\ * /\ Ka N 8 \ 13 | \ \ 4 \ | U 9 1 1 1 „ >. — — \ N 0 x N wi | | 7 4 * = E N * ı\ N — \ 1 1 8 | I\ 1 N | NY e * N Library of the Museum OF COM PARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. Founded bp private subscription, in 1861. | = — we 0 Dan ( N N N N | N \ 0 2 66 2 e, Bayerische ıgr+ + + Erſcheint monatlich zwei- bis dreimal. . Inſerate die zweiſpaltige Petitzeile Abonnementspreis: jährlich 4 Mark. All em eines Or an 15 Pf. — Redaktion: München, Beſtellbar bei allen Poſtanſtal ten und * 7 Sonnenſtr. 7/3. Adminiſtrat ion Buchhandlungen. fü di München Blumenſtr. 17/3. die Geſammkintereſſen der Fifcerer, ſowie für die Beſtrebungen der Fiſchereivereine. In Perbindung mit Tachmännern Deutſchlands, Heſterreich-Ungarns und der Schweiz herausgegeben f vom Bayerifcen Fiſchereiverein. Nr. 1. Miuügnchen, 1. Januar 1885. X. Jahrg. Inhalt: 1885! — I. Internationale Fiſchereiconferenz in Wien 1884. — II. Ueber Teichbau und Teichwirthſchaft. — III. Auf Huchen! — IV. Vereinsnachrichten. — V. Literariſches. — VI. Vermiſchte Mittheilungen. — VII. Fiſcherei- und Fiſchmarktberichte. — Inſerate. 1885! Mit dem am Neujahrstage 1885 beginnenden neuen Jahrgange tritt die „Bayeriſche Fiſchereizeitung“ in das zehnte Jahr ihres Lebens und Wirkens ein. Aus dem zarten Stämmchen, wie es einſt von treuen Gönnern und Förderern der Fiſcherei-Sache gepflanzt und gepflegt wurde, iſt mittlerweile ein ſtattlicher Baum geworden, in deſſen verzweigtem Geäſte manch' ſchöne Frucht ſchon zur Reife gedieh. Der Baum wurzelt eben auch in dem Nährboden einer kerngeſunden Sache und erfreut ſich der opferwilligen Fürſorge ebenſo getreuer als erfahrener Mitarbeiter. In der Hoffnung, daß dieſe lieben Genoſſen unſeres Strebens und unſerer Arbeit uns auch ferner ihre hochwerthvolle Mitwirkung nicht verſagen werden, und daß überhaupt alle Freunde der „Bayeriſchen Fiſchereizeitung“ derſelben erhalten bleiben, wie auch neue Freunde für ſie werben, ſchreiten wir muthig vorwärts im Ringen und Kämpfen für die gute Sache, welcher unſer Blatt gewidmet iſt. Wie viel die Fiſchereipflege gerade durch das Eintreten der Preſſe für ihre Rechte und Beſtrebungen ſchon gewonnen hat, würde ſich leicht erweiſen laſſen. Darum darf auch den literariſchen Vorkämpfern der Sache Gunſt und Förderung Seitens der Fiſchereifreunde nicht verſagt bleiben. Andererſeits erkennen wir freudig an, daß es uns nicht möglich geworden wäre, ſo viele Wurzelkraft zu gewinnen, wenn eben nicht die Sache ſelbſt, der wir dienen, vollauf die Bezeichnung verdiente: „Recht und Gerecht!“ 2 - — — I. Internationale Jiſchereiconferenz in Wien 1884. (Fortſetzung vom Jahrgang 1884 S. 289.) IV Die Arbeiten der I. Section für das Stromgebiet der Donau, dann den Dnieſtr, Pruth und Stryc nahmen zwei volle Tage in Anſpruch. b Auf Vorſchlag des Vorſitzenden Dr. Staudinger von München wurde die Stoff— behandlung in der Art geregelt, daß zunächſt die einzelnen Referate erſtattet wurden und zwar in der Reihenfolge nach dem Laufe der Donau von oben nach unten unter geeigneter Einſchaltung der Berichte für die Nebenflüſſe. An dieſe Referate erſt ſchloß ſich ſpäter am zweiten Tage die Discuſſion über die den Referaten entſprungenen Anträge. Herr Oberbürgermeiſter Schufter brachte, vom Obmann aufgefordert, mit den Referaten und zwar für das Quellengebiet der Donau zu beginnen, in Vorſchlag, ſein Referat auf ſpätere Zeit zu verſchieben, nachdem die Verhältniſſe im Quellen— gebiet der Donau, von denen er momentan ſprechen könnte, von geringerer Bedeutung für die Fiſchereiverhältniſſe an der unteren Donau ſein würden. Nachdem dies Annahme gefunden, erſtattete für Bayern ſein Referat der Obmann Dr. Staudinger. Wir bringen deſſen Rede in größerer Ausdehnung, weil ſie für die Geſtaltung der Sectionsarbeiten und die Beſchlüſſe weſentlich beſtimmend wirkte und damit die Grundlage der letzteren darſtellt. Redner Dr. Staudinger führte namentlich Folgendes aus: Es beſteht für mich, als den Vertreter des oberen Donaugebietes, Veranlaſſung, einen etwas weiteren Bericht vorzutragen, und zwar hauptſächlich deßhalb, weil gerade dadurch der Boden, auf welchem wir unſere Berathungen pflegen mögen, erſt feſtgeſtellt und geebnet werden ſoll. Gerade dieſes erſte Referat dürfte ſo recht dazu geeignet ſein, uns bezüglich der Geſichtspunkte für eine größere Arbeitsgemeinſchaft zu verſtändigen. Nach dem vom Oeſterreichiſchen Fiſcherei-Vereine ausgegebenen Programme find „gemeinſame Maßregeln“ in Frage geſtellt. Schon nach dieſer ganz richtigen Deviſe ſcheinen mir diejenigen engeren Geſichtspunkte außer Betracht bleiben zu müſſen, welche lediglich interner Natur und, vom internationalen Stand⸗ punkte aus betrachtet, von minderem Werthe ſind. Wir würden ſonſt der Gefahr verfallen, uns in Difficilitäten zu verirren. In je größerem Style wir unſere Aufgabe ergreifen, um ſo eher werden wir vom internationalen Standpunkt aus zu praktiſchen Reſultaten gelangen. Von vornherein muß ich hiebei entſchieden die Auffaſſung ausſchließen, als ob den vielfachen und um⸗ faſſenden Mißſtänden allein durch internationale Verträge abzuhelfen wäre. Die Urſachen des Rückganges der Fiſcherei ſind ja, wie bekannt, höchſt mannigfach. Sie ruhen in verſchiedenen und verſchiedenartigen Verhältniſſen. Es haben daher auch im Kampfe dagegen mehrfache, ja viele Factoren zuſammenzuwirken und ſich die Hände zu reichen. Für manche Punkte allerdings werden Staatsverträge zur Befeſtigung der Situation nicht blos erwünſcht, ſondern ſogar nothwendig ſein. Aber ſolche Verträge werden auch nur dann ihren Zweck erreichen, wenn ſie nicht blos auf dem Papiere ſtehen, ſondern wenn ihnen auch die praktiſche Executive unmittelbar nachfolgt. Dieſe praktiſche Executive muß vor Allem erfolgen von Seite der Staatsgewalt, und zwar der Staatsorgane von oben bis unten. Sehr Vieles hängt aber auch ab von der Thätigkeit der Fiſcherei-Vereine. Dieſe haben ein reiches Feld des Wirkens und ſind ſo recht eigentlich berufen, die Vermittlung zwiſchen Staat und Staatsbürgern, zwiſchen Befehlenden und Gehorchenden herzuſtellen. Uebrigens auch die Intereſſenten ſelbſt haben mitzuwirken. Dazu bedarf es gar ſehr der Belehrung, der Aneiferung und Ermunterung in weiteren Kreiſen in Wort und Schrift, in der Praxis und, was ich beſonders betone, auch mittelſt der Wiſſenſchaft. Wer auf dem Fiſchereigebiete zu einem gedeihlichen Reſultate gelangen will, darf namentlich auch den hohen Werth der Wiſſenſchaft nicht verkennen. Nur auf wirklich wiſſenſchaftlich geklärtem Boden ſind auch korrekte praktiſche Maßnahmen möglich. Dieſes Zuſammenwirken der verſchiedenen Faktoren hat ſich auch nach verſchiedenen ſachlichen Richtungen zu bewegen. Die Legislative hat eine ganze Summe von Aufgaben als Objekt ihrer regelnden Thätigkeit vor ſich. Die Executive ganz beſonders erhält faſt tagtäglich vielfältigen Anlaß, in die prakiſchen Verhältniſſe einzugreifen und damit den geſetzlichen Vorſchriften ſo recht eigentlich erſt Leben einzuhauchen. Namentlich die ſogenannten Schonvorſchriften, gegenüber welchen ich meinen Standpunkt dahin fixire, daß ich ſie für unerläßlich, aber nicht für ſich allein ausreichend halte, müſſen nicht blos erlaſſen, ſondern auch ausgeführt werden. Ihnen zur Seite muß zugleich die wirth⸗ ſchaftliche Pflege der Sache treten. Die eigentliche Fiſchzucht muß vorwärts kommen. Sie muß ſich bewegen in poſitiver wie negativer Richtung. Sie muß als Fiſchhege gegen die Schädlichkeiten ſich kehren, als Fiſchzüchtung das Fiſchbevölkerungsmaterial poſitiv mehren. 3 an — — Damit möge in kurzen Zügen der allgemeine Standpunkt gekennzeichnet ſein, von welchem aus wir in die einzelnen praktiſchen Fragen eintreten können. Ich weiß, daß ich damit nichts Neues geſagt habe, und es wäre anmaßend, das Gegentheil zu behaupten. Allein es ſchienen mir die bisherigen Vorbemerkungen zur Klärung des Grundſtandpunktes doch nothwendig. Bei der Entwicklung einiger mir vorſchwebender größerer Geſichtspunkte, welche ich ſchließlich in einer Reihe beſtimmter Anträge zu fixiren gedenke, gehe ich von meinen heimathlichen Verhältniſſen aus, einmal, weil ich in Geſtalt der Referatsübertragung für das bayeriſche Donau— gebiet ſpeziellen Auftrag hiezu habe, und zum Anderen, weil ich die Verhältniſſe fremder Länder perſönlich nicht näher kenne. Eben darum bitte ich jene Herren, welche für öjterreichiiche Gebiete zu referiren haben, mich zu ergänzen und nöthigenfalls zu berichtigen. Die erſte Aufgabe jeder Fiſchereipflege iſt der Schutz und die Erhaltung der natürlichen Vorbedingungen für das Gedeihen der Fiſcharten. Man wird vor Allem ſein Augenmerk richten müſſen auf die Beſchaffenheit der Gewäſſer. Je mehr dieſe die natürlichen Lebensbedingungen der Fiſcharten gewähren, um ſo mehr und beſſer iſt für die Er— haltung und das Fortkommen der Fiſche geſorgt. Unſere eigenartige Zeit, in welcher ſich die Menſchen oft ſo viel weiſer dünken als der Schöpfer, hat in dieſer Richtung viel verdorben und der Fiſchwelt viel geſchadet. Die Erkenntniß hiervon iſt nachgerade auch ſchon allgemein geworden— Es erſcheint aber auch nothwendig, baldigſt praktiſch hier Wandlung zum Beſſeren zu ſchaffen. Was die Gewäſſer des bayeriſchen Donaugebietes im Einzelnen betrifft, ſo gedenke ich keinen hydrographiſchen Vortrag zu halten, ſondern nur ganz kurz anzudeuten, welche größere Donau— zuflüſſe in Bayern für die Fiſchzucht überhaupt von beſonderem Werthe ſind. Dabei habe ich vor Allem auf die eigenthümliche Erſcheinung aufmerkſam zu machen, welche ſich wohl auch in Oeſterreich darbieten dürfte, daß die rechtsſeitigen Donauzuflüſſe eine ganz andere Behandlung erheiſchen als die linksſeitigen und zwar aus dem einfachen Grunde, weil die einen alpinen, die anderen höchſtens montanen, oft ganz flachländiſchen Urſprungs ſind. Als linksſeitige Zuflüſſe der Donau in Bayern kommen hauptſächlich in Betracht und verdienen beſondere pflegliche Beachtung: Wörnitz, Altmühl, ſchwarze Laaber, Naab, Vils, Regen. Dagegen als nechtsſeitige: Iller, Günz, Wertach, Lech, Paar, Laaber, Iſar (mit Amper, Würm, Sempt, Dorfen) und Inn (mit Mangfall, Traun und Salzach). Wohl wären noch viele andere Flüſſe zu nennen. Ich beſchränke mich jedoch auf dieſe, weil ſie geradezu fojtbar für die Fiſcherei ſind und an ihrer Pflege auch das übrige Donaugebiet ein hervorragendes Intereſſe hat, inſoferne namentlich die alpinen Zuflüſſe ſich bis zu einem in Varg als die fiſchereilichen Vorrathskammern des ganzen Donaugebietes, auch nach unten in, darſtellen. N Eines der befanntejten Uebel, von unſerem Standpunkte aus betrachtet, iſt das Fluß— correetionsweſen, welches auch in Bayern, und zwar ſowohl bei großen Strömen, wie auch ſchon bei kleineren Flüſſen, auf welch letzteres Moment ich einen beſonderen Nachdruck lege, eine bedeutende Rolle ſpielt. Erſt in neueſter Zeit fängt man allgemach an einzuſehen, daß dieſe Cor— rectionen nicht nur das, was ſie an Effekt leiſten ſollen, in vieler Hinſicht doch nicht leiſten, ſondern ſogar viel Schaden ſtiften, und zwar nach gar vielen Richtungen: für die Landwirth— ſchaft, für die Forſtwirthſchaft, für die Sanität und ſelbſt für die Sicherheit des Grund— eigenthums. Sehr viele Correctionen heißen in der That nichts Anderes, als daß man die Gefahr von einem Orte auf den anderen hinüber- oder hinunterſchiebt. Die Correctionen können da und dort vollberechtigt, ja an wilden, großen Strömen oft ganz nothwendig ſein. An anderen Orten ſind ſie meines Erachtens höchſt überflüſſig, ſelbſt ſchädlich. Trotzdem dringen ſie bis in die kleinſten Kreiſe und erfolgen unter der Deviſe „Culturunternehmungen“ oſt an den kleinſten Flußläufen, und zwar gelegentlich ſelbſt wider Willen der Betheiligten. Da iſt es wohl nicht zu hart, ſondern nur der Wahrheit entſprechend, wenn ich meine Ueberzeugung dahin ausſpreche, daß manche ſolcher Correctionen nur in majörem gloriam der einzelnen Ingenieure und ſogenannten Culturtechniker geſchehen, manchmal jogar nur um den Zweck und die Nothwendigkeit des Dajeins derſelben in ihrer Art zu demonſtriren. Gerade die kleineren Correctionen ſind es meines Er— achtens, welche der Fiſchzucht am allermeiſten ſchaden, weil ſie den Brutſtätten der Fiſche in den Nebengewäſſern am allermeiſten wehe thun. In den letzten Jahren iſt allerdings ſchon eine Reaction in dieſer Beziehung eingetreten, allein dieſe iſt im Staatsleben leider noch nicht zu den nöthigen Kräften gekommen. Im Gegen theile ſteht z. B. in Vayern eben wieder ein neues Geſetz über die Landescultur-Rentenbank in den Anfängen ſeines Vollzuges, welches auch die Förderung der Correctionen zu den Aufgaben der gedachten Creditanſtalt rechnet. Solche Cultur-Rentenbanken mögen ja im Allgemeinen recht gut, ſchön und löblich ſein. Aber von Förderung namentlich der kleineren Correctionen mögen ſie thunlichſt die Hand laſſen. In der Mehrzahl ſchaden letztere mehr als ſie nützen für das Klima, für Wald, Wieſe und namentlich für die doch auch wohlberechtigte Fiſcherei. 8 Die Art der Schäden, welche der Fiſcherei daraus erwachſen, ſind bekannt. Es fragt ſich nur, was iſt dagegen zu thun? Die Aufgabe muß fich meines Erachtens theilen in eine ſolche im Kleinen, welche ſich vorwiegend auf localem Gebiete bewegt und in Gegenmaßnahmen größeren Styles. In erſterer Hinſicht dürfen vor Allem die Fiſchereiberechtigten ſelbſt nicht ruhig zu— ſehen. Sie ſelbſt müſſen ihre eigenen Intereſſen wahren und auch die Vereine dürfen es nicht unterlaſſen, den Einzelnen die nöthige Unterſtützung zu gewähren. Die Förderung der Fiſcherei— Intereſſen gegenüber dem Correctionsweſen im Großen iſt dagegen nur durch Eingreifen der 4 — — Staatsgewalt möglich. In dieſer Hinſicht habe ich zu Gunſten der Fiſcherei beſonders folgende Poſtulate aufzuſtellen. Es muß principiell zur Geltung kommen, daß neue Correetiouen nicht als techniſche Spielereien und um rein localer und individueller Intereſſen willen erfolgen dürfen, ſondern nur da, wo unabweisbare, anderweitig nicht zu befriedigende Bedürfniſſe von größeren Geſichtspunkten des Gemeinwohles aus beſtehen. Bei Prüfung dieſer Frage, gleichwie bei Feſtſetzung der Ausführungsmodalitäten ſoll und muß es als Gebot von Recht und Gerechtigkeit gelten, daß auch der Fiſchereiberechtigte gehört wird, ſeine Ein wendungen berückſichtigt werden und, wenn ein Eingreifen in ſeine Rechte abſolut unerläßlich iſt, er entſprechend entſchädigt werde. Es kommt mir dabei nicht darauf an, den einzelnen Fiſchereiberechtigten dieſe und jene Entſchädigungs⸗ beträge in die Taſche zu ſpielen, wohl aber darauf, daß durch Aufſtellung des Grundſatzes der Entſchädigungspflicht unnöthige, übereilte und unzweckmäßige Correctionen ſelbſt indirect abgehalten werden. 5 Wenn man auf der einen Seite immer die Intereſſen der Grundbeſitzer in's Feld führt, ſollte man doch auch bedenken, daß man nicht Einem geben darf, was man dem Andern nimmt. Auch iſt es meines Erachtens ein falſcher Satz, daß die Fiſcherei hinter anderen Culturintereſſen zurückzuſtehen habe. Gleichwohl wird dieſer Satz bei derartigen Angelegenheiten leider immer noch faſt regelmäßig ausgeſpielt. Welchen großen Schatz von Nationalvermögen aber die Fiſcherei repräſentirt, iſt bekannt, und eben deshalb ſollte der Standpunkt, daß die Fiſcherei eine ebenbürtige Würdigung neben anderen Culturintereſſen zu finden habe, allgemach auch Gemeingut aller Regierungen werden. Leider find ſehr viele der Correctionen, namentlich an den großen Strömen, bereits in einem Umfange ausgeführt, welcher nicht ohne ſchädliche Rückwirkung auch in internationaler Hinſicht bleiben kann. Bei uns in Bayern iſt dies ebenſo, wie anderswo. Die meiſten Schädigungen durch Correctionen wenigſtens in größeren Strömen entſtehen durch die ſogenannten Parallelwerke, Buhnenbaue u. dgl. Dinge. Die Erfahrung hat gelehrt, daß dabei die Laichplätze und die Unter ſchlupfplätze für junge Fiſche vollſtändig zu Grunde gehen. Die Staatsregierungen konnten ſich auch dieſer Anſicht Schon nicht mehr verſchließen. Die bayeriſche Staatsregierung kann die Ehre für ſich in Anſpruch nehmen, daß ſie auf Vorſtellungen der Fiſcherei-Vereine zunächſt für den Main in dieſer Richtung bahnbrechend mit Remeduren vorgegangen iſt. Sie hat die Flußbaubehörden angewieſen — zunächſt für den Main, ſpäter auch mit Ausdehnung für das Donaugebiet — ſoweit es die techniſchen Verhältniſſe irgendwie erlauben, die Abbaue durch Einſchnitte wenigſtens ſo weit wieder zu eröffnen, daß ſie wieder Laichplätze und Schutzplätze für das Fiſchvolk darbieten. An vielen Orten wurde dieſes bereits praktiſch durchgeführt, aber immer noch nicht vollſtändig genug. Gerade wegen der bisherigen Unvollſtändigkeit dieſer Durchführung ergibt ſich für den Baheriſchen Fiſcherei— Verein die Aufgabe, die Durchführung dieſer Conceſſionen zur möglichſten Verallgemeinung zu bringen. Es haben dieſe Maßregeln übrigens an manchen Flüſſen, wie z. B. am Lech, der ſehr reißend iſt, allerdings große Schwierigkeiten. Es gereicht mir zur großen Freude, weiterhin con⸗ ſtatiren zu können, daß auch die öſterreichiſche Regierung hierin nachgekommen iſt. Inwieweit hier die praktiſche Ausführung der Zugeſtändniſſe an die Fiſcherei ſchon Fortſchritte gemacht hat und in welchem Umfange auf dieſem Gebiete noch Wünſche zu verlautbaren ſind, überlaſſe ich der Erwägung meiner freundlichen Nachbarn. Neueſtens ſcheint man auch in Preußen in dieſer Richtung gefühlvoll zu werden. So wurden beiſpielsweiſe in der Moſel Drainröhren eingelegt, um an den Parallelwerken auch Verbindungen mit dem Hauptſtrome für die Fiſcherei herzuſtellen. Wie die techniſchen Dinge hierin auszuführen ſind zum Beſten Fiſcherei, darüber können wir meines Erachtens uns nicht ausſprechen und ſollen es auch nicht. Das iſt Sache der Ingenieure. Für uns handelt es ſich nur darum, zu erreichen, daß das Prineip der Nachhilfe für die Fiſcherei im ganzen Donaugebiete zur Anwendung gelange. Dabei erfordert übrigens noch ein beſonderer Punkt Beachtung. 2 Es iſt bei uns, vielleicht auch anderswo, ſchon der Verſuch gemacht worden, die Koſten der Wiedereröffnung der Abbaue den Fiſchereiberechtigten zu überbürden. Das beeinträchtigt natürlich die Maßregel im Effecte. Meines Erachtens iſt es ungerecht, die Fiſchereiberechtigten mit den Koſten einer derartigen Maßregel zu belaſten. Dieſe haben die Zuſtände nicht verſchuldet und ſollten deshalb die Wiedereröffnungen der Abbaue ſtets auf öffentliche Koſten geſchehen! — Eine zweite Hauptaufgabe iſt die Garantie des freien Zuges der Fiſche. Daraus erwächſt bekanntlich die ſogenannte Fiſchleiterfrage, das heißt die Frage, wo und mit welchen Modalitäten der freie Zug und der Aufſtieg der Fiſche namentlich auch über die induſtriellen Waſſerwerke in Geſtalt von Fiſchleitern zu ermöglichen ſei. Bisher ſchon hat dieſe Frage viel Staub aufgewirbelt und vielen menſchlichen Scharfſinn herausgefordert. In England, Nord⸗ amerika und Norddeutſchland iſt übrigens die Frage von größerer Bedeutung als in dem Donau⸗ gebiete, ſpeciell auf der bayeriſchen Strecke. Der Grund hiervon iſt einfach. Es handelt ſich bei dieſer Fiſchleiterfrage hauptſächlich um die Wanderfiſche, insbeſondere um den Wanderlachs. Nun kommen aber in den Donaugebieten mit geringen Ausnahmen eigentliche Wanderfiſche nicht oder doch nur mit minderer Bedeutung vor. Außerdem iſt auch längs des bayeriſchen Donaugebietes die Induſtrie noch nicht in gleichem Maße entwickelt, wie in den vorhin erwähnten Staaten. Gleichwoh! iſt die Sache auch für uns von einiger Bedeutung, namentlich wegen des Zuges der Huchen und Aeſchen zu ihren Laichplätzen. In Bayern befinden ſich z. B. an der Iller nahe an der württem bergiſchen Grenze große Fabriketabliſſements, welche den Zug der Huchen in der Iller ſtören. Die dort falſch angelegte Fiſchleiter ſunktionirt nicht ordentlich und noch handelt es ſich 5 — immer darum, eine gedeihliche Abhilfe zu erzielen. In München haben wir ebenfalls eine „Leiter— frage“. Im Stadtbezirke ſind in der Iſar ebenfalls Wehre und Schleuſen, deren ordentliche Gang— barmachung für Huchen dringend zu wünſchen wäre. Neueſtens iſt es uns geglückt, eine Actiengeſellſchaft, welche eine Fabrik an der Amper baute, zu beſtimmen, eine Fiſchleiter namentlich für den Aufſtieg von Huchen und Aeſchen auf eigene Koſten anzulegen. Es iſt dies um ſo anerkennenswerther, als in Bayern eine geſetzliche Beſtimmung in dieſer Hinſicht nicht exiſtirt und man meiſt nur an den guten Willen der Induſtriellen appelliren kann. Hier ſpielt nun die Entſchädigungsfrage eine ſehr bedenkliche Rolle, namentlich ſoweit es ſich um nachträglichen Bau von Fiſchleitern an älteren Werken handelt, da man doch den Induſtriel— len durch Auferlegung der Neuanbringung von Fiſchleitern an ihren Waſſerwerken nicht ſo ohne weiters Koſten aufbürden kann. Anerkennenswerth iſt der Umſtand, daß unſere bayeriſchen Ver— waltungsbehörden in neueſter Zeit an die Conceſſionirung von Fabriks-Neuanlagen die Bedingung des Baues ſolcher Gangwerke für die Fiſche nicht ungerne knüpfen. Meines Erachtens iſt eine geſetzliche Regelung dieſer Frage im höchſten Grade wünſchenswerth. Sie liegt auch im internationalen Intereſſe. Welche Forderungen ich diesfalls ſtellen zu müſſen glaube, wird in meinen Anträgen Ausdruck finden. Sie find jo ziemlich denen betreffs des Corrections— weſeus analog. Was namentlich die Koſtenfrage betrifft, jo ſollte man ſich bei neuen Geſetzen eine gewiſſe Erfahrung zu Nutze machen, welche Preußen gemacht hat. Das preußiſche Fiſchereigeſetz gibt einen geſetzlichen Anſpruch auf die Errichtung von Fiſchleitern. Allein es ſtellt feſt, daß den an Waſſerwerken Berechtigten „volle Entſchädigung“ auch ſchon für bloße „Beeinträchtigung“ ihrer Intereſſen durch Errichtung von Fiſchleitern gebühre. Schon bei der Dresdener Conferenz hat deshalb die Frage Erwägung gefunden, ob man nicht irgendwie den weitgehenden Erſatz— anſprüchen der dort an Waſſerwerken Berechtigten durch Geſetzes änderungen begegnen könne und müſſe. — Analog zu beachten iſt auch die Nothwendigkeit eines Schutzes der Fiſche durch Schutz— gitter gegen die nachtheiligen Einwirkungen von Turbinen. Ich komme nun auf das heikle Capitel der Flußverunreinigungen. Gerade dieſes hat die öffentliche Aufmerkſamkeit nach verſchiedenen Richtungen ſchon ſo erregt, daß auch hier wenigſtens im Allgemeinen wenig zu ſagen erübrigt. Die Fiſcherei hat gerade hier beſonders ſchwere Kämpfe mit der Induſtrie zu beſtehen, Kämpfe, welche naturgemäß da am ſchwierigſten ſind, wo die Induſtrie, wie z. B. in Sachſen, einen großen Factor im öffentlichen Leben bildet. Man wird ſich deshalb mit einer gewiſſen Reſignation leider daran gewöhnen müſſen, daß je nach den Verhält— niſſen der einzelnen Länder die Fiſcherei zu Gunſten der Induſtrie mehr oder minder die Rolle des Stiefkindes zugetheilt erhalten wird. Uebrigens gewiſſe Rechte kann ſie allüberall verlangen. 5 Ich verlange namentlich, daß auch die Fiſchereiberechtigten, wie andere Betheiligte, bei jeder Neuerrichtung von induſtriellen Etabliſſements an oder in der Nähe von Gewäſſern von amts— wegen gehört werden, dann, daß bei ſolchen Neuanlagen die umfaſſendſten Garantien gegen Waſſer— verunreinigungen geſchaffen werden, ſoweit dies gelegentlich bei neuen Conceſſionirungen von Waſſer— werken und Fabriksbauten irgend der Fall ſein kann. Man ſollte derartige Baugenehmigungen nicht eher hergeben, als bis ſolche Garantien in möglichſt hohem Grade geſchaffen ſind. Ich muthe hier nicht etwas Unmögliches zu. Die neuere Technik und Chemie iſt ſchon ſo weit vorgeſchritten, daß namentlich auf chemiſchem Wege ganz gut zur Desinfection der Abwäſſer und Abfallſtoffe Einrichtungen und Mittel hergeſtellt und angewendet werden können. Auch wiſſen tüchtige und umſichtige Fabriksdirectoren bereits recht gut die Abfallſtoffe auf chemiſchem Wege ſich wieder in hohem Grade nutzbar zu machen. Gerade dafür kann ich aus Bayern Beiſpiele beibringen. (Redner erörtert einige concrete beiſpielsweiſe Verhältniſſe.) Die Strafbeſtimmungen gegen unberechtigte und ſchädliche Einleitungen in die Flüſſe ſcheinen mir bis jetzt noch gar zu lau zu ſein. Es wäre recht förderlich, wenn auf geſetzlichem Wege, und zwar mittelſt ſpecieller Beſtimmungen, für ſolche Verhältniſſe durch energiſche Strafandrohungen eine recht ſorgfältige Pflege der Waſſerreinheit ſeitens der Vorſtände der betreffenden induſtriellen Unternehmungen erzwungen werden würde. Insbeſondere muß damit ein gewiſſer gemeinüblicher Einwand ſtrikte ausgeſchloſſen werden. Wenn nämlich ein Verſtoß gegen hiefür einſchlägige Vor— ſchriften vorkommt, ſo ſchiebt man ſeitens der Fabriksleitung regelmäßig die Schuld auf den leidigen Werkmeiſter oder einen Arbeiter. Der Herr Director hat immer den ſtrengſten Befehl zertheilt, und beruft ſich immer darauf, er könne ſich ja doch nicht Tag und Nacht zur Controle hinſtellen. Nach meinem Dafürhalten muß der Vorſtand einer derartigen Unternehmung ſtrenge verantwortlich gemacht werden für alle Handlungeu und Unterlaſſungen ſeiner Leute, und zwar ſowohl auf ſtraf— rechtlichem, wie auf civilrechtlichem Gebiete. Namentlich auch auf letzterem durch geſetz— liche Liquidſtellung einer ſtrengen Entſchädigungspflicht. In dieſer Hinſicht wird ſich ins— beſondere die geſetzliche Aufſtellung einer Präſumtion des Verſchuldens (ähnlich wie bei der Haft— pflicht der Eiſenbahnen 2c.) dringend empfehlen. Außerdem habe ich praktiſche Erfahrungen dahin Nr daß es nothwendig und nützlich iſt, auch einen ſehr ſtrengen adminiſtrativen Zwang in ieſer Hinſicht als zuläſſig zu erklären und gegebenen Falls zur Geltung zu bringen, in der Art, daß es auch den adminiſtrativen Behörden verſtattet wird, da, wo es nothwendig iſt, ſtrenge ein— zuſchreiten, und zwar im nöthigen Fälle ſogar durch Sperrung des Unternehmens dem Geſetze Geltung zu verſchaffen. Wir haben in dieſer Beziehung Erfahrungen in Bayern ſchon ſattſam gemacht. (Redner erörtert Beiſpiele.) 9 6 Wie gefagt, iu der Berunreinigungsfrage muß entſchieden und kräftiger als feither die Geſetzgebung eingreifen. Die bayeriſche Geſetzgebung iſt, wie ich leider bekennen muß, in dieſer Beziehung ungenügend. Sie hat vor Allem einen Grundſatz, welcher der Fiſcherei ganz entſchieden ſchädlich iſt. Im § 57 des bayeriſchen Waſſerbenützungsgeſetzes iſt nämlich ausgeſprochen, daß Fiſchereiberechtigte gegen Anlagen zur Waſſerbenützung kein Einſpruchsrecht, ſondern nur einen Entſchädigungsanſpruch haben. Gerade dieſes Einſpruchsrecht müſſen ſie aber für alle Fälle bekommen. Hintennach blos ein problematiſches Entſchädigungsbegehren zu haben, iſt für die Fiſcherei der baare Ruin. Außerdem iſt bei uns die ſtrafrechtliche Einſchreitung davon abhängig, daß ſchon bei der Coneeſſionirung des Unternehmens, beim Waſſerbau oder bei dem Fabriksbau beſtimmte Cautelen auferlegt wurden. Es kann alſo der Strafrichter nur dann einſchreiten, wenn beſtimmte Conceſſions- und Genehmigungsbedingungen verletzt worden ſind. Nun denke man zurück, wie wenig in den vergangenen Jahrzehnten die Fiſcherei geſchätzt wurde und man wird verſtehen, daß die Fälle der Anwendbarkeit einer derartigen beſchränkten Strafbeſtimmung außer— ordentlich ſpärlich ſind. Gegenüber dem Unweſen der Flußverunreinigungen reichen übrigens auch particulare Geſetze nicht aus. Nach meiner Ueberzeugung hat hier die Geſetzgebung, namentlich wegen der mehreren Staaten gemeinſamen Flüſſe, eine viel breitere Baſis zu ſuchen, die räumlich möglichſt große Grundlage zu gewinnen. In Deutſchland müßte ein Reichsgeſetz gegeben werden. Wie es diesfalls in Oeſterreich, namentlich im Verhältniſſe zu Ungarn ſteht, kann und will ich nicht beurtheilen. Ich glaube aber, daß hier der Fall ähnlich liegen wird. Außerdem ſollten in dieſer Beziehung, da hier wirklich eminent internationale Inter- eſſen in Frage ſtehen, die einzelnen nicht ohnehin ſchon pragmatiſch verbündeten Staatsregierungen auch durch internationale Vereinbarungen ſich gegenſeitig eine gewiſſe Garantie gewähren, daß hier nach einem beſtimmten Plane unter Wahrung gewiſſer Grundſätze den wirklich heilloſen Zuſtänden abgeholfen werde. Die hohen Staatsregierungen ſind dazu um ſo mehr veranlaßt, als es ſich hier nicht blos um die Intereſſen der Fiſcherei, ſondern auch um die Wahrung von noch vielen anderen Intereſſen, insbeſondere auch um die der Geſundheit handelt. Für ein abhelfendes Vorgehen werden hier übrigens Regierungen und Vereine namentlich betreffs der Fiſchereiſchädigung um ſo ſicherer Boden finden, wenn die Modalitäten der Beſchädigungen möglichſt genau feſtgeſtellt und erforſcht werden, mit anderen Worten, wenn man ſich auf dieſem Gebiete nicht blos in allgemeinen Redensarten verliert, ſondern wenn man ſozuſagen ſein Gewiſſen ernſtlich erforſcht, wenn man ganz genau durch Sachverſtändige ſtatiſtiſch vorab ermitteln läßt, welche Art von Ver- unreinigungen und Beſchädigungen da und dort nach den obwaltenden Verhältniſſen gewöhnlich vorkommen und auf welchem Wege dieſen gegenüber am beſten geholfen werden kann. In dieſer Beziehung hat uns die königlich ſächſiſche Regierung ein ſehr nachahmungswerthes Beiſpiel gegeben, indem fie derartige Unterſuchungen in ziemlich ausgedehntem Maße officiell pflegen und veröffentlichen ließ. Dazu ſchiene es mir ſehr förderlich, die Thätigkeit der beſtehenden Fabriksinſpectoren mit in Anſpruch zu nehmen, wie überhaupt meines Erachtens die Thätigkeit derartiger Organe zum Schutze der Fiſcherei auf dieſem Gebiete vielfach mit verwerthet werden könnte. In's Auge zu faſſen find weiterhin auch die Beziehungen der Fiſcherei zur Schiff— fahrt, welche gerade auf der Donau auch eine ſehr große Rolle ſpielt. Fiſcherei und Schifffahrt (im Großen verſtanden) bewegen ſich gewiſſermaßen in entgegengeſetzter Richtung und haben daher auch heterogene Intereſſen. Die Fiſchereipflege bedarf der Ruhe, die Schifffahrt der Bewegung. Es iſt nicht gut, wenn dieſer natürliche Antagonismus zum offenen Kampfe führt oder durch zu ſcharfe Schutzanforderungen zu einem ſolchen getrieben wird. Denn im Großen und Ganzen würde die Fiſcherei meines Bedünkens gegenüber den Schifffahrtsintereſſen immer den Kürzeren ziehen. Faßt man das Erreichbare in's Auge, ſo kann es ſich für uns nicht ſowohl um Hinderung der Schifffahrts⸗ unternehmungen an ſich, ſondern nur um die Beſeitigung gewiſſer factiſcher Schädlichkeiten handeln. Solche entſtehen für die Fiſcherei namentlich durch die Fahrten von Dampfſchiffen und Kettenjchlepp- ſchiffen. Ich bin nun, wie geſagt, nicht der Anſicht, daß es Aufgabe der Fiſcherei-Vereine ſein könne, derartige Verkehrsunternehmungen hintanzuhalten. Die Aufgabe wird inſonderheit hier vielmehr darin beſtehen, die Schäden möglichſt wieder gut zu machen und zu moderiren. Die meiſten Schäden ſcheinen mir hier zu liegen in der Störung der Entwicklung des Laiches und der jungen Fiſche. Eben darum ſcheint eine naheliegende Aufgabe die zu ſein, anzuſtreben, daß bei allen Neuconceſſionirungen von derartigen Schifffahrts-Unternehmungen im Wege eines öffentlich— rechtlichen Zwanges (bei ſchon beſtehenden etwa im Wege der freien Verſtändigung) die Schifffahrts⸗ Unternehmer vielleicht dazu vermocht werden, auch ihren Theil dazu beizutragen, um die Fiſcherei, welche ſie ſchädigen, wieder zu heben. Praktiſch aber denke ich mir dies ſo, daß die Unternehmer alljährlich aus ihren Erträgniſſen einen gewiſſen Betrag zu Zwecken der künſtlichen Fiſchzucht für das befahrene Gewäſſer zu widmen haben. So könnte das, was an Schaden geſtiftet wird, wenigſtens etwas wieder ausgeglichen werden. Mehr nebenſächlich iſt dabei die Frage, ob dieſe Summen den Regierungen oder den Vereinen zur Verfügung zu ſtellen wären. Be Auf dem Schifffahrtsgebiete begegnen wir übrigens auch der Nothwendigkeit, gewiſſe ein⸗ geriſſene rechtliche Mißſtände zu beſeitigen, wie ſolche in Geſtalt der unbefugten Fiſcherei der Schiffs leute vorliegen. Dieſe Frage wurde namentlich bezüglich des Rheins und ſeiner Zuflüſſe auf der Dresdener Conferenz ſchon beſprochen, und ich habe ſchon dort darauf aufmerkſam gemacht, daß ähnliche Zuſtände auch auf der bayeriſchen Donau beſtehen. Namentlich unter dem Schutze der Nacht, gelegentlich auch unter Benützung von Beleuchtungseffecten, z. B. mit Hilfe der Lampen, 7 — — die ſie nach Polizeivorſchrift auf den Schiffen anbringen müſſen, pflegen die Schiffsleute nur zu oft und mit ergiebigem Erfolge des Fiſchfanges. Die auf der Dresdener Conferenz gemachten Anregungen haben auch in Fiſcherkreiſen lebhafte Zuſtimmung gefunden. Ich meine, daß ſich hier unſere internationale Conferenz die Beſchlüſſe der Dresdener Conferenz einfach im Principe aneignen, und was dort vom deutſchen Reichsgeſetz gejagt iſt, auf die internationalen Verhältniſſe übertragen ſollte. Damit bin ich zugleich an die Schwelle des zweiten Hauptabſchnittes der Betrachtungen ge— kommen, nämlich zu denen über die Fiſchfangverhältniſſe überhaupt. Die Hauptaufgabe der Fiſchereipflege liegt hier in der Anbahnung und Erhaltung einer wirthſchaftlichen Nutzung, d. h. einer ſolchen, welche einerſeits die naturgemäße Beſtimmung der Gewäſſer zum Bezug einer angemeſſenen Naturalrente erhält, dabei aber andererſeits das Verhältniß zwiſchen Production und Conſumtion nicht naturwidrig ſtört. Die Klagen über Raubfiſcherei ſind leider noch ſehr und mit Recht an der Tagesordnung, beſonders dort, wo die Fiſcherei mehr Gewinn abwirft und wo man damit auch leichter verleitet wird, ſolchen Gewinn vorſichtslos auszubeuten. So z. B. in der Umgebung größerer Städte, bei Bädern und Touriſtenplätzen, längs der großen Verkehrsadern ꝛc. Vor Allem iſt es hier noth— wendig und erſprießlich, daß die Vereine der Raubfiſcherei mit Mahnungen und Belehrungen gegenübertreten, wenn auch dieſe nicht überall nützen. Aus letzterem Grunde iſt es auch ein un⸗ abweisbares Reſultat, daß ſelbſt ein ſtaatlicher Zwang in der Geſtalt von Schongeſetzen eintrete. Der Standpunkt Derer, welche darin Alles der ſogenannten vernünftigen Selbſtbeſtimmung des Einzelnen überlaſſen wollen, iſt meines Erachtens unpraktiſch, zu ideal, den thatſächlichen Ver— hältniſſen total widerſprechend. Daß allenthalben in denjenigen Ländern, deren Intereſſen ſich berühren, auch an— gemeſſene Schon vorſchriften beſtehen, kann und muß als prineipale Forderung von internationaler Bedeutung bezeichnet werden. Unter etwas anderen Geſichtspunkt fällt aber für das internationale Feld die andere Frage, wie ſich ſolche Schonvorſchriften in ihren Einzelheiten geſtalten ſollen. Schon innerhalb des Raumes größerer Staaten iſt volle Centralität der Schonvorſchriften meines Erachtens unmöglich. Gewiſſe provinzielle und örtliche Modificationen müſſen nothwendig beſtehen, wenn die Schonvorſchriften dem erſten Erforderniſſe einer Wirkſamkeit, nämlich der entſprechenden Anpaſſung an die natürlichen Verhältniſſe, entſprechen ſollen. Dies gilt auch für den Längslauf großer Ströme, ſelbſt ſchon für den Lauf ihrer ver— ſchiedenen Nebenflüſſe; für unſere bayeriſche Donau kann ich es ganz beſonders anſchaulich machen durch den abermaligen Hinweis auf den bereits betonten Unterſchied zwiſchen den rechts- und links⸗ ſeitigen Zuflüſſen der Donau. Bei den rechtsſeitigen fällt der Schwerpunkt der Schonvorſchriften in den Schutz der Salmoniden, bei den linksſeitigen in den Schutz der Cyprinoiden und anderer unter ähnlichen Verhältniſſen lebender Fiſcharten. Gewiſſe Verſchiedenheiten ſind eben deshalb zwiſchen den Schonvorſchriften ſelbſt benachbarter Länder nicht zu vermeiden. Ich würde es auch nicht als Aufgabe der internationalen Fiſchereiconferenz betrachten können, hier z. B. gemeinſame Schonzeittabellen feſtſtellen zu wollen, oder über Minimalmaße u. dgl. zu discutiren, um ſo weniger, als ſicherlich auch die Regierungen auf eine ſo weitgehende Homogenität ſich gar nicht einlaſſen würden. Aber wenigſtens eine möglichſt principielle Annäherung der einzelnen Scho n— ſyſteme ſollte immerhin erfolgen. In dieſer Beziehung erwähne ich mit Genugthuung, daß die bayeriſche und die neuere öſterreichiſche Legislative hier im Großen und Ganzen auf demſelben Standpunkte ſtehen. Man unterſcheidet bekanntlich das abſolute von dem relativen oder Individual— Schonſyſtem. In Bayern und Oeſterreich hat man das zweite, das entſchieden rationellere, an— genommen. Daß die Schonvorſchriften in Oeſterreich im Großen und Ganzen etwas milder ſind, als in Bayern, iſt, meine ich, nicht von ausſchlaggebender Bedeutung. Ich glaube, es ſteht zum Theil mit der Thatſache im Zuſammenhang, daß die Schonvorſchriften Oeſterreichs meiſt neueren Urſprungs ſind und dabei bei der Bevölkerung, namentlich den Gewerbsfiſchern, mit etwas Neuem alteingeroſtete Uebelſtände zu überwinden ſind. Hier thut einige Vorſicht, ein gewiſſes Maßhalten immer noth. Derartige neue Satzungen ſind ja für die Betroffenen oft ziemlich ſchwer zu über— winden. Vielleicht kommt auch Oeſterreich noch dazu, die Saiten etwas ſtrammer anzuziehen. Daß dies die bayeriſche Legislative bereits gethan hat, erfahren Sie ſchon aus der Tabelle, welche der Oberöſterreichiſche Fiſcherei-Verein ſeinem Expoſé über die dortigen Fiſchereiverhältniſſe beigegeben hat. Sie veranſchaulicht die bisher in Bayern noch geltenden Schonvorſchriften. Schon in aller— nächſter Zeit ſollen und werden dieſe aber neuen Beſtimmungen Platz machen Die künftige bayeriſche Landesfiſchereiordnung wird — von einigen unbefriedigt gebliebenen Deſiderien abgeſehen — in der That auf der Höhe der Zeit ſtehen, langjährige reiche Erfahrungen zum Ausdruck bringen. Ich glaube namentlich auch, daß damit unſere oberöſterreichiſchen Nachbarn vom Standpunkte ihrer nachbarlichen Wünſche aus befriedigt fein werden. Die neue bayeriſche Landesfiichereiordnung wird namentlich ebenfalls wieder auf dem vom internationalen Standpunkte aus ſo wichtigen und richtigen relativen oder Individual-Schonſyſteme beruhen, und zwar mit wohlüberlegker Abſicht— lichkeit, mit bewußtem Gegenſatze zum ſogenannten abſoluten Schonſyſteme. Dieſes letztere gilt bekanntlich in Preußen und in einigen Staaten, welche mit Preußen durch eine Fiſcherei-Convention verbunden ſind. Weſen lich bei demſelben iſt die Zweitheilung der Gewäſſer in ſolche mit Herbſtſchonzeit und ſolche mit Frühjahrsſchonzeit. Dieſe Doppeltheilung mit ihren Conſequenzen ſteht aber im ſchneidendſten Widerſpruch mit den natürlichen Verhältniſſen. Deshalb, wie aus anderen Gründen, iſt auch in Norddeuiſchland eine große Gährung und Oppofition 8 gegen fragliches Syſtem entſtanden. Der Kampf iſt in Theorie und Praxis ziemlich weit gediehen, allerdings leider noch mit wenig Erfolg, wenigſtens vorläufig. Um der dortigen Staatsregierung eine Wandlung zum Beſſeren zu erleichtern, hat man in neuerer Zeit in Preußen auch auf Mittel⸗ wege geſonnen. In dieſer Beziehung ſind namentlich die Vorſchläge des Herrn Profeſſors Dr. Metzger von Minden in der „Hannoveraniſchen land- und forſtwirthſchaftlichen Zeitung“ namhaft zu machen. Dieſer hochbeachtenswerthe Sachverſtändige ſucht hier die individuelle Schonzeit namentlich für die Herbſtlaicher feſtzuhalten und durchzuſetzen, will dagegen für die Frühjahrs- laicher wenigſtens noch eine gewiſſe äußere Form der abſoluten Schonzeit in der Geſtalt der ſogenannten collectiven individuellen Schonzeit zugeſtehen. Meine Anſicht geht dahin, daß die Annahme der Metzger'ſchen Vorſchläge in Preußen und für deſſen Wechſelbeziehung mit Oeſterreich und den deutſchen Südſtaaten und deren Flußgebieten ein ganz entſchiedener Fortſchritt ſein würde, daß ſie aber, wenn man etwa von uns im Süden verlangen wollte, damit unſere Vorſchriften zu ſurrogiren, dies für uns einen nicht acceptablen Rückſchritt bedeuten würde. Immerhin würde durch die Annahme in Norddeutſchland die Kluft der Schonzeitiyiteme zwiſchen Preußen und Süd deutſchland wenigſtens nothdürftia überbrückt werden können. Es wäre dies um jo mehr von Werth, als die Annäherung ſich danach gerade in dem Punkte vollziehen würde, welcher vom inter— nationalen oder, was Deutſchland betrifft, vom interförderativen Standpunkte aus, der wichtigſte iſt, nämlich zum Beſten der ſo hoch werthvollen Salmoniden und der Wanderfiſche überhaupt. Die Behandlung der Frühjahrslaicher aus den Geſchlechtern der Cyprinoiden, Eſoeinen, Percoiden ze. fällt mehr unter locale Geſichtspunkte und kann deshalb auch ſtets mehr oder weniger local in verſchiedener Art und Weiſe je nach örtlichen, provinziellen oder particulären Anſchauungen ſich geſtalten. Sehr wünſchenswerth wäre, daß namentlich auf Grenzflüſſen die Fiſchereiverfehlungen, nämlich ſowohl die Fiſchereifrevel, wie auch die Verfehlungen gegen die Sch nvorſchriften, nach möglichſt gleichmäßigen Grundſätzen beſtraft werden möchten, und namentlich die Strafrechtspflege darin zum mindeſten ſo geregelt werde, daß nicht unter einem internationalen Prätexte die einzelnen Schuldigen der Strafe überhaupt entrinnen. Ich bin zur Anregung dieſes Punktes eigens veranlaßt dadurch, daß mir ſpecielle Klagen über gewiſſe Zuſtände an der Salzach zugekommen find. Ich bin nämlich im Beſitze eines Schreibens des Fiſcherelubs von Burghauſen, welches ich als Antwort über einzelne Fragen, die ich zum Zwecke der Internationalen Conferenz geſtellt habe, erhielt. Es kommt darin wörtlich Folgendes vor: „Das ganze Fiſchrecht der Salzach von Bayeriſch Laufen bis Oeſterreichiſch-Rothenbuch — am Einfluß der Salzach in den Inn — gehört zu Bayern, und bezahlen die öſterreichiſchen Fiſcher gleich den bayeriſchen Steuer beim hieſigen Rentamte. Man ſollte nun meinen, gleiche Rechte, gleiche Pflichten — doch dem iſt leider nicht jo. Unſere hieſigen Sicher beklagen ſich bitter, daß fie ſchon ſehr oft bei Ausübung ihrer Fiſchereirechte in auf öſter— reichiſcher Seite der Salzach liegenden Altwäſſern beanſtandet wurden, während die öſterreichiſchen Fiſcher ganz ungenirt die auf bayeriſcher Seite liegenden Altwäſſer ausfiſchen. Einen weiteren Grun) zu Differenzen bildet der Unterſchied der Schonzeiten in beiden Staaten, und find zweifelsohne unſere bayeriſchen Fiſcher ſehr im Nachtheile dabei. Wiederholte Beſchwerden bei den competenten öſterreichiſchen Gerichten in Braunau, ſowie Anfragen, ob denn die öſterreichiſchen Fiſcher nicht gebunden ſind, die beſtehenden bayeriſchen Fiſchereiverordnungen einzuhalten, nachdem doch das ganze betreffende Fiſchereirecht zu Bayern gehört, wurden ſtets zu Ungunſten der Bayern entſchieden, und iſt auch deswegen die gegenſeitige Freundſchaft nicht ſehr groß.“ Wenn ich mich dieſer Beſchwerde ganz objectiv gegenüber ſtelle, jo glaube ich, daß meine Landsleute Wahres und Falſches durcheinander gebracht haben. Nach meinem übrigens nicht authentiſchen Wiſſen ſind die Fiſchereiberechtigungs-Verhältniſſe in der Salzach gar nicht ſo einfach. Es ſcheinen mir die Berechtigungen wenigſtens ſtellenweiſe die Form von Koppelfiſchereirechten zu haben. Jedenfalls wäre ſtrenge Regelung dringend angezeigt, nachdem, wie es in jenem Briefe ſcheint, Irrungen beſtehen. Was die ſtrafrechtlichen Anſtände betrifft, ſo ſcheint mir die Sache zu liegen wie folgt: Allerdings ſollten die öſterreichiſchen Fiſcher, welche auf bayeriſchem Gebiete fiſchen, nach der lex delieti commissi, der Geſetzesnorm für den Ort des begangenen Unrech'es, alſo nach bayeriſchem Geſetze abgeurtheilt werden, und würden dies auch, wenn das bayerijche Gericht fie abzuurtheilen berufen wäre. Allein nach Specialverträgen über die Beſtrafung von Forſt-, Jagd⸗ und Fiſchereifreveln von den Jahren 1839 und 1844 haben ſich Bayern und Oeſterreich gegenſeitig verabredet und verbindlich gemacht, ihre Inländer, welche auf fremdem Gebiete in Fiſchereiſachen delinquirt haben, auf eigenem Gebiete geradeſo abzuurtheilen wie ihre eigenen Inländer. Gerade daraus entſtehen nun diejenigen Conſequenzen, welche die Herren in Burghauſen tadeln. Das öſterreichiſche Gericht, welches ſeine Oeſterreicher wegen der in Bayern begangenen Fiſchereideliete abzuwandeln hat, kann, inſoferne es nicht durch ſpecielle Geſetze und Verträge eigens ermächtigt iſt, wie hier nicht der Fall, gar nicht nach ausländiſchem Geſetze urtheilen. Darin haben alſo die Herren von Burghauſen jedenfalls Unrecht. Die Sache könnte und ſollte aber geändert werden durch einen Staatsvertrag, dahingehend, daß für derartige Grenzflüſſe überhaupt nur nach einem Rechte geurtheilt werde, wenigſtens, mag die Aburtheilung da oder dort erfolgen, das Recht des Ortes, wo das Delict begangen wurde, maßgebend zu ſein habe. Sonſt ſind derartige Confliete nicht zu vermeiden. Es wäre ſehr zu wünſchen, daß überhaupt ſolche Grenzverhältniſſe genau geregelt werden. Sonſt treten gewiſſe Zuſtände der Gewaltthätigkeit, des ſich gegenſeitig Ueber— vortheilens ein, deſſen äußerſte Conſequenz das Blühen der Raubfiſcherei iſt. Eine große Rolle ſpielt in den internationalen Beziehungen auch das Prineip der ſogenannten Wochenſchonzeit, das heißt der Grundſatz, daß namentlich auf großen Strömen eine gewiſſe Dauer (1 bis 2 Tage) in der Woche nicht gefiſcht werden darf und während dieſer Ruhepauſe feſtſtehende Fiſchgeräthe und Vorrichtungen aus den Strömen herausgenommen werden müſſen. Die Grundtendenz richtet ſich dabei namentlich darauf, den Zug der Wanderfiſche zu garantiren, weshalb auch dieſe Schonzeit für das Douaugebiet eine mindere Bedeutung hat. Ueberhaupt darf man ſich auch der Täuſchung nicht hingeben, als ob dieſe Wochenſchonzeit allein die Laichſchonzeit ſchon erſetzen könnte und als ob fie allein ſchon die reine Panacee für das Gedeihen der Wander— fiſche wäre. Der Irrthum könnte namentlich für letztere verhängnißvoll werden. Großen Werth lege ich auf die Annahme des Grundſatzes der internationalen Univer⸗ ſalität des ſogenannten Marktverbotes im Sinne der Geltung und Anwendung des Verbotes ohne Rückſicht auf ausländiſche Provenienz. Man bezweckt und erreicht damit gegenſeitig hauptſächlich die Verhinderung des Exportes verbotswidrig gefangener Fiſche über die Grenzen des Geltungsgebietes der Schonvorſchrift. Hat nämlich ein Fiſcher wider das Verbot gefangen und traut er ſich im Bereich des Marktverbotes die Fiſche nicht auf den Markt zu bringen, ſo ſucht er ſie über die Grenze und dort als ausländiſche Waare auf den Markt zu bringen. Nicht ſelten iſt auch der Fall, daß Derjenige, welcher wegen Uebertretung eines Verbotes vor Gericht geſtellt wird, ſich namentlich im Grenzbezirke mit der Ausrede zu friſten trachtet, daß er die Fiſche über die Grenze her, z. B. bei uns aus Oeſterreich oder Württemberg, bezogen habe. Meines Erachtens iſt es zur Wirkſamkeit der Marktverbote als nothwendiger Controlvorſchriften unbedingt nothwendig, daß innerhalb eines Territoriums Uebertretungen des Marktverbotes ohne Rückſicht darauf, woher die Fiſche ſtammen, beſtraft werden. Mir iſt es übrigens ſchon gelungen, durch literariſche Einwirkung dieſen Grundſatz im Rechtsleben Bayerns praktiſch einzuführen. Die neue bayeriſche Landesfiſchereiordnung wird ihn auch ausdrücklich ſanktioniren und ich möchte ſehr wünſchen, daß derſelbe Grundſatz von allen durch Gemeinſamkeit der Intereſſen verbundenen Donau— ſtaaten acceptirt werde. Bezüglich der Minimalmaße für Fiſche iſt ebenfalls eine abſolute Gleichheit nicht herzuſtellen. Die Wachsthumsverhältniſſe der Fiſche ſind viel zu ſehr von den localen Verhältniſſen beeinflußt und nicht überall gleich. Immerhin iſt auch hier wünſchenswerth möglichſte Annährung der Vorſchriften und jedenfalls vor Allem eine gleiche Meſſungsart. In Süddeutſchland iſt bisher meiſt gemeſſen worden vom Auge bis zur Schwanzwurzel. So namentlich in Bayern und in den ſogenannten Mülhauſener Conventionsſtaaten, nämlich in der Schweiz, Baden und Elſaß⸗Lothringen. In Norddeutichland mißt man die ganze Länge des Fiſches vom Kopf bis zum Schwanzende. In Oeſterreich ſind die Beſtimmungen der Schonvorſchriften darin verſchieden. In Bayern ſteht übrigens auch der Uebergang vom kurzen Maße zu dem Vollmaße unmittelbar bevor. Eine Verſtändigung zur Erzielung einer größeren Gleichheit wäre wünſchenswerth. Für meine Perſon bin ich entſchiedener Vertreter des Vollmaßes, und zwar aus dem höchſt einfachen Grunde, weil es mir natürlicher zu ſein ſcheint. Ich kann daher auch nur befürworten, daß gerade das Voll— maß als internationale Meſſungsart ſich verbreiten möge. Sehr wichtig iſt die Hintanhaltung des Gebrauchs ſchädlicher und darum verbotswidriger Fanggeräthe. Es hat dieſer Punkt zum Theil eine nur locale und terri— torielle Bedeutung, die hier füglich übergangen werden kann, theils aber auch eine gewiſſe inter— nationale Spitze, und zwar inſoferne, als gewiſſe Fanggeräthe im Allgemeinen ſo verderblich ſind, daß zum Wenigſten auf den Grenzflüſſen möglichſte Gleichheit in den bezüglichen Verboten und ein entſchiedenes Zuſammenwirken in der Durchführung derſelben hergeſtellt werden ſollte, damit nicht der eine Grenzſtaat erlaubt, was von dem anderen verboten wird und ſchließlich als Reſultat davon in beiden und von den beiderſeitigen Unterthanen die ſchädlichen Fanggeräthe und Fang— arten eben doch angewendet werden. In erſter Linie iſt ein ſolch international -prohibitoriſches Augenmerk zu richten auf die Exploſivſtoffe: wie Dynamit, Kalk und derartiges mehr. Gegen ſie vor Allem iſt eine energiſche Repreſſion in den weiteſten Kreiſen unbedingt nothwendig. Des Weiteren habe ich im Auge die ſogenannten Kokelskörner, ein Betäubungsmittel, welches namentlich beim Gebirgsvolke zur Raubfiſcherei ſehr beliebt iſt. Die Leute wiſſen ſich ſolche Kokelskörner leider immer zu verſchaffen, wenn auch der Verkauf dieſer vormals auch zu pharmaceutiſchen Zwecken verwendeten Samenkörner vom allgemeinen Standpunkte des Gifthandels aus Beſchrän— kungen unterliegt. Eben deshalb habe ich in den „Mittheilungen des Oeſterreichiſchen Fiſcherei— Vereines“ mit Vergnügen geleſen, daß ſeitens dieſes Vereins gegen die Verbreitung der Kokels— körner im Wege einer Vorſtellung an das Ackerbauminiſterium vorgegangen wurde. Ich habe aber bisher über den Erfolg dieſer Vorſtellung nichts vernommen und wäre wirklich erfreut, in dieſer Beziehung beruhigende Mittheilungen zu empfangen, weil dieſes heilloſe Fiſchbetäubungsmittel gerade über die Oſtgrenze Oeſterreichs maſſenhaft aus Oſtländern imbortirt wird und es ſonach in erſter Linie Aufgabe Oeſterreich-Ungarns iſt, ſolcher Gemeinſchädlichkeit entgegenzuwirken. Eine große Bedeutung hat für das Donaugebiet auch eine entſchiedene Reaction gegen den heilloſen Unfug des Stechens der Fiſche, insbeſondere der Huchen. Auch die ſogenannten „Schlageiſen“ ſind noch viel zu viel in Gebrauch, namentlich auf Inn und Salzach. Ich möchte ſehr betonen und wünſchen, daß gerade in dieſer Hinſicht für die Huchen eine recht ergiebige Für— ſorge entwickelt werde. Iſt es ja doch bekannt, das namentlich des Stechen gerade zur Laichzeit, wo es am allerwenigſten ſtattfinden ſollte, wo aber eben dem im Bruche ſtehenden Huchen mit Gabel und Speer am eheſten beizukommen iſt, ganz beſonders im Schwunge ſteht. m. Ein viel kräftigeres Mittel als das Verbot der Anwendung diefer oder jener Fanggeräthe, inſonderheit wenn dasſelbe nur auf dem Papier ſteht, würde ſich übrigens ergeben, wenn durch ein weiteres Verbot auch ſchon das Anfertigen und das Feilbieten verbotener Fanggeräthe unter Strafe geſtellt würde. Wenn die Leute derartige Geräthe nicht kaufen können, ſo können ſie ſolche auch nicht verwenden. Und wenn andererſeits es Jedem möglich iſt, ſich leichtlich verbotswidrige Geräthe zu beſchaffen, ſo wächſt auch die Verſuchung zu ihrer Anwendung. Die Frage allerdings, welche Geräthe nicht angefertigt, verkauft oder angewendet werden dürfen, wird immer Sache der territorialen Fiſchereipolizei bleiben müſſen. Immerhin laſſen ſich dabei aber wenigſtens die eben beſprochenen allgemeinen Grundſätze auch als internationale Richtſchnur aufſtellen. Eine hochwichtige Rolle ſpielt heutzutage auch die Frage der Vergrößerung der Fiſcherei— rechtsobjecte durch Bildung ſogenannter Fiſcherei-Reviere, Fiſcherei-Genoſſenſchaften. Meinerſeits anerkenne ich vollſtändig die Nachtheile einer zu großen Parzellirung der Fiſchereirechte für die Fiſchereiwirthſchaft und die Vortheile größerer Fiſcherei-Regionen. Ich betrachte aber dieſe Frage und ihre Löſung nicht ſowohl als eine internationale Frage wie als eine Frage ſtaatlich interner Natur. Sie kann eben meines Erachtens auf dem Wege internationaler Vereinbarung überhaupt nicht gelöſt werden, man müßte ſich denn hier mit ziemlich werthloſen, ganz allgemeinen Vertragsphraſen begnügen wollen. Ob und inwieweit Fiſcherei— Genoſſenſchaften überhaupt und inſonderheit mit Zwangscharakter oder freiwilligem privilegirten Charakter, oder unter beſtimmten ſogenannten Normativ-Bedingungen gebildet werden ſollen, ob ſogenannte Fiſcherei- Reviere, Fiſchereibogen mit Minimalſtrecken feſtzuſetzen ſeien — alles dies hängt vor Allem weſentlich von örtlichen Umſtänden ab, namentlich von dem Grade und Umfange der Parzellirung, von den hydrographiſchen Verhältniſſen und von der Natur der verſchiedenen Berechtigungstitel der Fiſchereiberechtigungen. Auch die ſecundäre Frage, wie ſich ſolche Einrich— tungen überhaupt geſtalten laſſen, iſt weſentlich bedingt und beeinflußt durch Verhältniſſe des Civil- und Staatsrechtes, namentlich auch auf dem Gebiete des Grundbuchs- und Hypothekarrechtes, des Kataſterweſens, des Expropriationsrechtes in den einzelnen Staaten. Ich halte mich daher auch berechtigt, in dieſem Punkte von Stellung eigener Anträge abzuſehen, und zwar meinerſeits um ſo mehr, als gerade in Bayern die Frage auch nicht ſo brennend iſt als anderswo. Allerdings ſind auch bei uns da und dort heilloſe Berechtigungszuſtände zu finden. So z. B. an der Mang⸗ fall bei Aibling, wo auf kurze Strecken eine arge Concurrenz von Berechtigten beſteht. Im All— gemeinen ſind aber die Zuſtände bei uns noch leidlich. Es iſt das wenigſtens zum Theil eine Folge des Umſtandes, daß in Bayern von altersher das Fiſchereirecht meiſtens auf dem Titel der Regalität beruhte und ſonach wenigſtens primär in Staatshänden war und blieb, ferner daß die alten Kloſterfiſchereirechte durch die Säcularifation ebenfalls meiſt in Staatshände und dadurch in eine gewiſſe Centraliſirung kamen. Allerdings ſind lange Zeit fort arge Fehler gemacht worden durch Veräußerung von Staatsfiſchereirechten, welche in früherer Zeit nicht ſelten geradezu um Spottpreiſe verſchleudert wurden. Auch die Pachtverträge find ſeitens der fisfalifchen Behörden nicht ſelten mit großer Negligenz in ſachlicher und perſönlicher Hinſicht behandelt worden. Neuerdings iſt darin übrigens eine entſchiedene Wendung zum Beſſeren eingetreten. Es hat namentlich der Grundſatz Raum gewonnen, daß die fiscaliſchen Behörden, ehe ſie zur Veräußerung oder Verpachtung von ärarialiſchem Fiſchwaſſer ſchreiten, techniſche Gutachten über die Opportunitätsfrage vorher ein- zuholen haben, beſonders auch ſich mit den verſchiedenen Fiſchereivereinen des Landes, und in Veräußerungsfällen namentlich mit dem Miniſterium des Innern als der zur Wahrung der volkswirthſchaftlichen Seite berufenen Stelle in's Einvernehmen zu ſetzen gezwungen ſind. Soweit derartige Beſtimmungen anderwärts noch nicht exiſtiren ſollten, würden ſie ſich ſehr zur Nachahmung empfehlen. Sehr correct iſt es auch, daß in neueſter Zeit darauf Bedacht genommen wird, die Fiſchwäſſer, ſoweit ſie durch Staatsforſte gehen, in die Hände des Forſtperſonals zu bringen, und damit in die Pflege von Leuten, welche ſchon a priori für die Fiſchhege, ſchon von der Jagd her, gemeinhin mehr Empfindung und Verſtändniß mitbringen, als ſo und ſo vie! Andere. Vom internationalen Standpunkte aus möchte ich endlich noch Folgendes erwähnen. Ein Mißſtand, welcher ſich auch ſchon bei uns zeigt und aus der Schweiz wahrſcheinlich auch nach Oeſterreich vorgedrungen ift, beſteht in dem Sportsman⸗ Touriſtenweſen. Wer vermöchte ſich der Einſicht in die nachtheiligen Wirkungen zu verſchließen, welche durch das Herumreifen ſogenannter Profeſſionsangler entſtehen. Ich meine hier nicht jene feinen Sportsleute, welche ein Herz für die Sache haben, welche von Liebe zur Fiſcherei erfüllt ſind und denen gerade nicht ſelten auch das Wiederaufblühen der Fiſchereipflege weſentlich zu verdanken iſt. Ich habe vielmehr jene Sorte reiſender Allerweltsangler im Auge, welche, namentlich aus dem rückſichtsloſen England ſtammend, vermeinen, daß allerwärts alle Fiſchwäſſer ihrer Luſt und ihrem oft höchſt unvernünftigen Gebahren tributär ſein müßten. Es iſt wohl nicht zu viel behauptet, wenn man ſagt, daß gerade dieſen Leuten die Schweiz ihre jetzige Fiſcharmuth verdankt. Die Schweiz ſchreitet eben jetzt kräftig ein, indem ſie ganze Gewäſſer auf Jahre hinaus zur Redinte⸗ gration für jeden Fiſchfang ſperrt. Um ſo mehr haben wir jetzt (und Anzeichen liegen ſchon vor) zu befürchten, daß in Folge deſſen eine Invaſion dieſer Leute in unſere Gegenden ſtattfinde. Möge man bei Zeiten die Augen öffnen und namentlich auf Einſchränkungen betreffs der beliebigen Ertheilung von Fiſchereikarten Bedacht nehmen. Ich komme nun zum Schlußkapitel, nämlich dem der praktiſchen Fiſchzucht. Zur Aufgabe der Fiſchereipflege gehört auch die poſitive Vermehrung der Fiſche durch Förderung der 11 — natürlichen und künſtlichen Fiſchzucht. Hinſichtlich der künſtlichen Fiſchzucht gehöre ich nicht zu denen, welche meinen, daß damit alle Schäden ausgeglichen werden können, aber auch nicht zu jenen Anderen, welche der künſtlichen Fiſchzucht jeden praktiſchen Werth abſprechen. Beide Extreme ſind in der letzten Zeit oft und lebhaſt vertheidigt worden. Meines Erachtens liegt die Wahrheit in der Mitte. Die künſtliche Fiſchzucht hat einen ganz entſchiedenen Werth und Erfolg, wenn ſie in Zuſammenhang tritt mit der natürlichen Fiſchzucht, d. h. mit der gleichzeitigen Pflege der natürlichen Verhältniſſe. Sie iſt von ganz beſonderer Bedeutung im Donaugebiete, deſſen Flüſſe beſonders geeignet ſind für Salmoniden, ſohin für eine Fiſchgattung, die ſich auch beſonders für künſtliche Fiſchzucht ſchickt. Ganz beſonders möchte ich dabei ein möglichſt ſyſtematiſches Vorgehen und eine Vereinigung der Fiſcherei-Vereine wünſchen. Es iſt nichts, daß man nach individuellem Belieben bald dieſen bald jenen Fiſch in dieſes oder jenes Waſſer hineinwirft, manchmal dieſen, manchmal jenen Verſuch macht. „Den rechten Fiſch in's rechte Waſſer!“ Dieſer alte Satz Herrn v. Behr's iſt auch eine alte Wahrheit. Auch handelt es ſich gar ſehr um Schonung und richtige Ver— werthung der ſcientifiſchen und finanziellen Kräfte. So war ich immer Opponent, als man den Verſuch machte, aus dem Norden die Meerforellen in die Donau zu importiren. Daß hiervon abzuſtehen ſei, iſt ſchon in der Dresdener Conferenz anerkannt worden. Sehr zu wünſchen iſt ferner, daß auch bezüglich des Huchen unſere Kräfte und Hilfsmittel zu Rathe gehalten würden und daß darum namentlich kein Export von Hucheneiern in andere Fiſchwäſſer außerhalb des Donaugebietes ſtattfinden möchte, ſo lange wir ſie noch ſelbſt nothwendig brauchen. Ganz von ſelbſt führt mich dies auf die Frage der Fiſchzuchtanſtalten. Die gelegentlich etwas heikle Frage, ob Fiſchzuchtanſtalten in der Form von Staatsanſtalten oder Privatanſtalten vorzuziehen ſeien, werde ich unerörtert laſſen. Ich für meine Perſon bin übrigens kein Enthuſiaſt für Staats— Fiſchzuchtanſtalten und glaube praktiſche Erfahrung dahin zu haben, daß durch Privatzuchtanſtalten ungleich mehr mit weniger Geld und in kürzerer Zeit geleiſtet wird, als mit dem immer mehr oder weniger bureaukratiſch angelegten oder wenigſtens bureaukratiſch beeinflußten Apparate ſogenannter Staatsanſtalten. Dagegen ſcheint die Frage, ob die Fiſchzuchtanſtalten lieber größere oder kleinere, lieber central oder local ſein ſollen, allerdings hier eine kurze Beleuchtung zu verdienen, weil ſie mit der Frage des international-ſyſtematiſchen Vorgehens in der Fiſchzucht weſentlich zuſammenhängt. Für meinen Theil bin ich der Meinung, daß gleichſam als Kryſtalliſationskern der ganzen Bewegung der Beſtand einer engbemeſſenen Zahl wohlorganiſirter, mit allen Hilfsmitteln der Technik aus— gerüſteter größerer Fiſchzuchtanſtalten allerdings von entſchiedenem Nutzen, ja ſelbſt unentbehrlich iſt. Von entſchiedenem und großem Nachtheile iſt aber die Errichtung von großen Fiſchzucht— anſtalten dann und wo ſie nur darauf beruhen und darauf abzielen, daß aus Ehrgeiz der Eine den Anderen an äußerem Glanze damit zu überbieten ſucht. Das ſind kranke und darum auch nicht haltbare Dinge. Das Hauptſchwergewicht lege ich übrigens darauf, daß im ganzen Donaugebiete, und zwar in möglichſt ſyſtematiſch organiſcher Verbreitung, eine möglichſt große Anzahl kleinerer Fiſchzuchtanſtalten ſich befinde, welche nicht den Zweck verfolgen, mit Fiſcheiern Handel zu treiben, ſondern welche die Hauptbeſtimmung dahin haben, für einzelne conerete Fiſchwaſſer zu arbeiten, die localen Hilfsmittel auszunützen und nutzbringend anzuwenden. Um die Verbreitung ſolcher nutzbringender kleiner Inſtitutionen zu fördern, muß man überhaupt bei Einrichtung der Fiſch— zuchtanſtalten und zwar bei den größeren ſchon des guten und richtigen Beiſpiels halber, die künſtliche Ausſtattung der Natur möglichſt anpaſſen, jedes Rivaliſiren bei Seite laſſen und nicht den Werth auf Zierwerk, Marmorbaſſins und dergleichen nur auf Glanz berechnete Zuthaten legen, welche weniger nützen, als das einfachſte Pflänzlein in einem natürlichen Teiche oder Waſſerlaufe. Behufs zweckmäßiger Vertheilung und Ergänzung der Fiſchzuchtanſtalten im Lande empfiehlt ſich die Herſtellung und Evidenthaltung einer genauen Statiſtik und kartographiſchen Darſtellung der einzelnen Fiſchzuchtanſtalten. In dieſer Beziehung hat uns Sachſen ein ſehr erfreuliches Vorbild gegeben. Dort ſind unter Führung des Herrn Profeſſor Nitſche eingehende Erhebungen in dieſer Richtung gepflogen und ihre Ergebniſſe zur Darſtellung, Bearbeitung und Veröffentlichung ebracht worden. Mit beſonderer Genugthuung haben mich auch die jüngſten Jahresberichte des beröſterreichiſchen Fiſcherei-Vereines in Linz erfüllt, welche ganz vorzügliche Arbeiten nach dieſer Richtung hin enthalten. Auch in Bayern iſt man Seitens des Landes-Fiſcherei-Vereines im Begriffe, eine ſolche Statiſtik herzuſtellen. Schon jetzt dürfte es übrigens intereſſiren, wenigſtens be 1 zu erfahren, wie es im bayeriſchen Donaugehiete mit den Fiſchzuchtanſtalten eſtellt iſt. Im bayeriſchen Donaugebiete haben wir drei größere Anſtalten: 1. die des bayeriſchen Fiſcherei-Vereins bei Starnberg, ſehr leiſtungsfähig, obzwar einfach und beſcheiden, aber rationell eingerichtet, welche ſich hauptſächlich mit der Zucht von Forellen, Saibling, Coregonen und amerikaniſchen Salmoniden befaßt; 2. die Staatsfiſchzuchtanſtalt Engelſtein, welche ihr Augenmerk auf Seeforellen aus dem Chiemſee richtet, ſowie 3. Innleiten bei Roſenheim, vom Ingenieur Hentſchel gegründet und trefflich eingerichtet, heute im Beſitze eines Herrn Gillitzer von München, mehr für Zucht von Speiſefiſchen beſtimmt. Längs der ganzen bayeriſchen Donauſtrecke haben wir ferner zahlreiche mittelgroße Fiſch— zuchtanſtalten, z. B. in Immenſtadt, Augsburg, München (Kuffer, Kleiter), Landsberg a. L. (dort in Verbindung mit einer Ackerbauſchule), Teiſendocf (Winninger), Regensburg, Landshut, Straubing, Vilshofen ꝛc. Daneben ſind und werden dann noch ein große Anzahl von kleineren 12 — ũ— — Fiſchzuchteinrichtungen getroffen und unterhalten, und zwar namentlich von Lehrern, Förſtern, Geiſttichen, wie denn überhaupt dieſe Herren als recht eigentliche Pionniere der Fiſchzucht auf dem Lande von uns geſchätzt und demgemäß auch z. B. mit Fiſcheiern, Apparaten ꝛc. unterſtützt werden. Nicht genug Werth kann überhaupt auf die möglichſte Verbreitung der Kenntniſſe von natürlicher und künſtlicher Fiſchzucht gelegt werden. Namentlich empfiehlt ſich Bedachtnahme darauf, daß an den landwirthſchaftlichen und forſtlichen Lehranſtalten, Fortbildungs- ſchulen 2. ein förmlicher Unterricht über Fiſchzucht ſtattfinde, zum mindeſten als fakuttativer Lehrgegenſtand, womöglich und allmählich ſogar als obligatoriſcher Fachunterricht. Wie es mit ſolchem Unterrichte in künſtlicher und natürlicher Fiſchzucht in Oeſterreich beſchaffen iſt, weiß ich nicht. Ich kann aber aus Bayern konſtatiren, daß unſere Staatsregierung bereits angefangen hat, ſolchen Unterricht vorerſt als fakultativen Gegenſtand an landwirthſchaftlichen und forſtlichen Schulen zur Einführung zu bringen, Eine nicht unerſprießliche Unternehmung iſt im bayeriſchen Donaugebiete die ſogenannte ichthyologiſch-parhologiſche Unterſuchungsſtation in München. Bei der kgl. Central-Thierarzneiſchule in München wurde nämlich Vorſorge dahin getroffen, daß Einſendungen von erkrankten oder irgendwie pathologiſch verdächtigen Fiſchen unentgeltlich auf ihre Beſchaffenheit und Mängel unterſucht werden. Dadurch wird den Fiſchern mit nicht zu unterſchätzendem Rathe, mit mancher Aufklärung praktiſch an die Hand gegangen. Es wäre ſehr wünſchenswerth, wenn derartige Inſtitute auch anderweitig eingerichtet würden, denn es iſt eine größere Verbreitung ſolcher Unterſuchungsſtationen um ſo mehr zu wünſchen, als die Beſchaffenheit der Fiſche eine Verſendung zur Unterſuchung auf weitere Strecken nicht verträgt, namentlich nicht mit Erhaltung der nöthigen Integrität für Unterſuchungszwecke. Es erübrigt mir nunmehr noch auf einige Einzelheiten betreffs der Fiſchzuchtverhältniſſe einzugehen. a Vor Allem ſei des Huchen gedacht. Ich glaube und meine Freunde und Vereinsgenoſſen ſind wohl auch davon überzeugt, daß hier eine künſtliche Nachhilfe ſehr nothwendig iſt. Der Huchenlaich und die Huchenbrut iſt in den alpinen Gewäſſern gerade im Frühjahr jeder möglichen Schädigung preisgegeben und iſt ſehr gefährdet. Auf der anderen Seite iſt aber auch die Gewinnung von befruchteten Hucheneiern eine nichts weniger als leichte, vielmehr manchen Zufälligkeiten und Mühen preisgegebene Sache, wie Jeder weiß, der ſich damit ſchon befaßt hat. Im vorigen Jahre hat der Deutſche Fiſcherei-Verein dem Bayeriſchen Vereine eine hübſche Summe lediglich zu dem Zwecke zur Verfügung geſtellt, um damit Einſetzung junger Huchen in das Donaugebiet vorzu— nehmen. Ich habe mich mit dieſer Aufgabe befaßt und muß conſtatiren, daß ich nicht einmal die ganze Summe verwenden konnte, weil die Aufbringung einer entſprechenden Anzahl von Eiern, obwohl ſie mir zugeſichert war, ſchließlich doch nicht gelungen iſt. Für das nächſte Jahr iſt bereits eine ebenſo große Summe zur Verfügung geſtellt und möchte ich, durch die Erfahrungen des vorigen Jahres belehrt, an dieſer Stelle eigens dem Wunſche Ausdruck geben, daß dieſe Huchen— eiergewinnung überhaupt etwas mehr organiſirt werde, daß namentlich die größeren Fiſchzucht— anſtalten längs des Donauſtromes diesfalls mehr in Fühlung mit einander treten, um gemeinſam den einzelnen Plätzen nach Bedarf aufhelfen zu können. Ich möchte namentlich an die Herren von Linz eine ſolche Bitte richten, weil ſie ganz beſonders in der Lage ſind, in dieſer Beziehung uns unter die Arme zu greifen. Eine nicht zu unterſchätzende Bedeutung hat für die Donau auch der Schill. Bekanntlich iſt eine eigentliche künſtliche Zucht des Schills noch nicht geglückt. Man hat auch in Bayern in dieſer Beziehung Verſuche gemacht, namentlich in Straubing, aber zu eigentlichen Reſultaten iſt es nicht gekommen. Ich meine, es wäre der Schwerpunkt darein zu legen, die natürliche Fortpflanzung des Schills in einer gewiſſen halbkünſtlichen Weiſe zu unterſtützen. Eine eigentliche künſtliche Fiſchzucht im engeren Sinne wird hier aus gewiſſen phyſiologiſchen Gründen ſchwerlich gelingen. Die früheren Verſuche mit Importirung des Rheinlachſes in die Donau wären meiner Anſicht nach aufzugeben, beziehungsweiſe nicht mehr zu reproduciren. Ich verſpreche mir davon aus naheliegenden Gründen keinen Erfolg! (Bravo!) Eine andere Frage iſt die, wie es mit gewiſſen anderen, und zwar amerikaniſchen Salmoniden zu halten ſei, in specie mit dem californiſchen Lachſe. Bei dem Mangel an dem eigentlichen Wanderlachſe (Salmo salar) im Donaugebiet iſt die Frage der Einführung des californiſchen Lachſes an ſich ſchon beachtenswerth, wenn auch feſtſteht, daß ſogar in Amerika ſelbſt ſeine Fleiſchqualität hinter der des Rheinlachſes zurückbleibt. Beachtenswerth iſt der californiſche Lachs namentlich deshalb, weil wenigſtens nach Vorgängen in Amerika behauptet wird, daß auch deſſen Fortpflanzung ohne Meerwanderung glücken könnte. Ich weiß übrigens recht wohl, daß gelehrte Herren dies bezweifeln, daß fie namentlich die Nachhaltigkeit eines derartigen Be: juches durch Generationen fort in Abrede ſtellen. In Deutſchland hat man jedenfalls ſchon die leidige Erfahrung gemacht, daß der californiſche Lachs ſich über die Zeit der Pubertätsreife in der Gefangen⸗ ſchaft, alſo namentlich in Fiſchzuchtanſtalten nicht halten dürfte und daß es eben deshalb mit der künſtlichen Nachzucht nicht ſo leicht geht. In der Vereinsfiſchzuchtanſtalt in Starnberg haben wir ein halbes Hundert ſchöner, californiſcher Luchſe; fie find ungefähr 2%), Jahre alt. Wie fie ſich im dritten und vierten Jahre erhalten werden, ob ſie hier nicht zu Grunde gehen werden, das ſteht aber ſehr in Frage. Für den Augenblick iſt Ausſicht auf Erlangung weiterer Originaleier aus Amerika kaum gegeben. Wenn ſie ſich aber bieten ſollte, möchte ſie noch nicht von der Hand zu weiſen ſein. Läßt es ſich doch gewiß noch nicht behaupten, daß der Verſuch der Einbürgerung des californiſchen Lachſes als mißglückt zu erachten ſei, namentlich nachdem doch eigentlich bisher 13 — — — relativ noch recht wenig Jungbrut in dem großen Donaugebiet zur Ausſetzung kam. Eine andere Salmonidenart von ganz beſonderer Qualität — wenigſtens nach der Erfahrung, welche wir machten — iſt Salmo fontinalis, der ſogenannte Bachſaibling. Er iſt ſchnellwüchſig, in der Gefangenſchaft aber allerdings etwas weich und gegen das ſogenannte Streifen empfindlich, ein äußerſt ſchöͤner Fiſch, der ſich nach unſeren Erfahrungen in die alpinen, ſubalpinen und montanen Gewäſſer in Freiheit wohl recht gut einführen laſſen wird. Welchen Werth er auf die Dauer hat, bleibt abzuwarten; aber er ſcheint mir als Object der Importirung ſehr geeignet. In der Fiſch— zuchtanſtalt Starnberg werden wir heuer ſchon in die Lage kommen, eine ziemlich hübſche Anzahl von Eiern aus ſelbſt gezüchteten Fiſchen zu gewinnen. Die Fiſche ſind erſt im dritien Jahre und wir hatten bereits im zweiten Jahre (1583) eine Zahl von befruchteten Eiern und Jungfiſche daraus bekommen. Heuer werden Laichfiſche in noch größerer Anzahl vorhanden ſein. Mit einem non liquet muß ich aufwarten in Bezug auf die Regenbogenforelle, Salmo irideus. Wir haben darüber noch zu wenig Erfahrungen. Herr Director Haak von Hüningen iſt dafür ſehr enthuſiasmirt. Ich kann ſolchen Enthuſiasmus nicht theilen. In unſerer Fiſchzucht— anſtalt, welche ich zu verwalten die Ehre habe, iſt das Wachsthum kein ſo ſonderlich großes wie bei den Bachſaiblingen und wir haben davon auch viel weniger Junge aufgebracht. Von anderwärts höre ich das Gleiche. Ein allerdings in das Gebiet der Flußfiſcherei nicht einſchlagender, immerhin aber für die Donauländer eine gewiſſe Bedeutung beſitzender Fiſch iſt der Whitefiſch, die amerikaniſche Maräne, Coregonus albus, eine ſehr ſchnellwüchſige Coregonenart. Wir haben Jungbrut davon drei Jahre nach einander in verſchiedenen bayeriſchen Seen eingeſetzt, und heuer die Freude, vom Ammer⸗- und Tegernſee zu hören, daß wohlgediehene Fiſche beobachtet wurden. Noch muß ich zum Schluſſe meines ſchon überlangen Vortrages Einiges über die Aalfrage anfügen. Bekanntlich fehlt der Aal von Natur aus im Donaugebiete und bereits ſeit Jahren ſind Verſuche im Kleinen damit gemacht worden, ihn hier einzuführen. Der Deutſche Fiſcherei-Verein hat nun in Gemeinſchaſt mit dem Bayeriſchen Fiſcherei-Vereine in den Jahren 1881, 1882 und 1883 ſolche Verſuche in größerem Maßſtabe gemacht. Es ſind ungeheure Quantitäten von Aal-Montée im Donaugebiete ausgeſetzt worden. Daß ſolche hier gedeihen und wachſen, und zwar ſchnell wachſen, iſt durch zahlreiche Fänge aus dem bayeriſchen Donaugebiete aus allerneueſter Zeit nachgewieſen. Es iſt dabei auch zu conſtatiren geweſen, daß die Aale, wie es ja auch bei dem natürlichen Auf— ſtiege der Fall iſt, nicht etwa gleich abwärts, ſondern erſt nach aufwärts in die Flüſſe gewandert ſind, alſo ganz den natürlichen Verhältniſſen entſprechend ſich verhalten. Eine andere Frage iſt aber die, ob auch dieſe Einſetzungen zu einer Fortpflanzung der Aale im Wege einer Wanderung in's Schwarze Meer und zur Rückwanderung dort erzeugter Montée führen werden. Die Frage it kritiſch. Ihre Bejahung iſt natürlich vor Allem davon abhängig, daß beide Geſchlechter in das Donaugebiet, reſp. das Schwarze Meer gebracht werden. Nun ſagt uns die Wiſſenſchaft, daß die Männchen nicht aus den Meeren in die Aalflüſſe aufſteigen oder vielleicht auch ſo, daß die in die Flüſſe gekommene Montse ſich im Süßwaſſer nur zu Weibchen entwickle. Vor allem müßte daher darauf Bedacht genommen werden, jedenfalls ſolche Monte ſich zu beſchaffen, welche noch aus dem Brackwaſſer, wo — die erſte Hypotheſe vorausſetzt — noch junge Männchen darunter ſein könnten, kommen. Ich kann conſtatiren, daß bei Gewinnung der vom Deutſchen Fiſcherei-Verein bezogenen Aal-Montee behufs jener großartigen Beſetzungsverſuche in der That auch darauf Rückſicht genommen wurde, die Montée von ſolchen Fangplätzen zu beziehen, aus denen unter der Geſammtzahl dieſer jungen Fiſche Weibchen und Männchen ſich noch ungemiſcht befinden könnten. Wäre die zweite Hypotheſe richtig, jo müßten nothwendig auch Ausſetzungen an den Donaumündungen ſtattfinden. Ob die eine oder andere Anſicht richtig, ſteht heute noch dahin. Im bayeriſchen Donaugebiete ſind jene Verſuche jedenfalls freundlichſt begrüßt worden. Dagegen iſt in neuer Zeit gerade in Oeuerreich in dieſer Beziehung eine gewiſſe Oppoſition zu Tag getreten, und zwar durch unſeren Conferenzgenoſſen Herrn Profeſſor Dr. Frié aus Prag. Er hat namentlich betont, daß überhaupt nach ſeiner Meinung das ganze Experiment nur dann eine Ausſicht auf Erfolg darbiete, wenn deſſen Schwerpunkt weit öſtlicher in die Donauniederungen verlegt würde. Das wird aber doch ſeine großen praktiſchen Schwierigkeiten, entnommen den dortigen Verhältniſſen, haben, und ſelbſt wenn dieſe Schwierigkeiten nicht beſtünden oder zu überwinden wären, ſo hat es meiner Anſicht nach doch auch ſeine praktiſche Berechtigung, daß wenigſtens ſeitens des Deutſchen und Bayeriſchen Fiſcherei-Vereines die Verſuche mit Einſetzung gerade im oberen Donaugebiete gemacht wurden. Man ahmt damit gerade das nach, was die Natur an ſich ſelbſt vorzeigt. Junge Aale dringen in jenen Strömen, in denen der Aal überhaupt heimiſch iſt, vom Meere aufwärts bis in die äußerſten oberen Flußläufe. Bringt man daher Montee in die oberen Zuflüſſe der Donau, ſo thut man künſtlich, was die Natur dem Fiſche ſelbſt zu thun angewieſen hat. Auch darf man, wenn man offen reden will, nicht überſehen, daß der Deutſche Fiſcherei-Verein, der ſich bisher praktiſch mit der Aal-Accommodation befaßt hat, nicht ſo recht in der Lage iſt, den Schwerpunkt feiner Thätigkeit in die Danauniederungen zu verlegen, und daß er dem Ausfalle ſeiner Verſuche um ſo mehr dann beruhigt entgegenſehen kann, wenn er ſeine Thätigkeit da entwickelt hat, wo im Falle des Mißlingens der auf Fortpflanzung gerichteten Abſichten wenigſtens die Früchte der eigenen Arbeit in Geſtalt von Fängen der herangewachſenen Aale dem eigenen Lande zu Gute kommen. Es kann dem Deutſchen Fiſcherei-Vereine gewiß nicht zum Vorwurf gereichen, daß er es ſo und nicht anders gemacht hat, als es geſchehen. Aber es wäre namentlich wegen der Möglichkeit 14 — — — der Richtigkeit der vorerwähnten zweiten wiſſenſchaftlichen Hypotheſe freudig zu begrüßen, und würde die Chancen des Gelingens gewiß weſentlich erhöhen, wenn auch Oeſterreich, Serbien, Rumänien und die anderen unteren Donauſtaaten ſich zu einer gewiſſen Gemeinſchaft verbinden und das, was doch der Deutſche und Bayerische Fiſchereiverein im unteren Donaugebiete nicht ſelbſt thun können, ihrerſeits completiren würden. Es iſt übrigens in neuerer Zeit, auch im Donaugebiete, namentlich in Oeſterreich, von Seite von Privaten vielfach die Geneigtheit hervorgetreten, den Aal zu Teichwirihſchaftsverſuchen zu benützen. Dabei wird aber bezüglich des Imports der Aal-Montce nach Oeſterreich geklagt, daß an der Grenze durch die Zollbehandlung ein zu langer Aufenthalt entſtehe, und daß auch die Poſtſpedition von der öſterreichiſchen Grenze ab nicht die nöthige Schnelligkeit entwickle, wie ſie für lebende Ankunft der jungen Fiſche unumgänglich nöthig ſei. Ich lenke die Auferkſamkeit der Herren aus Oeſterreich in ihrem eigenen Intereſſe auf dieſe Verhältniſſe, damit ſie vielleicht Anträge an ihre hohe Regierung richten mögen. Ich habe meine Anſichten zuſammengefaßt in einer Reihe von Anträgen, welche ich hiemit auf den Tiſch des Hauſes niederlege, nicht in dem Sinne, als ob ich erwarten dürfte, daß dieſe Anträge ſämmtlich und gerade in dieſer Form zur Annahme gelangen würden, ſondern haupt— ſächlich zu dem Zwecke, um damit eine feſte Grundlage für die weitere Discuſſion zu ſchaffen. Meine Herren! Ich ſtelle dieſe Anträge Namens des Bayeriſchen Fiſcherei— Vereins. In der Geſtalt dieſer Anträge reicht Ihnen der Bayeriſche Landes- Fiſcherei-Verein die Freundeshand über die Grenzen unſeres durch die Verhält— niſſe der Cultur, durch langjährige Geſchichte und durch herzliche Freundſchaft mit dem Ihrigen verbundenen ſchönen Vaterlandes! (Lebhafter anhaltender Beifall.) (Fortſetzung folgt.) II. Meder Teichbau und Teichwirthſchaft. Von Herrn Profeſſor Dr. B. Benecke in Königsberg.“) I. Einleitung. Während auf anderen Gebieten der Landwirthſchaft ſeit Decennien die größte Rührigkeit entfaltet wird, um durch rationelle Verbeſſerung von Ackerbau und Viehzucht den Ertrag des Bodens zu erhöhen, wird der wirthſchaftlichen Ausnutzung der Gewäſſer noch bei Weitem nicht die erforderliche Aufmerkſamkeit und Sorgfalt zugewandt. Nur zu allgemein ſehen wir Teiche, Sümpfe und kleinere Waſſerlöcher gänzlich nutzlos daliegen, moorige Wieſen ſpärliche Mengen eines faſt unbrauchbaren Futters produciren, wo mühelos anzulegende Teiche leicht und ſicher und ohne nennenswerthe Arbeit oder Betriebskoſten lohnende Erträge an Fiſchen liefern könnten. Eine kurze und einfache Anweiſung zur Anlage und zweckmäßigen Bewirth— ſchaftung von Teichen dürfte daher Manchem willkommen ſein, der geeignete Flächen beſitzt, vor dem Studium dicker Lehrbücher aber ebenſo wie vor koſtſpieligem Experimentiren eine berechtigte Scheu hegt. Als Teiche bezeichnen wir ſtehende Gewäſſer beliebiger Größe, welche willkürlich trocken gelegt (abgeſchlagen) und wieder mit Waſſer gefüllt (angeſpannt) werden können. Nach der Herkunft ihres Waſſers unterſcheidet man Bach- oder Flußteiche, Quell: teiche und Himmelsteiche. Die Bach- oder Flußteiche erhalten ihr Waſſer aus Flüſſen oder Bächen, die entweder durch ſie fließen oder mit denen ſie durch Gräben oder Kanäle verbunden ſind. Die Quellteiche enthalten im Grunde oder an ihrem Rande Quellen, die bei mäßiger Ergiebigkeit nur den durch Verdunſtung verurſachten Abgang erſetzen und den Waſſerſtand ziemlich conſtant erhalten, bei reichlicherem Zufluß aber den Abgang eines Baches oder Fluſſes aus dem Teiche zur Folge haben. Als Himmels— teiche bezeichnen wir diejenigen, welche ohne Zufluß aus Flüſſen oder Quellen allein von dem atmoſphäriſchen Niederſchlagswaſſer geſpeiſt werden, das theils direct in ſie hineinfällt, theils von umliegenden höher gelegenen Ländereien abfließt. Dem entſprechend haben die verſchiedenen Teicharten verſchiedene Eigenſchaften, welche für beſtimmte Zwecke vortheilhaft oder ungünſtig ſind und bei der Art ihrer Benutzung wohl berückſichtigt werden müſſen. Fluß- und Bachteiche haben den Vorzug eines beſtändigen ) Obige Mittheilungen ſind einem größeren Artikel des Herrn Prof. Dr. Benecke, welcher unter dem Titel: „Die Nutzung des Waſſers durch Fiſchzucht“ zuerſt in der Zeitſchrift für land⸗ wirthſchaftliche Thierzucht (Bunzlau, im Verlag von A. Appun) erſchien, im Aus zuge ent⸗ nommen und uns vom Herrn Verfaſſer für unſer Blatt in vielbewährter Güte um der Förderung der Sache willen zur Verfügung geſtellt. 15 ü— Zufluſſes friſchen, lufthaltigen Waſſers, wodurch eine übergroße Erwärmung der Waſſer— maſſe im Sommer und ein Erſticken der Fiſche im Winter unter ſtarkem Eiſe ver— mieden wird. Andrerſeits ſind ſie für manche Zwecke ungünſtig, weil es ſchwer oder unmöglich iſt, ſelbſt durch ganz enge Gitter das Eindringen junger Raubfiſche und anderer Feinde aus dem Fluſſe oder Bache in den Teich zu hindern. Quellteiche ſind gleichfalls gegen zu große Erwärmung im Sommer geſchützt. Sie pflegen ſogar eine nicht für alle Zwecke geeignete niedrige Temperatur zu haben, namentlich wenn ſie tief und die Quellen ergiebig ſind. Stammt ihr Waſſer aus größeren Tiefen und hat vor dem Eintritt in den Teich keine lufthaltigen Erdſchichten zu paſſiren, ſo iſt es oft ſo luftarm, daß die Fiſche darin namentlich unter dem Eiſe leicht erſticken. Viel günſtiger ſind in dieſer Hinſicht die in einiger Entfernung vom Teichrande als die im Teiche ſelbſt gelegenen Quellen. Starker Eiſen⸗, Kalk- oder Gasgehalt der Quellen kann fie für die Fiſchzucht gänzlich ungeeignet machen. Die Himmelsteiche theilen mit den Quellteichen den Vorzug, daß ſie gegen das Eindringen ungebetener Waſſerthiere ziemlich geſchützt ſind, obgleich gelegentlich auch durch Waſſervögel Laich von Hechten und anderen Fiſchen zugetragen wird. In heißen Sommern haben ſie den Nachtheil, daß ſich in ihnen, namentlich bei geringer Tiefe, das Waſſer zu ſtark erwärmt oder auch wohl ganz verſiegt. Die Teiche können gegraben oder mit Benutzung von Bodenſenkungen dadurch her— geſtellt werden, daß man den Abfluß des Waſſers durch Dämme hindert. Letztere Methode iſt billiger und führt ſchneller zum Ziele. Es laſſen ſich auf dieſe Weiſe faſt auf allen Beſitzungen, die nicht in vollkommen ebener Gegend liegen, leicht kleinere und größere, flache oder tiefe Teiche anlegen. Von der eigentlichen Fiſchzucht in Teichen iſt die Fiſchhaltung zu unterſcheiden. Erſtere bezweckt die Vermehrung und Aufzucht der Fiſche bis zu marktfähiger Größe, während ſich die letztere darauf beſchränkt, die von Züchtern in jüngerem Alter bezogenen Fiſche zu Verkaufswaare heranzufüttern. Für die Fiſchhaltung iſt überall Gelegenheit, wo nur ein ½M bis 1 Meter tiefer Teich oder Tümpel mit geeignetem Waſſer vorhanden iſt, der gar nicht einmal ablaßbar zu ſein braucht. Für eine regelrechte Fiſchzucht in Teichen ſind dagegen mehrere verſchiedenartige, zweckmäßig eingerichtete Teiche erforderlich. Seit Jahrhunderten hat ſich die Teichwirthſchaft faſt ausſchließlich mit der Zucht des Karpfens beſchäftigt. Wir werden daher im Folgenden zunächſt die Karpfenteich— wirthſchaft behandeln. Karpfenteiche werden am beſten inmitten fruchtbarer Aecker angelegt, umgeben von mäßigen Anhöhen, gegen Oſt- und Nordwinde geſchützt, nach Süden hin ganz frei, ſo daß ſie tagüber von der Sonne beſchienen und erwärmt werden können. Der günſtigſte Boden iſt Lehm oder Letten, der kein Waſſer in die Tiefe durchſickern läßt und für die Entwickelung reichlicher Fiſchnahrung die vortheilhafteſten Verhältniſſe bietet. Weniger empfehlenswerth iſt Moor- und Sandboden. Letzterer iſt beſonders arm und ſtark durchläſſig, ſo daß bei geringem Zufluſſe das Waſſer leicht verſiegt, wenn man nicht den ganzen Grund durch Auftragen einer dünnen Lehmſchicht dichtet. Flachere Teiche ſind im Allgemeinen tiefen vorzuziehen, weil die Futterproduktion nicht von der Cubikmaſſe des Waſſers ſondern von der Größe der Bodenfläche abhängt, weil tiefe Teiche nicht leicht die wünſchenswerthe Wärme annehmen und außerdem hohe und deshalb, um genügend widerſtandsfähig zu ſein, ſehr breite und koſtſpielige Dämme erfordern. Wo Teichanlagen auf ſtark geneigtem Terrain gemacht werden ſollen, empfiehlt es ſich daher, ſtatt eines großen und an der einen Seite ſehr tiefen, lieber eine Reihe ſtufenförmig übereinander gelegener kleiner und flacherer Teiche zu bauen. (Fortſetzung folgt.) III. Auf Huchen! Et mas für den Sport. Welcher Sportsfreund an der Donau und deren von Süden kommenden Nebenflüſſen wird nicht begeiſtert, wenn es ſich um den Fang des Huchen, dieſes Matadors aus dem edlen Geſchlechte derer „von Salm“ handelt?! Der angelgewandte Engländer, welcher mit ſeinem Roller, 40 Meter Schnur und einer koloſſalen Lachsfliege am Haken, am ſchönen Rhein geduldig auf den Anbiß eines ſeine Laichſtraße ziehenden Salm's wartet, iſt dort fo ziemlich — Dank den ſehr fleißigen, für ihren Fang beſorgten und unverfrorenen Holländern — als ſtereotype Staffage verſchwunden. Er wendete ſich mit ächt britiſcher Spürnaſe den Ufern der Donau, des Inn, der Traun und Enns ꝛc. ꝛc. zu, wohin ihm ſchon ein im Sporte berühmter Landsmann „Humphry Davy“ vor mehr als 50 Jahren den Weg geebnet und wo er gerne noch 1 Pfund per Woche bezahlt, um das Anrecht zum Angeln, ſpeziell auf Huchen, zu erlangen.“) — Und ſie verlohnt ſich dieſe Huchenfiſcherei! Darum ſei auch ihrer mit einigen Beſchreibungen nachfolgend gedacht. Ehe ich übrigens das Angeln auf Huchen, über welches beſonders in der vom bayer. Fiſcherei-Vereine neu bearbeiteten „Anleitung zur Angelfiſcherei nach Biſchoff“ ausführlich und muſtergiltig abgehandelt iſt, hier beſpreche, ſchicke ich etliches aus der Naturgeſchichte dieſes Fiſches voraus, weil jeder Angler vor allem die Fiſchart genau kennen muß, welcher er nach— ſtellen will. Der Huchen, — Salmo Hucho L. — Huch, Heuch, Hüchl, Rothfiſch, Hauchforelle, Donaulachs — River Salmon, le Heuch — hat einen langgeſtreckten walzenförmigen Leib und iſt auf Oberkopf und Rücken grünlich dunkelbraun oder blaugrau, auf dem Bauche ſilberweiß. Kopf und Rumpf ſind mehr oder weniger mit kleinen dunkelgrauen oder ſchwärz— lichen Punkten beſetzt, zwiſchen denen, beſonders auf Scheitel, Kiemendeckeln und Rücken, größere ſchwarze Flecke ſtehen. Sehr alte Fiſche zeigen als Grundfärbung ein blaſſes Roth. Der Huch iſt runder und ſchlanker als der Lachs; ſeine Schuppen ſind kleiner als die der Forelle, und die ſchwarzen Flecken über der Seitenlinie ſehen aus wie kleine X und haben keine Einfaſſung. Bei jüngeren, nicht über 2 Pfund ſchweren Exemplaren ſind die unteren, ſowie die Schwanzfloſſe blaßroth. Die vordere Rückenfloſſe ſteht gerade in der Mitte, die Schwanzfloſſe iſt geſpalten mit 10 Strahlen, Afterfloſſe 12, Bruſtfloſſe 16, Rückenfloſſe 14 und Bauchfloſſe 10 Strahlen. — Der Fiſch erſcheint gewöhnlich ſchon über / Meter lang und 6—7 Pfund ſchwer; doch wächſt er bis zu 2 Meter und einem Gewichte von 50 —60 Kilogramm. Er findet ſich nur im Donaugebiete von Bayern und Oeſterreich ſowohl in der Donau ſelbſt als in verſchiedenen Nebenflüſſen: Iller, Lech, Iſar, Ammer, Amper, Inn, Salzach, Traun, Traiſen, Enns, Drau, Mur, Agar, Vökla, Save, Laibach, ꝛc. ꝛe. In den nördlichen Zuflüſſen der Donau wird er kaum jemals häufig angetroffen und nur bei Hoch— waſſer tritt hie und da einer auf, wie z. B. in Naab und Regen, in welch letzterem Fluſſe er noch bei Cham gefangen worden ſein ſoll. Gegen die Gewohnheit der meiſten übrigen Salmenarten laicht er bei günſtiger Witterung ſchon von Ende März an, meiſtens jedoch zwiſchen April und Mitte Juni in den ſubalpinen Flüſſen, in der Donau im Juni. Ueber gewiſſe Waſſerfälle (Traunfall) hinauf iſt er nicht anzutreffen und nur in ganz ausgewachſenem Zuſtande ſoll er an den Mün— dungen der Donau geſehen worden ſein, obwohl anderſeits Pallas behauptet, er komme auch im ſchwarzen Meere ſowie in den Flüſſen des kaſpiſchen Meeres vor. — Die Huchen ſind bei zwei Kilogramm Gewicht fortpflanzungsfähig; “) fie ſuchen dann paarweiſe ſeichte und kieſige Plätze, auch in ganz unanſehnlichen Bächen, auf, wo ſie mit gewaltigen Schwanz— ſchlägen jo tiefe Gruben, die ſogenannten Huchenbette oder „Brüche“ Höhlen, daß fie ganz verdeckt und ſicher vor Netzen ihre Eier (bis zu 20000) abſetzen und das Laichgeſchäft verrichten können, während deſſen ſie ſo taub und blind ſind, daß ein über ſie wegfahrender Kahn keinerlei Störung bringt. ) Leider iſt es jo! Hier heißt es für den eingebornen Fiſchereifreund hübſch Thüre zuhalten. Jenes fahrende brittiſche Anglervolk hat ſchon ganze Fiſchwaſſer, namentlich in der Schweiz, gründlich ruinirt. Im Allgemeinen und von perſönlichen Ausnahmen abgeſehen ohnehin weder zu den Blüthen ſeines Stammes noch zu den Repräſentanten des wirklich feinen brittiſchen Sports gehörig, hat es keine fürſorgliche Liebe für unſere Fiſchwaſſer, glaubt um Geld alles ſich dienſtbar machen und ausbeuten zu können, achtet keine Geſetze, fiſcht blindlings darauf los, nimmt was es irgend erwiſcht, um gar oft — das iſt Thatſache! — einen guten Theil der gewandt er- rungenen Beute einfach wegzuwerfen. Darum ſei nochmals davor gewarnt, daß dieſe Leute (vgl. oben S. 10) ſich einniſten. Einfach nicht fiſchen laſſen! D. Red. ) Manche Fiſcher behaupten, daß da die Laichfähigkeit noch nicht beſteht. D. Red. 17 — ——— ws Obwohl das Fleiſch dem des Lachſes und der Forelle etwas nachſteht, ſo iſt der Huchen immerhin einer der edelſten und beſten Fiſche des Landes und kommt auf die feinſten Tafeln. Im Gewichte zwiſchen 2 und 10 Pfund iſt er dem Schill vorzuziehen. In ſeinem Weſen zeigt ſich der Huch als ächter Salmone und zwar als gefräßigſter ſeiner Sippe und als jo räuberiſch wie der Hecht. Er iſt ein ausgezeichneter Schwimmer, nimmt zwei Meter hohe Wehren und verfolgt die kleinen Fiſche oft ſo heftig und hartnäckig, daß er in ſeiner Raubgier häufig weit auf's Ufer ſchnellt. Humphry Davy, der ihn überall ſelbſt geangelt hat, fand in einem neunpfündigen Huchen einen Aland (Chub), eine Aeſche, ein Aitel und zwei kleine Karpfen, und nach Siebold fanden Fiſcher ſelbſt ſchon Waſſerratten im Huchenmagen. Die Huchen halten ſich in der ſtärkſten Strömung, werden mit Forellen, Aeſchen, Gründlingen Aiteln und Lauben gefan zen, ſind aber ſehr ſcheu und klug. Man bekommt ſie im Frühjahr vor der Laichzeit, nur durch Zufall im hohen Sommer, dagegen beſonders im Herbſt und den ganzen Winter hindurch. Wenn gleich der Huch ſehr hitzig nach Beute rennt, jo liegt er doch oft auch ſtill lauernd wie der Hecht. Egel und andere Saugwürmer ſetzen ihm dann arg zu, und er begibt ſich dann in die reißendſte Strömung, um ſich ſeiner Feinde zu entledigen, wobei er ſich durch Hinfahren an Steinen oft die Floſſen ganz zerfetzt. Da außer der Laichzeit dem Fiſche mit Netzen ſelten beizukommen iſt, ſo wird ihm leider während derſelben eifrig nachgeſtellt, indem die Fiſcher große Garne, Leg- und Handangeln, Wurfharpunen (Geer, Neptunshaken) und das Schießgewehr anwenden, welche Fangweiſen ſeine Vermehrung ſehr hindern, vom Sportsfreund ohnehin abgelehnt werden, zum Theil auch geſetztich verboten ſind. Die beſte Jahreszeit für das Angeln auf Huchen iſt vom Oktober bis Ende Dezember, ja den ganzen Winter hindurch, wenn nur die Flüſſe von ſtarkem Treibeis und Hochwaſſer frei bleiben. Die Paſſion auf Huchen iſt nicht ſo leicht zu befriedigen und erfordert eine etwas geſtählte Natur, welche nicht Wind und Wetter zu ſcheuen braucht. Darum ſind auch vor Allem gute warme Kleidung (Regenmantel) und waſſerdichte Stiefel unentbehrlich. Ausdauer und Geduld müſſen die Leitſterne des Huchenanglers ſein. Kennt er übrigens einmal die Plätze und Gewohnheiten dieſes Räubers, ſo müßte er ſchon viel Ungſück haben, wenn er im Laufe des Spätherbſtes bis Weihnachten nicht ein halbes Dutzend ſchöne Exemplare ſeiner Küche einverleibt hätte. Denn ſo ſchwer ſich der Huchen— fang mit der Angel anſieht, ſo rentabel iſt er in der richtigen Fangzeit, wenn kalter Nord— wind über das Waſſer ſtreicht und der Schnee ſeine glitzernde Decke ausſpannt, am beſten, wenn es Morgens ſtarken Reif hat, bei einer Temperatur, welche die Schnur mit glaſiger Eishülle umgibt. Es ſoll damit nicht geſagt ſein, daß während des Sommers der Huch die Angel ganz verſchmäht; doch iſt der Fang von der Beendigung der Laichzeit an bis in den September hinein ſehr, ſehr unſicher. Urſache iſt, daß in dieſer Periode der Fluß mit Beute und Nahrung jeder Art für den Huchen beſetzt iſt, während in der kälteren Jahreszeit die ſeine Hauptſpeiſe bildenden kleineren Fiſche unter Ufern, Sträuchern und Steinen ihre Winterquartiere beziehen und den Raubfiſch bei ſchmaler Koſt halten. Wird ja dem Angler auch der Sommer reichlich Gelegenheit zur Ausübung ſeiner Kunſt auf andere Fried- und Raubfiſche: Forellen, Aeſchen, Aitel, Barben, Brachen, Barſche, Hechte ꝛc. ꝛc. bieten. Zum Fange des Huchen bedarf man einer ſehr ſtarken, doch nicht zu ſchweren Angel— ruthe. Die Spitze oder der Oberſatz muß ſteif ſein, wenigſtens wie bei Hechtgerten, und die feſtſtehenden Ringe ſollen ſehr glatt ſein, um die oft mit Reif bedeckte Schnur recht leicht und ebenmäßig durchlaufen zu laſſen. Die Ruthenlänge betrage je nach der Armes— kraft des Angles 16—18 und 20 Fuß, da man häufig über Wurzeln, Felſen und Geſtreich hinweglangen und dabei die Schnur kurz halten muß, um dieſe nicht zu ver— wickeln. Ein gutes Bambus oder indiſches Rohr ermüdet nicht jo und dürfte auch auf größere Fiſche genügen. Die Schnur ſelbſt beſtehe aus ſtarker geflochtener (geklöppelter) 10 — 12 fadiger, waſſergrüner oder grünlich bläulicher Seide oder ruſſiſchem Hanf und ſei für die Donau mindeſtens 50—60 Meter lang, wobei natürlich die Regel gilt, daß ſie um ſo kürzer fein darf, je ſtärker fie if. Doch je länger, je beſſer; denn man bedarf im breiten und ſtärkſten Strome nach Umſtänden des letzten Meters auf der Rolle, die ſelbſtredend ziemlich groß ſein und tadellos ablaufen muß. 18 — — Ueberhaupt wird der Huchen ähnlich wie der Wanderlachs gefangen, und namentlich iſt das natürliche Drehfiſchchen ſowie der auf Schill beliebte Weißfiſchſtreifen (je ſilberiger, deſto beſſer) erfolgreich. Am einfachſten läßt man den Köder mittelſt eines Gewindes in Stromſchnellen herabtreiben, von einem Steg oder Damm, einer Brücke aus, wobei ſich der Ufer⸗Roller gut verwendbar zeigt. Nur muß dann, damit dieſer durch den Stromzug nicht vorzeitig abläuft, eine kleine Hemmung angebracht werden, die aber dem Huch ſelbſt kein Hinderniß bieten darf, wenn er mit dem gefaßten Köder fortſchwimmen will, zu welchem Zwecke man einen kleinen Stein oder ein Holzſtück vor dem Ufer-Roller leicht auf die Schnur legt. — Künſtliche Köderfiſche wird der Huchen äußerſt ſelten nehmen. Dagegen ſpringen die kleineren Huchen bis zu ein und zwei Pfund ſehr gerne nach bunten Kunſt— fliegen in der Größe ſtarker Maifliegen, etwas kleiner als diejenigen auf Lachſe, den Leib von kupferfarbiger Pfauenfeder mit dünnen Silberfäden umwunden, Füſſe von rother Hahnen« feder, Flügel vom Wachtelkönig- oder Feldhuhnſchwanz . Man begnüge ſich mit einem Wirbelgelenke, in welches man das Vorfach aus einer Halbmeterlänge feiner, aber ſehr ſtarker Drahtſeide (Gimp) an der Schleife einhängt. Mehrere Mittelwirbel haben das Bedenkliche, daß ſie ſich beim Fortſchießen eines gehakten größeren Fiſches gerne zwiſchen Steinen verklemmen. Der Gimp ſei wenn möglich ſeines Metallglanzes befreit (blind), da der Huch ein ungemein ſcharfes Auge hat und viel ſcheuer als der Hecht iſt. Der Haken kann einfach oder doppelt (beſter Limmerik) ſein; iſt er einfach, ſo ſoll er bis zum Bogen einen halben kleinen Mannszeigefinger mindeſtens lang ſein, wie auf ſtarke Hechte; ein Doppelhaken kann etwas kleiner ſein. Erprobt iſt es, die Haken auf Huchen verſilbern oder vernickeln zu laſſen, was wenig koſtet und Uebereinſtimmung mit der Farbe eines ſilberglänzenden Köders erzielt. Eine je nach der Strömung leichtere oder ſchwerere Bleiolive oberhalb des Vorfaches oder noch an demſelben hält jenen in der gehörigen Tiefe. Als Köder wähle man einen noch recht friſchen todten ſtarken Gründling, Lauben oder Aitel, auch Haſel, ungefähr 10 — 15 cm lang. Man bringt das Fiſchchen derartig an den doppelt oder einfachen Angelhaken, daß man das Vorfach beim After einführt und zum Maule herauszieht, das Fiſchchen etwas anſpannt, damit es eine leichte Krümmung vom Waidloch bis zur Schwanzfloſſe erhält und die Angelhaken am Schweife herausſtehen, wo man ſie recht feſt mit Seide ſammt dem Köderfiſche umwindet und feſtbindet und ebenſo das Vorfach am Maule. Gewiß iſt, daß der Huch auch mit dem Schluckhaken, wobei ſelbſt— verſtändlich die Bleiolive wegfällt, gefangen werden kann; mißlich dabei iſt nur, daß er in ſehr ſtark ſtrömenden Flüſſen nach dem Ergreifen ſehr häufig nicht ſtill hält, ſondern mit dem Raube fortſchießt und die Täuſchung durch den harten Bleikörper zu bald erkennt. Ich rathe daher, ziemlich weit abſtehende weißmetallene Schluckhaken zu nehmen und nach ein paar Minuten des Fortſchießens ſtark zu ſchlagen. Wenigſtens ſpinnen die Engländer mit ſolchen, mit Wirbelgelenken verſehenen Schlinghaken auf Huchen. Auf die riemenartig aus einem Weißfiſche geſchnittenen ſich aalartig ſchlängelnden Streifenköder geht der Huchen ebenfalls ſehr gerne. Schluß folgt.) IV. Vereinsnachrichten. J) Bayeriſcher Landes⸗Fiſcherei⸗Verein. Die Monatsverſammlung vom 27. November 1884 war ſtatutmäßig gewidmet der Berichterſtattung über die Entwicklung der Vereinsfiſchzuchtanſtalt bei Starnberg während des erſten Verwaltungstrienniums vom 1. Nov. 1881 bis 31. Okt. 1884. Die Darlegung des bisherigen Vorſtands der Anſtalt, Herrn Dr. Staudinger, ebenſo wie der erfreuliche Caſſabericht des Anſtaltscaſſiers, Herrn k. Hofſtabscaſſier Eßl, dienten zu vollſter Befriedigung der Verſammlung und wurde mit deren Dank an die Verwaltungscommiſſion für ihre Bemühungen und Leiſtungen erwidert. Hieran ſchloß ſich die Neuwahl der Fiſchzuchtanſtaltscommiſſion, welche die Wiederwahl der bisherigen Commiſſionsmitglieder, ſoweit ſie nicht ihr Domicil gewechſelt hatten oder freiwillig eine Wiederwahl ablehnten, unter entſprechendem Erſatze der Letzteren ergab. 19 — — — Am 18. Dezember 1884 fand die ordentliche Jahres-Generalver— ſammlung ſtatt. Der J. Vereinspräſident, Herr Oberauditeur Erl, gab in warmen Worten einen Rückblick auf die Beſtrebungen und Erfolge des Vereins im Jahre 1884, erwähnte ſeines Collegen Dr. Staudinger in ſehr ehrender Weiſe, erbat von allen Mitgliedern fernere eifrige Mitwirkung bei den Vereinsaufgaben und gedachte auch der im letzten Jahre verblichenen Vereinsmitglieder, zu deren ehrendem Gedächtniſſe ſich die Verſamm— lung von den Sitzen erhob. Nach einer Erwiderung des II. Vereinsvorſtandes Dr. Staudinger, welcher namentlich die Einmüthigkeit und das Zuſammenwirken der Vorſtände unter ſich freudig betonte und begrüßte, ſprach Herr Geheimrath von Wolfanger, als Referent des k. Staatsminiſteriums des Innern, dem Verein, ſeinen Vorſtänden und Mitgliedern Dank und Anerkennung für ihr Wirken und die der höchſten Stelle ſtets bewährte Unterſtützung aus. Herr Vereinscaſſier Himbſel erſtattete den Kaſſenbericht und empfing für ſeine überaus ſorgſame Caſſenführung und die Erhaltung eines günſtigen Caſſen— ſtandes Dank und Decharche. Der Etat für 1885 wurde berathen und nach den Vorſchlägen der Etatscommiſſion feſtgeſetzt. Die hierauf folgenden Wahlen ergaben einſtimmig die Wiederwahl der Mitglieder des Directoriums (J. Präſident: Oberauditeur Erl, II. Präſident: Oberſtlandesgerichtsrath Dr. Staudinger, Caſſier: Rentier Himbſeh mit Ausnahme des bisherigen Schriftführers, Herrn Landgerichtsrath Dom— pierre, welcher zu ungetheiltem Bedauern Aller eine Wiederwahl aus perſönlichen Gründen ablehnte. Die Erſatzwahl des Schriftführers wurde vertagt. Die Neuwahl der drei Geſchäftsausſchüſſe und der Etatscommiſſion ergab mit einigen Ergänzungen zumeiſt die Wiederwahl der bisherigen Mitglieder. Neu aufgenommene Vereins mitglieder: die Herren Georg Aumüller, Kunſthändler; Wilhelm Bauer, Poſtaſſiſtent; Oskar Findl, Privatier; Alois Hör— mann, k. Regierungsaſſeſſor, ſämmtlich von München; dann Peter Weſtermaier, Fiſcher in Tünzhauſen. a 2) Auszug aus dem Jahresberichte des mittelfränkiſchen Kreis: Fiſcherei⸗Vereins für 1882 und 1888. Der Kreis Mittelfranken hat keine öffentlichen Flüſſe, wie deren alle übrigen Kreiſe mehr oder weniger beſitzen, hat keine Landſeen, keine intenſive Weiherwirthſchaft, wie z. B. Oberfranken, die Oberpfalz u. ſ. w. Unſer größter Fluß iſt die Altmühl, in welcher aber von ihrem Urſprung bei Hornau bis wo ſie in der Nähe Kinding's den Kreis verläßt, faſt unzähligen Beſitzern das Fiſchereirecht zuſteht. Gleiches findet leider bei allen übrigen Flüſſen und Bächen des Kreiſes ſtatt, und nur ſelten tritt der günſtige Fall ein, daß ein Fiſchereirechtbeſitzer eine ſo gut ſituirte Strecke Fiſchwaſſer beſitzt, um dieſelbe mit Erfolg für ſich mit edleren Sorten beſetzen zu können. Unter dieſen Umſtänden war und iſt es nur Auffabe unſeres Kreisfiſchereivereins, dahin zu wirken, daß einestheils die vielen einzelnen Rechte nicht mißbräuchlich geübt werden, anderntheils, daß die Fiſchzucht in dieſen effenen Gewäſſern möglichſt gehoben werde. Es erſchien uns am räthlichſten, zunächſt eine Bevölkerung der größeren Flüſſe des Kreiſes — der Altmühl, Wörnitz, Pegnitz, Rezat und Aiſch — mit Edelfiſchen verſchiedener Art, als Aale, Aeſchen, Forellen und anderen Gattungen herbeizuführen, indem dies Beſetzen von fließenden Ge— wäſſern nicht nur im Intereſſe des zunächſt betheiligten Beſitzers der betreffenden Flußſtrecke gelegen iſt, ſondern zum allgemeinen Beſten dient, da die eingeſetzten Fiſchchen nicht am Orte ihres Ein— ſetzens zu bleiben pflegen, ſondern ſich in der Regel auf- und abwärts weit vertheilen, und ins— beſondere Aale ſelbſt in die kleinſten Seitenbäche austreten. Außerdem ſtrebten wir auch an, einzelne Fiſchgattungen in ſolchen Gewäſſern einzubürgen, wo ſie bisher noch nicht vorgekommen ſind, uns aber die Terrain» bezw. Waſſerverhältniſſe für deren gedeihliches Fortkommen geeignet erſchienen. Auch nahmen wir darauf Bedacht, in einige gänzlich devaſtirte Forellenbäche des Kreiſes wieder Samen zu bringen. Zur Realiſirung dieſer Zwecke und um den betheiligten Fiſchwaſſerbeſitzern die Mittel und Wege zu zeigen, wie die Fiſchwaſſer wieder in guten Stand geſetzt und erträgnißreich gemacht werden können, und bei ihnen Luſt und Liebe zur Pflege der Fiſchzucht zu wecken, wurden auf Rechnung von Vereinsmitteln Beſtellungen und Ankäufe von Aalen, Forellen und Aeſchenbrut gemacht und ſind insbeſondere Aale, die rechtzeitig und in geſundem Zuſtand zum Einſatz gelangten, trefflich fortgekommen. a Außer den aus unſeren Vereinsmitteln angekauften Aalen konnten wir Dank der Ver- mittlung des bayer. Fiſcherei-Vereins, welcher uns von dem Quantum junger Aale, welches durch den deutſchen Fiſcherei-Verein zum Einſetzen in das Donaugebiet beſtimmt war, 30 000 Stück 20 überließ, je 10 000 in die Altmühl bei Gunzenhauſen und Dollnſtein, und 10000 in die Wörnitz bei Dinkelsbühl, Nebengewäſſer der Donau, einſetzen laſſen, und ſind in Folge deſſen Aale in den Flüſſen und in Gewäſſern, wo ſie bisher nie geſehen waren, in verhältnißmäßig ziemlich herangewachſener Größe gefangen worden. Ohne die auch ſchon ſeit mehreren Jahren von Privaten zahlreich angekaufte Aalbrut in Berechnung zu ziehen, ſind nunmehr innerhalb dreier Jahre 75000 Stück Aalbrut in verſchiedene Gewäſſer des Kreiſes eingeſetzt worden, und dürfte ſich wohl annehmen laſſen, daß 60000 Stück davon zum Abwachſen gekommen ſind. Ob dadurch aber nicht der Krebszucht ein Schaden zuge— gangen iſt, vermögen wir zur Zeit noch nicht zu konſtatiren. Der Verein beſchränkte ſich jedoch nicht blos auf den Ankauf von Fiſchbrut, ſondern es wurde auch der Ankauf von Setzkrebſen zum Wiederbeſetzen der Altmühl, der Wörnitz, der Sulz und des Donau-Main-Kanals bethätigt, und ferner auch noch einige Ortsfiſcherei-Vereine zur Förderung ihrer Beſtrebungen mit Geldmitteln aus dem Vereinsvermögen unterſtützt. Was die Ergebniſſe der Vereinsbeſtrebungen und den Stand der Fiſchereiverhältniſſe im Kreiſe betrifft, ſo können dieſelben im Allgemeinen als befriedigend bezeichnet werden. Die ſeit den letzten Jahren mehr verbreitete rationelle Züchtung des Karpfen hat bereits das erfreuliche Reſultat ergeben, daß Satzfiſche zu dem halben Preis gegen früher zu haben ſind, und daß in Folge des billigen Einſatzes auch die abgewachſenen Fiſche vom Produzenten billiger wie ſonſt abgegeben werden können und Käufer wie Verkäufer ihre Rechnung finden. Im abgelaufenen Jahre koſtete hier das !/, Kilo Karpfen — je nachdem der Markt be- fahren war — 50 bis 80 , Hechte und große Schleihen hatten beiläufig denſelben Preis, Alten (Döbel), Brachſen, Orfen, kleinere Schleihen und große Barſche wurden meiſt auch mit 40 4 per ½ Kilo bezahlt, kleinere Barſche kaufte man zum gleichen Preiſe wie die Rothaugen, Plötzen ꝛc., welche alle unter dem Namen „Weißfiſch“ gehen, für 20 J per Pfund. Größere Aale, welche hie und da zum Verkauf kamen, wurden mit 1&4 20 J per ½ Kilo bezahlt; Aalruppen wurden meiſt nach dem Geſicht von Liebhabern gekauft und würde das Gewicht einen Preis von etwa 60 5 für ½ Kilo ausweiſen. Krebſe kommen in hieſiger Stadt Ansbach ſelten zu Markt, da die Bäche der Umgegend, in denen ſie ſonſt äußerſt zahlreich zu finden waren, theils durch Raub, theils durch Unverſtand völlig devaſtirt wurden und nun verödet ſind. Nur die Rezat oberhalb der Stadt, welch' erſtere ſeither von der Krebspeſt verſchont geblieben, rechtfertigt noch ihren altbewährten guten Ruf hinſichtlich ihrer vorzüglichen Krebſe. : Klagen über Mangel an genügendem Schutz der Fiſcherei werden noch immer laut, doch werden dieſelben weniger durch Diebſtahl und Frevel hervorgerufen als durch Hausenten, Ottern, Verunreinigung der Fiſchwaſſer ꝛce. Namentlich find es die Hausenten, welche überall, wo fie in Fiſchwaſſer kommen, unnennbaren Schaden anrichten, und ſo vortheilhaft die Erlaſſung von Vor— ſchriften über Brüttelmaß, Maſchenweite, Schonzeit, das Einſetzen von Fiſchbrut in die Gewäſſer ze. für Hebung der Fiſchzucht wirken, ſo genügen alle dieſe Maßnahmen zur Erreichung des vorgeſteckten Zieles doch nicht, wenn nicht auch die Hausenten, dieſe immer hungrigen Thiere, aus allen Gewäſſern, wo ſie ſchaden können, verbannt werden. Wie ſchon ſeit einer Reihe von Jahren wurden auch für die Jahre 1882 und 1883 durch das Wohlwollen des Landrathes von Mittelfranken je 600 M zur Gewährung von Prämien für Erlegung von Fiſchottern bewilligt, was wir um jo dankbarer hier hervorheben, als durch Gewährung ſolcher Prämien die beſchwerliche Jagd auf dieſe der Fiſcherei ſo ſchädlichen Fiſchräuber doch mehr angeregt wird, und ein konſequenter Vertilgungskrieg gegen dieſelben noththut. Im Jahre 1882 wurden für die Erlegung von 75, im Jahre 1883 von 63 Fiſchottern Prämien im Betrage von je 6 * ertheilt. Wenn auch dieſe Zahlen gegen die in früheren Jahren erlegten Ottern zurückſtehen, ſo iſt dies doch leider kein Beweis für eine Abnahme derſelben. Der Grund dürfte vielmehr darin liegen, daß von Jahr zu Jahr die Fiſchotterjagd ſchwerer wird, weil im Winter — der beſten Jagdzeit — Sehr viel Eis zu technischen Zwecken den Flüſſen und Bächen entnommen, die natür⸗ liche Schutzdecke denſelben entzogen und dem Fiſchotter die Exiſtenz dadurch erleichtet wird. Während man ſonſt den Ausſtieg des letzteren an den wenigen offenen Stellen leicht abſpüren konnte, ſteigt er jetzt, da ganze Strecken offen ſind, an ganz unberechenbaren Stellen an's Land, wodurch natürlich die Jagd weſentlich erſchwert iſt. Leider haben auch die wenigſten der gegenwärtigen Jagdpächter die nöthige Luſt, um eines Fiſchotters wegen einen Theil der Nacht, wo vorzugsweiſe auf dieſelben ausgegangen werden muß, zum Opfer zu bringen; auch iſt es Thatſache, daß nur die Hälfte der oben angegebenen Ottern durch Jagdberechtigte erlegt, der übrige Theil durch Fiſcher, Bauern und Dienſtboten gelegentlich erſchlagen worden iſt. V. CTiterariſches. Schriften des Süchſiſchen Fiſcherei⸗-Vereins. 1884. Nr. 1. 25 S. Groß-Oktav. Für Inhalt verantwortlich: Prof. Dr. H. Nitſche in Tharand. Unter ſeine ſtatutenmäßigen Aufgaben hat der Sächſiſche Fiſcherei-Verein unter Anderem auch „die Verbreitung von Belehrungs⸗ vorſchriften“ eingejteut. Mit Eingangs gedachtem Hefte eröffnet derſelbe dieſe Publikationen. Die erſte Gabe iſt eine „gemeinfaßliche Belehrung über die Süßwaſſerfiſche des — 21 — Elbgebietes“. In tabellariſcher und zugleich handlicher Form ſind in ſehr gelungener Weiſe Namen, Beſchreibung, Lebensverhältniſſe, Laich- und Schonzeit, Minimalmaße ꝛc. von 48 in der Elbe und im Elbgebiete vorkommenden Fiſcharten zuſammengeſtellt. Beigegebene Abbildungen veranſchaulichen jede Fiſchart. Angefügt ſind auch die wichtigſten Beſtimmungen des Sächſiſchen Fiſchereigeſetzes und die hiezu ergangenen Ausführungsvorſchriften. Das Ganze folgt in der Idee dem Vorbilde, welches Herr Prof. Dr. Benecke in Königsberg mit ſeiner, übrigens in etwas anderer Form gehaltenen tabellariſchen Darſtellung der oſtpreußiſchen Fiſcharten gegeben hat. Auch die Abbildungen find hier wie dort die nämlichen, indem Herr Prof. Benecke ſeine Clichés auch für die ſächſiſche Arbeit darzuleihen die Güte hatte. Letztere iſt eine überaus praktiſche Arbeit, welche die Orientirung betreffs der Fiſcharten des Elbgebietes weſentlich erleichtert. Wir beglück— wünſchen darum auch herzlich den Sächſiſchen Fiſcherei-Verein zu dieſem ſchönen Anfange! H. B. Die neue Landesfiſchereiordnung für das Königreich Bayern mit Commentar von Dr. Julius Staudinger. Schon vor Jahrhunderten war es Bayern, welches mit Schon— und Marktvorſchriften zum Zwecke der Erhaltung der koſtbaren Fiſchbeſtände des Landes und der Förderung des Fiſchereiweſens überhaupt vorgegangen iſt. Zu gutem Theile war es jenen alten Erlaſſen, welche in richtiger Erkenntniß des wirthſchaftlichen Werthes des Fiſchereiweſens dasſelbe pfleglich förderten, zu danken, daß aus den früheren Zeiten über die Periode des Vorfalls der Binnenfiſcherei noch gute Beſtände der Neuzeit überkamen. Nachdem von dem allgemeinen Nieder— gange des Fiſchereiweſens Bayern bis zu einem gewiſſen wenn auch minderen Grade mit ergriffen war, ſo war es wieder die bayeriſche Staatsregierung, welche in den fünfziger Jahren durch verſchiedene den damaligen Verhältniſſen angepaßte fiſchereipolizeiliche Erlaſſe wieder Bewegung und Leben in das vernachläſſigte Fiſchereiweſen zu bringen ſuchte. Es geſchah dieß zu einer Zeit, in welcher man anderwärts noch lange nicht daran dachte, dieſes wichtige volkswirthſchaftliche Intereſſengebiet zu pflegen. Ein neues Entwicklungsſtadium trat ein mit dem Inslebentreten des Polizeiſtraſgeſezbuches von 1861 bezw. 1871. Auf Grundlage des Letzteren baute ſich die Fiſcherei— ordnung vom 26. Juli 1872 auf, welche für die damaligen Verhältniſſe und die noch weniger geklärten Anſchauungen immerhin ſchon einen weſentlichen Fortſchritt bekundete. Bekanntlich hat in den ſiebziger Jahren die Fiſchereipflege einen vorher ungeahnten Aufſchwung genommen, was namentlich den zahlreich entſtandenen Fiſcherei-Vereinen zu danken iſt. Selbſt die Wiſſenſchaft erkannte, ſich dieſem wichtigen volkswirthſchaftlichen Zweige dienſtbar machen zu müſſen. — Die Durchforſchung der Natur, die Ergründung der wirthſchaftlichen Verhältniſſe, das Eindringen in die Quellen und Wurzeln der beſtehenden Schäden eröffnete ganz neue Ziel- und Richtpunkte der Beſtrebungen und dadurch ergab ſich von ſelbſt die Nothwendigkeit, den beſtehenden Fiſcherei— vorſchriften eine neue Geſtaltung und tiefere Durchbildung zu geben. Die k. b. Staatsregierung ergriff in richtiger Erkenntniß der Verhältniſſe und Bedürfniſſe wiederum nechtzeitig die Initiative zu einer angemeſſenen Reform. Der bayerische Landesfiſchereiverein und die Kreisfiſcherei— Vereine boten zu dieſem Reformwerk eifrigſt und mit mühevoller Hingebung ihre Unterſtützung. Zahlreiche Gutachten von Männern der Wiſſenſchaft und der Praxis wurden erholt und zunächſt im bayeriſchen Landesfiſchereivereine im Miniſterialauftrag überarbeitet. — Aus einer Reihe von Vorentwürfen, welche der Landesfiſchereiverein ausgearbeitet, entwickelte ſich ein gutacht— licher definitiver Entwurf einer Landesfiſchereiordnung, welcher dem k. Staatsminiſterium in Vorlage kam. Nach weiteren commiſſionellen Berathungen entſtand ſchließlich die Landesfiſcherei— ordnung, wie ſie der k. Staatsminiſter Herr Freiherr von Feilitzſch am 4. Oktober 1884 nach vierjährigen emſigen und ſorgſamen Vorarbeiten zur Publikation brachte. Dieſe Fiſchereiordnung ſteht unſtreitig vollſtändig auf der Höhe der Zeit und iſt in der That geeignet, vom wirthſchaft— lichen und legislativen Standpunkte aus das Intereſſe der weiteſten Kreiſe in Anſpruch zu nehmen. Kein anderer deutſcher Staat erfreut ſich zur Zeit ſo rationell durchgebildeter Vorſchriften. Zu wünſchen iſt nur, daß auch der Vollzug derſelben den wohlbemeſſenen Intentionen der k. Staats— regierung entſprechen möchte; ohne Zweifel wird die letztere auch dafür Sorge tragen. Um einen correcten Vollzug anzubahnen, hat der k. Oberſtlandesgerichtsrath Dr. Julius Staudinger, als II. Präſident des Landesfiſchereivereins hervorragend an dem Zuſtandekommen der Fiſcherei— ordnung beiheiligt, nunmehr im Verlag der C. H. Beckſchen Buchhandlung in Nördlingen einen Commentar erſcheinen laſſen, welcher in ſeiner Einleitung die geſchichtliche Entwicklung der fiſcherei— polizeilichen Vorſchriften darſtellt, deren geſetzliche Grundlagen und Grenzen erörtert und ſodann die einzelnen Paragraphen in ihrer Bedeutung eingehend und ebenſo gemeinfaßlich wie wiſſenſchaft— lich erläutert. Mit dem Commentar hat ſich der Herr Verfaſſer ein hohes Verdienſt erworben, wofür ihm alle Intereſſentenkreiſe dankbar ſein werden. Für die Verwaltungs-, Gerichts- und Staats⸗ anwaltspraxis iſt der Commentar ein unentbehrliches Hilfsmittel. In Würdigung des praktiſchen Werthes dieſer Schrift iſt ſelbe auch ſchn Seitens des k. bayer. Staatsminiſteriums der Juſtiz für ſämmtliche bayeriſche Gerichte und Staatsanwälte angeſchafft worden. Von Ocean zu Ocean. Eine Schilderung des Weltmeeres und ſeines Lebens. Von A. v. Schweiger-Lerchenfeld. Mit 215 Illuſtrationen, 12 Farbendruckbildern, 16 kolorirten Karten und 22 Plänen im Text. 942 S. in 80. 5 Sämmtliche 30 Lieferungen dieſes ſchönen, mit reichem Beifalle aufgenommenen Werkes, liegen nun vor. Nochmals nehmen wir daher Veranlaſſung, unſere freundlichen Leſer empfehlend darauf aufmerkſam zu machen. Für Fiſchereifreunde bieten vornehmlich die Kapitel über die Fiſchwelt im Meere (S. 466 ff.), über fiſchereiliche Bewirthſchaftung des Meeres und Hochſeefiſcherei (S. 251 ff.), über Walfang und Robbenſchlag (S. 625 ff.), über Fiſcher und Schiffer im indiſchen Ocean und in der Südſee (S. 659 ff.), über Perlenfiſcherei, über Zucht und Gewinnung von Auſtern und anderen Muſchelthieren (S. 452 ff., 581 ff.) ꝛc. reiches Intereſſe und eine Reihe feſſelnder Mittheilungen. VI. Vermiſchte Mittheilungen. Zur Geſchichte der Verbreitung des Karpfen. —e. In jenem Vortrage des Herrn Zenk-Würzburg, welchen die „Bayr. Fiſcherei-Zeitung im vorigen Jahrgange Nr. 30 S. 337 mittheilte, findet ſich die Angabe, daß der Karpfen 1769 nach Altpreußen ge— kommen ſei. Hiegegen ſei auf Herrn Prof. Dr. Benecke's bekanntes Werk über die Fiſcherei-Verhältniſſe Oſt- und Weſtpreußens verwieſen, woſelbſt ſich auf S. 272, 279, 285, 286 hiſtoriſche Quellenangaben finden, aus denen hervorgeht, daß der Karpfen ſchon lange vor 1769 in jenen Gegenden bekannt war, ja ſogar ſchon im Jahre 1349 erwähnt wird. Forellenzucht. Ein Fiſchzüchter aus dem Thüringer Walde ſchreibt uns: „Als Anfänger der Bachforellenzucht in ca. 650 Meter über Meeresſpiegel gelegenen Gebirgs— wäſſern des Thüringerwaldes, erzielte ich in dieſem Jahre ca. 16 Tauſend Brut bei ſehr geringem Verluſte in einem gut eingerichteten Bruthaus, mit gutfiltrirtem, ſauer— ſtoffreichem Teichwaſſer von 2— 50 in Eckart'ſchen Brutkäſten. Die Hälfte der Eier war ſechs Wochen ſpäter eingeſetzt als die erſte Hälfte und ſchlüpfte die erſte Hälfte Brut Ende Januar aus, die letztere Mitte März. Beide Parthien Brut hielten ſich ſechs Wochen lang nach dem Ausſchlüpfen ohne nennenswerthen Verluſt wohl und munter. In der ſiebenten Alterswoche trat, trotz täglicher Reinigung der Brut, eine ganz auffällig heftige Pilzbildung und Sterblichkeit ein und zwar bei 10 Luft- in 30 Brutwaſſer-Temperatur. Genau in der ſiebenten Alterswoche zeigte ſich auch bei der zweiten Parthie dieſelbe heftige Pilzbildung und Sterblichkeit, alſo ſechs Wochen ſpäter und bei 12 0 Luft- und 50 Brutwaſſer-Temperatur. Während der Sterblichkeit unter der erſten Parthie befand ſich die zweite, ſechs Wochen jüngere Parthie, unter ganz denſelben Bedingungen ganz wohl und munter. Die Brut- käſten ſtanden neben einander, hatten gleiches Waſſer und gleiche Abwartung. Das Ernährungs-Entwicklungs-Stadium der Brut in der ſiebenten Woche muß demnach in erſter Linie Urſache der ſtarken und plötzlichen Pilzbildung und Sterblichkeit geweſen ſein. Es gingen 2/3 der Brut verloren. Jedenfalls ſcheint es mir hiernach gerathen, die Brut in der vierten, ſpäteſtens fünften Alterswoche in Aufzuchtsbäche oder kleine Aufzuchtsteiche und zwar in zweckmäßiger Weiſe auszuſetzen. Gewiß würde die Yorellen- zucht ſehr gefördert, auch Verluſte und Entmuthigung verhindert, wenn über beſondere Erfolge und Mißerfolge bei Brütung und Aufzucht allſeitig öffentlich berichtet würde. Auch würde ich dankbar ſein, wollten durch die Praxis erfahrene Bachforellenzüchter ſich über folgende Punkte vernehmen laſſen: „Welches waren die Urſachen jener außerordent— lichen Pilzbildung und Sterblichkeit in der ſiebenten Alterswoche der Bachforellenbrut und wie iſt dieſelbe zu behindern? Wird dieſe Pilzbildung behindert oder beſchränkt, wenn dem Brutwaſſer etwas Salz zugeführt wird und event. in welchem Quantum und kann Viehſalz dazu verwendet werden?“ — So unſer Herr Correſpondent. Wir ſind gerne bereit Antworten auf dieſe öffentliche Anfrage entgegenzunehmen und zu veröffentlichen. Die primäre Frage ſcheint uns übrigens die zu ſein, ob die Pilzbildung direkte Urſache der Mortalität oder ſelbſt erſt Folge einer anderen Erkrankung und des Abſterbens war. Es laſſen ſich ja auch andere Erkrankungsurſachen denken, z. B. zu enger Raum der Apparate im Verhältniſſe zu der Zahl und zunehmenden Größe der darin untergebrachten Fiſchchen, welche dadurch im ſpäteren Entwicklungs— ſtadium zu wenig Luft gehabt haben möchten — oder Mangel von Nahrung bei ſchon vorgeſchrittener Aufzehrung der Dotterblaſe. Gegen ſolche Urſachen würde natürlich 23 auch Salz nichts helfen. Daß es im Allgemeinen gegen Pilzanſatz unter Umſtänden und in gewiſſen Stadien des Auftretens der Pilzbildung gute Dienſte leiſtet, iſt erwieſen. Regelmäßig nimmt man Kochſalz, ſchon des concentrirten Salzgehaltes wegen. Bei dem geringen nothwendigen und zuläſſigen Quantum ſcheint die Frage, ob auch Viehſalz verwendbar iſt, in der That von wenig Bedeutung. Betreffs des letzteren wäre zudem ſehr in Frage, ob nicht die üblichen beigemengten Denaturirungsſtoffe dem Brutwaſſer Beſtandtheile zuführen, welche, wenn ſie auch z. B. dem Magen eines Wiederkäuers nichts ſchaden, doch der zarten Fiſchbrut gefährlich werden möchten. VII. Fiſcherei- und Jiſchmarktberichte. Würzburg, 13. Dezbr. Der geſtrige Markt war reichlich beſtellt und waren namentlich ſehr viele auswärtige Mainfiſcher am Platze. Die Fiſche fanden raſchen Abſatz. Die Preiſe ſtellten ſich wie folgt: Aale 2 M, Hechte 1,30 bis 1,40 , Karpfen 1&4, Schleihen 14, Barben 40—50 , Brachſen 45—50 , Barſche 90 J bis 1 A, Zander 1 bis 1,20 &, Schellfiſche 35 J, Weißfiſche 25 —35 , Cabliau 90 J, Seezungen 1,70 A, Aalraupen 80 5. — In der Markthalle koſteten: Cabliau 50 , Schellfiſche 30 4. f Hamburg und Altona, 20. Dezbr. Bei St. Pauli lag geſtern kein Fiſchfahrzeug; bei Altona lagen vier kleine Ewer mit Stint und fünf Jollen mit Elbbutt und Sturen. Per Eiſenbahn waren von Auswärts Schellfiſche, Schollen, Schnäpel, Braſſen, Rothaugen, Sandarten, Hechte, Heringe und Dorſch für beide Märkte angekommen. Preiſe en gros: Schellfiſche 2 — 6,50 M, Schollen 1,50 —5 &, Elbbutt 1,80 —4,50 4, Sture 1 4, Schnäpel 3—6 & per Stieg, Braſſen 20 , Rothaugen 10 , Sandarten 80 , Hechte 45 J per Pfund, Heringe 36,50 , Dorſch 4 M per Korb, Stint 1— 1,80 M per kleinen Korb. d e Rendsburg, 21. Dezbr. Am Markte waren Karpfen ½ Kilo 1 4, Karauſchen 75 4, Dorſch von Flensburg 20 , Lachſe 1,20 &, Barſche 25—30 5, Rothfedern und andere kleinere Sorten waren im Preiſe ziemlich gering. Hechte 50 f per ½ Kilo. Eutin, 20. Dezbr. Karpfen 90 . Von anderen Fiſchen keine großen Vorräthe. Preiſe ſtellten ſich den Hamburgern gleich. Ueberhaupt iſt Hamburg faſt für alle Städte Schleswig— Holſteins betreffs der Fiſchpreiſe maßgebend. Inserate, wenn, if * 2 b in allen Arten und TLTangeiſen für Kaubzeug srösen vorräthig. Reichlich illuſtr. Preisliſte gegen Beiſchluß einer 10 Pfg.-Marke. Broſchüre 225 Seiten ſtark über die Anweiſung zum Fang des Raubzeuges franco gegen Zuſendung von 2K 704 bestechen Jaa beg teens. 10 Adolph Pieper, Moers am Khein. Angebrütete Forellen-Cier SE 1000 Stück um Mark 5.— 50,000 Stück um Mark 200.— e „ 48.— 100000 „ „ „ 350.— , „ 90.— verkauft ineluſive Emballage ab hieſiger Poſtſtation gegen Nachnahme die 10e Graf Pälffy’sche Centralbuchhaltung Szomoläny, Preßburger Comitat, Ungarn. + * + | Reine geflichte Wäſche mehr! Es iſt mir gelungen, einen Apparat zu conſtruiren, mittelſt welchem man bei aller ſchadhaften Wäſche ꝛc. den Schaden mit der Nähmaſchine ſchnell und ſo ſchön zuweben kann, daß man hievon nicht das Mindeſte bemerkt. — Dieſer Apparat iſt an jeder Nähmaſchine, gleichviel welchen Syſtems, anzubringen und nach der ihm beigegebenen Anweiſung ſo leicht zu gebrauchen, daß ſelbſt im Maſchinnähen Minder— geübte ſofort den gewünſchten Erfolg erzielen. Preis & 1.50 bis A. 2.50 per Nachnahme, bei Voreinſendung des Betrages (auch in Briefmarken aller Länder) Zuſendung franco. 121 G. Grasser, Sraz, Maigaſſe 15 (Steiermark). BR: Die Fiſchzuckkanſtalt 15 Bayer. ciſcherei⸗Vereins (gelegen nächſt Starnberg 93 München) liefert in der Winterperiode 1884/85 embryonirte Edelſiſch-Gier nachbezeichneter Arten zu beigeſetzten Preiſen pro Tauſend: Bachforellen (Trutta fario) 5 M; Saibling (Salmo Salvelinus) 6 A. Mitglieder des Bayer. Fiſcherei-Vereins erhalten 10% Rabat. Verpackung billigſt berechnet, Porto und Gefahr der Sendung zu Laſten der Herren Beſteller. Für guten Ausfall der weiteren Brütung wird nicht garantirt. Auf Jungbrut von Forellen und Saiblingen werden Beſtellungen ſchon jetzt vorgemerkt und je nach dem Brutergebniſſe erledigt. Preis für das Tauſend 15— 21 M. Adreſſe: München, Sonnenftraße 7/3 r. die Fiſchzucht-Anſtalt an Neudeck n München offerirt und empfiehlt geneigter Abnahme embryonirte Bachforellen⸗Eier . A 1 5.— 5 Seeforellen-Eier (Trutta lacust.) aus dem Gardaſee à . 7.— 5 Saiblings⸗Eier . a A 6.— per 1000 Stück ab hier, exclusive Emballage, dieſe billigſt berechnet. 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Kartonnirt 2 M = der 1 Kommentar zur bayer. Landesfiſchereiordnung aus der zu einer ſolchen Arbeit wohl berufenſten Feder dürfte den Gegenſtand ſowohl juriſtiſch als wirthſchaftlich geradezu erſchöpfen. Wir glauben denſelben dem verehrlichen fiſcherei⸗ ausübenden Publikum und den löblichen Fiſchereivereinen, wie den Herren Ver⸗ waltungsbeamten, Richtern, Staats⸗ und Rechtsanwälten gleichermaſſen empfehlen zu dürfen, und ſügen nur noch hinzu, daß die Hingebung an die Sache, welche den Herrn Verfaſſer bei dieſer Arbeit leitete, die Lektüre des kleinen Buches geradezu genuß— reich zu machen geeignet iſt. 3b Verlag der C. B. Verln'ſchen Buchhandlung in Nördlingen. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. Julius Staudinger in München. Kgl. Hof⸗Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel zu beziehen durch Chriſtian Kaiſer in München. Die nächſte Nummer erſcheint am 10. Januar 1885. 7 Bayeriſche Filcherei-Zeitung. 