner gefaͤlligen Schreibart beſtelte ihn Der Hof zu Turin', die Geſchichte Karb Emanusl des J. zu ſchreiben. Allein er ſieng die Arbeit: zwar an , brachte ſie aber nicht völlig zu Stande. Er verlies Chambery, und gieng mit ber Herzogin Mas zarin, welche fich bisher, nachdem fie den Hof zu Pas ris verlaſſen, bey einem Verwandten des Abts aufge Halten hatte, nach Engelland. Er bfich zu London nicht lange ‚..fondern kehrte nach Paris zuruͤck, und ſchrieb daſelbſt das Leben Jefu Chriftt.. Er kam hier⸗ uͤber mit Arnauld in Streit, der ihn zwar heftig an⸗ grief, dem er aber ſehr hoͤnich antwortete. Nicht lange nach diefer: Ausgabe reiſte er wieder nach Turin, und: wurde en Mitglied der dafigen Hohenſchule. Seine: Dankſagungsrede hielt er den 13. May 1680, deren Inhalt eine Lobrede der Regentin Maria Johanna Baptiffa von Savoyen. war. .Diefe Rede it bisher ungedruckt geweſen, und zuerſt in diefer neuen Aus gabe zum Vorſchein gelommen. Turin geſiel ihm gar nicht-, dahero gieng er wieder nach Paris, und. da ihm eine Schrift, welche zu Chambery ı61r. von Johanna de Fußie , einer Nonne des Klofters der H. Klara zu Geneve, unter folgendem Titel: Le levain du Calvi- niime , ou cammencement de l’herefie de Geneve, vor- fa, geſiel fleihm fo wohl, daß er ſolche in feine Schreib» art einfleidete , und 1682 unter folgender Aufſchrift an das Licht ſtellte: Relation de P’Apoftafie de Geneve, Man hat biefe Schrift der Ausgabe feiner Schriften

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nicht beygefuͤgt. Mach zweyen Jahren ſchrieb ex feine Geſpraͤche: Cefarion betitelt. Der Abt bemuͤht ſich unter dem Schein folchee Redenden, bie.nicht allzunieg

Verſtand befiten , ſehr viel Scharfſinniges vorzutra⸗

gen, und die Anmerkungen enthalten viele betrach⸗ tungswuͤrdige Nachrichten. In der zweyten Rede wird „Röder Perſon des Ponwonius Atticus das Anſehen be⸗ ruͤhmter Leute und Helden ſpitzig angetaſtet. Ein ges. wiſſer Gelehrter widerſetzte ſich dieſer Abhandlung, und der Abt de Saint⸗Real antwortete. Dieſe Ans⸗ ‚gabe enthält dieſe Schrift nicht. W*. 1088 ſchrieb er einen Difcours far la Valeur, und eignste folchen dem Kurfürften von Bayern zu. Er befischte 1692 wieder fein Vaterland, mit: dem Schluß bes Jahrs des schloß ex zu Ehambery fein Leben. Er beſas viel Vers‘ ftand , war ein Feind dee Schmeicheley , und cin be⸗ ſonderer Liebhaber der fatyrifchen Kritil. Seine Ars. ‚heiten haben ihm einen:groffen Auhm erworben , und dewegen bat man viele Schriften unter feinem Namen ‚bekannt gemacht , Deren Verfaſſer er wicht ifl. ——

ringen EEE . + . “* . 1

N ‚UL. Die Regierung der Angelſachſen. Done, Sauire 1146. (5. 425.) *.)

| me Sanire fängt fein Werk bey den barbarifchen Zeiten an, und beſchreibt den Zuſtand der Mach und

der Unterwerfung in dem alten Deutſchland. Die Voͤl ker ſelbſt waren frey. Ein jeder beherrſchte fein Haus, gefinde mit unumſchraͤnkter Macht, Aber eine jede | Landſchaft waͤhlte ſich einen Heerfuͤhrer, oder Fuͤrſten,

der ſich mehrentheils von einer Anzahl junger Leute be⸗

gleiten ließ, die ihm zugleich als Leibwache und alß Käthe. dienten. Sonſt war des Fuͤrſten Auſchen ſehr eingeſchraͤnkt. Ein jeder freyer Manu Hatte bey ben all⸗ gemeinen Verfammlungen des Volks feine Stimme, und diefe Verſamimlung befas die oberſte Pacht, fie ſchloß Frieden, oder brach ihn wieder. Rur im Kriege war der Fuͤrſt groͤſſer, und die Nothwendigkeit zwang Die freyen Deutſchen in dieſem Falle Befchl anzuneb⸗ men. Die Heerfuͤhrer der Sachſen, die Britannien einnahmen, hatten keine andere Macht, Sie vertheil: ten daß eroberte Land unter die Sieger , und gaben jes

dem eine Anzahl von den Ueberwundnen zu, die das Ä Band für ihn bauen ot Diefe ueberwundnen wur⸗

9 An ‚enger into ‚the Foundation oftke englifh con. BR: 170.577 |

- * 2 - IIII—

den nach gerade frey gelaſſen, und genoffen endlich gleiche Rechte mit ben. Sachen... Da nunmehr dieſe ueberwinder eigene Guͤter, und ein groſſes Reich be⸗ ſeſſen, ſo wurde es ihnen immer unangenehmer die allgemeine Verſammlung zu beſuchen. Alfred brachte die Guͤter in eine gewiſſe Ordnung, und theilte ſie nach zehen nach hundert, und nach taufend Familien ein. Nach und nach kam nicht mehr Die ganze Nation , fürs bern nur der Richter von einem jeden Flecken zu ber alle gemeinen Verſammlung „wo bie Aebte, und die Vor⸗ nehmſten des Voiks ſich allemal einſtellten. Hier leitet Ha Sauire den Urſprung des Parlaments, beyder Häuf et, und der geiftlichen und weltlichen Lords her.

RL _____nn _ nn —_—_ u 4 2 | | R IV; . \ . f u . 3. u Boltaiuire. 1746. (8.444 U: zu. De

. 2

Dan neunten May ı 146 mard voltaire an die Stel des berftorbenen Präfidenten , zum Mitglicde der fran⸗ zo ſiſchen Akademie erwaͤhlt. In ſeiner darauf ſich be⸗ ziehenden Rede entwirft er mit angenehmen Zuͤgen das Bild ſeines Vorgaͤngers. Herr Bouhier gehoͤrt unter die ſeltenen Rechtslehrer, die bey der muͤhſamen un⸗ terſuchung der Geſetze, ihre Erhohlungsſtunden in den ſchoͤnen Wiſſenſchoften und der Litteratur ſuchen. Er

J W XXX 143 gieng von dem Eigenſinne dieſer ungeſelligen und tn ebhrauchbaren Gelehrten ab, welche die Kultur ihrer

Mautterſprache Darum derabfäumen, damit fie der Al

ten ihre unvollkommen erlernen mögen; die fich über zeden ,. mit Recht ihe Jahrhundert zu verachten, weil fie fich ſchmeicheln, Einige. Kenntniß der vergangenen - Zeit zu beſitzen: die über: eine Stelle des Aeſchylus ande vufen, und, niemals das. Vergnügen gehabt, bey den Schaufpielen ihrer. Landsleute gerührt zu werden. Er überfeste den Petron von dem bürgerlichen Kriege in die gebundene Sprache feined Landes. Aber er warkein blinder Verehrer feines Originals’, fondern verehrte nur ſo vieles an diefem und feiner Ueberſetzung, ald wirklich feine. prüfende Vernunft in beiden verdienſtlich fand. - Durch dieſen fchönen Eingang eröfnet fich der Herr von Voltaire den nähern Zugang zu det Abhand⸗ Jung. Herr Bouhier hat dafür gehalten, man muͤſſe die Dichter Der Alten nicht anders als in Verſen übers fegen ‚wenn man von ihnen eine Ueberſetzung in feiner Mutterſprache mächen wolle. Diefe Gedanken billiget dev Redner. , und macht fie zum Vorwurf feiner Rede, Er frägt: Warum ift Homer, Theokrit, Lukrez, Virgil, Horaz von den Engländern und Welſchen ſo gluͤcklich überfegt worden? Warum haben dieſe Voͤl— ker keinen alten Dichter in einer ungebundenen Ueber⸗ ſetzung, und warum haben wir noch keinen in gehun: denen Zeilen ?: Er eutwickelt die Urſachen davon in der Fortſetzung feiner Gedanken. Er catdeckt ſie alſo: Es

2 XEC

iſt kein Volk in der Welt, dem ed fo. ſchwer ld. dem unfeigen fällt, den alten Dichtern ihr wahres Leben zu ertheilen. And dies findet er in der Arimuth Dex Löw ter ber Eleinen und geringen Dinge , die unımmgdnglich - erfordert werden, .geroiffen Stellen der Alten, den lebhaften Ausdruck, den fie in ihrer. Sprache beſitzen, zu geben. Den Dichtern eignet der Here non Voltaire mit Recht die Beſtimmung der Verbefferimg der Spra⸗ chen zu. Ex nenne die Dichter , weiche die Sprachen ber Geischen, der Römer , Engelländer, Spanier und Italiaͤner belebt haben. Die feanzöfifche Sprache muß den Anfang ihres Anfehens in dem Verfaſſer des Eid und Cinna, und ihre ehrerbietige Schönheit, welche die Auslaͤnder darinn bewundern, im Eorneille ſuchen. In der Fortſetzung ſpricht der Herr von Voltaire von der Vermiſchung des Stils, welcher dem Aufnehmen einer Sprache ſo hinderlich iſt, und von den neuen Woͤrtern, die man, ohne daß cd noͤthig if , macht. Er kommt zulezt auf ſeinen Landesheren. Wer wird nicht ſogleich muthmaſſen, daß er denſelben ausneh⸗ mend gelobt. Er macht zwiſchen dieſem Monarchen und Ludwig dem XIV. eine Vergleichung, und in ge⸗ wiſſen Stuͤcken giebt er Ihm den Vorzug. Man vergeſſe biebey nicht, daß der Herr von Voltaire ein ſinnreicher Dichter fen , ſo wird die Wahrheit der Nebner dig Ausdrücke der Einbildungskraft zu Gute halten, und nad) den fcharfen Regeln ihrer männlichen. Beredſamn keit nicht alles unterſuchen.

v.” 48 ihn v2. * > . e

m gleichen Jahre warb Voltaire In die Bolsgne⸗ fiche Akademie aufgenommen. Er ſchrieb an dieſelbe bey diefer Gelegenheit einen italiänıfchen Brief *), worinn er. durchaus die Zeichen der Suͤnt ſuth mit fo fhwachen Gründen verwirft , daß man erflaunt wenn man fie lieſet. Ein auf den Hefifchen Gebürgen ver. ſteinerter Fiſch iſt, ſagt Herr von Voltaire auf eines groſſen Herren Tafel geliefert, und von ungefehr ver⸗ worfen worden. Es muͤſſen auf den wildeſten Gebuͤr⸗ gen ſehr viele groſſe Herrn gelebt, und an wunderlichen Eſſen Luſt gefunden haben. Wie viele Millionen Mu⸗ ſcheln ſindet man auf allen Bergen der Welt, und von ſolchen Arten, die niemals eßbar geweſen ſind. Er ver⸗ lacht alle groſſe Revolutionen, die Woodward und andere in der Welt geſucht haben, da doch die Oſtin⸗ diſchen Muſcheln, Farn und Gewaͤchſe, Die man in der Schweiz und in Frankreich zu tauſenden gefunden hat, keinen andern moͤglichen Urſprung gehabt haben koͤnnen, als eine allgemeine über die Flaͤche des Erd» bodens herrſchende See. Herr von Voltaire verfichert, daß er be der Schrift bleiben wit. Ein neues Be Tenntniß in dem Munde des Verfaſſers der Lettre & Uranie und bee : Anmertungen über die Penfees de Pafcal. N) Saggi intorha ai cauibiamenti auwennti fl Globo della terra. TS

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‚Bon, der Immaterialität der Seele = nn mar. (Bra)

Wenn die Seele nichts waͤre, als das Ende der Schlag, adern des Hirns und. der Anfang der nereichten Faſern, (pie einige annehmen) fo würde zwar jeder Theil, dieſer Adern nach feinen Sich fühlen‘, aber keiner würde feine Empfindung dem andern mittheilen. Das Reich des Schalls wuͤrde eine andre Provinz ausmachen, als die Gegend der Farben, es wuͤrde kein allgemeiner Here mehr ſeyn, der ſich alle dieſe Gegenden zueignete, ‚dem ſte alle ihre. Empfindintgen zollen: eg wuͤrde aus diefen Adern zuſammen keine Perſon, Feine Seele ent⸗ ſtehen, wie Die unſrige; denn dieſe beſitzt mit gleicher Macht, als ein einiges (felbſtſtaͤndiges) ſich alle Die nerfchiedenen Eindrüde der Siune zueignended Wehen alle dieſe verichiebenen Zoltflätte der Sinne; fie verel⸗ niget ihre Eindruͤcke in ein einiges Uns, und mit einem Worte, wir wuͤrden nicht eine: ſondern unzählbate . Selen haben; die alle auf einmal; ohne Abrede und ohne Uebereinſtimmung ernpfinden und.denfen müßten, ohne daß die eins ſich deu Empfindungen der andern be- mußt wäre Def ein ia Mettrie Prdiefei unredliche Dann, den rechtfchaffenen Boͤrhaave zum Materia⸗ liſten und Deiſten machen will iſl eine ſtrafbare Unbil⸗ lichkei t

0.

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lichkeit. Boͤrhaave bat taufendmal die Spinoziſtiſche - Lehre aus der phyſiologiſchen Wahrheit wjederlegt, daß die Empfindungen der ‘Seele Leine nolhwendige Folge der Eindruͤcke der Sinne , fondern eine willkuͤhr⸗ liche Sprache Gottes mit und ſey, welcher und von allen . ‚auffeen Dingen nicht die nothwendigen Eindrücke ihres wahren Weſens, fondern gewiſſe ihm ganz. freygeſtan⸗ dene Relationen empfinden läßt. Hat nicht fa Mettrie ſelbſt dDiefe Anmerkungen aus den Boͤrhaaviſchen Praͤ⸗ lektionen abefchrieben *) ? und was kann minder ma⸗ terialiſtiſch ſeyn? Eben fo leicht würde es zu erweiſen ſeyn, wie unmoͤglich es ſey, daß die in lauter einzeln empfindenden Nerven oder Adern beſtehende Seele ſich abgezogene Begriffe von Zahlen, Relationen ,-Neten, von Ebre und fo vielen andern gang unförperlichen „Dingen machen koͤnnte, da jede Nerve fuͤr ſich daͤchte, und niemand waͤre, der ihre Verſchiedenheit und Ems pfindungen in Ordnung, in gewiſſe Klaſſen braͤchte, und deren Uebereinſtimmung erforſchte. ic. Zu Es iſt uns manchmal lächerlich vorgefommen., wenn. La . Mettsie yon einem materiellen Weſen redet, und ſeine Sekte ‚damit von unferm Abfcheu befreyen will, daß er auch bey ei» ‚nem Naturaliſten Reue und Gewiffensbiffe annimmt. Wenn tein Gott it, wenn mir bloffe Theile der ratur find , wenn - wir dasjenige thun muͤſſen, was aus den Umſtaͤnden folgt, in welche uns das Reich der Dinge gefest hats was ſollen wir ung über etwas grämen oder ſchaͤmen, das wir gethan ha⸗ ben, und nach unſrer Natur unvermeidlich thun muͤſſen? **)

”) Hiſt. del’ame. S. 253. *) G. Anz. 1749. G. a0⸗. V. Sallers Tageb. CTh. 1,

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Brifuug der fogenannten Penfier

| Philofophiques *). 1747. (&. 439.)

An vielen Zeichen, und insbeſondre an einem alten. Grolle wieder Den Paskal, follte man faft die Feder des Freydenkenden Voltaire erkennen. Der Berfaffer er⸗ klaͤret fich Öffentlich für einen Chriften , der alle Reli⸗ gionen abgervogen habe, auch einen ganz Eleinen Vor⸗ zug bey der cheiftlichen finde , aber die deiftifche dennoch derſelben vorziche. Die ewigen Strafen und die Ger: rechtigkeit Gottes find ihm gleich anfangs guwicder ; Er fcheint kein Verderben im Menfchen zu erkennen, und vergißt , daß der folge und laſterhafte Menſch mit ber eigen Ordnung und Voltkommenheitsliebe Got⸗ tes fich unmoͤglich vertragen kann. Er ſchließt aus dem Baue der Ratur , daß cin Gott ſeyn müffe , aber gleich _ Darauf wiederlegt er auch diefes fchmale Geſtaͤndniß, indem ee meint , in unendlich vielen Zufaͤllen könne allerdings eine Welt entflehen , ja man koͤnne gar das für wetten, daß fie entfichen werde, weil doch die An⸗ zahl der Fälle, unter welchen einer die Welt hervors brächte, nur endlich, und alfo viel Eleiner als unend⸗ liche Fälle wäre. Der Herr v. Voltaire wenn cr etwas von mathematifchen Dingen verfteht , muß wiſſen, daß

*) Paris, Cdous la Haye) 1746.

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ſchen bey einem einzigen Thiere die Faͤlle, unter ieh chen einer das Thier mit allen feinen Theilen in vollkom⸗ menee Ordnung von ungefähr hervorbringen kann, faft unendlich : in zweyen Thieren , die fonft einander aͤhn⸗ lich , aber eben von beyden Geſchlechtern feyn müffen , fchon faſt nicht mehr mit Zahlen gu befchreiben , gu der zugleich geichchenen Erfchaffung aber von fo vielen taufend Tieren und Pflanzen, Die alle auf einmal und in einem gegebenen Berhältniffe ſeyn müffen , Die wied⸗ zigen Fälle aber fo unendlich find , daß, wenn etwas mehr als unendlich unmöglich feyn Könnte, dieſer Fall ed alkerdings mit dem größten Rechte feyn würde. Hie⸗ tauf greift Voltaire die Propheten und die Wunder en. Jene, fagt er: würden heutiges Tages ind Tolle haus gebracht werden und diefe beweifen nichts , und. fiehen auch unmöglich zu beweifen. Denn was beißt, fügt er, das Zeugniß der alten Echriftficher ? wie biefe fabelhafte Heidnifche Wunder find , (feiner Mey⸗ mung nach ) eben fo wohl mit Zeugen verfehen, als die Wunder des Evangelii ? Diefe Dreiftigkeit bat nicht den geringſten Nachdruck. Die chriftlichen Wunders

werke find Durch mitlebende Zeugen , die ſich für die

Wahrheit deſſen, was ſie mit Mugen gefchen, dem

Tode freudig übergeben, bezeugt worden; und. wo fine

bet man dergleichen heydniſche Wunder ?. die ja

bekanntlich nicht Teicht einer von den tanfenden ge⸗

slaubt, die fich dem Dienfte der Götter unterworfen,

wovon biefe Wunder zeugen follten. Hernach greift 23

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—2.

Voltaire die Shqhreibatt der: göttlichen Sceiftfichei

an, und mitzt die Varianten auf / Die doch von ſo

ſchlechter Erheblichkeit ſind, daß nicht: eine einzige Wahrheit iſt, die durch. Die allenfalls erwieſene Ver⸗ borbenheit einer Lefeart umgeftürgt werden Könnte, > Die Wunder fagt er , überzeugen mich nicht, wo

2 meine Vernunft nicht zugleich überzeugt wird ?. Gin Syllogißmus ift beffer als taufend Wunderwerke. Wie wenig Kennt diefer Mann die Menſchen! wie ‚Reicht erweifen die Bernunftfchlüffe ihre Prichten , und: ‚wie wenig laſſen fie ich dadurch regieren: Wenn eine

an fich felber. Heilige Lehre mit den Kennzeichen der goͤtt⸗

lichen Allmacht begläubigt ſich darſtellt, ſoll ſie nicht mehr Eindruck machen als die gekuͤnſtelten Schluͤſſe eines Weltweiſen? Er meint ferner, es gebe vielleicht

mehr Maͤrtyrer fuͤr falſche Religionen als fuͤr die wahre.

Esiſt aber nicht einerley, ob einer für die angenom⸗ mene Lehre ſtirbt, die er auf Glauben hin bekannt hat, und nicht verlaſſen will, oder aber, wenn ein tugend⸗ hafter Mann für das Zeugniß einer Geſchichte das Le⸗ ben laͤßt, die ihm vollkommen bekannt ſeyn muß. Von beyden wird durch ihren Tod wohl erwieſen, daß fe ihre Religion feſtiglich geglaubt, aber bey jenem wird

nichts als nur fein Beyfalf: erwiesen ,: bey. dieſem aber

die Sache ſelbſt, denn feine Ueberzeugung kann ja nicht anderſt, als auf feine eigene Erfahrung gegruͤn⸗

det , und folglich "unmöglich -falfch feyn. Voltaire fpottet hierauf us Abbadie feine: Beweismwumer ſind

Sn BT [3 .

ſtark fagt “ee r aber doch nicht fo deutlich als drey Winkel in einem Dreyecke zweyen rechten Winkeln ‚gleich find. Tauſendmal ift auf dergleichen Einwuͤrfe ‚geantivortet. Die. Sinne geben freylich ihren Eine " druͤcken eine Deutlichkeit, die blos betrachtende Säge nicht haben. Es iſt aber zum Beyfall genug, wenn tauſend Zeugen, von verſchiedenen Altern und Voͤlkern uͤber gewiſſe Geſchichten uͤbereinſtimmend ſind, ohne ſich mit einander jemals darüber verſtanden zu haben; und: wenn man im zuruͤckegehen ſinden muß, Daß der Anfang des Chriſtenthums unmöglich geweſen wäre, wenn daffelbe auf eine andere Weife hätte entfichen fol In, ald es und die Schrift lehrt. Ein Freydenker ‚borgt dem andern feine Waffen ab; es iſt der gleiche Pfennig, wenn er auch taufendmal vorgezehlt wird, ſo bleibt er ein nichtöwürdiger Pfennig: VII. uf» rung "der nordifchen: Ride u | nach Dalin m: | 1747. (S. 893)

Es iſt eine ausgemachte Sache, daß die. Ste it "

Schweden alle Jahre um einen halben Zoll, alle uns

ö—————— Mm *).Suea Rikes hiſtoria ifron des beginnelfe til wora tideer

för-Pittad af Olof Dalin’ Foerfte delen ſom inricholfee ° "

hela hedniska tiden, ‚Stokbolm izqaJ. B 3

BT dert Jahre um fünfzig, und in viertanfenb Jahren um 166 Schuhe abgenommen bat ; folglich vor 4000

Fahren 166 Schuhe Höher als jet geftanden , und alfo alles Rache Land in Scandinavien bedekt hat, und über

dieſe allgemeine nordifche See nur Die bergichten Ges

genden , als Inſeln berporgeragt haben , wozu Herr Dalin bauptfächlich den. Seveberg, als die größte in Schweden befindliche Kette vom Gebürgen rechnet, Von diefer Wahrheit iſt man auf alle: mögliche Weiſe überzeugt , und fie leidet Keime Einwendung. Sollte vielleicht daraus die uralte Meinung fich entfchuldigen Taffen, daß die Nordſee fich bis an Die. Kaſpiſche erſtrekt habe ? wenigflend werden beyde einander viel näher geweſen ſeyn. Herr: Dalin verlaͤßt alfo die Altefte Zei⸗ ten, Er begnügt fich den Urſprung der nordifchen Voͤl⸗ fer aus Scythien herguleiten, und von den Einwohnern diefer groffen Mutter der Monarchien eine verkürzte Gefchichte zu liefern, Von der Scythen Wanderung nach Norden. findet ex die exrfte Anzeige beym Herodo⸗ tus , nach deffen Bericht Indathyrſes, der König der _ am ſchwarzen Meer wohnenden Scythen, die Weiber und Kinder nach Norden in die Sicherheit geſchickt hat. Mach dieſer Zeit , glaubt ex , haben fich von Zeit zu - Beit und fonderlich in unglücklichen Läufen , einige ſtythiſche Horden in ein fichered, und, wie Here Da- . Jin ich verfichert , minder kaltes Land begeben. Dahin And eu Waſſer gekommen , weil dad Rache Rußland damals noch eine See geweſen, über weiche. man mit

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J 23 kleinen Booten bequem nach dem Seveberg fahren koͤnnen. Insbeſondere meint Herr Dalin ſeyen die Bodiner zu Zeiten der Macedoniſchen wider die Scy⸗ then erfochtenen Siege, und die Neuerer, (welche Here Dalin für Die zehn vom Salmanaffar weggefuͤhr⸗ tar Stämme, und -für Die Ahnen der Finnen Hält, ald deren Sprache eine ungemeine Aehnlichkeit mit der Hebraiſchen haben fol) nach Norden gegangen , und haben dort fich gefekt,, wo minmehr bie neuem Bhanzftädte den Namen von Mannheim zu tragen ange⸗ fangen , welches ein neues Land bedeutet ; und Schwe⸗ den babe, weil es wäre aus der See beraufgeflice gen, auch feinen Namen von derfelben erhalten. In biefen nordifchen mit Wald bewachſnen und mit einer ffchreichen See umringten Eyländern , hätten die Bes Dinen fich niedergelaffen und mit Jagen und Fifchen fig die Nothwendigkeiten eines einfaltigen Lebens anges ſchaft. Sie hätten fich auch fo vermehrt , daß fie hun⸗ dert Jahr vor Chriſti Geburt eine ſtarke Bevölkerung

unter ihrem eigenen Namen, dee Sweven oder

Schwaben , aus und nach Deutfchland geſchikt. Herr

Dalin hält feine ini Schwaben verwandelte Sueven für

Die Schweizer. Wir Finnen hier nicht feiner Dreynung feyn. Die Helvetier waren Gallier , und ſprachen das

Cetltiſche, welches eine gang andre Sprache als die alle.

gemeine norbifche ift. Und felbft nach Caͤſars Zeugniß waren ſie ein viel dltered, Boll, als die Wanderfchaft

Der Eawaben indem fir ſchon imaeni mit bar Bartas |

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nierũ grieg geführt, biefelben ſchon oft beſlegt, auch J 400 Jahr vorher den Anlaß zum Feldzug des Sigoſus

gegeben hätten. Wolte Herr Dalin von den neuern Sechweizern fprechen ‚fo waͤre es eben fo unmöglich zu

beweifen , daß die Allemannier eher ein Schwarm ih u

fenber Schweden , ald-uralte Teutonen geweſen, da

Caͤſar augenfcheinlich fie zu den Germaniern zählt , und diefe von den Sueven unterfcheidet. Hier fängt num ' Herr Dalin an die Geſchichte näher zu’beflimmen. Er ſetzt den alten End, deffen Ahnvater Fornjdter gewe⸗

fen‘, in dad 63 Jahr nach Chriſti Geburt. Deſſen

Sohn waͤr Thor, ein Koͤnig im Norden, den man nachwaͤrts mit dem Gotte des gleichen Namens ver⸗

7

mengt. Deſſen Soͤhne Goͤtro und Nore nahmen einem

in Seandien wohnenden Rolft einen Theil ſeines Lan⸗ des ab, und ſtifteten das gothiſche und iſche

Reich⸗ Um ſdieſe Zeit fiengen die Wikingar oder die Seeraͤuber in Norden an, unter die ſich alle iapfern

Einwohner im Norden begaben, ſo daß ſelbſt die Koͤ⸗ nigsſoͤhne, wie heutiges Tages vornehme Standesper⸗ Tönen‘ in. den: Maltheferfchiffen , damals ihre erſten

Heilige und Verſuche mit den Wikingarn thaten. Diefe Streifer find der Grund des nachwaͤrts Romans

tifchen point. d’konneur; Bey ihnen iſt der Zweykampf

ruͤhmlich und erlaubt geweſen. Sie waren auch fo groß:

muͤthig, "daß wenn ungleich ſtarke feindliche Flotten u "einander antrafen, die ſtaͤrkere wohl cher einen theil - * ihres Schiffe wegiß‘, und lieber mit. gleicher Bag

ſtreiten wolte. v

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25 % + ur. . .

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" gu, diefen Zeiten ˖ ſtund der Nord noch unter vielen kleinen Fuͤrſten, und die daͤniſchen Inſeln, Die kurz vor Chriſti Geburt aus der See ſich empor gehoben, wurden nun auch bevoͤlkert. Aber unterm Trajan gieng eine groſſe Veraͤnderung in Norden vor. Guͤlfe, ein urenkel des Got, reiste nach feinem uralten Vaters lande Scythien zuruͤck um dort ſich in Wiſſenſchaften zu üben. Er machte am Tanais mit einem Oberprie fer Namens Odin Bekanntſchaft. Diefer unterwied ihn in der Bötterlehre , und da er in ſeinem Vaterlande ‚vor den ſiegenden Waffen des Trajanus fich nicht recht ſicher hielt, fo gieng er mit ſeiner Frauen Frejga, und ſeinen Aiſchen Freunden mit Guͤlfen nach Norden, und ſchlug ſeinen Sitz zu Sigtuna auf. Er wußte ſich bey den Einwohnern des. Norden ſehr einzufchmeicheln : cr erhielt des Guͤlfe zwey Toͤchter fuͤr ſeine Soͤhne Sigur⸗ lami und Skidld, davon jener in Rußland, und dieſer in Daͤnnemark zu Ledre in Seeland, ein Reich aufrich⸗ tete. Er ſelbſt errichtete zu: Sligtuna ein Gericht von zwölf iveifen Männern ; und machte ans feinen eignen Saͤtzen und der ‚alten nordiſchen Woluſpa ein neues Recht. Er erhieit fo gar durch ganz Schweden ein Kopfgeld, dagegen er alle Einwohner vor Unfrieden zu bewahren und die Opfer zu beſorgen über ſich nahm. Er wandte alle Kuͤnſte an, die Tapferkeit zur einzigen Tugend zu machen, ließ fich ſelbſt auf dem Todbette mit dem Schwerbte verwunden, und blie8 dem Wolke den Glauben ein, niemand komme in den Sitz der Gluͤch

a6 | 1 | Vichen , dee nicht entweder im Felde geblieben, ober doc auf dem Todbette noch mit dem Schwerdte blutruͤnſtig gemacht worden waͤre. Hier macht Herr Dalin mit der Geſchichte einen Stillſtand. Die aͤlteſten Scythen hatten den noch wenig ver⸗ dunkelten Noachiſchen Glauben beybehalten. Ihr aͤlte⸗ ſtes Geſetzbuch war dag ſchthiſche Woluſpa. Sie glaub⸗ ten einen einigen Gott, der aber doch auf eine gewiſſe Weiſe dreyfalttg war, und nach feiner Macht, Liche und Weisheit drey Namen hatte. Der oberſte Gott hieß Odin, der Gott der Liebe war Thor, deſſen Mittleramt zur Erloͤſung der Menſchen und Ueberwin⸗ dung des Boͤſen ſie noch ganz deutlich erkannten, und Frigga war die Weisheit ; die Sindhut war ihnen

zwar unter einer fabelbaften Auszierung.. gleichfalld nicht unbekannt, Nach und nach. fchlicch allerley Miß⸗ brauch ein., Thor wurde zur Sonne : der Gottesdienſt des Mondes und der Erde kam auf, der Odin aus Aſien wurde mit dem Gotte Odin, der Koͤnig Thor mit dem himmliſchen Thor. vermengt, und andere.

aſtatiſche Lieblinge des Odins gelangten zur goͤttli⸗ chen Ehre. Die Unſterblichkeit der Seele , das allges meine Gericht, und die Erneuerung dee Welt fichen Bei im Wolufpa..

Aber in fpatern Zeiten verſtelen dieſe guten Wller in. eine völlige Abgoͤtterey des Mondes und der Erde (oder Diſa.) Die Dichter ſchrichen den oberſten Goͤt⸗

u kern ade wind Spaten und Lafler zu, SE.

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ERRERSE 27

Menfchenopfer nahmen unter ihnen die Dberhand, fo wohl im Frieden und jährlichen Feſttagen, als fonft. Sie wurden durch das Los gewählt , davon feldft der Dberkönig nicht auögefchloffen warb , obwohl man insgemein Knechte dazu brauchte. Bald wurden bie

abgeichlachteten Körper an die Bäume des Heiligen

Heines aufgehangen , und bald in Brunnen geflürit. Aus-aufgefchnittnen Menfchen wurde geweiffaget.

Die Geſetze dee alten Gothen waren vortrefich an Billichkeit und Vernunft. Ihre Handhabung wurde faſt an allen Orten zwölf alten und weifen Männern ans vertraut, darunter oft die Priefter waren; obwohl in ſchweren Fällen der Richterfluhl zu Sigtuna oder Up⸗ fal am allermeiften Anfehen Hatte, Auf die Lafer und Frepel waren eigene Strafen gefeßt.. Der Tod⸗ ſchlag war auch verboten, nur zwey Fälle ausgenom⸗ men: denn cin Ehemann konnte den Schänder feiner Ehre ohne Bedenken niedermachen, und wer grob bes ſchimpft war, Eonnte den Anfänger des Haders ausfo⸗ ‚been, und wiederum ohne Strafe erlegen. Das Recht war unvergleichlich kurz. Die Klage murde am Sonne abend vorgebracht , die Antwort erfolgte am Montag , und dad Urtheil am Donnerflag. Es gab Adeliche und Frege, ‚die. mebrentheild aus den alten. Einwohnern herſtammten, und Kuechte und Sklaven. Die Könige ‚waren durch Geſetze eingeſchraͤnkt, und fie waren un⸗ ‚glüclich , wenn fe diefelben zu ändern fich unterſtan⸗ den. Man blieb bey der Tpronfolge des Königlichen

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Hauſes das mehrentheils als ein Goͤtterſtamm ange⸗ ſehen wurde, aber die Erſtgeburt galt nicht, ſondern die aͤlteſten Richter ſchlugen dem Volke einen Sohn oder Anverwandten des verſtorbenen Königs vor, und wenn das Volk ja fagte ,-fo wurde er auf die Achfeln gehoben, und mußte drey unterſchiedliche mal die Lan⸗ | deögefegt beſchwoͤren, hernach im ganzen Lande Heram Ä ‚reiten , und ward alddenn erft rechtmaͤßiger König. Herr Dalin hält die deutſche Sprache , bie freylich | von der allgemeinen‘ Nordiichen entfpringt , für die Celtiſche. Dieß iſt etwas ſchwer anzunehmen, indem ein -Deutfcher kein einziges Wort von dem Welſchen oder Celtiſchen verſteht/ und ſie auch ſehr ſelten mit einan⸗ der uͤbereinkomnien. Er haͤlt die Runen nicht für eine "Erfindung des uifilas, ſondern fuͤr die uralten nordi⸗ ſchen Buchltaben , obwohl dieſer Moͤnch zu den ſechs⸗ zehn alten, zehen neue griechiſche Buchſtaben beygefuͤgt. Sie wurden von den Chriſten, weil man fie fuͤr Zaube⸗ reyen hielt, abgeſchaft. In der Sternkunſt waren die MNordlaͤnder wegen dei vortheifhaften Polushoͤhe und beftändigen, Schiffart und langen Naͤchte wohl erfah⸗ ren. Sie hatten ihre uralten Kalender oder Runſtaͤbe, und ein wohl eingerichtetes Jahr. Die Dichtkunſt war behy ihnen gemein und geliebt, fie war ſogar unum⸗ gaͤnglich nothwendig/ und ein unentbehrlicher Dienſt bey dem Hofſtaat war des Skalden ſeiner. Geſchichte, Geſetze und Gottesdienſt hatten keine andre Buͤcher als ihre Sagar. In Kuͤnſten waren ſie nicht ſonderlich.

"DE Ackerbau war minder ihr Hauptweſen, als die

Jagd, der Krieg, oder die Fiicheren. Sie liebten

Dan}

quch die Ruhe vielmehr. ald die Arbeit. Doch.waren fie

nicht ohne Handlung / auch nach Griechenland. Auf die Waffen hielten ſie am meiſten; ein gut Schwerd

hatte feinen eigenen Namen, wie der Held ſelber, und ein mittelmäßiger Waffenfchmidt war fchon ein halber Vulkan, von welchen man Fabeln dichtete. Ihre Feftungen waren von groben Stein und Leim worinn fie Hauiptfächlich ihre Fraͤulein aufbewahrten; weil es

damals gar gemein war, ſich eine Braut zu rauben.

Dieſe Waͤlle hieſſen Drachen, und daher kommen die Drachen ; die Schäße bewahren. "Die Tapferkeit war '

fait ihre einzige Tugend. Selbſt ein Fräulein hatte noch einmal ſoviel Freyer, wenn fie ihren Mann vor der Fauſt erlegen konnte, woher denn auch die Ama⸗ zonen entſtanden, und es war ſchwer eine Braut zu finden, wenn man nicht Proben von feinem Muthe an

Tag gelegt hatte. Koͤnigsſoͤhne und Baurenkinder wur⸗ den miteinander erzogen und jene mußten fich mit bit

fen ſchlagen, r wenn fie Genugthuung haben - wolten. Kälte, Hunger und ungemach lernten alle gleich au:

ſtehen. Es iſt alfo Kein Wunder , wenn im Norden‘,

wo die Natur felber groffe Kräfte giebt ‚ein Vater land’ von Kämpfern und Niefen war. Gemeine Leute

wohnten unter geſlochtenen "Weiten ; oder in Berg

hoͤlen, an einem beftändigen Feuer ‚ganz vergnuͤgt.

Selbſt die größten Haͤupter trichen den Plug‘, und.

je

ſchaͤmten ſich keiner Arbeit. Bey ihrem harten Leber hatten fie viele Weiber und vermehrten ſich ſehr.

VIII. Plan einer gelehrten Zeituns.

E

Die Vorzüge eines kritiſchen Wochenblatts beſtehn in dem aͤuſſern Vorſchube, im Verſtande, und im Wils. len des Verfaſſers.

Zum aͤuſſern Vorſchube gehoͤrt hauptſaͤchlich die Anſchaffung der noͤthigen Buͤcher. Es muͤſſen aus den verſchiedenen Laͤndern, wo Die ſchoͤnen Kuͤnſte bluͤhen, aufs geſchwindeſte, vornemlich die guten, und auch neben dieſen ſo viel neue Buͤcher als moͤglich, zur Hand gebracht werden. Dieß kann einigermaſſen in einer Handelsſtadt durch die gewoͤhnliche Buchhand⸗ lungen erlangt werden. Auch ein reicher Gelehrter, sin Trew, kann endlich auch durch Handelsleute e8 erreichen, die Neuigkeiten der meiſten europaͤiſchen Laͤnder fruͤhe zu erhalten. Aber weit erwuͤnſchter iſt es, wenn der Fuͤrſt / oder die Raͤthe des Fuͤrſten, ſelbſt die Auslage thun, und ohne die nothwendig

furchtſamen und langſamen Anſtalten cines Kaufmanns

abzuwarten, mit der Eile und mit dem uneigennuͤtzi⸗ gen Aufwande die Neuigkeiten anſchaffen, die niemand in einer minder erhabenen Stelle fat ͤbernehmen kann.

- 2

———— z

de Verfaſſer ſelbſt muß uͤberdem einen nf viel moͤg⸗ IM ausgedehnten Briefwechſel unterhalten: er muß von den Schickfalen der Gelehrten , von ihren Bes mübmgen , von ihren Arbeiten , die gefehwindefte Nachricht einziehen , von welcher der Litterator Die

Wahl der anzufchaffenden Neuigkeiten abnimmt. Er

wird durch Diefen Briefwechſel viele geheime Umftände erfahren , die fein Urtheil richtiger und origineller mas chen. Eben hiezu dienen Die Wochen und Monatfchrifs ten oder fogenannte Journale. Der Verfaffer einer gelchiten Zeitung muß derſelben fo viele Haben als im⸗ mer möglich ift; aus ihnen nimmt er gleichfalls das Berzeichniß der in entfernten Ländern gedrudten Buͤ⸗ cher : "Er kann zwar nicht vollſtaͤndige Beurtheikungen und Auszüge , Aber doch zuverläßige Nachrichten von der Wirklichkeit neuer Werke für feine Lefer aus dene felben. sichen , die Dadurch fo viel erhalten, daß fie fich die nuͤtzlichen und unentbehrlichen Bücher anzufchaffen eemuntert werden. Es koͤnnen auch einige Laͤnder ſo entfernt, oder durch Kriege von uns ſo getrennt ſeyn, daß man die wirklich exiſtirende Buͤcher zu ſpaͤt erhal⸗

ten wuͤrde, und man alſo die Beurtheilungen wohl ge-

fihriebener Tagebücher mit Nuten feinen eigenen Ans jeigen einruͤcken darf, welches aber nicht anders als

aus Noth, und mit einer: billigen Torficht geſchehen

muß De Verſtand des Verfaffers iſt die zweyte noth⸗ wendige Bedingung; wenn eine gelehrte Zeitung nicht

7- ö— nn

GE 32-

En

poͤbelhaft amd elend feyn ſoll. Er muß fo viele Sypra

chen, als moͤglich verſtehn, und ſo viele Wiſſenſchaf⸗ ten beſitzen, als die menſchliche Schwachheit zulaͤßt; amd weil es nicht möglich iſt, den Umfang vieler if fenfchaften mit gleicher Stärke zu beſitzen, fo iſt es ber fer , wenn verſchiedene Gelehrte zufammentreten , von welchen ein jeder Die ihm befannteften Theile zu feinen |

Zwecke waͤhlt.

Der Verfaſſer einer gelehrten Zeitung uf die Ge⸗ ſchichte ſeiner Kunſt inne haben, er muß wiſſen was

alt, gemein, new, wahrſcheinlich, wahr und glaub⸗

wuͤrdig iſt: denn alle dieſe Eigenſchaften eines Buches,

und der Stellen eines Buches , müffen unumgänglich den Hauptwerth feiner Beurtheilungen ausmachen.

Er. muß in feinen Wiffenfchaften fo gründlich ſeyn,

daß er ein güftiged Urthei über ben Werth der Dinge fällen kann. Seine Aufmerkſamkeit bey Durchlefung

der Bücher,. non denen er Auszuͤge macht muß ihm

das Wahre , Neue, und Vorzuͤgliche derfelben entdek⸗

Een, er muß einfahn , wodurch ein jeder. Schriſtſteller ſich von andern unterfcheidet , und entiveder weiter geht oder zurück bleibt. Sein Auszug muß fo viel als möglich kurz feyn, auf wefentliche Dinge gehn, und

‚eben fo wenig Kleinigkeiten wählen, als wichtigere

Dinge auslaffen. - Es if dabey zu wuͤnſchen, daß der

Verfaſſer rein , fcharflinnig und aufgeweckt fchreiben möge. Groſſe und fchöne Werke koͤnnen weitläuffiger ,

Keine und ſchlechte einer abgethan werden. Gar zu fehlechte „.

ser —— _ 33 *

(lebte unndte , und Heine Rüchtige Schriften wer⸗ den voͤllig unangezeigt gelaſſen.

Mas den Willen beteift, fo inden wir Die Billigkeit

des Verfaſſers ſo noͤthig, als ſeine Gelehrſamkeit. Eine gelehrte Jeitung ſoll das Gute anpreiſen, das Mittel⸗ mäßige anzeigen, das Schlechte entſchuldigen, das Falſche und Elende beſtraen. Sie iſt ein Zeugniß, auf welches ein Kaͤufer ſich ſoll verlaſſen koͤnaen; der Leſer muß daraus zu guten Büchern ermuntert, und von ſchlechten abgehalten werden; kein Eigennutz muß des Verfaſſers Feder beſtechen. Ich rede nicht von · dem groben Eigennutz einer feilen Feder, die man um Geld, um geſchenkte Bücher ‚oder Durch niedertraͤch⸗ tiged Bitten erkaufen kann. Nein, felbft der feinere Eigenmibe der Gleichheit eines Verfaſſers mit unſrer Meinung oder unfrer Sekte, und feine Freundfchaft, oder gegen und bigeigte Abneigung , muß uns zu nichts vermögen , das der Wahrheit zuwider wäre. Ich wehre einem Mitgliede einer gelehrten Geſellſchaft, wo eine hohe Schule iſt, deswegen nicht, von ſeinen Mitarbeitern eine hoͤſichere und guͤnſtigere Nachricht zu geben. Der Fuͤrſt, der den Verfaſſer einer gelehr⸗ ten Zeitung und fein Werk befchligt , verlangt aus⸗ druͤcklich, dag durch daffelbe dem gemeinen Beften ge⸗ dienet werde, und Dick kann nicht befördert werden‘, ohne die befondeen:Berzüge der Verfonen jener Geſell⸗ ſchaft zu erheben , deren Aufnahme man ſucht. Aber auch hier muß dennoch die Wahrheit niemals leiden. V. Zallers Tageb. Tch. J.

;4 Ä ——

Dig, Farben koͤnnen Ichhaften und angenehmer ſeyn.

das Gemaͤlde aber muß dennoch aͤhnlich bleiben.

Michts iſt niedertroͤchtiger und ſchaͤdlicher als Die Auſſuͤhrung jener. Jejtungsſchreiber, die niemand lo⸗ ben, als mer daß Lob mit Geſchenken, mit feiner Un- Benerfung « ader mit feinem Eintritte in ihre Sekte hbazahlt; his hingegen alles fehlten , was ihren Mei— augen» Mbfichten und Freuden zuwider if. Diefe Arute hebenken nicht , wie fehr-fie fich gegen die Wahr

heit, dir Billichkeit, und das allgemeine Belle vorge

hen. Sie veiffen der Wahrheit und.der Gruͤndlichkeit ihre Kronen ab, und fegen fie. uf den unwuͤrdigen Kopkeines Schmeighlergr- eined Klienten , eines Sch gtirers, eines Kaͤufers. Sie fehlagen die billige Hoff⸗ nung. dev. gefchäftigen Arheitfamfeit nieder , und er⸗ munteen Den Frevel der ſchwatzhaften Frechheit. Wir wollen niemand hezeichnen; aber es Hat zu: allen Zeiten Fuer gay zu wide Zat nugoſchreiber von dieſer Art so geben.

Mir wollen gern anrathen daß überhaupt ein ge lehrter Zejtungaſchreiber gelinbe fey, und cher mit Hoͤſichleit als mit Schärfe zuweit geben ſoll. Wir ſind allen Menſchen Liebe, und folglich die Befoͤrde⸗ kung ihrer. Gluͤckſeligleit ſchuldig; dieſe hängt auf Ei den in einem großen Grade von ihrem Ruhme ab ; die fen muͤſſen wir. alfa, fo Tange es die Wahrheit leiden Zaun , eher vergröffeen ala mindern, es mag dann auch bie beurtheilte Perſon und freund oder anbelanm oder auch gar zuwider ſeyn.

eig 4

Wenn jemand eine feharfe Beurthelſung verdient, ſo find «8 diejenigen Schriſtſteller die mit einer ſeich⸗ im Gelchrſamkeit eine groffe Meinung von ich ſelbſt beißen, die ihre Gedanken für neu, für wahr, für ers wieſen ausgeben wenn fie ſchon alt, zweifelhaft oder ſalſch ind; die auf die Verachtung anderer ſich ſelbſi Altaͤre bauen, und deren gute Meinung von ihren eiges nen Verdienſten in die Gemuͤther der Leſer, zum Scha⸗ dem der Wahrheit, einen Eindruck machen koͤnnte.

Niemand aber iſt weniger des Mitleidens wuͤrdig

als gelehrte Diebe, die mit der Frucht der befcheides nen Arbeitſamkeit zu prängen fischen. Es feheint eine Pflicht zu ſeyn, ihmen den fremden Schmuck auszuzies hen und ſowohl den Eigenthuͤmern die verdiente Ehre wieder zu geben, als dem vermeſſenen Räuber ſeinen unverdienten Ruhm zu entreiſſen.

Sind wir den Menſchen ſo viele dichten ſchuldig/ ſo ſind wir noch durch unendlich mehrere gegen Gott vers bunden. Die Ehre des oberſten Weſens zu befördern, muß ung nicht eine Kalte unwirkſame Dicht, ed muß ung Eine Luft , ein reijendes Vergnügen fein. Sollten tie nicht gegen unſern wahren Vater eben fo kindlich, tben ſo liebend, ſo treu und ſo ergeben ſeyn, als gegeit

uinſere Berblichen, oft fo fehlerhafte Eltern? ——9

Axvorrede zu dern a ottinaiſchen gelehrten Zeitungen u, Jahre 1747.

2

. . .

3.

36° nu ern J IX. Das Red des Resenfenten. DE

r. j u u 1748.

| Da: Berfaffer‘ einer gelehrten Zeitung ſollte billig Une |

bekannt feyn , warum ſoll er an fich felber büffen,. was dem allgemeinen Publiko zum befien gefchichet? | Einige haben ‚gemeint, man muͤße i in gelchrten Zei⸗

tungen bloß den Inhalt des Buchs dem Leſer bekannt

machen, und weder loben noch Fehler anzeigen. Das letztere laſſe berrfihfüchtig und verurfache Streitigkei. | tn, das Loben Aber wärefchmeichleifch. ber der Nutzen des Publici ſpricht anders. Dirch eine uͤbelverſtandene Gutherzigkeit würden ſolche Blaͤt· ter vollkommen ohne Salj ohne Kraft und Wirkung, | und eine unndthige Laft der Brefie fon... u Man ſetze, wir zeigen Gellerts Fabeln der Welt auf’ dieſe Art an. Ein Hut, ein Greis, die Nachtis

gall und der Kukuk,, -die Nachtigall und die Lerche.

Wird der Leſer etwas wiſſen, wenn er dieſe Titel’ weiß. Kann nicht der elendeſte Saͤnger auf eben dieſe Voͤgel und Fabeln fallen, und muß nicht ein Unters ſchied zwiſchen Gellerts Fabeln und zwiſchen den 5% J beln eines S. ſeyn? u

Wenn wir aber fagen, der Greis rührt uns und ers

regt mitleidige Thraͤnen die Nachtigall und die Lerche

Vorrede zu dem a; 3743, Jahrgang der obtingifgen ge⸗ lehrten Zeitung. | |

—— J 224 Kane fcharffinnige Warnıma-für:die Dichter, die gar lang fruchtbar ſeyn wolken ; ber Hut iſt eine ſchall⸗ bafte md natürliche Vorſtellung der Veränderungen, denen: Die Weltweisheit unterworfen geweſen; dann -fagen wie dem Leſer iiwadı, er lernt wuͤnſchen Diele Fabeln zu fehn , der Weg zum Geſchmacke, zum Ver⸗ gnügen wird Ühimi-gedfne. ie Wenn ein Winslow den Umfang der Zergliederung bes menſchlichen Leibes befchreibt ‚: ſo redet er von der Leber ‚der Lunge, der Milz, dem Magen ; von allen dieſen heilen redet dad elendefte Handbuch auch. Wus

ſage ich alfo dem Lefer, wenn ich ſuge: des Winslow

erſter Theil handelt von den Lnochen „der zweyte von den Muskeln, der dritte von den Nerven und Adern, ber ‚vierte von den Eingeweiden, und. im letztern ſind wieder drey Theile von dem Ropfe-, der Bruſt und dem

Bauche. Ich ſage dein Leſer platterdiags nichts, wenn

ich ihm alles dieſes geſagt habe. Wenn ich aber bezeuge,

daß ich Winslows Werk geleſen, daß ich alles nach Die

Natur mit. Sorgfalt und Gedult beſchrieben angetrof⸗ fen habe, daß er niemand als feinen eigenen Unter⸗ ſuchungen gefolget, daß ev der meiſten Muskeln Wuͤr⸗ kung und Nutzen neu und nach eignen Gruͤnden angege⸗

ben, daß er dieſes und jenes (welches ich bezeichne) verbeſſert und erfunden; daß ſeine Beſchreibung fri⸗

ſcher Knochen/ und Die von den Adern und den Nerven

das beſte ſeye,was wir von dieſen Theilen haben,

dann babe ich wieder dem Leſer gedienet, er iR auf ein &ı.

7 2: J

vortreſtiches Buch gewieſen, ich zeige ihm eine ſchaͤt⸗

bare Quelle neuer Wahrheiten, ich. mache den Fürften,

- die tüchtige Beute ſuchen, die Wahl leichter , und mag das allermeiſte iſt ich ermuntere den Fleiß, und des

lohne, fo viel an mir iſt, die für das allgemeine Beſte bemuͤhte Beſtrebungen.

Wir glauben nach dieſer Betrachtung wuͤrde man ums das Recht zu loben nicht abſprechen, es muͤßte denn ſeyn daſſ bey Rezenſent Durch eine ungerechte Kustheilung de verdienten Ruhms dieſes Vorrecht yerloͤhre.

Aber mit dem Tadeln, ober wie man es eigentlich gelinder, obwohl undeutſch heißt, Kritiſiren, wird viel⸗ Jeicht der Beweis ſchwerer ſeyn. Sof ein Weltbuͤrger den andern ungluͤcklich machen? feine vielleicht unbe: -Yannten Fehler an Tag beingen ?. ihm bett Zugang zum Ruhm und zur Beförderung verſperren d an feinen, Feinden, unten dem Schilde des incognito, und unter dem Schutze einer oͤffentlichen Beſtallung ſich raͤchen, ſeine perfoͤnliche Meinungen, feine Saͤtze vertheidi⸗ gen u. ..

Von allen dieſen Einwurfen fühlen wir das Ge⸗

mich: aufs ertipfindlichfle. Unfee Ueberzeugung liegt

gm Tage, man darf nur unſre Blaͤtter leſen, und fich ſelbſt belehren, wie ſelten, und Dennoch wie ge— Hude wir anfre uͤrtheile abgefaßt haben.

Wir haben in der vorigen Vorrede uns ſchon er⸗ klart, af wir verſchiedenen Klaſſen gas Leuten unge

I,

—2X D

Mikfatten bezeugen würden. Diejemgen die wieder Bott ſich auflehnen; die Diebe frember Aebeiten; bie Banmeiſter Han Kartengebaͤuden, die bas regeidemihe Weſen der Mathematik ohne die geringſte Staͤrke bes ſiten; die Wiederholer alter und bekaunter Waͤhrhti⸗ ten, die dieſelben fuͤr etwas eigneß mit Vorbeygehung ihrer Quellen vortragen, alle biefe Veute haben wir verfpeothen belannt wm machen? ud vaben es gethan.

Wenn ein Mann ein frendes Buch übeefekt und ſich ſelbſt zuſchreibt, iſt ch nicht billig, baß man den Diebſtahl anzeige; oder iſt ein Pferd mehr werth als ein Buch das vieler Fahre Mühe gekoſtet hat ? Wuͤrde unſer Stillſchweigen nicht nen groͤſſern Man⸗ gel der Liebe gegen den leidenden Theit anzeigen als unſer Waenen gegen den Beleidiger thut?

Wenn ein Mann einen falſchen Grund‘ fekt, und hierauf eitı mathematiſches Gebäude duffühet , deffen ganger Werth bie gehende Dignitaͤt von Nichts iſt, ſoi⸗ ſen wir unangezeigt laſſen, soid ſehr ein ſolcher Mann Die Welt betriegt/ da er der Jugend unten dem futcht⸗

baren Kleide bei. Mathematik Itrthinner milglebt/ md fie mir derverſicherten Hoffnung einer licken Ein⸗ ſicht von ſich laͤßt, dar doch dieſe Einficht Ar in din Fa⸗ belreich ſich erſtreckt, ohne daß ſie in Die Gegenden der Wahrteit ſemals einen Blick gethan ? IA ein ſolcher Karaı."siiegt ein Falſchmuͤnzer int Meile der Wahr⸗ seit, det bent ſthlechteſtin Sich Stempel au 4

. . .. 48 RE -.. . BEXIEDE, Sa .

drückt, der auf Silber einen koſtbaren Werth anzeigt? Oder ift Dem gemeinen Wefen mehr an einigen-falfchen: Thalern gelegen ‚.ald an einer Reihe übelangeführter Aerzte , oder anderer untüchtiger Mitglieder des ge⸗ meinen Wefens ? Erfordert es nicht das Wohl der Welt, daß man ſie warne: hier wird Jertgum: unter dem Kleide der Wahrheit verkauft..

Aber Sande, tadeln , iſt das großmürig? Bir Eennen feine andern Feinde ald die Feinde der Wahrs beit ; ; und dieſe verdienen aldbann noch Schonung., wenn fe fich neben der Wahrheit. auch: an und vergriffen hätten. - Ä

Mir find fafl verſichert / eine bilige und, gegruͤn⸗ dete Kritik iſt ein unentbehrliches Amt in der gelehrten Welt. Sie ſchreckt den elenden Skribenten von dee Geber; fie zwinget den mittelmäßigen ſich anzugreifen - fie warnt den Große n. fich ſelbſt nichts zu fchenten, und - nichts, unvollkommenes nichts Uebereiltes zu liefern. Sie breitet in ganzen Ländern den Gefchmad. aus. Ohne die Kritik würden die ſchoͤnen Kuͤnſte in Frank. reich nicht ſo bluͤhen. Die Tadler des Cid haben dem Corneille einen Cinna, einen Horatius abgezwungen. Boileau bat den Chapelain, und viele andre Mit⸗ teldichter, vom Parnaſſe vertrichen, und ihn fuͤr bie geöffeen Geiſter eröffnet, Wir ind. verſichert die, Künfte , und die Poeſie, find. chen vorzüglich. darum in ‚Deutfchland noch minder hoch, als in ben angrätee ven, Händen sehen weil, man u mit dem mittels,

—— 4 mäßigen zu viel Gedult achabt, und feine Hochachtung zu wohlfeif gegeben hat. Viele Dichter: wurden in ei⸗ nn eng Kaum zuſammengehn, und ihr Ruhm würde in einem umgelchrten Verhältniffe dee Bogen ſteigen, wenn es erlaubt wäre, bey fonft ſchaͤtzbaren Männern die Stellen auszuziehen, wo fle fich nicht genugfam bemühet haben, für Die Ewigkeit zu arbeis

ten, Wir halten es für ein Ungluͤck, dag man noch allzuviele unbedingte Lobfprüche zu machen nicht vers meiden kann. Große Männer follten es nicht übel nehmen ‚. wenn mar nebſt dem verdienten Lobe, auch einige Schtvächen anzeigen dürfte. Aber der Dlangel des Incognito erlaudt vielen dieſe noͤthige Frevheit nicht. N ESs iſt wahr, die Kritik thut der Eigenliche bed Bm " faſſers wehe. Aber fie iſt wie ein aufrichtiger Freund, deſſen Tadel viel nuͤtzlicher als das heucheln eines Schmeichlers iſt. Der einzige Weg ſeine gehen su " beſſern, iſt, fie‘ kennen zu lernen. —Raeine.

Ay48: ( SG. 62.)

Wir frenen uns über die neue Ausgabe dieſes tugend⸗ baften, frommen und reizenden Dichters ; bee die ſo ſchnoͤd mißbrauchte Dichtkunſt wieder zu ihrem alleraͤl um Zwecke zuruͤck gerufen Hat, nemlich Gott zu lo⸗

43 —_ _ Z

ben und" die Menichen zur Tugend anzufeuren. Das Gedicht über die Religion hat der jetzige Pabſt ſelbſt mit verdienten Lobfprüchen in einen eigenen. durch den Kardinal Valenti aefchriebenen Brief belohnt. Man findet uͤbrigens überall Spuren , daß Rucine bie Engelländer, und unter dieſen vorzüglich den Milton , nachgeahmet Hat. In zweyen. Briefen über die Sec, ben der Thiereift unfer V. etwas mehr Carteſianiſch ald man es heutiged Tags gemeiniglich ift. Er sicht feinen Hauptgrund aus der Gerechtigkeit Gottes , ber bie Thiere , vote er meynt, nicht könnte unfchuldig leiden Jaffen, wenn fie wuͤrklich empfanden und litten. In ſeinen Heiligen Oden bat er die Pſalmen nachgeabutt , - und Dadurch feiner reinen und ficffenden Schreibark eine Maicflät gegeben , die auch bey feiner ſinnreithen MNation noch ſehr ſelten iſt.

Seine Theorie der Dichtkunſt iſt aus den reinſten Quellen bed Alteythums und vornehmlich vom Homer - yhergenommen. Daß es aber wahr ſey, wie Racine

aus guter Abſicht verſichert; Homer babe uͤberall die

Verbeſſerung der Sitten zum Zweck gehabt; koͤnnen wir um fo weniger glatben, je gewiſſer uns bekannt iſt, daß die Pralerey, die Grauſamkeit, der Betrug, die Wolluſt, in den Zeiten Somers feine Laſter gewe⸗ fin. Das weſentliche der Poeſie beſtehet nach Hr. Racine bios im Ruͤhrenden, oder wie er 08 nennt im Enthuſiasmo, der aber bey ihm nichtd. an⸗

beta y as cin ervogter Affelt iſt / der aher verſchieren

[y . BEEEESHEIERE" L .

font, und zur Freude, an Traurigkeit ; zur Berwun— derung u. ſ. fe gehören kann. Die gehäuften Figu⸗ ren ſieht er ala die vornehmſten Unterſtheidungszeichen ‚ber Poeſie von der Proſe an; und dieſe Figuren finden felbft in der natürlichen Sprache der Affekten Platz. Er zahlt auch die Verſetzung der Worte unter die Merk⸗ male der ‚poetifchen Schreibart , und iſt darinn einer ganz andern Meynung als unfre Antiparticipianer. Den Nachdruck diefer verändersen Ordnung beweiſet ce mit ausgeſuchten Stellen. de8 Corneille und andree .geoffen Dichter , und werachtet den furchtfamen Syn⸗ tar der profaifehen Boeten. ‚Er vertheidiget ‚die Lehrgedichte, unter melchen fein. eigenes de la Reb- . gion einen fo vorzüglichen Rang. verdient, Virgils vier Bücher vom Landbau find ein unwiederrußiches Zeug niß, daß ein Lehrgedichte edel , ethaben und reizend ſeyn koͤnne. Er zeigt ferner ‚ie die alten Dichter ſich beiffen der Natur nachzuahmen, und mie genau. die Andromache ; die Fphigenia , und die Phaedra des Ei ripides nach dem Geſchmacke und den Vorurtheilen ber ‚Athenienfer eingerichtet . geweſen. Seine Warnung, das Trauerſpiel fey ein Geſpraͤch⸗/und dag folglich allemal dje redende Perſon und nicht der Dichter Turks chen muͤſſe, ift von und fchon oͤfters den deutſchen Dichtern wohlmeinend gegeben worden. Sie follen uns gefünftelt reden , denn fle find Menfchen , aber edel, denn fie ind Helden. Hr. R. vergleicht Hierauf mit den griechifchen obenbenannten Trauerſpielen biejenigen ,

4 ____

die fein Großvater uͤber eben dieſelben Geſchichten ge⸗ macht hat, und zeigt, daß er ſo genau ſich nach den franzoͤſiſchen Sitten und der Art zu Denken gerichtet‘, als jene Alten nach der Griechiſchen. Wir wuͤnſchten, daß Hr. R. uͤberall eben ſo billig vom Milton geur⸗ theilt haͤtte, wie er bey gewiſſen Gelegenheiten gethan.

Wir wiſſen noch nicht, worinn Hr. R. ſindet, daß Mil: ton Gott und ben Engeln unanſtaͤndige Reden in den Mund gelegt... Dach geſteht er, daß Milton und ers hebt, das kein Taſſo kann: obwohl ex mit minderer urtheilskraft gleich darauf das erhabene im Milton dem Homer, und das, was ihm nicht gefaͤllt, dem durch den kalten Himmelsſtrich gelaͤhmten Geiſte Miltons zus ſchreibt. Was er vom Genie ſagt / iſt mehr mahleriſch, als philoſophiſch. Er beſchreibt ein Gonie dadurch, daß 8 In feiner Art ausnehmend ſeye. Uns fcheint aber Genie. etwas ganz anders zu ſeyn. Der Mann, dem man Genie zuſchreibt, muß durch die Natur zu einer gewiſſen

KRKRunſt oder Wiſſenſchaſt vorzuͤglich tüchtig gemacht ſeyn;

und er muß ſeine Muͤhe und Fleis eben auf dieſen Vor⸗ wurf. gewandt haben, den ihm die Natur zugedacht hat. Wir ſchlieſſen mit dem edlen Gedanken des Hru. R. da ein Dichter nur in ſo ferne IobenBwech u. al⸗ zer æ wild iſt. Bez

| XIL.

Kluopitoa. v7. (©. 757.)

Wir gaben das vierte Stück des sierten Bandes der neuen Beytraͤge zum Vergnügen des Verſtandes und Witzes nicht durchlefen innen, ohne dem Lefer unſre Gedanken von dem darinn enthaltenen Anfange zu tie. nem Heldengedichte Bekannt zu machen. Es find drey: Geſaͤnge davon hier zu leſen, das übrige ſoll gleichfalls fthoh fertig ſeyn, und der befcheidene Verfaſſer Hat es nur aus einem loͤblichem Mißtrauen zuruͤckbehalten, bis er die Meynungen der Kenner daruͤber eingeſamm⸗ let haben wird. Die Verſe ſind nach dem roͤmiſchen Sylbenniaß in Hexametern ohne Reimen. Uns iſt dieſe neue Art don deutſchen Verſen gar nicht anſtoͤßig, ob wohl andre ſeyn moͤgen, denen die vielen Dactylen huͤp⸗ fend, und die Spondeen holpricht vorkommen. Wir laſſen uns dadurch gar nicht hindern, eine ungemein nachdruͤckliche, poetiſche und erhabene Kraft in den Ausdrücken durchaus, zu finden, Die wie in unfe: rer ‚Sprache noch felten fo Piltonifch und fo vollkom⸗ men bemerkt haben. Die Geſaͤnge, die wir geleſen, ſind haͤuptſaͤchlich mit den Thaten und Gedanken der guten und boͤſen Engel angefuͤllt, die freylich einen natürlichen Anlaß zu erhabenen Bildern geben. Der Titel iſt der Meſſias, und der Verfaſſer Hr. Friedrich Gottlieb Klopſtock.

:. XIL Ueber den Flor des ſchwediſchen Reiche nach %: Faggot. 9 | , 1748, (&. 834.) fr

1)

Der Verkfaſſer zeigt Eur; umd deutlich , umd auf eine auch andern Voͤlkern in vielem nuͤtzliche Weiſe, warum in Schweden das Land weder bewohnt noch reich fen, und wie beyden Fehlern Eonne geholfen werden. Die, Natur will er gar nicht angeklagt Haben , und verfichert fih, daß Engelland vor ſeinem jetzigen vortreſtichen Zuflande in der Handlung und im Acker⸗ bau eben fo fchlecht , und in vielen noch ſchlechter an Grund und Erde ald Schweden getorfen. Er theilt die. Fehler, denen cr abgeholfen haben will, in vierzehn Hauptflüde. Der erfte, der in Deutfchland aufs we⸗ nigſte eben fo groß ift, berußt auf der alademifchen Aufersiehung, da nicht nie allzuviele Leute fich auf: Wiſſenſchaften Iegen, fondern auch bey den ordent⸗ lichen Studien die Haushaltungskunſt, die Kennt: niffe dee Natur, dee Landesprodufte, des Acker⸗ baues, des -Bergivefend und Anderer gemeinnuͤtzigen Künfte verſaͤumt werden; woraus denn folget, daß der Edelmann, der Prediger, der Amtmann, die ans akademiſchen Mitbuͤrgern gewaͤhlt worden, nicht: den geringſten Begriff von demjenigen haben, was

*) Swenska Landtbrukets hinder och Hiälp, Stokh, 1746,

—— ir ‚sie Aufnahme deu Güter und zur Hlukimg der Natur schört, und woraus dann wieder die Folge ſich auf den Bauern ſelbſt erſtreckt, der bey feinen Vorgeſctz⸗ ten, die ſelbſt erſt durch die Erfahrung mit Schaden ſich belehren, Fein Licht erhalten kann, und alfo bey feiner alten, oft ihm aͤuſſerſt fchädlichen Weiſe bleibt. Diefem Uebel kann abgeholfen werden, wenn alle ob⸗ benannte zum Reichthum eines Volkes abzielende Kuͤn⸗ fie, und zumadl Die Kenntniß der Natur auf Akademien gelehrt, und die Jugend nicht blos In Theorien, Syprachen und tieffinnigen Ueberfluͤßigkeiten unters wieſen wird. Hierzu hat man in Schweden nun⸗ mehr einen ruͤhmlichen Anfang gemacht, und zu Unfal und Abo eigene Lehrer in der Haushaltungskunſt bes ſtelt. Dee I. Fehler ift, des H. F. Meynung nach, dad Frohnen, das bey den Kron, und adelichen Gütern geſchieht, wobey der Sauer feinen eigenen Ackerbau verſaͤumt, und einen viel gröffern Schaden leidet, ald der Nutzen iſt, dee der Herrſchaft zuwaͤchſet: da zu⸗ mal in dem weitldufigen Schweden, der Bauer feine Frohne drey oder mehr deitfche Meilen weit thun, und für einen Arbeitätag drey verfäumen muß. Er rechnet dieſen Schaden auf den zoooo Höfen, die feohnen, wenigftend auf 300,000 Tonnen Korn, das von eind jede 5600 gevierte Zölle in fich faßt. Hr. F. raͤth Hier, und faft überall, feinen Landsleuten des freyen Engellands Maaswgeln an, und glaubt, c8

En)

wirde ein unſaͤglicher Nutzen ſeyn, wenn man ae

Kron⸗ und adeliche Güter. eintheilte, und Sauren auf die Theile ſetzte, die einen Pacht an Geld und Naturalien geben. In dem Schweizerland, wo Frohnen an den wenigſten Orten erhoͤrt iſt, und die Bauren nichts als ihre eigne Guͤter bauen, zeigt der allgemeine Reichthum die Richtigkeit des Rathes unſers Verfaſſers. Der III. Fehler beſteht in den vie⸗ len Handwerken, die die Bauren treiben, die den Bürgern gehören, und von jenen aus Mangel des noͤ⸗ thigen Gerätbes fehr unvollkommen getrichen werden, wozu Sr. 3. banptfächlich die Fifchercy rechnet, und mit Recht tabelt, daß man in Schweden, feine Laich⸗ zeit fchont, die Fiſche alfo täglich abnehmen. und die Nachkommen den Genuß der vielen Seen und Fluͤſſe ganz verlieren werben. Dee IV. befteht.in den Gütern, die die Regierung in Schweden , ſtatt bed Geldes, dem Kriegsſtaate, den Prieſtern, und andern obrigkeitli⸗ chen Perſonen zum Genuſſe lebenslang hingiebt. Dieſe werden, wie Hr. F. zeigt, ſchlecht von dieſen Per⸗ ſonen genutzt, die weder Zeit noch Kenntniſſe zum Acker⸗ bau haben; alle dahin gehoͤrige Gebaͤude, Zaͤmungen und andre Geraͤthſchaften mit Unwillen und ſparſam anſchaffen, und die Erde, die dem Beſitzer nicht eigen iſt, ausſaugen und erſchoͤpfen. Auch dieſe Guͤter raͤth Hr. F. an mit Bauren zu beſetzen, die jaͤhrlich ein gewiſſes davon den Beſitzern entrichten muͤßten, weil doch niemand bad Lagd beſſer nutzen kann als ein Bauer. Im V. will er, daß man dic. Unreinigleiten

in

GENE 2

Inden Städten zu rathhalten, und die Bauern zwin⸗ ge , diefelbe Dort ad-umd auf ihre Güter zu holen, Die fe dadurch ausnehmend verbeffern können. Nürnberg gibt hievon ein Deutliche Erempel. Das VI. begreift die fihlechte Art das Land zu bauen, und erhalt vermittelſt des 1. feine Verbeſſerung. Im VII. eifert Hr. F. wie⸗ der dad Brandteweinbrennen, das ganz ‚allein Z00wom Tonnen Getreide wegnimmt, und er-dey Leib und Le⸗ benöftrafe abgefchafft haben will, wogegen: er meint, man tönne aus gewiſſen wilden Früchten (und zumahl aus Vogelkir ſchen und Zwitſchern, in Deutſchland aber aus ſchwarzen wilden Kirſchen) einen viel angenebmern Geiſt eben fo wohlfeil abziehen. Im VIH. tadelt er die vielen kleinen Verſtuͤckungen der Bauern⸗Guͤter, und. raͤth an, zu veranſtalten, daß ein jeder das ſeine, zu leich⸗ terer Befriedigung und Nutzung, in’dnem Einſchlag Haben moͤge, wie es in dem reichſten Theilen der Schwen iſt, aber groſſe Schwierigkeiten hat, wenn es erſt ver⸗ anſtaltet werden fol. Im IX. klagt er uͤber den Man⸗ gel an Vorrathshaͤuſern an Korn, deswegen bey dem geringſten Mißwachſe fo gleich eine Theurung entſteht/ wobey viele Landleute ihr Reben einbuͤſſen. Im X. ſtellt er dor, daß bie Kirchſpiele viel zu groß, die Leute in den Wildniſſen bis zehn deutſche Meilen von dem Prediger entfernt, und deßwegen faſt nur die Fluͤſſe und ihre Ufer bewohnt ſind, die andern abgelegenen Geſilde aber ledig ſtehen. Er raͤth auch die Kirchſpiele zu theilen uind che, ner zu machen. Im XL zeigt er, wiechen der Mangel v vSallers Tageb. Th. I, D

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an Einwohner ben Landbau fchwerer macht, und in En⸗ gelland vor dieſem, ehe es recht bewohnt geweſen / frem· des Korn eingeführt worden, da ed nunmehr bey einen vielfach mehren Anzahl Einwohner, an die Fremden Kom ſchickt. Er. rechnet hierbey aus, daß anſtait der 80660 Höfe, die in Schweden fest ind, dar wohl 450000 angelegt, und de Einwohner von drey Bis auf neun Mil⸗ Konen vermehrt werden könnten , ohne daß der geringfte Mangel an Land zu Ihrer Nahrung entſtehen wuͤrde. Er ſchlaͤgt zur Bevoͤlkerung des Landes vor , gewiſſe Ge-

ſetze abzuſchaffen, und allen Leuten, auch Tagloͤhnern,

au erlauben, ſich, wo fie wollen niederzulaſſen, für die Fuͤndlinge und unchlichen Kinder zu ſorgen, zu den Ehen aufzummtern u. ſ. f. Das XII. Hauptſtuͤck if anch ſchon beruͤhrt, und beſtehet im Mangel ge⸗

nugſamer Staͤdte, deren in Schweden nur 107. und

folglich Eaumm fo viel als in der Schweiz ſind, Die eine der kleinſten Prodinzen von Schweden ausmachen wuͤrde. Hierdurch wird der Bauer am Abſaz feiner Landespro⸗ dukten gehindert, und gezwungen allerley Handwerke zu treiben, die Staͤdte hingegen wieder in die Unmoͤglich⸗ keit geſetzt, rechte Handwerke zu ernaͤhren. Viele Land⸗ ſtriche find deswegen fo unwerth,/ daß man: hundertmal fo viel Land, als um Stokholm, um das gleiche Gelb taufen kann. Manufaktuven , Fifcherenen, die Anlockung der Fremden find für dieſes Uebel ein Mutel. Das XIII. Hauptſtuͤck geht Das Kammerwerk an, worin wir unß nicht ·einlaſſen / ſondern nur bemerken wollen, dag Die

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Yügften Sürften , wieder K. von Sardinien yaue Kr legung bifliger und doch zureichender Schaßungen eben das Mittel ergriffen habe, das Hr. F. vorſchlaͤgt, daß fie nemlich das game Land genau ausmeſſen, und eines jeden Guts jaͤhrlichen Betrag ausrechnen läſſen, und Ach in ihren Aufagen darnach richten. Im XIV. beklagt er, daß die Landeseinwohner felber viele dem allgemeinen Beſten wiedrige Abſichten haben , diejeni⸗ gen, die mit Korn handeln, oder daſſelbe erzielen, theure Zeiten wuͤnſchen u. ſ. f. Endlich zieht er die Mittel ind Kurze , wodurch er feinen Vaterlande aufs zuhelfen meint. Das erſte iſt Die Belehrung des vor. achmern Theils der Nation durch beffer eingerichtete Mladennten, und Die Berminberung der Anzahl der Belehrten; Das andere bie beffere Einrichtung der Kan mer: Hierauf Die Magazine, und: andre ſchon befchries bene Einrichtungen und Anflalten, wodurch er nur inden vier Artikeln 2. 4. 5. und 7. in die 800000 Tome aufzubringen hofft, und alfo mehr, als San den Hai den Fremden lauß.

5 ne ——— ——— XIII. Leber die Mittel ein Land in Aufnahme zu bringen lach dem Schwedifchen *) - 1748. (©. 851. f)

D. ®. zeigt erfllich , daß die Geundfele aller Schr in einem Reiche Die Menge der Einwohner iſt, und war mit dieſem Umftande, daß nicht nur die Anzabl der Einwohner überhaupt groß , fondern auch insbeſvn⸗ Dre in einem groffen Verhaͤltniſſe gegen Die Weite des Landes ſeyn muß. Ex ift vollkommen der Meinung. des ‚Engelländers , der Wallis, Schottland und Irrland gerne in die See hätte verſinken fehen, wenn die Einwohner davon in dem übrigen Engelland wären - erhalten worden. Eben fo meint unfer Ungenannte, koͤnnte Schweden eben fo mächtig ſeyn, wenn alle feine Unterthanen in Finnland uͤbergiengen. Doch es leidet dieſer Satz wohl eine Einſchraͤnkung. Ein groffes Kand hat auch feine Vortheile. Es koͤnnen in demſelben mehr verſchiedene Fruͤchte der Natur gefunden werden, als in einem kleinen. Schweden kann, wenn feine jetzigen Bergwerke erfchöpft find , hoffen , neue zu entbeden. Es können auch gewiffe Waaren in einem Lande er⸗ zielt werden , die eine groſſe Weite erfordern , wenn fie folen ausgeführt werden. So ift in Schweden das *) Sätt at igenom politik arithmetica utröna landers och

rickens husholning 8 Stokholn 1746. ( Bermuthl. v. Dr Berch.)

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———— IL Sl, die Bodaſche, die Kohlen und dergleichen ; in Portugall und Frankreich dad Salz, in Deutſch, land die Schaafe u. ſ. f. Doch unſer Ungenannte wen⸗ det ſich hierauf zu den Mitteln den erwuͤnſchten Reiche thum an Volk zu erhalten: Religions freyhent, Annehmung der Vertriebnen, Beobachtung eines zuͤch tigen Lebens, Aufmunterung zum Eheſtand, Aus⸗ ſteuren an Arme, Vorſorge fuͤr Fuͤndelkinder, für Kindbetterinnen, für Eheleute, die mit vielen Kindern geſegnet ſind, für gefangne und ſtrafbare Laute, schören Sicher, wohin wir überhaupt als das aller, gewiſſeſte Mittel eine gerechte und rdentliche Regie. tung zählen, unter deren Schutz jedermann ‚vor aller Unterdrüfung freu iſt. Hierauf folgen des V. Gedan⸗ ken über die nuͤtzlichen und unsügen Maſchtenen, wo⸗ von. er ſehr viele Beyſpiele anbringt, und mit den Engellaͤndern meint, diejenigen ſeyen zu verwerfen, die zu viele Menſchen um ihre Nahrung bringen, Uber dieſes Uebel iſt von kurzer Dauer, und der Schade, der aus Entbehrung nuͤzlicher Maſchinen herruͤhrt, iſt von ewiger Dauer, weil ſie den andern Voͤlkern die wolfeilere Ausarbeitung der Waaren in die Haͤnde ſpielt. H. B. betrachtet weiter die. fogenannte politi (che Rechenkunſt, die die Anzahl der Einwohner ber kannt macht. Er zeigt, daß in dem weiten ausgeſtrech ten Schweden nicht mehr als 331, 000 Haushaltun. gen ſind, die man etwa auf 2/648/ doo Geden sehen Könnte, ba deren vd mehr alt in Engtla

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4 ———— land, oder 28,600, ndo ſedn koͤnnten, wenn die Länder gleich bewohnt waͤren. Doch dieſes iſt wohl in Be⸗ tracht. der mebrern Fruchtbarkeit Des Engliſchen Ackers, und: des wenigen unbebauten Landes nicht woͤglich. Hierauf findet der W. warum fo viel Korn jährlich. .um banred Geld von den Ausländern nach Schweden gebracht wird. Nämlich bie wenigen Haͤn. de können daß gröffe Land sticht gehörig bearbeiten, ſie muͤſſen viel Moraſt und viel walbichtes ungebraucht laſſen und was fie brauchen, wird doch nicht gehds rig in Obacht genommen. Es werden anflatt 130. Millionen möglicher. Tonnen nur 12. Millionen Ton⸗ nen an Getraide erzielt, und von demſelben nimmt der Brandtewein eine gute Anzahl weg. Wären die de zahlreicher / fo würden die Moraͤſte bald Durchs sraden, und zu Wieſen gemacht, die duͤrren Anger mit dem Duͤngen bezwungen und angefähet, das un— gebrauchte Land, mie in. China, nutzbar, und Das gebrauchte durch feine Vertheilung vielfältig frucht barer werden. Der V. giebt einen Vorſchlag hierzu an, dag man nemlich das Land in Heine Stuͤcke ein⸗ theilen, die groſſen Hoͤſe zu kleinern verſtuͤcken, and alſo die Menge der daran arbeitenden Haͤnde verntehrrn fol, da: hingegen, wenn die groſſen Hoͤ⸗ fe einem ‚einzigen Erben bleiben, alle Miterben ben - Mileyban.. vertaffen, und. zu weit minder. nutzbaren Dienern, Soldaten, oder wohl gar zu Muͤßlagaͤn— ‚gun werden. Man Bat auch in Eugclland bie. Ein

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ſchlieſſung und Abtheilung der gemeinen Güter von ſehr guten Zolgen befimden. Dos Land ferner gluͤcklich ‚3u machen, ift ed rathſam eine-genane Wiſſenſchaft von allen feinen. Tpeilen zu Haben, und eigenggefchickte Leute zu erhalten, die den Fuͤrſten und das Volk belehren, was an dieſer oder jener Stelle für Wachsthum, oder für eine Manufaktur am glückfich- ſten vor fich gehen: dürfte. In Frankreich if dieſes Mittel mit umsergleichlichem Mugen "gebraucht wor⸗ ber. Im folgendem Abfchnitte handel H. 3. von Gelde, ımb zeigt, wie der / vermehrte Zautner Silber ain einen Lande eben nicht eine Vermehrung an Reichthum mache , wenn Die Waaren zugleich im Preiße fleigen. Sodann vom Kredit, von der Muͤngc, von dem Uebergavicht in der Handlung ‚. und. audern Materten 1 wo wir ihm nicht nachfeigen koͤnnen.

Anti Lukretius. vork Kardinal de Dolignaß, DZ | 1748. (8. 886. > |

Es in Hetannt, daß Lukretins bie elenden Güte dei Angefaͤhren, und der zufaͤlligen Bildung der Dinge vorgetragen hat. Daß es in fchönen Verſen geſche⸗ den fey, wird fehr oft gefagt, ob wohl uns feine

9 Antilucretius ſ. de Deo & natura L. ‚A Ant, 1748. & 0 Eipfz. 1748. ® j

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Verſe fehr hart und ſeine Mahlereyen uͤbertrieben, und: oͤfters unangenehm, und feine Schreibart voll alter Woͤrter und gezwungener Abaͤnderungen, mit

einem Worte feine Poeſie ungefaͤhr wie feine. Philos -

fophie vorkoͤmmt, menn man nicht aus der faſt noth⸗ wenbdigen Reinigleit der Sprache einen Vorzug. machen will, die zu den damaligen Zeiten faſt nicht anderfi hat ſeyn können. Der Hr Karbinal hat ſich vorgenomment,

die durch den Lukretius mißbrauchte Dichtkunſt zu

einem beſſern Zwecke anzuwenden, und die Goͤtter⸗ ſprache zu brauchen die Sache Gottes zu vertheidigen. Er bat. alſo vor dem Lukretius einen vielfaͤltigen Vorzug. Er vertheidiget die Wahrheit, und fallt nicht in die wunderlichen Wiederfprüche, da der Römer

bald von der Tugend ruͤhmlich ſpricht, und bald uungeſcheut fich erklaͤrt, daß er den Lafterhaften bey⸗

fieben , und fie von dem Biffe des Gewiſſens Heilen will. Dee Hr. K. bat ferner den Vorzug, daß er eine weit beffere und reichere: Philoſophie vorträgt. Er genießt dabey das Vergnügen, daß er fehr viele Dinge aus der Naturlehre in die Poeſie überbringen tönnen, womit fich die Dichtkunſt zu ſchmuͤcken noch nicht gelernt hatte; wie die Lehre von der Entwicke⸗

Jung dee Saamen zum Beyſpiel dienen Tann, Die dee -

Hr. K. mit vieler Kunft und Anmuth vortraͤgt. Sets

ne Verſe und Schreibart ſind zwar an einigen Ob. ten, vieleicht aus einer unvermeidlichen Natur der

Dinse ſabſte ewat trocken und oroſaiſch/ aber iin J

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segen an tauſend andern. erhaben, reijend, und mie den beſten Biumen der alten Dichter vernünftig ausgeſchmuͤckt. Es iſt an dem, daß der Hr. K. mehr als es noͤthig geweſen, wieder den leeren Raum ge, ſtritten, den Newton mit dem ungegruͤndeten Vor, wurf, dag er Worte ohne Meinungen wieder in bie Naturlehre einfuͤhre, ohne Urſache belaͤſtigt, und üben, haupt ſowohl ald der Ahr Geneft der Wahrheit einigen Schaden gethan, indem er ſich nicht begnuͤgt, die von allen angenommene wichtige Entdeckungen vor; zutragen; fondern es wagt, willkuͤrliche Säge zur Vertheidigung der Sache Gottes zu gebrauchen. Die, ſer Schler faͤllt auf des Ha K. Erziehung, und Einigermaffen auf fein Vaterland zuruͤck, wo in der Aadernie ſelbſt die karteſtaniſchen Lehren noch vor wenig Fahren find vertheidigt worden rund die Stel, in find auch nicht ſo haͤuſig, da augenfcheinfich falfche Säge fich in das Lehrgebaͤude des Hr. K. eingeſchlichen haben. Wir koͤnnen ihm ſonſt nicht in allen ſeinen Wicderlegungen des Lukretius hier nach⸗

gehen, wohl aber aus unſerm Gefuͤhle, und aus den

vereinigten Beyfall von ganz Europa die Vermuthung lichen, daß die Liebhaber der Religion, der Well, weisheit, der Dichtkunſt und der Sprache, aller ft mit Vergnuͤgen und Nutzen dieſes Werk leſen onen, - Ä

. » a 88 .. : ® . . * B

- XV. Die Sitten Tr von Couſſaint. n nn 2448 | (G. 1040.)

Dieſes Buch ih in Paris durch des Scharfrichters

Haͤnde verbramt worden. Wir haben in demſelben vielen Witz und Verſtand angetroffen. Die Sitten lehre iſt durch alle Tugenden in lauter. Gemaͤhlden

J ausgefuͤhrt, und dieſe ſind wohl gemahlt, deutlich

und ·ſcharf ausgebrudt, Wir. bedauren den Verfaſſer, der vermutplich aus. Mangel einer genugfamen Eis kenntniß des göttlichen Worte, amd bey. dem beftäns digen: Anblicke “überküßiger und übertribener Ceremo⸗

nien ein Naturaliſte geworden if. ‚Sein Lehrgebaͤude

iſt dasjenige, das beh vielen in ſeiner Kirche lebenden Gelehrten herrſcht. Gott fen. ein. guͤtiges vollkommenes Weſen, das allerdings an ſeinen vernuͤnftigen Ge⸗ schöpfen das Gute liebt, und das Boͤſe aus Liebe ſtraft, feinen Zoen aber nicht in die Ewigkeit erſtrecken wird⸗ auch kein Blut eines Mittlerd verlangt, und keine weitere Ehren. fodert , ald die im Herzen ihm exzeigt ‚wird, ‚die ‚Auffern SFeyerlichkeiten aber mit Gleich.

uͤltigkeit anſichet. Aus dieſer bequemen Lehre wer⸗ den aber ſchwerlich die Folgen gezogen werden die der B. dennoch aufs eifrigſte anbeſiehlt. Er will Tu⸗

gend , fo gar Liebe, Enthaltung von den natuͤrlichſten,

Wolluͤſten, vom Richten” sind Verachten feines

u j , o

Nrärhften, Und Andeen bem menſchlichen Verderben ganz unfchägbaren Vergnuͤgen haben. Bey ciuem gefaͤlligen oberfien Bichter, werden ihm andre fagen, der DIE eigene Gerechtigkeit Fire voligählig annimmt, wird dieſes alles nicht ſo genau genommen werden. Daß er aber den: beym Moſes beſchrichenen Gott für hafı ſenswuͤrdig und für fo fürchterlich befchreibt, daß Moſes ſelbſt ſich geſcheuet zu verlaugen, daß man ihm ‚Ueben ‚fly: zeigt entweder Die groſſe Unwiſſenheit des V. In der Religion, die ex verwirft, ober einen ſeht boͤſſen Willen an, der wieder bie erkannte Wahr⸗ heit ſtreitet. Die harten Ausdruͤckt wieder die Geiſtli⸗ chen, und wieder die guten Werche ber Kirche, woriun der DB. lebt; moͤgennzu dam Berichte beygetragen Biber, das’ üben: feine Schrift. ergangen iſt.

7— Pers 5 Nichardſon und Fiadiag. 1 (8 801.)

Wi fazen. it, als was die, ganze, u eben Richt leicht. gewinnende zuglifche Nation fagt wir Die Clariſſa für ein Meiſterſtuͤck in der |

des Leſers ganzer ſieben Baͤnde t nicht nur erhalten, ſondern beftändig veruichrt. Fit

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joe Linie, fo natürlich fie ſcheint, Hat: Beben; und

Seuer, das man bewundern würde , wenn nicht alle. Linien gleich wären. . Unter ben vielen Gemüthss. karaktern der mit in.dem Drama begriffenen Perſo⸗ nen ift nicht einer, der nicht unveraͤnderlich durch das ganze Werk Herrfchet umd fich erhält‘, ſo daß wir eben. nicht, für ſchwer halten, bey einer jeden Seite zu ſa⸗ gen, welche. Perſon den Brief geſchrieben habe. Das Ruͤhrende, Traurige, Bewegliche und Entzuͤckende ſind im fünften‘, ſechſten und ſiebenten Theile, und ſonder⸗ lich auf dem Todbette der Clariſſa ſo gehaͤuft, daß wir die Wuͤrkung des unwiederſtehbaren Pathos auch auf den unenwſindltchſten Gemuͤthern geſchen, und Wugen geweint haben, die bey wahren · Ungluͤcken ihrer Freunde beſtaͤndig trocken geblieben find. Es iſt wahr, das Ungluͤck, das der tugendhaften Hauptperſon der Gecſchichte begegnet, ſcheint dieſelbe zu erniedrigen, und hat für einen elwas keinen Geſchmack faſt etwas wiederſtehendes. Aber der Verfaſſer hat deſſen un⸗ geachtet die Heldin in eine ſolche Erhabenbeit wieder zu bringen geivußt ;: die fait mehr bey den Engeln als _ bey den Menſchen if: Der ungluͤcklirhe Ausgang ver ſtrafbaren Perſonen, und zumal Der unzeitige Tod ker Glariffa hat in’ Euñgelland einige wiedrige Urtheile vet. "Aber das follte- eine Warnung ſeyn, und di langen Leiden der Fräulein folten zur Lehre dienen; daßein Frauenzimmer fich niemals wegen der gehoften Beffrung der Treue eines ˖ unordentlich lebonden Lieb⸗

ER 61 habers ergeben, Eltern aber ihre Kinder zu keiner mangenehmen Heyrath auf eine harte Art zwingen ſollen. Die Belohnung der Tugend iſt auch an dee Fraͤulein Howe, dem edelmuͤthigen und nernunftigen Belford, und ſelbſt an der ſterbenden Elariffa ohne romanhafte Geſchichte beobachtet. Es ik faſt bey ſo vielen Vorzuͤgen nicht mehr ein Ruhm, wenn wir beyfügen, daß die Clariſſa ein Muſter der neues Ben reinen und zugleich der witzigſten und blumen reichfien englifchen Schreibart ift, und wegen dieſes Verdienſtes auch in ernfihafter Leute Buͤcherſammlung einen. Pla hoffen Tann,

Wir haben gehört, daß bes Hrn. Fieldings Tome ones mit ber Clariffa in England um den Vorzug gefiritten,, umd denſelben in Abficht der Menge Lefer auch erhalten babe. Wir wundern uns über dieß Gluͤck nicht ,. wenn wir überlegen, daß die meiſten Leſer Beluftigung ſuchen, die fie an ber ernſthafter Clariſſa minder finden. Der Tom Jones ifl.is einem gan andern Geſchmacke gefchrieben, und koͤmmt an niedern Auftritten, in der lächerlich. hereifchen Schreibart und in dem ganzen Plane mit feinem aͤl⸗ teen Bruder dem Joſcph Andreas überein: Doch erhebt er fich etwas mehr als jener, und der Karak ter. des Alworthy hat eine edle Erhabenheit, die das "ganze Gedicht reizend macht, Die zerſtreuten Be trachtungen über die Bortrefichkeit der Religion er, Heben fich auch übe das Miebre der meiſten Bege⸗

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Senheiten, und Herr Fielding befikt eine groffe Leunt⸗ niß des: menſchlichen Herzens. Nur gehoͤrt er zu Dem Mahleren, die lieber getreue als ſchoͤne Gemälde lie fern, und es für keinen Fehler anſehen, ber Gegen ſtand ſey auch ſchon Haßlich , wenn nur die Aechnlich⸗ keit getroffen iſt. Er iſt cin laͤmmiſcher Mahler.) Diderot hat auf Richardſon eine Eloge 1762 drucken laſſen. Dieſer franzönfche Weltweiſe verehrt anſern rechtſchaffenen Romandichter faſt wie einen Sokrates, und feine Ausdruͤcke haben cin ungewoͤhn⸗ liches Feuer. Freylich fühlt Here Diderot das Ichhafte

Kolorit, das aus .einer guten Wahl der Umſtaͤnde entfprängt , den Anſtaud aller auftretenden Perſonen,

Lern Karakter unnachahmlich beubehalten if; die

unfichtbare Kunſt, Die Begebenheiten vorzubereiten, und es ſo zu lenken, daß die Tugend und Vernunft

ſelbſt der verlaſſenen Clariſſa zu irrigen Schritten verleitet, das ruͤhrende dieſes Todes; die Geſchicklich⸗ keit mit welcher ganz entgegengeſetzte Eigenſchaſten . In einem Karakter vermiſcht find, und doch natuͤr⸗ lich zufammen fteffenz und. endlich die. fatfche Klug⸗ ‚heit der feanzöfifchen Ueberfetzer, die das Thraͤnener⸗ vreſſende gar oft wegen eines gewiſſen Wohlſtandes uͤbergangen haben.*8)..

*) Goͤtting. gel, Zeitung. 1750: G. 123. „9 @ötting. gel. Zeitung 1266. 88...

XVAII.

bitoriche Flecken des Abls xahrel. 1749. (©. 315. 448.) .

Der Abbe Raynal Hat nach feampöffgger Art in cine bald angenehen und. bald ſpitzfuͤndigen Gchreibart die Befchichte der Fuͤrſten aus dem Dranifchen Haufe fo befchricben, wie es ber Eigennug ‚von Frankreich erfordert, dag nemlich ein. Verdacht auf Die. gange Familie der Erretter dev niederländifchen Freyheit ges worfen wird, als wenn fie ſich zu eigenmächtigen Herrſchern der Staaten zu machen fuchten,, Die fie zu befhügen übernommen haben, ein Verdacht ı Der bey Wilhelm dem IL allein eine Wahrſcheinlichkeit bat. Diefe unbillige Vorſtellugg dee Dinge wahre fheinlich zu machen hat R. fich nicht. gefcheut, Die Jahrzahlen zu verändern , die Reybe der Zeit zu ver⸗ fälfchen, und die Begebenheiten felber zu verlarven, eine Kunft, die den- heutigen Kranzofen faſt an⸗ gebohren fcheint. Er verkleinert Die Siege der Oraui⸗ ſchen Fuͤrſten, er putzt die alte hochmuͤthige Gabel auf, daß die franzöfiichen Könige der Freyhcit der Niederlande wider Spanien aufgcholfen haben, er macht Gemählde, wie ein Romanfchreiber , eben ſo klingend, eben jo voll Antithefen, umd eben fo willkuͤhr⸗ lich. Er wirft aͤuf den glorwuͤrdigen Wilhelm ben ungerechten Argwohn, daß er ben so der: Buben

7) Hißtorie d du Stadthonderat, 8, 1749.

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befohlen oder befoͤrdert habe. Er ruͤckt den Hollaͤndern mit einer unertraͤglichen Dreiſtigkeit vor, ſie haben ſich durch den Koͤnig Wilhelm von ihrem wahren Vor⸗ theil ableiten laſſen, indem fie Oeſterreich wider Frank⸗ reich vertheidigt, und ſich alſo des Vergnuͤgens beraubt, Frankreichs unmittelbare Nachbarn zu ſeyn. Er ſchmei⸗ chelt der vorigen hollaͤndiſchen Regierung mit einem Lobe, daß ſie ſich ſelbſt niemals gewagt haben zu ge⸗ ben, daß fie nemlich dreyßig Jahre lag gute Hause halter gewefen , und boch die Schulden des Staates nicht tilgen können ; er fbricht von Ludivig dem XV. wie ein Dichter , der vergißt, daß eine See iſt, und daß Die Donau, der Po, und der Panaro, Zeugen der bourboniſchen Niederlagen find. Er mißräth end» lich den Holländern einen Statthalter zu wählen ober beyzubehalten, mit eben den Gründen, womit che mals die ehrlichen Wölfe ihren lichen Schaafen bewie⸗ fen haben, wie laßig und unndthig es fey Hunde zu halten, und endigt alfo feine Advofatenfchrift mit ei» ner gefimftelten und gefräufelten halb Lob⸗ und halb Schmacjrede wieder die Holländer, denen er fo wohl will, daß er ihnen fogar feine unesbetenen Rathe mittheilt.

Eine hiftoire du Parlement d’Angleterte erſchien in gleichem Jahre von dieſem Verfaſſer. Er ſchreibt eben ſo verfuͤhreriſch als ſeichte, eben ſo ſchoͤn als

ver⸗

GE u » verldumberiiih. Er gefteht ſelbſe BL. 306. dah er vicht bios als ein Geſchichtſthreiber, ſondern atirh als ein Katholike und. als ein Franzoſe ſchreibe. Wie will er ſich alſo des erſtern fo ehrwuͤrdigen Na⸗ men anmaßen koͤnnen? Er macht ſich deſſelben auf alle mögliche Krk unwuͤrdig. Der Unterſchied Tehneh voix deliberarive und reprefsutative, den er Atliches mal anführet,. ik ohne Verſtand. In den bürgerlichen Kriegen der. weiffen und rethen: Roße, läßt er yo Yarins gen vom Gebluͤte umbringen, da doch kaum etlithe 306 damals in der ganzen koͤniglichen Familie gezaͤhlt wurden. Vor Heinrich VIL wären bie Barones Hegni allein Herrn der Güter und bie Gemeinen (les Cora; Biunes) Ihre: Rehenleste geweſen, welches cin unver antwortlicher Jerthum if. Er erfrechet ſich, DAB geheiligte Haupt des engliſchen Thrones blos den eeſten Juſtitzbedieuten des Koͤnigreichs zu nennen, Die den Engländern abgenoͤthigte Hewolution unter Jakleb IL ſthreibbt ex einzig und allein Den Herzen dieſer Nation ku, welches chen fo fanatiſch, dis ihr Verſtandphi⸗ loſophiſch ſey. Das. Andenken des unſterblich glob⸗ reichen Wilhelm des 111. ſucht er mit dem allem dertraͤchtigſten Geifer zu beſchinutzen. Weil er Eugek land and den franzoͤſiſchen und puͤbſtlichen Klauen ge⸗ riſſen, ſo muß feine Handſung eine Miſſethal für, und wenn es mißlungen wäre, würde er la fable de PEurope & Vex£cratioh du genre humain geworden ſeyn. Wir wundern und, daß in einer mit fo ſchaͤnd⸗

v. Hallers Tageb, Th. J.

11 LE

lichen Vorurtheilen eingenommenen Stile das Lich

der Wahrheit noch ſo viel Eindruck machen koͤnnen / daß er geſtehen muß: die Paͤbſte haͤtten ſeit langer "Zeit die Graͤnzen criminellement gebrochen, welche der. Himmel dieſen Religionshaͤuptern geſetzt. Nach⸗ dem ſie muͤde geworden, die Welt durch ihre Froͤm⸗ migkeit zu erbauen, haͤtten ſie angefangen, ſolche durch ihren Hochmuth in Schrecken zu ſetzen, und die ganze Chriſtenheit, als ein Reich davon ſie Herren waͤ⸗ ren, und alle weltliche Kronen als Lehnguͤter ihrer biſchoͤſlichen Muͤtze angeſehen. Er laͤugnet nicht, Daß

bie Jeſuiten, (welche einige mit einem bloſſen Degen verglichen, deſſen Gefaͤß allezeit in paͤbſtlichen Sim - den. wäre) ſich ber Vulververſchwoͤrung verdaͤchtig gemacht Hätten. Denn fie haͤtten ſich vertheidiget, ohne ſich zu rechtfertigen, und haͤtten ein Wunder zu Huͤlfe nehmen muͤſſen, ihre Unſchuld zu retten. Er geſteht, daß Frankreich und Spanien ſich um die Miliance mit Cromwell auf eine nieberträchtige Art . beworben. Wir hoffen übrigens, daß wie Raynald - Stadthaltergeſchichte durch die in Holland gemachte

Anmerkungen von ihren Unreinigkeiten gefäubert.wors

denz; alſo ;fich bald ein englifcher Roufler finden, werde; Der dieſem Hohnſprecher der kluͤgſten Saau vnſa un⸗

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XVIII.

ih Theorie und Geſchichte der Erde ur .. j Tach 5; v⸗ Buͤffon. 286 (S. 52 f.) 2

Dei dB, Vaſten tedgt unter dert Stel Discatre fyr Yhi. & Theorie de la terre *) ein neues willkuͤhr⸗ liches Lehegebaͤude nor, und feine Gegner, werden ſich nicht ‚heffer rächen ‚können, als wenn fle ihn hierbey Angegifen; Er ſtellt erſtlich eine allgemeine Mufberung Aber ‚bie groͤſſern Theile der Erde an. Er unterſucht bie verſchiedenen Meinungen, wodurch man bie Et ſchaffung und die allmaͤhligen Veränderungen der Er de ceklaͤrt hat. Denjenigen, die durch die Suͤndſiut die gebildete Eteine erklaͤren, iſt or nicht gewogen. Mie-Göteing, ſagt er, muͤgten nach dieſer Meinung tur Zeit der Günbflut weich geworden aͤrn, welche⸗ bey einge. fo Tangen „Dauer der Erde ihtm nicht; glaub⸗ üch vorkmmt. Hingegen, findet er weislich, daß bie Yanig, Erde mit der See bedeckt, und dasjenige, worauf wir ‚wohne, de. Grund des Meeres geweſen Fon Die Urſache die · nach und nach daß Anſehen der Wein vetandert bat, andet er erſtlich indes Ebbe war, Fiut. Dieſt bat noch und nach den. Schlidh kufaijen, cetragen Hi einctefles Sanb cuengt "eben fe hat ‚Alice, bie ; Vuſcheln von einem Orte, wesgetro⸗

Th 1; eoen ae der iR: tiat. 1— 5 E 2

6 ———⸗⸗ gen und am andern aufgehaͤuft. (Sollte aber bie Eb⸗ be und Fluth die Indianlſchen Mufcheln und Farn⸗ phanze in bie Sdfivciz ſechstauſend Schuh hoch haben bringen koͤnnen ) Alſo find Huͤgel entſtanden und ihre Schichten liegen chen deswegen alle einander parallel, —F daß auch auf zweyen Bergen die ein breites Thal trennt, dennoch die Lagen dee Erde und der Wolfen parallel und gleichſormig find. Zu umnterſt an dieſta Sandbancken tiegt der Sand. ud Beim, fiber Diehl. Gen Hat:das Waſſer allerley harte abgewaſchne "Mi ſterien zuſammengeſchlemmt, woraus die Felfeinend, Zanden And. Das meiſte hat bas Meer gethan 7 Vnd eben deswegen ſindet man meiſtens Seemuſcheltt acf Den Bergen, aber auch Landpflanzen. Etwas thiun Die Gräfe; üb in dem Schliche der letzten IRB de Muſtheln aueh won der Art derjenigen ; bie ik Nik ſen Woffer hecken. Die Ebbe und rat: hat aloe groſſen Gebierge gezeuget, die In’der altch ER don Dfben nach" Welten und in der neuen von SER wach Morden ſich erſtrecken. Die übrigen Hligel Tofıklıch won den Stebmen der See den Winden umd aͤubein anowdendlichen Bewegungen der See her. Bie geðften Aeberſchwemmungen und nachmaligen AentEungen Ber; Soße ontſtehen aus dei natuͤrlichen Borednhg Der Se; die von Dune geht. Alſo Are Dh / fritdlithe See gegen die · oͤflithe EUCH" ET, and ser atlautiſche Ocenni gegeilt die nqhe Vane Fon Meile Di Kuͤſten neh All ade amnd · die

when ‚gu CAR ditſes erwieſen? Nimmt nicht ktiaa zu md ethaͤtt neue Juſelu? Nimmt nich Sala ai, und verliert feine: Dünen und game Linder?) Der Ocean Kat bin und wieber durchge⸗ drungen und neue Seebuſen ausgemacht. Die mit⸗ tlähdifche See entſteht aus einem Einbruch des at lantiſthen Meeres (der nach Ofken gefchehen ſeyn nu) dicſis zeigt bee Strom, der durch die Strafe von Gibraltar gegen die mittehändifche Ser gebt. ( Des Dt. 9. B. geht Fire ſo weit, daß ex ſogar glaubt, bie See liege nicht an alen Orten gleich hoch, und md dit rothe See fen Höher. als die mittellaͤndiſche ; weist Aber der Barometer nicht das Gegentheil 7) Andre Länder en ſaehen aus dem Schliche groſſer Fiaſſc, tie Holland und Egynten. Der V. jeigt hierauf, daR war dad Waffer der Fluſſe nicht weit in dte Ede beiagen daß es aber dach unterirdiſche Stroͤme und Waſſeradern giebt, Dig tief in Die Erde dringen; (der rußiſche See Ozera hatte hier zu keinem Beyſpiel ſollen gebraucht werden, del Opers bedente t ͤberhaiwt eine See und keine beſondre.) Une dern Titel: Prouves de la théorie de la terdei} folgen hierauf neue Hypotheſen. Die erſte erklaͤrt den Urſprum der Plareten. Diefe Arid nach bed Hr. v. B. Meinung aus der Materie der Sonue entſtanden, Mn ein Komet gefallen, und ein ziemliches Stͤchr ein ie Th. der Sonne, baraus geſchlagen hat Died SHE iſt von ſuͤßiger Materie und wie ein ron darauegeſprungen, deffen Bewegung beſtaͤm I E3

dig ſchleimiger geworden und ſich nach den Graben der Duͤnne ‚und Dichtheit geſammelt hat. Die duͤn⸗ ſte Matrrie bat den. Saturn, mund’ die dichteſte ben Merkur ausgemacht; jener ifl::wegen feiner. Kleinen - Wärme wenig, Die Erde und der Merkur aber fehe wich dichter geweſen. Dee Eprung-diefer Materie and die anziehende Kraft Der Sonne haben den neuen Planeten ihr Gleiß vorgeſchrieben. Sie find nach wmd nach erkaltet, nachdem fie im Stande ihre Fluͤſ⸗ figteit eine runde Geſtalt angenommen. Die eigene Figur der Erde, deren beyde Durchſchnitte gegen eine ander ſich verhalten wie 229 und 230/ 0b wohl die Geldmeffer ein anders Verhaltni gefunden haben, iſt daraus ‚entfiauben, weil bie Erde zugleich, da fie Übre. Figur empfangen, auch ſich um ihre Achſe ger welzet, und daraugs in der. gröffeen Achſe ihrer Welzung eine hoͤhere Figur entſtanden iſt. Die Erde iſt nicht hohl; ihre Bewegung wuͤrde ſonſt unordentlich ſeyn; denn die Berge wuͤrden vielmehr angezogen werden als die ‚Machen Theile der Erde. Aus eben der Ure ſache iſt ſie inwendig auch nicht: dibter a aus. | wendig. be. .In den folgenden drey Abbandiungen wird Th Mon. Woodward, und Burnet wiederlegt, und ige der alle natürliche Grklaͤrungen ber Gündflut. das Urtheil geſprochen. Die ſechsie Abhandlung iſt geo⸗ graphiſch· Der Hr. v. B. mißt die Erde hier aus. Ed: wi a E02 2252 geriere. |

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Stunden und auf der neuen 7,080,993. davon jene Weite einen. fünftel und Diefe einen Drittel der See ausmacht, (wenn man leine unbefannte Länder gegen den Bol annimmt.) Beyde Welten halten einander bad Gleichgewicht, und die Linie theile beyde in zwey gleiche Theile... Die dlteften Theile: der Erde liegen an dev öfllichen Seite von Afrika und Aſten, und - auf der weflfichen von Amerika, die andern find neuer , und unter die nenen Theile der Erbe gehört Europa; (Die Alpen find alfo neu, und neuer afld Das niedere China?) Der VIL Abfchnitt handelt von der Hervorbringung der Schichten dee. Erde, und etwas davon ift ſchon angezeigt. Aber Hier geht der Hr. v. 3. weiter. Die noch glühende und. mit einer gläfernen .oder- doch glaßartigen Rinde umgogene, mit Sand. aber und Leim als den Schlafen des SGlaſes bedeckte Erde, hat gebimftet, die Duͤnſte find gefallen, und ‚haben einen Thau ausgemacht, Diefer Thau Hat einen Schleim geſetzt, und. diefer Schleim. if die urfprüngliche Erde. Auf dieſe hat Ebbe und Fluth allerley Schlich geſchlemmt, die Bimsfkeine der brennenden Erde geſchmolzen, und aus diefen und andern Materialien. die Berge gezeugt, von weichen Die Höchften nahe · um die Linie, und die ge gen die Polen niedriger find. Nach und nach haben die vera faulten Thiere und Gemächfe die Erde vermehrt, md bis auf 75. und zoo. Schuh hoch fich auf ben Meerſchlich, den man. an. feinem: Muſcheln Kennt, Ä E4

y

aufgehaͤuft, ſonderlich wo man die Erde ruhig gie . laffen: Dem wo Menfchen wohnen und Thiere

leben, verntindest ſich dieſe fruchtbare Erde, und ein jedes lang bewohntes Land muß endlich ein fels ſichtes, ſaltzichtes Arabien. werden. (Iſt denn das malte ‚China: unfruchtbar ) Dee Hr. d. B. durch» geht alſo der Ordnung nach die Welt, und urtheilt

son einem: jeden. Stuͤcke ob es alt ode. neu ſey.

Daß Engelland und Frankreich, Spanien und Afrika, Sicilien und Italien an einander gehangen, und

bie. Maldiviſchen Inſeln ein einiges Land geweſen, daͤlt er für hoͤchſt wahrſcheinlich. Ex glaubt beobachte

-tet zu haben ; daß wo Thäler And, bie dieſelben ausdmachende. Berge auch auf beyden Seiten gleich hoch gefiinden werden; C.eine Meinung wogegen bie Sthweiz viele Ausnahmen hergeben törmte.) Er zer gliedert feiner die Erde. Ihr inwendiges iſt von Glas oder von glasurtiger Materie: hierauf findet man Sand, dam Leim, der nichts als ſehr feiner

Sand iſt, und dann thieriſche Erde. Aus dem Sande

And, durch eine Zuſammenbackung die Felſen, und durch die Verwitterung der Beim. ehtfländens Dicht hbeyde And, wieder faft aller Naturkuͤndiger Meinung, einander überaus nähe verwandi, und der Leim if eine wahre Schlade. Selbſt die Kiſelſteine verwittern, und werden zu einer weiſen Erde, die wie der Ton im Feuet roth wird. Auch das Glas wird endlich in einem feinen weiſſen Talkichten Pulver. Im NUR

!

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RR har Delt Hr. 4. B. von DE Muſchelu, Die er In al inendlicher Mengte ind feſten Lande anteifft, und vn Voltaire auslacht, wenn er die Nuſtheln auf den Bergen einem Zufall, einem verlohrenen Fiſch zu⸗ ſchreibt, den man groſſen Herrn gebracht. Es if ben Sr. v. B. daran gelegen, daß der Muſcheln viele ſeyen/ und daß fie, wie er verſichert, Baͤnke yon. 100. und 200. Stunden ausmachen. Damm er glaubt die Kreide, der Kalch und Mergel entſtehe aus lauter Muſcheln, die nach und nach verwittert ſind. Hingegen iſt der Topſtein, der Stalactit und viele andere Geſteine etwas gang neues, und eben deßwegen findet man niemals Meermuſcheln, wohl aber die aud fuͤſſem Waſſer darinn. ( Sich zu Helfen will der Hr. v. B. nicht glauben, daß die meiſten Muſchein, die man in Europa findet, von fremden Sen find; Denn. ce merkt wohl, daß die Flut nicht wohl Nautilen aus Indien bringeh Lahn. Aber es it umſonſt,, tind die verfleinerten Gewaͤchſe, die man im. Schiefer ſindet, ſind faſt alle aus ben Antillifchen Inſeln ımd dein warmen Ländern.) Des nothe Porphir entſtehet and. Stacheln von Meerigeln u. ſaf. Auf den allerhoͤchſten Bergen findet man wenig oder keine Muſcheln, und deswegen hat der Sr. de la €. auf den antiſthen Gebuͤrgen keine ats gemertt;.das. macht, der Regen hat den Sand und Den Schlamm dee hohen Berge abgewaſchen und die Belfen. wirkt gelaſſen. Einige hundert Schuhe tiefen

Aal

aber: iſt alles voll: Mufſcheln. Man findet bieſelben niemals in Materien, die fich entzuͤnden laſſen, wohl aber in ſehr hartem Geſtein, auch in Agaten und Kornalien. Wenn man die Muſchelſchalen nackt und ohne ein umgebendes Geſtein antrifft, ſo hat es der Froſt gethan, der nach und nach den Stein zer⸗ ſprengt und zerſtaͤubt, der Schale aber nichts anha⸗ ben kann. Landthiere findet man gar nicht oder fehr selten, und folslich find die Verſteinerungen keine Würkung der Suͤndſuth. Der IX. Artikel bes - trachtet die Unebenheit in der Oberfäche der Erde. Die Thäler fehreibt der Hr. v. B. theild dem Kalle der Felfen und der Kraft des abwafchenden Regens, theils aber auch, und indbefondere die fehe tiefen Berofchlünde, den Volkanen zu, die.nunmehro aus; gelofchen find. Die ordentlichen uralten Grundſtuͤcke der Welt liegen, nach dem Hr. v. B. alle Schicht« weife, die übrigen find entweder sufammengehäuft, wie der Sand , die Felſen, die Kreide, dee Schifer, der Marmor, und theild ſind fie in den Ritzen der übrigen Materien aus einem fluͤßigen Weſen ange ſchoſſen, wozu die Metalle und Kryſtalle gehören. Fene find von ber See zufammengefchlemmt ; ber Sand iſt zum theil glasartig, und in demſelben ſindet

man wenig Muſcheln. Die harten Felſen entſtehen aus dem Sande; man findet in demſelben allemahl einen Kern, einen Nagel, wie man ihn in Franke reich und auch auf den Alpen nennt der geſchmolznes

, IAXCCÆA 75 Metall und dedwegen ſehr hart iſt, und ber Belle wis derficht. - Ihre übrige Materie iſt Sand. Doch wir müffen. nothwendig abbrechen und nur noch herzaͤh⸗ Jen, daß die übrigen eben fo beträchtlichen Artikel von den Fluͤſſen, den Seen und Meeren, der Fluth und Ebbe, dem ungleichen Grunde der See und ihren Steömen., ben ordentlichen Winden und ben umorbents lichen, den Volkanen und Erdbeben, den neuen In⸗ fein und tiefen Hölen in der Erde, den Eümpfen, unterivdifchen Waffern und Höljern, und den Veraͤn⸗ derungen der See in Land und des Landes. in Sec, handeln. Ueberall wird man befondere Mennungen, aber auch nüßliche Anmerkungen antreffen. XIX. Som den Sfalden. *) "mo. (&: 110.)

G

Gen u Arel rigt in einer Probſchrift daß die Stalden ſchon in uralten Zeiten in groſſem Anſehen geſtanden, und unter den vornehmſten Rathgebern und Gefaͤhr⸗ ten der Koͤnige im Krieg und Frieden einen Platz bekleidet. Sie unterwieſen die Soͤhne der Koͤnige, und unter dieſen ſelbſt findet man unter den Dichtern Regnern, Lodbrock und Haralden Hoodraͤd, ſehr viele

De Primordiis & inerementie pdeleos Snecanz 3 D. Axel à Axe Hon. Upf. 1548.

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aber vom vorsehen: Achwebiſchen Abdel. Er ver ſolgt hierauf die Dichtkuaſt der Zeitordnung nach in den heidniſchen Zeiten; in den Jahrhunderten, die don der erſten Phanzimg des chriſtlichen Glaubens bid sm Jahr 1650 verfloſſen And; und endlich die aller⸗ neueſte. Odin war felbf ein groſſer Dichter, und wurde in ber Folge der Zeit der Schutzgott der Skalden; doch war er (nach Hrn. X.) nicht der aͤlte⸗ ſte Dichter, und die Voluſpa war zu Zeiten der Be⸗ lagerung Troja ſchon verfaßt. Doch geſteht er, daß dir letzte Rudbeckiſche Meynung und: die eigentliche Beſtimmung des Lebenszeit der alten. Dichter ſchwer auszumachen iſt. Viele ſind verlohren, und die er⸗ haltenen hat man den Islaͤndern zu danken, die im 12. Jahrhundert davon Sammlungen zu machen an⸗ gefangen haben: Die. vornehmſten Sammler find Somund ( Sigfuffohn) Are, und Frode, obwohl auch von diefer ihrer Sammlung das meifte verlohren ift. Hr. 9. glaubt mit andern, diefe und des Snorro Sturfefon zuſammengetragene Gedichte, geben uns ein groſſes Licht in der Geſchichte, Sittenlehre und Mythologie der alten norbifchen Volter. Sie brauch⸗ den Verſe don ſehr verſchiednen Arten. . Sie reimten (oder kamen mit einander uͤberein) nicht nur mit dem letzten, ſondern auch oft mit dem erſten Buchſtaben; zuweilen mußte im gleichen Verſe das erſte und letzte Wort das gleiche. ſeyn, zuweilen fingen alle Verſe in einem Gedichte mit eben dem Buchſtaben an. Die

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Gotnegiihte Tigenfchaft ihrer Dichterey beſtund aber doch in erhabenen woßttänciden Worten, Gleichniſſen und-Figivenv’ unb Re gaben Biltian des Krır. X. Ges ſchmacke zu Folge, keinem Votke in der Welt etwas nach. Lange’nach der Mufhakme des. Chriſtenthums

blieben noch Stalden, aber Die Mönche drangen pach

aid nach durch, und führten Ihre Met zu dichter und Sir Reinie An. "Dicke Anmerkung iſt von Wichtigkeit, uber ſe den Urſorung · dr Nbeme den alten gothi ſchen Vaͤjkern abſpricht, und ſſe, wenn man es inn ed am unterſucht/ dochtrden Deutſchen laͤßt. Zu den Zeiten des K. Maymıd net fing man bie Hchb: Ewrikran/ Ddir bie zu Gaſtabrdes I. Zeiten fortzeſetzt wurde. Die Grdichte dieſce Zeiten waren Afäktg und ungthobelt, die Neimc waron nicht. genau, und

anf bie Anzahl der Silben Lam os ben Dichtern auch

nicht an. Ein aͤhnlicher Vuchſtabe mathte: dinen de⸗ mugſancn Reim. aus, der. Ton und Ne Silbenlange manche anth nicht wahrsennenmen. Endlich Reugen

Die Btider Qaus und Vaurontiußs Petri an Ber Dichte

Vunſt aufzuhrifen. "König Karl der IX. ſchrieb eine Erentt im Geſchenackoner Reunbronilen über ſeine eigenen Begeb euheiten. Meſſcnius tung: zur Aufnaͤhme der Moefte mit ſeinen Luft: und. Trauerſpielen: oleleð vey. Stiernhielm brachteiain erſten unter Chriſtinen die ſchwediſfrhe Dirh Turſt: auf· ine Aſehmiche Hoͤe/ ar ar der Artzeber ihrts aranlichen Altars, und fa ur metgen Zeur mit Deu Degtſchenn der Schweden DL

78 ee Zu ER En XX. lesen den meta en Nach Sartley. *). ee 27809. (8. PORN

Die. unfcht det Verfaſſers iſt auf eine mechanifiie Art zu erklaͤren, wie alle Bewegungen bed Leibes und ade Empfindungen und Wuͤrkungen der Seele gefches ben, faſt auf die Art, wie es vormald. Hose vers ſucht, ohwohl Hr.” H. in der Ausführang von Ihm weit abgeht. In dem erfien Buche iſt alſo in gtoffer Theil der Phyſiologie enthalten, und Intbefondre die mechaniſche Art, wie die Empfindungen der Sinue von den Dlernen angenommen, zum. Hien beſoͤrdert daſelbſt wiederum empfangen und aufbehalten, und aus denſelben die Bewegungen des Körpers verurſacht werden: Den Sig ber Seele, oder: das unmittilbare Werkzeug der Bewegung und. der Empſuͤdung; ſetyt Hr. H. in das Mark des Gehirns und bed RXuͤckgrades zugleich, welchen Satz er hernach ſorinſchraͤnkt, dag er das Ruͤckmark von den Einpßeudungen unsſchtirßk, und die Begriffe ſich blos iin Gehirner bay Seele von ſtellen. Die Eindruͤcke des auswaͤetigen Körste :c% wecken jn den Nerven, und nach dieſetmn im Sirne eine zitternde Bewegung ( Vibtation‘).: Dieſt zitteende Ber wegung/ glaubt He. H. ſey dadurch

: 4) Opbfervations on Mas, Eomion 174%

29 ve Eindruͤcke ſinnlicher Körper eine Zeitlang‘ ſich halten und nicht gleich verſchwinden, welches, wie Hr H. fich verſichert, bey Feiner andern als einer zit trenden Bewegung möglich if; Sie wird vermittelt einer dünnen bimmlifchen Luft Lecher) verrichtet, die zur Bewegung wegen ihrer groffen Schnellkraſt ſehr geſchickt iſt, obwohl Hr. H. nach feiner Aufrich⸗ tigkeit ſelbſt geſteht, daß er hier eine bloſſe Muth⸗ maſſung vortraͤgt. Diefe zitternde Bewegung des erregten Aethers geht laͤngſt den zuſammenhangenden dichten Faͤden der Nerve und des Hirnmarks fort; denn Hr. H. haͤlt die Nerve nicht fuͤr hohl. Sie Bringt die kleinen Theile der Nerve in eine gleichfoͤ⸗ mige und in den gleichen Kleinen’ Zeiträumen fortges bende Bewegungs faſt wie die mit dem Schalle ans gefüllte Luft bey harten Körpern thut. Die einmal entflandene Bewegung acht nach der Laͤnge der Nerve fort, ins Gehien und zwar blos ins Mark, weil die andern Theile beifelben einen andern Bau haben, und - Die Zitterungen.ber Nerve nicht annehmen. Ueber das Mark aber, das uͤberal mit den Nerven den gleichen Bau Hat, erſtrecken fie. ſich ganz frey, und nehmen nach und nach ab ‚nachdem fie mehr. Materie in: Br⸗ wegung gefeßt haben. Dieſe kleinen Zitterungen ſind von einander unterfchieden, nach dem Maße ihrer Kräfte, nach ben: Maße ihrer ‚Gefchwindigkeit , nach Der Stelle des Gehirns, die ſie in Bewegung bringen, - und nach der Linie, nach welcher ſie durch ‚Die ver⸗

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. . - g : B N 80 AXL

ſthiedenen Nerven ins Hirn ammen. Weil auch Wolluſt und: Seonen bie ſtaͤrkſten Empfindungen find, fo unterſucht Hr. H. deren inmendige Natur, und Budet, daß awar bende zu den zitternden Bewegungen,

bach mit Diefem Unterſchied gehoͤren, daß in behden

nvar bie Elinen Theilchen des Marks und der Nerve ia etwas aus ihren Verbindungen geruͤckt, aber in der

Wolluſt wieder iu: ihre vorige Verknuͤpfungen zuruͤck

sehen, binacgen im Schmerzen einen neuen Zuſam— menhang ausmachen. Hierauf erklärt er den Schlaf Seine. Mepnung geht dahin, daß er von der Anfuͤl⸗

Unng der Adern and zuruͤckbehalten des Blutes in bem

Gehirne entſtehe, dabey das Blut. zagleich erduͤnnert wird. Aus diefen Urſachen wird das Marl zuſammen sehrudt, und am Zittern verhindert. Die Erzeugung der Begeiffe beſchaͤftigen hiernaͤchſt ben sm. H. Dieſe End nichts anders als die Wuͤrkung verſchiedener Em⸗

pfindungen, die nach einander wiederholt worden, und

endlich einen. heſtaͤndigen Effelt hinterlaſſen haben; dieſer Effekt it sine Fähigkeit. zu einen zuternden Bes wegung,‘. die un Geſchwindigkeit, Art, Stelle und Richtungstinie. mit Der urſpruͤnglichen zitternden Bes wegung uͤbereinkoͤumt, aber ordentlicher Weiſe ſchwaͤ⸗ cher iſt. Dieſes xrklaͤrt Hr. H. weitlaͤuftig dadurch daß nach dem Eindrücke aͤuſſerlicher Empfinburgen dad. Mark im Gehirne anfaͤnglich wieder in feinen

vaturlichen Zuhand: zurädgent ‚mach und nach aber, wenn bie aͤuſſerlache Einpfiunbung ‚ofnigicheribglt. wich;

ſchwerer

ee 8: ſawerer und fhigerer wieder den angenommenen Zum Sand verliert, imd endlich gar darinn bleibt, folge lich wenn neue Empfnduigen von eben der Art ers zeugt werden, viel leichter-fich in bie erſt wiederholte und fehon gewoͤhnliche Zuterung ſetzt, als in alle am dere Arten von Beivegung. Diefen Zuſiand heißt Hr. H. Miniaturzitterungen / bie eine Aehnlichkeit init den urſpruͤnglichen haben, aber weit ſchwaͤcher ſind. Eine andere ſehr wichtige Betrachtung ift die über die verbundenen Begriffe, als worauf des Ver⸗ faſſers Lehrgebaͤude groͤſtentheils ſich gründet. Er er⸗ klaͤrt dieſen durch die Erfahrung dellaͤrkten Satz fol⸗ gender Geſtalt. Eine iede zitternde Bewegung aͤndert | diejenige , die ihe am nächften if, fo daf fie mit ihr: in- einige Achnlichkeit übergeht, indem fic nicht mehr allein von ihren. natürlichen Zuftand erweckt und vera . urfacht , fondern ‚durch die neue benachbarie Bitter tung in ‚einige Veränderung geſetzt iſt; es entſteht rin nen erweckt wird, gleichfalls in eine Bewegung ‚gefegt zu werden; und dieſe Fähigkeit iſt groͤſer als in andern Steilen des Gehirns, wo dergleichen wech⸗ ſelsweiſe Aehnlichkeit durch die Rachbarſchaft nicht ver⸗ urſacht worden iſt. Dieſe Kette verbundener Zitte⸗ rungen kann ſich weiter, und auf mehrere einzelne erſtrecken, und auf dieſe Art werden die zuſanimen⸗ ‚gelegten Begriffe erzeugt: . Sie koͤnnen auch durch wiederholte Erneuerung der. urſpruͤnglichen Bewegung

v hallers Tageb. u L ze

82 G——s fo lebhaft werden , daß fie denienigen nichts nachge⸗ ben, die durch die Sinne unmittelbar erregt werben: Hieraus faͤngt man an zu merken , wie durch bie Leber: fegung und durch die: Begriffe der Tugend finnliche Woltüfte überwunden werden-könmen, und wie bins gegen die Tollheit entſteht. Hr. H. zeigt auch, wie aus der mehrern Anzahl angenehmer "Enipfindungen., bie überhaupf“irh menfchlichen Leben die unangeneh⸗ men übertreffen, endlich der Menſch völlig gluͤckſelig werden könnte, welches, des Hrn. H. Muthmaſſung zufolge, nach dem Tode endlich geſchehen wird. Hier⸗ auf folgen die willkuͤhrlichen Bewegungen und die Sinne insbeſondere, und die Gemuͤthsbewegungen/ in welchen wir dem ſcharfdenkenden Verfaſſer in dieſer Wochenſchrift nachzufdigen gehindert find, und alſo blos einige Gedanken deffelben berühren wollen , die theils ungewöhnlich, theils unwahrſcheinlich ſind. Wir zaͤhlen dabin ſeine Meynung daß die Bewegung der Muskel auf eine nothwendige Art auf die ſinnlichen Empfindungen folge, und 3. E. wen man fich er⸗ Bist, das Athemholen geöffer werde, weil das Bruſt⸗ fell gefpannet wird, zittert, und das Zwerchfell in eben ein ſolches Zittern bringt. Hr. H. wiederfpricht ſich hierinn ſehr nierklich, denn bey dem Athemholen ſchreibt er, wie wir eben gelagt ı die Beivegung des Zwverchfells dem Spannen und Zittern de Bruſtfells (Pleura) zu. Und bald darauf erklaͤrt er das Wei⸗ nen des Kindes dadurch, dag alle Mugtein von einer

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wangenehmen Empfindimg in die Bewegung gebracht und deswegen ein Laut gezeugt werde, weil die Mus keln, die den Athem ausdruͤcken, ſtaͤrker find, als die ihn ſchoͤpfen. Wenn aber jene ſtaͤrker ſind, warum wird denn in dem vorigen Falle, in der Erhikung, eine flärkere Athemholung erregt, und follte nicht bieimehe die Eyrfpiration die Folge dieſer Empfindung; in diefem Falle wie in jener, feyn ? Eben ſo unwahr⸗ ſcheinlich if eb, daß in dem neugebohrnen Kinde das Hinunterſthlucken der Milch mechaniſch entſtehe, weil bie Luft oder die Mitch eine Bewegung in dem Munde erweckt, bie fich auf die Muskeln des Kinnbackent und des Schlundes ausdehnt, und Re in die Wuͤrk ſamkeit feßt. Denn warum werden eben die rechten Muskeln, die zum verſchlingen nöthig And, und nich} ihre Gegner in Bewegung gebracht ? Warum eilt def

Schlund bee Speife entgegen und geht, in die Böße,

ehe die Speife ihn beruͤhrt? Wie kann eine allgemeine zitternde Bewegung einige Musteln ausleſen und die allein in die Wuͤrkſamkeit nach einer gegebenen und noͤthigen Ordnung ſetzen, weil andet , Die eben fo habe mit dem empfindenden Theile verbunden find, ruhig bleiben? Iſt es wahrfeheinlich, dafi in der Tram tigfeit der Magen bauptfächlich leide, und geroiffe sit, teende Bewegungen durch bie tufariheinhängenden Haͤute hierauf zu den Augen, ber Naſenſpitze, dem Schlunde ſchicke, woraus dad Welnen entſteht? Hätte td (p. 408.) dem Hrn. H, wohl follen einfallen Können, 2

daß die Haare, dien vom n ih ſaber elektriſch And , eine zitternde Bewegung den Muskeln der Katze und des Pferdes mittheilen und ihre Stärke vergröffern ? und ſind nicht die. glatten Inſekten ihrem Verhaͤltniß nach weit ſtaͤrker als die vierfüßigen. Thiere? Iſt es wahre" fcheinlich , daß Die Lähmung entfiche, wenn die von Natur durchſichtigen Nervenfafern weis und undurchs ſichtig werden. ( p. 18.)? Kann man glauben, daß in den Hirnhoͤlen, die immer voll von einem feuchten Dunſte ſind, ein dickerer Aether wohne, der Die empfins

| denden Bewegungen aufbehalte? Die ſchnellere Zitte⸗ rung der rothen Strahlen und die laungſamere der Violbraunen nimmt Hr. H. auch an, ohne daß wir

merken, daß er des Hrn. Eulers Auffäge gelefen habe, und fein foftematifcher Kopf hat ihm die Achnlichkeit der 7 Hauptſtrahlen mit den 5 Tönen. und 2 halben Toͤnen (dem zienerlen blau und zweyerley gelb) auch wahrſcheinlich gemacht. Die Art wie Hr. H. glaubt,

daß. die Sprachen entftanden, feine Muthmaffungr daß dag Alphabet nicht eine Erfindung der Menfchen, ſondern eine Eingebung Gottes gewefen, und dem Mofes zuerſt mit den Tafeln verliehen worden, (p.3 10.)

feine Vorſchlaͤge zu einer allgemeinen Sprache, ſeine Erklärung, wie der Begriff von "Gott ı endlich alle andre verſchlingen und einzig uͤbrig bleiben, folglich eine allgemeine Seligfeit i in alfen denkenden Weſen ent⸗ ſtehen werde; feine Erklaͤrung von dem Unterfchieb der Thiere und Menſchen, und überhaupt. dad ganze-

v⸗

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Werk iſt ſonderbar, umd verdienet einen aufmerkſamen Leſer. Am Schluſſe dieſes erſten Theils giebt Hr. H. endlich deutlich zu verſtehen, daß er keine Freyheit, ſondern eine volllommene Folge nothwendiger Wuͤr⸗ Zungen glaube, daß alles von Gott herkomme, und am Ende durch eine allgemeine Verſoͤhnung mit ihm alles Uebel gut gemacht werde, und daß er ziemlich ungeneigt ſey, eine unkoͤrperliche Seele zu glauben, auch. derſelben Unſterblichkeit gar nicht an ein unkoͤr⸗ perliches Weſen gebunden zu fein glaube, und aus dem Beweiſe der perfönlichen Bewußtheit wenig mache, welches alle Hr. H. doch, wie es fcheint, mit ber Offenbakrung volkommen Öberehnfmunig zu ſeyn feſt glaubt.

Der zweyte Theil gehoͤrt blos allein zur Sutenlehre und Gottesgelahrtheit. Man muß ſich uͤberhaupt ver⸗ wundern, eine ſo ſtrenge Ehrerbietung für Gott und die Tugend bey einem Materialiſten anzutreffen, und man ficht daraud, daß bie fichtbaren Vorzüge der Tu⸗ gend manchmal (wie ehmals bey ben epikureiſchen - Römern) ſtaͤrker find, ald ein angenommenes Lehe gebäude: Hr. H. verdient in dieſem Theil, daß wir feinen Fußtapfen folgen. Er fängt an zu erweiſen, daß ein Gott von Ewigkeit her ſeye. Unter den Eigens ſchaften Gottes beweiſet ex zufoͤrderſt feine unermeſſene Guͤte, dieſe leitet ihn zu einer Unterſuchung, ob die erſchaffene Welt wuͤrklich mehr Boͤſes als Gutes in Rh habe. Hr. H. uͤberzeigt ſich daß ungeachtet des

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untermiſchien Schmerzens, des ‚Todes, und- de an ſcheinenden Unordnung dennoch Schoͤnheit, Ordnung, Gluͤckſeligkeit und Leben den Vorzug haben. Da diefe Materie mit Der Frage vom Urſprung des Uebels ver⸗ knuͤpfet iſt, fo. unterſacht Hr. H. fie aus dem Grumbe , und zeigt, daß. es vier Hauptgruntriffe von Welten babe geben können: Er lenkt fich zur. dritten Mev⸗ nung, in weichen, ein jedes denkendes Weſen Durch mähere oder buͤrzere Wege endlich zu einer unendlichen Glaͤckſeligleit gelangt, und alſo bie Bilanz (wie man Be nennet) uf der Seite der Gluͤckſeligkeit il. Er zeigt auch die Mittel, wedurch die unvolllommeng Gluͤckſeligkeit, mit welcher Schmerz und Ungemach verfnüpfet find, nach und nach zu einer reinen Selige keit wird, indem Die vergmigten, Begriffe nach und wach die unpenandgken übertreffen , verſchlingen, und aus ſchmerzbaften Empſindungen ſelbſt Heine, Vergnuͤ⸗ gen machen. Nach dieſer Erklaͤrung iſt die Welt, wie Hr, H. meynt, in den Augen Gottes ſchon wirklich gut und volllommen, indem der. Ewige auf einmal Bad Zukuͤnftige mit dem Gegenwaͤrtigen uberficht und Disks in jenem verſchwindet. Hr. H. bee ſonſt die menſchliche Seele materialisch gu machen ſehr gen "neigt iſt, erweiſet dennoch das geiftliche, und unkör« nerliche Weſen Gottes. Bey dem freven Willen bat er einen etwas harten Stand, indem er eigentlich Ktie wen aunimmt, und Die Welt bey ihm eine pure vom . Gott sin Bewegung gefegte Maſchine iſt, folglich alle

Belohnung und Strafe weggufallen fcheint. Er Hilft fich mit einen Unterſchiede, den er ziwifchen dem phis Isfophifchen freyen Willen und dem in gemeinem Ver⸗ Hande genommenen auf eine ziemlich fubtile Art macht, und bfeibt dabey, daß ein freyer Wille in dem erſtern Verſtande unmoͤglich iſt, daß nemlich ein denkendes Weſen bey den gleichen Umſtaͤnden ſich chen fo wohl zum nein als zum ja lenken könne, Das zweyte Ras pitel iſt dem Beweiſe vom der Wahrheit des chriftlichen Glaubens zugebacht, als welchen He. H. mit Eifer umd deutlichen Merkmalen feiner wahren Ueberzeu— gung vertheidigt. In der 29. Prop. widerlegt er feis nen Landsmann CErnig, und zeigt daß die Entfernung der Zeiten und Derter bie Gewißheit einer wahren Ge⸗ tchichte: im geringften nicht fchwächt. : Caͤſars Bege⸗⸗ benheiten werden in 1000 Jahren chen gewiß ſcyn als ist? Der Prophezeyungen Erfüllung wird fogar bey der Offenbahrung Die Ueberzeugung immer ve mehren: In der 36. Propoſ. zeigt Hr. H. wider viele Freygeiſter, daß die patriurchaliſche, judifche und cheift- tiche Offenbahrung wirklich groſſe Dienfte geleifiet, die natürliche Religion und Sittenlehre in din beſſeres Licht, felbft fire Die. Ungldubigen und Heiden gefett die Glaͤnbigen aber mit den ſtaͤrkſten Gründen zur Tin gend und Menſchenliebe erfället haben. Die beften heidniſchen Religionen haben ſelbſt, wie Gr. H. zeigt, ihr uͤbriges Licht aus der Offeubahrung. Bon ber Religien geht Hr. H. zar Sittenlehre uͤber. Der erh - | | F 4

Haupiſatz ik, daß der Menſch nicht Die Luͤſtte des‘Leh

| bes zu feinem Hauptzweck zu machen bat; der Beweis: iſt leicht, fie zerſtoͤren den Körper, den fie vergnügen:

ſollen. Bey dieſer Gelegenheit hat Hr. H. einen eig⸗

nen Gedanken. Er glaubt, die Suͤndfiuth habe die Natur der Nahrungsmittẽl veraͤndert, und eben dar⸗ aus ſey die Verkuͤrzung des Lebens entſtanden. Ge⸗ gen die Thiere zeigt er viele Liebe, und laͤßt faſt un⸗ gerne zu, daß man ſie zur Speiſe gebrauche. Ob

aber die Iſraeliten, wie ce meinet, 40 Jahre lang

kein Fleiſch gegeſſen, ſcheint ſehr zweifelhaft, wenn man zumal die vielen Opfer betrachtet, die zum Theil von den Prieſtern und zum Theil von den Opfern⸗ den verzehrt werden muͤſſen. er H. durchgeht hierauf alle Theile der Sittenlehre. Er zeigt: ganz leicht, daß eine unumfehränkte Freyheit in der Wolluſt tau⸗ fend Ungluͤcke auf die Länder in Afrika und Amerika bringt, wo fie herrſcht. Er hat einige Neigung zum einzelnen Leben, wenigſtens für fromme Leute. Ehen fo ernfihaft zeigt er fich bey dem Vergnügen des Vers ſtandes. Er erlaubt nicht, daß man fich bemfelben gar zu. fehe- ergebe, er ſchrenkt ſelbſt die Begierde zu lernen, und nuͤtzliche Künfte zu treiben ein, weil ſie Doch endlich ung mit einem allzugroſſen Gefühl unſerer Wuͤrdigkeit anfulen. Noch viel weniger erlaubt er die Ehrſucht, und er folgt hierinn dem beſten Fuͤhrer,

dem Heiland. Die wahre Ehre des Menſchen ſelbſt

in dieſer wel, und in den Augen verderben Mike

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geſchoͤyfe, iſt doch endlich die genaurſie Beſolgung der Lehren der Religion und Menſchenliebe. Die Vor⸗ zuͤge der Demuth fuͤhrt er gruͤndlich aus. Den Eigen⸗ nutz widerraͤth er als eine Quelle unendlicher Mißver⸗ gnuͤgen, und als den wahren md groͤſten Feind der. zum Gluͤcke der Menſehen unentbehrlichen Liebe Got⸗ ted. Ben diefer Liebe jeigt er derſelben nahe Verbin: Dung mit der Liebe des Nächften, umd mahnt die Chriſten an, zu .denen ſo ſehr verfäumten Befehlen Des Heilandes, fein Wort allen Menſchen gu predigen. Von der- Liebe Gottes redet er aus der Erfahrung, und zeigt als das wuͤrdigſte Muſter des Ausdruckes derſelben die Pſalmen an. Seine Betrachtung, daß man die Welt mehr liebe als fuͤrchte, Gott aber mehr fuͤrchte als liebe, iſt ſcharfſinnig, und er folgert dar⸗ aus ganz mathematiſch, daß die Liebe der Welt in dem gleichen Verhaͤltniß abnehmen muͤſſe, in welchem die Liebe Gottes zunehmen ſoll. Er ſchließt dieſen Abſchnitt mit einer Vergleichung der heidniſchen Tu⸗ genden und der chriſtlichen, aus welcher der letztern groſſer und unendlicher Vorzug erhellet. Hr. H. be⸗ trachtet hiernaͤchſt die Regeln des Glaubens; er wider⸗ ſpricht aufs aͤuſſerſte allen menſchlichen Formeln ımd unterſchriften, und ſchmeichelt ſich, man fange an alle dieſe Schutzwehren der Sekten nieder zu reiſſen. Endlich folgt im 4. Kap. feine Meynung von der Hof nung der Menfchen in diefem und im andern Leben. 6: glaubt ; ſchon in dieſem Ueberwege überhaupt bat

Gute; das Böfes aber nicht um viel, auch nicht ein⸗ mal bey den glücktirhfien Dienfchen, und fo, daß Die. Tugend am ficherfien zum Glüde, das Lafter aber. zu Gefahr ımd Verdruß führe. Er aͤuſſert feine Ges: danken über die zukuͤnftigen Veränderungen der Welt. Er glaubt feſtiglich, alle jetzige Regierungen werden: . aber den Haufen geworfen werden, welches er ins⸗

beſondre aus dam, allgemeinen Verderben, und dem Mangel der Religion schließt: . Den Juden wird das: gelobte Land noch einmat zu Theil, und die chriſt⸗ liche Religion allen. Voͤlkern geprediget werden, wo⸗ bey Hr. H. anſtatt der Gabe Wunder zu thun,

den neuen Mißionarien aus der Kenntniß der Arzney⸗ kunſt einen beſondern Eingang verſpricht. Er zeigt ferner, Daß auch die Vernunft ein ander Leben wahr⸗ feheinlich macht, und bey dieſer Gelegenheit. ſcheint er von feiner materialifchen Dreynung abzugeben (p. 383.) ımd eine unförperliche Seele anzunehmen. Eis: ner feiner Gründe ift diefer. Es fcheint nicht der Guͤte

Gottes angemeſſen, daß ein denkendes Weſen mit dem Tode, nemlich mit einer unangenehmen Empfindung. endigen werde. Doch geſteht er, daß die Offenbah⸗

rung Bauptfächlich die Unfterblichkeit der Seele lehre. Die künftige Seligkeit wird blos geiftlich , die Stres;

fen aber dabey auch wohl leiblich feyn, und in einem. wahren elementarifehen Feuer defichen. Gleich nach dem Tode werden die Seelen zwar nichhin einen uns emwpfindlichen, aber dech in’ einen unwuͤrkſamen Zus

f XX v5 ſtand gerathen; Die wenigſten Menſchen werden ges rade in die. Wohnung dee Seligen kommen, die mei⸗ fien aber durch allerley Grade von Reinigung gehen, Endlich aber. werben alle felig werden. Ein wichtigere Sat, den Hr. H. aud.der unparthegifchen Güte Got⸗ ted, aus feinem groſſen Einfuß in.alle unfere Thaten, aus dee. allzugroffen Aehnlichkeit Dev Gerechten mit Sundern , und endlich , wie er glaubt, auch aus der H. Schrift beweiſet, die entgegen fichenden Schrift fiellen aber fo gut ablehnet ald er Tann. Er geräth biernach noch einmal auf die zukünftigen Aenderun⸗ gen ber Welt, die Jerſtoͤrung Roms u. ſ. f. und dringt gar ſehr auf eine mehrere Ausübung der chrifklichen Liebe gegen Kranke. ,. Gefangene, gegen, Heiden. und unbekehrte Chriſten. Er giebt: hierinn die eiftigen Methodiſten feinen Landslenten zum Erempel, und fihließt mit einer eaßlihen, Ermahaung zur Beſſe⸗ rung.

ueber die aͤlteſte ſchwediſche Gefühle: *) . Bevichtigung einer Stelle oben S. 21. * ‚179. (8. 659.).

Hr Dalin hatte aus des Hrn. Celfius Erfahrungen

angenommen, daß bie Oſtſee jährlich um ein Gewiſ⸗ ſes abnimmt, und folglich um die Zeit, da Chriſtus

9 Milde Swenska flats &c. 1749.

* on - er au NE f j Ber

93 ebohien worden, nicht nur Daͤnnemark, Rufland und Pohlen, ſondern auch der groͤſte Theil von Schwe⸗ den noch unter-Waffer geſtanden, wobey denn Hr. D die uralte Gefchichte-ded Nordens verlohren giebt, . | und Die feine bey dem orientalifchen Odin ungefehr um Trajans Zeiten anfaͤngt. Sr. Wilde ift mit die, fer: Verkuͤrzung der Geſchichte nicht zufrieden, amd fieht es als eine Verminderung der Ehre ſeines Br terlanded an, wenn man deſſelben geprieſenes Alter⸗ thnm um einen fo beträchtlichen Theil verkürzt. Er iſt ſonſt auch mit dem Hm. D. nicht vergnügt , weil er hin und wieder in’den Sitten der alten nordifchen Voͤlker einige Fehler gefteht, die Hr. W. als verklei⸗ nerlich anfiebt. Endlich Hält er die alten Sagar' für zuverlaͤſſige Quellen der Geſchichte, und findet in den, felben eine groffe Uebereinſtimmung mit der Geſchichte der Offenbarung. Um mm dem Hrn. D. feinen von der Schtwindung der See hergenommenen Beweis zu benehmen, zeigt er, daß die Erfahrung ſelbſt noch nicht genugfam erwieſen ſey, umd zu. Folgen führe, die ge gen. die ganze Geſchichte laufen. Wenn die Se me Zeit von Chriſti Geburt 13. Klafter Höher geweſen wäre, fo müßte das Rache Aegypten unter Waller ges Randen ſeyn, ia das niedrig liegende Bethlehem feibfk

wäre noch .eine See gewefen, welches wieder die Of⸗ fenbarung lauft. Wir glauben diefer Beweis des Sen. W. Babe eine groffe Stärke, wenn man ihn zu⸗ al in feinem ganzen Umfang anfleht. Wir ſetzen

N) 93

Geſt ein Thal / dad über die See 100 Schub hoch liegt, ein Fluß laͤuft dadurch und ergießt ſich in die See. Solche Länder giebt es unſtreitig, und ganz England. kann faft dahin gerechnet werden. In die ſem Thale, wie 4. E. in Peloponnefus liegt eine alte Stadt , wie Pifa. Eine folhe Stadt erweifet ganz unfehlbar, daß die See nicht nach der Eelfianifchen Zeitrechnung dort geſchwunden iſt. Denn, wäre 3. €; zu den Zeiten des ‚peloponnefifchen Kriege die See 120 Schuh höher geweſen, ſo haͤtte der Fluß Peneus nicht in dieſelbe ſich ergieſſen koͤnnen, er haͤtte müffen dag CThal uͤberſchwemmen, und Piſa waͤre eine Seeſtadt geweſen oder wenigſtens an einer See und nicht an einem Fluſſe gelegen. Aber Hr. W. ſtreitet noch fer⸗ ner fuͤr das Alterthum der nordiſchen Monarchie. Er braucht wieder ſeinen Gegner die alten griechiſchen Schriftſteller, die Sagar, und den Neuton fehber, Ein Beweis ,.. bey weichem die Mäbeflinimiheit: der vom Herodotus und andern riechen behannten nor diſchen Voͤlker wenig Staͤrke übrig laͤßt. "Und waͤrr auch die See damals höher geivefen, ſagt Hr. W.,ſo wuͤrde ſie Doch gegen den Nordpol viel Land: haben muͤſſen trocken laſſen, da dom Nordpol her groſſe Fluͤſſe nach Suͤden laufen, die naͤher am Pol ein hoͤher Laub ‚um Grunde fetzen. Hier führe er den Wolga und Don zu Exempelnan, die aber nicht gar nahe am ‚Pol herkommen, und die groſſen Fluͤſſe Oby, Fenife, Doing. und Lena zeigen vielmehr/ daf uͤberhaupt die

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94 ne]

Erbe gegen Horben ſaͤcher wird, und gegen Suͤden höher ift, fa Schweden ferbft hat feinen einzigen bes trächtlichen Einf, der vom Norden gegen Süden laufe, amd kann auch Teinen haben, da es gegen Norden mit der See umfloffen, folglich das Land dort niedriger iſt. Hr. W. durchgeht noch weiter die ungewißheit der Celſtaniſchen Rechnung, zeigt daß die Abnahme des Waſſers noch nicht erwieſen iſt, und folglich ders ſelben Auſehen wieder die Sagar, als die aller vor⸗ nehmſten Quellen der Geſchichte nicht Fönne angeführt werben.

XXII.

Lguther gerettet gegen Voltaire. *) 1751. (8. 412.)

