Tibrarg of the Museum OF COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS, Founded by private subscription, in 1861. No. 66 IH e Mittheilungen iber Fi hereiweſe l + Organ des bayeriſchen Fiſcherei⸗Vereines. Nr. 1. München, 14. Februar 1877. II. Jahrg. Die „Mittheilungen“ erſcheinen vorläufig in zwangsloſen Uummern, jührlich mindeſtens ſechs Mal. Das Abonnement für den Jahrgang koftet 1 Mark und werden Beftellungen bei den kgl. Poftanftalten entgegen genommen. — Einſchlägige Anzeigen finden Aufnahme und werden billigſt berechnet. Inhalt: Der Bayeriſche Fiſcherei-Verein, ſein Programm und ſeine Gegner. — Die Saibling— Fiſcherei im Schlierſee. — Der Fiſchotter-Fang in Mittelfranken. — Ein werthvolles Geſchenk. — Der Lachsfang in Holland. — Verhandlungen des Bayeriſchen Fiſcherei-Vereines. — Correſpondenz. Inſerate. Der Bayrifche Fifcherei-Verein, fein Programm und ſeine Gegner. München, v. 8. Vielfach ſcheint im größeren Publikum über Zweck und Aufgabe des bayeriſchen Fiſcherei-Vereines ſich eine vollkommen un— richtige Anſchauung gebildet zu haben, welche, wenn auch gerade kein unmittelbar läh— mender Faktor, doch immerhin ein erfolgreiches Wirken desſelben nicht unweſentlich zu beeinträchtigen geeignet iſt. So zählen beiſpielsweiſe die Angehörigen der Fiſcher-Innungen und des Ge— werbes überhaupt — mit wenig rühmenswerthen Ausnahmen — aus übelberathener Voreingenommenheit oder abſichtlicher Unkenntniß von vorneherein zu den erbittertſten Gegnern aller Fiſcherei-Vereine, denen fie nur Schmälerung ihres Verdienſtes, Ver— kümmerung alter Schlendrians-Privilegien und eine Reihe unbequemer Ueberwachungen 2 zu verdanken glauben, während gerade dieſem Stande durch eine rege Betheiligung an der Löſung der Vereinsaufgabe die erheblichſten Vortheile erwachſen würden. Die überwiegende Mehrzahl des übrigen Publikums ſieht in dem Vereine nichts weiter als einen geſelligen Clubb, der ſich lediglich die Vervollkommnung des höheren Angel-Sports zur Aufgabe geſtellt hat. Ein anderer Theil anerkennt zwar — vom egoiſtiſchen Stand— punkte des Ichthyophagen allein vielleicht — die Vereinsbeſtrebungen für Hebung der Fiſchzucht im Allgemeinen ſtillſchweigend, ohne übrigens weiter Intereſſe an der Sache zu nehmen. Es bleibt demnach ſchlüßlich eine verſchwindend kleine Zahl ſolcher, welche, von dem richtigen Verſtändniß für die höhere wirthſchaftliche Bedeutung dieſes Gegen— ſtandes geleitet, dem Vereine Hand und Mittel zur Unterſtützung bieten, wie dieß in anerkennendſter Weiſe von höchſter Stelle geſchieht. Bringt man hiezu noch in Anſchlag, daß die zur Ueberwachung der einſchlägigen geſetzlichen Beſtimmungen berufenen Organe häufig mangelhaft unterrichtet ſind, oder aus Unterſchätzung der Tragweite ihrer Läſſigkeit ſich den meiſten Ungehörigkeiten gegenüber vollſtändig indifferent erweiſen, ſo läßt ſich begreifen, mit welchen Schwierig— keiten ein jeder Schritt vorwärts auf dem wünſchenswerthen Enwicklungsgange des bayeriſchen Fiſchereiweſens erkämpft werden muß. Es handelt ſich daher zunächſt darum, mit allen zu Gebote ſtehenden Mitteln und nach allen Seiten hin Aufklärung zu verbreiten über die leitende Grundidee, über den Zweck und die Aufgabe des bayeriſchen Fiſche rei— Vereins, ſowie vorzugs weiſe über die rege Beziehung dieſer Beſtre— bungen zum wirthſchaftlichen Intereſſe des ganzen Landes. Dieß zu erreichen gibt es zweierlei Wege, nämlich die perſönliche Belehrung und die Preſſe. Zu Erſterem haben die Vereinsmitglieder und ſonſtige Freunde der Fiſcherei ſowohl im gewöhnlichen Umgangsleben als auch häufig im amtlichen Verkehre die beſte Gelegenheit und gewiſſermaßen eine moraliſche Verpflichtung; den zweiten Weg öffnet uns das nunmehr ins Leben getretene Organ für Mittheilungen über Fiſchereiweſen, dem wir aus dieſem Grunde möglichſt große Verbreitung und den beſten Erfolg wünſchen. Ein Blick auf die Karte zeigt uns, daß Bayern von allen angrenzenden Ländern ſo ziemlich das waſſerreichſte iſt — die Oberfläche der ſtehenden und fließenden Ge— wäſſer repräſentirt die gewiß beachtenswerthe und Viele überraſchende Summe von rund 350000 Tagwerken = 119000 Hektaren oder annähernd 80 des ganzen Areals. Von dem einſtigen ungeheuren Fiſchreichthum dieſer Gewäſſer, welcher an manchen Orten ſogar ſprüchwörtlich geworden war, wiſſen aber Ueberlieferungen aus allen Gauen des Landes nicht genug zu erzählen. So viel ſteht jedenfalls feſt, daß vor Zeiten die Fiſche ein vielverbreitetes und geſuchtes, ſowie äußerſt wohlfeiles Nahrungs— mittel bildeten, und die Gewerbsangehörigen dabei doch ihr reichliches Auskommen fanden, während jetzt allgemein und mit Grund Klage geführt wird über die Armuth beſonders an ſogenannten Edelfiſchen der meiſten unſerer Seen, Flüſſe und Bäche, die Preiſe aber — ſelbſt der gewöhnlichſten Fiſchgattungen eine zu ihrem Werthe weitaus nicht im Verhältniß ſtehende Höhe erreicht haben, ohne daß übrigens dabei die Fiſcher ſich einer beſonderen Wohlhabenheit erfreuen könnten. Wenn nun auch zugeſtandener Maßen im Laufe der Jahre Dampfſchiffe, Ufer— bauten, Durchſtiche und ſonſtige Regulirungsarbeiten, die Abwäſſer chemiſcher Fabriken 3 u. ſ. w. nicht ohne nachtheiligen Einfluß auf die Fortentwicklung der Fiſche geweſen ſein mögen, ſo iſt die erſchreckend raſche Entvölkerung der Waſſer doch entſchieden mehr auf Rechnung des fortgeſetzten irrationellen, eher einer ſyſtematiſchen Ausplünderung gleichenden Fiſchereibetriebes zu ſetzen, welche durch lückenhafte und ungleiche Verordnungen ſowie durch eine laxe Kontrole bis lang nur allzuſehr erleichtert wurde.“) Denn anſtatt den in Folge der berührten Verhältniſſe unvermeidlich herbei— geführten Ausfall durch einen geordneten vernünftigen Betrieb, entſprechende zeitweilige Schonung und künftige Nachzucht zu paralyſiren, wurde allenthalben rückſichtslos darauf los gefangen und es ſteht zu befürchten, daß, wenn nicht eine baldige Umkehr auf dieſem Wege eintritt, in nicht gar zu ferner Zeit ein beachtenswerthes Produktiv— kapital unſeres Landes gänzlich brach gelegt iſt. Hiegegen nun helfend einzugreifen, dieſes Stück Kulturkapital dem Lande zu erhalten, es wieder auf den urſprünglichen, beziehungs— weiſe einen noch blühenderen Stand zu bringen, gab die erſte Idee zur Gründung des Vereins, deſſen Zweck alſo in erſter Linie die Regel— ung des Fiſchfanges, ſodann die Hebung und Förderung der Fiſch— zucht iſt. In allen Zweigen der Landwirthſchaft macht ſich ein wohlthuender Umſchwung bemerkbar und begegnet man einer auf richtiger Erkenntniß des allgemeinen wie des eigenen Vortheils baſirten erhöhten Thätigkeit und einſichtsvolleren Bewirthſchaftung. Warum wollen wir nicht auch einen kleinen Theil der Arbeit, Pflege und Geduld, mit Hülfe derer wir dem Boden ſeine mannigfachen Erzeugniſſe abringen müſſen, dem Waſſer zuwenden, das ſich doch ſicher nicht als ein minder dankbares Element erweiſen würde? — Es lohnte ſich wohl der Mühe, zumal dieſer Kulturzweig gänzlich unab— hängig von Witterungseinflüſſen iſt und 20 elementare Störungen jeltener und weniger folgenſchwer berührt wird. Zahlen ſprechen beredter als Worte. So weit verläßliches Auskunftsmaterial vorliegt, entziffert ſich von 22000 Hektaren — alſo gut vier Fünftel des Flächeninhaltes bayer. Seeen und Teiche — der durch— ſchnittliche Ertrag der letzten Jahre inclusive aller ſonſtigen Nebennutzungen im Mittel auf 12,5 Pfennige per Hektar, was bei Annahme von nur einhalbprozentiger Verzinſung erſt einem Kapitalwerthe von 25 Mark entſprechen würde, dem denkbar niedrigſten Schätzungswerthe. Manche dieſer Seeen entgehen blos durch den aus Streuverpachtung und Eisgewinnung entfallenden, ſowie aus den Ab- und Zuflüſſen erzielten Gewinn einem ſtändigen Defizit, und bei Einzelnen werden ſogar hin und wieder die Betriebs— koſten nicht einmal gedeckt. Wo Seeen verpachtet ſind, datiren die Verträge meiſt aus früheren Zeiten, wo das Geld noch einen höheren Werth hatte und wurden die Pachtzinſe aus dieſem Grunde oder auch mit Rückſicht auf die theils rechtliche, theils moraliſche Verpflichtung *) Daß vor Zeiten die Kontrole eine ſchärfere war, dürfte aus einem Rechnungsakte des da- maligen „Röm. Kaiſ. Königl. Mayeſtät Fiſchmaiſter-Ambt Chiembſee“ vom Jahre 1708 zu entnehmen ſein, in welchem nicht weniger als 71 Uebertretungsſtrafen mit 85 fl. 52 kr. unter der Einnahme figuriren, 4 gegenüber den anſäßigen Fiſchern äußerſt gering angeſetzt. Der Pachtſchilling z. B. für den durch ſeine Saiblinge weltberühmten Königs ſee ſammt dem Oberſee iſt jo unbe— deutend, daß vor zwei Dezennien noch eine einzige Wocheneinnahme (nur an abgeſetzten Fiſchen) während der Fremdenſaiſon zu deſſen Deckung vollſtändig ausgereicht haben würde. Wer die ſtattliche Bevölkerung der Fiſchgehalter zu St. Bartholomä aus den 40er Jahren her kennt und den jetzigen Stand derſelben damit in Vergleich bringt, dem wird die bedauernswerthe Verminderung der Fiſche nach Zahl und Gewicht un— möglich entgehen können; es iſt daher durchaus nicht unglaubwürdig, daß ſelbſt bei dem niederen Pacht unter den gegenwärtigen Verhältniſſen von einem nennenswerthen Gewinn für den Pächter kaum die Rede ſein wird. Noch weit günſtiger erſcheinen die Bedingungen, unter denen der Würm- und Ammer ſee verpachtet find und doch wird gerade von dieſen Fiſchern am meiſten und anerkannt mit Recht Klage geführt über den kärglichen Ver— dienſt, was neben der fühlbaren Abnahme der Fiſche wohl auch theilweiſe in der un— gebührlich großen Zahl der berechtigten Fiſcher beruhen mag, deren es auf erſterem See 62, auf letzterem 44 gibt, wogegen der 1½ beziehungsweiſe ſogar 2 mal größere Chiemſee nur 35 hat. 3 (Schluß folgt.) Die Saibling-Jiſcherei im Schlierſee. Ende Dezember 1876. Der Saiblingfang im Schlierſee wird ſeit undenklichen Zeiten im Monate Novem— ber und Dezember betrieben und zwar aus nachſtehenden Urſachen: 1. Können die Saiblinge im Schlierſee trotz aller angewendeten Verſuche zu keiner anderen Zeit gefangen werden, um auch nur ein winziges Reſultat zu erzielen. 2. Werden die einzeln gefangenen Fiſche, welche nur mit dem Grundnetze oder der Grundangel gefangen werden können, bald von der Tiefe heraufgefangen todt, indem die obere Schichte des Seewaſſers meiſtens 16—19 Grad Wärme zeigt, welche Temperatur ihren baldigen Tod herbeiführt; und wenn dieſelben nicht ſogleich verwendet werden können, was oft der Fall iſt, ſo iſt dieſer köſtliche Fiſch bald dem Verderben preisgegeben. Um aber dem Saiblingſtand in obiger Fangzeit keinen Schaden zuzufügen, wird die Fiſcherei auf eine Weiſe betrieben, durch welche der Zucht und Vermehrung nicht der mindeſte Nachtheil erwächſt und zwar auf folgende Weiſe: a) Werden alle jungen Weibchen, ohngeachtet ſelbe ein Maß von 28-30 Cent. haben, wieder in den See gelaſſen und nur die älteren, welche leicht an Kopf und Farbe erkennbar find, behalten. Unter 26 — 28, bezw. 30 Cent. wird kein Saibling behalten, ſondern alle wieder in den See gelaſſen. b) Kommen Hunderte von Saiblingen zum Fange, welche nur den Laichplatz beſuchen, um den abgeſetzten Laich der andern aufzufreſſen, durch deren Fang ſohin Tauſende von Eiern gerettet werden, die durch die umfangreichſte künſtliche Fiſchzucht nicht erſetzt werden könnten. Nach gemachten Wahrnehmungen iſt dieſe Gattung von Saiblingen auf die junge Brut ſo erpicht, daß ein im März gefangener Saibling den Magen voll noch lebender Fiſchchen hatte, welche noch das Bläschen beſaßen. c) Kommen immer noch viele Saiblinge von allen Altersklaſſen zum Fange, welche mit dem bekannten Kiemenkrebs behaftet ſind, und die, um das Verkümmern derſelben zu verhindern, gereiniget und darnach wieder in den See gelaſſen werden. — U ͥ —-— d) Werden die Aitl, welcher Fiſch im Schlierſee häufig vorkömmt und der ein bekannter und unverſchämter Räuber iſt, der ebenfalls die Laichplätze der Saiblinge beſucht, um die Eier aufzufreſſen, ebenfalls durch den Fang entfernt. | Der Erfolg beweiſt, daß durch obigen Fiſchereibetrieb kein Schaden entſteht, indem der Saibling-Stand ſich auf einer Höhe befindet, wie ich ſolchen in meiner vierzig— jährigen Erfahrung nie ſo günſtig beobachtet habe. Die in den Monaten November und Dezember gefangenen Saiblinge halten ſich in geeigneten Behältern ausgezeichnet gut, nehmen bald Nahrung zu ſich und werden bis zum darauffolgenden Juli bei gutem Futter um die Hälfte ſchwerer, was im See nicht der Fall iſt. Die Hauptſpeiſe der Saiblinge im Schlierſee iſt die Laube, welche ſehr häufig vorkömmt, deren Schutz und Vermehrung darum eine Lebensfrage für den Beſtand der Saiblinge iſt. 8. Der Jiſchotter-Jang in Mittelfranken. Non St. nr Jänner 1876. Bis Anfang des Monats Dezember wurden in dieſem Jahre in Mittelfranken 65 Fiſchotter erlegt und zur Prämiirung der glücklichen Erleger angemeldet. Gleichwohl ſcheint die Zahl dieſer Thiere nicht weſentlich abgenommen zu haben, was ſich dadurch erklärt, daß Jahre lang nichts gegen ihre Ueberhandnahme geſchehen iſt, daß dies noch jetzt in anderen Regierungsbezirken der Fall zu ſein ſcheint und daß dieſe Thiere weithin ihre Raubzüge erſtrecken, namentlich aus der Oberpfalz hieher. So kam es, daß kürzlich in Nürnberg mitten in der Stadt Fiſchottern in der Pegnitz ver— ſpürt wurden, daß ſogar eine auf der Inſel Schütt gefangen wurde. Der mittelfränkiſche Landrath hat darum für die Prämiirung der Erlegung der Fiſchottern einſtimmig eine erhöhte Summe, nämlich 500 Mank ſtatt bisher 300, bewilligt und wäre zu wünſchen, daß die Jagdliebhaber die etwas ſchwierige und mühevolle Jagd auf Fiſchottern als einen feineren Sport dem Haſenſchießen vorziehen und auch in anderen Regierungsbezirken etwas Ernſtliches für Abminderung dieſer ſchädlichen Thiere thun möchten. Ein werthvolles Geſchenk. München, 8. Februar 1877. — Der Deutſche Fiſcherei-Verein in Berlin hat ſich in einer Zuſchrift an Herrn Hofrath Dr. Stephan vom 24. Januar erboten, 80,000 Stück junge Felchen (Bodenrenken, coregonus fera) welche in der kaiſerl. Fiſchzucht-Anſtalt zu Hüningen aus— gebrütet wurden, und einige Hundert Stück der koſtbaren Madue-Maräne koſten⸗ frei nach Bayern zu ſchicken, um daſelbſt in einen geeigneten See ausgeſetzt zu werden. Der Bayer. Fiſcherei-Verein hat in feiner Sitzung vom 27. Januar l. Is. dieſes werthvolle Geſchenk dankbarſt angenommen und zugleich auf Vorſchlag des Herrn Dr. Stephan den Tegernſee als denjenigen bayeriſchen See beſtimmt, in welchen die fragl. Fiſche ausgeſetzt werden ſollen. Dieſelben werden demnach in nächſter Zeit hier eintreffen, per Eiſenbahn bis 6 Schaftlach transportirt und von dort zu Wagen an den Tegernſee verbracht werden, um ſodann in der Nähe von Kaltenbrunn in den See gelaſſen zu werden. Neueſtens erfahren wir, daß Herr von der Wengen in Freiburg, eine badiſche Autorität im Fiſchereiweſen, ſelber die Ueberführung der Fiſche nach Bayern beſorgen wird, ſobald dieſelben in das entſprechende Stadium der Entwicklung vor— geſchritten ſein werden. Wir werden über den weiteren Verlauf dieſer Angelegenheit und insbeſondere über die Operation der Einſetzung der nordiſchen Gäſte in den Tegernſee ausführlich Bericht erſtatten und konſtatiren vorläufig nur das Gefühl dankbarer Freude, welches die Kunde von dieſem anſehnlichen Geſchenke des Deutſchen Fiſcherei-Vereines ſicher bei allen Fiſcherei-Freunden unſeres engeren Vaterlandes hervorrufen wird. Der Tachsfang in Holland im Jahre 1876. Ueber dieſen Gegenſtand finden wir in einer uns zugekommenen Correſpondenz nach— ſtehende, auch für weitere Kreiſe intereſſante Mittheilung: Im Allgemeinen hatte die Fiſcherei ein ziemlich günſtiges Reſultat. Im Frühjahr ſtand jedoch der hohe Waſſerſtand unſeren Fiſchern hindernd im Wege, ſodaß viele Fiſche vorbei zogen und in Deutſchland gefangen wurden. Wir Holländer laſſen ohne Zweifel zahlreiche Fiſche vorbei ziehen, die alsdann unſeren Nachbarn, den deutſchen Rhein-Fiſchern, zu gute kommen, und zwar aus ver— ſchiedenen Urſachen: Erſtens hat man hier mit hohem Waſſerſtand und ſtarkem Wind, die das Fiſchen unmöglich machen, zu kämpfen und zweitens darf hier in den Monaten September, October und November mit den großen Netzen nicht gefiſcht werden; auch wird das Waſſer nicht überall eifrig genug exploitirt, jedoch machen einige Fiſcherei-Geſellſchaften eine günſtige Ausnahme. Zur Beförderung der Fortpflanzung der Fiſche iſt hier während einiger Monate die Fiſcherei geſchloſſen; man ſollte aber eine Ausnahme machen mit dem Lachs, denn gerade in den Monaten, wenn nicht gefiſcht werden darf, kommt ſchon der neue Winter— Lachs, der noch nicht reif genug iſt für die Fortpflanzung, und man läßt den reifen Sommer⸗-Lachs voll Fiſchmilch und Laich in Deutſchland und in der Schweiz ungehindert fangen, während zur Vermehrung der Flußbevölkerung der Fang verboten werden ſollte, zumal ja der Fiſch in dieſem Zuſtande einen geringen Werth hat. Es wäre daher er— wünſcht, wenn die betreffenden Regierungen die nöthigen Schritte dazu thäten, den Fang dieſes Fiſches in der Laichzeit nachdrücklich zu unterſagen. Verhandlungen des Payeriſchen Fiſcherei⸗Vereins. General⸗Verſammlung am 23. Dezember 1876. 1. Der J. Präſident, Herr Reichsrath Frhr. von Niethammer, eröffnete die Verſammlung mit Bekanntgabe einer Zuſchrift des k. Oberſt-Hofmarſchallamtes an den Verein, betreffend Werthserhebung der Fiſcherei im Tegernſee ꝛc., welcher Gegen— ſtand einer Commiſſion zur Berichterſtattung übergeben wurde. 2. Ein Geſuch des Fiſchers Echetsberger von Gauting, welcher darüber 7 Beſchwerde führt, daß durch Waſchen von Schafen in der Würm ſeine Fiſchzucht zu Grunde gerichtet, wird unter Bezugnahme auf das Waſſergeſetz mit einem Gutachten des Vereins der k. Kreisregierung vorgelegt. 3. Als neue Mitglieder werden aufgenommen:?“ a) Herr Max von Neumayr, k. Staatsrath i. a. D. in München, b) Herr Ulrich Freiherr von Hutten, k. Oberſtlieutenant und Exempt der Hartſchier-Garde. 4. Herr Hauptmann von Fiſcher erſtattet im Namen des wegen Krankheit ab— weſenden Vereinskaſſiers Herrn Generallieutenant a. D. von Mayer Kaſſa- Bericht unter Vorlage der Bücher und Rechnungen, nach deren Einſicht und Prüfung demſelben Decharge ertheilt wurde. 5. Ein weiterer Gegenſtand, die ſtatutenmäßige Wahl des Vereins-Bureau's, wurde auf Vorſchlag des Herrn Reichsraths und Appell-Gerichtspräſidenten von Hau benſchmid dahin erledigt, daß ſämmtliche Mitglieder durch einſtimmige Akkla— mation wieder gewählt wurden. Das Direktorium bilden ſonach für das nächſte Vereins-Jahr: f a) Herr Freiherr von Niethammer, k. Reichsrath, I. Vorſtand. b) Herr von Siebold, k. Univerſitätsprofeſſor, II. Borftand. c) Herr Rechtsanwalt Kaul, Schriftführer. d) Herr von Mayer, k. Generallieutenant a. D., Caſſier. 6. Schließlich hielt Herr Profeſſor von Siebold einen Vortrag über die kaiſer— liche Fiſchzucht-Anſtalt in Hüningen. Derſelbe gab als Einleitung einen geſchichtlichen Ueberblick über die Entſtehung und Entwicklung der künſtlichen Fiſchzucht in Deutſchland und Frankreich, ging dann über auf die — nunmehr deutſche — Pflanzſtätte der künſtlichen Fiſchzucht, die Anſtalt in Hüningen, von deren verdienſtvollem Leiter, Herrn Direktor Haak, ein Bericht über den dermaligen Stand und Betrieb des Etabliſſements verleſen wurde, und wies mit Zahlen die bisherigen Erfolge nach. Monatsverſammlung am 27. Jänner 1877. 1. Der I. Präſident, Herr Reichsrath Frhr. von Niethammer eröffnete die Verſammlung durch die Mittheilung, daß folgende Herren zur . in den Verein vorgeſchlagen ſind: a) Herr Intendantur-Rath Verſtl in München, b) „ Bezirksamts-Aſſeſſor Dr. Landmann in München, c) „ Gutsbeſitzer Schafe in Wien. Sämmtliche Herren wurden als Mitglieder aufgenommen. 2. Der Abſchluß der Vereins-Rechnung für das Jahr 1876 wurde bekannt ge— geben und der günſtige Stand des Vereins-Haushaltes mit Genugthuung zur Kenntniß genommen. Zugleich wird das jüngſte Mitglieder-Verzeichniß vertheilt, aus welchem ſich er— gibt, daß der Bayeriſche Fiſcherei-Verein gegenwärtig 142 Mitglieder, darunter 108 in München, 32 auswärtige und 2 Ehrenmitglieder zählt. 3. Vom k. Staatsminiſterium des Innern iſt der jüngſte Bericht des Fiſcherei— Conſortiums in Schweinfurt über die Ergebniſſe ſeiner Thätigkeit im abgelaufenen Jahre herabgeſchloſſen. Dieſer höchſt intereſſante Bericht wurde verleſen und beſchloſſen, denſelben in der Zeitſchrift des Vereines weiters zur Veröffentlichung zu bringen. 4. Herr Notar Eiſenberger in Tölz referirte im Namen des abweſenden Vereins-Mitgliedes Dr. Gemminger über die Angelegenheit des Fiſchſteiges am Marimilianswöhr in München. Die ablehnende Erklärung des Stadtmagiſtrates 8 wurde mit Bedauern entgegengenommen und nach Antrag des Referenten beſchloſſen, bei der Wichtigkeit der Sache noch einen commiſſionellen Zuſammentritt von Sachverſtändigen zu veranlaſſen. 5. Eine Mittheilung, betreffend die kürzlich ausgeſchrie bene Verpachtung des Chiemſees, wurde zur Kenntniß genommen. 6. Herr Hofrath Dr. Stephan referirte über eine Zuſchrift des deutſchen Fiſcherei-Vereines betreffs der Einſetzung von 80,000 jungen Felchen in einen der ober— bayeriſchen Seen. Die betreffende Mittheilung erregte allgemeine Freude und wurde beſchloſſen, dieſes ſchöne Geſchenk mit dem Ausdrucke wärmſten Dankes anzunehmen und den jungen Gäſten den Tegernſee als künftige Heimath anzuweiſen. Correſpondenz. Herrn Ed. Z. in Hersbruck. Die neue Ausgabe von Dr. Stephan's „Kurze Anleitung zur fünftlihen Fiſchzucht“ wird nach Verſicherung des Herrn Autors wahrſcheinlich ſchon in nächſter Zeit erſcheinen. Falls Sie noch ein Exemplar der älteren Ausgabe wünſchen, ſteht Ihnen ſolches zur Verfügung. Herrn Gg. K. in Marktheidenfeld. Ihren beabſichtigten Verſuch, dem Fiſchwerke in den einſt ſo forellenreichen Bächen des Speſſart durch künſtliche Züchtung wieder aufzuhelfen, können wir nur den beſten Erfolg wünſchen, und ſind wir gerne bereit, Ihre desfallſigen Beſtrebungen nach Möglichkeit zu unterſtützen. Mittels Kreuzband erhalten Sie Dr. Stephan's Broſchüre über künſtliche Fiſchzucht und die Statuten des Bayer. Fiſchereivereines. — Ihrem weiteren Anſuchen um Bekanntgabe eines größeren Werkes über künſtliche Fiſchzucht entſprechen wir durch nachſtehende Mittheilung: a) Dr. Fraas, künſt⸗ liche Fiſcherzeugung, ünchen 1854. b) Quaderlich, Remi's Fiſcherzeugung, Weimar 1861. c) Dr. Hamm, künſtliche Fiſchzucht, Leipzig 1861. d) Vogt Karl, künſtliche Fiſchzucht Leipzig, 1859. e) Wirth Gottfried, prakt. Fiſchereibetrieb, Wittenberg 1862 II. Auflage. Herrn Fr. J. in W. Ihr Antrag, daß auch in Oberbayern, wie in anderen Regierungs- bezirken, Prämien für den Otterfang ausgeſetzt werden ſollten und eventuell der Bayer. Fiſchereiverein hiefür thätig ſein möchte, wäre eigentlich an die Adreſſe des Fiſchereivereines zu richten geweſen. Wir können Ihnen übrigens verſichern, daß dieſer Gegenſtand den Bayeriſchen Fiſchereiverein ſchon wieder— holt beſchäftigt hat, hoffen auf ein günſtiges Reſultat dieſer Verhandlungen und ſchließen uns der von Ihnen ausgeſprochenen Anſicht an, „daß hier auch bei uns etwas geſchehen müſſe“. Veritas. Die Verpachtung des Chiemſees betr. Die Angelegenheit verſirt unſeres Wiſſens zur Zeit bei hoher Stelle, deren Entſcheidung wir nicht vorgreifen wollen. Herrn Fr. Joſ. P. in Gablonz (Böhmen). Ihrem Wunſche haben wir heute durch Kreuz— bandſendung entſprochen und derſelben zugleich die Nr. 6 des vorigen Jahrganges beigefügt. Wir halten unſere Sache Ihrer gütigen Unterſtützung empfohlen. Herrn G. v. H. in Carlsruhe. Der Gedanke einer „Monatsſchrift“ iſt nur vertagt, nicht aufgehoben. Eine rege Theilnahme wird vielleicht die Reefe beſchleunigen. Inserate. — 2——ñĩ—ů— Heinrich Hildebrand in München Ottoſtraße (Müllerhaus) empfiehlt namentlich auch auswärtigen Fiſchereifreunden ſein reichhaltiges Lager an Kngelfiſcherei⸗Geräkſiſchaften, insbeſondere einfachen und Doppel-Angeln, Nadeln, Drehern, Poils (Seidendarm), Schnüren, künſt⸗ lichen Ködern (Fiſchen, Fliegen und Larven), Wirbeln, Rollen, Netzen, Etuis, Blechbehältern und Angel⸗ gerten ꝛc. ꝛc. zu billigſten Preiſen, ebenſo zur Vornahme aller in das Fach einſchlagenden Reparaturen und ladet zur gefälligen Beſichtigung ein. Zur gefälligen Notiz. Durch verſchiedene Amſtände iſt das Erſcheinen der 1. Nummer des neuen Jahrganges der „Mittheilungen etc.“ unlieb verzögert worden. Indem wir deshalb bei unſern Teſern um Nachſicht bitten, geben wir zugleich die Zuſicherung, daß die 2. Nummer um ſo raſcher folgen wird. Die Nedaktion. : d mw ⁊]ð y :.:. 7. Für die Redaktion verantwortlich: M. Eiſenberger in Tölz. — Druck von E. Mühlthaler in München. 44 Mittheilungen über Fifhereiwefen, — Organ des bayeriſchen Fiſcherei⸗Vereines. Nr. 2. München, 26. Februar 1877. II. Jahrg. Die „Mittheilungen“ erſcheinen in zwangsloſen Uummern, jährlich mindeſtens acht Mal. das Abonnement beträgt für den Jahrgang 1 Mark 50 Pig. und werden geſtellungen bei den kgl. Poſtauſtalten entgegen genommen. — Einſchlägige Anzeigen finden Aufnahme und werden billigſt berechnet. Inhalt: Der Bayeriſche Fiſcherei-Verein, ſein Programm und feine Gegner (Schluß). — Bericht des Fiſcherei⸗Conſortiums in Schweinfurt für das Jahr 1876. — Aus Oeſterreich. — Die Enten im Fiſchwaſſer (Mittheilung aus einem Streitakte). — Nochmals die Fiſchotter. — Correſpondenz. Der Bayerifche Fifcherei-Derein, fein Programm und | feine Gegner. (Schluß.) Was den Fiſchfang ſelbſt anbelangt, ſo weist die mittlere Ausbeute in den letzten Jahren am Chiemſee 1½, am Tegernſee 1½, am Schlierſee ½ Kilo Fiſche aller Gattungen pro Hektar — ein gewiß armſeliges Reſultat — aus, während vor einem ¼ Jahrhundert noch dieſelbe ſich um mindeſtens 20—25%% höher ſtellte, und in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts beiſpielsweiſe am Königsſee und Schlierſee jährlich 5—7 Zentner Saiblinge gefangen wurden, ſohin 2½¼ Kilo auf das Hektar trafen. Am auffallendſten und empfindlichſten zeigt ſich eben die Abnahme in dem Verhältniſſe der edleren Fiſchgattungen zur Geſammtgewichtsſumme aller gefangenen Fiſche, denn wo früher durchſchnittlich bei Seeen mit gemiſchter Bevölkerung 13-14% 1] = 0 der Erſteren (und bei Einzelnen noch mehr) auf den Jahresfang trafen, iſt dieſer Prozentſatz nunmehr auf 4— 5% herabgemindert. Da nun gerade in den edleren Fiſcharten die größte Rentabilität eines Fiſchwaſſers beſteht, ſo iſt aus vorſtehenden Zahlen erſichtlich, wie tief der Werth unſerer einheimiſchen Seeen durch eigene Schuld gegenwärtig geſunken iſt. Erfahrungsmäßig ſoll ſich aber bei einigermaßen rationell bewirthſchafteten und entſprechend beaufſichtigten Waſſern ein ſicherer Jahresertrag von (je nach den örtlichen und ſonſtigen Verhältniſſen) 3—4 Kilo Edelfiſche pro Hektar leicht und ohne Benach— theiligung der Nachzucht erzielen laſſen, was mit Rückſcht auf die beſtehenden hohen Preiſe dieſer vorzugsweiſe geſuchten Fiſchgattungen mindeſtens einer Verzehnfachung der Rente nach Abzug aller durch den verbeſſerten Betrieb erwachſenden Mehrkoſten gleich käme. Wenn wir jedoch, als weniger ſanguiniſche Naturen, ſelbſt dieſe mäßigen An— ſätze für zu hoch gegriffen erachten ſollten und auf die Hälfte reduziren, ſo würde den Intereſſenten immerhin noch im Laufe einiger Jahre bei verſtändnißvollerer Bewirth— ſchaftung eine 4 — 5fache Erhöhung ihrer Rente gewiß fein, unbeſchadet der Möglichkeit des durch den vermehrten Abſatz etwa herbeigeführten Zurückgehens der Fiſchpreiſe. Daß ein Steigen der Rente auch naturgemäß den Kapital-Werth er— höhen wird, unterliegt kaum einem Widerſpruch. Bei weitem ſchwieriger bleibt es, für die Beurtheilung der gegenwärtigen Ver— hältniſſe fließender Gewäſſer hinſichtlich ihres Fiſchſtandes einen annähernd richtigen Maaßſtab zu finden, da einerſeits die vielfache Parzellirung der Fiſchberechtigungen das Sammeln ſtatiſtiſcher Anhaltspunkte geradezu unmöglich macht, andererſeits die ungleich größere Verſchiedenheit der Objekte in Bezug auf Fiſchbevölkerung, Lage und Oertlich⸗ keit, Ausdehnung nach Länge und Breite und auch jo manche ſonſtige Eigenthümlich— keiten eine vergleichende Zuſammenſtellung unbedingt ausſchließt. Wir ſind daher in dieſem Falle lediglich auf das Verhältniß der an den Hauptverkehrsorten des Landes zu Markte gebrachten Fiſche zwiſchen jetzt und früher, ferner auf die Erfahrungen der das Land nach allen Richtungen durchſtreifenden, profeſſionirten Angler und übrigen ſich für Fiſcherei intereſſirenden Touriſten angewieſen, um hieraus mittelbar einen Schluß folgern zu können über den dermaligen Zuſtand unſerer Flüſſe und Bäche. Beide Quellen conſtatiren nun aber mit bedauenswerther Uebereinſtimmung die Richtigkeit der Eingangs erwähnten Verödung dieſer einſt jo fiſchreichen Gewäſſer, und zwar in einer ſo unzweifelhaften Weiſe, daß man nicht fehl gehen wird, die Ertragsfähigkeit der Flußfiſcherei zur Zeit auf gleich niederes Niveau mit jenem der Seefiſcherei wo nicht unter dasſelbe zu ſtellen. Ein durchgreifender Syſtemwechſel im Betriebe erſcheint daher auch hier dringend geboten, um ſo mehr, als bei der ungleich größeren Ausdehnung der fließenden Waſſer mit größeren Summen zu rechnen iſt. Der einzuſchlagende Weg bleibt im Allgemeinen der gleiche, nur müßte vor Allem die Bildung von Genoſſen— ſchaften angebahnt werden, um nach und nach ganze Flußgebiete oder wenigſtens größere zuſammenhängende Strecken in die Hände gleichgeſinnter und wahrer Freunde des Fiſchereiweſens zu bringen, denen es mit der Förderung desſelben Ernſt iſt und welche ohne Rückſicht auf momentane Gewinnziehung ſtets das Geſammtintereſſe im Auge behalten. Wo es ſich alſo, wie auch der jüngſte Schulrechner aus den ſoeben deponirten Zahlen nachzuweiſen im Stande iſt, um Hunderttauſende handelt, liegt wohl eine 11 Berechtigung vor, von der wirthſchaftlichen Bedeutung dieſes Gegenſtandes zu ſprechen und denſelben einer größeren Würdigung zu empfehlen. Was ſchlüßlich die Aufgabe betrifft, welche dem Bayeriſchen Fiſcherei-Vereine zur Erreichung des im Vorſtehenden klar gelegten und wie erſichtlich das landwirth— ſchaftliche Intereſſe lebhaft berührenden Zweckes zufällt, ſo beſteht ſie: 1. in der eingehendſten Ermittlung und ſchonungsloſen Auf— deckung aller vorhandenen Unzukömmlichkeiten beim Fiſchfange, 2. in der genaueſten Prüfung der ſonſtigen, auf die gedeihliche Fortentwicklung der Fiſche irgendwie ungünſtig einwirkenden Faktoren, beziehungsweije ihrer Urſachen, 3. in der ſorgfältigſten Erwägung und Feſtſtellung jener Mittel und Wege, welche zur allmähligen Beſeitigung dieſer Mißſtände führen, 4. in der fortgeſetzten Propaganda für die Verbreitung der künſtlichen Züchtung der Fiſche. Welchen ungeheueren Werth gerade die künſtliche Fiſchzucht für die Wieder— bevölkerung der Gewäſſer hat, davon geben ja zahlreiche Berichte aus den verſchiedenſten Gegenden überraſchende Beweiſe. Wurden doch ſchon Flüſſe und Seeen, in denen nien ein Edelfiſch aus dem Geſchlechte der Salmoniden ſchwamm, erfolgreich mit ſolchen Setzlingen bevölkert. — Da es nicht in der Abſicht dieſes Aufſatzes gelegen war und deſſen Rahmen ungebührlich erweitert haben würde, auf die detaillirte Erörterung der als Vereins— aufgabe bezeichneten Punkte ausführlicher einzugehen, jo möge dieß einer ſpäteren Beſprechung vorbehalten bleiben, und es erübrigt nur noch, des vielfach dem Vereine als prädominirend aufoktroirten Sport-Charakters in Kürze zu erwähnen. Wohl ging die erſte Idee zur Gründung des Vereines von einer kleinen Schaar bekannter Celebritäten in dem Fache der Angelfiſcherei aus, welche, durch ihre traurigen Erfahrungen über den dermaligen Zuſtand der Fiſchwaſſer bewogen, ſich für die Idee begeiſterten und bald einen namhaften Zuwachs von Freunden des Fiſchereiweſens der Sache zu gewinnen wußten. Wohl finden ſich und werden ſich unter den Vereinsmitglie— dern jederzeit Einzelne finden, welche das Fiſchen mit all' dem Eifer und dem ganzen Apparat einer ſogenannten noblen Paſſion betreiben, welche die Kunſt des Angelns theoretiſch wie praktiſch der höchſten Vervollkommnung entgegenzuführen beſtrebt find, doch dürfte ihre Zahl den vierten Theil aller Mitglieder kaum überſteigen und die eine Hälfte des verbleibenden Reſtes vielleicht in die Kategorie der Gelegenheitsfiſcher einzu— ſtellen ſein, während die andere Hälfte der ausübenden Fiſcherei gänzlich ferne bleibt. Hiedurch widerlegt ſich die Annahme einer vorherrſchend ſportlichen Richtung des Ver— eines von ſelbſt. Daß übrigens gerade ſolche Kräfte in genügender Zahl dem Vereine angehören, iſt im Intereſſe der Bildung von Genoſſenſchaften um ſo mehr wünſchenswerth, als ſie deren hauptſächlichſte Förderer ſind und ihre reichen Erfahrungen deſto eher Gemein— gut werden. V. &. Bericht des Fiſcherei-Conſortiums Schweinfurt für das Jahr 1876. Das überaus ſtrebſame Fiſcherei-Conſortium in Schweinfurt erſtattet über ſeine Thätigkeit im abgelaufenen Jahre folgenden intereſſanten Bericht: 1) Von Entwickelung und Ausſetzung embryonirter Edelfiſcheier haben wir in die— ſem Jahre Umgang genommen, weil wir erſt abwarten wollen, welche Erfolge wir mit den in den Jahren 1873/74/75 ausgeſetzten Edelfiſchen machen. 