8 monatlich ae 8 8 N Inſerate die zweiſpaltige Petitzeile 0 reis: jährli 7 9 — Re ion: nchen, Baabe en . 295 All 9 em el n es Or 15 a n . Et min Ren 11 85 Buchhandlungen. DENE München Blumenſtr. 17/3. f für die Geſammtintereſſen ler Fiſcherei, ſowie für die Beſtrebungen der Fiſchereivereine. In Verbindung mit Tachmännern Deutſchlands, Oeſterreich-Ungarns und der Schweiz herausgegeben vom Bayerifden Zifdjereiverein. 6b. „ 22 5 Nr. 2. . I München, 10. Januar 1885. X. Jahrg. Inhalt: J. Internationale Fiſchereiconferenz in Wien 1884. — II. Ueber Teichbau und Teich— wirthſchaft. — III. Auf Huchen! — IV. Der Pariſer Fiſchhandel. — V. Vereins— nachrichten. — VI. Vermiſchte Mittheilungen. — Inſerate. I. Internationale Jiſchereiconferenz in Wien 1884. (Fortſetzung.) Von einer Reproduktion des Wortlauts der Anträge, welche Redner Dr. Staudinger der Conferenzſection nach Vorſtehendem unterbreitete, können wir abſehen. Auf ihren Inhalt kommen wir ſpäter zu ſprechen. Sie haben nahezu vollſtändig, mit wenig Abänderungen und Zuſätzen, ihr Abbild in den Sectionsbeſchlüſſen gefunden, über welche wir an ſpäterer Stelle berichten werden. Den Bayeriſchen Anträgen ſchloß ſich ſofort der nächſte Referent für Oberöſterreich, Herr Anton Mayer, Präſident des oberöfterreichiichen Fiſcherei-Vereins in Linz, in allen weſentlichen Punkten an. Derſelbe beantragte nur einige Zuſätze, bezüglich auf die Pflege des Huchens und ſeiner Nahrungsfiſche, auf die Einführung des ſogen. Plombirungsſyſtems mit international geltender Plombe für Huchen während der Schonzeit, auf den Schutz der laichenden Salmoniden gegen die Schädigungen durch die Holztrift, auf das Verbot von Legeangeln, Archenſchlägen und ſog. Reuſenfächern, dann auf die Heranziehung der Zollaufſichtsorgane zum Fiſchereiſchut. Zur Ausführung dieſer Anträge gab Herr Anton Mayer unter gleichzeitiger Vorlage einer gedruckten Denkſchrift über die Fiſchereiverhältniſſe Oberöſterreichs“) ſehr präcis gefaßte und practiſch gehaltene Ertäuterungen, denen wir im Auszuge beſonders folgende Sätze entnehmen: ) Dieſelbe iſt abgedruckt in den „Mittheilungen des öſterreichiſchen Fiſcherei-Vereins“, 1884 S. 186 fg. 26 — — ü— — q 1. In Betreff der Fluß correctionen iſt zu berichten, daß in Oberöſterreich ſeit den in den letzten Decennien vorgenommenen Waſſerbauten an der Donau Schill und Hecht auf den Ausſterbe⸗Etat geſetzt wurden. Wir ſind der gleichen Anſicht, wie der Bayeriſche Fiſcherverein, daß bei jenen Correctionsbauten, welche größere Innengewäſſer vom Hauptſtrome abſchließen, Ein- ſchnitte eingebaut werden ſollen, welche den Fiſchen freien Ein- und Auszug gewähren. Unſere Wünſche zielen auch dahin, daß bei künftigen Correctionen, inſoſerne dieſelben die Abſperrung von Innengewäſſern oder Seitenarmen der Flüſſe bezwecken follen, den Fiſchereiberechtigten das Recht zur allenfalls nöthigen Einſprache gewährt und auch von Staatswegen der nöthige Schutz geboten werde. 2. Die Aufſteigverhältniſſe in den Gewäſſern von internationaler Bedeutung betreffend, beſtehen derzeit keine Hinderniſſe, welche den Fiſchen den freien Zug zu ihren Laichplätzen verhindern könnten. Es iſt aber der Befürchtung Raum zu geben, daß bei der ſich in Oeſterreich hebenden Induſtrie ſpeciell durch die Anlage der Arlbergbahn, welche in langen Strecken dem Laufe des Inn ſowohl als auch der Salzach folgt, auch in dieſen Flüſſen das Waſſer durch Anlage von Waſſermotoren in Kraft umgeſetzt wird, und wäre es daher unſer dringender Wunſch, daß bei zukünftigen Anlagen von Stauwerken u. ſ. w. die Leiterfrage in energiſcher Weiſe vertreten werde. 3. Flußverunreinigungen kommen in oberöſterreichiſchen Gewäſſern nicht häufig vor, demungeachtet iſt in Anbetracht der ſich immer mehr und mehr verbreitenden Induſtrie dem Wunſche Ausdruck zu verleihen, es mögen ſolche Verunreinigungen ſtrikte hintangehalten werden. 4. Bezüglich der Schiffahrts verhältniſſe, welche, wie wir wohl wiſſen, den Intereſſen der Fiſcherei und der Fiſchereiberechtigten weit überlegen ſind, geben wir uns ohnedem nicht der Hoffnung hin, daß durch unſere Klagen der Lauf der Dampfichiffe gehindert wird. Von der Einführung der Kettenſchifffahrt auf der Donau erwarte ich mir weniger Gefahr, als dies von Seite des jetzt beſtehenden Räderdampfers der Fall iſt. Der ſchädliche Einfluß der Dampſſchiff⸗ fahrt tritt nach meiner Erfahrung erſt bei kleinem Waſſerſtande ein, übrigens iſt der durch dir Schiffe ſelbſt verurſachte Schaden in gar keinem Verhältniſſe zu jenem, welcher durch die Flußcorrectionen im Intereſſe der Schifffahrt uns für dauernde Zeiten zugefügt wurde. 5. Den unbefugten Fiſchfang durch Schiffleute anbelangend, ſchließen wir uns den Beſchlüſſen der Dresdener Conferenz vollſtändig an. Wir haben zwar Geſetze, welche den unbefugten Fiſchfang verbieten, wir wollen aber, daß ſtrengere Geſetze, welche auch zur Kenntniß der Schiffleute gelangen, erlaſſen werden und finden, daß dies in den Beſchlüſſen der Dresdener Conferenz in ziemlich vollſtändiger Weiſe zum Ausdrucke gebracht wurde. 6. Bezüglich der den Fiſchfang betreffenden Schonvorſchriften und der Univerſalität des Marktverbotes ſind wir mit den von Seite des Herrn Vorredners ausgeſprochenen Anſichten vollkommen einverſtanden, und können nur den Wunſch zum Ausdrucke bringen, daß ſich unſere Geſetzgebung, was Minimalmaß anbelangt, an die diesbezüglichen bayeriſchen Verordnungen anſchließen möge. 7. Was das Verbot gewiſſer Fanggeräthe anbelangt, muß ich hier zweier ſehr unfach⸗ gemäßer Fangarten erwähnen, welche wir als verbotene Fanggeräthe in internationalen Wäſſern betrachtet wiſſen wollen. Es find dies zunächſt die Legſchnüre, mit welchen in der Donau viel Schaden angerichtet wird, nachdem ganze Flußſtrecken kreuz und quer damit belegt werden. Man fiſcht damit auch an jenen Stellen, welche ganz leicht mit den Netzen zu befiſchen ſind, man benützt auch bereits die Legangel zum Schill- und Huchenfange, der größte Theil der gefangenen Fiſche iſt entweder tödtlich bleſſirt oder bereits todt, wenn der Fiſcher die Leine hebt. Wo bleiben auch unſere Schonvorſchriften, wenn man ein ſolches Werkzeug den Fiſchern erlaubt? Die weitere unfachmänniſche Fangart, wohl weniger gefährlich für das Leben des Fiſches, aber gefährlich für Gewäſſer, welche Wanderfiſche beſitzen, iſt das Archſchlagen und die Errichtung von ſogenannten Fachreuſpen, auch Reuſpenfächer benannt. Jenen Herren, welchen dieſe Fangart nicht bekannt iſt, diene zur Kenntniß, daß dieſe Art Fanggeräthe wohl nur in kleineren Flüſſen und Bächen geübt wird, indem von beiden Ufern in ſchräger Richtung durch Flechtwerke die Flußſtraße abgebaut wird und ner in der Mitte fo viel Raum offen bleibt, um eine Reuſpe einlegen zu können. Iſt die Reuſpe eingelegt, kann der aufſteigende Fiſch nur in dieſelbe hinein, dadurch iſt natürlicherweiſe die Freizuͤgigkeit der großen und kleinen Fiſche vollſtändig verhindert, und daher wünſchen wir, daß dieſe Art, ſowie auch die Legangel als verbotene Fangarten betrachtet werden ſollen. 8. Die Frage der Fiſcherei-Genoſſenſchaften wollen wir gar nicht näher berühren, da die Längenausdehnungen der derzeit beſtehenden Fiſchereirechte an unſeren Grenzgewäſſern nicht ungünſtig zu nennen ſind, und wir hierin keinerlei Hinderniß erblicken, welches einer gemeinſchaftlichen Bewirthſchaftung durch Vermehrung von Edelfiſchen im Wege ſtünde. 9. Die Fiſchzucht betreffend, beehre ich mich zu berichten, daß wir mit den in unferer Brutanſtalt in St. Peter unter der gütigen Beihilfe des deutſchen Fiſcherei- Vereins ſeinerzeit vorgenommenen Verſuchen mit ausländiſchen Fiſcharten keine günſtigen Erfolge erzielt haben. Wir können der Conferenz nur empfehlen, auf jene Fiſche das Hauptaugenmerk zu wenden, welche nicht 1 5 51 uns, ſondern auch von den praktiſchen Fiſchern gewünſcht werden, und das iſt bei uns er Huchen. . Zu gleicher Zeit iſt darauf aufmerkſam zu machen, daß wir bei der Vermehrung der Edel- fiſche auf deren Nahrungs verhältniſſe nicht vergeſſen dürfen. Bei der Donau, dem Inn, der Salzach, Enns und Traun machen wir die Erfahrung, daß die Natur für die Ernährung des Huchen durch das reichliche Vorhandenſein des Näslings Rückſicht genommen hat. Dieſe Fiſche ziehen auch in großen Maſſen von der Donau in die Nebengewäſſer, um zu laichen, und wir müſſen zu unſerem 27 — Bedauern conſtatiren, daß wir in unſerem Geſetze Ausnahmsbeſtimmungen haben, welche an gewiſſen Stellen geſtatten, den Näsling zur Laichzeit zu fangen. Zum Capitel künſtliche Fiſchzucht erörtert Redner die Schwierigkeiten mit der künſt⸗ lichen Zucht der Huchen. Zum Zwecke derſelben hat der oberöſterreichiſche Verein, unterſtützt durch das Entgegenkommen der overöſterreichiſchen Bezirkshauptmannſchaften, vorläufig an der Traun den Fang ſowohl, als auch das Auslaichen der Fiſche unter ſeine ſtrenge Controle bekommen und darf auch kein Huchen während der Schonzeit verkauft werden, welcher nicht mit der Vereins: Plombe verſehen iſt, womit documentirt erſcheint, daß derſelbe der Auslaichung unterzogen wurde. Die Gewinnung der Hucheneier iſt eine äußerſt ſchwierige, da die Huchen factiſch am Bruch (reſpeetive Laichplatz) gefangen werden müſſen, indem unreife Exemplare nach dem Einſperren in Behälter nicht zur Laichreife gelangen. Im Anfange iſt großer Ueberfluß an Männchen, zum Schluſſe der Laichzeit, wenn noch ſchöne Weibchen gefangen werden, ſind keine Männchen mehr zu bekommen. Die Jahreszeit, zu welcher die Huchen laichen, bringt durch das Schneeſchmelzen im Gebirge wenn nicht große, ſo doch trübe Gewäſſer, ſtarke Winde machen es ſogar unmöglich, des Fiſches habhaft zu werden, mit einem Worte es iſt ein Zuſammentreffen vieler Umſtände, welche das Auslaichen des Huchen ermöglichen oder es verhindern können. Darum iſt man zur Ueberzeugung gekommen, daß die Vermehrung des Huchen nur dann entſchieden in günſtiger Weiſe ſtattfinden kann, wenn durch ausreichende Unterſtützung von Seite der hohen Regierungen recht viele Vereine in die Lage geſetzt werden, dieſes Ziel zu verfolgen. (Fortſetzung folgt.) II. Ueber Teichbau und Teichwirthſchaft. Von Herrn Profeſſor Dr. 3. Benecke in Königsberg.“) (Fortſetzung.) II. Der Bau des Teiches. Im Allgemeinen werden Teiche nur da mit Ausſicht auf eine lohnende Verzinſung angelegt werden können, wo ſie wenig Erdarbeiten erfordern. Am günſtigſten iſt die Be— nutzung breiter, flacher Thalmulden mit mäßigem Gefälle, deren Ränder hoch genug ſind, um einen ſchädlichen Rückſtau des Waſſers auf die benachbarten Felder zu verhindern, und ſich ſtellenweiſe einander ſo weit nähern, daß zu ihrer Verbindung nur kurze Dämme hergeſtellt zu werden brauchen. Der Teich wird natürlich am tiefſten am Damm und läuft nach dem andern Ende hin flach aus. Eine Tiefe von mehr als 2 m im Durcchſchnitt iſt für die meiſten Zwecke nicht vortheilhaft. Teiche mit einer mittleren Tiefe von 0,50 bis 1 Meter ſind im Allgemeinen vorzuziehen. Durch den an der abhängigſten Stelle des Teiches liegenden Damm muß der Abfluß des Waſſers gelegt werden. Der Teichdamm kann aus verſchiedenartigem Material aufgeführt werden. Am einfachſten, billigſten und allen Anforderungen entſprechend find einfache Erddämme, auf deren Beſprechung wir uns auch beſchränken. Das beſte Material für die Herſtellung des Teichdammes iſt ein fetter, nicht zu ſand— haltiger Lehm, der für Waſſer im höchſten Grade undurchläſſig iſt. Wo ſolcher nicht, oder nur in weiter Entfernung zu haben iſt, kann der Damm auch aus Kies oder anderem Material geſchüttet und durch eine nur 20 —30 Centimeter dicke Lehmſchicht, die entweder an der dem Teiche zugewandten Böſchung' aufgetragen oder im Innern des Dammes bei der Schüttung hergeſtellt wird, waſſerdicht gemacht werden. Dem Drucke des Waſſers widerſteht natürlich ein Kies- oder Sanddamm eben ſo gut wie ein Lehmdamm, wenn nur die Durchläſſigkeit für Waſſer durch eine gut zuſammenhängende Lehmſchicht aufgehoben iſt. Beim Beginn der Arbeit wird zunächſt die Sohle des Dammes abgeſteckt und von Raſen, Buſchwerk ꝛc. vollſtändig befreit. Daſſelbe gilt natürlich auch von den Rändern der Mulde, an welche ſich der Damm anſchließen ſoll. Iſt dabei ein undurchläſſiger Grund freigelegt, ſo kann der Damm ſofort begonnen werden, liegt dagegen Moor oder Kies zu Tage, ſo muß dieſer in der ganzen Ausdehnung der Dammſohle ausgehoben werden, bis man auf feſten undurchdringlichen Grund kommt, weil ſonſt ein Durchſickern des Waſſers unter dem Damm ſtattfinden würde, wodurch nicht nur Waſſer aus dem Teiche ablaufen, ſondern auch der Damm allmählich unterwaſchen und zerſtört werden würde. Iſt man überall auf geeignetem Boden angelangt, ſo empfiehlt es ſich, namentlich auch bei Dämmen von ) Die in obigen Artikeln vorfindlichen Abbildungen ſind ebenfalls nach dem Vorbilde der auf S. 14 eitirten Abhandlung in der Zeitſchrift „Landwirthſchaftliche Thierſchau“ hergeſtellt, vom Heren Verfaſſer aber für den gegenwärtigen Zweck noch eigens verbeſſert worden. 2 geringerer Breite, eine verzahnte Verbindung des Dammes mit dem Mutterboden vor— zunehmen. Zu dieſem Zwecke werden in der ganzen Ausdehnung der Dammſohle parallel den Rändern des künftigen Dammes zwei oder mehr Gräben von ca. 50 Centimeter Breite und Tiefe gezogen, deren Sohle man wohl auch breiter macht als die obere Oeffnung. Erſt nachdem dieſe Gräben mit demſelben Material, welches den Damm bilden ſoll, gefüllt und gehörig vollgeſta mpft find, wird die Schüttung des Dammes begonnen. Von größter Wichtigkeit für die Dauerhaftigkeit des Dammes iſt es, ihm die richtige Stärke und Form zu geben. Die Sohle des Dammes muß zweimal jo breit fein als der Damm hoch werden ſoll. Die Dammkrone, d. h. die obere Fläche deſſelben, macht man gewöhnlich halb ſo breit als die Höhe. Es ergiebt ſich daraus, daß die Böſchungen mit der Sohle einen Winkel von etwa 500 bilden. Die Höhe des Dammes richtet ſich natürlich nach der beabſichtigten Waſſertiefe. Um Beſchädigungen der Krone zu vermeiden, empſiehlt es ſich, ſie etwa einen Meter größer zu nehmen als die des normalen Waſſerſtandes. Für die Schüttung des Dammes iſt die Wahl der Jahreszeit und Witterung nicht gleichgültig. Die Arbeit ſoll weder bei Froſtwetter noch bei großer Näſſe vorgenommen werden. Iſt es unerläßlich, bei naſſer Witterung zu arbeiten, ſo muß wenigſtens durch gehöriges Stampfen der Zuſammenhang der Maſſe gefördert werden. Als Anhalt für die Erdarbeiter müſſen die Conturen des Dammes in Diſtanzen von je 2 Meter mit Stangen und Latten abgeſteckt werden. (Fig. 1.) Es muß auch darauf geachtet werden, daß nicht N Holz, Wurzeln oder andere Gegenſtände mit N in den Damm geſchüttet werden. An den G; GE]: 7 e, Bölhungen und auf der Krone muß das . , N = ET Ah Erdreich feſt angeklopft und geſtampft werden. Nach beendigter Schüttung bedarf der Damm Fig. 1. längerer Zeit, um ſich zu ſetzen. Der Teich ſoll nicht früher als ½ Jahr, bei größeren Dämmen ein Jahr nach der Schüttung geſtaut werden. Zum Schutze des Dammes iſt eine Bekleidung ſeiner Böſchungen dringend nothwendig. Dieſelbe erfolgt am einfachſten mit regelrecht ausgeſchnittenen Raſenziegeln von 30 bis 40 Centimeter Seite und 10 — 15 Centimeter Dicke. Man wählt dazu dicht verwachſenen Raſen mit kurzem feinem Gras von ſchwarzem Wieſenboden, der am beſten bei mäßig feuchter Witterung geſtochen und, von der Sohle zur Krone des Dammes fortſchreitend, ſo gelegt wird wie bei Mauerziegeln. An der dem Teich zugewandten Seite des Dammes kann bis zur Höhe des Waſſerſpiegels an Stelle von Raſenziegeln, da das Gras unter Waſſer doch abſtirbt und beim Verfaulen der Wurzeln die von ihnen zuſammengehaltene Erde ihren Halt verliert, ſehr vortheilhaft ein ſtark faſeriger Torf benutzt werden, wo ſolcher leicht zu erhalten iſt. Derſelbe kann gleich in größeren Flächen etwa 10 Centimeter dick ausgeſchnitten werden und bildet eine zähe, der Fäulniß nicht ausgeſetzte Decke. Raſen- und Torfbekleidung wird der größeren Haltbarkeit wegen mit Pflöcken an den Damm angenagelt. Sehr zweckmäßig iſt es, dazu lebende Aeſte von Korbweiden zu verwenden, die bald Wurzel ſchlagen und die Böſchungen mit dichtem Gebüſch bedecken, deſſen Zweige regelmäßig geſchnitten und zu Flechtarbeiten benutzt werden können. Am beſten eignen ſich für dieſen Zweck die are Korbweide, Salix viminalis, und für ſandige oder kieſige Dämme die caſpiſche Weide, S. caspiea. (Fortſetzung folgt.) III. a Huchen! (Schluß.) Hat man nun ſeine Angel auf die eine oder andere Art armirt, ſo begehe man mit Liſt das Ufer und merke, daß ſich die Huchen bei ſtarken Waſſerfällen, ſchäumenden Mühlſchüſſen und Walmen, überhaupt in ſtarkſtrömendem harten Waſſer einfinden. Regelmäßig ſtehen ſie in der Tiefe, beſonders da, wo der Strom durch Anprellen an ein vorſtehendes Uferſtück eine ruhigere Bucht und nebenan eine raſch durchſtrömende Tiefe bildet, an großen Steinen, TTUTTTTT TINTI Se futshyfiranınunprannannanı NN Auer Baumſtämmen, alten Waſſerbauten und Schiffen. Die Brückenpfeilerfundamente an ihrer Verlängerung flußabwärts darf man nie unbefiſcht laſſen. Ungemein gerne ſtehen große Huchen an ſcharf einfallenden tiefen Gewäſſern, welche Forellen und Aeſchen beherbergen, die dann von ihnen heftig verfolgt werden, weßwegen ein Huchen ſelten auch einem ſolchen Köder widerſteht und durch ſeine Streifzüge in ſolche Fiſchwaſſer ungemein viel ſchadet. Die beſte Tageszeit im Sommer wäre der früheſte Morgen und der Abend, vom Oktober in den Winter hinein im eisfreien und nicht durch Regengüſſe zu ſehr angeſchwelltem Strome die Tagesmitte von 10 Uhr Vormittags bis 2 oder 3 Uhr Nachmittags. Man verſäume keinen Tag, wo es Morgens gereift hat und dann die Sonne auf einige Stunden hervorblitzt. Auch bei leichtem Schneetreiben beißen die Huchen häufig ſehr ſcharf. Von wenig Einfluß ſcheint mir hier der gerade herrſchende Wind zu ſein. Iſt es überhaupt beim Angeln geboten, ſich nicht zu ſehr dem Ufer zu nahen, ſo um jo mehr beim Fange dieſes Salmoniden. Erſt nach dem Abfiſchen aller diesſeitigen Stellen, wo ein Huchen zu vermuthen, kann man näher rücken und wirft nun den Köder quer oder beſſer ſchief abwärts über den Strom, zieht dann mit der linken Hand die Schnur — die rechte Hand hält den Angelſtock oberhalb der Rolle und ſtemmt ihn leicht gegen die Hüfte — in ſtetigen, kurzen, aber nicht zu raſchen Rucken ein, wobei man die Angelleine bei er— langter Uebung gleich einem Garnſtrang um die Linke gewickelt erhält. Beim Wieder— auswerfen läßt man die Schnur unter dem nur ganz loſe angelegten Daumen ablaufen. Durch dieſe bald erlernte Manipulation bleibt man von jedem Standorte aus Herr ſeiner Schnur, die ſich nicht verſchlingen kann, wodurch ſonſt oft die ſchönſten Chancen verloren gingen. Im Allgemeinen iſt die Führung des Köderfiſches ſo ziemlich die gleiche, wie beim Spinnfiſchen auf Forelle und Hecht. Man parire denſelben nach dem Auswerfen ſo recht— zeitig, daß er leicht in's Waſſer fällt und nicht wie ein Stein plumpſt, auch nicht ganz auf den Grund geräth, und ſpinne mit ihm ſo, daß man ſeine Drehungen immer wahr— nimmt. Es kommt hiebei weniger auf gleichmäßiges Rucken als viel mehr darauf an, daß man niemals mit dem Rucken einhält bis zum diesſeitigen Ufer und den Köderfiſch nie wieder rückwärts gleiten läßt. Ein Huch, dem man ſo zu ſagen, den Köderfiſch entgegen und in's Maul ſpielen will, ſtatt immer vor ihm her oder von ihm weg, wird ihn regelmäßig augenblicklich verlaſſen und ihm nicht mehr nachlaufen, wie die Fiſcher ſagen. Rennt ein Huch dem Köder nach, ohne ihn zu faſſen, ſo ſpinne man raſch in rechtwinkeliger Biegung ab, was ſehr reizt und häufig erfolgreich iſt. Auch nochmaliges Einwerfen mit erneuertem Köder, den man quer vor dem vermutheten Standorte des Huchen vorüberſpinnt, hilft. Nie führe man ſeinen Köderfiſch über einen Huchen hinweg. Ergreift ein ſolcher denſelben, was ſehr bald geſchieht, wenn er nur einigermaſſen Appetit hat, ſo fühlt man ein Schütteln an der Schnur, und iſt es dann beinahe unnöthig, noch eigens anzuhauen; denn Anlauf und Griff eines bedeutenderen Huchens ſind ſo rapid, daß man nur die Schnur ſtraff zu halten und die Ruthe gegen ſich zu ziehen braucht, und der Fiſch wird ſich faſt regelmäßig ſelbſt die Haken in das Maul reißen. Sollte dies nicht eintreten, ſo hat man durch das Nichtanhauen doch den Vortheil und die Ausſicht, daß der Fiſch noch einmal kommt; denn ein mit Anhieb gefehlter Huchen iſt äußerſt ſcheu und weicht dem ſchönſten Angelköder lange aus. Nachdem ſich der Huchen feſtgehakt, trillt man ihn, wenn er zum Herausſchleudern (Schmeißen), — was unmittelbar nach dem Zugriffe geſchehen müßte, — zu groß wäre, gerade ſo wie andere ſchwere Fiſche, und braucht ihn bei ſehr ſtarkem Angelgeräthe nicht ſo ſehr zu ermüden wie bei feinerem, das man ohnehin beſſer auf ihn vermeidet. Immerhin kann dem Neuling auch ſchon ein nicht zu großes Exemplar über 6 Pfd. zu ſchaffen machen, und mangelt dem Angler Ruhe und Beſonnenheit, erfaßt den Ungedul— digen das ſogen. Fiſchfieber, ſo wird er manchen ſchönen Fiſch verlieren, den er bereits mit den Händen zu greifen und in der Pfanne wähnt. Denn der gefangene Huch ſetzt ſeine ganze reſpektable Kraft zur Wiederbefreiung ein, wobei er oft meterhohe Sprünge über's Waſſer macht. Man darf denſelben weder zu ſtramm noch zu ſchlaff führen, da er im erſten Falle ſich losſchlägt, im letzteren aber beſonders der einfache Haken aus einer vielleicht bereits entſtandenen größeren Rißwunde ſich aushebt. Es muß daher ein gewiſſes elaſtiſches Gleichgewicht zwiſchen den Gewaltanwendungen des Fiſches und der Führung von Gerte und 30 Schnur beobachtet werden, ungefähr jo, daß der Angler in demſelben Maße nachgibt, als der Fiſch ſeine Anſtrengungen ſteigert, und umgekehrt entſchiedene Kraft anwendet, wenn die Beute Ermattung zeigt. Auch bei großen Exemplaren dürfte ein viertelſtündiges Trillen mit Abwärtsführen an geſpannter Leine, ohne den Kopf außer Waſſer zu laſſen, genügen, um den Huchen an einer geeigneten Stelle etwa mit Hilfe des Holers (Landungshakens) oder eines Handnetzes an's Land heben zu können. Je flacher das Ufer verläuft, um ſo weniger Federleſens mache ich in der Regel damit und beeile mich, ihn raſch herauszuſchleifen, wobei ein feſter Griff in die Augenhöhlen das einfachſte Mittel bildet, den Fiſch ganz in Gewahrſam zu nehmen. — Selbſtredend kann man den Huchen auch von einem Boote aus mit der Angel nach— ſtellen, wenn man einen gewandten Ruderer als Gehilfen hat, der an geeigneten Stellen mittelſt Ankers oder eines an einem Strick befeſtigten ſchweren Steines, des Bootshakens ꝛc. den Kahn ſofort zum Stehen bringt. Das Huchenfleiſch, obwohl nicht ſo röthlich wie das des Lachſes, iſt dennoch ſehr geſchätzt und ſchmeckt am beſten in Salzwaſſer abgeſotten und in Eſſig und Oel oder mit zerlaſſener Butter; von ſchwereren Fiſchen auch am Spieße gebraten. Iſt der Huchen ſchon alt und ſchwer, ſo wird das Fleiſch ſehr trocken. Man ſpickt es dann durch Quereinſchnitte mit Butter; auch geräuchert läßt es ſich dann lange aufbewahren. — Hier in Regensburg werthet das halbe Kilogramm (1 Pfund) 1—11/5 WM., und wurden erſt unlängſt wieder mehrere ſchöne Exemplare zwiſchen 22 und 46 Pfund ausgewaidet. Obwohl der Huchen als arger Räuber ſehr verrufen iſt, möchten wir doch daran keinen Anſtoß nehmen, wenn ungezählte minderwerthige Fiſche in delikates Huchenfleiſch ver— wandelt würden. Ohnehin iſt aus mannigfachen Gründen eine zu große Vermehrung des Huchen ſchwerlich zu befürchten. Wir wären daher froh, wenn zu Gunſten dieſes Donau— lachſes ſein für Bayern geltendes Brittelmaß (54 Centimeter) und ſeine hieſige Schonzeit (vom 16. März bis 30. April) gewiſſenhaft eingehalten werden würde. Meine Zeit geſtattet es mir leider jetzt nicht, dem edlen Sport auf Huchen obzuliegen, welchen ich während ſechs Herbſten eifrig betrieb und wobei ich manch' ſchönes Exemplar bis zu 11 Kilogramm erbeutete. Was ich im Vorſtehenden über dieſen Gegenſtand mit— theilte, dürfte manchem Angelfreund willkommen ſein und ihn, wenn er anders die rauhere Witterung des Spätherbſtes und Frühwinters nicht ſcheut, zum Fange dieſes Königs unſerer heimiſchen Flußfiſche anregen. Jene geehrten Collegen aber, die das Angeln desſelben ſchon aus verſchiedenen Fiſchbüchern kennen oder noch beſſer ſelbſt praktiſch betreiben, bitte ich um gütige Entſchuldigung, wenn ſie vielleicht ſchon längſt Bekanntes hier wiederholt finden! Es ſoll das in dieſen Blättern Niedergelegte ja hauptſächlich dazu dienen, . edeln Angel⸗ kunſt recht viel neue Jünger und Freunde zu werben. Alſo, friſch auf zum Huchenfange! Dazu Petri Heil! Regensburg, im Dezember 1884. T. Weiß. IV. 2 Harifer Fiſchhandel. Bon E. B. I. Im Allgemeinen. Nach officiellen Quellen betrug die Einfuhr nach Paris an Fiſchen und Muſcheln aller Art (Auſtern ausgenommen) im vergangenen Jahre 1883 287265355 Kilogramm und zeigt eine erfreuliche Steigerung von 972,298 Kilogramm gegen das Jahr 1882. Doch muß hiebei bemerkt werden, daß im letztgenannten Jahre 1882 ſpeciell in den letzten drei Monaten, Oktober, November und Dezember die franzöſiſche Seefiſcherei durch heftige und andauernde Stürme ſehr zu leiden hatte. Auch noch die erſten drei Monate des Jahres 1883, d. h. Januar, Februar und März kennzeichneten ſich durch ſchlechtes Wetter. Späterhin, ausgenommen die Monate Mai und September, war die Witterung günſtig, was ſich durch große Zu— fuhren nach hier zeigte. Der beſte Monat des Jahres 1883 war der November; nach Paris allein kamen im Laufe dieſes Monats 2 753,201 Kilogramm Fiſche und Muſcheln (Auſtern ausgenommen, über welche weiterhin eigens referirt werden wird). Von Fiſchen überhaupt 31 — war der Häring am reichlichſten zugeführt, welches ſich am beiten durch den niedrigen Durch— ſchnittspreis von 59 Centimes per Kilogramm für das Jahr 1883 kennzeichnet. Im Jahre 1882 war der Durchſchnittspreis des Härings 67 Centimes per Kilogramm. Wie immer lieferten die Hafenplätze Boulogne, Calais und Dieppe das meiſte, im Monat Dezember aber ſpeciell Dieppe und Fécamp. An dieſen Plätzen ſtellte ſich der Preis im Jahre 1883 für das Maaß auf 8—9 Francs, während derſelbe im Jahre 1882 ſich auf 10 — 12 Francs hielt. Der Makrelenfang war an der ganzen Weſtküſte des Landes ſehr gut. Dieſer Fiſch fehlte im Laufe des ganzen Jahres eigentlich nie. Obgleich die Verpackung für den Transport der Waare hauptſächlich aus den nörd— lichen Hafenſtädten nichts zu wünſchen übrig läßt, wird doch im Allgemeinen das Eis noch zu wenig verwendet. Die Concurrenz des Auslandes benutzt die Gelegenheit um den Pariſer Markt in der heißen Zeit mit Fiſchwaaren zu verſehen. Die Küchenmuſchel, hier in Paris ein bedeutender Conſumartikel, zeigt eine nur unbedeutende Zunahme für das Jahr 1883, was aber auf die reiche Zufuhr von gewöhn— lichen friſchen Seefiſchen zurückzuführen iſt. Belgien und Holland liefern von Muſcheln das Meiſte. Nur in der warmen Jahres— zeit werden auch von Boulogne ſolche expedirt. Der Import an Fiſchen vom Auslande im Jahre 1883 belief ſich auf 5 982,057 Kilogramm und vertheilt ſich auf folgende Länder: Eaiglangddd mit 4 152,257 Kilogramm. e a ar Sl FRE 7 427,300 el CC 5 922,600 1 C 5 299,700 5 TV 5 177,200 5 e 3,000 5 5 982,057 Kilogramm. Aus Holland wurden außerdem importirt: eee, eb ne ea nr AT 05 R was die Summe von.. 10.453, 162 Kilogramm. ergibt. Mit anderen Worten: das Ausland liefert ungefähr den dritten Theil der ganzen Anfuhr. Von Seefiſchen lieferte: üͤ ͤ ⁰y . 15,863,718 Kilogramm Das Ausland. 4114584 1 Von Süpmafferfiigen: Frankreich s . 558,435 P Das Ausland . 1,867,473 7 Von Muſcheln: 1.390045 0 I e 5 Summa 28,265,355 Kilogramm. Der En-gros- Verkauf findet an den hieſigen Central-Hallen ſtatt und geſchieht meiſt aus freier Hand, höchſtens ein Viertel der Waare wird auktionsweiſe verſteigert. Ganz früh Morgens zur beſtimmten Stunde, welche durch Läuten angezeigt wird, nimmt der En-gros-Handel ſeinen Anfang und muß ebenfalls zur beſtimmten Stunde aufhören. Von der ganzen Anfuhr werden höchſtens 5 % aus Paris wieder ausgeführt, und zwar nur folgende Fiſchſorten: Häring, Makrele, Roche, Gadde, Lachs, Forelle, Steinbutte und Stachel— krebs. — Dieſer Wiederverſandt nimmt jährlich mehr ab in Folge neuer hinzugekommener Eiſenbahnlinien, wodurch der Transport von Fiſchwaaren nunmehr direct an die verſchiedenen Beſtimmungsorte im Lande geſchehen kann. Auch wirkt hierauf noch die ziemlich hohe Einfuhr— Aceiſe für Paris. Von den im Jahre 1883 eingeführten Fiſchen und Muſcheln wurden 208,308 Kilo— gramm und noch weitere 23,945 Stück, welche nicht gewogen worden ſind, als verdorben befunden und mit Beſchlag belegt. Hievon entfällt ungefähr die Hälfte auf einheimiſche Waare. Die folgende Tabelle „zeigt die vergleichenden Durchſchnittspreiſe der beiden letzten Jahre nach Kilogramm gerechnet. 32 — — — 1882 1883 Hummer und Stachelkrebſe. 4,20 4,44 Steinhauer und Bu itte 3,81 Bach end eeeräſ che 3,02 SCC ĩ V0 nr 3,97 Fi ĩðVĩ ĩ ( ee U0rDE 0,73 ff er Se 0,79 Kabeljau (Schellfiſch) und Bleiee. 0,55 0,72 lch Re el ee 0,65 0,65 Klüſche (Scholle) und Flunder. - . » .2......0,52 0,82 alte BE SER 0,98 ee ee RE A EEOL 0,85 EN RE TE ag N 0,59 Sardinen, friſceee 8 1,72 Saen, rie ER N) 13,70 15 garage 0,82 0,91 Sch hßhßhgh N 5,11 RA lee EEE RAS 6,04 All RE Re RE ER 2,37 2,14 Barifiſch, klein Be ee 1,13 Het 8 2,20 Waren 1,17 Grüning nr 6,30 Sperling SE NE 1,18 Der En-gros-Verkauf in den Halles-Centrales in Auktion wird von 27 Angeſtellten (Facteurs) gehandhabt. Außerdem finden wir noch 70 conceſſionirte Commiſſionäre, welche den En- gros-Verkauf aus freier Hand vermitteln. Verſuchsweiſe wurde im vergangenen Jahr in den Kellerräumen der Fiſchhallen ein Laboratorium eingerichtet, um die verdorbenen Fiſche an Ort und Stelle zu Dünger zu verarbeiten. Dieſe Einrichtung iſt aber wieder eingegangen, hauptſächlich wohl aus dem Grunde, weil dieſe Fabrication einen ſehr unangenehmen Geruch verbreitete. II. Der Auſternhandel. Die im Jahre 1883 eingeführte Quantität betrug 190,036 Hundert-Stück und zwar, wenn man der Anzahl nach rechnet, etwas weniger als im Jahre 1882. Von Auſternſorten, welche am meiſten nach Paris gelangt waren, ſtanden der Zahl nach oben die ſogen. Portugieſiſchen. Die Zufuhr der Arcachon-Auſtern hat etwas ab- genommen. Einige kleine Züchter aus La Tremblade (Département Charente Inférieure) ſind zum erſten Male nach Paris gekommen und haben ſich in der En- gros- Fiſchhalle inſtallirt, um ihre Producte ſelbſt zu verkaufen, dadurch die Commiſſionäre umgehend. Die Durchſchnittspreiſe der zwei letzten Jahre waren pro 100 Stück: 1882 1883 Arkach nd n ¾˙ 5,75 Portugfeſiſ chte ee}: „ 4,50 „ 4,28 Marenn s ll. „„ „ „ 96 Sonſtige feine Sorten. € AO „ 11,29. Der En-gros⸗Verkauf geſchieht ſtets aus freier Hand, und es dürfen nie weniger als 100 Stück zur Zeit verkauft werden. Ein Wiederverſandt in Auſtern von Paris aus kommt nicht vor. Wie bei Fiſchen wird auch bei Auſtern eine ſtrenge Controle über Güte und Zuſtand derſelben zugeführt. Die im Jahre 1883 mit Beſchlag belegten betrugen ca. 100 Körbchen, was als ſehr wenig angeſehen werden kann. Trotz aller Controle werden aber dennoch verdorbene Auſtern von den ſog. croquemorts bei den Commiſſionären zu niedrigen Preiſen gekauft und nachdem ſie gehörig mit Salzwaſſer gebadet worden von dieſen Induſtriellen in den ärmeren Vierteln der Weltſtadt an den Mann gebracht. *) Wird wohl der Meeraal, Conger, gemeint ſein? Die Red. Wie aus den oben angeführten Preiſen zu erſehen iſt, find die feinen Sorten theurer geworden. Es haben ſich die Preiſe hauptſächlich in den letzten vier Monaten des Jahres hoch gehalten. Betrachten wir noch die ganze Anfuhr des Jahres 1883 nach ihrem Gewicht, jo finden wir von Auſtern: Kilogramm mit dicken ſchweren Schalen und die 108: Marennes . 204,230 mit dünnen Schalen ER 290,102 marinirte Auſtern 6,886 portugieſiſche. . 3,041,684 Oſtende-Auſtern. 16,244 im Ganzen 5,270,146. Zum Schluß noch einen Vergleich der Durchſchnittspreiſe vom Jahre 1873 mit denen von 1883: 1873 1883 Arcachnnnn per 100 Stück Fra. 7,.— Fra. 5,76 e eee = fe „ 7.— 45,28 Marennes Be Ruf 5 1 FREU „ 9,64 Andere feine Sorten BEE, 5 5 1 1230 1129 III. Der Engros-⸗ und Detail-Handel. Der Engros-Handel von Fiſchwaaren in den Halles-Centrales, von welchen bis jetzt die Rede geweſen, brachte der Stadt an Platzmiethe ꝛc. die Summe von 231,725 Francs 75 Centimes ein. In denſelben Hallen iſt aber ebenfalls in einem eigenen Gebäude der Detail⸗Handel eingerichtet. In dieſem Pavillon finden wir 208 große Plätze, 44 kleinere Plätze und 36 große Baſſins. Für die großen Plätze, zwei Quadrat-Meter mit weichem Waſſer, wird eine Abgabe von 1 Francs 75 Centimes pro Tag gezahlt. Für große Plätze für Seefiſche iſt die Abgabe 1 Francs 50 Centimes pro Tag. Die kleinen nicht feſten Plätze koſten 40 Centimes und ebenſo die für Auſtern beſtimmten 40 Centimes. Für Plätze in den großen Baſſins werden 20 Centimes gezahlt. Außerdem werden Plätze außen vor dem Pavillon zu 5 Centimes pro Quadrat-Meter abgegeben. Die jährliche Einnahme für Plätze ꝛc. in dieſem Pavillon des Detailhandels betrug im Jahre 1883 die Summe von 107,933 Frances 28 Centimes; rechnen wir nun noch hinzu die Einnahmen für den Engros-Handel, jo bringt der Fiſchhandel allein in den Halles- Centrales die hübſche Summe von 339,659 Francs 3 Centimes der Stadt ein. Bekanntlich hat aber Paris noch in jedem Stadttheil (Arrondiſſement) Markthallen, wo ebenfalls Fiſche im Detail verkauft werden. — Wir finden auf: Temple Markt 14 Händler mit feen Plätzen Blancs⸗Manteaur Martt . 15 „ Beauvau-St.⸗Antoine . rl He nn 5 7 CCC 17 7 r > TPTA 7 5 f 5 e DR HR RE Rae Er De 9 A 5 8 1 Mini montant 34 3 7 7 5 ee BRPAE Va ee 26 RT 5 11 N a r 5 8 f F N Cours de Vincennes. 34 N 1 N N 9 5 1 N 4 Point⸗du⸗J out 5 $ ö N 5 one re RER N o o WWW 8 Bretenil 0.7.7 92 Handler mit-feiren Plätzen Cours ad ite Te, v R „ Clignaneun kt Be, „ Wagram FF 5 1 CCC ( 3 J 1 5 Javel e 5 5 15 2 5 ( N, 2 2 Edgar Dust . . . 3 Br Den Zuſammen 320 Händler mit feſten Plätzen. Fiſchläden und Fiſch-Handlungen kennt man in Paris nicht. Dagegen finden wir ambulante Händler, welche die Straßen mit Karren durchziehen, in großer Menge und auch die größeren Reſtaurants haben in Baſſins ſtets einen Vorrath lebender Waare, welche im Schaufenſter ausgeſtellt ſind. Paris, im Dezember 1884. VI. Vereinsnachrichten. Generalverſammlung des unterfränkiſchen Kreis⸗Fiſcherei⸗Vereins in Würzburg. Am 29. Dezember 1884 fand Generalverſammlung des unterfränkiſchen Kreisfiſcherei-Vereins ſtatt. Der Verein zählt z. Zt. 400 Mitglieder. Der bisherige und auch wiedergewählte I. Vereins- vorſtand, Herr Regimentsauditeur Zenk, erſtattete den Jahresbericht. Dieſer befaßte ſich in ſeiner Einleitung insbeſondere mit den Wirkungen, welche das überaus trockene und waſſerarme Jahr 1884 für die Fiſcherei im Kreiſe im Gefolge hatte. Das Jahr 1884 iſt der Fiſcherei im Maine nicht günſtig geweſen. Viele Buhnen trockneten aus, manche nachdem von den Fiſchen der Laich ſchon an den Uferjtellen niedergelegt war. Die ausgeſchlüpfte Brut ging dadurch vielfach zu Grunde, da zum Theil auch die von der Kreisregierung vorſoͤrglich für das Baſſiren der Brut in den Strom an den Buhnen angebrachten Schlitze ſich trocken legten. Ueber das Abſterben von Maſſen ſolcher Brut in den Buhnen ſind dem Vereine namentlich von Kitzinger Gewerbsfiſchern Klagen zu Ohren gekommen, welche der Verein mit entſprechendem Gutachten der königlichen Regierung unterbreitet hat. Im Allgemeinen haben die in den Buhnen angebrachten kleinen Fiſchpäſſe (Schlitze) gerade in dieſem heißen Sommer für die Erhaltung der Fiſchbrut ſich äußerſt vortheilhaft erwieſen. Einen Fingerzeig hat der waſſer— arme Sommer 1884 gegeben, nämlich, daß der vom Vereine in den Main eingeführte Zander, obſchon derſelbe ſonſt tiefere und kühlere Gewäſſer vorzieht, ſich auch im Maine zu acclimatifiren vermag Alles hängt nur davon ab, daß Gewerbsfiſcher dem Zander im Maine 4—5 Jahre lang voll— ſtändig Ruhe laſſen und die während dieſer Zeit gefangenen Zander zunächſt wieder in den Main zurückſetzen. Bei feiner reichen Fruchtbarkeit wird ſodann der Zander ſchon von ſelbſt für fein Yort- kommen ſorgen. Nach dem Berichte des 1. Vorſtandes ſind außer dem Zander in den Main auch im letztverfloſſenen Jahr eine größere Anzahl von Karpfen eingeſetzt worden, ſo insbeſondere bei Volkach etwa 700 Karpfen und 300 Schleihen, im Winterhafen zu Würzburg 1100 Karpfen. Was die Natur in den Flüſſen an Fiſchbrut weniger aufkommen ließ, hat fie in den Karpfen— brutteichen im Allgemeinen reichlich erſetzt, denn der letztverfloſſene Sommer war für die Teich— wirthe im Ganzen ein gutes Karpfenlaichlahr. Es iſt deshalb angezeigt und der Vorſchlag findet die Billigung der Generalverſammlung, dem Maine in nächſter Zeit noch tüchtig Karpfenbrut zuzuführen. Intereſſant war, was der Berichterſtatter über die Hinderniſſe des Lachsaufſtieges in den Rhein, dann ferner über die Hinderniſſe vorbrachte, die ſich dem Aufſtiege des Lachſes und der Wanderfiſche überhaupt im Untermain entgegenſtellen. Berichterſtatter beſprach ausführlich die z. Zt. im Werk befindliche Canaliſation des Untermains und die Wirkungen, welche ſich für die Fiſcherei des Mains aus dieſer Canaliſation und den 5 am unteren Mainkanale projektirten Schleußenſyſtemen ergeben werden. Unter Vorlage der bezüglichen Pläne wurden ſodann der Verſammlung das Gutachten des unterfränkiſchen Kreisfiſchercivereins unterbreitet, erſtellt zu den Lachsleitern (Fiſchpäſſen), welche die k. preußiſche Staatsregierung, hauptſächlich auf Betrieb des Kreis-Fiſchereivereins ſeitlich der 5 Schleußenſyſteme anzubringen Veranſtaltung trifft. Durch dieſe Fiſch⸗ päſſe iſt unſerer Fiſcherei ſoweit möglich der für den Main theilweiſe ſo wichtige Wanderfiſch: Aal, Maifiſch, Lachs u. ſ. w. hoffentlich erhalten. Freilich ein offener Strom wird der Untermain trotz der Fiſchpäſſe nicht mehr ſein. Der Berichterſtatter erörterte weiter die in dem beregten Gutachten des Kreis Fiſcherei-Vereins zu den Lochsleitern beſprochenen großen Mißſtände, welche durch Ver— ſchlechterung des Mainwaſſers mittelſt Einlaſſens von Fabrikabwaſſern bei Höchſt, Offenbach, von Fäkalien und ſonſtigen putriden Stoffen durch die Stadt Frankfurt veranlaßt ſeien. Er betont, daß die hiedurch hervorgerufenen Uebelſtände durch die Canaliſation des Untermaines ſich nur noch ſteigern würden. Uebrigens beſchäftigt ſich gutem Vernehmen nach die kgl. preußiſche Regierung joeben mit der Frage, wie dieſen Zuſtänden, insbeſondere bezüglich des Abſchwemmſyſtems in der Stadt Frankfurt abzuhelfen ſei. Auch im Uebrigen war der Verein beſtrebt, den Feinden der Fiſcherei mit geeigneten Mitteln entgegenzutreten. So zahlte der Verein auch im letztverfloſſe nen Jahre außer an mehrere ſtädtiſche Polizeiſoldaten 100 Mk an die Mannſchaft der k. Gendarmerie— 35 — — Compagnie von Unterfranken und Aſchaffenburg, welche ſich durch erfolgreiche Anzeige von Filcherei— frevel ausgezeichnet haben. Leider läßt, was gerade die Hauptſache bei Privatfiſchgewäſſern, der Schutz von Privatfiſchwäſſern gegenüber rechtswidrigen Eingriffen von Fifchfrevlern und Fiſchdieben noch Manches zu wünſchen übrig. An Otterprämien hat der Verein im letztverfloſſenen Jahre 71 bezahlt, an Reiherprämien nur wenige, wie überhaupt der Reiger, dieſer jo ſchädliche Fiſch-Feind keine genügende Verfolgung findet. Ueber die großen Schäden, welche die Otter dem Fiſchſtande, namentlich in kleinen Ge— wäſſern anrichtet, wird faſt allerwärts von den Fiſchwaſſerbeſitzern in Unter— franken geklagt. Der Verein iſt gerade mit der Anſchaffung von Otterhunden beſchäftigt, welche der als Otterjäger und Otternzüchter bekante Clemens Frhr. v. Fürſtenberg auf Ehresburgdieſer Tage dem Vereine vorführen wird. Herr Landrath Schanz in Gerolzhofen hat ſich erboten, die vom Vereine anzukaufenden Otterhunde in Pflege zu nehmen und zu Otterjagden im Kreiſe bereit zu halten. Auf Veranlaſſung des I. Vorſtandes verlieſt der Schriftführer des Vereins, Herr Apotheker Sammereyer den Bericht über Vertheilung einer bedeutenden Menge von Edelfiſchbrut, Forellen, Saiblingen, Seeforellen, Maränen u. ſ. w., welche im letzten Jahre an Vereinsmitglieder gratis hinausgegeben worden iſt. An Vereinsbrutanſtalten beſtehen außer der in Würzburg die in Pfaffenhauſen, Obernburg, Oberbach und nun neuerdings, nachdem durch Weggang des Herrn Ingenieurs Kurz von Aſchaffenburg ſich die dortige Vereinsbrutanſtalt aufgelöſt hat, eine Vereins— brutanſtalt in Hösbach bei Aſchaffenburg. Hauptſächlich durch die Thätigkeit dieſer Vereins— brutanjtalt ſind außer den bereits in den Jahren 1879 —83 in das Maingebiet eingeſetzten 419,700 jungen Lachſe im letzten Jahre wiederum über 100,000 junge Lachſe in das Maingebiet eingeſetzt worden. In dieſer Brutſaiſon ſollen wiederum über 150,000 Lachseier für das Main— cas ausgebrütet werden, welche der deutſche Fiſchereiverein abermals dem Verein zu dieſem ehufe zur Verfügung geſtellt hat. Um die Beſetzung von Privatfiſchwaſſern erwerben ſich einzelne aus der Mitie des Vereins entſtandene Conſortien, jo das für den Aſchbach und für die Plaichach bedeutende Verdienſte. Insbeſondere das Aſchbach-Conſortium hat durch die Errichtung einer eigenen Brutanſtalt an der Aſchbach viel zur Förderung der dortigen Fiſcherei beigetragen. Das Plaichach-Conſortium hat mit Erfolg durch Einſetzung von Forellenbrut unſere bisher als Fiſch— waſſer ſo deſpektirlich betrachtete Plaichach zum Forellenfiſchwaſſer gemacht. Es iſt ſehr wünſchens— werth, daß ſich noch weitere ſolche Conſortien bilden, mit der Aufgabe, größere Fiſchwaſſergebiete von einem einheitlichen fiſchereiwirthſchaftlichen Geſichtspunkte ausgehend zu betreiben. Sehr thätig auch ſind die Ortsfiſchereivereine zu Volkach und Obernburg, namentlich der letztere unter dem Vorſitze des Herrn kgl. Notars Weiſenſee in Obernburg. Seitens des Landraths von Unterfranken und Aſchaffenburg wurden dem Vereine für 1885 wieder 900 & zugewendet. VII. Vermiſchte Mittheilungen. Perſonalien. Am Schluſſe des Jahres 1884 verſchied in der Perſon des Herrn k. Muſikdirectors Andreas Wohlmuth in München eines der älteſten, getreueſten Mitglieder des Bayeriſchen Fiſchereivereins. Der liebenswürdige alte Herr, ein ehren— feſter Biedermann mit geradem, wahrhaftigem Sinne und Weſen, hat noch bis in ſein Greiſenalter mit Vorliebe dem Angeln auf Aitel (Döbel) obgelegen, worin er es be— ſonders zur Meiſterſchaft gebracht hatte und gewiſſermaßen zu einem Originaltypus im beſten Wortſinne geworden war. Ihm iſt ein getreues Andenken geſichert! — Weiter ver— ſtarb am 9. Nov. 1884 der Gründer und bisherige Präſes des Erſten Böhmiſchen Fiſcherei— Vereins in Adlercoſtelez Herr Ed. A. Seykora, ferner am 5. Dez. 1884 der II. Präſident des Steiermärkiſchen Fiſcherei-Vereins Herr Güterdirector Alois Werk in Brunnſee. Vom Lachs. Rendsburg, 11. Dezember 1884. Lachs Nr. 1 erlaubt ſich einen kleinen Reiſebericht zu erſtatten und die betrübende Nachricht von der Ermordung des Collegen Nr. 2 zu verbreiten. — „Nachdem man mich vor ca. 14 Tagen in der Eider bei Schülp mit einem großen Netze gefangen hatte, wurde ich nach Rendsburg gebracht und bei Meyer in Silber umgeſetzt. Einige Tage diente ein dunkler ſchwimmender Kaſten mir als Wohnung, bis ich ſanft herausgehoben und ſehr ſorgfältig behandelt wurde. In den Fettfloſſen habeu wir Lachſe keine Nerven und daher merkte ich nicht, daß man durch dieſelben gebohrt und einen ſchweren Silberring befeſtigt hatte. Erſt als man mich in's Waſſer ſetzte, gewahrte ich meine Markirung beim Umſchauen nach meinen Wohlthätern, denen ich die Freiheit verdankte. Nach wenigen Tagen traf ich meinen ebenſo wie ich markirten Collegen Nr. 2, den ich vergeblich gewarnt habe, ſich vor den Fiſchernetzen in der Eider zu hüten — er wurde wieder eingefangen und aber— mals bei Meyer in Silber umgeſetzt, bald aber wieder unſerer lieben Eider anvertraut. Wir trafen uns raſch wieder und benutzten die durch ſtarken Regen höher und höher ſteigenden Fluthen der Wehrau, um unſere Geburtsſtätte Alt-Mühlendorf zu erreichen. Mit kräftigen Zügen ſchwammen wir in drei Tagen hinauf zur Heimath unſerer Jugend. Hier traf mich der harte Schlag, meinen Freund in einer dunklen Nacht durch den Tod zu verlieren. Eine Fiſchotter packte ihn beim Genick und fraß ihn ſofort auf. Sein Gerippe und der Silberring ſind vom Fiſchzüchter Elsner am Ufer gefunden. — Mir ſelber geht es ſoweit ganz gut. Ich habe Vertrauen zur Menſchheit gewonnen und wenn ich auch bekennen muß, daß ich wieder in einer Fiſchkiſte bei Alt-Mühlendorf ſitze — Elsner hat mich ja auch gefangen — ſo glaube ich feſt, daß man mir die Frei⸗ heit wiedergibt.“ von Stemann. Lachszucht. Rendsburg, 14. Dezember 1884. An Lachseiern wurden in Schleswig im Laufe des letzten Monats gewonnen über 1 Million, und zwar bei Lanjhallig, Ahrbull, Tydel, Owſchlag und Alt⸗Mühlendorf, ferner in der Eider eine größere Menge. Sie wurden theils nach Hüningen verſandt, blieben aber größtentheils indeſſen in der Fiſchbrutanſtalt zu Altmühlendorf. W. L. Inserate. in allen Arten und 5 — + +. | ER Fangrifen für Raubzeug een verrät Reichlich illuſtr. 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Es iſt mir gelungen, einen Apparat zu conſtruiren, mittelſt welchem man bei aller ſchadhaften Wäſche ꝛc. den Schaden mit der Nähmaſchine ſchnell und ſo ſchön zuweben kann, daß man hievon nicht das Mindeſte bemerkt. — Dieſer Apparat iſt an jeder Nähmaſchine, gleichviel welchen Syſtems, anzubringen und nach der ihm beigegebenen Anweiſung ſo leicht zu gebrauchen, daß ſelbſt im Maſchinnähen Minder⸗ geübte ſofort den gewünſchten Erfolg erzielen. Preis & 1.50 bis / 2.50 per Nachnahme, bei Voreinſendung des Betrages (auch in Briefmarken aller Länder) Zuſendung franco. 12 k G. Grasser, Sr uz, Maigaſſe 15 (Steiermark). Für die Redaktion verantwortlich: Dr. Julius Staudinger in München. 5 Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel zu beziehen durch Chriſtian Kaiſer in München. Die nächſte Nummer erſcheint am 20. Januar 1885. . 5 27 Bayeriſche Fischerei- Zeitung. Erſcheint monatlich zwei bis dreimal. N Inſerate die zweiſpaltige Petitzeile eme is: i 2 = 5 — Re ion: nchen . Nn 8 Allg em el nes Org 0 n . 8 min nr n Buchhandlungen. BRUT München Blumenſtr. 17/3. für die Geſammtinkereſſen der Fiſcherei, ſowie für die Beſtrebungen dev Fildiereivereine. In Verbindung mit Tachmännern Deutſchlands, Heſterreich-Ungarns und der Schweiz herausgegeben vom Bayeriſchen Tiſchereiverein. r 0 e 0 0647 * 0 o 8 Nr. 3. Mor (ers- München, 20. Januar 1885. X. Jahrg. Inhalt: I. Internationale Fiſchereiconferenz in Wien 1884. — II. Ueber Teichbau und Teich— wirthſchaft. — III. Krebszucht. — IV. Gremsmühlen und die dortige Fiſchbrutanſtalt. — V. Ueber Fiſchfütterung. — VI. Vereins nachrichten. — VII. Literariſches. — VIII. Ver⸗ miſchte Mittheilungen. — Inſerate. I. Internationale Jiſchereiconferenz in Wien 1884. (Fortſetzung.) In Fortſetzung der Verhandlungen brachte hienächſt Herr Emil Weeger, Präſident des I. Mähriſchen Fiſcherei-Vereins in Brünn, nach einigen einleitenden Worten über die internationale Bedeutung der March als Grenzfluß zwiſchen Mähren, Nieder— öſterreich und Ungarn einen längeren von ihm verfaßten gedruckten Bericht Namens des gedachten Fiſcherei-Vereins über den Stand und die Bedürfniſſe der Fiſcherei in der March zur Verleſung und gleichzeitigen Vertheilung.“) Der Bericht ſchildert zunächſt die hydrographiſchen Verhältniſſe der March, welche im Spiglitzer Schneegebirge in einer Seehöhe von 4300“ entſpringend bis zur Mündung in die Donau in allen Krümmungen 52 Meilen, in der Luftlinie 29 Meilen durchläuft, mit allen Nebengewäſſern ein Flußgebiet von 453 Quadrat- meilen beſitzt, im oberen Theile ſtarkes, im unteren Theile nur geringes Gefälle und flache Ufer hat, darum ebendaſelbſt häufige Ueberſchwemmungen verurſacht. Der einſtige Fiſchſtand wird wie folgt geſchildert: ) Der intereſſante Bericht iſt abgedruckt in den Mittheilungen des öſterr. Fiſcherei-Vereins. Leider verbietet uns die Knappheit des hiefür disponiblen Raums unſeres Blattes vollſtändigen Abdruck und müſſen wir uns auf ein Reſumé mit wörtlicher Einſchaltung einzelner für weitere Kreiſe beſonders intereſſanter Stellen beſchränken. Die Red. — „Die March war einſtens außerordentlich fiſchreich. Sie hatte mehr als fünfzig ver— ſchiedene Arten Fiſche, von denen beſonders folgende erwähnt zu werden verdienen. In ihrem oberen Theile ein herrlicher Gebirgsfluß, führte ſie von Salmoniden den Huchen, die Forelle und die Aeſche. In der Strecke von oberhalb Müglitz bis unterhalb Kremſier kam die Aalrutte in großer Anzahl vor. Weiter unten hauſten große Karpfen, Hechte und Welſe, letztere bis zum Gewichte von 200 Pfund ſchwer. So lange die Donau nicht mit Dampf— ſchiffen befahren wurde, machten alljährlich der Stör und auch der Hauſen ihren Beſuch in der March und der Thaya und große Exemplare dieſer beiden Fiſchgattungen wurden noch vor dreißig Jahren bei den Wehren in Göding und Rabensburg gefangen. Der edelſte aller Marchfiſche war aber immer der Zander, hier gewöhnlich „Schill“ genannt, eine Benennung, welche wohl dem ungariſchen „Süllo“ entſtammt, wie dort der junge Zander genannt wird, während der große ältere „Fogos“ heißt. Das Gebiet des Schills in der March erſtreckt ſich von Napagedl bis zu ihrer Einmündung in die Donau. Der Schill kam früher in der March und auch in der Thaya in großer Anzahl und bis zum Gewichte von 25 Pfund vor. Er pflanzte ſich in der ſehr träge fließenden, mit lehmigen Ufern und jchotterigen Boden ausgeſtatteten mittleren und unteren March jo gut fort, daß mit Beſtimmtheit ausgeſprochen werden kann, daß die Donau im Kaiſerſtaate keinen Neben— fluß hat, deſſen örtliche Verhältniſſe für die Lebensbedingungen, und ſomit für die Züchtung des Schilles ſo günſtig ſind, als wie die der March. £ Nebſt den genannten Fiſchgattungen lieferte eine große Menge beſſerer Weißfiſcharten, wie z. B. der Nerfling, Brachſen, Barben de., der ländlichen Bevölkerung billige Nahrung und eine Unmaſſe kleinerer Weißfiſcharten diente den edleren Fiſchgattungen, den ſogenannten Raubfiſchen, als Futter. Noch vor dreißig Jahren wurden an der unteren March große, vorzügliche Karpfen und Schille mit 18 bis 20, Hechte und Welſe mit 12 bis 16 Kreuzern. pro Pfund verkauft.“ Dieſer Fiſchſtand iſt außerordentlich zurückgegangen. Die Urſachen ſucht und findet der Bericht hauptſächlich in den ſchädigenden Einwirkungen der Induſtrie, dann in dem dortigen vollkommen geſetzloſen Zuſtande, in welchem ſich alle auf die Fiſcherei beziehenden Angelegenheiten ſeit vielen Jahren befanden. Die Schäden der Induſtrie äußern ſich auch dort hauptſächlich in der Verun— reinigung der Gewäſſer, und zwar namentlich durch Leinwand-Chlorbleichen, Papierfabriken, Zuckerfabriken. Der Bericht belegt dies durch Schilderungen der obwaltenden Verhältniſſe, ihrer Wirkungen und des Mangels an Gegenmaßregeln. Beſonders folgende Stellen ſind zu allgemeiner Nutzanwendung bemerkenswerth: Die Induſtrie, beſonders die Zuckerfabrikation, welche in den letzten drei Decennien in Mähren und Böhmen einen ſo großen Aufſchwung nahm, hat ſich meiſt an den Flüſſen etablirt. Den Unternehmern wurde wohl von den Behörden die Benützung des Waſſers eingeräumt, jedoch in keinem einzigen Falle eine ſchädliche Verunreinigung desſelben geſtattet. Und dennoch iſt es in erſter Linie die überhandnehmende Verunreinigung der fließenden Gewäſſer durch die ſchädlichen Abwäſſer der gewerblichen Anlagen, welche das Flußwaſſer ſo ſehr verdirbt, daß in weiten Flußſtrecken die Fiſche abſolut nicht exiſtiren können. So lange es noch wenige derartige Etabliſſements gab, welche mit ihren Abwäſſern die Flüſſe verunreinigten, waren dieſe Verunreinigungen nicht fühlbar, weil die Maſſe des Flußwaſſers im Verhältniſſe zu den verunreinigenden Stoffen eben noch ſehr groß war. In dem Maße aber, als ſich die gewerblichen Anlagen und mit ihnen die Maſſe der verunreinigenden Stoffe mehrten, wurde die Verderbniß des Flußwaſſers und deſſen ſchädlicher Einfluß auf den Fiſchſtand immer bemerkbarer und ſeit dem letzten Decennium eine wahre Calamität. Wer die March in ihrem Laufe verfolgt, wird finden, daß nebſt vielen anderen gewerblichen Anlagen eine große Anzahl Rübenzuckerfabriken ihre Abwäſſer in ſie einleiten. Wiewohl die Abwäſſer der Brauhäuſer, der Malz- und Stärkefabriken, der Spiritus⸗ Raffinerien, der Gasanſtalten, der Gerbereien und Färbereien, der Bergwerke ꝛc. der Fiſch— zucht großen Schaden bringen, ja ſelbſt ſie gänzlich ruiniren können, wenn die Menge der abgeleiteten ſchädlichen Abwäſſer zu groß iſt im Verhältniſſe zu der Menge des Flußwaſſers, in welches ſie eingeleitet worden, ſo trägt in Mähren doch keine der genannten gewerblichen Anlagen ſoviel bei zur Verderbniß des Flußwaſſers und in Folge deſſen zum Ruin des Fiſchſtandes, ols jede einzelne Zuckerfabrik. Schon die gewöhnlichen Waſchwäſſer gehen ſo wie die Osmoſe-Wäſſer in den gewöhnlich ſehr träge rinnenden Abzugskanälen in faule Gährung über, wovon ſich während einer jeden Zucker-Campagne Jedermann mit Aug' und Naſe überzeugen kann. Schon in Entfernung von einer halben Wegſtunde riecht man das Schwefelwaſſerſtoffgas, welches ſich da bildet und Waſſer und Luft verdirbt. Wenn aber gar der Inhalt der Spodium-Abſitzgruben, anſtatt auf einem Felde vergraben zu werden, in gewiſſenloſer Weiſe in den nächſten Fluß eingeleitet wird, iſt der maſſenhafte ſofortige Tod aller Waſſerbewohner, welche mit dieſem Inhalte in Berührung kommen, gewiß. Im ſüdlichen Mähren hat ſich, wie Schon mehrmals bei anderen Gelegenheiten erwähnt wurde, in den letzten zehn Jahren ein ſolches Ereigniß faſt alljährlich, und in manchem 39 — Falle in dem Maße wiederholt, daß der Verluſt an Fiſchen nach Hunderten von Centnern berechnet werden konnte. Alle Schritte, welche gegen Wiederholung ſolcher Vorkommniſſe unternommen wurden, blieben fruchtlos. Alles, was erreicht wurde, war das Verſprecheu von Seite einzelner Fabriksbeſitzer, „daß in Zukunft ſo was nicht mehr vorkommen werde“ — und das Verſprechen blieb auch treulich auf dem Papiere. Die Beſitzer und Pächter der Fiſchereien, welche als Beſchädigte klagbar geworden ſind, wurden auf den Rechtsweg gewieſen und haben bis heute noch keine Entſchädigung erhalten. Wenn auch die k. k. mähriſche Statthalterri mehrere Verordnungen erließ, womit den k. k. Bezirkshauptmannſchaften an— geordnet wurde, darauf zu ſehen, daß die ſchädlichen Abwäſſer der gewerblichen Anlagen nicht in die fließenden Gewäſſer abgeleitet werden, ſo haben dieſe wohlgemeinten Verord— nungen bis heute gerade bei den Zuckerfabriken ſo viel wie gar keinen Erfolg gehabt. Wir haben eben für ſolche Zwecke keine Aufſichtsorgane und die vom Sitze der Behörden meiſtens weitab gelegenen Fabriken machen in dieſer Beziehung, was ihnen beliebt. Die Verordnungen ſchlafen wie gewöhnlich ein, und die Sache bleibt beim Alten. In den Flüſſen unterhalb einer jeden Zuckerfabrik ſieht man am Ufer, an den Waſſer— pflanzen und an den in das Waſſer ragenden Zweigen der Gebüſche eine garſtige, ſchleimige, ekelhafte Subſtanz hängen, eine Alge, welche ſich in und aus den Abwäſſern der Fabrik gebildet hat, und welche man während jeder Zucker-Campagne maſſenhaft in handgroßen Flocken den Fluß hinabtreiben ſehen kann. Dieſe, die Flußſohle auf ſtundenlange Strecken bedeckende, an den Waſſerpflanzen und an jedem einzelnen Steine im Waſſer feſt haftende, ekelhaft ausſehende Subſtanz — Leptomitus Lacteus genannt — iſt es, auf deren Rechnung die auffallende Abnahme der Fiſche in der March, der Thaya, Schwarzawa, ſowie in allen Flüſſen, in welche die Abwäſſer der Zucker— fabriken eingeleitet werden, geſchrieben werden muß. Denn da ſie überall anhaftet und die Flußſohle in den genannten Gewäſſern überall und an manchen Stellen ſogar in einer Schichte von zwölf Zoll Höhe bedeckt, ſo ſind alle Laichplätze verdorben, und da der Karpfen, der Hecht, der Schill, Barſch, Wels ꝛc. ihre Eier nur an reinen Steinen oder Pflanzen abſetzen, ſo iſt dieſen Fiſchen ſchon ſeit Langem die Gelegenheit zum Laichen benommen und ihre Fortpflanzung in den betreffenden Flußſtrecken unmöglich. Wenn im Spätſommer die Zucker-Campagne beginnt, wo der Waſſerſtand unſerer Flüſſe gewöhnlich der niederſte im ganzen Jahre iſt, kann man beobachten, wie die an den ſeichten Stellen des Waſſers angeſammelte Maſſe von pektin- und proteinhaltigen Stoffen unter Entwicklung von Schwefelwaſſerſtoffgas in Fäulniß übergeht. Bei dieſem chemiſchen Proceſſe wird dem Waſſer aller Sauerſtoffgehalt entzogen und in einem ſolchen Waſſer hört alles Leben auf. ‚ Ob aber der Genuß eines ſolchen Waſſers für Menſchen und Hausthiere zuträglich oder ſchädlich iſt? Dieſe Frage beantwortet ſich wohl von ſelbſt. Nun leben aber viele Menſchen mit ihren Hausthieren in den March- und Thaya— Niederungen, welchen zum Trinken kein anderes Waſſer zu Gebote ſteht, als dieſes ver— unreinigte Flußwaſſer, denn ſelbſt das Waſſer ihrer Brunnen iſt faſt nie Quell-, ſondern meiſt Seich waſſer. Man unterſuche nur dieſes Seichwaſſer und man wird finden, welch verhältnißmäßig große Quantitäten organiſcher Stoffe darinnen aufgelöſt enthalten ſind, und hat nach der Anſicht der Aerzte zugleich die Beantwortung der Frage, warum in dieſen Gegenden ſo häufig Fieberkrankheiten vorkommen. Es iſt wahr, die Flußverunreinigungen durch die Abwäſſer der Fabriken kommen auch in anderen Ländern vor; allein in allen Staaten, wo dies der Fall iſt, werden von Staats— wegen geſetzliche Vorkehrungen dagegen getroffen und ſtrengſtens durchgeführt. Blicken wir nur auf unſere deutſchen Nachbarſtaaten“) oder auf England; oder noch beſſer auf das vielfach geſchmähte Rußland. In dieſem Reiche geht man gegen die Flußverunreinigung geradezu drakoniſch vor. Man macht kurzen Proceß: Wenn nach einer peremptoriſchen Friſt die Verunreinigung des Flußwaſſers nicht aufgehört hat, wird der Betrieb der Fabrik von Amtswegen eingeſtellt und die Fabrik geſchloſſen. Der Staat ſtellt die Geſundheit der Be— völkerung höher, als den Gewinn, welchen der Fabriksbetrieb dem Einzelnen abwirft. Glücklicherweiſe werden nur wenige Fabriken geſchloſſen, denn die raſtlos vorwärts— ſchreitende Wiſſenſchaft der Chemie und Technik hat bereits mehrere Verfahren entdeckt, zu welchen faſt täglich neue hinzukommen, die es ermöglichen, daß die dem Flußwaſſer ſchäd— lichen Fabriksabgänge in anderer Weiſe verwendet und ſogar verwerthet werden können, ſo daß ſie das Waſſer einerſeits nicht mehr verunreinigen, andererſeits den Fabriken noch einen erklecklichen Nutzen abwerfen, da durch ihre Verarbeitung werthvolle Nebenproducte gewonnen werden. Man braucht ſich alſo heute nicht mehr zu ſcheuen, gegen dieſe vielfach erwähnten ſchädlichen Verunreinigungen mit aller Energie einzuſchreiten. Aber hier kann nur ein Reichsgeſetz Abhilfe bringen; ein Geſetz, in welchem auch die Creirung hinlänglicher Aufſichtsorgane angeordnet wird, welche jede vorkommende ſchäd— liche Verunreinigung ſofort conſtatiren und den Behörden zur Anzeige bringen können. ) Da fehlt es auch noch bedeutend! Die Red. a In Bezug auf die geſetzliche Regelung des Fiſchereibetriebs ſchildert der Bericht die vielfachen, ſchweren Mißbräuche und Rückſichtsloſigkeiten der Fiſcher und die Unzulänglichkeit der behördlichen Aufſicht und Ein— ſchreitung, verlangt geſetzliche Regelung der Fiſchereirechte, lange Pacht— dauer und möglichſt große Fiſcherei-Reviere, plaidirt für mehrmonatliche abſolute Schonzeit für ſämmtliche Sommerlaichfiſche und erachtet die Werpflich— tung der Fiſchereitreibenden zur Aufzucht gewiſſer Fiſchgattungen, ſowie die behördliche Beſtellung hinlänglicher Aufſichtsorgane, namentlich von eigenen Fiſchereiinſpectoren, Subinſpectoren und Fiſchereiaufſehern zur Ueberwachung des Fiſchereigebahrens als nothwendig. Zur Vermehrung mittelſt der Fiſchzucht empfiehlt der Bericht für die March und deren Gebiet je nach der Beſchaffenheit der betreffenden Strecken beſonders den Huchen und den Schill, auch den Karpfen, Hecht und Wels, will aber auch die „beſſeren Weißfiſchgattungen“, welche als Speiſefiſche einen Werth haben wie Brachſen, Nerfling, Schied, Barbe, Aitel ꝛc., ſowie die minder werthvollen kleineren Weißfiſchgattungen, welche als Futter— fiſche dienen, geſchützt und gepflegt wiſſen. Für die Sommerlaicher ſoll hauptſächlich damit geſorgt werden, daß alljährlich an geeigneten Stellen Laichſtätten in Conſtruction mit Steinen, Reiſig ꝛc. ꝛc. angelegt werden. Beſonders betont wird auch für die Marchgegenden die Ausnützung der zu beiden Seiten der niedereren March in Folge der Ueberſchwemmungen ſich bildenden und in der Sommerhitze wieder austrocknenden ſogen. Seen, woſelbſt alljährlich Millionen von Fiſchbrut durch die eingeſchwemmten Fiſche ent— ſtehen, aber auch in der trockenen Zeit zu Grunde gehen. Auch der Teichwirthſchaft redet der Bericht ſehr das Wort; weniger dem Import ausländiſcher Fiſcharten. Die hiefür bis jetzt verwendeten und überhaupt verwendbaren Quantitäten Fiſchbrut ſeien für das mächtige Donaugebiet zu minimal. Die Pflege und Ausnützung der heimiſchen Fiſcharten verſpreche aber reiche Ernte. Die angereihten Anträge gingen dahin, das k. k. Ackerbau-Miniſterium werde gebeten, geneigteſt dahin wirken zu wollen, daß die hohe k. k. öſterreichiſche Regierung im Einvernehmen mit der hohen k. ungariſchen Regierung durch gleichlautende, in den Vertretungskörpern beider Reichshälften vorzulegende Entwürfe ein Geſetz: „Gegen die ſchädlichen Verunreinigungen der Gewäſſer durch die Abflüſſe gewerblicher Anlagen“ ſchaffe, wenn nicht im Reichsrathe, ſo doch in den Landtagen die Vorlage eines definitiven Fiſcherei-Geſetzes einbringe, in welchem nebſt anderen Beſtimmungen alle früher erwähnten Grundbeding— ungen zum Ausdruck kommen ſollen. Zur Ueberwachung der Fiſcher wären beeidete, aus dem Erträgniſſe der Fiſcherkarten zu bezahlende Fiſcherei-Aufſeher, und zur Ueber— wachung der Gewäſſer gegen ſchädliche Verunreinigungen, nach dem Vorbilde der in England beſtehenden „Inspectors of nuisance““ — Inſpectoren ſchädlicher Anlagen be— hördlich zu beſtellen. (Fortſetzung folgt.) II. Aeber Teichbau und Feichwirthſchaft. Von Herrn Profeſſor Dr. B. Benecke in Königsberg. Der Boden des Teiches muß nach der tiefſten, am Damme gelegenen Stelle, an welcher der Abfluß erfolgt, eine allſeitige Neigung haben und von größeren Unebenheiten frei ſein. Vertiefungen, in welchen das Waſſer beim Ablaſſen des Teiches zurückbleiben könnte, müſſen möglichſt ausgefüllt werden. Ein durchläſſiger Teichboden kann durch gleichmäßiges Auftragen einer dünnen Lehmſchicht gedichtet werden. In großen Teichen wird zweckmäßig unmittelbar am Damme eine regelmäßig begrenzte Grube von gleichmäßiger Tiefe hergeſtellt, die Fiſchgrube, mit deren Sohle der Boden des Abflußrohres in gleicher Höhe liegt. Aus dieſer Grube, die man auch wohl der größeren Haltbarkeit wegen mit Brettern ausſetzt, wird durch die ganze Länge des Teiches ein ſich allmählich verflachender Graben gezogen, in welchen bei ſehr großen Teichen von den 41 Seiten her kleinere Gräben geführt werden, (Fig. 2) die unter ſpitzen Winkeln in den Hauptgraben einmünden. Beim Ablaſſen des Waſſers ziehen ſich die Fiſche allmählich in die Gräben und ſchließlich in die Fiſchgrube zurück, aus der ſie dann mühelos heraus— genommen werden können. Zum Schutze gegen Fiſchdiebe iſt es gut, kleine Pfähle in Abſtänden von je einigen Metern in den Teichboden zu ſchlagen, die 20— 30 Centimeter aus dem Grunde vorragen und den Gebrauch von Zugnetzen hindern. Zweckmäßig wählt man dazu Nadelholzwipfel, welche von ihren Zweigen befreit mit dem dünnen Ende eingeſchlagen werden und an deren frei in das Waſſer ragendem Ende man die Aeſte eines Quirles einige Centimeter lang ſtehen läßt (Fig. 3). An ſolchen Pfählen zerreißen die Diebe ihre Netze und geben weitere Verſuche bald auf. Sind Nadelholzwipfel nicht zur Stelle, ſo kann man ſie erſeten, indem man in Pfähle ſeitlich einige Nägel einſchlägt, deren Köpfe jedoch nicht zu ſcharfrandig ſein müſſen, um Verletz— ungen der Fiſche zu vermeiden. 2 7 Die Abfluß vorrichtungen an den Teichen 471 N dienen zwei verſchiedenen Zwecken; erſtens als ſog. Schützen, Zapfenabflüſſe und Mönche der theilweiſen oder völligen Entleerung des Teiches und zweitens als Wehre, Ueberfälle und Fluthgräben dem Abfluß des überflüſſigen, durch Zuleitungsgräben oder durch plötzliche Regengüſſe dem Teiche zugeführten Waſſers. Schützen, wie ſie an Mühlen gebräuchlich ſind Fig. 3. (Fig. 4), findet man vielfach noch an großen älteren Teichen. Ihre Anlage bei neuen Teichbauten iſt nicht empfehlen, da ſie einerſeits eine bedeutende Zimmerarbeit erfordern und leicht ſchadhaft werden, andererſeits den Nachtheil haben, daß, wenn ſie auch nur theilweiſe geöffnet werden, das Waſſer unten, alſo mit dem vollen Druck, welcher der Tiefe des Teiches entſpricht, durch die Oeffnung hervorſtürzt, Fiſche und andere Gegenſtände leicht mitreißt und bei weiterer Oeffnung Boden und Seitenwände des Abflußgrabens ſtark abſpült. f N \ mil N A ** 2 TDi ee, RIES =; = =E III = = GG 8 . =: o= SH 5 55 E SI -S& > SS — EZ = x ä —— = 25 „ Do N * aun eee W \ \ W \ \ Fig. 4. Fig. 5. Der Zapfen abfluß (Fig. 5) beſteht in einem quer durch die Baſis des Teich— dammes geführten Rohr aus Holz, Thon oder Mauerwerk, welches an dem außerhalb des Teiches gelegenen Ende offen, an dem in den Teich hineinragenden aber geſchloſſen iſt. Die Weite des gewöhnlich aus einem Tannen- oder Eichenſtamm gebohrten Rohres beträgt meiſtens 25—30 Centimeter. Bei großen Teichen legt man mitunter mehrere ſolche Röhren neben 42 vun einander durch den Damm. In das einen oder mehrere Meter in den Teich hineinragende Ende des Rohres iſt von oben her ein koniſches Loch von circa 20 Centimeter gebohrt, welches durch einen Zapfen von gleicher Form geſchloſſen wird. Mit dieſem Zapfen iſt eine ſtarke Stange verbunden, die ſenkrecht über das ZA Waſſer hervorragt. In gleichem Abſtande von dieſer A Zapfenſtange (etwa um 30 Centimeter entfernt) ſind vier viereckige Pfoſten feſt in den Teichboden getrieben, die gleichmäßig über das Waſſer hervorragen und Führungen tragen, in denen die Zapfenſtange ſenkrecht gehoben und geſenkt und in der beabſichtigten Stellung durch Schrauben oder Bolzen feſtgehalten werden kann. Bis zum Waſſer— ſpiegel ſind die Pfoſten mit horizontalen vierkantigen Leiſten benagelt, die ein Gitter mit 2 biss Centimeter \ weiten Zwiſchenräumen bilden, welches als Rechen be— \ 9 zeichnet wird und Fiſche, Laub ꝛc. abhalten ſoll. Ober— \ 1 halb des Waſſerſpiegels find die 4 Pfoſten durch Auf- nageln von Brettern zu einem viereckigen Kaſten verbunden, Fig. 6. der oben gewöhnlich durch ein Dach geſchützt wird. Die ganze Vorrichtung, welche bei großen Teichen mit mehreren nebeneinander liegenden Zapfenabflüſſen mitunter bedeutende Dimenſionen hat, wird das Zapfenhaus genannt (Fig. 6). Der Zapfenabfluß iſt weſentlich billiger als eine Schützen anlage, theilt aber mit dieſer den Nachtheil, daß das Waſſer am Boden des Teiches mit hohem Druck abläuft und den Abflußgraben leicht beſchädigt. (Fortſetzung folgt.) III. Krebszucht. (Nach der landwirthſchaftlichen Zeitſchrift für die preuß. Provinz Sachſen.) Die Klagen über die Verminderung der Krebſe ſind noch weit mehr begründet als die über den Vergang der Fiſcherei. Es gibt nur noch wenige Waſſerreviere, welche eine relativ große Ausbeute an großen Krebſen liefern. In zahlreichen Gewäſſern, welche früher ebenfalls vorzügliche Ausbeute lieferten, entwickeln ſich die Krebſe nur zwerghaft oder fehlen ganz. Die Urſache dieſes Rückganges liegt nicht allein darin, daß die Krebſe ein gewinn— reicher Handelsartikel geworden find, daher deren Fang ſehr betrieben wird *), ſondern weit mehr in den gegen früher viel ungünſtigeren Verhältniſſen, in welchen dieſe Thiere jetzt leben. Eine kurze Betrachtung ihrer Lebensweiſe wird dieſe Behauptung rechtfertigen. Die Krebſe halten ſich am Tage in Verſtecken auf, welche ihnen die Wurzelſtöcke alter Bäume an den Flußufern oder Steingerölle gewähren. Fehlen dieſe, ſo graben ſie Höhlen in die Uferwände, was im Lehmboden beſſer geht als in Sandboden und Moor, daher man denn auch in Flüſſen oder mehr noch in Bächen, welche durch fruchtbaren Lehmboden ziehen und nur geringe Strömung, nicht zu häufig wechſelnden Waſſerſtand haben, noch am eheſten eine zahlreiche Krebsbevölkerung antrifft. Am Tage ſitzen die Krebſe meiſtens in den Höhlen, in welche ſie ſich rückwärts begeben, ſo daß Kopf und Schere vorn am Eingang ſich befinden, in welcher Stellung ſie ſowohl herannahende Beute zu erhaſchen als auch ſich zu vertheidigen vermögen. Nachts dagegen wird die Höhle verlaſſen und die Nahrung aufgeſucht, welche aus kleinen Waſſerthieren, Aas und weichen Pflanzentheilen beſteht. So lange der Krebs ſeinen Panzer um hat, können ihn nur wenige Thiere, wie Waſſerratten und Fiſchottern, ſchädigen; dieſelben ſtellen ihm aber arg nach. Begibt er ſich nächtlich einmal auf das Land, was ſelten geſchieht, ſo verſchmäht ihn auch der Fuchs nicht. ) Es gehen ſeit circa 20 Jahren große Sendungen von Krebſen aus dem öſtlichen Deutſchland und Rußland nach Paris, wo dieſelben ſehr geſucht ſind, nachdem die franzöſiſchen Flüſſe durch übertriebenen Fang gänzlich daran verarmt ſind. 43 — — Aber es kommt alljährlich im Vorſommer oder etwas ſpäter die Zeit, in welcher der Krebs ſeinen Panzer ablegt, ſich häutet (mietert). Unter dem alten Panzer bildet ſich in dieſer Zeit ein neuer Panzer, welcher den erſteren, ſoweit er den Mittelkörper bedeckt, ſprengt; aus dem Kopftheil, den Scheeren, den Beinen und dem Schwanze zieht der Krebs ſeine Glieder dann zurück und verläßt die alte Garderobe. Der neue Panzer aber iſt noch nicht ganz fertig, er beſteht vorläufig aus einer weichen Haut, welche jedoch binnen wenigen Tagen durch Aufnahme der jedenfalls im Körper aufgeſpeicherten Kalktheile (Krebsſteine, welche in dieſer Zeit in den Magen gelangen und aufgelöſt werden, ſie beſtehen meiſt aus kohlenſaurem Kalk) erhärten. Bevor die Erhärtung eingetreten, iſt der Krebs eine weiche, unbehilfliche Maſſe; er kann ſich ſeiner Feinde nicht erwehren, darum bleibt er klüglich in ſeinem Loche ſitzen, was ihn aber nicht völlig ſchützt, denn die Feinde ſuchen ihn in ſeinem Zufluchtsorte auf. Dieſe Feinde ſind hauptſächlich die Aale und Aalraupen, die leicht in die Löcher gelangen können, aber auch ſeine eigenen Verwandten, welche den Panzer noch oder ſchon wieder haben, ſollen den Krebs während des Kleiderwechſels angreifen. Die Krebſe begatten ſich im Spätherbſt, die befruchteten Eier, deren durchſchnittlich etwa 200 an der Zahl ſind, bleiben unter dem Schwanze mittelſt Fäden befeſtigt und reifen daſelbſt über Winter, kommen im Juni aus. Die jungen Krebſe halten ſich noch längere Zeit an den Wimpern der Ruderfüße ihrer Mutter feſt, die nun Nahrungsplätze aufſucht, auf welchen die Jungen ſich zerſtreuend der Nahrung nachgehen, aber doch in der Nähe der Alten bleibend und bei Gefahr ſich ſofort wieder an dieſelbe hängend, die dann dem Zufluchts— orte zueilt. Die jungen Krebſe verlaſſen die Alte, wenn ſie etwas herangewachſen ſind und mietern im erſten und zweiten Ihre verſchiedene Male. Während des Mieterns iſt die einzige Zeit, in welcher der Krebs wächſt, überhaupt nur wachſen kann, denn die Schale, wenn ſie erſt erhärtet iſt, verhindert jede Ausdehnung. Hieraus erhellt, daß die Körper— zunahme, da ſie nur einige Tage dauert, jedesmal nur gering ſein kanu. Es ſcheint, daß naturwiſſenſchaftlich noch nicht genau feſtgeſtellt iſt, ob der Krebs nach dem dritten Jahre mehr als einmal im Jahre mietert. Die Wahrſcheinlichkeit ſpricht für einmalige Häutung. Im vierten Jahre ſoll der Krebs nur die Größe einer Hummel haben und die mittlere Größe erſt mit 8 bis 12 Jahren, je nachdem die Nahrung reichlich war, erlangt haben; die großen über 8 Zoll langen Krebſe ſchätzt man auf 20 jähriges Alter. Als Bedingungen für eine glückliche Krebs⸗Zucht ſind zu bezeichnen: 1) Man überzeuge ſich, ob das fließende Waſſer, in welchem Krebſe gezogen werden ſollen, denſelben zuſagt, denn harte, kalte, übelriechende Gewäſſer ſind ihnen unangenehm und ſie ſuchen darum baldmöglichſt zu entkommen. 2) Werde eine beſondere Anlage eingerichtet, in welcher ſie gegen Feinde geſchützt werden können. Ein längerer, 1,5 Meter tiefer Graben mit kieſigem Grunde iſt dazu geeignet. Durch übereinander geſchichtete Eichen- und Erlenſtöcke oder durch Mauerſteine und Drain— röhren hergeſtellte Röhren ſchafft man Schlupfwinkel. Ottern und Ratten ſind zu fangen, Fiſche jeder Art durch Gitter am Zufluß- und Abflußrechen fern zu halten. Die Krebszucht in Fiſchteichen verſpricht nur mäßige Erfolge, denn in Streichteichen freſſen die Krebſe den Rogen der Fiſche und in Streck- und Wachsteichen freſſen die Fiſche die kleinen Krebſe auch wohl außerhalb der Mieterzeit. 3) Fehle es nie an Futter, denn die Krebſe ſind, die Wintermonate ausgenommen, ſehr geſräßig; Schlachtabfälle, allerlei Küchenabfälle und beſonders rohe Mohrrüben ſind dazu ſehr zu empfehlen. Ein Rückblick auf die vorſtehenden Erörterungen erklärt, warum die Krebsproduktion ſo ſtarken Rückgang genommen. Die beſten Brutplätze der Krebſe, die kleinen aber tiefen Bäche ſind durch Regulirungen im Waſſerſtand verändert, für das Gedeihen ungünſtiger geworden; die Nachfrage reſp. der hohe Preis haben auf übermäßigen Fang hingewirkt, jo daß die fortpflanzungsfähigen Krebſe in zu geringer Anzahl vorhanden ſind, es fehlt alſo ſchon überhaupt an Nachzucht, dieſe aber findet in den erſten Lebensjahren nicht mehr den genügenden Schutz. Die Zeit ſcheint nicht fern zu ſein, in welcher ſelbſt die jetzige geringe Qualität, welche zu Markte kommt, zu den Seltenheiten gehören wird. Ds. — — —-— IV. Gremsmühlen und die dortige Fiſchbrutanſtalt. Mitgetheilt von Herrn W. Tienau in Rendsburg. Eine Meile von Eutin entfernt in nordweſtlicher Richtung liegt der kleine Ort Grems— mühlen, nur beſtehend aus einigen Hotels, einigen Villen und einer Waſſermühle, welche getrieben wird von der aus dem Kellerſee in den Dieckſee fließenden Schwentine. Wegen ſeiner herrlichen Lage iſt Gremsmühlen alljährlich den ganzen Sommer hindurch der Tummel— platz von Hunderten von Vergnügungsreiſenden. Große Abwechſelungen bieten ſich ihnen hier. Nur einige Schritte braucht man zu gehen, ſo erreicht man bereits den ſchönen großen Dieckſee, deſſen Ufer rings eingeſchloſſen ſind von bedeutenden Wäldern. Für Fahrten auf dem See liegen überall Boote und werden ſolche im Sommer natürlich von den Fremden in ausnehmender Weiſe benutzt. Bei ruhigem Wetter bietet ſich den Augen ein hübſcher Anblick. Wenn ſich die höchſten Wipfel der Buchen und Eichen in dem klaren Waſſer ſpiegeln, und wenn im Sommer der Wind leiſe über die Waſſerfläche dahinfährt und die Sonne über der Bäume Wipfel ihre Strahlen auf den See wirft, entſtehen Spiegelungen, welche bezaubernd ſind. Gremsmühlen nun wurde wegen ſeiner günſtigen und anmuthigen Lage auserſehen, um eine Fiſchbrutanſtalt zu gründen. Dazu wurden eigens Ländereien angekauft. Herr Oberbaurath Bruhns war derjenige, der die Anregung dazu gab und von Seiner Königl. Hoheit dem Großherzog von Oldenburg wurden Mittel bewilligt. Zur damaligen Zeit, es war in den ſechziger Jahren, ſtanden der künſtlichen Fiſchzucht noch nicht jene Erfahrungen zur Seite, welche jetzt erreicht ſind. Damals hatten wir nur Hüningen als Muſterbild für künſtliche Fiſchzuchtanſtalten, damals war die Theorie bloßer Quellenbenützung vorherrſchend, während wir heutzutage wiſſen, daß gerade dieſe Theorie der künſtlichen Fiſchzucht manchen Schaden brachte. Es fehlte ferner in den ſechziger Jahren noch an der nöthigen Praxis und daher iſt Niemandem gegenüber ein Vowurf berechtigt, wenn da und dort Fiſchbrut— häuſer mit weniger nutzbaren Einrichtungen angelegt wurden. Auch die Fiſchbrutanſtalt in Gremsmühlen wurde nach der Quellwaſſertheorie begründet. Man ging auch hier von der Anſicht aus, daß die Winterlaichfiſche, welche in erſter Linie gezüchtet werden ſollten, ſehr hoch in die ganz kleinen Quellbäche hinaufſteigen, um das wärmere Quellwaſſer zu erreichen und hier ihre Brut gegen Froſt geſchützt abzulegen. Nicht ganz unrichtig iſt dieſe Anſicht bei der Bachforelle, welche in der That froſtfreie, kleine Waldflüſſe zum Laichen aufſucht; weniger trifft das beim Lachſe zu. Der Nachtheil der Anwendung des Ouellwaſſers zu künſtlicher Züchtung liegt aber eben in ſeiner Luſtarmuth, dann in ſeiner meiſt höheren Temperatur, wie auch in dem großen Mineralgehalt desſelben. Die Fiſcheier brauchen ebenſogut Sauerſtoff zu ihrer Entwicklung, wie der lebende Fiſch zu ſeiner Erhaltung. Luftarmes Waſſer iſt daher der Fiſcheier Tod. Auch großer Mineralgehalt iſt den Eiern und jungen Fiſchlein durch ſtarken Bodenſatz in den Brutapparaten verderblich. Nicht minder Gefahr bringend wird eine höhere Temperatur des Quellwaſſers bei circa 80 gegenüber der Wintertemperatur von 00 der freien Luft. Das Fiſchei ſoll im Brutapparate nicht anders behandelt werden als im freien Bache, nur ſoll dasſelbe gegen Gefahren aller Art geſchützt ſein. Im warmen Quellwaſſer erhält nun das Ei eben eine ganz andere Behandlung als im winterkalten Bach und entwickelt ſich viel raſcher als in dieſem. Aus dem Ei wird ſchon ein Fiſchchen, wenn draußen noch alles mit Eis und Schnee bedeckt iſt. Der Fiſch zehrt den Dotterſack zu bald auf und muß entweder verhungern im Brutgefäß oder draußen, wenn er in's kalte Waſſer geſetzt wird, wo noch der Winter herrſcht. Allerdings hat man ja verſucht, den kleinen Fiſchchen im Brutapparate ſo lange Nahrung zuzuführen, bis die Beſchaffenheit der freien Gewäſſer dem Aus ſetzen derſelben kein Hinderniß mehr entgegenſtellt. Beſonders günſtige Erfolge hat man jedoch dabei kaum damit erzielt — von der ungeheuren Arbeit abgeſehen, welche das Füttern von hunderttauſend Fiſchen mit ſich bringt. Die Fiſchbrutanſtalt Gremsmühlen iſt bisher nur mit Quellwaſſer geſpeiſt. Wenn nun alle Sachkenntniß und ſonſtige Sorgfalt, mit der die Anſtalt geführt worden iſt, nicht im Stande war, die Reſultate der künſtlichen Fiſchzucht den Erwartungen annähernd gleich— zuſtellen, ſo iſt lediglich das dortige zu warme Quellwaſſer daran Schuld. Zu bedauern iſt dieſe Thatſache, denn viel Mühe iſt faſt umſonſt geweſen. Welch ungeheuren Nutzen — könnte die Fiſchbrutanſtalt Gremsmühlen bei ihrer günſtigen Lage dem öſtlichen Holſtein bringen? Aber auch: Die Fiſchbrutanſtalt Gremsmühlen kann den bisher entbehrten Nutzen noch gewähren. Nicht ſehr entfernt von dem Bruthauſe liegt eine Waſſermühle; von dem Oberwaſſer läßt ſich leicht eine kleine Leitung nach dem Bruthauſe legen, und damit wäre wohl ab— geholfen. Sollte auch das auf irgend welche Schwierigkeiten ſtoßen, ſo wird es bei den reichen Mitteln, welche der Fiſchbrutanſtalt zur Verfügung geſtellt werden können, niemals ſchwierig werden, neben der Waſſermühle ein einfaches Bruthaus zu errichten. Die geringen Koſten einer ſolchen Anlage ſtehen in gar keinem Verhältniß zu dem Gewinne, den dieſelbe unſerem Fiſchereigewerbe zuzuführen im Stande iſt. Das beweiſt die Thatſache, daß ſeit der Errichtung einer Provinzial-Brutanſtalt auf Altmühlendorf bei Nortorf der Lachsfang in Schleswig-Holſtein ſchon jetzt nach ſiebenjährigem Betriebe viele Tauſend Pfund einbringt und von Jahr zu Jahr größere Reſultate liefert. Möge man in Gremsmühlen nur mit Muth daran gehen, die gemeinnützliche Anlage zu verbeſſern, dann kann auch dort der Erfolg nicht ansbleiben. V. Weber Fiſchfütterung. Von Herrn Inſpektor Carl Niclas. Nach Mittheilungen des oberpfälziſchen Kreisfiſchereivereines, in Nr. 30, Jahrgang 1884 der „Bayeriſchen Fiſcherei- Zeitung“ S. 346, ſoll fi mein Fiſchfutter für Forellen gar nicht bewährt, für Karpfen ſich zwar als gut aber zu theuer erwieſen haben, indem der eine Verſuchsanſteller dieß geradezu erklärt, — der andere meint, daß es zwar gut für Karpfen ſei, dabei aber die Frage ſtellt: „ob rentabel?“, was doch eben durch den Verſuch feſtgeſtellt werden ſollte, und ein dritter es dahin qualifizirt: „kein beſonderer Vortheil.“ Es ſei mir erlaubt, meine eigene Meinung über den Werth dieſer Aeußerungen dahin ausſprechen zu dürfen, daß ich ihnen einen ſolchen nicht beizulegen vermag, nachdem ſämmtliche Ausſprüche zugeſtandener Maßen auf keinen ziffermäßigen Daten beruhen, ja nicht einmal angegeben iſt, in welcher Weiſe die Verſuche vorgenommen wurden, ob in größeren Teichen mit großer Anzahl Karpfen, oder ob eine kleine Fläche für wenige Verſuchskarpfen vom Teiche abgeſchnitten wurde, wie ich dies hiefür ſeinerzeit als nothwendig bezeichnet hatte, — oder ob die Fütterung vielleicht in Behältern vorgenommen wurde. Wurden die Verſuche in Teichen mit Hunderten von Karpfen vorgenommen, ſo iſt es leicht erklärlich, daß ſich kein beſonderer Vortheil der Fütterung wahrnehmen ließ, am allerwenigſten, wenn die Fiſche vor und nach dem Verſuche nicht gewogen wurden. Bei dem geringen Quantum Futter, welches ich zu den Verſuchen zur Verfügung ſtellen konnte, mußte ſo wenig auf einen Verſuchanſteller treffen, daß ein Verſuch nur dann erſichtliche Erfolge bringen konnte, wenn er mit wenigen Karpfen vorgenommen wurde. Bei der Fütterung von kaum mehr als 20 Pfund Futter auf vielleicht 100 und mehr Karpfen, vertheilt ſich ſelbſtverſtändlich der Geſammterfolg auf ſo viele Stücke, daß er an dem Einzelnen kaum ziffermäßig feſtzuſtellen, viel weniger mit dem bloßen Augenſchein erkannt werden kann. 4 Ich bin immerhin den Verſuchsanſtellern für ihre Mühe ſehr dankbar, aber ich würde ſie bitten, wenn ſie auch keine ziffermäßigen Daten anzugeben vermögen, doch wenigſtens in dieſer Zeitung mittheilen zu wollen, in welcher Weiſe und an wie vielen Karpfen ſie ihre Verſuche vorgenommen haben.“) Es ließe ſich daraus doch ein richtiges Urtheil über den eventuellen Werth der beſprochenen Urtheile bilden. Was das übereinſtimmende Urtheil betrifft, daß das Futter für Forellen ſchlecht liege, von dieſen nicht angenommen werde, ſo kann ich allerdings nicht umhin zuzugeben, daß Letzteres meiner Erfahrung nach richtig iſt, inſoweit das Futter, wie es iſt, gefüttert ) Unſerer Seits werden wir dieſen weiteren ſachlichen Mittheilungen, wenn ſolche r werden wollen, noch gerne Raum in unſerem Blatte eröffnen, erachten aber damit dann ie Sache in der polemiſchen Richtung als erledigt, wie wir ſchon jetzt erklärt haben wollen. Von anderer ſachverſtändiger Seite ſind uns ohnehin bereits weitere Mittheilungen über die Verwendung von künſtlichem Fiſchfutter, insbeſondere Fleiſchmehlſtoffen u. dgl. augen, le Red. 46 — wird. Anderſeits ſind mir aber auch ſchon von mehreren Seiten Nachrichten geworden, daß dasſelbe mit Erfolg gefüttert wurde, leider aber auch wieder ohne ziffermäßige Daten, fo daß ich Anſtand nahm und nehme, ſelbe zu veröffentlichen. Es geht aber doch ſo viel daraus hervor, daß das Futter an ſich auch bei Forellen günſtige Erfolge hat, wenn deren Abneigung hiegegen überwunden iſt. “) Eine mir jüngſt am 27. Dezember 1884 von dem Fiſchzuchtanſtalt-Beſitzer Herrn Kleiter in München gewordene Mittheilung über ſeine Verſuche mit meinem Fiſchfutter an Forellen und Karpfen glaube ich hier doch zum Abdruck bringen zu ſollen, wie folgt: Berichte auf Ihre Anfrage vom 24. eurr über das mir ſ. Zt. durch gütige Vermittlung des Herrn Generalſecretairs Profeſſor O. May überantwortete Nicklas'ſche Fiſchfutter wie folgt: „Zum Zwecke der Fütterung von Forellen in Kaltern und, um einem Auslaugen desſelben im Waſſer von vornherein möglichſt vorzubeugen, ließ ich je eine Ration ½ Kilo Nicklas'ſchen Fiſchfutters durch ein wenig heißes Waſſer anbrühen und mit ½ Kilo Roggenmehl zu einem ſteifen Teig kneten, der dann in Form von kleinen Nudeln den Forellen gereicht wurde. „Anfangs wollten die Forellen das Futter nicht annehmen; ich ließ deshalb die Fiſche zwei Tage faſten und ſiehe da, am dritten Tage nahm eine große Anzahl Forellen, ſpäter alle, das Futter ſehr gerne an. Während der ea, ſechs Wochen fortbetriebenen Fütterung zeigten ſich die Fiſche gut beleibt und eine mit unbewaffnetem Auge vorgenommene Unterſuchung der Excremente der Fiſche ließ auf ziemlich energiſche Verdauung des Futters ſchließen. „Leider wurde zu conſtatiren unterlaſſen, ob und in welchem Umfange ein Zuwachs an Fiſchen ſtattfand. 5 „Die Präparation des Futters zur Maſtung von Karpfen erfolgte in etwas anderer Weile. „Nachdem das Nicklas'ſche Futter mit einem kleinen Quantum heißen Waſſers angebrüht war, wurde dasſelbe etwa mit dem vierfachen Quantum gedämpfter Kartoffel innig vermengt und der ſo erzielte, ſehr zähe Teig an verſchiedenen ſeichten Stellen des Teiches in Rationen von drei bis 4 Pfund eingelegt. Am erſten etwas regneriſchen und ſehr windigen Tag nollten auch die Karpfen nicht an das Futter gehen, am folgenden heiteren Tag aber wagten ſich einzelne, drei— ſömmrige Fiſche an das Futter, gingen weg, ihre Genoſſen zu holen und ſo zog endlich eine ſtatt— liche Anzahl zur Mahlzeit, die fortab täglich zweimal gereicht und prompt aufgenommen wurde. „Ebenſowenig wie bei den Forellen wurde hier ein eingehender Verſuch gemacht, das Futter auf ſeine Maſtfähigkeit zu prüfen, indeſſen werde ich vorausſichtlich kommenden Sommer eingehende Proben in dieſer Richtung vornehmen können, um zu conſtatiren, ob ſich die Anwendung des Futters bei ſeinem ziemlich hohen Preiſe für Karpfenmaſtung eignet.“ Ich habe hiezu nur zu bemerken, daß die von Herrn Kleiter für Karpfen angewendete Miſchung des Futters mit Kartoffeln wohl unterlaſſen werden kann und die Karpfen das Futter auch nehmen, wie es iſt, ohne daß der Erfolg geringer wäre. Ein Anbrühen des Futters iſt aber, weil es die leichtere Verdaulichkeit fördert, immerhin zu empfehlen. VI. Vereinsnachrichten. Mittelfränkiſcher Kreis-Fiſcherei⸗Verein. Ansbach, den 5. Januar. Unter dem Vorſitze des kgl. Regierungspräſidenten Herrn Freiherrn von Herman fand heute im kgl. Schloſſe dahier eine Ausſchuß-Sitzung des Kreisfiſcherei— Vereins von Mittelfranken ſtatt, in welcher zur provinziellen Ergänzung der am 1. Januar d. J. in Kraft getretenen Landesfiſchereiordnung auf Grund der § 1 Abſ. 2, S 5 Abſ. 2 und 3, $ 10 und S 17 dieſes Erlaſſes verſchiedene Anträge an die kgl. Kreisregierung beſchloſſen wurden wegen Verlängerung der Schonzeit und Herabminderung des Minimalmaßes für Forellen, wegen Feſt— ſetzung eines Minimalmaßes auch für Nerfling und Hecht, wegen lokaler Beſchränkung der Ver— wendung von Legangeln und wegen Vorſchriften über das Einlaſſen von Enten in die Fiſchwaſſer. Außerdem wurde verſchiedenen kundgegebenen Wünſchen nach Uebermittelung von Aalbrut, Forellen— Setzlingen und Zuchtkrebſen entſprochen und zur Steuer des Fiſchereifrevels beſchloſſen, an alle Diejenigen, welche einen Fiſch- oder Krebsfrevler ſo zur Anzeige bringen, daß deſſen Beſtrafung erfolgt, Prämien aus der Vereinskaſſe zu zahlen und zwar für die Anzeige eines bei Tage abgefaßten Fiſchfrevlers 3 Mk. und für die eines bei Nacht beim Fiſchfrevel Betroffenen 5 Mk. ) Gerade dieſes „wenn“ it das Bedenkliche. Nach den in der Fiſchzuchtanſtalt Starnberg gemachten Erfahrungen nehmen die Forellen und zwar alte ſowohl als junge das Nicklas'ſche Fiſchfutter nicht an. Auch iſt es in einer Fiſchzuchtanſtalt, welche wie die dortige nach ihrer Zweckbeſtimmung ihr Schwergewicht in der Produktion geſunden, gut entwickelten Laichs zu legen hat, nicht wohl angänglich, die ſtetige, normale Entwickelung der Fiſche durch Verſuche mit Auf— zwingung nicht natürlichen Futters zu unterbrechen. Im Gegentheil wird es hier hauptſächlich darauf ankommen, den Fiſchen, wie möglichſt natürliche Lebensverhältniſſe überhaupt, ſo auch möglichſt naturgemäße Nahrung ſtetig zu gewähren. Die Red. ——ä nn nn VII. Citerariſches. Die Fiſchzucht, mit einem Anhang über Krebszucht. Von Dr. E. Wiedersheim. Klein 8“, 90 S. Mit 25 Holzſchnitten. Verlag von E. Ulmer, Stuttgart 1885. Ein in einfachem, gemeinverſtändlichem Stile geſchriebenes vorzügliches Büchlein, welches Anfängern in der Fiſch⸗ zucht und zwar ſowohl in der Teichzucht, wie in der fug. künſtlichen Fiſchzucht auf ſehr praktiſche Weiſe elementare Belehrungen ertheilt. Wir empfehlen daſſelbe aufs Beſte als ſehr geeignet zur populären Verbreitung richtigen Verſtändniſſes und Zugriffes. Beſonders der Schlußabſchnitt über Krebszucht füllt recht gut die gerade iu dieſem Punkte empfindliche Lücke in der practiſchen Fiſchereiliteratur aus, ſoweit der Stand der bisher noch ziemlich karglichen Doctrin und Erfahrung über Krebszucht dem Herrn Verfaſſer ſchon Material an die Hand gab. VIII. Vermiſchte Mittheilungen. Krankenverſicherung beim Fiſcherei-Gewerbe. Nach einer Mittheilung des Reichs— amtes des Innern haben ſich die ſämmtlichen Bundesregierungen übereinſtimmend dahin ausgeſprochen, daß auch die im Fiſchereigewerbe gegen Lohn oder Gehalt beſchäftigten Perſonen, ungeachtet der Beſtimmung des § 6 der Gewerbeordnung, nach welcher dieſes Geſetz auf die Fiſcherei keine Anwendung findet, als verſicherungspflichtig nach 81 Ziff. 2 des Kranken verſicherungsgeſetzes vom 15. Juni 1883 zu behandeln jeien. E. B. Walfiſch⸗ und Robbenfang der Norweger. Am Walfiſchfang nahmen im vorigen Jahre 27 Dampfſchiffe mit einer Beſatzung von 700 Perſonen Theil. Der Fang betrug 430 Walſiſche im Werthe von 1½ Millionen Kronen. Mit der Ver— werthung der entſpeckten Thiere ſind 5 Guano-Fabriken beſchäftigt, deren Produkt meiſtens nach Deutſchland verſandt wird. Bei Jan Mayen wird in neuerer Zeit der Fang einer kleineren Walfiſchart, „Bottlenoſe“ eifrig betrieben, aus deren Speck ein werthvolles Oel gewonnen wird. In 1884 waren 8 Segelſchiffe und 1 Dampfer auf den Bottlenoſe— Fang aus, welche 211 dieſer Wale erbeuteten. Am Robbenfang betheiligten ſich 18 Dampfer und beſtand deren Ausbeute aus ca. 100,000 Fellen und 21— 22,000 Tonnen Thran im Werthe von 1,300,000 Kronen. E. B. Große Fiſche. Im November 1884 wurde im Tay-Fluß, nicht weit von Perth (Schottland) ein Lachs gefangen, welcher wohl zu den größten ſeines Schlags in Europa gerechnet werden kann. Dieſer Fiſch wog 86 Pfund (engl.), hatte eine Länge von 5½ Fuß und einen Umfang von 2½ Fuß (engl.) — Ein Rieſendorſch wurde in der zweiten Dezemberhälfte bei Bodö im nördlichen Norwegen gefangen. Der Kopf wog 6 kg, der Magen 4 kg, Leber 31/ kg, Rogen 1¼ kg und der Fiſch ſelbſt 18 kg, im Ganzen alſo 37% kg. Ein Hecht, 4½ Pfund ſchwer, in deſſen Magen ſich ein Portemonnaie mit gelbem Bügel und 64 Pfg. Inhalt befunden habe, ſoll vor Kurzem zu Lambsheim (Rheinpfalz) im Schloßgraben gefangen worden ſein. So vermelden zahlreiche Tagsblätter. Ob's wahr iſt, wiſſen wir nicht, möchten es auch nicht verbürgen. Inserate. — Deltausſlellung in Antwerpen. = Gruppe: Jagd und Tiſcherei. Um dem Jagd- und Fiſcherei-Gewerbe die Betheiligung an der Weltausſtellung in Antwerpen zu erleichtern, iſt die Bildung einer beſonderen Gruppe für dieſelben angeordnet worden, und hierdurch neben zweckmäßigem Arrangement die Ausſtellung gegen mäßige Koſten möglich. Alle Anfragen bez. Ausſtellung in dieſer Gruppe beliebe man zu adreſſiren 3: 3a Deutſches Comité der Weltausftellung Antwerpen, Avenue des Arts 89. En Fangrilen für Raubzeug ce dn . Reichlich illuſtr. Preisliſte gegen Beiſchluß einer 10 Pfg.⸗Marke. Broſchüre 225 Seiten ſtark über die Anweiſung zum Fang des Raubzeuges franco gegen Zuſendung von 2.M 70 4 Goldene Medaille des 10h Adolph Pieper, Moers am Rhein. deutſchen Jagdſchutzvereins. EN Embr. Eier von Forelle und Saibling c.; hochrac. Brut und Setzlinge von Spiegel⸗ und Lederkarpfen; Goldorfen, Goldſchleihen, Gold⸗ fiſche, Schleihen :c., beſte Qual., billigſt. Preis, gibt ab, ſendet Preisliſten und gibt Auskunft darüber das Fiſchgut Seewieſe bei Gemünden a/ M. (Bayern). le ME Mngebrüfefe Jorellen-Eier SE 1000 Stück um Mark 5.— 50,000 Stück um Mark 200.— 1 „ „ 48.— 100,000 „ „ „ 350.— D „, „ 90.— verkauft ineluſive Emballage ab hieſiger Poſtſtation gegen Nachnahme die 10g Graf Pälffy’sche Centralbuchhaltung Szomoläny, Preßburger Comitat, Ungarn. Reine geflichte Wäſche mehr! Es iſt mir gelungen, einen Apparat zu conſtruiren, mittelſt welchem man bei aller ſchadhaften Wäſche ꝛc. den Schaden mit der Nähmaſchine ſchnell und ſo ſchön zuweben kann, daß man hievon nicht das Mindeſte bemerkt. — Dieſer Apparat iſt an jeder Nähmaſchine, gleichviel welchen Syſtems, anzubringen und nach der ihm beigegebenen Anweiſung fo leicht zu gebrauchen, daß ſelbſt im Maſchinnähen Minder⸗ geübte ſofort den gewünſchten Erfolg erzielen. Preis M 1.50 bis , 2.50 per Nachnahme, bei Voreinſendung des Betrages (auch in Briefmarken aller Länder) Zuſendung franco. 121 G. Grasser, Sraz, Maigaſſe 15 (Steiermark). Angebrütete Jorelleneier circa 600,000 per Februar und Mörz abzugeben. 20 Forellen-Zucht-Anſtalt Kleinoſtheim (Bayern). Soeben iſt erſchienen: Die Landesſiſchereiordnung für das ⸗Künigreich Bayern vom 4. Oktober 1884. Mit Erläuterungen von Dr. Julius Staudinger, hal. bayer. Dberklandesgeridfsrath in München, z. Zt. II. Dorkand des Bayer. Tandesſiſchereivereins, Ehrenmitglied des Deutſchen Fiſchereivereins. — 11 Bogen. 8. Kartonnirt 2 M —= Der vorliegende Kommentar zur bayer. Landesfiſchereiordnung aus der zu einer ſolchen Arbeit wohl berufenſten Feder dürfte den Gegenſtand ſowohl juriſtiſch als wirthſchaftlich geradezu erſchöpfen. Wir glauben denſelben dem verehrlichen ſiſcherei⸗ ausübenden Publikum und den löblichen Fiſchereivereinen, wie den Herren Ver⸗ waltungsbeamten, Richtern, Staats⸗ und Rechtsanwälten gleichermaſſen empfehlen zu dürfen, und fügen nur noch hinzu, daß die Hingebung an die Sache, welche den Herrn Verfaſſer bei dieſer Arbeit leitete, die Lektüre des kleinen Buches geradezu genuß— reich zu machen geeignet iſt. 30 Verlag der C. B. Beck'ſchen Buchhandlung in Nördlingen. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. Julius Staudinger in München. Kgl. Hof-⸗Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel zu beziehen durch Chriſtian Kaiſer in München. Die nächſte Nummer erſcheint am 1. Februar 1885. Bayeriſche Fiſcherei-Zeitung. e ee . Inſerate die zweiſpaltige Petitzeile Wehler ellen geen Allgemeines Organ a de bett Buchhandlungen. 8 Münden Blumenſtr. 17/3. für die Geſammkinkereſſen dev Filderer, ſowie für die Beſtrebungen dev Kiſchereivereine. In Verbindung mit Tachmännern Deutſchlands, Heſterreich-Ungarns und der Schweiß herausgegeben vom Bayerifhen Tiſchereiverein. Nr. 4. //, München, 1. Februar 1885. X. Jahrg. K. SN Inhalt: I. Internationale Fiſchereiconferenz in Wien 1884. — II. Ueber Teichbau und Teich wirthſchaft. — III. Circulare des deutſchen Fiſcherei-Vereines. — IV. Ueber Behandlung und Aufbewahrung getödteter Fiſche zu Verbrauchszwecken. — V. Ueber Zuſammenſetzung und Anwendung natürlicher und künſtlicher Fiſchnahrune. — VI. Vereinsnachrichten. — VII. Vermiſchte Mittheilungen. — VIII. Fiſcherei- und Fiſchmarktberichte. — Inſerate. I. Internationale Jiſchereiconferenz in Wien 1884. (Fortſetzung). Das nächſte Referat traf in der Reihenfolge den öſterreichiſchen Fiſcherei— Verein in Wien als Vertreter Niederöſterreichs. Dieſes Referat hatte Herr Dr. Steindachner, k. k. Regierungsrath und Director des k. k. zoologiſchen Hof— muſeums in Wien übernommen. Bei der hochragenden wiſſenſchaftlichen Bedeutung dieſes weitgeſchätzten Ichthyologen werden es unſere freundlichen Leſer begreiflich finden und uns zu Dank halten, wenn wir gerade dieſes auch ſachlich reiches Intereſſe bietende Referat möglichſt ungekürzt nachſtehend reproduziren. Herr Dr. Steindachner erörterte namentlich Folgendes: Im großen Ganzen verſchlimmern ſich zuſehends die Verhältniſſe für den Fiſchbeſtand im Kronlande Oeſterreich unter der Enns in den letzten Jahrzehnten. Ein gewaltiger Strom, die Donau, läuft wohl durch unſer Kronland, ſpaltet ſich häufig in mehr oder minder zahlreiche Arme, gewaltige Auen und Ausſtände umſchließend, und trennt unſere engere Heimath in zwei nahezu gleiche Hälften ab, eine nördliche und eine ſüdliche. Schöne, mächtige Gebirgswäſſer eilen von Seite der Alpen dem Hauptſtrome zu und aus Mähren herabfließend bildet die March, einer der bedeutendſten Nebenflüſſe der Donau in einer Länge von mehr als zehn Meilen langſam dahinfließend, die Grenze nach Ungarn. Der öſtlichſte Theil der Donau innerhalb unſeres Kronlandes iſt durch die Regulirung des Strombettes und häufige Baggerung des neuen Strombettes für die Entwickelung eines reichen Fiſchbeſtandes ungünſtig, da die alten Laichplätze theilweiſe zerſtört und die angrenzenden, derzeit noch fiſchreichen Altwäſſer überdies vom Hauptſtrome abgedämmt wurden; auch auf das Aufſteigen der Wanderfiſche, insbeſondere der Störarten, deren Zahl ſich übrigens ſchon ſeit einem halben Jahrhundert durch ſpäter zu erwähnende Uebelſtände in auffallender Weiſe vermindert hat, dürfte die Donauregulirung einen nichts weniger als günſtigen Einfluß ausgeübt haben. Ueberhaupt übt die aus Mangel genügender Aufſichtsorgane noch vielfach betriebene Raubfiſcherei einen höchſt nachtheiligen Einfluß auf den Fiſchbeſtand der Donau aus. Die zahlreichen Nebenarme der Donau ſind derzeit fiſcharm, obwohl bei gehöriger Schonung zur Laichzeit und bei rationellem Fiſchereibetrieb eben dieſe Nebenarme einen enormen Reichthum an Fiſchen, insbeſondere an Schillen und Hechten, aufweiſen könnten, wie einige wenige, ſeit neueſter Zeit gut bewirthſchaftete Theile beweiſen. Bei eintretendem Hoch⸗ waſſer überſchwemmt die Donau in den Niederungen weite Landſtrecken, ſchafft ſich neue Arme, und ändert zuweilen ſelbſt den Lauf der Hauptrinnſaale mehr oder minder bedeutend ab. Nach Rücktritt der Gewäſſer in das normale Bett bleiben zahlreiche, nicht ſelten umfangreiche Ausſtände und todte Arme zurück, die von kleineren und größeren Fiſchen wimmeln. Letztere werden von Berechtigten oder Unberechtigten abgefangen, erſtere gehen entweder in Folge allmälicher Waſſerverdunſtung und Verſickerung im Sommer und Herbſte zu Grunde, oder ſterben im Winter durch Einfrieren des Waſſers bis auf den Grund ab. Nicht ſelten werden von den Fiſchereiberechtigten ſelbſt derartige Ausſtände und Arme mit engmaſchigen Netzen total ausgeſiſcht uud die zahlloſen kleinen Fiſche als unverwerthbar an's Land geworfen, ſtatt in den Strom ſo weit als möglich lebend zurückverſetzt zu werden. In Folge dieſer Uebelſtände kann die Donau innerhalb der Grenzen Niederöſterreichs derzeit nur zu den minder reichen und erträglichen Fiſchgewäſſern gezählt werden, obwohl ſie bei rationeller Bewirthſchaftung trotz theilweiſer Regulirung in Folge der überaus günſtigen natürlichen Verhältniſſe zu den beſten und ergiebigſten gerechnet werden könnte. In der näheren und weiteren Umgebung Wiens vernichten oder ſchädigen zahlreiche Fabriksanlagen den Fiſchbeſtand in den Gebirgswäſſern in der empfindlichſten Weiſe, da letztere in die traurige Nothwendigkeit verſetzt werden, alle die giftigen Abwäſſer aufzunehmen, welche die Fabriken entleeren. So kommt es, daß die einſt jo äſchen- und forellenxeichen Gebirgsbäche der ſüdlichen Hälfte Niederöſterreichs bald nach ihrem Urſprunge meilenweit ſich enwölkern, und daß ferner die mühevollen und koſtſpieligen Verſuche, verarmte Gebirgs— wäſſer mit Edelfiſchen zu beſetzen, nicht ſelten im Laufe weniger Stunden zunichte werden. Und um das Maß des Unheils voll zu machen, kommen in jenen Gebirgsgegenden, wo noch Edelſiſche in mäßiger Zahl in den Bächen ſich vorfinden oder künſtlich gezogen und gepflegt werden, wegen Mangel an Aufſichtsorganen und ſtrenger, leicht durchführbarer Geſetzes— verordnungen Fiſchdiebſtähle jo häufig vor, daß den wenigen Freunden der Piseicultur wohl bald alle Luſt zu weiteren Unternehmungen ſchwinden muß. In anderen Gebirgs— büchen bilden Wehre unüberſteigliche Hinderniſſe für die weiteren oder kürzeren Wanderungen der Edelfiſche zu paſſenden Laichplätzen. Innerhalb der Grenzen Niederöſterreichs kommen im Stromgebiete der Donau, in welches nur zwei kleine Seen fallen und von denen der etwas größere Erlaf-See auch der Steiermark angehört, circa fünfzig Fiſcharten vor. Von dieſen find in national-ökonomiſcher Beziehung Schill, Hecht, Karpf, Aeſche, Forelle, Huchen, Wels und Sterlet die bedeutendſten. Seeforellen und Saiblinge kommen nur im kleinen Lunzer- und Erlaf-See vor und dürften bei der bereits begonnenen rationellen Bewirthſchaftung und Pflege dieſer Seen für die Zukunft bedeutungsvoll werden. Den Barſch finde ich gleich der Aalrutte und dem Welſe wenigſtens auf dem Fiſchmarkte zu Wien (aus niederöſterreichiſchen Gewäſſern) ſtets nur in ſehr geringer Anzahl vor, und werden dieſe bei längerer Andauer der gegenwärtigen Verhältniſſe in wenigen Jahren innerhalb der Grenzen Niederöſterreichs zu den ſeltenſten Gäſten gehören. Ebenſo verhält es ſich mit dem Karpfen, der gegenwärtig für den Wiener Markt ausſchließlich aus den böhmiſchen Teichen, dem Neuſiedler- und Plattenſee bezogen wird. e Ein gleiches Schickſal ſteht ferner dem in Wien jo hochgeſchätzten Donauſchill bevor. Während nämlich der Bedarf an dieſer Art vor wenigen Jahren zum großen Theile und ohne viele Schwierigkeit von den Wiener Fiſchhändlern aus der Donau und March gedeckt werden konnte, müſſen in neueſter Zeit dieſe Fiſche faſt ausſchließlich aus dem Plattenſee und dem ungariſchen Theil der Donau bezogen werden. Dasſelbe gilt endlich in noch höherem Grade von dem Sterlet, der z. B. in den letzteren Jahren ſelbſt in der unteren Donau nur mehr in mäßiger Zahl gefiſcht wurde. An die genannten Arten reiht ſich dem Werthe nach Karauſche, Barbe, Schleihe, Brachſe und Schied an. Auch bei dieſen Arten zeigt ſich in unſerem Kronlande eine bedeutende Abnahme an Individuen, ſo insbeſondere bei Barben und Schleihen, und der größere Theil der auf dem Wiener Fiſchmarkte verkauften Exemplare ſtammt aus Ober— öſterreich und Ungarn. Die Donau iſt vor allen Strömen Mitteleuropas ausgezeichnet durch das Vorkommen des Huchens, der im Stromgebiete der Donau die Stelle des Lachſes vertritt, und durch das regelmäßige Aufſteigen mehrerer koſtbaren Störarten aus den Küſtentheilen des ( Schwarzen Meeres zur Laichzeit. Bezüglich des Sterlets wird in neuerer Zeit mit Beſtimmtheit 51 behauptet, daß er ſich das ganze Jahr hindurch in der Donau aufhalte, und nur zur Laichzeit, ähnlich wie der Huchen, Wanderungen zu paſſenden Laichplätzen unternehme. Der Huchen, welcher ein Gewicht bis zu 100 Pfund erreichen kann, ſteigt, wie bekannt, zur Laichzeit aus dem Hauptſtrome und den großen Nebenflüſſen in die kleineren Gebirgs— flüſſe auf. In Niederöſterreich findet man ihn zur Laichzeit hauptſächlich in der Bielach und Traiſen. Da früher gar keine Schonzeit und kein Minimalmaß für den Fang des Huchens normirt war und auch auf die Erhaltung der Futterfiſche kein Gewicht gelegt wurde, hat ſich wenigſtens in unſerem Kronlande die Zahl der Huchen ſehr veringert, und große Exemplare derſelben gehören in Niederöſterreich wohl zu den Seltenheiten erſten Ranges. Auch hindern gegenwärtig in der Traiſen einige Wehre den Huchen im Aufſteigen zu den Laichplätzen. Im Schwarzen Meere kommen nicht weniger als ſieben Stör-Arten vor, nämlich der Sterlet (Acipenser ruthenus Lin.), der Glattdick (Ac. glaber Heck), der Scherg, auch Schirk oder Donauforelle genannt (Ae. stellatus Pall.), der Dick (A. schypa Güld.), der Waxdick (A. Güldenstädtii Brandt), der Haufen, der größte aller Sturionen des Schwarzen und Kaſpiſchen Meeres (Ac. huso Lin.) Eine ſiebente, von Heckel und Kner angeführte Art, Ac. Gmelini Heck & Fitz. wird in neuerer Zeit von mehreren Ichthyologen nur als eine Abart von Ac. ruthenus gedeutet, übertrifft den Sterlet nur wenig an Größe und hält in der Form des Kopfes die Mitte zwiſchen letzterem und dem Glattdick, während er in der Lippenbildung völlig mit dem Sterlet übereinſtimmt. Von dieſen 7 (6) Arten erreicht der Sterlet wohl die geringſte Größe, dringt aber am weiteſten in die Donau vor und iſt zugleich geſchätzter als die übrigen genannten Arten. In früheren Jahren waren Sterlete in der Donau zwiſchen Preßburg und Linz zu gewiſſen Zeiten ſehr gemein, gegenwärtig hat der Fang derſelben innerhalb der Grenzen unſeres Kronlandes ſowie auch in Oberungarn enorm abgenommen und man findet derzeit nur ſelten Exemplare von 2 bis 2 ½ Kilogramm im Gewicht am Wiener Markte, die höchſt wahrſcheinlich aus Ungarn importirt wurden, wie denn überhaupt das Hauptquantum der Sterlete für den Bedarf von Wien aus Ungarn bezogen wird. Von den übrigen Stören der Donau berichten Heckel und Kner in ihrem muſter— giltigen Werke über die Fiſche der öſterreichiſchen Monarchie (1858), daß der Glattdick, Waxdick ſehr ſelten, der Scherg ſelten über Komorn nach dem öſterreichiſchen Theile der Donau ſteige. Ich habe ſeit dem Jahre 1860 ſtets zur Zeit des Störfanges die ſorg— fältigſten Nachforſchungen über einen etwaigen Fang dieſer Arten in dem niederöſterreichiſchen Antheile der Donau bei den Fiſchern angeſtellt und den Fiſchmarkt durchſtöbert, aber nicht einmal einen Scherg, Dick oder Waxdick geſehen oder erhalten können, der weſtlich von Preßburg gefangen worden wäre, dagegen erhielt ich einige wenigemale den Glartdic in kleinen Exemplaren. Der Scherg gehört derzeit ſelbſt in der unteren Donau (zwiſchen dem Eiſernen Thor und Peſt) zu den größeren Seltenheiten. Bezüglich des Hauſens führen Heckel und Kner J. e. an, daß er in früheren Jahren auch ſchaarenweiſe bis nach Niederöſterreich gezogen ſei, in neuerer Zeit aber bedeutend abgenommen habe und ſich jetzt (1850 bis 1856) nur ſelten über Preßburg herauf verliere, was auch für die letzten 30 Jahre volle Giltigkeit hat, da man von Jahr zu Jahr kaum einmal von dem Fange eines Hauſens zwiſchen Wien und Preßburg hört. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts dagegen waren die Störe (im weiteren Sinne des Wortes), die ſich in ganz enormer Weiſe vermehren, in Ungarn überaus häufig und eine überreiche Einnahmsquelle für das Land, da Exemplare von 700 bis 800 Pfund im Gewichte leicht gefangen werden konnten. Noch zwiſchen den Jahren 1830 und 1840 waren nach Heckel und Kner an manchen Markttagen in Wien 10 bis 15 Stücke von 200 bis 400, ſelten von nur 100 Pfund zu ſehen. In der Neuzeit kommen höchſtens zu Weihnachten und Oſtern 2 bis 3 Hauſen und Dick von 100 bis 200 Pfund und einige kleine Dick zwiſchen 20 und 40 Pfund im Gewicht auf den Wiener Markt. In dem von der Stadt Wien publicirten Ausweiſe über die in den Jahren 1880 bis 1882 auf den hieſigen Markt zugeführten Fiſche wird nur im Jahre 1880 der Verkauf von 60 Kilogramm Dick im Preiſe von 1 fl. 60 kr. bis 1 fl. 80 kr. per Kilogramm angeführt (nebenbei ſei noch erwähnt, daß, während im Jahre 1880 noch Barſche im Geſammtgewicht von 4579 Kilogramm nach Wien gebracht wurden, im Jahre 1882 nur 417 Kilogramm Barſche zu Markt kamen,). Schon Heckel und Kner bemerken 1, e., daß die Urſache der enormen Abnahme der Störe in der Donau an Größe und Zahl theils in der Vervollkommnung der Fangmethoden, theils aber insbeſondere in dem Umſtande zu ſuchen ſei, daß man gerade zur Laichzeit die meiſten Verheerungen unter ihnen anrichte. Beide Uebelſtände mögen insbeſondere in den unteren Donaugegenden d. i. außerhalb der Grenzen der öſterreichiſch-ungariſchen Monarchie, in noch höherem Grade herrſchen als innerhalb derſelben; hierzu kommt jedoch als ſchäd— lichſter Factor, wie ich glaube, die Zerſtörung der Laichplätze in Folge der fortſchreitenden Cultur (durch die Regulirung der Flußläufe, durch die Dampf- und Kettenſchifffahrt ıc.) und vielleicht auch durch die zahlreichen Hochwäſſer in der Laichperiode. Um die Störarten dem Donaugebiete dauernd und in genügender Individuenzahl zu erhalten, iſt es unumgänglich nothwendig, daß in kürzeſter Friſt im ganzen Laufe des Stromes der Fang der Störarten geſetzlich geregelt und in rationeller Weiſe eingeſchränkt, 52 daß beſonderes Gewicht auf Erhaltung und Vermehrung der Laichplätze, jo weit es nur die Verhältniſſe erlauben, gelegt werde, und daß endlich die Fiſchzuchtanſtalten in den Donau— ſtaaten ihr Hauptaugenmerk auf die künſtliche Zucht eben dieſer Arten, insbeſondere des Sterletes, richten. Von den beiden Grenzflüſſen des Kronlandes Niederöſterreich gegen Ungarn iſt die March wegen ihrer Größe und ihres Reichthums an Karpfen, Hechten und Schillen, ins— beſondere in dem der Donau zunächſt gelegenen Theile (mit großen Ausſtänden und Neben— armen) von Bedeutung. Um den Fiſchbeſtand in dieſem großen Nebenfluß zu erhalten und möglichſt zu heben, bedarf es zum rationellen Fiſchereibetriebe gemeinſamer Geſetze und Verfügungen in den beiden Uferländern; dasſelbe gilt auch für die Leitha, wenngleich der untere Lauf derſelben an Reichthum von Fiſchen mit der March keinen Vergleich aushält. In voller Würdigung der national-ökonomiſchen Bedeutung der Fiſche und deren Zucht iſt ſeit dem Jahre 1880 die Regierung bemüht, auf dem Wege der Geſetzgebung der Schädigung des Fiſchereibeſtandes im ganzen Reiche zu ſteuern und faſt in jedem Lande wurden auf Grundlage eines proviſoriſchen Fiſchereigeſetzes Maßregeln zur Hebung der Fiſcherei in den Binnengewäſſern den localen Bedürfniſſen entſprechend getroffen. Es iſt ſelbſtverſtändlich weder meine Aufgabe, noch meine Abſicht, über die von den einzelnen Kronländern verfügten diesbezüglichen Maßregeln eine Kritik zu üben, doch möchte ich mir erlauben, an dieſer Stelle einige Punkte hervorzuheben, die mit Bezug auf Hebung des Fiſchereiweſens in allen ſeinen Theilen von allgemeiner Bedeutung ſind. Die Laichzeit der Fiſche bildet ſelbſtverſtändlich die Baſis des Schongebotes, erſtere variirt aber 1. nach den Temperaturverhältniſſen der einzelnen Jahre überhaupt ſehr bedeutend, 2. eine und dieſelbe Fiſchart laicht in wärmeren Gewäſſern früher als in kälteren oder umgekehrt (3. B. die Forelle), und 3. variirt die Größe der Fiſche nach dem Aufenthalte in kälteren und wärmeren Gewäſſern, ſowie nach der Reichhaltigkeit oder Armuth an Nahrung. In letzterer Beziehung verweiſe ich nur auf die geringe Größe der Forellen und Saiblinge in den höchſten, kalten Gebirgsſeen unſerer Kronländer. Hieraus ergibt ſich als nothwendige Folge, daß die Aufſtellung einer gemeinſamen Schonzeit und die Angabe eines Minimalmaßes für eine und dieſelbe Fiſchart in einem Kronlande oder einer größeren Provinz, die Hochgebirge und Ebenen umſchließt, zur Hebung des Fiſchbeſtandes nur wenig beiträgt, ja letzterem hinderlich entgegentreten kann.“) Gewiſſe werthvolle Fiſche können in beſtimmten Gewäſſern der Entwicklung anderer noch geſchätzterer Arten hinderlich ſein (ſo z. B. Hechte, Barſche und Aalrutten der Vermeh— rung der Salmoniden, insbeſondere der Renken, Forellen), bedürfen daher in manchen Localitäten keiner Schonung in der Laichzeit, und werden in dieſer am leichteſten ausgefiſcht. ““) In dieſem Falle aber den Verkauf (ſelbſtverſtändlich unter gewiſſen Vorſichts⸗ maßregeln) der mit geſetzlicher Bewilligung zur Schonzeit eingefangenen Fiſche nicht geſtatten zu wollen, ließe ſich kaum rechtfertigen. Währeud in den öſterreichiſchen Fiſchereigeſetzen und Verordnungen Schonzeiten und Minimalmaße für einzelne Fiſcharten angeordnet ſind, vermißt man Geſetze zum Schutze und zur Vermehrung des geſammten Fiſchbeſtandes in den Altwäſſern, was insbeſondere für Niederöſterreich in Folge der Regulirung des Danauſtromes, die über kurz oder lang weiter nach Weſten wie auch nach Oſten ausgedehnt werden ſoll, von höchſter Wichtigkeit iſt. Die Altwäſſer find ja die vortrefflich ſten Plätze für raſche, natürliche Ver— mehrung und Aufzucht der Fiſche (ohne große Mühe und Koſten), ſie ſind natürliche Zuchtte iche, müſſen daher ſtets mit dem Hauptſtrome in offener Verbindung gehalten werden. Ebenſo fehlt es derzeit an hinlänglich kräftigem, raſchem, leicht durchführbarem Rechtsſchutz 1. zur Hintanhaltung der Einleitung der ſchädlichen Abwäſſer der Fabriksanlagen in die Bäche und Flüſſe, zumal derzeit in Folge der Kenntniß einfacher Filtrirmethoden und chemiſcher Proceſſe die giftige Wirkung der Ausgüſſe mit geringen Koſten neutraliſirt und die Abwäſſer ſelbſt zu Gunſten der Fabriksbeſitzer verwerthet werden könnten, und 2. zur Verhinderung des Fiſchdiebſtahles. Zur kräftigen Verhinderung der Raubfiſcherei, die von Seite der Fiſchereiberechtigten zum Nachtheile des Fiſchbeſtandes nur zu häufig ausgeübt wird, bedarf es der Bildung von Fiſcherei-Vereinen (auf geſetzlicher Baſis) oder der Bildung von Genoſſenſchaften zum gemeinſchaftlichen rationellen Betriebe der Fiſcherei, ſowie endlich der Creirung von Aufſichts— organen, denen die ſtrenge Ueberwachung der geſetzlichen Vorſchriften mit Bezug auf Schon— zeiten, Fangmethoden und Berechtigung zum Fiſchfang obliegt. Endlich müſſen die Hinderniſſe, welche den Wanderfiſchen auf ihrem Zuge zu den Laich— plätzen im Wege ſtehen, durch Errichtung von Fiſchleitern oder Fiſchpäſſen beſeitigt werden. ) In der neuen bayeriſchen Landes-Fiſcherei-Ordnung vom 4. Okt. 1884 find die oben erwähnten Verhältniſſe namentlich bezüglich der Schonzeit und des Minimalmaßes der Forelle, welche von den Flußfiſchen für Gebirgsgegenden hauptſächlich in Betracht kommt, durch Zulaſſung territo⸗ rieller Ausnahmen von der allgemeinen Schonzeit und dem allgemeinen Minimalmaße berüd- ſichtigt. Vgl. daſelbſt $ 1 und 55. Die Red. ) Von ähnlichen Erwägungen iſt auch die bayeriſche Landes-Fiſcherei-Ordnung am 4. Okt. 1884 5 1 Abſ. 4, § 4 Abſ. 2 ausgegangen. Die Red. I: Anknüpfend an dieſes Referat brachte der öſterreichiſche Fiſcherei-Verein folgende zunächſt auf eine Vorlage an die k. k. öſterreichiſch-ungariſche Regierung allein berechnete Anträge ein: I. Das hohe k. k. Ackerbauminiſterium werde gebeten, dahin zu wirken, daß im Ein— vernehmen mit der hohen k. ungariſchen Regierung gleichlautende Geſetze gegen die ſchädliche Verunreinigung der Gewäſſer durch die Abflüſſe der gewerblichen Anlagen in kürzeſter Friſt geſchaffen werden. II III. Die hohe k. k. Regierung werde gebeten, an Stelle der bisherigen, proviſoriſchen Maßregeln zur Hebung der Fiſcherei in den Binnengewäſſern definitive Fiſchereigeſetze zu erlaſſen, in welchen weſentlich auf die Regelung der Fiſchereirechte, auf Bildung möglichſt großer Fiſcherei-Reviere, Feſtſtellung geeigneter Schonzeiten, Anlegung von Fiſchleitern oder Fiſchpäſſen und Schutzgittern bei Wehren und Turbinenanlagen, und insbeſondere auf Beſtellung hinlänglicher Aufſichtsorgane und Fiſcherei-Inſpectoren Rückſicht zu nehmen wäre. Die hohe Regierung werde gebeten, Verfügungen zu treffen, daß bei den bevor— ſtehenden Regulirungen der Donau und deren Nebenflüſſe in Niederöſterreich auf Erhaltung und Vermehrung des Fiſchbeſtandes gebührende Rückſicht genommen und die Altwäſſer mit dem Hauptſtrome ſtromabwärts in offener Verbindung gehalten werden, um das Aufſteigen der Fiſche zu ihren Laichplätzen zu ermöglichen. „Bezüglich der Grenzflüſſe March und Leitha werde die hohe Regieruug gebeten im Einvernehmen mit der k. ungariſchen Regierung gleichlautende Beſtimmungen, über Schonzeiten der Fiſche zu den Laichperioden, über die zuläſſigen Fangmethoden und Geräthſchaften und über gemeinſchaftliche, beide Ufer umfaſſende Revierbildung und deren Verpachtung zu treffen. Die hohe Regierung möge zum Schutze des für das geſammte Donaugebiet jo eminent wichtigen Huchens und der aus dem Schwarzen Meere aufſteigenden Störarten dahin wirken, daß im Wege der Vereinbarung mit den betreffenden Uferſtaaten Schonzeiten und Minimalmaße der genannten Fiſcharten feſtgeſetzt werden. (Fortſetzung folgt.) II. Ueber Teichbau und Teichwirtßhſchaft. Von Herrn Profeſſor Dr. B. Benecke in Königsberg. (Fortſetzung.) Der Mönch oder Ständerabfluß (vergl. Fig. 7 und 8) iſt jedenfalls die vorzüglichſte Abflußvorrichtung. Wie beim Zapfenabfluß wird ein horizontales Rohr quer durch die Sohle des Dammes hindurch geführt. Daſſelbe kann gemauert ſein, wird aber gewöhnlich 7 , 7 , 7 (A WIR 2 CH, G DT, 7 2 . 2 7 , 2 I CHILE — ,,, ,. WE, 2 2 VAL, ,,,, AAA » »⏑ Ü %c— . ̃7˖⏑— S TTT FFS N NG For ooo \ N n > SSSEIHÄRRN SS AN S | I I N Dee IQ N IFF DD NN SI NN Fig. 7. 54 aus ſtarken eichenen Planken vierfantig angefertigt, auf das ſorgfältigſte gedichtet und ringsum in zähen Lehm oder Thon eingeſtampft. Die Höhe der inneren Oeffnung beträgt gewöhnlich 20—30 Ctm., die Breite bei kleineren Teichen ebenſoviel, bei großen Teichen kann ſie erheblich vergrößert werden, doch müſſen dann zwiſchen Boden- und Deckplanken hin und wieder kräftige Stützen angebracht werden, um genügende Sicherheit gegen den Erddruck zu gewähren. An dem um einen Meter oder weiter in die Fiſchgrube des Teiches hineinragenden Ende des horizontalen Rohres iſt ein vertikales von gleichem Durchſchnitt befeſtigt, welches etwa um einen Meter über den höchſten Waſſerſtand hinausragt, nöthigen— falls durch kräftige Strebepfeiler geſtützt wird, und deſſen dem Teich zugewandte Seite von oben bis unten offen ſteht. An der Innenſeite der Seitenplanken iſt zunächſt ihrem freien Rande durch Aufnageln je zweier ſtarker Längsleiſten jederſeits ein tiefer und breiter Falz hergeſtellt, in welchen von oben her eine Anzahl gut zugepaßter ſtarker Staubretter von je 15 — 20 Ctm. Höhe eingeſchoben werden können. Dieſe Staubretter werden durch den Druck des Waſſers gegen die innere Leiſte des Falzes angedrückt, welche deshalb ſehr breit, ſtark befeſtigt und ebenſo wie die Anlageflächen der Staubretter und deren obere und untere Ränder ſehr glatt gehobelt ſein müſſen. Im Uebrigen müſſen die Staubretter in dem Falz ſoviel Spielraum haben, daß ein Klemmen nie vorkommen kann und ſie jederzeit leicht entfernt und eingeſetzt werden können. Bei Anwendung breiter Mönche müſſen die Seitenplanken natürlich an der nach dem Teiche gekehrten Seite durch ſtarke Querhölzer feſt mit einander verbunden ſein. Auch muß dann, um ein Durchbiegen der Staubretter in Folge des Waſſerdruckes zu vermeiden, das ſenkrechte Rohr durch eine ſtarke Planke in zwei Hälften getheilt werden, ſodaß die Mitte der Staubretter an dieſer Scheidewand einen feſten Wider— halt findet. In der Mitte jedes Staubrettes wird ein kräftiger Bügel von verzinktem Eiſen aufgeſchraubt, um die Bretter mittelſt eines Hakens leicht heben zu können. Den Stau— brettern eine größere Höhe als 20 Ctm. zu geben, iſt nicht zu empfehlen, da ſie dann ſchwerer zu handhaben ſind und bei Aufnahme eines Brettes das Waſſer mit zu großer Gewalt in den Mönch ſtürzt. Gerade der Umſtand, daß das Waſſer immer an der Ober— fläche, daher mit geringem Drucke abfließt, alſo weder Fiſche durch die Strömung mit fort— geriſſen, noch Grund und Seitenwände des Abflußgrabens beſchädigt werden, iſt einer der Hauptvortheile des Mönches; der andere beſteht darin, daß man mit Hilfe der Staubretter den Waſſerſpiegel leicht bis zu der gewünſchten Höhe heben kann, auf welcher er dann ohne weiteres Zuthun ſich conſtant erhält, da bei genügend weiter Oeffnung des Mönches ſelbſt große, durch heftige Regengüſſe plötzlich zugeführte Waſſermaſſen ſofort abgeleitet werden. Um jede Möglichkeit des Entweichens von Fiſchen auszuſchließen, kann über dem oberſten Stau— brett ein in einen Holzrahmen gefaßtes Gitter von verzinktem Eiſen in den Falz eingeſchoben werden. Gegen unbefugte Hantirung an den Staubrettern ſchützt man ſich am beſten dadurch, daß der Mönch oben durch einen im Charnier beweglichen und mittelſt eines ſtarken Schrauben— bolzens verſchloſſenen Deckel geſperrt wird. Bei den in der Ebene gelegenen Teichen genügen Mönche von entſprechender Weite, auch bei heftigen Regengüſſen und im Frühjahr bei der Schneeſchmelze, zur ſchnellen Ab— leitung des überſchüſſigen Waſſers und zur Erhaltung des normalen Waſſerſtandes. Dagegen müſſen die zwiſchen Bergen oder Hügeln gelegenen oder von öſter anſchwellenden Bächen oder Flüßchen geſpeiſten Teiche, die häufigem Hochwaſſer ausgeſetzt ſind, gegen Ueberfluthung und Beſchädignng der Dämme, die leicht zu Durchbrüchen Anlaß geben, durch Wehre oder Abweiſungsgräben beſonders geſchützt werden. f Die Wehre, Ueberfälle (ſ. Fig. 9, 10) oder Fluthbetten werden gewöhn⸗ lich an dem einen Ende des Teichdammes angelegt, wo derſelbe der geringeren Waſſertiefe halber keinem hohen Drucke ausgeſetzt iſt. Je nach der Größe der Teiche und der Menge des vorausſichtlich abzuleitenden Hochwaſſers erhalten ſie eine Breite von 4— 10 Meter oder noch mehr. Die Wehrkante muß je nach Umſtänden 1/2— 1 Meter tiefer liegen als die Krone des Dammes. Die Böbſchungen, welche man vortheilhaft viel flacher macht, als die des übrigen Dammes, ſtoßen in der Wehrkante dachartig zuſammen und werden mit einem dicht gefugten Bohlenbelage verſehen. Auch die Seitenwände des Wehres müſſen natürlich, um Abſpülungen zu vermeiden, durch feſte Spundwände geſchützt werden. Wird der Damm als Weg benutzt, ſo muß das Wehr überbrückt werden. 55 — Um zu verhindern, daß mit dem Hochwaſſer Fiſche über das Wehr mit fortgehen, wird auf oder vor demſelben ein Rechen angebracht, d. h. ein Gitter von Holz oder verzinkten Eiſenſtäben, welches bei breiten Wehren der Wehrkante parallel läuft, (Figur 9 a) bei ſchmäleren gerne ſpitz— 74 winkelig gegen die Ström⸗ Se, ung geſtellt wird (Fig. 9b), Teich ee Teich um dem Waſſer mehr N Durchflußöffnungen zu 8 bieten und ſich weniger 0 N leicht durch antreibendes 1 Cb I) Sa e DT ſam wird ſolchen Ver— ſtopfungen auch durch 0 M einen ſchwimmenden Balken (ſ. Fig 9 c) oder ein hochkantig geſtelltes Brett begegnet, welche in ſehr ſchräger Stellung zur Strömung vor dem Rechen befeſtigt, die an der Oberfläche herantreibenden Gegen— ſtände auf halten und nach dem Ufer hin— lenken, wo ſolche ſich anhäufen und leicht 5 / entfernt werden können. ——— > 55 ü Wo Teiche von Flüſſen oder größeren anne = Bächen durchſtrömt werden, thut man wohl, an letzteren ſchon vor ihrer Einmündung in den Teich derartige Wehre anzulegen, um das Hochwaſſer und den etwa mitgeführten Schlamm ꝛc. gar nicht erſt in den Teich eintreten zu laſſen. Um das Entweichen von Fiſchen aus dem Teich in den einmündenden Fluß oder Bach zu hindern, muß deſſen Mündung durch einen ebenſo wie an den Wehren ein— gerichteten Rechen oder durch ein Strauchwehr verſperrt werden. Solche Strauchwehre werden von dünnem 1½ bis 2 Meter langem Faſchinenſtrauchwerk aufgeführt, welches in der Richtung der Strömung gelegt wird und den höchſten Waſſerſtand etwa um ½ Meter überragen muß. Auch vor dem Strauchwehr wird zweckmäßig, um Verſtopfungen zu vermeiden, ein ſchwimmender Balken in ſchräger Stellung befeſtigt. Abweiſungsgräben oder Wildgerinne ſind namentlich bei den in Schluchten oder Thälern gelegenen Teichen erforderlich, um das von den Abhängen herabſtürzende Schnee— und Regenwaſſer, welches Sand, Geröll ꝛc. mit ſich führt und die Teiche verſchlammen oder verſanden würde, abzufangen und fortzuleiten. Dieſelben werden alſo im Allgemeinen den Rändern der Thalmulde und des Teiches parallel zu führen ſein und müſſen breit und tief genug ſein und die erforderliche Vorfluth haben, um die erfahrungsgemäß zu erwartenden Waſſermaſſen zu faſſen und ſchnell abzuführen. Auch zum Abfangen ſchädlicher Zuflüſſe aus Flachsröſten oder Gerbereien, Färbereien und anderen induſtriellen Anlagen können Abweiſegräben erforderlich ſein. (Fortſetzung folgt.) — Miet em- Anmut lm Fig. 9. Fig. 10. III. Circulare des deutſchen Jiſcherei-Vereins. In den letzten Monaten des verwichenen Jahres hat der deutſche Fiſcherei-Verein noch vier Circulare Nr. 5, 6, 7 und 8 ausgegeben, über deren, wie immer, werthvollen Inhalt wir unſeren freundlichen Leſern noch einige Andeutungen ſchulden. Abgeſehen von einer Fülle kleinerer Mittheilungen, ſowie von größeren Artikeln aus dem Gebiete der Seefiſcherei, der Auſternzucht ꝛc. ıc. haben wir aus dem Inhalte der Cirkulare 56 5 bis 8 für das Gebiet der Fiſcherei und Fiſchzucht in Binnengewäſſern hauptſächlich folgende größere Arbeiten zu verzeichnen: 1) Herrn Max von der Borne's mit bekannter Gründlichkeit und Sachkenntniß bearbeiteter mühſamer Bericht über die Verwendung der durch den deutſchen Fiſcherei-Verein im Betriebsjahre 1883/84 vertheilten Fiſcheier und über Erfolge, welche das Aus— ſetzen von Fiſchbrut gehabt hat *); 2) Herrn von der Borne's Aufſatz: „Tod den Ottern“ — eine nutzbare Anregung und Anleitung zur Vertilgung dieſer gefährlichſten Fiſchfeinde“ ); 3) Herrn Profeſſor Dr. Bene des hochintereſſanter Bericht über die Londoner inter— nationale Fiſchereiausſtellung von 1883; 4) Mittheilungen über die Krebspeſtfrage von Herrn Dr. T. Hilgendorf von Berlin; 5) mit gewohnter Hingebung geſchriebene Arbeiten des Herrn Frhrn. v. d. Wengen in Freiburg, nämlich ein Bericht über die im Jahre 1884 ſtattgehabte Beſetzung des Emsgebietes und der Werra mit Lachs und Meerforellenbrut, ſowie ein weiterer Bericht über die Lachsfiſcherei des Emsgebiets während 1883/84. Wir empfehlen alle dieſe Publicationen zu emſiger Durchforſchung. Des Nutzbaren und Belehrenden iſt gar viel darin enthalten. IV. Aeber Behandlung und Aufbewahrung getödteter Jiſche zu Verbrauchszwecken. 