S% Hr. Arouet Batte verfchiebentlich, und noch neulich in feiner lettre au fake. & au peuple, den D. Luther und Ealvin.ald mnmwiffende: und elende Schrifte ſteller verfcheien, ‘die man nicht leſen Könnte. Der Vertheidiger der Glaubensverbeſſerung findet die Ur⸗ ſache dieſer Verachtung leicht , ſie iſt, wie in vielen andern Fällen auf die Unwiſſenheit gegründet. Vol⸗ daire bat vermuthlich niemals eine ‚Zeile von Luthers Hand geleſen, und ſchreibt auf gerathewohl hin, was er von Jugend auf gehört hat. Dee ſcherzhafte Uns |

9 Lettres à M. de Voltaire contenant un cſſai {ur le

Carractöre du D. M. Luther, & de fa 'reformation, Hamb. 17350.

+

end | Lo.) nannte rechnet ihm erfſtlich vor, daß Luther bias durch Die Abſchaffung von 4000 Klöftern Die Welt un . ı2 bid 15 Millionen Menſchen vermehrt habe, Die ver⸗ muthlicher Weife ihm ihr Weſen ſchuldig ſind, und wodurch Europa in Stand geſetzt worden it, Plan ſtaͤdte ohne feine eigene Entbloͤſſung zu errichten. Seine Bemuͤhungen ‚werden fehr unbillig , obwohl wigig mit riner Trage verglichen , bie Die Wahrſager aufgewot⸗ ‚fen hätten, ob die prophetifchen Huhner zugleich eſſen oder trinken, oder nur effen follten. Luther gietzg tief aufdie praftifche Veränderung ber Welt, Dieweill liche Hierarchie hat die Wirkung feiner Herzhaftigkeit ſelbſt in den Latholifchen Laͤndern empfunden, und die Könige, die fonft vor dem Bamı ersitterten, haben sven feit Luthern ihre Staͤrke gegen die Geiſtlichen recht zu brauchen gelernt; er hat schriftlich, muͤndiich und in der Uebung, die Vorrechte der Herrſcher uns terſtuͤtzt, und iſt der eiſte geweſen der ſich denſelben ehrerbietig unterworfen hat. Seine aufgeweckte und kernhafte Schreibart wuͤrde Boltaire vielleicht bewuns dern, wenn er fie leſen koͤnnte und er iſt ja noch ein klaſſiſcher Schriftſteller, und der beſte deutſche Dich⸗ ter feiner. Zeiten. Selbſt Erasmus, der Jeſuit Basniet, und Karl der V. haben feine Gaben exkannt. ' Und wie hätte ee fonft gegen die fürchterliche Macht unzaͤhl⸗ barer Mönche. und Geiftlichen durchdringen koͤnnen, denen er ihre Einkünfte theils befchnitten und theils entzogen bat? Sein Gemuͤthe war nicht nur. herzhaft,

96 ——

es war groß, und aller kleinen Abſichten unfaͤhig. Er ſelbſt hat den ſterbenden Tegel in feinen betruͤbten Um⸗ ſtaͤnden getroͤſtet und aufgerichtet. Er war freudig und muthig, und dee Verf. hätte noch viel weſentlich Gutes won feinem heidenmäßigen. Glauben und von ſeiner Zurüfrufung alles menfchlichen Thuns auf Die "wahre Unterwerfung unter Gott,;. und auf das Suchen,

des einzig noͤthigen fagen koͤnnen, wenn Voltaire dieſe

‚unfchägbare Gigenfchaften nach Würden zu verebren fahtg waͤre. u

>. RRUL ; 8 DI kt aire ER an (©. 371. ).

Da Sr. v Voltaire hat am Hofe umd inter dei ‚Groflen manche, Gelegenheit gehabt, weniger bekannte und genauere Nachrichten einzuholen, und da er die Geſchichte mehr auf der Seite wie ſie den Menſchen ‚mahlt, nutzt, fo hat er aus dieſem neuen Geſichts⸗ punkte auch auf eine neue Art die Zeiten geſchildert, ‚bie ſeit 100 Jahren verfloſſen find *). Dieſer neue Tacitus hat zwar nicht eben die gleiche Sittenlehre, die der alte durchaus fo kraͤftig darſtell. Die Tap⸗ ferkeit und die Kunſt, allenfalls noch das Wohlwol⸗ len, ſind ſeine Tugenden, und er erſtreckt ſeine Pflich⸗ ten nicht bis auf bie Gerechtigkeit. Die vorzuͤgliche Liebe

* 2 PEST EEE TE . . = *) Sieele de Louis XEV.

97 Riche zu feinem Vaterlande dringt auch überall hervor. Wenn er den Nacher » Frieden beſchreibt, fo ficht er auf Ludwig des XV. Seite lauter Siege, und vergißt, daß in Italien, Deutfebland md Schottland , die fran⸗ nͤſiſchen Waffen ungluͤcklich geweſen find, und daß zur Zeit des Friedens 24000. Mann franzoͤſiſchen Schiffs volks in England ald Gefangene sefeffen. sc. Bey den Religionsſtreitigkeiten entfchuldigt ber Hr. von Bob faire die Verfolgung der Prokeſtanten abermals mit dem wundeslichen Sfeichniffe : die Kinder im Hauſt hatten Die Fremden awögetrichen, mit denen fie nicht theilen wollten; gerade als wenn bie Proteſtanten Fremde geweſen waͤren.

Ein Engländer hat Ludwig den XIV. mit Erom well verglichen,. und dieſe Bergleichung feheint ums noch viel zu milde. Beyde ſchonten weder Treue noch Glauben , weder Blut noch Gelb zur Ausführeng ihrer Abfichten. Aber wo war beym Könige der Heldens muth des Cromwells, ımd feine mit der gröften Stand» haftigteit verbundene Geſchwindigkrit in allen Geſchaͤf⸗

ten? Auf dem Throm vom Frankreich würde Crom

well ein glorwürbiger Monarch geweſen feyu , und an Erommwelld Stelle wäre Ludwig vielleicht ein Kanoni⸗ kus in einem Stifte geworden. (G. 384)

In einer hiftoire des Croiſades erklaͤrt ſich der Herr

von Voltaire auch nicht deutlich genug uͤber die wahre

v. hallers Cageb. Th. J. &

98 ——

Abficht der Paͤbſte bey dieſen Kreuzzuͤgen; ob fie ihm wohl nicht unbekannt iſt. Sie wollten- die Kayſer ſchwaͤchen, den Layenftand arm machen, und in jener Abweſenheit nach Gefallen herrfchen, aus den Güs .. tern des Volks fich und die Kirche bereichern, und es iſt ihnen vorteefich gelungen. ”) | In einem Nouveau Plan de [hiftoire de Pesprit z homain ‚erhebt Voltaire befonders bie Chinefen. Ex nennt fie Daterialiften, fe glauben Keinen Gott und ſeyen doch tugendhaft. Arfon, Gentil, und andre haben aber gezeigt, wie wenig an dieſem Ruhme wahr . ift. China hat gute Geſetze, aher feige, laſterhafte und verkaͤufiche Unterthanen. Es if im Frieden und im Kriege ungluͤcklich, in jenem hat es ſelten Vrod⸗ und in dieſem iſt es ein Spott ſeiner Nachbarn. Die Jeſuiten haben auch in ihre Wiſſenſchaften nach —————— Masſtabe gekuͤnſtelt. *)

XXIV. | Enevelopedifen. Ä

Dan Nutzen einer nach dem Alphabete geordneten Encyclopedie, oder Unterrichts von allem mas in dem Amfange der Gelehrfamkeit und der Kunft vorkoͤmmt, kann niemand laͤugnen; nur iſt zu bes

H Goͤtting. gel. Zeitung. 1752. ©. 1256. ”) 8. 1256... ,

99.

dauren, daß die Echriften dieſer Art deßwegen bey vielen Artikeln ſehr mager find, weil ein einzelner Mensch das ganze Feld der Wiffenfchaften und Kün- fie nicht wohl überfehen kann ; und man auch gemeinigs lich die groͤſten Schler zu begehen pflegt, wenn man mit Hülfe der beſten Bücher fich unterfängt ,. von einer Sache zu fchreiben, die man nicht verfiehet: Die’ Franzoſen, welche biefe neue Encyclopedie herausgeben, bemühen fich wirklich diefem gewoͤhn⸗ lichen Mangel abzuhelfen: denn ed hat fich eine ges. Ichrte Gefelfchaft zu der Ausarbeitung vereiniget, und ein jeder arbeitet blos in dem Felde, wo er zu Haufe if. Dürften wir den Herausgebern empfehlen ,. daß fie Mich die Schriften und Erfindungen ihrer Nachbarn mit eben dev Begierde gu Nuke machen. die bisweilen ein Vorzug , bisweilen eine Schwachheit der-Deutfchen iſt, fo würde diefes geoffe Werk um. vergleichlich werben, (8.3.1751. S. 248.)

Der erſte Theil dieſer Encyclopedie ou diction- naire raifonnd des ſciences iſt zu Paris 1951 in folio erfchienen *), von welchem wichtigen Werke wir dem Lefer eine etwas umfländliche Nachricht zu geben. sum defto weniger Anſtand nehmen koͤnnen, da man. es zum voraus in Frankreich als eine der. Vollkom⸗ menheit ganz nahe Frucht der vereinigten Kräfte : vieler groffen und feinen. Geifler ausgegeben Hat, . und daher bey den Vorſtehern des geißtichen und -

*)-Bött; gel. I äei 1752. 6. —8 ..

100

des regierenden Standes ſo viele Aufmerkſamkeit dar’ uͤber entſtanden, der Druck gehemmt, und erſt, nachdem man die Cenſoren vermehrt, wieber erlaubt worden iſt. Man weiß, daß die Abſicht geweſen iſt / des Chambers unternehmung volllommner und zu⸗ verlaͤßiger auszufuͤhren, indem man die Auffaͤtze zu einer jeden Wiſſenſchaft einem im Derfelben geuͤbten Gelehrten übergeben hat. Zwey und zwanzig Min mer haben ſich zue Encyclopedie vereinigt, ohne der Verfaſſer einzelner Auffaͤtze zu gedencken. Die Naturgeſchichte iſt vom Hr. Daubenton, dem Arbeits gefaͤhrten des Hr. von Buffon, deffen Lehren und Meinungen auch überalt herrſchen. Die Theologie hat ber Hr. Mallet, ein forbonnifcher Doktor Äbernome‘ ıhen, der an Eifer wieder Die Ketzer cher einen Heben. Muß als einen Mangel bezeugt. Die Sprachlehre iſt vom Kr. Marſais, einem in feinem Theile ſehr geſchickten Mame. Die Metaphyſik hat der Abt Jvon

gefehrieben, der hin und wieder gegen den Glauben ſich vergangen, dem ganzen Werke eine Ahndung zuge⸗ zogen, und mit dem Abt de Prade fein Vaterland. bekanntlich verkaffen bat. "Die zur Wappenkunſt gehö⸗ eigen Artikel find vom Ingenieme Eidons, Die Rechen- kunſt und Geometrie vor Abt Chapelle, einem Urhe⸗ ber beſonderer Meinungen in einer Wiſſenſthaft, von weicher man nicht muthmaſſen ſollte, Daß beſon.

dere Meinungen in derfeiben Platz Anden koͤnnten.

Die Ingenieurkunſt iſt vom Hr. le Blond; die Stein.

Da 308

ſcheidelunſt vom Or. Goußier, der Gartenbau und die Hydraulik vom Hr. d'Argenwille, einem beruͤhm⸗ ‚tar Verfaſſer praͤchtiger Werke, bie Schiffartskunſt vom Indenieur Bellin, die Uhren und Wahrnehmungen der Sterne, von den verdienten zungern Hr. le Monnier, die Anatornie vom Hr. Tarin, deſſen wir auderſtwo gedacht Haben, Die Arzuey und die Kenntniß der ein⸗ fechen und der zuſammengeſetzen Artzneymittel vom „Hr. Vandeneſſe, die Wundarzuey vom Kr. Louis, die Scheibelunft vom berühmten Hr. Malouin, bie Madhlerey und Bildhauerkunſt vom Kr. Landois: die Baubunſt von dem ausnehmenden Meiſter dan Hr. Blondel, die Muſik vom Hr. Rouſſean, dem Feinde der Wiſſenſchaften. Von dee magnetiſchen und clets triſchen Kraft hat der Hr. le Monnier gehandelt, und ‚von der Mathematik dee Hr. dAlembert, von dem auch bie Vorrede if, in welcher die Gefchichte der guten und fchönen Fünfte vorgetragen wird. Die Handwerlke bat endlich der Hr. Diderot beſchrieben, der auch beym ganzen Werke Die Aufficht geführt, uud mit den Jeſuiten verfchiedene Streitfchriften dar⸗ über gewechfelt Hat. Der wilfährige und unermüdete Hr. 9. Formey Bat der encyclopediſchen Gefellfchaft feine zu rinem dbnlichen Werke ſchon fertig gehabten Handſchriften mitgetheilt. Zwey und zwanzig Buch⸗ Raben bezeichnen bey jedem Artikel dieſe Verfaſſer. Einen Auszug num wird niemand von uns erivarieng wir wollen alſo bloß einige wenige Urtheile über das &3

162 ⸗⸗ zgute und minder vollkommene dieſes Werkes einruͤcken. Der Hr. Diderot hat ſeine Handwerke vortrefflich und ohne einen Vorgaͤnger zu haben ansgefuͤhrt. Eben ſo vollkommen ift- die Arbeit des: Hr. Dalembert und des Hern Marſais. Der Hr. Mallet iſt eifrig und öfters unwiſſend. Der ungenannte Verfaſſer der polis tifchen Artikeln ift ein freyer Englifch gefinnter , def fen Begriffe von: dem wechſelsweiſen Bande des Herr⸗ ſchers und des Volks freylich kein Deſpote, und noch weniger ein deſpotiſcher Miniſter, hat vertragen koͤn⸗ ‚nen, wie denn eben der ganz nicht franzoͤſiſche Artikel Autorite! hauptfächlich dem- Werke gefchadet hat. Die Geographie ift fo kurz, daß fie faſt unbrauchbar if. Die Anatomie ift auch etwas zu kurz, ımd die Tas fen zwar bin und wieder zu ſammengeleſen, wozu die Göttingifche Zeichnungen faft das meifte geliefert haben, aber nicht zahlreich und nicht gewählt genug; und die Gefchichte der -Anatomie an fchlechten Schrifs ſtellern zu reich, und an guten zu arm. Gottlofe und dem Glauben entgegene Dinge haben wir eben nicht bemerkt, obwohl wir einzelne Ausdrüde firden, Die etwas zu muthwillig find, noch mehrere Stellen aber antreffen, die der Aberglaube nicht wohl vertragen Kann. Die Krduter find fehr fchlecht ausgeführt, und Die ganze Naturbiftorte ift nicht viel beſſer, wenn man. die einzelnen Ausführungen ausnimmt, die ziemlich fparfam aus guten Quellen hergenommen find. Moch fehlechter find die Auffätze, Die zu den Morgen

—— 103

laͤndiſchen Speachen gehören , und die Hifkorifchen find gleichfalls nicht ohne Tadel. Endlich haben Die Ber: faffer ; ohne die geringfte Anzeige der wahren Quellen! fehr Häufig aus andern Wörterbüchern gefehöpft, und alſo dem Leſer Dadienige wieder geliefert was er ſchon lange in Haͤnden gehabt hat. —— .. XXV. Meder den Geiſt der Geſetze

3 des Zr. v. Montes quieou. RE 1753. (&. 31.)

Es iſt hier der Ort nicht, unſer Urtheil uͤber die Gedanken des wohnneinenden Verfaſſers zu eroͤfnen. Es wuͤrde ſonſt leicht zu zeigen ſeyn, wie wenig die aͤuſſere Luft zu den Gemuͤthern und der Regierungss form beyträgt. Im äufferfien Norden herrſcht die volls fommenfle Friyheit, und die Völker haben nicht einmal eine Obrigkeit. Etwas näher nach Süden findet man Das defpotifche Rußland, dad gleichfalls‘ einem unum ſchraͤnkten Erblönige unterworfene Daͤnnemark, und das Ariſtokratiſche Schweden. Weiter gegen die Linie‘ folgt das Halb demokratiſche halb ariſtokrati⸗ ſche und halb monarchiſche Engelland, die groſſen theils unumſchraͤnkt. herſchenden deutſchen Herren, die deſpotiſchen Reiche Frankreich, Spanien und Savoyen, und hingegen die freyen Staaten in Ita⸗ lien, in den Niederlanden, und der Schweiz. Jen⸗ G4

4 j EEE

ſeits des 30 Grades folgt Die Defpokifche Türtep , und die chen’ fo graͤnzenloſe Macht der Maroklaner,

und hingegen die Demokratien Algir, Tunis und Te

poli. Noch naͤher nach ‘den Linten find Die meiſten Voͤller der Moren wirkliche Stepublilen , deren Könige nur ihre erfte Edelleute ſind. Und wer iſt freger als die Hottentotten? Was aber bie Willens fchaften angehet, fo fieht man in dem erſten Gricchen⸗ land ordentliche Barbaren, die die Seeraͤuberey für erlaubt anfehen, und nicht einmal die Buchflaben ken⸗ nen. Hierauf wird Griechenlund der Sit des Heldens - muthes und der Wiflenfchaften, und bald wieder die Wohnung niedertvaͤchtiger Stan. Aegypten zwingt unter Dem Seſoſtris Die bekanude Welt, und iſt bie Mutter aller Kuͤnſte und Wiſſenſchaſten, und bald verfällt es in eine ſolche allgemeine Herrſchaft Deu Laſter, daß fo wohl die Mammelucken, als die heu⸗ tigen Beherrſcher des Landes, einen gebohrnen Aeghp⸗ ter für unfaͤhig anſehen eine Ehrenſtelle zu bekleiden. Hingegen behält daB nahe Arabien feine Freyheit, feine ſtreifende Lebensart, und feine uralte Sitten. Kann man nach fo deutlichen Proben glauben, daß die himemliſche Graden Der Breite bey den Menſchen die Queile der Tugenden, der. Laſter, ber Gemüthägaben oder der Reaiszungäform kun? ?

.XXVL Vom Wachethum der Wiſenſchaften. VNach Maupeetuis. 1753. (8.51. 157.)

Hi wollen des Hen. Präfdenten Gedanken kuͤr⸗ dich belannt machen, Er ſchlaͤgt dem menſchlichen Geſchlechte allerley vor, das es wicht weiß, und bil lig wiſſen folte. Das erſte iſt dad unbekannte Suͤd⸗ Jan). Der Hr; Maupertuis dermuthet, es ſey cher Land als Meer in dieſen Gegenden zu hoffen, und Da dieſes Land von ber alten Welt rund herum ab» geſchnitten it, fo -werde man dort andere langen und Thiere antreffen, ja man babe da Mittelthiere zwifchen den Menſchen und Affen gefchen, Leute mit Schwängen , deren Umgang der Hr. v. M. ſehn⸗ licher, ald deu mit dem munterſten Kapfe in Baris wuͤnſchet. Iſt aber nicht Aſien eben fo wohl vom Amerika getvennet, umfoffen und ‚umfehifft, ald bie Molukkiſchen Zufela vom Südlande ? und ift es nicht viel gaviffer, dag zwiſchen dem Molukkiſchen Vor⸗ gebürge und dem Suͤdland, eine Reihe: von Inſeln iſt, als es gewiß iſt, daß die 70 Grade zwilchen Kalifornien und Kamtſchatka mit nahen Inſeln ange fuͤllt ind? Sind dieſe Halbmenſchen nicht bloſſe Ein, bildungen , die kein glaubwuͤrdiger Reiſender mit ſeiner Erfahrung befätigt hat? IA nicht bis zum. 60 Brad unter Amerila eine groffe und Offene Ste,

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Lo

die Anſon z zu Nuchen anraͤth, um die allemal ge.

faͤhrlichere und ſtuͤrmiſchere Naͤhe des Landes zu ver⸗ meiden? Die Patagons oder Rieſen wuͤnſchte der Hr. v. M. auch näher zu kennen, und iſt nicht abs geneigt, zu ‚glauben, daß wirkliche Rieſen da find. och haben die Gefaͤhrten des Anſons, die von der Chiliſchen Kuͤſte um die Spitze von Amerika herum bis nach rio della Plata gekommen ſind, gar nichts von Rieſen gefunden, und die erſten Patagons hat wohl die Furcht vergroͤſſert, da uͤberhaupt ſehr kalte Gegenden eher kleine Leute hervorbringen. Von der Durchfahrt durch den Pol wuͤnſchte ber Hr. v. M

auch dag man fie verſuchte, ob er wohl die Schwi- rigkeit wohl einſieht, die von der Fehlbarkeit Der Magnemadel entſtehen muß, Die unter dem Pole Billig vermuthet wird. Doch man wird ſo leicht nicht hinkommen, da ſchon unter dem 72. 73 "und 77 Gra⸗ de die Nordkuͤſte von Aſia ein faſt beſtaͤndig beeiſetes Meer zur Graͤnze bat. Das innte von Afrika iſt auch und zwar ein gegruͤndeter Vorwurf feiner Neu⸗ gierde; in den Pyramiden hoft er ſelbſt mehr al8 Saͤrge zu finden, und er hat auch den grauſamen Einfall, eine Pyramide mir Pulver "übern Haufen zu ſchmeiſſen, um fich vom Inhalt diefer ehrwuͤrdi⸗ gen Alterthümer gu überzeugen. Er wünfcht auch in ein Kollegium Japaner, Sinefer ımd andre frems de Voͤlker sufammen zu bringen, und "auch wohl die wiideſten Voͤlker dazu einzuladen, um von idren

FE | 107

befondern Gedanken und Erfindimgen einen Nutzen zu fchöpfen. Eine Iateinifche Stadt, als eine beque⸗ me Schule zur leichtern Erlernung der Sprache, iſt ein Vorſchlag der ihm gefaͤllt. Der Sternkunde Vollkommenheit zu befördern , iwollte er einzelnen Männern gewiffe Keine Stellen am Himmel cinräus men , mit deren genauen Wahrnehmung fie fich eins ‘zig beſchaͤftigen follten. Auf diefe Weife würde man vieleicht viel guted und Die noch mangelnden Trabanten des Mars und der Venus fich bekannt machen. Die Ausmeffung der Grade unter der Mittagslinie und näher am Role ift dem Hrn, v. M. noch nicht genau genug. Es kam ſeyn, daß’ die andern nicht abgemeſ⸗ fenen Theile der Erde doch andre Kruͤmmungen haben, es kann auch fen, und Date hat- ed ſehr ernſtlich vorgetragen, daß die Suͤdhaͤlfte der Erde eine ans dre Geftalt als die Nördhälfte hat. - Zur Beobach⸗ tung ber parallare ded Mondes müßte ein Sternküns diger am Capo, einer in Candien und einer in Bello zugleich Wahrnehmungen anftelen. An der Arzney⸗ wiffenfchaft wünfeht der Hr. Prafident noch vieles zu verbeffern. Er väth an, den Tod der Miffe thätee dadurch gemeinnüziger zu machen, dag man allerley Verſuche fchwerer und mißlicher Handgriffe an ihnen vornehme, wodurch man den Stein, den Krebs oder andre graufame Hebel zu fheben ein Licht erlangen könnte, oder wodurch man die Verbindung der Serle mit dem Leibe näher einfchen würde, Wan

weiß auch, meint dee Hr. v. M. nicht, ob eine groſſe Menze Mohnſaft toͤdtet (hieruͤber find in Göttingen Verſuche ſchon angeſtellt worden); od man den rechten Schirling befigt, der bey den Athenienſern einen ſo angenehmen Tod verurſacht hat, (da der unſere wenigſtens Thiere zu toͤdten viel zu ſchwach iſt), und ‚ob endlich der Biß des tollen Hundes nicht bloß. von Der Einbildung die ſchrecklichſten Wirkungen erhält, wovon man aber um fo gewiſſer das Wiederſpiel weiß, da die gebiffenen Thiere, ohne einige Einbilding, eben dasjenige leiden, und eben fo ſterben wie ber Menſch. Der Hr. v. M. meint, man müfle allerley Auch unmahrfcheinliche Mittel verſuchen, da fie dennoch muͤtzlich ſeyn können. Das Blut. von der. Stelle, wo es uͤberfluͤßig iſt, an eine andee au bringen, foll ‚man dag Herumdreifen in einem Kreiſe verſuchen, amd eigene Aerzte für einzelne Krankheiten verordnen. An den Thieren Lönnte man die Früchte in gleicher Vermiſchung in ganz entfernten. Gefchlechtern prüfen , and neue Arten hervorzubringen trachten (wobey wir und erinnern, Daß cine gewiſſe Selte ſehr den Unter gang alter Arten, und die Entiichung von neuen zu be⸗ weiſen wünfdset). Man müßte mit Breunſpiegeln amd auf andere Weiſe das Feuer zu verſtaͤrken ſuchen, auf Die Vergeöfferungdgläfer Breife ſetzen, mit Mohn⸗ {af ſuchen gewiſſe Traͤume hervorzubringen, durch Wunden am Gehirne den Sit der verſchiedenen Seelen» kroͤſte und der Thorheit erforſchen, wobey der Hr;

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v. R. wieder Haft , bey den Suͤdlaͤndeen und geſchwaͤntz⸗ ten Menſchen einen andern Bau im Gehirn zu ſin⸗ den. Man müßte endlich eine neue Sprache durch eine Kleine Geſellſchaft einfamer Kinder entfichen laſſen. Hingegen follte man bie Bemühungen zur Entdeckung des Steins der Weifen ordentlich verbie⸗ ten se die doch wie alle andere Verfische ihren groſſen Nutzen haben körmen, und wirklich gehabt haben.) Das Leben zu verlängern hat der Hr. P. eben den Gedanken , den Balo, Man muß Dasienige tun, was der Sr. v. Reaumur bey den Inſckten gethan Hat, nemlich die innere Bewegung hemmen, Oder gar fir eine zeitlang aufheben. Die beſtaͤndige Bewegung hält der Hr. P. für unmöglich. Wir glauben es auch, fd lang man bloſſe mechaniſche Kräfte braucht. , Sollte es aber ein Wider ſpruch ſeyn, daß eine Uhr nach einer gewiſſen Zeit eine Ent⸗ zuͤndung oder ein chymiſches Brauſen erwecke, deſſen Gewalt einen Hebel, und. burch dieſen bie Uhr wieder in Gang braͤchte. Denn auf dieſe Weiſe wird wieder die gewoͤhnlichen Geſetze der Mechaniker durch eine kleine Gewalt, und durch den Fall weniger Tropfen, eine unendlich groͤſſere Bewegung erweckt, als die iſt, die die Tropfen fallen läßt, Der Arzneywiſſen⸗ ſchaft iſt der Hr. V. aͤuſſerſt ungewogen, weil wir weder den innern Bau der Menſchen, noch der Dinge kennen, womit wir den Menfchen heilen wollen. Sollte dieſes nöthig feun? Kennen denn die Mechaniker den

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innern Sau des Holzes und der. Gewichte? Iſt es nicht genug, daß wir wiffen, im Blute herrſche ein fäulichter Zuftand , alſo müffe man ihn mit fauren Dingen hemmen? Kennt man die Wirkung der Pur⸗ giermittel, des Salmiaks, des Limonenfaftd, der meiften Arzneyen micht eben ſowohl ald die vom Mohn⸗ foft, vom Queckſilber und von der Fieberrinde? Ueber die Vorberfehung bat der Hr. DB. den gang ausnchmenden Gedanken, Die Empfindung vom vergangenen unterfcheide. ſich bloß von der Empfins dung des Begenwärtigen durch ihre Schwäche, cd ſey alfo gar wohl möglich , Daß die auf einen höhern Grad erhabene Seele das Zukünftige entdecken koͤnne. "Wir finden gar leicht die Verbindung des Auftandes der. Seele. mit dem gegenwärtigen oder dem vers sangenen, in welchem er gegründet iſt; aber wie fol in der Seele eine Veränderung von einer duffern Beichaffenheit der Welt entfiehn, die nech nicht wirklich iſt, und von derienigen weit abgeht, bie eben Damals da iſt, und ich der Seele vorfielt ? '_.

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3 zız XXVII. Vom Einfluſſe der Wiſſenſchaften auf die Sitten. Don J. I. Rouſſeau.) 1753. (S. 235.)

E⸗ herrſcht viel Feuer und Wit in der Satyre dieſes

Schriftſtellers gegen die Wiſſenſchaften, aber auch viel Unbeſtaͤndigkeit und Widerſpruch. Gleich an⸗ fangs klagt Rouſſeau die Verſtellung und ſogenannte falſche Politeſſe an, die allen Menſchen die gleiche änfferliche Geftalt , und allen das Anſehen der Tugend ohne das Weſen giebt. Aber dieſes ſind Fehler des Hoflebens, wovon die Gelehrten nur allzuſehr befreyt, und mehrentheils gar nicht unter der Anklage ſind ihre Leidenſchaften gar ſehr verbergen zu koͤnnen. Hier⸗ auf koͤmmt die gewoͤhnliche Anmerkung, daß Griechen⸗ land, Rom und Conſtantinopel zu gleicher Zeit laſterhaft und gelehrt geweſen ſey; daß Sparta die Tugend ohne die Wiſſenſchaften, und Athen dieſe ohne jene beſeſſen habe, und daß uͤberhaupt die un⸗ gelehrten Voͤlker, wie die Barbaren den Chineſen, den gelehrten uͤberlegen geweſen find, Dieſe Anmer⸗ kung iſt erſtlich hiſtoriſch unwahr. Die gelehrten Griechen haben die ungelehrten Perſer, die böfichen:

) Dilcours qui a remporte le prix à l’acad, de Dijon en Y'annde 1750. fur cette queſtion propof£e par la m&me - Aead. file.retabliflement des feiences & des arts a con-

‚tribue a é purer les moeurs,

rız En . Roͤmer unter dem Cäfar alle andern Voͤlker uͤberwun— ben; find denn bie Afaten, Afrikaner, die Wilden folche Kriegsleute, davor fh. uufere Europäer zu fürchten haben, ob wohl unter diefen ein Kleiſt Dichtet, und ein Buffon die Thiere beſchreibt? Es if aber auch nicht einmal wahr, daß die Bluͤhte der Wien, fihaften mit dem Berfall der Sitten übsreinfonaue, Rom war unterm Nero vick lafterhafter ala unterm Gäfar, aber wie viel fchlechten waren. feine Dichter, nnd feine Redner? War Perſien nicht wolluͤſtiger als Griechenland, und bewegen doch. ungelehrt? Iſt Frankreich: unter Karl des IX. und Heinrich dem III. nicht eben fo verborben geweſen, ungeachtet Das mals Ronfard der beſte Dichter war ? Und iſt denn endlich wirklich etwas wahres in der gewoͤhnlichen Llage über die Verdorbenheit dev jetzigen Zeiten? “Sind diefe Klagen nicht allemahl gefühet worden? Waren Die Italiener in den mittleen Zeiten bey ihrer Unwiſſenheit nainder verbuglt, minder ungerecht und grauſam, oder waren fie diefed alles wicht noch mehr ald jest? Das einzige, was ber. Hr. R. gegruͤndet Engt, if wohl der überhand netzmende Unglaube, daran viele Gelehrte groffen. Muheit Haben. Uber eben dieſem Uebel kann niemand als bie Gelehribeit wiederſtehn, ımd die Entdeckung der Weisheit Gottes muß ja cher zw feiner Verebrung führen, ala Die dumme Blindheit über die Werke der Natur, die dem Hr. R. fo wohlgefaͤllt. Daß der Ackerbau über

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te den Wiſſenſchaften verſaͤumt werde , iſt eine un⸗ gerechte Klage. Wie viel haben die nuͤtzlichen Kuͤnſte dee Chimie, der Sternkunde, der Geometrie nicht zu verdanken, und eben der Ackerbau, wie ſehr wird | „ee durch bie Krauterkenntnig aufgeheitert. Kine neue Anusſchweifung führt unfern Rebner auf den verdorbe⸗ nen und geſchwaͤchten Geſchmack der Franzoſen, die ſich von ihrem Frauenzimmer den Geſchmack vorſchrei⸗ ben laſſen. Iſt dieſes Uebel aber einer allzuſtarken Macht der Wiſſenſchaften zuzuſchreiben, oder vielmehr einer allzuſchwachen? Wenn er ferner unſre heutigen Kriegesleute beſchuldiget, fie ſeyen zwar tapfer, aber ‚Kein Ungemach auszuſtehen faͤhig, ſo iſts uns unmoͤg⸗ lich abzuſehen, wie dieſe Weichlichkeit den Wiſſen⸗ ſchaften koͤnne zugeſchrieben werden. Endlich wider⸗ ſyricht ſich der H. R. aufs deutlichſte, und nachdem er dang genug die Gelehrtheit als die Urſache des allges Beinen Verderbens verdammt hat, fo räth er den Königen. an; Die Gelehrten an ihre Höfe und in ihre Kabinette zu ziehen, auf daß nicht immer, wie er ſagt, die Macht auf der einen Seite, und die Einſicht

V. Zallers Cageb. ic. © 5

.. XXVIII... Jonathan Swift *) 173% (&. (6 29.)

Diefe beruͤhmte Satyrenſchretder war eines 3 Konten Sohn. Er wınde in Irrland 1667. ben 13 Mont gebohren. Seine Anfänge in den Wiſſenſchaflen waren ſchlecht, und er blieb das erſtemal zuruͤck, da er Baccalaureus werden ſollte. Der Ritter Temple nahm ſich eine Zeitlang ſeiner an, er wurde aber nach deſſen Tod zurůckgefetzt, und ward daruͤber aus einem Whig ein ſcharfer Tory. Er diente den Mini⸗ ſtern von dieſer Faktion mit ſeiner Feder, die man für die reinſte imd flaͤrkſte zu feiner Zeit hielt, und er half das Volk wieder den Herzog v. Malborugh und die hohen Verbundenen einnehmen. Aber Harleh ſein Patron vertraute ihm nur, was kein Vertrauen erforderte, und 1713 verwies man im gar nach Düblin als Dechant, faſt in ein geehrtes Sibirien, womit er alle Hoffnung verlohr, Biſchof zu werben. Dieſe neue Zuruͤckſetzung machte ihn noch bitterer, und er ward ein Feind. des Hofes und der Engellaͤn— der, und ein Patron der Irren, deren Gunſt er fih auf eine auönehmende Weite U. 1727. erwarb, da er die Drapiers letters wieder den Wood führieb ,

*) Remarks on the life and writings 0 of, D. * Swift by br - C. Orery. 8 London 1752, -

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116 cher kupferne Münzen in Irrland in prägen ein Satent erhalten hatte. Er war auf eine fo ausneb⸗ mende Art der Liebling ſeines Volks, daß wenig in Dublin geſchah, woruͤber man ihn nicht ſollte gefragt haben. Aber nach und nach nahm ſein Schwin⸗ del zu, und er verſiel 1739. in eine Raſerey, und 1742. in einen Gedankenloſen Zuſtand, in welchem er faſt keine Wörter finden konnte. Er warb zum voll⸗ kommenen Struldrugg und haͤtte einen wuͤrdigen Buͤrger des Tollhauſes abgeben koͤnnen, welchem er 12000 Pf. als das vornehmſte feiner erworbenen Mittel vermacht Hatte, In dieſem Zuſtande farber ı 745. Er waren wunderliches Gemifche von Tugend und Laſter, ſo ſtolz, daß er eben deßwegen nicht eitel war, aber doch mit ſeiner Schweſter unverfößnlich brach, weil fie einen Kaufmann heurathete, und feine dgne Frau, die er unter dem Namen Stella doch oft befang , niemals erkennen, noch mit ihr wohnen wollte, bis dieſe Verſchmaͤhung ihe das Herz brach, bios weil ihr Vater anfänglich ein Bedienter geweſen war. Sein Haß war bifter und ohne Schonen, auch gegen einen tugendhaften Boyle, und gegen einen ohnedem une glücklichen Dryden. Er liebte die gemeinſten Geſell⸗ ſchaften, und nahm im denſelben die niedrigen Aus⸗ druͤcke und ſchmutzigen Bilder an, womit er feine Schriften nur zu Häufig befledte. ‚Seine Religion bat er eben nicht verläugnet, aber in der Hebung berfelben ai die gehörige Ehrerbitung gebraucht.

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16.

Sein Hauptwerk war die Politik und feine Leiden haft die Ehrſucht. Er nahm deßwegen alle Schmeis cheleyen an, wenn fie auch noch fo grob waren. Es ift und unmöglich die Schriften des Dechants durchs zugeben, Gegen. Calvin zeigt er einen eingewurzelten Haß, blog weil er die Auffere Zirathen und Würde der Kieche abgefchaft hatte. Denn auffer dem tadelt Swift felber nichts an diefer fonft gegen alle andere fo liebreiche Kirche. Auch gegen die Mathematiker, die erfahrenden Naturkuͤndiger und die Verbeſſerer Dee Künfte, ift feine Satyre zu bitter und unbillig, und fein Urteil gewiß fehr fchlecht,, wenn er den fogenans ten Morus, den Altern Brutus und den Eato Can for unter die ſehr groffen Männer zahlt, die jemals gelebt haben. Eben fo unbillig ift feine Talte und ſchmutzige Satyre von den Houynhanns, in welcher man nicht im geringften abfiehet, womit Die vernünfs, tigen Pferde ihren Verſtand beichäftigen.

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XXIX. Voltaire.

1754. (S. 101.)

Abrege de Phift. univ.. depuis, Charlemagnes juf- qu’a Charles V. par M. de Voltaire, iſt nicht ſowobl eine Hiftorie ald eine Sammlung von Gemählden, auf welchen. der Verf. bald diefe bald jene Umſtaͤnde der Zeiten vorgeſtellt Hat. Er fängt mit China an /

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wovon er verſichert, daß feine Einwohner eine zuver⸗ Jaͤßige Zeitrechnung haben, die 2155 Jahr Alter ſeye, als EHrifti Geburt, und daß die Mondrchie felber nothwendig noch viel Alter ſeyn müfe Er nimmt alſo des Se, ma scien fabelhafte Mythologie und die von den Jeſuiten herausgegebene Sonnen und Monds⸗ finfterniffe für richtig an; aber dieſe leztern find au— genfcheinlich falfch ausgerechnet, und Ges mascien wird von allen Kunftrichtern in China für einen fabels Haften Skribenten angefehen. Die wahre chineffche Gefchichte faͤngt, nach alten ernfihaften Verfaſſern derſelben, und insbeſondre nach der Chronologie des Unterkoͤnigs Rien⸗Hy⸗ Fao, nicht cher an, ald mit . dem Kayſer Gueis Lies Wang Ver ungefehr 424 Jahr vor Chrifti Geburt geherefchet hat, Man weiß uͤbri⸗ gens Die Gründe wohl, warum der Hr. Verf. ſowohl der Chinefer , als im folgenden Kapitel, der India ner Alterthum, Wiffenfchaft und Tugend fo hoch ers hebet. Vom Mahomed fpricht er ungefehr wie Gag⸗ nier. Im dritten Abfchnitt Handelt. Voltaire von der Kirche und der Urfache dee Gröffe dev Paͤpſte; er ſindet fie in der Beduͤrfniß, darinn eine unrechtmaͤſ⸗ ſige Herrſchaft die Pipiniſche Familie geſetzt hat; in der Entfernung der griechiſchen Kayſer, und in der tlugen und ſich nach allen Umſtaͤnden ſchmiegenden Behutſambkeit der Biſchoͤffe zu Rom. Karl der Groſſe wird wegen feiner Laſter nicht geſchont, und feine Axt die Sachfen zu bekehren im geringſtent nicht gebilligt. a H3

s18 FR u mensnann..g

Hiernaͤchſt betrachtet der Verfaſſer bie damaligen Seiten; er geräth auf den Einfall, die vielen Auſſaͤtzi gen ſeyen daher entſtanden, weil man keine Hemder getragen babe; er wirft dem Hrn. Rollin vor, er habe die Talente und Miümen der Alten durch den Preiß des Silbers in den Eolbertifchen Zeiten ausgedruͤckt, amd alfo um die Kälfte gu gering augeſetzt. Wenn er aber ſagt, es fene gu Karl des Groffen Zeiten der Preiß der Dinge ungefehr eben derfelbe geweſen, wie heut zu Tage, fo berechnet er den ſilbernen Pfennig « Denier). zu 30 Sols, welches ungefehr der Doppelte Merth des römifehen denerii if. Won dem Bilden dienſte, ımd dem andern damals eingeriffenen Aber glauben, foricht er ſehr umartheyiſch; wenn er aber. P. 112, fagt: Die Emgkinder Hätten Damald angefans . gen. die chriftliche Religion anzunehmen, fo wider⸗ foricht er offenbar der Geſchichte; denn die beittifchen Könige waren ja fchon vor der Ankunft der Sachfen Chriſten geweſen. Bon den Gefeken handelt er weite Yanftig, und mahlt die. Auffuͤhrung der Geiftlichen deg den vielen Staatsveraͤnderungen unter Ludwig dem Guͤtigen, und den andern Carolingern fehr nach heilig ab, Den partfifchen Bifchof-Goßlin , der. mit Den Waffen in der Hand auf den Waͤllen vor Paris zeſtorben ift , ſieht er ald einen würdigen Heiligen an, Alfrid iſt in feinen Augen riner der gröflen Monar⸗ schen, doch beweiſet der einzige Alkuin, daß England damoals nicht. ohne Seine geweſoꝛ m Rn de

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Unterwerfung won Spanien, verwirft er fo wohl bie Geſchichte der Cava als die erſten navarriſchen und aſturiſchen Könige. Die konſtantinopolitaniſche Ges ſchichte erzehlt er mit Eckel, und die Pape des neun⸗ zen uud zehnten Jahrhunderts beſchreibt ex ohne Scho⸗ mn. Heinrich den Vogler ruͤhmt er als einen ver⸗ sheungswirdigen Regenten, und erkennt die Ober⸗ macht der fächfifchen Kayſer über Rom, Er wendet Ach von Da wieder zur franzöfifchen Geſchichte, und aur Erhöhung der. Capetingiſchen Familie, und ges ſeeht mit Verdruß die Wirkung ded Banned auf des König Robert. Bon Wilhelm dem Eroberer ſpricht er beſſer, als die engliſchen Geſchichtſchreiber, und Jeugnet die Verwuͤſtung, bie er aus Liebe zur Jagh ſoll angerichtet Haben. Wenn er Schweden im gten ↄten zoten and a iten Jahrhundert als cin Land ohne Amgang mit feinen Nachbarn und ohne Kriege ao ficht, fo hätte ihn Dalin beichren koͤnnen, daß die fo berühmten Rordimänner mehrentheils Durch ſchwedi⸗ ſche Fürften angeführet worden find. Die venetianiſche Republik macht er zwar nicht Alter ald 709. doch erkennt er den venetianifchen Adel für den alteften in Europa... Bey den Kirchenſtreitigkeiten beweiſet er ausfuͤhrlich, daß Johannes Scotus, Ratram von Corvey, und andre / noch nor dem Berengar, die Ge⸗ nieſſung des Leibes Chriſti als etwas blos Beikticgeh angaben beber |

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iae | Der zweyte Theil biefer Voltairiſchen Hiſtorie faͤngt bey den Streitigkeiten an, die zwiſchen den Paͤbſten und Kayſern von Heinrich dem vierten bis auf Friedrich den zweyten gewaͤhret haben. Er ſpricht hier, ohne Rebenabſichten wie die Geſchichte, und erklaͤrt ganz wohl, warum die Paͤbſte immer auf Frankreichs Seite geweſen ſind. Seine Koͤnige hat⸗ ten feinen Anſpruch auf Rom, und waren der Vers gröfferung des Pabſtes nicht im Wege. Der zweyte Abſchnitt begreift die Kriege zwifchen Frankreich und England. Unter Ludwig dem jungen haben die Frey⸗ heiten der Städte ihren Anfang genommen. Bey . ber Schlacht bey Bovines bemerkt der Hr. v. B. daß die gehaunifehten Ritter mit keiner fonderlichen Lebende gefahr geftritten Haben, und in den gröften Schlachten überaus wenige umgebracht worden find. Philipp Auguſt war reich, ex theilte in feinem Teftamente, bey s Millionen jetigen Geldes aus. Man fieht uͤbrigens mit Erflaunen , daß der Hr. v. V. das Salifche Gef für unrechtmaͤßig, und folghich den Anfpruch Eduarde . des zien für rechtmäßig erkennt. Der ſchwarze Prinz iſt fo wohl fein Held , als der Engländer ihrer, umd er vertheydiget, wie dieſer Prinz, Peter den Gratis ſamen. Dis ſogenannte Pucelle iſt bey ihm nicht® anders als eine ſtarke handveſte Magd in einem Wirthshauſe geweſen. Den dritten Theil macht die Geſchichte der Krası zuͤge aus. Gleich Anfangs fpricht cr vom gelohten

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Sande uͤberaus veraͤchtlich, und ob er es wohl mit der Schweiz vergleicht, ſo giebt er doch der Schweiz den Vorzug. Er ſcheint die Vortheile warmer Laͤnder nicht zu kennen, in welchen ˖die Natur mit weniger Mühe den Menſchen zwey Embdten verleihet, und die Wüfteneyen ſelber eine Menge eßbarer Früchte hervorbringen. Man weis fonft fchon, daß der Hr. . 9.8. alles Unrecht und alle Laſter der cheiftlichen Bars they zuſchreibt, und ein beſtaͤndiger Bewunderer der Saracenen iſt. Fa der Geſchichte von Sicilien er⸗ kennt er billig den Conradin fuͤr den rechtmaͤßigen Koͤ⸗ nig, glaubt aber nicht, daß die ſicilianiſche Veſper eine genommene Abrede geweſen ſey, und haͤlt die⸗ ſes allgemeine Blutbad fuͤr die ploͤtzliche Folge einer Lukreziſchen Geſchichte. Die Kreuzzuͤge wider die Albi⸗ genſer mahlt er mit ihren wahren Farben ab. Philipp der Lange ſchloß die Geiſtlichen von dem Vorſitz bey dem Parlament aus, und Philipp der Schoͤne berufte zuerſt Die. Buͤrgerſchaft (tiers etat) zu der allgemei⸗ nen Verſammlung der. Stände; ce war auch Der wahre Urheber des Yarlaments. Non dem Urfprung ber fihweizerifchen Republik ſchreibt der Hr. v. 2. ganz richtig , denn einige kleine Fehler in den Namen muß man einem Franzofen verzeihen. Von der groß fen 40 jährigen Kirchenfpaltung , der Berfammlung zu Konſtanz, und der vinrichtune beſſus banden er gang freymuͤthig.

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223 | XXX. Gründe. für die Moralität von Sin. Beaumont. ‚1794 (©. 8971.)

Die: Prindper de la philof, morale dieſeß Verfaſſers End kurz, griendlich, vud von ber beſten Abſicht. Bey den Kräften des Menſchen faͤngt der Verfaſſer an, amter Denen Die Freyheit eine der vornehmſten iſt. Er erklaͤrt ſie durch ein Vermögen Das und eigen iſt, md durch keinen aͤuſſern Zwang gebogen wird + scanittelft beffen wir unſere Gluͤckſeligkeit ſuchen. Eine. ſolche Froyheit, ſagt er, iſt ed chen fo wider⸗ fang zu leumen, als in Abrede zu ſeyn, daß wir ſelber ein Weſen find. Dieſe Freyheit, die blind⸗ lings enſer Beſtes ſachen wuͤrde wird durch Die Der, bindung Der Begriffe zur Dugend angefuͤhrt. Wir lernen die Vorzuͤge ber Guͤte und der Gerechtigkeit , weil die, fo uns auferziehn, und die Buͤcher, die wir mit Hochachtung leſen, allemal mit dieſen Tu⸗ genden ein Lab und cine Belohnung verbinden. "Die Wiederhelung gleicher Urſachen macht unfern Hang

a hieen Tugenden immer ſtaͤrker, wir geben end

antelich felbR, unit es andre Menschen thun, Beyfall, wem wir die Tngend ausuͤben, und Te wird ein Werke zeug unfrer Gluͤckſeligkeit. Die bewegliche Empſtand⸗ lichkeit unſers Gemuͤthes macht ihre Wirkung kbHag

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tet, und die Liebe zu unſrer Volllommenheit wird cube lich eine Leidenſchaft, der wir alles aufopfern. Unſre Eigenliebe wird zur Quelle aler guten Triebe, und Die Unſterblichkeit aufrer Seele giebt ihmen ihre völlige Kraft, weil ie uns ind Unendliche gluͤcklich machen. Diefe wichtige Wahaheit giebt dem Verfaſſer Aulaß, die geiflige Ratur unſrer Seele zu erweifen. " 4

u Xxxxi. | nn

Leben des Hrn. Albrecht v. Haller, beſchrieben von J. G. Simmerwann. J 1755. 16 618. ),

9. Zimmermann hat ſich zu dieſer Arbeit berech⸗ tigt geglaubt, weil er fait vier Jahre lang beym Hru. von H. gewohnt, und alſo beſſer im Stande iſt, zu⸗ verläfige Nachrichten von feinem geweſenen Lehrer zu liefern, als eiwa ein kuͤnftiger Nachfolger des Fon⸗ tenelle, wie er ſich ausdruͤckt. Vergebens hat der Hr. von H. aus wichtigen, und feine Ruhe betref⸗ fenden Gruͤnden in zwanzig Briefen die allzuwirkſame Dankbarkeit feines Zuhoͤrers misbilligt, und fein Vor⸗ haben ihm auszureden geſucht. Hr. Zimmermann hat geglnubt, die feinem Lehrer zukommenden Regeln des Wohlſtaudes Eimnen Die denkbaren Empfindungen ſeines Herzens nicht hemmen ; denn diefed find feine Worte. Das Bebm iſelbſt iſt umfländlich, und der Zaratier DB Gemuͤths heſchaltiot den on

3234. f—

ſo ſehr, als die Vorzuͤge der Gelchrtheit ober des Witzes. Wir haben nichts der hiſtoriſchen Richtigkeit widriges gefunden, nur hätten wir gewuͤnſchet, dag Hr. Zim⸗ mermann fo wenig über den akademiſchen Neid und über bie republikaniſche Eiferfucht geklagt hätte, als He. v. H. ſelbſt in feinen Schriften darüber geklagt Hat, in welchen man überall‘ eine gärtliche Liebe fire fein Vaterland, und für Göttingen eine gefchäftige Theilnehmung abgemahlt antrift. Hr. 3. hat fich ſonſt worgefeßt ; nicht das Gute allein zu fagen. Dan findet deswegen von der Kindheit, von der Jugend und zuletzt von den: mehrern Fahren des Hrn. v. 9. allerhand. Umftände, die man in einem Lobfpruche sicht vermuthen würde; und er Hat vielleicht eben durch diefe Freymuͤthigkeit das Zutrauen des Leſers zu erwerben getrachtet. Bey Gelegenheit der Halle⸗ riſchen Reifen findet man vieles vom Boerhaave, vom Ruyſch, und hin und wieder einige vom Hrn. v. H. gemachte Anmerkungen, die zur Geſchichte der Natur gtehoͤren. Vielleicht würde dieſer Lehrer die Stelle der 167 S. verbeten haben, wenn ed in feiner Macht geftanden waͤre dieſelbe zu unterdrücken. Er hat wobl niemals gewuͤnſchet, feine erniedrigte Mitlehrer zur Stufe ſeiner Erhoͤhung zu machen. Die Nachrichten von den Halleriſchen Schriften nimmt Hr. 3. meh⸗ xentheils aus der Bibliotheque raifonnee, und aus ben: Söttingifchen gel. Zeitungen und Anzeigen. Bon den SGSetreitigkeiten, die der Hr. v. Haller mit Hambergern

nn) 126

und einigen andern Gelchrten gehabt bat, giebt He. 8. eine Gefchichte, Die freylich Die Zeichen einer freund⸗ fhaftlichen Feder an fich Hat ; und von einigen andern ſchweigt er ‚gänzlich, welches freylich feinem Lehrer am angenebinfien feyn wird. Die Gedanken über ‚einige Verbeſſerungen der Arzneywiſſenſchaft werden virlleicht nicht ohne Ruben feyn, fo wenig als die ziemlich ausführliche Anzeige feinee Geſinnungen über die Religion. XXXII. Stufenfolge menſchlicher Setenntnife- Tach dem Abt Eondillac. *) 1955. (©, 1071. 1162.) »

Ynter dem Namen einer Bildſaͤule folgt der der faffer den Schritten nach, die ein fich ſelbſt uͤberlaſſe⸗ nee und non der übrigen: Geſellſchaft unbelehrter Menſch, vermittelſt der Sinne, in feinen: Begriffen machen würde, und der erfle Sinn, den. der Abt betrachtet, ift der Geruch. Es gefchieht mit Fleiß, dag er die Eindrücke, die ein einzelner Sinn zu mache vermögend iſt, zuerſt abgefondert erforfcht. Diefe Bildfäule, ehe fie mehrere Sinne hatte, war in ihren Begriffen ſehr eingefchränft. . Da die Empfindung: des Geruchs einer Rofe 3. E. die erſte war , fo war die Bildſaͤule, ober das Kind, ſelbſt nichts als dee

”) Traite des Senlations, N een W

326

Beruch der Roſr, umd alle Gerüche waren bloße Be⸗

Aiinmungen ( modifications ) ihrer Art zu ſeyn, die ingigen , deren fle, die Sänte, fähig war, Der Geruch war entmeder angenehm, oder tinangenchm , und aus der daher ruͤhrenden Luft oder Unluſt ent

ſtunden nach und nach alle andere Staffeln der Er⸗

kenntniß. Das Gedaͤchtniß entiteht, wenn der Sinn mit einem neuen Geruche befehaftigt, und ein Eis druck des vorher gefühlten Geruchs bey ber Seele Cdenn die Statue iſt nichts anders) übrig bleibt. Die Dauer ift die Folge zweyer Empfindungen , die beyde dem Sinne gegenwärtig geweſen find. Ein Ur⸗ theil ift die Empfindung des Unterſchiedes des Geruchs einer Rofe und einer Nelle. Das Gedaͤchtniß behält die Eindrücke in dee Ordnung , wie fie non auffen ent⸗ ſtanden find, und diefe Ordnung macht ihre‘ Ver⸗ Bindung. Die angenehmen Gerüche werden von der Seele aus dem Gedaͤchtniſſe oͤfter zuruͤck geholk, als die Unangenehmen , und hieraus entfieht eine Klaſſe von Vergnuͤgungen, die in der Seele ihren Sit haben. Eigentlich if nichts gleichgültig, und die Smpfindungen, die es fcheinen zu ſeyn, find es nur vergleichungsweiſe. Die Nothdurfl (befoin ) entfteigt aus dem erlangen eines gluͤcklichen Zuſtandes. Aus der Vergleichung der jetigen, gleichgüftigen Empfins dungen, mit den fchon genoffenen angenehmen ; ent⸗ cht die Langeweite, die zu einem heftigern Leider

gedeyen kann, als felber dee Schenerz. Dad Es

—— GER

*

Lo 24

diheniß iR eine ſchwache Empſtaduug, "ad die eis

Bildung. eine andre, die chen (6 Hark iſt, als ſie var, da ſie zuerſt im Sinne entſnnid, und bie wegen Ideen Staͤrke uns als gegenwaͤrtig vorkoͤmmt. Dad W. derentſtehn einer Empfindung geſchieht nicht, weil ſie im. Leibe, ober in der Seele, aufbewahrt worden HR, ſondern, weit ie Bewegung , die Die natuͤrliche tra

ſache derſelben if, im Gehirne wirber hervorgebracht wird. Aue Leidenſchaſten And: nichts als Eigenliebe, und allts wats die Seele hebt, ſind nur ſolche Zu

ſtaͤnde in ie ſeibſt, deren Gegenwart Ihe angenehm

iſt. Man lernt abſtrahiren, indem man aus vielen angencehtuen Empfindungen alles auslaͤßt, was ſie ver⸗

ſchiedenes Haben, mad nur badienige, was ihnen g0 mein if," aemlich bie Anmuth behaͤlt. Unſer Abt

glanbt, vey Gelegenheit der Zahlen, unſere Faͤhigkeit

gehe nicht weiter-ald anf drey, und man koͤnnc ſich nicht vier: Einheiten auf: einmal deutlich vorſtellen; altes jenſeits drey fen folglich. eine unbeitimie Menge Sollte man.fich nicht einen Wuͤrfel mit 4.5. und 6 Augen. in der Einbildung vorſtellen Lnnen). Wach und nach ſteigt die Statue: unſers Verfaſſers, wol thmald Hai Ebn JIbckdhan, ih einer Staffel dr Eis kenntniß nach der andern. Sie lernt, was eine vergan⸗ gene, und was eine zukuͤnftige Folge Ih Die Dauer iſt noch - durch nichts anders, als durch die Folge der Begriffe beſtimmt; und da die Anzchl derſelben im zwey Menſchen nienials bie nemliche ft, ſo iſt and)

128 BED N _____ |

die Länge’ der Zeit nie fuͤr zwey Menſchen bie gleiche. Ja es könnte ſeyn, daß eine merkurialiſche Welt. in einem unſrer Augenblicke ganze Jahrhunderte zählte, Der Traum unterſcheidet ſich dadurch, daß die Be⸗ griffe nicht in der gleichen Ordnung bleiben, und Die Luft nicht das Gefeß iſt, wodurch die Einbildung rei giert wird. Das Ich der Seele iſt die Summe ber Empfindungen „die ihr das Gedaͤchtniß zuriick. eufk, und deren , die ihr gegenwaͤrtig ſind. Nach dem Ges. ruche folgt das Gehör, und der Zuſtand eines Man ſchen, der nur dieſen Sinn befügt, und die Töne thus ungefehr die nemlichen Dienfte, die die Gerüche thaten. Henn fich aber beyde Sinne mit einer Seele verbim den, fo gewinnt fie. eine doppelte Art zu fen, und ernt beffer abſtrabiren u. ff. Aber nun folgen des

Verfaſſers Gedanken uͤber das Geficht , die, ihm ſelhſt ſehr neu und fremd vorkommen , aber eigentlich doch des Bifchofs Berkleys feine find. : Alſo leugnet ck, daß diefer Siun einen Raum oder eınc Ausdehnuns unterfcheide , und lehrt, die Seele febe nichts ale Farben , und dieſe in ihr ſelbſt, zuerſt eine, die einen Vorzug an Anmuth hat, und hernach die andern, end⸗ uich aber alle zugleich. Hieraus nun entſteht allerdings eine Art einer. Ausdehnung, wenn die Seele Farhen neben Farben, und ein ganzes fieht, deſſen Theile bie Befondern Farben ausmachen. - Wenn nur eine Farbe waͤre, fo würde bie Seele nicht unterſcheiden / ob Die

gefärbte Flaͤche rn. oder Meiner waͤrc. Auch von : vielen

_ nme —L 129

vielen Farben , glaubt Hr. €, find die: Graͤnzen unbe⸗ kimmt, und die Seele fiebt feine Figur, keine Lage, feine Bewegung, bis ihr das Gefühl zu Huͤlfe koͤmmt, ald der einzige Sinn, ber.durch fich ſelbſt von den- aͤuſſern Dingen urtheilet. Diefes Gefühl nun unters fijeidet Die Ausdehnung, indem es an feinen und am, andern Körpern Theile neben Theilen empfindet; es unterfcheidet feinen Leib von andern Körpern, weil Diefe ihm nicht, wie fein eigener fagen , ich bins ſel⸗ ber; die Luſt erweckt in der fuͤhlenden Seele eine Neubegierde die die andern Sinnen: nicht. erweckten, ſich angenehme Empfindungen zu. verſchaffen. Es entdeckt Die Figwen der Dinge, indem «8. durch ſich ſelbſt das Runde vom Edichten, das Lange vom Kurs gen unterfcheidet; Es trennt , allein unter allen Sina nen, die Eigenfchaften der andern Dinge vom fich ſelbſt / und lernt, daß die Körner ausgedehnt, hart find a. ſ. f. aus welchen Eigenfchaften denn Die Seele den Begriff eines Körpers zufammengefeßt, abſtrahirt, und die Ausdehnung erkennt. Und hier unterfeheidet Hr. €. noch einmal: bie-zeinen oder im Verſtande wohnenden Begriffe, von den Empfſindungen. Ein intellektueller Begriff, ſagt er, iſt Die Erinnerung einer Empfindung, und ale Begriffe, ohne Ausnahme, entfichn aus ges weſenen Empfindungen, Diefer dem Malebranche entgegener Lehrfag, if} vieleicht. Die Iirfache , warum das Buch kein. Privilegium hat, und warum lein fals ſcher Name auf. dem Titel ſteht, Zu den Bortheuen v. Hallers Tageb. Tb. J. J

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des Gerünlsthut es endlich ſehr viel, daß der Arm nicht in einen Stumpen aufhoͤrt, ſondern im Finger ſich theilt, die: Gelenke haben, und alſo ſich auf die: Graͤnzen der Koͤrper viel genauer anflegen koͤnnen. Doch wuͤrde wine weitere Eintheilung in mehrere Fine det der Seele nicht nüßlich ſeyn, und fie nur verwirret machen‘, indem fie ein zufammengefegted Wergeug felbſt ſchwerlich Deutlich erkennen, und ſich vorſtellen wuͤrde: | In dem zweyten Theil dieſes Werls, ſindet man die Art und Weiſe, wie das Gefuͤhl die uͤbrigen Sinne zurechte weiſet, wie es die Empfindimgen von den. auſſer ihr ſelbſt liegenden Körpern unterfcpeidet , durch: die Erfahrung dad Gehör zur Entdeckung der Entfet nungen brauchen lernt u. ſ. w. Denn wie cd dad Auge. beffer zu nutzen, und die Farben zur Beſtimmung einer Ueberfläche anwenden lernt, fie nicht auf ihrem Auge fondern auf einem andern Körper: gegenwärtig zu fen erkennt, die Entfernungen fchägt, und bie Figur einer Kugel’ mit ihrer gefärbten Aachen, auch - nur eine Scheibe vorfielenden Abbildung zu vereinis sen weis. Das oben und unten, fagt der Hr. €. HE an ſich nichts, und Kann keinen Irrchum erwecken, weil es durch das Gefühl beſtimmt wird, ‚und eben bieſes zwingt Die Augen einfach zu ſehen. Die Art und Weife, wie man durch Das Geficht die Entfer⸗ niungen erfennt , lehrt 5. €. wie die andern Phyſio⸗ logen, umd beſtaͤrkt in einem nachfolgenden Abſchnitte nn ..haia

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das Unvermoͤgen des Geſichts, und die Nothwendig⸗ keit der Huͤlfe, die ed vom Gefühle erhält. Was er aber von des Cheſeldens Blindgebohrnen ſagt, iſt augenſcheinlich gekuͤnſtelt, und koͤmmt gar nicht mit demjenigen uͤberein, was wir von andern erfahrnen Wundaͤrzten vernommen haben; denn die Blindge⸗ bohrnen, denen man den Staar ſticht, ſehn gleich gerade, unverkehrt, und koͤnnen alles erkennen. Und nunmehr lernt die mit den vereinigten Sinnen ver⸗ ſehene Seele weit beſſer alle Dinge, und vermittelſt der Tage und des Umlaufes beweglicher Welten die Dauer beſtimmen; fie macht eine abſtrakte Idee aus jeder Farbe; fie. verliert, eben durch Die Menge und Deutlichkeit der Empfindungen ‚etwas. von ber Le baftigkeit der Einbildung; fle lernt ihre Begierde durch die Erinnerung der auf die Erfüllung derſelben gefuͤhlten Schmerzen einſchraͤnken und bezwingen. Der Unterſchied zwiſchen dem Schoͤnen und Guten, den der Abbe macht, iſt ſehr beſonder. Gut iſt, ſagt ee, was dem Geruch amd Geſchmack gefällt, ımd ſchoͤn, was dem Gehoͤre, dem Geſichte, und dem Ges fühle anmnthig vorkoͤmmt. Da aber alle Gewißheit ‚ber Erkenntnig nur von dem Gefühfe herſtammet ‚amd auch diefed endlich nur cine Modiſikation der Sede ausmacht, fo könnte es vielleicht eben auch uns bes triegen, und die Ausdehnung eben ſowohl bloß in ‚ung ſelber, umd keine wefentliche Eigenfchaft der Sn ver ſeyn. Diefen Einwurf macht ſich der Hr. bt,

. und beantwortet ihn nicht. Er Findet ein Beyſpiel feiner Statue in einem im Lithauen gefundenen und nur halb vernünftigen Kinde, bey dem insbefondere. kein Gebächtniß feiner vorigen Begebenheiten gchaftet hat; (vermuthlich weil es keine Sprache, und keine Namen der Dinge gelernt hatte) und der Berf. fücht. die Urfache diefer Vergeßlichkeit. Ganz am Ende Folgt zuletzt ein Avant-propos, das von der Freyheit Handelt. Dieſe beſteht in den Vermoͤgen das ‚nicht zu thun, was man wirklich thut, und dasjenige zu thun/ was man wirklich nicht thut. Aber dieſe Frey⸗ heit iſt nicht eine Unabhängigkeit von den aͤuſſern Singen, ihr Grund liegt in den Seftimmungen, die aus ümnfrer Uebeilegung folgen , und nach diefer Er⸗ klaͤrung find wie wirklich frey.

Eben dieſer ſcharfſinnige Abt hat auch ein Traird ‚des Animaux heraußgegeben; Er ift faft auf die Berkleyiſchen Gedanken gefallen, und hat alles idea⸗ liſirt, und die Empfindung als ein mit der Natur der Maſchine ſtreitendes, den Geiſtern eigenes Amt be⸗ ſtaͤtiget, den der Hr. v. Buͤffon auch deswegen zieni- ‚lich widerlegt. Ein P. v. Lignac ”) hat diefe Mey⸗ nungen des Abts beleuchtet, und da Condillac den Begriff der drey Ausdehnungen ber Seele zutheilt, Neht jener diefed als etwas ſehr Gefährliches und den Idealismum eben fuͤr ſo fhlimm, ‚als den Spis nozismum an. Darimn hat auch P. Lignac seht,

* Goͤtting. il, Zeitung. 1756. G. 879,

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daß er leugnet der Inſtinkt ſey eine Kolge der Ge⸗ wohnheit; er beflärkt die Geſchicklichkeit der neuge⸗ bohrnen Inſekten, die fo fort alle ihrer Art ange⸗ meffene Bewegungen ohne einige Verſuche verſtehen und bewerkſtelligen. Ex beweiſt, daß eine thierifche Seele, wie der Abt fie befchreibt, Gott ımd eine GSittlichkeit kennen müßte, Er uͤberfaͤllt ihn in einem Geſtaͤndniſſe, daß die Seele der Thiere von der menſch⸗ lichen nur im Baue des Leibed (des organes) tinters fchieden ſey, und will ihm zeigen, daß zu viel Bi nicht dee Weg zur Wahrheit ſey. !

nn nn mn nn nn 0 i XXXIII.

Ueber die Wirkungen der See 1755. (S. 1209.)

Eſſai de Pfychologie, ou Confiderations fur les ap£. sations de Pame *), ift das Werk eines ungenannten Verfaſſers, das eben nicht neue Erfahrungen enthält, fondeen es werden über die bisherigen raifonnirt , und ſehr Turze neue Folgen darauf gebauet. Der Hr. Verf. fheint zu befürchten, daß einige feiner Gedanken möchten bedenklich und der Religion anftößig fcheinen, daher. er fich gegen allen Verdacht zu verwahren fücht. Einen Auszug leidet die Kürze, umd die Mannigfals tigkeit der Sachen nicht. Doch wollen wir wenig ſtens einen Theil dieſes philoſophiſchen Buches etwas

u”) Sous Londres 1755.

J3

134 . ERBE

genauer betrachten. Der Verfaſſer fängt bey ber Seele - an, wie fit vor der Geburt, und nach derſelben durch ‚serfchiedene Zuſtaͤnde geht. Er zeigt fich hierbey als einen Bertheibiger der. unkörperlichen Natur ber Seele, und des Einfluffes derfelben auf den Leib. Er nimmt einen Sit der Seele ungefehr nach den. Hookiſchen Begriffen an; eine Sammlung aller dee Faſern durch weiche Die Bewegungen im Leibe zuwege gebracht wer⸗ dens oder auch die Empfindungen äufferer Dinge zum Eammelplag kommen; benn die nemlichen Faſern perrichten, nach dem Hrn. Verfaſſer bepdes. Die Erxinnerung iſt ben ihm ein Gefühl der Seele, wodurch ſie die Vermehrung der Beweglichkeit einer Faſer empfindet, ‚die ſelbſt durch eine aͤuſſere Urſache zuerſt zuwege gebracht worden iſt. Die Aufmerkfamteit kann einen ſchwachen Eindruck fehr ſtark machen, indem die Seele öfters auf die Faſern wirket, die gewiſſe Empfindungen ihr vorſtellen, und durch dieſe Wieder⸗ holung den Eindruck dieſer Faſern ſtaͤrker und dauer⸗ hafter macht. Die Seele der Thiere unterſcheidet ſich von der menſchlichen Seele Dadurch, daß ie ihren eige⸗ nen Wirkungen nicht nachdenkt, daß fie ihre Begriffe nicht allgemein macht, und keiner Sittlichkeit fählg: iſt. Die abgesogenen Begriffe entiehen vornehmlich aus der Sprache, und aus der Wirkung der Seele/ Die auf Die Zeichen der ‚Dinge, und nicht auf die Dinge felbſt geichicht. Ja ohne eine Sprache , die folche ab⸗ gezogene Begriffe befigt, leben ganze Voͤlker wie groffe

n

139

Kinder, faſt ohne Sittlichleit. Wie Hr. Euler unter⸗ ſcheidet unſer Verfaſſer, da er von den Sinnen hats

beit, die Farben durch bie mehrern oder mindern Zit⸗

terungen. Eben deswegen fieht man nach einem Drücke aufs Auge zucrft ein. Licht ; dann, wie der Schlag abs nimmt, roth, gelb, grün, blau, und violbraun. Ueber die Entftehung und Erhaltung der Begriffe trägt der Berf. verfchiedene Meynungen vor, und läßt dem Leſer eine Watl. ‚Die Freyheit beweiſet er, wie eine Erſcheinung durch die Erfahrung und die Empfindung. Die umkörperliche Satur ber Sede u beiveifen, führt er erſtlich an, alle Moden der Dinge haben eine grü

liche Aehnlichkeit mit ihrem Weſen; nur bey der Seele ſinde man zwiſchen dem Weſen des Koͤrpers und den ſogenannten Moden des Denkens und Wollens ‚feine Verbindung. Ferner, wenn die Seele eine Außs Dehnung Hätte, fo mürde fie fo viele. Begriffe haben, als Punkte in diefer denkenden Ausdehnung wären., und es wäre unmöglich, daß fie auf einmal ohne Ver⸗ wirrung in einem Gefühle diefe Menge von Begrifs fen überfehen Könnte, Er glaubt, wenn die Seele Ä ausgedehnt wäre, ſo muͤßte ſie id kleiner machen, wenn ein neuer Begriff Kaum. haben, follte, und went Re durch einen Begriff nicht ganz.angefüllt würde, ſo

wäre Das nehmliche Weſen halb benfend ı und halb nicht

dentend. Auch wuͤrden fo viele. denende Weſen ſeyü,

als in dieſcx Ausdehnung „empfudenbg, Punkte waͤren. Hier ſucht der Bee ben Si u % heidigen , die

136

Seele empfinde und begreife viele Ideen auf einmal, und er leitet dieſes, nicht gänzlich mit Grunde, aus den zuſammengeſetzten Begriffen her, deren ein jeder viele einfache ‚in ſich faßt, und ſich dennoch auf ein mal der Seele vorftät, Doch kann ein Theil dieſer Empfindungen ſo ſchwach ſeyn, baß ſich die Seele wenig damit beſchaͤftigt, und dieſelben bald wieder 'vergißt. Die Freyheit beſchaͤftigt hiernaͤchſt unſern Verfaſſer. Die Seele waͤhlt niemals ohne ſureichen⸗ den Grund, obwohl oͤfters dieſer Grund im Leibe liegt, und von der Seele nicht deutlich erkannt wird’ „eben weil eine gar Kleine Urſache bey einem Gleich - ‚gemichte den Ausſchlag geben kann. Aber es ift ſchwer ‚in fagen ob diejenigen Gründe, die die Freyheit zum Entſchluſſe Bringen, gewiß oder noͤthigend ſind. Der Verfaffer hält eben, nicht viel auf" dem Unterſchiede der phnfifchen und ſittlichen Nothwendigkeit, von bey» ‘den ift das Widerfptel unmöglich; Doch meint er unſre Freyheit damit zu retten, daß wir uns willkuͤhrlich in Anſehung des beſſern entſchlieſſen, und er meint hier⸗ wiſchen und zwiſchen der zwingenden Wirkung der VDrohungen einen Unterſchied gu finden. Endlich, denn unſer Auszug kann nicht wohl ohne Uebelſtand länger werden, ‚prüft er die Freyheit der Thiere. Ihre Seele iſt, nach feiner Meynung eben To unzerſtoͤrbar, als ‘Die .unfrige; je glaubt, fie würden bis zu den as gzemeinen Begriffen und zur Sittlichteit fich erhöhen‘, wenn fie in Ölen: ı menſchlichen Gehirne zu wohnen

———— | 137 kaͤmen. Die übrigen Vorwuͤrfe des Hrn. Verfaſſers End, die Auferziehung, die erſte Urſache, das Gute und Böfe, die Geſetze, und bie Uebereinftimmung ber Welt.

Ü

XXXIV,

her die Ungleichheit unter den Menſchen. Von J. I. Rouſſeau. )

1756. (&. 21.)

Di Akademie zu Dijon , die mfern Verfaſſer ſchon einmal gekrönt hatte, warf die Frage: auf, die Hr. R. auf eine freyerfcharffinnige, aber in der That et, was mifantropifche Weife beantwortet. Ex will zeigen, wie die Menſchen aus ihrer urſpruͤnglichen Gleichheit‘, nach und nach an Reichthum, Macht und Ehre wis gleich geworden feyen. Sein Menſch, bey dem er an⸗ fängt, ift eine Art Affen, der von feinen zwey⸗ und vierbeinigten flummen Gefellen nicht durch einen wirflichen Vorzug, fondern durch die bloße - Möglich, keit feinen Verſtand zu verbeſſern, unterfchieden iſt; deßwegen denn auch Hr. R. die Pongos und Orang⸗ Outang lieber zu ſeinen der Natur uͤberlaſſenen Menſchen, als zu den Affen zahlt. Dieſer im Walde von den Früchten der "Wälder lebende Menfch, iſt

‚*) Difcours fur Finfgalite entre, ier HUommes P- I J. Rouſſeau. 1755.

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. 2. . na

der giebling unfers Sen. g. der unter den atagoncn vielleicht eiu aͤhnliches Urbild gefunden haͤtte, wenn nicht, wider feine Meinung, bie allgugefitteten Yatde gonen in einer Art Ehefland in ihren Hölen lebten ; denn fein Menſch lebt einſam, wie der Ha⸗ melſche Wilde. Er iſt um deſto ſtaͤrker, geſchwinder und -gelenter, meil er alles ohne Werkzeuge thun muß, und auch gegen einen Bären mit einem AR eines. Baumes genugfam bewafnet. Eben deßwegen laͤßt ihn Hr. R. lieber auf zwey Fuͤſſen gehen, ob er wohl auf vieren den Schülern der Natur die in dem- Waͤldern wohnen ) aͤhnlicher wäre. Er iſt geſuͤnder als wir, weil er maͤßiger und im Gemuͤthe rubiger iſt; ſeine Wunden heilen, wie Die Bunden der Thicre, leichter, und er verhält fich zum gefeligen Menfchen, wie der wilde Eber und der Auerochfe zum zahmen Schweine und zum Stiere. Mit dieſer ihm angebohr⸗ nen Haͤrte kann er die Wohnung und Kleider leicht entbehren, und daß dieſes möglich ſeye, zeigen wieder die Patagonen. Er hat keine Sprache, und wenige Begriffe, und eben deßwegen werden die Menſchen ſo oft zu Thoren, weil, diefe Elenden.im Stande der Natur find, Ja Hr. R. lobt den Menſchenfreund am Oronokoſtrom, der zuerſt die Bretter erfunden hat, zwiſchen denen. man den Kindern den Kopf lang

und. ach Elemmt-, und fie vor. dem ‚gefährlichen Wachsthum ihres Verſtandes verwahrt. Die Notbs durft dieſes glücklichen Menfchen ift klein und einge

139

ſchraͤnkt, ein Apfel ein ‚Weibchen und der Sqhlaf | find alles was er bedarf. Alles dieſes ſindet er ohne Muͤhe, und ohne Sorge, und folglich, quält der More gen fein Heute nicht, Auch ift er nicht. ſo boͤſe, als ihn Hobbes gemacht hat. Es bleibt ihm , wenn man ih von allem entbläffet , was er. vom ‚gefelligen Leben borget, dennoch das Mitleiden, „und biefes ift, wie ale natürliche Teiche, den ihm ſaͤrker als bey und perdorbenen bürgerlichen Menſchen, (wiewohl unfer Patagon eben nicht gar viele Proben eines Mitleidens oder einer Freundlichkeit von ſich gegeben hat.) Er iſt ſonſt nicht begierig andere zu beleidigen, und alſo minder boshaft als verwildert und ſcheu. Die Liebe wird ihn nicht mehr plagen als feinen Nachbar, den Bären: denn für- ihn, if Feine. Schönheit, und ein Weib fo gut als alle; und gluͤcklicher Weiſe be⸗ faͤllt die Brunſt die Menſchen nicht alle auf einmal, wie die Thiere; als woraus eben ein allgemeiner Hob⸗ beſiſcher Zuſtand unter-den Thieren entſteht, von welchem die Menſchen ſicher ſind. Ein anders Un⸗ gluͤck, von welchem dieſe gluͤcklichen Wilden frey ſind, iſt die Knechtſchaft in allen ihren Staffeln und Vers kleidungen. Keine ift den Wilden möglich, weil kein Menſch im der gluͤckſeligen Wildheit des andern bes’ dürftig iſt, und in der That Tonnen die Thiere diefe üble Folge des gefelligen Lebens nicht. Nach dieſem Gemaͤhlde des freyen Zuſtandes des Menſchen, ‚folge j die Art, und Weiße, wie er fih aus demfelben in

[3 . 4

7

146

. bas unglücklich borgeriche d Leben hat bereden laſſen Die erſte Geſellſchaft entſtund aus der nothwendigen

Vereinigung der Menſchen zu einem gemeinſchaftlichen

Zwecke, zur Jnagd z. €, Die aber nicht länger dauerte / als bis dieſer Zweck erhalten war. Ein unordentlis

ches Geſchrey und die Gebaͤrden, waren bey dieſer

zufaͤlligen Geſeilſchaſt“ zurtichend. Aber bald erfand

man aus einem Geſchenke des Zufalles, die erſten Werkzeuge , das Feuer, und die Wohnungen, in welche im Anfang die Eltern und Keine Kinder zu⸗ ſammen krochen. Han waren fie Patagonen, aber fuͤr des Hr. R. Geſchmack ſchon verdorben, ſchon allzu geſellſchaftlich, und bald entſtund eine perſoͤn—

liche Liebe ans der Vergleichung mehrerer Weibchen;

es war ein Vorzug und ein Verlangen nach dem

Vorzug. Die Schiffart'in einem aus gehoͤlten Baume, und die Jugend der Welt, das goldene Alter, in

welchem die Grönländer noch jetzumd leben, war nunmehro der allgemeine Zuſtand des menſchlichen Geſchlechts. Der Ackerbau war eine unfelige Exfin, dmg. Er war der Urheber des mein und bein, imd der Sorge fürd Zukünftige; und die fchon vers zaͤrtelten Erfinder des Pfluges haͤtten den erſten Ans ſprecher eines Eigenthums, eines von ihm allein ge⸗ pflügten Ackers, als den Urheber des Geitzes und Krieges, von ſeinem anfangenden Reiche verdringen ſollen. Doch man muß die uͤberaus ſcharfſinnige Urkumde ſelbſt leſen, wenn man bad Vergnuͤgen

141 daben will wie ein Mann vom, alu vielem Ben

ſtande, in einer Art Wahnſinn, wie durch den Oſten nach Welten, herum kommen Tann. UT —__—_——

XXXV. Voltaire. 1756. (G. 25.)

Dos Schersgedicht la Pucelle KOrleans *) iſt nicht vor dreißig Jahren and der Feder feines berühmten Verfaſſers gefoffen, es enthält die viel neuere Ger chichte der. Kandiere, und der M. de P. und aus gar vielen Zügen kann man gegründet muthmaffen,

eö.fey in Berlin gefchriehen worden. Die Feder des Dichters, von welchem es ſtammt, laͤßt ſich nicht verläugnen, obwohl hin und wieder fehlechte Keime, und Fehler ſtehn, Die Teicht zu vermeiden geweſen wären. Es ift ein noch unvolllommenes Scherzgedicht über die befannte Teanne d’Arc, in einem befondern Geſchmacke, det noch mit des Grafen For⸗ teguerra Richardetto ſich am beſten vergleichen läßt. Freylich Herrfcht überall die Wolluſt, und zum Theil eine folche Art davon, die den Verfaſſer zwingt, fein muthwill ig es Kind zu verläugnen. Bey den unaufs hoͤrlichen Scherzreden wieder die Pfaffen, ift auch gar öfters die Ehrfurcht vergeffen , mit welcher, und ——

*) 1755.

/ sv» »

143.

mit Schauer mb Zittern die Menſchen ihres groſſen

Schoͤpfers und der. von ihm auserwählten-Geifker ge

denken follten. Mit unendlichen Wis. wird auch -- überall der Leidenſchaften Feuer angefacht, Die ohne⸗

dem nur allzu zuͤgelfrey herrſchen. Der Hr. v. V.

geſteht cin Gedicht voͤn ungefähr dieſem Inhalte ge-

macht zu haben, verſichert aber ein guter Drittel ſey nicht von ſeiner Feder, und wuͤrde es ‚gene

ganj. von ſich ablehnen. | XXXVII.

Nordens erfie Bhilofonpen. 1757. (Sm):

Eine Probfcheift de philoldphia veterum ſuio Gothor. erſchien zu Upfal 1455 und iſt ein Kurzer Auszug der

gelehrten Gefchichte der alten Einwohner des Mo. dens, insbefondere von dem gluͤcklichen Betrüger,

dem din; denn diefem ift es, wie in andern Laͤn⸗

bern andern Patriatchen des Aberglaubens, gelungen,

anflatt einer reinen und abgezogenen Lehre von Gott,

eine andere finnlichere und den Bitten dee Menfhen

mehr Zugang verfchaffende Gottheit, den einfältigen nordifchen Voͤlkern beyzubringen. Diefe liebten, was ihnen damahls am nöthigften war, die Kriegskunſt,

Sternkunde, ald eine gu ihren Schiffarten unent⸗

behrliche Wiffenfchaft , und die bey freyen Voͤlkern und die noch heutiges Tages unter den Mohawks,

t

143

hochgeſchaͤtzte Beredſamkeit. Die Drotten oder Drui⸗ den waren ihre Lehrer und Richter. Denn daß Abaris, Anacharſis und Zamolxis ſo weit aus dem entlegenen Norden entſprungen ſeyen, iſt noch uner⸗ wieſen. Ihr Begriff von einer Gottheit war rein und noachiſch. Man meint einige Spuren der Dreyeinig⸗ feit bey den alten Mordländern gefunden zu haben, woben man fih dennoch erinnern muß, daß ſelbſt bey den Iſraeliten Diefe Begriffe nicht gar deutlich ent⸗ wickelt geweſen ind: Doch hatten diefe alten Suige nen auch einen-Begriff eines Mittlers, des Thors, wie faſt alte Aſiatiſche Volker, und hingegen ein boͤſes Weſen, Locke, von welchem ſie alles wirkende und leidende Uebel herleiteten. Alles dieſes reinere Licht verdunkelte in den folgenden Zeiten Siggo Fridulphs Sohn, ſamt feinen zwölf Aſen. Er erfand neue Goͤt⸗ ter, und nahm in der Folge der Zeit felbit einen Map ein Sein Paradies und feine Hölle waren blos finnlich, und einzig auf die e triegerifihe Tapfer | kit eingerichtet |

Xxxvii. 8 o lLtauire. 179. 8. 452. (1953. 5.339. }

De nene Sammlung der. Werte des Hrn. Neon de Voltaire it in ı7 Dltavbänden erfchienen. Die hiſtoriſchen Theile folgen in zuſammenhaͤngender Orb

iM ming und fangen mit Karl dem Groſſen an, und hört nicht cher auf, ald bey der Einnahme der Inſel Minorka. Man muß aber nicht glauben , daß es eine Hiſtorie fey wie man fie fon wohl ſchreibt. Die Hanptabficht ift, die Sitten und Gemuͤthsart der Voͤlker in den verfchiedenen Zeiten abzufchiibern , in welchen : fie der Verfaſſer neben einander geſtellt imd verglichen bat. Alſo findet man im erften Ban. de dieſes Eſſay fur Phiftoire generale & für les moeurs & Vefprit des nations depuis Charles Magne ju(gu’% nos jours, von Ehing, an, faſt alle Reiche in Ge—

nmnaͤhlde gebracht, und gegeneinander gehalten. Diefer

Band faßt noch die Krenzzüge in’fich.. Hr. A. fucht uberall zu zeigen, daß die Menſchen immer boͤſe, und die Welt ein abfcheulicher Sſhauplatz ungerechter Thaten geweſen, wo.die Tugend und Gerechtigkeit gar überaus ſelten geſteget hat. Er macht ſich auch ein Vergnügen zu beweiſen, daß die ſogenannten darbariſchen Völker oft geſitteter geweſen find, alß die andaͤchtigen Europaͤer. Der Kirche, und Der Une ternehmungen der Paͤbſte, gedenkt er zwar nicht eben mit Partheylichkeit, aber doch mit Schonung. Man kann aber unmöglich an vielen: Orten die Abficht miskennen, die Gefchichte, und bie -Zeitrechnung dee 9. Schrift, und die oberſte Aufficht des allgemeinen Herrſtchers der Welt auf feine Gefchöpfe, zweifcihaft au machen, obwohl V. ſich fonft an mehr als au ‚einem: Drte: für einen wirklichen Anbeter eines ein⸗

zigen

——— Tr; ihnen Gottes Deutlich angiebt. Der zweyte Theil endet fich mit dem fünfsehenden Jahrhundert, und der dritte mit dem ſechszehnden. Dieſer leztere iſt befonderd merkwuͤrdig, weil er Die Gefchichte der grofs fin Glaubensverbeſſerung in ſich faßt. Es fcheint, des Hr. A. Aufenthalt zu Genf pabe ihm einige Liebe, zu diefee Stadt bepgebracht, deren ev Hin nud wies der rühmlich gebenkt, ihre Freyheit wider die Sa voyiſch gefinnten Schriftfteller vertheidigt, und ihren bluͤhenden Zuſtand ruͤhmt. Sonſt leugnet V. die Abſcheulichkeit der Ablaͤſſe, und die ſchlechten Sitten der Geiſtlichen nicht, wem aber am wahren Glauben an den einzigen Heiland nicht viel gelegen iſt, der faͤllt freylich natuͤrlicher Weiſe auf den Gedanken, es waͤre beſſer geweſen, unter dem Joche einer verdorbenen Kirche zu leben, als dieſes Joch mit einiger Gefahr der innerlichen Unruhen abzuwerfen. Nur hat V. allerdings darinn wenig Unpartheilichkeit bewieſen, daß er die entſtandenen Unruhen in Frankreich, Teutſch⸗ land und in den Niederlanden, der verbeſſerten Reli⸗ sion zufchreibt ; da es doch ſonnenklar iſt, wie bloß die ungeheuren Verfolgungen der herrſchenden Kirche und die Ermordungen von vielen tauſenden endlich die Proteſtanten Hin und wieder zur Ungeduld und zum | Widerſtande gezwungen haben. Da hingegen unter einer nicht gelinden Regierung die armen Bekenner dieſes gedruͤckten Glaubens in Frankreich felt 1630. in Oeſtreich, Ungarn, Bohlen, Salzburg und den waldenſi⸗

V. Hallers Tageb, Th. 1. KR

145 I 1 ſchen Tbaͤlern die treueſten unterthanen geblieben ſind.

Er ſucht hiernaͤchſt etwas Laͤcherliches in der Art und

Weile, wie durch die angehoͤrten Gruͤnde beyder Theile verſchiedene Staͤdte ihren Glauben zu verbeſ⸗ ſern ſich haben bewegen laſſen. Uns duͤnkt biefe, Weile die vernunftigfie und ‚freyefte. Dan Tann auch, in den verfchiedenen Unrichtigkeiten dieſer Geſchichte des Hr. V. Widerwillen wider die‘ Vertheidiger. der Gewiſſensfreyheit erkennen. Zwingli if nicht, & la tete dee Armee geweſen. Luther hat in keiner Kirchenverfammlung dem Landgrafen die zweyte Frau erlaubt. Es iſt faſt laͤcherlich unter die Proteſtan⸗ tiſchen Kirchen die Zuingliens, Oecolampadiens Car- loſtadiens, und Calviniſtes und wieder die Presbyte-. siens , Puritains und petite Eglife Anglicane zu unters, ſcheiden. Iſt es bey dem Hr. V. Unwiſſenheit, iſt es uͤbler Wille? Die Abſchilderung der Deiften, verdient geleſen zu werden; und hingegen auch bie, Beſchreibung der Kloͤſter. Der Ueberfluß der Geifle,

lichen fallt dem Hrn. A. doch in. die Augen. In

Frankreich find 250000 Geiftliche, in dem paͤbſtli⸗ chen Staate 32000, in Spanien scooo Kloſterleute, in Portugaf 10000. Die Anmerkung ift. fonft ges. recht, daß wider. Heinrich den IV. nur Katholifche »- und zwar nur nach der Zeit ihre Mordanſchlaͤge vor⸗. ‚genommen, da er ſchon zur rien Kirche, uͤberge⸗ treten war.

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Sidcle de Louis XIV. Wir wollen bey der Geſchichte ſelbſt einem Hiftoriographe de France nicht gerri eineeden, der neben:dem fein Reben groffentheild am Höf und inden _ vornemften Gefellfchaften jugedracht und fo viele Go. legenheit gehabt Bat, genaue und befondere Nach». richten einzuholen. Doch wollen wir bey der gelchte ten Geſchichte einige, und bey der übrigen auch ein . paar Anmerkungen beyfuͤgen, und wir Kalten fie. um deſto wichtiger‘; jemehr Anfehen bie ausnchmens den Gaben des DVerfaffers ihm bey den Mächtigen. der Welt erworben haben. 1eberhaupt finden wir bey dem Berzeichniffe der Gelehrten eine fehlerhafte. Wahl. Der Hr. Kammerherr hat fehr viele dunkle amd unbekannte Leute genannt; und eben:fo viel groſſe und berühmte Maͤnner unbekannt gelaffen. inter: den dunklen Männern iſt det Kontroverfienfchreiber Iſaac Papin Can deffen Stelle man. den Naturkenner Denis Papin lieber geſehen Hatte) der Ueberſetzer des Maretd, der Gefchichtfchteiber Aubri, Die Igfr. Che⸗ ton , der Coutures, Guerret, Hermant, Des Lions. Renaudot der Ältere ‚und eine Menge fehlechter Dich⸗

. tee und Romanfchreider. Ynter den Vergeſſenen

finden wir den Matherhatifer Fernant, den. Vater. Merſenne, den groffen Zergliederer Duverney , den: Kraͤuterkenner Vaillant, den Scheidekuͤnſtler Hom—⸗ berg. Hiernaͤchſt hat der Hr. v. Voltaire ſein le premier oder le plus grand gar zugemein ges. macht, Lange vor Lemery’s Pharmacopee univerfelle.

148 | war das Schroͤderiſche Werk beruͤhmt. Bohle war

vor ihm ein groſſer Kenner ber. Chymie, des Sour, baloue Ruhm follte dem dad. euglifche wohl verfie

henden Voltaire den Tillotſon nicht vergeffen machen. Daniel iR einer dee luͤgenhafteſten Geſchichtſchreiber, ben wir jemals geſehen haben. In der Befchrei bung des Burgundifchen Kriege macht er den da mals vertriebenen und berumirrenden. Herzog von Lothringen Richard. zum Feldherrn der ſieghaften Schweizer, und die Lothringer, deren .300 bey der Schlacht geweſen, zu einem weſentlichen Theil der

verbunden /n Armee. Es fehlt auch unendlich viel daran, daß die Encyklopedie die. lezte Kraft des ver⸗

einigten menſchlichen Geſchlechts ſeye. Man hat in Frankreich das Gegentheil bewieſen, und wir ſind davon durch unſere eigene Kenntniß uͤberzeugt. Es find ferner ordentliche Fehler und Unrichtigkeiten im der Geſchichte. Bernier iſt niemals Leibarzt des Mogols geweſen, er bat ihn wohl niemals geſpro⸗ chen. Er lebte als ein Weltweiſer und Hank

lehrer bey einem Aga des Mogoliſchen Ho⸗ fed. Mery war ein geſchickter Mann, er hat aber

fo wenig. gefchrieben , daß man. nicht. abfehen kann, wie er einer von denienigen iſt, bie. die Chirurgie illuſtrirt Baben. Dre fchr weitläufige. -Widerlegung des Bondin ift bey einer vergeſſenen Streitigkeit eine

blofie Probe des alten Haſſes ‚gegen den. Rouſſeau.

Ein Saurin, ber Diebſtals wegen fein Vaterland und

2

feinen Glauben serlaffen muͤſſen, ift allenfalls nicht zu gut , verläumberifche Reime gefchrieben zu haben. Dan kann nicht wohl fagen, Salle fty der inventeus des Journaux. Die Journaux des Scavans find nicht ‚alter ald die Transaktionen, und nicht fo alt als die Academia Naturae Curioforum. Die Liebe des Euchaa ris und der Ealypfo Fonnte gar wohl als eine Wars nung fir einen jungen Bringen befchrieben werben. Der Telemaque hat fehr zahlreiche Nachahmer gehabt © 188, Sethos, Neoptoleme, Pyrrhus.Roi d’Epire, Voyage de Cyrus und mehrere, gehören dahin. Di Entſchuldigung ded la Fontaine entblößt die Seele des Hm. Voltaire. Soll man mit. allem Reise, dee Satyre, des Scherzes und der Ueppigkeit der Jugend ein Lafler vormahlen, Dazu fie fogar fche ge⸗ neigt iſt. inter den zur Gefchichte gehörigen Mach, richten wollen wir nur einige berühren. Louis XV, hinterließ a.ı715. 4500 Millionen Schulden an jetziger Franzoͤſiſcher Münze, Er verthat alle Jahr im Durchſchnittt zoo Millionen. Die ordent⸗ lichen Einkünfte der Krone waren unter Kolbert un⸗ gefähr 200 jeige Millionen, die Menge des baaren Getdes im Reiche belauft fich auf 1200 franzoͤſiſche Millionen, und das Silbergefchirr auf ungefähr eben ſoviel. Die Geifttichkeit, fagt der Hr. v. Boltaire, ift nicht fo reich , ald man fie macht. Sie bat nur ungefaͤhr go Millionen Einkuͤnfte, und dieſes ik für 250, ooo Geiſtliche nicht zu viel. Aber 250000 Geiſt⸗ K3

. . nt. 5 —— © 150 J

liche find zu viel für Frankreich, und der nichts beyg, tragende Theil der Nation, iſt zu reich gegen den Theil auf dem ⸗alle Laſten alleine liegen. Wir verwundern uns hiernaͤchſt über des Voltaire fo gar unbillige Ur⸗ theile uͤber die Proteſtanten. Es iſt beſonders, daß ein Freydenker bie Paͤbſte und Jeſuiten durchgehends entſchuldigt, und die Vertheidiger der Freyheit der Melt hingegen auf alle mögliche Weiſe verkleinert, ohne Die längft eine Sklaverey in der Katholifehen Kirche wäre, daß Kein Freydenker nur athmen dürfte, Daß z. €. die proteftantifche Religion in freyen Läns dern am leichteften Eingang gefunden, koͤmmt gewiß nicht daher, daß fie untreue Untherthanen macht. Wer iſt treuer, der niemand als Gott und feinen König ehrt, oder der, der einen Prieſter anbetet , dem er dad Recht zugeſteht feinen König abzufegen ? Aber freylich Eonnte ‚eine beffere Religion leichter durchdrin, gen, wo ihr die Gewalt, die Inquiſition und das Feuer weniger widerftaud. Hundert Bullen fagt V. fol man lieber anuchmen, als zugeben ,. daß Lärm und Zwietracht entfiche. Welche Sprache in dem Munde cine Mannes, der worgiebt, er opfre der Wahrheit. ale Vorurtheile auf! ©. 273. Hat man den Fefuiten unrecht gethan, menn maͤn ihnen des Mariana, des du Perrou, der Paͤbſte und der franzoͤſiſchen Geiſtlichkeit und ſo vieler andern Meinungen zuſchreibt, die ſie niemals fuͤr unrecht er⸗ kennen wollen? Iſts ruͤhmlich am Voltaire zu ge

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ſtehn Quesnels Buch ſeve vol ſichtbaren Gutes, und das Boͤſe muͤſſe man ſuchen, und dennoch ihn den Muesnel und die Janſeniſten durchgehende bey ihrem vielen Leiden lächerlich zu machen. Hin und wieder “entfahren indeffen dem Verfaſſer groffe und nütsliche Wahrheiten. Alfo bezeichnet er den Anfang der wah⸗ ren Freyheit in Engelland mit der Anlunſt des glor⸗ reichen Wilhelms.

Bey den hiſtoriſchen Nachrichten finden wir einige "auch uns befannte IMmeichtigkeiten. Der Pabſt bat "©. 133. Kafteo und Ronciglione dem Herzog von Par⸗ ma nicht wiedergegeben, er befist es noch. Es iſt ‚nicht richtig: S. 127. daß das Kapetingifche Haus "viele Hundert Jahre eine Monarchie beherrfcht Babe, ‘che ein einziges Hand, von den jet regierenden zu "einiger Erhabenheit gekommen ſeye. Es laͤßt fich Dies ſes weder von dem Bayerfchen , noch vom Guelſt. - -fihen ſagen. Daß Ludwig der XV. im leisten Kriege uͤberall, auſſer in: Italien glüdlich, geweſen fen «S. 486.) iſt offenbar zu viel geſagt. Sind die feansöfifchen Lager nicht dreymal mit Berluft aus Deutfchland getrieben worden? Und hat der Hr. v. V. vergeffen, daß er geftanden , Die Engelläuder haben die franzöfifche Seemacht völlig zu Grunde gerichtet? - Haben fie in Schottland etwas beftändiges ausgerich⸗ tet? Ludwig des XV. Waffen find eigentlich nir⸗ gend: als in den Niederlanden glücflich zu nennen. Der Vorwurf/ daß die deutſchen Armeen erſt im Auguſt

K J

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zu Felde gehn, iſt alt und oft wiederholt. Fienz aber nicht Khrvenhülter die Eroberung von Bayern am Neujahr an: und wurden nicht die Franzofen zum zweytenmal im Aprill aus Bayern getrieben ? Belagerten die Deutfchen nicht Genua im Winter? und follte ein Voltaire fich nach den Reden des Poͤbels richten. Wir uͤbergehn mehrere Stellen von eben der Ark.

Noch können wir nicht unbemerkt laffen , daß «3 völlig unwahr ift, wenn Voltaire die Anzahl der im % 1746 bingerichteren englifchen Rebellen auf gop rechnet, Eben fo unphufifch if es, wenn er fagt, Cordes babe in einem Vulkane den Salpe⸗ tee zum Pulver machen gefunden, und eben ſo UM: grammatiſch erflärt er Statthouder durch teneur ‚d’Etats , da es fo deutlich Vicaire heißt. Es würde überhaupt eine gemeinnügige Arbeit Teyn, wenn man biefe Woltatrifche Befchichte mit nötbigen Anmer⸗ kungen verfähe, da ſonſt diefe und andere Unrichtig⸗ keiten von den meiften Lefern, zumal in Fünftigen Zeiten, ald richtige Denkmale der Gefchichte ange nommen werden könnten. *)

N Der Dr. v. Voltaire hat eine fehr unvollfommene Ueber⸗ fegung unferer Beurtheilung des Siccle de Louis XIV erhalten, und auf biefelbe mit einem dutzend vous vous trompes geantwortet, die er dem Mezenfenten entgegenſetzt. Diefer bat auf franzoͤſiſch fich verthei⸗ diget und alle Sylben feiner Rezenſion gerechtfertiget.

Es ſcheint der Geſchichtſchreiber von Frankreich Babe mehr Stärke, eine Geſchichte angenehm norzutragen, als genau nad) der Wahrheit an erforfchen (Gott. Anz 59.S. 731.)

‘353 __—__—_——__—__ 20007 XXXVIII. Die Alpen. Nach einer Schwediſchen Drobefährift *) | 1757. (&. 636. f.)

Der Verfaſſer verfteht unter den Alpen folche Gebuͤrge, die mit keiner Waldung wegen ihrer Höhe bewachſen find. Ste find, faat er, bis zur fommerlichen Son nenmwende mit Echnee bedeckt, und in acht Tagen fieben an deſſen flatt blühende Kräuter da, die wie‘ dee in ſechs Wochen reif werden müffen wenn fie ſich befaamen follen. Zu den Alpen zählt er die Lap⸗ piſchen, die Oeſterreichiſchen, Nhätifchen , Italiaͤ⸗ niſchen, Franzoͤſiſchen, Pyrenaͤiſchen, Englifchen , und Schweizerifchen Gebuͤrge. Diefe Haben durchaus einige Pflanzen mit einander gemein‘, und Sibirien hat ihrer viele, ob es gleich nicht fo hoch liegt. Wir wollen hieruͤber für diejenigen Lefer, die fern von den Ab yon leben, einige nicht: undienliche Anmerkungen machen. Den Namen der Alpen beſtimmen die Wale dungen nicht , die auf gar vielen Gebürgen mangeln, es tömmt auf die faft beftändige Dauer der Schnees an / deßwegen braucht es um eine Alpe auszumachen,

unter der Linie ein entfeßlich hohes Gebuͤrge, dain

Kamtſchaka, - Nordfibtrien , Grönland und Nova Zembia ſelbſt die: Klächen endlich zum befchnenten —— ————

N, Amman Flora Alpina Upf. 1756.

2154

Striche gehören, und in allen Eigenſchaften, insbe⸗ fondere aber den Pflanzen den Alpen aͤhnlich find. Die Schweizgrifchen und andern Europäifchen Alpen haben keine Rennmooßfelder, "und fat keine Flaͤchen. Sie find unten mit einem gähe genug wachfenden Wal⸗ de umguͤrtet, obenher find ed gäh abhangende Weiden, und dann ſpitzige Pyramiden; aus Felſen aufgethuͤrmt. Zwiſchen dieſen Spitzen ziehen ſich abhaͤngende Thaͤ⸗ ler durch, in welchen die erſten Adern der Stroͤme nach den Thaͤlern fieffen. Die hoͤhern Alpen find durchgehends gegen Nordenmit einer Borke von Eiß überzogen, auf welcher erſt der Schmee Liegt, und wovon fie den Namen Gletfcher bey den Anwohnern „erhalten Haben *). Diefe Alpen nun haben fehr viele eigene Pflanzen, einige andere aber find ihnen mit niedrigen und des Namens der Alpen unwürdigen Gebürgen ge mein..— Es iſt übrigens ſchwer ein Kräutervers zeichniß aus allen Alpen zu ſammlen, und erfordert eine gar zu groffe Kenntniß der Pflanzen, und ſelbſt der Geographie **). Die Berge Hauenſtein z. E. und. Wafferfall,, der Turiberg bey Genf, find alle des Titeld der Alpen unwuͤrdig, und- nicht einmal

*) Der Hr. v. Haller fagt an einem andern Orte:“ Frey⸗ lich bedeutet das Wort Alpes nicht Schueegebuͤrge. Unſre Helvetier, die am beften dieſe Worte kennen folten, hecißen die letztern Gletſcher, und Alpen alle ‚bobe Vieh⸗ weiden. CGoͤtt. Anz. 1771. S. 158.) eo Ganz recht fchreibf man den Alpenfräutern “eine Wowanie feuchtbare Erde zu. cEbendaſ W

24

Sbitzen des von den Alpen wohl zu unterfchelbenden und nirgends mit denſelben vermifchten Gebürges, das von Lyon über Genf bis nach Köllen bin fich erſtreckt, und den Rhodan und Rhein gegen Mor⸗ gen.liegen hat, auch überhaupt faft in einer Linie von Süden nach Norden fich erſtreckt. Der Schnee . haftet auf denfelben nirgends ,.es hat Leine Pyras miden, und ein. geringer Theil des Ruͤckens iſt ohne Walduns.

XXXIX. Gonfantin der Groſſe. | 58. (S. 356.)

. Her Se Beau in n feiner Hiftoire du Bas Empire uübernimmt zwar nicht bie Erfcheinung des Kreuzes, (die in Deutſchland geſchehen ſeyn fol) zu beweiſen, aber man fühlt doch aus den weitlaͤuftigen Gründen, und ſelbſt aus der Ordnung in welcher er ſie vortraͤgt, daß er dieſes Wunder licher beybehalten wollte. Bey Contkantin,. ob er gleich viele Zeichen der Guͤte, auch zunkilen wider die Feinde von ſich gege⸗ . ben bat, war doch felbft die Grauſamkeit der Zeis ten nicht ausgerottet, die er wieder die gefangenen Franken, den unter gewiffen Bedingungen fich ergebens den Licinius, als ſeinen Schwager, deſſen Sohn und feinen eigenen tugendhaften Sohn den Criſpus erwies fen Hat. Seine Eitelkeit, die ihn bewog, bie Eb⸗

o

1566

yenmale ſeiner Borfahren ſich zuzueignen, und die ſelbſt auf feinen Kleidern in den. Muͤnzen ſich verewigt;

feine Schwachheit gegen feine: verdorbene Hoͤſinge,

ſein wankelbarer Sinn ſelbſt in Glaubensſachen, ſeine

unbillige Erbitterung wider die Römer, blos weil ſie

feines Sohnes Mord mit Stichelfchriften und einem porrücenden Stillſchweigen zu rächen ſchienen; der

groffe ‚Fehler einer. zweyten feinen Namen tragenden

Hauptſtadt, Cdie-unfägliche Koften, und neue und druͤckende Auflagen erforderte, und Doch endlich: nur

des Reichs Kräfte trennte und ſchwaͤchte,) feine unpos litiſche Vertheilung des Reiches unter ſeine drey

Söhne, und gndere Fehler, mindern feinen Ruhm gar fehr. Zu welchem wie fonft gerne rechnen, baf

ex feine Halbbruͤder wider Die barbarifchen Grundſaͤtze ber damaligen Staatsklugheit, Doch Ichen laffen, und- zum Theil auch zu zgiemlichen Würden erhoben hat. Hr. Le Bean legt dem Conſtantin den zweydeutigen Ruhm bey, daß er Die erſten Kloͤſter gefifter, und deswegen ‚die Geſetze wieder die Kinder und Eheloſen tells gemildert, und theils abgefchaft Babe, - Unter,

ihm nahmen ‚auch Die neuen unroͤmi / hen Titel, und:

bie den Kriegsleuten angewieſene Timard:den Anfang s ee nahm auch jemehr und mehr barbarifche Voͤlker

in fein Heer auf, welches zu einer andern Urfache des

untergangs bed Reichs erwuchs. Er gab, wiewohl ſfeltener als feine Nachfolger, das erſte Beyſpiel der Vofſolauna indem er den Weltweiſen Sopater hin⸗

ee 159 eihten lies, blos wetl ce ein Heide war. Din Pers fern uͤberlies er ſelbſt das Eifen , deſſen ſie wieder die Roͤmer zu Kriegen bendthigt waren. Er war ber Erſte, der erlaubte, den weltlichen Richter auszuſchla⸗ sen, ımd bad Urtheil der Bifchdffe anzurnfen, dem er das Recht beylegte, daß man die Sache nicht mehe weiter ziehen Tonnte, Er war alfo, wie andre Men⸗ ſchen, ein Gemiſche von Tugenden und Schwachhei⸗ ten. Hr. ge Beau führt eine Auffchrift. an, die au Pierre pertuis ſtehen fol, als einem in die Felſen gehauenen Durchgang, durch welchen Conflantin fein Herr fol geführt haben. Die Unwahrheit dieſts Vorgebens iſt offenbar. Die Aufichrift über dem Klippengewölbe ift in der That weder in Berfen, noch | son Eonflantind Zeiten,

XL. | j Bon den Kometen. j 1758. (8. 542.)

Die Kometen find bekanntlich in ihrer gröften Ent: fernung viel weiter von der Sonne entfernt, als bet weiteſte von den Planeten Saturn, und kommen hin⸗ gegen in dem mindeſten Abſtande der Sonne ſehr nahe. Unter 40 find Zehen näher als der Merkur an die Sonne gekommen, 26 aber näher als die Venus, und nur 6 haben der Erde Gleiß nicht erreicht. Sie find alfo wechſelsweiſe der gröften Kälte und Dunkel⸗ beit, und auch der gröften Wärme und Helle unter.

18 worfen. Ihre Lage weicht von der Ekliptik um a0.

40. 60. und endlich über 80. Grade ab. Die Haͤlfte derer , die wir kennen, geben der: Efliptit nach -von - Dften nach Welten, gerade dem Planetenlaufe zuwi⸗ der. Einige andere , deren Neigung gegen die Eklip⸗

tie die gröfte ift, gehen von Süden nach Norden,

oder von Nord nach Suͤden. Die nach allen Rich⸗

tungen gleich leichte Bewegung diefer Sternen, wis derlegt des Carteſius arherifche, die Planeten forts fehleppende Ströme und Wirbel unwiberfprechlich, Ihre Kräfte, die fie in ihrem (Sleife fortraffen , find eben diejenigen, die alle himmliſche Körper regieren, ‚die Schwungkraft (centrifuga) und die Sinkkraft Ucentripeta). ‚Sie muͤſſen ſehr Dichte Körper ſeyn, da fie der erfkaunlichen Hitze der nahen Sonne wider, ſtehen. Die Anzahl dei Kometen fcheint groß, ob wohl fie woegen ihrer langen Perioden , und der ſpaͤt vorgenommenen. Beobachtung derſelben unbelannt iſt; doch ſcheint fie das Hundert zu überfligen. Der Nutzen in Anſehung des Weltgebäudes if noch nicht bekannt, die wenigften kommen jemals der Erde feht

nahe, und die Gefahr, daß fie auf dieſelte fen

werden faſt unendlich Klein.

...n 5 159 I 7

| XLI. Vom Nationalſtolze. von I. G. ätmmermann. 1758. (S. 538.)

Ne erſte Theil diefer Satyre befchreibt den laͤcher⸗ lichen Nationalſtolz, zu welchem Hr. 3. nur allzu⸗ - viele, Uebilder findet, da wenige Völker von einis sen Gluͤcke und Anfehen find, deren einzelne Bürger wicht, . wegen der Vorzuͤge des ganzen Volles, Ach. einen Vorzug vor andern Nationen zueignen. China it eines der befanntefien Beyſpiele. Hr. 3. macht fich über dad vermeinte Alterthum der Monarchie und ihre andern Nationaleinbildungen luſtig, und wider⸗ legt in einem Zufage den P. du Halde, der die zahle reichen Jahrhunderte der Daucr ihrer Monarchie bat beflärken wollen. Die Tartaren, bey deren Kleinen Türken die Tächerlichfte Art einer angemaßten Ober⸗ macht herrſchet, und andere morgenländifche Völker, erſcheinen in ihrer Reyhe; doch giebt Europa eine ‚zahlreiche Verfchiedenheit von dieſer, vielleicht doch ungemein nüßlichen Thorheit. Mit Recht vertheidigt Hr. 3. die billigen Anfprüche aller Völker zum Wohl denken, wider die eigennüßige Ausſchlieſſung, die einige befondere Nationen unternommen haben. Der zweyte Theil foll den vernünftigen Stolz befchreiben , denn Hr. 3. glaubt, ein folder Stolz ſey ale ein Gefühl der eigenen- Würde möglich, wiewohl rote

ico ———

immer tiechten, die groſe Macht der Eigenliche laſſe ſelten zu, daß wir unſere Vorzüge nach der Billige keit ſchaͤtzen, ſo bald wir nicht erroͤthen, ihnen ſelbſt einen Preiß zu geben, und uns koͤmmt vor, wenn ‚ein folcher Stolz möglich wäre, fo läge er in der Bes j ſtrebung, und unſrer Fehler gu entladen; doch kann man nach des Hra. 3. Grundfähen allerdings in tus gendhaften Nationen fich Durch die Allgemeinheit der guten Eigenfchaften aufmuntern laffen. Hier folge alfo ein Verzeichniß der Völker, die was groffes oder vor /ͤgliches beſitzen, oder befeffen haben, der’ Nord iſt unvergeſſen, und Hr. 3. hält viel auf die Tartas ven (mern ja Länderverheeren etwas Ruhmwuͤrdiges HM.) Die Griechen und Römer find dienliche Bey ſpiele folcher Nationen, die an groſſen Männern reich geweſen find; ben beyden hat’ auch die edle Leiden: fchaft am meiften geherrſcht, Die man die Liebe zum Vaterlande nennt, und Die mit einem rähmlichen Na⸗ tionalſtolze eine gemliche Verwandtſchaft Bat, von Sen. 3. auch Aufferfi -angepriefen wird; dem eben be: nannten Stolge aber zu Rom doch noch anı nächften kam, weil man einem jeden Bürger eine fanatifche Einbildung von den Vorrechten und der unfchlbar zu erwartenden Groͤſſe des ewigen Roms eingepraͤgt hatte, Hr. 3. lobt dieſen Eifer auch an kleinern freyen Staa⸗ ten, widerlegt den dergleichen Regungen nicht fühlen, den und verachtenden Te Clerk, ‚und entſchuldigt mif Recht diefer Staaten mindere Achtung für Die (gelehr⸗

‚ta

I

IC 182

ten) Vorzüge einiger ihrer Buͤrger. Die jetzigen

groſſen Geifter in Frankreich verteidigt er wieder Die Einbildung , daß unter Ludwig den XIV. die Zeiten,

2*

fuͤr die Wiſſenſchaften gluͤcklicher geweſen ſeyen. Die

jiemlich nachtheilige Schilderung von Engelland haͤtte

er billig aus einer andern Quelle, als aus dem Bul⸗ Ungbroke nehmen ſollen, dem es unter allen Menſchen am wenigſten anſtehen konnte, patriotiſche Tugenden von ſeinen Mitbuͤrgern zu fodern, und der ſie vielleicht in einem verborgenen Hange zu dem · verbanneten Hauſe geſucht haͤtte; wie ungerecht leugnet Bulling⸗ broke die Beſtrebungen des Parlements wider die Us, terdruͤckungen der Freyheit, davon es unter Karl dem I. und dem IL fo viele und für feine. Mitglieder fo gefährliche Proben gegeben bat. Ruſſel, Sidney und andre haben ihr Lehen und nicht blos «ine erfaufte und eigentlich nichts einbeingende Gtelle auf die Spitze gefegt. Die Vorzüge der Schweden erhebt Hr. 3. mit Recht, und fie laſſen ſich wohl. durch voruͤberge⸗

bende minder glüdliche Unternehmungen nicht gdnze

lich verdunkeln. Endlich fchlieft ex mit einem ſatyri⸗

ſchen Zuge, in welchem er feine im zweyten Buche

verſchiedentlich ausgetheilten Lobſpruͤche wieder ziem⸗

lich empfindlich zuruͤck nimmt. Dias übrige machen ‚einige bauptfächlich zur Gefthichte von Japan und China gehörigen Zufäge aus, woben wir eine gewiſſe Bergleichung. der That, be Gottes —A lieber nicht

leſn wuͤrden. A v. Sallers Cageb. Th. L. 8

—— *—*

16 , . A der mweyten Ausgabe die zu Zürich 1760 echte nen iſt, findet man die Satyre gegen die Republifg,

ner nicht wieder, und Hr. Zimmermann erkennt viels

mehr, die einigermaſſen gegründeten Vorzuͤge eine frengebohenen Mitgliedes einer Republik ,, vor ‚jenen die ihre Geburt zu Untestfanen macht. 8 3 |

1760. ©. 838). .

Ba * vierten— Auflage des Nationalſtolzes fügte

Hr. von. Halter ſeiner Anzeige bey: „An den Ratio,

ga die Dee Hr. Leibmedikus in feine Muſterung zie⸗ tzet, erkennt er auch, und zumal an den Bransofen Bad. Gute, das fie. haben, und. Die: vielen Belohnum gen des Verdienſtet. Die Chineſen find nicht vergeſ fen, und zumal auch Ihe eingebildetes und vielleicht von den Europäern aus eigennüßigen Abſichten zu hoch aufgemutztes Alterthum beſtritten. Allerdings war Nian Hy Jao nicht nur ein Unterkoͤnig, aber wer ihn geleſen hat, ſiehet, daß er. mit Einem gefunden Ur⸗ theile die wahren und falſchen Quellen der Chineſiſchen Geſchichte unterſucht, und den luͤgenhaften SSematfien, den Urheber der von den Jeſuiten wiederhohlten Fa⸗ beln, nicht ohne Ueberlegung verlaſſen bat. Det Aberglaube iſt indefſen in had bein Unglauben ge ireunt; jener wohnt beym Frauenzimmer and dem gemeinen Volke, und diefer bey den Gelehrten, (Son. 3. "708. ©. 1240.)

| 0: 63 | XLIL | Ueber die‘ Brachtgefehe im Norden.

Kine akademiſche Hede des fehwedifchen Neicherathe 4. Zenning Adolph Gilleborg. 1758. (S. 807.)

Dee wohlgeſumte Hr. Graf zeigt ;. Daß allerdings ein Reich durch die Ausfuhr der Baarſchaft gegen entbehrliche Waaren gefchtwächt wird; und in’ Schul,

den’, ımd in ein Untergewicht ſeiner Gumahme und

Ausgabe geraͤth; daß aum die Kräfte des Leibes und Gemuͤthes durch die Ueppigkeit -gefchwächt werden; bag fie die Menfchen von allen ernftlichen und ge⸗ meinnüßigen Gefchäften abzieht, und endlich nichts fo fchändlich if, das ein Menfch nicht unternehmen ſollte, wenn ihm die Mittel zum Weberduffe entgehn, an welchen ee gewöhnt iſt (vielleicht: Hat auch dir Pracht (Luxus) noch eine viel fchädlichere Wirkung,

auch bey feinem tugendhafteften und unfchuldigen

Gebrauche. Er macht den Unterſchied zwiſchen dem

Reichen und Armen zu fichtbar, er macht die leztern verächtlich, und fegt endlich zu dem Befoͤrderungen und zur Hochachtumg der Menſchen, an die Stelle der wahren Tugenden, die Koſtbarkeit, Den Geſchmack, und allerley Geſchicklichkeiten, die mit dem verderbs teften Herzen beſtehen können. In Schweden waren bie alten Zeiten hart unb-cinfältig; auch die Könige L 2

164 ° —————

wohnten unter” einein Dache 7 - dad einen einzigen

Schuppen, wie in den weſtphaͤliſchen Häufern, bedeckte. Sie tranken Bier, dad mit Porfi gegohren hatte, und Meet war fuͤr die Domherren aufgehoben, Wein aber gaͤnzlich unbekannt. Maguus Ladulos iſt der Urheber des Prachts in Schweden. Dieſer Krebs der Staa⸗ ten ſtieg bald zu einem ſchaͤdlichen Gipfel, und in - Schonen find auf einer Hochzeit 24. Ochſen und go Schaafe verzehrt worden. Magnus Smek führte die erſten Geſetze wider den Ueberfluß ein, und verbot Aber: go Berfonen (ohne die Geiftlichen ) auf einmal u bewietben, nur wurde die erlaubte Anzahl der Gaͤſte bey Hochzeiten bis auf zoo vermehrt. Man

‚erlaubte nicht mehr ald. zwey Spielleute, und Sten

EGture ſchafte die mit dem laͤcherlichſften Aufwande ‚begleiteten zerſchnittenen Kleider ab. K. Johann vers bot A. 1585. das deutſche Bier, nicht ohne groſſes

Mißvergnuͤgen der. meiften. Der Hr. Graf endigt

‚feinen Auffa mit fehr ernftlichen Anmerkungen. Er

haͤlt den Edelmann für wohlgefinnt , ber feine Güter

verbeſſert; und. mit dieſer Arbeit die nächfigelegenen

; Yemen erhält, nicht aber Denienigen, ber Die Früchte des Schweiſes feiner Mitbürger für Prachtwaaren in andre Länder ſchickt. Und unſer erJauchter Hr, Vers

faſſer zweifelt , ob der fehändliche Brandtewein gu

. unfern Zeiten: nicht mehr Schaden-thue, als die ganze Verbeſſerung der Oekonomie Ruten fchaft, da wobl

mehr Tonnen Korn dahin. verſchwendet werden, als

264

Die Anzahl derſelben ſeyn mag, womit ber Fleiß und die Geſchicklichkeit die Früchte der vorigen Zeiten vers miehrt. Er geficht endlich, man werde ſelbſt in Schwe⸗ den, entweder bald eine neue Lebensart, oder neue Bücher einführen muͤſſen. (novas tabulas.) : ——— XxbuIiII. Die Entvölferung in Rep ubliten. Don D. Iſak Iſelin, Rathſchreiber [Vicekanzler] in Bafel. 1758. (©. 1014).

| Freymuchige Gedanken über die Entvoͤllerung unſrer (Baſel) Vaterſtadt. Dieſe Schrift iſt nicht wie die meiſten Bücher, die Wirkung des Eifers rines bon Der Welt abgeſonderten Gelehrten, ſie iſt wirklich vor dem groſſen Rath der Republik den zwanzigſten Merz in Betrachtung gezogen und zur Bewerkſtelli⸗ gung angenommen worden. Hr. Iſelin findet bey feiner an einem geoffen Strome zwiſchen zwey Reichen und einer wenig handelnden groffen Republik, in einer sefegneten. Gegend liegenden Vaterſtadt alled, was änfferlich bee Handlung günflig feheinen Kann. Eim Stadt im diefer Lage kann nie zu ſtark bevoͤlkert wers den, da fle mit mehrern Bürgern immer mehr Mas aufakturen,” und mehr Handelshaͤuſer hoffen kann. Diefe Zunahme iſt far nicht einzuſchraͤnken, und die allgıgeofft Bevölkerung, wenn fie je: möglich it, von 23

Sn

256

Baſel noch ſehr weit entfernt. Hingegen nimmt dieſe Stadt an Buͤrgern ab, die Preiſe der Haͤuſer und die Miethen fallen, und die Anzahl der Armen nimmt, becy wenigen Reichen, zu, und hingegen verringert ſich die nuͤtzlichſte Art. der Buͤrger, die bey dem Mits telmaas des: Reichthums, ohne Ueberfluß arbeitfan find. Die Armenanſtalten find, wie anderswo in Helvetien, nicht: wider das Uebel eingerichtet ; weil die verarmten Buͤrger zwar reichliche Allmofen genies fen, aber. nicht. genug zur Arbeit, zum Fleiße und ‚zum eigenen Verdienſte angeleitet werden. Das Muͤnzweſen ift gu Bafel (denn Bern: hat noch immer dem Schwalle der fehlimmen Muͤnzen patriötifch und kräftig widerſtanden) im größten Verfalle. Diefen uebeln abzuhelfen raͤth unfer Hr. Verfaffer der hohen Schule wieder aufzuhelfen, die in der That bey allen den gefchiekten, und zum Theil berühmten Männern, dennoch zu. Bafel in einige Schlummerſucht verfallen iſt. Das vornehmſte Mittel aber wäre von den Pas triziſchen Grundfägen der Helvetiſchen Republiken abs . gehen, und nüßliche und bemittelte Buͤrger anzu⸗ nehmen, und Damit gugleich die Stadt mit. Menſchen und mit Geld zu verflärfen, die ausgegangenen Staͤme gu erſetzen, und ſich dazu ber jetzigen für mancht deutſche Staaten ungluͤcklichen, in der friedlichen Schweiz aber gefegneten Zeiten kluͤglich zu bedienen.

MT. will dabey die Einſchraͤnkung machen, daß bloße Kapitaliften nicht unter 4oaoo Bl: eigener Dit

*

| 27

tel, Fabrikanten aber, Handwerker und Gelehrte mit

mindern Bedingungen angenommen, auch nicht alfes

fort, fondern theils erſt ihre Kinder und theile die Kin,

deskinder im bie wirkliche Regierung sewägtt zu wer⸗ den faͤhig ſeyn ſollten. „in

J XLIV. F

Ueber die Sprachen in Helvetien. Don Hrn. Bertrand.) * 1758. (S. 1470) '

Her Bertrand Kat wahrgenommen, daß Bochat bey der helvetiſthen Sprache, und den Namen der Oerter alles aus dem Celtiſchen, Hr. Altmann auf dem Geiechifchen , andre aus dem. Beutfchen: herlei⸗ tem. Er hat aber ganz wohl betrachtet, Daß perfchie dene Voͤlker nach einander Helvetien bewohnt, und ihre Sprache im dieſem Lande ausgebreitet haben, und daß man folglich nicht von einer Sprache allein den Urſprung aller Wörter herhohlen fol. Die dites ſten Helvetier find wohl Celten gewefen, ‚und vielleicht waren die Dentfchen und, Eelten Abkoͤmmlinge eines nemlichen, in den Alteften Zeiten. noch. ungetrennten Volks. In der Celtiſchen Sprache bleiben, in dem ſogenannten Welſchen ( Franoͤſiſch ſprechenden) Theile

*) Recherches fur les langues anciennes & modernes. . de la Suiffe, & prineipalement ‚di pays de Vaud. Ge- neve 758: BE

8 4

vor I der Eidgenoſſenfchaft viele Wörter‘; deren einige. Hr. B. zur Probe: anfühet, und von andern weis man auſſer Helvetien ſelber Keinen Urſprung, und keine Aehnlichkeit anzugeben. om Griechiſchen haben die Hrn. Altmann und Zehender mehrere Wörter abge⸗ Nleitet, es mag auch einigermaffen die Gelehrte und Staatsfprache geweſen ſeyn, in welcher man die Buͤn⸗ de und oͤffentliche Urkunden verfaßt hat, und vielleicht kommen die dem Griechiſchen ſich naͤhernden Wörter cher aus einer aͤltern Sprache, aus der auch die Grie⸗ chiſche entfprungen iſt; wenigſtens iſt Corti, dad Hr. B. von xopros herleitet, dem Verſtande und Tone den ſchwediſchen Gard und deutfchen Garten ; und Schotta Dem · deutſchen Schuß eben fo nahe, ald dem Griechi. ſchen og. Da die Römer mehrere Jahrhunderte durch Helvetien beherrfcht haben, fo hat ihre Sprache nothwendig fich in Diefen Ländern ausbreiten müffen ; ſie iſt auich’unfteeitig der Grund des .verdorbenen Ros 'manifchen oder Welſchen, das mit dein eigentlichen Lateiniſchen cben fo viel Verwandtſchaft, als mit den Sranzöfiichen hat. -. Das Deutfche drang zuerſt durch. die Mlemannifchen Siege, nachwerts aber nach ber - Verſetzung dee Sachen unter Karl den Groſſen, und unter den deutfchen Kayſern, nach dem Abſterben der Jetztern burgundifchen Könige, in den öftlichen Theil Helvetiens, weil der meftliche, wegen dev Nach⸗ ‚barfchaft des groffen Galliens (auch wegen bet. grofs fen Landfchaften, die dem Haufe Saboyen zugehoͤr⸗

| 16,

- ten) Vie verdorbene romanifche Sprache, und felbft den Namen Römer behielten (denn pays Roman ifb der Kanzleynamen des fransöfifcy fprechenden Theile: dee Republik Bern). Aus der Werfchiedenheit der Gegenden, und ber dieſelben beisohnenden Voͤlker zum, fol man muthmaſſen, ob cin Namen einer Stadt ’oder eined Fluſſes cher aus dem Eeltifchen, Las teiniſchen oder Deutſchen berzuleiten fene , und dieje⸗ nigen bandeln übel, die eine einzige unter dieſen Sprachen: zur allgemeinen Mutter aller Helvetiſchen Woͤrter machen. x | | XLV. 0, 3. J. Rouſſean. 1759 (S. 21. f.)

De Hr. Dalembert in der Encyklopedie, beym Ar⸗ titel Genf, theils Die dortigen Gottesgelehrten einer altzugeoffen Lauichkeit befchuldigt, und theild vorge⸗ ‚gegeben hat, die Stadt wuͤrde durch eine gute Schaus bühne weit blühender werden, fo hat J. Jakob Rouſ⸗ feau, der bekannte Bürger zu Genf, hiervon Anlaß ges. nommen, ein ziemliched Buch unter dem Titel: J. I. a Mr. Dalembert fur: fon article Geneve dans le VII.

tome de l’Ency clopedie, & particulierement für le projet d’etablir un Theatre de Com&diens en cette ville a. 1738. bey Rey abdrucken zu laſſen, das 264 ©. in- groß Oktav auemacht, ohne die Vorredt. In

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bieſer letztern giebt er ſich fuͤr einen durch Krankheiten ausgemergelten Mann auf, deſſen Geiſt mit dem Leibe abnimmt , (dies iſt von. Montmorency and ges fehtieben) , und Hr. R. zeiget an einer andern Stelle, eine rühmliche Schnfucht nach.dem Vaterlande, ohne daß. wir willen, warum: ein fo ſparſam lebender Phi⸗ loſophe fich des Vergnuͤgens beraubet, im Vaterlande zu leben. Seine Vertheidigung der Gottesgelehrten iſt etwas ſchwach. Wir dulden gern alle mögliche Religionen , aber. derienige. Gottesgelehrte, der fich für einen Chriften ausgiebt, auch die Stelle, bie Bürde und die Vortheile eines Lehrers in diefer Kirche bezieht , follte billig entweder ein Chriſt ſeyn, oder Kein Lehrer dee chriftlichen Kirche Heiffen wollen. Wie man aber ohne den Glauben an den Weltheiland, ein Chriſt ſeyn Da fehen wir in Aufrichtigkeit nicht. od. Was Hr. R zur Entſchuldigung dev ſogenann⸗ ten Toleranz ſagt, dienet fuͤr den irrenden Bürger, nicht aber für den angeblichen Diener des göttlichen Wortes. Hr. R. meint die Bernunft habe fein uns umfchränktes Maaß, und man fönne von niemand eine Einficht fordern , die die Summe feiner Kräfte übertreffe. Weitläuftiger , Tebhafter und gruͤndlicher iſt mſer Verfaſſer, wenn er von den Schäufpieler ſpricht. Er betrachtet fie zuerſt uͤberhaupt, und dann auch tote weit fie ſich zu den Umſtaͤnden der Stadt Senf fehiden. Was er in dem erften Theile fagt / iſt duechgehends neu und leſenswerth. Die beften’ Berfaſſer der Schaufpiele, fagt er, folgen auch. ger

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wungen /, ben Sitten und Begriffen Ihrer Mitbuͤrger,

ſie koͤnnen nicht den allgemeinen Regeln der Wahr⸗ heit und Vernunft nachgehen, es liegt nicht an ihnen, in Frankreich, die Verföhnung auf Beleidiguigen ruͤhmlich u machen. $olglich lehren fie nicht eine wahre Sittenlehre, fie machen bloß ‚die Leidenſchaf⸗ ten laͤcherlich, die bie Nation. ohne dem , verlacht, und müffen hingegen denjenigen Laſtern eine Würde beylegen, die in chen dev Nation nach der Mode find. Auch if; das Lächerliche, womit die Komedie fltaft, nicht das Gewehr der Tugend , es ift vielmehr. ein ges fährliches Werkzeug , womit dad Lafter die Tugend felbft verhaßt macht. Erebillon erhält Hier einen Vers weis, den wir und erinnern, ihm vor manchen Jah⸗ ren gegeben zu haben , weil er den Cato Elein,- und den abſcheulichen Eatilina, durch bie glänzende Seite feines Muthes groß gemacht hat. Des Hrn. v. Bol taire Mahomet iſt nicht beffer und noch darüber glück, lich , und bey dem Atreus kann niemand nach unfern Sitten begreifen , was flr einen Nuben die Vorſtel⸗ lung feiner gräßlichen That haben kann. Im der. Komedie hat Moliere ſelbſt nicht das eigentliche Laſter, ſondern die aͤuſſerliche Larve deſſelben laͤcherlich ge macht. Sein Marquis, der den Jourdain befriegt) ift niederttächtiger als dieſer gemeine Bürger, Ueber⸗ all wirft er auch auf das Alter, auf die vaͤterliche Würde, auf die Tugend felber die allergefährlichite

* Sarbe des Lächerlichen. In feinem fo geruͤhmten

are a Miſanthrope ſindet Hr. R. Keine geringe Anzahl Fehler.“ Die Liebe nimmt eben nuch einen zu groſſen Kaum in den -Schaufpielen ein, und Tann nicht ans ders ald die Herzen der Jugend mit unnöthigen Flammen anftechen, bey welcher bie Triebe der Na tur obnedem nur zu ſtark find. Hr. R. findet dabey einen andern Fehler, deſſen Beobachtung ihm gang eigen iſt. Man räumt, ſagt er, in den Schauſpielen dem Frauenzimmer zu viel Wiſſenſchaft / mb eine gewiſſe Oberſtelle uͤber unſer Geſchlecht ein, die wider die Natur iſt, und und veraͤchtlich macht. | Hiernächft koͤmmt er auf Das: Berhältnif der Schauſpiele gegen. bie Heinern Städte. Diefe können erſtlich Keine Schaubühne . ernähren, und zu Genf koͤnnte eine fogenannte Bande nicht ohne eigene Auf⸗ lagen unterhalten werden, dabey wuͤrden bie allzu leb⸗ haften. Vergnügen die Luſt zu ernſthaften Befchäftis gungen wegnehmen. Hr. Rouſſeau giebt bier eine angenehme und wahrbafte Befchreibung von dem Berglande im Neufchatellifchen, wo die Einwohner faft alle Kuͤnſtler find, und bey ihrer Arbeit Das vers gnuͤgteſte Leben führen. Eine Schaubühne in biefem Lande, fagt er mit Grunde, wide deffen Untergang feyn , den Fleiß vernichten, und zum Grundgeſchaͤfte des Lebens anftatt des Nüglichen das Angenehme machen. Eben fo würde es zu Genf, und an allen Heinen’ Orten gehn, wo die Anzahl der ohnedem muͤßi⸗ gen reichen Leute viel zu Kein iſt, allein bie. Schau

17: fpiele zu. erhalten Er. macht Hier eine Ausſchweifung⸗ über das Unvermögen der Geſetze die Sitten im Bils den. Gelegentlich Rimmt fein Urtheil mit dem unſri⸗ gen überein; Tein Roman ift jemals gefchrieben toors den , fügt er, der der Ehariffa nur einigermaßen beys koͤmmt. Des Hrn. Rs Lobfprüche find felten, und daher kräftiger. Wiederum ſchweift er aber nuͤtzlich aus, zu beweiſen, daß die Schamhaftigkeit ein weſent⸗ licher und unentbehrlicher Trieb bey dem weiblichen Geſchlecht iſt. Er beſchreibt mit liebenden Ausdruͤcken, den Fleiß, und die ruhige Lebensart der Genfer, ihre Kraͤnzchen (cercles) und ihre Vermiſchung des weni⸗ gen ſtillen Vergnuͤgens mit der vielen Arbeit. Ihm dringen faſt die Thraͤnen aus den Augen, wenn er ſich gewiſſer Scenen gemeinſchaftlicher Liebe erinnert. Alle dieſe Vorzuͤge wuͤrde Genf verlieren, ſagt ers wenn es eine Schaubuͤhne haͤtte. Die Verſammlun- gen ehrbarer Birger wuͤrden verſchwinden, und die Jugend wuͤrde ſich nach dem Muſter beliebter Schau⸗ ſpieler bilden; dieſe wuͤrden, ſagt der alles aufs hoͤchſte treibende Hr. Rouſſeau, in dreyßig Jahren die Haupt⸗ federn des Staats ſeyn. Schon ohnedem faͤngt die Jugend auch in Genf an, weibiſcher zu werden. Hier faͤllt er wieder mit Gewalt aufs Frauenzimmer, dem er faſt alle Vorzuͤge des. Verſtandes abſpricht, und das Trinken noch fuͤr gemeinnuͤtziger anſieht, alts die Bedienung des ſchoͤnen Geſchlechts. Wir erken⸗ nen hier den Verfaſſer des wilden Menſchen, dem

e

ein Weibchen genug war, die Berfon mochte dan... feyn wie fie wollte. Ueberall erfennt man aber: auch y die lebhafte Feder, und bie patadore Stärke des Verfaſſers. ————————— XLVI. Patriaotiſche Traͤume, a von Iſ. Iſelin. wen 9 (E57) &

16 7 ——

Die Abficht dieſes vatriotiſchen Menſchenfeeunde⸗ geht überall dahin, feine Mitbuͤrger anzufeuren, ihre enge Neigungen und die Eurzlichtige Eigenliebe, dem Vaterlande und fich ſelbſt zum Preiſe, der allgemeis nen Wohlfarth aufzuopfern. Der Mangel der auffer ſich ſelbſt fich ausbreitenden Liebe macht ihm alle Gtaatöverfaffungen gleichgültig und unwerth, da in-der That die Freyheit ſelbſt, fo bald fie nur eigens nüsigen Leuten die Hände frey macht, zum Gluͤcke der Eintvohner und Bürger wenig beträgt. Unter dem Titel des Menfchenfreundes liefert ee eine angenehme Abfchilderung der Homerifchen Einfalt in den Sitten. Er folgt dieſen glücklichen Zeiten durch die verfchiede nen Staffeln der wachfenden Verſchlimmerung nach, und findet die Urfache des Uebels allemal im Boͤſen. Der Ehrgeitz, wie er zumal bey der einveiffenden Uep⸗ pigkeit, und bey ärmern freyen Staaten fich mit der Habſucht unglüdlich- verbindet , ift die Hauptkrankheit

XXC 275

der Repubſiken 1; die. noch fuͤr alle toͤhlich geweſen iR‘ (und wir finden in der Geſchichte, daß der verfen werte Geſchmack, und die wolliſtige Pracht des gemet-⸗ nen Lebens, die vornehniſtt Triebfeder des ungluͤcks iſt/ indem fie allf einen aͤuſſerlichen, mit allen Laſtern leicht beſtehenden Anſtand, die Vorzuͤge werfen, die der Tugend allein gehoͤren, und ohne die ſelbſt die Tugend lächerlich wird). - ri: J. der! in :einte Di mokratie gebohren iſt, aͤuſſert vielleicht aud Leben druß über: das ihm bekannte Verderben feine Gedan. ken über die Vorzuͤge einer Ariſtokratie, in welcher diejenigen, die zum Herrſchen gebohren find, wenig⸗ ſtens eine der Gewalt mehr angemeſſene Auferziehung erhalten, und ſich mit keinem andern Berufe abgeben, der ihre Seelen mehr verengert. Für eine Demokra⸗ tie entwirft er hiernaͤchſt eine Einrichtung, in welcher (wie faſt durchgehends in den Helvetiſchen Städten) ein zahlreicherer hoher Rath die wichtigften Gefchäfte entfcheidet ; die alltäglichen aber einem minder zahl⸗ reichen innen Rathe überlaffen find. Die Art, die Wahlen zu beforgen, und einige andere Geſetze find dern Verfaffer eigen. Daß kein Mitglied des Hohen Raths mit feiner Meynung einen Entſchluß bewuͤr⸗ ken koͤnnte, ſcheint indeſſen der Freyheit gefaͤhrlich zu ſeyn. Der Handlung iſt Hr. J. nicht uͤbrig gebogen. Sie vermehrt die Mittel zur Pracht und zur Ueppigl keit. Die gar groſſen Staͤdte mißhilligt Hr. Iſelin und will deswegen, wie der. Hr. v. Mirabeau / ‚eine

76 —— Menge andhencha —2 wieder auf das Eh ' weiten. En | at.

——— | Ueber Helvetius Werk vom Geiſte. „3759. (S- 1024.) |

2 3

J mehr Aufſchen in Fraukreih pen ungern Sen: Helvetius, geweſenen Maitre d'hoteb de la Reine, Werk do -NEfprit , gemacht · hat and sie: nachdruͤcklicher Die Ahndung geweſeniſt Die ſich der Verfaſſer von Seiten des Parlaments und des Hofes zugezogen, ‚um fo viel aufmerkſamer haben wir ‚diefed Werk . geleſen, das ordentlich mit dem Königt. Privilegio, und mit des Cenſers Zeugniſſe bey David A. 2758- . abgedruckt worden: iſt. Yu der That ſindet man gleich anfangs einen. aͤuſſerſten Mangel an, Ordnung) indem der Verfaſſer theild ganz fremde, in die Site . tenlehre und Staatsklugheit einfchlagende Materien abhandelt, und theils feinen Witz, um ben ed eigent⸗ lich zu thun iſt, erſt am Ende des zweyten Bandes be⸗ ruͤhrt, auch da vielmehr metaphoxiſche und witzige Klaſſen deſſelben auszeichnet, als deutliche Erklaͤrun⸗ gen, oder auf einander gegruͤndete Schluͤſſe liefert. Selbſt die Erklärung des Witzes iſt offenbar falſch, und an einem Mann zu bewundern, der den Loke mit. ſo groſſem Beyfall geleſen hat. Hr. H. verſtcht durch den nn die Faͤhigkeit, Begriffe und. Verbin⸗

dungen

| 159 dungen zu ſammlen. Doch diefes ſind wohl nicht die Grimde, warum diefed Werl dem Scharfrichter imter Die Hände gekommen iſt. Wir finden zu dieſer Verurtheilung zwey Haupturfachen : die vielen Kla⸗ gen über die Geifklichkeit, und ben deutlich hervor⸗ blickenden Hang zu dein neuen und dufferften Gras - de des Unglaubens, der alles zur Mäterie und. bie zufälligen Entwicelung der verfchledenen Geſtalten derſelben gut: Schoͤpferin aller Dinge macht. Dieſer Hang jeigt ſich faſt auf allen Seiten. Gleich am Anfange des Werks ſetzt Hr. H. den Vorzug des Menſchen vor den Thieren nicht in die Seele, auch nicht einmalin den Kopf, föndern bloß in die Hand: - Da Aber der Affe auch eine Haid hat, fd bleibt dem H. nichts uͤbrig als zu ſagen, der Affe fee ſchwaͤcher, er eſſe nur Fruͤchte, er lebe kürzer, und ſey endlich in einer viel iu arten Bewegung, die ihn vor der langen Weile, als einem Hauptgrund ber Vollkommenheiten bed Menſchen, bewahre. Hier⸗

naͤchſt beſteiſſiget ſich Hr. H. aufs aͤuſſerſte, alle

Gedancken, alle Vorſtellungen, und alle Crintteruns den » auf ein bloſſes Gefühl zutuͤckzubringen, fd daß bie Beurtheilung felber nichts anders’ ald ein binomi«

üm dvon zweyen Gefuͤhlen iſt. Hierin unterſcheidt

ſich, wie ehemals det. groſſe Boerhaave wohl ange

merkt Hat, der. Spinoziſte vom Chriſten am aller⸗

erſten und tiefſten. Hr. H. macht ſogar ganze Rei⸗

den von Schluͤſſen ju dien Gefuͤhlen, und ver⸗ V. Sale Tageb. Th. i. M

. ca ———— 2

gift dabey daB Vermoͤgen auzuzeigen, daß diefe

Schluͤſſe zuſammenruft, gegen einander haͤlt, und uͤber ihre Verſchiedenheiten, oder Achnlichkeit ab⸗ fpricht. Die Aufmerkſamkeit, die er fo hoch ſchaͤtzt, amd mit recht für die Erfinderin der Wahrheit Halt, vergißt er gleichfalls dabey zu erklären. Die Frey⸗ beit verläßt er, weil fie nicht zu erklären wäre, und zu einer Wirkung ohne Urſach wuͤrde. Aber was er hierauf von der Richtigkeit (probite) und der. Tu⸗ gend ſagt, iſt im hoͤchſten Grade anſtoͤßig. Er ver⸗ ſteht durch dieſe Tugend, die Gewohnheit Thaten zu

oo verrichten, die der Geſellſchaft nuͤhlich fl ſind. Aber

bald darauf macht er das Maaß dieſer Tugend völlig ungewiß. Dieſes Maaß iſt bloß der Nutzen; und da dieſer nach den Umſtaͤnden der Nationen und der Geſellſchaften durch ganz entgegengeſetzte Mittel kann befoͤrdert werden, ſo entſteht, was ehemals la Mothe le Vayer ſo oft wiederholt hat, der verſchiedene Bas fand des Namens der Tugend, den gewiſſe Nationen | demjenigen beylegen, was und bey andern verabſcheu. umgswuͤrdig vorkoͤmmt. Hr. H. giebt ſich hier alle Muͤhe zu zeigen, daß uns alles nur in ſo weit tu⸗ gendhaft und ruhmwuͤrdig vorkoͤmmt, als es und zum Vortheil dienen. kann. Sparta wollte behende und kuͤhne Streiter haben, und erlaubte den Diebe . ſtahl. Die Eſquimaux ermordeten ihre Alten, wenn | fie unvermögend find, auf die Jagd zu gehen, wf f Lauter Beyſpielee deren ungrund im Augenblicke Ve

> (3 Tor i ex . 2 v. ende

we j)

en 77

eulbldſſen iR. Dem die Cipartandk fahen, wie it |

den Schülern , ihrer Jugend tinige Kleinigkeiten nacht fie beftraften aber. .allerding® din entdeckten Diebſtahl ,

und es iſt nur ein Spielgedanken zu ſagen, ſie haben dasjenige nicht beſtraft , was nicht entdeckt war,

Wenn und Hr. 5. die abfchenlichen- Ciagas zu Mu ſtern der: Eittentehre anführt, ſo fehen wir nichts; als ein Beyſpiel des aͤuſſerſten Verfalls, worein eine verwilderte Raͤubernation verfallen kann; wenn ja des P. Cavazzi von fernem, und von Die Giagas

‚Feinde, vernommene Nachricht etwas wahres in

Ach bat. Uns mißfallen Hier gleichfalls die 210: und

Die folgenden Seiten, wo Hr. H. offenbare Laflee

vertheidigt, wie die Falſchheit, die Afterrede, und Die unkeuſchheit; wenn er duch von den Stiftern aller Religionen, (die Kaͤtholiſche nimmt er in zweyen Linien aus) das haͤrteſte Urtheil ſpricht, und durch

eine Allegbrie von den Biebern, die Religion als eine unnoͤthige Zugabe der Geſetze, und als eine Quelle

vieler Laſter vorftellty fo ſetzt er ſich wiederum dem

Abſcheu aller Chriſten bloß, Er ſucht weiter die Tui henden zu einen wankenden Begriffe’ zu machen , Ina - dem tr leugnet, daß eine Redlichkeit in Anfehung der ganzen Melt möglich ſey; gerade ald wenn alle . Völker in einer Feindſchaft Tebten, und Keinen ge : feinen Nutzen Haben koͤnnten. Es kann auch anftößig geivefen ſeyn, wenn eben aus dem allgemeinen Geunds fage des alla einzig bewirtenden Eigenutzes, Hr. H. ma Ä

189 —R mit gaͤnzlicher Uebergehung Gottes, unfere Leidens

ſchaften zur einzigen Quelle unſerer Tugenden macht, _

den Menſchen, den fie. nicht bewegen, als Dumm anſieht, und um ia nichts unkörperliches im Mens

ſchen übrig zu laſſen, fich äuffeeft beſtrebt, ſelbſt den Hochmuth und Ehrgeiz zur Erfüllung fleifchlicher .

Lüfte zuruͤckzubringen, worin Hr. H., in An—⸗ fehung des Hochmuths nicht nur der Wahrheit, fon- bern fich ſelbſt, und feinen Lobeserhebungen der Wahrheit und ihrer Freunde widerfpricht. Etwas neues iſt, was er hierauf von der. langen Weile, ald

einer Leidenfchaft fagt, die in einer ruhigen Geſell⸗

ſchaft Ueine Begierden und kleine Thaten: bewirkt. Er faͤllt aber bald wieder in ſeinen groſſen Hang

ums Unglauben zuruͤck, wenn er den Weiten ruͤhmt/

weil er in der Welt eine beſtaͤndige Reyhe von Lin ſtuͤrzungen und Wiederbildungen: ſieht; und T. II, &, 3. ausdruͤcklich fast: alles was iſt und. fen werde, . sen. eine Kolge der Nothwendigkeit, vermittelft Der Empfudlichkeit fey der Menſch ein blindes Werkzeuge das dieſem Wermögen folge, fo wie die Elemente der Materie fo lang herumgeirrt haben, bis nach faufend verwierten Chaos die jekige Ordnung der Welt daraus entfianden ſeyn. Ed wird auch dem Dr,

9. ſchwer ſey, zu zeigen, wie der Gelehrte, beyfei- - ner Beſtrebung zur oberften Stelle in der Kenniniß ber Wahrheit, Dennoch die von ihm verſchmaͤheten

und nie genoffenen Wolluͤſte zur Abſicht haben fange:

»

| —— ‚181 und wenn er den: Hochmuth als eine erfünftelte Leidenſchaft anfieht, die-eine Vergleichung des Schönen und Vorzüglicheren zum Grunde babe Wir Haben dieſe erſten Leidenfehaft der Seele bev dummen Mens fchen, und bey Kindern thaͤtig angemerkt, und ber

erite unförmliche Strich eines Kindes ift bey ihm ein _

Grund zum Hochmuth, bloß weil es eine Thaͤtigkeit bezeigt; fo wie ſich ein Dichter über feinem Gebichte,

als ein - vermeintlicher Schöpfer über fein vollfoms

menes Gefchöpfe erhebt. Bey der Freundſchaft vers

. fallt der Verfaſſer wieder auf feine unangenehme

Meinung, alles , und am meiſten die Krembdfchaft, fen eine Frucht des Eigennußed. Er erhebt bald darauf den Moraliſten, der die Lafter ohne Huf anſieht, da fie ja chen fo natürlich feyen, als der - Mord einer Taube für den Geyer ein ausdruͤcklicher Befehl der Natur iſt. Wenn Hr. H. hiernaͤchſt ‚die Tapferkeit zu einer Wirkung der Frauenliebe macht, fo vergißt er die Römer, bie gewiß am wenigſten unter allen Nationen diefen Teich zum Grund Betten. Die Wirderfirchimg des Verderbens gegen das Gewiſſen fiht Hr. 9. blos al ben Streit entgegengefezter Leidenfchaften an: und der Tugend» hafteſte iſt bey ihm derjenige, deffen Eigennuß am öfteften mit dem alfgemeinen Nuten uͤbereinkoͤmmt. Da Hr. H. durchgehends die Geſetze zur Quelle alter Tugenden und Laſtern einer Nation macht, fe fücht er zu zeigen, wie die roͤmiſchen Gefetze oder | 3

giemepe ihre Begriffe von der Ehee) den Regulus | gezwungen haben, die vom Horaz beſungene Helden⸗

fugend auszuuben. Denn Hr. H. ſetzt zum Zaume bloß die Geſetze, und folglich macht er den Henker ‚zum Gewiffen der Nation, wie ehemals Ia Mettrie; auch. fett er den Hobhes neben den Bakon, Deskar⸗ tes und Locke unter die fogenannten Genies. Die, Liebe der Eltern für die Kinder, die doch bey den. Thieren fo fark iſt, und nicht aus dieſen Quellen, kommen ‚kann, rechnet er. entweder jur pofteromanie, wie er es nennt, oder zur Begierde zu befehlen, oder. zur. Frucht der Eigenliebe.. Aber was ift die Liebe: zur Wahrheit ,. derer ich der Verfaſſer Hin umd wies. der ruͤhmt? und zu welcher Urquelle gehört fie? und iſt denn die edle Ehrbegierde, die zur Tugend. führt, auch eine Tochter der Wolluſt? Wir wol« len nunmehr von den Stellen einige Broben geben, in welchen Hr. H. bie befoudere Kirche aufgebracht, bat, in welcher ex lebet. Saft im Anfang fest er ‚die Wunder in die äufferfie Reyhe der Dinge , Die man glauben kann , und obwohl er Mahomets Wunder: nennt, ſo werden: doch feine Geiſtlichen wohl erin⸗ nert haben, wie oft man zu Rom Heilige. machts. und wie viele Wunder bey diefee Gelegenheit als erwieſen bethenret werden. Die Töchter ind Kilos, fer. zu verdammen iſt fchlimmer, fagt er gerades zy, als der.Chinefer. Verlaſſung (poſition) ihrer. Kinder. Zu den baten die Das Vorurtheil zur

x zo

—— 183

wigend macht, gehört nach dein Hrn. H. das ſtren⸗ ge Leben der Mönche. Die Verfolgungen ſieht er,

= Wie fie zwar auch ſind, als abſcheulich und für eine

Schande des menfchlichen Gefchlechts an. Nur koͤn⸗ ‚nen wir nicht unbemerkt laffen, daß mir bey offenbas ren Frengeiftern einen eben fo lebhaften Geiſt ber. Verfolgung vor uns fehen, ald ex bey einem Domi⸗ nikaner feyn kann, ob jener wohl aus Mangel der Gelegenheit nur in Scheltworte ausbricht. Endlich folgt eine Stelle, in welcher Hy. H. ganz deutlich die Geiſtlichen fuͤr eben fo tadelnswuͤrdige Räuber‘ ausgiebt, als diezenigen ſeyn koͤnnen, die auf dee: Straſe morden. Es iſt alſo kein Wunder, wenn Hr. H. ſich groſſe Feindſchaften zugezogen, und ge⸗ zwungen geſehen hat, in: der Vorrede ein uendes Bekbenntniß feiner Unvorſichtigkeit zu thun. % Witr gehen zu andern Gedanken des Verfaſſers

über, die zu keiner der: vorigen Klaſſen gehören „' aber doch befonders find; "Die: Engeländer ſind nicht tapfer, weil der Handlungsgeiſt uͤberwiegt. ( Haben :

aber. ihre Schiffe nicht noch allemal ärtere. und zahlz

reichere Schiffe : ihrer: Feinde bezwungen, mid iſt der

Seedienſt nicht vom allen der Furchtbarſte?) Sie.