2) Die in dieſem Jahre durch die von kgl. Regierung gewährte Unterſtützung ermöglichte Ausſetzung von Aalbrut ſcheint durchaus günſtige Reſultate ergeben zu haben. Beinahe an allen Plätzen, an welchen dergleichen im Frühjahre ausgeſetzt worden waren, wurden in den letzten Wochen beim Ablaſſen und Ausfiſchen der Teiche — Beobachtungen konnten ſich ſelbſtverſtändlich nur auf dieſe erſtrecken — ganz gut entwickelte Aale in der Länge bis zu 15 em. und ¼ cm. Dicke gefunden. Der Verſuch der Einfuhr von Aalbrut dürfte in jeder Beziehung als empfehlens— werth bezeichnet werden und wäre nur noch auf dem Wege der Wiſſenſchaft oder der Empyrie zu ermitteln, womit ſolche Aalbrut in der Gefangenſchaft gefüttert und möglichſt raſch zur Entwickelung gebracht werden könnte, um die Privatſpeculation auf die gewiß ſehr lohnende Aufzucht ſolcher Fiſche zu lenken. 3) Welche überraſchende Erfolge nämlich mit rationeller und ausgiebiger Fütterung von Fiſchen erzielt werden können, haben wir in dieſem Jahre durch einen fortgeſetzten Verſuch dargethan. In einem kleinen Teiche von höchſtens 2800 U“ oder 0,07 Dezim. hatten wir 300 Karpfenſetzlinge von Pfund bis zu einem Pfunde höchſtens — eingeſetzt; eine für den Flächeninhalt ganz unverhältnißmäßig hohe Ziffer, welche ſich auf der Teich— fläche, die noch zudem in der Hauptſache nur Quellwaſſerzufluß hat, unmöglich ent— wickeln hätte können. N Wir verſuchten daher eine Fütterung mit einem zuſammengekneteten Taige, welcher zur Hälfte aus Kleie und Schwarzmehl, zu "a aus Malzkeimen und ½ aus Fleiſchmehl — von Vollerth in Ochſenfurt bezogen — beſtand. Dieſer Taig wurde in Tiegeln auf dem Boden des Teichs ausgeſetzt und von den Karpfen gerne und nachhaltig an— genommen und beinahe täglich die Tiegel geleert. Bei dem am 19. vor. Mts. vorgenommenen Ablaſſen dieſes Teiches wurden 46 Stück Karpfen zwiſchen 3 / und 2 Pfund, 250 Stück unter 2 Pfund bis zu / Pfund vorgefunden. Der Aufwand für dieſe Fütterung kann im Augenblicke nicht ganz genau feſtgeſtellt werden, doch iſt derſelbe im Verhältniſſe zu dem erzielten Werthe von nahezu 3 Centnern Karpfen ſo wenig bedeutend, daß die Fütterung einer großen Anzahl Karpfen in einem ſonſt günſtig geeigenſchafteten kleinen Teiche auf's Beſte als gewinnbringend empfohlen werden kann. . 4) Wie wir ſchon in einem früheren Berichte als empfehlenswerthen Verſuch be— zeichnet haben, „Karpfenbrutteiche“ anzulegen und die erzielte Karpfenbrut ſofort jährlich im Maine auszuſetzen, um durch fortgeſetzte Beſetzung des Stromes denſelben auch — — — in der oberen Strecke mit dieſer edlen Fiſchart zu bevölkern, haben wir endlich in dieſem Jahre in der Nähe, d. h. in der Markung Maibach, einen Teich in Pacht genommen auf 6 Jahre, welcher nicht in der Nähe des Ortes gelegen, und deßhalb nicht von Enten beſucht wird, welche die Karpfenbrut vertilgen. Wir haben dieſen Teich mit 7 Samenfiſchen erſter Qualität beſetzt und waren im Stande, trotzdem in den letzten Wochen entweder aus Bosheit oder Muthwillen der Schlegel gezogen und der Teich bis zur Hälfte ablief, ehe es bemerkt wurde, wobei eine Partie Fiſche zu Verluſt ging, circa 4000 ſehr ſchön entwickelte Karpfenbrut in den Main auszuſetzen. Wir beabſichtigen dieſen Verſuch während der ganzen Pachtzeit fortzuſetzen und beziehungsweiſe auch dort durch entſprechende Fütterung noch mehr auszudehnen, wenn wir in dieſem Beſtreben von hoher Stelle unterſtützt werden. 5) Für dieſe Winterſaiſon beſchränken wir uns auf Nachahmung eines Verſuchs, junge Krebſe in der Gefangenſchaft zu erzielen, wie ein ſolcher Verſuch in dem letzten Circulare des deutſchen Fiſcherei-Vereins in Berlin beſchrieben wurde. Leider müſſen wir bei dieſer Gelegenheit konſtatiren, daß alle unſere Verſuche, die von uns erpachtete Werraſtrecke mit Krebſen zu bevölkern, als durchaus mißlungen be— zeichnet werden muß. Obwohl wir nämlich in den letzten 4 Jahren in der Strecke von der Geldersheimer Gränze aufwärts über 10,000 Stück größere und kleinere Krebſe eingeſetzt haben, und in der Zwiſchenzeit kaum 100 Stück herausnahmen, war es uns in dieſem Sommer doch nicht möglich, bei wiederholten auch zu der günſtigſten Zeit vor— genommenen Verſuchen und zwar weder mit der Hand noch mit Reußen noch mit Stoßen, noch mit dem Teller auch nur ein Stück zu fangen, ebenſo iſt in der Werra laum 1 Stück Fiſch mehr zu finden. Hieran ſind einzig und allein die Fiſchottern ſchuld, welche in ganz unverhält— nißmäßiger Anzahl gerade in dem oberen Theile der Werra vorhanden ſind und deren Vertilgung vollſtändig außer unſerer Macht liegt. Wir erlauben uns deßhalb bei hoher Stelle den Gedanken anzuregen, ob nicht auch, wie im Kreiſe Mittelfranken, eine Prämie auf die Erlegung der Fiſchotter geſetzt werden ſollte, da dieſe Thiere nicht nur den Fiſchen in Flüſſen und Bächen, ſondern auch in Teichen ganz unglaublichen Schaden thun und nur durch einen Vertilgungs— krieg gegen dieſelben die Fiſchzucht gehoben werden kann. Hiemit glauben wir auch in dieſem Jahre die uns geſteckte Aufgabe nach Kräften gelöst zu haben. Aus Oeſterreich. (Original-Correſpondenz.) Wien, Jänner 1877. Il. „Seit vielen Jahren ſchon mit dem Fang und der Aufzucht von Fiſchen mich befaſſend, habe ich darin verſchiedene Erfahrungen gemacht, von denen ich hier einige mitzutheilen mir erlaube. 1) Es iſt mein ernſtliches Beſtreben, für Wien und Steiermark den Impuls zu einer Vereinigung der Fiſchkultur zu geben und hoffe ich, daß ſelbes nach und nach 14 gelingen werde, denn aller Anfang iſt ſchwer; über den Erfolg werde ich weitere Mittheilung machen. 2) Von allen Seiten, namentlich auch aus unſeren Gebirgsſeen, kommen mir die Nachrichten zu, daß heuer der Fang ſehr ungünſtig geweſen und gar keine regelmäßige Laichzeit ſtattgefunden hat.“) Die Urſache liegt wahrſcheinlich in dem außerordentlichen Winter, in deſſen Verlaufe ſelbſt in unſerm Hochgebirge faſt kein Schnee gefallen iſt. 3) In jüngſter Zeit iſt es mir wiederholt vorgekommen, daß meine gefangenen Huchen im Gewichte zu 6 — 16 Pfund faſt alle blind wurden, ebenſo die Aſchen, welche ich gar nicht über den Winter durchzubringen im Stande bin, indem die Aſchen kein anderes Futter als Würmer annehmen, ſolche aber nach Umſtänden ſchwer zu beſchaffen ſind. Ich habe dieſe Fiſche im Murfluſſe gefangen und ſind mir ſeit November 1876 ſchon über einen Centner abgeſtorben, wiewohl ſie in einem von der Mur geſpeiſten Bache ausgeſetzt waren und ſohin ſicher nicht an der Verſchiedenheit des Waſſers zu Grunde gingen. Dagegen ſind die Forellen im ſelben Waſſer alle geſund und friſch, woraus folgt, daß die Aſche viel ſchwieriger als die ſonſtigen Salmoniden fort— zubringen iſt. Ich hoffe dieſem Uebelſtande durch wiederholte Verſuche in Bezug auf Waſſer, Strömung, Futter ꝛc. noch abhelfen zu können. Es wäre für unſere Gegend von großem Werthe, die Huchen und Aſchen bis zur Laichzeit aufbewahren zu können, da dieſe Fiſche im Frühjahre wegen des großen Waſſerſtandes ſehr ſchwer zu bekommen ſind, im November dagegen mit dem Zugnetze, welches man bei uns „Trag!“ nennt, leicht gefangen werden können. 4) Im Laufe dieſes Winters ließ ich mir aus Steiermark eine Partie Forellen— Eier ſchicken. Dieſelben waren in dem Bauche einer todten Forelle untergebracht, und ſind in dieſer Verpackung nicht blos beſtens an Ort und Stelle angekommen, ſondern 10 Tage darauf ſchon ausgeſchlüpft und gegenwärtig kreuzmunter. Es iſt mir nicht bekannt, daß dieſe Transportweiſe ſchon öfters angewendet wurde und würde es ſich daher jedenfalls der Mühe lohnen, hierüber weitere Verſuche anzu— ſtellen. Sch. Die Enten im Jiſchwaſſer. (Mittheilung aus einem Streitakte.) Müller P. in W. machte es, wie es gar viele ſeiner beſtaubten Collegen machen, er ließ nämlich die von ſeiner fleißigen Ehehälfte gezüchteten Enten in einer munteren Schaar von ca. 100 Stück in den angrenzenden Gewäſſern herumwatſcheln, und daſelbſt die jungen Fiſchlein und die Fiſchbrut auffreſſen. Und ſo geſchah es, daß die Müllerin hocherfreut war, als ſie gewahrte, wie ihre Enten in kurzer Friſt ſo fett wurden und an Wachsthum zunahmen. Doch dieſe Freude dauerte nicht zu lange; denn plötzlich nahte des Schickſals Tücke in der Geſtalt des in jenen Gewäſſern Fiſchereiberechtigten, der ſich zuerſt den ferneren Beſuch der nachbarlichen Enten höflich verbat, und als dieß nichts nützte, *) Meine Fiſcher haben noch am 2. Jänner eine laichſüchtige Forelle in der Mur gefangen. 15 gegen dieſelben resp. gegen die Müllerseheleute wegen Störung feines Eigenthums förm— liche Klage erhob. Kläger berief ſich dabei auf die bekannte Fiſchgefährlichkeit der Enten, auf das bayeriſche Landrecht und die Fiſcherei-Ordnung für Oberbayern vom 2. Juni 1862, „wornach Enten ohne Genehmigung des Fiſchereiberechtigten nicht in ein Fiſch— waſſer gelaſſen werden dürfen“ und verlangte vom Gerichte, daß der fernere Entenbe— ſuch mit einer Strafe von 100 J belegt werde. Der Müller, der weder den Enten ihre Freude nehmen, noch auch gerne Strafe zahlen wollte, ſah ſich um einen Anwalt um und ließ durch dieſen dem Kläger er— widern, daß allerdings ſeine Enten zuweilen in das nachbarliche Gewäſſer kämen, dort aber nur badeten und tränkten und dann wieder — ſtillvergnügt nach Hauſe gingen, daß weder er noch ſeine Ehefrau, die Müllerin, die Enten zu dem kritiſchen Badeplatz trieben, ſondern es in der Natur dieſes Gefieders liege, das Waſſer aus freien Stücken aufzuſuchen. Weiters exzipirte der Müller, daß er an beiden Ufern des in Frage ſtehenden Waſſers Grundſtücke beſitze und daher befugt ſei, dasſelbe zu benützen und Enten in den Bach zu laſſen; daß nach Art. 53 des Waſſergeſetzes vom 28. Mai 1852 Jedem, auch dem Nichtufereigenthümer, das Recht zuſtehe, Waſſer in den Privatflüſſen zum Baden und zur Tränke zu benützen; daß die Kreisverordnung vom 2. Juni 1862 durch die allgemeine Fiſcherei-Ordnung vom 27. Juli 1872 aufgehoben worden ſei und Letztere ein Verbot gegen das Einlaſſen von Enten in Fiſchwaſſer nicht mehr ent— halte, endlich daß ſeine Enten der Fiſchbrut keinen Schaden zugefügt hätten, weil im fraglichen Waſſer hauptſächlich nur Forellen vorkämen, die in der Zeit vom Oktober bis Jänner laichten, zu dieſer Zeit aber von ihm überhaupt keine Enten gehalten würden. In der vom Kläger hierauf abgegebenen Replik wurden die meiſten Einwendungen des Beklagten direkt widerſprochen und namentlich behauptet, daß der Müller das ganze Jahr hindurch Enten halte und einlaſſe, daß derſelbe nur auf eine ganz kurze Uferſtrecke des Baches Eigenthum beſitze, während die Enten, wenn ſie einmal im Waſſer ſind, keine Grenze mehr beachteten, ſondern den ganzen Bach hinunterſchwämmen, und wurde ſchließlich gebeten, den Kläger zum Beweiſe darüber zuzulaſſen: 1) daß er in ſeinem Bache Edelforellen halte, 2) daß der Müller beſtändig ſeine Enten in den Bach laſſe, 3) daß die Enten dem Fiſchwerke gefährlich und nachtheilig ſeien. Nach verhandelter Sache erkannte das angerufene k. Bezirksgericht N. zu Recht: „Es ſei die Klage des Fiſchwaſſerbeſitzers N. abzuweiſen und derſelbe in alle Koſten zu verurtheilen.“ Die Entſcheidungsgründe dieſes Erkenntniſſes find ausschließlich juriſtiſcher Natur, indem angenommen wurde, daß Kläger nicht die richtige Klage geſtellt habe. Wer war nun froher, als die Müllerin und ihre Enten! Aber die Sache kam noch anders und wie es weiter gegangen iſt, werden wir in der nächſten Nummer mittheilen. (Schluß folgt.) Nochmals die Jiſchotter. Tölz, 22. Februar 1877. r. Unſere Leſer werden es begreiflich finden, wenn ſich dieſe Blätter öfters mit dem im Eingange bezeichneten Raubthiere beſchäftigen, deſſen Ueberhandnahme bei allen 16 — —-— Fiſchereiberechtigten eine ſtehende Klage bildet und in einzelnen Kreiſen bereits Gegen— ſtand amtlicher Einſchreitung geworden iſt. Wir werden in nächſter Nummer einen uns vorliegenden ſehr gediegenen Aufſatz über das Weſen und die Natur der Fiſchotter bringen und beſchränken uns für heute da— rauf, einen Auszug aus einer uns von geehrter Hand zugegangenen Entſchließung der k. Regierung von Mittelfranken K. d. J. vom 28. Dezember 1857 mitzutheilen, woraus hervorgeht, daß dieſen Vampyren der Fiſcherei dort ſchon vor zwei Jahrzehnten von Amts— wegen auf den Leib gerückt wurde. Der erwähnte Regierungs-Erlaß lautet: In Folge Entſchließung des k. Staatsminiſteriums des Innern vom 21. l. Mts. werden die Diſtriktspolizeibehörden angewieſen: r. 9) Wenn ſchädliche Raubthiere überhand nehmen, ſo kommt den Diſtriktspolizei— behörden die Anordnung zu deren Abminderung gleichfalls von Amtswegen zu. Auch hier— bei wird die Art und Weiſe des Vollzuges am zweckmäßigſten im Benehmen mit den k. Forſtämtern bemeſſen werden können, von welchen nöthigenfalls die Beiordnung des k. Forſtperſonals gefordert werden kann. Da Klagen laut geworden ſind über bedenkliche Vermehrung der Fiſchotter, fo haben die Diſtriktspolizeibehörden, in deren Be— zirken dieſe Erſcheinung bemerkbar iſt, Maßregeln zur Beſeitigung eines ſolchen Uebel— ſtandes zu ergreifen. Dieſe haben zunächſt die Jagdpächter und Jagdeigenthümer zu vollziehen; erweiſt ſich aber der Vollzug durch dieſe als unzureichend, ſo kann die Mit— wirkung des für den öffentlichen Dienſt verpflichteten Jagdperſonales oder der Fiſcher, Müller x. x. oder auch das Zuſammenwirken der Erſteren wie der Letzteren in mehreren benachbarten Jagdbezirken von Amtswegen verfügt worden. 10) Es verſteht ſich von ſelbſt, daß das auf ſolche Weiſe erbeutete Wild gegen Vergütung der auf den Vollzug der behördlichen Anordnungen erwachſenen Ausgaben dem Jagdinhaber zufällt. 11) 4 2019 een . Königl. Regierung von Mittelfranken. Kammer des Innern: v. Gutſchneider. Gerhardt. ——— — ä m — —.——— — ꝛꝛ—ñ—y— — — — — us Correſpondenz. Herrn A. bei Kempten. Freundliche Mittheilung wird in etwas veränderter Form in nächſter Nummer Aufnahme finden. Herrn Bruno Haubel, Frankfurt a. M. Gewünſchtes iſt unter Kreuzband heute abge— gangen und wurde zugleich ein Exemplar von Dr. Stephans Anleitung beigelegt. — Zu weiteren Mittheilungen gerne erbötig. Herrn T. in Freiſing. Der Fang der weiblichen Krebſe iſt durch Fiſcherei-Ordnung vom 27. Juli 1872 unbedingt, ſomit nicht nur während einer gewiſſen Zeit verboten. Berichtigung: Der in der letzten Verſammlung des Fiſcherei-Vereines als Mitglied aufge⸗ nommene Gutsbeſitzer aus Wien heißt nicht Schafe, ſondern Schag!, was hiemit berichtigt wird. —ä t— — In Nummer 1 des 2. Jahrganges iſt aus unliebem Verſehen die Angabe des Preiſes etc. etc. der „Mittheilungen“ nach den Beſtimmungen des vorigen Jahrganges ftehen geblieben, was unter Bezugnahme auf die betreffende Notiz an der Spitze gegenwärtiger Nummer zu entſchuldigen bittet Die Aedaktion. Für die Redaktion verantwortlich: M. Eiſenberger in Tölz. — Druck von E. Mühlthaler in München. — = FAN Q SE ler ER Mittheilungen über Fiſchereiweſen. Organ des bayeriſchen Fiſcherei⸗ Vereines. . München, 31. März 1877. II. Jahrg. Die „Mittheilungen“ erſcheinen in zwangsloſen Nummern, jährlich mindeſtens acht Mal. Das Abonnement beträgt für den Jahrgang 1 Mark 50 Pfg. und werden Veſtellungen bei den kgl. Poftanftalten entgegen genommen. — Einſchlägige Anzeigen finden Aufnahme und werden billigſt berechnet. CCC Inhalt: Die Gründung eines Kreis-Fiſcherei-Vereines für Niederbayern. — Einſetzung der Felchen in den Tegernſee. — Die Enten im Fiſchwaſſer. (Schluß.) — Offerte von Aalbrut. — Ver— handlungen des Bayer. Fiſcherei-Vereins. — Notiz. — Correſpondenz. Die Gründung eines Kreis-Jiſchereivereins für Niederbayern. 5 Landshut, 16. März 1877. Die verehrliche Redaktion hat mich um einen kurzen Bericht über den Hergang der Gründung dieſes Vereines behufs Veröffentlichung in den „Mittheilungen“ erſucht. Mit Bezugnahme hierauf melde ich vor Allem die unterm 12. lfd. Mts. erfolgte Konſtituirung dieſer löblichen Societät. Wir wollen es gleich als günſtiges Omen deuten, daß dieß Ereigniß mit der einfallenden Huchenlaichzeit zuſammentrifft. Die Geneſis des Vereins iſt in Kürze nachſtehende: Mehrfache, von Seiten des kgl. Regierungspräſidiums ergangene Einladungen führten zu einer Vorbeſprechung über die Mittel und Wege zur Gründung und gedeihlichen Fortentwicklung des Unternehmens. Aus dieſem Vorparlament, in welchem der kgl. Regierungspräſident ſeine Anſchauungen über die Grundzüge der künftigen Vereins— organiſation entwickelte, ging ein proviſoriſches Comité hervor, welches in einem in den 18 hieſigen Blättern veröffentlichten Aufrufe zur regen Betheiligung an der in Ausſicht geſtellten konſtituirenden Verſammlung einlud. a Am 12. lfd. Mts. trat die letztere zuſammen. Es hatten ſich Theilnehmer aus den verſchiedenſten Berufsklaſſen eingefunden, auch die zünftigen Fiſcher fehlten nicht; von auswärtigen Vereinen, namentlich aus Paſſau und Simbach, waren Mitglieder erſchienen. Die Verſammlung, circa 100 Köpfe ſtark, acceptirte die Statuten en bloe und wählte durch Acclamation den ſatzungs— mäßigen Ausſchuß, in dem, nach ſeiner dermaligen Zuſammenſetzung, ſämmtliche Berufs— klaſſen und Intereſſengruppen ihre entſprechende Vertretung fanden. Die Verſammlung faßte friſchweg das Ziel der Realiſirung des Vereins in's Auge. Mit Rückſicht hierauf wurde wenig debattirt, prinzipielle Differenzen wurden wohl mit Abſicht nicht angeregt, reſp. für ſpätere Zeit verſchoben, in der Erwägung, daß der Verein die Statuten macht, nicht die Statuten den Verein. f Somit wäre der Verein glücklich inaugurirt, und nun kömmt die Arbeit. Auch unſere Flußgötter leben mit den niederbayeriſchen Ichthyophagen und und Ichthyophilen, insbeſondere den zünftigen, auf geſpanntem Fuße, auch hier haben es ſeit dem Goethe'ſchen Fiſcher „Menſchenliſt und Menſchenwitz“ arg genug getrieben. Das führt mich denn auf den Vereinszweck. Wie Herr Regierungspräſident v. Lipowsky, von dem die Statuten eingehend vertreten wurden, des Näheren erörterte, iſt der Verein eine in ſich abgeſchloſſene Organiſation, er unterhält keine korporativen Beziehungen mit den Lokalvereinen. Gleichwohl erfüllt er ſeine provinzielle Bedeutung, indem er einerſeits die all— gemeineren, den Lokalvereinen ferner liegenden Fiſchereiintereſſen pflegt, anderſeits ſeine Mittel vorzugsweiſe dahin verwendet, den Lokalvereinen finanziellen Rückhalt angedeihen zu laſſen. Nach der erſterwähnten Richtung kultivirt der Verein ein mehr theoretiſches Gebiet, ſofern er vorderhand beſtimmte, praktiſch greifbare Ziele ſich nicht geſetzt hat, durch den eingeflochtenen Belehrungs- und Unterhaltungszweck hauptſächlich mittelbar, nämlich an— regend und bildend wirkt, und gelegentlich, auf Erfordern, der Kreisſtelle fachmänniſchen Beirath in Gegenſtänden der Fiſchereipolizei und Fiſchereipflege ertheilt. Durch die Satzungen ſelbſt iſt indeß das Aufgreifen größerer, die Kräfte der Lokalvereine überſteigender praktiſcher, eigentlich provinzieller Aufgaben, z. B. Coloni— ſationsverſuche mit Lachſen im Donaugebiet, umfaſſende Verſuche mit Huchenbrut ꝛc. ꝛc. nicht ausgeſchloſſen und ich zweifle nicht, daß die Entwicklung des Vereins derartige Beſtrebungen naturgemäß mit ſich bringen wird. Was dann die Subvention der Lokalvereine anlangt, ſo hob, meines Erachtens, der k. Regierungspräſident mit Recht hervor, daß dermalen hierin der Schwerpunkt der Vereinsthätigkeit liege. Mit Ausnahme der Simbacher-Brutanſtalt entbehren die beſtehen— den Vereine einer genügenden Fundirung. Dieß macht ſich natürlich da fühlbar, wo Brutanſtalten beſtehen. Solange dieſe nicht rentabel find, iſt der Verein mehr oder weniger ephemer. Bis einmal die Etats der Brutanſtalten ohne Defizit abſchließen, ſind gelegent— liche Subventionen von oben, wie ich aus Erfahrung weiß, ſehr erwünſcht, denn das „Zahlen“ wird den ländlichen Mitgliedern auf die Länge ſauer. 1 Der Kreisverein wird alſo in dieſer Beziehung auch ein praktiſches Feld vor ſich haben. Es iſt nur zu wünſchen, daß die Lokalvereine extenſiv und intenſiv gedeihen. Soviel ich weiß, beſtehen ſolche in Landshut, Paſſau, Vilshofen und Simbach, ſeit kurzer Zeit einer in Kötzting, auch in Wegſcheid iſt einer in der Gründung begriffen. Mögen die Vereine des bayeriſchen Waldes ſich auch der Perlmuſcheln annehmen; beiläufig gejagt iſt dieſer Gegenſtand in legislatoriſcher Beziehung res derelicta; die alten Generalmandate verſtanden dieſe Angelegenheit beſſer zu würdigen. Was den übrigen Inhalt der Satzungen betrifft, ſo iſt er ziemlich conform den Satzungen ähnlicher Vereine. Beſonders hervorzuheben iſt, daß die Wahl der Chargen eine indirekte iſt und durch den Ausſchuß vorgenommen wird, ferner, daß der Ausſchuß ſich in wichtigen Fällen durch Cooptation verſtärkt. Hiemit ſchließe ich den gewünſchten Bericht. Der Verein wird ſich zweifellos günſtig entwickeln und Nachahmung finden; es geht ein fiſchfreundlicher Zug durch die Zeit und ſeit das erſte Fifchparlament in Berlin — verſpeist — wurde, können die Waſſerbe— wohner auch von Seiten des Reichs auf Milderung ihres harten Looſes hoffen. Die Einſetzung der Felchen in den Tegernſee. Februar 1877. Wie wir in Nr. 1 dieſer Zeitſchrift mitgetheilt, hat der Deutſche Fiſcherei-Verein in Berlin eine Anzahl von ca. 80,000 Stück junger Felchen, die in der kaiſerlichen Fiſchzucht-Anſtalt zu Hüningen ausgebrütet wurden, für einen bayeriſchen See zur Verfügung geſtellt und wurde in der Sitzung des Bayer. Fiſcherei-Vereins vom 27. Jan. l. Is. dieſes ſchöne Geſchenk dankbarſt angenommen und zugleich der Tegernſee zur Aufnahme der Fiſche beſtimmt. Nachdem ſich der Hiehertransport derſelben durch verſchiedene Umſtände verzögert hatte, wurde deren Ankunft auf Montag den 26. Februar aviſirt. Am genannten Tage traf Herr Direktor Haack aus Hüningen, welcher mit anerkennenswerther Aufopferung perſönlich die Verbringung übernommen hatte, mit dem Mittagszug von München in Schaftlach ein und wurde daſelbſt von Herrn Adminiſtrator Sepp aus Tegernſee und dem Redakteur dieſer Blätter begrüßt. Herr Direktor Haack ſah ſich zu ſeinem Bedauern ſofort zu der Mittheilung ver— anlaßt, daß der größte Theil der Fiſche auf dem Transporte zu Grunde gegangen ſei und daß er von den vier Büchſen, die er urſprünglich mit ſich geführt, eine in Karls— ruhe und eine zweite in München habe zurücklaſſen müſſen. Die reſtigen zwei Blech— büchſen wurden auf einen bereit gehaltenen Wagen gebracht und mit dieſem langſam an die Geſtade des Tegernſee — bei Kaltenbrunn — geführt. Daſelbſt wurde ſodann ein Schiff beſtiegen und der Inhalt beider Blechbüchſen an der öſtlichen Uferſeite in der Nähe von Quirin unter Mithilfe der Fiſcher Joſeph Hölzl und Quirin Gigl von Tegernſee in den See gelaſſen. Die Fiſchchen ſchlüpften munter aus den Büchſen in das Waſſer hinaus und ſchwammen raſch von dannen. Sie machten es nicht wie die jungen Lachſe oder Forellen, die, wenn ſie in das Waſſer ausgeſetzt werden, eine Zeit lang ſchüchtern in einem Häufchen beiſammen bleiben, ſondern ſtoben ſchnell auseinander und in die Tiefe. So war der delikate Transport ſeiner Beſtimmung übergeben und mit dem Zurufe: „Seid fruchtbar und vermehret Euch!“, 20 — — nn ſchloß der intereſſante Akt, dem ſich mehrere Honorationen der Umgebung, darunter der kgl. Bezirksamtmann von Tölz, auch einige Damen, in eigenen Kähnen angeſchloſſen hatten. Die Einſetzung geſchah, wie bemerkt, an der Oſtſeite des See's bei etwas bewegtem Waſſerſtande, jedoch vollkommen blauem Himmel, ſo daß ſich im Anblick der herrlichen Umgebung dieſe winterliche Seefahrt zu einer wahren Vergnügungsfahrt für die Theilnehmer geſtaltete. Für den Beobachter fehlte auch die komiſche Seite nicht, wenn er die vielen und großen „Lagel“ betrachtete, welche die Tegernſeer Fiſcher zum Empfang der winzigen Gäſte bereit gehalten hatten. Prüft man die Sache auf ihren momentanen praktiſchen Erfolg, ſo iſt dieſer allerdings nicht hoch anzuſchlagen, jedenfalls hinter den gehegten Erwartungen weit zurückgeblieben. Nach Verſicherung des Herrn Direktors Haack iſt derſelbe mit ca. 20,000 Felchen und ca. 2,000 Madü-Maränen von Hüningen ausgezogen“). Die eingeſetzten Fiſchlein betragen zuſammen höchſtens einige Hundert; das Uebrige iſt alſo auf dem Transporte zu Grunde gegangen. Indeß dürfen wir die Hoffnung feſthalten, daß von beiden Gattungen — die Felchen waren vom Bodenſee, die Maränen aus dem Madüſee in Pommern gewonnen — ſich doch mehrere Paare bis zur Fortpflanzungsfähigkeit im Tegernſee entwideln. Bei der großen Fruchtbarkeit der Coregonen würde ſelbſt eine kleine Anzahl laichender Fiſche unſere Bemühungen zu krönen im Stande ſein. Dem Direktor Hrn. Haack, welcher Coxegonen zu züchten durch eine von ihm gefundene Methode ſo glücklich war, wird es hoffentlich gelingen, auch die Schwierig— keiten des Transportes der jungen Brut noch zu überwinden. Der Verſuch hat übrigens auch in anderer Beziehung Nutzen geſchaffen. Er hat ein dauerndes Intereſſe an unſeren eigenen Fiſcherei-Angelegenheiten bei dem in erfolgreichſter Weiſe thätigen deutſchen Fiſcherei-Verein in Berlin und Hüningen hervorgerufen, ein Intereſſe, welches uns auch für die Zukunft in Ausſicht geſtellt iſt. Der Vorſitzende des deutſchen Fiſcherei-Vereins erklärte in einem Schreiben an S. Exc. den Herrn Oberſthofmarſchall Baron v. Malſen, daß der Verein mitzuwirken bereit ſei, alle bayer. Seen mit Edelfiſchen in größtmöglichen Mengen zu bevölkern. Der Verſuch hat Veranlaſſung gegeben, daß die Theilnahme an den uns be— ſchäftigenden Fragen auch in den Allerhöchſten Regionen ſich manifeſtirte, ſo daß wir mit vollem Vertrauen auf höhere Unterſtützung an den Beſtrebungen unſeres Vereines uns betheiligen können. Der Verſuch hat Gelegenheit geboten, vor den in erſter Reihe Berechtigten und Betheiligten, ſowie vor der Oeffentlichkeit zu betonen, daß bei der bevorſtehenden Reform der Fiſcherei-Verwaltung des Tegernſees eine Muſteranſtalt für die bayer. Seeſiſcherei erwartet werden darf, ſowohl rückſichtlich der ſtrikten Beachtung der Fiſcherei-Geſetze, als auch der Vermehrung der bereits einheimiſchen Edelfiſche und die Verſuche mit Ein— ſetzung neuer Arten. Die Enten im Jiſchwaſſer. (Mittheilung aus einem Streitakte.) (Schluß.) Während nun die Enten wieder fleißig die angrenzenden Bäche beſuchten und ſich auf Koſten des Fiſchwaſſerbeſitzers den „Kampf um's Daſein“ erleichterten, gingen 1 die Akten auf Berufung des letzteren an das k. Appellations-Gericht N., woſelbſt die Sache neuerdings geprüft und beſchieden wurde. *) Die Verſendung war ſchon Ende Jänner beabſichtigt. Es zeigte ſich jedoch eine Schwierigkeit, Fiſchchen von verſchiedenen Entwicklungsſtufen für einen Transport zu vereinigen. Man war daher auch gezwungen, von der urſprünglich beſtimmten Zahl abzuſtehen. Auch hatte man noch keine Erfahrung über die Möglichkeit des Transportes ſo junger Fiſche auf eine ſo weite Entfernung. Als dieſer Beſcheid nach einiger Zeit zurückkam, machte die Müllerin ein böſes Geſicht, denn das Urtheil lautete: „Der Beklagte, Müller N., hat ſich jeder Störung des klägeriſchen „Fiſchereirechtes durch Eintreiben oder Einlaſſen ſeiner Enten in „das Fiſchwaſſer bei Vermeidung einer Strafe von 60 ¼ zu ent— „halten und die Koſten der J. und II. Inſtanz zu tragen.