1) Etwas für den Handel. Schon wiederholt haben wir im Anſchluſſe an die bezüglichen verdienſtvollen Arbeiten und Beſtrebungen des Herrn Profeſſor Dr. Benecke in Königsberg darauf aufmerkſam gemacht, wie ſehr ſich ein verbeſſertes Verfahren in der Conſervirung der Fiſche durch Kälte empfiehlt. Neneſtens geſchah dies Nr. 23 Seite 271 unſeres vorigen Jahrgangs. In dem jüngſten Hefte der Berichte des oſtpreußiſchen Fiſcherei-Vereins macht Herr Profeſſor Dr. Benecke über das Kühlungsverfahren, hauptſächlich in Anwendung auf Fiſche, weiterhin folgende, für die weiteſten Kreiſe intereſſanten und beherzigenswerthen Mittheilungen. Zur Kühlung der Vorrathsräume wird in Amerika nicht Eis gebraucht, ſondern man wendet dazu Kältemaſchinen der bekannten mit Luftexpanſion, Ammoniak oder Aether arbeitenden Syſteme an, durch welche die Luft der Vorrathskammern fortwährend circulirt. Man hat ähnliche Maſchinen neuerdings auf den großen Transportdampfern aufgeſtellt, welche regelmäßig ungeheure Mengen friſchen Fleiſches aus Amerika und Auſtralien nach England befördern, und in den Londoner Docks ſind große in gleicher Weiſe gekühlte Räume hergeſtellt, in denen gleichzeitig etwa auſtraliſche 100 000 Hammel beliebig lange friſch erhalten werden können. Aehnliche Einrichtungen ſind von einer großen Schweineerportfirma in Hamburg getroffen, und bei dem Bau von Markthallen werden dieſelben in Kurzem in allen Großſtädten ſich einführen. Wie ſegensreich ſolche Vorrathsräume wirken können, begreift man, wenn man ſieht, wie bei den großen Heringsfängen des letzten Jahres tauſende von Tonnen ſchöner Fiſche fortgeworfen werden mußten, weil ſie nicht ſchnell genug geſalzen werden konnten. Für die Hebung des Seefiſchhandels iu Deutſchland iſt die Anlage ſolcher Kältehäuſer in den Hafenſtädten eine unumgängliche Nothwendigkeit, auch die großen Fiſchhändler des Binnen— landes werden nicht umhin können, kleinere Vorrathsräume dieſer Art anzulegen, in denen die Fiſche unendlich viel beſſer erhalten werden als in den gewöhnlichen Eisſchränken. In Hull iſt ſoeben von Mr. W. P. Engliſch ein für den öffentlichen Gebrauch beſtimmtes Kältehaus eröffnet, in welchem die kleineren Händler ihre Fiſche gegen ein angemeſſenes 8 aufheben laſſen können. Mit Rückſicht auf die vorausſichtlich überaus große Betheiligung . ir kommen darauf noch eigens demnächſt zurück! Die Red. Der deutſche Fiſcherei-Verein gibt davon gegen Sendung von Freimarken Sonderabdrücke zum Selbſtkoſtenpreiſe von 6 Pfg. für das Stück, worauf wir eigens aufmerkſam gemacht haben wollen. 57 ift die Anlage zur Aufnahme von 8000 Gentnern Fiſche eingerichtet. Ein derartiges Vor— gehen, welches es auch dem kleinſten Händler ermöglicht, viel billiger und beſſer als mit Anwendung von Eis ſeine Waare vor dem Verderben zu ſchützen, dürfte auch bei uns ſich als ſehr lohnend erweiſen. Hoffentlich kommen auch die Bahnverwaltungen der Hebung des Fiſchconſums durch Einführung praktiſcher Kühlwagen zu Hilfe, in denen die Fiſche ohne eigene Eisverpackung verſandt werden können. Die Swanſea-Waggon-Company in England baut nach Knott's „Patent Dry Air Syſtem“ billige, auf mehreren Ausſtellungen durch höchſte Preiſe ausge— zeichnete Waggons, die durch dicke, mit ſchlechten Wärmeleitern gefütterte Wände gegen die äußere Wärme geſchützt, hermetiſch verſchloſſen werden, und deren Luftmaſſe fortwährend von einem durch eine Radaxe bewegten Ventilator durch Röhren getrieben wird, welche von einer Kältemiſchung umgeben ſind. In ſolchen Waggons hat ſich friſches Fleiſch im heißen Sommer volle elf Tage in beſtem Zuſtande erhalten laſſen. 2) Etwas für den Sport. C. H. Es iſt eine von den Freunden des Angelſports längſt anerkannte Thatſache, daß man die gefangenen Fiſche dann am Friſcheſten nach Hauſe bringt, wenn man ſie gleich nach dem Fang ausnimmt und in trockene Tücher einſchlägt. Dieſes Verfahren genügt auch für das ganze Jahr mit Ausnahme der Sommermonate, wenn die größte Hitze herrſcht. Bei den gefangenen Aeſchen beſonders löſen ſich dann ſchon nach mehreren Stunden die Gräten vom Fleiſche los, die Fiſche werden oft ungenießbar oder büßen doch ſehr viel an Wohl— geſchmack ein. Ich habe nun dieſe Conſervirungsmethode mit Vortheil in folgender Weiſe ausgebildet: Statt zweier Handtücher oder Servietten nehme ich jetzt nur ein Handtuch und ein mehrere Meter langes Stück jogen. hydrophilen Verbandſtoffs mit zum Fiſchen. Dieſer Verbandſtoff iſt ein feines, äußerſt ſchmiegſames Gaze, welches ſehr wenig Platz einnimmt und den Vor— theil hat, daß man eine größere Anzahl von Fiſchen jo einwickeln kann, daß feiner den andern direct berührt. Dieſes Gaze wird vor jedesmaliger Benutzung in, eine Borſäure— Löſung (eine Hand voll reine Borſäure auf einen Liter warmes Waſſer) getaucht und dann wieder getrocknet, was bei der Poroſität des Stoffes in relativ kurzer Zeit geſchehen iſt. Die gefangenen Fiſche werden bald nach dem Fange partienweiſe ausgenommen (bei großer Hitze werden auch die Kiemen ausgeſchnitten), mit Gras oder Blättern gereinigt und aus— gerieben, mit dem Handtuche ſorgfältig ausgetrocknet und dann einzeln in den Gazeſtoff eingeſchlagen. Iſt es ſehr heiß, ſo empfiehlt es ſich, jedem ausgeweideten Fiſche einen kleinen Bauſch Salicylwatte zwiſchen die Bauchlappen zu legen, welcher den letzten Reſt der flüſſigen Abſonderung aufſaugt und unſchädlich macht. Zu Haufe angelangt, werden die in das Gaze gehüllten Fiſche mit Bindfaden zu einem Bündel geſchnürt und dieſes freihängend ſo in der Nähe eines etwas geöffneten Fenſters angebracht, daß die kühle Nachtluft, welche am unteren Theile des Spaltes einſtrömt, als Zugluft beſtändig an dem Bündel vorbeiſtreicht. Am nächſten Tage kann man dann die Fiſche, wenn man in der Wohnung kein ſchattiges, kühles Plätzchen hat, im Keller frei— hängend noch weiter aufheben. Die jo heimgebrachten Fiſche laſſen ſich ſelbſt in den Sommermonaten auf weite Entfernungen verſchicken, ohne daß man befürchten muß, daß ſie ihren Beſtimmungsort in verdorbenem Zuſtande erreichen. Zu dieſem Zwecke werden ſie in friſche, trockene Tücher, welche nur mit etwas pulveriſirter Borſäure eingeſtreut werden, jeder für ſich eingewickelt. Die Bauchhöhle muß jedenfalls mit einem trockenen Bäuſchchen Salicylwatte ausgefüllt werden. Dann bringt man auf den Boden eines Körbchens eine Lage Stroh, legt darauf die eingeſchlagenen Fiſche und bedeckt dieſe wieder mit Stroh, ehe das Körbchen geſchloſſen wird. Auf dieſe Weiſe habe ich unter Anderem einmal eine größere Anzahl Forellen, welche ich ſo ſpät zur Poſt bringen konnte, daß ſie erſt 30 Stunden nach dem Fange abgingen, im Monat Juli über 400 Kilometer weit verſendet. Der Adreſſat empfing dieſelben in vollkommen friſchem Zuſtande, ſie wurden 54 Stunden nach dem Fange zubereitet und ſollen delikat geweſen ſein! 58 —ũ—ö Die Fiſche nehmen nicht im Geringſten den Geſchmack der Bor- oder Salicylfäure an. Dieſe haften höchſtens äußerlich und werden durch die ohnehin nothwendige Abſchuppung und Abſpülung des Fiſches vor der Zubereitung vollſtändig entfernt. Jedenfalls iſt ein längeres Wäſſern des Fiſches nicht angezeigt, derſelbe würde hiedurch nur an Wohl: geſchmack verlieren. V. Aeber Zuſammenſetzung und Anwendung natürlicher und künſtlicher Fiſchnahrung. Während in der Züchtung von Fiſchen und deren Verbreitung große Forlſchitt gemacht worden ſind, hat man in der Fiſchfütterung und Bereitung von künſtlicher Fiſch— nahrung nicht gleichen Schritt gehalten. Die Männer der Wiſſenſchaft, die ſich mit der Naturgeſchichte der Fiſche befaßt haben, ſind faſt ausſchließlich Zoologen und dieſe richten ihre Aufmerkſamkeit weſentlich auf die Morphologie und Entwicklungsgeſchichte der Thiere. Der Darwinismus, das heißt die Entwicklung durch Descendenz, iſt die Axe, um welche ſich die Geiſter drehen, und die Urſache, warum das näherliegende und nutzbringende der Wiſſenſchaft bei Seite geſetzt wird. Wie die eigentlichen Fachleute, die Medieiner, ſeiner Zeit am wenigſten für die Erforſchung der Ernährungsgeſetze gethan, und auch die Phyſiologen erſt ſpäter Ernährungsverſuche unternahmen, ſo verhält es ſich heute mit den Zoologen in Bezug auf die Fiſche. Erſt Liebig und dann die Agriculturchemiker hatten in erſter Linie richtige Geſetze für die Ernährung der Menſchen und unſerer Nutzthiere theoretiſch begründet und durch praktiſche Verſuche beſtätigt. Der Landwirth wählt das Futter für das Rind bei der Aufzucht anders, als für die Milchkuh, wieder anders für das Maſtvieh. Je nach dem Zweck wechſeln die Verhältniſſe der Nährſtoffe zwiſchen Eiweiß, Kohlehydraten und Fett. Während bei den Pflanzenfreſſern die Kohlehydrate eine hervorragende Rolle als Wärmeerzeuger und Fettbildner ſpielen, treten dieſe bei den warmblütigen Fleiſchfreſſern in den Hintergrund. Die Verdauungsorgane letzterer wandeln nur eine beſchränkte Menge Stärke— mehl in Zucker um, und wenn auch z. B. der Hund, durch Angewöhnung mit Brod, wenig Fett, Knochen und einem Minimum von Fleiſch erhalten werden kann, ſo wird doch auch hier nicht alles Stärkemehl ausgenutzt. Für die Zwecke aber, für welche der Hund in der Regel gehalten wird, genügt die gemiſchte Koſt, die etwas mehr Fett enthält. Die Pflanzen— freſſer dagegen decken nicht blos ihr Wärmebedürfniß aus Stärkemehl, ſondern auch einen Theil ihrer Kraft und bilden dasſelbe, auch bei Ueberſchuß in Fett um. Ganz anders verhält es ſich mit den kaltblütigen Fiſchen, ihr Bedürfniß für Wärmeerzeugung in der Nahrung iſt vergleichsweiſe äußerſt gering. Dieſelben können daher die nöthige Menge Wärme gleichzeitig mit ihrem Kraftverbrauch, aus dem fettarmen Fleiſch oder Eiweiß ihrer natürlichen Nahrung decken. Alle unſere Süßwaſſerfiſche, bis auf den Aal, der dem Schweine gleichkommt, ſind fettarm. Die Aufgabe des Fiſchzüchters iſt daher nicht die Fett-, ſondern die Fleiſchmaſt, reſp. raſches Wachsthum durch eiweißreiche Nahrung herbeizuführen. Alle Fiſche ohne Ausnahme ſind geborne Fleiſchfreſſer. Sie unterſcheiden ſich nur darin, daß ein Theil ſich ausſchließlich von Inſekten, Larven, Würmern, kleinen Kruſtaceen und allerlei kleinerem Gethier ernährt, während ein anderer Theil ſpäter vorzugsweiſe von kleineren oder größeren Fiſchen lebt. Trotzdem zeigt die Erfahrung, daß alle Fiſche, die in einem beſchränkten Raume gehalten werden, die alſo ihr reichliches Nahrungsbedürfniß nicht vollauf aus natürlichen Quellen zu decken vermögen, gewöhnt werden können, künſtliche Nahrung aufzunehmen, die zum Theil ganz aus Vegetabilien beſteht, theils aus thieriſchen und vegetabiliſchen Stoffen gemiſcht iſt. Daß die Karpfenarten, der Aal und die Srebje - aus vegetabiliſchen Stoffen, wie Mehl und Körnern, auch eine gewiſſe Menge Kohlehydrate verdauen und namentlich für höhere Fettgaben ſich dankbar erweiſen, dürfte kaum zweifelhaft ſein. Wie weit dies aber der Fall iſt, darüber ſind wir völlig in Unkenntniß und das iſt gegenwärtig eine hochwichtige Aufgabe, welche von rationellen, wiſſenſchaftlich denkenden Fiſch— züchtern mit Hilfe von Chemikern zu löſen wäre, und auch gelöft werden wird, wenn man ſich über die Mittel und Wege klar iſt, wie die dazu nöthigen Fütterungsverſuche ausgeführt werden müſſen. Wir leſen viel davon, daß namentlich Karpfen alles genießen, Sproßen von Bäumen, junge Haferpflanzen, Bierträber, ſelbſt Schlamm, Schaf- und Kaͤhmiſt. Daß man ſelbſt Karpfen mit an der Angel befeſtigten Schafbollen gefangen, iſt mir von Hrn. Dr. Gemminger, einem bewährten Fiſcher, verſichert worden. Sind dies nun aber in Wirklichkeit ausgiebige und hinreichende Futterquellen? ich glaube nicht! Die Nährſtoffe, das heißt weſentlich das Pflanzeneiweiß, welche in den Excrementen von Pflanzenfreſſern zurückbleiben, ſind gering oder jedenfalls für die Fiſche noch weit weniger verdaulich, als für Wiederkäuer. Nicht der Miſt, ſondern einzig und allein die in und von einem Theil des Miſtes lebenden Larven, Würmer, Käfer und Infuſorien ſind es, welche den Fiſchen zur Nahrung dienen. Der Schlamm, der Miſt, das vegetabiliſche Grünzeug, das mit verſchluckt wird, ſind keine Nahr— ung. Das Gewicht aber, welches jene Thiere ausmachen, iſt nur ein geringer Prozentſatz des Miſtes. Wenn nun auch der Miſt ein ſehr geeignetes Material iſt zur Züchtung von geſunder, naturgemäßer Nahrung für die Fiſche, ſo dürfte doch deſſen directe Aufnahme ſelbſt nicht zur Ernährung beitragen, wie auch das Quantum der durch den Miſt erzeugten Lebe— weſen ſehr häufig überſchätzt wird. Eine ausgiebige Quelle von Nahrung wird wohl auch ſelten darin gefunden werden. Stets bleibt auch deren Wirkung unkontrolirbar. Ich ſelbſt bin weder Fiſcher, noch Fiſchzüchter. Mit eigenen Erfahrungen kann ich daher nicht dienen und kann mich daher nur an die Erfahrungen von anerkannten Autoritäten in der Fiſchzucht halten, wie ſie ſich namentlich aus Zeitſchriften oder Büchern ſammeln laſſen. Dies genügt aber vorläufig, um nach Vergleichung derſelben mit den bereits erkannten Geſetzen der Ernährung der Fleiſchfreſſer annähernd richtigere und beſſere Futtermiſchungen für beſondere Zwecke anzubahnen, als ſeither den Fiſchzüchtern zugänglich waren. Das aber läßt ſich ſchon nach den Erfahrungen von Praktikern ausſprechen, daß keine Thiere bei richtiger Wahl und Zuſammenſetzung das Futter beſſer ausnützen und verwerthen, als die Fiſche. Auch ſcheint es durchaus nicht ſo ſchwer, Fiſche an künſtliches Futter zu gewöhnen, vorausgeſetzt, daß dieſelben es überhaupt aufnehmen. Die Möglichkeit, daß ein Thier, welches von der Natur aus nur auf Fleiſchnahrung angewieſen, ganz ausſchließlich durch vergleichsweiſe eiweißarme vegetabiliſche Nahrung er— halten werde, ohne ſeine Lebensfähigkeit zu beeinträchtigen, iſt bei keinem Geſchöpfe wohl To groß, als bei den Goldfiſchen, alſo wohl auch bei andern Fiſchen dieſer Gattung. Ich habe zwei Jahre lang dieſelben Fiſche ausſchließlich mit Oblaten ernährt. Obgleich die Nahrungsaufnahme ein Minimum beträgt, blieben die Fiſche vollkommen geſund, was erſtaunlich iſt bei der fortwährenden Arbeitsleiſtung derſelben durch Bewegung. Dagegen iſt es ſehr verſtändlich, daß die Thiere kein wahrnehmbares Wachsthum zeigten. Es iſt bloſſes Erhaltungsfutter im engſten Sinne geweſen. Andere geben vorzugsweiſe Semmelkrume von Milchbrod, was etwas mehr Nahrung enthält. Unterſucht man den Koth dieſer Fiſche, der wie ein weißes Strickgarn aus dem After hängt, ſo kann ſich Jedermann überzeugen, daß das verzehrte Stärkemehl in obigem Futter größtentheils unverdaut abgeht. Betupft man ſolchen Koth mit ſtark verdünnter Jodtinctur, ſo wird derſelbe ſofort dunkelblau. Dagegen fütterte ein Bekannter von mir ſeine Goldfiſche in einem größeren Aquarium faſt aus— ſchließlich mit kleingehacktem Fleiſche. Seine Fiſche ſind ſehr kräftig und voll. Ein ſolch' vollſtändiger Gegenſatz in der Nahrung ließe ſich bei warmblütigen Thieren ohne dauernde Gefährdung der Geſundheit und des Lebens nicht durchführen. Dieſe Thatſache läßt mich glauben, daß ſich gerade beim Fiſch ein wirklich rationell zuſammengeſetztes, künſtliches Futter außerordentlich günſtig erweiſen dürfte. Ich füttere nun auch meine Vegetarier jetzt ſeit drei Monaten ausſchließlich mit beſonders präparirter Fleiſchfaſer, die begierig alle zwei Tage verzehrt wird. So werden denn auch die Fiſche bei einem Wechſel in der Nähr— weiſe mit unverdorbenem, künſtlichen Futter weit weniger zu leiden haben, als von den vielerlei Paraſiten, Pilzen und Bacterien, welche in Fiſchteichen ſo große Verheerungen anrichten und gerade bei dem leicht in Fäulniß übergehenden rohen Fleiſch, bei Hirn oder Leber ec. einen günſtigeren Boden finden, als auf trockenen leicht aufzubewahrenden Fleeſchfaſerpräparaten. 60 — — ————ů— Fragen wir uns jetzt vorerſt, wie ſoll eine rationelle Nahrung für Fiſchbrut zuſammen— geſetzt ſein, jo erhalten wir eine natürliche Antwort, wenn wir uns die Analyje der Thiere vergegenwärtigen, von welchen die Fiſchbrut lebt. Es ſind Infuſorien, Inſecten, Würmer, kleine Kruſtaceen ꝛc. Als Repräſentant der Inſecten nehmen wir beiſpielsweiſe den Maikäfer. Rechnen wir die unverdaulichen Flügeldecken und Bruſtpanzer ab, ſo kommen auf 18 Theile Eiweiß 2 Theile Fett und 70 Theile Waſſer. Würmer, Larven, Mollusken haben einen höheren Waſſergehalt bis zu 80, dann 9 — 12 Eiweiß auf 1 Theil Fett. Die Auſter hat 14, der Krebs ebenfalls 14 Theile Eiweiß und 0,3 — 0,5 Theile Fett. Alle dieſe Thiere enthalten, wie das Fleiſch der warmblütigen Thiere noch leimartige Körper und Extractivſtoffe, die aber weniger Bedeutung haben. Ein Futter, das auf 9 Theile Eiweis 1 Theil Fett enthält, würde daher genügen. Wie iſt nun aber das Beifutter, welches die junge Fiſchbrut zuerſt gewöhnlich erhält, zuſammengeſetzt? Das jo häufig verwendete Hirn von Säugethieren hat bei 72 — 75 Waſſer— gehalt etwa 9 Eiweiß, 14 Theile Fett. Daneben treten Cerebrin nnd Choleſterin in beträcht— licher Menge auf. Nach dem natürlichen Futter zu urtheilen ſicher kein ganz entſprechendes Futter. Weniger unnatürlich und einſeitig erſcheint Kalbsleber, die auf 20 Theile Eiweiß 6 Theile Fett enthält. Beide Futtermittel ſind vergleichsweiſe koſtſpielig, um ſo mehr, als namentlich bei dem feinzertheilten Gehirne, das raſch zu Boden ſinkt, durch Anheften an letzteren viele Verluſte entſtehen. Beide Subſtanzen gehen in kurzer Zeit in Zerſetzung über, und laſſen ſich nicht friſch aufbewahren. Leichter geht die Ernährung, wenn die Fiſche gehacktes Fiſchfleiſch, jedenfalls die naturgemäßeſte Nahrung, aufnehmen. Ein zweifellos richtiges und auch ein weit billigeres Futter, wie obige bietet ſich im Fleiſchmehl, reſp. der Fleiſchfaſer. Die Zuſammenſetzung des Fleiſchmehls entſpricht dem oben gefundenen Verhältniß des natürlichen Futters. Es enthält auf 9 Eiweiß 1 Theil Fett. Die mittlere Zuſammenſetzung iſt = Eiweiß 73 Theile Fi ee Ache 138 5 Waſſer 0 5 Die chemiſche Zuſammenſetzung wäre daher zweckentſprechend. Dagegen iſt die mechaniſche Beſchaffenheit nicht allen Anforderungen entſprechend. Theils iſt das Mehl zu fein, theils zu grob. Auch die Art der Behandlung und der Verſandt entſprechen nicht ganz der ſtrengen Anforderung des Phyſiologen in Bezug auf ſanitäre Forderungen. Keime von Pilzen und Bacterien ſind zweifellos reichlich darin enthalten, ebenſo dürfte der Gehalt an Fett und namentlich der an Phosphaten erhöht werden. Mit Recht hat ſich die Induſtrie dieſes Artikels bereits zur Herjtellung von Fiſchfutter in Form von Mehl oder Zylindern und Kugeln bemächtigt. Alle die Präparate enthalten aber mehr oder weniger Mehle von Getreide und Hülſenfrüchten, die für größere Fiſche unſchädlich, ja für beſtimmte Zwecke unentbehrlich ſind, ferner Salz. Für die Brut aber iſt jeder Zuſatz von Mehl zu verwerfen, wie man Mehl für Säuglinge verwerfen muß. Herr Alois Schmid in Landsberg gibt an, daß nach ſeinen Verſuchen eine Miſchung aus 6 Theilen Fleiſchmehl, 3 Theilen Mehl und 1 Theil Salz von Aeſchen im erſten Jahre nicht, ſpäter gern, von Bachforellen nicht gern, von Seeforelleu im zweiten und dritten Jahre gerne, Meerforellen ſtets gerne, Saiblingen nicht gerne, Karpfen in jedem Alter ſehr gerne, Salmo fontalis im erſten Jahre ſehr gerne genommen werde. Ein anderes Fiſchfutter aus Fleiſchmehl, welches vielfach gerühmt wird, iſt das von Nicklas hergeſtellte und empfohlene Futter von Goos in Heidelberg. Es beſteht nach den Unterſuchungen von Profeſſor Dr. Harz aus 35 Procent Eiweiß und 11— 12 Theilen Fett und iſt eine Miſchung aus circa 60 Theilen Mehl und 30 — 35 Theilen Fleiſchmehl nebſt 2 Theilen Salz. Der Kochſalzgehalt von 2 Procent iſt nicht zu beanſtanden, warum aber Alois Schmid den Salzgehalt auf 10 Procent ſteigert, iſt vollkommen unverſtändlich und jeden— falls für die Dauer ſchädlich. 61 — — Wie wir oben nachgewieſen, verdauen junge Fiſche überhaupt kein Stärkemehl, es iſt daher ein Mehlzuſatz für das erſte halbe Jahr durchaus zu vermeiden. Was ich nun den Fiſchzüchtern vorſchlage, als erſtes Futter für die Brut zu ver— ſuchen, iſt ein Futter, welches ich vor der Hand aus Fleiſchmehl aus Fray Bentos ſelbſt darſtelle. Das Mehl wird vorerſt in verſchiedenen Größen geſiebt, dann mit einer ſauren Löſung von Kalkphosphat, den ich zur kräftigen Entwicklung der jungen Brut für zweck— mäßig halte, gequellt und dann in geſchloſſenen Gefäßen erhitzt, um alle pflanzlichen und thieriſchen Keime zu tödten, die möglicher Weiſe Veranlaſſung zu Krankheitserſcheinungen geben könnten; hierauf wird die Säure durch Alkali neutraliſirt. Die ganze Maſſe wird dann mit einer entſprechenden Menge Leinöl ſorgfältig gemiſcht und im Trockenofen voll— ſtändig getrocknet. - Das auf dieſe Weiſe präparirte Futter enthält circa: Eiweiß 80 Procent T 15—17 > Phosphate und Kodhjai . . 3,5—4 Sein Nährwerth iſt demnach 5mal jo hoch, als Hirn, Amal jo hoch als Leber, und dürfte im Großen zu 25 — 30 Mark per 100 Pfund geliefert werden können. Dasſelbe ſchwimmt längere Zeit auf der Oberfläche des Waſſers, quillt auf und ſinkt dann langſam nieder. Es iſt vollkommen haltbar, ohne ſich zu verändern, weil der Ueberzug von trocknemdem Oel und der geringe Waſſergehalt die reine Fleiſchfaſer vor Zerſetzung ſchützt. Der Geruch, den das Mehl noch beſitzt, rührt von einer Spur Butterſäure her, welche ſich bei der Gährung, die das Fleiſchmehl in dem heißen Klima durchläuft, bildet. Dieſe Spur iſt ohne jede ſchädliche Wirkung. f Die Löſung der Frage der künſtlichen Fiſchnahrung iſt gegenwärtig eine ſo wichtige, daß der Herr Direktor Haak von Hüningen ſchon bereit erklärt hat, Verſuche mit meinem Futter zu machen und mich mit ſeinem Rath zu unterſtützen, um etwaige Mängel zu verbeſſern, wenn ſich ſolche bei den Verſuchen herausſtellen ſollten. Ebenſo wird der verehrte Vorſtand der Fiſchzuchtanſtalt des bayeriſchen Fiſchereivereines Verſuche machen. Gleichzeitig aber dürfte es angezeigt ſein, wenn recht viel andere Fiſchzuchttreibende ſich an den Verſuchen betheiligen würden. Ich werde Jedem, der es wünſcht, im Intereſſe der Sache ein „Muſter ohne Werth“ franco zur Anſicht ſchicken, und dann auf Wunſch 2— 5 Pfund per Poſt zum Selbſtkoſtenpreiſe abgeben. Erſt wenn ſich herausſtellt, daß das Futter den Anforderungen ſich Fiſchzüchter entſpricht, werde ich die definitive Fabrikationsmethode an Fabrikanten überlaſſen. In einem ſpäteren Artikel gedenke ich Kunſt- und Maſtfutter für größere Fiſche einer kritiſchen Beſprechung zu unterziehen. * 2 > * „ München, den 20. Januar 1885. Bermann von Liebig. VI. Vereinsnachrichten. Rheiniſcher Fifcherei : Verein. Am 30. November 1884 hielt der Verein, deſſen Mitgliederzahl 162 beträgt, ſeine General- Verſammlung zu Bonn ab. Der Vorſitzende Herr Profeſſor v. La Valette St. George erſtattete den Jahresbericht. Derſelbe handelt zunächſt von den im Jahre 1883 veranſtalteten Verſuchen zur Einführung des Zander in den Rhein und kommt dann auf einige rheiniſche Fiſchzuchtanſtalten: Poppelsdorf, Haus Auel, Saarburg und Kölzen, ſowie deren Leiſtungen zu ſprechen. Letztere ſind von größerem Umfang in Saarburg (100,000 Rheinſalme, 50,000 Bachforellen, 5000 Seeforellen, 5000 californiſche Lachſe.) Die Fiſchzuchtanſtalt Poppelsdorf liefert das Demonſtrationsmaterial für die Vorträge des kgl. Profeſſors v. La Valette St. George über Fiſchzucht an der landwirth— ſchaftlichen Academie zu Poppelsdorf. Sehr bemerkenswerth iſt in dem Berichte noch ein Excurs des Schriftführers des Vereins, Herrn Dr. Lexis, über den bekannten Rümpchenfang in den Rheinlanden, einen ſchweren Unfug.“) Einen intereſſanten Vortrag hielt auch über Sterilität der Salmoniden Herr Dr. Barfurth, Aſſiſtent des anatomiſchen Inſtituts in Bonn. *) Wenn einmal unſer Raum es geſtattet, werden wir dieſe intereſſante Mittheilung im Auszug reproduziren. Die Red. 62 —— nee VII. Vermiſchte Mittheilungen. Perſonalien. Am 22. November 1884 verſtarb zu Königsberg der ſtellvertretende Vorſitzende des Fiſchereivereins für die Provinzen Oſt- und Weſtpreußen Herr Geh. Medicinalrath Profeſſor Dr. Wilhelm von Wittich. Oeſterreichiſche Fiſchereigeſetzgebung. Nachdem der Schon früher dem öſterreichiſchen Reichsrathe vorgelegte Entwurf eines Fiſchereigeſetzes die Zuſtimmung des bezeichneten legislativen Körpers hauptſächlich deshalb nicht gefunden hatte, weil man die Erlaſſung einer Reihe von Beſtimmungen der Competenz der Landtage der einzelnen Kronländer überlaſſen wiſſen wollte, hat die k. k. öſterreichiſche Regierung nunmehr auf dieſer Baſis dem Abgeordnetenhauſe des Reichsraths einen neuen Entwurf eines Reichsgeſetzes, betr. die Regelung der Fiſcherei in den Binnengewäſſern, zehn Paragraphen enthaltend, nebſt Motiven vorgelegt. Selbſtverſtändlich werden wir den Inhalt dieſes Entwurfs demnächſt näher mittheilen. Unterricht in der Fiſchzucht. Die practiſchen Unterrichts-Kurſe über künſtliche Fiſchzucht, welche mit Benützung der Fiſchzuchtanſtalt des Herrn Alois Schmidt in Landsberg am Lech für Schüler der dortigen Ackerbauſchule abgehalten werden, ſind nun auch von den Eleven der- Lehrer-Präparan denſchule daſelbſt beſucht. Sehr erfreulich! Verbreitung der Renken. Aus der Fiſchzuchtanſtalt des bayerischen Fiſcherei— Vereins nächſt Starnberg ſind jüngſt über 100,000 Stück junge Renkenbrut für den Riegſee bei Murnau und den Soyenſee bei Waſſerburg unentgeltlich abgegeben worden. Nahrungsverhältniſſe der Aeſche. Die Nahrung der Aeſche beſteht bekanntlich aus Inſektenlarven, kleinen Cruſtaceen und Gewürm, zum großen Theil auch aus fliegenden Inſekten, die ſie im Sprunge erhaſcht. Am 25. Oktober v. J. war Gelegenheit in Sommerſin ſieben friſch gefangene Aeſchen von 22 bis 39 em Länge und 83 bis 533 g Gewicht auf ihren Mageninhalt zu unterſuchen. Bei allen war Magen und Darm mit einer ſchwarzen, ſprockholzartigen Maſſe ſtrotzend angefüllt, die aus ſchlank kegelförmigen Gehäuſen von Köcherfliegen beſtand. Dieſe Gehäuſe ſind pergamentartig, dunkelbraun, 10 — 12 mm lang, am weiten Ende 2, am ſpitzen 1½¼ mm breit und ent— hielten im Magen der Aeſchen noch ſehr gut erhaltene, theilweiſe ſelbſt noch lebende Larven, während im Darm nur die Häute derſelben noch kenntlich waren. Dieſe Larven ſind noch nicht beſchrieben und es wird erſt durch Haltung lebender Exemplare in einem Aquarium ermittelt werden, zu welcher Art ſie gehören. Außer dieſen Köcherfliegenlarven fanden ſich nur hin und wieder einige Aſſeln und Stücke von nicht mehr beſtimmbaren Inſekten. (Berichte des Fiſchereivereines für Oſt- und Weſtpreußen.) Wiſſenſchaftliche Forſchungen für Zwecke der Fiſchzucht. Die von dem Fiſcherei— Verein für Oſt- und Weſtpreußen unter Leitung des Herrn Profeſſor Dr. B. Benecke in Königsberg in's Werk geſetzte wiſſenſchaftliche Durchforſchung der oſt- und weſt— preußiſchen Gewäſſer und Nutzbarmachung der Forſchungsergebniſſe für Zwecke der Fiſch— zucht ſchreitet in hochverdienſtlicher Weiſe vor. Die hydrographiſche Karte von Oſt- und Weſtpreußen im Maßſtabe von 1: 25000 iſt bis auf wenige Blätter vollendet. Von verſchiedenen Männern der Wiſſenſchaft werden die Gewäſſer eigens bereiſt und hin— ſichtlich ihrer hydographiſchen, fauniſtiſchen, floriſtiſchen und ſonſtigen Verhältniſſe unter— ſucht. Herrn Profeſſor Dr. Benecke iſt für ſeine wiſſenſchaftlichen Arbeiten im Gebiete des Fiſchereiweſens in der Perſon des Herrn Dr. Pancritius eigens ein Aſſiſtent mit einem aus Vereinsmitteln ausgeſetzten Gehalte beigegeben worden. Teichwirthſchaft. Herr Eckart jun. von Lübbinchen, welcher ſchon bei ſeinem Herrn Vater in Lübbinchen, wie ſpäter in den Vereinigten Staaten in Nordamerika ausgedehnte Kenntniſſe auf dem Gebiete der Fiſchzucht ſich erworben, hat neueſtens auch in Galizien bei Herrn Dubiſch deſſen berühmte Karpfenzuchtanlagen ſtudirt. Der deutſche Fiſcherei-Verein ſpricht in feinen Eircularen die Hoffnung aus, daß Herr Georg Eckart nicht ablehnen würde, ſolche Dubiſch'ſche Anlagen oder auch andere Fiſchzuchtanlagen in ſolchen Gegenden auszuführen, aus denen etwa Seitens größerer 63 Intereſſentenkreiſe Anträge dieſerhalb an ihn geſtellt werden ſollten. Auch Herr Mar v. d. Borne-Berneuchen hat ſeinen Fiſcher Otto Herrgut das Dubiſch'ſche Verfahren ſtudiren laſſen und erklärte in den gedachten Circularen ſich bereit, im künftigen Früh— jahr einer beſchränkten Anzahl von Teichwärtern Gelegenheit zu geben, das Dubiſch'ſche Verfahren in Berneuchen kennen zu lernen, was im Monat Mai ſtattfinden könnte. Ueber die näheren Bedingungen wäre mit Herrn v. d. Bor ne in directe Verbindung zu treten. Amerikaniſche Maräne. Von der amerikaniſchen Maräne (Coregonus albus, Whitefish), welche zufolge früherer Ausſetzungen junger Brut in einigen ſüdbayeriſchen Seen ſich gut einzubürgern ſcheint, ſind durch gütige Vermittelung und Zuwendung des ſeine Ziele ebenſo eifrig als verſtändnißvoll fördernden und auf alle deutſchen Gewäſſer gleich ſorgſam bedachten deutſchen Fiſcherei-Vereins neuerdings direlt aus Amerika importirte Eier in der ſtattlichen Anzahl von 450000 Stück in der Fiſchzuchtanſtalt des Bayr. Fiſcherei-Vereins nächſt Starnberg wohlbehalten eingetroffen. Ihr Cours ging über Bremen, wo Herr Großhändler Buſſe wieder trefflich für Umpackung und Weiterbeförderung ſorgte. 100 000 Stück davon ſind ſofort in die herzogl. Fiſchzucht— Anſtalt in Tegernſee abgegeben worden. VIII. Fiſcherei- und Jiſchmarktberichte. Die Heringsſiſcherei bei Pillau lieferte im vergangenen Sommer ca. 3000 Tonnen Fiſche— Für die Tonne wurden bis 30 / gezahlt. Der Werth des ganzen Fanges bezifferte ſich auf rund 54,000 M Der Stichlingsfang im Herbſt war bei Pillau gut und der Fiſch recht fett. Es wurden 150,000 kg Thran gewonnen und durchſchnittlich mit 45 „) bezahlt. Die Bruttoeinnahme belief ſich auf 67,500 % (Berichte des oſt- und weſtpreuß. Fiſcherei-Vereins.) Mannheim, 15. Januar. (Bericht des Herrn M. Siebeneck.) Hecht 1% 20 , Karpfen 14 20 ,, Aale 1 50 , Backfiſche 25 — 35 J, Schellfiſche 30 , Goldfiſche 100 Stück 12—14 M Rendsburg, 20. Januar. Markipreiſe waren für Schellſiſch 25 ), Dorſch von Jütland 20 , Karauſchen 70 J, Karpfen 1, Barſche 3040 , Rothaugen 15 f, Hechte 30-50 =, kleine Brachſen 35 J per / Kilo Von Eckernförde waren Dorſch gekommen zu 20 per ½ Kilo. Die von dort eingetroffenen Butte waren klein und wurden wenig begehrt. Die hieſige Fiſchhandlung und Räucherei hatte Schellfiſch, Dorſche, Karauſchen, Karpfen zu obigen Preiſen. An geräucherten Fiſchen Sprotten per Wall 70 J, Butte, Aale, Heringe. Es iſt dieſes hier ein neues Unternehmen eines Kaufmanns und eines Räucherers, wodurch einem längſt gefühlten Bedürfniſſe abgeholfen iſt Jetzt können wir täglich friſche See- und Süßwaſſerfiſche erhalten und ebenfalls friſch geräucherte Heringe und Sprotten. Auch Schellfiſche und Dorſche werden geräuchert, doch konnten wir dieſen keinen Geſchmack abgewinnen. Hamburg und Altona, 21. Januar. Fiſchfahrzeuge lagen geſtern keine hier, dagegen waren von Auswärts gekommen: Schellfiſch 3 —9 , Schollen 2—5.M, Heringe 40 J per Stieg, Braſſen 15—20 , per Pfund, Dorſch 56,50 , per Korb. Der Handel war flau, weil wegen der eingetretenen Kälte ſich wenige Käufer eingefunden hatten. 1 Inserate. Beſchaffung von Aalbrut pro April- und Maimonat à 1000 Stück 10 weiſt nach von Stemann zu Zendsburg. Nur Transporte von höchſtens 30 Stunden Fahrzeit werden unternommen. + + + } + Reine geflichte Wäſche mehr! Es iſt mir gelungen, einen Apparat zu conſtruiren, mittelſt welchem man bei aller ſchadhaften Wäſche ꝛc. den Schaden mit der Nähmaſchine ſchnell und ſo ſchön zuweben kann, daß man hievon nicht das Mindeſte bemerkt. — Dieſer Apparat iſt an jeder Nähmaſchine, gleichviel welchen Syſtems, anzubringen und nach der ihm beigegebenen Anweiſung fo leicht zu gebrauchen, daß ſelbſt im Maſchinnähen Minder⸗ geübte ſofort den gewünſchten Erfolg erzielen. Preis A 1.50 bis & 2.50 per Nachnahme, bei Voreinſendung des Betrages | - (auch in Briefmarken aller Länder) Zuſendung franco. 12m G. Grasser, Graz, Maigaſſe 15 (Steiermark). Weltausſtellung in Antwerpen. = Gruppe: Jagd und Filcherei. Um dem Jagd- und Fiſcherei⸗-Gewerbe die Betheiligung an der Weltausſtellung in Antwerpen zu erleichtern, iſt die Bildung einer beſonderen Gruppe für dieſelben angeordnet worden, und hierdurch neben zweckmäßigem Arrangement die Ausſtellung gegen mäßige Koſten möglich. Alle An fragen bez. Ausſtellung in dieſer Gruppe beliebe man zu adreſſiren 3b Deutſches Comité der Weltausſtellung Antwerpen, Avenue des Arts 89. Tangeiſen für Naubzeug ben vorän. Neichlich illuſtr. Preis liſte gegen Beiſchluß einer 10 Pfg-Marke. Broſchüre 225 Seiten ſtark über die Anweiſung zum Fang des Raubzeuges franco gegen Zuſendung von 2M 70 4 een 10h Adolph P eper, Moers am Rhein. Embr. Eier von Forelle und Saibling ꝛc.; hochrac. Brut und Setzlinge von Spiegel: und Lederkarpfen; Goldorfen, Goldſchleihen, Gold⸗ fiſche, Schleihen c., beſte Qual., billigſt. Preis, gibt ab, ſendet Preisliſten und gibt Auskunft darüber das Fiſchgut Seewiefe bei Gemünden a/ M. (Bayern). [a Zu Angebrütete Forellen-Eier = 1000 a um Mark 5.— 50,000 Stück um Mark 200.— 100000 „ „ 48.— 100, 0002 „ „ 350.— i 90.— verkauft ineluſive Emballage ab hieſiger Poſtſtation gegen Nachnahme die 10h Graf Pälffy’sche Centralbuchhaltung Szomoläny, Preßburger Comitat, Ungarn. Bitte Bitte zu verlangen. PDrahe nummern zu verlangen. der Zeitſchriften: Wiener Tandwirtßhſchaftliche Zeitung. Redacteure Hugo H. Hitschmann und Dr. Iosef Ekkert. (Jährlich 104 Nrn. Folio. Viertelj. bei den Reichspoſtämtern [Nr. 5581] Mk. 6.25.) Oeſterreichiſche Jorſt-Zeitung. Redacteur Prof. Ernst Gustav Hempel. Jährlich 52 Nrn. Folio. Viertelj. bei den Reichspoſtämtern [Nr. 3917] Mk. 5.—) Allgemeine Wein Zeitung. Redacteur Prof. Dr. Josef Bersch. (Jährlich 52 Nrn. Folio. Viertelj bei den Reichspoſtämtern [Nr. 105) Mk. 5.—) Der Praktifde Tandwirth. Redacteur Adolf Lill. (Jährlich 52 Nrn. Lexicon-Octav. Viertelj. bei den Reichspoſtämtern [Nr. 4221] Mk. 2.50) Der Oekonom. g Redacteur August Wohl. (Jährlich 24 Nrn. Lexicon-Octav. Ganzjährig bei den Reichspoſtämtern [Nr. 3894] Mk. 2 40) ſtehen auf Verlangen mittels Correſpondenzkarte Jedermann und überallhin franco zur Verfügung. Hugo H. Hitschmann’s J . Wien, I., 8 5. 3a Für die Redaktion beta Dr. Julius Staudinger I in München. ae Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel zu beziehen durch Chriſtian Kaiſer in München. Die nächſte Nummer erſcheint am 16. Februar 1885. ch Filcherei Zeitung. Erſcheint monatlich zwei re 8 4 w re Petitzeile Abonnementspreis: jährlich 4 Marf All O f. — Redaktion: Münden, Be ſtell bar bei allen Poſtanſtalten und em eines * an 3 771⁴.— -Adminiftration Buchhandlungen. fü di München Blumenſtr. 17/3. Ur die Geſammtintereſſen der Fiſcferei, ſowie für die Beſtrebungen der Kiſchereivereine. In Derbindung mit Tachmännern Deutfdlands, Oeſterreich-Ungarns und der Schweiz herausgegeben vom Bayerifhen Tiſchereiverein. Ar. 5. SAlnchen, 16. Februar 1885. K. Jahrg. Inhalt: Der Deutſche Fiſcherei-Verein, ſeine Aufgaben und ſeine Gegner. — II. Fiſchfang der Schal jngend. — III. Vermiſchte Driktbellunden: — IV. Fiſcherei- und Fiſchmarkt⸗ berichte. — Inſerate. — Zur gefälligen Notiz! I. Der Deutſche Jiſcherei-Verein, feine Aufgaben und feine Gegner. In einem der jüngſten Circulare des Deutſchen Fiſcherei-Vereins (1884 Nr. 6) hat Herr v. d. Borne⸗Berneuchen wieder ſeine alljährliche Ueberſicht und Betrachtung über die Edelfiſcheier⸗Vertheilung Seitens des Deutſchen Fiſcherei-Vereins und zwar dieſesmal für die Brutperiode 1883/84 veröffentlicht. Auch dieſe Arbeit entrollt neuerdings ein farbenreiches Bild einer vielſeitigen, bewegten Thätigkeit. Nahezu 6 Millionen Edelfiſcheier ſind für 1883/84 nach allen Richtungen zur Vertheilung gekommen. Es befinden ſich darunter an Eiern 2°829,200 Lachſe, 354,200 Meerforellen, 167,000 Lachsforellen, 83,342 Seeforellen, 33,243 Carpioni vom Gardaſee, 51,430 Saiblinge, 181,100 Aeſche, 138,588 große Maränen, 354,797 kleine Maränen, 635,000 Felchen (Renken), 35,000 Huchen, 35,090 Bachſaiblinge, 30,651 Regenbogenforellen, 25,000 amerikaniſche Seeforellen, 990,000 amerikaniſche Maränen. Wir hatten beabſichtigt, es nicht blos bei der Wiedergabe dieſer lapidaren Sprache bewenden zu laſſen, ſondern uns dieſesmal etwas mehr in die Einzelheiten der Vertheilung zu vertiefen. Ungerne müſſen wir darauf verzichten. Gibt uns doch gerade dieſelbe Ueber— ſicht nach einer anderen Richtung augenblicklich Anlaß zu Reflexionen. Ein eigenthümliches und vielleicht nicht einmal zufälliges Zuſammentreffen iſt es nämlich, daß kurz nach der Veröffentlichung jener Ueberſichten über die Thätigkeit des Deutſchen Fiſcherei⸗Vereins in der Stettiner „Deutſchen Fiſcherei-Zeitung“ unter der Autoren— chiffer D. die grellſten Vorwürfe über den Deutſchen Fiſcherei-Verein und die, ſeine Beſtrebungen eifrig unterſtützenden Fiſchzuchtanſtalten Hüningen und Freiburg -Selzenhof veröffentlicht 66 wurden. „Operiren auf ungeſunder Baſis“, „unverantwortliche Mißwirthſchaft“, „Aus— plünderung des Rheins zu Gunſten anderer Gewäſſer, ja des Auslandes“, „Geldmachen“ und ähnliche Bitterkeiten finden ſich mit evidenten Unrichtigkeiten der Darſtellung und Behauptung in ſtylvoller Vereinigung. Den Leſern der „Bayeriſchen Fiſchereizeitung“ wird es gewiß nicht entgangen ſein, daß unſer Blatt ſeit lange es vermieden hat, in Discuſſion mit der Stettiner „Deutſchen Fiſcherei-Zeitung“ zu treten. Es iſt recht abſichtlich vermieden worden, obwohl uns gar oft ſchon Anlaß und Möglichkeit geboten geweſen wäre, dieſes und jenes, was letztgedachtes Blatt veröffentlicht hat, mit Widerſpruch zu belegen. Die „Bayeriſche Fiſcherei-Zeitung“ hat darauf gerne verzichtet. Unſere Wege und diejenigen der „Deutſchen Fiſcherei-Zeitung“ ſind jedenfalls grundverſchieden. Möge Jeder den ſeinigen gehen und zuſehen, wie weit er es dabei an Erfolgen für die Sache und an Werthſchätzung für ſeine Art der Vertretung des Standpunkts bringt. Daran haben wir uns nun ſchon ſeit lange gehalten und blieben deſſen zufrieden. Immerhin gibt es aber auch Situationen, wo es zur Nothwendigkeit wird, das Schweigen zu brechen, wo das gemeinſame Intereſſe gebietet, ſachliche Unrichtigkeiten zu beleuchten und offen für die Wahrheit in die Schranken zu treten. Eine ſolche Pflicht legt uns der obberührte D-Artikel auf. Wir forſchen nicht nach der Perſon ſeines anonymen Verfaſſers. Wer nicht mit offenem Viſire kämpft, darf ſich nicht wundern, wenn man auf ſeine Perſon überhaupt keinen Werth legt. Wir wollen auch keinen perſönlichen Hader. Vielleicht dankt es uns ſogar die Redaktion der „Deutſchen Fiſcherei-Zeitung“, wenn wir ihr in etwas die Augen darüber öffnen, in welche Poſition ſie ſelbſt mit Artikeln fraglicher Art geräth. Selbſtverſtändlich iſt es endlich, daß es uns nicht einfällt, die „Deutſche Fiſcherei— Zeitung“ und ihre Hintermänner zur Individualſchonzeit und zu ſonſtigen Prinzipien und An— ſchauungen bekehren zu wollen, welche ſie ſo heftig und — wir können ihr den Vorwurf auch nicht erſparen — mit Neigung zu perſön licher Feindſeligkeit bekämpft. Urtheilen unſere verehrlichen Leſer ſelbſt! Den Ausgangspunkt der Angriffe des Herrn D. bildet der Stettiner Kampf gegen die Individualſchonzeit. Erfreulich war uns dabei immerhin ein gewiſſes offenes Bekenntniß, weil es doch endlich einmal einen freien Blick in die Ziele der Gegner eröffnet. Herr D. perhorreszirt aus— drücklich die Individualzeit „wie jede andere“ als ſchädlich. Wir regiſtriren dieſes Bekenntniß. Herr D. ſcheint dabei übrigens immerhin noch einzuſehen, daß es mit ſolchem abſoluten Nichts eben doch nicht geht. Darum folgt die von uns nicht zu verſchweigende Abſchwächung: „Wohlge— merkt, wenn ſie (die Indwidualſchonzeit) als Univerſalmaßregel gelten ſoll, denn lokal angewandt unter gewiſſen Verhältniſſen, an beſtimmten Gewäſſern und bei hartnäckig geführter ſchlechter und ſchädlicher Wirthſchaft haben wir auch nichts dagegen, wünſchen ſie ſogar.“ Das letztere Accept der Individualſchonzeit können wir uns ja gefallen laſſen. Aber bedenke doch Herr D. im Uebrigen, daß die Vertreter der Individualſchonzeit ſolche nur poſtuliren als gemein— ſames Prinzip und daß dieſe Vertreter heutzutage recht wohl wiſſen und beachten, wie ſehr die praktiſche Ausgeſtaltung dieſes Prinzips je „nach gewiſſen Verhältniſſen“ und je „nach beſtimmten Gewäſſern“ verſchiedenen Varianten zu folgen hat. Der Verfaſſer gegen— wärtigen Artikels, ein offener Vertreter des relativen Schonzeit prinzip s, hat gleichwohl ſchon wiederholt und zu allen Zeiten ſich entſchieden gegen abſolut gleichmäßige oder, wenn man es jo nennen will, univerſelle Schonzeitbeſtimmungen für ganz Deutſchland verwahrt, und ſtets die Nothwendigkeit beſtimmter particulärer, provinzieller und ſelbſt lokaler Ver— ſchiedenheiten betont, freilich aber auch für einzelne Punkte das Erforderniß allgemeiner, zum wenigſten prinzipieller Annäherung der Details als unentbehrlich für das Gedeihen der Fiſcherei vertreten. Denn Eines iſt ſicher — ein „gewiſſes Verhältniß“ iſt überall ge— geben, nämlich dasjenige, daß Schonvorſchriften unter den in der Gegenwart noch obwalten— den Zuſtänden eben ſchlechterdings noch nicht zu entbehren ſind. Müſſen ſolche aber einmal gegeben werden, dann gebe man ſie auch in Geſtalt einer für Jeden gemein verbindlichen Norm, deren räumlicher Geltungsbereich ja verſchieden ſein kann, aber nicht in Geſtalt per— ſönlicher Ausnahmsbeſchränkungen „wegen hartnäckiger ſchädlicher Wirthſchaft“. Davor haben die Betheiligten alle Urſache ſich entſchieden zu bedanken. Wer ſoll denn den Einzelnen mit der Interdiktion belegen? Wer ſoll berechtigt ſein, über „ſeine Wirthſchaft“ ein Voll— 67 urtheil zu fällen? Man wird antworten: Die Genoſſenſchaft! Noch haben wir uns dafür nicht zu begeiſtern vermocht. Wir wollen nicht ſtreiten um den wirthſchaftlichen Werth der Genoſſenſchaftsbildung. Er wird ein relativer ſein je nach den örtlichen und territoriellen Verhältniſſen. Für polizeiliche und disciplinäre Funktionen haben aber Genoſſenſchaftsbildungen unter den heutigen Verhältniſſen vorerſt noch blutwenig wirklichen Beruf. Der Menſch wird gemeinhin auch in der Genoſſenſchaft nicht anders, als außerhalb. Und „eine Krähe hackt der anderen die Augen nicht aus“ iſt ein altes Sprichwort. Nun denn — wird man erwidern — dann übe eben die Behörde jene Funktionen! Recht gerne laſſen und geben wir der Behörde das Recht des Disjpenjes von gemeinbeſchränken— den Normen, ſoweit ſolches aus wirthſchaftlichen oder ſonſt überwiegenden Gründen angezeigt iſt. Es geht auch noch an, der Verwaltungsbehörde das Recht zu geben, Einzelnen gewiſſe vom Geſetze nur widerruflich eingeräumte Ausnahmsbefugniſſe wegen Mißbrauchs nach dem Geſetze wieder zu entziehen. Aber ein allgemeines Recht der Verwaltungsbehörde, nach adminiſtrativem Belieben und Erwägen dem Einzelnen, ſage „dem Einzelnen“, und nur dieſem im Wege perſön licher Interdiction Schonzeiten aufzuerlegen, überhaupt die ganze Regelung auf individuelle Maßregelung zuzuſpitzen? — wem das zuſagt, der vertrete es! Mit uns werden ſich wohl die meiſten Betheiligten dagegen verwahren. Und ſelbſt wenn man der Behörde Sachverſtändige in Geſtalt von „Fiſchmeiſtern“ oder „Ober— fiſchmeiſtern“ oder „Fiſchereiinſpektoren“ beigibt: — für Dictaturbefugniſſe ſolcher Organe, für ein prädominirendes Oberfiſchmeiſtercommando haben wir vorläufig auch noch keine Sympathien, — am allerwenigſten dann, wenn ſich ſolche Herren einbilden, unfehlbar zu ſein. Herr D. behauptet weiterhin mit dürren Worten: „daß bei Geltung der Individual— ſchonzeit als Univerſalmaßregel alle Eiergewinnung, alſo alle künſtliche Fiſchzucht zum Auf— hören verdammt iſt; denn man könne doch keine Eier von Fiſchen gewinnen, die man nicht fangen dürfe.“ Angeſichts ſolcher Sätze traut man ſeinen Augen kaum! Wohl ſelten noch iſt der Wahrheit ſo in's Geſicht geſchlagen worden wie mit jener Behauptung! Allerdings iſt bei der Individualſchonzeit der Fang der Laichfiſche (wenigſtens derjenige beſtimmter Fiſcharten — nicht einmal aller) nicht Jedermann geſtattet und namentlich zu Conſum- und Handelszwecken verboten. Das iſt auch gut ſo und nothwendig dazu. Was aber den Fang der Laichfiſche zu Fiſchzuchtzwecken betrifft, ſo wird dieſer doch allerwärts in den Gebieten der Individualſchonzeit unter beſtimmten formalen Vorausſetzungen geſtattet! Alle bezüglichen Schonverordnungen enthalten desfallſige Vorbehalte. Niemand denkt ſich die Sache anders und könnte ſich dieſelbe anders denken. Leſe Herr D. nur erſt einmal gefälligſt die Schonverordnungen von Bayern, Sachſen, Württemberg, Baden, Elſaß-Lothringen, der öſterreichiſchen Kronländer ꝛc. sc., wo allüberall Individualſchonzeit gilt. Wenn er auch dann noch jene Behauptung wiederholen ſollte, dann wollen wir ihm nach Datum und Paragraph über jede einzelne Beſtimmung eine öffentliche Vorleſung halten, um ſeiner Erkenntniß der Wahrheit aufzuhelfen. An ſich nehmen wir es Herrn D. nicht übel, wenn er bisher dieſe Einzelvorſchriften nicht kannte. Aber wenn er darüber in Unkenntniß verſirte, dann hatte er auch kein Recht, ſich auf das hohe Roß der Kritik zu ſetzen. In der That iſt auch factiſſch, nicht blos nach dem Geſetzesparagraphen, für die Länder der Individual— ſchonzeit bezüglich der künſtlichen Fiſchzucht das gerade Gegentheil von dem wahr, was Herr D. behauptet. Wir fragen einfach: hat denn Herr D. noch nie davon gehört, daß die lünſtliche Fiſchzucht, nachdem des Hannoveraners Jakobi „Erfindung“ lange, lange geruht, gerade im Gebiete der Individualſchonzeit zur erſten Blüthe kam, daß ſie von Bayern aus durch Männer, wie Fraas, Siebold, Kuffer ꝛc. ihren Rundzug durch Deutſchland nahm? weiß Herr D. nichts davon, daß über ganz Bayern ein Netz großer und kleiner Anſtalten für künſtliche Fiſchzucht ſich zieht, daß letztere in Sachſen, Baden, Elſaß ꝛc. in hoher Blüthe ſteht und daß, was allüberall hier geſchieht, den Vergleich mit den Leiſtungen am Oſtſeeſtrande durchaus nicht zu ſcheuen braucht?! Ein weſentlicher Unterſchied gegen dort iſt nur der, daß man in Süddeutſchland nicht ſo viel Weſens macht von ſeinen Verhältniſſen und Leiſtungen. Was Hüningen, was Freiburg⸗Selzenhof und andere Fiſchzuchtanſtalten aus dem Bereiche der Individualſchonzeit für 68 die Entwicklung der Fiſchzucht geleitet haben, welche mächtig wirkende Impulſe für die Hebung des ganzen deutſchen Fiſchereiweſens von dort ausgegangen ſind, iſt ohnehin weit über die Lande bekannt und von Unbefangenen mit gerechtem Danke gewürdigt. Und wie eigenthümlich: — gerade gegen Hüningen und Freiburg -Selzenhof kehrt ſich jetzt der ſpecielle Grimm des Kritikus D. Indem dieſer Herr nun auf einmal wieder bekennt, daß man allerdings doch am Ober— rheine mit Hülfe der Individualſchonzeit zur Gewinnung einer recht ſtattlichen Anzahl von Lachseiern gelangen könne, gießt er zugleich eine volle Schale des Zornes über dieſe Aus— nützung territorialer Vorſheile zum gemeinen Beſten der Fiſchzucht aus! Wie jo aber? Er klagt, daß dort der Fang der Laichlachſe und die Gewinnung ihrer Eier zum Monopole werde, daß daraus eine Geldmacherei in Geſtalt des Fiſcheierhandels ſich entwickelte, daß in unverantwortlicher Weiſe Millionen Nachkommenſchaft dem Rheine entzogen und fremden Gewäſſern, ja ſelbſt dem Auslande überantwortet würden und daß alles Dies und Das der Deutſche Fiſcherei-Verein in übler Verwendung ſeiner Gelder nähre und begünſtige. Man weiß in der That nicht, wo anfangen mit der gebührenden Antwort auf ſolche agitatoriſche Darſtellung! Zu viel der Worte drängen ſich auf die Zunge und in die Feder. Halten wir uns möglichſt kurz und kühl! Wir ſelbſt erklären, wie ſchon wiederholt ſo auch jetzt, offen und ehrlich, daß auch wir den Schwerpunkt des practiſchen Werthes von Fiſchzuchtanſtalten nicht in dem Beſtande und der Verbreitung übertrieben ausgeſtatteter und auf rein mercantile Baſis geſtellter großer Etabliſſements erblicken können, daß vielmehr auch für uns der Hauptwerth in der Verbreitung mittlerer und kleinerer Fiſchzuchtanſtalten liegt, welche beſtimmt ſind, vorwiegend örtlicher Nachhülfe für die Aufbeſſerung der natürlichen Fiſchwaſſerbeſtände zu dienen. Daraus ergibt ſich auch von ſelbſt, daß dieſe kleineren Fiſchzuchtanſtalten, genau ſo wie die Orts- und Bezirksvereine, ſich naturgemäß eben auch der Zucht ſolcher Fiſcharten zuzuwenden haben, welche wie Forelle, Aeſche und ähnliche Fiſche lokaliſirte Bedeutung haben. Zugleich ſind wir aber auch der Anſicht, daß ein über Deutſchland geographiſch richtig vertheilter Beſtand einzelner, größerer, tüchtig eingerichteter Fiſchzuchtanſtalten angemeſſen, ſelbſt noth— wendig iſt. Sie ſollen und müſſen einerſeits als Muſteranſtalten dienen und andererſeits namentlich ſolche Aufgaben zur Löſung bringen, für welche lokale und ſchwächere Kräfte nicht ausreichen. Dazu gehört außer der Verfolgung wiſſenſchaftlicher Aufgaben und prac= tiſcher Probleme, außer den Verſuchen mit Import und Acclimatiſirung neuer Fiſcharten, namentlich auch die Fürſorge für die Zucht der Wanderfiſche und anderer werthvoller Fiſch— arten, für welche ähnliche Verhältniſſe wie für Erſtere gelten. Wer ſich je z. B. mit der künſtlichen Gewinnung und Erbrütung von Coregonen eiern befchäftigt hat, weiß recht wohl, daß dies keine Aufgabe für kleinere und nur zu lokalen Zwecken dienende Fiſchzucht— anſtalten iſt. Wer weiß, wie ſchwer es iſt, zur Gewinnung und Ausbrütung von Huchen— laich zu kommen, der ſieht auch ein, daß für die Verfolgung dieſer Aufgaben ſchon beſſere Kräfte und vor allem eine tüchtige förmliche Organiſation gehört. Aehnlich ſteht es auch mit dem Wanderlachs. Da heißt es nicht blos: hingehen, Fiſche fangen und aus— ftreifen. Gemach! Die Sache liegt ſchwieriger. Sie bedarf der Mühe, Umſicht und organiſirten Vorgehens. Hier leiſten dabei auch zwei Factoren weſentliche Hülfe. Vorerſt das Individualſchonzeitſyſtem, welches die Fiſcher zwingt, ihren Fang zur Gewinnung der Fortpflanzungsprodukte abzuliefern. Jedem erlauben, die laichreifen Lachſe beliebig zu fangen, im Vertrauen er werde ſchon ſelbſt ſo verſtändig ſein, abzuliefern oder ein Verein ꝛc. werde ihn dazu vermögen, wie es Herrn D. im Sinne liegt, wäre ein Unding und im grellſten Widerſpruche mit der Natur der Verhältniſſe und Menſchen. Das Papier iſt geduldig und es ſieht ſich auch recht einfach und hübſch an, wenn Herr D. in der Deutſchen Fiſcherei— Zeitung mit überlegenem Selbſtbewußtſein zu verſtehen gibt, das macht man einfach ſo und ſo. Ins Leben überſetzt nehmen ſich ſolche Lehren aber gar kurios aus. Das Zweite was der Lachszucht zum Vortheile gereicht, iſt das Beſtehen tüchtig eingerichteter größerer An— ſtalten, welche ihrer Aufgabe auch gewachſen ſind. Eine gewiſſe centraliſirende Organiſation iſt gerade für die Lachszucht um fo mehr nöthig, als ja die Laichlachſe, wenigſtens am Oberrhein und überhaupt im Oberlaufe der Flüſſe bei vorgeſchrittener Laichreife nicht in hellen Haufen, ſondern zeitlich und räumlich zerſtreut gefangen werden, außerdem aber auch Be: die junge Brut gemeinhin aus Gründen des Naturgeſetzes, an welchem auch Herr D. ſelbſt mit den theoretiſch gediegenſten Rathſchlägen ſicherlich nichts ändern würde, an andere Plätze kommen muß, als an diejenigen, wo die Mutterthiere auf ihrem Wandern zu den Laichſtellen bereits abgefangen wurden. Was daher an der Behauptung der Monopoliſirung überhaupt wahres iſt, erſcheint zugleich auch als durchaus nothwendig. Der Vorſchlag des Herrn D., die Gewinnung und Erbrütung der Lachseier einfach den Lokal— vereinen mit Freigabe des Lachsfanges anheim zu geben, iſt uns in gewiſſer Hinſicht geradezu unbegreiflich! Was ſollte es heißen, wenn längs des Rheins ein Halbhundert oder wie viel weniger Lokalvereine jo operiren würden? Sind überall die srechten Leute da? Ueberall die rechten Mittel? Wäre es nicht grundverkehrt, die gewonnene Brut auf ſo und ſoviel Einzelſtellen im Mittelrhein und ſelbſt im Oberrhein auszuſetzen, ſtatt ſolche in ihre natürliche Wiege, in die Nähe der Laichplätze hoch oben in den Quellgebieten zu bringen! Erſteres hieße ſo recht, Werthe nutzlos in's Waſſer werfen und ſolche Dinge muthet Herr D. nahezu wörtlich, jedenfalls im Effecte dem Deutſchen Fiſcherei-Verein zu! Beſonders verlangt Herr D. die Dotirung lokaler Fiſchzuchtanſtalten durch den Deutſchen Fiſcherei-Verein. Vom Standpunkte der Empfänger aus möchte dies ja manchen Orts recht erwünſcht ſein. Wie weit aber der Deutſche Fiſcherei-Verein mit ſeinen für das volle deutſche Reich wahrlich mehr als beſcheidenen Mitteln bei der Betretung einer ſolchen Bahn kommen würde, was die moraliſchen und pragmatiſchen Folgen einer Subventionsconcurrenzjagd — und eine ſolche wäre unausbleiblich — ſein möchten, wir verzichten auf eine perſpectiviſche Schilderung. Wer Lokalintereſſen vertritt, überſieht vielleicht die Tragweite ſolcher Vorſchläge. Wer aber die Dinge überhaupt von einem Etwas mehr univerſellen Standpunkte aus betrachtet, pflegt auch an das Sehen mit offenen Augen gewöhnt zu ſein. Die Unterſtützung örtlicher Einrichtungen gehört nach unſeren Begriffen ſo recht zur Aufgabe der Provinzialvereine. Des Deutſchen Fiſcherei-Vereines Aufgabe aber kann, wenn er nicht ſich ſelbſt auf das Niveau eines Provinzialvereines ſtellen will, nur eine allgemeinere ſein. Für ihn gilt es auszugleichen an den ſich kreuzenden Intereſſen, nachzuhelfen vom Standpunkte der gemeinſamen und nicht der localiſirten Intereſſen aus, zuſammen zufaſſen, was an zerſtreuten Kräften im Reiche zu gewinnen iſt, zu einigen, was ſich trennt, überhaupt zu helfen, wo irgend es noth thut, immer aber vom großen geſammtländiſchen, vom nationalen Standpunkte aus. Es iſt daher ein gar engherziger, entſchieden abzu— lehnender Standpunkt, wenn Herr D. ſich darüber beklagt, daß von den aus dem Rheine gewonnenen Lachseiern nicht die meiſten genau wieder dem Rheine ſelbſt zukämen. Fließen der Main, der Neckar, die Moſel, die Ruhr, ꝛc. nicht auch auf deutſcher Erde? Fördert es nicht auch und vielleicht ſogar noch mehr als beim Rheine, deutſche Intereſſen und deutſchen Erwerb, wenn Lachszuchtproducte der Weſer, der Ems, der Elbe, der Oder und ſelbſt der Weichſel zugute kommen? Gibt es ja doch auch Leute, welche allen Ernſtes der Meinung ſind, daß Deutſchland und die Schweiz alle Urſache hätten, für die Vermehrung des Lachſes im Rheine überhaupt in ſolange keinen guten Zug mehr zu thun, als die Früchte deutſcher Saat und Arbeit doch nur den Holländern zu gute kommen. Und in demſelben Zeitpunkte, in welchem man darüber mit den Holländern unterhandelt, in welchem man ihnen ihre Sünden vorhält, in welchem man ihnen nur gerechte und billige Zugeſtändniſſe abzuringen ſucht, vermeldet Herr D. und die „Deutſche“ Fiſcherei-Zeitung vor aller Welt, daß zuerſt die Deutſchen ihr eigenes „Unweſen“ beſeitigen ſollten. Iſt das patriotiſch? iſt das klug? iſt es zudem auch wahr? Man unterſuche doch auch, worin beſteht denn dieſes ſog. „Unweſen“? Herr D. rechnet aus den Ueberſichten in Give. VI, 1884 des Deutſchen Fiſcherei-Vereins heraus, daß, während alljährlich „Millionen Nachkommen“ des Lachſes dem Rheine ent— nommen würden, ſpeciell aus Hüningen, Freiburg, von der Sieg und Ruhr im Jahre 1884 rund 11/5 Millionen Lachseier bezogen worden, doch dafür im Jahre 1884 nur 265 000 für das Rheingebiet wieder verwendet worden ſeien. Nach unſerem Befunde iſt die Berechnung von vornherein oberflächlich. Wenn wir S. 146 und S. 148 fg. des Circ. VI vergleichen und durchgehen, ſo kommen wir zu dem Facit, daß für Rechnung des Deutſchen Fiſcherei— Vereins im Brutjahre 1883/84 aus dem Rheingebiete rund 2½ Millionen Lachseier (dar— unter 150000 Stück unentgeltliche Widmung des Herrn Oberbürgermeiſters Schuſter 70 in Freiburg) bezogen und für das Rheingebiet, ſelbſtverſtändlich einſchlüſſig Main, Neckar, Moſel, Saar, Ruhr ze. ꝛc. über 450 000 Lachseier wieder beſtimmt wurden. Sollten wir darin irren, laſſen und werden wir uns gerne berichtigen. Sei es übrigens damit wie es wolle; — die vorgeführten Zahlen beweiſen für die behauptete „Ausplünderung des Rheins“ überhaupt noch nichts. Wer hier mit Ziffern Deductionen führen will, ſollte ſich dieſelben auch erſt vollſtändig verſchaffen und ſie vollſtändig verwerthen. Jene Ueberſicht im gedachten Circulare ſtellt doch nur dar, was auf Rechnung des Deutſchen Fiſcherei— Vereins im NhHeingebiete geſchehen iſt! Nun gibt es aber auch noch andere Factoren, welche für den gleichen Zweck thätig ſind. Weiß Herr D. nicht, oder hat er nicht berechnet, was z. B. in Baden und Elſaß-Lothringen von Landeswegen und in der Schweiz von Bundeswegen für die Lachszucht im Rheingebiete fortgeſetzt geſchieht? Kennt Herr D. die ſog. Mühlhauſener Convention nicht, welche gerade die Schweiz, Baden und Elſaß-Lothringen, wo die „Plünderer“ ſitzen ſollen, als eigene Staaten und ganz unabhängig von der Thätig— keit des Deutſchen Fiſcherei-Vereins zu gemeinſam cooperativer fiſchzüchteriſcher Fürſorge für die Rheinfiſcherei verpflichtet, wie auch thatſächlich zu ausgiebiger bezüglicher Thätig— keit hinführt? Hätte doch Herr D. nur S. 134 des von ihm ſelbſt benützten Circulars aufmerkſam geleſen, er hätte darauf kommen müſſen, daß von Staatswegen in jenen Ländern alle Jahre mindeſtens gegen 1 Million Lachsbrut, oft noch weit mehr im Rhein zur Aus— ſetzung gebracht wird. Gerade dafür bilden wiederum die dem Herrn D. ſo unſympathiſchen Fiſchzuchtanſtalten in Hüningen und Freiburg-Selzenhof die eigentliche praktiſche Folie. Kräftig genug klingt es freilich, zu ſagen, dem Rheine würden alljährlich Millionen von „Nach— kommenſchaft“ des Lachſes entzogen. Jeder Fiſchzüchter weiß es aber, daß Fiſch— eier noch lange nicht Fiſche, alſo auch noch nicht „Nachkommenſchaft“ der Fiſche find, ſintemalen bei natürlicher Verrichtung des Laichgeſchäftes der Salmoniden koloſſale Procentſätze von Eiern und Brut zu Grunde gehen, welche im Wege künſtlicher Fiſchzucht erhalten bleiben. Selbſt wenn darum Herrn D.'s Ziffernmaterial richtig wäre, hätte der Rhein bei dem jetzt eingehaltenen Verfahren immer noch weit mehr Zugang an Salmlingen als auf natürlichem Wege. Das aber iſt vorwiegend das Ver— dienſt des Deutſchen Fiſcherei-Vereins, und der ihm affiliirten Vereine und Fiſchzuchtanſtalten. Daß in der That, trotz aller Wirthſchaft der Herren Holländer der Lachsfang am Unterrhein in den letzten Jahren zugenommen hat, hat die Deutſche Fiſchereizeitung ſelbſt jüngſt (1885 Nr. 3 Seite 21) in Geſtalt der Ueberſichten der Fang— ergebniſſe am Kraling'ſchen Veere vorgeführt. Auf welche Factoren dies aber zurück— zuführen iſt, kann nicht zweifelhaft ſein. Auf ſtärkere natürliche Laichvermehrung bei den Laichplätzen des Oberrheins gewiß nicht; denn der Lachſe, die dorthin kommen, ſind nicht weſentlich mehr geworden. Und was die jog. künſtliche Lachsmehrung durch die Holländer betrifft, ſo iſt das doch im Effekte die reinſte Spiegelfechterei. Alſo? Daß dabei zugleich ſo und ſo viel Lachſe anderen deutſchen zur Nord- und Oſtſee rauſchenden Strömen zugeführt wurden, will Herr D. ſchon gar nicht gelten laſſen. Man wiſſe nicht — meint er —, ob dieſe ſich dort accomodiren würden und man habe noch nicht gehört, daß in der Oder neben den Oderlachſen Rheinlachſe gefangen würden. Wir ſagen einſach: Lachs iſt Lachs. Er bleibt hier wie dort in genere trutta Salar, der Wanderlachs. Daß dieſe Art in dem einen oder anderen Strome in Folge ſog. „Anpafjung “ dieſe oder jene untergeordneten Eigenthümlichkeiten annimmt, mag ja wohl richtig ſein. Dieſer Eventualität unterliegen dann aber aus gleichem natürlichen Grunde eben auch die eingeſetzten jungen Fiſchchen aus rheiniſcher Heimath. So wird freilich in der Oder ſchließlich immer nur „Oderlachs“ gefangen. Durchaus nicht bewieſen iſt aber, daß dies nicht der rheinländiſchen Brut zu danken ſein könnte. Argumente jener Art gehören darum in's Gebiet des dialektiſchen Verſteckſpiels. Wenn Herr D. weiter meint, wir hätten keine Veranlaſſung, den Rhein zu plündern, um „unſer Vermögen an Fiſchbrut nach Galizien, an die Donau oder an ſonſtiges Ausland“ zu geben, ſo geſtatte uns bemeldeter Herr doch gefälligſt, daß wir Anwohner der deutſchen Donaugelände durchaus nicht auf die Ehre verzichten, ebenfalls zu den Deutſchen, zum deutſchen Inlande gerechnet zu werden, und daß wir wie die Pflichten ſo auch die Rechte mit den 21 — — — anderen Bruderſtämmen gleichmäßig theilen wollen. Abgeſehen hievon, wem fällt es denn gegen— wärtig noch ein, Brut vom Wanderlachs in die Donau zu ſetzen? Das iſt doch bereits ein längſt überwundener Standpunkt. Wir wüßten auch wahrlich nicht, wo in jenem Berichte des Deutſchen Fiſchereivereins, auf den Herr D. ſeine Angriffe gründet, oder in vorausgegangenen Berichten ſeit nahezu einem Decennium her eine Abgabe von Lachsbrut in's Donaugebiet verzeichnet wäre. Was aber die Abgabe von Lachseiern nach Galizien — und nehmen wir auch gleich Böhmen dazu — anlangt, jo bitten wir Herrn D., ſich geneigteſt auf der nächſt— beiten Landkarte Einſicht davon zu verſchaffen, daß dortſelbſt die Quelliegion der Elbe und Weichſel, die Oberläufe und Oberlaufzuflüſſe dieſer Ströme und damit die wichtigſten Laich— und Zuchtregionen des Lachſes jener gen Deutſchland ſtrömenden Gewäſſer belegen find. Dort ſind alſo die Saatfelder für deutſche Ernte! Und die Beſtellung ſolcher Saatfelder ſoll plündernde Mißwirthſchaft ſein! Alle Urſache hätte man, ſtatt ſolche unüberlegte Behauptungen in die Welt zu ſetzen, lieber jenen Männern in und außerhalb Deutſchlands den ſchuldigen Dank zu votiren, welche an eine fruchtbringende Arbeitsgemeinſchaft auf jenen gemeinſamen Intereſſengebieten ſchon ſo viele Mühe und Opfer geſetzt haben. Aber dazu gehört eben auch die Feſthaltung eines höheren Standpunkts, den wir an dem Artikel des Herrn D., namentlich was die Frage der Beziehungen zum Auslande betrifft, allerdings vollſtändig vermiſſen. Wir finden in dieſer Hinſicht in dem ganzen Artikel nichts als einen hohen Grad von — ſagen wir: Selbſtgenügſamkeit. Von wirklich kritiſchem Verſtänd— niſſe der Verhältniſſe fehlt dagegen hierin jede Spur. Wir geben von vorneherein zu, daß es Formen der Fiſcheierlieferung ins Ausland geben kann, welche vom vaterländiſch- volkswirthſchaftlichen Standpunkte aus, dem doch unſere Fiſchzuchtanſtalten in erſter Linie dienen ſollen, nicht zu rechtfertigen ſind. Wir ſelbſt reprobiren es z. B., wenn irgendwelche werthvolle Fiſcheier, gewonnen aus deutſchen Gewäſſern und noch dazu vielleicht aus fauniſtiſch ſelbſt hilfsbedürftigen Strecken, lediglich um der mercantilen Gewinnung eines Entgeldes in blanken Silberlingen willen, ſo lange noch wirthſchaftlicher Bedarf im eigenen Lande oder für daſſelbe iſt, etwa nach England, Belgien oder in andere Länder, mit denen uns keine Intereſſengemeinſchaft verbindet, rein verhandelt werden. Aber ſo liegt die Sache doch wohl in den ſeltenſten Fällen der Abgabe von Fiſcheiern oder Fiſchbrut ins Ausland und ganz ſicher da nicht, wo dieſe Abgabe durch Vermittlung und auf der Grundlage einer Vereinsthätigkeit erfolgt. Was ſolchem Verkehre der Vereine mit dem Auslande zu Grunde liegt, ſind vielmehr gemeinhin ganz andere und zwar ſehr geſunde und anerkennenswerthe Beweggründe. Welchen Werth es hat, in Gemeinſchaſt mit Freunden der Sache in einem Nachbarſtaate die gleichartigen und verbundenen Intereſſen eines gemeinſamen Stromgebietes zu pflegen, liegt ohnehin für Jeden auf der Hand, deſſen Begriffe nicht am Gränzſchlagbaum aufhören. Auch der Austauſch beiderſeitiger Produkte iſt unter allen Umſtänden hochwerthvoll, wenn er nur nicht geradezu in's Blaue hinein geſchieht, was gewiß noch nicht der Fall war. Daß z. B. die Eier der amerikaniſchen Maräne, der amerikaniſche Bachſaibling, die Seeforelle und der Carpione vom Gardaſee, und andere mehr für die ſüddeutſchen Gewäſſer hohen Werth beſitzen oder zum mindeſten verſprechen, darüber zweifelt hierorts kaum Jemand und jedenfalls nicht mit Grund. Bei uns legt man gerade hierauf mit Recht um ſo mehr Werth, als andererſeits das deutſche Donaugebiet an den Reſultaten der Bemühungen zu Gunſten der Lachszucht gar nicht nutzbar Theil nimmt. Wir ſind auf dieſe Reſultate aber auch gar nicht neidiſch, freuen uns vielmehr von Herzen auch der Vortheile Anderer. Unſere Alt— vorderen haben überhaupt in ſolchen Dingen gewiß viel weniger engherzig gedacht und gehandelt, als man heutzutage finden kann, ſonſt erfreute ſich Deutſchland noch heute gar mancher heimiſch gewordener, urſprünglich fremdländiſcher Naturprodukte wahrſcheinlich nicht. Nicht einmal der heutige ſpecifiſche Repräſentant deutſcher Fiſchzucht, der Karpfen, der als german carp Amerika erobert, iſt deutſchen Urſprungs. Wer vollends fühlte dabei nicht den gewaltig hohen, ſchon allein moralijchen Werth, welchen ein Verkehr mit ſich bringt, wie er beiſpielsweiſe zwiſchen dem Deutſchen Fiſcherei-Verein und den großen Fiſchzüchtern Nordamerika's gepflegt wird. Als einſt die internationale Fiſchereiausſtellung in Berlin Triumphe auf Deutſchland häufte, pries man es als ſtolzes Glück, welche förderlichen Bes 72 un ziehungen, welche fruchtbringende Arbeitsgemeinjchaften auch nach auswärts ſich damit eröffnet hätten. Und heute — heute nergelt man daran herum, was das Zeug hält. O deutſche kleinliche Art, nur du allein biſt deſſen fähig! Uebrigens mögen die Herren am Oſtſee— ſtrande trotz ihrer Fernſicht auf den Ocean über allen ausländiſchen Eierimport denken, wie Sie wollen. Wir in Süddeutſchland ſind anderen Sinnes und zwar aus guten Gründen. Wir Süddeuiſche aber dürfen doch wohl auch noch unſere Meinung und unſere Wünſche haben? Noch Eines: Mehrbeſagter Kritiker macht namentlich den Leitern der an der Lachszucht hervorragend betheiligten Fiſchzuchtanſtalten „Geldmacherei mit Eier- und Brutverkauf“ zum offenen Vorwurf. Wir finden uns nicht legitimirt, gegenüber ſolchen ſchon formell ſehr gewagten Bemerkungen Namens der Perſonen der damit bedachten Herren das Wort zu ergreifen. Es möchte dem Geſchmacke der Letzteren vielleicht nicht einmal zu ſagen, gegen Angriffe dieſer Art ſich überhaupt vertheidigt zu ſehen, zumal — wenigſtens nach unſeren Begriffen — das rein perſönliche Thun und Laſſen des Beſitzers einer Privat-Fiſchzuchtanſtalt über— haupt Niemanden, dasjenige des Vorſtehers einer Staatsanſtalt nur ſeine amtlich Vorgeſetzten etwas angeht. Was dagegen die Beziehungen des damit zugleich angegriffenen Deutſchen Fiſcherei-Vereins zu dem incriminirten „Eierhandel“ betrifft, ſo wird es, wer irgend billig und verſtändig denkt, nach Lage der Verhältniſſe begreiflich finden, wenn für gelieferte Eier eine Vergütung gegeben und genommen wird. Nur wer je an Gründung und Leitung einer größeren Fiſchzuchtanſtalt betheiligt war — und beim Verfaſſer dieſer Erwiderung iſt das ausgiebig der Fall —, kann vollſtändig ermeſſen und beurtheilen, welcher Aufwand an Sorgen, Mühen, Opfern und auch — Geld dazu gehört, ein ſolches Inſtitut zur Exiſtenz und zu gedeihlichen Leiſtungen größeren Umfangs und beſſerer Qualität zu bringen. Verſandt— reife Fiſcheier kommen wahrlich in mehrfachem Wortſinne nicht von ſelbſt in die Apparate ge— ſchwommen. Vom „Fiſcheierhandel“ iſt auch unſeres Wiſſens ohnehin noch Niemand reich geworden. Deſto öfter iſt es leider ſchon vorgekommen, daß ſchwere Mühen und Opfer auf Fiſchzucht— anſtalten vergeblich verwendet wurden und die ſchönſten Hoffnungen an den gemeinbekannten finanziellen Schwierigkeiten ſolcher Unternehmungen ſcheiterten. Ueberhaupt iſt nicht leicht etwas ſo undankbar, als der Patriotismus in Anwendung auf die Fiſchereiſache. Mag man hier auch mit der aufopferndſten Hingebung den Intereſſen des Vaterlandes zu dienen ſuchen: immer wieder kommen Dinge zum Vorſchein, welche gerade dem unabhängigen und uneigennützigen Pfleger der Fiſchereiſache ſeine Thätigkeit zu verleiden geeignet ſind. Es gehört für Männer, wie Herrn v. Behr und Andere viel der Ueberwindung dazu, hier der Sache treu zu bleiben. Um ſo berechtigter iſt es aber auch, wenn ſie mit vollem Stolze auf Angriffe blicken, welche weit jenſeits der Grenze einer objektiven und geſunden Kritik ſich bewegen. Das iſt offen des Verfaſſers Anſicht und Meinung. Er unterſtellt ſie vorbehaltlos dem Urtheile Unbefangener. Wie ſolche bei den Gegnern in und um Stettin aufgenommen werden wird, iſt ihm dagegen gleichgültig. Selbſt die Perſpective auf etwaige Gegenangriffe perſönlicher Art, wie er ſolche ſchon erlebt, kann ihn nicht hindern, ſeine ſachliche Meinungs: äußerung mit Nennung ſeines vollen Namens — im Gegenſatze zur Anonymität des Herrn D. — zu bekräftigen. Dr. Julius Staudinger. II. Jiſchfang der Schuljugend. Von Seite der königl. bayer. Kreisregierung für Oberpfalz und Regensburg iſt jüngſthin folgender hochbemerkenswerthe Erlaß ergangen: An die kgl. Diſtrikts- und Lokal⸗Schulinſpektionen, an die Diſtrikts- und Ortspolizeibehörden des Regierungs-Bezirkes und an das Lehrperſonal an den oberpfälziſchen Volksſchulen. Fiſchereifrevel betreffend. Nach den gemachten Wahrnehmungen und Erfahrungen herrſcht an vielen Orten die Unſitte, daß beim Ablaſſen und Räumen der Bäche, beim Abfiſchen von Teichen u. ſ. w. die Schuljugend beiderlei Geſchlechts ſich damit ein Vergnügen macht, die im ſeichten Gewäſſer zurückbleibenden kleineren Fiſche zu fangen. vu 73 A un Der wirthſchaftliche Schaden, der bei ſolchen Gelegenheiten von Kindern und jüngeren Leuten angerichtet wird, iſt nicht ſelten ſo erheblich, daß es ſchwer fällt, die Fiſchgewäſſer wieder entſprechend zu bevölkern. Größer noch ſind die moraliſchen Nachtheile, welche der Jugend durch die aus ſolchen Anläſſen entſpringenden Eingriffe in fremdes Eigenthum und aus den hiebei vorkommenden Rohheiten und Thierquälereien erwachſen, und es iſt die Thatſache, daß unter den wegen Fiſchereifrevels beſtraften Individuen unverhältnißmäßig viele jugendliche Perſonen ſich befinden, wohl auf den frühzeitig großgezogenen Hang zum Fiſchfange zurückzuführen. Gegen dieſes verderbliche Treiben an Fiſchgewäſſern erſcheint zunächſt die unterricht— liche Einwirkung auf die Schuljugend jeglichen Alters angezeigt. Gelegenheit hiezu bietet der naturgeſchichtliche Unterricht, welcher ſeiner geſammten Anlage nach in den Kindern den Sinn für die Natur zu wecken, die ſchonende Behandlung der Thiere durch die Pflege des Mitgefühls zu fördern und die humanitären Beſtrebungen der Thierſchutz-Vereine zu unter: ſtützen hat. Sodann ſind die Schulkinder gelegentlich der erwähnten Anläſſe über die Schädlichkeit und Strafwürdigkeit der bezeichneten Handlungen eindringlichſt zu belehren und vor denſelben nachdrücklichſt zu warnen. Die königl. Diſtrikts⸗ und Lokalſchulbehörden werden nicht unterlaſſen, darüber zu wachen, daß von Seite des Lehrperſonals die vorſtehend angedeutete Behandlung des naturgeſchicht— lichen Unterrichts und die Unterweiſung der Werktags- und Feiertagsſchüler im Sinne dieſes Ausſchreibens die pflichtmäßige Beachtung finde. Die Diſtrikts⸗ und Ortspolizeibehörden haben übrigens im Intereſſe eines wirkſamen Schutzes der Fiſchzucht die ihnen zur Verfügung ſtehenden Sicherheitsorgane von dem In— halte dieſes Ausſchreibens zu verſtändigen und zur thunlichſten Aufſicht beim Abfiſchen von Fiſchwäſſern, beim Bachräumen u. ſ. w., ſowie zur Fernhaltung ſchulpflichtiger Kinder von derartigen Gelegenheiten anzuweiſen. Regens burg, den 12. Januar 1885. Königl. Regierung der Oberpfalz und von Regensburg, Kammer des Innern. v. Bracher. Mit lebhafteſter Freude begrüßen wir dieſe Entſchließung. Damit wird in mancher Hinſicht der Nagel auf den Kopf getroffen! Es wäre nur zu wünſchen, daß gleiche Erlaſſe auch anderwärts ergingen. In Sonderheit würde das königl. bayer. Staatsminiſterium des Innern ſich ganz beſonderen Dank aller Ver— ſtändigen, welche die Pflege der Fiſcherei in ihrem volkswirthſchaftlichen Werthe erkennen, beſtens ſichern, wenn es in Verbindung mit dem königl. Staats— miniſterium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten An— ordnungen obiger Art für das ganze Land zu generaliſiren geneigt ſein möchte! III. Vermiſchte Mittheilungen. Auszeichnungen. Der Sächſiſche Fiſcherei-Verein hat mit General— verſammlungsbeſchluß vom 15. Januar 1885 durch Ernennung zu ſeinen Ehren— mitgliedern ausgezeichnet die Herren: Kammerherr von Behr auf Schmoldow, Oberſtlandesgerichtsrath Dr. Staudinger in München, Profeſſor Dr. Benecke in Königsberg, Profeſſor Dr. Frie in Prag, Profeſſor Dr. Leuckart in Leipzig, Profeſſor Dr. Krutzſch in Tharand. Aus Rendsburg, im Februar. Bei den in den letzten Tagen vorgenommenen Uebungen der Pioniere auf der Obereider Eis zu ſprengen, ſind eine Reihe von Fiſchen zu Grunde gegangen. Nach jeder Sprengung konnte man unter der klaren Eisdecke Hunderte von betäubten und auch todten Fiſchen — letztere allerdings in geringer Zahl — erblicken. Jene erholten ſich indeß nach Verlauf einiger Zeit und eilten wieder in die Tiefe. Große Hechte, Braſſen, Barſche u. ſ. w. lagen beſinnungslos unter der Eisdecke. W. L. Eigenthümlicher Dorſchfang. Tönsberg in Norwegen, 19. Januar. Am Freitag wurde man draußen an der Küſte bei Huſd darauf aufmerkſam, daß in der Trälenbucht, welche zugefroren war, unter dem Eiſe Dorſche ſtanden, welche ſich, als man in das Eis Löcher einhieb, als erfroren zeigten. Da die ganze Bucht voll von den Fiſchen war, machte man ſich überall daran, die Fiſche herauszuholen und that 74 einen guten Fang. Ein Mann erbeutete z. B. am Freitag 200, am Sonnabend jogar 300 Fiſche; dieſelben waren groß und verkauften ſich gut, da es in den letzten Tagen vorher an Fiſch gemangelt hatte. Die Trälen-Bucht iſt tief, jedoch meiſt nur fünf Faden und man nimmt an, daß die Dorſche, ſowie andere Fiſche, von denen es in der Bucht ebenfalls wimmelte, durch Sturm in die Bucht hinein getrieben ſind, wo ſie dann der Kälte nicht widerſtehen, aber auch nicht wieder ſeewärts kommen konnten. Wenigſtens erklärt ein alter Fiſcher auf dieſe Weiſe die ſeltene Erſcheinung. E. B. Ein Lachs in einer Vogelfalle. Ein Bauer in Saarjärvi (Finnland), welcher am 27. Dezember 1884 ſeine Vogelfallen am Hietama Waſſerfall unterſuchte, fand zu ſeinem größten Erſtaunen in einer ſolchen einen Lachs von 12 Pfund vor. Durch Spuren im Schnee überzeugte er ſich bald, daß er dieſen ungewöhnlichen Fang einer Otter zu verdanken hatten, welche mit dem Fiſche zuſammen in die Falle gerathen war. Die Klappe der Letzteren war aber nicht ſtark genug geweſen, denn der Otter war es geglückt, ſich wieder frei zu machen! So berichtet die finniſche „Wiburger Zeitg.“ E. B. Fiſchereiſchutz. Im letzten Vierteljahre 1884 ſind in der Oberpfalz 101 Anzeigen über Fiſchereifrevel, welche rechtskräftige Strafurtheile zur Folge hatten, erſtattet und damit 117 Perſonen der Beſtrafung zugeführt worden. Fiſchbezeichnungen: Makrele, Sternhauſen. Von ſüddeutſchen Delikateſſen— Handlungen werden in der Preſſe häufig ſog. „geräucherte Lachsforellen“ zum Ankaufe empfohlen. Dieſe Bezeichnung iſt geeignet, den Glauben zu erwecken, als habe man es hier mit einer Fiſchart zu thun, welche mit Lachs oder Forelle etwas gemein hat. In Wirklichkeit kommt aber unter jenem Namen ſehr häufig ein Fiſch von ganz anderer Art in den Handel, nämlich die Makrele, Scomber scomber. L. Zu den Salmoniden gehört dieſe Seefiſchart durchaus nicht, immerhin zählt ſie zu den beſſeren Qualitäten. Wittmack ſchreibt darüber in ſeiner trefflichen Fiſchereiſtatiſtik Folgendes: „Die Makrele, deren Fang den Küſtenbewohnern des atlantiſchen Meeres, ſowie der Nordſee reichen Gewinn bringt, nimmt nach Oſten zu immer mehr ab, und während noch bei Kiel die Makrele geräuchert zum Verſand kommen kann, auch bei Travemünde gekocht und geräuchert wird, wird ſie in der Wismar'ſchen Bucht nur ſelten gefangen und kommt ebenſo bei Stralſund und um Rügen nur mehr gelegentlich vom Juni bis September auf Heringsnetzen vor. Auch an unſerer Nordſeeküſte hat die Makrele noch bei weitem nicht die Bedeutung, die ſie für England, Holland, Frankreich, Dänemark und Norwegen beſitzt. In Norwegen allein ſind 2500 Perſonen beim Malrelenfang betheiligt, die im Durchſchnitt circa 30 — 35 Millionen Fiſche, à circa 3 A. per 20 Stück liefern. Die Makrele hat ein ſehr fettes, weichliches, ſchnell dem Verderben ausgeſetztes Fleiſch, ſie wird friſch, geſalzen, meiſt aber geräuchert benützt. In Stralſund wird fie friſch pro Stück mit 25— 50 ½ bezahlt, in Oldenburg koſtet das Kilo 40 J.“ — Eine andere Irrung durch die vulgäre Nomenclatur ſcheint jüngſt in München ſich abgeſpielt zu haben. Alle Blätter waren voll des Lobes für eine auf der Kochkunſtausſtellung in München aufgeſetzte „rieſige Donauforelle“ mit 26 Pfund und prieſen den gewaltigen „Salmoniden“. Einzelne fiſchkundige Augenzeugen ſchüttelten den Kopf und erklärten, das könne doch keine Forelle, es müſſe vielmehr eine Störart ſein. Nun iſt es durch verſchiedene Autoritäten (Heckel, Steindachner, Wittmad) beglaubigt, daß an der unteren Donau der Sternhauſen, Acipenser stellatus Pall., auch Scherg genannt, zugleich den Vulgärnamen: „Donauforelle“ führt. Er gehört zum Geſchlechte der Störe, wird bis zu 25 Kilo ſchwer und wird in Ungarn meiſt in der Schwere von 12½ —15 Kilo gefangen. Ein ſolcher Fiſch ſcheint auch in Geſtalt jenes Exemplars aufgelegen zu ſein. Dieſes vorausgeſetzt, würde in beſagtem Gewicht von 26 Pfund gar nichts beſonders Merkwürdiges zu finden geweſen ſein. Fiſchotternfallen. Unſere freundlichen Leſer machen wir auf das in heutiger Nummer abgedruckte Inſerat der Weber'ſchen Fabrik in Haynau in Schleſien, deren Fiſchotternfallen ſehr belobt werden, aufmerkſam. — — u ́ — IV. Jiſcherei- und Jiſchmarltberichte. Rendsburg, 21. Februar. Aus Eckernförde berichtet man uns, daß der Sprottenfang, nachdem es den dortigen Fiſchern gelungen war, die Eisdecke mit Böten zu durchbrechen, ein ſehr ergiebiger war. So hatte u. A. ein Fiſcher Nenſen in ſeiner Wade nach Schätzung der Fiſcher circa 3000 Wall, die er in ſein Boot mit ſeinen drei Helfern verladen hatte. Jedoch das Unglück verfolgte ihn, denn kaum abgeſegelt, kam das Boot durch die übergroße Belaſtung in's Sinken und zog die vier Inſaſſen mit ſich in die Fluthen. Dieſe nun wurden zwar durch ein vorüber— fahrendes Fahrzeug gerettet, Boot und Sprotten blieben in der Tiefe. Als man ſofort nach den— ſelben zu fiſchen begann, förderte man wohl das Boot, nicht aber die Wade mit den Sprotten an die Oberfläche. Es blieben letztere trotz aller Verſuche, die Wade herauszufiſchen, verſchwunden Der Fang repräſentirte einen Werth von 1000 % — In der hieſigen Fiſchhandlung waren Dorſche von der Küſte von Jütland zu 20—25 , Karpfen 1 , Schellfiſche 20 , Karauſchen 70 J per ½ Kilo, geräucherte Sprotten 1% 20 5 per Wall. Am Markte wurden ausgeboten Oſtſeedorſche 20 J, Butt per Stück 5—10 , Hechte 60 J, Aländen 30 ½ per ½ Kilo. Ferner Stinte per Stieg 20 , doch bei größeren Quantitäten etwas wohlfeiler. Von Eckernförde waren namentlich Dorſche gekommen. Ellerbeck bei Kiel, im Februar. Der Fiſchfang iſt, nachdem wieder freieres Waſſer erſchienen, ein ergiebigerer geworden. Die Zufuhren von ſchwediſchen Heringen werden ſchwächer und dürften ihren Abſchluß gefunden haben. Dagegen kommen von Eckernförde ſo reichlich Sprotte, daß der Preis ſehr fällt und noch weiter ſinken wird. Am Kieler Fiſchmarkt befanden ſich die gewöhn— lichen Fiſche, Dorſch ꝛc. zu normalen Preiſen. N Hamburg und Altona, im Februar. Am Markte befanden ſich in der letzten Zeit Schell— fiſch, Schollen, Braſſen, Dorſch, Heringe und Rothaugen, abgeſehen von den geringeren Sorten. Die Preiſe en gros ſtellten ſich bei meiſtens ſehr flauem Markte für Schellfiſch auf 1ů NM 50 4 bis 4 , 50 3, Schollen 1—6 M, Heringe 25—40 3 per Stieg (20 St.), Braſſen 12—15 4, Rothaugen 10—12 4 '/, Kilogram, Dorſch 3—5 A. per Korb. ER Inserate, Circa 20 Cenkner Sehkarpfen und Karpfenbüftlinge find zu Anfang März 1885, je nachdem es die Witterung geftattet, zu verkaufen durch die Fürſtl. Reuß ſche Gutsadminiſtration Metzenhof, Sezirksamts Eſcheubach in der Oberpfalz. ME Angebrütete Forellen-Eier SE 1000 Stück um Mark 5.— 50,000 Stück um Mark 200.— eee rk, „ 48.— Nee e „ 350.— ooh „ „ „ 90.— verkauft ineluſive Emballage ab hieſiger Poſtſtation gegen Nachnahme die 10h Graf Pälffy’sche Centralbuchhaltung Szomoläny, Preßburger Comitat, Ungarn. Fiıhottern- Inn! Das Ottereiſen Nr. 126 meines Kataloges, welches ohne Kette 4 Kilogr. wiegt und 12 Mark koſtet, iſt unbeſtritten das allerbeſte Ottereiſen der Welt, denn die (in vielen Fachblättern und mir berichteten) damit erzielten Fangberichte bezeugen dies. Herr A. Flath, Grenz— aufſeher in Louvigny bei Metz fing ſogar im vergangenen Sommer in Nr. 126 nicht nur hinter einander 8 Ottern, ſondern auch zufälliger Weiſe auf dem Otterausſtiege einen ſtarken Wolf. Dieſen und viele andere noch günſtigere Fangberichte mit dieſem Eiſen über Otternfang füge ich meinen Preiscourant bei. Aber auch Nr. 24 iſt, wie außer vielen anderen Anerkennungen Nachſtehendes bezeugt, ein voctrefflicher und billiger Fangapparat. — Herr H. Harms in Bomlitz bei Walsrode (Hannover) fing laut Schreiben vom 8. Januar 1885 binnen Jahresfriſt in nur einem meiner Tellereiſen Nr. 24. mit Zähnen O 24 Stück Fiſchottern, 2 und zwar ohne jeglichen Fehlfang. Aehnliche Fangberichte über alle meine verſchiedenen Fang— apparate habe zu Tauſen den erhalten. Preis für Nr. 24 iſt 7 Mark, dazu eine 3 Meter lange Kette 1 Mk. 50 Pf., Porto 50 Pf., Verpackung 10 Pf., Nachnahmegebühr 20 Pf. Man beſtelle einfach per Poſtkarte bei mir 1 Nr. 24 mit Zubehör und Gebrauchsanweiſung, und umgehend iſt der Herr Beſteller für 9 Mk. 30 Pf. im Beſitze obigen Eiſens. Ohne Kette 1 Mk. 50 Pf. billiger. Zwei Nr. 24 ohne Ketten erhält der Herr Beſteller für 15 Mark portofrei ins Haus. Nr. 24 fängt alle Raubthiere vom Wolf bis zum Iltis ſicher; habe aber für kleineres Raubzeug ſehr billige und dennoch gute Eiſen. Meine Lagerräume weiſen ſtets Tauſende der verſchiedenen Fangapparate auf. Illuſtrirte Preiscourante gratis. Man adreſſire: Naltbthierfallen⸗Jabrik Baynau i. Schl. 76 — Deltausſtellung in Antwerpen. = Gruppe: Jagd und Fiſcherei. Um dem Jagd- und Fiſcherei⸗Gewerbe die Betheiligung an der Weltausſtellung in Antwerpen zu erleichtern, iſt die Bildung einer beſonderen Gruppe für dieſelben angeordnet worden, und hierdurch neben zweckmäßigem Arrangement die Ausſtellung gegen mäßige Koſten er Alle Anfragen bez. Ausſtellung in dieſer Gruppe beliebe man zu adrejjiren Deutſches Comité der Weltausſtellung Antwerpen, Avenue des Arts 89. FTangeiſen für Naubzeug chen worn lich illuſtr. Preisliſte gegen Beiſchluß einer 10 Pfg.-Marke. Broſchüre 225 Seiten ſtark über die Anweiſung zum Fang des Raubzeuges franco gegen Zuſendung von 2M 70 4 ec. 10 Adolph Pieper, Moers am Rhein. Das Fiſchgut Seewieſe bei Gemünden a/ M. (Bayern) gibt ab: embr. 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Ganzjährig | bei den Reichspoſtämtern [Nr. 3894] Mk. 2 40) ſtehen auf Verlangen mittels Correſpondenzkarte Jedermann und überallhin franco zur Verfügung. Hugo H. Hitschmann’s Journalverlag Wien, I, Dominikanerbaſtei 5. 3b Zur gefälligen Notiz! Wiederholten Anfragen gegenüber geben wir bekannt, daß Rabatte für größere oder fortgeſetzte Inſeratenaufträge bei unſerem Blatt nur in demjenigen Umfange und unter jenen Vorausſetzungen bewilligt werden, wie in den Rechnungsformularen ver— zeichnet iſt. Extrarabatte für einzelne Inſerenten finden grundſätzlich nicht ſtatt. Adminiſtration der „Jageriſchen Fiſcherei⸗ Zeitung“ Für die ; Redaktion verantwortlich: Dr. Julius Staudinger in München. Kgl. Hof⸗Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel zu beziehen durch Chriſtian Kaiſer in München. Die nüchſte Nummer erſcheint am 1. März 1885. N = Bayeriſche dr - + + ” - + Grſcheint monatlich zwei, bis dreimal. . j Inſerate die zweiſpaltige Petitzeile a Allgemeines Organ an bee ben Buch handlungen. 3 München Blumenſtr. 17/3. . für die Geſammkinkereſſen der Fiſcherei, ſowie für die Beſtrehungen dev Fifcereivereine. In Perbindung mit Tachmännern Deutſchlands, Oeſterreich-Ungarns und der Schweiz herausgegeben vom Bayerifhen Tiſchereiverein. Nr. 6. . „ München, 1. März 1885. X. Jahrg. n Inhalt: I. Deu ſcher Fiſchereitag in München. — II. Ueber Teichbau und Teichwirthſchaft. — III. Lebendes Futter für junge Fiſche — IV. Bon der landwirthſchaftlichen Aus— ſtellung im Palais de l'induſtrie zu Paris. — V. Vereins nachrichten. — VI. Ber: miſchte Mittheilungen. — VII. Bekanntmachung. — Inſerate. ” I. Deutſcher Jiſchereitag in München. Schon wiederholt hatte der Deutſche Fiſcherei-Verein zu feiner Berathung für die ihm geſtellten Aufgaben ſogenannte Fiſchzüchterkonferenzen berufen und ab— gehalten. Die erſte Deutſche Fiſchzüchterkonferenz hatte vor etwa ſechs Jahren in Berlin, die zweite im Jahre 1883 in Dresden ſtattgefunden. Bei letztgedachter Verſammlung wurde der Beſchluß gefaßt: „Den Vorſtand des Deutſchen Fiſcherei-Vereins zu erſuchen, eine ähnliche Verſammlung wie in Dresden, nach gleichen Grundſätzen, doch ohne Diätengewährung, im Sommer 1885 nach München einzuberufen und gleichzeitig einige öffentliche Sitzungen anzuberaumen, in denen etwaige Delegirte der rechtzeitig vorher zu verſtändigenden verſchiedenen Fiſcherei— Vereine ꝛc., ſowie andere etwaige Intereſſenten Gelegenheit zu freier Meinungs— äußerung finden könnten.“ Dieſer Vorſchlag wurde vom Deutichen Fiſcherei-Verein bereitwilligſt acceptirt und auch der Bayeriſche Fiſcherei-Verein bot ſofort freudigſt zu feiner Realiſirung die Hand. Aus den Verhandlungen beider Vereine über die gedachte Idee und ihre Durchbildung tritt bereits jetzt ſo viel als beſtimmtes Ergebniß hervor, daß in den letzten Tagen 78 des Juni und den erſten Tagen des Juli 1885 zu München in Ver⸗ bindung mit der dritten deutſchen Fiſchzüchterkonferenz der erſte deutſche Fiſchereitag ſtattfinden wird. Mit letzterem ſollen insbeſondere die aus der gemeinſamen Aufgabe für die Fiſcherei-Vereine Deutſchlands entſpringenden Bande noch feſter geknüpft werden. Ueber die weitere Entwickelung und Vorbereitung der Angelegenheit werden wir die nöthigen Mittheilungen nach und nach rechtzeitig veröffentlichen. Möge einſtweilen dieſe Notiz jeden Orts freundlichen Anklang finden! II. Weber Teichbau und Teichwirthſchaft. Von Herrn Profeſſor Dr. B. Benecke in Königsberg. (Fortſetzung.) III. Die Benutzung der Teiche. Zum Betriebe einer vollkommenen Fiſchzucht ſind verſchiedene Arten von Teichen erforderlich: Streichteiche zur Vermehrung der Fiſche, Streckteiche erſter und zweiter Ordnung zur Aufzucht der ein- und zweiſömmerigen, Abwachsteiche für ältere Fiſche, Winterteiche zur Ueberwinterung verſchiedener Altersklaſſen und Kauf- oder Vorrathsteiche (Heller) zur Beherbergung eines Vorrathes an verkäuflicher Waare. 1. Der Streich- oder Laichteich. Gute Streichteiche ſind das Fundament einer regelrechten Karpfenzucht. Zu Streich— teichen wählt man am beſten kleine Himmelsteiche von nur 1½/10 bis höchſtens ¼ ha Fläche auf leichtem aber undurchläſſigem Lehm- oder lehmigem Sandboden. Wo paſſende Himmels— teiche nicht angelegt werden können, ſind auch aus Flüſſen oder Seen zu ſpeiſende Teiche zu gebrauchen, doch muß das Waſſer vor ſeinem Eintritt in den Streichteich durch große, mit gewaſchenem, grobkörnigem Kies gefüllte Gruben oder Kaſten filtrirt werden, um das Ein— dringen von Fiſchen und ſchädlichen Thieren aller Art nach Möglichkeit zu verhindern. Auch Himmelsteiche werden, um Ungeziefer, wie Fröſche, Salamander, Waſſerkäfer und Waſſer— wanzen, Fiſchegel und Schmarotzerkrebſe möglichſt zu vernichten, den Winter über trocken liegen gelaſſen. Wo erfahrungsmäßig viel Ungeziefer in einem Teich vorhanden iſt, empfiehlt es ſich, den Boden im Herbſt nach der Abfiſchung mit grob zerkleinertem unge— löſchten Kalk zu beſtreuen. Außer durch die Zerſtörung des Ungeziefers iſt die vollſtändige Trockenlegung des Teichbodens während des Winters auch vortheilhaft, um den Grund durch Gefrieren zu lockern und zu entſäuern. Der Teich muß daher von einem oder (bei größerer Fläche) mehreren 1 Meter tiefen Gräben durchzogen ſein, ſoll aber im Uebrigen nur eine Tiefe von 20 — 30 em und ganz flach auslaufende Ränder haben, die reichlich mit Mannagras (Glyceria fluitaus) beſtanden ſind, an deſſen ſchwimmende Blätter die Karpfen gerne ihren Laich ablegen. Da Wärme für das Laichgeſchäft und die Entwickelung der jungen Brut eine Hauptbedingung iſt, muß der Streichteich in geſchützter Lage, der Sonne ganz ausgeſetzt ſein, um ſchnell durchwärmt zu werden. Schutz vor Winden iſt nöthig, um Wellenbilduug zu verhüten, die den an den flachen Ufern abgelegten Laich tödten und an's Ufer werfen würde. Der Waſſerſtand muß in der Laichzeit möglichſt conſtant ſein, da ein Sinken deſſelben die Eier trocken legen und tödten würde. Natürlich müſſen ſchädliche Thiere, wie Reiher, Enten und Gänſe, vom Teiche ferngehalten werden, Vieh darf in demſelben nicht getränkt werden, da es mit den ſchwimmenden Blättern des Managraſes den Laich freſſen oder zertreten würde. Auch Fröſche verzehren große Mengen von jungen Fiſchen. Rathſam iſt, die Streichteiche mit einem engmaſchigen Gitterzaun von verzinktem Drahtgeflecht zu umgeben. Die Beſetzung der Streichteiche mit Streichkarpfen wird am beſten erſt vorgenommen, wenn das Waſſer ſich bereits auf 15— 20 0 C. erwärmt hat. Die Streichfiſche find bereits im Herbſte bei der Abfiſchung der Teiche auszuwählen. Wie bei allen Thieren, iſt die 19 —ü—ꝓ — — Auswahl beſonders guter Mutterthiere für die Zucht auch bei den Karpfen dringend wünſchens— werth. Obgleich man auch von alten Thieren unter günſtigen Umſtänden ſicher Brut erziehen kann, find jüngere Karpfen von 2— 4 kg entſchieden vorzüglicher. Es empfiehlt ſich ſehr, unter den Fiſchen einer Altersklaſſe die größten und beſtgeformten mit kleinem Kopf, breitem Rücken und ſchlankem Leibe auszuwählen. Das Geſchlecht iſt leicht zu unterſcheiden; der Bauch der Rogener iſt im Ganzen, namentlich aber im hinteren Theile breiter und gerundeter, die hinter dem After gelegene Geſchlechtsöffnung erſcheint größer, geröthet und ſtark wulſtig, während ſie beim Milchner eine eingezogene enge Spalte bildet. Von verſchiedener Seite werden über die Zahl der in einen Streichteich von gegebener Größe zu ſetzenden Fiſche und das Verhältniß der Geſchlechter die verſchiedenſten Angaben gemacht. Bei ſonſt günſtigen Verhältniſſen laſſen ſich eben auf mancherlei Art gute Reſultate erzielen. Am üblichſten ſcheint es neuerdings zu ſein, pro ha 8— 10 Rogener und 4 bis 6 gleichgroße Milchner zu rechnen, denen noch 2— 3 kleinere Milchner als ſogenannte Anhetzer beigegeben werden. Man wird alſo fir einen Streichteich von 1/0 ha einen Rogener, einen gleich großen und einen kleineren, oder zwei Milchner nehmen, die etwas kleiner ſind als der Rogener. Das Laichen findet gewöhnlich in den frühen Morgenſtunden ſtatt. Die von dem Rogener abgeſetzten und an den Waſſerpflanzen haftenden Eier werden durch die von den Milchnern entleerte und durch die heftigen Bewegungen der Fiſche mit dem Waſſer innig gemiſchte Milch befruchtet und man ſieht ſie nachher wie ſenfkorngroße glashelle oder leichtgelbliche Perlen die Blätter und Stengel der Waſſerpflanzen und Gräſer in Menge bedecken. Die Zahl der von einem Rogener abgelegten Eier beträgt je nach ſeiner Größe 3— 700000 Stück, wovon natürlich immer, namentlich in größeren Teichen, ein großer Theil zu Grunde geht, ſo daß man im Allgemeinen zufrieden iſt, im Herbſt auf jeden eingeſetzten Rogener 1000 — 1500 Stück Brut zu finden. In rationell behandelten kleinen Streichteichen kann man jedoch wohl das 8 — 10 fache erzielen. Gewöhnlich ſetzen die Karpfen ihren Eiervorrath in drei durch 8 tägige oder noch viel längere Pauſen getrennten Perioden ab, ſo daß man in größeren Streichteichen meiſtens Brut von drei verſchiedenen Größen findet. Es iſt daher, um die Produktionsfähigkeit der Fiſche voll auszunutzen und das Wachsthum der jungen Brut zu fördern, vortheilhaft, die Streichkarpfen, wenn ſie in einem Teiche von der angegebenen geringen Größe einmal gehörig gelaicht haben, was die Unterſuchung der am Teichrande befindlichen Kräuter leicht ergibt, in einem Fiſchſacke mit langen Flügeln zu fangen und ſofort in einen anderen kleinen Streichteich zu bringen, in dem ſie dann bald wieder und eventuell nach nochmaliger Umſetzung zum dritten Male laichen. Eine Entfernung der alten Karpfen aus dem Streichteich iſt auch deßhalb gerathen, weil ſie nicht nur die Brut in ihrer Ernährung beeinträchtigen, ſondern auch einen großen Theil derſelben im jungen Zuſtande mit demſelben Appetit verzehren, wie Mückenlarven, Würmer und junge Kaulquappen. Vier bis acht Tage nach dem Ablegen der Eier ſchlüpfen die jungen Karpfen aus. Die kleine Dotterblaſe, welche ſie aus dem Ei mitbringen, iſt bald aufgezehrt und ſie jagen dann nach Infuſorien, den jüngſten Larven von Inſekten, Krebsthieren ꝛc. Für die ungeheure Menge der ausgeſchlüpſten Fiſchchen wird aber die Nahrung bald zu wenig; unter gewöhn— lichen Umſtänden geht daher ein außerordentlich hoher Prozentſatz an Nahrungsmangel zu Grunde und die Ueberlebenden wachſen nicht ſo ſchnell, wie ihnen das bei reichlichem Futter möglich ſein würde. Von äußerſter Wichtigkeit iſt daher das von Dubiſch auf den Gütern des Erzherzogs Albrecht bei Teſchen geübte Verfahren, die in einem kleinen Teiche erzielte und kurze Zeit gehaltene Brut allmählich in immer zahlreichere Teiche überzuführen, in denen ſie mit nur unerheblichem Verluſt ſchnell heranwächſt. Die erſte Uebertragung findet ſchon 5— 8 Tage nach dem Ausſchlüpfen der Fiſchchen ſtatt. Dieſe werden mit feinen Gazekäſchern ausgefiſcht, zunächſt in einem ſchwimmenden Behälter mit engmaſchigem Siebboden geſammelt und aus dieſem mit einem kleinen Siebe, welches ca. 1000 Stück enthält, in die Transport— gefäße ausgezählt. Die zur Aufnahme dieſer Fiſchchen beſtimmten Teiche ſind von gleicher Beſchaffenheit wie die Streichteiche, ſie ſollen womöglich bis unmittelbar vor ihrer Beſetzung trocken liegen, um möglichſt frei von Fiſchfeinden und reich an Nahrung zu ſein. Während die Brut in dem eigentlichen Streichteich, ſo lange ſie die Dotterblaſe beſitzt und noch einige 80 Tage ſpäter, in beliebiger Maſſe ſtehen kann, rechnet Dubiſch bei der Beſetzung der zweiten Art von Teichen, die ich als Brutſtreckteiche erſter Ordnung bezeichnen will, für 100,000 Fiſchchen 3 ha Teichfläche. Nach feinen Herrn v. d. Borne gemachten Angaben ſollen die Fiſchch'n in dieſen Teichen in ca. vier Wochen einige Centimeter lang geworden ſein, ſich um ca. 25 pCt. vermindert haben und, um kräftig weiter zu wachſen, abermals verſetzt werden. Die Brut: ſtreckteiche zweiter Ordnung, welche die Fiſchchen nun aufnehmen ſollen, ſind vorher mit Grünfutter beſtellt und abgeerntet worden, ſie ſollen bis möglichſt kurze Zeit vor der Beſetz— ung trocken liegen und mit 1050 Fiſchchen pro ha beſetzt werden, von denen dann im Herbſt 1000 Stück im Gewicht von je / Pfund übrig fein ſollen. Werden dieſe Teiche mit nur 500 oder 300 Fiſchen pro ha beſetzt, ſo ſollen dieſelben im Herbſt bis 1 Pfd. ſchwer werden. Es würden alſo, wenn in dem Streichteich von 0,10 ha Größe von einem Rogener 100,000 Eier zur Entwickelung gekommen und dieſe Fiſchchen nach etwa 8 Tagen auf eine Teichfläche von 3 ha vertheilt ſind, nach 4 Wochen noch 75,000 übrig ſein, die zu 1050 pro ha für 71 ha genügen und von denen bis zum Herbſt 71,000 im Gewicht von circa 8 — 9000 kg zur Abfiſchung kommen würden. Ganz verkehrt iſt das früher, und an manchen Orten ſelbſt jetzt noch übliche Verfahren, in größere Streichteiche außer Karpfen noch andere Fiſche, namentlich Karauſchen zu ſetzen. Abgeſehen davon, daß jeder überflüſſige Freſſer die Brut im Wachsthum hindert, liefern die Karauſchen mit den Karpfen Baſtarde, die ſehr hochrückig, dünn und grätig find, als Karpf- karauſchen oder Karauſchkarpfen (Carpio Kollari Heck.) bezeichnet werden und das Renommse einer Karpfenwirthſchaft total verderben können. 2. Die Streckteiche. Streckteiche nennt man diejenigen Teiche, in welche die jungen Karpfen eingeſetzt werden, um heranzuwachſen oder ſich zu ſtrecken. Man hat bisher die in den Streichteichen erzeugte Brut entweder im; Herbſt oder im nächſten Frühjahr, oder auch im nächſten Herbſt abgefiſcht und in Streckteiche übertragen. Für die Altersſtufen der Karpfen an verſchiedenen Orten ſind die verſchiedenſten und wun derlichſten Namen gebraucht worden. So ſpricht man von ein-, zwei-, drei ähriger Karpfenbrut, Streichbrut, von Strich, Satz, Samen, Büttlingen, Streck, Streckern, Auszug, ſo nennt Einer dreijährige Brut, was der Andere als einhitzige Setzlinge bezeichnet. Am einfachſten und richtigſten iſt es, die Karpfen nach der Zahl der verlebten Sommer, als ein-, zwei-, dreiſömmerige ꝛc., zu benennen. Die Karpfenbiut iſt im Herbſt ihres Geburtsjahres und ebenſo noch im nächſten Frühjahr einſömmerig, im folgenden Herbſt und Frühjahr zweiſömmerig ꝛc. Eine ſolche Bezeichnung iſt unmöglich mißzuverſtehen. Da kleinere Fiſche neben größeren derſelben Art ſchlecht gedeihen, weil ſie von ihren ſtärkeren Genoſſen in der Nahrung beeinträchtigt werden, legt man für die erſten Jahrgänge vortheilhaft verſchiedene Streckteiche an, während bei älteren Karpfen die Größenunterſchiede nicht mehr ſo bedeutend ſind, daß ſie getrennt gehalten werden müßten. Einſömmerige Karpfen werden in Streckteiche (verſchieden von den oben erwähnten Brutſtreckteichen) erſter Ordnung, zweiſömmerige in ſolche zweiter Ordnung geſetzt. Die zur Aufnahme der einſömmerigen Karpfen beſtimmten Streckteiche erſter Ordnung müſſen möglichſt ähnliche Lage und Beſchaffenheit haben, wie die Streich- und Brutſtreckteiche, ſie können aber erheblich größer ſein, eine Fläche von mehreren ha bedecken und, entſprechend der Größe der Fische, eine durchſchnittliche Tiefe von 1ù2 — 1 Meter beſitzen. Ihre Ränder müſſen jedoch flach ſein und werden zweckmäßig mit Mannagras angeſäet; eine mäßige Vegetation von Schilfrohr, Calmus, Rohrkolben (Typha) und Schwertlilen (Iris) an den Teichrändern bildet gleichzeitig eine Zierde für den Teich und Gelegenheit zur Entwickelung niederer Thiere, die neben vegetabiliſchen Stoffen den Fiſchen zur Nahrung dienen. In den von Flüſſen oder Seen geipeiften Streckteichen finden ſich bald auch Laichkräuter (Potamogeton), Waſſerlinſen (Lemna) und andere Pflanzen ein, die in geringer Menge recht gut find, die man aber nicht überhand nehmen laſſen darf. Die Streichteiche können als Viehtränke benutzt werden, indem der in das Waſſer gelangende Miſt die Entwickelung niederer Thiere begünſtigt 81 und eine Beſchädigung der Fiſche nicht mehr zu befürchten iſt. Andere Fiſche dürfen neben den Karpfen in den Streckteichen nicht geduldet werden. Von einſömmerigen Karpfen pflegt man pro ha, je nach der Nahrhaftigkeit der Teiche, 2 — 800 Stück zu rechnen, die dann, wenn fie ca. 10 Gramm ſchwer, eingeſetzt find, im Herbſt ein Gewicht von Ya—1 Pfd. erreicht haben ſollen. Nach dem Verfahren von Dubiſch wird der für einſömmerige Fiſche, die in den Brutſtreckteichen ſchon / Pfd. ſchwer geworden find, beſtimmte Streckteich mit 520 Stück pro ha beſetzt, die dann im Herbſte mit Abgang von ca. 20 Stück 1— 1½ Pfd. ſchwer ſein müſſen. Die Streckteiche zweiter Ordnung, für die zweiſömmerigen Fiſche beſtimmt, können noch größer, tiefer und pflanzenreicher ſein wie die vorigen. Sie werden im Allgemeinen mit 2 — 400 Stück 1/a— 1 pfündigen Karpfen pro ha beſetzt, die dann im Herbſt ein Gewicht von 1¼ — 1½ Pfund haben. Dubiſch ſetzt 206 feiner 1— 1¼ Pfund ſchweren zweiſömmerigen Karpfen pro ha aus und fängt im Herbſt 200 Stück im Gewicht von ca. 2 Pfund; werden nur 154 pro ha ausgeſetzt, ſo ſollen 150 bis 4 Pfund ſchwere Fiſche im Herbſt vorhanden ſein. Neben den Karpfen kann man in dieſen Teichen ohne Schaden auch einige Schleien und Aale halten, welche mehr im Grunde wühlen als die Karpfen und ſich von dort Futter ſuchen, welches den Karpfen doch nicht zu Gute kommen würde. Wie für die Streich- und Brutſtreckteiche, iſt es auch für die Streckteiche am beſten, wenn fie im Herbſt abgefiſcht und über Winter trocken liegen gelaſſen werden können. 3. Die Abwachsteiche. Zur Aufnahme der dreiſömmerigen Karpfen dienen die Abwachsteiche, in welchen die Fiſche je nach der Nahrhaftigkeit derſelben in 1— 2 Jahren ein Gewicht von 2— 2 / Pfd. erreichen. Bei dem Dubiſch'ſchen Verfahren ſtellt ſchon der Streckteich für die zweiſömmerigen den Abwachsteich vor und iſt ein weiterer nicht erforderlich, da die Fiſche am vortheilhafteſten im Gewicht von 2— 2 1/2 Pfund verkauft werden, weil fie in höherem Alter bei gleichem Futterverbrauch weniger Fleiſch produziren als junge Thiere. Zu Abwachsteichen kann man größere und tiefere Gewäſſer benutzen, die unter Umſtänden auch nur alle 2 Jahre abgefiſcht werden. Da tiefere und kühlere Gewäſſer weniger Nahrung für die Karpfen produciren als flache Teiche, ſo dürfen die Abwachsteiche, namentlich wenn ſie 2 Jahre ſtehen bleiben ſollen, nur ſchwächer beſetzt werden. Man rechnet 150 — 250 Stück pro ha. Schleien und Aale können ihnen in größerer Zahl beigegeben werden. Auch iſt in ſolchen Teichen ein Zuſatz von kleineren Raubfiſchen ſehr zweckmäßig. Namentlich in ſolchen Teichen, die mit anderen Gewäſſern in Verbindung ſtehen, finden ſich gewöhnlich große Maſſen von Brut der Plötze, des Rothauges und anderer Weißfiſche ein; auch auf geſchloſſene Teiche wird der Laich ſolcher Fiſche häufig durch Wildenten und anderes Waſſergeflügel an den Federn in Menge über— tragen. Dieſe geringwerthigen Fiſche, welche den Karpfen nur die Nahrung beſchränken, ſollen durch Barſche, Hechte und Zander vertilgt und in werthvolles Raubfiſchfleiſch um— gewandelt werden. Häufig kommt es auch vor, daß in warmen Jahren die Karpfen ſchon in den Abwachsteichen laichen, wo dann die Brut in dem kühleren Waſſer und neben den großen Fiſchen natürlich nur ſehr kümmerlich ſich entwickelt. Auch dieſe unnützen Koſtgänger ſollen durch die Raubfiſche verwerthet werden. Das iſt der Nutzen, den der „Hecht im Karpfenteich“ bringt; er befreit den Karpfen von unnützen Concurrenten um die Nahrung, wächſt dabei ſelber ſehr ſchnell und wird deshalb beſonders zart und ſchmackhaft. Im Allgemeinen pflegt man zu 100 dreiſömmerigen Karpfen fünf kleine Hechte und, wo ſie zu haben ſind und gedeihen, ebenſoviel Zander zu ſetzen. Die Beſetzung der Abwachsteiche wird, da ſie die Fiſche gut überwintern, um die eigentlichen Winterteiche nicht zu überfüllen, gewöhnlich im Herbſt bei der Abfiſchung der Streckteiche vorgenommen. Ihre Abfiſchung kann, da es ſich nur um Herausnahme der Verkaufswaare handelt, nach Belieben im Herbſt oder Frühjahr ſtattfinden. (Fortſetzung folgt.) 82 — III. Sebendes Futter für junge Jiſche. Von Herrn Dr. Schwaab in Karthaus-Prüll. Ueber Gewinnung, Verſendung und Erbrütung der Eier von Edelfiſchen ſind von verſchiedenen Seiten ſo eingehende und zuverläſſige Erfahrungen veröffentlicht, daß dieſem Gegenſtande die Berichterſtattung über Einzelerfahrungen kaum mehr förderlich ſein kann. Dagegen iſt vielleicht ein Beitrag willkommen über die Auffütterung der jungen Fiſche zur Zeit des Dotterſackſchwundes, wo häufig der Mangel eines geeigneten Futters zu beklagens— werthen Verluſten bei Fiſchbruten führt, die zu den ſchönſten Hoffnungen zu berechtigen ſchienen. Während des verfloſſenen Sommers machte ich in der Vereinsbrutanſtalt „Karthaus— Prüll“ eine einſchlägige Beobachtung, welche die Beſchaffung lebenden Futters betrifft. Ganz junge Fiſchchen verſchmähen nämlich anfangs zumeiſt das todte Futter, wie es in Geſtalt von zerriebenem Hirn, gewiegtem Kalbfleiſch, zerkleinerten Fiſcheingeweiden u. dgl. von größeren gerne angenommen wird und jeder beobachtende Fiſchzüchter weiß, welche Mühe und Ausdauer dazu gehört, junge Fiſchchen zum Aufnehmen des Köders zu beſtimmen. Während junge Forellen und insbeſondere junge Huchen das zu Boden ſinkende todte Futter nur ſchwer oder gar nicht annehmen, iſt es überraſchend, mit welcher Haſt und Begehrlichkeit die jungen Fiſchchen nach angemeſſener lebender Nahrung haſchen. Kaum hat man die lebende Speiſe in den Fiſchbehälter gebracht, lenkt ſich die Aufmerkſamkeit der jungen Fiſchchen auf dieſen beweglichen Köder und alsbald beginnt eine luſtige Jagd auf das zuſagende Wild. Anfangs ſchießen die Fiſchchen nicht ſelien an der Beute vorbei, wie junge Hühner zuerſt mit dem ungeübten Schnäbelchen neben das geſtreute Hirſekorn picken. Oft laſſen ſie das ergriffene Futter wieder fahren, um es ſofort von neuem anzufaſſen. Zuweilen ſchnappen zwei und mehrere nach dem nämlichen Biſſen oder ſie ſuchen ſich die halbverſchluckte Beute aus dem feinen Maule zu zerren. Unter poſſierlichen Sprüngen und Wendungen mühen ſie ſich eifrig, die lebendigen Biſſen feſtzuhalten oder zu verſchlucken. — Vergleicht man das Verhalten der Fiſchchen gegenüber lebendem Futter mit ihrem Gebahren bei der Zufuhr todten, ſozuſagen naturwidrigen Köders, muß man ſofort erkennen, daß das lebende Futter das zuſagendere, der Fiſchnatur angemeſſenere ſei. Da die mit lebendem Futter anfangs des verfloſſenen Sommers begonnenen und bis zum Herbſte fortgeſetzten Fütterungsverſuche günſtig waren, glaubt man dieſelben im Intereſſe anderer Fiſchbrutanſtalten bereits jetzt veröffentlichen zu ſollen, obwohl fie ſchon aus dem Grund auf Vollſtändigkeit keinen Anſpruch erheben wollen und können, weil Beobachtungszeit und Beobach— tungsfeld noch zu beſchränkt waren. Außer einzelnen Exemplaren anderer uns dem Namen nach unbekannter Waſſerthierchen beſtand die gereichte Nahrung: 1) aus dem vierhörnigen Hüpferling (Cyelops quadricornis), 2) vorab aus der Larve und Puppe der Schnake (Culex). Der Hüpferling iſt ein Glied einer ſehr zahlreichen krebsartigen Thiergattung (Crustaceen), welcher in Pfützen, Teichen und ähnlichen Wäſſern vorkommt, eine ſehr beträchtliche Frucht— barkeit bekundet und wegen ſeiner ſchnellenden, ſtoßweiſen Schwimmbewegungen eben Hüpfer— ling heißt, während ihm ſein einziges Auge, das in der Mitte ſeines an dem eirunden Körper platt angedrückten Kopfes ſitzt, den Namen „Cyclops“ eingetragen hat. Die Hüpferlinge ſind ſämmtlichen jungen Fiſchchen ſchon wegen ihrer beſcheidenen Größe eine ſehr willkommene Nahrung. Hierorts wurden ſie aus einem unter großen Kaſtanienbäumen befindlichen ſteinernen, metertiefen Brunnenbaſſin gefiſcht, wo fie bei jpär= lichem Waſſerwechſel und mäßiger Algenwucherung gut gedeihen. Geleitet von der Abſicht die Hüpferlinge in vermehrter Zahl zu gewinnen, ließ ich aus dem Brunnen einen zufällig in der Nähe ſtehenden, verfügbaren Krautbottich mit Hüpferlinge enthaltendem Waſſer füllen. Nebenbei war mir in der Erinnerung aus meiner Knabenzeit eine Wahrnehmung vorgeſchwebt, welche ich an dem Regenfaſſe im älterlichen Hofe gemacht und die ſeinerzeit auf das lebhafteſte mein kindliches Intereſſe erweckt hatte. In dieſem Regenfaſſe waren nämlich eines Tages zahlloſe auf- und abhuſchende kleine Lebeweſen erſchienen, ohne daß uns Kindern für die Art und Weiſe ihrer Entſtehung ein greifbarer Grund erfihtlih war. Was damals geſchah, hoffte ich, könne jetzt wieder geſchehen. Der Erfolg der Aufſtellung des Bottichs lehrte denn auch, daß die Entſtehung dieſer ſich ſchlangenartig bewegenden Waſſergeſchöpfe noch nicht aufgehört habe; denn in ergiebigerer Menge als die Hüpferlinge ſtellten ſich bald in der neuen Siedelung Weſen ein, die in der Folge als Larven und Puppen der Schnake erkannt wurden. Wie oſt wurde ſchon von der ſelbſtſüchtigen Menſchheit die Frage aufgeworfen: Wozu ſind denn die Schnaken auf der Welt? Haben denn dieſe Plagegeiſter auch einen Nutzen? — Bevor eine Antwort auf dieſe Frage zu geben verſucht werden ſoll, ſei ein Blick auf das Leben dieſer Thiergattung geworfen und zwar auf den Lebensgang der Sorte, welche durch ihr piependes Singen ſich den Namen „Culex pipiendes“ erwarb und deren ſchönere Hälfte — nur die Schnakenweibchen ſtechen — an wohligen Sommerabenden die Menſchen zu ärgerlichen Zweifelsäußerungen über ihre Exiſtenzberechtigung anſtachelt. Beſichtigen wir uns im Winter mit Hilfe eines Kerzenlichtes in einem Keller die Wöl— bungen und Wände des Kellerhalſes ſowie des Kellers ſelbſt etwas genauer, ſo finden wir an feuchteren dunkeln Stellen nicht ſelten hunderte, ja tauſende von Schnaken ſitzen. Es ſind die Schnakenweibchen der letzten im Herbſte erzeugten Generation, welche in dieſem vor der zerſtörenden Winterkälte geſchützten Schlupfwinkel in einer Art Winterſchlaf auf den Frühling harren. Naht mit der ſteigenden Sonne der wärmere Lenz und treten an die Stelle der Eisſpiegel Waſſertümpel, verlaſſen die Schnaken ihre Winterquartiere und beginnen das Fortpflanzungsgeſchäft. Zu dieſem Zwecke ſuchen ſie ſich eine Waſſerfläche, ſetzen ſich an deſſen Rand oder auf ein darauf ſchwimmendes Blatt oder einen daraus emporragenden Grashalm, ſenken die Hinterleibsſpitze gegen das Waſſer und legen nun die dunkelfarbigen, länglichen nach oben verjüngten Eier. Dieſe kleben mit ihren Längsſeiten aneinander und gleichen in dieſer Vereinigung einem winzigen, vorn und hinten zugeſpitzten, oben leicht ausgehöhltem Kahne. Ein ſolches näpfchenförmiges Eierhäufchen, das kahnartig auf der Oberfläche des Waſſers hingleitet und dann am Rande haftet, iſt das Ergebniß Eines Legeaktes und birgt 200 — 350 Eier. Aus der dem Waſſer zugewendeten Eiſeite ſchlüpfen in einigen Tagen die kaum ſichtbaren Larven heraus und bewegen ſich in ihrem Elemente, dem Waſſer. Der ganze Vorgang hat Aehnlichkeit mit dem leichter zu beobachtenden Eierlegen der Schmetterlinge, insbeſondere des Kohlweißlings und dem Ausſchlüpfen ſeiner Larven, der bekannten gefräßigen Raupen. Die in's Waſſer gerathenen jungen Schnakenlarven wachſen unter dem Genuß von feinſten pflanzlichen Gebilden, wie ſelbe im Schlamme ſtehenden Waſſers ſich ſtets in un— geahnter Menge finden, raſch heran und häuten ſich mehrmals. Man ſieht ſie gewöhnlich an der Oberfläche des Waſſers hängen, den Kopf nach abwärts geſenkt, das mit feinſten Borſten umſäumte, jeit- und abwärts befindliche Athemröhrchen fingerartig aufwärts gereckt. Greift man darnach oder erſchüttert etwas die Waſſerfläche, eilen fie mit behenden aalartigen Schwimmbewegungen raſch der Tiefe zu, um in ähnlicher Weiſe nach einiger Zeit wieder aufzutauchen. Mit der letzten Häutung wird die Larve zur Puppe, Larve und Puppe ſind einander ebenſo unähnlich, wie eine Puppe einer Raupe. Während aber bekanntlich die Puppe der Raupe ziemlich unbeweglich verharrt, iſt die Schnakenpuppe im Waſſer kaum weniger be— weglich, wie ihre Larve und läßt deshalb die Annahme aufkommen, ſie ſei ein beſonderes Waſſergeſchöpf. Von der Larve unterſcheidet fie ſich durch Geſtalt und Haltung; ſie hat das dicke, plumpe Kopfende beim ruhigen Verweilen an der Waſſeroberfläche nach aufwärts gerichtet. Vom Kopfende ragen zwei Athemröhrchen, wie zwei geſpitzte Oehrchen über die Waſſerfläche hervor, während die Larve nur eine Athemröhre hat, die etwas länger iſt und vom Hintertheile des Körpers ausgeht. Aus der Puppe ſchlüpft in 8— 10 Tagen die Schnake und man findet dann vielfach die leeren Puppenhüllen auf dem Waſſer treiben. Jede weibliche Schnake legt im Durchſchnitt 300 Eier, worauf ſie zu Grunde geht. Die Entwickelung des Eies zur Larve, Puppe und dem neuen geflügelten Inſekt vollzieht ſich in 4— 5 Wochen. Es können alſo vom Frühjahr bis zum Herbſte 5 — 7 Generationen 84 — in enorm ſteigendem Zahlenverhältniß aufeinander folgen und man begreift nun die ganz außerordentlichen Mengen dieſer beflügelten Weſen. Ihre Wiege iſt im Gewäſſer zu ſuchen. Die Gewäſſer find aber nicht allein die Wiege von Tauſenden, ja Millionen der leicht— beſchwingten Schnaken, ſie ſind vielen auch das vorzeitige Grab. Denn die Inſaſſen der Gewäſſer, zumal die uns zunächſt intereſſirenden, die Fiſche, verzehren täglich ohne menſch— liches Zuthun außerordentliche Mengen der erwähnten Larven und hierin liegt ein Nutzen des Geſchlechtes der Schnaken für den Herrn der Schöpfung. Wie gelangt man nun in den Beſitz der Schnakenlarven, um ſie unſeren künſtlich erbrüteten Fiſchchen zuzuführen? Die Antwort ergibt ſich aus dem Geſagten von ſelbſt. Man ſtellt zu Anfang des Frühjahrs irgend einen offenen Waſſerbehälter — ein altes Krautfaß, ein Petroleumfaß, einen Bottich an einem verfügbaren Platze im Freien auf und füllt denſelben mit Waſſer, dem man wohl etwas Unrath wie Teichſchlamm, Blätter, faulendes Stroh, allenfalls auch Kuhfladen beifügt, um damit die Grundlage zur Entwickelung niederer pflanzlicher Gebilde einzuleiten, welche den Larven zur Nahrung dienen. In nicht allzu langer Zeit gewahrt man bei einiger Aufmerkſamkeit beginnendes thieriſches Leben in dem nach Bedarf aufzufüllenden Waſſer und in kurzem ſind tauſende von Schnakenlarven in dem Behälter. Man kann dieſe nun mit einem Mullnetze herausfiſchen, oder aber man kann auf folgende Weiſe durch Heberwirkung ihrer habhaft werden. Eine kleinfingerdicke, 50— 80 em lange elaſtiſche Gummiröhre dient als Heber. Um das unappetitliche Anſaugen zu vermeiden, wobei Ungewandten leicht ein Schluck des unſauberen Waſſers in den Mund gelangt, bringt man den Schlauch einfach in ganzer Ausdehnung unter Waſſer, läßt die Luft ausſtrömen, preſſt dann das eine Ende des Röhrchens mit Daumen und Zeigefinger zuſammen und zieht es über den Rand des Waſſerbehälters, während das andere im Behälter hängen gelaſſen wird. Nach Entfernung des Fingerdruckes ſtrömt das Waſſer aus dem frei herabhängendem Ende des ſehr handlichen Gummirohrhebers ab. Dasſelbe läßt man durch ein untergeſtelltes Filter (ein grobmaſchiges Stück Leinwand, ein Taſchentuch u. dgl.) laufen; die Larven gerathen von ſelbſt mit der Waſſerſtrömung in und durch den Gummi— ſchlauch und bleiben auf dem Filter zurück, auf welchem man ſie in gewünſchter Menge ſich anhäufen laſſen kann. Auf dem improviſirten Seihetuch kann man ſie ſodann in den Fiſch— behälter übertragen, woſelbſt ſie mit Leichtigkeit abgeſpült werden können. Bei ſtärkerem Zulauf des Waſſers im Fiſchbehälter werden die Larven leicht gegen das Ausflußgitter geſchwemmt und in ihrer freien Bewegung gehemmt, wodurch ſie den zu fütternden Fiſchen entgehen, weshalb es rathſam iſt, während der Fütterung den Zufluß des friſchen Waſſers in den Fiſchbehälter vorübergehend zu unterbrechen oder zu verringern. Neben dieſen vortrefflichen lebenden Futter, das man den ganzen Sommer hindurch leicht ergänzen und vermehren kann, iſt die Darreichung friſcher todter Speiſe nicht ausge— ſchloſſen, auf die denn auch Eingangs hingewieſen wurde. Nach den hieſigen Erfahrungen werden auch ſehr fein gewiegte Regenwürmer gerne genommen. (Nach „Bauernfreund“.) IV. Von der landwirthſchaftlichen Ausſtellung im Palais de l'induſtrie zu Paris. Von E. B. Obgleich die Abtheilung für Pisci- und Oſtrei-Kultur auf dieſer jedes Jahr vom Ackerbau-Miniſterium veranſtalteten, heuer vom 2. bis 11. Februar 1885 dauernden Haupt⸗ Ausſtellung der Landwirthſchaft keine reichbeſetzte war, ſo wollen wir doch den geſchätzten Leſern unſeres Blattes ein, wenn auch nur kurzes Referat nicht vorenthalten. — Wir fanden in der Abtheilung Piscikultur nur 18 Nummern, wovon wiederum 7 auf „Apparate und Vorrichtungen“ trafen und nichts Neues oder Erwähnenswerthes aufzuweiſen hatten. Auch die übrigen 11 Nummern, welche aus ausgeſtellten Eiern und Brut beſtanden, zeigten nur Gewöhnliches. Aus dieſem Grunde kommen auch die beiden erſten Preiſe für dieſe Categorie Goldene Medaillen) nicht zur Vertheilung, ſondern nur zwei zweite Preiſe (Silberne Medaillen). Etwas reicher und interreſſanter war die Abtheilung fur Auſternzucht, obgleich lange nicht das, was man von einer Induſtrie verlangen kann, welche ſowohl unter günſtigen natürlichen Verhältniſſen als vom Staate unterſtützt daſteht. Zu erwähnen ſind hier die Producte aus den Parks vom Schloſſe Belon (Dep. Finistere), welche mit dem erſten Preis (Goldene Medaille) belohnt wurden. Die anweſenden Beſitzer dieſer Parks die Herren De Mauduit und De Solminihoe gaben uns über ihre Anlagen folgende Notizen: Im Jahre 1864 kamen ihre Auſtern zuerſt in Paris und dann im Auslande in den Handel. Seitdem haben dieſe Belon-Auftern ihrer Vorzüglichkeit halber ein Renommee erworben. Auf vielen Aus— ſtellungen ſind dieſelben prämiirt worden. Unter Anderem wurden ſie auf der Weltausſtellung 1878 in Paris mit dem höchſten Preis, der goldenen Medaille, belohnt. Im Handel werden drei Qualitäten geführt und find von dieſen die ſogen unten Huitres supérieures de Belon auch wirklich ganz ausgezeichnet. Wir bemerken ſchließlich, daß aus dem Dep. Morbihan die relativ meiſten Auſternparks d. h. durch drei Ausſteller vertreten waren. Aber um eine wirk iche Concurrenz darzuſtellen, fehlten eben die Haupt-Auſtern-Gegenden, Arcachon, La Tremblade, Marennes u. ſ. w. vollſtändig. V. Vereins nachrichten. Erſte Generalverſammlung des Sächſiſchen Fifcherei: Vereins. Am 15. Januar 1885 hielt der Sächſiſche Fiſcherei-Verein nach vorausgegangener Sitzung des Vorſtandes und der Vertrauensmänner ſeine erſte Generalverſammlung ab. In dem zahl— reichen Beſuch bekundete ſich das allgemeine Intereſſe, welches die Vereinsbeſtrebungen im Lande efunden haben. Erſchienen waren im Ganzen etwa 150 Perſonen aus allen Theilen des Landes. nter den Anweſenden befanden ſich auch Ihre Excellenzen die Herren Staatsminiſter der Finanzen, Freiherr v. Könneritz und wi kl. Geheimerath Schmaltz, ſowie der Vorſitzende des Deutſchen Fiſcherei-Vereins, Kammerherr v Behr-Schmoldow. Der Vorſitzende, Her Graf von Könneritz auf Loſſa, eröffnete die Verſammlung mit einer Begrüßung der Anweſenden und gedachte dann mit Dank der Uebernahme des Protektorates über den Verein ſeitens Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Georg, Herzogs zu Sachſen. Zum Zeichen des Dankes erhob ſich die Verſammlung von ihren Sitzen. Weiter theilte er mit, daß das Kgl. Miniſterium des Innern dem Verein im vergangenen Jahre 1900 M. Beihilfe gewährt habe; ebenſo habe dasſelbe es ermöglicht, daß ein Delegirter zur Fiſcherei-Konferenz in Wien habe abgeſandt werden können. Aus den übrigen diesbezüglichen Mittheilungen heben wir noch hervor, daß die Oekonomiſche Geſellſchaft im Königreich Sachſen dem Verein 100 M. überwies, daß die einzelnen Amts hauptmannſchaſten allen Beſtrebungen des Vereins in höchſt freundlicher Weiſe entgegengekommen ſind, was auch wieder durch die perſönliche Anweſenheit mehrerer Amtshauptleute aus entfernteren Theilen des Landes bekundet wurde, und daß verſchiedene Stipendien und Unterſtützungen noch in Ausſicht ſtehen. Der Deutſche Fiſche ei— verein ſtellte dem Verein eine größere Anzahl von Druckſchriften zur Verfügung und habe auch weitere Unterſtützungen in Ausſicht geſtellt. Die Beſtrebungen des Vereins werden auch außerhalb Deutſchlands mit Intereſſe verfolgt, wie dies u. A. die Kundgebungen aus Oeſterreich darthun. Den Geſchäfts bericht mit allen ſeinen Einzelheiten trug Herr Hauptmann Aſter vor. Dank der Unterſtützung der hohen Staatsregierung und der ökonomiſchen Geſellſchaft im Königreiche Sachſen war es möglich, eine mit zahlreichen Abbildungen verſehene Belehrungsſchrift, ſowie ein Verzeichniß der Mitglieder und Vertrauensmänner hinauszugeben und aufmunterungsweiſe Fang— prämien für Ottern und Reiher zu gewähren, nicht minder auch ſich bei dem Wiener internationalen Kongreſſe vertreten zu laſſen. Außerdem wurden mit fremden Vereinen gleicher Richtung zahlreiche nützliche Verbindungen angeknüpft und gut beſuchte Fiſchereikurſe abgehalten. Ebenſo wurde die Beihilfe der Preſſe in Anſpruch genommen, eine Fachbibliothek ins Leben gerufen und das Intereſſe verwandter Kreiſe für die Vereinsbeſtrebungen geweckt. 8 Die Kaſſenführung lag in Händen des Herrn Kenſul Harlan. Aus der von demſelben verleſenen Vereinsrechnung geht hervor, daß der mit 184 Mitgliedern begründete Verein am Schluß des Jahres 293 Mitglieder zählte, welche 1033, M. Beiträge zah ten. Dem geihäftsrührenden Ausſchuß waren eine ganze Reihe von Anträgen, Geſuche um Bewilligung von Mitteln, Beſchwerden u. ſ. w. zur Erledigung zugegangen. Zunächſt gab der Antrag auf Bewilligung von Mitteln, um die Lachs zucht in der Zſchopau zu heben, Veranlaſſung zu vieljeitigen Ausſprachen. Man erkannte die Berechtigung des Antrages allſeitig an, wollte aber nicht nur die Zſchopau bedacht haben, ſondern auch alle die zu dem Flußgebiet derſelben gehörenden Wäſſer. Schließlich überwies man den Antrag dem A 86 —— Ausſchuß zur weiteren Ausführung, namentlich nach der von Herrn Kammerherrn v. Behr gekennzeichneten Weiſe. Die von Herrn Prof. Dr. Nitſche-Tharandt gewünſchten Beobachtungsſtationen ſollen beſonders eine richtige Statiſtik über den Fang der Lachſe, ſowie Mittheilungen über den Zuſtand des Lachſes in den verſchiedenen Monaten und ſeine Laichſtellen herbeiführen. Zur Aus rüſtung derſelben find nur wenige Inſtrumente erforderlich. Allſeitig wurde der Bewilligung der hierzu erforderlichen Mittel zugeſtimmt. Zur Abhaltung von Fachvorträgen hat ſich die Beſchaffung von Lehrmitteln als unbedingt nothwendig herausgeſtellt. Erforderlich ſind entſchieden ein kaliforniſcher Bruttrog, eine Tafel, die Forellenzucht darſtellend, ſowie Eier, Brut u, dergl. Auch hierzu ſtieß der Antrag auf Bewilligung von Mitteln auf keinerlei Widerſpruch. Die Gewährung von Rabatt an Vereinsmitglieder bei Beſtellung von Fiſcheiern und Brut gab Veranlaſſung zu mehrſeitigen Auslaſſungen. Man neigte ſich der Anſicht zu, den Beſtellern einen Rabatt von 33¼ % zu gewähren und ermächtigte den Ausſchuß, bei günſtiger Finanzlage dieſen Rabatt bis zu 50 % ũ zu erhöhen. Die Beſchwerde über Verunreinigung verſchiedener Waſſerläufe durch Fabrik— anlagen fand lebhafte Unterſtützung ſeitens verſchiedener Mitglieder, ganz beſonders draſtiſch ſchilderte der Obermeiſter der Leipziger Fiſcherinnung, Herr Müller, die vernichtenden Wirkungen der Abfallwäſſer auf die Fiſchwelt an der Hand von ihm ſelbſt gemachter Beobachtungen. Der Vorſtand verſprach Alles thun zu wollen, um geſetzlich Hilfe in dieſer Beziehung herbeizuführen. Ebenſo begründet erachtete man die Beſchwerde über das häufige Ablaſſen von Mühl: gräben zum Zwecke des Fiſchfangs, angeblich wegen vorzunehmender Reparaturen. Auch hiergegen ſoll der Schutz des Geſetzes angerufen werden. 