ſind im Ausdrucke Eräftigee,: fährt: te: fort, weil ſie frey find , und ſich vor Niemanden zu ſcheuen haben, - Die Macht des Zufalls ſieht man: am Newton, dem

der Fall eines Apfels die Gelegenheit: gegeben hat dir⸗Kraͤſte ur: entdecken/ durch welche die Welt Ma

| Voileau wurde in der beſchaͤdigt, daher komnit ſeine Feindſchaft wider die Weiber. (Er iſt aher doch zu feiner: Zeit wie ein anderer verliebt geweſen.) Eben fein Haß wider die Truthaͤne machte ibm zum Feinde der Jeſuiten, die dieſe Thiere nach Frankreich, gebracht Haben. Guſtav der I. wurde non den Dale karlen unterſtuͤzt, weil eben der Nordwind wehte, den fie fie ein Zeichen des Beyfalls von oben anſe⸗ ben; Cund vielmehr für sine Strafe des Himmels halten koͤnnten.) Das Gedächtuig thut faſt nichts

zus Groͤße des Geiſtes; ſondern das Nachdenken.

Hr. H. baͤlt ſehr wenig auf den geſinden Verſtand

(ban ſens,) And zeigt, dag die heftigen Leute.

alleral über diejenigen fleigen, die nur Diefen Won

zug befigen. Wo hat wohl Tamerlan, der Beſchutzer

dee Griechen, die Europaͤiſchen Flotten durch Sce⸗

daͤmme abgehalten Doch Hr. H. hat hin und

wieder gegen die Gefchichte verſtoſſen, und gewiſſe gemeine Erzaͤhlungen mit andern Namen wiedor⸗ holt. Frankreich, ſagt er, zeugt keine fo tapfern

Leute mehr, wie die zwoͤlf hundert Schweizer, die

par Baſel gehlieben And. Und keine Regierung

wiede mehr bie wenig entkeommenen als Verzagte begrafes. Alle Thiere fechten and Hunger tapfer,/

und felgen ſich nicht mehr in Gefahr, wenn dieſe

Teiche voruͤber find. (Aber es giebt Doch, Tieger und

Mais Ob. MIOR Kehen- dic Alpe. Dorger (ikea

© 7

ER 197

und muben.) Der. Baur (arganiſation) um Witze macht nicht den vornemſten Unterfchied, ſondern die Auferzichung. Genie iſt bey dem Hr. H. der Geiſt der Empfindung ,. und auf dieſe Weife erflärt er Efprit de Lumiere durch die Deutlichteit des Bor« trages. Bel efprit beſteht bey ihm bloß in den Aus⸗ druͤcken, und er ſchaͤtzt dieſen Vorzug nicht hoch. Virgil iſt, wie fen Held, ein im Tempel erzoge⸗ ner heuchlender Prieſter.

XLVIII. wu

Bolteaire 1759. (©. 1387.)

7

Kandide iſt eine Frucht der fertigen Feder des Hr. » P. worinn er zu zeigen ſucht, die Melt fen vol Unordnung, und bey weiten nicht die beſte. In einem ziemlich unordentlichen Romane bringt er alſo die Ungluͤcke zuſammen, die durch den Krieg, die Peſt, das Erbheben, den Aberglauben, umd bie: Bosheit der Menfchen bewirkt werden, und, wie er vichtet der Tugend aufs wenigſte fo ſchwer fallen, als dem Laſter. Wir haben wohl eher den Hr. v. V. hören beweiſen, allek ſey Gut, und ſelbſt das Laſter keine Quelle wahrer Uebel; wir ſehen _ ihn auch täglich dad Verderben der‘ Menſchen leug⸗ nen, und hier ſcheint ex aller verigen Wertheidigum: "

186 ‚gen der verderbten Natur wieder gu vergeſſen. Klelne Ungercchtigfeiten enteimmen ihm noch immer aus der Feder. In Holland wird Kandide von einem Prediger übel abgewiefen , weil’ er den Pabſt nicht für den Antichriſt Hält. Wo nimmt doch V. im Lande der freyeſten Duldung diefen einer ganz andern - Sekte eigenen Eifer? Des Admirals Bings Hin⸗ richtung wird eben fo ungegruͤndet lächerlich ges macht , und die fechd zufammenkommenden - Könige: find eine etwas kalte Erdichrung. Die Verachtung: des Miltons und Homers, mahnt und an bie Sultane, die ihre Bruͤder erwuͤrgeten und wenn Hr. v. V. der Canidia unreinliche Verſe ſchilt, ſo iſt ihm ſeine Pucelle entfallen. Eine Wuͤrze von Unzucht und Religionsſpoͤtterey iſt reichlich uͤber das Ganʒe ausgeſchuͤttet. Was ſoll das Spielwerk uͤber die Deutſchen, oder vielmehr den Deutſchen ſpot⸗ tiſch nachgeahmte Namen? An einem andern Orte zieht der Sr. v. "Haller ein Parallele zwiſchen dem Kandide des Hr. v. Boltaire und einer ſeyn follende Nachahmung eines Engllaͤnders. Hr. Johnfon ift enfihaft, ſtark, voll überlegter Ans’ merkungen und Lebendregeln, Kandide beſteht aus lau⸗ ter, oft unanſtaͤndigen Schildereyen. Raſſelas · ehret die Tugend und Gott, und haͤlt die Seele ‚für einen Geiſt. Randide iſt geſchrieben, die Kugend laͤcherlich zu machen; das einzige mögen ſie *) Hiſt. de Rafleläs '@’Abifhnie p- Jonfon © 64

beyde ſchon mit den. Salomonifchen Schriften ge mein haben , daß auf. Erden feine volllommene Glück ſeeligkeit ſey, und daß man biefelbe umſonſt in allen. aͤuſſern Vergnuͤgungen, und ebenfalls vergebens in Der Wiffenfchaft, und den fogenannten feinen Vergnuͤ⸗ sungen des Geiſtes füche. Johnfons Abfchifderung iſt ein aͤchtes Bild ded Lebens, wie es unter dem gefitteteften Voͤlkern ein Gemifche von wahren Ue⸗ beim und d fa Aangefäblten Guͤtern ii RL *

XLIX Gulzers Begriff der Wiſſenſchaften. 2760. (S 606.)

—r

Man erſchrickt, wenn man die unermeßliche Weite des Feldes. uͤberſieht, an welchem die Menſchen gear⸗ beitet Haben, und deffen jede befondere Gegend faſt eines ing unendliche fortgehenden Anwachſes fähig if. Bey Ieder Wiſſenſchaft findet man hier die Erklaͤrung derfelben, den Nutzen, oͤfters auch die daran gewandte Muͤhe der aͤltern und neuern Gelehrten, und einige der vornehmſten Befoͤrderer; was daran noch man⸗ geit/ und beyzufügen übrig iſt. Unter dem ſchoͤnen xuͤnſten hat Hr. S. auch der Tanzkunſt eine Stelle etgerdinnt. Bey feiner ruͤhmlichen unpartheylich⸗

keit giebt er den meiſten deutſchen Liebhabern der

It gel. Zeit. 170.

Tynkunſt den Vorzug vor allen andern Voͤlkern, und es ift allerbings in dieſer Nation eine eigene ununter⸗ brochene Beſtaͤndigkeit, durch welche fie, wenn fie nur aufgernuntert wuͤrde, alle andre übertreffen müßte. Unter den Feugniffen von der Möglichkeit dee Ver⸗ wandlung der Metalle hält Hr. S. noch des Boͤtt⸗ gers von Berlin Gefehichte für die wahrſcheinlichſte. Zar. Anatomie der Pflanzen hat Hr. Duhamel doch auch das Seinige beygetragen. Bey der Phyſiologie find wir etwas anderer Meynung, ald Hr. S. Wir halten dieſe Wiffenfchaft noch fuͤr ſehr unvollkommen, weil ſie gutentheils auf deni feinſten und noch unbe-

kannten Baue der Theile beruht, und weil die Zer. gliederung der Thiere noch nicht hoch genug getrieben Mr ige die Huͤlfe gu leiſten, die fie allerdings zu lei. ſten faͤhig waͤre. Alles, was man noch thun kann,

iſt in dem bekannten Theile nichts als dad gewiſſe zu ſagen, und die Muthmaſſungen, wie die mythiſchen Zeiten, als eine unbeſtimmte Graͤnze des Reiches der

Wahrheit mit einem billigen Mißtrauen beyzufuͤgen.

Da es fehr gewoͤhnlich geworden iſt, gegen die Vers

dienfte des berühmten Wolfe unbillig zu ſeyn, fo hat.

Hr. S. mit einer lobenswuͤrdigen Beftändigkeit, die

Norzüge dieſes arbeitfamen Deutſchen in ber Phils⸗ ſophie, natuͤrlichen Theologie und Sitenlehre ‚in ihr VLicht arte W F

FE 3 | "189 eben einzelne Begenfände der Moral. und Philoſophie.

von Berrn Schmid von Auenſtein. 2 Br ‚1760. (8.883. f.). 1763. (Se aogaufd : u

Der erſte Aufſatz Handelt von der Philoſophie und den Philofophen. Hr. ©. will Die Sammler natürlicher Seltenheiten nicht für Philofophen gehal⸗ ten wiffen. Diefer Titel ift den Kennen der Me taphyſik, der Sittenlehre und Staatskunſt aufgehoben. In der Gefchichte der Phil oſophie ruͤhmt er die Epi⸗ kuraͤer, die in Frankreich um 1700 gelebt haben; ſie vereinigten, ſagt er, die Anmuth der Sitten mit der heldenmaͤßigen Tugend. Die Auferziehmg in dan Schulen misbilligt er, und ruͤhmt diejenige, Die man von anſehnlichen Krisgöbebienten , und erfahrnen Dr | leuten empfängt.

2. Don der Liebe und iferſucht; Sr. ©. merkt an, daß diefe angenchme Triebfeder der Natur bey den Völkern zuerſt barbarifch und blos thieriſch iſt; daß fie bey cinem gefitteten Votke edler und: rei. ner wird, und. bey einem noch. mehr gerhliffnen folglich aber verdorbnen Volke, wieder im Die erſte Sinnlichkeit zuruͤckſaͤllt. Eben zu ımfern Zeiten if

——— |. ) Eiſais [ur divers njets intereffans de politique & de - morale, 2760." und. 6. 2: Vol. 5

\

——

——— ——

190 | aut die Liebe eine Begierde / die aus Wolluſt und Eitel.

keit zuſammengeſetzt if. Kr. ©. mißbilligt gar ſehr

die Anbetung des Frauenzimmers; die an einigen

Hoͤfen zur Gewohnheit worden iſt. Er faͤllt hier auf

die Buͤcher, worinn man die Sittenlehre vortraͤgt,

und die er uͤbertriebene Deklamationen nenut. Er ta⸗ beit doch auch den Helvetius, den er nicht nennt,

wir aber an der Meynung erkennen; daß alle Leidens -Schaften nur ein Trieb zur Wolluſt ſeyen. Der Liche

will Hr. ©. durch eine beffere Auferziehung aufhelfen.

Die Eiferſucht ficht er ald.cine Wuͤrze an, die Die ‚Liebe verbittert, wenn fie allzuhäufig iſt, und ohne

die, dieſe Leidenſchaft zu abgeſchmackt wird: 32. Die Projekten. Kr. ©, redet den fo genanns |

‚sen Projekten das Wort, die man zwar an an den mes ſten Höfen (und Republiken) Haffet, die aber doch

auch der. einzige Weg zur Verbefferung des Zuſtandes

eines Volkes find. Sie führen gar oft viel weiter

als ihre Verfaſſer meinen, und Hr. S. merkt gar wobl an, daß Luther und Calvin durch die Folgen ihrer Glaubenslaͤuterung felb bey der feindlichften Sekte ein neues Licht aufgeſtellt haben. Er billigt hier Caͤſars Vorſatz, fein Vaterland zu unterjochen, bey welchen Manne man aber, zumal aus dem Eis cero, bey der aͤuſſern Gröffe ſehr viel inwendig Eich

nes antreffen wird, wie den Umgang mit den elende

fen und verdorbenften Leuten, das Gefolge von’ Ede mebianten und Poffenseiffern , die nothwendige Dul.

m 398 * 4

dung der Unterdruͤckungen bey feinen Anhängern. Eben

fo vertheidigt Hr. S. die Gefellfchaft der Jeſuiten und ihr Königreich in Paragay. Daß Engelland feine Liebe. zum Landbaue dem Hartlib ſchuldig fey; iR wohl oft gefagt. Aber Hartlib war mehr ein Kanal

des fremden Lichtes, als ein Erfinder; die Luſt zu

den Erfahrungen it man wohl dem Babkon ſchuldig Kein Vrojekt kann gerathen, fährt er fort, wenn man

bie Leidenfchaften der Menschen nicht aufbringt, und. . '

fe fanatifch zu machen weiß. Er sicht die vernuͤnf⸗ tigen und bentenden Proiektenmacher den bloß unter⸗ ſchreibenden Miniſtern weit vor, und wuͤnſchte an den Hoͤfen einen Rath von lauter dergleichen Maͤn⸗ nern. Die verbefferte Bernunft macht dazu fähig ı und ohne den Locke, fagt er, wären die Münzfachen in Engelland nicht zu Stande Deko me

4. Dom. Landbaue. Hr. ©. iſt diefer At Manufaktur überaus gewogen, und zieht fie. allen andern weit vor. Er meint, man Eönne nom Pauge ben fünften. Mann nicht wegnehmen, ohne Das Land auszuhungern. Er ſteigt fo gar insbeſondere herab. und erzählt die Werbefferung eines Weinberges Durch ' eine Eiefichte Erde; daß aber das Eifen der Truchtbare feit entgegen fey , geſteht er, und will dieſes feindſe⸗ lige Dietall mit Iebendigem Kalche ausrotten. Die. ſchwarze und fruchtbare Sumpferde it mit Eiſen | und Erdpech vermifcht. Sollte es richtig ſeyn, daß. in England «in „Bauer 6 bie 8 Dorgen, zu feiner.

. 3 ,

108. ——

Nahrung noͤthig habe? Hr. S. entſchuldigt und bil⸗ ligt ſogar die Weinkuͤnſte. Der Wein iſt ja ein kuͤnſt⸗ licher. und gebrauter Saft, ſagt er. Er billigt ggr ſehr die langen Pachte; bie Eimaͤunung der germeis nen Weiden; den Vorzug, den man demjenigen Ge⸗ waͤchſe giebt, dad mit dem Grunde und der Luft eined Landes am beften übereintommt, und die-Aufs munterung zur Ausfuhr des Getreides. | 5. Bon der Handlung und den Prachte (Luxus.)

Hr. S. nennt das jetzige Jahrhundert die Zeit. des. -

Kaufeute , und iſt Diefem Hange nicht gewogen. Er

glaubt, die Handlung Dämpfe den kriegerifchen Geiſt

einer Nation (ob wohl Tyr und Engelland keine gar feige Leute hervorgebracht haben.) Er ficht leicht _ ein, daß die Handlung fremde Wolluͤſte und Bequems .

lichkeiten , und folglich den Pracht nach fich zieht, -

und glaubt hier wohl ungerecht, eine Bandelnde und. folatich dem Prachte ergebene Nation, verliere fogar

die Vorzüge des Geiſtes und Witzes, ob er fih wohl. -

geringen ſieht, Engelland auszunehmen. Selbſt Die Entvoͤlkerung ſchreibt er der Handlung zu, wober wir anmerken muͤſſen, daß der eitimal bekannte Reich⸗ thum einer Nation unzaͤhlbare Fremde an ſich lockt/ und die Ehen erleichtert, weil Die Handlung die Mit⸗

tel zur Nahrung verſchafft. Wir glauben Hr: &

gehe hier offenbar zu weit, wenn er fagt, Engeland

fen minder bewohnt, als es im XV. Jahrhunderte geweſen fey. Was iſt in Europa bewohnter ald Hol⸗ land? Der Pracht iſt allerbinge eine moͤgliche Folge,

die

53 bie doch in Holland faſt erſt nach 150 Jahren wirt; lich auf die Handlung gefolgt hat. Was ſonſt Sri S. zum Nachtheile des Prachtes fügt, nehmen wit gerne an, nur daß die Handlung ihn eben nicht in Eine ganze Nation , fohdern nur in den reichern Theil derſelben einführt. Nichts if wirklich ſparſamer als ein Franjsfe überhaupt, der Holländer, Genueſer und Chineſer nicht zu gedenken. Es iſt indeſſen uns moͤglich, wie jetzt Europa eingetheilt iſt, daß eine Nas tion gluͤcklich und frey ſeyn koͤnne, wenn ſie nicht durch die Handlung die Kräfte gewinnt‘, mächtigen Reichen ju swiderfichen.

Der zweyte Theil behandelt: 1) les Baffionss Hr. S. ſetzt fie auseinander, umd rechnet unter die Triebe der Menſchen den Ehrgeitz und bie Nachah⸗ fung. Wir fehen mit Vergnügen bey Gelegenheit dis Unterſchiedes Der Beidenfchaften und ihrer Urfache, daß der He. Verf. ſich vom Hrn. Helpetius ünd den neuern Philoſophen entfernt, die teind andere Quel⸗ len der Leidenſchaften, als das Lörperliche Gefuͤhl an⸗ nehmen. Ht. ©. geftcht nicht einmal, daß der Ei⸗ gennug die Butter: aller Leidenfchaften ſey. Dieſt Leidenſchaften find freylich oft fchädlichs doch find fie de Babe Gottes, obwohl der Fall des Dienfchen bieſe Gabe verdorben hat. Er, Hr. S. haͤlt dieje⸗ nigen für die ſchlechteſten Menſchen, die ohne Leiden⸗ ſchaft And: Er betrachtet die Mittel, fie zu verbeſſern / sad findet. in unfeen Schauſpielen eine Hauptarſache

D. önllers Tageb. Th; 1: N.

1 7 2

ihrer Verfchlimmerung , und des allzugroſſen Hanges zu einer enthuſiaſtiſchen Liebe. Er braucht auch Die Leidenfchaften widereinander, und weckt den Schläfs rigen durch den Ehrgeiz auf. Doch ſetzt er am meis fen Hoffnung auf die Religion, und eine darauf ge⸗ gruͤndete Sittenichre. 2) Von der Auferziehung. Man

findet hier keine, einander auf allen ‚Seiten wider,

fprechende Einfälle eines J. FR. Hr. ©. glaubt nicht, daß die Auferziehung allein den Unterſchied der ſogenannten Karaktere ausmache, Diefer Unterfchied liegt tiefer im Baue der feſten Theile des Körpers. Unter den Leidenfchaften der Kinder ift Die Langeweile eine der. vornehmften; and dieſer Quelle kann man - viel Gutes, und hauptfächlich die Neugierigkeit, und aus dieſer Die Begierde zu lernen herleiten. Uns ges faͤllt gar fehr, daß Hr. ©. die Grauſamkeit bey den Kindern audgerottet haben will. Er rühmt den Ges brauch des Beyfalls und der Ehre, die den ganzen Geiſt, wie er fagt, einnimmt, und die man von Dee erſten Jugend auf den Kindern begierlich machen muß. Die Raturgefchichte will er ihnen frühzeitig befannt und angenehm machen. Er it dem Tanzen nicht ges wogen; wie es im Brauche if, giebt ed, fast Hr. ©. den jungen Leuten ein theatralifches Weſen, und einen ‚leichtfinnigen aͤuſſern Anſtand. Wegen der . Seltenheit guter Hofineifter , gefällt dem Hr. ©. eine Öffentliche Auferziehung. Er unterſcheidet die Erzie⸗ hung unter einer monarchiſchen Regierung von der⸗

J

129

jenigen ; die fr freyen Staaten ſich am beſten ſchickt: jene geht mehr aufs Angenchme und auf die Gaben; dieſe auf Die Liebe zum: Vaterlande. 3) Des Plaiſirs.

Die Wolluſt (oder die ſinnliche Luft) iſt weſentlich denm Eckel unterworfen ‚weil die Faſern nicht lange ohne Schmerzen und Ungelegenheit geſpannt bleiben koͤnnen. Und Hr. ©; iſt geneigt, ſie für etwas ges ringes anzuſehen. Er unterſucht hiernaͤchſt die ver⸗ miſchten Arten von Vergnuͤgungen, wie das Spatzie⸗ rengehen; die Jagd, ein Vergnügen der alten Gothen, deſſen Vorzug hamptfächlich in der Ausfuͤllung der lan⸗ gen Stunden iſt, die bey reichen und vornehmen Un⸗ befchäftigten entfichen. Der Verfaſſer findet auch ein Gernifche son Graufanikeit dabey. Dad Tanzen ſcheint vornehmlich auf die Liebe ſich zu gruͤnden. Perſonen von einem Geſchlechte werden bald aufhoͤ⸗ ten zu tanzen. Das Spiel, das faſt alle Geſchaͤfte bey den geſitteſten Voͤlkern verdringt, iſt etwas uns begreiiches. Hr. ©: meint, es liege darunter eine Het Hochmuth verborgen, durch welchen man fich als einen Vorwurf der Aufficht der Vorſehung anſieht. Die Mufit ift wirklich ein finnliches Vergnügen ; bie Schaufpiele aber eines der gröften, deſſen der Menſch ohne die Tugend faͤhig iſt, weil es unſere Leidenſchaf⸗ ten unſchuldig erregt, und tms die Geſchichte ſinnlich macht. 4) Vom Negoziiren, oder der Art und Weife, wie zwiſchen bei moralifchen Perſonen ber Staaten ber Nutzen einer jeden behandelt wird. Wir

12

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muͤſſen kurz ſeyn, mw finden wir Seite 399 eine gegründete Klage über bie Schreibart. Wir haben von Staatsminiſtern mächtiger Kronen folche vers wickelte und verkuͤnſtelde Schreiben geſehen, daß fie heils unbegerilich,, theils widerlich wurden.

3mwote Abdtheilung.

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\ 199 L. J. J. Rouſſeau. 11762. (S. 673. f.)

Aues was aus des Hrn, J. Jaques Rouſſeau Fe der koͤmmt, iſt von einem beſondern Geſchmacke, daß man es nothwendig kennen muß. Er hat ſich neulich auf die Fusſtapfen des von ihm geehrten Richardſons begeben, und einen Romgn in ſechs Theilen geſchrieben, dem er den Titel gegeben hat: Julie, ou.la nouvelle Heloife; weil es ein- Frauen⸗ zimmer iſt, die von ihrem jungen, buͤrgerlichen, aber ſonſt artigen und geſchickten Lehrmeißer ſich einneh⸗ men „laßt, und fo weit, daß fie ſchwanger zu ſeyn glaubet. Diefe Anfänge des Werks werden manchen Lefer anftößig feyn, da , zumal die beyden Verliebten und fich vergehenden Perſonen, ſich yar viel mit ihrer Tugend wiſſen, und dasjenige, was man in Frankreich grands ſentimens heißt ‚den allgemeinen -Tert : ihres. Briefwechſels macht; doch widerlegt bie Folge ziemlich ‚den anſtoͤßigen Anfang. Eine wahrhafte, und doch .auf die Religion gegrämdete Tugend, gewinnt bey dem; Frauenzimmer: die Obers ‘band, obwohl dieſe Refigion uns immer noch zu allgemein vorkoͤmmt. Man kann indeffen den kraͤf⸗

tigen und emphatifchen Ausdruck, und : die Stärke - der Garden nicht ungeprieſen laſſen, mit welchen Hr. N 4

een " . : . oo.

WB. mahlt. uns duͤnkt etwas zuviel Wil, zuviel Antitheſen und zu ſubhtile Unterſcheide Durch und durch zu bereichen, und hierinn entfernt ſich Hr. R. von der Brittiſchen Einfalt. Man wird indeſſen die Beſc eibung des Wallis, einiger Gegenden am Genfer See, der Parifiichen Sitten ‚einer Shifs fahrt auf dem Genfer⸗See, die Beſchreibung der Weinleſe, und der Gluͤckſeligkeit der Einwohner dei Pais - de --Vand, nicht ohne Vergnügen leſen. Am Er⸗ ‘heben: der Stalindifchen Muſik, an der. Verachtung der feanzöflichen, und der Oper, und am Lebe Der Patagonen, am Einfalle krumme Strahlen den 96 ſtirnten Alleen zu geben , an der rühmlichen Beſchrei⸗ bung feiner: Vaterſtadt, ertennet man den Rouffeau. Hin umd- wieder bat er ganze Abhandlungen über den Duell, den Selbſtmord, die innere Ordaung. in einer vernünftigen Haushaltung, Die natürliche Aırd zierung eines Luftgartend, piele Gedanken über. die

.. Friehung "eingeruft. Sein großmüthiger Engels

dänder geht, mit feiner: Frengebigkeit zu weit, und wird romanenhaft. Die frepmwillige Annahme der ‚Kinderpoden feiner Geliebten, iR gleichfals etwas 'isbertriehben, aber Doch noch eher in der Natur Der Zuruͤcktritt Hingegen: der fehlbaren Fräulein zum Tu⸗ gend, bey Gelegenheit ihrer obwohl geapungenen Ehe, iſt mehr in der Matur: und ruͤhrend. Wir haben ſelbſt die tiefe Empfindung : deſehen, die der auege. ſprochene menloalehe Segen. he «huge. vnwihlig zur

Eh 203

Kirche getretenen, und nun auf ewig verbundenen Fraͤulein faſt noch merklicher und ruͤhrender gewirkt bat. Es auch nicht nur recht und xuͤhmlich, ſondern auch in Dee Natur, daß die von ihrem Ga liebten getrennte zärtliche Julie ihren Troſt in da Religion ſucht, und ihrem vermeinten philofopbifchen Liebhaber zeigt, wie übel fie beyde auf dem Wege der Tugend van der bloffen weitfichen ‚Meisheit 96 Jeiter tonrden ſeyen. Doch find.diefe Briefe von einer geheyratheten Frau etwas zu oft und zu umfländs lich. Aus dee Anfonifchen Reife, die Hr. R. dem Liebhaber zufchreibs, haͤtte er vicheicht mehr Bo theil ziehen koͤnnen. Der Einfall des Ehenanns den geimefenen Liebhaber und Berführer feine Kraus zu ſich ind Haus zu nehmen, iſt romanhaft, wider die Natur und die Klugheit , und eine ganz unnöthige Ausſetzung dee. aͤuſſerſten Verſuchung zweyer innig

geruͤhrten Liebhaber. Dev gemiſchte Karakter dieſes

pornehmen Ruſſen, und fein Ungluͤck unter der Def bee troſtloſen Materialiſterey, iſt beſonder und neu; nur iſt er. für einen Gottesleugner ſehr tugend⸗

haft und ſehr liebreich. Der Gedanke uͤber die Nutz⸗

barkeit der geheiligten Bilder iſt nicht ſehr philoſo⸗ phiſch. Es iſt wahr, ſie machen die Kirchen und den Gottesdienſt angenehm, fie erwecken aber menſch⸗ liche Begriffe von dem oberſten Weſen. Man ſiebt auch, daß Hr. R. gegen den Tod. der Clariſſa hat daͤmpfen wollen. Aber dic fterbende Julie if eine

ustahl

2o2

Deiſtin, die kein Gewiſſen, und kein Verderben fuͤhlt und die Froͤhlichkeit bis zur Ausſchweifung treibt. Clariſſa iſt ſchon mehr eine Chriſtin, minder witzig,

amd eben ſo getroſt, ohne Uebermuth. Die Gedans

ken über das Gebet ſind ſehr unzureichend , und Hr.

R. fühlt, wie die meiften Philoſophen unferer Tage,

Das menſchliche Werderben nicht. Auch die Entfchule digung der Ungläubigen iſt nur alddann gegründet , wenn ed wahr wäre, daß fie alles aufrichtig gethan hätten , was erfordert iſt, ſich zu erleuchten. Der Aus, druck, Dieu meme a voile fa face, ift bey einemSchrift⸗ Helfer mitten in der Chriſtenheit, und den Mitteln zur Belehrung hart, und der Heiland hat die Verhärtung der. Dharifäer ihnen, und nicht Gott zugeſchrieben: Doch! dieſer groffe Namen fehlt im ganzen Buche:

Bey der neuen Ausgabe von 1763. hat Rouſ— ſeau zu feinem Buche eine Vorrede geſchrieben, Die eine Schutzſchrift ſeyn ſoll. Sie iſt fo kuͤnſtlich eins gewickelt, daß man faſt weder die Einwuͤrfe noch die Antworten erkennen kann. Doch ſehen wir, daß ee die‘ Fanatifterey der Liebesbriefe und die Ver- goͤtterung der geliebten Perſon ſinnreich entſchuldigt;

‚dag er die Fehler der Schreibart und die. Sitten

lehre der zwey Verliebten auf die Natur zurückwirft; daß er glaubt, er habe nuͤtzliche Lebensregeln unter

einer gefallenden Dichtung verborgen; daß er erkennt,

zu Paris moͤge ſein Buch nicht ſo lehrreich ſeyn; aber in den Provlnzen habe es feinen Nutzen; (wo⸗ x

x

203

bey unſer Koſmopolite Leine andere Welt als Frank⸗ reich annimt) daß er den Zuſtand des Landlebens erträglich zu machen geſucht habe; Daß es Leine un,

behedte Tugend gebe, u. f. fe (Bött. Anz. 1765. ©. 448.)

LII. Die goͤttliche Ordnung. . Don Zen. Süßmild. ”) - 1762. (S. 361. f.)

Fa dem swenten Band fängt Hr. Suͤßmilch bey dem Nuten kleiner Güter an, und rühmt die Adergefege der Römer‘, die. zwey bis ſieben ihrer Morgen für eine Familie genugfam ſchaͤtzten. Ale Länder, bie ſich bereichern , fehlen Hierwider; Eng» land und ſelbſt Helvetien hat allzu groffe Land⸗ | guter: Es it wahr, daß groffe Güter beffer nach einem gewiſſen Entwurfe eingerichtet werden können; und daf Suͤmpfe und dergleichen unfruchtbare Stel⸗ len fich beffer urbar machen laffen , wenn man einen groſſen Strich Landes. in feiner Macht hat. Aber dennoch entficht in beyden eben benannten Ländern - der groffe Fehler daraus, den England jcht fchmer lich fühlt s daß allzuviel Land zur Gräferen gelaffen wie, und man den Acker, der zu muͤhſam iſt,

2 3288 Exrſte com ward von einem inem. andern Gelehrten beurlheiit.

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faſt mis Widerwillen beybehaͤlt. Der Hauptfehler iR aber, daß anſtatt zehen freyer ſtreitbarer Fami⸗ lien eine einzige fuͤr den Staat erwaͤchſet, die ſich durch fremde und an den Staat night verpflichtete Taglöhe ner, wie in England durch Die ihm nicht zugelhanen Irren Hilft. Es iſt auch ein Uebel, daß bey fo groß fen Gütern die Befiker. oder Wächter zu Gentlemen werden; da man bey Meinen Gütern Bauren bes hielte, die dem Staate nöthiger find. Die heutigen Europäer haben dieſem aus der Macht des Adels. und der Geiftlichkeit in den mittlern Zeiten entſtan— beuen Uebel noch mit keinem Geſetze abzuhelfen ges trachtet. Die Fabriken ſieht Hr. S. in ihrer rechten Lage an. Sie bereichern ein Land gefehtwinber , und bevölkern ſtark. Man könnte ausrechnen ,- wie viel Dienfchen in einem Bergland, Gradlande , Acker⸗ Jande, Weinlande Ichen können , und wuͤrde finden, bag ganze Meilen Bergland nicht mehr Laute noaͤhren als eine Straſſe mit Seidenwebern. Aber Hu. S. und andere:neuere haben auch den tiefliegenden Scha- den diefer einträglichen Lebensart ausgefunden. Ueher⸗ Haupt macht fie ungefunde, gebrechliche und un Kriege untaugliche Buͤrger. Die Fabriken, ind grobe fen Veränderungen unterworfen, und bie Veraͤnde zungen der Mode, und ein glüdlicher Rachbar kann tauſende von Fabrilanten zu Bettlern machen, ader ‚gar in bed Seindes Länder verſetzen. Eben ſo gruͤnd Kch urtheilt Hr. S. von dem Schaden ber Uep—

s

4 208

pigkeit (wie es auch Die Schweden uͤberſeten.) ns Kt Berfaffer ſucht gesoilfe Mittel Dagegen. Sie ſind wirklich ſchwer. Was er vom Uniform fagt, Haben zwar die helvetiſchen Republiken im groͤſſern verſucht. Ran weiß daß beſetzte Kleider, Edelſteine, theme Spitzen, fremder Wein, und mehrere Ueppigkeits. waaren daſelbſt unter einem Verbothe liegen, und Allerdings ein groſſer Theil dieſer Waaren ungebraucht bleibt. Aber die Ueppigkeit hat tauſend Aeſte, in die fie ſproſſet, wenn man einen abſchneidet: und es iſt faſt nicht möglich, fie. alle zurück zu halten. Und dennoch iſt dieſes Uebel das gröfte von allen, indem es bey einer ganzen Nation den. Reichthum zum ein⸗ ligen Adel, zum höchften Gute und zum Mittel macht, feiner Mitbürger Verehrung zu erwerben; wogegen die arme Tugend lächerlich, und zum Poͤbel wird, In Donarchien kam der Wille eines Koͤniges, wenn er beſtaͤndig iſt, fchr viel ausrichten, Und andere Laͤn- der haben der Ueppigkeit bloß durch die harten Auf: bogen vorgebogen, wodurch der gemeine. und felbft der Mittelſtand wie in Frankreich , zur Sparſam- keit gegwungen wird. Ein Einfall des Montesquiou wird hiernaͤchſt beleuchtet, daß namlich. die Melt ſeit Caͤſars Zeiten unſaͤglich bevoͤlkert, und die chriſt⸗ liche Religion viele Schuld daran habe, daß fie nun⸗ mehr ſo leer am Menſchen iſt. Italien und das game roͤmiſche Reich waren ſchon zu Auguſtus Zeiten ent voͤlkert, und von der Chriſtlichen Religion if nur

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206 u

die Ehloſigkeit der Geiſtlichen ſchaͤdlich. Di Hingegen die Treue der Ehen , und. die verbotene Hurerey unfehlbar die. Bevölkerung beguͤnſtigt. Die große Bernachläßigung der Kindererziehung iſt ein” un⸗ ſaͤgliches Uebel, und von der leichten Teenmmg. der ‚Ehen unabfonderlih. Der Verſuch, die Einwohner

der Erde zu zaͤhlen, iſt freylich unmöglich; auch nicht in einem einzigen Reiche ift es noch mit einiger Zuverlaͤßigkeit volfführt worden. Die Gröffe des Landes in Meilen und Morgen thut faſt nichts zur Sache. Wir glauben, Epatiien und Portugal ſchen u reichlich mit 10 Millionen angefegt, und eben fo freygebig handle Hr. S. mit dem fait ohne Städte in Adelhöfe vertheilten Bohlen. Die groffe Bepoͤl⸗ kerung entftehe von den vielen Städten. Aus der Berechnung ded Elſaß muß das Breifgau auf ‚gelaffen werden, das nicht’ mehr unter Frankreich 5 ficht. Helvetien Hat Feine Million Einwohner, Man hat im Kanton Bern die Einwohner ziemlich genau gezaͤhlt ; ihrer fi find ztvifchen 3 ‘und 400,000, und wir halten diefe Republik für mehr als den dritten Theil Helvetiens; die Berglaͤnder ſind in der That ‚fat oͤde und nur den Fluͤſſen nach in den Thaͤlern bewohnt. Das ganze Heer der Erdenbuͤrger ſchaͤtzt endlich Hr. S. anf 1086 Millionen.“ Hiernaͤchſt ge raͤth er auf den Hauptſatz, daß durch und durch‘, ungeachtet der wenigen Ausnahmen, mehr Knaben als Maͤdchen gebohren werden. Wir haben das nem⸗

207

liche in Verzeichniſſen gefunden, die Hr. S. nicht bat ſehen koͤnnen. Er zeigt ſonſt wieder einige Zweißer, dag auch in Oſtindien, zu Batavia und auf Koro⸗ mandel. das nemliche Geſetz herrſchet. Eben fo wun⸗ derbar iſt die Beſtaͤndigkeit der Ordnung, nach wel⸗ cher von gegebenen Altern und Jahren, das gleiche Verhältnig gegen die Weberlebenden mit Tod abgeht, Mehr als der Drittel ſtirbt in den erften zwey Jahren; vom 6. Fahre bis zum zoften aber nur der Fünftel diefer Zahl. Ueber 90 gelangt nicht völlig der Huns dertſte. An den meiften Orten fierben mehr Leute in den Städten, nur ift Genf fat wie ein Dorf,

and es ſterben Dafelbft mehr Alte (vermutälich von Fremden, die fich feit einigen Jahren in Menge das ſelbſt niederlaffen, und in Ruh abflerben.) Dan weiß, daß aus dieſen Berechnungen die Wahrſchein⸗ lichkeit dee noch zu erwartenden Fahre. beftimmt werden fann, und daß darauf die Tontinen beruken, worinne wir aber dem Hrn: V. nicht.nachtreten können. Ueber⸗ haupt leben die Weibsperſonen auf gut Boerhaaviſch länger; und unter dieſen, zum Ruhm Des. eingezo- genen Lebens, die Nonnen am längfien. -( Die ungas sifchen 180⸗ und 190 jährigen. Leute find nicht genug mit Zeugniſſen unterftüzt.) Eine wichtige Abhande lung ift die, in welcher die werfchiedenen Krankheiten nach ihrer Wacht zu tödten betrachtet werden. Man bedient fich Hierzu der Londonfchen Tabellen haupt fächlich. ‚Einige Krankheiten nehmen ab, wie die Ges - fahe der Niederkunft; die Kolik, die Skropheln;

208 e

andere kleigen, wie die Zuckungen, Schlasfiäfe. Hier bemerken wir. (nebſt dem Grif) daß Reumathism, und Cold nicht einerley ift: das letztere iſt der Schnups pen ſamt dem Flußſieber, und das erſtere ſind die Gichtſchmerzen. Diabetes iſt eine allzuhaͤufige Abfons

derung ded Harns, wenn man ihn fchon halten Tann, In Berlin iſt der Schlag und die rothe Ruhe gemeie ner und mörderifcher. Hr. ©. erklärt ſich hier fürs Einpfeopfen , und wiederlegt Hrn. de Haen, deſſen Schrift er zuletzt wegen feiner Unbilligkeit nicht ohne Wiederwillen hat Iefen Können. In Paris wird Die Einpfropfung feit einem Jahre bis zur Vermeſſenheit / und ohne Die geringſte Vorſorge getrieben, ohne daß man noch merkliche Klagen wider fie Habe, da die, nätürlichen Pocken daſelbſt fehr mörderifch find. Es iſt einmal ausgemacht, daß die Gefahr ber Einpfros pfung bey guter Beforgung, ‚und in einem gefunden Körper, als nichts ‚anzufehen if. Hr. ©. läßt ſich auch in die Berechnung der Städte ein; er zweifelt . zwifchen London und Paris, und iſt faſt dem leztern geneigter. Hier koͤnnen wir ihm nicht beyfallen. Wir Haben” ſchon anderswo in dei Anzeige einiger Engliſcher Werke gezeigt, wie viel zu den Londoner Gebohrnen und Abſterbenden zuzuſetzen ſey: in Paris hingegen reibt das einzige Krankenhaus Photel-Dieu alle Jahr bey 5000 Menſchen auf, die von allen Orten herkomnien, und bon denen ein groſſer Theil aus Freniden beſteht; und mit alledem übertreffen die ſetzi⸗

EEE - sog

jeigen Fahre in London, fo wie fe berechtiet wer den , die parififchen fehr weit, und chen a. 1764 mi sooo, Darinn aber fallen. wir dem Hm. & feicht bey , daß ſehr groffe Städte eben nicht zum Beften eines Reichs dienen, und es gluͤcklicher waͤre⸗ wenn es wie Holland, viele und volkreiche, abet acht ſo ungeheure Städte hätte. Nur eine kinſigt Folge zu berühren: in groſſen Städten kommen dil beſten und erfahrenſten Arbeiter eines Reichs zuſamm men, da aber die Zufuhr theuer, und die Lebende , mittel alfo im boden Breife ſind, werben Liefer Arbeiter Löhne zu groß, und ein Reich kann in einem Fremden Markte, gegen ein anders nicht aufkom⸗ men, deſſen Arbeiter in Meinen Städten wohnen: Die Einkünfte von England find feit Davenants Zei⸗ tch , eines Jakobiten der zuweilen eigne Abſichten hehabt hät, in 60 Jahren allzu merklich geſtiegen/ Tote Codd, und andere gezeigt haben. Da die Lands fteuer von 3. Millionen iſt, und zwar daB Anſchen hat, als wenn ſie 20 im Hunderte waͤren, wegen der Aufnahme der Güter, und damals mit unwil— In bey vielen geſchehenen Berechnung der Einkuͤnften, über nicht viel mehr als 10. iſt, ſo belaͤuft das ein⸗ ige Eintommen, das vom Land erwaͤchſet, in Engels land allein auf zo Mil. Pfd. Stetlings, ſolglich doppelt fo hoch als es Devenant geſetzt hat. Als ein Anbang folgen verſchiedene einzelne AbBatidfingefi, 1. Hr. Tiſſots über die Entvoͤllerung der Schweiz. 2

v. Sallers Tageb. Th. 1: 8

Som en 1177

‚20 . u

Dieſes Uebel: iſt nur allzuwahr, und allın empfinde lic ; da zumal die Bürgerrechte in Städten und Die fern. ſo fehwer-zu erhalten find, und deswegen der

Zuwachs von Fremden, unter ber mildellen Regie

rung der Welt, Die eingig Keine Aufagen bezieht, dennoch ſehr klein iſt. 2 Beantwortung der Grunde des Hrn. v. Juſti, die er für den Vorzug der Fabrie u ten über den Atkerbau angebracht. hat.

LIII.

Ueber die Seelenkraͤfte. Don A. Bonnet. *) 1963. (&. 25.)

Sue aus Bloffem Nachdenken ersoachfene ih

iſt eine Frucht des Ungluͤcks, und der gefchwächten

Augen, die Hr. B. mit dem Vergroͤſſerungsglaſe zu ſehr ermuͤdet hatte. Da er zu ſeinen geliebten Er⸗ fahrungen ſich völlig untüchtig befand, fo bertrich E fich die Zeit mit Nachdenken und mit Verſuchen über ‚die Wirkungen feiner eigenen Seele , und fand

Sich felber ein weites Feld. zu einem Theile der Natur⸗

geſchichte, den man als den wichtigſten anſehen kann. In der Vorrede vertheidigt er ſich zum voraus wider diejenigen, die ihm eine Neigung zur Meynung de

Daterialiften zufchreiben möchten. Er ift weit von derſelben entfernt. Die Ausdehnung, fagt er, kann ——— ———— —— —— ——— ————⸗

. *9 Eiläi analytique fur les facultes de-l’amg. 1760. , | Br:

m. all. hicht verſchiedeue Begriffe in einen Bunte zuſammen bbingen; ſie kann nicht vergleichen, ſie kann in kein Ich zuſammen wachſen. Unſer Ausgug muß nun bey einem Werle, das ſelbſt ein Auszug iſt, und fü. wenig uͤberſuͤßige Worte leidet, als die Mathematik, nicht leicht und nicht vollſtaͤndig werden. Hr. B. hal.

von dem Abt de Condillac den Einfäll geborgt, dem

Menſchen als eine bloſſe Bildſaͤule anzuſehen, die nung .

einen Sinn;, und zwar den Geruch haben follte, in -

allen übrigen iſt er von diefem-Abt-übgegangen, weil er viel Hangfamer und bedächtlicher in feinen Nach denken fortgcht: Dieſe Bildſaͤule riecht eine Roſe/ He wird Durch dieſe Empfindung veraͤndert (inodiſu ciet) ; ind iſt ſelbſt nunmehr ein Roſengeruch. Diefe

Empfindung nimmt ab, wenn man die Roſe wegge⸗ nommen hat, aber nicht auf einmal; fie wird ſchwaͤ⸗

cher; die Bildſaͤule, der dieſer Geruch angenehm iſt /

fuͤhlt ihn vermindern, und wuͤnſcht daß er nicht ver⸗ mindern möchte. Hier Hat man die Wurzeln von allem, die Aufmerkſamkeit, den Wilken, und endlich das Gedaͤchtniß, das allerdings am Körper hängt: Nur wird keine Bildiäule ohne Seele begehren Ein hen. Dan bringt der. Bildfäule eine Nelke, ihr

Gerach ift mit dem Geruche der Rof theils aͤhnlich⸗

und theils von demſelben unterſchieden; er bewegt

die Faſern des Sitzes der Seele im Gehirn in einer

Mittelrichtung wiſchen der Richtig die fie von der

Roſe allein behalten hat, und der Richtung die von O 2

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hen. rischenben Theilen der Meile: entſteht; auf dicke Wajſe entſteht eine aus der; Empfindung der. Rofe; und der Empfindung der. Nelke, vermiſchte Epipſin⸗ dung. Unter bike Empfindungen muß eine Wew bindung pn ı weil die Erfahrung es beweiſet, auch wyenn ſie von verſchiedener Matur find, und cine Ente yanduna vird durch eine andere, und neue, - wieder herporgerufen, doch iſt fie in dieſem Falle waͤcher 98 wenn Be mau. ih, Eine andere Art Des Gedaͤcht- wi iſt die Erinnerung. Sie gebbrt ur Seele, bie fich einnerky dab gemiſſe Begriffe ihr gegenwaͤr⸗ tis geweſen find. Die Gewohnheit if. eine Wieden hylnns Dev Btagung singe Foſer quf die nemlicht Meiſe. Sie macht, daß Diele Faſer ſich lieber dort,

bin als uf die entgegen geſetzte Seite heugen laͤst,

Die Peyſonahtaͤt entſteht, wenn die Seele bey dey Empfindung eines Auffern Dinges ſich mehrere aͤltere Eindfuͤcke vorſtellt, und mitsallen dieſen Eindrijcken bag nemſlicht wird (s’idenfie ). Dieſe Perſonalitaͤt hann überlegt ſeyn (reflechie) wenn die Seele is geich ſich vorſtelt, daß fie es iſt, Die dieſe Eindruͤct hat. Die erſterxe Derfpnalität hat bey der Bilbfäulg Wat, die letztere aber gehört zur Gxelg, und Die Thiese haben fie nicht. . Aug der Erinnerung gintr voriger Empfindung, und dem Vorzuge, den Die Seele der erfkeon.apen der letztern giebt, leitet Hp, B. das Vergnuͤgen amd :Diißneranigen Her, Die.angee uchmſte Empfindung iſt die, Dig in har Faſer dit are

—_ 412

frchond eſten, aber Boch nicht allzugeſchwiade Schhoiiiis ge erweckt; nd der Schmerz entſteht, wemi ſich Die Thetlchen Dee Faſern def Trennung nähen. Auf Bid fern Unterſchiede der Empfindimgen beruht die‘ Thaͤ ugkeit der Seele. Doc iſt zwiſchen der Enwpfendung und’ der That (action) keine mechaniſche Verbindumg⸗ Die Seele erweckt auf die erſtere eine Bewegung in ihrem Leibe; Boch nicht af die Weiſe, wie die Körs per eine Bewegung regen. Die Aufnierkſambkeit il der erſte Verzug, dem die Seele einer Empfindung vor de anbern giebt... Hierdurch kann fie machen, bag der Eindruck chiet Empfindung entweder ſchwa⸗ cher, oder ſtaͤrker Wird. Hr. B: erklärt bieſes mecha⸗ niſch durch den mehrern Zuſtuß der Geiſter aͤuf einige Faſeren, dieweill andre minder Geiſter eiipfaiigen! Der Wine iſt der Vorzug, den die Seele einer Art Su: ſeyn, uͤber andre‘ Arten zu feyn giebt. Er ift die Frucht der Gntpfindung, aber felber, und zwar durch . he Bewegung Bed Körpers, thätig. Hier ſchraͤnkt Hr. B. einige Saͤtze ſeines Freundes Hru. Beaumont ein. Die Freyheit begreift! nicht Die Wahl zweyver Thaten, ſondern die: Kraft, eitie That vor der ans dein zur Wirklichkeit zu bringen. Hr. Conbdillac ges fallt At: B. Bey der Freyheit auch nicht. Sie Deu ſteht nicht darinn⸗ auch /dasjenige zu thun, was man sicht! thut., ſonbern in der Macht dasjenige zu thun/ was · man wirklith thut. Es iſt alſo eine Freyheit, un! sine Dadiinige Mut was uns ‚geföt. Gott 83 .

4 1 . 1 en... . 81

- hat niemals unter mehrern Welten gewählt , ſondern von Ewigkeit das: beſtmoͤgliche eingeſehn, und auch "gewählt. Die Begierde entſteht, wenn eine anges nehme Empfindung nach der Natur -unferd Gchimes nach und. nach abnimmt. Man wuͤnſcht dieſe En pfindung nochmals eben ſe ſtark zu fuͤhlen, als man ſie im Anfange fuͤhlte. Die Seele erweckt alſo den geſchwaͤchten Eindruck, und macht ihn ſtaͤrker. In⸗ dem ſie dieſes thut ſo wird ihre Begierde zum wirk⸗ lichen Eindrucke immer: gröffer.. Hr. B. zeigt bier, wie aus den unwillkuͤhrlichen Bewegungen und ſelber aus dem Kraislaufe, die Bewegung gewiſſer Faſern erweckt wird, die am kraͤftigſten vorher bewegt wor⸗ den ſind. Er beweiſet auch, daß mehr als eine

Empſindung auf einmal Platz habe, und. ohne dieſes Keine Erinnerung feyn koͤnnte; die Serle muß des ges

genwaͤrtigen und des vorherigen Eindrucks zugleich bewug ſeyn. Hierauf unterſcheidet H. B. die Ems pfindung von der bloſſen Perception. Dieſe wird zu jener, wenn fie mit Luſt oder Verdruß begleitet iſt. Sie gehört zur Seele, und iſt mit dem Bewuſtſeyn begleitet, denn fic-ifk die Seele ſelbſt, nur anders

J = mobi, Diefe Porceptions kann die Seele, wenn

Se zuſammengeſetzt find » auseinander trennen, und durch ihre Aufmerkſamkeit die Länge allein, oder. den

ER Geruch— allein betrachten, und dieſes heißt man ab⸗

ſtrahiren. Aber es iſt unter den Begriffen, Die zur ſemmen tinen einiser zuſammengeſetzten Begriff ande gi

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machen, ein natürliches Band; wenn der eine wieder yervorgebracht wird, ‚fo entfichen die andern. alle auch wieder." Der Begriff ift eih Zeichen des duffern Körpers ; aus welchen er entfianden iſt, und es giebt auch andere willtührliche Zeichen, wie die Worte find, die man. mit einem Begriffe hat verbinden lernen, - Diefe- Wörter find Töne, und die Buchſtaben und Schriften find wieder Zeichen dee Töne. Vermittelſt diefer Zeichen kann bie Seele. bie. zuſammengeſetzten Begriffe noch beffer fondern, und durch ihre Aufmerk famteit entdeden was fle gemeines haben, woraus denn allgemeine Begriffe und Gefchlechter entſtehen. Die Begriffe , die aus dem Abſtrahiren entfichen,

| Re man Notionen; die Feine einfachen Perceptionen find , fondern nothiwendig aus einer Arbeit der Seele entſtehen müffen. Die ‚Seele macht auch die Ich⸗ heit aus, indem ſie ſich ihrer ſelbſt bewußt iſt, denn der Sitz dieſes Bewuſtſeyns iſt das Ich. Das Nach⸗ denken wird durch die Seele ausgeuͤbet, indem ſſe eine bewegende Kraft an die Faſern, die einem jeden finnlichen Begriffe eigen find, ‚und an die Fafern ans werdet, die zu ben Zeichen diefer Begriffe gehören. Solglich enſtehen auch die am meiflen untörperlichen . Motionen dach. aus den finnlichen Begriffen. Aus Mangel der kuͤnſtlichen Zeichen machen die wilden Voͤlker wenig Abſtractionen. Die Thiere koͤnnen ſich voͤllig keine allgemeinen Begriffe abſtrahiren, ob fe wohl mit gewiſſen Toͤnen gewiſſe Begriffe verbinden ler⸗ N, Hr 3, glaubt hier, der Inſtinkt fey blos die

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—Nñi

X VE | Wirkung (reſeltat) der aͤuſſern Dinge, auf Die Ma⸗ febine des. Tiiercd. Es fcheint Die Aufimerkſamkeit Ber Thiere und ihr Vergnuͤgen zu abſtrahiren, fen auf Ihre Beduͤrfniſſe eingefchräntt. Der Wille beſtimmt ſich in dem Menſchen nicht nur auf Grupfindungen bin, fondern auch auf Notionen, und hieraus ent ſtehen die fittlichen, und einem Geſetze unterworfene Thaten. Die Thiere und Kinder urtheilen, fie mas chen aber feine Schlüffe Cils ne raifonneht pas), | denn den Unterfchied zwifchen zweyen Empfindungen fühlen fie, fle haben aber Keine Notionen, und machen feine abgezogenen allgemeinen Begriffe. Die Thiere baben nicht einmal eine Begierde, ihre Begriffe in Ordnung zu bringen. Wir übergehen hier den gan⸗ zen. Abfchnitt von den Quellen des Vergnuͤgens, von der Schönheit und der Harmonie. Die, Gemüthse tsiebe folgen. Die Eigenliche iſt die allgemeine Quelle derſelben. Die Freyheit koͤmmt hier wieder zum Vorſchein. Es iſt eine Einſchraͤnkung bey derfelben, daß zwar die Seele gewiffe Begriffe vor andern here powufen kann, daß aber mit den geheiſſeuen Ne griffen. auch andre mechanifch hervorkommen und ſich old“ gegenwärtig darſtellen, Die die Seele nicht ver⸗

langt: bat. Diefe Verbindung, durch welche nebſt

dem gerufenen Begriffe auch andre erſcheinen; iſt

mechaniſch, und ein Sand zwiſchen den Faſern felben

Dr. B. bat ſich bemuͤhet, die Art und Weiſe au zufinden , mit welcher bie Secle die Begriffe zuruch⸗

I] a1 uf.” Er Führt fort mit dern Vallen Mich zu Derchck, tigen. Diefer ib allemal freu, denn die Seele Im tet fich allemal’ auf die Faſern bie fie bewegen will. Man kann die Freyheit zwingen, nicht ader dem Bien, weil dieſer blos unmerklich, und jene in den Thaten iſt, und darinn beſteht, daß wir thun, was wir wollen. Hr. B. wagt fich bier ſehr weit hinaus. Er geſteht, daß unter gleichgüftigen eine Wahl zu machen, Keine Frevheit Platz Babe, Die Froyheit iſt die Macht feinen Willen auszuführen Der Wille entficht aus einem -Berweggrumde, und dieſer aus einer Empfindung, und Diefe wiedet and dem Eindrucke dufferee Dinge. Wenn wie das bes - ſtimmende zwifchen zwey gleichgültig fcheinenden Die gen nicht Kennen, fo liegt es in unferm Gehirne felber verborgen. Hr. B. kommt dann, wie andere; zu der Aufmerkſamkeit zuruͤck, die von der Seele abhängt, und die Tugend entficht aus der äftern und flärkern Erweckung dev mit den fittlichen: Segrifs. fen: verbundenen Faſern, die dadurch beweglicher ges macht werden ‚. ald die Faſern, die von der Empfſin⸗ bung: abhangen. Der reine Verſtand erfindet nichts; ee arbeitet nur an den Eindruͤcken der Sinne. New⸗ ton. bat nicht orfehaffen ; die Umſtaͤnde, in welchen er fich hhefunden hat, und die Staffel der Aufmerß ſamkrat, die ihm eigen war, haben ihn fähig gemacht; ans gewiſſen finnlichen Begriffen Schlüffe zu ziehen, Bis andern Menſchen verborgen geblieben waren, Dig

218 US

Aufmerkſamkeit iſt die wahre Mutter ded Vortrefichen "im Verſtande (du genie). . Hierauf Handelt Hr; B. pon der Währung und der Folge. Er gefteht; daf wir nicht mehr als fünf Begriffe auf einmal ung

deutlich vorſtellen fönnen. Da die Faſern mit einan⸗

ber vereinigt ind, und die Bewegung der einen, die andre erweckt, fo:entficht aus der weitern Erweckung

Diefer vereinigten Faſern das Feier , das man im Witze findet, Hr. B. glaubt dabey, es feyen in den fühlenden Kafern Klaffen, die fih ven einem Sinne leichter al8 von einem andern in Bewegung briügen

laſſen. Er kommt wieder zur Kraft der Gewohnheit,

Wenn eine Reihe Faſern oͤfters die Bewegung eins

‚ander in einer gewiffen Ordnung mitgetheilt bat, fe

heilen fie fich einander ferner leichter in dieſer Ord⸗ nung mit‘, weil fie fo zu fagen ſchon auf diefe Seite

gkebogen find, und auf dieſe Weife Sernt man durch oͤfteres Lefen Linien und Blattfeiten auswehdig.

Hieraus entficht auch die groſſe Schwierigkeit, ſich

den Gewohnheiten zu widerſetzen. Die Traͤume ent⸗ ſtehen auch aus der von einer Reihe Fafeen im bie

andre fortgeſetzte Bewegung, die zuerſt durch: eine

Innere Bewegung veranlaft wird, Hr. 3. : glaubt,

die Bildfäule koͤnne die Träume vom Wachen nicht anterfcheiden. Er bat audy gefunden, daß die Fa⸗ fern des Geſichts und Gehörs- unter allen: ſinnlichen Faſern am leichteſten ſich bewegen Taffen. Er bes

ſchreibt Dabey den Zuſtand eines feiner Freunde, der

2

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Figuren von Menfchen, Vögeln, Gebäuden u. d. gl. lebhaft. vor, fich ficht , Diefe innere Sicht betrügt ihn doch nicht, wie fie wohl andre Enthufiaften betrogen bat. Hr. B. glaubt nicht, daß bey der Meynung der koͤrperlichen Natur der Seele für die Religion viel zu verlieren waͤre. Er glaubt auch , es fen wahrfchein lich, daß die Thiere eine. Seele haben, und es fey gar nicht gefährlich, fie unkörperlich anzunehmen. Er ut bey der Frage, wie die Seele ihre Ichheit bey ber Verwandlung gewiſſer Thiere erhalte , dev Mey⸗ nung des Entwickelns, und das Gehirn des Papis lions Hat, nach Hrn. 8. im Gehirne der Raupe ges ſteckt. Er glaubt ferner, die Seele könne ihre Kräfte ohne einen Leib nicht ausüben, und bringt feine Muthe maffungen von dem verklärten Leibe nach der Aufer⸗ ftehung vor. Diefer Leib könnte den ganz kleinern Sitz der Scele zum Keime haben; in dieſem Sitze koͤnnen Werkzeuge verborgen liegen, die nicht. auf Erden entwigtelt werden Können, und die Auferfkes bung kann durch eine Materie erregt werden , wie die ‚Erzeugung. Im Menfchen mohnt diefer Keim im Gehirne; in andern Thieren find, mehr dergleichen Keime durch den ganzen Leib zerſtreut, und dahin gehören die Polypen. Hr. B.. hält die Thaten der Thiere für bloffe Folgen ihrer Bedürfniffe, ‚und will keinen Zweck bey. ihnen erkennen, der doch in ber That beym Bau der Nefler fat unmöglich au leug⸗ nen il, Denn fie werden vor dem Eyerlegen und

non Bern Maͤnnchen in vielen Arten zugleich mit bent Weibchen gebaut. Ho. B. erzählt hier, wie ſeine Gewohnheit nachzudenken ihm dahin gebracht habe/ mß. er 25 bis 30 Seiten voͤllig in fein Gedaͤchtniß ainzubringen vermöge. Er endigt fein Werk mit eini⸗ gen kritiſchen Anmerkungen uͤber des Abts Condillac Werk, und mit andern uͤber den Herrn von Dow teäyuiom.

LIv. | Fontenelle. *) 1763. (& 30.) |

Diefe aim beſuß allerdings einen autgebrei⸗ teten Witz, der ſich uͤber die Mathematik und die ſthoͤnen Kuͤnſte erſtreckte. Sein Begriff war leicht, ſein Vortrag einnehmend und reizend. Er hieß Ber⸗ nard le Bouyer oder le Bouvier, ein ſehr bukoliſcher Name, und er war ein Schweſterſohn des groſſen Corneille. Fontenelle mag ein Gut ſeyn, und fein Bater war ein Advokat bey dem Parlemente su Rouen. Er fieng mit einet Art von Gedichten an, dazu er ver⸗ muthlich nicht Erhabenheit genug beſaß, denn eine raͤchelnde Ironie ohne Bitterkelt, und ohne Burleſ⸗ - que war doch die Nuance feines Witzes. Ihm miß⸗ Yang alſo das Trauerfbiel, auch fogar nachgehends

) Mémoires pom ſervit à Phiſtoĩreę de la Vie &.den ouvrages de M. de Fontenelle par M. Trublet 1761.

er - nz

das Sulblokel:,: worinn er fie eine vermiſthte Menge Zuhoͤrer zu philoſophiſch, und fein Witz zu fein war. Ihm gelang unfäglich beſſer, die Philoſophie artig sönzuffeiden. und. wit ‚feinen Gefprächen über die Mehrheit der Welten und mit Den Unterredungen peruͤhmter Todten bahute er den Weg zu feine Ruhme, den hernach feine Auspuge und Lebensbe⸗ ſchreihuugen aufa hoͤchſte ſetzten. Sr. T. gedenkt vis Ar wenig. belaunter Schriften des Fontenelle, die am Theil unter andern Ramen erſchienen ſind; Deus pr. wapr gefaͤllig genwug feinen Freunden mit Vorreden, Beben, Preißſchriſten, und ſogar mit Luſtſpielen nusuuhelfen,. worunier bier. Dee Komet analuſirt wirde dach gab man ihm Schuld , er Kebte nicht. Wan fagt bier aber, sr habe in Werken mehr ald in Won ten gedient, aber fih in der That nie ſo weit einge laſſen, daß ihm die Freundſchaft zur Beſchwerde g& worden. Ex hatte ˖dabey Die groͤſte Geduld wider ſeine Gegner und Mißguͤnſtige, und antwortete nie mals. Ungeachtet des ſtreitharen P. Baltus liebte ar die Jeſuiten, und haßte die Fanfeniften, worina se ziemlich den heutigen Philoſophen vorgieng. Er wor fiherf eine. Handichrift zu beurtheilen, und t& delte hingegen niemals, was ſchon gedrudt war. Ex nerfind. bein Eagliſch, nicht -ohne fein Bedauren, und die Herrſchaft Der. Newtoniſchen Entdeckungen war ihm beſchwerlich, weil er gerne haͤtte ein Carte: Baner bleiben woallen. Dig Briefe des Ehen. d' Her.

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228: u

find nur zu fehe-non feiner Feder Chenn ſo angenchm fie find, ſo übertrieben iſt öfters der Wis und de Scherz, und ſo fehlerhaft die Sittenlehre). Voltaire kommt hier oft vor; und T. vertheidigt mit aller Hoͤf— Aichkeit feinen Freund ; den Voltaire nicht genug bes ° wimdert; Man vernimmt bier, daß er und 5. zumels len ungefrönte Preißſchriften eingegeben haben. LE ° cherlich iſts, daß F. eine nach Engeland veifende Taͤn.

zerin eben am ben ehrlichen Locke empfohlen, und faſt

eben fo lächerlich, daß der ernſthafte Philoſophſich dieſe entbehrliche Kuͤnſtlerinn gar angelegen bat fein Jaſſen. Er ſchrieb / fagt many ohne etwas zu aͤndern vder auszuloͤſchen. Er war ausnehmend kaltſinnig uͤber die gemeinen Zufaͤlle des Lebens, wovon hiet einige Beyſpiele erzaͤhlt werden, und gegen die. Hüchs fin Häupter des Reichs ſprach er ſehr frey. Durftk

er doch den Regenten fragen, ob er auch hofte ſich

aus dem Gewirre zu wickeln, worein Law ihn: ders deitet hatte: Racine war nicht fein Fremd, auch wird deffen eben nicht ruͤhmlich gedacht, und wir finde . dieſen Dichter bey aller feiner Frömmtigkeit ſehr beiß .. ſend und fatyeifch, F. war fparfam aber gutthaͤtig.

Zwey Gaben, die-fich oft verbinden, fo: wie der Pracht

uud ban ton das Herz nothwendig verhärten. Einige - kleine Schreiben des Kard. Fleury find son einer un⸗ gemeinen Kürze und Schoͤnheit. Er lebte faſt bis ro Dahre, und hatte vor feinem Tode einige Zuckungen und Ohnmachten, verlobr auch das Gehoͤr, und zum Theil das Geſicht.

: G 223 4 8. aM.

1763. (S. 925.)

Unter diefem ſonderbaren Titel: Jean Jacques Roul. feau citoyen de Genéve & Chriftaphie de Beaumont . Archevegng.de Paris, haben, wir ein Hein Octavbaͤnd⸗ chen von 134 ©. bey Rey gedruckt, erhalten. Rouß ſeau lebt jetzt zu Motier im Thale Traverd. Er bat neulich fein Bürgerrecht zu Genf in einem Schreiben ber Republik aufgeſagt, hier führt er den Titel noch, und beantwortet: des Erzbifchoffs wider ibn, Ru genen Hirtenbrief. Er. ift des Leſens werth, ‚wong man auch nur ‚fehen will, wie eine abſcheuliche Gas, che mit dem ſtaͤrkſten Wie verfochten werden kann. Gleich Anfangs befchreibt er fich felbſt als einen foge nannten Diifanthrope, der ‚einzig, pie Wahrheit fücht.. ‚Le Sot public, fagt er ohne alle Ehrfurcht, gegen. feinen Richter, bat ihn ohne Urfache geliebt und - gehaßt. Er hat niemand beleidigt , (mit Namen nem. lid) , denn fonft hat er die ganze Zahl der Geiſtlichen für Heuchler und Ungläubige , und alle Schriftſteller theils fuͤr Kinder, theils fuͤr Windmacher/ ohne Aus⸗ nahme, ausgerufen; toben. wir bitten, daß man. ung diefen niedrigen aber perftändlichen Ausdruck zu gute halte.). Er glaubt dabey fo. viel mit ſeinem Emile verdient zu haben, daß man ihm Bildſaulen

aufrichten folkte, S. 127. und S. 56 Halt er feine Rede des Savoyiſchen vicaire für die beſte Schrift dieſes Jahrhunderts. Dieſes aͤbertrift den Præcepto- rem generis human! noch um tin groſſes. Er glaubt {ehr viel gegen die Religion gethan zu haben; weil er Zweifel wider ſie vorgebracht hat, die er für un⸗ beantwortlich anficht. Er beharret darauf ‚tin Chriſt, ein recht guter Chriſt zu fein; ob er wohl die Wr derwerke leugnet, die Jeſus als Zeugniß ſeiner | göttlichen Sendung angeführt bat; die Erloͤſung fin wie null anfieht, ©. 21 und endlich den böckftvers toerfichen Gedanken Auffert, men müffe den Urhebern der Mellgionen (Moſes, Jeſu und Mahomet) ja gute halten, wenn fie durch eine’ enthuſtaſtiſche Liebe zur Tugend ſchwindlich und fanatiſch geworden find; denn viel ſagt der Verſtand feiner eingewickelten Worte G. 34 und 85. Sonſt befteht ſein Eheiſten⸗ thum darinn , daß er einen Schoͤpfer, eine unkoͤrper⸗ liche Seele, und rin anderes Leben glaubt; auch die weiſen Lehren Yefır bewundert ; aber an Ben Sohn ZJlauben, davon iſt die Rede nicht. Er fordert auch diefen Glaubensartikel von den Anhaͤngern feiner neuen, aus den eben beriannten groffen Häuptern don Sekten zuſammen getragenen Religion nicht. Man fieht ſonſt daß ein Prediger, wider den Rath ganzer Kirchen, ihn ald einen Chriſten Angenömmen bat. Bas will er doch ſagen, S. * wenn er zu reden und gu ſchrei⸗ ben verbieten, uud warum fehreißl: er denn’ felbft ? Iſt

euren Bst

Iſt er nicht Swiſts Dickbaͤuchicher, dee in einer Menge Volks über den Raum Elagt , den die andern einnehmen. Es iſt ©. 97 ungereiht, wenn et ſagt, der Verfaſſer der vertheidigten Bluthochzeit ſey um geſtraft geblieben. Er iſt des Landes verwieſen worden. Abſcheulich iſt auch wider die Offenbarung die Ver⸗ gleichung mit den. Vampiren, die eben auch mit allerley Zeugniſſen beſtaͤtigt ſeyn ſollen. Wie unbillig ven gleicht er hier eine Handvoll ungeſchickter Ungariſcher Richter, die einen Theil der Wahrheit für ſich haben, mit det Gefchichte Jeſu, die ihre Wurzein in den alten Prophezeyungen, ihren Beweis in den niemals gelaͤngneten Wunderwerken, und ihre Zeugen in einer Menge tugendhafter Märtyrer hat, die alle fuͤr dad⸗ jenige, was ſie geſehen, ihr Leben tauſenderleß Leiden, und endlich dem ſchmerzhafteſten Tode hingegeben ha⸗ ben, Wie zaͤnkiſch (Chioanens) iſt der Unterſchied? Zweifel aufwerfen, die keine Vernunft außoͤſen koͤnne, S. 109, fey nicht läugnen. Und was kann Dim ein Unglaͤubiger thun, als ſolche Schwierigktiten aufwer. fen? würde ohne dieſelben fein bloſſes Laͤugnen einigen Eindruck machen? Allerley beſondere Einfaͤlle ſind hin und wider zerſtreut: wie die Vertheidigung Der Jeſuiten; und die Anmerkung, der erſte Koͤnig, den Frankreich gehabt habe, ſey nicht von Prieſtern er⸗ dogen worden. Vermuthlich iſts Heinrich dee IV. Hat er aber nicht proteſtantiſche Geiſtliche zu Lehrern ge⸗ Habt? Eine andere Stelle ſagt: Frankreich habe v. hallers Tageb. 36.1, P

us un

allein in Euroya Cdiefes Europa ift Das proteſtanti⸗ sche) Leine Lehrer im Naturrechte. Sonft giebt dem Ken. R. die befondere Sache der Römifchen Kirche wiele Vortheile wider feinen Gegner. | Auch find ganz neulich herausgefommen : Let- -tres für le Chriftianisme de .J. J. Roufleau ; addreffees - a Mr. J. L. parMr. Jacob Vernes, ( Hr. Vernes ift «in Prediger im Genfifchen.) Er hat übernommen, mit einer faſt unnachahmlichen Gedult und Höfich- Seit, des berüchtigten Rouffcau (denn fo kann er nach den von fo vielen Tribunalien wider ihn ergan- genen Urtheilen wohl heiffen ). fpöttliche Anmaffung des chriftlichen Namens zu beleuchten. Mehrentheils a nichts weiter ‚nothig, ald den Mann fich. felber ‚entgegen zu ſetzen. Rouſſeau findet Jeſu Lehren und ‚Leben göttlich, und der nemliche Jeſus hat fich auf Wunderwerke berufen, die niemals gefcheben ſind, amd nicht haben geſchehen koͤnnen; der nemliche Fe ſus, denn was hilft es die abſcheulichſten Reden zw verheelen ,. die man in fo vielen Sprachen begierig lieſet, hat fich einer Begeiſterung von oben geruͤhmt,

die blos die Folge einer allzugroſſen enthufiaftifchen

Liebe zur Tugend war. Eine Liebe zur. Tugend, ‚Die Gott mit Unwahrheit zum Zeugen anrufen leh⸗ ret! Kurz, Rouſſeau iſt offenbar ein Deifte, der eine - ‚Offenbarung nur nicht für möglich anfieht,-und doch „bey der deutlichen Ableugnung derfelben, und bey feinen Jäfterlichen - Gedanken uͤber den: Stifter der

[ex 3

—87 #7 whhiſtlichen Religion , dennoch cin Chriſt Heiffen will. Er fpielt dabey bloß mit dem Wort Offen darung , wodurch er bald die wirklich von Gott in be⸗ Sondern Fällen gethane Bekanntmachung. feines Wil dens, und dam wicdee die Schluͤſſe der Vernunſt verſteht, Die. diefelbe im Buche der Natur lernt. Es iſt dem Hrn. V. leicht zu zeigen, wie ſchwach "Des "Hrn. R. Gründe wider die Wunder find ;-wie bey ‚feltenen Erfcheinungen ein Zeuge, der geſeben batı tauſendmal mehr beweißt, als taufende Die nicht geſt⸗ ben haben, weil fie nicht bey. dem ſeltenen Fall der Wunder gegenwärtig geweſen find: wie nöthig Diele Wunder zur Ueberzeugung dee Fuben geweſen find; tpie ‚deutlich, wie ohne Ausnahme, dieſe Wunder von den Juden und den Henden ald wahr erkannt, und blos andern. unvernuͤnfugen, Urſachen zugeſchrieben worden find; wie leicht es den Anweſenden war, Die MWährheit.diefer Wunder zu willen; und wie richtig vie Zeugen ein Wunder beweifen können, da es ja ein Vorwurf dee Sinne iſt; wie unmöglich es war; daß die Apoſtel dabey betrogen werden konnten ; wie dieſelbe fogar keine Gruͤnde Hatten, betrügen zu wollen; wie ſchwach bey dem ietzigen Lichte der Einwurf ift, ‚man könne den Ueberſetzungen nicht trauen ; wie un— weiſe bey einer fo wichtigen Materie des Rouſſeau Entfchluß ift, fich nicht Darüber zu kuͤmmern; wie duͤn⸗ ‚ne der Schleyer ift, den er über feine Ableugnung der Religion wirft, indem er ein ehrerbietiges Stills |

828

ſchweigen vorwendet, nachdem ex geſagt hat: eben dieſe Religion enthalte unvernuͤnftige und unmoͤgli⸗ she Dinge; wie R. ein Chriſt heiſſen, und Doch Gott ind Angeficht fagen will, er wolle nicht beten, da des Heilandes ganzes Leben im Gebete beſtanden iſt; ( und’ wie des R. Gruͤnde wider das Gebet, dad den Zuſtand der Dinge aͤndern will, eben fo weile ik, ald wenn er das Pftuͤgen verbieten wollte, das chen auch den Bufammenhang der Dinge lört :) mie unbillig ee dem Chriſtenthume vorwirft, es fen dem geſelli⸗ gen Leben -zumider: (Er R. der Häffer. dieſes gefel- Jigen Lebens, der cd ald widernaturlich anficht. ) Wie fehlerloß und vollk ommen heilig endlich das Leben bes Heilandes geweſen if. Im einem Gefpräche zwi⸗ ſchen einem Chineſen, der gerne das Chriſtenthum

annehmen wolte, und einem Chriſten wie Rouſſean

iſt, werden dieſe Gruͤnde zuſammengebracht, und R. rre ſcheint dabey in feinen wahren Gedanken. S. 1132 f.

LIVE Oo Jean Calas. J 1 (S. 13

Dir Franergefchichte hat fich zu Toulouſe im He ‚fange des vorigen, und Ende des 1761 Jahres begeben. "Ein proteftantifher Kaufmann, Johann Calas, febte "ruhig mitfeinen fchon erroachfenen Kindern. Der ältefte "Sohn war ein Spicher und Mäffiggänger; er Halte

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ſeinem Water anvertrautes Geld entwendet und ven ſpielt. Seine heftige Gemuͤrhsart lich ihm Leim Macht über feine Affekten. Den 13. Octobr. 1761, dieweil feine Eltern und Geſchwiſter mit einigen Frennden zu Nacht eſſen, erhieng er :Ach aud Miß muth im Komtoir. Nach einem langen Abendſie kam man ind: Komtoir, und fand das graurigt Schauſpiel. Der erſchrockene Vater that allerley, Die Reiche wieber auffuwecken, Heß einen Wundarzt holen, unb bezeugte, ſamt ber ganzen Familie, feine Be ſtuͤrzuug. Ganz ungefehr und ohne ſichtbaren Grund entſtund cin Geruͤcht, der ſuͤngere Calas babe dem kathsliſchen Glauben annehmen, und eben den fol genden Tag die Ketzerey abſchwoͤren wollen, der Bates bade ihn wege dieſes Abtritts vom proteſtantiſchen Glauben eigenhändig erwuͤrgt. Die Sägen und Hoͤren· ſagen ſchienen, wiewohl ein fehr Kleines, dennoch eint ges Gewicht der Nachrede zu geben; man zog Dad ganze Gausgeinde om, und erhielt von der Geiſtlich keit ein ſogenanntes Monitorium, worinn allen Deus jenigen die etwas jur Beſtaͤrküng der Klage Hatten, befohlen war, bey. Dem Gerichten zum erſcheinen. Es gieng endlich ſo weit, daß in der erſten und zweyten In⸗ ſtanz der Vater, Johann Calas, geraͤdert su merben verurtheilt, auch. das Urtheil an ihm vollzogen wur⸗ de, dazu ein ungluͤckliches Je etwas beytrug, am - welchem man zu Tonloufe die vor 200 Jahren ges ſchehene Ermordung einiger Proteſtanten jaͤhrlich X |

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feyerk. Kainn war der Vater unſchuldig und--uners ſchrocken geſtorben, ſo giengen den. Richtern die Au⸗ gen auf. Sie ſetzten mit. einem unbegreifichen Wis Berfprnche:das gange Hausgefinde in Freyheit, ſo daß nach ihrem: eigenen Urtheil der Vater, der doch allen Ausſagen nach. den ganzen Abend über feine Kinder und den unverdaͤchtigen Fremden nicht verlaſſen hatte? müßte allein einen ſtarklen und ruͤſtigen Sohn erdroſ⸗ felt Haben... Dioch:vergoß die herrſehende Kirche ihre Grundſaͤtze nicht/ ber eine Sohn, Dierre , wurde zum - Abſchwoͤren mit · Drohung gezwungen, men Töchter ſteckte man ins Kloſter, und nur: Die Mutter blieb frey. Dieſe grauſame Geſchichte machte num alle Proteſtanten rege, ſowohl in Fraukreich als zu Genf, wo man mit; üffentlichen Urkunden Die haͤßliche Nach⸗ rede widerlegte / dag die reformirte Lehre, und zumal Calvin in: feinen Inſtitutionen, erlaybte einen Refor⸗ mirten, der abfalten wollte, hinzurichten. Voltaire, der zu Fernex nahe bey ‚Genf wohnt; ſieng dabey Feuer, und gab: ſich ungemein Muͤhe, die noͤthige Schriften der unterdruͤckten Unſchuld herbey zu bringen,

welches ſehr ſchwer; war. da man nunmehr zu Tom louſe den Fehler empfand, und: gerne unterdruͤckt haͤtte. Doch gewann ex fo viel Licht, daß man noth, ‚wendig die häufigen Fehler in der Prozedur, und bie Nichtigkeit ber ganzen Anklage, erkennen mußte, als wohin Die zwey erſten von.umg angezeigten, und non Piriffchen Adnokaten verfertigten Schriften fehlieg.

XX “332

ſen. Es fand fich , daß der Vater ein .gelinder und ſchwacher Dann. geweſen, dee den Abfall des andern Sohnes nie geahndet, und dag der. Selbfimörder keine auch nicht die alleegeringfte Neigung zur katholiſchen Lehre. gegeben hätte; daß kein Geiſtlicher in Touloufe auftreren Connte , -mit dem er follte gefprochen haben; daß der Vater und die ganze Familie ruhig gegeffen und gefchwatt, dieweil dad. Ungluͤck vorgegangen und daß alle Ausfagen nur Härenfagen , und Wieder⸗ holungen von Hoͤrenſogen, ohne einen. einzigen Achten Zeugen waren. Huch, warf fich nunmehr die Wit; me dem Könige, zu Füffen; der oberfte Rath hat den Bericht bon Toulouſe eingefordert, und man iſt in groſſer Erwartung eines Urtheils, im. ‚welchem bie Blutgierigkeit ungeſchickter Richter eingefchräntt wer⸗ den wird. Beſonders iſt aus dieſen Schriften au er⸗ ſehen, daß in. Frankreich die Todesurtheile nicht an den Koͤnig geſchickt werden. Die ziemlich dreiſte Schutzſchrift des Donat Calas, und die Vergleichung der Geſchichte der Canning und des Jean Calas, ſcheinen von Voltaires Hand. au. ſeyn. In der letztern ſind viele Fehler, Es if nie, bewiefen , daß die. Canning eines Kindes ſich entlediget habe. Kriſp

| Gaſkoign, ein Aldermann von London, hat ſi ſich der

angeklagten Zigeunerin angenommen, und die junge

Canning wurde nach Amerika transportiert, weil fie

in einigen Amiſtaͤnden ſich wieder ſprochen hatte, ob⸗

wohl die Richter dabey ſie der Guade des Könige y 4

232 En

empfohlen, und ben Meineid sicht für bochaſt Kick ten. Dennoch IR in fo weit zwifchen beuden Faͤllen eine Achnlichkeit, daß die Zigeumerin in groſſer Ges fahr geftanden iſt, gehangen au werben. Kurz, Die | —— iſt und der Grund

VvVII. Dunueifeon

ee —⸗

Hemrih Franz D' Agueſſeau, gamler von ran yeich , der gelehrte, zu Seiten verwieſene und dann wiedererhobene Miniſter (72. 8. 354.) fcheint uͤber. haupt ein ernſthafter, ordentlicher , arbeitfamer ges lehrter und der Kirche zugethaner ‚Mann geweſen zu ſeyn. Insbeſondere ſchreibt man ihm viele gute Ge⸗ ſetze und Verordnungen zu, und irgendwo ſagt einer ſeiner Lobredner gerade heraus, das Friederichſche (Preußiſche) Beſetzbuch ſey nach D'Agueſſeaus Ge⸗ richtsproceſſe eingerichtet. Iſt es aber wirklich wahr, daß die Rechtöftreite in Frankreich fo fehr verfürzt wor⸗ den. find? Alles was wir von ihm leſen, if fchön

gefcheieben ; und bis in feine kleinſten @lieder ausge⸗

mahlt; nur iſt eine gewiſſe Manier darinn, die man gar bald fühlt: unzählige Antithefen, und eine ge⸗ wiſſe faſt immer aͤhnliche Abruͤndung der Perioden, bildet dieſe Manier. Man bemerft in feinen Reden durch und durch eine groſſe Achtung fuͤr die Gere tigfeit und ihre Dient, und einen Tried für die Tu⸗

I FF, send, welche auch den Monarchen geziemt. Auch fcheint dem Hrn. D’Agueffem nichts größers in dev Felt ald ein guter (rechtſchaffener) Mdvotate. (1763. ©, 1032. f.)

D’ Aqueſſtau war nicht ein bloſſer Staatsmann oder Magiſtrat; er liebte die ſchoͤnen Wiſſenſchaften, und war darinn ſelbſt bewandert. Auch die morgen⸗ laͤndiſchen Sprachen waren ihm nicht fremde. Ob⸗ "gleich D' Agueſſeau ganz für die Religion war, fo raͤth er doch feinem Sohn am über diefelde nicht zu ſtreiten, und ihre Gegner blos Durch, Stillſchweigen zu erniedrigen. Er ſcheute ſich auch nicht ihm den Grotius und Abbadie zu empfehlen, ob er gleich des Erſtern Behauptung von der Abhaͤngigkeit der geiſt⸗ lichen Macht von der Weltlichen gar ſehr mißbilligte. Der beſte Rath an deſſen Sohn war die heil. Schrift ſleißig au leſen. Es iſt faſt laͤcherlich, daß der gute Malebranche, ba cr bey dem noch jungen D'A⸗ gneſſeau den Thucydides antraf, daruͤber alle Gunff gegen ihn bat fallen laſſen. Malebtanche meinte, man muͤſſe nichts wiſſen, als die Metaphyſik. Aber Di Agueffean. Denkt. gan; anders, und findet in der Geſchichte bie Kenutniß dee Menſchen. Des Herr Kanzler geſtehet doch, daß in ihrem Urſprunge alle Monarchien in Europa gemäßigt geweſen find, And noch jest viele Spuren ber. alten Freyheit eye behalten Haben (6 S. 254.) Seine Gedanken über das Natur » und Voͤlkerrecht, find van Frömmigkeit

234 U

und Menſchenliebe. Er gruͤndet ſein Recht der Ru tur auf Gottes allgemeines Recht über - feine Gen fhöpfe ı und auf feinen höchken Willen, daß fie eins . ander lieben follen, Ex will gar nicht die Furcht als die Quelle des gefellfihaftlichen Lebeng anfehen, und ift darinn in foweit begründet, da unfehlbar dieſes Leben von einer Republik der Anfang iſt, worinn der, oberfte Befchlöhaber der Vater , naͤchſt ihm die Mut⸗ ter, und mo die Untertbanen ihre Kinder geweſen find, deren aller Band die Liche war. ıc.*): a Der gröfte Theil der D’Agueffeaufchen Werke ent balten fogenannte Plaidoyers oder rechtliche. Sprüche, über allerhand Fragen ; zumeilen zwar ohne eine Aus⸗ führung der ‚Gründe und Gegengründe; andremafe aber.mit. einer überaus hellen Entwickelung der vers wirxteſten Fragen. ( 1764. ©. 984.) Hr. D'Agueſſeau it von Jahr 1691. an (damald nur 23 Jahr alt). einige Fahre der groffe Anwald des Königs geweſen, deſſen Ant es erfordert, Die wefentlichen Gründe beyder Teile gegen einander zu halten, und wohin Das Recht: fich jenkt in feinen Conclufions zu zeigen. Her: D’Agueffenu habe auch mit Fener geredet, dad in feinen gedruckten Auflägen mangele (64. 735.) Wir fagen noch ein Bonmot von ihm nach : der dreiſte La Pyronie forderte ihn auf., eine eherne Mauer zwi⸗ ſchea Der Arıney and Bundares anfatfuͤbren; auf

DAT e Eee

m nl ' 235

welcher Geite follder Kranke ſeyn? fie der Kanzler,

(72. 3. 35 4)

—— LVIII.

Adanſon.

Adanſon war ein Schuͤler des Hrn. von Juſſien, ex legte ſich aber- auch auf andre Theile der Naturgeſchichte und Die Aftronomie mit groſſem Erfolge. Er lernte Tagen und Zeichnen, und- machte fich auf alle Weife zu den Reifen. in fremde Landen, gefchicft. Er gieng den 3. März. 1749. nach Sene⸗ gal ab *5). Er maß die Hoͤhe des beruͤhmten Pico auf Tenerifboͤhe, und fand ſie uͤber 12000 Schuhe; eine Höhe, die zwar den Alpen und Andes nicht gleich koͤmmt, ‚aber, an einem Berge der aus dem Meere ſelbſt hervorragt , gang beträchtlich fcheinen muß, Ueberall fand Hr. A. Zeichen. eines ehemaligen Brau⸗ des in den Gebuͤrgen. In Afrika ſcheint die Natur alles ins Groſſe zu arbeiten, und dies ift kein Wun⸗ der, da die Triebe der Natur in ihren Wirkungen immer fortgeben. Der überall bemerkbare ueber⸗ fluß des Feuers zeigt ſich bier. auch in den feurigen Waſſerhoſen deren eine dem Verfaſſer begegnet, und über 50 Grade Hitze gehabt haben muß. In einer

5 Goͤtt. Zeit. 1756, S. 1429. 157. 494. f. 1757. 70 79. 930, 1773. S. 696, . ”*) Voyage en Senegal,

.v wen.»

338 . "———

groffen Site, da zugleich der ‚gewaltig austrocknende Dfhvind wehett, bat Hr. Adanfon wirklich Blut defchwist. Eben da er nach Frankreich zuruͤckgehen wollte, traf ihn ein heiſſer Sonnenblick fo Heftig, daß er im Augenblicke in ein hitziges Fieber verſiel, und zwar nicht, wie ſonſt wohl geſchiehet, in zwey Koch hard dennoch dber Yang träntelte, und noch init einer ſchlechten Gefimdheit den 4; Jenner 1754. In Breit anlangte.: Seine Arbeit if vol beträchte licher Wahrnehmungen und ganz neuen Nachrichten. An Abficht der Mufcheln bat Gr. Adanſon auch ein zanz neues Werk in fo weit geliefert, als es nicht fmme die afrikaniſchen neuen Muſcheln, und nach ver⸗ ändertee Ordnung, ſondern auch insbeſondere, weil tr allemal das Thier zugleich befthreibt, das in der Schaale wohne. Ehre Arbeit‘ die allerdings von den eutopdifchen Mufchelliebhabern nicht bat verrich⸗ tet werden können, und auf ber Stelle am noch fri⸗ fchen und lebenden Thiere gefchehen muß. Herr Adanfon jeigt, wie alle Muſchelgeſchlechter nur eine Kette ausmachen, und durch faſt unbenierkbare Un⸗ terſchiede nach und nach von einander abgehen.

In dem Journal de Rozier Maͤrz 1976. iſt ein Vetzeichnig von des Herrn Abanfon unglaublich groſſen Arbeiten. Zuerft eine Handfchrift von 27 dicken Oktavbaͤnden, unterm Titel: Methode naturelle eontenant tous les etres, leurs qualites connues. &c,

Die Maturgefchichte des Senegals in funfzehn Ban⸗

N.

Au 237 .

den in Folie. . Wiederum eine Handſchrift unter dem Titel; Methode. naturelle des atres, oder Die Kentte zeichen , bie alle förperlichen ‚Dinge von einander un⸗ herſcheiden, die Thiere,. die Gewaͤchſe, und Die Köre per die Keinen innern Bau haben. Dann ein coure d’hiftoire naturelle über die Körper der drey Reiche, Ein Wörterbuch über die Naturgeſchichte. Vierzig taufend Abzeichnungen von Thieren, Gewächfen oder gegrabenen Dingen. Und vier und dreyßig Taufend Gattungen -derfeiben, die in. Hrn. Adanſons Samıma lung aufbebalten fi Mad.) |

. LIX, Ueber den Nationalunterricht. Von Zen. Car. de Chaldtais.) ! 1764. (S. 186.) 2

Di Art die Jugend u unterrichten iſt in den dun keln Zeiten entflanden, da niemand als die Geiftlicheh lefen konnte; auch nachdem die Wiſſenſchaſten gemei— nee worden find, blieb Die Unterweifung dennoch den. Geiſtlichen, die folglich einen kuͤnftigen General oder Magiſtrat umterrichten , und. von Dingen zeden muß ten, von denen fie ſelbſt keinen Begriff hatten. Kleine

—— ESBSoͤtting. Zeit. 1776. Zugabe 146.) In dem Raymonat des Journal de Rozier ſtehet das Zeugnig der franz. Akademie uͤber die Arbeiten bes Hrn, Adanſon. *.,) Efiai d'Educat, nationale, 1763.

.-.

RE 7 a |

äuffere Zeichen der Andacht (S. 26,) find an bie Stelle der Religion getreten u. ſ. f. . Der Hr. v. C. wi alfo erftlich die Schulen Weltmännern über: geben , die den Kindern eine Auferziehung beybringen, in welcher fie in det Welt fortieben Können,’ da fie in den Schulfäufern (Colleges) eine annehmen, die fie in der Welt nothwendig ablegen muͤſſen. Er will auch weniger Schulanfalten haben, Der gemeinfte Mann lernt nur allzuviel, zu feinen und des Staa tes Schaden, Leſen und Schreiben, der blos ſeine Haͤnde brauchen ſollte, und in den Seehaͤfen findet man faſt niemand mehr, der Schiffsjunge feyn wolle: (Wir kennen ein Land, wo die unüberlegte Erhöhung des niedrigſten Standes noch viel ſchwerere Folgen hat). Wir haben hier nicht ohne Vergnügen geles fen, daß unfer Göttingen , nebft Leiden, hierſeits des Meeres wegen feiner beffern Unterwcifung, und zu mal feiner Lefebücher angerühmt, und dem fonft fo eifrig von den Deutfchen nachgeahmten Frankreiche porgezogen wird. Die Gefchichte, die Rouſſeau vor den Kindeen verbergen will, findet Hr. v. C. dem Als ter und den Begierden der Kinder am meiflen ange: meffen, (und wir glauben angemerkt zu haben, daß aus den geoffen Beyfpielen der Tugend, umd zumal ‚der Liebe des Vaterlandes, patriotifche Gefinnungen für. das ganze übrige Leben entſtanden find, die aus dem bloffen. Umgange mit der überhaupt Klein den

x) Der Verfaſſer zielt auf die Jeſuiterkollegien.

. —,— 239 kenden, und Geld und Beförderungen zum Zwecke Der Arbeit nehmenden Welt nicht entflanden wären). Auch mit Recht überläßt der Hr. Verfaffer den Kin⸗ dern einen Antheil an der Natuegefchichte, die ihrer Neugierigkeit fo angemeffen ift. Er glaubt fogar die Mechanik, und ſelbſt die Geometrie feyen ihnen anzu⸗ verteauen , weil die Menſchen gerne Schbpfer find, und fie es bier durch die Aufloͤſung der Aufgaben einis germaffen werden. ach dem zehnten Jahre fängt unfer Herr Verfaſſer die Sprachen an, und will, wider Die cingeriffene Gewohnheit feiner Nation, gerne nebft dem Lateinifchen auch das Griechifche bey⸗ behalten haben. Zugleich läßt er fie Das Franzoͤfiſche lernen. Den Gefchmad will er mehr durch das Les fen der beften Werke als durch Regeln bilden. Anflatt der elenden Chrien will er, daß junge Leute Auszüge, -Lebensbefchreibungen , wirkliche Briefe, und derglei⸗ chen brauchbare Arbeiten übernehmen follen. Und nun bey mehrern Jahren fkeigen fie in der Geſchichte. Mit Vergnügen finden wir, daß unfer angefehene Hr. Verfaſſer eben die geringe Hoffnung vonder Schuls logik hat, die wir immer davon gehabt haben. Sie war blog fürs Difputiren erfunden, und giebt denen / die fie wiſſen, im wirklichen Schlieſſen und Urthei⸗ len nicht den geringſten Vorzug. Der Methaphyſik und der Lehre von dem Wahrſcheinlichen ſchreibt Hr. C. mehr Nutzen zu, und dringt auf die Sittenlehre, ‘die ein allgemeines Geſetz für alle Nationen ausmacht,

248 N auf weit fie ſich alle im Notkfaf berufen. :. Er will die Sittenlehre nicht zu ſehr von der Religion abhaͤngend habe, und fieht Dennoch Die Religion ald Den Grund eines glüdlichen Staates an. Er wünfcht, daß der Hof bey der Ausarbeitung guter klaſſiſcher Lefebücher anfangen, und Diefelben durch Preiſe bes fehleunigen , in feines .eigenen Druckerey aber verle gen boſſen mögt.

. Weber die Duidung. Don Doltaire 1764. (©. 697.f+)

Tr. de-la Tolerance iſt eine neue Arbeit des Heu

vp. Voltaire, wozu das wider Die Familie Calas voll⸗

zogene Urtheil den Anlaß gegeben. hat. Wir untere ſcheiden in. dieſem Werde zweyverley Abſichten bed Verfaſſers. Die erſte iſt eigentlich dahin gerichtet feine Landslente zur Duldung anderer Religionsver⸗ wandten, und zumal der reformirten Franzoſen, zu gewinnen. Schon die Geſchichte des Calas zielt dahin, und bee Hr. v, V. erzählt verſchiedene ſich ſelbſt widerlegende Legenden. Er zeigt den Mißbrauch der Bruͤderſchaften, entſchuldiget ganz deutlich Die Reformation des ſechszehnden Jahrhunderts, wozu das groffe Perderben Anlaß gegeben. babe; findet bar

Re⸗

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- Zt.

Refoͤrmtrten Grundfäge im H. Juſtinus, und beyam | Bigilantius, fagt gerade heraus, fie haben. die erſte Kirche vor ſich, giebt den Verfolgern die Schuld der bürgerlichen Kriege‘, macht ein gräuliches Gemälde: von dem irelaͤndiſchen Mordiahre 1640; zeigt aus der Erfahrung den .geöffen Vortheil, den andere Staaten aus der Duldung anderer Religienen zichen, und aus des Boulainville Etat de la France, und: des Grafen d Avaur Schreiben, die’ ſchaͤdlichen Fol⸗ gen des Widerrufs. der nantiſchen Freyheiten. Er raͤth hiernaͤchſt ganz maͤſſig, die Proteſtanten ohne Vorrechte, und ohne Waͤhlbarkeit fu den Ehrenſtellen anzunehmen, aber “ihre Chen doch zu rechtfertigen, und ſie ihre Eitern erben zus laſſen. Mit vecht-gicht- er der Engelländer Aufführung zum Muſter, die doch: bey der Furcht einer roͤmiſch gefinnten Familie mehr Urſache zum Verfolgen Hätten. Er greift hiernaͤchſt die fogenannte Intoleranz aus allerleg "Gründen an: Sie ift wider das Recht der Natur , ſagt er,’ und erregt einen allgerheinen Ktieg unter dei Menſthen. Kein altes Volk hat jemals dieſe Furie gekaunt. Ehe wurde eigentlich Durch eine Fallion verurtheilt. ( Hier erinnert fich B. nicht, Was wider den Anapae: - | goras, Diagoras und andere Verleugner det Landes goͤtter geſchehen iſt. Die Roͤmer duldeten alle Nie ligionen. Er koͤmmt wieder zu den Franzoſen, und: wirft ihnen das noch immer fotidaueende , mit keinen techtlichen Formen begleitete binrichen der reform.

V. Hallers lages. CTb. L.. | .

242

ten grediger vor; ſagt ihnen ins Geſicht, ſie ſeyen die einzigen Barbaren, und die Letzten, die anderer Nationen vernünftige Exempel befolgen; und, verfält auf den Koͤnigsmord den einerſeits die Jeſuiten noch ſo neulich vertheidigt, und anderſeits St Thomas von Aquino und alle andere Gottesgelehrte eben auch empfohlen haben. Die Apoſtel, ſagt er, waren nicht allemal einig, verfoͤlgten aber einander nicht. Die erſten fuͤnfzehn Biſchoͤffe von Jeruſalem waren alle beſchnittene Juden, und. wären dem auto da Fe nicht. entgangen. Die Paͤbſte haben Die Mordthaten des 24 Auguſt gebilligt. Und dennoch waren die Juden. eigentlich keine Verfolger. (Aber. auflatt dieſes Durch: die Geſetze zu Gunften ber Fremden uflb der Acgyps. tier zu heweiſen, verfällt er. auf ganz andere Reden, die zum zweyten Theile feines. Werkes. gehören. ) Er: fährt endlich wieder fort, zu zeigen, daß der Hei⸗ land und eine dange Reyhe von Kirchenpätern , und. andere weiſe Männer, Die. Duldung anderer Religio⸗ nen gelehrt haben. Er machst eine fürchterliche Er⸗ zählung son einem Geiſtlichen, der einem Sterben⸗ den das Unterfchreiben. der fünf Propoſitionen aufs deingen will, ‚bringt einen zum, Scherz erdichteten Brief an den P. ie Tellier an, worinn man ihm vor⸗ ſchlaͤgt, die Ketzer und. Janſeniſten auszurotten; ſucht das Gezaͤnk über, die Religjon durch eine Unterredung zwiſchen den drey chriſtlichen Religionen abzumahlen, die in Gegenwart eines Mandarins vorgegangen ſeyn ſoll; verſichert, Dad Licht ſey in ßrautruch ſo weit

4.

Aurchgehrungen , daß man des Aberglaubend nicht mehr bedürfe, und nicht mehr glaube. ‚bie H. Genobeva gebe oder nehme den Regen. (Es duͤnckt und, doch nicht lange „daß ihr Sarg in dieſer Abſicht in. Paris herumgetragen worden iſt. Aus dem Geſetze, dag. auffer. der Kirche fein Heil sep, iſts ihm ſchwer fich her⸗ Audjufchwingen ; er möchte. gar zu. gern den’ Sokra⸗ tes 1 Titus Epiktetus und andere weife Heiden retten. Endlich macht er ein neues Buch lächerlich, / das mit dem Verfolgungsgeiſte angefuͤllt iſt, Pacgord de la Res, ligion & de Pbumanite; worinn der Verfaſſer die ſtrafbarſten Mordgedanken bat. blicken laſſen, und endigt mit ſeiner bezeugten Freude, daß ber, hoͤchſte Koͤnigl. Rath die Calasiſche Sache vor ſich gefoxdert, und dem Parlamente zu Touſouſe ſeine Rechtsgruͤnde abgefordert hat. Bis hieher wird ein jeder ber Wahr⸗ heit, und. Menſchenliebe zugethaner Leſer ſi ſich uͤber die Sebhaftigkeit freuen, womit fo wichtige Wahrheiten torgelragen worden find, Aber -eine zweyte Abſi ct ifk viel zu deutlich, daß wir ihrer nicht gedenken muͤßten. Es iſt allzu handgreißich, daß ber. Verfaſ⸗ fer. den chriſtlichen Glauben, mit der Rdmiſchen Kire che gleich Hält, und beyde zu untergraben fücht; ‚und, daß feine Duldung Hanſens Liſt iſt, der dem Martin feinen Freybrief ſtahl. Wir koͤnnen Barnevelts Hin⸗ tichtung uͤbergehen, ob fie wohl mit Unrecht der Kira che zugeſchrieben wird. Aber was bewegt den Hr.· u, Voltaire au beweiſen, es ſeven nur wenige e Chriten

2

zu "Märtyrer "gemacht worden ? Wir geben zwar gerne zu , daß viel fabelhaftes Hier erzaͤhkt wird, und daß keine Legion thebaniſch genennt worden ſeyn mad, es auch ein allzugroſſer "Marfch fcheint , aus

Oberaͤgypten nach den helvetiſchen Gebuͤrgen Legionen zu fuͤhren, die ſchon ſelbſt an den Graͤnzen des Reiches jerſteeut lagen. Aber man hat offenbare Bes weisthuͤmer der Vielheit der Märtyrer fehon Im Ta⸗ Atus, und in Divkletians Exftineto nomine Chriftia- orum; und was Die Gefchichte der Theodora betrifft, fo war fe völlig nach den Sitten ber Römer Hat 9, nicht gelefen , was nach dem Geſetzen der Tochter des Sejanus totederfahren iſt? Voltaire Hat auch feine Urſachen, warum er Die Weisheit der Aegyp⸗ fer gering ſchaͤtzt. Weiß er dem nicht, daß die Gries hen ihre Weisheit daſelhſt geholtt, daß Aegypten die Wiege der Kuͤnſte, und zumat des Feldmeſſens, und daß zuerſt daſelbſt mit groſſen Werken den Maͤngeln der Natur begegnet "worden iſt? Weit ärger if, was er wider die mofaifchen Erzählungen ſagt. Das goldene Kalb, ſagt er, konnte nicht number als in drey Monathen fertig werden. Man kann dad Gold Sicht trintbar machen. Man hat’ im Der Wuͤſte Keine Kuͤnſtler gehabt , Buchſtaben in Tafeln zu ſchreiben. Die Buͤcher Mofes ſind in ſpaͤtern Zeiten geſchrieben ‚worden. Hidien iſt nur 8. Stundenind Gevierte, und

hat eine fo groſſe Menge Eimwohner und Vieh nicht er·

halten koͤnnen. Jephtha bat ben Gott Chemos einiger⸗

maſſen in eine Linie mit dem wahren Bott gefchk, ‚Die Iuden haben. nebſt ‚dem Jebedah beſtaͤndig Goͤ⸗ ‚Ken angebetet. Die alte Welt hat Zauberer, in Ochſen verwandelte Menſchen, Rieſen ımd andre Dinge ge babt, wovon keine Spur mehr ba if, Ezechiel ‚bat dem Moſes widerſprochen, und die göttlichen Ge⸗ bothe nicht gut genannt, Ein groffer Theil der Juden bat kein kuͤnftiges Leben geglaubt, und Die Unkoͤrpen⸗ ‚lichkeit der Seele iſt lange unbekannt geweſen. Wir ‚übergeben die nicht ſchwere Widerlegung dieſer Vor⸗ wuͤrfe. Auch Hätte V. den Zank zwiſchen much proteſtantiſchen Geiſtlichen weglaſſen koͤnnen. Viele ‚taufend Thaler ſind von reformirten Händen pur Aufnabhme der Daͤniſchen Lutheriſchen Millionen, g⸗⸗ Aoſſen. Die Haͤlfte derſelben wird in Engelland befbl- det, und iſt alſo dieſes Gezoͤnle vhͤllig ohne Grund zum Unglimpf Der —— erdichtet

LXI.

a 3. J. Rouflaoke 196. (8,9)

| De Rachahmoeng der Sqhaubuͤhne behandelte Hr. Rouſſeau im riner beſondern Schrift, und er. if mneoch immer ein Gegner derſelben. Sie gefaͤllt blob durch die Nachahmung des empfindlichen Theils des Gemuͤthes, Jagt er, wie durch den geſchickten Aus⸗ Bene der Gehe; des Schwmorzens und anderer weich | Q3

ı id»

—X

Tichen Geinthebewedungen. Dieſe Nachahmimg wird anſteckend, und oͤfnet das ou; der Zuſchaüer wiede⸗ rum eben ſolchen ſchwachen und das Gemuͤth ent⸗ nervenden Trieben. Einen geſetzten Weiſen würde, | fast. Sr. R., auf ber Scene wenig rühren. Hr. R. muß Addiſons Kato nie geleſen habeyr. Ex. iſt ſonſt gewiß an eigenen Gedanken reich. Warum, ſagt er, ‚macht dev Mahler aus Rachen. Brettern anfeheinend runde Saͤulen, und warum verſucht niemand , wirklich runde - Körper durch eine- gefchlefte Schattirung flach fcheinend zu machen? Er bringt alle Nachahmung in drey Klaffen. Ein Pallaſt, fo wie ihn ein ges ſchickter Baumeifter zeichnet, ift die Nachahmung eines 4m Gott ſelbſt liegenden Modells. Der Patlaft iſt eine Nachahmung biefed Grundriſſes, und der Mahler ahmt den Pallaſt nach. Dieſe Stufen banken und unichtig: Dev erſte Pallaſt iſt nur eine, Aöftraktion, g die der Baumeiſter von den vorher erfintdenen, und ihm befannten Pallaͤſten macht , und befannte Theile etwas andes in der Drbnung zuſammenſetzt. Ein jeder Pallaſt ift alſo eine Nachahmung eines vorher⸗ gehenden , woran man einige Theile verändert , und von der Hütte des Adams bis zum Tempel zu Si. Peter iſt immer nach. und nach der vorhergehende

Grundriß ſtufenweiſe um etwas verbeffert worden. Wir verdanlen den Keiner dee Mufit Rouſſeau, daß er und: verfichert, die Verhaͤltniſſe der Schwünde ſeyen nicht bie Quelle des Anmuthigen, und ſelbſt

I 77

die Quinte entfiche nicht richtig aus dem Verbhaͤlt miſſe von 2 und 3 , ſondern nur aus einer Annaͤhe⸗ zung zu demſelben. Uns hat laͤngſt befremdet, daß ‚man der Seele einer Nachtigall zumuthen wolle, xin feines Verhaͤltniß dee Schwünge von dem um eine Einheit abweichenden Mißton durchs Zaͤhlen zu erkennen, da die Voͤgel nicht einmal Die Anzahl ihrer Eyer und Jungen kennen, und wenn ſie nur welche Anden, die andern, die ſie verlehren baden, nicht Ä paid umd nicht auffuchen. ö | LXIL . . E-Ronffeam 1764. (S. a5 fe). n

Fr: Rouſſeau hat an dem dvat. Gerdu H, Bar⸗ nabite zu Turin einen Gegner gefunden, der ihm an Staͤrke des Schlieſſens weit überlegen iſt; nur hätten - 11 70 aus wirklich guter Abſicht, gewuͤnſcht es moͤchte weniger Durch Die Schreibart durchſcheinen,

daß der Verfaſſer ein Geiſtlicher, und ein katholiſcher Geiſtlicher if. Eingenommene Gemuͤther machen ſich daraus gar bald eine Urſache, einer Schrift ihr Zutrauen zu entsichen, wo nach ihrem Begriffe, der Verfaſſer feines Standes wegen fpricht. An Scharfiinnigs keit im Entdecken des mit Glimmer beſtreuten Kalfchen,

”) Reflexions fur l’6ducat. contre les principes de J. I- Rouffeau, D 4

Pr ' mangelt es ig gewißlich nicht. Er pruͤft zuerſt den Srund ſatz, der. Menſch werde ohne weſentliche Bode Seit gebohren. Dieſer bey dem heutigen Philoſophen do beliebte Satz, hat nicht die geringſte Wadrſcheinlich Kit. Der Menſch wird mit Trieben gebohren:, die dam ſelbſt alles zueignen, was feinem Willen gefätft. Hievaus etficht ‚nichts minder, als der Kriegsſtand imier. allen . Menſchen. Man fieht dieſes Verderben ſehr bald an den Kindern, die man. zuſammenbringt. Sie fangen mit Lieblofen an, und hoͤren mit Keiffen und Schlagen anf. Aber vielleicht ſieht diefes Rouſſeau für Vollkommenheiten an; denn fein Menſch ift nicht gebohren. an Buͤrger, folglich ‚gefellig, „gerecht und Hebreich zu feyn.ı » Diefe noch niemand entfallene Grillen ‚beleuchtet der P. Der Menſch if niemals ohne Geſellſchaft geweſen, er iſt zu ſchwach, ohne vereinigte Kraͤfte dem Ungemache dieſes Lebens zu widerſtehen. Am naͤchſten koͤmmt dem Rouſſeauiſchen Menſchen der Peruvianer, der ohne Leidenſchaften blos das Sinnliche genießt, ohne ed mar Muͤhe zu füchen (der Pataganier koͤmmt dem Menſchen des R. noch naͤher weil er wirklich feine Obrigkeit kennt,) fe thun aber : beyde ‚feinem Philsſophen wenig Ehren. Da P. zeigt auch leicht, . daß der Menfch nicht bios ſinnli⸗ bs Begierden bat, und dag eine innere Würde in dem Guten uyd Rechten iſt. Ein wunderlicher Gedanke des Muſikanten von Genf iſts, der Menſch werde durch die Gefeße und die Geſellſchaft wieder zum

re a9 Kinde,. Er wird im Begentbeile durch dieſelbe mächtiger , kluͤger, gluͤcklicher, und entgeht dem be ſtaͤndigen Mangel der erſten Nothwendigkeiten zum Leben. Dei Tod fürchten in der That bie Thiere, mid die ihnen am naͤchſten kommende Venſchen nicht, Aber dee Chtiſt gelangt | viel weiter, er ſtirbt mit Hoffnung. Es fehlt auch weit Daß die Geſtliſchaft bie Menſchen ſo böfe mache. Die Werke der Liche und Geſelligkeit find weit baufiger., ale die ihnen ent⸗ gegengeſetzten Bosheiten ; fie find‘ aber wegen ihrer Ge» meinheit minder merklich. Der P. zeigt. hlemnaͤchſt, wie moͤglich es ſey, ein Kind zum. Begriff eines un boͤrperlithen Weſens, und: zumal der Gottheit zu bringen. Er widerlegt den widerſinnigen Grundſ og ber Vater koͤnne dem Kinde nichts befehlen, was nicht zu des Kindes eigenem Nutzen diene. Er beweiſet daß die Kinder, blos durch die Zueignung auf ſich ſelbſt gar, wohl begreiffen, daß Lügen unrccht ſey, und daß man dieſen Gab, ohne im Kreiſe herum zu lau fen, erweiſen koͤnne. Er zeigt den Nutzen der Fabeln wider den Umſtuͤrzer von Genf, der es ſich zum Ruhme wiacht, alles zu erniedrigen was andere geruͤhmt haben. Daß die Kinder Feine Sprachen lernen ſollen, gehört such dahin. Und dennoch hat blos die mehrere Keunt⸗ niß der todten Sprachen aus den dunkeln mittlern Zeiten die sekigenn gemacht. Es ift dem P. auch leicht, die Erlernung der Gefchichte, und der Weltbeſchrei⸗ bung zu rechtfertigen. Ex nimmt das dunkle Weſen

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eines Kindes nicht fie das Zeichen kuͤnftiger Groͤſſe an. Die Vorzüge des Himmelsſtrichs verwirft er. Unſere Voreltern, fagt er, hielten die Schweizer für unfaͤ⸗ big , in einigen zum Gefchmade gehörigen Künften groß zu werden, ‚Aber jest, und er nennt fie, haben He Dichter, die in ganz Europa bewundert werden. Der P. zeigt die Grauſamkeit des Rouſſeau, der ein kraͤnkliches Kind nicht ergichen will; ber die veichen Muͤſſiggaͤnger Für Spigbuben erklärt, und dem Be⸗ leidigten erlaubet, fich mit dem Stilet zu rächen; and er fagt ihm endlich derb heraus, fein Lehrgchäude ſey eine Trompete, die das ganze menfchliche Gefchlecht um Aufruhr wider Gott und ale Obrigken zuſam⸗ men riefe.

In dem gleichen Jahre if eine cherfe Yo nie wider Rouffeau erfchienen: Profeffion de foi Phi. lofophique. Sie beſteht in einem Auszüge feiner ein⸗ ander widerſprechenden Lehrſaͤtze die allemal paar und paar an einander gekuppelt find, und Das wunder Nichſte fich entgegenzichende Geſpann ausmachen. Es iſt im Namen eines Franzoſen geſchrieben. Der Mann/ der feinen Heiland für einen Enthufaften ausgiebt; der die im Namen Gottes gethanen Wunder fuͤr wi⸗ derſprechend erklaͤrt; der alle Schriftſteller, denn er nimmt niemand aus, für Kinder oder Betrüger anſieht; der von keinem Menfchen aut fpricht;. der alle Ob⸗ rigkeiten zu unrechtmäffigen Bedruͤckern der Freyheit der Menfchen macht; der endlich dem’ Publiko, nem⸗

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lieh dent geſſtteſten Theile von Europa, gerade ind Ge— ſicht ſagt, qu'il eſt un Sot, dieſer Mann muß ſich nicht wundern, wenn er Leute ſindet, die gegen ihn einen Theil der Freyheiten ſich erlauben, die er ſo ungebunden ſich ſelber giebt. Doch iſt die JIronie nicht genugſam durch und durch beybehalten, und der Verfaſſer iſt hin und wieder: ing. Ernſtliche ver⸗ fallen. (G. Z. 1764. ©. 48.) Lu 3

LXITM. J

ueber den Geiſt der Regierung. 9 1764. (©. 378.)

Du unruhe und die Zwietracht iſt von freyen Staa ten ſchwer zu trennen, die Geſchichte macht eine Ausnahme in der Republit Venedig, die aber eine wahre Monarchie il. Das Volk iſt zwar überhaupt tugendhaft , hat aber auch feine Leidenfchaften, und dagt ſich von Schmeichlern verführen. Eben aber durch feine Unruhen‘ koͤnimt ed um feine Freyheit, und giebt fich fo viele Meifter, als es mächtige Haͤup⸗ tee hat. Ohnedem iſt ein freyer Staat der Sitz des Neides, der Eiferſucht, und der Mitbuhlerſchaft. Eine Faktion faͤngt an, ſobald als die Buͤrger ſich allzunah verbinden. Die Quelle iſt oft (in Genf zus mal), eine Enthufafterey ;. fie.mag nun bie. Freyheit, oder die Religion anfehen. : Die letztere iſt das Band

—— m

7 Dion de M. Tronchtäl de Genqve.

a2

des Regierung, und Die Japoneſer muͤſſen eben des, wegen fo grauſame Geſetze haben, weil dieſelben von Der Religion nicht unterſtuͤtzt ſind. Man muß alſo die Regierung beſchuͤtzen, doch ohne Bitterkeit und Heftigkeit; ſonſt kann der Eifer wohlgemeinter Buͤr⸗ ger zum Umſtarze des Staates gereichen, wie in Eng⸗ Jand u Karl des Erſten Zeiten. Die Freyheit und Kegierungsform erweckt eine eben (0 heftige Eifer Pacht ats Die Religion, zumal bey Demokratien , die

faſt bloß Durch ein Wunderwerk der Unruhe fich ent

ziehen. Nichts Tann die Demokratie erhalten als die Tugend. Auch ift die erweiterte Erkenntniß nüglich ; derſelben hat England feine jegige Ruhe zu danken, wir finden‘ Diefe Ruhe unter dem Beſten der Fuͤrſten eben nicht ſehr volllommen). Und die Haͤupter Dep

: Staates muͤſſen durch ihre Liebe zu dem Geſetzen,

und zum gemeinen Bellen Das. Beyſpiel geben, Eine Demokratie iſt doch allemal eine Rürmifche Regierungsform. In einer. Republik muß eine ne⸗

Das war der Fehler zu Rom und Athen; und iſt Hingegen: eine der Vollkommenheiten der: Brittifchen Regierungsform, die fich nicht geſcheuet bat, dem Könige, als der ausführenden Macht, dad Negauuf anzuvertrauen. (Goͤtt. 3. 1764. S. 203.) Eine ſouve⸗ raine Bürgerfihaft wuͤrde bald wie zu Athen: über tauſenderley Vorftellungen und Sachen Berichte anhoͤ⸗ ven, darüber richten und, entfcheiden wollen, und

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dabey teils ihren Beruf verabfinanen, theils In Dig hitzigſten innerlichen Unruhen gerathen. Durſte doch za Rom nicht jedermann. dem Volke etwas vortragen, und muſte er einen Tribun, oder noch hoͤhern Magi ſtrat haben, der ihm den Zutritt erlaubte. 764 ©. 318.) . . Das Benfpiel legt vor Augen; der die Künfe, noch die Wiffenfchaften, noch die reinere Lehre haben in gewiffen Demokratien einen Fußbreit Lund gewinnen koͤnnen. Ein Buͤrger einer dieſer Laͤnder au ſeyn, wäre für einen Rouſſeau, der den Demos _ kratien fo guͤnſtig if, eine genugfame Strafe. Bo | 2. 1766.. ©. 60.) zu. LXIV. u. .n Grandfaͤtze der Kritit, IJ von 2. zome. *) (td Ram.) | 1765. (e. 89. f. ©. 113. er)

Hr. H. hat ſich vorgenommen, die Quellen dei —* fallens ans den innerſten Gründen der Beſchaffenheit unſers Gemuͤthes und unſerer Empfindungen herzu⸗ keiten, und er hat auf dieſem Wege viel neues geſagt/ «3 auch mit vielen Erempein aus englifchen,, roͤmi⸗ fchen , feamzöfifchen und italiämifchen Dichtern erlaͤu⸗ kert. Er beobachtet bey feinen Beurtheilungen eine

*) Elements of Criticifse. Edimb. 3762, in 3 Bänden.

Strenge, die uns zuweilen felbft etwas zu groß vor⸗ gekommen iſt, und woruͤber insbeſondere die Franzo⸗ jen klagen, deren Sprache er fuͤr ſchwach und mono⸗ toniſch, und deren beſte Dichter und Schauſpieler er für allzukalt anficht, und ſelbſt des Corneille Schil⸗ derung der Leidenſchaften fuͤr eben ſo froſtig erklaͤrt, als wenn nieht: die bewegte Perſon ſpraͤche, ſondern ein Anweſender Die Bewegungen beſchriebe, die et an ber bewegten Perſon wahrgenommen haͤtte. Lord K. iſt ſonſt voll richtiger Saͤtze in Anſehung der Sit⸗ tenlehre und der Religion. Er entdeckt in yar vielem Exrempeln bey unfeen Trieben die geheime Ueberein⸗ ſtimmung, die fie ſelbſt bey ihrer anfcheinenden "Uns srdnumg mit. unferer Erhaltung und unſerm Gluͤcke haben; welche Anmerkungen dann zu den Endurfachen: gehören, die unſern heutigen Weiſen, ind nicht ohne Urſache, ſo ſehr zuwider ſind.

Wir wollen nur den erſten Band etwas genauer anzeigen. Hr. H. beſchreibt richtig die Reihe der Bes griffe, die vor der Seele vortreten, und worinn das Denken beſteht. Die Geſetze der Verwandtſchaft bes ſtimmen, ‚wie beym Gedaͤchtniſſe, ihre Ordnung. Er unterſcheidet hiernaͤchſt die Bewegungen von den Lei⸗ denſchaften. Die letztern find mil einer Begierde be⸗ gleitet, und die erſtern nicht. Er unterſtheidet auch unter den letztern die Leidenſchaften, die unſer eigenes Vergnuͤgen einzig zum Vorwurfe haben, und jene, die gſellſchaftlich nd; denn diere letztern nimmt er wie-

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der die heutigen Beifen an, bie aus Stolz ſich zu Thieren machen. Das Anſchauen des Leidens eines andern wuͤrde uns bloß bewegen, uns von dieſem Aus blicke zu entfernen, wenn wir nicht. eine gemeinfchafts liche Liebe fühlten, die und zwingt, bey dem Leidens den zu bleiben, und ihm auch mit unfrer Unbequem. lichkeit, oder mit unſerm Schaden zu helfen. Die Leidenſchaft folgt, wie die einfachen Begriffe, dem, Geſetze der Vertvantfchaft, und unfee Liebe zu sine Sesunde dehnt ſich auf feine Kinder, ja fogar auf. fine. Sitten‘ und angewöhnten Ausdrüde aus; der Haß breitet fich nach den nemlichen Gefeken aus, Und: zu rühren, müffen aber die Vorwürfe entweder, wirklich gegenwärtig ſeyn, ‘oder wenigſtens durch das Gedaͤchtniß, ‘oder Durch eine Befchreibung, wie gegens. wärtig gemacht werden, welches Hr. H. ideal pre- fence nennt. Hieraus folget ganz wohl die. Urſache, warum eine Efariffa rührt,- und warum die meiften- feanzöfifchen Romane ‚nicht rühren; warum auch bie fchäferifchen Schilderungen der Schweizer mehr ruͤh⸗ ven, als Die witzigen Reden der Fontenellifchen Hirten, Die. Umſtaͤnde der Gefchichte machen ſie gegenwärtig, und die abſtrakten Anführungen allgemeiner Ausdruͤcke abweiend. Hr. SH, unterfcheidet hiernächft zwiſchen angenehm und. fröhlich. Denn eine nemliche Empfin⸗ bung. kann angenehm und doch ſchmerzhaft ſeyn; Das erſtere bezieht ſich auf den aͤuſſern Vorwurf) und dag zweyte anf. unſer Gefühl. ©: unterfucht weitlaͤuftig/ |

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wie und warum enfgegengefekte Leidenfhäften zu⸗ gleich bey und herrſchen koͤnnen, wie unſer Herz. den Verſtand betriegt, und die: Leidenſchaften ihre eigenen Advokaten werden. Ewas auſſer der Ordnung nuter⸗ fucht er das Maaß der Zeit, das zwar uͤberhaupt von ‚der Anzahl unſerer Gedanken abhängt, aber durch Begierde und Furcht ungemein verwirrt wird, davon Fene die Zeit verlängert und dieſe verkuͤrzt. Er koͤmmt wieder zu den Urfachen der Leidenfchaften und Bewe⸗ gungen, und zumal zu der anſteckenden Kraft.der Freude, der Traurigkeit u. ſe w. Er betrachtet was Schönheit iſt; das innere Schoͤne, und das. relative Schoͤne, das durch eine Verknuͤpfung oder ein Ver⸗ haͤltniß ſchoͤn wird, wohin er vielleicht nicht: voͤllig

mit Grund die Nutzbarkeit rechnet, und glaubt, ein

Gothiſches Gebäude koͤnne und ſchoͤn duͤnken, weil cd:

die Feinde abzuhalten dient. Beym innern Schoͤnen hat die Ordnung einen großen. Antheil (doch find Helle Farben, echtes Blau, lebhaftes Gruͤn, hohes Roth, duch ohne die Ordnung ſchoͤn). Das Einfache ,. fagt Hr. 9. iſt Schön, und der Zirkel die fchönfte der Fi⸗ guren. Ein Mahler -wird eine Ovalſigur vorziehen,

und Hogart Hat bekanntlich eine wechſelsweiſe Kruͤm⸗

mung der eifach gebogenen vorgezogen. Die Größe,- ſagt Hr. H. iſt ſchoͤn/ und ein hoher Berg iſt ſchoͤn⸗ weil er groß iſt. Vermiſcht er hier nicht die Verwun⸗ derung mit dem eigentlichen Gefühle der Schoͤnheit?

Das Erhabene und Große eniſteht ſprunolich aus der

mmmum IR

Der wirklichen Groͤße, bie eine metzrere Bewegung Emotion ) bey und verurſacht. Bon ber natürlichen Größe und Höhe if die fittliche Grdfe und Höhe ent⸗ Banden. Die Umfändlichkeit in geringen Sachen iſt bie Keindinn des Erhabenen, und Hr. H. findet fie oft beym Homer und Virgil. Hingegen iſt die Kürze eine Eigenfehaft derfelben; wie des flerbenden Wars wika why, then I would not fly, das Hr. H. dem Berüpmten Qu’il mourut weit vorgeht, und mit Recht. Denn Warwit zieht feine Ehre der fo natürlichen Sehnſucht nad) dem Leben vor ; und hingegen zieht: Horatius feinen Ruhm dem Leben feines Sohnes vor; welches eigentlich eine cigennügige Empfmdung if: Des Mofes : und ed ward Licht, iſt in Anſehung Got⸗ tes, fagt Lord 8. erhaben, aber im Anſehung des Menſchen erniedrigend. Dieſe Vertheidigung dee Huͤets duͤnkt uns zu fein; denn hier iſt vom Menfchen feine: Rede, der nicht. einmal erfühaffen war, Vom aufgedumfenen hat Hr. K. viele. Beyſpiele, und es iſt der Fehler ſeiner Landsleute. Die Bewegung iſt an⸗ genehmer als die Ruhe. Selbſt in einer Landſchaft iſt ein in die Hoͤhe ſteigender Rauch ſchoͤn, und wird von den Mahlern nie verabſaͤumt. Dad neur iſt eine Quelle der Verwunderung, und: dad gang Unerwar⸗ tete feht und. in groſſe Bewegung, if aber angeschur oben unangenehm, nachdem, feine Urſacht eines von“ beyden. iſt. Umſtaͤndlich handelt L. K. vom Loaͤchen⸗ lichen; bey welchem gr aber das zifible non ridiqula v. Zallers Tageb. Tb 1. R

2,8 .

unterſcheidet. Das Letztere iſt mehr ſittlich, und mit einer Verachtung begleitet, da des guten Alten die Fruͤchte freſſender Eſel, und ſein dabey angebrachtes . Schergiwort nichts veraͤchtliches hat, und ihn doch fh in den Tod lachen machte. Gleichheit und Widerfiel . Contrafte)) befchäftigt unfern Weifen hiernächft. Das Letztere dient fehr zum Erhöhen und zum Berkleinern, . und Hr. 2. findet das eingemifchte Kleine beym Virgil

: und beym Homer fehr unepifch. Das Ungleichförmige | und die Verfehiedenheit in: der Reihe unferer Gedan . Ben ift eine neue Betrachtung Wir Haben auf dies ſelbe wenig Macht, wenn wir und nicht durch die Gewohnheit verflärken, die uns hingegen eine unges ‚meine Fertigkeit giebt, die Kette der Begriffe in den’ verſchiedenſten Geſchaͤften beyzubehalten, eine Kraft, die L. K. am verſtorbenen Kanzler Hardwick ruͤhmt. Dieſer ganze Abſchnitt iſt ſehr wichtig.

Der zweyte Band koͤmmt der Kritik immer naͤher. Er faͤngt bey dem Angemeſſenen und Anſtaͤndigen an, C(congruity and propriety) und fordert dieſes Koſtume der Seele von unſern Dichtern. Hier tadelt er die Emilie des Corneille, die mitten unter den Guttha⸗ ten des Fuͤrſten ihren Liebhaber faſt zwingt, ſich wider”

ihn zu verſchweren. Aber unſtreitig iſt der Rodogune Feilbietung ihrer Hand an denjenigen von zwey Bruͤ⸗ ‚been, der feine Mutter ermorden wuͤrde, noch viel abſcheulicher. Hieher gehoͤrt die Stelle des zten Bandes auch, wo er Das not: a mouſse * Rülcing ruͤhmt,

_ "men a. ‚Woräber ibn Voltaire tabelt. Herr Home rühmt den niedrigen Eindruck, weil er von einem gemeinar Mann tömmt. Tout dort, & les vents & ’armee .& neptune iſt dem Agamemnon anfländiger.- Der naͤchſte Abſchnitt Handelt von der Würde. und Nieder⸗ trächtigkeit, und dann koͤmmt das Lächerliche wieder. "Dann der Wig, von weichem Dr. 9. die Lodifche: Erklaͤrung giebt, nur daß die Achnlichkeit unerwartet ſeyn muß. Der falfche Wig wird mit Beyſpielen ver⸗ aͤchtlich gemacht. Die Sitten und. Gewobhnheiten kommen hierauf, von deren letztern L. H. bemerkt, wie fie zu den ſtrengſten Nothwendigkeiten werden koͤnnen. Er naͤhert ſich den ſchoͤnen Kuͤnſten durch die aͤuſſerlichen Zeichen der Bewegungen und Leidenſchaf⸗ ten; die Geberden kommen hier vor, und der ganze Abſchnitt iſt ſehr leſenswuͤrdig, da dieſe die eigent⸗ liche Sprache der Natur ſind, die auch die Thiere verſtehn, und worinn der Schöpfer. es faſt unmöglich gemacht Hat zu luͤgen. (Sie find auch ein Beweis, daß der Menſch zur Gefellfchaft gemacht if, dein - für ihn felber haben fie keinen Nuten). Gentiments beißt 2. 8. die Gedanken, die durch eine Bewegung oder durch eine Leidenfchaft erwedt werden. Hier iſts, wo Hr. H. der Franzoſen Unwillen fich. zugezo⸗ gen hat, indem er ihnen eine alkgemeine Kälte in. ihree Abmahlung der Leidenfchaften ; und fogar. in ihrer Ausfprache zufchreibt. . Bey Ueberfegung feiner Kris tik haben wir gefunden, daß Die Sramofen Fuͤrſten Ra

and Könige in ihren Dragoͤdien toben laſſen, daß deeſe vorsiehme . Perſonen von JZugend auf fernen, ihre Leldenſchaften im Zaume zu Halten, und weten Born noch andere heilige Affekten zum Ausbruche ga laſſen; daß folglich die Franzoſen die Leideufchafe ba dieſer erhabenen Dienfchen nur Durch einen Schleyer zeigen, und daß die Gewohnheit dennoch dieſelben dem Bee und dem Zuſthauer eben ſo begreiſtich macht, al wenn fe ſich, wie Die alten Griechen, dem Ach und Wehe übewliefien : Rendez grace au ſeul noeud qui setient: ma colere, tft. cin eben ſo ſtarkes Gemaͤhlde eines wohlgezogenen aber aufgebrachten Achilles , ald

wenn in Shakeſpear haͤtte toben laſſen, und dieſer letztere, und durchgehends die Engländer hahen auf ihrer Gebe durch die Figuren chen fo fchr gefehlt, die fie in der hoͤchſten Leidenſchaft fich erlauben. Eis anders ins, went Hr; H. die Galauterie der franzoͤ⸗ Wehen Dichter tabelt,,. die allerdings eine ſchwache Abbildung der Liche iſt. Des Raphaels unın Pope nachgeahmte Grabſchrift iſt nicht nur groſſprecheriſch, Mr iſt auch zu witzig. Die Sprache der Leidenſchaften it mit dem vorigen Abſchnitte nahe verbunden. Hier mdelt Hy; H. mit vielen andern, bed Theramenes be⸗ redtſame Erzaͤhlung einer für feinen Zuhoͤrer er⸗ ſchrecklichen Geſchiche. Die Schoͤnheit der Sprache betrachtet Hr K. ſehr philoſophiſch. Wie hat er aber finden koͤnnen, Lak: die Oeffnungen des Mundes in der Ordnunq, æ a, 0,:% fortgehe/ daß oi oder ai ange⸗

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1 OR Wehner als e vder a fee, und daß deteftd (denn man fagt nicht detetre ) unangenehm toͤne. Im ſpolgeudea Abfchnitte Anden wir eine ſehr feine ımd Achte Kr und eine Regel, wider die fehe oft angeſtoſſen witd, Die Vortheile des Verſetzens kommen hiernaͤchſt. (Sie beſtehen mehrentheils in der ſtaffelweiſen Erhoͤhung

der Rede u naͤhern oder kraͤſtigern Bilden). 88,

ſindet viele Fehler im Bollinabrok. Gehe umſtaͤnd⸗ Jich iſt auch der Abſchuitt von der Aehnlichkeit des Schalles in den Worten und der Dinge, die damit

Bbedeutet werden. Er findet viele Schönheiten von

diefee Art im Vope. Die Mechanik der Verſe ik gleichfalls ſehr umſtaͤndlich, und die Franzoſen wuͤr⸗ ‘pen dabey viel zu lernen ſinden. Hingegen wuͤrde Ar. H. wenn er deutſch verſtuͤnde, vieles leichter gefim. ben haben. Wir lernen von unſerm Ohre, daß dep den zehnfi lbigen Verſen der Abſchnitt allemal Auf die vierte Silbe fallen ſollte, und daß es eine Frehherit iſt, wenn er auf die fünfte fällt. Was L. K. von den Rei⸗ men fagt, iſt aicht ohne Grund, doch finden wit Erampel genug, wo nicht nur im Angenehmen, folks

dern auch im Erhabenen, die Reime Beinen tichels fand machen, und es bleibt ihnen allemal die Schon beit, die von der uͤberwundenen Schwierigkeit entſtehzsg dAm allerwenigſten aber finden wir auch mare die ge⸗ ringſte Gleichheit in der Schoͤnheit des zehndlbigen reimloſen Verſes der Englaͤnder, und ber HM | dei aſten Hexamerers.

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. 4 * .—_ .

er

7. Der dritte Band befchließt dieſes merkwürdige Buch. Er geht noch tiefer in das befondere der freyen Künfte. Bon den Gleichniffen handelt Hr. Home uns ſtaͤndlich, einer Figur, die mit keiner: Gemuͤthsbewe⸗ dung nach unferm Begriffe beſtehen kann, und übers Haupt fehr foarfam gebraucht werden muß, und nie mals anders, als vom Dichter: ſelbſt mit einigem Anftande kommen kann. Doch finden wir, aus der nemlichen Urſache, Popens Gleichniß aus dem Rape of the Lock ſchoͤn, weil es eine ſcherzhafte Nachah⸗ mung des Englifchen if. Die Figuren haben die | Namen oft aus der Quelle der Leidenſchaften. Nach⸗ ahmung unbeſeelter Dinge nennt unſer . K. eine Werfifitation. Sie belebt Überhaupt ein Gedicht gegen den Kunſtgriff der Alten, den zumal‘ die Franzoſen ſehr verabſaͤumet haben. Die Hyperbole iſt gleichfalls die Sprache der Furcht, auch wohl des Zornes und der | Kiebe, und bey den Alten fehr gemein, aber vers dient ,. wie unſer Verfaffer wohl lehrt, mandjerieg Einfchräntung Im folgenden. Erempel wird nach Der Verwandtſchaft der Begriffe ein Beywort gebraucht, das nicht unmittelbar dem Vorwurfe ſelbſt zugehoͤrt, wie froͤhlicher Wein; eine Figur, die gemein iſt, Aber eine Maͤßigung erfordert. Wir übergehen die . 90 ſparſamer zu gebrauchende. Allegoric, und bie

writ natuͤrlichere Metapher. Von dieſer letztern ſon⸗

dert unſer Verfaſſer den Figurative ſenſe, der eben dahin gehoͤrt, wie der Morgen des Lebens fuͤr die

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Jugend, und alle folgende Exempel, in weichen Durch, und. durch ein verwandter Begriff für.den andern ges braucht wird, und wobey Hr, K. verfchiedene Stel⸗ len recht beuetheilt, in welchen die Verwandtſchaft zu weit gebehnt worden if. Die Befchreibungen folgen hiernaͤchſt. Hier iſts, wo Hr. H. mit größten Recht Voltairens und der andern Franzoſen allgemeine abſtrakte Befchteibungen tadelt , da doch nur bie Umſtaͤnde eine. Befchreibung einwirlend machen: worinn niemand den Richardfon übertrifft; und auch Die groffen Alten entrinnen ber gerechten Kritik nichte Urſer Lord rechnet ed dem Virgil zum Fehler, daß er niemals finkt, fondern in einer prächtigen Schreib⸗ art vom Anfange des Werts bis zum Ende ſich ers hält. Wenn dieſer Vorzug wahr wäre, wik wir ihn nicht durchgehends wahr finden, fo finden wir ihn den größten, deffen ein Dichter fähig iſt. Selbſt deu Name des Heldengedichts fordert dieſe Pracht, und ſchließt dad Kalte und Gemeine aus, in welches 90; mer ſo oft verſinkt, und welches bloß du rchs Koſtuͤme entſchuldiget werden kann. L. K. unterſcheidet im fol⸗ genden Kapitel die epiſche Schreibart von der dra⸗ matiſchen. Er wünfcht, daß das letztere im epifchen felber. ben größten Antheil haben möchte. In beyden Yrten ifi der Hauptzweck den Lefer wie gu bereden, daß die Geſchichte wahr ſeye, auf daß er daran theil⸗ nehmen, und die Leidenfchaften, fühlen möge, Die bie fpielenden Derfonen leiden; deswegen verwirft der R. 4

Verfaſſer auch dee franzoͤſiſchen Hefbenbichter toras liſche Berfonen, die und alle Augenblicke erinnern, : wir haben eine bloße Kabel vor uns. Bey den drey Einheiten denkt er etwas frey und brittiſch. Nur eine Fabel zu verfolgen findet er recht, aber weder die genaue Bevbehaltung der Zeit noch des Ortes fd noͤthig, wem nur das Lebtere mit einem neuen Auf

uug ſich verändert ; und die Erfle nicht fo ungeheuer

‚King ik. Diefe zwey Einheiten Haben ihre Quelle aus Griechenland, weil bafelbft dass Chor niemals von der. Schaubühne abtrat, und folglich eine: ununtete drochene Zeit und einen unveränderten Play erfor derte. Gewiß iſts, daß diefe Regeln Die meiften fran⸗ zoͤſiſchen Schauſpiele verunſtalten. Lange Kriege haben zu ploͤtzlichen Aufruhren gemacht werden müß fen , und Emilie verſchwoͤrt fich wider den Auguſt in eben dem Zimmer, im welchen diefer mit ſich ſelber ſich unterredet, und fich felbft das Urtheil ſpricht⸗ Die beſonderſten und eigenſten Gedanken, zumal für einen Leſer, der Fein Britte iſt, folgen zuletzt in bei Abhandlung von dem zierlichen Gärten und ber Bau⸗ kunſt. Beyde And auf die erſten Grundſaͤtze zuruͤck gebracht, und die Quellen des Gefallens metaphyſiſch entdeckt. Wir koͤnnen aber dieſe Atbendlungen nich weiter verfolgen.

LX KV. : Sffiam 1765. (Sa Fingat an Antient epic poem with other Poelies by Oſſian fon of Fingal translated from the Gallic lan- guageby James Macpherfon. Wit müffen zuerſt den Verdacht ablehnen, den wir in franzöflithen Monate Schriften gelefen haben,‘ die diefe Gedichte für eine Arbeit des Herausgebers , und folglich für unten fchoben angeben. Wir finden an hundert Orten Bd weife, die diefen Argwohn widerlegen, ber uͤbrigenb in feinem engliichen Journale ung vorgekommen iſt. Der Herausgeber beruft ſich auf die in Händen ha⸗ dende Handfihrift, die er Habe herausgeben wollen, An vielen Orten fagt er, dieſes und jenes Gedicht” werde noch in Schottland zur Harfe geſungen; daß eine fen im Lyriſchen Silbenmaße aufgefekt, auch fen feit mehr als bey Menſthenalter auf dieſe Gedichte ſehr oft angeſpielt worden. Der ungenannte, der Über dieſe Gedichte Vorleſungen gehalten hat, zeigt nicht dem geringſten Verdacht, und ſindet dieſe Ge⸗ dichte den Zeiten angemeſſen, in welchen ſie aufgeſetzt ſeyn ſollen. Wir haben ſelbſt daB Koſtume eines noͤrd⸗ lichen Landes, und eines noch in der Barbarey leben⸗ ben Volks in allem beybehalten gefunden, es müßte dann des Cuchullims mit loſtbaren Steinen geiterter

266 ‚Basen ı eine fonfk alte beittifche Erfindung, etwad zu koſthar ſeyn. Die Sitten und die Religion find. auch fo uralt , Daß er zwar unerwartet iſt, im dritten Jahrhunderte ein fo,beträchtliches Gedicht zu finden, aber noch weit wunderbarer und vorkaͤme, wenn ein heutiger Britte die Sitten der alten Welt fo genau abzufchildern wüßte. Denn wir finden in dieſen Ge⸗ ‚Dichten eine Schreibart, die and den biblischen Schrifs ten, aus dem Homer, und aus ben Reben der Iro⸗ keſen zuſammengeſetzt iſt, und dennoch ihr eigenes bat. Minder geſchwaͤtzig als der griechiſche Barde, ernſihaft und traurig wie der Irokeſe, voller Bilder und Gleichniſſe wie Die Schriftſteller des alten Teſta— ments, mahlt und Offian, uralte Menfchen ehng Schriften und Wiffenfchaften, und ohne Künfle, bloße Jäger. und Krieger , die aber ein unendlich zärts Yiches Gefühl von der Ehre, und zum einzigen Zwede ihrer Thaten haben, das Lob der Nachwelt zu ver⸗ dienen. Das blinde Alter des Verfaſſers daͤmpft den Ton ſeiner Muſe, und uͤberſtreuet alles mit einer ge Inden Schwermuth / fo wie auch faſt alle Begeben⸗ heiten traurig find. Freylich ſind die Gleichniſſe zu häufig, und die Schreibart etwas zu Monotoniſch; aber fie it dennoch von Feuer, Empfindung und Les ben,’ vhne Witz und ohne Epigramma. Die Sitten ſind ſonſt vollkommen, und Fingal ein Muſter eines greßmuͤthigen Retters der Unterdruͤckten; durch und durch find auch Oſſians Helden weit ſreygebiger 8 be⸗

2er

ſcheidener, und gütiger als Homers felue, Bios -duidf die Stärke ſich erhebende Räuber... Das vornehmfe Gedichte .befchreibt einen Sieg des Fingald, der noch wider den Caracalla Krieg gefuͤhrt hat, und das Ge⸗ dicht fol gegen das Ende des dritten Jahrhunderts von dem nunmehro alten Sohne des Helden, dem Saͤnger Oſſian, der ſelbſt ein Held war, gedichtet worden Senn. Fingal war ein Celte, der in den weſt⸗ lichen Hochlaͤndern herrſchie, da ſchon damals die nemliche Sprache, und das nemliche Volk wohnte, das auch Irrland beſaß. Das Gedicht feibft ift kurz, und hat eine vollkommene Einheit ſogar in der Zeit, da es nur ſechs Tage dauert. Es endigt ſich durch Fingals Großmuth ſehr angenehm. Angenehm iſt es auch, wie der Held juͤngern Helden die Gelegen⸗ Heit gönnt, felbft auch Ruhm zu verdienen, und aus der Schlacht tritt , hernach-aber zu rechter Zeit wiederkoͤmmt, und feine nothleidenden Freunde ret, tet: Die übrigen Gedichte find kuͤrzer, und mehren⸗ theild Erzählungen des Todes zweyer Verliebten. Das tadelhaftefte möchte wohl ber Streit des Fingald mit dem Schußgeift der Mitternacht (Loda) feyn, den Fingal mit feinem Schwerde entzweygehauen haben - fol. Hingegen koͤmmt der Widerwille Gauls, die Feinde im Schlafe zu überfallen, vollkommen mit den Begriffen der Nordlaͤnder überein. Nacht und Tag wollte auch den damaligen Thronfolger Chriſtiern nicht ungewarnet uͤberfallen, und lieg ale Trompeten

2% |

Stafeı , wir bier Dffhan an feinen Schild ſtieß. Gau Melt den tödlichen‘ Streich feines Freundes auf, und Wwetete dem Lathmon dad Leben, ber auch dieſe Groß⸗ mauth als ein Held erkannte.

Die -Crisical differtation on the poem of Oſſian Fon of Fingal muͤſſen wir bey unferer Kuͤrze uͤberge⸗ Yen. Der Ungenarnte vergleicht die Schoͤnheiten dieſer Gedichte mit dem Homer, des Virgil, den dibliſchen Sichern; und auch mit andern alten nord» Yichen Sieden, die Oſſian dennoch weit überteift,

Anmerkung.

Wir haben. wegen der Gedichte bes Diffans in Sngel⸗ Jand Nachfrage gehalten, und fo wiel vernommen, Über deren uraltes Herkommen fein Zweifel ſey; daß in Gen vornehmen Häufern in Schottland noch im Anfange Dieses Jahrhunderts, Barden gehalten worden deren Wortzug arößtentheils darinn befkund die Lieber Oſſtans auswendig gu wiſſen, und daß man fie auch geſchrieben aufbehalten habe, Won allem dieſen hat man die voll⸗ Tornmenfte Gewißheit und werden die etresten Zweifel Uber die Aechtheit dieſer Gedichte, als völlig ungegrundet | angeſehen. | 0 LXVL 0

Bolteien

Vonatre Ki der Encyclopedie ein groffes Lob bey,

und fie hat nicht einmal das Berdienft der Erfindung, da He eine bloſſe Erweiterung des Entwurfes des

3

Chambers iſt. Der Geiß des alten Dichters | herrſcht wie in, allen feinen, Schriften, fa in gedop⸗ peltem Maſſe in den Qyeltiong ſur PEncyclapddie, Wis, JIronie, fluͤchtige Geiebrſamkeit herzhafte Bejahung ohne Beweiſe, und ein ewig brennenber Haß gegen die Offenbarung: duͤnn perfchleiegt mit einiger | Achtung für die Tugend, und deu algemeinen Glauhen an Gott. Ueberall fprüen Zunfen von dem verzehren· Ben Feuer dieſes Skeptikers. —. Er bringt tauſend Einwuͤrfe zum tauſendſtenmale in Worf die tauſend⸗ mal beantwortet ſind, aber fuͤr Boltairei immer unbeautn wortet bleiben. Voltaire ift doch darinn unpavthenifch fo wie er .die genffenbarte. Gefchichte nicht glaubt, fo glaubt er guch die bürgerliche nicht. Seing Res, gel fcheine zu ſeyn, mas unwahrſcheinlich if, das ih,

unwahr; und diefe Unmahrfcheinlichkeit mißt ex nach unfern Sitten. (Goͤtt. 3. 1721. S. 629.) = Die Anzahl. der böfen Menſchen ift ben, ihm geringe, und er. rechnet, Die Summe hüchftend auf eine Millign, Es iſt wahr, Haß, Neid, Rache, Meyneyd, Hack

the Hurerey, Ehebruch, Geis, Lügen und der⸗

gleichen, find ihm Keine Lafer. Seine Wage ift fehr unempfindlich; ein Mord kann fie kaum in Bewegung, bringen. So fagt z. B. diefer Kaſuiſte: ein Meuſch «

ber für ſich ſelbſt allein verbotene Wolluͤſte treibt , iſt

ein haͤßlicher Menſch, aber nicht eigentlich höfe, (‚Bölt. 3. 1764... 1096.) Schr karalteriſtiſch nd die Pieces fugitives de Mr, de Voltaire. *).fo hu

2 Goͤtting. gel, Reifung. 1766. ©, 14, 15.

* |

nen . en

276 Am . . ‚der Reihe feiner Werke fichen. Es find lauter Briefe, die von Eircy aus, und aus den Niederlanden , an. einen Freund, der des Hr. v. Voltaire Aufträge. in. HParis beſorgt/ und bey vielen M. Berger genennt wird. Dieſe wohl geſchriebene Briefe find unſers Er⸗ achtens eine bittre Satire wider ihren Verfaſſer. Es ſind lauter kleine Bemuͤhungen, feine Werke anſchü— lich drucken, neu auflegen, fich ſelbſt mahlen, zu. Dutzend in Stein ſchneiden zu laſſen: es find auch ſchon Ableugnungen wirklich Voltairiſcher Schriften, die der V. auch ſeitdem fuͤr die ſeinige erkannt hat 1. und wobey er feinen Freund bitter, allenfalls zu ſchwoͤren, ſie ſeyen nicht die ſeinigen; es ſind Nach⸗ richten von Ehrenbezeugungen die ihm widerfahren find, und von Beſchimpfungen, die feine Feinde erduldet Haben; es find Klagen über feine Verleger; es find Sumuthungen an Freunde und Fremde, ge wiffe ihnen vorgelegte Zeugniſſe zu unterfchreiben, und wenn fie es abfchlagen , die aͤrgſten und haͤrteſten Laͤſterungen, wie wider den Hrn. de St Hyacinthe, dem hier der Mathanafius abgefprochen, und denen Hm. Salengre und S. Garvezande zugeſchrieben wird, von welchem letztern wir in der That nicht einen komiſchen Kommentar über ein hoͤchſt elendes Lied erwartet hätten. Es find endlich die heftigſten, und nneingeſchraͤnkteſten Schmaͤhworte wider ben alten’ Ronſſeau, der um Frieden bat, und den des Fon⸗ taines; es find Vorruͤdungen an ben Iekten und an

t

um Br?