“ In der Berufungsverhandlung hatte der Kläger und Appellant, nämlich der Fiſchwaſſerbeſitzer, geltend gemacht, daß die Enten notoriſch die beſten Fiſcher ſeien und den Fiſchfang mit einer Gründlichkeit betrieben, daß neben ihnen die Fiſcherei nur mehr als Vergnügen, nicht mehr als Gewerbe betrieben werden könne, indem die Enten bekanntlich nicht nur den Fiſchlaich, ſondern auch die kleinen Fiſche auffreſſen, dadurch großen Schaden anrichten und das Fiſchereirecht illuſoriſch machen, ferners, daß die Enten nicht allein Laich und die jungen Fiſche, ſondern auch die den Fiſchen nöthige Nahrung, welche namentlich bei Forellen in Würmern, Inſekten und kleinen Fiſchchen beſteht, ſohin das Fiſchfutter, ſuchen und wegfreſſen. Derjenige, der alſo ſeine Enten in ein Fiſchwaſſer hineinlaufen laſſe, übe indirekt das Fiſchereirecht mit aus, indem er die Ausübung der Servitut dem Servitutberechtigten entzieht; denn es handle ſich hier nicht etwa blos um die Waſſerbenützung, ſondern um die Zerſtörung des Weſens einer im Waſſer auszuübenden Gerechtſame. Ueberdieß ſeien nach Art. 104 Abſatz 2 des Waſſergeſetzes die in Betreff der Aus— übung der Fiſcherei beſtehenden Geſetze, Verordnungen und Rechtsverhältniſſe völlig unberührt gelaſſen. Derjenige, der durch ſeine Enten die Fiſche im Waſſer auffreſſen laſſe, thue nicht weniger, als derjenige, welcher mit dem Netze in der Hand das Waſſer ausfiſche und mit dem Fange ſeine Enten füttere. N Wenn nun der Kläger als Fiſchwaſſerbeſitzer, wie aktenmäßig anerkannt, das ausſchließliche Recht, in dem gegenſtändigen Waſſer zu fiſchen, beſitze, ſo müſſe es für dieſes Recht auch einen Schutz und für die Störung desſelben ein Rechtsmittel geben. Hiegegen hatte der Beklagte eingewendet, die Berufung ſei unbegründet, weil Kläger durch die Enten des Müllers, die, wie behauptet, nur in der Zeit von Mai bis Oktober, ſohin nicht während der Laichzeit der Forelle, in das Waſſer kämen, in der Ausübung der Fiſcherei nicht behindert ſei, weil ferners die Enten nicht in das fremde Flußgebiet getrieben würden, ſondern es aus eigenem Antriebe aufſuchten, es ſohin ſowohl an einer ſchädlichen Einwirlung, als auch an einem rechtswidrigen Eingriffe mangle. Nach Anhörung dieſes Pro und Contra that das Berufungsgericht den oben erwähnten Ausſpruch. Dasſelbe verwarf zunächſt die vom Beklagten aufgeſtellte Unterſcheidung zwiſchen der Laichzeit und Nichtlaichzeit, indem es der Behauptung des Klägers beipflichtete, daß Enten im Fiſchwaſſer auch außer der Laichzeit ebenſo gefährlich ſeien, da ſie nicht blos den Fiſchlaich, ſondern auch die jungen, allmählig wachſenden Fiſche und das den Fiſchen zur Nahrung dienende Futter verzehren, was vom Gerichte als gemein— kundig und ſohin keines Beweiſes bedürftig erklärt wurde (Art. 320 der Prozeß-Ordnung) *). ) In der neuen Kreis-Fiſch-Ordnung von Oberbayern vom 22. Jänner 1877, wovon wir i 22 Da nun das Fiſchereirecht in der Befugniß beſtehe, mit Ausſchluß eines Andern, alle in dem Fiſchwaſſer befindlichen und zu erzielenden Fiſche — unbeſchadet der poli— zeilichen Vorſchriften über den Fiſcherei-Betrieb — zu fangen, und ſich eigen zu machen, ſo beeinträchtigen Enten, welche ſich in einem Fiſchwaſſer aufhalten, allerdings das Fiſchereirecht in dieſem Waſſer und derjenige, der vor— ſätzlich bewirkt, daß Enten in ein Fiſchwaſſer gelangen und dort ſich auf— halten, verſchuldet demnach eine Beeinträchtigung fremden Rechtes. Für einen derartigen Fall aber beſtimme das bayer. Landrecht in Th. II Cap. VIII $ 10 Ziff. 2 u. 5 ausdrücklich, daß der in feiner Gerechtſame Beeinträchtigte „auf Wiedererſtattung aller rechtswidrig verurſachten Schäden, wie nicht min— der auf cautio de non turbando und Diktirung eines ergiebigen Pön— falles“ zu klagen berechtiget ſei Dieſe Beeinträchtigung ſei im gegebenen Falle erwieſen und erſcheine es hiebei gleichgiltig, ob der Müller die Enten ſelber in das fremde Fiſchwaſſer ein getrieben habe, oder nicht; die vorſätzliche Störung ſei ſchon als gegeben zu erachten, wenn der Beklagte die Enten an einem Orte freilaufen laſſe, von welchem aus ſie ungehindert in das fremde Fiſchwaſſer gelangen können und wirklich dahin gekommen ſind. Es ſei daher nach der Aktenlage die Klage des Fiſchereiberechtigten als vollkommen begründet zu erkennen und dem Beklagten jede fernere Störung des Fiſchereirechtes durch Einlaſſen ſeiner Enten zu verbieten, wie geſchehen.“) So endete dieſer Entenprozeß zum großen Schmerz der Müllerin, die nunmehr ihre Enten wieder mit eigenem Futter faiſt machen mußte, was natürlich nicht ſo ſchnell geht. Für die Beſitzer von Fiſchwaſſern aber, die häufig unter dem Beſuche dieſer gefiederten Gäſte zu leiden haben, bildet der Ausgang dieſer Sache ein erwünſchtes Präjudiz, deſſen ſie ſich zur Wahrung ihrer Rechte bedienen mögen. Die Namen der Parteien in dem hier geſchilderten Prozeſſe haben wir, als nicht zur Sache nothwendig, abſichtlich weggelaſſen und wollen nur ſoviel davon verlauten laſſen, daß der ſiegreiche Theil durch den Herrn Rechtsanwalt Kaul in München, den Schriftführer des Bayeriſchen Fiſchereivereines, vertreten wurde. Offerte von Aalbrut. Von Herrn Direktor Haack in Hüningen erhalten wir in obigem Betreffe nachſtehende Mittheilung: „Nach mehrfachen Bemühungen iſt es mir im vergangenen Jahre gelungen, eine ſichere Bezugsquelle für Aalbrut in der Normandie ausfindig zu machen; auch habe ich eine höchſt einfache Methode der Verpackung für dieſe Fiſchlein erprobt. Sämmtliche Sendungen, welche nicht länger als 24 Stunden auf der Reiſe waren, find faſt ohne alle Verluſte angekommen, einzelne Sendungen hatten ſogar einen Transport von 3 Tagen gut ausgehalten. nächſter Nummer einen Abdruck bringen werden, iſt das Einlaſſen zahmer Enten in Fiſchwaſſer ohne Zustimmung des Berechtigten ausdrücklich verboten (§ 5). Die Motive des ſehr gediegenen Erkenntniſſes ſind zu ausführlich, um ſie hier vollſtändig aufzunehmen; von denſelben ſteht übrigens Intereſſenten auf Wunſch Abſchrift zur Bun ie Redaktion. 23 — — —-— Da von hier aus München in 12— 14 Stunden zu erreichen iſt, und Herr Hoffiſcher Kuffer zu München ſicher bei der guten Sache mitwirken wird, ſo hat ein Transport von Aalbrut nach Bayern gar kein Bedenken. Falls eine genügende Anzahl Beſtellungen eintrifft, wird es möglich ſein, 1000 Stück junge Aale für 12 M. excl. Verpackungskoſten zu beſchaffen. Etwaige Beſtellungen müßten jedoch ſofort eingereicht werden, da der Fang der Aalbrut (montée) in den nächſten Tagen beginnt, vielleicht bereits begonnen hat und die Verſendung bei wärmerer Jahreszeit viel gefährlicher iſt. Ich bemerke hierbei noch, daß ich die Vermittlung der Beſchaffung von Aalbrut ohne allen eigenen Vortheil, einzig im Intereſſe der Sache übernehme. Hüningen (Ober⸗Elſaß), den 23. März 1877. Haack. Verhandlungen des Bayer. Jiſcherei-Vereins. A. Monats⸗Verſammlung am 26. Februar 1877. 1. Der 1. Herr Vorſtand, Reichsrath Frhr. v. Niethammer, gibt ein Schreiben des abweſenden Herrn Notars Eiſenberger, betreffend die Vereinsſchrift, bekannt und vertheilt ſodann die von der k. Regierung von Oberbayern dem Vereine zur Verfügung geſtellten Exemplare von Nr. 9 des Kreisamtsblattes, enthaltend die oberpolizeilichen Vorſchriften zu Art. 126 Ziff. 1 des Polizeiſtrafgeſetzbuches über die Zeit und Art des Fiſch- und Krebsfanges d. d. 22. Januar 1877 (Kreis-Fiſcherei-Ordnung). 2. Hierauf folgt Bekanntgabe des Berichtes des kgl. U Schongau nebſt einer Verfügung der k. Regierung von Oberbayern K. d. d. d. 26. Januar 1877, wornach dem Antrage des Fiſchers Sebaſtian Haag von Sberanmergau und Genoſſen, die Ammer fernerhin nicht mehr als Triftwaſſer zu benützen, eine Folge nicht gegeben wurde. Der Verein beſchließt, den Intereſſenten unter Mittheilung des forſtamtlichen Berichtes hievon Kenntniß zu geben, womit dieſe Sache als erledigt erſcheint. 3. Herr Dr. Gemminger erftattet Bericht über die neuerlichen mit dem Stadt— magiſtrate München bezüglich des Fiſchſteiges an der Maximiliansbrücke dahier gepflogenen Unterhandlungen, welche die Hoffnung auf eine endgiltige Verſtändigung in dieſer Sache aufrechterhalten. 4. Der Sekretär, Herr Advokat Kaul, gibt die von einer Commiſſion, beſtehend aus den Herren Oberauditor Erl, Dr. Gemminger und Hoffiſcher Kuffer ausgearbeiteten, dem k. Oberſthofmarſchall— Stabe erſtatteten Berichte, betr. „den Werth der Fiſcherei im Tegernſee mit allen ein- und ausfließenden Gewäſſern“, der Verſammlung bekannt. 5. Herr Hofrath Dr. Stephan erſtattet Bericht über das vom Deutſchen Fiſcherei⸗ Vereine offerirte Geſchenk, beſtehend aus 80,000 in den Tegernſee einzuſetzenden jungen Bodenrenken und Maränen. 6. Als letzter Gegenſtand der Tagesordnung kam an die Reihe: Bericht und Dis— kuſſion über die Frage „Verpachtung des Chiemſees“. Der Verein beſchließt, eine von einer Commiſſion entworfene Vorſtellung dem k. Staatsminiſterium der Finanzen zu unterbreiten. B. Monats⸗Verſammlung am 24. März 1877. 1. Der 1. Herr Vorſtand, Reichsrath Frhr. v. Niethammer, eröffnet die Sitzung mit der Bekanntgabe der dem kgl. Oberſthofmarſchall-Stabe bezüglich der Ver— hältniſſe des Tegernſees vom Vereine erſtatteten Berichte. 2. Herr Hofrath Dr. Stephan berichtet über den Gang und das Reſultat der am 26. Februar verſuchten Verpflanzung von Felchen-Setzlingen in den Tegernſee, wo— rüber ausführlicher Bericht in dem Vereinsorgane erſcheinen wird. 3. Herr Minifterialdireftor v Wolfanger gibt der Verſammlung unter näherer Ausführung Kenntniß von der kürzlich ſtattgefundenen Gründung eines Kreisfiſcherei— Vereins von Niederbayern in Landshut, welche Mittheilung allſeitig freudigſt begrüßt wurde. 4. Schließlich wurden durch Ballotage als neue Mitglieder aufgenommen die Herren: a. Joſeph Knorr, Brauereibeſitzer in München, vorgeſchlagen durch Herrn Major Bedall. b. Hubert Fleſſa, Second-Lieutenant im 2. Infanterie- Regiment, vorge— ſchlagen durch Herrn Premier-Lieutenant Frhrn. v. Reichlin-Meldegg. c. Bruno Strubell, Rentier in Frankfurt a/M., vorgeſchlagen durch Herrn totar Eiſenberger. Notiz. München, 24. März 1877. Am 9., 10. und 11. März l. J. fand zu Greifswald die I. vom beltiſchen Central-Verein ſür Thierzucht und Thierſchutz veranſtaltete Ausſtellung von Geflügel, Singvögeln, kleineren Säugethieren, Fiſchen und Fiſchereigeräthſchaften ſtatt. Die Ab- theilung für Fiſche etc. war auch von 2 Ausſtellern aus München beſucht, und zwar von Herrn J. Eckart, welcher mehrere Fluß-Krebſe in den verſchiedenen Entwicklungsſtufen von 8 Tagen bis zu 5 Jahren ausſtellte und dafür die broncene Staatsmedaille erhielt, dann von Herrn Hoffiſcher Kuffer, welcher einige Fiſche, darunter einen ſtattlichen Huchen und eine Aeſche eingeſendet hatte. Correſpondenz. Herrn Bruno Strubell, Rentier, Frankfurt a M. Wie Sie aus der Correſpondenz in Nr. 2 der „Mittheilungen“ entnehmen, iſt Ihrem Anſuchen bereits früher, allerdings — wie ſich durch Ihre neue Zuſchrift herausgeſtellt hat — unter unrichtigem Namen entſprochen worden. Eine zweite Zuſendung iſt, hoffentlich unter richtiger Adreſſe, inzwiſchen abgegangen. — Dem weiters beigefügten Wunſche, die Aufnahme in den bayer. Fiſcherei-Verein betr., wird mit Vergnügen entſprochen werden. Herrn Ed. Z. in Hersbruck. Bei Erſcheinen dieſer Nummer werden Sie bereits im Beſitze der gewünſchten Zuſendung fein. Das Erſcheinen der neuen Ausgabe von Dr. Stephan's An: leitung zur künſtl. Fiſchzucht wird jedenfalls in dieſen Blättern angekündigt werden. Herrn N. H. in Dorfen. Von Ihren Beſtrebungen haben wir mit Vergnügen Kenntniß ge— nommen und wünſchen beſten Erfolg. Ihrem Anſuchen iſt vorläufig durch Mittheilung der älteren Ausgabe entſprochen worden. — Uebrigens wird demnächſt auch in den „Mittheilungen“ eine Anleitung zur künſtlichen Fiſchzucht von einem praktiſchen Fiſcher erſcheinen. — Den Preis für Geſandtes widmen wir mit Vergnügen als erſte Gabe Ihrem fiſchfreundlichen Unternehmen. Herrn Franz P. D. in Kötzting. Die erbetene Nummer 1 wird Ihnen zugegangen ſein. Sollte Ihnen auch Nr. 2 fehlen, jo bitten wir, fie bei der Poſt zu reklamiren. Herrn Dr. Gaſteiger in Linz. Ihre Zuſchrift iſt uns ein neuer Beweis von dem großen Intereſſe, welches das benachbarte Oeſterreich unſern, auf Hebung des vaterländiſchen Fiſchereiweſens gerichteten Beſtrebungen zuwendet. In dem berechtigten Wunſche, daß dieſe Beſtrebungen auch für Ihre Zuſtände auf dieſem Gebiete einen glücklichen Anſtoß bilden möchten, werden wir jeder ſolchen Kundgebung mit Vergnügen unſere Spalten öffnen. k Herrn Dr. Aſchmann, Präſident des kgl. großherzogl. Medizinal-Collegiums Luxemburg, Hochwohlgeboren. Geſchätzte Mittheilung werden wir in nächſter Nummer mit Dank verwerthen, dem weiters angeführten Wunſche durch geſonderten Bericht entſprechen. Herrn Ferd. H. in Nürnberg. Ihre Zuſendung unterliegt gegenwärtig der näheren Prüfung einiger Praktiker, deren Ergebniß Ihnen demnächſt mitgetheilt wird. Unſern verehrten Correſpondenten, deren gütige Beiträge für gegen⸗ wärtige Nummer beſtimmt waren, jedoch wegen Mangel an Raum nicht mehr Aufnahme finden konnten, zur geneigten Kenntnißnahme, daß die nächte Num⸗ mer innerhalb 14 Tagen erſcheinen wird. Die Medaktion. Für die Redaktion verantwortlich: M. Eiſenberger in Tölz. — Druck von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel in Commiſſion bei Theodor Ackermann in München. 8 | | LE, 8 S Le 22 S eu Mittheilungen über Fifhereiwelen, bayeriſchen Fiſcherei⸗Vereines. Nr. 4. München, 20. April 1877. II. Jahrg. Die „Mittheilungen“ erſcheinen in zwangsloſen Uummern, jährlich mindeſtens acht Mal. Das Abonnement beträgt für den Jahrgang 1 Mark 50 Pig. und werden geſtellungen bei den kgl. Poftanftalten entgegen genommen. — Inſerate werden die durchlaufende Petitzeile mit 20 Pf. berechnet. Inhalt: Eine Hofmarſchall-Tafel. — Zur Gründung des Niederbayeriſchen Kreis-Fiſcherei-Vereins. — Ueber die Mäſtung der Fiſche. — Die Anſtalt für künſtliche Fiſchzucht in Simbach a. J. — Vom Kochelſee. — Ein ſeltener Fiſch. — Zur Frage der Aſſociation. — Preiſe für künſtliche Fiſchzucht in Würtemberg. Eine Hofmarſchalls - Tafel. München, Mitte März 1877. St. Die Ueberführung der Felchen- und Madüe-Maränen-Brut von Hüningen nach dem Tegernſee, wie fie der deutſche Fiſcherei-Verein in Berlin auf feine Koſten durch Herrn Haack, den Direktor der kaiſerl. Fiſchzuchtanſtalt, zu verſuchen beabſich— tigte, gab Veranlaſſung, daß Herr Haack und 12 Mitglieder des bayeriſchen Fiſcherei— vereines am 28. Februar l. Is. mit einer Einladung zu einem Diner an der königl. Marſchallstafel beehrt wurden. — Die Einladung erfolgte im Allerhöchſten Auftrage durch den k. Oberſt-Hofmarſchall Freiherrn v. Malſen, und bot die Gelegenheit dar, dem deutſchen Fiſcherei-Vereine unter dem Dache Sr. Majeſtät unſeres aller— gnädigſten Königs für das beabſichtigte ſchöne Geſchenk den Dank aller in dem Fiſcherei— weſen Intereſſirten in Bayern darzubringen. Die innigſte Dankbarkeit konnte und durfte kund gegeben werden für das Zeichen der Allerhöchſten Kenntnißnahme unſerer Beſtrebungen gegenüber Sr. Exc. dem Herrn 26 Oberſt⸗Hofmarſchall, welcher in dieſer Angelegenheit die regſte Theilnahme und das eifrigſte Mitwirken gezeigt hatte. — Herr Kuffer, k. Hoffiſcher, lieferte zur Tafel eine 7=pfündige aus dem Ei von ihm gezogene Forelle; das Meer aus Rückſicht auf die Münchener Fiſcher die Auſtern, den Hummer; die Jagd die köſtlichſten Wildſorten. In einem Stücke fehlte S. Exc. vielleicht ein Bischen, indem ſie Frankreich in ge— fährlicher Weiſe repräſentirte, und einen tapferen Kampf gegen chablis chateau Iquem, fleur de Sillery, chateau Lafitte, neben Sherry, Rauenthaler, Picolitto veranlaßte. Bei der ſchönen Gelegenheit wurde nicht verſäumt, dankbar anzuerkennen, daß S. Exc. der Herr Oberſt-Hofmarſchall bei der bevorſtehenden Verpachtung des Tegernſees den im bayerischen Fiſcherei-Vereine ausgeſprochenen Wunſche, die Fiſcherei— Verwaltung in dieſem Seegebiete zu einer Muſterwirthſchaft zu geſtalten, Rechnung — wenn auch mit Opfern — zu tragen ſich geneigt zeigte. Dem muthmaßlichen Pächter des Seegebietes wurde ans Herz gelegt, in dank— barer Anerkennung der höheren Weihe, welche das heutige Feſt den Beſtrebungen des bayer. Fiſcherei-Vereines verleiht, die größtmögliche Vermehrung der Edelfiſche, die Fortſetzung der Verſuche mit der Einſetzung der Madüe-Maräne u. a. dort noch nicht einheimiſcher Fiſche bei ſtrikteſter Beobachtung der Fiſcherei-Geſetze Sorge zu tragen. Auch Herr Miniſterial-Direktor v. Wolfanger, der thätige und ſorgſame Förderer aller landwirthſchaftlichen Intereſſen Bayerns, hatte eine Tiſchrede über das Thema auszuhalten: „Otter-Vertilgung durch Prämiengewährung durch den wohl— löblichen Landrath mit Unterſtützung der k. Regierung.“ | Die k. Reſidenz wird wohl jelten ein ähnliches Geſauſe von Waſſer- und Fiſchreden vernommen haben. Se. Exc. machte den Wirth in der liebenswürdigſten Weiſe, indem Sie auch nach dem Diner die geladenen Gäſte mit Herrn Haack durch die Staatsräume führte und ihnen den alten Wintergarten zeigte. Zur Gründung des Niederbayeriſchen Kreis-Fiſcherei-Vereins. Tölz, 12. April 1877. r ** Ueber dieſen für unſere Sache bedeutſamen Gegenſtand liegt uns ein weiterer Bericht vor, dem wir u. A. Folgendes entnehmen: Die nächſte Anregung zur Gründung eines ſolchen Vereines ging von dem um die wirthſchaftlichen Intereſſen ſeines Kreiſes hochverdienten kgl. Regierungspräſidenten Herrn v. Lipowsky aus. Die von ihm geleitete Kreisſtelle hatte bereits im Jahre 1874 für die Zwecke einer derartigen Aſſociation einen Geldzuſchuß in Ausſicht geſtellt und kam überhaupt dem Projekte mit wärmſtem Wohlwollen entgegen. Am 24. Februar l. Is. hatte die erſte Vorbeſprechung zwiſchen Freunden des Fiſchereiweſens ſtattgefunden; in einer weiteren unter dem Vorſitze des Herrn Regier— ungspräſidenten auf Montag den 12. März anberaumten Verſammlung wurde dann die förmliche Gründung eines Kreis-Fiſcherei-Vereins beſchloſſen, ein vorgelegter Statuten— Entwurf berathen und angenommen, und ſofort zur Leitung der Vereinsgeſchäfte ein aus 11 Mitgliedern beſtehender Ausſchuß berufen. 27 Diefer wählte ſodann: zum I. Vorſtand Herrn Regierungs-Präſidenten v. Lipowsky, zum II. Vorſtand Herrn Regierungsrath Enſele, zum Sekretär Herrn Kreiscomité-Sekretär Brönner in Landshut und zum Caſſier Herrn Banquier Böhm von dort. Als weitere Ausſchuß-Mitglieder fungiren die Herren: Bauer, kgl. Oberförſter, Freiherr v. Berchem, kgl. Hauptmann, Duetſch, rechtskundiger Magiſtratsrath, Freundorfer, pen). kgl. Lehrer, Gehrer, Mechaniter, Hertel, Kreiskultur-Ingenieur, Platiel, Fiſcher, ſämmtliche von Landshut. Der Ausſchuß hat das Recht, ſich jederzeit durch Cooptation zu verſtärken und Sachverſtändige zu ſeinen Sitzungen beizuziehen. In der zahlreich beſuchten conſtituirenden Verſammlung wurde nach Erledigung des geſchäftlichen Theiles in den anerkennendſten Worten der Verdienſte des Vorſtandes der kgl. Kreisſtelle gedacht und demſelben zum Zeichen des Dankes ein dreifaches Hoch ansgebracht, worauf Herr Präſident in einer gediegenen Anſprache dem Wunſche Aus— druck gab, daß das eben zum Abſchluſſe gelangte Werk dem Fiſchereiweſen in Nieder— bayern und den vielfach damit verſchlungenen Intereſſen zum Segen gereichen möge. Wir ſchließen uns von Herzen dieſem Wunſche an, indem wir die unter ſolchen Auſpizien vollzogene Gründung des niederbayeriſchen Vereins zugleich als einen Beweis einerſeits des zunehmenden Intereſſes für die Hebung dieſes tiefgeſunkenen Zweiges der Volkswirthſchaft, andererſeits der richtigen Erkenntniß, daß eines der wirkſamſten Mittel der Abhilfe in der Aſſociation liegt, freudigſt begrüßen. Möge das Beiſpiel von Niederbayern weiterhin anregend wirken! leber die Mäſtung der Fiſche. München, 12. März 1877. F. Die Nahrung der eingefangenen Fiſche geſtaltet ſich je nach der Gegend ſehr verſchieden, und weichen auch die Anſichten über die zweckmäßigſte Art dieſer Ernährung von einander ab. Einſender glaubt nun dieſe Frage hier in Anregung bringen zu müſſen, um diejenigen, welche auf dieſem Gebiete beſondere Erfahrungen gemacht haben, zu der Kundgabe derſelben zu veranlaſſen. Beſonders wichtig wird die Ernährungs— Frage namentlich bei jenen Fiſchgattungen, deren Fang nur zur Laichzeit — in welcher bekanntlich das Fleiſch jedes Fiſches qualitative und auch an Quantität verliert — zu bewerkſtelligen iſt, während der Abſatz aus dieſem Grunde nothwendig zu einer andern Zeit ſtattfinden muß. Dieſes iſt beſonders bei dem Saibling (salmo salvelinus) der Fall, deſſen Laichzeit in den Spätherbſt und Winter fällt, wogegen der Abſatz für die Sommermonate berechnet iſt. Es tritt daher an die betreffenden Fiſchereibeſitzer die 28 Nothwendigkeit heran, dieſe edle Fiſchgattung eine Reihe von Monaten hindurch in Fiſch— behältern zu ernähren und ihr während dieſer Zeit diejenige Nahrung zuzuwenden, welche a. den Wachsthum dieſes Fiſches am meiſten fördert, b. den Geſchmack und die Güte desſelben am wenigſten beeinträchtiget. Nach der Erfahrung des Einſenders werden als Nahrungsmittel benützt: der aus Milch erzeugte Topfen, die verſchiedenen Fleiſchgattungen, beſonders Pferdefleiſch, ge— geſtocktes Blut des Rindviehes, Schnecken, endlich an den meiſten Orten Fiſche, wobei die kleineren Fiſchgattungen, wie Lauben, lebend in die Behälter gegeben, während größere Weißfiſche zweckmäßig aufgehackt oder durch eine Maſchine zubereitet gereicht werden. — Unter dieſem Fütterungsmaterial gebührt der Vorzug zweifellos dem letzteren, weil der Saibling auch in der Freiheit zunächſt hierauf angewieſen iſt, und wenn auch der künſtlich ernährte Fiſch dem friſch Gefangenen unter allen Verhältniſſen nachſteht, ſo erleidet jener doch bei der Fütterung mit Fiſchen noch die geringſte Einbuße an der Qualität. Aber auch in Anſehung der Streckung liefert dieſe Ernährung außerordentliche Reſultate. So werden z. B. an einem am Atterſee liegenden Fiſchbehälter (dort Ein— ſetze genannt) alljährlich größere Parthien Saiblinge ſowie Forellen eingeſetzt und bis zur Fremden-Saiſon gemäſtet, wobei das Futter faſt ausſchließlich in Lauben beſteht, welche dieſer See maſſenhaft beherbergt. Die im November eingeſetzten einpfündigen Saiblinge erreichen bis zum darauffolgenden Juli ein Gewicht von 3 bis 4 Pfund und wird dasſelbe Reſultat auch nahezu bei den Forellen erreicht. Nachdem aber die zur Mäſtung der Edelfiſche nothwendigen Weißfiſche nicht überall oder wenigſtens nicht in der nothwendigen Anzahl zur Verfügung ſtehen, ſo muß zu Surrogaten die Zuflucht genommen werden. Unter dieſen behauptete ſich früher der Topfen als allgemeines Nahrungsmittel der Saiblinge; durch denſelben wird jedoch nur das Leben der Fiſche gefriſtet, eine Gewichtszunahme aber nicht erreicht, und theilt ſich überdieß der Geſchmack dieſer Nahrung nach kurzer Zeit dem Fleiſche des damit ge— fütterten Fiſches mit. Man iſt daher allenthalben von dieſer Ernährungsart wieder ab— gekommen und zur Fütterung mit Pferdefleiſch übergegangen. An dieſes gewöhnt ſich der Saibling bald, nimmt dabei auch an Gewicht und Feſtigkeit des Fleiſches zu, es ſoll aber nach der Behauptung Vieler der Geſchmack bei dieſer Ernährung ebenfalls lei— den, worüber jedoch dem Einſender die eigene Erfahrung mangelt. Wie oben erwähnt, werden auch die Schnecken mit Erfolg als Fiſchfutter ver— wendet, allein die hiezu erforderliche maſſenhafte Beiſchaffung derſelben dürfte nur in wenigen Gegenden möglich ſein. Welche Reſultate durch die Fütterung mit geſtocktem Blut erzielt worden ſind, darüber iſt dem Einſender etwas Verläſſiges nicht bekannt. Immerhin wäre es von großem Interreſſe, die eigenen Erfahrungen Sachkundiger zu vernehmen, um auf Grund derſelben beſtimmen zu können, welches Fütterungs— Surrogat zugleich den Anforderungen der Billigkeit und Zweckmäßigkeit am meiſten entſpricht. 29 — — nn Die Anſtalt für ee Jiſchzucht in Simbach a/. München, März 1877. H. Der Atalante, Controbelt Herr Heinrich Strauß in Simbach, Eigenthümer mehrerer für die Zucht edler Fiſchgattungen geeigneter Quellen-Läufe und Bäche in der Umgegend von Simbach, betreibt ſchon ſeit einigen Jahren die künſtliche Fiſchzucht mit ganz beſonderem Erfolge. Seine erſte Brutanſtalt errichtete er nur wenige Schritte vom Urſprunge einer Quelle, welche 89 R. Wärme hat; fie hat 16 Schuh Länge und 6 Schuh Breite. Beim Einfluß der Quelle in dieſe Anſtalt iſt ein Kaſten aus Zink— blech angebracht, in welchem ſich ein Filtrirungs-Sack befindet aus Mühlbeuteltuch und Wolle. Alle ſchädlichen Beſtandtheile, welche die Quelle mitführen würde, werden hie— durch ferne gehalten, nur das reine Quellwaſſer fließt durch die in dem Baſſin ange— brachten 8 Bruttiegel, welche eine Tiefe von 6 Zoll und eine Länge und Breite von 18 Zoll haben. In jedem dieſer Tiegel, auf deren Boden reiner Kies liegt, ruhen auf herausragenden Kanten zwei Glasroſte, deren jeder 3000 embrpyonirte Eier trägt. Die Glasſtäbchen ſind in Eichen-Rähmchen parallel ſo weit von einander eingefügt, daß die Eier auf dem Roſte liegen bleiben, während die ausgeſchlüpften Fiſchchen die Zwiſchenräume durchdringen. Die auf dem Roſte zurückbleibenden Hülſen ſind leicht zu entfernen und der Kies bleibt ſtets rein— Die ausgeſchlüpften Fiſchchen werden, wenn ſie den Dotterſack aufgezehrt haben, in die Futterkäſten gebracht, wo ſie mit klein geriebenem Rinder- oder Kalbshirn, mit durch ein feines Sieb getriebenem Topfen oder mit ſogenanntem Müllerbrei gefüttert werden. Solcher Futterkäſten ſind bis jetzt vier vorhanden; ſie ſind von Lärchenholz, der Boden iſt mit Kies bedeckt und jo in die Erde geſenkt, daß eine Strömung des Waſſers herbeigeführt iſt. Im Innern dieſer Käſten iſt auf der einen Längenſeite noch ein Verſchlag angebracht, welcher 5 Zoll breit und ebenſo tief und mit Bachſand gefüllt iſt, worauf Brunnkreſſe und andere Waſſerpflanzen, einen Zoll unter Waſſer ſtehend, gedeihen. Beim Einſetzen der Fiſchchen in die Käſten begeben ſich die meiſten unter dieſe Kreſſe und befinden ſich dabei im rechten Elemente. Dieſe Käſten ſind oben geſchloſſen, zur Hälfte mit dem Deckel, zur andern Hälfte mit einem eingefügten Draht— gitter, damit Luft und Licht eindringen kann. Etwas größere Fiſchchen werden mit Pferde— fleiſch und Weißfiſchen — jedoch klein gehackt — gefüttert und dabei die Vorkehrung getroffen, daß das zu Boden fallende Futter nicht auf den Kies, ſondern auf eine aus Weiden geflochtene Unterlage, die mit Steinen am Grunde gehalten wird, zu liegen kommt, damit die Ueberreſte wieder ſammt jener Unterlage herausgehoben und beſeitigt werden können. Von ſo gezogenen einjährigen Forellen und Saiblingen hat Herr Strauß im Frühjahre 1876 bereits an benachbarte Fiſchwaſſerbeſitzer 6000 Setzlinge abgegeben und ſeine eigenen Bäche, den Julbach, den Ritzinger Bach ꝛc. mit 10,000 Setzlingen bevölkert. Letzteren Bach hat er im Laufe von 3 Jahren mit 30,000 Stücken beſetzt, weil er ſich ſeiner Quellenzuflüſſe und ſeiner wenig reißenden Strömung wegen, ſowie wegen des günſtigen Umſtandes, daß er nicht über die Ufer tritt, beſonders vor— theilhaft erweiſt. Im Jahre 1876 errichtete Herr Strauß noch ein weiteres Baſſin von 18 ½ Fuß 30 — on Länge, 6 Fuß Breite und 1 ¼ Fuß Tiefe; hier befinden ſich 1500 Stück Saiblinge f und Forellen, die Saiblinge vorherrſchend im Jahre 1875 gezogen, gedeihen beſonders gut. Im Dezember 1876 waren bereits vier Fütterungskäſten in Verwendung. Der erſte 4“ 6“ lang, 1“ 4“ breit und 7“ tief. Der zweite 5° 3“ lang, 1“ 10“ breit und 1“ 2“ tief; in dieſem befanden ſich 1200 Forellen und Saiblinge. Der dritte 6° 6° lang, 2° 3“ breit und 1“ 5“ tief; in dieſem befanden ſich 6000 Stück vor— jährige Forellen und Saiblinge. Der vierte 8“ lang, 4° breit und 14½“ tief. Ferner beſitzt Herr Strauß in der Gemeinde Oberjulbach einen Weiher von einem Flächenraum zu 2 Tagwerken, der durch 12 Quellen geſpeiſt wird. In dieſem Weiher befinden ſich dermalen über 4 Zentner Forellen von entſprechender Größe, für den Verbrauch beſtimmt. Ueber die weiteren Erfolge dieſes verdienſtvollen Fiſchzüchters werden fernere Mittheilungen gemacht werden. Vom Kochelſee. Ein letzter Aothſchrei. 