8 Der Bewilligung von Gratifikationen an Aufſichtsorgane bei Anzeige von Fiſchereifreveln und Uebertretungen der Fiſchereigeſetze trat man allſeitig bei. Ueber die Ernennung von Ehrenmitgliedern haben wir bereits in voriger Nummer S. 73 berichtet. VI. Vermiſchte Mittheilungen. Von der amerikaniſchen Maräne wurden jüngſthin aus der Fiſchzuchtanſtalt des Bayeriſchen Fiſcherei-Vereines nächſt Starnberg 200,000 Stück Jungbrut für den Ammerſee an dortige Fiſcher zum Einſetzen abgegeben. Die Brut ſtammt von Eiern, welche der Deutſche Fiſcherei-Verein unmittelbar aus Amerika bezogen und dem Bayeriſchen Fiſcherei-Verein überlaſſen hatte. Um dieſelbe Zeit kamen aus derſelben Fiſchzuchtanſtalt beiläufig 65,000 Stück Jungbrut der norddeutſchen kleinen Maräne an den Waginger See und etwa 13,000 Stück Jungbrut der norddeutſchen großen Maräne (Madue— Maräne) in den Alpſee bei Hohenſchwangau. Aale im Donaugebiet. Im Oberböſterreiſchen Gebiete wurden kürzlich in einem Nebengewäſſer der Donau zwei Aale gefangen. Sie hatten 45½½ Centimeter Länge mit 17 Deka Gewicht, dann 42 Centimeter Länge mit 11 Deka Gewicht. Es waren die erſten, welche je in dieſen Gewäſſern vorgefunden wurden. Ihre Provenienz iſt kaum zweifelhaft. Im April 1883 hatte der Oberöſterreichiſche Fiſcherei-Verein circa 7000 Montée vom Direktor Haak geſchenkweiſe bekommen und dieſelben in den Hohenalberergraben, einen durch einen Damm von der Donau abgebauten alten Nebenarm der Donau, eingeſetzt. Der Platz, wo die zwei Aale gefangen wurden, „Schöllerlake“ genannt, ſteht bei höherem Waſſerſtande mit dem Hohenalbererwaſſer in Verbindung und iſt ſomit die Berechtigung zur Annahme vorhanden, daß dieſe wohl— gelungenen Exemplare jenem im Jahre 1883 gemachten Ausſatze entſtammen. Herr Direltor Haak, welchem hievon Mittheilung gemacht wurde, zweifelt nicht an der Richtigkeit unſerer Annahme und beſtätiget, daß die Größe mit dem durchſchnittlichen Wachsthume dieſer Fiſchgattung vollkommen übereinſtimmt. Anton Mayer. Vom Walfiſch. Auf der Höhe von Southampton, Long Island, wurde am 19. Januar 1885 ein rieſiger Walfiſch getödtet und an die Küſte geſchleppt. Das Ungethüm mißt 40 Fuß in der Länge und hat einen Umfang von 30 Fuß. Der Werth des Fiſches beträgt 1200 Doll. Im Laufe der Woche iſt übrigens noch eine ganze Anzahl kleinerer Walfiſche an der Küſte von Long-Island gefangen worden und herrſcht in Folge deſſen in den Fiſcherdörfern längs der Küſte große Aufregung. — Ein franzöſiſches Fiſcherboot hat vor einigen Tagen auf offener See einen Walfiſch 87 — — todt aufgefunden und unter Hülfe eines anderen Bootes und eines Dampfers nach Oſtende gebracht, wo er jetzt gezeigt wird. Er mißt in der Länge 20 m 23cm, im Bauch— umfang 16 bis 18 m und wiegt angeblich 16 bis 20,000 kg. Seit 1827 iſt kein Walfiſch mehr dort zu ſehen geweſen. — Für die wiederholt gemachte Wahrnehmung, daß den unterſeeiſchen Telegraphenkabeln in den Bewohnern des Meeres nicht zu verachtende Gegner erwachſen ſind, wird in einer Mittheilung der Zeitſchrift „La lumiere electrique“ ein neuer Beleg geliefert. Bei der Inſtandſetzung eines von der West boast of America Telegraph Company in den ſüdamerikaniſchen Gewäſſern verlegten Seekabels wurde beim Aufnehmen desſelben ein in das Kabel feſt verwickelter außerordentlich großer Wal— fiſch an die Oberfläche befördert. Bei den Anſtrengungen, ſich aus der Umſchlingung zu befreien, wurde dem Walfiſch durch das Kabel eine tiefe Wunde beigebracht, ſo daß das Thier unter ſtarker Blutung verendete. Im Todeskampf noch wurde das Kabel, welches auf etwa 10 m Länge zu einem Knäuel zuſammengedreht und vielfach durch— bohrt war, gebrochen. Wie es ſcheint, ſind es nicht die Walfiſche allein, von welchen den Kabeln Gefahren drohen; es ſind vielmehr auch Fälle beobachtet worden, in welchen die Unterbrechung der Betriebsfähigkeit der Kabel offenbar durch den Biß eines kleineren Fiſches verurſacht worden iſt. Obwohl in dieſen Fällen Bruchſtücke von Zähnen in den beſchädigten Stellen vorgefunden ſind, hat man doch bisher nicht ermitteln können, zu welcher Gattung dieſer gefährliche Fiſch gehört. E. B. Der See Miſtaſſini. Die unter der Leitung des Herrn F. H. Bignell aus— geſandte Expedition zur Erforſchung dieſes genannten Sees in Canada, welche im Juni 1884 nach dort aufbrach, iſt vor Kurzem nach Quebec zurückgekehrt. Herr Bignell macht die Mittheilung, daß das ſüdweſtliche Ende des Sees ſich gegen 300 Meilen (Engl.) vom St. Johns See in St. Ruperts Land erſtreckt. Die Größe und Grenzen des Miſtaſſini konnten nicht beſtimmt werden, dagegen überzeugte man ſich von dem ungeheuren Reichthum an Fiſchen der verſchiedenſten Gattungen in demſelben. Das Klima der Gegend iſt ein angenehmes, und glaubt man, daß dieſer See ebenſo groß ſei als der Superior Lake. E. B. Ein eigenthümlicher Vogel. Die elektriſche Beleuchtung im Aquarium in Berlin hat ein Thier zur Geltung gebracht, das bis jetzt nur in der Dämmerung hauſte und in Folge deſſen vom Publikum wenig geſehen wurde. Es iſt die „dumme Lumme“ (Uria troile), ein auf Helgoland heimiſcher Tauchervogel. Derſelbe ſtürzt ſich mit einem prächtigen Kopfſprung in die Fluthen ſeines Baſſins und durchzieht daſſelbe in Gemein— ſchaft von Aalen, Dorſchen und Schildkröten um die Wette. Zur Fortbewegung ge— braucht der Vogel nicht die mit Schwimmhäuten verſehenen Füße, ſondern die Flügel, er benützt dieſelben wie in der Luft, ſo daß er im feuchten Element zu fliegen ſcheint. Mit offenen Augen, von einer in den herrlichſten Farben ſchillernden Luftſchicht um— geben, kreiſt die Lumme in dem Becken, wobei feine Luftbläschen wie ein blitzender Kometenſchweif hinter ihr herziehen. Seine Beute (Fiſche) weiß der Vogel mit großer Geſchicklichkeit zu fangen und unter Waſſer zu verzehren. Ein reizendes Schauſpiel gewährt das Becken, wenn mehrere Lummen, beſtrahlt von dem eleltriſchen Lichte, den Felſen— grund beleben und den eigentlichen Meeresbewohnern den Rang ſtreitig zu machen ſuchen. E. B. VII. Bekanntmachung. Laut Veröffentlichung im Circular 1885 Nr. 1 hat der Herr Präſident des Deutſchen Fiſcherei-Vereins dem Unterzeichneten die Beſchaffung und Verwendung eines größeren Quantums von Hucheneiern für das Donaugebiet während des Frühjahres 1885 kommiſſionell übertragen. Demgemäß geſtatte ich mir, Namens des Deutſchen Fiſcherei-Vereins an alle Freunde der Fiſchereipflege im Donaugebiete, insbeſondere an die verehrlichen Fiſcherei-Vereine, das ergebenſte Erſuchen zu richten, mir baldgefälligſt unter meiner Adreſſe (München, Sonnen— ſtraße 7) etwaige Offerte von befruchteten (meubefruchteten oder angebrüteten) Hucheneiern, ſowie andererſeits auch etwaige Wünſche auf Abgabe ſolcher Eier oder daraus erzielter Jung— 88 — — 3 — brut für beſtimmte Plätze in offenen Gewäſſern zugehen zu laſſen. Wie weit Wünſche ſolcher Art zu befriedigen ſein werden, wir) fi) nach den disponiblen Mitteln, nach der Zahl der gewonnenen Eier, wie auch nach dem Grade der Zweckmäßigkeit einer Ausſetzung an den fraglichen Plätzen bemeſſen. Eben darum habe ich auch zu bitten, daß bei Meldungen um Hucheneier die Beigabe der nöthigen Aufſchlüſſe über die in Ausſicht genommenen Aus— ſetzungsplätze nicht unterlaſſen werden möchte. Für die Gewinnung von Hucheneiern möge auch die Einholung der nöthigen behördlichen Erlaubniß zum 5 der Mutterfiſche während der Schonzeit nicht verabſäumt werden. München, den 25. Februar 1885. Dr. Staudinger, II. Prafident des Bayer. Landes-Filceeri-VDereins. Inserate. Angebrütete Siorellen: Gier SE 1000 Stück um Mark 5.— 50,000 Stück um Mark 200.— 10,000, 25: 5 100.00 („ „ „ 350. 20,000 90.— verkauft incluſive Emballage ab hieſiger Poſtſtation gegen Nachnahme die Graf Pälffy’sche Centralbuchhaltuug Szomoläny, Preßburger Comitat, Agel Das Fiſchgut Seewieſe bei Gemünden aM. (Bayern) gibt ab: embr. Eier von Bachforelle, Brut von Bachforelle, Saibling, Seeforelle; einſömm. Spiegelkarpfen, Goldorfen. — Billigſter Preis, beſte Qualität. l Bitt g Bit! 2 errbenmmmmern er er Zeitſchriften Wiener Tandwirthſchaftliche Zeitung. Redacteure Hugo H. Hitschmann und Dr. Josef Ekkert. (Jährlich 104 Nrn. Folio. Viertelj. bei den Reichspoſtänttern [Nr. 5581] Mk. 6.25.) Oeſterreichiſche Jorſt-Zeitung. Redacteur Prof. Ernst Gustav Hempel. (Jährlich 52 Nrn. Folio. Viertelj. bei den Reichspoſtämtern [Nr. 3917] Mk. 5.—) Allgemeine Wein -Zeilung. Redacteur Prof. Dr, Josef Bersch. (Jährlich 52 Nrn. Folio. Viertelj bei den Reichspoſtämtern [Nr. 105] Mk. 5.—) Der Praktiſche Sandwirth. Redacteur Adolf Lill. (Jährlich 52 Nrn. Lexicon-Oclav. Viertelj. bei den Reichspoſtämtern [Nr. 4221] Mk. 2.50) Der Oekonom. k Redacteur August Wohl. (Jährlich 21 Nrn. Lexicon-Octav. Ganzjährig bei den Reich poſtämtern [Nr. 3894] Mk. 240) ſtehen auf Verlangen mittels Correſpondenzkarte Jedermann und überallhin franco zur Verfügung. Hugo H. Hitschmann’s Jowrnalverlag A Wien, I., Dominikanerbaſtei 5. 30 — Forellen⸗Cier, - gut angebrütet, berkanft d. die 2a Sorellenzucht- Nnftalt Kleinoſtheim i. Baiern Für Die e Redaktion verantwortlich: Dr. Julius Staudinger in München. Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel zu beziehen durch Chriſtian Kaiſer in München. Die nächſte Nummer erſcheint am 16. März 1885. EN iin NS N) RES a WMW wen N, Bayeriſche dg Erſcheint monatlich zwei bis dreimal Inſerate die zweiſpaltige Petitzeile Wee ee Allgemeines Organ we nn Sonnenſtr. 7/3. —Adminiſtrat ion Buchhandlungen. für die München Blumenſtr. 17/3. Geſammtinkereſſen der Fiſcherei, ſowie für die Heſtrebungen der Fifchereivereine. In Verbindung mit Fachmännern Deutſchlands, Oefterreid; Ungarns und der bi herausgegeben vom Bayerifhen Tiſchereiverein. Nr. 7. , Münden, 16. Nürg 1885, * Jahrg. Inhalt: I. Ueber Eiablage und Brutpflege der Fiche — II. ber Teichbau und Teich- wirthſchaft. — III. Die Fiſcherei in Frankreich. — IV. Literariſches. — V. Ver⸗ miſchte Mittheilungen. — VI. Fiſcherei- und Fiſchmarktberichte. — Zur gefälligen Notiz! — Inſerate. I. Aeber Eiablage und Brutpflege der Jiſche. Vortrag des Herrn k. Univerſitätsprofeſſor Dr. Karl Semper, gehalten zu Würzburg in der Monats: Verſammlung des unterfränkiſchen Kreis-Fiſcherei-Vereins vom 21. Februar 1885. (Im Auszuge nach der „Würzburger Preſſe“.) Die weitaus große Mehrzahl der Fiſche pflanzt ſich durch Eier fort, welche vom Weibchen ins Waſſer abgelaſſen und vom Männchen während oder ſofort nach der Ablage befruchtet werden. Die Eier, hier Laich genannt, ſind gewöhnlich rund und werden meiſt einzeln abgelegt, aber auch durch Schleim zu Klumpen oder ſtrangförmigen Maſſen verbunden. Eine eigenthümliche Form der letzteren findet ſich bei unſerem Barſche (Perca fluviatilis): die Eierſchnüre find hier netzartig unter einander in der Weiſe verklebt, daß die ganze Eimaſſe einen Schlauch darſtellt, welcher etwa 3 em im Lichten mißt und 1 bis 2m in der Länge erreichen kann. An jenen Eiern, welche einzeln abgelegt werden, ſind hie und da Einrichtungen getroffen, um eine Befeſtigung derſelben an Steinen, Seepflanzen u. A. zu ermöglichen. Dies iſt der Fall bei dem Inger (Myxine) der nördlichen Meere, wie auch bei den eier— legenden Selachiern, d. i. Haien und Rochen. Die großen abgeplatteten Eier dieſer Gruppe beſitzen eine derbe hornige Schale von viereckiger Geſtalt, deren vier Enden ſich in horn— artige Auswüchſe oder in gedrehte fadenförmige Fortſätze ausziehen. Eine nur geringe Anzahl von Fiſchen iſt dadurch ausgezeichnet, daß ſie lebendige Junge gebiert. Die Eier werden hier in den Geſchlechtswegen des Weibchens vollſtändig 90 — — —-—-— ausgetragen, ſo daß die ausgebildeten Jungen die in einem ſolchen Falle ſehr dünne Eiſchale im Augenblick der Geburt verlaſſen. Hieher gehören die kleinen Zahnkarpfen (Cyprinodontidae) Europa's und Amerika's, die Aalmutter (Zoarces viviparus) der Nord- und Oſtſee, die Sebaſtesarten der gemäßigten Meere u. A. Ferner ſtellen ſich hieher noch eine Anzahl Haie, bei denen ebenfalls die Eier ſich im Eileiter der Weibchen entwickeln. Bei einigen Menſchenhaien (Carcharias) und bei Mustelus laevis, dem glatten Hai des Ariſtoteles, verbindet ſich hiebei der Dotterſack des jungen Keimlings innig mit der Schleimhaut des Eileiters, wodurch eine Placenta ähnlich derjenigen bei den Säugethieren entſteht. Dieſe merkwürdige Thatſache kannte bereits Ariſtoteles. Die eierlegenden Fiſche begnügen ſich weitaus zum größten Theile damit, ihren Laich an ſolchen Orten abzulegen, die ihnen für die Entwicklung der jungen Brut geeignet erſcheinen. Sie wählen dazu meiſt ſeichte, pflanzenreiche Stellen der Gewäſſer, beſonders ſolche in der Nähe des Ufers. Daß ſie zu dem Ende unter Umſtänden weite Reiſen unternehmen, iſt bekannt. Sobald aber das Geſchäft der Ablage vollendet iſt, ſo ſchwimmen ſie davon, ohne ſich weiter um die Entwicklung der Eier zu bekümmern. Nur in einzelnen wenigen Fällen widmen ſich die Thiere auch der Pflege und Erziehung Ahrer, Brut, eine Sorge, welche hier zumeiſt nicht den Weibchen, ſondern den Männchen zufällt. Wir kennen eigentlich nur zwei Fälle, in denen das Weibchen wirklich die Brutpflege übernimmt: es iſt die im indiſchen Meere lebende Gattung Solenostoma und die in Guiana vorkommende Gattung Aspredo. Bei erſterer verwachſen die Bruſtfloſſen des Weibchens zu einer Taſche, in welcher die Eier aufbewahrt werden. Beim weiblichen Aspredo werden die Eier an der Bauchſeite befeſtigt und hier von der ſchwammig werdenden Bauchhaut rings umwachſen und feſtgehalten, bis die Jungen reif zum Ausſchlüpfen ſind. Ein ähnliches Verhältniß kommt im Thierreiche nur noch bei einer Krötenart vor, der in Guiana und Braſilien lebenden Wabenkröte (Pipa americana). Hier wird der abgelegte Laich dem großen Weibchen von dem viel kleineren Männchen auf den Rücken geſtrichen. Die dadurch gereizte Rückenhaut beginnt nun zu wuchern und die Eier vollſtändig zu umſchließen, wodurch das Ganze ein wabenartiges Ausſehen erhält. In den zelligen Brut- räumen der Haut entwickeln ſich nun die Jungen und brechen, wenn ſie ihre Entwicklung beendet haben, durch, um ins Freie zu gelangen. In allen anderen Fällen übernimmt das Männchen das Geſchäft der Brutpflege. Die langgeſtreckten Seenadeln (Syngnathus) wie auch die bekannten Seepferdchen (Hippocampus) haben im männlichen Geſchlechte an der Bauchſeite des Schwanzes eine Bruttaſche, worin die Jungen ausgebrütet werden. Dem zur gleichen Ordnung gehörigen Nerophis ophidion der europäiſchen Küſten fehlt dieſe Taſche; die Eier werden dem Männchen in zwei Reihen am Bauche angepappt. Nerophis zeigt eine merkwürdige Form der Anpaſſung an die Umgebung, um ſich vor Nachſtellungen ſeiner Feinde zu ſchützen. Das grüngefärbte Thier lebt zwiſchen den Pflanzen der Zostera marina, indem es die Stengel derſelben mit ſeinem ſehr biegſamen Schwanzende umklammert und den Körper im Waſſer flottiren läßt. Das Thier iſt dann von den ſchmalen, grasartigen Blättern der Zostera nicht zu unterſcheiden. Ja dies geht noch weiter. Die Brunftzeit des Nerophis fällt zuſammen mit der Blüthezeit der Zostera. Dann erhält das Männchen, das die gelben Eier in zwei Reihen am Bauche trägt, eine frappante Aehnlichkeit mit den blühenden Stengeln der Pflanze. Eine andere Gruppe von Fiſchen ſchützt ihre Eier dadurch vor Nachſtellungen und Gefahren, daß das Männchen die abgelegten Eier verſchluckt und in geräumigen Nebenhöhlen des Rachens mit ſich herumträgt, bis die Jungen reif geworden ſind. Dies kommt bei der zu den Welſen gehörigen Gattung Arius vor, deren Vertreter zumeiſt in den Flüſſen der Tropen leben, ſowie bei einem im See von Galiläa lebenden Chromis. Als letzte Abtheilung wären endlich die Neſtbauer zu erwähnen, Formen, bei welchen das Männchen zur Aufnahme des Laichs eine Grube auswühlt oder ſogar ein regelrechtes Neſt fertigt, und die vom Weibchen hineingelegten Eier mit der größten Sorgfalt hütet. Dahin gehören die in den tropiſchen Meeren, insbeſondere in den ungeheuren Sargaſſo⸗ wieſen lebenden Arten der Gattung Antennarius, die Ophiocephaliden Indiens und 91 Afrikas, die Callichtys⸗Arten Südamerikas u. A. Der Gurami (Osphromenus olfax), welcher in den Flüſſen der großen Sunda-Inſeln ſeine Heimath hat, baut gemeinſchaftlich mit dem Weibchen aus Pflanzen und Schlammtheilen ein großes eiförmiges Neſt. Auch einheimiſche Fiſche zeigen eine derartige Brutpflege. Das Männchen unſeres Kaulkopfes (Cottus gobio) ſucht einen Schlupfwinkel zwiſchen Steinen und wühlt mit dem Schwanze eine Grube in den Kies, in welche das Weibchen ſeine Laichklumpen ablegt. Das Männchen bewacht dieſelben wochenlang bis zum Ausſchlüpfen der Jungen. Gleiches thut das Männchen des häßlichen und trägen Seehaſen (Cyclopterus lumpus) der nordeuropäiſchen Küſten, ja hier erſtreckt ſich die Fürſorge des Vaters auch noch auf die ausgeſchlüpften Jungen, welche bei drohender Geſahr immer noch zu ihm flüchten und ſich mit ihren Saugſcheiben an ſeinen Körper anheften. Beſondere Erwähnung verdienen noch in dieſer Beziehung die Gattungen Gasterosteus und Macropodus, der Stichling und der Paradiesfiſch. Letzterer iſt ein aus China ſtammender Zierfiſch, deſſen Männchen ſich zur Brunftzeit durch ſeine prächtige Färbung auszeichnet. Dieſes iſt auch hier der Neſtbauer. Es ſteigt zu dem Ende an die Oberfläche des Waſſers, nimmt das Maul voll Luft, geht wieder nach unten und ſtößt nun kleine von einem dünnen Speichelhäutchen umgebene Luftbläschen aus, welche nach oben ſteigend ſich am Waſſerſpiegel zu einer Schaumſchicht ſammeln. Die von den Weibchen abgeſetzten Eier fallen in der Regel nicht auf den Grund des Waſſers, ſondern ſteigen nach oben und bleiben unter der Schaumſchicht ſchweben. Iſt das Neſt mit Eiern beſetzt, ſo umgibt das Männchen dieſelben auch von unten mit einer Schaumſchicht und bewacht nun das Ganze auf das Sorgfältigſte, dabei das Neſt fortwährend ausbeſſernd. Nach etwa drei Tagen ſchlüpfen die jungen Fiſchchen aus und werden nun vom Männchen eifrigſt gehütet und in Ordnung gehalten. Entfernt ſich eines derſelben zu weit vom Neſte, ſo eilt ihm der Vater nach, verſchluckt es und ſpeit es wieder in die ſchützende Schaummaſſe, zeigen ſich auf der Haut der Kleinen Algenfäden ꝛc., ſo nimmt er die Thierchen in's Maul und wirbelt ſie in demſelben herum, um die Algen zu entfernen u. ſ. f., kurz, er ſorgt für ſeine junge Brut auf's Beſte. Sind aber die Jungen erwachſen, ſo überläßt er ſie ihrem Schickſale, ja er nimmt, ebenſowenig wie das Weibchen, Anſtand, die vorher von ihm ſo ſorglich gehüteten Jungen aufzufreſſen. Das zweite Beiſpiel bietet uns der Stichling dar. Iſt die Laichzeit gekommen, ſo baut das Männchen, das ebenfalls zu dieſer Zeit in den ſchönſten Farben ſchimmert, aus Halmen, Wurzelfaſern und Sand an flachen Stellen des Waſſers ein etwa fauſtgroßes, länglich-rundes Neſt mit einer ſeitlichen Oeffnung. Die ganze Anlage iſt halb im Schlamm oder Sand verborgen. Nachdem es, nöthigenfalls mit Gewalt, einige Weibchen dazu gebracht hat, ihre Eier in dasſelbe abzulegen, hütet es das Ganze auf's eifrigſte und fällt jedes Thier, das in die Nähe desſelben kommt, heftig an. Sind die Jungen reif, ſo zerſtört es das ganze Neſt, nimmt allen auf den Eiern liegenden Sand und Schlamm mit dem Maule weg und ſorgt nun für die junge Brut wie der Macropodus, jeden Fluchtverſuch der Kleinen in der gleichen Weiſe vereitelnd. Den merk— würdigſten bis jetzt bekannten Fall von Brutpflege endlich weiſt einer unſerer einheimiſchen Fiſche auf, unſere kleinſte Karpfenart, der Bitterling (Rhodeus amarus). Er überläßt die Aufzucht ſeiner Jungen einer Muſchel, und zwar den großen überall in unſeren Gewäſſern verbreiteten Teich- und Malermuſcheln (Anodonta und Unio). Kommt die Zeit der Brunft heran, ſo wächſt am Bauche des Weibchens eine lange, ſchlaffe Legeröhre hervor, welche frei in's Waſſer hinabhängt. Iſt der Augenblick der Eiablage gekommen, ſo ſtellt ſich dasſelbe ſenkrecht, den Kopf nach unten gerichtet, über die im Grunde des Waſſers vergrabene Muſchel, die gewöhnlich nur den hinteren Theil ihrer Schale mit der Athem— öffnung hervorſtreckt. Wenn nun ein Ei in die Legeröhre einſchießt und letztere ſich ſtreckt, ſo fährt der Fiſch blitzſchnell auf die Muſchel herab, ſchiebt ſeine Legeröhre in die Athem— öffnung, gibt das Ei ab, und zieht die Legeröhre raſch wieder heraus. Ein Abkneipen der Röhre durch die ſich ſchließenden Schalen der Muſchel wird dadurch unmöglich, daß die Ränder der letzteren an dieſer Stelle nicht genau auf einander gepaßt ſind und einen Zwiſchenraum laſſen. Die ſich ſchließende Muſchel wird alſo höchſtens das Ei aus der Legeröhre herausſtreifen. Dann kommt das auch hier zu der Zeit prächtig gefärbte Männchen herbei, den befruchtenden Stoff über dem Athemjchlig abzugeben. Die Eier EN Au in W 92 gelangen in die Fächer der Kiemenblätter und zwar in das innere Paar derſelben, während das äußere Paar von den zahlloſen Eiern der Muſchel ſelbſt erfüllt wird. Sind die jungen Fiſche ausgebildet, ſo verlaſſen ſie die Muſchel. Wie die Entwicklung der letzteren an die Muſchel gebunden iſt, ſo iſt aber merk— würdiger Weiſe auch umgekehrt die Entwicklung der Muſchel an die Fiſche gebunden. Die jungen aus dem Ei geſchlüpften Muſchellarven gehen zu Grunde, wenn ihnen keine Gelegen— heit wird, ſich an den Körper, insbeſondere die Floſſen, von Bitterlingen, Gründlingen, Weißfiſchen, Kaulköpfen u. A. anzuheften. Die Haut der letzteren wuchert an den Stellen, wo ſich eine Muſchellarve angeſetzt hat und bildet ſo um dieſe eine Kapſel, in welcher die Larve eine Metamorphoſe durchmacht. Iſt letztere beendet, ſo ſchwindet die Kapſelwandung allmählich und bricht endlich auf: die jungen Muſcheln werden frei und ſiedeln ſich nun, wie ihre Eltern, am Grund der Gewäſſer an. Wir haben hier alſo das merkwürdige Schau— ſpiel, daß Muſcheln und Fiſche gegenſeitig die Brut des andern während der Entwicklungs— zeit desſelben beherbergen und vor Nachſtellungen der Feinde ſchützen, wahrſcheinlich auch für die Ernährung derſelben ſorgen. Dr. B. II. Ueber Teichbau und Feichwirthſchaft. Von Herrn Profeſſor Dr. B. Benecke in Königsberg. III. Die Benutzung der Teiche. (Fortſetzung.) 4. Die Winterteiche. Winterteiche, Winterungen oder Kammerteiche ſind zur gefahrloſen Ueberwinterung der eine und zweiſömmerigen Karpfen erforderlich, während die mit älteren Fiſchen beſetzten Abwachsteiche meiſtens ſo beſchaffen ſind, daß ſie ihren Bewohnern auch im Winter einen ſicheren Aufenthaltsort bieten. Die verſchiedenen Streckteiche müſſen, ſelbſt wenn ſie winterungs— fähig ſein ſollten, regelmäßig in jedem Herbſt trocken gelegt werden und ihren Beſtand an die Winterteiche abgeben, da es einerſeits ſchwer ſein würde, einer größeren Zahl von Teichen während des Winters die erforderliche Sorgfalt zu widmen, andererſeits in den abgelaſſenen Teichen das Ungeziefer gründlich zerſtört werden kann, und da es endlich auch bei einem plan— mäßigen Wirthſchaftsbetriebe nöthig iſt, ſchon im Herbſt zu erfahren, wie die Beſatzung eines jeden Teiches gediehen iſt. Zuverläſſige Winterteiche find daher ein nothwendiges Erforderniß einer regelrechten Karpfen zucht; wo ſie nicht vorhanden ſind, muß man ſich auf bloße Karpfenhaltung beſchränken. In größeren Teichwirthſchaften müſſen mehrere Winter— teiche zur Aufnahme der verſchiedenen Altersklaſſen der Karpfen und für die Raubfiſche vorhanden ſein. Der Winterteich muß eine möglichſt geſchützte Lage, konſtanten Waſſerſtand, eine Tiefe von 2— 4 m und womöglich regelmäßigen Waſſerzufluß haben. Drain- und Quellwaſſer, welches im Winter eine höhere Temperatur hat, iſt dem kühleren Fluß- oder Bachwaſſer vorzuziehen. Auch Seen oder Teiche können zur beſtändigen oder wenigſtens zeitweiſen Speiſung der Winterungen vortheilhaft benutzt werden. Die Ufer des Winterteiches müſſen ſteil abfallen, der Boden ſoll feſt, weder hart noch ſchlammig und an einer Stelle von entſprechender Größe beſonders vertieft ſein. An dieſer Stelle, welche man das Winterlager oder die Fiſchſtätte nennt, ſammeln ſich die Karpfen bei eintretendem Froſt und bleiben dort, bis ſich das Waſſer wieder erwärmt, ruhig liegen, indem ſie in einen je nach der Waſſertemperatur feſteren oder leichteren Winterſchlaf verfallen. Sie müſſen hier vor jeder Beunruhigung bewahrt werden, da ſie ſonſt, aufgeſchreckt, planlos umherſchwimmen, in Teichen mit nicht ganz ſteil abfallenden Rändern leicht an die flachen Ufer gerathen und dort vielfach an der Unterſeite des Eiſes anfrieren und zu Grunde gehen. Es darf daher über Winterteiche weder gegangen noch gefahren werden, und das Schlitt— ſchuhlaufen iſt auf denſelben ebenſowenig zu dulden, wie die Gewinnung von Eis zur Füllung von Eiskellern. Auch jede ungewohnte Bewegung des Waſſers durch heftige Strömung, wie ſie leicht in Folge der Schneeſchmelze oder heftiger Regenfälle, namentlich im Frühjahr auftritt, bringt die Karpfen in Aufruhr und läßt ſie an die Oberfläche kommen, wo ſie, wenn nachher heftiger Froſt eintritt, oft maſſenhaft zu Grunde gehen. Bei den zwiſchen Höhen gelegenen Winterteichen ſind daher Abweiſungsgräben, bei den von Flüſſen oder Seen aus geſpeiſten Ueberfallwehre höchſt nothwendig. 5 Teiche mit regelmäßigem reichlichen Waſſerzufluß können zwar auch ohne das Aufhauen | von Luftlöchern ihren Beſatz ungefährdet überwintern. Rathſam iſt es aber, auch auf ihnen, wie es bei ſolchen ohne oder mit nur ſpärlichem Zufluß unbedingt ſtets geſchehen muß, entfernt von der Fiſchſtätte 3 bis 4 große Wuhnen zu ſchlagen, die regelmäßig offen gehalten werden müſſen, um der Luſt den Zutritt zum Waſſer zu geſtatten. Man kann das Zufrieren dieſer Oeffnungen dadurch verhindern, daß man große Strohbunde in ſenk— rechter Stellung darin befeſtigt. Noch beſſer iſt es, nachdem ſich bereits eine feſte Eisdecke auf dem Teich gebildet hat, den Waſſerſpiegel um 10 — 20 em zu ſenken, jo daß an den Ufern unter dem ſich nach der Mitte hin ſenkenden Eiſe ausgedehnte Lufträume entſtehen. An den täglich zu revidirenden Eislöchern zeigen ſich, wenn aus irgend einem Grunde eine Verderbniß des Waſſers eintritt, vom Grunde aufſteigende größere und kleinere Gasblaſen, todte Käfer und andere Waſſerinſekten, das Waſſer wird mißfarbig, die Fiſche kommen nach Luft ſchnappend an die Oberfläche. Gelingt es dann nicht, durch ſchleunige Lüftung des Waſſers oder theilweiſe Erneuerung desſelben Abhilfe zu ſchaffen, ſo muß der Teich ſofort aufgeeiſt und abgelaſſen werden, um wenigſtens einen Theil des Inhaltes durch Verſetzung in andere Winterteiche zu retten. Die Lüftung wird in primitivſter Weiſe dadurch ausgeführt, daß man mit großen Beſen oder an Stangen befeſtigten Holz- oder Lederſcheiben wiederholt heftig in's Waſſer ſtößt. Sehr viel vollkommener iſt ſie mittelſt einer Druckpumpe zu erreichen, deren Schlauch auf den Boden des Waſſers geführt und, um die Luft fein zu zertheilen, am Ende mit Badeſchwämmen verſtopft it, durch welche ſie dann in zahlloſen feinen Blaſen entwächt. Da die Winterteiche die Karpfen nur während einer Zeit beherbergen, in der ſie keinerlei Nahrung zu ſich nehmen, können ſie ſehr ſtark beſetzt werden; um ſo dichter, je reichlicher und lufthaltiger das zufließende Waſſer iſt. Im Allgemeinen wird man pro ha Teichfläche 50 — 100,000 Stück einſömmerige, 30 — 40,000 zweiſömmerige, 15 — 20,000 dreiſömmerige oder noch weniger ältere Karpfen rechnen können. 5. Die Heller. Die Heller, Fiſchbehälter, Kauf- oder Vorrathsteiche ſind kleine, häufig gemauerte oder mit Holzwänden verſehene Behälter, die reichlichen Waſſerzufluß haben und zur Aufnahme der in kurzer Friſt zu verkaufenden Fiſchen dienen. Ihr Boden beſteht am beſten aus Lehm. Bei genügendem Zufluß und für nicht zu langen Aufenthalt kann man ſie mit 50 kg Karpfen pro Quadratmeter beſetzen. (Fortſetzung folgt.) x Die Jiſcherei in Frankreich. Von E. B. I. Jährliche Geſammtproduction, Süßwaſſer-Fiſcherei- Production. Ver— waltung. Von der Seefiſcherei. Der Fang auf offnem Meere (Stockfiſch-, Härings- und Makrelenfang). Küſtenfiſcherei im Boot. Obgleich weder officielle noch andere Quellen vorhanden ſind, welche genau den jähr— lichen Productionswerth der Fiſcherei in Frankreich angeben, ſo wollen wir doch im Nach— ſtehenden eine beiläufige Aufſtellung, welche jedenfalls keine übertriebenen Ziffern aufweiſt, hier voranſchicken, um damit die Bedeutung der franzöſiſchen Fiſcherei im Allgemeinen zu begründen. 94 — Die Süßwaſſerfiſcherei bringt jährlich ein. .. Fres. 7000,00 Die Seefiſcherei auf offenem Meere een anne und Makrelenfang) . 5 Die Küſtenfiſcherei im Boot: „ 27˙000,000 Fiſ che „ 39“000,000 Auſ teen 8 5 4°000,000 Muſcheln „ 7 1000,00 Crüſtaree n „ 2000,00 Die Küſtenfiſcherei ohne Boot: Fiſche, ee und Mollusken . > 3°000,000 Schließlich der Werth von Seegras, Tang x. . . 3°000,000 Im SE Frez. 86 000,000. Eine ganz reſpectable Summe! Sie iſt ſeit dem Jahre 1858 — nach Block's Berechnungen damals 63°000,000 Fres. beziffernd — um ein Bedeutendes geſtiegen. Das Meer allein, d. h. die Seefiſcherei, ernährt mindeſtens 200,000 Menſchen. Hiezu können wir noch 150,000 Menſchen rechnen, welche durch die damit verbundene Induſtrie Beſchäftigung finden. In einer offiziellen Quelle finden wir allein 692 Etabliſſe— ments für die Konſervirung von Fiſchen verzeichnet (in Salz, Oel oder getrocknet), welche 15,000 Arbeiter beſchäftigen und eine Brutto- Einnahme von 4°900,000 Fres. repräſentiren. Bezüglich der Süßwaſſerfiſcherei ſind wir zu der erwähnten jährlichen Durch— ſchnitts-Productions-Summe von Fres. 7°000,000 durch folgende Berechnungen gekommen: Pr deere I Fläche e auf den Hektar Summa in Hektaren in Franes in Francs in Francs Schiffbare Flüſſe, große 29; 750 25 7,14 212,500 kleine 5 625 50 20 125,000 Nicht ihiffbare Flüfie . 20,851 35 35,03 729,785 Bäche 3 5 12,000 5 60 600,000 Schiffbare Kanäle 5,000 75 75 375,000 Binnenſen . 8 20,000 — 30 600,000 Teiche? 3 110,000 — 40 4.400000 Summa 203,226 Durchſchnitt 38 Durchſchnitt 38,17 Summa 7 042,285 Ungefähr ein Zehntel der ganzen Süßwaſſer-Fiſcherei- Production kommt aus den Flüſſen, Kanälen ꝛc., welche, dem Staate gehörend, unter der Adminiſtration der Brücken und Wege ſtehen. Wir finden nämlich nach offiziellen Quellen 13,400 laufende Kilometer Flüſſe, Kanäle ꝛc., welche jährlich ca. 850,000 Fres., alſo 23 Fres. Werth pro Kilometer produziren. i Es mag gerade hier am Platze ſein, Einiges über die Adminiſtration der Waſſerflächen in Frankreich einzufügen. Infolge eines Decrets von Colbert im Jahre 1669 wurden ſämmtliche Waſſerflächen des Landes der Forſtverwaltung zugetheilt und bildeten ſo zuſammen eine unabhängige Adminiſtration. Im Jahre 1791 kam dieſe Verwaltung unter das Finanzminiſterium, wo ſie bis zum Jahre 1878 blieb. Erſt in dieſem Jahr wurden ge— wiſſe Waſſerflächen und die Forſte dem Ackerbau-Miniſterium zugetheilt und beſteht nun die ſog. „Administration des Eaux et Forets“ unter jenem Reſſort, was auch jedenfalls richtiger iſt. Aber hier ſtößt man auch auf einen Grund für die Schwierigkeit, ſich genaue Ziffern über das zur Fiſcherei Gehörende zu verſchaffen. Speciell die ſchiffbaren Flüſſe und Kanäle reſſortiren nämlich unter das Miniſterium der öffentlichen Arbeiten und zwar zur Abtheilung deſſelben „Adminiſtration der Brücken und Wege“, deren Antheil an der Jahresproduction ſchon vorher erwähnt wurde. Die Mündungen der Flüſſe und ihr Lauf bis zur Grenze für Ebbe und Fluth und andere Salzwaſſerflächen ſtehen unter dem Marines Miniſterium. Alle anderen Waſſerflächen dagegen gehören, wie erwähnt, zu dem Ackerbau⸗ 95 Miniſterium. Die Grenzen, welche für jede dieſer drei Verwaltungen gezogen ſind, erſcheinen nicht viel beſtimmter als wir ſie eben geſchildert. Es kann daher vorkommen, daß dasſelbe Waſſer von allen Dreien beanſprucht wird. Ebendarum iſt es ſchwierig, das Gebiet der Fiſcherei durch genaue Daten ꝛc. zu illuſtriren und wohl mancher hieſiger Schriftſteller auf dieſem Gebiet hat ſich durch Berechnungen und Combinationen bei irgend einer Frage schließlich feſtgerannt. Daß es uns nicht viel beſſer ergangen, brauchten wir eigentlich nicht zu erwähnen. Offen haben wir aber zu bedauern, daß uns eine Berechnung, welche wir be— züglich des Gewichts des jährlichen Fanges vertheilt auf große und kleine, ſchiffbare und nicht ſchiffbare Flüſſe, Bäche, Kanäle, Binnenſeen und Teiche aufſtellen wollten, nicht gelang. Ein Verſuch, durch Zahlen den Fang der verſchiedenen Süßwaſſerfiſchſorten anzugeben, gelang nur mit folgenden zwei Arten. Die Menge des Lachſes, welche in Frankreich gefangen wird und ſtets friſch konſumirt wird, kann jährlich ca. 17200000 bis 1°500,000 Kilogr. betragen. Den Aalfang ſchätzt man jährlich auf ca. 4°000,000 Kilogr. Dieſe Quan— titäten werden in Frankreich ebenfalls ſtets friſch gegeſſen. Betrachten wir die Seefiſcherei Frankreichs, ſo finden wir, daß dieſelbe ſich auf eine Fläche mindeſtens neun Mal ſo groß als die der Süßwaſſerfiſcherei erſtreckt. Dieſe Fläche läßt ſich folgendermaßen berechnen, wobei zu bemerken, daß Algier nicht mitgezählt iſt: Die Küſtenſtrecken des Mittelländiſchen Meeres: Der Golf von L yorn 600 Kilom. iin Kora s 450 1,050 Kilom. Die Küſtenſtrecken des Atlantiſchen Oceans 920 Kilom. Die Küſtenſtrecken des Kanals La Manche 8 F 940 Pr 1,860 Kilom. Zuſammen 3,910 Kilom. Hiebei annehmend, daß die Fiſcherei auf ſechs Kilom. ins Meer hinaus betrieben wird, kommen wir zu einer 146,000 Het. Die Flußmündungen ungefähr .. . Pe re a Lagunen, Meereseinſchnitte und andere ſalzige Waſſerflächen des Mittelländiſchen Meeres mit Korlita 2. 2... 68,639 „ Solche des Atlantiſchen Oceans .. NER 32,415 Ergibt eine Totalfläche von 1862,054 SE Von dieſer Geſammtfläche kommen ſomit 1°126,000 ha auf den Atlantiſchen Ozean und 630,000 ha auf das Mittelländiſche Meer. Dabei muß hier noch bemerkt werden, daß dieſe Fläche in zwei Haupt-Kategorien getheilt werden kann, nämlich das wirklich ſalzige Waſſer des Meeres .. . . I 746˙%000 ha und das mehr oder weniger ſolzige Waſſer der Flußmündungen 3 15,000 ha , en u SE u 101,054 ha 116,054 ha. Die letzten Berechnungen haben ergeben, daß die Seefiſcherei mit 20,400 Fahrzeugen von zuſammen 100,000 Tonnen— Gehalt und durch 67,000 Fiſcher betrieben wird. Der jährliche Fang kann auf Franks 73°000,000 angeſchlagen werden. 1820 exiſtirten 8,200 Fahrzeuge mit 42,000 Tonnen-Gehalt und 31,300 Fiſcher. Der Fang war 13°600,000 Franks. Dieſes ergiebt alſo in 65 Jahren einen Zuwachs von 140% an Fahrzeugen, 138 0% an Tonnen-Gehalt, 114% der Mannſchaften und 114% an Produktionswerth. Und trotzdem hört man von allen Seiten über ſchlechten Fang klagen, ſpeziell von den Fiſchern des Mittelmeeres! Die eigentliche Küſtenfiſcherei iſt das Privilegium der in den Rollen der Kriegs— Marine eingeſchriebenen etwa 120,000 Mann, welche von Jugend auf den Seedienſt kennen und ſomit dem Lande eine tüchtige Flottenbemannung ſtellen. Die Fiſcherei auf offenem Meere (worunter auch der Walfiſchfang zu regiſtriren, welcher aber vollſtändig von franzöſiſchen Fiſchern aufgegeben worden iſt) hat ſich ſeit 1864 96 ü— —— — bedeutend entwickelt und verbeſſert. Bei dieſer Fiſcherei, den Stockfiſch-, Härings- und Makrelen-Fang umfaſſend, haben wir zwei bedeutende Fortſchritte hervorzuheben. Vor allem die Einführung baumwollener Netze anſtatt derjenigen von Hanf, welche Erſtere bedeutend praktiſcher, ſtärker und haltbarer find. 1859 wurde die erſte Fabrik ſolcher baumwollener Netze in Dieppe etablirt und 1873 noch eine in Fécamp. Im letzten Jahre wurde durch die ſtädtiſche Verwaltung in Boulogne-ſur-mer ein Inſtitut zur Erlernung und Fabrikation ſolcher a eingerichtet. Jene Netze haben 250 bis 300 Maſchen Tiefe, ſind 25 m lang, bibrälttg und in einem Stück gearbeitet, wogegen die alten Netze 200 bis 250 Maſchen Tiefe hatten, nur 17 m lang waren und außerdem aus mehreren Stücken zuſammengeſetzt wurden. Ein zweiter bedeutender Fortſchritt iſt die jetzt beim Fang des Härings und der Makrele in Anwendung gebrachte Kabeſtane durch Dampf getrieben (Dampſwinden), wodurch das Einziehen der Netze, das Aus- und Einladen, das Maſten und Entmaſten mit größter Leichtig— keit und Zeiterſparniß ausgeführt wird. Die Schaluppen und Loggerts aus den Diſtrikten Boulogne und Fécamp ſind zum größten Theil hiermit ſchon verſehen. In Calais haben ſich die Fiſcher aſſociirt und ein Fahrzeug, der Reihe nach, beſorgt den Transport des Fanges, während die andern denſelben ununterbrochen fortſetzen. Eine ſolche Arbeitstheilung bringt ſtets Vortheil. Eine große Anzahl Fiſcher von Trouville halten ſich auf offener See vor Calais, Dünkirchen und Oſtende auf, wo ſie mit bedeutendem Glück fiſchen. In la Rochelle finden wir ſchon im Jahre 1874 ſechs und in la Treſte vier Dampfſchaluppen, welche ſich auf hohe See wagen und mit Vortheil weit hinaus fiſchen können. Der Häringsfang wird gewöhnlich des Nachts betrieben mittelſt großer (10 — 12 m langer, 4— 5 m breiter) Netze, welche vertical, oben durch leere Tonnen und unten durch Steine gehalten werden. Der Häring, durch das Licht der Feuer auf den Fahrzeugen heran— gezogen, bleibt an den Kiemen in den Maſchen dieſer Netze hängen. In Boulogne-ſur-mer rechnet man ca. 50 Etabliſſements, welche Häringe einſalzen de. Beſchäftigt ſind hier ungefähr 2000 Perſonen (Faßbinder, Salzer, Hülfsarbeiter, Frauen und Kinder). Boulogne verſandte 13 893,188 kg Häringe von im Jahre 1877 im Ganzen gefangenen 23°686,000 kg. Der jährliche Häringsfang wird 2 9 auf 20 —25 Millionen kg geſchätzt, wovon ungefähr ein Viertel friſch konſumirt wird. Es ſind dieſes die Häringe, welche vom 1. Januar bis zum 1. Juli gefangen werden. Der Sommerfang (J. Juli bis 1. Oktober) oder der jog. ſchottiſche Fang und der Herbſtfang (1. Oktober bis 1. Januar), auch Yarmouth-Fang genannt, wird entweder eingeſalzen oder geräuchert. Ungefähr ein Viertel der Fahrzeuge ſalzen an Bord, indem der Fiſch gleich nach dem Fang geöffnet, gereinigt und geſalzen in Tonnen verpackt wird. Nach Ankunft im Hafen wird er den ſog. Salzern abgeliefert, welche denſelben wieder auspacken, waſchen und von Neuem ſalzen und in Salzlake perpacken. N Der Häring, welcher zum Räuchern beſtimmt iſt, wird friſch (eben gefangen), ohne gereinigt zu werden, geſalzen und in Tonnen verpackt, bei Ankunft im Hafen von den Salzern wieder ausgepackt und in Salzlake gewaſchen, dann mittelſt Stäbchen, welche durch die Kiemen geſteckt werden, aufgehängt und in den Räucherhütten während eines Zeitraums von 4 bis 15 Tagen geräuchert. Man kann annehmen, daß ungefähr ein Viertel des jährlichen Fanges im friſchen Zuſtand, ein Viertel geräuchert und die Hälfte geſalzen conſumirt wird. Die Makrelen werden wie die Häringe gefangen, nur haben die Netze weitere Maſchen. Sie werden auch mittels Angeln durch Härings- oder ſelbſt Makrelen-Köder gefangen. Der jährliche Makrelenfang wird auf 7 bis 8 Millionen kg durchſchnittlich an— geſchlagen. Mindeſtens die Hälfte hievon wird friſch gegeſſen. Das Uebrige wird in den Etabliſſements von Dünkirchen, Calais und Boulogne geſalzen. a Nachdem die Eiſenbahnen die Sendungen nach allen Gegenden des Landes raſch befördern, werden mehr und mehr die Seefiſche in friſchem Zuſtande verſpeiſt. Der Konſum 97 an geſalzener und geräucherter Waare nimmt zufehends ab. Es zeigt ſich dieſes am beiten darin, daß die Preiſe für ſolche Waare ſtets heruntergehen. Aber dieſe Preisreduktion liegt allerdings nicht allein an der Minderung des Conſums. Vielmehr iſt auch noch folgende Urſache hervorzuheben: die franzöſiſchen Salzer und Räucherer haben ſeit 30 Jahren keine Fortſchritte gemacht. Sie präpariren den Fiſch noch immer wie früher, wo die Waare infolge der damaligen langſameren Kommunikationen zwei bis drei Mal geſalzen oder ſcharf geräuchert werden mußte. Heute müßte viel weniger geſalzen und leichter geräuchert werden. Die Engländer und Holländer haben ſich dieſes ſchon wohl gemerkt. — Der Stockfiſchfang bei New-Foundland wird von 190 franzöſiſchen Schiffen beſucht. Bei Island finden wir 220 Schiffe damit beſchäftigt. Gewöhnlich wird auch der Stockfiſch geangelt und als Köder werden Mollusken, Härings- oder Stockfiſch⸗Stücke benutzt. Manchmal beſtehen die Köder auch nur aus rothen Läppchen. Der jährliche Fang kann auf 30 Millionen Kilogramm im Werth von 12 Millionen Francs geſchätzt werden. Nur ausnahmsweiſe kommt der Stockfiſch friſch nach Paris. Er wird entweder getrocknet oder geſalzen. Dieſes geſchieht theilweiſe an Bord oder in den Etabliſſements, welche ſich an den Küſten New-Foundlands oder Grönlands befinden. In jedem Fall wird der Kopf, das Eingeweide und ein Theil des Rückgrats entfernt und der Fiſch lagenweiſe zwiſchen Salz ausgebreitet. Nachdem er 10 — 12 Tage jo gelegen, wird er in Tonnen zwiſchen friſchem Salz verpackt und geht im franzöſiſchen Handel unter dem Namen Morue verte. Der getrocknete Stockfiſch, Morue seche, wird wie erſterer nach der erſten Salzung getrocknet (gedörrt) und dann in Ballen zuſammengeſchnürt. In New-Foundland befinden ſich die franzöſiſchen Trockenplätze hauptſächlich in Saint-Pierre und Miquelon und auf den Stränden von Granville. 8 Die Fiſcherei im Boot zerfällt in die wirkliche Fiſcherei, dann in den Auſtern-, Muſcheln- und Cruſtaceen-Fang. Von den ca. 8000,00 Kilogramm Sardinen, welche jährlich gefangen werden, kann der Werth auf 13°000,000 Francs geſchätzt werden. Die Hälfte wird friſch conſumirt und das übrige conſervirt. Bis 1823 wurden die Sardinen einfach geſalzen, ſeitdem aber werden ſie nach der Methode Appert, nachdem ihnen Kopf und Eingeweide entfernt, in Blechdoſen mit Olivenöl eingelegt. Die großen Sardinen-Conſerven-Induſtrien befinden ſich in Le Croiſie und Nantes im Departement Loire-Inférieure, in Les Sables d'Olanne im Departement Vendée, in Concarneau und Douarnenez im Departement Finistere, in Port-Vendres im Departement Pyrénées⸗Orientales, in La Nouvelle im Departement Aude, in La Ciotat im Departement Bouches⸗du⸗Rhone, in Lavandon im Departement Var, in Antibes im Departement Alpes— Maritimes. Man ſchätzt die jährliche Production an Conſerven auf 60,000 Fäſſer à 2700 Fiſche ca. 30 Kilo wiegend (nur für das Inland) und außerdem 265000,000 Blechdoſen mit einer Durchſchnittszahl von 20 Fiſchen (für das Inland und für den Export). Beim Sardinenfang kommen Boote mit 4—5 Perſonen bemannt in Verwendung und gewöhnlich wird mit großen Schleppnetzen (40 Meter lang und 4 Meter 50 Centimeter hoch), in welche die Lockſpeiſe geworfen wird, gefiſcht. Die Sardinen, durch die Lockſpeiſe angezogen, verwickeln ſich nun in dieſe Netze, welche von Zeit zu Zeit gehoben werden. Die Lockſpeiſe beſteht in der Regel aus dem geſalzenen Rogen der Makrele oder des Stock— fiſches und wird hauptſächlich aus Norwegen importirt, welches Land ſo zu ſagen in dieſem Artikel ein Monopol beſitzt. Wenn man bedenkt, daß Frankreich von dieſem Rogen circa 36,000 Tonnen à 35 Kilogramm jährlich importirt und hiefür die anſtändige Summe von circa 2°000,000 Fres. ausgibt, jo darf es nicht wundern, daß andere Lockſpeiſen für dieſen Fang verſucht worden ſind. Wir nennen hiervon: Seeflöhe, Krabben, gekochte Fiſche, getrocknete Stockfiſche, von Guilhou empfohlen, dann pulverifirte getrocknete Fiſche, von Molon vorgeſchlagen. Laymet recommandirte Hummer, Krabben, Muſcheln. Dr. Morvan, welcher getrocknete und zubereitete Heuſchrecken empfohlen, ſcheint durch dieſe Subſtanz noch 98 das am meiſten Anwendbare getroffen zu haben. In neueſter Zeit hat man auch getrocknete Maikäfer mit Erfolg verwendet. Durch Verbeſſerungen an den Netzen ſucht man ſo viel als möglich die koſtſpielige Lockſpeiſe zu ſparen. Mit neuen Schleppnetzen von Belot in Douarnenez und von Erraud in Lorient werden augenblicklich Verſuche angeſtellt. Der Sardellen-Fang wird Nachts durch eine große Anzahl Boote ausgeführt, auf welchen lebhafte Feuer, um die Fiſche heranzuziehen, angezündet und unterhalten werden. Die Netze, welche hiezu verwendet werden, gehen unter dem Namen Riſſoles. Der jährliche Fang beträgt 600,000 bis 800,000 Kilogramm, wovon ein Drittel friſch und das übrige geſalzen in den Konſum geht. Zum Einſalzen werden den Fiſchen Kopf und Eingeweide entfernt und erſtere dann öfters im Meerwaſſer gewaſchen. Nachher läßt man ſie abträufeln und werden ſie nun in horizontalen Lagen entweder in Tönnchen oder Glaspokale zwiſchen eingeſtreutem grauen Salz (fein pulveriſirt und mit Bolarerde oder rothem Ocker gemiſcht) verpackt. Die Hauptorte für das Sardelleneinlegen ſind Antibes und Cannes. a Von Thunfiſchen, welche auf Koſten der Makrelen, Häringe und Sardinen leben, werden wohl jährlich 5000, 000 Kilogramm gefangen, was, nimmt man ein Mittelgewicht von 50 Kilogramm pro Stück an, 100,000 Fiſche geben würde. Nur ein kleiner Theil wird friſch gegeſſen, das Meiſte wird in Oel eingelegt. Wir finden bezügliche Konſerven— Etabliſſements in Toulon, Marſeille, Ajaccio, Baſtia ꝛc. Der Fang dieſer genannten drei Fiſchſorten, welcher gerade für Frankreich original iſt, beleuchtet etwas und foweit es hier der Raum erlaubt, die von uns claſſificirte eigentliche Küſtenfiſcherei im Boot. Obgleich noch Manches von anderen Fiſchſorten hieher gehörend zu erwähnen wäre, müſſen wir dieſes, um uns kurz zu faſſen, übergehen, um noch Einiges von der Auſtern— fiſcherei erwähnen zu können. (Abtheilung II folgt.) IV. Literarif ches. Die rebidirte Seeordnung am Kiemſee (1503 — 1513). Von Hartwig Pee tz; München 1885; gr. 8%, 33 S. Wie ander märts, jo auch auf dem Gebiete der Fiſchereipflege berät die Geſchichtsforſchung nicht blos eine nutzbare Belehrungskraft, ſondern auch einen hohen Reiz in der Verſtandes- wie Gemüthsrichtung. Verſäume es daher fein Freund des Fiſchereiweſens das vorbenannte Schriftchen zu durchforſchen, mit welchem der auf dem Gebiete der praetiſchen culturhiſtoriſchen Literatur ſo hochverdiente Herr Verfaſſer die Ergebniſſ ſe tiefgehender geſchichtlicher Studien, wie er ſie ſchon früher in Fachſchrifſen und Vorträgen veröffentlicht hatte, nun auch noch eigens weiteren Kreiſen in ſelbſtändiger Form DL zugänglich macht. Der Leſer wird lernen und ſich unterhalten, Gewinn und Genuß haben! Teichwirthe machen wir aufmerkam auf die Eau. „Die Ernährung des Karpfen und ſeiner Teichgenoſſen. Neue Grundlagen der Teichwirthſchaft. Von Joſef Suſta, fürſtlich Schwarzenberg ſchem Domänendirector in Wittingau (Böhmen)“. Der Herr Verfaſſer Ane hier den Intereſſenten reiche Ergebniſſe practiſcher Erfahrungen und wiſſenſchaftlicher Forſchungen. Bei der hohen Wichtigkeit der Ernährungs- und ſpeciell Fütterungsfrage für die Teichwirthſchaft verdienen dieſe Veröffentlichungen ganz eföndere Beachtung. V. Vermiſchte Mittheilungen. Fiſchzucht für oberbayeriſche Gewäſſer. Aus der Fiſchzuchtanſtalt des Bayeriſchen Fiſcherei-Vereins bei Starnberg ſind neuerdings unentgeldlich abgegeben worden: Für den Walchenſee 120,000 Stück Jungbrut der amerikaniſchen Maräne (Coregonus albus, Whitefish), gezüchtet aus importirten amerikaniſchen Eiern, dann für Würmſee und Kochelſee 21,000 Stück junge Seeforellen, gezüchtet aus Eiern dieſer Fiſchart vom Gardaſee. Die Seeforellenbrut wurde in paſſende Zuflüſſe der letztgedachten beiden Seen ausgeſetzt. Die Eier, von denen obige Brut ſtammt, waren gütige Widmung des Deutſchen Fiſcherei-Vereins. Vom Bodenſee. Von competenter Seite erfahren wir, daß der Fiſchfang auf dem Bodenſee in dem verfloſſenen Jahre im Ganzen ein recht befriedigender war. Freilich iſt dies auf dem Oberſee ſchon ſeit Jahren weniger der Fall. Dagegen zeigten ſich auf 99 dem Unterſee bei Konſtanz, Meersburg und Mainau die ſchmackhaften Blaufelchen in Menge und wurden dieſelben auch maſſenhaft gefangen. Sie bildeten ſo ziemlich den Hauptfang und erhielten ganz annehmbare Preiſe, da ſich ihr Fang auf die ganze Saiſon vertheilte, ſo daß eine Ueberfüllung des Fiſchmarktes nicht eintrat, auch ein gänzlicher Mangel nicht fühlbar wurde. Leider taucht auch im Unterſee die den Jung— fiſchen (2) ſo ſchädliche Pflanze, die Waſſerpeſt, in unangenehmer Weiſe auf und iſt beſonders der Seehafen von Konſtanz damit heimgeſucht. Bekanntlich trat ſie vor circa drei Jahren im Seetheil bei Lindau zwiſchen den beiden Brücken zuerſt auf und hat dort weite Strecken überwuchert. In dieſem letztgenannten Seetheil wurden vor circa ſechs Jahren vom Deutſchen Fiſcherei-Verein gegen 30,000 winzig kleine Aale eingeſetzt. Von denſelben ſcheinen doch welche am Leben geblieben zu ſein; denn ſeit einigen Tagen werden aus dem zugefrorenen Schlamme in der Nähe des Eiſenbahndammes Aale von mehr als ½ Meter Länge in ganz erſtarrtem Zuſtande herausgegraben. Erſt wenn von ſämmtlichen Bodenſee-Uferſtaaten die geſetzlichen Normen eingehalten werden, ſteht zu erwarten, daß ſich die Bodenſeefiſcherei in erfreulicher Weiſe heben werde. (Augsb. Abdztg.) Fiſchereibetrieb des Stiftes Kremsmünſter in Oberöſterreich im Jahre 1884. Vom Almſee wurden an das Stift geliefert: 1985 Stück Forellen, 418 Stück Saib— linge, zuſammen im Gewichte von 667 Kilogramm. Aus den Bächen des Almſees wurden im Herbſte ausgefiſcht 3613 Stück ein- und zweijährige Forellen und in den Almſee eingeſetzt. Am 18. October wurde der dritte Feine Schacherteich des Stiftes ausgefiſcht. Ergebniß: 428 Stück Karpfen mit 470 Kilogramm, 45 Stück Hechte mit 40 Kilogramm (die kleinen 40 Stück Hechte wurden in den zweiten Schacherteich ein— gejeßt). Fünf Brutteiche find mit 3500 zweijährigen Forellen beſetzt. Im heurigen Herbſte wurden 100,000 Forelleneier und 400 Baſtarde, Forellen und Saiblinge, künſtlich befruchtet. (Mittheil. des öſterr. Fiſcherei-Vereins.) f Hamburg, 25. Februar. Der Lachsfang in der Elbe hat bereits begonnen und unſere und die hannover'ſchen Fiſcher haben bereits manchen guten Fang gemacht. Die meiſten gefangenen Lachſe ſind große ſchöne gleichartige Exemplare, wahrſcheinlich alle von einer und derſelben Brutſtätte ſtammend. Gewiß ſind die Erfolge der künſt— lichen Fiſchzucht in dieſem reichen Fange bemerkbar. E. B. Ueber den Fiſchfang der Dänen im kleinen Belt wird geſchrieben: Bezüglich des Abſatzes des Fanges iſt in den letzen Jahren die auffallende Veränderung vor— gegangen, daß der im kleinen Belt gefangene Dorſch im Allgemeinen nicht mehr nach Deutſchland geht, ſondern hauptſächlich in kleinen Körben 10—20 Pfund an die Haus— haltungen und Händler in Fühnen, Nordjütland und Seeland verſandt wird. Unſere Hausfrauen haben ihr Verlangen, den Dorſch ſtets lebend zu erhalten, aufgegeben, denn ſie wiſſen, daß der Fiſch, wenn er ſofort, nachdem er aus dem Waſſer genommen iſt, geſchlachtet und ausgeweidet wird, ein viel geſünderes und delicateres Nahrungsmittel abgibt, als wenn man den Fiſch noch eine Zeit lang am Leben zu halten trachtet. Der Ertrag der Fiſcherei hat ſich von Jahr zu Jahr gebeſſert, wozu natürlich die ſteigenden Preiſe in erſter Linie beitrugen. Die Zahl der Fiſcher hat ſich nicht allein ver— mehrt und die Geräthe ſind verbeſſert, ſondern es wird auch größere Energie beim Fange entwickelt und der gefangene Fiſch beſſer gepflegt. E. B. Großer Walfiſchfang in Bergen. Vor einiger Zeit bemerkten Fiſcher bei ſtürmiſchem Wetter und hohem Seegang. außerhalb des Hafens einen ganzer Aber i ehe Die Leute gingen jofort in Booten alls, a die Fiſche n A en en Hafen zu jagen, maus Auch gelang. Der f e mie, ei in der Hafen ddp dich den Arnd 957 Gene deere III verſperrt und war mit der Jacnd auf die Walfiſche (Orca Gladiator) beſchäftigt 1210 ang war man nun während Trauſende von Zuſchauern am Ufer verſammelt d. nee Schauspiel fort⸗ u 70, ua, ö buen cn e al on, She e ie rößtezn waren 22 Fuß, das kleinſte J iR . „der Oberfläche. Die che 85 Thätigeit Fall Say Peine 1 ir de ene ra BR Baer: ’ eine ans 0 und Hunderte von hilfsbereiten Händen zogen das Thier aufs Mace ne. Diete 100 —ͤ — Aufholen der Fiſche, die natürlich Widerſtand leisteten, verurſachte vielfach die drolligſten Scenen. Oft wenn Hunderte pelzbekleideter Männer die Leine gefaßt hatten, machte der Wal Fluchtverſuche, und nicht einer der Hilfsmannſchaften blieb dann auf den Beinen ſtehen. E. B. N Stantsleiftungen für Fiſcherei. Die franzöſiſche Deputirtenkammer votirke in ihrer Sitzung vom 21. Februar die Summe von 600,000 Fres. für die Unterſtützung der Seeſiſcherei. E. B. i Anlverbreitung in Frankreich. Durch die Adminiſtration der Brücken und Wege (Ponts et Chaussées) ſind 10,000 Stück junge Aale aus den Fiſchereien der Loire⸗ Inférieure ſtammend in den Lot-Fluß ausgeſetzt worden, um dieſen mit Aalen zu bevölkern. E. B. VI. Jiſcherei- und Jiſchmarktberichte. Fiſchmarkt zin Hamburg und Altona. Wie uns berichtet wird, befanden ſich auf dem Markte Elbbutt, Sturen, Stinte, Schellfiſche, Schollen, Heringe, Sandarten, Hechte, Barſche, Braſſen, Rothaugen und Dorſch bei lebhaftem Handel. Die Preiſe ſtellten ſich en gros: Schellfiſch 2 bis 5 ., Schollen 2 bis 16 , Elbbutt 90 J bis 44, Sture 50 bis 1 /, Heringe 25 -) per Stieg, Seezungen 1 4 30 , Steinbutt 14 10 , Kleiße 60 bis 75 JS, Sandarten 40 bis 50 , Hechte 35 bis 40 , Barſche 30 , Braſſen 25 bis 35 J, Rothaugen 10 J per Pfund, Dorſch 3 bis 4% per Korb, Stint 30 bis 1% per kleinen Korb. Der Handel war ſehr lebhaft.“ Rendsburg im März. Die Preiſe für Fiſche ſtellten ſich folgendermaßen: Dorſche 20 , Barſch 30 bis 40 „, kleine Brachſen 30 4, große 40 , Schellfiſch 30 4, Stinte 20 Stück 10 5 per ½ Kilo, Heringe per Wall 80 , Zander 70 , Butte 4 Stück 20 . Aus Eckernförde waren Dorſche und Heringe gekommen, die zu obigen Preiſen verkauft wurden. Geräucherte Sprotten per Wall bis 1M 20 5, Heringe 2 Stück 10 , Flunder 3 Stück 20 4. Aus Finkeuwärder bei Ham burg berichtet man, daß ein Fiſcher zugleich mit einer Ladung Schollen einen Stur im Gewicht von 145 Kilo gefangen hat, welcher zu guten Preiſen verkauft wurde. In der Obereider fingen die hieſigen Fiſcher unter anderen Fiſchen ca. 35 Kilo Zander. Leider zeigen ſich hier Fiſchottern in größerer Zahl und ſind deshalb Fallen ausgeſetzt. Bis jetzt gelang es indeß nicht, eine zu fangen. Zur gefälligen Notiz! Die Fortſetzung des Berichtes über die internationale Fiſchereiconferenz in Wien folgt in nächſter Nummer. Die Redaktion. Inserate. Das Eiſchgut Seewieſe bei Gemünden a/ M. (Bayern) gibt ab: embr. Eier von Bachforelle, Brut von Bachforelle, Saibling, Seeforelle; einſömm. Spiegelkarpfen, Goldorfen. — Billigſter Preis, beſte Qualität. g Tiſch⸗ Uetze und Reuſen, 1 alle Gattungen nach den neueſten Verbeſſerungen, fix und fertig, nebſt Gebrauchsanweiſung — Erfolg garantirt — empfiehlt Heinrich Blum, Metzfabrikation in Ronſtanz, Baden. Preiscourant Auflage 9 über ſämmtliche Netze gratis und franco.“ + + Schleihen - Seblinge WM Stück zu verkaufen zu 5 Marl per Aungert von 3a Sicher Hchetsberger n Gauting bei München. Forellen⸗Cier, = | gut angebrütet, verkauft die . 2 Forellenzucht Anſtalt Kleinoſtheim i. Bair Für die Redaktion verantwortlich: Dr. Julius Staudinger in München. Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel zu beziehen durch Chriſtian Kaiſer in München. Die nächſte Nummer erſcheint am 1. April 1885. A Te 2 Bi: Fa — 8 * 1 u Bayeriſche Filcherei- Zeitung. Erſcheint monatlich zwei. bis dreimal. 8 . Inſerate die zweiſpaltige Petitzeile Gans eee Allgemeines Organ a ee Buchhandlungen. ia 1 München Blumenſtr. 17/3. für die Geſammtinkereſſen der Fiſcherei, ſowie für die Beſtrebungen tler Fiſchereivereine. In Verbindung mit Tachmännern Deutſchlands, Heſterreich-UAngarns und der Schweiz herausgegeben vom Vahyeriſchen Tiſchereiverein. „April 1885. X. Jahrg. Nr. 8. , etz München, 1 Inhalt: I. Internationale Fiſchereiconferenz in Wien 1884. — II. Ueber Teichbau und Teich⸗ wirthſchaft. eu Die Fiſcherei in Frankreich. — IV. Vereinsnachrichten. — V. Ver⸗ miſchte Mittheilungen. — VI. Fiſcherei- und Fiſchmarktberichte. — Inſerate. I. Internationale Jiſchereiconferenz in Wien 1884. (Fortſetzung von S. 53.) Weiterhin folgten nun Referate Namens des Steiermärk' ſchen und Krain'ſchen Fiſcherei-Vereins, ſowie der Landwirthſchaftsgeſellſchaft in Kärnten. Für Steiermark ergriff das Wort Herr Dr. med. Oskar Streintz von Graz. In lichtvoller Gedrungenheit gab derſelbe einen Ueberblick über die dortigen Fiſcherei— verhältniſſe. Dabei betonte er vor allem, daß die Steiermärkiſchen Gewäſſer, meiſt im Lande ſelbſt oder nahe an der Gränze entſpringend, wenig internationale Beziehungen bieten. Die Mur, die Mürz ſind Gewäſſer, welche nur von Fiſchen bevölkert werden, die in Steiermark‘ ſelbſt das Licht der Welt erblickt haben. Es ſind aber in Steiermark die edelſten Fiſchgattungen ſehr zahlreich vorhanden geweſen und theilweiſe noch vorhanden, ſo die Forelle, der Huchen, die Aeſche. Dieſe Fiſchgattungen ſind in inigen Strecken in Folge eben jener Verhältniſſe, welche bereits für andere Länder dar— wirt worden find, ausgeſtorben. Die Feinde, welche in Steiermark ſchädigen, ſind auf 7x3 dreierlei. Erſtens iſt zu nennen Schädigung durch Hochwäſſer. Dieſelbe größte nn Steiermark nicht gerade ſehr häufig vor, denn im Allgemeinen iſt der Waldbau war ſo gut betrieben, daß nicht Devaſtation die Fiſcherei ſchädigt. Ein zweiter Umſtand od die Verunreinigungen, welche in Steiermark noch ſtark vorkommen. Eine der ärkſten, wobei große Maſſen Edel- und Futterfiſche zu Grunde gingen, fand im Juli 1884 102 — — — in der Mürz durch Einlaſſen einer bedeutenden Quantität Theer ſeitens der Hütten— verwaltung in Neuberg ſtatt. Die politiſche Bezirksbehörde hat die fernere Verunreinigung ſofort eingeſtellt und eine Unterſuchung eingeleitet. Außer ſolchen zeitweiſen Ver- unreinigungen gibt es in Steiermark auch ſtationäre, ſo z. B. durch Papierfabriken in der Nähe von Graz, wo ſich drei bis vier ſolcher befinden und dadurch die Fiſche vollkommen ausgeſtorben find. Ein dritter Punkt, der dort die Fiſchereiverhält— niſſe ſchädigt, ſind Rechtsverhältniſſe. Es kommt vor, daß an einer und derſelben Waſſerſtraße zwei- bis viererlei Beſitzende ſich um Fiſche raufen. Fiſchereiberechtigt ſind z. B. ein oder zwei grundbeſitzende Herrſchaften. Als leidige Beſonderheit kommt dazu das Recht des ſogenannten Allerheiligenfiſchens, wobei nämlich einer Genoſſenſchaft das Recht zukommt, zu beſtimmten Jahreszeiten zu fiſchen. Zu alledem können dann noch einzelne Gemeinden, d. h. jedes einzelne Mitglied derſelben das Recht zu fiſchen haben. Daß unter dieſen Bedingungen an ein Aufkommen der Fiſcherei nicht gedacht werden kann, iſt klar. Was die Fiſchzuchtanſtalten betrifft, ſo beſtehen in Steiermark zwei große Fiſchzuchtanſtalten, welche wirklich Ernſtes und Großes leiſten und zwar in Folge der Thätigkeit des geehrten Vereins-Präſidenten Herrn Baron Waſhington auf Schloß Pöls bei Wildon und des verdienten Mitgliedes Herrn Schagl, welche beide den Fiſch— ſtand in Steiermark mit Erfolg zu heben trachten. Daneben gibt es eine große Reihe von Heinen Fiſchzuchtanſtalten, jo daß Ober- und Mittelſteiermark vollkommen mit Fiſchzuchtanſtalten verſehen iſt. In Unterſteiermark ſind dieſe minder ausgedehnt. In Steiermark gedeiht namentlich auch der Salmo fontinalis, insbeſondere in Gewäſſern, wo früher nicht einmal die Forelle vorgekommen iſt. Ob dauernd? bleibt abzuwarten. — Im Uebrigen ſchloß ſich Herr Redner den Ausführungen des Bayeriſchen Delegirten an. Für Krain ſprach ebenfalls in klarer Kürze Herr Profeſſor Franke von Krain— burg. Aus dem Vortrage recapituliren wir namentlich Folgendes: „Die Save iſt ein Alpenfluß, das obere Gebiet iſt fiſchreich zu nennen, insbeſondere die Wocheiner Save, trotzdem der obere Lauf des Gewäſſers durch hohe Wehre geſchieden iſt. Der mittlere Lauf der Save oder die Aeſchenregion wurde vor achtzehn Jahren durch ein mächtiges Wehr bei Zwiſchenwäſſern mitten entzwei geſchnitten. Der Fiſch— reichthum hat ſich auch darum in der hier durchſchnittlich 30 Klafter breiten Save durch dieſen Wehrzuſtand geändert. Im Oberlauf ſind vorherrſchend Huchen, Aeſchen und Forellen, im unteren Lauf kommen vorzugsweiſe größere Aeſchen vor. Gegen den San zu find dann meiſtens Barben und Weißfiſche, während Huchen hier immer ſeltener ſind. Die Gurk, Nebenfluß der Save, hat große, wenn auch ſeltener vorkommende Welſe. Was die Flußverunreinigungen anbelangt, ſo iſt daran beſonders die Papierfabrik Leykam-⸗Joſefsthal ſchuldtragend, und zwar nicht nur damit, daß die Fiſche durch Ber- unreinigungen zu Grunde gegangen ſind, ſondern auch inſoferne, als die Fiſche durch die Turbinen, in welche ſie unwillkürlich hineingedrängt werden, vernichtet werden. Die Papiermühle hat zwar ſelbſt theilweiſe Fiſchereirechte erworben, aber ihr Verfahren ſchädigt auch den unteren Flußlauf, denn in Folge des maſſenhaften Vertilgens ſteigen die Fiſche aus dem unteren Lauf in die entleerten Gewäſſer zurück. Zu beklagen iſt außerdem noch, daß nach jedem größeren Bahnbau die Arbeiter mit Dynamitpatronen kommen und dieſe unbefugterweiſe zum Fiſchfange verwenden. So geſchah dies nach den Bahnbauten in Bosnien und ſo nach den letzten Rekonſtruktionsarbeiten in Tirol. Der Fiſchfang hat bis jetzt nur lokale Bedeutung und gibt ſich nur mit Forellen ab. Auf dem Gebiete der künſtlichen Fiſchzucht iſt Einiges geſchehen. Die größte Anſtalt iſt in Veldes, die dem dortigen Hotelier Herrn Johann Mallner gehört und jährlich bei 80,000 Forellen ausbrütet. Es gibt dann noch einige kleinere Anſtalten. Auch der Fiſcherei-Verein hat Einiges gethan. Derſelbe war jedoch bisher nicht in der Lage, die Sache in größerem Maße durchzuführen.“ Für Kärnten gab eine beifällig aufgenommene Schilderung der dortigen Ver⸗ hältniſſe der Delegirte Herr Mittelbach von Klagenfurt und zwar im Weſentlichen wie folgt: „In Betracht kommen für Kärnten die Drau und deren Fiſchereiverhältniſſe. EN 8 103 — — Die Drau entſpringt auf dem Toblacher Felde bei Innichen in Tirol in einer Seehöhe von 1200 Meter und überſchreitet bei Oberdrauburg bei 600 Meter Seehöhe die weſt— liche Gränze Kärntens, als reißender Gebirgsſtrom. Sie durchſtrömt das Land ſeiner ganzen Länge nach im Allgemeinen in weſtöſtlicher Richtung und tritt bei Unterdrauburg bei 360 Meter Seehöhe nach Steiermark aus. Die Drau nimmt in ihrem Laufe als größere Zuflüſſe von Norden die Möll, die Lieſer, die Gurk und die Lavant, im Süden nur die Gail und Mies, ſowie die Wildbäche der Karawanken auf. Dem Charakter der ein rauhes Alpenland durchſtrömenden Drau entſprechend, deren Zuflüſſe zum großen Theile gletſchergeboren ſind, beherbergt der Fluß in ſeinem Oberlaufe die Forelle und die Aeſche, deren Fang indeſſen von keiner beſonderen Bedeutung iſt. Der werth— vollſte Edelfiſch der Drau, welcher auch in die Nebenflüſſe aufſteigt, iſt unſtreitig der Huchen, deſſen Fang meiſt zur Laichzeit noch in urſprünglichſter Weiſe mit dem Stecher betrieben wird. Erſt in der Neuzeit beginnen einſichtsvollere Fiſchwaſſerbeſitzer den Huchen mittelſt der Angel zu fangen. Der Wels und der Hecht ſind ſelten in dem Hauptſtrome und halten ſich meiſt nur in den ruhigeren Seitenarmen auf. Von den noch übrigen Fiſchen der Drau, als: Rutte, Grundling, Grundel, Barbe, Alten, Barſch, Näsling, Neunauge ꝛc., kommen nur die Barbe und der Näsling ausge— dehnter in Betracht. Nachdem in der Drau keinerlei Verunreinigungen durch Fabriken u. ſ. w., ebenſo keine Beunruhigung durch Dampfboote ſtattfindet und das Waſſer ein ganz ausgezeichnetes für Fiſche iſt, ſo wäre es nur wünſchenswerth, wenn die Fiſcherei— beſitzer oder Pächter ſich vereinigen würden, die Vermehrung der Edelfiſche durch künſt— liche Fiſchzucht anzuſtreben.“ Ueber die Verhältniſſe im k. k. Kronlande Salzburg lieferte Herr Sylv. Gottein, Fiſchzuchtanſtalt-Direktor in Salzburg, eine intereſſante Skizze, welche ſich übrigens vorwiegend auf heſchichtlichem Gebiete bewegte. Wir entnehmen daraus folgende Daten: Im Erzſtifte Salzburg war die Fiſcherei ſeit vielen Jahrhunderten ein landes— fürſtliches Regale, und war ſtrenge geregelt. Es waren ein Fiſcherei-Generalmandat und für die einzelnen Fiſchereireviere beſondere Seemandate und Fiſcher-Ordnungen erlaſſen. In dieſen allgemeinen und beſonderen Mandaten waren genau angegeben: die Namen der Fiſchwäſſer und die Begränzung der Fiſcherei-Ausübung, die zuläſſige Anzahl und Größe der großen und kleinen Fiſchnetze und deren Maſchen— weite nach beigegebenem Brittelmaße, Anzahl, Größe und Material der Reuſen und Krebskörbe. Genau geregelt war die Zeit des Fiſchfanges für die unterſchiedlichen Fiſch— ſorten und die Zeit des Krebsfanges, das Minimalmaß der fangbaren Fiſche (bei Gericht und bei jedem Fiſchhüter war für jede Fiſchſorte hinſichtlich der Minimalgröße eine eiſerne Form, vom Obriſtfiſchmeiſter verabfolgt, vorhanden, die den Fiſchern auf die Ruder eingebrannt wurde). Ebenſo geregelt war der Verkauf der Fiſche nach Zeit und Ort. i An der Spitze des Fiſchereiweſens ſtand der Obriſtfiſchmeiſter. Ihm untergeordnet waren die Fiſchmeiſter, die Hoffiſcher und die unter Hofſchutz ſtehenden 32 Lieferinger Fiſcher, und hinſichtlich der Ueberwachung der Beobachtung der Fiſcherei-Ordnungen und Seemandate und zur Verhinderung, reſpective Anzeige von Fiſchdiebſtählen die Gerichtsdiener und auf dem Lande vertheilten Polizeiwächter, die Grenzwächter und Ueberreiter, die Thorſteher an den Stadtthoren und die bei den Beſtandfiſchereien in Flüſſen, Bächen und Seen eigens beſtellten Aufſeher und Fiſchhüter. Es gab Hofküchenſeen, in welchen nur die aufgeſtellten Hoffiſcher fiſchen durften, und welche die gefangenen Fiſche ſämmtlich gegen ein gewiſſes Fanggeld an das Hof— zährgadenamt abliefern mußten; dann Erbrechtsſeen, in welchen die Fiſcherei auf Erbrecht den Beſitzern einer beſtimmten Anzahl von ſogenannten halben und ganzen Seegen ver— liehen war, welche ſtets eine Genoſſenſchaft bildeten und nach Inhalt der Fiſcherei— Ordnungen alljährlich „Fiſchteidinge“ (Fiſchertage) abhielten. Die Fiſcherei in den Bächen und Flüſſen war entweder an unter Hofſchutz ſtehende eigene Fiſcher gegen Naturalfiſchdienſte an beſtimmten Fiſcharten und Fanggeld für an 104 8 das Hofzährgardenamt einzuliefernde Fiſche, oder zu Beſtand verliehen gegen gewiſſe jähr⸗ liche, unentgeltliche und in unbeſtimmten Fiſchen zu vollziehende Fiſchlieferung und Fanggeld. Nach dem Uebergange der Landeshoheit über Salzburg an Bayern und dann an Oeſterreich wurde die domänen = ärarische Eigenſchaft der Fiſchwäſſer im Lande Salz: burg aufrecht erhalten. Das Recht, zu fiſchen, wurde anfänglich verpachtet, ſpäter vom Jahre 1850 an in öffentlicher Verſteigerung verkauft. Dem Umſtande, daß hiebei das Fiſchereirecht zuerſt in den parcellirten Fiſchwäſſern je eines Steuerbezirkes zum Aus— rufe gelangte und, wenn für dieſelben Angebote erzielt wurden, die Geſammtheit der Fiſchwäſſer des Bezirkes um die Summe der Einzelangebote wiederholt zur Verſteigerung gebracht wurde, iſt es zuzuſchreiben, daß im Lande Salzburg umfaſſende Fiſchereireviere in communicirenden Quellengebieten in die Hand eines Fiſchereiberechtigten gelangten. Im Gegenſatze zu dieſen älteren Verhältniſſen ſchilderte Herr Redner weiter die Mißſtände der Gegenwart, welche namentlich daraus ſich entwickeln, daß für Salzburg eine eniſprechende Regelung der Fiſcherei mit guter Beaufſichtigung des Fiſchhandels immer noch ganz abgehe. Große Unzukömmlichkeiten beſtünden namentlich an den Gränzgewäſſern Salzach und Saale, wo zwar die bayeriſchen Fiſcher für ihre Seite an ihre Fiſchereiordnung gebunden ſeien, die öͤſterreichiſchen Fiſcher aber keiner Beſchränkung unterlägen. Es führe dies namentlich auch dazu, daß im Wege rechtswidrigen Einver- ſtändniſſes mit ihren ſalzburgiſchen Nachbarn auch die bayeriſchen Fiſcher ſich ihren Vor— ſchriften zu entziehen wüßten. (Fortſetzung folgt.) II. Ueber Teichbau und Teichwirthſchaft. Von Herrn Profeſſor Dr. B. Penecke in Königsberg. (Fortſetzung.) 6. Das Abfiſchen der Karpfenteiche. Während des Sommers ſollte man, abgeſehen von der bei dem Dubiſch'ſchen Ver— fahren nothwendigen Verſetzung der jungen Brut gar nicht verſuchen, mit Zugnetzen in den Karpfenteichen zu fiſchen, weil die Thiere dadurch ſehr beunruhigt werden und doch größten— theils unter dem Netze durchkriechen oder darüber hinwegſpringen. Ohne Schaden können dagegen einzelne Fiſche für den Bedarf in Reuſen oder Säcken, auch in Staaknetzen oder an Angeln gefangen werden, wenn man es nicht vorzieht, für den Hausgebrauch kleine Heller einzurichten, in denen dann die Fiſche allerdings gefüttert werden müſſen. Die regelmäßige Abfiſchung der Streich-, Streck- und Abwachsteiche findet im Spät— herbſte, die der Winterteiche im Frühjahr ſtatt, kühle Witterung iſt dringend nothwendig, damit die in einer ſehr geringen Waſſermenge zuſammengedrängten, oder ganz aus dem Waſſer herausgenommenen Fiſche nicht leiden. Man vermeidet es daher auch, in der Mittagszeit zu fiſchen. Das Waſſer muß allmählich abfließen, damit nicht, namentlich in großen, flachen und krautreichen Teichen, die Fiſche theilweiſe auf's Trockene gerathen, ſondern Zeit haben, ſich in die Gräben und nach der Fiſchgrube hinzuziehen. Vor dem Beginn der Herbſtfiſcherei find die zu beſetzenden Winter- und Abwachsteiche, vor der Frühjahrs- fiſcherei die Streich- und Streckteiche gehörig in Stand zu ſetzen, ſo daß die Karpfen ohne Verzug an ihre neuen Wohnorte gebracht werden können. Große Teiche älterer Anlage ſind, namentlich wenn ſie im Boden Quellen enthalten, oft nicht vollſtändig trocken zu legen, ſo daß es nur möglich iſt, die Fiſche auf einem kleineren Raume mit mäßiger Waſſertiefe zuſammenzudrängen und die Anwendung kleiner Zugnetze, mitunter auch leichter Kähne noth— wendig wird. In kleineren und gut angelegten Teichen ſammeln ſich dagegen alle Fiſche in der Fiſchgrube, aus der ſie mit Handkäſchern geſchöpft werden können. Sie werden dann, wenn erforderlich, in Wannen mit reinem Waſſer abgeſpült und am beſten auf viereckigen, loſe mit 105 Netzwerk beſpannten Holzrahmen (vergl. Fig. 11), die von zwei Mann getragen werden, ans Ufer gebracht, gezählt und gewogen und in die Transportgefäße geſetzt, die, ſobald ſie ihre volle Ladung erhalten haben, ſofort nach ihrem Beſtimmungsort abfahren müſſen. Alle Fiſche ſollen ſchonend behandelt, weder gedrückt noch geworfen werden; kranke und beſchädigte ſind ſofort auszuſondern. Beim Abfiſchen der Abwachsteiche ſind vor den Karpfen die em— pfindlicheren Hechte, Barſche und Zander heraus— 0 = zunehmen und in geeignete Behälter unter- N zubringen. Mit beſonderer Sorgfalt ſind dann Fig. 11. die Streichkarpfen für das nächſte Jahr auszu— ſuchen und getrennt aufzubewahren. Schleihen und Karauſchen werden nach den Karpfen geſammelt und die etwa vorhandenen kleinen Weißfiſche als Hechtfutter in eigene Teiche geſetzt. Wie in jedem rationellen Wirthſchaftsbetriebe, iſt es auch bei der Karpfenzucht erforderlich, die Gewichtszunahme der Thiere, den etwaigen Abgang und den Ertrag der Teichflächen genau zu ermitteln. Es geſchieht dies durch Zählung und Wägung. Die Zählung wird bei den größeren Fiſchen ſtückweiſe vorgenommen, die einſömmerigen werden mit kleinen Käſchern gemeſſen, deren Inhalt vorher durch Abzählen von Fiſchen von zwei oder drei ver— ſchiedenen Größen ermittelt iſt. Die Wägung der größeren Fiſche wird auf einer Waage vorgenommen, deren für die Fiſche beſtimmte Schaale aus Korbgeflecht hergeſtellt iſt und ungefähr einen Zentner Fiſche faßt; die kleineren werden, um einen nachtheiligen Druck zu vermeiden, beſſer in kleineren, nur 10 — 20 kg haltenden Körben gewogen. Auf kleine Entfernungen hin, von einem Teich zum andern, können die Karpfen in Körben oder auf Netztragen, auch auf Wagen in feuchtes Stroh verpackt, transportirt werden. Sie halten ſo einen Transport von mehreren Stunden aus. Weiterhin werden ſie in Transportfäſſern verſchickt, die einen Inhalt von 1— 5 hl haben und zweckmäßig nicht größer gewählt werden. Sie müſſen vor dem Gebrauch lange gewäſſert, innen ganz glatt ſein und etwa zu zwei Drittheilen mit Waſſer gefüllt werden. Für mehrtägige Reiſen müſſen die Fiſche erſt vorbereitet werden, indem man ſie einige Tage in fließendem Waſſer hält und hungern läßt, damit fie nicht nachher durch Excremente das Waſſer verunreinigen. Es iſt zweckmäßig, ein Faß von 5 hl mit nicht mehr als 11/2—2 Ztr. Fiſchen zu beſetzen. Das Waſſer muß dann mehrmals täglich theilweiſe erneuert werden und darf nicht über 10°C. warm werden, nöthigenfalls iſt es durch Eis zu kühlen. Sehr empfehlenswerth iſt auch die direkte Zufuhr von Luft mittelſt eines mit langem Gummiſchlauch verſehenen Blaſebalges, der mit der Hand oder bei manchen Transportwagen durch die Drehung der Wagenräder getrieben wird. (Fortſetzung folgt.) III. Die FJiſcherei in Frankreich. Von E. B. II. Auſternfang. Muſchelnfang. Cruſtaceenfang. Die Fiſcherei ohne Boot— Einiges über Süßwaſſercultur. 1. Von Racen der Ostrea edulis, welche an den Küſten von Frankreich vorkommen, ſind vor allem zu nennen die hippopus, welche bei Boulogne-ſur-mer auf der Rhede von Breſt, in dem Baſſin von Arcachon und auf einigen Stellen an der Mittelmeerküſte angetroffen werden. Die Ostrea lesnica iſt ziemlich rar. Weiterhin nennen wir noch die britannica, oder im Handel allgemein Oſtende-Auſter genannt. Im Baſſin von Arcachon kommt auch die Ostrea plicata vor, und iſt dieſe außerdem noch im Mittelmeer bei Toulon, bei Narbonne, an den Inſeln Hieres und an der Afrikaniſchen Küſte zu finden. Die Ostrea angulata, im Handel portugieſiſche genannt, hat ſich vorzüglich im Baſſin von 106 — — Arcachon acclimatiſirt. Bei Toulon und an der Küſte Corſica's iſt die kleine Ostrea stentina zu conſtatiren. Ebenfalls an der Küſte Corſica's und bei Cette finden wir die lamellata. Schließlich erwähnen wir noch der Ostrea lacteola an den Küſten des Mittelmeeres. Wie die Zunahme des Conſums und das Seltenwerden der Auſtern auf die Preiſe derſelben eingewirkt hat, zeigt folgende Tabelle: per 100 1840 war der Durchſchnittspreis verſchiedener Sorten 1 Fre. 20 Cent. 1 R > 5 12 „ 1880 5 3 0 2 „ 1868 „ 155 5 5 7 18722 1 Oſtender 8 „ Ba STAR N ” log. Americaines Dr A 1 5 Courcelles, St. Waaſt 11 „, 71 „ D 5 Arcachon e 1 x 5 57 ee Der Import an Oſtender Auſtern wird in Frankreich immer kleiner, ſeitdem die Züchtungen von Marennes und La Tremblade in den Handel gekommen find. An Geſchmack kommen ſie auch jenen beinahe gleich. Die natürlichen Auſternbänke des Landes ſind erſchöpft, wir haben uns daher nur mit den künſtlichen zu beſchäftigen. Die Auſternzucht wird in zwölf Départements an den Küſten des Atlantiſchen Oceans betrieben und nimmt in der letzten Zeit mehr und mehr Aufſchwung. Vom Norden anfangend finden wir im Departement Nord die Parks von Dunkerque. In dem Departement Somme find ſeit 1875 Auſternparks an dem Ausfluß der Somme zwiſchen dem Cap Horner und der Spitze von Hourdel angelegt. Das Departement Seine Inferieure beſitzt die alten Anlagen von Dieppe, Treport, Etretat und Havre. In dem Departement Calvados finden wir die berühmten Zuchtanlagen und Depöts von Courcelles, im ganzen deren zweihundert, welche ca. 60°000,000 Auſtern jährlich ziehen. Von bedeutenden Züchtern iſt Herr Clairez zu nennen, welcher ſich mit der Acclimatiſirung der portugieſiſchen und amerikaniſchen Auſter beſchäftigt. In dem Departement La Manche finden wir in Grand-Camp und Maizy 72 Bänke ſpeciell für Anzucht und 177 Depots in Saint Waaſt, welche eine Fläche von 400 Hectaren einnehmen. Außerdem exiſtiren hier noch in Béquet bei Cherbourg ſowohl Zuchtbänke wie Depots. In Regnoville ſind die von der Frau Sarah Felix gegründeten und unter der Leitung des Herrn Maillet ſtehenden Bänke zu verzeichnen. In Granville befinden ſich Zuchtanſtalten alten Datums. Im Departement Ille et Vilaine ſind die ſeit zwanzig Jahren aufgegebenen Bänke von Cancale wieder bevölkert worden. Neue ſolche find angelegt in Vivier-o-le-Mont in der Nähe der natürlichen. In Havre de Roteneuf ſind Maſtbänke angelegt und finden wir weiter noch ſolche in der Nähe des Städtchens Dol. In dem Departement Cotes du Nord find bei den natürlichen Bänken von Trégnier und Bretal mehrere neue Anlagen, worunter ſpeciell drei ſchwimmende Reſervoire zu bemerken ſind, ausgeführt. Das Département Morbihan hat die vom Baron de Wolback gegründeten Anlagen von Kerriolet und am Ausfluffe des Auray 348 Parks, zuſammen 1600 Hectaren Fläche bedeckend, welche ein Anlagecapital von 2 000,000 Francs gekoſtet haben, aufzuweiſen. Dieſe beſchäftigen 1,135 Arbeiter. Weitere Etabliſſement von Bedeutung ſind noch die des Herrn Chaumel in Arradon, des Herrn A. Martin in Kerguirionns und der Herren Mauduit und Solminhiac in Belon. In dem Departement Vendée find die älteren Anlagen von Sables d'Olonne zu nennen. Die Auſternzucht im Departement Charente-Inferieure hat ſich auf vier Plätzen concentrirt. Die Inſel Re hat Bänke von 43 Hectaren Umfang. Auf der Inſel Cleéron waren bis 1872 die Bänke beinahe vollſtändig aufgegeben, weil die natürlichen Bänke durch Schlamm und das Ueberhandnehmen von Muſcheln zurückgegangen waren. In neuerer Zeit ſind dieſelben mit Arcachon- und Bretagner Auſtern bevölkert. Das Marine-Miniſterium hat, um dieſes zu befördern, eine Muſter-Anſtalt in Courant angelegt. Beiderſeits des kleinen Fluſſes Seudre befinden ſich die kleinen Städte Marennes und La Tremblade, welche in der Auſternzucht rivaliſiren. Marennes verdankt ſeiner ſchon ſeit 107 —ä— ¹j — — langer Zeit bedeutenden Auſternzucht den ca. 9000 Hectaren umfaſſenden ſalzigen Sümpfen, welche heute zum größten Theil parkettirt worden ſind. Dieſen Parks gibt man hier gewöhnlich eine Größe von 350—400 Quadratmeter, welche durch Erdwälle von ca. 1 Meter Höhe (an der Baſis ſind dieſelben 4 Meter 50 Centimeter breit) ſeparirt werden und durch Schleuſen das Ab- und Zulaſſen des Waſſers erlauben. Nur bei Hochfluthen werden die— ſelben überfluthet und wird das Waſſer in denſelben nie ganz erneuert. Der Boden dieſer Parks iſt ziemlich eben. Zum Bevölkern werden 6 bis 8 Monate alte Auſtern genommen und zwar die ſog. Armericaines von der Küſte der Bretagne, ſolche von den natürlichen Bänken der Küſte von Poitou, oder auch Arcachons genommen. Zwei Jahre ſpäter haben ſie ſchon die Größe wie ſie im Handel vorkommen, doch erſt nach drei- bis vierjähriger Parkettirung ſind ſie wirklich verkaufbar. Die Parks von Marennes beſitzen die Eigenſchaft, gerade wie die Oſtender, die Auſtern grün zu färben. Ueber den Grund hiefür iſt man noch nicht einig. Nach Einigen entſteht dieſe Färbung durch eine Krankheit des Thieres, wiederum von einer ſpeciellen Eigenſchaft des Waſſers abhängig. Andere ſind der Meinung, daß es der Vibrion ostrearius iſt, welcher mit dem Waſſer in die Auſter eindringt. Zwei ganz eigenthümliche Facta wollen wir hiebei aber nicht vergeſſen: erſtens werden die Auſtern nicht im Sommer grün und was noch auffälliger iſt, wenn grüne Auſtern in dieſe Parks gethan werden, ſo werden ſie hell! Die Induſtrie des gegenüber Marennes liegenden Städtchens La Tremblade iſt jüngeren Datums, doch ſcheint es, als wenn La Tremblade dem erſteren den Rang ablaufen wird. Man behauptet, daß die Parks von Marennes allmählich die Eigenſchaft verlieren, die Auſtern grün zu färben, während dieſes in La Tremblade nicht der Fall ſein ſoll. In beiden Städten zuſammen zählt man jetzt ca. 5000 Parks. Im Jahre 1874 wurden 24°000,000 junge Auſtern, welche einen Werth von 600,000 Francs repräſentirten, importirt und ausgelegt, dagegen 21°000,000 Stück eßbare Waare verkauft, welche 17690,000 Francs einbrachten. In dem Departement Gironde finden wir beim Städtchen Panillac (in der Gegend liegen Chateau-Lafitte und Chateau-Latour ꝛc.) in neuerer Zeit Anlagen für die Auſternzucht, doch ſind dieſe noch jetzt wenig von Bedeutung. Dagegen iſt das Baſſin von Arcachon das wirkliche Eldorado der Auſtern. Wir finden hier auch drei ſehr bedeutende Staats— Anlagen, welche allein ſchon eine Fläche von 26 Hectaren bedecken. An der Küſte des Mittelmeeres finden wir einen Dͤpöt-Park von Arcachon-Auſtern in Cette, in der Lagune von Than und ſolche auch in Marſeille und Toulon. Von Herrn Leon Vidal werden Verſuche im Canal de Bouc und von Herrn Lamiral in der Lagune Berre angeſtellt. Inwiefern dieſelben geglückt, können wir nicht jagen. In jüngſter Zeit etablirten die Herren Gasquet Freres auf der Halbinſel Giens ein Etabliſſement für die Anzucht eßbarer Mollusken des Mittelmeeres. Sie haben ebenfalls großartige Parks, welche mit Arcachon, Portugieſiſchen und Corſiſchen Auſtern beſetzt worden ſind. Wie wir hören, ſoll ein Herr Bouchon-Brandely mit vielem Glück in den Waſſern bei Saint-Tropez operiren. 5 2. Obgleich die gewöhnliche Küchen muſchel (Mytilus edulis) und noch einige andere wie Modiolus und Lithodomus überall an den Küſten des Meeres vorkommen, ſind doch heute die eigentlichen natürlichen Bänke (eine Ausnahme hievon bilden die Bänke an der Küſte des Departements Calvados) erſchöpft. Die Bucht von Aiguillon, Departement Vendée, welche durch die davorliegende Inſel Ré gegen den Ocean geſchützt wird, bildet eine Fläche von ca. 1800 Hectaren, aus welcher zur Zeit der Ebbe das Waſſer beinahe ganz abfließt. In dieſer Bucht wird die Muſchelzucht im großen Maßſtabe getrieben und zwar auf folgende Art. Die Parks (bouchots genannt) beſtehen aus zwei Reihen Pfählen, welche 2 Meter 40 Centimeter aus dem ſchlammigen Boden ſich erheben und gegen das Meer zu ein V bildend zuſammenlaufen. Die Pfähle ſind 40 — 50 Centi— meter von einander entfernt und durch Faſchinen mit einander verbunden. Ein ſolcher Park iſt 200 — 250 Meter lang. Wo die Reihen zuſammenlaufen, find die Pfähle ohne Faſchinenverbindung und dienen zum Anſammeln der Brut. Die Fiſcher, um überall hin kommen zu können, bedienen ſich eines kleinen Schlammbootes (acon). Das Einſammeln a — der Brut geſchieht an den iſolirten äußeren Pfählen im Juli. Die jungen Muſcheln haben dann die Größe einer Bohne und werden ſcheibenweiſe abgelöſt. Je eine gute Hand voll wird dann in alte Netzſtückchen geſteckt; dieſe Packetchen werden an die faſchinirten Pfähle— reihen befeſtigt. Die Netze verfaulen bald, aber die Brut hat ſich angeſetzt. Wenn ſie zu dicht werden, wird ein Theil fortgenommen und zum Bevölkern neuer Reihen benutzt. Eine andere Methode zum Sammeln der Brut beſteht in einem ſchwimmenden aus ſtarken Holz— platten conſtruirten Apparat, woran ſich die jungen Thiere heften und welcher, wenn er gut beſetzt iſt, abgeerntet wird. Dieſe ſchwimmenden Parks werden auch benutzt, bis die Muſcheln zum Verkauf fertig ſind. Das Einſammeln der Muſchel zum Verkauf geſchieht vom Juli bis Januar. Vom Anfang Februar bis gegen Ende April ſind ſie mager und hart. Die feinſten ſind ſtets diejenigen, welche an dem oberen Theil der Pfähle ſitzen. Das Alter, in welchem ſie verkaufbar ſind, variirt zwiſchen 16 bis 24 Monaten. Sie find dann 8—9 Centimeter lang und wiegen einzeln von 45 — 50 Gramm, wovon 10 — 20 Gramm auf die Schale, 20— 25 für Waſſer und 5— 10 Gramm für das Thier gerechnet werden können. Man hat beobachtet, daß die Muſcheln im Mittelländiſchen Meere größer und ſchwerer als im Altlantiſchen Ocean werden. Von den Parks in der Aiguillon-Bucht hält jede Pfahlreihe durchſchnittlich 225 Meter und bilden dieſelben einen Winkel von ca. 45 Grad gegen einander, welches eine Fläche von 22 Ares ausmacht. Die Anlage eines ſolchen Parks koſtet 2400 Francs und jährlich 1250 Francs an Unterhalt, Arbeitskoſten c. Die Production 150 Kilogramm per Meter ergiebt 67,500 Kilogramm à 3 Francs per 100 Kilogramm die Summe von 2025 Francs brutto, welches nach Abzug der jährlichen Unkoſten und Abſchreibung auf die Anlage 663 Francs 50 Centimes netto ergibt. Auf den Hectar berechnet finden wir brutto 12,900 Frances und netto 3,615 Francs. Im Jahre 1835 exiſtirten in der Bucht von Aiguillon 250 Parks oder eine Länge der Pfahlreihen von 112,500 Meter und heute iſt die Anzahl der Parks 550, die Länge der Pfahlreihen 247,500 Meter, die Brutto-Einnahme 1 120,000 Frances und der Netto-Gewinn 365,000 Francs. Man hat Verſuche mit der künſtlichen Muſchelzucht, welche ſo einfach und lohnend iſt, an vielen Stellen der Küſte Frankreichs angeſtellt, aber nicht immer gute Reſultate erzielt. Der Hauptgrund hiefür wird jedenfalls der ſein, daß nicht immer ein natürlicher Schutz gegen das offene Meer vorhanden und ein künſtlicher Schutz nur mit großen Koſten herzuſtellen iſt. Es findet nur noch eine bedeutende Anlage in neuerer Zeit ſtatt, welche mit Erfolg arbeitet. Sie legt ſich zwiſchen dem Cap Horner und der Spitze von Hourdel bei dem Ausfluſſe der Somme. Die gewöhnliche Muſchel, welche an der Franzöſiſchen Küſte des Mittelmeeres überall vorkommt, wird dort noch nicht künſtlich gezogen. Freilich müſſen hier auch andere Methoden als die an den Küſten des Atlantiſchen Oceans angewendeten in Verwendung kommen, da hier eine regelmäßige Ebbe und Fluth nicht exiſtirt. 3. Andere eßbare Mollusken findet man an den Küſten in großer Menge und bilden dieſelben gerade für die ärmere Bevölkerung eine geſunde und billige Speiſe. Bei Mar— ſeille findet man die Venus verrucosa und die Venus sulcata s. Cardita sulcata; bei Toulon die Tapes decussata und bei Cette die Tapes texturata. Die Cyteroea chione iſt an der Mittelmeerküſte ganz allgemein und kommt auch an den Küſten des Atlantiſchen Oceans vor. Die Venus verrucosa iſt ſehr beliebt in den großen Hafenſtädten Marſeille und Toulon und koſtet dort je nach Größe 1 bis 2 Frances das Dutzend. Sie wird auf ſandigem Schlamm auf einer Tiefe von 2 Meter 50 Centimeter gefiſcht. Die Tapes decussata wird zum Preis von 20 bis 30 Centimes das Hundert verkauft. Dieſe genannten Mollusken werden hier entweder roh wie die Auſter gegeſſen oder auch gekocht, dann haupt— ſächlich mit Spinat zuſammen, genoſſen. Das Cardium edule, in Menge in der Bucht von Arcachon vorkommend, durch Frauen gefiſcht, wird in Paris zum Preiſe von 10 Cen- times der Liter verkauft und geht von Saint-Brieux aus ſogar nach England. Der Pecten jacobaeus, ganz allgemein an den Küſten der La Manche vorkommend und die Größe von 10—15 Centimeter Durchmeſſer erlangend, wird hier mit frischer Butter und feinen Kräutern gegeſſen. Bei Lorient, wo man ihn cofish nennt, wird er maſſenhaft gefangen und an die Märkte des Landes verſandt. An den Küſten der Bretagne und auch im Mittelmeer finden wir die Anomia ephippium. Die Bewohner des Lanquedoc ziehen dieſe den Auſtern vor. Der Pholas dactylus goederopus nur im Mittelländiſchen Meere heimiſch, wird dort wie die Auſter gegeſſen. Der Pholas dactylus, in der Normandie pitaut genannt, hat ein vortreffliches Fleiſch, aber einen eigenthümlichen Geruch, woran man ſich erſt gewöhnen muß. Man nennt ihn dail in Poitou, in der Provence geht er unter dem Namen datte de mer. Wir finden noch die Gattungen Aseidia, Cynthia, Loligo, Sepia, Littorina, Buceinum, Murex, Haliotis, Patella ꝛc. vertreten, doch würde es zu weit führen, näheres und mehr hierüber zu erwähnen. N ä 4. Der Conſum von Cruſtaceen iſt in Frankreich ſehr bedeutend, doch können wir ſolches durch Ziffern aus officieller Quelle leider nicht beweiſen und nur einen approxi— mativen Anſchlag hiefür geben. Den jährlichen Fang an Hummern und Stachelkrebſen nehmen wir zu 720,000 Kilogramm an, was ungefähr 900,000 Stück ausmachen dürfte. Der jährliche Fang an Crevetten und Garnelen kann ebenfalls auf ca. 720,000 Kilogramm angeſchlagen werden. Von Krabben kommen am häufigſten vor: der Portunus puber, die Maja squinado, der Oxyrhynchas phalangium, ſowie der Careinus pagurus und menas. Der gewöhnliche Stachelkrebs Palinurus quadricornis, hauptſächlich an der Mittelmeerküſte gefiſcht, erreicht hier eine Größe bis zu 0,50 Centimeter und ein Gewicht von 6—7 Kilogramm. An den Küſten Corſica's iſt er ſehr reichlich. Der Hummer, Homarus s. Astacus marinus, wird am meiſten an den Küſten der Normandie und der Bretagne gefangen und erreicht ſowohl das Gewicht als die Größe des Vorhergenannten. Die Preiſe des Hummers ſind ſtets im Steigen begriffen und nur einige Jahre, wo ein beſonders reichlicher Fang geweſen, machen hievon eine Ausnahme. Im Jahre 1826 koſtete das Kilogramm 0,50 Centimes, 1863 dagegen 3 Fres. Im Jahre 1877 wiederum nur 2 Fres. das Kilogramm. Trotzdem der Hummer ſich ganz ausnahmsweiſe ſtark vermehrt, wird es mit ihm wohl wie mit der Auſter gehen, d. h. das natürliche Product wird erſchöpft. Dieſem vorzubeugen hat man nun auch ſchon die künſtliche Zucht an verſchiedenen Stellen angefangen. Es exiſtiren, ſo weit uns bekannt, ungefähr ein Dutzend ſolcher Cruſtaceen-Parks, und zwar drei in Paimpol, drei in Quimper, zwei in Lorient, einer in Bayonne und einer in Toulon. Die Hummer und Stachelkrebſe aus der Gegend von Breſt gehen viel nach England. Aus Paimpol und Lognivy gehen jährlich 22 Schiffe zum Hummer- und Stachelkrebsfang nach der Inſel Seins. Bei Lorient hat ein Herr de Creſoles auf einer Fläche von 70 Hectaren Reſervoire angelegt, wo derſelbe mehr als 100,000 Hummer und Stachelkrebſe aufbewahren kann. Ein ſolches Reſervoir befindet ſich auch in Morlaixr. In der Nähe des Badeortes Biarritz hat ein ehemaliger Schiffskapitän Silhouette einen Cruſtaceenpark angelegt und auch in Nizza finden wir einen Hummer- und Cruſtaceenpark. Die große Crevette, Crangon vulgaris, und die rothe, Palaemon serratus, werden ſpeciell bei Dünkirchen, Calais, Havre, Honfleur, an den Inſeln Chauſey (engl.), Vannes und Pen, bei Sables d' Olonnes, in der Bucht von Arcachon, in dem Golf von Lion und in den ſalzigen Lagunen von Salces, Thau, Nalcarss und Berre, gefangen. Theilweiſe wird auf hoher See von Fahrzeugen aus gefiſcht (erſt ſeit 1862) oder zu Fuß ohne Boot in den Lagunen und am Strande während der Ebbe mittelſt hier ſog. bouquetons, trubles oder huxenaux, oder auch mit Netzen, genannt rets. Die Garnele, Palaemon squilla, kommt am meiſten an den Küſten der Provence vor. Der Palaemon trilianus iſt ſehr rar geworden. An der Küſte des Mittelmeeres iſt der Pendeus caramote ſehr allgemein und wird geſalzen nach der Levante ausgeführt. Außerdem wird die Nika edulis reichlich an den Küſten der Departements Alpes-Maritimes, Var und Bouches-du-Rhone gefiſcht. Auf dem Markte von Nizza fehlt ſie das ganze Jahr über nicht. 110 5. Die Fiſcherei ohne Boot an den Küſten wird hauptſächlich von Frauen, Kindern und alten Männern betrieben, welche nicht mehr die Strapazen der Bootfiſcherei aushalten können. Man ſchätzt den jährlichen Fang jo ausgeführt auf ca. 3°000,000 Fres., hierin einbegriffen Fiſche, Cruſtaceen und Mollusken. Außerdem wird von jenen Leuten auch Seegras, Tang ꝛc. geſammelt, was an Ergebniß ebenfalls noch auf jährlich 3°000,000 Fres. angeſchlagen wird. 6. Zum Schluß mögen noch einige kurze Notizen über die Süßwaſſercultur in Frankreich Pla finden. Durch den Krieg 1870 — 71 kam das bedeudentſte ſtaatliche Etabliſſement für künſtliche Fiſchzucht, dasjenige in Hüningen, an Deutſchland. Seitdem entſtanden aber wieder neue Anſtalten, hauptſächlich im Innern des Landes, welche mit guten Reſul— taten arbeiten. Schon im Jahre 1852 beſetzte Mr. de Cauſans den See Saint-Front im Departement Puy-de-Dome mit Forellen-Eiern. Die Reſultate aus dieſem See von 32 Hectaren Fläche und 1,230 Meter über dem Meere belegen, ſind vorzüglich geweſen. 1857 wurde im Jardin des Plantes (Botaniſcher und Zoologiſcher Garten) von Clermont-Ferrand eine Anſtalt zum Experimentiren angelegt und im Jahre 1863 wurde im ſelben Departement eine Schule für Piscicultur unter Leitung des Herrn Dr. Rico gegründet. Von da ab wurden auch in der Umgegend die meiſten Binnenſeen und Flüſſe der Auvergne mit Forellen, Lachs ꝛc. bevölkert. Der Binnenſee Pavin, 42 Hectaren groß und in einer Höhe von 1,194 Meter über dem Meere, welcher durch Zuflüſſe mit einer Mitteltemperatur von — 50 Celſius geſpeiſt wird, liefert jetzt vorzügliche Reſultate. In Saint⸗-Geneſt-l'Enfant erzieht ein Herr de Féligonde bei einer Waſſertemperatur von + 80 50 Celſius gute Ergebniſſe mit Salmoniden. Dasſelbe gilt von Herrn Bontoux in Pontgibond, welcher im Fluſſe Sioule bei einer Mitteltemperatur von I 90 50 Celſius operirt. In Theix arbeitet Herr Frank-Chauvaſſaignes bei einer Mitteltemperatur des Waſſers von = 100 50 und bevölkert die Flüſſe und Waſſerflächen in der Umgegend. Herr Berthonle in Beſſe züchtet Coregonus Fera, um hiermit den Binnenſee Chauvet zu bevölkern. Erwähnt ſei endlich auch noch das mehr wiſſenſchaftliche als induſtrielle Elabliſſement, welches 1873 durch den Baron de Haber und den Grafen de Béhagen in Courance bei Melun (Département Seine-et-Marne) gegründet worden iſt und wo allerlei Acclimatiſations— und Kreuzungs-Experimente vorgenommen werden. IV. Bereinsnadridten. Oberfränkiſcher Kreis-Fiſcherei-Verein. Bayreuth, 17. März. Die Generalverſammlung des Oberfränkiſchen Kreis-Fiſcherei— Vereins fand am 15. ds. MtS. ſtatt. Der k. Regierungspräſident Herr v. Burchtorff eröffnete diejelbe, indem er mit beſonderer Freude begrüßte, auch fo manche Auswärtige hier zu ſehen. Hierauf gab der Redner dem II. Vorſtand Herrn Schirmer als dem Gründer, Leiter und der Seele des Vereins das Wort, um den Jahresbericht zu erſtatten. In demſelben betonte Herr Schirmer, daß der Verein die Mehrung der Zahl ſeiner Mit— glieder (von 132 auf 150) lediglich der Anregung des verehrlichen Ausſchußmitgliedes Herrn Bezirksamtmann Salb zu danken habe. Hiezu kommen die Sektionsvereine Kronach mit 46, Hof mit 44, Bamberg-Burgebrach mit 26 und Bamberg-Scheßlitz mit 28 Mitgliedern. Der Fiſcherei-Verein Stadtſteinach und das landwirthſchaftliche Bezirks-Komité Berneck traten als je ein Mitglied bei. Die Eier unſerer hieſigen drei Brutanſtalten — bei Herrn Langheinrich 25,000, Waldhütte 15,000, Kreisackerbauſchule 10,000 Stück — ſchlüpften gut aus und gediehen, bis kurz vor'm Aus: ſetzen der Brut, nach einem ſtarken Gewitterregen, eine große Sterblichkeit unter dieſer eintrat. Auch anderwärts wurde dieſe plötzliche Erkrankung der Forellenbrut in der 5. bis 7. Woche beobachtet. Die erzielte Brut wurde für die Oelſchnitz, Lochau, Kainach, Wieſent, Steinach und Zettlitz, ſowie für den Weißen Main gratis abgegeben. x Am 18. Februar 1884 ſetzte der Kreis-Verein durch Herrn Gaab-Lichtenfels bei Kulmbach 42,000 Stück Lachsbrut in den Main. Heuer ſetzte der Verein in der Waldhütte und Kreis— ackerbauſchule 40,000 Lachseier zum Ausbrüten ein. Dieſelben ſchlüpften faſt ohne Verluſt aus und gedeiht die Brut beſtens. Sie kommt heuer in die Oelſchnitz und Steinach und in den Weißen Main. Dieſe Lachseier ſind gütige Widmung des Deutſchen Fiſcherei-Vereins, 111 — — — ebenſo wie 50,000 Forellen eier für dieſe Brutperiode und 25,000 Aeſcheneier. Von den Forelleneiern kamen 30,000 auf die Waldhütte, je 10,000 wurden den Sektions⸗Vereinen Hof und Kronach überwieſen. Von Aeſcheneiern erhielten die Sektions-Vereine Hof und Kronach je 8000, die neue Brutanſtalt Trebgaſt 6000, Herr Wiegand in Waffenhammer bei Stadtſteinach 3000. Die Forellen im Weißen Main und der Oelſchnitz ſind ſtark dezimirt, unterhalb Trebgaſt fehlen fie jezt ganz. Zu ihrer Vermehrung wurden beim Herrn Fabrikanten Beck in Trebgaſt zwei Bruttiegel aufgeſtellt und ihm 10 000 Forelleneier vom Verein überwieſen, die faſt ohne Verluſt ausſchlüpften. Die Herren Mitglieder Rothe-Roſenhammer und P. Albertin Schlegel in Marienweiher konnten ihre Brutanſtalten vergrößern und deren Ueberſchuß gut abſetzen. Ferner verlieſt Referent Herr Schirmer den Bericht des Fiſchmeiſters Le Petit über die ſchöne Thätigkeit des Frhr. v. Arnim' ſchen Fiſchgutes Sofienreuth. Dort werden heuer von 1300 Bachforellen 143 000 Forelleneier ausgebrütet, und im Jahre 1886 hofft man 5000 Forellen zum Streichen zu haben. Der Plan der großartigen Anlage weiſt 80 Weiher und Baſſins auf. Oberfranken hat jetzt ſchon elf Brutanſtalten, welche jährlich 600 000 Fiſcheier ausbrüten laſſen können. Für Prämien wegen erfolgreicher Anzeigen von Fiſchfreveln wurden hier an Polizeiorgane von Bayreuth, Berneck, Biſchofsgrün, Creußen und Waiſchenfeld 61 M ausbezahlt, (andere Summen von den Sektions-Vereinen und Herrn Gaab- Lichtenfels); beſtraft wurden in genannten Orten 18 Perſonen mit Geldſtrafen und mit Haft von 1 bis 20 Tagen. Die meiſtens noch zu geringen Strafen bewirken aber bei ihrer Milde noch wenig Abnahme des Fiſchfrevels. Die Laichſchonzeit für Forellen wurde von der kgl. Regierung auf Grund der Landes— Fiſcherei-Ordnung provinziell bis 15. Januar verlängert. Wegen des Nicht-Einlaſſens von Enten in die Fiſchgewäſſer hat der Verein ein Bittgeſuch an die kgl. Regierung eingereicht. Das landwirthſchaftliche Kreis-Komité hat pro 1884 den Kreis⸗Fiſcherei-Verein mit 400 / unterſtützt. Wie der kgl. Regierungs-Präſident Herr v. Burchtorff mitzutheilen in der Lage iſt, wurde der gleiche Betrag auch für 1885 bewilligt, was mit allgemeiner Freude dankbarſt begrüßt wird. Zu beſonderem Danke verpflichtete auch der hohe Landrath den Verein durch Verwilligung von 600 & zu Prämien für Erlegung von Ottern. Dieſe Prämie beträgt nun 5 : im Jahre 1883 wurden 95, 1884 aber 70 bezahlt; von dieſen 165 Ottern fielen 82 Stück durch die Kugeln und Fallen der Jagdberechtigten, 83 durch die Fallen, Stech- und Hiebwaffen der Nicht— Jagdberechtigten. Wie bekannt verfolgt der Oberfränkiſche Kreis-Fiſcherei-Verein ſeit Jahren das Ziel, den uner- meßlichen Schaden am Fiſchgut durch die Ottern abzuſtellen. Die Anregungen des Herrn Dotzauer— Hof, die Intereſſenten über praktiſche Otterſallen und deren richtiges Stellen ſchriftlich zu belehren, veranlaßte die Ausarbeitung einer heute fertig vorliegenden Broſchüre!) durch den II. Vereins-Vorſtand Herrn Schirmer, welche nunmehr zur Vertheilung gelangt. Möge dieſelbe der guten Sache neue eifrige Freunde zuführen; möge an maßgebender Stelle die Anſchauung unſeres Vereins über die Nothwendigkeit eines weit umfangreicher als bisher geführten Vertilgungs— krieges gegen die Fiſchottern den Sieg erringen!“ Auch heuer war es dem Vereine mehrfach vergönnt, den k. Behörden mit Gutachten in Fiſchereifragen zu dienen, welche in fünf Ausſchußſitzungen ihre Erledigung fanden. Auch für eine Aufbeſſerung der Karpfenracen werden jetzt Mittel getroffen. Die heuer auf der Waldhütte zu erzielende Forellenbrut ſoll zum Theil in die hiezu an— gelegten Aufzuchtsweiher geſetzt, zum Theil gleich an die Mitglieder gratis abgegeben werden; eſuche um Forellenbrut jind binnen 14 Tagen an die Vorſtandſchaft des Kreis— Fiſcherei-Vereins zu richten. Im Anſchluß an vorſtehenden Jahresbericht verlas Herr Vereinsſekretär Molendo die Jahresberichte der Sektions-Vereine Hof, Bamberg J und Bamberg II, woran ſich eine Debatte über eine dem räuberiſchen Alten (Aitel, Döbel, Squalius Cephalus L.) zu gewährende provinzielle Schutzzeit reihte, — deren Verwerfung beſonders Herr Gaab empfahl. Den Jahresbericht vom Sektions⸗Verein Kronach hatte deſſen Delegirter Herr Müller perſönlich erſtattet. Dieſer Verein hat in die von Edelfiſchen beinahe ganz entvölkerten Gebirgsflüſſe Kronach, Haßlach und Rodach ſeit 1881 an Forellen 120 000 Stück, Aeſchen 25 000, amerikaniſche Bachſaiblinge 2200, amerikaniſche Lachſe 3000 und junge Aale 4000 eingeſetzt. In ſeiner Brutanſtalt befinden ſich z. Z. 120 000 Forellen und 2000 amerikaniſche Bachſaiblinge. Vorſtandſchaft und Ausſchuß wurden einſtimmig wiedergewählt, ſodann Herr Vereins- Sekretär Krocker an Stelle des Herrn Dr. Ludloff, ferner Herr Poſtſtallmeiſter Schmidt jr. an Stelle des ausgetretenen Herrn Schwartz in den Ausſchuß gewählt. Einem an die k. Regierung zu ſtellenden Antrage des Herrn Stoll über Errichtung einer rationellen Perlzucht in oberfränkiſchen Gewäſſern entgegenzutreten, iſt für den Kreis-Fiſcherei— Verein kein Anlaß gegeben. *) „Ein Mahnruf zur Theilnahme an der Hebung unſerer Binnenfiſcherei“ — Bayreuth 1885, Druck von Th. Burger. *) Dieſem Wunſche ſchließen wir uns aus ganzem Herzen an. Die Red. 112 — ſ— V. Vermiſchte Mittheilungen. Auszeichnung. Durch Beſchluß der Generalverſammlung des Steiermärkiſchen Fiſcherei-Vereins in Graz iſt Herr Oberſtlandesgerichtsrath Dr. Staudinger in München mit der Ernennung zum Ehrenmitgliede des Steiermärkiſchen Fiſcherei-Vereins ausgezeichnet worden. f 8 Künſtliche Fiſchzucht. Bekanntlich erfordert das Entfernen von verdorbenen Eiern und insbeſondere von Eihäuten, todten Embryonen u. dgl. mittelſt Pinzetten oder gläſerner Stechheber außerordentlich viel Zeit und Mühe. Bedient man ſich dagegen zu dieſem Zwecke des durch Fingerdruck im Moment zu ſchließenden und ebenſo raſch wieder zu öffnenden Gummiſchlauchhebers!), gelangt man viel raſcher, bequemer und vollſtändiger zum Ziele. Dem ſaugenden Zuge des leicht zu dirigirenden Gummi— hebers folgen die aus den Bruttrögen zu entfernenden Körper bei einiger Uebung ungemein prompt, beſonders wenn man ſie mit dem durch einfachen Fingerdruck momentan geſchloſſenen Saugende in mäßige ſchwimmende Bewegung geſetzt hat. Uebrigens ſetzt man hiebei zweckmäßiger Weiſe für das ablaufende Waſſer ein Gefäß (Waſſerbecken u. dgl.) unter, damit die etwa unberechtigter Weiſe den Schlauch paſſirenden Eier oder Fiſchchen nicht zu Grunde gehen, ſondern wieder in den Bruttrog zurückgebracht werden können. Derartige Flücht— linge nimmt man ſicher und ſchonend mit einem ſteifen, ſehr feinmaſchigen zwei Finger breiten und zwei Finger langen Siebgitterſtückchen auf, das in den Spalt eines als Griff dienenden flachen Stäbchens eingeklemmt iſt. (Dr. Schwab im „Bauernfreund“.) Yi ueber deſſen Anwendung vgl. Bayr. Fiſcherei-Zeitung 1885. S. 84. VI. Jiſcherei- und Jiſchmarktberichte. Hamburg im März. (Marktpreiſe.) Seezungen 1M 50 5, Steinbutt 1&4 50 bis 60 4, Schellfiſch 25 , ebenfalls Schollen und Dorſch. Hecht 70 , Aale 1M 20 , Elblachs 1, Oſtſeelachs 1 50 , Zander 90 JS bis 14, Karpfen 90 , Kleiße 70 , Hummer lebend 1 A 80 3 per ½ Kilo, Sturen per 20 Stück 60 bis 80 , Stint per Korb 14, Auſtern holſteiniſche per 110 Stück 8 , amerikaniſche per 100 Stück 5 &, Krebſe 60 Stück 3 M 50 , Heringe per 50 Kilo 15 M. Rendsburg im März. (Marktpreiſe.) Sprotten 1 20 , geräucherte Heringe 14 50 4 per Wall, Schellfiſch 25 4, Dorſch 20 , Schnäzel 40 , Hechte 50 , Barſche 40 , Stinte- 15 3 per ½ Kilo. Eckernförde im März. Der Fang an Heringen und Sprotten war in dieſem Monate ein jo großer, daß die Preiſe ſehr fielen. Dorſch und andere Fiſche koſteten ſo viel wie in Rendsburg, wo fie an den Markt gebracht worden. W. L. Deutſche Seeſiſcherei an der jütländiſchen Weſtküſte. Aus Esbjerg wird unterm 9. März geſchrieben: Die Zahl der bei Skallingen befindlichen deutſchen Fiſcherfahrzeuge iſt jetzt auf 50 geſtiegen. Zwei Blankeneſer landeten heute hier ihren Fang von ca. 1100 Pfund, welcher mit der Bahn nach Hamburg ging. Dorſche haben ſich bis jetzt erſt in unbedeutenden Mengen gezeigt. E. B. EEE ET EEE EEE u EEE ENTE MAR WS SSCE w . ¹w¹ ⁰ . Ä EEE EEE VERA REEESGEEEEER Inserate. | Das Fifchaut Seewieſe bei Gemünden a/ M. (Bayern) gibt ab: embr. Eier von Bachforelle, Brut von Bachforelle, Saibling, Seeforelle; einſömm. Spiegelkarpfen, Goldorfen. — Billigſter Preis, beſte Qualität. Ih us Tiſch⸗Netze und Beulen, 20 alle Gattungen nach den neueſten Verbeſſerungen, fix und fertig, nebſt Gebrauchsanweiſung — Erfolg garantirt — empfiehlt Heinrich Blum, Rehfabrikation in Konſtanz, Baden. Preiscourant Auflage 9 über ſämmtliche Netze gratis und franco. Schleihen-SGetzlinge 1500 — 2000 Stück zu verkaufen zu 5 Mark per Hundert von Für die Redaktion verantwortlich: Dr. Julius Staudinger in München. Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel zu beziehen durch Chriſtian Kaiſer in München. Die nüchſte Nummer erſcheint am 10. April 1885. e DIENEN 6 W N ERITREA UL Ma Bayeriſche Filcherei- Zeitung. Erſcheint monatlich zwei⸗ bis dreimal. N Inſerate die zweiſpaltige Petitzeile eis: jährli Mark. N Pf. — Re : oma isn Allgemeines Organ za, re, zum Buchhandlungen. e München Blumenſtr. 17½. für die Geſammkintereſſen der Fiſcherei, ſowie für die Beſtrebungen der Fiſchereivereine. In Jerbindung mit Tachmännern Deutſchlands, Heſterreich-UAngarns und der Schweiz herausgegeben vom Bayeriſchen Tiſchereiverein. Ar. 9, °7 „Münden, 10. April 1885. X. Zahrg. Inhalt: J. Internationale Fiſchereiconferenz in Wien 1884. — II. Ueber Teichbau und Teich- wirthſchaft. — III. Rechtsſpruch zur Frage der Waſſerverunreinigung. — IV. Angel— ſport auf den Schill. — V. Vermiſchte Mittheilungen. — VI. Fiſcherei- und Fiſchmarkt⸗ berichte. — Inſerate. I. Internationale Jiſchereiconferenz in Wien 1884. (Fortſetzung.) Im Verlaufe der weiteren Verhandlungen erſtattete Herr Graf Migazzi von Aranyos Maroth, Namens des oberungariſchen Fiſcherei-Vereins Bericht über die Fiſcherei-Verhältniſſe Ungarns, indem er eine hierauf bezügliche eingehende, ſehr intereſſante Denkſchrift verlas. Dieſe verbreitet ſich vor allem über die hydrographiſchen Verhältniſſe Ungarns und ſchildert die dortigen für die Fiſcherei bedeutendſten Flußläufe nämlich: Don au mit den Nebenflüſſen Leitha, Rabeza, Raab, Sarviz, Sio, Drau, Mur, Save, March, Waag, Neutra, Gran, Eipel, Theiß. Nächſtdem folgt eine Beſprechung des Vorkommens und der regionellen Verbreitung der einzelnen Fiſch— arten in Ungarn, deren Zahl zwiſchen 46 und 73 berechnet wird, ſowie der Urſachen der auch in Ungarn bemerkbaren weſentlichen Minderung der Fiſchbeſtände. Weiterhin wird die Gründung des oberun gariſchen Fiſcherei-Vereins und deſſen muthmaßliche Ueberführung in einen ungariſchen Landes-Fiſcherei-Verein beſprochen, auch das umfaſſende bisherige Wirken des Erſteren geſchildert. Die Geſetzgebungs— verhältniſſe Ungarns in Bezug auf Waſſerrecht und Fiſchereiverhält— niſſe finden ebenfalls eine ſachgemäße Schilderung — nicht minder die in Ungarn beſtehenden Einrichtungen und ſich geltend machenden Beſtrebungen in Bezug auf künſtliche Fiſchzucht. 114 — Leider benimmt uns die Knappheit des disponiblen Raumes unſeres Blattes die Möglichkeit tiefer in die Einzelnheiten des reichen Inhalts der Denkſchrift einzudringen. Sie liefern, wie der Vorſitzende der Conferenzſection betonte, den ſchönen Beweis, daß die Fiſchereibeſtrebungen des Königreichs Ungarn und in demſelben auf der Höhe der Zeit ſtehen und von einer fruchtbringenden Energie durchdrungen ſind. Im Anſchluſſe an feinen Vortrag übergab Herr Graf Mig azzi die oberungariſchen Anträge, welche in zehn Punkten beſonders folgende Deſiderien für die Fiſcherei an der unteren Donau zum Ausdruck brachten: Syſtematiſirung der Fiſche rei. — Bildung von Genoſſenſchaften in der Art, daß jede wenigſtens über einen Laichplatz und eine Fiſchbrutanſtalt verfügt. — Heranziehung der Forſtverwaltungs— organe zu Zwecken der Fiſchzucht. — Unterricht in der Fiſchzucht in landwirth— ſchaftlichen und Forſtſchulen. — Reviſion der fiſchereipolizeilichen Vorſchriften mit Zugrundelegung des Syſtems der Individualſchonzeit. — Legislatives Vorgehen gegen den Fiſchfangunfug der Schiffsleute. — Fürſorge für Fiſchpäſſe an jedem Waſſerwerke, deſſen Wehr den ganzen Umfang des Waſſers in Anſpruch nimmt. — Fürſorge gegen Waſſerverunreinigung Seitens induſtrieller Anlagen. — Abwendung der Schäden durch Weichen des Leines und Hanfes im freien Waſſer. — Beſchränkung der Wieſenabwäſſerung und des Flößens während der Laichzeit. — Feſtſetzung von Minimalſtrecken und größeren Pacht— zeit räumen. Hierauf berichtete für Serbien der dortige Regierungsvertreter Herr Profeſſor Dr. Panéié. Wir entnehmen dem Vortrage folgende für weitere Kreiſe intereſſante Daten: Den ſchon von Herrn Dr. Steindachner namhaften Fiſcharten iſt für Serbien auch noch die Alſe (Alosa vulgaris) beizufügen, die aus dem ſchwarzen Meer bis zum Eiſernen Thore aufſteigt und ausnahmsweiſe, aber ſelten auch bei Belgrad gefangen wird. Was die dortige Geſetzgebung in Betreff der Fiſcherei anlangt, ſo konnte in Serbien, das ſich erſt ſeit Kurzem etwas freier bewegen kann, nicht viel geſchehen. Der Fiſchfang iſt unbeſchränkt; ſowohl nach Zeit als auch nach Maß. Man hat in Belgrad zu allen Zeiten Fiſche, deren man eben habhaſt werden kann; bedauerlicher Weiſe ſieht man den ganzen Sommer über auf dem Belgrader Fiſchmarkt Maſſen ganz winziger Sterlets — fingerlang, wovon der Kopf zwei Drittel ausmacht. Es beſteht auch keine Beſchränkung in Betreff der Netzmaſchen oder ſonſtiger Fangapparate. Zwar wurde durch ein nicht vor Langem beſtätigtes Geſetz die Anwendung des Dynamits unterſagt, er wird aber bei Nacht und Nebel doch noch weiter gebraucht. Nur in Hinſicht der größeren, namentlich Grenzflüſſe geſchah etwas. Der Fiskus behielt da die Fiſcherei in ſeiner Hand und, um ſich die Verwaltung zu erleichtern, verpachtete er die Flüſſe an einen Mann oder eine Compagnie mit der Vorſchrift, daß die Hälfte der Flüſſe nicht überſchritten werde. Wenn auch dort die Regulationen und Einengungen der Gewäſſer, ihre Ver— unreinigung und die Dampfſchifffahrt das ihrige beigetragen haben, um die Zahl der Fiſche zu verringern, ſo ſind es nach des Herrn Redners Erfahrungen doch hauptſächlich zwei Momente, die den Niedergang der Fiſcherei verſchuldet haben, nemlich der höchſt intenfive, von Jung und Alt mit allen Mitteln der Kunſt betriebene Fiſchfang, und die periodiſchen, im Bereiche der mittleren Donau faſt ſtationär gewordenen Ueber— ſchwemmungen. Die Wirkung der Ueberſchwemmungen iſt, je nachdem ſie kleinere oder größere Waſſerläufe betreffen, eine total verſchiedene. Im Bereiche kleinerer Wäſſer werden bei zufällig niedergehenden Wolkenbrüchen — und dieſe ſind im gebirgigen Serbien gar nicht ſelten — durch das Steingerölle und den verſchiedenſten Schutt, den die Wäſſer herabführen, die Rinnſale der Bäche und kleineren Ströme ſo rein gefegt, daß es oft lange Zeit dauert, bis man da wieder Spuren von Fiſchen erblickt. Wieder etwas Anderes vollzieht ſich im Bereiche größerer Waſſerläufe, der Donau, Save, Morava. Da wird alles an den Flüſſen liegende niedere Gelände überſchwemmt, die Fiſche, die ſich ihres erweiterten Reiches zu freuen ſcheinen, verlaufen ſich nach allen Richtungen lee Si U us _ des überſchwemmten Terrains, und wenn dann die Gewäſſer abfallen, und das geſchieht in kurzer Zeit, oft über Nacht, bleiben große Maſſen von allerhand Fiſchen in den tieferen Wieſengründen, Gräben und anderen Vertiefungen zurück, werden da von dem an— wohnenden Volke auf die leichteſte Weiſe gefangen und wandern, da nicht Alles friſch conſumirt werden kann, in das Salzfaß, um zur Zeit der Faſten als Nahrung von ſehr zweifelhaftem Werth verbraucht zu werden. Die Haupturſache dieſer Ueberſchwemmungen erblickt aber Herr Redner in der Devaſtation der Wälder. Deshalb bringt derſelbe auch einen mit großem Beifall aufgenommenen Antrag hiegegen ein. Für Bosnien macht Herr k. k. Sektionsrath Carl Ritter von Sax Mit— theilungen, denen wir Folgendes entnehmen: Ueber den Fiſchfang in Bosnien ſind noch keine vollkommen genauen Daten bekannt. Jedenſalls ſind die bosniſchen Gewäſſer reich an Fiſchen. Die Hauptrolle ſpielen daſelbſt die Forellen, und ihnen zunächſt die Aeſchen und Weißfiſche; in einigen Flüſſen lommen auch Karpfen, Wels, Hecht und Huchen vor. Eigentliche Fiſchzucht wird nicht betrieben. Der Fiſchfang wird von der Regierung verpachtet. Derſelbe geſchieht mittelſt Angel, Stecheiſen und Wurfnetz, in dem einzigen, ſehr fiſchreichen See Bosniens (dem Pliva-See bei Jaice) auch mittelſt Streifnetz. Die Anwendung von Gift und von Dynamitpatronen zum Fiſchfange iſt in Bosnien geſetzlich verboten. Im Uebrigen beſchränkte ſich die bosniſche Geſetzgebung bezüglich des Fiſchfanges auf die Feſtſetzung einer Schonzeit, nämlich für die Forellen im Dezember und für die übrigen Fiſche im Februar und März. Schließlich erfreute auch für Bulgarien Herr Kiſſelow die Verſammlung mit folgenden Aufſchlüſſen: Das Fiſchereirecht in Bulgarien iſt ziemlich frei. Seit 1½ Jahren beſteht ein Fiſchereigeſetz und zwar nach dem Muſter der beſten Geſetze der neuen Zeit. Aller— dings wird es noch nicht ſo praktiſch gehandhabt, wie es ſein ſoll. In Bulgarien beſteht eine Schonzeit, welche nur auf das innere Bulgarien Bezug hat, und nur auf Teiche und Seen angewendet wird. Die Schonzeit in Bulgarien für Forellen iſt vom 1. Oktober bis 31. Dezember, für ſämmtliche andere Fiſche vom 31. März bis 31. Mai. Nun iſt aber für die Donau, welche doch hier das Hauptintereſſe bildet, gar keine Schonzeit und der Fiſchfang auf derſelben das ganze Jahr hindurch frei. Es iſt dabei allerdings verboten, daß der Fiſchfang mit Fangnetzen unter 1½ Quadratcentimeter ſowie mit Stoffen wie Dynamit, Kalk, Fiſchpillen und anderen Giften geſchieht. In Bulgarien finden ſich ſo ziemlich alle Gattungen ordinärer Fiſche, dann Welſe, die kleiner ſind, jedoch ein viel ſchmackhafteres Fleiſch haben als die Donauwelſe, ferner Schille, ſehr ſelten Sterlets und ziemlich viel Forellen. Eine Abart vom Zugerröthel mit kleinen rothen Punkten kommt in dem Trojan-Balkan vor; ſie wird nicht groß. In der Donau kommen ſaſt die meiſten Fiſcharten, wie fie die Donau in Oeſterreich hat, vor; Störe, Hauſen ſind ſelten, meiſt zwiſchen Widdin und Lompalanka, ſporadiſch bei Nicopoli, wo ſie den Laichen abſetzen, zu finden. Seehäringe, die zur Laichzeit aus dem Schwarzen Meer in die Donau kommen, verirren ſich höchſtens bis Ruſtſchuk. (Fortſetzung folgt.) II. Ueber Teichbau und Teichwirthſchaft. Von Herrn Profeſſor Dr. B. Benecke in Königsberg. III. Die Benutzung der Teiche. (Fortſetzung.) 7. Die Reinigung und Sämerung der Teiche. Wie bereits früher bemerkt wurde, iſt es ſehr zweckmäßig, zur Zerſtörung des Ungeziefers, der Fiſchegel, Karpfenläuſe, Stichlinge ꝛc., die abgelaſſenen Teiche über Winter trocken liegen zu laſſen. In den meiſten Teichen ſammelt ſich allmälig Schlamm an, der theils durch 116 — nr das Regenwaſſer von den benachbarten Höhen heruntergeſchwemmt, theils von den verweſenden Pflanzen gebildet wird. An den Teichrändern ſehr vortheilhaft, weil er das Material zur Ernährung zahlreicher niederer Thiere bietet, iſt er in der Tiefe ſchädlich, da er bei lebhaften Bewegungen der Fiſche aufgerührt wird und das Waſſer trübt. Er muß daher jährlich oder in längeren Intervallen aus den trockengelegten Teichen abgefahren werden und kann, namentlich wenn man ihn erſt einige Zeit in Haufen liegen, desinficiren und trocknen ließ, meiſtens ſehr vortheilhaft zur Verbeſſerung von Wieſen und Aeckern verwandt werden. Sämerung nennt man das längere Trockenlegen von Teichen, die nach 3 — 6 jähriger Beſpannung in regelmäßigem Wechſel 1— 2 Jahre lang zum Wieſen- oder Futterbau benutzt werden. Die den Teichwirthen ſchon ſeit Jahrhunderten bekannten Vortheile einer ſolchen Wechſelwirthſchaft beſtehen einerjeits. darin, daß der Teichboden durch die Beackerung und das Eindringen der Pflanzenwurzeln mehr aufgeſchloſſen wird und in den Wurzeln und Stoppeln viele Stoffe erhält, die bei der Bewäſſerung ſich zerſetzen und den Fiſchen theils direkt, theils indirekt zur Nahrung dienen; andererſeits in dem Umſtande, daß auf dem während der Teichnutzung angeſammelten fruchtbaren Schlamm Gras und Futterkräuter ungedüngt vortrefflich gedeihen. Zum Anbau auf den geſämerten Teichflächen wird gewöhnlich Thimotheum, Klee oder Hafer gebraucht, wovon man reiche Ernten erhält. An manchen Orten iſt es gebräuchlich, Rüben zu bauen und im Herbſt den Teich zu ſtauen, ohne dieſelben herauszunehmen. Es iſt dies aber, namentlich in Teichen ohne Durchfluß, nicht ohne Gefahr, da leicht das Waſſer dadurch verdorben werden kann; jedenfalls darf ein ſolcher Teich dann erſt im Frühjahr beſetzt werden. 8. Die Fütterung der Karpfen. Das Wachsthum der Fiſche iſt von der Nahrungsmenge noch in viel höherem Grade abhängig, als das unſerer warmblütigen Hausthiere. Es iſt daher, um in der Fiſchzucht befriedigende Reſultate zu erzielen, von größter Bedeutung, den Fiſchen ein reichliches Futter— quantum zu bieten. Vor Allem dürfen daher die Teiche nicht zu ſtark beſetzt ſein und müſſen durch zeitweiſe Sämerung nahrhafter gemacht werden. Man hat ſich vielfach bemüht, die Menge der niederen Thiere, die den Fiſchen zur Nahrung dienen, künſtlich zu vermehren. Infuſorien, Flohkrebſe und Inſektenlarven mancherlei Art entwickeln ſich in flachem, ruhigem und wärmerem Waſſer maſſenhafter, als in größerer Tiefe, deshalb ſind flache Teichränder von großem Vortheil. Auch legt man wohl an den Ufern kleine Gruben an, die mit dem Teiche durch einen engen Kanal in Verbindung ſtehen und in denen man Verhältniſſe zu ſchaffen ſucht, welche die nach geeigneten Stellen für die Ablage ihrer Eier ſuchenden Inſekten ꝛc. anlocken und die Entwickelung derſelben begünſtigen. Sehr ſtark verdünnte Miſtjauche iſt den Mücken zum Eierlegen beſonders erwünſcht und bald ſieht man die Gruben von Larven und Puppen wimmeln, die durch den Verbindungsgraben in Menge in den Teich gelangen. Kann man dies dadurch befördern, daß man einen dünnen Waſſerſtrahl durch das Reſervoir in den Teich fließen läßt, ſo iſt dies um ſo beſſer. Zur Füllung der Gruben ſind von Stentzel verſchiedene Laubblätter, namentlich ſolche der Erle, Pappel und Buche empfohlen. Syſtematiſche Verſuche über eine durch ſolche Mittel zu begünſtigende Vermehrung niederer Thiere, die namentlich für die jüngeren Fiſchchen von außerordentlichem Vortheil iſt, ſind ſehr wünſchenswerth. Für größere Karpfen iſt als vortreffliches Futter Froſchlaich zu empfehlen, der, ebenſo wie die jungen Kaulquappen, gern angenommen wird. Auch iſt es ganz zweckmäßig, über den Teichen an verſchiedenen Orten in Kaſten mit Drahtgitterboden nicht zu große Fleiſchſtücke aufzuſtellen, die bald von den Schmeißfliegen mit Larven beſetzt werden. Letztere fallen, wenn ſie größer und ſchwerer geworden ſind, maſſenhaft ins Waſſer und bieten den Fiſchen ein angenehmes Futter. Seit alten Zeiten hat man ſich bemüht, die Karpfen auch durch Darreichung künſt— lichen Futters zu mäſten und es ſind dazu die verſchiedenartigſten pflanzlichen und thieriſchen Stoffe geeignet. Rationeller Weiſe werden immer nur ſolche angewandt werden können, die billig zu erhalten ſind und eine reichliche Verzinſung des angelegten Kapitals garantiren. Syſtematiſche vergleichende Verſuche über den Futterwerth der verſchiedenartigen 117 — — Stoffe find wohl noch nirgends in größerem Maßſtabe angeſtellt worden, obgleich ſie für die Karpfenzüchter von großem Werthe wären. An wiſſenſchaftlichen Anſtalten ſind fie, da denſelben größere Teichflächen nicht zur Verfügung ſtehen, unmöglich vorzunehmen und die Fiſchzüchter, die ſich jetzt oft mit allerlei Fragen an die Gelehrten wenden, haben ſich zu ſolchen höchſt einfachen und für ſie höchſt wichtigen Experimenten noch nicht herbeigelaſſen. Es iſt dazu nichts weiter erforderlich, als daß gleichzeitig eine Anzahl gleichwerthiger Teiche von genau bekannter Größe mit dem gleichen, genau ermittelten Gewicht gleichgroßer Karpfen pro Ar beſetzt, in einem Teiche nicht gefüttert wird, in den anderen verſchiedenartige Futtermittel von bekanntem Preiſe in abgewogenen gleichen Mengen verabreicht werden und bei der Herbſtabfiſchung die Gewichtszunahme pro Ar für die einzelnen Teiche berechnet wird. Zur Zeit müſſen wir von der Empfehlung eines beſtimmten Futtermittels abſehen und können nur die gebräuchlichſten nennen, von denen Jeder das für ihn am billigſten erhältliche verſuchen mag. Die Stoffe werden entweder allein oder mit Lehm zuſammen— geknetet an den Teichrändern in's Waſſer geworfen, wo man beobachten kann, ob ſie von den Fiſchen angenommen werden. Beſonders in Teichen ohne Durchfluß iſt das wichtig, da nicht verzehrtes Futter in ihnen faulen und leicht das Waſſer verderben würde. Von verſchiedenen Seiten wird der Miſt von Rindvieh, Schafen und Maſtſchweinen empfohlen, ferner Staubmehl, Kleie, Träber, Malzkeime, gekochte Linſen, Bohnen, Lupinen, Erbſen, Kartoffeln, Rüben, die feſten Rückſtände aus Branntweinbrennereien, die Rübenſchnitzel von Zuckerfabriken, Molkereiabfälle, gekochtes Blut ꝛce. Zweckmäßig dürfte es ſein, eine Anzahl dieſer Stoffe zu vermiſchen und mit Lehm zuſammenzukneten. An manchen Orten formt man ſolchen Teig auch zu flachen Broten, die im Backofen oder an der Sonne getrocknet und dann lange Zeit aufbewahrt werden können. Gelegentlich können Schnecken, Maikäfer, Regenwürmer, wo ſie maſſenhaft zu haben ſind, damit vermiſcht werden. Fleiſch von werth— loſen Thieren in die Teiche zu werfen, iſt nicht empfehlenswerth, namentlich ſollte man nicht wie das oft geſchieht, ganze Hunde, Hammel oder geviertheilte Rinder oder Pferde hinein— legen, weil dadurch das Waſſer leicht verdorben wird und die Fiſche nicht Stücke abbeißen können, ſondern nur ſolche Gegenſtände verzehren können, die ſie auf einmal in den Mund zu nehmen und zu verſchlingen im Stande ſind. Kleingehacktes Fleiſch, namentlich mit Mehl oder dergl. gemiſcht, wird dagegen gerne genommen. (Schluß folgt.) III. Rechtsſpruch zur Waſſerverunreinigungsfrage. (Nach bayeriſchem Rechte.) Das Waſſer der Steinach, eines Privatfluſſes, welches zum Kochen, zum Viehtränken und auch ſonſt zum allgemeinen Gebrauche für Menſchen und Thiere beſtimmt iſt, war am 1. Mai 1884 unterhalb der Papierfabrik des E. einen halben Tag lang derart verunreinigt, daß es auf einer Strecke von einem Kilometer mit Schaum bedeckt war und einen unangenehmen Geruch verbreitete, ſo daß das Vieh dasſelbe zu ſaufen ſich weigerte. Dieſe Verunreinigung war durch den Betrieb der E 'ſchen Fabrik entſtanden, indem das mit Kalk verſetzte Abfallwaſſer, da die Verſitzgrube von dem Angeklagten E. ungeeignet angelegt worden war und das Waſſer durch die ſchadhafte Mauer der Leimküche ſickerte, unmittelbar in die Steinach floß. Auf Grund dieſer Feſtſtellung erklärte die Strafkammer die beiden Angeklagten je einer Uebertretung nach Art. 92 des P.-St.-G.-B. ſchuldig unter der Annahme, daß ſowohl Fabrikbeſitzer E. als Fabrikverwalter G. die Verunreinigung des Waſſers aus Fahrläſſigkeit verurſacht habe, weil E. entgegen ſeiner Verpflichtung, die Fabrik in ſolchen Stand zu ſetzen, daß durch ihren Betrieb das Waſſer der Steinach nicht verunreinigt werde, dies zu thun unterlaſſen und die Verſitzgrube ſo angelegt habe, daß ſie nicht alles zur Verunreinigung des Baches geeignete Abfallwaſſer aufnahm, G. aber als Verwalter der Fabrik, obwohl über die durch das Einfließen des Abfallwaſſers entſtehende Verunreinigung der Steinach von verſchiedenen Seiten Beſchwerden erhoben worden ſeien, den Fabrikbetrieb fortgeſetzt habe, ohne den leicht zu beſeitigenden Uebelſtand zu beachten. Dieſer Ausſpruch wurde durch Urtheil des k. Oberlandesgerichts München als III. Inſtanz in Strafſachen v. 21. Okt. 1884 mit folgender Motivirung beſtätigt: Nach Art. 92 des P.-St.⸗G.⸗B. iſt in der daſelbſt bezeichneten Weiſe zu beſtrafen, wer das zum Genuſſe für Menſchen oder Thiere beſtimmte Waſſer in den zum öffentlichen Gebrauche beſtimmten Bächen unbefugt verunreinigt. Daß das Waſſer abſichtlich verun— reinigt wird, fordert das Geſetz zum Thatbeſtand nicht; es iſt daher auch eine durch Fahr— läſſigkeit verurſachte Verunreinigung ſtrafbar. Hienach liegt aber ſowohl bezüglich des E. als bezüglich des G. eine Uebertretung nach Art. 92 des P.-St.-G.-B. vor. Die Steinach, ein Privatfluß, iſt ein zum öffentlichen Gebrauche beſtimmter Bach, deſſen Waſſer für Thiere zum Genuſſe zu dienen hat. Dasſelbe wurde unterhalb der Papierfabrik des Angeklagten E. am 1. Mai 1884 dadurch, daß ſich das Abfallwaſſer der Fabrik in die Steinach ergoß, verunreinigt, ſo daß das Bachwaſſer nicht zum Viehtränken verwendet werden konnte. Dieſes Einfließen des Abfallwaſſers in den Bach wurde, wie das Berufungsgericht ohne Rechtsirrthum feſtgeſtellt hat, in der im Urtheile angegebenen Weiſe durch zuſammentreffendes fahrläſſiges Verhalten der beiden Angeklagten verurſacht, und die von denſelben bewirkte Verunreinigung des Waſſers war eine unbefugte, da die Ange— klagten keine Befugniß hatten, das mit Kalk verſetzte Abfallwaſſer der Fabrik in die Steinach abfließen zu laſſen. f In der Reviſion wird beſtritten, daß die Verunreinigung eine unbefugte geweſen ſei, weil Art. 54 des Waſſerbenützungsgeſetzes jeden Ufereigenthümer berechtige, das an ſeinem Grundſtücke vorüberfließende Waſſer unter den daſelbſt angeführten, hier nicht in Frage kommenden Beſchränkungen (Ziff. 1 und 2) zu jedem beliebigen Gebrauche zu benützen, und die Strafkammer nicht feſtgeſtellt habe, daß durch die Verunreinigung das Waſſer auf ſchädliche Weiſe verändert worden ſei, weshalb es gleichgiltig erſcheine, ob E. eine behördliche Bewilligung zur Benützung des Waſſers nach Art. 58 beſitze oder nicht. Allein der Art. 54 geſtattet den Ufereigenthümern die Benützung des Waſſers nur unbeſchadet der Beſtimmung des Art. 39, mithin nur mit Rückſicht auf die Rechte der übrigen Ufereigenthümer, und unterſagt daher jede Benützung, durch welche den letzteren der beſtimmungsgemäße Gebrauch des Waſſers entzogen wird, alſo auch eine Verunreinigung des zum Viehtränken dienenden Waſſers, in Folge deren dasſelbe nicht zum Tränken des Viehes gebraucht werden kann. Nur wenn einem Ufereigenthümer von der Verwaltungsbehörde die Bewilligung zu einer weiter gehenden Waſſerbenützung ertheilt wurde, iſt dieſer befugt, innerhalb der Grenze der Bewilligung ſich des Waſſers ohne Rückſicht auf die Rechte der anderen Ufereigenthümer zu ſeinem Gebrauche zu bedienen (Art. 58 des Waſſerbenützungsgeſetzes). Im vorliegenden Falle wird aber gar nicht behauptet, daß der Angeklagte E. eine behördliche Bewilligung erhalten habe, das Abwaſſer ſeiner Papierfabrik in die Steinach fließen zu laſſen. Demſelben iſt zum Betriebe ſeiner Fabrik, wie feſtgeſtellt wurde, eine Konzeſſion überhaupt nicht ertheilt. Er hat daher auch keine Befugniß, durch deren Betrieb das Waſſer der Steinach in der Weiſe wie es geſchah zu verunreinigen. Die in Frage ſtehende Verunreinigung war ſohin eine unbefugte. Die Anwendbarkeit des Art. 92 des P.