- Hin. de S. Hyacinthe/ ſie haben von feinem Aumo⸗ fen u... LXVIL- 0

"Voltaire amd Nonnotte. * | 1766. (S. 71. f.)

| Romone hat zur x Bauptabfit bie Religion Br der den eben benannten Dichter zu vertheidigen. Wie leid iſt es und aber. zu finden , daß nicht das Chriſtenthum uͤberhaupt zu retten, ſondern die Roͤmiſche Kirche zu rechtfertigen, die wahre Abſicht des Verfaſſers if, ver dabey die Bitterfeit und die unbilligkeit eines Kon⸗ troverſiſten zeigt, und dem Voltaire am meiſien zur Laſt legt, daß er weder ein Katholike, noch ein genuge ſam eifeiger Franzoſe ſey. Dieſe engherzige und eigen⸗ | nuͤtzige Abſicht nimmt dem Guten vieles, was hier der Religion überhaupt zum beſten geſagt worden iſt. Wir ſinden ihn ſonſt in vielem begruͤndet. Voltaire hat allerdings die Zahl der Maͤrtyrer zu klein, und den Julian zu groß gemacht. Hingegen billigt unſer Verfaſſer ſchon zu ſehr den blutigen Eifer Karls des Groſſen; er haͤlt zur Ungebuͤr die engliſchen Geſetze fuͤr ſchaͤrfer, die gegen die Katholiken fo milde ſind, daß

man ihnen einen groffen Einkuß in die Parlamens⸗ wahlen, ihre Mefhäufer , unzaͤhlbare Priſter und Miß⸗

7) Nonnotte ein katholiſcher Prieſter, iſt bes VDerſoſer der Jerthůmer des Sr. v. Voltaire.

Bonn, und bie Freybeit laͤgt, Vroſelyten zu machen Moch mehr verräth er den Prieſter, wenn ar zu bes weiten unternimmt, das Abendmabl mit dem Kelche ſey allzeit ſeltener geweſen, als ohne den Kelch. Ans hiſtoriſch will er die Eroberungen ˖ der Muſelmannen verkleinern. Von den Saͤulen des Herkules bis an den Ganges gieng ihr Reich, und wiederum von den Küften von Zangebar bis in Sibirien, und fo groß i&: das roͤmiſche Gebiet wienaft geweſen. Natram— Geßaͤndniß ſagt unſer Verſaſſer, Tann ein jeder Gläubigen bejaen. Mi vieles Verwahrungen viel⸗ leicht, aber die Worte ſind Worte eines Reformirten. Sit Vardeuf fehen wir die Kueutzuͤge vertheidigen, . Wit. je: den Adel erniedrigt, und auch überhaupt wur zwey Millionin ſtreitbare Männer gekoſtet Haben, Meleccſala, wie er den Sul non Aepynten ver⸗ erben nennt, Haste ia fein Reich von Eltern und Poreltern geerbt, was kann man mehr Thun, ein. recht⸗ mäßiger Besen zu feom Den Albigenſen werden hie unnatuͤrlichſten Irrthuͤmey vorgeworfen, und da⸗ mit ihre Verfolgung gercchtfertiget. Eben fo begeg⸗ net man ben Walden ſern, und giebt dem guten Huſſen Schuld, daß feine Nachfolger nach feinem Tode ſich wieder. ihre Unterdruͤcler mit: den Waffen vertheis Bigt: Haben. Julians ungluͤcklicher Rath, mit Amu⸗ zath dem II. den Frieden zu brechen, wind gleichfalls. entſchuldigt, und mit einer eifernem Stirne die Bey⸗ ſchlaͤferinnen der Prieſter geleugnet, wider welche bie. deutſche Nation ihre Klagen: authentiſch angebracht

hat.

hat. Falſch is, umd wider die Akten, wenn mang ſagt, zu Bern und Genf haben bie Katholiken keine Freyheit gehabt, in den bekannten Disputationen bie Saͤtze ihrer Kirche zu verfechten. Die Verfolgung der Königin Maria, und bie Scheiterhaufen in Smithſield, werden gleichfalls gerechtfertigt , amd ihr unendlich mehrere Katholiken entgegengefeht , die Eliſabeth babe hinrichten laſſen. Auch ein Einziger iſt zu viel; die wenigen, die burch Uetheil und Recht unter biefer groffen Königin hingerichtet tworden,. waren zuſam⸗ menverſchworne Feinde des Staates; und bie Koͤni⸗ n von Schottland war fufenweife genugſam ge warnet worden, von ihren Bemühungen wider bie R igin abzufichen,. ohne daß fie jemals aufgehoͤrt haͤtte in Verſchwoͤrungen gegen fie Theil zu nehmen. Die Ehen der proteflantifchen Geiſſlichen werden ih⸗ nen auf eine Iächerliche Weiſe eben fo bitter vorgerädt, als wenn ed Hurereyen wären, da fle doch ſo offen, bar Gotteswort, und die. eriten Kirchenverſamm- lungen für fich Haben. Der Unbekannte führt den befannien Verlaͤumder Sander ald einen annehmlichen Seugen an. Daß der Pabſt, oder vielmehr bie paͤbſt/ liche Verfaffung , der Antichrift ſey, Haben ville, auch Katholiken geglaubt, die Proteſtanten aber wide mald zu einem Glaubensartikel gemacht. Wir fehen mit Unwillen die Inquiſition aus dem unzuvetlaͤßi⸗ gen Vayrac vertheidigen, den Grauſamkeiten der Spa⸗ nier zu Harlem und in den Niederlanden das wor v. Hallers Tageb, sw L.'6'- |

274 EU 1

eich, und die patififche offenbar zubereitete Mord⸗ nacht einer ploͤtzlichen Wuth Karl des XL. zuſchreiben, da eben dieſe Wuth augenſcheinlich fo viele tauſend Men ſchen beſeelet hat. Tauſend unbewieſene Bots vuͤckungen werden den franzoͤſiſchen Proteſtanten ges wiacht, die doch den von ihnen abgefallenen Henrich IV. allemal geliebr-und beſchuͤtzt Yaben-, da in’ der Kirche, zu der er uͤbergetreten war, immer ein Moͤr⸗ der nach dem andern wider ihn den Dolch gezuͤckt kat. Ehen mit dem nemlichen Eifer rühmt der Uns genannte die Aufhebung des nantifchen Edikts; darf fchreiben : Jakob der II. habe die engliſche Kirche un⸗ verruͤckt beſchuͤtzt; heißt dieſen feine Augen an den Foltern der Elenden weidenden Fuͤrſten gut; und giebt feiner Maͤſſigung die Schuld feines Unglüde. Wir wiſſen nicht, wen wir. von beyden vorziehen müffen, db den duldenden und etwas billigen. Deiften, oder den verfolgenden und blutgierigen Priefter. Nonnote betrachtet im zweyten Theile feiner Wi⸗ derlegung, die in die Religion einfchlagenden trrigen Meinungen des Dichters. Er ift, wie im erſten Ban: de, dem Dulden zuwider, und vertbeidigt ale Ein richtumgen der roͤmiſchen Kirche, fo gar auch die Kid, | fie, veichen Abteyen und Biſtuͤmer, weil Doch Aimo⸗ ſen in jenen ausgetheilt werden , dieſe aber dem Adel u Belohnung und Unterhalt dienen; wobey er dere gißt, daß eben diefe Güter, wenn fie des Adel! Ek genthumi geblieben wären, ihm unfehlbar noch beſſer

m

gedient Hätten. - Ne Rlapt wider Sen Bale 5. si A zum lachen; en-Sefchuldigt ihm blos, er habe die ratholiſche Kirche mit Geſchichten und Scheingruͤnðben zu ſchwaͤrzen geſucht. War dieß des Bayle einzige und größe Suͤnde? Mehr zur. Sache dient, was & von verſchiebenen von der Schein abfaheenden Letsts ſahen des deiſtiſchen Dichters ſagt; nm verfolgt er ihn wer, und geraͤth datuͤber ſAbft ins Gedraͤnge. Duͤrftig iſt die Entſchaldigung ded Pubſts Honottus. Er laͤugnete zwen Willen im Heilande, dser nicht den göttlichen und menfchlichen Willen, ſoudorn den guten ‚und böfen , die Im Menſchen ind, and wovon der ‚Iegtere In Jeſu Schien Platz hatie. Wider alle Zeeue der Gefchichte ſagt er: die katholiſche Religkon fly iR Schweden, Daͤnnemaek, Emgehid nad Veutſch⸗ Sand Ärger verfolge worden, als de Lroteſtaniiſche in Frankreich. Hierzit gehort Ale eiſerne Stiene; und Hingegen iſt es laͤcherlich, wenn ex den Prdteſtan⸗ ten vorhaͤlt, fie Haben Doch feine fo ehrwuͤrdige/ nehm⸗ ch ans denr hotzen Abel genommene Geiſtliche. Frev⸗ lich war Julius Caͤſar cin vornehmerer Hoherpriefter, als Petrus and Johannes. Wicderum iſt der Vers faſſer der bekanteſten Geſchichte untreu, wenn er die Verfolgungen in Frankreich der Unternehmung von Amboife zuſchreibt. Er thut was jener Wolf. War nicht lange vorher Dubourg verbraunt, Meriidof und Cambrieres durch einen allgemeinen Mord aubgerot⸗ te, und die Scheiteihaufen zu Paris angchuͤndet. ®3

876 ER -

Dieſes war der erfie Theil dieſes Bände: Der- suchte heficht in Ruͤckantworten auf. einige Antworten der -Dichterd wider: 32. Anklagen bes::lingenamten. Uns : duͤnkt, ex babe oft mit: Vortheil geantwortet, denn Voltaire ift nicht genau in: feinen. hiſtoriſchen Saͤtzene umd dabey gegen feine Gegner ſehr ſchimpfreich. Eine unrichtig angeführte Stelle aus dem V. geſteht doch Monnotte, und mirft die Schuld auf den Deus dee Daß die Meſſe bald nach dem Frieden der Kirche (nach Conſtantins Zeiten) geweſen fen , mad jet, iſt eine dreifte Bejahung, und rabuliflifch, was ex zur ‚Entfchuldigung bed Suͤndentarifs der Datarie Sagt. Wo bat er gefimden, Daß Engelland minder bes wohnt fen als Frankrtich? Es if um einen Drite tel mehr, Wir haben wiederum Uefüche zu bebauten, daß der. Mann die gute Sache - des Chriſtenthums überhaupt mit der ganz anders begründeten Sache einer zwar mächtigen, aber allzu viele Bft achenden | Kirche vermiſcht.

LXVIII.

—Laot oon. | von G. E. Leſſing. 1766. (5. 903.)

-Hr..2, Hat die. urkundlichen Schriften. der Alten in ihrer Grundfprache mit forfchenden. Augen - gelefen , ‚und. dadurch. ein: Uebergewicht über dic vorigen Kumfk

. -

—_—— 277

. sichten, und ſelbſt über Hrn. Winkelmann erhalten; der zwar Die gemahlten und gefchnikten Altertum mer vortreſich kennt, ſonſt aber mehr die neuern Buͤ⸗ her geleſen hat. Die Hauptabſicht des Hrn. Vers faſſers iſt zu zeigen, daß die Poeße eigentlich das Fortſchreitende, und die Mahlerey das zugleich Ge⸗ genwaͤrtige abmahlt; daß dieſe nur in ſehr wenigen Faͤllen einigen Begriff vom Succeßiven geben kann, mb. die Dichtkunſt hingegen das Gegenwaͤrtige nicht ſo vorguftellen wermögend if, mie. es nöthig wäre, ſcch einen Besriffvon dem Ganzen zu machen ; darum eben, fährt er fort, Hat Homer keine Schönheit je mals nach ihren Zügen befchrieben. Hr. 2, giebt für feine Meinung ein Beyſpiel aus des Hrn. v. Haller Befchrelbung der Kräuter; niemand kann fie, fagt av ang diefen Gemälden: erkennen; wer ſie nicht vor⸗ bee gefehen bat; wohl aber in einem Gemälde. Uns dünkt aber, Hr. L. verfehlt Hier des Zwecks, den ein Dichter bey folchen Gemälden fich vorgeſetzt ha Er will blos einige merkwürdige Eigenfchaften des Krautes bekannt machen , und diefes Tann ex beſſer als der Mahler: denn er kann die Eigenfchaften ausdrüs den, dieinwendig liegen, die durch die übrigen Sin⸗ ne erlannt , oder durch Verſuche entdeckt werben, und diefes iR dem Mahler verboten. Selbſt das von Hru. L. angebrachte Beyſpiel aus dem Virgil gehet chen dahin , und doch kann der Dichter ſelbſt fichtbare | apasaıın mahlen,. die einem Mobler unbelannt 83

178 I, u

bleiben. Dabin gehört ber bunte Blitz vom feuchten Diamant, oder die. Regenbogenfarben des Thauts, der in den glatten Blaͤttern bed Enzians fih fans melt; und von biefer Art ift Die Merle, die von einer Fere an das Ohr einer jeden Schluͤſſelblume beym Shakeſpear angehaͤngt wird. Man wird ſonſt mit Vergnuͤgen und Hochachtung die Subtilitat der. An⸗ merlungen ded Ken. 2. leſen. Die Griechen hatten einen Abſcheu vor Dem flammaͤndiſchen Geſchmacke niedere VBorzuͤge zu ſchildern (und wir wären von eben ben Geſchmacke mit ihnen.) Den Laokoon pruͤft Se: 2. aufs genaneſte. Die Griechen druͤckten in ihren Bildſaͤulen nur einen gemäßigten Schmerz aus, weil ein groͤſſerer den Mund verſtellt hätte. Hr. L. verweißt dem Hrn. de Chateaubrun, daß er dem Elen⸗ de des Philoktetes feine wahre Groͤſſe entzogen babe) nemlich die Sinſamkeit. Ev widerlegt den Cicero, der Die tragiſchen Helden der Griechen gering ſchaͤtz⸗ te, weil ſie nicht ſo unempfindlich waren, als die roͤmiſchen Fochter. Eben wegen dieſer Heldenmaͤßigen Unempfindlichleit meint Hr. L. ſchreiben die Roͤmer ſchlechte Tranerſpiele. Des Spence Polymetis wird oft boleuchtet. Bey abgezogenen Begriffen haben dio Dichter cin ſehr großes Verrecht vor den. Mah—⸗ lern, denn Der Pinſel ſtellt Koͤrper, und Die Worte Abſtrabtienen vor. Homer. bat nichts als ſortſchreitende Handlungen abgemahlt Sehr vie⸗ le ſchoͤne Bildfaͤulen Und under dem Caͤſarn ver⸗

EEE . PFF

fertigt; und w 177 Peer? niemals xinen ſehr alten Meifter.

LXIX,

Theologie. der, Braminen. Nach Zolwen. ») 3767. (S. 213.f.)

Sir Zollwell, ebemal. Praͤſdent der Englaͤnder zu Calcutta, behandelt in feinem Werke die Thed⸗ Iogie der Braminen, fo, wie fie nicht im. vers dorbenen, Wiedam, noch in dem indiſchen Talmud, Antowah Bade Schaſta, ſondern in den, aͤlteſten Schriften, Tſcharta Bade enthalten iſt. Gott, fagt dieſes Buch, erſchuf zuerſt die drey Engel, Birnad), Biſtnu, (Viſtnu) und Sich (Ruttiven); er erfchuf

nachher auch mehrere Engel. Ein Theil davon ſtelen

durch. Stolz verführt, und wurden in die Hölle ge⸗ ſtoſſen, Gott erbarmte fich aber ihrer, und gab durch Vorbitte der getreuen Engel fo. viel nach, daß die gefallenen Engel in menfchliche Körper verbannt; eine Zeit der Reinigung und Prüfung ausftchen, durch eine Menge Verwandlungen und durch fuͤnfzehn Wel. ten nach und nach empor ſteigen, und’ wieder zu der Gegenwart! Gottes gelangen ſollten; doch fo; daͤß hinwiederum fie zuruͤck fallen , ‚und in gewiſſen ſchwe⸗ ven Fallen, auch, ohne weitere Hoffnung verdaitint

*) Ioteretias hiſtdrical events relative to Bengal. S 4 J

—F u

werden: ſollten, wenn fie ſich in ihrer Brüfuhazzeit nicht befferten, Diefe Pruͤfungszeit ift in vier Welt⸗ alter eingetheilt, wovon das vierte läuft.“ Einige verzweifelt höre Engel hindern indeſſen Die Belehrung der übrigen auf alle Weife, und haben im jetzigen Al⸗ ter die Oberhand, Werfchiedene gute Engel, ımd zumal auch Biſtnu, find indeffen von Zeit zu Zeit, in der Abſicht ihre Bruͤder zu bekehren, auf die Erde gekommen, und haben ein buͤſſendes und frommes Leben gefuͤhret, und einer davon, Brama, der Bas ter der Braminen, den man vom Erzengel Birma unterſcheiden muß, bat das Tſcharta Bade geſchrie⸗ bden. Die übrige Gögengefchichte der Braminen iſt mehrentheils allegoriſch, wie ſie Hr. H. ziemlich auch wahrſcheinlich erklaͤret. Das Verbrennen, wovon er ſelbſt ein heldenmaͤßiges Beyſpiel geſehen, koͤmmt ‚nom freywilligen Tode des Weibes des Propheten Bramah ber, das andere Weiber aus Ehrbegierde nachgeahmet haben. Es iſt eigentlich nicht vorgeſchrie⸗ ‚ben, geſchiehet aber hauptſaͤchlich im der Abſicht, die hinterlaſſenen Kinder geehrt und gluͤcklich zu machen. ‚Hr H. iſt von dem braminifchen Glauben gar ſehr

> ‚eingenommen, halt dad geheiligte Buch für überaus

alt, und perfichert, bey einigen Braminen wohne noch die vollkommenſte Froͤmmigkeit, die auf Erden übrig ‚bleibe, Uns macht aber Hr. Anquetil ſcheu, der aus

„eigener Einficht verfichert, dad Sanſerit ſey die alte Spräche der Perſer, und die aͤlteſten Bücher ber Bra⸗ minen ſeyen aus Perſten gekommen.

or

LXX, u

ueber Griechenlands Wachsthum und Verfau.

Nach dem Abt Mably.) 1767. (S. 1017. f.)

gs

Her Mably ſieht die alten Verbindungen der Grie⸗ chen die Spiele, und die Amphiktyonen ald den Grund der Glückfeligkeit dieſes Volkes an. Er bat zwar einen etwas zu allgemeinen Satz, wenn er fagt, es fen ein Gluͤck fuͤr ſie geweſen, Daß man fie bevedet, fie haben einen gemeinſchaftlichen Stammpater. Die

Dorier geheilt, deren Sprache verfchieden war, und

deren Haß gegen einander, niemals recht ausgeloſchen

iſt. Er ruͤhmt gar ſehr des Lykurgus Geſetze; hat ſich aber Hr. M. nicht erinnert, daß Athen, beſſen Regierungsform er fo weit herunterſetzt » tauſend Jahre lang noch eine groſſe und ſchoͤne Stadt war,

nachdem Sparta ſchon in feinem Schutte lag. Des

Lykurgus Geſetze waren ſo hart, daß fie nur auf.

einer Inſel, oder in einer armen Stadt beſtehen konn⸗

ten. Da aber eben die kriegeriſche Einrichtung dieſes Staates ihm zur Macht verhalf, fo war ed Teinem

Geſetze möglich, einen Spartanifchen Feldherren zu

zwingen, in einem Haufe zu wohnen, deſſen hoͤlzerne

Säulen feinen Hobel gefühlt Hätten. Auch waren

I fur Phiſt. de la Gröcr. 1787.

J

* |

Spartens Geſetze fo offenbar eigennuͤtzig umd gegen alle Nachbarn feindſelig, daß ſie nichts anders als den allgemeinen Haß gegen dieſe Städt bewirken konn, ten. Ahnen fehlte die Bürgerannahme- der Römer, und das Einverleiden uͤberwundener Nationen; und Sparta riß, wider den Geſchmack ber Griechen, an allen Orten, wo es Meifter war, die. Vorzüge dee Volkes um. Der Demoktatie und der Regierungs⸗ form zu Athen iſt Hr. M. ſehr entgegen, ungeachtet der Aehnlichkeit, die ſie mit dem ſiegreichen Rom hatte, deſſen Rath in eben der Abhaͤngigkeit vom Volke ſtund die der Rath zu Athen dulden mußte. Es war aber in Athen eine griechiſche geichiſinnig· rkeit die bie geſetztern Römer gar wohl zu unterfchels den wußten, und der hauptfächlich Die Abfprünge der Athenienfer zugnfchreiben find. Nicht jedermann konnte zu Rom das Volk anreden, aber es mar nicht ſchwer, eine obrigfeitliche Perſon zu Anden, die es erlaubte, und das athenicnffche Geſetz, das dem funfzigſten Jahre erſt die Erlaubniß zn reden gab, . fcheint noch viel ſtaͤrker den Ehrgeig der Rebfüchtigen eingefchränkt zu haben. Perikles wird hier hart ge⸗ richtet ; wir finden aber bey Sparta eben fo viele Prod ben feines Ehrgeitzes, feiner Begierde zum Krieger -- wozu es ja gefchaffen war, und felbft feines: Ueber⸗ muthes, und feiner Ungerechtigkeit. Daß ed die joni⸗ fihen Städte den Perfern aufopferte, war cine haͤß⸗ fiche That / zu der Athen fich niemals würde haben

283

bereden Taffen: Athens Untergang war det Geſchmack an Feyerlichkeiten, und zumal an Schauſpielen; opferte dieſen Thorheiten alle die Einkünfte auf, aus denen ed den Krieg haͤtte beſtreiten kͤnnen. Bey den Kindereyen der Athenienſer blieb aber allemal etwas Liebenswuͤrdiges, und alle Sieger verföhoneten Diefer Stadt, da man. Sparta wie ehr Neſt von Wölfen baffete und unbereut ausrotten ließ. M. richtet den Demoſthenes aus dem Audgange. Aber bloß die Stärke des Phalanx, und Ber Vorzug der theffalis ſchen Reuterey, überwog den wirklichen Heldenmuth der damaligen Athenienfer; und hätte man feinem Rath früher gefolget, fo wäre vielleicht niemals die Dritte Monarchie entftanden. Dad Buͤndniß der Achaͤer dat zu kurz gedauert, und ift Durch Die graufame Hin⸗ terliß Dee Römer, die nothwendig diefe Republik im. MWuth und Verzweifelung beingen mußte, mit unver⸗ antwortlicher Graͤuſamkeit geſtuͤrzt worden. Alle die Geſchichtſchreiber, die wie unſer Abbe den Erfolg der Begebenheiten aus den erfien Urſachen herleiten, und diefe in den Gitten und den Geſetzen der Voͤlker einzig ſuchen wollen , vergeffen Die allgemeine Verbin⸗ dung ber Welt, als wodurch Begebenheiten beflimmt worden, deren Urſache in einem entfernten Theile deu Bet, oder in der Zufammenftimmung verfchiedenen. Aufferer Urſachen liegen, denen Leine innere Einrich⸗ tung eines Meinen Staates widerfichen fan. Und fehr, oft, entſcheidet die Vorſchung die größe Bege⸗

Er

absb⸗ bvenheiten durch die kleinſten Urſachen. Wie nahe

war es, daß Rom frey geworden waͤre? Mußte nicht im Freund des Caßius unrecht ſehen, und dieſer ver⸗ zweifeln, da er einige Minuten ſpaͤter wuͤrde gefunden . "haben, daß der Sieg auf feiner Seite war? Und was -Dieng ‚nicht von Diefem Seetbum ı uud dan Ole ‚Det Eriumpbird. < ab.

LXXI. Mich. von pital, MNaraangler von Frankreich. | 1167. (&. 1098, )

| Mn lehet bey dem Leben dieſes rechiſcheffenen | ‚Mannes Geduld ; da er felbft in einem ewigen Streite . mit übelgefinnten Groſſen, verfolgerifchen Geiftlichen, und fehr widrigdenkenden Obrigkeiten gelebt; und den

Stein des gemeinen Beſtens mit Unvermoͤgen gewaͤlzt bat. Sein Vater war ein Arzt, der als ein Anhaͤn⸗ ger des Connetable von Bourbon nach Italien ent⸗ weichen mußte. Der Kanzler Olivier war einer feine erſten Goͤnner, ein Mann der lang das gemeine Belle ‚gefucht ‚hat, dabey unglüdlich gemorden ,. und ein trauriges Beyſpiel ift, wie man in altern Fahren von feinen Brundfägen abweichen ; und ein Werkzeug bis fer. Groffen werben Tann. EHopital kam ins Parle⸗ ment zu Paris, wurde nach Teident zur. Kirchenver⸗

) Vie de M. de P’Hopital, Chancellier de France.

ſammlung geſchickt, lernte Rom in ſeiner Bloße, fee: ner Habſucht, ſeinem Verderben, und feiner Tyran⸗ nen kennen; wurde Surintendant der Finances, wider⸗ ſtund mit einer eiſernen Stirn deu Raͤubern des koͤ⸗ niglichen Geldes; arbeitete an. der .. Abſchaffung ber Sporteln, und Half hingegen zu der Einführung der Alblhbeilung des Parlements in zwey Sechsmonatliche Gerichtshoͤfe, die das Anſehn deſſelben voͤllig ge⸗ ſchwaͤcht haben: wuͤrden; und blieb bey der Aufſicht der Finanzen fo exemplariſch arm, Daß der König feine einzige Tochter ausſteuren, und hernach derſel⸗ ben zahlreiche Kinder verſorgen mußte. Er blieb eine Zeitlang als Kanzler bey der Herzogin von Savoyen, und .tam Ho. 1560. wieder auch als Kanzler nach Frankreich; in den Zeiten, da die Guififchen Fürften . allmächtig waren. : Er wandte die Einführung der. Inquiſition zwar ab, mußte fie aber mit der Vergröfe ferung der Gewalt der Bifchöffe ablaufen, und miß⸗ fiel damit dem Parlemente. Er war in diefen bfuts duͤrſtigen Zeiten der VBefchüger der Duldung, und. den Proteftanten fo wenig ungewogen, daß feine Frau und Tochter zu ihrem Glauben übergiengen; brachte. 8 auch dahin, daß cin Proteflante eine Unterbedie⸗ nung beym Parlemente erhalten yollte, wogegen aber biefer Damals anders als jegt denkende Gerichtshof Sch feste. Er mißfiel Dadurch dem roͤmiſchen Hof, 100 Paul der: IV. ein fanatifcher Hildebrand war. Dian verſichert bier, Framz II. habe übernommen, feinen

. 46 | XEIXC

Vetter, den ſchwachen Anton von Nabarra ſelbſt zu ermorden, und die Guiſiſchen Bruder haben des Ko nigs Feigheit beſcholten, da er den armen Anton un⸗ verletzt von ſich gelaſſen halze. Es war eben daran, daß der Prinz won Conde auf dem Halsgeruͤſte ſterben follte, da der junge König ſtarb. LHopital gab mer dem nenen Koͤtmge eine nene meit auſgedehnte Aa ordnung, die bad Volk gluͤcklich gemacht haͤtte, wer fe Hätte bewerkſtelligt werden koͤnnen. Er brachte es indeſſen zum Frieden, aber cher dieſem heilſamen Werke widerſtund das Parlament, mb. LHopital griff zum gefaͤhrlichen Mittel, das Friedensinſtru⸗ ment ohne Vermittlung dieſes Gerichtshvfes in die VProvinzen zu ſchicken. Er bezwang die Geiſtlichkeit/

und fie mußte zu. zweyenmalen von ihrem Rade :

thum etwas zum Weiten des Staates bentragen. Man verſichert, zu Poißy haben Die Haͤcrwter deu proteſtan⸗ tiſchen Kirche ſich zur Einigkeit mit Rom geneigt, die Biſchoͤffe aber die Konferenz abgebrochen. KHopitad hatte den Muth einen gewiſſen Tenquerel zu verur⸗ theilen, der des Pabſtes Macht, Könige abpiſctzen/ in einem Buch vertheidigt hatte. Mech An. 1562. widerſtund 2’ H. dem Religionskriege, und ertheil⸗ te ein die Proteſtanten duldendes Edilt, das die vefer⸗ mirten Prediger den ihrigen zum Gehorſam anbefob⸗ len bie eifrigen Katholiken aber verabſcheuten, ad Die nichts als die Ausrottung der Ketzer vergnͤgen lkonnte. Daß die Guiſiſchen Bedienten zu Vaſſy dad

BE x. 29

uUnheil angefangen , das der Anfang der bürgerlichen Kriege geweſen if, wird bier geradezu behauptet; und No. 1562. wurde der Koͤmg von eben diefen Fürs ſten mit Gewalt entführt; welches eben Die Abſicht der: Unternehmung von Amboife gewefen war, wegen welcher die. Guiſen ſelbſt den Stammvater der erſten Bringen vom Geblüte hinrichten wollten. Es kam alfo zum Kriege, der Pabſt ſchrieb die Ermordung der Proteſtanten feye der nächfte Weg zum Himmel, and diefen leichten Weg wählten allzuviele. Nach dem Tode des Herzogs von. Guiſe brachte LHopital, der immer viel Anfchen bey der Königin hatte, einen billigen Frieden zuwege. Er hintertrieb auch die Ge⸗ Bräuche der Kirchenverſammlung von Trident anzu⸗ nehmen und brach daruͤber mit dem Kardinal von

Lothringen. Wider die Pracht gab er ohnmaͤchtige

aber wohlgemeinte Geſetze, und andere, die den Sit⸗ ‚sen vortheilgaft waren. Er bewog den König zu reifen, und fein Reich fi ch ſelbſt bekannt zu machen. Er trieb einen unterbrückenden und gewaltthaͤtigen Maranid de Truans zu Paaren. Aber Mo, 1565. nahm. Katharina des Herzogs von Alba blutduͤrſtige ‚Grundfäge gänzlich an; und der Krieg brach unmits telbar wieder aus. LHopital vertheidigte die Dul⸗ dung der Proteſtanten in einer Schriſt, und Jeſu Statthalter ermahnte und trieb den Hof zum Kriege. Dieſesmal ließ ſich endlich Katharina gänzlich gewin— nen, und LHopital mußte den Hof verlaſſen. Er

‚begab fich aufs Land nach Vignay. las, ſchried und dichtete. Der König ſelbſt rief Ao. 1372. ben. der allgemeinen Ermordung der Proteflanten , die fehon ein das Haus des Kanzlerd-eingedrungenen Mörder ab. Er überlebte aber dieſe ungluͤckliche Begebenheit nicht

lange.

—— ———————————

LXXII. Oſſian.

1767. (8.1132 1132. fe) (S. 1137. f.)

Fa der Vorrede zu der neuen Ausgabe, ſinden wir verfchiedenes , das zur Gefchichte der Galebonier ges Hört. Der Druiden Macht 'gieng im zweyten Jaht⸗ Hunderte zu Grunde. Denn Offian gedenkt ihrer und . überhaupt der Religion gar wenig, oder völlig nicht, Noch zu Dffians Zeiten kamen chriſtliche Prieſter nach Schottland, ‚und vermuthlich ſtuͤchteten wegen Ver⸗ folgung viele Chriſten nach Britannien, und unter den Schutz des milden Conſtantins. An einige dieſer Prieſter richtet Oſſian feine Gedichte. Oſcar, Oſſians Sohn, hat wider den Earaufind am Ufer des Caruns einem Steg erhalten, fo wie Fingal wider den Caracalla, "Hierdurch wird die Zeit beftimmt , worinn fie beyde gelebt haben. Fingal fol im Jahre 283. und Offlen ao. 296 geſtorben ſeyn. Die Gedichte dieſes letztern

er⸗

2) Works of Ofen ‚the fon of Fingai ; translated by X, Macjherfon;

.

| mm 489 erhielten fich bey den Barden, Die ein eigenes Amt bey den Groffen von Schottland ausmachten. Lange glaubte Hrn. Maerpherſon felbet nicht, daß diefe mündlich oder fehriftlich erhaltetien Gedichte ſich übers fesen lieſſen. Er unternahm aber ſelbſt eine Reife in die Hochländer, und in die weſtlichen Inſeln, und fand noch eihe beträchtliche Nachlefe von Werfen des Oſſians. Wit wollen von der Dichtkunſt dieſes Hels den nicht wiederholen, was wir oben S. 255, ange merkt haben, aber von.den Sitten der damaligen Schotten wollen wit einen kurzen Auszug mittheilen, wie fie von diefem Dichter befchrieben werden. Sie lebten zerſtreut, Fingal wird oft ein König der Wuͤſte genannt, ſein Volk aber wird von hundert Stroͤmen zuſammiengerufen, und deſſen Nahrung kam von der

Jagd; welches allemal eine ſehr ſchlechte Bevoͤlke.

rung anzeigt. Sie hatten Pferde; man gedenkt aber keiner Schaͤafe, und Ein einzigmal eines Ochſen. Boni Pfluge iſt nichts zu gedenken. Die Großen hatten

Schloͤſſer, und in denſelben groſſe Saͤle, wo an

fich beym Feuer verſammelte, aus Muſchein trank, und von den Barden die Thaten der Helden in der Harfe beſingen hoͤrte. Wir ſinden nichts dom Tanze— Sonſt war die Jagd und dei Krieg der Maͤnner Gi ſchaͤfte. Sie kannten die Waffen, Harnifche, Schwerd⸗ tee und Speere. Ihre Kriege entſtunden wegen ent⸗

fuͤhrter Schoͤnen, auch oft aus bloffer Besierde ſich

‚einen Namen zu sachen, felten aber zur Bezwingung v. vallen⸗ Cageb. Tha i. 7

/

290 | . ÜE fremder Länder. Swaran foderte vom Cuchullin pur Erfaufung des Friedens feine Frau, feinen. Hund und ein Stud Landes. Sie glaubten ihre Ehre fey blos auf den kriegeriſchen Ruhm eingefchränft, fuͤrch⸗ teten ſich vor dem Tode, wenn er ſie eher uͤberfallen wollte, als ſie ſich durch Heldenthaten beruͤhmt ge⸗ macht haͤtten, und hoften nach dem Tode eine Art Gluͤckſeligkeit von den Liedern der Barden. Dieſe dachten fe auf den Wolken anubören, auf denen fie herumfahren, zuweilen den Lebenden erfcheinen , und auch wohl Stürme erregen ſollten. Ihr Heldens muth ging aufs alleräufferfie ; einer, ziwen oder drey, widerftunden ganzen Heeren, oder wagten ich in die Ballen ihrer Feinde, und flarben gerne, wenn fie dabey Ruhm erwerben konnten. Lamor tödtete ſei⸗ nen Sohn, weil ihn Fingal von feinem Heere ver ‚sagt hatte. Die Helden-waren gegen. ihre Feinde fehr großmuͤthig, meinten ohne Scheu, tröfteten fie in ihrem Ungluͤcke, und erfparten ifmen ſeibſt die Bes ſchaͤmung; duch gab ed auch fchon damals Ungerechte und Moͤrder. Schwarze Haare und blaue Augen hielt man für ſchoͤn, vothe Haare aber Waren here haft. Das Frauenzimmer wohnte von ben Männern abgefondert, gieng aber auch auf die Fagd mit; die Liebe Hatte fehr viele Macht auf diefe Halbwilden, fie war zärtlich , und fehr oft farb die Schöne bey dem Grabe ihres Geliebten. Sie kannten die Ehe und hatten nur eine Fran, zuweilen aber ließ fich

F

auch cite Verbeyrathete entführen ;' eine That die Fingal mißbilligte. Die Nation glaubte an Vorbo⸗ ten des Todes, zumal wenn man jemand feiner Ahnen ſah. Gaul, einer der vornehmſten Helden Fingals, und Fingal ſelbſt, verſtund die Kräfte der Kraͤuter/ und heilte die Wunden. Nach dem Tode des Fin⸗

gals nahm der Heldenmuth bey den Schotten ab /

und Oſſian heißt das neue Geſchlecht ſeiner Landes⸗ leute, die Soͤhne kleiner Maͤnner. Schon nahm die Pracht zu, und die Hallen wurden durch Wachslich⸗ tee erleuchtet, die man bey den Britten erbeutete. In einigen Anmerkungen behauptet Hr; M. Jerne ſey nicht Irrland, ſondern Schottland jenſeits des Foeth's. Er warnet vor den Gedichten der Irrlaͤnder, die voller Schwulſt und Unſinn ſeyen. Er findet, Oſſian babe ſelbſt den Schall der Verſe vortrefich nach den Bildern abgewechfeli, die fie abmahlen ſollten. Er beantwortet einige Vorwürfe des D. Warner’d; der Fingals Gedichte den Irrlaͤndern zu⸗ fchreibt.

Der zweyhte Band der Works of Oflian iſt füe und ganz neu, und die in demſelben ‚enthaltenen Ge⸗ dichte Befinden fich nicht in der Außage, die wir oben ©. 265. angeſagt haben. Es war auch das beträchts liche Heldengedicht Temora damals noch nich in des Herausgebers Händen, . In der Vorrede beſchreibi Herr Diacpherfon die altene Geſchichte von Irrland. Die Inſel wurde von Korg Orten aus bevollert. Die

3

2. | ——

nordliche Gegend, und zumal Ulfter, hatten die 6%

len (Wahlen) inne, woher Celten, oder Galedonier,

Cvon Cael ein Eelte, und der Hügel) fie waren das

Hin aus Nordfehottland gelommen. - Die füdliche Ges

gend bewohnten die Belgen aus dem weſtlichen amd

ſuͤdweſtlichen Suͤdbrittanien. Zwifchen diefen zwey Voͤlkern war eine groſſe Eiferſucht. Conar Trathals,

des Großvaters unſers Fingals, Bruder, wurde von

den Galen zum Oberhaupte erwaͤhlt; dieſe Ehre blieb auch, unter vielen blutigen Kriegen, bey dem Sohns⸗ ſohne ſeines Sohnsſohnes Cormac. Dieſen ermordete

Cairbar, ein Haupt der Belgen, und ein guter Theil‘

der Irren, fiel ihm zu. Wider diefen Mörder kam Fingal den Galen zu Hülfe, und-da Cathmor, Cair⸗ bar's beſſerer Bruder, demſelben in der Oberherr⸗ ſchaft von Irrland nachfolgen wollte, ſo uͤberwand Fingal die Belgen in drey Schlachten, die den Ins halt dieſes Gedichts ausmachten, und der letzte von

Conars Stamme beſtieg den grünen Thron von Irr⸗

land. Nach Fingaln bleibt Irrlands Geſchichte für etliche Fahrhunderte Dunkel; denn Keating und OFla⸗ herty verdienen Keinen Glauben. Hr. M. erzählt hier nächft den Fall und die Ausrottung der Barden, die - endlich zu Bettlern wurden. Temora enthält das

Weſentliche dieſes Teiles der Gefchichte von Irrland.

Hr. M. behauptet, das Gallifche werde von den Berg⸗

‚Schotten in feiner Reinigkeit gefprochen , und behalte

auch bey den Irren ſelbſt den Hauptnamen Caelic, da ſie hingegen ihre eigene Sprache Caelic Eirinach,

000098

oder: die irriſch⸗ gallifche Sprache nennen, Lion Cael oder Fingal wird von den dlteften Barden für einen - Bürger von Alpin- ( Albion ) angefehn, und erſt in ſpaͤtern Zeiten unterflund man fich ihn für einen Mi⸗ leſiſchen Fürften auszugeben. Im Gedichte Temora find die alten Heldenfitten chen fo wie in Fingals Kriege mit dem nordifchen Swaranabgemahlt. Offen, - Oſſians Sohn, käßt ſich auf eine: Gafterey vom moͤr⸗ derifchen- Cairbar einladen, koͤmmt, und verliert. dar⸗ über , zwar mit feinem Feinde, - das Leben. Fingal findet es feiner Gröffe nicht gemaͤß, gleich -Anfangs‘ ſelbſt das Heer anzuführen; er läßt dieſes Amt zuerſt dem Gaul, und in einer zweyten Schlacht feinem Sohn Fillan, da er glaubt, dieſer feye dem Cathmor nicht gewachſen, und deffelben Tod erwartet, fürchtet‘ er doch dem Ruhme feines Sohns zu ſchaden, und verbirgt fich, um feinen Tod nicht zu fehen, Erſt nach demfelben koͤmmt er wie Achilles, und rächt ihn am Cathmor. Wir fehn bier die Quelle. der - Befinnungen Edwards des III. da er den ſchwarzen Prinzen zu Creßy ohne Hülfe ließ, und vollkommen dem Fingal gleich, auf. einem Hügel der Schlacht ' zufah. Unendlich aber erbebt.fich der Karakter ben Galen über Homers Helden. Oſſian laͤßt dem Moͤr⸗ der ſeines Sohnes das Grablied abſingen, ohne wel⸗ ches man damals glaubte, daß die abgeſchiedene Seele nicht gluͤcklich ſeyn koͤnnte. Fingal will den Cathmor wich toͤdten, und erbietet ſich ihn ſelber an, x: |

mr:

Heilen, ba er die Kräfte der Kräuter Inne, Cat mors Liebe für die ſchoͤne Sulmalla, die er doch icht fprechen will, fo lange die: Gefahr wärt, iſt xebenfalls von feinern Empfindungen. Eben fo ange nehm iſt Fingals Anrede an feine Unterthanen, bie zur Schlacht gehn, und feine feyerliche Hiederfegung der Waffen, die er nach der Erlegung des Eathımorg ‚nicht mehr. zu brauchen gedenkt. Ein. Theil des Ges dichts iſt in Reimen verfaßt, die übrigen Eleingen Ge⸗ ‚bichte find in der Manier der ähnlichen kleinern Hel⸗ bengedichte des erſten Bandes. Cathloga ift inz Geſaͤnge abgetheilt. Hr. M. merkt bey demſelben an, daß Trenmor, Fingals Ahnvater, das erſte Obere“ baupt der Galen. geweſen, eine Ehre die er durch, feine Tapferkeit und durch fein Gluͤck erworben hatte. Endlich erfüllt er bier das Verlangen vieler Kenner, indem ex die Urkunden des VIL Buchs des Gedichtd Temora abdrucken laͤßt. Die Sprache koͤmmt und fremd vor, und zum Theil.wüßten wir nicht wie man nfiri, nfrult, n Sara, mfleagt,. ausfprechen follten, Die Anzahl der Silben fcheint von achten zu feyn, doch giebt es auch kuͤrzere Verſe. Nach den Gedich⸗ ten folgen des Profefford zu Edimburg Ken. Blair Anmerkungen ter die Schönpeiter in Oſſians Ges dichten. Er vergleicht deffen Manier mit der Manier des Homerg. Oſſian Ichte unter einem harten Hims melsſtriche, wo die Natur nicht die Halbe Schönheit ber Griechiſchen hat) ohne Fruchtbaͤume, Schaafe am faſt ohne Kante, gone hatte ae dieſt Vor⸗

294 ——

.

jüge, und die VBildſchnitzerey, die Feyerlichkeiten der Religion, viele andere Erſindungen und Kuͤnſte waren auch ſchon bekannt. Es iſt alſo leicht zu er⸗ achten; daß Oſſian, der allzureich an Gleichniſſen iſt, etwas: monotoniſch in deyſelben, und in ſeinen Beſchreibungen der Gegenden ſeyn muͤſſe. Aber Oſſians Seele fuͤhlte unendlich mehr ſeine Sitten⸗ lebre war beſſer, er kannte das menfchliche Herz in - feinen feinften Bewegungen, und wad man von €is nem Hochlaͤnder nicht erwarten follte, er war in der WLicbe unendlich gärtlicher, und mehr vom Frauenzim⸗ ‚mer. eingenommen, ald ber Grieche. Die Gedan⸗ ten. find durch und Durch natürlich 5 doch zeigt Hr. B. ſelber einen an, dee ziemlich dem Concetti Sch maͤhert, wen er von zwey neben einauder begrahnen WVerliebten ſagt, zwey Baͤume ſeyen non denſelben entſproſſen, deren Zweige ſich zu vereinigen getrach⸗ stet haͤtten. Der Anhang iſt ſcehr betraͤchtlich. Hr. Blair mag indeſſen vernommen haben: was man iu Engelland, und zumal in Frankreich, wider den Achten irriſchen Urſprung der Gedichte Oſſans fuͤr Zweifel erregt hatte. Ex haͤtte ſie, ſagt er, ‚nicht er⸗ wartet, da: in: Schottland niemand an der urſpruͤng⸗ sich galliſchen Aechtheit dieſer Gedichte gezweifelt habe. Man hatte Haudſchriften non denſelben in Menge, und Hr. Mahat die vornehmſten gefhunmelt. Man nennt eine Anzahl Prediger, Officiere und an- ‚dere Zeugen, ‚bie viele. von dieſen Gedichten laͤngſt | Sk

106 m:

gehoͤrt: andre die den Hrn. M. in feiner gun Samm

lung der Gedirhte unternommenen Reiſe begleitet, andere die die Ueberſetzung mit den galliſchen Urkun⸗

den vergleichen, und fie getreu befunden haben,

3. KR. Tyheokrit und Befnen, 1767. (©. 304) 1756 “a )

Beym Theotrit unterfcheidet ſich umfer Geſchmack

ganz von dem gewoͤhnlichem Lstheile der Kunſtrichter. Es iſt und ahnmoͤglich, uns etwas niedertraͤchtiges und grobes gefallen zu laſſen, wenn es auch noch ſo griechiſch heſungen und noch fo fehr im Koſtume der Ziegenhirten wäre, Solche Dinge fol man nicht mahlen, weil auch die Aehnlichkeit zum Fehler wird. Beßner hat allerdings feine Manier, und vielleicht ſollte ein Dichter ſo wenig ald ein Mahler, eine Manier ‚haben. Wenn aber die Manier angenehm if, ſtreite ich nicht gern gegen mein Vergnügen, und laſſe mie "gefallen was min gefaͤllt.

In der Vorrede zu den oyllen verfichert nwar ‚Hr. Geßner, Theokrit ſey fein Muſter, und er baͤlt ihn für den vollklommenſten unter den Hirtendichtern. Uns duͤnkt hingegen Sr. Geßner ſeye unendlich zierli⸗ cher, moraliſcher, und ungeachtet ſeiner bezeugten Abneigung, auch wiziger, alä ber alte Saͤnger aus

>

29

Sicilien. Sollte dieſer geſagt "haben: „der Beyfall laͤchle,, unſer Erſtaunen ſtammlen, die Heerden bruͤl⸗ len ihre Freude „entshcht in die Zukunft hinausſe⸗ hen , ein heiliges Entzuͤcken das durch die Bruft bebt, meh Er hat zwar den Reim und ſelbſt das fichtbare Silbenmaß vermieden, "aber "wenn man feine Idyl⸗ Ien ein wenig forgfältig liest, fo find fie alle ſtandirt, und Reyhen Fambifcher. und Daktifcher Verſe. Hier it ein. Muſter, und fo And fie faſt alle:

D wenn bie frohen Licder dir gefieien ß die meine Mufe oft dem Hirten abhorcht, auch oft belauſchet fie in Dichten Heynen, ber Baͤume Nymphen und den Biegenfüßgen Waldgott, md ſthilfbekraͤnzte Nymphen in den Grotten md oft beſucht fie bemoßte Hütten, unn bie ber Landmann ftille Schatten pflanzet, und Bringt Geſchichte her von Großmuth und von Tugend, ‘and von der immer frohen Unſchuld.

Doch neben der angenehmen Mahlerey der Na— fur werden dem Hrn. G. ofne Zweifel die Durch und " durch herrſchenden Triebe. zue Menfchenliche, zur finds lichen Dankbarkeit, und zur Ehrfurcht gegen die Gofte ‚beit, iahlxreiche und iugendhafe Bewunderer gewin⸗ El |

yo.

298

1 J 1LXXiv. Romeo and Sulie | Lin Trauerfpiel des 3. Weite.

—W 17638. (S. 198.)

| Mi And gu weit von allem Theater entfernt, und muͤſſen und überhaupt zu wenig dramatiſche Kenntniſſe zutrauen, um unſer Urtheil hierin, oder auch nur un⸗ ſern Geſchmack, dem PYubliko aufzudringen. Aber das Theater ſtehet in genauer Verhindung mit dem Fottgange der Kultur und des Geſchmackes einer Na⸗ tion, daß mir ung nicht enthalten Können, bey dem nenen Trauerfpiele des Lieblingäfchriftftelierd der Na⸗ tion unfere Meinung zu fügen. Herr Weile fand in der urfprünglichen. Fabel , welche das Sujet ausmacht, ſehr Hortheilhafte Umſtaͤnde und Situationen , weiche Shakeſpear, der doch die ganze Novelle in fein Dras ma hineingezogen bat, nicht genutzt hat, weil ſie in der verſtuͤmmelten ueberſetzung, die er vor ſich hatte, fehtten. Die Vergleichung und die Benutzung -Diefer Stellen macht alfo einen: Theil des feinen Vergnuͤ⸗ geiid aus, dad die genauere Prüfung und Beurthei⸗ ung bieſes Stuͤcks verſchaffen kann; ſo wie die Ueber⸗ tragung und Verpftanzung der groſſen Züge ini Sha⸗ keſpear, die Vermeidung ſeines Quibble, der glei⸗

, ERREEREE 299

chere Gang, die beſſere Anlage, und bie regelmaͤßi gere Einrichtimg auf der andern Seite. Die Spras che der beyden Liebhaber iſt ſehr feyerlich, bilderreich und bluͤhend; ohngefaͤhr wie der tragiſche Styl der Englaͤnder; vielleicht auch eben ſowohl zuweilen Blaͤt⸗ tee ſtatt der Fruͤchte Herr W. vertheidiget dieſe Sprache in der Vorrede. Die Leidenſchaft in einem paar⸗ zarten Herzen wird meiſtentheils ſchwaͤrmeriſch und enthuſiaſtiſch, noch hinzugeſetzt; die heftigſte Leidenſchaft, wenn ſie ungluͤcklich iſt, wenn ſie Gram und Schwermuth wird, wenn fie in Malancholie und in Zerrüttung der Sinne übergeht. Diefe Muancen find in ber Zeichnung der Clementine des Richardſon unverbeſſerlith behandlet. Freylich muß ſich der Leſer über Die Sphäre gemeiner Liebhaber bins ausſetzen koͤnnen, und entweder einen Begriff von jener feinen Schwaͤrmerey, dem Quell aller groſſen Freuden und aller groſſen Schmerzen, ſo wie aller groſſen Tugenden, haben; oder er muß nicht ohne alle Anlage dazu ſeyn; und wehe dem, der dieſes Gepraͤge der Unſterblichkeit, wie es Poung nennt, in feiner Bruſt nicht an fich traͤgt. Auf dee Schaubuͤhne ſelbſt Hat das Stuͤck vielen Beyfall ers halten. Die ſtarke Ruͤhrung, und an einigen Stellen Erſchuͤtterung bes Gemuͤths beym bloſſen Durchleſen find Buͤrge, daß an jenem Beyfalle das Herz Am Hal gehadt Hat Züge , oft phantaflifihe Züge, aber die glaͤnzendſten, die mächtigften , dringen auf

N

300 |

das Gefühl ein und verdringen die Ealte Seurtheilung.

Aber eben dieß iſt die groſſk Bahn welche die Nas

Sur vorzeichnet ,„ der Weg zum Herzen Durch die Phan⸗

gaſie. Die lebte Scene fcheint ung Doch mehr zur

Novelle, ald zum Plan des Trauerfpield zu gehoͤren.

LXXV. |

Ueber den Zuſtand des Chriſtenthums.

Don A. J. Rouſtan.“) 1768. (©. 1254.)

Nr

J EEE

Herr Rouſtan zeigt ganz wohl, daß die fo ſehr ge⸗

prieſene Religion ſo wohl bey den alten als neuen Weiſen unbeſtaͤndig, unbeſtimmt, und hey einem jeden MPhitoſophen etwas. anders ſey. Der Verfolgungs⸗ geiſt iſt eben ſo neu nicht, und die Athener (warum

- sagen wir Dach Athenienſer) übten fchon die Todes⸗

freafe an den Verächtern ihrer Gottheiten as. Es laͤßt ich auch aus dem bitteren Haffe der heutigen Weiſen wider alle, die nicht von Ihrer Sekte find, ganz wohl auf die Verfolgung fehlieffen , die fie wider Ihre Gegner ausüben würden, wenn fie die: Ober macht hätten. Die vom Voltaire fo heftig verfolgten Juden, fagt Hr. R. mit Recht, kannten doch: deu einigen Gott cher, und mit Träftigerer Ueberzeugumg, als: alle. griechifche Weiſen. Er zeigt kürzlich, wie

ı ®) Lettres fur Vetat prefent du Chriftianisme,

' 308

anmöglich es geweſen wäre, ein Buch des Moſes zu Eſdra's Zeiten zu.erdichten, nachdem viele Jahrhun⸗ derte ‚lang dieſes Buch. ſchon die Regel der Nation in Rechts und Staatsfachen gewelen war. Freylich beweiſet das Maͤrterthum der Apoſtel gar viel mehr, | ald dad Maͤrterthum der Japaner; jene zeugten von

. dem, das fie gefehen hatten; diefe von dem, was fe

auf affderer Belehrung hin glaubten. Die Wunder

find ein. ſehr dienliches Mittel, die Wahrheit der

Offenbarung zu beweifen ; fie find für einen jeden Mens

fehen faßlich; da eine lange Kette von Schluͤſſen für

die meiften unbrauchbar if. Julian verachtete das

Ehriftenthum , weil ed die Kaifer und Groffen zu

Rom nicht. fofort annahmen. Wäre aber ein Nero

zum Chriften. geworden, was würden die Unglaubi⸗

‚gen nicht fie Schläffe wider. einen Glauben ziehen,

bey dem man- ein Nero feyn konnte. Wenn die Res

ligion nicht alle die Wirkung thut, die ſie zu ver⸗

ſprechen ſcheint, fo muß man die Staͤrke des Gegen⸗

waͤrtigen betrachten, deſſen boͤſe Raͤthe die Religion

‚gu beſtreiten hat. Und wirklich ſind in Europa nicht

ſo viele Chriſten, obwohl der Titel ihnen bleibt; ſo

wie ſie aber ſind, ſo hat dennoch die Religion noch, viel Gutes bey ihnen erhalten, wie die Liebe der Ar⸗

"sen, und ſelbſt der Feinde, wovon die Britten im

letzten Kriege ein leuchtendes Beyſpiel gegeben. haben ;

and überhaupt iſt der Mittelftand in Engelland am

wenigften verdorben, fo wie er noch am meiſten Re⸗

j02 ® | 5 Pe - ugion beſizt. Hr. R. zeigt hiernaͤchſt, in wie weit die Hierarchie einer maͤchtigen Kirche, und ihr abge⸗

ſondertes und von der übrigen Nation getrenntes In

tereffe din Titel eines Antichriſts verdienet; er merkt ſehr wohl an, fo oft es Die Gelegenheit felbfl erfor dert hätte, babe die heil. Schrift vermieden, von einem fichtbaren Oberhaupt der Kirche zu ſprechen; er beweiſet auch noch , wie weriig man der proteflans tiſchen Kirche ſchuld geben könne, jemals in dem Ver⸗ ftande verfolget zu haben, wie die Roͤmiſche. Sie bat keine Pariſer Mordnacht, , keine Weltlinifche, keine Irrlaͤndiſche, keine Merindolifche Moͤrdereyen, keine Auto: da-fe, keine Schmithſield, keine Dragoner j. feine Pulverſchwoͤrungen fich vorzumerfen. Er prüfl endlich, 0b es für Die Weit rathfam wäre , die natuͤr⸗ liche Religion, wie man fie. nennt, einzuführen, und die AYusficht in eine Ewigkeit zu verbannen. Er führt.

die Gefändniffe der heutigen Weifen, und felbft des

Hume an, daß die Bertilgung der Religion fchädlich

ſeyn wuͤrde. Und warum hat den Hume gefehrieben?:

Er erinnert endlich Die Ungläubigen an einige Züge ihree Lieblings des Julians, die ger nicht mit dem⸗ jenigen übereinfommen ; was fie von ihm tühmen.

Er war allerdings ein Verfolger, ev gönnte den Chris

fen Die gemeine Gerechtigkeit nicht , und fein bitteren Spott. war eine wahre Graufamieit; oo

—f

. 2* 303 4 J Geſchichte des Jeſuitißmus. *) (Don Linguek) oo 1769. (S. 60. f. )

Ein wichtiges Wert, das man dem Hrn. DAlembert äufchreiben will, deſſen Verfaſſer wir aber nicht ken⸗ nen, und im Laufe des Jahres 1768. herausgekommen iſt. Dieſe Geſchichte des Jeſuiterordens giebt ſich ſelbſt den Titel, der Unpartheyiſchen. Der Verfaſſer un, ternimmt aber zu beweifen, daß die Jefuiten nicht ärgere Grundfäße gchabt, und nicht mehr gefündiget haben, als die andern Mönchsorden; daß die Janſe— niften mit dem bitterften Haffe gefchrieben haben, und überhaupt wünfcht der Werfaffer deutlich, die Aus. rottung aller Mönchdorden. Uns duͤnkt aber, er gehe bier deutlich zu weit. Bald nach feiner Entſtehung hat der Jeſuiterorden mehr ald alle andre das ab: fcheuliche Recht Tyrannen (nemlich tergläubige und vom Papfte verworfene Könige) zu toͤdten gelehrt und getrieben. Er hat an den Verſchwoͤrungen und Ermordungen wider das Leben des Prinzen von Dre . nien, der Königin und de Königs in Engelland, des gütigen Heinrichs öfteen Antheil genommen. Seine

) Hiſtorie impartiale des Jefuites depuis lenr. kablife ment jusqu'à leur derniere expullion.

Härte und fein Geiſt der Verfolgung wider bie Prs⸗

teſtanten iſt allemal der grauſamſte geweſen; wie noch Thorn 7 bie auf die Galeeren verwieſenen ungariſchen Prediger, die bewirkte Widerrufung des Nantiſchen Edikts, die Hinrichtung des Patriarchen Cyrill Lu⸗ caris, und die harte Vergreifung ſelbſt an den paͤpſt⸗ lichen Gefandten Tourron und de la Beaume deunt⸗

‚Jich beweifen. Kein Orden bat die Rachfucht und die Luſt zu herrſchen ſo weit getrieben, keiner ſich

eigene Monarchien zugelegt, keiner in ſo kurzer Zeit, und mit unterdruͤckung andrer Geiſtlichen, durch un⸗

maͤßige Vergebungen, und offenbare Handelſchaft ſolche Reichthuͤmer errungen; und Malagrida iſt ein

neues Beyſpiel, wie die Jeſuiten ſelbſt Koͤnigen fuͤrch⸗ terlich werden, wenn man ſchon den Damiens und Ravaillac ihnen nicht zurechnen wollte. Unſer Ver⸗ faſſer if gegen die abgefeimteſte Bosheit zu gleiche

gültig , und bey allen feinen fchonenden Ausdrücken

vermengt ex zu ſehr die Religion felbf mit ihrem Mißbrauche. In andern Drden haben einzelne Maͤn⸗ mer in Altern Zeiten, ebenfalld graufame Grundſaͤtze befolget; aber ihres Bosheit if weder fo allgemein, noch fo beftändig geweſen, ihr Eifer, ihre Herrſch⸗

ſucht und ihr Plan fich über alles zu erheben, find

niemald fo weit gegangen. Unſer Verfaſſer fängt in- befien ſchon beym Heidenthum an, unterſucht die

Anfaͤnge des Moͤnchſtandes im Chriſtenthum; zeigt

wie bald ihr Eifer zum Guten nachgelaſſen, wie thoͤ⸗ richt

—_ 308 .

ticht Juſtinian fie allen andern Richtern” entzogen , wie unanflandig Yohanıı mit dem goldenen Munde, und Ambrofius die Straßofigkeit der Geiſtlichen bes hauptet; wie unſchuldig Die Anfänge der die Wälder anbauenden Benediktiner gewefen ; wie gefährtich hingegen die dem Pabſte gänzlich ergebenen Bettels orden, und zumal ihe blinder Gehorſam fenn muͤſſe. Er vertheidiget hiernaͤchſt die Jeſuiten, und fo gar die Schamlofen und. die alle Bande der Sittenlehre auföfenden Kafuiften,- und vornemlich auch ihre Aufs erziehung der Jugend. Sie bat, wie er verfichert, durch Die Verbannung der Jeſuiten viel verlohren, und die geöften Kollegien werden leer. Und nun fängt

das IL Buch und in demfelben der Anfang des Je⸗

ſuiterordens an. Ignatius wird als ein halb thörich« ter Enthufiaſt abgemahlt; Zavier als ein erhitzter Kopf, der fich mit feiner Bekehrungsſucht in Rändern lächerlich ‚gemacht habe, Deren Sprache er nicht verſtand. Dem noch erkennt jegt der Verfaffer den Unterſchied zul ſchen den Jeſuiten und den andern Orden. Ihr General: iſt unumfchräntt, und Kann nicht abgeſetzt werden Die Jeſuiten fchicden nach Gefallen, die ih en mißfallenden zurüde, Der blinde Gehorfam . gegen Rom ‚- der bier nachfolgt, duͤnkt und fehr ein geſchraͤnkt, fo bald Rom etwas anders will ald die Jeſuiten. Die Befreyung vor den Kirchengefängen amd Gebetern, die freye Unterweiſung der Jugend; ANY-die. gute Wahl der Aufzunehmenden / ſind auch V. Hallers Tageb. Th. 1. u

106 EN ___ | wichtige Vorzuͤge. Wir übergehen, wie die Jeſuiten ſich in Italien, Spanien und. Portugal feſtgeſetzt, . and endlich auch in Frankreich faſt eingedrungen has ven, nachdem die Biſchoͤffe, Univerfitäten und Yan damente ihnen zuwider geivefen. Der Verfaffer erkennt ihre Annahme übrigens für Geſetzmaͤßig umd. Acht. Dieſer 480 S. ſtarke Band endigt ſich mit einer. Ich- haften Abſchilderung der Jeſuiten. <... Im zwevien Bande wird die Geſchichte der Or⸗ dens mit ziemlicher Unordnung fortgeſetzt, indem fchr .. oft. viel fpatere Begebenheiten vor andern dltern vor⸗ kommen, wie die chriſtliche Republit in Paragay vor den Zeiten ber Ligue. Laines ift der groffe Befoͤr⸗ Derer und: Gefehgeber der Jeſuiten; feine Art die Deoteftassten :zu widerlegen, ift den Sitten der Kon teonerfiften gemäß. Dan findet Hier Pius bes IV. A, 1563. dem neuen Orden 'ertheilte Vorrechte ur⸗ undlich, worinn diefelben wider alle Geſetze, wider alle folgende Päpfie, wider die Macht der Fuͤrſten kraͤftig gefichert ‚werben, . Die Glaubensverbeſſerung koͤmmt hier auffer dee Ordnung und ſehr fpäte, und hierauf die Kiechenverfammilung von Teident wo die Unterwerfung der Bifchöffe und die Macht des römis ſchen Stuhls nicht richtig erzählt wird. Heiurich VIIL Hat nicht Die Katholifehe Religion, ſondern die Unter⸗ wuͤrſigkeit unter den römifchen Stuhl: abgeſchworen, amd Die Reformation war wie anderswo, ſo auch in Engelland die Wirkung der frsygsmachten Bibel und

.4 . \ .

467

der buͤndigen Schriften der. Blaubensverbeferer: ; ſie

ſproßete mitten unter den Hinrichtungen, die Hein⸗ rich wieder ſie nicht ſparte. Doch erkennt der Ver⸗ faſſer, daß die Grundſaͤtze der wenigſtens ſeit dem ſechſten Jahrhunderte abgeſonderten Malabariſchen Kirche eben diejenigen ſind, die die Proteſtanten von Den Katholifchen -unterfeheiden. Das Lob der Para sanifchen Miffion wird Hier zu hoch getrieben, und es iſt ‚offenbar falfch, daß den Indianern die groffe Wahrheiten der Religion gepredigt worden. Bald wuͤrden Die Augen der Neubekehrten aufgehen, wenn fie fehen könnten , wie unaͤhnlich Die Religion der Fefuiten der Lehre Jeſu if: Der Ligue Gefchichte iſt etwas weitlaͤuftig, ob fie wohl wahr if, und das Lächets Jiche wohl vorgefiellt , das mit dem Grauſamen dieſer

Zeit wohl. vermifcht war: Mit Wiederwillen liest man die Vertgeibigung ‚des fehuldigen Ordens wider die Klage ded Anwaldes Arnauld; Die Heutigen Phi⸗ dofophen Haben eine eigene Gelindigkeit für alles was Boͤſe ift, und der. Orden war ſchon dadurch ſtrafbar, daß er die königdmörderifchen Grundſaͤtze feiner Mit „glieder nicht mißbilligte. Waren ſchon andere Orden auch ſchuldig, fo benahm dieſe Mitftrafbarfeit dem Greuel der jefuitifchen Lehren und Thaten nichts, und wir haben fihon gewieſen, daß in dieſen Greueln fie es allen andern Orden, und zumahl in motddrens nerifchen Schriften weit zuvorgethan haben. Unfer Ungenannte geht fo weit, daß ex gar den blutduͤrſti⸗

na

s

308

gen Philipp IL. vertheidigt, und die ganze Rede det Arnauld mit wiederlegenden Anmerkungen begleitet. Wir merken endlich an, daß weder von Gott, noch ‚von der Vorſehung und dem Einßuffe derfelben zur Bewirkung groffer Begebenheiten durch gering ſchei⸗ nende Urfachen , irgend die Rede iſt.

LXXVIL

Karaktere der römifchen Kayſer. *) Don Wegelin. 1769 (8. 217.f.)

Es⸗ if der Geſchmack unſers Jahrhunderts und auch unferd Verfaſſers, alle Dinge auf einer andern Geite anzufehben , ald man vorher gethan bat. Alſo Hat Hr... Wegelin die Römifche Gefchichte auf einer andern Seite betrachtet, und vornehmlich Die Fehler und Die Tugenden der herrſchenden Fuͤrſten wahrgenom⸗ ‚men, in fo weit fie einen Einfluß auf den Wohlftand „des Neiches gehabt Haben. Einige Kleine hiſtoriſche Fehler würden wir nicht ahnden ; wie des Auguſts Perwandtſchaft mit dem groffen Edfar ; nicht. feine. Mutter Attia, fondern feine Großmutter Yulia war Caͤſars Schwefter. Er war auch zu Apollonia, und nicht, zu Athen, ald fein geoffer Oheim ermordet wur⸗

. 5 Caracteres hiſtor. de Empereurs depuis Augulte jas- qu’ä Maximin, 2: vol

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EU 1J

de. Auguſt war ber. Befehlshaber feiner eigenen Les gionen , wie ihn das Gluͤck von beyden Konfuln bes freyete. Tiberius war nicht aus den Patrigifchen Elaudiern , er entfprang aus den. Meronen. Livia war ja die Gemahlin des Auguſts und nicht eine Buhlfchaft. Auch die Sprache wollen wir mit einem- Worte berühren ; man fennt an derfelben leicht, daß

ein Fremder der Verfaffer iſt; er unterfcheidet den

Aoriſt je fis vom unvollkommenen je fefois nicht rich» tig. Il fe mettoit à prevenit S. 116, iſt fchr umrich⸗ tig. Wir wollen aber blos das wirklich Hiſtoriſche betrachten. Hr. W. macht den Auguſtus auch furcht⸗ ſam, und leitet fo gar einen. groſſen Theil ſeiner Güte daher. Man darf ſich aber nur erinnern, daß er mehr als einmal verwundet worhen, um ihn hier⸗ uͤber zu rechtfertigen. Es iſt auch augenſcheinlich, daß Auguſt grauſam geweſen iſt, weil ee alle, die ihm nicht ergeben waren, wegraͤumen wollte; ſein eigenes Herz war freundſchaftlich, er warf ſich nie⸗ mals mit einem Freunde oder Miniſter ab und er⸗ zog aufs forgfältigfte des Antand Kinder, die auch Durch den Claudius feine Nachfolger wurden... Hr. W. aͤuſſert gar oft ſeine Gedanken, Auguſt und die

folgenden Kayſer hätten den Senat noch mehr ernie⸗

drigen, und zu einent bloſſen Gerichtähofe machen- ſollen. Aber alddann wuͤrde die ‚Regierung ganz tür kiſch, und die ohnedem allzumaͤchtige Miliz der uns uinfchräntte Reife: bed Reiches. um orden on / ohne⸗ |

| 43

. J

ps dem war die Gefahr des Aufruhrs allemal von der Miliz mehr zu beſorgen / und kam auch faſt allenial Dahte; da ber Staat entwafnet war, und ſich Feine Hofnung zu einer Beſferung bey einem Aufruhr machen konnte: Unter’ dem einzigen Marlin fund | der Senat auf, bey allen andern Revolutionen fen, gen die Kriegsleute an ben Kayſer zu ſtuͤrzen. Frey⸗ lich iſt Auguſts Stand im Reiche unſern Augen etwas fremdes. Er tot eigentlich der Feldherr der Repus DIE, der die friedlichen Geſchaͤfte groffentheils dem Rathe überließ, in’ Kriegsſachen aber unumſchraͤnkt herrſchte; aber dieſe Beybehaltung ‘der alten For men war ein Meiſterſtuͤck der Klugheit: Tiberius war ſo grauſam nicht, wenn die allgemeine Noth da war; man hat Muͤnzen und Aufſchriften, die ſeine Gut⸗ thaͤtigkeit nach beit groſſen Erdbeben bezeugen, und feine von Se. W. angeführte Banko geht auch babin;' ader wo ſein Anſehen in Gefahr war , zeigte er ſich amerbittlich. Beym groſſen Veſpaſian wünfhten wir‘ allemal; daß man feine innere Regierutig‘ beffer kennen! moͤchte; ed war mehr als Suily erfordert, in gehn Jah⸗ ren ein Reich wieber aufzurichten, dad 2dad Millio⸗ nen: Gulden ‚bedurfte, um beſtehen zu Annen. Wir Mid geneigt ihm als ‘den Größten-mter allen Behert⸗ ſchern Roms anzuſehen, denn der erſte Antonin; ber Ihm am naͤchſten am, empfieng das Reich! in einem bluͤhenden Zuſtande. Dieſer erſte Vand

Dre Bid zum Nerva geht, macht 55160G. aus.

Cor .

gıq

Der zweyte Band geht bis "um. Mariniond: Cund iſt 708 ©. ſtark.) Wir machen uͤber denſelben eben die Aumerkungen, bie wie ‚über den erſten ge⸗ macht Haben. Hr. W. Hi für einen Weifen zu krie⸗ geriſch. Trajan iſt fein Held; er ruͤhmt ihn, weiß

ee ſeine Siege weit in die Morgenlaͤnder getrieben, und: Pie Parthen geſchwaͤcht hatte... Erimmersifch: aber:

Hr. B.:nicht.an dad Ungluͤck, dad ber rieg fe

‚auf die Sieger bringt:3san bie fruͤhzeitig hingeriſſe⸗ nen nüblichen Bärgery an die elend ‚gemachten Ver⸗ wundeten, und die hülflofen Familien. bee Erſchagenen Muß ein Reich nicht Graͤnzen haben ?' wird ed nicht

um ſoviel fchrwächer‘, je Entfernter dieſelben vom Die

telpunkte find? Hatte Trajan etwas gewonnen, wenn er feine Siege bis an die ſtreitbaren Stythen und Agwanne getrieben, und anſtatt ber er weichten Parthen

dieſe noch unverdorbene Voͤlker zu Nachbarn bekom ·

nen. haͤtte? War · feine laug daurende und unnoͤth ge Abweſenheit nicht ſelber ein Ungluͤck für das Reich? Adrian, den Hr. W. ſo ſehr tadelt, hat yethan,

was bie heutigen politiſche Rechner lehren; er ha

geglaubt ein Reich Toy ſtaͤrker, wenn feine Weite klei, ner iſt und die Legisnen haben allerdings beffee den Euphrat und Rhein beſchuͤtzen koͤnnen, als wenn fie jenſeits dieſer Fluͤſſe unter die Barbaren zu ſtehen gekommen wären. Wir ſehen die Zeiten des Adrinns) and Titus Antonius fuͤr die goldenen Zeiten von Rom Der lange Fricde ſchwaͤchte die Majeſtaͤt des u 4

. 30% Reiches nicht, und die Anzahl und Kriegszucht der Legionen blieb; wie wir and‘ häufigen’ Auficheiften wiſſen, die ihre: Namen und ihre Arbeiten bezeugen. Adrian hatte‘ ald Menſch feine Kleine Eitelkeit und Eiferfucht ‚.abee er.war ein bemuͤhter ımd vortrefhi ‚der Herxſcher. Er durchzog, ohne das Deich zu beſchweren, feine weit ausgebahnten Provinzen; er forgte zierſt find Recht, und farämelte: die Geſetze man findet uberafl Spuren ,. daß unter feiner Regierung alle Kuͤnſte gebtügt haben. Er vermehrte die Gewalt des Senats , und diefed war ſeine weiſeſte That. Die gefährliche Uebermacht der. Leibwache und der Leglo⸗ nen konnte auf keine ſicherere Weiſe geſchwaͤcht werden. Severus legte den Grund zum Untergang des Reichs, indem Adern Senat zu tief erniedrigte, und die Kriegszucht verlohren gehen ließ. Adrianus hat nicht nur ſein: Grab/ ſondern unzaͤliche Gebaͤude, und zu Athen eine neue Stadt aufgerichtet. Daß Adrians Fehler von feiner Provinzialauferzirhung hergekom men ſey, iſt eine befondere Muthmaſſung; feine Auferzichung war vortreſtich, und Auguſt, mit dem man ihn vergleicht, ſtudierte (wie man ed nennt) eben, auch auf einer Landſtadt; aber Adrian traf nicht mehr Die Hlühendem Zeiten der Wiſſenſchaften an; fle waren zur Literatur herunter geſunken, weil viele boͤſe Kay fer die obern Gaben fange unkerdruͤckt hatten. Wir bedaiwen den Mangeb an: Urkunden zur Regierung | des Titus Antonius, der fen nicht bie Schwie

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rigkeiten des Veſpaſianus zu überwinden hatte, aber dennoch dem Reiche die gluͤcklichſten Zeiten geſchenkt bat, die es jemahld genoß. Er lich Den Muth der: Regionen. bey einem langen Frieden nicht zu Grunde: gehn, fie. waren noch lange. hernach allen andern Voͤlkern überlegen ; erſt nachdem man fie mit andern: Nationen und mit Mietlingen vermiſchte, ihre Waffen’ und Einrichtung der Legion veränderte, und Die Arie, geszucht verlohren gehen ließ, verlöhren. fie. auch ihr Uebergewicht, das ihnen: die Nördlichen Völker. ſchon zu den: beten Zeiten ſchwer genug machten. "Titus ſagt, unſer V. hatte nicht le Sens profond de M. Aurele. ., Ex beſaß den bon Sens in der hoͤchſten Voll; tbommenheit, da M. Aurelius ſchon etwas zum Ueber⸗ wriebenen, und zur Spekulation ſich neigte. Wir leſen an allen Orten von der uͤblen Auffuͤhrung der juͤngeren Fauſtina. Faſt ſollten wir glauben, die Geſchichtſchereiber thun dieſer Kayſerin unrecht. Sie lebte mit bein Kayſer in der groͤſten Einigkeit, fie‘ gebahr zahlreiche Kinder, davon die Schaumüngen: - Zeugen find ; fie richtete fich nach: feinem Geſchmacke, und alle ihre Bilder find in bloſſen Haaren ohne allen. Hauptſchmuck, und ohne die Perlen ihrer Mutter, gefchnitten; ‚man findet beym Gallenus Zeichen ,. wie: fie für ihre: Kinder. eine forgfältige Mutter geweſen, und ihr Gemahl giebt ihr das beſte Zeugniß nach . Ihrem Tobe. Wir fehen & 313. nicht ab, warum unter dieſem Kayſer die Braͤmen bätten entbiögt ſeyn

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N a . Pr v . ⸗. 14 A :

{ollen , fit: waren enger, und Adrian war ein Mei. J | |

ſter in Verſchanzungen; bie Legionen waren auch unfehlbar noch in ihrer Arbeit, baueten Städte, ges ben. Kanuͤle, ‚richteten Bruͤcken auf, u. ſ f. Aber

Rom hatte feine alten Geſchlechter, feinen Nationale - -

ſtotz, und feine darauf ‚gegründete Großmuth verloh⸗ ren. Fremde und Barbaren fanden fchen den Zur gang: in‘ ben: Senat, die freylich nicht mit dem pa⸗ triotiſchen Geiſte der Seipionen befecit waren: Per⸗ tinax wird getadelt, weil er einiges Vorwiſſen vom Tode des thoͤrichten Commodus gehabt, und weil er einigen. barbariſchen Abgeſandten ‚den Tribut abuehm men ließ, den ihnen Commodus bezahlt hatte Per⸗· tinax muß doch ein hochgeſchaͤtzter Fuͤrſt geweſen ſeyn/ da Severus ihn zum Vater angenommen hat, ſo wie er des M. Aurelius Sohns Sohn -feyn wollte. Ludwig XIII. hat ſonſt den Marechal d'Ancre nicht . arquebuſieren laſſen, ex. ließ ihn ermorbden; aber wo bat Hr. W. gefunden, daß Conchini das Haupt einer feinen: Fuͤrſten entgegenen Faltion geweſen ſey? Er ſcheint dieſen Mord zu billigen, der nach unſerm Be⸗ griffe nichts als Furchtſamkeit anzeigt. Hr. W. tadelt auch den: Vertinax, weil er dar Laͤtus der ihn zum Throne erhoben. hatte, ‚nicht hat hinrichten laſſen. Auguſt verlegte freylich die. Legionen auf die Graͤnze, er forgte aber für Rom durch die Praͤtoria⸗ ner, und. für Italien durch zwey Flotten. Wir muͤffen bier ſchlieſſen, und nur noch anmetken, daß das Krieges

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voll: das Reich eben feiner beſten Kayſer beraubt hat, denn dahin rechnen wir den Alexander, den Probus, und ſelbſt den Pertinax. Es war alſo nur in Der Natur, daß gute Kapier den Senat. erhoben, und ein Gleichgewicht wider die Armee fuchten. .

VLXXVIII.

Boyſitaliſche Erdheſchreibung. Don Thorbern Bergmann, a u

Hi 8. betrachtet die Erde ald zwey —* fe ofen / Die in einem "geoffen Meere liegen, und mit vielen Kleinen Inſein umgeben find, Da mehr Landin:dem Nord. pol if fo Tcheint an demſelben Ende die Erde ſchwer⸗ rer zu ſeyn. Was von den Eſquimaur S. rı. geſagt Wird, iſt nunmehr gewiß, denn fie reden offenbar eben bie. Spramde ‘die von den Grönländern gereder wird. Nach: den:grofien fogenannten Kontinenten fol⸗ gen Die Infeln ‚deren Gröffe Hier ungefähr beftinunt, wird, | und dann die unbekannten Länder. Hr. B. ſcheint die nordoſtlichen Reiſen nicht fuͤr ganz ſchwer zu halten; wir zweifeln aber noch immer, ob auf einer folchen Polhoͤhe dad Meer lang genug offen bleibe, um von Wardhus bis nach dem Anadyr , oder nody . weiter in eine milbere Gegend , su fehiffen ; ob es wohl hin und wieder ſchoͤne Tage geben mag. Der Erzählung des da Fonte ik Hr. D. nicht ungünftig. Don ben :

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Inſeln um die Magellaniſche Meerenge ſollte man billig mehr wiſſen, nachdem die Franzoſen, und nun⸗ mehr auch die Engellaͤnder ſich einige Jahre daſelbſt auf⸗ gehalten haben. Bon den Bergen handelt Hr. B. aus führlich; ex glaubt dem Bourguiet und Buffon, die Wine kel der zwey ein That umfchlieffenden Bergketten ſeyen allemal wechsſelweiſe gleich. Wir haben aber allzuoſt geſehen, daß das Thal auf beyden Seiten ſich verengert, und die zwey Ketten einander berühren. Ein Schots tifcher Lord hat und von den Pnrenden -eben daffelbe verfichert, von denen er eben zuruͤckkam. Wir koͤn⸗ nen auch nicht zugeftehn, daß Die Alpen nach Süden und Weſten gaͤher find. .: licht nur ſicht man in gang Sselostien. bie nördliche. Seite in entfetsliche Wände abgeſenkt; aber es ift auch gewiß, daß ans. Wallis nach Italien die Berge uͤberall wegſam, und hinge⸗ gen von Wallis ins Berniſche mehr als zwanzig Stun⸗ den lang voͤllig unzugaͤnglich ſind. Hohe Berge. ſind durchgehends ſteil, und ſtellen ilange Mauren vor. . die ſehr oft etliche Hundert Klafter tief ſenkelrecht ſich abſtuͤrzen. Leſenswuͤrdig iſt, was Hr. B. über den Bau der Eyde ſchreibt; eine Materie, die erſt ſeit einer kurzen Zeit in Deutſchland bearbeitet wird. Man erkennt aus allem, fagt unſer Hr. Verfaſſer, daß un, fere Erde einmal ganz unterm Waſſer geſtanden hat, und verſchiedenemal uͤberſchwemmt worden iſt. Die Lagen der Felſen haben unbeſt aͤndige Richtungen 3 wir haben ſie Mondesweiſe mit den. Hoͤrnern höher

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und ſchr oft nach Suͤden ſchief geſenkt gefeßn of aber ſind fie Waſſerpaß. Die Gänge, Metalle und Edel⸗ Reine werden hier betrachtet, und die. Verſteinerun⸗ gen damit verbunden. In einem andern Abſchnitte verzeichnet Hr. B. die beruͤhmteſten Hoͤlen; man ficht ‚in denfelben, und auch Aufferlich auf dem Harze, Zeichen einer Zerftörung der ſchon gebauten Erde,

und groffe Felfenflücke unordentlich auf einander ge -

worfen. .Die Alpen find Hingegen, wenige Stellen ‚ausgenommen, dichte Pfeiler. Die Quchen folgen. Here B. glaubt , diefelben können doch nicht alle aus den Dünften und dem Regen. entfichen, weil der Rhein und Rhodan u. f. f. im Winter Eeinen Mangel an Waffer haben. Sie haben aber freylich Mangel und werden fehr niedrig, kleinere Waldſtroͤme gehn auch öfters ganz und gar aus, Die groffen aus ben Höfen der Gletſcher kommenden Stroͤme behalten etwas Waſſer, weil im dieſen Hoͤlen die Wärme ums ‚veränderfich if, umd allemal etwas vom Eiſe Ads teopfetz daß aber Duͤnſte innert der Erde auffteigen, wie Herr B. glaubt, bedarf eines gewiffen Baues, und hat bey den dichten Alpen nicht. Pla. Es fcheis nen auffer Helvetien Feine Waſſer zu ſeyn, die nie⸗ mals frieren, und auch andre Waſſer vorm Frieren bewahren, ob ſie wohl ſelbſt kalt und angenehm zu trinken ſind. Die Fluͤſſe, ſagt Herr B. haben nicht eine ihrem Falle angemeſſene Schnelligkeit, und die Donau —* mehr Geſchwindigkeit zu zeigen als die Hoͤhe der Huͤgel um Doneſchingen mitgiebt. Wir

gimiben , die urſpruͤngliche von dem Abſturze bey ‚Alpen mitgebrachte Geſchwindigkeit befchleunige eins Zeitlang den Lauf der Flüffe, und diefes thue bey der Donau der Inne, der mehr Waſſer führt als die Schwäbifche Donau’, und von den höchften 16000, bis 18000 Schuhe hohen Alpen hermnterfürzt. Und dann wird die Gefchwindigfeit ſehr veraͤndert, und vermindert, auch wohl vernichtet, wenn der Fluß in einen See faͤllt, oder ſonſt durch ein flaches Feld laͤuft. Die Donau ift in Ungarn file, und wie berum ünter Belgrad ſchnell, fo iſts der‘ Rhein, ſo daß eine mittlere Geſchwindigkeit faſt nicht zu beſtimmen iſt. Die Ausduͤnſtung kann man des Jahrs nicht auf 30 Zoll, und nicht viel höher als auf 15 fetzen ; ſie Tann aber dennoch alles zulauffende Waſſer erſchoͤpfen, wenn der See nur eine genugſame Weite hat. Von dieſen Seen ſpricht unſer Verfaſſer, von den kleine⸗ ren, und vom groͤſten, dem Meere, deſſen untere Stroͤme (Courans) cin noch unerklaͤrtes Geheimniß find. Vom fallenden Waſſer, Thau und Regen , haus delt Hr. B. gleichfalls; auch von den Lufterfcheinungen vom Donner und Blige und vom Sturme; dann son den Jahreszeiten ; von der unveränderlichen Waͤr⸗ me tiefer Waller, von den. ordentlichen Reifereinden, und den zufälligen Veränderungen der Erde ; den feuer» fpeyenden Bergen ; der Abnahme des Waſſers in den Schwediſchen Meeren, und dee Zunahme an den Niederlaͤndiſchen und Malabarifchen (zum Theil auch

J 22 329

‚den Englifchen) Kuͤſten; endlich auch von ben Ges waͤchſen und Thieren uͤberhaupt. Bey deren, letztern Hr. B. doch einige Geneigtheit hat, mit dem Hrn. von Linee anzunehmen, das Maͤnnchen bringe das adrichte aͤuſſere Weſen, und das Weibchen dad innere Nervichte, dem neuen Thiere zu ; ‚cine Muthmaffung, die von allen Muthmaffungen wohl die unmoͤglichſte it, wenn man blos bedenkt, wie in unendlich fei⸗ . nen Theilen die Adern und Nerven in einander verwo⸗

ben find, da auch der feine Unterfchied des Gehirns zwifchen den Thieren von .ahnlichern Geſchlech⸗ tern völlig unberuͤhrt, und unbekannt ift,.fo hat man nicht den alfergeringften Grund zu fagen, dag cher das Weibchen als das Männchen das nerpichte Wefen hergebe. In den Jumaren, wo der Bater cin. Stier, und die Mütter eine Efelin ift, und wovon mir Zeich⸗ nungen vor und haben, die durch Veranſtaltung des Kardinald des Lances verfertigt ſind iſt das Aeuſſere, (nemlich Magen und Gedaͤrme) gänjlic der Mat ter aͤhnlich.

WB 1LXXTX. Ludther und die Reformatoren . gegen Beillard gerettet. 3769. (S. 1389.)

| Da frame Eerichtfehreiber Hr. Geilard r in ſeiner Geſchichte Stans I. ungeachtet unſerer er⸗

320. ———— —— = leuchteien Zeiten, dennoch aͤuſſerſt wider Luthern ein genommen, den er vermuthlich bloß durch Boſſuet und andre Feinde kennt; denn die deutſchen Werke des groſſen Mannes hat er gar nicht, und vermuth⸗ lich auch dic Lateinifchen nur obenhin geleſen. Hr. &., der Luthers Grobheit alle Augenblicke tadelt, braucht felber gegen den Mann fchr ımabgemeffene Ausdruͤcke, Impudence, Infolence, Opiniatret6, Or- gueil. Er mißbraucht den allmähligen Fortgang Luthers zu miehrerm Lichte, ald einen Beweis jeiner Widerſpruͤche. Wenn er fragt, wer Luthers Werke leſe? fo follte er fich erinnern, daß alle Wiffenfchaften ‚Staffeln ımd Zeiten haben; daß Luther zu feinen Erklaͤrungen der Heil. Schrift bey weitem nicht bie „Huͤlfsmittel gehabt, deren wir Heute und zu erfreuen haben; und endlich follte er wiffen, dag Luther ein Klaſſiſcher Schriftſteller in der deutſchen Sprache iſt, und feine Lieder, ungeachtet der veränderten Zeiten,. noch immer gefungen, und mit Vergnuͤgen gehört werden. ——— G. dieſer Rebelle habe alle Machten zu ſtuͤrzen getrachtet; kein Menſch war weniger geſchickt, im zeitliche Dinge ſich zu miſchen; er hatte zum Grundſatze: Bott regiere und erhalte feine Kirche wider alle Anſtalten menfchlicher Kluge heit und fichtbare BDracht ». und Gaillard geficht Diefen Grundfaß felber. Wider feinen Willen muß ‚ee den üunüberwindfichen Muth des Mannes cts kennen, u“ zu Worms Huſſens Schickſal vor. Augen

hatte,

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als wenn mandie Begierden der Menſchen zu viel ein⸗ ſchraͤnken könnte. Die Ehre foll an die Stelle der Relie gion treten ; die Ehre, die mar auf dem Beyfalle der Menſchen beruht, und die angeſehenſten Bhilofophen nicht hindert zu Tügen:, zu verlaͤumden, zu verfolgen, die Unreinigkeit auf tauſenderley Weiſe aufjumuntern. In Frankreich hauptfächlich bemühet man fich nicht nur der Gottheit bie Aufficht über die Menſchen, die Beſtrafung des Boͤſen, und die Belohnung des Guten zu entziehn, man laͤugnet auch geradegu dad Dafeyn "eines Schöpfers ; und weiß mit taufend Kleinen Eins wuͤrfen einzufchleichen , die den ſchreckenden Begriff :tined allmächtigen Weſens fchwächen. Man bedient fich Hier aller der geringen Fehler, Die von den Rabbi nen oder einjelnen Ehriften in der Auslegung der Offene barung begangen worden find ‚und koͤmmt in Beinen "Büchern. ale Augenblicke mit eben denfelben Anfaͤllen ‚wieder. Was foll'man mun von diefer Yusrottung dee ‚Furcht Gottes anders hoffen, als eine Zuͤgelloſigkeit in unfeen Begierden, und eine Erlältung in allen den Werken der Liebe, Die durch die Religion fo leicht und ſo angenehm gemacht wuͤrden. Rouſſeau hat mit feiner Einſchaͤrfung der bloßen natuͤrlichen Religion nicht ge⸗ merkt, wie umvollkommen ſie iſt, wie wenig Gewiß⸗ beit. der Ewigkeit ie geben kann, wie vollkommen un⸗ wiſſend ſie ſchon beym Sokrates über die Frage bleibt, . ‚wie kann der fündige Menſch Gott verföhnen ? Und was ift die Wirkung feiner Satyren gewefen? Eben v. Hallers Tageb, Th. L

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Bi nätdeficpe Verihrung Gottes, bie & Abit die Offenbahrung erheben wollte, iſt zugleich mit derſelben deh feinen Bewunderern derlohren gegangen.

* LXXXIII Caſtilhon % | ‚va (®. um» fr | | im Framoſe ſagt U convient de prouver que jes habitung de la Alonarchie franqoiſe font inäniment au Veſſus de taute cgmparaifon avec le refte des peu. hles de Ia terreg folglich mußte er alle berühmte Voͤlker alter and neruer Zeit herabwuͤrdigen, mußte den Roͤ⸗ mernu, Esyptiern und den Chineſern dad Urtheil ſpro chen. Aber Herr C. zeigt wie wenig er Geographie und Ratarichre beſite. Daß die in andre Bänder ven een Möller ihre Sitten veraͤndern iſt nicht alle waal vichtig. Mitten in Perſien lebten griechiſche Kole⸗ nien wach den Sitten ihres Vaterlandes, und die Ju⸗ den behalten in allen Theilen der Welt ihren Rationab⸗ tarakter. Der Amrribaniſche Britte, iR von dem uropäifchen nicht unterfchieden. Wo Hat Caſtil⸗ don die blauen und gruͤnen Augen gefehen , bie er als ein kinterfcheidungsjdichen den Deutfchen beylegt ? Wo ninnnt er den Beweis er, daß der Hang zur Diebe vn der Galle, web zwar von der ſchwarſen Sale ) Conmdoratioo⸗ Tür let canfes phyfigtres de la diverlite

komme , die nirgends il. Das Maliänifche ſelbſ fol nicht fo angenchm tönen als dad Franzoͤſiſche, daB wegen feined e muet gar nicht tönt. Wo hat er die Nationalphyfiognomie der Engländer gefehen , bie monotonifeh ſeyn, und Langeweile machen fol. Keine Mation ift mehe einzeln , und minder eine Kopie. Die Morgenlaͤnder find nicht wegen der Lage grauſam. - Der Benjan it mild, und fchont felbft dev Thiere , und feine Gefee gehn mit dem Leben des Menſchen vorfichtiger um, ald die EChinefifchen , fo: wie: Feine darinn übereilter zu Werke gehen und ſchaͤrfer find ald bie Franzöffchen. Herr Caſtilhon kennt ben Norden nicht ; gang unrichtig fagt er , die nördlichen Völker haben fich in der Regierung weniger hervorgethan ald die füdlichen. Dee Nord hat das vortrefiche Gleiche gewicht zwifchen dem Könige und dem Volke erfunden, und der Suͤdlaͤnder die unumfehränkte Macht. Wir Halten den Puma weder fuͤr fanatifch noch fir dis nen Betrüger ; er rief die Römer von der Abgoͤtterey zu einem einzigen Gott zuruͤck. Ein ungegruͤndeter Ge⸗ danke iſts, daß die Roͤmiſche Gravitaͤt und ber Nas. tionalfarafter fich auch unter den Kayſern erhalten has ben folle. Mach dem Trajan Andet man wenige Spu⸗ ten bes Römifchen Muthes mehr , und felbft die Bau⸗ kunſt, die Here C. zum Beweiſe anführt, wurde mit Zierrathen uͤberdeckt. Die neuern Römer, und fchon Cicero bekuͤmmerten fich auch wenig um ben eigentlio chen Ackerban. Ste verſchmaͤhten die Handlung nichn 323 |

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and fie mar ſchon zu Ciceros und noch mehr zu des Clau⸗ dius Zeiten der Weg zum Reichthum. Die Regie⸗ rungsform zu Rom ſoll nicht militaͤriſch geweſen ſeyn; fe. war es aufs hoͤchſte und eigentlichſte. Denn nicht vur war fo gar der. unterſchied der Familien auf die Pferde gegruͤndet, ſondern ein jeder Römer war ein - gebohrner Soldat-r und mußte eine gewiffe Zeitlang - dem Baterlande dienen. Daß die Sranzofen , auch in ben: dunfelften Anfängen ihrer Regierung , ſchon ihren Koͤnigen aͤuſſerſt ergeben geweſen, widerlegt ſich aus der Berbannung des Sohnes des Merovaͤus, und der. frechen Antwort eines gemeinen Franken. an den, Clodovaͤus, der die Beute mit ihm theilen. mußte. Was Hear E. zu Entfehuldigung.der Unruhen unten Karl VI. und der Ligue ſagt, kann jedes andere Wolf zur Entfchufdigung der feinigen ſagen, und warum ſollen die Engländer wegen Karld des I. Beurtheilung mehr Barbaren ſeyn, als die Franzoſen, wegen der em fo fehnlich gewuͤnſchten Verſtoſſung Heinrichs ni. deſſen Ermordung, zwey Drittel der Nation mit Jubel ‚sefenert haben. Sehr unrichtig duͤnkt und der Rath des Herrn C. bey der Auferziehung der Jugend das Latei⸗ niſche wegzulaſſen, als wodurch dieſelbe vom Genuſſe ‚der. trefflichften Werke ausgefchloffen , und in die u ‚Schranken ‚der Franjoͤſiſchen Schriften eingeſperret wird. Die ausſchweifenden Lobſpruͤche ſeiner Landes⸗ leute, die allemal mit dem Ausſchluſſe aller andern Nationen begleitet ſind, Können wir nich alle beleuch⸗

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ten, aber die donce" “politeffe dans nos difputes haben wir nicht ohne Lachen leſen koͤnnen. Man jeſe, wie Höfich Voltaiceimd andre Philoſophen ihren Gegnern begegnen. Dankbar aber ſehn wir den Verfaſſer doch den air- de conquete erkennen, den feine Landesleute Aberall, ſelbſt in!der Liebe beybehalten. Aber nichts iſt widerfinniger ald ber Ruhm : ein "Framofe nehme alle Geſtalten an, und ſeye zu London An Engellaͤnder / im Haag ein Holländer u. ſ. f. Sie bleiben an allen Orten ſichtbarlich Franzoſen; und verlangen/ andre | Mationen follen ſich zu ihren Sitten beugen. Eben fo ungerecht Tihreibt er das Gefühl der Ehre ihnen au) das alle Europäffihe Nationen befigen , und viele wei⸗ |

ter treiben als die Franzoſen. ILXXXIV. BE ; : Meber, die Auflagen. .. u... Zu Ar (Bus. Ce). Eee

| Te —E de Hip, m daB Sat ce Srangofen’ von jener Klaſſe, die 'mit der beiten Abficht , dem’ Landbaue aufzuhelfen , ihn dennoch durch die darauf gelegte Beſchwerde zu Grunde eich J ten wollen. Ihr Irrthum iſt, daß alle Auflagen) fie mögen ſeyn wie fie wollen; endlich auf. den Beſttzer

zuruͤckfallen; wogegen er durch eine Erhöhung dee Hachten / und der Pachter durch eine "Erhöhung: der

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reife ſich retten muß. Haͤtte doch der Verfaſſer nur Hollands Zuſtand betrachtet, mo in enwa 225 gevierten Stunden - brauchbaren Landes anderthalb Millionen Menſchen wohnen, Die dem Staate 24 Millionen Gulden bezahlen. Wenn dieſe pr einzig auf das Sand gelegt würden ı ‚fo wuͤrde ſie dix ungeheure und uncrſchmingliche Summe von 206 Gul. den auf einen Morgen son 40000 Schuh ausmachen, da hingegen die Zoͤlle, -und ie einzig auf die Rechen und ihren Gewinſt druͤckenden Hungen, es dahin bringen, daß eigentlich andere Laͤnder, dis. die ‚Hole Yändifchen Waaren kaufen, dieſe Steuren bezahlen muͤſſen, und der Arme in Holland ungefaͤhr + Gul⸗ den des Jahrs bezahlt, und folglich Dem. Staatg kaum den z2 Theil feines Verdienſtes entrichtet. Er Hat ſich auch nicht erinnert , daß der Landwirth alte feine aufzuwendenden Unkoſten vorſchieſſen, folglich, wenn er dadurch in die Noth geraͤth, ſeine Produk: ten nicht nach des Maaſſe der mehpreen Beſchwerden ihener geben kann, ſondern woblfeiler wegſchlagen; und gar zu Grunde gehen muß... wenn alle: Laſten des Landes auf ihm liegen, und cin, unfruchtba- ves Jahr ſeinen Grund von allen Produkten beraubt, In Helvetien liegen fall alle Abgaben auf pen Grunde ſtuͤken, weil fie ehemals gegen ‚eroigen Grundzinſe von den Edlen wegegeben worden and. Gie ſind ag ring, und druͤcken doch den armen Sandıpann. bey einen Mißwachſe gar fee. Im. Frankreich aber wo zo.

ol | 948

Mitluonen Norgen And , mhßte. der Morgen 22 BE.

bezahlen, wenn ber. König mus 360 Millionen aufs nehmen ſollte, and dieſe Aulage würde in vielen Gegenden den ganzen reinen (Eintrag eines Morgens wegnehmen. Wir machen diefe Anmerkungen, weil die ganze Sekte den Grundſatz unaufbärlich wie; holt , der dad Reich nöllie au Grunde richten, und den Beſitzer des Landes zwingen wuͤrde, eher feine Grundküde abınteeten , als bie unerſchwinglichen Auflagen zu bezahlen. punk ind die Gruͤnde, wa⸗ vum unfee Ungenannte ben Caufmann nicht beſchweren will, ſehr ſeicht. Die Taille bat allerdings ihre uner⸗ teägliche Fehler, weil fie eine Vermoͤgenaſteuer iſt, die ohne Kataſter willkaͤhrlich aufgelegt wird; ſo And Die Aides. Freylich haben die Acciſen auch ihre Sch: ker, wenn fie zumal bad nothwendigſte am meiſten/ und das: entbehrtichſte am werigſten druͤcken. ig ſind aber dennoch, wenn fe gach geſnuden Gruudſaͤten aufgelegt werden ; das zinpige Mittel , alle Untertha⸗ nen nach dem Verhaͤitnifſe ihres Aufwandes, unh folglich Ihrer Einkauͤnſte zu bejegen. ie uͤbergchen das aAbeige, dad mehreutheils in Scheing euͤnden be⸗ ſteht. ur eo hw..d

94*

u | .LXxXXV | a YBefäyluen

urn. (8. 406.) j ne

Feeötich find des Aeſchylus Trauer ſpiele he einen ganz andern Grundriſſe verfertigt, als die unfrigen; Eine einzige Verlegenheit der Hauptperſon nimmt Bad ganze Spiel: ein, ohne Epifoden, Knoten, viele Perfonen, und fönderliche Umftürze des Glüces (Ta - taftrophe ). Manchmal bleibt die Hauptperfon in der Verlegenheit, wenn das Spiel. aufhört, wie die Das naiden ; der Prometheus. Die Einheit der Dexter und Zeiten ift auch. nicht beobachtet. Oreſtes iſt zu Meiphi, und wieder zu Athen. Offenbar iſts, dag Leſchylus theils dem Nationalſtolze der Athenienfen geſchmeichelt Hat, und theils mich der Republik Aeu 908, wie aus den :Eumeniden, den Danaiben. und andern Stellen erbeut/ etwas Angenehmes vorzuſa⸗ gen geſucht hat. Ihnen zu lieb ſcheint der ſonſt verhaßte und in der Hölle von den alten - Dichten belteafte Karakter der Danaiden günfig genachts und die Großmuth des Volkes von Argos erboben worden gu ſeyn. Das wefentlichfte machen die Pins Darifchen Lieder aus, die in allen Gedichten vorloms men, und worinn Aeſchylus an Erbabenheit, aber auch. an Dunkelheit, den Sänger von Thebe faft noch

°) Tragedies d’Efchyle, Paris 1770, _ %

Ber nd 348 uͤbertroffen hat. Selten verfaͤllt A. ind Niedrige, in etwas ‚doch. in. den ſieben Anfuͤhrern :von Theben. Wunderlich muͤſſen uns bie Hoͤſlichketten vorkommen) die Minerva ben Furirn vorſagt, und der Segen, den die verſohnten Unholdinnen Aber. Athen ausfpees chen; dieſer Wiberſpruch muß in deu Mythologie der Buͤrger von Athen ſeine Außoͤſung finden. Prome⸗ theus zielet auf eine Ueberwaͤltigung des Jupiters Durch einen Abſtaͤmmling der Ie. Umiemliches ſindet man ſonſt nichus beym Aeſchvylus, und keine Liebe, als die bruͤderliche und lindliche. Die Ueberſetzung iſt erhaben, und ihr Verfaſſer hat Muͤhe daran ge⸗ wandt, den Sinn des A. durch ſeine verſchiedene Ausgaben alfguinden. Inhumain vom Jupiter ge⸗ fast iſt doch kein angemeſſener Ausdruck; und Dias manten kannte der alte Dichter. wohl nicht. Die

Geſchichte der Jo iſt beym Prometheus eine zweyne mit der erſten unverbundene Handlung; bald ſollte

man meinen, Aeſchylus habe blos ſeine geographiſthe

Kenntniß zeigen wollen, und auch „Die He fehe: ver⸗ 9p worren. Eytemneſtra hat einen erhaben · boſen · Kaz ralter und ziert ſich mit den tugendhafteſten Redent

den Agamemnon zu verblenden/ dem ſie verdaͤchtig

ſcheint; ſein eigener: Karakter iſt offenherzig und ebel..· Zu den Choephoren (dem Morde dieſer Königihn.)i : Bat Racine ein Exemplar mit eigner Hand verbefferta

Die Danaiden hatten eine ewige. Jungferſchaft ga ..

lobet; die Geſchichte fuͤhrt Higr nicht zur Ermordig

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16 RXXY

ihrer Frever, bie. wie Die Freyer Im Hemer gebieto riſch ſprechen. Dee Herausgeber endigt mit cine Abhandlung, worinn er Die Reifen der Yo zurccht hringen wil; es ſcheint aber uumbgiich den Syrung ans Aßen ind Land der Gorgonen zu erklaͤren, and wien Iaheen Seat af nach Aeghpten zuruͤck

Bu LXKKVL Thomas Abbe) 1771. (8. 751.)

Dur Briefe weiche dieſer Mann mit Ham endel⸗ ſohn und Nilolai . gewechſelt hat, gehen viele Er⸗ laͤuterung il der Geſchichte der Litteraturhriefe (einer veriodiſchen Schrift, Deren Strenge den Reienſen⸗ ten oft mißſiel, ob er gleich- nie mad von derſelben gelitten hat, auf der andern Seite aber fand cr in

derſelben eiwas, dad er vor dem in kejner wougſtens i beſtaͤndig gefunden basic: Diesnfenen melche- jeige tem , ihre Verf. bitten beſſere Schriften ſelbſt verfer⸗ Wera koͤnnen, als ſie rezeußrten. Dieſe letzte Eigen⸗ ſchaft hudet ſich eben nicht in. manchen neuen Rezen⸗ fionen; Die. ſonſt die erßere, ſchlimmere, bey Littera⸗ tarbriefe, wach baben). Wie ſorgfaͤltig Abbt in Atsarbeitung ſeiner Eoriften, wie, —— fir

re *) Freundſchaftliche Bakrehomen.

347 gegen bie nichtoweniger ald ſcheuenden Kritiken fe ner Freunde geweſen, dieſes hier gu ſehen, kann mans chem Schriftſteller ſehr lehrreich ſeyn. Einige phi⸗ loſophiſche Unterſuchungen ſind auch unterrichtend. unterſchiedene Elaguole Briefe ,, beweiſen weiter nichts , ald daß Abbt für Die Lebensart nicht gemacht war ; und ſich nicht in fie zu fchidden wußte, zu der ihm feine Umſtaͤnde eine Zeitlang. nöthigten. Er hatte aber auch fo viel Selbſterkenntniß, daß. ex für bie Aſtronomie nicht gemacht wärk, durch welche ihm eine Verſorgung angeboten warb, und: folglich konnte Abbts Genie gu manchen Dingen nicht gemacht feon, zu denen andere Genies gewacht find, . Wie «3 Abbt Hierinnen gegangen iſt, fo it es mehr guten Köpfen in und auffer Deutſchland gegangen, die bes wegen nicht für noͤchig gefimben haben, Klage drucken zu laſſen und allenfalls nach dem Horaz Yes lernt haben: Sibi res, non fe fubficere rebus. Ti terhaltender, und werth auf die Nachwelt zu kom men, find die Briefe in denen er noch in inter dom Hrn. Grafen von Buckeburg, zu einer Zeit redet, Da er noch ohne was von biefem Herrn zu erwarten, buch eine anderweitige Befoͤrderung zu bald von Ihm entfernt gu werden. firchtete. Der, ber Abbten zu ſthaͤtzen, zu brauchen, zu Delohnen wußte, war in feiner Art was noch viel eufferodentichnen, 4 ae wder feniaen. ——

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.PUKRKVIL u Arifloteles/ Horaz, Vida, Boileau. Nach dem Abbt Batteup. 9 ) zz S 922. f.)

1. 1 Maike, Rr. B. verß chert, er habe Birth überfegt; dad hat er nicht. gethan, und vielmehr fei,. nen Verfaſſer umfchrieben, ren liefet dad Bud ſelten mehr, es kraͤgt aber, ob es wohl nur ein Theiu von einer Dichtlunft iſt, daB Gepraͤge eincd groffen Meifterd. Der Geichmad des Phitdſophen ift über Haupt sortrenich. Was er von ben Einheiten fagtı . felbft von ‘der Einheit des Karalters bey Dan teagi ſchen Verfonen, was er über die Entwickelung de Knoten ,.den Borg Bes Trauerfpield (es war. eine wirkliche Oper) erinnert, ımd überhaupt das ganze Merk iſt aufs Feinfte gedacht, . Obwohlinun Hr. B. vom Ariſtoteles glaubt, er babe genusfame Muſter groſſer Dichter vor fich gehabt, Regeln für die Dicht⸗ kunſt von denſelben abftrahiren zu können , fo finden wir. doch des Stagiriten Begriffe eben um Deswegen am etwas gu- enge, weil, er nur wenige Mufler nor fich gehabt hat, daher fein dunkler Begriff, durch das Trausvfpiel den Schrecken und das Mitleiden gu

zeugen, : Dad iſt nicht der Zweck des -Trauerfpicld,

fondern das Herz durch ernfihafte Triebe zu rühren,

*) Poetique d’Ariftote, d’Horace, de Vida & de Boileau, 2 Vol. Paris 1771,

—— 349

pP

Die blöffe dieGroßmuth, macht ohne Schrecken und Willeid einen vortrefichen tragiſchen Karakter; fo iſt Cinna und Titus, ſelbſt Nicomedes und Heraclius. Aber die Athener (warum doch ſo weitlaͤuftig Athenienſer) litten in ihren Schaubuͤhnen am liebſten ungluͤckliche Torannen; fie nahmen fie deswegen gern aus den trauervollen Haͤuſern bed Las jus und des Pelops; Doch nicht gllemal, wie Arts. ſtoteles meint ; ‚denn Aefchylus hat die neueſten Perſer aufgeführt. Eben fo unrichtig iſt der Begriff, Die tragifchen Perfonen müffen weder gar zu laſterhaft, noch allzuvolllommen ſeyn; ein geſtrafter Laferhafter ift tragifch , und die belohnte Standhaftigkeit eines ‚mit dem Unglüde kaͤmpfenden ächten Helden if es auch. Daß der Ausgang allemal traurig feyn: müffe, iſt eben ein folched Vorurteil; er ‚war. ed auch bey den Alten nicht , wie in des Euripided Alceſtis. An einem geoffen Verehrer des Homers muß man es ent: ſchuldigen, wenn Ariſtoteles meint, ex habe die Men⸗ ſchen beſſer gemahlt ald fie find; wir finden alle’ Ka⸗ raktere vermuthlich nach der Natur gemablt, aber fehr. unvollkommen. Die Alias iſt der Sieg der Gewalt, und die Odyſſea der Triumph der Lil. Daß die Jamben eben nichts zur Satyre vorzügliches haben haben die lateinifchen Satyrenfchreiber beroiefen. Nach dem Werke kommen einige - Anmerfungen. Das Reinigen durch den Schreden und das Mitleid fucht Her, B. au erklären; es Sr aber für und noch

350 _ ] immer: dunkel, And wir wuͤnſchten nicht, bdaß man das Mitleid aus unſern Freunden austriebe, oder es bey und auch nur ſchwaͤchte. Here B. vertheidigt den Achilles wider den groſſen Keuner den Horaz , wir finden aber den Peliden noch viel tadelhafter. Sein Verkaufen des Körpers des Hektors, des ein zigen Helden, der einige Menſchlichkeit zeigt, iſt bloß durch barbariſche Sitten zu entſchuldigen. Und Pu piter kannte ihn beffer, dee durch ein Wunder⸗ werk ihn zwingen mußte, den Priamus leidlich zu empfangen. 2. Horaz. Dieſes groffe Muſter des guten Ge ſchmacks hat freylich auch nur einen Theil einer Dicht⸗ kunſt gatefert,n: was er aber ſagt, iſt wabr und Toon reich.

3: ide: en im Virgilins wohl bewanderter Mann, der fleißig ſich mit den Blumen der Alten

nu ſchmuͤcken wußte, aber dabey weitfchweifig, mit

fremden Dingen befchäftigt, oft überaus niedrig war; und überhaupt dringt er in das Innere der Kunſt nicht ein. Die Auferziehung eines Knaben, womit ec ſich lang abgiebt, ift eine ganz fremde Sache, Dil Hegel eine Heldengefchichte in der Mitte anzufangen, und das Vorhergegangene zu erzählen, bat uns nie gefallen wollen. Nicht nur bringt fle eine unndthige Anordnung in die Erzählung, fondern man braucht die Perfonen ſelbſt zus sählen , wodurch unferm Begriffe nach entwedie bie ganze Schreibart ernie

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' UERREEREREENE 3158:

drigt, oder auf eine unwahrſcheinliche Wriſe der epiſche Styl einer Perſon in den Mund gegeben wird, wohin er ſich nicht ſchickt, da er in deu Feder des Dichters an feinem Orte iſt. Denn wenn braucht «in Fuͤrſt in feinen Reden Gleichniſſe, Metaphoren und dergleichen Zierratben , die nicht ohne Ueberlegung und Arbeit künnen erfunden werden. Und gefällt, bag Vida , ganz ehrlich, die nieberträchtigen Gleiche niffe des Homers, und die langen Reden in den Schlachten mißbilligt, und es für Leine Schönheit anfieht, ‚wenn eben die Worte wiederholt werben. Odini Anmerkungen werben im urfprümglichen Latein bier abgedrudt. . 4 Boileau. Man tennt ſeine gefeilte und muͤh⸗ Fam ausgeſchliffene Yet Verſe vollkommen zu machen. Sie. erfcheint Hier in ihrer Vollkommenheit. Aber auch bier fuche man nichts aefthetifches, nicht einmal einen vecht gereinigten Geſchmack. Malherbe war der Mann nicht, Helden wuͤrdig zu loben; und die derbuhlten Verſe des Horaz gehoͤren nicht zur aͤchten Ode; ein Sonnet iſt auch ein Spielwerk, dem wir niemals den Vorzug unter den Gedichten geben wuͤr⸗ den. Eben ſd wenig ſchraͤnken wir das Heldenge⸗ dicht in die Gotter der Fabeln ein; aber Boilean hatte den Namen des Milton, auch des Abbifon’s, nie gehoͤrt. Und wie füllt des Achilles Zorn eine F an? Weil der Dichter zwangig Schlachten ti» , und in ieder die Umſtaͤnde aus einander fegt, fe jener durch Die Leber und biefer Dusch Den Hals

*

352 J

geſtochen worden fü, ein HeberAuf in Klemigkeiten, worinn noch Fenelön.den Homer zwar nachgeahmt , aber doch mehrentheils etwas einzuflechten getracter hat, woran der Leſer Theil nimmt. ———

LXXXVIII.

| Kiopfod und die franzöfifchen Liederdichter. 1771. (S. 956. S. 822.)

|—

Ba fehen: wir lieber aloplteck Werke ſich ver⸗ vielfaͤltigen, als die weichen Herzen Der Jugend noch mehr erweichenden Werke der ſogenannten Ana⸗ kreonten; die wohl gar geradezu ſich verſprechen, durch den Genuß ihrer Lüfte, wie dur) verdienftliche Handlungen , fich einen Peg zur gluͤckſeligen Ewig⸗ keit zu bahnen. . Freylich verehren wir Klopſtocks Liebe zur Tugend und zu Gott. Iſt ſchon unfer Ge⸗ ſchmack an die neuern Wendungen noch nicht gewoͤhnt, Womit er die Sprache bereichert hat; find wit. noch immer in den Gedanken, ein Vers müffe nicht mit einem Worte abgebrochen twerden , das zu nahe mit dem erſten Worte des folgenden zufammenhängtz finden wir noch immer, hin und wieder fen man ge⸗ ‚gen Gott vertranlicher, als es feine unendliche Groͤſſe ulaſſen ſollte; fo hindern uns dieſe eingefchränften Gefühle nicht, das Groſſe und Erhabene in Klopſtocks ‚Geile su empfinden. So wenig wir uns an Die neuen

Sylben⸗

C 35}

Bylbenmaaße Jewoͤhnen, fo Wenig: wi * Darmonie in vielen derſelben fuͤhlen; fo ſehen wir nicht auf dieſes für und fremde. Aeuſſerliche, das durch ſchwache Machahmer fo: oft mißbraucht worden iſt; wie ſehen auf das Herz, auf die edeln Geſinnungen , und auf die athmenden Ausdruͤcke des Dichters. Wir glau ben auch mit Hen. K. in der poetiſchenMahlerey und in der erhabenen Schreibart Bade die dentfcht Sprache viele Vorzuͤge, ſelbſt vorder Engliſchen die viel aͤrmer im Zuſammenſtehzen ˖ iſt/und beren Woͤrter noch viel weniger Gelent haben··· Der Inhalt der franzoͤßſchen Llites der Porfieb iſt mehrentheils Tändeley und Liebe; die imeiſten find, auch ganz artig. Dieſe Art von Gedichten iſt dent Nationalkarakter der Franzoſen am beſten angemeſſem und in derſelben ſind ſie am gluͤcklichſten. Ob aber dieſe Klaſſe uͤberhaupt zum Beſten des menſchlichen Geſchlechts etwas bedtrage, ob ſte die groſſe Achtung verdiene, die viele Fuͤrſten gegen’ ihre Verfaſſer zu unfern Zeiten bezeugen, das wäre eine ernſthaftere Stage. Sie toͤnnen dienen; einen Äugenblick {u Bes luftigen. Sie koͤnnen, wenigſtens viele von ihnen, Luͤſte vege machen, die von der Natur ſelber ihr An⸗ genehmes haben; aber zum wahren Beſten des Men; ſchen, zu ſeiner beſtaͤndigen Gluͤckſcligkeit, tragen fe nichts bey. Ohne die Religion zuk Hilfe zu rufen, lehrt uns die Erfahrung, ſie lehrt es auch ſelbſt dio jenigen, die es am ungernſten lernen, def Arbeit v. Zallers Tageb. Th.L. 3

354 | |— und tugendpafte-Thaten das Geimuͤth Härten, daß ſie ihm eine Faͤhigkeit beybringen, zum gemeinen Be; ſten arbeitſam und thaͤtig zu ſeyn, und daß alles Schwere, was der Menfch oft thut, ihm geläufig, Jeicht und vergnuͤgend wird. Da Hingegen alle. mocjche. liche Tricbe alle ſiunliche, oder nach den finnfichen abgemahlte Wolluſte, das Gemuͤth erweichen, ihm erufthaftere Arbeiten ekelhaft machen,, und Auch diefe ungluͤcklicht Wirlung haben, daß die Gewohnheit ſich zu vergnuͤgen, dad Vergnuͤgen ſelbſt ſchmacklos, und wie bie ſtarken Getraͤnke den verwoͤhnten Ge⸗ | ſchmack endlich gegen alles unempfindlich machen, was nicht noch reitender, als die oewöpnten ‚Sale | harkeiten ſind. LXXXIX. | Das Jahr >44...) \ . Bi: (S. 124).

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Eine der mifvergnügten Sranzpfen, der Die En Ä gel des gegenwärtigen Zuflandes auf dag lebhafteſte

fuͤhlt, ein groſſer Verehrer des Rouſſeau, des Becca⸗ ria, und aller Fuͤrſprecher der menſchlichen Bosheit, hat hier einen freylich unermeßlich langen Traum erzaͤhlt, den er gehabt haben will, und in welchem

9 LaAn deux mille quatre cent quarante deux X par M. Mereier.)

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er nach 670 Jahren in dem damaligen Paris .toicher aufwacht, und die vortrefichen Folgen einer alled leitenden Philoſophie ficht. Der Mann hat eben den Hang zum Widerfpruch gegen fich felbft, wie fein Rouſſeau. Er ift ſehr bebächtlich, das Blut eines Miſſet haͤters zu vpergieſſen, es muß ein Mord ſeyn. An drenßig Jahren iſt zu Paris eine einzige Hinrich, hung gefehen worden. Man laͤßt den Angeklagten ſich nicht nue verantworten, fondern felber verurtheis Jen; und dann bitfet ihn der Staat faf um Vers gebung , daf g er ihn nlederfehieffen laffen will. Hin⸗ gegen laͤgt er einen Raͤcher, einen Mohren, entſtehn, der Auf einmal.s. mit Beyfall des Berfaffers , alle | Europaͤer, auch die Franzoſen, in Amerika vertilgt, ‚und dann zwar nicht etwa die Freyheit, ſondern zwey groſſe Kaiſerthuͤmer aufrichtet: Merico und VPeru. Hier erniordet unfer Mann vieleicht wanzig Millionen Europaͤer ohne Reue, dabon doch keiner dem Inca oder dem Montezuma ein Haar gebogen hat, und. davon ganze Millionen auf rechtmäßig bes feffenen, und von den Eigenthuͤmern angekauften Grunde wohnen. Die geoffen Helden ber Tugend, die Heiligen des 3sften Jahrhunderts, übernehmen aus Liebe zum Menſchengeſchlechte, „die Kloaten zu raͤumen, Steine zu hauen, und andre Beſchwerden des geſellſchaftlichen Lebens. Unſers Traͤumers Hels den, darunter Rouſſeau, erhalten nunmehr die ver⸗ ianeten Bildſaͤuſen, und treten in Marmor auf den

33—

956

Kdpfen ihrer Verfolger, ber Chriſtophes. Alle Anbei Sprachen ſind abgeſchaft, und die philoſophiſche Ju⸗ hend vom Lateiniſchen und Griechiſchen erloͤſet. Bad Palatd Royal dient der Arzneywiſſenſchaft, und ſeine

Säle zu Erfahrungen ; doch ſollte billig dieſe Kunſt

ſehr leicht ſeyn; denn der Wiederauferſiandene ver⸗ ſichert, wie Bontekoe, alie Krankheiten kommen von verdickten Saͤften. Die Theologie iſt abgeſchafft, ein ungeoffenbarter Gott wird angebetet, den ein jedef verehrt, wie er es gut findet, und doch koͤmmt ein Praͤlat in den ‚erleuchteten Zeiten, und führt den heis

ligen Paulus an. Das andre Leben beſteht auf brach,

manifch in eimer auf und abſteigenden Seelen wan⸗ derung. Die ehemahlige Kommunion it dahin ge⸗ beſſert daß man dem Juͤnglinge ein Sehrohr und ein Vergroͤſſerungsglas reicht, die Schuͤſſel zu beyden Unendlichkeiten. Die Fleiſcher werden vor die Städfe verſetzt, ihr Handwerk iſt unehtlich, Kein Buͤrger übt es, es bleibt verwieſenen Fremden. Die Tobten werden weit vor der Stadt verbrannt. Aber ſoliten nicht tugendhaftere Schauſpiele für das philoſophiſche Volk geſchrieben werden, in denen nicht eben die ab⸗ goͤttiſche Liebe zu einem Frauenzimmer der groſſt Trieb wäre, der den Helden defekte? So datt. unfer Philoſophe nicht, er behdit die franzöffehen. Schanfpiele als underbefferlich. Doch giebt e& auch republikaniſche Schauſpiele, „zumal das Lob des

Sanftmütgigen / dus ; Blutſchonenden, des ſein Va

EEE 1?

terland hefreyenden Cromwell's, denn der iſt unfers Traͤmmers Held. Der koͤnigliche Buͤcherſaal iſt zum Kabinete geworden. Man hat die Schrifiſteller fap alle verbrannt, und die übrigen. abgekürzt , ſelbũ Ho⸗ rag iſt noch kürzer geworden, weil er zu einer epiku⸗ reiſchen Ruhe raͤth. Rouſſeau, ber Romanenſchrei⸗ ber, aeht triumphirend und ungbgekuͤrzt neben Young und Locke. Voltaire muß büßen, daß er vom Jean Jaques übel gefprochen hat. Die Werke feiner letzten fünfzehn Jahre find verbrannt, und feine 26 Quari⸗ baͤnde ſehr geſthwunden. Ein Redner verfpottet die jetzige Akademie francoiſe. Die Naturalienſammlung iſt mermeßlich. Der Wallſiſch und der Elephant er⸗ ſcheirien in ihrer koloſſaliſchen Groͤſſe. Es bleibt doch xin König, deffen Thron auf dem Grabe feines Vor⸗ Fahrers ſteht aber dieſer König hat nur die uͤber den Geſetzen haltende Macht, die geſetzgebende iſt bey den Ständen, die Verwaltung führt ein Reichsrath, J und freylich ift der Zepter nunmehr nicht ſchwer; 3 aber daß ein ſolcher König alle Macht befige, Guͤtes ar thun, das iſt ſchwer zu ſehen; er iſt ungefehr ein chineſiſcher Cenſor. Der Erbfuͤrſt wird, ſich ſelbſt unbekannt, wie ein gemeiner Juͤngling erzogen, und erſt iin zwanzigſten Jahre von ſeinem Vater erkannt. Anſtatt aller Auftagen iſt ein groſſer Kaften , worcin "alle Jahre ein jeder den funßigſten Theil ſeiner Ein⸗ kuͤnfte feat. Italien hat einen Kaiſer, vor dem ſich I der Biſchof zu Rom ehrerbietig buͤckt, aber wozu 33

pP

148 = biefer Biſchof? Louis XIV. iſt verurthelit mit fele nem Schatten auf dem Schutte von Verſailles zu figen,

x Unterſuchung uͤber das Ehrilenthem. Dont Bonnet. * i77u. Zugabe S. 3 f]

Des Bonner hat aus der oben (©, 328.) angefagten Halingenefie dasjenige außgezogen , worinn vorzüglich die chriftliche Offenbarung vertheidigt wird, und von ber Geſchichte der Natur nur wenig bepbehalten. Er bat-feine Arbeit nunmehr. in ‚Kapitel abgetheilt , die allın gelehrten Kunſtwoͤrter durch gemeinere gegeben, einiges hin und wieder zugeſetzt, und das ganze 39 Kap. neu beygefuͤgt; bin und wieder auch in einigen Anmerkungen die Einmürfe beantmortet, (zumal bie ſo son einem aller Hochachtung würdigen Hebraͤer her⸗ kommen). Wir werden kuͤrzlich anzeigen, was uns am wichtigſten vorgekommen iſt. Kr. B. bält feinen Gedanken von einem feinern und unzerſtoͤrbaren Ge⸗ hirne noch fuͤr dienlich, das im groͤbern Gehirne ver⸗ borgen iſt, md erſt in der Ewigkeit ſich entwickeln fol, dabey aber die Eindruͤcke beybehalten wird, die es durch das gemeine Gehirn empfangen hat; hierdurch

3* ‚Recherehes philgfophiques fur les preuves du Chrifig- nilme 1771.

_—_- | :939

wird bie Perfonalität und die Zurechnung der Tha⸗ ten des Lebens nach des Hrn. B. Gefinnungen am - Jeichteften erklärt. Da er fich verfichert , daß win ver fehiedene Eindruͤcke ‚zugleich empfinden. koͤnnen, fo fchließt er hieraus auf die einfache und ungertbeifbare Natur der Seele. Die Vernunft hat einige billige - Vermutungen der Unfterblichleit diefer Secle, ein deutliches und uͤberzeugendes Licht aber kann nur die. Offenbarung geben. Das Dafeyn Gottes erhellt aus der Beſtaͤndigkeit und Uebereinſtimmung der Geſetze, und aus der Zufaͤlligkeit der Umſtaͤnde bey einen jeden Weſen. Alle Geſetze ſtimmen uͤberein, aber die Ur- fache dieſer Uebereinſtimmung liegt nicht im. ihnen felber. Daß aber. der Geſetzgeber felber fhreche , k der Menſch wicht deutlicher erkemen, als wen der Geſcſetzgeber babey die ſonſt unveräuderlichen Gefehe det Natur in einzelnen Fällen ändert‘, denn dad kann ik mand, ald er, thun. Solglich find die Wunderwerke das Siegel, das Gott feinen Befehlen an die Mer fchen aufdruͤckt. Die Wunder entſtehn aber nach Hrn; B. nicht ploͤtzlich, ſte ſind vorbereitet und in einem Beyſpiele ſind die Gehirne gewiſſer Menſchen ſo zube⸗ reitet, daß Ne dent Willen des. Geſetzgebers auf eine angemeſſene Weife dienen Tonnen. Auch zu andeen phy⸗ ſiſchen Begebenheiten Lönnen die Auſtalten angeordvel gewefſen ſeyn, wid vielleicht urtheilen dicjenigen, die die Wunderwerke fuͤr unmoͤglich ausgeben, wie ein Kind, das die Wirkungen eines Wertzenges fuͤr uns | Ä 34 |

9600 U

möglich haͤlt, weil es den Ban deſſelben nicht kennt. Selbſt die Schwere, die Dichtigkeit, die Menge der clebtriſchen Materie, koͤnnen Durch vorgeordnete Ur⸗ fachen beſtimmt worden ſeyn. Es iſt fo ſchwer nicht, die Wunderwerke zu erkennen. Bey denſelben iſt kein Verhaͤltniß zwiſchen den bekannten Urſachen und ihren Golgen, und die Wunder treten offenbar aus dem ges ‚wohnten‘ Gleiſſe der Natur. Es war den Juͤngern Jeſu nicht ſehwer, zu erkennen , daß Lazarus wirklich todt war ., und daß Feine bekannte Urſache ibn wieder aufwerten Konnte, und Humens "Einwurf geht zu weit. Daß alle Menfchen todt bleiben , if eine bloſſe Sammlung von Erßahrungen; die eind nene Erfah⸗ rung niemals immöglich machen Tann. Hr. B. begeg⸗ net: bier einigen Einwiwfen. Wieder die Idealiſten. Er zeigt wie Gott durch die Kette der Urſachen und Folgen das Künftige zuvor fehen könne, Die Gründe wiederholen wir mit Fleiß nicht , wodurch man bewei⸗

ſer, daß die Juͤnger Jeſu weder. betrogen haben wer⸗ den koͤnnen, noch ſelbſt Betrüger gemefen find. Hr. B. . beantwortet den Eiaminf, daß Jeſus nach der Aufer⸗

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ſtehung ich nicht allen Juden gezeigt Habe, Durch die

Arbſcht feines Leidens, die fich auf alle Seiten und alle Voͤlker erſtrecken follte, Die doch unmoͤglich zuſam⸗ mengerufen werden konnten, um alte feine Auferfies Yang: bezeugen zu koͤnnen. Er erwähnt einige hoͤchſt Deutliche , und. wichtige Weiffagungen , die unfehlbay um einige Jabshunderte aͤlter ſind, als die Menſch⸗

—— 38612 werbung des Heilandes. Die Gtuͤnde aus der innern Vortreflichkeit der Offenbarung werben ausgefuͤhrt; und endlich einigen Einwuͤrfen begegnet, die von ber Unvpvollkommenheit der Tugend bey den Ehriften / bon ber unvollſtaͤndigen Verkuͤndigung in allen Laͤn⸗ dern , von der Freyheit der Menfchen, und von ans dern Schwierigkeiten heegenommen :werden. Die Rebhaftigkeit und: Praͤziſton des. Vortrages unfſers Ver⸗ faſſers iſt bekannt, und braucht keines Anruͤhmens. xX01. I

Ueber die Offenbarung ) Don dr, v. Baller. IT. (8. 197.)

7

Mir vernehmen zuwerlaͤßig, ben dem Todtbette eines der Haͤupter der Berniſchen Republik, eines alten Freundes des Hrn. von Haller, ſey ber letztere von ‚einem in: vieler Hochachtung ſtehenden Gottesgelehr⸗ ten ermahnt worden, in: den Seiten, da dag Chris ſtenthum in feinen weſentlichen Theilen fo häufig Alte gegriffen wird , die Gründe feiner Weberzeugung an

den Tag zu legen. Man erſtreckte diefes Verlangen

blos auf die Göttlichkeit der Sendung Jeſu, auf feine. göttliche Natur, und md auf ‚feine Genugthuung /

..)- Briefe über die wichishen Wahrheiten ber

rung. 1772

weil dieſe Wahrheiten ben der zunehmenden Lauigleit der Protefianten » durch die Anfälle der Spötter und . ‚Kee:Socinianer , am meilten in Gefahr find. So fremd es dem Hr. v. H. vorkam, in einem Kelde ıu arbeiten , deſſen Bau ihm eigentlich nicht aufgetragen war, fo ließ er -fich, auch ‚durch die letzten Reden "eines flerbenden Freundes, ‚und durch Die Gegen⸗ wart der nahen Ewigkeit bewegen, einen Verſuch zu thun. Er brauchte hierzu was eigentlich Das weſent⸗ lichſte in der Geſchichte Ufongs hatte feyn follen, und wovinn die leiten Gefiunungen eines die Wahrheit einfehenden Deiften vorgetragen waren, nur glaubte er, es ſey der Würde der Religion gemäßer; alles Weltliche und Poetifche von. diefen Betrachtungen wegzunehmen , wobey er blos Die Geflalt, von einem feinem Tode naben, an eine nermählte Tochter fchreis benden Vaters beybehielt. Er blieb in der ganzen Aüte führung bey der. H. Schrift, die feine einzige Theo⸗ logie il. Der Menfch iſt boͤſe, fagt er, eine Wahr⸗ heit, die ein Voltaire ſich nicht zu beſtreiten ſchaͤmt er, deſſen feindſelige und rachgierige Seele den Satz fo deutlich beweiſet, den er verneinen will, Der böfe Menſch mißfaͤllt alfo Gott, und Gottes Mißfallen ik. die. wefentliche Hölle; «8 ift unmöglich , da Gott das. Gute liebt und belohnt , daß er dad Boͤſe nicht mißbillige und beſtrafe, wie fol nun der. boͤſe Menſch mit Gott verſoͤhnt, wie ſoll Gottes Gerechtigkeit be⸗ wogen werden, ihm feine Sünden u vergeben? Die

A 363

ſes Gcheimniß , worauf doch: bie Beruhigung eines jeden Menfchen fich gründen müßte, Eonnten Die Weifen

nicht entdecken; eine auserordentliche Perſon niußte .

‚abgefandt werden, uns daffelbe zu eröffnen; für dieſe Perſon trug fich Jeſus an. Er lehrte und in der That eine Menge heilfamer Wahrheiten , deren ganzen Umfang Die von ihm erlenchtete Vernunft nunmehr erreicht , die aber dennoch den weifeften Voͤlkern ver⸗ borgen geblieben waren. Die unläugbare Vortrefflich⸗ keit feiner Sittenichre beweifet feinen göttlichen Beruf

norh nicht ſie iſt aber eines der Kennzeichen, woran

man ein Werkzeug Gottes erkennen ſoll Diefer Jeſus iſt unſtreitig das Haupt Der Chriften, und der Anfäns :ger ihrer Religion. Seine Lebenszeit fällt aufs genaueſte

in die. Zeit, in welcher der Gefaldte erfcheinen und leiden follte. / Jeſus trug die Kennzeichen‘ an ſich, die viele Jahrhunderte vor feiner Geburt den Retter der Welt zu erfennen waren vorhergefagt worden. Diefe -

Kennzeichen waren zudem eine Mifchung von Höhe and Niedeigkeit, Herrſchaft und Leiden, die in feines Menſchen Gedanken ‚gekommen waren, und die das Volk ſelbſt, aus welchen Jeſus entfprang, die feine ‚nächften Freunde und Diener niemals begreifen konn⸗ ten, bie aber alle, und auf das ausnehmendſte ſich mit. Jeſu vereinigten. Jeſus Hatte alſo in feinen” Lehren , in feiner Geburt, in den. Befonderheiten feines Lebens alles, woran man den verfprochenen Geber. erkennen konnte. ader fuͤr das Volk und fuͤr

v

r —V Ka

Die: Mehrheit der Menſchen war das Zeugniß Gottes moch deutlicher, Das ihm durch die Wunderthaten gt geben wurde, an welchen niemals gepweifelt worden

uiſt. Auf. diefen Wundern beruhte die Iebhafte Leber. zeugung der Jünger , die cher in den Tod giengen, zals daß fie einen Mann: verleugnen fonnten, an dem fie Die Beweiſe Der göttlichen Sendung fo. Deutlich gefehen hatten. Die -Auferfichung war: das Siegel aller vorigen Wunder, und der erfchütternde Grund, worauf fich die Standhafligkeit der Bothen Jeſu grün dete. Wider die Sophiften wird leicht gezeigt, daß rin Wunder eben wie eine andere Gefchichte,, durch Das Zeugniß der Sinne erkannt werden Kann. Die Bothen Jeſn waren ‚Feine Betrüger, da fie Keine meitiichen Abfichten , und bey ihrem Zcugniffe nichts ats" Eiend nor fich ‚hatten. Sie wurden ſelbſt mit Wundergaben ausgerüftet , wodurch ihre Ueberzeugung amüberwindlich wurde, umd Diefe Wundergaben And innigſt in ihre Schriften und Geſchichten eingewirkt, daß daran nicht: gezweifelt werden kann. Wenn nun FJeſus der Abgeſandte Gottes iſt, fo verdient er Glau⸗ Ben; wenn ee ſagt, und feine Juͤnger ſagen laͤßt, die Gottheit wohne in ihm, fo muͤſſen alle Einwuͤrfe der Vernunft verſchwinden; da ohne dem über götte liche Eigenfchaften all emal Wahrheiten erwardet wer den, die uns ohne die Offenbarung unbekannt ge⸗ blieben waͤren. Es wird auch die Schicklichkeit ges neigt., daß der Heiland der Menſchen ohne Suͤnde,

ohne Jerthiun, und. ber goͤtllichen Borzägen theilhaf⸗ tig waͤre. Eben Jeſus ‚un ‚und feine erſten Juͤnger baden uns auch belehrt, daß er für die Suͤnden den Melt geftorben fey, und ber göttlichen Gerechtigkeit⸗ genug gethan habe. Ob man wohl dem Abgefändten! Gottes ohnedem Glauben ſchaldig Ik, fo finder die Vernunft doch Spuren, daß durch Leine Strafen und. durch feine andere von uns begreifliche Weiſe, der ſimdige Menſch mit Bott verföhnt werden konnte, dag auch eine vollkommene Gerechtigkeit vieleicht dru⸗ Menichen zu einem noch verdammlichern Stolze ge⸗ führt Hätte; und daß es feinen Trieben am angemeſſen⸗ Ken war; durch ein fremden Verdient Goabe —2 erlangen. Br 2 XÜIn nr

Theorie ‚der. fehönen. Kinfee oo Don J. G. Sutzer J

1772. (©. 299.)

1

—6 Te

Sulzer Hat in iefem wichtigen Werke ‘bie Dichtkunſt, die Beredfamteit, die Muſik, die Bau⸗ Zunft , Die Mahlerey und die Bildhauerey abgehan⸗ beit, und ein feltenes Beyſpiel der tiefeften Einfichten

in fo viele Kuͤnſte gegeben. Er hat’ von den ſcho⸗ nen Kuͤnſten einen höhern. Begriff als man imsgemein zu haben pflegk, imb glaubt fe ie Eöhhnen gute Aufnahme

t

466

dee Wabrheit und der Tugend ſebr vieles beytragen. Auch bat.er nicht als ein bloſſer Liebbaber, ſondern als ein Philoſonh geſchrieben, und die Quellen tief efſorſcht, woraus das Schöne und das Ruͤhrende ent⸗ ſpringt, und ev macht einen groſſen Unterſchied zwi⸗ ſchen dem wahren Dichter, und demjenigen, der cine Kirinigkeit fein andgufeilen, oder einen Reim mechas niſch zu menden weiß, Wir wollen bios bey der Dichtkunſt und dee Beredſamkeit bleiben Aeneis, ein ſehr richtiges Urtheil. Aeſthetik, ein tiefgedach⸗ ker Artikel. Hr. S. ſcheint es am alexandriniſchen Verſe zu ruͤhmen, wenn der Verſtand von einer Zeile in die andere uͤbergeht; aber die Franzoſen, die dieſes Enjambement vermeiden, ſinden keine Langwierigkeit in ihren langen epiſchen und tragiſchen Gedichten, und wir glauben das Enjambement ſey nur alsdann ers traͤglich, wenn der Verfaſſer in den Affekt gekommen iſt. Nahls Allegorie zu Hindelbank iſt billig geruͤhmt, fie iſt eigentlich die Geſchichte felber ausgedruckt. Was Batteur, und uͤberhaupt die Franzoſen ſagen, man muͤſſe im Heldengedichte den Anfang in die Mitte brin⸗ gen, in eine Nachahmung der Odyſſee, in welcher Ulyſſes den Phaͤaciern feine Abentheuer erzählt; den baben alle andern epifchen Dichter nachgeahmt. In der Natur finden wir, feinen Grund dazu, und &0> mer felber hat ed in der Ilias nicht gethan, im wel⸗ cher die Gefchichte Tag für Tag fortſchreitet. Daß es bie Franzoſen den andern Voͤlkern in der Ausarbei⸗

5 img. vornehmlich laorthen. enge and zum Theil;

die Geiſſel der: Kritik zwingt ſie dazu. ı Doch Kind Deopes Verſe beſſer ausgearbeitet, harmoniſcher und richtiger “als: des: Voltaire. Belebung/ war ber groſſe Vorzug der Alten, dem ˖ insbeſondere die Fran⸗ zjoſen nicht. beykommen, deren Gedichte bey den alle gemeinen. Begriffen und Worten Bleiben, und des⸗

wegen mehrentheils kalt ſind. Wie wußte virgij

feinen: niedeigßen: Vorwuͤrfen ‚ine Seele und rinen

Adel zugeben! -Hr.-©; beftraft mit recht die: blos angenehmen, in: Wein und Liebe verſunkenen Dichter, Die Geſchichte der Dichtkunſt. Su:den. ſchwaͤbiſchen

- Zeiten war ed eine allgemeine Befchaͤftigung der Eb.

Jan, welches um deſto mehr beſonders iſt, weil ſchuwenig Wiſſenſchaft unter.thiteh war. Daß nicht alles ſt ſſend ſeyn muͤſſe; ck ift: allen ſtarken Leidenſchaften (umd

"auch dem. Erhabenen Yentgegen. Von den Schranken

der Freude. Bon den Gleichniſſen. Hr S. Hat

nicht den Wiederwillen gegen dieſelbe, den wir fuͤh

len, fie legen nach unſerm Geſchmacke allemal allzu deutliche Spuren der Kunſt ab, ſobald fie etwas lang ſind. Hr. S. dringt auf die Einheit der Handlungen, wider die die Engländer ſehr oft fehlen, und recht mit Fleiß uͤber das Plot. nech:ein Unterplot werkam gen. Mer :die Riuchrung zerfirenet ſich, wenn man den Lefen an vieler Helden Schickſal Theil nehmen

- - Jaffen will, Mit vecht wisderlegt Hr. S den Schaf

Jer Babe: will Die tabelofe Gräfe eines Gran. Diſon's benimmt Ihm: nichts von der Liebe, die er ſich erwirbt. Unter den Heldendichtern verdient Sit gal eine vorzuͤgliche Stelle, auch weil er, noch mehr a8. Zomer; in einem ungebildeten Volke gelcht, und doch feinere Empfindungen gehabt hat, als ſelbſt Vtrgil. Mit Vergnuͤgen ſehen wir das aufrichtige Zeugniß, daß,/ S. 532, Hr. S. dem Ken. Bodmer giebt den die heutigen ſogenanten Anakreontiſchen Dithter ſich faſt zur Phitht machen zu verſpotten. BBom deutſchen Hexameter; er iſt ſehr wenigen gera⸗ ahen: Eines Freundes Sedanken über die Idyllen. Mir Fönuen die. Vollkonmenheit unmoͤglich fuͤhlen/ die man den theokritiſchen Idyllen zuſchreibt. Aller dings war die Sprache muſikaliſch. Wie viel reizen⸗ der tönt ovrden als pfeifen; Aber der Geſchmack fehle ge den. Manne / nnd. grobe Hirten verdienen nicht beſungen gu werden. Die alten Batriaschen., und Die Araber ihre Nachfolger , geben. Muſter Achter und dermoch edeldentender Hirten, die feine Werke det Einbiſdung find. Homer. Hr. S. bdenkt fer vor tHeilhaft von dem Manne, wir auch, wenn wir den Mann anfehen,. der im ungeſitteten Zeiten:und vor der Philoſophie gelebt Hat. Aber vom. Dichter den⸗ ken wir anderſt; es mar umnögfich, daß er zu feinen Zeiten die Nealvollkommenheit habt erreichen koͤnnenj die zu den ſpaͤtern Zeiten moͤglich wurde, die auch Sg möglich feyn wuͤrde, wen un nicht ale euros | päis

| . 369

paͤiſche Sprachen gegen bie griechifche fo ſchwach, fd un⸗ gelenk; und fb tonlos wären. Aber wir können Dieborzügs

lichen Stellen des vortreichen Werkes nicht alle anzeis

gen: (Die Anzeige des 2 Bandes fölgt un ten St. CIIL.) el

XxCcIII. Vhyſtologie der thieriſchen adrver. Don J. A. Unzer.*). 72.)

Man muß ſich durch das Wort Phyſtologie nicht verleiten laſſen, dieſes ſcharfunnige Werk für einen Amfang der Geſchaͤfte des thieriſchen Lebens anzu⸗ ſehen; es betrifft die Wirkungen der. Seele, und der Nerven, gu. welchen letzern Hr. U. die Reizbarkeit rechnet. Niemand hat ſich noch in dieſe Geſchaͤfte ſo weit eingelaſſen; wobey man aber ſich erinnern muß, dag Hr, U. die Anatomie der Theile, und die Berfiiche fo annimmt, wie fie von andern , und die letztern insbeſondere von Hr. von Haller beſchrieben ‚worden find. : Vom Letztern fast Hr. U. er habe ange⸗ :fangen den. Umriß der Lehre (der Reizbarkeit) auszu⸗ ‚zeichnen, der vor ihm nicht exiſtirt habe. Eigentlich «hat unfer ehemaliger Lehres mus die Verſuche vorge⸗ ‚tragen, und jenſeits derſelben einen ſehr kurzen Schritt *) Erſte Sehnde einer Phyſtologie der eigentlichen wie- riſchen Natur thieriſcher Körper. Leipzig. V. Zallers Cageb. Th. Aa

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gewagt; Zuerſt findet man eine anatomische Beſchtei⸗ bung des Gehirns. Hier und anderswo dicht Hy. 1. dergleichen Stüde aus beiden: Halleriichen. Wers

ten. Jar Hirumarke nimmt er, ald einen Grundſatz, eine: beivegende Kraft an, die tür jede Vorſtellung dee Seele eine verhältnigmäßige Bewegung bervorbringt. Er hat wie der Hu v. H. materielle Ideen, Er findet an dem Nervenſafte, oder den ſogenannten Geiſtern, nicht die elektriſchen Eigenſchaften; und die finnlichen Eindrüce ſelbſt haſſen ſich, wie ee wohl anmerft , nicht mechanifch erklaͤren. Das Herz hält ex für ſehr empfindlich (wir haben eben eine unangenehtne Ge-⸗ legenheit gehabt , uns zu verſichern, das. Herz habe eine ſtumpfe Empfindlichkeit. Der Verfaſſer dieſer Anzeige hat eine Jeitlang ein Herzklopfen, und einen ganz auöbleibenden Puls leiden muͤſſen, wobey end» lich der. ganze Leib kalt wurde, und ein klebrichte kalter Schweiß ausbrach. Das Herz arbeitete. bey dem Zuruͤckbleiben dee Aderſchlaͤge gar ſehr, und er fühlte dabey theils die Wärme des zuruͤckbleibenden Pulſes bey der ermangelten Ausleerung des Herzens, und theils eine unangenehme Empfindung , die doch kein vechter Schmerz war, dabey litt weder das Athem⸗ holen, noch der Verſtand, noch die Kräfte: des Leis bes, und im Vorbeygehen zu ſagen, zeigte eu. fich deut⸗ lich , daß die Bewegungen in ben Rerven nicht von der Bewegung des Herzens abhangen; denn Die letz⸗ tere war alle 2 bis 3 Pulſe unterbrochen, und die

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erſtere gieng ungeſtdrt fort.) Wie die Bewohnheit bie Wirkſamkeit eines. Eindrucks vermindern und unwirk⸗ ſam machen koͤnnt. Von deu eigentlichen Seelenkraͤf⸗ ten. Von den koͤrperlichen Ideen Species des Hrn⸗ v. H.) fie emwickeln fich bey dem Urſprunge eines jeden Nerven im Gehirne. (Es iſt doch merlwür⸗ dig, daß im Ruͤckmarke auch Nerden, und aus bunt Marke entſpringen, folglich ihre Auffeslichen Eindriu cke ich daſelbſt entwickien ſollden, und deüocht zuverlaͤ⸗ Big die Seele im Ruͤckgrade weder har. noch eis findet.) Vom Zuſammenhange ber Empfindung die Im Gehirne gefthicht, wo em Nerve feine Eindruͤcke ändern mittheiler kam. Bald darauf haͤlt Hr. ti den unterſchied ber vom Sehne abfuͤhrenben und ſcheinlich, und dasjenige, was mian dawider fagt; fire unerheblich; er vergißt, daß der Beweiß auf ihm liegt, da weder die. Verſuche noch die Anatomie feine Mu thmaſſung begünftigen. Die Unempfindlichkeit der - Hirnhäufe, Sehnen und dergleichen, nimmt er bins gegen völlig an, meynt aber der Hr. v. H. Babe die Nervenſchlingen nicht verlaffen follen.. Wie konnte er eine zuſammenziehende Kraft in den Nerven bchaup⸗ ten, wo der Augenſchein ihn belehrte, es waͤre Keine Da? Aehnliche Wirkungen mögen in den kleinften Mouͤn⸗ dungen der einſaugenden Gefäße durch Die Merven be⸗ wirkt werden, aber auf eine andere Weiſe, als durch

in Zuſammennehn bee Nerven. Bald Dunn wird

Aa 2

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372 ——————

wiederum der Hr. v. H. etwas hart widerlegt, wenn er die Werkzeuge des Willens von den Werkzeugen der Reisbarkeit abfondert. Was Tonnte er thun! Wan reist die Nerven des Herzens, «8 bewegt fich weder Tangfamer noch geſchwinder; man bindet und ſchnei⸗ det bie vornehmſten Stämme, das Herz fehlägt fort; man fchneidet in den Taltblütigen Thieren das Rüds mark ab, und das Herz fchlägt unverändert. Bey andern Muskeln find die Folgen Diefer Verletzung ganz anders. Kann man aus biefen Werfuchen etwas ats ders fchließen, -ald die Nerven tvagen zur Bewegung des Herzens hoͤchſtens etwas fo wenige bey, daß ohne fie die Quelle der innern Kraft die gewöhnlichen Be⸗ wegungen berborzubringen im Stande bleibt. Da hingegen die andern Muskeln bey Ermangelung ber Nerven zwar ihre Reizbarkeit, aber Doch weit weniger ‚Kräfte behalten. Wiederum, weil man doch behaup⸗ ten will, die Reizbarkeit des Herjzens komme doch von den Nerven her, ſo bleibt kein Zeichen uͤbrig, worau man durch Verſuche die Wahrheit erkennen koͤnne,

wenn die Verſuche dieſen Unterſchied nicht bewieſen.