24. März 1877. Die Fiſchereiverhältniſſe am Kochelſee find ſchon wiederholt Gegenſtand wohl— wollender Erörterung in dieſen Blättern geweſen. Insbeſondere iſt in Nr. 5 der „Mit— theilungen“ vom vorigen Jahrgang eines Mißſtandes gedacht, der allmählig eine Lebens— frage für die Fiſcherei im Kochelſee zu werden beginnt. Ich meine nämlich die Ein— richtung der Loiſach-Schleuße bei Großweil. Dieſe wurde allerdings im heurigen Winter reparirt, aber ſo, daß der Kanal während der Zeit, wo derſelbe zur Floßfahrt nicht benützt wird, keineswegs waſſerfrei iſt, wie es ſein ſollte, ſondern einen fort— dauernden Waſſerabfluß von nahezu Einem Fuß Höhe vermittelt. Dieſer ganz ordnungs— widrige Zuſtand kommt zunächſt davon her, daß die Schleuße, welche ziemlich ſchwer iſt, nicht ganz niederfällt, ſondern wie bemerkt nahezu einen Schuh Waſſer durchläßt. Die auf ſolche Weiſe beſtändig durch den Kanal abfließende Waſſermenge, welche ſo groß iſt, daß ſie für die Floßfahrt ausreichen würde, vermindert den Waſſerſtand der Loiſach in der Art, daß die Umgebung derſelben, wo man bisher mit Schiffen fahren konnte, vollſtändig verſumpft und vertrocknet und auch-kein Fiſch mehr laichen kann. Den Fiſchern wird der Fang der einzelnen Fiſche durch Laichzeit und Brüttlmaß beſchränkt und bei Strafe verboten, und durch ſolche öffentliche Mißſtände dürfen Tauſende von Fiſchen zu Grunde gehen. Der Waſſerſtand im Kochelſee hat ſich ohnedieß ſeit 30 Jahren um einen guten Schuh vermindert; durch den Kanal und die neue Straße wird der Rohrſee in nicht langer Zeit ganz trocken gelegt werden, und dann hat es mit dem Fiſchwerk im Kochelſee, für welches eben der Rohrſee zum größten Theile die Brutſtätte bildet, ſein Ende. Nach der Schleußenordnung ſoll der Kanal während der Floßfahrt — vom März bis Andrä — an den Tagen, wo Flöße durchgehen, von 5—7 Uhr Früh und von 12—1 Uhr Nachmittags geöffnet werden, die übrige Zeit aber ganz geſchloſſen r nn. — a bleiben. Dieſe Vorſchrift wird aber nicht beachtet, indem der Kanal öfters ganze Tage lang offen ſteht, und dann, wenn die Schleuße wirklich herabgelaſſen wird, der oben bemerkte Uebelſtand mit dem Waſſerablauf zu Tage tritt. Dieſem Mißſtande könnte zweifelsohne dadurch abgeholfen werden, daß die Schleuße unten etwas enger gemacht würde, worauf ſie dann wieder vollſtändig in die Falze einfiele. Für jeden Fall iſt eine Abhilfe ohne viel Umſtände und Koſten möglich und es darf daher gewiß um ſo bälder die endliche Beſeitigung dieſes grellen Mißſtandes erhofft werden, als denn doch auch der Fiſcher unter dem Schutze der Geſetze ſteht und deßhalb verlangen darf, daß das k. Staatsärar, — denn dieſes iſt unſeres Wiſſens zunächſt hiebei betheiligt — dem er Steuern und Abgaben zu zahlen hat, ihm nicht ſein ohnehin karges Brod gänzlich verkümmert. Ein ſeltener Jiſch. (Mitgetheilt von Herrn Lehrer Gingſamer in Tölz.) Tölz, 12. April 1877. Ein ſehr ſeltener Fiſch wurde kürzlich von einem Tölzer Fiſcher in der Iſar zwiſchen Tölz und Königsdorf gefangen. Freilich gehört dieſer ſeltene Fang nicht auf die Tafel eines Ichthyologen, ſon— dern wird wohl einmal in einem hiſtoriſchen Muſeum einen Ehrenplatz finden. Aber in die Fiſcherei-Zeitung gehört er doch, weil, ihn ein Fiſcher gefangen hat. Der Hergang der Sache iſt folgender: Im Laufe des heurigen Winters Nachmittags war ein bekannter Angler von Tölz auf Beute ausgegangen. Derſelbe war eben an einem ſteilen Lehm- und Geröll— Abrutſch des Ufers vorbeigeſtiegen, als er in ziemlicher Tiefe einen Gegenſtand hervor— ragen ſah, der ihm wegen ſeiner Form auffiel, den er aber nicht unterſcheiden konnte. Da das Hineinſteigen nicht wohl möglich war, mußte die Huchenſchnur ihre Dienſte leiſten und ſo wurde endlich und mit vieler Mühe der auffällige Gegenſtand gelockert, ſo daß er heraufgezogen werden konnte. Hier nun entpuppte ſich der koſtbare Fang als ein uraltes broncenes Schwert, ſchlank, ſpitzig und zweiſchneidig, mit einem neben den beiden Schneiden fort— laufenden vertieften Rande und einem äußerſt kleinen Griffe, in welchen wir kaum 3 Finger einzulegen vermochten. Die Klinge, — herrlich grün angelaufen und noch ganz gut erhalten — iſt mit eigenen Nieten in den einfach, aber ſchön geformten Griff eingefügt. — In der letzten Sitzung des hiſtoriſchen Vereins von Tölz wurde das intereſſante Stück, welches ſich dermalen im Beſitze des Herrn Predigers Weſtermayer von Tölz befindet, vorgezeigt und als ein Produkt keltiſchen Urſprunges erklärt. Der glückliche Beſitzer würde es jedenfalls um das zehnfache Gewicht vom beſten Rheinlachs nicht mehr hergeben. 32 Zur Frage der Aſſociation. Aus Mittelfranken. März 1877. In Nürnberg und Umgegend hat ſich unter den Jüngern Nimrods ein Verein gebildet, welcher von Seite der Fiſchereiberechtigten und Liebhaber des Angelſports Nachahmung verdienen dürfte. Es iſt dieß der Jagdſchutzverein, deſſen einzelne Mitglieder Beiträge zahlen, aus welchen die Entdecker von Wilddiebſtählen, Jagd— freveln ꝛc. ſehr anſtändige Prämien bezahlt erhalten. Der Verein zahlt an Perſonen, insbeſondere an Flurer, Gemeindediener, Polizeiſoldaten, welche einen ſog. Schlingen— fänger (Wilddieb, welcher die Thiere mit Schlingen fängt) ermitteln, anzeigen und zur Ueberführung bringen, Prämien nicht unter 25 Reichsmark, für Entdeckung und Ueberführung anderer Frevel — auch ſolcher, welche Jagdberechtigte ſelbſt begehen — Prämien nicht unter 10 Mark. Dieſes Vorhaben und die jagdpolizeilichen Vor— ſchriften wurden vom Vereine in ausgiebiger Weiſe in allen Gemeinden des Vereins— bezirkes veröffentlicht und iſt nun abzuwarten, ob dieſe Maßregeln im Stande ſind, die bei uns ſtellenweiſe wie im tiefſten Schlummer dahin vegetirenden, meiſtens erbärmlich ſchlecht bezahlten, muthloſen Lokalpolizeiorgane des flachen Landes — ein Ergebniß der meiſt viel zu kleinen, leiſtungsunfähigen Landbürgermeiſtereien — etwas aufzurütteln, dieſe Leute zu etwas mehr als einem paſſiven Verhalten zu vermögen und von einer hie und da vorkommenden Connivenz mit den Frevlern abzuhalten. Jedenfalls verdient dieſer Verſuch von Seiten der Fiſchereiliebhaber ernſtliche Beachtung und Seitens der Fiſchereivereine Nachahmung; denn ſo lange die Gewäſſer keinen ausgiebigen Schutz haben, iſt an eine Hebung der Fiſcherei kaum zu denken. Bei dieſer Gelegenheit theile ich mit, daß die Zahl der ſeit Ausſetzung von Prämien getödteten Fiſchotter in Mittelfranken 101 beträgt, gewiß eine nicht unbeträchtliche Anzahl für einen Zeitraum von 14 Monaten. 8. „reife für künſtliche Jiſchzucht in Würtemberg. T. Dem Wochenblatt für Land- und Forſtwiſſenſchaft in Würtemberg vom 13. Januar 1877 entnehmen wir, daß für die Anlage zweckmäßiger Fiſchbrut-Apparate nachſtehende Preiſe zuerkannt und vergeben wurden: 1) ein Preis von 40 Mark dem Müller Lorenz Föhnle in Rimpach, Gemeinde— bezirks Frieſenhofen, OA. Leutkirch, 2) je ein Preis von 25 Mark dem Säger Chriſtoph Friedrich Braun in Höfen OA. Neuenbürg, und dem Fiſcher Friedrich Sackmann in Altenſtaig, OA. Nagold. Außerdem iſt dem Fürſtlich Wolfegg'ſchen Fiſchermeiſter Joſeph Eppler in Wolfegg, OA. Wangen, in Anerkennung ſeiner verdienſtlichen Bemühungen für För— derung der künſtlichen Fiſchzucht und des rationellen Betriebs der Fiſcherei überhaupt eine außerordentliche Prämie, von 50 Mark zuerkannt worden. Für die Redaktion verantwortlich: M. Eiſenberger in Tölz. — Druck von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel in Commiſſion bei Theodor Ackermann in München. Hiezu zwei Beilagen: 1) Kurze Anleitung über künſtliche Tiſch- vorz. Torellenzucht. 2) Preis-Courant über Angelſiſcherei-Geräthſchaften. 4 über Liſchereimeſen. — Mittheilungen Organ des bayeriſchen Fiſcherei⸗Vereines. Nr. 5. München, 24. Juni 1877. II. Jahrg. die „Mittheilungen“ erſcheinen in zwangsloſen Uummern, jährlich mindeſtens acht Mal. Das Abonnement beträgt für den Jahrgang 1 Mark 50 Pfg. und werden Leſtellungen bei den kgl. Poftanftalten entgegen genommen. — Inſerate werden die durchlaufende Petitzeile mit 20 Vf. berechnet. Inhalt: I. Die Einführung von Aalen in das Donaugebiet. — II. Die erſte Quartalverſammlung des niederbayeriſchen Kreisfiſcherei-Vereines. — III. Zur Karpfen-Zucht. — IV. Eine Conferenz von deutſchen Fiſchzüchtern. — V. Cine gepfählte Aeſche. — VI. Notizen. — Correſpondenz. I. Die Einführung von Aalen in das Donaugebiet nebſt Bemerkungen über Acclimakiſirung anderer Tiſcharten. Mitgetheilt von Herrn Direktor Haack in Hüningen. Dem ganzen Gebiete der Donau fehlt nach den bisherigen Erfahrungen der Aal. Die Urſachen dieſer auffallenden Erſcheinung, da der Aal ja ſonſt zu den weit verbreitetſten Fiſchen gehört, ſind bisher noch nicht ganz aufgeklärt. Sicherlich liegen die— ſelben in einer Eigenthümlichkeit des Waſſers im ſchwarzen Meere, welches ja auch den in allen nordiſchen Meeren vorkommenden Salmo salar nicht beherbergt. Als Erſatz für dieſe fehlenden Fiſche hat dafür das Donaugebiet den ihr ganz ausſchließlich angehörenden Salmo Hucho erhalten. Unſtreitig bleibt es immerhin höchſt intereſſant, Acclimatiſirungsverſuche mit Fiſchen anzuſtellen, ſelbſtredend mit ſolchen, welche einen größeren volkswirthſchaftlichen Nutzen repräſentiren. So hat bereits im Vorjahre auf Veranlaſſung des deutſchen 34 Fiſcherei⸗Vereines zu Berlin ein Acclimatiſirungsverſuch mit Rheinlachſen im Donau- gebiete ſtattgefunden, indem eine größere Anzahl von jungen Lachſen, wenn ich nicht irre 60,000 Stück, aus der Anſtalt des Oberbürgermeiſters Schuſter zu Freiburg in Baden angekauft und in Nebenflüſſe der Donau ausgeſetzt wurden. In dieſem Jahre iſt dieſer Verſuch practiſcher in der Weiſe wiederholt worden, daß die angebrüteten Lachseier zwei kleinen Fiſchzuchtanſtalten in Sigmaringen überwieſen wurden, welche die erzielten jungen Lachſe direct in Nebenflüſſe der Donau ausſetzen werden. Daß der Lachs auch im Donaugebiete wenigſtens in den Jugendſtadien gedeihen kann, iſt durch Herrn Hofrath Dr. Stephan ja zur Evidenz nachgewieſen, indem gegenwärtig in einem Teiche zu Bad Kreuth mehrere hundert Stück junger Lachſe, je ca. ¼ Pfund ſchwer, vorhanden find. Es wird alſo wohl nur davon abhängen, ob die Lachſe im ſchwarzen Meere die ihnen zuſagende Nahrung und ſonſtigen Lebens— bedingungen vorfinden werden und das Donaugebiet wäre um den werthvollſten aller Fiſche bereichert. Umgekehrt ſind bereits ſeit Jahren die Acclimatiſirungsverſuche mit dem Donau— lachs, dem Huchen, im Rheingebiete gemacht worden, hier allerdings mit faſt nega— tivem Erfolge. Die Hauptſchwierigkeit bei der Zucht des Huchens liegt darin, daß derſelbe von erſter Jugend an ein arger Räuber iſt und unter keinen Umſtänden andere wie lebende Nahrung zu ſich nimmt. Ferner iſt es ſehr ſchwierig, ein größeres Quantum Huchen— eier zu erhalten, auch iſt der Transport von Hucheneiern, weil dieſer im Frühjahre bei wärmerer Witterung geſchehen muß, viel ſchwieriger wie der Transport von Eiern der Winterlaichfiſche. Im vergangenen Sommer war es mir allerdings, wohl zum erſten Male über— haupt, gelungen, ein größeres Quantum von jungen Huchen zu erziehen, leider iſt mir von dieſem Beſtande durch ein Mißgeſchick im Laufe des Winters der größte Theil verloren gegangen. Es war nämlich eine größere Forelle auf eine nicht aufgeklärte Weiſe in den Behälter gekommen, welche die kleinen Huchen bis auf wenige verzehrte. Es ſind jedoch in den hieſigen Anſtaltsteichen bereits fortpflanzungsfähige Huchen, aller— dings nur 5 Exemplare gezüchtet worden, alſo die Möglichkeit einer Acclimatiſirung wohl dargethan. Eine andere Frage dürfte es allerdings ſein, ob es überhaupt rathſam, dieſen gefährlichen Räuber in andere Flußgebiete einzuführen, da der Huchen nicht wie der Lachs in das Meer wandert, um ſich heranzumäſten, ſondern ſeine Zeit dauernd in den Flüſſen zubringt und unter den friedlichen Fiſchen große Verheerungen anrichtet. Bei dem Aale, dieſem von Vielen ſo ſehr geſchätzten Fiſche, fällt nun ſowohl die Frage der Möglichkeit einer Acclimatiſirung, wie auch die bei dem Huchen ange— deutete etwaige Schädlichkeit der Acclimatiſirung fort. Die Möglichkeit einer theilweiſen Acclimatiſirung des Aales im Donaugebiete iſt durch mehrfache Verſuche bereits dargethan. Im Jahre 1862 wurden durch den Fiſchzüchter Heſſel aus Offenburg in Baden 3000 einjährige Aale, welche ungefähr die Dicke einer ſtarken Bleifeder und eine Länge von 5—6 Zoll hatten, in Iffeldorf bei Starnberg ausgeſetzt. Das Gewäſſer war oder iſt noch Eigenthum des Herrn v. Maffei, welcher die fraglichen 35 Aale angekauft hatte. Dieſe Aale find hier ganz vortrefflich gediehen, es werden dort Aale von 4 Pfund und noch ſchwerer gefangen. Ferner wurden in einen Teich zu Thalkirchen bei München 250 Stück Aale eingeſetzt, dieſe ſind bei der dort wahrſcheinlich vorhandenen reicheren Nahrung noch beſſer gediehen, es werden nämlich dort Exemplare von 7 Pfund Schwere gefangen. Dieſe Erfolge ermuntern ſicher zur Nachahmung, um ſo mehr, als der Aal nicht wie der Huchen ein gefährlicher Räuber, ſondern ein ſehr genügſamer Fiſch iſt. Zum größten Theile beſteht ſeine Nahrung aus kleineren Käfern; wenn er häufig in und bei todten im Waſſer vorhandenen Thierkörpern angetroffen wird, ſo iſt dies wohl nur durch die bei den Kadavern vorhandenen zahlreichen niederen Thiere zu erklären. Hie und da nimmt er auch wohl ein Fiſchlein oder einen Krebs mit, doch kann er den Fiſchen, welche meiſt geſchicktere Schwimmer, wie er ſelbſt, ſind, wohl nur wenig Schaden zufügen, auch vermag er mit ſeinem kleinen Maule eine größere Beute ja nicht zu bewältigen. Selbſt für den noch nicht erwieſenen Fall, daß die Aale im Donaugebiete ſich nicht fortpflanzen ſollten, bliebe die Einführung von Aalen immer noch eine ſehr lohnende Sache, da ja der Bezug von jungen Aalen neuerdings ſo überaus leicht ge— worden iſt, wie aus dem von mir gemachten Offerte in der letzten Nummer der „Mit— theilungen ꝛc.“ erſichtlich iſt. Jedenfalls verdient die Sache die Aufmerkſamkeit weiterer Kreiſe, welche hiemit angeregt werden wollte *). II. Die erſte Quartalverſammlung des niederbayeriſchen Kreisſiſcherei-Vereins. f Landshut, 27. Mai 1877. Die Verſammlung vom 24. lfd. Mts., zu der ſich eine erkleckliche Anzahl von Mitgliedern, unbeirrt von den Lockungen der „ſchönen Helena“ welche im Stadttheater gleichzeitig gegeben wurde, eingefunden hatte, war an ſich als erſte öffentliche Kundgebung *) Zu vorſtehendem dankenswerthen Beitrage für eine ſehr wichtige Frage der ſüddeutſchen Fiſchzucht-Beſtrebungen erlauben wir uns aus Dr. Beta's vortrefflichem Buche, „die Bewirthſchaftung des Waſſers ꝛc.“ über die Ernährung des Aales folgendes mitzutheilen: „Der Aal gedeiht beinahe in jedem Waſſer mit Schlammgrund und warmer Lage, alſo auch in den vielfach unbenützten Tümpeln, mit Schleien, Karauſchen und andern friedlichen Fiſchen. Und wenn ihm das Waſſer nicht gefällt, kann er Landreiſen in der Nachbarſchaft umher machen und ſich dabei durch Verſpeiſung von allerhand ſchädlichen Gewürmen, Schnecken u. ſ. w. noch Ver— dienſte um die benachbarten Wieſen erwerben. Auch in Wallgräben und ſonſtigen Waſſerbehältniſſen kommt er gut fort und mäſtet ſich ohne beſondere Pflege. — Während des Winters ſchläft der Aal im Schlamme und braucht deßhalb nur im Spätberbſt und während der erſten Frühlingswochen etwas beſondere Fütterung, die aus kleinen Fiſchchen, Würmern, zerſchnittenen Thiereingeweiden, allerhand Körnern und Sämereien beſtehen mag ꝛc. ꝛc.“ Einiges Hinderniß für die größere Beliebtheit des Aales in unſeren Küchen bildet deſſen be— kannte Zäh lebigkeit, die ſchon manchen Küchengeiſt in Verzweiflung gebracht hat, und wäre es in in der That angezeigt, daß die Wiſſenſchaft ſich herbeilaſſen möchte, ſolchen Schwierigkeiten des häus— lichen Lebens näher zu treten, durch deren Beſeitigung ebenſoſehr ein humanes als volkswirthſchaftliches Intereſſe gefördert würde. Die Red. 36 des Vereins ſchon von Intereſſe. Sie gewann erhöhte Bedeutung, weil der bayerische Fiſchereiverein zwei auserleſene Theilnehmer beigeſteuert hatte. Es waren dieß Herr Hof— rath Dr. Stephan und Herr Rechtsanwalt Kaul, jeglicher ein „rathbringender Vormann.“ Mit ſolchen Hilfstruppen und einem ſtattlichen Aktenbündel ausgerüſtet, trat unſer geehrter Vereinsausſchuß vor ſein Vereinspublikum. — Der Herr Vorſitzende gab einen Ueberblick über die ſeitherige Thätigkeit des Ausſchuſſes. — Nach innen habe ſie zunächſt in der Regelung der Geſchäftsordnung ihren Abſchluß gefunden. — Nach außen ſei im Benehmen mit dem Magiſtrat Landshut die Herſtellung eines Fiſchſteigs bei der kleinen Schleuße (berüchtigter Huchenfangplatz), ferner die Drucklegung einer handlichen Zuſammenſtellung der geltenden Beſtimmungen über Fiſchereiweſen zum Zwecke der Vertheilung unter die Gendarmerie und die gemeindlichen Polizeiorgane angebahnt worden. Die Correſpondenz mit dem Landesverein und den Lokalvereinen ſei eingeleitet, auch die Kreisſtelle habe in verſchiedenen Fällen bereits den fachkundigen Beirath des Ausſchuſſes in Anſpruch genommen. Die Mitgliederzahl habe ſich auf 125 gehoben. Hierauf nahm Hofrath Dr. Stephan das Wort. Er begrüßte den Verein, Namens des Landesvereins, als neue vielverſprechende Bethätigung des für die Fiſchereipflege ſo wirkſamen Aſſociationsprinzips, hob das Intereſſe hervor, das an maßgebender Stelle für dieſe Beſtrebungen kundgegeben werde und erörterte die eigentliche Vereinsaufgabe; „den Schutz der Fiſcherei“. — Die Vereinsthätigkeit ſei dahin zu concentriren, dem Fiſche die günſtigſten Exiſtenzbedingungen von ſeinem Eintritt ins Daſein bis zum Fange zu ſichern. Von dieſem Geſichtspunkte aus verbreitete ſich Redner über Fiſchpäſſe, Otter— und Reiherfang, über Fang und Verkauf der Fiſche während der Schonzeit und der gefrevelten Fiſche und hob verſchiedene Punkte hervor, bei denen die verordnende Thätig— keit der Polizeibehörden dermalen mit Erfolg einſetzen könnte. Auch die von Redner berührte Frage der numeriſchen und fachlichen Zureichendheit des Vollzugsperſonals ſelbſt gibt zu denken. — Die Aufſtellung fachkundiger Vollzugsorgane durch die Aſſociationen, im Anſchluß an die Thätigkeit des Staats und der Corporationen wäre in Wahrheit ein ſchöner Gedanke und wir wollen hoffen, „daß es nicht Anders kömmt.“ 5 Nach Hrn. Dr. Stephan ſprach Herr Rechtsanwalt Kaul. Zunächſt behandelte er im Anſchluß an den Vorredner das gleiche Thema, indeß unter weſentlich neuen Geſichtspunkten. Redner hob hervor, daß das Gefechtsfeld für den Fiſchereiintereſſenten in dem wirthſchaftlichen Intereſſenkampfe in mancher Beziehung dauernd ungünſtig blei— ben werde, Eiſenbahnen, Fabriken, vermehrte Nachfrage ꝛc. hätten den Fiſchen zahlreiche neue und ſtändige Feinde geſchaffen. Dafür ſei dem Fiſchereifreunde in der künſtlichen Fiſchzucht ein Expediens geworden, das dieſe Nachtheile wohl auszugleichen vermöge. Uebergehend auf die Thätigkeit des bayeriſchen Fiſchereivereins gab Redner über deſſen Entſtehung, Entwicklung und derzeitige Organiſation ein intereſſantes Bild. Beide Vorträge wurden mit Spannung und Intereſſe entgegengenommen. Als Xenion wurde den Gaſtfreunden das Geſuch um Aufnahme des Kreisvereins in den Landesverein auf den Weg mitgegeben. Nach einigen Dankesworten ſchloß der Vor— ſitzende die Sitzung. 37 Hieran reihte ſich noch ein Redekampf zwiſchen den ehrſamen Stadtfiſchern Georg und Jodokus Lichtenwallner, von denen der eine für die Maſchen der Landes— polizeiordnung von 1616, Buch IV Tit. IX. 5.: (fo wollen wir, daß die Tuckpern und all andrer Zeug nach dem Brütl, wie dann dasſelb hernach verzeichnet iſt, gemacht werde“), der andere für die Maſchen der oberpolizeilichen Vorſchrift vom 27. Juli 1872 plaidirte. — Mit dieſem Turnier war auch der nicht programmmäßige Theil der Verhandlungen erſchöpft. Ich meinerſeits habe aus denſelben die Ueberzeugung gewonnen, daß meine in Nr. 3 der „Mittheilungen“ kundgegebene Anſchauung über Erſprießlichkeit und Lebenskraft des Kreisvereins keine irrige war. III. Zur Karpfen-Zucht. Nürnberg, Frühjahr 1877. Die Fiſchereibeſitzer, welche heuer gezwungen find, Karpfenb rut kaufen zu müſſen, klagen bitter über den hohen Preis dieſes Artikels. Es koſtet jetzt hier das Hundert Brut — nicht Setzlinge — 6 Mark, gewiß ein anſtändiger Preis. Man ſollte glauben, daß dieſer Preis einen Reiz geben müßte, mehr geeignete Weiher zur Erzielung von Brut zu benützen, als bisher. Alle ſonnig gelegenen, flach verlaufenden Weiher ſind hierzu geeignet, wenn ſie frei von räuberiſchen Hechten und Barſchen, von Enten und Gänſen ſind. Eine ganze Zahl von kleinen Gemeindeweihern, von Teichen und Dümpfeln, welche zum Schwemmen und Tränken des Viehes, zum Waſchen des Grasfutters, zu Feuerlöſchzwecken ꝛc. dienen und Jahr aus Jahr ein Waſſer haben, find zur Zeit mit Fiſchen gar nicht beſetzt, während ſie bei der ſo wohlfeilen Beſetzung mit einer Karpfen— mutter und ein oder zwei Milchnern an verkäuflicher Brut bei der erſtaunlichen Frucht— barkeit der Karpfen einen ganz guten Ertrag geben würden, ohne daß der ſonſtige Zweck des Weihers beeinträchtigt würde. Es wäre, da es in den meiſten Jahren und Gegenden an Brut von guten, ächten Karpfen fehlt, ein verdienſtliches Werk, die Einrichtung und Beſetzung ſolcher Schlagweiher zu betreiben, und machen wir auch die landwirthſchaft— lichen Bezirksvereine und Aemter auf dieſe Sache aufmerkſam. er IV. Eine Conferenz von deutſchen Jiſchzüchtern. München, Mai 1877. A Auf Veranlaſſung des deutſchen Fiſcherei-Vereines tagte am 1. und 2. Mai laufenden Jahres im Reichstagsgebäude zu Berlin eine Verſammlung von Fiſchzüchtern aus ganz Deutſchland. Zur Vertretung der bayeriſchen Fiſcherei-Intereſſen war Herr Hof-Fiſcher Kuffer von München hiezu geladen worden. — Der Conferenz, welche von Mitgliedern des Miniſteriums präſidirt wurde, war das zu berathende Material in 16 Fragen vorgelegt worden, welche lauteten, wie folgt: 1. Iſt das bisher vom Deutſchen Fiſcherei-Verein geübte Verfahren in Vertheilung befruchteter Lachseier über Deutſchland ein zweckmäßiges, oder wie iſt es zu verbeſſern? 2. Welche deutſchen Binnengewäſſer dürften ſich nach ihrer Tiefe reſp. ihrer Lage nahe an Eiſenbahnen zur Beſetzung mit Coregonenbrut eignen? — ————d 3. Iſt allgemein anerkannt, daß Blaufelchen- und Madue-Maränen unter den Coregonen voranzuſtellen ſind für unſere Anſtrengungen? In welcher Art wäre die dazu nöthige Arbeit am beſten zu vertheilen? Wie ſind der Holton'ſche und Clarke'ſche Apparat bei uns am beſten herzuſtellen, und zu welchen Preiſen? 6. Dürfte es ſich nicht empfehlen, am Bodenſee für Blaufelchen, und am Madue— See für Maränen ſolchen Holton- oder Clarke-Apparat aufzuſtellen, um an Ort und Stelle die Fiſcheier anzubrüten? 7. Welchen Brutanſtalten und für welche Zwecke ſind die angebrüteten Eier (No. 6) zuzutheilen? Wohl vorzugsweiſe ſolchen, welche die neuen Apparate beſitzen? 8. Wäre es erwünſcht, wenn der deutſche Fiſcherei-Verein mehrere Holton's machen ließe, und gegen eventuelle Ablieferung von kleinen Fiſchen verliehe? 9. Was wäre zur beabſichtigten Maifiſchzucht beizubringen? 10. Wie ſteht es mit Aeſchen- und Stör-Zucht bei uns? Was hätte hierin zu geſchehen? 11. Sind Verſuche ausſichtsvoll, es zu erwirken, daß während der Frühjahrsverſandt— zeit den Begleitern von Fiſchbrut-Transporten geſtattet werde, im Gepäckwagen bei ihren Fiſchchen zu bleiben? 12. Sind nicht die amerikaniſchen großen Blechkannen unſeren hölzernen Transport- fäſſern vorzuziehen? 13. Wie — wo — aus welchem Stande find am füäglichſten Fiſchzuchtanſtalt-Arbeiter auszubilden? Desgleichen Transporteure? 14. Wer wäre an den Madue- reſp. an den Bodenſee zu deputiren, um Laich zu gewinnen, reſp. auszubrüten? 15. Sollen wir Fiſcheier aus Amerika holen und welche? (Whitfisch, Alewife, Salmo Quinat)? 16. Wie kann man unſere Gewäſſer nach den in ihnen vorkommenden Fiſcharten claſſificiren, und welche Fiſche ſind am beſten geeignet, die verſchiedenen Arten von Fiſchwäſſern ertragreich zu machen? Bei der großen Bedeutung dieſer Verſammlung für die Intereſſen der deutſchen Fiſcherei werden wir über den Verlauf und das Ergebniß derſelben in nächſter Nummer eingehenderen Bericht erſtatten. * V. Eine gepfählte Aeſche. München, Mai 1877. Als ich vor einigen Tagen bei Begehung eines Fiſchwaſſers (Mooſach in der Nähe Freiſings) einen Faſchinendamm, der das jetzige Hauptwaſſer von dem alten Bette trennt, überſchritt, fand ich an deſſen Rande an einem hervorſtehenden, daumenſtarken Faſchinenſtock eine Aeſche geſpießt, gerade, als ob ſie über Kohlenfeuer gebraten werden ſollte. Nachdem der in der Nähe befindliche Eigenthümer des Fiſchwaſſers, Herr Himbſel, auf Zuruf herbeigekommen war, nahm ich die 1 Pfund ſchwere Aeſche von dem Weiden— aſte, welcher durch das Maul ein-, und, wie ſich bei näherer Beſichtigung fand, zwei Finger breit hinter dem rechten Kiemendeckel an der Seite, Eingeweide mit heraus— reißend, 3—4 Centimeter lang wieder heraus gedrungen war. Es wird kaum zu be— zweifeln ſein, daß die Aeſche ſich bei Verfolgung eines kleinen Fiſches pfählte, was aber gerade bei dieſer Fiſchart um ſo auffallender iſt, da ſie bekannter Weiſe ſonſt ſehr vor— ſichtig iſt, während Hechte und Forellen mit blinder Gier den Raub verfolgen, und dadurch leichter einer ähnlichen, aber doch gewiß immer ſeltenen Todesart verfallen können. F. u. H. 39 — ——uʃ — VI. Notizen. 1. Nürnberg, Mai 1877. Maifiſche. Wir leſen in den Blättern, daß trotz des hohen Waſſerſtandes der Maifiſchfang im Rhein ein ſehr ergiebiger geweſen iſt. Zum erſten Male kommt dieſer Fiſch durch die Herren Engelbrecht und Prückner auf unfern Markt, worauf wir uns erlauben, hiemit hinzuweiſen. Unſere neu hier angekommene Delikateſſe, der Maiſiſch, iſt der in England und Amerika alſo genannte „Shad“, Alosa praestabilis, der im Frühjahr vom Meere aus die Flüſſe jener Länder in immenſer An— zahl betritt und von Frank Forreſter „the Queen of all fishes“ genannt wird und in der That gehört er zu unſeren wohlſchmeckendſten vom hohen Norden zu uns kommenden Seefiſchen. (N. P.) 2. Weimar. Fiſcherei⸗Ertrag. Ueber dieſen Gegenſtand erhielten wir von dem verdienſtvollen Fiſcherei-Freund Herrn Storrocks in Weimar, dem Verfaſſer des vor: trefflichen Buches: „Die Fliegenfiſcherei“, vor einiger Zeit folgende Mittheilung: „Die bayeriſche Fiſchereizeitung hat in Nummer IV des vorigen Jahrganges meines Artikels in No. 13 der Jagdzeitung beifällig erwähnt, und erlaube ich mir deßhalb, da dieß Ihre Leſer gewiß intereſſiren wird, das Ergebniß des Fiſchertrages des Jahres 1876 bekannt zu geben. 1876. Forellen Aſchen Gewicht Werth in Mark 610 22 650 915 Der etwas kleinere Betrag an Fiſchen und Gewicht gegen voriges Jahr iſt keines— wegs durch eine Verminderung der Fiſche entſtanden, da der Beſtand ſich entſchieden erhöht hat. Die Urſachen ſind in den abnormen Witterungsverhältniſſen, welche das Fliegenfiſchen oftmals Wochen lang verhinderten, und in meiner längeren Abweſenheit von Weimar zu ſuchen. Der geringe Werth iſt aber dadurch zu erklären, daß ich im Intereſſe des Publikums die Forellen für 1 M. 50 Pf., anſtatt wie früher, für 2 Mark (pro Pfund) verkaufte.“ 3. Würzburg. Wegweiſer für Angler. Mit ächt deutſchem Fleiße hat Herr Mar von dem Borne auf Berneuchen, eine Notabilität in der Angelfiſcherei, unter obigem Titel kürzlich ein Werkchen veröffentlicht, welches eine Darſtellung des Fiſcherei-Inhaltes ſämmtlicher Ströme Deutſchlands und ihrer Nebenflüſſe, ſowie der angrenzenden Meere enthält, ein Buch, das nicht blos für den Angler von Profeſſion die werthvollſten Auffſchlüſſe bietet, ſondern jedem Fiſchereifreunde Vergnügen und Belehrung gewährt. Dasſelbe bringt zunächſt einen das ganze Jahr umfaſſenden Angel-Kalender und zwar ſowohl für Süßwaſſer— als Seefiſche, wobei Fang- und Laichzeit genau angegeben ſind, ſodann eine Beſchreib— ung der Fiſchwäſſer von Deutſchland, der Schweiz und Oeſtreich-Ungarn von der Mündung bis zum Urſprung, und ſchließlich eine ſehr inſtruktive Anleitung über Angelfiſcherei im Süßwaſſer und Meere unter Angabe der Köder, wie ſie nach den neueſten Erfahrungen für den Fang der einzelnen Fiſcharten anzuwenden ſind. — Indem wir dieſes Buch, welches auch durch ſeine handliche Ausſtattung angenehm erſcheint, und in jeder Buchhandlung zu finden iſt, beſtens empfehlen, wollen wir aus der Einleitung deſſelben nur noch folgende beherzigenswerthe Sätze mittheilen: „Das Intereſſe für die Jagd iſt die Veranlaſſung, das Wild zu ſchonen und zu hegen, nicht der oft zweifelhafte Vortheil, welchen ein guter Wildſtand gewährt. Da die Fiſche vollkommen unſchädlich ſind, ſo kann die Verbeſſerung der Fiſcherei nur dazu beitragen, den Nationalwohlſtand zu heben, während dies bei der Jagd nicht ſo un— bedingt der Fall iſt. Eine ruinirte Fiſcherei iſt viel leichter in guten Zuſtand zu bringen, als eine vernachläſſigte Jagd, weil die Fruchtbarkeit und Schnellwüchſigkeit der Fiſche ſo groß iſt, und es nicht möglich iſt, ein Gewäſſer fiſchleer zu machen. Durch Vergiftung iſt dieß wohl auf kurzen Strecken und vorübergehend möglich, nicht aber auf weiten Waſſergebieten. Wenn wir den Fiſchen nur geſtatten, ſich zu ver— mehren und zu einer zweckmäßigen Größe heranzuwachſen, ſo iſt der frühere Fiſch— 40 — aNnaNn reichthum in wenigen Jahren wieder vorhanden, und wenn wir außerdem menſchliche und thieriſche Fiſchräuber bekämpfen, jo gelingt es häufig, unſere Gewäſſer fiſchreicher zu machen, als ſie früher je geweſen ſind. Wenn wir aber die Fiſche auf ihren Laichplätzen fangen, und ihnen nicht geſtatten, heranzuwachſen, ſo können wir nicht er— warten, daß wir gute Fiſchereien haben, da wir dann nicht nur die Zinſen, ſondern auch das Kapital verzehren. 4. München. Verdienſtvolle Auszeichnung. Bei der am 9., 10. u. 11. März heurigen Jahres zu Greifswalde ſtattgefundenen Ausſtellung des baltiſchen Central— Vereines für Thierzucht und Thierſchutz wurde Herr Hof-Fiſcher Kuffer in München in Anerkennung ſeiner Verdien ſte auf dem Gebiete des Fiſchereiweſens ꝛc. mit einem Diplome ausgezeichnet. Correſpondenz. 