-St.-G.⸗B. iſt nicht durch die Feſtſtellung bedingt, daß die Verunreinigung die Eigenſchaften des Waſſers auf eine ſchädliche Weiſe verändert hat. Das Geſetz fordert nur, daß das Waſſer unbefugt verun— reinigt wurde, und dieſe Vorausſetzung iſt gegeben, wenn nach dem Geſetze über die Benützung des Waſſers keine Befugniß zur Verunreinigung des Waſſers beſtand (Verhand⸗ lungen der Kammer der Abgeordneten von 1859/61 Beil.-Bd. III S. 163 Sp. 1). Uebrigens wurde im vorliegenden Falle die Eigenſchaft des Waſſers der Steinach unterhalb der Fabrik des Angeklagten E. inſoferne auf eine für die Ufereigenthümer ſchädliche Art verändert, als das Waſſer, ſo lange die Verunreinigung dauerte, nicht ſeiner Beſtimmung gemäß zum Viehtränken benützt werden konnte, was im landgerichtlichen Urtheile genügend feſtgeſtellt iſt. a — IV. Angelſport auf den Schill. Von Herrn J. Weiß, Premier⸗Lieutenant a. D. in Regensburg. „Dieſer frembder, teutſcher Fiſch iſt mit dem Kopff gleich einem Hecht vnd mit dem andern Leib vnd Geſtalt einem Eglin (Barſch)“. So leitet der alte Gesner feine Beſchreibung des Schill's, eines unſerer köſtlichſten Süßwaſſerfiſche, ein und begründet damit ſehr wohl die von ihm aufgeſtellte wiſſenſchaftliche Benennung Hechtbarſch (Lucioperca). Der Schill (Schiel) oder Zander, auch Sander, Sandel, Sandar, Sandart, Sandau, Zannt, Sand- und Hechtbarſch, Seebarſch, Nagmaul, Katzenauge, ungariſch Fogos und von den bayeriſchen Fiſchern an den Seen Amaul genannt (Lucioperca Sandra, Perea lucioperca; Centropome Sandat; engl. The pike perch) gehört zur Ordnung der Stachelfloſſer, Familie Barſche, iſt gewöhnlich gegen / Meter lang und über handhoch, erreicht aber eine Länge von 130 Centimenter und ein Gewicht von 15 Kilogramm. Außer der geſtreckten Geſtalt kennzeichnet er ſich durch zwei getrennte Rückenfloſſen, deren erſte 17 Strahlen mit ſcharfen Stacheln hat, die mit einer feinen, von ſchwarzen Wellen durchzogenen Haut verbunden ſind. Die zweite bis nahe zum Schwanze reichende zählt 14 Strahlen ohne Stacheln. Der Kopf iſt länglich ſpitz zulaufend; die Backen ſind ſehr fleiſchig. Neben feinen Bürſten- oder Sammetzähnen beſetzen lange, ſpitze Zähne die Kiefer- und Gaumenbeine. So vereinigt dieſer in Form und Zeichnung gleich ſchöne Fiſch in der That beide Merkmale von Barſch und Hecht, an welch' letzteren er namentlich durch den geſtreckten Leib und die ſcharfſpitzigen Raubzähne erinnert. Der Leib iſt ſilberweiß mit einem Dutzend dunkler, aber ſchwacher und kurzer Querbänder auf dem grünlich⸗-grauen Rücken; die Bruſtfloſſen ſind ſchwach röthlich. Dieſer König der Barſchfamilie iſt nach dem Hecht der ärgſte Räuber und findet ſich in den Strömen und größeren Flüſſen Nordoſt- und Mittel Europa's, im Gebiete der Oder, Weichſel, Elbe und Donau und den dieſen Strömen nachbarlichen Seen. In Süddeutſchland bewohnt er die Donau, wo er noch aufwärts bis Ingolſtadt geht, und einige Seen, z. B. Ammer⸗, Würm-*) und Pilſenſee, in Oeſterreich auch die Drau, March und Taya. Dem Rhein- und Weſergebiete, ſowie ganz Weſt-Europa iſt er von Natur aus fremd und meidet auch innerhalb ſeines Verbreitungs-Rayons alle ſchnell fließenden Flüßchen und ſolche, die ihm keine genügenden Tiefen bieten. In den Strömen Südrußlands, wie Wolga und Dyjeſtr, vertritt ihn der artlich wenig verſchiedene Berſchik (Lucioperca volgensis **) der Ruſſen und in Schweden der Gös. Das eigentliche Vaterland ſcheint das ſüdliche Rußland zu fein, wo er Sud ak und Sula heißt, bei den Tataren Syla, woher zweifels— ohne das ungariſche Syllo und weiter unſer ſüddeutſches Schill kommen. (Pallas, Zoogr. rossica III. 246.) ) In den Würmſee iſt der Schill (Amaul) zwar durch die Bemühungen des Herrn Dr. Gemminger vor etwa einem halben Jahrzehent in einer Anzahl von erwachſenen Exemplaren aus dem Ammerſee transferirt worden. Es fehlen aber bis jetzt ſichere Anzeichen für das Vor— handenſein jungen Nachwuchſes im Würmſee. Die Red. A **) Anm. der Red.: Herr Director Dr. Steindachner in Wien vermuthet, daß jetzt Lucioperca volgensis, welcher ſchon früher auch bei Wien beobachtet wurde (v. Siebold, Süß— waſſerfiſche S. 418) in der Donau ſelbſt bis Bayern herein zu finden ſein möchte. Wir lenken hierauf die geneigte Aufmerkſamkeit unſerer Freunde namentlich in Niederbayern, bitten bei Vor— findung um gütigen Bericht und laſſen zur Orientirung des Fiſches Beſchreibung aus dem bekannten Werke von Heckel & Kner „Die Süßwaſſerfiſche der öſterr. Monarchie“ anmit folgen: „Lucioperca volgensis. C. V. Leib weniger geſtreckt, Kopf kürzer und höher, Mundſpalte kleiner, der aufſteigende Aſt des Vordeckels ſtark nach vorne geneigt. — Dieſe Art unterſcheidet ſich von der vorhergehenden (Lucioporca Sandra) nebſt den an— en Merkmalen noch durch folgende Verhältniſſe. Die größte Körperhöhe kommt nahezu der opflänge gleich und dieſe bis zur heutigen Spitze des Deckels gerechnet, iſt 4½¼ —⁰ ämal in der Geſammtlänge enthalten, die Breite des Körpers faſt gleich deſſen halber Höhe; die Geſtalt erſcheint daher im Ganzen höher und gedrungener. Der Durchmeſſer des Auges beträgt / der Kopflänge, fein Abſtand von der Schnauze etwas über 1, vom anderen Auge nur ?/;, von der Deckelſpitze beiläufig 3 Diameter. Das Stirnprofil ſteigt bis zum Hinterhaupte raſch auf und auch der Vorder— rücken erhebt ſich noch gewölbt bis zur 1. Dorſale. Der Oberkiefer reicht nur bis unter die Mitte des N Gesner erwähnt dieſen Fiſch zuerſt S. 1288 als Schill und Nagemaul; er erhielt deſſen Abbildung von Prag und über Augsburg aus dem Ammerſee. Später beſchrieben ihn aus Schleſien 1604 Schwenkfeld, dann 1624 Schonevelde aus Ham- burg, Willughby 1686 ans der Donau, Artedi und Andere. — Der Schill ſucht mit Vorliebe tiefe, reine fließende Gewäſſer, wo er ſich meiſt nahe am Grunde aufhält und nur während ſeiner meiſt in den Mai fallenden Laichzeit auf ſeichteren, mit Waſſerpflanzen bewachſenen Uferſtellen erſcheint, um hier ſeine Eier abzuſetzen, die aber ſo zart ſind, daß ſie bei der geringſten Berührung zerplatzen, was ſeine Vermehrung ſehr beeinträchtigt. Da er als ungemein raubgieriger Geſelle alle kleineren Klaſſenverwandten gefährdet und ebenſowenig ſeine eigene Brut verſchont, ſo wächſt er außerordentlich raſch. Er erreicht nach Heckel, wenn er ſich im Riede aufhalten kann, im erſten Jahre 3, im zweiten ſchon ein Kilogramm Gewicht. a 800 gleich Bloch in einem 11/2 Kilo ſchweren Rogener an 40,000 Eier zählte, jo iſt die Vermehrung dieſes köͤſtlichen Fiſches doch ſpärlicher als man erwarten und wünſchen möchte, woran eben die vorhin berührte Empfindlichkeit der Eier, dann die Gefräßigkeit der Alten, welche ihrer eigenen Brut nicht ſchonen, wie nicht minder diejenige der Hechte, Welſe, Barſche und anderer Raubfiſche, ſowie verſchiedener Tauchervögel ſchuld ſind. Der Schill wird mit Netzen und Angeln gefangen. Da dieſer Fiſch ſeine Lieblings— plätze an Stellen hat, welche durch Baumwurzeln, alte Stöcke, Faſchinenufer, große Steine, Brückenjoche, verfallene Waſſerbauten ꝛc. ꝛc. für Netze unzugänglich ſind, ſo iſt überhaupt nur die Angel lohnend zu gebrauchen, dieſe aber erſt nach der Laichzeit. Sie wirkt manchmal deßwegen ſehr ergiebig, weil häufig mehrere dieſer Fiſche regelmäßig an einem Platze auftreten und hier vom erfahrenen Angler leicht berückt werden können. Doch muß ich das Gebahren jener Sportgenoſſen mißbilligen, welche an ſolch' guten Stellen vom frühen Morgen bis zum ſpäten Abend lauern, jedes Stümpchen wegangeln und es nicht verſchmähen, Exemplare von 1/4 Kilo kaltblütig in die Taſche zu ſtecken, wie ich dies beſonders hier im verwichenen Sommer täglich zu ſehen Gelegenheit hatte.“) Es find ſolcher Plätze hier in nächſter Nähe ohnehin ſo wenige, daß es mich wundert, wenn überhaupt noch Schille gefangen werden. Von größeren Exemplaren, wie ſie früher häufig von 5 — 6 Kilogramm und darüber erbeutet wurden, hört man ohnehin ſelten mehr, wenngleich im Allgemeinen die Anzahl dieſer Fiſche ſeit einigen Jahren wieder zunahm. Glücklicher Weiſe verſtehen ihnen außer Erwerbs- und Wildfiſchern nur wenige Angler ordentlich beizukommen. Der Schill liebt feſt angeſchwemmten Sandboden mit zerklüftetem groben Felsgeſtein, vernachläſſigte Uferbauten, alte Pfähle, Brückenjoche, Mühltümpel, ſcharfe Flußkrümmungen, Einmündungen von Cloakenkanälen, wo ſich viele kleine Fiſche zu ſammeln pflegen. Wo ſanft rückläufiges tieferes Waſſer (Walm) mit vielen großen Steinen iſt oder wo der Strom zwiſchen Sparren in ein Altwaſſer drängt, iſt er ſicher zu treffen, und man ſieht ihn da häufig in Geſellſchaft jagen. Im Juni und Juli iſt die beſte Tageszeit Morgens in aller Frühe und ſpät Abends, im Auguſt und September ebenſo, doch auch Mittags von 11 bis Auges zurück: der Vordeckel iſt ſchön und regulär geſägt, ſein oberer Aſt ſtark nach vorne geneigt, oder mit andern Worten ſein Winkel bedeutend zurückſpringend. 1. D. 13, 2. D. 2/22, A. 2/9 u. ſ. w. Der erſte Dorſalſtachel iſt nur wenig niedrer, als der zweite, welcher mit dem 3. und 4. gleichlang iſt, der letzte äußerſt kurze liegt horizontal und iſt durch einen kurzen Hautſaum mit der 2. Dorſale in Verbindung. Die längſten Strahlen dieſer find mit ſenen der 1. Dorj. gleichlang und zwar nahezu von halber Körperhöhe. Die Anale übertrifft an Länge der Strahlen die beiden Dorſalen, die Bauchfloſſen aber alle Floſſen, die kürzeſten Strahlen beſitzen (nebſt der 2. Dorſale in ihren letzten Strahlen) die Bruſtfloſſen. Die Schuppen bilden gleichfalls einen Artunterſchied, indem ſie durchaus bedeutend größer als bei L. sandra ſind; wir zählen an unſern Exemplaren längs der Seitenlinie weniger als 80, und 10 über, 17—18 unter ihr (unterhalb des Beginnes der 1. Dorſale). Sämmtliche Floſſen, mit Ausnahme der 1. Rückenfloſſe, ſind an ihrer Baſis hoch hinauf beſchuppt, desgleichen die Bruſt, Deckelſtücke und ganzen Wangen. — Die Analgrube liegt genau in halber Totallänge. — Die Färbung nach Spiritusexemplaren erſcheint faſt wie beim Schill, nur ſind die ſchwärzlichen (8) Querbinden vielleicht regulärer und jene der Rücken- und Schwanzfloſſe ſtärker ausgedrückt; am Deckel zeigt ſich ein ſchwarzer Augenfleck, der aber auch bei L. sandra nicht ſelten zugegen iſt; Iris meſſinggelb, oben dunkel gefleckt. ) Man führe dort eben die Minimalmaßvorſchrift ordentlich gegen Jedermann durch. Die Red. 121 2 Uhr; im Oktober und November beißt er den ganzen Tag über, am beſten Mittags bei Sonnenblicken. Doch werden auch den Sommer über während des ganzen Tags ſtets Schille erbeutet, da fie beſtändig auf Suche und Wanderung nach den ihnen Nahrung verſprechen— den Plätzen find und oft ganze Schwärme von Lauben ꝛc. vor ihnen auseinanderſtieben. Etwas niedriger Waſſerſtand und Klarheit des Elementes ſind Haupterforderniſſe zum glück— lichen Fange. Wettergüſſe und trübes Waſſer verderben das Schillangeln auf geraume Zeit, während windiges Wetter bei klarem Waſſer den Fang nicht beeinträchtigt. Da der Schill ein ſehr ſcheuer Kumpan iſt, ſo empfiehlt ſich möglichſt feines Angelgeräthe bei verhältniß— mäßiger Stärke von ſelbſt. Ein Hechtſtock mit etwas elaſtiſcher, nicht ſteifer, aber auch nicht zu biegſamer Spitze und einer Länge von 4—5 Meter dürfte entſprechend ſein. Viele benützen feine geklöppelte und gefirnißte Seidenſchnur, ſowie Floß (Korkſchwimmer); letzteres rathe ich ſo klein als es das Geſenke und der Köder geſtatten, und ſo dunkel als möglich zu nehmen. Weil an den Schillplätzen häufig auch Hechte ſtehen, von Huchen ganz ab— geſehen, ſo wäre es freilich angezeigt, drei- bis vierfach gedrehten Gut (Poil) zum Vorfache zu wählen. Man wird dabei aber eher einen Hecht als einen Schill fangen, beſonders bei ſehr hellem Waſſer. Glänzender Gimp iſt nie anzurathen. Will man Gimp überhaupt verwenden, ſo ſoll er möglichſt fein und ihm der Metallglanz genommen ſein. Das Blei— geſenke muß die Balance des Schwimmers genau halten, damit der Schill beim Ergreifen des Köders kein Hinderniß ſpürt und den Kork unterziehen kann. Auch muß die Senkung unmittelbar oder doch wenigſtens 1 Fuß über dem Grunde gehen, da der Schill faſt immer hier zu ſuchen iſt. Eine feſte Roßhaarſchnur mit zwölfhaarig geflochtenen Gliedern mit einer Verjüngung bis zu neun Haaren gegen das Vorfach iſt jeder Seidenſchnur unbedingt vorzuziehen. Es genügt für ſie eine Länge von 2—3 Meter, woran man dann eine ſchon etwas ſtärkere Seiden- oder Hanfſchnur als Rollſchnur knüpfen kann. 25 Meter Länge für letztere dürfte unter allen Umſtänden genügen. Als Vorfach benütze ich einen möglichſt langen und auserwählten ſtärkſten Poil, woran ein Limmerik Nr. 2— 3 feſt angewunden wird. Verſilbern oder Vernickeln der Haken empfiehlt ſich, beſonders wenn man durch irgend eine Manipulation den Metallglanz etwas beſeitigt. b Der Vorſicht halber führe man immer ein halbes Dutzend ſolch' armirter Vorfächer bei ſich. Da der Schill einen verhältnißmäßig kleineren Rachen hat als der Hecht, ſo ſind Doppelhaken, wenn ſie nicht entſprechend klein ſind, unpraktiſch; ein kleiner Doppelhaken wirkt aber wieder ſehr unſicher und fällt eher auf, als ein einzelner wenn auch etwas größerer einfacher Haken. Als Köder eignen ſich Gründling (Greßling), Aitel und Bodenlaube beſonders und zwar von 2— 5 Zoll Länge, wenn man überhaupt mit lebendem Köder angeln will. Dann iſt aber auch der Gründling vorzuziehen, weil er als Grundfiſch ſtets nach unten ſtrebt und jo dem Schill entgegenkommt, während die anderen Köderfiſche meiſt nach der Oberfläche ziehen und dann mit dem Vorfache einen Winkel bilden, wodurch das nach unten zuerſt erſichtliche Blei den Schill verſcheucht. Die Grauſamkeit des Anköderns lebender Fiſche iſt übrigens gerade beim Schill ganz unnöthig, da man mit todten, durch Lippen und Naſenloch an den Haken geſteckten Köderfiſchen die gleichen Reſultate erzielt. Doch dürfen dieſe nicht abgeſchuppt oder merklich lädirt ſein und müſſen, ſo oft ſie ein wenig ſteif werden, durch neue Erſatz finden. Fiſcht man mit lebendem Köder und es zeigen ſich die Schille faul im Beißen, jo gebe man ſtatt eines Köderfiſches zwei an die Doppelangel: das Drängen und Bewegen der beiden erhöht jedenfalls die Gier der Zander. Hier und wie ich weiß die ganze Donau entlang werden ſeit Jahren faſt ausſchließlich die Streifen oder Riemen (Fetzen) von Lauben, Rothaugen, Brachſen, Aiteln oder Weißfiſchen ꝛc. ꝛc. angeködert und zwar mit vorzüglichem Erfolge. Dieſe Streifen (ſiehe Figur!) bereitet man ſich folgendermaßen vor: Man tödtet ſchöne glänzende Köderfiſche mittlerer Größe (ſtarke Fingerlänge) durch Breitdrücken des Hinterkopfes, von welchem aus man ſie bis zur Schwanzfloſſe der Breite nach in 2 Theile ſchneidet. Aus dem einen Theile nimmt man das Rückgrat heraus, wobei man ſich hütet, daß Schuppen verloren gehen. Beide Theile ſchneidet man nun mit einer Scheere vom After an aufwärts bis zur 122 Mitte der Rückenfloſſe und von da in entgegengeſetzter Richtung fo zu, daß der Streifen eine längliche, vorne abgerundete Form bekommt. Durch dieſen abgerundeten Theil wird der Angelhaken mit ſeinem Widerhaken geſteckt, ſo daß der Streifen, ähnlich einem Schlüſſel am Ringe, beweglich hängt. Doch iſt es nicht gerade nöthig, die Stücke abzurunden; man kann ſie auch nach oben viereckig ſchneiden; die Hauptſache bleibt immer die Entfernung des Rückgrates mit den ſtärkeren Gräten. Dieſe Riemen ſchneidet man ſich von dem Ausgange zum Angeln in genügender Anzahl und bewahrt fie in einer Büchſe ꝛc. ꝛc. ſorgfältig vor Abſchuppung. Dieſer ſehr geſchneidige Köder, der ſich in der Strömung und durch das Anziehen und Nachlaſſen der Schnur ſtets aalartig windet und ſchlängelt, reizt den Schill, aber auch manchen Hecht, in unwiderſteh— licher Weiſe zum Anbiſſe und kann wirk— lich nicht genug empfohlen werden, beſonders wenn ein geübter Angler ihn geſchickt zu führen und täuſchend durchs Waſſer zu ſchleppen weiß Mit einem Spinn— apparat, wobei ſich der Köderfiſch dreht, wird man auf Schille nur ſehr wenig ausrichten. Die rechte Hand hält den Stock; die linke faßt die Schnur zwiſchen Rolle und erſtem Ring und macht einen Einwurf mit möglichſt wenig Geräuſch, zuerſt nahe dem Ufer, von welchem aus man nach und nach weiter auswerfen kann. In die ſtärkſte Strömung zu werfen, iſt in der Regel unnütz, da der Schill ſelbe meidet und immer lieber näher dem Geſtade als weit davon entfernt bleibt. Man ziehe langſam und vorſichtig gegen den Strom. Der Angriff des Schills iſt verſchieden und launiſch, ſo daß er oft auch den erfahrenen Angler im Unklaren läßt. Hat er 8 nicht beſondere Freßluſt, ſo zerrt er den Köder den Köderfiſch oder Streifen am Ende herum; bald packt er ihn in der Mitte oder am Kopfe. Kleinere Schille benagen manchmal den Köder gleich einer Maus oder zupfen und ſchütteln daran wie ein winziger Barſch an einem ihm zu großen Wurm. Hat der Schill aber Hunger, ſo greift er oft ſo ſcharf zu, daß dem Angler die Ruthe entfallen möchte, wie mir dies einmal wirklich ſelbſt paſſirte, wo ich, auf ſehr ſchlüpfrigen Steinen ſtehend, ausglitt und ſammt der Ruthe ins Waſſer fiel, dafür aber auch mit einem 6pfündigen Schill entſchädigt wurde. Alle dieſe Umſtände verurſachen dem Angler Bedenken über den geeigneten Zeitpunkt zum Anhauen. Man warte in ſolchen zweifelhaften Fällen, bis man ſicher über— zeugt ſein kann, daß der Schill den Köder im Maule hat. Iſt ein ſolch' ſcharfer, entſchiedener Biß wirklich vorhanden, fo darf man nur mit großer Vorſicht nachlaſſen, damit er nicht den einmal gepackten Köder wieder fahren läßt, indem ihm das Blei auf den Kopf fallen würde. Hat man einen Schwimmer (Korkfloß), ſo haut man am beſten dann, wenn der Kork verſchwunden iſt, reſp. in dem Momente, wo man nichts mehr davon unter Waſſer wahrnimmt und zwar immer gegen den Gang des Schills und mit ziemlicher Kraft da die Spitze ſonſt häufig nicht durch ſein hartes Maul dringen möchte. Fühlt man ein Schütteln an Ruthe oder Schnur — wenn man ohne Floß angelt — ſo gebe man demſelben durch Senkung der Ruthe etwas nach und paſſe genau auf die Schnur, ob dieſelbe nach auswärts gezogen wird, was auch einen anhaltenden Druck auf die Ruthe hervorruft. Man läßt dann nur noch jo weit nach, als zum bequemen Anhiebe nach auf— wärts erforderlich iſt. Hat ein Schill ordentlich gefaßt, ſo geht er mit ſehr charakteriſtiſchem Rucken in die Tiefe, und dies iſt der richtige Augenblick zum Anhauen. Ein einmal gefehlter Schill greift ſo bald nicht wieder an und verſchwindet mit allenfallſigen Gefährten ſofort vom Schauplatze. Es iſt daher ſicherer, den Köder behutſam in kurzen Rucken 123 zurückzuziehen und dadurch vielleicht den Fiſch zu ſchärferem Biße zu reizen, als ihn durch vorzeitiges Anhauen zu erſchrecken. Nach dem Anhiebe achte man darauf, daß die Schnur geſpannt bleibt und der Fiſch mit dem Kopfe niemals über Waſſer kommt; denn unter zehn gehackten Exemplaren verliert man ſicher ſieben bei der geringſten Lockerung der Schnur durch das gewaltige Schütteln dieſer Fiſche. Kann man ſich aber auf die Stärke ſeines Angelzeuges verlaſſen, ſo iſt es in ſolchen Fällen das beſte, man ſchleudert (ſchmeißt) den Fiſch nach rückwärts hinter fi) an's Land, vorausgeſetzt, daß die bereits abgerollte Angelſchnur noch kurz genug hiezu iſt. (Schluß folgt.) V. Vermiſchte Mittheilungen. T Perſonalien. Mit aufrichtiger Betrübniß erfüllt uns das plötzliche Hinſcheiden des Herrn Eduard Mühlthaler, k. Hofbuchdruckereibeſitzers in München. Er iſt mit an der Wiege unſerer Zeitung geſtanden und hat als Drucker derſelben, ſo lange ſie beſteht, getreulich und trefflich das Seinige beigetragen zum Aufblühen und Gedeihen des Unternehmens. Den ehrenhaften, liebenswürdigen Character, den unermüdlichen, gewandten Geſchäftsmann, den wackeren, geſchätzten Bürger geleitet unſere dauernde Hoch— achtung an die ſtille Stätte ewiger Ruhe! Vereinsbildung. Den Bemühungen verdienter Förderer des Fiſchereiweſens im Rheingau ſcheint es zu gelingen, nun auch für den preußiſchen Regierungsbezirk Wies— baden einen eigenen provinzialen Fiſcherei-Verein ins Leben zu rufen. Ein mit hoch— anſehnlichen Namen unterzeichneter Aufruf ladet bereits auf 15. April 1885 Vormittags 10 Uhr nach Wiesbaden (Nonnenhof) zur konſtituirenden Verſammlung ein. Dazu Petri Heill Amerikaniſche Maräne. Von dieſer Fiſchart ſind jüngſthin abermals über 200,000 Stück Jungbrut, gezüchtet in der Fiſchzuchtanſtalt des Bayerischen Fiſcherei— Vereins nächſt Starnberg, ausgeſetzt worden, und zwar in den Kochelſee.“ Patentirte Rettungskleidung. Bereits früher einmal haben wir Veranlaſſung genommen, auf dieſe patentirte Rettungskleider, welche Herr Bernhardt Liedtke in Königsberg i. Pr. nach dem Syſteme des Herrn Prof. Dr. Benecke konſtruirt und in Handel bringt, auch für die Fiſcherwelt empfehlend aufmerkſam zu machen. Der unſerem heutigem Blatte beiliegende Proſpekt nebſt dem nachſtehenden Inſerate gibt uns wieder— u eine: die geneigte Beachtung unſerer verehrlichen Leſer auf dieſe Produkte zu lenken. N Aus Schleswig⸗Holſtein. Elmshorn im April. Auf unſerer Schiffswerft iſt augenblicklich wieder eine größere Anzahl Fiſcher-Kutter für engliſche Rechnung beſtellt. Viel Ueberwindung mag es dem nationalſtolzen Engländer gekoſtet haben, bevor er ſich entſchloß, ſeine Beſtellungen, die nun ſeit Jahren andauern, einer deutſchen Werft anzu— vertrauen. Doch iſt hiebei folgendes zu beachten, was die Schattenſeite bildet. Die Engländer beuten mit den praktiſchen Schiffen und Geräthen, die ihnen aus Holſtein geliefert werden, den Fiſchfang gerade in den Gewäſſern aus, welche den Deutſchen ebenfalls zur Verfügung ſtehen. Für die Tauſende, welche wir am Bau der Fahrzeuge verdienen, müſſen wir Millionen allein für Häringe an England und Holland bezahlen. Wenn die deutſche Hochſee-Fiſcherei ſich erſt einmal auf der Höhe der Zeit befinden wird, und mächtige Anſtrengungen dazu werden ja gemacht, ſo können auch dieſe Millionen von Deutſchen verdient werden. W. L. VI. Jiſcherei- und Fifhmarktberidte. g München 4. April. Der Abſatz auf den bieſigen drei Fiſchmärkten war in den letzten Tagen, insbeſondere am Charfreitag, ein ganz ungewöhnlich großer. Die Zufuhr von Fiſchen war eine ſehr grobe, insbeſondere waren Karpfen aus dem Donaugebiete, ebenſo aus Gewäſſern Oeſterreichs und Böhmens, aus dem Würm⸗, Staffel⸗, Ammer⸗ und Walchenſee ꝛc. hierher verbracht worden. Bei den Stadtfiſchern waren friſche Seefiſche, Weißfiſche, Rothaugen, Stockfiſche u. ſ. w. zu haben. Die ländliche Bevölkerung hatte es in erſter Linie übernommen, die Reſidenzſtadt mit Froſch— | e,, ER 1 RT. NEE ſchenkeln zu verſorgen; ſie wurden per Ruthe um 35 3 ausgeboten, fanden aber zu dieſem Preiſe wenig Abnehmer, ſo daß gegen Mittag ein Preisrückgang eintrat. (Am beſten wäre es, wenn ſolche ganz vom Markte verſchwänden. Red. der Fiſcherei-Zeitung.) Die Fiſchpreiſe ſtellten ſich per Pfund für Hechte 1M 30 3, Karpfen 90 bis 1, für die geringeren Sorten als Schellfiſche, Weiß— fiſche u. ſ. w. auf 60 , Forellen, Lachs und Rheinlachs waren um 2 4 80 , zu kaufen. In gleicher Weiſe wie auf dem Hauptmarkte war auch der Abſatz an den Fiſchſtänden am ſogenannten Bamberger Markt und an der Dachauerſtraße gegen das Vorjahr im Steigen begriffen. Nach Schätzung von Sach- und Ortskundigen darf der heurige Konſum mit circa 500 Zentner S 25,000 Kilo in einem Geldwerthe von rund 50,000 M angenommen werden. (Südd. Preſſe.) Hamburg und Altona, 6. April. Die Märkte waren bis jetzt ziemlich lebhaft. Am heutigen Tage lagen z. B. in Hamburg 3 große Ewer mit Seefiſchen, bei Altona lagen 5 große Ewer, mit Seefiſchen 3 kleine, 16 Jollen mit Elbbutt, Sturen und Stinte. Ferner waren per Eiſenbahn von Auswärts für beide Märkte angelangt: Schellfiſche, Schollen, Seezungen, Häringe und Dorſch. Preiſe en gros ſtellten ſich: Schellfiſche 2 50 5 bis 5M, Schollen 2 bis 18 4, Elbbutt 14 bis AM 50 J, Sture 50 3 bis 1. 20 ½ per Stinz, Seezungen 1% 40 , Steinbutt 1 M. 20 J, Kleiße 70 per ½ Kilo, Dorſch 4 bis 5 .M, Heringe 3 AM. per Korb, Stinte 40 bis 80 4 per kleinen Korb. Rendsburg, 7. April. In der Fiſchhandlung waren vorräthig Karpfen-Karauſchen 70 + per ½ Kilo, Schleihe 70 , Schollen 30 , Hechte, Alande 30 bis 40 , kleine Brachſen 30 J. — Auf dem Wochenmarkte wurden ausgeboten Dorſch aus Eckernförde 20 J per ½ Kilo, Häringe, Alande bis 30 5, Stinte 10 Stück 10 , Schellfiſch Hamburger Preis, Hechte 40 4 per ½ Kilo, Butte 20 „5 per Stück. — Von der Schlei und der Trave wird uns mitgetheilt, daß der Häringsfang befriedige. Während die Neuſtädter Fiſcher die Bucht bei Neuſtadt, die Hafkrüger diejenige von Hafkrug, die Travemünder die Travemünder Bucht benützen, ſegeln Alle mit ihren Waaden weit hinaus in die Oſtſee und fiſchen dort. Die Schleswiger befiſchen die Schlei. W. L. Inserate. Profeſſor Henecke's Patentirte Rettungskleitler liefere ich zu folgenden Preiſen: Weſte in grau Drill, einfach durchſteppft ... Mark 12. „ in blau Dowlas FFV 5 „ mit grauem Balinet- bezogenmn Al) „ zimt blauem Ehpebien bezogen „5 880. Jacket mit grauem Caſſinett bezogen „Od, mit blauem Cheviot bezogen .. „ 40. Bei Beſtellung iſt nur Bruſtweite anzugeben. Bernhard Liedtke, Königsberg ei. Pr. das Fiſchgut Seewieſe bei Gemünden a/ M. (Bayern) gibt ab: rut von Bach- und Seeforelle, Saibling, das Tauſend je nach Entwicklung und Art um 1030 /; einſömm. Spiegelfarpfen pr. 100 Stück zu 5— 7 M; Goldorfen „ pr. 100 Stück zu 15 . Schleien ꝛc. . i + + Schleihen - Seblinge 1500 — 2000 Stück zu verkaufen zu 5 Marl per Hundert von 30 Fiſcher Echetsberger in Gauting bei München. Tiſch⸗UNehze und Reuſen, 3. alle Gattungen nach den neueſten Verbeſſerungen, fix und fertig, nebſt Gebrauchsanweiſung — Erfolg garantirt — empfiehlt Heinrich Blum, Mehfabrikation in Konſtanz, Baden. Preiscourant Auflage 9 über ſämmtliche Netze gratis und franco. ä Für die Redaktion verantwortlich: Dr. Julius Staudinger in München. Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel zu beziehen durch Chriſtian Kaiſer in München. Die nüächſte Nummer erſcheint am 20. April 1885. SHiezu eine Beilage: „Vatentirte Rettungskleidung betr.“ U Bayeriſche Filcherei- Zeitung. Erſcheint monatlich zwei⸗ bis N 0 N} Inſerate die zweiſpaltige Petitzeile 0 is: jährli ark. . 5 „ abr en bene Allgemeines Organ ane e u e benen Buchhandlungen. 8 3 Münden Blumenſtr. 17/3. für die Geſammkinkereſſen der Fiſcherei, ſowie für die Heſtrebungen dev Fifdereivereine, In Nerbindung mit Tachmännern Deutſchlands, HGeſterreich-UAngarns und der Schweiz herausgegeben vom Bayeriſchen Tiſchereiverein. 669 * * Nr. „ München, 20. April 1885. X. Jahrg. Inhalt: I. Internationale Fiſchereiconferenz in Wien 1884. — II. Ueber Teichbau und Teich⸗ wirthſchaft. — III. Oberpfälziſche Provinzialvorſchriften zur bayeriſchen Landes-Fiſcherei- Ordnung vom 4. Oktober 1884. — IV. Angelſport auf den Schill. — V. Vereins- nachrichten. — VI. Perſonalien. — Inſerate. I. Internationale Jiſchereiconferenz in Wien 1884. (Fortſetzung.) Nach Abſchluß der in der I. Section vorgetragenen Berichte eröffnete ſich daſelbſt die Discuſſion über deren Inhalt und die geſtellten Anträge. Ueber den Verlauf dieſer Discuſſion veröffentlichen die „Mittheilungen des öſterreichiſchen Fiſcherei-Vereins, Jahrg. 1884, Nr. 15 S. 170 fg.“ eine eingehende Protocollardarſtellung auf Grund der Stenogramme. Aus den Berathungen der „Donauſection“ gingen folgende, nahezu vollſtändig den bayeriſchen Anträgen entſprechende Beſchlüſſe hervor: Beſchluß Nr. 1. „1. Im Intereſſe der Fiſchzucht und zur Wahrung der wohlerworbenen Rechte der Fiſcherei- Berechtigten iſt es in Bezug auf die Correctionen von Strömen, Flüſſen und Bächen unbedingt nöthig und daher zu fordern: a) daß ſolche fernerhin nur da zugelaſſen werden, wo ein wirkliches, ſattſam erwieſenes unabweisbares Bedürfniß vom Standpunkte des Gemeinwohles beſteht; b) daß vorher die betheiligten Fiſcherei-Berechtigten jeweilig rechtlich gehört, in ihren Rechten geſchützt und, ſoweit letztere geſchmälert werden ſollen, nach den Grund— ſätzen der Zwangsenteignung angemeſſen entſchädigt werden; 126 — e) daß die Correctionen und Flußbauten in einer Weiſe ausgeführt werden, welche dem Fiſchvolke die nöthigen Laich-, Aufzuchts- und Schutzplätze, wo irgend thunlich, noch gewährt. 2. Die aus bereits durchgeführten Correctionen und Flußbauten entſpringenden Schädig— ungen der Fiſcherei und insbeſondere des Nachwuchſes an Fiſchen müſſen durch entſprechende techniſche Modificationen an den Flußbauten (Parallelwerken, Buhnenbauten) behufs Wieder— gewährung entſprechender Laich-, Aufzuchts- und Schutzplätze für das Fiſchvolk thunlichſt und in möglichſter räumlicher Ausdehnung thatſächlich beſeitigt werden. Die Koſten dieſer Maßregeln dürfen nicht den Fiſcherei-Berechtigten überbürdet werden. 3. Vorſtehende wohlbegründete Anſprüche zu Gunſten der Fiſcherei ſind durch Geſetze und, ſoweit mehreren Staaten gemeinſame Ströme und Flüſſe oder deren wichtige Neben— gewäſſer in Frage kommen, durch Staatsverträge ſicherzuſtellen. 4. Die Fiſcherei-Vereine müſſen es ſich zur Aufgabe machen, unnöthigen und ungerecht— fertigten Correctionen, wenn auch nur kleinerer Art und von localer Bedeutung, kräftig entgegenzuwirken. Special-Aufeb: Die hohe k. k. öſterreichiſche Regierung wird gebeten, Verfügungen zu treffen, daß bei den bevorſtehenden Regulirungen der Donau und deren Nebenflüſſen in Niederöſterreich auf Erhaltung und Vermehrung des Fiſchbeſtandes gebührende Rückſicht genommen und die Alt— wäſſer mit dem Hauptſtrome ſtromabwärts in offener Verbindung gehalten werden, um das Aufſteigen der Fiſche zu ihren Laichplätzen zu ermöglichen. Beſchluß Nr. 2. Der Errichtung von Fiſchleitern (Fiſchſteigen, Fiſchpäſſen, Fiſchwegen) iſt auch im Donaugebiete die nöthige Bedachtnahme und Förderung zuzuwenden. Den Fiſchereiberechtigten iſt geſetzlich a) ein Anſpruch darauf, daß ſie bei allen neuen induſtriellen und ſonſtigen mit der Anlage von Wehren, Stauwerken, Waſſerſperren und dergleichen Vorrichtungen verbundenen Bauten an Gewäſſern, insbeſondere wenn ſolche Werke die ganze Breite des Gewäſſers in Anſpruch nehmen, vorher mit ihren Erinnerungen und Anträgen vernommen werden, einzuräumen; gegenüber derartigen Neuanlagen ein Zwangsanſpruch auf die Anbringung des etwa nothwendigen Fiſchſteiges, und zwar als Laſt des Unternehmers für Anlage und Unterhaltung zu gewähren und zu gewährleiſten; gegenüber älteren Werkanlagen das gleiche Recht für den Fall von Umbauten anzuerkennen, im Uebrigen aber wenigſtens das Recht zu geben, die nachträgliche Anbringung eines als nothwendig ſich erweiſenden Fiſchſteiges zu verlangen, ſoweit ſolches die örtlichen Verhältniſſe noch geſtatten und in Fällen ſolcher Art der Fiſcherei-Berechtigte, oder der Staat, oder eine öffentliche oder private Corporation die Koſten trägt. Es muß verlangt werden, daß auch gegen Beſchädigungen des Fiſchvolkes durch Turbinen und in ähnlicher Weiſe dem letzteren gefährliche Triebwerke mittelſt Anlage entſprechend conſtruirter Schutzgitter in analoger Anwendung vorſtehender Grundſätze ebenmäßig Schutz gewährt werde; e) Den Beſchädigungen der Fiſcherei, insbeſondere des Laichs und der Jungbrut der Salmoniden durch die Holztrift, iſt möglichſt entgegenzuwirken. Beſchluß Nr. 3. 1. Gegen die gemeinſchädlichen und auch die Fiſcherei ſchwer ſchädigenden Verun— reinigungen aller Art der Flußläufe, namentlich aus Fabriken und induſtriellen Anlagen, iſt ergiebiger Schutz und durchgreifende Abhilfe auch vom Standpunkte der Fiſcherei-Intereſſen aus zu fordern. Insbeſondere ſollen gewährt werden: a) die Zulaſſung und Einvernahme des Fiſcherei-Berechtigten mit ſeinen Erinnerungen, Anträgen und Einſprüchen bei jeder Neueinrichtung von induſtriellen oder ſonſtigen die Waſſerreinheit bedrohenden Etabliſſements an oder in der Nähe von Gewäſſern; b — — 0 d — 4 a Be * p) umfaſſende Garantien gegen ſchädliche Waſſer-Verunreinigungen bei allen neuen Conceſſionirungen und Baubewilligungen für Etabliſſements fraglicher Art; c) energiſche Strafbeſtimmungen gegen ſchädliche Einlaſſungen von flüſſigen oder feſten Stoffen in die Waſſerläufe; d) Feſtſtellung einer umfaſſenden Civil-Entſchädigungspflicht gegenüber dem durch Effluvien und ſonſtige Einlaſſungen beſchädigten Fiſcherei-Berechtigten; e) die Zuläſſigkeit einer nachdrücklich eingreifenden Adminiſtrativ-Thätigkeit durch Sperrung des induſtriellen Unternehmens bei Eintritt von Zuwiderhandlungen gegen geſetzliche Vorſchriften oder adminiſtrative Conceſſions-Bedingungen vor— gedachter Art. 2. Die Garantien dieſer Art müſſen durch Geſetzesvorſchrift auf möglichſt breiter Grundlage geſchaffen und, ſoweit internationale Beziehungen in Frage kommen, durch Staatsverträge gewählleiſtet werden. 3. Behufs Ergründung der Art und des Umfanges der durch ſchädliche Einlaſſungen in die Gewäſſer bedingten Beſchädigung und Bedrohung der Fiſcherei-Intereſſen empfehlen ſich genaue ſtatiſtiſch-experimentale Unterſuchungen und die Veröffentlichung ihrer Ergebniſſe. 4. Die Mitwirkung der Fabrikinſpectoren oder ſonſt geeigneter beſonderer Organe zum Schutze der Fiſcherei-Intereſſen auf dieſem Gebiete iſt anzuſtreben. Special-Zuſatz: Für die ungariſchen Grenzwäſſer iſt beſonders auch Hintanhaltung der Schädlichkeiten, welche aus dem Weichen des Leines und Hanfes im freien Waſſer für die Fiſcherei ent— ſpringen, und zwar namentlich durch Gründung und Erhaltung künſtlicher Weichvorrichtungen, anzuſtreben. Beſchluß Nr. 4 1. Zur Ausgleichung der Schäden, welche aus der Dampf- und Ketten-Schlepp— ſchifffahrt auf den Strömen für die Fiſchzucht erwachſen, empfiehlt es ſich, anzuſtreben, daß bei allen Betriebs-Conceſſionen für ſolche Unternehmungen ſtaatlicherſeits den Unternehmern die Auflage gemacht wird, alljährlich eine beſtimmte Summe für Zwecke der Fiſchzucht in dem befahrenen Strome, insbeſondere für Nachbeſatz mit Jungbrut paſſender Fiſcharten, zur Verfügung zu ſtellen. 2. Die Conferenz erachtet gleich der Dresdener Fiſchzüchter-Conferenz von 1883 den Erlaß einer Vorſchrift analog dem Art. 33 des in Frankreich und Elſaß-Lothringen geltenden Geſetzes vom 15. und 24. April 1829 auch für die Donau und deren ſchiffbare Nebenflüſſe als wünſchenswerth. Eine Vorſchrift in dieſem Sinne dürfte ſich aber nicht blos auf das Verbot des Mitführens von Netzen ſeitens zur Fiſcherei im Strome nicht berechtigter Schiffer beſchränken, ſondern müßte ſich auf ein Verbot des Mitführens aller Arten von Fiſchfanggeräthen erſtrecken. Unerläßlich wäre hiebei namentlich auch eine Beſtimmung: a) über die Befugniß der polizeilichen Organe zur Controle der Beobachtung des Verbotes durch Reviſion ſtillliegender Schiffe, ſowie b) eine Vorſchrift über die Zuläſſigkeit einer ſofortigen vorbereitenden polizeilichen Beſchlagnahme der verbotswidrig mitgeführten Fanggeräthe; e) Für eine Ungebühr der Schiffsleute auf dieſem Gebiete iſt der Schiffseigenthümer erſatzpflichtig zu machen. Zu erlaſſeu wären dieſe Vorſchriften im Wege des Geſetzes und für die internationalen Beziehungen zu gewährleiſten mittelſt Staatsvertrages. Beſchluß Nr. 5 1. Es iſt ein entſchiedenes Bedürfniß, daß in denjenigen Ländern und Provinzen des Donaugebietes, in welchen fiſcherei-polizeiliche Schonvorſchriften noch nicht beſtehen, ſolche, den dortigen ichthyographiſchen Verhältniſſen nach Art und Umfang entſprechend, in Bälde Boten werden. 128 2. Wünſchenswerth iſt es, daß die Schonvorſchriften für benachbarte Flußgebiete, Provinzen und Länder ſich in ihrem Inhalte möglichſt nähern und jedenfalls auf gleich— artigen Grundprincipien beruhen. 3. Für eine ſolche internationale Annäherung bietet das Princip der Individual— Schonzeit mit correlaten ſogenannten Marktverboten die einzig brauchbare Grundlage. Es muß gewünſcht und angeſtrebt werden, daß in denjenigen Staaten, welche durch gemeinſame Flußgebiete auch in einer gewiſſen Gemeinſchaftlichkeit der Intereſſen ſtehen und durch die Beſchaffenheit ihrer Schonvorſchriften ſich gegenſeitig ebenſo viel nützen als ſchädigen können, jenes Princip, in Sonderheit und zum Mindeſten für Wanderfiſche und für die im Herbſte und Frühjahre laichenden Salmoniden, zur Annahme und Durchführung gelange. 4. Dringend wünſchenswerth iſt zwiſchen Nachbarſtaaten die Durchführung einer internationalen Univerſalität der Marktverbote im Sinne der Geltung des Verbotes, ohne Rückſicht auf angebliche oder wirkliche ausländiſche Provenienz der Fiſche, behufs gegen— ſeitiger Verhinderung des Exporthandels mit ſchongebotswidrig gefangenen Fiſchen. 5. Die während der Schonzeit zur künſtlichen Fiſchzucht mit Erlaubniß gefangenen und verwendeten Huchen ſollen bei dem Verkaufe behufs der Controle mit einer internationalen Plombe verſehen werden. 6. Auch ſoll der Fang ſolcher Fiſche zur Laichzeit mit Netzen nie erlaubt werden. 7. Schädlichen Fangarten iſt überhaupt mit aller Energie ſowohl im Allgemeinen, wie namentlich auf Grenzflüſſen, mit gleichem Nachdrucke gegen beiderſeitige Unterthanen entgegenzuwirken. Es gilt dies insbeſondere von der Anwendung des Dynamits und anderer Exploſivſtoffe, des Stechens der Fiſche, ſowie der Anwendung von Schlageiſen, Archen— ſchlägen und Fachreuſen, dann des Gebrauches von Kokelskörnern. In letzterer Hinſicht iſt ſchon der Einfuhr, namentlich an den Oſtgrenzen Oeſterreich-Ungarns, durch Einfuhrverbote und ſtrenge Handhabung derſelben zu begegnen. 8. Zur Durchführung der Verbote ſchädlicher Fanggeräthe erſcheint es nothwendig, daß allgemein auch ſchon das Anfertigen, Feilhalten und Verkaufen der fiſcherei-polizeilich verbotenen Geräthe mit Strafe bedroht und belegt werde. 5 9. Es empfiehlt ſich für die Beſtimmung der Minimalmaße eine gleiche Meſſungsart, und zwar in der ganzen Länge des Fiſches von der Kopfſpitze bis zum Schwanzende Schwanzſpitzen). 5 5 Special-Zuſatz. Die hohe k. k. öſterreichiſch-ungariſche Regierung möge zum Schutze des für das geſammte Donaugebiet ſo eminent wichtigen Huchens und der aus dem Schwarzen Meere aufſteigenden Störarten dahin wirken, daß im Wege der Vereinbarung mit den betreffenden Uferſtaaten Schonzeiten und Minimalmaße der genannten Fiſcharten feſtgeſetzt werden. Beſchluß Nr. 6. Zur Vermeidung rechtlicher Irrungen und des hieraus häufig entſtehenden Raubfiſcherei— unweſens auf den Grenzflüſſen iſt es unbedingt erforderlich: a) daß die Berechtigungsverhältniſſe genau geordnet und feſtgeſtellt werden, ſowie b) daß im Wege von Jurisdictions- Verträgen die entſprechende Beſtrafung von Fiſchereifreveln und von Zuwiderhandlungen gegen die fiſcherei- polizeilichen Vor— ſchriften, welche von Unterthanen des fremden Staates begangen wurden, gewähr— leiſtet und namentlich der fremde Fiſcher, welcher ſich gegen inländiſche Straf— vorſchriften verfehlt hat, nicht im Auslande ſtraflos belaſſen oder nur minder beahndet wird, als diesſeits der Inländer. Beſchluß Nr. 7. 1. Fiſcherei- Berechtigungen des Staates, der Gemeinden oder ſonſtiger öffentlicher Körperſchaften ſollten nur nach Einholung ſachverſtändiger Gutachten über die Opportunitäts— frage zur Veräußerung oder Verpachtung gebracht und ſollte hiebei überhaupt ſtets dem volkswirthſchaftlichen Geſichtspunkte der Vorrang vor dem fiscaliſchen eingeräumt werden. 129 — 2. Dringend zu empfehlen iſt es, in Pachtverträgen den Pächtern, wo immer thunlich, den alljährlichen Nachbeſatz mit beſtimmten Quantitäten beſtimmter Fiſchbrut oder Jungfiſche als Reſolutivbedingung aufzuerlegen. Beſchluß Nr. 8. 1. Der natürlichen Entwicklung der Fiſchwelt iſt durch künſtliche Fiſchzucht, ſoweit nöthig und möglich, umfaſſend nachzuhelfen. 2. Innerhalb größerer Flußgebiete iſt auf ein den Naturverhältniſſen angepaßtes, ſyſtematiſches Vorgehen ſorgfältig Bedacht zu nehmen. 3. Zu dieſem Zwecke ſind die hydro- und ichthyographiſchen Verhältniſſe wiſſenſchaftlich und praktiſch zu durchforſchen und die Forſchungsergebniſſe weiteren Kreiſen zu nützlicher Verwerthung zugänglich zu machen. 4. In Anſehung der Nachhilfe durch Fiſchzuchtanſtalten iſt ein Hauptgewicht zu legen auf möglichſte Verbreitung zahlreicher kleinerer Anſtalten oder Einrichtungen, welche beſtimmt ſind, angemeſſenes Material zur Beſetzung beſtimmter, nahegelegener Fiſchwaſſer zu liefern. 5. Für jedes Land ſollte eine genaue Statiſtik der Fiſchwäſſer und Fiſchzuchtanſtalten hergeſtellt und evident gehalten werden. 6. Von hervorragendem Nutzen und deshalb überall anzuſtreben iſt die obligatoriſche oder wenigſtens facultative Einführung des Unterrichtes in der natürlichen und künſtlichen Fiſchzucht, verbunden mit angemeſſenem Anſchauungsunterricht und praktiſchen Demonſtrationen an den Forſtſchulen, Landwirthſchaftsſchulen, Ackerbauſchulen, Lehrerbildungs- und ſonſtigen einſchlägigen Lehranſtalten. Beſchluß Nr. 9. Für das Donaugebiet: 1. empfiehlt es ſich, beſonderen Bedacht auf künſtlichen Nachbeſatz der hiefür geeigneten Gewäſſer mit Huchenbrut zu nehmen. Behufs erleichterter Gewinnung und Vertheilung derſelben im Stromgebiete erſcheint ein Zuſammenwirken der bezüglichen Fiſcherei- Vereine wünſchenswerth und förderlich. Neben der Pflege des Huchens als Hauptfiſches ſoll auch denjenigen geringwerthigeren Fiſcharten, welche als ſogenannte Futterfiſche dem Huchen haupt— ſächlich zur Nahrung dienen, der nöthige Schutz durch Anberaumung einer Schonzeit für dieſelben angedeihen. 0 2. Von hohem Werthe iſt ferner angemeſſene Förderung, Fortpflanzung, Entwicklung und Mehrung des Schill (Zander). 3. Die Fortſetzung von Einbürgerungsverſuchen mit dem Californiſchen Lachſe (Salmo Quinnat), wenn ſich dazu weitere Gelegenheit bieten ſollte, iſt noch nicht abzulehnen. Der Bachſaibling (Salmo fontinalis) iſt ſehr beachtenswerth für Einbürgerungs— verſuche in alpine, ſubalpine und montane Gemäſſer. 5. Zur Einbürgerung des Aals im Donaugebiete ſind bei deſſen hoher Wichtigkeit und, da ein Erfolg nicht ausgeſchloſſen erſcheint, weiter fortgeſetzte Verſuche in dem bisherigen größeren Maßſtabe angezeigt. Zweckmäßig iſt dabei, dieſe Verſuche nebeneinander ſowohl im oberen als auch im unteren Donaugebiete zu bethätigen. In Anſehung des oberen Donau— gebietes innerhalb des Deutſchen Reiches find der Deutſche und Bayeriſche Fiſcherei— Verein um fernere Förderung der Angelegenheit zu erſuchen. 6. Behufs Ermöglichung des Im portes von Aalmontsée nach Oeſterreich ſind die betheiligten k. k. Staatsſtellen um die nöthige Erleichterung und Beſchleunigung in der Zollabfertigung an der Grenze, desgleichen um eine die ſchnelle und gute Ankunft der Sendungen garantirende Poſt- und Bahnſpedition zu erſuchen. Beſchluß Nr. 10. Es wird an die hohen Staatsregierungen das Erſuchen geſtellt, für die Bewirth— ſchaftung und Beaufſichtigung der ärarialiſchen Fiſchwäſſer, insbeſondere im Grenzgebiete, das Staatsforſtperſonal, und in Anſehung der Aufſicht auch die Zollaufſichtsorgane ent— ſprechend heranzuziehen. f 4 j 1 130 Beſchluß Nr. 11. Es liegt im Intereſſe der Fiſcherei- Pflege, daß in den durch gemeinſame Fiſcherei— Intereſſen verbundenen Staaten des Donaugebietes die fiſchereirechtlichen Verhältniſſe bald— möglichſt durch Fiſcherei-Geſetze entſprechende und definitive Regelung finden. Beſchluß Nr. 12. Die Vertilgung des Waldbeſtandes iſt als eine der Han euren der Verminderung der Fiſche anzuerkennen und iſt auf jede Weiſe dahin zu wirken, daß jeder weiteren Ver— nichtung der Wälder Schranken geſetzt, die Wälder dort, wo dies nothwendig iſt, wieder renovirt und überhaupt der Vegetation im Bereiche des Waſſers allſeitiger und kräftiger Schutz zu Theil werde.“ — — Der Donaucommiſſion wäre dann noch obgelegen, über die Fiſchereiverhältniſſe im Flußgebiete des Dnieſtr, Styr und Pruth eigens zu berathen. Die Zeit geſtattete dies nicht mehr; die Herren Referenten für dieſe Flußgebiete, Herren Profeſſoren Dr. v. Grimm und Dr. Nowicki ſchloſſen ſich übrigens vorſtehenden Beſchlüſſen vollſtändig an. Letztere fanden auch in der darauffolgenden Plenarberathung der Conferenz einſtimmige Annahme. (Fortſetzung folgt.) II. Ueber Teichbau und Teichwirthſchaft. Von Herrn Profeſſor Dr. B. Benecke in Königsberg. IV. Die Zucht anderer karpfenartiger Fiſche. (Schluß.) In den für die Karpfenzucht geeigneten Teichen können auch andere karpfenartige Fiſche gezogen werden. Freilich wird man für ſolche, da ſie gewöhnlich einen geringeren Werth haben als die Karpfen, meiſtens nur Teiche von geringerer Güte verwenden. Die Schleihe, Tinca vulgeris Cuv., wird an manchen Orten dem Karpfen gleich geachtet. Sie iſt äußerſt fruchtbar, liebt ſchlammige, ruhige Gewäſſer und nährt ſich vor— zugsweiſe von Stoffen, die ſie, im Grunde wühlend, emſig aufſucht, macht alſo, wo ſie mit Karpfen zuſammen lebt, dieſem keine weſentliche Concurrenz, und kann daher in Streck— teichen zweiter Ordnung und Abwachsteichen in mäßiger Anzahl ohne Schaden neben den Karpfen gehalten werden. Man kann ſie in eigenen kleinen Streichteichen laichen laſſen und die Brut ſehr zweckmäßig zur Beſetzung flacher krautreicher und ſchlammiger Seen benutzen, in denen ſie ſchnell wächſt und nicht ſelten eine Länge von 50 em und ein Gewicht von 2—3 kg erreicht. Eine Aufzucht von Schleihen in eigenen Streckteichen dürfte kaum zu empfehlen ſein. Die Karauſche, Carassius vulgaris Nils., iſt, wenn ſie eine anſehnliche Größe erreicht, ein recht guter, von Vielen ſehr geſchätzter Fiſch. Sie iſt äußerſt genügſam, nimmt mit dem ſchmutzigſten Waſſer vorlieb und vermehrt ſich in den kleinſten Tümpeln aller Art außerordentlich und meiſtens ſo ſtark, daß die Fiſche aus be e kaum mehr als fingerlang werden. Zur Ausnutzung ſchammiger Waſſerlöcher, kleiner Hofteiche, Mergelgruben und ähnlicher Gewäſſer von geringer Ausdehnung und unbedeutendem Werth iſt ſie ſehr brauchbar. Durch fleißiges Abfiſchen erreicht man es, daß die zurückbleibenden Thiere eine bedeutende Größe erreichen; die anderweitig kaum verwendbaren kleinen Fiſchchen ſind zur Einſetzung in ſchlammige Seen, alte coupirte Flußarme, wo ſie ſchnell wachſen, ſehr gut zu gebrauchen. An manchen Orten iſt es üblich, in die von Karauſchen wimmeln— den Waſſerlöcher im Frühjahr eine Anzahl kleiner Hechte einzuſetzen. Dieſe wachſen, indem ſie ſich an den werthloſen Karauſchen mäſten, außerordentlich ſchnell und werden daher 131 beſonders zart und ſchmackhaft. Im Herbſt müſſen fie abgefiſcht werden, da fie im Winter unter dem Eiſe in den kleinen ſchlammigen Tümpeln meiſtentheils erſticken würden. Neben ihnen findet man die ſtark decimirten Karauſchen tüchtig herangewachſen. Wo die großen Karauſchen gern gekauft werden, kann man ſie in Abwachsteichen den Karpfen beiſetzen; die bei der Abfiſchung etwa vorgefundene Karpfenbrut darf aber dann noch mehr wie ſonſt nur zur Fütterung von Raubfiſchen oder zur Beſetzung von Seen und Flüſſen gebraucht werden, da ſie, abgeſehen von der geringen Größe, die ſie in Abwachsteichen neben den großen Fiſchen immer nur erreichen kann, zum großen Theil aus geringwerthigen Karauſchen— baſtarden beſteht. V. Die Zucht ſommerlaichender Raubfiſche. Sehr viel weniger verbreitet als die Zucht und Haltung des Karpfens und anderer karpfenartiger Friedfiſche iſt die Zucht von ſommerlaichenden Raubfiſchen, deren Bedürfniſſe weniger leicht zu befriedigen ſind. Natürlich könuen für eine ſolche nur die werthvolleren Arten, namentlich der Hecht und Zander in Betracht kommen. Der Hecht, Esox lucius L., iſt ein jo gefräßiger Raubfiſch, daß ſeine ſelbſtſtändige Zucht nur da von Vortheil ſein kann, wo werthloſe Futterfiſche in unbeſchränkter Menge zu haben ſind und ſein Fleiſch einen hohen Preis hat. Meiſtens wird man wohl thun, ſich darauf zu beſchränken, junge Hechte in Streck- und Abwachsteiche der Karpfen oder in Karauſchenteiche zu ſetzen, in denen ſie ſchnell wachſen, ſich häufig auch vermehren, und aus denen ſie leicht zu entfernen ſind, ehe ſie eine unerwünſchte Größe erreicht haben. Beſonders ſind auch froſchreiche Gewäſſer für die Hechthaltung ſehr angenehm, da Fröſche eine Lieblings— nahrung dieſes Fiſches bilden. Der Zander, Lucioperca sandra Cuv., wird vielfach als Beigabe in größeren und tieferen Abwachsteichen von Karpfen gehalten. Er liebt etwas tieferes, kühles, reines Waſſer mit hartem Sand- oder Kiesgrund und vermehrt ſich in ſolchen Teichen auch ſtark, wenn ihm günſtige Laichplätze geboten werden. Zu dieſem Zwecke empfiehlt es ſich, Baumſtubben mit ſtark verzweigten Wurzeln in der Nähe der Ufer zu verſenken oder kegelförmige Stein— und Kieshaufen von Um Höhe an verſchiedenen Stellen anzulegen. In flacheren und weichgründigen Teichen wachſen die Zander bei genügender Nahrung zwar gut heran, ver— mehren ſich aber nicht. Zur Beſetzung tieferer hartgründiger Seen iſt Zanderbrut vor— trefflich geeignet. III. Gberpfälziſche Provinzialvorſchriften zur bayeriſchen Tandes⸗ Jiſcherei- Ordnung vom 4. Oktober 1884. Auf Grund des Art. 126 Ziff. 1 des Polizei-Straf-Geſetz Buches für Bayern vom 26. Dezember 1871 und zum Vollzuge der Landes-Fiſcherei-Ordnung vom 4. Okt. 1884 erläßt die unterfertigte k. Stelle nachſtehende oberpolizeiliche Vorſchriften: I. Zu 8 1 Abſ. 1 Ziff. 10 und Abſ. 2 der Landes-Fiſcherei-Ordnung: Die Schonzeit für Forelle, Trutta Fario L., wird feſtgeſetzt vom 1. Oktober bis 15. Januac. II. Zu 8 1 Abſ. 4 der Landes-Fiſcherei-Ordnung: Vorbehaltlich der Beſtimmungen des § 4 Abſ. 2, 3 und 4 der Landes-Ziſcherei— Ordnung werden noch folgende Schonzeiten feſtgeſetzt: a) für Karpfen vom 1. Mai bis 30. Juni; b) für Hechte in der oberpfälziſchen Flußſtrecke der Altmühl vom 1. März bis 30. April. III. Zu $5 Abſ. 2 und 3 der Landes-Fiſcherei-Ordnung: Für die nachbenannten Fiſcharten werden folgende Mindeſtmaße (Brittelmaße), und zwar für die ganze Länge des Fiſches von der Kopfſpitze bis zum Schwanz— ende (Schwanzſpitzen) feſtgeſetzt, nämlich: 192 _ 20 cm für Forellen, 35 cm für Schied, 40 cm für Hechte, 25 cm für Nerfling, 30 cm für Karpfen, 25 cm für Frauennerfling, 24 cm für Rutten, 25 cm für Naſen. 25 em für Aitel, Unbrittelmäßige Fiſche der vorbezeichneten Arten unterliegen für den ganzen Regierungsbezirk den Marktverboten im Sinne des 8 2 Abſ. 3 und 4 der Landes- Fiſcherei-Ordnung. In Forellenwäſſern dürfen Hechte und Aiteln auch unter dem Brittelmaße gefangen werden; dieſelben unterliegen aber ſodann gleichfalls den vorerwähnten Marktverboten. IV. Zu 8 14 Abſ. 1 der Landes-Fiſcherei-Ordnung: Das Abdämmen, Abzapfen, Ablaſſen (Abſchlagen) nicht geſchloſſener Fiſchwaſſer zum Zwecke des Fiſchfanges iſt verboten. Ausnahmen können von Diſtriktspolizeibehörden auf Anſuchen während der Monate Auguſt und September für den einzelnen Fall genehmigt werden, wenn ſolche durch beſondere Verhältniſſe gerechtfertigt erſcheinen. Doch darf auch in dieſen Ausnahmefällen das Waſſer regelmäßig nur bis zur Hälfte und jedenfalls nur ſo weit abgelaſſen werden, daß den kleineren Fiſchen noch freie Bewegung möglich iſt. Die Beſtimmungen über Schonzeit und Brittelmaß werden hiedurch nicht berührt und müſſen auch in den vorbezeichneten Fällen eingehalten werden. V. Zu 8 14 Abſ. 2 der Landes-Fiſcherei-Ordnung: In der Umgebung von Fiſchſteigen — Fiſchleitern, Fiſchpäſſen, Wehrröhren — darf, und zwar 50 m oberhalb und 50 m unterhalb der Vorrichtung in der geſammten Breite des Flußbettes in der Zeit vom 15. Februar bis 15. Mai die Fiſcherei nicht ausgeübt werden. VI. Zu 8 15 der Landes-Fiſcherei-Ordnung: In Forellenwäſſern iſt während der Schonzeit der Forellen das Fiſchen mit Reuſen verboten. Die Beſtimmungen des § 4 Abſ. 2 und 4, ſowie des $ 6 Abſ. 4 der Landes— Fiſcherei-Ordnung über Geſtattung von Ausnahmen durch die Diſtriktspolizei⸗ behörden zu wiſſenſchaftlichen und Zucht-Zwecken bleiben hievon unberührt. An Schiffen, Flößen, Baggerfahrzeugen und überhaupt an Waſſerfahrzeugen jeder Art dürfen keinerlei Fangvorrichtungen mit Schleppnetzen oder Legangeln angebracht werden. Der Fiſchfang durch Verſtellen der Einmündungen der kleinen Waſſerläufe, welchen die Fiſche gelaicht haben, der Buhnenſchlitze, der Verbindungsvorrichtungen zwiſchen den Flußbetten und Altwäſſern, — Röhren, Päſſe ꝛc. ꝛc. — mit Netzen aller Art, mit Reuſen, ſowie das Fiſchen mit Legangeln an ſolchen Stellen iſt verboten. VII. Zu 8 17 der Landes-Fiſcherei-Ordnung: Das Einlaſſen von Enten in fremde Fiſchwaſſer iſt während der Schonzeit der hauptſächlich darin vorkommenden verſchiedenen Fiſcharten verboten. VIII. Gegenwärtige Vorſchriften treten mit dem 1. Mai l. Is. in Wirkſamkeit. Regensburg, den 9. April 1885. Königl. Regierung der Oberpfalz und von Regensburg, Kammer des Innern. von Pracher, Präſident. Arnold. 133 IV. Angelſport auf den Schill. Von Herrn J. Weiß, Premier-Lieutenant a. D. in Regensburg. (Schluß.) (Abdruck unterſagt.) Ein routinirter Schill-Angler wird immer der Schluck- oder der Trollan gel“) (Angel ohne Floß, jedoch mit entſprechendem Bleigeſenke 25 — 30 em ober dem Hacke n) unbedingt vor der Floßangel den Vorzug geben. Das Angelzeug, reſp. Schnur und Vorfach, ſoll auch hier möglichſt fein genommen werden, und genügt die vorbeſchriebene Schnur nebſt Vorfach nach Entfernung des Korkes vollkommen, wenn man nur das Geſenke um ſo viel ſchwerer macht, daß die Angel raſcher untergeht und nicht in Walmen (Wirbeln) emporgehoben wird. In ſolchem Waſſer packt der Schill ohnedieß ungleich ſchärfer an, wodurch er den Köder regel— mäßig weit genug in den Rachen bringt und augenblicklich damit fortgeht. Bei derartigem Falle, wo man ſich auf das Gefühl der Hand verlaſſen kann, darf ſofort angehauen werden. Hat man einen Schill gut angehauen und vermag ihn ſeiner Schwere oder anderer örtlicher Hinderniſſe wegen nicht ſofort zu landen, ſo braucht man ſich gerade nicht zu übereilen. Nach einigen Gängen ermattet und legt ſich der Fiſch bald auf die Seite, und kann man ihn dann leicht in's Landungsnetz oder an eine geeignete Uferſtelle leiten. Hat man keinen Keſcher, jo iſt beim Herausziehen an der Schnur ein gleichmäßiges Ruck-Tempo zu beachten, und einmal am Sande oder auf Steinen, kann man ihn leicht faſſen und aufheben; denn er bleibt 4—5 Secunden wie todt liegen. Der beſte Griff iſt auch hier in die Augenhöhlen, da man ſich an den Rückenſtacheln und Kiemen leicht ritzen kann. Ein getödteter Zander verdirbt ſehr leicht in der Sonnenwärme, und ſelbſt lebend hält er ſich nur kurze Zeit in den Fiſchwännchen, weßwegeu er ebenſo wie der Huchen an einer Schnur über der Zunge und durch die Kiemen an tiefen Stellen bis zur Heimkehr eingehängt werden mag. Das Fleiſch des Schills gibt an Wohlgeſchmack kaum dem des Salmengeſchlechts nach und iſt am beſten im Herbſt und Winter. Es iſt ſchneeweiß und ganz frei von Thran— und Modergeſchmack, nur die ganz alten Schille ſind etwas hart und leimerig. Am beſten ſchmeckt es in Salzwaſſer geſotten, mit Butterſauce, kalt oder warm in Eſſig und Oel oder auch mit einer Senf- oder Sardellenbrühe, ſowie gebraten oder gedämpft. Hier in Regens— burg kauft man Schille um 1 l bis 1 M 20 / per ½ Kilo. Zum Verſenden durch— ſticht man ihnen den Schwanz, läßt ſie ausbluten und übergibt ſie der Poſt in Schnee oder Eis verpackt. Aus dem friſchen und kuriſchen Haff der Oſtſee, welche ſüßes Waſſer haben, kamen früher oft ſo viele auf die Märkte von Danzig und Königsberg, daß ſie für ein Spottgeld weggingen. Als ich vor Jahren zum Erſtenmale an der Donau den Fang des Schills mit der Angel probirte, kannte ich die Wirkſamkeit des Streifenköders gar noch nicht und ſteckte meiſt kleine todte Lauben durch Lippen und Naſenlöcher an den Haken. Ich ſah aber bald, daß ich zu keinem Reſultate gelangte, da ich mit Ausnahme eines 11/a pfündigen Schills, den ich aber nur dem Zufalle anrechnete, lauter Hechte fing. Da kam mir zu meinem Glücke ein Sports-College aus einem nahen Dorfe zu Hilfe. Er war zwar eine jener Baſſermann'ſchen Geſtalten in defekter Blouſe und ditto Schlapphut, zerriſſenen Hoſen und Stiefeln, — wie ich ſtark vermuthe, lief er manchmal auch barfuß, — denen man ſonſt nicht ſonderlich ſympathiſch begegnet. Der Mann war ein Raubfiſcher der ſchlimmſten Sorte; nichts deſto weniger erſchien er mir damals wahrhaft als Deus ex machina, deſſen ſtaunenswerthe Erfolge im Fange aller Raubfiſche und beſonders des Schills, noch dazu mit der einfachſten Angelvorrichtung, mich förmlich verblüfften. Nachdem ich mich ſeines Ver— trauens durch einige Tabakkreuzer, Cigarren, Angelhaken ꝛc. ꝛc. würdig gemacht, theilte er mir geneigteſt, wenn auch nur ſpröde und bruchſtückweiſe, ſeine Erfahrungen mit, Erfahr— ungen, deren mit praktiſchen Demonſtrationen verbundenem Vortrage ich mit ſtummem Ent— zücken lauſchte. Leider konnte ich einen längeren Curſus dieſes Meiſters wegen meines ) Ein eigentlicher Spinn apparat mit mehreren Hacken oder einem Hackenſyſteme dürfte auf den ſehr ſcheuen Schill keine beſonderen Reſulate ergeben. Wenigſtens fielen alle mir desfalls bekannt gewordenen Verſuche ungünſtig aus. 134 — Domizilwechſels nicht mehr genießen. Doch verdanke ich dem ſchlichten, unter einer rauhen Schale ein gutes Gemüth bergenden Wildfiſcher, daß ich mit der Zeit ein ziemlich routi— nirter Angler auf Raubfiſche wurde. Ueberhaupt lernte ich erſt von jenem Zeitpunkte an den Fiſchfang mit der Angel von der praktiſchen und nennenswerthe Reſultate bringenden Seite kennen. Denn obwohl ich bis dahin die reiche Ausbeute zu würdigen wußte, die ein gutbeſetztes, geſchontes Forellenwaſſer dem geübten Spinn- oder Fliegenfiſcher oder ein an Aiteln, Barben, Plötzen, Barſchen und Brachſen ꝛc. ꝛc. reicher Fluß dem auf dieſe Arten eingeſchulten Angler gewähren, ſo hatte ich doch bis zu jener Begegnung mit dem Manne aus dem Volke nur eine ſchwache Ahnung, welche Erfolge man bei richtiger Verwerthung aller Erfahrungen auch mit ziemlich primitiven Angelgeräthen auf alle Raubfiſche zu erzielen vermag. Ich rathe daher jedem Sportsfreunde, ſolche gelegentliche Erfahrungen nicht von der Hand zu weiſen. Ehe ich heute vom geneigten Leſer Abſchied nehme, möchte ich der Vermehrung des Schills noch einige Worte widmen. Obwohl es nämlich für die Folge keiner beſonderen Schwierigkeit unterliegen dürfte, den Schill auch künſtlich zu züchten“) und in andere Fluß— gebiete, — vorausgeſetzt, daß dort hinreichende Fiſchnahrung vorhanden, — einzubürgern, was ſchon von Siebold anregte und bereits 1878 in England durch den Herzog von Bedford geſchah, ſo möchte ich doch rathen, ſehr vorſichtig mit dieſen Einbürgerungen zu Werke zu gehen und recht dringend warnen, den Schill dort einzuſetzen, wo andere Edelfiſche, wie Lachs und Forelle, heimiſch ſind. Ich bin z. B. feſt überzeugt, daß der Schill bei ſeiner ſtärkeren Ausbreitung im Rheingebiete — deren Gelingen vorausgeſetzt — ſicherlich den Lachs dort mit der Zeit ſehr dezimiren und ſo das wieder verderben wird, was man durch die den Holländern mit ſchwerer Mühe vielleicht abzuringenden Zugeſtändniſſe gewonnen zu haben glaubt. Es kann einfach der Lachs nicht aufkommen, wo einmal der räuberiſche Schill ſich einniſtet. Dieſen Fiſch in den ohnehin an Futterfiſchen ſo armen Rhein ein— führen, in welchem ja ohnehin ſchon der Hecht mit jenen genugſam aufräumt, iſt gleich— bedeutend mit der Einſetzung von Schill und Hecht in Forellenteiche. Gedeihen würden dieſe beiden Fiſcharten allerdings vortrefflich, natürlich aber auf Koſten der Forellen, wie es im Rhein auf Rechnung der Lachſe mit apodiktiſcher Gewißheit geſchehen wird. So wenig ein Jäger in ſeine gut beſetzte Haſen- oder Rehjagd Füchſe einſetzen wird; ebenſo wenig ſollte der Schill dem Rheine aufgedrängt werden, da er hier gerade ſo ſchadet, wie der Fuchs im Jagdrevier. Nehmen wir z. B. an, ein Schill von 2 Kilogramm habe in ſeinem Leben nur zehn junge Salmen (Sälmlinge) gefreſſen und von dieſen zehn wären vielleicht zwei als 20 pfündige Salmen wieder in den Rhein gekommen, wenn Erſteres nicht ſtattgefunden hätte, ſo koſtet dieſer einzige Schill dem Rheingebiete 80 Mark, hat aber nur einen Werth von 4—5 Mark. — Es wäre daher das Einſetzen ſolcher Räuber un— dingt zu unterlaſſen, lieber mit der Züchtung und Vermehrung des Rheinſalmes fortzufahren und zu ſorgen, Futterfiſche in den Rhein zu bringen. F. Weiß. Regensburg, im Januar 1885. V. Bereinsnadridten. Auszug aus dem Jahres: Bericht des Kreis-Fiſcherei-Vereins für Schwaben und Neuburg für 1884. Augsburg, den 24. März 1885. Der Verein zählte am Schluſſe des Jahres 1884 in 11 Bezirken und 8 Sectionen 520 Mitglieder. Aufgelöſt hat ſich im Anfang des Jahres 1885 leider die Section Lindau, doch ſind von dieſer Section noch eine Anzahl von Mitgliedern dem Verein treu geblieben. Vom Vereine wurden theils unentgeltlich theils zu ermäßigtem Preiſe an die Sectionen, befreundeten Fiſcherei-Vereine in Memmingen und Schwabmünchen und an Vereinsmitglieder zur beſſeren Beſetzung der Forellenwaſſer 54,500 angebrütete Forelleneier und 12,600 Stück Forellen⸗ brut aus der Fiſchzuchtanſtalt des Herrn Schöppler in Augsburg abgegeben. *) Künſtliche Züchtung? ſchwerlich, eher Förderung der natürlichen Fortpflanzung. D. R. 185 Auf Rechnung des Deutſchen Fiſcherei-Vereins hat der Bayeriſche Landes = Fischerei = Verein von Herrn Fiſchermeiſter Schöppler 11,000 Stück Hucheneier und 8000 Stück Huchenbrut bezogen. Die Eier wurden vertheilt an die Fiſchzuchtanſtalt in Starnberg für den oberen Lech, an Herrn Dinſer in Sonthofen, dann an die Section Kaufbeuren. Die Brut wurde im Lech, in der Wertach und in der Iller, mit Beihilfe der Seetionen Neuburg, Immenſtadt-Sonthofen und Kaufbeuren ausgeſetzt. Der Herſtellung von Oeffnungen in den Flußkorrektionsbauten wurde Seitens des Aus— ſchuſſes die gebührende Aufmerkſamkeit zugewendet. Den Wünſchen der Fiſcher wurde in dieſer Hinſicht von der kgl. Regierung dem Antrage der vom Vereine deßwegen zur Flußbereiſung ab— geordneten Sachverſtändigen entſprechend inſoferne Rechnung getragen, als geſtattet wurde, daß nicht nur bei neuen Korrektionen Oeffnungen frei gelaſſen, ſondern ſolche auch an ſchon vorhandenen Korrektionsbauten angebracht werden dürfen. Zunächſt betheiligt bezüglich der Anbringung von Oeffnungen an ſchon beſtehenden Korrektionsbauten ſind die Fiſcher an der Donau. Da die Koſten für Anbringung ſolcher Oeffnungen die intereſſirten Fiſcher zu tragen haben, wurde auf Antrag der Section Donauwörth die Bitte an die Kreisvertretung geſtellt, zur Entlaſtung der Fiſcher die bezüglichen Koſten zu übernehmen. Es erfolgte jedoch leider ablehnender Beſcheid. — Der Ausſchuß hat deßwegen, um den Fiſchern an der Donau die Anbringung von Oeffnungen zu ermöglichen hiefür einen Betrag von 200 Mark ausgeſetzt, deſſen Verwendung noch offen ſteht, da beſtimmte Anträge einzelner Fiſcher noch nicht eingebracht wurden. Aus der Vereinskaſſe wurden gezahlt an Prämien: für 94 erlegte Ottern 282 Mark, für 282 erlegte Reiher 282 Mark, für Anzeigen 80 Mark. — Die Zahl der erlegten Ottern hat im Jahre 1884 gegen das Vorjahr bedeutend abgenommen. Es muß daraus wohl der Schluß gezogen werden, daß dieſe Thiere an Zahl weniger wurden. Die Herabſetzung der Prämie wird als Grund der Verminderung der Otternerlegung nicht angeführt werden konnen, weil dieſe Herabſetzung ſchon Anfang des Jahres 1883 beſchloſſen wurde, ohne daß im Jahre 1883 eine Verminderung der Otternerlegung eingetreten wäre. — Von Einfluß iſt jedenfalls auch der Umſtand, daß in den Bezirk der ehemaligen Section Kempten Prämien nicht mehr gegeben werden. — Die Zahl der erlegten Fiſchreiher hat im Jahre 1884 trotz der geringeren Prämien ſogar zuge— nommen, ſie ſtieg von 220 auf 282, wohl ein Beweis dafür, daß die ausgeſetzten Prämien nicht zu niedrig gegriffen ſind. — Der Verein hat in den vier Jahren ſeines Beſtehens an Prämien ausgezahlt: für erlegte Ottern 2172 Mark, für erlegte Reiher 1445 Mark, für erſtattete Anzeigen 323 Mark und kann ſich mit Recht das Zeugniß geben, hiedurch erſprießlich gewirkt zu haben. Durch Erlaſſung einer Bayerischen Landes-Fiſcherei- Ordnung iſt den Intereſſen der Fiſcher und der Fiſcherei in weitgehender Hinſicht Rechnung getragen worden, wenn auch allerdings manche Wünſche noch unbefriedigt geblieben ſind. Jedenfalls darf mit Befriedigung konſtatirt werden, daß Dank der Thätigkeit der Fiſcherei-Vereine das Intereſſe an der Fiſcherei und das Verſtändniß für die Wichtigkeit derſelben geweckt worden iſt. — Den fortgeſetzten Bemühungen der Vereine wird es ſicher gelingen, noch weitere Erfolge zu erzielen. Darum ſoll auch die Vereinsthätigkeit nicht erlahmen und es kann hier nur der Wunſch beigefügt werden, daß der Verein unter Aufgebung aller Sonderintereſſen allſeitige Unterſtützung finden möge. Der Vereinsthätigkeit iſt durch die Landes⸗Fiſcherei-Ordnung ein fortgeſetztes Wirken eröffnet worden, da in einer Reihe von Punkten den Regierungen die Aufgabe zuſteht, mit Rückſicht auf örtliche Verhältniſſe beſondere Beſtimmungen nach Anhörung von Sachverſtändigen zu erlaſſen. Es ſind in dieſer Hinſicht Gutachten von allen Sectionen und Bezirken erholt worden und der Ausſchuß iſt eben daran, auf Grund dieſer Gut— achten die erforderlichen Anträge an die k. Regierung auszuarbeiten. Beſondere Aufmerkſamkeit hat der Ausſchuß in letzterer Zeit auf Antrag des Herrn Major Weiß der Hebung der Karpfenzucht im Kreiſe, ſei es durch Einſetzung von Karpfenſetzlingen oder von Laichkarpfen, zugewendet. — Auch in dieſer Hinſicht ſind allſeitige Gutachten erholt worden und es kann in Ausſicht geſtellt werden, daß dieſe Frage in Kurzem zur Befriedigung gelöſt werden wird. — Der Ausſchuß wird, da ſich erfreulicher Weiſe die Mittel des Vereins vermehrt haben, dieſer Frage auch finanziell die kräftigſte Unterſtützung angedeihen laſſen können. Auf Anregung des Bayeriſchen Fiſcherei-Vereins wurden ſtatiſtiſche Erhebungen gemacht über die im Kreiſe befindlichen Fiſchzuchtanſtalten. Angemeldet wurden 7 Anſtalten, nämlich: Section Dillingen für Bachforellen, Fiſchermeiſter Haag für Forellen, Fiſchermeiſter Schö ppler für Forellen, Huchen und Aeſchen, Poſthalter v. Dreer in Mindelheim für Forellen, Commerzien— rath Probſt in Immenſtadt für Forellen, Fiſcherei-Verein Memmingen für Forellen, Fiſcherei— Verein Schwabmünchen für Bachforellen. Von Wichtigkeit für den Verein wird die Frage ſein, in wie weit die Fiſcherei bei der im Jahre 1886 ſtattfindenden Kreis-Induſtrie-, Gewerbes, kunſthiſtoriſchen und landwirthſchaftlichen Ausſtellung vertreten ſein ſoll. Die Durchführung der Fiſcherei-Fachausſtellung würde in erſter Linie Sache des Fiſcherei-Vereins ſein müſſen. — Der Ausſchuß wird dieſer Frage eingehende Würdigung zu Theil werden laſſen. Die monatlichen Vereins-Verſammlungen waren gut beſucht. Mit Vorträgen betheiligten ſich die Herren Major Weiß, Redacteur Raab und Lehrer Wiedemann. Auf Antrag des Herrn Major Weiß wurde bei der kgl. Regierung in Antrag gebracht, daß zur Schonung der Fiſchwaſſer bei Verpachtung äraxialiſcher und gemeindlicher Fiſchwaſfer die Beſtimmung getroffen werden möge, daß Afterpacht und die Ausſtellung von Fiſchberechtigungs— karten gegen Entgelt bei Meidung der Vertragsauflöſung ausgeſchloſſen ſein ſollen. Br» 136 gg VI. Verſonalien. Der Bayeriſche Fiſcherei- Verein betrauert auf's tiefſte das Hinſcheiden feines vielverdienten, hochverehrten Mitgliedes und Ehrenpräſidenten Herrn Dr. Carl Theodor von Biebold, k. Geheimen Kakſis. Univerſikäksprofeſſors a. H., Mitglieds dev Academie dev Wilfenfchaften und vieler ſonſtigen Geſellſchafken, Kikters und Inhabers hoher Orden. Auch im Sonnenglanze wiſſenſchaftlichen Ruhmes hat es der Verblichene für nicht zu gering erachtet, den Beſtrebungen unſeres Vereins rege Förderung und Hülfe angedeihen zu laſſen. Als Einem derjenigen, welche die Fiſchereipflege wieder zu Ehre und neuem Leben gebracht haben, wird ihm unſer beſonderes, dankbares Gedächtniß auch über das Grab erhalten bleiben. R. IL. P. Inserate. Böhmiſche Karpfenſetzlinge offerire ich jedes Quantum, und ſehe geehrten Aufträgen entgegen 2a Sof. Steinman, Fiſchhandlung, Nied (oOberöſterreich). das Fiſchgut Seewieſe bi Gemünden a/ M. (Bayern) gibt ab: Brut von Bach- und Seeforelle, Saibling, das Tauſend je nach Entwicklung und Art um 10 30 J; einſömm. Spiegelkarpfen pr. 100 Stück zu 5— 7 ; Goldorfen pr. 100 Stück zu 15 M; Schleien X. %k Huchen⸗Eier, 1000 St. fl. 3, Aeſchen⸗Eier, 1000 St. fl. 2 in guter Eispackung, verſendet bis Ende April Köttl, Zipf (Oberöſterreich . Im Verlag v. J. Ebner in Ulm erſchien ſoeben: Schwäbiſches Fiſcherblatt Nr. I. Jeden Monat erscheint 1 Nummer. Preis pr. Jahr 2% Das Schw. Fiſcherblatt, vom Ober— ſchwäbiſchen Fiſcherei-Verein ausgehend, wird ſo wohl Fiſchern vom Fache als Dilettanten zur An— ſchaffung empfohlen. Beſtellungen nehmen alle Buchhandlungen u. Poſtanſtalten entgegen. Beſuche regelmäßig und bin eingeführt in den beſſeren Colonialwaaren⸗, Delicateß⸗ und Fiſch⸗ Handlungen ſowie Conditoreien in den größeren Plätzen von Süddeutſchland, Thüringen, L en Brandenburg und Schleswig-Holſtein. Suche noch lohnende Vertretungen. Ia. Referenzen. Ernst Damp» Berlin, Brunnenstr. * Für die 5 daktion en Dr. Julius Staudinger in München. Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel zu beziehen durch Chriſtian Kaiſer in München. Die nächſte Nummer eriheint am 1. Mai 1885. ee 1 5 Erſcheint monatlich zwei- bis dreimal. ar die zweiſpaltige Petitzeile Wee ar Allgemeines Organ a e Buchhandlungen. München Blumenſtr. 17/. für die Geſammlinkereſſen der Fiſcherei, ſowie für die Beſtrebungen der Fiſchereivereine. In Verbindung mit Tachmännern Deutſchlands, Heſterreich-Ungarns und der Schweiz herausgegeben vom Payeriſchen Tiſchereiverein. VW 275 Nr. 11. % 4,- Münden, 1. Mai 1885. X. Jahrg. In halt: I. Deutſcher Fiſchereitag in München. — II. Ueber die Güte N zu u Angelgeräthen ver⸗ wendeten Holzarten. — III. Vereinsnachrichten. — IV. Vermiſchte Mittheilungen. — Inſerate. I. Deutſcher Jiſchereitag in München. 1 Bekanntmachung. Zufolge Anregung der im November 1883 in Dresden ſtattgehabten II. Deutſchen Fiſchzüchter-Conferenz (Circular des Deutſchen Fiſcherei-Vereins 1883 Nr. V S. 200) ſollen im Sommer 1885 zu München eine III. Fiſchzüchter-Conferenz und in Ver— bindung damit einige größere Verſammlungen von Mitgliedern der Fiſcherei-Vereine und ſonſtigen Fiſcherei-Intereſſenten Deutſchlands ſtattfinden, um namentlich durch dieſe Verſammlungen der Fiſcherei-Sache einen in weiteren Kreiſen anregenden Fortgang zu geben und die Verbindungen zwiſchen den Fiſcherei-Vereinen Deutſchlands im Sinne einer fruchtbringenden Arbeitsthätigkeit zu kräftigen und fördern, auch etwaige neue Geſichtspunkte für die Pflege der Fiſcherei in Geſammt-Deutſchland zu gewinnen. Gedachter Anregung kam der Deutſche Fiſcherei-Verein mit aufrichtigem Vergnügen entgegen. Ebenſo bot dazu auch der Bayeriſche Fiſcherei-Verein als Vereins-Repräſentant des Verſammlungs-Ortes freudig ſeine Hand. Die gemeinſamen Vorberathungen ſetzen beide Vereine in die angenehme Lage, nunmehr die verehrlichen Fiſcherei-Vereine und ſonſtigen Fiſcherei⸗Intereſſenten Deutſchlands zu jenen größeren Verſammlungen ganz ergebenſt einzuladen, für welche ſchon jetzt in ſicherer Anhoffung ausgedehnter Theilnahme die ſtolze Bezeichnung Erſter Deutſcher Fiſchereitag in München gewählt wurde. 138 Derſelbe findet ftatt am 30. Juni und 1. Juli 1885, wobei die erſte Ver ſammlung auf Dienſtag, den 30. Juni 1885, die zweite Versammlung auf Mittwoch, den 1. Juli 1885, in Ausſicht genommen it Die Eintheilung der Tageszeit, 1 die Wahl der Lokale unterliegt noch näherer Beſtimmung. Die Tages-Ordnung wird ſich innerhalb des Rahmens der Eingangs gedachten Zweckbeſtimmung bewegen, kann im Einzelnen aber erſt ſpäter beſtimmt und bekannt gegeben werden. Jedem ſich betheiligenden Vereine wird anheimgeſtellt, desfallſige An— regungen und Wünſche zu äußern. Solche wollen übrigens bis ſpäteſtens Ende Mai l. Js. an den Deutſchen Fiſcherei-Verein (Berlin, Leipzigerplatz 9) gerichtet werden. Aus den ſämmtlichen angeregten Thematen wird dann, ſoweit nach Zeit und Stofffülle nöthig, die vom Deutſchen Fiſcherei-Verein ſchon vorher nach München berufene III. Deutſche Fiſchzüchter-Conferenz die Einzelauswahl treffen. 5 Die örtlichen Vorbereitungen, desgleichen die Fürſorge für Unterkunft und an⸗ genehmen Aufenthalt der verehrlichen Gäſte in München hat der Bayerische Fiſcherei— Verein übernommen. In dieſer Hinſicht wird ſchon jetzt Folgendes ergebenſt bemerkt: Am Montag, den 29. Juni 1885 Abends findet jedenfalls eine größere geſellige Vereinigung ſtatt, um dadurch vor Allem Gelegenheit zur Begrüßung der verehrlichen Gäſte, ſowie zur Vereinigung derſelben mit den Mitgliedern der bereits tagenden engeren Fiſchzüchter-Conferenz zu geben. Sehr erwünſcht, ja faſt nothwendig iſt es, daß die verehrlichen Vereine ze. an die Adreſſe des Bayeriſchen Fiſcherei-Vereins (München, Sonnenſtraße 7) baldmöglichſt gütige Notiz darüber gelangen laſſen, ob und in welcher muthmaßlichen Zahl von Vertretern ſich dieſelben am Münchener Fiſchereitag betheiligen werden. Auch rechtzeitige Wohnungs-Beſtellung iſt ſehr angezeigt. Zu dieſem Zwecke hat der Bayeriſche Fiſcherei-Verein ein eigenes Comité niedergeſetzt, welches bereit iſt, etwa gewünſchte Wohnungs- Vermittelung zu bethätigen. Bezügliche Wünſche wollen unter den nöthigen näheren Angaben (namentlich ob Privatwohnung oder Gaſthof? — ob I. Ranges? II. Ranges? x. — Ankunftszeit — Aufenthaltsdauer ꝛc.) brieflich gerichtet werden an das Comité-Mitglied, Herrn Ludwig Ritter v. Schallern, k. b. Major a. D., München, Thereſienſtraße 58 /I. Die weiter erforderlichen Mittheilungen über die Verſammlungs-Stunden und Verſammlungs-Lokale, dann über ſonſtige örtliche Angelegenheiten, namentlich auch über die außerhalb der Geſchäftsthätigkeit ſich bewegenden Vorgänge werden durch Vermittlung und von Seite des Bayerischen Fiſcherei-Vereins, und zwar jedenfalls durch die Bayeriſche Fiſcherei-Zeitung erfolgen, nach Bedarf auch direct an die in München angemeldeten Vereine ꝛc. gelangen. Die ergebenſt unterfertigten Vereine verbinden mit dem wiederholten Ausdrucke freundlichſter Einladung zugleich die Hoffnung, daß das hiemit angebahnte Unternehmen einer Vereinigung von Vertretern der Fiſcherei-Vereine Deutſchlands zu gemeinſamer Berathung allſeits geneigte Zuſtimmung finden und unſerer guten Sache weiter kräftig vorwärts helfen möge. Berlin und München, im April 1885. Der Deutſche und Bayeriſche Fifcherei- Verein. v. Behr. Erl. Dr. Staudinger. II. leber die Güte der zu Angelgeräthen verwendeten Holzarten. Von Herrn De. B. Mayr, Privatdozenten an der Univerſität München. (Vortrag, gehalten im Bayeriſchen Fiſcherei-Verein.) (Abdruck unterſagt.) Sicher iſt es kein Zufall, daß man, während man auf dem Gebiete der Fiſchzucht durch Anlage von künſtlichen Zuchtanſtalten die Einbürgerung edler, ausländiſcher Fiſcharten in unſeren einheimiſchen Gewäſſern anſtrebt, eben jetzt auch auf dem Gebiete der Forſtwirthſchaft mit der Auswahl, Anzucht und Einbürgerung fremdländiſcher Holzarten in unſeren deutſchen Waldungen vorgeht. 139 — Hunderttauſende von ausländiſchen, für unſer Klima paſſenden Holzarten werden alljährlich unſerer einheimiſchen Pflanzenjugend beigemengt. Bis jetzt werden die Sämereien dieſer Holzarten faſt ausſchließlich aus Amerika bezogen, die der Laubhölzer aus dem Oſten, die der Nadelhölzer aus dem Weſten, insbeſonders aus Oregon und dem gebirgigen Theile Californiens. Vereinzelt finden ſich die anbauwürdigen Holzarten in Deutſchland in bereits erwachſenen Exemplaren in Baumſchulen und Parkanlagen. Eine der ſchönſten Exotenplantagen beſitzt Herr John Booth bei Hamburg. Von dorther erhielt ich reichliche Holzſtücke zugeſandt, um ſie hinſichtlich ihrer Güte zu prüfen und mit den einheimiſchen Hölzern in Vergleich zu ſtellen. Herr Oberſtlandesgerichtsrath Dr. Staudinger hatte die Güte, mich auf die zu Angelgeräthen verwendeten Hölzer aufmerkſam zu machen und Herr Fabrikant H. Hildebrand von München ſtellte mir bereitwilligſt die nöthigen Verſuchsſtücke zur Verfügung. Die zur Verfertigung von Angelgerten tauglichen Holzarten ſind hinſichtlich ihres anatomiſchen Gefüges, welches in erſter Linie den Werth einer Holzart in Bezug auf Schwere, Elaſticität, Tragkraft, Dauer u. drgl. bedingt, ſo fundamental verſchieden, daß man dieſelben in zwei Gruppen theilen muß. Die einen gehören der großen Gewächsklaſſe der Monokotylen an, jener Pflanzen, welche mit nur einem Keimblatte über die Erde emporſproßen, wie Gräſer, Palmen, Lilien u. drgl. Die anderen Hölzer ſtammen von den Dikotylen ab, jenen Pflanzen, die mit zwei Keimblättern keimen, wie die weitaus größte Mehrzahl unſerer einheimiſchen Bäume, Sträucher und Kräuter. Ich will zuerſt von dem Holze der Monofotylen reden, jener Pflanzen, zu denen Schilfrohr, Bambus, Palme ꝛc. gehören. Denken wir uns den erſten Bildungszuſtand des Pflanzentheils, z. B. eine Knospe, von ihren Schuppen entblößt, jo ſtellt dieſelbe einen Kegel dar, welcher von durchaus gleich- förmigen Zellen, zartwandigen Kammern mit Kern und Plasmainhalt gebildet wird. An dieſem Kegel finden ſich wulſtartige Vorſprünge — die erſten Anlagen der Blätter. Un⸗ mittelbar unterhalb eines ſolchen Wulſtes beginnt nun bei der Entwicklung der Knospe die Differenzirung lang geſtreckter, ſtark verdickter und verholzender Zellen, welche in Geſammtheit einen Strang darſtellen, der mit ſeinem oberen Ende in das werdende Blatt ausbiegt, mit ſeinem unteren Ende etwas nach Innen, gegen das Centrum der Knospe tritt und nach unten und außen ſich wendend unmittelbar unter den äußeren Zellſchichten der Knospe ſich an benachbarte Stränge anlegt. Entſprechend der breiten Baſis aller Blätter von Gräſern, Palmen ꝛc. treten außerordentlich zahlreiche ſolche „Holzſtränge“ aus dem Stamme in's Blatt über, ſo daß wir auf dem Querſchnitte eines Palmſtammes, Schilfrohres ꝛc. ꝛc. im Centrum wenige, aber große Holzſtränge in lockerem Markgewebe zerſtreut finden, während nach der Epidermis zu die Zahl der Stränge zunimmt unter Abnahme des Querſchnittes derſelben, unter Abnahme, ja faſt völligem Verſchwinden der aus Celluloſe beſtehenden, lockeren Zwiſchenmaſſe. Je dickwandiger daher die Elemente der Holzſtränge ſind, je geringer die zwiſchenliegende, ſchaumige Celluloſe iſt, um ſo beſſer iſt es mit dem Holze in Bezug auf Elaſtizität beſtellt. Es liegt ſomit der werthvollſte Theil des Holzes der Monokotylen möglichſt nahe der Peripherie des Stammes, unterhalb der äußerſten Zellbedeckung, der Epidermis, nicht aber in der Epidermis, wie von dem Borne annimmt. Bei Gräſern, Schilfrohren, Bambus c. ſchwindet bekanntlich die centrale Partie des Stengels ganz, ſo daß ſie die für die Elaſtizität günſtigſte Form beſitzen, eine Röhre oder Hülſe, deren härteſte Elemente möglichſt weit nach Außen liegen. Wir ſahen, daß die Bildung der Holzſtränge an die Bildung der Blätter geknüpft iſt. Nun aber kann kein Sproß oder Trieb, an der Stelle, an der ſchon früher Blätter ſtanden, ein neues Blatt entwickeln, es können ſomit in ſpäteren Jahren zu den alten Holzſträngen nie mehr neue hinzutreten, die betreffenden Pflanzen ſind mit einem Worte eines Dickenwachsthums unfähig; überdieß find die meiſten derſelben annuelle Pflanzen. Die wichtigſte Pflanze aus dieſer N £ Gruppe ift für unfere Geſichtspunkte Bambusa arundinacea, das Bambusrohr, in Ditindien heimiſch und vielfach auch Dſchungelrohr u. dgl. benannt. Das in Südeuropa heimiſche, große Schilfrohr, Arundo Donax, findet auch für geringwerthige Geräthe Verwendung. 140 Die Technik hat es verſtanden, die Vorzüge des Bambusrohres beſonders dadurch auszunützen, daß ſie die Rohre ſpaltet und vier oder ſechs ſolche Spaltſtücke zuſammenfügt, derart, daß die Außenſeite, alſo die härteſte Seite derſelben nach Innen, die eigentliche Innenſeite der Stücke nach Außen zu liegen kommt, von welch' letzterer dann möglichſt viel abgehobelt werden kann. Auf dieſe Weiſe gelingt es, das Maximum an Feinheit und Elaſticität zu erreichen, das aus dem von der Pflanzenwelt gebotenen Rohmateriale über— haupt erreicht werden kann. Aus ſolchen „geſplißten“ Ruthen beſtehen nicht bloß die äußerſten Spitzen der beſten Fluggerten; ganze Angelgeräthe werden aus ihnen verfertigt, freilich noch ziemlich theuer, aber auch von vielleicht unübertrefflicher Güte. Hinzufügen will ich noch, daß, abgeſehen von den großen braunen Flecken, welche durch Brennen hergeſtellt werden, oft auch Rohre mit zahlloſen grauen Flecken in den Handel kommen und zu Netzſtöcken Verwendung finden. Die ſchwarz⸗grauen Flecken dieſer „verſtickten“ Rohre verurſacht ein Roſtpilz, eine Puccinia. Ein nahe verwandter Pilz lebt auf unſerem Schilfrohr und den Gräſern, dort ebenfalls eine ſchwarze Sprenkelung des Halmes hervorrufend. Ich komme nun zu den übrigen, für die Anfertigung von Angelgeräthen belangreichen Hölzern, welche dikotylen Pflanzen entſtammen. Die Knospe dieſer Pflanzenklaſſe iſt derjenigen der Monokotylen gleich gebaut; ebenſo iſt die Bildungsſtätte der erſten Holzſtränge dieſelbe; die oberen Enden der hier nur wenigen Holzſtränge biegen ebenfalls in das werdende Blatt aus, das untere Ende aber tritt nicht nach dem Centrum der Knospe zu, ſondern ſteigt in derſelben vertikal abwärts und legt ſich tiefer ſtehenden Strängen ſeitlich an. Auf dieſe Weiſe erhält man im Querſchnitte einen Kreis von Holzſträngen, welche den ganzen Knospenquerſchnitt in ein centrales Mark und in eine peripheriſche Rinde ſcheiden. Die Holzſtränge beſtehen bei Mono- und Dikotylen aus einem weichen Baſttheil mit Celluloſemembranen und einem verholzenden, an Maſſe ſtets überwiegenden, eigentlichen Holztheil. Bei den Dikotylen bleibt zwiſchen dieſen beiden Theilen eine zartwandige Schicht, das Cambium, übrig, das alljährlich nach der Baſt⸗ und Holzſeite zu gleichnamige Elemente abſchnürt und ſomit das Dickenwachsthum der dikotylen Holzſtränge, deſſen die Monokotylen nicht fähig ſind, bedingt. Zwiſchen den kreis⸗ förmig geſtellten Strängen entſteht ebenfalls ſolches Cambium, und damit iſt ein geſchloſſener Ring von Cambium gebildet, das alljährlich nach der Peripherie zu neue Baſtlagen, nach dem Centrum, dem Marke zu, neue Holzlagen S Jahresringe anlegt. Das alljährlich im Frühjahr gebildete Holz beſteht bei den Nadelhölzern aus weitlumigen, ſpindelförmigen Organen mit verhältnißmäßig dünner Wandung. Gegen den Sommer zu nimmt die Wandungs— dicke zu, das Lumen der Organe ab, ſo daß das Sommerholz mit einer feſten Zone ab— ſchließt, worauf im nächſten Frühjahr das neue, lockere Holz ohne Vermittelung anſetzt. Im Allgemeinen gilt für die Nadelhölzer das Geſetz: je enger die Jahresringe, deſto beſſer, feſter, elaſtiſcher iſt das Holz, weil dann die lockere Frühjahrsſchicht proportional zurücktritt. g Nadelhölzer finden zu Fiſchereigeräthen nur ſehr untergeordnet Verwendung. In Amerika wird Juniperus virginiana, die virginiſche Ceder, welche das Bleiſtiftholz liefert, zu Angelruthen verarbeitet. Dieſe Holzart iſt in neueſter Zeit zum Anbau im Großen in unſeren Waldungen empfohlen worden, da ſie unſeren Boden und unſer Klima ebenſo gut erträgt als unſer einheimiſcher Wachholder. Die Bleiſtiftfirma Faber bei Nürnberg hat in der dortigen Sand— region ausgedehnte Anpflanzungen mit dieſer Holzart vorgenommen; die Pflanzen haben den berüchtigten Winter 1879/80 ſehr gut überſtanden. 5 . Die übrigen dikotylen Hölzer, die Laubhölzer, unterſcheiden ſich von den Nadel» hölzern vor Allem dadurch, daß ihr Holzkörper von lang geſtreckten Röhren durchzogen iſt, die im Querſchnitt als Poren erſcheinen. Dieſe Poren ſind beſonders im Frühjahrsholze angehäuft, während das Sommerholz meiſt nur ſpärliche und englumige Röhren führt. Im Allgemeinen gilt für die Laubhölzer das umgekehrte Geſetz wie für die Nadelhölzer, nämlich das Holz iſt um jo ſchwerer, elaſtiſcher, je weiter die Jahresringe find, je kräftiger das Wachsthum eines Baumes iſt, da mit dem Engerwerden der Jahresringe — — —t— die feſte Sommerholzſchichte immer mehr zurücktritt, während die poröſe Frühjahrsſchichte ſich gleich bleibt. 8 Zur Beurtheilung der Güte der verſchiedenen Laubhölzer nun gibt es eine leicht beſtimmbare Größe, nämlich, die Schwere des betreffendes Holzes. Das ſpezifiſche Gewicht iſt der ziffermäßige Ausdruck für die Güte eines Holzes, wenn darunter Elaſtizität, Tragkraft und Dauer verſtanden wird. Die Elaſtizität, die für die Werthſchätzung eines Holzes vom Standpunkte der Angelruthenfabrikation wichtigſte Eigenſchaft, iſt proportional dem ſpezifiſchen Gewichte eines Holzes und darum werden gerade die al lerſchwerſten Hölzer zu Angelgeräthen verwendet, weil fie allein bei dem kleinſten Querſchnitt das Maximum an Elaſtizität beſitzen. Daß bei den Laubhölzern neben der Jahrringbreite auch die Dicke der Wandung der Holzelemente hin— ſichtlich der Schwere von größter Bedeutung iſt, bedarf kaum der Erwähnung. Beſitzen wir doch Hölzer, deren Zellwandungen ſo zart ſind, daß ſie leichter als Kork ſind. Derartige Hölzer heißen „Schwimmhölzer,“ weil ſie, mit ihrem Wurzelwerke auf dem Waſſer ſchwimmend, fortwachſen können. Ein derartiges Holz, z. B. Herminiera, iſt im lufttrockenen Zuſtande 15 mal leichter als Waſſer. Gerſtäcker erzählt, er habe einmal einen Indianer mit einem großen Baumſtamm auf den Schultern von einem Fluſſe wegeilen ſehen. Man hat dieſe Notiz für das bekannte Gerſtäckerlatein gehalten. Heute erſcheint uns dieſe Angabe glaub— würdig, denn ein Stamm von Herminiera, von 25 Fuß Länge und 1 Fuß Durchmeſſer wiegt erſt 14 Kilo. Dieſe Hölzer ſtehen auf der unterſten Stufe hinſichtlich ihres ſpezifiſchen Gewichtes. Um aber ein gleiches Maß zu erhalten, iſt es nothwendig, alles Waſſer aus den Verſuchsſtücken zu entfernen. Dieß geſchieht durch mehrtägiges Trocknen der Hölzer in ge— eigneten Käſten bei ca. 1050 C. Die nun folgenden, zu Angelgeräthen verwertheten Hölzer ſind im abſolut trockenen Zuſtande nach ihrem ſpezifiſchen Gewichte geordnet, d. h. nach dem Gewichte, das 100 cbetm des betreffenden Holzes beſitzen; es iſt dabei alſo 100 cbetm Waſſer = 100 Gramm als Einheit genommen. Das ſchwerſte aller Hölzer mit einem ſpezifiſchen Gewichte von 122 iſt das Eiſen— holz, ein grauſchwarzes Holz. Es gibt an 50 Hölzer, welche alle als „Eiſenholz“ im Handel gehen, ſo daß die Baumart, von der das Holz ſtammt, nur ſchwer nachzuweiſen iſt; das mir vorliegende ſcheint von einer Cupulifere, von der virginiſchen Hopfenbuche, Ostrya virginica, abzuſtammen. Wegen ſeiner außerordentlichen Schwere und Sprödigkeit wird das Holz nicht zu Spitzen, ſondern zu Mittelſtücken an den Angelgerten verwendet. Würde das Hol; gar keine Lufträume in ſich ſchließen, ſo hätte es ein ſpezifiſches Gewicht von 156; denn das ſpezifiſche Gewicht der bloßen Holzwandung iſt ſtets 156, wobei es ganz gleichgültig iſt, ob wir die Wandung von Eiſenholz, oder von Eichen-, Fichten- oder Pappelholz vor uns haben. Das Pferdefleiſchholz hat ein ſpezifiſches Gewicht von 110; es wird zu Spitzen und Mitteſtücken verarbeitet und ſehr geſchätzt; ſeine rothe Farbe, am Querſchnitte hell geflammt, ſind die beſten Kennzeichen. Bekanntlich werden faſt alle Fidelbögen aus dieſem Holze gefertigt. Es ſtammt von einer Papilionacee, von Robinia Panacoco ab, alſo von einer mit unſerer Akazie nahe verwandten Holzart. Lancewood oder Lanzenholz, das hieher wichtigſte aller von Dikotylen abſtammenden Hölzer, hat ein ſpezifiſches Gewicht von 105; es ſtammt von einer Anonacee, Quatte ria virgata, ab, die im tropiſchen Amerika heimiſch iſt. Nach dem geſplißten Bambus iſt Lancewood am meiſten zu Spitzen verarbeitet. Es übertrifft an Elaſtizität alle folgenden und iſt zugleich nicht ſo außerordentlich ſchwer als die voraus gehenden Hölzer. Während von den meiſten der hier erwähnten Holzarten 50 Kilo loco München 15—20 AM koſten, werden für Lance- wood pro 50 Kilo 40 A verlangt. Das Holz von Nectandra Rodiaei, einer Laurinee, geht unter dem Namen Green- heart. Es hat ein ſpezifiſches Gewicht von 105, zeigt auf dem Querſchnitte ſchwefelgelbe Punkte. Wegen ſeiner Sprödigkeit ſteht es dem Lancewood nach, iſt aber doch vielfach zu Spitzen und Mittelſtücken verbraucht. Das Hickoryholz, das Holz der Carya-Arten des öſtlichen Nordamerika, hat ein durchſchnittliches ſpezifiſches Gewicht von 80. Alle dieſe Wallnußartigen Bäume werden 142 — —„—— ſeit einigen Jahren im größeren Maßſtabe in den wärmeren Regionen Deutſchlands angebaut. Feine Spitzen aus Hickoryholz behalten gerne eine Krümmung nach längerem Gebrauche bei; man verfertigt deßhalb die ſtärkeren Huchen- und Lachsgerten aus dieſem Holze. In Amerika ſpielt das Hickoryholz die Rolle, die hier in Deutſchland vom Eſchenholze ein— genommen wird. Bei uns ſind die Radſpeichen an Luxusequipagen aus Hickoryholz, da dieſe möglichſt zierlich und doch elaſtiſch und feſt genug ſein müſſen. Das E ſchenholz, von Fraxinus americana und Fr. excelsior ſtammend, iſt zu Spitzen zu wenig elaſtiſch, dagegen zu Mittelſtücken und Griffen ſehr gut verwendbar. Bei breiten Jahresringen iſt es eines der beſten einheimiſchen Nutzhölzer, von gleicher Schwere, aber geringerer Dauer als das Eichenholz. Für Angelgeräthe von geringerem Werthe finden endlich auch ſchöne, glatte Schoße von einigen Sträuchern Verwendung, die zugleich wegen ihres harten, zähen Materiales als Lad- oder Wiſchſtöcke beliebt ſind. So nenne ich bloß das Holz der Bein weide, Lonicera Xylosteum, das Holz des im Volksmunde mit „Ochſenzunge“ bezeichneten Strauches Viburnum Lantana, das Holz des Weißdorn, Crataegus oxyacantha und monogyna, das Holz vom Haſelſtrauch, Corylus Avellana, lauter Hölzer, deren ſpezifiſches Gewicht zwiſchen 70 und 80 ſchwankt, deren Werth mehr in der Geſtalt der Ruthen als in der Schwere derſelben liegt. Damit eine Angelruthe am leichteſten gehandhabt und „geworfen“ werden könne, iſt es erforderlich, daß ihr Schwerpunkt etwas oberhalb des Griffes liegt; dementſprechend ſollte man glauben, daß zu Spitzen die leichteren, zu Handſtücken die ſchwereren Holzarten ausgewählt würden. Dem iſt aber nicht ſo, weil, wie wir geſehen haben, die Elaſtizität parallel mit dem Gewichte ſteigt und fällt; man wählt deßhalb zu Spitzen die ſchweren — nicht ſchwerſten Hölzer wegen ihr Sprödigkeit —, weil ſie beim kleinſten Querſchnitte das Maximum an Elaſtizität beſitzen, zu den Handſtücken dagegen die weniger ſchweren Hölzer von noch ge— nügender Elaſtizität. Ich verſtehe nichts von den Hilfsmitteln, welche der Technik zur Verfügung ſtehen, um die einzelnen Stücke ſo aneinanderzufügen, daß hier an der Fügung kein gefährlicher Querſchnitt entſteht. In den ſogenannten „Bunden“, mit denen die Ringe an der Angelruthe befeſtigt ſind, beſitzt die Technik jedenfalls ein Mittel, um einzelne Schäden und Schwächen in der Ruthe nicht bloß zu verdecken, ſondern wirklich unſchädlich zu machen. III. Vereins nachrichten. Oberöſterreichiſcher Fiſcherei-Verein in Linz. Am 29. März 1885 fand Generalverſammlung ſtatt. Dazu waren namentlich auch eine Anzahl von Erwerbsfiſchern erſchienen, was der Herr Vorſitzende als Beweis betrachtete, daß das Wirken des Vereines nun auch in jenen Kreiſen Anerkennung finde, für welche er hauptſächlich ſeine Arbeit aufwendet, und welche in früheren Jahren in ganz fälſchlicher Auffaſſung ſeiner Intentionen dem Vereine ganz ferne ſtanden. Zur Vorlage kam namentlich auch der Jahresbericht für 1884. Deſſen Inhalt beweiſt wiederum, daß der oberöſterreichiſche Fiſcherei-Verein in Linz unter den Fiſcherei-Vereinen Oeſterreichs, namentlich in Bezug auf wirkliche erfolgreiche praktiſche Arbeitsthätigkeit, eine ſehr hervorragende Stelle einnimmt. Wir entnehmen dem Berichte folgende intereſſante Notizen: Huchenzucht: Es ergibt ſich nach den gemachten Erfahrungen, daß die Strecke der Traun, welche dem Stifte Lambach gehört und die angrenzenden Weiden, auf welche ſich noch der Einfluß des genannten Kloſters erſtreckt, am rationellſten bewirthſchaftet werden; am meiſten liegt die Fiſchereiſache darnieder in den zur Gemeinde Ebelsberg gehörigen Fiſchdorfer Weiden; die bezüg— lichen Fiſcherei- Berechtigten wären der beſonderen Aufmerkſamkeit der h. Behörden zu empfehlen, die ſtrengſte Ueberwachung ihres Treibens, namentlich in Abſicht auf Fiſchreuſen in der Traun, den Innenwäſſern und der dazu gehörigen Strecke der Krems, ferners auf Einhaltung der geſetz— lichen Schonzeiten und Minimalmaße, ſowie auf die höchſt ſchädlichen und daher verbotenen Leg— ſchnüre (Legangeln) durch die Gendarmerie einzuleiten, ihnen das Beſtehen der Fiſcherei-Ordnung öfters und eindringlichſt zu Gemüthe zu führen und Uebertretungen in ſchärfſter Weiſe zu ahnden. Zur An- und Ausbrütung kamen 48 000 Hucheneier, von denen kleinere Quantitäten nach Mähren und Wien abgegeben wurden. Die Brut der Uebrigen kam nahe an der Mündung der Traun in die Donau zur Ausſetzung. Betrieb der Fiſchzuchtanſtalten: So ſehr Forellen und Saiblinge in den kleinen Teichen der Anſtalt Sct. Peter bei Linz gedeihen, jo wenig iſt dieß bei den in kleiner Anzahl * 143 — — — darin befindlichen californiſchen Lachſen, welche der Ausſchlüpfung gegen Ende des Jahres 1880 entſtammen, der Fall, indem der größte von ihnen nach dem Zeitraume von vier Jahren nur 24 Centimeter mißt“). Im Jahre 1884 erhielten die munteren Forellen und Saiblinge einen ſehr geſchätzten, in Oberöſterreich jedoch ſehr ſeltenen Gaſt aus dem ſchwarzen Meere in der Geſtalt eines circa 50 Centimeter langen Sterlets, hier zu Lande Stierl genannt, welcher vor vier Jahren gelegentlich einer Netzfiſcherei in einem Donauarme nahe an der Mündung der Traun gefangen, ſeither in einem kleinen mit Quellwaſſer geſpeiſten Behälter von ſeinem Beſitzer gefüttert, dann aber wegen ſeiner bedenklichen Abmagerung und Lebensſchwäche zum beſſeren Fortkommen in einen Teich der Anſtalt überbracht wurde, wo er ſich bereits ſehr merklich erholt hat. Da nach den naturwiſſenſchaftlichen Werken ſich die Lebensdauer dieſer Fiſche nur auf ſechs bis ſieben Jahre und ihre Maximalgröße ſich höchſtens auf 80 Centimeter erſtrecken ſoll, ſo erſcheint derſelbe nicht allein als ein ſehr zählebiger, ſondern auch rejpectabler Repräſentant dieſer edelſten aller Störarten. Krebs peſt wird leider in vielen oberöſterreichiſchen Gewäſſern beobachtet. Aus der Gegend von Manning wird berichtet: Die Krebsſeuche, welche vor vier Jahren aus der Ager in unſere Wäſſer kam und jedes Jahr ſtreckenweiſe aufwärts fortſchreitet, wüthet gräßlich. Anfangs Auguſt wurden noch die ſchönſten Krebſe gefangen, mit Ende desſelben Monats waren alle und ſogar die Steinkrebſe vernichtet; die Krebſe in den Wieſengräben gingen in den Monaten October und November zu Grunde. IV. Vermiſchte Mittheilungen. Verbreitung des Aales im Donaugebiet. Auf Veranlaſſung und Koſten des Deutſchen Fiſcherei-Vereines ſind jüngſthin wieder 180,000 junge Aale (ſog. Montee) im Donaugebiete, davon 150,000 innerhalb Bayerns, ausgeſetzt worden. Den Bezug der Aale aus Weſtfrankreich hatte Herr Director Haak von Hüningen beſorgt, die Ausſetzung an geeigneten Plätzen der Donau und paſſenden Nebenflüſſe der Bayeriſche Fiſcherei-Verein in München in Verbindung mit den Kreis-Fiſcherei-Vereinen in Landshut, Regensburg, Ansbach und Augsburg, ſowie mehreren Bezirks-Vereinen vermittelt. Beaufſichtigung der Küſten⸗ und Binnenfiſcherei in Schleswig- Holſtein. Vom 1. April 1885 an hat der von Flensburg nach Kiel verſetzte Fiſchmeiſter Hinkel mann die Oberaufſicht über die Küſtenfiſcherei an der Oſtküſte, Fiſchmeiſter Decker in Altona den Auffſichtsdienſt für die Küſtenfiſcherei an der Weſtlüſte dann in Gemeinſchaft mit dem von Kiel nach Harburg verſetzten Fiſchmeiſter Maas auch für die Elbfiſcherei, ſowie der commiſſariſch ernannte Fiſchmeiſter Elsner zu Alt-Mühlendorf bei Nortorf (Fiſchbrutanſtalt) den Aufſichtsdienſt für die Binnenfiſcherei übernommen. W. L. Ein Seeteufel. Rendsburg im April. Vor einigen Tagen wurde von den hieſigen Fiſchern ein ſogen. Seeteufel im Gewichte von fünf Kilo gefangen und an die Fiſchhandlung von Carſten hierſelbſt verkauft, welche denſelben dem Fiſcherei-Verein käuf— lich für die Sammlung anbot. Derſelbe war indeſſen zu groß, um für letztere ver— werthet zu werden. W. II Otternjagd. Wie uns unſer Herr W. L. Correſpondent mittheilt, hat der Geſchäfts— führer des Schleswig-Holſtein'ſchen Fiſcherei-Vereins, Herr v. Stemann, in Rends— burg zwei Otternhunde angeſchafft, um in dortiger Gegend die Otternjagd zu betreiben. Es iſt dieſes Vorgehen beſonders anzuerkennen, da dort der Otternfang bis jetzt ſehr ſchwach betrieben iſt. — Nach anderweitiger Nachricht hat Herr v. Stemann jüngſt auch in der Nähe ſeiner Wohnung eine Otter zu 17 Pfund Schwere auf einem Teller— eiſen ganz gewöhnlicher Conſtruction gefangen. Das Thier hatte achtzig Schwänze von kleinen Weißfiſchen und Barſchen im Magen. Wie viele ſolcher Fiſche frißt eine einzige Otter in einem Jahre?! Perlmuſchelzucht. Der bekannte Profeſſor Bouchon-Brandely hat ſich im Auftrage der franzöſiſchen Regierung nach Taheiti begeben, um zu unterſuchen, wie die dortigen Perlmuſchelbänke vor Untergang zu ſchützen ſeien. Profeſſor Bouchon iſt davon überzeugt, daß die Perlmuſchel eben ſo leicht wie die gewöhnliche Auſter künſtlich gezogen werden kann. Sie iſt gegen Verpflanzung nicht empfindlich und befeſtigt ſich raſch an dem neuen Platz. Genannter Gelehrter hat dort ſchon eine Anzahl kleiner Bänke angelegt und den Fiſchern die nöthigen Inſtructionen gegeben, auch dieſelben darauf aufmerkſam gemacht, nicht diejenigen Muſcheln wegzuwerfen, welche keine ) Aehnliche Erfahrungen liegen in der Fiſchzuchtanſtalt Starnberg vor. Die Red. 144 Perlen enthalten, ſondern fie wieder auf paſſende Plätze auszuſetzen, wodurch auch diefe productiv werden. Eine Geſellſchaft mit Bouchon-Brandely an der Spitze hat ſich in der Hauptſtadt Papiti gebildet, welche die künſtliche Perlmuſchelzucht in dem angrenzen⸗ den Archipel betreiben wird. Man rechnet darauf, in einigen Jahren etliche Millionen Perlen fiſchen zu können, da die a ſich dort ſehr ſchnell auf den unzähligen Korallenbänken vermehren. Inserate. Bei Beginn der Saiſon erlaube mir allen Freunden des Angelſports mein reichaſſortirtes Lager von ſpeciell nur Angelgeräthen in gefällige Erinnerung zu bringen. Insbeſonders meine große Auswahl von Angelruthen, eigenes Fabrikat in den verſchiedenſten Sorten von A. 1.50 an bis zu den feinſten 6 kantigen Fliegenruthen aus geſplißtem Bambus zu M 65.—. Alle übrigen Geräthe, als Angeln, Vorfächer, Schnüre, künſtliche Köder ꝛc. in reichſter Auswahl; künſtliche Fliegen, engl. Fabrikat in 150 Nummern. Außerdem werden Fliegen an einfachen und Doppelangeln nach jedem Muſter angefertigt. Alle einſchlägigen Reparaturen billigſt. 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II. 2% Beſtellbar bei allen Poſtanſtalten und A gemeines 8 rg un Fe Pf. if BG t er Buchbandlu en. Für Kreuzband⸗ aA FA zuſendung 1 Mark jährlich Zuſchlag. f für die München, Sonnenſtr. 7 r. “ Gefammtintereffen der Fiſcherei, ſowie für die Beftvebungen dev Fiſchereivereine. In Verbindung mit Tachmännern Deutſchlands, Heſterreich-Angarns und der Schweiz herausgegeben vom Bahyeriſchen Tiſchereiverein. Nr. 12. %, alünchen, 15. Mai 1885. X. Jahrg. 717 ne Inhalt: J. Deutſcher Fiſchereitag in München. — II. Internationale Fiſchereiconferenz in 3 Wien 1884. — III. Die Verunreinigung der Flüſſe als größter Feind der Fiſchzucht. — 2 IV. Fiſchfutter für Stredteiche. — V. Vereinsnachrichten. — VI. Vermiſchte Mittheilungen. — VII. Fiſcherei- und Fiſchmarktberichte. — Zur gefälligen Notiz! — Inſerate. . 3 | I. Deutſcher Jiſchereitag in München. Erluchen!! Unter Rückbezug auf die Bekanntmachung an der Spitze der vorigen Nummer ehrlichen Fiſcherei-Vereine, welche ſich beim Deutſchen Fiſchereitage in München zu betheiligen gedenken, hierüber ſchon jetzt und möglichſt bald an den ergebenft unter— fertigten Verein als Lokalrepräſentanten um der demſelben obliegenden Vorbereit— * München, Anfangs Mai 1885. Der Vayeriſche Landes-Fiſcherei- Verein. 146 II. Internationale Jiſchereiconferenz in Wien 1884. (Fortſetzung und Schluß.) V. Wir kommen zu den Arbeiten der II. Section: für die Stromgebiete Elbe, Oder und Weichſel. In die II. Section (Elbe, Oder und Weichſel) hatten ſich eingezeichnet die Herren: Profeſſor Dr. Benecke von Königsberg, Major Döller von Aranyos-Maröth, Profeſſor Dr. Fri von Prag, A. Gaſch von Keniow, E. Giebner von Bielitz, Profeſſor Dr. v. Grimm von Petersburg, Geheimer Regierungsrath Herwig von Berlin, Dr. Klutſchak von Carlsbad, Profeſſor Dr. Nitſche von Tharand, Profeſſor Dr. Nowicki von Krakau, Forſtmeiſter Strzemcha von Teſchen, Domänendirector Suſta von Wittingau. Den Vorſitz führte Herr Geheimrath Herwig von Berlin, das Protokoll Herr Profeſſor Dr. Nitſche von Tharand. Naturgemäß lehnten ſich die Verhandlungen dieſer Section weſentlich an diejenigen an, welche im Jahre 1883 in der III. Deutſchen Fiſchereiconferenz in Dresden ſtattgehabt hatten. Wir ſagen abſichtlich: naturgemäß! Kommen doch in Section II nur die Verhältniſſe ſolcher Flußgebiete zur Spreche, welche ihre Stromrichtung gen Deutſchland haben. Die Zuſtände und Bedürfniſſe gerade dieſer Flüſſe waren aber in Dresden beſonders eingehend geprüft und berathen worden, und zwar mit Beiziehung hervorragender Autoritäten aus den in der öſterreichiſchen Monarchie gelegenen Quellgebieten von Elbe und Weichſel. So konnte es ſich nicht wohl anders geſtalten, als daß die Verhandlungen der II. Section in Wien gewiſſer— maſſen eine Art von Fortſetzung der Dresdener Conferenz von 1883 bildeten. Schon aus dieſen Gründen dürfen wir uns in unſerem Berichte für die II. Section kürzer faſſen, der ganz abgeſehen davon, daß die Raumverhältniſſe unſeres Blattes zum Abſchluſſe drängen. Referate erſtatteten in der II. Section: für die obere Elbe in Böhmen Herr Profeſſor Dr. Frie in Prag, für die mittlere Elbe, beſonders in Sachſen, Herr Profeſſor Dr. Nitſche von Tharandt; für die Oder Herr Geheimrath Herwig von Berlin; für die Weichſel die Herren Profeſſor Dr. Nowicki in Krakau, Ernſt Giebner von Bielitz, Strzemcha von Teſchen, Profeſſor Dr. Benecke von Königs— berg und Profeſſor Dr. v. Grimm von St. Petersburg. Dieſe Referate und die daran ſich ſchließenden Discuſſionen beſchäftigten ſich vorwiegend mit dem Lachſe, Salmo Salar. Auch des Aals und Störs wurde würdigend und fürſorgend mehr— fach gedacht. Die Sectionsbeſchlüſſe poſtulirten Folgendes: A. Allgemeine Maßregeln. 1. Internationale Regelung des Fiſchereibetriebes, beſonders Beſchränkung der wilden Fiſcherei durch die Schiffer (vergl. p. 173 der Protokolle der Dresdener Fiſcherei-Conferenz). 2. Möglichſte Unſchädlichmachung der Strombauten für die Erhaltung und Ver— f mehrung des Fiſchbeſtandes (vergl. p. 183 der Protokolle der Dresdener Fiſcherei-Conferenz). „Regelung der künſtlichen Wiederbeſetzung der Flüſſe nach gemeinſamen Grundſätzen. Anlage von wiſſenſchaftlichen Beobachtungsſtationen. 82 Belehrung der Fiſcherei-Intereſſen über die Lebensgeſchichte des Aals, die Anlage von Aalleitern und Monteebezug durch gemeinverſtändliche, maſſenhaft zu verbreitende Schriften, ſowie durch Vorträge. B. Specielle Maßregeln für Elbe. a) Beſeitigung der Steerthamenfiſcherei in der unteren Elbe. b) Die Fortſetzung der Arbeiten für Gangbarmachen der Wehre im Saale-, Mulde: Moldaus, Eger- und eigentlichen Elbequellgebiete. 147 c) Einführung von Laichſchonrevieren an den wichtigſten Laichplätzen des Lachſes, beſonders an der Wattawa von Horaszdovic bis in den Böhmerwald, in der Wilden Adler von Koſtelec bis Klöſterle. d) Anlage von Beobachtungsſtationen für die Biologie des Lachſes, vorläufig wenigſtens in Prag, Dresden und Hamburg; C. ſpecielle Maßregeln für die Oder: e) Eröffnung der für Lachſe geeigneten Nebenflüſſe durch Anlage von Lacksleitern an den Wehren; f) Beſeitigung des ſogenannten Speitzkenfangs an der Oſtſeeküſte; g) Anlage von Beobachtungsſtationen, namentlich am Stettiner Haff und in einigen Oſtſeeſtädten, z. B. Küſtrin; D. ſpecielle Maßregeln für die Weichſel: h) Gangbarmachung der Breje und des Schwarzwaſſers im unteren Laufe, ſowie der in Galizien gelegenen Zuflüſſe; i) Erhaltung von Verbindung zwiſchen den Altwäſſern und dem Hauptſtrome bei Correctionsbauten; k) Ausſetzungen von Lachs- und Meerforellenbrut an geeigneten Stellen des Weichſelgebiets; 5 J) Beſeitigung des Speitzkenfangs; m) Ausgiebige Schonung der Laichſtellen des Lachſes und Störs in Galizien; n) möglichſt große Gewinnung von Lachslaich in Galizien; o) wiſſenſchaftliche Beobachtungsſtationen an der Weichſelmündung bei Neufahr, in Warſchau, Krakau und Skotſchau. Dabei ſprach ſich Herr Profeſſor Dr. Nowicki namentlich auch aus für inter⸗ nationale Marktverbote in Anſehung verbotswidrig gefangener Fiſche ohne Rückſicht auf deren ausländiſche Provenienz. . Seitens der Plenarverſammlung erhielten die Sectionsbeſchlüſſe einſtimmige Genehmigung. N VI. In der III. Section: für Bodenſee und Oberrhein, hatten getagt die Herren Oberbürgermeiſter Schuſter von Freiburg, Vorſitzender, Dr. Aſper von Zürich, Zuppinger aus Vorarlberg, Danner von Linz, Dr. Lott von Wien, Schriftführer. Herr Oberbürgermeiſter Schuſter referirte über die Verhältniſſe am Bodenſee und deſſen Zuflüſſe. Das Weſentliche ſeiner Ausführungen war folgendes: In fiſchereipolizeilicher Richtung ſind gegenwärtig die Beſchlüſſe der Lindauer Conferenz (1881) von Seiten der Uferſtaaten theils durchgeführt, theils in der Durchführung begriffen. Als die wichtigſten Fiſcharten zeigen ſich Seeforelle und mehrere Coregonenarten (Felchen), deren Schutz und Vermehrung in erſter Reihe anzuſtreben iſt. Bezüglich der See— forellen müſſe erwähnt werden, daß dieſelben zur Laichzeit in die Zuflüſſe, (insbeſondere oberer Rhein mit Ill und Bregenzer Ach) aufſteigen und hierbei von altersher in den Flüſſen, insbeſondere bei den großen Wehren, gefangen werden. Dieſen Fang, als den weitaus ergiebigſten, könne man unmöglich ganz verbieten und es empfehle ſich daher, denſelben vertrauenswürdigen Fiſchern zu geſtatten, jedoch unter der Bedingung, daß der Laich der gefangenen Fiſche als weiteres Fortpflanzungsproduet verwendet werde. Zur Durchführung dieſer Maßregel bedürfe es in erſter Linie einer tüchtigen fachgemäßen Unterweiſung der Fiſcher, dann der Uebermittelung des gewonnenen und befruchteten Laiches an geeignete Brutanſtalten (gegen entſprechendes Entgelt) und Ueberwachung dieſes Vor— ganges durch Aufſichtsorgane, welche die gefangenen und abgelaichten Seeforellen mit einer Plombe zu verſehen haben, ohne welche keine Seeforelle während der Laichzeit zu Markt gebracht werden darf. Um die gefangenen Seeforellen bis zur erlangten Laichreife auf- bewahren zu können, müßten die Fiſcher entſprechende Behälter (Käſten) haben. Fiſchbrut⸗ anſtalten wären entſprechend zu ſubventioniren. Die Brut wäre dann auf Staatskoſten einzufegen. Die Errichtung von Brutanſtalten bliebe der Privatunternehmung vor— behalten, welche dies in der Regel beſſer und billiger beſorgen könne, als der Staat. Analoge Verhältniſſe hätten bezüglich der Coregonen platzzugreifen, welche dort vorzugs— 148 weiſe während der Laichzeit mit Erfolg gefangen werden können. Hier könne auch die natürliche Ausbrütung (durch Ausſäen der befruchteten Eier) ſtattfinden, doch auch hier müſſen die Grundſätze gelten: Prämiirung und Auſfſicht. Große Wehren, wie ſie in der Bregenzer Ach bei Kennelbach und in der Ill bei Feldkirch beſtehen, müßten fo modificirt werden, daß ein Aufſteigen der Seeforellen durch dieſelben nicht ganz verhindert würde. An der Discuſſion betheiligten ſich noch die . Dr. Aſper-Zürich und Zuppinger-Vorarlberg. Die Beſchlüſſe gingen dahin: „Die hohen Regierungen der an der Fiſcherei des Bodenſees und ſeiner Zuflüſſe betheiligten Staaten ſeien zu erſuchen: 1. dafür alsbald Anordnungen zu treffen, daß die gemeinſamen Beſtimmungen für Schutz und Hege der Fiſche im Bodenſee und feinen Zuflüſſen in ein- heitlicher Weiſe überwacht; 2. Aufſeher und Sachverſtändige aufgeſtellt werden, welche diejenigen Fiſcher, denen der Fang von Fiſchen auch während der Schonzeiten geſtattet wird, controliren und bezüglich der künſtlichen Befruchtung, Verpackung, Verſendung oder Bebrütung der Fiſcheier belehren; 3. ihr Augenmerk vorzugsweiſe auf die Vermehrung der Seeforelle und der Felchen zu richten, insbeſondere dadurch, daß für Felchen am Bodenſee und für Seeforellen am Rhein oberhalb des Bodenſees, ſowie an den weiteren Zuflüſſen desſelben baldmöglichſt Brutanſtalten errichtet werden, eventuell für anderweitige Beſchaffung von Fiſchbrut Sorge getragen werde; 4. zu veranlaſſen, daß an den Wehren der Ill bei Feldkirch, wie an der Bregenzer Aach bei Kennelbach, welche das Aufſteigen der Fiſche, insbeſondere der See— forellen erſchweren, wenn nicht unmöglich machen, Fiſchpäſſe oder Fiſchleitern angebracht werden, und 5. für die Beſchaffung der zur Erreichung dieſer Zwecke erforderlichen Geldmittel zu ſorgen.“ Das Plenum acceptirte dieſe Beſchlüſſe einſtimmig. VII. Mit dem Bisherigen haben wir unſeren geſchätzten Leſern das Weſentlichſte aus den Wiener Conferenzen vorgetragen. Zu eingehenderer Belehrung empfiehlt ſich die Lectüre der ausführlichen Protocolle, welche in den Mittheilungen des öſterreichiſchen Fiſcherei-Vereins veröffentlicht wurden. Dieſelben eröffnen zugleich die Ueberzeugung, daß die internationale Fiſchereikonferenz zu Wien in ihrem gelungenen Verlaufe jedenfalls eine bedeutſame Entwicklungsſtufe der Fiſcherei— beſtrebungen darſtellt. III. Die Verunreinigung der Flüſſe als größter Feind der Jiſchzucht. Vortrag des Herrn Hofraths Dr. Ewich zu Köln bei Gelegenheit der dortſelbſt tagenden Verſammlung von Delegirten der rheiniſchen Fiſcherei-Vereine am 27. September 1884. Es dürfte wohl Niemand beſtreiten wollen, daß der Fiſchreichthum unſerer Flüſſe, wo er noch vorhanden iſt, einen Theil unſeres Nationalvermögens ausmacht. Man iſt darum auch vielfach beſtrebt, demſelben dort, wo er nachgelaſſen hat, wieder aufzuhelfen. Nach den neueren Forſchungen, z. B. von Dr. König in Münſter, rivaliſirt der Nährwerth des Fiſchfleiſches mit demjenigen der warmblütigen Thiere, während der Preis mancher Fiſchſorten hinter dem Fleiſchpreiſe unſerer Schlachtthiere zurückſteht. Darum dürfen wir wohl die ordinären Fiſche unſerer Flüſſe als Volksnahrungsmittel eben ſo hoch ſchätzen, als die Edelſorten für die Tafel der Wohlhabenden. Alles was die Fiſchzucht beeinträchtigt und der Geſundheit der Fiſche ſchadet, das ſchädigt auch das Nationalvermögen, die Volkswohlfahrt und die Volksgeſundheit. Es iſt daher auch aus dieſem Geſichtspunkte die höchſte Zeit, der grauenhaft zunehmenden Ver— 2 149 unreinigung unſerer Flüſſe und Bäche, welche leider ſchon vielfach für Trinkwaſſergewinnung und Viehtränke unbrauchbar geworden ſind, einen wirkſamen Damm entgegenzuſetzen. Induſtrielle und Schwemmfreude plädiren ungeſcheut für das Freigeben der Flüſſe zum ungehinderten Ableiten von chemiſchen oder gewerblichen und fäulnißfähigen Abfallſtoffen, ſowie von ſämmtlichen Abortſtoffen eanalijirter Städte, ohne ſich klar zu machen, daß dadurch ſpäteren Generationen nur noch fiſchloſe, verſchlammte Cloaken überliefert würden, wie ſich dies ſchon in den Waſſerläufen Englands gezeigt hat. Ich erinnere hier auch an die ſchwarze Wupper, die den zahlreichen Färbereien des Wupperthales ihre Färbung und Verſchlammung verdankt, ſowie an die bräunliche Farbe der Elbe, welche die Effluvien von zahlreichen chemiſchen und Zucker- Fabriken, namentlich oberhalb Magdeburgs, aufnimmt. Wenn das ſo fortgeht, wird die Stadt Magdeburg gezwungen, anſtatt des mit horrenden Koſten eingerichteten Elbwaſſer-Filtrirſyſtems, welches die Waſſerleitung verſieht, reineres Waſſer aus der Ferne zu beziehen. Auch der Rhein und ſeine Zuflüſſe leiden ſchon merklich an Verunreinigung, wozu leider auch Köln beiträgt, wie man hier beim Baden und auf den Uferſteinen bei niederen Waſſerſtänden wahrnehmen kann. Was den Einfluß der Kölner Kanaleffluvien auf die Fiſche anbelangt, ſo hat mir hierüber der Pächter der Fiſcherei, die von der Ponton-Brücke bis nach Merkenich reicht, ſehr intereſſante Wahrnehmungen aus ſeiner 41 jährigen Pachtzeit mitgetheilt. Bis vor etwa zehn Jahren war der Fiſchſtand auf der gepachteten Strecke ein ziemlich normaler. Dies änderte ſich aber ganz entſchieden, ſeitdem die Waſſerwerke in Function traten und verſchiedene neue Zuflüſſe zum Rhein geſchaffen wurden. Von da ab hielten ſich edlere Fiſche im Stadtbereich nicht auf und paſſirten nur durch; ſie vermieden dabei aber das ſtädtiſche Ufer, namentlich bei niederen Waſſerſtänden, wo dann nur ordinäre Alfen, ſogenannte „Dreckfiſche“, zu ſehen ſeien. Auch der früher ſo fiſchreiche Sicherheitshafen ſei wie ausgeſtorben. Der durch die unſaubern Zuflüſſe verunreinigte Uferſtreifen erſcheine unklar auf faſt 50 m Breite, verlege den Fiſchen den Zugang zum Sicherheitshafen und ziehe ſich bei niederen Waſſerſtänden bis über die Frohngaſſe hinaus. In den oberhalb derſelben ſtationirten Fiſchnachen, deren Behälter das fließende Waſſer durchſtrömt, könnten Fiſche und Krebſe jetzt nur wenige Tage lebend ausdauern, wenn aber nach ſtarken, anhaltenden Regengüſſen, auch bei höheren Waſſer— ſtänden der verunreinigte Uferwaſſerſtreifen eine ſchwärzliche Farbe angenommen habe, ſo müſſe man ſich beeilen, die Nachen weiter in die Strömung hineinzufahren, wenn nicht die Fiſche ſofort zu Grunde gehen ſollten. Das ſei vor 10 — 15 Jahren niemals nothwendig geweſen. Ferner ſei es bei den Marktfahrten dem Ufer entlang ſtromaufwärts nicht ſelten vorgekommen, daß beim Paſſiren gewiſſer Farbwaſſer-Ausflüſſe ein großer Theil der Fiſche in den von der Farbe durchſtrömten Kaſten geſtorben ſei. Als eine auffallende Erſcheinung bezeichnet der Fiſchereipächter den ſchleimigen zähen Uferſchlamm, der diesſeits in einer Breite von etwa 50 m den Rheinboden oft bis zu 1— 3 Zoll Höhe bedecke und zwar bis auf ½ bis eine Meile unterhalb Köln. Derſelbe komme am jenſeitigen Ufer nicht vor, hindere aber diesſeits durch Verunreinigung der Streichnetze vielfach den Fiſchfang. Dem ungeachtet befürwortet noch ein hieſiger Schwemmfreund das Einſchwemmen aller Fäkalien in den Rhein. a Aus meiner gedruckten Erwiderung hierauf möge hier Folgendes mitgetheilt ſein: „Die leichten fäulnißfähigen Stoffe treiben erfahrungsgemäß in der Regel dem Ufer entlang, gleichwie das andersgefärbte Waſſer von Nebenflüſſen im Hauptfluſſe weithin am Ufer zu unterſcheiden iſt. Die raſche gleichmäßige Vertheilung der Unrathſtoffe im Fluß— waſſer, an welche der Herr Gegner glaubt, iſt alſo faktiſch nicht vorhanden, eben jo wenig wie deren raſch vollzogene Oxydation. Nach dem Gutachten der Königl. Kommiſſion in London vom 16. Februar 1870 iſt kein Fluß in England lang genug, um ſeine Verunreinigungen zu oxydiren. Was würde alſo die Folge ſein, wenn alle großen Uferſtädte, die doch nur mäßige Entfernung von einander haben, nach dem Beiſpiel von Bonn, Köln und Düſſeldorf den Rhein als Kloake benutzen wollten? Der Rhein würde nach wenigen Generationen ein für Menſch und Vieh geſundheitsſchädliches, trübes, der Fiſchzucht nachtheiliges, mit Unrath— theilen vermengtes Waſſer führen, das unterhalb dieſer Städte weithin das Rheinbett ver— ſchlammte. Es gehört wahrlich keine Gefühlsſchwärmerei dazu, wenn man ſolche Zuſtände verhüten möchte. Hat doch eine Kahnfahrt auf dem Main zwiſchen Frankfurt und dem eine Stunde unterhalb gelegenen Griesheim bei Unterſuchungen von Sachverſtändigen mit einer Stange nicht allein die Verſchlammung, ſondern auch das blaſenförmige Aufſteigen von 150 — yn Fäulnißgaſen vor wenigen Jahren unzweifelhaft konſtatirt. Was können da Analyſen beweiſen, die mit Waſſerproben angeſtellt wurden, die neben dem verunreinigten Uferſtreifen gewiſſen⸗ haft geſchöpft waren, in dem Glauben, daß der Unrath gleichmäßig im Waſſer vertheilt ſei. Der Pächter der Kölner Fiſcherei, Herr Wattler, klagt in ähnlicher Weiſe über Ver— ſchlammung des Rheinbettes unterhalb Köln und gibt an, daß kein Edelfiſch ſich dem mit Kloaken-Inhalt vermiſchten Kölner Uferwaſſer nahe; nach ſtarken Regengüſſen tödte das ſchwarzverunreinigte Uferwaſſer die an der Frongaſſe in durchläſſigen Kahnbehältern des Verkaufs harrenden Fiſche, darum ſei er gezwungen dieſe meiſtens in Brunnenwaſſerbaſſins aufzubewahren. Die Behauptung, daß der Unrath, wenn er unterhalb Köln in die Strömung eingeführt ſei, darin verbleibe, kann ich nicht als ſtichhaltig anſehen, da die Strömung bei den Rheinkrümmungen oft von einem Ufer zum andern ſich wendet und ſchwimmende Gegenſtände oft genug dabei ablagert. Die bei niedrigem Waſſer ſich zeigende Inſel ober— halb Mülheim hat unſtreitig nicht allein dem Triebſande, ſondern auch ſchwereren Abſchwemm⸗ ſtoffen von Köln ihre Entſtehung zu verdanken.“ Es würde mich zu weit führen, wollte ich alle die Induſtriezweige anführen, welche das Flußwaſſer zum Trinken unbrauchbar machen und der Fiſchzucht ſchaden. Es mag genügen hier nachgewieſen zu haben, daß der waſſerreichſte Strom Deut ſch— lands ſchon auf ſeine Verunreinigung in merklicher Weiſe reagirt. Wie viel mehr iſt alſo dafür zu ſorgen, daß kleinere Flüſſe, Bäche und Seen zu Gunſten der Fiſchzucht gegen ſchädliche Verunreinigungen geſchützt werden! Nun bin ich aber der Anſicht, daß dieſer Schutz der Fiſchzucht, nur in Verbindung mit einem „Flußſchutzgeſetz für das deutſche Reich“ wirkſam gehandhabt werden könne und möchte hiermit den Antrag ſtellen, daß die heutige Verſammlung ſich darüber ſchlüſſig mache, oder in Ausſicht nehme, durch ihre Delegirten beim deutſchen Reichsamte des Innern ein ſolches Geſetz baldigſt beantragen zu laſſen. Ein Präcedens, das ſchon Herr Staatsminiſter Hoffmann vor wenigen Jahren im Reichstage bei Gelegenheit der Frankfurter Abſchwemm-Calamität beifällig erwähnt hat, iſt bereits vorhanden, und es kommt nur darauf an, die Angelegenheit auf's Neue in Anregung zu bringen. 8 Der von mir und meinen Freunden im October 1877 in Köln geſtiftete „Inter- nationale Verein gegen Verunreinigung der Flüſſe ꝛc.“ hatte ſeinem Vorſtande reſp. unſerm Präſidenten Profeſſor Dr. Reclam-Leipzig und mir als I. Sekretär das Mandat ertheilt, beim deutſchen Reichskanzleramte in gedachter Weiſe vorſtellig zu werden. Die betreffende Petition, mit ihren Motivirungen und Schlußfolgerungen, befindet ſich wörtlich abgedruckt in den Verhandlungen der I. Verſammlung des Vereins. (Verlag von Hugo Voigt, Leipzig 1878.) Beigegeben wurden „die Geſetze zum Schutze der Flüſſe, welche im deutſchen Reiche Geltung haben. (Dieſelben ſind abgedruckt in Reclams „Geſundheit“ III. Jahrgang, Nr. 16, 1878.) ) IV. Fiſchfutter für Streckteiche. Ein bedeutungsvolles Moment für die Fütterung von Fiſchbrut iſt die rechtzeitige Ge— wöhnung der Letzteren an ein beſtimmtes Futter. Fiſchmeiſter Swetitſch ſagt in einem Aufſatze der Wiener landwirthſchaftlichen Zeitung, daß er in einem 6 m langen, 0,45 m breiten und 0,20 m hohen hölzernen Kaſten 15,000 Stück Lachsbrut ernähre. Zuerſt er— halten die Fiſchchen geſalzenen und dann ausgekochten Rogen. Er zieht dieſe Nahrung der Hirnfütterung weitaus vor und berichtet wörtlich: „Ich habe jetzt drei Monate alte Lachſe. Dieſelben ſind 6 mm groß, verſchmähen Rogen und Fiſche. Dieſelben werden jetzt mit *) Der Vortrag des Herrn Dr. Ewich von Köln iſt nicht in der offiziellen Delegirten— Verſammlung ſelbſt gehalten worden, da Mangel an Zeit es Mehreren der Herren Delegirten nicht geſtattete, einer für den ſpätern Nachmittag beabſichtigten Fortſetzung der Verhandlungen beizu— wohnen. Die Mehrzahl der anweſend geweſenen hörte jedoch, ohne ſich für beſchlußfähig zu erachten, in einer abendlichen freien Zuſammenkunft das Referat des Herrn Dr. Ewich gern und dankbar an und überließ es dem für 1885 erwählten Vorſitzenden, die Veröffentlichung deſſelben herbei— zuführen. h 5 { z 3 2 — 151 — Fleiſchmehl gefüttert. Lebende Cruſtaceen, ſogen. Seitlinge, befinden ſich zu tauſenden als Mitbewohner in dem Kaſten. Die Fiſchchen warten aber ſtets beim Waſſereinlauf auf ihr Futter, welches Früh und Abends gereicht wird. Bei der Fütterung kämpfen ſie faſt um ihr Futter, um die Cruſtaceen bekümmern ſich dieſelben gar nicht. Dies kommt daher, weil die Fiſchchen von Anfang mit ihrem Zukunftsfutter gefüttert wurden. Würde man die Fiſchchen anfänglich mit lebendem Futter aufziehen, was ſollten ſie wohl beginnen, wenn ſie in die Teiche ausgeſetzt werden, in Teiche nämlich, die dem Beſatz keine lebende Nahrung liefern?“ — Ich will noch für Diejenigen, welche den Aufſatz Swetitſch nicht zu Geſicht bekommen haben, erwähnen, daß jener Waſſereinlauf in einem Vorbehälter vor dem Holz— kaſten durch ein feines Drahtſieb ſtattfindet. Dort wird das Fleiſchmehl eingeſchüttet und durch das Sieb mit dem Waſſer eingeſchwemmt, wodurch es wohl vertheilt wird. Was das im Handel befindliche künſtliche Fiſchfutter und deſſen Zuſammen— ſetzung anlangt, ſo kann ich nicht unterlaſſen anzuerkennen, daß das Verdienſt, zuerſt die wiſſenſchaftlichen Grundſätze der Fütterungslehre, welche bei warmblütigen Thieren ſich ergeben haben, auch bei dem Fiſchfutter zur Geltung zu bringen, Herrn Inſpector Nicklas in München gebührt. Ob das Nährſtoffverhältniß, welches Nicklas feſtgeſtellt, abſolut phyſiologiſch richtig iſt, ſcheint uns vor der Hand von untergeordneter Bedeutung, da bei künſtlichem Futter für ältere Fiſche das Nährſtoffverhältniß allein nicht maßgebend ſein kann. Ein gewiſſes Volumen und Haltbarkeit des Futters muß in erſter Linie mit berückſichtigt werden. Dies wird das Nährſtoffverhältniß ſtets eiwas weiter geſtalten als es in der natürlichen Nahrung iſt, wenn wir nur die verdaulichen Stoffe der Fiſche und Inſecten betrachten. In Wirklichkeit ver— zehren die Fiſche auch mit dem natürlichen Futter eine beſtimmte Menge unverdaulichen Ballaſt. Bei Inſecten Flügeldecken, in den Eingeweiden der Fiſche und jeden Thieres finden ſich auch vegetabiliſche Stoffe, Schuppen ꝛc. ꝛc. Es erſcheint daher ſelbſt nothwendig, das Volumen der Nahrung durch unverdauliche Stoffe zu vergrößern. Für den practiſchen Züchter und Mäſter der Fiſche iſt es nur maß— gebend, zu erſtreben, daß er in einem beſtimmten Volumen Futter eine hinreichende Menge verdaulicher Eiweißſtoffe und Fett, oder theilweiſe für letzteres eine gewiſſe Menge Zucker und Stärkmehl verabreiche. In Träbern, in Schlempe, in Kartoffeln und ſelbſt Körnern iſt der verdauliche Theil für die Fiſche viel zu klein, und der Ballaſt in Form von Stärkmehl viel zu groß, um ein entſprechend ſchnelles Wachsthum zu ermöglichen. In reinem Fleiſchmehl iſt die Nahrung zu concentrirt, und es würde eine Verſchwendung ſein, ſolches für größere Fiſche allein zu geben. Nur für die Brut ſoll es wie die Milch für den Säugling allein verabreicht werden. Wie groß die Futtermenge, Zucker oder Stärkmehl ſein ſoll, um den günſtigſten Fleiſchanſatz bei Fiſchen zu erhalten, wiſſen wir noch nicht. Trotz der großen Anzahl zoologiſcher Forſcher hat ſich noch keiner mit dem Stoffwechſel der Fiſche beſchäftigt, obgleich dies weit wichtiger für die Menſchheit wäre als mancher andere Gegenſtand der Forſchung. Wir empfehlen jungen Zoologen dringend, dieſe Unterſuchung mit Karpfen und Aalen vor— zunehmen, ſonſt werden ſich die Agriculturchemiker, von denen ſich viele keine neue nützliche Aufgabe zu ſtellen wiſſen, ſicherlich die Gelegenheit nicht entgehen laſſen, ſich für die Menſch— heit ein wirkliches, bleibendes Verdienſt zu erwerben. Ehevor dies nun aber von Seite der Zoologen oder Agriculturchemiker geſchehen ſein wird, müſſen wir uns mit den vorliegenden Erfahrungen der Praktiker begnügen und auf dieſen weiter bauen. In Bezug auf künſtliche Fütterung der Fiſche iſt es die Karpfenzucht, welche hier das meiſte Material bietet. Sind ja Karpfenteiche und Karpfenzucht ſchon Jahrhunderte von Laien und Clerikern mit beſonderer Vorliebe gepflegt worden. Die Karpfen werden ſich auch ihrer Natur und Lebensfähigkeit nach am beſten zu Verſuchen eignen. Nicht blos Gewicht und Zuſammenſetzung des Futters, auch die Ausleerungen müſſen controlirt werden. Letzteres bietet übrigens ſchon Schwierigkeit dar und muß daher geſchulten Experimentatoren überlaſſen bleiben. Für den Praktiker genügt es, das Gewicht einer Anzahl Karpfen oder auch anderer Fiſche zu beſtimmen und dann von Zeit zu Zeit die Zunahme an Gewicht zu conſtatiren, neben der möglichſt ſorgfältigen Controle des wirklich gefreſſenen Futters. So 152 gibt Nicklas einen Verſuch im Großen dahin an, daß er mit ſeinem Futter mit 1 Kilo Eiweiß 2 Kilo Fiſchfleiſch erzeugt habe. Dies dürfte bei richtigem Nährſtoffverhältniß durchaus nicht zu viel, höchſt wahr— ſcheinlich noch unter dem Maximum des praktiſch Erreichbaren bleiben. 