Es giebt eine offenbar ohne die Nerven, in der Leis che , viele Tage nach dem Tode zufammenzichende

Kraft in allen Thierifchen Faſern, diefe Kraft ift am . wirkfamften in der Muskelfaſer, aber doch auch in

‚andern. fichtbar ; fie herefcht vollmächtig in gewiffen

Pflenzen, umd einer Menge von -Thieren, die ohne Nerven find; fie bleibt, wenn dad Gefühl vertilgt der Nerve gebunden, der Darm oder dad Herz aut

„ben. Leibe .‚gefehnikten . u denn nicht offenbar „folgen die Faſer., zumal die Mustelfafer, habe „eine innere zufammenzichende Kraft, Die ohne Nerven wirke, obwohl die Nervenkraft. eben bie Faſern ber „Muskeln in eine geswungene oder. auch willführliche ‚Bewegung feten kann. Wir erkennemauc die Fol⸗ ‚gen der. Leidenfchaften nicht für willkuͤrlich; ob fie „wohl mit. einem Zuftande der Seele verbunden find, ‚fe ‚Hängen fie,doch nicht vom Willen ob. - Weder „bad Exrroͤthen in der Schaam, noch des Spriken des Speichels in der Begierde, nach das Schaudern ‚da dee Furcht Ind Thaten-der Seele; fig gefchehen übers aus oft wieder ihren Willen , allemal aber ohne den, ‚selben; und eben auch ohne das Zuthun des Willens

„Schlägt das. Herz in den Leidenfchaften heftiger. .Diefer

Streit wird hin und wieder gegen den Hrn. v. Dale „Ser erregt , der aber, blos nach feinen Verfuchen ges ſchrieben hatz- weil doch keine Folgerung noch Schluͤſſe

‚dasienige unmahr machen Finnen, was die Sinne „Deweifen. . Allerdings iſt das Athemholen eine That des Willens, Von den ſinnlichen Trieben handelt

—2 NM. umftändlich. Im zweyten Theile fehreibt ‚gt don den Nerven» Kräften, oder von den unwill⸗ ‚Führlichen Bewegungen, die weder aus den allgemei⸗

"pen mechanifch en, Gefegen zu erklaͤren find, noch auch

‚von. deu Kraͤften der Seele abhangen. Gr. 1. findet

leicht aus den Verſuchen, daß die Reizung der Ner⸗ ven ſehr oft. in allen mit denſelben verbundene Ner⸗ nn As 3

ö:. ir, en

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37% An:

den und in ihren Muskeln eben die Folgen und Bes wegungen verurfachen kann, die ſonſt wohl auf den Befehl des Willens folgen. Wie kann doch im See⸗ vielfuße, der oft sam groſſen Thier erwaͤchſt, und in fo vielen andern weichen Thieren mit und ohne "Schale, die Bewegung aus den Nerven entfpringen , wo Keine Rerve it? Und iſt dem nicht die zuſammen⸗ ziehende, auf: den Reiz folgende Kraft vollkommen "ohne Nerven in den Thieren moglich? Es iſt auch nicht einmal ‘recht wichtig , daß kein Reiz, mo keine Muskelfaſern ſind · eine Bewegung erregen koͤnne. Nicht der Reiz eines Mefferd, oder Gifts, fondern die Kätte zieht bie Haut des Geilenſacks zuſammen;

folglich wäre der Sur zu allgemein, daß alle Bewe⸗ "gungen: durch Die Nerven entſtehn. Hr. U. glaubt auch Die Rerventioten ſehen wie Kleine Behirne. Vom Gefuͤhl der Rerven, wobey feine Vorſtellumg der Seele geſchieht. Von Br, Whyns Meynung, daß die Seele fi‘ anf-den ganzen Leib ausbreite. Din vermeinten Widerſpruch S. 436. 437. finden wir nicht, "die Rede iſt don zweyen Faͤllen, die beyde wahr fnd;

"in dem einen geht die Erſchuͤtterung eines Nerven zuerſt ins Gehirn und breitet ſich dann auf alle andre Nerven “and; im jweiten-gebt eben dieſe Erſchaͤtrerung von einem "Nerven in ben andern , ohne durch das Gehirn fu wirken. Die hiruloſen Thiere , fähet Hr. U. ford, Formen bios durch die aͤußerlichen Eindrüde erregt alles dasjenige thun, was ſonſt andere mit. Gchien und Nerven verfehene Thiere durch den Befehl des

nn. | u 37

Shine verrichten ; denn Hr. u. fieht die mit einem ehirne verſehene Thiere als denkend, 'und Die andern ld. gedankenlos an. Auch ohne Befehl, oder Mit | arbeitung der Seele, ziehen ſich die Schlagadern zu⸗ ſammen/ wo fie dergleichen thun, und eben fo dag De bie Daͤrme, der Magen, und ſelbſt in den Nek⸗ ven, die dem Willen unterivorfen find, koͤnũen ſtarke Reizungen eben folche Bewegungen bewirken, wie ſonſt auf Befehl der Seele, oder auf gewiſſe Vorſtel. lungen hin entſtehen. Durch bie Knoten werden Die innern ‚finnlichen Eindruͤcke zu Zeiten ſo unterbrochen, —** und auf dieſe Weiſe wird verhindert, daß nicht auf jeden innern ſinnlichen Eindruck alle Muß gehn. in, Bewegung geſetzt werden, die ihre Zweige von dem grregten Nervenſtamme vmupfangen. Hr. U ‚schreibt den aͤußerlich angebrachten Mitteln cine Kraft zu, das Raſenbluten zu Rilten, und dergl. Wie Die Seelenwirkungen durch Nervenwirkungen erfeist werden können. Die Triebe der Thiere. Wider - die zwey Seelen einiger Franzoſen. Deym Dritten Theile von der thieriſchen Natur im Ganzen muͤſſen wie nur kurz ſeyn. Von den Trieben der Thiere. Von der Er⸗ zeugung, (wie der Hr. v. H.). Daß zwiſchen der Side der Mutter und der Frucht keine Harmonie ſeyn köͤnne. Von den Mittelpunkten der thieriſchen Kraͤfte, dem Her⸗ zeit , dem Gehirne, endlich dem Zwerchfell, (nur hoͤch⸗ ſtente in vierfühigen ı und warmbluͤtigen Thieren.) « 4

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Im Jaht 1973 ift erfehienen: J. Auguſt Unger? phufinlogifche Unterfuchungen auf Veranlaſſung der Goͤttingiſchen, Frankfurtiſchen, Leipzigiſchen und Hals Jifchen Recenfionen feiner Phnfiologie, Der gröffere Theil Diefer Vertheidigung geht uns ſelber an; man wird nun freylich nicht erwarten, daß wir auf ein Buch in einer Seite antworten, und unſerm Zwecke würde es nicht entſprechen, wenn wir uns in alles einlieſſen, was Hr. U, für feine Meinung gefagt hat. Hr. U. freuet fich , daß nur ein geringer Theil der thierifchen Phyſiologie noch auf zweifelhaf⸗ fen Gründen beruhe. Er behauptet, ed gebe doch einen Einkuß der Nerven aufs Herz. Vielleicht laͤßt fich die Sache fo erklärten, daß er befriediget werde. Dach den Berfuchen haben die Nerven keinen Einſinß aufs Herz, da ſie Hingegen einen jeden andern Muß tel (die Daͤrme ‚audgenommen ) in Bewegung feten, "wenn fie gereizt werden, und ihm biejenige Bewegung vdenehmen, wenn man fie abfchneidet oder bindet. Hin⸗ "gegen find fie unfehlbar nicht vergebend da, und andere (nicht Verſuche, aber phyſiologiſche Schluͤſſe) leiten dahin / daß dennoch die Nerven einen Antheil an :der Bewegung des geſunden Herzens Haben. Folglich muß der graoͤßte Theil der bewegenden Kraft dem Herzen eigen ‚.und von den Nerven unabhängend ſeyn, ‚die Nerven aber doch auch einen Theil zur Bewegung deſſelben beytragen ‚und den Leidenfchaftey. feine Kräfte unterwerfen, ſeine Fleiſchfaſſern eine exfor⸗ derte integritaͤt geben. Nur iſt dieſer Antheil der

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Nerven in den Verſuchen unmerklich, und folglich in; foreit geringer , weil ohne die Nerven die Beryge:. gung des Herzens vor ſich geht. Unleidlich nennt es Hr. u. daß man die Leidenſchaften in den Koͤrper geſetzt hat. Der Hr. v. Haller hatte ſich doch erklaͤrt. In willkuͤhrlichen Bewegung will die Seele, daß die⸗ ſelben vor ſich gehn. Bey den Leidenſchaften will ſie nicht, weder daß das Herz heftiger ſchlage, noch daß. die Galle ſich ergieſſe, noch daß die Traͤnen flieſſen, oder bie Glieder zittern, alles dieſes geſchieht, ohne, auch wieder ihren Willen. In ſoweit ſind alfo will, Gührliche. Bewegungen ‚eine Folge: Des Willens, und die bey den Leidenfchaften fich äuffernden Bermegungen find es nicht, ; fie find mit dem Leiden der Steele vers bunden, aber keine Wirkung derſelben. Daß dennoch . in den Polypen Nerven ſeyn muͤſfen, nehme doch der Hr. v. Haller dm zarten Hünchen Theile an, Die er erſt ſpaͤter erblicken koͤñe. Hier können wir dem Hrn. u. Beinen Ytafall geben. Die Theile in Hümchen erſcheinen GM 6. 5.40 * Tage, im —— 9— Re zu fein,

——

Man kann alfo keklich annehmen, fie form den 2% und auch den erften dageweſen; Wenn aber im volien Wachsthume des Huͤnchens Fein Gehirn wäre. dad man doch in Eleinern Thieren fände , als das Hünz, chen ift, fo würde man mit keinem Rechte. dieſem Huͤnchen ein Hirn zuſprechen koͤnnen. Und es giebt Meerpolyen/ die viel groͤſſer as Hunchen/ und sehr

378 ee viel gröffer ald die Raupen find, beren Gehirn, Ruͤck mark und Nerven man ſieht. Mun darf alſo eben ſe wenig zu feiner Bequemlichkeit dem Bolypen einen zuſprechen, als runde Faſern dem Augenſter⸗ Folglich iſt die Reizbarkeit moͤglich, wo keine —* noch nicht permuthet werden koͤnnen. Die Mervenknoten find "in ihrem Baue vom Gehirne

| amendlich unterſchieden, ſollten ſie in, ihrer Verrich-

tung ihm gleich ſeyn? Die uͤbrigen Vertheidigungen übergehn wir. (Goͤtt. Mn. 1774.. 307.) ————— FJ | nn xciv. BE: Ä Erläuterung über den. Klone J nn. bes Hu v. Baller. in um. Zug. t6. 276. *— Br ; an 753 Sinn ei eine Venthedigang unternehmen WR, wird: allemal froſtig⸗ aufgenommen. Der? —* deucht uns deutlich zu ſeyn. uſong verbeſſerte zu⸗ erſt das Steuerweſen, das keinen Verzug litt; dann das’ Kriegsweſen: alsdann die Volizey und die Ge⸗ rechtigkeit. Es kam zuletzt zur Religion; weil er die Schwierigkeit nicht zu uͤberwinden wußte, die et das bey fand. Man muß fich immer erinsierh, daß bon Derfien. die Rede ift, obwohl einige Saͤtze ſich auch auf andere deſpotiſche Regierungen ausdehnen laſſen. Nun in Perſien gieng es mit der Religion unter den

Po ®

——— 375 Aliden am ſchlechteſten; da ſie ſchon humdert und funftig Jahre geherrſcht hatten, ruͤckte ihnen der Muftt von Stancbul noch unter Morad dem IV. vor, fie geſteben ſolbſt, amd Mangel tuͤchtiger Sek. - lichen ſtehen ihre Meſthiden oͤde. Der Landmann. heuwbeitet das Land, nicht als ‚eine Strafe, es iſt: fein Beruf r: wie andere Kuͤnſtler uud Handwerker in ihrem oft: weit unangenehmen Beruf them muͤſſen. Die Fruͤchte der Erde wachſen sucht ohne Die Bemuͤhung der Menſthen; und wer ‚hearbeitet fe billiger ; as wer von ihrer Tragbarkeit ımmittelbar feinen Lebensunterhalt erwartet? Dir : Bauer Darf deawegen nicht arın ſeyn. Uſonz erfreute ſich daß feine Landlente . wohlgrkteider ,- felbft mit einiger Pracht in Froͤhlithkeit und Vergnuͤgen lebten. „Nicht. Die Arbeit »_ fondeen die, Untgedrüsfung macht den Bauer unglücklich, wenn er boy. den Geſetzen | teinen Schutz für feine Perſon, feing Ehre und fein Eigenthum findet. | Aber eine ‚unmittelbare Folge "feiner Arbeit ifk eine Dauerhafte Gefunpheit , und eine Leibesſtaͤrke, die ihn zum Kriege tuͤchtig macht; dieſe "Fähigkeit if fi Vorzug und feine Strafe , wo fein RZwang Soldaten macht. Die alten Roͤmer waren Ackerleute, und bezwangen die Welt.

Die Staͤdte ernaͤhren durch die Kuͤnſte und durch Die Manufakturen weit mehr Menſchen als die Doͤr⸗ für, Eine Baurenfamilie von ſechs Perſonen braucht

wenigſtens ſieben Morgen zum. Leben; aber ſecht

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Seidenarbeiter, ſechs Weber bedürfen weniger Klaf⸗ ter, und naͤhren ihre Familien dennvch. Folglich ſind die Städte das größte: Mittel. dev Bevoͤlkerung. Sie bereichern. den Staat, weil: das Getreid eine allzu wohlfeile Waare iſt, Die nicht: weit verfuͤhrt werden. kann , wel. Seidenzeuge:, Wollentuͤcher und „Seracheitetes Eiſen nach Indien und in taufend Häfen chingebracht werden: können, wohin fein: Getreid ver⸗ ‚tauft werden -Lonnte,. und’ in einem kleinern Gewichte einen mebreen. Werth ausmachen. Bine Nation von auter Dörfeen iſt: allemal arm. Streitbar wirb - fie eyn; aber. Armeen beſolden, Flotten ansruͤſten, Die Kriegsbeduͤrfniſſe anſchaff en iſt ihr unmoͤglich. Was war Großhritannien, ehe es Handlung und habriten baue und was iſt es jetzt! nn

Das Gemaͤhlde des Oelfu iſt aus berfihiebenen "Öemäßiben ſichtbarlich zuſammengeſetzt; ein Theil iſt "allgemein. Wie gefährlich es fen, die blaue Farbe zu brauchen, wird niemanden. unbefannt ſeyn, ber “an einer Wochenſchrift oder Monatſchrift gearbeitet "Hat, Ein anderes’ Bild ift augenfcheinlich. nach einem berühmten Deutfchen gezeichnet ,, und, bie übrigen ha⸗ ben in ihren Zuͤgen verſtellt werden riuſſen daß man ge nicht kenne, . Ä

, Wir brechen hier ab, und der Erläuterungen iſt wieleicht ſchon zu viel. Ein aufuerkfamer Leſer be⸗ aArtheiſt ein. Werk nach feiner eigenen: Erpfindung,

—— 3817

ein unachtſamer, oder eingenonmener, wird durch keine —— uͤberzeugt. | XcV. Das Lob des DesCartes. Von Art. Thomas. *) 2.1779. Zug. (S. 371.)

irgend haben wir den Hrn. T. mehr als einem: Lobrednet gefunden, ald hier, und feine Lobfprüche find offenbar übermäßig. Wir können unmöglich ans. nehmen, dag, D. zur wahren Philofppbie den Weg- eröfnet , und der Eolom im Reiche der Wahrheit. geweſen ſey. Es iR wahr, er bieß zweifeln, und . feinen Beyfall einzig. der Mebergeugung gönnen. Er gab aber der Welt das ärgernde Beyſpiel, in. dee Anwendung dieſer Gefeße gerade gegen Diefelben zu handeln, und bloffe Muthmaffungen, ſichtbare Irr⸗ thuͤmer zu Ichren. Bacon batte den Weg gezeigt, durch die Verfuche die Natur kennen zu lernen; zu den Verfüchen war aber des E. zu .dilig, die Strafe war ihm zu lang; er war auch wirklich nicht recht. geſchickt dazu. Er zergliederte allerdings, aber: ſah die Begebenheiten unrichtig. Das Herz felbit, an welchem. er am meiſten arbeitete, leerte ſich in feis nen Augen, in feinee Ausdehnung aus, da es Ach ſo offenbar im Zufammenzichen ausleert. Wenn nach

5 Oeuvres de M. Thomas. T. IV.

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des Hrn. T. Verkcherung er auf den Alſßen bie Ent⸗ ſtehung der Gewitter beobachtet hat, ſo waren auch da ſeine Wahrnehmungen unrichtig. Gewiß hat er niemal Wolken auf Wolken fallen, und den Donner erwecken geſehn; gerade das Gegeutheil. Mehr als einmal haben mie die Wolken ſchnell durch ein Thal gegen die Spike des Berges hinauf eilen gefchn, auf weichen wir ſtunden, und wenn fie den Gipfel er⸗ reicht hatten, fo donnerte, hagelte auch wohl. ed um mis herum. in guter Algebraiſt war D. wohl, ober fein Weg, mit Aequationen anflatt mit Linien zu rechnen, ift bey feinen mindern Schwictigteit weit‘ minder erleuchtend. Seine phufifche Romanen. Hr. T. fchilt den Voet, weil er fich wider ben des C. aufgelehnt babe, und erkaubt fich ungeziemende und grobe Ausdrüde, aber D. antwortete fo heftig wieder, WE man feine Vertheidigung verbrannte; und gewiß

ferne Gedichte von der Entſtehung des menfchlichen Beides Hatten eine fchädliche Leitung. Ex ſchloß den Schöpfer aus dem Bau des Menſchen aus, und vers sichtete folglich die Beweiſe der hoͤchſten Weisheit, Die im Bane ihre Abfichten erreichte. NRirgends ſehen wir ſonſt, daß Newton durch den des C. fen geleitet worden ; fein ganzer Wunſch mar dem Fluge des des. gerade entgegen gefetst. Nirgends auch finden wir, Daß Locke feine verfuchmäßige Befchreibung der Sees Iengefchäfte von des C. geborgt habe. Sogar den Eorneille und den Bourdaloue fol des C, geleitet ha⸗

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ben Dan. den Verſolgungen, die des 6. in Holland ausgeſtanden habe; Die Können wir nicht finden." Was bewog ihn, daſelbſt zu bleiben ? iſt jemals feine Per⸗ fon angegriffen mouden ? haben ihm. Die Proteſtanten Die letzte Ehre verſagt / die Paris ihm. verfägt: Hat? Alles, was er litt, litt er an feinen. Buͤchern, und bier widerfuhr ihm nicht mehr, und nicht fo viel, ald andern , die eingewurzelte Borurtheile angegriffen haben. So glimpfich gieng man mit dem viel we⸗ niger anftößigen Galilei nicht um. Des D. Vorur⸗ theile Eofleten ihm das Leben, er wollte im Geitens fliche fich nicht die Ader Öfnen laffen.

Herr v. Haller fagt an einem andern Drte von Descartes: Descartes kann wegen feiner Abhands lung de methodo zu ben: Verbeffererh der Willens ſchaften, auch zus den Vermehrern der Wege gerech- net werden , die zur Berechnung der Gröffen führen. Hingegen betrat er in der Naturlehre die Bahn der Muthmaffungen, und bildete fich eine Welt, wie fie etwa aus feinen Elementen mechanifch entfichen Eönnte, ohne die geringfle Verſuche anzuftellen, und er ents ſchuldigte dieſes durch den Mangel der dazu nöthigen Koften. Sein von mehrern gerühmter Menfch, dem er bildete, begreift faft nicht ein wahres Wort. Wir wiſſen aus der Gefchichte, daß die Carteſianer ihren Gegnern weder an Haß noch an Verachtung etwas nachgegeben haben. (Bött. Anz. 1765. ©. 132.)

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384 TE

Die Troſtrede des Hrn. Thomat an den Ent⸗ decker neuer Wahrheiten gefällt ums fehe wohl, Nur möchten wir ihm nicht gerne mit einer Unſterblichkeit feined Namens twöften, die vermuthlich in feinem neuen Zuftande ihm völlig gleichgültig ſeyn wird. (Goͤtt. Anz. 1765. ©. 1242.)

Albrechte son Haller

Werl. Yräfidenten ver Königl. Geſellſchaft der Wiſenſchaften Hi Gottingen. 0. 16°

Tagebuch

ſeiner

„Beobachtungen

über Schriftſteller und über fich ſelbſt. Öur Karakteriftit der Philofophie und Religion diefes Mannes.

*

Zweyter Theil,

Bern, in der Hallerfchen Buchhandlung, 1787:

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Beurtheilungen und Auszuͤge fuͤr die | philoſophiſche und ſchoͤne Litteratur.

Dritte Abtheilung

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xcvi. Conl'baer t. 17a (S. 60f.) - a

Same Vawienſ beſtund groͤßtentheils Darin, day‘ er die Koͤnigl. Einkuͤnſte von den Raͤubereyen der Hoſteute zu retten und ungeplündert in den Schatz zu leiten ſuchte. Colberts Vorzug war, neue Ouellen bon Einkünften auszufinden, und neue Arten von In⸗ duſtrie in Frankreich in Aufnahme zu bringen. Er munterte die Kauſteute durch Geſchenke und Ehren- bezeugungen auf, half den Manufakturen mit Bey—⸗ ſteuren ; und ſetzet den Zins auf 5 vom Hundert her⸗ ab. Ein Kornmangel, der gleich U. 1662, einfiel, erſchroͤckte ihn in der That zu ſehr, er wollte dem kuͤnf⸗ tigen Mangel vorbeugen, verbot alle Ausfnhr des Ge⸗ traides auf beſtaͤndig, und ließ ſogar das Gedraide einer Provinz / nicht“ in die andere fuͤhren. Er hielt es auch in einem fo niedrigen Preche daß 240 Pf. nie: nicht als 23.5i8 14 jekige Franzöffche Pfund galten. Diefer getinge Werth; brachte, nebft den Siegen A Tableau 'du Miniftre de gpibent 177% 3

den Ackerbau fo fehe herunter, daß man hernach, noch A. 1724. und ohne Mißwachs, das Pfund Brod um 9 S. in Paris zahlen muſte, und ˖ daß Frank⸗ reich viele Jahrelang fein Getraid guten Theils von den Fremden zu kaufen gezwungen war, auch die Theurung mehr als einmal Frankreich genoͤthiget hat, den Frieden zu ſuchen, wie A. 1709. und. 1748. Hier gefteht Colberts Lobredner den Fehler feines Helden aufrichtig. In etwas half er dem. Landmann , indem ee die Ausfuhr des Fleiſches durch eine Belohnung yon, 4, (jetzt fall 8 2;) , für jede Tonne beguͤnſtigte. Über Frankreich bat niemals viele Viehzucht gehabt, Her Miniſter fchräntre indeffen A. 1666. Die Zabl der Kloͤſter ein, und kaufte Dunkerke vom verſchwen⸗ derifchen Karl. Er warb auch feinem Könige Lobs redner Durch einige an fremde Gelehrte gegebene Bes foldbungen , Die nicht lange ausbezahlt wurde. Er rich⸗ tete nerfchiedene Akadennien, und auch diejenige auf, . „Die Srankreich zum groͤſten Ruhm gereicht , die Aka⸗

demie der Wiffenfchaften. In beyden Indien richtete er eine Handlung, zwar durch andfchlieffende Geſell⸗ ſchaften ein, Er belegte die eingeführten Waaren mit, ſchweren Auflagen , beförberte hingegen Die Aus⸗ führe, und zahlte s 2, für jede Tanne eines neuen Schiffes; er ſuchte auch die Handlung. nach der Oſte fe in Aufnahme zu bringen, welches ‚aber. nicht zu Stande kam; glücklicher war es mit Marfeille , deſſen Handlung feit dem beträchtlich worden iſt. Er

I 4 lieh beyde Gem vereinigen, mb führte zahlreiche Valläfe auf, Ihm Hat man die Tapeten aux Gobe- . lins zu verdanken, und bie geoffen gegoffenen Spies gel. Vortrefflich war auch fein. Gedanke, die Habs lerey und Die Bildhauerey mit eine Akabemie zu heehren. Die Meiſterſchaſten richtete er, und zwar mit ziemlichen Beſchwerden und: monopoliſch ein, wel, ches aber ſein Lobreduer dadurch entſchuldigt, daß eben der Handwarkoſtand den tugendhafteſten Theil ber Nation ausmache. Er erbaute verfchiebene Seehaͤfen Can unrechte Orte, wie man fügt, und vom übrigem Reiche zu ſehr abgefchnitten.) Er gab Geſetze vom allen Arten, umfchräntte Die Ferberey und bald alle Künfte mit Königlichen Verordnungen, und führte Krankenhäufer auf. Er unterfuchte die Mißbraͤuche in den Kammerfachen, und entdeckte 384 Billionen an falfchen fogenannten Ordonnances de contant. Die Provinzen und die Gemeinen fette ex unter genaue Kegeln , und fchafte hingegen eine Menge unnoͤthi⸗ ger Bedienten ab. Er ließ den Mdel feine Vorrech⸗ te beweifen, und nahm Die angemaffeten falfchen Borjüge weg. Er zeigte bey der Provinz Bons tauban die Möglichkeit einer beſſern und beſtaͤndigen Einrichtumg det Grumdheuren , mb verboth doch lang an biefer Steuer die Kleider, das Bett, das Brod, Die Pferde, oder. die zum Ackerbau gebrauchten Ochfen wegzunehmen. Er feste die Tailles von so auf 36 Billionen herunter, (weil der geſchwaͤchte Ackerbau

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4 nicht mehr tragen kounte.) Er? verſtel auf die Aceiſ

oder Konſumtionsſteur. Er verminderte die vielen aufgehaͤuften Auflagen; und die Einkünfte der Kros ne nahmen zu. Es wird gerühmt ;. et habe die Steuern auf den Wein erleichtert 5 ed iſt aber: bekannt, daß fie noch jetzt unendlich vielfältig find. Die Salzſteuern ließ er nicht wegnehmen, fo hart ſie ſind. Er unters nahm eine andere "allemal harte Operation: ex zog die verdufferten- · Koͤnigl. Rammergüter wieder ein, _ Die Einfuhr der Amerikaniſchen Früchte beldftigte gr mit nicht mehr als drey vom Hundert; ex erlaubte. auch die Wagren , Die: man wieder auszuführen ges Dachte, an gewiffen Dertern ohne Auflagen in Waas renhaͤuſern niederzulegen. Die Zölle brachte er hicht. in Ovdnung ‚md blieb bey der höchft verderblichen Gewohnheit · der allgemeinen Pachten; er nahm ſich

ſogar der Finanzbedienten wider die Klagen des Vol⸗ Set. an. Aboer die groſſen Kriege, die Ludwig XIV. unternahm, und ber, Haß von ganz Europa, den er

fich zuzog, hinderten den Colbert, die Laften der Nas Yon gi. erleichtern ; ex beredete doch ben. König, zu Nimwegen einen Frieden zu ſchlieſſen, und :fcheute‘ die unkoſten der groſſen Feyerlichkeiten nicht, die der König nach dieſem Frieden dem Molke gab. Er

that alſo nicht alles‘ moͤgliche Gute, aber doch viel

Gutes, und verdiente den Haß des Volkes mcht,

das ihn verfolgte. Die ſchimmernden Zejten Ludwigg dauerten nicht laͤnger, als Colberts Leben. Er hat

Be | | sg auch (in den Anmerkungen) die herrſchaftlichen Rech⸗ fe verſchiedener Edeln unterdruͤckt, die ſie in der Stadt Paris befaffen. Im Jahr 1669. waren 442000 Web⸗ Kühle, im Reiche, hlas für. die: Wolle und die ſeide⸗ nen Zeuge trugen 75 (ietzige) Millionen ein. Un⸗ richtig wird hier gefagt, die Calviniſten hahendie Kunſt, Kupfer zu, werzinnen, in andere, Läuber ge⸗ bracht; Frankreich hat kein Zinn, und iſt erſt neu⸗ lich zum Blech machen gelangt. Er Wwollte Doch ſich der Proteſtanten· zur Fapanifchen Handlung bedienen, aber die Holländer vereitelten feine Bemuͤhungen. Ploͤtzlich bedeckte er alle Meere mit: Fotten, Colbett vermehrte. feinen eigenen Reichthum nicht ; ımd. bey. allen, feinen Dem Meiche erwieſenen Gutthaten, wollte das Volk doch feine Leiche zerreiſſen; aber dad war die Folge von den. Pracht des Fuͤrſten und feiner. Kriege, . die ben Colbert zu beſchwerlichen Auſagen iwang ·

Cirte Zug. Sar 85.) ZEN EREe Tr ehe ir ET xe vrn vBollale der Beformatan. et 17 (Br ias.)

.. > Dr 35 * 2 J * rt la x.’

Une, bierem Titel erſchien 1772. ein kleines Met. mit dem falſchen .Drildforie Bern. Vermuthlich iſt es zu Kopenhagen, kurz nach Struenfees Unglück aufgeſetzt; .amd. zweymal wird deutlich geſagt, der

se EEE.

Verfaſſer wohne im Norden, welches gegen Deutſch⸗ land von Bern nicht gefagt werden Tann ; fo daß die Bernifchen Dorfpfarrer an allen dem Unfuge keinen Antheil Haben Eönnen , deſſen der Verfaffer-fich mag fehuldig gemacht Haben. Das Eleine Wert, ift lebhaft geſchrieben, und fein Verfaſſer war uͤber die vielen Lobſpruͤche entruͤſtet, die man, auch unter den Pros teſtanten, dem. Voltaire als dem Fuͤrſprecher ber Duldung, und eu ſelbſt ſich als einem Reformator zulegt, dee mehr gethan habe ald Luther und Calvin. Jenes hat einige Wahrheit in fich, nur daß. freylich Boltaire zwar der Wertheidiger , aber nicht der Er⸗ finder der Duldung ſeyn kann. Sie war dad Werl Der Nothwendigkeit, ben den aus verfchiebenen Res Higionen fich nereinigenden niederlänbifchen Staaten, fie. ieg unterm 8. Wilhelm zur Volllommenheit, che RB, gebohren war. Die Sirvens hatzer nicht gerets tet ,. fie entſſohen, fanden bey der Republik Bern Schuß und Unterhalt, und indeſſen kam. die Abſcheu⸗ lichkeit der Calaſſiſchen Gefchichte an den Tag. Allzu ſichtbar iſt es, daß V. eigentlich die Duldung der Freygeiſter zur Abſicht bat, und wie in. Stifte Jo⸗ Bann dem guten Martin feinen Freybrief ftehlen will. Ein Voltaire, der dad alte Teſtament auf alle Weife verdächtig und. felbft Tächerlich macht, der ſich nicht gefcheuet hat, des Heilandes Weiſſagungen als uns erfuͤllt auszugehen; der das andere Leben bios ats cine ehrliche Hypotheſe annimmt; der endlich in Den

TEEEEIEREBER 1 1 *

Briefen de 2: Memmius Die Spinoriſche Lehre blog mit. Der Werbefferung vorträgt, daß doch bey der Urſache der Dinge ein Verſtand wohnen muͤſſe, kann unmöglich aus Eifer für die Proteſtanten die Dul⸗ bung angerathen haben. Geine Reformation geht auch auf die allerbequemfle Sittenlehre die und er⸗ laubet, unſere Triebe zu vergnuͤgen, faſt nichts Boͤ⸗ ſes an den Menſchen ſindet, mit dem Laſter im beſten Verſtaͤndniß lebt, und billigt, daß V. zu den unzuͤch⸗ tigſten Gedichten feine Gaben mißbraucht, die Schau⸗ fpielerinnen und eine Bompadour. befingt und verchrt, und faft nichts für verboten erkennt, ald den von Vol⸗ faire zu tadeln. Und dieſer Mann fol Quthern und Galsin vorgezogen werden ,. die von ben Anfferlichen Yebungen die Menfchen wieder zur Beſſerung ihres Herzens, und zu Gott qurücdgefühet haben. Ex B, der Hundert Bullen lieber annehmen, als fich in Gefahr ſetzen will; der Öffentlich zu den allerabers gläubigften Lehren. der römischen. Kirche fich bekennt und unterzeichnet und doch täglich der Offenbarung frottet; deſſen Lehren gewiß in den Sitten der Mens ſchen feine nuͤtzliche Revolution bewirkt haben. Die Groſſen der Welt hat er frenlich beluſtigt, und ihnen angenehme Stunden verurfacht ; Das nennt aber- unfee Verfaſſer noch: keinen Unterrichts. und wie Tann man dem Manne Banken , der: alled gethan hat, uns: ben einzigen wahren Troſt im Leben und im Tode, Die Zufucht zu einem gnaͤdigen und auf Die Menfehen

aufmerkſamen Gott iu entziehen? Unſce Ungenannte fagt dieſe Dinge oder dad Gleichgeltende derfelben mit bielem euer, und erkennt dabey nicht deutlich ges nug die vorzüglichen Gaben des: Mannes die man hochſchaͤtzen und dennoch den Gebrauch bedauren kann, den er bavon auch in feinem Testen Alter macht. "

Xxc VIII.

ueber die Erziehung in einem Brerkane. 1774. (©. 1235.

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Da Hear. von Sauflive hat eiien Vooſchag si

Verbeſſerung der‘ Genfer Schule gethan, die vielen Widerſpruch gefunden hat ). Einer der vornehmſten Vorwuͤrfe iſt es, daß dee Hr. von ©; die todten Sprachen zu wenig, und auf die Naturgeſchichte und dergleichen Reäftwiffenfchaften zu Heftig gedrungen hat; und dag er eine Auferziehung für- vornehmere Kinder entwerfe, und minder nöthige Studien aufer⸗ lege. Herr ©. unterſucht alſo was: für Kenntniſſe uͤberſtuͤſſg genennt werden koͤnnen / und findet unter denjenigen, die er vobſchreibt, keine dergleichen. Die Alterthuͤmer und die Fabeln vertheidigt er Durch die Mothwendigkeit dieſer Kenutniſſe, ohne welche man bie; alten Meiſterſtuͤcke in den ſchoͤnen Wiſſenſchaften sticht. verfichn Tann, Die Kenntnlß der natürlichen

») Projet "de reförme pour te Coltäge de Geneve, avec Ics seclairciiements 1774.

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* x . . .. *

Dinge tft ja dee’ Grund zu. tauſenderley nuͤtzlichen KLenntniſſen in. allen Wiſſenſchaften. Er will fie übene haupt nicht nach dee firengen Lehrart, fondern. allein wie die koͤnigl Akademie zu Paris in ihrer Hiftoire thut, auf.eine populäre und faßliche Weiſe vorgetra⸗ gen haben. Die Sprachen gedenkt er nicht auszu⸗ fhlieffen ; aber weit zieht er Doch die Kenntniß dee Dinge, der Kenntniß der Wörter vor. Man Bat are gerathen, für Künftier und Handwerksleute eine bee fondere Schule einzurichten, wo dann die. todten Sprachen nicht würden gelehrt werden. Dieſer Ge⸗ danke gefällt dem Sen. von ©. in einer demofratis ſchen Stadt nicht , wo man nicht genug forgen kann, zwiſchen den verfchiebenen Klaſſen der Bürger keinen Unterfchied zu machen. - Ein Vater kann auch nicht ſo früh über die. Beſtimmung ‚ber Lebensart feines Sohnes ſich entfchlieffen, und er gewinnt unfehlbar dabey, wenn er eben in der gemeinſchaftlichen Schule durch die Erfahrung ſich uͤberzeugen kann, zu welcher Art von Kenntniſſen ſein Sohn mehr Faͤhigkeit befike; Ein zu unſern Zeiten unerwarteter Einwurf iſt der⸗ jenige, man müffe dem Wolke nicht zu viel Richt bey⸗ bringen; wozu man denn die Vorzuͤge der Sitten un⸗ ſerer frommen Altvaͤter mißbraucht... Hingegen findet der Herr von S. die Sitten ſeyen ‚nicht im Ver⸗ haͤltniſſe der beffeen Regierungsform, ſondern im Verhaͤltniſſe des ausgebreiteten Lichtes gelinder wor⸗ den. Die Liebe zur Freyheit waͤchſet mit dem Lichte

713 esse

(auch bey den unter der Knechtſchaft ſrhniachtenden Völkern), und die Kenumtiffe im. Leſen und Schrei⸗ ben und in der Geſchichte hindern weder den Dritten noch den Selvetier feinen Acker vorzuglich wohl zu banen. Zu Genf, wo das. Volk die oberfie Macht befist, iſt es noch billiger, ed möglichfi zu erfeuchten; Wenn aber der Herr von S. glaubt, ein ericuchteted Volk werde unter einer guten Regierung ruhiger und zufriedenen ſeyn, fo muͤſſen wir ihm dad Beyſpiel der - Britten entgegen ſetzen, bie bey ber beften, nach ihrer Meynung felber aller andern weit vorzuziehenden Ne gierungsform , unter dem tugendhafteflen Kömige uns zufrieden find. Selbſt in der Arzneywiſſenſchaft wuͤrde die Kenntnif einiger allgemeinen Räthe dem Volke heilfamn fern. Die Kenntniß der natürlichen Dinge unterdruͤcke langſam, aber am gewiſſeſten, die Macht des Aberglaubens. Die Kinder von bürgerlichen Ge⸗ fchlechteen Einmen zur Kenntniß natinficher Dinge die ſechs Jahre anwenden, die zwiſchen den erſten Anfängen, und der Zeit verlaufen, vor welcher fe zur Handarbeit nicht genugfame Kräfte befitzen. Da viele andere Kinder todte Sprachen lernen; lernt ber kuͤnftige Handwerksmann zeichnen, und allerieg dergleichen Vorbereitungen zu Künften. Ein anderer Einwurf, Die Schule wuͤrde zu zahlreich , und ber Kinder zu viele werden, als daß man die Ordnung unter ihnen erhalten koͤnnte. Dieſer Folge will der Her von ©, den unbedingten Gehorſam entgegen

GEEERENNEED 29 fegen, mit welchem Die Knaben fich Der Ordnung, und den Befehlen ihrer Vorgeſetzten unterwerfen follen (es ift aber wirklich faft unmöglidy , eine fehr große Ars zahl von Knaben unter einer genugfamen Aufſicht zu Halten ). |

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XCIX.

Helvetius vom Menfhen. H 1774 Zug (S. 1. f. &, 67.)

Wie Haben dies Wert mit dem Verdruſſe gel fen; den ein jeder Freund ded Guten empfinden muß, wenn er fehädliche und den Grund aller Tun genden angreifende Buͤcher ließt. Meine Grunds füge, fagt H. in der Vorrede, zu beſtaͤrken ift meine

Adficht Leben die Lehre des Buche fur Vesprit,

die er fchriftlich abgelegt und wie abgeſchworen hatte). Nur verbotene Bücher, faster, fagen die Wahrheit, die Erlaubten lügen. Die franzöffche Nation ſey die Werachtung von ganz Europa. Die Wiffenfchaften verlieren fih im Suͤden, durch Die deſpotiſche Macht erdruͤckt, und fleigen im Norden, Nach einer ziem⸗ Th langen Einleitung folgt dad Werk ſelbſt. Die Zugenden und Gemuͤthsgaben ſeyen nicht eine Folge der Organiſation / fondern des Unterrichts. Ein Line wiffender ſey über den falſchen Gelehrten den Glaͤu⸗

©) De I’homme , de fes facultes intelletuelles & de fen éancation 2 Vol. Amſurd. Sous Landen,

416 m |

Bigen) eben fo fehr"erhäben, als er Hingegen nie driger als der witzige Mann fey. Vor zehn Jahren habe der Verfaſſer den Aberglauben zu Paris noch nicht herrſchend gefunden, (herrſcht er denn jegt?) Bon ber Auferziehung. Der beſte Unterricht. fen, daß jenige, was und der Meifter nicht lehre. Das Ums gefähr. beftimme oft das Schidfal und die Geſchick⸗ lichkeit. dex Menſchen, fo ſey Bancanfon ein, Kuͤnſtler in dee Mechanik worden; . weil. man ihn. ale ein Kind in ein Zimmer eingefperret babe, da nichts als ‚cine Uhr war. Der Handſchuh des Hrn. von Maibo: rough (eine Fabeh); es war Tein Wunder, „daß Anna die Whigs verlieh, fe war von Anbeginn den Torries zugethan; ein Wander war es, Daß die Whigs fih fo lange bey ihr erhalten: konnten. Wider. die katholiſche Auferziehung : fie widerſpreche fich in allem felber; aber H. vermiſcht alle Augenblicke mit der roͤmiſchen Kirche die chriſtliche, und beſchwert die Letztere mit Zulagen, die nur die Erſte verdient, Die Kicche, ſagt er, Habe bey ihrem Anbeginn die Ge. meinſchaſt der Guͤter gilehrt aber die Prieſter haben die dieſe Güter eigenen Heifern übetiefen und ich von ihrer Handarbeit naͤhrten). Es fen. unvernänfe tig; die Leidenfchaften- ausrotten zu wollen, die aller Tugenden Quellen feyen. Der Widerſpruch. zwiſchen den Geſetzen und der Ehre, in Anſehung ber Zwev⸗ kaͤmpfe. Eben fo-Teht widerſpreche na wenn

u man ben jungen Schönen die Keuſchheit prebige, und dann Opernhaͤuſer baue, wo nichts als Die Liebe beſungen und angeprieſen werde. Die Sittenlehre der roͤmiſchen Kirche ſey eine Sammlung von Wider⸗ ſpruͤchen, dieſe Kirche ſey bloß von Menſchen errich⸗ tet. Die wahre Religion ohne ein anderes Leben, ohne Pflichten gegen Gott, bloß die Pflichten gegen - dad gefellfchäftliche Leben. Anflatt der Heiligen ſollte man ben Sidney , imd die Erfinder der Luͤnſte vers - ehren, . Die roͤmiſche Religion erfchöpfe den Staat In F. belaufe fich ‚der Unterhalt der Pvieſter tägs lich auf 300060 Thl. und ein Stüd Landes, dad 22 8, in dreyen Fahren träge, bezahle dein Prieſtet 72. 10 S. Eine fröhliche Religion ehre Gott and . beſten. Der Stölg und Die Anhaͤngigkeit an irdiſche

Dinge fen hoͤchſt noͤthig und heilſam. Ber Baus den Lieder ſehen wortreffliche Werkzeuge gewefen zur Tugend dufzumuntern. In den Anmerkungen zum 1. Buche. Vom Nutzen der gelehrten Schriften. Endlich habe man dadurch dem Miniſter gezwun—⸗ gen den Kornhandel frey zu machen (der es nicht iſt) Des Sri. 6, Saille Kritik der Franzoſen, fie dürfen nicht denken, ihre Seele fey ohne Nachdruck (enerkie.) Nirgends Linde man einen wahrheitliebenden Gefchichts ſchreibet Anden, als in einem reformirten Landes Die Schubheiligen feyen wahre Zetifchen. Die pros teſtantiſchen Linder ſehen allemal reicher ind mächs tiger. Im U. Abſchnitt. Alle unſere Begriffe kom—

D. Zallers Tageb. 2b. FE. 3 |

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men von den. Sinnen: Der Unterſchied im Witzt perfchiedener Menſchen ſey bloß die Frucht det Auf erziehung. Alte Wirkungen des Witzes beſtehen dem noch im Fuͤhlen. Der Witz (Eſprit) fey. von der Seele wnterfchteden, als die ſchon im Kinde da ſey , und nicht cher als im Tode verlaffe, und zu welcher keine Gedanken nöthig ſeyen. Der gröfte Weiſe habe nicht mehr Seele als der geringite Schriftſteller, wos

hin Hr. 9. den Hrn, von Pompignan zählt, und ihn einen Poliſſon nennt. Der Wit wirke indem er wech⸗ ſelsweiſe und mit Aufmerkſamkeit den verſchiedenen Eindruck bemerke, den zwey Vorwürfe machen, Die Aufmerkſamkeit einer Mafchine. Die Worte: Den: ken, Miſſethat, und dergleichen ſeyen unbeſtimmt und ſchwankend. Die Empfindung ſey die einzige Quelle unferer-Thaten. Das Mitleiden Hilft fich felber zu Liebe dem Unglücktichen, deſſen Inblick ihm beſchwer⸗ lich iſt (auch wenn er abweſend waͤre). Die Reue iſt auch koͤrperlich, und die Verachtung unerträglich weil wir und dadurch von allen Wollüften beraubt fehen. Die Liebe der Eltern zu den Kindern,. und hinwiederum, ift weder fo ſtark ald man meint, noch fo, nüglich (eine Philoſophie, die und abſcheulich vor⸗

koͤmmt). Der Geiz berupt auch nur auf ber Bo.

gierde die Mittel zum Vergnügen zu befigen. Daß ein gutes Gedächtnig nichts zum Wie beytrage, und ‚eben fo wenig die Vollkommenheit in der Organifas tion, vielmehr leide oft der Wit dabep. - Die Luft

RES , . Kr:

‚macht auch den Wit nicht aus, und auch ‚nicht. bie "Nahrung , denn der Engländer fey bey feiner Butter und feinem Rindfleiſch eben fo wißig, unter einem neblichten Himmel, ald der Spanier unter feinem trocknen Himmel und bey ſeinem Knoblauche. Wie⸗ derum hat auch die ungleiche Vollkommenheit der Sinne feinen Einfluß auf den Witz (hier ſtreitet Hr.“ H. unaufhörlich wider fich felber ).. Der Wis wird ‚aus dem Locke erklärt. Eine Vergleichung des Pabſts ‚mit unferm Heilande, in welcher Herr H. Jeſu Ge ‚rechtigfeit wiederfahren laͤßt. Dennoch ſeyen in allen katholiſchen Ländern zwey oberſte Maͤchte, davon die eine beym Pabſte ſey. Der Woͤrter Bedeutung zu beſtimmen ſey niemand geſchickt, als der freye Brittg. Diejenigen ſeyen keine Atheiſten, die die Bewegung ‚als eine weſentliche Eigenſchaft der Materie anſchen; auch. diejenigen nicht, die ſich feinen Begriff von ‚Bott machen, denn das könne man night. (In dieſer hoͤchſt anſtoͤßigen Stelle ſpielt H. mit dem. Worte Begriff. Wenn er ein Bild der Einbildung dadurch verſteht, ſo laͤßt ſich keines von Gott machen: Aber deswegen kennen wir dennoch viele Eigenfchaften Got⸗ tes, und koͤnnen von ſeiner Weisheit, ſeiner Gerech⸗ ‚tigkeit, feiner ‚Ewigkeit, feiner. Allmacht uns. verge⸗ wiſſern, ohne dag. Farben oder Gewichte in biefe Vorſtellung kommen). Ein heftiger Ausfall wider ‚Die katholiſche Geiſtlichkeit, die fich den Freygeiſtern

whderſcht. Die Ungleichheit im Witze komme son

B 2

1) III—D

ver Kette der Begebenheiten, und von der Begierde ch zu unterrichten. Ein jeder neuer Begriff ſey bloß "ein Gefchent des Ungefaͤhrs, fo fen ed auch, was man Genie nenne. Nichts fen dem Etaate fchädlicher, Eals den Ehrgeiz gu unterdrücken. Der befondere Rd rakter des Menfchen fen die Folge feiner erſten Ge⸗ wohnheiten. Daß unter eben dem Himmel, eben das Volk nach den Umſtaͤnden der Regierung ſich ſel⸗ 'ber unaͤhnlich werde. Die heutigen Britten ſeyen vortreſtiche Männer. Unter der K. Eliſabeth ſeyen fe unbarmherzig, ſklaviſch, aberglaͤubiſch, ohne Kuͤnſte und Induſtrie geweſen. (Unter eben der Koͤnigin, veren Seemaͤnner und Miniſter die beſten ihrer Art waren; unter welcher Shakeſpear, Spencer, Sidney umd ſo viel andere groſſe Männer lebten): Lang in Dan Ketten eines Deſpoten gehalten, werde ber heſtigſte Menſch gezaͤhmt, und folglich ſeyen Tugend and Es “fer die Folgen Der Umſtaͤnde. Eine hieher nicht gehoͤrende Klage, über die Neider und’ die Kritik. Dre "Gerechtigkeit entfiche and den Geſetzen, ohne dieſelbe wäre keine. (Ein bloſſes Wortfpiel die Geſetze felber ind Ausſpruche der Begriffe, die alle Menſchen ſich von der Gerechtigkeit machen, und es iſt voͤllig tm wahr, daß freye Barbaren nichts als die Stärke über fh erkennen). m allen Arten‘ der Regierung ſeh daB einzige Triebrad der Gemuͤther die Begierde zur Gewalt. Wider den Montesquien. Die Tugend ſey wicht der Grundtrteb m den Republiken / u. die

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1 (ar: Ehre in den Monarchien. Eine heftige und ungerechte- Satyre wider die Ariſtokratien. Venedig, Augſpurg, Nürnberg , Bern blühen unter derſelben, und andere. Länder fchmachten unter einer ungewiſſen tyranniſchen Demokratie, die keines Bürgers Ehre und Leben ficher. Geht. Lind wie nichtig find die Vorzuͤge, die 9, dee Demokratie zuſchreiht. Die Würden ſeyen in derſel⸗ ben der Lohn der Verdienſte. Wie widerſpricht nicht dreſes Lob fo deutlich der Geſchichte von Rom, von Athen , von neuern bemokratiſchen Republiken, denn Genf hat feinen bluͤhenden Zuſtand der Ariſtokratie za danken, Die bey 150 Jahren gedauert hat. unter dinem recht boͤſen Fuͤrſten werde alle Tugend aufhoͤ⸗ een: Das that fie zu Norte nicht , that es auch nicht enter dem Aſiatiſchen Defpoten. Hann Termer, die defte Vorbereitung zur Tugend ſey im Metfchen bie Begierde zur Macht Cfie machte den Caͤſar keuſch gerecht und patriotiſch). Die Beſtraͤſung des ums, glücdlichen hollaͤndiſchen Zeitungſchreibers mißfaͤllt un⸗ ſerm Verfaſſer ſehr, der allzu gern, frey und unge hindert Fuͤrſten und. Prieſter tadeln möchte, Die Hofnarren fenen die legten Weiſen geivefen die many bey den Groffen gebuldet habe ;. ein uͤbertriebenes boy mot. Wieder nom. Heike, Die Wundärzte Haben - den F. Come verfolgt, ihn aus Frankreich zu verban⸗ nen getrachtet, und um einen verßegolten Brief wider ihn angeſucht, der. bloß von ungefähr. abgeſchlagen worden. fan. Karl V. habe mit Wuth Die Luthera⸗

33. |

2: . | ser verfolgt‘, (das that er wirklich nicht, fein In⸗ terim begeugt es). Wider die geiſtliche Intoleranz; Beftig » wie man es denn wohl erwartet; Jeſus habe fle nicht: befohlen, und kein Feuer auf die Samariter wollen fallen laſſen. Ein in groben Ausdruͤcken ver⸗ faßter Ausfall. uͤber die vermeynten Verfolger des Rouſſeau. Wider die Polniſche Geiſtlichkeit, die ſich als verfolget anſieht, wenn ſie nicht verfolgen darf. Auf die Intoleranz der Geiſtlichen gruͤnde ſich ihre Groͤſſe. Eine merkwuͤrdige Stelle, worinn H. zuerſt agt, nur eine intolerante Religion fen von der Dul⸗ dung aus zuſchlieſſen, und dann die Proteſtanten warnt, die Religiongaͤnderung ihrer Fuͤrſten als den Weg zur Verfolgung anzuſehen. Ein Prieſter werde frey⸗ lich noch in. Preuſſen die Duldung ‚lehren, aber in Frankreich ſchon als eine Ketzerey verſchreyen. Wie aus dem. einzigen _ Grundtriebe der Empfindlichkeit alle Leidenſchaften entſtehen. Von der grauſamen Begegnung, die M. de la Khalotais wegen einiger ſpitzigen Ausdruͤcke gelitten habe, Von den Grau⸗ ſamkeiten, die von den Katholiken wider die Wal⸗ denfer veruͤbt worden. Für die Proteftanten: fe has ben, die Fuͤrſten nicht bekriegt, fie ſeyen von ihnen ermordet und befriegt worden. Ä

Der gwente Band des dem Hrn. Helvetius zu⸗ sefchriebenen Werks de Thomme , de fes facultes in. tellectuelles & de fon 'educatiön iſt von 756°. Zus erſt behauptet Hr. 35, 'wider'den befannten Bürger von Genf, die Ungleichheit des Wied fen vom ber

nn —— 23

Auferziehung, und nicht von einem augebohrnen Un⸗

terſchiede herzuleiten. Das Talent iſt der Witz in

‚einem, einzigen Vorwurf vereiniget, oder eine groſſt Menge Begriffe über dieſen einzelnen: Vorwurf. Die

Gemuͤhter ſeyen im Norden von den Gemuͤthern in Süden im Grund nicht unterſchieden. Der Menſch werde weder gut noch boͤſe gebohren, er werde beh⸗ des mit den Jahren. Die Sittenlehre ſey die. Lehre der von den Menſchen erfundenen Mittel, erträglich nit einander zus Ichen.. "Wider: den morale Senfe der

" Engländer. : Die‘ Menfchenliebe fey nur die Erinne⸗ xung der Uebel, die man felbft erfahren habe. Schon

das Kind ſey ungerecht, wenn: cd, genugfame- Kräfte beſitze. Der Menfch fey von’ Natur grauſam, weil er zu einem fleifchfecffenden Thiere geſchaffen fen (das

iſt ee nicht. : Bon allen Thieren. ift der Bau feiner.

Zähne, Magen und Därme dem Pferde am aͤhnlich⸗ fen, ) Rouſſeau mache wahre Anmerkungen, aber feine Grundſaͤtze ‚feyen faft allemahl falfch. Umftänds | lich wider das Lob das er der Unwiſſenheit giebt. Hr. H. hingegen verabſcheuet dieſelbe faſt gaͤnzlich, und verbindet die Tugend durchaus. mit ber: Wiſſen⸗ fchaft. Jemehr verſchiedene Begierden der Menfch hat, rk ſchwaͤcher ſind ſie, und dieſe Verſchiedenheit verſchafft die Wiſſenſchafti Auch lernen alle Völker, ſagt der V. die Unwiſſenheit verachten. Die Wiſſenſchaften bluͤ⸗ ben freyſich kurz dor dem Verfalle eines Reiches _ kmik „dem. Fricden und Redigem. ) Ein Ansfel 34

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t4 | 2

auf hie Gelehrten, die den Urheber der deſpotiſchen Gemalt, den C. v. Richelieu, erheben. Der erſte Deſpote beſchuͤtze die Wiſſenſchaften, aber die nun⸗ mehr befeſtigten Deſpoten unterdruͤcken ſie. Im Now den babe man eben eine lebhafte CEinbildungskraft, wie man an Oßian ſehe. Zu Venedig erhalte die

Oligokratie die Menſchen in der Unwiſſenheit, auch fen

diefe Nation die verdarbenfte unter ber Sonne. Wis der die Liebes; Fe fen, wenn fie zum vornehmſten Befchäfte werde, allemal ein Bafter. Jemehr Wiffens fchaft ein Volk beſitze, ie tugendhafter , tapferer und slüchticher fey ed, wovon H. die Bvritten zum Bes weite anfuͤhrt. Die Regierungsform zwinge einen jeden Britten, feinen Verſtand aufzuklären. Die Uns wiſſenheit mache ein Volk böfe und ungluͤcklich. Vom Luxus und zu defien Vortheil, meil die Geiſter der Menfchen in Bewegung zu bringen, Belohnungen voͤthig feyen, und das Vergnügen fen eine Belohnung. Die elendefte Nation fen diejenige , in welcher Die

. Mächtigen der Untergebenen Feinde ſeyen. Kein Staat

koͤnne befichen, wo die Groffen nicht von den Gerin⸗ gen, fa mie diefe non den Groffen abhängen. : Eine Muthmaſſung, wie die Voͤlkerſchaften entſtanden ſeyen. Die Macht der Fuͤrſten habe zugenrommen, ſo wie das Volk zahlreich" und vermoͤgend worden fey (oft gerade das Gegentheil, wie in Engelland.) Die ehe Auflage iſt das Mittel, wodurch bee Fuͤrſ das Bolt unterjocht hat, bis es alle Empfindung der

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Freyheit verliert. Aber alsdann geht der Staat zu Grunde. Die deſpotiſche Herrſchaft fen des Staats abnehmendes Alter, fo wie die Republik Die Jugend. Eine Nation könne zu volkreich ſeyn, Daher fenen ges - wiſſe Geſetze entfianden, die man dem Minos zu fehreibt , und die ung erſt in den verdorbenſten Zei⸗ ten feheinen entflahden zu ſeyn; wenigftend bat Homer von diefen Greueln feine Spur. Ein zahlveiched Volk muſſe fich vorftelten faffen, aber Die Leute, die das - oft vorftellen, nehmen an der Gewalt nach ber Natur der Dinge immer zu, bid ihre Wacht unums ſchraͤnkt ſey. Bon einem Volk, das kein Geld hader es habe anch keine Tyrannen, wenn es erleuchtet fen (das iſt ohne Geld ſchwer.) Wiederum fuͤr der Luxus, eine Menge von Prachtkuͤnſten wuͤrden mi demſelben aus Frankreich fſliehn, wenn man ihn ver⸗ bannete. Wie Hume, meynt Hr. H. bey einer reis chen Nation würde die Arbeit fb theuer, daß fie dem Preis gegen Die arme Nationen nicht haften koͤnnte, und ihr Reichthum abnehmen muͤſſe. (Wir haben ſchon oft gezeigt, daß das Gegentheil wahr ſey, und die Manufalturen in einem armen Lande theuerre ſeyn. Niemand kann den Preis gegen Eng⸗ fand, in vielen Waaren, zumahl Eiſenwaaren hal⸗ ten, in andern nicht gegen Holland und Frankreich). Ein nach des Verfaſſers Gewohnheit grober Ausfall _ auf diejenigen , die: die Pracht misbilligen. Durch ‚fie verarmte duch das mächtige Rom duvch yo Menge

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26. EEE - .

dar Prachtwaaren, die ed. aus Indien zog/ und die es mit feinem Silber erkaufen mußte.) Ein anderer Ausfall auf die Engländer ; fie ſeyen aufgeheitert, fegen aber. in der Sittenlehre umd der Politik nicht ſo gründlich , als fie-feyn follten ,. die. Franzoſen gras ben: tiefer, eben. die unwiſſenden, der. defpotifchen Gewalt unterworfenen Franzoſen, die H. anderwärts nicht gering genug machen kann. Die Herrfchaft der Yracht erkenne man an den reichen Waaren, und at. eben denfelben die ‚Ungleichheit in dem Vermögen dee Bürger. Wider Die Religion, fie thue keine Wire kung auf die Sitten der Völker; hier, wie anders wo verwirrt H. die roͤmiſche Religion mit der Reli⸗ gion uͤberhaupt. Man ſehe wenige Titus, Trajanen und Antoninen mehr, (Wir hingegen glauben , die meiſten chriſtlichen Koͤnige herrſchen mild, gerecht und amd menſchenliebend, man kann aber fie nicht gegen

Ungeheuer vergleichen , wie man bey den Roͤmern that.

Bir können Keinen diefer Kayſer, der dem Alfred: gleich gekommen ſey.) Die Religion fen nicht Tu. gend; fie, die die reinefte Tugend mit den dringendſten Gründen von ben Menſchen fordert. Alle Religionen haben die Fackeln der Inioleranz angezuͤndet (eine wahre Verleumdung.) Die Geiſtlichkeit fey der ge⸗

ſetzgebenden Macht weſentlich entgegen (immer in

der Roͤmiſchen Kirche allein) von ihr kommen die lanoniſchen Rechte, (fie kommen vom roͤmiſchen Hofe.) Die Religion Ichre entweder mas, die natürlichen Geſetze, und ſey alfo üuberflüßig , oder etwas anderes

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und ſey (chädlich. Der 'offenbare Trugſchluß des Or⸗ mars. Nicht die Religion, ſondern die ſcharfen Ge» fetse halten das Lafer zurüd. Eine abfchenliche Mache rede, die Religion predige.dad.Lafter , weil ſie den Verurtheilten die Seligkeit verfpreche. Wider Die Je⸗ ſuiten. Aber dennoch haben fe nichts gelehrt, ald was Die (Römische ). Kirche lehre, und. die Ermordung Der Tyrannen erlaube auch &. Thomas (aber. auch Die unter dein Rechte der Ratur fichenden Heyden zu then und Rom.) Es waͤre nüglich, die. Verfaſ⸗ ſung und. die .Gefchichte aller Mönchsorben zu. kennen, und daraus koͤnnte man non den Mitteln urtheilen; einer Kaffe von Menſchen aufſuhelfen. Ale Gröffe von Engelfand. komme von fünf Geſetzen, worunter H. die Freyheit der Preffe rechnet. Won der. Gluͤck. ſeligkeit einer Nation; fie fey glüdfelig zu nennen, ‚wenn ein jeder „Bürger mit einer achtſtimdigen Ars

beit fein Haus ‚unterhalten koͤnne. (Die: Landiente

müffen: wegen der. Natur. des. Landbanes mehr und oft zwölf Stunden arbeiten ‚und aus ihnen befteht.der

geöffere Theil. dev Mation.). Yon dem Vergnuͤgen.

Dahin muͤſſe man das. vorgefehene Vergnügen rech⸗ nen, das mich. bey meiner Arbeit aufmuntre, weil

ich es als Den ‚Preis derfelben anfehe.: Das Unglück

der Natlonen komme von: den unvollkommenen Ges feen , hund von der ungleichen Vertheilung der Guͤ⸗ ter her. Der Muͤßiggang ſey die, Quelle der zıeiften,

Beduͤrfniſſe, der Buhlerey, ſelbſt ehemahls des rit⸗

28 nn

cerlichen Lebens. Zum Erbabenen gehöre allemal eine Empfindung eines innern Schreckens (gerade dag Wis derſpiel, das Erhabenſte beruht auf der Vergewiſſe⸗ rung unſerer Uebermacht wider alle Gefahren und Uebel.) Vieles van der Schreibart, der Dichtkunſt. den Vermögen abzuziehen sc. Die Unaußoͤßlichkeit der Ehen ſey der Vernunft zuwider. Dem Hr. H. gefällt die heilſame Verordnung die Hurerchy zu er⸗ lauben , und bie Kinder auf Unkoſten ded Staats zu erziehen. Es fen ſchwer, eine gute Gefekgebung zu entwerfen, auch entwirft 6. H keine. Die entdeckte Wahrheit (der Unglaube) ſtoͤre bie Staaten nicht. &o heftige Eiferer wie H. und V. würden verfols gen, und allenfalls hinrichten, wo fie die Macht haͤt⸗ sen. Der letztere bat wenigftend alles gethan den Freunden der Religion zu ſchaden, was in feinem Vermögen war). Gin groffes Lob der Druckfrev⸗ heit. Ein bitteren Ausfall wider Die Ungerechtig⸗ keit bey Beſtrafung der Exbflinde. (Alles iſt den⸗ noch ein Wortſtreit. Wenn ein Water: ungefund iſt, und feine Kraukheiten zu feinen Kindern uͤbergehen, ſe ſterben dieſelben zwar am birfen Kranlkheiten, die ihre eigene geworden ſind, aber die Quelle war dech deym Vater, und fo find. wir in Adam geſtarben) Mie bie Mönche Cnicht die Religion) ihre laſterhaf⸗ ten Gutthaͤter verherrlicht haben: , als ben blutduͤr⸗ fligen Clovis, den Rebellen Pipin. Bon Karts deä Wroͤſfen Laſtern. M. Hiniere babe doch zu viel von

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der Kenntniß gehoffl. Man opfere gar zu oft dad entfernte Gute dem nahen Vergnügen auf, Die Hs fachen , warum man in dee Roͤmiſchen Kirche die Schaͤndlichkeit der paͤbſtlichen Einrichtung nicht eins ſehe, die doch nothwendig die Reiche zerftören müffes daß fie fanatifche Hände gegen das Leben der Fuͤrſten wafne‘, und Daß eine intslerante Religion nothwen⸗ Dig den. Koͤnigsmord lehren muͤſſe. Bon ibe werden in Frankreich die Geſetze und die Parlemente geſtuͤrtzt werden. Die Crömifche) Kirche wilfe zu unbeque⸗ men Zeiten ihre Anfprüche fihlafen zu laſſen, und zu gelegenern aufzuwecken. Wie fie dann in Frankreich Könige haben geiſſeln laſſen. Die Geiſtlichen ſeyen bie Werkzeuge des Arimanes und die Philoſophen bed Oromasdes (des guten Gottes den fle nicht glauben.) Alle Religionen folle man dulden und nur die nicht; die felber nicht dulden. Alles berußt, fagt endlich Sr. H. auf der Erziehung, umd num raͤth er auch etwas dahin Abzweckendes an. England bringe we⸗ nige gute Werke über die Sittenlehre und Staats kunſt hervor, das ſey eine Frucht der allgemeinen Gluͤckſeeligkeit. Die uͤble Auferziehung der Fürcften felten ſey der Fuͤrſt würdig Koͤnig zu ſeyn, wenn er zum Könige gebohren if, Die oͤffentliche Aufetzie hung ſey beffer. Ein Entwurf der Sittenlehre. Wie ein Kind fie lernen ſolle (ohne Gott und zweytes Les ben, blos auf das Gefühl gegründet.) Das Geſetz: the andern nicht u. ſ. f. fee mir ein kleines Ge

fe für Hausbaltungen. (€ waͤre für Köirige und

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Staaten; ) Daß kein Prieſter mit der Auferziehung ſich befaſſen ſolle. Ein ‚Heiliger babe Feine Aehnlich, keit mit einem tugendhaften Bürger. Freylich koͤnne man unter einer defpotifchen Regierung ‚einem Kinde keine rechte Auferziehung geben.

GC.

Die Kunſt su beobachten. u Don I. Senebier, | 1775. (S. 419..)

Der Verfaſſer iſt ein junger Mann, der eben nicht ſelbſt viele Wahrnehmungen angeſtellet, aber ſeinen Bonnet und andere neuere ſleißig geleſen hat; wir koͤñ. ten wuͤnſchen, daß er unter den Quellen die Interpreta- tion de la nature weggelaſſen haͤtte die gewiß eine ganz an⸗ dre Abſicht Hat, als uns Wahrnehmen zu lehren. Er hat der harlemiſchen Geſellſchaft ſeine Gedanken, als eine Preißſchrift zugeſchickt ſie iſt auch in den Abhandlun⸗ gen derſelben abgedruckt, hier aber umgearbeitet und erweitert. Gleich Anfangs. zieht, er als ein wahrer Lobredner , die Wahrnehmung ben Verſuche vor. Wir finden einen fehr. groffen Unterfchied zwiſchen bey» den; feine Wahrnehmung würde jemaß und dasie⸗ nige lernen koͤnnen was uns der Verſuch lehrt. Haͤtte Harvey nicht die. Adern gebunden, und. bie Natur zung Antworten gezwungen, hätte. Newton nicht durch die feinſten Verſuche das Licht gefpalten, fo wäre

weder der: Kreislauf, noch die Entſtehung der Fass den: aus dem LKichte jemahls bekannt worden : Hr ©. "verirrt fich bier in fo "weit, daß er fo gar die Verſuche verwieft, : Sie ſeyen ofr irrig fagt er, und noch öfter zwifelhaft; wie oft find es nicht Die Wahre nehmungen , und wie behutfam muß man feyn, mens man die Nachrichten vom Ausgange derfelben zum Grunde eined Beweiſes legen will. : Die Erforderniffe zur Wahrnefmung , le\genie, wo wir und mit der Aufmerkſamkeit und Induſtrie begnügt haͤtten. Die Wiſſenſchaft. Hr. S. bedauert hier, daß ein Schiffe Bruch uns die Handſchriften des Ritterd vꝛ Jaucourt beraubt, und der: Phyſtologie einen groſſen Verluſt verurſacht habe. Wie ſchwer es ſey, bey verwickel⸗ sen Wahrnehmungen die viele Urſachen haben, did wahren zu unterſcheiden. : Dalembert: habe erkannt/ daß die Hydrodynamik die Geſchwindigkeit des Blu⸗ tes nicht erklaͤren koͤnne, weil das Spiel der Nerven, und die Schnellkraft der Gefäffe, durch die: allgemeis nen Gefege des Gewichts und der Bewegung nicht erklärt twerden koͤnnen. Det Wahrnehmer fol: zwei⸗ feln, fol feine Kunft , wie billig, verſtehn. Die Araber feyen zu den Wahrnehmumgen untüchtig gemefen (doch etwas zu hart.) Was man beobachten ſolle? Alles, auch das geringfle, wenn es nur neu iſt (und eben ſowohl dasjenige, das man fchon vor -befannt anſieht, und woran man oft viel Frriges-findet.) Matt follte feltene Vorfälle, Mißgeburten und Zwitter fleißig beobachten. Man ſolle methodiſch wahrnehmen /

ze 4

und einen Zweck vor ſich haben, md bie Kittel als⸗ dann anwenden, die su dieſem Zwecke dienen. ( Hier urd ſouſt oft verfällt Herr ©. in das Gebiet der Ders ſuche; Denn Die Musteln reizen iſt cin Verſuch ). Dee Gebrauch eines jeden Sinnes. Eine vermutb⸗ lich falſche Nachricht, dag der fyanifche Wein auf den bohen Berge auf Teneriffa feinen Gefhmad yerliere (auf den noch hoͤheren Alpen ſchmeckt ex den zeifenden Einwohnern ſehr gut). Die Werkzeuge, Die nothwendige Kenntniß der Mechanit. Die Ges ſchiclichteit, wie fich die Rymphen aus ihren Huͤlſen utwicdeln . : babe Reaumur querfi_ wahrgenommen (allerdings Spammerdam). Die Gedult, das Noth⸗ wendige zu wiederholen; eine unentbehrliche Vorficht bey Berfuchen:und Wahrnehmungen; die Aufmerk⸗

ſamkeit und genaug Sorgfalt; und hier wuͤrden wir

Wiederum ben Hrn. Tpalda;nicht zum Muſter geben s denn eine Eigenfchaft ‚mangelt: ihm , Die auch Hr. S. vergißt, und ohne die alle Wahrnehmungen verdaͤch⸗ Na find ; die Unpartheylichkeit. Es gebe wortrefliche Männer, die mit. ihren Handſchriften ihre. Wahr⸗ schmurigen in Vergeſſenheit fällen laſſen. Die Ders fhiedenheit wie Wahrnehmungen angeſtellt werden, Wie man die Glaubwuͤrdigkeit der Wahrnehmung in.eine Schägung bringen koͤnne. Einige untichtige Wahrnehmungen, Darunter Die durchs Glas dringenden diektrifchen Ausduͤnſtungen. Bon der Entſtebung der Bienenloͤniginn aus einer gemein Bienenmade , die . . ..... Herr

m I

Herr ©. für aewiß annimmt, Die Vand i⸗ von. j 242 Seiten. Si Der zweyte Theil rw 324 Seiten lart Pe fon nicht heimlich noch neidifch ſeyn, wie Leeuwen⸗ boek, man fo ſeine üblen Erfolge (wieder in den Verſuchen) ſowohl anzeigen, als die erwuͤnſchten / und den Leſer in den Stand fetzen, üben die Völlig - feit des Zutrauend zu urtheilen, das .man gu eineg « Wahrnehmung haben könne. Die Beſchreibung. Wie : man die Wahrnehmungen, wie dee Herr v. Haller, : fonthetifch zuerſt vortragen , und das dadurch Erwie⸗

Eu fene alsdenn analytifch zur Lehre machen fol. Die :

Beſchreibungen follen nicht zu übermäßig lang und uniftändlich fenn. Albinus wird geruͤhmt, weil ee: fein Gerippe habe abmahlen laſſen, als wenn er 40 Schritt weit geſehen haͤtte (man wuͤrde einen ſehr ungenauen Begriff vom Gerippe haben, und feine: Keinen Theile niemals Tenmen, ‚wenn man es von einer folchen Entferming anfähe). Die Definitionen, : die Kiaffifkationen, die Herr S. für hoͤchſt -unuük. erklärt Coßne die dennoch es unmöglich waͤre, zum: Erempel die Kräuter kemmen zu lernen). Wie aus den Wahrnehmungen man lernen timne, die Natur auszulegen, die Uxfachen durch ihre Wirkungen zu entdedien ; die Phänomenen zu erklaͤren, wo. Get. ©. Newtons Negeln wiederholt. Wie Allgemeine Grundfäge feſt zu fegen fegen. Die Kraft der In⸗ duktion, wo wiederum Herr &. einen betannten 3% x

v. Haller Tageb. Th. IL 005

34 CCC

tham anpreiſet; er Fühınt nemlich den la Peyronie, daß er durch die Ausſchlieſſung den Sitz der Geds im groffen Sirnballen feitgefeget babe Die Analos gie. Die allgemeinen Gelege . Hat in der Thal Der gute Commerſen zwanzig tauſend nene Gewaͤchſe entdeckt? Wie man fich zu hüten habe, aus einzel. wen Wahrnehmungen nicht allzu allgemeine Schlüffe

ga machen. Hier verfaͤllt Hr. ©. auf einen Abweg;

er will denjenigen nicht fuͤr einen Wahrnehmer er⸗ kennen, ber einen einzigen Körper genau beobachtet babe. Ban muͤſſe die einzelnen Falle in Gattungen vereinigen, und bie allgemeinen Geſetze ans dem ein⸗ hun Wahrnehmungen zuſammentragen. Dieſes in ein Mugen der Wahrnehmung, nicht aber das Wehen. Eine Schutzſchrift für Die Hypotheſen; New⸗ ton babe fich derfelben nicht enthalten. Die Kenn "zeichen einer guten Hypotheſe. Halley wird fehr ges ruͤhmt, wegen bes entdeckten Urſprungs der Quellen. Die Wahrfcheinlichteit einer Hypotheſe fey wie die Zahl der Phaͤnomenen, die durch. diefelbe erklärt werden, . Die analgtifche Lehrart (die analytifchen Bejahungen muͤſſen bloß die Sammlungen einzelner Mahrnehmungen, oder doch. die. allerunmittelbarften

Gpigen verfelben feyn). Allerley Mittel, Wabınch "sungen zu machen, Darunter die Reifen; wiewohi

Bin meiſten Reifenden keinen Glauben verdienen. Ends U) der groffe Einfuß, den bie Wahrnehmungen auf Die Wiſſenſchaften uud auf bie Kuͤnſte haben, dis

wie ihre Gefchöpfe ſeyen. Hier überfihrettet 6. S. wiederum ſeine Schranken, er fagt dei Spalanzani nach, daß. die gelbe Farbe im Blute nicht entdeckt habe, komme davon, daß er ſich des zuruͤckgeſchickten Lichtes und nicht der Lieberkuͤhnſchen Linſe bedient babe: Udfehlbar iſt dieſer unterſchied der Stelum uicht Die Urſache, warum Sp. einige Dinge anders als der Herr von H. gefehn hat, denn dieſer hat mit dem Lieberkuͤhniſchen Tifche die rothe Farbe der ein zeln laufenden Kuͤgelchen des Blutes, und die gelbe KFarbe ganzer Kaufen in dem geſchwaͤchten Thiere Heſehn; umd es iſt ſchwer zu ſagen, warum Herr ©. niemals ſolche geſchwaͤchte Thiere vor ſich gehabt habe. Die Wiflenfchaften , denen die Wahrnehmungen dies nen, auch die groffenbarte Gottesgelahrihen. Etwas ‚um Beweiſe des groſſen Einßuſſes des Climates; feibft auf Die Sprache; die vielen Mitlauter imd die Als rationen der. nordiſchen Sprachen Tom von Dei ‚Kälte. her, Die das Werkjeng der Stimme zuſamumen siehe und ſtumpf mache (engourdit,) aber man kann der ruſſiſchen Sprache die Afpivation nicht vorruͤcken, umd nicht einmiaf die vielen Mitlanter, die Fee aagmnmnen. oo

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36 En Ä . Ch 1775: (S. 452. f) - Ze

L L Rouffeau jußifie envers fa patrie.... kg plu-: Aſæurs lettres de cet homme cellbre qui n’ont point encore paru. Der Sammler iſt ein warmer Fremd des bekannten Verfaſſers des Emile und dee Heloiſe. Der Herausgeber gefteht ſelbſt, diefer Sammler feh - von einem Partheygeiſt nicht rein; und gang im Aus fange fagt diefee Sammler von dem Feinde der Of⸗ fenbarung und der Obrigkeiten: Rouffeau ſey odieux ‚aux faux devots & aux tiransz er, der Sammler der Briefe und der Gefchichte, habe in den Echrif: ten des R. geſehn, daß er weder der-Religion, noch der Ordnung im gefellfchaftlichen Welen, noch dem Gluͤcke feiner Vaterſtadt zuwider gehandelt habe. Er erzaͤhlt dann die Gefchichte des Mannes von der Zeit an, da er von der römifchen Kirche, im die ex über . getreten war, wicder indie Gemeinſchaft der Refor- mieten gekehrt iſt. Er ruͤhmt gar ſehr am Verfaſſer einiger ſcherzhaften Schauſpiele den Eifer, mit wel⸗ chem er auch ſich der Einführung einer Schaubuͤhne zu Genf widerfeßt habe. Die Belehrung des Roufs fean , und feine Verlaſſung der römifchen Religion, war auch fo ernflich, dag er unter dem Namen des Vicaire de Savoie die Wunder Jeſu, feine Gefchichte

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und die Offenbarung‘, mit allen Kräften feiner lebhaf⸗ ten Einbildung und feiner kernhaften Schreibart at ‚gif. : In Frankreich verurtheilte man dieſe Schtift.

‚Zu Genf ſchaͤmte man fich, minder für bie. Offenba,

rung gegen einen Bürger zu thun, als man in Krank creich gegen: einen Fremden gethan hattes man foderte ‚den abweſenden Rouffcau zur Verantwortung auf; bieſes Vorladen aber gefchieht nach den dortigen Ge Segen, mit der Formel, der Angeklagte fol in Ber - haft: genommen werden; ein Befehl, deffen der Vor⸗ ‚geladene fich dann entledigen und zur Verantwortung - „gelangen: kann, menu er. fich einfindet. Diefe allges ‚meine. Formel nahm Rouffean ſehr uͤbel auf; er bes klagte fih darüber, ald wenn das Gefeg wider ihn ‚gentacht morden wäre, und ſprach davon ald von einer Infamie, die es nicht iſt. Zuerſt zuͤrnte er, doaß die Buͤrgerſchaft keine Vorltellungen wegen des

ihm angethanen Unrechts that, und Dann bedauerte er, daß ſie es thaten. Hierinn folgte. er dem Beyſpiele ſeines Sokrates nicht, der ſich der Gewalt der Geſetze unterwarf. Er ſchrieb indeſſen den Contrat ſocial, der gwar alle Regierung überhaupt, aber insbeſondere die

ariſtokratiſche umzuſtuͤrzen zur Abſicht hat; er erweckte

zu Neufchatel allerley Unruhen, und ſetzte dem Eifer der Geiſtlichen des Koͤniges Schutz entgegen, bis ſich der Möbel erinnerte, daß, nach dem Rouſſeau, Die

pberſte: Macht: unverändertich in feinen Haͤnden iſt ubn zu nerfolgen anſieng, und. nöthigte, ins Berniſche

—X

38 ——

gu ‚Hichn. Dieſe Republik hatte feinen Einile verban⸗ an laſſen. Sie Eonnte feinat Contrat focial nicht anderd.ale für ein Buch rn daß alle Ruhe aus

der. Geſellſchaft verbannte. Sie ließ ihm befehlen , ihre Lande zu meiden. . Wit einer Ironie uͤber die engen Schranken ihres Gebietes, rettete er fich zwey Stunden: weit nach Biel, und Dann nach andern Lin ‚denn Er exwedte durch ſeine Antwort an den Eri⸗ biſchof von Varis, und durch feine lettres ecrites de ia mantagne, noch mehr Mißdergnuͤgen; in deren Jetztern er das Volk zu Geuf wider. die Regierung aufnahnte; und nur allzu glügtlich war eine gefaͤhr⸗ Jiche Baͤhrung zu erwecken, die am der alten Regierungsform ausgeſchlagen iſt. Er ſagte ich Dei

noch als mißhandelt vom Buͤrgerrechte zu Genf feveꝛ—

lich los, und ſchrieb einen ſehr heftigen Brief an einen ſeiner betten Freuude, worinn er ſich aͤuſſerte, er wuͤrde dieſen letzten Schritt nicht gethan haben, wenn auch nur fünf. ober ſechs Buͤrger wider dad ihm au⸗ gethane Unrecht vorgeſtellt haͤtten; und biefen Brief will der Sammler dahin brauchen, R. habe keine Unruhen gewuͤnſcht! Da bie Gaͤhrung ſchon in ihrer Staͤrke war, mißbilligte er freylich vieles an den He; praͤſentanten, Mar geneigt den Vorſchlag des Rothe anzunehmen ; beklagte ſich über feine Freunde, def ſie ihn verlaſſen hätten; und verſchwur mit einem Eide, ismald:wichen nad). Geuf zu. fommen. Aut allem: erhellet, daß in ſeinen oͤſſenttichen Schtiften

. XXX 45 Rouſſeau beharrlich die Offenbarung angegeiffen, bie demokratiſchen Grundſaͤtze bis zu dem aͤuſſerſten X derſinn getrieben, und das Volk in Die Macht geſett bat, auch ohne gegebnen Anlaß, den König oder den Rath allemal zu ſtuͤrzen, fo aft es ihm belicht bat; daß er auch durch feine Schriften eine ber von nehmften Urfachen der letzten Unruhen in ſeinem Va⸗ terlande geweſen if. In den bier abgedruckten Unis fen finden wir feine angebobrne Unbeſtaͤndigkeit, feine Klagen über: Freunde und Feinde, und ein ala ir tes Bedauren über die ſchaͤdlichen Früchte feiner Up hetzungen wider den Rath. |

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Die Troubadours, *) Von Zen. Curne de St. palaye: cherausgegeben von Millot. a J 175. (©. 00.) |

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Man if agewiß beyden dem. Sen. Sammler Fr dein Herausgeber für die hoͤchſt unangenehme Ri: Dal ſchuldig, mit welcher ſie dieſe veralte veralterten, oft. fall

2) Troubadour war eigentlich ein ch ein Dichter, feßr srl Ä ein Ritter, auch wohl ein’ ser Herr, und ein. Koͤnig; Jonglenr hieß-ein Sänger, der die J dichte des Troubadours abſang, und ſich damit naͤhrte. Dieſe poetiſchen Schwaͤrmer bluͤheten nt Zeitraͤume 10530 bis faſt 1500,

ꝓr) HiR, kitter, ‚des Troubadqura, 3vol- 977%

© 4

> *

Ä unperfänblichen , 1 und geöfensbeils ı unbedeutende ' Weberrefte der Ritterzeiten durchgelefen haben ; wir haͤtten nicht zu zwanzig Geiten Geduld gehabt, fo

unerträglich :widerfinnig , kindiſch aufgchlafen ‚und alt metaphorifch ind durchgehends diefe Troubadours ; der Entrüftung zu geſchweigen, dem ihre unzuͤchtige

Frechheiten, und die böchft verdorbene - Sitten Lehre vielen derfelben erwecken müflen. Die Arbeit bdes Hm. M. Hat auch. nicht gehindert, daß das vor - ums liegende Buch nicht fehe trocken, und für. weit

.

- bie meiſten Leſer völlig gleichgültig geblieben ſey. Die Leinen hiſtoriſchen Umſtaͤnde alter Geſchlechter

find für ſehr wenige Leſer intereſſant, und das einziger was noch die Troubadours leidlich macht, iſt die Schil⸗ derung der Sitten des 14ten und des folgenden Fahre hunderts. So wenig ald die Homeriſchen Helden fi Liebe und Hochachtung erwerben, fo wenig ges winnen auch die Ritter dabey, daß fie bekannt wers

= den Ihre Liebe war nur allzu oft nichts weniger

als. platoniſch, ihre Verſchwendung bielt fe in ber

aͤndigem Mangel, und zwang fie durch die unanſtaͤn⸗

Bi »r -

u bigften Mittel, die nöthigen Gelder zu fuchen, womit .

ſie ihre Pracht Beftreiten konnten; ſelbſt dee Steaffens raub war ihnen nicht zu niedrig. Ihre Religion mar Der elendeſte Aberglauben, und beſtund mehrentheils in einem Kreujsuge , und. in dee Lnterwerfung unter alle Befehle Roms. Hin und wieder treten "doch

Leute unter biefen Dichten anf , Die den Verfolgungs⸗

4: geift , die Pracht und das Wohlleben der Geiftlichkeit mißbilligen.. Die Dichtkunft ſelbſt zeigt und Hr. M. nicht, ex giebt Tauter Auszüge in ungebundener Rede; fie iſt aber, wie wir aus verfchiedenen abgedruckten Urkunden wiffen, gezwungen, mebrentheild wäffericht, "doch oft ſchwuͤlſtig, ımd durchgehende monotontfch, Bir Haben in’ demjenigen, was wir fonft gelefen > sicht einmal die Natur der fchwäbifchen Minnefänger gefunden. Mehrentheils find es uͤbertriebene Lob⸗ ſpruͤche ihrer Schönen, dann auch giftige und grobe Scheltwoͤrter wider ihre Feinde, und fehr oft Die um⸗ unfländigfien Lobeserhebungen der eigenen Vorzuͤge des Dichters. Der Nationalſlolz verleitet den Hru. MM. gar ſehr/ wenn er. glaubt, dieſe fo ſpaͤt entſtan⸗ denen Troubadours ſeyen die Quelle aller heutigen Pocfie, Lange vorher hatte der Mord feine, ein wirk⸗ liches Amt verfehende SHofdichter , feine Stalben und Batden. - Lange vorher hatte Oßian unnachahmlich gefungen ; . auch Deutfihland Hatte gedichtet und ge⸗ reimt. Das geben wir zu, Petrarcha möge bie T. vor Augen gehabt haben, obwohl dieſelben zu ſeinen Zeiten in die groͤſte Verachtung geſunken waren , ob⸗ weht fine ganze Manier mendirch poltter und eh vr iR Ä

3 | UA i GE) 0 0 " Theorie ver fchönen Fünfte: v2 Zweyter Theil. | von I. G. Sulzer. v "177% (& 685.)

Wir werden nur in demjenigen Fade des Hm; Verfaſſers Gehanken anzeigen, in welchem wir einiged ' Licht haben, da der ſogenaunte Recenfent weder im der Mut noch in ber Baukunſt fich felber einige Kenntniß zutrauet. Jene die muſikaliſchen Abſchnitte, Bat! Herr Kirnberger mit feinem Beyſtande und mit wichtigen Anmerkungen bereichert. Den ſpielenden und ſcherzenden Witz ſchaͤtzt ſonſt, ſelbſt in der Mom vrede, Hr. O. Han. hoch, glaubt aber dennoch, Die \ ſchoͤnen Kuͤnſta baten eine höhere Abficht , und ihre Würde borgen: fc: von eruſthaſten Werken her, Bon ber dramatifchen Wuͤrde der Falten und anerſchuͤtter⸗ lichen Raraktere ; die Ierne man am beſten beym Xe nophon, beym Aeſchines, und bey ben Stoikern Lee wen und ausdrüden, Ernfihafte Dichter verehre man als Lehrer. und Vaͤter, bloß witige koͤnne man al jüngere Beuͤder lieben. .Kuoten;. derieniae der Die Berwicdelung in der Ilias macht, (uns hat allemal sedäucht , die Nationalliebe habe den Homer gehin⸗ dert, diefen Knoten recht zu wickeln. Er macht die Teoianer zu fchwach, und feibit Den Hekior dem Aiax

N Stiche oben Band I, &. 365. f

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nicht gewachſen, und vor dem Diomedes Hächtig, ge⸗ :gen den. Achilles aber niederträchtig feige. Wenn der Grieche verlieren , wenn tin Patroklus umkom⸗ men foll, fo muͤſſen Die Gotter in Bewegung ſeyn, und den Trojanern zn ziniger Gleichheit Helfen: Hier⸗ durch wird: Achilles minder unentbehrlich, und ohne ‚ihn würden. die Trojaner unten gelegen feyn , wenn bie Götter fich nicht.mehr in den Streit gemengt haͤt⸗ ten)... Wenn. bie Kraft der fchönen Kuͤnſte in- vers

fuͤhreriſche Huͤnde kommt, ſo werde ſie zum Gifte,

leite den Menſchen ind Verderben, in die noch voͤlli⸗ gere Ergebenheit in ohnedem allzu ſtarke Triebe. Grit⸗

rhenland ſcheine ſeine ſchonen Künfte von den Joniern

‚und dieſe von den Chaldaͤern, Großgriechenland aber :pon den Heturiern erhalten. zu haben. Kayſer Hein⸗ richs VI. Siegel , das. Hr. &. in Hervorden geſchen bat, ſey fo ſchoͤn geſchnitten, als ein Stein unter de‘. erſten Caͤſarn. Bu Stettin yatten die Wenden vor⸗ trefliches Schnitzwerk m einen Tempel angebracht. Die Groffen der Welt brauchen die fhbnen Kuͤnſſe bloß zum Staate und zur Ueppigkeit. Schen Athen hat ſeine alla ftarke Liebe zu! dem Eegögenden ge⸗

mißbraucht, mb die Mittel zur Erhaltung bed Stada tes den Schauſpielen geheiligt. Wir ſeven non den Alten

in den fihbnen Kuͤnſten nicht zu weit entfernt, und uͤber⸗ treffen fie in einigen Abfichten. Das wahre Komiſche amd Lächerliche iſt ſchwer, und in Deutſchland 2 Doß oin Lehrgedicht allerdings chen fo eo Porſe

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: fey,- ale das: Epifche (und das fehönfte aller Gedichte, ‚die Georgika, find ein Lehrgedicht ,) ed werden aber ‚auch alle Dichtergaben dazu erfordert. Liebe; fie be: ‚barf wohl am wmwenigften der Reise, die ihr Die Poe⸗ ‚fe giebt , und in Romanen und in bramatifchen Stuͤcken wird nur allen oft die Jugend dazu gereist, auch wo man vielleicht meunt, fie abſchrecken zu wol⸗ len. Man ſolle Die Zaͤrtlichkeit mehr durch ihre ed⸗ le Wirkungen, als durch ihre angenehmen Empfins ‚dungen vporſtellen. Lieder, Nur allzu viele Deutfche baben ſich in denſelben als Schwelger oder Juͤnglinge gezejat, die ihren Lüften nachhaͤngen. Lyriſche Werd arten. Hier geht unſer Geſchmack von dem Ge ſchmacke ded Hrn. ©. etwas ab, und wir finden im Deutſchen die meiften neuen Versarten noch allzu un⸗ ausgebildet und unharmonifch. Mahlerey; ein lehr⸗ reicher Artikel. (Hier haͤtte man vielleicht bey ber pottiſchen Mahlereydie Dentichen vertheidigen Lönnen, die eben wegen der Mahlerey baͤuſig von den Fran⸗ aoſen getadelt werden). Muſik. Der viele Nuten den ‚fie haben könnte , und dem bie Neuern verabſaͤu⸗ mien aus derfelben zu ziehen. Die Vorzüge: der neu⸗ ‚en Deutichen in: derfelden. Wider die Einführung Der nordifchen Mythologie. Ode. Eine. Horaꝛiſche Ode wird entwidelt und bie Abſicht des Dichters cerrathen. Die deutfchen Odendichter. Die Niedrig Keit in welche Die Oper verfällt, indem fie. groſſe Vor⸗ ghag mit geringen: Mitteln vorſtellen will. Aus Fin⸗

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45° galn und and deu: alten Gefängen der Barden koͤnn⸗ te man den Entwurf einer reinen und Ausdruckſsvol⸗ len Oper bernehmen. Oratorium ; eine Kritit eini⸗ ger Fehler des Hrn. Grauns, der den Nachdrud und’. die muſikaliſche Vervielfältigung oft auf unbedentens’ de Wörter geſetzt hat. Won einem beutfchen Genie! das. fich ‚allzufepr dem Nachahmen ergiebt, und den Erebillon., den Diderot, den Sterne, (den Maris vaux) nachahmt. Oßians Wortrefflichkeit , woruͤber wir von Herzen mit Sulzern einſtimmen. Sein Fin⸗ gal iſt ein unachahmlicher Held, und faſt ein unbe⸗ greißich ſchoͤnes Ideal, wenn man bedenkt, zu wel⸗

chen Zeiten und in welchem Lande er geſchildert wor⸗

den ifl.. Der Linterfchied der. Griechen von den Kel⸗ ten; die Schönen waren in Griechenland wenig befannt, famen nicht unter die Leute, und hatten an den Begebenheiten einen Eleinen. Theil. (Nur Helena war bey ihrer Entführung doch eine , zwar leidende, Urfache groffer Begebenheiten.) Die Griechen kann⸗ ten in der That Feine Großmuth, Keine fanfte Geſin, nungen, und es iſt und unbegreifich , wie Zoraz die

Lehre vom Löblichen, Anfländigen und Guten beſſer

vom Homer als vom Cleanth und Erantor vorgetra⸗ gen finden konnte. Selbſt Homers Götter warch uns gütige vachgierige Menſchen, die nichts Goͤttliches hatten, ald bie Macht. Parodie, ihre Misbrauch, das wirklich Ruͤhmliche lächerlich zu machen. Paz thos. Starke Empfindung, und keine andere Gaben,

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4 konnen dieſelbe bewirlen. Pertodiren haͤnt br. S. für einen der ſchwerſten Theile dee Beredſamkeit. Pharſalia. Uns koͤmmt e8 lächerlich vor, daß fie kein epiſches Gedicht feyn fol, weil keine Götter dabey erſcheinen. Wir erkennen Die Febler des Lucanus/ feine langweilige Schildereyen von Hexen, non Wichs feuchen, und Schlangen; fen Verſallen auf unepifche Vorwürfe; aber er bat in vielen ander Stellen das wahre Erhäbene , im wahrhafteſten und ſtaͤrkſten Ver⸗ Bande.

| Meruitque timeri: Nil metuens.

Pindar, denfelben würdig ju beurfheilen, müßte man freglich Die Spräche und die Gefchichte Griechenlandes in einer groſſen Vollkommenheit befigen. Plautus Hat Hin und wieder nüßliche Anmerkungen; aber wir Eönnen den Geſchmack des Hofes des Auguſtus nicht misbilligen, manner den Scherz des P. an den mei⸗ fien Stellen zu grob findet. Poetiſch. Hier waͤren wir auch von etwas anderm Gefchmade, ald Hr. ©. und die Verſe, die er als Mufter anfuͤhrt, duͤnken und zu alambiquirt, und bie Figuren zu entfernt und unäusgebildet. Ein dem Hrn. S. mitgetheilter Artikel über das politiſche Drama. Recitativ, eine gegründete Kritig des Hrn. S. üder die Bew miſchung zweyer redenden Perſonen in einem Kectas

4u

ti Die Wohlredenheit; ein wichtiger Artikel. No

manze; fie wird. zue Ungebuͤhr auf eine fchershafte Weiſe gebraucht. Das Rührende, Hr. S. warnt, folches nicht zu verfchwenden, da es nöthiger ſey, die Dienfchen jur Standhaftigkeit und Stärke des Geifted aufzumuntern ald zu verzaͤrteln. Wie ſtark die Ruͤhrung der Redenden, auch ohne andere Vor⸗ theile, auf die Gemuͤther der Zuboͤrer wirke. Sa⸗ tire. Der Nutzen, den ſie in Anſehung des geſellſchaft⸗ lichen Lebens haben koͤnnte, wenn fie wider Die Laſter gebraucht. wird, und der Schaden, den der Ariſtopha⸗ nifche wider die Tugend und das Verdienſt gebrauchte Muthwillen thut. Wider das Drama Goͤtz v. Vers dichingen. : Gr. ©. befürchtet, wenn der Gefchmad folchet piece & tiroir Aberhand naͤhme, ſo gienge die dichte Tragödie verlohren. Schaumimze; eine Kritif einer vom verdienten Hedlinger gefchnittenen allzu zufammen gefegten Schaumänze. Schaufpiele. Der Mugen den fie haben könnten , wenn fie zur Yufmunte, rung löblicher Gefinnungen gebraucht. würden ; ihre Schaͤdlichkeit, wenn ſie das Lafer angenehm und intereßant machen, wie die Beggars Opera (und ver⸗ ſchiedene Stuͤcke des Moliere, wo die Betruͤgerey bes lohnt wird). Die ungluͤckliche Uebermacht unzuͤchti⸗ ger Gefinnungen bey groſſen Gaben. Das Schoͤne ſetzt Hr S. doch in die Vollkommenheit der aͤuſſern

Geſtalt. Aber warum iſt ein hohes Roth, ein aͤchtes Blau, fuͤr alle Völker ſchoͤn; und iſt denn bey dieſen

—— *

48 E

Karben einige Mannichfaltigkeit? Sophokles; ihm wird Die Krone in der Kunſt der Tragödie zuerkannt. Spondaͤus (der reinſte Spondaͤus if im Deutſchen unertraͤglich. Großvater kann in keinem Verſe ge ſagt werden). Der bier beicuchtete Oedipus mag teagifch ſeyn, aber in Anfehung dee Gittenlehre if er abfchenlich ; die Ungluͤcke und bie. Uebelthaten der Menſchen auf eine zwingende Wottheit zu legen, iſt Die allerfchändlichfte Unternehmung. Tropen. Hr. ©. befürchtet , man brauche fie in Deutfchland zu haͤu⸗ fig. Wahrheit. Wiederum zeigt bier Hr. S., daf Pope in feinen Lehrgedichten dichterifcher ald Homer geweſen iſt. (Und wir finden, ed war mehr Kunfl noͤthig, dad Düngen und die Erziehung der Rinder edel zu hefchreiben , ald Schlachten gu fchüdern ).

ee TU | CIV. =

Einfluß des Tribunats auf die Gtantsverfafiung von Nom. *) 1975. Bug. (S. CCCLKIX.)

Er iſt offenbar, daß die Tribunen ihr befkändiges, Augenmerk auf die Vergröfferung ihrer Gewalt, und auf die Stürzung aller der Vorrechte hatten, die dan Geſchlechtern vom Anfange der Republik an, zuge hörten , und fie thaten alfo in uralte Rechte Eingriff

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"*) Hi, du Tribunat de Rome, 3 Vol. 1774,

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die niemals rechtmäßig ſeyn konnten. Anſtatt eine

neue Klaſſe obrigkeitlicher Perſonen zu fordern, die

‚ganz vom Volke abhiengen, gegen allen Widerſtand durch die ſchaͤrfeſten Geſetze bewafnet waren, und

bie ſehr bald die hoͤchſten Würden. der Republik: mit⸗ Fuͤßen traten, hatte das Volk; wie es auf den hei⸗ ligen Berg entwich, nichts eigentlich ‚u: fodern als

ein Geſetz fuͤr den Wucher. Das Valerius Publitola Schwachheit, dem Volke Crs letzte Urtheil über alle Bürger zuzuſprechen, gab ohnedem dem Volke eine überwiegende Macht, die einem jeden Groſſen ˖ fuͤrch⸗ terlich war, der zu ſehr Für das Anfehen drr Ger fihlechter arbeiten wuͤrde. Vom erfien Anfange des: Tribunats an, mar Rom der Schanplat: eines un aufhoͤrlichen Krieges zwifchen den - ihre Macht ver⸗ geöffernden Tribunen, und dem durchgehende nach⸗ gebenden Rath. Dieſe Leiter des Volkes errungen ſehr bald das Recht, das Volk und bald auch den Kath zuſammen zu berufen, und das Recht, daß nit⸗

mand ihnen einreden durfte. Sie widerſetzten ſich, auch. bey der größten allgemeinen Gefahr, dem Aus⸗ beben der Bürger zur Armee , und lieffen den Pas triciern nicht eher zur, das Vaterland zu vertheidigen, bis fie denſelben ein neues Vorrecht abgedrungen hats ten. . Sie Drachten e8 dahin, daß die größten Ge fchäfte in den Verſammlungen nach Zünften abge handelt wurden, wobey die Gefchlechter keinen Eins fluß hatten. Die verdiendeten Römer lieſſen fich lies

v. Zallers Tageb. Th. II. D

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ben von den Feinden ſchlagen, als daß ſie dem Ap⸗ pius Die Ehre eines Triumphs erworben hätten, Die Zeibunen haͤtten es geſchehen laſſen, daß die Patri⸗ cier allein ben: Krieg für das Vaterland uͤbernommen, nd vielleicht auf einmal ihr Leben hingegeben Hätten, wenn das noch) zu edelgeſtunte Volk dem eigennükigen - Rath der. Tribunen Ach nicht ſelbſt widerſetzt haͤrte. (ir bemerken, Was wir in einer noch unlaͤngſt Durch frevwillig erwaͤhlte Tribunen beherrſchten Stadt andy geſeben haben, daß dieſelben unter ſich den Schluß gefaße, allenlal einſtimmig zu ſeyn.) Da ſie den re⸗ gierenden Kouſul fuͤr das Volk forderten, und dieſer weigerte, ſich von ihnen befehlen zu laſſen/ gaben ſte felbfi.dem Volke den abſcheulichen Rath, noch eimwal auf den heiligen Berg zu entweichen, fo wie ſie einen Theil der Buͤrgerſchaft nach Veit verlegen:

wollten. Ihr unmeiſer Kath war es, der bie unums

ſchraͤnkte Macht der zehn Dränner erzwang, wodurch Rem in die site Stern ve.

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| | ev. | , Slemens XIV, (Ganganelli. *) ; rs ©. 1136. EBugnbe 1777. e cervii.]

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Her Caraccioli bat den würdigen Herrn ſelbſt de kannt, Briefe von ihm erhalten, und von ihm ſelbſt die Geſchichte ſeiner ihm aufgedrungene Kardinals wuͤrde vernommen. Die Geſchichte iſt fonft freylich etwas nackt, und von einem fo guten Herrn hätte

man Fieber weit mehrere Umflände wiffe mögen. In Vergleichung mit den legten Päbften gewinnt er Deuts lich; ſelbſt Lambertini kannte die Kunft zu tegieren nicht. Er war doch von Adel, und eines Arztes Sohn; weit gelinder ald Sixtus V. Konnte er doch firenge ſeyn, wenn man wider das Beſte des Volks gehandelt hatte, wie er es denn an einem Manne bes wies, der wieder die Befehle Korn aus dem Kirchen⸗ ſtaate gefchaffet hatte. Seine Vertilgung des Jeſui⸗ terordend nahm er nach langer Ueberlegung, und nach einer geoffen Kampfe vor , und fol dabey ge äußert haben, er habe damit fein Todesurtheil unter, ſchrieben. Er beſaß beydes eine allgemeine höhere Einſicht auf die Hauptſache, und die Scharfficht auf die innern Umſtaͤnde. Er Er entwarf mit eigener Hand

5 Ia Vie du Pape Clement XI XIV. Jcttres du Pape Clex ment XIV. Verde bat Heer Caraeeieli Deranspeasten.

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2. mmungnme

einen vortrefichen Rath, wie Die Auferzichung der Jugend vorzunehmen fed. Er wurde von den Fröns den‘, auch von ben Proteſtanten verehrer, und Suls tan Muſtapha gab ihm ein vortheilhaftes Zeuguiß. Kurz vor feinem Tode ließ er fich durch einen Mauth⸗

ner beruͤcken, und gab eine Art eines Einzelkaufs dei Getraides gu, wodurch dann das Volk, das ihm ſonſt ſehr zugethan geweſen war , zum Schreyen gereigt wurde. Er nahm nach und nach an Kräften abr und fah feinen Tod lange vor fi. Seine Bullen imd Breven arbeitete er ‚allemal felder aus, und gab ihnen die wahre Erhabenheit. Sein Verdienſt war, ohne Geraͤuſch zu regieren, wie die Maſchienen, die leicht wirken und faſt zu ruhen ſcheinen, dieweil ſie groſſe Geſchaͤfte verrichten. Er ſchafte die barbari {che Gewohnheit ab, wegen der Stimme, Junge Kna⸗ ben zu verſtuͤmmelen. Der General feines Ordens, in deſſen Armen er ſtarb, ſchrieb einen, hier abge» druckten Circularbrief uͤber ſeine letzten Tage und Stunden. Einige Briefe des Pabſtes voll Vernunft | und Natur, In einem derfelben gefteht er, vollkom⸗ men zu ſeyn habe es Benedikt dem XIV. an Stand—⸗ haftigteit gemangelt. Ueber die franzöfifche Sprache der er fehr zugethan war. Ein Brief, durch den er einen alten Milflonar Alary bewog, und faſt Wang, aus der Trappe zu gehn, und ſich wiederum der Miſ⸗ fen anzunehmen. Er waͤre unſtreitig einer Der groͤ⸗

fen ws » berͤbmmeſen Paͤbſte geworden, wenn -er : fürs

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ger hätte tegieren:Eönnen, Vor dem Nepdtifmus be zengte er ben volldommenſten Abſcheu, und hinter. ließ ein Erbe, das eintm gemeinen” Vrilaten ange ‚enefenen war als einem Pabflei.:-. :

"Die Briefe. felbfE werden von ee —* nigen Männern verdächtigt. Uns iſt et ſchwer darũ⸗ ber zu urtheilen , weil wir“ nichts‘ zud— rlaſſiges vom Fr: Ganganellt geſchriebenes Haben’; i wir die vor amd liegenden Briefe "Vom Herausgeber find fe gewiß "art wir kennen. Den Charakter ſcheidenen, guͤtigen Mannes tragen der Men das Weſentliche der Religion, im Gegen⸗ fag gegen den Aberglauden und ‚gegen fleine aͤuſſer⸗ liche Thaten, und mißraͤth die Anhängigkeit an, die Heiligen. Den Mönchen jſt er nicht. gewogen, und wünfcht zumal nicht ihre Vergroͤſſerung. Was er von dem P. Concina S. 271. ſagt, deſſen Eifer-twider die Moliniſtiſche Sittenlehreser gaͤnzlich billigt, koͤmt mit der Unterdruͤckung des fuͤrchterlichen Ordens gaͤnz · lich ‚überein. Die Ueberſetzung iſt ſonſt nicht durch⸗ gchens wohl gerathen. Das Wort invelir: wird hier im ungewoͤhnlichen Verſtande gebraucht; für einneh⸗ men, bemaͤchtigen. Insbeſondere finden wir eine Reihe wohlgeſchriebener Briefe ; brauchbar ; Die Gan. ganelli an einen Grafen geſchrieben hat, der in dem Laſter verſunken tar, und gerettet werden ſollte Dee Minorit drang ſich zuerſt dem Wildfange recht

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RE; EREBER

auf, der ſteh vor ihm verbarg; er gewam ihm aber bald, fchrieb ihm aufs liebreichſte und verfländigfie feine künftige Lebensart und die Mittel vor, vom Las ſter ſich frey zumachen, mißrieth ihm das Kleftcrichen, und verläßt ihn gebevrathet. Der Herausgeber hat ziemlich undienlich dieſe Briefe zerſtreut, Die zuſam— men gehoͤrt haͤtten. Ein Aufſatz, den der gute G. fuͤr einen Ordensbruder gemacht hat, und den dieſer fuͤr die ſeinigen aufgeboben bat. Des Verfaſſers vor, zuͤgliche Liebe fuͤr die leichten, frivolen Franzoſen, wie er ſie heißt. Seine Ehrerbietung fuͤr die Religion, die beſtaͤndig ben ihm zugenommen bat, nachden fie in

45 Jahren fein Hauptgefchäft geweſen war, Aller, dings ſey Gerſon, ein Abt von Vercelli, der Verfaſſer der Nachahmung J. C. Zwey wichtige Briefe an den Grafen Algarotti, deſſen Ernſt im Chriſtenthume un⸗ ſerm G. nicht erwieſen vorkoͤmmt. Seine herzhafte Empfehlung eines in Ungnade gefallenen Bedienten inal Miniſters Valenti, an den erzürnten fe Freygeiſter. Die Haͤſſer der Moͤnche empfange er mit gedoppelter Liche. Frerkkuͤthig ſagt er dem Kardinal Quirini, ſein Brief an die proteſtan⸗ tiſchen Geiſtuchen ſey etwas trocken. Wider die Ver⸗ maͤchtniſſe an die Kloͤſter; die Familte ſollte allemal den Vorzug haben. Einige gute Ermahnungen am den Journaliſten Lami; nicht überhaupt ein Werk chwach oder irrig an nennen, fonderu allemal Pre ben bepgalogen u. €. f. Eine Inge Ermahnung an ige wie * glaubte, remwt Panne ı Die aber haben

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* ——— 385*

ſich Hab und Üble Begegnung gegen andete erlaubte. Wider die Verehrung der Reliquien. Fein und ſchlau dertheidigt der kuͤuftige Pabſt die roͤniſche Kircheure⸗ ligion wider Die Proteſtanten. Benedict XIV. wis de die Prieſterehe und den Kelch wohl erlaubt haben. Man lege. der roͤniſchen Kirche vielen Aberglauben que Laſt, den fie nicht dulde, noch gut heiſſe. ¶Ma⸗ mm durfte denn ſelbſt Wenebict XIV. Den wider⸗ ſfinnigen Brief der gebenebeyten Jungfrau an Die Stadt Meſſma nicht für undcht erklaͤren ? Warum Jegte er dem ehrlichen Muratori das Stillſchmei⸗ gen auf?) Wider die poetiſchen Predigten, bie in. Nalien gewoͤhnlich ſind. Eine Bibliothek für einen Mann, der fein Heil ſchaffen will; zuerſt das Evan⸗ ginn, und zumal Pauls Briefe, dann Auguſtius Bekenntniſſe, bie Rachabenung J. C.; einige Eeſchicht

ſchreiber; bie alten Philoſophen und Dichter; Leite

kegenden, Beine‘ Moflifche Buͤcher. Wider die alle

gufieehge. Beobachtung der KAoſterregeln, und wider Das Stiuſchweigen ber Karthaͤuſer. Lieber die Dicht⸗ ckunſt bey den Heutigen. Die Deutliche Poeſie leuch⸗ at’, die Franzoͤſtſche funkelt Cpeeille iſt etwas Eleint⸗ res), die Italiaͤniſche brennt, die Engliſche ſchwaͤrzt. So urtheult g. Sein erſtes Gedicht über den Tod ned: Freuudes. Es war mit Umſtaͤnden überleben, md gefiel che, und Ganganelti ſagte der: Dicht⸗ Aunſt auf. Eis hoͤſlicher Boiof an den Hrn. v. Kre⸗ wal. Er babe wohl mouͤſſen / die Sebuſche Rehhe ware | VE

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+u Fragen (es ſcheint aber, es geſchah mit Widerwillen). Man ſolle uͤber die Heiligen Jeſum nicht Vergeſſen; -eine- Warnung, die G. oft wiederholt. Nichts fen dem Chriſtenthum mehr entgegen: der Aberglauben und. die kleinen Gebräuche (pratiques). &. wünfchte des Arioſto Aſche zu tüffen. Wider einen Briefen, - der. übel von Benedikt XIV. ſprach. Bruder Loren; ‚meint , die. römifche: Kirche‘ habe Teine Neuerungen eingefuͤhrt; denn man. könne die Zeit nicht beſtimmen, wo: fie diefelbe: eingeführt "habe, „Er würde , wenn es zum ernſthaften Streit gelominen wäre , hier feine Kirche ſchwerlich Haben: retten Eünnen. Man Braucht nur ihre taufenderley. Erfindimgen und Befehle mit der Heil: Schrift zu dergleichen, werden fich Die Neuer⸗ ungen non fich felber aus zeichnen. Die Glaubensperbef ſerer haben uͤber die Mißbraͤuche der Kirche Vorftellen follen , nieint G.; dieſes allein fen ihnen erlaubt 9% weſen, und wuͤrde auch gefrnchtet haben. Man den⸗ e doch nur; was Luther und Zwinglis Vorſtellung „wider die Ablaßbriefe wuͤrden ausgerichtet haben, auf die Leo X. feine Ausgaben ſchon verlegt, und auf dieſes Geld hin prächtige Sebaude anßeng / und Gun | ſchimmernden Hofſtant hielt. Der zweyte Theil der Letires intereſſanter | ‚Clement XIV. if 3403. S. ſtark. Die meiften Briefe Iind doch nach geſchrieben, ehe daß ce Kardinal war. ‚Stine Freude über die Verwaͤhlung des damaligen Delpbine an ein Euenan Brit 48 dee Bu

——— * medicts XIV. wWewehebene Bemuͤhung/ “feinem Orden

einen General zu geben: Er war felbft bey der Wabhl | |

gegenwärtig, dennoch ernannten feine. Bruͤder einen andern, und der Pabſt nahm es ſanftmuͤthig auf. Der kuͤnftige Pabſt geſteht gegen einen Lord und ge⸗ gen einen proteſtantiſchen Prediger, ſeine Kirche hahe ben Proteſtanten zu viel Schaden gethan, zu ſebr nach Blut geduͤrſtet / und darinn wider. das Weſent⸗ che der Religion gefehlt, und es gebe unter. den Peg teſtantiſchen Predigern viele verdienſtwvolle Maͤnner. Dieſes letztere ſchneibt er als Kardinal. In einem andern Briefe verſpricht er, in ſeiner neuen Wuͤrde die alte Einfalt ‚benzubehalten , und. anfatt aller Be⸗ dienten ſich mit dem Frere Frangois zu begnügen; welches er auch als Clemens XIV. that; er geſteht dabey, daß der ‚Kardinal zuweilen dem Bruder Lorenz feine Niedrigkeit vorruͤckt/ verſichert aber, der Bruder behalte Die Ober⸗ hand. In vielen Brieſen mißbilligt er ungeſcheut ſeines Vorfahrers Anhaͤngigkeit an die Jeſuiten, und ſeinen ungelenkſamen Widerſtand gegen die maͤch⸗ tigen katholiſchen Kronen. Man ficht wohl, daf er die Jeſuiten aufopfern würde, wenn er Die Macht dam hätte ,.ohme dennoch ihnen einige-Schuld bey ‚anlegen. Ein; milder Brief an einen- Frere Converg, der ſich hart vergangen hatte, und eine Fuͤrbitte an Me Vorgeſetzten, denſelben guͤtig wieder anzuneh

Die Vergleichung der Kirchenbaͤter S. 16h.

F in Aatenſches Koncetto. Month: f gt &r | u

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vhne den Ausfpruch bee Kirche, ben Boſſuel noch für Seinen Kirchenvater erkennen. Dieſe Wäter ſchaͤtt ©. ſehr Hoch; zumal den heil. Auguſtin. Nenn Monſignor Braſchi &. 247. der jetzige Pabſt iſt, wie Wir’ glauben‘, fo erhaͤlt derſelbe, wegen feine® erlench⸗ eten Verſtandes ımd feiner Rechtfehaffenheit, ein ſehr gites Zeugniß von feinem Vorfahrer. Ein fehr tus higer Brief über ben Tod Clemens des XIII. und seine Verſicherung, G. werde an ben Partheyen im Konclave kenen Antheil nehmen. Einige Briefe die er als Pabſt gefchrichen Hat. Zuerſt in einem Er⸗ Aaunen über feine unverhoffte Erhebung; dann einige bfentliche Briofe, zumal an Ludwig XV. theild we⸗ gen des Eintretens der Madame Luiſe ins Kloſter, als auch wegen der Freygeiſter, wider wen Clewem des Könige Huͤlfe auffordert. |

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Lavatere Wert von der Rhyflognomie.

1776. {&, 138.) ı777. Zug. S. LI.) ar. {6.99.f.) Bu 0 j

Moykognemitse Fragmente, zum Beförderung Ler Menſchenkenniniß und Menſchenliebe, ven My. Taſpar Lavater (Prediger in Zuͤrch) Erſter Bei⸗ Anh, auf 276 Selten mit acht und ſechzig Kupfer⸗ vialten. Dickes ungemein prächtig audgefühtte Wert verdten eine wm deſto gonauere Anzeige, iſt aber auch

—— Bu:

num deſto ſchwexxer zu beurtbeilen, je gemiſſer es iſt, daß einer Seits eine Kenniniß der Gemuͤther aus den Fügen des Geſichts nicht ohne Grund gezogen wird; und daß auf der andern Seite man zu weit gehen, und jedem feiten Theile eine Beratung: und ‚eine Wirede geben kann, die zu Irrthuͤmern und zum willkuͤhrlichen Auslegen der Züge fuͤbren koͤnnte. Und die Beurtheilung I um deſto ſchwerer, je einnehmen⸗ der, lebhafter und nachdruͤcklicher des Hrn. L. Vor⸗ ‚trag iſt, und je deutlicher hingegen die Einwurſe un ‚in die Sinne fallen , davon wir einige einruͤcken wer⸗ den. Herr Lapater, der ein guter Zeichner iſt Kal durch ungefähre Wahrnehmungen zu feiner Kenntniß der Phyſiognomie. Ihn erſchuͤtterte zuerſt bie beſoa⸗ dere Phoſroguomie des Hrn. Lambertd , und denn ſeines Freundes Feliy Heſſen, die er elbſt abzeich⸗ uete; in beghen Maͤnnern fand er in der Raſe cine große Achmlichkeit, mad ungeachtet. Hr. Heſſe auf Die groſten Verſtandsgaben des Hrn. Lamberts leinen LUnſoruch machen. kounte, ‚fe: war dach auch bay ihm ‚ein groſſer, heller uud vielfaſſender Vorſtand. Herr 2. ſveond bey mehrern Beyſpielen Die Achulichkeit in einem oder in mebrern Geſichtszuͤgen mit einer Aebr⸗ ‚lichkeit in den Geelenkraͤften vereinigt. Nach und nach entſtaud hey ihm eine. Fertigkeit, aus dem Nu Slick, auch rines out minder merkwuͤrdigen Ef eines Menſchea, wie des Halſes, von feinen merali⸗ ſchen gigenſchaften zu vrtheilen DIE zwar wie ER

PF.

do U Bu aelbſt "und" befehet‘, vft fehlte , aber denndch Gelegen heit zu den erſten phyſiognomiſcheu Schriften und auch zu dieſem letztern Werte gab, Er begegnet nun⸗ mehr:einigen Einwuͤrfen wider die Wahtrheit der Phys ſiognomie, und.rüdt Hingegen Stellen verfchiedener Verfoſſer, auch von Wolfen ein, die dieſer Wiffen, fehaft günflig ſind. Hiernaͤchſt folgen ſeine Gedanken vom Sitze der verſchiedenen Kraͤfte des Menſchen: Die Denkungskraft fit ii Haupte innerhalb der Sting, Du Begierde im Herzen, die Kraft im ganzen Leibe, zum Inder Hand und im Munde Er wider legt die Vhiloſophen, Die der Seele; als einer eiü⸗ Sachen Subſtanz, keinen eigenen atomiſchen Sitz im Koͤrvper, mid keine ‚andere Kraft anwelfen, als die vorſtellende leibſame. Er hingegen unterfcheldet en anlacaliſches, din phyſiſches und ein moraliſches Leben, weiche drey Leben zwar im Grunde nur eins ſind; "alle drey einzeln und zuſammen aber. And fie der Vor⸗ wurf der phufognemifchen Keuniniſſe. Der Menſch findet fein Gluͤck, und wird menſchlich, indem er die Schoͤnheit und die Vollkommenheit der menſchlichen u Natur entdeckt, und die. Gewohnheit macht-ihn in Bir Entdeckung von beyden noch fertiger. Die Bahr heit Der Phyſiognomik wird bewieſen durch: die ueber⸗ einſtimmung der wirklichen Eigenſchaften eines Men⸗

ſchen mit den Zügen, bie uͤberhact den Koratter

dieſer Eigen ſchaften auſsmachen. Die opt. ber _ Freunde wird x ja aus der Phyſiognonuk hergendnen;

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der. Arzt ſieht in derfelben. taufend Dinge’ bis zum Erſtaunen, jedes Infekt kennt feinen Freund und ſei⸗ nen Feind, ımd alle Menſchen laffen, ohne es zu wiffen, ſich durch die Phoſtognomik leiten; fe ik allerdings eine Wiſſenſchaft. Was in dee Scele vor⸗ geht, hat feinen Ausdruck Im Angefichte. Es giebt moraliſche Schoͤnheiten und Haͤßlichkeiten, und chen auch Schönheiten und Häßlichkeiten im menſchlichen Angefichte, und die Schöngeit ift Fein willkuͤhrlicher Begriff. Es iſt hoͤchſt wahrfcheinlich, Daß die Schöns beiten der Seele durch ſchoͤne Züge im Gefichte vor⸗ sefagt ‚werden, und binwicderum. Die Leidenfchafs ten zeichnen fich ja aufs offenbarfte durch. die Züge des Angefichted aus, fchöne durch ſchoͤne, haͤßliche durch unangenehme, . Ein Eleined Kind hat die Guts muͤthigkeit im einem alten verfallenen Geſichte noch unterfchieben , fich demſelben genähert, und fi) von einem muntern Jüngling weggedreht, der dieſes An⸗ giehende nicht hatte, und hart und hitzig war. Hier entfchuldigt fi) Herr 2, uber den Satz, den mar

von dem feinigen Feicht erfolgern Könnte, daß folge

lich Tugend und. Schönheit, Laiter und Haͤßlichkeit,

allemat beyfammen ſeyn muͤſten; unſer Nerfaffer , meint, bey dee. fehönen Lafterhaften. fey Die Anlage . zur Tugend da geweſen, aber nachwärtd habe bie

Schöne fi) durch widrige. Fertigkeiten ‚überwinden

laſſen; und das Lafer zerftöre in der That fichtbar

lich Die blühende Schönheit: der erſten unſchuldigen Zugend. Eben fo kann cine gute Erjiehung Die uns

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62 u

edlen Neigung der Natur uͤberwinden, und’ dee haͤßliche Katalter der legten Tann daber in dem’ Züs gen übrig geblieben fegn; aber auch hier, fagt Hr. &: nehme die Haͤßlichkeit des Geſichtes dennoch ab, wie der Menfch im Gute zunehme; Doch giebt er der Auferziehung nicht fo vieles zu , ald der Tichende würdige Enthuſiaſt Helvetius (fo nennt ee if). Die Anlage zum Guten und Boͤſen ſey doch im Kinde ſehr merkbar vorhanden; und es werden ia morali⸗ ſche Diſpoſitionen fo. gar ſichtbarlich ererbet. Zu⸗ weilen hat ein Kind die deutlichſten Laſter des Va⸗ ters, und das andere die Tugenden der Mutter; und beyderley Gemüthdarten find mit ihren koͤrperlichen Kennzeichen im Angelichte Begleitet. * Allerdings kann

aber. der Menſch einer Seits durch fchlimme Bey⸗ Piele, fchlimme Auferziehung, ſtarke Verſuchungen fallen; er kann auch ſiegen und ſich veredeln, er wird ſogar durch den beſtaͤndigen Umgang mit einerley Leu⸗ ten. das aͤuſſerlich in die Sinnen fallende Beſondert derſelben annehmen. Hier folgen mın die Erklaͤrun⸗ gen der Kupfer. Die Platten find überhaupt von ſehr ungleichen Sänden ; einige fehr ſchoͤn, wie Frauke, Calas, Anfon , andere find mittelmäßig, und cine Menge fogenannter Silhouetten laſſen der. Kunſt we⸗ nig Gelegenheit ſich zu zeigen; bey denen wir ohne⸗ dem bemerken muͤſſen, daß fie faſt bloß die Naſe, Stirne, die Oefnung des Mundes und das Kinn zeigen; die ſo viel bedeutendern Augen, die Wangen, had übrige des Mundes verborgen laſſen. Die erſte

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Zugabe zeigt, daß einige Tugenden md Laſſer auf deutlichſte ich Durch die Geſichtszuͤge vorſtellen laſſen. Dann beurtheilt er des Holbeins abſcheulichen Judas, nimmt ihm aber übel, daß man die apoſtoliſche Groͤſſe nicht mehr an Judas findet, die Raphael nicht vermißt hätte, und Die, wie Herr 2. glaubt, ſich im feiner -Verpveifelung zeigt ; nur. macht er die treffende Anmerkung :' würde jemand den Holbeinifchen Judas jemals für. den Heiland anfehn, wenn auch fchon Holbein J. €. darunter gefchrichen Hätte? In des That hat diefer Holbeinifche Judas etwas teufifches im Geſicht. Dergieichen Köpfe und Bildniffe bekann⸗ tee Perſonen beleuchtet nun Ger 2. häufig... Wir koͤnnen ihm aber bierinn nicht folgen, find auch nicht: im Stande allemal die Uebereinſtimmung der Jeich⸗ nung und der Gemüther klar einzufehn , woran Der, Fehler an uns ſeyn mag, wie S. 97. Des Calas Abſchitd iſt vortreflich. Ausdruͤcke der groͤſten Laſter in einigen Angeſichtern, zumal eines Mannes, der doch ben einer groffen Nation fo viel Freunde und Beſchuͤtzer hat. Here L. naͤhert ih num noch mehr und. mehr, feinem Hauptzwecke, nehmlich in dieſem und. jenem Zuge ded Geſichtes, Beſchaffenheit der Gemüther auäjufinden , die jener Zug bezeichnen fol. Die Erhabenheit hat ihren Sig auf der Stirne, der Adel in der Naſe. Wie. man einen Menfchen auf eine einzelne. und feltene That hin unvichtig beurthei⸗ len, und dann bis aus der Phyoſtognomie gezogenen,

Schluͤſſe verdaͤchtig machen Einme: Eine grdffe Schwie⸗ rigkeit der Phyſfiognomik, Die darinn liegt, Daß auch Kleine, gemeinen Augen unmerkbare Zuͤge, einen we⸗ fentlichen Unterſchted im Gemuͤthskarakter beweiſen. Die Klaſſiſkation hingegen Hält Herr L. für nicht ſo sumdglich , und verſichert ſich, man koͤnne die ver⸗ ſchiedentlich geſtalteten Naſen unfchiver im Klaſſen bringen, deren jede dann ihre phyſiognomiſche Be⸗ Deutung babe. Hier rückt: er einen Brief des Hrn, 2. M. Zimmermann ein , in welchem derfelbe einige Einwürfe wider die Phyſitognomik beantwortet. Hr. 2. fahrt fort, da bie Phyſtognomik ſo hoͤchſt nöthig ſey, fo werde Die. Natur fie auch nicht allzu ſchwer ges macht haben. Er beweiſet den groſſen Nutzen des Gefuͤhls des Edlen und Schönen ; die Erleichterung alles Umgangs und aller Geſchaͤfte, die leichter wer⸗ den, wenn wir den Mann kennen, mit: dem wir zu thun haben ; ihn aber ſehr oft, auf keine Weiſe, als durch die Phyfiognomie kennen lernen. Eine Beant⸗ wortung des Einwurfs, die Phyſiognomik koͤnne uns zu Splitterrichtern unſers Naͤchſten machen: Herr L. hingegen hoft, ſie werde uns den Menſchen beſſer und mehr ganz kennen lehren, und‘ uns alfo Ichren- im Urtheilen gerechter zu ſehn. Die Kenntniſſe, die zur Phyſiognomik erfodert werden, Darunter die Ana tomie. Einige Beyſpielt von Maͤnnern, die der Phys ſtognomit kundĩg geweſen find. Ein gewiſſer Kupiz, der das teufifche Gemuͤthe, unter den fehönen Zügen der

rm % der Brinvilliers entdedt bat. Unter dieſin Dhnfes gnomiſten iſt auch Herr Zimmermann und, ded Hrn: Lavaters Eheliebſte. Die Geſichter einiger Knaben ‚mit einer Schägung des ‚Daraus 5 au. yerboffenden Ge⸗ müthe, ſowohl gan aid.

Mehrere ſolche zumriſſe.

kranken, dem Te Rh,

in welchem Here $. cine I

ſchaften entdeckt. Eine fe

rung eined von Rapbacl ge

‚Hem 3. €. die Kraft die

zen ſtark heraustreibt , un

zeigt; two hingegen dad Of

nach der Wahrheit begieri,

welchem Glauben und Zwe

und umftdublicher Kommentarius über, einen, jungen

Kopf des Raphaels, in welchen beutlich die 9

‚Kraft auf der Oberlippe fich Foncentirt. Zwer dere

lich einander" ähnliche Köpfe nach le run, mit der

Husjeichnung der feinen Untericheide, Ein Italia⸗

ner, denn man kennt die Mation unter den Zügen;

‚tief, ug, kuͤnſtlich und Reifig, doch fein Erfinder.

‚Dm, planvollen weifen Dann wuͤrde vieleicht nicht

ein jeder, wiewohl Herr L. thut, in dem kleinen

"Kopfe entdeden, : Der folgende Kopf, der für und '

boffnungeloſes Schrecken und, ein ſtarkes Leiren bis

zeichnet wird vom Hrn. L. näßer auf das Mitleiden dv. Hallers Cageb. TH.I. E

Br ei

und auf das‘ "Edjietten‘) beh fremder Noih beſtimmt In einem Kopf‘ de Te Brun findeh wir 'ein aͤngſtlich um ſich ſehendes Ange‘ mit Furcht. Vier ſchoͤne Pre fe, genau erklaͤrt ein · wirklich heiter denkender Gb - lehrter, ein freundſchaftlicher Officier, ein gutmuͤ⸗ thiger getreuer· Nebikus Herr Franke / der Maͤhriſche Aufſeher bey der Ankalt ju Vonimiral, ein wirklich menſchenliebender, wicht" ſcktiriſcher, algemeiner Men. ſchenfreuitd veſſen wirklich Gutes wir ſonſt kennen, aber doch im Gemahlbe nicht alles entdecken wuͤrden, was Herr 8 "enlbedt: wie dann in einer Silhouette eines betannten Ghttingiſchen Lehrers Herr L. eine Mende po EKigenſthaften wahrnimmt, die er aus dei Ethriften deffeiben erkannt zu haben vermuthlich ſich verſichert die ung aber viel zu fein vorfommen, alß vaß mal fie in. einem Schattenriſſe unterſcheiben inter wie z E. das beſtaͤndige Kalkuliren, bey eineh- dennoch heitern und poetifchen Genie; zur Nafe fest Auch Hier Here. fein meiftes Vertrauen. Ein wirklich TehnBarer. Tartar. Erdichtete Si ühbuetten , deren Zeichner ſich vorgenommen Hat, gewiſſe Gemuͤths karaktere aus zudruͤcken; fie und And dieſe Buchſtaben nicht‘ recht (efertich 1 da wir. doch die Meynung der Naiur in denſelben leſen ſollen. Zowevr ganze maim—⸗ Nähen Ausdrucksvolle Silhouetten. Ein Loͤwenge⸗ ſicht mit faſt allyır groſſen und aufgeſperrten Augen. Michael Schuppach/ der berufene Landarzt su Lands nau, zweymal PForgelteut; deſſen Gemuth aber Hier

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gang andert geſchildert wird, als neulich vom Hrn. Koͤchlin; der bey dem feiten, gutmuͤthigen Geſichte gar viel mehrere Schlauigkeit, und gerade die Abſicht

tzefunden Hat, dit Hr. L. laͤugnet. Wem ſollen wir nun

Glauben zuſtellen, dem Beierker der Vhoſtognomie odor dem Aufſeichner der Thaten Fi: Ein‘ raͤthe ſelhafter Karakter bey einom wirklich nuch etwas raͤth⸗

ſelhaften Gefichte eines Dan dem völligen: Manget ie |

Heiterkeit originalden kenden Mannes. Der: zweyte Theil hat 300 Stiken ünd ah

Kupfer, ohne Die vielen Anfangs⸗ imd Schluhzierd: Then. Keine Dednung muß man hier ſuchen. Be wollen Alf: bloß dadjenige anzeigen, / was ſich imſere Aufıneeffämitt vorzuͤglich zugezogen hat. Eine Menge Koͤpfe, theils idealifche von berühmten Mahler, | theils wirklich nach. der Natur geseichnete, und dann |

bey jedem: :Kopfe die Triebe und Eigenſchaften, die

Herr Lavater In den Zügen bes Geſichtes ausgedruckt

Fildet, Virgil ſagt von Helden alter Zeiten; "die Steine warfen, die unſre heutigen geſehwaͤchten

Krieger nicht mehe gu bewegen die Kraft haben eine

ſpiche Kraft bat Here L. Im Entvecken der feinſten Eigenſthaften der. Minfchen in den Zuͤgen des Ge⸗

ſichtes; nicht. nur iniden Detseglichen , bie Merkgeiige

der Leidruſchaften und derſelben Kennzeichen find‘, ‚Fondern in den unveraͤnderlichen Khochen, Ber Stirne,

der Naſe: und den Ohren. Wir kennen einen Thaͤl u „bee. hier abgennnhlten Maͤnner· /und · zum Theil ge⸗

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nauer, als es Hrn. Lavater möglich iſt; Aber uumig: lich können wir in ihrem Geſichte die. ſubtilen zuſam⸗ mengeſetzten Kräfte finden, die Herr L. am denſelben entdeckt. Von einigen glauben. wir auch fo viel’ zu willen, daß fie die Eigenfchaften gang und gar. nicht beſitzen, die man bier aus ihrem Geſichte erraͤth Eben fo geht es und mit andern Bildern berühmter Männer , wo wir die Buchflaben im geeingfien nicht leßlich finden, die für Hrn. Lavatern fo Deutlich find, Wir geben den Herzog von Malborougb zum. Erem: pel, wiewohl deffen Kopf hier verſtellt if; er war der ſchoͤnſte Mann am Hofe, aber den: Feldherrn vom kaͤlteſten Geblüte, fähig ein Heer vom swanzigerien Nationen mit gleichem euer anzufuͤllen, den können wir in den fchönen und zaͤrtlichen Zügen nicht ent⸗ decken. Die bier gezeichneten Kleiſtiſchen Gefichter verſprechen auch wohl den mit: dem feinflen portifchen ‚Gefchmgele verbundenen. kriegeriſchen Muth nicht; Die Thoven: haben auch bey weiten die deutlichen Be⸗ weiſe des Unverſtandes nicht, Die Hegart&: fo. richtig ausgedruckt bat, Unmöglich iſts uns, am Rubtern, am Gonnetable von Bourbon zu fehen, was dem „Heren L. ſo fichtbar il. Eben. ſo wenig find. wir 5. ‚213. über das Geſicht mit Hrn. 2. einig: In dem koͤlla Geficht iſt nichts Freudenloſes; fo auch. Lips;

: bennoch. wuft. Here Lavater aus; o Phyſtognomik,

Mutter der Menſchenfreude, Gerechtigkeit und Liebe! Unmöglich, finden wir an Pfenningern/die von Hrn.

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8. ihm verliehene Eigenſchaften. Carteſius, der Er⸗ ſinder neuer Welten (weder in der Natur noch im Vortrait). Einige befondre Anmerkungen des Gen, L. die Schuſter ſeyen faſt alle bucklicht und blöde, Von der Aehnlichkeit der Sterbenden mit ihren El. tern. Von der Verſtellung; es haͤlt hier Lavatern etwas ſchwer, ſich aus der Schwierigkeit zu wickeln, die aus der betriegenden Verſtellung einiger klugen Boͤſewichter entſteht. Doch glaubt er, und hierinn ‚find wie nicht von. ihm entfernt, ein Lügner koͤnne ‚niemals feiner Rede den verficherten Ton und bie ‚Nebereinftimmung mit den Augen, dem Anblick, mit dem ganzen. feften Wefen der Wahrheit geben; doch ‚gefteht der Mana aufrichtig , er fey fehr oft durch ‚bie Verſtellung betrogen worden. Sokrates und feine Silenifchen. Neigungen, die dem Zophrus fo kennt⸗ lich waren. Herr L. laͤugnet gerade zu, daß des Sokbrates Geſicht ſolche Neigungen verfpreche, und wir glauben es ungeachtet: der, eingedruckten aſe auch nicht. Die Phyſiognomie aus dem bloſſen Munde, aus dem Hinterhaupte, aus den Schattenriſſen, wo 2 fo notwendigen Augen fehlen; dennoch hat Hr. L. ſehr feine und ausgezeichnete Karaltere, aus fol chen Silhouetten errathen. Mit dem Sonnenver⸗ groͤſſerer gerathen dieſe Schattenriſſe ſonſt wie Herr L. erfahren Habe, am beſten. Was man in den Schattenriſſen entdecken koͤnne. Die Thiere; eine Reyhe Schedel derſelben, und dann verſchiedene Köpfe. Hier gewinnt. Herr 2, viel, aber billig iſt die | —62 |

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Yönfognomie ben Thiere am leßlichſten; Be. drückt allemal herrſchende einfache Triebe aus , und befteht in dem ſtarken Ausdrucke dieſer Triebe. ; Dennoch find mir nicht durchgehende mit dem wackern Manne einig. Im Kopfe ded Lämmergeyerd (denn es. ifl nicht dee Goldadler, den er abmahlt, der Bart macht den Geyer Fenntlich) finden wir, wie überhaupt im ganzen Thiere, etwad Dumme, und der Kopf ver⸗ ſwvricht wirklich die grimmige Stärke nicht, . die wir den Vogel haben ausüben ſehn. Im Etenbanten Kinder Here 2. nebſt andern Tugenden fogar -Delikas deſſe. Einige menſchliche Schedel, theils von Kin Dein im Veegleich gegen aͤltere Koͤpfe, theils von verſchiedenen Nationen; wo doch noch etwas Ziel, Fer bleibt? Und dam das Alphabet der Phyſtogno⸗ mie jn ben Knochen, die Bedentung des Naſenbeins, ve Kihntsu.f.f. Aber dier iſts und unmöglich sit Ft: zu denken. Borchaape hatte mit feiner eingedru en. Naſe pen geöften Geift und das befle Herz. er LAffen, ein Tächerkiches Chor. Bey der thieriſchen Phyßognomie vergißt Herr L. die ihm guͤnſtigen ſchtbarlich ehrlichen: Jagdhunde. - Sogar geufifch Finden wir Die Bosheit nicht ©. ‚294. und Hogarths Wilkes it viel karalteriſtiſcher. Maximi⸗ din. Here 8, findet in feinem. Geſichte Eine Menge von Tugenden, die wir weder .in feinem Gefichte noch ia. feinen Geſchichten nden. Hon. Hapaters eigene banken über. den Florſtpl web den Metallſtyl im

EB, r

CLupferſtechen. Kleinjogg, vortreßich geſtochen, Ein Kind, in einer Art zu ſtehen, die etwas von der ſchwarzen Kunſt hat, aber weicher. und gar nicht ruig iſt. Ein Vorzug ſonſt des Werkes , den es ungerecht waͤre zu vergeſſen, iſt in der Schreibart und in ber

groſſen Anzahl kraͤftiger Ausdruͤcke, die Hr. L. er⸗

funden hat, und die dennoch verſtehlich ſind, und ganz neue Begriffe beſtimmen. Er iſt gewiß ein Bereiche

rer der deutſchen Sprache. | 1797 if der dritte Vand von dem vonfonomifchen Fragmenten zur Beförberung der Menfchenkenntniß und Menfchenliche , von J. Caſpar Eavater , Pfarrern, auf 371.8. im größten Quart mit cos Kupferplarten herausgekommen. Die Anzeige dieſes Werks wird uns allemal ſchwer, nicht nur wegen der eigenen vom Hen, 8. erachten, mehrentheils nachdruͤcklichen, zuweilen aber für und ziemlich etwas dunkeln Aus⸗ druͤcke; fondern vornehmlich wegen des Unterfchledes, den wir zwifchen Dem vortrefichen Meanae und und in Anfehung der Phyſtognomie, anmerken. Oft, ſehr oſt , fügen die. Geſchichter zu und ehwad ganz anders, ats was Hr. 2. gefchen Bat; zuweilen gerade dad Ges genfpiel deffen, was er im deu Zuͤgen gefunden bat... Manchmal es und überhaupt unbegreißich , wie nicht nur range, Fäpigteiten und Kräfte im Ohre und andern unbeweglichen Theilen ausg edruͤckt ſeyn koͤnnen. Widerſprechen und Kritikenſchreiben iſt übers haurt bie Weiſe unſers Wochenblatts nemals At, E 4

2 fen‘, ind am wenigſten gegen einen im, fuͤr dem wir die größte Hochachtung trage. Dennoch wird, es dem Leſer vielleicht angenehmer ſeyn, bey den Er⸗ klaͤrungen der Köpfe, Die wir anders auslegen, zwey- erley Meynungen zu hoͤren. Daß wir vieles, ſehr vie⸗ les uͤbergehen muͤſſen, ſagt ſich von ſich ſelber / denn das ganze Wert iſt Original, und voll eigener Gedan. ken imd eigener Ausdruͤcke. Zuerſt vertheidigt ſich der Hr. B. über einige, wider die vorhergehenden Theile gemachte, Einwuͤrfe. Er ſoll ein Materialiſt ſeyn, und it es, wie er verſichert, nicht; obwohl dieſe Leh—⸗ re an ſich ſelber, nach feinen Gedanken, die Moͤglich⸗ zit der Anferfiehung und eines zweyten Lebens nicht eftreitet. Griechiſche Geſichter; es gebe hierſeits der Alpen weit mehrere unbedeutende Geſichter; viel⸗ Jeicht, weil in den heiſſen Laͤndern die Leidenſchaften ſtaͤrker ſind, und folglich auch ihre Ausdruͤcke in den Zuͤgen des Geſichts ſtaͤrker bleiben. Die Koͤpfe des Hippokrates und anderer groſſen Griechen; den fittlichen Charakter finden wir in ihren Werken, aber die Köpfe find eben nicht zuverlaͤſſige wahre Gleich⸗ heiten. Zu Priams Zeiten mahlte man nicht, wenig⸗ ſtens findet man beym Homer feine Spur vom Mahlen, und die gegrabenen Steine, bie wir von. den Hels den dieſer alten Zeiten beſitzen, ſind unmoͤglich nach Urbildern gemacht worden. Raphael; Hr. L. ſindet viel Vortreſliches in dieſem Kopfe / ımd wir ein ſchoͤnes woliͤſtiges Weihergeßcht/ das nicht den geringſten

Zug bat, au weichem wir den oberffen Slaffel in einem Theile des menfihlichen Wiſſens erkennen koͤfi ten. Die Phyſignomien der Thiere, zumal ach bieler laſterhalten Pferde, dann den Löwen u. f. f. Hier iſt viel Wahres; die Ehrlichkeit des Jagdhundes, das Stilltuͤckiſche der Latzen, das Muthige des Pferds das Dumme des Schaafes ſtehen mit leſerlichen Buch⸗ ſtaben an ihren Zuͤgen geſchrieben. Alsdann der Kupfer⸗ ſtich, in welchem ein Waſſerpferd mit dem Krokobill, und die Menſchen und Hunde mit dem Waſſerpferde ſtreiten; ohne Zweifel eine Europaͤiſche Erdichtung, worinn doch ®; die Eprache der Natur findet und erklärt: Dad Seepferd Hat in der That etwas Graͤß⸗ liches. Die Beantwortung einiger Einwuͤrfe; in den feſten Theilen ſey niemals ein Widerſpruch des einen gegen den andern, wohl aber in den beweglichen (wenn der ſiolze Me nſch aus Abſicht die Demuth nachahmen will). Johnſon; in der That zeigt uns ſein Kopf ein elendes kuͤmmerliches Geſicht, von dem wir keinen Rambler hofften. In der Oeffnung des Mundeẽs ſtecke das Charakteriſtiſche der Menſchen. Die Vhyſiognomie ber Handſchrift; etwas iſt darin wahr. Aber folte R. s. Phlegma in der Handfchrift fichen ? Hat der Schreiber dieſer erften Auſſchrift fich in dem Verdacht diefes Laſters geſetzt? Eine durch allzuvieles Schreiben geſchwaͤchte halb lahme Hand finden wir darinn, und eine Eile im Schreiben. Haͤtte der Mann

ſich dem Phlema uͤberlaſſen, und langſam geſchrieben,

[2 U Zi >;

fp würden keine Spuren biefer Schwachheit bleiben, die Phlema anzeigen ſollten. Und dann iſt die Hand⸗ ſchrift nicht mehrentheils eine Nachahmung des Schreib⸗ meiſters7? - Einige Muͤnde und Ohren. Wenn dag ſichtbare Ohr. das Werkzeug des Sinnes wäre, fo würden wir: dovon etwas hoffen ; aber unmöglich füllt und bey, daß nicht nur kraͤfte, ſondern ſehr zuſam⸗ | mengeſetzte moralifche Notionen Kräfte im Ohre aus⸗ gedruckt ſeyn koͤnnen, wie zugleich die Feſtigkeit wider bie Schmeichler und wider die Drohungen. a den Kindern findet Hr, L. noch keine aͤchte Phyſiognomie, nichts Beſtimmtes; Deunoch liefert er eine Menge Köpfe und Brufibilder von Knaben und Kindern mit der Er⸗ Härung ihrer. Naturgaben. Auf der 35. Tafel lieſet Hr. 8. wiederum anders, ald wir; der: Kopf duͤnkt ‚ynd faner und wunderlich, und die Hartnaͤckigkeit im Ausführen ift für und unfichtbar 5 daß aus N. 3. etwas werden muͤſſe, können wir auch nicht verfichen. Noch unfichtbarer für ‚ung ift Dad Edle auf deu 155 S. Wo Gefühl iſt, da if Kraft, fagt Hr. L.: im Phyſtſchen gerade das Widerfpiel. Die Kraft war beym Bobtier, beym Römer ; dad Gefühl beym Athe⸗ nienſer. Die ſtarke Faſer läßt: fih minder bewegen, und empfindet minder. Karl u. Hedlinger, der treff⸗ liche Stempelſchneider, deffen ſittliches Lob Hr. Göthe ‚bier giebt. Die verfchiedene Köpfe gleichen einander ‚nicht, aber Hr. 2. lieſet fie Dennoch geläufig, uud Bis deet in den Zügen das Große und dad Gute: Andere

GERN *

Kuͤmſtler; einige hoͤchſt unverſprechende Köpfe, wie .d&. 187. 55. T. Muſibaliſche Kunſtier; Jomelli, an welchen Hr: vieles ſieht, und wir nichts ſehen, als dag er kein Mann fen. Die Dichter; ſehr ſtreng ift. hier der V. in feinem Egrgen Vergeichnif. Ohne Ton und Manier fen keines Bodmer, Geßner, Wits ‚land haben doch ibre Manier, und kaum koͤnne eine ‚Nation folche Dichten aufweiſen, fagt Hr. 2. Nach Diefem Verzeichniß nennt er die Dichter Propheten der Schöpfung und der Vorſehung Gottes; eben die ſchluͤpfrigen anſteckenden Dichter. Und Hingegen fcheint Hr 2. fagen zu wollen, denn ſchwer iſt es zu willen, . ob er ed fagt, er könne Pope und Voltaire nicht für - Dichter hingehen laffen. Pope war nicht nur der meiſt barmenifche „aller heutigen Dichter; er. hatte auch Die angenehmfte und feinfte Empfindung. Wie ſpann der Mann das fchimmernde Gewebe des rape ‚of a Lock! Und Voltaire; wie prächtig und impoſant ift fein Mahomet umd viele andere feiner Schaufpiele! ‚Nicht aus ihren Phyſiognomien, fondern aus ihren Werken erkennen wir dieſe beyden für wahre und groffe Dichter ; und. verfchiedene von denen, die Hr. L. zur Zunft zählt, Könnten wir wicht einmahl unter ihnen ‚in den zweyten Rang ſetzen. Göthe; in verſchiedenen ‚einander nicht Ahnlichen , Köpfen, deſſen Gröffe wir ‚wiederum nicht weiter im d. S. 202, finden, uud Genie ſey Liebe, Liebe, Liebe: wir daͤchten, iene ſey eig Vortreſſichkeit des Verſſandes, dieſe eine Vollkdenmen,

heit des Willens, und leider koͤnnen beyde getrennt eye Religion: em Abſchnitt, dem wir allen Beyfall geben. Die Religlon if um’ eben fo viel Der Tugend vor zugehen, / als Die Ewigkeit dem seitlichen Leben. Die Keligion ift der Brei der Gluͤckſeeligkeit in jenem, die Tugend in dieſem. Aber des Spinoza Religion! denn er glaubte eine Gottheit, r fügt Hr. 2. (wovon ee ſelbſt ein Theil war, und deren übrige‘ Theile 0 von ihm zu fodern haͤtten, als was er mit eben dem Rechte von ihnen verlangen kounte). Zu S. 249. ein haͤßliches Geſicht, in deſſen Zuͤgen er wie⸗ derum vieles ileſet, das fir und unfichtbär iſt. Bo⸗ romeo: hier muͤſſen wir völlig dem Hin. V. wider⸗ ſprechen. Der Dann’ war ein Verfolger ‚ein Tyrann, der mit ſeinein Gelde Rebellen warb, die ihre recht: mäffigen Herren , die. Rhaͤtier, anfallen foliten , wa: rum? weil diefelben gerne eine Schule für ihre, der Landsherrn, eigene Kinder anlegen wollten. Und die verſchmitzte Grauſamkeit ſteht auf dem Geſichte ges ſchrieben. Atheiſten mit Frommen verglichen. Bo⸗ lingbroke hat in der That etwas Teufliſches im &e, fihte. Im Leben Diderots mag. man bie Schler fes den , die man ihm Schuld giebt; das Geſicht verraͤth ſie nicht. Die Nummern 5. und 6. find unfehlbar verſetzt/ benn nicht ‚Binzendorf , fondern fa Mettrie, Hatte das Hogarthiſche unfinnige Tollhauslaͤche ln. Spi⸗ vvza mit einem groffen Lobe. Die ‚Liebe die Dule dung find Tugenden, Aber follten wir diefelben an

—— 77 Raͤnnern finden, die ein in die Ewigkeit wirkſamer Gift ganzen Nationen zum Verderben ausſchenken? Zinzenderf im N. 5. ſcheint ſtinen· Chabalter auszu— druͤcken. Die Vergleichung des maͤnnlichen ſtaͤrkern, und des weiblichen feinern Geſchlechts. Gegen S. 303° über. ſcheint und der Marquiſe du Chatelet Kopf zu ſeyn. ©. 337. ein bekannter Arzt etlichemal im

verſchiedenen Arten. non Stichen. Hr. L. ſchreibt dem

ſelben ein aͤuſſerſt unbeſtaͤndiges Weſen zu; er ſoll, wie Tigellius von einem Aeuſſerſten zum Entgegen. geſetzen ‚übergehen, und herzhaft und verzagt, guͤtig und empfindlich ſeyn u. ſ. ß. U. d. ©. (Ulyſſes von Salis); Der. Kupferſtich thut ‚dem wackern viel heſſer gebildeten Manne unrecht. Gin bekannter König; dieſes Geſicht leſen wir ganz anders, als Hr. & denn hier ſoll man ſich auf die Zuͤge, und nicht auf die Thaten gründen; ung ſcheint es einen abgehärteten; - Durch die Ermuͤdung etwas abgelchten, König aus⸗ zudruͤcken. Ueberhaupt hat fonft Hr. L. den liebens⸗ würdigen Fehler, daß ex zu freygebig rühmt, und - vielleicht zu fparfam tadelt; wiewobl der letztere Fehler ſonſt faſt kein Fehler iſt. Vom uͤbertriebenen Lobe koͤnnten wir aus dieſem Bande mehr als cine Probe zeigen, wenn wir uns nicht verſicherten, ſelten, uͤber ans ſelten, ſey es noͤthig, oder auch erlaubt, Die Kehler feiner Mitbürger zu entdecken. Hr. 2 feheint mehrere. Bände anzuſagen, als er es vorgenammen haite. u

| 6VIL. | vVon ver. Berölterang #). 1076. (8. 10b7. >

Mau hebt aderhaupt aufde dem Bande mehr he Gebthen als Sterbende, und in den Staͤdten mehr Sterbende als Gebohrne. Hieraus ſchließt man burchgehends/ und Here Baumann ſchließt wie andere, die Lebens⸗ art und die Luft in den Städten ſey ungeſunder als auf. dem Lande. Wie finden dieſes nicht ausgemacht Die Stadt Hat ihre dent Beben ſchadende Fehler/ bas tiebereffen ; das traͤge Leben / das Wachen, Die hitzigen Getränke und ſcharfen Speiſen, und uͤber alles die ſtaͤrkern und ſchwerer zu befriedigenden Lei⸗ benfchaften. Aber das Land Hat feine eben ſo ſchaͤd⸗ lichen Fehler oder- Nachtheile; die dumpfigen, niedrie sen, heiſſen Stuben erwecken alle Fruͤhlinge in vie len Gegenden eines Landes faulichte Bruſtkrankheiten, bie überaus viele Menſchen wegraffen und in des Städten ſelten vorkommen. Die Rotheruhr herrſcht | ‚auch ale Fahre bald in dieſem Bald in jenem Striche : auf dem Lande , und: in den Städten Überaus felteni - Vergleicht: man die -Rondonfchen Berjeichniffe mit den Liſten der Sterbenden eines ganzen mehrentheils in Dbrfern beſtehendon Landes, wie Helvetien, fo in

ern Te *) Dritter Theil ju Säpmitcs göttl. Ordnung u Hrn. Baumann.

zu London die Anzahl ber bie Neimjig und feröft die Hunderte überfleigenden gang gewiß groͤſſer, als in einem ebenſo d ſtirkbewohnten Theile" des geſunnden Helvetiens Par Hl die Sache ſelbſt in fo weit wahr: die Berzeichniffe: ſind richtig, und zeigen auf dem Lande mehr Geburten / in ben Städten mehr Sterbende af,

nd zwar · iſt Beltinterfchied um deſto merklicher je

groͤſſer die Be id; Aber Die Urſache iſt nicht eine mehrere ebbtlichkeit der Stadtluft. Die Stadt begraͤbt ihre Bebohrnen mehrentheils ſelbſt, wenig⸗ ſtens ziehu dieſtibe uͤberaus einzeln aufs Land. Hin— gegen konmen in die "Städte unzaͤhlbare Bediente, Handwertoleute uind Soldaten, dadon ein Then dis ſelbſt ſtirbt, und die Todtenverzeichniſſe fo ſehr au⸗ ſchwellt, daß it Paris die in den Hoſpitaͤlern und Bündtingähäufett‘ Sterbenden Bißaüf 12650’ürti Fate fteigen-, die mehr als die Hälfte fremd und nicht Ar

"Märid gebohren find. Hingegen“ begraͤbt das Dotf -bey weiten feine Gebohrnen nicht alle: es ſchickt ais Maͤgde, als Knechte/ als Soldaten, als Matroſen, “eine überaus groſſe Anzahl weg/ "die in der Welt

herum, und: guten Theils An’ den Staͤdten ſterben;

und hingegen hat das Dorf feinen" "andern Zugang zur Bevölkerung / als feine eigene Gebohrnen. Da nun in groſſen Staͤdten mehr Bediente, mehr Leute die ihr Gluͤck fürchen , mehr ehlofe als in deu Eleinern finb, fo nehmen in eben dem Vorhaͤltniſſe die Tod⸗

ienderzeichniſſe dev "Städte zur, und die Geburten ab.