1) Herrn S. in T. Die auf Wunſch des derzeitigen Pächters der geſammten Fiſcherei im Tegernſee zur Förderung der dortigen Fiſcherei-Intereſſen und eventuellen Ausübung eines Schieds— gerichtes beſtellte Commiſſion beſteht unſeres Wiſſens aus nachfolgenden Mitgliedern des Bayeriſchen Fiſcherei⸗Vereines: 1) Herrn Profeſſor v. Siebold; 2) Herrn Hofrath Dr. Stephan; 3) Herrn Profeſſor Dr. Ranke; 4) Herrn Adjunkt Dr. Gemminger; 5) Herrn Advokat Kaul; 6) Herrn Privatier Himbſel, ſämmtlich in München. 2) Herrn F. in M. Die Münchener Fiſchſteig⸗Angelegenheit beruht zur Zeit, ſoviel uns be⸗ kannt, auf einer Schlußentſcheidung des Magiſtrates München, welcher wir nicht vorgreifen wollen. Aus dem Exposé, welches wir nach erfolgter Entſcheidung über dieſen Gegenſtand in dieſen Blättern zu veröffentlichen beabſichtigen, werden Sie entnehmen, daß der Bayer. Fiſcherei-Verein zu einer erwünſchten Löſung dieſer wichtigen Angelegenheit unermüdlich das Seinige gethan hat. 3) Herrn M. in Landshut. Herzlichen Dank für gütige Mittheilung mit der Bitte um fernere Unterſtützung. 4) Nach Lohr. Zugeſandtes erhalten und von Ihren Beſtrebungen mit Vergnügen Kenntniß genommen; hoffen auf fernere Berichte. Weiteres in nächſter Nummer. 5 5) Herrn Kl. in Altenmarkt a. Alz. Ueber die ſchöne Verſammlung, die Sie jüngſthin ver- anſtalteten und die Vorträge, die hiebei über Fiſcherei-Angelegenheiten gehalten wurden, iſt uns von geehrter Hand Bericht zugegangen, wovon wir in nächſter Nummer Auszug mittheilen werden. Dieß in vorläufiger Erwiderung geſchätzter Zuſchrift mit dem Ausdruck vollſter Anerkennung Ihrer redlichen Bemühungen für unſere gemeinſame Sache. 6) Herrn Sch. in Griesbach (Rotthal). Poſtſendung werden Sie erhalten haben; gelegent— liche Mittheilung über den Stand Ihrer Vereins-Angelegenheit wird uns ſehr willkommen ſein. 7) Herrn Dr. G. in M. Von außen wird angefragt, in welchem Stadium ſich das Projekt der Amaul⸗Verpflanzung befindet? Wir bitten, die Beantwortung dieſer Frage E. W., als dem berufenſten Vertreter dieſes Projektes, überweiſen zu dürfen und eröffnen für die Beantwortung, die jedenfalls von weiter gehendem Intereſſe iſt, mit Vergnügen unſere Spalten. 8) Herrn M. Sch. in Breslau, Palmſtraße 6. Geehrtem Wunſche wurde durch Poſtſendung entſprochen. 9) Herr * * Verunreinigung der Amper betr. Ihre werthe Mittheilung erhielten wir, während das Blatt bereits im Drucke war, weßhalb wir ſelbe erſt in nächſter Nummer bringen können. Wir werden übrigens gegenüber den geſchilderten, geradezu unerhörten Mißſtänden die Intereſſen der ſchwer bedrohten Fiſcherei in der Amper mit allem Nachdrucke vertreten, Wegen Mangels an Raum mußte der Bericht über die jüngſten Monatsverſammlungen des Bayer. Fiſcherei-Vereins für die nächſte Nummer zurückgelegt werden. (Die Red.) Für die Redaktion verantwortlich: M. Eiſenberger in Tölz. — Druck von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel in Commiſſion bei Theodor Ackermann in München. g N mlm a über 5 hereiwe Organ des baheriſchen Fiſcherei⸗Vereines. Nr. 6. München, 30. September 1877. II. Jahrg. Die „Mittheilungen“ erſcheinen in zwangsloſen Uummern, jährlich mindeſtens achk Mal. Das Abonnement beträgt für den Jahrgang 1 Mark 50 Pfg. und werden geſtellungen bei den kgl. Poſtauſtalten entgegen genommen. — Inſerate werden die durchlaufende Petitzeile mit 20 Pf. berechnet. — ll. Inhalt: I. An die deutſchen Fiſchzüchter. — II. Vom Kreisfiſcherei-Verein in Niederbayern. — III. Aus der Oberpfalz. — IV. Ueber Schleppfiſcherei. — V. Von der Donau. — VI. Ein Nothſchrei von der Amper. — VII. Verhandlungen des bayr. Fiſchereivereins. — VIIL Notizen. — IX. Correſpondenz. I. An die deutſchen Jiſchzüchter erläßt der Aus ſchuß des Deutſchen Fiſcherei-Vereins in Berlin nachſtehenden Aufruf, dem wir bei dem großen Intereſſe, welches die darin behandelten Fragen in Anſpruch nehmen, gerne die Spalten unſeres Blattes öffnen. „Nachdem Se. Majeſtät der Kaiſer und König Allergnädigſt geruht hat, aus dem Allerhöchſten Dispofitionsfond uns für das laufende Reichsetatsjahr die Summe von 10,000 Mark zu bewilligen, nachdem ferner aus den Mitteln des Königlich Preu— ßiſchen Landwirthſchaftlichen Miniſteriums in dankenswertheſter Liberalität uns Beihülfe zu Theil geworden iſt, gedenken wir in der bevorſtehenden Arbeitszeit unſere auf Mehr— ung der Fiſchnahrung für unſer Volk gerichteten Beſtrebungen ein gut Stück gegen bisher zu erweitern. Wir beabſichtigen — falls uns in bisheriger patriotiſcher Weiſe die deutſchen Fiſchzucht-Anſtalten ihre Beihülfe gewähren — mindeftens 1 Million Lachseier er— brüten zu laſſen, da die Beweiſe ſich unwiderleglich häufen, daß unſere bisherigen An— ſtrengungen in dieſem Gebiet Erfolge erzielten. Neben der Lachszucht gedenken wir — entſprechend den Beſchlüſſen der jüngſt von uns berufenen Züchter-Verſammlung (conf. Circular 4) — uns der Zucht der 42 Coregonen, ſpeciell der Madue-Maränen und der Blaufelchen des Bodenſees zu widmen. Dieſe koſtbaren Fiſcharten in großen Mengen zu züchten, galt bisher in Deutſch— land für eine kaum durchzuführende Aufgabe; es gelang indeſſen im letzten Winter, wie unſere Leſer aus unſern Circularen erſehen haben werden, Herrn Haack in Hüningen, die Blaufelchen in größerer Menge zu züchten, es gelang Herrn Eckardt-Lübbinchen, die Madue-Maränen, wenn auch nur in geringerer Zahl, durch Deutſchland, ja bis nach Nord-Amerika zu verbreiten. Eine Reihe von neuen Apparaten zur Züchtung dieſer Coregonen, in Amerika beſtens bewährt, ſind für Deutſchland von uns beſchafft, ſo daß wir, wie geſagt, uns der Verbreitung dieſer beiden vorzüglichen Fiſcharten mit Energie zu widmen gedenken. Vorausſetzung iſt dabei, daß auch hierin die Deutſchen Fiſchzucht-Anſtalten ihre Hülfe uns gewähren. a Wie wir nun heute unſere mehrjährig an die Fiſchzucht-Anſtalten erlaſſene Auf— forderung erneuern, bei uns vor dem 15. September in Betreff Zutheilung von Lachseiern Anträge zu ſtellen, jo erbitten wir ſolche auch für angebrütete Coregonen-Cier. Ob wir Madue-Maränen- oder Blaufelchen-Eier ſeiner Zeit zu liefern vermögen, läßt ſich nicht im Voraus beſtimmen, doch bitten wir die bezüglichen Wünſche zu äußern. Wie für die Abgabe von Rheinlachs-Eiern es unſere Bedingung war und bleibt, daß die Fiſchchen uns für Beſetzung öffentlicher Flüſſe zur Dispoſition zu ſtellen ſind, ſo ſind wir verpflichtet, für die Coregonen Nachſtehendes zu bedingen. Blaufelchen wie Madue-Maränen gedeihen entſprechend nur in ſehr tiefen Seen — eine Tiefe von ca. 100 Fuß ſcheint das nicht zu entbehrende Minimal-Maß. Die Fiſchzucht-Anſtalten, welche angebrütete Coregonen-Eier von uns beziehen, bitten wir daher, nur für Seeen mit ſolcher Tiefe event. die Fiſchchen abzugeben. — Wir werden bei der Vertheilung voraus ſolche Anſtalten berückſichtigen, welche bei ihren betreffenden Anträgen geeignete Seeen namhaft machen, die nicht allzufern von ihnen belegen — ſagen wir: in halbtägiger Reiſe erreichbar ſind. Wir geben uns der feſten Hoffnung hin, daß wo ſolche Seeen einem oder wenigen Privateigenthümern gehören, dieſe Privat-Intereſſenten der Zuchtanſtalt eine Entſchädigung für die Mühe des Erbrütens gewähren, welche wir indeſſen möglichſt niedrig erhoben ſehen möchten. Sind die betreffenden Seeen fiscaliſches Eigenthum, ſo werden wir, wo es begehrt wird, nach Kräften bemüht ſein, die betreffenden fiscaliſchen Behörden zu einer gleichen Entſchädigung zu bewegen. Lachseier, wie Coregonen-Eier werden wir ſeiner Zeit den betreffenden Anſtalten portofrei überſenden laſſen.“ Der Ausſchuß des Deutſchen Fiſcherei-Vereins. Dieſem Aufrufe wurde von dem Vorſitzenden des Vereins, Herrn v. Behr, Reichstagsabgeordneten und Mitglied des Herrenhauſes in Berlin, folgende Notiz beigefügt: „Wenn bis vor einem Jahre die Zucht der Coregonen in Deutſchland wenig beachtet ward, wenig glückliche Reſultate hatte, ſo iſt ſeit den jüngſten Erfolgen der Herren Haack und Eckardt, ſeit Kenntnißnahme der bezüglichen großartigen Erfolge in Nordamerika, ſeit Einführung und Verbreitung der dortigen bewährten Apparate, ein um ſo größerer Eifer bei uns erwacht, die ausgezeichnetſten Arten der Coregonen: Blaufelchen und Madue-Maränen, zu vermehren, um ſie in Maſſen jedem geeig— neten See in Deutſchland zuzuführen. 43 — Für Erreichung dieſes Zwecks wäre es überaus wichtig, in Zukunft an den Ufern geeigneter Seeen einen oder einige amerikaniſche Apparate aufzuſtellen. Dabei wäre es wohl Vorbedingung, daß es nicht einer koſtbaren Fiſchzucht-An— ſtalt, nicht eines Waſſerlaufs mit ſtarkem Gefäll bedürfe — möge die Vermuthung, die Hoffnung des Unterzeichneten ſich erfüllen, daß es nur einfachſter, billiger Vorkehrungen bedarf. Man hat bei uns bisher, ſo viel bekannt, die Coregonen-Eier ähnlich behandelt, wie die Salmoniden-Eier, d. h. man hat während der mehrmonatlichen Brutzeit einen ununterbrochenen, nicht unbeträchtlichen Waſſerlauf über ſie hingeleitet. Für die Salmoniden-Eier war ſolches logiſch, es entſprach demjenigen, was mit dieſen Eiern geſchieht, welche von den betreffenden Fiſchen frei in lebhaft ſtrömende Bäche ausgelegt werden. Anders geſchieht es bekanntlich mit Coregonen-Eiern: — Zur Laichzeit ſteigen Felchen und Maränen aus der Tiefe an die Oberfläche der Seeen und ſpritzen dort Eier und Milch von ſich. Wir haben anzunehmen, daß die befruchteten Eier dann auf die Gräſer im Grund der Seeen herabſinken. Dort aber findet keine ſolche Bewegung des Waſſers ſtatt, wie in den Laichbächen der Salmoniden. Obige Ausführung ſollte nur die Bitte einleiten, es wollen die Herren Fiſch— zucht⸗Anſtalt⸗Beſitzer Verſuche darüber anſtellen, ob wir nicht zur Erbrütung der Core— gonen⸗Eier weſentlich weniger Waſſer-Erneuerung bedürfen, als bei den Salmoniden? Sollte es z. B. als genügend ſich erweiſen, wenn einige wenige Kubikfuß Waſſer täglich, in einem feinen Waſſerſtrahl dem Brut-Apparat zugeführt, zur Erbrütung aus— reichend wären, ſollte es ſich zeigen, daß auch der Luftgehalt dieſes Waſſers nicht ſolche Wichtigkeit hätte, wie bei den Salmoniden — ſo wäre ſofort für die Aufſtellung von Brut⸗Apparaten für Coregonen das großartigſte Gebiet erobert! — Es würde vielleicht genügen, in einem froſtfreien Zimmer den Apparat mit einer Waſſerleitung in Verbindung zu bringen, oder oberhalb deſſelben ein kleines Faß aufzuſtellen, welches täglich durch eine Pumpe leicht gefüllt werden könnte. Gelingt es nur dergeſtalt, die Coregonen zu erbrüten, ſo mag man ſie — wenn eine Vorrichtung zu ihrer Bewahrung während der kurzen Dotter-Sack-Periode ſich nicht auch einfach herſtellen läßt — ruhig ſofort in die Seeen ausſetzen; ſie ſind bekanntlich gleich vom Ausſchlüpfen an viel mobiler, alſo fähiger ſich zu verbergen, als die ſchwerbeladenen kleinen Lachſe. Sollte ſolch Apparat ſich dann nicht auch zur Erbrütung von Eiern unſerer Sommer⸗-Laichfiſche eignen — der Schleie und Karpfen, ja auch der Barſche, Hechte und Zander, welche bekanntlich alle (namentlich bei Regulirung der nöthigen Wärme) ſchon nach ſo wenig Tagen dem Ei entſchlüpfen? Wir ſind (etwa abgeſehen von der Lachszucht) erſt im Anfang unſeres Wiſſens in Betreff der Fiſchvermehrung — möchten obige Zeilen zu Verſuchen anregen. von Behr. II. Vom Kreis-Jiſcherei-Verein in Niederbayern. Landshut, Juli. 1877. Seit unſeren jüngſten Mittheilungen iſt ein erfreulicher Zuwachs von Mitgliedern eingetreten; es beläuft ſich die Geſammtzahl derſelben zur Zeit auf 157. Auch die Bildung von Lokal-Fiſchzuchtvereinen iſt in Zunahme begriffen. So hat ſich zu Straubing ein ſolcher konſtituirt, deſſen Ausſchuß beſteht aus den Herren: k. Bezirks— amtmann Schilling, als Vorſtand, Concipienten Zierer, als Schriftführer und Apo— theker Hartmann, als Kaſſier. Weiter hat ſich in Gries bach ein Lokal-Fiſchzuchtverein mit der erheblichen 14 Anzahl von 300 Mitgliedern gebildet. Der Ausſchuß des K.-F.-V. hatte Veran- laſſung, über Anträge ſeiner Mitglieder, u. a. betreffs Fiſchfang der gewerblichen Fiſcher zur Nachtzeit, über die vorausſichtlich im nächſten Herbſte und Vorwinter her— vortretenden Anfragen nach befruchteten Fiſcheiern jetzt ſchon über die ſicherſten und beſten Bezugsquellen in Berathung zu treten, vorgelegte literariſche Arbeiten über die in Bayern vorkommenden Fiſcharten und deren Brauchbarkeit für die Küche eingehender Würdigung zu unterſtellen und für die Drucklegung zu begutachten, den von der k. Re— gierung, K. d. J., von Niederbayern übergebenen Gegenſtand, die „Gefährdung der Fiſcherei durch Fiſchgeier und Fiſchotter“ in geſchäftliche Behandlung zu nehmen und das verlangte Gutachten zu erſtatten. In letzterer Sache wurde der k. Regierung vorgeſchlagen: 1) an den Landrath von Niederbayern den Antrag zu ſtellen, in das Kreis-Budget pro 1878, analog dem Verfahren der k. Regierung und des Landrathes von Mittelfranken, eine Poſition für Prämien im Betrage von 500 , zur Vertilgung der Fiſchotter einzuſtellen; 2) an die k. Diſtriktspolizeibehörden gemäß k. Miniſterial— Entſchließung vom 21. Dez. 1857 Ausſchreiben zur Verminderung nach den dortigen Direktiven ergehen zu laſſen. Man hat Urſache, aus dieſem Vorgehen auch für Niederbayern wirkſamen Erfolg zu hoffen, da die Prämienertheilung in Mittelfranken in einem Jahre das Fangen und Tödten von 101 Fiſchottern erzielte. Der Kreis-Fiſchereiverein hat mit Unterſtützung des Kreiscomité's des landwirth— ſchaftlichen Vereins in der landwirthſchaftlichen Wochenſchrift eine Zuſammenſtellung aller auf die Ausübung und den Schutz der Fiſcherei bezüglichen Geſetzes-Beſtimmungen . und oberpolizeilicher Vorſchriften veröffentlicht, dann dieſe Zuſammenſtellung in hand— licher Form ſelbſtſtändig in Druck herſtellen laſſen, welche die J. Thomann'ſche Buch— handlung in Landshut in Verlag genommen hat und zu 5 J per Exemplar käuflich abgiebt. Nach Beſchluß des Ausſchuſſes wurde hierauf an die kgl. Kreisregierung, K. d. J., das Anſuchen gerichtet, zur Unterſtützung des von dem Kreis-Fiſchereivereine bei Her— ausgabe dieſer Druckſchrift in's Auge gefaßten Zweckes ſolche den Lehrern, Gemeinde— vorſtänden und öffentlichen Aufſichtsorganen zur Anſchaffung empfehlen zu wollen. — Die erſte Auflage dieſer Druckſchrift umfaßt 2000 Exemplare. — f. 96 III. Aus der Oberpfalz. Cham, Juli 1877. (Tiſchereiverein in Cham.) Der in den „Mittheilungen über Fiſchereiweſen“ vom Jahrgang 1876, Seite 20, enthaltenen Notiz über die Gründung eines Fiſchereivereins in Cham laſſen wir weiteren Bericht über den Stand und den Fortgang dieſes Unter— nehmens folgen: Der Verein beſteht zur Zeit aus 30 Mitgliedern. Sein Streben blieb bisher auf künſtliche Forellenzucht gerichtet, wobei er in der Sachkunde und in dem Eifer des Herrn Apothekers von Pauer zu Cham die wirkſamſte Unterſtützung fand. In die Brutanſtalt zu Willmering, eine halbe Stunde von hier entfernt, wurden zu Anfang des verfloſſenen Jahres 19000 Fiſcheier, bezogen von den Herren Gebrüder Kuffer in München, eingeſetzt und zwar in zwei Brutkäſten mit acht Tiegeln. Hieraus erzielte man 5000 junge Forellen, von denen 4000 an verſchiedene Beſteller um den Preis von 1 AM. per Hundert abgegeben, die übrigen in dem Katzbacher Bache aus— geſetzt wurden. 45 Das verhältnismäßig geringe Brutergebniß wurde theils den zur damaligen Zeit häufig vorgekommenen Hochwaſſern, theils dem zufälligen Umſtande zugeſchrieben, daß die Kiſte mit den Fiſcheiern längere Zeit in dem geheizten Poſtlokal geſtanden va ſoll, bevor dieſe an ihren Beſtimmungsort gebracht werden konnten. Am 12. Dezember des vorigen Jahres Nachts 8½ Uhr trafen, aus derſelben Quelle bezogen, 15000 Forelleneier hier ein und wurden ohne Verzug in einem Kaſten mit vier Tiegeln zur Brut angelegt. Dieſelbe war vom günſtigſten Erfolg begleitet. Allein die verzögerte Ausführung von Beſtellungen brachte es mit ſich, daß die ausge— ſchlüpften Forellen zu lange in den Tiegeln gelaſſen wurden, und demzufolge eine große Anzahl zu Grunde ging. An verſchiedene Beſteller wurden 3700 Stück abgegeben, 2000 in den Katzbach ausgeſetzt und circa 1000 Stück mögen durch Hochwaſſer weg— geſpült worden ſein. Für die Zukunft wird man darauf bedacht ſein, daß die Forellen ſofort zur Aus— ſetzung gelangen, ſobald nur die Dotterblaſe ſich am Verſchwinden zeigt. Ueber das Schickſal der in den Jahren 1875 und 1876 zur Ausſetzung gelangten Forellen konnte nur theilweiſe Wünſchenswerthes in Erfahrung gebracht werden. Da und dort haben Hecht und Otter vernichtend gehauſt. N Schließlich noch die Mittheilung, daß im vorigen Jahre zu Ende April 1000 Stück junge Aale aus der kaiſerlichen Fiſchzuchtanſtalt zu Hüningen für Herrn Frhrn. von Reitzenſtein zu Hötzing vermittelt wurden, welche ganz wohlbehalten am Orte ihrer Beſtimmung, einem Weiher bei Thierlſtein, ankamen. Ueber den Erfolg dieſes Ver— ſuches läßt ſich zur Zeit noch nichts ſagen. IV. Aeber Schleppſiſcherei. München, Juni 1877. * Auf mehreren bayeriſchen See'n iſt das Fiſchen mit der Schleppleine ſeit vielen Jahren einheimiſch geworden und Manche ſuchen die Sommerquartiere nur dieſes Sports wegen an Ufern von See'n. Dieſe Art des Fiſchfanges verdient es daher, hier beſprochen zu werden, nachdem ſie für die Hebung der Fiſchzucht nicht unerheblich erſcheint. Gegenſtand des Fanges find hauptſächlich zwei Gattungen Fiſche: die See— ferche (Lachsforelle), trutta lacustris, dann der Hecht, esox lucius. Der Fang der Erſteren findet meiſtens nur eine kurze Zeit des Frühjahrs ſtatt, und iſt hiebei, wenn Ferchen unter 3 Pfund dem Waſſer wieder zurückgegeben werden, eine Abminderung dieſes edlen Tafelfiſches nicht zu beſorgen. Dagegen dauert der Fang der Hechte vom Frühjahr bis in den Spätherbſt und liefert, abgeſehen von dem Genuſſe der auf unſeren freundlichen See'n ſo viele Abwechslung bietenden Fahrt, ſo ergiebige Reſultate, wie ſie durch irgend eine andere Fangart kaum erreicht werden dürften. Ebendeßhalb iſt die Anwendung der Schleppleine von weſentlichem Nutzen in Gewäſſern mit edlen Fiſchen, als Saiblingen, Ferchen, Renken, deren Emporbringung durch die möglichſte Beſchränkung der Hechte bedingt iſt. Das Schleppen wurde von Engländern bei uns eingeführt, die zunächſt nur auf den Fang der Seeferche ausgingen, und haben einige, wie z. B. Major Orred, in der erſten Hälfte der fünfziger Jahre beſonders am Chiemſee Reſultate erzielt, wie ſie ſeitdem durch dieſe Fangart von Niemand mehr erreicht wurden. Da es nicht 46 an Nachahmern fehlte, jo iſt gegenwärtig die Anzahl derjenigen nicht gering, die beſonders am Starnberger- und Tegernſee im Schleppen miteinander wetteifern. Was die Ausrüſtung der Schleppfiſcher betrifft, ſo iſt ſie ſehr verſchieden. Einige bedienen ſich — wie die Engländer — großer Fiſchſtangen, welche am Schiffs— rande befeſtigt werden und an denen die mit einer Hemmvorrichtung verſehene Rolle angebracht iſt; das Anhauen des Fiſches wird bei der vorhandenen Hemmung durch die Elaſticität der Gerte bewirkt; Andere hängen die Schnur in eine — vom Genfer See herrührende — Federvorrichtung, wobei das Anbeißen des Fiſches durch die an derſelben befindliche Glocke angezeigt wird. Die mit dieſer Vorrichtung verbundenen Vortheile werden jedoch einfacher dadurch erreicht, daß die Leine der am Schiffe befeſtigten Rolle durch zwei Ringe mit einem elaſtiſchen Stäbchen (Reife) in Verbindung gebracht wird, an deſſen Spitze ſich die Glocke befindet. Der auf dieſem Syſteme beruhende neueſte Schlepp- Apparat verdient vor allen bisherigen den Vorzug und wird daher ſeiner Zeit hier eingehender behandelt werden. Sehr häufig wird die Schleppleine nur an der Hand geführt. Unbedingt nothwendig erſcheinen aber dieſe Vorrichtungen für jene Fiſcher, welche die Ruder ſelbſt führen, oder mit zwei Leinen ſchleppen, von denen vermöge der größeren oder geringeren Belaſtung, beziehungsweiſe der Ver— ſchiedenheit der Länge, die eine tiefer, die andere ſeichter geht. Noch verſchiedenartiger ſind die Anköderungsweiſen und gerade in beiden Rich— tungen, je nachdem ſich des natürlichen oder des künſtlichen Köders bedient wird. Von den erſteren verdienen jene Fiſchgattungen den Vorzug, welche dem Räuber vermöge ihres Glanzes in möglichſt großer Entfernung ſichtbar ſind, wie große Lauben, Rothaugen. Hiebei iſt das Hauptaugenmerk des Fiſchers zunächſt darauf gerichtet, den Köderfiſch in jene Bewegung zu verſetzen, durch welche die Natur am getreueſten nach— geahmt wird. Dieß geſchieht dadurch, daß entweder die Schweiffloſſe in eine ſchiefe Stellung gebracht, oder am Kopfe des Köderfiſches eine Turbine eingeſetzt wird, wobei übrigens die Zahl und Farbe der hiebei verwendeten Angeln ſehr verſchieden iſt. Viele gebrauchen dagegen mit Vorliebe nur künſtliche Fiſche, das heißt ſolche Vorrichtungen, die durch die Bewegung im Waſſer das Ausſehen eines Fiſches erhalten. Anfänglich wurde der gewöhnliche Löffel von Blech, dann der weſentlich verbeſſerte amerikaniſche Löffel benützt; in neuerer Zeit hat man lediglich Blechſtreifen in verſchiedenen Formen angewendet, wodurch unbeſtreitbar günſtige Reſultate erzielt werden, indem dieſer Köder den Vorzug hat, daß er durch ſeinen Glanz — namentlich in minder klarem Waſſer — auch in größerer Entfernung bemerkbar wird. Ferners werden rothe Tuchſtreifen, zu— ſammengebundene weiße Wolle (Wurmköder) mit Erfolg zur Anwendung gebracht, jedoch geben die Meiſten unter dieſen künſtlichen Ködern dem Blechſtreifen den Vorzug, ſelbſt vor den aus Kautſchuk oder Blech gefertigten Fiſchen. Für den Lachsfang empfehlen ſich natürliche Köder, doch liefern auch die aus Perlmutter gefertigten Fiſche günſtige Reſultate. Wie bei der Bachfiſcherei weniger die Güte des Köders als die Führung desſelben maßgebend erſcheint, ſo iſt beim Schleppfiſchen ein günſtiger Erfolg zunächſt durch die Geſchicklichkeit desjenigen bedingt, der die Ruder führt. Grundbedingung bleibt ſtets eine genaue Kenntniß des Waſſers, der Tiefe desſelben, der darin befindlichen Bergrücken und allenfallſiger Hinderniſſe, dann die Ermittelung jener Plätze, an denen der Hecht zum Zweck des Raubes mit Vorliebe Stellung nimmt. Die meiſten Schleppfiſcher bewegen ſich deshalb beſonders in den erſteren Monaten in der Nähe der Ufer, beziehungsweiſe an jener Grenze, wo der Abfall des Waſſers y— — — beginnt; im Laufe des Sommers verſchwinden dagegen in manchen See'n die Hechte von dieſen Plätzen und nehmen in tieferen Lagen Stellung, wodurch der Schleppfiſcher genöthiget wird, andere Richtungen einzuſchlagen. Von Einfluß auf dieſe Fiſcherei ſind die Witterungsverhältniſſe, Tageszeit, Ruhe und Bewegung des Waſſers; doch gehen auch hierüber die Anſichten auseinander. Möchten übrigens durch Vorſtehendes diejenigen, welche die Schleppfiſcherei mit beſonderer Vorliebe treiben, veranlaßt werden, ihre Erfahrungen auf dieſem Gebiete zur Veröffent— lichung anher einzuſenden. E. V. Von der Donau. Straubing, 6. Auguſt 1877. Geſtern Nachmittag machte eine Anzahl Mitglieder des hieſigen Fiſchzucht-Vereines in freundlicher Begleitung des beſtrenommirten Fiſchzüchters Herrn Hauptzollamtskontroleurs Strauß von Simbach eine Excurſion nach Einhauſen, Rinkam und Rain zur Beſichtig— ung der dortigen Quellen und Gewäſſer. Herr Oberkontroleur Strauß war angenehm überraſcht, auf dem Grundbeſitze erſtgenannten Gutes prächtige für die künſtliche Fiſch— zucht geeignete Quellen und Weiher zu finden, und erklärte fi) Herr Gutsbeſitzer Rabl nach Einvernahme dieſes äußerſt günſtigen techniſchen Gutachtens bereit, in Bälde Ein— richtungen für genannte Zucht zu treffen. In gleich günſtiger Weiſe ſprach ſich Herr Oberkontroleur Strauß über die Tauglichkeit des ſogenannten Rinkamer Baches für Einſetzen von edlen Fiſchgattungen (Saibling, Lachs und Forelle) aus, während nach Einſichtnahme der beiden Weiher zu Rain ſein auf praktiſchen Erfahrungen beruhendes Urtheil dahin ging, es ſeien ſelbe zur Züchtung obengenannter Fiſchgattungen nicht geeignet, da der eine Weiher durch eine Hauptquelle geſpeiſt werde, in welche verſchiedene Abfallſtoffe von Bierſud eingeleitet werden, während der Quellenzufluß des zweiten Weihers zu ſchwach ſei, um die nöthige ſogenannte lebendige Waſſerdurchſpülung hervor— zubringen. — Der geſtrige Abend vereinte in den oberen Räumlichkeiten des Dietl— Kellers eine große Anzahl von Mitgliedern des Fiſchzuch-Vereins und Freunden des Fiſchereiweſens, und hielt hier Herr Oberkontroleur Strauß einen äußerſt populären Vortrag über künſtliche Fiſchzucht. Unter Vorweiſung verſchiedener Einrichtungsgegen— ſtände für Brutkäſten ꝛc. und Erläuterung von in Weingeiſt aufbewahrten befruch— teten, ſowie im Aufbrechen begriffenen Eiern, dann noch mit dem ſogenannten Dotterſack verſehenen und den gänzlich entwickelten Fiſchchen vergingen einige Stunden auf die belehrendſte Weiſe. Der Herr Vortragende erklärte ſich auf Anſuchen mit Vergnügen bereit, an das kgl. Rektorat der künftigen Realſchule ſolche in Weingeiſt verſetzte Entwicklungsſtadien der Fiſche zum Anſchauungsunterrichte abzugeben und wird ſich derſelbe auch bei der gelegentlich des dahier abzuhaltenden Kreislandwirthſchafts— feſtes ſtattfindenden Ausſtellung betheiligen. Nachdem Herr Oberkontroleur Strauß noch treffende Rathſchläge bezüglich der paſſendſten und ſchmackhafteſten Zubereitung von Fiſchen ertheilt und mancherlei Erfahrungen über den Angelfang der Fiſche bekannt gegeben hatte, wurde die Verſammlung geſchloſſen. Heute wird Herr Strauß in Be— gleitung mehrerer Vereinsmitglieder die Quellen in der hieſigen alten Frohnfeſte, ſowie in der ſogenannten Fiſchrahm beſuchen, um auch hier ſein Urtheil bezüglich allenfalls einzurichtender künſtlicher Fiſchzucht abzugeben. N 48 — — VI. Ein Nothſchrei von der Amper. In welch' unerhörter Weiſe heutzutage ein Betriebszweig unſerer Volkswirthſchaft den andern ungeſtraft nicht blos auf das Empfindlichſte ſchädigen, ſondern förmlich zu Grunde richten darf, davon liefern die Fiſcherei-Verhältniſſe an der Amper einen nur zu traurigen Beleg. e Dieſer einſt ſo fiſchreiche Fluß iſt, wenn nicht bald Einhalt geſchieht, durch die Betriebsweiſe der Dachauer-Papierfabrik auf eine weite Strecke der totalen Verödung preisgegeben. Es iſt unbedingt geboten, daß nicht blos die Fiſcherei-Zeitung dieſe groben Miß— ſtände zum Gegenſtand einer öffentlichen Beſprechung mache, ſondern daß auch der Bayeriſche Fiſcherei-Verein, der in ſolchen Dingen ſchon wiederholt ein vermittelndes Wort geſprochen, ſich ernſtlich dieſer Sache annehme. Das Faktum iſt folgendes: Es iſt dem Verfaſſer gegenwärtigen Berichtes ſchon öfters vorgekommen, daß er in der Amper todte Fiſche und zwar in nicht unbeträchtlicher Anzahl herum ſchwimmen ſah. Als Urſache dieſes Vorkommniſſes ward alsbald ermittelt, daß die obengenannte Fabrik ihre Chlorkalk-Stoffe und ſonſtigen giftigen Abfälle in die Amper ableiten läßt, weßhalb auch in dortiger Nähe kein lebendiges Fiſchwerk mehr zu entdecken iſt. Aber die Verheerungen dieſes Betriebes haben bereits weite Strecken ergriffen. Als ich Mitte Juni in der Nähe von Ampermoching auf Einladung eines Freundes fiſchen wollte, entdeckte ich auf kurze Diſtanzen 5 todte Barben, von denen keine unter 3 wog. Dadurch aufmerkſam gemacht, verfolgte ich die Spuren weiter und gewahrte zu meinem Bedauern, daß die Zahl der todten Fiſche, die da auf der Oberfläche des Waſſers umherſchwammen, immer größer wurde, ja in kurzer Zeit über 100 ſtieg. So ging es denn auf der ganzen Strecke fort und ich kann ohne Ueber— treibung behaupten, daß das Gewicht der todten Fiſche, welche ich damals ſehen konnte, 8 — 10 Zentner betrug. Es waren die ſchönſten Barben, Aitel und andere gute Weißfiſche, meiſtens von größerer Gattung darunter, ſo daß einem beim Anblick dieſer vielen todten Fiſche wahrhaftig das Herz wehe that. Wie muß es erſt im Grunde des Fluſſes der jungen Brut ergangen ſein, die zweifellos zu Tauſenden in jener Strecke der Vernichtung überliefert wurde! In der That, was nützen alle Geſetze und Verordnungen, alle Vereine zur Förderung der Fiſchzucht, was hilft alle Laich- und Schonzeit, wenn eine ſolche maſſen— hafte Tödtung ungeahndet geſchehen darf! Dieß war der unwiderſtehliche Gedanke, der bei dem armſeligen Anblick dieſer zahlreichen Opfer des „induſtriellen Mob“ ſich uns aufdrängte. Noch ärger ſoll nach einem uns vorliegenden Berichte die Verwüſtung des Fiſchwerkes in jener Strecke Ende Juli dieſes Jahres geweſen ſein. Würde die Amper nicht von dem untern Waſſer durch das Aufwärtsgehen der Fiſche neu bevölkert, ſo wäre längſt kein Schwänzlein mehr darin zu finden. Leider kömmt in die unteren Theile nur ſelten mehr ein Stück lebendig zurück; denn was dem ätzenden Gifte der Fabrikſtoffe noch entrinnen kann, wird bei einer in der Nähe befindlichen Röhre in einer allerdings verbotenen Springfalle gefangen. Sie werden fragen, ob gegen ſolche Beſchädigungen von Seite der Fiſcherei— berechtigten noch keine Vorſtellung bei der Geſellſchaft erhoben wurde? So viel ich hörte, ja, und es ſoll auch von dort Abhilfe verſprochen worden ſein; leider ſcheint aber auch DR hier die Macht der Verhältniſſe den guten Willen an Stärke zu übertreffen. So viel iſt gewiß, daß dieſer Zuſtand nicht andauern kann und daß Abhilfe ſo ſchleunig als möglich geboten iſt. Wir glauben nicht, daß eine Geſellſchaft, um ihren Aktionären eine möglichſt fette Dividende zu verſchaffen, dieſes auf Koſten fremden Brodes zu thun das Privi— legium hat und die Rechte der Fiſcher in einer Weiſe verkümmern darf, daß aller Verdienſt und Erwerb aufhört. Wir glauben vielmehr, daß auch ein ſolcher Betrieb, mag er von noch ſo an— ſehnlichen Perſonen geleitet ſein, unter den Schranken des Geſetzes ſteht, welches in dem alten Satze: „Leben und leben laſſen“ wurzelt und daß vor Allem das Lebende, das zum Nutzen und zum Genuſſe der Menſchheit geſchaffen iſt, geſchützt und erhalten werden ſoll. Wir werden übrigens, da wir nun einmal die Feder in die Hand genommen haben, nicht aufhören von dieſer Sache zu ſchreiben und zu klagen, bis der öffentliche Unwille dem ſchreienden Unrechte ein Ziel ſetzt.