8 Ich habe rechneriſch wiederholt nachgewieſen, daß beim Schwein für 100 Pfund Zuwachs in Minimo nur 33—35 Pfund Eiweiß in Futter benöthigt wird. Das heißt 3 Pfund. Lebendgewicht kann mit 1 Pfund trocknem Eiweiß erzeugt werden. Dies wird ſich zweifellos auch bei Fiſchen erreichen laſſen, ſelbſt wenn der Eiweißverbrauch für Kraft und Wärme, bei der geringen Menge Fett oder Fettbildungsmaterial im Futter neben dem Eiweiß, bei den Fiſchen größer fein ſollte als bei den warmblütigen Pflanzenfreſſern, welche einen großen Theil der Kraft und des Fettes aus Stärke und Zucker erzeugen, während die Fleiſchfreſſer ihr Fett nur aus dem Fett des Futters oder einem Ueberſchuß von Eiweiß aufſpeichern können. Daß Inſpector Nicklas nur in allergünſtigſten Fällen jenes Maximum von Zunahme bei ſeiner Ernährung erzielte, geht aus einer Bemerkung Ed. Reiters hervor, der betont, daß durch reichliche Ernährung der Karpfen im erſten Jahre ſich bereits im vierten Jahre 2 k Fiſche erziehen laſſen, wie denn auch ſchon ſeit zehn und jetzt mehr Jahren auf mehreren Wirthſchaften in Schleſien im erſten Jahre 1/ pfündige und Ende des vierten Jahres 4pfündige Karpfen durchſchnittlich erzielt werden, während Nicklas in vielen Fällen 6 bis 8 Jahre hiefür rechnet. Es hängt alſo nur von der Menge und Güte des Futters ab, unter Umſtänden das doppelte Gewicht der Fiſche in gleicher Zeit zu erzielen, als wie bei Mangel an Futter. Daß namentlich die gute Ernährung der Fiſche im erſten Jahre von höchſter Bedeutung iſt, wird wohl Niemand in Abrede ſtellen. Es iſt eine allgemeine Erfahrung, daß das in der Jugend gut ernährte Thier auch ſpäter ſtets beſſer zunimmt, als ein anfänglich ſchlecht ernährtes. Reiter glaubt nun, daß es am vortheilhafteſten wäre, die Fiſchteiche 2 und 3 Jahre als Teich und eine gleiche Zeit als Feld zu benützen. Auf dieſe Weiſe konnte die größte Menge natürliches lebendes Futter erzeugt werden. Abgeſehen nun davon, daß dies in vielen Fällen gar nicht möglich iſt, kann ich mir als Landwirth nicht denken, daß das lebende Futter auf dieſe Weiſe für Fiſche billiger zu ſchaffen wäre, als künſtliches Futter. Daß. das künſtliche Nicklas'ſche reſp. das trockene Futter von Goos und ähnliches in vielen Fällen eine rentable Anwendung gefunden und noch mehr finden wird, ſcheint mir kaum zweifelhaft zu ſein. 5 Wie ſchon im erſten Aufſatz erwähnt, ſcheint mir nur für die Brut ein reines thieriſches Präparat das richtigſte. Für Karpfen, Aale, Salmoniden und Krebſe dürfte hingegen das Goos' ſche Futter reich genug an verdaulichem Eiweiß ſein. Während nun Goss bei ſeinem Futter keine Kleie verwendet, empfiehlt Nicklas dieſelbe bei andern Futtermiſchungen in ſeinem Lehrbuch. Ich halte nun gerade die Kleie für höchſt zweckmäßig, und zwar nicht, weil dieſelbe ſehr verdaulich, ſondern gerade, weil die darin enthaltene Holzfaſer eben nicht verdaut wird, wo— durch im Magen und Darm der Futterbrei ein gewiſſes Volum beibehält und die löslichen Subſtanzen gut vertheilt werden. Größere Mengen von Mehl bilden einen wenig verdau— lichen Kleiſter, welcher dann die Fleiſchfaſer umgibt und dieſe ſo theilweiſe der Einwirkung der Verdauungsfermente entzieht. Bei der Spaltung von Eiweiß ſpielt die Galle, das iſt die Leber, eine große Rolle, und dieſe iſt auch bei den Fiſchen ſehr gut entwickelt. Ich betrachte das Stärkemehl zum Theil als bloßen Ballaſt und möchte überall nur ſo viel genommen haben, als nöthig iſt, um auch beim Trocknen oder Backen zuſammen— hängende Kuchen oder Zwieback zu erhalten. Der Ueberſchuß von Mehl iſt in Wirklichkeit doch nur ſoweit nährend, als die darin enthaltenen Eiweißſtoffe in Betracht kommen. Das Stärkemehl bleibt unverdaut und iſt blos unnützer Ballaſt. Wir erſetzen daher einen Theil des Mehles mit großem Vortheil durch grobe Weizen— kleie, die, ſoweit dieſelbe unverdaulich, wie ich oben erwähnt, ein nützlicher Ballaſt iſt, der die Verdauung der übrigen Stoffe nicht hindert, dabei ſind aber ebenſoviel verdauliche Eiweißſtoffe in der Kleie als wie im beſten Weizenmehl. 153 Das Weizenmehl wird aber ebenfalls durch das billigere Roggenmehl vollkommen erſetzt. Sollte für beſondere Fiſchgattungen, z. B. Aale oder wo immer ſonſt ein höherer Fettgehalt des Futters durch Verſuche ſich vortheilhaft erweiſen, würde ich für dieſen Zweck einen Theil der Kleie durch Oelſamen bruch (nicht ausgepreßter Oelkuchen) erſetzen. Das Fleiſchmehl aus Fray Bentos iſt jedem anderen Fleiſchpräparate deßwegen zur Herſtellung von Trockenfutter vorzuziehen, weil es nur von beſten reinen Fleiſchſtücken, die zur Extractbereitung benützt werden, herſtammt und daher äußerſt gleichförmig aus leicht— verdaulicher Fleiſchfaſer beſteht. Alles minderwerthige Abfallfleiſch, Knorpel ꝛc. wird in Fray Bentos nur zu Dünger verarbeitet. Es bleibt mir jetzt noch übrig, über den Salzgehalt des Fleiſchmehles Einiges bei— zufügen. Mit dem Fleiſchextract wird dem Fleiſch vorzugsweiſe phosphorſaures Kali entzogen, was zur Bildung von Blut, das ſtets alkaliſch dadurch reagirt, abſolut nothwendig iſt. Der Fleiſchmehlfütterung bei unſeren Hausthieren genügt es, einfach ein Kalkphosphat zu— zufeßen. Es beruht dies darauf, daß in den übrigen Rauhfutterſtoffen oder Knollengewächſen, welche daneben gereicht werden, ſtets ein Ueberſchuß von Kaliſalzen ſich vorfindet. Bei der vorzugsweiſen Fütterung mit Fleiſchmehlpräparaten iſt dies aber nicht der Fall, es müßen daher die mangelnden Salze erſetzt werden, was jedoch durch Kochſalz nicht erreicht werden kann. Neben einem geringen Kochſalzzuſatz von 1,5 — 2 / iſt ein Zuſatz von 1— 1,5 Kaliphosphat angezeigt, ferner dürfte ein Zuſatz von Kalk nicht außer Acht gelaſſen werden, weil auch das Mehl von Körnerfrüchten nur ſehr geringe Mengen Kalk enthält. Zu dieſem Zweck wird auch das Fleiſchmehl für gemiſchtes Futter für Großfiſche von mir in gleicher Weiſe behandelt wie das Futter für die Brut, was allerdings die Her— ſtellung vertheuert, aber für andauernde Fütterung abſolut geboten iſt. Ein bloßer Kochſalz— zuſatz, der ja bei der Fütterung mit künſtlichen Präparaten nicht ausgewaſchen wird, muß ſchließlich eben ſo nachtheilig auf den Fiſch wirken, wie auf den Menſchen, der bekanntlich bei andauerndem Genuß von Pöckelfleiſch von Scorbut befallen wird. So kann denn auch eine andauernde ſtarke Fütterung der Fiſche mit geſalzenem Häring o der Pferdefleiſch nicht ohne Nachtheil durchgeführt werden. So wohlthätig geringe Mengen Kochſalz für die Verdauung ſind, ſo nachtheilig werden größere Salzgaben oder geſalzenes Fleiſch, weil dieſem durch das Einſalzen der größte Theil ſeines Kaliphosphates entzogen wird, indem dieſes in die Lake austritt, und an deſſen Stelle Kochſalz in das Fleiſch eintritt. Jeder denkende Fiſchzüchter und Fiſchfütterer kann ſich nicht verhehlen, daß ein trockenes nach phyſiologiſch richtigen Grundſätzen bereitetes haltbares Futter große Vorzüge vor dem rohen geſalzenen Pferdefleiſch haben muß, was wohl den größten und wohlfeilſten Contingent für die Nahrung der Fiſche liefert. Ob die Pferdemetzger aber ein billigeres und gleichförmig gehaltreiches Fleiſchfuttermehl aus Pferdefleiſch darzuſtellen vermögen, als das Fleiſchmehl von Fray Bentos, iſt ſelbſt unter den günſtigſten Verhältniſſen ſehr zu bezweifeln, da das geſunde und gute Pferdefleiſch als menſchliche Nahrung auf den Markt gelangt. Wenn Goos in Heidelberg nach den hier entwickelten Grundſätzen ſein Fiſchfutter — reformirt, wird er beſſer als ſeither den Anforderungen ſeiner Conſumenten entſprechen. Zum Schluß möchte ich den Fiſchzüchter noch darauf aufmerkſam machen, daß eine bloße chemiſche Analyſe eines Futtermittels uns noch keine klare Einſicht über den wirklichen Nährwerth eines Futterſtoffes giebt. Wir müſſen auch wiſſen, aus was für einzelnen Componenten ſich das Futter zuſammengeſetzt. Hiefür ein Beiſpiel anzuführen, giebt mir ein vom Herrn Oberſt— landesgerichtsrath Dr. Staudinger in München zur Begutachtung übergebenes, angeblich aus Amerika ſtammendes Fiſch- und Hühnerfutter aus Bockenheim bei Frankfurt. Daſſelbe kommt in zwei Sorten in den Handel: als gröbliches Pulver und in Centimeter großen Stücken. Für letzteres Präparat iſt eine Analyſe beigegeben. Stickſtoffhaltige Stoffe . . 57,31 PPP 17,34 ftoffe 11,23 144.12 100,00 154 Es ſoll getrocknetes Fleiſch in Krumen ſein. Daß es nicht reines Fleiſch ſein kann, ergiebt ſich aus der hohen Menge Fett und den Mineralſtoffen. Sieht man die Fleiſchſtücke ſich an, ſo bemerkt man darunter ſehr viel Knorpel und leimgebendes Gewebe, welches gleichen und ſelbſt höheren Stickſtoffgehalt aufweiſt, als Eiweiß reſp. Fleiſchſaſer, das aber einen weit geringeren Nährwerth als letztere beſitzt, weil aus demſelben nicht Blut und Muskel gebildet werden kann. Die Mineralſtoffe erwieſen ſich größtentheils aus Knochenſplittern beſtehend, die man bis zu Centimeter langen Stücken ſchon aus der urſprünglichen Maſſe ausleſen kann. An löslichen Stoffen find 1,5 — 206 darin vorhanden. Wenn nun auch die Knochenſplitter nicht gerade ſchädlich ſind, ſo ſind dieſelben doch jedenfalls überflüſſig. Aus dieſem Material, welches aus geringen Abfallſtoffen von Metzgereien und aus Rückſtänden von ausgelaſſenem Fett — aus Kunſtbutter- oder Seifenfabriken — beſteht, iſt das gröbliche Pulver dargeſtellt, indem es feiner gemahlen, mit Roggenmehl verbacken und gepulvert wurde. Dieſes Futter enthielt Waſſee ru ee er ee Aſche 1 5 6,5 Bei der Annahme von circa 30 0/o Roggenmehl dürften die übrigbleibenden ſtickſtoff— haltigen Stoffe circa 440% betragen. Da eine Verbrennung zur Beſtimmung des Stick— ſtoffgehaltes keinen Auſſchluß über den wirklichen Eiweißgehalt gegeben haben würde, habe ich nur verſucht, ungefähr zu beſtimmen, wie viel leimgebende Subſtanz in dieſem Präparate ſich vorfindet. Eine gewogene Menge wurde daher mit Waſſer verſetzt, in einem feſt— verkorktem Glaſe längere Zeit erhitzt und dabei wurden etwa 15 0/0 der Maſſe gelöſt. Der größte Theil davon war Leim. Der Geſammt-Eiweißgehalt dürfte daher auf 32— 340% geſchätzt werden. Die Aſche iſt die gleiche wie oben, nur daß die Knochenſplitter kleiner, theil— weiſe feineres Pulver ſind. Der Natur der Darſtellung dieſes Futters nach, kann von einer Gleichförmigkeit dieſes Futters gar keine Rede ſein, bald werden mehr oder weniger Knorpel, Fleiſchund leimgebende Gewebe ſich darin befinden, und eine genaue Controlle dürfte äußerſt ſchwierig ſein. Jeden— falls kann fein ſolches Futter in Bezug auf ſeinen Eiweiß- reſp. Fleiſchfaſergehalt nicht mit reinem Fleiſchmehl verglichen werden. Ueber die Verdaulichkeit und den Nährwerth des Fleiſchmehles ſind wir ebenſo genau unterrichtet wie über den Nährwerth der Kleie und des Roggenmehls. Compoſitionen aus dieſen Subſtanzen und etwa Oelſamen können wir mit ziem— licher Sicherheit beurtheilen, und wir ziehen als Sachverſtändige dieſe Materialien entjehieden Materialien von unbekannten Nährwerthen vor. Wir werden auch von dem nach unſeren Principien dargeſtellten Futter für größere Fiſche eine beſchränkte Menge für Liebhaber zu Verſuchen herſtellen und zum Selbſtkoſten— preis abgeben. H. von Liebig. V. Pitein lüchric Generalverſammlung des Frankfurter Fiſcherei-Vereins. Unter den Provinzial⸗ Fiſcherei-Vereinen Deutſchlands nimmt bekanntlich der „Frankfurter Fiſcherei-Verein“ eine ganz hervorragende Stelle ein. Vor uns liegt das gedruckte Protokoll über die von dieſem Vereine am 17. November 1884 zu Frankfurt a/ O. unter dem Vorſitze des Herrn Rittergutsbeſitzers M. v. d. Borne abgehaltene Generalverſammlung. Danach zählte im Geſchäfts⸗ jahre 1884 der Verein 131 Mitglieder, welche zum bei Weitem größten Theile dem Re— gierungsbezirke Frankfurt angehörten. Der Verein iſt auch im letzten Jahre wieder eifrig beſtrebt geweſen, den Fiſchbeſtand in den verſchiedenen Gewäſſern durch Ausſetzen von geeigneter Fiſchbrut zu vermehren. Ein bedeutender Erfolg ſeiner Thätigkeit in dieſer Richtung iſt neuerdings vom Glembachſee zu verzeichnen geweſen, welcher früher keine Maränen enthielt und in welchem jetzt ſchon ſolche Fiſche von 1% Pfund Gewicht gefangen wurden. Auch durch zahlreich gewährte Prämien für Vertilgung von Raubzeug und zur Beſeitigung von Fiſchereifreveln war der Verein in erfolgreichſter Weiſe bemüht, den Intereſſen der Fiſchzucht zu nützen. Leider finden nur immer noch nicht die Beſtrebungen des Vereins bei den Beſitzern von Gewäſſern diejenige Theilnahme und Unterſtützung, welche ſie in deren eigenem, ſowie im allgemeinen national-ökonomiſchen Intereſſe verdienten. Neue Forellen-Brutanſtalten ſind in den Königlichen Forſten Gladow, Limmeritz und Lietzegörike errichtet worden. 155 —ꝓ ——+—— Einen hochintereſſanten, lehrreichen Vortrag hielt Herr Profeſſor Pr. Alexander Müller aus Berlin über die Schädlichkeit der Verunreinigung der Gewäſſer für die Fiſch— zucht und über die Mittel, dieſelben zu beſeitigen. Dabei wendete ſich Redner namentlich gegen das ſogenannte Schwemmſyſtem zur Beſeitigung der Abfallſtoffe in großen Städten und eleuchtete die dadurch mehrfachen Orts, wie z. B. um Franfurt / M., Berlin, Paris, London für die Fiſcherei entſtandenen Schäden. Außerdem betonte der Vortragende auch die Schädlichkeit der Effluvien von Fabriken und anderen induſtriellen Anlagen, namentlich von Berg-, Pech- und Hüttenwerken, Soda-, Papier-, Stärke- und Zuckerfabriken, Bräuereien und Sägemühlen. Beſondere Erörterung fand auch die Frage der ſogenannten Selbſtreinigung der Gewäſſer d. h. die Verzehrung der Fäulnißſtoffe durch Thiere und Pflanzen im Waſſer oder die Oxydation, Reduktion, Abſättigung und Bindung mineraliſchen oder anorganiſchen Unraths. Auf dem Gebiete der Geſetzgebung wird beſonders auf das Vorbild Englands und Badens“) verwieſen und außerdem auch das löbliche Beſtreben nach Abhilfe im Landeskulturrathe des Königreichs Sachſen betont. — Von weiterem hohen Intereſſe ſind die Verhandlungen der Frankfurter General— verſammlung über die Reviſion der preußiſchen Fiſchereigeſetzgebung, insbeſondere die Schonzeit— frage. Daß in dieſer Hinſicht die Verſammlung den gegen die abſolute Schonzeit Preußens gerich— teten und auf der Baſis der Individualſchonzeit aufgebauten Theſen ihres Vorſitzenden Herrn v. d. Borne-Berneuchen, des vielderdienten offenen Kämpfers gegen die jetzige bezügliche Lage in Preußen, einmüthig zuſtimmte, iſt für uns aus mehr als einem Grunde erfreulicher Weiſe ſelbſtverſtändlich! Gleich Herrn v. d. Borne ſprach ſich der Verein auch ganz rationell dahin aus, daß zeitweilige Laichſchonreviere vor ſtändigen Laichſchonrevieren den Vorzug verdienen. Als wünſchenswerth wurde bezeichnet: die Einführung von Waſſergenoſſenſchaften und ein Minimalmaß für Fiſchereireviere zur Ausübung des Fiſchereirechts. Wünſche äußerten ſich weiterhin betreffs ſtrengerer Beſtrafung des Fiſchdiebſtahls (und Fiſchereifrevels! Die Red.) **) und beſſerer diesbezüglicher polizeilicher Aufſicht. Empfohlen wurde von Herrn v. d. Borne die Züchtung des amerikaniſchen Schwarzbarſches, beſonders für Flüſſe mit ſtarker Strömung und gutem Beſtande an geringwerthigen kleinen Fiſchen. Endlich poſtulirte die Mehrheit der Verſammlung auch die Einführung eines Controll— zolles für ausländiſche importirte Karpfen. V. Vermiſchte Mittheilungen. Hoher Beſuch. Ihre Königliche Hoheit Frau Prinzeſſin Ludwig von Bayern beehrten am Nachmittage des 1. Mai h. Is. die Fiſchzuchtanſtalt des Bayeriſchen Fiſcherei-Vereins nächſt Starnberg mit Höchſt Ihrem Beſuche. Vom Anſtalts— Vorſtande ehrerbietigſt empfangen, nahm die hohe Frau mit ſichtlichſtem Intereſſe an der Sache von allen Einrichtungen der ſtets noch wachſenden Anſtalt Einſicht und mit aller jener fürſtlichen Liebenswürdigkeit, wie ſie Ihrer Königlichen Hoheit in ganz beſonderer Weiſe eigen iſt, die Erklärungen über Art und Zweckbeſtimmung aller Anſtaltsattribute entgegen. Im Gefolge Ihrer Königlichen Hoheit hatten ſich miteingefunden die Damen Oberhofmeiſterin Gräfin Dürkheim und Frau Gräfin Buttler, dann die Herren Graf Oberndorff, Pfarrer Dr. Hindelang von Lindau und prakt. Arzt Dr. Heiß von Starnberg. Auch Seine Excellenz Herr Oberſthofmarſchall Baron von Malſen war gleichzeitig in der Fiſchzuchtanſtalt zu deren Beſichtigung anweſend. Aus Frankreich. Verbotene Flußfiſcherei-Geräthe. Die ſog. „senne“ oder „escare“ iſt ein Schleppnetz zu derjenigen Categorie von Geräthen gehörend, welche infolge des Geſetzes vom 10. Auguſt 1875 als verboten anzuſehen ſind. Dieſes Geräth wird in jedem Fall als Schleppnetz angeſehen, auch wenn die Gewichte auf einen Abſtand von nur einen Decimeter vom unteren Saumtau befeſtigt ſind. Das Gericht in Bordeaux hat neulich einen ſolchen Fall behandelt und ſich dahin ausgeſprochen. Für die franzöſiſchen Fiſcher iſt dieſes von großer Wichtigkeit, da bis jetzt der Fang mit der „senne“, obgleich nach dem Geſetze eigentlich verboten, doch allgemein geduldet war. E. B. ) Auch die Schweiz und Elſaß-Lothringen gehen jetzt mit Baden gegen die Rheinverun— reinigung ſehr löblich vor. Selbſt bei aller Schonung induſtrieller Intereſſen kann hier ſehr viel zum Beſſeren gewendet werden. Ohne direktes Eingreifen der Geſetzgebung mag es freilich nicht abgehen. Und mit Glacéhandſchuhen darf die Frage auch nicht angefaßt werden. Die Red. ) Wir haben im vorigen Jahre über die desfallſigen Anträge des Herrn Stadtraths Friedel im deutſchen Fiſcherei-Verein berichtet, auch zu Folge der ergangenen öffentlichen Auf— forderung eine eingehende Kritik derſelben veröffentlicht, ſeitdem aber nichts mehr über die An— gelegenheit vernommen. Die Red. "a 156 H—äñ — Schutz der franzöſiſchen Fiſcher. Schon verſchiedentlich hat die franzöſiſche Re— gierung von den Küſtenfiſchern des Landes und Algiers Petitionen erhalten, worin dieſe um Schutz gegen fremde Fiſcher in den franzöſiſchen Gewäſſern nachſuchten. Der Staatsrath (conseil d'état) hat ſich der Sache angenommen und ein Geſetz formulirt, wodurch die Fiſcherei den fremden Fiſcherbooten in den zu Frankreich und Algier ge— hörenden Gewäſſern unterſagt wird. Wenn fremde Fiſcher beim Netzauswerfen innerhalb der franzöſiſchen Grenzen betroffen werden, ſollen dieſelben einer Strafe bis zu 250 Fres. und im Wiederholungsfalle bis zu 500 Fres. verfallen. ES VII. Jiſcherei- und Jiſchmarktberichte. Mannheim, 4. Mai. (Bericht des Herrn M. Siebeneck.) Per ½ Kilo Hecht 14 20 4 bis 14 30 43, Karpfen 14 bis 1% 10 , Barben 60—70 , Barſche 70 bis 80 J, Aale 14 10 bis 1% 20 3, Schleie 80 4, Satz-Aale per 100 Stück 5 M, Goldfiſche 12 Paar 14 %, Schildkröten M 15 per 100 Stück. Travemünde, 17. April. (Vom Markte.) Gefangen wurden 8439 Wall meiſt größere Heringe, 313 Centner mittelgroßer Dorſch, 336 Stieg (à 20 Stück) kleine Butte, 6 Stück Blau⸗ lachſe. Für große Heringe wurden in der erſten Hälfte des Monats 20 bis 30 , in der letzten 10 bis 15 J pro Wall bezahlt, kleine mit 5 bis 10 J. Große Dorſche koſteten 9 bis 10 M, kleine 4 bis 5 A pro 50 Kilo. Butte waren faſt werthlos, Lachſe erzielten 90 bis 1 +. Hamburg⸗Altona, 5. Mai. Es waren angelangt größere Ewer mit Seefiſchen und einige Jollen mit Stören, Elbbutt und Sturen. Von auswärts waren für beide Märkte Schellfiſche, Kleiße, Seezungen, Barſche angelangt und ſtellten ſich die Preiſe en gros: Schellfiſch 2 4 50 bis 5 &, Schollen 2 bis 22 4, Elbbutt 1M 50 bis 5.4, Sture 90 5 bis 1% 80 4 N per Stieg. Seezungen 80 , Steinbutt 90 JS, Kleiße 30 bis 40 4, Barſche 20 bis 25 , friſcher Stör 60 J per ½ Kilo. Dieſe wurden meiſtens an Räucherer verkauft. Eckernförde (Schleswig). Die Ergebniſſe der Fiſcherei im Monat April waren ſehr lohnend. Nach den vorliegenden Berichten wurden gefangen an Heringen 6000 Wall, Sprotten 60,000 Wall. 6000 Kilo Dorſch, 6000 Stieg Butten, 200 Kilo Lachs. Die Sprotten und Heringe waren von vorzüglicher Güte, doch ſtellten ſich die Preiſe nicht höher. Der Heringsfang iſt mit Ende April eingeſtellt und beginnt derſelbe erſt wieder im September. Neuſtadt (Holſtein). Der Heringsfang, welcher jetzt eingeſtellt iſt, war für die Fiſcher ein befriedigender. Rendsburg. An die Märkte gelangten kleine und große Schollen 25 bis 40 J, Barſche bis 40 , Dorſche 15 J per ½ Kilo. Die Goldbutte, welche zur Zeit mager, wurde ſehr wohl— feil abgegeben. In der hieſigen Fiſchhandlung waren zu den früheren Preiſen vorräthig Butte, Schollen, Dorſche, Schellfiſche u. a. Geräuchert wurden Heringe, Butte und Schellfiſche. W. L. Fiſchfang in Norwegen. Die jetzt geſchloſſene Frühheringsfiſcherei an der norwegiſchen Weſtküſte iſt wenig ergiebig geweſen und ſind die Preiſe überdem niedriger als ſeit fünfzehn Jahren. Es ſind gefiſcht 95,000 hl Hering im Werthe von 437,000 Kronen gegen 120,000 hl im Werte von 890,000 Kronen im vorigen Frühjahr. Dagegen hat die Lofoten-Fiſcherei ein beſſeres Reſultat ergeben. Es ſind 30 Millionen Dorſch gegen 17 Millionen im vorigen Jahre gefiſcht worden, doch iſt der Verdienſt der Fiſcher nur wenig größer, da die Preiſe jetzt erheblich niedriger ſind. E. B. A ne nr a I ³Ü¹w . ³· wm ] . d ³w—ꝛ]ũ mm SEE TURN EEE ENTE Sendungen an die Adminiſtration unſeres Blattes wollen künftighin Zur gefülligen Mofiz! ebenfalls mit der Adreſſe: München, Bannenſtraße 7 r., bezeichnet werden Inserate, — Piſcherei-lUtenſilien. 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Four die Redaktion verantwortlich: Dr. Julius Staudinger in München. Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel zu beziehen durch Chriſtian Kaiſer in München. Die nächſte Nummer erſcheint am 1. Juni 1885. | Bayeriſche Jiſcherei Zeitung. Erſcheint monatlich zwei- bis dreimal. . Abonnementspreis jährlich 4 Mark. All O 15 — Redaktion und n gemeines rgan Ad = niſtration, Adreſſe ngen. r Kreuzband⸗ s zuſendung 1 Mark jährlich Zuſchlag. für die München, Sonnenſtr. 7/ r. Inſerate die zweiſpaltige Petitzeile Geſammkinkereſſen dev Fiſcherei, ſowie für die Beſtrebungen (ler Fifdereivereine. In BYerbindung mit Tachmännern Deutſchlands, Oeſterreich-UAngarns und der Schweiz herausgegeben vom Vayeriſchen Fiſchereiverein. 003 7 5 2 Nr. 13. % München, 1. Juni 1885. X. Jahrg. Inhalt: J. Deutſcher Fiſchereitag in München. — II. Lirculare des Deutſchen Fiſcherei— Vereins. — III. Vereins nachrichten. — IV. Vermiſchte Mittheilungen. — V. Fiſcherei- und Fiſchmarktberichte. — Inſerate. I. Deutſcher Jiſchereitag in München. Programm. 1. Sonntag, den 28. Juni 1885. | Die ankommenden Herren find eingeladen, ſich in ungezwungener Geſelligkeit mit Herren des Bayerischen Fiſcherei-Vereins von Abends 7⅛ Uhr an zuſammenzufinden in einem reſervirten Lokale des „Engliſchen Café“ am Maxnimiliansplatz (Trambahn— tation). N f 2. Montag, den 29. Juni 1885. a) Berathungen der vom Deutſchen Fiſcherei-Verein berufenen engeren Fiſchzüchter— Gonferenz, *) und zwar: Vormittags von 8 ½ Uhr bis 12 Uhr, Nachmittags von . 2 bis 5 Uhr im Bureau der Conferenz: Kunſtgewerbehaus (Pfandhausſtraße nächſt dem Promenadeplatz), I. Stock. — Reſtauration im Hauſe zu ebener Erde. ) Für deren Tagesordnung find vorläufig insbeſondere folgende Themata in Ausſicht genommen: 1) eine ſummariſche Wiederholung der wichtigſten Berathungsgegenſtände der Dresdener Con— ferenz (Circular 1883, , Seite 150), um die Fortentwicklung der bezüglichen Angelegenheiten zu verfolgen und auch ſpeziell zu erwägen, inwiefern weiterhin die Bereicherung der großen Ströme mit Wanderfifchen gefördert werden kann? 2) Die Förderung des Aalaufſtiegs und der Aalbruterwerbung im Allgemeinen, wie insbeſondere am Bodenſee; 158 —U—ñäͤ— —— b) Feſtliche Familienunterhaltung, Abends 8 Uhr, in Kils Coloſſeum (Coloſſeums— ſtraße, Trambahnſtation), veranſtaltet vom Bayeriſchen Fiſcherei-Verein zur Begrüßung der Herren Mitglieder der Fiſchzüchter-Conferenz und der Herren Theilnehmer am J. Deutſchen Fiſchereitage. Näheres durch Specialprogramme. 3. Dienſtag, den 30. Juni 1885. a) Von 8 bis 10 Uhr Vormittags Fortſetzung der Fiſchzüchter-Conferenz. b) Von 11 Uhr Vormittags bis 3 Uhr Nachmittags: Erſte Plenar-Verſammlung des Fiſchereitages im großen Saale des Kunſtgewerbehauſes (Pfandhausſtraße nächſt dem Promenadeplatz), I. Stock. ö f Tages-Ordnung: a) Eröffnung durch den Präſidenten des Deutſchen Fiſcherei-Vereins. 6) Wahl des Bureau: drei Präſidenten, zwei Schriftführer. 5) Feſtſetzungen zur Geſchäfts-Ordnung. d) Vortrag des II. Präſidenten des Bayerischen Fiſcherei-Vereins, Herrn Dr. J. Staudinger, über Organiſation, Bedeutung und Aufgabe der Fiſcherei-Vereine Deutſchlands vom Standpunkte der gemeinſamen Intereſſen. e) Bericht des I. Präſidenten des Deutſchen Fiſcherei-Vereins, Herrn v. Behr— Schmoldow, über die Verhandlungen der Fiſchzüchter-Conferenz. 5) Allgemeine Discuſſion über beide letztere Punkte. c) Abends 8 Uhr: Kellerfeſt im Löwenbräukeller am Stiegelmayerplatz, Trambahn— ſtation (bei jeder Witterung), arrangirt zu Ehren der Gäſte vom Bayeriſchen Fiſcherei-Verein. 4. Mittwoch, den 1. Juli 1885. Vormittags von 9 Uhr und Nachmittags von 3 Uhr an: Zweite Plenar-Ver— ſammlung des Fiſchereitages. Tages-Ordnung: Berathung ſpecieller Gegenſtände, und zwar: a) Bericht des Herrn Rittergutsbeſitzers v. d. Borne-Berneuchen, über die Frage der Otternvertilgung in legislativer und praktiſcher Richtung, nebſt Discuſſion. p) Bericht über die Beſchlüſſe des Deutſchen Landwirthſchaftsraths zur Frage der Fiſcherei-Geſetzgebung in Deutſchland, erſtattet von Herrn kgl. Profeſſor Generalſecretär O. May in München, nebſt Discuſſion. c) Berathung ſonſtiger Anträge und Anregungen; Detailprogramm hierüber bleibt vorbehalten. (Fortſetzung der Verhandlungen in weiterer 3. Sitzung nach Bedarf vorbehalten.) 5. Donnerſtag, den 2. Juli 1885. Gemeinſamer Ausflug an den Starnberger See mit: a) Beſichtigung der Fiſchzuchtanſtalt des Bayeriſchen Fiſcherei-Vereins in Starnberg; b) Rundfahrt auf dem See mit Salondampfer; c) Beſuch der Roſeninſel; d) gemeinſchaftlichem Mittageffen. Abfahrt zwiſchen 8 und 9 Uhr Vormittags. Näheres wird bekannt gegeben. 3) auf bereits geäußerte Wünſche eine gründliche Berathung der Frage, auf welche Weiſe Zucht und Verbreitung des Zander zu fördern und was noch bezüglich der Mehrung von See— forellen und Felchen, namentlich im Bodenſee, in's Auge zu faſſen ſei? 4) die Frage, ob ſich die jetzt geltende preußiſche Geſetzgebung betreffs der Berechtigung der Fiſcher zum Fange von Ottern, Reihern ꝛc. bewährt habe und anderwärtig zur Nachahmung zu empfehlen ſei, in Sonderheit, ob dabei Inconſequenzen für das Jagdrecht zu Tage traten? 159 — — Bemerkungen: Das ſtändige Bureau der Fiſchzüchter⸗Conferenz und des Fiſchereitages befindet ſich im Kunſtgewerbehauſe, I. Stock. 2. Jeder Theilnehmer am Fiſchereitag wolle ſich bei Ankunft im Bureau (Kunſt— gewerbehaus) eine Theilnehmer-Karte löſen. Dieſelbe wird für auswärtige Theil— nehmer unentgeldlich ausgeſtellt und eröffnet den Eintritt zu den Verſammlungen des Fiſchereitages, ſowie zu den geſelligen Vereinigungen. Als geſelliges Standquartier und damit als Rendezvousplatz iſt empfohlen das „Engliſche Café“ am Maximiliansplatz, in nächſter Nähe des Kunſtgewerbehauſes. „Damen ſind bei den geſelligen Vereinigungen höchſt willkommen. Bekanntmachungen erfolgen durch Anſchlag im Bureau und im geſelligen Stand— quartier. Fahrkarten zum Ausflug nach Starnberg und zur Dampferrundfahrt nach den tarifmäßigen Preiſen, desgleichen Couvertbeſtellungen zum Mittagsmahl bei Gele— genheit dieſes Ausfluges werden vermittelt im ſtändigen Bureau. Offizielle Toaſte unterliegen vorgängiger Vereinbarung. Wünſche wegen Beſorgung von Wohnung wollen gefälligſt mitgetheilt werden an Herrn Major a. D. Ludwig Ritter von Schallern, München, Thereſienſtraße 58/2. S va 8 on II. Circulare des Deutſchen Jiſcherei-Vereins. 3 Im Beſitze der erſten drei diesjährigen Circulare des Deutjchen Filcherei = Vereins beginnen wir neuerdings mit unſeren hergebrachten kurzen Berichten über dieſe hervorragenden Kundgebungen. Ihr Grundzug iſt ſtets das unabläſſige Vorwärts — die conſequente Verfolgung jenes Einen großen Zieles, in welchem ſich der Dentjche Fiſcherei-Verein einig findet mit zahlreichen eifrig wirkenden Landes- und Provinzial-Vereinen, mit einer ſtattlichen Zahl getreuer Mitarbeiter. Der friſche Pulsſchlag einer kräftigen Lebensthätigkeit läßt ſich auf jedem Blatt auch der neueſten drei Circulare wieder fühlen. Sie zeugen von den aus— gedehnteſten Arbeitsverbindungen und was noch mehr werth iſt, von einer Einmüthigkeit in den Anſchauungen und Beſtrebungen zahlreicher Vorkämpfer der Fiſchereiſache, welche ſelbſt den Befehlshabern und Steuermännern der großen Staatsſchiffe dieſe Vereinsflotte der Beachtung recht werth erſcheinen laſſen dürfte. Von größeren Artikeln heben wir beſonders hervor A. in Circular I diejenigen über: 1. den Fang von Aalen in heſſiſchen Gewäſſern; 2. die Lachsleiter in Leibitſch für die Drewenz; 3. die Fiſchzucht im Amte Soltau; 4. die Regenbogenforelle, Salmo irideus, von Herrn Director Haak in Hüningen; und a 5. das Wachsthum des Bachſaiblings, von Herrn C. Arens in Cleyſingen bei Ellrich, Herrn Förſter Nerenz auf Forſthaus Mocker und Herrn Dahm in Broitzenburg. Dieſe letzteren Artikel offenbaren den alten Meinungskampf zwiſchen den Verehrern es Bachſaiblings und denen der Negenbogenforelle über deren beiderſeitige Vorzüge. Wir eben zu: die Akten ſind in dieſer Frage noch nicht geſchloſſen, aber auch noch nicht zu unſten der Regenbogenforelle. Der von Herrn Haak beglaubigte Umſtand, daß der Bachſaibling in Hüningen nicht excellirte, hat nicht ausgeſchloſſen, daß derſelbe anderwärts 4 gut gedieh. Und der Thatſache, daß Herr Haak mit ſeinem Liebling Regenbogen— relle glücklich war, ſtehen anderwärts weniger günſtige Erziehungsreſultate mit dieſem etzteren Fremdling entgegen. Die Waſſerbeſchaffenheit und was damit ſonſt Verſchiedenes zuſammenhängt, ſcheint hier eine weſentlich mitbeſtimmende Rolle zu ſpielen. Gleichwie von errn Förſter Nerenz ſind z. B. auch in der Vereinsfiſchzuchtanſtalt Starnberg jetzt ſchon ahlreiche Abkömmlinge von den dort theils im Aufzuchtsteiche, theils im freien Bache 160 gezogenen Bachſaiblingen gewonnen worden. Etwas Wahres liegt zweifellos auch in der Anſicht des Herrn Dahm, daß der Bachſaibling nach ſtark ſtrömendem freien Waſſer trachtet. Aehnliche Beobachtungen wurden auch anderwärts gemacht. Um ſo weniger kann auf negative Züchtungsreſultate in einzelnen geſchloſſenen Fiſchzuchtanſtalten ein entſcheidendes Gewicht gelegt werden. Für die Fiſchzuchtanſtalten wird es ſich nur darum handeln, ſich immer gutes Zuchtmaterial für regelmäßige Eiergewinnung bereit zu halten, um die Jung— brut für freie Gewäſſer abzugeben. Mögen dann auch über dem Abſtreifen alljährlich einige Quantitäten Mutterfiſche eingehen. Denn jegliche unzarte Behandlung verträgt der Bach— ſaibling nicht gut — ſo viel müſſen auch wir zugeben. B. Circular II bringt namentlich einen bemerkenswerthen Artikel des Herrn Freiherrn von und zu Egloffſtein über Herrn Sperbers bekannte Otternhundsmeute in Weimar. C. In Circular III finden wir an der Spitze: a) den hochintereſſanten Bericht über die diesjährige Generalverſamm— lung des Deutſchen Fiſcherei-Vereins; dann b) einen Bericht über Verlauf und Beſchlüſſe der internationalen Fiſchereiconferenz in Wien 1884; c) einen in gedachter Generalverſammlung gehaltenen Vortrag des Herrn Geheimrath Herwig- Berlin über die Hochſeefiſcherei und die neuorganiſirte beſondere Section des Deutſchen Fiſcherei-Vereins zur Pflege derſelben; 5 d) einen bei gleicher Gelegenheit gehaltenen Vortrag des Herrn Stadtraths Eberty über Fiſcherei und Marktreform. Wir empfehlen beſonders auch dieſe beiden Vorträge zur Lectüre. Sie liefern neue glänzende Belege über die hohe volkswirthſchaftliche Bedeutung der Fiſchereipflege auf allen ihren Einzelgebieten. . IV. Vereinsnachrichten. Auszug aus dem Jahresberichte des Bayeriſchen Landes⸗Fiſcherei⸗ Vereins für 1384. Bereits in den letztverfloſſenen Jahren hat der Bayeriſche Landes -Fiſcherei-Verein fein Wirken in thunlichſter Vielſeitigkeit auf die einzelnen Richtungen ſeiner weitverzweigten Aufgabe erſtreckt. Die Vereinsthätigkeit im Jahre 1884 konnte ſich daher nur auf den bereits eröffneten Bahnen bewegen und durfte ſich im Weſentlichen darauf beſchränken, dem Kreislaufe der natür— lichen Entwickelungen und der ſteten Wiederkehr der gleichen Erſcheinungen im Kampfe menſchlicher Intereſſen ſich anpaſſend, einerſeits neue Saaten in die Gewäſſer zu legen, und andererſeits den alten Feinden und ihren fortwirkenden oder erneuten Einwirkungen gegenüber die Ziele des Vereins in Angriff oder Abwehr coneret zu geſtalten. Wir betrachten es nicht als Aufgabe dieſes Berichtes, die leitenden Geſichtspunkte, von welchen der Verein bei Erfüllung dieſer Aufgaben ausging, und deſſen Stellung zu den prinzipiellen Fiſchereifragen in dieſem Berichte zu erörtern; das vom Vereine herausgegebene Fachblatt, die Bayer— iſche Fiſcherei-Zeitung, gibt hierüber in ausführlichen Darſtellungen fortgeſetzten Aufſchluß. Die Anſchauungen des Vereines wurden überdieß erſt kürzlich in umfaſſender Weiſe durch die Anträge, präcifirt, welche der Vereinsdelegirte auf der internationalen Fiſcherei-Conferenz zu Wien der Be— ſchlußfaſſung dieſer Verſammlung unterbreitete. Den Stoff für dieſen Jahresbericht entnehmen wir daher zunächſt nur den Leiſtungen und Erfolgen der Vereinsthätigkeit des verfloſſenen Jahres auf dem rein praktiſchen Gebiete des Fiſcherei— weſens und werden uns bei der innerhalb dieſer Gränzen gehaltenen Darſtellung nur wenige Bemerkungen von allgemeiner Natur geſtatten. Bereits ſeit einer Reihe von Jahren war der Verein, welcher neben ſeiner Stellung als Landesverein zugleich als Kreisverein für Oberbayern funktionirt, durch einen vom Landrathe von Oberbayern gewährten Zuſchuß in die finanzielle Möglichkeit verſetzt, eine namhafte Zahl embryonirter Eier von Edelfiſchen an Beſitzer von Fiſchwaſſern im Kreiſe Oberbayern unentgeltlich ee und zum Theil auch die zur Erbrütung nöthigen Apparate den Bedachten leihweiſe zu überlaſſen. f Der Betrieb der Vereins-Fiſchzuchtanſtalt in Verbindung mit den ſehr reichlichen Zuwend— ungen von Seite des Deutſchen Fiſchereivereins haben es überdieß geſtattet, von der Brutperiode 1881/82 an beginnend, durch Ausſetzung größerer Mengen von Jungfiſchen für die Hebung des Fiſchbeſtandes in den oberbayeriſchen Gewäſſern in ausgiebigem Maße zu wirken. f Nach beiden Richtungen hin iſt auch in der Brutperiode 1883/84 Nennenswerthes geſchehen. \ Au TR it Pa: ie An embryonirten Eiern wurden in letztgedachter Brutperiode für Oberbayern“) namentlich unentgeltlich abgegeben: Von Bachforellen (Trutta fario) . . . 80,500 Stück „ Saiblingen (Salmo Salvelinus) „ a RN OT „ Bachſaiblingen (Salmo fontinalis) : 2. 2222 .. 400 „ im Ganzen .. . . 100,900 Gier. Als gut entwickelte Jungfiſche wurden in der Brutperiode 1883/8 k ausgeſetzt: Renken (Coregonus Wartmanni) . . . 74,000 Stück hievon 12,000 in den Soyenfee, 12 ‚000 in den Obinger- See, 50 ‚000 in den Staffelſee. Maduemaränen (Coregonus Maracna) . 15,500 „ 5 hievon 10,000 in den Thumſee bei Reichenhall, 4,500 in den Schlierſee, der Reſt mit 1000 in den Würmſee. Amerikaniſche Maränen (Coregonus albus) . 530,000 „ hievon 150,000 in den Walchenſee, 140 000 i in den Ammer— See, 40, 000 in den Kochelſee, dann je 100,000 in den Alpſee und Tegernſee. Kleine Maränen (Coregonus albula” . 50,000 „ in den Wagingerſee. enen (Lrutta Tacustris). ))) 156,000 „ in den Würmſee. Amerikaniſche Seeforellen (Salmo Namaycus))) . . . 22,350 „ in den Kochelſee. Carpioni (Trutta carpio) aus dem Gardaſee .... 24,600 „ in den Ammerſee. Huchen (Salmo hucho) . eee hievon 3,500 in die Ammer bei Weilheim, je 2, 600 in die Amper bei Unterbruck und den Lech oberhalb Landsberg, Aeſchen (Thymallus vulgaris) Part 8,000 „ hievon je 4,000 in die Amper und in die Würm. Die Geſammtzahl der im Brutjahre 1883/84 als Jungfiſche den Gewäſſern des Kreiſes unentgeltlich übergebenen Salmoniden beläuft ſich ſohin auf 749,150 Stück. Sämmtliche Eier von Maränen, Seeforellen und Huchen find ? Zuwendungen des Deutſchen Fiſchereivereins, während die Anſchaffungskoſten für die übrigen Salmonidencier, ſowie die Er— brütungskoſten, mit der einzigen Ausnahme der dem Tegernſee zugeführten 100,000 amerikaniſchen Maränen, insgeſammt vom bayeriſchen Fiſchereiverein beſtritten wurden. Einiges Intereſſe dürfte auch ein beiläufiger Ueberblick über die Geſammtzahl derjenigen in den drei Brutperioden 1881/82, 1882/83 und 1885/84 vom Vereine unentgeltlich vertheilten Eier und zur Ausſetzung gebrachten Jungfiſche von Salmoniden bieten, welche den Gewäſſern des Kreiſes Oberbayern zu gut kamen. Es wurden hier in dieſen drei Brutperioden nach abgerundeten Ziffern unentgeltlich vertheilt zuſammen 364,900 embryonirte Eier, vorwiegend von Forellen, und ausgeſetzt 1'223,850 Jungfiſche. ** Die letzteren vertheilen ſich nach Arten wie folgt: Californiſche Lachſe (Salmo Quimnat) . . . 2... 15,500 Stück Seeforellen (Trutta lacustris) JT. ˙ A u a 1) 3.1 Be Garpioni (Trutta carpio) . 44,200 „ Landlocked-Salmon (Amerikaniſcher Binnenfeelads) (Salmo Sebago) . i Fer 2,400 „ Amerikaniſche Seeforellen (Salmo Nam: ıyeush) . . Renken (Felchen) (Coregonus Wartmanni und fera) . ... 129,000 „ Madue⸗Maränen e f , Amerikaniſche Maränen (Coregonus albu) . . 861,000 „ Kleine Maränen (Coregonus Albula) . 50,000 „ een eien), 20500 „ Bachſaiblinge (Salmo 9 n 800 „ ene we.” N ET 8,700 „ er ee 8,000 „ ) Zahlreiche Verſendungen von Eiern und Brut aus der Vereins-Fiſchzuchtanſtalt nach Orten außerhalb Oberbayerns und ſelbſt außerhalb Bayerns ſind in obige Zuſammenſtellung nicht mit eingerechnet, ebenſowenig die aus der Vereins-Fiſchzuchtanſtalt käuflich abgegebenen Eier und Jungbrutfiſchchen. *) Erhebliche weitere Quantitäten Saibling-Eier gingen nach auswärts. kit) Nicht mitgerechnet ſind hiebei jene Beſtände, welche in den Gewäſſern der Vereins-Fiſch— zuchtanſtalt zur Ausſetzung kamen. 162 — — — Bei dieſen Ausſetzungen wurden insbeſondere die größeren oberbayeriſchen Seen in folgender Weiſe bedacht: Der Ammerſee mit Carpiornrnrngnz: ie Denn Städt amerikaniſchen Matänge n zer ar AL Der Würmſee mit californiſchen Lachſen 6,000 „ „ Renken „„ Le ME ERBE F Seel F as. 2 0 De ee a 2,500 „ „ amerikaniſchem Binnenjellad8 . ....... 2.7... 2,400 „ „ Madue-Maränen „ 1.0002, g s Der Walchenſee Hit. Seefd rellen 10,000 „ „ amerikaniſchen Maranhregnmm ee DEIN Der Kochelſee | mit amerikanischen Seeforellen Be 22,350 „ „ amerikaniſchen Marcänennmd EEE Der Tegernſee mit amerikaniſchen Maränen . 3 210,000 „ Der Staffelſee mit Renken i 77,000 „ Der Schlierſee mit Madue-Maränen e 23,500 Der Wagingerſee mit kleinen Maränen e 50,000 „ Der Riegſee mit Reukbennnsnn DU OFEN. Das Material an Jungfiſchen für dieſe Ausſetzungen wurde faſt durchweg in der Fiſchzucht— anſtalt des Bayeriſchen Fiſchereivereins nächſt Starnberg erbrütet. Dieſe vor drei Jahren gegründete, in aufſteigender Entwickelung begriffene Auſtalt erfuhr im Laufe des Jahres 1884 neuerdings mehrfache Erweiterungen durch Neuanlage von Aufzuchtsgräben und Teichen, ſowie eine nicht unweſentliche Bereicherung an Gegenſtänden der inneren Ausſtattung. Ueberdieß wurden gegen einen annehmbaren Pachtſchilling vorläufig auf die Dauer von ſieben Jahren zwei an das Anftaltsterritorium angrenzende Quellenteiche gepachtet, deren ſpäterer Ankauf in Ausſicht genommen und rechtlich geſichert iſt. Dieſe Vergrößerung der Betriebsanlagen hat es bereits in der Brutperiode 1883/84 ermöglicht, in der Anſtalt 768,500 Stück junge Salmoniden zu erbrüten und außerdem 167,000 Eier in embryonirtem Zuſtande zu verſenden. Dieſe letzteren Zahlen vertheilen ſich nach Fiſchgattungen wie folgt: Jungſiſche: Von Amerikaniſchen Maränen 3 470,000 Stück „ Modus Marüä nen ee BR 9,000 „ „ Kleinen Marä nens 8 „ Rellltennmnsm Re I ee SRH „„ Aeſchenlnlnlnlnmn Sr a ASIEN „ Bachforelleee nn ee 2 DORF „ Seeforellen IJ Eee OH OLE „ Amerikaniſchen Geeforelen > 2 me 22722, 360 22, „ Regenbogenfoͤrellen (S. irideus) =... 1... 2,000 „ „ Buchſaibl ingen ee 4,900 „ „ Carpibn12121jĩid Er ee 2 Ga, Seit. nn 8 81700 Im Ganzen Jungfiſche . ... 768,600 Stück Eier: Von Bachforelle ee OLE „ Saiblingen . . . 112,000 „ Im Ganzen Eier 167,500 Stück (Schluß folgt.) 163 — nnnmmnnnnne IV. Vermiſchte Mittheilungen. Bewegliche Lachsleiter. Kaſſel, im Mai. An dem fiskaliſchen Wehre, welches oberhalb Kaſſel bei der Neuenmühle das Laichſchonrevier ſtromaufwärts im Fuldafluſſe begrenzt, iſt ſeit einigen Tagen eine bewegliche Lachsleiter nach dem Nowickiſchen Syſtem angebracht und der Verein zur Beförderung der Fiſchzucht im Regierungsbezirke Kaſſel von Königlicher Regierung aufgefordert, die Vorrichtung mit zu beaufſichtigen und zu beobachten, demnächſt auch darüber Mittheilung zu machen, ob die Anlage ihren Zweck erfüllt. Zunächſt war beabſichtigt, dieſelbe weiter ſtromabwärts an dem in Kaſſel belegenen Wehre anzubringen, es mußte jedoch bei dem Widerſpruch der zur baulichen Erhaltung dieſes Wehres verpflichteten zwei Mühlenbeſitzer davon Abſtand genommen werden, weil dem Vernehmen nach dieſelben in Anbringung der Leiter nur unter der Bedingung willigen wollten, wenn ihnen dafür Garantie geleiſtet werde, daß bei plötzlich entſtehenden Hochwaſſern keinerlei ſchädliche Einwirkungen durch die Anlage entſtehen würden, und ſoll eine Einigung der dieſerhalb gehörten Sachverſtändigen nicht haben erzielt werden können. Dieſe erſte Probe iſt regierungsſeitig auf Anregung des Deutſchen Fiſcherei-vereins gemacht und wenn dieſelbe naturgemäß auch am Kaſſeler Wehre hätte angebracht werden ſollen, ſo wird ſie doch auch an dem Wehre bei der Neuenmühle ſich beurtheilen laſſen. Je nach dem Ausfall der deshalbigen Beobachtungen ſollen dann auch noch an andern geeigneten und deren bedürftigen Wehren bewegliche Lachsleitern in der Folgezeit angebracht werden. Vom öſtlichen Finnland, aus Pyhäjärvi wird geſchrieben: Die Einwohner des Kleinen Dorfes Kiimajärvi haben am 10. April in dem See gleichen Namens einen ungewöhnlich reichen Fang gethan. Mit dem Zugnetze unter dem Eiſe erhielten ſie in einem Zug eine derartige Quantität Braſſen, daß ſie genöthigt waren, um das Zer— reißen des Netzes zu verhüten, während es langſam hinaufgezogen wurde, die Fiſche mit dem Hamen herauszuholen. Nachdem das Zugnetz glücklich hinaufgebracht und die Fiſche, welche 812 Pfund wogen, auf das Eis aufgeſtapelt worden, wurden die Käufer benachrichtigt. Ein Händler Tobias Wuohalainen erſtand den ganzen Fang für 1530 Finniſche Mark und ließ denſelben auf 19 Schlitten laden und ſo nach St. Peters— burg transportiren. Obgleich dieſer Fang nicht genau gewogen worden iſt, ſo ſchätze man denſelben doch auf ca. 400 ruſſiſche Pud, welches 16,000 Pfund ausmacht. Die Thatſache, daß 19 Schlitten zum Transport nöthig waren, beſtätigt dieſes am beſten. E. B. V. Jiſcherei- und Jiſchmarktberichte. Hamburg⸗Altona, 10. Mai. Eine größere Anzahl von Ewer mit Seefiſchen, einige Schaluppen mit Schellfiſch und 20 Jollen mit Elbbutt und Sturen lagen bei Altona und Hamburg und brachten Fiſche an den Markt. Per Eiſenbahn waren von auswärts angelangt: Schollen, Ma— krelen und Hornfiſche für beide Märkte. Die Preiſe en gros ſtellten ſich für Schellfiſch, welche von 2,50 bis 7 4 auf 5 bis 9 & geſtiegen waren, Schollen 2 bis 18 M, Elbbutt 90 . bis 3,50 M, Sture 60 4 bis 1,20 M, Hornfiſche 3 bis 4 M per Stieg. Seezungen 60 bis 90 , Steinbutt 60 bis 90 J, Kleiße 40 4, ftiiher Stör 50 bis 60 , Barſche 20 bis 25 3 per ½ Kilo. Die Makrelen, ſowie die meiſten Störe wurden zu ſehr verſchiedenen Preiſen verkauft. Hamburg⸗Altona, Mitte Mai. Bei abwechſelnder Zufuhr, theils ſehr geringer, wegen der auf See herrſchenden Stürme, ſchwankten die Preiſe etwas, doch nur in geringem Maaße. So ſtellte ſich der Preis en gros für Schellfiſch 3-6 &, Schollen 2 —20 &, Elbbutt 1— 5,50 M, Sturen 80 3 bis 1,80 M per Stieg, Seezungen und Steinbutt 80 —90 I, Kleiße 30 — 15 4, friſcher Stör 50—65 3, Aale 40 J per ½¼ Kilo. Die Störe kauften Räucherer. : Kiel Mitte Mai. Sturfleiſch geräuchert 90 , Aale geräuchert in Kiſten zu 4 Kilo große 9,50 &, mittel 8 &, kleine 6 M, Caviar großkörnig 2,50 &, klein 2 1 per ½ Kilo, Barſch 20 =. Rendsburg, 10. Mai. Am Markte befanden ſich eine größere Anzahl kleiner und großer lebender Aale, wovon erſtere mit 50—60, letztere mit 7O—80 3 per ½ Kilo verkauft wurden. Ferner Goldbutt 25 3, Schollen 25 J, Kleiße 40 J, Seezungen und Steinbutt 1 AH, Barſche 20-30 J, Rothaugen 25 4 per ½ Kilo, Schellfiſch 25 J per ½ Kilo. Die Zufuhr von Aus— wärts war eine geringe. Rendsburg, Mitte Mai. Zufuhren unbedeutend. Preiſe ſtellten ſich für Butte 10 —25 2 per Stück, Barſch 20 , Brachſen 30 —40 , Aale 40—45 4 geräuchert, 1—1,20 M, Neun- augen 5— 10 3 per Stück, Schollen 25 , Kleiße 40—45 1. — In großen Mengen werden jetzt die jungen Aale gefangen, um verſandt zu werden. N 164 _ — Ellerbeck, 28. April. Sehr reich war die Zufuhr von friſchen Stören. So bekam die Störfleiſchräucherei von D. Wilkens an zwei Tagen ca. 2000 Pfund, ſämmtlich aus St. Peter in Eiderstedt. Darunter befanden ſich Exemplare von Stören die 200 bis 300 Pfund wogen, wie ſie hierher geſchickt werden, ohne Kopf, Floſſen, Schwanz und Eingeweide. Es ſcheint darnach der Fang von Stören an der Weſtküſte von gutem Erfolg zu ſein. E. B. Eckernförde, im Mai. Der Härinasfang, welcher ein befriedigender geweſen fein ſoll, hat auf— gehört und die Waden find eingeheimft. Ebenſo iſt der Dorſchfang noch ein geringer und es beginnt der Goldbutt eine Rolle zu ſpielen. Im Ganzen iſt der Fang ein wenig ergiebiger in der letzten Zeit, da die Witterung eine ſchlechte iſt und ſtarke Stürme herrſchen. Die Preiſe ſind etwas geſtiegen. Mannheim, 18. Mai. (Bericht des Herrn M. Siebeneck.) Per ¼ Kilo Hecht 1&4 20 bis 14 40 3, Karpfen 14 bis 1 20 48, Barben 50— 75 4, Barſche 70 bis 85 J, Aale 1M — bis 1% 20 3, Schleie 754, Weißfiſche 25—30 3, Satz-Aale per 100 Stück 5 M, Goldfiſche 12 M und 144 per 100 Stück, Schildkröten 15 & per 100 Stück bei mäßiger Anſuhr. Inserate. Dei Beginn der Saiſon erlaube mir allen Freunden des Angelſports mein reichaſſortirtes Lager von ſpeciell nur Augelgeräthen in gefällige Erinnerung zu bringen. Insbeſonders meine große Auswahl von Angelruthen, eigenes Fabrikat in den verſchiedenſten Sorten von AJ 1.50 an bis zu den feinſten 6 kantigen Fliegenruthen aus geſplißtem Bambus zu A 65.—. Alle übrigen Geräthe, als Angeln, Vorfächer, Schnüre, künſtliche Köder ꝛc. in reichſter Auswahl; künſtliche Fliegen, engl. Fabrikat in 150 Nummern. 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Für den Buchhandel zu beziehen durch Chriſtian Kaiſer in München. Die nächſte Nummer erſcheint am 16. Juni 1885. Bayeriſche — ei-Zeitung. Erſche int monatlich ren „bis dreimal. Inſerate die zweiſpaltige Petitzeile Abonnementspreis: jährlich 4 Mark. 0 G ck ®2 Pas er ap lt und Allge 1 eines gan 0 1 . 170 bree chhandlungen. Für Kreuzband⸗ 7 wendung 1 Mart jährlich Zuſchlag. München, Sonnenſtr. 7/ r. für die Geſammlintkereſſen der Kiſcherei, ſowie für die Beſtrehungen der Liſchereivereine. 3 n Verbindung mit Tachmännern Zeutſchlands, Heſterreich-Ungarns und der Schweiz herausgegeben vom Bayerifhen Tiſchereiverein. W Nr. 14. pe München, 16. Juni 1885. X. Jahrg. 5 Fuat Erſter deutſcher Fiſchereitag in München. . Die Eider 99 der Eiderkanal. — II. Vereins- nachrichten. — III. Vermiſchte Mittheilungen. — IV. Fiſcherei- und Fiſchmarktberichte. f7 * * Erſter deutſcher Jiſchereitag in München. N J. Wiederholt machen wir darauf aufmerkſam, daß zur Legitimation der Herren Theilnehmer am erſten deutſchen Fiſchereitag in München (namentlich für die Pleuarverſammlungen vom 30. Juni und 1. Juli 1885, dann für die verſchiedenen dom Bayeriſchen Fiſcherei-Verein zu Ehren der Gäſte veranſtalteten geſelligen Vereinigungen) eine Theilnehmerkarte ausgeſtellt wird. 0 Die Theiluehmerkarte kann verabfolgt werden an ſolche Herren, welche als Delegirte oder Mitglieder eines Fiſcherei-Vereins anweſend ſind oder ſich wenigſtens als 0 iſchereiintereſſenten characteriſiren. Die Ausfertigung erfolgt auf ſchriftliche oder münd— liche Anmeldung beim Bayerischen Fiſcherei-Verein als Localrepräſentanten oder bei dem vom Letzteren niedergeſetzten beſonderen Comité für Bureauangelegenheiten (Comité⸗ vorſtand: Herr k. Regierungsrath Landmann) in München. Auf ſchriftliche An— meldung kann die Kartenabgabe ſofort geſchehen. Mündliche Anmeldungen werden insbeſondere entgegengenommen am: * a) Donnerſtag den 18. und 25. Juni 1885 Abends ab 8 Uhr im Muſeum, 1 Promenadeſtraße (Fiſcherei-Vereinslocal); b) Freitag und Samſtag, den 26. und 27. Juni 1885 Nachmittags 3 —4 Uhr ebendaſelbſt; e) Sonntag den 28. Juni und Montag den 29. Juni 1885 Vor— mittags 9— 12 Uhr und Nachmittags 3—5 Uhr im Kunſtgewerbehaus I. Stock (Pfandhausſtraße). — II. In Wohnungsangelegenheiten wolle man ſich gefälligſt wenden an das beſondere Comité hiefür (Vorſtand Herr Major a. D. Ludwig Ritter v. Schallern, München, Thereſienſtraße 58/2). Vom 28. Juni ab werden Vertreter des Empfangs- und Wohnungscomités ſowohl am Bahnhofe bei Ankunft der Tageszüge, wie Tags über im Kunſtgewerbehaus anweſend ſein. 4 III. Nach Entſchließung der k. bayeriſchen Generaldirection der Verkehrsanſtalten, Bahnbetriebsabtheilung, vom 11. Juni 1885 iſt für ſämmtliche k. bayeriſche Staatsbahnen die Giltigkeitsdauer derjenigen Retourbillete, welche von Theilnehmern am erſten deutſchen Fiſchereitage gelöft wurden, auf die Dauer vom 28. Juni bis 6. Juli 1885 incl. verläugert worden. Gleiche Vergünſtigung haben folgende Bahnen zugeſtanden, nämlich: die k. württembergiſchen Staatseiſenbahnen, die Main-Neckarbahn, die heſſiſche Ludwigsbahn, die pfälziſchen Bahnen und die Werrabahn. Die Verlängerung der Billetgiltigkeit geſchieht durch das k. Bahnamt München, Centralbahnhof, gegen Vorzeigung der Theilnehmerkarte. Die Theilnehmer ſind ver— pflichtet, bei der Rückfahrt dem Conducteur auch die Feſtkarte vorzuzeigen. Bemerkt wird, daß directe Retourbillete von pfälziſchen Stationen nach München über Baden nicht verlängert werden können, da die badiſche Staatsbahn ihrerſeits eine Verlängerung nicht bewilligte. I. Die Eider und der Eiderkanal. Dieſer Fluß, welcher die Oſtſee durch den Eiderkanal mit der Nordſee verbindet, nimmt ſeinen Anfang in dem großen adeligen Gute Bothkamp, einen Kilometer ſüdlich von Kiel belegen. Hier bildet ſich die Eider durch den Zuſammenfluß verſchiedener Teiche. Nach ihrem Entſtehen wendet ſie ihren Lauf nördlich unter dem Namen Droge-Eider und bildet das erſte Becken, den ſogenannten Grieben-See, welcher nicht ſehr groß iſt, aber, da ſein Untergrund ſehr krautreich, ſo bietet er den Fiſchen reichliche Nahrung und iſt an den gewöhnlichen Fiſchen wie Barſch ꝛc. reich. Seltenere Fiſcharten fehlen. Die Fiſcherei— gerechtigkeit wird auf dieſem See von dem Gute Bothkamp ausgeübt. Tritt die Eider aus dieſem See, ſo fließt ſie in den zum Gute Bothkamp gehörenden Bothkamp-See, deſſen größte Breite 1456,6 Meter, Länge 2947 Meter betragen. Antheil an der lohnenden Fiſcherei welche namentlich Hechte, Brachſen, Barſche u. a. liefert, haben das Gut Bothkamp, das Amt Kiel und das Amt Bordesholm. Bei dem Dorfe Biſſee, unmittelbar an dem Bothkamp-See gelegen, verläßt die Eider dieſen wieder und ſchlägt eine ſüdliche Richtung ein. Nachdem fie hier einen größeren Bach, den Wachen bach, aufgenommen hat, wendet ſie ſich nordweſtlich auf das Dorf Keesdorf zu, woſelbſt ſie weſtlich von dieſem Orte die Abflüſſe des Einfelder- und des Bordesholmer-Sees aufnimmt. Die größte Länge des erſteren Sees beträgt circa 2904 Meter, Breite circa 447 Meter, Tiefe 10 bis 12 Meter. Die recht ergiebige Fiſcherei, welche ſchöne Fiſche liefert an Geſchmack, wenn auch nur die gewöhnlichen, iſt ein Engplument des Amtmannes. Während der See an der öſtlichen Seite einen Bach, den Moorbach, aufnimmt, hat er ſeinen Abfluß im Norden durch den ſogenannten Stintgraben in den Bordesholmer— See (nach dem angrenzenden Orte Bordesholm benannt). Dieſer ſehr fiſchreiche See liefert außer den ſchon genannten Fiſchen auch Zander. Sämmtliche hier gefangene Fiſche ſind von reinem Geſchmack und haben eine gute Nahrung durch den am Grunde befindlichen reichen Pflanzenwuchs. Wir fügen hier hinzu, daß auch der Eisfelder-See ein pflanzenreicher iſt und unter Andern eine in Holſtein wohl nur dort vorkommende Pflanze aufweiſt, die Lobelia Dortmanii. Nachdem nun die Eider die Abflüſſe dieſer beiden Seen aufgenommen hat, fließt ſie in einer Breite von 13 und 20 Meter nördlich, erweitert ſich zu einem großen Becken, dem Schulen— See, benannt nach dem Gute Schulenhof, in welchem er liegt und, fließt weſtlich weiter, während ihres Laufes die Abflüſſe zweier Seen, des Nus- und Drack-Sees, für den Fiſchfang nicht ſehr bedeutend, aufnehmend. Bei ihrem Weiterlauf theilt ſie ſich in zwei Arme, von denen der nördliche eine Korn-, der ſüdliche eine Papiermühle treibt. Sie nimmt noch einen Abfluß aus dem Hansdorfer-See auf und ſtrömt in den Weſten-See, aus welchem ſie in nördlicher Richtung nach dem Dorfe Achterwehr fließt und den Flemm— 167 juder⸗See bildet. Von dieſem See aus bildet fie von der nördlichen Seite aus bis nach endsburg das Bett des Eiderkanals unter dem Namen der Ober-Eider. Dieſe letzte Strecke iſt jetzt etwas kürzer wie früher, da der Kanal wegen der vielen Krümmungen der Eider, dieſe an mehreren Stellen verläßt dieſe abgeſchnittenen Arme führen den Namen Alte Eider. In dieſen Armen halten ſich Hechte, Aale u. ſ. w. auf. Bei Rendsburg iſt die Fiſcherei auf der Ober-Eider verpachtet, und liefert den Pächtern guten Extrag. Die Eider theilt ſich hier in vier Arme, von denen der nördliche Arm einen größeren g Hafen bildet. Durch Schleuſen iſt die Ober-Eider bei Rendsburg abgeſperrt und fließt durch dieſe in ſüdweſtlicher Richtung unter dem Namen Unter-Eider weiter, meiſtens in einer Breite von 60 bis 70 Meter. Auf dieſem ihren Laufe nimmt ſie auf der hol— ſteiniſchen Seite verſchiedene Strömungen auf, die Wehrau, Jevenau, Buche nau, 5 Haalerau und Gieſelau. Sämmtlich genannte Auen werden von Seiten des Schleswig— 1 Holſteiniſchen Fiſcherei-Vereins mit edleren Fiſchen, Lachſen u. ſ. w. beſetzt und liefert der 3 F 4 1 i F | 9 Fang bereits gute Reſultate. Aus dieſen Auen treten die Lachſe in die Unter-Eider, um zur Nordſee gelangen zu können und werden von den Pächtern der Eider-Gemäſſer öfter große ſchöne Lachſe gefangen, wenn ſie zur Laichzeit ziehen. Meiſtens werden die gefangenen Lachſe, wie auch die anderen Arten nach Hamburg verſandt, ſo daß nur ein Theil für die hieſigen Bewohner übrig bleibt. Oft iſt der Fang an Brachſen und Barſch ein ſehr bedeutender, wenn es den Fiſchern gelingt, einen Zug derſelben abzufangen, dann aber auch wieder ſpärlich. Namentlich ſind die Brachſen ſchlaue Thiere, ſie legen ſich, wenn das Netz ankommt, flach auf den Grund, und laſſen dasſelbe ruhig über ſich hinweg gehen. In der Wehrau kommen zahlreiche Neunaugen vor, das kleine Flußneunauge Petromygon pluviatilis und die Lamprete P. marinus. Beide Arten werden hier indeß nicht ſo geſchätzt, manchen anderen Orten. In ihrem weiteren Lauf fließt die Eider nördlich und nimmt von der ſchleswig'ſchen Seite die Sorze (einen größeren Fluß) auf, jetzt in einer Breite von circa 200 Metern nach Friedrichſtadt weiter fließend. Mehrere Abwäſſerungsſchleuſen leiten das Waſſer der Tremm von der ſchleswig'ſchen Seite in dieſelbe. Sie fließt in einer Breite von gegen 300 Meter nach Tönning, woſelbſt ſie in bedeutender Breite in die Nordſee einmündet. Ihr Lauf beträgt 20 Meilen und iſt ſie ſchiffbar vom Flemmjuder-See an. Ihre Tiefe beträgt hier circa 3 Meter, während dieſelbe bei Tönning 14— 15 Meter erreicht. Da ſie auf ihrem Laufe Schleswig und Holſtein trennt, ſo ſind, um die Verbindung für Fuhrwerk herſtellig zu machen von Rendsburg bis Tönning ſieben Fähren für Fuhr— werke und ebenſo viele nur für Fußgänger hergeſtellt. An beiden Seiten der Unter-Eider ſind Deiche, ſogenannte Sommerdeiche, zum Schutze der Ländereien, angelegt, ſoweit die Fluth eventuell Schaden anrichten kann. Der mittlere Unterſchied zwiſchen gewöhnlicher Fluth und Ebbe beträgt bei Rendsburg eirca einen, ſonſt bis drei Meter. a Was nun die Fiſcherei auf der Eider betrifft, ſo iſt dieſelbe verpachtet an verſchiedene Pächter, welche, da die Pachtſumme eine verhältnißmäßig geringe iſt, einen guten Ertrag erzielen. Die Fiſche werden wegen der dort zu erzielenden höheren Preiſe nach Hamburg geſandt. Lachſe, Zander, Schnäpel und andere gute Fiſche liefert die Eider für den Tiſch und Handel. Auch die Nebenflüſſe liefern den Anliegern guten Fang und manch' feiner Biſſen wird von den Anglern den Strömungen entnommen. Zwar ſoll das Angeln nur mit beſonderer Erlaubniß geſtattet ſein. Indeß wo kein Kläger iſt kein Richter. So wird denn auch hier von den Bewohnern der anliegenden Dörfer manch' delicater Fiſch dem Waſſer entnommen, welcher ſonſt vielleicht dem Fiſcherei-Verein zu Gute gekommen wäre. Dieſer gewinnt ſehr viele Lachseier, namentlich von Lachſen in der Tremme. Die Eier werden erbrütet während die abgeſtreiften Lachſe nach Hamburg, Berlin u. a. O. geſandt werden. Durch die in der Unter-Eider ſtets herrſchende Ebbe und Fluth wird durch letztere eine Menge Schlick aus der Nordſee den Fluß hinauf geführt und bleibt ein Theil des— ſelben ſtets liegen nach der Ebbe. Es iſt daher nothwendig, das Fahrwaſſer für tiefer gehende Schiffe frei zu halten. Es arbeiten daher vom Frühjahr an den Sommer hin— durch auf der Unter⸗Eider die königlichen Dampfbagger täglich, und zwar von der Mündung an, hier namentlich, da die größte Ablagerung ſtattfindet. Indeß wird auch je nach der Ab— lagerung weiter ſtromaufwärts gebaggert, um auch hier die Tiefe ſtets zu halten für größere n EN 108 _ Schiffe. Bei Rendsburg liegen kleine Schleppdampfer, um die größeren Schiffe nach Tönning zu bugſiren, wie es ebenfalls durch Dampfer von Tönning bis Rendsburg geſchieht. Wie wir ſchon erwähnten, verbindet ein Kanal die Eider mit der Oſtſee und ſomit iſt eine directe Verbindung hergeſtellt. Man begann mit dem Bau im Jahre 1777 und vollendete denſelben in dem Zeitraume von ſieben Jahren, mit einem Koſtenaufwande von circa 1,875,000 Thaler. Genannt wird der Kanal Eider-Kanal, oder ſchleswig-hol— ſteiniſcher Kanal. Von ſeiner öſtlichen Mündung, am Kieler-Hafen, folgt er dem Thale einer kleinen Aue, der vormaligen Levensau, durchſchneidet alsdann einen Höhenzug und folgt dem Eiderthale, nachdem er den Flemmjuder-See, welcher der höchſt gelegene iſt, berührt hat. Nachdem er das Thal alsbald verlaſſen, vereinigt er ſich mit der alten Eider. Die in dem Kanal angebrachten Schleuſen führen ihre Namen nach den an demſelben belegenen Gütern und Dörfern. Die Waſſerfläche hat eine Breite von circa 33 Meter, ſeine Tiefe beträgt reichlich 3 Meter, feine Bodenbreite circa 17 Meter und ſeine Länge 4½ Meilen. a Von der Mündung des Kanals bis Rendsburg befinden ſich ſechs Waſſerſchleuſen, welche die Schiffe 3 Meter reichlich heben und wieder herablaſſen können, von denen die letzte bei Rendsburg angebracht iſt, um die Schiffe von der Ober-Eider in die Unter-Eider zu leiten. Jede dieſer Schleuſen hat eine Länge von circa 33 Meter zwiſchen den Thüren, eine Breite von reichlich 8 und eine Tiefe von reichlich 3/ Meter. Sie werden von den gewöhnlichen Kanalfahrern bei guter Witterung in zehn Minuten paſſirt, doch kann ſich die Zeit verdoppeln bei ſtürmiſcher Witterung und widrigem Winde. Es würde zu weit führen, einzugehen auf alle Einzelheiten der Schifffahrt, des Ausbaggerns, der aus— liegenden Baaken u. ſ. w., nur ſei noch erwähnt, daß jährlich circa 3000 Schiffe paſſiren. Als Curioſum ſei noch erwähnt, daß bei der Ausgrabung des Kanals in einer Tiefe von ca. 9 Meter ein foſſiler Elephantenzahn von faſt 2 Meter Länge und ein foſſiles Büffelhorn von gegen / Meter gefunden wurden. Der Fiſchreichthum iſt kein geringer, doch könnte man annehmen, daß er bedeutender ſei, wegen des überall die Ufer bekleidenden Schilfes. Indeß iſt dies ein guter Aufenthaltsort für Hechte, welche auch zahlreich vorhanden ſind und ihre Jagd ausüben. Doch auch durch die große Unruhe, welche durch die Beförderung der Schiffe hervorgerufen wird, werden die Fiſche verſcheucht und gehen in die Ober-Eider, woſelbſt der Fang, wie ſchon erwähnt, ein lohnender iſt. Dem Angelſport wird auf der Ober- wie der Unter-Eider, oft mit Erfolg, gehuldigt. W. Lienau. II. Vereins nachrichten. 1) Fiſcherei⸗Verein für den preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden. Ebengedachter Verein wurde jüngſt neu begründet. Wir wünſchen ihm von Herzen alles Glück auf ſeinen Wegen, welche nicht immer ganz ebene ſein könnten. — Am 29. Mai h. Is. fand eine Vorſtandsſitzung des jungen Vereines ſtatt, worin unter Anderem beſchloſſen wurde, daß der Verein dem Verband der Fiſcherei-Vereine und Genoſſenſchaften in den weſtlichen Provinzen Preußens, (Rheinland, Weſtphalen, Hannover und Heſſen-Naſſau,) als Mitglied beitrete. Vorſitzender des Wiesbadener Vereines, iſt Herr Oberſtlieutenant a. D. v. Derſchau in Hattenheim a. Rh., Schatzmeiſter Herr Rittmeiſter Forſt zu Wiesbaden. Die Mitgliederzahl iſt unter Berückſichtigung des Umſtandes, daß alle Fiſchwaſſer des Bezirks fiskaliſch ſind, eine verhältnißmäßig große. 2) Auszug aus dem Jahresberichte des Bayeriſchen Landes ⸗Fiſcherei⸗ Vereines für 1834. (Schluß.) Der in den Anſtaltsteichen unterhaltene ſtattliche Beſtand an Zuchtfiſchen der Bachforelle, welcher aus dem zur Anſtalt gehörigen Freibache fortwährend ergänzt wird, hat es namentlich auch geſtattet, die in der Brutperiode 1883/84 zur Verwendung gekommenen Eier dieſer Fiſchgattung größtentheils in der Anſtalt ſelbſt zu produziren; auch von dem Beſtande an (damals) zweijährigen Bachſaiblingen wurden ſchon 1883/84 mehrere Tauſend Eier gewonnen und zu Jungfiſchen erbrütet. In der laufenden Brutperiode 1884/85 wurden bereits beiläufig 30,000 Eier des amerikaniſchen r U D a Da et iu A e * 1 Ei Hr m 169 Bachſaiblings in eigener Nachzucht gewonnen, wie ſich überhaupt die Anſtaltsproduktion an abgegebenen Eiern und Jungfiſchen für die laufende Brutperiode 1884/85 allein ſchon über 1 Million geſteigert hat. Von dem Wunſche nach möglichſter Verbreitung des Verſtändniſſes für die künſtliche Fiſch— zucht geleitet, hat die Anſtaltscommiſſion zunächſt für die Brutperiode 1884/85 ſich entſchloſſen, Fiſcherei-Intereſſenten nach vorgängiger Anmeldung je einige Wochen hindurch ſtändigen Zutritt in die Anſtalt und unentgeltliche Gelegenheit zu geben, im Wege praktiſcher Unterweiſung und Uebung in dieſer Branche nach allen ihren Richtungen, wie: Behandlung der Laichfiſche, Eier und Jungbrut, Anwendung geeigneter Apparate, Fütterung der Brut und der Zuchtfiſche, ſowie Verſendung von Eiern und Brut — ſich Kenntniſſe zu erwerben. Die maſſenhaften Ausſetzungen von Jungfiſchen fremder, insbeſondere amerikaniſcher Sal— moniden geben zugleich und zwar zunächſt für die Jahre 1882 bis 1884 ein anſchauliches Bild für die Verſuche der Einbürgerung neuer Fiſchgattungen im Donaugebiete, welche von dem Deutſchen Fiſchereivereine ſeit einer Reihe von Jahren mit Umſicht und Energie unternommen werden. Die hierauf gerichteten Beſtrebungen dieſes Vereines gingen in erſter Reihe dahin‘, das Donaugebiet mit einem Wanderlachſe auszuſtatten. Nachdem es nicht gelungen war, den Rhein— lachs (Salmo Salar) einheimiſch zu machen, wurden ſeit dem Jahre 1877 die Verſuche auf den californiſchen Lachs (Salmo Quinnat) übertragen, welchem, wie Herr von Behr in den Cireularen des deutſchen Fiſchereivereines ſagt, eine kräftigere Vitalität und eine größere Schnellwüchſigkeit wie dem Rheinlachs, ſowie die Fähigkeit der Anſchmiegung an fremde Verhältniſſe namentlich inſoferne nachgerühmt wird, als er einen höheren Wärmegrad des Waſſers wie fein Verwandter evirägt. Im Laufe von etwa fünf Jahren (1877—1882) dürfte wenig unter einer halben Million californiſcher Lachſe, auf die Strecke von Sigmaringen bis Ungarn vertheilt, dem Donaugebiete zugeführt worden ſein. Obwohl verſchiedene Beobachtungen in freien Gewäſſern und die in einzelnen Fiſchzuchtanſtalten erzielte Laichreife für die Entwicklungsfähigkeit dieſes Fiſches in unſerm Flußgebiete wenigſtens während des Jugendſtadiums ſprechen, iſt es doch unſeres Wiſſens bisher nicht gelungen, durch den Fang eines aus dem Meere wieder aufgeſtiegenen californiſchen Lachſes das Gelingen des Verſuches zu beweiſen. Es läßt ſich jedoch trotzdem zur Zeit noch nicht behaupten, daß der Einbürgerungsverſuch end— gültig geſcheitert ſei, zumal die eingeſetzte Menge der jungen Fiſche im Verhältniſſe zu der großen Ausdehuung des Stromgebietes immerhin nur eine geringe zu nennen iſt. Vollſtändig gelungen iſt dagegen die Einbürgerung des Bachſaiblings, welcher ſich zur Einführung in der Forellenregion unſerer Gewäſſer ſehr wohl eignet und bereits mehrfach in Deutſchland, unter Anderm auch in der Fiſchzuchtanſtalt des Bayeriſchen Fiſchereivereins und zwar hier in den beiden letzten Jahren zur Laichreife gelangt iſt und zur künſtlichen Eiergewinnung benutzt wurde, wie ſchon oben zur Erwähnung kam. Ebenſo beſtehen gegründete Hoffnungen, daß die amerikaniſche Maräne, von welcher Fiſchgattung ſeit dem Jahre 1882 alljährlich ſehr namhafte Quantitäten in mehreren oberbayeriſchen Seen eingeſetzt wurden, ſich dort einheimiſch machen werde; wenigſtens haben wir im verfloſſenen Jahre über deren Gedeihen vom Ammer- und Tegernſee recht erfreuliche Berichte erhalten. 5 Ein weiterer Verſuch der Einbürgerung, im Falle des Gelingens von großer Tragweite, betrifft den Aal, von welchem der Deutſche Fiſchereiverein im Jahre 1882 etwa 160,000, im Jahre 1883 500,000 Stück Jungfiſche im Zuſammenwirken mit den ſüddeutſchen nächſtbetheiligten Fiſcherei— vereinen zur Ausſetzung brachte. Das Gedeihen der eingeſetzten Aalbrut in unſeren Gewäſſern iſt durch zahlreiche Beobachtungen feſtgeſtellt, doch läßt ſich auch bei dieſer Fiſchart über das Gelingen der Einführung noch kein endgültiges Urtheil fällen. Wir wollen auf die neuerlich viel beſprochene „Aalfrage“ nicht näher eingehen, begnügen uns vielmehr mit der Bemerkung, daß die vom Deutſchen Fiſchereivereine gewählte Art der Durchführung des Verſuches durch Einſetzung der Montee in die oberen Zuflüſſe des Stromgebietes, abgeſehen von den für dieſen Modus beſtehenden Opportunitätsgründen, dieſelben Chancen des Gelingens haben dürfte, wie eine Ausſetzung in den unteren Donauregionen, da die jungen Aale erfahrungsgemäß vom Meere bis in die oberſten Flußausläufe vordringen und daher wohl nur zum kleineren Theile in den unteren Zuflüſſen bleiben würden, ſo daß eine Ausſetzung in der Nähe der oberen Endpunkte die jungen Fiſche den Gefahren der Stromfahrt entzieht, welche ſie beim ſeinerzeitigen Zuge zum Meere als erwachſene Aale leichter zu beſtehen befähigt ſind. Unter den zur Erhaltung und Mehrung der Fiſchbeſtände dienlichen Maßregeln bildet einen weſentlichen Factor die Fernhaltung oder doch Milde rung der Schädigungen, welche die Fiſcherei von den verſchiedenſten Seiten bedrohen. Wir erinnern hier nur an die vielfach verderbliche Form der neueren Flußcorrectionen, an die Waſſerverunreinigaung durch die Abflüſſe gewiſſer Fabriken, die Hinderung des freien Zuges der Fiſche durch Waſſerwerke, den ſchädlichen Einfluß zu weit ausgedehnten Betriebes der Dampfſchifffahrt u. dgl. namentlich auf unſeren Seen. In der Frage der Flußcorrectionen iſt in Bayern durch einen dankbarſt begrüßten, in unſerm Jahresberichte für 1882 beſprochenen Erlaß des kgl. Staatsminiſteriums des Innern vom 8. Januar 1883 im Weſentlichen Abhilfe geſchaffen worden, in dem die kgl. Fluß-Baubehörden angewieſen wurden, künftighin für die Offenhaltung einer Verbindung der abgebauten Strecken mit dem Hauptſtrome durch Einſchnitte in die Correctionsbauten Sorge zu tragen und zur Wiederöffnung der bereits geſchloſſen hergeſtellten Bauten auf Koſten der Fiſchereiberechtigten nach Möglichkeit die Hand zu bieten. Neben dem Wunſche nach allgemeiner Durchführung der hienach gebotenen Vorkehrungen haben wir nur das weitere Anliegen, daß es für billig erachtet werden möge, die Koſten der Wiederöffnung geſchloſſener Bauten nicht dem an deren Herſtellung unbetheiligten Fiſchereiberechtigten zuzumuthen, ſondern den mit öffentlichen Mitteln ohne Vernehmung der Intereſſenten geſchaffenen Zuſtand in gleicher Weiſe zu beſeitigen. Im Uebrigen betrachten wir es nicht als Aufgabe dieſes Berichts, die vom Verein nach den angedeuteten Richtungen im verfloſſenen Jahre entwickelte Thätigkeit in ihren einzelnen Aeußerungen darzuſtellen, wollen vielmehr nur im Allgemeinen erwähnen, daß es dem Vereine mehrfach gelungen iſt, die bedrohten Fiſchereiintereſſen gegen Schädigungen dieſer Art wirkſam zu ſchützen, und benützen dieſe Ernähnung zum Ausdruck des ehrerbietigen Dankes gegenüber den kgl. Behörden, insbeſon— dere dem kgl. Staatsminiſterium des Innern. Abtheilung für Landwirthſchaft, Gewerbe und Handel, dem kgl. Oberſthofmarſchallſtabe und der kgl. Regierung von Oberbayern, welche die Bemühungen des Vereins durch einſichtsvolles und wohlwollendes Entgegenkommen außerordentlich gefördert haben. Der Verein hat niemals den unbeſtreitbaren Einfluß verkannt, welchen die Gewährung von Prämien für Anzeigen über Fiſchereifrevel und für Erlegung ſchädlicher Thiere, insbeſondere der Fiſchottern und Reiher, mittels der hiedurch bewirkten Aneiferung auf einen wirkſamen Schutz der Gewäſſer äußern muß. Derſelbe war jedoch zu ſeinem Bedauern bisher genöthigt, die hierauf bezüglichen Vorkehrungen den zunächſt betheiligten Fiſchereiwaſſerbeſitzern zu überlaſſen, weil er, wie wir glauben mit Recht, eine näher liegende und dringlichere Vereinspflicht darin erblickt hat, für die Wiederbeſetzung der vaterländiſchen Gewäſſer mit den Hülfsmitteln der künſtlichen Fiſchzucht praktiſch zu wirken und zugleich durch Herausgabe eines Fachblattes in weiteren Kreiſen Anregung und Belehrung zu geben. Die hiedurch veranlaßten Ausgaben im Zuſammentreffen mit den ſonſtigen für Vereinszwecke unabweislichen Koſten haben die finanziellen Kräfte des Vereins bisher im vollen Maße in Anſpruch genommen. Mit Rückſicht auf die im Falle der Gewährung ſolcher Prämien, namentlich aus Oberbayern, vorausſichtlich auftretende ſehr namhafte Anzahl legitimirter Bewerber dürfte die allgemeine Ausſetzung ſolcher Gratifikationen nur dann ermöglicht werden, wenn der Landrath von Oberbayern die ſeit einer Reihe von Jahren bethätigte, vom Vereine ſtets mit größtem Danke anerkannte Begünſtigung der Fiſcherei durch eine Erhöhung des bisher gewährten Jahreszuſchuſſes, welcher ohnehin hinter demjenigen in anderen Kreiſen theils abſolut, theils relativ im Verhältniſſe zu dem Flächeninhalt und den hydrographiſchen Verhältniſſen Oberbayerns zurück— bleibt, zum Ausdruck bringen würde. Als die werthvollſte Errungenſchaft des Jahres 1884 iſt die unterm 4. October 1884 vom kgl. Staatsminiſterium des Innern erlaſſene neue bayeriſche Landes-Fiſchereiordnung zu verzeichnen, welche im Allgemeinen auf dem vom Bayeriſchen Fiſchereivereine aus höchſtem Auftrage des genannten kgl. Staatsminiſteriums ausgearbeiteten und in einer Reihe von Verſammlungen gründlichſt berathenen Entwurfe beruht und unter prinzipieller Anlehnung an die bisher in Bayern geltenden Vorſchriften, insbeſondere unter Beibehaltung des Syſtems der fogen. relativen oder Individualſchonzeiten die ſeither in einer für das ganze Königreich geltenden oberpolizeilichen und einer Anzahl von provinziellen Vorſchriften zerſtreute Materie zuſammenfaßt, die mehrfach bei Anwendung der früheren Beſtimmungen hervorgetretenen Zweifel abſchneidet, und trotz einzelner durch die bisherigen Erfahrungen auf dem Fiſchereigebiete gebotenen Verſchärfungen die Intereſſen der Fiſcherei-Berechtigten und namentlich auch die Gewerbsfiſcher und Händler durch Einführung von Erleichterungen begünſtigt. Trotz der im Allgemeinen beſtehenden Tendenz einer mehr centralen Regelung hat die Landesfiſchereiordnung nicht unterlaſſen, ſoweit es die örtlichen Verhältniſſe zu erheiſchen ſchienen, der provinziellen oder ſelbſt loealen Ordnung gewiſſer Verhältniſſe Spielraum zu gewähren. Dies iſt namentlich geſchehen mit Bezug auf die Feſtſetzung von Schonzeiten und Minimal— maßen für gewiſſe minderwerthige oder nur in beſtimmten Bezirken beſonders beachtenswerthe Fiſchgattungen, auf die eventuelle locale Herabſetzung des Brüttelmaßes für die Forelle bis zur Minimalgrenze von 18 Centimeter, die Einräumung von Erleichterungen bei gewiſſen Fangarten, das Verbot weiterer als der bereits allgemein unterſagten Fangarten und Vorrichtungen, die Ein— führung von Beſchränkungen beim Ablaſſen oder Abdämmen nicht geſchloſſener Fiſchwaſſer, den Schutz der Fiſchſteige und das Einlaſſen von Enten in Fiſchwaſſer während der Schonzeit der in denſelben vorherrſchenden Fiſcharten. Die fiſchereipolizeilichen Vorſchriften haben daher durch den Erlaß der weiter veranlaßten provinziellen Beſtimmungen erſt noch ihren Abſchluß zu finden. Wenn auch in jenem Erlaſſe nicht alle unſere Wünſche Berückſichtigung fanden, ſo begrüßen wir doch in dem nunmehr geſchaffenen Rechtszuſtande einen entſchiedenen Fortſchritt zum Schutze unſerer Gewäſſer, für welchen wir Namens der Fiſcherei-Intereſſen der kgl. Staatsregierung zum wärmſten Danke verbunden ſind. Wir geben uns auch der Hoffnung hin, daß die neuen Vor⸗ ſchriften durch einen verſtändnißvollen und energiſchen Vollzug zur erſprießlichen Wirkſamkeit gebracht werden möchten. Die Landes⸗Fiſchereiordnung iſt kein Geſetz, ſondern ein auf Grund geſetzlicher Ermächtigung in Art. 126 des bayer. Polizei-Strafgeſetzbuches ergangener Miniſterialerlaß, deßhalb auch auf die aus jener Geſetzesbeſtimmung abzuleitenden Direktiven ſachlich eingeſchränkt. Sie konnte daher eine Reihe von Gegenſtänden nicht berühren, welche eine längſt gebotene, aber nur im Wege der Geſetzgebung mögliche Regelung verlangen, wie leider gegenüber der Landes-Fiſchereiordnung vom 4. Oktober 1884 Seitens Betheiligter, welche noch dieſes oder jenes r | 4 o 0 171 — gewünſcht oder ſelbſt „von der Landes Fiſchereiordnung erwartet“ hätten, vielfältig nicht beachtet wird oder nicht berückſichtigt werden will. Hieher gehören unter Anderem die Fragen der Verunreinigung der Gewäſſer, bezüglich deren der Fiſchereiberechtigte in Bayern dermalen noch wenigſtens vorwiegend auf ceivilrechtliche Entſchädigungsanſprüche angewieſen iſt, der Befugniß des Fiſchereiberechtigten zur Uferbetretung und der Beeinträchtigung dieſes Rechtes durch hemmende Vorrichtungen der Eigenthümer der Ufergrundſtücke, der Zuſammenlegung zu kleiner Fiſchereiobjeete und vor Allem auch die Frage des Schutzes der Fiſcherei gegen die Feinde aus dem Thierreiche. Im Hinblick auf die ſchlimme Lage, in welche der Fiſchereiberechtigte in Bayern bei der gegenwärtig beſtehenden oder eigentlich mangelnden geſetzlichen Ordnung dieſer Verhältniſſe noch vielfach und namentlich gegenüber den zerſtörenden Räubereien der Fiſchottern inſoferne verſetzt iſt, als er im Gegenſatze zu der im größten Theile von Deutſchland beſtehenden Geſetz— gebung dieſe Raubthiere nicht erlegen darf, wollen wir nicht unterlaſſen, der Hoffnung Raum zu geben, daß mit dem Erlafje der neuen Fiſcherei-Ordnung auch der Weg zum baldigen Zuſtande— kommen eines Fiſchereigeſetzes betreten ſein möchte. Eine Reihe obiger Fragen, namentlich die der Otternvertilgung gehören zu den geradezu dringlichen Aufgaben der Legislative, welche ohne ſchwere Schädigung werthvoller Intereſſen nicht übergangen werden können! Bis zum hoffentlich nicht allzufernen Inslebentreten eines ſolchen Fiſchereigeſetzes wird es, wie bisher, die Aufgabe des Vereins bleiben, an der Hand der zur Zeit geltenden vielfach lücken— haften oder abſolut unzureichenden geſetzlichen Normen eben den leidigen Kampf gegen Schädigungen jener Art mit Geduld und Ausdauer fortzuſetzen, eingedenk des Spruchs: nee aspera terrent! Mit den in Bayern beſtehenden Kreis-Vereinen und einzelnen Orts-Fiſcherei-Vereinen wurde im verfloſſenen Jahre, ſo oft gemeinſchaftliche Intereſſen hiezu Anlaß boten, in der bisherigen Weiſe freundlicher Verkehr unterhalten. Von beſonderem Werthe ſind für uns die fortdauernd ſreundſchaftlichen Beziehungen zu dem Deutſchen Fiſcherei-Verein, deſſen Präſident und Ausſchuß, wie früher, jo auch im Jahre 1884 den bayeriſchen Fiſchereiverhältniſſen die liebevollſte Beachtung geſchenkt hat und dieſelben in thatkräftigſter und einſichtsvollſter Weiſe zu fördern beſtrebt war. Mit aufrichtigſter Freude genügen wir der Verpflichtung, für dieſe gewogene Förderung unſerer Intereſſen hiemit den wärmſten Dank des Vereins auszuſprechen Der öſterreichiſche Fiſcherei-Verein, mit welchem unſer Verein durch gegenſeitige Mitglied— ſchaft und mehrjährige Beziehungen verknüpft iſt, hat durch die Veranſtaltung einer inter— nationalen Fiſcherei-Conferenz in Wien die Gelegenheit zu näherem Verkehre und gemein— ſamer Arbeit geboten. Die Ausdehnung der größeren Ströme und Stromgebiete über mehrere Landesterritorien erzeugt das Bedürfniß nach einer internationalen Verſtändigung über die allgemeinen auf die Bewirthſchaftung und den Schutz dieſer Gewäſſer anzuwendenden Geſichtspunkte. Jener ſchon früher anderwärts angeregte und nun vom öſterreichiſchen Fiſcherei-Verein adoptirte und praktiſch ausgeſtaltete Gedanke, auf einer zu berufenden Zuſammenkunft die zur Förderung der Fiſcherei dienlichen Maßregeln gemeinſam mit den Vertretern der Fiſcherei-Intereſſen der benachbarten Staaten und Flußgebiete zu berathen, iſt daher allerſeits den wärmſten Sympathien begegnet. Die Ende September 1884 in Wien zuſammengetretene Conferenz, über welche in der „Bayeriſchen Fiſcherei-Zeitung“ ausführlicher Bericht erſtattet iſt, hat ihren Zweck im Ganzen vollſtändig erreicht, da es im Verlaufe der eingehenden und ſehr intereſſanten Verhandlungen, insbeſondere mit Bezug auf das uns zunächſt berührende Donaugebiet gelang, über die gemeinſam anzuſtrebenden Maß— regeln in einer größeren Anzahl von Beſchlüſſen Einigung zu erzielen. Der Bayeriſche Fiſcherei— Verein, an welchen als einen Vertreter der Intereſſen der oberen Donau Einladung ergangen war, ſendete als Delegirten ſeinen II. Präſidenten Herrn Oberſtlandesgerichtsrath Dr. Staudinger, welcher bei der Conferenz zum Obmann der erſten (Donau-) Conferenz-Section gewählt wurde und in ausführlicher Darſtellung den Standpunkt des Vereins zu den hauptſächlich in Betracht kommenden Fragen erörterte und in eine Reihe von formulirten Anträgen zuſammengefaßt der Conferenz unterbreitete, welche ſich dieſelben im Weſentlichen als Beſchlüſſe angeeignet hat. Das nunmehr vollendete 29. Lebensjahr des Bayeriſchen Fiſcherei-Vereins hat bezüglich der inneren Entwicklung des Vereins ebenfalls befriedigende Ergebniſſe geliefert. Die Zahl der Vereinsmitglieder iſt, obwohl während des Jahres ſechs Mitgtieder durch den Tod und neun durch Austrittserklärung ausgeſchieden, bis zum Anfange des Jahres 1885 von 296 auf 314 geſtiegen, hat ſich ſomit im Laufe des Jahres abermals um 18 vermehrt. Hierunter befinden ſich zwei Mitglieder des Allerhöchſten Königshauſes, acht Ehrenmitglieder, 188 in München und 98 auswärts wohnende Perſonen, ſowie 22 Vereine. III. Vermiſchte Mittheilungen. Wachsthum von Fiſchbrut. Voriges Jahr Januar habe ich meine Fiſchbrut— käſten in einem eiſernen Brunnentrog aufgebaut und Forelleneier bis Ende Februar brüten laſſen; von der Brut entkamen etliche Stücke in den abgelaſſenen Brunnenkaſten und von da in einen darunter befindlichen ſogenannten Schlammkaſten; die Fiſchlein erhielten vor. Sommer nur hie und da kleine Würmer, im Winter ein paar Mal ge— 12 — wiegte Leber, dies Jahr verzehrten ſie mit Begierde ihnen gebotene Regenwürmer. Am 25. Mai blieb plötzlich das Waſſer aus, und wurden mit Mühe noch 2 lebende und 7 todte Forellen zu Tage gefördet. Die 7 todten wogen zuſammen 200,00 Gramm, die größte hat bei 16 Centimeter Totallänge 94,00, die kleinſte bei 8,8 Centimeter 10 Gramm gewogen. R. Die ſchleswig'ſchen Auſternbänke. In dieſem Frühjahr ſoll nach der Beſtimmung der Regierung eine Unterſuchung ſtattfinden, ob die fiscaliſchen Auſternbänke wieder abgefiſcht werden können oder noch einer weiteren Schonung bedürfen. Bekanntlich ſind dieſelben in früheren Jahren über die Maßen abgefiſcht worden, wie denn über Hamburg in letzter Zeit weit mehr Auſtern von anderen Bänken als von den ſchleswig'ſchen ein— geführt find. (1883 per Altona — Kieler Bahn nur für 29,150 M. und per Venloer Bahn für 480,460 M., von Amerika für 23,530 M.) Es gibt zur Zeit von Huſum bis zur jütiſchen Grenze 51 Auſternbänke, 36 bei Fand, Börno und Sylt und 25 bei Föhr, Anamn und den Halligen. Die Ergiebigkeit der Bänke iſt ſehr verſchieden. Einzelne geben Jahr aus Jahr ein reiche Ausbeute, während andere geſchont und dadurch verbeſſert werden müſſen, daß von Zeit zu Zeit einige auf reicher beſetzten Bänken geſtrichene Auſtern als Ausſaat auf dieſen ausgeſtreut werden. E. B. IV. Jiſcherei- und Jiſchmarktberichte. Hamburg⸗Altona im Mai. Bei durchſchnittlich guten Zufuhren von Dänemark und den Herzogthümern erzielten die Fiſchhändler ſteigende Preiſe: Schellfiſch 2— 5 K,, Schollen 1.60 bis 16 &, Elbbutt 1 .M bis 4 M 50 , Sture 80 bis 1 AM 50 per Stieg, Steinbutt, Zungen 75 ½, Kleiße 30—45 ½ per ½ Kilo. Es wurde, ſelbſt bei größerem Vorrathe, ſtets ſaſt Alles verkauft. Die Makrelen und Störe kauften Räucherer. Hamburg⸗Altona, im Juni. Bei ziemlich reger Zufuhr ſowohl per Schiff, als wie aus dem Norden ſtellten ſich die Preiſe unter geringer Schwankung folgend: Schellfiſch 2 M 50 bis 5 M. 50 A, Schollen 2 M bis 16 , Elbbutt 1 bis 4 M 50 ½, Sture 0,80 3 bis 1 AM 20 I, Mai⸗ fiſche 3 M bis 4 % per Stieg, Seezungen 70 , Steinbutt 75 . Kleiße 30 bis 45 4, friſcher Stör 60 J per ½ Kilo. Rendsburg. 26. Mai. Zufuhren waren nicht gerade bedeutend und beſchränkten ſich auf Butte 10— 15 5 per Stück, 25 per ½ Kilo, Schollen 25 , Kleine Brachſen bis 30 , Schellfiſche 25 3, Karauſchen 60 Pf. per ½ Kilo. Rendsburg, im Juni. Die Zufuhr an Fiſchen iſt keine bedeutende und beſchränkt ſich meiſtens auf Butte, einige Schleihäringe, Brachſen, Dorſch und einige Seefiſche, die von Eckernförde kommen. Auch die Fiſchhandlungen liefern außer obigen Fiſchen nur noch Schollen, Seezungen und einzelne Steinbutt. Die Preiſe für Schollen 25 bis 30 per ½ Kilo, Butte 10 3 bis 20 J per Stück, 25 3 per ½ Kilo, Dorſch 20 , Hechte 40 4 bis 50 J per ½ Kilo. Kuppeln (Schleswig), 31. Mai. Der Häringsfang iſt bei der eingetretenen Wärme hier in der Schlei ein ſehr ergiebiger, ſo daß das Wall mit 50 bis 60 3 bezahlt wurde. Ebenſo iſt der Dorſchfang ein guter und die Preiſe ſind niedrig, wogegen die Hornfiſche in dieſem Jahre ſelten und daher theuer waren. Neuſtadt (Holſtein), im Juni. In der letzten Zeit werden hier viele Hornfiſche gefangen und geräuchert, jo daß der Preis auf 20 bis 30 3 ging per Stück. Auch der Krabbenfang, welcher meiſtens von älteren Fiſchern getrieben wird, hat begonnen und ſtellen ſich die Preiſe auf 90 4 per ½ Kilo, die übrige Fiſcherei bietet augenblicklich geringen Erfolg. Eckernförde (Schleswig) im Mai. Nachdem der Dorſchfang aufgehört, werden namentlich Butte gefangen, welche obige Preiſe erzielen. Einzeln kommen Steinbutt vor, welche zu 70 per ½ Kilo verkauft wurden. Zur Hochſeeſiſcherei. Deutſchland beſchäftigt auf dem Meere etwa 8000 Fiſcher, England 110,000, Holland 20,000, Frankreich 100,000 Mann. Faſt die dreifache Zahl beſchäftigt ſich am Lande mit der Zubereitung der Fiſche, dem Bau der Fiſchereifahrzeuge und der Anfertigung von Fanggeräthen. Die Zahl für Deutſchland iſt bei der 50 Meilen betragenden Küſtenausdehnung eine ſehr geringe und iſt es zu beklagen, daß das deutſche Meer, „die Nordſee“, nicht mehr aus— gebeutet wird, da ſich die Ausbeute gewiß mit der des beſten Weizenbodens meſſen kann. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. Julius Staudinger in München. Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel zu beziehen durch Chriſtian Kaiſer in München. Die nächſte Nummer, mit erweitertem Extraumfang, erſcheint am 1. Juli 1885. az Mit einer Beilage, betreffend: „Fangmittel der Firma J. C. Moch in Hohenlimburg“. { | | Bayeriſche Fiſcherei Zeitung. Erſcheint monatlich zwei⸗ bis dreimal. Inſerate die zweiſpaltige Petitzeile Abonnementspreis jährlich 4 Mark. All O 15 — Redaktion und Beſtell bar bei allen Poſtanſtalten und gemeines rgan A ig niftration, Adreſſe Buchhandlungen. Für Kreuzband⸗ 2 | zuſendung 1 Marl jährlich Zuſchlag. München, Sonnenſtr. 7/3 r. für die Geſammkintereſſen der Fifcherer, ſowie für die Beſtrebungen tler Kiſchereivereine. In Verbindung mit Tachmännern Deutſchlands, Heſterreich-UAngarns und der Schweiz herausgegeben vom Vayeriſchen Tiſchereiverein. 77 ͤ dc Nr. 15. 4 18857 ei 15 St 1885. = Jahrg. satt: Zum J. Deutſchen Fiſchereltag in Dünen. — I. Die e Bodenſeeficherei und die württem⸗ bergiſche Geſetzgebung. — II. Eine durch Infuſorien bedingte Hautkrankheit der Fiſche. — III. Der Rümpchenfang in den Rheinlanden. — IV. Fiſchereipflege in der Schweiz. — | | V. L. Waldner's Vogel-, Fiſch- und Thierbuch 1666. — VI. Zur Fliegenfiſcherei auf N Aeſchen in den Gebirgsflüſſen. — VII. Auszeichnung. — VIII. Vereinsnachrichten. — ö IX. Literariſches. — X. Vermiſchte Mittheilungen. — Inſerate. — Abonnements— N Einladung. f Hum I. Deutſchen Siſchereitag in München. Berzlichen Gruß und Willkomm allen Pflegern, Gönnern und Freunden der Fiſcherei und Fiſchereivereinsbeſtrebungen, wie ſie ſich im ſchönen München, dem tammſitze des älteſten Fiſcherei-Vereins in deutſchen Landen, zu gemeinſamem Kath, zu förderndem perſönlichen Verkehre zuſammengefunden haben! Die freudige Aufnahme, welche der Gedanke des Suſammentretens zu einem Deutſchen Fiſchereitage allüberall in Nah und Fern, in allen Gegenden des lieben deutſchen Vaterlandes gefunden hat, und die zahlreiche Beſchickung dieſes erſten Fiſchereitags find eine hocherfreuliche Beſtätigung dafür, daß die einzelnen Vereine ind Gönner der Sache allſeits zu thatkräftiger Betheiligung an den gemeinſamen Beſtrebungen bereit ſind, und daß ſie dabei eben auch das Bedürfniß empfinden, deren Genoſſen ihrer Sache freundſchaftlich die Hand zu reichen zu fortan eng verbundener gemeinſchaftlicher Arbeit. a Wir find deffen fiher — der I. Deutſche Fiſchereitag wird namentlich in der Anbahnung und Kräftigung einer frifchen Arbeitsgemeinſchaft feinen Sweck nicht verfehlen! Fröhlichen Herzens treten wir darum heran an die ernſten Stunden gemeinſamen Raͤthſchlags, an die Stunden heiteren Meinungsaustauſches. Noch glücklicher werden wir ſein, wenn in der Scheideſtunde ein Jeder das Bewußtſein mit heim nimmt: Wir find nicht vergeblich in München geweſen! Möge unſer Werk gelegnek ſein: Zum ze don Kifchenei Be et ee re ee I. Die Dodenfeefiffjerei 115 die mürktembergiffie Geſetzgebung. In welcher rationellen und konſequenten Weiſe Herr v. Behr-Schmoldow als Präſident des deutſchen Fiſcherei-Vereins auf eine ordentliche, ſachgemäße Regelung der Bodenſeefiſcherei hinarbeitet, iſt von lange her bekannt. Von den Seeuferſtaaten ſind Ba ern und Oeſterreich (für Vorarlberg) dieſen Beſtrebungen durch Erlaß von Schonvorſchriften im Sinne der Beſchlüſſe der Lindauer Conferenz von 1881 bereits entgegengekommen. Von Baden und Schweiz | ſtehen gleiche Vorſchriften zu erwarten. In Württemberg bot bisher das dortige Fiſchereigeſetz vom 27. Nov. 1865 in ſoferne ein weſentliches Hinderniß, als es den Fiſchfang im Bodenſee von einer Reihe ſeiner Vorſchriften, insbeſondere denen über Schonzeit und Minimalmaaße direkt ausnahm. Dieſe Schwierigkeit ſoll nun beſeitigt und damit das letzte Hinderniß für allſeitige Ordnung der Bodenſee-Fiſchereiverhältniſſe überwunden werden. Seitens der k. württembergiſchen Staatsregierung iſt bereits dem württembergiſchen Landtage ein Geſetz— entwurf vorgelegt und dort von beiden Kammern angenommen worden, zufolge deſſen auch der Fiſchfang im Bodenſee wenigſtens in der Hauptſache den allgemeinen Vorſchriften des Fiſchereigeſetzes unterworfen werden ſoll. Beigefügt iſt immer noch, daß das nicht gewerbs— mäßige Fiſchen mit der Angel über Land, d. h. vom Ufer und nicht vom Schiff oder Nachen aus, ſowie der Fiſchfang in den durch den Austritt des Sees entſtandenen Neben— waſſern den württembergiſchen Seeanwohnern, auch wenn ſie nicht Pächter des Fiſchwaſſers ſind, erlaubt bleiben ſoll, während dies den Anwohnern anderer württembergiſchen Fiſchwaſſer verboten iſt. (Ständiſcher Commiſſionsbericht.) Es iſt dies jedenfalls ein entſchiedener, lebhaft zu begrüßender Fortſchritt im Intereſſe der Bodenſeefiſcherei. Indem wir uns deſſen aufrichtig freuen, unterdrücken wir im Gefühle eben dieſer Freude gerne etliche kritiſche Bemerkungen über die juriſtiſche und fiſchzüchteriſche Tragweite der noch bleibenden Privilegirung der württembergiſchen Uferangler, ſowie des Ausfiſchens der Inun- dationslacken. Auch Erörterungen über die Reformbedürftigkeit einiger anderen Beſtimmungen des württembergiſchen Fiſchereirechts erſparen wir uns auf ein andermal. St. II. Eine durch Infuſorien bedingte Hautkrankheit der Jiſche. In der „Nederländſch Tydſchrift von de Dierkunde“ Jahrgang V. 1. S. 44 beſchreibt Dr. C. Kerbert eine eigenthümliche Erkrankung der Süßwaſſerfiſche im Amſterdamer Aquarium, welche die dort gehaltenen Cyprinoiden (Schleihen, Brachſen, Halbbrachſen, Karpfen, Karauſchen, Nerflinge) und Salmoniden (Forellen und amerikaniſche Bachſaiblinge) in Geſtalt von entweder über die ganze Haut verbreiteten oder nur auf den Floſſen, dem Kopfe und den Augen auftretenden milchweißen Flecken befiel und einen epizootiſchen Charakter anzunehmen drohte. In den durchweg in der Epidermis (Oberhaut) gelegenen und aus ihren Zellen beſtehenden rundlichen etwa / mm großen Flecken ließen fi) bei miero⸗ ſcopiſcher Unterſuchung rundliche oder ovale bis / mm lange, vielfach auch kleinere ganz mit Flimmerhaaren beſetzte (holotriche) Infuſorien nachweiſen, in deren Körper neben einem be 930 ) Auch in Separatabdruck (in deutſcher Sprache) erſchienen. Die Red. 1 2 * 17 hufeiſenſörmigen Kerne zahlreiche ſchwarze Farbſtoffkörner zu erkennen waren. Eine Stelle der Körperoberfläche trägt die mit etwas ſtärkeren Wimperhaaren umgebene und in einen kurzen und beweglichen Schlund führende Mundöffnung. Eine Afteröffnung fehlt. Man findet dieſe Geſchöpfe vereinzelt oder zu zweien bis dreien in den weißen Flecken der Ober— haut, welche ſie durch die Art ihrer Ernährung hervorrufen. Da ſie nämlich von dem in der Fiſchhaut und deren Pigmentzellen enthaltenen Farbſtoffe leben, wie aus den in ihrem Körper enthaltenen reichlichen Farbſtoffkörnchen erhellt, blaßt die ſie beherbergende Haut— region ab und erſcheint als heller Fleck in der dunkleren Haut. In's Waſſer gebracht zeigen die Infuſorien auffallend ſtarke Formveränderungen. Seltſamerweiſe findet ihre Fortpflanzung nur im Dunkeln, des Nachts, und auſſerhalb des von ihnen befallenen Fiſches im Waſſer ſtatt. Nachdem nämlich die Paraſiten zu einer gewiſſen Größe herangewachſen ſind, verlaſſen ſie nach Sonnenuntergang die Fiſchhaut, ſchwimmen einige Zeit lebhaft im Dunkeln umher und kapſeln ſich dann auf dem Boden des ſie beherbergenden Gefäßes ein. Die eigentliche Fortpflanzung geſchieht dann durch einen etwa fünf Stunden dauernden Theilungsproceß, durch welchen ſie eine ſehr zahlreiche Brut produciren, die nach dem Verlaſſen der Kapſel auf's Neue Fiſche aufſucht, um in ihrer Haut zu ſchmarotzen. Kerbert rechnet dieſe von ihm entdeckten Infuſorien zur Gruppe der Holotrichen (ganz Bewimperten) und ſieht in ihnen ein neues zur Familie der Trachelo— cereiden gehöriges Genus, welches er Chromatophagus parasiticus (den paraſitären Farbſtoff— freſſer) nennt. Auſſer an Süßwaſſerfiſchen wurde dieſe Krankheit auch an Seefiſchen und zwar bei Haien (Acustelus vulgaris und Acanthios vulgaris) beobachtet, ohne daß jedoch in beiden Fällen die Species des Schmarotzers beſtimmt werden konnte. Bei den erwähnten Hoien hauſten die Paraſiten in der Höhle zahlreicher Schuppen, deren Inhalt fie als Nahrung aufzehrten und dadurch ebenfalls helle Flecken hervorriefen. Die beſchriebene Krankheit erinnert nach vielen Richtungen hin an die im Jahre 1868 von Hilgendorf und Paulicki an den Fiſchen des Hamburger Aquariums und von Fourquet im Sommer 1876 an der Forellenbrut in den Fiſchzuchtbaſſins des College de France beobachteten Ichthyhonoſe. Denn wenn auch bezüglich mancherlei Details noch einige durch weitere Unterſuchungen zu erklärende Differenzpunkte in den Schilderungen der angeführten Krankheiten beſtehen, ſo ſind ſie doch der anatomiſchen Veränderung in der Haut und der paraſitären Urſache nach als zuſammengehörig aufzufaſſen, da alle drei durch eine Invaſion von möglicherweiſe verſchiedenen Infuſoriengruppen angehörigen Repräſentanten . — Den N veranlaßt werden. Auch ein von Livingſtone Stone freilich recht unzureichend geſchilderter Krankheitsproceß gehört möglicherweiſe hieher. Ich für meine Perſon möchte deshalb dieſe Krankheiten nicht mit dem von Kerbert beliebten Namen „Fleckenkrankheit“, unter welchem bekanntlich den Fiſchzüchtern und Ichthyo— logen ſehr geläufigen aber nichts weniger als klaren Sammelbegriffe die verſchiedenſten Krankheitsproceſſe zuſammengeworfen werden, ſondern mit der präciſen Bezeichnung „Infuſorien— krankheit der Fiſchhaut“ belegt und als ſolche gerade von den anderen „Fleckenkrankheiten“, deren Natur noch theilweiſe recht unklar iſt, getrennt wiſſen. Da jeder Fortſchritt in unſerem zur Stunde noch recht beſcheidenem Wiſſen im Capitel „Fiſchkrankheiten“ nur durch eine ſofortige Sonderung bezüglich ihrer Urſache erkannten Krankheiten von den noch unklaren ermöglicht wird, gebe ich hier eine Zuſammenſtellung der meiner Anſicht nach Hunter dem Begriff „Fleckenkrankheit“ zuſammengeworfenen zur Zeit gekannten Proceſſe: 1. Vor Allem ſind die noch immer vom Volke irrigerweiſe als krankhafte Producte aufgefaßten warzen- oder fleckenförmigen weißen Wucherungen der Oberhaut, welche ſich namentlich bei Cyprinoiden zur Laichzeit einſtellen, als ein rein phyſiologiſcher Proceß auszuſcheiden. Ob derſelbe möglicherweiſe in krankhafte Veränderungen übergehen kann, iſt zur Zeit unbekannt. 2. Handelt es ſich um flecken- oder warzenartige, vereinzelt oder zerſtreut auftretende Oberhautwucherungen, die entweder in Folge von Verletzung der eigentlichen Leder— haut oder nur der Epidermis vorkommen. Als Urſachen kennt man die Biſſe von Fiſchegeln oder Raubfiſchen, Stiche, Riſſe, Prellungen, Einſchnitte durch Netz— 2 . 176 — maſchen ꝛc. Werden hiebei keine Blutgefäße verletzt, jo haben die Wucherungen, welche mit der Heilung Hand in Hand gehen, eine weiße Farbe, war dagegen die Verletzung von Blutungen begleitet, ſo findet man röthliche oder fleiſchfarbene Flecken von wechſelnder Form. Vielfach ſiedelt ſich in den wuchernden und mitunter abſterbenden Hautparthieen Byſſus an, der ja jede kranke Stelle auf der Haut mit Vorliebe zu ſeiner Niederlaſſung benützt. Hat man auch ächte Geſchwulſte als Epitheliome in der Oberhaut, als Sarcome (Fleiſchgeſchwulſte) in der Lederhaut beobachtet. Erſtere ſind meiſt farblos, letztere vielfach ſchwarz gefärbt. Dieſe ächten Geſchwulſte treten meiſt in Geſtalt vereinzelter größerer oder kleinerer Wucherungen oder Beulen, ſelten mehrfach auf. Man kennt ſie von der Pfrille, dem Goldfiſch, der Forelle, dem Saibling, dem Karpfen. Dieſen drei Formen von Fleckenkrankheit gegenüberzuſtellen iſt dann die Gruppe der paraſitären Erkrankungen. Nämlich: 1. die Beulenkrankheit, Fiſchräude, Krebs, Fiſchgrind, welche ſich durch rothe Flecken und Pocken, vielfach auch Geſchwulſte in der Haut characteriſirt und durch Pſoro— ſpermien, microſcopiſch kleine, kahnförmige, geſchwänzte oder ungeſchwänzte Paraſiten, hervorgerufen wird. Sie kommen auſſer in der Haut noch in den Muskeln, den inneren Organen, der Schwimmblaſe, den Kiemen vor. Man kennt dieſe mit Abmagerung einhergehende, meiſt tödtliche Krankheit von Schleihen, Stichlingen, Aiteln, Rothaugen, Naſen, Zandern, Dorſchen und Macrelen. Es empfiehlt ſich, ſie mit dem präciſen Namen Pſoroſpermienkrankheit zu bezeichnen; die durch vereinzelte oder vielfache ſchwarze Flecken in der Haut oder weißliche Trübungen in den Augen gekennzeichnete Krankheitsform, welche man als Dermatisis pigmentosa disseminata bezeichnen könnte. Sie iſt bedingt durch die Anweſenheit einer Holoſtomumart in der Haut verſchiedener Süßwaſſerfiſche, namentlich der Cyprinoiden; die Infuſorienkrankheit, deren Eigenthümlichkeiten und Urſache in Vorſtehendem geſchildert wurden und welcher vermuthlich auch eine von Livingſtone Stone beſchriebene und die von Wittmack unter „JFiſchpocken“ verſtandene Krankheit beizurechnen iſt. Ob man im Gegenſatz zu dieſen zooparafitären Formen De phytoparaſitäre Erkrankungen der Haut durch Spaltpilze oder den Byssus annehmen darf, iſt zur Zeit noch fraglich. Wohl in den ſeltenſten Fällen iſt die Pilzwucherung das Primäre, vielmehr eine die krankhaften Veränderungen begleitende ſecundäre Erſcheinung. Dr. Bonnet. (es) 1 o III. Der Nümpchenfang in den Aheinlanden. Der ſogenannte Rümpchenfang in den Rheingegenden wurde in den letzten Jahren viel discutirt und beklagt. Ueber denſelben ſchrieb der T Dr. med. Lexis in Bonn eine Skizze, welche wir dem Generalverſammlungs-Protokolle des Rheiniſchen Fiſcherei-Vereins von 1884 wie folgt entnehmen. „In Rheinland und Weſtfalen, namentlich in den Flüſſen Roer, Ahr und Ruhr, werden eine Menge kleiner Fiſche gefangen, welche mit Salzwaſſer abgekocht, unter dem Namen Rümpchen oder Maipieren in den Handel gebracht werden. Unter dem Namen Rümpchen wird keine beſondere Fiſchart verſtanden; man verſteht darunter eine Anzahl kleiner Fiſche, von denen man in erſter Linie fordert, daß ſie eine gewiſſe Größe nicht überſchritten haben. Es fällt den Fiſchhändlern oder Fiſchern nicht ein, zu unterſuchen, zu welcher Art jeder dieſer kleinen Fiſche gehört; es genügt, wenn er die richtige Länge hat. Um dem Vorwurfe zu entgehen, daß durch das Wegfangen dieſer ganz außerordentlichen Anzahl kleiner Fiſche der Fiſchbeſtand der Flüſſe gefährdet würde, dient die Ausrede, daß es ſich beim Rümpchenfang nur um eine ganz beſtimmte Gattung von Fiſchen (Phoxinus laevis) handle, deren Verluſt für den Fiſchbeſtand nicht ſchädlich ſei. Aber abgeſehen davon, daß ein Rümpchenfiſcher ſeine Beute nicht einer beſonderen Unterſuchung unterwirft, es auch ſeine Schwierigkeit hat, um bei ſo ganz kleinen Fiſchen, die erſt in der erſten Jugendzeit 5 2 E | e 4 178 ihres Daſeins gefangen werden, mit Sicherheit die Art feſtzuſtellen, geht den gewöhnlichen Fiſchern die eigentliche Kenntniß der gefangenen Fiſche ab. 5 Nach den Unterſuchungen von Wittmack fand man in einem Kruge ( 1 Quart) Maipieren, wie man die Rümpchen in Weſtfalen nennt, nicht 50 9% Elritzen; alles andere waren Fiſche der verſchiedenſten Art. Es ſoll auch die junge Brut von Forellen und Aeſchen darunter geweſen ſein. . Im vorigen Jahre hatte ich Gelegenheit, dem Rümpchenfang in der Roer bei Merken im Kreiſe Düren zuzuſehen und habe ich bei dieſer Gelegenheit die feſte Ueberzeugung ges wonnen, daß das Wegfangen einer ſolchen Maſſe kleiner Fiſche, bei denen eine Auswahl unmöglich iſt, den Ruin der Fiſcherei bedingen muß. Zudem kennt der Rümpchenfiſcher keine Schonzeit, denn im Monat December 1881, während der Schonzeit, wurden zu wiederholten Malen friſche Rümpchen zum Verkauf angekündigt, und ein Hauſirer bot ſie im vorletzten Winter und im letzten Winter während der Schonzeit zum Verkauf, und auf eine Bemerkung, daß keine Fiſche gefangen werden dürften, antwortete er, „es werde nicht ſo heiß gegeſſen, als gekocht wird“. Dieſe Erfahrungen veranlaßten mich, in einem Aufſatze in der Deutſchen Fiſchereizeitung 1881, Nr. 47, pag. 381, meine Anſichten niederzulegen und den Fang dieſer jungen Fiſchbrut näher zu beſchreiben, denn aus der Art des Fanges allein läßt ſich entnehmen, daß es ſich nicht um eine beſtimmte Art von Fiſchen, ſondern um die ganze Geſellſchaft handelt, welche ſich in einer Abtheilung des Fluſſes befindet. Aus den Erinnerungen meiner frühern Jugend weiß ich zu erzählen, daß die Roer ſehr reich an Fiſchen war und alle Fiſche, welche in meiner Heimath, welche doch über zwei Meilen von der Fangſtelle entfernt war, in den Handel kamen, ſämmtlich Fiſche aus der Roer waren. Es geht daraus hervor, daß in der Roer die Bedingungen zu einem guten Fiſchbeſtande vorhanden ſind, es ſich nur darum handelt, die Schädlichkeiten abzuwenden, welche den Fiſchbeſtand beeinträchtigen, und dazu gehört unſtreitig der Rümpchenfang. ö Die Roer führt jetzt noch viele Fiſche, aber bei weitem nicht mehr in der Menge, wie früher. Die Fiſche, welche von Düren abwärts an der Roer vorkommen, ſind Hechte, Barſche, Aale, Mönnen, Makrelen, Barben, Bleien, Karpfen, Haſel, Uekelei, Gründlinge, Kaulkopf, dann die Elritze und die Schmerle. Vereinzelt kommen vor Forellen und Aeſche. Der Lachs beſuchte früher die Roer in großer Anzahl und kam herauf bis Düren. Jetzt wird er durch ein großes Wehr bei Roermonde zurückgehalten und nur in ſeltenen Fällen wird er noch in der Roer vorgefunden. Zuverläſſig wird man die Jugend der oben aufgezählten Fiſche mehr oder weniger in einem Quantum Rümpchen wiederfinden, und in Flüſſen, wo der Lachs laicht, z. B. in der Ruhr und an der Ahr, wird auch dieſer Fiſch in ſeinem Jugendzuſtande vorkommen, denn der Lachs ſucht in den erſten Zeiten ſeines Lebens die ſeichten, ſandigen Stellen des Fluſſes auf, in denen der Rümpchenfang am ergiebigſten iſt. In der Roer wird der Fang folgendermaßen betrieben: Es iſt dieſer Fluß waſſerreich, ziemlich breit, aber nicht tief. Hin und wieder treten Inſeln hervor, entweder ganz trocken, oder leicht vom Waſſer berieſelt, und wird auf dieſe Art ein vom Hauptſtrom getrennter Flußarm gebildet, nicht tief und ohne Strömung. Hier halten ſich die kleinen Fiſche in Menge auf. Um ſie zu fangen wird der Flußarm oben und von der Seite, wo das Waſſer zufließt, abgedämmt, an den ſeichten Stellen mit Raſen, da, wo dieſe nicht ausreichen, werden kurze Pfähle eingeſchlagen und mittels Brettern und Raſen der Damm hergeſtellt, ſo daß nun weniges Waſſer zufließt, wodurch eine Flucht der Fiſche nach dieſer Seite un— möglich wird. Am unteren Ende des abgedämmten Flußarmes liegen die Reuſen, zehn bis zwölf Stück oder noch mehrere nach der Breite des Gewäſſers. Die Zwiſchenräume an den Reuſen ſind mit Raſen ſorgfältig verſtopft und hat das Waſſer nur durch die Reuſen einen Durchlaß. Iſt ſo alles eingerichtet, ſo beginnen die Fiſche einen Ausweg zu ſuchen, den ſie nirgendwo finden können und gerathen, wenn ſie von oben beunruhigt werden, ſämmtlich in die Reuſen, und zwar ohne Unterſchied ihrer Gattung. Es geräth immer eine Anzahl größerer Fiſche in die Reuſen, welche zum Verwenden als Rümpchen als unbrauchbar ausgeſondert werden, da nur ſolche Fiſche als Rümpchen verwandt werden, welche einen Zoll, höchſtens 1 ½½ Zoll lang find. Die Reuſen find aus ganzen Bambusrohrſtäben von der Dicke einer ſtarken Gänſefeder hergeſtellt, welche mittels Bindfaden gebunden ſind und 178 — I eng Zoiſhencäane übrig laſſen, daß auh daz keenſte Fiſch hen nicht hindurch kann. Eine ſolche Reuſe bildet ein an einem E ide zuſan nen gebogenes Rohr, in welchem ein Strohwiſch ſteckt, von etwa ſechs Fuß Länge. Das offene Ende hat etwa 11/2 Fuß lichte Weite und dient als Eingang. Der Fang der Rümpchen findet an Donnerstag einer jeden Woche ſtatt und dauert den ganzen Tag über. Inſofern der Waſſerſt ind des Fluſſes das Fiſchen geſtattet, wird keine Woche überſchlagen. Nachdem der Fang beendet iſt, werden die Fiſche gekocht und am Freitag Morgen mit dem erſten Eiſenbahnzuge von Düren nach Klön befördert, wo das Pfund zu 1 M. bis 1,20 M. verkauft wird. Der gewöhnliche Ertrag einer Woche iſt SO Pfund und wenn es gut geht, 100 Pfund und'mehr. Soll nach dem bisher Geſagten ein Endurtheil abgegeben werden, ſo geht dieſes dahin: daß der Rümpchenfang einestheils ein den Geſammtfiſchfang eines Fluſſes gefährdendes Verfahren iſt und der Vermehrung der Zahl der Fiſche im Wege ſteht und anderentheils den vor— handenen Fiſchen ein großer Theil der Nahrung entzogen wird, welcher zu ihrem Aufkommen und Fortbeſtehen nothwendig iſt. Der Rümpchenfang iſt daher unbedingt zu ver— hindern.“ | IV. Jiſchereipflege in der Schweiz. Wie ſchon frühere Mittheilungen in unſerem Blatte entnehmen laſſen, befindet ſich auch in der Schweiz die Pflege der Fiſcherei in hocherfreulichem Aufſchwunge. Die centrale amtliche Obſorge hiefür ruht dort in dem „eidgenöſſiſchen Handels- und Landwirthſchaftsdepartement“, in Sonderheit in deſſen „Abtheilung für Forſtweſen, Jagd und Fiſcherei“. Dem neueſten Verwaltungs-Berichte dieſer Stelle für das Jahr 1884 entnehmen wir im Auszuge folgende hochintereſſante Mittheilungen: Der wichtige nationalökonomiſche Verwaltungszweig der Fiſcherei hat im Berichtjahr in verſchiedenen Kantonen einen bedeutenden Aufſchwung genommen, während andere Kantone in Vollziehung der betreffenden Bundesgeſetze noch ſehr im Rückſtande ſich befinden und namentlich mit Bezug auf Handhabung der Fiſchereipolizei zu wünſchen übrig laſſen. Noch keine Vollziehungsverordnungen zum Bundesgeſetze über Fiſcherei beſitzen die Kantone Zürich, Graubünden, Teſſin und Wallis. Der zürcherſche Große Rath hat indeß im letzten Dezember ein. Fiſchereigeſetz durchberathen und vom Großen Rath des Kantons Graubünden wurde 1884 ein zweiter Entwurf zu einer Vollziehungsverordnung ans Volk ausgeſchrieben, aber auch dieſer von demſelben verworfen, ſo daß die vom Kleinen Rath 1883 aufgeſtellten und von der Centralſtelle genehmigten interimiſtiſchen Ausführungsbeſtimmungen noch in Wirkſamkeit ſind. An die Kantone Teſſin und Wallis ergingen wiederholte Ein— landungen zur Einſendung von Vollziehungsverordnungen. Der erſtgenannte Kanton verſprach, dem nächſten Großen Rath einen Entwurf vorzulegen, während Wallis eine ſolche Verordnung für die dortigen Fiſchereiverhältniſſe nicht für nothwendig und das betreffende Bundesgeſetz als für mehr als hinreichend erachtet. Wallis wurde hierauf wiederholt eingeladen, den Beſtimmungen des Geſetzes nachzukommen. Von der interkantonalen Fiſchereicommiſſion für den Neuenburgerſee wurde die Reviſion einiger Beſtimmungen der Convention vom 29. April 1876, betreffend Anwendung eines Fanggeräthes und Ertheilung von Fiſchereibewilligungen, eingeſandt und unterm 28. Auguſt vom Departement genehmigt. Ebenſo wurde einer Reviſion der Vollziehungsverordnung des Kantons Genf, welche in Folge der mit Frankreich abgeſchloſſenen Fiſcheceiconven'ion nothwendig geworden, Genehmigung ertheilt. Zur Regelung der Fiſchereiverhältniſſe im Bodenſee und ſeinen Zuflüſſen im Sinne der Beſchlüſſe der in Lindau den 9./11. Juni 1881 zuſammengetretenen Abgeordneten der Bodenſeeuferſtaaten fanden zwiſchen den oberrheiniſchen Conventionsſtaaten den 26. Mai in Conſtanz Unterhandlungen ſtatt, welche unterm 21. September 1884 in Colmar zu einer Nachtragsübereinkunft zwiſchen der Schweiz, Baden und Elſaß-Lothringen zur Uebereinkunft vom 4 129 — 25. März 1875, beziehungsweiſe 14. Juli 1877 (Amt. Samml. n. F. III, S. 210) führten.“) * An den Conferenzen wurde auch die in Baſel begonnene Berathung, betreffend Maß— nahmen zur Verhinderung der für die Fiſcherei ſchädlichen Verunreinigung des Rheins, in Vollziehung des Art. 10 der Uebereinkunft, fortgeſetzt und durch Annahme diesbezüglicher Beſtimmungen geſchloſſen. Dieſelben ſollen von jedem der Conventionsſtaaten auf dem Verordnungswege wieder in Kraft geſetzt werden. Da eine entſprechende Vollziehungs— verordnung zu Art. 12 des Bundesgeſetzes über die Fiſcherei noch fehlt, ſo iſt beabſichtigt, erwähnte Vollziehungsbeſtimmungen auch letzterem Geſetze anzupaſſen, was den diesbezüglichen Erlaß verzögerte. Die Verhandlungen über Reviſion der Fiſchereiübereinkunft mit Frankreich vom 28. Dezember 1880 mit Bezug auf die Schonzeit der Fera find dem Abſchluſſe nahe. * Das Gebiet der Schongebiete in der Schweiz wurde im Berichtjahr bedeutend ausgedehnt, indem folgende weitere Schondiſtrikte gebildet wurden: f 1. Der im Amtsbezirk Aarberg (Kanton Bern) gelegene Theil der Aare und der Hagneckkanal auf ein Jahr: 2. die weiße und ſchwarze und die vereinigte Lütſchine (Kanton Bern) mit Bezug auf den Fiſchfang mit Inbegriff der Angelfiſcherei bis auf Weit eres; ) Betreffs Abſchluſſes, Inhalts und Fortentwicklung dieſer in neuerer Zeit vielfach genannten Conventionen möge hier in Kürze folgendes notirt ſein: a) Zunächſt ſchloſſen Baden und Schweiz am 25. März 1875 zu Baſel „zum Zwecke der Er— haltung und Vermehrung der werthvollen Fiſcharten im Rhein und ſeinen Zuflüſſen ein- ſchließlich des Bodenſee's eine Convention in elf Artikeln: „ſog. Baſeler Convention. Dieſelbe enthält vor allen Beſtimmungen über verbotene Fangarten im Rhein und deſſen Zuflüſſen, ſoweit darin Salmen vorkommen, insbeſondere gegen die Verſperrung der vollen Flußbreite mit ſog. Fiſchwehren, Fachen, Sperrnetzen ꝛc. und über die Beſchaffenheit zuläſſiger Fiſchwehre (Fache). Weitere Paragraphe beziehen ſich auf die Maſchenweite der Netze, auf Beſchränkung der Anwendung von ſog. Treibnetzen, auf Verbote von Mitteln zur Betäubung der Fiſche, von Schlagfallen, Gabeln, Stangen, Geeren, Schießwaffen, Sprengpatronen und anderen Mitteln zur Verwundung der Fiſche (mit Ausnahme der Angeln). Weiter einigte man ſich über das Verbot des Trockenlegens der Waſſerläufe zum Zwecke des Fiſchfangs; dann über Beſchränkungen der Selbſtfänge und der Anwendung eiſerner Reuſen. Verein— bart wurde die Feſtſetzung von Minimalmaßen für Salmen, Seeforellen, Bergforellen, Saiblingen und Aeſchen, dann von Individualſchonzeiten im Herbſte und Winter für Salmen, Seeforellen, Saiblingen und Bachforellen, ſowie einer Collectivſchonzeit für ſog. Sommer— laicher im Frühjahr, in Anſehung des Fangs mit Netzen und Reuſen. Den Minimalmaßen und den Herbſtfangverboten correſpondiren Marktverbote. Vorgeſehen ſind dabei Aus— nahmen vom Fang- und Marktverbote (Plombirungsſyſtem hiezu in Anwendung als Controll— mittel) im Bereiche und zur Förderung der künſtlichen Fiſchzucht. An Stelle der Frühjahrs— ſchonzeit kann treten das Syſtem der Schonreviere unter gänzlichem Verbote jedes Fiſch— fangs auf mindeſtens ein Jahr. Zugelaſſen ſind in dieſer Convention auch Ausnahmen vom Fangverbot während der Frühjahrsſchonzeit zur künſtlichen Zucht, zu Fütterungszwecken in Zuchtanſtalten, dann der Fang von ſog. Härlingen (Heuerlingen). Vereinbart iſt auch ein Vorgehen gegen Waſſerverunreinigungen aus Fabriken wie in anderweitigen Richtungen. b) Dieſer Convention trat Elſaß-Lothringen bei mit Vertrag vom 14. Juli 1877, ſog. ee ee Convention. Dabei wurden einige Beſtimmungen der älteren Convention amendirt. e) Eine Nachtragsübereinkunft vom 21. September 1884, ſog. Colmarer Convention, betrifft ſpeciell die Regelung der Fiſchereiverhältniſſe im Bodenſee und ſeinen Zuflüſſen. Die Convention nebſt Schlußprotocoll modificirt die BaſelF-Mühlhauſener Convention in etlichen Punkten im Intereſſe der Bodenſeefiſcherei. Insbeſondere ſind folgende Sondernormen für den Bodenſee und deſſen Zufluß vereinbart. Die Geräthe zum Fang von Futterfiſchen für Fiſchzüchter ſollen ebenfalls den Beſchränkungen über Maſchenweite nicht unterliegen. Erhöht werden die Minimalmaße für Seeforellen auf 25 em, für Saiblinge auf 20 em (von Auge bis zur Weiche der Schwanzwurzel). Dieſelben Beſtimmungen in Bezug auf Schonzeit und Fang zu Zuchtzwecken, wie für den Lachs ſollen in der Zeit vom 15. Nov. bis 15. Dezember auch für Felchen (Blaufelchen, Weiß— oder Sandfelchen Kropffelchen und Gangfiſche) gelten. Die Schonzeit der Seeforellen, Saiblinge und Bachforellen wird in der Zeit vom 1. Oktober bis 31. Dezember verlegt. Ausgenommen von den mit der Schonzeit zuſammenhängenden Verboten bleiben die ſog. Silber- oder Schwebforellen. Von der Frühjahrsſchonzeit bleiben unbetroffen der Fang von Felchen mit Netzen an tiefen Stellen des Bodenſee unter Schonung der Halden, Reiſer und des Krebs (Waſſerflora). Der Fang von Härlingen iſt verboten. — 3. die Linth (Kanton Glarus) vom Wallenſee bis nach Mollis auf die Dauer von drei Jahren; 4. die Gewäſſer der Gemeinden Süs, Lawin, Guarda, Ardez und Tarasp (Kanton Graubünden) bis Ende 1885. Durch dieſe Beſchlüſſe wurde das Schongebiet um eine Flußlänge von circa 506 km und eine Waſſerfläche von circa 560 ha vergrößert. Sämmtliche Schongebiete in der Schweiz beſitzen gegenwärtig eine Flußlänge von 1019.46 km, eine Seefläche von 750 ha und eine Geſammtfläche von 1917.35 ha. Die Anzahl der Fiſchbrutanſtalten hat ſich von 38 im Jahr 1882/83 auf 52 vermehrt, welche ſich auf 16 Kantone vertheilen. Die großen, für die Fiſcherei wich— tigen Kantone Teſſin und Wallis beſitzen noch keine Brutanſtalten und Graubünden hatte letztes Jahr keine in Thätigkeit. Fiſchchen wurden gewonnen und ausgeſetzt 4°335,117 gegen 3°283,749 im Vorjahr. Nach Fiſcharten ſtellen ſie ſich wie folgt zuſammen: Lachſe 1 125,500, Lachsbaſtarde 754,100, Fluß- und Seeforellen 1°197,426, Bachforellen 8357578, Aeſchen 109,800, Röthel 199,163, Karpfen 27,000, Madue— Maränen 9,650, Whitefiſche 65,600, Gangfiſche 300, Felchen 1,350, Balchen 9,650, zuſammen 4 335,117. Die größten abſoluten Erfolge mit über 200,000 Fiſchchen haben die Kantone Zürich (1329,500), Waadt (691,900), Aargau, Schaffhauſen, Bern, Zug und Luzern auf— zuweiſen. Der Kanton Baſel-Stadt hat in der Birs einen Fiſchſteg aus Cement in einem Koftenbetrag von Fr. 2000 erſtellt, in Baden hat die Fabrik Gebrüder Billeter & Cie. an einer für die Fiſche früher nicht zu paſſirenden Wehre durch Vertheilung des Gefälles auf eine ſchiefe Ebene den Aufſtieg ermöglicht und endlich hat Genf beſchloſſen, in der Arve zwei Fiſchſtege anzubringen, und iſt der Plan eines Fiſchſteges an der Schwelle in Thun in Arbeit genommen. Auf des Departements und des deutſchen Fiſcherei-Vereins Veranlaſſung und mit Unterſtützung des letztern hat die Regierung von Schaffhauſen in Benutzung des Frühlings— Aalzuges (montee) eine große Anzahl junger Aale am Fuße des Rheinfalls geſchöpft und dieſelben an paſſender Stelle ob dem Sale wieder in den Rhein geſetzt. Mit dem ſchweizeriſchen Jäger- und Wildſchutzverein „Diana“ iſt ein Vertrag ab— geſchloſſen, gemäß welchem ſich derſelbe verpflichtet, Fiſchotterhunde echter Race an- zukaufen, zu züchten, zu dreſſiren und durch tüchtige Jäger führen zu laſſen. Dieſe Jäger find verpflichtet, dem Ruf zu Fiſchotterjagden gegen eine angemeſſene Entſchädigung Folge zu leiſten; dagegen iſt der Bund verpflichtet, ſich am Ankauf der Hunde durch Uebernahme der Hälfte der Koſten zu betheiligen. V. T. Valdner's Vogel-, Jiſch- und Thierbuch 1666. Eine bibliographiſch-fiſchereigeſchichtliche Studie von Herrn Amtsgerichtsrath Keelig in Kaſſel, Schrift— führer des Vereins zur Beförderung der Fiſchzucht im Regierungsbezirk Kaſſel. Unter den neuerlich dem größeren Publikum mehr als ſonſt zugänglich gemachten Seltenheiten der ſtändiſchen Landesbibliothek zu Kaſſel nimmt die oben genannte, mit äußerſt ſauberen, naturgetreuen und vorzüglich gut erhaltenen Abbildungen verſehene Handſchrift eine hervorragende Stelle wohl ſchon um deßwillen ein, weil ſie, wie neuerliche Ermittelungen ergeben dürften, das einzige jetzt auf dem Continente zugängliche von mehreren vorhanden geweſenen, mit Abbildungen verſehenen Exemplaren ſein dürfte. Der volle Titel lautet: „Recht Natürliche Beſchreibung und Abmahlung der Waßervögel, Fiſchen, vier— füſigen thieren, Inſecten und gewürmb, ſo bey Straßburg in den Wäßern ſeyet, die Ich ſelber geſchoßen und die Fiſch gefangen, auch alles in meiner Hand gehabt Leonhard Baldner, Fiſcher und Hegmeiſter in Straßburg gefertigt worden 1666.“ Tu = FT a J * a 181 In einem „Die Naturgeſchichte des Leonhard Baldner“ überſchriebenen Artikel der „Straßburger Poſt“ Nr. 132 vom 12. Mai 1884 ſchreibt der Vorſtand der Manuſcripten⸗ Sammlung der Straßburger Univerſitäts Bibliothek Herr Dr. Lift daſelbſt über die Per— ſönlichkeit Baldners: Leonhard Baldner, einer alten Straßburger Fiſcherfamilie entſtammend, war in der erſten Hälfte des 17. Jahrhunderts geboren und wohnte in der Nähe der St. Wilhelms⸗ Kirche. Näheres über ihn iſt nichts anderes bekannt, als was er ſelbſt in der Vorrede ſeines Werkes ſagt. Daſelbſt erzählt er unter Anderm, daß, als er im Jahre 1646 einige ſchöne fremde Waſſervögel geſchoſſen, ihm der Gedanke gekommen ſei, ſie abzumalen und damit habe er dann 20 Jahre fortgefahren, um ſo mehr, da die Waſſer Straßburg, als der Rhein, die Ill, Breuſch und Kinzig, reich an allerlei Gattung von Fiſchen, Gevögel, Gewürm, | Inſecten und andern Thieren ſeien, deren Natur und Eigenſchaften er beſchreibt. Baldner zählt um Straßburg her: 45 Gattungen von Fiſchen, 62 Gattungen von Vögeln, die ſich 5 an den Waſſern . 52 Arten von vierfüßigen Thieren, Gewürm, Inſecten. Ohn⸗ geachtet der Mangelhaftigkeit dieſer Aufzählung und der Beſchreibungen Baldners, gibt doch ſeine Schrift ein anzuerkennendes Zeugniß von des Verfaſſers Fleiß, Beobachtungsgabe und Intereſſe für ſein Handwerk. Ueber die Urſchrift hat nach demſelben Artikel der bekannte, Ende vorigen Jahrhunderts in Straßburg lebende Zoologe Profeſſor Hermann im Jahr 1787 berichtet: „Das Original von Baldners eigner Hand, welche ſchlecht, und wie man ſie von einem geringen Mann im vorigen Jahrhundert erwarten kann, iſt in Folio von der Dicke eines Daumens, beſaß im Jahre (1699) Pfarrer Keifflin aus der Wilhelmer Kirche.“ Ihm wurde es von des Verfaſſers Sohn geſchenkt. „Dieſer (Keifflin) ſchrieb allerhand Amer aus Gesnern (Conrad Gesner, Thierbuch) daran, oder wenn er einen ſolchen Vogel ſelbſt in Beſitz oder zu ſehen bekam: machte auch für ſeinen Gebrauch ein Regiſter dazu. Im Jahre 1773 wurde es mir von Herrn Notarius Schweighäuſer aus der Verlaſſenſchaft Herrn Ritzhaubs, Bruder von Fr. Eſchem auerin, der eine Hufnerin geheirathet hatte, zu Kauf angeboten. Wie es in dieſe Familie e weiß ich nicht. Ich wollte es aber nicht, weil die Figuren von Baldnern ſelbſt gleichſam als mit geriebenen Ziegelſteinen gemalt waren, wiewohl einige wenige beſſer, und wirklich von einem Maler (wenn ich mich recht entſinne, von Brendel [Brentel, bekannter Straßburger Maler, geb. 1602] oder in ſeiner Manier) verfertigt ſind; theils achtete ich das unleſerliche Manuſeript auch darum nicht, weil ich zwey Exemplare in überquer Folio wußte: das eine bey Herrn Silbermann dem Orgelmacher, dem Liebhaber und Sammler von Straßburgiſchen und Elſaßiſchen Alter— thümern und Curioſitäten; das andre bey Herrn Prof. Spielmann. Da ich nun dieſes Original nicht begehrte, kaufte es Herr Prokurator beym Kleinen Rath, Heinrich Fauſt, und ſchäzte es als eine Seltenheit ſehr hoch, weil er nicht wußte, daß beßere Exemplare vorhanden ſind. Nun reut es mich doch, daßelbe nicht gekauft zu haben. Die Tochter von Fauſt verheurathet an Baumann von Hamburg beſaß es nachmals, bey welcher es noch zu finden ſeyn mag, wenn es nicht unter die Hände von Kindern gefallen iſt.“ Später iſt dies Original, wie Pfarrer und Conſiſtorialpräſident Röhrich in feiner 1856 zu Straßburg erſchienenen Geſchichte der Kirche St. Wilhelm zu Straßburg, alſo in den fünfziger Jahren, ſchreibt, im Beſitz des Pfarrers Braunwald zu St. Thoma in Straßburg geweſen. Der erwähnte Artikel hatte den Zweck, auf das Original, von dem man vermuthete, daß es ſich irgendwo in Straßburg noch vorfinden könne, aufmerkſam zu machen, und ſind eingehende Nachforſchungen nach demſelben, allein ſoviel bis jetzt bekannt ohne Erfolg, an— geſtellt worden. Zwei Abſchriften des Textes, die eine 4° die andere in 2“ find in der Univerfitäts- und Landesbibliothek vorhanden, und ſind dieſelben auf Nachſuchen beim Vorſtand derſelben, Herrn Profeſſor Dr. Barrack, daſelbſt einzuſehen. Eine dieſer Abſchriften — wenn nicht, wie es ſcheint, beide — ſtammt, wie der erwähnte Artikel der „Straßburger Poſt“ weiter angiebt, von der Hand des Herrn Profeſſor Joh. Hermann her, und hat Letzterer beide Exemplare mit eigenhändigen werthvollen Randbemerkungen verſehen. Beide ſind ohne Abbildungen. Von den in dem Bericht des Profeffor Hermann vom Jahr 1787 erwähnten zwei Abſchriften des Originals mit Bildern iſt nach den Mittheilungen des jüngſt zu München verſtorbenen Herrn Geheimraths Dr. Karl Theodor von Siebold in feinem maß— gebenden Werke: „Die Süßwaſſerfiſche von Mitteleuropa“ S. 33 ꝛc. die Eine durch Willugby der in feiner Historia piseium nicht gelungene Nachbildungen einiger Fiſch— 182 arten giebt, nach London gebracht. Wo ſie dort jetzt aufbewahrt wird, und ob fie noch zugänglich iſt, ſtand augenblicklich nicht zu ermitteln. a EN Die zweite Ausfertigung, deren zweite Abtheilung wie die Straßburger Abſchriften des Textes und die Kaſſeler Ausfertigung überſchrieben iſt „Das Fiſchbuch, darin 45ley f Gattung Fiſch und Krebs, ſo nach ihrer Art und Eigenſchaft beſchrieben zu finden“ befand ſich 1863 und ſpäter nach von Siebold in dem Straßburger Naturalien-Kabinete, und nahm von Siebold eine genauere Einſicht in Folge der Erlaubniß des Vorſtandes des genannten Kabinetes des Herrn W. P. Schimper. 5 von Siebold ſchreibt darüber: ? „In der als „Fiſchbuch“ überſchriebenen Abtheilung dieſes Manuſeriptes befinden ſich 32 Fiſche colorirt abgebildet, von denen 29 ziemlich kenntlich dargeſtellt waren, während drei Cyprinoiden von mir nicht gedeutet werden konnten. Bald ner hatte jeden dieſer ab⸗ gebildeten Fiſche mit dem in Straßburg gebräuchlichen deutſchen Volksnamen bezeichnet, zu welchem ſpäterhin Reiseiſen, ein Straßburger Naturforſcher, die lateiniſchen Namen nach Linne, jedoch nicht immer richtig, hinzugefügt hatte; von dem bekannten Zoologen Joh. Hermann waren mehrere dieſer Fehler mit eigener Hand berichtigt worden.“ Jetzt iſt dieſe Ausgabe nicht aufzufinden; wenigſtens haben nach Mittheilungen aus Straßburg die Bemühungen des dermaligen Vorſtandes des Straßburger Naturalien-Kabinets, Herrn Privatdozenten Dr. Döderlein, und Nachforſchungen nach dem Verbleib des Exemplars in Queur-Folio keinen günſtigen Erfolg gehabt. Nach der Ueberzeugung deſſelben iſt das von v. Siebold ſeiner Zeit eingeſehene Exemplar identiſch mit dem auf der Straßburger Stadtbibliothek vorhanden geweſenen, mit dieſer am 24. Auguſt 1870 verbrannt. Profeſſor Schimper möchte es damals von der Stadtbibliothek entlehnt und dem v. Siebold vorgelegt haben. Ueber unſer Kaſſeler Exemplar ſchreibt von Siebold a. a. Orte weiter: Von der Exiſtenz eines dritten Exemplars des Baldner'ſchen Manuſeripts in der Landesbibliothek zu Kaſſel erhielt ich die erſte Notiz aus Nau's Vorrede zu ſeinen Bei— trägen zur Naturgeſchichte des Mainzer Landes. (Heft I März 1787, Oekonomiſche Natur⸗ geſchichte der Fiſche in der Gegend um Mainz). 