2 -

Sbenre Fahre vermindern⸗ die Zabl der Ehen / wie "plogegen eine gewiſſe Hoffnung zur Nahrung ſie ver⸗ nehet. Groſſe Hoͤfe vermindern auf dem Lande bie ‚Eben, weil fie viel Geſinde erforbern, das gutertheils unverherrathet bleibt. Durchaehends iſt die Frucht⸗ barkeit der Ehen in Handelsaͤdten gering. Dir Schaden iſt ſehr groß den Die. miele: eheloſen Sol⸗ „baten thun; in Frankreich können. ‚Hr in huadert Jab⸗ ‚ren dad Reich anſtatt der Bevölkerung: gitoölkert das ben. Die unchelichen Kinder tragen nur Broßlkerung ‚nichts bey, fie fierben fehleunig und: jung. sorg , und koinmen ſelten zum Verheyrathen. Ihrer ſterben zu Berlin im erſten Jahre die Haͤlſte mahr als der che⸗ lichen. Paris wird ‚auf 6oaooa Einwohnex berechnet, Zehntauſend mehr als zu London. find ,;Cheude groſſe ‚Städte kann man aus den Tabellen nicht.richtig ſchaͤ⸗ ‚se. Zu London mangefn in ben Liſten ber Gebohr⸗ nen alle Diſſenteurs, alle Katholiken, Juden und ‚Seltiver, vermuthlich ein volled Wiertel der Gebohr⸗ ‚nen. Dem Bereichniffe der Stecbenden gehn auch ſo viele unaufgegeichnete Begräbnißdrter ad, dag man die vorbevgegangenen Geſtorbenen auf 3000 ſchaͤht. Zu Paris werden die Todten ungeheuer permebrt, „wenigftend durchs Jahr mit Zwölftaufend, die in Goſpitaͤlern und Fuͤndlinghaͤuſern ſterhen und groß ſentheils vom Lande nach Paris gekommen ſind. Der Umfang von. London iſt ſonſt um, em fo viefed grdfs ‚fer, daß man ſich zu Varis unmöglich. mehr Einwoh⸗

ner

XXCX It ner vorſtellen kann, und wenn daſelbſt die Haͤuſer hoͤher ſind, fo wohnet zu London ein Theil der Eins wohner unter der Erde). '

| UL —— ___ 1 CVIII.

Ulrich Zwingli. *) 1777. S 1018. f. )

Man ficket fich gemeiniglic die Urheber der Refor⸗ mation als bloſſe ſtrenge, etwas zu ſtrenge Theologen, ohne Anmuth und ohne Kenntniß der Grazien vor. So war Zwingli nicht; er hatte ſeinen Verſtand mit dem Leſen alter Griechen und Römer ausgeziert. Der Charakter des Pindarus, den er zu einer A. 1526. gedruckten Auflage beygefuͤgt hat, beweiſet deut⸗ lich dag Zwingli die wahre Schönheiten des Dichters : gefühlt, und ihm nicht ein unbeflimmted Lob ertheilt, :fondern eben dasjenige gefühlt und erhoben, was din Pindarus von andern Dichtern umterfcheidet s insbe⸗ : fondere fieht ee im Sänger von Theben den Freund der Tugend , den aufrichtigen Mann, Der auch von feinen Helden dasjenige nicht verfchtwiegen Bat, was ihnen zur Vollkommenheit abgieng. "Aber Zwingli hatte noch andere wichtigere Kinfichten; er war ein lebhafter Patriot , ein Feind fremder Beſbldungen, ein Migbiliger der damaligen Helvetifchen zum Scha⸗ 1 | en - 9) uk. Zwingli Lebensbeſchreibung und Bildnis von Nuͤſcheler. V. Zallers Tageb. Ob. II. F

—V

den und zum Verluſt vieler Tauſenden gereichenden Kriegädienfte; er fah die Vortheile einer tugendhaften und gerechten Regierung im Innern ein, und gab der . Stadt Zürich die weifeften Käthe. Die Münze wur: de gebeffert , die geilen Weiber abgefchafft, die Frey fätte für Webelthäter verfchloffen, die Schufmeifter beffer beſoldet, und entbehrlicher Geiftlichen Stellen und Einkünfte zur Aufnahme der Schulen verwandt ; fogar auch das Anfehen des dem Evangelio entgege⸗ nen Adels verringert. Sonſt war Zwingli ein Schi: ler des gelehrten Henrich Lupulus ( Wölkein von Bern) und dann des Gotteögelehrten Thomas Wittenbachs von Biel, aus einem adelichen vor wenigen Fahren ausgelöfchten Gefchlechte. Er gerieth, durch feine Geſchicklichkeit, bald in ‚einen ſolchen Ruf, dag ihm fogar der päbftliche Hof eine Befoldung gab, und au verdoppeln willig war. Aber in der heil, Schrift, die Zwingli eilig lad, und fchon im 26. Jahre in der Urkunde verfichen konnte, ſah er bald, daß die herr⸗ fehende Kirche von den Grundſaͤtzen der Religion gaͤnz⸗ lich abıbich , fo daB er fein Mißfallen nicht bergen Konnte, Der. Abt zu Einfiedeln und der Bifchof von Konſtanz unterſtuͤtzten ihn in feiner Beſtrafung der Mißbraͤuche in der Roͤm. Kirche, und im Andringen Aufdas allgemeine Leſen den heil. Schrift. Im Y. 1519. wurde er nach Züsch zum Predigtamt beym Minfter berufen, und hier trag er nun auf eine gröffere Schaus

bühne, und unternahm wichtigere Verbefferungen in ber. Religion, Verſtaͤndige Männer erkannten bald

4 an ihm dem Achten Prediger der Wahrheit. Bernhard Samfons fehamlofer Ablaßhandel brachte Zwinglis Beſtrebung zu mehrerer Wirkſamkeit; er hatte Anſe— ben genug, dem Indulgenzkraͤmer den Zutritt nach Zuͤrch zu verfchlieffen (und Hier war Feine Eiferfucht eined Auguftinerd wider einen Dominikaner, denn Zwingli war ein Weltprieftee). Schon 4. 1520. bes fahl auch der Rath zu Zuͤrch, nichts zu predigen, als was in den Schriften beyder Heiligen Teſta— imente flünde-, und aller Menſchenſatzungen zu

geſchweigen. Auch trat der Biſchof von Konſtanz A. 1521. wider den Lehrer der Wahrheit auf, und |

von diefer Zeit an begegnete ihm die Kömifche Kir⸗ che wie einem offenbaren Feinde. Nur der fittliche Pabſt Adrian Hatte Einficht genug, zu trachten, einen gefährlichen Feind feiner Hierarchie zu gewinnen/ und dot ihm alled, nur nicht die paͤbſtliche Krone, an, welches aber der Eiferer ohne Bedenken Ausfchlug.

Verſchiedene Prieſter traten nun auf Zwingli’s Seite;

und darunter der Geſchichtſchreiber Stumpf. Johañ Haller, Probſt zu Almandingen, ſchon A. 1521. 7 der Darüber feine Stellen verlohr, ein Stammvater yer jetzigen Haller in Bern, fo wie ed. auch Witten⸗ ach war). Eilf Geiflliche legten M 1523. eine Zittfchrift ein , worinn fie um die frehe Predigt es Evangeliums anbielten. Nach und nach wurden ı Zürch verfchiedenie Difputdtionen gehalten, in wel⸗ en Zwingli mit den Bertpeibigern der Roͤmiſchen J 4

84 Kirche zu fireiten hatte, Da aber zum Grundgefck befohlen worden war , bloß aus Gottes Wort fich zu

pertheidigen ı fo war Zwingli feinen Gegnern leicht

überlegen. Einige der vornehmfien Männer fpotteten der Niederlage der römifchen Kämpfer in einer 96

druckten Ironie. Verſchiedene Prieſter heyratbeten,

und’ Zwingli ſelbſt ehlichte A. 1524. eine adeliche

Witwe, die aber, ihn zu lich, ſogleich allen damals Tem Adel vorbehaltenen Schmud ablegte. Ein Schu⸗ ſter, Hottinger , vergriff ſich, aus allgugroffem Eifer, an einem Bilde, und wurde nachwaͤrts von den Roͤ⸗ mifchgefi unten aufgefangen und hingerichtet, In einer neuern Diſputation lagen die Fuͤrſprecher der Bilder unter, und die Bilder wurden, doch mit aller Be hutfamteit , abgeſchafft. Die Meffe fiel A. 1524 nach einer durch eine niedergeſetzte Kommiſſion geſche⸗ henen reifen Ueberlegung, und A. 1525. wurden die Kloͤſter in der Stadt Zuͤrch aufgehoben. Zwingli's Buch von der wahren und falſchen Religion fand dic len Beyfall, obwohl überhaupt bey den damaligen

unruhigen Zeiten, da man alle Augenblicke, ann

Irrthum oder eine Nachrede ju widerlegen, die Fe

- der ergriff, ſelbſt Zwingli oft bey der Eite nicht alle

Kräfte ſeines Geiſtes anwenden konnte. In dem eben erwähnten Buche trug er nur feine Meinung we gen des Abendmahls vor, die num, die allgemeim Lehre der Reformirten Kirche if, Im Traume fe Ihm der röftende Srruch ein: denn dieſer iſt Das Pe

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fcha des Herrn. Er wollte Feine Kirche nach-feinem Namen genannt wiffen, und drang vornchmlich auf die Befferung des Herzens. Mit überkgtem Muthe lehnte er ſich uͤber die allmaͤchtige roͤmiſche Hierar⸗ chie auf, predigte ſehr oft, und arbeitete unbegreiſ⸗ lich viel. Im Jahre 1525. wurden ihm ſeine Sor⸗ gen durch die Wiedertaͤufer erſchweret, deren Enthu— fiaſterey aller geiſt⸗ und weltlichen Ordnung den Unter⸗ gang drohete. Einige von denſelben überzeugte Zivingli andere wurden , doch ohne Strenge, beftraft, und einem der Hartnäcigften von ihnen, der wegen der Kalferlichen Verfolger in Lebendgefahe war , verfchaffte Zwingli ſelbſt einen fichern Aufenthalt. Da die ka⸗ tholiſchen Orte eine Diſputation zu Baden veranſtal⸗ teten, weigerte Zwingli A. 1526. ſich daſelbſt einzu⸗ finden, weil man auf ihn lauerte, und ſogar zu Zuͤrich, ihn heimlich aufzuheben einen Anfchlag gemacht hatte. R ftilo Romano, fagte Fra Paolo. Nach Bern zu der wich» tigen‘. 1528. gehaltenen Difputation , die den Umſturz der Römifchen Religion in dieſer Republik nach ſich zog, gieng er aber willig Hin, wiewohl unter einer Bedeckung von Gewaffneten,, und doch gefchah ein Schuß auf ihn. Zu Zürich verfammlete ſich A. 1528. der erſte Synodus und Zwingli hatte den Vorſitz. Und nun gerieth er in einen Streit mit Luthern, den Zwiugli hochſchaͤtzte, aber nicht lutheriſch heiſſen wollte, ob er wohl Luthers Lehre überhaupt billigte. Man muß aber aingeſtchen daß Luther uͤber die perſonliche Gegen⸗ 8

se

wart im Sakrament keine Einwuͤrfe vertragen konn⸗ te , daß er die Unterwerfung Zwinglis im Ge, foräche zu Marburg vorausforderte , und die An träge brübderlicher iebe, die ihm von den Reformir⸗ ten gefchahen , nicht annahm, ob er wohl Doch beym Abſchiede verſprach, den Frieden zu lieben , und Aerger⸗ niß zu permeiden. Diefes war ein unglüdlicher Streit, ber dem ganzen Wefen der Reformation einen unwi⸗ Derbringlichen Schaden , auch noch in folgenden Jahr⸗ hunderten ‚that. Zwingli pries Dennoch felbft Luthers Schriften zum Durchlefen an. Die Römifchgefinnten vergrieffen fich num mehr und mehr an den Reformir⸗ ten; zu Schwiß verbrafite man einen Pfarrer aus dem Gebiete der Zürcher, und Zürch erklärte endlich den Römifchen den Krieg, doch wurde der Friede bald wieder bergeftelt. Zwingli äufferte damals fo milde Bedanfen yon der Seeligkeit tugendhafter Heiden, daß fie ihm in den damaligen eifrigen Zeiten zu groſ⸗ fen Vorwürfen gereichten. Das Geſetz der Natur iſt auch Gottes Geſetz, fagte Zwingli, und durch Gott den Heiden befantht worden; wenn fie dieſes Gefek alſo Halten, fo halten fie es auch durch die göttliche Gnade. Endlich griff Zürch wieder zum Entfchluffe, den fatholifchen Drten den freyen Getraidekauf abzu⸗ ſchlagen. Da fie wegen ihrer Lage (wenigſtens Schweiz und Uri) faft durch einen andern Weg das Getraide erhalten koͤnnen, fo grieffen die Katholifchen mit Vers zIweiſtung zu den Waffen, und fehlugen im: fpäten November , faft in der Nacht, die übel angeführten Zürcher, Zwingli wollte nicht entfichen, und wurde

mit vielen Wunden hingerichtet und verbranit ; Thos mas Vater rettete aber fein unverletztes Herz aus der Afche. Er Hatte nur 47 Jahre gelebt, und hatte dem Vaterlande noch viele Dienfte thun können, wenn er, wie es ihm frey ſtund, feines Lebens gefthont Hätte; Sein billiges Lob : unter den Verbeſſerern des Glau bens , habe noch keiner feine Gedanken deutlicher, bes fimmter und gleichförmiger auszudrücken gewußt. ERSTER SERIE ER Ä CIX. | Weber die Ausbreitung der. chriflichen Religion. Nach Bibbon. ’) 1777. (S. 311...)

Herr Gibbon ſchreibt mit vieler Vorſicht, (doch merkt man endlich feine Gefinnungen.) "Weber bie Wunder erffärt fich Hr. Gibbon nicht deutlich, und wirft ein, es fen allzuſchwer, bie Zeit zu beſtim⸗ men, in welcher die falfchen Wunder angefangen , und die Achten aufgehört Hader. Wenn man aber dennoch die hershafte Berufung der im dritten Jabr⸗ hunderte noch lebenden Vertheidiger des Chriſtenthums lieſet, wenn man betrachtet, daß ſie:alle den Tod fuͤr ihren Glauben litten, wenn man ſich erinnert, daß Julian an dieſen Wundern keinen Zweifel bezeugt / fo

Niſtory of the roman Empire by E. Gibbons V. I, 1776.

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3: ————

iſt man geneigt, wenigſtens in ben erſten drey Jahr⸗ hunderten, nicht allen Wundern den Guben abzu⸗ fprechen.. Daß Hr. Gibbon wenige Märtyrer nacht, darinn ahmt er den heutigen Ungläubigen nach , und braucht dazu eine Stelle des Tertullianus , die aber weiter nichts befagt , ald daß einige Fahre lang, wie es auch wahr iſt, vom Decius an bis zum Diocletian, die Kirche ziemlich Ruhe gehabt bat. : Aber Die vom Nero Hingerichteten Ehriften waren zahlreich, fagt es Tacitus, und Divcletian gieng fo weit, daß ee meynte, die chrftliche Religion audgerottet zu has ben, und diefen Sieg auf fleinernen Denkmaͤlern und auf den Münzen bekannt machte, Er gab auch folche Geſetze, die es einem Chriſten ſchwer machten, zu ent» rinnen, wie Hr. Gibbon ſelbſt eingeſteht. Alle Geiſt⸗ Uchen wurden in Verhaft gezogen, man bratichte die ſtrengſten Mittel, fie zum. Abfall zu zwingen , und auf alle diejenigen waren harte Strafen gefeßt, Die einen Ehriften retten würden.‘ Sonſt ruhmt Hr. Gibbon die guten Sitten dev Bifchöfe. Daß aber wenige von den, . ſelben hingerichtet worden fenen, mwiderfpricht. der unge⸗ mein geoffen Anzahl der Paͤbſte in den erſten Jahrhun⸗ berten, die auf eine andere Weife erflärt werden kann, als durch viele Hinrichtungen. Von der Polizey dee Kirche. ‚Anfänglich feyen alle Ehriften an Anſchen einander gleich geweſen. Die Biſchoͤfe haben fich nach md nach über die Aeltelten erhoben, und He. & bemüßt fich , zu zeigen , wie zumal das Anſehen des -römifchen

u 39

Biſchoft gewachſen ſey, ungeachtet des Widerſtandes der afrikaniſchen und gallicaniſchen Kirchen. Wie nach und nach die Chriſten reich geworden, ſo daß der Bi⸗ ſchofß zu Cart hago für eine ploͤtzliche Liebesſteuer 850 "Pf. St. zu ſammeln im Stande geweſen ſey. Wie die Kirchen zu. Einkünften gelangt ſeyen, und wie der Gehorfam gegen die Bifchöfe wichtiger geworden‘ als die fittlichen Gebote. “Die verimuthliche Anzahl der Ehriften zu Rom ſetzt hier Hr. Gibbon auf 50000, Zu Conſtantins Zeiten möge der zwanzigſte Theil des römifchen Volks die chriftliche Religion angenommen haben, (fo daß diefer Kaiſer eben nicht aus Staats⸗ Elugheit zu derfelben übergegangen feyn muß). Warum ‚die Chriften ‚mehr verfolgt worden ſeyen, als die Fils den? Sie waren von ihrem Glauben abgefallen, und die Juden hingegen waren Dabey geblieben; auch bie Verfammlungen waren den Römern sehr ‚gutoider, Man habe den Chriſten die Aufruhren einiger Juden zugerechnet, wie Tacitus den Aufruhr des Theudas. Wie kann aber der Verfaſſer ſchreiben, Trajan habe wegen den Chriſten nichts verordnet gehabt, und es waͤren auch keine Geſeze wider ſie in Kraft geweſen, da hingegen des Plinius Worte deutlich ſolche Straf⸗ geſeze zum Grunde ſetzen. Noch ſeyen die Obrigkeiten den Chriſten guͤnſtig geweſen, das Volt aber habe fe

gehaſſet und ihren Tod verlangt. ꝛc. | J

[4 D a . . . . on v ( No R A ! - + x - . vo. .

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| Verlbot, ein Arzt und Diäten. N

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Ham Werlhof iſt nicht ein bloſſer Dichte. So groß diefer Name fcheint, wenn man einen Virgil einen Homer nennt , die nichts ald Dichter geweſen find, ſo iſt er, wie gewiffe Mahlereyen, nur in einer ziemlichen Entfernung groß. Ein Dichter, der nichts ald ein | Dichter it, Tann für Die entfernteften Zeiten und Voͤl⸗ 1er ein glänzendes Licht feyn. Aber für feine eigene Zeiten, und für feine Mitbuͤrger, iſt er ein entbehrliches und unwirtſames Mitglied der Geſellſchaft. Seine Gaben erwecken Verwunderung, aber fie haben keinen An⸗ theil an der allgemeinen Wohlfarth; er kann fuͤr einige Stunden einen Leſer vergnuͤgen, aber er vermehrt kein Gluͤk, und vermindert keine Sorgen und keine ‚Schmerzen.

Weit gröffer find die Vorzüge eines gelehrten / geuͤbten, und folglich gluͤcklichen Arztes. Seine Gas ben ſind ein Werkzeug, durch welches die Vorſehung ihre Guͤte verbreitet. Erſchrockene Ehegatten, zit⸗ zernde Kinder, tief geruͤhrte Eltern hoffen, und er⸗ halten oͤfters von ihm das erwuͤnſchte Leben eines un⸗ ſchaͤzbaren Ehemanns, einer zärtlich geliebten Frau,

x] Vorrede zu deſſen Gedichten. C1749.)

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eines unentbehrlichen Vaters, eines hofnungsvollen Kindes; die Sehnfucht befchleuniget feine Wege, die Hofnung begleitet ihm, und der Segen derer, die er gerettet hat, folgt ibm nach , wenn er zurüfgeht. Ein Dichter vergnügt eine Viertefftunde ; ein Arzt perbeffert den Zuſtand eines ganzen Lebens.

Ich nehme vielleicht mein Amt fchlecht in Acht, wenn ich die Vorzüge der Dichtkunſt erniedrige, die ic) bey den Schtiften eines beliebten Dichters erheben follte. Aber mein Freund verachtet die falfche Bes redſamkeit, bie dem Heiligen ded Tages heuchelt , und ihm denjenigen weit nachſezt, den fie morgen chen ſo weit uͤber ihn erhebt.

Werlhofs Poeſien zeugen von feinen groſſen Gas ‚ben, und mahlen fein menfchenliebendes Herz ab. Aber als ein. Arzt wendet er dieſes Herz und dieſe Gaben unmittelbar zu dem wahren und mefentlichen Wohlſeyn feiner Mitbürger an. Er dichtete alfe nue in den Tleinen Zwiſchenraͤumen, in welchen der Arzt nicht wirken kann. Reifen, ſchlafloſe Nächte, Krankheiten felber , find die einzige Zeit, die er auf die Dichtkunſt wendet, und fo fehr wir dieſe in ihm lieben, fo wenig läßt ung die Menſchenliebe zu , feine Zeit der mitleidigften allee Künfte, der Arzneywiſſen⸗ ſchaft, zu mißgönnen. . Wir verzeihen diefer later um fo eher ihren Vorzug, weil fie zwar Werlhof hin« dert , mehrere Früchte feiner Dichtkunft an den Tag zu legen, aber an derfelben völligen Reife keine Abnahme perurfachet bat. Die ‚Reinigkeit der Sprache /

bie Fluͤßigkeit des Sylbenmaſſes und der Wortfuͤgung, die richtige Wahl der Reime, koͤnnten nicht volle kommner feyn, wenn dem ‚Hrn. Werlhof fchon Fein anderes Amt von der Borfehung aufgetragen wäre, als die Dichtkunſt. | |

Es giebt Reime, die bie Oberfachfen eingeführt, haben, und worinn weder die Buchſtaben vollkom⸗ men aͤhnlich ſind, noch der Laut bey den andern Deut⸗ ſchen uͤbereinſtimmig iſt. Alle Dichter haben ſie, als eine nötige Ausdehnung der Freyheiten der ohnedem fo eng eingefchränkten deutichen Poeſie, freymüthig ans genommen, und ohne Schen gebraucht. Werlhof ift faſt der einzige Dichter, der auch diefe Nachficht vers ſchmaͤht, und mit der beftändigften Richtigkeit die voll; kommene Wcbereinftimmung des Lautes in ſeinen Rei⸗ men beobachtet hat.

Eben fo ſorgfaͤltig und zärtlich auch if Werlhof in allen andern Schoͤnheiten des Reims geweſen, die

den Abſchnitt, den Wohlklang, die Wortfuͤgung, die

Richtigkeit der Sprache, und die Wahl der Woͤrter betreffen.

Aulle dieſe Vorzuͤge würden in unſern Augen nicht: mehr als mittelmäßig feyn , wenn fie Die einzigen waͤ⸗ ven, Die Adficht des Dichters iſt zu gefallen und zu ruͤhren, und die änfferliche Richtigkeit hat bey dem Verſtande ifren Werth, aber keine Macht auf das Herz des Leferd. Es find zu allen Zeiten Dichter ges.

weſen, die fich mit dieſer Auffern Schönheit begnügt baben, und alle dieſe Dichter Haben ihres Zweks ver⸗

men. | 93 Fehlt. Aber bey ımferm Verfaſſer find fle, wie ſie in der That ſeyn follen, nur zierliche Kleider der wahren "Schönheit. Wahre und gründliche Gedanken, wohl ausgefundene Achnlichkeiten: verfehiedener Begriffe, ſcharf unterfcheidende Varietäten ähnlicher Ideen, kurze und dennoch dad Wefen der Dinge abmalende Beywoͤrter, anftändige Vorſtellungen wirklich gärtlicher Leidenſchaften, alles diefes find Schönheiten, bie Auch ohne Zierde des Schalled und der Sprache gefallen; "aber die fich der Vollkommenheit nähern, wenn dieſer äuffere Schmud fie begleitet. Ich finde diefe Verei nigung beyder Vorzüge nicht nur deswegen fehön, weil Wohlklang, Reinigkeit und Richtigkeit, Eigenfchaften guter Gedichte find, fondern auch deswegen, weil cd ſehr ſchwer, und folglich ſehr umgemöhnlichift, wenn

ein Dichter fie mit der Stärke der Gedanken, und dem

Seuer des Ausdruckes verbindete.

Unter diefen wenigen Dichtern, Die keine Art von ‚Schönheit verabfäumt haben, wird ein jeder Kenner unfern Hrn. Verfaffer zählen, und ich ſehe feine Ge⸗ dichte als eine der ſeltenen Schönheiten an, bey wel:

hen. nicht nur einige Geſichtszuͤge ſchoͤn find , ſondern

alles, was eine Schönheit ausmacht , in einer regel: mäßigen Uebereinftimmung zufammentrifft; _

Und dennoch iff noch cin Vorzug, den ich über alle diejenigen fchäge, die ich noch benannt habe: Es iſt die herrfchende Tugend, und die ungeſchminkte Gottesfurcht, bie alle Gedanken des Verfaſſers belebt

9. ' |

Wenn die groͤſten Gaben Wertzeuge des Unglau⸗ bens, der Ueppigkeit, oder der zuͤgelloſen Satyre find, fo find mir dieſe Vorzüge eben fo verhaßt, als die

Stärke an dem Tieger ,. oder die Macht an einem uns

billigen Fuͤrſten.

Wenn aber ein groffer u, erhabener Geift feine Talente dem Glauben, der Wahrheit und der Tugend zu Füffen legt; wenn ein Newton die Offenbarung aus der Natur vertheidigt , ein Fenelon Die Tugend mit dem Reize der Beredſamkeit ziert, und ein Racine die Religion mit den herrlichſten Farben der Poeſie ausſchmuͤckt; fo entfteht bey mir jenes reine Vergnügen, das mit demjenigen eine Aehnlichkeit hat, welches wir vers muthlich empfinden würden, wenn wir indie Bekannt⸗ fchaft.eines feligen Geiftes von einer ‚höhern Ordnung fämen. 9:

] Han bat fich nicht gefcheut, dieſe Vorrede der Politik zuzufchreiben. Aber feit 1753 babe ich Göttingen ver⸗ laſſen, und feit 1766 iſt der verehrungswärdige Werlhof todt, und in dem zwey lesten Auflagen meiner deut⸗

ſchen Schriften bleibt dieſe Vorrede, unabſichtlich, alz

ein reines Zeugnis meiner wahren Hochachtung. v.H.

9%

.

EEG CXI. | u

Bom Nuben der Hypotheſen.*. |

In allen Meinungen der Menſchen herrſcht eine Mode, eine mehrentheils unuͤberlegte und verdnden liche Gewohnheit, deren ganze Völker folgen, ofme eine Urſache ihres Gehorſams angeben zu koͤnnen; diefe Moden find eben darum veränderlich , weil fie auf keine wahren Gründe gebauet find, Es ift der Wahr heit unmittelbares Vorrecht, daß fie ewig bleibt. Bu

Es find kaum Hundert Jahre verfloffen, daß in Europa die Erklärungen der natürlichen Begebenheiten, und die willfürlichen Lehrgebäude, angefehene Bor züge groffer Gelehrten waren.

Nachdem einmal Rene Des Eartes auf eine mes chanifche Weife die Bildung und den Bau der Melt‘ erklärt, und ſich die. Freyheit genommen hatte, folche Figuren den Eleinfien Theilen der Materien zu geben, und ihnen folche Arten von Bewegung -mitzutheilen; wie er fie zu feinen Erklärungen nöthig hatte, fo fah ganz Europa diefe fchöpferifche Gewalt als ein unzer⸗ trennliches Vorrecht eined Weltweifen ans; man baute Welten, man verfertigte Elementen, Wirbel und Schrauben ‚_und mennte dem gemeinen Beften aus⸗

"3 Vorrede zu der deutfchen uUeberſetzung von Buͤffens Naturgeſchichte. 4. Zamb. 1751, \

% *

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nebmend gedient zu haben, wenn die wirklichen Bege⸗ benheiten in der Natur fich nur einigermaffen durch den. angeblichen Bau erklären liefen, den man für fie

ausgeſonnen hatte.

Aber dieſer bequeme Gebrauch dauerte nicht fo lang , als die indolenten Naturlehler wohl gewünfcht hätten. Die Erfindungen der Einbildungstraft find wie ein gefünftelted Metall, es wird die Farbe, aber

niemals die Dichtigleit und die unzerſtoͤrbare Feſtig⸗

Zeit befiten, die die Matur ihrem Golde giebt; eine falfche Muͤnze iſt gangbar , weil Die Neuigkeit ihr einen Glanz giebt, Die Zeit deckt ihre Rothe umd ihre undchte Herkunft auf. Die Streitigkeiten, die der natürliche

- Stolz und die Ruhmbegierde dev Menſchen nothwens

Dig erregten, waren die erſten Mittel die Bloͤſſe der Hypotheſen aufzudecken. Ein junger Weltweife fand

. einen bequemen Weg zur Gröffe in der Widerlegung eines berühmten Mannes, und ed war ihm viel Teich

ter, deffen Schwäche zu finden , als etwas beſſers an die Stelle des nicdergeriffenen Lehrgebaͤudes zu feßen ; ein gemeinen Brobflein entdedit das Kupfer in dem edlen Metalle, aber Gold zu machen if für dig Menſchen zu fchwer. Hieraus folgte ein gligemeiner Krieg umter den Gelehrten , und da nichts von ihren Dieynungen auf die Natur gebauet war, fo blieb nichts von demjenigen übrig, was mit fo groffer Bewundrung

war aufgebauet worden. Der Eartefianer verdrang

den Schüler der ® er Peripatetiſchen Sekte, der Gaſſendiſte faud

——— Ä „7 fand die Schwäche des Carteſianers, um eine allge meine Vergeſſenheit hat nunmehr die flreitenden Leh⸗ ver begraben: Die fiegenden Meynungen, - und die überwundenen , find In ein unpartheyiſches Nichte zur ruͤckgeſunken, aus welchem fle die Einbildung ohne die Erlaubnif der Natur gezogen halte . -

Ein groſſer Vorzug der neuern Zeiten. war. Die immer fteigende Kunſt der Arbeiter, die zur Enthüls Jung der Natur Werkzeuge verfertigten, Bequemere Sternröhre, ründese Glastropfen , richtigere Adtheis. : lungen eines. Zolles, Sprigen und Meffer thaten mehr zur Bergröfferung des Reiches der Wiflenfchaften, . ald der fchöpferifche Geiſt des Des. Cartes, als der Vater der Ordnung Ariſtoteles, als der belefene Gaſa fendi. Ben jedem Schritte, den man näher zur Nas

tur that, fand man dad Gemählde unähnlicher, wel⸗ ches uns die, Weltweifen von derfelben gemacht hatten, _ Die Verachtung der Hypothefen wuchs mit der Ueberzeugung, daß fie ehen fo wenig richtig waͤren⸗ als ein aus der Einbildung hingemahlter Kopf.eined _ Aeneas, eines Romulus, eined Pharamunds, dem wahren Urbilde aͤhnlich ſeyn kann; der Mahler und der Weltweiſe hatten das Urbild nie gekannt.

Die mathematiſche Lehrart breitete ſich uͤber Eu⸗ ropa aus, fie lehrte und kriechen, da wir norher fies gen wollten, und lieber langſam uns der Wahrheit naͤhern, als geſchwind von derſelben entfernen. Mar trug ben Menſchen das ſchwere Geſetz auf, nichte

v. Saliers Tageb, Th. I, G

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.. . 22 -. 98 x

gr glauben als was erwieſen waͤre, und nach md nach wurde es von den geſitteten Voͤlkern angenommen Engelland ſteng an; Borrhaave und Holland folgte uach, Deutſchland bequemte ſich dazu, und ran reich, ſo ungern es feinen. Landsmann verließ, ſo unangenehm afd es ihm war, der Einbildung Rechte gu vrrleugnen, in welcher es einen Vorzug vor feinen Machbarn hatte, ſchaͤmte ſich endlich, und that in ſeiner Abademie, in der Perſohn ſeines Reaumuͤrs, ſeises Maupertuis, ſeines EClairauts, der Vabrhen u haͤngſtverſchuldete Abbitte.

Die Mittelſtraſſe it für den Menſchen der aller⸗ Rue: Weg; er wird viel cher aus dem Unglauben nim Aberglauben uͤbergehen, er wird Aus einem üppigen Leben viel leichter ein Moͤnch in der Trappe, a daß er zwiſchen beiden Abwegen in einem vernuͤnf⸗

uzen Chriſtenthum fortieben ſollte. Die Mittelſtraſſe M eine Linie, ein Weg. ohne Breite; wer wolite ſich auf demſelben erhalten? So wenig das Herz dei Minſchen ſich auf der Mittelſtraſſe feſtſetzen kann, fo

wenig kann es auch fein: Verſtand; auf einer Seite Meat. der Menſch zu hoch mit eigenen Schwingen,

und wird. ein Pelagianer, er ſinkt duf der andern,

und wisd: under ben. Händen des Janſcniſten zur

Meaſchine. Eben fa: gieng. cd der Naturlehre; man Witte ſich bey Den. willkuͤrlichſten Erklärungen nel Bes

funden.; und ward zum Zroeiffer ; die Akademie zu Athen walte ſch vor Dem Irrthume huͤten, ſte Fand

x . * N

Arımer tiefer , und glaubte endlich gar ni niehe, um nicht zu ieren.

Ich glaube mit Recht zu den Ansköiweifimgen des menfchlichen Verftandes, zu feiner Uebermaͤßigkeit (denn die gluͤckliche Sprache unſers gemäßigten. Ba ferlandes hat Leine rechten Woͤrter flie Excds und -Gaprice ,) die Gewohnheit: rechnen zu koͤnnen, alle Hypotheſen, alle Syſteme gu verachten s eine Gewohn⸗ Beit, die inmmer mehr und mehr zunimmt, und die

dem menſchlichen Geſchlechte ſchaͤdlicher werben kann, als die Träume der Schuhbeifen nimmermehr baden | km koͤnnen.

Der Memſch iſt von Natur faul, ſeine träge Krafd fentt ihm mit einer ewigen Gewalt zur Rahe. Alle wilde Böker, die ſich den Trieben des Katar wehrlos aͤberlaffen / ſind zu aller Arbeit Aufferkt. derdriczig, fe hucken anf der Erde, fie ſchmauchen Toback, fie ſchla⸗ fen in ihren Haͤngebetten, und würden niemals auf⸗ ſtehen, wenn fie der Hunger und Die Now weht and Ihrer Gemaͤchlichkeit tricbe.

Die Europaͤer haben mehrere elaſtiſche ariſie,

Ste Are Schlaͤfrigkeit Möhren. Der Chegetg, das

Exempel, die Scham, die Etifiahtiung, die Reubr⸗ gierde, laffen ihren Berſtand nicht fo Drache liegen, wie bey den Völkern, die fie Ehre und Weicheit Te nen Namen haben. Aber alle dieſe Teiche And noch

> Rametı ſtark genug, uns zu der ſchweren Arbeit angel

ſeuren, die die Aachforſchung der Wahrhen erforderr 62

ip0 | Im ſcharffinnigen Italien, im tiefdenkenden Spanien, ruhen. taufend und-taufend fähige Köpfe, unter dem Schatten des. Aberglaubens und der Gewohnheit, und vertraͤumen ihre Kräfte.

Noch wallen doch die. Gemuͤther der Europäer voll Ehrbegierde, mit der Liebe zur Neuigkeit, die Linnaͤus als das hauptſaͤchliche Vorrecht ded Menfchen anfieht, womit er fich über die Thiere erhebt, und wodurch er der Bezwinger beyder Welten, der natuͤr⸗ lichen und derjenigen geworden if} , die er felber aufs geführet , und die Theorie genannt hat. Ä

Man ſtelle fich num eine Zeit vor, wo aus gang Europa alle willkuͤrliche Meynungen, alle Hypotheſen gänzlich, nach dem Wunfche vieler neuen Weifen, verbannet find ; man nehme die Sätze diefer des menſch⸗ lichen Herzens nicht recht kundigen Geometern an: dag Der Menfch die innere Natur der Dinge zu kennen unvermoͤgend ſey; daß wir nichts zu hoffen haben, als die Wahrnehmung einiger Erſcheinungen; und daß die Wahrheit in einem Abgrunde liege, über weichen wir feine Brücke haben.

Was wird wohl die Wirkung biefer Sprache der Verzweiſtung ſeyn, wenn ſie die Oberhand gewönne? Ehen die, fo die erkannte Unfruchtbarkeit eines neuen Bandes hat. Sobald der reifende Waghals kein Gold,

feine feines, Wunſches wuͤrdige Waare an dem ungafle freyen Ufer. mehr hoffet, fo verläßt er die angefangene Entdeckung, niemand verſolgt die erſten unterſuchum

| ıor

gen, das Land bleibt unbebaut, und fein bloffer Ras ... men haftet auf dem gleichgültigen Gedaͤchtniſſe der Nachwelt. | © ch befürchte fehr, das Reich der Wahrheit erde eben diefes Schickfal erfahren, fobald wir in demſel⸗ ben keine fruchtbaren Entdeckungen zu machen hoffen, fobald unfre Nengierigkeit und ımfer Ehrgeiz kein Ei: genthum in demfelben mehr ertvarten. Wenn der Weg zur Wahrheit ung fo weit, fo ſo ſchwer ge⸗ macht wird, wenn man ung vorfagt, daß wir nicht anders ald mit dem Senkbley in der Hand gehen follen, und Doch dabey und zu wiffen thut, Daß wir mit aller Vorficht alle Augenblicke fallen werden; wenn alle unſre Bemühungen und zu nichts, ald von einer pöbels

haften Unwiſſenheit zu einer gelehrtern führen , wer⸗

den wir und wohl.beivegen ? werden wir in einer müs famen Reife fortfahren, die und nirgends bin führt ? wird nicht die Gemächlichkeit, wie ein neuer Cineas, einem jeden gelehrten Pyrrhus ind Ohr fagen : warum willſt du Die gewiffen Bergnügungen der Wolluft und der Ruhe verläugnen, und mit einer chimärifchen Ritters fchaft die Rechte der Wahrheit, ohne den geringften Anfchein etwas auszurichten, unfruchtbar vertheidts gen? wenn du alles gethan haft , fo bift du wieder wie jet, bey der Unwiſſenheit.

Sollte jemand mich mit dem Beyſpiele der Ma⸗ thematik widerlegen wollen, von welcher man alles Willkuͤrliche, alles Halbwahre und Unerweisliche glaubt verbannet zu haben, ſo wuͤrden a doch folche Ants

" 3

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worten anf dieſen Einwurf bleiben, die mir zurrichend vorkommen meinen Gegner mit mir: zu vereinigen. Die Mathematik gehet mit überaus einfachen Dingen um; mit Linien, mit Dreyecken, mit Bierecken, mit Ziffern, deren Eigenfchaften wenig ander Anzahl, - und velllominen ausgemacht find, Sie befchäftisd fich ‘mit dieſen einfachen Groͤſſen, und ſuchet derſel⸗ ben Berbältniffe und Zuſammenſetzungen. Keine an⸗ dern menfchlichen Wiffenfchaften haben diefen Bortheil, und es läßt fich bey Feiner eine gleiche Strenge 9% brauchen, u - Da ich von der Maturlehre i in ihrem ganzen um⸗ fange hauptſaͤchlich ſchreibe: ſo iſt es bekannt, daß

"ung von den Körpern, aus denen die Natur beſteht,

und von der Bewegung die ihre Kräfte ausmacht, | das meiſte unbekannt iſt. Ein mathematiſcher Lehrer fängt vom Punkte, von der Linie, von ſolchen einzel⸗ nen Dingen an, deren vollſtaͤndige Erklärung er zur Hand Hat. Wo fängt der Naturlehrer an? Die Eles mente: der Körper find völlig verborgen, Die erſten aus den Elementen entfiandenen Körner der Materie, die Urkraͤfte der Schwere , der Schnellkraft, des elektri⸗ ſchen und des magnetifchen Wefens ; des Lichts und des Feuerd, find und nur hin und wieder ſtuͤckweiſe,

und unbvollkommen bekannt.

Der groͤbere Bau der Thiere und Pflanzen; ber Bau, den die Vergroͤſſerungsglaͤſer einſehen, und der nur Gebuͤrge von Elementen in Ordnung bringt, iſt noch wenig und felten in einzemnen Körpern entworfen.

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Selbſt der noch gröbere Bau, den ein Meſſer zerglie⸗ dert , den eine Richtſchnur mißt, und ein Treibofen grennet, iſt noch fo unausgefuͤhrt, fo unzuverlaͤſſig/ daß die gröften Mathematiker, wenn fie von den Kraͤften der Thiere haben’ fchreiben follen, die Feder niedergeleget, und verlangt haben, man ſoll ihnen Maaſſe und Winkel, und einen Grund ſchaffen, auf den fie bauen koͤmten. Kann man denn von md eine mathematiſche Strenge verlangen? Kaum eine Summe von Begriffen gewiß werben, wenn de ein zelnen noch unbeſtimmt ſind?

Es iſt wahr, dieſe ſproͤde Schoͤne, die Methan⸗ tik, iſt den Hypotheſen ‚nicht fo feind als fie ſich m ſtellt. Sie ſieht ſie als eine Schwachheit an, deren fig ſich ſchaͤmet, und ſich derfelben doch nicht ganz ent⸗ ziehen: kann; und hierinn koͤmmt de mit den irrdiſchen Schönen überein. ‘Der groffe Vorzug der heutigen obern Mathematik‘, diefe verbfendende Meßkunſt des Unermeßlichen, iſt auf eine bloſſe Hypotheſe gegruͤn. det. Newton, der Zerflörer der willkuͤhrlichen Dep

nungen, hat diefelben nicht gänzlich: entbebren können, Ze

Wie am Leibe’ des Achilles, muß doch an feiner Sch kunſt eine verwundbare Stelle ſeyn, wie koͤnnte ſonſt ein Euler, und ſogar ein Mahler, ein Gautier, Dies felde miderlegen? Seine allgemeine Materie, dab . Mittel des Lichts, des Schalles, der Sinne, der Schneilkraft ‚war ed nicht eine Hypotheſe? und da dieſer Prometheus fich näher zur Erde leukte, da er G 4

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die Zeiten ausmeffen, und den Begebenheiten fefte Schranken ſetzen wollte, wurde er nicht gezwungen; willkuͤhrliche, und gar fehr dem Zweifel unterworfene Meynungen zum Grunde zu ſetzen?

Nach einem Newton wird ſich nun wohl niemand ſchaͤmen, etwas nicht völlig erweisliches zu lehren, Hat ein fo guter Kenner dad Wahrfcheinliche als eine Münze gebraucht, fo kann es doch nicht ſogar phne Werth ſeyn. Es iſt an dem, es ift eine Noth⸗ muͤnze, es dient blos ein Gewerbe unter den Gelehr⸗ ten zu unterhalten; die Gewißheit ift ein aͤchtes Gold; deſſen Preiß niemals heruntergefezt merden Tann; es würde uns lieb ſeyn, menn wir deſſen fo viel hätten,

daß wir die-willführliche Münze entbehren könnten. ... Da aber diefes nicht angeht; da wir ohne diefe leetztere faſt von der. ganzen Naturlehre fchweigen müße

. tens da alle die Theile der menfchlichen Wiſſenſchaft einzelne Bruchſtuͤcke ohne Zuſammenhang und ohne Verbindung wuͤrden; ſollten wir nicht dieſe mangeln⸗ den Theile mit dem Wahrſcheinlichen ergaͤnzen, und anſtatt eines Schutthaufens ein Gebaͤude aufrich⸗ ten? Ich bediene mich mit Fleiß dieſes Gleichniſſes; ich habe Buͤcher von mathematiſchen Lehren geſehn, bie vom Bau des menſchlichen Leibes geſchrieben has den, und die von ihrer Arbeit alles Unerläuterte zu verbannen ſich verbunden zu ſeyn glaubten; wie un aureichend, wie abgebröchen , wie algemein, wie uns Beftimmt' haben fie reden muͤſſen, um das Bat ſheinliche zu vermieiden!

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Doch ich komme zu dem wahren Ruten der Hy

potheſen. Sie Kind zwar noch die Wahrheit nicht,

aber fie führen dazu, und ich fage noch mehr, die Menfchen haben noch keinen Weg gefunden, der gluͤck⸗ licher zu derfelben geführet, und es fällt mir Kein Er⸗

- finder ein, der fich derfelben nicht bedienet hätte. Als

Kepler dem Laufe der Planeten feine Gefeße beftims men wollte, fo bildete er fich eine Meynung, eine unmahrfcheinliche Meynung, deren Ungrund erwieſen iſt; und dennoch führte ihm diefe Meynung zu dem wunderbaren und von der Nachwelt beftärkten Geſetze. des Verhaͤltniſſes der perisdifchen Umlaͤufe der Planes -ten gegen ihre Entfernung von der Sonne, zu einem Grunde, der Dem Newton feſt genug war, darauf zu bauen.

Die Alchymiſten mahlten ſich Geſpenſter, goldene Berge, und mehr als ovidiſche Verwandlungen vor; ſie arbeiteten, um ſich dieſen Geſpenſtern zu naͤhern, und fanden auf dem Wege eben fo nuͤtzliche, und viel⸗ leicht dem menfchlichen Gefchlechte noch nuͤtzlichere Wahrheiten, ald ein Mittel wäre, Bley au Gold zu machen; eine Erfindung, die uns in kurzer Zeit mit allem möglichen Bolde in die Armuth zuruͤk⸗ bringen, und und in die Nothwendigkeit verſetzen wuͤrde, mit Diamanten, oder mit einem andern Breife , unſern Handel zu treiber , der zugleich feiten. und beſtaͤndig genug waͤre.

Die gröften Geſetzgeber ber Botanik haben fich willkuͤhrliche Grundregeln gemacht , nach twelchen fie

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Klaſſen, Geſchlechter und Gattungen bildeten, und nach welchen fit Gewaͤchſe vereinigten oder trennten. Alle diefe Geſetze find willkuͤhrlich, Ke ſind noch alle unzuverlaͤſſig befunden worden; aber fie haben uns Dennoch ungläubliche Dienfte getban. Man Hatnum mehr die unzählbare Menge der Gewächfe in eine foiche Ordnung geieget, daß wir leichter, und ums endlich gewiſſer, zehntauſend Pflanzen unterſcheiden, als die Alten ihre Sechshunderte. | Die angenommenen Hypotheſen haben wirklich eriveisliche Achnlichkeiten entdecket; fie haben und noch nicht ganz zue Wahrheit, "aber doch weiter auf dem Wege dazu fortgefuͤhret; jedes neue Lehrgebaͤude

leitet und etwas näher, und ohne dieſelben bätten ö

wir keinen Schritt gethan.

ch finde dieſes Gleichniß fir meinen Zweck fo deutlich, Daß ich es noch nicht verlaffen werde. Wenn man Feine‘ Hypotheſen bey der Kräuterkenntnig ge brauchet, und nur wie Cluſius oder Bauhin einzelne Pflanzen wohl zu befchreiben gefischet hätte, fo wurde,

vach diefet von unfern Gegnern’ gepriefenen mathe '

matifchen Methode, gar nichts zum Seen dieſer Wiſſenſchaft gethan worden ſeyn. | Cluſius und Johann Baubin waren groffe Rein terfenner und gelehrte Maͤnner; ihr Verſtand und ihre Arbeitſamkeit ſind ohne Tadel. Da ſie aber kein Lehrgebaͤude hatten, noch haben wollten, fo blie ben ihre Phlanzen ohne Ordnung. |

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Die uwaͤbnlichen waren untereingnber ‚vermengt, |

die ähnlichen getrennt, der Natur widerſprochen/ und

der Gebrauch der Ramen ſo verdorben, daß dieſes groſſe Huͤlfsmittel des Gedaͤchtniſſes mehr ſchadete

als es Nutzen that. Wenn ein Ehrenpreiß / eine Ona.

gra, eine Scutellaria, ein Epilobium, eine Peplis,

eine Lyfjmachia , alle Lyfimachia heiſſen, und alle

eben denſelben Namen fuͤhren, ſo ſollten fe, nach

den Regeln der Karakteriſtik, aͤhnliche Weſen ſeyn.

Da aber dieſer Namen ohne Syſtem ausgetheilet |

wurde, fp bezeichnete er verſchiedene und unaͤhnliche Dinge, und verfuͤhrte alſo mit ſeiner Gleichfdrmig⸗

keit die Lernenden, die bey einem aͤhnlichen Namen

aͤhnliche Dinge erwarten.

Da dieſe groſſen Männer kein Syſtem hatten’ und keinem Theile der Pflanzen ein beſonderes Vor⸗ recht anwieſen, daß es das Kennzeichen der Art ſeyn

ſollte, ſo bemerkten fie pon den meiſten Kraͤutern die

Gehalt, die Anzahl und Die Lage der’ Blume, Ihrer

Dede, der Staubfäden, Der Staubwege der Saft

geuben, und der Fache der Frucht ganz und gar nicht. Ihre Befchreibungen wurden dadurch unvollkom⸗ men, daß man ſie ſehr oft gar nicht wuͤrde brauchen

koͤnnen, wenn nicht der Fleiß der neuern pon vornen | an, eben dieſelben Gewächfe zergliedert und Maag

und Zahl beffimmet Hätte,

Schon zu ben Lebzeiten des Eluflus exſchien Ci | ‚falpin, ein Mann , der in der peripatetiſchen Schule |

108 En —_—

die Liebe zur Ordnung, und den Wunſch alles zu erklaͤren ‚angenommen hatte. Er war ein mittelmaͤſ⸗ ſiger Kraͤuterkenner. Cluſius hat mehr Kräuter er funden , als Caͤſalpin gekannt hat, da fein Kräuter: Buch, nach des Micheli Zeugniß, noch nicht 900 Gat⸗ | Jungen in ſich faffet. Mit einem fo geringen Vorrathe feste ſich Caͤſal⸗ pin vor, die Botanik ſyſtematiſch zu machen. Es war faft nicht moͤglich, daß er ben feiner Eleinen Kenntniß der einzelnen Theile, das Ganze untadelhaft hätte übers feben und anordnen Tonnen. Er nahm alfo die Frucht allein, und zwar mehrentheild nur denjenigen Theil zum Leitfaden an, an dem bie Keime fiten, und dennoch trat er. der Wahrheit näher, und beftimmte mehr wahre Aehnlichkeiten, mehr natuͤrliche Klaſſen, als alle Kraͤuterkenner vom Theophraſtus bis zum Tournefort.

Dieſer Letztere ſah die Pfanzen auf einer andern Seite, bey der Bluͤthe, an; einer Seite, auf wels cher die Frangofen alle Dinge anzufehen pflegen. Er waͤhlete wenige Geſtalten von Blumenblaͤttern, die noch dazu weder genug beſtimmt, noch genug unter⸗ ſchieden waren, und nach dieſer umpollfommenen Hy⸗ pothefe führte er ein Gebäude auf, das ſich die Vers wunderung von ganz Europa zuzog. Selbſt fein Geg⸗ ner Ray bediente fich feines Lichtes, die Ordnung zu erheitern, die er in feinem hohen Alter den Kräutern

porſchrieb.

Tournefort genoß faſt dreißig Jahre nach ſeinem Tode ſeinen Ruhm, und war ein Geſetzgeber in ſeiner Wiſſenſchaft. Aber die Hypotheſen ſind, wie wir ſchon geſagt haben, ein Geruͤſte, gemacht ſich der Wahrheit zu naͤhern; ſie duͤrfen nicht immer aufrecht bleiben. Linnaͤus trat im Norden auf. Er waͤhlete ſich neue Grundſaͤtze, er gruͤndete ſeine Methode auf eine Hypotheſe, auf die willkuͤhrliche Ordnung der Pflanzen nach ihren Staubfaͤden und Staubwegen, die nach einer wahrſcheinlichen Meynung eine Aehn⸗ lichkeit mit den befruchtenden und befruchteten Theis Ien der Thiere haben. Dieſes neue Lehrgebaͤude that die gröften Dienfte, Alles wurde rege; von allen Kräutern wurden alle Theile der Blume und der Frucht aufs genaufke befchrieben , denn fie. waren nuns mehr alle nöthig geworden. . Die Botanik hebt ſeit dem ihe Haupt über alle andere Wiſſenſchaften empors fie iſt nicht nur der Vollkommenheit ſelbſt am naͤch⸗ ſten, ſie hat nicht nur nach und nach der Natur faſt alle ihre Klaſſen und Aehnlichkeiten abgerathen, for . dern fie Hat dem ganzen Naturreiche ihre Lehrart mit⸗ getheilet. Die Kenner der Thiere und der Erzte ha⸗ ben bey ihr, wie die Roͤmer beym Areopagus, ihre Geſetze geholet, und ſich denſelben unterworfen. Icch habe bishieher meinen Sat mit Exempeln be⸗ weiſen; es wird mir eben fo leicht ſeyn, mit abge zogenen Begriffen mich zu vertheibigen. Wenn die Menfchen ‚handeln follen , fo werden fie wirk ſamer

109

sro . |

"nach dem Verhaͤltniſſe der Staͤrke ihter Triebe, Ihre neatuͤrliche Traͤgheit wird durch den Ehrgeiz, und durch ihre andern der Schnellkraft ähnlichen Gemuͤths.

u Bewegungen überwinden. Leben, Geld und Ruhe,

weerden willig aufgeopfert, ſobald ihr herrſchender Trieb

es erfordert; und dieſer herrſchende Trieb iſt haupt⸗

ſaͤchlich eine eigene Hypotheſe, und gleich nach ders felden dad‘ Vergnuͤgen, die Hopotheſe eines andern

au jerſtͤhren. |

Ein Lehrgebaͤude, das unfern Namen führen fol,

eine Meinung, bie aus unfern Kräften entſproſſen iſt,

thut bey dem Gelehrten, was die Ehrfucht bey dem | Alerander that. . Mühe / Auftvand , Zeit, Erfahrung, Kunſt und Werkzeuge, alle Kräfte des Willens und des Verſtandes, werden mit Luft, und. ohne Wider ſpruch angewandt, wenn wir einen Zweck daben haben, wenn dadurch unſer Lehrgebaͤude wabrſcheinlicher, gewiſſer und angenehmer wird. Wer wuͤrde die Staub⸗ fäden, in fat unzaͤhlbaren Blumen gezaͤhlt und gemeſ⸗ fen haben, wenn fie nicht das Weſentliche ſeines Lehrgebaͤudes ben. dem Linnaͤus, und alſo die Haupt⸗

J mittel geweſen wären, daſſelbe vollſtaͤndig zu machen,

und die allgemeine Monarchie in der Botanik zu er⸗ halten? Da Newton einmahl auf den Gedanken ge⸗ | Tommendivar , die Strahlen des Lichtes zu ſpalten , ſp dauerten ihn keine Koſten die Kuͤnſtler mußten ihr

Da N

für feine Abſicht fein zeuis waͤren, und er ünterwarf

J tt

ſch den mohſamſen und ſchwerften rmöfunge und

- Antheilungen, weil. es um die Wahrheit feiner teine iu thun war. |

Doch die Hypotheſen haben noch einen ernſthaf⸗

Seen Nutzen, den ſie auch bey den fuͤhlloſeſten Welt⸗

weiſen behalten, wenn ſchon einer entſtehen wuͤrde,

der die Wahrheit bloß wegen ihrer Schönheit, und - ohne Rücficht auf feinen Ruhm, lieben follte. Sie werfen nemlich Fragen auf deren Beantwortung bon der Erfahrung gefordert wird, und die ohne Hy⸗ potheſe uns nicht eingefallen waͤren ‚eine Wirkung, die ihren unfäglichen Vortheil in den Wiſſenſchaften hat.

Die wenigſten Menſchen haͤtten Scharfficht ge⸗ Aug , von ſich ſelbſt ſich Kragen vorzuſchreiben, und einzuſehen, auf‘ was vor einer Seite ein Vorwurf am nuͤtzlichſten anzufehen ware. Aber ein Syſtem, oder die Zerftdrung deſſelben, wirft eine ungählbare

Menge von ſolchen Fragen auf, Die wir ber Natur vorlegen, ımd. die fie öfters, Beantwortet. Alſo hat Dad Prolomäifche, das Tychoniſche, und das Coper⸗ mkaniſche Welitgebaͤude den Sternkennern gewieſen, worauf ſte zu merken haͤtten, und ihnen die Wahr⸗ nehmungen ausgezeichnet, and welchen bie Wahrheit

erkamt werben ſollte. | |

. Eine jede Wahrſcheinlichkeit beſtht einen 1 Theil der ceinzelnen Wahrheiten, die einen allgemeinen Satz mit noch andern ausmachen , bie und dieſesmal noch

N

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maangeln. "ir erſehen Aſd genan aus dem, mad toig baden ‚, dasjenige, was wir ermanglen, und finden - ein Verzeichnis von denjenigen Erfahrungen und. Bes merkungen vor und, die unfere Wahsfcheinlichkeit zur Gewißheit machen wuͤrden, wenn wir ſie beſaͤſſen. Wie ein Feldmeſſer, der eine Landkarte entwirft, von welcher er einige Stellen beftimmet bat, dazwiſchen ihm aber die Stellungen anderer Oerter fehlen, den⸗ noch einen Umriß macht, und nach halb gewiſſen Nachrichten die übrigen Städte anzeigt, bie er noch nicht mathematiſch Eennet , eben fo thut der Natur Ichrer. Hätte jener gar keinen Entwurf gemacht ,, in welchem er nebft dem Gewiſſen das noch Ungewiſſe in eine zufammenhangende Verfaffung gebracht hätte, fo würde feine Arbeit die noch übrigen Stellen, und um die Grängen genauer zubeflimmen , viel ſchwerer/ viel unangenehmer und faſt unmoͤglich ſeyn, weil ſie keinen Zuſammenhang haͤtte, und kein Ganies aus⸗ machte.

Endlich find die blos wahrſcheinlichen Schrgebäude ‚auch um deöwegen höchft nuͤtzlich, weil fie eine. Eifers ſucht und einen Weitfiveit unter den Gelehrten erwe⸗ fen. Ein. Läufer, der um einen Preiß mit feinem Nebenbuhler rennt, greift fich ganz anderfi an, und macht viel geſchwindere Schritte, als wenn er fuͤr ſich ſeinen Weg gienge.

Der

XXCC tig

Der Preiß ift die Ehre des Rechtshabens, und

ba gemeine Beſte genießt die Früchte des Beßechmd ber Streitenden.

Darf ich mich felber zum Beyſpiel geben? es kami ent Eitelleit geſchehen. Wäre Boerhavens und meine Meinung von den Athemholen niemals in Zweifel gezogen worbar, fd “hätte ich mich mit einem oder imenen Gründen begnuͤgt, und meine ueberneagms vicht vermehret.

Der Umfang der Biffinfheften it menneßuch; man weiß nicht, wo man anfangen ſoll, in einem Felde gu arbeiten, deſſen Weitz und Fruchtbarkeit gleich groß ſond. Aber der Streit Ichret und: einen Theil dieſes Feldes wählen, den wir fleißiger - ummarbeiten) und wenn man Ihn amd firditig macht, mit Ernſt unyaunm. Ich wurde genoͤthiget neue Verſuche zu machen, und dieſe oͤfters zu wiederholen, und Fand nicht une Die Wahrheit doſſen, das ich vertheidigth ich fand auch neue Gründe dazu, ud uͤberzeugte mich Daß. kain Grund mehr bleiben Lonnte, georam. men 68 einer Lehre meiden folkte‘, deren Richtigte ich mit Augen an fo vielen Tieren gchehen mike -: Dies iſt ein Eleines Beyſpiel; hie Figur Der Ve⸗ de iſt ein groſſes. Newtons Meintig dancu mar at⸗ was mibr, und des Enkird Audinsfieng ind Mit der Als wahrſcheinlich. Man Arists und Dieter Stegit beachte und Die imo: vorteclüchen Reifen mach dem Pi) und madı der Mitellienie gumege, Dig Bumuchr bit

Hallers Ergeb, HD. 8

114 u

x Sache nicht mug mach, des: Newtond: Saͤtzen "inffchie; ben, ſondern; vielgenauer und geniffer gemacht had ben, als eine bloſſe allgemeine Reaung Hätte thun foͤnnen. Bloſſe geosneteifche: Eike, oder allgemeine m pollkommen wahre Erklaͤrungen der natürlichen Erſchei. Bungen, würden keine Streitigkeit, keine Nacheiferung erwecken. Digfed thun die Hypotheſen, woran zwar vieles iſt, das ſie in Stand ſetzet vertheidiget zu wer⸗ den, vieles ahrr Da bleibet, das man angreifen kann. © Streitende tm And wie Sietln und Feuerſtei⸗ nez ſie zeugen zwar Feuer, aber an eich daber/ uns zu erleuchten. 3 : Niemand wird wohl glauben,‘ daß meine Schi reden für die Hypotheſen fo gemeint ſey, daß ich daB Wahrſcheinliche dem. Wahren an die Seite ſetzen mol) Mein ; der: Mond: wird niemals wie die Sonne ſcheu . nen, aber doch iſt ſeim ſchwaͤcherer, in Kalter Schim⸗

mer uns nuͤtzlich. Die Ptolomaͤtſche Einrichtung ad

falſch, niemand zweifelt /mehr an ihrem Ungrunded viele Erfahrungen die richtig waren, dbagen unter noch mehrern Meinungen; die nichts Wahres hatten, vers

miſcht; und dennoch hatte die Welt. mit einem ſehtk

groſſen Nutzen dieſe Hypotheſe ſo viele Jahre gebraucht/ und davon im gemeinen Leben faſt eben den Vortheis gehabt, den wir von der Wahrheit felber Haben: Ends

lich iſt der Zag delvnmen, und: hat.:den m topaliciem

L. “rn . 3 X a

LS

binmel, die uͤbermuͤthige Sage der;Epde in der Mit ‚te. der Welt, die unnoͤthige Goſchwindigkeit der Sons ie und der Sirkerne und Die andern Febler:diefed . ‚gehrgebäudgß.,..pon dem Wahren getrennet: Haͤtte man vor Dann Zeit san, den Sternkundigern :eine-olfs emeine Gowißheit verlangt die ſie nicht. in Stande waren. zu. lieftrn, fo, haͤtte man ſo witle Jahrhun⸗ derte ger keinen Begriff urn, Der noͤhern oder weitern "Entfernung der Geſtirne Son munbiznnon. iger Orks mung und Bewegung "unbıuon. dem · Bexhaͤltaiſſe der Theile Dev: Welt unter einauder gehabt; man / hatte von den gemeinſten Erſcheinungen, „ben Finſterniſſen, fich keinen Begriff: machen.fönnen., unnd waͤnt: zn einge barbariſchen · Unwiſſenheit aebliaben o aus wochen, dos Ptolomaͤug uns ſchon hoſh: Herauagerigen hat =: Alsdarn wird niemand iüch. uher die; angenom⸗ menen und. mgrwigfenen. Lehurägg-- botlagen kaͤnnen, wenn wir der Wopeheih: äbyan runendlichen · Vorzyug laſſen, und date Wohrſcheiahwen aut aim Dep Ireiß Anſghen, den esß an ſich ſelber hat Riemand wird Betrogen werden wenn wir zwar mit Dee etkWalr⸗ ſcheinijchen die Luͤcken des Wahren wadnen wenn jir aus demſelben oͤber den · Aktgrund ‚het. Aawiſſan. beit Erwartunggbruͤccen haen / gher daben warnen/ daß „Pe nur big auf einen gewiſſen Grande and. Wie onnen änniehimen. wae wir zungen, wenn. wir Dyn eſer nur bed Denn dinae nommiento Becher ——— abe an Ren —A dem pie

——

æ56 EEE

ben noch ſchr/ oder much iemnlich, vder mir wenis

entfernet; means wir geſtehen, es fehle ims noch Que Ueberzeugung dieſe noch ungemathte Erfahrang, Jenes Maaß, eder der Bau don dieſem noch nicht heſtimmten Theilt. Kam jemand klagen, wenn man Schelbemuͤnze für Scherdemunge angiebt, und ehren Preiß nicht Höher feat," als das Ehfber an perfelben werch 47: div de betrugt ae de Me fie lauter Silber anbietet. -

Ich grande; aus dieſen Veteochtengen weide äh Benfenigen , die var Unit Werben und Thaten zu er⸗ klaͤren ſich beſtreben, die Freyheit vergoͤnnen, nebſt Dem Erwieſenen erwas Unerwieſenes, etwas Wahr⸗ ſcheintiches ufubauen; und alſo ein Gebaͤnde auf⸗

zufüchren, defien Haupriüulen zwar feſte deſfen Toeiſe aber nicht · alle von einer gleich unerſchuttetlichen Staͤr.

ke ſind. Die Erfahrung hat uns belehret/ daß ſpolche Erwartungsſckennmmehrenthells die Urſachen: grwefen RD, daß ſie mit der guverlaͤßigften Materie in durzem yon thtem Verfäfer 7: von ſeinen Gehnern, ber von Ber Nachwen erſehzt worden; rundich ginube A nunmichr wahrſcheintich, die bhpothaſen ſeven ſowehl fi. Anſehung Bes Verſtandes als ves Sölerd, bem Eatterhume der Wiſſenthaftei rec »Dieſe Boreachfuig /iſt um deſth * je bf⸗

Ede 66 von ben; Tal ber Batpree hzrber des vWvegenwartigranWerkts, Bere henoniciien hat,

orpodifen sum Im RR We a teen,

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5 27

und einem ungewohnten Leſer unwahrſcheinliche Lehr⸗

ſaͤtze vorzutragen; denn auch dieſe Frepbeit bat ihren

groſſen Nutzen. Geht man mit fein Vargaͤngern

immer auf eben dem Pfade, ſuchet man wicht mem:

Wege, ſo wird nichts entdecket. Es iſt wahr, die Erſinder neuer Welten find nicht allemal gluͤcklich;

einige leiden Schiffbruch, andere kehren ohne Verrich⸗

tung zuruͤck, und andere entdecken vnfruchtbare Gegen

den, deren Bekanntſchaft uns gleichgoͤltig iſt. Aber:

waͤre kein Colon, lein Magelhaens, aus Spanien

abgeſegelt, fo wären viele Schiffbruͤcht vermieden, abor mich keine neue. Welt entdekt warden.

Der Herr von Buͤffon ſcheinet von benienigen Reiſenden zu feyn, bie gerne neue Gem und neue Welten entdecken mögen, und ſich dabey weder bie Mühe der Schiffart, noch .die Gefahr des Schiff- bruchs verdrieſſen laſſen; dam eine irrige ieh iſt fuͤr einen Erſinder ein Schiffbruch.

In den drey Theilen des Werkes, Dad ich afür ge, iſt keines, worinn er nicht eine eigene, und auch wohl mehr als eine Hypotheſe, vorgetrogen habe. Seine Gedanken vom Urſprunge und, der Bildung der Welt, von der Erzeugung ber Thiere, und andere zum allgemeinen Baue der Erdkugel, und zum beſon⸗ dern Baue der kleinern Welt gehörige. Hypotheſen. ꝛc.

Sie find eben von bey Art, die einer Vertheidi⸗

gung bedürfen, abge Auch einer Vertheidigung fähig

find. Man ſindet uͤberall viel Kewuniß ber Dinge, 23

id

viele Erfahrung und viel Einſicht; aber doch geht der Berfaffer immer -chvad weiter als feine Kenntniß feine Erfahrung; und feine Einſicht. Ich würde mit Beranügen hievon den Lefer unterhalten‘, und meine Gedanken über des Herrn von- Büffen Meynungen: mit Freyheit und-Befcheidenheit fagen , wenn es möge lich waͤre ſie karz zu fagen , oder meine Zeit mir eine Ausfuͤhrlichkeit zulirſſe, die anfkatt einer Vorrede zu einem Buche werden könnte, -

Da diefe Beiden Fälle nicht: möglich And, % kann id) nichts. weiter; als den Leſer ermahnen, mit einer pyhiloſophiſchen Achtfamteit dieſes Werk zu leſen. Er wird niel. Neues, viel Eigenes finden . umd es wer⸗ den wenige Leſer ſeyn, Die nicht etwas hierbey wer⸗ den zu lernen haben. Sie werden aber auch ſolche Saͤtze antreffen, die mit derjemgen Einſchraͤnkung muͤſſen angeſehen werden dayon nl oben gefprochen habe.

mL NT LOKXL : +’ o. Hagedorn und Haller „gegen! einander werglichen.

En Hochgeb. verlaugen meine Gedänten über eine Vergleichung, die Here Uz und andere jwifchen zwey Dichten gemacht baden, bie faſt gu einer. Zeit ent:

) Schreiben. an den Hrn. von Vemmingen.

, | 116

Banden find, und in vielem allerbinge etwas. ähnliches gehabt haben. Ich will derſuchen, 06 ich ohne der Eitelkeit alles zu erlauben, v von mir ſelber werde ſpre⸗ chen koͤnnen. ad BEP

Der Herr von Hagedorn iſt mcben den Yahre, aber ſechs Monate früher ald ich, gebohren. Wende kamen wir in.eing Zeit; da die Dichtkunſt aus Deutſch⸗ land fich perlohren hatte. Denn Brokes und Wietfch batten einzelne, und jener zuweilen geoffe Schoͤnhei⸗ ten, er uͤberlies ſich aber allzuſehr der unendlichen Fertigkeit mit welcher ihm Die Reime aus Der Feder giengen. Beyde wurden wir. forgfältig erzogen; ich wurde aufs ſtrengſte zur Arbeitſamkeit und zur Ord⸗ nung angehalten, umd ' Homer: war mein Roman im zwoͤlften Fahre: Beyde Hatten wir das Ungluͤck Wat; ſen zu werden ; und mich traf es haͤrter, weil maͤn mich völlig mir ſelber uͤberlies. Beyde dichteten fruͤh, und ich fehrieb: eine Unendlichkeit von Verſen von allen Arten, "ehe ich fuͤnfzehnjaͤhrig wurde; meind Begierde war unerſaͤttlich; ich ahmte bald Brokes, bald Lohenſtein, und bald. andere niederſaͤchſiſche Dichter nach ;.:indem -ich eined von ihren Gedichten zum Muſter vor mich nahm, und eincanderes ausar⸗ beitete, das nichts dem Muſter nachgeſchrieben, unnd doch ihm aͤhnlich ſeyn ſollte. Der Herz von Has gedorn kam doch: noch in ein Gymnaſtum;, ich aber: wagte es An. 1723. anf Die hohe. Schale zu soon.

24

320

Beyde Hatten wir mehr Geſchmack als Kräffe, Mein Freund (denn wir haben Briefe gewechſelt/ und viele Jahre im heſten Vernehmen geſtanden) ſchmelzte ſeine erſten jugendlichen Gedichte um, und verbefferte fie, wie er zu mehrern Kräften im der Dichtkunſt kam. Ich sieng einen Schritt weiter , und an einem gluͤcklichen Tage. ini Jahre 1129 ver . brannte ich alle meine unzaͤhlbaren Verſe, Hirte lieder , Teagödien , epifche Gedichte, und was es alles war, Ich ließ mir ſelbſt Feine. Spuren davon über ; nur war ich in meinen Geſchmacke noch nicht fo gebeffert, daß ich alle diejenigen vertilgt Bätte, Die es verdienten. in ſchmeicheinder Zuhörer ſchrieb ſich noch einige ab, Dis ich beybehalten hatte ‚- die ich aber felber unterdruͤckt habe, und en gab fie zwan⸗ 39 Fahre hernach einem Verleger ohne mein Vote willen, und gu meinem gröften Verdruß. Lange Bere wach, und jetzt mehr als jemals, war mein Geſchmal beſſer als meine portifchen. Kraͤſte; ich ſah jenfeitd allein, was ich gu leiſten vermochte, eine mögliche: Vollſommenheit, die ich zu erreichen unvermoͤgend war. Ich ſah, zumal im Virgil, eine Erbabenheit, die ich niemals herunterließ, wie ein Adler in der obern Luft ſchwebte, eine Ausarbeitung, Die an ber Harmonie, an der Mahlerey, am Ausdrucke nichts. unausgefeilt ließ, und die in weinen Bedenken neh niemand nachgeahmt hat. |

EEE an,

* Mer. Hetr von Hagedorn beſechte Eugeland, ich wich und noch «tions früher. Dieſe Reife. hatte auf beyde einen: wichtigen Cinſtuß, Wir fühlten, da anan in wenigen Wörter weit mehr fasen Tonne, als man in Deuiſchland bis Kiefer. sefagt hatte; twin ſahen, daß philoſophiſche Begriffe und Anmerkun⸗ gen ſich reimen lieſten, und ſirebten beude nach einer Gtärker dazu wir noch: keine Urbilder gehabt hatten.

Schr jung machte ſich ber Herr von Hagedorn mit feinen Booten bekannt; ich um etwas ſpaͤter. Ein Freund, der ſich zudiel aus den meinigen machte/⸗ unternahm A. 1731, cine Heine Sannmnlung Davon drucken zu laſſen. Ich erhielt, daß um mir Die Be⸗ forgung uͤberließ, wodurch ich fe hiel gewann, daß ich vieles wegtaffen und verſchiedenes ver konnte.

Beyde haben wir an den Sürgelichen geiegen zwiſchen den deutſchen Dichtern keinen Antheil ges nommen. Bevde waren wir wohl der waͤſſerichten Dichtkunſt chen nicht guͤnſtig, und lebten mit Bod⸗ mern in Freundſchaft. Aber ſelbſt zu Felde ziehen, dieſes wollten wir nicht. Ihn verſchonten die ſoge⸗ nannten Gottſchedianer noch. Mid) aber, weil ich ein Schweizer war; mißhandelten Gottſched, Schoͤ⸗ naich, Mylind ‚und andere in Die Wette Dad Tin⸗ tenfaͤßlenn, die Aeſthetjik in einer Nuß, die Bemuͤ⸗ bangen ‚griffen. mich mit der heftigſten Rachbegierde aM - Dan war granfam genug, meine Mariane

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y22

ſchimpflich zu parediren· - Man. that der Ewigkeit eben die Ehre an. Ein Freund ſchrieb mir, er habe Hrn. Gottſcheds Hand vor ſich liegen, mit welcher er die Aeſthetik korrigirt hat. Aber was ſollte ich bey einem Kriege gewinnen? m einer Wiſſenſchaft, die ſich auf Erfahrungen gruͤndet, kann eine Strei⸗ tigkeit ihren Nutzen haben; fie giebt uns einen Anlaß, Die Verſuche zu wiederholen und zu vermehren; und Die Wahrheit Tann Durch das Zeugniß unpartheyiſcher Sinne erwiefen werden. Aber in Wiſſenſchaften, Die auf dem Geſchmacke beruhen, iſt es unendlich langweilig, die Quellen des Schönen allemal big zu den erften Gründen zurüchubringen, und bey eis nem Leſer jur ergwingen ; er folle fich. eine Stelle ge⸗

falten laſſen, die ihm nicht gefällt: Eswar mir alfe viel leichter, harte Urtheile anzuhören , ald vor dem Tribunal : der wel einen langwierigen roch zu führen.

Der Hear von Hagedem dachte auch bed der * Poeſie wie ich, und wir blieben beyde dene Reime getreu. Ich ſah auch, daß unfee Gruͤnde im⸗ gefehr gleich waren. Mir kam es immer vor, weh man: Serameter machen- wollte, wie fie gemeiniglich find, ſo wäre die Arbeit zu leicht; und leichte Ar⸗ beit ift auch in der Poeſie ſchlecht. Sollte man aber die Harmonie benbehalten, :und vichtige Füfle vom: - "Tangen und wirklich kurzen Sylben /abwechſein Taffen, Pie Here Uz und von Kleiſt und in Schweden Die

| | |} {hau gethan haben, fo waͤre die mechaniſche Arbeit ſehr ſchwer. Und. einmal: fehlt Dem deutſchen Due meter der Spondaͤus, und die einfpibigten ante And zu Hänge Selbſt der neue Schwung der Sprache, der in den. hexametriſchen Verſuchen herrſcht, dauchte dem Hrn. von Hagedorn eine Neuerung, und mir fan er oft verivorren und gezwungen vor. Nicht daß wir beyde Klopſtocks Verdienſte nicht gefühlt hätten; ich fuchte ihn von Langenfalze und aus dem Weißifchen Hanfe in das. meinige zu ziehn; das Gluͤck forgte aber beffer für ihn, und feine Gaben wurden belohnt. Wir blicben indefjen beyde bey den Keimen. m Lehrgedichte, duͤnkt mich, haben die gleich langen | Verſe, in deren jeder ein Begriff audgeführt iſt, einen überaus deutlichen Vorzug. Das in einander Flechten der herametrifchen Verſe, das man gewiß biß auf die hoͤchſte Ungebuͤhr getrieben hat, ſteht in einer lebhaften Beſchreibung, und im Affekte, ganz gut; aber der nuͤchterne Philoſoph ſpricht feyerlicher in ei⸗ nem in ſich feröft vollkommnen Verfe , der Die Sache auch dem Gedaͤchtniſſe am beſten eindruͤkt.

* . Here-d. Hagedorn kam endlich. mit mir auch in den Lehrgedichten überein, die einen geoffen Theil feinee Gedichte ausmachten. Wir fuchten beyde dies ſem Gedichte den Nachdruck zu geben, deffen es fähig: iſt, und für Worte Gedanken m aliubrngen

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Beſy allen dieſen Kehnlichkeiten blieb zwiſchen uns eine groſſe Ungleichheit. Eine der Urſachen beſtund in der Lebensart. Anfer Herr v. Hagedorn mar von einem froͤhlichen Gemuͤthe, er trank ein Glas Wein

und genoß ber. freundſchaftlichen Freuden des Lebens. Ich hingegen ſagte im neunzehnten Jahre meines Al⸗ ters dem Wein ab, ob mir wohl Horazens Fluch nicht unbekannt war; aber es fchien mir ertraͤglicher, keine zur Nachwelt durchdringende Verſe zu machen, old einem unauf hoͤrlichen Kopfwehe unterworfen zu ſeyn. Hieraus folgte, daß ich mich den luſtigen Ge⸗ ſellſchaften entzog, und mein Vergnügen bey einem ſtillen Theetifche, oder bey den Büchern füchtee

Hieraus entſtund ein geoffer Unterſchied im gan⸗ gen Tone unfrer Poeſie. Der Hr. von Hagedorn Dichs tete Lieder, darinn er die Liebe in dem Wein befang, und bie die erftien waren, die man in Deutfchland. den Liedern der Franzoſen an die Seite fegen durfte Mir gefiel nichts über den verliebten Baurenkerl, und. wie viel munterer würde noch dad Gemählde ſeyn, wenn der geſchickte Dichter in einem Lande gelebt hätte , wo. Freyheit und Ueberſuß den Landmann belebt.

Aber die Frdlichkeit umd die Kenntaig der Welt breiter über ale Gedichte, auch über Die Lehrgedichte meines Freundes, eine Heiterkeit aus, wodurch er ſich dem Horaz nähert, und den Boileau uͤbertrifft. Mit dem Pope hat ex eine groſſe Aehnlichkeit in der

28 J

feinen Auspolirung ber Verſte, woriun wenige, auch ſeit unſern Zeiten, ed Hagedorn nachgethan haha, Dem Horaz Tam'cr in der Ihcheuben Ironie , im ber Imfehidigen GSchaithaftigkeit der Sathre, md: ie der Kenntniß des geſellſchaftlichen Murſchen aahe. Moch jet ſinde ich / nichts das der Giͤckſeligbeit une dem Freunde vorzuziehen ſeye. Hagedorn ſchrieb vein wie Boilcan und fcharfirmig wie Horaz. Dat Er⸗ ſtere blieb zuruͤch, ſo bald er nicht über die Bode ſchrieb, und Ref ind Diefſte, wenn er deu: Dienfchen Überhaupt zum Vorwurf feiner: Gathre machte. Ho⸗ az mangelte ed im dee Harmonie, u merkiras ſelber, imd geſtund, er ſchreide Fark wie ia Moni, ſo angemeſſen Die Aurdruͤcke ſind, ſo feht ihm abrvall der Wohlklang eines Virgilss. .x. Was bleibt mir dagegen? Mehts ats Die Entpfnb- Uchkeit; diefes ſtarbe Gefühl‘ dads eine Folge: sch Femperamente iſt/ nahm Sie Einbruͤcke Der Liebe, der Bewunderimg/ and am meiften noch ber Exrbennut⸗ lichkeit, mit‘ einer Lebhaftigkeit an, dabey mit De Ausdruͤcke ver Empfindungen" Tepe theuer "zu Ay kommen. Hoch jeht; brechen mit Tränen beym die: fen einer großmuͤhigen That aus; ob ivas hube äh nicht gelitten‘; da’ das 'Schhäfar mi den. allerhuͤltoſe⸗ iſten Umpeden ine zunge mid gutiehte Wemuchlin ‚nie von der Seite ri. - Die’ Eriipfinbfantbeit Wie "man ſie zu nennen ainfaͤngt TEE - meinen Ge⸗ Dichte einen eignen ſawermnathigen Doau./ ib. eintn

186 I Ernſt, der * Haedoms Dmmierteh: mai | | B .. ch kenne ein. einige⸗ Gedicht. meines. Srandes, 2 tn etwas twwauriges Gefuͤhl · zeigt, ‚und. Doch Nnirſt es enduith in eineArt von Parherlichkeit hin⸗ ans; es iſt A⸗dantare Liebe eines Seins va air. Diuttens - Denn ei v Eik anderer. Voriug des. di. Ho a bagedom 0; Sie enmniß der Sprache. Ex lebte. in Deutfchlandy and war von: feiner Jugend, an im: weinen Deutſchen erzogen. Hier konnte ich. ihn wicht erreichen; in mmmeinem Vaterlande. jenſeitg den Graͤnzen des denb fen: Reiche ;; ſprechen ſelbſt Die. Gelehrteſten in ginge

- Mebe umveinen Mundart; wie Haben auch in unſern ſymboliſchen Büchern .:und in den Staatsſchriften „andre Deklingtionen, andır Wortfügungen, - Diefe minarten mußte, ich nach / und nacnahlegen,. und da ‚using anderweitigen Arheiten main, nicht, äuliefen, meine Stunden auf bie, Muttgefprarbe au wenden; fo blieb mir allemal, eine gewiſſt Armutb im. And bin die ich: ſchon damals am beſten. fühlte. wenn ich eich; gegen die Leichtigkeit des Guͤnthers ‚verglich. | Woanchen Gedanken laͤhmte mir der Zwayg der Syrs⸗ che; manchen andern druͤkte ich mit einein unvermeid⸗ rähchen Verluſtern Der Meiniafeit, ud, an, dein leichten Dchwunge das Merſes aus. in: is Bein Goch vlieb Dabey ein Dldıter ;.. au Saite

deneban Keine Deren Arbkit,..., Er. Jet f

1

‚feinen. Geiß dienen: konnte / und. beſeß mzehr an ein andrer Die Kunſt/ aimelm aimd micht Iharall Bekannte Begibenheiten auft anamebinfie.sananbripge: Mor durch sehen ſeine Lehrgedichte ſich —— amen ; deren Supff bloß, ut Den acc ar Ei der: Dinge: gaommen iſt .._ 3; :: 3 hingegen wurde fruͤhe von. andern. Sei seien gedruͤckt, und selag. ‚Fall. wällig. unter der gerbrten Würde; da dei n ‚rauen mehr ‚auf. meine Ach Fannten, ,, Ynatomig ,, Botar . De weben ließ, fie brachten vi eine Strenge, und in eine { \ bildung Fluͤgel daͤmpfte. Vielleicht Eiitmt eben von der Gewohrheit in weniger Zeit · viele Akbeit zu thun das allzuſehr gedrungenel Weſendas : man hin und mieder am:meinen Verſen getadelt hat. Die Perſe wurden mic: ſchwer / ich unternahm nicht Teich, ig ‚einem Tage iͤher zehn Zeilen aufzuſetzen; auch dieſz veränderte, ich Yhng.gin Ende ‚an. meinen eigenen Kir Aiten-qu finden. Such-ets Ag, fepr-früße auf einige Wergnügen an. dev; Poeſie zu, führen. Bis, ind, Ight 3736. wahım ich nur Dans und-mann.por „einen Bee griff auszuarbeiten / nach dieſer. Zeit gher -griff,ich.nige als jur Feder: als wenn entweder ein dringender - Affekt ein Vergnuͤgen fand ſich abaumahlan , oder bi LUTZ DET E27 77 een

123 U

Hingegen dichtete der preis. Hageborn bie an ſeinen zwar Frühen: Tod, der ſchon An: 1753. einſieb; und Dennoch HR mein poetiſches ‚Beben nach Länger ge weſen; dem nad 1748. finde ich kaum dier neue Sei. ten in teen Gedichten. Beyde haben wir gluͤcklich zu der Zeit geſchwiegen, da. io Hate aicht mehr vet, und DE gedampfte Gabaduug RE. Vernunſt feine Herde: meyr berläigeh tn

Der! Herr bon Hagedorn sat FR witzige Dinge gefchrichen ; und es ift mir "nicht begreiich, wie man ihhn dieſen Ruhim eöjprechen tann.nEtr konnte mit einem Worte den“ xontrat wege Vegrife and zeichnen. nn

f. Go Wine Tibet. It.

der *2* gleich gieht das Lu

vuhm Sraͤfte. u. ſ.f. BGemaͤhlde der Nabur har er ſpliſcun uud aenai F der moraliſchen «Seite gegeben. Man uber ihren Werth noch nicht einig. Aber wie uinachahm⸗ Tich Hat Virgil genäht, Jedem vnbeſeeſten Dinge Abb ec ein Leben, enen Adel, -ben-Uhm.: Mertianb geheben haͤtte. "eh habe: rer: gemahlt/ umi⸗a Werke der Mate das kann man nicht /Ueſe ich ir⸗ genden. Es ·iſt wahr Aberlin giebt" mit: dem Vin fa einen Begriff vbn einem Siaubbache der auch für ein Kine ſinnlich / iſt: Eber ie Meoeſie naht, was kein Binfer rigen b kanm Eigenſthaſten andrer | Sinne

i u

Siune neben dem Geſichte, Veibinduhgen mit: * | lien Verhältniffen „die st der Dicker: 25

Vielleicht hat man bis zum neberfuſſt gemein, ind die Frangofen feßen die poetiſche Moͤhlereh un⸗ ter die Fehler ihrer Feinde der Britten/ und ihrer verachteten Rachahmer der Deutfcheh,” "Aber eben bieſe Franzoſen fangen an der Natüt die ſchutdige J Abbitte zu thun; St. Lambert und‘ ‚feröt de —— | imabjen ihr nad,

| Sie fehen , mein erhabener Sand, bat. der di,

don Hagedorn und, ich. Aehnlichteiten haben 1: md . wiederum einander unaͤhnlich find, Wären big Men ſchen gerecht, fie würden nicht. um Porzuͤge sanken. Kann nicht ‚eine Roſe ſehr ſchoͤn ſeyn und dennoeh die Nelke reizend bleiben. Haſſenswuͤrdig fi nd iu meinen. Augen die Sultane, die. nicht glauben auf ihren poetifchen Throne. ficher u ſeyn ſo lang ft Brüder haben. Und was gewinnen ſ ſie? Si ig gen, und werben erwuͤrgt.

Die größte UndSntichtett stehen init bleibt woh in den Schilderungen vergnuͤgter Leidenſchaften. Et ego in Arcadia; ich Habe auch geliebt / mit aller Leb⸗ haftigkeit die Suͤßigkeit der Liebe gefühlt ,. und mir, in fehr jungen Fahren zwar ; einige Ausdruͤcke dieſer ‚Empfindungen erfaubt.. Das war aber feine Beh figung für mich, es war das ernſthafteſte Geſchaͤft meines Herzens. Die laͤchelnde Zreude aber: habe ich

D. Zallers Tageb. Ch. u. J

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nie gefuͤhlt, Die Gage fo lebhaft empfand, und, fo angswehm «bzumahlen mußte.

Jetzt, da das Alter mich ernſthafter gemacht ‚bat, jest febe ich nicht. mehr ald ein Rachtheil au tag ich das Vergnügen freundſchaftlicher Ergökuhgen

J nicht genoſſen, nicht empfunden, nicht gemahlt habe.

Micht daß Hagedorn ſich jemapie von dem Woblſtande etforbert, Er bat auch von Gott wurdig und em; pfind ſam geſprochen. Mein, weil feit feinem Tode die unjählbare Menge deutſcher Dichter ſich mehr

als jemahls mit dem Thyrſus und den Grazien se

ſthaͤftigt.

Ich bin nicht ohne Gefuͤhl Fir die leichten Schwuͤmge des laͤchelnden Anakreons; ich habe Gleims gzluͤckliche Nachahmungen mit Luſt ge eſen, und mit Vergnuͤgen angeprieſen. Nun aber / da dieſe froͤh⸗ liche Sekte alle ernſthafte Dichterey verdringen will, da fie mit dee Duldung nicht zufrieden ı zut Verfol⸗ gerinn wird, nun ſehe ich lieber; daß ich nit zu derfelben gehöre.

eh vermeibe alu traurige Bettachtungen, und dennoch find auch Bittere Arzneyen nöthig, wenn bie Krankheit fie erfordert. Aber fo angenehm, fo reis send dieſe Dichterey ſeyn mag, fo kann ich mir den Schaden nicht verbeeien , ben fie thut. Uunſer Jahrhundert iſt geſellſchaſtlicher, as alle vorhergehenden. Die beyden Geſchlechter fehen eins

-

—— sr

ander mit Ber gröften Freyheit; überan breitet fich der Geſchmack zum Tanze, zu Schaufpielen, zu Luſto Barkeiten aus. In diefer den Vergnuͤgungen fo gaͤnz⸗ Sich ergebenen Welt ift die reizende Dichtkunft nicht an ihrem Orte, fie die den herrſchenden Trieben - hoch’ mehr Zander reicht. Des Menſchen Gerz wird ohnedem der ernſtlichen Arbeiten leicht überdrüffig / ind hängt an dem-finfilichen Vergnügen mit natuͤr⸗ Jüchen Feſſeln. Ye öfter, je reichlicher er fich in deift angenehmen Tranke der Wolluſt bevanfcht, je Weni⸗ ger Geſchmack ſindet er an den ernffhaften Foren gen der Pffichten. Auguſt, der huge Fuͤrſt, der die Menſchen vollkommen kannte, Auguſt, dee keinent Gotte feine eignen Lüfte auſopferte, fand dennoch Die erweichenden Ovidiſchen Sidicht feinen liͤ ſteruea Roͤmern ſchaͤdlich.

ah fo die Welt werdet, wenn der Fuͤrſt me in Schaufpielen "ir Bällen ; in. ewigen Verlarvungen

und rauſchenben Quflbarkeiten feine fo enge Zelt vb .

ſchwenden will; wenn der Minifter an Pracht, ak Buhlſchaſten/ an feyerlichen Mahlzeiten, an dHck Nothwendigkeiten, die Pracht und Eleganz täglich vermehrt, eben die Zeit anwenden muß, die er fuͤr Dad Land verwahren füllte; wenn dir allgemeine Kanfch endlich die Kaufleute, die Bürger, die 6 kebeten aͤberwaͤſtigt/ md in einem neuen Spore bie woun das ige Geſchaͤſtebleidt. u Ä

3rF J

BL

Kann eine Regierung , ein Land, eine. Stadt, sine. hohe Schule ohne Arbeit befichn? kann diefe. . Arheit von Menſchen erwartet werden, deren Seelen mit den fatternden Bildern ſuͤſſer Empfindungen gan

singenommen , ewig nach dem Genuffe kechiem.. ... Iſt es alfo jest die Zeit, Die fröhliche Welt mit reizenden Poeſien zu noch groͤſſern Begriffen aufzus

fordern, die fie fih.von der Achten Gluͤckſeligkeit

machen fol, welche man ihr im Wein. in ber Liche, in Buhlſchaften, in Lufibarfeiten verſpricht? Giebt man dem erhitzten Kranken im Fieber erhitzende Meine? IR alſo der Gebrauch zu rühmen , ben_fa piele untere ‚und fähige Köpfe von. ihren. Gaben . machen , bie nichts als ein aͤtheriſches Oel find, wo» mit. man das Feuer der herrſchenden Leidenſchaft un beftiahen Lohe bringt. re alſo das Murren eines Sauetenfeh, wenn aewuͤnſcht Habe, wenn ich noch wuͤnſche, da

fe pitler Bir, Daß eine fo rofichte Einbildungäfraft ı

daß die glühenden Farben: der hellſten Mahlerey nicht sim, allgemeinen Schaden angewendet wirben; und

ind bie luſtigen, Die. ſchallhaften, die Bichtigen. Dicke gzer, ſind ihre Bewunderer gerecht „, wenn fie wicht nur frey feyn wollen, sum Schaden ber Sitten, zur Hm erdruͤckung nöthigerer Hnichten yeigend und verführt riſch zu Dichien ; wenn fie ſogar Dieienigen. verfolgen die noch. einigen „Ernß bey der Poefſe beybehalten, und dieſelbe zu ihrer groſſen Beſtimmung, zur Auf

—— 23

munterung gufhchfähren wollen, am Side der Beh

| durch die Tugend zu arbeiten? rn 2 | CXIII.

Vom Nutzen der Reiſebeſchreibungen. Din '

Jq habe zu allen Zeiten für die Auffäge, bernunf tiger und wiſſensbegieriger Reiſenden eine beſondere Neigung gehabt. Ich fand in denſelben die Natur⸗ geſchichte im Groſſen, die Kenntniß der Erdkugel und des Menſchen. Ich lernte von jener die wahre Er⸗ tragenheit eines jeden Landes, und ſeine Fruͤchte aus den dreyen Reichen, die wir aus dem bloſſen An⸗ ſehen der Himmelsſtriche nicht lernen koͤnnen, in⸗ dem die geſammelte Erfahrung aller Reiſenden ber weiſei daß Europa jn Anfebung der Kleinen Entfers nung vom Pol das wärme Land in der, Welt, * in gleichem Abſtande vom Nordpol ſchon Ailten, rika im Nordtheile ſehr kalt, ynd im Südett en A allerkaͤlteſten iſt. Ich lernte aus denſelben Bienchen einſtimmung und die, Verfchiedenheit der Gewaͤchſe und Thiere , davon ſchr viele, und je länger man ſucht, je mehrere fi ch in. beiden groſſen Welttbeilen den. Man hat in Jamaika ſchon ziemlich viele | entopäifche Kräuter, in Nordamerika. aber" mehrere

"+5 Borrede jur Sammlung neuer und merin dedieer Reiſen. Goͤttingen; eilf Bande. (175680.)7.

J 3

t34 .

gefunden, und bie von den waͤrmern Segenden, trifft man jemehr und mehr ſowohl in den heiſſen Inſeln unter Aſien, als in den Antilliſchen an. Die Thiere finden ſich auch immer haͤuffiger in beiden groſſen Streichen des felten Landes. Der Bär, der Löwe, . . das Elend, der Luchd, das Pferd, der Stier, deu Bieber, und die meiften andern vierfüfligen Thiere find in beiden anzutreffen, und die Lama hat man nunmehr auch in Bengala, den Lamantin aber um Kamtfchatta entdeckt. Ich erfuhr aus der allgemeis nen tebereinftimmung der Reifenden, Daß auf allen Bergen der Welt fich verfteinerte Muſcheln fänden.

In Earolina, im Eaucafus, im Taurus, in Arabien, in China , und in allen Ländern Die wir Fennen, bat die Erfahrung diefen Sat beflätiget ; denn die Andis ſchen Gebirge, worauf die Warififchen Weltmeſſer Eeine verfleinerte Muſcheln geflinden haben , find zu Hoch, und auf einer: gewiffen fechstaufend Schuhe ubertreffenden Hoͤhe haben die Alpen ebenfalls keine.

Ich bemerke aus allen Nachrichten, daß auf dem nid. fen Theile des Erdbodens überhaupt die See ad» nimmt und ſchwindet; Die Garolinifchen Ufer und die Schwedifchen nehmen zu, und felbft die füffen Seen ni den Gebirgen nehmen ab, welches beweifet, daß biefe Abnahme des Waſſers nicht von den Winden, ſondern von einer viel allgemeinern Urſache herkoͤmmt, pbwepl. das Maaß dieſer Abnahme allzu fruͤhzeitig be⸗ Fimmet worden iſt. Ich ſinde, da dad Gold in

A 2

tzeiſfen Begenden am häufgfich, in gemäffigtei‘ nis, "der haufig, in Lältern mehr Silber, das Eifen uber faſt über die ganze Welt zerftreuet iſt, woraus jenct Erz zur Seltenheit und zum Preiße der Waaren , die⸗ ſes aber zur Nothdurft der Menſchen hergegeben zu ſeyn ſcheinet. Ich ſtelle Taufend andere Betrachtun⸗ gen don dieſer Art an, die alle auf die Nachrichten der Reifenden gegründet find, und die mir bie Woh— ‚nung des menfchlichen Geſchlechts bekannt machen.

Aber die groͤßte Bemuͤhung der Menſchen iſt die Kenntniß ſeiner ſelbſt, und dieſe ſind wir groffentheild

den Reiſenden ſchuldig. Wir werden in. einem Lande

umter Buͤrgern erjogen, bie alle einen gleichen Glau⸗ ben, gleiche Sitten, und überkaupt ‚gleiche Mayen gen haben; diefe Acchten fich nach und nach in umfle Sinnen ein, und werden zu einer falfchen Ueberzer⸗ gung. Nichts iſt fähigen, dieſe Vorurtheile zu zer⸗

ſtreuen, als die Kenntniß vieler Voͤller, bey denen

die Sitten, die Geſetze, die Meynungen verſchieden

ſind; eine Verſchiedenheit, die durch cine beichte Bemuͤhung und lehrt dasjenige weguwerſen, we⸗

rinn die Menſchen uneinig ſind, und das fuͤr die

Stimme der Natur zu halten, worinn alle Voͤlker

miteinander uͤbereinfrimmen. So wild, fo grob Die

Einwohner der im Der friedlichen See zerſtreuten In— fein find, fo weit der Seönfänder von Braſfilien oder vom Borgebirge der guten Hofnung abliegt, «ls gemein ſind doch die erſten Gruudſaͤtze des Rechte

43

x

136 ——

Dev: Nabeir ben allen Völkern, Riemand beleidigen, - einem jeden das Seine laffen , in feinem Berufe voll⸗ Kommen fenn; ift der Weg zur Ehre bey den alten ‚Römern, bey den Anwohnern der GStraffe Davis, und bey den Hottentotten.

. „Ehen. diefe Reifen decken und eine unendliche Ver⸗ ſchiedenheit in-der. Herrfchaft ded Verderbens auf, die ich über alle ‚Einwohner der Welt ausgebreitet bat. Wir, finden überhaupt die Einwohner füdlicher Läns der faul, geil, graufam und nerrätherifch ; gegen den Mol nehmen diefe Rafter immer mehr ab, und die Aufferften Theile gegen den Nordpol And mit folchen Voͤlkern von Ei: Cap bis zur Wagersbay bewohnt, ‘die faR ohne" Loeidenſchaften, und eben dediwegen ohne Obrigkeiten und ohne Krieg find. In den wärme "Rändern herrſcht faft. ohne Ausnahme eine monarchis - ſche Herrſchaft, auch aufden Kleinen Inſuln der fried⸗ lichen Ste, Die freyen Staaten find mit. wenigen Ausnahmen an das einzige. Europa gebunden, und ſcheinen alfo eine Erfindung der Durch Die Wiffenfchaß ten erleuchteten, und üher die Fehler der Königlichen Regierung nachdenkenden Menſchen zu fen. Beide aͤuſſerſte Theile der alten Welt zeigen uns kuͤnſtliche und gefittete Völker, auf einer Seite die Europder , auf der andern. Ehina und Japan faſt unter einem ‚gleichen Himmelsſtriche; da Hingegen bie fchönen Küns Ae und die innerliche ordentliche Eintheilung der Re ‚gieruing ‘von dem übrigen Erdboden verbannet zu ſeyn ſchtinet. Das Alter der Menſchen iſt überhannt ziems

B, . x

oo

lich gleich , doch laͤnger in den etwas kaͤltern Gegen. den und ohne Zweifel am allerkuͤrzeſten in den heiſſen vo die Menſchen eher zu ihrem Wachsthume und zur Kraft zu zeugen, und vermuthlidy alfo auch am ches fien zu den übrigen , und zur Ichten Stufe des Les bens gelangen.

In der Bildung der Menfchen finden fich. tinige geringe DBVerfchiedenheiten , wovon die größte die Schwärze ift, die in Afrika bauptfächlich in den heiß feften Gegenden herrſchet, hingegen in Amerika ums ter eben der Linie gar nicht, umd in Aflen viel gerins ger angetroffen wird. Die andere eben fo merkliche, if die von den Weiffen in _dem-innern Afrika und in der Darieniſchen Meerenge beſindlichen Menſchen, deren Haut Pferdeweiß, und die Augen zu bloͤde ſind, die Sonne zu vertragen. Alle dieſe Menſchen kommen dennoch in ihren Haupteigenſchaften überein, und die letzte allereinfaͤltigſte Art hat doch ihre Spra⸗ che, ihre geſellige Lebensart, umd iſt der Unterweiſung faͤhig, und nimmt ſich alſo von dem allerkluͤgſten Drang Utang noch betraͤchtlich aus. Doch wir haben bisher nur einige kleine Proben

yon den Gedanken gegeben, die die Reiſebeſchreibungen bey uns erwecket haben, und die ohne Ende haͤuffig und verſchieden ſind. Mit einem Worte, wir lernen durch fie die Welt kennen, und erſetzen cinigermaffen den Mangel eigener Reiſen und eigener Erfahrung. Wir bereichern uns mit tauſend nuͤtzlichen Wahrbei ten; wir legen unſere Vorurtheile ab, und wir..gee

Pr CT nieſſen die Frucht der Lebensgefahren cd der lang

wierigen Bemühungen andrer Maͤnner, die in verſchie

denen Zeiten und an verſchiedenen Orten für ung ges arbeitet Haben. Der Arzt, der Kraͤuterkenner, Der Mineralienliebhaber, der Naturkuͤndiger, der Sitten. lehrer, der Staatsgelehrte, der Patriot, der Gotted« gelehrte , der Kaufmann, der Künftier , lernen auf taufenderfen Arten. Sie erweitern ihre Begriffe, und kommen auf Spuren, auf die ihr eigener Verſtand fie niemals hätte führen koͤnnen.

Sollen aber alle, diefe Vortheile wirklich ſeyn,

fo mufi man folche Nachrichten Iefen, die von wahr haften und kündigen Männern berftamnen, bey wel⸗ hen das Vermögen und der Willen die Wahrheit zu fagen fich vereinigen. In einem Thevet, einem Lukas, einem Le Blanc, einem Pinto, lernet mar nicht die von Gott erſchaffene Welt, ſondern eine Fa⸗ belwelt kennen, die nirgens als in dem Gehirne ihrer Verfaſſer eine Wirklichkeit. hat.

Dran fiehet, wohin dieſe Yetrachtungen führen, richt alle Reiſebeſchreibungen find nuͤtzlich, und viele koͤnnen wirklich ſchaden. Gegen einen Kaͤmpfer, einen Tournefort, einen Rauwolf, findet man hundert tro⸗ kene Seefahrer oder abentheuerliche Helden, die weder die Sprache, noch die Geſetze, noch die Natur der Laͤnder gekannt haben, wo ſie geweſen ſind, und deren Reiſen dem Leſer eben ſo wenig Nutzen ſchaffen als ihnen felbſt. Dieſe Wahl iſt nun eben fo ſchwer nicht, und

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win hoffen verſprechen zu koͤnnen, daß man fie ein umn free Sammlung finden werde. Ä

Dan wird allemal des Verfaſſers Ordnung umd Worte. beybehalten. - Ich geſtehe, Daß ed mich duͤnkt des Salmond und andrer Weiſe, aus verfchiedenen Keifebefchreibungen eine zufammenhängende &efchichte jufammenzutragen ſeye nicht fo nüßlich und nicht fo angenehm , als wenn man bey. -der Urkunde bleibt. Diele findet mehr Glauben; der Leſer lernt aus dem Banzen urtheilen , ob bie Verſaſſer fein Zumauen ver⸗ dienen; fie ift auch angenehmer ; weit fie Die Natur abmahlt, Wir haben ‚bey ber allgemeinen Reiſege fchichte überall alles trockener , und manchmal eine Men⸗ ge von Widerfpeüchen verfchiedener Reiſebeſchreiber bemerkt, aug welchen ſich Der. Lefer auf Leine. Weiſe belfen kann. Man bat dieſe Fehler Durch die. ſchlech⸗ - fen Quellen vermehrt , woraus man geſchoͤpft batı Die Naturgefchiehte if zumal mehrentheils unzurei⸗ chend, und mit unähnlichen zuſammengeſtoppelten Kur pfern mehr verficht als hereichert worden. Wider diefe Fehler wollen wir ung ficher genug ſtellen Keiy ſchlechter , fein mittelmäßiger » kein ungupssläfiger Schriftſteller ſoll in unferer A Sammlung Wa wo

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cxIVv. neber die Saolatiſqe und Wolfiſche 5 Bhiloſophie. *)

Die Herrſchaſt der Metaphvſik Hat ein Ende. Wahr it , fie hat lange gedauert. Wenige Monarchien dauerten folange als die Ariftotelifche. Seine Philofos phie herefchte zwölf Jahrhunderte durch über -ganz Europa; ihre Eroberungen erſtreckten fich bis nach Serien und Indien, und bie Macht eines Schulmei⸗ ſters von Athen gieng weiter ald die. Herrſchaft eines . Auguſts und Trajans. Auch noch gu unfern "Zeiten Andet eine mächtige Sekte ihren Vortheil dabey, die Philoſopie zu unterſtuͤtzen; die ihrem eigenen Geſtaͤnd⸗ | niffe nach, ungemein tüchtig iſt, Meinungen zu ver theidigen, die Diefer Sekte eigen find, und bie bie Vernunft mit Widerwillen annehmen würde , wenn man fie ihr ganz nakt vorbrächte. Newtons Nas men wird in den meiſten Schulen der roͤmiſchen Kir: che kaum a) ausgefprochen. Hie und da erhebt fih ein Fremd der Atomen, von der Dämmerung ber

”) Auszug aus der Anzeige der bollmaniſchen Logik in der Bibl. rail, T. 37.

a) Damals.

J[— 18 Gaſſendiſchen Philoſophie erleuchtet, der bald darauft ein Opfer feiner Liebe zur Wahrheit: wird, bie biefer, Setie beftändig verdächtig ift, und allezeit durch den verhaßten Titel der Neuerungen ſich anſchwaͤrzen | laſſen muß b). Engelland, Holland, Deutſchland, ein Theil von Frankreich und Italien, haben dieſes Joch ſeit einem Jahrhunderte abgeſchuͤttelt. Mas iſt muͤde geworden, ſein ganzes Leben mit der Erlernung allgemeiner Saͤtze zuzubringen, die man niemals Ge⸗ legenheit fand, zu irgend einem Gebrauche anzuwen⸗ den. Man ſah, daß die eingebildete Welt, die die Scholaſtiker erſchaffen hatten nirgends in der wirkli⸗ hen Weit, zuſammenhaͤngt. Gott ſchuf einzelne Weſen, Koͤrper und Bewegungen, und man hatte ſich einzig um die Einrichtung der Klaſſen/ und um Modiñtationen bekuͤmmert.

Iſt man aber nicht vielleicht in dieſer Verbeffte rung. zu weit gegangen ? - Sat man nicht zugleich min dem Gefchwäge der Schule auch dasjenige. verbannte, was fie nüßliches hatte? Hat man nicht unterlaſſen, die allerweſentlichſten Begriffe zu erklaͤren? Iſt man

nicht dadurch in eine weitſchweiſige und unbeſtimmte

Schreibart gerathen? Und hat dieſer Mangel an Buͤn⸗

HS Begebenheiten, und zwar Häufige Begebenheiten, cas

ben zu dieſen Betrachtungen Anlaß. Sie haben ſich zu Salzburg und zu Ingolſtadt zugetragen. Die Ge⸗ ſellſchaft, die die Schlauͤſſel der ſcholaſtiſchen Weltweis

heit beſitzt, verfolgte daſelbſt im allerbuchſtaͤblichſten Verſtande gute aͤchte Katholiken, bloß weil ſie den Meinungen des Gaſſendi Beyfall gaben,

——

142 dm ——

bigtelt nicht ſtinen Einſtuß auf alles badjenige aus

gedehnt, was’ über die Zeit, Über die Bewegung,

Aber die Freyheit, über Die mienfchliche Seele , ges

ſchrieben worden if-, und uͤberhattyt auf alles dasje—

age was in das Gebiet der Metaphyſik gehört? wolf dejact alle dieſe Fragen auf das’ ſtaͤtkſte,

Er hat ſich verbunden geglaubt, Die Erflätungen ;

De Abthertungen ; und die Wörter, die die Modiſt kationen ausdruͤcken, wieder in die Philoſopie zurück zufichren; Dinge, dienman aAls barbariſch verſtoſſen hatte, und die nun wieder mit aller Ehre in den Schtifs ten dieſes Weltweiſen und ſeincr Anhaͤnger zum Vor⸗ ſchein kommen. Dan fledt, ſogar in ſeiner Sekte, vermeſſene Geiſter entſtehett, die fich alled Zweifels ſthaͤmen, die die Arten den Erklaͤtungen der Gattun⸗

gen uuterwerfen, und die ſich nach und nach eben

bie Herrſchaft uͤber die Wiſſenſchaften aninaſſen, bie Bakon und Gaſſendi ber "Schule, entriſſen haben. Sie ſchreiben uͤber Vorwuͤrfe, von denen fe das we⸗ rigſte verſtehen. Ihre allgemeine Saͤtze ſinv für fie was Salomons fabelhafter Sing alle Thoren eroͤfnen ſich bey: ihrer Ankunft; das alletverbbrgenſte wird auf gedeckt, und die ganze Natirr unterwirft ſich Ihren! Zepter. Sie ſind Naturkuͤndeger, Aerzte Rechtsge⸗ lehrte / Theokogen, blog weil ſte Lie Metadhyſit ver⸗ ſtehn; ſie wuͤrden auch Redner und Dichter ſedn, mem fie ſich nicht allfhoch Bm Redact dder Dichten u iwerden

0 ⸗2v

u 1

Man ‚Hat in ber. Meinung, duß an unſere Bei eeifre und. darch die Siane beygebracht werden , "und daß wis umd.Eeinen eigentlichen Begriff von unkoͤrper⸗ lichen Weſen machen Tönen: ; ich weiß nicht was gottlofes Anden wollen, Allein Krankheiten, Trdue me, und die Wirkung. der Arzneyen beweiſen auf eine anumſtoͤßliche Art, daß die Vorſtellungen und das Gedaͤchniß mit dem Bau Oes Gehirns verknuͤpft find, und daß folglich bie Beguffr wenn fie. ich der Ms⸗ ieie "einbrücen , feine untbeperlice ‚Dinge in derſel⸗ ben vorftellin Eöhnen. ' 2

Der Steeit der Reatiſten "Ind ber Mominalißen gerieth zur Schande der menſchlichen Natur. "Gin Augenblick von impartheyiſcher Umer fuchung iſt hinlaͤng⸗ lich einzuſchen, daß allgememe Begriffe bloß in der Art zu dunken vernuͤnftiger Weſen ihr Daſeyn habe, die das Allgemeine von einziinen. Dingen abfondern; Dieſer Streit iſt ſeit zwey Jahrhund erten beygelegt die Helden beyder Partheyen liegen, ſamt ihrrn un⸗ ermeßlichen. Zaͤnkereyen, in einer verdienten Vergeſſen⸗ heit: bey einander. Allein es war cine Zeit, wo man ſich um. .einen: Streitpunkt zereieß, der gewiß ben trojaniſchen Krieg rechtfertigt, und die Unrernehmun⸗ gen der Griechen entſchuldigt. Schmaͤhungen, Ver⸗ laͤnmdungen, Schlaͤge, Verfolgungen, ſogar der Rord wurbe aagewanet, Die Vertheidiger der oatgegenge⸗ ſetzten Meinung zu vertilgen. Man toͤdtete Philoſo⸗ phen, weil ſe die Baia eines Pferdes ienanetn,

244 U 4 » « t

das weder braun’ nach ſchwarz noch weiß, noch von irgend einer andern Farbe, ſondern das bloſſerdings ein Pferd waͤre. Unter allen Hirngeſpinſten die dem menſchlichen Geſchlechte ſchaͤdlich ſind, hakte.ich der Talmudiſten ihre für die naͤrriſchen / aber. ei nach ihnen die Traͤume der Scholaftiker.....

Ä ERVe ar . ueber vet —R der Spräße Ta den Bifenfhoften. DE .

Nech jet "behalte ich einen alten. phil⸗ſohiſchen Grol wider. einen Gelehrten der ein Bewunderer der Chineſiſchen Sprache war. Wahr iſts eine: Spoache ſcheint reich, Die: 80606 Wörter. beſitztz allein man Kann fi ivren , wenn: man bloß nach der Anzahl urs theilt, Ein Muͤnzkabinet von sooo'recht verſchiedenen Münzen ift mehr werth, ald eines von 8oooo. dad meis ſtens nur aus gedoppelten beſtuͤnde, und das nur 800 vers ſchiedene Muͤnzen hätte, dexen jede ına..mahl wie⸗ derholt wäre. Die Chineſer Haben ein Wort, um ein Pferd, ein anderes um ein zweyjaͤhriges Pferd, wien der ein anderes, um ein Pferd; auszudruͤcken, das igend einen Fehler, oder eine gute. Eigenfchaft hat:

Sie haben 100 Stam̃woͤrter, die alle nur ein Pferd

—— 79) Aus der Anzeige der Hollmanifchen Logik in ber Bibl, al T. 37. 5

nach ſeinen Eigenſchaſten bezeichnen. Ich bin vollig uͤberzeugt, das dieſe wunderliche Sprache die Chine⸗ ſer verhindert hat, ſich in den Wiſſenſchaften hervos zuthun. Man kann ihnen allerdings weder den Geiſt der Erſindung, noch eine vollkommene Aufmerkſam⸗· z keit, noch eine natürliche Scharffinnigkeit abfprechen, = bie von ihrem Klima herzuruͤhren ſcheiut. Neben ſo vielen Vorteilen befigen fie noch) denjenigen , ein. Zins ermeßliches / Bolt auszumachen , das gleichen Geiegen; und einer gleichen Sprache unterworfen. ift, und. bey welchen die Wiſſenſchaften mehr geehrt werden, oder aufs wenigſte mehr geehrt worden find , als bey. ‚alien | andern Völkern des Erdbodens. Mit allen dem haben

J ‘fie es nirgends weit gebracht, als in der Sittenieher; Fa die die Wiffenfchaft des Herzens ift, und die die Arne

ber, die Perfer, und die aͤlteſten Morgenländer ı ohne - Buchdruckerey und oft ohne Buͤcher, eben P poch als die Chineſer getrieben haben.

Ich bin uͤberzeugt, daß die Schicklichkeit (aptitude) | einer Sprache ſelbſt der Philoſophie ungemein behuͤlf⸗ | lich ſey. Eine Sprache, fo wie die griechiſche die beynahe alle erſinnliche Begriffe mit Leichtigkeit und Genauigkeit auszudruͤcken im Stande iſt, muß. notb⸗

wendigerweiſe viele Vorzüge‘ dor einer heutigen Sorg⸗ J

che haben, die blos das Wörterbuch eines‘ befondern |

Volks iſt, das fich ſchwerlich lenken hͤßt neue Be⸗

griffe auszudtlichen , und dad lieber Die. Begriffe ſelb⸗

fen miffen will, als fie durch neue Worte bezeichnen, V. Salless Tageb. Th. I. 8

. 446 Bee Se. v. ai bat diefen Vunkt gar- au weit

getrichen. Er will die franzoͤſiſthe Sprache einfchräns

: fen die ſo nöthig hätte noch mehr erweitert zu werben, Die Vollkommenheit einer Sprache im Anfehnng dee

Wiſſenſchaſten beſteht allerdings darinn, fo viel ver. fehiedene Wörter zu haben, als verfchiedene Begriffe

And. Allein die Begriffe eines gefitteteg Volks ver, mehren fich täglich. Welche erflaunfiche Menge von

Begriffen Hat man nicht: feit Hundert Fahren erlangt? Die Naturlehre, die Naturgefchichte, die Zergliede⸗ rungskunſt, die Kraͤuterkunde, die Künfte und Hand» werke haben und eine umendliche Menge neuer Begriffe

| geliefert; der Umgang und die Verfeinerung der Hoͤfe

ſelbſt das Verderbniß des Herzens haben andere Begriffe ausgebilvet. Wie ſoll man dieſe Begriffe Behandeln ; wenn Worte fehlen biefelben auszu⸗ Drüdn.

Man erlaube mir mich bey dieſer Gelegenheit

| Mit alter Lebhaftigkeit eines Menſchenfreundes uͤber

die falſche Ehrbegierde zu beklagen, die alle Voͤlker don Europa je mehr und mehr einnimmt. Man hatte,

über Kuͤnſte und Wiffenfchaften zu fehreiben , die Lateis

niſche Sprache; die in alle Wege reicher iſt, als Die Gemiſche die aus derſelben entſtanden ſind. Nun vernachlaͤßigt man eine ſo zahlreiche, an vortrefflichen

ESchriftſtellern ſo reiche Sprache, und dieß bloß, um

in eine aeingeſchratten dalt mummen Mundart zu

R

+ GREEN | ze os |

ſchreiben, N die nur die Gedanken einet eignigen Man tion ausdruͤckt, und aller andern Möller ihre verſtelet ‚Wald werden bie Gelchuten. vom emer neuen Laſt sm terdrücht werden , die ſchwer auf ißwen kegk. Sbas muß dad Englische, das Franzoͤſiſche, das Italien i⸗

ſche erlernen; denn dieſe Nationen find feſt entſchloſſen,

nicht anderſt als in ihrer Mutterſprache zu ſchreiben. Man entſchließt ſich Days tu ber Goffnung dasjenige nutzen zu koͤnnen, was bey Nationen geſchrieben wird, die viele gelehrte, feharfiinnige und erſindſame Köpfe bervorbringen. Allein auch die Holländer, die Deut⸗ ſchen, ſogar die Schweden und die Dänen, ſind eifer⸗ fuͤchtig über ein Vorrecht, dad dem gemeinen Veſten fo fehr zuwider iſt, und fehreiben num ‚ebenfalls ihre beften Tagebücher , ihre Gefchichte , md die Endes ungen ihrer Akademien in ihrer Mutterfprache. Kuͤnf⸗ tig wird man zehn Sprachen verſtehen muͤſſen, um nicht unwiſſend zu ſeyn. Der aufgeklaͤrteſte Kopf wird nicht laͤnger vermoͤgend ſeyn, alle Worte zu faſſen, die man zu der Zahl der Begriffe hinzufuͤgen mußr welche fich alle Tage vermehrt, und deren Vermebh rung das menſchliche Geſchlecht wirklich bereichert; ; da Hingegen die vielen Sprachen ihm nur gleichviel bedeutende Töne liefern. Welche Vortheile Gatten nicht Die Griechen wor und voraus ? Sie hatten | nur

7) Der Se, H. zielt Hier anf bie —— ber franzoͤſiſchen Sprache.

A

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sine einge Spiohe zu ‚erlernen, und konnten der & zernung ‚der Sachen diejenigen koſtbaren Jahre wied·

men, die wir nun zur Erlernuns ihrer Venenurnoen gawezden muͤſſen.

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emerkungen.

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Ueber die. Religion und die Kirche.

Sie Keligion iſt immer das Eimignotbwendige dab Menſchen. Ihre Wirkungen gehn bis in die Ewig feit fort, und die Beduͤrfniß nimmt befländig zu; beik

einſt bleiben doch alle Mebeiten hinter und. (115% |

&. 120.)

.. 1 Die Furcht des Todes ift freylich zum Theil eine Folge des Webergewichtes des ſinnlich empfinw

denen Gegenwaͤrtigen, vor der durch Schlüffe cm

mworbenen Kenntniß des Zukuͤnftigen. Sie ift aber

auch guten Theils ein Schlag des Gewiſſens.

(1768. S. 815.)

II. Warum Gott dad natürliche und das aiteliche Uebel zugelaſſen habe? Das Erſtere, ſelbſt wenn es Tugendhafte betrifft, iſt ein Mittel zur Beſſerung der Menſchen, oft auch ein Mittel, die Bande der Ge⸗ felfchaft enger anzuziehen, und die Menſchen einan⸗ der nuͤtzlicher und werther zu machen. Die Tugend macht bey ſehr mäßigen Umſtaͤnden uns alidiiche,

a. und ſcherer sit, als da} Eafer bey Reichtum:

und bey der Macht. Die, gluͤcklichſte Familie, die gluͤcklichſte Natton iſt diejenige, die tugendhaft iſt.

Warum erlaubt Gott das ſittliche Uebel? Weil er

nicht Goͤtter, nicht Kloͤtze, ſondern freye denkende Weſen ſchuf, und dasjenige Geſchoͤpf nicht tugend⸗ haft ſeyn kann, dem es unmoͤglich iſt laſterhaft zu ſeyn. * Die denkenden Weſen zum Guten aufzu⸗ munten; hat Gott mit der Tugend, Heiterkeit und reine Freude, mit dem‘ Lafler Schaam, Reue und

andere uachtheilige Folgen verbunden. Die Ueberwin⸗ dung des Laſters dient in dieſem Leben zur: Prüfung, -

und ‚erhebt uns zu einer mehrern Fähigkeit gut und

gluͤckſeelig zu. fegn. - Selbſt die. Wiederkehrung de Las

fterhaften zur Tugend iſt für. ihn. eine. defto lebhaftere Freude, je kraͤftiger ex. den Werth der Tugend nuns mode fühlt ; der mächtige Einſtuß, den die Tugend in diefem Leben auf unfere Glüdfeeligkeit hat, läßt und denjenigen Einfluß / ermeſſen, den ſie im kuͤnſtigen Leben haben wird, wenn kein Körper. uns mehr der natürlichen Leiden bloßfegen, kein Laſter uns ſelbſt | unmerth , und und Gott mißfälig machen. kann. (1776. Zug. 330.) = IV. Der Anfang und die Ausbreitung des Chriſten⸗ thums ſollen blos durch menſchliche Mittel bewirkt woͤrden ſeyn? Aber die verdorbenen Menſchen zu den Tugenden umjzubilden , durch weiche dag Chriſtenthum ſelbſt bey ſeinen Gegnern, ehrwuͤrdig gemacht worden.

iſt, was war dar" mit? Kennen es die Vexaͤch⸗ |

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159: -

ter? Bir es in der Philoſophie, oder in der Bio Ä zu ſuchen? (ı72. S. 774.)

V. Es wäre durch hundert Beyſpiele zu zeigen, wie | leicht die Menfchen fich einbilden koͤnnen, eine Sache fen unbegreiiich , die Re doch bey erhaltenem mehreren

VLichte ganz wohl begreifen. (dies über die ſogenan⸗

ten Geheimniffe in der Religion. ( 1763. ©. 352.) VI. Die neuere Bhilofophie ift durchgehens eine Vers folgerin , die alle diejenigen mit Verläumdungen und .

Schimpfreden beſtraft, die nicht von ihrer Sekte find. Billig haſſen fie die Behre Jeſu, die den Feinden Gutes zu thun befichit , und von der ihrigen fo weit

‚entfernt if. Wenn wir keine andere Urfache haͤt⸗ ten , die Religion zu lieben, fo würden wir Dam -

‚genugfamen Grund finden, wenn wir die Sitten lehre ihrer Wider ſacher und die Herzen derſelhen ken- nen lernen. (1763. ©. 952. ) |

VIEL Die Religion der Weltweiſen hatte wenig Ein⸗ fluß anf die Sittenlehre des menſchlichen Geſchlechts.

Viele zweifelten uͤber alles, und uͤber die Natur der Gottheit am meiſten. Manche von ihnen verwarfen

die Eigenſchaften eines wahren Gottes, und die Be⸗ ſten und unter ihnen Sokrates, waren von der Viel⸗ goͤtterey nicht rein. Anaxagoras war ber erſte, der

Gott für einen Geiſt erkannte; die Stoiker waren faſt · in dem nemlichen Irrthum, den ſeit ihnen Spinoza wiederholt hat, und machten das Alles zum Gotte. Die Weißen unterrichteten dabey das: Boll. nicht fiber die

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Keligioh , und waren durchgehende ber . Meinung, - --

man müffe die Goͤtter ſeines Landes nach den Sitten deſſelben verehren, denen ſich Sokrates nicht entzog. Sie ſuchten dad. Unvernuͤnftige ber Vielgoͤtterey zu.be, -

ſchoͤnigen. Sie vertheilten die Vorſehung und Ree

gierung ber Welt unter verſchiedene Goͤtter. Ueber das Gebet waren fie kalt und uneinig. Viele verwar⸗ fen es, und andere ſchraͤnkten ed anf die zeitliche Gluͤck. feligteit em... Die. Weit war.chen-um die Geburt Ded Heilandes über die göttlichen Sachen in ber geöften Uns wiſſenheit, wie man auch aus des Cicero. Schriften: ſiehet, und folglich: bemeißt die Geſchichte ſelbſt, dag Unvermoͤgen der menfchlichen Vernunft, Die -Böttlie - che Natur ‚Gottes und unfer Verhaͤltniß gegen denſel⸗ ben zu entdecken. (1766. ©: 768.) : 5 VOL Man. rüdt den Philoſophen das wenige: Gute . vor, dag jemale im Großen. von ihnen bewirkt. worden iſt; da Hingegen die chriftliche Religion aus Barbaren gefittete . und .menfchliche. Rationen gebildet Die: v (1771. S. 247.) | IX. Warum will man. doch die Augen verfhticfn | und nicht einſehen, daß. die Verbefferung des Glau⸗ bens blos der Vergleichung zuzuſchreiben iſt, die man zwiſchen ˖der wieder bekannt gewordenen heil, Schrift. ud den Lehren der herrſchenden Kirche machte!. Sollte man den Proteſtanten eine ſinnliche Religion zuſchreiben, weil ſie das Fleiſcheſſen und die Prieſter ehe erlaubten, worinn ſie woͤrtlich die heil. Schrift

\ XX | Te

ſowohl als die Ratur vor ſich Hatten, da Tr hingegen Die dent verdorbenen Menſchen ſo btqueme Weiſe ab - ſchafften die Beſtrafung ‚der Suͤnde durch ˖ Ablaͤſſe,/ milde. Gaben, und ambere aͤufferliche Handlungen zu erlangen, dir mit dem Verderben des Herzuus ſowohll beſtehen koͤnnen? Hat die voͤmiſche Kirche ſich als eine erleuchtete Richterinn der Aechtheit der Offenbarung gezeigt, da fie offenbar fabelhafte Schriften unter die Werke dee Propheten gemiſtht hat? Kat: nicht die Duldung unter den Proteſtanten den Anfang genom⸗ men? Haben fie jemals FInquifitionen errichtet, und - den Irrthum wie die Miſſethat beſtraft? Hat mania -- ven Mordnaͤchte in Varis, in Veltlin, in Irrland vorzuruͤcken? Hat ihre Kirthe, wie die derſchiedenen Vaͤbſte, dieſe Moͤrdereyen ganzer Nativnen gebilliget, mit Feſten gefeyert; mit Lobreden, mit Muͤnzen, mit Denkmaͤhlern derewigrt? Laͤrherlich iſts Die Proteſtan ten zu Sobinianern zu machen, weil fie die heil ten Worte nicht brauchen, womit die Roniſche Kir· he, Die Goͤttlichkeit Das Worts: beſtimmt. Was hat dieſe Lirche fuͤr din recht, dee Schaawobrter andern Kirchen aufſudriugen? (Zug. 774. & 244.)

x. Br. Zume erwaͤtat allemal bee. proteſtanti⸗/ ſchen Griſtlichen mit einten ſichtburre Kaffe, ohwohl Der nemliche ZSume, den Puritancen Die game en. gliſche Freyheit, wie er He jetzt fiber alles in der Wels hochſchaͤzt, einzig zuſchreibt. Dieſer Dann iſt andy: gegen die Reformatien nucht völlig gerecht. Ihre ur/⸗/

756 —I

. Tache mar efferfbar nichts anders als bie Vergleichung/ die die Urheber derſelben, in Helvetien ſobald als in Sachſen, zwiſchen der wiedererlangten heil. Schriſt, und der Lehre, und dem Staatsgebaͤude ber roͤmiſchen Kirche machten. Keine weltliche Abſicht Hatte dabey einen. Antheil, und die: reformirten Geiſtlichen traten recht mit Eifer alle ihre Macht an die weltliche Obrig·

keit faſt zum Schaden der Kirche ab. Man weiß, was Beija antwortete, da man ihn bat zu bewilligen, daß die Biſchoͤffe ihre aͤuſſern Vortheile behalten ſoll⸗ ten. Es iſt voͤllig falſch, daB: die Kraft der Beweiſe die Volter nicht zur Reformation gebracht habe. Sie that cd ganz allein, und zumal zu Zürich, Genf und Bern in der geöflen Ordnung. Bern ließ bie ents gegengefeigten Geiſtlichen gegen "einander. diſputiren, die Alten Öffentlich aufſchreiben und drucken, und als⸗ dann erfolgte der Schluß: dem erkannten Worte Got⸗ tes zu folgen. Wir haben faſt immer die Freygei⸗ fir ‚gegen‘ die Proteſtanten unbilliger als gegen die Katholiken gefunden; vermutblich weil fie für ihre Sekbte die proteſtantiſchen Grundfähe: gefährlicher. ats fehen, als jene ihre. Eben dieſe Gunſt der Freuden ker gegen eine fastöfluge und mächtige Kirche macht, daß Hr. Hüme ai ben Unorbnungen zweifelt die zur Seit der. Reformation ben Kloͤſtern Schuld gegeben wird. Aber find denn bie Gravamina Germanicz na. tionis wicht ein Beweiß des aͤuſſerſten Verderbens der bamaligen Kun? ? denn, wir "glauben. fie ſey nur allein

137 durch die Eiferſucht gegen: die‘ Proteſtanten, und das in fie. eind ringende Licht der Wahrheit, in ben. Sitten reiner. geworden, - (1764: S. 25)

XI. Den Geift der Verfolgung der römifchen Kirk che vertheibige wer kann. Aber der Beyfall den Die Paͤbſte der Mordnacht zu Paris, und der allgemeinen Moͤrdereyen im Veltlin und in Irrland gegeben; die grauſamen Geſetze, die noch jet in Frankreich herr. ſchen, die niemals von Rom mißbilligte Inquiſttion die Anſpruͤche ſelbſt die die roͤmiſche Kirche auf die al gemeine Herrſchaft macht, laſſen wenige Hoffnung einen Zweißer zu bekehren. Unter den. Chriſten iſt die wahre Duldung der unglaͤubigen in ihrem ganzen Umfange entſtanden, aber dieſe Chriſten waren Pro⸗ | teffanten. Die Verteidiger des Katholizismus ſetzen

Die Bibel herab. Uber es iſt ganz unphiloſophiſch eine - \

goͤttliche Offenbahrung eingeſtehen, die.die Mittelzum Heil in ſich faßt, und dieſelbe dem groͤſten Theile Dee - : Menfchen unterfagen zu wollen. Freylich gab diefed göttliche Buch der defpotifchen Kirche die toͤdtlichſte Wunde, weil man in demfelben den Linterfchied noir - fchen der Lehre und. den Maaßregeln Gottes, und ihrce Lehre und ihren Maaßregeln fand, Aber die geringe

Anzahl Irrlehrer, die Durch die Frapbeit zu denken

entſtanden And, kommen mit ben ſchaͤdlichen Folgen in feine Vergleichung, die aus der. Hinterhaltung det

Licht entſtehen, umd- Die einerfeits-eine gedantenlafg-

Dummheit , und anderſeits eine zügelofe und von

.- - _ D R * er,

der Furcht Gottet voͤllig entledigte Frechbeit nach fich ziehen. Am ſchwaͤchſten if endlich der Beweiß der Re ligion den ein Doctor deu theol. Fakultät zu Befaucon (Bergin) vorträgt. Er ſagt bie Bilder der Kirche, Die Feſttage, die. Ceremonien bemeifen Die Wunder Yen Sie baweifen alfo die Wunder. Fupiterd. Eine unver⸗ rückte Reihe von Prieſtern koͤnmt von Jeſu auf mich Eben cine, ſolche Reihe kam aufden Hannas und Cai⸗ phas, und koͤmmt noch auf die Prieſter dee Fuden . . und die Bifchöffe der verfchiedenen orientafifchen Kir⸗ chen. Auf diefe Stuͤtzen will Hr. Bergier fein Chri⸗ ſtenthum bauen , und die göttliche Kraft der Schrift ſoll überfüßig feyn. Die wahre Kirche iſt unfichtbar: Kann aber eine Kirche wahr fenn, die dem Geiſte und den Worten der göttlichen Offenbarung widerfpricht, die fie feldft für das Werk des Heilandes und feinee erften Schüler anfichet: Hr. Bergier der fonft die Proteſtanten zum Theil gelefen hat, haͤtte auch nicht die Rechte des chriftlichen Glaubens durch die Rechte feiner‘, wiewohl mächtigen Kirche ſchwaͤchen follen, Auf die er jene gründen will. [1768. ©. 261.}

XI. Ueberhaupt glauben wir, fo wie im ſechsze. denden Jabrhunderte die bekannt gewordene Heilige Schrift alled gethan hat, fo fey eigentlich nichts zur -- Erleuchtung nöthig, als eben dieſelbe verglichen mit den wirklichen Zuflande der roͤmiſchen Kirche; wm den peoteftantifchen Kirchen neue. Verehrer zu u verſchaffen. Er772. Zug. 1851]

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XM. Ste Hurichteng des Servets iſt den dama⸗ | daen blutigen Geſetzen allein zuzuſchreiben, die von der vormals allein herrſchenden Kirche wider die Ketzer gemaht worden, und noch im Kraft waren. Calvin | onnte nichts weiter als die Anzeige thun; und bie - Barren Ausdruͤcke des Spaniers wider die Dreyeinigs . keit wuͤrden ihm noch heutiges Tages) bey aller von - den. Proteflanten eingeführten Duldung der Ungläus bigen , ein hartes Bericht zuziehen. Lr76s. S. 832.J XIV. Freylich hätte man den hypochondriſchen Spanier (Servet) feber einfperren follen ; da er aber das Wort Cerberus wider den Gegenftand der tiefften Verehrung aller Chriften gebraucht hatte, fo glaubte man im mofaifchen Geſetze, und in den nicht abges fchaften blutigen Gefetsen der: Fathölifchen Kirche , Hefache genug zum Tode zu finden: Die Duldung war noch nicht erfunden ,' und iſt die ſpaͤtere Frucht der. nothduͤrftigen Umſtaͤnde der Hollaͤnder, und der aufgeklaͤrten Vernunft. fıyzı. 816] XV. Es haben einige die Beſtrebungen der Pfalrr, ihre Kirche zu Heidelberg zu behalten, miß⸗ billigen wollen;. hierinn gehet man. aber zu weit, Diefe Kirche mar ein Recht, und biefeg darf man auch unter deu türkifchen Deſpoten vertheibigen. Noch daͤlt man dort das Derfprechen bey dem Mahomet, and die mit ihrem Daumen beſegelte Vorrechte det Epriften. [i770. SI XVI. Die Weisheit des Pfeffenbriefes bon. 2378, perbieut in der helvetiſchtn Geſchichte bemerkt

io zu werden. als wodurch dieſe Nation zu allererſt die Geiſtlichkeit in ihre Schranken ſetzten, und ihnen die Macht abgefchnitten; vor ihre geiſtliche Gerichte jemand zu laden. [1766. ©. 750.)

XVII. In der Geſchichte von, Italien fagt Denina: » Die, geoffe Macht der Geiſtlichen entſtund zu Theo⸗ derichs Zeiten, aus den guten Dienſten, die die Bi⸗ ſchoͤffe dem Volke als Geſandte und Friedensraͤthe und als mildthaͤthige Beſchuͤtzer der Armen leifteten, Wir aber glauben die wahre Urſache der Groͤſſe des Bi⸗ ſchoffs zu Rom ſey wohl dieſe: daß weder die gothi⸗ ſchen Koͤnige zu Rom wohnten, noch die Longobardi⸗ ſchen Rom wirklich einnahmen, ſo daß dieſe Hauptſtadt nach und nach eine eigene Stadt unter der Leitung des Biſchoffs wurde. Carat. ©. 396.1 I

neher mathe Bestwitigtäten

-L Da⸗ Verdiem des RNamtinie nicht ſchatzen Heißt alle die Vortheile verachten, dir wir von der genauern Einficht in den Bau der natütlichen Dinge, | genieſſen. W Was wuͤßten wir von der Kette der Weſen, wenn nicht die Kenntniß der Inſekten und der Kraͤuter ums die Ringe derſelben an einander gehängt hätte? Was war die Philoſophie ohne die Schüler. der Natur anders als eine ſchwatzhafte, verworrene und unnite

Unwiſſenheit. rs. ©. 421) 7, Die "

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1 Die Alten ‚hatten. zur Kenntniß der Natur ‚auch manche Huͤlte, die wit nicht haben; vorzüglich unter den Römern die prächtige Menge von Thieren zu ihren Schaufpielen, und die Damals mehr bekann⸗ tern fchönften Theile der Welt. (1763. ©. 601.)

II. Die Streitigkeiten über die Ehre der erfien Wahrnehmung kommen und immer als Zeichen einer zudringlichen Eitelkeit vor, da es ja wohl möglich iſt, daß verfchiebene Gelehrte, die die Natur felbee Raths⸗ fragen , in entlegenen Ländern Die nemlichen Sachen ſehen, ohne daß ein Schüler des einen dem andern verrathen haben ; denn die Natur ift fich Doch überall gleich , und zeigt allen Die in ihr forſchen, Die gleiche lehrende Seite. (1758. ©. 1237.)

IV. Biele Geichrte flimmen in die Klagen von Ausartung des heutigen Menſchengeſchlechts, ein, und fimmen mit in die Volksſage: nos ztas, &o. Bey den Bornehmen, (obwohl nicht Hey allen) den Kaufeuten und figenden Handwerkern mag etwas Wahres daran ſeyn. Sonſt zeigen uns auch die alten . Kolifchnitte, und noch ficherer die Harnifche, daß man im, viergehenten Jahrhundert nicht länger gewachfen if, ald Heut zu Tage. Freylich mögen die Jaͤgerna⸗ tionen gewiſſes Ungemach beffer vertragen lernen, Daran fle fich gewöhnen. Sie find aber in Nordame⸗ rika, nach allen Nachrichten der Engelländer, nicht fo ſtark als die Britten. Und daß das Leben fich nicht abgekürzt Habe, ſiehet man.an den Reiben der Eure

v. Hallers Tageb. Tb. U. L

162.

paͤiſchen Könige. Wan witd manches Jahrhundert puruͤckſetzen, dis man dad Alter‘ Ludwigs XIV. Georgs IL. Friedrichs 1. md des Königs Stanislaus wieder findet. Wir willen auch aus unzaͤhligen Yet. zeichmiſſen, dab noch vor 150 Jahren die Bürger der Stadt (Bern) wo wir leben, geſchwinder nach einan⸗ der und jünger geſtorben ſind. 11764. ©. 453.)]

V. Ob der Menſch eigentlich ein vierfuͤßiges Thier fen oder ſich aufrichte, iſt von mehrern Gelehr⸗ ten umterſucht worden, und fie lenken ſich faſt auf die erſtere Meynung. Uns feheint aber das zur Frey— heit dee Arme beſtimmte Schlüffelbein , der breite Fuß r der kürze Tarfus und Carpus, die Schwachhelt der Nackenmuskein, und insbeſondere der Mangel des die Angen zuruͤckhaltenden, und unſers Willens den auf vier Fuͤſſen gehenden Thieren völlig tigenen Mus» tes, den Menſchen, theils von allen , und theils von den meiften Thieren zu imterſcheiden; md noch weni⸗ yer Negımg haben wir zu glauben , der Menſch hätte uf vier Kiffen gehen, und alsdann ehren ganz andern Bau ſtiner Theite amehmen koͤmen. [1758. &. 397% Wem ed geſchwaͤnzte Menſthen giebt ; und Fe Ferner Anzünden, wie inne mennt fo And fie gewiß berne Affen. Das Vorrecht Feuer bervorziibringen‘, - Ya Gott keinem Thiere verlichen. [1767. 6. 78%.) Vll. Cui 'bono? iſt eine allzu gewoͤhnliche Frage gemeiner auch wohl vornehmer Leute, was denn end⸗ lich Die Jeißge Jagd nach kleinen Gewaͤchfen und Ye

‚(EEE 162

seiicfer fie Mugen Babe. —— Kühe Menſchen ad auf eine fo ſchoͤne an fo mannichfaltigen Geſchoͤpfen veiche Erde geſchickt, daß wir dieſe und aus denſelben die Abs ſichten und die Weißpeit des Schöpftes erkennen ſollen. Die Inſekten nähern ſich uns, fe naͤhren nuͤtzliche Voͤgel u. ſ. w. und viele von ihnen bringen und bi trächtlichen: Schaden ader Vottheil. Eben fo iſts mit ben Mooſſen, und mit allen Gratarten die in bee Hau, baltungss und Arzneykunſt ihren Nutzen Haben. Auch kann man nicht wohl Klaſſen und Regelu machen, wenn man nicht ale beſondere Atten kennt, und denſelben Die allgemeine Kennzeichen beſtimmt. ıc. . (1754. ©, 1134)

VIE Die Faͤhigkeit vonkonmimener zu werden, haͤlt Rouſſeau für Has eigenthuͤmliche Vorrecht des Menſchen. Aber die Thiere wiſſen much vieles von ſich ſelbſt, dad fie nicht nachgeahmt haben, und din Kanatiendogel, der feine Eltern in fernen Gegeaden verlaſſen, und kein Neſt von: feiner Alt hat baucn geſchen, baut dad ſeinige ungelehrt. (1556.G, 331.)

IX. Allerdings Haben Sie Thiere Vegriffe fe dergleichen dieſelben mit einander r RR uttheilen ib erinnern fh. Die Thiere lernen; fie erwerben das Vermögen ihre Nahrung ſelber zu füchen und Yich zu dertheidigen. Sie haben fogar Modelle in ihrer Ein⸗ bildung wie koͤnnten font bie Voͤgel ihre Neſter, und bie Biber ihre Hütten bauen? SIR wahr Re ſiub in einen engen Kteis eingeſchloſſen, aus weichem fe wicht

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heraustreten. Sie können. einander gar wenige Bo geiffe mitcheilen. Auch Die Menſchen würden ohne Syrache und ohne Zeichen ihrer Begriffe, bey gar wenigen Begriffen bleiben. Die Triebe (Jnſtinkt) And nur einfache Erkenntniſſe, und die Vernunft ein wreitgebrachtes und vollkommenes Vermoͤgen. Die Thiere machen gar ſelten Abſtraktionen, ſie haben wenige allgemeine Begriffe, alles iſt ein Individuum für ſie. 1756. ©. 1316.1

X, Die warmen Gegenden der Welt geben uͤber⸗ haupt den Thieren die meiſte Verſchiedenheit der Far⸗ hen... Um Angora werden nicht nur die Ziegen, ſondern auch die Katzen, und die Kaninchen Iangöhrig. Die hangenden Ohren find ein Zeichen der uralten Sklaverey bey. einem Thiere, und die wilden Arten tragen die ihrigen durchgehends gerade. Die Leber

. ‚aller wilden Arten ift kleiner als die Leber der zahmen Het. Im den äufferft kalten und aͤuſſerſt warmen Ge⸗ ‚genden, ſagt Buͤſſon, findet man bie groͤſten, Die ‚einften, und Die grimmigften Thiere. In den gemäß ‚figten Gegenden hingegen find auch die Thiere mitte mäßig groß, umd minder grimmig; wie denn in dem ‚minder heiſſen Amerika die Löwen ſelbſt vor den Mens ſchen fliehen, Auch die Pflanzen find in den heiffen Gegenden dufferfi warm und fühl, und in den gemäls ‚Roten minder wohlriechend und minder würsbaft. u⸗ herhaupt nehmen die Thiere ab, und ber Menfch nimmt täglich mehr im Reiche der Erde uͤberhand. [1757. ©. 413]. |

XI Die Thiere muͤſſen faſt nothwendig ein Dit haben, ſich einander ihren Willen zu offenbaren, da eine Woͤlſin ſich in einen Hinterhalt legt, um ein vom Wolfe gehetztes Thier- mit feifchen ‚Kräften an, zugreifen. Sie lernen auch Durch. die Erfahrung die Mittel ihren Erhaltung: verbeſſern. Die’ Sleifchfrefs fenden um den Raub zu bezwingen, die vom Graße lebenden um dem Untergange zu entgehen. Alle dieſe ‚Liften find ein Beweis, daß die Thiere eine mehrere Vollkommenheit zu erwerben faͤhig find, denn fie wer den vorzüglich durch Die Erfahrung: erhalten. Die erworbene Fertigkeit geht ſogar in Bid Zucht wohlge zogener Hunde über, und wird erblich. [1769. 1464] XII. Die Alpenkraͤuter Eommen mit den Nordi⸗ ſchen uͤberein, wegen der aͤhnlichen Kaͤlte; und in Grönland wachfen am Seeſtrande Kräuter; die auf den hohen Alpen fonft angetroffen werden. : Um die Pfanzenkraͤfte zu erkennen, muß - man den einzigen Weg der Erfahrung. einfehlagen. Die meiſten Kräfte ſchreibt man ihnen nach-einer mündlichen Ueberliefe⸗ rung von den Alten [2 DE gar: Teich wig ſehn lann . [i770.. S. 687.3 . UL Das Scme. » ans Regenwaſſee iſt aller dinge geſund, und in vielen Bänder hat man Leine anders, als das leztere; doch ſollte man es in eiſernen Rinnen, mit Pech uͤberzogen ſammeln. Das Schnee⸗ waſſer iſt reiner, weil‘ keine Faͤulniße dabey Mas hat, und keine Inſelteneyer ſich einmiſchen konen, es ba 23

auch wenigtre emdt Stoffe, wie dad Bapätntf vom 6m zu yon. Liz Aug. 216.1 Ä

‚, XV. Wintringham ment Die Kroͤnfe entfichen vom Schneewaſſer. Died: iſt aber ein Irrthum. Gie find cin Uehel nicht der wahren Minenländer, ſondern gewiſſer ſehr warmer Thaͤler, Die weniger Schnee ed Deutſchland kennen. 11773. 1390.)