“) VII. Verhandlungen des bayer. Jiſchereivereins. Monatsverſammlung am 21. April 1877. 1. Als neue Mitglieder werden aufgenommen die Herren: a) Dr. Merck, Banquier in München, b) Carl Riezler, Funktionär beim kgl. Bezirksamte Landsberg. 2. Es folgt Bekanntgabe einer Entſchließung des kgl. Staatsminiſteriums des Innern, betreffend den neugegründeten Kreis-Fiſchereiverein für Niederbayern. 3. Verleſung einer Zuſchrift der kgl. Regierung von Oberbayern K. d. F. „Ver— pachtung des Chiemſees“ betr. 4. Verleſung einer Zuſchrift des kgl. Bezirksamtes Landsberg, betr. die Fiſcherei— Verhältniſſe des Ammerſees. Es wird beſchloſſen, zunächſt noch ein Gutachten des abweſenden Herrn Profeſſors von Siebold zu erholen. 5. Verleſung einer Mittheilung des Stadtmagiſtrates München, betr. den Fiſch— ) Da wir in dem Begleitſchreiben vorſtehenden Berichtes um unſere Anſicht über die Sache gebeten ſind, ſo wollen wir ſie offen hier mittheilen. Wir ſind ſelbſtverſtändlich der Meinung, daß ein ſo bedenklicher Zuſtand, wie er hier geſchildert wird, der öffentlichen Beſprechung unterſtellt werden ſoll, um ſo mehr, als die bayeriſche Fiſcherei für derartige Angelegenheiten nunmehr ein eigenes Organ beſitzt. In einem Falle, wie der vorliegende, darf man ſich aber mit dem nicht immer ſicheren Effekte der Publicität nicht begnügen; vielmehr ſollen die Berechtigten ſelber diejenigen Schritte thun, die ihnen das Geſetz an die Hand gibt. Mit einer Beſchwerde im Verwaltungswege läßt ſich, ſo lange nicht eine allgemein geſetzliche Vorſchrift beſteht, welche das Einlaſſen von der Fiſcherei ſchädlichen Stoffen in die Gewäſſer unbe— dingt verbietet, nicht viel machen, denn der Art. 97 Ziff. 5 des Waſſerbenutzungsgeſetzes vom 28. Mai 1852 geſtattet nur eine beſchränkte Anwendung. Warum alſo nicht gleich den richtigen Weg betreten, der in dem alten Satze angedeutet iſt: „Wo kein Kläger, iſt kein Richter!“ Wir rathen den Betheiligten, daß fie ſofort in ein Conſortium zuſammentreten, den erlittenen Schaden durch unparteiiſche Sachverſtändige feſtſtellen laſſen und ihre Anſprüche bei der Geſellſchaft liquidiren. Hiebei wollen wir vorläufig hoffen, daß die Direktion der Fabrik ein Einſehen hat und nicht ihre Aktionäre „mit den todten Barben und Aiteln der Amper-Fiſcher zu füttern“ Willens iſt. Sollte ſich dieſe Annahme nicht beſtätigen, ſo mögen die Betheiligten unverzüglich bei dem or— dentlichen Richter Klage ſtellen und ſich eines obſiegenden Urtheiles verſichert halten. Wir werden in nächſter Nummer ein oberſtrichterliches Erkenntniß mittheilen, in welchem ein vollkommen gleichgearteter Rechtsfall ſiegreich für die klagenden Fiſchereibeſitzer geendigt hat. Wir ſind gegebenen Falls gerne erbötig, den Intereſſenten durch Empfehlung eines tüchtigen Anwaltes mit unſerer Vermittlung zu dienen. Die Red. 50 ſteig an der Maximiliansbrücke. Das Referat hierüber wird Herrn Notar Eiſen— berger von Tölz übertragen. Der Wunſch nach alsbaldiger Erlaſſung eines Fiſcherei— geſetzes kam bei Berathung dieſes Gegenſtandes neuerdings zum einſtimmigen Ausdruck. 6. Bekanntgabe eines Reſkriptes des kgl. Staatsminiſteriums des Innern, betr. den Vollzug des § 4 der oberpolizeilichen Vorſchriften über die Zeit und Art des Fiſch— und Krebsfanges, hier Interpretation der Beſtimmungen über die Maſchenweite. Es wird der Auffaſſung der kgl. Regierung von Niederbayern beigeſtimmt. Herr Hoffiſcher Kuffer hatte ſich für die gegentheilige Anſicht erklärt. 7. Berichterſtattung und Rechnungsablage des Herrn Notars Eiſenberger über die von ihm redigirte Vereinsſchrift. Demſelben wird Decharge ertheilt und der Dank der Verſammlung votirt. 8. Verleſung und Genehmigung einer von Herrn Notar Eiſenberger verfaßten Vorſtellung an die kgl. Regierung von Oberbayern, betr. „die Fiſcherei-Verhältniſſe im Kochelſee“. 9. Der Vereins-Sekretär, Herr Advokat Kaul, gibt einen von ihm vertretenen Rechtsfall bekannt, betr. die Frage, ob Derjenige, welcher aus einem Fiſchwaſſer Eis herausnimmt, den durch ſeine Störung dem Fiſcherei-Berechtigten erwachſenden Schaden zu vergüten ſchuldig iſt. Das Gericht ſprach ſich bejahend aus. Nähere Mittheilung hierüber wird in der Vereinsſchrift folgen. 10. Herr Hoffiſcher Kuffer theilt mit, daß er vom Deutſchen Fiſcherei-Verein zu einer Anfangs Mai in Berlin zuſammentretenden Conferenz von Fiſchzüchtern Ein— ladung erhalten habe, dieſer Einladung auch entſprechen und über das Ergebniß der Conferenz ſ. Z. Vortrag erſtatten werde. Dieſe Mittheilung wurde mit allſeitiger Befriedigung aufgenommen. k. VIII. Notizen. München. (Fiſcherei-Ausſtellung.) Herr Hoffiſcher Kuffer beabſichtigt bei Gelegenheit des diesjährigen Oktoberfeſtes im Glaspalaſte eine größere Fiſcherei— Ausſtellung zu arrangiren. Dieſelbe wird nicht blos die hervorragendſten Edelfiſche Bayerns, insbeſondere Saiblinge, Forellen, Lachſe, eine Auswahl von Wallern, Huchen, Hechten, Karpfen, rothe und ſchwarze Orfen ꝛc., alle Sorten Baſſins- und Aquariums— fiſche, namentlich ſchöne Goldfiſche, ſondern auch alle üblichen Fiſcherei-Geräthſchaften und ſchließlich auch die verſchiedenen von Fiſchern bereiteten Heilmittel z. B. Aſchen-Fette, Aalhäute ꝛc. umfaſſen. — Auch wird hiebei zum erſtenmale ein amerikaniſcher Brut— Apparat, zur Ausbrütung von Coregonen beſtimmt, zur Ausſtellung gelangen. Wir er— lauben uns daher, die Fiſcherei-Freunde Bayerns auf dieſe Ausſtellung ſpeziell auf— merkſam zu machen. Karlsruhe. (Künſtliche Fiſchzucht) Nach dem Berichte des Verwaltungsrathes der Badiſchen Geſellſchaft für Fiſchzucht in Freiburg vom 2. Juni d. J. wurden in der letzten Wirthſchaftsperiode an bebrüteten Fiſcheiern und jungen Fiſchen abgegeben: 1. Bebrütete Eier 153500 Stück, und zwar von Bachforellen 70000, von Lachſen 11000, von Lachsforellenbaſtarden 62500, von Rittern 7000 und von See— forellen 3000 Eier. — Im vorigen Jahre wurden im Ganzen 110500 Stück abgegeben, daher dieſes Jahr eine Mehrabgabe von 43000 Stück. 2. Junge Fiſche 80000 Stück, wovon 38500 Bachforellen, 35000 Lachſe, 6000 Lachsforellenbaſtarde und 500 Seeforellen. Gegenüber der Abgabe von im Ganzen 45400 Stück im vorigen Jahre, ſomit Mehrabgabe dieſes Jahr 34600 Stück. Ferner wurden auf Beſtellung und Koſten des Deutſchen Fiſchereivereins 80000 Stück junge Seeforellen, Ritter und Lachsforellenbaſtarde abgegeben und ſolche durch Fiſchermeiſter Koch von Reichenau in den Bodenſee bei Radolfzell und Allensbach eingeſetzt. — Den Gewäſſern, welche die Geſellſchaft in Pacht übernommen hat, wurden circa 300000 Stück junge Bachforellen, Lachsforellenbaſtarde, Lachſe und Seeforellen übergeben. — Hiermit iſt eine erfreuliche Zunahme der Beſtrebungen für Hebung der Fiſchzucht nachgewieſen. 51 Hallſtadt in Steiermark, Auguſt 1877. (Ein gehürnter Hecht.) In Hall- ſtadt hat am 9. dieſes der Fiſchmeiſter Höpplinger einen „gehörnten Hecht“ im See mit dem Netz gefangen, der als eine außerordentliche Rarität gilt. Der Hecht iſt 5 Kilo ſchwer und mißt 85 Centimeter Länge. Das Abnorme an ſelbem iſt, daß er ſich von dem gewöhnlichen Hecht mit dem mehr ſpitzigen Maul durch ein mehr rundes und einen etwas platt gedrückten Kopf unterſcheidet und unterhalb der Augen mit zwei Stück 2½½ Centimeter langen, nach rückwärts ſich biegenden, harten, 6 Millimeter dicken zuge— ſpitzten Hörnern wie bei jungen Gaislitzen verſehen iſt und daß die großen Schwimmfloſſen nicht wie gewöhnlich dunkel, ſondern fleiſchfarbig wie bei den Saiblingen ſind. Dieſes höchſt ſeltene Exemplar wurde dem öſterreichiſchen Kronprinzen Erzherzog Rudolf auf die kaiſerliche Villa in Iſchel im friſchen lebenden Zuſtande übergeben. Hohenſtadt bei Hersbruck, 13. Juli. (Eine Fiſchotter mit der Angel gefangen.) Herr Privatier Wohleben aus Nürnberg, der ſich zur Zeit zu ſeiner Er— holung in dem romantiſch gelegenen Eſchenbach aufhält, hatte geſtern Morgen, während er ſich mit Angeln an den Ufern der Pegnitz beſchäftigte, das ſeltene Vergnügen, einen jungen, 6—7 Wochen alten Fiſchotter an der Angel, an welcher er einen Köderfiſch an— gebracht hatte, zu fangen und wohlbehalten zu landen. Das junge Thier iſt ſehr zu— traulich, ſein Beſitzer trägt es wie irgend ein zahmes Hausthier mit ſich herum und hofft es vollſtändig gleich einem Hunde an ſich gewöhnen zu können. Ertrag von Karpfenteichen. Von verſchiedenen Seiten iſt neuerdings mehrfach auf die Rentabilität der Karpfenzucht aufmerkſam gemacht worden. Dieſelbe wird durch eine Mittheilung in dem Landwirthſchaftlichen Wochenblatt für Schleswig— Holſtein über die Preisſteigerung bei einer kürzlich erfolgten Verpachtung von Karpfen— teichen in jenem Landestheile beſtätigt. So ſind an die vereinigten Hamburger Fiſch— händler 637 Hektaren Teiche, für welche bisher (1864— 1874) 5792 , 25 Pacht per Jahr gezahlt wurden, auf die Zeit von 1876 —1886 für die Summe von 12120 M. per Jahr verpachtet worden, was einem Jahres-Ertrage von 191 v 37 4 pro Hektar entſpricht. Dabei muß bemerkt werden, daß drei der Teiche 11 Jahre lang nicht zur Fiſcherei benützt worden waren, ſondern trocken gelegen ſind; es müſſen überdies noch die Dämme u. ſ. w. ſeiten der Pächter erſt wieder in Stand geſetzt werden, was auch noch eine Ausgabe von circa 6000 / verurſachen kann. Paſſau, 6. Auguſt. (Ein gewichtiger Waller.) Oberhalb Hacklberg iſt es vor— geſtern Fiſchern gelungen, einen 80pfündigen Waller in der Donau zu fangen. Der große Fiſch wurde von dem hieſigen Fiſchermeiſter und Fiſchhändler Herrn Hoſſtetter angekauft. IX. Correſpondenz. 1. Herrn P. Schönewald in Paderborn. Geſchätzte Anfrage vom 7. Auguſt wurde zur zuſtändigen Erledigung an Herrn Kuffer, k. Hoffiſcher in München, abgetreten, von welchem Beant— wortung ſchon eingetroffen ſein wird. 2. Herrn J. Schn. in München, Klenzeſtraße Nr. 11. Ihre gefällige Einſendung haben w'r mit Rückſicht auf die jüngſt veröffentlichte Brochüre von Dr. Stephan und Hoffiſcher Kuffer vor— läufig zurückgelegt, werden jedoch bei gegebenem Anlaß davon Gebrauch machen. 3. Herrn O. v. S. in Nürnberg. Mit verbindlichem Danke beſtätigen wir den Empfang Ihrer jüngſten gütigen Mittheilung und werden dieſelbe in nächſter Nummer verwerthen, fernerer Unterſtützung uns empfohlen haltend. 4. Herrn C. R. in München, Landwehrſtraße 42. Freundliches Anerbieten mit Vergnügen acceptirt; entſprechende Umarbeitung für die Zwecke unſeres Blattes wäre jedoch erwünſcht. Könnte nicht auch die Illuſtration verwendet werden? 5. Herrn A. Müller in Wolfſtein. Zu unſerm Bedauern mußten wir Ihren gediegenen Aufſatz nochmals zurücklegen: er wird nunmehr zuverläſſig an der Spitze der nächſten Nummer erſcheinen. Gefällige Mittheilung über die dortigen Fiſcherei-Verhältniſſe würden wir mit Intereſſe entgegennehmen. 9. Herrn Oskar Grimm in Bautzen (Sachſen). Leider iſt die Nr. 6 der „Mittheilungen“ vom vorigen Jahre vollſtändig vergriffen. Da Sie aber, wie aus Ihrem geehrten Schreiben vom 52 18. ds. Mts. — eine frühere Zuſchrift haben wir nicht erhalten — erſichtlich ift, einen jo großen Werth darauf legen, daß Ihnen vom Jahrgang 1876 „fehlt kein theures Haupt“, jo haben wir die einzig freie Nummer 6 aus unſerm Repoſitorium entnommen und Ihnen ſolche mit den gewünſchten Statuten heute durch Kreuzband überſendet. Es wird uns angenehm ſein, wenn Sie dieſe unſere Freundlichkeit einmal durch einen Bericht über die dortigen Fiſcherei-Verhältniſſe erwidern. 7. Herrn Hofrath Dr. St. M. Gütigen Beitrag mit beſtem Danke empfangen und für nächſte Nummer beſtimmt, nachdem das Material für gegenwärtige Nummer bereits vorbereitet war. Wir ſind ganz damit einverſtanden, daß der Gegenſtand, dem Ihre gediegene Abhandlung gewidmet iſt, energiſch verarbeitet werden muß, um nach gewiſſer Richtung endlich durchzubrechen. 8. Herrn F. M. Iſarfiſchſteig betr. Gegenwärtiger Stand der Sache unbekannt, glaublich beruhend. 9. Herrn Stadtrath S. in Frankfurt. Schon wieder ein Leſer, der die Nr. 6 von 1876 um den Preis des ganzen Jahrganges erkaufen würde. Leider können wir Ihrem Anſuchen nicht mehr entſprechen, da wir das einzige noch verfügliche Exemplar dieſer Nummer bereits Herrn Grimm in Bautzen abgetreten haben. Zu allen übrigen Vermittlungen mit Vergnügen bereit. Die Redaktion. INSERATE. Fiſchwaſſerbeſitzer oder Fiſchzüchter, die im Stande ſind, im Laufe nächſten Sommers 10 bis 12 Centner Forellen zu liefern, belieben ihre Adreſſe unter 0. H. Landwehrſtraße 51 ebener Erde in München zu hinterlegen. Verlag von G. Boſſe in Quedlinburg: A. D. Ailerhof: Die Nutzung der Ceiche und Gewäſſer durch Tiſchzucht und Blenden Mit einer Abbildung. 2 A. de la Bergerie: Anweiſung, Tiſchteiche anzulegen, zu beſetzen, zu fiſchen und die Fiſche ohne Gefahr zu verſchicken. Mit Abbildungen. 1M 25 3. Coſte: Anleitung, durch künſtliche Befruchtung des an alle N und ſtehenden Gewäſſer mit Fiſchen zahlreich zu beſetzen. Mit 2 Tafeln Abbildungen. 1 M 5 FJiſchbuch: Enthaltend Anweiſungen, Fiſche in Teichen und Gewäſſern zu W für ihre Erhalt ung zu ſorgen, Gewinn von ihnen zu erzielen, ſowie der Fang derſelben nach den verſchiedenſten Methoden. 2 4 25 3. St. M. Henning: Geheim gehaltene Piſchkünſte. Eine Anweiſung, auf alle Arten Fiſche den Köder zu machen, um ſie in Reuſen, mit der Angel, dem Zeuggarne und mit den Händen zu fangen; ebenſo auch die Witterung und den Fang auf Krebſe. Mit Abbildung. 1 M H. 23. A A. Teupold: Handbüchlein der wilden Tiſcherei. Eine Belehrung ae den Fang der Fiſche in Seen, Flüſſen und Bächen mittelſt aller Arten von Netzen, Reuſen, Senkern, Hamen u. ſ. w. Beſchreibung der Fiſche, der ihnen angenehmen Köder und aller auf ſie anwendbaren Fangmethoden. Mit 12 Tafeln Abbildungen. 1 4 50 3. H. A. D. Werner: Die Angelſiſcherei, nach allen Betriebsweiſen dargeſtellt. Nebſt Belehrungen über die Selbſtanfertigung der Angelgeräthe, über den Köder, über die Fangweiſe der verſchiedenen Fiſcharten. Mit 2 Tafeln Abbildungen. 1 M (Durch alle Buchhandlungen zu beziehen.) An unſere Leſer. 1. Durch zeitweiſe Beurlaubung des Redacteurs dieſer Blätter und andere Umſtände hat ſich das Erſcheinen gegenwärtiger Nummer der „Mittheilungen“ unlieb verzögert. Indem wir die geehrten Leſer diesfalls um Nachſicht bitten, können wir das Verſprechen bei— fügen, daß nunmehr um ſo raſcher die weiteren Nummern dieſes Jahrganges folgen werden. 2. In der Nummer 5 der „Mittheilung“ haben ſich zwei unliebe Druckfehler eingeſchlichen, die wir hiemit berichtigen. Für's Erſte iſt auf Seite 1 der Beilage Zeile 7 von unten ſtatt „Oberpfalz“ zu leſen „Ober— bayern“, indem dieſe Beilage die ober bayeriſche Kreisfiſcherei-Ordnung enthält, was allerdings aus dem Texte der Verordnung ſelbſt zu entnehmen iſt. Sodann iſt Seite 39 Zeile 12 von oben der Name unſeres verdienſtvollen Mitarbeiters Herrn Horrocks durch Druckverſehen unrichtig angegeben. Die Redaction. Für die Redaktion verantwortlich: M. Eiſenberger in Tölz. — Druck von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel in Commiſſion bei Theodor Ackermann in München. bayeriſchen Fiſcherei⸗Vereines. Nr. 7. München, 30. October 1877. II. Jahrg. Die „Mittheilungen“ erſcheinen in zwangsloſen Uummern, jährlich mindeſtens acht Mal. Das Abonnement beträgt für den Jahrgang 1 Mark 50 Pfg. und werden Leſtellungen bei den kgl. Poſtanſtalten entgegen genommen. — Inſerate werden die durchlaufende Petitzeile mit 20 Pf. berechnet. Inhalt: I. Die Herſtellung einer deutſchen Fiſchgeographie. — II. Vom Schlierſee. — III. Die Fiſcherei⸗Ausſtellung der Hoffiſcher Gebr. Kuffer im Glaspalaſte zu München. — IV. Pro Lucio Esoce. Eine Vertheidigungsſchrift. Von Herrn Bezirksamts-Aſſeſſor Müller. — V. Vereins⸗ Verhandlungen. — VI. Correſpondenzen. I. An die Fiſcherei-Vereine und Jiſchereifreunde Bayerns. Der deutſche Fiſcherei-Verein in Berlin hat die Herſtellung einer deutſchen Fiſchgeographie beſchloſſen, durch welche möglichſt verläßige Anhaltspunkte gewonnen werden ſollen: a) Wie die verſchiedenen Fiſcharten in den Gewäſſern vertheiltſind? b) Welche dem Leben der Fiſche günſtigen oder ſchädlichen Verhält— niſſe obwalten? c) Wo und in welchem Umfange Teichwirthſchaft und Fiſchzucht betrieben wird? Behufs gleichmäßiger Behandlung des Gegenſtandes ſoll der nachſtehende Frage— bogen benützt und beantwortet werden. Der Baheriſche Fiſcherei-Verein, um feine Mitwirkung zu dieſem Sammelwerke angegangen, hat ſolche bereitwilligſt zugeſagt“) und zunächſt beſchloſſen, ſich durch das *) Vergl. die Vereins⸗Verhandlungen vom 20. October 1877 in Nr. 6 dieſes Blattes. 54 Dereins-Organ an die in Bayern beſtehenden Fiſcherei-Vereine und die ſich hiefür intereſſirenden Fiſcherei-Freunde um ihre freundliche Beihilfe zu wenden. Es ergeht daher an dieſe geehrten Adreſſen das Anſuchen, den folgenden Frage— bogen erſchöpfend zu beantworten und die gefällige Erledigung dem Redakteur der „Mittheilungen,“ welcher mit der ſeinerzeitigen Berichterſtattung und Zuſammen— ſtellung betraut iſt, recht bald zukommen zu laſſen. München, den 20. October 1877. Das Pireckorium des Bayer. Kiſcherei⸗Vereins. Fragebogen. I. Flüſſe und Bäche. 1) Name des Fluſſes oder Baches und Angabe, in welches größere Gewäſſer er fließt. 2) Wie ſind die verſchiedenen Fiſcharten im Flußgebiet vertheilt, wie weit erſtreckt ſich namentlich das Bereich der Forelle, Aeſche (Strommaräne), Barbe, des Blei (Braſſe), des Schlei und Krebſes? Wie ſind die übrigen Fiſcharten im Flußgebiet vertheilt? Welche Fiſcharten ſind am häufigſten, welche häufig, vereinzelt, oder ſelten? wie groß werden die Fiſche? 3) Wird der Fluß von Wanderfiſchen (Lachs, Meerforelle, Seeforelle, Maifiſch, Aal, Stör, Schnäpel, Neunaugen, Huchen u. ſ. w.) beſucht? und in welchen Flußſtrecken iſt dies der Fall? wie weit gehen dieſe Fiſche in die Flüſſe hinein? 4) Wenn Wehre oder andere Hinderniſſe vorhanden ſind, welche die Fahrt der Wanderfiſche verhindern oder erſchweren, ſo wird um Mittheilung der Lage, Beſchaffen— heit, Höhe ꝛc. derſelben gebeten. 5) Iſt die Beſchaffenheit des Fluſſes dem Gedeihen der Fiſche günſtig? 6) Wenn ſchädliche Einflüſſe vorhanden ſind, ſo wird gebeten, anzugeben, wo ſie ſtattfinden, und wie ſie beſchaffen ſind. Hierher ſind zu rechnen Fabriken, Aufbereitungsanſtalten, Bergwerke (deren Ab— gänge den Fiſchen ſchädlich ſind); Turbinen (welche die abſteigenden Fiſche zerſchneiden); Fiſch- und Aalfänge; Kanäle für Triebwerke, Bewäſſerungen, Schifffahrt (welche dem Fluß viel Waſſer entziehen); Flußregulirungen; Menſchliche und thieriſche Räuber; nicht ſchonende Behandlung der Fiſcherei. II. Landſeen. 1) Name des See's und Angabe des Flußgebiets, dem er angehört. 2) Wie tief und wie groß iſt der See? 3) Welche Fiſcharten kommen darin vor? beſonders wird auf das Vorkommen von Saiblingen, Maränen, Renken, Felchen, Zandern, Stinten, Welſen, Bleien, Karpfen und Krebſen Rückſicht zu nehmen ſein. 4) Iſt die Beſchaffenheit des See's dem Gedeihen der Fiſche günſtig? 5) Welche der Fiſcherei ſchädliche Einflüſſe find vorhanden? (fiehe Frage I Nr. 6). e III. Teichwirthſchaft. 1) Wo wird Teichwirthſchaft betrieben? 2) Wie viel Streich-, Streck-, Abwachs-Teiche ſind vorhanden? Wie groß ſind dieſelben? 3) Wie lange ſind die Teiche beſpannt? 4) Wie lange liegen ſie trocken? 5) Werden ſie zeitweiſe beackert? 6) Wie ſtark werden die Teiche beſetzt? 7) Wie viel Ausbeute liefern ſie? 8) Werden Setzfiſche für Seen und Flüſſe gezüchtet oder nur Speiſefiſche? 9) Welche Fiſcharten werden gezüchtet? IV. Fiſchzuchtanſtalten. 1) Wo ſind Fiſchzuchtanſtalten vorhanden? 2) Welche Fiſcharten werden gezüchtet? 3) In welcher Weiſe wird der Fiſchlaich gewonnen? 4) Werden angebrütete Eier oder Fiſchbrut abgegeben? wie viel? von welchen Fiſcharten? 5) Werden die erbrüteten Fiſchchen ſofort in offene Gewäſſer geſetzt, reſp. in welche? 6) Werden die Fiſchchen in Teichen oder abgeſchloſſenen Bächen weiter gezüchtet? Werden ſie gefüttert? II. Vom Schlierſee. Oktober 1877. Der deutſche Fiſcherei-Lverein in Berlin hat in jüngſter Zeit neben anderen Unter— nehmungen auch die Wiederbelebung der Gewäſſer Süddeutſchlands und namentlich Bayerns mit entſprechenden Fiſcharten in's Auge gefaßt und hiezu aus den ihm vom deutſchen Reichstage bewilligten Geldern einen nicht unbedeutenden Betrag zur Verfügung geſtellt. Die Energie und Ausdauer, mit welcher die Angelegenheit von dort betrieben wird, läßt auch an einem ſchließlichen günſtigen Erfolge nicht zweifeln. Zunächſt handelt es ſich um die Beſetzung von ein paar bayeriſchen Seen mit Maränen-Brut. Im Hinblick auf die hiebei maßgebenden Geſichtspunkte, Tiefe und Beſchaffen— heit des Waſſers, erleichterten Transport durch Eiſenbahn, gebotene Ueberwachungs— Gelegenheit ꝛc. empfahl ſich in erſter Linie der Schlierſee, deſſen Waſſer bekannt— lich frei von Hechten iſt und deſſen Geſtade dicht von der Schienenſtraße berührt werden. Ueberdieß kam hier in Betracht, daß der Schlierſee bereits Renken enthält, alſo ſein Waſſer für die Aufzucht dieſer Fiſchgattung vorzüglich geeignet und in der Perſon des Hoffiſchers Schrädler von da ein ganz tüchtiger Betriebsleiter vorhanden iſt. Endlich hatte das königliche Hofmarſchallamt, deſſen Verwaltung der Schlierſee als Beſtandtheil der Civilliſte unterſtellt iſt, mit großer Liberalität nicht blos den See für die beabſichtigte Unternehmung zur Verfügung geſtellt, ſondern auch die Koſten für die nöthigen Vorrichtungen übernommen. Um nun Angeſichts des alsbaldigen Beginnes der Brutperiode die nöthigen Ein— leitungen an Ort und Stelle zu treffen, fanden ſich dieſer Tage Herr Hofrath 56 Dr. Stephan und Herr Hoffiſcher Kuffer aus München, die beiden verdienſtvollen Ver— mittler der Beſtrebungen des deutſchen Fiſcherei-Vereines für die bayeriſchen Fiſcherei— Intereſſen, denen ſich als Dritter der Redakteur der bayeriſchen Fiſcherei-Zeitung, Herr Notar Eiſenberger aus Tölz, angeſchloſſen hatte, in Schlierſee ein, befuhren in Begleitung des Hoffiſchers Schrädler den See nach allen Richtungen und entſchieden ſich nach dem Vorſchlage des letzteren endlich dafür, die Schutzplätze für die Ausbrü— tung der zu erwartenden Fiſcheier an der Südſeite des Sees anzulegen. Daſelbſt werden demnach in geringer Entfernung von einander zwei bis zum Grunde reichende Einfänge von Holz hergeſtellt, die das Eindringen von Feinden ver— hüten und durch kleine Drahtgitter die Strömung des Waſſers vermitteln. Nach einer von Herrn Hoffiſcher Kuffer angeregten Methode wird die Brut in dieſe Einfänge, deren Unterlage mit reinem Kies belegt iſt, eingeſetzt und unter entſprechender Controle und Abſonderung vorkommender Mißbildungen der freien Entwicklung überlaſſen. Eine andere Partie der Ankömmlinge ſoll durch den Holton'ſchen Apparat, welcher an einer Quelle zunächſt der Schrädler'ſchen Behauſung angebracht wird, aus— gebrütet und ſohin die Entwicklung der Brut auf zweifache Weiſe verſucht werden. Auf dieſe Art wird ſich die Zweckmäßigkeit beider Methoden erproben laſſen und zu weiteren Vergleichungen und Anregungen Gelegenheit gegeben ſein. Dem Ver— nehmen nach ſind vom deutſchen Fiſcherei-Verein für dieſen erſten Verſuch 50,000 Bodenrenken- und 25,000 Felchen-Eier für den Schlierſee zugeſichert und wollen wir hoffen, daß die hochherzigen Abſichten der Geber dieſes ſchönen Geſchenkes vom beſten Erfolge gekrönt werden. Ueber das Ergebniß werden wir in dieſen Blättern ſeinerzeit weitere Mitthei— lung machen.“) —T. III. Die Fifderei- Ausgenkfüg de der Gebr. Kuffer, Goffiſcher in München. München, 20. October 1877. Zu dem Intereſſanteſten, was die diesjährige landwirthſchaftliche Ausſtellung im Glaspalaſte zu München aufzuweiſen hatte, gehörte unſtreitig die den Mittelpunkt der— ſelben bildende, von den Herren Gebr. Kuffer, fgl. Hoffiſcher in München, ſehr gelungen arrangirte Fiſcherei-Ausſtellung. Beim Eintritte in die Räume des Glaspalaſtes bot ſich vor Allem der Anblick einer mit vielem Geſchicke geordneten Zuſammenſtellung ſämmtlicher Attribute des Fiſchereibetriebes, als verſchiedener ſchön gearbeiteter Netze und zahlreicher anderer Ge— räthe, die gleichſam den Rahmen abgaben zu dem belebteren Bilde der Fiſch-Ausſtellung. In drei Gruppen war die Mehrzahl (49 Arten) der vorzüglicheren in Bayern vorkommenden Fiſcharten eingetheilt. Im Waſſerbecken des ſchönen Springbrunnens waren untergebracht jene Fiſch— arten, welche vorzugsweiſe Gegenſtand des Fiſchhandels in Bayern ſind: als mehrere Exemplare ſchwerer Seeforellen aus dem Chiemſee, einzelne Bachforellen, ebenſo *) Nachdem unſeres Wiſſens vom deutſchen Fiſcherei⸗Verein auch dem Tegernſee eine Partie befruchteter Renken⸗Eier zugedacht iſt, würden wir uns auch von dort über das erzielte Reſultat ſeiner⸗ zeit freundlichen Bericht erbitten, Die Redaktion. 57 größere Huchen und Amaule, wovon erſtere aus der Iſar, letztere aus dem Ammer— ſee und der Donau ſtammen, ſowie mächtige Waller und Hechte aus der Donau, ferner ſchöne Karpfen, Schleien, Schiede, Praxen, Alante, Stock- und Gold— nerflinge, Aitel, Naſen, Blecken und Frauenfiſche aus verſchiedenen Flüſſen, Weihern und Seen Bayerns. Eine zweite Gruppe bildete der Inhalt des neben dem Springbrunnen angebrachten Brutkanals; hier fanden ſich in zwei Bruttiegeln Eier von Lachſen und Forellen, ferner ſelbſtgezüchtete /- und ljährige Forellen und Saiblinge, ſowie einzelne Zingel und Neunaugen aus der Iſar, Rußnaſen aus der Würm, Rißlinge aus dem Ammerſee und Rutten aus verſchiedenen Flüſſen. Nebenan war der neueſte amerikaniſche Brutapparat, Syſtem Holton, zu ſehen, durch welchen in 20 Ab— theilungen ſowohl Eier von Forellen, Saiblingen und Lachſen, als auch von Aeſchen, Renken und Amauls ausgebrütet werden können. Sehr vortheilhaft war die dritte Gruppe der Ausſtellung in einem Aquarium von circa 24 Abtheilungen zur Anſchauung gebracht. Hier wiegten ſich in ihrem Elemente winzige Exemplare von Stichlingen, Pfrillen, Schneidern, Schuß— lauben, in einem andern Glasbehälter Bürſchlinge, Koppen, Strömer, Wetter— grundeln, Dorngrundeln, Greßlinge (Steingreßlinge), Karauſchen, wieder in einem andern ſelbſt gezogene Huchen mit circa 1½ Pfd., Aſchen aus der Iſar, daneben ſchöne Saiblinge aus oberbayeriſchen Seen, 4jährige Forellen, eine Anzahl ſiebenpfündiger Aale, die aus der Gegend von Iffeldorf bezogen wurden, wo ſie vor 15 Jahren als Montce eingeſetzt wurden u. ſ. w. Außerdem waren in den weitern Abtheilungen Goldfiſche, Bitterlinge aus der Würm, Pfeifferln und Schrätzern aus der Donau enthalten. Auch die Krebſe fehlten nicht. Beſonderes Intereſſe bot uns in dieſer Gruppe eine Partie lebender Polypen, die hier in einem kleinen Aquarium in Meerwaſſer, welches aus der Nordſee kam, ausgeſtellt waren. Die Schönheit und Reichhaltigkeit der geſammten Ausſtellung nahm das Publikum erſichtlich in hervorragender Weiſe in Anſpruch und Kenner und Laien verließen die— ſelbe mit dem Eindrucke vollſter Befriedigung. Unter den ausgeſtellten Fiſcharten befinden ſich einige, welche nach der Behauptung des Herrn Kuffer für Bayern im Ausſterben begriffen ſind. Dieſer wichtige Punkt ſoll in einem ſpäteren Berichte erörtert werden. 15% IV. Pro Lucio Esoce.*) Eine Vertheidigungsſchrift. — Von Herrn Bezirksamts⸗Aſſeſſor Müller. Niederbayern. — r. Mein Klient hat ein eigenthümliches Schickſal. Bei den Römern nach dem Zeugniß des Auſonius verachtet, iſt er in neuerer Zeit zu culinariſchen Würden emporgediehen. Auf der andern Seite hat er es mit der hohen Polizei gründlich ver— dorben. Für ihn ſelber iſt bei dieſem Wechſel nichts gewonnen. Er iſt vogelfrei und obendrein ſteht eine hohe Prämie auf ſeinem Kopfe. Für einen ſolchen Kapitalverbrecher, *) Für den Hecht. 58 — deſſen erbittertſte Ankläger im k. Staatsminiſterium ſitzen, theilweiſe auch dem bayeriſchen Fiſchereivereine angehören, eine Lanze einzulegen, muß natürlich jedem Vertheidiger als ein zwar ſchwieriges aber lockendes Thema erſcheinen. — Vor Allem möchte ich nun zu ſeinen Gunſten anführen, daß der über ihn ver— hängte Prozeß noch nicht definitiv entſchieden iſt. — Die Landes- und Polizeiordnung vom Jahre 1616 Tit. 8. ſchützte unſeren Geächteten noch durch das Brütlmaß. Die Minimalgröße eines marktgerechten Hechtes betrug etwa 14“ Duodezimalmaß, das Gewicht zwiſchen / und ½ Pfund. Es kömmt hiebei zu bemerken, daß die Landes- und Polizei= ordnung Schonzeiten überhaupt nicht oder nur für ein paar Fiſchgattungen aufftellt. So blieb es geltendes Recht bis in die jüngſte Zeit, insbeſondere bemerkt zwar Kreittmayr in ſeinen Annotationen Th. II. cap. III. §S 3 3. 41, daß die Fiſcherei im Allgemeinen unſtatthaft ſei, wenn der Fiſch laiche, allein er beſchränkt ſich gleichwohl darauf, im weiteren Verlauf die Beſtimmungen der Landes- und Polizeiordnung zu reproduziren. (Das preußiſche Landrecht dagegen nimmt in ſeinem Verbot des Fiſchens zur Laichzeit Th. I cit. IX $ 186 bereits auf die desfallſigen Polizeivorſchriften Bezug.) Erſt im Laufe der fünfziger Jahre und insbeſondere nach Erlaß des Polizeiſtrafgeſetzbuches vom 10. November 1861 folgten ſich in den einzelnen Regierungsbezirken die Fiſcherei— ordnungen raſch aufeinander. Von den mir zur Hand befindlichen aus dem Jahre 1862 haben jene für Nieder— bayern, Oberpfalz und Unterfranken den Hecht im Laichkalender und ſchützen ihn oben— drein durch das Brütlmaß, die Fiſchereiordnung für die oberbayeriſchen Seen aus dem Jahre 1862 ſtatuiren alle für den Hecht ein Brütlmaß von 10—14“ und ½— Pfund, während ſie nur für einige Seen gleichzeitig eine Schonzeit aufrechthalten. Im Jahre 1869 wurde von der Staatsregierung die Erlaſſung einer Fiſchereiordnung für das geſammte Königreich in Angriff genommen. Die Grundlage derſelben bildete ein von dem bayerischen Fiſchereivereine aufgeſtellter Entwurf. Dieſer Entwurf war durch— wegs hechtenfeindlich gehalten. Er gewährte den Floſſenträgern des Königreichs ein drei— faches Maß des Schutzes: Brütlmaß und Schonzeit, — Brütlmaß allein — und Maſchen— weite. — Das letzterwähnte Minimum von Fürſorge ſollte auch dem Hecht zukommen. Aus dieſem Entwurf iſt die oberpolizeiliche Vorſchrift vom Jahre 1872, welche dermalen die für das ganze Königreich giltige Norm bildet, hervorgegangen. Sie ge— denkt des Hechtes und einiger anderer Anrüchiger, ſeltſamer Weiſe aber auch des Bieder— manns Cyprinus-carpio*) nicht im Laichkalender und ſtatuirt für den Erſteren ſelbſtver— ſtändlich auch kein Brütlmaß. — Es war ſomit gekommen, wie es längſt geplant war. War der Hecht im Netz, ſo brauchte er nur zu probiren, ob er durchſchlüpfen könne; ging das nicht, ſo konnte er reſignirt ſeinem Schickſale entgegen ſehen: „Mitgefangen — mitgehangen.