8 Ich habe es dem liberalen Direktorium der Kaſſeler Landesbibliothek unter der gefälligen Vermittelung der hieſigen Staatsbibliotheks-Behörde zu verdanken, daß ich dies koſtbare Manuſeript hier mit Muße benutzen konnte. Es iſt dasſelbe weit ſorgfältiger und ſauberer ausgeſtattet als das Straßburger Exemplar, trägt aber ganz dieſelben Titel und dieſelbe Jahreszahl (1666). In der Abtheilung, welche den Fiſchen gewidmet iſt, ſind 49 Tafeln enthalten, auf welchen ſechs Krebſe und 46 Fiſcharten, Fiſchvarietäten und Fiſch— monſtroſitäten ſehr ſorgfältig und richtig colorirt dargeſtellt ſind, nur drei Fiſche habe ich auch unter dieſen Abbildungen nicht entziffern können. Einer jeden Tafel, weiche zugleich über jeden dargeſtellten Fiſch den in Straßburg gebräuchlichen deutſchen Volksnamen als Aufſchrift trägt, iſt ein Blatt mit ſorgfältig geſchriebenem deutſchen Texte beigefügt, welcher ſich auf von Baldner ſelbſt gemachte Beobachtungen über Lebensweiſe, Aufenthaltsort, Laichzeit des abgebildeten Fiſches und auf deſſen Bedeutung als Nahrungsmittel bezieht. Dieſer Text muß auch dem Londoner Manuſeripte beigegeben ſein, da ich die in Willughby's Historia piscium aus dem Londoner Manuſcripte öfters aufgeführten Beob⸗ achtungen Baldners mit denen im Kaſſeler Manuſeripte niedergelegten Beobachtungen vollkommen übereinſtimmend fand. Bei dem Citiren der Fiſchabbildungen Baldners habe ich ſtets das Kaſſeler Manuſcript benutzt, während Valenciennes das Straßburger Exemplar verglichen hat.“ f n \ Dieſes Kaſſeler Manuſcript ſcheint ſpäter angefertigt zu fein, als die zwei in dem oben hervorgehobenen Berichte des Profeſſor Hermann von 1787 erwähnten, weil es in der zweiten Abtheilung dem Fiſchbuch, nicht wie das Straßburger Exemplar nur 32, ſondern 49 ſehr ſaubere Abbildungen von Fiſchen enthält. Außerdem liegen in demſelben loſe zwei ſcheinbar von Baldners eigener Hand herrührende kleinere Blätter in der Größe von etwa / Bogen, welche weitere Beobachtungen im Stile des Textes zu den S. 65 u. 75 befindlichen Abbildungen der Seemöve (ſemehben) und Waſſerraben vom 15. November 1669 | und 9. Januar 1670 enthalten, jo daß dies Exemplar vermuthlich 1670 noch in Baldners Hand ſich befunden hat. a 5 Daſſelbe iſt wie jene beiden im Bericht Hermanns erwähnten Exemplare Quer⸗ folio, beſteht aus 278 jetzt von der Hand des Bibliothekſekretairs Herrn L. Schultheis mit fortlaufenden Bleiſtiftsnummern verſehenen Blättern, guten Handpapiers, von denen 129 mit Abbildungen verſehen, 122 mit Beſchreibung derſelben, 13 mit den Haupt- und Unter⸗ N titeln und korrekt in einer guten und deutlichen Handſchrift beſchrleben und 24 leer find. Die Blätter ſind an der ſchmalen Seite zu einem 34 Centimeter langen, 25 Centimeter breiten und 6 Centimeter hohen Band in ſchwarz Leder mit je 4 Meſſingſtiften auf den Decken verſehenen Band in Goldſchnitt vereinigt. Nach einigen leeren Blättern folgt der allgemeine Titel: Vogel-, Fiſch- und Thierbuch 1666. Auf dem folgenden, mit einer ſchönen Anſicht von Straßburg trefflich gemalten Vignetten von Fiſchen, Vögeln, Krebſen und Inſekten verſehenen Blatt findet ſich der Eingangs angegebene ausführliche Titel, dann nach der vier Blätter in Anſpruch nehmenden Vorrede in Abtheilung 1 Vögel: 63 Abbildungen und 61 Blätter Text zu jeder derſelben, in Abtheilung 11 Fiſchbuch: 49 Abbildungen und 44 Blätter Text und in Abtheilung III vierfüßige Thiere ꝛc. ꝛc. 17 Abbildungen mit 17 Blatt Text. Dies gut erhaltene Exemplar ſtammt unzweifelhaft aus der Bibliothek des 1685 zu Heidelberg verſtorbenen Kurfürſten und Pfalzgrafen Karl. Wie der Kaſſeler Oberbibliothekar Herr Dr. Duncker in Band I von Hartwig und Schulz, Centralblatt des Bibliothek— weſens, Seite 15 ꝛc. des Näheren ausgeführt hat, vermachte Karl, der letzte Sproß ſeines Hauſes, die von ſeinem Vater Carl Ludwig neubegründete, von ihm vermehrte Hof— bibliothek ſeiner Mutter Charlotte, einer geborenen Prinzeſſin von Heſſen-Caſſel. Das Teſtament dieſer Kurfürſtin, die am 16. März 1686 verſtarb, ſetzte zwar zu ihrer Haupt— erbin die Schweſter des Kurfürſten Karl, Eliſabeth Charlotte, verheirathet an Herzog Philipp von Orleans ein, beſtimmte aber, daß die Bibliothek ihres Sohnes, circa 5300 Bände, nebſt ihrer eigenen, etwa 700 Bände, zuſammen alſo etwa 6000 Bände ihrem Brudersſohn, dem Landgrafen Karl von Heſſen-Kaſſel zufallen ſollte. Die deshalbigen Ver— handlungen mit dem Vertreter der Haupterbin und dem neuen Kurfürſten (aus der Linie Pfalz⸗Neuburg) Philipp Wilhelm dauerten Monate lang, einige hundert auf bayeriſche und pfälziſche Geſchichte ſich beziehende Bücher und Manuſcripte wurden dem neuen Kur— fürſten überlaſſen. An 4500 Bände gelangten ſammt dem vom bisherigen Bibliothekar des Kurfürſten Karl, dem Antiquar Lorenz Beyer in erſichtlicher Eile und ohne bibliographiſche Sorgfalt aufgeſtellten Verzeichniſſe der Bibliothek des Kurfürſten Karl im Juli 1686 nach Kaſſel und wurden der fürſtlichen, jetzt communalſtändiſchen Landesbibliothek einverleibt. In dieſem Verzeichniſſe des unter littera Q aufgeführten Schrankes findet ſich unter Nr. 3 ein— Ba als Titel des Werkes: „Recht natürliche Beſchreibung und Abmahlung der Waſſervögel, Fiſch, vier— füßigen Thier, inſekten und gewürm ſo bey Straßburg gefunden worden durch Leon— hard Hagemeiſter 1666 ME.” Daß mit dieſem Eintrag die Handſchrift Baldners, deſſen Hauptnamen im Katalog, wie erſichtlich, neben dem Vornamen niederzuſchreiben vergeſſen wurde, gemeint iſt, und nach allen ſonſtigen Feſtſtellungen und Ermittelungen nur gemeint ſein kann, unterliegt umſo— weniger einem Zweifel, als auch ein nur annähernd gleiches Werk in der ganzen Kaſſeler Bibliothek ſich nicht befindet oder ſeit 1686 befunden hat. Wann es zur Bibliothek des Kurfürſten Karl oder ſeines Vaters Karl Ludwig für deſſen neu begründete Bibliothek vermuthlih Baldner es auf Beſtellung hat anfertigen laſſen, ſowie wie und durch wen die jetzt unter den Deckel geklebte, recht ſchlechte Abbildung walähnlicher Fiſche, die nach der auf dieſer Abbildung befindlichen Notiz in Stärke von 21 Stück am 3. Januar 1773 beim Steinwerder zu Magdeburg an der Elbe lebendig angekommen find, iſt nicht aufgeklärt. Zu dem Baldner' ſchen Manuſcript gehört dieſe Abbildung nicht. Ueber den Werth des Werkes Baldners läßt ſich der mehrerwähnte Artikel der „Straßburger Poſt“ wie folgt aus: „Profeſſor 5 d: der die Abſicht hatte, dieſe Naturgeſchichte, herauszugeben, ſchreibt weiter: „Prof. Nau (in Mainz) ſchrieb mir einmal, daß er es herauszugeben geſonnen ſeaj (er lobt die Schönheit und Genauigkeit der Farben). Ich widerrieth es ihm aber, und bat ihn, es mir zu überlaſſen, denn ich hatte es wörtlich zu dem Ende durch meinen Sohn abſchreiben laſſen, um es mit Anmerkungen herauszugeben. Auch dieſes Vorhaben, durch den Tod meines Sohnes, vermuthlich vereitelt!“ Auch in Ipäterer Zeit hat dieſe Naturgeſchichte keine Bearbeitung gefunden. 184 So unbekannt Baldner jetzt auch fein mag, fo verdient er, daß fein Andenken ergeuert werde, da ſeine Schrift, obgleich von keinem Gelehrten geſchrieben, doch von nicht geringem Intereſſe iſt und von bedeutenden Männern (Nau in ſeiner „Naturgeſchichte der Fiſche in der Umgegend von Mainz;“ Björnſtähl in den „Briefen auf ſeinen auslän⸗ diſchen Reiſen;“ Heriſſant in „Bibliothèque physique de la France;“ Willughby in ſeiner Ornithologie u. ſ. w.) mit Achtung erwähnt, ja ſogar benutzt wurde. Daß der Altmeiſter der Ichthyologen es beſonders beachtungswerth fand, ergibt ſich aus den mitgetheilten Auszügen und feinem Werke „die Süßwaſſerfiſche Mitteleuropas“. Wenn nun auch ſeit Ende vorigen Jahrhunderts die Naturwiſſenſchaften erheblich vor— geſchritten ſind, ſo dürfte doch auch jetzt noch es angezeigt erſcheinen, die von den Profeſſoren Nau und Hermann beabſichtigte Herausgabe des Werkes eintreten zu laſſen. Mit Ge— ſtattung des Herrn Oberbibliothekars Dr. Duncker in Kaſſel hat der Verein zur Beförderung der Fiſchzucht im Regierungsbezirk Kaſſel eine genaue Abſchrift des Textes des Kaſſeler Exemplars nehmen laſſen und beabſichtigt dieſen Text nach Vergleichung ꝛc. mit dem der Straßburger Handſchriſten zunächſt durch den Druck vervielfältigen zu laſſen. Erwünſcht wäre es natürlich, wenn auch die Abbildungen vervielfältigt werden könnten. Die dazu nöthigen Mittel ſtehen dem Verein jedoch nicht zu Gebote, vielleicht regen aber dieſe Mittheilungen dazu an, daß ſich Subſcribenten insbeſondere von naturwiſſenſchaftlichen Vereinen, Bibliotheken und aus ſonſtigen Kreiſen in genügender Zahl finden, daß der Verwirklichung der Idee der Publizirung des geſammten Werkes mit Abbildungen in guter Nachbildung näher getreten werden kann. Angezeigt iſt dies jedenfalls, da die ſcharfen Beobachtungen Bald ners auch für die Jetztzeit noch von großem Intereſſe ſind. 8 VI. Zur Iliegenſiſcherei auf Aeſchen in den Gebirgsflüffen. Wie die Gebirgswelt ſelbſt, ſo tragen auch die Gewäſſer, welche ſie in ſprudelnder Fülle zur Ebene ſendet, ihren eigenartigen Charakter. Eingegraben in ihr felſiges oder mit grobem Gerölle bedecktes Bett ſtürzen die Flüſſe der Berge mit übermüthigem Rauſchen durch die waldumſäumten ſtillen Thäler, drängen ihre klaren Fluthen mit jugendlichem Ungeſtüm gegen die Vorſprünge ihrer Ufer, eilen abgewieſen in wilder Unverdroſſenheit dem nächſten Hinderniſſe zu und gönnen ſich im haſtigen Laufe nur ſelten kurze Ruhe, um ihre geglätteten Wogen über flachere Stellen murmelnd hinabzuwälzen. Den kaltblütigen Bewohnern dieſer raſchen Wellen iſt ein härterer Kampf um's Daſein beſchieden, als ihren Artgenoſſen in den Flüſſen der Ebene, denen in der günſtigen Jahres- zeit der Tiſch zu müheloſem Zugreifen ſtets gedeckt iſt. Das ewige Ringen mit der Strömung ftählt die Muskeln der Fiſche und erhöht ihre Beweglichkeit und ihre Gewandtheit im Haſchen der ſpärlicher zufließenden Nahrung. Der Angler, welcher gewohnt iſt, die wohlgenährten trägeren Bewohner der ſtiller ſtrömenden Flüſſe an die Fliege zu locken, wird deßhalb anfänglich etwas erſtaunt ſein über die Schnelligkeit der aufſteigenden Fiſche der Bergwaſſer, welche ſeine Aufmerkſamkeit und Gewandtheit in erheblich höherem Maße, wie ſonſt herausfordern. Gerade darum hat die Fliegenfiſcherei in den Gebirgsflüſſen, abgeſehen von dem poetiſchen Hauche, welchen der großartige Hintergrund der Bergſpitzen auch über die ſtille Beſchäftigung des Anglers verbreitet, wie ihre eigenthümlichen Schwierigkeiten, ſo auch ihre beſonderen Reize. „Unter allen Fiſchen,“ ſagt Biſchoff mit vollſtem Rechte, „welche man mit künſtlichen Inſekten fängt, verlangt die Aeſche die meiſte Geſchwindigkeit und Uebung“. Ihr Fang mit der Fliege iſt daher die eigentliche Blüthe des Sports; ihm ſind in ſeiner Anwendung auf die Gebirgsflüſſe dieſe aphoriſtiſchen Bemerkungen gewidmet. Wind und Wetter ſpielen bei jeder Angelfiſcherei, insbeſonders aber beim Fange der „launiſchen“ Aeſche eine hervorragende Rolle. Warme, nicht zu heiße Tage, ein mäßiger Wind aus Süd oder Weſt, bedeckter Himmel, ein leichter Sprühregen berechtigen zu einer günſtigen Prognoſe für den Erfolg; entſchieden ungünſtig find dagegen kühle nördliche Winde, Wer öfter in raſch ſtrömenden Flüſſen, namentlich im Gebirge, angelt, wird ſich übrigens bald überzeugen, daß die Fiſche auch unter Witterungsverhältniſſen nach der Fliege ; 5 7 7 . ö 185 — — fteigen, bel welchen in den ſtilleren Gewäſſern wenig oder gar kein Reſultat zu hoffen ft; es mag dieß wohl von der geringeren Menge der dargebotenen Nahrung abhängen, welche im umgekehrten Verhältniſſe zu den erhöhten Anforderungen an die Muskelkraft und zu der durch die kühlere Temperatur des Waſſers verurſachten größeren Freßluſt ſteht. Namentlich laſſe ſich der Angler in den Bergen durch den beim Aeſchenfange allgemein verrufenen Oſtwind mit hellem Sonnenſchein während der ganzen Saiſon und namentlich im Herbſte nicht abſchrecken, denn er wird nicht ſelten die Erfahrung machen, daß insbeſondere in den Mittags— ſtunden bis in den Abend hinein die Aeſche an dieſen Tagen eifrig nach der Fliege ſpringt. Sind übrigens an ſolch einem hellen, trockenen Tage die Fiſche nicht zum Aufſteigen zu bewegen, ſo wird der Angler an ſolchen Plätzen, welche durch Bäume, Ufervorſprünge oder ſonſtwie beſchattet ſind, ſowie in den Abendſtunden die meiſte Ausſicht auf Erfolg haben. Die Fliegenfiſcherei auf die Aeſche iſt natürlich nur bei hellem Waſſer lohnend. Bei hohem Waſſerſtande wird man im Allgemeinen wenig auf größere Fiſche rechnen, dagegen bei normalem und mehr noch bei niedrigem Waſſerſtande hoffen dürfen, auch die größten, an den tiefen Plätzen ſtehenden Fiſche an die Angel zu bringen. Bei den Ufer» und Waſſerverhältniſſen der Mehrzahl unſerer kleineren Gebirgsflüſſe iſt eine ausgiebige Befiſchung nur dann möglich, wenn der Angler im Waſſer watet und dadurch in die Lage geſetzt iſt, die geeigneten Stellen an beiden Ufern, wenig oder gar nicht durch die Ufervegetation behindert, mit der Angel zu erreichen. Als Schutzmittel gegen die Näſſe ſind zu empfehlen und nach meinen Erfahrungen hinſichtlich der andauernden Widerſtandsfähigkeit den Lederſtiefeln entſchieden vorzuziehen aus Gummiſtoff hergeſtellte, über den größten Theil des Oberſchenkels heraufreichende ſog. Waſſer— ſtrümpfe, welche keineswegs an den Beinen knapp anliegen, vielmehr in bequemer Weite ge— tragen werden ſollen und bei ſolch zweckmäßiger Anpaſſung die Transſpiration des Fußes abſolut nicht behindern; über denſelben ſind am beſten ſtarke lederne Schnürſchuhe mit genagelten Sohlen zu tragen, welche natürlich über die Waſſerſtrümpfe anzumeſſen ſind. Für den Aeſchenfang ſind leichte, elaſtiſche, nicht allzu zähe Angelſtöcke am geeignetſten; beim Gebrauche weicher Gerten wird auch für den weniger geübten Angler das ſog. Verhauen des Fiſches, d. i. das gewaltſame Durchreißen des Angelhakens durch deſſen Rachen in Folge zu ſtarken Anhiebs leichter vermieden und vor Allem die Führung des angehakten Fiſches weſentlich gefördert, indem die Nachgiebigkeit des Angelſtockes das Losſchlagen des— ſelben vom Haken erſchwert. s Die von Heinrich Hildebrand in München aus geſpließtem Bambusrohr hergeſtellten Fluggerten entſprechen allen Anforderungen an eine Aeſchengerte in hohem Maße und empfehlen ſich überdieß durch ihre außerordentliche, auch bei vielſtündigem Gebrauche die Ermüdung der Hand ausſchließende Leichtigkeit (ca. 240 Gramm ohne den Spieß). Die Auswahl des beſten Rohrmaterials und die mühſame, ſubtile Herſtellung bedingen aller— dings einen ziemlich hohen Preis dieſer Gerten; dafür repräſentiren dieſelben aber das Vorzüglichſte, was in dieſer Richtung bisher geleiſtet worden ſein dürfte, und können insbeſondere den Vergleich mit den ſehr erheblich theureren engliſchen Fabrikaten gleicher Art getroſt beſtehen. Wer jedoch die Koſten von 65 M. für eine ſolche Angelruthe mit zwei Spitzen und Netzſtock ſcheut, wird mit der von demſelben Fabrikanten gefertigten viertheiligen Gerte aus Lancewood (leichteſte Sorte, Preis 15 A) und der etwas weicheren fünftheiligen Fluggerte aus Eiſen— holz und Lancewood (Preis 18 AM), welche beide ohne den Spieß etwa je 350 Gramm wiegen und vorzügliche Aeſchengerten ſind, vollkommen ausreichen. Die Angelleine muß leicht, dünn und dabei haltbar ſein; ich ziehe die ſeit einigen Jahren bekannt gewordenen amerikaniſchen Patent- Waterproof-Lines allen übrigen vor; dieſelben find ſtark, ſchmiegſam, dauerhaft und laſſen ſich ſehr gut werfen; die Sorte Level 6 dürfte die geeignete Stärke für die Flugfiſcherei beſitzen. Die Wahl der Fliegen hängt zunächſt von der Jahreszeit und dem Vorkommen der natürlichen Arten auf den einzelnen Gewäſſern ab. Die allgemeine Regel der Anwendung kleiner Fliegen für den Aeſchenfang iſt nament— lich beim Angeln in Gebirgswäſſern zu beachten; Hakengrößen von Nr. 10 bis 12 ſind am geeignetſten. Bei trübem, regneriſchem Wetter und höherem Waſſerſtande empfiehlt ſich 186 — der Gebrauch etwas größerer Fliegen; Nr. 8 dürfte jedoch die äußerſte Grenze nach oben ſelbſt unter dieſen Ausnahmsverhältniſſen ſein. 5 : Für die praktiſche Verwendung kommt es ſelbſtverſtändlich, obwohl dieß häufig nicht genügend beachtet wird, nicht darauf an, wie die Fliege auf dem Tiſche des Anglers oder Verkäufers, ſondern wie dieſelbe nach Farbe und Geſtalt in dem Waſſer ſich ausnimmt. Der aufmerkſame Angler wird bei Ausübung des Sports in raſchſtrömenden Gewäſſern bald bemerken, daß er mit den geflügelten Fliegen weit weniger Erfolg hat, als mit den ſogenannten Häckelfliegen, bei welchen, wie Biſchoff ſich ausdrückt, „das Inſekt ſummend dargeſtellt wird“. Es kommt dieß daher, weil die letzteren mit ihren nicht an einander geſchloſſenen Häckelfaſern, welche dem Hindurchfließen des Waſſers Raum geben, der Strömung weniger Widerſtand leiſten, als die geflügelten Fliegen und deßhalb nicht jo leicht, wie dieſe, durch den Andrang des Waſſers zu unförmlichen Klumpen zuſammengeballt werden, vielmehr auch in raſcher Strömung eher das Ausſehen eines natürlichen Inſektes bewahren. Der berühmte engliſche Angler William Stewart hat bekanntlich mit Vorliebe die Form der ſog. Spiders benützt, welche eben auch unter die Kategorie der kleineren Häckel— fliegen gehören; ich vermuthe, daß er hiebei hauptſächlich durch die gleiche Beobachtung geleitet wurde. Bei der Wahl der Häckelfliegen ſehe man darauf, daß dieſelben nicht zu buſchig her— geſtellt und daß die Flügelfibern etwas gegen die Schenkelſpitze (Kopf) des Hakens zurück— gebunden ſind, mithin nahezu aufrecht ſtehen. Von den bekannteren Fliegen können Shornfly, ferner die unter Nr. 97 bei H. Hildebrand käufliche Phantaſiefliege Biſchoff, Angel— fiſcherei 2. Auflage Nr. 28 der color. Abbildungen), dann kleinere Exemplare der Steinfliege (perla bicaudata, Biſchoff Nr. 12 der color. Abbildungen, von dem Borne, Angel- fiſcherei, Verzeichniß der Fliegen Nr. 25), die beiden erſteren bei hellem, die letztere bei regneriſchem Wetter faſt die ganze Saiſon hindurch mit Vortheil verwendet werden. Eine ſehr gute Fliege, namentlich bei Beginn der Saiſon und im Frühherbſte, bei trübem Wetter oder höherem Waſſerſtande während der ganzen Fangzeit, iſt außerdem eine mit grauem Körper und rothbraunen, gegen den Kopf des Inſektes hin grau verlaufenden Häckelflügeln hergeſtellte Phantaſiefliege, für deren Flügelhaare leider das Material ſchwer zu bekommen iſt. Im Spätherbſte find Fliegen von vorwiegend grauer Farbe an die Stelle zu ſetzen. Für den Springer benutze man eine etwas größere Fliege, wie für den Strecker, weil dieß im welligen Waſſer den raſchen Ueberblick über die Fliegen weſentlich erleichtert. Wie bei der Angelfiſcherei überhaupt hängt der Erfolg nicht zum kleinſten Theile davon ab, daß man, ohne durch falſch gerichtete Würfe das Waſſer vorher zu beunruhigen, ſchon beim erſten Hiebe die Fliege vor den muthmaßlichen Standort des Fiſches bringt; es iſt daher von großer Wichtigkeit, dieſe Standorte zu erkennen. In dieſer Hinſicht laſſen ſich nur allgemeine Anhaltspunkte aufſtellen; im Uebrigen müſſen aufmerkſame Beobachtung und die hierauf gegründete Erfahrung den Blick des Anglers für dieſe Verhältniſſe ſchärfen. Die Aeſche beſtreitet während der Saiſon im klaren Waſſer ihren Unterhalt faſt aus— ſchließlich durch Inſekten, welche ſie von der Oberfläche des Waſſers hinwegnimmt; dabei hat ſie, wie alle Salmoniden, ein ausgeſprochenes Bedürfniß nach ſauerſtoffreichem Waſſer; nach beiden Richtungen findet ſie Befriedigung durch die ſtärkſte Strömung, welche die größte Menge von Inſekten und das mit atmoſphäriſcher Luft am ergiebigſten durchmengte Waſſer zuführt. Ihre natürlichen Mittel befähigen ſie zur Bekämpfung des Stromes in höherem Maße als die Forelle, welcher ſie an Schnelligkeit und Gewandtheit merklich überlegen iſt. Man wird daher unſern Fiſch in der unmittelbaren Nähe der lebhafteren Strömung, der ſog. Stromrinne, zu ſuchen haben und zwar da, wo ihm andrerſeits die Boden— oder Waſſerlaufsverhältniſſe ausreichende Ruhepunkte bieten. b Die Aeſche ſteht demnach in der raſchen Strömung ſelbſt, wo ſteil abfallende Ver— tiefungen des Flußbettes oder größere Steine nicht allzu wirbelnd überſtrömt werden, oder an der Grenze zwiſchen der ſtarken Strömung und dem ruhigeren Waſſerlaufe, insbeſondere FE U A m re Bi an Don N 5 187 zwiſchen Strömung und Hochufer, wenn durch vorſpringende Winkel des Ufers oder durch im Waſſer vorliegende größere Gegenſtände, wie Baumſtämme, Wurzelſtöcke u. dergl. der raſche Fluß des Waſſers gemäßigt wird, ohne vollkommen zu ſtocken. Ce'eenſo iſt ſie in den Tümpeln, jedoch im Gegenſatze zur Forelle, nur dann zu finden, wenn dieſelben keine ſtärkere Rückſtrömung haben, alſo keine Wirbel bilden. a Auch bevorzugt ſie tiefe Strömungen, wo das Waſſer verhältnißmäßig glatt über Kies oder Steine hinabläuft. Günſtig ſind bei all dieſen Verhältniſſen überhängende Baumzweige oder Stauden, welche dem Fiſche durch die herabfallenden Inſekten reichlichere Nahrung bieten. Im Frühjahre und Herbſt iſt ſie im untern Theile, während des Sommers im obern Einfluſſe der Strömungen und Tümpel zu ſuchen. Gegen den Spätherbſt hin zieht ſich die Aeſche in die ruhigeren und tieferen Stellen des Fluſſes zurück, ohne jedoch die Nähe der Strömung zu verlaſſen. Die bekannte Streitfrage, ob flußaufwärts oder -abwärts zu angeln ſei, iſt für Gebirgs— flüſſe eine müßige, da der raſche Waſſerlauf das Angeln nach aufwärts nicht geſtattet; ſoweit durch die letztere Methode vermieden werden ſoll, daß man vom Fiſche erblickt werde, iſt dieſelbe hier zudem überflüſſig, da die Wellen der dazwiſchenliegenden Strömung den Angler ſelbſt gegenüber den Augen der ſcheuen Forelle genügend decken. Die Fliegen werfe man ¼ bis 1 Meter oberhalb der Stelle, wo man die Aeſche vermuthet, wenn thunlich, über die Strömung hinweg, in das ruhigere Waſſer ein, führe dieſelben bis zur Strömung, laſſe ſie durch den Strom hinabführen und ziehe ſie dann quer nach abwärts über den Fluß nach der Seite, auf welcher der Angler ſteht. Während es für den Fang der Forelle häufig vortheilhaft iſt, die Fliegen etwas gegen die Strömung zu ziehen, iſt es räthlich, dieß beim Aeſchenfang zu vermeiden; denn dieſer Fiſch verfolgt die Fliege regelmäßig nicht gegen den Strom, ſondern nimmt das herabtreibende Inſekt raſch auf und ſchießt nur allenfalls beim Erblicken desſelben, ſofern es in ungünſtiger Richtung gegen ihn herabgeführt wird, eine kurze Strecke flußabwärts, um dem Inſekt den Weg abzugewinnen und dasſelbe ſodann in blitzſchnellem Aufiteigen zur Oberfläche zu erhaſchen. Man unterlaſſe es niemals, die Fliegen bis zum letzten Augenblicke genau zu beobachten, da es häufig vorkommt, daß Fiſche aus der Strömung auf dem Grunde des Waſſers in der eben geſchilderten Weiſe nachziehen, und in dem Momente erſt den Köder ergreifen, wo der noch nicht genügend gewitzigte Angler, mit dem Gedanken an einen neuen Wurf beſchäftigt, bereits ſeine Blicke nach der nächſten Einwurfſtelle gerichtet hat. Vor dem Herausziehen der Leine aus dem Waſſer richte man die Ruthenſpitze etwas nach oben, daß die Fliegen nur mehr leicht im Waſſer liegen und jedenfalls die Leine und der größte Theil des Zuges aus demſelben gehoben iſt und entferne ſodann, nicht mit einem ſteilen Ruck, welcher beim zufälligen Anbiß ſelbſt eines kleineren Fiſches im Momente des Herausziehens den Angelſtock gefährden würde, ſondern mit einer leichten ſeitlichen Bewegung des Handgelenkes die Leine zum neuen Hiebe von dem Waſſer. Da die Fiſche im ſchnellſtrömenden Waſſer ſehr raſch kommen, iſt die allgemeine Regel, die Angelleine ſtets geſpannt zu erhalten, mit beſonderer Sorgfalt zu befolgen; insbeſondere achte man darauf, daß der Springer ſtets auf der Oberfläche des Waſſers ſpielt. Die Fliegen in zitternder Bewegung zu erhalten, iſt beim Fange der Aeſche im raſchen Waſſer jedenfalls nutzlos, da die Strömung denſelben ohnehin genügende Bewegung verleiht; dieſes Verfahren dürfte eher ſchädlich wirken, weil auch das natürliche Inſekt durch den ſchnellen Strom widerſtandslos dahingetragen wird und das mit leichtem Ziehen gegen die Strömung oder quer durch dieſelbe verbundene ruckweiſe Erheben der Fliegen dieſem Köder eine unnatürliche Beweglichkeit gibt, was wohl die gierige Forelle reizen, die Aeſche jedoch eher mißtrauiſch machen wird. Der Anhieb muß ſtets ſehr leicht und ſehr raſch geführt werden, letzteres namentlich bei hellem Wetter und niedrigem Waſſerſtande, wo die Fiſche den Köder regelmäßig mit einigem Mißtrauen nehmen und daher die Täuſchung augenblicklich bemerken. Im raſchfließenden welligen Waſſer erfordert es eine beſonders große Uebung, das Herannahen des Fiſches rechtzeitig zu erkennen. Be. Offenbar mit Bezug auf ſtillere Strömungen ſagt Biſchoff vollkommen zutreffend, der Anhieb müſſe ſofort erfolgen, „ſobald der Angler nur den gelben Schein der Aeſche blitzen ſieht“. In den Gebirgsflüſſen wird man jedoch mit dieſer Regel nicht ausreichen. An hellen Tagen und bei günſtiger Lichtſpiegelung ſieht der Angler allerdings den bräunlichen Rücken der Aeſche ſich vor der Fliege raſch erheben und wird verhältnißmäßig leichtes Spiel haben, wenn das Auge geübt genug iſt, um die Conturen des im Auſſteigen begriffenen Fiſches von den gleichgefärbten Steinen des Flußbettes rechtzeitig zu unterſcheiden. Iſt jedoch das Wetter trüb oder die Spiegelung des Waſſers vom Standpunkte des Anglers aus eine ungünſtige, ſo wird man das Nahen der Aeſche nur an einem durch die raſche Bewegung verurſachten Schimmer, einem herangleitenden Schatten oder ſelbſt nur einer noch geringeren, kaum merklichen Veränderung in den Lichteffecten un er der gewellten Oberfläche des Waſſers in der Nähe der Fliegen erkennen. Das Exfaſſen dieſer leichten Veränderungen in den glitzernden Wellen iſt keineswegs leicht und verlangt einen ſehr geübten Blick. Bei jeder ſolchen Wahrnehmung muß ſofort und ohne Ueberlegung angehauen werden; wollte man abwarten, bis der durch die Berührung des Fiſchkörpers mit der Oberfläche des Waſſers entſtehende Schwall ſichtbar wird, ſo würde man unter zehn Fällen gewiß neun⸗ mal zu ſpät kommen. Schon um die Fliegen in der Strömung nicht aus den Augen zu verlieren und das Nahen des aufſteigenden Fiſches rechtzeitig wahrzunehmen, wird man regelmäßig genöthigt ſein, die Fliegen auf der Oberfläche zu erhalten; wenn die Fiſche jedoch nicht ſpringen wollen, ſo bringt es zuweilen Erfolg, wenn man die Fliegen ſtromaufwärts wirft, und unter dem Waſſer herabtreiben läßt; freilich müſſen bei dieſer Manipulation die Beleuchtungs⸗ und Spiegelungsverhältniſſe günſtige ſein, weil man außerdem das Herankommen des Fiſches nicht oder zu ſpät wahrnehmen würde. Die Hauptfliege beim Aeſchenfang iſt der Strecker, welcher von dieſem Fiſche bei weitem lieber als der Springer genommen wird; findet man nun beim Gebrauche ver— ſchiedenartiger Fliegen, daß die Aeſche nach dem Springer haſcht, ſo empfiehlt es ſich daher, die bis dahin als Springer verwendete Fliegengattung als Strecker zu nehmen. Hat man einen Fiſch angehakt, ſo führe man denſelben zunächſt über die Strömung ſchräg nach abwärts gegen das diesſeitige Ufer bis in die Zone des ruhigeren Waſſers; in wieweit man dabei Leine ablaſſen muß, iſt Sache des Gefühls in der Hand und richtet ſich nach der Größe des gehakten Fiſches und nach der Stärke der Strömung; unter allen Umſtänden aber iſt eine ſanfte Behandlung und leichte Führung nothwendig, da der Haken in dem zarten Rachen der Aeſche ſonſt leicht ausreißt. In den Gebirgsflüſſen iſt die eine Seite, diejenige, auf welcher der Angler regel⸗ mäßig ſtehen wird, gewöhnlich flach; hier wird man am beſten thun, etwas zurücktretend den Fiſch mit entſprechend aufgerollter Schnur an's Land zu ſchleifen. Es hat dieß auch bei größeren Fiſchen trotz der Leichtigkeit der Angelgeräthe weniger Schwierigkeit als man glauben ſollte, da die ſchlagenden Bewegungen des auf der Seite liegenden Fiſches, gleich einem Ruder wirkend, die Bemühungen des Anglers unterſtützen. Bei hohem Ufer iſt allerdings ein Handnetz zum Herausheben des Fiſches erwünſcht und wird den Verluſt manch' ſchöner Aeſche verhüten. Allzulanges Drillen, namentlich in der Strömung, iſt gefährlich; die von manchen Anglern geübte Ueberrumpelung des Fiſches mit forcirtem Herausführen unmittelbar nach dem Anhieb bei größeren Fiſchen mindeſtens gewagt. Wenn thunlich, empfiehlt es ſich, am Ufer abwärts zu gehen, und den Fiſch in der Richtung des Flußlaufes hinab zu führen, wodurch derſelbe raſch in Athemnoth geräth und ermüdet; die ſchnellere Ermüdung wird außerdem dadurch gefördert, daß man den Kopf der Aeſche, ſobald der erſte Widerſtand erlahmt, etwas über das Waſſer erhebt; der Fiſch wird ſich, ſobald dieß gelingt, ohne beſonderes Widerſtreben auf der Oberfläche des Waſſers fort⸗ ſchleifen laſſen. Meine Abſicht bei Zuſammenſtellung dieſer Bemerkungen war ſelbſtverſtändlich nicht eine umfaſſende Anleitung zur Fliegenfiſcherei zu geben, ſondern nur einige Ergebniſſe von . g 189 — — —— Beobachtungen während der Ausübung des Sports mitzutheilen, um dem angehenden Angler Fingerzeige zu geben und den geübteren zur Vergleichung und Prüfung der eigenen Erfahr— ungen gegenüber den meinigen anzuregen. Sollte mir dieß gelungen ſein, ſo würde ich den Zweck dieſer kleinen ſchriftſtelleriſchen Excurſion mit Vergnügen erfüllt ſehen. Dompierre. VII. Auszeichnung. Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Baden haben den hoch— verdienten I. Präſidenten des deutſchen Fiſcherei-Vereins, Herrn Kammerherrn von Behr— Schmoldow, durch Verleihung des Commandeurkreuzes J. Claſſe (mit Stern) des Ordens vom Zähringer Löwen auszuzeichnen geruht. VIII. Vereinsnachrichten. 1) Sächſiſcher Fiſcherei⸗Verein in Dresden. Das vorliegende zweite Heft des Sächſiſchen Fiſcherei-Vereins, welches namentlich den Geſchäfts— und Rechenſchaftsbericht des Vereins für 1884 enthält, gibt beredtes Zeugniß davon, mit welchem Eifer dieſer noch ſo junge Verein an ſeine Aufgabe herantritt und mit welch' glücklichem Verſtänd— niſſe dies geſchieht. Um ſeinem Wirken eine möglichſt breite räumliche Grundlage zu geben, ſtellt der Verein ſehr zweckmäßig auch außerhalb ſeines Sitzes Vertrauensmänner auf, deren Auf— gabe es iſt, die Theilnahme des größeren Publikums für Hebung und Sicherung der Fiſchzucht möglichſt zu wecken, dem Vereine neue Freunde zuzuführen, ſich innerhalb der ihnen zugewieſenen Bezirke über den Zuſtand der Waſſerläufe und der Fiſchzucht thunlichſt zu orientiren, deßfallſige Anfragen zu beantworten, über zu ihrer Kenntniß kommende Uebelſtände, Beſchwerden Ze. an den Verein zu berichten, mit benachbarten Vertrauensmännern Beſprechungen zu pflegen und die Abhaltung von Fachvorträgen für die Vereinsmitglieder zu veranlaſſen. Auf die Abhaltung belehrender Fachvorträge über Fiſcherei und Fiſchzucht legt der Verein überhaupt mit Recht viel Gewicht. Für ſolche Zwecke gibt derſelbe leicht transportable Lehrmittel, Wandtafeln, Bruttröge, Modelle, Spirituspräparate, leihweiſe ab, hat auch ſämmtliche landwirthſchaftliche Schulen des Landes mit Fachliteratur verſehen, um ſie für Vorträge zu benützen oder an Vereins— mitglieder auszuleihen. An der Forſtakademie Tharand werden ſchon ſeit etlichen Jahren Anfangs November dreitägige Lehrkurſe über künſtliche Fiſchzucht unentgeltlich für Jedermann ab— gehalten. Förderung der künſtlichen Fiſchzucht wird auch dadurch angeſtrebt, daß der Verein in ſeinem Bureau eine Centralſtelle für Verkauf und Bezug von Fiſcheiern und Brut errichtet. Die praktiſche Ausübung der künſtlichen Fiſchzucht, namentlich in Bezug auf Forellen, Aeſchen und Lachſe iſt in fortſchreitender Verbreitung. Die ichthyographiſche Unterſuchung der ſächſiſchen Gewäſſer wird nach und nach b,thätigt. 2) Verband von Fiſcherei⸗Vereinen, Fiſchereigenoſſenſchaften ꝛc. ꝛc. in den preuß. Provinzen, Rheinlande, Weſtphalen, Hannover und Heſſen⸗Naſſau. Die Generalverſammlung des Verbandes iſt laut Circular des Vorſitzenden Herrn Amts— gerichtsrath Seelig in Kaſſel auf Sonnabend den 1. Auguſt 1885 zu Kaſſel anberaumt. a Die Tagesordnung dieſer Generalverſammlung wird vorausſichtlich ſich ſo geſtalten, daß nach Erſtattung des Jahresberichtes über die intereſſirenden Vorkommniſſe im Verband und den einzelnen Vereinen und Genoſſenſchaften, der Statutenreviſion, und außer den Berichten über den dermaligen Stand der Fiſcherei-Geſetzgebungsfrage, die III. deutſche Conferenz und den I. deutſchen Fiſchereitag in München als beſondere Verhandlungsgegenſtände aufzuſtellen wären: 1) die ſ. g. Adjazentenfrage des linken Rheinufers; 2) die beſte Art der Prämiirung erlegter Ottern; 3) die Aalbrutfrage; 4) Beſchlußfaſſung über eine an das Reichsamt des Innern zu richtende Petition wegen Erlaſſes allgemein gültiger Beſtimmungen gegen die Verunreinigung der Flüſſe de. ꝛc. Dem Verbande ſind jüngſthin weiter beigetreten: Die Fiſchereigenoſſenſchaft zu Höchſt a/ M., der Fiſcherei-Verein ꝛc. ꝛe. für Ruhr und Lenne, der oſtfrieſiſche Fiſcherei⸗Verein, ſowie der landwirthſchaftliche Provinzialverein zu Bremervörde, der land» und forſtwirthſchaftliche Provinzialverein des Fürſtenthums Lüneburg und der Fiſcherei— Verein zu Hersfeld. — 3) Elſäßiſcher Fiſcherei⸗Verein. Der vor einigen Jahren gegründete Elſäßiſche Fiſcherei-Verein mit dem Sitze in Straßburg hatte ſich nach einem vorliegenden Jahresberichte für 1884 einer ſehr erheblichen Zunahme ſeiner Mitgliederzahl und zwar bis auf 541 zu erfreuen. Der Verein hat die zweckmäßige Einrichtung, daß neben dem Hauptvorſtand in Straßburg eine Anzahl äußerer Sectionen ein⸗ gerichtet ſind; ſo z. B. in Straßburg, Mülhauſen, Colmar, Gebweiler, Schlettſtadt, Zabern, Rothau, Erſtein. Der vorgedachte Jahresbericht bietet viel des Intereſſanten. Er offenbart namentlich eine Reihe von Schwierigkeiten, mit denen der von tüchtigen Grundſätzen geleitete Elſäßer Fiſcherei— Verein zu kämpfen hat. Sehr mißliche Conſequenzen ſcheinen ſich namentlich aus der dort noch geltenden älteren franzöſiſchen Fiſchereigeſetzaebung zu ergeben. Dieſe erlaubt in den ſchiffbaren Flüſſen und Kanälen Jedermann das Fiſchen mit der jog. ſchwimmenden Handangel. Daß daraus unter den Verhältniſſen der Neuzeit vieles Nachtheilige für die Fiſchbeſtände ſich ergeben mußten iſt klar. Am Beſten wäre es vielleicht längſt geweſen, jene alten franzöſiſchen, Ge— ſetze durch zeitgemäße neue Normen zu erſetzen. Inzwiſchen behalf man ſich damit, den Umfang der practiſchen Ausbeutung jener weitgehenden allgemeinen Fiſchereiberechtigung dadurch einzu— ſchränken, daß man im Elſaß den fo zu ſagen Freianglern (alſo die Fiſchereipächter, Mitpächter und von dieſen mit Erlaubniß verſehenen Perſonen nicht inbegriffen) die Anwendung beſtimmter Fangmittel, namentlich das Angeln mit lebenden, todten oder künſtlichen Fiſchen, desgleichen die Belaſtung der ſchwimmenden Angel mit mehr als 75 Centigramm Senkgewicht verbot. Auch die Netzefiſcherei wurde durch Verbot beſtimmter Netzarten eingeſchränkt. Klar iſt, daß dieſe neuen, wenn auch fachlich noch fo angemeſſenen Beſchränkungen manches Miß vergnügen bei ſolchen erregen mußten, deren bisheriges Thun und Treiben davon betroffen wurde. Dergleichen ergibt ſich ja beinahe immer und überall in ähnlichen Fällen. Daß ſich von der Oppoſition auch ſo manches an Unmuth auf den Fiſcherei-Verein, welcher bei den betreffenden Erlaßen gutachtlich mitwirkte, abgeladen hat, darf auch nicht wundern. Der elſäßiſche Fiſcherei-Verein wird ſich dadurch in feinem gemeinnützigen Streben hoffentlich nicht beirren laſſen. 4) Fiſcherei⸗Verein in Metz. Seit lange liegt der Bericht über die VI. Generalverſammlung des Fiſcherei-Vereins in Metz vom 20. April 1884 vor uns zur Beſprechung. Immer und immer wieder traten Hinderniſſe dazwiſchen. Ehevor nun ſchon ein neuer Bericht uns etwa zugehen möchte, wollen wir aus dem von 1884 wenigſtens Einiges hervorheben, um den Fiſcherei-Freunden in Metz damit wenigſtens in Etwas ein Zeichen aufrichtiger Theilnahme an ihren verdienſtlichen Beſtrebungen zu geben. Der Verein zählte zur Zeit der Generalverſammlung vom 20. April 1884 ſchon 330 Mit⸗ glieder. Die Frage der fiſchereipolizeilichen Vorſchriften ſcheint auch dem Metzer Fiſcherei-Vereine, ähnlich wie dem Elſäſſer, manche Schmerzen und Unannehmlichkeiten zu bereiten. Auch in Lothringen ſpielt die Frage der Zulaſſung des Angelns mit lebendem Köder eine große Rolle. Dort war man in Geſtalt eines abſoluten Verbots der ſog. péche A la vive (alſo nicht bloß den Freianglern ſondern auch den Pächtern und ihren Rechtsträgern gegenüber) noch viel weiter gegangen, als im Elſaß. Der Lothringer Verein ſprach ſich übrigens ſelbſt für ein Rückgehen auf das im Elſaß geltende mindere Verbot aus, welches auch dem ganzen Ausgangspunkte und innerem Weſen der Frage (j. oben Bericht über Elſaß) viel mehr adäquat erſcheint. Auch ſonſt beantragte der Verein in Metz eine Reihe von Modificationen fiſchereipolizeilicher Vorſchriften in der kaiſerlichen Verordnung vom 12. Februar 1883, namentlich in Bezug auf Minimalmaaße, Anwendung beſtimmter Netze, Be— ſchaffenheit der freigegebenen ſog, ſchwimmenden Handangel u. dgl. Recht ſympathiſch find uns auch des Metzer Vereins Einwände gegen die in der Verordnung von 1883 dem Aal gegebene Schon— zeit. Da derſelbe in Binnengewäſſern bekanntlich nicht laicht, ſo haben wir Sinn und Zweck dieſes Schongebots überhaupt nie begriffen. Sehr ausgedehnte Förderung wendet der Fiſcherei-Verein Metz der künſtlichen Zucht von Salmoniden (namentlich Forellen und Aeſchen) zu; ebenſo auch der Karpfenzucht. Der Bericht conſtatirt in letzterer Hinſicht, es ſei alle Hoffnung vorhanden, daß die von Karpfen noch entvölkerten Waſſerläufe bei rationeller Fortſetzung des ſeitherigen Be— ſetzungsverfahrens und rationeller Ausübung des Fiſcherei-Betriebs Seitens der betreffenden Fiſcherei— pächter oder Eigenthümer alsbald wieder den früheren Beſtand an Karpfen aufweiſen werden. Einen ſehr intereſſanten Vortrag über Karpfenzucht hielt in der Metzer Generalverſammlung vom 20. April 1884 Herr Direktor Haak von Hüningen. Der lehrreiche Vortrag iſt dem Bes richte im Abdruck beigegeben. 5) Popperthaler Fiſcherei⸗Verein. Der Popperthaler Fiſcherei-Verein hielt am 26. Mai 1885 zu Podolin (Ungarn) ſeine General-Verſammlung, welche anſehnlich beſucht war, namentlich aus Béla, Quezda, Kesmark, Leibitz, Podolin und Topporcz. Präſidialbericht, Jahresabrechnung und Neuwahlen bildeten haupt— ſächlich die Verhandlungsgegenſtände. Nach dem Ergebniß der Neuwahlen wurden gewählt zum Vereinspräſes Herr Major a. D. Anton Döller, zum Vicepräſes Herr Paul Kéler, zum Kaſſier Herr Alexander Weber, zum Schriftführer Herr Alexander Werdonitſch. Außerdem ſitzen im Ausſchuſſe 20 Mitglieder mit 7 Erſatzmitgliedern. Eine nicht üble, aber freilich nur im kleineren 1 Kreiſe durchführbare Idee liegt dem Beſchluſſe zu Grund, daß jedes Vereinsmitglied für jede gefangene Forelle einen Kreuzer an die Vereinscaſſa zu zahlen habe, und daß auch die Conſumenten in den Rayons, wo der Verein wirkt, öffentlich aufzufordern und zu erſuchen ſeien, für jede Forelle einen Kreuzer der Vereinscaſſa zuführen zu wollen. | IX. CTiterariſches. Die Fiſchzucht von Max v. d. Borne. Dritte neu bearbeitete Auflage. Mit 111 in den Text gedruckten Holzſchnitten. Berlin, bei Paul Parey. f Der beſte Beweis für die Vortrefflichkeit dieſes anerkannten werthvollen Buches iſt die . raſche Folge von drei Auflagen. Es iſt auch in der That eine reiche Quelle theoretiſcher und praktiſcher Belehrung. Die neue Auflage iſt abermals weſentlich vermehrt mit ſo manchem neuen Stoffe. Der Herr Verfaſſer hat damit in den Kranz ſeiner reichen Verdienſte ein weiteres, friſch blühendes Reis geflochten. Ueber einen neu conſtruirten Erdglobus mit Relief der Meerestiefen. Vortrag des Herrn Prof. Dr. Rauber in Leipzig. Separatabdruck aus den Mittheilungen des Vereins für Erdkunde in Leipzig, 1884. Ein hochintereſſantes Schriftchen, ſowohl vom Standpunkte allgemeiner Bildung aus, wie in Sonderheit auch für die Hochſeefiſcherei. Wir empfehlen dasſelbe geeigneter Beachtung! Die Anſtalten und Einrichtungen für künſtliche Fiſchzucht im Königreiche Bayern. Eine ſtatiſtiſch beſchreibende Studie. Aus Anlaß des I. Deutſchen Fiſchereitags in München veröffentlicht vom Bayeriſchen Fiſcherei-Verein. Bearbeitet von Dr. Julius Staudinger. Lexiconformat. S. 18. Mit Ueberſichtskarte. 1 Mark. Wir empfehlen dieſe kleine Denkſchrift, welche im Buchhandel durch Chriſtian Kaiſer in München und jede deutſche Buchhandlung zu beziehen iſt, geneigter freundlicher Beachtung der Fiſchzüchter und Fiſchereifreunde. Dieſelben werden ihr Intereſſe mehrſeitig dadurch angeregt finden. Schwäbiſches Fiſcherblatt. Herausgegeben und redigirt von F. Ebner in Ulm. Bis jetzt 2 Nummern. Mit der Neugründung des oberſchwäbiſchen Fiſcherei-Vereins ging ſofort die Herausgabe dieſes Blattes Hand in Hand. Es erſcheint monatlich einmal 4—6 Seiten ſtark. Preis jährlich 2 Mark. Das hübſch ausgeſtattete Blatt erinnert uns nach Form und Inhalt recht lebhaft an die erſte Jugendzeit der Bayeriſchen Fiſcherei-Zeitung. Möge auch ihm zum Beſten der Sache kräftiges Wachsthum beſchieden ſein. Ein Mahnruf zur Theilnahme an der Hebung unſerer Binnenfiſcherei an die oberfränkiſchen Fiſchereiberechtigten und Freunde des Angelſports. Von J. Schirmer. Bayreuth, 1885. Zu den eifrigſten Förderern der Fiſchereiſache im Bayernlande zählt Herr J. Schirmer in Bayreuth, II. Vorſtand des dortigen Kreisfiſcherei-Vereines für Oberfranken. Was ihm namentlich auf der Seele liegt und womit er in Wort und Schrift eifrigſt und verſtändig eintritt, iſt die Vertilgung der Fijchottern, welche namentlich in ſeiner Heimathsgegend eine arge Plage find. Zum Kampfe gegen dieſes Raubzeug ruft auch vorwiegend der Inhalt des obigen Schriftchens. Es unterſtützt dieſen Kampf durch Darlegung praktiſcher Erfahrungen einer Beſprechung der Mängel der Bayeriſchen Geſetzgebung in Bezug auf die Berechtigung oder richtiger gejagt Nicht— berechtigung der Fiſcher zur Selbſtoertilgung der größten Feinde ihrer Pfleglinge. Wir empfehlen die zeitgemäße, nützliche und von Wärme für die Sache erfüllte Brochüre recht fleißiger Lectüre. H. Ladebecks Schwimmſchule. Lehrbuch der Schwimmkunſt für Anfänger und Geübte. 3. Aufl. Mit 31 Holzſchnittabbildungen. 8%. 78 S. Leipzig, Hermann Bruckner. Das ſehr nützliche Büchlein, für deſſen Werth ſchon die Thatſache der Erſcheinung in 3. Aufl. deutlich ſpricht, ſei freundlicher Beachtung auch in Fiſcherkreiſen empfohlen. X. Vermiſchte Mittheilungen. Die Lachsconvention zwiſchen den deutſchen Rheinuferſtaaten, der Schweiz und Holland iſt im Entwurfe zu Berlin unterzeichnet worden. Möge es an den Ratificationen nicht fehlen! Lachszucht. In Tatrahäzo bei Kesmark fand am 10. Mai 1885 durch den Popradthaler Fiſcherei-Verein die Ausſetzung von 50 000 Stück Lachsbrut, gezüchtet in der Fiſchzuchtanſtalt des Vereins, in ein Gewäſſer des Dunajecz-Gebietes ſtatt. Zander im Rhein. Zu den Bemerkungen, welche Herr Premierlieutenant Weiß von Regensburg am Schluſſe ſeines intereſſanten Artikels über den Zanderfang auf S. 134 unſerer Ne. 10 betreffs der Neueinführung des Zunder (S hill) im Rheine 192 anfügte, ſchreibt uns unſer verehrter Freund, Herr v. d. Borne-Berneuchen Folgendes: „Ich glaube, daß die Beſorgniß, der Zander werde im Rhein den Lachſen weſentlich Schaden zufügen, unbegründet iſt. Der Zander liebt, wie Herr Weiß richtig anführt, ruhiges Waſſer und ſandigen Grund, und vermeidet ſtarke Strömungen. Dagegen leben die Sälmlinge hauptſächlich in ſtarkſtrömendem Waſſer auf Steingrund; ſie halten ſich an ganz anderen Orten auf wie der Zander. Letzterer gehört in die Blei-Region, und findet ſich in der Barben-Region, in ruhigen tiefen Dümpeln, in „rückläufiger Strömung,, wie Herr Weiß ſagt. Dagegen befindet ſich die Heimath der Sälm— linge in der Forellen- und Aeſchen-Region, außerhalb des Bereichs des Zander.“ Wir glauben, daß bis zu einem gewiſſen Grade beide Herren Recht haben, m. a. W. daß die Wahrheit, wie ſo oft, in der Mitte liegt. An den gegen die Quellgebiete zu belegenen Geburts- und Jugendſtätten der Salmlinge wird dieſen der Zander allerdings ſicherlich nicht gefährlich. Allein die Salmlinge wandern bald ins Meer, jedenfalls in einem Alter und mit einer Größe, wobei ihnen der Zander doch wohl noch Gefahr bringen kann, wenn ſie ſeine Aufenthaltsorte am Mittel- und Unterrhein paſſiren. Uebrigens haben ja auch ſo manche Ströme, die zur Oſtſee fließen, Lachſe und Zander zugleich. So gar ſehr gefährlich ſcheint alſo deren Gemeinſchaft gerade nicht zu ſein, wenn auch die Bedenken nicht ganz ohne Grund ſind. Bachſaibling. Welche Hoffnungen auf das Gelingen ſeiner Einbürgerung in unſeren alpinen und ſubalpinen Gewäſſern der amerikaniſche Bachſaibling (Salmo fonti- nalis) gewährt, iſt ſchon wiederholt betont worden. Schöngewachſene Fiſche dieſer Art aus amerikaniſchen Originaleiern oder in zweiter Generation als Jungbrut aus ein— heimischen Fiſchzuchtanſtalten (3. B. aus Starnberg) bezogen, find ſchon da und dort in Bächen und Flüſſen anzutreffen. Wird aber auch die genuine Fortpflanzung der Fiſche in der Freiheit gelingen? Das war die kritiſche Frage. Auch für deren Bejahung liegen nun thatſächliche Anhaltspunkte vor. Vor etwa 3 Jahren wurde aus der Vereins-Fiſchzucht⸗ anſtalt Starnberg eine Parthie Jungbrut des Bachſaiblings für die „Trauchgauer Ache“ (gen Hohenſchwangau zu) abgegeben. Herr Oberförſter Baumgartner nahm ſich der Fiſchchen pfleglichſt an und gab ſich verdienſtliche Mühe, durch Füttern und ſonſtige Fürſorge die Einwanderer auch zur Einbürgerung zu bringen. Und wie es ſcheint mit trefflichem Erfolge. Wie uns von verläſſiger Seite berichtet wird, ſind in der Trauch— gauer Ache nicht allein wohlgediehene große Exemplare des Bachſaiblings zu finden, ſondern nun auch zahlreiche kleine Nachkommenſchaft desſelben durch Fortpflanzung in der Freiheit! Auch in den Lech ſollen ſich Bachſaiblinge aus der Trauchgauer Ache ſchon verbreiten! Neueſtens erhalten wir noch die Nachricht, daß in der Würm pfündige Bachſaiblinge an der Angel gefangen wurden. Ihre Provenienz iſt kaum zweifelhaft. Sie ſtammen ſicher von jener Brut, welche aus der Fiſchzuchtanſtalt Starnberg in den Georgenbach (Zufluß des Würmſee) ausgeſetzt wurde, von wo ſie nur ganz kurzen Weg zum Würmfluſſe (Abfluß des Würmſee) hatten. Wiederkäuende Fiſche. Seit Cuvier kennt man bei dem zur Familie der Lipp— fiſche zugehörigen Papageifiſch (Scarus) eine zu beiden Seiten des unteren Schlund— knochens befindliche Schleimhautausſackung, die bisher als Ueberbleibſel einer Drüſe aufgefaßt wurde. Dr. Sagemehl hat nun aber feſtgeſtellt, daß dieſe Schlundtaſchen als Behälter dienen, in welchen die mit den Kiefern abgebiſſenen Nahrungsmittel eine Zeit lang aufbewahrt werden, ehe ſie durch Zermalmung zwiſchen den pflaſterförmigen Rachen— zähnen zur Aufnahme in den Magen vorbereitet werden. Dr. Sagemehl fand in dieſen Taſchen Algen, Tangſtücke und Nadeln von Kieſelſchwämmen, während der Mageninhalt ſtets aus einem feinen gleichartigen Brei beſtand. Somit hätten wir jetzt auch unter den Fiſchen Wiederkäuer. Dr. Bonnet. Hebung der Fiſcherei in der Mulde. Im Verfolge der vereinten Beſtrebungen des deutſchen und ſächſiſchen Fiſcherei-Vereins um Hebung der Fiſcherei in Sachſen iſt Herr Endler, Director der landwirthſchaftlichen Schule in Meißen mit der Aufgabe betraut worden, das Flußgebiet der Mulde in Bezug auf die Fiſchereiverhältniſſe, namentlich die vorkommenden Fiſcharten, die Flußverunreinigu igen und Fiſchereiberech— 193 tigungsſtand einer eingehenden Unterſuchung zu unterftellen. Behufs Löſung der geſtellten Aufgabe wird Herr Endler zunächſt alle Stauwerke (Grund-, Ueberfalls— und Schleuſenwehre) und Correctionsbauten (Streich- oder Parallelwerke) einer ein— 3 gehenden Beſichtigung zu unterziehen, dieſelben im Journal zu ſkizziren und in die Karte einzutragen haben. Weiter werden von ihm alle chemiſchen und mechaniſchen Flußverunreinigungen, die Entfernungen, bis zu denen ſich dieſelben im Waſſerlaufe . fühlbar machen, die Vorkehrungen, durch welche dieſe Verunreinigungen eventuell ver— mieden werden, und wie und in welcher Stärke die Flußverunreinigungen auf die ver— ſchiedenen Fiſcharten wirken, feſtzuſtellen ſein. Schließlich iſt durch ihn das Aufſteigen der Lachſe und Montée (Aalbrut) zu beobachten, reſp. auszukundſchaften, der frühere und jetzige mehr oder minder zahlreiche Beſtand aller Edelfiſcharten feſtzuſtellen, über die verſchiedenartigſten Beſitzverhältniſſe der einzelnen Waſſerlaufſtrecken Bericht zu er— ſtatten und ſchließlich über die in der Bildung begriffenen Fiſchereigenoſſenſchaften Aus— kunft zu geben, auch die Bildung ſolcher anzuregen. Zur leichteren und möglichſt erſchöpfenden Löſung dieſer Aufgabe hat er ſich mit den Vertrauensmännern und Mit— gliedern der Fiſcherei-Vereine in den betreffenden Bezirken in Verbindung zu ſetzen, wird ihm die Unterſtützung der Herren Amtshauptleute und deren Organe zu Theil und derſelbe außerdem noch mit einer Legitimation ſeiten des Königlichen Miniſteriums des Innern und des Regierungspräſidenten in Merſeburg verſehen werden. Die Reiſe ſelbſt hat Herr Endler ſo eingerichtet, daß er Anfangs Mai von Deſſau aus den Waſſerlauf der vereinigten und dann zunächſt den der Freiberger Mulde ſtromaufwärts verfolgte, im Juli und Auguſt aber ſich dem Flußgebiete der Zwickauer Mulde zu— wenden wird. (Sächſiſche landw. Zeitſchr.) f Der Fang von Fröſchen in Fiſchwaſſern ſoll nach einem für Württemberg in nächſter Ausſicht ſtehenden Geſetze durch die Polizeibehörden mittelſt allgemeiner Ver— fügung oder im einzelnen Falle fortan unterſagt oder beſchränkt werden dürfen. Eine ſolche Beſtimmung liegt ebenſo im Intereſſe der Fiſcherei, wie der Humanität mit Rückſicht auf Abſtellung der gewöhnlich thierquäleriſch in Scene geſetzten Gewinnung der ſog. Froſchſchenkel — einer Speiſe, welche der bürgerliche Tiſch füglich entbehren könnte. Im Intereſſe der Fiſchzucht ſchiene es uns übrigens gelegen, wenn das ſog. Froſchen nicht blos in den eigentlichen Fiſchwaſſern, ſondern auch in den Seitengräben ſolcher, wo größere Fiſche laichen und jene Brut ihre Jugendſtätten hat, verboten würde. Darin ſcheint uns die projectirte württembergiſche Geſetzesvorſchrift immer noch zu eng. Fiſchereiſchutz. Vom oberpfälziſchen Kreisfiſcherei-Verein wurden für 41 in den Monaten Januar bis incl. April 1885 eingelangte Anzeigen über beſtrafte Fiſcherei— frevel an Geldprämien 208 Mark ausgeſprochen und bezahlt. Veruitheilt wurden 57 Frevler, worunter eine Frauensperſon zu 8 Tagen Gefängniß wegen Hehlerei. Die Strafergebniſſe ſummiren ſich auf 317 Mark in Geld, 4 Monate 23 Tage Ge— fängniß und 1 Monat 25 Tage Haft. Beizufügen iſt, daß durch Befehl des ober— pfälziſchen Gendarmerie-Kompagnie-Commandos vom 2. Januar 1885 die Gendarmerie— Mannſchaft angewieſen worden iſt, nicht nur auf die Fiſchdiebe und Fiſchfrevler erhöhte Wachſamkeit zu üben, ſondern ſelbe auch gemäß § 259 des R.-St.⸗G.⸗B. auf die Hehler, alſo diejenigen, welche geſtohlene Fiſche und Krebſe für Andere abſetzen oder von den Dieben und Frevlern unter verdächtigen Umſtänden ankaufen ꝛc., auszudehnen und weiters auf Grund § 361, Ziff. 9 des R.-St.⸗G.⸗B. auch die Eltern, welche ihre Kinder aufs unberechtigte Fiſchen und Krebſen ausſchicken oder davon abzuhalten unter— laſſen, zur Anzeige zu bringen. Forellenhege. In vielen Gegenden war das heuerige Frühjahr ein ungewöhnlich trockenes, auch der bisherige Sommer zeichnet ſich durch anhaltende Hitze und wenig ausgiebige Regen im Vergleiche mit anderen Jahrgängen aus. Das Waſſer in den Bächen iſt jo wenig, wie man es nicht leicht weiß, in Nebenbächen verkömmt es gänzlich. Die Fiſche in den Bächen, insbeſondere die Forellen, ſind hierdurch in doppelter Weiſe gefährdet. Der Fiſchdieb, welcher es verſteht, die Forellen mit der Hand zu fangen, — ſogenannte Gropper — und der ſchwer zu entdecken iſt, weil er fortwährend zwiſchen 194 den Stauden im Bache dahinſchleicht, kann ſich wegen der Wärme des Waſſers jetzt ſtundenlang im Bache halten und kann wegen des kleinen Waſſerſtandes faſt alle Stellen des Baches abſuchen. Die kleinen Forellen in den Nebenbächen haben nicht mehr das nöthige Waſſer zu ihrer Exiſtenz. Man kann es beobachten, wie ſie ſich in die kleinen Tümpel zuſammenziehen; ſie ſtehen aber auch in dieſen ab, weil der nöthige Zufluß aufhört und das Waſſer in denſelben zu warm und faul wird, ſie können ſich vor Raubzeug nicht mehr ſchützen und flüchten. Es ſcheint geboten, nunmehr die Bäche beſonders fleißig zu begehen; die größeren deshalb, weil ſie ebenfalls unter den gegebenen Umſtänden von den Fiſchdieben beſonders gerne heimgeſucht werden; die kleineren Neben— bäche aber zu dem Behufe, um die kleinen Forellen aus den Strecken, wo ſie ihre Exiſtenz— bedingungen nicht mehr haben, herauszunehmen und an geeigneten Plätzen einzuſetzen. Kl. Fiſchereiunfug von Schulkindern. Zur Abſtellung von allerlei Unfug, deſſen ſich die Schuljugend an vielen Orten und bei mancherlei Gelegenheiten an und in Fiſchwaſſern ſchuldig macht, hat bekanntlich die k. bayer. Kreisregierung für Oberpfalz und Regensburg ſehr ſachdienſame Anordnungen getroffen. In Nr. 5 unſeres heurigen Jahrganges ſind dieſelben wörtlich zu leſen. Auf berichtliche Vorſtellung des Bayer. Landes-Fiſcherei-Vereins und zufolge deren auch auf Anregung des k. Staatsminiſteriums des Innern hat nun das k. bayeriſche Staatsminiſterium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten mit Entſchließung vom 7. Juni 1885 die übrigen ſieben Kreis— regierungen auf jenen Erlaß aufmerkſam gemacht, um im Falle eines hiefür beſtehenden Bedürfniſſes ähnliche Anordnungen zu erlaſſen. Otternvertilgung. Im Großherzogthum Heſſen wird die Vertilgung von Ottern und Reihern hocherfreulicher Weiſe von Staatswegen betrieben und organiſirt. Das großherzoglich heſſiſche Miniſterium der Finanzen, Abtheilung für Forſt- und Communal— verwaltung macht unterm 11. Mai 1885 bekannt, daß bis auf Weiteres für die auf dortigem Staatsgebiet erlegt werdenden Fiſchottern 6 J, und Fiſchreiher 1 A per Stück Prämien ertheilt werden, wenn die Intereſſenten alsbald die betr. Thiere oder doch mindeſtens die friſchen Otterbälge zum Abſchneiden der Schnauzen, bezw. die friſchen Reiherköpfe bei dem zunächſt wohnenden Oberförſter oder Forſtwart abliefern unter Beifügung eines mit Namensunterſchrift verſehenen ſchriftlichen Nachweiſes über Berechtigung zur Erlegung, ſowie über Zeit, Ort und Art derſelben. Dabei wird bemerkt, daß die Erlegung dieſer Thiere ſowohl den betr. Jagdberechtigten zuſteht, als auch den betreffenden Fiſchereiberechtigten, letzteren aber nur ohne Anwendung von Schußwaffen. — Gleich— zeitig erging ein weiterer Erlaß an die großherzoglichen, ſtandesherrlichen und freiherrlichen Forſtämter und Oberförſtereien folgenden Inhalts: Die genannten Behörden werden beauftragt, „die ihnen untergebenen Forſtwarte anzuweiſen, von den an ſie abgeliefert werdenden Fiſchottern oder Bälgen die Schnauzen abzuſchneiden, ſowie von den ganz eingeliefert werdenden Fiſchreihern die Köpfe, ſodann die abgeſchnittenen Stücke mit den beigebrachten Nachweiſen über Berechtigung zur Erlegung der Thiere, ſowie über Zeit, Ort und Art der Exlegung nebſt Beſcheinigung über deren Richtigkeit oder Angabe etwaiger Anſtände möglichſt bald an die zuſtändigen großherzoglichen Oberförſter zu befördern. Hierzu find auch die Privat-Oberförſter und-Forſtwarte, ſowie die Communal⸗ forſtwarte anzuweiſen. Die großherzoglichen Oberförſtereien werden, wenn ſie die in der Bekanntmachung geſtellten Bedingungen als erfüllt erkennen, die eingelieferten Schnauzen und Köpfe alsbald verbrennen, die Nachweiſe aber mit berichtlicher Beſcheinigung einſenden.“ Augelgeräthe. Nach uns vorliegenden Originalberichten haben auf der jüngſt in Weimar ſtattgehabten Fiſchereiausſtellung die Angelgeräthe des Herrn H. Hildebrand in München und ganz beſonders deſſen vorzügliche und billige Angelruthen ſehr viel Beifall, namentlich auch lobende Anerkennung Seiner Königl. Hoheit des Großherzogs von Sachſen, des Erbgroßherzogs ꝛc. gefunden. Hr. H. Hildebrand wurde mit einem Ehrendiplom bedacht. Schleien-Setzlinge. Beim oberpfälziſchen Kreisfiſcherei-Verein in Regensburg beſteht Nachfrage wegen Bezuges von 1000 — 1200 Stück einjähriger Schleien-Setzlinge (tinca vulgaris). Bezugszeit: September oder Oktober ds. Is. Deßfallſige Offerte wollen an den genannten Verein unter Preisangabe eingeſendet werden. 195 — — — Anglerverhältuiſſe in München. Unter dieſer Marke liefert ein Ungenannter in der Deutſchen Fiſcherei-Zeitung einen Erguß über die Fangergebniſſe der Angler um München, nach deren Inhalt es da recht bedenklich ausſehen müßte. Der nicht unbekannte Ungenannte, welcher von ſich ſelbſt beſtätigt, daß er „nicht die Ehre habe, dem Bayer. Fiſcherei⸗Lverein anzugehören“, thut dabei gerade, als ob er wirklich die fiſchereilichen Beſatzverhältniſſe um München ſchon alle kennen gelernt oder jedem Angler am Bahn— hofe in den Fiſchkorb oder in den Ruckſack geguckt habe. Wir haben keine Luſt, mit dem Herrn über das, was Wahr und nicht Wahr, zu disputiren, oder auf die An— ſpielungen gegen den Bayeriſchen Fiſcherei-Verein, gegen die bayeriſche Geſetzgebung ac. zu reagiren, obwohl wir um eine ſehr treffende Antwort nicht verlegen wären. In Einem hat der Artikel übrigens Recht. Von jenen Anglern, welche gemeinhin an Sonn- und Feiertagen nach ſolchen Fiſchwaſſern ausziehen, wo der Unfug der dutzend— weiſen Abgabe von Fiſchkarten zu Hauſe iſt, bringen allerdings Wenige ſonderliche Beute heim. Nicht minder Recht hat andererſeits der fragliche Artikel, wenn er die Unzugänglichkeit der beſſeren und zum Theil herrlichen Angelgewäſſer in den ober— bayeriſchen Gegenden andeutet. Man ſucht eben, und darin haben die Betheiligten auch Recht, bei uns aus guten Gründen gedeihlicher Fiſchhege die werthvolleren Fiſch— waſſer, namentlich die von den ſchädigenden Einflüſſen großſtädtiſcher Verhältniſſe etwas Entfernteren, abſichtlich mehr und mehr in pflegliche feſte Hände zu bringen. Wir ſind froh, wenn unſere Fiſchwaſſer den „ſchönen Chancen für hohes Kartengeld“ nicht preisgegeben ſind. Für den Handel mit Fiſchkarten an jeden beliebigen Wild— fiſcher ſind uns unſere bayeriſchen Fiſchwaſſer zu gut! Inserate. © — u = = — 8 8 — — —— 2 S D > co 2 = 2 oc 2 | u = — = = N 2 — 2 = u 22 2 2 80 2 m = | Re 2 Ra 5 7 — — = Mm 2 S 3 8 an „ U 2 N —. 2 — 2 S 22 85 = —— 28 S8 | 88 mn — .G u 228 2 = S0 3 re RE? ee = ——— — — n 5 2 Ss 0,8 u = — = 2 S 2 Er 2 2 2 1 5 = \ 352» = | nn —— Regiſtritte Schutzmarke. 2 5 9 a E Iluß⸗FJiſchwaſſer und See in ſchönſter Gebirgsgegend (Loiſachthal ꝛc.) zu verkaufen oder zu verpachten. Näheres bei Adminiſtration dieſes Blattes. Hundlefukter, Kiſchfukter, Geflügelfufter. 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Die bisherigen Nummern des laufenden Jahrgangs werden bei ganzjähriger Beſtellung nachgeliefert. Ebenſo können die Jahrgänge 1882, 1883, 1884 nachbezogen werden. Für die Redaktion verantwortlich: Pr. Julius Staudinger in München. Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel zu beziehen durch Chriſtian Kaiſer in München. Die nüchſte Nummer erſcheint am 16. Juli 1885. B>- / 67 Bayeriſche Fischerei- Zeitung. Erſcheint monatlich zwei- bis dreimal. Inſerate die zweiſpaltige Petitzeile [3 Abonnementspreis: jährlich 4 Mark. — 0 r ; 1 Beſtell bar bei allen Poſtanſtalten und A L ge n e 1 n ea L rg 1 n er Al: 17 hy 5 u 1 Kir b Kir Buchhandlungen. Für Kreuzband 7 2 iniſtration, ! zuſendung 1 Marl jährlich Zuichlag. München, Sonnenſtr. 7/3 r. für die Gelammeintereffen ler Fiſcherei, ſowie für die Beſtrebungen dev Kiſchereivereine. In Verbindung mit Tachmännern Peutſchlands, Heſterreich-Ungarns und der Schweiz herausgegeben vom Bayeriſchen Tiſchereiverein. | [2 Nr. 16. Be 5, Münden, 16. Juli 1885. X. Jahrg. Inhalt: I. Der erſte Deutſche Fiſchereitag in München. — II. Die Section des Deutſchen Fiſcherei— Vereins für Hochſeefiſcherei. — III. Zur Angler-Terminologie. — IV. Vereinsnachrichten. — V. Vermiſchte Mittheilungen. — VI. Fiſcherei- und Fiſchmarktberichte. — Inſerate. I. Der erſte Deutſche Jiſchereitag in München. Der erſte Deutſche Fiſchereitag, abgehalten in München, liegt mit einem nach allen Richtungen glänzenden Verlaufe abgeſchloſſen hinter uns. Es tritt nun an die Bayerijche Fiſcherei-Zeitung die Aufgabe heran, über das, was hiebei vorgegangen, was berathen und beſchloſſen wurde, ihren geſchätzten Leſern näheren Bericht zu erſtatten. Wir beginnen denſelben zunächſt mit einer 1. Allgemeinen Ueberſchau. Vor Allem können wir hiebei nur wiederholt betonen, daß die Verſammlungen in München — Fiſchereikonferenz und Fiſchereitag — nicht blos nach ihrer Zweckbeſtimmung, ſondern auch nach ihrer effektiven Geſtaltung eine bedeutungsvolle Epiſode in der Entwicklung der Beſtrebungen um Beſſerung der Fiſchereiverhältniſſe in Deutſchland darſtellen. Ins— beſondere läßt ſich dies inſoferne vollgültig behaupten, als ſich zwiſchen den Theilnehmern, unter denen ſich hochangeſehene Vertreter der verſchiedenſten Vereinskörperſchaften aus allen Gauen Deutſchlands und darüber hinaus befunden hatten, vielfache perſönliche Verbindungen anknüpften, welche ſicherlich fruchtbringende Rückwirkungen auf die Arbeitsverbindung vieler Vereine im Gefolge haben werden. Die Verhandlungen begannen am 29. Juni 1885 Vor— mittags 8 ¼ Uhr zunächſt mit den a) Sitzungen der Fiſchzüchterkonferenz. Die Fiſchzüchterkonferenz — es diene dies zu mehrſeitig begehrter Aufklärung iſt eine Vereinigung einer kleineren geſchloſſenen Zahl von Fiſchzüchtern und Förderern 198 — ũ— — der Fiſcherei, welche der Ausſchuß des deutſchen Fiſchereivereins als feine Ver— trauensmänner beruft, um eine Anzahl von Spezialfragen ſachverſtändig zu beſprechen, dem deutſchen Fiſchereiverein Gutachten über beſtimmte Richtpunkte ſeiner Thätigkeit zu geben und namentlich über die Verwendung jenes Fonds zu berathen, welche der deutſche Fiſcherei— Verein bisher alljährlich aus Reichsmitteln durch den deutſchen Reichstag bewilligt erhielt. Naturgemäß kommt hier, wo es ſich um Verwendung von Reichsgeldern handelt, welche der Geſammtheit dienen und zu gut kommen ſollen, hauptſächlich die Pflege der Wanderfiſche und die Fürſorge für die großen Ströme und Binnenſeen in Betracht. Die erſte ſolche Konferenz fand 1880 in Berlin, die zweite 1884 in Dresden, die dritte eben jüngſt in München ſtatt. Hierorts hatten ſich hiezu auf ſpezielle Einladung des deutſchen Fiſchereivereins außer dem Präſidenten des Letzteren, Herrn von Behr— Schmoldow eingefunden die Herren Profeſſor Dr. Benecke- Berlin, Rittergutsbeſitzer v. d. Borne-Berneuchen, Miniſterialrath Buchen berger-Karlsruhe, Frhr. v. Egloff— ſtein-Weimar, Oberauditeur Erl-München, Rittmeiſter Forſt-Wiesbaden, Direktor Haack— Hüningen, Geheimrath Herwig -Berlin, Regierungsaſſeſſor Hörmann-München, Regierungs— rath Landmann-München, Profeſſor Dr. Metzger-Münden, Profeſſor Nitſche-Tharand, Oberbürgermeiſter Schuſter-Freiburg, Amtsgerichtsrath Selig-Kaſſel, Oberſtlandesgerichts— rath Dr. Staudinger- München, Regimentsauditeur Zenk- Würzburg. Verſchiedene andere Herren hatten Entſchuldigungsſchreiben oder auch ſchriftliche Gutachten eingeſendet. Die k. bayeriſche Staatsregierung hatte zur Begrüßung die Herren Geheimrath von Wolf— anger und Regierungsrath Haag abgeordnet. Von außerdeutſchen Gäſten wohnten auf Einladung hocherfreulicher Weiſe bei: Forſtinſpektor Koltz-Luxemburg, Oberforſtinſpektor Coaz— Bern, Frhr. v. Waſhington-Graz. Als Protokollführer fungirte das Mitglied des Bayeriſchen Fiſcherei-Vereins, Herr Ingenieur Thoma--München. Die Feſtſtellung des Protokollinhalts wurde wie in Dresden den Herren Dr. Nitſche und Dr. Staudinger kommiſſariſch über— tragen. Die Konferenz tagte am ganzen Montag den 29. Juni, und am Dienſtag den 30. Juni Vormittags von 8 bis 10 Uhr. Zur Beſprechung gelangten die Fiſcherei— verhältniſſe an Weichſel, Oder, Elbe, Ems, Weſer, Rhein, Main und Donau, die Maß— nahmen im Intereſſe der Mehrung von Lachs, Aal und Huchen, und der Einbürgerung von Regenbogenforellen, Bachſaibling ꝛc. ꝛc.; die Frage der Abſtellung des ſog. Speitzken- und Rümpchenfangs, dann der Grus- und Steerthamenfiſcherei, ſowie die Einführung einer gleich— mäßigen Methode für Zählung und Meſſung von Fiſcheiern. Näheres über alles dieſes bringt unſer Spezialbericht. b) Sitzungen des erſten Deutſchen Fiſchereitags. Zum Fiſchereitage hatten ſich beiläufig 200 Theilnehmer eingezeichnet. Viele davon waren von weither gekommen, auch liebe Gäſte aus nichtdeutſchen Nachbarſtaaten waren erſchienen. Aus Deutſchland waren namentlich folgende Vereine vertreten: Deutſcher Fiſcherei-Verein, Bayeriſcher Landes-Fiſcherei-Verein, Sächſiſcher Fiſcherei- Verein, Oberſchwäbiſcher Fiſcherei-Verein, Verband der Fiſcherei-Vereine in den weſtlichen preuß. Provinzen (Heſſen und Naſſau, Hannover, Rheinprovinz, Weſtfalen), Oſtpreußiſcher Fiſcherei-Verein, Thüringiſcher Fiſcherei-Verein, Fiſchereigenoſſenſchaft für Lenne und Ruhr, Rheiniſcher Fiſcherei-Verein, bayer. Kreisfiſcherei-Vereine für Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken, Unter— franken, Schwaben, Fiſcherei-Verein Ulm, Fiſcherei-Verein Wiesbaden, Erfurter Fiſcherei-Verein, Fiſcherei-Verein Metz, Elſäſſiſcher Fiſcherei-Verein in Straßburg, Fiſcherei-Verein Schlettſtadt, die bayer. Bezirks-Fiſcherei-Vereine Neuburg a D., Immenſtadt, Memmingen, Kemnath, Erding, Troſtberg, Wieſau, Burghauſen, Kaufbeuren, Dillingen, Kempten, Nittenau, Roding, Cham, Neunburg v/W., Neuſtadt a/ W.-N.«, Stadtſteinach ꝛc. ꝛc. Delegirte hatten geſendet das Generalkomité des landwirthſchaftlichen Vereins für Bayern und das oberbayeriſche Kreiskomité deſſelben Vereins, die k. Landwirthſchaftsgeſellſchaft Hannover, der landwirthſchaftliche Hauptverein für Lüneburg, die Fiſcherinnungen in Groß— mehring und Vohburg. Aus dem Auslande hatten ſich eingefunden Repräſentanten des öſterreichiſchen Fiſcherei-Vereins in Wien, des ſteiermärkiſchen Fiſcherei-Vereins in Graz, des oberöſterreichiſchen Fiſcherei- Vereins in Linz, des galiziſchen Fiſcherei-Vereins in Krakau, des 199 —UF᷑—ꝰ — — Vöcklagau-Fiſcherei-Vereins, des Oberforſtdepartements in Bern, der Fiſchzuchtanſtaltsgeſellſchaft in Torbole am Gardaſee. — Begrüßungstelegramme hatten geſendet der oberöſtereichiſche Fiſcherei-Verein in Linz, ſowie die Generalverſammlung des Vereins zum Schutze und zur Beförderung der Fiſcherei in der Ruhr und Lenne. Das Bureau wurde durch Acclamation gebildet aus den Herren: I. Vorſitzender v. Behr-Schmoldow, Präſident des deutſchen Fiſcherei-Vereins; II. Vorſitzender Dr. Staudinger, II. Präſident des Bayeriſchen Landes-Fiſcherei— Vereins (deſſen I. Präſident Herr Oberauditeur Erl hatte abgelehnt); III. Vorſitzender Dr. Nitſche, II. Präſident des ſächſiſchen Fiſcherei-Vereins; I. Schriftführer Prof. Dr. Benecke vom deutſchen Fiſcherei-Verein; II. Schriftführer Ingenieur Thoma vom Bayerischen Fiſcherei-Verein. Von Seite der K. Bayeriſchen Staatsregierung gab dem Fiſchereitage die Ehre des Erſcheinens zur feierlichen Eröffnung am 30. Juni 1885 Seine Exzellenz Herr Staats— miniſter des Innern Frhr. v. Feilitzſch in Begleitung der Herren Staatsrath v. Dillis, Geheimer Rath v. Wolfanger und Regierungsrath Haag. Im Verlaufe der Verhandlungen beehrten auch Seine Exzellenz Herr Staatsminiſter des k. Hauſes und des Aeußern, Frhr. v. Crailsheim, ſowie Seine Exzellenz der k. Regierungspräſident von Oberbayern, Staatsrath Frhr. v. Pfeuffer, dann der Präſident des landwirthſchaftlichen Vereins für Bayern, Herr Regierungsrath Graf v. Lerchenfeld. Es war eine glänzende Verkammlung, an welche zunächſt Seine Exzellenz Herr Staatsminiſter Frhr. v. Feilitzſch das Wort richtete, um den J. deutſchen Fiſchereitag im Namen der K. Bayeriſchen Staatsregierung zu begrüßen. Derſelbe betonte dabei namentlich, daß es ſich die K. Bayeriſche Staatsregierung ſtets angelegen ſein laſſe, die Förderung der Fiſchereiverhältniſſe und die Hebung der Fiſch— zucht nach Thunlichkeit anzuſtreben. Dieſelbe werde auch nicht verfehlen, den jetzigen Be— rathungen mit dem größten Intereſſe zu folgen und den Anregungen und Reſolutionen des Fiſchereitags die entſprechende Bedachtnahme zuzuwenden. Alle leite ja der Gedanke, auf dem für die Volkswirthſchaft ſo wichtigen Gebiete der Fiſcherei Gutes zu ſchaffen. Hierauf erwiederte Namens des Fiſchereitags Herr von Behr mit Worten des Dankes und mit einem Hoch auf Seine Majeſtät den König von Bayern und Seine Majeſtät den deutſchen Kaiſer, in welches die ganze Verſammlung huldigend einſtimmte. Es ſchloß ſich daran noch eine Begrüßungsrede des I. Bürgermeiſters der k. Haupt— und Reſidenzſtadt München, Herrn von Erhardt, welcher der Beſtrebungen der Fiſcherei— Vereine rühmend gedacht und die Theilnehmer des Fiſchereitags Namens der Stadt München herzlich begrüßte. Nach Abſchluß dieſer offiziellen Eröffnungshandlungen wurde in die Behandlung der Tagesordnung eingetreten. Zunächſt hielt Herr Dr. Staudinger München den programmäßigen Vortrag über Bedeutung, Aufgabe und Organiſation der Fiſcherei-Vereine. Daran ſchloß ſich Herr v. Behr's Bericht über die Fiſchzüchterconferenz, ſowie eine Berathung über die Verbreitung des Zanders, im Allgemeinen und in Sonderheit im Rhein- und Maingebiet. In der zweiten Sitzung — Mittwoch den 1. Juli 1885 — namentlich wurde verhandelt: a) über die Vertilgung von Ottern und anderen Fiſchfeinden — Referent Herr Rittergutsbeſitzer M. v. d. Borne-Berneuchen. b) über Fiſchereigeſetzgebung in Deutſchland — Referent Herr General ſekretär Prof. O. May-München. e) über die Verſchärfung der Strafgeſetze zum Schutze der Fiſcherei: Antragſteller Herr Frhr. v. Egolffſtein- Weimar. Näheres über alles dieſes und verſchiedene ſonſtige beſprochene Gegenſtände bringt unſer Spezialbericht in den folgenden Nummern. Ehevor wir jedoch dazu und zu Sonſtigem übergehen, haben wir noch eigens zu berichten über die hohe Auszeichnung, welche dem Fiſchereitage von Allerhöchſter Seite zu Theil wurde. Vom Präſidium waren an Seine Majeſtät den König von Bayern, an Seine Majeſtät den deutſchen Kaiſer 2 . und an Seine kgl. Hoheit den deutſchen Kronprinzen als Protektor des deutſchen Fiſcherei-Vereines im Namen des Fiſchereitags Telegramme mit Huldigung beziehungs— weiſe ehrerbietigſter Begrüßung gerichtet worden. . oh 2 3 er 200 — —— Seine Majeſtät der König von Bayern ließen hierauf durch Kabinets— ſchreiben erwidern, „daß Allerhöchſtdieſelben die Huldigung der Theilnehmer des erſten Deutſchen Fiſchereitages mit lebhafter Freude erhielten und dieſe Kundgebung mit Allerhöchſt Ihrem beſten Danke und dem Wunſche erwidern laſſen, es möchten dem wichtigen Zweige der Volkswirthſchaft, dem die Berathungen des Fiſchereitages gewidmet waren, aus dem Ergebniſſe derſelben reiche Früchte erwachſen.“ Seine Majeſtät der deutſche Kaiſer aber hießen durch Allerhöchſt Ihren Flügeladjutanten vom Dienſte telegraphiſch erwiedern, „daß Allerhöchſtdieſelben für die patriotiſche Huldigung danken und die Beſtrebungen des Fiſchereitags mit Ihren beſten Wünſchen zu einem ſegensreichen Erfolge begleiten.“ (Fortſetzung folgt.) II. Die Section des Deutſchen Jiſcherei-Vereins für Hochſeeſtſcherei. Im Laufe des Monats März h. Is. hat ſich im Ausſchuſſe des Deutſchen Fiſcherei-Vereins eine ſehr wichtige, und zwar mittelbar auch für die Binnenländer Deutſchlands bedeutungsvolle Thatſache vollzogen, nämlich die Gründung einer eigenen Sektion für Hochſeefiſcherei. Die Organiſation der Sektion erfolgte auf Grund nachſtehenden Programms: 1. Zu beſſerer Förderung der Deutſchen Küſten- und Hochſeefiſcherei wird innerhalb des Aus— ſchuſſes des Deutſchen Fiſcherei-Vereins eine Section für Küſten- und Hochſeefiſcherei gebildet. 2. Die Section ſoll den Mittelpunkt für die Beſtrebungen zur Hebung der Deutſchen Küſten— und Hochſeefiſcherei abgeben. Insbeſondere wird ſie hinzuwirken verſuchen: a) bezüglich der perſönlichen Sicherheit der Fiſcher: auf Anlage von Schutz- und Nothhäfen, auf Erhöhung der Seetüchtigkeit der Fahrzeuge, bezüglich der Vermehrung der Betriebsergebniſſe: auf Einführung möglichſt zweckmäßiger Fanggeräthſchaften und ſoweit dies nicht ſchon durch den Verein bisher beſorgt iſt, auf Abſtellung fiſchereiſchädlicher Mißbräuche, ſowie auf Förderung von Bruteinſatz und Schutz der jungen Fiſche; bezüglich des Verhältniſſes der Fiſcher und des conjumirenden Publikums: auf Erleichterung der Abſatzmöglichkeiten und Verringerung der beiden Theilen zur Laſt fallenden Koſten des Zwiſchen handels; bezüglich der allgemeinen Lage der Fiſchereibevölkerung: auf Einrichtung von Verſicherungsveranſtaltungen für beſchädigtes oder verlorenes Belriebsmaterial: 0 bezüglich der wiſſenſchaftlichen Seite der Küſten- und Hochſeefiſcherei: auf die Förderung von Beobachtungsſtationen, örtlichen Unterſuchungen, ſtatiſtiſchen Aufnahmen und ähnlichen Mitteln wiſſenſchaftlicher Forſchung. 3. Die Section wird durch den Ausſchuß aus ſeinen Mitgliedern jährlich gebildet. Sie hat das Recht unbeſchränkter Cooptation. 4. Der Ausſchuß überweiſt der Sektion jährlich eine Summe, über welche fie vorbehaltlich der Rechnungslegung frei verfügt. Ausgaben, welche ſie aus der überwieſenen Summe nicht beſtreiten kann, hat der Ausſchuß vorher zu genehmigen. . 5. Für die literariſchen Veröffentlichungen der Sektion ſtellt der Ausſchuß in ſeinen Zirkularen einen Raum von durchſchnittlich ungefähr einem Bogen für jedes Zirkular, alſo im Ganzen etwa 7 Bogen für das Jahr, zu unentgeltlicher Verfügung. 6. Die Sektion giebt ſich ihre Geſchäftsordnung ſelbſtſtändig. Sie wählt ihren Vorſitzenden, ſeinen Stellvertreter und ihre ſonſtigen Beamten. Ihre Veröffentlichungen gehen unter eigener redaktioneller Verantwortlichkeit. Ueber die Auflöſung der Sektion und über Aenderungen ihrer Organiſation beſtimmt der Ausſchuß. Zur Zeit beſteht die Sektion aus folgenden Ausſchuß-Mitgliedern: Geh. Regierungsrath Herwig-Berlin, Vorſitzender, Stadtrath Eberty- Berlin, Stellvertretender Vorſitzender, Profeſſor Dr. Benecke-Königsberg, Rittergutsbeſitzer v. d. Borne-Berneuchen, Dr. G. 5 v. Bun ſen- Berlin, Präſident Faſtenau- Hannover, Geh. Oberregierungsrath Dr. Fried— berg- Berlin, Stadtrath Friedel-Berlin, Kaufmann E. Heinemann-Berlin, Direktor Dr. Hermes -Berlin, Profeſſor Dr. Wittmack-Berlin. b) — 2 — — — D — —1 LE at u ERS — — Die Sektion edirt eine eigene periodiſche Zeitſchrift unter dem Titel: „Mittheilungen der Sektion für Küſten- und Hochſeefiſcherei“. Dieſelbe iſt redigirt von Prof. Dr. Benecke— Königsberg, erſcheint monatlich beiläufig einen Druckbogen ſtark, und kann bei allen Buch— handlungen und Poſtanſtalten (für 1885 mit 3 Mark) beſtellt werden. Das erſte Heft dieſer Zeitſchrift, an deren glänzender Entwicklung wir Angeſichts der Namen Herwig und Benecke nicht zweifeln, liegt ſchon vor. Den erſten Leitartikel: „Unſer Programm“ ſpendete, darin die Beweggründe für die Sektionserrichtung lichtvoll erörternd, Herr Geheimrath Herwig von Berlin. Daran ſchließt ſich ein hochbemerkenswerther Artikel von Herrn Prof. Dr. Benecke: „Die deutſche Seefiſcherei und die Mittel zu ihrer Hebung“. Wir empfehlen denſelben all— ſeitiger Beachtung“). Er zeigt ganz beſonders klar, wie ſehr es ſich bei und mit Hebung der deutſchen Hochſeefiſcherei nicht etwa blos um lokale Intereſſen, ſondern geradezu um eine wirthſchaftliche National- Angelegenheit handelt. III. Zur Angler Terminologie. (Erklärung einiger Bports-Musdriürke.) Anwinden der Angel: Sie an eine Haar-, Darm- (Poil-) oder Drahtſeiden-(Gimp—) Länge kunſtgerecht befeſtigen. Anwinden einer Fliege: Eine künſtliche Fliege an einem Angelſchenkel befeſtigen. Armatur des Hakens: Die 1—3 Windungen beim Anwinden des Angelhakens um den Poil allein. Bart der Angel: Widerhaken unter der Spitze. Bart faſſen des Hakens: Der Haken iſt durch die Lippen oder Kinnlade des Fiſches gegangen. Bisquit faſſen des Hakens: Der Haken hat nur den weichen Theil im Gaumen durchdrungen. Eiſern gebremſt: Einen Fiſch ſo anhauen, daß er nicht mehr — von außergewöhnlichen Umſtänden abgeſehen — von der Angel loskommen kann. Schlecht gebremſt oder faul gefaßt hat ſich ein Fiſch, wenn der Haken beim Anhauen den Fiſch nicht gut gefaßt hat. Faul gehakt iſt der Fiſch, wenn der Angelhaken nicht in den Mund, ſondern in einen äußeren Körpertheil des Fiſches gedrungen iſt. n Hamburger⸗Stutzer: Angelſtock, deſſen Theile ſich ausziehen laſſen — Form eines Spazier— ſtockes. (Engliſche, franzöſiſche, Nürnberger ꝛc. Stutzer.) Hätſcheln: Mit Kunſt⸗ oder Natur-Inſekten fiſchen, die Schnur weit in's Waſſer werfen und ſie von der Rolle vom Strome abziehen und treiben laſſen; dann aber auch den Köder daran oft dem Strome entgegen oder über quer ziehen, um Fiſche zum Anbiß zu reizen. Holländern, auf holländiſche Art fiſchen: Das Angeln mit zwei Angelruthen; — zwei oder mehrere Angelſtöcke müſſen etwa in 10— 12 Fuß Abſtand von einander gelegt werden, reſp. ſo weit von einander, daß die Schnüre ſich in der Tiefe nicht verwickeln können. Kappen, den Fiſch: Den Fiſchs bekommen, erwiſchen; mit dem Landungsnetz (Kejcher, Holer, Hamen) an ſich bringen. Mit Kunſt oder Natur arbeiten: Ob der Angler mit einem künſtlichen oder natürlichen Köder geangelt hat; hauptſächlich bei Fiſch- oder Inſektenköder angewendet. Kochen: Des Aals, wenn von ihm Luftblaſen aus dem Waſſer aufſteigen. Längen: Die einzelnen Glieder an Haar-, Poil- oder Gimp-Schnüren; auch Fach, Vor— fach geheißen. Laſſen Sie mir den Fiſch leuchten: Zeigen Sie mir doch den gefangenen Fiſch! Lüften, den Fiſch: Der Verſuch, einen größeren angehauenen Fiſch mit dem Kopfe über Waſſer zu heben, um ihn Luft ſchnappen zu laſſen, damit er vollends matt wird und ſich an's Ufer führen und herausheben läßt. — Uebrigens ein viel Vorſicht erfordern— des Manöver. *) Auf Einzelnheiten daraus werden wir noch in unſeren vermiſchten Mittheilungen zurück— kommen. 202 Rollköder: Welchen man mit dem Strom auf deſſen Grunde, z. B. mittelſt eines Bleifugele gewichtes, forttreiben läßt. Schlagen: Das ſchnelle, ſchlagartige Anziehen der Ruthenſpitze, ſobald ein Fiſch den Köder nimmt, damit die Angelſpitze in das Maul dringt; eigentlich nur ein kurzes, kräftiges Rucken des Handgelenkes. Schnur geben: Mehr Schnur von der Rolle (dem Haſpel) ꝛc. ꝛc. ablaſſen, damit der gehakte Fiſch fortſchießen kann. Schwimmſtelle: Tiefer, ruhiger Theil des Fluſſes, Baches ꝛc., wohin die Fiſche ſich bei kaltem Waſſer zurückziehen; ebenſo auch die am Platze, wo man fiſcht, mit Ruthe und Angelſchnur erreichbare Strecke. : Spiel der Ruthe: Die abwechſelnd anziehende und nachgebende Bewegung der Ruthen— ſpitze bei ſenkrecht — oder doch nahezu — erhobener Angelgerte. Spielen, einen Fiſch: Den an der Angel gehakten Fiſch durch das Spiel der Ruthen— ſpitze, ſowie durch abwechſelndes Geben und Wiedernehmen von Schnur und vorſichtiges Umherführen im Waſſer ſo ermüden, daß er ſich an jeden Landungsplatz willig ſchleppen und dort ausheben läßt. Spinnen: Ein Köder ſpinnt, wenn er vermittelſt des Gewindes (Umlaufes, Wirbel) durch den Zug des Waſſers eine lebhaft drehende Bewegung annimmt, wodurch er einem lebenden ähnelt und die Raubfiſche zum Anbiß reizt. Steigen: Der Fiſch ſteigt, wenn er nach der Oberfläche kommt, um den Köder, beſonders ein Inſekt, zu erſchnappen. Er beißt oder nimmt den Köder dagegen unterhalb der Oberfläche. — Der Aal zieht den Köder ab, wenn er die mit Wurm geköderte Aalnadel nimmt. Die Fiſche blaſen den Köder aus, wenn ſie ihn nach dem Ergreifen wieder fahren laſſen, ſei es, daß ſie die Täuſchung vor dem Anhiebe bemerkten, oder aus ſonſtigen Urſachen. Tippen: Mit Natur- oder Kunſt-Inſekten (auch Würmern) über einer Stelle, wo man Fiſche vermuthet oder aufſteigen ſieht, auf der Waſſeroberfläche ſpielen. Trillen: Einen Fiſch vorſchriftsmäßig an der Schnur abmatten, um ihn landen zu können. Ein Fiſch verkeilt ſich: Er verſteckt oder verwickelt ſich mit der Schnur in ein Hinder— niß, zwiſchen Steinen, Faſchinen ꝛc., ſo daß er ohne Beihilfe des Landungsnetzes, Landungshakens oder eines Kahnes ꝛc ꝛc. nicht zu befreien iſt. Man jagt auch: ein Fiſch geht hinter Schloß und Riegel. Wagrecht mit der Natur: Ein lebendes Fiſchchen als Köder benützen, dem man den einfachen Haken unter der Rückenfloſſe applicirt hat, ſo daß der Köderfiſch wagrecht hängt. Wippen oder Werfen mit der Fliege heißt beim Fliegenfiſchen: Eine Fliege, Inſekt, Palmer, auf eine gewiſſe Entfernung hin auswerfen, im Gegenhalte zum Tippen, bei dem man ſie in der Nähe des Ufers auf der Oberfläche herumhüpfen macht. W. IV. Vereinsnachrichten. 1. Fiſcherei⸗Verein für das Weſergebiet. Abermals ein hochwillkommener neuer Ankömmling im Kreiſe der Fiſcherei⸗ vereine Deutſchlands! Der Verein hat ſeinen Sitz in Hameln. Er erſtrebt die Hebung des Fiſchereiweſens im Weſergebiete und verfolgt nach ſeinen Statuten namentlich nachſtehende Zwecke: a) Förderung der rationellen Fiſchzucht in öffentlichen und privaten Gewäſſern durch Be⸗ lehrung und Beſchaffung von Apparaten, Eiern und Brut von Edelfiſchen zur Bevölkerung der Fiſchgewäſſer; b) Schutz des Fiſchbeſtandes durch Beſeitigung von Anlagen, welche den Weg der Wander— fiſche hemmen, und die Fiſchgewäſſer verunreinigen; 5 Er e) Ausſetzung von Prämien für die Anzeige von Uebertretungen des Fiſcherei-Geſetzes und für die Vertilgung von Fiſchfeinden; ER d) Bildung von Genoſſenſchaften zur gemeinſchaftlichen Beaufſichtigung und Bewirthſchaftung der Fiſchgewäſſer; a e) Feſtſtellung geeigneter Grundlagen für die Fiſcherei-Geſetzgebung und Hinwirkung auf Ergänzung der beſtehenden Geſetze; f) Erhaltung, bezw. Herrichtung von Laich- und Schutzplätzen durch zweckmäßig erſcheinende Maßnahmen; ee | — g) Erleichterung der Transport⸗Verhältniſſe überhaupt und Verbeſſerung der Transport— Methoden im Intereſſe des conſumirenden Publikums; h) Beaufſichtigung und Bewirthſchaftung ſolcher Gewäſſer, welche mehreren Landestheilen oder Staaten angehören, nach einem gemeinſchaftlichen Plane; i) Förderung wiſſenſchaftlicher Unterſuchungen in Bezug auf Fiſchereiweſen, ſowie Errich— tung von Beobachtungsſtationen. Wir wünſchen dem Vereine von Herzen fröhliches Gedeihen und gute Erfolge. 2. Fiſcherei⸗Vereinsſeetion Immenſtadt⸗ Sonthofen. Welche hingebende Thätigkeit dieſer Verein unter der trefflichen Leitung ſeines verdienten Vorſtands Herrn Notar Haggenmiller von Immenſtadt und mit Förderung opferwilliger Gönner, wie z. B. des Herrn Commerzienrathes Probſt in Immenſtadt entwickelt, bezeugt folgender Auszug aus dem der Generalverſammlung jüngſt erſtatteten Jahresbericht für 1884, den wir dem „Allgäuer Anzeigeblatt“ entnehmen. Dort heißt es: Wie in den Vorjahren war die Vereinsleitung beſtrebt, für ihre Mitglieder den Bezug von befruchteten Forelleneiern zu vermitteln. So wurden aus der Schöppler'ſchen Brutanſtalt in Augsburg im Ganzen 40,500 Stück Forelleneier bezogen, wovon uns der Kreisfiſchereiverein 14,000 Stück unentgeltlich und 4000 Stück Eier zum halben Preiſe überließ, beziehungsweiſe hiefür Zahlung leiſtete, während für die übrigen 22,500 Stück der volle Koſtenpreis von 5 & per Tauſend von den betreffenden Vereinsmitgliedern übernommen wurde. Von dieſen Eiern wurden in der Brutanſtalt des Herrn Zillibiller in Hindelang 8000 Stück, des Herrn Dinſer in Sonthofen, des Herrn Kommerzienraths Probſt dahier und des Herrn Fabrik— beſitzers Gyr in Bleichach je 10,000 Stück und des Herrn Kunſtmühlbeſitzers Schedler in Weiſſach 2500 Stück durchweg mit günſtigem Erfolg ausgebrütet und ſodann ausgeſetzt. — Im Monate Dezember wurden durch die Vereinsleitung auf Wunſch von Mitgliedern für die Brutperiode 1884/85 abermals 40,500 Forelleneier bei dem Kreisvereine beſtellt, welche aus der Schöppler'ſchen Anſtalt geliefert und, ſo viel bekannt, im beſtem Zuſtande in den Beſitz der betreffenden Vereinsmitglieder gekommen ſind. Speziell die Fiſchzucht bei Herrn Kommerzienrath A. Probſt anlangend, wurden die bis dato hiebei gemachten Erfahrungen und erzielten Erfolge in der Generalverſammlung bekannt gegeben. Zahlreiche Hinderniſſe ſtellten ſich dem Aufkommen der am 9. März 1883 im Klärbaſſin auf dem Hochried eingeſetzten Brut von 20,000 Forelleneiern entgegen. Die Kälte des Steig bachwaſſers zeigte ſich der Entwicklung der Brut nicht förderlich und mußten ziemlich viele todte Eier täglich entfernt werden. Mitte Mai wurde die Brut bemerkbar. Bei dem ſchlammigen Waſſer, das ſich infolge ſtarker Regengüſſe zwiſchen dem 9. und 11. Juni desſelben Jahres im Baſſin anſammelte, ging beinahe die Hälfte der jungen Fiſchchen zu Grunde. Da die Einſetzung des verbleibenden Reſtes, ca. 10,000 Stück, im Steigbach nicht räthlich erſchien, ließ Herr Kommerzienrath einen eigenen Weiher mit ca. 100 Meter langem Aufzuchtgraben herſtellen und dorthin die kleinen Fiſche verbringen. Das Waſſer fließt aus dem Siggundbache zu, das auch im Winter nicht unter 3 R. Wärme hat. Hier ging die Entwicklung der Fiſche beſſer von Statten, doch hatten die kleinen Forellen durch Waſſeramſeln und Mäuſe und durch Verſickerung des Waſſers in den nicht dicht genug angelegten Wandungen des Teiches ſehr zu leiden. Im Winter verſchwanden die Fiſche ganz, um erſt im Frühjahre in ſehr verminderter Anzahl wieder zu erſcheinen. Im Februar 1884 wurden abermals 10,000 Stück Eier zur Hälfte in Steigbach-, zur andern Hälfte in Siggund— bachwaſſer eingeſetzt. Die letzteren waren um vier Wochen früher ausgebrütet, wie jene im Steigbachwaſſer und gediehen überhaupt weit beſſer. Im letzten Winter wurden wieder Eier ein— geſetzt. Im Frühjahr ließ Herr Kommerzienrath Probſt drei Weiher, mit einander in Verbindung ſtehend, anlegen. Bei der Transferirung der Fiſche ergab ſich, daß von der erſten Brut zu 20,000 Stück 250 Forellen, darunter Eremplare von / und ¼ Pfund aufgekommen waren. Für die Zukunft läßt ſich nach praktiſcher Verwerthung der gemachten Erfahrungen ein bedeutend günſtigeres Reſultat erwarten. BCE Die erfreuliche Wahrnehmung, daß in der unſerm Bezirke angehörigen Illerſtrecke die viele Jahre hindurch ganz vermißte Aeſche allmälich wieder ſich anſiedelt, hat die Sektionsleitung neuerdings in ihrem Vorhaben beſtärkt, Alles aufzubieten, um die Iller mit dieſem koſtbaren Edelfiſche wieder zu bevölkern und durch Einſetzung von Fiſchbrut möglichſt nachzuhelfen. — Zu dieſem Zwecke hat dieſelbe unterm 20. Februar den Ausſchuß des Deutſchen Fiſcherei-Vereins in Berlin gebeten, zur Ausſetzung in die Iller uns wenn möglich, wie ſchon im Jahre 1882 geſchehen, aus der bevorſtehenden Brutperiode eine Anzahl Aeſcheneier unentgeldlich zuwenden zu wollen. Schon mit Schreiben vom 28. desſelben Monats hat uns der gedachte Ausſchuß notifizirt, wie er gerne bereit ſei, uns gratis Aeſcheneier für die ſchöne Iller zuzuſenden, vorausgeſetzt natürlich, daß ihm der Erwerb der Eier gelinge. An dieſem Gelingen mag es nun gefehlt haben, weil ſolche Eier nicht eingetroffen ſind. Da ſeit Erbauung und reſp. Erhöhung des Fabrikwehres bei Kottern die Zahl der Huchen in der Iller ganz bedeutend abgenommen hat, nachdem dieſer Fiſch nicht mehr wie ehedem das beſagte Wehr überſteigen und das Laichgeſchäft im oberen Algäuer Illergebiete verrichten kann, was ſelbſtverſtändlich auch die bedeutende Abnahme der ſogenannten Standfiſche zur Folge haben muß — jo haben wir den Kreisfiſcherei-Verein unterm 12. Mai angegangen, uns bei der dem⸗ nächſtigen Vertheilung der ihm von dem Deutſchen Fiſchereiverein überwieſenen Huchenbrut zu 204 berückſichtigen. In Folge deſſen wurden uns 4000 Stück Hucheneier und 2500 Stück Huchenbrut unentgeldlich überlaſſen und zugeſendet. Herr Dinſer in Sonthofen hatte die Güte, die Aus⸗ brütung der Eier unentgeldlich zu beſorgen und die junge Brut in die Iller bei Sonthofen aus⸗ zuſetzen. Die 2500 Stück Huchenbrut wurden von uns am 31. Mai in einem Altwaſſer der Iller bei Immenſtadt ausgeſetzt. V. Vermiſchte Mittheilungen. Ueber Beſtrafung der Fiſchereifrevel iſt ein Staatsvertrag zwiſchen dem Deutſchen Reiche und Belgien am 29. April 1885 abgeſchloſſen und am 29. Juni 1885 durch das Reichsgeſetzblatt publizirt worden. Danach werden Deutſche, welche in Belgien und Belgier, welche in Deutſchland ſich eines Fiſchereifrevels ſchuldig gemacht haben, in dem Gebiete desjenigen Theils, welchem ſie angehören, nach den dort geltenden Geſetzen und unter den darin beſtimmten Vorausſetzungen beſtraft. Fiſchzucht in Oberfranken. Der Brutverlauf in den Fiſchzuchtanſtalten des ober— fränkiſchen Kreis-Fiſcherei-Vereins war in der letzten Periode ein ſehr günſtiger: von den 20,000 in der „Waldhütte“ eingelegten Lachseiern wurden 80 Prozent, und von den 20,000 auf der Kreisackerbauſchule eingelegten Lachseiern 75 Prozent geſunde Brut erzielt und gelangte dieſe dann glücklich zur Ausſetzung in den rothen und weißen Main, in die Steinach und den Miſtelbach. Von 30,000 in die „Wald— hütte“ eingelegten Eiern der Bachforelle wurden 70 Prozent geſunde Fiſchchen erbrütet, die zum größten Theile in die Lochau, Steinach, Wieſent, in den Hegen-, Dill- und Röttelbach und in den oberen Main (bei der Eimersmühle), zum Theil auch in die Aufzuchtweiher bei der Waldhütte ausgeſetzt wurden. Von den bei Herrn Kaufmann Beck in Trebgaſt eingeſetzten Forelleneiern wurden 70 Prozent Brut erzielt und in den weißen Main und in die Oelſchnitz bei Berneck eingeſetzt, von den ebenda ein— gelegten 6000 Aeſcheneiern gingen ganz wenig verloren und kam die Brut ebendort in den weißen Main. Wallerfang. Der oberpfälziſche Kreisfiſcherei-Verein erließ folgende Bekannt- machung: „Nach den Berichten des Fiſcherei-Vereines Regenſtauf vom 7. April und 2. Mai 1885 wurden im Regenfluſſe gefangen am 3. September 1883 ein Waller zu 52 Pfund, „ 30. a 1884 „ 7 „ 22 Pfund, i uni 5 5 75 „ 51 Pfund, e e 5 16 5 „ 13 Pfund, „ 15. Auguſt Re „ „ 95 Pfund und 7 0622 „ 78 Pfund, ferners „ 23. April 1885 neun Stück Waller und zwar 2 Stück zu je 13 Pfund, dann je 1 Stück zu 18, 27, 40, 41, 44, 49 und 50 Pfund auf einen Wurf neben dem Mühlwehr oberhalb der Regenbrücke, welcher Wurf allerdings mit großen Schwierigkeiten verbunden war, jedoch reichlich belohnt worden iſt. Hiezu kömmt am 24. April 1885 noch ein Waller mit 10 Pfund. — Es wurden alſo in circa 1⅛ Jahren 16 Stück Waller in einem Fiſchwaſſer auf einer Strecke von ungefähr 2¼ Kilometer erbeutet. Dieß gibt zu bedenken und macht ebenfalls erklärlich, daß früher fiſchreiche Gewäſſer auf lange Zeit hin ſo fiſcharm geworden ſind. Der glück— liche und bis jetzt einzig daſtehende Fang von neun Stück bei einem Mühlwehr gibt uns Veranlaſſung, alle Fiſcherei-Vereine und Intereſſenten des Kreiſes hierauf beſonders aufmerkſam zu machen und dieſelben zu ermuntern, die Stellen ihrer Fiſchgewäſſer, in welchen Wehre angebracht ſind, namentlich die darunter befindlichen ſog. Kolke, genau beachten und unterſuchen zu laſſen, ob ſich in denſelben nicht auch ſo große und gefähr— tiche Fiſchräuber aufhalten.“ Fiſcherei-Ausſtellung. Am 14., 15., 16. und 17. Auguſt findet in Redl, Poſt Zipf, Oberöſterreich, eine Fiſcherei-Ausſtellung ſtatt, veranſtaltet vom Vocklagau-Fiſcherei-Verein (Vorſtand Herr Johann Köttl). Dieſelbe umfaßt Produkte der künſtleriſchen Fiſchzucht; lebende Zucht- und Marktfiſche, ſowie Krebſe; fiſchfeindliche 205 — - Thiere und Werkzeuge zum Fange; Geräthſchaften zum Fiſchfange und Transporte; Fiſchräucherungs- und Marinirungsvorrichtungen; Sammlungen, Werke, Pläne, Zeich— nungen und Karten, welche auf die Fiſcherei Bezug haben. Ausgeſetzt ſind als Prämien: 6 ſilberne Staatsmedaillen, 6 Landwirthsgeſellſchaftsmedaillen, 22 Vereinsmedaillen. Ausſtellungsgegenſtände längſtens bis 1. Auguſt 1885 an Johann Köttl in Redl, Poſt Zipf, anzunehmen. Geräucherte Aeſchen. Gelegentlich des J. Deutſchen Fiſchereitags in München legte Herr Köttl, Fiſchzüchter von Redl-Zipf in Oberöſterreich, von ihm ſelbſt friſch geräucherte Aeſchen vor. Schon ſehr appetitlich von Anſehen erwieſen ſie ſich auch durch die Koſtprobe als vorzüglich ſchmackhaft. Krebsſenche. Die bisher verſchont gebliebenen Flüſſe und Bäche Krain's find ebenfalls von der Krebsſeuche befallen. Die Gurk mit ihren Zuflüſſen und die Iſchiza ſind von den beliebten Kruſtern ganz entvölkert und nun kommen auch noch die Gewäſſer Oberkrain's an die Reihe. Der Zeierfluß, der im vorigen Jahre noch geſunde Krebſe lieferte, hat dieſelben jetzt binnen wenigen Wochen ganz verloren. Fiſchſterben. Hof, 7. Juni. Der „Bayr. Kurier“ ſchrieb: „Seit einigen Tagen iſt in der Saale wieder wie im Vorfahre die Fiſchpeſt aufgetreten. Maſſen— weiſe treiben die todten Fiſche auf der Oberfläche, während man die noch lebenden, welche die Waſſerfläche ſchaarenweiſe bedecken und nach Luft ſchnappen, ſchon als ver— endet betrachten kann. Hauptſächlich ſind es Weißfiſche, auch treiben Hechten und Karpfen ganz ermattet auf der Oberfläche, nach welchen von der Jugend eifrig Jagd gemacht wird. Dieſe Erſcheinung trat vor 2 Jahren und voriges Jahr ebenſo auf. Es herrſcht hier allgemeine Aufregung, denn der ganze Fiſchbeſtand der Saale bei Hof ſcheint dem Ausſterben nahe zu ſein. Auffallend erſcheint, daß dieſes Abſterben der Fiſche vor einem ſchweren Gewitter auftrat.“ Eine weitere Korreſpondenz desſelben Blattes vom 9. Juni meldet weiter: „Das Abſterben der Fiſche in der Saale nimmt bedeutend zu. Geſtern und heute trieben ungeheuere Maſſen todter Fiſche auf der Saale. Durch die enorme Hitze, welche gegenwärtig herrſcht, iſt das Waſſer bedeutend ſeichter geworden und zeigt ſich jetzt die ungeheure Verheerung. Beide Ufer ſind dicht mit todten Fiſchen belegt, welche durch die große anhaltende Hitze einen beſtialiſchen Geſtank bereiten, ſo daß die um- und anwohnenden Leute den Magiſtrat dringend um Abhilfe baten. Seit geſtern ſind viele Arbeiter beſchäftigt, die todten Fiſche an den Ufern, ſoweit es möglich, aufzuleſen, während andere Arbeiter auf Flöſſen die Saale befahren und dieſelben mit Rechen und Stangen herausfiſchen, worauf die Fiſche ſofort vergraben werden. Von der Verwüſtung kann man ſich einen ungefähren Begriff danach machen, daß der Rechen vor einer Mühle geſtern dreimal des Tages von den todten Fiſchen befreit werden mußte, weil das Waſſer ſich dadurch ſtaute und die Mühle in Gefahr kam, ſtille zu ſtehen. Die todten Fiſche, welche bis jetzt verſcharrt wurden, dürften nach allgemeiner Schätzung mit 20— 30 Centner nicht zu hoch angegeben ſein. Als muthmaßliche Urſache wird hier von den Meiſten angenommen, daß die vielen und großen Fabriken, darunter eine Celluloſefabrik, durch ihre Abfallwaſſer dem Waſſer, welches ohnehin durch die enorme Hitze wenig oder gar keinen friſchen Zuzug hat, ſchaden.“ Karpfenbörſe in Nürnberg. In der Verſammlung des Ortsfiſcherei-Vereins Nürnberg wurde beſchloſſen, die heurige Karpfenbörſe erſt in der letzten Sep— temberwoche (und zwar am Montag derſelben) abzuhalten. Zum Vorſitzenden der Kommiſſion für die Karpfenbörſe wurde Herr Bezirksamtmann Gareis dahier gewählt. Aus Tondern (Herzogthum Schleswig) wird im Mai über die Thätigkeit des dortigen Fiſcherei-Vereins berichte: Es wurden im Ganzen ausgeſetzt 87,000 junge Lachſe, welche ſich auf folgende Gewäſſer vertheilten. In die Lüderau und Grönau kamen je 19,000, in die Brecknau 21,000 und in die Wildau mit ihren Nebengewäſſern 28,000 Stück. Es iſt dies Alles, ſammt der Einrichtung der Brutanſtalt bei der Bachmann'ſchen Mühle, für die Summe von 550 Mark hergeſtellt worden. — Auch im ſüdlichen Kreiſe, in Niebüll, hat ſich ein Fiſcherei-Verein gebildet, welcher eine bedeutende Thätigkeit entfaltet. W. L. 206 Fiſchzüchteriſche Thätigkeit im Bereiche des Vereins zur Beförderung der Fiſch⸗ zucht im Reg.⸗Bez. Kaſſel. Hierüber ſchreiben deſſen Mittheilungen: Soweit in Erfahrung gebracht, alſo nicht alle Ausſetzungen umfaſſend, ſind innerhalb des Regierungsbezirks Kaſſel während der Campagne 1884/85 in verſchiedenen Brut— anſtalten erzielt und den Fiſchwaſſern des Bezirks zugeführt an: Bachſaibling (salmo fontinalis) ) . 900 „ . Negenbogenforefle (salmo irideus) . .. 1,600 5 1. Lachs (Salma m 83 070 Stück 2. Forelle (trutta far io) BT, 3. Aeſche (thymallus vulgaris) . . . 16,800 „ 4. Saibling (salmo salvelinu ) . . 2,587 „ 5. Saiblingsbaſtard (Saibling u. Forelle) . 2,576 „ 6. Seeforelle (trutta lacustri s 904 „ 7. ſchottiſcher Lochleven traut , 8 9 insgeſammt 561,949 St. Jungedelfſche. Den Erfolg der Ausſetzungen anlangend, ſo iſt derſelbe, was Lachs angeht, ſpeziell für den Regierungsbezirk Kaſſel, inſoweit nicht groß zu nennen, als die aufs ſteigenden Salme von den unterhalb Heſſens in der Weſer von Bremen bis Hameln befindlichen 12 Lachsfängereien, und ſchließlich bei Hameln meiſt alle weggefangen werden, zumal jetzt nur bei geeignetem Hochwaſſer in die Oberweſer und weiter gelangen können. Allein der für die Bevölkerung der Weſer wichtige Beſtand von Sälmlingen (junger noch nicht zur See wandernder Lachs), iſt namentlich in der Eder und Fulda ein guter zu nennen. Forellen bilden namentlich in der Nähe von Badeorten einen nicht zu unterſchätzenden Handelsartikel, auch die Ae ſche, noch vor einem Jahrzehnt in den Fiſchwaſſern Heſſens faſt ausgeſtorben, kommt recht häufig in der Eder, der Diemel und auch der Fulda und deren Nebenwaſſern vor. Bezüglich der einzuführenden neuen Arten iſt einestheils die ſeither eingeſetzte Zahl zu gering, theils die Zeit zu kurz, um ſichere Reſultate angeben zu können. Die holländiſche Heringsfiſcherei wird in dieſem Jahre ausgeübt von 183 Logger— ſchiffen und 278 kleineren Fahrzeugen. Die „Jagery-Geſellſchaft“ arbeitet mit drei Dampfern, deren erſter am 26. Juni, zweiter am 30. Juni und dritter am 4. Juli für bezw. 300, 500 und 700 Tonnen ladefertig ſein muß. Man erwartet die Ankunft der erſten Jagerheringe bis zum 1. Juli, diejenige der Selbſtfänger am 15. Juli. Der Sardellenfang liefert außerordentlich günſtige Reſultate, indem jetzt bereits etwa 60 bis 70,000 Anker geſalzen ſind und der Fang, welcher noch ununterbrochen fortgeſetzt wird, nach der geſetzlichen Beſtimmung erſt mit dem 15. Juli aufzuhören hat. Eine Zuſammenſtellung der hervorragendſten Fangjahre ergibt folgende Ziffern: 1847: 40,000, 1851: 40,000, 1858: 60,000, 1860: 60,000, 1866: 65,000, 1869: 75,000, 1875: 55,000 Anker, in allen übrigen Jahren wurden übrigens erheblich weniger günſtige Reſultate erzielt. Die Preiſe laſſen ſich im Augenblick noch nicht feſt beſtimmen; freibleibend werden indeß notirt 1884er Monnikkendamer Sardellen 60 M. pro Anker; 1885er Monnikendamer Sardellen 34 M pro Anker. Auch Stockfiſche dürften in Folge ſehr befriedigender Fangreſultate billiger werden; doch kommen die Haupt— zufuhren hierin erſt im Juli und Auguſt. Die Qualität wird als ſehr ſchön gemeldet. Augenblickliche Notirungen 32 / per 50 Kilogramm. E. B. Nochmals die Auglerverhältuiſſe in München. Auf unſere Erwiderung in voriger Nummer hat der Münchener Korreſpondent der Stettiner „Deutſchen Fiſcherei-Zeitung“ in dieſer Zeitung nochmals einen Gegenartikel gebracht. Es fällt uns gar nicht ein, uns mit dem Herrn in weitere Polemik einzulaſſen, und namentlich auf ſeine perſön— lichen Anſpielungen u. dgl. einzugehen. Wenn auch wir nochmals die Sache aufgreifen, ſo geſchieht es nur, um gegen einige Unwahrheiten, deſſen ſich der Herr Korre— ſpondent neuerdings ſchuldig machte, zu proteſtiren. Wir hatten zugegeben, daß von jenen 207 Anglern, welche gemeinhin an Sonn- und Feiertagen nach ſolchen Fiſchwaſſern aus⸗ ziehen, wo der Unfug der dutzendweiſen Abgabe von n zu Hauſe iſt, aller— N dings Wenige ſonderliche Beute heimbringen. So wörtlich! Wir haben alſo nur geſagt, daß an gewiſſen Waſſern, im Bereiche eines gewiſſen Unfugs und von gewiſſen Leuten allerdings nicht mehr viel zu holen iſt. Was macht nun mehr bemeldeteter Herr ſofort im Handumdrehen daraus? Er ſtellt die Sache ſohin, als hätten wir über die Sonntagsangler überhaupt uns geäußert, und als hätten wir ſchlechthin zugegeben, daß „die nächſt München gelegenen Fiſchwaſſer ſo fiſcharm ſeien.“ Daß wir Letzteres nicht behaupteten und zugaben, liegt nach Obigem auf der Hand. Es wäre auch im Allgemeinen durchaus nicht wahr. Weiter! Wir hatten geſchrieben: „Man ſucht bei uns aus guten Gründen gedeihlicher Fiſchhege die werthvolleren Fiſchwaſſer, namentlich die von den ſchädigenden Einflüſſen großſtädtiſcher Verhäliniffe etwas Entfernteren abſichtlich mehr und mehr in pflegliche feſte Hände zu bringen.“ So abermals wörtlich! Und was macht wiederum Herr... polemiſirend daraus? Geradezu die foſitiv unwahre Behauptung, „der Bayeriſche Fiſcherei-Verein habe es ſich zur Aufgabe gemacht, nur die von München entfernteren Fiſchwaſſer zu kultiviren und in pflegliche Hände zu bringen! Da liege doch das Hemd näher als der Rock“ u. dgl. mehr! Sind das nicht evidente Entſtellungen? Aber ſo macht man Stimmung. Unſere freundlichen Leſer mögen ſich daraus ſelbſt das Nöthige abnehmen. VI. Sifderei- und Jiſchmarktberichte. Hamburg-Altona, Ende Juni. Schellfiſch 2 M bis 4 /, Schollen 1 4 50 ½ bis 16 M, Elbbutt 1—4 /, Sture 60 bis 1&4 20 per Stieg, Seezungen 60—70 „), Steinbutt 75 J. Eldbutt 30—50 3, Aale 1% 20 bis 14 50 , Störe 60,4. Handel war durch— ſchnittlich flau. Rendsburg, 25. Juni. Schollen 35—40 , Barſche 30 , Schleie 60 J per ½ Kilo, geräuchert 1—2 „ per Stück, Makrelen bis 1M Die Märkte waren flau. W. Eckernförde, 6. Juli. Nachdem der Dorſch-, Härings- und S Sprottenfang vollſtändig ein⸗ geſtellt worden, war die Fiſcherei im Junimonat ausſchließlich auf den „Fang von Butt, Aalen und Krabben beſchränkt. Es ſind im vergangenen Monat circa 1600 Stieg Butt, 1000 Pfund Aal und 200 Liter Krabben gefangen worden. Auch iſt die Fiſcherei im Noor während des Juni⸗ monats recht bedeutend geweſen. Die Geſammterträge der hieſigen Fiſcherei können für das ver— floſſene Jahr auf etwa 102,000 Pfund Dorſch, 59,000 0 Butt, 2200 Pfund Aal, 42,500 Wall Häringe, 213,600 Wall Sprotten, 1359 Pfund & Lachs und 250 Liter Krabben veranſchlagt werden. Vor allen Dingen waren hinſichtlich des Sprottenfangs für den verfloſſenen Zeitraum anſehnliche Erträge zu verzeichnen. Im letzten Jahre wurden 70,000 Wall Sprotten mehr gefangen als im ganzen Vorjahre 1884. Auch der Häringsfang lieferte bedeutende Erträge, indem der Geſammtertrag des verfloſſenen halben Jahres auf gleiche Höhe mit dem des ganzen vorigen Jahres ſich beläuft. E. B. Inserate. — Snt-Krebfe — darunter viele Weibchen, vorzüglich zum Wiederbevölkern von Bächen, Teichen und andern Gewäſſern, das Schock 6 Mark empfiehlt Adolph Thieme, Bahnhof Praufiß. Hunlefukter, Fildifukter, Bellügelfutter. Das vorzüglichſte Futter ſind die getrockneten Fleiſchabfälle aus der Fabrik der Liebig'ſchen Fleiſchertrakt⸗Kompagnie zu Fray⸗Bentos, welche wir in Ballen zu 80 Kilogr. und ausgepackt die 50 Kilogr. zu 18 Mk. verſenden. Gebrüder Herbſt, Magdeburg. 2 208 Größeres Quantum embryonirter Carpioni- Eier von Sommerlaichern des Gardaſee's zum Preiſe von M 8.50 per 1000 ab München, exclusive Emballage, lieferbar bis ſpäteſtens Ende Juli, hat abzugeben: Die Anſtalt für künſtliche Fiſchzucht in Torbole am Gardaſee. Beſtellungen hierauf ſind an Herrn 2 C. Bleiter in München Mariahilfplatz 3/11 bis ſpäteſtens 20. Juli a. c. zu adreſſiren. = 5 au N — Er — = 2 — m > == m => 8 =. 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Mit Ueberberſichtskarte. 1 Mark. e,, x vv, Durch die Autotype- Company, Dachauerſtraße 15 in München, iſt zu beziehen: Heftichrift zu Ehren des orjfen Orufſchen Hifchereifags in München, welche, ausgeſtattet mit köſtlichen Beiträgen hervorragender Künftler und Schriftſteller, beim Fiſchereitage mit dem reichſten Beifall aufgenommen worden iſt und in den weiteſten Kreiſen ſich bereits einführt. = Preis per Exemplar 1 Mark 50 Pfennig. — Bei Bezug von mindeſtens fünf Exemplaren portofreie Suſendung. Za * r Seeed Für die Redaktion verantwortlich: Dr. Julius Staudinger in München. Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel zu beziehen durch Chriſtian Kaiſer in München. Die nüchſte Nummer erſcheint am 1. Auguſt 1885. =E nnen, Nor W NY N % 7 7 Bayeriſche Filcherei Zeitung. Erſcheint monatlich zwei- bis dreimal. Inſerate die zweiſpaltige Petitzeile x * — Abonnementspreis jährlich 4 Mark. A I nt O 15 Pf. — Nedaktion und Beſteubar bei allen Poſtanſtalten und gemeines rgan A 257 niſtration, Adreſſe Buchhandlungen. Für Kreuzband 2 2 ft 7 zuſendung 1 Mark jährlich Zuſchlag. für die München, Sonnenſtr. 7/ r. Geſammtinkereſſen dev Fifcherer, Sowie für die Beſtrehungen dev Fiſchereivereine. In Verbindung mit Tachmännern Deutfdlands, Heſterreich-UAngarns und der Schweiz herausgegeben vom Jayeriſchen Tiſchereiverein. Nr. 17. % , München, 1. Auguſt 1885. X. Jahrg. Inhalt: I. Der erſte Deutſche Fiſchereitag in München. — II. Erfolge und Mißerfolge bei der ni künſtlichen Forellenzucht. — III. Bereinsnachrichten. — IV. Vermifchte Mittheilungen. — V. Fiſcherei- und Fiſchmarktberichte. — Inſerate. I. Der erſte Deutſche Jiſchereitag in München. (Fortſetzung.) Die letztgedachten Allerhöchſten Kundgebungen führen uns, da ſich ſolche an Vorgänge im Bereiche des feſtlichen Verkehrs der Theilnehmer des Fiſchereitags anſchloſſen, zugleich zu einigen Bemerkungen über den c) Feſtverkehr unter den Theilnehmern. Es gehört im Allgemeinen nicht zu den Gepflogenheiten unſeres ohnehin ſo raum— beſchränkten Blattes, ſich in Schilderungen von Feſtlichkeiten, in Berichte über Tiſchreden u. dgl. zu verlieren. Wir dienen der Sache und für dieſe ſind derartige Dinge in der Regel von untergeordneter Bedeutung. Etwas anders liegt für uns der vorliegende Fall. Was ſich beim I, Deutſchen Fiſchereitag an Feſtlichkeiten und Aehnlichem entwickelte, ſtand mit dem Geſammtverlaufe in innigſtem Zuſammenhange, gab nach jo manchen Richtungen dem Verkehre der Gäſte und Theilnehmer ebenfalls ſeine charakteriſtiſche Signatur und diente inſoferne auch hervorragend der Sache, als es den gegenſeitigen Anſchluß vieler ſich bis dahin perſönlich fremd geweſener Theilnehmer vermittelte, damit zu einem Austauſch von Erfahrungen, Anſichten und Wünſchen führte und manches Bindeglied ſchuf, welches vordem gefehlt hatte, nun aber mit Nutzen functioniren möchte. Im Ganzen betrachtet ſchloſſen ſich die beim erſten Deutſchen Fiſchereitag veranſtalteten geſelligen Vereinigungen ſo harmoniſch in den Rahmen des Ganzen, daß man ſagen kann, auch ſie gehörten weſentlich dazu und trugen lebhafteſt dazu bei, um jenen einheitlichen Guß zu ſchaffen, jenen Typus 2¹⁰ — äußerer und innerer Zuſammengehörigkeit herzuſtellen, und jenes belebende Gefühl nationaler Gemeinſchaft zu erhalten, welche ſich nicht blos über die wenigen Tage von München ge— lagert hatten, ſondern hoffentlich auch noch recht lange in den nun folgenden Zeiten nüchtern ernſter gemeinſamer Arbeit vorhalten werden. Die Vorbereitung und Veranſtaltung alles deſſen, was der Geſelligkeit diente, hatte der Bayeriſche Fiſchereiverein als ſeine Aufgabe betrachtet und durchgeführt. Abgeſehen von dem täglichen Verkehre in engeren, gelegentlich und in fruchtbringender Mannigfaltigkeit ſich bildenden Cirkeln vereinigten ſich die Theilnehmer beſonders bei drei Gelegenheiten zu geſelligem Verkehre im Großen. Die erſte derſelben war eine muſikaliſch-deklamatoriſche Familienunterhaltung in dem großen, durch die Meiſterhand des Herrn k. Hofgarteninſpektors Möhl auf's feinſte gärtneriſch ausgeſchmückten Saale von Kil's Koloſſeum. Ganz hervor— ragende Kräfte aus dem Gebiete der Tonkunſt, treffliche Deklamatoren hatten hiezu bereit— willigſt ihre ſchätzbarſten Kräfte geliehen. Vereinsmitglieder aus dem Kreiſe der Künſtlerſchaft hatten ein heiteres Schattenſpiel („Ein Tag aus dem Anglerleben“) vorgeführt. Der ganze berühmte k. Hoftheaterſingchor (Männerchor) und ein tüchtiges Orcheſter belebten das Ganze noch weiter durch ihre Vorträge. Hier war es auch, wo zur Huldigung für Seine Majeſtät den König von Bayern und Seine Majeſtät den Kaiſer, zum Ausdruck der Verehrung für Seine Kaiſerliche und Königliche Hoheit den Kronprinzen des Deutſchen Reichs als Protector des Deutſchen Fiſcherei-Vereins wie für Seine Kaiſerliche Königliche Hoheit den Kronprinzen Rudolf von Oeſterreich als Förderer der Fiſchereipflege, endlich zur Anerkennung für den Deutſchen und Bayerischen Fiſcherei-Verein feſtliche Reden floſſen. Es war eine wahre, edle Feſtfeier, welche hier zu Ehren der Fiſcherei abgehalten wurde und durch die Theilnahme der höchſten Würdenträger des Staats eine ganz beſondere Ehrung empfing. Dem mehr heiteren Style war ein Tags darauf im Löwenbräukeller abgehaltenes Kellerfeſt geweiht. Das prächtige Lokal hatte unſer treffliches Vereinsmitglied, Herr Hofmeubelfabrikant Steinmetz mit ſeinem gewohnten Geſchmack und Geſchick feſtlich geſchmückt. Das rege Leben, welches ſich darin entwickelte, wird gewiß jeder Theilnehmer in freudigem Gedächtniſſe behalten. Die dritte Vereinigung zu einem Ausfluge nach Starnberg an den Würmſee litt anfänglich ſehr unter der Thatſache, daß in der vorausgegangenen Nacht in Folge großartiger Wolkenbrüche und dadurch verurſachter Dammriſſe am ſog. Meiſingerſee halb Starnberg unter die reißende Hochfluth einer Ueberſchwemmung gekommen war. Der Anblick bei der Ankunft in Starnberg ſchien troſtlos. Verſchiedene Vorbereitungen wurden dadurch aus den Fugen gehoben. Die Fiſchzuchtanſtalt des Bayeriſchen Fiſcherei-Vereins hatte glücklicher Weiſe faſt gar nicht gelitten; doch verhinderte ſtarke Trübung des ſonſt ſilberreinen klaren Waſſers den Einblick in die befloßten Schätze der Teiche. Raſch gelang es übrigens auch hier und für den ganzen Verlauf des Tages durch verſchiedene gelungene Improviſationen — namentlich an Speiſe und Trank — mit Hülfe der aus München mitgebrachten Muſik— kapelle ein Leben hervorzubringen, welches an Heiterkeit und Beweglichkeit, überhaupt an „Stimmung“ nichts zu wünſchen übrig ließ. Der durch die Allerhöchſte Gnade Seiner Majeſtät geſtattete Beſuch der herrlichen Roſeninſel — eines wirklichen, nicht blos ſogen. Roſeneilands —, die reizvolle Lage des aufgeſuchten Feldafinger Gaſthofes, die Rückfahrt auf dem hocheleganten Dampfer „Bavaria“ thaten weiter das Ihrige. Eine großartig begeiſterte Ovation für Seine Majeſtät den König vor Schloß Berg, mit glänzender Rede des viel— verehrten und vielverdienten Altförderers der Fiſcherei, Freiherrn v. Waſhington auf Schloß Pöls in Steyermark, ſchloß ſich als ganz natürliche Frucht aller Eindrücke und Empfindungen wie von ſelbſt an. Wir hoffen, daß der Tag von Starnberg, welcher auch zum Tage des Abſchieds wurde, den Entſchluß zum Wiederſehen bei dem nächſten Fiſchereitag — in zwei oder drei Jahren in Freiburg i. Baden — vollends gereift haben möchte. Ueber Eines werden ſich die Theilnehmer des Fiſchereitags übrigens beſonders gefreut haben. Es iſt die herzliche Theilnahme der weiteſten, mannigfachſten, offiziellen und nichtoffiziellen Kreiſe, welche ſich in München für die Fiſchereiſache und ihre Vertreter kund gab. Auch das iſt eine Frucht der Beſtrebungen der Fiſcherei-Vereine. Ihre Sache iſt in die Geſellſchaft, in das Volk gedrungen! (Fortſetzung folgt.) 211 II. Erfolge und Mißerfolge bei der Rünftlihen Jorellenzucht. Mitgetheilt von Hugo Vorgmann, kgl. Oberförſter in Oberaula. Als ich im Sommer 1877 nach Oberaula (Flecken in der Grafſchaft Siegenhain im vormaligen Kurfürſtenthum Heſſen am Knullgebirg — Theil des heſſiſchen Berg- und Hügellandes — nördlich am Vogelsberg) verſetzt wurde, fand ich in meinem neuen Bezirk eine ganze Anzahl der herrlichſten, zum Gedeihen der Forellen in hohem Grade geeigneten Gebirgsbäche vor, jedoch ohne Forellen. In früheren Jahren ſollen nach Ausſage älterer Leute dieſe Bäche ſehr gut beſetzt geweſen ſein, und war nichts natürlicher, als daß in mir der lebhafte Wunſch rege wurde, die in dieſer Beziehung „gute, alte Zeit“ wieder her— zuſtellen. Ich ging friſch an's Werk und bezog von Hahlingsmühle bei Bieber, Kreis Fulda, Forellenbrut. Ein alter, geſchleifter kleiner Quellteich wurde wieder hergeſtellt und mit 500 Stück Forellen im Frühjahr 1878 beſetzt, während einige kleine Bäche in ihrem oberen Lauf ebenfalls mit Brut verſehen wurden. Schon nach 1 ⅛ Jahren war ich im Stande mit den in jenem Teich wiedergefangenen 25 Stück ſehr ſtark gewordenen Forellen die künſtliche Zucht zu beginnen und zwar mit einem von der Regierung gelieferten Kaliforniſchen Bruttrog. Da jedoch das mir zur Verfügung geſtellte Waſſer aus der Leitung der Coll— mann'ſchen Brennerei in Haufen zu warm war und ich ſchon frühzeitig und lange füttern mußte, gab ich dieſen erſten Verſuch, der nur einige hundert Stück Forellenbrut (Haupt— verſuch in der Fütterungsperiode) lieferte, auf und legte im Forſtort Collenberg eine kleine, höchſt einfache Brutanſtalt an. Gerade in der Einfachheit und in Folge deſſen wenig koſt— ſpieligen Anlage finde ich einen Hauptvorzug derſelben, da es einem Jeden, der über einige Gebirgsbäche verfügen kann, ermöglicht iſt, ſich ſolch' eine Anſtalt zu beſchaffen, um hierin ſeinen Bedarf an Jungfiſchen und weit mehr zu erziehen. Eine ſolche, wenig koſtſpielige Anlage dürfte ſich für alle, weit vom Verkehr gelegenen Orte empfehlen und ſoll dieſelbe deswegen hier kurz beſchrieben werden. In dem Forſtort Collenberg befindet ſich ein ſchmaler, ziemlich tiefer Graben, der von einem kleinen Gebirgsbach durchfloſſen wird, deſſen Quellen ca. einen Kilometer über der Stelle liegen, wo ich vorerſt durch einen quer in dem Graben angebrachten Damm einen kleinen Teich von ca. zwei Are Oberfläche und zwei Meter Tiefe (an der tiefſten Stelle) angelegt habe, welcher zur Bewahrung der Laichforellen dient. Der Teich iſt mit Abflußrohr, verſchloſſenem Zapfenhaus und einer, durch eine Siebvorrichtung verſchließbaren Ueberfalls-Rinne verſehen, und iſt zur Aufnahme größerer Waſſermaſſen bei Schneeabgang und Gewitterregen mit einem Wildgerinne verſehen. Die ganze Anlage koſtet incl. des verwendeten Holzes ca. 80 Mark. An der Stelle, wo der kleine Bach in den Teich ein— tritt, iſt die höchſt primitive Brutanſtalt angebracht. Eine mit dem nöthigen Gefälle ver— ſehene Holz-Rinne, durch welche das Waſſer ſeinen Lauf nimmt, iſt vermittelſt Staubrettchen in ſechs Abtheilungen getheilt, in denen je ein Kuffer'ſcher Bruttopf ſich befindet. Bevor das Waſſer in die Rinne eintritt, muß dasſelbe durch ein mit Löchern verſehenes ſenkrechtes Brett hindurch, welches Laub u. ſ. w. aufhält und auch bei ſtarkem Waſſerandrang nicht mehr Waſſer durchläßt, als dieſe Löcher aufnehmen können. Das überflüſſige Waſſer fließt alsdann unter der Rinne weg in den Teich. Die Rinne iſt nach oben mit drei neben— einander liegenden verſchließbaren Holzdeckeln verſehen und ſo angebracht, daß man bequem vor den Töpfen in ſitzender Stellung das Ausleſen ꝛc. beſorgen kann. Ueber dem Ganzen iſt eine an der Bergwand angelehnte, mit Raſen gedeckte, vorne ganz offene Hütte an— gebracht, welche bei ſtarker Kälte ganz mit Strohbünden ausgefüllt werden kann. Selbſt bei länger anhaltendem Froſt bis 22 9 R. hat dieſer Schutz vollſtändig ausgereicht. In dieſer kleinen Brutanſtalt habe ich nun mehrere Jahre hindurch ganz vorzügliche Reſultate erzielt. Bei der geringen Temperatur des Bachwaſſers iſt der Entwicklungsgang ein ſo langſamer, daß die jungen Forellen erſt Anfangs Juni die Nahrungsblaſe verloren haben, mithin überhaupt gar nicht gefüttert zu werden brauchten. Was dies beſagen will, kennt jeder Forellenzüchter. Insbeſondere mit Rückſicht darauf, daß bei dem ſo ſpäten Aus— ſetzen der Brut dieſelbe ſofort reichlich Nahrung findet und nicht durch das Füttern ver— wöhnt iſt, glaube ich annehmen zu dürfen, hierdurch in meinen Bächen die ſchönen Erfolge erzielt zu haben. a Das nöthige Zuchtmaterial habe ich in den inzwiſchen wieder bevölkerten Bächen gefangen und in dem Teich bis zur Streichzeit aufbewahrt. Gefüttert habe ich die in dem Teich befindlichen ca. 170 Stück Laichforellen vermittelſt einiger über dem Waſſer aufgeſtellten Aaskaſten (durchlöcherte Holzkaſten, in welche geſchoſſene Vögel, gefallenes Vieh u. dergl. eingebracht werden, was bald von Fliegen und Aaskäfer-Larven wimmelt, welche, ſobald ſie ſich verpuppen wollen, durch die Löcher in das Waſſer fallen und hier von den Forellen gierig verſchlungen werden). Die erzielten Erfolge waren relativ ſehr bedeutend. Biſſus kam überhaupt gar nicht vor, und der wenig eindringende Sand lagert ſich unter die hohl ſtehenden Töpfe. In Folge deſſen war es erlaubt und genügte vollſtändig, wenn alle drei bis fünf Tage eine Reviſion der Töpfe zur Entfernung der todten Eier ꝛc. ꝛc. vorgenommen wurde. (In dieſem einen Punkte ſind unſere Erfahrungen weſentlich anders! Die Red.) So proſperirte die kleine Brutanſtalt ganz vorzüglich und habe ich nicht nur ſämmt— liche von mir gepachteten Bäche wieder vollſtändig beſetzt (ich fange jetzt mit zwanzig Reuſen in einer Nacht 10—20 Pfund Forellen), ſondern auch benachbarten Fiſchereigemeinden alljährlich noch Brut abgegeben — und dies ſind die „Erfolge“ — bis der Wunſch in mir rege wurde, einen zweiten Teich anzulegen, um Rogener und Milchner trennen zu können, da häufig Weibchen bereits gelaicht hatten, wenn ſie geſtrichen werden ſollten. Den Laich hatten die übrigen Forellen im Teich aufgefreſſen, denn beim Streichen kamen aus dem After die zahlreichen, unverdauten Eierſchalen zum Vorſchein. Dieſem Wunſche, einen zweiten Teich anzulegen, kam die königliche Regierung bereit— willigſt entgegen und bewilligte die hierdurch entſtehenden Koſten. Der neue Teich wurde in demſelben Graben, ca. 25 Meter über der Brutanſtalt, genau wie der unterhalb gelegene angebracht und konnte mit den abgeſtrichenen Rogenern beſetzt werden. Etwa 2000 befruchtete Eier befanden ſich in den Töpfen und nahm deren Ent— wicklung den bekannten Verlauf. Jedoch hatte ich nun mit einer mir völlig neuen Er— ſcheinung zu kämpfen. Unterhalb des oberen Teichs, durch den der Bach ſeinen Lauf nimmt und aus dem dieſer ca. drei Meter als kleiner Waſſerfall herunterfließt, bildeten ſich in dem Bachbett neben, wohl aus der Teichſohle und an der Abflußrinne austretendem, rothem Eiſenoxydhydrat weiße, flockige, beim Herausnehmen gallertartige Gebilde, welche ich vordem nie geſehen hatte und welche die im Waſſer liegenden Steine, Holz, Laub u. ſ. w. ganz überzogen, ſich von Zeit zu Zeit ablöſten und in die Brutrinne getrieben wurden, und hier die Löcher in dem Vorderbrett und in den Bruttöpfen zeitweiſe verſtopften. Mit dem ſich ſonſt auf den Eiern bildenden und feſtſitzenden Biſſus hat dieſes Gebilde durchaus keine Aehnlichkeit, griff die Eier ſelbſt nicht an, ſondern wurde nur dadurch unangenehm, daß jetzt alltägliche Reviſionen nöthig wurden, um die Töpfe und Brutrinne zu vereinigen. In dem ganzen übrigen Waſſerlauf ſucht man vergeblich nach dieſem eigenthümlichen Körper, nur zwiſchen dem oberen Teich und der Brutrinne kam dasſelbe in Maſſe vor. Es unter— liegt demnach keinem Zweifel, daß die Anlage des oberen Teiches die Bedingungen geſchaffen hat, unter denen dieſe Gebilde entſtehen und deren Entwicklung begünſtigen. Nur durch Anwendung der größten Aufmerkſamkeit war es möglich, daß die Brut ſich regelrecht ent— wickelte und ich im Anfang Mai noch im Beſitz von ca. 18,000 kleinen, noch mit der Keimblaſe verſehenen Forellen war. Gegen das Frühjahr hin hatte das mehrerwähnte Gebilde nachgelaſſen ſich zu vermehren und ſchien in der Abnahme begriffen, als eines Tages der die Reviſionen beſorgende Förſter meldete, es ſei unter den Forellen eine Krank— heit ausgebrochen und dieſelben ſeit einigen Tagen faſt alle geſtorben. Die ſofort vor— genommene Unterſuchung ergab, daß von jenen noch vor Kurzem friſchen und munteren 18,000 Stück Forellen nur noch etwa 500 am Leben waren — das iſt der „Mißerfolg“ — und weiter, daß ſämmtliche Löcher der Bruttöpfe einfach verſtopft waren und beim Heraus— heben aus dem Waſſer keinen Tropfen abfließen ließen. Das oben erwähnte Eiſenoxydhydrat ſpielte hier ebenfalls eine mir nicht ganz klare Rolle, indem dieſes einen Hauptbeſtandtheil des Verſtopfungsmaterials ausmachte. Ob ſich das— ſelbe bei der langſamen Filtration, ehe die Löcher noch ganz verſtopft waren, aus dem Waſſer, in welchem alsdann kohlenſaures Eiſenoxydul gelöſt fein müßte, ausgeſchieden hat, 218 oder einfach mechaniſch von dem Waſſer fortgeriſſen, an den kleinen Löchern aufgehalten wurde, laſſe ich dahin geſtellt. Die noch am Leben gebliebenen 500 Stück konnten nur dadurch erhalten werden, daß dieſelben faſt täglich in friſch gereinigte Töpfe umquartirt wurden, da das rapide Verſtopfen der kleinen Oeffnungen mit der ſchwärzlich-rothbraunen Maſſe immer fortdauerte. In dem dargeſtellten Fall ſteht mithin feſt, daß das früher ſo ſehr zur Erbrütung von Forellen geeignete Waſſer, nachdem es durch den neu angelegten Teich gefloſſen, zu dieſem Zweck nicht mehr geeignet iſt und ich gezwungen bin, die Brutrinne nunmehr ober— halb des neuen Teiches anzubringen, woſelbſt ich die früheren, ſo überaus günſtigen Reſul— tate wieder erzielen werde. Den Fiſchereiliebhabern und angehenden Züchtern mögen die mitgetheilten Erfolge zur Aufmunterung — der diesjährige Mißerfolg zur Warnung für ähnliche Fälle dienen, und die Herren Gelehrten bitte ich um gütige Auskunft über die oben beſchriebenen eigenthüm— lichen Gebilde, welche an dem Mißerfolge zum großen Theil Schuld hatten. *) III. Bereinsnadridten. 1. Oberpfälziſcher Kreis: Fiiherei: Verein in Regensburg. Der oberplälziſche Kreis- Fiſcherei- Verein hält am 2. Auguſt 1885 Vormittags 11 Uhr zu Schwandorf (Pfälzerhof) ſeine diesjährige Generalverſammlung ab. Auf der Tagesordnung ſtehen namentlich: Bericht über den I. deutſchen Fiſchereitag, Erſtattung des Jahresberichts mit Rechnungs- ſtellung, Neuwahlen, dann Verhandlungen über: Fiſchereiſchutz, Fiſchotterfrage, Prämiirungen, Aae euch Naab, Fiſchpäſſe, Leutomiſchler Karpfen. Die Vorſtandſchaft erſucht um recht zahl— reichen Beſuch. 2. Verein zum Schutze und zur Beförderung der Fiſcherei in der Ruhr und Lenne. Am 28. Juni 1885 hielt der Verein feine Generalverſammlung zu Schwerte ab. Aus dem dabei erſtatteten (11.) Jahresberichte entnehmen wir folgende auch für weitere Kreiſe bemerkens— werthe Stellen: „Beſondere Aufmerkſamkeit wurde der Waſſer-Vergiftung reſp. Verunreinigung zugewendet, durch welche leider faſt alle fließenden Fiſchgewäſſer mehr oder weniger gelitten haben. So lange jedoch die Behörden nicht von dem Grundſatz ausgehen, daß es für Vegetation, Leben und Geſundheit von Pflanzen, Thieren und Menſchen abſolut nothwendig, jede Verunreinigung der fließenden Ge— wäſſer unbedingt zu verhindern, wird der Schaden immer erſt dann allgemein erkannt werden, wenn er bereits geſchehen und dann auch meiſtens unheilbar geworden iſt. Abgeſehen von den Säuren und Eiſenoxydtheilen, welche aus Meſſing-, Draht- und anderen Werken abfließen, ſind es hauptſächlich Papier- und Celluloſefabriken, welche beſonders ſchädlich wirken, wie aus einer gutachtlichen Aeußerung des Vorſtehers der Agrikultur-chemiſchen Verſuchsſtation zu Münſter, Herrn Profeſſor Dr. J. König, in Folge einer Unterſuchung von Hönnewaſſer, hervorgeht, welche hier wörtlich folgt: „„Die direkte Ablaſſung dieſes ſtark ſchlammigen Waſſers in öffentliche Bäche reſp. Flüſſe iſt nicht ſtatthaft. Die ſchlammigen Beſtandtheile machen das Waſſer nicht nur an ſich un— brauchbar für die Fiſchzucht, für alle häus lichen und induſt riellen, für Be- rieſelungszwecke ꝛc., ſondern die darin enthaltenen organiſchen Stickſtoffverbindungen geben auch, beſonders in der wärmeren Jahreszeit leicht Veranlaſſung zu Entſtehung von Fäulniß, in Folge deſſen das Waſſer auch einen giftigen Charakter für Fiſche, Thiere und Menſchen annehmen, wenigſtens aber ſehr läſtig und ungeſund für die Anwohner werden kann.