XV. Wir finden es ſehr gegruͤndet die Namen bes ruͤhmter Männer Den Vanzen. Geſchlechtern behzulegen, und die Namen derſelben muͤſſen unperaͤnderlich bleiben. ir wuͤrden hieher, da dieſe Mamen eine Belohnung ges meiniglich non der Welt unbelohnter Bemühungen, und eine Aufmunterung feon ſollen, dergleichen Bemuͤhun⸗ gen ih aufjaopfern, und weder cin Fuͤrſt, noch ein Miniſter, ich fonderlieh mit dem beygelegten Mamen eines Krautes fehmeichelt , alle biefe Kraͤnze blos für wirkliche Kraͤuterlenner ſparen. Wir wuͤrden auch niemals bloſſe Hoffnungen nach ungeprüfter Leute ausm vorqus mit einen Ramen helohnen, der durch Die Erfahrung on einem unverdienten Manne haften kann. Am wenigſten aber ſollte man perſoͤnliche Ges faͤlligkeiten, Aufnahmen in gelehrte Geſeliſchaften,

cempfangene Geſchenke, u. hal. mit einen Ehre bezablen, De in die Ewigkeit fertdeuern, und dem Verbienfie digen ſeyn ſoll. Endlich fallen Keine fchlechten * ſehreiber und Zuſammentrager eine. Ehre exbalten, die Klod den Vermehrern des Reicht her Ganiafe 90 hört. x. x re & 4374

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XVI. Es wird richtig angemerkt, daß man in hey Botenik au viele Muͤhe auf die Hoffen Namen wende; nichts ift duͤrrer ald die heutigen Flora. [1 772. S. 533.}

XVII. Hr Unzer glaubt Konfunktienen der Planeten werurfachten Ueberſchwemmungen, und ein Komet koͤnne eben wir der Mond die Witterung regie⸗ ven, auch weil en, wie Newton und die geſunde Ver nunft Ichren , von der Sonne gewaltig erhitzt werde, der Erde viele Hitze mittbeifen, m Wir haben abay ſchon oft evinnert, daff ein Komet ſich wotzl nicht lange genug bey Dre Gonne aufhaͤlt, von ihr dig Hitze au ey baten , die Meisten berechnet bat, nur ein Brafpig in geben, wie man ſolche Dinge mach Vorausſetzung bevechnen Könnte, und auf dem, was von ben Wirkung gen des Mondes uud der Sonne in Aüßige Meaterieg enf Der Erbe helannt ift, verkchert man Ach leicht, daß von entfeenten Meltförngn nichtd, daß damit zu vergleichen wärgı zu exmarten if, Diele Verſicherung bat freylich nicht der ſogenannte Phyſikuß, bes any weiß, daß Kraͤfte da find, aber der Matbemptifuß s bey weiß, wie ſtark ſie fh. Lean 3981.

XV, Daß nach dem Regen alles deutlicher/ aroͤſſer, und naͤher ſcheint, iſt allerdinge sing in: Hel⸗ vetien gemgine Wahrnethmung:; ſo wie hingtgen bie Gebuͤrge in dee Dämmerung und niedriger duͤnken. [1766. ©. 746.)

XXX. Wir haben - oft gefagt, die Welt iſt aus Gotteshand als ein Wald gekommen. Auch das nor⸗

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Dirte mb, bad jent Temen Sam meche yeumal, wer bey feiner erfim Eudeckeng cm Dichter Birken weit. (1-64. ©. ss.)

XX. Iimählbere Jerthuͤracr ad zumal in ber einzigen, oder auf wenig: Berfiche veriied, Da doch bey denfelben cin zufälliger Umſtand den Ausgang be⸗ Kinmmt hat; ta hingesen bey Den wiederholten Ber fuchen die umwefentiichen timfände wegfallen, und nur dasjenige bleibt, was der Natur beſtaͤndige Weife iſt. Wenn man ich mit der Beobachtung der Natur abgeben wit, fo muß man fich nicht denjenigen Aid sang wünfchen , der mir unferer,, ober umnfers Leis red Meinung am beften übereintöinmt , fondern fidh alle Arten’ von Ausgänge gefallen laffen. And bier; gegen wird überaus oft gefehlt! Viele Irrthuͤmer Ind aus unvolllommenen Wahrnehmungen entflanden, wenn man einige Ausgänge, Die man oft bemerkt, fuͤr allgemein amgefchen hat. Die Wahrnehmung allein lehrt uns in der Arznemoiffenfchaft die Wahr heit, Die Wahrnehmung verfchafft und auch ein zaͤrt⸗ liches Gefühl des Schönen; und fie ertweitert und er. hoͤhet unfere Begriffe von der Majeſaͤt des Schoͤpfers und feiner Werke. em Du8: © ;z32. ) |

—— —— 168

110, . or .

169.

I IL Etwas zur Land und —D 3

er. 8

I. Di neuen Anbauer in Sapofand ſollen mit ziemlich ſchlechtem Fortgange Aecker anlegen. 173 feheint der Klugheit gemäß, in jedem‘ "Lande dieientgen ‚Gaben der Natur mit allem Fleiſſe ju bauen, die deffen Eigenfchaften angemeffen find, und’ nicht‘ zu weit nach Norden, Wein, Obſt oder Getreide von diefer gütigen Mutter zu fordern, da fie doch den "nördlichen Ländern an Fifchen, Bergwerken, Wals dungen und andern Reichtbümern ihr Erbe änögetpeilt

‘Hat. (1961.68: 1357.) ° mM Eine gute Kegel iſts, lieber minder Dich zu⸗ halten, und dafſſelbe recht wohl gu: füttern‘, als niehr Stucke und es elend zu halten. Man naͤhrt am: ſchlech⸗ . ‘ten Vieh zu bloffem Verluſte, die gleich groffen Kno⸗ J chen und Mußkeln doppelt; die man bey dem beſſern

| Vich einfach erhält, md alſo noch einmal ſoviel ueber.

ſiuß zum Behtif der Milch übrig läßt. (1759. &. 5838)

IT. Die Landhaushaltungskunſt hat in keinem Theile mehr gewonnen, als in der Urbgrmachung J “der eingeſunkenen und Landesſchaͤdlichen Suͤmpfe, Ai. mal -in: Irrland und: neuerlich Mi Schweden. In warmen Ländern fd: dergleichen: Gegenden gar nicht :felten, und fönäten zu den vortrefflichſten Ackerſiu—

Dt

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son werden, da fe jeyt nur bad Land mit Ungeriefer und ficherhaften Duͤnſten anfüllen. (1759. ©. 588.)

IV. Die Gerfie fcheint kalten Ländern gewiedmet zu fen , und waͤchßt in den hoͤchſten Helvetiſchen Thaͤ⸗ lern bis ganz nahe an dad Eiß. (1759. S. 589.) V. Man darf billig wider bie allzugroſſe Nutzbar⸗ Heit des Galpeterd zum Wachsthum der Panzen, marnen. In Indoſtan ind die reichen Salpescrichten Erden zugleich bloſſe Wuͤſteneyen. (1759. ©. 589.) - VE Die ſchwarzen Kühe find die beſten, und auf den beipetifchen Bergen find fie auch die groͤſten und Milchreicheſten. (1759, ©. 676.)

VIL Dee Torf iſt au nichts, alg zum Brennen nuͤt⸗ Fich zu gebrauchen ; und ungeachtet ber Gpötteren De Einnäus, dennoch der Morgen nach Abzug aller Ui Toften fo viel werth, als eine qute Wieſt, wobey man das Land nicht verliert, fonbern. gar wohl zu guten Wieſen machen kann,

Guter Torf iſt ein nuͤtzliches rodukt, und ein Guben weicht: ip weit als zwey Fuder Hol. - In Hel⸗ wetien hat man: zwar guten Torfder zu Bern genug im Gebrauche iR, er wird aber nicht verkohlt. (1763. ©. 234.)

VIL Die ahrigfeitlich errichteten Vorrathshaͤu⸗ ſer haben allerdings ihren Nutzen, den Preiß in allzu⸗ zeichen Fahren noch etwas aufrecht zu erhalten. Wir {eben in den neuerlich im Kanten Bern errichteten Weinnorroͤthen augenſcheinlich, daß in den reichſten

—— * TA Jabren, wo man ehemals den Mein auslaufen Iaffen muſte, der Preis noch ziemlich bleibt, und nicht wiel unter dem Drittetl bed ihenren Preiſſes fällt; in dem benachbarten Wallis aber noch jet in reichen Jahren ganze Weinberge ungelefen hleihen. (1763. ©. 590.)

IX. Hr Fougeraux in der Deſer. des arts, hält fie die Dächer den Schiefer fiir. portweßich unfere Batie meifter hingegen , wegen ſeines Springens im Feuer, und wegen der aus den Naͤgeln unvermeidlich eindrin⸗ aenden Feuchtigkeit ihn für ſchlechter Halten, als die Ziegel; wir wohl es ſonſt eine Veredlung einer fonf unbrauchbaren. Waare iſt, dabingegen bey dem Biegels brennen an fo viefen Drten dad. Hol; in Betrachtung koͤmmt. Auch in Fronkreich if dieſer vormals offene bar weich geweſene Stein mij den Abdruͤcken fremder und amerifanifcher Gewaͤchſtr ofters berechnet 61763. ©, 592. )

. X. Man klagt, daß man in unſern Aonomifcher Zeiten Verbeſſerungen unternchme, ohne a berechnen ob fie hie Unkoſten berahlen werden. Aber dies iſt ein Fehler wider die Privathausbaltung; fuͤr bie allgemeint Oekonomie des Landes iſt jede Merbefſerung muͤtzlich, wenn fie ſchon mit dem Schaden des Untornehmers geſchiehet, und dieſe Art von Ausgaben iſt in Den mei⸗ fen Ländern die edelſte und ruͤhmlichſte. (1763, S. 833) RL Der Schnee ik Freylich eine Art von Dung

wie wollten fonf die Alpenwieſen, die niemand jemals bauet, fo.unfäglich yeich ſeyn koͤnnen. Doch glauben wir, er Dünge mehr die Wiefen als die Felder, und

2172 m

‚fen: seine langſame und zur beſten Zeit’ eingerichtete Waͤſferung. (1764. © 139.)

.XII. An die Stellen Der unfruchtbaren Besehden, hat va

bie Matur die Wälder gepflanzt. Die Tannen wachſen ‚om liebſten zwiſchen den Klippen, die Eichen auf duͤrren Hu; die Birke und Fichte im’ ſchlechten Sande. Ind eben darum iſt Die Unbedachtſamkeit einer Na; Kon gm fchäblichfien, wenn fie eine; ſolche, zu nichts als zu. einer gewiſſen Gattung Walde auserfehenen Se gend. ; nom Holze entblöffet, und dadurch zu allem Gebrauche unnuͤtz macht. (1755. S. 555.) XIII. Daß ein groſſer Bauernhof mehr abtrage, als ebenderſelbe, wenn er zertheilt iſt, läuft wider alle Erfahrung, Da ein kleines Gut allemal puͤnkt⸗ Ucher kain beforgt werben, als ein groffes, und da unzweifelhaft ein Eigenthuͤmer mehr Fleiß anwendet, ald ein durch Voͤgte angefirengter Knecht. Wenn ber mehrere Höfe und mehrere Famülien auf einem vormals fehe ausgedaͤhnten Gute wohnen, fo werden ſie freylich mehr zu ihrem Unterhalte aufivenden, und Der vertäußiche Meberfiuf wird Kleiner feyn. Aber eben dieſes iſt Der allgemeine Nutzen des Landes: Wir ets mahnen die Zweißer, in freue Länder zu reifen ; die die Ratur eben ‚nicht befonderd begünfiget hat, fie tverden anflatt eines mächtigen Edelmannes zwanzig Familien wohlbemittelter, und mit zahlreichen Kindern geſegneter Bauren, und dad Land aufs beſtmoͤglichſte bentiget finden, '(1770. ©. 1263.)

om. | oo. AV | | Ueber die Staatswirthfchaft..

1. Nicht das Klima trägt zu den edlern Eigenſchaften eines Volkes das Meifte bey; wie Montedquien meint, fondern die Religion. Der Zuftand der Wil ſenſchaften, die Regierung , die friedlichen und ges fegueten, ‚oder die Triegerifchen und unterdruͤckenden ‚Umftände wirken vorzüglich auf den Geift einer Nas tion , womit. fich noch andre Urfachen mit verbinden laffen. ( 1759. ©. 22.)

II. Die Menge des nüßlich befchäftigten Votes iſt der wahre Reichtgum der Länderz alles alfo, was der Vermehrung. durch die Ehen entgegen ſieht, if ein wahres Verderben eines Landes. Das Volk aber kann fich nicht vermehren, wenn die Verehlichten nicht eine zuperläffige Nahrung für fich und ihre Kinder erwerben koͤnnen. Dieſes iſt nicht möglich , fo Sange das Land in ungeheure Höfe vertheilt ifk, des ren jeder nur eine Familie nährt, ihre. aber wegen feiner Groͤſſe zur Laſt gereicht, und fie zwingt, aus Mangel genngfamer Hände, mit Dienftboten das Land zu bauen, die fich wenig oder gar nicht vereh⸗ lichen. Ein Bauer der fein eigen Land hat, ver⸗ läßt das Land, oder flirbt unbeerbt, ald ein Soldat oder als ein Knecht, und fein Stamm flirht mit ihm aus. Zwey Geſetze würden biefen Uebeln abhels

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fen, deren das eine die Theilung der Höfe erlaubte, amd das andre die Zufammenfchlagung verböte, (1757. ©: 503.)

1. Die Stärke einer Nation beſtehet in den volkreichen Städten, und es iſt nicht zu hoffen, daß dieſe in Aufnahmr kommen koͤnnen, wenn die Hand⸗ werke, wovon die Buͤrger leben ſollen, auf dem Lande getrieben werben. (1755. S. 341.)

IV. Herr Humberg ein Schwede, Bat politifche Tabellen herausgegeben. Er ſchaͤtzt auf eine ganz beſondere Weife das Leben eines Menſchen. Deſſen Werts beſtehet in den Abgaben an bie Krone; in den Befoldungen verfchiedener Richter, Lehrer, und ans derer Diener des Staats; in den Geldern, die man an Kauf und Handwerksleuten giebt; und endlich in der jährlichen Nothdurft eines Menſchen, Ein Menſch uͤberhaiwt traͤgt nach dieſen Tabellen 42% Kd. odet etwas über 32 Gulden des Jahrs ein, und iſt alſo kapitallter Werth 527 Gulden. Ein Arbeiter iſt faſt noch einmal ſo viel werth. Ein verheyratheter Menſch iſt wegen der zu hoffenden Vermehrung wieder dop⸗ pelt ſo viel werth. Die Verbeſſerung des Landes kann den Werth ves Menſchen 15mal höher treiben, und alsdann waͤre eine Quadratmeile an Kapital faſt 2 Millionen Gulden werth. Hert Rumberg berech. net demnach den Schaden ſo man dem Lande thut, wenn than eineh Unterthan ausivandern Fäßt; went man eine Ehe hindert; auch wenn din Baurengut in

Herrn Hände koͤmmt. Wie unermeßllich IR alſo, ver Schade des Keieges, wo eben aus den beiten Jahren, und aus den geſundeſten Leuten, zu Hundern Inufenden verloren geben, und alte der Schaden von 300,000 Seelen (oder der geringſte Veeluſt eines fiebenjährigen Kriegs bey einer mächtigen Nation, ) über 3 16,000,;000 Gulden koͤmmt. (1762. ©. 939.)

V. Die Macht einer Nation IR nicht bloß aus

dir Anzahl des Volks zu ermeſſen; denn ſehr oft hat

ein kleineres Volk ein Groͤſſeres überwunden, und auf dem mehretn Reichthum beruhet viel; amd aoch mehr auf der beſſern Kriegszucht. "Die Beroͤlkerung iſt nur dann hoch zu ſchaͤtzen wenn fc von arbeitſa. men Einwohnern iſt, und man darf nichts von um arbeitfamen Armen hoffen. (1772. 8. 32.)

VL Es giebt doch noch politische Schriftlicher, die zweifeln, ob eine ſtarke Bevoͤlkernug tin Gluͤck ſey. Man fürchtet ſo viele Einwohner werden ihr Nuss tommen nicht finden. n. ſ. f. Aber wie findet Der He Länder und der Chinefer daB feinige ? Je mehr Men ſchen je mehr Induſttie, weil einerſeits Der Fleiß am fehlbar naͤhrt, und anderſent vhne Fleiß die Matur al⸗ lein niemanden das Leben verſchafft. 1464; ©. 1188.)

VM. In einem Lande koͤmen die Kaufen ſehr zahlreich, gegen Die Anzahl dee Sterbenden ſeyn,

welches oft ein trauriger Beweis if, daß von Den

Feuchtbaren Ehen viele Finder ſch auſſer Banden vom lieven. (1763. ©. 105.) - | 2

176 REEREEE

VE. Die Yemen machen doch den gröften Theil " einer Nation aus, und wenn man es im Grunde betrachtet... ſind ſie ihre wahre Stärke, da fie doch :. eigentlich dad Land bauen, fall alle Arbeit thun, auch ‚den gröften‘ zu | der Kriegicuit hergeben. (1757. ‘©. 1005)

IX. Es in ein gemeiner Sr in der Staatsͤko⸗ nomie, daß die bloſſe ſtaͤrkere Bevoͤlkerung eine Na⸗ tion zwingt mehr Fleiß anzuwenden, und folglich die Einkuͤnfte des Regenten vermehrt. Es ſcheint auch eine natürliche Rechnung zu ſeyn, nach welcher bie Tagearbeiten in die Einnahme. einer Nation gebracht werden. und folglich. mit der Anzahl der gefchäftigen Hände , auch die. Einnahme einer Nation feige. Ein * Staat verarmet am -gewiffeften, wenn Der. Regent den: Verkauf des Getraides und. Weined und folglich den Anbau im geringſten einſchraͤnkt. (1763. &. 93.)

X. Friede, Handlung und eine glückliche Regies rung, verdoppeln viel geſchwinder die Anzahl der Eins wohner, und folglich die Macht eines Landes, ald Die groͤſten Eroberungen ; und Frankreich foll wirklich 3 bis 2 Millionen wenigerUnterthanen haben, als A. 1700 ,.da es Lothringen noch nicht befaß.

XI. Die Religion Hilft allerdings die Ehen: vers - mehren, und angenehmer, befländiger‘, fruchtbarer ausmachen, indem fie die unreinen Lüfte verdammt und hemmt, durch welche.die Ehen feltener und un⸗

pielicher werden. Wie fruchthar. war das Alte nach | feiner

* win

271

feiner Art gottesdienſtliche Italien gegen eben daſſelbe, nachdem alle vornehmern Römer Epikuraͤer waren, und fich. allen ihren Begierden uͤberlieſſen! Die zus nehmenden und. ale. Scham: mißkennende Buhlerey war auch Damals der Untergang der meiſten Kayſerl. Familien, und dadurch des Staates ſelber.

Die Armeen helfen nur allzukraͤftig ein Land ent⸗ voͤlkern, als in welchen ſehr wenige Menſchen, in den geſundeſten und ſtaͤrkſten Jahren juv Ehe gelangen; auch die harte Begegnung trägt etwas dazu bey. (1772: Zug. © 413.) XI. Der Marquis von Mirabeau fage Bott felber will nicht, daß die Einkünfte des Fürften ans ders fteigen follen , als wenn mit ihnen die Einkuͤnfte deö Volkes ſteigen. Es wär ein groffer Fehler dm Colbert, daß er die Manufakturen allein in Auf⸗ nahme brachte, und die Pandesprotufte vergaß; und Neber .auf den Preiße der toben Materien verlieren wollte, als daß der Kiinftler gewinnen koͤnnte. Die Pachter treiben die teuren eines Volks aufs

voppelte deſſen, was der Koͤnig bezieht, und fie find‘ |

immer dennoch feine Gläubige. Sie bringen es dahin, daß alle Quellen erfchöpft werden , big mai nichts mehr mit neuen Laften Belegen kann; der Fuͤrſt nichtd mehr vom Lande, und dieſes nichts mehr vom Fuͤrſten hoft, und der. Athem eines Kindes die Mo,

narchie übern Haufen werfen kann. Ohne Eigen-

V. Hallers Cageb. Kar | M

18 CXCI

um iſt kein Lohn, ohne Lohn keine Regieruug. Schaͤtze ſammeln iſt kein Fehler, fie if allemal bie Frucht einer weifen Regierung; und die Könige und Kanfer, die Schaͤtze nachselafien haben, find gute Fürften gewefen. "> —: (Theorie de.P’Impot). XI. Es ik laͤcherlich, dag man nur Brod uud wicht auch Kleider haben will, die eben fa nothwen⸗ dig worden ſind. (Dich zu Gunſten der Manufakltu— zen wider den Hr. won MirabcanJ). AIV. In Frankreich iſt der Gab ven den Ephe⸗ meriſten gar. zu gemein; man mußte alle. Auſlegen in ine einzige verwandeln, Die auf Dam Lande liegen fol. Eine ſolche Einrichtung, kann bey einem Volle Platz haben, wo Fauter Landbau, und wenige Mantıe fafturen und Künfte find. Gewiß iſts, dag nicht der. Laudbefiger , foudern der Verbraucher, die Accifen Bezahlt ; und dag, wenu Engelland ſeine zehn Millio⸗ - nen Pf. Sterling alle vom, Lande. heben wollte, es noch etwas mehr ald 20 Sch. auf das Pf. jaͤhrlicher Einkünfte, uud Holland vielleicht das Hundertfache derſelben auflegen muͤſte: da in Engelland das Land. wur 2 gegen 10 der ganzen Einkünfte bezahlt, und in

°) Eigene Umßände können einen Fuͤrſten zwingen, dag er fo viele Schäge fammeln muß, als einen Krieg

> auszuhalten noͤthig find; aber frevlich find Kanaͤle, : Austroduung ſumpfiger Gegenden, Vermehrung der rodwten und Manufafteren, weit ergiebigere Echaͤne als Geld, das muͤſſig im Witten liegt, (1764 S. 4.2

N

| 3%

Holland faſt alles Einkommen dei Staates von den Manufakturen und Der Handlung kommen muß, und. das Land ſelbſt faſt nichts einteägt. L1775. ©. 103 5.)

XV. Es iſt widerfinnig zu laͤugnen, Fleiß und Induſtrie zeuge Reichtum Woher hat ihn bean Holland ? Daß die Induſtrie dem Landbau und bee Bevoͤlkerung ſchaden koͤnne, iſt ein unmoͤglicher Fin wurf; denn die Induſtrie zeugt Nahrung, und Maße zung ſammelt Leute. 1775. ©. 1036)

AVL Die langen Pachten (mehreutheils auf drey Menſchen Leben, ſiehet Here Arth. Young al ben wichtigen Verzug der Englifchen innen Einrich⸗ sung an , ald wodurch ber Vachter aufgernumert wird,/ ein Gut zu verbeſſern, deſſen mehren Ertrag ihm und fernen Kindern zu Nugen Lommt. Im übrigen Europa hat man dieſe lange Pachten nicht, und. ehem dieß iſt eines von den ſtaͤrkſten Hinderniſſen ter Auf- “nahme des Landbaues. Anders denkt Herr M von den Zehenden, die gr völlig berabſcheuet, weil der Befiger des Zehenden einen Antheil an der. Was beſſerung des Gutes hat. Uns duͤnkt aber, der I bende habe für ſich, daß Hingegen ber Beſttzer Did Bebende in: den ſchlimmen Fahren mit Icidet, de bingegen der Landbau bey den Landtaren und Grund. gingen, auch zur Zeit des Mißwachſes, eben die Auf⸗ lage erfordert; und die Abnahme eined Zehntentheis nerhindert Doch Die Verbeſſerung eines Gutes nicht fo ſchr, vorm man es aufs boppelts .hringen fa. -. -

M 2 .

180: . ,

In Helnetien Find Die Zehendlaͤnder die veidhfken, und diejenigen wo ber. Aderbaudie meifte neue Volllom⸗ menpeiten hat; und hingegen find Die Gegenden, wo - man Grundzinfe begablt ,. die aͤrmſten. Den Mate : zen will Herr 2. licher ein Stuͤck Land für feinen Zehenden abtreten. Wir, mo wir wohnen, ſehen hin: gesen nicht. gerne, wenn die laͤngſt feftgefetsten Einkünfte einer Pfarren allzufehr in Laͤndereyen beſtehen, und Her P. follte fich erinnern, mas er von der Schaͤd⸗ üchteit kurzer Pachten eben gefagt hat. Eine folche kurze Pacht wäre der Beſitz der Pfarrguͤter in den Händen eines Pfarrerd. (1775. ©. 1028.)

XVIL Eine reiche und zur See bandelnde Na tion , hat zu den. Manufakturen groſſe Vortheile; eben die groſſen Tagelöhne, die Hüme als den Verfall der engl. Handlung anſiehet, verfchaffen ihr fremde Hände. . Sie erſetzt aber diefelben mit wohlfeilen rohen Materien, durch die Nähe der einander in die Hände arbeitenden Künfte; mit der Menge der ver tauften Waaren; mit: den wohlfeilen Zinfen , mit den beften Werkzengen und Handgriffen. Keine euro⸗ paͤiſche Nation kann gegen die engliſche harte Waare den Preiß halten; ; und die engliſchen Wollenzeuge gehen heutiges Tages mitten durch Frankreich in die entfernteſten Laͤnder des feſten Landes, und durch die neue Handlung der Englaͤnder dringen ihre Waa⸗ ren durch den Indus bis in die Laͤnder der Patanen und Angwanen. Englands Fabrikationen find ‚übers

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Haupt auch beffer, als die Franzdſithen; und daß fich der Engl. Handel noch vermehre/, wird durch die Zollbuͤcher und durch die Hoͤhe aller Aktionen deutlich bewieſen. Eine groſſe Schiffarth vermindert einerſeits die Anzahl der Lebenden durch die Gefahren der See, und andrerfeitd vermehrt fie bie Nahrung und die Ehe, und zieht nach England viele Fremde. (1768; ©. . 1290)

. ueber die Regierungsverfoflung. ſreyer J Staaten.

Einen äufferft untichtigen Gedanken trägt Palliſot er. ‚wenn er fagt:: Die englifche Staatsverfaſſung ſy ewigen Streitigkeiten unterworfen, denn der Frie⸗ de finde ſich nur in den aͤuſſerſten Graͤnzen der

Abhaͤngigkeit und der Freyheit. Wardas demo

‚tentifche Rom und Athen ohne Unruhe? War und iſt es das deſpotiſche Frankreich? Die Vollkommen⸗ pet einer Regierung beſtehet nicht in der unmoͤglichen Abwenbung aller Zwietracht; ſie beſteht in der Laſtung bes Staats durch genugſame Gegengewichte ſo daß er ſich ſelbſt wieder hebe, wenn er auf eine Seite ich zu ſchr geneigt. Die defpotifche Herrſchaft der Stuar⸗ ten" brachte den Umſturz dieſer Familie zuwege; dag

ariſtotratiſche lange‘ Varlement wurde der Nation aum

M'3

yu | | Greuel; die militaͤriſche Odermacht ber Armee brachte Die ganſe Nativn wider fie auf, und der Anarchie müde, er man die Monarchte zuruͤck. Aber zu Rom, da das Bolt: kein genugſames Gleichgewichte "gegen fich hatte, nahm feine Macht ungeſtoͤrt zu, bis es ſich blind⸗ Ungs anwendete, einem gefaͤhrlichen Buͤrger die Mit⸗ sel zur Einzelherrſchaft in Die Haͤnde zu geben; und dieſe letztere hörte erſt mit der Serkökung det Staats auf. (1764. ©. 166.)

IL Die Wahrnehmung des Hrn. von Mirabeau, daß eine Monarchie nach ihrer. Abnahme ſich wieder empor hebe/ eine Republik aber niemals von ihrer Schwaͤche wieder zu ſich ſelbſt komme/ iſt ziemlich viſtoriſch. 1758. ©. 1183.]

ME. Wir glauden allerdings, es fen In einer Do, narchie welt eichter, ein uͤbel Herkommen zu verbef ſern alt in einer Republik. Aber hingegen ſinkt die Nepadiik langſam in Verfall, da ein Commodus ploͤtz⸗ lich alle die Tugenden eintes beſtgeünnten Antonius in wenig Jahren. unnlig, und Rom zur Moͤrdergrubr macht: Wie ſchnell war auch nicht die Ausartung der franzoͤſiſchen Regierung , nachdem Heinrich todt / und Sülly verdrungen war. [177% S. 1301] N

UIV. Herr Iſelin in feinen vermiſchten Schriften: thut einen Verſuch, ‚die drey Mächte bey einer Dis mokratie in ein Gleichgewicht zu bringen. Die erwähr lende Macht Lund bie oberſte] beſteht in allen Glie. dern des Staats. Dieſes duͤnkt uns nicht nur allzu- beniokratiſch, ſondern allein faͤhig, ein Lard zu Grunde

au richten. Der Pöbel, man ſieht har Engelland, waͤhlt nicht nad) Idealtrieben, aus Verehrung der Tugend; er waͤhlt nach feinem eigenen und hoͤchſtver⸗ dorbenen Eigennutze, nach Der demagogiſchen Freund⸗ lichkeit eines Kandidaten, und nach dem Maſſe dd freygegebenen: Weins. Zu Rom wurde die nirdrigſte Klaſſe ausgeſchloſſen, und dieſes mäfte: auch in der Woealrepublik geſchehrn, wiewohl ſolche Gefetze mie in Engelland, gar bald in Krakloſgkeit befallen. % [1770, ©. 1302] J V. Den Hrn. Rouftan entfahrt ein bLielleicht un⸗ richtiger Gedanke. Mur. die Demokratie ſagt ed, verdoppeit Die Beſchuͤtzer eines Staats), weil fie ibn Muth verdoppelt. Wir kennen viele ‚wirkliche Des mokratien, und beneiden ihre Ruhe, ihre Gluͤckſelig teit und ſelbſt ihren Muth nicht. I1764. ©. 7741 . - VE Die Staatsverfaſſangen find in Helvetien oaͤuſſerſt verſchieden; theils hoͤchſt demokratiſch, dann halb und endlich ganz ariſtokratiſch. Ob groſſe Stans ten durch eine Republik beherrſcht werben: koͤnnen, wirb durch Roms Beyſpiel roiberlegt.:.: Rom als cine Republik Tonate wicht mehr dic allzuweit ausgedehnten Provmzen verwalten, Man darf nur des Cicero Briefe leſen, nahe eiend Die Regirtung fire die. Unterthanen und für Ron ſelber om. Lı776: &. 332.1 | ‚VIE Det Geundſatz des Rouſſeau, das Volk

ſey der oberſte Herr, und ale Obrigkeiten (Gouwerne

ment) nur cine Commißion, Die nach Gefallen wider⸗ rufen wirden koͤnne, ohne daß es ſelbſt in des Volk M \

*34

Vermoͤgen ſiche, Ach dieſes Rechtes zu begeben, macht

alle Regierungen unſicher und unkraͤftig. Es war alſo

gficht der Regierung ein Buch zu verurtheilen, Das alle Macht der Obrigkeit und alle Sicherheit auf⸗ vo -[1765. S. 695.]

VIII. Die heutigen Rouſſeauiſchen Grundſaitze: ale Geſetze beſchweren Die natürliche Freyheit; macht :piele. Mißvergnuͤgte. Diefe Menſchen werden nicht zufrieden ſeyn, bis fe Frey werden, wiedie Groͤnlaͤn⸗ der. Der groffe Grundfak : das allgemeine Beſte er fordere einewTHell: der Freyheit eines jeden Bütgers ; ‚fcheint den neuern Vbiloſophen fremde zu werben. [ıyyı. & 9064. ©:

° IX. Eine Republik mag- ach nur durch die Tu⸗ ‚gend erhalten: ‘Eine Wahrheit die ſchon Montes⸗ quieu bewieſen Hat. Und allerdings iſt die Schonung

Lin Republikem gegen ſeine Buͤrger, bey geringen Ver⸗ brechen und bey Amtsnachläßigkfeiten, nicht wohl zu

trennen. Unr die Gleichheit der Staͤude, welche dem

BGeiſte einer Repuͤblik ſo angemeſſen ift:y :zu erhalten;

and die Schwietrtigkeiten die bey Belohnungen obwal. ten, zu uͤberwinden;ſollte jedes Glied ber Regierung

ſnur von einem Allgemeinen innern Gefühle belebt ſeyn,

eine Pflichten ohne Abſicht auf Belohuung vder Strafe

mit Eifer zu erfuͤllen, und mit Feuer dem Vaterlande

zu dienen. Dieſe patriotiſche Tugend: mung ſich auf

die Religion. gruͤnden. (1757. S. 235.]

X. Wir glauben, die Tugenden der Römer ſeyen

Wirkungen ährer Leidenſchaften geweſen; aber wie

185

gluͤcklich iſt die Staatsverfaſſung, die eben dieſe ed denfchaften zum allgenieinen Beſten zu leiten weiß. (1770. © 1301.) |

ve. Ueber Sheacen un Sifenfäafen. |

I. Die es köbnen Wiſenſchoften und die Fünfte ha⸗ ben ſich immer ſchweſterlich verbunden; vor der Be⸗ redſamkeit waren. die ſchoͤnen Fünfte rauh und un⸗ belebt; beyde haben fich in gleichem. Grabe gebildet, und geriethen gemeinfchaftlich wieder in Verfall, Die Malerey nahm ihre ſtarken tlebhaſten Bilder aus den indruͤcken den die groſſen Redner auf den Geiſt, und folglich auf die Geſichtszuͤge ihrer Zuhoͤrer machten. Dieſe waren die Urkunden ihrer Leidenſchaften. (air ©: 236. ) ‘71. Wie ſehr ſich das abendlaͤndiſche Europa gebeffert babe, feit dem die Wiffenfchaften wieder erneuert wor⸗ den, Kann man am beften ermeflen, wenn man die abfchenlichen mittlern Zeiten mit den jetzigen vergleicht; nie daß det verbefferte Glauben, nicht vom Antheil bes raubt werden muß, de cr an ber Verbefferung der. Sitten, felbit in der Roͤmiſchen Kirche, gehabt dat, Unftreitig find auch Durch die. Wiſſenſchaften die Fuͤr⸗ fen ‚die Miniſter, die Richter, die Kuͤnſtler, ſelbſt

186 | DH ;

die Kriegsleute, in ihren Gefchäften kluͤger und fäbiger geworden. (1771. Zug. 99.) . .

II. Mit Recht Haben Schriftiteller die chimärifchen goldenen Zeiten ded Auguſts, des Leo X. und Louis XIV. angegriffen. Alle Wilfenfchaften ſteigen nad) und nach in gtücklichen und vorzüglich i in freyen Staaten. Auguſts gelehrte Helden‘, waren alle unter der Republik erzogen, und die Caͤſaren konnten nicht mehr ihresglei⸗ chen aufweiſen. Des Koͤnigs Louis XIV. groͤßte Maͤn⸗ ner waren chen auch Alter als feine —— wig Corneille und Pastal ꝛc. ci. (1765. ©. 94.)

‚IV. Es iſt offenbar ein Ungluͤck, daß nicht alle. 54 Ichete, wenigſtens uͤher die gründlichen Wiſſenſchaften Lateiniſch ſchreihen. Die Gewohnheeit dev heutigen Nationen; Daß jede.in ihrer eigenen Sprache ſchreiben will, wird zum unertraͤglichen Joche für die Gelehr ten, die anſtatt der einzigen lateiniſchen Sprache, jetzt ſechs oder acht Sprachen verſtehen miſſen. Und ob wir heut zu Tage wohl nicht wig ein. Cicero fehreiben , fo ift Dennoch die lateiniſche Sprache unendlich fchöner, reicher und wohlklingender als alle heutigen Spra⸗ chen; und wo Kuͤrze und Nachdruck ſeyn (of, wie auf den Muͤmen und Steinſchriften, muͤſſen auch die Franzoſen, die beſtaͤndige Ausfaͤlle gegen den Gebrauch der lateiniſchen Sprache thun auf ſie zuruͤckkom⸗ men. (1778. Zug. 566.)

V. Eine Vollkommenheit wollten wir gerne bey un⸗ ſern prakuiſchen Schriftſtellern ſehen, daß die Schreib⸗

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art einer, und nicht:mit fo leicht entbehrenden fremden

Woͤrtern durchſpickt waͤre. Es iſt an dem, man fiehet

auf die Sache und nicht auf die Wörter. Aber die groͤß⸗

sen. Gelehrten in andern Linbern, haben den Ruhm

hrer gemachten Erfahrungen / durch eine angenehme und

leichte Schreibart zu echöhen; ſich gluͤcklich bemuͤhet. Uns

ſere in ähnlichen Arbeiten noch nicht genug bereicherte

Sprache, würde unter der Feder eines geſchickten Man⸗ nes immer gelenker werden, und den Verfaſſer mit einem noch gröfferh Beyfalle belohnen, als die bloſſe

nackende oder in vielfaͤrbige Lappen gekleidete Wadbrheit

gu thun vermag. (1747. ©. 636.)

VI. Die ensliſche Sprache iſt reich, und allen Sr genftänden gewachſen; nur hat man ihre Regeln nicht genug beftimmt , und aus Gefaͤlligkeit gegen. den Reim viele Wörter verffümmelt, das hoͤchſt nöthige ©. ver⸗ drungen, und die ohnehin häufigen Mitlauter noch auf einander geſtopft. Johnſon hat ſchon viel zur Verbeſſerung gethan, und koͤnnte man den noch uͤbrigen Fehlern helfen, ſo wuͤrde dieſe Sprache in Anfehung der guten in derfelden norhändenen Bücher und der Ausgebreiteten englifchen Handlung , ſich eben fo leicht allgemein machen laſſen, als die viel ärmere und uns kraͤſtigere fennzdfifche, und ſrlbſt als die beyden Kofi ſchen Sprachen. (1757. S. 235.)

VN. Frehlich iſt den Franzoſen unmoͤglich bie poe⸗ tiſche Beſchreibungen aus andern Sprachen in die ihrige uͤberzutragen, weil dieſe Sprache eine Menge von Bildern verwirſt, DIE aus dem gemeinen Leben,

188 .-

den Kimſten, dem Ackerbau, und ſelbſt aus der Ares tomie hergenommen ſind. Hierdurch werden ihre Aeberſetzungen gemeiniglich kuͤrzer als die uUrkunden, fie. verlieren aber einen guten Theil, des Mahleriſchen, das die Urkunde oft fo lebhaft. macht. (176i. S. 104.)

„VIII. Iſt die Ordnung ber Franzoͤſi ſchen Sprache | fo. vollkommen, als ihre Lobredner behaupten? FR «3 in der Natur die Vereinigung zu ſpalten, ne und pas yon, einander zu entfernen? Und. die ‚Energie! - Man vergleiche die beften frangößfchen Gedichte gegen die neuern Deutfchen Lyriſchen, wie waͤſſerich und ſchwach ſind jene. Auch iſt die Anmerkung unrich⸗ tig, daß eine jede Sprache in Europa um ſo viel fanfs ter werde, je näher dag Land dem Mittage iſt; der

= Spanier j oder x iſt für die Franzoſen nicht Tanft, und

bie Rußiſche Svprache ſanfter, als die füblichere Pol nifch, (1778. Zug. S. 618.) | ix. . Her Tholtias handelt in einer Rede vom Ein; j uſſe, den die Gelehrten auf die Regiertirig haben ioͤnnen. Sie bereiten muͤhſam die Materialien der Ge⸗ ſchichte, der Geſetzgebung, der Kaminerſachen; und her Staatsmann findet. Bey ihnen dasjenige porbereitet deſſen Ausarbeitune g im Laͤrm der Geſchaͤfte ihm un möglich geivefen waͤre. Wir wollten beufügen : Daß bie Gelehrten zur Tugend. der Nationen am meifken bey⸗ tragen, indem, fe ieuchtende Bey ſpiele angenehm vor⸗ ftellen, und die Tugend ruͤhmlich machen, fo wie in ber wirklichen Welt Die Macht ſich die allgeineine Ehr⸗ cxtitumg aniehet,. Die onddencarden Gelehrten »

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lehren ein ganzes Volt denden., und fih nur durch die . Ueberzeugung leiten zu laffen. (1767. ©. 1224) X. Es iſt nicht wohl möglich, in einem Lande, wo man eine einzige Sprache lernt, ein hiſtoriſches oder dahin einfchlagendes Wert nur. in- einer mäßis gen Vollkommenheit zu fchreiben ; und der Abbe Lam. bert gibt einen neuen Beweis, wie-weniges Recht.die. Franzofen haben, andere Völker ald Schmierer und

inmverftändige Sammler zu verachten... (1751.)

. XI Ohne die Kritik wird: keine Nation jemals das. -Uebergewicht in Werken des Witzes erhalten. Und :€8 iſt ſehr wahrſcheinlich, daß die wenige Aufnahme - der Dichtkunft in den hundert nad Opizen verließ fenen Fahren , den: Mangel der wahren Kritif zur . evornehmſten Urſache habe. ‚Auch gute Köpfe, wie - Lohenſtein und Hofmafiswaldau ‚Tiefen ſich durch die

Geduld der Leſer verleiten, bald hart und ſchwuͤl⸗

fig und zur. Unzeit gelehrt und metaphorifch ,- und.

bald wieder unkeuſch und matt zu ‚fon. 1777. S. 326.) XII. Oft faͤllt es den Franzoſen ei ein, ihrer Nation bie

Werbeſſerung des Geſchmaks unter den Deutfihen, zu... - |

zufchreiben. Aber die poetifche Mahlerey, Die Die Aus⸗ Sänder felbft ald einen Vorzug der Deutfchen erkennen; konnte man gewiß. den Franzofen.nicht.abfehen. Wir.

wiſſen bingegen , wie groſſen Antheil die engliſchen _ |

Urbilder an dem verbeffesten Geſchmacke der erſten deutſchen Dichtern gehabt habe, die es gewagt, ſich

9. GEBEREBEBERD

vom Vfade der Geyphius und IDeifen zu entfernen. (1779. ©. 1278.)

XIH. Wir haben one Nativnalſtolz, der eigentlich en und ungegründet wäre, mehrere Bardenlieder mit ben frauzoͤſiſchen Lyriſchen verglichen, und mit Ver⸗ gnügen uns uͤberzengt, daß bie deutfchen Gedichte an Lebhaftigleit der Farben, am Neuen und Erhabenen, Die hochgerühmten Franzoſen überhaupt übertreffen; da ihre Oden bey alle Sprachrichtigkeit, allemal zu ſchr im Allgemeinm (Generali) und Deswegen kalt bleiben, Ind gerne überfchen wir, was uns jonft weniger an unfern Deutichen gefällt, einige Enjam⸗ bements, ober and) einige Were, die wir nicht zw ſtandiren wiffen. (1776. ©, 300; Zug.)

XIV. Die ganze Klaffe der reizenden Schriftſteller, die Die Seele erweichen , und die ohnedem heftig rei⸗ senden Triebe noch verführerifcher abmahlen, feheinen in der That nicht zur nuͤtzlichen zu gehören. Die Be⸗ flimmung des Menſchen it doch wohl nicht für ſich, und für den Augenblick zu forgen, Daß-er in Wolluſt hinflieſſe. Er hat Verhaͤitniſſe gegen Die Zukunft und gegen die: Gefellfchaft, die das. angenehme Leben des Phanias nicht erfüllt; (1730. ©. 231.)

XV. Wir Haben und muffen Schuld geben Taffen, ein Refvonfum über witzige, aber in das fchlüpfrige fallende Schriften’ gegeben gu haben , ‚der Beynamen nicht zu gedenken, die man diefen Refponfo zugelegt: bat. Aber wir ſiud der unveraͤnderten Meynung,

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ein Dichter konne naif, witzig und allerliebſt ſchreiben, und dabey um deſto ſchaͤdlicher ſeyn, je mehrere Gaben er hat, ſeine gefaͤhrlichen Bilder einnehmend zu machen. So denken wir von dem unnachahmlichen la Fontaine. Die Triebe der Natur ſind ſo ſtark, daß man wider bie erſten Grundfaͤtze der Sittenlehre handelt, wenn man dieſelbe durch reizende Gemaͤlde noch mehr auf⸗ weckt; und der Nachahmung wuͤrdig das Paben vor⸗ zuſtellen, das man in dem Schoße einer Öffentlichen Beyſchlaͤferinm zubringt, iſt ein Rath, von dem wir wimſchen, daß er weder unfern Kindern, noch unfern Freunden, noch dem ganzen menfchlichen Geſchlechte gegeben werde. (1770. S. 1329.)

XV. Bey Beurtheilung eines Dichters ſollte man nicht fo vielen Werth auf die poetifche Schilderenen fs licher Dinge ſetzen; die eim Mahler auch in feiner Ges walt hat; man füllte mehr die moralifche Schildereyen betrarhten, wodurch ſich Der Dichter weit über den

Mahler erhebt. (1771. &, 307.)

. XVIE Wenn der Lobredner in feinem Styl die Blu⸗ men gar zu teichlich verſchwendet, und eine fo Deuts liche Geſimumg aͤuſſert, feinen Mann in allem und auf das gefliſſenſte zu loben‘, fo feheint dies uns Bas Mittel ,- den Lefer vielmehr voider den Redner und Held. einzunchmen , und ihm alles ‚oerbächtig zu mas chen , was mit fo mühfamer Begierde zu rühmen vor⸗ getragen wird. Simplex mundicdis! ift bey. der Schöns beit, der Wohlredenheit und Dichtkunſt road am mei⸗ | fon gefaͤllt. (170: S. 144)

nz

192 ) xVIM. Wir ‚glauben angemerft zu haben, baß keine Anſtrengung dep Kräfte zu den Studien ſchadet,

wenn fie mit Vergnügen begleitet it; wohlaber,, wenn . 2. fie mit Widerwillen, mit Sorgen oder einer verdrieß⸗ ‚lichen Heberhäufung erduldet wird. Das Einfamer

und oft alles Vergnuͤgens beraubte Leben, macht die. Arbeitſamkeit dee Deutfchen fo oft tödlich,

XIX. Wir erfahren täglich, Daß Leute gegen ſonſt allgemein angenommene wiffenfchaftliche Säge ‚Aufferft unglaubig find, und die Dagegen Dennoch eine unfägs

‚liche Leichtgläubigteit gegen die ihrer Sekte. nöthigen-

Hypotheſen bezeugen. Eben ſo die Freygeiſter in der Religion! (1747. S. 885.) XX. Der Alchymiſt Jugel, hat es mit allen andern

Fanaticis gemein, daß. er die wahre Wiſſenſchaft vers

"achtet , und fich Dadurch felbft den Weg zur Aufklaͤ⸗

zung ſeines Verſtandes verfperret. (1745. ©. 22.) XXI. Es iſt bekannt , daß bey der Abnahme des blühenden Zuftandes der Miffenfchaften ; die Alchemie

mehr und mehr empor gekommen, und um deſto flärs

fer getrieben ‘worden, je’ elender die Umſtaͤnde des griechiſchen Reichs geweſen. (1745. 251.) XXH. Unbequem ift es, Bemerkungen aus Buͤchern

| hintereinander aufsufchreiden. Durch dieſe Weife ſam⸗ melt man ein Meer , worinn man fein Eigenthum nicht

mehr finden kann. Viel bequemer find einzelne Pa⸗ piere, die man in Fächern , unter ihren Titeln im Schränken aufbehaͤlt. (1764 ©, 255.)

| | | 5 XXM. Der Heutige’ Zuſtand der Wiſſenſchaften ſtheint es zu erfordern, ‚daß entweder Die Wahrheiten

rein vorgetragen, oder das Untermengte blos Wahrs '

feheinliche, auch für blos wabrſcheinlich ausgegeben werde. (1749. S. 141.)

XXW. Wir glauben; es geſchehe endlich ohne Schar den der Wiſſenſchaften, wenn im der Republik dee Gelehrten Freygeiſter entfichen, die alles in Zweifel ziehen, was man ſonſt uͤberall fuͤr gegruͤndet angeſehen dat. Es entſtehet Dadurch eine unpartheyiſche Art zu denken; der Arzt z. B. macht erfahrungsmaͤſſige Urs terfüchungen in die Gründe feines medizinifchen Blau bens; dad Falfche. wird, wie ein fonft ungeruͤgter

Miſſethaͤter zur Verantwortung gezogen; und dag |

Wahre behält Doch feine. ewigen Rechte in den Urteilen der Kundigen. (1756. S. 690. )

XXV. Im faſt allen metaphyſiſchen Büchern ſind die Verfaſſer nur mit Widerlegungen beſchaͤftiget, als

wenn Streiten von dieſer Wiſſenſchaft mmerireunlich |

waͤre. (1768. ©. 815.)

. XXVL £ode bat mit unrecht das gachdenken (Reflexion) von den Sinnen, als einer Quelle der Begriffe , getrennt; das Nachdenken ift felbft in ſeinen Anfängen nichts ald Empfindung; und dieſer anfchets nend Eleine Fehler hat den Lode in ber ‚Solge weit gefuͤhrt. (1756. 8.1317.) | Ä

D. tzallers Tageb. Th. n. N

24 nn

on _ VIE. | Ueber die Schaubuͤhne. |

J. E⸗ iſt moͤglich daß die Schaubuͤhne nuͤtzlich und eine Sittenſchule werden koͤnnte. Wer eine Atha⸗ bin ohne Liebe Hat fehreiben koͤnnen, hätte eben auch andre Scaufpiele ohne diefen allzuoft beſungenen Trieb erſinden koͤnnen. Aber ſo wie die Schauſpiele jegt beſchaffen ſind; ſo wie ſie wirklich vorgeſtellt wer⸗ den, fo find erſtlich die Luſtſpiele, und zumal das Luſt⸗ ſpiel in dem Geiſte eines Moliere, durch und durch mit Stellen angefuͤllt, Die die Tugend und die Wahr beit von der Buͤhne verfcheuchen. Man vertilgt die edlen Eindrüde des Trauerſpiels, durch das gleich darauf aufgeführte. Poffenfpiel. Man hat ſchon gewuͤnſcht, daß man einen groffen Theil der Schaus : "Maid ganz verbieten, und aus andern das Schädliche wæegſtreichen möchte. Die Bühne würde fodann eine unfchuldige Beluftigung feyn. In dem Trauets ſpiele, wie es jetzt if, iſt die angenommene Sitten tehre uͤbertrieben; die unnoͤthige Verachtung des To des und die Auſopferung aller andern Triebe gegen die einzige Liebe, führt zu Leinen guten Lebensregeln, ‚und Die Begebenheiten und Grundtriebe bie fie mb fpringen laffen , gehöran In eine romuniſche von dir unfern ganz verfchiedene Welt. (1774 ©. 351.3.)

2

DAlembert fast die framoͤſiſche Tragoͤdis ſollte mehr Thaͤtigkeit und minder Worte haben. Aber wir glauben ſie ſollte vorzuͤglich die theatvaliſche Site tenlehre verlaſſen, die auf die ritterlichen Romane

gegründet und nicht die Sittenlehre den Menſchen

iſt. (Zug. 1774. S. 102.) II. Die Franzoſen vertragen nicht leicht ein Schauſpiel in ungebundener Rede; ſelbſt der Gei⸗

uge ſiel, weil ex nicht in Reimen war; md doch

it der Reim fir das Luſtſpiel, dad Gemälde der ges meinen Natur, faft zu kuͤnſtlich, und er sieht sche viele Schwachheiten mach ſich, davon auch Moliese wimmelt, und die von der ungebunbenen Rede vorge bleiben würden. Die geſchwinden Antworten, die in Engelland fehe gemein find, dürfen uns ge⸗ zwungen, und verrathen die Kunſt allzuſehr. Im der Schreibart if deu Deutfche mehrentheils fo ſchwuͤlſtig als dee Britie. Eh noch der junge Tag auf Hermons Höhen glänzt.” ıc*) (1772. 6.1247.) . 1: Wie finden die Komödie in Frankreich , vor⸗

zuͤglich auch beym Moliere, fo Taferhaft, daß wie

den Widermwillen der Geiſtlichkeit nicht tadeln koͤnnen. Der Betrug wird faf in allen Stuͤcken geruͤhmt, und

die Einfalt derienigen lächerlich gemacht, die ihm

wicht widerfichen können, Des Jourdains Fremd. duͤnkt uns zehnmal unwuͤrdiger, als der elende Jodur⸗ dain, der ſich auf die unwahrſcheinlichſte Weiſe sus

*) Eronet. EEE

N:

196: | Mamamouchi machen laͤßt, und ein guter Türke’ zu feyn verſpricht. Moliere ift groffentheils cin Poſ⸗ fenreiffer; in’ der wahren Kenntniß, vorzüglich. der tugendhaften Menfchen , ift er fremde, und keines feiner Spiele kann mit den Confcious lovers, ja nicht: einmal mit der hecyra hierinn verglichen werden. Er kanntẽ und mahite eine laſterhafte Welt. (1764. 827.)

- IV. Wenn etwas Nuͤtzliches auf der Schaubühne ift, fo koͤnnte es dad Comique larmoyanı feyn, mo Leute, wie wir; und geoffe und rührende Beyſpiele der Tugend. geb. Denn die tragifche Tugend‘ ift: mehrentheils ‚für die meiften Menfchen zu hoch , zu felten,. und in den. meiſten Trauerſpieldichtern falſch und romantiſch. Die Natur hat unſerm Geſchmacke mach, ſich ſo wenig beym Moliere erſchoͤpft/ daß er. mehrentheils nur fuͤr den Poͤbel und ſehr ſelten fuͤr den: Kenner geſchrieben Hat; und fein verdorbenes Herz ſtrafte die Einfalt, dabey er des Laſters fchonte, Man will zwar, ſein Miſantrop und Tartuͤffe ſeven doch voll von einer guten Sittenlehre. Sie moͤgen es ſeyn; aber doch uͤberhaupt hat Moliere den ſehlauen Betrug beguͤnſtiget, und die Einfalt laͤcher⸗ lich gemacht, die das mindere Laſter (nur Schwach. beit) iſt. (1768. ©. 752.) Ä

Wie gemein find auf unfern Bühnen, die unaufe pörtichen Anfpielungen von Kammermädchen und Dies nern auf ⸗Boegriffe, die ohne das die Sinne mächtig genug reisen? Wie gemein iſt die falfche Sittenlehre,

r.- '. >.

en 197

die das Gluͤck im Beſitz des Reichthums und der Schoͤn⸗ heit ſetzt, und damit die Tugend zu belohnen. (1769,

©. 99) | .; W 12 6 5 Ueber Schriftſteller.

Pove in feinem Verſuche über den Menſchen, derdeckt unter angenehmen Blumen ein gefaͤhrliches Gift. Seine Abſicht gehet dahin, dem natürlichen Triebe oder In⸗ ſt inkte das Wort zu reden. Und der allgemeine Gag: Daß alles was iſt, aut fey, ſtreitet ſowohl mit der Vernunft als mit der Offenbarung. Sollte der ſaty⸗ riſche Pope fein: moraliſches Uebel kennen? umd iſt denn das moraliſche Uebel etwas wuͤnſchenowuͤrdiges und gutes? [1746. ©. 551.] II. In dem Leben des Milton bemerkt man & nen freuen, und aller Verſtellung und Knechtſchaft ent⸗ gegen ſtrebenden Griſt, mit etwas Unruhe und einiger Eckelheit im Umgange. Ein Quacker gab ihm Anlaß das Paradieſe Regaind zu ſchreiben, und dieſes Werl war fein Liebling. ' [1750. 572.) . IM. Es iſt für Deutfchlend ein Vorwurf, daß bie Schweizer zuerſt es waren , die in Alopftod den groffen Geift gepriefen, und Dännemark ihn belohnt bat, da er mitten in dem aufgeklärteften Theile Ger maniens verborgen lebte. [1751. 580. I

u ea

198 ,_— | Ä | IV. Ich will Die Jahre, (ſagt der Herr v. Haller in der Vorrede gu fanen Opp. min.) die mir in mei⸗ nem Alter noch übrig bleiben, auch dahin anwenden, daß ich meine Werke von den Fehlern md Mängeln fo viel veinige , ald mir möglich feyn wird. _ Er ent, fchuldigt dieſe Fehler durch die ungewiſſe Lebensart, die er babe führen muͤſſen, indem er nie bey einer Wiſ⸗ fenfchaft habe bleiben koͤnnen, und auch jett feitdem er Gbttingen verlaſſen, in allgemeinen und befoudern Befchäften ſeines Baterlandes arbeite, die mit der Medizin in Keiner Verbindung ſtehen. Er befcheidet ſich auch, daß ſeit Dem feine. Schriften erfchienen , die aomlichen Begenflände pon andern beifer behandelt werden , und fiehet endlich die Streitigkeiten als einen Fehler an, den ex, fo viel an ihm ift, am verbeffern Trachten werde ; wie man beun. von den Steeitigleiten mit Senat, Zambergern, Gunzen, Zubern, Keine Spur Hier antrift.„ [1763. ©, 153] - V. Man wirft D’Alembert vor, daß er feit 1758. und feit dem lirtheile des Parlementd wider Die Ency- clopedie, fich wieder als einen Katholiken ‚ja. fogar als einen Kontroperfiten anſtelle. Ueberhaupt beſchuldi⸗ get man die neuern franzöffchen Weltweifen (in Eng- Iand würde man fie Frepgeifter.nennen) einer neraͤcht⸗ Jichen Heucheley, indem fie bald die Duldung der Bro,

teſtanten ruͤhmen, und bald wider fe das Wort neh⸗

men; bald dan Aberglauben verwerfen, und bald

ſelber wieder einführen wollen. Starb bach Mau⸗

—— 299

pertuis zwiſchen geweyheten Kerzen , und blieb doch ein Philoſoph. [17603. S. 176.] VI. Botifched mag zwar als ein grammatiſcher

und profaifcher Schriftfiehler fein Lob verdienen; aber -

der Geſchmack des Lobredners ded Hermanns und Veraͤchter des Miltons kann auf keinen Ruhm Anſpruch machen. Die Kleidung des Schoͤnen mochte er allen⸗ falls beurtheilen, für das Schöne ſelbſt aber hatte er in der That kein Gefühl. 1769. &. 1062] VIII. Wir haben kürzlich eine fcharfe Beurtheilung der Schaufpiele des unerfchöpfichen Boldont geleſen. Aber den Ruhm muß man doeh dem Manne laffen, daß er eine ungählbare Menge neuer fabelhafter Ge miüthsarten gefchildert hat, die anf dem Theater neu waren, und groͤſtentheils feiner und minder Karrika⸗ tur find als die Molieriſchen Geizigen, oder bürgerlichen Junker, wobey die Unmahricheihlichkeit oft aufs böchfte ‚getrieben wird. -- --- [1769. ©. 1292.)

VI Buͤffons ſchriftſtelleriſcher Karakter Hat das Redneriſche, das ohne Beweis angenommene; das Zwendeutige, vum unterſcheidungszeichen. [1756 ©. 1315.]

IX. Die Sabeln der Minnefinger aus dent 1 zten Jahrhundert, beweifen eine ſchlaue Einfält der dama⸗ Higen Zeiten. . "Der Grund des Verſtandes, if, wir bey allen Nationen und Zeiten gut; die Einkleidung

aber, und die-indeffen veraltete Sprache giebt dee-

Auenabiuug einen gewiſſen Schimmel, "Der und ſo we⸗ Na—

nz

208

nig unangenehm vorkoͤmmt, als der ſo hoch geſchaͤtzte gruͤne Roſt der roͤmiſchen Muͤnzen. Es kann den Liebhabern der deutſchen Sprache nicht anders ald angenehm feyn, bie kleine Abweichung der Woͤr⸗ ter näher Kennen zu Lernen, Die fie in fünfhundert Jah⸗ sen erlitten hat, und manches urfprünglich. Deutfche Wort, und manche kräftige Wendung kann fich hier‘ mit einen Geburtsbrief als aͤchtes deutſch rechtfer⸗ tigen. ꝛc. [1757. S. 359.) | _ X; Wie finden im Dope einen’ groſſen Vorzug an Staͤrke uͤber den Boileau. Des leztern Satyren uͤber den Menſchen haften am aͤuſſern, und an eini⸗ gen, theils einzelnen Nationen zur Schuld liegenden Mißbraͤuchen, theils unſchuldigen Feyerlich keiten. Pope geht auf. die innern Triebfedern des Drenfehen; In den ſcherzhaften Heldengedichten, ſagt Boileau in ſchoͤnen Verſen mehrentheils gemeine Dinge, Pope hat ganz neue Erdichtungen und neue Schwuͤnge. Sein FOmbrefpiel it unnachahmlich feodn und wieig u. w. [17603. ©. 63.]

AL. Herr von inne Uagt immer feine. Tadler an. Aber bat er nicht zu der mindern Achtung feiner Verdienſte dadurch Anlaß gegeben , daß er in der. Botanik. alle Benennungen fremder Berfaffer , eine ſehr kleine Anzahl audgenemmen;. ausloͤſcht; auch wo fie offenbar beſſer ind ? Hat er nicht, Die. Entde kungen derjenigen, die nicht alle ſeine Regeln anneh, men wplien ‚unterdrückt 2 ihre neu. gefundenen Pate

4: «

m 201

gen vorbey gegangen, und ihre Verbeſſerungen unan⸗ gezeigt gelaſſen? Hat er nicht von verſchiedenen Ge lehrten, zumal auch in Wiſſenſchaften wo er fremd iſt, ſehr hart geurtheilt? Hat er nicht, ſo lang es ihm immer moͤglich geweſen, die von ihm fuͤr Varietaͤten gehaltenen, und wahrhaftig doch verfchiebenen Gattun⸗ , gen angumehmen ſich geiveigert ? wirwohl er fhätee verfehiedene endlich angenommen’ hat. Mir wuͤnſchten, daß bey ‚der Arbeitfamkeit des Hen, von Sinne, bey feinem lebhaften Genie, und der vortref⸗ lichen Gelegenheit die Wiffenfchaften aufzuklaͤren, er ſich überwinden-Eönnte, andern gleichfalls mit Augen begabten und weiter nach Süden lebenden vieles alfo frifch vor ſich habenden Maͤnnern, etwas mehr zutrauen und uͤberhaupt ſich erinnern moͤchte: daß wie alle Wiſſenſchaften, alſo auch die Kraͤuterkenntniß eine Repubut ſey. [1764. ©, 687] | = XII. Es muß allerdings vielen die unumſchraͤnte Herrſchaft zuwider ſeyn, die ſich Herr Sinne über die Thiere angemaffet bat. Er ‚hat fich ſelbſt als einen zweyten Adam angeſehen, und alle Thiere nach ihren Kennzeichen benennet, ohne ſich um ſeine Vorgänger zu befümmern, - Kaum Tann er ſich enthalten den Menſchen zum Affen, oder den Affen zum Menſchen zu machen. [1746. ©, 670.) Cu | XIL, Yu dem beittifchen Plutarch wird von Sha⸗ kespear viel zu viel geſagt. Ein groſſer Theil ſeiner | Schauſpiele And voll congetti und unnatürlicher Aus

druͤcke, zwiſchen weichen allerdings zuweilen etvaß uns verbeſſerlich ſchoͤnes hervorſchimmert; und es iſt ang Anmerkung zur Geſchichte des menſchlichen Verſtandes, Da zur nemlichen Zeit die Italiaͤner ihre beiten Schau⸗ ſieler und Dichter ,. die Engellaͤnder bie hele Mor⸗ genroͤthe des Shakesptars, und Fraukreich die clen⸗ denſten Dichter beſeſſen hat. ı765. S. 1146. . XIV. Man findet: genug. Spuren, wie wenig Montesquieu mit feinem Vaterlande zufrieden ſeyn Konnte. Man zwang ihn einen Abſchnitt ſeines Eſprit de Loix zu unterdruͤcken, worinn er zeigte, Die Würde eines Statthalterd fen für bie. vereinigten Niederlande nöthig: 1767. &.999.] -

XV. Cifae Borgia das Ungeheuer, übertraf an Grauſamkeit, au Frechheit feiner Lüfte und an Treu, Jofigeeit den Nero fehr weit; und es iſt ein unwider, legbarer Beweis des böfen Herzens des Machiavels dag er dieſes Scheuſal zum Muſter eines guten Fürs ften wählte. [1768. ©. 388.)

XVI. Des Petrarca ein und zwanzig jährige Liebe fuͤr die ſchoͤne Laura, war vermuthlich nur auf ihrer Seite Platoniſch. Der Dichter ruͤhmt ihre unverlezte Keufchheit, die ee mehrmals angefochten zu haben ges

ſtehet, und feine zweyte Liebe für eine Fräulein Becs cari endigte die Geburt einer Tochter, die des Dichs ters Erbin wurde. L[1768. ©. 388.]

XVI. An Voltaire fühlt man doch immer den Vorzug unfrer Zeiten über die unwiſſ enden, unphilo⸗ ſophiſchen Zeiten des Corneille. Die mehrere Kenntmß

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| —*

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der Sittenlehre und der Philoſophie, und das Lefen engliſcher Schriftfieller, Hat den Gedichten des Seren d. Voltaire einen Nachdruck gegeben, den Corneille nicht Haben konnte. Unfteeitig hat Voltaire überhaupt das fchönfte Kolorit, das die franzöftfehe Scene kennt; Zärtlich und ausgemahlt wie Racine, erhaben wie Corneille an feinen guten Stellen, und philoſophiſcher als beyde. [Bey Gelegenheit einer Anzeige der thea⸗ tral. Arbeiten diefed Dichterd.] [1768. &. 424.) :

XVIII. Der Artikel: Luther, in dem Did. des portraits hiftor. anecd. des hommes illuftr. ift une; träglich , und fein Zefuite würde ihn partheyiſcher oefchrieben haben. Können denn die heutigen Katho— liken nicht einſehen, was für Dank die Welt unfern Glaubensverbeſſerern fchuldig if, und wie fie auch ih⸗ nen die Feſſeln des roͤmiſchen Stuhls leichter gemacht haben. [ſ1768. S. 1215.]

XIX. Rabelais wird oft dem Sir vorgezogen.

Der Unterſchied it unendlih. Swift hat einen Plan,

eine Abficht , feine Einbildung iſt reich und dev Natur

aͤhnlich. Rabelais Räthiel gleichen oft Den Einfällen eines Verruͤckten. [Us 711.6. 1044) _

XX.. Man fagt.in Frankreich Haller habe ſich =

nach. dem Boileau gebildet. Keine Dichter kön, nen ich unähnlicher feyn. Des Boileau Vorzuͤge waren in der Mechanik des ausgefeilten Verſes, und in der ſchlauen Bosheit; fein Geſchmack ſchraͤnkte fich auf Die Dichtkunft ein, aber fein Has fühlte nichtd, und man

wird fein Zeichen einer Ruͤhrung bey ihm Anden, .

Lıy71. 3045.)

204 ——

XXlI. Shafespear hat überhaupt unnachahm⸗ Hich fchöne Stellen, aber aus Mangel an Geſchmack ſialt er im die niedrigſten. Es iſt freylich waͤhr!, der Geſchmack ſeiner Zeit hieng am Hanswur⸗ Kifchen. Dies mag eine Entfchuldigung fir Shakes⸗ xar ſcyn, ‚nicht aber -für die Schaufpiele , deren Biel die Vollkommenheit ſeyn foll. Gelehrt war Sbakespear nicht. Sein Theſeus ſpricht vom Ariſto⸗ teles. Wir koͤnnen auch fein. Lob nicht zugeben, dag re die Leidenfchaften fo. vortrefich gefchildert hätte, wenigſtens nicht die Liebe, Lr771.. S. 1175.

XXII. An Senelon ruͤhmt fein Biographe vor, naͤmlith die Sanftmuth. . Senelon bat rund abae- ſchlagen mit Dragonern die Proteſtanten zu bekehren, and er hat zwey Provinzen von der Verfolgung be frevet; Ex allein in ganz Frankreich habe. fich der Gewaltthaͤtigkeit widerſetzt. Sein Telemach wird freylich geruͤhmt; wir würden die allzuhaͤufige heidni— ſche Mythologie, die unanſtaͤndige Geſchaͤfte der Goͤt— ter, Die unmoͤglichen Vorſchlaͤge, wie die Eintheilung

ber Bürger in Klaſſen, umd die allguumfländfichen Zwey⸗ kaͤmpfe, etwas gemildert wuͤnſchen. Er hatte Streitigkeiten mit Boſſuet, aber Boſſuet war ein ſtolzer Sophiſt. I1732. ©. 223.) | XXIII. Bacon if mit dem Gal ilaͤi verglichen worden. Der letztere war freylich ein beſſerer Ma⸗ thematiker und Sternkenner, aber. er war auf menige Wiſſenſchaften eingeſchraͤnkt; Bacon uͤberſah fie Me, und die Mittel ſie zu ve rbeſſern, wie cin Weſen

—— 208

von eihem Höhen Orden, und: wie noch niemand ie | angefehen hatte, - (1732. S. 325.) . : XXIV. Herr v. Haller gedenft mit einigem Ver druſſe der Nachrede, die er nach faſt vierzigjaͤhriger Arbeit, unzählbaren befchiwerlichen Reifen, und bes trächtlich aufgemandten Geldern,. (wegen feiner botas

niſchen Werke) -hat-ausftchen müffen. Es iſt abge

ſchrieben, fagte man , weil der Here v. Haller genau die Schriftſteller aufuͤhrt, die vor oder nach ihm, aber . wie er, über den Bau der Blumen denken. Dennoch find in der hift. firp. Helv. einige Hundert neue, und noch mehrere vorher faſt unbekannte und daſelbſt zuerſt beſtimmte Gewaͤchſe; umd dieſes iſt, fags er, der Lohn, den man für feine Beſtrebungen genießt, nuͤtztiche Wiſſenſchaften zu erweitern! (S. Scheuchzerd Agros ſtographie. R. Ausgabe.) (1775. S. 3.. :- XXV. Wir finden noͤthig, den wahren Zweck anzuzeigen, den v. Zaller bey ſo vielen Citationen mochte gehabt haben. Es iſt die dankbare Hochach tung, die er gegen jene Maͤmer traͤgt, Durch deren Werke er ſelbſt feine Wiſſenſchaften erweitert .hatı ' Hatte er z. B. in dem menfchlichen Körper etwas beſonders bemerkt, ſo glaubte er ſich nicht gleich be⸗ rechtiget, dieſes unbekannte Land in Beſitz zu nehmen, bis. er ſich uͤberzeugt halten konnte, daß kein anderer es vor ihm ſchon entdecket. Hat er aber die Epuren - anderer Männer gefunden, die vor ihm eben Diefe Bes merfungen gemacht, fo hat er fich verbunden geglaubt

206 EEE

ihre Namen antızeigen, um bie geöffern oder kleinern Verdienſte eines jeden Mannes, aufs forgfältigfte der Nachwelt zur Verehrung aufsubehalten. (1745. S. 120.)

XXVI. Des Jeſuiten Peter Daniel Zuets Bud) son dee Schwäche des menfchlichen Werflandes , follte unter der Vernichtung der gewiffen Erkenntniß des Menſchen, das Anfehen desrömifchen Stuhls erhöhen, zu dem man, als zu dem Statthalter des Allerhoͤch⸗ fien flichen, ‚und die Gewißheit ſuchen müßte, weil felbige auffer der Kirche nicht könnte gefunden wer⸗ den; und wenn Die Vernunft der Ketzer, wie bey ber Verwandlung im H. Abendmale fo. viele Zweifel her» vorbrächte ; fo. konnte man fie dadurch binden , daß man ihnen zeigte: alles ift voller Zweifel. und Unge⸗ wißheit. Und diefe Lehre iſt auch ſonſt der Gittern; lehre und den übrigen Bchren Des Jeſuiterordens ger mad. (1745. ©. 739.)

XXVII. Corneille hatte ſchon im Jahr 1625. Schaufpiele herausgegeben, und hoͤrte 1672. auf, da noch die franzöfifche Sprache ihre Reinigkeit nicht empfangen hatte. Er opferte dem erfien Reime gar zu gerne ‚den zwenten auf, er fehrieb auch zu ges ſchwind, und befferte zwar zumwellen in den nachfolgen⸗ den Auflagen etwas, aber nicht.oft genug. Voltair's Kommentar über den Corneille iſt wichtig. Voltaire old ein alter erfahrner Meifter in Der Schaubühne, befitst die Geſetze des Wohlſtandes fehr wohl, die. Core neille oft vernachläßiget hat, ob er gleich der erſte

207 ‚bir, der fie auf die Bühne brachte. Voltaire fuͤhlt alſo fehe genau die Fehler wider die Einheit bed’ Schauſpiels, wider Die richtige Folge der Auftritte , wider die Beybehaltung der Theilnehmung an einer Berfon , ohne die kein Schaufpiel gefallen kann. Doch treibt Voltaire feine Skrupel gegen Korneille ein we⸗ nig zu weit, und er hat Dadurch die Nation ziem⸗ lich aufgebracht. (1764. ©. 1068.) | XXVIII. Wir finden Boltair’d Urteil über dem Shatespear völlig unbillig. Der Mann fchrieb uns fer der Königinn Elifaberh. Was hatten damals die Franzofen für Schaufiele? Er farb jung, und War Yon gemeinen Leiten entfprungen. Es iſt faſt ein Wunder, daß er dennoch die roͤmiſche Beichichte fo wohl befaß, und die vornehniſten Perſonen nach ihrem Karakter, ſelbſt nach Voltairens Geftdändnif ; reden lied (1764. &. 1070.) Freylich iſt haften pear ein Gemiſche von Gold und Koth, aber das Gold: bleibt‘ eben fo rein, wenn ed fchon nicht allein in feinen Gedichten berrfcht, Man muß geftchen, daß die mechanifihe Folge der Scenen aillzuſchre auseinander hängt; aber Die einzelnen Ecenen, und manchmal faſt ganze Stinfe find unverbefferlich , wie Meafure for meafure, etwas ganz Weniges ausge⸗ nommen. (1764. ©. 92.) XXIX. Riopftod hat in foweit bie Morgen länder nachgeahmt, daß er aus der heil, Schrift viele - Bilder und Ausdrucke nachgebildet hat. Die Kritik

. % Li . fi . nt > ... ® 208. * ae . -

die ein andrer über dieſen Dichter gefaltet Hat, iſt zum Theil allemal die.unfrige geweſen. Herr Klop⸗ ſtock läßt feine Perfonen zuviel reden, und zu wenig thun. Freylich kann man antworten, Jeſus babe in der von K. beſungenen Zeit mehrentheils durch innere groſſe unertraͤgliche Empfindungen gelitten, die ſich durch keine Handlungen ausdruͤcken laſſen. Aber dennoch ſind der Reden zu viel, und die meiſten zu lang. Hingegen finden wir feine Abbildung -der döfen Geiſter nicht tadelhaft, fie ift völlig im Koſtuͤme, fie wird auch durch viele Stellen in der heil. Schrift

mterflüßt. (1767. ©. 303.) : XXX. Somer foll alles zur Sittlichkeit zuruůd. gebracht haben: er, der wie der Verfaſſer des Rei⸗ nike Voſſes alle Erhabenheit dahin ſetzte, gluͤcklich zu ſeyn, und ſeinen Zweck entweder durch Muth oder auch durch Lift zu erreichen, Die Schlachten So⸗ mers waren permuthlich nach dem Koſtuͤme gefchils dert, aber für die Nachwelt. unfteeitig mit zu vielen Zweykaͤmpfen und mit den Niederlagen unbekannter Reieger verwirrt , an. deren Schickſal man Leinen An theil nimmt. Aber. Homer fehwächte niemals das Exhabene durch Wis, wie fein franzöfifcher: Webers feßer (M. de Rochefort) häufig that. (1772. ©:483.) _ XXXI. Raynals philoſophiſche Geſchichte des Handels, iſt mit vieler Freymuͤthigkeit geſchrieben; fein Styl iſt witzig, oft epigrammatifch, „und bat wie allg feine Arbeiten, viele antithefen. Er geht oft

7*

ums R69 oft zu fehr dem allgemeinen Gefchwäße hach , wie er der Länder urtheilt. Er iſt ein Enthuſiaſt für alle Arten von Freyheit, das man in einem defpotifchen Lande leicht werden. tann. (1774. Zug. 233:) Raynal behauptet die Franzofen haben bey ihrem heitern Himmel geoffe Vorzüge ın den Künften ; ihre Sprache herrſche in. der Proſa; fie fen die Sprache der Vernunft und. der Wahrheit, Wie oft muß

man diefe Ruhmſucht über eine tönlofe, keiner Aufs nahme fähige, taufend: Begriffe nicht ausdrücende

Sprache hören, Die nicht einmal Wörter für, Stehen und Reiten bat! Raynal ift auch fehr heftig, und er fchont die römifche Kirche nicht, Sie hafı, fagt er, die Grundfätte der Gerechtigkeit wirklich auss geloͤſcht, welche die, Natur in aller Menfchen Herzen gelegt hat *). Aber aberhaupt Elagt er die Religion an, die das Verhältniß des. Dienfchen gegen einan⸗ der nicht regiere, fis ſey allein veränderlich, und die Sittenlehre beſtaͤndig. Wie unhiftorifch 1 Wie ſehr ſt die durch dad Chriſtenthum erleuchtete Sittenlehre von der Sittenlehre der griechifchen Helden undefelbft ber tugendimften Römer verſchieden! Raynal am Schluß feines Werkes (das ihm eine Wohnung vor dem Thore S. Antoine zuwege bringen wuͤr "de, wenn man ihn in Frankreich beträte) drohet ber defpotifchen, Gewalt f6 fette ve au ſtehen being

>) Götting. Any. Zugabe, 1772. & 250. - oe V. Hallers Tageb. Th. IE DO

4

1 37 Be u bennoch den Untergang, "weil bie Voͤlker fich mehe und mehr auflläven (und mehr und mehr der. &cs alt der Kriegsmacht unterworfen find.) XXXI. Ich würde dem Tacitus nicht zur Lak iegen, daß er die Menfchen zu böfe gemacht habe, Tacitus lebte in dei perborbenften Zeiten, und hatte die abſcheulichſten Fuͤrſten gekannt, die jemals ge⸗ herrſcht haben. Wenn man die Alten mit den Neuern vergleichen will‘, fo muͤſſen die groͤſten Kants pfer in jeder Wiſſenſchaft fich gegen einander meffen; überhaupt würden die Neuern gewinnen, nur müßte Guicciardin nicht wider ben Tacitus fechten. 77. ©. 103. ‚Zug. ) |

- Er flarb fo ſprach Haller bey dem Tode eines - berühmten Gelehrten ohne die Biffe des Neides erfahren zu haben. Ein Gluͤck, das feltener ift als - Bänder und Sterne, und dad man nur durch Be ſcheidenheit fich erwerben kann. ( 1770. Zug. 200.)

EEE -

pP.

GE IX. Vermiſche Anmerkungen.

1 Hr: Reiht werden die Tugenden der Roͤmer her⸗ abgeftetzt. Sie beſtunden faſt einzig in einer fanatiſchen Viebe zum Baterlande, und alle ſanftere Empfindun⸗

gen waren aus · dieſen eiſernen ‚Dre vcbanat. (1769. S. 2180.) ©

AL Wii haben wahrgenommen, daß die Roͤmer nebſt den bekannten Aufimunterungen für die. Siegen, hauptfächlich beffer mit Belagerungen umzugehen Ya wußt, als andre Voͤlker, und Hingegen auch die. ex⸗ oberten Städte beſſer vertheidiget ;:fp.;baß ihre vers Iohene Schlachten faft keine Folgen. gehabt,. ihre Siege aber allemal fuͤr ihre Feinde einen wirklichen Verluſt eines Theils ihren, Bänder nach fich gezogen haben. (1771. S. 55) Conſtantin und hernach alle gahſet, brauchten. ib ſehr die Barbaren in ihren Kriegsdienften liefen die Alte ſchwere Ruͤſtung des Fußvolks eingehen, fetten ihr Vertrauen in die Reuterey und. in den Bogeny und verlieffen alſo die Grundfäße: der. Kriegskunſt, die den Römern wider die tapferſten Barbaren tin Aebergewicht gegeben: hatten. (17)1. ©. 56.) IIL Sparta war kin wahres Neſt von Woͤlfen deren Tugend im Rauben beſtand. (1772. ©. 772, IV. Schwer iſt es, feine eigene Angelegenheiten zu vergeſſen und ein aufrichtigee Geſchichtſchreiber vbn ſich ſelbſt zu ſeyn. Schon im Alterthum vermochte

es Xenophon nicht, aber Thucybides u feines |

unfterblichen Ruhme leiſtete es voiltemmen: Lil ©: 181.) ' V. Die Folgen der Kremͤge fix die GZeiſllichkeit | waren aufferorbentlich. Die Edelleute derfnuften ut die Wette ihre Güter, und mehrentheils ven Stifterk; on die Unkoſtun dieſer geprieſenen. Reifen. zu belle

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8138 |

Dieſe fchädfichen Srüchte des Aberglaubens arm die erſte Quelle der Wappen. Frankreich ſelbſt Hat die Lilie zuerſt unter. Ludwig:dem Jungen geführt (1755. ©. 935.3), Das Beſte was bie unſin⸗ nigen Kreuzzuͤge thaten , war die Befreyung der vielen Leibeigenen.

VL Dan weiß, bag unter den vielen Revolu⸗ tionen der Staaten, die Fakultaͤten vieles gelitten; die mediziniſche ausgenommen, welche man niemals bat entbehren können. (1745. ©. 4.)

VII Bald würden wir und überreden , es fey unmöglich unter der franzöfifchen Nation einen Ge fehichtfchreiber zu finden , der fich erinnern könnte, Daß ex der Diener der: Wahrheit und nicht der Na⸗ tion feye. ( 1768: S. 1279.)

VIII. Freydenkerey loͤßt ale Bande der menfch lichen Gefellfchaft auf, weil fie Eyde und Verbin⸗ dungen entkraͤftet. (1765. ©. 341.)

IX. Allerdings zehrt die Seele den Leib. aus Swift war mager fo lang ihn die, Ehrſucht und mans cherley Bram plagte. : Als er aber den Verſtand ven» Sohren hatte, wad wie cin Kind werd, fo wurde er fett, (1749. ©. 996) : ..

X. D’Ulembert wagt einen Heftigen Andfall auf Die Arzneywiſſtnſchaft, und es macht feinem philoſo⸗

- ph ben Gehe keine Ehre, - Ex ſollte fich erinnern, wie viele Taufende in hitzigen Krankheiten durch Dieff Wiſſenſchaft ‚gerettet worden finds und mis in Deu

.

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213

‚langfamen Uebeln die Natur ſich gar nicht ſelber hilft. Wenn er nur die Lebensjahre der neuern Kds nige mit Den Lebensjahren der Könige in den ritter⸗ lichen Zeiten der Unwiſſenheit vergliche, fo würde ee ſehen, wie viel mehrere Fuͤrſten Heut zu Tage laus ſchweren Krankheiten genefen ;- und wie viel Iänger fie eben. Hätte Heinrich V. einen Arzt gehabt, wie jetzt Hunderte find, fo wäre. Frankreich vermuthlich "noch in den Händen | ber Blantageneten. (1774 ©. 102.)

XL Mer gefteht es nicht, daß manches Buch einen glaͤnzenden Titel hat, deſſen Innhalt ohne allen "Glanz ift? Es ſtnd übertünchte Todtengräber , die in ich nichts als Geſtank und Berippe begen. 146. ©. 475.)

e Die Sawen betrehend. I

1 UM. Hat über den Gebrauch des Wort Hel Setjer eine Kritif gemacht. Es iſt aber gewiß, daf Schweizer. ein in. den Akten nicht angenommener und einem einzigen Kanton eigenthuͤmlicher Rame if. Die „Kanzleyen ſagen Eidaenoſſen wo ‚aber von der Geo⸗ graphie die Rede iſt, duͤnkt ung Helvelien beſſer, da send Wort eigentlich nicht ein Land. ſondern eine Bundsvervandfchaft anfdrüdt. (1766, ©. 215.)

IL Die Beſitzer ber. Wieſenlaͤnder find faft überall wopthabend ; doch ohn⸗ groſſen ueberfuß Es giebt im Kanton Bern 10,090, Thlr. beſitzende Bauren und viele mit 1500 Thlr. welches unſtreitig einen Staat mächtiger macht, ald die unendlichen Güter ans derer Bauren in eben biefem Kanten, wo für 30, 000

" —— AT Een SEE —— Der Herr v. Haller hat eine auſſerordentliche Anzahl aͤlte⸗ r und neuerer Werke, und einzelne Schriften, die Schweiz betreffend, in den Goͤtting. Anzeigen, rezenſirt und berichtiget. Die Reſultate ſeiner litterariſchen Beob⸗ achtungen hat ſein wuͤrdiger, leider! zu fruͤh verſtorbener Sohn, der Verfaſſer der Bibliothek ber Schweizer⸗ Geſchichte ins. Bänden ; theils benust, theilg mit feinen eigenen fritifchen Anmerkungen weiter ausgefuͤhrt. Es ſcheint alſo uͤberfluͤßig, ſich auf Auszuͤge einzulaſſen, die anderswo vervollſtuͤn diget ſind, und bier nur zer⸗ ſtuͤckt hätten erfcheinen muͤſſen. Jene Blicke auf die natuͤrlichen Merkwürdigkeiten feines Vaterlandes, verei« nigte er fetbf unter einen Gefichtöpunft, in der Vor⸗ rede zu ger hifaria Eirp. helv. ind. Die paar einzelne Kotizen migen indefien hoch bier Heben.

212

Thlr. Land ein einziger Baurenhof und nur eine Fa⸗ milie iſt. (1763. S. 23z7)7)

„II. Die kuͤnſtlich gewaͤſſerten Wieſen And. in Hel⸗ vetien das ſchaͤtzbarſte Grundſtuͤck; ſie uͤbertreffen den Ackerbau am Werthe ſehr viel, und geben den Wein⸗ bergen nichts nach. (1763. S. 178.

IV. Die Republik Bern iſt eigentlich reich und in ‚Helvetien die reichfte , weil fie bisher noch eingefchränfte Ausgaben gehabt hat. Das Volk ift weich ı. theile wirds lich, wegen den Manufakturen der Leinwand, der

gemahlten baumwollenen Tücher, der Ausſuhre der

Kaͤſe, (die in ſehr hohen Preiſe ſtehen) und des Vie⸗ | hes. Die Stadt iſt ziemlich reich, weil alle Fahre die Aemter in die pateizifchen Familien bey zweymal hun⸗

dert tauſend Thaler werfen. Aller dieſer Reichthum |

iſt aber mittelmaͤſſig und eher ein Wohlſtand. (1772. ©. 275.) V. Hllvetien hat stone einige gute befondere Lands farten , von Zürich, Neufchatel, dem Genfifchen r dem Baslifchen (jetzt das Pays de Vaud von Malie) ' aber von den meiften Kantonen und folglich pon ganz Helvetien keine ertraͤgliche Landkarte. Selbſt des De L’Isle ſchoͤne Karte iſt eine Kopie der nach andern kopierten Scheuchzeriſchen, Die bey einigen eigenen guten Gegenden überhaupt doch ansich if ( 177% ©. 520.) |

VI. In Helvetien hat gern allein , und in feinem Sande das Gouneen ent Aelen, den Toro Salt

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216 j mn

quellen zu befigen , bie an drey Bergen zwar befonders entſpringen, doch fo, daß fie alle zu einem ziemlich

beſtim̃ten Bezirke gehören, wo man in allen Waffern, Kochfalz antrift. 1765. ©. 554 |

VII. Die Landftrafen find nun in Helvetien unge⸗ mein fehön, und von der beften Art. *) Sie bes fördern auch die Handlung auf alle Wege. Wir befien auch dazu den häufgften und beften Grand. Noch beffer if der Marmor, den wir zu den Landſtraßen gebracht haben , der aber nicht an allen Orten weder gebrochen noch verarbeitet wird. Wir haben uns der Ueberbleibſel vom Springen bedient, Das wegen einer Marmorfabrik gefchiehet. Ein guter Rath ifld , den Grand nach und nach aufzutragen, daß die eine Lage feſte liegen mag, ehe die Zweyte nachfolgt. In den Moräften grimdet man den Weg auf eichene Wellen, die mit groffen Steinen befchwert werden. Wie haben eine Straffe zu verbeffern gehabt, Die non dieſer Art war, und durch einen unendlichen Triebfand gieng Sie ſinkt ſeit 20 Jahren noch immer, und wir haben ſie mit neuen Materialien aus dem Sumpfe heben muͤſſen. Anſtatt der Schranken ſind aledinss die Graͤ⸗

2) Sie find v von der Republit Sern um 1730. bfirch den - größten Theil des Kantons mit ungemeinen Koften fort» geſetzt, auch von Solothurn, Bafel, Freyburg und dag Bisthum Baſel nachgeahmt worden. Wobey man un. A mehr Schwierigkeiten gehabt hat , nd in Benin

217 ben vorzuziehen. Man muß keine Straſſe ſteiler wer⸗ den laſſen, als einen Zoll im Schuh. (1762. S. 933.)

VIII. Mehrere Gelehrte ſtimmen faſt in die nicht unwahrſcheinliche Sage ein, die Gegenden die ben ho⸗ ben Gebirgen am nächften find , werden kaͤlter; die um Luzern ehemals zahlreichen Weinberge bat man nach und nach wegen der unfichern Witterung verlaffen müffen. Daß der Schnee und das Eiß überhaupt auf den Alpen zunimmt, ift unmwiderfbrechlich. Da Kleine in den Aften nahmhaft gemachte Dörfer und gang bare Straßen, vom Emwigen Schnee fo bedeckt find dad man Feine Spur und fat feine Stelle findet, wo fie haben Platz finden koͤnnen. (1767. ©. 754.)

IX. Der Karakter der Schweizer fcheint Die Lebs haftigkeit des Suͤdlaͤnders mit dem Ernſte des Nord⸗ laͤnders zu vereinigen. (1764. S. 941.)

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w gragmente Religioſer Empfindungen,

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5 Das ift dann noch immer die göttliche, auf Gott fish, beziehende, und durch feine Wahrheit erweckte Zraurigfeit,, melche wirket eine Reue zur Seeligteit, . die niemand gereuet.”

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1736.

De ‚Gott der Gnade gebe’ ſeinen Scan; zu allen einen Ünternepmungen. ' "

Durch den Tod meiner geliebten Frau ma tianne, gebohrne Woß wurde ich in eine” gtoffe Traurigkeit verſetzt; und es wachte in ſonderheit mein Gewiſſen Auf; als ich bebachte, wie mag im Todestampfe fo“ fehnlich ſeufzet, über die Suͤn⸗ den, die man ohne Bedenken täglich thut: Ich er⸗ ſchrecke über die fürchterlichens Folgen eines unhei⸗ ligen Lebend . und trachte mich zu beſſern. Bis bieher hat überhaupt immer etwas in mir nach der Beſſerung gefehnetz - aber ohne rechte Liebe zu Gott, ohne Ruͤhrung, ohne Haß der Sünde, ja sine ge⸗ nugſame Reue und Traurigkeit.

Ich haͤtte es auch gerne weiter bringen mögen, aber ich kaun weder recht beten, noch an Chriſti Ver · dienſt Antheil nehmen; ſondern ich bleibe im einer duͤrren und aͤngſtlichen ei meiner Beſtaͤn⸗ DORbb —3

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173%

6; Jan. Elender Zuſtand wenn man ſich ſelbſt nicht

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beiehen darf, und vor dem Spiegel fich ſcheuet! O wie viel beffer waren meine traurigen Tage,

als diefer weltliche Verdruß; dieſe Onalen ı die

man ſich ſelbſt und andern macht.

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13. an. Ich tar krank. Gott hat in dieſer gi

:

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mich etwas von der Suͤßigkeit det Gläubigen

ſchmecken laſſen. O, daß ich. dieſe Erinnerung

nie wieder verliere!

24. Far. Gott, Herr des Troſtes! ſey ben, mie.

Dunkel iſts in. meiner Seele. - Licht der Gna⸗ bei wirf ihr einen, Strahl deiner Erleuchtung ‚m Ach thue im Zeittichen was du WIN; nur ſchone der Seele! |

Jan. Ad) Gott , wie bin ich wieder von die ges

Br wichen! Reiche mir-deine Arme; ich will, wit

"mich duͤnkt, auch helfen. Water, gib mehrere -- Standhaftigkeit dich zu lieben! Mehrern Eifer ,

"mehrere Sanftmuth! Nimmt weg Welt und

* ‚Eigenlieber Heir erbarme dich meine! "> 30. Sehr. Der Zuſtand meiner wankenden Gelund⸗

beit, erinnert mich an Gott zu denken, Ich danke dir 6 Gott! für diefe Gnade, da ich fonft deiner

bald vergeffen würde. Leben und Tod iſt noch

vor mir. Iſts moͤglich daß ich den Tod waͤhlen

ä , ſolte tt „Sande © du s ‚Bor em neues

9 Herz

X

Herz in mir, laß dein Erbarmen nicht müde werden; laß es ſtaͤrker ſeyn als mein Verderben.

26, Sebr. Weit fchlechter als jemals. Ich darf

nicht mehr fagen Herr, bekehre mich. Dein Herz ih zu fchlimm und zu falſch. Aber was foll ich denn fagen ? Har erbarmne, Dich meiner, um deiner grundloſen Güte willen. | |

28. Sebr. Her gieb Gnade mich zu reinigen. Her

erhalte; Heer erbarme; Herr fey mie gnädig‘

Gieb mir deine Liebe, die Begierde nach bir! die wahre Gewiſſensruhe!

11. Maͤrz. Ich nehme mir dor, anders zu “lebens | mir nicht alles zugulaffen; auf meine Gedankeny Reden und Handlungen acht zu geben; und. von dem Wege zu weichen, der zum Verderben fuͤhret. Herr, du Geber aller guten Gaben, gieb mir dazu deine wirkende Gnade, daß ich Dich kenne,

dich liebe, und mich der Kuͤrze der beſtaͤndig erinnere. Du willſt nicht den d des Suͤnders, ſondern daß er ſich bekehre. |

25. März. Unfruchtbare Entfchlieffungen, die ich

nicht vor Augen gehabt, und an die ich fo sw N fagen niemals gedacht , darf.ich noch andre mas | chen? Ich will mit Gotied Gnade mein Reben anders einrichten.. Wider Zorn, Lügen, Berldumdung, Hochmuth , Müffiggang , Ueppig⸗ £eit und Weltliebe mich zur Wehre ſtellen. Gott Morgends und Abends ur daß er mir bey⸗ V. ballers Lageb. Th. II.

228. en |

ſtehe, in dem Kampfe, wo ich ohne ihn nichts vermag; die Gelegenheiten meiden, und mich bemuͤhen, alle. Morgen meine Entfchlieffangen u erneuren; alle Abende meine Aufführung zu unterfüchen , und zu trachten, daß ich entgehe dem Zorne Gottes, der bereitet ift den Unbuß⸗ fertigen. 31, märz. Abermal ein Monath vorbey. So ge⸗ hern unſre Tage und unſre Fahre dahin, biß das “Maas voll if, und wir fort muͤſſen. In was . für. eine Ewigkeit? Her hilf, fonft bin ich verlobren! 10. Aprill. Gott hat mir ein ſehr erweckendes und erbauliches Buch zugeſchickt. Aber kennt mein Herz auch die Stimme Gottes? Zeiland der Welt! der du dein Blut vergoſſen haſt fuͤr und alle, gieb mir Gnade, dich zu kennen, dich .. zu Heben, mein Elend zu fühlen, und den Weg zu geben, der in der Zeit mir allein Ruhe und . „in der Ewigkeit allein Troft geben Tann. Amen! 14, Aprill. Mein Herz hängt.an der Welt, fo we⸗ nig es auch Urſache in der Welt findet, daran zu bangen. O Gott! «8 kennet Dich nicht; c# denkt an dich mit Undank, ja wohl mit heit lichem Haffe wie eln Verurtheilter an feinen Rich, ter. O wie ruhig würde ich .feyn , wenn mein Herz beffer, wäre, wenn ich. an Gott einen Freund, einen Vater haͤite Aber wer das „oil der muß

—— aa7 ſich verlaͤugnen und fein Kreuz tragen. Aber das will mein gottloſes Herze nicht! Was ſoll ich thun daß er wolle. Gib mir o Gott die Gnade daß ich mit anhaltendem ernſtlichem Gebete an dir halten, mich mit dir vereinigen; Seegen und

‚Gnade erlangen möge, Amen!

29, April, - Mich duͤnkt es rege fich in mir enas Hoffnung. O daß fie von Gott waͤre / und zu

Gott fuͤhrte!

13. May, Noch iſt mein ganieh eben iin ge⸗ ſinnt. Und ich weiß nicht ob ich das Herz faſſen

darf, in dieſem Augenblick vor Gott zu treten. Sein allſehendes Auge ſiehet alle die Unlauter⸗ feit meined Herzens , und Heucheley ift vor ihm ſowohl Greuel ald Thorheit. Wie ſtark find doch die Zeffeln der Suͤnde! So verfichert. ich bin, bag der Ausgang unausſprechliches Verderben ift, fo wenig finde ich Willen oder Kraft dieſe Knechtſchaft zu verlaſſen.

26. May. Iſts, daß ich mein len weniger em⸗

mit Gott beweinten J

pfinde, oder bin ich ſonſt von der Welt minder verleitet? Ich verſpuͤre mich merklich ruhiger. Gott ſey Dank, trauriger im Aeuſſern und ge⸗ ruͤhrter; aber mit mehrerer Gott gebe gegruͤnde⸗

ter Hoffnung! Ach, daß ich Thraͤnen vergieſſen

koͤnnte, die von Herzen giengen; die nicht Den Verluſt der Weltfreude, ſondern dig weindſchaſt

5.

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228

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20, Jun. Wie Kalt ift meine Liebe gegen "Bott!

Ich fürchte ihn als einen Richter ; und liebe ihn nicht als einen Fuͤrſprecher. Wie manchen Zug

des guten Beiftes Habe ich unnüg angewandt ; und

Das Pfund das er mir anvertraut Hat, verfchleudert. Herr , werde nicht müde mit Deiner Gnade !

| 23. Jun. Was hat meine liche Yrarianne. gedacht,

wie ihre fonft fo unfchuldige fo Tichreiche Seele

Den groffen Richter erblickt Hat! Wo werde ich Hinfiehen, wenn Gott einft Rechenfchaft von

mir fordern wird, ie taufendfach gröffere

Streiche habe ich verdient, der icy meines Herrn Willen beffer weiß, und weniger thue.

4 Jul: Liebreicher Vater! iſts cin Betrug , oder

bin ich endlich etwas gerührt ? D Hilf mir Au men, daß ich nicht durch falfche Beredung mich beffer-glaube, nicht die Buße verfäume die ich,

wie du weißt, niemals genugfam getban. Ziehe

A

mich zu Dir! Laß das Blut deines Sohnes, ob

ich ihm wohl noch nicht vecht kenne, für mich

ſprechen. Nette mich Herr, fo bin ich gerettet!

a2. Jul. Die Bewegungen ber Gnade habe ich gar

ſehr verwahrloſet, daß ich faft nicht mehr hoffen

darf, einen: Zug derfelben wieder zu fühlen. Es

ift wahr: Chriſtus ift für alle geflorben; aber

fein Blut if an den Ungläubigen und Abtrins

nigen gu ihrem noch gröffeen Ungluͤcke verlobren.

D Heiland der Welt! Ichre mich dich kennen,

ii 229

dich lichen, bein Werdienft mir: zueignen. Laß mich allen Hochmuth umd -eitie Luſt verlaͤugnen! Amen.

7. Aus. Ich komme von einem ſehr lehrreichen Ans blicke, einem Sterbenden. Er erwartet alle Augen⸗ blicke , die nahe, die furchtbare Ewigkeit, O

. - wie unrein find wir in den Augen: Gotted; und welche ſchreckhafte Gedanken muß eine Seele bes

- faffen, wenn fie vor dem allweifen, volllommen gerechten Richter erfcheinen fol! O daß dieſer Augendlid und immer in Gedanken wäre! O Daß ich doch nicht immer wider mein befferes . Licht ind Verderben rennete! 0

18. Aug. Neben mir ſtirbt wieder ein Freund weg,

der jeined Alters und feiner Gefundheit wegen mich hätte begraben follen. Ihn nimmt Gott Hin’ weg mich läßt er noch wie einen halbverdorrten Stock in Erwartung der Buße hier. Aber auch

° mich wird der Tod.überfallen ‚vielleicht wenn meine Lampe gelofchen und fein Del drinn feun wird.

ı2. Sept. Stärke mich Herr! Bewahre mich vor unnüßen üppigen Gefchwäße, vor Lügen, After, reden, Zorn, Ungeduld, Neid. Erwecke mein Gewiffen; Schärfe mir das Gefühl meiner Süns

den; unterwirf mich deinem züchtigenden Geiſte.

3. Okt. Vater reiche mir deine Hand, führe mich

ab vom Weg bed Verberbend worauf ich wandle Nimm mich mir HR; nimm meinen Willen 93

30

mein Herd su dir! O ich wollte es Die gerne ge⸗ den. Bid mir die Kraft, daß ich binfort I. den Anfang und das Ende des Tages mit der Unterſuchung meines Selbſt und mit Uebergebung meined Herzens mache ; dann auch wohl etwas leſe, was die Furcht Gottes bey mir rege machen könne. II. Mit dem Gebet anfange und ſchlieſſe; III. Alle unndthige unnuͤtze Geſellſchaften meide. IV. Alle meine Stunden entweder mit Studien oder mit dem Worte Gotted, oder mit einfamen Betrachtungen audfülle; daß der Muͤſſigang Kein Weg zur Sünde werde. - V. Gegen alle meine groben und feinern Sünden beſtaͤndig Kämpfe, auch mich.darum enthalte des Geſchwaͤtzes, der Raillerie; unndthiger Proiekte, und daraus fol⸗ gender hypothetiſcher Sünden. ‚Hingegen mic) befleiße der Reinigkeit in Worten und Handiumgen, und zu widerſtehen den Bequiemlichkeiten und Rei⸗ zungen des Fleiſches. Herr! inſonderheit lehre mich dich kennen, und den der neben dir ſitzt Jeſum den Gekreuzigten! 31. Okt. Laß mich den Frieden ſuchen, der vor dir gilt. Vater oͤfne mir die Angen, daß ich dich ſthen und. kennen lerne, Dich md den du ges ſandt Haft, Jeſum Cheiftum! 34: Nov. Geſegnet fen der da koͤmmt im Namen bdes Herrn! Remlich der Heilige Geiſt, deſſen Ruͤhrung ich zu empfinden mente. Ach’ Kerr ich glaube, hilf meinem Unglauben!

FIRE, B I _

Die Beat ı des. Wortes Gottes ift in min maͤch⸗ tig geweſen. Es duͤnkt mich nun moͤglich und faſt leicht zu überwinden. Aber ich kenne mich, und mein tüfifch Here wohl. Wenn di o Gott mich nicht bewahreſt, wie bald werde ich abtrüns nig werden. Sey aber du bey mit o Gott und | hilf mir. Schwachen. . | 3. Dec. Geflern war ed ein ganzed Jahr, daß ich mein Sündenregifter anbub. Damals war ich ſchlimm, unbeftändig fuchte in meiner Traurigs keit Troft in den Eitelkeiten der Welt; kannte Gott und Epriftum nicht. Bin ich aber nicht noch chen fo hochmuͤthig, geisig, jaͤhzoenig, gehaͤßig und im Herzen fo üppig als ich jemals geweſen. Water ich bin ein boͤſes verhaͤrtetes Kind, daß feinen ihm zurufenden Vater weg⸗ ſtoͤßt. Biß du aber Teen in meiner Untreue. Zerknirſche mein ſteinernes Herz, dag ich fühle was dein Zorn iſt. Herr erbarme dich meiner

1938

3. Jan. Weich ein Elendes neues Jahr im Geifflk chen! faft ſehe und fühle ich "nichts mehr von Bott. Zerſtreut in weltlichen Sachen, ohne Eifer

. und Aufmerkfahkeit; Hängend an Ehre, Wolluſt

md an allem Boͤſen, zufrieden mit den troͤſt⸗

lichen Zuredungen meiner Eigenliebe.. O Herr BE VEtukre

—— —2—

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erbarme dich meiner; denn ich. bin eitel and falſch, eitel Heucheley. Gib, daß ich mich vers läugnen und die nachfolgen Eönne 23. Sehr. So lange hab ich mich vor Bott verbor⸗ gen ! Aber darum flieht er mich Doch, und feine Strafe wird durch meine Sicherheit nicht abges wandt, Ich babe feitdem allen Gefchmad an göttlichen Dingen verlohren. Ich bin der alte unbekehrte elende Menſch. D Herr erbarme dich mein! Gieb daß ich anfange che ich zu Ende bin! Oefne mir die Augen, daß ich den Tod vor mir ſehe! Gib mir- Gnade in der Maaſſe wie du o Gott es gut ſindeſt, und biß mein Erloͤſer. Amen. u. märs. Wie die Zeiten dieſes Buͤchleins, ſo ſind meine Triebe zum Guten, wenig und ſeltſam. Ach ich verliere nach und nach dad Gefühl mei⸗ nes Elendes, und verfalle in eine Schlummer⸗ ſucht, in eine Unempfindlichkeit, die ich mit mei, ner Untreue wohl verbienet babe. O Vater bes kehre mich! 24. Maͤrz. Es iſt alles das gleiches. ohne Gefühl, . ohne Eifer und ohne Andacht. Die Dornen der Welt erſticken meine übrige Empfindungen von . Gott gänzlich. O ‚Gott, reife mich aus dieſen - Klauen des Todes! Ich fchreye au bie matt und ohne Andacht. Aber ſiehe mich doch in mei⸗ mem Blute liegen, und erbarme dich.

233 zo. Maͤrz. Mein Elend iſt um fo viel groͤſſer, je weniger ich es fühle oder erkenne. Faͤllt ein Las fer , fo fleigt ein andered. Die Unempfindlich- keit aber dor Gott nimmt täglich zu.

6 Abprun Wie wenig Theil nehme ich an dem glor⸗ wuͤrdigen Tage, wo der Mittler aus dem Stande - der Niedeigleit in. feine natürliche Hoheit zurück geftiegen if. Wie unvein find meine Gedanken; wie kaum Tann ich mich einigermaffen an Gott erinnern. Ich bin lauter Untreue, Selbſtgefaͤl⸗ ligkeit und Weltliebe. D Herr! nimm deinen Geiſt nicht zuruͤck, und laß nicht ab an mir gu arbeiten. |

23. Apr. In der Ruhe die ich im Yenferlichen eine Zeitlang genoſſen habe, ſollte ich billig mehr mit Gott umgegangen und in meinem Chriſtenthum weiter gekommen ſeyn. Aber ich bemerke bey mir noch lauter Kaͤlte und Gleichguͤltigkeit, gegen dieſes volllommene Weſen. Nach und nad) verliere ich auch das Gefuͤhl meines Elendes. Es ſteigen mir gar groſſe Gedanken von meiner vermeinten Gerechtigkeit auf. Ich ſcheue und fuͤrchte den Sonntag, und finde die Zeit zu goͤtt⸗ lichen Beſchaͤftigungen leicht zu lange. O laß mich doch o Bott! nicht gar in die Welt verſin⸗ ken, und erbarme dich meiner > alt des aͤrmſten Sünder. u

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3. Jul. Vater der Gnaden, bu haft mir abermals ein

erweckendes und ruͤhrendes Buch beſchert. Aber gieb o Gott, daß es mir nicht zum Gerichte diene, daß ich nicht wie bisher, deine Kräftige Hilfs⸗ mittel verſchwende; wende von mir ab das ent⸗ ſetzliche Gericht der Verſtockung; Gieb mir zu erkennen die Gefahr wo ich bin, bie Wichtigkeit ber Ewigkeit und die Groͤſſe deiner Gerechtigkeit. Nimm weg alle Scheingruͤnde der falſchen Ge⸗ rechtigkeit, hinter welche ſich mein verderbtes Herz verſtecket. Fuͤhre dein Werk herrlich aus. is. Jul. Vor Gottes Angeſicht ſliehen wollen, it Thor⸗ heit und Raſerey. Er ſiehet dennoch die Schande meines Herzens. Lieber ihm betennen und um Gnade bitten. 39 Jul. Die Welt wird mie alle Tage angerchnter, und meine Luͤſte nehmen zu. Tod und Ewigs keit verliert ſich aus meinen Augen. ch habe . fein Gefühl: mehr von. göttlichen Sachen. O beßer Kreuz ald folcher Wöhliiand I-Ych bin auch nicht einmal cin rechter Heuchler ehe Herr erbarme Dich! 23. Zul. Laß mich o Gott, an Deiner Gnade haugen „amd Did) nicht aus den Augen verlieren, obwohl bdn wie von weitem biſt. Vater erbarme dich! 2. Aug. Wie wohl thuſt du: meiner Seele, daß du den Leib zuͤchtigeſt; mich ber Welt entzieheſt / and mein Herz von der Zerſtreuung befreheſt. Mein

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EEE 239

Herz ſehnt Sch. auf nene nach dir Aber

wie untreu, wie ſchwach! Doch werde nicht

daß ich erkenne, was. mein wahres Heil ſey. Laß mich nicht am Bord des Abgrundes einfchlas

müde, ob ich wohl unteren bin, treu zu ‚bleiben. Erbarme dich meiner! Defne mic die Augen,

fen, ſondern die Gräßlichkeit und Die Gefahr der Sünde mehr und mehr .einfehen. Amen.

20. Aug. Wie bin ich fo zerſtreut ſo verwirrt, fo

in die Welt vernarrt; theils in die Auffere, theild auch in die innere, die ich mir felber ma⸗ che. Ehrſucht, Eigenliebe, - Eigenwillen, Flucht vor Gott, und vor ſeinem allgerechten Angeſichte. Vater, hilf meiner armen verwirrten, zerſtreuten

irrdiſchen Seele.

ſich der Here geheiliget, und den ich ſo ſchlecht | heilige, der mir zum Laſt umd Pein wird, weil ich kein Wohlgefalen am Geſetze des KHerin

u gem. Deine Ungeduld und Eckel uber bem Worte .

17.. Aug. Wieder eine Woche, da ich im Guten

mehr ab als zugenommen. Wieder der Tag, den

babe weil ich feine Liebe nicht erkenne, und für fein Erloͤſungswerk ganz Kalt und unempfindlich bin; und ebendeswegen Karin ein’ duͤrrer Saum keine Früchte tragen.

Aug. Dieſer Tag war noch alender als die vor

Gottes , und die Begierden nach der Weit And

ganz ausnehmend geweſen. O Herr was wird

es werden! O erbarme dich meiner? weichr nicht

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von mir, mit demer nachtretenden Grade, wie

iche leider wohl verdiene. O Herr biß mir gnaͤ⸗

dig! Loͤſche den glimmenden Dacht nicht aus; übergieb mich nicht dem Gerichte ber Verſtockuns | und des Unglaubens.

. Sept. Alles in gleichem elenden Zuſtande! Deſto elender, da ich mein Elend je laͤnger je weniger fühle, und recht friedlich damit bin ; hingegen von Gott und der Ewigkeit den Begriff täglich fhwächer und ſchwaͤcher fühle. Herr erbarıne "dich meiner !

19. Sept. Here! gieb mir Luſt zu deinem Worte; mehr Empfindung der Ewigkeit; mehr Furcht

des Todes; mehr Much zur Bekehrung, mehr Gefühl meiner Sünden. Mache mir meinen verneffenen ‚Scherz recht bitter; beraube mich der falfchen Gößen , auf die ich mich verlaffe. Alles nach. deinem heiligen Willen. Amen. „x Nov. O Vater! laß den guten Samen, den du in mich. geleget nicht gänzlich erfliden: Laß mich ‘an den Tod und- an das Leben denken, welches ewig währe. - :

25. Dec. Diefen Tag babe ich das heilige Abend⸗

mahl genoſſen. Gott weiß, in welchem Zuſtande.

O Herr hilf und erbarme! Retter und Heiland,

eder du heute. auch für mich gebohren biſt, laß

dein Gnade uͤber mir nicht untergehen. Herr hilf md. erhalte‘, iind nimm deinen Geiſt nicht von mir!

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Zan Gott ſegne an mir das neue Trauerbild der neulich Verſchiedenen; wobey ich den Ernſt eines . fo Beiligen Gottes, und die alkemal nahe Ewig⸗ keit gelernet. Laß in geſunden Tagen mich zum Tode und zum Gerichte bereiten. Laß mich empfindlich ſeyn gegen bie Gaben des Ghadens bundes. Herrlicher Gott, erbarme dich meiner Seele! Amen. ‚Sehe Gott hat mich gefegnet, und mir Brod die Fuͤlle, und mehr Ehre gegeben, dann ich hoffen duͤrfen. Er iſt mir auch mit Kreuz und den Ermahnun⸗ gen guter Chriſten nachgegangen. Bin ich darum | beſſer? Bin ich weniger Stolz, oder eigenſin⸗ nig? Oder dem Gottesdienſte und Gott ſelber treuer? Gott! meine Jahre ſtehen vor dir, und klagen mich any daß ich bey fo vieler und zärtlis cher Erkaͤnntniß, nicht mehr Treue beſitze. Herr gieb mir Ueberzeugung, Geſchmack an der Schrift. Loͤſche den glimmenden Dacht nicht aus, foddem blaſe ihn auf, und mache ihn Iebendig! ; 3. März. Here. erbarme dich. meiner! Bftie «meine Augen, erwärme in mir den Glauben, Die An⸗ ‚dacht , die bloffe Vernunft, die mich alle zu dir rufen. Laß mich nicht in das. Gericht der Verſtockung fallen; laß deine. Gnade nitht an mir müde werden , noch mich mir felber uͤberlaſſen.

238

9. März. Herr Bott! der du eben jetzt viele Hundert Menfchen fo hart und empfindlich züchtigeft , und ihnen die Mittel des Lebend in eineni Augenblide

entzieheſt, laß mich erkennen daß alles was ich ‚babe, dein if; und daß alle Augenblicke Ver⸗ nunft, Leben und zeitliche Guͤter in deiner Hand find! Laß mich dir danten für alle diefe Gaben, und laß deine Gnade über mir walten!

728. Aug. Nachdem ich lange herumgeirret, wie ein

Schaf ohne Hirten, wende ich mich endlich wies der o Here zu Die! zwar elend und ſchwach. Doc | Valer, nimm auch mein Stammeln an! Erbarme dich! 22 Okt. Laß o Herr die Gnade verziehen, und mic), wenn mein Geiſt im Dunkeln wanbet, dein Licht ſehen 1 |

1740

as Ser. Je mehr ich vor deinem Migefichte Riche o Bott! je elender, ie fchläfriger und imerhpfind-

n .:- Alster werde ich. Water, rühre mich aus dieſem .Kbaͤdlichen Schlafe Der Sicherheit , in welchem ach verſinke. Water, siehe mich nach. Die, zer⸗ Enirſche mein boshafted Herz, daß Thränen der u. Wuſſe und nicht der Ungeduld daran ſlieſſen!

nm . . D

*

279 8Jul. O Kater! laß mich Doch erkennen die Liebe des Sohnes. Laß, mir von feiner groſſen Barmher⸗ | zigkeit und Guͤte einen erleuchteten Begriff in der Seele aufgehen! Vater! du biſt gerecht, du haft mieine Untreue beftraft! Auch dieſer Verluſt muͤſſe mir als eine Leitung dienen. Zeige mir, daß bey dir allein wahre Ruhe und Friede iſt, dergleichen

uns die Welt nicht geben kann.

Jul. Mein Gott, du weiſt was mir gut iſt. Lindere meinen Zuftand, wenn und wie du willſt. Rur

ſchone meiner Seele! Reute aus derfelben die

. Ihörichten Hoffnungen der Welt. Dagegen pflanze

das Bild des gefegneten Mittlerd, daf cd in mie ein Gefühl unausſprechlicher Gnade werde!

RT. Jul. Liebreicher Heiland, du laͤßt mich Troft fühlen, und mein gekraͤnktes Herz ift aufgeheitert. O wer ſollte nicht nach bir verlangen, bey dem Friede die Fülle und Sicherheit auch im Tode iſt. Laß mir die Ewigkeit nicht aus dem Sinne fommen; erfuͤlle mich mit einem heiligen Schrecken, ſo oft ich an diefed unendlich ernfthafte Ende des Zeit lichen gedenke. Erhalte mich in dem Entſchluſſe

mich dir zu weyhen, in Heiligkeit und Sande tigkeit.

48 Jul. An diefem Morgen, o Nater! da ich durch die Welt noch nicht irre gemacht worden bin, Bitte ich Dich , daß dis wolleſt zu meinen armen und ſchwachen Entſchlieſſungen Kraft geben von dei—

249 . ——

ner Kraft; daß du wolleſt die Wichtigkeit ewiger Dinge mir recht befiunnt machen, dad Sinnliche und Eitele aber je .änger i: mehr aus meinem Herzen ausreuten; Luft und Gefallen mie geben am Guten, am Geiſtlichen. Alle thoͤrichte Lefes renen mir verhaßt machen, und mir von ber Ber fiherung deines Heils fo viel geben, ald du o Va⸗ ter, nöthig ſindeſt! Erbarme dich um deines ges kiebten Sohnes willen!

. Aug, Durch allerhand Wege, bequeme und harte; führt mich Gott, ach nur zu ihm! O dag ich mich doch ihm gänzlich übergeben Eönnte ! Es muß ein Bann auf mir liegen, das mich davan hindert. Lehre mich ihn kennen und ablegen. O Vater! oͤfne mir Die Augen, Daß ich nicht mein zeitli ches, fondern was viel nöthiger iff, mein ewiges Elend recht einfehe. Gieb mir Kuͤhnheit und Zutrauen, daß ich Gnade um Gnade bey deinem lieben Sohne nehmen möge! |

3. Aug. Heute habe ich eine ſtarke Ruͤhrung gehabt, dafür ſey Gott gedankt. Am Leibe Bin ich nicht recht geſund, aber wenn nur die Seele gerettet

wird; wenn nur bie Emigfeit gut iſt.

5. Aug. Der Troft ift allein gutder von die Lommt

o Herr! Bon der Verficherung eines guten Ges wiſſens und von der Hoffnung eines ewigen Les bens. Um dieſen Troft allein bitte ich dich! Zünde

in mir an o Bott! den Glauben, den Eifer für | | u Dein

2 241

bein. Wort, die lebendige PR det Seelig

. tdi Amm

s Aug. In 24 Stunden bat fich mein Zuſtand zehn⸗ mal veraͤndert. Geſtern war ich aufgeräumt, heute halb eitel und weltlich; darauf unwillig und betaͤubt; nun wieder ſtille und munter, und zum Chriſtenthum etwas aufgeweckter durch gute Buͤcher. Esſcheint bey mir am Gebete zu feh⸗ len, wozu ich eine groffe Schläfrigkeit fühle, D Herr! auch dieſe iſt fündlich und Deiner Reis nigfeit gumider. - Sp erbarme Dich, und. gich Eifer, Muth und Wachsthum im Guten. Denn ſtille fichen, ift wie du weift zuruͤckgehen.

10 Aug. Traurigkeit nach Dem alten Menſchen, Schläfs rigkeit nach dem neuen; kein rechtes Gebet, Groll und Verdruf fiber nichtswuͤrdige Dinge. Elen⸗

der Zuftand! Wenn das Heuffere und Innere behyde ohne Troft find, wenn man.nach einem unglücffeligen zeitlichen Leben noch ein aͤrgeres in der Ewigkeit zu geivarten hat. . O Bater ( ftrafe Bier und fchone dort! Belchre mic) zu dir, und gieb mit deinen Frieden, der hoͤher iſt dann alle Vernunft! | 15 Aug. Geftern iſt mit durch. weltliche Geſellſchaft der Sinn folchergeftalt vereitelt worden, daf ich den ganzen Tag umd heute faſt nichts Gutes zu denfen, vermögend gewefen. Unnüke Gefellfchaft bat folche. Wirkung, fie Hilft auch nicht einmal im Leiblichen, fondern vergröffert nur die Leere V. Zallers Tageb. Th. II. ©

242 ——————— und Verwirrung. Gieb mir Geduld und Zufcie denheit mit dem Leben, das beine weife Borforge mir befchieden Hat! |

17 Aug. Diefer Tag iſt mit Arbeit noch vielleicht ziem⸗ lich unfchuldig hingegangen. Ich finde mich aud nach meiner Art ziemlich ruhig. Gott, vollende Doch fein Werk an mir, und laffe mich feina Willen je mehr ımd mehr erfülten, feine Gnak erkennen und preifen , feine Liebe fühlen um füchen, und. ihn wie ich ſollte, allem Vergäng

lichen vorziehen! Amen. | 9 Yug. Mein ganzes Hand ändert ſich. Das Bft ift todt, die andern Hausgenoffen verlieren ſich von mir und ſuchen ihr Glück anderswo, O daj ich je länger je mehr den Unbeftand der zeitliche Dinge erkennen und meine Augen nach der Emwig keit richten könnte , wo wir eigentlich Buͤrge find. Alles ift bier dem Wechfel unterworfe. Die fchönften Perſonen vernichtet-ein Fieber, m) macht fie zum abſcheulichſten Aaſe. Unſre & teen und ihre Freunde flerben von uns weg und wenn wir niemand mehr über ung haben fo muͤſſen wir felber von der Welt. Deite . aber wartet die göttliche Vorfehung nicht aufd Drdnung der Jahre, und raft die blühende Tod ter vor der Eltern Augen weg. Und Denn leben wir, als wenn wir ewig leben follten. - Elende Menſchen, und ich indbefondere ! Kau iſt der erſte tödtliche Grauſen vorüber , fo dri

!

—— 243

gen neue üppige Gedanken auf mich zu, und

in meinem Herzen wallet Weltliebe Wer

wird mich erretten von dem Leibe diefed Todes!

D Herr gieb mir ein reined und gewiſſes Herz!

.22 Aug. Heute iftd ein Jahr, daß meine liche Frau”)

: mit Freuden und Spiel in Göttingen angekom⸗

men. Welcher Unterfchied , zwifchen meinem

jest vereindheten Haufe! O du liebe Seele, wo

dus nur in .den Händen des Schoͤpfers bift, fo

‚bin. ich noch zufrieden mit meinem eigenen, wies

wohlunvergnügten Zuftande. Ich elender Menich!

Im Zeitlichen Angſt und Kummer ; im Ewigen

Furcht und Zittern. Keine Zuflucht nirgends "fd hange. ich Gott nicht ernftlicher fuche. O gieb mir Kraft lieber Heiland t..denn in mir ift Feine,

26 Aug. Bey dem Unfange dieſes Tages, den du mir

wieder zur Buſſe gefchenkt haft, bitte ich dich,

o himmlifcher Vater !. flärke in mir das, was

du mir gegeben haſt. Lab den Samen des

Guten in mir keimen und.groß werden. . Lehe

mich je länger je mehr die Wichtigkeit des Ein⸗

zig⸗Vothwendigen erkennen. Defne wir die

Augen, daß ich die nahe Emigkeit ſehe Laß

mich Das Gnadengeheimniß Jeſu deines Sohnes

recht begreifen. Laß mich mein Heil bey dir,

————

————

).Seine zweyte Gemablin; fie - RarbEnach einer m tutzen Ehe. 2 2.

B44 GEEEENEEREBEEED

und nicht bey unmaͤchtigen Geſchoͤpfen ſuchen. Amen. J zo Sept. Heute ſinds vier Jahre, daß ich hier lebe. In dieſer Zeit iſt mir geſtorben meine erſte Frau Marianna Wyß, mein Soͤhnlein Albrecht, meine zweyte Frau Eliſabeth Bucher, und in meinem Hauſe noch Hr. Chriſten; alle dieſe ſind vor Gott, ich aber bin mit den zwey Kindern noch uͤbrig. O wie wuͤrde es mit mir ſtehen, wenn ich eines von den vieren wäre! Sie find. alle beſſer geweſen, als ich ; ich kann für fie alle eher Hoffen als für mich, wenn ich geflorben wäre. Aber Lob und Dank fen dem gnädigen.&ott, der mich zur Beſſerung aufgefpart hat, und der mir Zeit goͤnnet, mich zu ihm zu kehren. ch thue es elend umd untreu genug. " Aber nicht ich., win, du o göttlicher Bruder! kannſt Beſtaͤndig⸗ keit machen und wahre Belehrung. = Ach das thue auch mir Erloͤſer! ‚son. Es ſcheint, Gott bereite mir ein neues Kreuz mich aufzuwecken. Geheiliget werde fein Nas "am! Herr, befeele mein todtes Gebet. Sollte ich wieder von dir in die Welt zurüchweichen ? D das gefchehe mir nicht! Ermuntere mid) Ben guten Kampf zu kaͤmpfen ziehe mich zu Die ! | "33 Okt. Ich weiß gar nicht wie ich werde; fo kalt, ſo unempfindlich, forntfernt von aller Luft am

248

geiftlichen Sachen; daß ich über. mich ferhft er: fehrede. Das muß die Frucht von den pielen Zerſtreuungen ſeyn Ach was wird aus mic werden, wenn ich fo fortfahre. O Heiland! gieb deinem, Worte Kraft, mich zu rühren; reiffe aug

. meinem ‚Herzen die unreinen Lüfte‘, mache in

mir dad Bild des Ewigen lebhafter, auf dag ich dem Zeitlichen Keinen gröffern Theil meines

Herzens laffe, als ihm gebuͤhrt!

36 Okt. Heute gehe ich in mein drey und dreyßigſtes Jahr. Ein betruͤbter Geburtstag für mich, da

ich nicht nur von der Traurigkeit einen harten Anſtoß gelitten, fondern auch im Geiflichen recht todt bin. O mein Gott beffere mich! denn ich

‚nermag es nicht. ch habe keinen Gefallen, kei⸗

nen Geſchmack an Gottes Worte! eine duͤrre⸗

aaͤngſtliche Sorge umbüllet meine Seele O lie

ber Vater,.das ift keine Traurigkeit zum Leben,

ze gehet zum Tode und Verderben. Ich trage sticht keid um meine Sünden, ſondern um. meine veelohrne Bequemlichkeit, um den Troſt den ich miſſen inuß/ um mein geitliches Elend. O Herr beſſere mich! mäche den Glauben wirkſam; und gieb zum Meiſtlichen Leben Freudigkeit und Muth, "Din thus Heiland ! ! nm deinetwillen. Amen!

31 ‚1 OR. Heute iſta vier Jahre, daß meine liebe Frau

Marianne Wiyß in Die Ewigkeit eingegangen iſt.

Seit der: Zeit habe ich viel erduldet. Ich hoffe fie or Q 3

=

g46 u | hat uͤberwunden. O daß ich doch auch da; wäre wo Keine Sünde mehr iſt! wo niemand unſre Beſtaͤndigkeit mehr anfechten , noch uns unſre Krone rauben Tann!

1 Nov Wo dein freudiger Geiſt nicht iſt, o Heiland, da iſt weder Freude noch Ruhe. O daß ich mich dir eigen ergeben, und einer deiner geringſten Die⸗ ner ſeyn koͤnnte; denn du haſt Worte bed Lebens, und fonft niemand !

6 ‚Der. Das unnuͤtze, eitle, weibifche Geſchwaͤte kann ich nicht laſſen. Es iſt ohnedem ſo viel Nachrede unnuͤtzes Richten und ſoviel Eigenruhm dabey, daß ich mich zu Tode ſchaͤmen moͤchte. Kann

icch dann nicht arbeiten und ſchweigen. O Hilf

mir, o Gott! dieſer und ſo vieler andern meiner

Suͤnden widerſtehen!

8 Dec Ich habe heute gutentheils gethan was geſtern.

Um Gotteswillen, muß ichs dann thun. Iſts dann moͤglich daß unvernuͤnftige Plauderey mir

ſo viele Luft mache! O wie untrin muß das Herz ſeyn, moraus noch beftändig fo viele Unarten quellen Erbarme und reinige mich, o Gott?! 27 Dec. Ein ſtiller Morgen. Aber mich dünkt nur aus kindiſcher zeitlicher Hoffnung und nicht aus

-- dem wahren Grunde, der in Ewigkeit teöftet ! Ich kenne meinen Leichtſinn, und ſonderlich meis nen Hochmuth und gloriam ingenũie laͤnger je becſſer. Gott lehre mich, mich ſelbſt zu ͤberwinden.

N

1741,

6 Jan. Ich weis nicht, warum ich fo ruhig bin. Va⸗ ter ift es don dir, fo laß es währen ; iſt ed aber,

wie ich wohl fürchte, von der Weit, fo laß mich lieber am Aeuffern leiden, auf daß du dich des Geiſtes erbarmeſt.

8 Jaͤn. Du haft mich wieder heimgeſucht, mein Bo tee! Du haft mir ein einziges liches umd hof: nungsvolles Pfand meiner ehelichen Liebe entriffen. Im Zeitlichen Haft du mich auch einge grofen

Theils Des: Meinigen entblöffet. Gelobkkſey dein Name! Demüthige, o Gott! dieſes in ſich ſelbſt verliebte Herz; reiß Die Larve von meinem Gemuͤthe, daß ich die Falſchheit meiner Triebe recht einſehen und wuͤrdiglich bereuen möge. Heile, Vater, wann und wie du willſt: Nur machs mit meinem Ende gut.

21 Jaͤn. Ich bin wiederum ſehr ruhig. Aber alle Ruhe

die nicht gegründet iſt auf dad Zeugniß des Geis fie , iſt ein durch Schlaftrunk erzwungener Schlummer. Du aber Herr Eannft überfchwing-

lich Helfen... Zerftöre die falfchen Quellen meines - Teofted, und. gieb mir die Lebendige, die nike mand gereuet. Strafe mich, auf daß ich dich allein, nicht reine Ehre, nicht. das Taͤndelwerk meiner Studien und weltlichen: Freuden zum

on „Grund meiner Ruhe ſetze. armen. £

| 4

348

»

24 an. Ich habe heute den Gottebief ı Der Lektuͤr eines thoͤrichten Lobes nachgeſetzt, da ich dad; weiß, wiefchädfich ſolche Speiſe mir iſt, und wie angenehm das Gift ſich einſchleichet. Ich ſchaͤme mich zwar einigermaſſen aber noch nicht ge⸗ nug O reinige mich von dieſer fo vielfältig mir anklebenden Unart!

e7 Jan. Seelig find die Friedfertigen und die reines Herzens ſind! O mein Gott! wie fern bin ich von dieſen zweyen Seeligkeiten. Wie giftig,

aͤßig, neidiſch, unempfindlich , nachredig,

mMiſch Bin ich! Altes dieſes erkenne ich für Sünde und thue es doch täglich, Es quillt aus meinem Herzen wie Waſſer aud der Quelle; ſo bald ich mich rege, fo iſts Sünde und Bosheit.

28 Jar. Heute bin ich wieder ganz ruhig. Warum? weil meine Arbeit mir nach meinem Sinhe ge het, weil ich ein Stück endige ; weil ich alle Tage

eitele und fchmeichelfüchtige Menſchen vor mir habe. Denn fonft Hätte ich die groͤſte Urſache zur Betruͤbniß. Bin ich nicht arm vor Gott, ohne Liebe, ohne Andacht, ohne Eifer, ohne Entſchlieſ⸗ ſung und einzig befchäftiget mit opere operato. Ach was bin ich vor Gott und den. Menſchen ein Wurm!

23 Maͤrz. Was nahet das Wi gu mir mit. feinen

"Lippen, und in feinem Herzen verachtet ea mid. O Gott, dieſen Vorwurf verdiene Ich nur zu wohl.

P

| 4 ——

J —— | "249

Denn ob ich gleich ans gefeislicher Furcht etwas thue, fo ift doch meint Herz ungebrochen und un⸗ lauter.

24 März. Wie erkenne ich bey einem geringen Zufalle meine Ungeduld, meine Aengſtlichkeit in zeitli⸗ chen kleinen Dingen, da ich Doch in den wahren und groſſen ſo Kaltfinnig bin. O Herr erbarme dich meihen ! Deine Liebe ift über alles; du fannft auch mein kaltes, boͤſes Herz erden / und lebendig machen.

'30 März. Gott beffere du mein Herz, in deffen Haͤn⸗ den aller Menſchen Herzen: find. Mache mir die Ewigkeit nahe und. groß, das Zeitliche aber

- Klein wie es iſt; nimm mir die Verwirrung meines Gemuͤthes, daß ich Frieden mit mir und allen Menfchen haben möge; ‚auch nicht verdrieß⸗

"Jh; ſondern aufgeweckt, freudig zum Gebet. und allem Guten ſeyn möge, "Amen.

zo Aprill. In dieſer allgemeinen Freudigkeit der Nas

tur ;, ‚bin ich auch aufgeraumt und zufrieden.

D daß dieſer Friede auf eine völlige Uebergabe

in den göttlichen Willen, und auf eine wahre

Freyheit gegruͤndet waͤre!

13 May. Die Eröfnung , die ich geſtern gethan, iſt/ was ſoll ich ſagen? *) „= D mein Gott! wenn fie mir ſchaͤdlich if, fo fieh im Weg und. wehre meinen Abſichten. Laß mich wicht ein Kraul; von

2») Als er ſich wieder vereblichen wollte,

250 m —————

dir erzwingen, fonbern wenn ich Je wieder in

die Welt. treten fol, alles nach deinem heiligen

- Willen gefchehen. Zeige mir felbft Deine Wege,

amd laß mich deinen Rath erkennen.

18 May. In der geoffen Ruhe worinn ich mich ber

finde, follte ich billig Gott für alle das Gute

- banken, das er mir befcheret hat. Er hat meine

zeitliche Umflände fo ‚gebeffert ,. daß ich feinen

Ueberfluß, aber auch feinen Mangel habe. Er

bat meinem Gemüthe alle erforderliche Kräfte

gegeben , meine Pflichten zu kennen, und meine

Verbindlichkeit gegen das groſſe Wefen. einzufes

hen. Rinder, Haus, Stelle, alles find Gaben, | die ich theils nicht verdient, theils nicht andere mwünfchen könnte. O Erbarmer lehre mich diefe

Güter nach deinem Willen gebrauchen!

24, May. Ich bin heute fehr ruhig und zufrieden ; weil ich an: dee. Macht der Paßionen einige Ab- nahme gefunden. So fehr iſts wahr, daß wir niemals aͤrmer find ald wenn wir reich werden, und daß man niemals ruhiger ift, ald wenn man

vollig nichts Hat. O daß ich mich Gott völlig ergeben und in den Stand der Kindfchaft treten « Enhte dann wuͤrde mein Leben ein beſtaͤndi—

* ges Wolleben ſeyn.

26 May. Ich lebe nun viel eubiger. 8, daß ich . "Doch. recht glanbte s daß .die Menfchen je mehr feüber die Nothdurft Güter erlangen , je mehr

251

fie auch” von ber. wahren Ruhe perlieren. Denn

ihre Leidenfchaften find doch wmerfättlich und

werden hungriger , je mehr ‚ihnen gelafien wird, O daß ich Dagegen mich an dein Gütern des Heils

vergnügen koͤnnte, die alle Tage ſchmackhafter werden , bie in Ewigkeit die unfeigen bleiben ſol⸗

len, die auch einzig unferm ewigen Geifte Anger

meſſen find.

ir. Jun; Ich fehe, fühle und erfahre täglich, dag

4

28

Ehre, Brit und Zerftrenung ohne Deinen Frieden

"0 Gott nichts nuͤtze iſt. Wie kann ich denn mein

Herz daran Hängen und es wuͤnſchen? Lieber

Bater fehläge mir ab, alles was nicht wahre haftig nuͤtzlich iſt, denn es iſt mir unertraͤglich

ohne Leiden zu ſeyn.

Jun. Lieber Vater, du biſt doch die einzige Ge⸗

ſellſchaft einer ewigen Seele. Es iſt nicht ein⸗

mal moͤglich, daß fie ohne dich beſtehen koͤnne.

Idhr eckelt vor Ehre, vor Wolluſt, vor allem

Zeitlichen. Sie fuͤhlet wohl, daß fie für dieſes alles nicht gemacht iſt! Und ungeachtet dieſer ueberzeugung find wie ‘Dennoch: bit ungetreu ,

und leben am ungernſten mit dir. Wir haben tanfend Keine Künfte von dir abjuweichen. O

mein gErbarmer, leite doch mein Hazı daß es

dich, die Quelle alles Guten lieben moͤge!

22. Jun. Erbarmender Gott, verſuche mich nicht

uͤber mein Vermoͤgen. Siehe zu meiner vielen

und verhaͤrteten Bosheit toͤmnit noch die Lekluͤr

28

. 22

verſluchter Buͤcher, die dich zum Luͤgner machen wollen. Aber nein, deine Wahrheit iſt ſtaͤrker als ihre thoͤrichte Spitzfuͤndigkeit. Siehe wie elend ſie die Stelle im Jeſaias auf den Koͤnig Hiskiah verdrehen. Iſt er denn fuͤr ſein Volk geſchlagen, hat er uns durch ſeine Wunden ge⸗ recht gemacht? O Herr ich glaube, hilf aber du meinem Unglauben !

Juli. Diefes lange Intervallum bedeutet nichts Gutes. Wenn ich Gefallen haͤtte an göttlichen Dingen , wurde ich mein Herg. vor Gott au zufchütten nicht unterlaffen haben. Aber es herr; fehen noch darinn die alten Feinde, und ihre Ge walt nimmt cher zu ald ab, Wie herrſcht nicht mein Hochmuth! D mein Gott Ichre mich doch

> erkennen, daß ich nichts bin! auf daß ich mit

Demuth und Einfatt zu dir beten koͤnne!

25. Jul. Ich leſe in der Bibel, durchgehe die Ge⸗

‚schichte des leidenden Erloͤſers, und denke zu gleich an meine Pflanzen, oder an andre Poſſen. Koͤmmt ein weltlich Blatt, das mich von den Betrachtungen abruft, ſo lege ich das Wort Gottes hin, und leſe ſo viel, daß mir von dem Samen unmoͤglich ein Koͤrnlein übrig bleiben kann. Iſts daun Wunder, daß ich am gleichen Orte ſtehen bleibe, und nicht den geringen Wachsthum des Guten fühle?

26. Zul: Dieſe wenige Zeilen zu ſchreiben pabe ich

mich ſelbſt heute kaum bereden koͤnnen. Ich

| 293 weiß auch wohl, dag Gott mit dem gethanen Werke nichts gedient iſt, und daß ihm vor allen unfern Prätenfionen den Himmel zu gewinnen , eckelt. Aber dennoch ift und der Gebrauch der Mittel anbefohken, und wen dieſe. geringe Richt zu ſchwer iſt, der wird die ſchwerere Aen— derung des Sinnes, noch viel weniger wagen. Den ganzen Tag, die Ruhezeit, jeden Augenblick meines Lebens, befigt meine unruhige Werkfucht; Die ich zu nichts brauche als mich zu hindern, dag ich mich felbft nicht einfehen möge, Mies mals ifts mir gelegen an Gott zu denken, nichts Mag ich weniger, ale dad, was einzig noth⸗ wendig if, =

1. Auguſt. Bey der Aufferlichen Freude, die ich

21

bey Beendigung eines Werkes allemal empfinde, und von andern Betrachtungen beflärkt wird, fühle ich doch gar fehr die Stachel der Ueppig⸗

keit und die Saumfeligkeit in göttlichen Sachen.

+

Die Gerechtigkeit die vor Gott gilt, mag doch einzig mir wahre Freudigkeit gewähren, und ums diefe bitte ich dich, Here mein Erbarmer !

Aut. Here Hüf, daß ich dich und in dir den Naͤchſten lieben möge. Du ſieheſt wie böfe ich bin, wie leicht ich mich für beleidiget halte, wie fehr ich von allen Menfchen Anbetung vers lange, weicher Fehler mich um alles Zeitliche Vergnügen gebracht hat. Stille mein Gemuͤthe

254

—8

daß er über feine Suͤnden wache, fo wird «8 bey den Menfchen: fchon ſchweigen. Hilf und errette! Amen.

13. Aug. Ich elender Menſch, wie ſehr haͤngt mein

Herz an tauſend zeitlichen Kleinigkeiten. Ich

ſuche Friede, wo keiner iſt, im Gewuͤhl von

Buͤchern, von Arbeiten, von Projekten. Und den Geiſt, der in mir iſt, der ewig bleiben

wird vergiß ich darob.

11. Sept. In dieſer Stille worinn ich lebe, hindert

6.”

mich niemand an Gott zu denen, als ich felber.

Deine Gefchäfte find in meiner Willkuͤhr; Men fchen habe ich nicht Urſache zu füchen, am we⸗ nigften aber werde ich in folche Zeitvertreibe ein gelschten, die mir zu fündigen Anlaß geben md gen. Um mich habe ich nichts das zur Suͤnde

reizet, ſondern mein nothbürftiges Auskommen.

Aber ich weiß noch Mittel genug mich zu ver führen. Ich Hefte meine Augen auf anzuͤgliche Stellen in Büchern, ich wende fie von der Of fenbarung und geiftlichen Dingen ab. ch fe ‚mir. meine Ehre, meine Ruhe zur Abficht meine Handlungen vor; und denke nicht einmal im Ernfte an Gott, .

1742

U;

% Maͤrz. In meiner groſſen Ruhe iſt doch fein = wahre Ruhe. Dir fehlt der Friede mit Spott,

255

das Vergnügen, mich an ihm als einen gütigen Vater zu wenden; die Luft ihm mein Herz zu

dien, und die Ewigkeit und dad wahre Inte

reſſe meiner Seele zu beherzigen. Dir fehlt der

Glaube, , der ind Leben einfieffet. Gott erbarme

XI,

16

dich!

Maͤrz. Eben der Hochmuth und das ungebeugte Weſen macht mich unertraͤglich. Daß ich alles

“in der Schärfe von den Menſchen erwarte, und

v

ren deiner Mildthaͤtigkeit und ſelbſt die dun⸗

gegen dieſelbe mich zu nichts herunterlaſſen kann; da mich doch ſonſt der Anblick meines Elendes

und meiner Unvollkommenheiten billig beugen

ſollte.

April. Alles iſt voll deiner Guͤte und Liebe o Vater! Himmel und Erde glaͤnzt von den Spu⸗

kelſten Herzen empfangen davon ein Licht. O Vater erbarme, und biß gnädig auch und armen von dir abgewichenen und verborbenen Seelen. Ernenere auch und zu deinem Hilde!

17. Jun. Mein Gott, erbarme dich doch meiner!

Da ich zu allem Guten felbft im Zeitlichen,, mich fo Aufferft verdroffen finde. O Vater Heilige mich , ändere meine böfe, ganz and Eitle feſtge⸗ wachfene Natur. Hilf mir, daß ich doch an dich,

an den Tod, an bie Ewigkeit denken koͤnne, und

| nicht gang ein Seide werde,

1“

256

En -

f

23. Jul. O wie gut haben die es,die einzig Bott

lieben, und ſich ihm uͤberlaſſen; die alſo weder Menſchen zu fuͤrchten haben, noch mit denſelben im Streite leben. O Gott ſo lange ich noch Jebt, its noch Raum zur Gnade, die verleihe mir, und ermuntere die bey mir verfunfene Verſiche⸗ rung , daß alles hier eine Kleinigkeit und nichts als die Ewigkeit unfrer Betrachtung würdig ſey.

2. Aug. Obwohl auch das was ich eben jet thue, nicht von aller Heuchelen frey ıfl, und an mei⸗

nem Herzen noch alles voll Weltliebe und Unrei⸗ nigkeit ift, fo komm ich doch zu die o Vater, denn du haft allein Worte des Lebens. Erwecke in mir einen feeligen Schrecken uber meine ticfe Bosheit, und die fich annähernde Ewigkeit! Er⸗ barme dich!

8. Aug. Was babe ich, wenn ich von Gott abweichen

und. mich ſelbſt allein füghen will? Alle-Kreatus turen empören fich. über mich. Sch finde in der Welt anſtatt Vergnügen und Frieden ewigen Widerſpruch, Haß und Werachtung. O, daß ich „mich doc von dieſer Sklaverey loßreiſſen könnte, to man es fo ſchlimm hat; und mit Berläugnung der auf lauter Stolz ruhenden Empfindlichkeit, mich in die Ordnung Gotted fügen könnte, woraus alles übrige ſlieſſen würde.

11. Sept. So lange bin ich wieder vor dem götts

lichen Angefichte gelohen. Ich habe nichts das | - bey

u 7 ben gewonnen, Empfindlichkeiten,, Zorn ,. Rachs ſucht, Mißvergnuͤgen haben mich gefoltert; und.

die ich alle würde vermeiden koͤnnen, wenn ich mehr Chriſtenthum, mehr wahre Liebe zu Gott Hätte “*

14, Ortob. Die Welt bezahlt mich, wie iche verdiene. Je mehr, ich, von Bott weiche, je elender und ungluͤckſeliger werde ich. Mein Hochmuth fordert eine allgemeine. Verehrung, und. die wird mir aller Orten, abgeſchlagen. Verachtung und Feinde fehaft zeigen fich täglich deutlicher, Wie gluͤck⸗ lich ift man, wenn man im Frieden mit Gott lebt, und von der Welt nichts verlangt. O, daß ſich das Herz fo. leicht betehren lieſſe, als der J Verſtand!

18 oft. Je weniger ich mit Gott umgehe je we⸗ niger ich mich dem Geiſte feiner Sanftmutp uͤbergebe, ie mehr, leide ich, und werde von dee Welt felber für meine. Liebe gequält. INS Denn nicht möglich ,. mich einmal zu bexeden, daß aller dieſer Streit über. Thorbeiten, und ber Sieg das . bey felber ſuͤndlich HI)

J

BD Herr, v. Haller hatte damals verſchiedene gelebrte Streitigkeiten, wovon feine gelebrte Heſchichte um⸗ uͤndlich den Beweis führt, u

2 Sallers Tage. SI: 8

1743.

7. Jan. Abermals ein neues Jahr, worein ich mit allen den heftigen Leidenſchaften ‚und dem 96 waltigen Triebe des Böfen eintrete. Taufend tobende Regungen walten in mir , und benehmen mir faft allen Muth und Hoffnung ! Gott erbats me fich meiner ! Lehre doch, mich felbft verläugs

nen! O du mächtiger Gott! ich Begehre nicht, daß fich die Welt ändere, oder fich mir unter werfe ; nein ich begehre nur, daß ich mich aͤndern koͤnne. Erbarme dich! en

,174%

25. May. D daß ich doch in diefer Stille, an die Ewigkeit gedenken, und die elenden Vortheile dieſes vergänglichen Lebens in ihrem "wahren Preiſe fchägen Könnte! O daß ich doch endlich nicht nur wüßte, fondern fühlte, daß auffer Dem . Frieden mit Gott feiner it; und dag auch das gluͤcklichſte Leben nichts als ein ſchwerer Traum iſt, den eine Ewigkeit enden wird. 22. Sept. Du haſt mir wieder einige Hoffnung er⸗ weckt, erbarmender Vater! Laß mich doch immer mehr fühlen‘, daß wenn Ber Weg zur Seeligkeit ſchon ſchwer ſey, er dennoch, nicht ganz unweg⸗ fam if. Erwecke nur Hoffnung und Begierde: „ziehe mich zu Die!

ars

18. Oktob. Ohne Gott iſt das menſchliche Herz ein unauf hoͤrlich ſtuͤrmendes Meer, und ſo lange man ſein Gluͤck im Eiteln ſucht, ſo lange lebt man ohne Ruhe und Seeligktit. 2 x*5. Oft. Vielleicht waͤre es beffer, wenn ich nur lieber nichts mehr hier aufzeichnete Was iſt 08 alled , als' halbes, kaltes, laues Geſetzwerk! etwas an meinem Gemuͤthe gebeſſert oder ° - geändert? Habe ich miehr Demuth , mehr Liebe "file den Naͤchſten, mehr Gefühl von Gott: und den Heiland ! 1 Iſt nicht ſelbſt dieſe Schrift eine Heucheley! u. Nov. Jahre vergehen, Ungluͤcke drohen; ſchla⸗ gen ein oder verſchonen. Meine Frauen ſter⸗ ben in meinen Armen; meine Kinder gehen vor mir hier zur Ruhe; meine Schwachheiten klopfen And melden dert Tod an; und ich ſchlafe/ſchlafe wachend/ mit offenen Augen, und zwinge mich ſelbſt da ich wache, zum Schlafe! Welche Ver⸗ 5. kehrtheit“ o Gott; ſoll ſie währen, fo lange als ich ſelber waͤhre! a⸗2. Nov. Jeige mir o Gott! baß ich eine ſchwache unmaͤchtige dependirende Kreatur bin; daß das Leben ein Augenblick md Die Ewigtein vor der "Ei iR Ä

DEBEG =E BR <- Bu 2,

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27. Maͤrz. Ich vegreife mit Gefahr und Beſchwer⸗ lichkeit. ») O daß es unter deinem Schutze mein Vater! geſchehen koͤnnte! Du allein kannſt led wenden, und forderſt nichts für unſre Er⸗ haltung, als daß wir dich darum bitten. Das thue ich fußfaͤllig. Erhalte mich und die armen = Meinigen; und Jaffe fonft mein Vornehmen glüds Uich oder unglüdlich ſeyn, wie es die weifer Bar ter am beiten gefallen. wird. Amen.

6. Jun. Bon der Reife befinde ich mich mit dem groͤſten zeitlichen Vortheile und aller Gefundheit wieder hier. Meine Seele ift aber dadurch immer

mehr und. mehr zerfireut, erkaltet, ja faſt zum Beyfall aͤuſſerlicher Sünden gereizt worden. Er⸗ barme dich meiner o Vater! und reinige mich; wecke deſn faſt verglommenen Tacht in meiner Seele auf, und ſchrecke mich, daß ich weifer werde!

4. . ot. Die geöfte Hinderniß in der Belehrung if

die Meynung, daß ein chriftliches Leben unmoͤg⸗

.. lich ſeye; daß es zu viel von uns. fordere, daß unſer Herz zu diefer beftändigen. Verlaͤugnung nicht geſchickt ſey. Dieſe Hinderniß nimm 0

Gott von mir, und lehre mich glauben, daß man ein Chriſt feyn könne. Gieb mir Muth zu diefer Lebensänderung, und Kraft in einem neuen . Wege zu wandeln.