“ Charakteriſtiſch iſt, daß ſofort nach Publikation der miniſteriellen Fiſcherei-Ordnung auf Anordnung der Praktiker, namentlich der landwirthſchaftlichen Vereins-Comité's, der Gedanke einer Ergänzung derſelben durch Schutzmaßregeln für Hechte und Karpfen von mehreren Kreisregierungen aufgegriffen wurde. Man verkannte die Intention des Staatsminiſteriums hiebei in ſo weit, als man annahm, eine Erweiterung der „privi— legirten Klaſſen“ ſei durch die Miniſterialvorſchrift keineswegs ausgeſchloſſen, fie könne ) Karpfen. nn —— — vielmehr durch oberpolizeiliche Vorſchriften der Kreisſtellen erfolgen. Allein der Verſuch ſchlug fehl, alle die hechtenfreundlichen Zuſätze und Anhänge wurden einige Wochen nach ihrer Publikation durch Miniſterialentſchließung außer Kraft geſetzt. So ſteht die Parthie zur Zeit allerdings gegen den Hecht, allein das „Für“ iſt in den einzelnen Vorſchriften gerade jo oft zum Ausdruck gekommen, als das „Wider“ und das Facit ſcheint mir zur Zeit doch nur: daß der Oberſte Recht behält. (Fortſetzung folgt.) V. Vereins⸗Verhandlungen. Verſammlung am 20. Oktober 1877. Die regelmäßigen Winter-Verſammlungen des Bayer. Fiſcherei-Vereins wurden am Samſtag den 20. Oktober Abends in dem neu gewählten Lokale beim Kapplerbräu eröffnet. Hiebei kamen unter dem Vorſitze des I. Vorſtandes Herrn Reichsrath Frei— herrn v. Niethammer folgende Gegenſtände zur Erledigung: 1) Zunächſt wurde von dem Vereinsſecretär Hrn. A. Kaul das Protokoll über die letzte größere Vereins-Verſammlung bekannt gegeben, welche am 26. Mai lfd. Js. ſtattgefunden hatte, und woraus wir noch folgendes nachtragen: a) Als neue Mitglieder wurden aufgenommen: Kreisfiſcherei-Verein von Niederbayern, Herr Gymnaſial-Profeſſor Wimmer in München, Herr Direktor John Aſhton in München, Herr Bildhauer Rudolf Schwanthaler in München. b) Die Anträge des Vereinmitgliedes königl. Notar Eiſenberger in Tölz betreffend: aa) die Prämiirung verdienſtvoller Leiſtungen auf dem Gebiete der praktiſchen Fiſchzucht und im Fiſchereiweſen überhaupt durch das landwirthſchaftl. Central-Comité, dann bb) die Erwirkung eines Beitrages aus oberbayer. Kreisfonds für Prämien auf den Otterfang und für ſonſtige Fiſchereizwecke, namentlich zur Be— aufſichtigung des Fiſchereibetriebes an den verſchiedenen Fluß- und See— gebieten, Unterſtützung von Genoſſenſchaften ꝛc. ꝛc., wurden zum Be— ſchluß erhoben. 2) Herr Vereins-Secretär erſtattete weiters Bericht über die Thätigkeit des ſoge— nannten Ferien-Ausſchuſſes, welcher während der Sommermonate, woſelbſt die regelmäßigen Vereins-Verſammlungen ausgeſetzt waren, die laufenden Geſchäfte beſorgt. Darunter iſt zu erwähnen: a) Ein von der kgl. Regierung von Oberbayern K. d. J. abverlangtes Gutachten in Betreff der Fiſcherei-Verhältniſſe auf dem Kochel- u. Staffelſee. b) Eine Vorſtellung des Vereines an das kgl. Bezirksamt München r/ J., betreffend die Fiſcherei-Verhältniſſe am ſogenannten Hachinger Bache. Die in dieſer Angelegenheit ergangene Verfügung des kgl. Bezirksamtes wurde mit allgemeiner Befriedigung zur Kenntniß genommen. Es iſt darin den erhobenen Beſchwerden nach Thunlichkeit abgeholfen, das Verbot des unberechtigten Fiſchens unter Androhung der geſetzlichen Strafen erneuert, die ſofortige Beſeitigung der von den Uferbeſitzern angebrachten Verzäunungen und Hemm— niſſe angeordnet und zugleich im Hinblick auf die Beſtimmungen des Waſſerbenützungs— Geſetzes ausgeſprochen, daß den Fiſchereiberechtigten die Befugniſſe zuſtehen, zur Aus— übung der Fiſcherei die Ufer zu betreten. Auch bezüglich der Räumung des Baches wurde im Intereſſe der Fiſchzucht nach Maßgabe des Geſetzes das Geeignete verfügt. c) Als neue Mitglieder wurden während der Ferienzeit angemeldet und aufgenommen: 60 Herr Privatier Tempel in München, Herr Hofmuſiker Stad ler daſelbſt. 3) In Betreff der Loiſachkanal-Schleuße bei Großweil hatte ſich der Fiſcherei⸗Verein mit einer Vorſtellung an die kgl. Regierung von Oberbayern gewendet. Es wurde die hierauf erfolgte kgl. Regierungs-Entſchließung bekannt gegeben, worin der Vorſtellung ſtattgegeben und die Beſeitigung des angeregten Mißſtandes durch beſſeren Verſchluß der Schleuße angeordnet iſt. 4) Der Kreis-Fiſcherei-Verein von Niederbayern erſucht um ein Gutachten in Betreff der Anlage eines Fiſchſteiges an der Iſar bei Landshut, zu deſſen Her— ſtellung ſich der Magiſtrat der Stadt Landshut bereit erklärt hat. Die Angelegenheit wird als dringlich erklärt und das Referat hierüber Herrn Hoffiſcher Kuffer in München für die nächſte Sitzung übertragen. 5) Von Herrn Hoffiſcher Kuffer wird ein Bericht über die Ergebniſſe der Conferenz deutſcher Fiſchzüchter, welche unter ſeiner Betheiligung Anfangs Mai d. Is. in Berlin ſtattgefunden hat, vorgelegt und zu den Akten genommen. 6) Der deutſche Fiſcherei-Verein hat die Herſtellung einer Fiſchgeographie der Gewäſſer Deutſchlands, Oeſterreichs und der Schweiz beſchloſſen und mit deren Herſtellung den Rittergutsbeſitzer und Fiſcherei-Schriftſteller Hrn. Max von dem Borne in Berneuchen betraut. Von dieſem wird an den Bayer. Fiſcherei-Verein das Anſuchen geſtellt, zue Sammlung des nöthigen Materiales entſprechend mitzuwirken. Die Verſammlung erkannte die Wichtigkeit dieſer ſtatiſtiſchen Erhebungen und erklärt ſich gerne zu der angeſonnenen Mitwirkung bereit. Es wird zunächſt beſchloſſen, eine größere Anzahl von Fragebogen zu erholen und vor Allem die Mitwirkung des Herrn Prof. Siebold zu erbitten, ſodann entſprechende Aufforderung an die in Bayern beſtehenden Fiſcherei-Vereine und einzelne Fiſchereifreunde durch die Vereins-Zeitſchrift zu erlaſſen, und über das Ergebniß dieſer Erhebungen durch den Redakteur der Zeitſchrift, Herrn Notar Eiſenberger in Tölz, dem das Referat über den Gegenſtand übertragen wird, ſeiner Zeit Bericht erſtatten zu laſſen. —T. VI. Correſpondenz. 1. Herrn Freiherrn v. M. in N. bei Höchſtädt. Die Fruchtbarkeit Ihres Karpfen- weihers hat an ſachverſtändiger Stelle, wo wir davon Mittheilung gemacht, nicht wenig Verwun— derung erregt. Zum nächſten Einſatz werden empfohlen: Circa 1500 Stück Karpfen-Setzlinge — nicht mehr — im Durchſchnittsgewichte von ¼ — 1 Pfd., ein, höchſtens zwei Dutzend Hechte, aber nicht über ¼ Pfd. ſchwer, und endlich einige Schleie. Dieſe Miſchung wird für Ihre Waſſeranlage die entſprechendſte und gewinnbringendſte ſein. 2. Herrn F. in Augsburg. Die zunehmende Theilnahme und wohlwollende Unterſtützung, welche die „Mittheilungen“ bei den Fiſchereifreunden in und außer Bayern finden, haben, abgeſehen von zahlreichen dahin lautenden Zuſchriften und Anregungen, der Redaktion ſelbſt den Gedanken einer „Monatsſchrift“ neuerdings nahegelegt. Die Entſcheidung hierüber wird im nächſten Monat folgen und eintreffenden Falles auf Ihre fernere gütige Mitwirkung gerechnet. 3. Herrn N. Gr. in Türkheim. Für freundliche Aushilfe nochmals herzlichen Dank. Jüngſte Mittheilung erhalten und von den beigefügten Notizen mit Intereſſe Kenntniß genommen; hoffen ſelbe in einer der nächſten Nummer verwerthen zu können. Gruß! 4. Nach Unterfranken. Herrn Bürgermeiſter S. in S. Unter beſtem Danke für die ſchätz⸗ bare Mittheilung bitten wir um die ſtillſchweigende Erlaubniß, ſelbe mit Ihrem Namen in nächſter Nummer veröffentlichen zu dürfen. . Herrn E. Schröder in Landsberg a/ Warthe (Provinz Brandenburg). Unſer Blatt iſt nicht bloß bei jeder Poſt, ſondern auch durch den Buchhandel zu beziehen; empfehlen Ihnen daher, ſich ſelbes auf dem einen oder anderen Wege zu beſchaffen und freuen uns, in Ihnen einen fleißigen Leſer und vielleicht Mitarbeiter zu gewinnen. Die gewünſchte Aufnahme in den Bayer. Fiſcherei-Verein werden wir gerne vermitteln und erſuchen ſchließlich, die etwas ſpäte Beantwortung zu entſchuldigen. Bezüglich der weiteren Anfrage, Inſeration betr., verweiſen wir auf demnächſtige briefliche Erledigung. 6. Chiemſee⸗Fiſcherei. Der zugeſicherte Bericht ſei hiemit in freundliche B gebracht. ie Redaktion. Für die Redaktion verantwortlich: M. Eiſenberger in Tölz. — Druck von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel in Commiſſion bei Theodor Ackermann in München. Mittheilungen über Tiſchereiweſen. „ Organ des bayeriſchen Fiſcherei-Vereines. N 8. Münden, 21. November 1877. II. Jahrg. Die „Mittheilungen“ erſcheinen in zwangsloſen Uummern, jührlich mindeſtens acht Mal. das Abonnement betrügt für den Jahrgang 1 Mark 50 Yig. und werden Beftellungen bei den Kol. Poſtanſtalten entgegen genommen. — Inſerate werden die durchlaufende Petitzeile mit 20 Pf. berechnet. Inhalt: I. Der Landtags-Referent für landwirthſchaftliche Angelegenheiten und die Fiſchzucht in Bayern. — II. Zur Frage der Otter-Vertilgung. — III. Pro Lucio Esoce. Eine Vertheidigungs— ſchrift. (Fortſetzung.) — IV. Salz als Heilmittel gegen Paraſiten an Forellen. — V. Das Exträgniß eines Karpfenweihers. — VI. Notizen. — VII. Correſpondenz. I. Der Tandtags-Referent für landwirthſchaftliche Angelegenheiten und die Jiſchzucht in Bayern. Eine ichthyologiſche Betrachtung. Vom Lande. November 1877. Welche Ausſichten dermalen in Bayern für das baldige Zuſtandekommen eines ſo nothwendigen Fiſchereigeſetzes, wenigſtens auf Seite der Volksvertretung, beſtehen, davon haben die jüngſten Verhandlungen des Finanz-Ausſchuſſes der Kammer der Abgeordneten einen ſehr draſtiſchen Beleg geliefert.“) Als nämlich in der Sitzung des genannten Ausſchuſſes vom 29. Oktober lfd. Is. die Poſition für die „Chiemſee-Fiſcherei“ zur Behandlung kam, wußte der Referent, Herr Abg. Lerzer, an den nothwendigen Aufwendungen für die Fiſcherei nicht genug zu mäckeln. *) Wir bemerken hier ausdrücklich, daß wir unſere folgende Mittheilung aus den Berichten ſchöpfen, welche über die fraglichen Verhandlungen durch die Preſſe in die Oeffentlichkeit gelangt ſind, da uns das Ausſchuß-Protokoll nicht zugänglich geworden iſt. aut en ea een — — In ſeinem patriotiſchen Erſparungseifer ging er ſo weit, daß er bei dem ohnedies geringen Poſtulate für künſtliche Fiſchzucht am Chiemſee eine Herabſetzung des Regierungs⸗Voranſchlages zu 460 M bis auf die Summe von 17 — jage ſiebzehn — Mark in Antrag bringen zu müſſen glaubte. Daß man bei ſolchen kundgegebenen Geſinnungen für den fraglichen Zweck wenigſtens noch 17 & paſſiren laſſen wollte, zeigt von einer Großmuth und Selbſt— verleugnung, wofür ſich die Fiſcherei-Freunde Bayerns bei dem Herrn Landtags-Referenten bedanken dürfen. Wahrhaftig, man müßte über eine ſolch' kurzſichtige Knauſerei lachen, wenn die Sache nicht gar ſo ernſt wäre. Frankreich hat für die künſtliche Fiſchzucht mehr als eine Million Franks geopfert und mit Zuhilfenahme deutſcher Kräfte eine großartige Anſtalt gegründet, die heute noch — und zwar durch des Geſchickes Wendung nunmehr auf deutſchem Boden — beſteht und blüht und wirkt.“) Vom deutſchen Reiche wurden erſt im vorigen Jahre Tauſende für Zwecke der Fiſchzucht bewilligt; die bayeriſche Staatsregierung erläßt Ver— ordnungen über Verordnungen zum Schutze und zur Pflege der Fiſcherei; ein reges Vereinsleben arbeitet in voller Entwickelung für die gleichen Tendenzen; aller Orten ertönt der Ruf und bricht ſich die Erkenntniß Bahn, daß dieſem tiefgeſunkenen Zweige der vaterländiſchen Volkswirthſchaft durch ein energiſches Geſetz aufgeholfen werden müſſe, und nun, nachdem an dem größten bayeriſchen See die von allen Sachverſtändigen für nothwendig erkannte Einrichtung zur künſtlichen Fortpflanzung unſerer heimiſchen Edelfiſche mit dem kaum nennenswerthen Aufwande von 460 & gefördert werden ſoll, erhebt ſich an einer ſo maßgebenden Stelle eine Stimme, die alle dieſe Beſtrebungen nicht nur förmlich ignorirt, ſondern ihnen durch die Verweigerung einer ſo geringen Summe jede Berechtigung abſpricht. Die künſtliche Fiſchzucht iſt ein von der Naturwiſſenſchaft längſt gelöſtes Problem, und wenn der Herr Landtags-Referent im Umkreis ſeiner eigenen Heimath keine Gelegen— heit hatte, ſich von dem Weſen und der Bedeutung dieſes Problems zu überzeugen, ſo durfte er nur die heurige Oktoberfeſt-Ausſtellung im Glaspalaſte, oder das Etabliſſement der Gebr. Hoffiſcher Kuffer in München beſuchen, um ſich über dieſen Theil ſeines Referates die nöthige Belehrung zu verſchaffen. Zwar hatten die übrigen Mitglieder des Finanz-Ausſchuſſes und insbeſondere deſſen Vorſtand ein beſſeres Einſehen in die Sache und ſorgten dafür, daß auch hier die Bäume nicht in den Himmel wuchſen; aber es iſt immerhin mißlich, daß dieſes abfällige Urtheil eines Mannes, dem die bayerische Volksvertretung die Berichterſtattung über die wirthſchaftlichen Angelegenheiten des Landes anvertraut hat, mit einem Zeit— punkte zuſammenfällt, in welchem der deutſche Fiſcherei-Verein in Berlin die anerkennens— wertheſten Opfer bringt, um die bayeriſchen Flüſſe und Seen mit den koſtbarſten Fiſch— arten des Nordens zu bevölkern. Wollen wir hoffen, daß dieſe eigenthümliche Art heimiſcher Aufmunterung wenigſtens jenen verdienſtvollen Beſtrebungen keinen Eintrag thut; dem Herrn Referenten aber empfehlen wir zu allenfallſigen ferneren Vorträgen Dr. Beta's berühmtes Buch: „Die 5) Kaiſerl. Fiſchzucht-Anſtalt zu Hüningen im Elſaß. N | Panrasilern, welche geo Porellerv angrefen N II HR a,Sentakeln a fee loelaea auf denselben. 5 — 8 a, Neikzoskonische Sarasıten, welche Forellen DN angreifew. 3 Wasser- Js ecle , vou denen mw annimmt, dafs sie den forellen - Glen e sind: h De ee * — i 1 Ar SCH RN 8 ö N 1 3 2 % * 1 * 1 * - 11 r * re — nnnn Bewirthſchaftung des Waſſers“, ſowie die jüngſte Brochüre über Fiſchzucht von dem Aſſiſtenten J. Meyer in Hüningen, aus welchem Studium ihm die Bedeutung des Goethe'ſchen Ausſpruches klar werden wird: „Ohne Waſſer iſt kein Heil.“ (Dixi.) II. Zur Frage der Otter-Vertilgung. Ein Appell an die Landräthe Bayerns. München, im Oktober 1877. Bei allen Fragen bezüglich der Hebung unſerer Fiſchereien drängt ſich in erſter Reihe die Nothwendigkeit der Verminderung der Zahl der Fiſchotter hervor. Die Menge derſelben hat in den letzten 20 Jahren in der bedenklichſten Weiſe ſich vermehrt, indem das Thier faſt aufgehört hat, als Gegenſtand der Jagd zu gelten. Dieſe iſt ja größtentheils aus den Händen der wirklichen Jäger in den Beſitz der bequemeren Sportsmen übergegangen; und von dieſen iſt nicht zu erwarten, daß ſie Stundenlang in kalten Mondnächten an eiſigen Flußufern, ohne Cigarre, den Moment des Vorüberhuſchens des ſchlauen Thieres erlauſchen ſollten, um nach Tagelang fortgeſetztem Wachen eines ſehr unſicheren Schuſſes ſich erfreuen zu können. Von freiwilliger Verminderung der Otter durch die Jagd iſt wohl nichts zu er— warten. — Der Fang der Otter mittels des Schlageiſens, ſo erfolgreich er auch ſein könnte, wird von dem Jäger nicht gerne verſucht; es kann ja leicht ein Hund eintreten; es wird ihm dasſelbe vom Bauer, ja vom Fiſcher ſelber geſtohlen; es verlangt ein ſorg— fältiges Nachſehen. Dazu kommt noch, daß die Otter zu den ſchlaueſten Raubthieren gehört, und daß ſie der feine Geruchsſinn ſtets wachſam erhält. Die Vertilgung durch Strychnin wäre allerdings ſehr wirkſam. Wenige haben jedoch den Muth, die möglichen Nebenwirkungen dieſes heftigen Giftes zu riskiren; und nur wenige dürften in der Lage ſein, über eine paſſende, vollſtändig abgeſchloſſene Lage am Waſſer zu verfügen, wo das gelegte Gift nicht auch andern lebenden Weſen gefährlich werden könnte. Der Fiſcherei-Beſitzer ſelber hat nur ein verkümmertes Recht der Verfolgung des böſen Räubers, und findet in der Obliegenheit der Abgabe des erlegten Thieres an den Jagdbeſitzer keine Ermunterung zu deſſen Vernichtung. Zudem iſt der Werth des Pelzes geſunken. O du ſtattliche Pelzhaube, warum macheſt du der verblaßten künſtlichen Lotos⸗Blume Platz! Es darf uns nicht wundern, daß unſer böſer Räuber in ſo er— ſchreckender Weiſe ſich vermehrt hat. Wir wiſſen aus einer Mittheilung unſerer hohen Regierung, daß in Mittelfranken in nicht vollen zwölf Monaten 126 Otter erlegt wurden, nachdem der dortige Landrath eine Summe für Prämien für erlegte Otter dekretirt hatte. Nehmen wir eine gleichmäßige Vertheilung dieſer Raubthiere im ganzen König— reiche an, jo können auf die übrigen 1266 U Meilen von 7—800 Ottern, reif zum Tode — berechnet werden. Es iſt wohl nicht übertrieben, wenn wir die Zahl der über— lebenden auf das vierfache ſchätzen, auf 3200! Nach Ausſage von Sachverſtändigen vertilgt eine Otter täglich ſo viele Fiſche, als ihr Gewicht beträgt, nämlich 12— 25 Pfd.; weil fie nicht allein zu ihrer Ernährung, ſondern auch aus Luſt die Fiſche erwürgt. Dieß darf wohl als übertrieben anzunehmen ſein. Jedoch geſetzt, daß wir nur 5 Pfd. täglich annehmen, ſo würde dieſes Quantum 64 für eine Otter ſchon 70—80 Kilo in einem Monate, — 840 Kilo im Jahre betragen. Berechnet man dieſe Summe auf 3200 Ottern, wie wir ſie annähernd annehmen dürfen, ſo ergäbe dieß die erſchreckende Menge von 2,788,000 Kilo alljährlich vertilgter Fiſche. Es iſt dieß ein ganz enormer Verluſt für den Beſitzer von Fiſchereien; ein ſchwerer Ab— gang wirthſchaftlichen Vermögens und in keiner Weiſe erſetzt durch den Werth etwa erlegter Ottern. Vielleicht iſt Jemand im Stande, den bezeichneten Verluſt in Geldwerth einzuſetzen. Wie ſoll unter dieſen Umſtänden der Fiſcherei-Beſitzer zur Freude an feinem Eigenthum, — zur Bereitwilligkeit der Steuerzahlung kommen? Wo ſoll er die Er— munterung finden, der Pflege ſeines Fiſchwaſſers Opfer und Arbeit zu widmen, wenn er weiß, daß die in der Nachbarſchaft verwüſtende Otterfamilie mit Sicherheit in ſein Waſſer wandern wird, nachdem er dasſelbe reicher mit Fiſchen bevölkert hat! Wenige Fiſcher giebt es, welche den Muth dabei nicht verlieren. Laſſen Sie uns dem Landrathe von Mittelfranken den Dank ausſprechen, daß er mit dem guten Beiſpiele vorangegangen und das wirkſamſte Mittel zur Verminderung der Fiſchotter — die Bewilligung der Summe von 500 M. auf Prämien für einge- lieferte Otter — dekretirt hat. Schon iſt auch von Seite der Landräthe von Niederbayern und Unterfranken ein gleicher Beſchluß in Ausſicht geſtellt; und es dürfte wohl keinem Zweifel unterliegen, daß in allen andern Kreiſen, und voran in Oberbayern der hohe Landrath nicht unter den letzten figuriren werde, die Mittel zu bewilligen, durch welche dem Lande die Erhaltung eines wichtigen Nahrungsmittels, dem Beſitzer ein Eigenthum geſichert werden kann. Es iſt beinahe eine Schande für das Land, für die Jäger voran, daß wir inmitten einer hohen Landescultur über die Ueberhandnahme ſo ſchäd— licher Räuber uns zu beklagen in der Lage ſind. — Laſſen Sie es uns nicht erleben, daß die Siouxes vom Saskatchewan nach Bayern auswandern, weil die Otterjagd bei uns ergiebiger als in Kanada zu ſein verſpricht. N III. Pro Lucio ESO ce“). Eine Vertheidigungsſchrift. Von Herrn Bezirksamts-Aſſeſſor Müller. (Fortſetzung.) Niederbayern. Wenden wir uns von der Rechtsfrage zur Thatfrage. Die ſchlimmſten Eigen— ſchaften des Hechtes ſind bekanntlich, daß er raubt, ungeheuer viel frißt und ſich ſehr raſch vermehrt. Was nun den Vorwurf des Raubes anlangt, ſo wollen wir davon abſehen, daß der Thatbeſtand des Raubes im juriſtiſchen Sinne nur in den ſeltenen Fällen vorliegen wird, wo eine unvorſichtige Bauerngans oder eine fiſchfrevelnde Ente in den Magen meines Clienten gerathen iſt. Nehmen wir freilich den „Raub“ in der Terminologie der Zoologen als „Mord in realer Koncurrenz mit Kanibalismus“, ſo müſſen wir allerdings der Wahrheit die Ehre geben. Der Hecht iſt leider kein Vegetarianer, wie die Forellen im Bezirksamte Cham, er frißt Seinesgleichen (im engeren und wei— teren Sinne des Wortes). Allein wer aus der ganzen Zunft der „Privilegirten“ wirft den erſten Stein auf ihn? Der Schied mit dem charakteriſtiſchen Prädikat? Oder der dickköpfige Aitel, der in ſeinen alten Tagen dem Laſter verfällt und auf Raub ausgeht; oder die heim— 750 Fur u Hecht. ER AS tückiſche Rutte, dieſe richtige Banditennatur, oder etwa gar die Herren Edelfiſche, die Räuber „von Gottes Gnaden?“ Dieſe Herren, wird man einwenden, rauben wohl auch, allein ſie vermehren ſich nicht ſo raſch, ſie freſſen nicht ſo viel, ſie wachſen nicht ſo ſchnell, es iſt alſo Gefahr, daß der Hecht die andern alleſammt auffrißt und im Kampfe um's Daſein ſchließlich allein die Wahlſtatt behauptet. Gemach! Daß gerade der Hecht der gefräßigſte unter allen den Räubern iſt, möchte ich nicht ſo ſtracks zugeben. Allein, wenn auch, ſo iſt denn doch entgegenzuhalten, daß wir in der Zeit von der Landes- und Polizeiordnung bis zum Jahre des Heils 1872, alſo während des hechtenfreundlichen Zeitraumes, ſonderliche Erfolge des Hechtes in ſeinem Vertilgungskampfe gegen die anderen Kiementhiere nicht wahrgenommen haben. Je mehr die Hechte ihr Angebot vermehren, deſto ſtärker iſt die Nachfrage, unter ihnen ſelber vor Allem und unter den Menſchen, Fiſchottern, Reihern ꝛc. In der Theorie läßt ſich ein Satz auf die Spitze treiben, in der Natur war von jeher dafür geſorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachſen. Zum Appettit gehört übrigens auch die Möglichkeit, ihn zu befriedigen, und das wird meines Erachtens dem Hecht nicht ſo leicht. Zu ſolchem Wohlſtand, wie die von Brehm erwähnten fünf, welche binnen drei Wochen achthundert Gründlinge verzehrten, bringt es nicht jeder Hecht. Die kleinen Fiſche ſind auf der Hut, die größeren brauchen ſich nicht mehr beſonders zu fürchten; ich ſah im Regenfluſſe, wie halbpfündige Aitel einem ruhigſtehenden, anderthalbpfündigen Hechte behaglich vor der Naſe vorbeiſchwammen. Nicht daß die Hechte im Verhältniß zu den andern Fiſchen zu viel werden, fürchte ich — ich rekurrire ſchließlich noch, obwohl kein Anhänger des Laisser-passer, auf das eigene Intereſſe der Fiſchwaſſerbeſitzer — ſondern daß ſie zu theuer werden, d. h. daß die Produktionskoſten zu hoch kommen möchten. Wäre dem ſo, käme das Pfund Hecht dem Fiſchwaſſerbeſitzer in Wirklichkeit theurer, als es bezahlt wird, dann hätte allerdings der Staat keinen Anlaß, einem Inſaſſen ſeiner Gewäſſer im Kampfe um's Daſein Vorſchub zu leiſten, der notoriſch übelbeleumundet, ein mit ſeinen Jahren progreſſiv fortſchreitendes Defizit in volkswirthſchaftlicher Beziehung repräſentirt. Im Gegentheil, es wäre Aufgabe des Staates, dieſen unnützen Zehrer in Bälde aus dem Haushalt, worin er den Paraſiten ſpielt, zu entfernen und er müßte da durch Polizeivorſchriften nachhelfen, wo die Indolenz oder Ignoranz Einzelner die Geſammtheit ſchädigen könnte. Ein unnützer Zehrer iſt aber der Hecht nur da, wo er mit Edelfiſchen konkurrirt. (Schluß folgt.) IV. Salz als Heilmittel gegen Yarafiten an Forellen. Mitgetheilt von Herrn Y. München, im Oktober 1877. Livingston Stone bringt in ſeinem in Boſton (U. St.) erſchienenen Werke: „Domesticated Trout“ in Bezug auf die Behandlung des Fungus (Fledenfrankheit der Forellen) eine Entdeckung, welche wir für ſo bedeutend halten, daß wir ſie unſeren Leſern nicht vorenthalten zu dürfen glauben. Die Abhandlung lautet in faſt wörtlicher Ueberſetzung: „Im Frühjahre 1872 begann ich einige mikroſkopiſche Unterſuchungen über Para— ſiten an großen und kleinen Forellen, welche zur Entdeckung eines Heilmittels für eine Krankheit führten, die bisher als unheilbar gehalten wurde. 66 Als bekannt darf vorausgeſetzt werden, daß an einer Forelle, welche verletzt oder lrank wird, ein ſchwammartiges Gebilde an der Oberfläche ihres Rückens zum Vorſchein kommt, das gewöhnlich nach wenigen Tagen einen gefährlichen Verlauf nimmt. Bisher hat man angenommen, daß der Fungus (Pilz) das Gewebe des Fiſches durchfreſſe und es zerſtöre. Das Mikroſkop entdeckte jedoch, daß es nicht der Pilz war, der den Fiſch durchdrang, ſondern eine Menge mikroſkopiſcher Würmer von der Geſtalt und Erſcheinung, wie fie anliegend wiedergegeben find*). Die Würmer werden nie an der Oberfläche der Pilzbildung gefunden, ſondern ſie halten ſich genau in deren tieferen Theilen, d. h. da, wo der Fungus mit der Hautoberfläche zuſammenhängt. Hier zwiſchen den unteren Theilen des Fungus und dem Leibe des Fiſches werden hunderte dieſer Ge— ſchöpfe beſtändig in Bewegung und ſichtlich heftig freſſend gefunden. Sie ſind ungefähr 80 Zoll lang und ¼00 Zoll breit und find verſehen mit einer Mundöffnung an einer Extremität und an der anderen mit ungefähr 20 krallenartigen Anſätzen (Tentakeln), um ſich auf dem Fiſche feſt zu ſetzen, an welchem ſie nagen. Sie freſſen fortwährend in die Gewebe des Fiſches hinein und die 20 Tentakeln befähigen ſie, ſich ſo gewandt feſtzuſetzen, daß der Fiſch ſie nicht losſchütteln kann. Dieſe Paraſiten ſcheinen zu leben auf dem Fleiſche des Fiſches und der Pilz ſcheint zu wuchern auf der verdauten Materie, in welche ſie jenes verwandeln. Dieſe Entdeckung führte zu Verſuchen, um ein Heilmittel ausfindig zu machen; ſolches fand ſich in der Wahrnehmung, daß eine ſtarke Auflöſung von Salz die Para— ſiten zerſtöſe. Es wurden darauf hin Experimente gemacht mit dem Eintauchen der Forelle in Salzwaſſer und es wurde dieſes als ganz unſchädlich gefunden, wenn es nicht zu lange fortgeſetzt wurde. So wurde eine Methode gefunden, die Paraſiten zu zerſtören, ohne den Fiſch zu tödten. Dieſe Thatſache wurde dadurch erwieſen, daß man eine mit Pilz überdeckte Forelle herausnahm und ſie für einige Momente in ein Salzbad eintauchte, darnach aber dieſelbe auf einige Tage ſich ſelbſt überließ. Der Fungus ſchälte ſich ab, die Paraſiten waren getödtet, die nackten Flecken heilten zu und die Forelle wurde geſund. Es wurden weitere Verſuche gemacht, wobei einige Forellen ſtarben, andere am Leben blieben. Aus all dem Vorerwähnten dürfen wir nachſtehende Schlußfolgerungen ableiten: Daß es der Wurm und nicht der Pilz iſt, welcher einfrißt und den Fiſch tödtet; und daß der Fiſch, wenn er noch nicht zu ſehr gelitten hat, durch Eintauchen in eine ſtarke Salzlöſung geheilt werden kann.““) Eine ähnliche Reihe von Verſuchen führte zu der Entdeckung, daß das Salz auch ein Heilmittel gegen die Paraſiten an jungen Fiſchen ſei. Dieſe Paraſiten ſind kleiner als jene, welche ſich an den größeren Fiſch machen.“) Dieſelben haben eine cirkelrunde Form mit einem Durchmeſſer von ungefähr /50 Zoll. Sie find außerordentlich dünn und gehen vorwärts durch eine Kreisbewegung. Sie ſchwärmen bisweilen in zahlloſen *) Siehe die autographirte Beilage mit den Abbildungen der erwähnten Paraſiten ꝛc. ) Ich nahm einen Eßlöffel voll Salz zu einem Pint (— ¼ Liter) Waſſer und hielt den Fiſch hinein, bis er ſich auf den Rücken kehrte, nahm ihn dann ſofort heraus und ſetzte ihn in kaltes lau— fendes Waſſer. *) Einige Male habe ich größere Paraſiten in geringer Zahl an den kleinen Forellen geſehen, aber nie fand ich den cirkelrunden Paraſiten an einer großen Forelle. Schaaren auf die jungen Fiſche, die von ihnen angefallen werden. Sie verurſachen kein pilzartiges Gewächs, wie es die größeren Paraſiten an den größeren Fiſchen ver— urſachen; die jungen Forellen, die durch jene zu leiden haben, erſcheinen vielmehr äußerlich ſo rein und wohl als je. Werden jedoch dieſe Paraſiten nicht beſeitigt, ſo wird die Forelle ihre Kraft verlieren und gegen das Abſperrgitter“) treiben, wo ſie ſchließlich aufgehalten wird, um zu fterben**). Salz tödtet auch dieſe Paraſiten, ohne die junge Brut zu ſchädigen. Es iſt alſo auch ein Heilmittel dagegen. Hunderte von Verſuchen die ich anſtellte, indem ich ſo behaftete junge Forellen in Salzwaſſer legte, hatten das gleiche Reſultat, nämlich die Paraſiten zu tödten und den Fiſch zu heilen. Im Zuſammenhange hiemit füge ich bei, daß das Salzbad den jungen Fiſchen auch in anderer Weiſe gut bekommt, als dadurch, daß es die Paraſiten tödtet, und daß insbeſondere eine Partie von junger Brut, die in einem kleinen Kaſten beiſammen war und die ich auf dieſem Wege geheilt hatte, indem ich jeden Tag einen halben Liter Salzlöſung dem Waſſer zugab, beſſer ausſah als irgend andere junge Fiſche, die ich hatte. Ich kam demgemäß zu dem Schluſſe, daß das Salz eine Wohlthat für die jungen Fiſche iſt und daß große Quantitäten zum Vortheile in den Fiſchzucht-Anſtalten ver- wendet werden, nicht allein zum Zwecke des Einſenkens in das Salzbad, ſondern um ein weſentliches Element zu erſetzen, an welchem das Waſſer ärmer geworden. Alles Quellwaſſer, ſagt man, enthält etwas Salz. Vielleicht iſt dieſe geringe Spur von Salz weſentlich für die Geſundheit der Fiſche. Wenn das ſo iſt, dann ſollte das Salz künſtlich ergänzt werden, im Falle Forellen gehegt werden in einem Quellenbach, wo der Salzgehalt unzureichend iſt.“ V. Das Erträgniß eines argen ere en von Herrn Baron von Milker, Gutsbeſitzer in Naßanger bei Höchſtädt. Oktober 1877. Im vorigen Jahr, Ende November, habe ich einen Weiher in der Größe von beiläufig 30 Tagwerk, der ſeit ungefähr 80 Jahren als Wieſe benützt wurde, mit Waſſer angelaſſen. Im Februar heurigen Jahres wurde derſelbe mit 1150 Stück Karpfenſetzlingen und 3 Schlagmuttern beſetzt; die Setzlinge wogen ziemlich 1 Pfund im Durchſchnitte. Am 2. Oktober wurde gefiſcht. Hiebei wurden herausgenommen 35 Centner Speiſe⸗Karpfen und 22 Centner Brut. Von erſteren gingen 30 Stück auf den Centner, von letzteren 400 Stück; doch waren unter der Brut auch Stücke von ¼ é Pfund vor— handen. Eine Schlagmutter war von 7 auf 12½ Pfund gewachſen. Was nun das finanzielle Erträgniß dieſes Fanges betrifft, bemerke ich, daß der Centner Speiſe-Karpfen hier 78 /, der Centner Brut 40 M koſtet. Die Schilfſtreu im Weiher wurde für 197 M. verkauft. Der Weiher iſt ſeit 4 Jahren in meinem Beſitze und lieferte bisher jährlich unge⸗ fähr 250 Centner Heu von ſchlechter Qualität. Grummet wurde in den 4 Jahren nur einmal abgenommen. Der Ertrag iſt demnach ein ganz anderer als früher. „) Es iſt hier von Beobachtungen in der Brutanſtalt Livingſton Stone's geſprochen. Der Ueberſetzer. **) Dieß wird eine Erklärung dafür ſein, was ſo manche Forellenzüchter beobachtet haben, daß ihre junge Brut zu ſterben ſchien, nachdem ſie kurz vorher noch vollkommen geſund ausſah. 68 —ä— ñ Z—.6ͤ ͤ——— Um ſo eigenthümlicher erſcheint es, daß in den letzten Jahren in hieſiger Gegend mehrere Weiher eingegangen find. *) VI. Notizen. Paſſau, 1. Oktober. Geſtern wurde in der Ilz in der Nähe der Triftſperre bei Hals eine Fiſchotter von ſeltener Größe (24 Pfund ſchwer) von dem Dullinger'ſchen Jäger Bockinger und Herrn Schmidmeiſter Kumpfmüller von Hals erſchoſſen. Die Fiſche in der Ilz ſind ſomit von einem gefährlichen Feinde befreit. — Die Fiſcher haben dieſer Tage in der Ilz bei 4 Centner Fiſche gefangen. Ein Beweis wie fiſchreich die Ilz iſt. Von der ſchwarzen Laber, November 1877. Von Seite der Fiſchberechtigten und anderer Freunde der Fiſchzucht hat ſich in Eichhofen ein Verein zur künſtlichen Auf— zucht von Forellen in der Laber und ihren Nebengewäſſern gebildet. Es iſt beabſichtigt, in künſtlichen Brutkäſten einſtweilen 60,000 Forellen-Eier unterzubringen. Auf das Ein— fangen eines Fiſchotters iſt ein Preis von 20 Mark geſetzt; wer zweibeinige Fiſchdiebe (Storche?) anzeigt, ſo daß dieſelben gerichtlich belangt werden können, erhält 10 Mark. VII. Correſpondenz. 1. Herrn Gg. H. in Ansbach. Ihre vortreffliche Ausarbeitung über die fränkiſche Rezat iſt eingelaufen und werden wir mit Ihrer Zuſtimmung Einiges aus dieſem Elaborate auch für die Ver— einsſchrift benützen. 2. Herrn Bürgermeiſter v. St. in N. Beſten Dank für die jüngſte gütige Zuſendung. Beides wird, wenn möglich, in nächſter Nummer benützt werden. Die briefliche Beantwortung geehrter Zuſchrift erfolgt in den nächſten Tagen. Zu fernerem Wohlwollen empfohlen. 3. Herrn Bürgermeiſter v. S. in S. (Unterfranken). Auch die zweite freundliche Mittheilung iſt uns zugekommen, und werden wir das Ganze nunmehr als Ausweis Ihrer verdienſtvollen Beſtreb— ungen in nächſter Nummer veröffentlichen. 4. Herrn Baron v. M. in N. Die Mittheilung in der Correſpondenz Ziff. 1 der letzten Nummer werden Ew. Hochwohlgeboren gefunden haben. Wir erbitten uns über die weiteren Ergebniſſe Ihrer Karpfenzucht ſeinerzeit gütigen Bericht und verweiſen im Uebrigen auf den Artikel in gegenwärtiger Nummer. 5. Herrn R. in Weilheim. Nachdem das mitgetheilte poſtaliſche Hinderniß beſeitigt ſein wird hoffen wir Sie um ſo ſicherer für das nächſte Jahr in zahlreicher dortiger Geſellſchaft als Abonnenten unſeres Blattes zu finden. Die Redaktion. * Aus mehrfachen uns zukommenden Mittheilungen entnehmen wir, daß die Karpfenzucht ſich im Allgemeinen doch immer mehr verbreitet. Es bricht ſich immer weiter die Erkenntniß Bahn, daß kaum ein Fiſch die Koſten ſeiner Aufzucht dankbarer wiedergibt, wie der Karpfe. Auch die Frage der Karpfen⸗Fütterung wurde bereits mehrſeitig beſprochen. Die „D. landw. Pr.“ brachte jüngſthin die Verwendung von Fleiſchmehl als Maſtfuttermittel für Karpfen in Vorſchlag. Ueber die Rentabilität der Karpfenzucht laſen wir unlängſt auch eine Mittheilung in dem „Landw. Wochenblatt für Schleswig-Holſtein“, wonach bei einer jüngſt erfolgten Verſteigerung von Karpfenteichen an die Hamburger Fiſchhändler 63 / Hektare Teiche — alſo ungefähr 190 Tagwerk — wofür in den vorhergehenden 10 Jahren ein jährlicher Pacht von 5792 & entrichtet worden iſt, für die Summe von 12,120 4 per Jahr verpachtet wurden. Hiezu kommt, daß Pächter auch noch die verfallenen Dämme, deren Herſtellung auf ca. 6000 & berechnet iſt, in Stand zu ſetzen und drei Teiche, welche 11 Jahre lang trocken gelegen ſind, erſt einzurichten haben. Wir hoffen, daß das oben mitgetheilte Beiſpiel der Ertragsfähigkeit eines Karpfenweihers manchem Beſitzer von Teichen Anregung gibt, dieſelben der Zucht von Karpfen zu überlaſſen und können nicht umhin, hier eine Stelle aus „Beta“ anzufügen, der in dem Kapitel über die Karpfenzucht S. 73 u. a. ſagt: „Die Cypriniden gehören zu den beliebteſten und billigſten Fiſchen unſerer Zone, leben meiſt von Pflanzen und Würmern und verſchmähen ſelbſt verfaulende Pflanzenſtoffe und Miſt nicht, um ſich für uns zu mäſten, ſo daß ſie in allen teichreichen Gegenden Deutſchlands, wenn nicht mit Madeira⸗Sauce, fo doch zu Bier ein beliebtes wohlfeiles Volksgericht bilden könnten, während wir zur Strafe für jahrelange unverantworliche Nachläſſigkeit das Karpfengericht meiſt auf den Weihnachts- oder Sylveſter-Abend beſchränkt ſehen. Mögen deßhalb wenigſtens jetzt endlich alle Teichbeſitzer und Fiſcher das Ihrige dazu bei— tragen, durch Ein- und Durchführung ordentlicher Teichwirthſchaft einen der beliebteſten deutſchen Fiſche wieder wohlfeil und volksthümlich zu machen.“ Die Red. Für die Redaktion verantwortlich: M. Eiſenberger in Tölz. — Druck von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel in Commiſſion bei Theodor Ackermann in München. Mit einer illuſtrirten Beilage: „Parasiten“. Mittheilungen über Fifcjereiwefen. Organ des bayeriſchen Fiſcherei⸗Vereines. Nr. 9. München, 27. Dezember 1877. II. Jahrg. die „Mittheilungen“ erſcheinen in zwangsloſen Uummern, jährlich mindeftens acht Mal. das Abonnement beträgt für den Jahrgang 1 Mark 50 Pfg. und werden geſtellungen bei den kgl. Poftanftalten entgegen genommen. — Inſerake werden die durchlaufende Petitzeile mit 20 Pf. berechnet. Inhalt: An unſere Leſer. — I. Die zweite Verſammlung des Kreis-Fiſcherei-Vereins für Nieder⸗ bayern. — II. Pro Lucio Esoce. Eine Vertheidigungsſchrift. (Schluß.) — III. Vereins-Verhand⸗ lungen. — IV. Notizen. — V. Correſpondenzen. — Inſerat. — Berichtigung. Au unfere Kefer. Am Schluſſe des II. Jahrganges gegenwärtiger Zeitſchrift konſtatiren wir mit dankbarer Genugthuung die vielſeitige Theilnahme und Unterſtützung, welche unſer Vereins-Organ bisher bei den Fiſchereifreunden in und außer Bayern gefunden hat, und erneuern hiemit die Bitte, dieſelbe auch fernerhin durch zahlreiches Abonnement und ſachdienliche Beiträge freundlichſt zu bethätigen. Die Abonnements-Bedingungen bleiben die bisherigen. Der Preis für den Jahrgang beträgt ſomit 1 M 50 JS und wird der freie Bezug für die einſchlägigen königl. Stellen und Behörden, dann für die landwirth— ſchaftlichen Vereine wie bisher fortdauern. Dem mehrſeitig kundgegebenen Wunſche auf monatliches Erſcheinen der „Mit— theilungen“ konnte namentlich mit Rückſicht auf die vielfache anderweitige Beſchäftigung des Redakteurs der Zeitſchrift vorderhand nicht entſprochen werden. Die Zahl der Nummern wird jedoch auch im künftigen Jahrgang die Minimal-Ziffer 8 überſchreiten. 70 Indem wir ſohin unſer Blatt allen Freunden unſerer Beſtrebungen empfohlen halten, werden wir auch fernerhin bemüht ſein, durch gediegene Mittheilungen aus Theorie und Praxis ein möglichſt vollſtändiges und anziehendes Bild der Entwicklung des vaterländiſchen Fiſchereiweſens zu liefern und damit an der Hebung dieſes wichtigen Zweiges unſerer Volkswirthſchaft nach Kräften mitzuarbeiten. Tölz, am 24. Dezember 1877. Im Auftrage des Zayeriſchen Fiſcherei-Vereines: Die Redaktion. I. Die zweite Verſammlung des Kreis-Jiſcherei-Vereins für Niederbayern. Dieſelbe fand am 10. November 1877 zu Landshut ſtatt und war von Mit— gliedern und Freunden des Fiſchereiweſens zahlreich beſucht. Der J. Vorſtand des Kreis-Fiſchereivereins, Herr k. Regierungs-Präſident von Lipowsky, erinnerte an die angenehmen Eindrücke, welche die Anweſenheit und die Vorträge der Delegirten des bayer. Fiſchereivereins bei der 1. Vereins-Verſammlung hinterlaſſen hätten, und führte die Geſchäftsthätigkeit des Kreisvereins-Ausſchuſſes und jene der Lokalvereine aus, welche manches gute Ergebniß verzeichnen ließ. Als sicht erfreulich begrüßte der Herr Vorſitzende die Antheilnahme des Fiſcherei— Vereins zu Straubing durch zwei Delegirte und der Fiſcher aus den Iſar- und Donau— Gebieten an der heutigen Verſammlung. Aus der Ueberſicht über die Verhältniſſe des Vereins heben wir hervor, daß der— ſelbe als Mitglied in den bayeriſchen Fiſchereiverein aufgenommen worden iſt. Die Zahl der Mitglieder des niederbayeriſchen Fiſchereivereins hat ſich ſeit der 1. Vereinsverſammlung im Mai nahezu verdoppelt, indem dieſelbe gegenwärtig auf 239 geſtiegen iſt. Auch die Zahl der Lokalvereine hat einen Zuwachs erhalten, indem es den Be— mühungen der Herren k. Bezirksamtmann Haider, Cooperator Guft. Machaus und k. Grenz-Obercontroleur Jak. Huber gelungen iſt, in Wegſcheid einen Fiſchzuchtverein vorerſt mit 24 Mitgliedern zu conſtituiren und eine künſtliche Fiſchbrutanſtalt zu errichten. Der Fiſchereiverein im Amtsbezirke Griesbach zählt bereits 350 Mitglieder und hat durch Verpachtung faſt ſämmtlicher gemeindlicher Fiſchwaſſer an rationelle Fiſcher Anerkennenswerthes geleiſtet. Beim Fiſchereivereine Paſſau haben öfter Verſammlungen mit Vorträgen ſtattge— funden; — der Fiſchereiverein Landshut beſchäftigt ſich angelegentlich mit dem Plane zur Errichtung einer Fiſchbrutanſtalt zu Schönbrunn. Der Fiſchereiverein Straubing hat eine vollſtändige künſtliche Fiſchzucht— anſtalt eingerichtet, zu welcher der Kreisverein einen Zuſchuß von 200 l gewährte. Endlich ſtehe die Gründung eines Fiſchereivereins in Wolfſtein und in Deggendorf noch in dieſem Jahre bevor. Der Fiſchbrutanſtalt des Herrn k. Bezirksgerichtsraths Klingseiſen in Deggen- dorf hat der Kreisverein den Bezug embryonirter Fiſcheier aus der Fiſchzuchtanſtalt des Herrn Hoffiſchers Kuffer in München vermittelt. Die auf Anregung des Kreisvereins von Hrn. Buchdruckereibeſitzer v. Zabuesnig zu Landshut in Druck und Verlag genommene „Sammlung geſetzlicher Beſtimmungen und oberpolizeilicher Vorſchriften — die Ausübung und den Schutz der Fiſcherei betr.“, per Exemplar 5 ., iſt von der k. Kreisregierung zur Anſchaffung empfohlen, in der 1. Auflage zu 2000 Exemplaren vergriffen und eine 2. Auflage nöthig geworden. Es wurde hiebei aufmerkſam gemacht, daß auch der landwirthſchaftliche Central— verein für Bayern dem volkswirthſchaftlich wichtigen Betriebszweige der Fiſcherei ſeine Aufmerkſamkeit durch Veröffentlichung jener Vorſchriften in dem landwirthſchaftlichen Vereinskalender für das Jahr 1878 zugewendet und Abbildungen von 24 verſchiedenen Fiſcharten in Bayern und einen ſehr belehrenden Aufſatz gebracht habe, was ſehr praktiſch erſcheine. Der vom Kreis-Fiſchereivereine in Vorſchlag gebrachte Wanderpaß an der ſogen. kleinen Schleuße in der Iſar ſei vom Stadtmagiſtrate Landshut ſehr wohlwollend auf— genommen und von demſelben beſchloſſen worden, die Koſten der Anlage aus Gemeinde— mitteln zu beſtreiten. Der bayeriſche Fiſchereiverein in München habe auf Anſuchen des Kreisvereins um gutachtliche Aeußerung bereitwilligſt Herrn Hoffiſcher Puffer ab- geordnet, um die einſchlägigen Verhältniſſe an Ort und Stelle zu prüfen. Herr Hof— fiſcher Kuffer ſei einer Sitzung des Kreisvereins-Ausſchuſſes beigezogen worden und habe daſelbſt ſein Gutachten abgegeben. Um dem gefährlichen Feinde der Fiſcherei, der Otter, gen habe ſich der Ausſchuß an die k. Regierung mit dem Antrage gewendet, vom Landrathe für Nieder— bayern Prämien für Vertilgung der Fiſchotter zu erlangen, und ſei nicht zu zweifeln, daß der Landrath die poſtulirte Summe gewähren werde. Von Herrn Diſtriktsthierarzt Dr. Ruſh in Waldkirchen ſei dem Kreisverein eine überſichtliche Darſtellung übergeben worden, welche eine Zuſammenſtellung der in Bayern einheimiſchen und für die Küche verwendbaren Fiſche behandle. Dieſe Schrift ſei geprüft und zur Veröffentlichung durch den Druck als geeignet befunden worden; der Ausſchuß beabſichtige, an das landwirthſchaftliche Kreis-Comité das Erſuchen zu richten, inſoweit es Raum und Verhältniſſe geſtatten, dieſe Abhandlung in die landwirthſchaft— liche Wochenſchrift aufzunehmen. Zur genauen Prüfung der vom deutſchen Fiſchereivereine umfangreich und ein— gehend an den Kreisverein geſtellten Fragen über die Verhältniſſe der Fiſchereigewäſſer und der Fiſcherei in Niederbayern ſeien Einleitungen getroffen worden. Ein Antrag mehrerer Fiſchermeiſter zu Landshut, die Interpretation des § 296 des R.-St.⸗G.⸗Buches zu vermitteln, ſei an die bezügliche Behörde abgegeben worden. Auf Einladung des Herrn Vorſitzenden, den Stand der künſtlichen Fiſchzucht— anſtalt des Fiſchereivereins Straubing zu entwickeln, ſetzte dieſen der I. Vorſtand jenes Vereins, Herr Bezirksamtmann Schilling, auseinander. Der Lokalverein Straubing Zähle z. Z. 100 Mitglieder, welche je 1 AM per Jahr in die Kaffe entrichten. Bis zum Jahre 1878 hoffe er die Mitgliederzahl des Lokalvereins verdreifacht zu ſehen. Herr Bezirksamtmann Schilling theilte nun die Entſtehungsgeſchichte der künſt— lichen Fiſchzuchtanſtalt zu Straubing mit, und wies auf die glückliche Lagerung derſelben an Quellen, wie in der Altſtadt, am Frauenbrünndl und in Einhauſen, hin die bei ſehr niedriger Temperatur zur künſtlichen Forellenzucht vortrefflich geeignet ſeien. Zwar herrſche in der Bevölkerung einiges Mißtrauen über die Leiſtungsfähigkeit der Anſtalt, indeſſen dieſes werde immer mehr ſchwinden, je mehr man ſich von dem Erfolge überzeugen werde. Sehr zu Dank habe der Zuſchuß des Kreisvereins mit 200 Kl verpflichtet. Er ſei beauftragt, dieſem auch heute in der Verſammlung Ausdruck zu geben. Unter Hervorhebung der nahen Lage des bayeriſchen Waldes mit ſeinen Forellen— bächen und in Ausſicht ſtehenden Bedarfs an Setzlingen ſei er der Ueberzeugung, daß die vom Kreisvereine gewährten 200 A auf rentablen Boden gefallen ſeien. Großen Dank ſchulde der Fiſchereiverein Straubing aber auch dem Grenzober— controleur Herrn Strauß zu Simbach, welcher die Verhältniſſe in Straubing unter— ſuchte und manches Opfer der Sache gebracht habe. Der Vorſitzende, Herr Regierungspräſident v. Lipowsky, lud nun den Herrn Regierungs-Aſſeſſor Müller ein, die Verſammlung mit einem Vortrage zu erfreuen, welcher Einladung bereitwilligſt entſprochen wurde. Dieſen nach Form und Inhalt ausgezeichneten Vortrag werden wir in einer der nächſten Nummern bringen. II. Pro Lucio Esoce *). Eine Vertheidigungsſchrift. Von Herrn Bezirksamts-Aſſeſſor Müller. (Schluß.) Niederbayern. Es unterliegt keinem Zweifel, daß er in Gewäſſern, in denen er mit Edelfiſchen zuſammenhauſt, doppelten Nachtheil bringt, dadurch, daß er ob ſeines notoriſch ſchnelleren Wachsthums ihnen überlegen wird und ſie direkt angreift, ſodann deßwegen, weil er ihnen die Nahrung wegfrißt. Es iſt klar, daß ein zweipfündiger Hecht, der während ſeines Erdenwallens zwei Pfund kleiner Forellen oder Aſchen conſumirt hat, bei ſeiner Verwerthung die Produktionskoſten nicht deckt. Aber angenommen ſelbſt, daß im Falle ſeines Nichtvorhandenſeins ein Huche oder Lachs ſeine Stelle eingenommen und daß dieſer genau dieſelbe Qualität und Menge Nahrung benöthigt hätte, um zu der gleichen Größe zu gelangen, wie unſer Hecht, ſo bleibt doch die Differenz im Werthe des Fleiſches beider Fiſchgattungen und es tritt hiezu der durch die Fortpflanzungsthätigkeit des Edel— fiſches bis zum Fang dem Fiſchwaſſerbeſitzer zugegangene Gewinn. Die Anweſenheit des Hechtes wird ſich ferner äußern in der minder raſchen Gewichtszunahme der Edel— fiſche, denen er die Jagdreviere mit Erfolg ſtreitig macht. Da wir die Ernährungs— fähigkeit einer Fläche Waſſers als auf eine beſtimmte Fiſchzahl begrenzt annehmen müſſen, ſo ſtellt ſich der durch den Hecht verurſachte Schaden gleich der Preisdifferenz + dem Abgang an Edelfiſchbrut 4 dem Mindergewicht der vorhandenen Edelfiſche. *) Für en Hei, we Es erhellt hieraus, daß der Hecht neben Edelfiſchen nicht geduldet werden ſoll, insbe— ſondere auch in dem Fall, wenn nur die Seitenbäche und nicht das Hauptgewäſſer, in dem der Hecht hauſt, Edelfiſche beherbergt. Anders in Gewäſſern, in denen Edelfiſche nicht fortkommen. Die Bevölkerung beſteht hier aus den einheimiſchen Cyprinus-Arten, Barſchen, Gründlingen, Greßlingen, Koppen, der Rutte und dem Hecht als König ſolcher Gewäſſer. Hier geſtaltet ſich obige Berechnung ſofort anders. Die Preisdifferenz ſtellt ſich hier zu Gunſten des Hechts. Während der Fiſchwaſſerbeſitzer für zwei Pfund kleiner Lauben, Rothaugen, Gründlinge geradezu nichts bekömmt, liefert ihm der zweipfündige Hecht ein ſchönes Stück Geld. Ebenſo wenig kömmt hier der Ausfall an Brut in Betracht, einmal weil die Fortpflanzungsfähigkeit der Cyprioniden ohnehin viel intenſiver iſt als jene der Edelfiſche, ſodann weil eben die Brut werthlos iſt und qualitativ durch den Hechtennachwuchs mehr als aufgewogen wird. In den Ernährungs— verhältniſſen der Cyprioniden tritt endlich durch die Anweſenheit des Hechtes eine Aenderung zum Schlimmern gleichfalls nicht ein, denn die Erſteren ſind vorherrſchend Vegetarianer, resp. Inſektenfreſſer, während der Hecht einen anderen Speiszettel führt, ſie konkurriren alſo überhaupt nicht in der Wahl der Nahrungsmittel. Im Gegentheil, gerade hier erfüllt der Hecht eine volkswirthſchaftliche Miſſion, er ſorgt dafür, daß unter den Waſſerleuten Jedem die gedeihliche Bedürfnißbefriedigung ermöglicht wird, er beugt der Uebervölkerung vor und trägt dazu bei, daß an Stelle eines verkümmerten halbverhungerten Fiſchpro— letariats behäbige Karpfen, ſtattliche Brachſen die kühle Fluth bevölkern. Dieſe cultur— hiſtoriſche Miſſion theilen zwar Rutte und Barſch mit ihm, aber ich ſehe abſolut nicht ein, warum gerade erſtere derſelben ungeſtört ſollen obliegen können. — Für unſere bayeriſchen Verhältniſſe, in denen wir raſchfließenden, ſteinigen, hellen und ſauerſtoff— reichen Gewäſſern und träg hinſchleichenden, ſchlammigen Flüſſen und Bächen begegnen, ergibt ſich aus obiger Darſtellung, daß ein allgemeines Interdikt gegen den Hecht volkswirthſchaftlich nicht zu rechtfertigen iſt. Die Fiſchwaſſerbeſitzer der Vils, Rott, Glon, Naab ꝛc. werden es dem Geſetzgeber wenig Dank wiſſen, wenn es durch den von der Geſetz— gebung in Schutz genommenen Egoismus Einzelner unter ihnen ſo weit kömmt, daß in ihren Gewäſſern außer ſporadiſchen Karpfen und der ſakroſankten Aahrutte nichts mehr gibt, was ein halbwegs vermöglicher Hausvater an ſeinem Mittagstiſche ſehen möchte. Für dieſe und andere Waſſergebiete iſt ein mäßiger Schutz des Hechtes aus volks— wirthſchaftlichen Rückſichten geboten. Es erſcheint aber nicht räthlich und nicht erforderlich, die Ausſcheidung dieſer Waſſergebiete an höchſter Stelle zu treffen, es wird vielmehr den partikulären Intereſſen, die hier geſchützt werden ſollen, viel einfacher Rechnung getra— gen, wenn man zum Schutze des Hechtes ausdrücklich diſtriktspolizeiliche Vorſchriften zuläßt, ich ſage: diſtriktspolizeiliche Vorſchriften, denn Beſchaffenheit und Bevölkerung ſind bei den Gewäſſern eines einzigen Regierungsbezirkes ſehr verſchieden. Die einzelnen Bezirksämter werden im Benehmen mit den landwirthſchaftlichen Vereinen die Lokal— intereſſen am beſten wahrnehmen und Sache der Kreisregierungen bliebe es, gelegent— lich der Vollziehbarkeitserklärung ſolcher diſtriktspolizeilicher Vorſchriften darüber zu wachen, daß das Intereſſe der Geſammtheit oder eines größeren Kreiſes von Betheiligten nicht Schaden leidet, daß überhaupt maßgebende prinzipielle Geſichtspunkte nicht bei Seite geſetzt werden. 74 Insbeſondere müßte unter allen Verhältniſſen daran feſtgehalten werden, 1. daß jede Gefährdung von Edelfiſchwaſſern vermieden wird, daß namentlich, wofern nicht beſondere Sperrvorkehrungen getroffen werden, der Hecht im Hauptwaſſer nicht geſchützt wird, wenn die Nebengewäſſer Edelfiſche ernähren; 2. daß die polizeiliche Regelung der Fiſcherei in den großen Strömen und Flüſſen der höchſten Stelle vorbehalten bleibt. Ich halte dieſe Delegation der Bezirksämter auf Grund der oberpolizeilichen Vorſchrift und in dieſer ſelbſt für rechtlich zuläſſig und glaube, daß juriſtiſche Bedenken gegen die— ſelben auf Art. 126, resp. 7 des Polizeiſtrafgeſetzbuches nicht hergeholt werden können, um ſo weniger, als ſolche Ermächtigungen der Unterbehörden auch in anderen Polizei— verordnungen, z. B. in der allerh. Verordnung „die Polizeiſtunde betr.“ ſich finden. Ich bin zu Ende. Ich beantrage alſo keine Freiſprechung, ſondern nur eine Milderung der verhängten Sentenz. Es iſt keine gemeine Verbrechernatur, die da auf ihr Verdikt wartet, und ich denke, ich finde ſympathiſche Seelen unter denen, die beim Blätterfall, an ſonnigen Oktoberabenden ausziehen, um am ſtillen, ſpiegelglatten Wehr, an ſchilfiger, kalmusduftender Bucht, die Schleppangel handhabend, den kühnen Räuber zu beliſten. III. Vereins- Verhandlungen. Monatsverſammlung des bayeriſchen Fiſchereivereins. Samſtag den 24. November 1877. Bei obiger Verſammlung kamen unter dem Präſidium des I. Vorſtandes, Herrn Reichsrath von Niethammer, folgende Gegenſtände zur Erledigung: 1) Auf Vorſchlag des Herrn Notars Eiſenberger von Tölz wurden als neue Mitglieder aufgenommen: a) Herr J. B. Riebel, kgl. Notar in Füſſen; b) Herr S. Schröder, Fabrikant in Landsberg a/ W. (Provinz Brandenburg). 2) Herr Vereinsſekretär Ad. v. Kaul referirte über eine Beſchwerde der Gemeinde Marzling, Gerichts Freiſing, gegen die Aufrechthaltung des § 5 der oberbayeriſchen Kreis-Fiſchereiordnung vom 22. Jänner 1877, betreffend das Verbot der Einlaſſung von zahmen Enten, Gänſen und Schwänen in Fiſchwaſſer — ohne Zuſtimmung der Fiſchereiberechtigten. Nach einer ſehr ausführlichen Debatte, an welcher ſich namentlich die Herren Miniſterialdirektor v. Wolfanger, Reichsrathspräſident Freiherr v. Stauffenberg, Aſſeſſor Dr. Landmann, Notar Eiſenberger ꝛc. betheiligten und wobei Herr Referent die Frage in einem eingehenden Vortrage auch vom juriſtiſchen Standpunkte beleuchtete, wurde beſchloſſen, der vorliegenden Beſchwerde in ſoweit Rechnung zu tragen, daß auf den Fortbeſtand des fraglichen Verbotes in Bezug auf Gänſe und Schwäne verzichtet werde. In dieſem Sinne wurde demnach eine Abänderung der obenerwähnten Vorſchrift durch Rückſchreiben an die kgl. Regierung von Oberbayern K. d. J. begutachtet. 3) In der Angelegenheit des Landshuter Fiſchſteiges, worüber der Verein Seitens des Niederbayeriſchen Kreis-Fiſchereivereins um gutachtliche Aeußerung ange— 75 — ũ— gangen war, hatte ſich der mit dem Referate hierüber betraute Herr Hoffiſcher Kuffer nach Landshut begeben, um an Ort und Stelle Augenſchein einzunehmen. Nach den von ihm mit den dortigen Betheiligten gepflogenen Verhandlungen wurde die Anfertigung eines neuen Planes beſchloſſen und unterliegt die Sache nun— mehr weiterer Inſtruktion. 4) Herr Baron von Reichling, derzeitiger Pächter der Chiemſee-Fiſcherei referirte über die bisherigen dortigen Betriebs-Ergebniſſe, insbeſondere über ſeine Bemühungen und Vorrichtungen für künſtliche Fiſchzucht, wofür ihm die Anerkennung der Verſamm— lung ausgedrückt wurde. F IV. Notizen. Künſtliche Fiſchzucht in Deutſchland. Die deutſche Fiſchzuchtanſtalt in Hüningen hat ſeit ihrem ſechsjährigen Beſtehen große Erfolge aufzuweiſen. Es wurden an Forellen-, Lachs-, Felchen-, Huchen-, Aeſchen- und Baſtardeiern verſendet: während der Brutperiode 1871 — 72 4,100,000 St., 1872 —73 3,500,000 St., 1873 74 5,000,000 St., 1874 — 75 3,000,000 St., 1875 — 76 2,000,000 St., 1876-77 2,400,000 St., zuſammen 20,000,000 der edelſten Fiſchgattungen. Die geringere Zahl der in den letzten Jahren verſendeten Eier rührt theils davon her, daß zahlreiche Abnehmer bereits im Stande ſind, die nöthigen Eier von eigenen Fiſchen zu entnehmen, theils von den für ausländiſche Abnehmer höher normirten Eierpreiſen. An jungen Edelfiſchen wurden durch die Anſtalt in öffentliche Gewäſſer ausgeſetzt: in den Rhein 1,500,000 Lachſe, in die Moſel, Ill ꝛc. 560,000 Lachſe und 250,000 Baſtarde, in die Waſſerläufe des Oberelſaß 200,000 Forellen und 50,000 Baſtarde, zuſammen 2,560,000 Stück. (Allg. Ztg. f. deutſche Land- u. Forſtw.) Straubing, 30. November. Zur Hebung des Fiſchereiweſens hat der Diſtrilts— rath von Straubing für Errichtung einer künſtlichen Fiſchzuchtanſtalt einen Zuſchuß von 50 Mark und als Prämien für Erlegung von Fiſchottern und Aufbringung von Fiſch— dieben den Betrag von 100 Mark bewilliget. Landshut, 7. Dezember. Auf der vorgeſtrigen k. Regiejagd wurde durch Herrn Rechtsrath Duetſch eine Fiſchotter geſchoſſen, die in einem Bogen von den Treibern aufgejagt wurde; ein gewiß ſeltener Fall. Landshut, 6. Dezember. Für die Erlegung von Fiſchottern, den gefähr— lichſten Feinden der Fiſchzucht, wird eine Summe von 500 Mark zur Vertheilung von Prämien zu je 6 Mark genehmigt. Straubing, 12. Dezember. Am vergangenen Montag fing der Bürgermeiſter Lermer zu Obermotzing in der Donau einen 45 Pfund ſchweren Huchen, ein wahres Prachtexemplar. — Geſtern und heute wurde in der Kößnach gefiſcht. Das Ergebniß war glänzend. Es wurden in einem verhältnißmäßig kleinen Raume 4 Centner 2“, 4=, 6= bis Spfündige Hechte und über 2 Centner Rothaugen, Bürſchlinge, Nerflinge, Schleien ꝛc. ꝛc. gefangen. Das gefangene Hechtenvolk befindet ſich bei dem Stadtfiſcher Herrn Maier dahier. In der Kößnach wurde ſeit langem kein ſolcher Fiſchzug gemacht. Be— günſtigt wurde derſelbe durch das milde Wetter, durch den Umſtand, daß die Kößnach dermalen von Schilf gereinigt iſt, und durch die Geſchicklichkeit des mit tüchtigem Fiſch— zeug verſehenen Stadtfiſchers Maier. Das „Traunſteiner Wochenblatt“ ſchreibt: „Von Eingeweihten ſoll berechnet worden ſein, daß die Verhandlungen in der Abgeordnetenkammer über die Chiemſee— Lachsgeſchichte an Diäten für die Abgeordneten und das Perſonal, die Regierungs— Commiſſion, Druckarbeiten ꝛc. einen Koſtenaufwand für das Land von gegen 6000 Mark verurſacht haben. Da die Chiemſeefiſcherei dem Staat jährlich nur etwas über 2000 Mark einträgt, ſo zehren alſo die paar Pfund todte oder lebende (?) Lachsforellen, welche die ganze Geſchichte verurſachten, die Einnahmen der Chiemſeefiſcherei von mehreren 1 5. v. N. N V. Correſpondenzen. Herrn Gutsbeſitzer Frhrn. v. M. in N. Geehrte Poſtkarte vom 20. v. M. iſt uns durch Verſehen erſt vor 2 Tagen zugekommen. Wir acceptiren das freundliche Verſprechen weiterer gütiger Mittheilungen und werden über neuerliche Anfrage nach Einvernehmung eines uns zur Seite ſtehenden Sachverſtändigen unverweilt Aufſchluß geben. Herrn v. Sch. in D. Freundliche Zuſendung vom 19. d. M. erkennen wir mit Ver⸗ gnügen als erfreuliche Löſung Ihrer ſeinerzeitigen gütigen Zuſage und werden ſelbe in einer der nächſten Nummern veröffentlichen. An die Redaktion der „Nürnberger Preſſe“. Mit vollſtem Danke anerkennen wir angeſichts Ihrer jüngſten Mittheilungen wiederholt die hervorragende Unterſtützung, welche Ihr ge— ſchätztes Blatt unſern Beſtrebungen bisher zu Theil werden ließ, und bitten, daß uns dieſelbe auch fernerhin erhalten bleibe. Weiteres mit geſonderter Zuſchrift. Herrn Oberförſter B. in Mellrichſtadt. Wir beſtätigen den Empfang der von Ihnen eingeſendeten Beſchreibung und werden dieſelbe für die uns aufgetragene ſtatiſtiſche Zuſammenſtellung beſtens verwerthen. Herrn K. in Schwabmünchen. Ihre gefl. Mittheilung haben wir erhalten, werden davon ſachdienlichen Gebrauch machen und ſind namentlich mit den am Schluſſe angefügten Be— merkungen vollkommen einverſtanden. Herrn R. in Füſſen. Die mit geehrter Zuſchrift vom 31. Oct. l. Is. zugeſicherte Mit⸗ theilung wird uns jederzeit willkommen fein, da ſie einen Gegenſtand berührt, dem wir die Aufmerk— ſamkeit der Fiſchereifreunde mit vollſter Berechtigung vindiziren. Dem weiteren Wunſche wurde mit Vergnügen entſprochen und wird das betreffende Diplom bereits in Ihren Händen ſein. Zu fernerer collegialer Unterſtützung freundlichſt empfohlen. Herrn G. S. in Kempten. Ihre Beſchreibung gehört zu dem Gediegenſten, was uns über den fragl. Gegenſtand bisher zugekommen iſt. Die Bemerkungen, womit Sie dieſe Einſendung zu begleiten die Güte hatten, bitten wir unter Ihrem Namen als „Beitrag aus Schwaben“ für unſere Zeitſchrift verwenden zu dürfen. Inserat. Prei=- Eonurssmt Fiſchzucht⸗Anſtalt von Gebrüder Kuffer, königl. Hoffiſcher in München. 5 Angebrütete Eier. Saiblinge RE re per 1000 Stück 5 M 20 4 e N Ne a N „ , . = a en,, Ne nina ae ne 4 „ Ba VVT 5 „ „„ r d der ane Bruttöpfe von Thon Re; ira Emballage zum Selbftkoftenpreis berechnet. Berichtigung. In dem in Nr. 8 der „Mittheilungen“ Ziffer V erfchienenen Artikel über das Erträgniß eines 5 OBMEge ift durch ein Verſehen der Name des Herrn Verfaſſers nicht genau angegeben. Der Einſender des fraglichen Auffages ift Herr Gutsbeſitzer Freiherr von Milkau in Hochſtadt (Ober⸗ franken). Die Red. e . ß . I LER nr Fur die Redaktion verantwortlich: M. Eiſenberger in Tölz. — Druck von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel in Commiſſion bei Theodor Ackermann in München. eee | 4 093 3 2 a \ % AN A NR \ 42 A - a A N \ 1 Ä 385 ER 2 > 4 BR AA AR N 7 J. N 7 e f 5 h > tt, N 7 5 0 2 1