Nah Bern; wo er in dem gleichen Sabre in ben arofien Rath erwaͤhlt worden.

a1 OR. Geſtern / bab ich mein 38: Jahr angetreten, Mein Mittag iſt vorbey. O dag ih am Abend mich dekehren möchte, ehe die voͤllige Nacht her⸗ andringt, wo Niemand wirken kann. O daß ich ©. auch jegt in dieſe Einſamkeit mein. Gemuͤthe ſam⸗ mein und mich mit Ernſt Derrgöttlichen. Zucht unterwerfen möchte! Aber mein · Herz iſt noch voll Has und Feindſchaft , und mein Chriſtenthum wi «Mt faft gang erloſchen. Fa a 1% VNov. Alle Tage werde ich mit: neuen Gutthaten der Vorfehung uͤberſchuͤttet, Ale meint: Noth⸗ \ durft und; noch. mehr hat xr, mir gegeben; mich

in, mehr Ehre geſetz n in vollkom⸗ mener Geſundheit ex gr alle vLande ſind deiner Güte, vol inape ‚daß ih ; biefe Gutthaten ech dich preife, u md infondepheit, mi "9 daß alles dieſes nur ein Ta man in der Cnigteit erwachei. den En “e re & un

x. "ya. Nah And es han wen" Fahre ,' dag meihe x" Suhige und muntert Wrartaniiertht:&Stabe und 2 unter dem Jakobethnrme liegt, det mir täglich = dor Anugen ſich jeigt. Wie lelſcht/ wik natuͤrlich

wiare ed gavtſenl "daß Anftaft? Mer; ich ſelbſt ehem dieſe lange Zeit In Die Eiblgkeit zügebrach R3

Ac2 err—zi

1.2:::Hätte „mb Bag wein Schieffat-Sielleicht auf chie Ce. . ungluͤckliche Weiſe auf ewig determinirt wäre, *xX.Indeſſen lebo aich noch aus ſo: vielen Zufälfen er⸗ T.. . rettet. Odaß ich ˖ Doch dieſe Felſt ſo gebrauchte, wie es der goͤttliche Rath zu: merinem Beſten ab» vr geſehen, Water erbarme Dich meinen und. meiner ©. forglofen. Mriemipfindlichkeit! Wecke mich auf, "zeige mit, Daß sch auf dem Rande des Abgrumdes ſtehe, und vielleicht keine Vlertelſtunde öhne zu in. =, Arien, weilte zu gehen habe. Erbarme Bid "meiner! und laß meine Seele theneren vor die fen, als: fie‘ lewwer vor: wmir Ant

"24 Jan. Ich Ande, meinen adt pei ziemlich ge⸗ ſchwaͤcht; wie vare es wen er ſich nach und nach zul Rüge neigte, und ‚mich, ber Ewigkeit h . -übertiehe? cher Donnerſtreich wuͤrde dem Schreckeil gynrich ſeyn,den ich daruͤber einneh⸗ * yore We arm" And denn Die Feſſeln der Boßheit fo ſtark, daß -ich’ ME -hicht zu brechen vermag? D Vater, bey Menfchen ift es unmoͤg⸗ lich, aber die if. alles möglich.

DR Satı 1 Wein Gewuͤthe kann die guten -Tage nicht veptzagfn wird; immer dabey eitler, von Gytt entfernter, in aſich⸗ ſyelbſt perliebter,

ei ee m sul, enpfindlicher. J en. rege mein ſchlgfeundes Gewiſ— ‚Tender Mi in «Dee Exiskeit auſwachet;

.

.

U een —. . * ——— 263

ie mid nit ewig von deiner Gnade aus} Amen.

iʒ. 44 Hin und wieder wird meine Kuhe durch

tleine aber dennoch · empfindliche Dinge geſtoͤrt. Mein Stol: katin nichts‘ vertragen und wird mir ſelber zur Sträfe, da ich doch“ in der tiefſten FT Stile amd Ruhe ſonſt leben kbnnre. Ich uͤber⸗ haͤufe mich and) mit Arbeit, und mache mich zu ER een:

26. März!" Den gänsen Tag hab Mn Jeider mit Eitels or keit zugebracht; und deſſen vergeffeh‘, welches . einzig moͤthig if. Wenn nichts anders die Wirk,

lichkeit eines Boͤſen wider uns arbeitenden Geiſtes Dewiefey ſo waͤre es eben dieſe allem Guten wider⸗ 2 fſtehende Zerſtreuungen ;' die ſo umuͤbetwindlich 57:2 mith:uͤberfallen O daß ich AaAber bey der Gefahr auch nf! die Mittel derſelben zu entſſiehen, mehr und mehr" merken moͤchte ···

4. wärs! Obwohl der Unglaube mich beſtuͤrmer,

sb weiß ich Buch ; daß es wirklich eine Ewigkeit 3; einen Goit,und einen Wiherfacher des Guten In giebt. Ich: din dabon uͤbreſeugt; nicht Aus der uVernunfſt allein, noch aus ber Offenbarung, ſondern auchraus der Empfihdung:, vrs wider alles ve Gute wuͤtendew Boͤſen. Da ich alſo eine Ewig⸗

keit undallesnandere glaube; was die Offenba, Yung bekannt nacht, waruin bin ich denn fd ſorg⸗ NE 4085 ſo ee; Warm fest keh miein größtes Wohle

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3

U gefallen in bie Welt, im meine Thorheit, in meine

Studien, in meinen Eigenwillen und andere

Serimgfügige Dinge. Ach Bater erbarıne dich meiner. Rege ia mir die Flamme auf, nad

‚Die gu verlangen, und meine Geeligfeit ba zu

fuschen , we fie ewig währen kann!

‚20. May. Men Zufland if der gleiche. Je mehr

I.

ich äufferliche Wohlthaten empfange, je mehr hans geich mich an die Eitelkeit, und fuche darinn mein einziges Vergnügen. Mein Leben wırd mie zum

; F Traume, worinn mir kein ernſthafter Vorwurf

m Sinne koͤmmt, uud "ein thoͤricht Bild das

andere vertreibt.

8 Il. In sroffer äußerlicher Ruhe und innerlicher

Unruhe hringe ich meine Zeit zu. Vergnuͤgt mit dem

Irrdiſchen, aber mit Recht beſorgt für das Ewi⸗

ae, Gott erbarme fich mejner, und erwede in mir das faſt gan erſtickte Gute.

‚27 Jal. Die gleichen tumultuirenden Paßionen fah⸗

——

NRuhe; auch babe ich keine zu hoffen, ſo lange ich mich in den göttlichen Willen nicht ganz er;

%

ven fort wich. zu quaͤlen, und baſſen mir keine

gebr..-D.mein Gott erbarme dich meiner, und ruͤhre mein Herz, Daß ich ſehen könne, daß Ges duld und, Gelaſſenheit Der wahrs Weg zur Rube,

md. ohne biefeibe keine für mich zu hoffen if. 20, Jul. Diein, Bott ‚wa habe ich nicht ausgeſtanden, SE amd. waß;hat: man.ıicht: audgufichen , wenn nan

3*

6

nach dernr hodrichtes Soyſtemade des Hochmuihd alles Gerade und in der Ordnung unſers Willen? Haben: will: Wie gluͤcklich iſt der, der” feinen Hochmuth darinn überwunden, und ſich mit der Drdnung der Welt begnügen kann, fo wie fie Gott gemacht hat. O Gott: beſſere mide „And Hilf mir. einſehen, wie ſehr ich mich ſelbſt zeit⸗ lich und ewig quaͤlt. Gieb mit Gelaffeuheit und ware e Liebe/ und Ruhe des An I

W Po 1 7 * F 3. 4 *

Az. Yan: dich“' did unerteägliche Empſindlichkeit iccer

m alleswas nür gu nahe trittz Hochmuth, Zorn,

unbverſdhnliches Weſen. —Iſt dieſer Zuſtand

nicht derc Hoͤlle Ahmet. Damen Gott, wie

wird es ſo ſchwer ſeyn mich zu retten! O daß

ich meinen Willen: zu mnehrerer Nächften » und

Gottesliebe anmendete, und nicht fo Kalt, fo irr⸗

d F diſch; ſv Hhart; To unbe ſo ſehr oͤhne a : Sorteäfecht: waͤrr : a) KERN

"23. Fan. Mein Gott ‚Betehe mid von meinein boͤſen/ = harten, Telidfeeligen Sinne zu de Demuth und SGanftmuth deines KreuzesLaß mich deiner Gnade wuͤrbig ſeyn! Sey d du‘ ſelbſt meine Ge⸗ - rechtigkeif 25. apr. Nur bie Beinfentigen werden den Simmel ererben - '

‘266

i1u.Yarı. Dank ſey: Gott, dent Liebhaber unſrer See, t u Je, daß er mich meht::einem gefährlichen Wohl⸗ ſtande übergiebt, ſondern mich züchtiget , auf daß vl nicht vorgeſſe, welch ein elendes Seſchovf ich ur na: As Und nicht ninger wahret dieſe geriage Trub— ſal, darauf koͤmmt eine Ewigkeit / daran kein Ende if. Liebhaber:des Menfchert:Laß:auch meine Seele vor. die Loftbar ſeyn; veite mich von der Herrſchaft des Zorns, des Hochmuthes , des ſchwarzen Grolls. Vergieb mir meine Stunden ! Amen. a Maͤrz. Ich danke bir, o Vater, daß du:mir ein fo = ruhiges und pergnuͤgtes Leben. geſchenkt haft. O ..daß ich auch im innern fo ruhig woͤre, und ein aus. Senchen der Grund dieſee Ruhe wäre! ”) Fa 3 nn 17 q .

Due GE fir

wis 21 Ge Or Si." 9 ss April. PN —* —— de attzuleng ge⸗ Dauert bat, erweckte mich Gottemerch drohende aKranbkheit; ein Fall, der mein Tod hatte ran „Eönnen, erſchuͤtterte mein Gehien quf. eine Weiſe, „die ‚ich nigmald „gefühlt ‚haktez ., ‚demmig sum 5 \ ‚Theil meine, Zunge, und uͤberzengte mich, daß —— *) Viele der folgenden Jahre find in engliſcher Spraoe Pverfaßt. ! &SteHaben: aber den gleichen Ton yrld *

gleiche Stimmung des Herzens. Ich ähese mich mn den legten Lebensjahren.

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ea a, ae ajert * J 2 wit dei Nweder nein Reh, noch Gebrauch niriner

Seelinkrafte in meiner Macht find. Eme-fremde

2 geh bon ie umergruͤndete Meantpeit, die die =. a Haumkauelle des Lebens aͤngrief/ die Triebfeder aller· Bewegungen zum Theil laͤhmte, und vom

Tode inne wenig mterſchieden war; denn das =... Ausbleiben "ttoch einez Schtaged des ermuͤdeten

Herzens? warte der Tob geweſen. Und num

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1.*

wiegenden Stille der‘ Wiſſen

.mußte Die Seele eeiwachen ; : die unter der ein⸗

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fchaften in einen

Schlummer der Sicherheit verfallen if! Und Inun kann ich ed mir nichtemehr bergen , daß ich mit groſſen Sünden beladen, "gegen Goit kalt,

mehr hiſtoriſch uͤberzeugt/ als mit wahren Liebe \ Getebäß;, gänzlich auſſernr Stand bin, vdr dem Angeficht: des Allerhoͤchſten zu eefeheinen!! Und nun fuͤhle ich die Laſt det Simden, womil meine

..Seciegebruͤckt iſt, und das Leere alles deſſen, was die Erde und Dei Menſchen zu⸗ ihree Beru⸗

Gigung aufbringen konncntn Wie / in einen Ab» grunid arder ohney Aufhoͤren zer eing. unendliche

@iefe. ſich verfenkt, füllte ohne Metiumar. wenn Godt nie nicht xettei. Des Gehirn und Das ganze

4. 3 Rüfhanärder. Seele iſt dahey Wirk ſam. und frey:

es ford: nicht: hynochondrifche Duͤnſte die: meine

Lader vargroſfern. meiden: wismald:. Habe ich

deutlicher eingefehen , niemsls ‚übersgiggender gefühlt. - , -

268

aa April. Heute „und. feit einigen. Tagen⸗ſinde ich mich gang trocken und fuͤhllos, unempfindlich für das gerettets Leben, ‚für die groͤſentheils herge⸗ er ſtellte Geſundheit »- für die Aufmeckung zu dem „einig nothwendigen Geſchaͤfte. Meine ganze Re 2 ligion duͤnkt mir nur auf den Lippen und in „... dem aͤuſſern Verſtande zu haften, denn mein Herz a MR muͤrriſch, unzufrieden, ur. ohne Glauben. Dennoch ſoll ich div, o du. hoͤchſte Guͤte, dan- ge kn, daß du meines Lebens im- Lauf meiner „..; Gimden geſchont, daß du mich. nicht: dabin ges riſſen haſt, daß mir Zeit gelaffen werden iſt, mich umzuſehen und zum Einzig⸗Nothwendigen zu bereiten, weil eß. noch Zeit iſt, weil Dig Kraͤf⸗ „Se meiner Seeie noch im Stande ind. Den⸗ er noch ſollte ich im Staube danken, daß mich die 3: Diimmlifche Guͤte den Herrſchaſt deſpotiſcher Las fer entzogen, und mie den erträglichen Zuftand u. gegÖnnet hat.r. in- weichen; ich. beten amd feine . Gnade eben darf 4. u imn rau. Meine: Unzufriedenheit wirbt: bie Natur der eu Dinge nicht aͤndern⸗ dennoch wird. nteine Stun vo 1. de ablaufen; damfisch werde Ich wäher’an den 77 Rand der Ewigkeit kommen; demwehſwird ohne die Gnade Gonts keme ruhige Btunde in mei gem Leben und noch weniger im bet a Gage re mich ſehd *

137 LT Zu 5

——

dög

O fo: wirf ich mich ielend, unwuͤrdig, von

meiner Undankbarkeit uͤberzengt, zu deinen Fuͤſ⸗ ſen, ewige Liebe! Du haſt verſprochen, die Truͤb⸗ feeligen; die Beladenen, anzunehmen. Ach der

bin ich, ſowohl weil sch mit vielem Sünden bes -

ſchwert bin, ald weil ich diefe Laſt nicht fuͤhle, wie ich’ ſie fühlen ſollte; | weil ich gegen dich, o Gott! Kalt und ohne Eindliches Zutrauen bin.

29 April. Heute begehet man die Feyer des aufer⸗

ſtandenen Jeſus, den Tag, der das Siegel auf die Goͤttlichkeit ſeiner Sendung druͤckt

den Tag, auf dem unſer Glaube ruhen, und unſre J Hoffnung ſich gruͤnden foll. Ein groſſer Tag

[ze ve

für das Menfchengefi chlecht! Ein groffer Tag auch)

für mich, der ich eines Erlöferd fo fehr benoͤthi⸗

get bin, Sn Wie. billich waͤre meine Freude, wie natürlich

waͤre 48; wenn ich mit einer unendlich groͤſſern

Theilnehmung dieſen Tag begienge, mit der man einen Tag begehet, an welchem man: ches

| mals einer. groffen Lebensgefahr enteonnen if!

Wie viel mehr Urfache haͤtte ich noch, ber ich eine

To befchwerlichg und drohende Krankheit erlitten

habe, wo kürzlich mir der Tod, das Ende der Gna⸗ denzeit fo nahe geweſen if. Wie undbegreifich kalt bin ich bey fo vielen Anläffen zur Rübrung; ich, der ſich fonft in geringen Umfiäuden fo gtruͤhrt Endet und. .Thränen pergisfen Fam. .

219.

d

2: Was ſoll ich thun, o men'Sar.und mein Gott!. dich aneufen,. daß du Dein: Richt in mei⸗

‚nem Herzen wolleſt aufgehen: laſſen, und: mir

zeigen mögeft , was der ‚geoffe Endzweck meines

Daſeyns ſey, nemlich Dich zu Tennen, Dich zu . ‚Sieben, deinen. Befehlen zu gehorchen, und deine

Gnade über. alled zu fuchen. Lehre mich ,, die unzähligen Wohlthaten befonders Die Unermeß⸗ lichkeit deiner Gnade im Werk der Erloͤſung taͤa⸗

u lich lebhafter einfehen , auf daß ih zum Dane erweckt, und wuͤrdig werde, auch meinen An theil an der Erlöfung hoffen zu dürfen, 36 Aprill. Eben die unaufhoͤrliche Klage, verſtaͤrkt

m

durch eine Uebereilung , ‚bie wider’ tanfendfache Entſchluͤſſe vorfichgieng. Eben die Kälte , die Abgeneigtheit, mich ſelbſt zu prüfen , in mic) felbft zurückzukehren, und die Schande vergan⸗

gener Zeiten durchgufehen. Dennoch Hoffe ich

“auf dich, o Herr! : Dur haſt den Manaſſe den

David‘, den Paulus zuruͤckgerufen, und ihnen

den Zutritt zu deiner Gnade eröffnet; du haft

auch mie das Leben verlaͤngert; weil du mir Zeit zur Buſſe haſt geben wollen. O fo gieb

“mir ſelbſt auch-den Geiſt der Buſſe, den Ernſt

zur Beiferung ; die Beſtaͤndigkeit auf dem Wege

der zur Reltung führe, Gieb "deinen Worte,

und den Worten derer die Dich’ tieben‘ die Kraft

- mich: aufzuwecken; denn ohne dich, ſtolze Men⸗

ſchen mögen: ſagen, was fie wolhn;- kann ich

—— a71

27: michts · thun/ meinem Gewiſſen nichts antworten, mich mit feinem Zutrauen dir nähern, dein Ge⸗ richt nicht, erwarten. O ſo mache meinen Dank, „meine Treuagegendan Retter recht lebhaft. Amen, 3. ‚may. Ich Fett Tehreiben, und weiß nicht was. Mein Gemuͤthe ift ſo trocken, fo verwirrt, daß ich nicht weiß; was ich fagen fol. Und doch muß ich von - meiner Seele und ihrem Zufland.reden, der mich am meiſten befchäftigen fol. Num da ich gefund . und in -Aeufferlichen ohne Bekümmerniß. bin, ſollt ich nicht bereit feyn zum Danke. Aber ich liege im Schlummer; zum Umgange mit Gott, zum Gebete, zu allen ernſthaften Betrachtungen ungeſchickt. Was haͤtte ich nicht noch vor weni, gen Wochen gegeben, fo gefund , fo ſorglos zu ſeyn, wie ich jetzt bin. Und wie. wenig fühle ich nun dieſe Geſchenke Gottes, die wiedererlangte Geſundheit, die Zerſtreuung ded Kummers, den Frieden mit. aller Welt. So unbegreiflich, ſo verdorben iſt das menſchliche Herz. ao0 May. Ungefaͤhr eben ſo; vielleicht mit minderm Gefuͤhle. Ueberhaupt freudig und munter aber nicht ‚genug. begierig nach ‚der Freudigkeit, die fich auf den ‚Frieden mit Gott gruͤndet, und nach den Mitteln, die zu.diefem Frieden führen. Zer⸗ ſtreut, an die "Heinen Gefchäfte des Lebens vers nüpft ; auch wohl. auffahrend und. nicht-fo fanfts muͤthig,· wie das Chriſtenthum es fordert, O er⸗

4

213° E___

barme dich, Her, reiche mir deine rettende Hand!

24, May. Morgen iſt es wieder um eine groſſe Ver⸗

-

änderung in meinem Leben zu thun; wobey Eis telfeit und Eigenliebe mit ımterlaufen mögen und wo ich ſelbſt befürchten muß, durch Die Er⸗ böhrung des Wuniches vielleicht vom Wege der wahren Gluͤckſeligkeit abgewandt zu werden. Mein Verſtand fagt: (o daß es doch auch mein Herz in feiner tiefſten Empfindung fagen möchte!) Der einzige Weg nicht gu irren, ſey, Gott zu bit» ten, daß er diefe und alle Begebenheiten meines Lebens ſelbſt regiere, mir abfchlage was ich als ein unerfahrnes Kind zu meinem ‚Schaden wüns ſchen möchte; mir nichts beſchere ald was mir in der Ewigkeit heilſam if. Wird der Wunfch meis ner Freunde erfüllt; :o.fb gerftöre, liebenber Vater, die Keime des Boͤſen, die in meinem Herzen Wurs zel fehlagen möchten; daͤmpfe, den fo leicht aufs fleigenden Hochmuth, und laß mich niemals ver; geſſen, daß Gaben und Aemter Wander find, Die bu anvertraueſt, und davon du Rechnung forderſt!

31 Bay. Mein Wunſch iſt in. fo weit erhoͤrt, der ste

ift ohne Berändgrung in meinen Gluͤcksumſtaͤnden, aber auch ohne Erſchuͤ tterung in meinem Gemüthe vorübergegangen. Deine Gefundheit hat in den

lezten Tagen etwad gelitten, dach ohne fondenliche

Emppndung, Urſache zur Klage und zum Uns | muth

4 273

muth habe ich nicht, Ich fehlte billich Gott mit Freudigkeit danken, der mie Zeit und Kräfte giebt zuruͤckzudenken, und meine ewigen Angeles genheiten zu beherzigen doch, thut ich noch nicht genug ob ich wohl Feine heftige. Begierde nach zeitlichen Vortheilen fühle, ſo ift Dennoch: mein Gefühl fürs Ewige auch viel. zu ſchwach, viel zu Zalt, vich zu unthätig. Ob ich wohl fühle, daß ich ohne herrſchende groſſe Laſter bin ſo arbeite ich, Doch nicht mit dem Eifer qu meiner Beſſerung, wie ich ſollte ich bin au ſichtr, und zu groſſen

Entfchliefungen unfaͤhig. sun. Diefe Woche hat nttine Gefundhei ghr de litten. Ich Habe traurige und ſchwer st: ertra⸗ gende Nächte gehabt. Gedankt fen Get fuͤr die Erleichterung, die er mir dam auch wechfelsweiſe befcheert ; gedankt fey ihm fix. die Bayde, ;die er mir aufgelegt, und Die nofhrwendig ſeyn mag, die Keime ded Stolzes und anderer: Beibenfchaften zu unterdruͤcken. Wenn nur mein Herz dieſen Dank eben ſo abftattet, wie ihn mein Verſtand abſtattet. - Aber diefer ficht jenfeits des Gegenwaͤrtigen, mein Herz aber if an das Irrdiſche gebunden, . | ; ul Meine Gefundheit erinnert mich oft ag, mein „Ende, und on die Nothwendigkeif mich in eingn ‚Stand zu ſetzen,daß ich np le ld Richter er» ſcheinen duͤrfe. Und denyoch fl mein Herz fo bes tfruͤglich, daß alle Empfindungen. bex,afen Fri

v. Sallers Tageb. <h. I. S

27% une

Leit ich aus meinen Gedanken verlieren, und die nichtigen Kleinen Berdriehlichkeiten des Lebens mich zur Ungeduld, zum Murren und zum Dip,

* vergnügen bewegen; da ich täglich Gott danken ſollte, weil er mir Zeit zur Buße und zum

Frieden mit ihm vergönnet. Ich verlange von meinen Mitmenſchen eine Nedlichkeit , die ich

Gott ſelbſt nicht beweiſe. Sch verdenke ihnen

den Mangel der Liebe, da ich bie meinem Gott ſchuldige Liebe nur im Verſtande und nicht im Herzen fühle O ich winfche aus dieſer irrdi⸗ fchen Welt weg, und dahin zu kommen, wo der rechte Werth der Dinge hergeftcht , und das hoͤch⸗ ſte Gut auch am hoͤchſten geliebet werden wird.

2, ul. Wie elend ifi der Menfch bald niederge⸗

° ſchlagen, zerknirſcht, zweifelnd an Gott, Dann wieder groß, troßig und niemand bebürftig. Soll ich mir von Gott die Krankheiten ‚die Schwer:

muth wieder zurücerbitten , deren Erleichterung

ich fo ſehnlich gewuͤnſcht hatte? Wenigſtens dacht

ich damals ernſtlicher, vernuͤnftiger; und erin⸗

nerte mich, daß ich ein Geſchoͤpf ſey, und einen

Schoͤpfer habe, bey dem ich meine Zuſlucht fi chen ſoll.

2. Aug. Es iſt doch ein alender berdorbenes Weſen ur um den Menſchen! daß er fo gar nichts aus Dankbar⸗ keit fühlt, daß er Geltnicht cher kennt, als

wenn ihn alle andere Huͤlfe verläßt, und daß er

x

[-_—__—_ 275

die Ewigkeit aus den Augen. verliert, fo bald der Pfeil des Todes ihm nicht in der Nahe drohet. Mie kalt, wie gezwungen ift alles, was ich thue, mein Weſen, mein Leben, dleſes mein Bekenntniß.

9 Aug. Nun drohet wieder ein Sturm , ober wenigftens werde ich an Dinge erinnert, Deren Vorſtellung

mir nicht anderfi als verdriehlich feyn kann. Gott

x wird abermald beifen, und ich foll es. als feine Gnade eriennen, wenn theild die Erinnerung

der ehemaligen Fehler erneuert, theils die zeite lichen Folgen der Sünde lebhaft oprgeftellt , und endlich Die ewigen Folgen ins Gedaͤchtniß zurück, gerufen warden. Mein Alter dient mir übrigens zum Troſte, alles was auf Erden mir beſchwer⸗ lich it, Tann nun nicht mehr lange dauren; es muß bald verfchwinden. Defne, mır du mir deine

Waterarme, umd empfange mich in deinem Frie⸗ ‚den , au der Zeit, die Deine Weisheit für. mich

auserſehen wird!

23. Aug. Gelegenheit dm Verdruſe Obwoh gute Abſicht und die Uebereilung einigem zur Entſchuldigung dienen koͤnnen, fo folligden

noch dee Eindruck der nahen Ewigkeit auch die

. Möglichkeit folcher Fälle abhalten Einen. Aber

» immer noch iſt die Macht des Gegenwaͤrtigen

:. dem Künftigen üderlegen : immer noch vergiſt man

2. 28: Daſtyns eines allſehenden Richters, Iſt es

63 |

276

nicht ein boͤſes Weſen, das mir einen falſchen Spiegel vorhaͤlt, das vermeinte Gute groß, das unfehlbar Boͤſe klein macht. Keine Muthmaſ⸗ fung iſt wahrſcheinlicher als dieſe; auch die Arg⸗ liſtigkeit, mit welcher das Laſter uns uͤberſchleicht, vergroͤſſert dieſe Vermuthung. Iſt es aber ein boͤſes Weſen, das uns verleitet, wie unendlich wachſam ſollten wir gegen die Einßuͤſterungen deſ⸗ ſelben ſeyn! wie eifrig ſollte ſich unſer Herz wider die erſten Raͤthe dieſes Feindes auflehnen? Aug. Einige Spuren meiner Krankheit, die mir ehemals fo unerträglich geweſen iſt, und die mir jetst faſt Feine Unruhe erwekt hat. Obwohl Die Gründe dieſer Zufriedenheit Teine vollkom⸗ mene Reinigkeit haben mögen, fo danke ich den« noch dem Geber alles Guten ; ber die ſchwere Laſt der. Ungebuld und der Verzweiflung mir ab» genommen bat, worunter ich zuweilen fafl er: Ing, Mag doch diefer Körper verweſen, wenn nur der ewige Geift in die Wohnung Der Ruhe aufgenommen wird. . . » Sept. Gefundheit und Ruhe hat du mir wie⸗ ger, o mein Vater! gegoͤnnet. Meine Selbſtliebe haft du an einer empfindlichen Stelle gebeuget, auch dafür. fey Dir o Vater Dank gefagt ! Weber zeugt beinerfe:ich,, daß keiner meiner fehler bin : geht, der nicht auf der Stelle und ſchwer beftcaft “Wird, Aber firafe vi Bater Lund ſchone dort,

we oO x

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Ein Lafter Haft du mehrentheild aus dem Herzen auögerottet, wo es bittere Früchte getragen hat, Ein anderes noch fehädlicheres , die Eitelkeit, rotte du auch aus, denn wie wolte nein falfches Herz fich felber reinigen. Mache e8 durch die Beftrafung meis

- ner Eigenliebe verhaßt. Zeige mir, daß esin Zeit '

und Ewigkeit ungluͤcklich machen maß, daß gs unerfättlich ift, daßes auf den erworbenen Ruhm edel herab ſiehet, und nach denienigen Lorbeern fchnappet, die es nicht erreichen kann; daß jeder Menſch der ihm nicht fehmeicheln will, fein Feind ift, und der nicht gewährte Zoll des Lobes ihm eben fo bitter vorkoͤmmt, als wenn ihm die Les

vensmittel · verſagt wuͤrden.

+

Sept. Alles das nemliche, der etwas bittere Bes cher, der mir eingefchentt worden iſt, bat noch sicht ganz feinen Gefchmad verlohren. Ich aber follte billich der göttlichen. Gnade danken, die meiner Selbſtgefaͤlligkeit zuweilen etwas in den Weg legt, und mich an meiner eigenen Bewunderung hindert. So thue es auch o mein Vater! druͤcke den Empoͤrer, laß mich nie vergeſſen, daß ein beſleckter Suͤnder Gnade, und nicht Ruhm ſuchen und annehmen ſoll; daͤmpfe alle dieſe aufſteigende Wallungen meines Herzens, worinn unaufhoͤrlich

das Boͤſe gaͤhret. Erinnere mich / daß die Ewig⸗ keit allein mich beſchaͤftigen, allein mein Troſt

und meine Hoffnung ſeyn ſoll.

S3

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:27. Sept. Maͤchtig it das Boͤſe auch ohne die Reize der Natur, wer wollte nicht demuͤthig ſeyn, wenn er ſein Herz erforſcht, und gegen die Richt⸗ ſchnur haͤlt, die ihm vorgezeichnet iſt. Und was find die Luͤſte, die ſich der Ewigkeit vorgezogen wiſſen wollen? Kenne ich ſie nicht, habe ich nicht ihr Elend tauſendmal empfunden, und wenn ich fie genoffen, geſtehen muͤſſen, ſie verdienen

den Wunſch eines Vernuͤnftigen nicht!

4. Okt. Nicht umſonſt habe ich mich über meine Käfte ‚und über die fortdaurende Herrſchaft böfer Leidenfchaften beklagt. Es feheint aber der gütig fsrgende Water habe durch eine fehlechte Geſund⸗ heit dem zunehmenden Uebel fleuren wollen. Auch für diefe Gnade, Denn es if eine wahre und wichtige Gnade, danke ich ihm. Ein kraͤnk⸗ licher Leib ift wirklich eine Gnade. Die Feßeln der Zeitlichkeit "werden dadurch gebrochen, die Ewigkeit ind Geficht gerücdt, und bad elende Vertrauen gu nichts bedeutenden Guͤtern, in fein Nichts zuruͤckgeſetzt.

11. Okt. Meine Gefundheit hat gelitten. Aber Gott ſoll ich danken, daß ſie gelitten Hat: das iſt Das fürzefte Mittel die aufwallenden Brgierden zu dämpfen, die Uebermacht des Gegenwärtigen zu beswingen , und Die Wünfche des an die Erbe gebundenen Herzens der Ewigkeit zu nähern.

25. Okt. Seitdem bat meine Gefimdheit noch mehr gelitten. Aber bin ich beffer geworben, iſt mein

279

Herz näher mit Gott, mit dem Heiland verbun⸗ den? den ich Doch als das einzige Mittel zum

‚Heil und zur Rettung erkenne. Wie unends

lich ehtfernt Bin ich Doch von dem Eifer, dem Feuer, mit welchem die erften Chriften an ihrem

Gluͤcke gearbeitet, und daB elende vergängliche '.

mit Füßen getreten haben. Wie anhärngig am mich felber, an meine Geſundheit, an meine Kleine Umftände umd Angelegenheiten, wie uns finnig kalt gegen das ewige und einzig Wichtige,

1. Nov. Ich habe feitdem harte Tage ausgeſtan⸗

\

den auch die find vorbey. Dank fey dir o

Vater » für diefe Züchtigung , denn fie hat wies der fchädliche Bewegungen gedämpft, die allzu⸗

heftige Anhaͤngigkeit an das Zeitfiche gemindert

und mich erinnert, daß ich in allem nur von ' dir abhange.

8. Nov. Mein Körper verschret ſich nach und nach in⸗

m.

nerlich und finft zum. Grabe. Wo ift doch Troſt

in den annaͤherenden finfkern Stunden zu fie

den? . Mo anders als in den Armen eined vers fößnten Gotte8? Ach wie Kalt ifkdiefe Betrach⸗

tung! Wie froflig meine Liebe gegen den,

der doch einzig die Schrecken des Todes und das Grauenvolle des Grabes verfüffen kann; wie an⸗ haͤngig ift mein Herz an kleine Vergnügungen in

der Arbeit, an Erleichtung meiner Schmerzen ! wie unempfindlich gegen den Heiland , mit deſſen - 6 4

1

380

——— üü⏑⏑— © nn J

Arbeiten an dem menſchlichen Geſchlechte, ich mich doch taͤglich beſchaͤftige! Und wider dieſe

Krankheit der Seele, wo iſt ein Mittel zu ſinden?

Wo anders als im Gebethe, in der Anrufung

Gottes, daß er mein Herz erweiche, es von die⸗ dieſer Welt loßreißen und zu ſich ziehen wolle.

6. Dec. Kun bat die göttliche Gnade mir die bes

ſchwerliche Krankheit wieder abgenommen. Sie hat auch meinen Geiſt der niedergeſchlagen war, wieder aufgerichtet, und mir den Muth gegeben, meine Arbeit mit Luft und Fertigkeit zu verrich⸗ ten. Sollte Ich nicht für dieſe wahre Güter dankbar feyn? Und worinn beflchet der Dank, den Gott fordert? In meiner eigenen Glüffeeligs feit ; in meiner Befferung , die der Weg zum ewigen Heil if. Sollte auch nicht das fehredis

“bare Andenken fo vieler Sünden, zum Ernft im

Er,

Chriftentpum, zur Buße, zum Abfchen gegen alles das erwecken, was bie Seele unheilbar ver, wunden kann?

Dec. Auch in dieſen leten Tagen habe ich Ge⸗ ſundheit und alles Gute genoſſen; und wie kalt bin ich gegen die goͤttliche Guͤte geweſen, die geholfen hat, wo ich mir nicht helfen konnte.

nd dennoch uͤberzeug ich mich durch die täglie

che Erfahrung, daß es noch viel unmöglicher iſt, ſich unter dem Drucke der Krankheiten und Schmer⸗ zen zu ernulichen Gedanken und Ueberlegungen gu erheben , da der Körper ſelbſt die Seele zer⸗

ſtreuet, und daß mit Gott umzugehen Keine Zeit geſchickter iſt, als die Zeit der Gefundheit und der Ruhe! Wie ift es denn möglich, daß ich dieſe Zeit, die doch unfehlbar kurz und nicht in meiner Macht feyn wird, nicht zu dem Zwecke gebrauche, und wie ſchwer iR iſt es doch, fich von dem Sichtbaren zum Unfichtbaren und Ewi⸗ gen zu erheben; wie matt find alle Eindrüde, die nicht unmittelbar von den Sinnen kommen! Eben dad iſt der Leib des Todes, worüber fo

gar ein Apoſtel zu Klagen gehabt , deffen Leben .

doch eine Folge lauter Heiliger Bemühungen war. 25. Dec. Immer dad nemliche: ein Eränklicher Koͤr⸗ : per, doch fü, dag es zu ertragen ift; aber ein mißvergnuͤgtes verſinſtertes Gemüthe, kalt, wo

es warm ſeyn ſollte; Undankbar und ohne Empfin⸗

dung. Und dennoch bey dem jetzigen unvollkom⸗ menem Ötande, habe sch Urſache genug zum Dante, Errettet von den gröbften berrfchenden Sünden, befreyet von einem förpetlichen mich zu Boden druͤckenden Uebel, einige mehrere oder mindere Empfindungen meines Elendes, und einige Begierde mich von demfelben loszumachen. Alles Vortheile, die ich der göttlichen Gnade zu danken habe, die durch meine Schuld unfrucht⸗ bar werben Eönnen, die aber Dennoch der noth⸗ wendige Anfang zur wahren Befferung meines Zuſtandes find, |

t> os 3

1773

3. Jan. Im Aeuſſerlichen ruhig, und fo gluͤcklich,

10.

ala es mein Zuftand und mein Alter mitgiebt, habe ich nichts als der göttlichen Güte zu dan⸗ ten. Aber thue ich g3 auch wie es Gott will, Bin ich erinncrlich, daß an feiner Gnade mein Alles hängt; dag dad Gute der _Zeit ein vers fchwindender Schak iſt; daß einzig die Ord⸗ nung , in welcher man ihm gefallen kann, ber ' Wunſch und die Pflicht eines vernünftigen Ges fchöpfes it! O laß mich Heiland meiner Seele! nicht vergeſſen, wie entfeßlich das Ungluͤck eines Menfchen ift, der dich vergißt; wie wenig Ge⸗ ſundheit, Gluͤck, Ehre, und vortheilhafte Unter: nehmungen zur wahren Gluͤckſeeligkeit beytragen koͤnnen; wie fürchterlich im Grunde die Erfüls

lung unferer Begierden, die Befriedigung unfers

Ehrgeizes, die ungeflörte Stille iſt, worinn wir die Ewigkeit verfchlummern.

"jan. Ych babe immer eben die Klage, und die Urſache darzu vermehrt fich cher, ald daß fie fich vermindert. : Wieder habe ich die Angſt eines neuen. Anfalles meiner Krankheit ausgeftanden , diefe Furcht iſt vobey gegangen, aber mein Herz ift undankbar, unempfindlich . geblieben. Die Rückkehr in mich ſelbſt, id mir fo ſchwer, daß ich mich. mit heimlichen Widerwillen dazu bequeme.

Die Ueberzengung meines Verſtandes geht nicht in den Willen über, und beſſert mein kaltes nei

nicht.

24

| 4.

Yan. Einige Erinnerumgen- meines körperlichen Uebels habe ich erlitten, und vielleicht waren fie noͤthig, die aufſteigenden Dünfte des Stolzes nics Derzufchlagen. Sonſt find meine Umſtaͤnde ruhi⸗ ger und vergnügter, ald fie lange nicht geweſen find. Aber eben diefe Ruhe führt zur Gleich⸗ gültigkeit über das Wichtigfte; und zur Anhäns Yigkeit an dieſe, und gefallende Welt. Mit Recht haben die Myſtiker gelchrt , das Ungluͤck und das Leiden fin eine Wohlthat Gottes, und keine Strafe ſchrecklicher, als ein beharrlicher Gluͤcksſtand, aus welchem man erſt in der Ewig⸗ keit erwachet. Dir Dank ich o Vater! daß du von Zeit zu Zeit, theils durch die Folgen meiner Fehler, theils auch durch Krankheiten mich zur Vernunft, zur Sorge für Die Ewigkeit zuruͤk⸗ rufeſt! Unſere falfche Seele ſcheuet fich vor dem Ernften, und wendet fo lange die Augen Davon ab, biß es fich fo mächtig zudringt, daß wir ihm Gehoͤr geben muͤſſen.

Jan. Und nun koͤmmt noch der Ehrgeiß mich zu quaͤlen, und meine Ruhe zu ſtoͤhren. So ſehr er ſich im innerſten des Herzens verbirgt, ſo verraͤth ihn die Unruhe und die Unzufrieden⸗ heit. Daͤmpfe dieſe Wallungen, o mein Gott!

6

Li}

ſtaͤrze licber die Säule, die ich mir aufzurichten

beſtrebe; entziehe dem Stolze die Nahrung; gieb nicht zu, daß ich für nichtige Schmeicheleyen,

die nur wenige Jahre Dauren Tonnen, die Hoff

nung des ewigen Lebens aufopfere. Laß mid) die groffen Wahrheiten der Offenbarung im Her zen fühlen, auf daß fie in demſelben herrſchen, umd das Boͤſe auseotten mögen. In zeitlichen Dingen fen.beinem weiſen Willen alles übergeben! Dein Wille geſchehe auf Erden , und in Anfes hung meiner; denn dein Wille ift Gnade !

y. Horn. Die Begebenheit diefer Woche fchlägt wohl

die Hoffnungen des Ehrgeizes gaͤnzlich nieder;

und iſt mir empfindlich geweſen, da der Menſch ſo gerne bey den untern Urſachen ſtehn bleibt, und die Werkzeuge haſſet, wodurch Gott ihn er⸗ niedriget. Faſt ſichtbarlich iſt dennoch dieſer nicht gewuͤnſchte Ausgang mein wahres Beſte, für meine Ruhe, mein Leben. Vermuthlich Hätten die Schmeicheleyen meine Eitelkeit auf

geweckt, die Gedanken der Emigteit noch mehr

verdrängt, und mich in einen Troſt gemwieget, der doch nichts Feſtes Hat, und unter und ein⸗ finken muß. Hilf du o Vater, daß ich bey dir

mein Heil, im deiner Gnade meine Seeligkeit

fuche: bey die allein iſt Seeligkeit und nicht bin Menfchen,

\>

——————— 28%

14, Zorn. Meine Geſundbeit iſt gut geweſen, die Erfchätterung vom zlen iſt ohne Spur’ venfihrouns

gnügt. It folgt auf die Unrnhe Eckel, ‚die (m gengnute Bangemweile ,...die mitten in meinen Ara

beiten mich einhaͤlt, und mir ˖zumal die Abende lange macht. Iſt dad nicht quch eine. Folge. der Eytfernumg von Both! ie

a:. Horn. Gute Geſundheit and: Ruhe, und über

‚, haupt bey allen den Kleinen Beſchwerden deis Le⸗ bensund zumal des Alters, lauter Urſache dee

aöttlichen ‚Güte zu danken, bie meinen Ueber⸗ gangzum Grabe fo fachte abhängend- mächt. Freylich faͤut jeden Tag eihe meiner Kräften weg, und dennoch bleibt f6 viel, daß ich tubig, ſelbſt mit‘ Vergnuͤgen meiner Arbeit abwarten, und die Stunden genieſſen tant die mir noch

zugejzaͤhlt ſind. * 28. Horn. Mein ziemlich gedricies Gemuͤth Hat,

ſich wieder geſtillt, entweder weil keine zeitliche

«4 M2*

Eindrücke , ig bauten; oder oc die Ehrfucht . wieder, einige, Wahrung | iden bat. Meine

Geſundheit Aft. ziemlich aui und aſles in der ge⸗ woͤhnlichen Ruhe. Aber. wohl fagte Berfon:

namqps de toi le, Galne gli rude Lad {all ae Anempfindlichfeit,.gder alle seitliche

Wohlgelfaͤlligkeit an fich felber, wenn du uns o

Bine ſelbſt nicht biigeſt z wenn hae Schwerd des

288 " CCC. der weltlichen Groͤſſe, fo werkthaͤtig abgeſchnit— ten bin? Und was wuͤrden die Schmeicheleyen einiger Duͤrftigen zur Beruhigung meiner Seele beytragen, wenn ſie der Schrecken der nahen Ewigkeit erſchuͤttert; warum ſollte ich nicht ohne chimaͤriſche Hofnungen da Troſt füchen., :wo er unfehlbar zu finden iſt; wo kein Gebet unerhoͤrt bleibt, wo die Bitte ſelbſt ſchon eine Erhoͤrung iſt? O ſo laß mich, guͤtiger Geiſt des Troſtes! bey mir ſelber einkehren, bey dir Schutz, bey dir Ruhe ſuchen, wo unendliche Ruhe, wo ſie leicht, wo fie unfehlbar zu finden iſt. 17 April. Chem die nemliche Klage, habe ich über - mich felbft zu führen. . Heute iſt das Ofterfeft, der Tag, .an welchen der Heiland. feinem pros phetifchen Amte dad Siegel aufgedruͤdt hat, wo jeder, der ‚vom feinem. ode etwas hofft, voll Dankbarkeit gegen feine Rettung ſeyn follte. Aber wie kalt Bin ich "gegen diefe große Nachricht ı Es ift doch nicht echt begreiflich , wie ein Menſch zugleich glauben , zugleich eine Offenbarung er» kennen and fich von der Wahrheit überzeugen, .. und noch fo. kalt bleiben koͤnne! Weine Unwuͤr⸗ digkeit halt mir. die Vernunft: ſelbſt vor und -, „überzeugt mich / daß ich nicht in des: Eitandbe bin, worinn ieh: vor Gott. erſcheinen könne ! 6 Juni. Nach. und nach, langſam/ faft unmerklich beſſert ſich meine, Geſundbeit. Bash: wilſt du o Va⸗

Yu d Kater! daß d . Aber hilf, daß mein Herz ſich nicht "die Welt hänge , hilf daß ich bey dir, in deinem Beyfalle, im „Deiner Gnade einzig meinen Troſt ſuche. Was würde

mir fonft ‚bleiben, wenn einft die Gegenſtaͤnde ... 1. DOR den Sinnen finden , wenn jede irr⸗

diſche Hoffaung, auf die ich mich lehnen möchte,

unter mir einfinket, wenn meinem Geifte die

J Ordnung und die Stille fehlt, in welcher ich mein wahres Beſte beherzigen koͤnnte.

&0

Juni. Meine Krankheit nimmt nicht ab, und fcheint: nicht abnehmen zu wollen; fie wird viel⸗ leicht der Weg ſeyn, auf welchem ich in Die Ewig⸗ keit gehn fol, Uud bey diefer ernſten Ausficht

ann ich mich dennoch nicht von der Welt abe '

ziehen , nicht zu Gott gewöhnen, nicht an dem Eingigen arbeiten, das in der tiefen Dunkelheit mein Troft ſeyn ſoll. In dem Menſchen .ift et⸗ was unbegreiſliches. Täglich finde ich doch

Brände zum Glauben, zur Kenntniß des Hei⸗

Nandes, und Dennoch firche ich keine Zugucht bey

"demjenigen, der fo offenbar einzig meihe Zus

Nucht fey kaun. Dieſe Blindheit und Sorg⸗

loſigkeit iſt bey einem Sterbenden unb egreiſtich.

BE ſoll ich thun, daß ich ſelig werde? Es iſt

doch nichts uͤbrig als ſich zu ſchaͤmen, und Gott anzuſſehen, das tuͤckiſche Herz zu beſſern. |

V. Hallers Tageb, Te u

. x r B 0]

7. Nov. Immer noch Anbfagigtit an Die Heina und falfchen Tröftungen die die Welt ums a. währch Kann. Reine Zuſtucht iſt moch imma zu Büchern, zu gelehrten Befchaͤftigungen, di pickleicht im Grunde Ehtfücht und Eigennug fi angenehm macht. Was iſt das Herz des Mn ſchen!

14. Nov. Meine Geſundheit iſt noch immer wankel batr. Meine Krankheit har mith von ber Ehe fucht geheilt ; We hat mich zur Ruhe gezivunga

die meinen Jahren am natuͤrlichſten zuſtehet. Ex verfchefft mir das Gluͤck zwiſchen Beben umd Te einen Mittelſtand zu ſetzen, um mich von der Erk .abziehen und zu der Ewigkeit erheben zu Eönnen. - 2a. Nov. Uber auch Strafen son-die o mein Ds

er Mid Geſchenke. Die Ehrſucht die mid

quälen wolltr, # darch die Kraukheit mein

Leibed verdrimgen worden. Veh babe gefühlt,

daß ich mie nicht. Buͤrden aufladen foll, wa

ich die Kräfte verlohren habe, fie zn tragen. I kann freyer an die Ewigkeit denken, der ich mid. | täglich nähere, und in.die ich mich unausweich lich doch bald verſinken muß. Aber Bramsche id auch diefe Mufe recht? Iſt nicht meine gelehrt: Taͤndeley eben fo weltgefinnt, eben fo ſehr im Zeitlichen verfunten, als die gemöpnliche Ehr⸗ ſucht! Wie falſch, wie irrdiſch, wie unfähig aller Innern "Triebe it mein Herz! Laß mich o Vater leben wir ein Menſch ber ſterben yo!

t

vor dir wandeln, wie ein Menſch, der zu dir zu kommen verlangt; ſo bandeln,, wie einer der wirklich glaubt, er fen unſterblich, und zu einem beffern Leben geboren.

5. Dec. Wie oft habe ich Gott geheten, daß ey mie eine langfame Krankheit fchenken , und mich nicht in einem &turme wegraffen, möchte, wo ich keine Zeit mich zu bedenken hätte. Diefe lang⸗

ame Krankheit ift nım da, fle führt faſt unver,

mæerkt zur Auflöfng; fie gönnt mir den Genug aller Seelenkraͤfte; ımd laͤßt mir alfo alle Zeit, zu dem: groffn Zwecke mich vorzubereiten, zu dem der Menſch gebohren wird.

19, Dec. Meine Geſundheit nimmt mehr ab Ohne

Zweifẽel iſt es dein Gefallen o du, auf alle deine , Geſchoͤpfe aufmerkſamer Vater! Die Eleinen Trös

: Algen der Welt, ſollen mich wicht von den

. aͤchten die bey dir allein ich finden, abwenden. Du trenneft Die Bande los, die mich an das Ætele heften, auf daß ich mich freyer zur Ewigkeit hits auffchtwingen koͤnne. Was follte mir Ehre , Geld und Luftbarfeiten, da ein innerer Wurm in mir nagt, deffen Biſſen alle diefe Güter mich nicht

entziehen koͤnnen.

25. Dec. Bin ich denn ungläubig , oder was iſt das für ein kalter lebloſer Glaube, der weder fühlt

naoch Antheil zimmt! Iſt deun Jeſus aicht heute

ebothren ?, Micht in die Welt gekommen für bie

Sünden, der Welt? gt 8 nicht an und wenn

| T 2

° - s nes

wir diefer groffen Empfindung nicht theifhaftig

werden. Habe ich im Verſtande einige wichtige

oder beträchtliche Zweifel entgegen zu ſetzen, iſt nicht Die aufrichtigfte Erzählung der Geſchichte, und die gaͤhk und ununterbrochene Fortpflanzung

des Evangelii zureichend, uns zu überzeugen,

daß weder Schwaͤrmerey noch Betrug hier Platz haben koͤnnen! Und iſt die Geſchichte wahr, iſt

. ſie dann nicht das wichtigſte Gefchäft unſers Les

bens, einzig würdig uns zu befchäftigen., Bin

‚sch nicht am Rande der Ewigkeit, alt, abge

lebt, krank, beſchwert mit Herrfchenben Sunden ;

.beduͤrſtig der Gnade, Was habe ich denn

in der Welt, dad mich abhaͤlt, qan Meiner Sea ligkeit zu arbeiten? Habe ich Luͤſte zu. vergnügen ; Sinne zu befriedigen. Bin ich nicht von allen

dieſen Genuͤſſen auf ewig getrennt / bie ohaedenn ſo dend waren.

8

1774

23. Jan. O men Vater! lehre mich seiten ;

was es heißt: dein Wille gefchehe auf Erden,

wie im "Himmel, Dein Wille , ibie er allmädke tig iſt, ſo iſt er auch allweiſe und allguͤtig! Alle

Verfügungen Gottes, bitter oder angenehm; fin»

doch lauter Gnade,’ und es ſtehet nur an uns/

ſe zu unſerm ewigen Vortheile zu nutzen. O

!

Be, . 293

mein Bater ! im Verfiande herrfcht die Wahr⸗ heit , aber das Herz hängt am Gegenwärtigen ,

iſt gegen dad Entfernte unempfindlich, auch ges

gen dich, den ich nicht fehe, der aber allgegen⸗ wärtig, und auch mir fo nahe ift, Daß er meine geheimften Gedanken hört.

17, April. Oft habe ich gewuͤnſcht, nicht in einem

28

'

Sturme plößlich Hingeriffen zu werden, fondern

die Zeit zu genieffen, mich zu meinem Ende

vorbereiten zu können. Ich dachte an die Waſ⸗ ferfücht,, an die Schtwindfücht. Mein Zuftand ift viel gelinder, minder befchiwerlich, minder

. gefchwind tödlich ; und ohne einige Störung

meiner Gedanken. Danken will ich dir alfo

mein Vater, für diefe meinte Leiden, bie mich

zur Seeligkeit führen follen , und wirklich fühle ich einen em Strabi der von dir -quellenden Hoff⸗

nun,

Aug. Es 2 dem Menſchen in der That beſſer, zu leiden; denn gar leicht vergißt er fonft Des Eivigen, Gott verdient alfo unfern Dank, wenn er uns von den Kleinigkeiten des Lebens abziehet, und und das einzig Nothivendige ins Geficht ruͤckt. Auch fol unfee Gebet nicht das Kreuz

bvon uns ablehnen wollen, das und fo noͤthig it,

wir müffen von Gott erbitten, was in der Ewig⸗

keit gut bleibt und was und when kann, wenn E 3

29

J

En

ber Sdawiaz der Wet gpt unfe Augen ver⸗ ſchwindet.

11. Dec. Was ſoll Der Unmth über meinen krank.

29

v

lichen Körper ? Muß ich nicht ſterben? Muß nicht das Band das die Seele und den Leib vereinis get gebrochen werben? Bin ich nicht in einem Alter , das ich nicht Hatte erwarten dürfen, und das meine Hoffnung weit uͤberſteigt. Und mag iſt denn zu wagen? Bin ich nicht unter der Aufficht und der Regierung eines weifen. und gnaͤdigen Gottes! Oder fol Zweifelſucht mich diefer Hoffnung berauben; des Troſtes der allein die Leiden diefes Lebens noch erträglich machen Kann! Aber ich werfe mich in bie Tiebende Arme diefes Waters! O mein Schöpfer! weiſer ches ber aller Welten , «ler Wienfchen, erleuchte meine Seele! Lab mich deine Wege kennen!

17715 . En } , San. Herr fey bey mir! Zerſtreue bie Schatten Die. zwifchen deinem Lichte und mir find! Laf mich Dich kennen, wie du bift! Dich lieben, wie du willft gelichet feyn! Dann mag meine Hütte zerfallen , meine Seele wird ihre Heiterkeit nicht verlieren; denn wer Lönnte trauern, wenn er zum Vater gehet.

5. März. Ich leſe den veblichen Gellert. Aber wars

aat

um kann ich nicht ſterben wie er, der eben auch ficche und beſtaͤndig kraͤnkelnder Mann! Etwas

kann ich einſehen; es ſcheint der Redliche hatte

ſich vor groben Suͤnden, und von der Herrſchaft

derſelben rein gehalten; und der verdient es, wer Gott verlaͤſſet, daß er auch wieder von ihm ver⸗ laſſen werde.

3. Jun. O mein Erloͤſer! fo wenig ih es fine

fich fühle, was ich dir ſchuldig bin, ſo ſagt mir doch die Vernunft: derjenige der für mich geſtorben iſt, Hat eben fo viel für mich gelhan, als wenn er für mich allein geftorbe wäre. Denn unfteeitig Hat fein Verdienſt die volle Kraft, meine Suͤnden zu tilgen, und folglich thut er für mich alles was er für alle Welt zuſammen thut. Und dennoch bin ich gegen diefen göttlichen Erldſer ſo lau, fo fuͤhllos. Dies iſt mir unbegreiſſich und fuſt unerträglich; denn da kein andrer Name gege⸗ ben if... was hilft mir mehr dufferliches Chriſtenthum, wenn ich Diefen Namen nicht an⸗ rufe, nicht soll Dank gerührt anrufel >. Jul. Meine Geſundheit iſt noch wohl erträglich. Etwas ſchwarze Gedanken die doch noch wohl in Schranken bleiben; auch dafuͤr ſeyſt Du o mein Bater gepriefen! Dank für die ſchwere Stunden, bie mich anhalten, in der Ewigkeit meinen Troft zu ſuchen; gelobet und gepriefen für alled, was du zur Rettung meiner Seele tbuſt; für alle Prüfungen! ! Auch einen Scimmer D

298 —— | deines ewigen Troſtes haft dur mir zuftieffen laſſen; und alfe Bitterkeit, alle Schwermuth verfchtoin Det. Doch zu gerne iſt der Menſch mit fich feibi gu Frieden; zu leicht kann auch ich in die weltlick Sicherheit zuruͤckfallen, und das Ewige vergeh ſen! Alſo gieb, wie in der Auffern Welt, heiten Tage und dunkle; Schrecken zu meiner War nung, aber auch Troſt, daß ich nicht verſinke⸗

und nicht andern Menſchen zur Befchwerde m zur Laft werde,. Nur daß ich auf dem We zum Heil bleibe! Denn ich elender kranker alla Mann, was follte am Rande der nahen Ei keit mir bleiben, wenn du mich o Gott verlafa wollteſt, menn ich ſklaviſch fürchten müßte, pr

: Beruriheilung vor die zu erfcheinen.

29. Okt. Thoͤricht habe. ich mir das Gedaͤchtnij . mit ben. Schwierigkeiten angefüllt, Die Die Fr geifter ‚gegen die Religion zuſammenhaͤuſta Aber gieb o Vater, daß die Vertheidigung de Glaubens womit ich mich befchäftige , ihre Kre und Wahrheit an mir felber aͤuſſere; daß n . . nicht verwerich werde, indem ich es unternehm! andere ſtaͤrken zu wollen! Beinen törperlick Leiden, "fee die Erwartung beſſerer Zeita nicht nur Zeiten fondern : Emwigleiten entgege Bald wird der kleine Unmuth verſchwinde! werxun ich Hoffen darf, daß nach der Zerſt oͤru meiner wankenden Huͤtte, ich bey dir leben,

vn.

297

der Geſellſchaft der Heiligen, ewig lehen werde. Amen das gieb mir! z1. Dec. Und fo iſt auch dieſes Jahr zu Ende. Nahe an die Ewigkeit hat mich ein hartes Lager ges bracht. Habe ich aber auch von der Prüfung den Nutzen gezogen, den ich hatte ziehen jollen? Bin ich nicht noch meltgefinnt , an Kleinigkeiten hängend ; liebe ich meinen Heiland wie ich follte ? Bin ich nicht noch gegen Gott Falt und duͤrre, voll ſchwankender Begriffe! O mein Vater! Gieb deinem Worte Kraft, die Nebel zu zerſtreuen, die meine Seele umhuͤllen. Laß dein Licht leuch⸗ ten, daß es meine todte Kraft beiche,

1776

7 Ian, och herrſcht bitterer muͤrriſcher Unmuth in meiner Seele, und erlaubt mir faſt nicht zu be⸗ ten. O du, der du mich erſchaffen haſt, du weißt wie weit es in meiner Macht waͤre, mich

zu uͤberwinden, und den Gebrauch von den Lei⸗ den zu machen, darum du fie auflegſt. Aber

ic) weiß, daß ich nichts weiter vermag, als in

- meinem Elende zu dir zu ſſehen. O du mein Erſchaffer! der du und verfichert haft, ſelbſt die unermeßliche Freude des Himmeld, werde durch die Belehrung und die Rettung eined Suͤnders erhoͤhet, o laß auch meine Seele, bey allen

298

\ ._.

meinen Fehlern, bey ihrer Untrene, doch etwas ben die gelten! Gieb mir Kraft zu beten! Ich bin muͤhſam und beladen, beladen mit Süm- den , mit donnernden Schrecken ded Gewiſſens. Meine Friſt kann nun nicht mehr lange ſeyn. O mein Vater laß fie nicht ohne Seegen vorbey⸗ Gieflen. Gieb meinem Gebet den Eifer, Die Treue, die Erhörung. Hilf mir in meiner Schwachheit‘?

30. un. Iſts möglich, daß man Gott nicht liebe?

Ja es wird durch die knechtiſche Furcht vor einem erzuͤrnten Richter moͤglich; den man nicht hofft verſoͤhnt zu ſehen. Man hat mir die Hoff⸗ nung der Seeligkeit zu erleichtern geſucht. Hat man wohl gethan? Die Offenbarung fagt ja, es

ſehy ſchwer in fein Reich zu kommen, und es

müffe darnach gerungen werden. Ich begreife auch aus meiner bloffen Vernunft, daß ewig mit Gott und den guten Geiftern zu leben, einige _ Aehnlichkeit mit Gott und mit dieſen Geiſtern erfordert werde; daß ein Herz voll Stolz , voll

Haß, unmöglich in der Gefellfchaft der Liebe,

1

ber Drdnung, der erleuchteten Beifter , fo vieler frommen Bekenner, ausdauren könne; und daß endlich die Secligfeit nicht darinn beſtehe, daß die Seele an einen gewiſſen vorzüglich glücklichen Ort verfeiit werde; fonbern daß ihre Triebe ge⸗ lenket, fh an bie rechten Güter einzig hal⸗

te, bie aber dann erſt rechte Güter werden,

wenn man bie nirdrigen und verdorbenen Triche abgelegt hat. Ich werfehe mich alfo nicht durd) eine bloſſe Erkenntniß, durch Wehllagen

‚und Wuͤnſche fertig werden zu koͤnnen; die Be⸗

reuung und dag Bekenntniß Jeſu, muß freylich damit verbunden ſeyn; aber um mit ihm zu le⸗ ben, muͤſſen wir gut ſeyn; muͤſſen wir nothwen⸗

dig, Dig auf einen gewiſſen Grad ihm aͤhnlich

werden, und dad ſagt die Offenbarung !

29. Sept, Mit dem annähernden Winter, nehmen

3

meine Leiden zu. Mein Uebel reizt insbeſondere . meine ungeduld. So gewiß allerdings der Leib

hierinn einen groſſen Einfluß hat, fo gewiß iſt es auch, das ein Chriſt, der alles was ihm ge⸗ ſchiehet, von ſeines Vaters liebreichen Huͤnden empfaͤngt, niemals zur Ungeduld verleitet wer⸗ den ſollte. Suͤndlich iſt es alſo allerdings, nicht zu wollen was Gott will, ungeberdig ſich anzu⸗ ſtellen, wenn ſein Wille gegen unſern Willen durchdringt. Elend iſt dieſe Frucht Dee Leiden, die uns im Gegentheile von unſrer Abhaͤngigkeit von Gott uͤberzeugen, taͤglich uns lehren ſollte, nicht nur unſer Schickſal als unwiederſtehlich anzuſehen, wie die Heiden thaten, ſondern wie ein Chriſt, ſie mit kindlicher Ergebenheit aufzu⸗ nehmen; und das Leiden durch Geduld zum Glüde zu veredeln. Und wie kann und die Ewig⸗ feit tröftlich werden, als Durch unfer Vertrauen

auf Tinen verſoͤhnten Gott Wie Können wir abt

dieſe Verſoͤhnung anders hoffen, ald durch ix

Glauben, durch die Theilnehmüng an dem Ya Dienfte des Erloͤſers! Nicht cher werd ich zur Ruhe kommen, ald bis ich zu Diefer Theil nehmung gelanget bin. Diefe Seeligkeit ift nid in meinem , deö:verborbenen Menſchen Vermi gen, du muſt mie fie geben, o Erbarmer! Mad du mich zum Ehriften!

5. Okt. Je länger je kräftiger erfahre ich, daß de

Kraft des Gebetes, wir.mögen auch noch fo Ele

muͤthig ſeyn, nichts widerſtehet. Mein Ga

iſt allemal aufgerichtet worden, ſelbſt auch ı der Leib Seelig waͤre ich, ſeelig bin ich

wenn dieſer Weg der Erbauung mir offen bleibt

. Der Menſch im Gluͤcke, bey voller Gefimdha meinet, ex bebürfe feines Botted ; aber im Stun

und im Unglüde, wenn man fich nicht mehr ke

fen kann, durch das Gebet Hilfe finden , iſt a erfahrungsmäffiger Beweis der Wahrheit N Religion. Das Gebet ift ein Hilfsmittel wid Sicherheit und Stolz, es.ift ein fanftes und Era tiged Band mit Gott.

2. Nov. Hilf’o Waten! daß dein Wort das ich Id

auf mein duͤrres empfindimgslofes Gemuͤth einen tiefen Eindruck mache ; dag ich alaub Denn aledann wird all mein Leiden verſchw ben, Seelig find die Freunde Die vor mir

——— zor

die Ewigkeit eingegangen ſind; ihre Thraͤnen ſind getrocknet, fie find im Hafen geſichert, vor deu Sünde gefichert, vor allem Elende ewig: ficher ; unſabis zu ſeblen und zu leiden.

°

: 1777

x Yan. Durch unzähliges Ungemach, durch gute Stun den, durch andere, die ich gumeilen meynte nicht ertragen zu fönnen, habe ich auch dieſes neue Jahr erreicht, und eben fchlimmerift mein Zuſtand nicht geworden, zumellen feldft viele Wochen lang habe ich Milderung gehabt, und ohne. fonderliche Bes

ſchwerde mit froͤhlichem Muthe gearbeitet. Ganz

neulich war mein Gemuͤth niedergeſchlagen, hoff⸗ nungslos, und im einen ſtrafbaren Unmuth vers ſenkt, den nichts entſchuldigen kann als daß ex

feine Wurzeliim Leibe hat, und fich durch den Willen

ſelbſt nicht recht überwinden laͤßt. Aber was hab

ich dem Innern nach gewonnen ? was in einer fo langen Zeit gewuchert? da ſie von meiner noch uͤbrigen Zeit einen ſo groſſen Theil ausmacht. Ich habe immer eben die Klage uͤber mich ſelber uͤber meine Kaͤlte, uͤber meinen Mangel von Dankbar⸗

keit gegen den. Heyland, deſſen Vortreflichkeit ich denmoch täglich beſſer kennen lerne; und in der TThat, nicht ohne meinen Troſt taͤglich beſſer ein⸗ ſehe. Aber: Liebe, lebhafbe gran wie

)

+ 3 " «

crch ehemals gegen Freunde fühlte, Kann ich mi nicht zuſchreiben. So iſt auch das Zutrauen nich da, das Bott ſowohl um mich verdient hat, und ich durch feine Hilfe ohne meine Klugheit, audfı manchen Uuglück gerettet worden bin. O du doch in diefem “Jahr mein Herz teeuer , aufrict; ger, minder weitgefiunt, mehr der Ewigkeit eg ben wäre, derich Doch fo nahe bin, und die alltu meine Wuͤnſche befchaftigen foll.

. * vo In dieſem neuen Jahre Habe ich ſchon viel gelt ten, und zumal viele Unruhe gefühlt, weil

2. Roͤrper nicht in der Ordnung tone , wie ich % wimuſcht hatte. Man hat mir Hoffnung erwedn wollen, wegen des Buten, das man vermanlı bey- mie gufinden. Aber mein Gewiſſen min dieſen Trofi nicht an. Freylich iſt Gott gutigı w veraͤndeelich guaͤtig bey allen unſern Vergehunga und unſerer vielen Untrene. Und doch kann verlohren schen. Dan bie Gerechtigkeit Gottd

loͤgt ſich nicht anders befriedigen als mit eine # wiſſen Stufe dos Glaubens und der Liche zu Er und dem Erloͤſer, die ich mir ohne Blindheit nic vuſchreiben mm, wenn ich mich recht erforſch 34 bin nicht ehe Glauben, ohne danbkbare lich zu meinem Gott und Exldfer. Aber wie fehl find beyde. Mehr ein Wunſch dazu, als wirll cher Glaube, als thaͤtige Liebe. Man ſagt m “Daun: hier ſey nichts zu thun, als deten, und vo

®

U: Ä 303

Gott ſeine unfehlbare Ethoͤrung zu halfen. Das iſt recht vernänftig , und vermurhlich dad Einzige das uͤbrig bleibt; Laß mich alfo zu dir formen, o mein Bott, als ein. befadener , befümmerter Sünder. Bon div fordert er bie Kräfte, die er ſich ſelbſt nicht geben kann; Kraͤfte, dich, wie du

es beſtehlſt, anzurnfen; Kraͤſte, gu glauben, zu lieben, ein Chriſt zu ſeyn. Ach! das thue o Au— guͤtiger, um meines Rittlers willen?

9 Sehr. Ich habe bald gelitten, wie zumal in dieſer Racht, und bald hab ich wieder Erfriſchang ge noſſen, wie eben dieſen Augenblick. Mein Leben iſt ein Werk der Kunſt geworden, das durch einige Kitfemittel ertraͤglich wird. Democh, o mein Gott, wie viel hab ich dir zu danken, dag du die Grenzen zwiſchen Leben und: Tod ſo deutlich für mich ausgezeichnet, und mir Zeit und Muſe wie aufgedrumgen Haft, mich zur Ewigkeit zuzubereiten. Dank ſey dir taufendfathen dafuͤr gefagt! Nur vollende dein Werk, v Vater, und hilf, daß ich pm’ dieſer twenren Friſt den Nuten ſchoͤpfe, den du ohme Zweifel zur Abſicht gehabt haſt. O zieh mich ganz zu dir, was verliehre ich? Iſt Wolluſt

für mich möglich? ZA Ehre nicht eine Thorheit? und wenn fie es richt wuͤre, wuͤrde mich dieſes hin, been, die wahre Ehre zu genieffen, den Beyfall guter Dienfchen, Das Zeugniß meines Gewiſſens, und deinen Beyfall, o du Richter Der Weit, de

304 BE 1

von zu tragen. Roch muß ich klagen⸗ daß ich aus meiner Friſt den Nutzen nicht ziehe, den ich ziehen ſollte. Noch bin ich, wie ich ed laͤngſt war, uns geduldig, weltlich. Ich gruͤnde meinen Treſt auf . .. nichtige Dinge, auf Stuͤtzen, Die mich in kurzem verlaſſen muͤſſen. Noch fehle mir die Hoffnung/ das Zutvauen , bie Liebe, Die allein mir mein Les ‚ben erträglich machen koͤnnten 16 Sebr.. Den groben Suͤnden hat mich Gott entriffen ſie werden mehrentheild für mich unmöglich, Aber die vor den Menſchen feinen Sünden, hängen mir alle noch an. Anhängigkeit an das Irrdiſche, . Vergaͤngliche; an bad, was meinen Begierden ſchmeichelt. Immer noch bin ich kalt gegen mei⸗ nen Erlöfer. Warum if nur der biſtoriſche Glaube | barkeit ? Ko it Die. Gegenwart ber. ‚Sion ber Ewigkeit, der Vorſtellung, die in meinen Umſtaͤn den meine liebſte Beſchaͤftigung, meine größe Auf⸗ munterung ſeyn ſollte - : 23 Sehr, Ich bin dieſe Woche und noch par wenigen Stunden, ſehr. krank, fehr. abgemattet geweſen . und babe Blut verlohren, welches mehr als ein on gemeines uebel anzuzeigen ſcheint. Jeht dat fich die Natur wieder erholt... und für einige Stunden bin ich ohne Schmerzen und ohne fonderbase Bes ſchwerde. Im Leiden bin ich wieder fp geweſen wiie ich oft geklagt babe / unzufrieden, nicht find» lich

I 303

BB zu Gott chend, gedankenlos. Dieſer uͤble ‚Gebrauch des Kreuzes ift fuͤr mich ſehr ſchreckend und fürchterlich, denn wenn die gute Zeit mich fors abenios und ſicher macht; und dann die uͤble, miß⸗ m h. " vergngt und mürrifch, wie foll dann mein Todes ana tag bey einem ſo nahen Uebertritt in die Ewigkeit a Rusfallen. O mein Gott, hilf, da daß er glücklich uud —2* hilf dem wenigen guten Saamen auf, ber E in mir Wurzel gefaft, Daß er wachfe, daß er Fruͤchte trage; lehre mich erfennen, das ich dir alles ſchuldig bin, dag ich unendliche Sünden ges Bäuft habe, und ich, ‚nicht anders ald burch ein Wunder deiner, Einade der Strafe entrinnen kann. Selbſt dieß Gefuͤbl, ſo feſt gegruͤndet es jn me⸗ nem Alter ſeyn ſollte, iſt ſo fchwach , daß es fich faſt gar nicht erhebt, und fich blos Durch Klagen „über meine toͤrverlichen Leiden hoͤren laͤßt. Nur du kannſt helfen, nur deine Allmacht wird es! Ich werfe mich im Staube vor dir nieder; mich um⸗ . ringen meine Sünden, mich beſtuͤrzt meine wenige Beſſerung, meine Fuͤhlloſi gkeit. O mein Vater, gr BEN 36, April. Ach daß iche füblen muß, wie eine Herrliche «2 Sache iſt, ein wahrer Chriſt zu feun,.fich ver» .., fishert zu Halten, man babe einen perföhnten Gott, und einen fuͤr uns bey dem Richter ſſehenden Fürs PER ſprecher O möchte, dieſes Mei, Loo⸗ mir Rauch ‚zu Theil werd IRRE: | v. vallers Tage. u u

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Ri May. Dieſe Woche war eine Zeit der it eruns einen Vetdruß ausgenommen, den ich‘ um Sernünfs tig lebhaft emofunden babe, Ungeachtet er Hure zeit liche Sachen betraf. Meink Geſundheit iſt in vie⸗

J lem gebeſſert; fo daß ich mich fin geheilt änfehen

"weite; wenn fie bleibt wie ſie jet iſ. Was

murret denn meine Seele fo vft! Frehlich kann zum Tyen meine ſchwache Geſundheit dazu bes tragen, baß mir vieles ſo ſchwarz vorkommt. Abe dennoch liegt der Hauptfehler in meinem allzuſchr am Zeitlichen haͤngenden Herzen, das auffaͤhrt und

Ze verzweiſlen toll, wenn mein. Stolz, meine Eigen

" liebe; meine Habfircht irgend an einem emnpfind⸗

lichen Orte angegriffen wird. Wär ich ein weiſer Chriſt, ſaͤhe ich die Ewigkeit / wie ſie es iſt, als miein wahres Leben, und diefes Leben als eine bloſſe Vorbereitung am, ſo wuͤrde meine Empfind⸗

c. chkell ſich ganz auf die ewigen Angelegenheiten

zuſainmenziehen, und aller Berluft an zeitlichen

- Dingen‘; an Ehre oder Geld, j wuͤrde mir ein leich⸗

en. 2°"

Es bleibt mir nur ein Gebet übrig, un das wii ich unatıfhörtich wiederholen: Gnädiger Vater, gieb mir den Glauben; ‘per mir mangelt. Du weiſt es, o mein Bott, daß ich mir ihn nicht ges ben kann· Du weißt es auch / daß ich ſehnlich ver⸗

lange,zu glauben Sſv dfne meine Augen d

Lichte, du haſt es ſchon 1 mede du d bat ei won

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| Jo

meiner Jugend gethan: Ich hab es in den Jahren 1726. und 2437. in einem lebhaften Grade em⸗ .pfunden, bin aber durch meine Schuld wiebge zer⸗ ftreut und unempfindlich geworden. Aber, o mein Gott, da nun bald keine Zeit mehr uͤbrig ſeyn wird, da die Ewigkeit, dieſer furchtbare Ahgrund fo nahe vor mit liegt., o ſo vergiß meiner vori⸗ gen Untreue, ſchenbe mir den Glauben an dich, Ver⸗ trauen und Liebe zu meinem Erle welches alles bey mir kalt und. lehlos ik, . as May. Dieſe Woche iſt mir mehrentheiss —* ſchwer geweſen, nicht ſowohl wegen des leiblichen, als vornehmlich wegen des niedergeſchlagenen, muͤr⸗ riſchen Gemuͤths. Unrecht geſchieht mir. Aber ſooll Stolz und Liebe zum Zeitlichen mich ſo ſehr beſitzen, daß mich ein mäßiger Verluſt und der Verdruß mißhandelt zu werden, aus aller Faſſung bringen koͤnnen. Ach, mein ae! wie voll Um Welt gefeffet; wie wenig alte am Rande der Ewigkeit , woran ich ſtehe des Verluſt von eini⸗ gen zeitlichen Vortheilen mich anfechten 1. Iſt Die ‚fed. unzufriedns Murren Der, Weg Div,zurgefallen ? der Weg Ruhe zu finden ? der lieg, erpörlich .. du beten? Iſt dieſes Die, Mergebung, der Schuls . den die wir zum Grunde ‚du unſerm Gehgte um die Vergebung unfsrer Sünden anführen? OD) rotte

Pa —5 den, Stoli/ die Binde Ye llpgrof

Empfinbfichleh . über angethane Beleidigungen oder erlittenen Verluſt and meinem Herzen! 1 Jun. Viele Abwechslung/ insbeſondere viele Trau⸗ rigkeit und Niedergeſchlagenheit/ dann auch wics Der Beſſerung und Munterkeit. Die Hauptſache aber, die eimig nothwendige, wichtige und in die Ewigteit.übergehende Angelegenheit, ımveräns dert Die gleiche. Ich bin noch immer weit ent: feent von dem Biete, nach welchem ich. fieebe, von der Liche und dein wahren Glauben; während ich dieſes ſchreibe, fühle ich meinen Zuſtand aufs leb⸗ haftefte, und erzittere. D mein Gott, welche ſchreckliche Gefühle! Ich werfe mich im Staube vor Bir nieder’; - ach erhöre mein Gebet, mein "Gott und Retter; flärke doch meinen Glauben, ziehe mich: näher zu dir, gieb mir doch Kraft zur Beceiſſerung, fd twird meine Seele aufgeheiterter werben, und ich werde dich als meinen verſöhn. : ten Gott‘ erblicken, und boffen, demer Gnade I wiediier zu ſeyn 23 Jul. Diefe Woche iſts mir im Leibe ſchwer, und m Gemüthe: nicht leicht geweſen. Ich habe u auſſerordentlich sieh am Magenſchmerzen ges itten dabey bam ein allgemeiner Ueberdruß, amd ein Mißfallen an allen Dingen. Im Geiſt⸗ ie lichen gerokitth ich auch nicht; denn diefer Un muth zog mich nicht , mie er Hätte fonar, zu Gott Hin; Am da Eivſñ and Erttincklim zu fuchen.

-

Im Grunde des Herzens war picheicht denn wer kann et errathen gar heimliches Murren gegen Gott, obwohl es ſich nicht deutlich aͤuſſerte. >. Nun ein paar Tage daher ſcheint es ſich in etwas wuu beſſern, zumal dad Gemuͤthe das heiterer und geduldiger wird. Mein Gott! den; du mir die Bouͤrde auflegſt, bilf mie ſie auch sagen, denn ohne deine, Hilfe müßte ich verſchmachten; und 13 deine Hilfe hab ich erfahren, was waͤre ſonſt aus mir geworden. Thue das ferner o mein Gott Sound Väter !. Inähefondere suche mich zu dir. 5 Bann ich nur dich habe, wenn ich nur eine feelige Ewigkeit · erwarten duͤrſte, wie bad wuͤrden meine —* verſtummen, wie gelaſſen pı.twie freudig vs rwoltte ich auch unter den groͤßtem Eeibeoſchmer⸗ zen dulden; demm was Tann demjenigen ſchmerz⸗ . haft und ſchrocklich ſeyn, dere rirefrohe Ewig⸗ 2. St in der Moaͤhr erblickt. Aberach, wie weit ::v Bin ich noch davon entfernt, mie wenig erlauben —mir- meine Unvollkommenheiten mich mit Die “7 ſen fürn. Hoffmingen zu beruhigen: O fo Yilf mir / groſſtt Erbarmer, men fo hetderbtes Hei beffent reg‘ 20 ° Zul. Dein Körber hat es dieſe Woche: durch fehr gut gehabt, nur daß fh immer Wahrzeichen feie - ner baldigen Zerſtoͤhrung blicken Jaffen, «aber ohne Sehmeryen und fonderliche Leiden ; dennoch bin ich muthlos und uͤberdruits. Auch meiner Ei⸗ 13

oa. » „! .. “Pe. - —— * 7

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telkeit dabꝰ Etzenliede iſt etwas ſchmeichelhaftes wiederftihren. *> Aber laß mich nicht vergeſſen, 8 mein da mein Gluͤck nicht von Men⸗ : chen iabbäntgty--non deren Kim’ oder Ungunf 2 Ir tat Minuten: nichts mehr werde wederzu⸗ ‚fürchten noch zu hoffen haben. Grin, anere mich/ndaß⸗dieß allein DaB wahre Glück ift, ci ——— bich zit lieben, deiner Gnade vers .. ſichert zu feyn, und dereimt an dir einen ver

2." ſohntem Gere und Richter zu ſinden. 27 Jul. Diefeı Woche war nmiehrentheils erträglich; .r.anr einen Tag bieht mich wieber das Fieber. Ue⸗ „: berhaupt ſcheiat sfich die Natur aufzuhelfen, und gi:srhit vielem wieder in ihre Ordnung: zu Lonimen. Das). Genneih A freylichnicht aaufgeheltert, es iſt mehinsitebegefcilagen, ibettuͤbt/ bey dem Ans DPlicke imens moraliſchen⸗ huſtandes. 2D ‚mein Gott, Vab irhmicht rſache dazin/ wenn ich die Be: 7. fihaffenpeit weiwr tm Deels agegen · die. Sorberum

Be) De: ** a dente tx. ur77z: Ich

J eine Aneldote nach ride De Dee —5* if Main Weniie Sage nach die:

fem kayſerlichen Befuche fam ein hiefiger allgemein "weichätten: Prebeger / und vortrefflicher Mann, zu . Hallern, ‚und. wollte ibm ſein Vergnuͤgen über die empfangene Ehre bezeugen. Alles was Haller darauf antwortete waren bie einzigen Bißlifhen orte : a „Breget euch, wenn rure camen un Himmel ange

ſchrieben find: «. 17 —W 29.

Bar Fre Sn 4 N u

329:

2: gen deines Evangelium halte. Weder den ſtar⸗ ar, Glauben habe ich, „noch den. ſchwachen. €8 iſt, nicht Selbſtgefaͤligkeit, nicht Zutrauen auf

meine Kräfte, / die mir ſchaden; es iſt blofie Un; .. familiavität mit Sort, und Mangel am Vertrauen, „DO mein Gott, ich iperfe mich. vor die im Staube _ . nieder. FJeſus Chriſtus , du. biſt guch fuͤr mich

ws 3 am Kreuze geftorben, o fo ſeye auch mein ‚Elfe! „Siebe mich zu dir, Gerne, wie. mich dünkt, woilt ich mich ‚dir, ‚gänzlich ergeben . —. gerne alies thun, um dir zu gefallen , alles vermeiden, "mag Bir. mißfaͤllt. Aber jetzt finde, ich, feinen Aus:

F wys. Beren kann ich nicht, „wie ich beten ſollte.

Meine Lexihren ſchlagen ſehr oft nicht. in meine „; Anftände ein, und koͤnnen darum, meinen, Glau⸗ „Pen nicht ftärfen. Darum, zeige du felöf, o Als adſigei mir en Weg zu dir, * und gieb mir

u: DE ‚Kraft, „si efen.. Meg iu. gehen... Segne dein „Wort. gn miner Seele dag. 8, für mich ein eitſtern ſeye · . |

ie Bor 8 Tagen var ic ‚hicheraeihlagen, Jan

. ‚der, Körper wat wanfend.; hei die meifl

u Zeit der. geche Bin. ic). Di Y Me —* ‚und ſeibſt män ‚Semüthe vr munter geiſeſen Nicht recht hab ich freyijch Kite Weränderung

.. genoffen ,. nicht, xecht hab, ich Bott gedankt, dem

. . ich biefe Exiejchferung ſchuldig bin, Aber democh

15 ‚fü ich ‚und übgrzange ı mich, N r und mehr,

vr

f:

310

daß man doch noch cher beten kann, wenn mans

geſund ift, ald wenn Krankheit den unmuth her⸗ gerufen hat, und dad Gemuͤthe in einem heim⸗ lichen Aufruhr unausgeſprochene Klagen fuͤhrt.

O ſo laß mich doch, mein Gott, in dieſer Stunde

mit mehrerer Heiterkeit dich anrufen, dir fuͤr die erzelgte Gnade danken, aber dabey vornemlich

die vielen Sünden meines Lebens demuͤtbig ab»

“Bitten. Jetzt fühle ich es nicht recht entwickelt,

aber ich Habe es gefühlt , und es iſt nichtd um

deſto minder wahr, wenn ſchon mein Gefuͤhl

davon nicht fo ſchmerzhaft, die Betzweiftung nicht ſo groß if, es iſt wahr, | ich babe die Un⸗ gnade Gottes tauſendfach verdienet denn es

wuar wider mein beſſeres Wiſſen/ dag id) mich

täglich den Suͤnden überließ. Die Entſchul⸗ digung meiner natuͤrlichen Verdorbenhei und

Schwachheit kann vor dir, o Gott nicht zurei⸗

chend ſeyn, denn du wuͤrdeſt mir deine Gnade zur ueberwindung der Verſuchungen nicht abge⸗

u ſchlagen haben, wenn ich fie mit demüthigem

Gebet gefcht Hätte: Aber im Taumel der Luft

umnebelte rhein Gemuͤlb die Vorſtellung von der

uUnmnuͤberwindlichkeit der Verſuchungen, und bie ftrafbare Hoffnung kimftiger Begnadisung. Wels

che Niederträchtigkeit , einerſeits vorſetzlich das thun, was Gott mißfaͤllt, und dann fich ſchmei⸗ chen, er erde es vergeben, ſobatd wir nicht

—* bechrben dtiger Gon greift du im Ebnrigelto. Du wilit dic" mie bergeben, weii!ſth Stay wenn ich "gebeffert Bin, Aber "hab ch dieſen Glauben/vleſes Vertranen auf

bas Berdienft Mein Verſtand nimmt deinit & i ; Feder geftih'id Kin di im Herjen. E b" der thich” über alle Zweffel uni der Zukunft er⸗ "heben fühte, de öfegem laden, Ep mei Gr "mals rudig ſtyn.

35. Aug, Die verfogneh Sant, Wälkn wieder ſchlam. cner/ zuweilen bechte ab "ngflich, umal da ttie°ndr Segehr” ıh "wiangetn anfeng. - "Säit ein‘ “af Onınden Ra ir niieher ch we⸗ ig: TeichtEE "rind? etteägtichkeN" "Spteln Gemuth

—* eit

und u bin, ſie doch u ugen

an, o groffer Erbarmer, du kannſt uͤberſchweng⸗ lich helfen, hilf anch mie 1 Rotte die bittere Wur⸗ zel ſo biefer lagen and ; auch die Ungeduld, die mich mit Murren über deine Fägungen anfühlt.

nom on

314

a. Sept. Ic weiß nicht, was Ag, thun ſol. Ich fahle mich beym Peſen, kalt und ‚unbehocat; fept , Beym Leſen der heli. Schrift. ‚Bir bleibt nichts übrig, als täglich, ſtuͤndlich Gott anpueufen, daß er mein Herz erweichen daß er. ßch mir offen; , baren möge. Gieb wir Gott; den. Glauben ber mir mangelt, A ‚ben. ich gern zu haben. wuͤnſchte / .., ben ich, nicht, babe, „weil ich vxrmuthlich nicht ‚bie rechten Mitte‘ Janwende; zu demfelben zu ge⸗ "langen. „Sehre mich,bich, unendliche Güte! lie ben, ivie du ed verdienſt; du haſt es, o Alwe. ſer möglich. ‚geinaght, „| daß ih. ungeachtet aller J Sünden , meine: " Scchgfei nicht nur als —— gls gewiß anſehen kann ? wenn ich ‚mich, den, BPingungen untexziebe unter ‚welchen du bie, Sünder in. „Öranabigen verſpro⸗

en baſg. Wer ach ı. wie lt, din ich nicht im eben er —— do ich yon diefem billig 4 ; alle, unfege. „Dankbarkeit ı und, Bepunderung er⸗ 4. wedenhen Wunder, beine, Gnade xede Tod „ia bin ich, du aber o. Herx kannſt uhendg machen. 32 "au, dir und. deinen Verfprechungen uchuje ich | "weine Zußucht! Don dir hoff ich, dig Kraft, dich zu fennen, ‚wie du viſt, dich zu. lieben; ‚mie bu

a um mich verdient haft. —. - ...

21. Sept. Nach einiger Erleichterung weniger Tagıı bat mich wieder das Fieber überfallen, und. aller ley Beſchwerden nach ſich gezogen. Doch bat

En - 325

wir Gott: Geduld und ein ziemlich heiteres Ge: muͤthe verlichen, ſo daß.ich nicht, allzuſehr dieſe Beſchwerden gefühlt hahe.: Er wird ſich ia noch

mehr meiner. armen unſterblichen Seele erbar⸗

men⸗als meines Leibes, der nun bald zu Staub werden. wird. Darum will ich ihn täglich an⸗

‚Reben, upd Feine Ruhe. haben, biß er mich er

hört, hiß er meinen Glauben ſtaͤrkt, und.feing Liebe. in, meinem Herzen angezündet. dat; das

-.. Wird : et. ‚tun wenn ich ‚recht bete, Aber

wie mad), iche, ‚Daß, ich exhörlich bete ? das weiſt du, o Herr, und. du allein kannſt mir dazu vers helfen, o fo ſchenke mir den Geiũ des Gebets.

26. Sept. Wie geſchwind vergißt die Seele bey dem

—*

geringſten Beſſerſeyn die Ewmigkeit, ‚und haͤngt ſich „mit. Vertrauen an eben die. Welt, die den Augenblick vorher in unſerer Noth uns. ohne Troſt gelaſſen hat. Aber du. if immer ! O Gott

Jh

ein langmüthiger Erbarmer, wenn mein ‚Hei

. ſchon falſch und veraͤnderlich if, fo bleibt dus

immer der gleiche gütige, Gebuldtragende Bas

ter. Hoͤre doch nicht aufn mih ſchwache Krea⸗ tur durch alle Mittel dier du gut finde, } gu dir

zu chen... Iſt es noͤthig, ſo fuͤhre mich nur gleichſam in die Hoͤlle, daß ich da einmal recht mein Elend fuͤhle, und meine Zuflucht einzig zu

dir nehme, einzig dir und meinem Erlöfer. mit

wahrem Glauben anbange. „Finder du lorper—

sı6 - ——

uüche Lelben netäwenbig, fo mache it biefem meinem Leib, was du will, nur gieb mir "Stärke, das Leiden ohne Ungedulb und Murren gu ettragen gieb mir ein kindliches Herz gegen dich der du doch durch Yefinm mein Vater ſeyn will menn-ich durch meinen Glauben "deiner Gnade einmal wuͤrdig werben kann. 12,’Of. Die Bernmft , die Offenbarung alles hat mich an Gott gewieſen. Aber das Herz ich zittre es zu ſagen! Mein Herz iſt von Gott entfernt! t DO mein Gott, ich bin in Gefahr dich "zn verkennen, dich meinen Vater, Schoͤpfer, einzigen Helfer und Erretter! o gieb es nicht zu. Ich glaube Heer, hilf meinem ſchwachen Glau⸗ Ben! Gieb doch deinem Worte die Krafft, daß ich dich recht erkenne, dich aller Orten, auch bier um ‚mich herum , auch in meinen Leiden ald meis nen gütigen Gott erkenne, mb immer ‚imd ein⸗ zig nur bey dir Hiife und Troſi fuche. O Ba; ter, hilf mir beten; chorlich bei r ‚mit Glauben ben 26. Okt. Die wichedodengechet mn das geöfle Ute "geh, die einen Miiſchen betreffen tm, ed mag bay eine Urſache vorhanden ſeyn oder nicht. Sie "zeigt eine bem Chriſten unanftändige Kleinmuͤ⸗ thigkeit an und macht und auch ohne wirt» liche Uebel dennoch leiden. Wem ich, o Gott ' deiner Gnade verfichert wäre, fo wollt ich nichts

[ar 2 “3 .. . .. N

317 J ·

nach Himmel und Erde fragen, der Weg koͤnnte mir freylich bisweilen ein wenig beſchwerlich vorkommen, aber wenn am Ende deſſelber eine felige Ewigkeit mich erwartet, würde mir-nicht auch die: (chwerfie Bürde leicht vorkommen , müßte ich fie auch 70 Jahre tragen, wenn ich ‚immer die groffe Seeligkeit am Ende meine Laufbahn erblickte; die Seeligkeit, zu deren Nor: ſtellung und Befchreibung- die Vernunft keine Be: geiffe, die menfchliche Sprache Feine Ausdrüde | .hat? *..

9 von. Meine Seele ii aufgeheitert. wie entzuͤckend ſind dieſe Strgblen von dem hünmlifchen Lichte, wie erquichend if die Hoffnung, Die in dieſem

Augenblick miein ganzed Weſen belebt. O wie

gluͤcklich wollt ich mich ſchaͤtzen, wenn ich nur auf dieſer unterften Stufe der Hoffnung verblei⸗ ben könnte O mein: Gott, laß mich doch’ nicht

. wieder in die vorige Finſterniß zuruͤckfallen, fie

iſt allzuſchrecklich; laß den: glimmenden Tacht

von Hoffnung nicht wieder uusloͤſchen.

30 Nov. Ich habe ſehr viel gelitten. Gott hat mir boch die‘ groffe Beſchwerde des Athems abge⸗ nonimen, und’ ich habe von dieſer Seite Er feichterung. Aber ich leide groſſe faſt unerträgs liche Schmerzen, wenn ich die linke Hand brauchen muß; auch hat dieſe Befchiverde mir ällen Schlaf benommen. So find. meine lezten Tage voll Schmerzem, und mein Genfuihe iſt darum auch

Jı8

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ganz niedergeſchlagen. Aber wie ſteht c 2m meine arme Seele? Was ift: für dieſe zu thun? Geduld und Hoffnung waͤren die beſten Mittel.

O mein Erbariner,verhilf mir dazu, Ich iche

dich mit Inbruuſt dafür an.’ Beruhige meine

beaͤngſtigte Seele, daB fie Die Schrecken des mir ſo nahen Todes beſiegen koͤnne. Erbarme dich "meiner, o mein Heiland, ſtoß mich nicht won

. di

dir, ich ehe dich im Staube für beine fo maͤch⸗ tige „Vermittlung: an! -

4 Dec. Ein wichtiger Tag. Nach dem mari- meine

‚Krantheit geringgeſchaͤtzt und die Beſchwerde -auf

ber Bruſt niemals Für etwag wichtiges hat an, fehen wollen; ſo entdeckt man mir jetzt plößlich

die nahe Gefährt; aber unter einem andern Tis

tel, obfihon dad , was ich fühle, das vorige iſt.

So werden meiner Tage bier: auf Erden nur

noch wenige ſeyn, und wahrfcheinlich ift es das

leztemal daß ich die Feder führe... Ich. kann es

nicht verheelen, der Anblick des mir nahen

Richters iſt mir furchtbar; wie will ich vor ihm

beſtehen, da ich noch nicht auf dig Ewigkeit fo

u vorbereitet bin, wie mich duͤnkt, daß jeder Chriſt es ſeyn ſollte.O groſſer Erbaͤrmer! ich werfe

mich in deine Arme; du haſt mich in dem Laufe

meines Lebens mit (0 unbeſchreiblicher Geduld und Nachſicht getragen; o erzeige mir Die gleiche

J Gnade, wenn ich vor deinem Kirhterfubte er⸗

J ſcheiuc. O mein Heiland, ſey du in dieſem für

ER 118

re ſeheruchen Augenblice mein | Fuͤrſprecher, mein Mittler; wirke du bey deinem und meinem bimmliſchen Vater meine Begna⸗ digung aus. O ſchenke mir bach. ben Behſtand deines Geiñes, der mich durch das grauenvolle Thal des Todes führe, dag ich, wie din, inein Erloͤſer, mit meinen. ſterbenden Lippen teiums phierend md glaubensvoll ausrufen Es iſt voll⸗ ‚Bricht? Vater in Deine Sünde befehl ich ing Gef. ey

N

5 Dies gr die * * im —* Wie ik es moͤglich, einen Mann der in dieſen Geſinnungen durch fein ganzes Leben verharret, und fie mit ſe

groſſer Zuverſicht und fo ruͤhrend nuch im Tode beſtaͤtiget, des uUngluubens oder bei Hipetorthodarie ſthultzig gu Rhden | Gewiß wird jeder Lefer. über ſelche Beſchuldigungen, die eben fo unmabr als lieblos find, feine gerechte Indignation nicht bergen koͤnnen; Man wird auch das unverfaͤlſchte Herz dieſet geroffen Rannes in diefem Billete nicht ver kennen, das er wenige Zuge vor feinem Tode einem Hiefigen würdigen Geiklichen fchrieb : Dit zunehmende Befähr giebt mir den Muth, Ew. Zochw. zu bitten, init ‚heute und ſonſt, ſo oft es gegen einen Sterbenden möglich iſt, Ders Beſuch au gönnen”. Baller.

, - *

320

—— Ueber die prakuiſchen Folgen Folgen des unglandens. *

Man muͤßte weder Gott noch die Nenſchen Heben wenn man fc nicht über: die unfelige Wirkung beträ ben follte, bie die Freygeiſterey in Den Laͤndern ge habt hat, wo fie überhandnimmt. . Ein Shaftsbury - ein Bayle mag die theoretifche Atheiſterey befchänigen fie mögen eine Geſellſchaft von Gottesleugnern fo tu gendhaft abmaleh aldfie mollen; die lebhafteſter Far: ben können ihrem Gemälde eine Schönheit, aber fein Achnlichkeit geben. Erfahrung und Vernunft ſtimmen hier zuſammen, und wir wollen ihre vereinigten de weiſe -Türzlich vortragen. Was ich au fagen bar aiſt tauſendmal dem Weſen nach gefagt morben ; abe die Urſachen es zu wiederholen, werden taͤglich ſtaͤrka Der Menfch handelt nach Abfichten , as: ſucht für Gluͤt, und fotgt ihm auf dem Wege, den ihm fein Erkem

9 Aus des Hrn. von Hallers Vorrede zu dem Buck:

. Prüfung der Sekte die an allem zweifelt. (1750)

7 Here v. Haller entwickelt a ammnafäte er in Religionsſachen fich fchon fruͤbe gemucht, und

bis an feitten Tod in allen feinem Schriften verthei-

diget hat. Und auch fein Berfuiel abs Biayger un

Cheift , hoffe ich , fen unbefchölten.. < -,

Ir 3.

s2r

Erkenntniß ald den Teichtefien, den Eürgefien und den gewiſſeſten vormahlt. u

Die Verleugner eines: rächenden Gottes und eines, ewigen Lebens, ſchraͤnken unfere Gluͤckſeligkeit auf die Zurze: Dauer unfeer wenigen Jahre, und auf den Ge⸗ auf der Woluft, der Ehre, und mit einem Worte auf angenehme Empfindungen ein.-

Der unfelige Verfaffer des Traité de la Vie heu. u

seufe, hat in foweit der Welt einen Dienft gethan, Daß er, mit abgeworfener Larve , den Menſchen die wahre Gefalt eines Gottesleugners, und die natuͤrli chen Folgen ber bisher noch fp ſehr beſchoͤnigten Theo⸗ rie entdeckt hat. „Die Gluͤckſeligkeit, fagt er, iſt das Recht eines jeden Menſchen, ce muß fie finden wo fie ift, fie gehört dem Lafterhaften. ſowohl und fo billig, ald dem Beften. Der Genuß der Liebe im, feinem natürlichen und den Thieren vernemlichen Vers ande, die feinfte Kigelung der Sinne, iſt unfer ein» ziges Gut, es macht allein, auch ohne die Ehre und den Beyfall der Welt, uns gluͤcklich. Dieſes zu er⸗ halten, muß ihn die Pedantin, die Tugend nicht hin⸗ dern. Sie iſt ein Hirngeſpinſt, eine Brut der Kunſt und ein fremdes Gewaͤchſe, das in unſerm Herzen nicht von Natur keimt. Die Reue, die ſo hartnaͤckig iſt, uns zu verfolgen, muß man aus den Gedanken serbannen, und Das unbequeme Gewiſſen, eine Frucht der in unſrer Kindheit empfangenen Schläge und ein⸗ gefogener Vorurtheile, muß man betäuben, ſchwei⸗

V. Sallers Tageb. ST 8

y

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313 ————

gen heiſſen / und fo lange ihm den Mund ſtopfen, bie es nicht mehr ſprechen kann. An Gott iſt nicht zu gedenken, und daß es kein anderes Leben gebe, if ertiefen ; alfo bat man nichts zu fürchten, als dad einzige Wefen , das unferm Gluͤcke im Wege it: da Henker vor diefem Richter muß der Philoſoph frey⸗

lich ſich in Acht nehmen, da er fonft nichts weder übe

der Erde noch unter berielben fcheuet. »

Wenn der Linglaube fo ſehr überhand nehmen ſollte, daß er Herrfchend würde, fo werden unfehlbar dieß die erfien Folgen feyn, dag man die allgemeine Theorie in Die Hebung brachte. Im Fortgange unit Betrachtung werden wir zeigen, daß es fchon ick gefchiehet, da die Gottesleugner noch unter einem Stande des Druds, und unter Königen ſtehen, und

_ mit andern Dienfchen gefellig leben, die einen Got glauben, und an Diord, Blutfchande, Vergiften, mb

‚andern fichern Mitteln zu unferm Glüde kein Gefallen

“tragen. Wenn aber ganz Europa diefe Lehrſaͤtze wird

Angenommen , wenn ein neuer SlIamininus Öffentlich den Bölkern wird bekannt gemacht Haben: FH feyd frey von dem Gott, den ihr gefürchtet Habt: Yebet binfüro nach eurer Willlühr, was würde dam die Welt für ein Anfehen gewinnen ?

Ein jeder Tebet nun als ein wahrer Weltweiſe, fich felber einzig und ohne Thellung. Er fichet alld dasjenige als fein an, was ihn glüclicher machen kann ſobald er nur die Kräfte Hat; es zu Dem feinigen is

®

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en machen. Sene Kinder, ſeine Eltern, feine Bruͤder⸗ feine Mitbürger , haben nichts von ihm zu. fordemz jenen ift er keine Erziehung. und Erhaltung , dieſen keine Ehrfurcht, und den übrigen kein Mitleiden, feine Dienfte ſchuldig. "Go denkt icht «in Ofrai ”) $ fo werden taufende, fo werden, wenn es ihm gelingt, alle Drenfchen denten. Die Bande des. meufchlicheit Lebens werden alle aufs vollkommenſte qufgeloͤſet. Es wird zwar die Liebe zur Wolluſt noch eine beſtaͤndige und kurze Vereinigung beyder Geſchlechter zuwege⸗ bringen; ein Prieſter des Pantheon wird vielleicht eine Formel zum Kebin zweyer gewiſſenfreyer Philoſophen von beyden Geſchlechtern ſprechen, an welche M ſich nicht weiter gebunden erachten, als bis der Ma cine ſchoͤnere Frau, und das Weib einen angenehmern Buba ler findet. Die Natur wird ihre Wirkung behalten + es werden, wiewohl weit .feltener , Kinder gezeugt werden ; denn die Erfahrung hat es bewiefen, daß die einer Atheiſterey ziemlich ähnliche allgemeine epikuri⸗ fche Freyheit, fo viel als irgend eine andere Urſache, zum lUntergange von Rom beugetragen bat , blos weil Die graͤnzenloſe Unzucht beyder Geſchlechter faſt allen adelichen Familien ein Ende, und insbeſondere die meiſten Kayſer (faſt den einzigen tugendhaften Au tonin ausgenommen) kinderlos gemacht hat. Die Brunſt der Maͤnner wird in ihren eigenen Kindern, in den natürlichen Schweſtern ‚einen n Rei, finden;

) Ofrai La Mettrie.

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Z2

4

Den kein Wiberſtand mebr venunt, und deſſen Wir⸗ Eungen die bitterſten Feindſchaften in jebem Hauſe er. wecken, und bie Ehrfurcht der Kinder gegen die EL teen ſowohl als der leztern befehlende Macht gegen die Kinder, unterbrechen werden. x ber was wird bie erleuchtete Schöne mit ihrem Kinde, der unbequemen Laſt, ‚der Hinderniß neuer Bnublſchaften, dem unwillkommenen Teilnehmer ib⸗ zer Zeit und Nahrung, anfangen? Sie wird es, wie zu Rom, Athen, und China, den Thieren zum Raube hinſetzen, und, philoſophiſcher als eine ſaͤugende Huͤndin, ohne Zeitverluſt ſich m einer neuen Liebe

machen. /. td ein ‚Kind durch gläctliche Zufalle groß, ſo hat es von den Eltern keine Liebe zu gewarten. Es tthut nichts für fie, und fo werden fie fir ihre Sinder auch nichts thun. Sollich das Geld, womit ich mir einen wolluͤſtigen Abend verfchaffen kann, Hits geben, und das Heulen eines fchreyenden Kindes bes fänftigen, oder einem halberwachſenen Sohne einen SKofmeifter bezahlen ? Wo fteht im. Gefesbuche des #4 Mettrie die Stelle, die mich dazu verbindet? Der Sohn wird zufälligermweife. groß; er wei⸗ gt feinen Vater den. Gehorſam; er hat feine eigene Wolluſt zu fättigen , und ſucht durch alle Mittel die nötbigen Gelder, die ihm der Water aus gleichen Abs ſcchten verweigert. Ein ewiger Streit trennet bie Fa⸗ imntuen. Der Sohn wird färter ald fein Durch Wob

* wm.

—— sr luſt und unmaͤßigken geſchwaͤchter Vater; pr bie rehrt ſich das Schauſpiel um: der Vater iſt mir im

Wege; waͤre er nicht mehr, ſo koͤnnte ich die ſchoͤn⸗ ſten Kleider tragen, den reitzenden Saͤngerinnen zu

gefallen, die beſten Speiſen eſſen, und den theureſten

Verſchnittenen zuhoͤren. Wer wird den weiſen Sohn hindern, daß er nicht den Feind feines Gluͤcks aufreibe? Die Atheiſten werden auch krank; fe fordern Wartung, und die gedultige Liebe der uͤbrigen. Aber wie koͤnnen fie dergleichen hoffen? Der unbequeme Mann! wird die eben herrſchende Beyſchlaͤferin ſagen, „werde ich feiner nicht bald los feyn? Er wird, wie "ein verlaffener Wilder in Amerika, ohne Hilfe vers ſchmachten; denn was geht ſein Elend andere Men⸗ ſchen an, die fuͤr ihr eigenes Vergnuͤgen zu ſorgen ver⸗ ‚pflichtet find.

.

Wird unter den neuen Philoſophen jemals der

Freundſchaft angenehmes Band entiichen können? Es wird wohl Tafelfreunde und Gefährten in dem Genuffe der Wollüfte geben. Aber wird nicht ber geringfte Eigennutz, die Mißgunſt, die Ungleichheit der Gedan⸗

ken, dieſe ſchwachen Bande alle Augenblicke trennen, mo. ein Freund den andern bins als das Werkzeug feiner Wolluft anfichet, und eben fa leicht haft, ſobald deſſen Triebe den einigen’ entgegen find; wo man nicht8 einander vergiebt ;: wo keine Treue im Geheim⸗ chiſſen, keine Freundesdienſte in Der Noth; Feine edel⸗ muͤthige Entziehung von unſerm eigenen Nutzen und ‚fier eigenen Luſt, zur Befaͤrderung des Vergnü-

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Yu

gend und Milderung des Leidens unſrer Freunde, mehr Statt haben werden?

Ein Kind wird vaterlos; es verliert den Bevfiand (wenn es ia einen Beyſtand genoſſen bat) feiner EL tion; wer wird fich feiner annehmen? Die Liebe, Die die Ehriften Charitas zu nennen um deſtomehr Recht gehabt Haben, weil die chriftliche Religion vor, nehmlich fie unter den Mehfchen bekannt gemacht bat, ift mit allen andern Vorurtheilen ausgerottet. Der Waiſe, der Hilfiofe Wanderömann , der entkräftete Arme wird, wie ein verlaffenes Vieh, binfterben.

Die Ehen werden vielleicht nicht mehr feun; follten Re aber fortdauren, was wird für ein Band zwifchen zweyen Menfchen feyn, wovon der eine fein Vergnuͤ⸗ gen beffer bey einer fremden Perfon, als bey dee ſchon gewohnten. Buhlerinn findet : und die andere ihrem Manne Feine Treue und feine Liebe fehuldig iſt, fobald fie dabey ihre Vergnügen nicht hoft; denn ‚die neue Lehre hebt aus dem Grunde alle Bande ‚auf. Ich verſpreche; aber warum foll ich halten ? ‚Mein Halten ik nichts Gutes, mein Brechen nichts Boͤſes; jenes iſt eine Thorheit, eine Pedanteren , für bald es mich‘ an meinem mehrern Vergnügen hindert, ‚und die Treulofigkeit wird cine Pflicht, ja meine ein⸗ zige Pflicht, fobatd fie mich glücklicher macht.

- Kauf und Verlänf, und alle Handlung, wird unter dieſen neuen Troglodyten nicht anders als baar gegen ar, und mit allen den beiderfeitigen Verſu⸗

® - —— nn jſ

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chen zum Betruͤgen zugehen, die nur moͤglich ſeyn werden. Warum ſollte ich nicht betruͤgen? für meine

-

Verfaͤlſchung der Waare gewinne ich, es ift meine Pflicht zu betrügen, denn es ift mein Nutzen. Die faft ganz religionsloſen Chinefer üben diefe Theorie bekanntlich in aller ihrer Vollkommenheit ans.

Die neuen Philoſophen werden über den Beſitz der Güter miteinander flreiten; wie Bart wird nicht eim jeder bey der Behauptung feiner echte feyn , da. alles ihm anſpornt, diefelben zu behaupten, und ihn nichts zuruͤckhaͤlt? Wir geben gu, ed werden noch Richter feyn; aber diefe Richter Tennen kein Recht, keine Ehre, keinen Gott; fie find Menſchen und Atheis fen, die nicht durch ein Hirngefpinft der Tugend und Ehre, fondern durch das weſentlichſte Gut, die Wolluſt, glückfeelig werden wollen. Warum follen diefe von Vorurtheilen freye Richter nicht die gröfs fere Beftechung vorzichen,, und denjenigen glücklicher machen, bey deſſen Gluͤcke fic das ihrige felbft finden ?.

Der Stolz des einen flößt wider den Stolz des andern; die Wolluſt des einen ſucht ihr Vergnügen wo der andere; die Gränzen find dem begierigen Nach⸗ Dar zu enge und unbequem. Rache und Haß wird

“alle Herzen trennen. Ein jeder will alles, er bat

ein Recht zu allem, ein jeder iſt ein Feind aller an⸗

dern Menfchen. Das Gift wird unbequeme Väter

und Verwandte, und unangenehme Ehegatten weg⸗

räumen; ber Dolch eines erkauften Mörders wird X 4

30

einen Beleidiger, ober einen Beleidigten, deſſen Rache man fuͤrchtet, aus dem Wege ſchaffen; denn der wird der groͤſte Feind ſeyn, von deſſen Untergang man am meiſten hoffet.

Der Arme, dem die Nothdurſt fehlt, der Spie fer, dem die Würfel zuwider geweſen find, der Müß figgänger , der nichts hat, womit er feinen. Abend Hinbeingen kann, der wolluflige Bürger, der über den Trieben der Natur, denen er weislich folget, um alle Mittel fich zu erhalten gekommen iff, wird bald auf der Landftvaffe, mit der Piſtole in Dee Fauſt, bem erften Reifenden beweiſen, daß er kein Recht zu feinem eigenen -Gelde hat. Der Richter wird and Ohnmacht, aus Mangel tugendhafter Bedienten, aus Eigennutz, aus Trägheit, zu der Störung ber Öffentlichen Ruhe die Augen fchlieffen, oder gar Die Beute mit dem Ränder theilen. Der Buͤrger ver ſchwendet die Frucht feiner Arbeit in ber ueppigkeit, Die er erreichen kann; er fücht in der Bermeidung ber Zoͤlle, in fchlechterer Waare, in offenbarem Bes trug, ein Mittel zur Unterhaltung feiner Fruͤhſtuͤcke, zur Beſuchung der Schaufpiele und der Vauxhals.

In allen andern Verhaͤltniſſen des menſchlichen Leben⸗ wird eben die unordnung herrſchen. Der Herr wird von dem Diener, von dem Unterthan alles, und noch mehr fordern, als ſeine Kraͤfte zu ſeinem Vor⸗ theile aufbringen koͤnnen. Der Diener hingegen und der Unterthan, werben zu ber geungſten Arbeit, zu

33% der gemäßigten Abgabe, um fo ummoilliger ſeyn, je deutlicher fie überzeugt find, daß der Herr kein an⸗ deres Recht habe etwas von ihnen zu verlangen, als die uberlegene Macht. Und wenn einmal cin philo⸗ -fophifcher Poͤbel, eine in den Gcheimmiffen unter⸗ wiefene Armee, merken wird, daß fie ftärler iſt, als der einzelne Fürft und Feldherr, fo wird diefe gerühmte Entdeckung ihre Wirkung bald kraͤſtig an den Tag legen.

Aber ein Fuͤrſt wird richten, wird ſtrafen wird die Philoſophen Durch Schwerd und Strick uͤberzeugen/ daß es beſſer fuͤr ſie ſey, ehrlich zu ſeyn, und unge⸗ fehr ſo zu leben, wie das Chriſtenthum beſiehlt. Aber warum ſoll er dieſe Muͤhe uͤber ſich nehmen, und dieſe Aufſicht fuͤhren? ? Hat er nicht nähere, noͤthigere Ge⸗ ſchaͤfte? Muß er nicht genieſen? Muß er nicht in der Wolluſt das einzige wahre Gute ſuchen, der Wol⸗ luſt, die er ſo leicht und ſo verſchieden haben kann? Wenn er kriegeriſch geſinnet iſt, muß er nicht dem Ruhme ſeiner Waffen, ſeinem einzigen Abgotte, fol⸗ gen; und was ſicht es ihn an, wenn einige taufend erlegte. Mafchinen feinem Siegeswagen ben Weg ebe⸗ ner machen? Sein erleuchteter Verſtand Hecht die Nichtigkeit des Rechts viel zu deutlich ein, er if vom der THorheit der Tugend viel zu vollkommen übers zeugt. An feinem Hofe herrſchen die Erfinder der neuen Wolluͤſte, die nach dem Geſchmacke des Deſpo— sen find, und wer Fch am tiefftem beugt, ſteigt aui

330 RR —_——

hoͤchſten, wenn er ein Werkzeug des Vergnuͤgens ſei⸗ ‚ned Fuͤrſten if. An keine milde Stiftung , an keine zur Nerbefferung des Verſtandes und der Eitten abs ‚gielende Anſtalt ift zu gedenken. Warum follte der Fuͤrſt feinen Schatz anwenden , andere glücklich zu machen , die nicht ex felber find? Der Statthalter, der Feldherr, und die übrigen Obrigleiten folgen, nach dem Maſſe ihrer Kräfte, dem Beyſpiel ihres Herrfchere , und der gemeine Mann muß den Preis dezahlen, womit Die Groffen bey Hofe ihre Strafe loſigkeit bey feiner Unterdruͤckung erfaufen. Zudem was ift ein Fuͤrſt, fagt fein atheiflifcher Feldbaupt⸗ mann? Worauf gründet fich fein Recht? Wer hat mir befohlen ihm zu gehorchen? denn die Eide wären bey einem Gottesleugner eben fo lächerlich , ald wenn man jest in Wien oder in Paris vor den Gerichten Die Leute beym Apollo und Neptun ſchwoͤren lieſſe. Die Folge dieſes philofophifchen Beweiſes wird ſeyn, daß Gift und Schwert von allen Seiten nach dem KFuͤrſten zielen wird ; Denn welcher Unterthan wird ihm fein Serrail , feine fchönen Pferde und ſeine vuſt gaͤrten goͤnnen?

Werden ihn die Leibwachen fügen ? ? Wird ein sahireiched und unter guter Mannszucht ſtehendes Heer feine unmilligen Unterthanen unter dem Joche bakten? Aber wer ſchuͤtzt ihn mider feine Leibwachey wider den ‚beliebten Feldherrn etlicher Regionen, Wis der den Statthalter einer Provinz? Rom im dritten

Sahrhunderte, das heutige Perſien, und die noch neuern Empdtungen unter den Ottomannen, bienen zum Beweis, wie wenig die Armeen einen Fuͤrſten bewahren können, wo einmal das Band zwifchen ihm und feinen Unterthanen gebrochen if. Der überall eingeriffene Bau des Staates wird bald fallen, und ein Arbaced, ein Mahmud, ein Galba , der philofos phifchen Monarchie ein Ende machen. Sardan Paul, Nero und Borgia waren demetrifche Weltweife und Fuͤrſten, in der Theorie und Parin.

Alle diefe Züge find der Natur, nach gemalt, und ihre Farben haben noch bey weiten nicht ihre behoͤ⸗ rige Lebhaftigkeit. Ich habe zu Rom, zu Algier, in Perſien und auch wohl naͤher, die Urbilder dieſer Beſchreibung gefunden. |

Ich glaube, es fen genug erwieſen, Daß dieſe neue Weisheit der Untergang des geſellſchaftlichen Lebens feyn wird. Da fie einem jeden Menfchen fein einziges Glück, und zwar fein blos ſinnliches Gluͤck, zum Zwecke giebt, fo erregt fie eine unendliche Wider, ftrebung in den Kräften aller Dtenfchen , da ein jeder die feinigen gegen alle andre anſpannt, und muß alfo den allgemeinen Zuftand der Feindfchaft und des Kries ges einführen, den Hobbes fehr aufrichtig ſchon er⸗ kannt hat, und der nicht cher aufhört, bis der Glaube Friede macht.

Der Glaube thut gerade das Gegentheil des Uns glaubens. Ale die Kräfte, dic Willen, die gegens

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einander ſteciten, verbindet er in einem Mittelvumkie, in Gott. Nach ſeinen Geſetzen ſollen wir Gott uͤber alles, und den Naͤchſten lieben wie uns ſelbſt. Was für ein unendlicher Reichthum von Weisheit, und das Glück der Welt befördernde Güte!

Wir find, nach der Offenbarung , nicht für dieſe Welt beſtimmt; ihre Guter find eine Brobe für ung; wir follen fie mit einer befländigen Zurückhaltung ge⸗ nieſſen, die uns bewahrt, unſer Herz daran zu haͤn⸗ gen. Wir muͤſſen ſie verlaſſen. Wir ſind beſtimmt in eine Geiſterwelt aͤberzugehen, woraus die Wolluͤſte des Leibe verbannet find, und im welcher wir, als niedrige und aus. Gnaden verklaͤrte Geſchoͤpfe, in der Gegenwart Gottes, und taufend weit herrlicherer Wefen ald das unftige , den Trieb der Ehrſucht aus⸗ diehen muͤſſen.

In dieſer jezigen Welt ſind wir alle Bruͤder, es iſt uns anbefohlen, gegen den Naͤchſten alles das zu thun, was wir gegen den unendlich belohnenden Bott thun würden, wenn er in menfchlicher Geſtalt erfchiene, und unfter Huͤlfe beduͤrftig waͤre; eine Vor⸗ ſtellung, die allen Reiz menſchlicher Beredtſamkeit an Ruͤhrung uͤbertrift. | Aus dieſen turzen Grundgeſetzen lieſſen alle buͤr⸗ gerliche Tugenden, und, wenn ſie befolget wuͤrden, die Gluͤckfeligkeit der Welt, ungezwungen und dennoch nothwendig

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BR Die Ehe zweyer Chriften iR’ ein Schaunlap der’

Liebe und der Sanftmuth. - Der Gemahl ſoll des andern Laft tragen ; das Staͤrkere ſoll feine Macht nicht mißbrauchen, dad Schwächere fol gehorchen. Kein fremder Reiz foll fich wider die unverbrüchlichen Geſetze der ehelichen Treue auſſehnen; denn Die. Be gierde ift. fehon, ein Ehebruch. So fagt Chriſtus ſe fagt die nunmehr von Ihm erleuchtete Vernunft; denn die gefällig empfundene Begierde wird zur That, fo bald Die Macht dazu da iſt. Das Alter trennt bie Liebe zweyer Ehriften nicht, es kann fie vermehren. Eine mehrere Zunahme im Guten macht den einem Gatten dem andern verehrungswuͤrdig und . werti; und diefe ift mit den Fahren vermuthlich. 24 Die Kinder find bey den Ehriften ein Pfand, ein anvertrautes Gut, das wir bauen ſollen, auf daß es dem allgemeinen Herrſcher Früchte trage. Wie ſollen fie nicht nur lieben , fondern zur Tugend , zur - Got⸗ tesfurcht, um ewigen Gluͤcke erziehen. Gott hat uns ihnen zu Pflegeltern, und an feine eigene Stelle ge⸗ fest, ex, der der allgemeine Water unfer aller iſt.

Die Kinder follen ihre Eltern als Gottes State

halter verehren; fie können fie, da fie von ihnen: ge⸗ liebt werden, nicht. anders als wieder lieben ; Pficht and Matur vereinigen ch, das zaͤrteſte Band in jeder Haushaltung zu knuͤpfen.

Confucius hat wohl gelehrt: ein Reich wuͤrde aluͤclich ſeyn, wenn eine jede Hauchaltung in Di.

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233 BR

ing unter ſich ſelbſt ftünde, wenn die Haushaltun⸗ gen in eine Verfaſſung zufammenfimmten ; wenn bie Städte in einem Neiche unter einer allgemeinen und oberften Quelle der Ordnung fich vereinigten. Dieſes Reich bat Confucius nie ‚erlebt; und es fand fich für Hald das Chriſtenthum zum Ernſt und zur Uebung kam, weit vollkommener und in der That, als beym Confucius in der Hoffnung.

Dee Untergebene ift des Chriften Bruder, ber Chriſt ift ihm alle Liebe, alle Pflegung, alle Billig keit ſchuldig. Wird der Diener einen folchen Herrn nicht lieben, nicht fein Vergnügen wünfchen, da cr Befehle Gottes hat, feinen Heren zu chren, und feis nen ihm nicht aufgedrungenen , fondeen von Bott felbft für ihn auserſehenen Stand für gut, als den beften anzuſehen, deffen ex fähig ift.

Handel und Wandel bekoͤmmt durch das Chriſten⸗ thum die Treue, die kein Geſctz verfchaffen Tann. Dee Ehrift ift niemals allein, Gott fieht ihn, und er ſteht in der Einſamkeit der Nacht unter einer weit ehrwuͤrdigern Aufficht, ald dee Atheift in der Gegen» wort feines Fürften: Das heimliche Pfand, das ver⸗ traute Geheinmiß eines verfiorbenen Freundes, veizt and zu Feiner Untreue. Sollte ich ein fo groffes Uebel thun, da e8 Gott ſiehet? Sollte ich dem zutraulichen Nächiten fchlechte oder theure Waare verkaufen, weil

te es nicht verſteht, weil er meine Waare nöthig bes darf? IR dies dem Geſetze gemds: zu thun, wie ich

335 will dag man mit thue? Sol ich die. Ewigkrit für etwas Geld vertaufchen , Das ich aut em paar Fahre genieſſe?

Der Richter , der Vorgefekte, ſteht feine Macht ais ein von Gott ihm anvertrautes Amt an. In dieſem Geſichtspunkte iſt er gerecht, ſorgfaͤltig und unerkauflich. Er handelt unter den Augen ſeines ober⸗ ſten Fuͤrſten, dem keiner von feinen Gedanken unbe⸗ kannt iſt!

Der König fit auf dem Throne ruhig. Alle Uns terthanen fehen im ihm das Ebenbild Gottes auf Er⸗ den, die fihtbare Quche der Ordnung, die. Sonne. der bürgerlichen Welt, die, mit dem empfangenen. Glanze, ihre weit ausgedehnte. Sphäre erleuchtet und erwaͤrmet. Unter dem Zepter eines chriflfichen Königes wachen Schulen zur Erziehung der Jugend, Kirchen zur Befferung der Alten, Hofpiräler zur Pfle⸗ - gung dee Kranken, Kolonien zur Ruheftätte bedräng« . tee Bürger und Fremden. Seine Statthalter, feine Unterrichter Tonnen ihn, fie willen, daß mit ihrer Tugend ihre Ehre und ihe Glück verbunden iſt; feine Gottesfurcht prägt vielen: taufenden die Aehnlichkeit feines Gemuͤths und feiner Gaben ein. Keine Auf ruhe fleigt im Herzen ber Untertanen auf. Br

haſſet die Sonne,

Alle diefe Vortheile Hieffen aus der Offenbarung, die der mienfchlichen Eigenliebe Schranfen ſetzet, une von ber Wolluſt und Ehrſucht befreyt, und uns «in:

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GSluͤck zeigt, daB werth iſt, Wolluf und Eigenliebe zu verleugnen. Die Triebe, bie im Körper nach Wol⸗ Ink, und in der Seele nach Ehre liegen, find noch. ark genug unfee Trägbeit zu ſtoͤren; und die Offen barung fchränkt dieſe reiffenden Ströme nur in Damme ein. Sie fahren fort zu flieſſen; fie tragen muͤtzliche Schiffe , aber fie verwuͤſten das Land nicht mehr. Es wird niemals zu befürchten ſeyn, daß eine Windſtille in der Seele des Menjchen entfiche. Ehtz, ſucht, Wolluſt umd Geiz Leimen mitten unter der Sorgfalt der aufmerkſamen Religion, umd fie felber lehrt Pflichten, Die uns zur Arbeit, und zur wuͤrdi⸗ gen Bekleidung unſrer Bedienungen, verbinden.

Sind aber die chrillichen Reiche mit tugendhafe Gen Menſchen beſetzt, frägt der Atheiſt? Sind die Heiden nicht eben fo gut geweren? IM China nicht unter einer atheiftifchen Herrfchaft und Regierung. ein geſittetes und ordentliches Heich ? und, iſt dieſes alles wahr, was rühmet man uns dann die Offen⸗ barung, bie den Menfchen nicht beffee macht? Was ſchilt man auf den Unglauben, ber und nicht bins dert Fr zu feyn ?

Es ift an dem, Griechenland und Kom haben in verfchiebenen Abfichten Männer gezeuget, bie aus bloffer Ehrbegierde, zum Wortheile ihres Das terlandes , groffe Thaten verrichtet , tapfer gefochten, gerecht geurtheilt, herzhaft im Rathe geſprochen, and andere Aufferliche, dem gemeinen Weſen nügliche \ Tugen⸗

ut j 533

Zugenden ausgeuͤbt haben. Unſre heutigen Gottes⸗ leugner können fich aber fehwerlich dee Beyſpiele dieſer Maͤnner wider und bedienen. &ie find nach ihren Rehrgebäude , eben ſowohl Thoren , ale die Chriften gewefen. Wie diefe für ein ewiges Leben, fo haben jene, für eine Unfterblichkeit bey den Menſchen gear⸗ beitet. Sie find auch eben. nicht Atheiften geweſen. Die tugendhafteften unter den Heiden haben ein goͤtt⸗ fiches , und auf die Welt aufmerkſames Weſen ges glaubt , und eine Dämmerung von dem wahren Lichte fcheint ihr Gemuͤthe ducchdrungen zu haben. Hieher zählen wir den Antonin, den Epiktet, und gewiſſer⸗ maffen den Sokrates. Ja die Römer, zu den Zeiten des Polyb, waren fo voller Ehrfurcht gegen die Goͤt⸗ ter , daß man keinen unter ihnen hätte erfaufen konnen, einen falſchen Eid zu thun.

Es fehlt aber ſehr viel, daß ſelbſt Athen und‘ Rom diejenige Tugenden beſeſſen haben, die ein Volk gluͤck⸗ lich, und einen Menſchen ſelig macht; und die Urſache, warum dieſe geruͤhmte Staaten dieſe aͤchte Tugend nicht beſeſſen haben, liegt eben darinn, Daß fie dei. ‚Lichtes dev Offenbarung ermangelten, Diefe Betrache tung dient wefentlich zu unſerm Vorhaben. |

Die Tugend deu noch freyen Römer gieng vor⸗ nemlich auf bie Aufnahme des Stäats. Alle Bürgel waren mit einem fanatifchen Begriffe eingenommen / bie Herrſchaft der Welt ſey den Roͤmern zugedacht / aund ein jedes Mitglied der Republik arbeitete an Die

V. Sales Cageb. Th. 9

. . 338 ICC.

fon groſſen Werke mit Eifer und Vergnuͤgen. Die Triumphe, die Bildſaͤulen und bie Siegeszeichen er: hielten diefen Tricb, und feuerten die Ehrbegierde am. Uber es fehlte diefen Römern (umd noch mehr den Griechen) an fehr vielen und an ſehr nöthigen Tugenden. Die Accufationes, oder gerichtlichen und peinlichen Klagen wider ihre und ihrer Eltern Feinde, war die gemeinfte Strafe, auf welcher die jungen Römer nach der Ehre firebten. Die Feindſchaft zwi⸗ fchen den Familien war unverföhnlich, und ein Sohn konnte, wenn er fich nicht entehren wollte, die Feinde Des Vaters nicht unverfolget laſſen. Hieraus. enteo flunden zwar Leine Zweykaͤmpfe, die ihre Exfinder weiter im Norden gehabt haben, aber doch Aufruhr und Zwietracht.. Die Römer fannten, fo viel ich „mich erinnern kann, die Liebe und Mildthaͤtigkeit ges gen die Armell nicht; die Allmoſen und Hofpitäler find neue Erfindungen, und gehören dem Weſen und dem Namen nach dem Ehriftentgume zu. Gegen ihre Feinde waren fie, auch die beſten unter ihnen, grau⸗ fans und unerbittlich, und ein König , über den man triumphirt hatte, mußte mit feinem Gefchlechte ſter⸗ ben , ja die unfchuldigen Töchter wurden, ein abſcheulicher Gebrauch! vom Henker zuerfi ihrer Ehre , und dann des Lebens beraubt. Die herrſchen⸗ den Plane, felbit des noch tugendhaften Roms , wa⸗ zen ungerecht ; es mifchte fich in alle Angelegenheiten feiner Nachbarn, und unterbrückte eben bie Völter,

. 0

=

end 335 die. ed beſchuͤtzen wollde. Die Votzuͤge der Keuſch⸗ heit waren dem männlichen Gefchlechte unbekannt; man weiß des Cato heillofen Rath, Die Vergoͤtterung der Flora ‚und Die Schaufpiele der Römer , das Volk fchämte fich ihrer, und konnte fie. dennoch nicht ents behren. Ein Antonin ſelbſt hielt feine Beyſchlaͤferin. Die Trunkenheit wurde fo wenig, ald der Geiz, für ein Lafter angeſehen; ber-füngere Cato hat die erſtere durch fein Beyſpiel, der Ältere durch feine Lehren, den Geiz rührmlich gemacht. Der Selbſtmord war eine erlaubte Freylaſſung, die man fich ſelber gab, und der übertriebenfte Ehrgeiz ward nicht nur eine: Heldentugend, fondern eine Mutter der Helden. Die Eitelkeit und der Eigenruhm waren, auch bey den bes fien Römern, allgemein; der Brief des Eicero an den Lucceius ift ein immerwährender Beweis, wie

weit fich auch philofophifche und gutgefinnte Männer

hierinn vergeffen können, und die Münzen find ewige Zengniffe der Ruhmfücht der Römer. Die grau⸗

ſame Aufopferung der gefangenen echter, Die eine

der vornehmften Beluftigungen des Volles , fogar bey den Mahlzeiten, war; die Ausfegung ber Kinder, die man ſelbſt in den vornehmften Gefchlechtern , ut feinen neuen Aufwand zu machen, dem Tode übers ließ; die Knechtfchaft; find lauter gegen die Menſchen Tiebe flxeitende Verbrechen, und Merkmale einer alle gerncinen Hin. Fu es bleibt von allen den roͤmi⸗ DE Be

340 , ſchen Tugenden wentg uͤbrig, als bie Herzhaftigkeit,

und der Eifer für die Groͤſſe des ewigen Roms.

China ift nichts weniger , und iſt auch niemals dasjenige gewefen , wozu es aus befondern Abfichten, Die Jeſuiten gemacht haben. Anſon, Le Gentil, Ris nius und andere neue Reiſende haben es nach dem Le⸗ ben abgemalt.

Wir koͤnnten zwar den Freygeiſtern ablengnen » N daß die Gelehrten in China Atheiften feyen. Dee Kayſer felbft opfert dem. Gott. ded Himmels; die

Aufmerkſambkeit des Tien Coder oberften Weſens) auf

die Aufführung Der Dienfchen , und feine Beftrafung Iafterhafter Voͤlker, ift angenommen und Fanonifch. der wir wollen die heutigen Chinefer, bey ihrer groffen Lauigkeit in der Religion , den Atheiften gerne überlaffen , fie werden bey dieſer Vermehrung ihrer Anzahl nichts gewinnen.

China hat feine Gefeke und Anordnungen von feinen erſten Kayſern, von den tugendhaften Ven und Vuvang, und von andern Herrfchern , die , ſoviel ich finden kann, der allerälteften Religion zugethan gewe⸗ fen find, und einen einzigen Gott, ald einen Schöpfer, Werforger und Richter der Menfchen., verehrt haben, Diele Geſetze find. ungemein ordentlih. Die fcharfe und defpotiiche Aufficht und Macht fleigt vom Kayſer auf die Statthalter der Provinzen, von diefen auf Die Obrigkeiten der Städte, und endlich auf den Hause vater herunter, des eine volllommene Herrfchaft gegen

mn 348

feine Hausgenoſſen, und einen eben fo vollkommnen Gehorſam gegen feine Obern ausuͤbet, die man ſehr unrichtig Mandarinen nennt. Dieſe und viele andere Verordnungen, neben der natuͤrlichen Feigheit des Volks, haben dieſes groſſe Reich noch ſo ziemlich in Ruhe, und in einer gleichen Verfaſſung erhalten. Die neuen Herrſcher, die von Zeit zu Zeit das bloͤd⸗ berzige China mit den Waffen bezwangen, Haben diefe defpotifche Macht ‚ihnen felbft fehe zuträglich, und zugleich ſehr noͤthig gefunden, ein unzaͤhlbares Vo, das feine Meberminder allemal wohl hundertmal an Mannfchaft übertraf, zugleich im Zaume, und is einem erträglich guten Willen gegen feine Ueberwin⸗ ber zu erhalten. Aber was ift die-gerühmte Wirkung biefer Geſetze und dieſer gepriefenen Sittenlehre, in weicher fein Gott iſt? Eine allgemeine Herrfchaft vies ker Lafter, mit überaus wenigen Tugenden. Der Ehis nefer ift feig, falſch, rachgierig, eigennuͤtzig, betruͤ⸗ geriſch, wolluͤſtig. Es iſt wahr, ge iſt hoͤſſich, arbeits ſam, und im Aeuſſern gelaſſen und ſittſam. Aber: wie gering find dieſe Tugenden. gegen die uͤberwie⸗ genden Laſter?

Selbſt die innere Verfaſſung hat mehr Fehler als der ſchlechteſte europaͤiſche Staat, Alles iſt voll Käuber, und alle Jahrhunderte find vol von forschen‘ Störern der. allgemeinen Ruhe, die durch - Die Feige: heit des Volkes, durch feine: Gleichguͤltigkeit gegen feine Behereſcher, und Durch: bie Ungelenkſam⸗

9%

342 u

feit der Tangfamen Regierungsfortn fürchterlich, und den Kayſern felbft gefährlich geworden find. Die Ges rechtigkeit, die gelehrten Befoͤrderungen find durchaus verfäußich. Alle Jahre Teidet diefe ober jene. Pro⸗ vinz von. der Hungersnoth; die Öffentlichen Vorratbds haͤuſer ſtehen, durch die üble Beſorgung eigennütiger Obrigkeiten, ledig, und die Unterthanen ſterben zu Tauſenden. Der kayſerliche Hof iſt voll Unruhen; ſelbſt der geprieſene Kanghi hat ſeinen erwaͤhlten Thronerben hinrichten zu laſſen ſich gezwungen geſehn. Kurz, in China iſt der bloſſe Schatten der Tugend, und das Weſentliche des Laſters anzutreffen.

Hier wird der Freygeiſt mir die europaͤiſchen Eünden vorwerfen. Er wird bie Greuel dei fo ans dächtigen Konftantinopolitanifchen Hofes, das zu Rom herrſchende Verderben, und die Fehler ber. proteflans. -tifchen Länder vorruͤcken. Geht die Folgen des Chris ſtenthums, fagt man. Der Spanier betet und mordet in einer Viertelſtunde; der andächtige Italiaͤner er⸗ mahnet feinen Feind zur Beichte, und ſchießt Ihm die

\mörderifche Kugel, ‚nachdem der. Elende ſein Ave Dario geendet bat, mit berubigtem Gewiſſen durchs Hei. Die Chriſten geben vor, fie glauben ein ewi⸗ 9.8 ‚Leben, und dieſes ſey die Hauptabſicht ihrer Tha⸗ ten; aber ſeht ſie naͤher an: ſuchen fie etwas anders, als Gelb, p Wolluſt und Ehre? ? und was ſucht der

Atheiſt anders? alſo koͤmmt, in der ausuͤbenden Sit⸗

tenlehre, der Atheiſt und dee Chriſt überein, und

bie Wirkung der Offenbahrung iſt nur in den Ge⸗ berden zu ſinden. |

Dieſer Einwurf ſcheint ſtark; aber er fcheint eb | nur. Das Chriffenthum hat zu allen Zeiten feine wahren Eigenfchaften genugfam gezeigt, und die Tu⸗ ‚gend Hat allemal in dem gleichen Verhaͤltniſſe mit, der Frömmigkeit zugenommen,

Die erften Ehriften waren Muſter der Keufchbeit, der Liche , der Demuth , der Uneigennuͤtzigkeit; und warum follten fie es nicht geweſen ſeyn, da fie alle Augenblicke gewaͤrtig und erbietig waren ihr Leben zu laſſen, und alle die Güter zu verlieren, wornach andere Menfchen fireben ? Der jüngere Plinius iſt ihr. Zeuge; und fie haben bey ihren Verfolgern fich allemal herzhaft auf die Unterfuchung berufen, ob ſich wohl unter ihnen, unter ihren. Taufenden, ein einziger Laſterhafter befaͤnde? Solange fie wahre Chris ften waren, fo lange trieben fie die Tugend über alle bekannte Grängen der Dienfchlichkeit. Seine Feinde lieben, fein Leben für die Wahrheit hingeben, fich ohne Widerſtand von der wüthenden Obrigkeit mißhandien und ermorden laſſen, find freylich Tugenden, die nicht urfprünglich’ in den Kerzen bee: Dienfchen find, und die weifeten Heiden nicht gekannt haben.

Es ift wahr, im der. Folge der ‚zeit hat man in den Herzen Unzucht, Ehrſucht und Rache aufs machen geſehen, da augleich der Mund die Sprache

Y4

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der feutigften Liebe zu Gott nachgeahmet hat, Eine groffe und mächtige Sekte der Chriften hat den Mord, und alle Arteh der Verfolgungen, eben.fo weit, und vielleicht weiter getrieben als Die Römer ; denn ſchwer⸗ dich wird man in ber Befchichte einen Tag finden, der dem Bartholomäustage an der Anzahl, dem Adel der Erfchlagenen , und der Teenlofigkeit der Mörder gleich koͤmmt; einen Tag, den der angebliche Statt Halter Jeſu mit Münzen, mit Jubelreden, mit allen ‚möglichen Freudenbezeugungen gutgeheiffen und ge weihet Hat,

Es iſt gleichfalld wahr, Daß in den gereinigten Kiechen der Chriften felbft, die menfchlichen Laſter in einem hohen Grabe herrſchen. Es giebt Unzuͤchtige, Ehrfüchtige., Geisige, Ungerechte, in allen Ständen amd in allen Gemeinen. : Aber alled dieſes beweiſet für die Gottesleugner nichts, und beweifet vieles fuͤr und.

Der Aberglaube tft ein faft eben abgefagtr Feind der Religion , ald'der Unglaube. Dieſer laͤßt dad menfchliche Werderben frey, weil fein: Gott ik der es ſtraft; und jener, weil fih Gott durch Cere⸗ monien , durch fremde Verdienſte, durch eine aͤuſſer⸗ liche Anhaͤngigkeit an eine wahre Kirche, gewinnen laͤßt. Beyde machen die Menfchen zu böfen Schuld mern gegen Gott. Der Atheiſt leugnet jeine Schuld , und der NAbergläubige will für Geld mit Yapier bezahlen. Was gehen alſo die Religion. die Folgen

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des Aberglaubens an, und warum follte fle bie u thaten ihres Feindes verantworten ? f

Diie Laſter dee Lauen, der Namens⸗ Shrikeny ‚fallen eben fo wenig der Religion zur Laſt. Wenn wir fie mit dem Unglauben vergleichen, fo haften: wir das Lehrgebäude der Offenbarung‘, und das Lehrgts bäude des Unglaubens gegeneinander. Jene fuͤhrt ung zur allgemeinen Liebe, die das Weſentliche der Tugend, nach dem Geſtaͤndniſſe unſrer Feinde aus⸗ macht; und dieſe trennet und von aller Dienfcheny fie macht uns ſelbſt und unſern Willen zu unſerm Gott, und zum einzigen Endzweck unſrer Thaten, Der Chriſt ift lafterhaft, weil ex kein wahrer Chriß

iſt; und der Atheift , weil er ein wahrer. Atheiſt iſt.

Die Tugenden, die diefem bleiben, kommen von der Scheu vor feinen Mitbuͤrgern, von den übrig geblie benen Empfindungen der Erziehung her, und er if fein Achter Atheiſt, er handelt nicht nach buͤndigen Schlüffen , fobald er etwas anders liebt als fich ſelbſu

Wir bemerken ferner , daß bey allen Diefen Man ,

geln , einegangemeine Menge Gutes im Chriſtenthum

übrig bleibt‘, deffen Quelle wir einzig in der Reli gion zu ſuchen haben, da dieſes Gute, nach dem B% kenntniß unfrer Gegner, eine fremde Pflanze bey ung, umd nicht eine Frucht unferd Herzens iſt. Eine allge

meine Redlichkeit im Handel und Wandel; einenoch

geoffe Uebermacht ebelicher Huld und Treue gegen Dig

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entgegeuſtehenden Laſter; eine durchgaͤngige Liebe ber Kinder, der Freunde, der Armen; eine allgemeine weit vorzuͤglichere Gerechtigkeit; ein faſt unbegreiflicher Gehörfam gegen die öfters unbarmherzige Obrigkeit; eine ununterbrochene Treue in den Kriegeöheeren , herrſchet noch faſt in der ganzen Chriſtenheit. Wie viele Arme werden noch gefpeifet ; tie viele Kranke

gepflegt ; wie viele Waifen erzogen; wie manche aufs

fleigande Begierde zur Rache, zur Unkeuſchheit, wird noch durch das Gewiffen, durch die dem Gemüthe ‚gegenwärtige Erinnerung an Gott, gebrochen? Und wie mancher Menſch Bleibt, eben darum ein guter Bürger, ein liebreicher Ehemann, ein zärtlicher Bas ter , ein nuͤtzlicher Magiſtrat, weil er ein Chrift iſt? Biel allgemeiner , viel reiner wuͤrde das Reich

der Tugend unter den Dienfchen fen, wenn mehrere Chriſten wären ; wenn die Menſchen die groffen Wahr; Heiten der Offenbahrung ihrem Gemüthe tiefer ein⸗ rückten ; wenn fie bey fich die Religion zur Kraft kommen laffen wollten. Die Vergleichung eines der wahren Religion zugethanen Staates , Mhd eines ans dern , wo Die Freygeiſt erey herrſchet, iſt ein augen.

ſcheinlicher Zeuge fuͤr uns. u

Engelland war unter der geoffen Elifabeth, und ſpaͤ⸗

ter, noch faſt gaͤnzlich frey vom Unglauben. Die groͤſten Geiſter dieſer Jeit, ein Verulam, und lang hernach ein Milton, waren voll der tiefſten Achtung gegen

G

347

Gott, Damals wer die engliſche Nation haͤuslich, eingezogen , arbeitfam, tapfer, frengebig, gaſtfrev, mitleidig , und in allem ordentlich. Der Eindruck der Religion haftete felbft auf den Erzählungen ihrer Reiſenden, und auf den Entfchlieifungen des Parlas - ments. Dieſes Engelland war dem Philipp, und der ganzen Gewalt des Pabſtes zu ſtark. Auf einmal und zu gleicher Zeit hoben füch die Schiffart, die Ges lehrſamkeit, die Handlung und dee Eriegerifche Ruhm, und dee Namen dieſes glückfeligen Volkes flog über den bewundernden Erdboden.

Es Lam die Zeit , da Freygeiſter herrſchten, da unter Karl dem Zwenten alles , was der Religion aͤhn⸗ lich ſah, zum Gelächter und zum Vorwurf ward. Ein noch. unbekehrter Rochefter, ein Hobbes, ein Dry⸗ den, waren die Schooskinder des Hofes und der Na⸗ Kon. Der Unglaube drang bald vom Throne zum Adel, vom Adel endlich bis auf das gemeine Volt, und bis in bad Gemach des Frauenzimmers. Was folgte darauf? ein herrſchendes, ein allgemeines Vers derben. Keuſchheit und Eingezogenheit, häusliche Sorgfalt, Tren im Handel und Wandel, patriotiſche Liche des Vaterlandes, Ordnung in der Einnahme: und Ausgabe, alle Tugenden Ahen, faſt zuſehends, aus dem von dee Gottesfurcht verlaffenen Lande. Es

it leider mehr als zu bekannt, daß biefe Wunden

feit. biefer Zeit nicht. weniger als zugeheilt find. Das

148 —— Verderben hat bey dem Poͤbel auf eine erſtaunliche Weiſe zugenommen. Ungluͤckliche Heyrathen, Feind⸗ ſchaften in den Familien, Verſchwendung und Be⸗ trug, und alle Laſter, haben unter dem Schutze des Unglaubens ſo ſehr zugenommen, daß, ſelbſt im Aeuſſerlichen, die Handlung durch die Erhoͤhung der Preiſe, durch die betruͤgliche Bearbeitung der Was ren, und durch den unbegreiflich niedertraͤchtigen Schleichhandel mit feindfeligen Nachbaren, Das Kriegs; weſen aber durch die Feigheit der Anführer , und die Regierung durch eine unfinnige Anhaͤngigkeit an eis nen der verfolgenden Religion zugethanen Fremden, die hittern Früchte der Zrengeifterey empfunden bat. ‚.. Ein Proteftant wurde an feinen gereinigten Glau— ben gedenken, er würde dieſen Schatz mit feinem Blute bewahren. Aber cin freydenkender Zroglodyie denkt, und fagt auch wohl: was geht mich Die Sicher heit einer Sekte an, von welcher Lehre ich nicht? gaube? Was frage ich darnach, ob mein. Land fee oder glücklich it? Mag es doch zu Grunde geben, wenn ich über feinem Schutte zum Gluͤck fleige ! Und dennoch bleibt auch bey den verdorbenften Ländern, und inden Gemuͤthern der Frengeifter ſelbſt, noch viel Gutes, Bas eigentlich dem Chriſtenthum a verdanken iſt. Sie treffen, felbft wenn fie groß und mächtig find, eine Menge: guter Einrichtungen und Anſtalten fchon gemacht an, die Be umzuſtoſſen

ef 349

bedenklich finden, und deren guter Nutzen für dem Staat gar zu augenfcheinlich iſt Sie find felber, von der Erziehung, aus dem Lefen folcher Bücher; deren feharflinnige Verfaſſer fie durch die Anmuth ihres Vortrages anloden, noch voll von moralifchen Begriffen, deren fie fich fo wenig, als der epiturifche Lukretius, entfchütten koͤnnen. Die Scham zwingt ſie, fich zu verſtellen, und der noch nicht genugſam

erleuchteten Welt nicht zu fruͤh zu erkennen zu geben, daß die Frengeifteren Die Religion des Laſters ſey. Und endlich muß man geſtehen, dag m einem Rande, def fen Verderben wie eben bedauert haben, nicht ſowohl eine undentende Verleugnung eines oberfien Weſens ‚berrfcht , Dazu die Vernunft dieſes fcharffinnigen Vol kes zu erleuchtet ift, und daß es nicht viel tiefer als auf die natürliche, und einen Lnterfchied des Guten und Boͤſen übriglaffende Religion verfällt; da hinge⸗ gen unfre herzhaftern Weifen einen allgemeinen Krieg wider alles Beginnen was göttlich iſt, oder was über den Menſchen ein Recht behaupten will, und alle Schranken des Guten und Böfen, alle Furcht unb Hoffnung, auf einmal umzureiffen und auszurotten fi) beſtreben. Es ift auch in allen Ständen eine Anzahl rechtfchaffener Chriften übrig geblieben, deren Licht nicht zuͤlaͤßt, dag eine allgememe Finſterniß üben handnehme. Auch unter den Gefehgebern der Nas 4on., wenden Littleton und Wer ihte Gaben zur Ver⸗

350 4

theidigung der Wahrheit an, und auf der erhaben⸗ fen Stelle unter den Sterblichen könnten wir erlauchte Verehrer der Wahrheit nemen, vor denen Lafter und Unglaube fich fchämen muß.

Hat nun der Unglaube dieſes alles unter dem Drude und im Finftern gethan, da noch eine Reli gion ben vielen im Herzen, und Aufferlich. bey affen geherrſchet hat, fo kann man fih den Zuſtand eines Reiche vorftellen , von welchem die Religion gänzlich verbannet, und mit lauter neuen vorurtbeilfregen Philoſophen bewohnt if. Rom unter dem Nero ift ein ziemlich ähnliches Vorſpiel dieſes Zuſtandes ges wefen, obwohl die chriktliche, die juͤdiſche Religion, amd die floifche Weltweisheit, noch hie und da bie allgemeine Herrſchaft des Verderbens in etwas ges hemmt haben. Und dach hat ſchon Damals der noch feltene Liebhaber der alten roͤmiſchen Tugend ſich ſorg⸗ faͤltig gehuͤtet, etwas davon merken zu laſſen, daß er fuͤr dieſe verhaßte Lehrerin einige Hochachtung behal⸗ ten haͤtte. Er konnte der Furcht nicht widerſtehen, mit ſeiner Anhaͤngigkeit an die Tugend ſich einem allgemeinen Gelaͤchter bloszuſetzen.

Es iſt alſo unſer Streit mit den Freygeiſtern nicht eine bloſſe theoretiſche Zwiſtigkeit, ein Krieg über den vollen und leeren Raum, wobey der Irrende eben ſo rechtſchaffen bleiben kann, und der Rechthabende kei⸗ nen nähern Weg zur Tugend erwaͤhlt. Es⸗ iſt cin

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Krieg zwiſchen dem Guten und Boͤſen, zwiſchen dem Glüde der Welt und ihrem Elende, | Doch wir haben dieſes Reich des Verderbens ſchon abgemalt, und es iſt vermuthlich deutlich, wie nöthig ſey, daß ein jeder Freund der Menfchen und des Vaterlandes, der uͤber die Aufnahme der Frey⸗ geiferen erſchrickt, ernſthafte Mittel ergreiffe, wie er von dem Haupte feiner Buͤrger, feiner. Kinder, und vielleicht von feinem eigenen Kopfe, die Gefabe abwenden koͤnne, die uͤber ihm haͤngt. Sollte nicht - ein jeder Chriſt mit gebopfeltein Eifer Reh! ertium ten, bey ˖ ſeinen Kindern, hey ſeinen Freunden, bey dee Welt, den Glauben zu planzen, und der Nach— welt Chriſten zu erziehen? Sdillen nicht die Groſſen, die ihre Kronen von Gott empfangen zu haben nicht vergeſſen, durch Befoͤrderung der Tugendhaften, durch Verachtung der Freygeiſter, durch ernſtliche Orbnun⸗ gen in Schulen und in Kirchen, durch eine behutſame Wahl der Miniſter, der Vorgeſetzten und der Obrig⸗ keiten, die Unterthanen in den Gehorſam des Glau⸗ bens zu ſetzen, ſich bemuͤhen; da ihr Gluͤck fo offene bar, mit dem Gluͤcke ihrer Unterthanen damit zufane menhaͤngt. Sollten nicht: die Gelehrten, denen ein vorzuͤgliches Maas der Erkenntniß zu Theil geworden, fie ihrem Geber heiligen? und ſtatt oft unnuͤtzer Ekleiner Unterſuchungen, das einzig Noͤthige, das Keen Chriſti, mit Ruͤhrimg, mit Wehmuth und

43 . f

Naqh druck predigen ? Und ſollte nicht ein jeder Chriſt in feinem eigenen Buſen den Keim des Uebels aus⸗ zurotten ſich beſtreben ; und bey ſich ſelbſt anfangen, dem uUnglauben das überzeugende Beyſpiel eines wah⸗ ren Chriſten entgegen zu ſtellen, gegen welches die Goͤtzen des Heidenthums, und die Pralereyen der Weltweiſen, wie der Schatten der Nacht beym An⸗ bruch der Morgenroͤthe, verſchwunden find,

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