““ Möge es mit der Anführung dieſes einen Falles hier genügen; ſoviel ſei nur noch hinzu— geſetzt, daß ſich die böſen Folgen der Waſſerverunreinigung immer mehr fühlbar machen, ſo daß ein energiſcheres Einſchreiten der Behörden, als es bisher wahrgenommen werden konnte, unbedingt verlangt werden muß. — — — *) Eine definitive Antwort läßt ſich nicht geben, da ja nicht feſtſteht, welcher Art die gallert— artigen Gebilde angehören ꝛe. Es kann nur für künftige Fälle gerathen werden, derartige Vor— kommniſſe durch Einſendung der fraglichen Gegenſtände zwecks Unterſuchung ſeitens Sachverſtändiger feſtlegen zu laſſen. — Aehnliche oder vielleicht gleiche Erſcheinungen ſind übrigens auch ſchon anderweitig beobachtet. In einem Falle ergab ſich das maſſenhafte Auftreten ſolcher Flockengebilde von Algen (damals als beggiatoa alba beſtimmt) als Folge des Durchſickerns von Abwäſſern einer höher gelegenen Brauerei in die Quellniederung. Mit Abſtellung dieſer Durchſickerung ver— ſchwanden auch die Verunreinigungen. Sollte in obigem Falle vielleicht nach Ortsverhältniſſen die Eingangs gedachte Brennerei mit im Spiele ſein? Die Red. 214 Die Verhandlungen, welche Seitens des Vereins über die Anlage von Fiſchpäſſen an den Ruhrwehren bei Herdecke und Schwerte ſchweben, führen vorausſichtlich zu erwünſchtem Reſultat. Wenn nicht unvorhergeſehene Verzögerungen eintreten, wird die Ausführung der Fiſch— päſſe noch im Laufe des Sommers vorgenommen und damit den Wanderfiſchen das obere Ruhr— gebiet wieder erſchloſſen werden. — — — In der Brutanſtalt Heeſe wurden keine beſonderen Veränderungen vorgenommen und nur gewöhnliche Reparaturen ausgeführt. Aus ſelbſt gewonnenen 220,000 Lachseiern der Ruhr wurden 206,500 geſunde Fiſchchen erbrütet, von denen Herr Fr. von der Wengen mit bekannter Meiſter⸗ ſchaft für Rechnung des Deutſchen Fiſcherei-Vereins am 9. Mai 50,000 Stück bei Rheda in den Mökerbach (Seitenbach der Ems), am 12. Mai 50,000 bei Rheine in die Ems und am 15. Mai 40,000 bei Löhne in die Werre einſetzte. Mit 61,000 Stück beſetzte der Verein die Ruhr auf der Strecke von Wieckede bis Schwerte; 5000 wurden nach der Lippe und der Reſt an Private vergeben. Außer den Lachſen wurden noch folgende Eier erbrütet: 4,000 ſelbſtgewonnene Meerforellen, 33,000 1 Bachforellen, 28,000 Bachforellen aus der Brutanſtalt des Herrn G. Overbeck zu Winkelsmühle, en a d aus der ee ae 5 19 Oberbürgermeiſter 46,000 Saiblinge Schuſter au Freitzurg Aus Hüningen wurden 4000 junge Aale, ſogenannte Monte, bezogen. Der freundlichen Vermittelung des Königlichen Oberförſters Brünings zu Cleve iſt der Bezug von 5000 ſogenannten Sandaalen (junge Aale bis zur etwaigen Länge von 20 Centimetern) zu danken. Leider hatte jedoch der Transporteur die Transport-Gefäße bei ſehr großer Hitze über— füllt, ſo daß ein bedeutender Verluſt zu beklagen war, welches in der Folge nicht wieder vor— kommen wird. Karpfen haben ſich ziemlich vermehrt, ſo daß in dieſem Herbſt eine größere Menge abgegeben werden kann. Von den 10 Teichen der Anſtalt iſt nur ein kleiner unbeſetzt, welcher bei dem im Herbſt vorzunehmenden ſehr intereſſanten Ausfiſchen der zu verſendenden Aale, Karpfen und Schleien benutzt werden muß. Von den verſchiedenen Arten der erbrüteten jungen Forellen wurden 34,000 Stück in nachſtehender Weiſe unentgeltlich eingeſetzt: 500 in einen Teich bei Böingſen, | 2000 in die Ruhr bei Füchten, 1000 „ die Sorpe oberhalb Hachen, 5000 „ „ e berg 2000 „ „ Bigge oberhalb Finnentrop, 2000 % „ dfifeig, 1000 „ „ö Hönne bei Sanſſouci, 2000 „ den Barbach, 4000 „ „ Bieber, 1000 „ „ Elſebach, 2500 „ den Wannebach bei Haus Ruhr, 2000 „ die Möhne bei Rüthen, 2000 „ die Weiſchede bei Bilſtein, 2000 84:5; 1 „ Himmelpforten, 1000 „ „ö Röhr bei Hüſten, 1000 „ den Bensberger Bach, ö 2000 „ „ Ruhr bei Wickede, 1000 im zoologiſchen Garten zu Münſter. Wie aus der Jahresrechnung hervorzugehen ſcheint, iſt die erfreuliche Thatſache zu conſtatiren, daß die Fiſcherei-Vergehen abgenommen, und daß ſich die Zahl der Fiſchotter verringert hat. Dynamitfälle ſind nicht zur Anzeige und Beſtrafung gelangt; andere Fiſcherei-Vergehen nur vier gegen 21 im vorigen Jahre. Statt 63 im vorigen Jahre, wurden nur 47 Fiſchotter prämiirt, ſtatt 13 Fiſchreiher jedoch in dieſem Jahre deren 19 Stück, welche ſich zufällig aus weiterer Ferne herangezogen haben mußten, da im Ruhr-Lennegebiet keine Reiherhorſte mehr bekannt ſind. Zur Prämiirung der Otterjäger J. und II. Brüder Ewald und Wilhelm Schmidt hatte der Herr Miniſter für Landwirthſchaft, Domänen und Forſten, Excellenz Dr. Lucius, dem Verein den Betrag von 500 Mark überwieſen, welcher für Weſtfalen zur Verwendung gelangte. Die Otterjäger erlegten in dem Zeitraum vom 26. Januar bis 18. October 1884 in Rhein⸗ land, Weſtfalen und Süddeutſchland 140 Otter. Davon in Weſtfalen an der Ruhr, Lippe, Ems, Iſſel, Bigge und Nebengewäſſern 40 Stück. Gleichwohl ſpinnen die Otterjäger keine Seide. Die Jagd- und Reiſeunkoſten, das Halten der Hunde und das Leben in den Wirthshäuſern iſt zu theuer, die Preiſe der Otterpelze, welche den Otterjägern verbleiben, ſind gegen die Vorjahre um die Hälfte geſunken. Hinzu kommt die große Anſtrengung der Jagd ſelbſt, welche häufig erfolglos bleibt, weil denn doch glücklicher Weiſe nicht jo viel Otter vorhanden find als Spatzen. Nur tüchtige, erfahrene Jäger verlieren nach an— ſtrengenden Fehljagden nicht den Muth. Wo aber Fiſchzucht betrieben wird und wo man Ertrag aus fließenden Fiſchwäſſern erwartet, da müſſen die Fiſchotter nach Möglichkeit vertilgt werden. Die Jagd mit Hunden ſteht dabei obenan, wenn auch hin und wieder gute Fallenſteller durchaus nicht zu verachten ſind.“ 3. Auszug aus dem Berichte des Unterfränkiſchen Kreis ⸗Fiſcherei⸗ Vereins über ſeine Thätigkeit in den Jahren 1854/85. Bezüglich des Maines vollziehen ſich im Laufe der letzten Jahre Aenderungen ſehr ein⸗ ſchneidender Natur für deſſen Fiſchereiweſen. Energiſche Beſtrebungen von verſchiedenen, zum Theile ſehr maßgebenden Seiten, vereinigen ſich, um in möglichſter Bälde dem Mainſtrom als Schiff⸗ fahrtsſtraße nicht nur zur alten, vor Jahrhunderten für den Verkehr Mitteldeutſchlands inne— 2 g - 34 215 — —— gehabten Bedeutung zu verhelfen, ſondern dieſen Verkehr auch auf die unſerer heutigen modernen Flußſchifffahrt zur Verfügung ſtehenden Hilfsmittel zu baſiren. Das Flußbecken des Mains geſtaltet ſich mehr und mehr zum Kanale um. Mit unfehl- barer Sicherheit erfüllen, namentlich im bayeriſchen Maine, die Buhnen ihren Zweck, den Main in zwei von Steinwällen eingefaßte Parallelufer einzuengen. Die natürlichen Verhältniſſe kommen dieſem Beſtreben zu Hilfe. Der Main führt bekanntlich ungemein viel feines Gerölle, hauptſäch— lich Quarzſand aus dem Fichtelgebirg mit ſich. Dadurch verlegen ſich, insbeſondere unter Unter— ſtützung durch Hochwaſſer, künſtliche Weidenpflanzungen und eine reiche meiſt raſch von ſelbſt innerhalb der Buhnen ſich entwickelnde Sumpfvegetation, ferner die zahlreichen natürlichen Krümm— ungen des Mains, deſſen Buhnen in relativ kurzer Zeit. Mitte der ſiebenziger Jahre noch ſchloſſen die Buhnen des linken Mainufers unterhalb Würzburg bis Himmelspforten ſtattliche, fiſchreiche Waſſerflächen ein, jetzt ſchon ſind dieſe Buhnen verſandet und verlandet. Dies vollzieht ſich auch anderwärts ſo im Maine. Ungemein erſprießlich haben die Oeffnungen gewirkt, welche, wie bereits früher von uns berichtet, die hohe königl. bayeriſche Staatsregierung an den noch waſſerreichen Buhnen als Fiſchpäſſe im Kleinen anlegen ließ. Gerade in ſolchen Bezirken, wo dieſe Oeffnungen zahlreicher ſind, zeigt ſich in den letzten Jahren reichlich Brut, insbeſondere auch von Karpfen, die nach Wiedergewinnung ihrer natürlichen Laichplätze ſich ſohin im Fluſſe wieder frei vermehren. Der Vortheil dieſer Buhnenöffnungen für den Fiſchſtand hat ſich insbeſondere in der heißen Jahres— zeit 1884 erwieſen, wo wir einen Waſſerſtand hatten nur wenig höher als den von 1859. Alte Fiſcher verſichern, den zweitniederſten in dieſem Jahrhundert. Maſſenhaft konnte ſich durch die angebrachten Oeffnungen bei Sinken des Waſſerſpiegels die Brut aus den Buhnen in den Fluß retten. Maſſenhaft freilich ging auch Fiſchbrut zu Grunde in den noch feſtgeſchloſſenen Buhnen. Uebrigens iſt ſtreckenweiſe ſelbſt innerhalb geöffneter Buhnen durch dieſen ungewöhnlich trockenen Sommer, der ja auch die „Weinſteine“ an verſchiedenen Stellen des Fluſſes bloß legte, hie und da förmliche Fiſchſterbe eingetreten. Das Waſſer ſank nämlich mitunter ſo raſch unter die Sohle der Buhnenſchlitze, daß Fiſche nicht mehr aus den Buhnen entweichen konnten und darinnen, da einzelne Buhnen ſogar ganz austrockneten, zu Grunde gingen. Dem Vereine ſind ſeitdem ſeitens Betheiligter eine Reihe von Vorſchlägen, namentlich hinſichtlich Mehrung, Verbreiterung und Tieferlegung der Buhnenöffnungen zugegangen, welche er demnächſt der hohen kgl. Behörde vorlegen wird. An dem wohlwollendſten Entgegenkommen fehlt es hier nicht, insbeſondere auch nicht bei den kgl. bayer. Flußbauämtern. Leider ſind im nichtbayeriſchen Maine die Buhnen unſeres Wiſſens noch ſämmtlich ungeöffnet. Die bereits in unſeren früheren Berichten beſprochene Kanaliſirung des Mains von Frank— furt bis zur Mainmündung befindet ſich im Baue. Jedes der fünf den Main regelmäßig ſperren— den Stauwerke bei Koſtheim, Flörsheim, Okriſtel, Höchſt und Frankfurt erhält ſeitlich einen Fiſch— paß. Die Pläne und Voranſchläge für die Bälle wurden auf Veranſtaltung des Deutſchen Fiſcherei— Vereins durch die königl. preußiſche Regierung dem Vereins vorſtande zur Aeußerung hierüber zugeſchloſſen. Die Anlagen ſcheinen praktiſch entworfen. Schon die geringen Gefällsverhältniſſe des Untermains bedingen, daß die Höhe des Paßaufſtiegs keine zu große zu werden braucht. So beträgt die Höhendifferenz vom Unter- zum Oberwaſſer bei den drei Leitern zu Höchſt, Okriſtel und Flösheim nur 1,8 Meter, bei Koſtheim 2,2 Meter, bei Frankfurt 2,7 Meter. Dieſe Höhen werden im Paſſe bei Frankfurt, als dem höchſten, mittels 9 Staffeln, im Flörsheimer Paſſe, als einem der niederſten, mittels 5 Staffeln erſtiegen. In der Erſteigung dürften demnach die auf— wärts ziehenden Fiſche umſominder Schwierigkeit finden, als die Wanderfiſche, insbeſondere die hier hauptſächlich fraglichen Lachs und Aal, zufolge ihres gewaltigen, phyſiſch von einer ſtarken Sprung— und Kletterfähigkeit unterſtützten Wandertriebs, weit entſchiedenere, namentlich natürliche Hinder— niſſe erfahrungsgemäß beſiegen. Wiederum erfahrungsgemäß aber wird eine Reihe von Fiſchpäſſen trotz kunſtgeregelter Anlage von den aufſteigenden Wanderfiſchen nicht angenommen. So ſagt man dieß insbeſondere dem Lachspaſſe bei Hameln in der Weſer nach. Der Verein glaubte in der Sache nachſtehendes Gutachten vom März 1884 abgeben zu ſollen: „Dem Gutachten des Herrn Kammeringenieurs Brüſſow in Schwerin wird durch— aus beigetreten und hiezu unmaßgeblichſt bemerkt: Die geplanten Fiſchleitern bieten vorausſichtlich bei ihren entſprechenden, nicht zu ſteilen Steigungsverhältniſſen, neben dennoch relativ geringer Länge, ferner bei dem ziemlich reich bemeſſenen Waſſerquantum, das zu ihrer Ueberſtrömung beſtimmt iſt, im allgemeinen günſtige Ausſichten dafür, daß die aufſteigenden Wanderfiſche, Lachs und Maifiſche ins- beſondere, den Paß überwinden werden. — Ob auch der Aal, für das Maingebiet bisher Hauptfiſch, ferner einzelne Weißfiſcharten, welche zu gewiſſen Zeiten in ſtarker Anzahl bisher aus dem Rheine in den Main ſtiegen, die Päſſe überhaupt oder in bisheriger Anzahl über— ſteigen können, bezw. werden, dürfte nicht ganz zweifelsohne ſein. Die wichtigere Frage, ob die aufſteigenden Wanderfiſche die Päſſe finden und an— nehmen werden, dürfte im Hinblick auf die gewählte Konſtruktion im allgemeinen gleichfalls zu bejahen ſein. Im ſpeziellen iſt freilich die Oertlichkeit der Ausſtrömungsſtelle ſammt deren aus dem Plane ſelbſtverſtändlich nicht allweg erſichtlichen Verhältniſſen hiefür maß— —* ebend. Man muß in dieſem Punkte erſt Zukunft und Erfahrung, ſowie eine Anzahl von Zeit zu Zeit anzuordnenden Probeabfiſchungen der Päſſe mitſprechen laſſen. — Schon vom Geſichtspunkte allenfallſig ſich als nothwendig herausſtellender Abänderungen iſt ſoweit an— gängig, Holzkonſtruktion der von Stein vorzuziehen. 216 Auf Eines möchte insbeſondere hinzuweiſen ſein, nämlich, daß nach bisheriger Er- fahrung Fiſchtreppen, deren Ausmündung in Unterwaſſer nicht möglichſt unmittelbar am Fuße des Hinderniſſes ſich befindet, von den aufſteigenden Fiſchen gar nicht oder nur ſchlecht gefunden bezw. angenommen und daß bei Fiſchleitern, die nicht fungiren, ſeltener die Art und Steile des Aufſtiegs, als der Umſtand hinderlich wirkt, daß die Fiſche die Aus— ſtrömungsſtelle der Treppe überhaupt nicht finden, oder aber nicht genehm finden. In letzterer Hinſicht dürfte namentlich die Qualität des die Leiter durchſtrömenden Waſſers bedeutungsvoll ſein. — Es wird, was die Pläne wiederum nicht erſichtlich machen können, als wichtig erſcheinen, daß die Fiſchtreppen, namentlich die bei Frankfurt liegenden, ſich weit genug von in den Fluß geleiteten Unrathskanälen befinden, daß nicht ſtatt ent⸗ ſprechend reinen Waſſers ſich eine mehr minder putride Flüſſigkeit über die Treppen ergießt. Ohnedies iſt zu befürchten, daß der bei Frankfurt ſo ſehr durch die Abflüſſe dieſer Stadt verunreinigte Main, wenn er aus einem Strome Kanal geworden, an manchen Stellen ſtark miasmatiſirt werde. Dieſer Umſtand, und wenn ſich namentlich Miasmenlager in der Nähe von Fiſch— treppen bilden ſollten, kann die zu erhoffende gute Wirkung der geplanten Treppen auf: heben, wenigſtens ſehr in Frage ſtellen, was um ſo bedauerlicher wäre, als auch mittels der beſtwirkenden Fiſchtreppen für den Wanderfiſchſtand der oberliegenden Stromgebiete nicht das mehr geleiſtet werden kann, was der freie Strom, in welchem der wandernde Fiſch gegenüber Unrathsſtrömungen immer noch nach Umſtänden auszubeugen vermochte, leiſtet, bezw. bisher geleiſtet hat. — Um ſo bedauerlicher, als ſeit einiger Zeit als Wirkung der vom Deutſchen Fiſcherei-Vereine bethätigten Ausſetzungen von Lachsbrut im Main⸗ gebiete die ſeit Jahrzehnten ganz fehlenden Lachſe wieder in den Main aufſteigen, und als die Mainfiſcherei bisher aus den vom Rheine aufſteigenden Fiſchen tüchtigen a gez.: Zenk“. Die Verunreinigung des Maines*) durch Einlaſſung der Fäcalien aus der Stadt Frankfurt hat übrigens, wie wir hören, in letzter Zeit bereits aufgehört. Mittels Klärbecken wird das Ab— waſſer aus Frankfurt vor dem Eintritt in den Strom gereinigt und letzterem nur mehr noch filtrirt zugeführt. Ein lobenswerther Schritt auf dem Wege der Wiederreinigung unſeres Fluſſes, — möge er anderweite Nachahmung finden! Leider finden nach Angabe unſerer Gewährsmänner im Untermaine noch immer anderorts Verunreinigungen des Stromes in gefährlichem Maßſtabe ſtatt. Die Gasfabrik zu Frankfurt, die Weißpapierfabrik zu Damm, die Anilinfabriken bei Birgel-Offenbach, rechts bei Fechenheim, bei Griesheim und Höchſt, die chemiſche Fabrik von Ehlers werden als beſonders ſchädlich bezeichnet. Die Abflüſſe aus der Gasfabrik Frankfurt ſollen letztes Jahr eine große Anzahl Fiſche im Fluſſe getödtet haben. Nach Angabe des Fiſcherei-Vereins Aſchaffenburg hat die Dammer Fabrik nicht nur im dortigen Laufe der Aſchaff die thieriſchen Organismen vollſtändig vernichtet und den Wanderfiſch von den Aſchaff ganz abgeſchnitten, ſondern die Abwäſſer dieſer Fabrik verbreiten bei niedrigem Waſſerſtande noch eine Stunde bis unterhalb Aſchaffenburg Verderben und Tod unter den Fiſchen ſelbſt des Mains. Nach Verſicherung eines Gewährmanns führen die obengenannten Anilinfabriken dem Unter⸗ main ganz enorme Quantitäten arſeniger Säure zu und verpeſten den Fluß weithin. Im Jahre 1876 jollen in Heſſen 3206 Ctr. Arſenſäure für die Anilinfabriken eingeführt worden und bis auf einen geringen Prozentſatz auch wieder mainabwärts und zwar in löslichem Zuſtande gefloſſen ſein. Leinreiterspferde erkrankten und krepirten am Saufen dieſer Art von Flußwaſſer. Nach Mittheilung der Vorſtände der Fiſcherei-Genoſſenſchaften Klingenberg und Miltenberg läßt ins⸗ beſondere die Fabrik in Fechenheim jeden Morgen ihre Giftbäche in den Strom, der unter ihrer Wirkung noch nach 3—Aſtündigem Laufe leidet. Vorſtand Joſ. Ebert von Klingenberg hat im Maine bei Frankfurt ſein Geſicht gewaſchen, und „da habe das Waſſer noch gebiſſen wie giftig“. Die Lengfurter Fiſcher Bernhard Väth und Franz Ludwig ſagen aus, durch die Fabriken zu Fechenheim, Offenbach, Griesheim und Höchſt werde zeitweilig der Main derart verunreinigt, daß, man darin nicht einmal die Hände reinigen könne“ u. ſ. w. Nur der unbeſiegliche Vorwärtstrieb der Wanderfiſche vermag bei ſolcher Maſſeverpeſtung überhaupt noch die Thatſache zu erklären, daß Wanderfiſche aufwärts in den Main gelangen. Daß übrigens der Maifiſch nur noch ſelten in den Fluß ſteigt, der Aal ganz unbeſtreitbar nach all⸗ jeitigem Zeugniß im Abnehmen begriffen iſt, aufſteigende Lachſe, die ja Reinlichkeit liebende Sal⸗ moniden find, vor ſolcher Brühe Kehrt machen, — das Alles darf man getroſt hauptſächlich der beſagten Verunreinigung des Untermains zuſchreiben. Die Sache iſt um ſo ernſter, als ſolche von Einzelbetrieben ſtattfindenden Flußvergiftungen das Wohl der Geſammtheit auch in anderen Richtungen gefährden und ſchädigen. Man kann ſich ja leicht unterrichten, welche allgemeine *) Auch in der bekannten Schrift „Ueber die Verunreinigungen des Rheins durch Abfallſtoffe von Fabriken“ von Caſimir Nienhaus-Meinau in Baſel wird über die arge Verunreinigung des Rheins bei Mainz durch die Zufuhr aus dem Maine geklagt und bemerkt: „Der Main iſt unter den größeren Flüſſen Deutſchlands jedenfalls derjenige, welcher verhältnißmäßig am ſtärkſten verunreinigt wird und würde es äußerſt intereſſant ſein, zu konſtatiren, ob in demſelben bei ſeinem Eintritt in den Rhein die zugeführten Chemikalien nachzuweiſen ſind.“ Die Red. * i Schäden die Pollution der Flüſſe in England bereits angerichtet hat; das Wenigſte davon, aber immer noch ein Bedeutendes bleibt, daß ſie die beſten Lachsſtröme dort durch die disease an Lachſen ganz verödete. h Es ijt an der Zeit, dem Uebelſtande der Verunreinigung des Untermains durch die Fabrik— abwäſſer zu begegnen, — und es kann ihnen begegnet werden, Daß die mehr und mehr vorkommende Kanaliſirung des Mains, und namentlich Untermains nur die Unterlage bilde für Steigerung des Schiff— b bree Dampferverkehrs, iſt folgegerecht Der Untermainkanal ſoll ja den großen Rheinſchiffen ermöglichen, künftighin direkt Frankfurt anzulaufen. Unſeres Wiſſens wird auch die Mainzer Aktiengeſellſchaft „Mainkette“ in nicht fern— liegender Zeit unter Anwendung der Kette ihre Dampferfahrten aufnehmen und bis Bamberg aus— dehnen. Der Waſſerſtand des Mains iſt im Sommer oft ſo nieder, daß die Dampfer voraus— ſichtlich nicht nur die Wellen, ſondern zeitweilig auch den Grund furchen werden. Am Beiſpiele der zwei kleinen Paſſagierdampfer, die ſeit Kurzem zwiſchen hier und Veitshöchheim verkehren, iſt dies nachweisbar. Auf den Fiſchſtand wirken ſolche Umſtände ſicherlich nicht gut ein. In einer vor uns ſich abwickelnden Spanne Zeit wirken demnach, wenn auch nicht abſichtlich, ſo doch urſächlich, die heute ſo mächtigen Faktoren „Verkehr und Induſtrie“ zuſammen, um dem Maine, der vor wenigen Jahrzehnten noch ein faſt unverderbter Naturſtrom mit für den Fiſchſtand ſehr günſtigen natürlichen Bedingungen geweſen iſt, Werth und Bedeutung als Fiſchwaſſer arg zu ſchmälern. Es wird trotz dem warmen Wohlwollen, welches die hohen Regierungen der Main— uferſtaaten, die hohe kgl. bayer. Regierung voran, den Fiſchereiintereſſen des Maines als einem Zweige der Volkswirthſchaft und des Erwerbs widmen, nicht zu vermeiden ſein, daß dieſe Inter— eſſen leiden. Zu ſolcher Zeit tritt um ſo gewichtiger die Frage an uns heran: hat dieſer zumal nach Maßgabe ſeiner ſchwachen Mittel und Kräfte, ſowie ſeines räumlichen Wirkungskreiſes, die Hebung der Fiſcherei im Maine noch als ſeine Aufgabe zu betrachten? Nach ziemlich verbreiteter Meinung ſoll die Antwort hierauf lauten: Ja — und zwar deß— halb: der Main ſei im größten Theile ſeines Laufes bayeriſch, ſeine beſten Fiſchgründe ſeien unter— fränkiſch, der Verein habe ſeine Thätigkeit für Hebung der Mainfiſcherei nun einmal eingeſetzt, ſie dürfe nicht erlahmen, müſſe vielmehr in der wachſenden Schwierigkeit der Verhältniſſe einen neuen Sporn finden. So mag es denn der Verein auf dieſem Felde weiter verſuchen, zunächſt mit der gerade jetzt ſich ſchwieriger zuſpitzenden Frage der Wanderfiſchſe im Maine. Das Neunauge, ſoweit Wanderfiſch — das Bachneunauge (Pedromyzon Planeri Bl.) kömmt ſowohl im Querder- als Fiſchzuſtande häufig und ſtändig in unſeren Bächen vor und wird lediglich von den Fiſchern als Köder an ihren Angelſchnüren verwendet, — beſucht den Main zu ſelten, um fiichereilich weſentlich in Betracht zu kommen. Doch iſt das vereinzelte, früher viel häufigere Erſcheinen ſowohl des Flußneunauges (Petromyzon fluviatilis L.), als des Meerauges (Petromyzon marinus L.) im Maine bis in die jüngſte Zeit konſtatirt. Auffallender Weiſe wurde gerade in letzter Zeit die eigentliche Lamprete, das große Meerneun— auge im Maingebiete häufiger gefangen, als das Flußneunauge, ſo in dieſem Frühjahre eine Lamprete in der Sinn von einem Gemündener Fiſcher, eine zweite im Maine bei Miltenberg von einem dortigen Fiſcher, Fiſche, die als offenbar zum Laichen bis zu uns heraufgeſtiegen waren, und zwar muthmaßlich als angeſogen an Lachſe, da ihre eigene Schwimmkraft nach aller Erfahrung wohl nicht hinreicht zu einer jo weiten Reiſe flußauſwärts. Ob dieſe Thatſache nicht zugleich ein Streiflicht wirft dahin, daß der Lachs denn doch häufiger in unſeren Fluß aufſteigt, als ein großer Theil unſerer Gewerbsfiſcher, der ja erfahrungsgemäß Lachsfünge jo gründlich als möglich verheim— licht, zuzugeben beliebt? Jedenfalls iſt die Thatſache von jo großem, auch wiſſenſchaftlichen In— tereſſe, daß ſie an dieſem Platze nicht verſchwiegen werden will. (Schluß folgt.) 217 — X. Vermiſchte Mittheilungen. Aale im Donaugebiet. Während bis vor Kurzem Nachrichten über den Fang von Aalen in der Donau und ihren zahlreichen Nebengewäſſern (Flüſſen und offenen) Seen nur vereinzelt eingingen, häufen ſich dieſelben jetzt von allen Seiten. Neueſtens berichtet man uns namentlich über den Fang großgediehener Aale bei Ingolſtadt und Dillingen. Selbſtverſtändlich rühren alle dieſe Fiſche von früheren Montéeausſetzungen her. Fiſchotternvertilgung. Der „Bayeriſche Kurier,“ welcher überhaupt in recht dankenswerther Weiſe der Fiſcherei viel Intereſſe zuwendet, ſchreibt: „Zur Zeit befindet ih in Heidelberg ein rühmlichſt bekannter Fiſchotternjäger aus Schottland mit einer Meute zu dieſem Zwecke eigens abgerichteter hochſchottländiſcher Hunde, um die zahl— reichen in der Umgegend in Bächen und Teichen befindlichen Fiſchottern, welche ſeit einer Reihe von Jahren dem Gedeihen der Forellen ein Haupthinderniß entgegenſtellten und überhaupt die gefürchtetſten Feinde der Fiſchzucht ſind, auf die praktiſchſte Weiſe 218 zu vertilgen. Vielleicht dürfte dieſe Notiz den Bayeriſchen Fiſcherei- Verein intereſſiren und die Berufung dieſes Mannes auch nach Bayern veranlaſſen. Bei dieſer Gelegenheit theilen wir mit, daß namentlich an der Loiſach und an der Iſar bei Lenggries, Tölz ꝛc., wie uns geklagt wird, die Ottern ſehr überhand nehmen und großen Schaden anrichten“. Wir haben dazu Folgendes zu bemerken: Der bei Heidelberg auf Fiſchottern mit Hunden jagende Herr wird wohl vielleicht Schotte, ſondern Niemand Anders ſein, als unſer verehrter Freund Herr Rittergutsbeſitzer Sperber von Weimar, welcher ſich um die Fiſchotternvertilgung ſchon ſo verdient gemacht hat, eine treffliche Meute von brittiſchen Otternhunden beſitzt und ſchon beim Fiſchereitage in München die Abſicht kund gab, demnächſt um Heidelberg mit Otterhunden jagen zu wollen. Daß ſich der Bayeriſche Fiſcherei-Verein um dieſe Art der Otternvertilgung längſt intereſſirt, iſt ſelbſtverſtändlich. Aber mit der Berufung von Otterjägern nach Bayern durch Fiſcherei-Vereine und Fiſcherei— berechtigte hat es ſeinen eigenen Haken. Man vergeſſe nicht, daß leider, dreimal leider! in Bayern — das darin ziemlich allein noch zurückgeblieben daſteht — heute noch nicht blos der Schuß, ſondern ſelbſt der Fang (mit Fallen, Hunden ꝛc.) der Ottern ausſchließlich dem Jagdberechtigten zuſteht, daß hier der Fiſchereiberechtigte auf deſſen alleiniges Entgegenkommen angewieſen, und im Uebrigen geradezu rechtlos geſtellt iſt. Jenes Entgegenkommen iſt zwar manchmal ganz liebenswürdig und rühmlich, ſteht aber in der Regel unter dem Nullpunkt. Der Fiſchereiberechtigte muß dann, wenn der Jagd— herr nicht „zieht,“ einfach zuſehen, wie die Ottern ihm das werthvollſte Waſſer aus— rauben. So kann es nicht mehr fortgehen! Daß gründliche legislative und adminiſtrative Abhülfe in der einen oder andern Art wie anderswo auch für Bayern unabweislich und dringend iſt, wurde beim J. deutſchen Fiſchereitag ſehr treffend illuſtrirt. Wir danken es der Tagespreſſe, wenn ſie darin die Fiſchereivereinsbeſtrebungen unter— ſtützt. Als ſolche gute Unterſtützung betrachten wir es auch ſchon, wenn, wie in obiger Notiz, das Ueberhandnehmen der Otternplage konſtatirt und mit Einzelheiten belegt wird. Fiſchräucherwaaren. Gelegentlich des J. deutſchen Fiſchereitages in München brachte Herr Profeſſor Dr. Benecke, Königsberg, friſch geräucherte Flundern zur Auflage, welche nach Ausſehen und Koſtprobe hohen Beifall fanden. Lieferungen dieſer und anderer geräucherter oder marinirter Seefiſche übernimmt die empfehlenswerthe Firma Waltmann in Putzig (per Danzig, Weſtpreußen). Als lieferbar werden uns be— zeichnet für: Juni bis Auguſt Flundern, Dutzend 14 80 / bis 3 M 60 ; Auguſt bis September Speckbücklinge im 10 Pfund-Paquct (circa 60 Stück) incl. Kiſte und Porto 2 75 3; September bis November Spickaal per Pfund 1 bis 1A 20 ½; September bis Oktober Sprotten, 2 Kiſtchen S 1 Poſt— paquet incl. Porto 3 A. — Indem wir unſere freundlichen Leſer auf dieſe Bezugs— quelle gerne aufmerkſam machen, bemerken wir, daß es ſich bei dieſen Dingen noch um etwas ganz beſonderes handelt, nämlich um Hebung der deutſchen Oſtſeefiſcherei, namentlich um Förderung der deutſchen Fiſchräucherinduſtrie, durch deren Vermittlung die ſo lange vorwiegend den Fremden Preis gegebenen Schätze des Meeres für Deutſchland direkt nutzbar gemacht werden ſollen. Profeſſor Benecke's patentirte Rettungskleider. Ein intereſſanter Verſuch mit der ſog. Rettungsweſte nach Benecke's Patent — zu beziehen durch Bernhard Liedtke in Königsberg i/Pr. (vgl. Bayr. Fiſchereizeitung 1885 Nr. 9 S. 124) — wurde ges legentlich des I. deutſchen Fiſchereitages im Verlaufe des Ausfluges an den Würmſee bei Poſſenhofen durchgeführt. Ein unterſetzter, kräftiger Mann ſprang in voller Tages— kleidung mit Stiefeln ꝛc. ꝛc. über den Kleidern, die Rettungsweſte am Leibe, in den See an Stellen, wo ſeine Füße durchaus keinen Grund mehr fanden. Er ſtand — durch den Weſtenapparat getragen — ohne Schwimmbewegungen aufrecht im Waſſer, welches ihm nur bis zur Schulter reichte, ohne zu ſinken. Der Mann konnte ſich dabei frei bewegen und im Waſſerfort arbeiten. Der gelungene Verſuch erregte hohes Intereſſe aller Anweſenden. Eigens konſtatirt wurde dabei auch die Leichtigkeit der Weſte, welche z. B. an Fiſcherarbeit durchaus nicht hindert, wenn ſie auch äußerlich ein ziemlich dickes Polſter darſtellt. RER 219 | Zur Wanderung des Lachſes in der Weſer. Hierüber ſchreibt Herr Profeſſor Dr. Metzger in den Mittheilungen des Vereins zur Beförderung der Fiſchzucht im Reg .⸗Bez. Caſſel Folgendes: Am 12. November 1883 erhielt ich durch Herrn G. Seelig einen jungen Lachs aus der Eder bei Frankenberg. Derſelbe hatte eine Totallänge von 21,5 em und zeigte noch das erſte Jugendkleid mit den bekannten ſchwarzen binden— artigen Seitenflecken, zwiſchen welchen gleich oberhalb der Seitenlinie je ein verloſchener rother Punktfleck bemerklich war; auf dem Kiemendeckel ein tiefſchwarzer runder Fleck. Nach der Verſicherung des Herrn Seelig waren in dem Herbſt des genannten Jahres ſehr viele Lachſe von derſelben Größe in der Eder bei Frankenburg beobachtet worden, ein ſicherer Beweis alſo dafür, daß auch bei uns ein Theil der Lachsbrut erſt im dritten Frühling, d. h. nach vollendetem zweiten Lebensjahr, die Wanderung zum Meere antritt. Einen gleich großen Lachs, aber rein ſilberfarbig, erhielt ich durch Herrn Profeſſor Ehlers aus der Umgebung von Helgoland; derſelbe war dort zu Anfang September gefangen und hatte daher wohl erſt vor ganz kurzer Zeit die Mündung der Elbe oder Weſer verlaſſen. Uebrigens werden auch junge Lachſe von 7 bis 10 em Größe zur Herbſtzeit im untern Lauf der Weſer beobachtet. Sie fangen ſich vereinzelt in den zum Neunaugenfang aufgeſtellten Geräthen, ſo im November bei Achim in Neunaugenkörben (Netzkörben mit Flügeln) und bei Brake in den ſog. Steerthamen. Wahrſcheinlich ſtammen fie von Brut, die bei Hameln oder noch weiter abwärts bei Rinteln ausgeſetzt it. Ueber die Thalfahrt der Lachſe nach verrichtetem Laichgeſchäft habe ich folgende Aufzeichnungen gemacht. An der Mühle zu Münden kommen abgelaichte Lachſe ſchon Mitte November, dann im Laufe des Dezember und zu Anfang Januar vor; bei Hameln im Januar, Februar und März; bei Achim-Bremen in der Regel im Februar, März und April. Winterſalmen, d. h. Lachſe, welche zur Herbſtzeit aufſteigen, aber erſt im nächſtfolgenden Herbſt laichen, erſcheinen bei Hameln nicht vor Mitte Oktober. Auf dem Hudelachsfang bei Hameln wurde 1877 der erſte Winterſalm den 17. Oktober, 1878 den 9. November, 1881 den 7. November, 1882 den 23. Oktober gefangen. Ihre Zahl iſt im Vergleich zu den gleichzeitig noch mit aufſteigenden Laichlachſen ver— hältnißmäßig gering. Am Hudelachsfang wurden im Herbſt 1881 vom 17. Oktober bis 12. November im Ganzen 120 Lachſe gefangen, davon waren 9 Winterſalmen; im Jahre 1882 vom 15. Oktober bis 23. Dezember 75 Stück, wovon 10 Winterſalmen. Aehnlich iſt das Verhältniß am Kämmereilachsfang unter den Wehren. Dagegen iſt der Lachszug während der Monate Januar und Februar in den letzten drei Jahren im Vergleich zu früher auffallend ſtark geweſen. Während in den Jahren 1878, 79, 80 und 81 von Bremen bis Hameln aufwärts der Fang im Januar gleich Null war, ſind dagegen 1882 auf der genannten Weſerſtrecke gegen 400, 1883 ca. 130, 1884 über 400 Stück gefangen, ebenſo im Februar 1882 an 1000, 1883 960 und 1884 über 400 Stück. 1883 war ſogar der Aufſtieg im Februar größer als der im März und im April. b Drahtfiſchkörbe. Die Mittheilungen des Fiſchzucht-Vereines für den Regierungs— Bezirks Kaſſel bemerken hierüber: „Drahtfiſchkörbe aus der Drahtgewebefabrik Koch (Hohenlimburg), die zur Zeit vielfach zum Gebrauch empfohlen werden, haben nach der Mittheilung eines Vereinsmitgliedes und Bachfiſchereipächters ſich bewährt. Derſelbe verwendet ſtatt des theuern Köders ein dunkles Läppchen von Wolle, welches mit ächtem Spicköl getränkt in den Korb hineingehängt wird. Damit der Korb durch den Gebrauch nicht die Form verliert, iſt es nöthig, daß man denſelben vorher zwiſchen 2 Latten befeſtigt und zum leichteren Herausziehen mit 2 kleinen Steinen beſchwert an ein ſtarkes Seil bindet. Dem Wunſche deſſelben Fabrikanten, Vorſchläge wegen Auswahl des Materials, die Art und Weiſe der Anfertigung von ganz einen Drahtreuſen zu machen, in denen ſich Aalbrut fangen ſoll, glaubte man nicht willfahren zu können, weil erfahrungsmäßig in Metallreuſen Aal überhaupt nicht geht, die hier fraglichen aber mit ſo kleinem Geflecht hergeſtellt werden müßten, daß vorausſichtlich ſehr viel ſchwer zu beſeitigender Schmutz darin ſich anſammeln würde.“ 220 ——— ——„— V. Jiſcherei- und Jiſchmarftberichte. Hamburg-Altona, 10. Juli. Preiſe en gros. Schellfiſch 1 4 20 bis 3 M, Schollen 14.80 J bis 18 &, Elbbutt 1—3 N, Sture 70 4 bis 1M 50 3 per Stieg, Seezungen 60—80 JS, Steinbutt 80 4, Kleiße 35 —40 4, Aale 90 3 bis 1 50 J, friſcher Stör 60 J per ½ Kilo, Makrelen 25—35 J per Stück. Rendsburg, 10. Juli. Am Markte waren Brachſen, Aale, Barſch, Bütte, Schollen und ſtellten ſich die Preiſe für erſtere 40 , Aale waren klein, 60 , Barſch 40 1 per ½ Kilo, Butte und Schollen nach Größe für erſtere 20—30 4, letztere bis 60 per Stück. Wir machen unſere freundlichen Leſer auf die in der heutigen Beilage unſeres Blattes von der Firma Guflav Heinſius in Dresden- Blaſewitz offerirten Geſchäfts⸗Adreſſen und Adreßliſten aufmerkſam. Auch in der I möchten fie dem Geſchäftsmann von Nutzen jein. 1 9 augenblicklich in einer Lee. und Flußfifdhandlung Wude f in junger unn, 155 wegen Aufgabe derſelben andere Stellung. Würde eine Filiale übernehmen. Offerte unter A. B. Nr. 100 an die Aminen d. Bl. 7 .... «ð ͤ .... Durch die Autotype- Company, Dachauerſtraße 15 in München, iſt zu beziehen: Heffchriff zu Ehren des erffen Deuffchen Hifchereifags in München, welche, ausgeftattet mit köſtlichen Beiträgen hervorragender Künſtler und Schriftſteller, beim Fiſchereitage mit dem reichſten Beifall aufgenommen worden iſt und in den weiteſten Kreiſen ſich bereits einführt. = Preis per Exemplar 1 Mark 50 Pfennig. = Bei Bezug von mindeftens fünf Exemplaren portofreie Suſendung. 3b an ,.. u Er N 111 NN N * — Dan verlange Probe durch jede beliebige Schreibwaaren-Handlung. Nürnberg he präparirt. nr Bleistitabrik 8 wird allen Anforderungen genügen. Auch die billigsten Sorten ſind auf das Sorg Regiſtrirte Schubert NDR ĩ ²˙·wmmw ʃ—Ü w.. ̃7⅛LAND— — Cin Verſuch mit den neuen | „Fabrikaten der Für die Redaktion verantwortlich: Dr. Julius Staudinger ü in München. Kgl. Hof-Buchdruderei von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel zu beziehen durch Chriſtian Kaiſer in München. Die nüchſte Nummer erſcheint am 10. Auguſt 1885.4 Anbei eine Beilage: Circular der Firma Gullav Bein lius in Dresden- Blaſewitz. ss a 9 22 . Fler Bekın Erſcheint monatlich Bl, bis breimal. Sursee die mueifpaltige Petitzeile Abonnementspreis jährlich 4 Mark. All O — dakt i d een ee — . 9 eme i n es r 9 an wal, beuten, Abreſfe zuſendung 1 Mark jährlich Zuschlag. für die München, Sonnenſtr. 7/ r. Geſammtinkereſſen dev Fifherei, ſowie für die Beſtrebungen der Fiſchereivereine. In Verbindung mit Tachmännern Deutſchlands, Oeſterreich-Ungarns und der Schweiz herausgegeben vom Pahyeriſchen Tiſchereiverein. „ TE Nr. 187% „München, 10. Auguſt 1885. X. Jahrg. Inhalt: 5 Verhältniß des Fiſchereiberechtigten zum Beſitzer eincs Waſſertriebwerks. Unbefugte Waſſerabſtellung ohne Anzeige an den Fiſchereiberechtigten. — II. Ueber Otterfang. — III. Vereins nachrichten. — IV. Vermiſchte Mittheilungen. — V. Fiſcherei- und Fiſch⸗ marktberichte. — Inſerate. I. Verhältniß des Jiſchereiberechtigten zum Beſitzer eines Waſſer⸗ triebwerks. — Anbefugte Waſſerabſtellung ohne Anzeige an den Jiſchereiberechtigten. Wir find abermals in der erfreulichen Lage, über einen nach bayeriſchem Geſetze ergangenen oberſtrichterlichen Ausſpruch berichten zu können, welcher der Fiſcherei gegenüber dem vielfach ſich zeigenden Unfuge des Trockenlegens von Waſſerläufen ohne Anzeige an den Fiſchereiberechtigten ausgiebig zu ihrem guten Rechte verhilft. Im gegebenen Falle war feſtgeſtellt, daß der Angeklagte H., Geſchäftsführer einer Mühle, entweder ſelbſt oder durch ſeinen Mahlknecht, ohne durch einen Nothfall dazu veranlaßt zu ſein, die als Fiſch— waſſer insbeſondere als Forellenwaſſer in Betracht kommende Egau, deren Waſſer damals in Folge theilweiſer Ableitung desſelben durch Wieſenbeſitzer nur noch zum dritten Theil von oben herabkam, ohne vorgängige rechtzeitige Benachrichtigung der Fiſchereiberechtigten und ohne daß ihm eine durch Herkommen oder ortspolizeiliche Vorſchrift begründete Befreiung von dieſer Benachrichtigungspflicht zur Seite ſtünde, gänzlich gitaut hat, wodurch die Egau von Z. abwärts bis nach St. trocken gelegt und das Verenden vieler Fiſche ver— urſacht wurde. Das Oberlandesgericht München als Reviſionsgericht in geringeren Strafſachen für das ganze Königreich Bayern erachtete damit nach Urtheil vom 27. Juni 1885 alle Vorausſetzungen des Art. 126 Abſ. 1 Ziff. 2 des Polizeiſtrafgeſetzbuches, wornach beſtraft wird, wer außer der durch Herkommen oder ortspolizeiliche Vorſchrift vorgeſetzten Friſt und 222 außer Nothfällen Fiſchwaſſer ohne vorgängige rechtzeitige Benachrichtigung des Fiſchereiberech— tigten gänzlich abzapft oder ablaufen läßt, als erſchöpft und begründete dieß mit folgender Erörterung: i . In der Reviſion wurde geltend gemacht, unter dem gänzlichen Abzapfen oder Ab- laufenlaſſen des Waſſers könne ein bloßes Stauen des Waſſers nicht begriffen werden. Dieſer Ausdruck ſei im Art. 126 nicht enthalten und bedeute etwas ganz Anderes als das Abzapfen und Ablaufenlaſſen, worunter ein Ueberleiten des Waſſers aus ſeinem bisherigen Rinnſal in ein anderes verſtanden werden müſſe. Durch Stauen könne, da das geſtaute Waſſer a überlaufen und ſein altes Rinnſal aufſuchen werde, das Waſſer dem Flußbett nicht gänzlich * entzogen werden. Dieſe Ausführung trifft jedoch nicht zu. | Der Art. 126, Abſatz 1, Ziffer 2 des Polizei-Straf-Geſetz-Buches bezielt den Schuß der Fiſcherei gegen Beſchädigung durch Entziehung des Waſſers. Die dem Art. 231, Ziff. 2, des Polizei-Straf-Geſetz-Buches vom 10. November 1861, aus welchem die Beſtimmung des Art. 126, Ziffer 2 des Polizei-Straf-Geſetz-Buches vom 26. Dezember 1871 herübergenommen wurde, zu Grunde liegenden Motive zu Art. 282 des Entwurfs eines Polizei-Straf-Geſetz⸗ Buches beſagen hierüber, daß das gänzliche Abzapfen oder Ablaufenlaſſen von Fiſchwaſſern den Fiſchereiberechtigten den größten Schaden bringt, der durch rechtzeitige Benachrichtigung derſelben in den meiſten Fällen abgewendet werden kann. b Hiernach fehlt die Berechtigung für eine Auffaſſung der Worte des Geſetzes: „Ab⸗ zapfen oder Ablaufenlaſſen“ in dem eingeſchränkten Sinne einer Ableitung des Waſſers in ein anderes Rinnſal. Es muß vielmehr jede Thätigkeit darunter begriffen werden, durch welche das gänzliche Ablaufen des Fiſchwaſſers bewirkt wird. Nun kann es aber keinem Zweifel unterliegen, daß bei gänzlicher Stauung des Waſſerlaufs dem unterhalb des Stauwerks liegenden Theil des Fiſchwaſſers das Waſſer vollſtändig entzogen werden kann, weil der Nachfluß desſelben aufhört. Auch in dieſem Falle iſt daher ein Ablaufenlaſſen des Fiſchwaſſers im Sinne des Geſetzes vorhanden. Gleichgiltig iſt hierbei, ob das geſtaute Waſſer, wenn es eine gewiſſe Höhe erreicht hat und überfließt, ſein Rinnſal wieder aufſucht oder einen anderen Abfluß findet, da zur Anwendung der Strafbeſtimmung nur das gänzliche Ablaufenlaſſen des Fiſchwaſſers, nicht aber eine längere oder kürzere Dauer des hierdurch bewirkten Zuſtandes vorausgeſetzt wird. Verfehlt iſt auch die Beſchwerde, daß bei Anwendung des Art. 126 des Polizei-Straf⸗ Geſetz-Buches mit Außerachtlaſſung des Art. 77 des Waſſerbenützungsgeſetzes vom 28. Mai 1852, wonach jedem Triebwerk und jeder Stauvorrichtung ein durch den Aichpfahl und Pegel beſtimmtes Waſſerquantum zukomme, nicht feſtgeſtellt worden ſei, daß H. dem fraglichen Trieb⸗ werk mehr Waſſer durch Stauen zugeführt habe als ihm nach dem Aichpfahl zukommt, und daß ſonach die Handlung des H., der nur ſein Recht auf die ihm nach dem Aichpfahl zu⸗ ſtändige Waſſerhöhe ausgeübt habe, nicht rechtswidrig erſchiene. Eine Feſtſtellung darüber, ob das Waſſer nur ſoweit, als ihm nach dem Aichpfahl zuſtand, geſtaut habe, iſt im ange- fochtenen Urtheil nicht enthalten, und es bedurfte derſelben auch nicht. Denn die Vorſchrift des Art. 126, Ziffer 2, des Polizei-Straf-Geſetz-Buches, daß ein bevorſtehendes gänzliches Ablaufenlaſſen des Waſſers dem Fiſchereiberechtigten rechtzeitig kundgegeben werden muß, verpflichtet, da fie allgemein lautet, Jedermann, alſo auch den Waſſer⸗ berechtigten und es kann ſich dieſer Verpflichtung gegenüber nicht auf Art. 77 des Waſſerbenützungsgeſetzes berufen werden, da gemäß Art. 104, Abſatz 2 dieſes Geſetzes die im Betreff der Ausübung der Fiſcherei beſtehenden Geſetze, Verordnungen und Rechts- verhältniſſe in Kraft bleiben, und ſonach die Beſtimmung des Art. 126, Ziffer 2 des Polizei— Straf⸗-Geſetzbuches von 1871 die Beeinträchtigung eines durch Art. 77 des Waſſerbenützungs—⸗ geſetzes von 1852 begründeten Rechts nicht in ſich ſchließt. Demzufolge kommt darauf, in wieweit dem Angeklagten nach dem Waſſerbenützungsgeſetz das Recht zum Anſtauen des Fiſchwaſſers zuſtand, und ob er dieſes Recht aus⸗ übte, nichts an. Seine Handlungsweiſe ſtellt ſich als rechtswidrig dar, weil fie gegen die Vorſchrift des Geſetzes verſtößt. Der weitere Angriff der Reviſion, das Berufungsgericht habe, nachdem es feſtſtellte, daß der nächſte Fiſchereiberechtigte R. ſchon durch die Wieſenbeſitzer von der theilweiſen Ab— leitung des Waſſers benachrichtigt worden war, mit Unrecht eine Anzeigepflicht des An— geklagten angenommen, und es ſei aus dem Urtheil nicht erſichtlich, ob H., der nicht habe wiſſen können, ob nicht auch die anderen Fiſchereiberechtigten verſtändigt worden waren, bei Unterlaſſung der Anzeige das Bewußtſein der Rechtswidrigkeit dieſer Unterlaſſung gehabt habe, iſt belanglos. Nach dem Geſetze erſcheint Derjenige ſtrafbar, welcher ohne vorherige Benachrichtigung der Fiſchereiberechtigten das Fiſchwaſſer gänzlich ablaufen läßt. Dies iſt vom Angeklagten geſchehen. Die allenfallſige Meinung des Letztern, wegen der von dritten Perſonen ausgegangenen Benachrichtigung eines Fiſchereiberechtigten von der theilweiſen Ab— leitung der Egau ſeinerſeits zu einer Mittheilung an die Fiſchereiberechtigten über die bevorſtehende gänzliche Stauung des Fiſchwaſſers nicht mehr verpflichtet zu ſein, würde nur als ein die Strafbarkeit der Unterlaſſung nicht ausſchließender Irrthum über die Tragweite des Strafgeſetzes, zu deſſen Anwendung das Vorhandenſein einer bewußt rechtswidrigen Unterlaſſung der Anzeige nicht erfordert wird, ſich darſtellen. N 223 _ II. Ueber Ofterfang. Von Herrn k. Forſtgehilfen Döſel in Beratzhauſen. Eingangs der Schilderung meiner auf Fiſchotter angewendeten Fangmethode möchte ich, um deren Zweckmäßigkeit von vorneherein zu belegen, vorausſchicken, daß ich im Verlaufe von 6 Jahren am Regenfluſſe, im ſ. g. Sulzbache und im Oediſchbache bei Nittenau mittels Tellereiſen 24, mittels Haareiſen 1 und mittels Legbüchſe 6, in Summa 31, in der Laaber bei Beratzhauſen mittels Tellereiſen in Summa 32 Stück Otter erlegte. Auch andere Herren hatten damit weſentliche Erfolge. Vor der Anwendung der vorerwähnten Legbüchſen möchte ich wegen der Gefährlichkeit dieſes Werkzeuges für Menſchen und Thiere warnen. Meinerſeits benütze ich ganz erprobte Otterfallen, wie ſolche Schloſſermeiſter Pantoulier in Nittenau in vorzüglicher Oualität ver— fertigt und zwar in einer Conſtruction, welche das Reſultat vielfacher von mir ſelbſt angeſtellter Proben und Verſuche iſt. Von der Verwendung tauglicher Fangwerkzeuge hängt in der That der ganze Erfolg ab. Hierin allein liegt die Kunſt des Fangens. Alles, was ſonſt über die „Fangkunſt“ geſchrieben wird, iſt mit wenigen Ausnahmen übertrieben. Ganz beſonders ſind die angeprieſenen ſogenannten Witterungen gleich Null und eitel Schwindel. Eine Otterwitterung, auf künſtlichem Wege hergeſtellt, welche den Otter reizen und in die Falle locken ſoll, gibt es nicht und jeder Fänger gibt ſein Geld zur Beſchaffung einer ſolchen umſonſt aus. Die Otter werden von mir ſtets auf dem Lande, ohne Anwendung von ſogenannten Witterungen, auf ihren Ausſtiegen gefangen. Man hat dadurch den großen Vortheil, daß man dem im Fange ſo ſtörenden Wechſel des Waſſerſtandes nicht unterworfen iſt. Der Fang auf dem freien Lande iſt ebenſo ſicher wie der im Waſſer, aber nicht mit ſo viel Umſtänden und Störungen verbunden. 5 Hat man den Ausſtieg oder die Ausſtiege, welche an den Fährten (Fußſpuren) der Otter, an dem abgerutſchten Graſe, an der Loſung ꝛc. ſehr leicht zu erkennen find, ausfindig gemacht, ſo wähle man die frequenteſten Ausſtiege als Fangplätze. Vorerſt zerlege und reinige man das Tellereiſen vom größten Roſte und Schmutze, bringe die einzelnen Theile auf eine erhitzte Ofenplatte, laſſe dieſelben nach Herrn A. v. Hanſtein's Methode ſoviel erwärmen, daß reines Bienenwachs daraufgebracht ſchmilzt, und überkleide nun das Ganze mit demſelben. Den Geruch des Wachſes ſcheut der Otter durchaus nicht und hat dieſes Verfahren den großen Vortheil, daß ein auf dieſe Weiſe behandeltes Eiſen wochenlange liegen kann, ohne zu roſten. Wem dieſe Arbeit zu läſtig iſt, der ſetze ſeine Falle einen Tag lang der freien Luft aus, oder lege ſie mehrere Stunden lang in klares, fließendes Waſſer, damit alle an demſelben klebenden auflösbaren Stoffe möglichſt beſeitigt werden. Eine Falle, auf dieſe Weiſe behandelt, können unſere Raubthiere nicht mehr wittern, denn das Eiſen an und für ſich oder der etwa anhaftende (feſt angetrocknete) Roſt ſind geruchlos. Wenn das zu fangende Thier etwas wittern kann, ſo iſt es die Witterung des Menſchen, hier des Fallenſtellers und dieſe verdunſtet ganz ſicher in einigen Stunden. Man bringe etwa in ſeinem Ruckſacke das Eiſen auf den Ausſtieg, bette dasſelbe neben der Loſung des Otters in Sand ein, überſtreue das Ganze mit dem zur Stelle be— findlichen ſteinfreien Sand und beſeitige ſchließlich die Verſicherung. Steigt der Otter nicht auf Sand, ſondern auf Raſenboden aus, ſo thut man gut, den Raſen nach der Form des 9 auszuheben, dieſe Stelle mit reinem Flußſand auszufüllen und erſt dann, wenn dieſer jog. künſtliche Ausſtieg vom Otter wieder angenommen iſt, das Eiſen zu legen. 75 Grundregel laſſe man gelten: 1. Hauptſächlich iſt nicht zu viel Sand oberhalb der Bügelzapfen aufzuſtreuen, damit die Bügel ſich ungehindert beim Losgehen der Falle ſchließen können. 2. Eine merkliche Veränderung an dem Fangplatze iſt nicht vorzunehmen, vielmehr, nachdem das Eiſen gelegt, dieſem ſein früheres natürliches Ausſehen wieder zu geben. Die Looſung muß unverrückt liegen bleiben und darf nicht berührt werden. Schnupfen, Rauchen oder Ausſpucken während des Eiſenlegens bringt keinen Nutzen. Zum Aufſtellen der Falle wähle man, wenn möglich, die Morgenſtunden, weil vom 82 224 alsdann das Eiſen und die Stelle, auf der man gearbeitet hat, bis zum Abend wieder verwittert und der Otter, falls er ſchon in der darauffolgenden Nacht ſich einfinden ſollte, weniger vergrämt wird. 5 6. Wenn das Eiſen gelegt iſt, ſo begieße man mittels Gießkanne, oder ſpritze mit einem Baumzweige die Fangſtelle, überhaupt den ganzen Platz, wo man geſtanden und gearbeitet hat, recht tüchtig mit Waſſer. Bei Regenwetter iſt dieſe Vorſicht nicht nöthig. g Hat ſich ein Otter gefangen, ſo lege man unverzüglich auf die alte Stelle wieder das Eiſen, denn der gefangene Otter wird in ſeiner Angſt ſo viel eigene Witterung (Urin) zurücklaſſen, daß fein allenfallſiger Gefährte auf der Suche nach feinem Kameraden, oder ein anderer Otter hievon Wind bekommen, die Fangſtelle recht genau beſehen, umhertappen und ſich ſchließlich fangen wird. Findet man auf einem zum Fange nicht geeigneten Ausſtiege die Stelle, wo der Otter, was dicht bei der Loſung leicht zu bemerken iſt, hingenäßt hat, ſo bringe man den vom Urin durchtränkten Sand, ohne denſelben mit der Hand zu berühren, auf einen Holz— ſpahn und überſtreue das verblendete Eiſen damit, es macht dieſes den zu fangenden Otter ſehr vertraut und reizt ihn, hauptſächlich zur Ranzzeit, zum Beſuche dieſer Stelle. Dieß iſt die einzige und beſte, aber natürliche und koſtenloſe Otterwitterung. Loſung auf den verdeckten Teller zu legen, iſt ebenfalls gut, iſt aber für den Otter durchaus nicht ſo effektvoll, wie das oben erwähnte Verfahren. Der Otter hat wie der Fuchs die Gewohnheit, gleich den Hunden, auf Stellen, wohin von ſeinesgleichen genäßt wurde, zu ſcharren und wieder hinzunäſſen und wird ſich dadurch um ſo ſicherer fangen. Schließlich möchte ich empfehlen, die Falle ſelbſt nicht anzuhängen, vielmehr ein circa 2— 2,5 kg ſchweres Gewicht mittels einer 20 em langen Kette an dem Federringe zu befeſtigen und weiter an dieſen eine längere ſtarke Leine (Schnur) zu befeſtigen, an deren äußerem Ende ein trockenes Stückchen Holz angebracht wird, ſo daß der gefangene Otter mit dem Eiſen ꝛc. in's Waſſer flüchten kann, wo er erſäuft. Das auf der Waſſerfläche ſchwimmende Stückchen Holz — Schwimmer genannt — zeigt den Verbleib des gefangenen Otter ſicher an. Sind die Fallen der Entwendung ausgeſetzt, ſo iſt es räthlich, dieſelben mittels einer Kette anzuhängen und letztere durch ein Vorhängſchloß zu verſperren. Der Otterfang mittelſt Haareiſen iſt nicht ſo ſicher wie mit dem Tellereiſen und daher weniger zu empfehlen; überdieß iſt das Erſtere für Menſchen und Thiere gefährlicher als Tellereiſen. Man darf deßhalb nicht unterlaſſen, das Haareiſen des Tages über zu verſichern. Eiſen dieſer Art laſſen ſich am vortheilhafteſten in ſchmalen und ſeichten Bächen und an Weiher— dämmen verwenden. In Bächen legt man das Haareiſen einfach auf den Grund und zwar fo, daß der Abzugsdraht 5—6 em vom Waſſer überſpült wird. In Teichen und Weihern legt man dasſelbe da, wo der Otter ſeine Rutſchen d. h. Ein- und Ausſtieg hat, ſtützt es, wo das Waſſer zu tief iſt, auf Pfähle und läßt den Abzugsdraht ebenfalls 5 — 6 em unter Waſſer. Gut iſt es, wenn man Letzteren durch eine Binſe oder Graßhalm zieht und auch das Eiſen möglichſt gut verblendet. III. Bereinsnadridten. 1. Auszug aus dem Berichte des Unterfränkiſchen Kreis ⸗Fiſcherei⸗ Vereins über ſeine Thätigkeit in den Jahren 1884/85. (Schluß.) Vom Maifiſch (Alosa vulgaris) rückten noch Anfangs der ſiebziger Jahre im Mai und Juni zeitweilig ſtarke Schaaren bis Aſchaffenburg, Miltenberg, ja bis Wertheim vor, während jetzt die Fänge nur mehr vereinzelt find: vor vier Jahren einige bei Miltenberg, vor drei Jahren drei Stück bei Würzburg. Auffallend, daß von keiner Seite, auch nicht von der der Fiſcher, das Schwinden des Maifiſches beklagt wird. Es wird übereinſtimmend angegeben, der bis in den Main gelangte Maifiſch habe ſich abgelaufen und ſei ſchlecht vom Geſchmacke, zudem ſtürben die 225 abgelaichten Maifiſche alle im Maine und verdürben, wenn in Maſſe abſterbend, das Waſſer. Es fehlt hienach wohl das Bedürfniß, den Maifiſch bei uns zu mehren. Deſto größeres wäre vorhanden zur Vermehrung des Aales denn in der That ſcheint dieſer Fiſch bei uns beträchtlich in Abnahme und zwar weil ſein Aufſtieg aus dem Rheine aus irgend im Untermaine beſtehenden Hinderniſſen (Verunreinigung? Kanaliſationsbau?) kärglicher en Die Einſetzung von Aalbrut wäre unter ſolchen Verhältniſſen ernſtlich in Betracht zu ziehen. Findet ſchon der Aal muthmaßlich im Untermaine und zwar in der Beſchaffenheit des Waſſers Hinderniſſe für feinen Aufitieg, ſo muß das umſomehr vom Lach ſe gelten. Zwar werden immerhin ſeit den letzten Jahren bei uns Lachſe gefangen, viele Sälmlinge wahrgenommen — ſo iſt erſt am 12. Juni 1885 wieder ein 1 Meter langer, 30 Pfund ſchwerer Lachs bei Miltenberg erbeutet worden, — zwar rühren dieſe Fänge, da der Lachs im Maine aus⸗ geſtorben war, zweifelsohne von unſeren Lachsbruteinſetzungen her, allein die Zahl der wieder— aufſteigenden Lachſe ſteht offenbar nicht im Verhältniß zu den in das Maingebiet bethätigten Ein⸗ ſetzungen an Lachsbrut. Laut unſeres Berichts für 1882/83 waren, abgeſehen von den früheren durch Herrn v. Schultes in Schweinfurt bethätigten Lachseinſetzungen in Jahren 1879/83 an Zahl rund 419,700 junge Lachſe in das Maingebiet eingeſetzt worden. Inzwiſchen wurden weiter eingeſetzt: im Frühjahre 1884: 42,000 junge Lachſe in den oberen Main bei Kulmbach, erbrütet in der Vereins— brutanſtalt Würzburg, 66,400 „ „ in die Thulba und Schondra, erbrütet in der Vereins- brutanſtalt Pfaffenhauſen, 91,200 „ indie Saale und Schondra, erbrütet auf dem Fiſchgute Seewieſe, in Sa. rund 199,000 junge Lachſe; im Frühjahre 1885: 30,000 junge Lachſe in den oberen Main, die Miſtelbach, Oelsnitz und Steinach, erbrütet in den Brutanſtalten des oberfränkiſchen Kreis— Fiſcherei-Vereins zu Waldhütte und auf der Kreis— Ackerbauſchule bei Bayreuth, 18,450 „ „ in den Main bei Baunach, erbrütet in der Anſtalt des Herrn Barons S. v. Rotenhan zu Eyrichshof, 10,724 „ „ in die Steinach und den weißen Main, erbrütet in der Anſtalt des Hrn. Pater Vikar Albertin zu Marienweiher, e „ in die Schondra, erbrütet in der Vereinsbrutanſtalt Würzburg, 82237 „ „ Rin die Sinn, erbrütet in der Vereinsbrutanſtalt Oberbach, 9,000 „ „ Rin die Itz, erbrütet von der Brutanſtalt Schalkau, 80,000 „ „ in die Thulba und Saale, erbrütet in der Vereinsbrutanſtalt Pfaffenhauſen, in Sa. rund 174,000 junge Lachſe. Es find ſohin in den Jahren 1879/85 an Zahl rund 789,000 junge Lachſe in das Maingebiet eingeſetzt worden. Mehr und mehr greift in den letzten Jahren die Ausſetzung von Lachsbrut auch im Ober— maine Platz, ſeit namentlich der oberfränkiſche Kreis-Fiſcherei-Verein ſich gleichfalls an der Lachs— brütung aktiv betheiligt. Es dürfte angezeigt erſcheinen, die Beſetzung des Maines mit Lachſen noch mehrere Jahre, etwa bis zum Jahre 1890 fortzuſetzen Bis dahin wird es ſich wohl definitiv erweiſen, ob nicht trotz der veränderten Verhältniſſe für den Main der Lachs zurückerobert werden kann. Brutanſtalten, ja ſpeziell für die Lachsbrütung von unſerem Vereine erbaute Brutanſtalten und willige Hände ſtehen zur Verfügung, vor Allem treffliche Ausſetzungsplätze für die Brut in den Bächen der Rhön, des Speſſarts, des Fichtelgebirgs u. ſ. w. Unter allen Umſtänden bleibt der Troſt, daß ſelbſt wenn der Main unſern wieder— aufſteigenden Lachſen minder genehm ſein ſollte, dieſe für das ganze große Rheingebiet gewonnen ſind. Neben dem Wanderfiſche den Standfiſch nicht zu vernachläſſigen, empfiehlt ſich dringend: denn dieſer bildet, ſo zu ſagen, immerhin den Stock des Fiſchſtandes und auch er bedarf bei der zunehmenden Verſandung und Verlandung des Stroms mehr und mehr unſerer wachen Obſorge. Es wird eine Zeit geben, wo am Maine Altwaſſer, Buhne und Buhnenöffnung verſchüttet, der Raum zwiſchen den Buhnen feſtes Land, der Fluß ein von Steindämmen eingefaßter Kanal, nirgends mehr ein Laichplatz für Hecht, Barſch, Zander, Karpfen, Brachſen u. ſ. w. vorhanden ſein wird. Es wird ſodann, will man den Fluß nicht fiſchleer laſſen, keine andere Hilfe bleiben, 9 uf geſchloſſenen Gewäſſern Fiſchbrut maſſenhaft zu erzeugen und in den öffentlichen Fluß auszuſetzen. Schon jetzt war durch Schließung der Buhnen der e im Maine derart zurück— gegangen, daß eine Retablirung nur durch außerordentliche Nachſetzungen von Karpfenſetzlingen und Brut erfolgen kann. Zum Glück zeigt ſich, wie ſchon erwähnt, an unterſchiedlichen Stellen, wo Buhnen und dadurch Laichplätze wieder geöffnet ſind, im Maine erzeugte Karpfenbrut, ſo bei Gemünden, Karlſtadt, Schweinfurt u. a. O 226 — Nach Maßgabe ſeiner finanziellen Kräfte ſetzte der Verein in den Main an jungen Karpfen: 1500 Frühjahr 1884 in den Würzburger Staatshafen (Karpfenſchonrevier des Vereins) 500 7 „ in den Main bei Volkach. 2000 „ 1885 in den hieſigen Staatshafen, 500 in den Main bei Schweinfurt, 500 7 7 ” bei Haßfurt. Dieſen Karpfeneinſetzungen ſollen allfrühjährlich weitere folgen. Auf Veranſtaltung und weſentlich mit Mitteln des deutſchen Fiſcherei-Vereins wurden, wie bereits früher vermeldet, von uns am 29. Oktober 1883 in den Main eingeſetzt an einjährigen Zandern rund 1840, nämlich: 200 Stück bei Schweinfurt, 200 „ „ Haßfurt, 300 „ „ Volkach, 300 „ „ Würzburg, 220 „ „ Gemünden, 620 „ „ Aſchaffenburg und Obernburg. Die Frage, ob ſich der Zander bei uns acclimatiſiren werde, erſchien in mehrfacher Richtung bedenklich, umſomehr als der der Einſetzung nachfolgende ſelten trockene Sommer 1884 den Main auf einen überaus niedrigen Stand bei großer Erwärmung des Waſſers, alſo den aus tiefen kühlen galiziſchen Wäſſern zu uns gekommenen Zander in keineswegs gewohnte Verhältniſſe brachte. Dennoch erſcheint die Frage der Acelimatiſirung des Zanders in unſerem Maine nunmehr als bejahend gelöft.*) Der Verein konnte, Dank namentlich der Rührigkeit ſeiner Herren Kommiſſäre, mindeſt dreißig ſeit Frühjahr 1884 bis in jüngſte Zeit ſicher geſchehene Wiederfänge von Zandern konſtatiren, ſo insbeſondere 2 bei Haßfurt, 6 bei Schweinfurt, 8 bei Volkach, 1 bei Würzburg, 2 bei Gemünden, 1 bei Obernburg, dagegen keinen bei Aſchaffenburg. Anderweit feſtgeſtellte Fänge von Zandern im Maine: 2 bei Freudenberg, 1 bei Stadtprozelten, 1 bei Lohr, 2 bei Karlſtadt, 1 bei Marktbreit, 2 bei Kitzingen ꝛc., beweiſen erfreulich, daß der Zander bereits fein weiteres Fortkommen und Verbreiten im Fluſſe wacker ſelbſt beſorgt. Für ſein Gedeihen bei uns ſpricht auch ſein gut fortſchreitendes Wachsthum: Die im Oktober 1883 in den Main geſetzten Zander maßen durchſchnittlich 8 bis 9 Centimeter, ein Jahr darnach wurden bei Haßfurt und Schwein— furt Zander gefangen von 29 Centimeter Länge, Januar, Februar und März 1885 welche bei Volkach und Schweinfurt bis zu 32 Centimeter lang und / — 0 Pfd. ſchwer, im Juni 1885 welche bei Würzburg; und Gemünden, 3—400 Gramm ſchwer, der letztgefangene vom 16. Juni 1885 bereits 35 Centimeter lang u. ſ. w. Dafür freilich, daß dem Maine eine ausgiebige wirkliche Bereicherung an Zandern mit der Zeit zu Teil werde, müſſen zunächſt unſere Gewerbsfiſcher ſorgen, indem ſie im ureigenſten, freilich von ihrer Seite oft kurzſichtig verkannten Intereſſe mindeſtens drei Jahre lang die im Maine gefangenen Zander wieder in den Fluß ſetzen, damit der Zander erſt darin laiche. 2. Fiſchereiꝙ-Verein für das Weſergebiet. Dieſer junge Verein geht rüſtig und emſig in's Zeug. Am 22. Auguſt 1885 Nachmittags 3 Uhr findet zu Hameln (Hotel Doſe) Generalverſammlung ſtatt. Auf der Tagesordnung ſtehen unter Anderem folgende wichtige und intereſſante Poſitionen, nämlich: Vortrag des Herrn Amtsgerichtsrath Seelig-Caſſel über den gegenwärtigen Stand der Fiſchereigeſetzgebung im Weſer— gebiete; Vortrag des Herrn Profeſſors Dr. Metzger-Münden über die gegenwärtige Lage und Bedeutung der Weſerfiſcherei; Beſprechung über Vermehrung der Brutanſtalten an der Weſer; Witiheilung über das Ergebniß der Beobachtungen in Betreff des Aufſteigens der Aalbrut in der Weſer. Für den nächſten Tag, Sonntag, 23. Auguſt, find Ausflüge projeetirt nach Schlieckers— brunnen und dem Ohrberge. Je reicher und bedeutungsvoller der Wirkungskreis iſt, welcher dem neuen Vereine ſich darbietet, um ſo mehr wünſchen wir ihm wiederholt beſtes Gedeihen. Obige Namen bürgen aber auch allein ſchon von vorneherein dafür. IV. Vermiſchte Mittheilungen. Fiſchereiausſtellung in Linz. Vom 6. bis 13. September l. J. findet in Linz ein Volksfeſt verbunden mit einer Gewerbe- und Landwirthſchaftlichen Ausſtellung ſtatt. Für die gleichzeitige Fiſcherei-Ausſtellung, zu welcher zwölf prächtige Aquarien zur Verfügung ſtehen, wurden nebſt großen und kleinen ſilbernen Medaillen noch 140 Gulden in Silber votirt. Das Arrangement dieſer Ausſtellung hat aus Gefällig— keit Herr Anton Mayer, Präſident des Oberöſterreichiſchen Fiſcherei-Vereines, über- ach unſerer ſchon wiederholt angedeuteten Auffaſſung läßt fi) Obiges erſt dann voll⸗ gültig behaupten, wenn der Fiſch in ſeiner neuen Heimath auch gelaicht hat. D. Red. de 9 nommen, welcher auch jede dießbezügliche Auskunft erteilt und die Anmeldungen ent— gegennimmt. Anmerkung der Redaktion: Wir können den Beſuch des mit Recht ſo populär gewordenen Linzer Volksfeſtes unſeren verehrlichen Leſern nur beſtens empfehlen. Bachſaibling. Im Nachtrage zu unſeren mehrfachen Mittheilungen über deſſen Gedeihen in oberbayeriſchen Gewäſſern die Notiz, daß kürzlich im Georgenbache bei Starnberg verſchiedene Bachſaiblinge, darunter zwei prächtige Exemplare im Gewichte von je 3/a Pfund gelegentlich des Forellenfangs mit der Angel gefangen wurden. Fiſchereiſchutz. Der oberpfälziſche Kreis-Fiſcherei-Verein in Regens— burg veröffentlicht folgende intereſſante Daten: „Für die in den Monaten Mai und Juni 1885 eingekommenen 38 Fiſchereifrevel- und Fiſcherei-Ordnung-Uebertretungs— Anzeigen wurden an 26 Gendarmen 120 Mark Geldprämien vertheilt. Abgewandelt wurden 51 Frevler, wovon Einer freigeſprochen worden iſt. Für die übrigen 50 Frevler ſind zuſammen gerichtliche Strafen mit 163 Mark Geldbuße, 88 Tagen Gefängniß und mit 71 Tagen Haft erkannt. Die Bayeriſche Landesfiſcherei-Ordnung vom 4. Oktober 1884 und die oberpfälziſchen Provinzial-Vorſchriften vom 9. April 1885 functioniren ſehr gut, indem neben den gewöhnlichen Fiſchereiſreveln dießmal vorzugsweiſe 2 Ueber— tretungen wegen Gebrauches von Fackellichtes (§ 9, Ziff. 1); 2 Uebertretungen wegen Fiſchens während der Nachtzeit (§ 9, Ziff. 2); 1 Uebertretung wegen Beſeitigung der Eisdecke (§ 9, Ziff. 3); 5 Uebertretungen wegen Anwendung von Fiſchgabeln (Harpunen, Gern) (§ 9, Ziff. 5); 1 Uebertretung wegen verbotswidriger Vorrichtung mit einem Sperrnetze ($ 12, Abſ. 1); und 5 Uebertretungen der Schonzeiten ($ 2, Abſ. 1 der L.⸗F.⸗O.) und der Brittelmaße (Art. III der Prov.⸗Vorſchriften) zur Anzeige gekommen ſind. Wegen Nichtabhaltens der Kinder und Dienſtboten von Fiſchereifreveln ſind in drei Fällen die Eltern und Dienſtherrn zur Anzeige gebracht und in Anwendung des § 361 Ziff. 9 des R.⸗Str.⸗G.⸗B. auch abgeſtraft worden, was insbeſondere hervor— gehoben wird“. Der oder die Fiſchotter? Zu dieſer auch bei den Verhandlungen des I. Deutſchen Fiſchereitages gelegentlich berührten Frage betont Herr Profeſſor Dr. Lexer in Würz— burg, eine germaniſtiſche Autorität, in einer an Herrn Regimentsauditeur Zenk in Würzburg gerichteten Zuſchrift die alleinige ſprachliche Richtigkeit der Ter— minologie: Der Otter! Genannter Gelehrte bemerkt: „Unſer „die Otter“ iſt ein ganz anderes Wort und herübergenommen aus dem Niederländiſchen „die adder (für nadder)“ d. i. Oberdeutſch die Natter. Namentlich in Fachkreiſen ſollte an eine ſtrenge Auseinanderhaltung der begrifflich und ſprachlich verſchiedenen Ausdrücke der Otter und die Otter (wofür überhaupt beſſer die Natter geſagt würde) geſehen werden“. Für Angler. Herr Paul Böhme in Brünn (mechaniſche Werkſtätte), verſendet ein Circular, womit er eine neue „verſtellbare Aufwindrolle“ (Syſtem Weeger) empfiehlt. Durch eine Drehung bekommt die Rolle je beim Abwurfe der Schnur und beim Wiederaufrollen derſelben eine verſchiedene Stellung zur Längsachſe der Angel— ruthe. Dadurch ſoll bewirkt werden, daß der Angler „von jedem Standplatze aus auf jede erreichbare Diſtanz auswerfen kann, ohne befürchten zu müſſen, daß durch Ueber— laufen der Rolle ſich die Schnur heillos verwickelt oder im Geſtrüppe hängen bliebe“. So ſchreibt der Verfertiger. Unſer eigenes Urtheil müſſen wir auf practiſche Probe vorbehalten. Jedenfalls ſcheint die Sache beachtenswerth. Die Preiſe der verſchiedenen Rollenſpecialitäten bewegen ſich (per Caſſa, loco Brünn) zwiſchen 4 4 30 8 bis 13 60.4. V. Jiſcherei- und Jiſchmarftberichte. Hamburg ⸗ Altona, 26. Juli. Preiſe en gros. Schellfiſch 2 M 50 3 bis 4 A, Schollen 14 20 J bis 5 &, Elbbutt 14 bis 4 % 50 4, Sture 60 3 bis 1 & per Stieg, Seezungen 90 , Steinbutt 95 , Kleiße 35— 50 4, Aale 60 bis 14 80 2, Lachſe 90 bis 2 4 20 J per / Kilo. Die Störe kauften Räucherer. Große Schollen waren gar nicht am Markte. Der Handel 22 ſehr flau. . 8 ——— A—¾. Rendsburg, 27. Juli. Wegen der auf der Oſtſee herrſchenden Stürme waren vom Norden keine Fiſche in den letzten Tagen angelangt. Am Markte waren Butt 10 bis 20 JJ per Stück. Aale 60 J, Barſch 40 , Hecht 30 bis 40 , Brachſen 40 , Rothaugen und Weißfiſche. W. L. Lachsfang in Schweden. Der Lachsfang iſt dieſes Frühjahr im nördlichen Schweden ſehr reichlich geweſen. Das ſchwediſche Blatt „Norbottens-Kuriren“ berichtet aus Lulea, daß ſchon in der Woche vor der Sonnenwende Lachs zum Preiſe von 6 Kronen (6 M 70 J) per Lispfund (— 8½ Kilogramm) angeboten wurde. In Haparanda (an der Grenze Finnlands) ift der Preis für Lachs ſogar auf fünf Kronen (S 5 NM 60 J) heruntergegangen. Ein lebhaſtes Geſchäft iſt hierdurch entſtanden, da der Fiſch per Dampfer ſüdlicher gebracht werden kann. E. B. Krabbenfiſcherei. Marne, 17. Juli. Der Export der Nordſeekrabben nimmt auch in hieſiger Gegend immer größere Dimenſionen an. Obgleich hier bis jetzt nur drei Fiſcher für den Export fangen, fo gelangen doch täglich 400 —500 Pfund zur Verſendung. Den größten Theil der ver- ſchickten Waare bezieht Hamburg, Altona und Ottenſen; doch ſind auch mit Itzehoe und Wilſter bereits Verbindungen angeknüpft. Leider war die tropiſche Hitze der letzten Zeit dem Verſandt der Krabben äußerſt ungünſtig und wurde mehrfach die Annahme der abgeſchickten Waare ver- weigert. E. !llnſere Berichte über den erſten Fifchereitag in München finden in nächſter Uummer Forkſetzung. BR. Inserate, fg, b, ö.... 7 Durch die Autotype- Company, Dachauerſtraße 15 in München, iſt zu 7 beziehen: 7 Heffſchriff zu Ehren des enſfen Deulſchen Fiſchrneifans 85 in München, 7 welche, ausgeſtattet mit köſtlichen Beiträgen hervorragender Künſtler und 7 4 7 7 4 r Schriftſteller, beim Sifchereitage mit dem reichſten Beifall aufgenommen worden iſt und in den weiteſten Kreiſen ſich bereits einführt. = Preis per Exemplar 1 Mark 50 Pfennig. = R Bei Bezug von mindeſtens fünf Exemplaren portofreie Suſendung. 30 ai «é . ͤðòv — — u — FEE N 2592 = = ment £ ES DZ ar o — Eu eke bete 8 22 — 5 en 28 Ei — ed 2 S IE 5 = 3 = > — KR Dr 2 = — 2 — e 9 = 558 N — = 39 Wr DEN 2 2 — = © — 0 x | 8 ‘ — s mm = a> S 8 2 8 8 8 IS) = 2 = 2 8 r e * S 2 N=3 2.2 2.9 es 2 2 8 5 5 a S — — 2 S 1. 2 . E= 5 S D E D = euren = ma 2 2 1 5 | 2 == - 5 8 9 = — | | 5 — Regiſtrirte Schutzmarke. 2 >?) >. 3 | Für die Redaktion verantwortlich: Dr. Julius Staudinger in München. Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel zu beziehen durch Chriſtian Kaiſer in München. “Die nüächſte Nummer erſcheint am 20. Auguſt 1885. u X NR NO e e Filcherei- Zeitung. Erſcheint monatlich zwei⸗ bis dreimal. Inſerate die zweiſpaltige Petitzeile U 1 . Abonnementspreis: jährlich 4 Mark. — Beſtellbar bei allen Poſtanſtal ten und Allgem eines Organ 5 ie Buchhandlungen. Für Kreuzband⸗ 0 be zuſendung 1 Mark jährlich Zuſchlag. 8 für 11 München, Sonnenſtr. 7 r. Geſammkinkereſſen der Fiſcherei, ſowie für die Beſtrebungen der Fiſchereivereine. In Yerbindung mit Tachmännern Zeutſchlands, Oeſterreich-Angarns und der Schweiz herausgegeben a vom Bayeriſchen Tiſchereiverein. Nr. 19. München, 20. Auguſt 1885. X. Jahrg. Inhalt: J. Der erſte Deutſche Fiſchereitag in München. — II. Mittel zur Conſervirung von Fiſcher— netzen. — III. Vereinsnachrichten. — IV. Literariſches. — V. Fiſcherei- und Fiſchmarkt⸗ berichte. — VI. Bekanntmachung. I. Der erſte Deutſche Jiſchereitag in München. (Fortſetzung.) Zu dem Berichte über die ſachlichen Verhandlungen übergehend, ſchicken wir zunächſt voraus ein kurzes Reſums über die 2. Berathungen der engeren Fiſchzüchterconferenz. Dieſelben bildeten ja in verſchiedenen Richtungen zugleich die Grundlage für die nach— folgenden Plenarverhandlungen. Wir berichten darüber nach unſeren eigenen privaten Auf— zeichnungen. Der offizielle Protocollarbericht wird wohl wieder in den Circularen des Deutſchen Fiſcherei-Vereins erſcheinen. Wie bei der Dresdener Conferenz nahm ſich auch die Münchener Verſammlung zunächſt die Verhältniſſe an den größeren deutſchen Strömen der Reihe nach zum Vor— wurf. Man begann mit der: 1. Weichſel. Herr Prof. Dr. Benecke beklagt hier beſonders wieder den Speizken— fang im Allgemeinen und in Sonderheit an der Weichſelmündung. Vor zwei Jahren ſind 40,000 Stück junge Lachſe als ſog. Speizken im Handel nach Berlin gekommen. Seitens des k. preußiſchen Landwirthſchaftsminiſteriums haben über dieſe Sache Ermittlungen und Zuſammenſtellungen der Ergebniſſe ſtattgefunden. Die Regierungen ſollen allſeits mit Beſchränkungen einverſtanden ſein. Redner befürwortet neuerdings die Erhöhung des Lachs— minimalmaßes von 40 auf 50 em und erhofft in dieſen Richtungen Maßnahmen gelegent— lich der Reviſion der Ausführungsverordnungen zum preußiſchen Fiſchereigeſetz. 230 — Herr v. d. Borne beklagt ebenfalls den Speizkenfang; im Odergebiet ſei ſogar mit Speizken hauſirt worden. Doch ſei dort mittelſt einer Polizeiverordnung (welche nach Prof. Benecke's Angabe das Minimalmaß auf 50 em erhöhte) einiger Wandel geſchaffen worden. Herr v. Behr deutet an, daß der Antrag des Deutſchen Fiſcherei-Vereins an das preußiſche Landwirthſchaftsminiſterium wegen des Speizfenfangs noch ohne Antwort geblieben ſei. Herr Geheimrath Herwig findet dies durch Umfang und Schwierigkeit der nothwendig gewordenen Erhebungen und internationalen Verhandlungen für erklärlich, iſt aber mit Herrn v. Behr wegen wiederholter Anregung der Sache einverſtanden. In dieſem Sinne erfolgt auch Beſchluß der Conferenz. Herr Geheimrath Herwig erhofft gerade für die Speizfen- frage weſentliche Beſſerung von der Eröffnung der Berliner Markthallen. Dadurch erleichtere ſich die Controlle der Minimalmaße und werde eine Hauptverwerthungsader für den Speizfen- fang unterbunden. Herr Prof. Dr. Benecke berichtet weiter: Die Erſchließung der Laichplätze in Drewenz und Trahe ſchreite vor. An der Weichſelmündung behinderten große Mühlen der Seehandlungsgeſellſchaft den Lachsaufſtieg. Doch werde dort eine Lachsleiter kommen. In der Drewenz ſei bereits eine leicht paſſirbare Leiter gebaut. Eine zweite ſtehe in Ausſicht. Der Lachszug in der Drewenz finde im Juli ſtatt. Lachseierge winnung ſei in dem unteren, preußiſchen Weichſeltheile nicht wohl möglich, habe vielmehr im oberen Weichſel— gebiete ſtattzufinden. Beobachtungsſtationen über den Lachszug ſeien bisher noch nicht eingerichtet. Eine Beobachtungsſtation ſoll noch heuer in Danzig, eine zweite in Putzig in's Leben treten. 2. Oder. Das Referat erſtattet Herr M. v. d. Borne-Berneuchen. Ueber ſeine Klagen betreffs des Speizkenfangs im Bereiche der Oder haben wir ſchon vorhin Erwähnung gemacht. Herr M. v. d. Borne conſtatirt, daß früher keine ſonderlichen Erfolge von den Lachsausſetzungen im Odergebiet zu verſpüren geweſen ſeien. Der Grund liege wohl darin, weil von dort der Lachs ſich weit, bis in den bottniſchen Meerbuſen verziehe. In neuerer Zeit trete ſichtlich Erfolg hervor. In Oder und Warthe würden bedeutend mehr Lachſe gefangen als früherhin. Die Fiſcher ſympathiſirten daher auch dort mit den Ausſetzungen von Lachsbrut und wünſchten ergiebige Fortſetzung dieſer Maßnahme. Im Warthegebiet ſei eine Brutanſtalt angelegt worden, welche ausſchließlich Lachſe züchte und für Ausſetzung von Brut geeignet ſituirt ſei. Es ſei von Intereſſe, daß ſie fortarbeite. Was die Fiſch— leiterfrage betreffe, jo böte ſich bei dem bevorſtehenden Verkaufe des Gutes Steinbuſch vielleicht Gelegenheit, die Anlage einer Fiſchleiter bei dem dortigen Wehre durchzuſetzen, was ſehr im Intereſſe der Lachszucht läge. Herr Prof. Dr. Benecke beſtätigt gleichfalls, daß in den letzten Jahren die Lachſe in größerer Anzahl als früher erſchienen ſeien. Für nächſtes Jahr ſei auch nach den Waſſerſtandsverhältniſſen zu erwarten, daß mehr Eier als ſonſt gewonnen würden. Der weſtpreußiſche Fiſcherei-Verein habe übrigens abgelehnt, ſich auf Maßnahmen zur Gewinnung von Lachseiern einzulaſſen. Im oberen Odergebiet ſollten noch einige Brutanſtalten ein— gerichtet werden. Er poſtulirt hiefür die Bewilligung einiger Geldmittel. Die Conferenz begutachtet ſolches auch beſchlußmäßig, aber nur als einmalige Willigung, nachdem Herr v. Behr es als bedenklich erklärt hatte, vor wirklicher Gewinnung von Eiern Geld herzugeben. Das principiell Richtige erſcheine ihm immer: zuerſt Eier und dann Geld! — alſo der Weg des Ankaufs ſchon gewonnener Eier. 3. Elbe. Einleitend ſchildert Herr v. Behr unter Vorzeigung von Abbildungen die Errichtung einer intereſſanten Lachs leiter bei Thereſienſtadt in Böhmen und begrüßt dieſes Ereigniß freudig als hochwerthvolle Errungenſchaft für die Lachszucht in der oberen Elbe. Sodann conſtatirt derſelbe Redner, daß nach Mittheilungen des Herrn v. Stemann in Rendsburg jetzt bei Hamburg ſehr zahlreiche Lachſe gefangen würden. Herr Prof. Dr. Nitſche als Referent für die Verhältniſſe an der Mittelelbe kann über ſo glänzendes aus ſeinem Gebiete nicht berichten. Doch ſei man auch dort trotz der Zurückhaltung der Fiſcher im Fortſchritte begriffen und das Intereſſe im Steigen. Es würden jetzt ſogar ſchon in Sachſen Verſuche gemacht, Lachſe zu gewinnen und ſtehe die 231 Einrichtung einer eigenen Brutanſtalt hiefür in Ausſicht. Im nächſten Winter ſolle das Ausſtreifen der Lachſe practiſch in Schandau geübt werden. Uebrigens ſeien ſchon aus bezogenen und in Sachſen ausgebrüteten Eiern verſchiedene Poſten von Lachsbrut zur Aus— ſetzung gekommen. Weiter berichtet Herr Profeſſor Dr. Nitſche über die eingeleitete Unterſuchung der ſächſiſchen Gewäſſer. Sie beginne mit der Mulde und erſtrecke ſich ſachlich zunächſt haupt— ſächlich auf die Herſtellung eines methodiſchen Verzeichniſſes aller Aufſtiegshinderniſſe, auf Durchforſchung der Beſchädigungen der Fiſcherei, insbeſondere der Verunreinigungsverhältniſſe und der dieſelben bedingenden Zuſtände, auf die Feſtſtellung der Fiſchereibeſitzverhältniſſe, ſowie auf die Eruirung der Fiſchbeſtände u. dgl. Von officieller Seite fänden dieſe dem Herrn Director Endler übertragenen Unterſuchungen beſte Unterſtützung. Aus den neueren Recherchen habe ſich bereits ergeben, daß das Aufſteigen der Lachſe in der Mulde in letzter Zeit bedeutend abgenommen habe. f Als im Anſchluſſe an dieſe Erörterungen die Discuſſion auch auf die Frage der Beobachtungsſtationen kam, ergab ſich, daß die Verhandlungen zum Zwecke der Er— richtung von ſolchen Stationen in Magdeburg und Hamburg bis jetzt nur negative Reſul— tate geliefert hätten, da dort wenig Sympathie dafür anzutreffen ſei. Herr Geheimrath Herwig betonte dabei auch, daß es bei ſolchen Stationen weniger auf Gewinnung oder Benützung von ſtatiſtiſchem Material gewöhnlicher Art, als auf feinere phyſiologiſche Unter— ſuchungen ankomme. 4. Saale. Der Vertreter des thüringiſchen Fiſcherei-Vereins Herr Frhr. von und zu Egloffſtein berichtete, daß im Jahre 1884 von Köſen bis Saalfeld an verſchiedenen Stellen der Zug von Lachſen beobachtet worden ſei und auch ohngefähr 50 Stück zu Fang gekommen ſeien. Die dem Thüringer Fiſcherei-Verein überwieſenen Eier ſeien mit beſtem Erfolge ausgebrütet worden. Noch im jüngſten Herbſt habe man den Aufſtieg junger Aale beobachtet. (Fortſetzung folgt.) II. Nittel zur Conſervirung von Jiſchernetzen. Die Mittheilungen der „Deutſchen Fiſchereivereinsſection für Küſten- und Hochſeefiſcherei,“ auf die wir hiemit wiederholt aufmerkſam machen, bringen in Nr. 2 über die Mittel zur Conſervirung von Fiſchernetzen einen Artikel, welcher auch für die Binnenfiſcherei zur Be— lehrung dienen dürfte. Es heißt dort: „Mit Ausnahme der ſeidenen Netze, die ſich trotz ihrer hohen Anſchaffungskoſten durch ihre große Dauerhaftigkeit gut bezahlt machen, bedürfen alle aus anderem Material gear— beiteten Netze, um längere Zeit der Fäulniß zu widerſtehen, der Behandlung mit conſer— virenden Stoffen. Die einfachſte Methode der Conſervirung beſteht in der Räucherung der Netze, die entweder in eigenen Räucherhäuſern, oder an vielen Orten nur unter dem Dache des ſchorn— ſteinkoſen Hauſes vorgenommen wird. In dieſem Falle werden alſo die Deſtillationsproducte des Holzes, namentlich das Kreoſot verwendet, deſſen fäulnißwidrige Eigenſchaft zur Genüge bekannt iſt. Trotz ihrer großen Einfachheit iſt dieſe Conſervirungsmethode, wenn ſie von Zeit zu Zeit wiederholt wird, ganz zweckentſprechend. Das Anſtreichen mit warmem Steinkohlentheer ſichert zwar Säcke und andere Netze, die namentlich im Sommer bei warmem Waſſer längere Zeit hinter einander gebraucht werden ſollen, vor der Fäulniß, befördert aber ein ſchnelles Brüchigwerden und Verrotten des Gewebes, welches daher ſelten mehr als einen Sommer aushält. Natürlich iſt eine ſolche Präparation, weil ſie dem Faden eine große Starrheit und Härte verleiht, auch nur bei gewiſſen Arten von Netzen anwendbar. Auch ein Einweichen der Netze in warmem, mit Terpentinöl verdünntem Holz- oder Gastheer mit nachfolgendem Abdrücken des überflüſſigen Theergemiſches macht die Netze ſteif und brüchig. An manchen Orten werden die Netze einige Stunden in gekochtem Leinöl geweicht, dann abgepreßt und an der Luft zum Trocknen aufgehängt, was je nach der Witterung 2 3—4 Tage oder mehr beanſprucht. Auch dieſe Behandlung macht fie jedoch hart und befördert ein ſchnelles Mürbewerden des Fadens. In England wird vielfach für die Conſervirung der Heringsnetze eine Catechulöſung benutzt. In dem nöthigen Waſſerquantum wird für jeden Liter / Pfund Catechu bis zur vollſtändigen Löſung gekocht; nachdem die Flüſſigkeit erkaltet iſt, werden die Netze über Nacht darin eingeweicht und beſchwert, am nächſten Morgen herausgenommen, in ſüßem Waſſer gut geſpült und erſt dann zum Trocknen aufgehängt. Sie werden durch das Spülen vor dem Trocknen viel weicher und haltbarer, als wenn ſie ungeſpült getrocknet werden. An manchen Orten ſetzt man der Catechulöſung auch noch 15 gr Kupfervitriol (ſchwefelſaures Kupferoxyd) pro Liter zu. In Schweden wird, namentlich für die Conſervirung der baumwollenen Netze, eine Birkenrindenabkochung angewandt. Braune Birkenrinde ohne die weiße Haut wird klein geſchnitten und mit Waſſer übergoſſen. Friſche Rinde kann ſofort, alte, getrocknete erſt nach dreitägigem Weichen in Waſſer gekocht werden. Auf einen Scheffel Rinde nimmt man 100 Liter Waſſer und 12— 13 Pfund Soda und läßt 3— 4 Stunden tüchtig kochen. Nach einigem Erkalten der Flüſſigkeit werden die Netztücher in Tonnen gepackt mit derſelben über— goſſen, gut durchgeknetet, dann ausgewunden und getrocknet. Die gebrauchte Flüſſigkeit iſt erſchöpft und fortzuwerfen. Dieſe Präparation wird bei fortwährendem Gebrauch der Netze alle 3Z—4 Wochen wiederholt; bei der erſten Imprägnation neuer Netze ſetzt man auf 100 Liter Waſſer, die etwa für 50 Heringsnetze der gewöhnlichen Größe genügen, 2 Pfund Catechu zu. In Holland werden die baumwollenen Netze entweder nur mit Catechulöſung oder nach einander mit Catechulöſung, Leinöl und nochmals Catechulöſung präparirt. Zu der Behandlung mit Catechu wird, gleichviel ob dieſelbe allein oder in Verbindung mit der Oelung vorgenommen werden ſoll, in je 20 Liter Waſſer 1 Pfund beſtes Catechuharz durch Kochen aufgelöſt. Die Netze werden locker in Tonnen oder große Baſſins eingelegt und nach vollſtändiger Löſung des Catechu mit der möglichſt heißen, jedoch nicht mehr kochenden Flüſſigkeit übergoſſen, welche ſie, ohne daß ſie ſtark zuſammengedrückt ſind, vollſtändig bedecken muß. Nach 24 ſtündigem Verweilen in der Brühe werden fie herausgenommen und auf einer ebenen Raſen- oder Sandfläche horizontal ausgebreitet, bis ſie vollkommen trocken ſind. Die gebrauchte Flüſſigkeit wird durch Zuſatz von Waſſer wieder auf ihr vormaliges Volumen gebracht und abermals auf je 20 Liter Waſſer 1 Pfund Catechu zugeſetzt. Sollen die Netze nur mit Catechu behandelt werden, ſo müſſen ſie 5 mal nach einander dieſe Gerbung durchmachen; will man ſie durch Oelen noch wirkſamer conſerviren, ſo werden ſie erſt in der eben beſchriebenen Weiſe dreimal nach einander gegerbt und dann nach vollſtändigem Trocknen in ungekochtes reines Leinöl gebracht. Dieſes muß in ſolcher Menge angewandt werden, daß fein Gewicht dem der zu ölenden trockenen Netze gleich iſt. Nachdem die Netze ſich vollkommen geſättigt haben, nimmt man ſie heraus und läßt ſie, um das überflüſſige Oel abzupreſſen, zwiſchen zwei Walzen hindurchgehen. Sie werden dann für etwa zwölf Stunden zum Abtropfen in ein Gefäß mit Siebboden gelegt und nachdem das Tropfen aufgehört hat, zum Trocknen horizontal ausgebreitet; ſie dürfen dann bis zum Eintritt der vollkommenen Trockenheit weder aufgehängt noch in Haufen auf einander gelegt werden, ſondern müſſen auch bei Regenwetter liegen bleiben bis ſie kein Fett mehr loslaſſen, können aber von Zeit zu Zeit umgewendet werden. Nachdem die vollkommene Trockenheit eingetreten iſt, werden ſie dann noch einmal in der oben beſchriebenen Weiſe mit Catechulöſung gegerbt. Allerdings iſt dieſe Methode koſtbar und langwierig, conſervirt aber die Netze in vorzüglicher Weiſe und auf der Londoner Ausſtellung waren Netze ausgelegt, mit denen zwei, vier, ja ſieben Jahre lang gefiſcht war, und die noch durchaus haltbar erſchienen. III. Vereinsnachrichten. Verband der Fiſcherei-Vereine in den weſtlichen Provinzen Preußens. Kaſſel, 3. Auguſt. Ueber die am 10. d. M. zur allgemeinen Zufriedenheit der zunächſt Betheiligten und unter lebhafter Zuſtimmug des größeren Publikums abgehaltene erſte ordentliche Generalverſammlung des „Verbandes der Fiſcherei-Vereine der ee de 233 3 vier weſtlichen Provinzen Preußens“ bringen wir ſpäter ausführlicheren Bericht. Einſt⸗ weilen die Nachricht, daß die neunzehn zur Zeit dem Verband angehörigen Fiſcherei-Vereine und Genoſſenſchaften, darunter die ſehr rührige Ruhrgenoſſenſchaft, durch 16 auswärtige Delegirte, Männer und Namen des beſten Klanges in Fiſchereikreiſen, vertreten waren. Der anweſende k. Regierungspräſident von Magdeburg, der bei Beurlaubung des Oberpräſidenten Grafen zu Eulenburg auch dieſen vertritt, folgte vom Beginn der Sitzung an den Verhandlungen mit dem lebhafteſten Intereſſe. Außerdem war ein Vertreter der königlichen Regierungen von Kaſſel und Düſſeldorf a/ Rh., ſowie der Landesdirector von Heſſen anweſend. Größere Zeitungen, welche im Hauptemporium des Landes innerhalb des Verbandsgebietes erſcheinen, hatten beſondere Reporter geſchickt. Die recht mannichfaltige aus zehn theilweiſe inhaltsſchweren Nummern beſtehende Tages— ordnung wurde bei Beſchränkung der Redner und Referenten auf ſachlichſte Erörterungen in der Zeit von früh 10 Uhr bis Nachmittags 3 Uhr mit kurzer Unterbrechung formell und materiell erledigt. Zu zwei Punkten (Flußverunreinigung und Adjazentenfrage) wurden allerdings Com— miſſionen zur Abfaſſung des den Beſchlüſſen entſprechenden Einzelnen gewählt. Intereſſant waren die mündlichen, kurz und prägnant vorgetragenen Berichte über die Thätigkeit der einzelnen Vereine; ins— beſondere ſprach u. A. der Vortrag des Vertreters des oſtpreußiſchen Fiſcherei-Vereins zu Emden, weil urwüchſig gedacht und vorgetragen, an. Gleichartige Prämiirung erlegter Ottern inner⸗ halb des Verbandsgebiets wurde nicht als eine Nothwendigkeit anerkannt. Der ſteigenden Aalbrut ſoll fernerhin die größte Aufmerkſamkeit, insbeſondere unter Feſtſtellung des Punktes der Fluß— läufe, bis wohin ſie beobachtet iſt, zugewendet, die Bevölkerung der Gewäſſer ſelbſt aber mehr mit jungen Aalen (Sandaalen) verſucht werden. Der ſeitherige Vorſitzende, Amtsgerichtsrath Seelig— Kaſſel, wurde einſtimmig wieder gewählt für das nächſte Jahr und als nächſtjähriger Verſamm— lungsort ein ſolcher in der Provinz Weſtphalen innerhalb des Gebiets des Ruhr- und Lenne— Fiſcherei-Vereins bezeichnet, über deſſen definitive Feſtſtellung u. A. der Vorſitzende und der Stell— vertreter desſelben, Freiherr v. Dücker zu Menden in Weſtphalen, ſich zu verſtändigen haben. IV. Titerariſches. Bei den Betrachtungen und Erörterungen über die Mißſtände auf dem Gebiete der Fiſcherei wird vielfach und vollkommen zutreffend betont, wie gering wenigſtens nach den Durchſchnitts— verhältniſſen auf dem Fiſchereigebiete namentlich auch die Achtung vor dem Rechte Anderer noch iſt, wie ſehr gerade der Fiſchereiberechtigte unter den verſchiedenartigſten widerrechtlichen Eingriffen in ſeine Befugniſſe zu leiden hat und wie ſchwach nur zu oft die geſetzliche Reaction und Repreſſion ſolchen Verhältniſſen gegenüber zu Tage tritt. Dieſe unläugbar thatſächlich vorhandenen Erſchein— ungen haben ihren Grund in gar verſchiedenen Verhältniſſen. Schon das allgemeine Rechts- bewußtſein iſt auf unſerem Gebiete nicht ſo klar und durchgebildet, wie anderswo — ja es zeigt ſich gelegentlich ſo verkümmert, daß beiſpielsweiſe ſelbſt ſonſt ganz anſtändige Leute unter Umſtänden keinen Anſtand nehmen, ſogar als Fiſchfrevler zu peceiren. Man iſt hier oft ver⸗ ſucht, zu klagen: „wenn das am grünen Holz, was dann am dürren?!“ Die kritiſche Unter⸗ ſuchung, wie denn ſogar ſo etwas möglich ſei, führt zu allerlei Betrachtungen auf ethiſchem, intern politiſchem und ſelbſt hiſtoriſchem Gebiete. Reicht ja doch die tiefſte der Wurzeln jener Erſcheinung ſogar noch b's in jenen tauſendjährigen rechtshiſtoriſchen Untergrund, welcher die Occupation der Thiere des Waldes und Waſſers noch als Gemeingut Aller erſcheinen ließ. Im Wandel der Zeiten iſt dieſer Rechtszuſtand unter dem Einfluſſe der verſchieden— artigſten Verhältniſſe längſt entſchwunden. Nachklänge desſelben ſitzen aber nicht ſelten in den Volksgewohnheiten und Volksanſchauungen viel tiefer, als der Gedanke an das und die Achtung vor dem, was jetzt Rechtens iſt. Das allgemeine Rechtsbewußtſein erhält auch — wer möchte es läugnen — heutzutage noch viel zu wenig Nahrung durch hinreichende Ver⸗ breitung entſprechender Rechtskenntniſſe. Sind ja doch ſogar die Nächſtbetheiligten, die Fiſchereiberechtigten ſelbſt, nicht ſelten in großer Unkenntniß ſowohl über den Umfang ihrer Rechte, wie über die Tragweite ihrer Pflichten vor dem Geſetze, — ſowohl darüber was ſie ſelbſt beanſpruchen können, wie darüber, was ſie anderen Mitbetheiligten ſchuldig ſind — ſowohl darüber, was ſie thun dürfen wie auch was ſie zu laſſen haben. Mit einem Worte: das Fiſchereirecht iſt noch zu wenig populariſirt, ja ſelbſt zu wenig cultivirt. In breiten Schichten des Volkes ſtrotzt es von verkehrten, zum Theil zu eigenem Nutz und Vortheil willkürlich ſelbſt conſtruirten An— ſchauungen. Es darf dies um ſo weniger wundern, als auf unſerem Gebiete, ſoweit namentlich eivilrechtliche Fragen auftauchen, ſogar die Juriſtenwelt nicht ſelten ſich in ſehr ſchiefen Auf⸗ faſſungen bewegt und nur zu ſehr geneigt iſt, ohne practiſchen Einblick in die hier einſchlägigen realen Zuſtände die wichtigſten Rechts verhältniſſe in die civiliſtiſchen Schulformeln einer ſteifen römiſch⸗ rechtlichen Theorie zu zwängen, obwohl doch das ganze Fiſchereirecht in ſeinem Urſprunge und in ſeiner Entwicklung einen durchwegs deutſch⸗ rechtlichen Character trägt, und obwohl zu— gleich doch wahrlich klar liegt, daß die Verhältniſſe in den Zeiten des römiſchen Prätors und der byzantiniſchen Kaiſer für unſer Gebiet geſunde rechtliche Analogien nur ſehr ſpärlich darbieten. Hier wird zur Wahrheit, was einſt der Dichter klagte: „Es erben ſich Geſetz und Rechte wie eine ew'ge Krankheit fort“. Auch die Rechts wiſſenſchaft hat übrigens hier ihre Mitſchuld. Der practiſche Juriſt findet ſelten eine tiefere Belehrung und Aufklärung über fiſchereirechtliche Ver— hältniſſe in jenen Handbüchern, nach denen er gewöhnlich bei Rathsbedarf zu greifen pflegt. Es gilt 234 un dies ſelbſt von den jog. germaniſtiſchen Lehrbüchern, die doch in erſter Linie berufen wären, näher auf dieſe deutſchrechtliche Materie einzugehen. Aber Eines ſchreibt eben dem Anderen nur wenige dürftige Sätze, mitunter ſogar kritiklos, nach. Unter dieſen Umſtänden darf es uns nicht wundern, wenn da und dort einmal ganz eigenthümliche Rechtsſprüche zu Tage treten, welche den Betheiligten mit ihren, — ich will ſagen naturrechtlichen Begriffen durchaus nicht zu Sinn ſich ſchlichten wollen. Uebrigens muß man gerechter Weiſe immerhin anerkennen, daß es auch darin entſchieden beſſer wird, ſeit die Werthſchätzung der Fiſcherei als eines volkswirthſchaftlichen Factors breiteren Boden gewonnen hat. Seitdem wird auch der wiſſenſchaftlichen und practiſchen Durchforſchung und Durchbildung des Fiſchereirechts eine beſſere Beachtung zu Theil. Die Geſetzgebung bemüht ſich allmählich ebenfalls mehr und mehr, auch für die vordem höchſt ſtiefmütterlich behandelte Fiſcherei practiſche förderliche Auffaſſungen, correcte Rechtsanſchauungen mit dem ſtaatlichen Rechts⸗ zwange auszuſtatten. Neueſtens mehren ſich erfreulicher Weiſe auch die literariſchen Erſcheinungen, welche darauf berechnet ſind, eine beſſere und tiefere Kenntniß deſſen, was auf dem Fiſchereigebiete Geſetz und Rechtens iſt, zu verbreiten und ein kritiſches Verſtändniß hiefür zu eröffnen. Eben liegen wieder deren zwei vor mir, welche mir Veranlaſſung geben, kurz darüber zu berichten. Ich erwähne zunächſt 1. eine Erörterung „über die Beſtrafung der Binnenſiſchereifrevel“, welche als Beilage der Mittheilungen des Vereins zur Beförderung der Fiſchzucht im Regierungs⸗ bezirk Kaſſel im Juli heur. Jahres zur Veröffentlichung kam. Dieſelbe bezweckt ſehr richtig, der vielfach ſich bemerklich machenden Rechtsunkenntniß durch eine Zuſammenſtellung derjenigen ſämmtlichen ſtrafgeſetzlichen Beſtimmungen abzuhelfen, welche gegen Zuwiderhandlungen in Bezug auf Fiſchereivorſchriften im Bereiche der Wirkſamkeit des gedachten Vereins zur Zeit in Geltung ſtehen. Es ſind dies Beſtimmungen im Strafgeſetzbuche für das Deutſche Reich, in dem preußiſchen Fiſchereigeſetz für den preußiſchen Staat vom 30. Mai 1874 mit Nov. vom 30. März 1880 und Ausführungsverordnung, im preußiſchen Forſt- und Feld⸗ polizeigeſetz vom 1. April 1880, in verſchiedenen Provinzialverordnungen für den Regierungsbezirk oder Stadt- und Landkreis Caſſel, ſowie in einen noch gültigem Reſtbeſtand des vor— mals kurheſſiſchen Fiſchſtraftarifs vom 30. Dez. 1822. Nimmt man mit dem in Rede ſtehenden Schriftchen noch die einſchlägigen Beſtimmungen der Reichsſtrafproceßordnung und des Reichs- gerichtsverfaſſungsgeſetzes dazu, ſo ergibt ſich ein ziemlich buntes Bild. Es iſt aber von dem ungenannten Herrn Verfaſſer der Erörterung ſehr gut componirt und in lichtvollem Tone gehalten. In der erſten Hälfte wird die Geſammtheit der ſich aneinanderfügenden Strafvorſchriften in ſyſtematiſch gegliederten Gruppen nach ihrem Inhalte mit präcifer Characteriſirung desſelben dargeſtellt, während im zweiten Theile der authentiſche Text der einſchlägigen Geſetzesbeſtimmungen ſich anreiht. Es unterliegt keinem Zweifel, daß derartige Arbeiten, welche durchaus nicht ſo leicht ſind, namentlich bei Maſſenverbreitung ſehr Verdienſtliches leiſten. Der Populariſirung der fiſchereigeſetzlichen Beſtimmungen dient auch, aber nicht blos auf das Strafrecht beſchränkt, ſondern auf viel breiterer Grundlage, 2. ein während des Fiſchereitags in München zur Ausgabe gelangtes, nett ausgeſtattetes Schriftchen: „Taſchenbuch des Bayerifhen Fiſchereirechts,“ bearbeitet von Oskar Reber, k. b. Landgerichtsrath a. D., Verlag von Ernſt Stahl in München 1885, XVI. S. 186. Durch dasſelbe ſoll nach dem Vorwort das Bayeriſche Fiſchereirecht „kurzgefaßt populär“ dargeſtellt werden. Dieſe Aufgabe lautet recht einfach, iſt aber in der That recht ſchwer. Populäre Rechtsdarſtellungen haben ihre eigenthümlichen Schwierigkeiten. Letztere verſchärfen ſich aber noch beſonders, wenn, wie es namentlich mit dem civil- und verwaltungsrechtlichen Theile des Bayer. Fiſchereirechts der Fall iſt, das Material ſehr zerſtreut und vollends, wenigſtens bruchſtückweiſe, aus Geſetzen hervorzuholen iſt, welche längſt überwundenen Legislaturperioden, theilweiſe ſogar noch dem vorigen Jahrhundert angehören. Darum habe ich auch, als vor einiger Zeit — damals ohne Nennung des Namens des Verfaſſers — an mich die Anfrage kam, was ich von einer ſolchen populären Schrift hielte, nicht umhin gekonnt, Bedenken dagegen zu äußern, und zwar namentlich inſoferne, als ich befürchtete, es möchten vielfach an Stelle der einen Irrthümer nur andere kommen. tamentlih der Boden der civilrechtlichen Vorſchriften über Fiſcherei iſt in Bayern durch particularrechtliche Verſchiedenheiten ſehr zerklüftet und noch ſo wenig mit Pflug und Egge be— arbeitet, daß ſehr rauhe Schrollen daliegen. „Populäre“ Schriften erheiſchen aber vor Allem glatten Boden. Mit einer gewiſſen Aengſtlichkeit betrachtete ich darum auch das obengenannte Schriftchen, als es mir zu Handen kam. Nur der Name des Herrn Verfaſſers, welcher ja für derartige Arbeiten einen ſehr guten Klang hat, gab mir von vorneherein Beruhigung. In der That überzeugte ich mich auch durch die Lectüre des Büchleins, daß der Herr Verfaſſer wirklich ſo viel Gutes geleiſtet hat, daß das Schriftchen beſtens zum Gebrauch empfohlen werden kann. Es iſt namentlich mit außerordentlichem Fleiße gearbeitet und geht dem Materiale nach allen Richtungen ſorgſam nach. Daß dabei meine eigenen Schriften weſentlich benützt ſind, verüble ich um ſo minder, als dies der Herr Verfaſſer ſelbſt von vorneherein eigens angedeutet hat, dabei höchſt loyal verfahren iſt und nicht etwa blos abgeſchrieben, ſondern ſelbſtändig verarbeitet hat. In dieſer Weiſe kann ich jene Benützung nur als Ehre und Anerkennung betrachten. Gleichwie ich übrigens der Meinung bin, daß meine eigenen fiſchereirechtlichen Schriften noch ſehr der Vervollſtändigung und Durchbildung bedürftig ſind, ſo vermag ich auch das Reber'ſche Büchlein bei allen Vorzügen doch vorerſt eben⸗ falls nur als eine immerhin verdienſtliche „Bearbeitung des Rohſtoffs“ zu betrachten. Ein Haupt⸗ 3 E 3 235 nachtheil liegt dabei namentlich auch darin, daß die Erlaſſung der Kreisfiſchereiordnungen nicht abgewartet wurde. Für eine ſyſtematiſch behandelte Arbeit wie die vorliegende iſt ſchwer mit Nachträgen nachzuhelfen. Die ausgeſprochene Abſicht, das Büchlein gerade beim Fiſchereitag auf den Markt zu bringen, erklärt die Verfrühung zwar vom buchhändleriſch-geſchäftlichen Stand— punkte, entſchuldigt ſie aber nicht vom ſachlichen aus. Auch in Einzelnheiten läßt ſich natürlich da und dort Kritik üben — doch fand ich vorerſt keinen Gewährsmangel. Eine Ungenauigkeit iſt es z. B. wenn S. 98 nur ſchwer verwundende Fiſchereigeräthe als verboten bezeichnet ſind. 8 9 und 10 der Landesfiſchereiordnung geſtattet keine derartige Reſtrietion. Wenn weiter S. 120 die Ausnahmebeſtimmungen des 8 4 Abſ. 1 und 2 der Landesfiſchereiordnung auch auf Krebſe bezogen werden, ſo widerſpricht dies nicht allein der Thatſache, daß im §7 der Landesfiſcherei— ordnung die § 4 Abſ. 1 und 2 nicht eitirt find, als auch der Natur jener Verhältniſſe, welche die letztgedachten Stellen in's Auge faſſen. Zudem handeln dieſe Stellen wenigſtens zunächſt (und vorbehaltlich deſſen, was zu §8 4 Ab. 2 der 8 6 Abſ. 1 der Landesfiſchereiordnung beſtimmt) von der Schonzeit der Fiſche, während die Krebſe nach der bayeriſchen Landesfiſchereiordnung gar keine Schonzeit haben. a Was die civilrechtlichen Partien anlangt, ſo ſcheint mir nicht überall ſcharf genug betont und in feinen Conſequenzen verfolgt zu fein, daß die Fiſchereiberechtigung ſowohl als jus in re propria, wie als jus in re aliena vorkommen kann. Die Definition des Regale als bloßes Verleihungs recht S. 151 iſt zu eng. Wenn S. 105 z. B. Fröſche, Blutegel und Schalthiere (außer den Perlmuſcheln) ſchlechthin als nicht zu den Objecten des Fiſchereirechts gehörig be— zeichnet werden, ſo trifft dies mindeſtens nicht nach allen bayeriſchen Particularrechten zu. Selbſt die urſprünglich regale Berechtigung zum Perlmuſchelfang iſt, nebenbei bemerkt, in Folge fiscaliſcher Veräußerung von Perlbächen bereits da und dort Gegenſtand von Privatberechtigungen geworden. Was auf S. 10 aus Kreittmayrs Anmerkungen zum Bayeriſchen Landrecht über das Fiſchereirecht bei Ueberſchwemmungen excerpirt iſt, hätte auf S. 134 einiger näheren kritiſchen Ausführungen bedurft, da zwiſchen den von Baron Kreittmayr angeführten zwei typiſchen Hauptfällen (Fall, wo das überſchwemmte Grundſtück mit Kahn befahren werden kann, — und Fall, wo dies „nicht mehr“ der Fall iſt, d. h. alſo es ſich um räumlich bereits getrennte übrig gebliebene Lacken handelt) noch verſchiedene andere Fälle liegen, welche auch der Entſcheidung bedürfen. Dieſe aus der ratio prineipalis des Commentators herzuleiten, iſt nicht einmal ſchwer. Eine nicht hinreichend enaue und ſcharfe Würdigung des Urtheils des Oberſten Landesgerichts vom 18. April 1884 Gayer. Fiſcherei⸗Ztg. IX, S. 246) liegt vor, wenn der Herr Verfaſſer (S. 133) die Sache ſo hinſtellt, als ob bei Flußcorrectionen — abgeſehen vom Uebergang des Fiſchrechts auf den neueröffneten Flußlauf — dieſes im alten Lauf (Altwaſſer) nur bliebe, wenn dieſer nicht in ſeiner Ver— bindung mit dem Hauptfluſſe abgeſchloſſen wurde. Im beſagten Urtheile lag allerdings ein Fall fortdauernder Verbindung des Altwaſſers mit dem Fluſſe vor und der Gerichtshof hat ſchon deshalb das Fiſchereirecht auch für das Altwaſſer fortbeſtehend erachtet. Dabei bemerkt aber das Urtheil eigens und abſichtlich, daß es bei ſolcher Sachlage dahin geſtellt bleiben könne, ob nicht ſelbſt bei Aufhebung jener Verbindung das Fiſchereirecht noch fortbeſtünde. Dieſe letztere Frage wird auch für viele Fälle entſchieden bejaht werden müſſen. Es kommt dabei eben ſehr auf den concreten Titel der Fiſchereiberechtigung an. Soviel einſtweilen. Vielleicht gewinne ich einmal Muße, näher auf dieſe und jene derartigen Einzelfragen einzugehen. Dr. Staudinger. Bei G. Maſſon in Paris iſt in vierter Auflage erſchienen: „Traité de Pisciculture pratique ou des procedes de multiplication et d'incubation naturelle et artificielle des Poissons d’eau douce von Herrn M. J. P. J. Koltz, Oberforftdirector in Luxemburg, verſehen mit einem Vorworte von Herrn Chabot-Karlen. Hatten wir ſchon bei der jüngſten Fiſcherei— Conferenz und dem Fiſchereitage in München Gelegenheit, der munteren Geiſtesfriſche des Herrn Kolg, eines der wenigen noch übrig gebliebenen Veteranen aus der erſten Epoche der heute jo kräftig entwickelten Bewegung für die Zucht, insbeſondere jog. künſtliche Zucht der Süßwaſſerfiſche, perſönlich uns zu erfreuen, — das vorliegende Büchlein gibt uns noch beſſeren Beweis, wie fein Verfaſſer nicht nur vor langen Jahrzehnten ſchon für unſere Sache gewirkt, ſondern wie er ſie auch bis in die letzte Zeit mit regem Verſtändniß verfolgt. Kein Geringerer als Coſte hat die erſte Auflage des Werkchens im Jahre 1857 mit ſeiner Empfehlung begleitet, der heutigen vierten Auflage ein warmes Wort zu ſprechen, geziemt vor Allem an dieſer Stelle, in einem deutſchen Fiſchereiblatte. In keinem der bisher in franzöſiſcher Sprache über Fiſchzucht geſchriebenen Werke findet ſich eine ſo eingehende Behandlung und Würdigung der Fortſchritte, welche im letzten Jahrzehnte gerade in Deutſchland die Fiſchzucht, die künſtliche voran, gemacht hat. Der von dem Borne'ſche wie der Freiherr von La Valetteſche unterſpülige Bruttrog ſind gut abgebildet wie beſchrieben. Nicht ohne Intereſſe betrachtet ſich daneben die von Herrn Koltz ſchon in den fünfziger Jahren gebrauchte, in ſeinem Buch beſchriebene und abgebildete Brutkiſte, in die er ſinnig feiner Zeit eine Anzahl von Remy = Tiegeln einhing und ſo dieſe ſeiten- und unterſpülig machte. Die „Bayeriſche Fiſcherei-Zeitung“ hat in ihrem Jahrgange 1881 bereits eine Abbildung der Koltz'⸗Kiſte gebracht. Auch die Krebszucht wird in dem Koltz'ſchen Buche von theilweiſe neuen Geſichtspunkten beſprochen und der erſprießlichen Thätigkeit unſeres Landsmanns Herrn Kammeringenieurs Brüſſow auf dieſem Gebiete hiebei nicht vergeſſen. Auch ſonſt fehlt es dem Buche nicht am Belehrenden, Intereſſanten, — wir rathen den Fiſchereigenoſſen aufrichtig, es ſelbſt A zur Hand zu nehmen. Z. 236 _ V. Jiſcherei- und Fiſchmarktberichte. Rendsburg, Mitte Auguſt. Zufuhren beſtanden hauptſächlich in Butten, Zungen und Schollen, für welche folgende Preiſe erzielt wurden: für erſtere 55—65 per 1 Kilo, 10—30 4 per Stück, Zungen I-1M 20 5, Schollen 60—80 per ½ Kilo, kleine Brachſen 25—30 , kleine Aale 55—65 4, Hechte bis 60 , Makrelen 65 . Neuſtadt⸗Holſtein. Der Fang beſchränkt ſich auf Butten, Hornfiſche, geringe Mengen Barſch und Sommerdorſch. Das meiſte wird nach Hamburg verſandt. Hin und wieder werden einzelne Silberlachſe gefangen. 1 Altona. Preiſe en gros. Schellfiſche 2—4 ,, Schollen 1M 60 4, für 10 Stück 16 A, Elbbutt 14 50 ½ bis 6A, Sture 95 J bis 1 A4 80 J, Aaländer 3 504 bis 5 KA. 50 1 per Stieg, Seezungen 90 4 bis 1 , Steinbutt 70-85 , Kleiße 45 —70 J, Lachſe 80 48 bis 2 4, Aale 70 43 bis 1M 80 4, Elb⸗ Braſſen 35—50 4. Störe wurden zu ſehr Ban Pat nur an Räucherer verkauft. VI. Bekanntmachung. Der Bayerifche Fiſcherei-Verein iſt durch die vom Landrathe von Oberbayern zur Förderung der künſtlichen Fiſchzucht und zur Bevölkerung der oberbaheriſchen Gewäſſer für 1885 neuerdings zur Verfügung geſtellten Mittel abermals in die angenehme Lage verſetzt, diejenigen Angehörigen des Kreiſes Oberbayern, welche ſich mit dieſer Aufgabe befaſſen wollen, nach Maßgabe der zu Gebote ſtehenden Mittel mit gut embryonirten Edel— fiſcheiern, ſowie nach Bedarf auch mit entſprechenden Brutapparaten theils unentgeltlich, theils gegen abgemäßigte Vergütung zu verſehen. Es wird dabei für die Winterbrutperiode empfohlen, für Bäche und Flüſſe, welche ſich dazu eignen, zunächſt Forellenbrut, für Seen aber, in denen Edelfiſche mit Ausſicht auf Erfolg eingeſetzt werden können, Seeforellen-, Saibling- und Renkenbrut zu züchten. Für geſchloſſene Teiche, lediglich zur Mäſtung von Fiſchen, können Fiſcheier bei der ſchon ſehr großen Inanſpruchnahme der disponiblen Mittel zum Beſten offener Gewäſſer, wenigſtens nicht unentgeldlich in Ausſicht geſtellt werden. Jeder Empfänger von Eierzuwendungen übernimmt die Verpflichtung, über den Verlauf und die Ergebniſſe der Brütung nach einem ihm zugehenden Fragebogen eingehenden Bericht einzuſenden. Die geſchehene Erfüllung dieſer Verpflichtung wird auch für allenfallſige Fort— bewilligung von Eierpoſten mitbeſtimmend ſein. Behufs rechtzeitiger Orientirung über die Bedürfnißfrage und behufs Vorkehrung aller weiteren Maßnahmen wird erſucht, bezügliche Wünſche, unter genauer Angabe der dem Be— ſtimmungsorte zunächſt liegenden Poſt- oder Eiſenbahnſtation bis längſtens 30. September 1885 an die Adreſſe Baperiſcher FJilcherei- Verein in München (Sonnenſtraße 7/3 rechts) einzuſenden. Jede Bemerkung hat dabei genaue Angaben darüber zu enthalten, in welches Gewüſſer die zu gewinnende Brut ausgeſetzt werden ſoll. Um weitere Verbreitung gegenwärtiger Einladung durch die verehrlichen Organe der Tagespreſſe wird um der guten Sache willen beſtens erſucht. München, 10. Auguſt 1885. Der Vayeriſche Liſcherei Verein. Für die Redaktion prämie Dr. Julius See in München. Kgl. Hof⸗Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel zu beziehen durch Chriſtian Kaiſer in München. Die nächſte Nummer erſcheint am 1. September. 1885. a ne un si 2 N ' e a Bayeriſche Filcherei-Zeitung. Erſcheint monatlich zwei⸗ bis dreimal. Inſerate die zweiſpaltige Petitzeile [3 Abonnementspreis: jährlich 4 Mark. All O 15 Pf. — Redaktion und Beſtell bar bei allen Poſtanſtalten und gemeines rgan 55 A Buchhandlungen. Für Kreuzband⸗ S . zuſendung 1 Mart jährlich Zuſchlag. Rängen, Sennen is K für die Geſammtinkereſſen der Fifcherei, ſowie für die Beſtrebungen der Fildereivereine. In Verbindung mit Tachmännern Deutſchlands, Oeſterreich-Angarns und der Schweiz herausgegeben vom Bayerifhen Tiſchereiverein. Nr. 20. München, 1. September 1885. X. Jahrg. Inhalt: 3 N erſte Deutſche Fiſchereitag in München. — II. Vermiſchte Mittheilungen. — nſerate. I. Der erſte Deutſche Jiſchereitag in München. (Fortſetzung.) 5. Ems. Ueber die Verhältniſſe im Stromgebiete der Ems hatte bei der Dresdener Fiſchzüchterconferenz Herr Frhr. v. d. Wengen aus Freiburg i/B. referirt. Zur Münchener Conferenz hat derſelbe zwar ebenfalls Einladung erhalten, ſich jedoch nicht eingefunden, aber ein ausgedehntes ſchriftliches Memorandum eingeſendet, deſſen Inhalt in der Conferenzſitzung Herr v. d. Borne auszugsweiſe bekannt zu geben die Güte hatte. Herr Frhr. v. d. Wengen conſtatirt namentlich unter Belegung mit ſehr character— iſtiſchem ſtatiſtiſchem Ziffermaterial die in den letzten Jahren eingetretene weſentliche Wer— ſtärkung des Lachszugs in der Ems und ihren Nebenflüſſen (Ahe, Haſe, Ohe, Marka, Leda, Soeſte). Berichterſtatter betrachtet dieſe Thatſache als Frucht der durch künſtliche Fiſchzucht ermöglichten Ausſetzung von Lachsbrut. Während früher die Anſicht beſtand, daß in der Ems nur Herbſtlachszüge ſtattfänden, iſt durch die Brutausſetzungen nunmehr zugleich das Reſultat erzielt worden, daß ſich dort auch ein ergiebiger Sommeraufſtieg zu entwickeln beginnt. Eines Frühjahrsaufſtiegs, wie er in anderen Strömen bei einigermaßen günſtigem Waſſerſtand und Wetter gegen Ende März einzutreten pflege, ermangele dagegen die Ems. Nur vereinzelte Frühjahrsfänge, namentlich bei Aſchendorf unterhalb Lingen, ſeien dort auf- gebracht worden. Abgeſehen von den hinſichtlich des Lachſes erzielten Reſultaten bezeichnet der v. d. Wen gen'ſche Bericht die Fiſcherei des Emsgebiets als nicht beſonders frucht— bringend. Sein werthvollſter Fiſch, nach dem Lachſe, iſt der Aal und hienächſt der 238 — Hecht, während im übrigen nur die Braſſe (Brachſe) und andere geringwerthige Gattungen die dürftige Bevölkerung der dortigen Gewäſſer bildeten. Die früher in der Ems z. B. bei Rheine häufige Barbe ſei dort ſeit Jahren ſchon verſchwunden. Das Intereſſe für Fiſchereipflege ſei im Emsgebiete in erfreulichem Wachſen. Der im Jahre 1880/81 erfolgten Gründung des oſtfrieſiſchen Fiſcherei-Vereins ſei im Mai 1885 die Gründung eines Fiſcherei-Vereins in Rheine gefolgt, welcher die Anlage einer Fiſchbrutanſtalt beabſichtige und ſich insbeſondere die Lachszucht angelegen ſein laſſen wolle. Auch die Bildung einer Fiſchereigenoſſenſchaft für die Ahe ſei im Werke, nament— lich zum Zwecke der Erzielung einer rationellen Handhabung der Fiſchereipflege. An alle dieſe allgemeinen Betrachtungen knüpft Herr Frhr. v. d. Wengen noch eine Beſprechung von fünf Einzelpunkten, nämlich a) der Schonzeitverhältniſſe, b) der Anſtalten zur Förderung des Lachszugs und Erſchließung der Laichplätze, c) eines gewiſſen nachtheiligen Fiſchereibetriebs, d) der Anlage von Fiſchzuchtanſtalten und e) der Fluß— räum ungsverhältniſſe. Zu a) beſpricht das Memorandum erneut die ſo oft und allgemein geſchilderten Mängel und Schäden der preußiſchen Schonvorſchriften, ſchildert, daß der Lachs im Emsgebiet eigentlich keine Laichſchonung genieße, verlangt Herbſtſchonzeit für die ſen, will aber auch im Intereſſe der Standfiſche die ſeitherige Frühjahrsſchonzeit dort daneben erhalten wiſſen und bekämpft darum den preußiſchen Principſatz, daß Herbſt- und Frühjahrsſchonzeit nicht neben einander beſtehen dürften, als ungeeignet und änderungsbedürftig. Herr Profeſſor Dr. Metzger betont, daß ganz gleiche Verhältniſſe auch an der Weſer beſtünden. Die Discuſſion wird daher bis zur Beſprechung der Weſerverhältniſſe verſchoben. Zu b) conſtatirt der Bericht, daß nun ſchon mehrere theils ſtehende, theils bewegliche Fiſchleitern im Emsgebiet hergeſtellt worden, andere in Ausſicht genommen ſeien. Für das obere Emsgebiet erörtert Herr Frhr. v. d. Wengen, daß dorthin der Lachs ohnehin ſelten vordringe; durch die meiſt niedrigen Waſſerſtandsverhältniſſe werde der Lachs zu wenig dazu animirt. Bei Hochfluth könne er übrigens die meiſten Aufſtiegshinderniſſe ohnehin ohne künſtliche Vorrichtungen überwinden. Von dieſem allgemeinen Standpunkte aus tritt Herr Frhr. v. d. Wengen in die Beſprechung einer ganzen Reihe von Einzelnheiten und Localfragen, namentlich in Bezug auf die Herſtellung von weiteren Fiſchleitern im Ems— gebiete ein. Aus Raumgründen können wir hier in dieſe Specialitäten nicht folgen und regiſtriren nur das Schlußergebniß der Deduction, welches dahin geht, daß die Erbauung weiterer Lachsleitern auf fiscaliſche Koſten im Emsgebiete vorerſt auf ſich beruhen ſolle. Solche fiscaliſche Bauten ſollten dort überhaupt nur zu dem Zwecke erfolgen, um dem Lachſe Laichreviere zu erſchließen. Wünſchten dagegen Fiſchereiintereſſenten oberhalb der den Lachszug hemmenden Hinderniſſe die Wanderung des Lachſes im Fangintereſſe bis in ihre Gewäſſer ſich ausdehnen zu ſehen, ſo möge es ihnen unbenommen bleiben, zum Beſten ihrer Fang— einnahme und darum auch auf eigene Koſten die das Aufſteigen des Lachſes fördernden Bauten ausführen zu laſſen. Herr Profeſſor Dr. Metzger beſtätigte die Verhältniſſe, wie ſolche Herr Frhr. v. d. Wengen geſchildert. Im oberen Emsgebiete ſeien überhaupt keine paſſenden Laichplätze für den Lachs; etwa noch taugliche ſeien abgeſperrt. Die Wirkungen künſtlicher Fiſchzucht ſeien gleichwohl gut; aber natürliche Nachzucht ſei wenig zu erwarten. Herr Profeſſor Dr. Metzger erachtet es daher nicht für rathſam, neue Lachsleitern dort anzulegen. Damit erklärt ſich auch Herr v. Behr und im Principe Herr Geheimrath Herwig einverſtanden. Die Conferenz beſchließt auch eine Reſolution dahin gehend: „Es erſcheint bis auf Weiteres nicht angezeigt, im oberen Emsgebiete neue Lachsleitern anzulegen, mit Ausnahme des im Fiſchereigeſetze vorgeſehenen Falles bei Neubau von Wehren. Zu c) beklagt Herr Frhr. v. d. Wengen die gar zu intenſive Fangart einer Bremenſer Fiſchhändlerfirma, welche in der Ems bei Aſchendorf in der Art betrieben wird, daß man den Fluß unter Abſperrung in voller Breite mittelſt gleichzeitiger alternirender Anwendung mehrerer großer Zugnetze befiſcht. Von den Fangplätzen aufwärts beſtehe eine 239 hinlänglich erklärliche Mißſtimmung deswegen. Man dringe auf Abſtellung des die Oberlieger ſchädigenden Verfahrens, und ſolche ſei auch dringlich angezeigt, doch biete dazu der $ 20 des preußiſchen Fiſchereigeſetzes nach ſeinem Wortlaute keine directe Handhabe. Es müßte vielmehr mit Rückſicht auf die vorliegenden Verhältniſſe und auf ähnliche anderweitige Zuſtände unbedingt eine Geſetzesergänzung in der einen oder anderen Art, wie ſolche der Herr Bericht— erſtatter beſpricht, herbeigeführt werden. Die Discuſſion hierüber wurde bis zur Beſprechung der Weſerverhältniſſe ausgeſetzt; desgleichen auch die Frage d) über die Einrichtung von Fiſchzuchtanſtalten im Emsgebiet, in welcher Hinſicht Herr Frhr. v. d. Wengen die Ablehnung einer Ein— richtung auf fiscaliſche Koſten in Lingen billigt, aber einen beabſichtigten Verſuch mit einer kleineren Einrichtung auf Privatkoſten befürwortet. Die ganze Frage ſei übrigens für Lingen gar nicht brennend, da für die Lachszucht des Emsgebiets Fiſchzuchtanſtalten in Menden und Bünde zur Verfügung ſtünden und auch ſchon für Rheine und Quakenbrück Ein— richtungen in Ausſicht genommen ſeien. Zu e) Berichterſtatter beklagt ſehr, daß im Emsgebiet die polizeilich angeordnete, ſehr intenſive Räumung der Gewäſſer mit Abmähen der Waſſerpflanzen ſchon im Frühjahre geſchehe. Dies beinträchtige ſehr die Fortpflanzung der Standfiſche und ſei eine Haupt— urſache ihrer Abnahme. Allermindeſtens ſollte das Pflanzenabmähen bis zum Monate Juni ausgeſetzt bleiben. Herr v. d. Borne bezweifelt die Opportunität dieſer Anregung wegen der dortigen Waſſerverhältniſſe. Dieſem ſich anſchließend, bezeichnet Herr Geheimrath Herwig, indem er an ſich die Bedenken vom fiſchereilichen Standpunkte aus als berechtigt anerkennt, die Flußräumungen, wie ſie im Emsgebiete beſtünden, als eine Lebensfrage für die dortige Gegend wegen der Vorfluthverhältniſſe, wogegen Herr v. Behr daran erinnert, daß ja Herr Frhr. v. d. Wengen nicht Abſchaffung, ſondern nur eine zeitliche Verſchiebung der Räumungs— arbeiten poſtulire. Herr Profeſſor Dr. Metzger beſtätigt die Schädlichkeit der Auskrautungen für den Fiſchbeſtand, weiſt aber darauf hin, daß nach dortigem Geſetze das Intereſſe der Vorfluth vorausgehe. Herr v. Behr bringt an dieſer Stelle die Frage der Vertilgung der Seehunde zur Sprache. Er verweiſt auf die Schädigungen der Fiſcherei durch Seehunde bei Rügen und im Greifswalder Botten. Dort gebe man jetzt ſogar Schieß ſcheine an Fiſcher aus. Nach eingelangten Zeitungsnachrichten ſollen ſich auch viele Seehunde an der Emsmündung zeigen. Dort ſeien aber dieſe Seehunde den Bewohnern der Fiſcherdörfer ganz erwünſcht und die Handelskammer in Emden habe ſogar gegen deren Vertilgung proteſtirt, weil das Vorhandenſein ſolcher Thiere einen Anziehungspunkt für Fremde biete. Redner ſtellt darum die Frage zur Discuſſion, ob eine Prämiirung für Seehundsvertilgung angezeigt ſei? und in wieweit etwa, ob überhaupt oder nur theilweiſe? Herr Profeſſor Dr. Metzger macht darauf aufmerkſam, daß der Seehund weniger den freien Fiſchen als den an Angeln gefangen hängenden gefährlich ſei. Angelfiſcherei auf Lachs finde aber an der Ems nicht ſtatt. An der Unterelbe fange man ohnehin ſchon Seehunde mit Netzen und bringe ſie nach Hamburg zu Markt. Herr Geheimrath Herwig bezweifelt, daß als Folge von Fangprämien eine große Decimirung des Seehundes eintreten würde, wenigſtens nicht im richtigen Verhältniſſe zu dem Aufwand an Geldmitteln. Das einzig richtige Auskunftsmittel ſei der Uebergang von der Lachsangelfiſcherei zum Treibnetzfange. Herr v. Behr bemerkt hiegegen, daß letztere Bemerkung nur für die Oſtſee paſſe, jetzt aber Klagen von der Nordſee vorlägen. Von anderen Seiten (Dr. Metzger, Dr. Staudinger, Seelig — von letzterem unter dem Ausdrucke voller Sympathie für die Sache) wurden von ſolchen Prämienausſetzungen für Seehundsfang aus Mitteln des Dieutſchen Fiſcherei-Vereins zu weittragende, andere Zwecke ſchädigende finanzielle Con— ſequenzen befürchtet. Es wurde daher ſchließlich von der Conferenz nur empfohlen, die Sache beim preußiſchen Miniſterium anzuregen. e Weſer. In ſehr eingehender Weiſe referirt Herr Profeſſor Dr. Metzger-Münden. Redner beginnt in Fortſetzung ſeiner auf der Dresdener Conferenz gemachten Mittheilungen (Prot. S. 163) mit der Conſtatirung, daß ſich der Ertrag des Lachsfanges in der Weſer 240 bis Hameln aufwärts während 1883, 1884 und bisher auch 1885 auf der für das Decennium 1873 — 1882 berechneten Durchſchnittsziffer erhalten, ja dieſe ſelbſt noch etwas überſtiegen habe. Da zugleich die Hinderniſſe des Lachsaufſtiegs zu den Laichſtätten im oberen Weſergebiete, namentlich die Verhältniſſe am Hameln'ſchen Wehre, gleich geblieben ſeien, ſo ergebe ſich für jene ſtatiſtiſche Thatſache nur wieder der ſchon früher feſtgeſtellte Erklärungsgrund d. h. die Erhaltung und Steigerung des Lachsſtandes in der Weſer, ſtelle ſich, wenn auch nicht ausſchließlich, ſo doch zum größten Theile dar als Folge der regelmäßigen Ausſetzung von Fiſchbrut — ſonach als Frucht der künſtlichen Fiſchzucht. Bezüglich dieſer Brutaus ſetzungen ſei neuerdings Steigerung und Beſſerung eingetreten und zwar inſoferne, als die für das Edergebiet ſo wünſchenswerthe Brutanſtalt mit Staats⸗ ſubvention ihrer Fertigſtellung entgegengehe, und ſich auch im Gebiet der Werra zu Gering— hauſen bei Bünde eine Brutanſtalt etablirt habe, von wo bereits im Frühjahre 1885 50,000 junge Lachſe in die Elſe, einem Nebenflüßchen der Werre, ausgeſetzt worden. Weiter ſei es gelungen, in der Brutanſtalt zu Hameln die zu hohe Temperatur des Brutwaſſers um einen Grad zu erniedrigen. Von dort ſeien 1884 zwiſchen 18. bis 29. März 160,000 und 1885 bis zum 26. März 200,000 Fiſchchen ausgeſetzt worden. Immerhin ſei dieſe Zeitperiode noch reichlich früh, da die mittlere Temperatur der Weſer im März nur 4,12 R, in manchen Jahren nur 2“ betrage. Vor Mitte April, zu welcher Zeit die Waſſertemperatur der Weſer 7,3 R. betrage, ſollten in dieſem Fluſſe Ausſetzungen nicht vorgenommen werden. Im oberen Weſergebiet, aus den Brutanſtalten zu Münden, Kaſſel ze. geſchehe das Ausſetzen regelmäßig erſt im Monat Mai. Von den dortigen Brutanſtalten ſeien in den letzten fünf Jahren 683,500 Fiſchchen ausgeſetzt worden, während Hameln es nur auf 479,000 gebracht habe. Dabei ſei übrigens im Vergleich zu ſolchen Aufwendungen für die Stromlieger des oberen Gebiets die Ernte noch eine recht unbefriedigende und werde es auch bleiben, ſo lange nicht das vielbeſprochene Wehr zu Hameln bei allen Pegel— ſtänden, nicht blos bei Hochwaſſer, für den Lachs gangbar gemacht ſei!! In der Hoffnung, daß dort doch endlich eine brauchbare Lachsleiter zu Stand kommen werde, ſowie in der Erkenntniß, daß die Brutausſetzungen im oberen Theile des Weſergebiets doch für das Ganze von entſcheidendem Werthe ſeien, wolle und ſolle man immerhin auch oberwärts in der Fürſorge für die Weſer-Lachsfiſcherei nicht nachlaſſen. Dabei ſei zugleich der Wunſch gerecht— fertigt, daß dieſe Bemühungen auch von den beſſer ſituirten Stromunterliegern, welchen die Ernte der oberen 16 1 5 zu Theil würde, richtig und entſprechend unterſtützt würden und daß die k. preußiſche Staatsregierung als geſetzgebender Factor a hiezu a dienliche Vorſchriften erlaſſen möge! Im Anſchluſſe an dieſe Mittheilungen ſtellt Referent die Fragen auf, was die gegen— wärtige Regelung der Lachsfiſcherei zu wünſchen übrig laſſe? in welcher Weiſe diejenigen, welche Lachsfiſcherei mit Zug- oder Treibnetz betreiben, zur Erhaltung und Beſſerung des Lachsſtandes heranzuziehen ſeien? was ſich endlich daraus für die Thätigkeit des Deutſchen Fiſcherei-Vereins und der Local-Vereine des Weſergebiets ergebe? Zur Beantwortung wird ſodann namentlich Folgendes ausgeführt: In Fulda und Werra gelte die preußiſche ſog. Frühjahrsſchonzeit. Demzufolge ſei der Lachs in der Weſer bis Münden und von da in der Fulda bis über die Eder und in der Werra bis in das Meiningen'ſche Gebiet hinauf während ſeiner Laichzeit (October bis Dezember) an ſechs Tagen jeder Woche völlig vogelfrei!! Zudem ſeien den Lachſen die Wege zu den Laichplätzen an den kleineren Seitengewäſſern der oberen Weſer theils durch Wehre verſchloſſen, theils anderweitig (durch Verunreinigung, Waſſerableitung ꝛc.) unzugänglich. Was alſo nicht nutzlos weggefangen wird, laiche an ganz ungeeigneten Plätzen aus purer Noth ab, wobei ſelbſtverſtändlich auf Nachkommenſchaft nicht zu rechnen iſt. Die reichen Geſchlechtsprodukte gehen ſonach der Oekonomie des Fluſſes verloren. Für deren Erhaltung müſſe Sorge getroffen werden. In erſter Linie ſei dies Pflicht Derer, welche den Lachsfang in der kritiſchen Zeit, October bis Dezember, betreiben oder betreiben wollen. Dieſen ſollte daher der Lachsfang nur dann geſtattet werden, wenn ſie nachweiſen, daß ſie die Geſchlechtsprodukte derjenigen gefangenen Fiſche, welche entweder laich— reif ſind oder der Laichreife ganz nahe ſtehen und bis zu deren Eintreten aufbewahrt werden 241 können, zu Zwecken der künſtlichen Fiſchzucht im Intereſſe der Wiederbeſetzung der Weſer mit Lachsbrut, ſei es in eigenen Brutanſtalten oder ſei es durch vertragsmäßige Ablieferung an ſolche Brutanſtalten des Weſergebiels zu verwenden. Die Controlle einer ſolchen Maß— regel böte, wie Referent näher ausführt, durchaus keine großen Schwierigkeiten. Anlangend die Lachsfiſcherei während der Frühjahrsſchonzeit, ſo ſeien die Grundſätze, nach welchen preußiſcher Seits, namentlich in Anſehung der ſog. Fangdispenſe, von 1882 an verfahren worden ſei, folgende: a) Die Dispenſation iſt auf drei Tage einer jeden in die Frühjahrsſchonzeit fallenden Woche zu beſchränken. b) Die Benützung von Zugnetzen während der Frühjahrsſchonzeit iſt derart zu beſchränken daß nur ſolche Netze verwendet werden dürfen, deren Maſchen im naſſen Zuſtande an jeder Seite — von Knoten zu Knoten — mindeſtens eine Weite von 5 em haben. Dieſe Netze dürfen auch nicht weiter als über die Hälfte des Waſſerlaufs in ſeiner Breite, bei gewöhnlichem niedrigen Waſſerſtande vom Ufer aus gemeſſen, ſich erſtrecken. Der Regel nach iſt ein Dispens nur berufsmäßigen Fiſchern, ſolchen Perſonen aber, für welche das Fiſchergewerbe nicht die einzige oder hauptſächlichſte Erwerbs— quelle bildet nur gegen die Uebernahme der Verpflichtung zu ertheilen, auf ihre Koſten eine beſtimmte Anzahl junger Lachſe an geeigneten Stellen der Weſer, beziehungsweiſe deren Nebenflüſſen, ausſetzen zu laſſen. In Geldabgabe umgeſetzt, iſt für jeden Dispenstag 3 J zu entrichten, welche, ſoviel bekannt, an den Deutſchen Fiſcherei-Verein abgeführt würden. Auf den erſten Blick ſcheine dies einwandslos zu ſein. In der That werde damit aber der Zweck nicht erreicht, den Lachszug nach den Laichplätzen während der Frühjahrs— ſchonzeit beſonders zu ſichern und damit zugleich auch den Stromoberlieger gegen zu ſtarkes Ausfiſchen der Unterlieger zu ſchützen. Auf der anderen Seite würden dabei zugleich den Lachsfiſchereien — zumeiſt Unternehmergeſellſchaften — durch Beſchränkung auf drei Fiſch— tage zu große Schwierigkeiten bereitet. Dürfe man ſogar mit dem Zugnetze nur bis zur Mitte ausgreifen, ſo ſei lohnender Fang nur an wenig Flußſtellen möglich. Eben darum würde die ganze Vorſchrift nicht einmal befolgt, ſo lange nicht ein Gendarm oder Fiſcherei— aufſeher zugegen ſei! Die Folge des ganzen wenig entſprechenden Dispensverfahrens mit Frühjahrsſchonzeit ſei einfach auf der einen Seite Vogelfreiheit des Lachſes während ſeiner Laichzeit und auf der andern Seite Entrüſtunz und Mißſtimmung unter den Fiſcherei— intereſſenten. An Kundgebungen und Petitionen dagegen habe es darum auch nicht gefehlt! leider vergebens. Vom Rhein aus beklage man ſich über Holland! An der Weſer ſei es gar nicht anders beſtellt, wenn die Bremer Fiſcher an fünf Tagen während jeder Woche der Schonzeit nach Lachs fiſchen dürfen und dabei Tag und Nacht mit drei oder mehr Netzen die Weſer faſt völlig abſperren! Zwar heiße es, daß Bremen den preuß. Beſtimmungen ſich angeſchloſſen habe. Allein dieſer Anſchluß ſcheine nur auf dem Papiere zu exiſtiren. Referent ſchlägt nun vor, folgenden Sätzen Ausdruck zu verleihen: 1. Der Dispens zur Lachsfiſcherei während der Frühjahrsſchonzeit iſt gleichmäßig auf fünf Tage in jeder Woche auszudehnen. . Die dabei zu verwendenden Zugnetze müſſen in der Mitte eine Maſchenweite von mindeſtens 6 — 7 em, und in den Seitenſtücken eine ſolche von 56 em von Knoten zu Knoten haben. 3. Für jeden Dispenstag find 3 M zu zahlen behufs Wiederbevölkerung des oberen Weſergebiets mit Lachsbrut. Von dieſer Auflage ſind nur diejenigen zu befreien, welche eigene Brutanſtalten beſitzen und den Nachweis liefern, daß ſie mindeſtens 25,000 Stück Lachsbrut zur Beſetzung des Weſergebiets vorſchriftsmäßig verwenden. 4. Um den Lachsaufſtieg während der Frühjahrsſchonzeit möglichſt zu ſichern und zugleich auch die Stromoberlieger gegen eine zu ſtarke Ausfiſchung Seitens der Stromunterlieger zu ſchützen, kann der Betrieb mit mehr als einem Netze auf derſelben Ausziehſtelle, eventuell auch die Nachtfiſcherei unterſagt werden. — 0 d DD 242 — Anlangend die Zuwendung von Lachseiern für das Weſergebiet befür— wortet Herr Profeſſor Pr. Metzger die Verſorgung mit Eiern aus der Weſer ſelbſt und zwar durch Vermittlung der Brutanſtalt zu Hameln reſp. durch die zeitigen Inhaber des Kämmerei- und Hudelachsfangs. Von dort aus könnte und zwar vorausſichtlich um mäßigen Aufwand, das ganze Weſergebiet theils mit friſch befruchteten, theils mit angebrüteten Eiern verſorgt werden, namentlich wenn ſich der neugegründete Weſer-Fiſcherei-Verein um die Sache annehme. Die Bemühungen um Einſchränkung der auch für den Zug der meerabwärts wandern— den Lachſe verhängnißvollen Steerthamenfiſcherei, ſowie der verſchwenderiſchen Grus— fiſcherei (Fiſchbrut und Jungbrut aller Art, wenn auch vorzugsweiſe Stinte) blieben bis jetzt ohne Erfolg. Man geſtehe die Schädlichkeit zu, könne ſich aber über die Maßnahmen dagegen nicht einigen. Die derzeitigen fiſchereipolizeilichen Vorſchriften in Oldenburg und Preußen böten auch nur ungenügende und nach Wortlaut zweifelhafte Handhaben. Voraus— ſichtlich werde es in letzterer Hinſicht durch die Reviſion der preußiſchen Verordnungen etwas beſſer werden. Zum Belege für ſeine Anſchauungen und Beſtrebungen gibt Herr Referent folgende Thatſachen bekannt: Auf der ohngefähr 24 km langen Weſerſtrecke von Livnen bis Großen-Siel waren im Sommer 1884 von Mitte Mai bis Anfang September 28 jog. Grushamen (das ſind Steerthamen mit ganz engen Maſchen) in Thätigkeit. Sie ſtehen Tag und Nacht über Ebbe und Fluth und werden nach jeder Tiede geleert, in 24 Stunden alſo zweimal. Nimmt man dabei vom Frühjahr bis Herbſt nur 100 Fangtage und den jedesmaligen Fang eines Hamen zu 20 Pfund, ſo gibt dies 1120 Centner Fiſchbrut und Jungfiſche aller Art! Und was werde dafür gewonnen? Durch Verwendung als Köder nach den Angaben des dortigen Fiſchereiaufſehers ohngefähr 1600 Pfund Aal und zwar Aal, der für das Binnenland noch dazu von ſehr bedenklicher Natur ſei, da nach ſeinen geringen Dimenſionen nur ſechs bis zehn auf's Pfund gehen, die ſogar nicht einmal nach Gewicht, ſondern nach Stiegen (je 20 Stück) verkauft würden. Die Fiſcher möchten nun zwar gar zu gerne aus der Fortdauer ſolcher Zuſtände () eine Exiſtenzfrage machen. Aber 1600 Pfund Aal, vertheilt auf die betheiligten 48 Fiſcher (wovon 47 auf oldenburg'ſcher Seite), gebe für den Mann nur 33 Pfund und dieſes Quantum könne Einer leicht ander— weitig fangen. Jeder einzelne Mann ködere oft 30 Pfund kleine Fiſche in einem Tage an. Wollen daher die Fiſcher den Reuſenfang auf Sommeraal nicht aufgeben, ſo müßten fie ſich eben weniger verſchwenderiſche Köder dazu verſchaffen, z. B. conſervirten Maffiſch— rogen. Das ärgſte Hinderniß ſei aber die alte Gewohnheit! Ohne Erfolg ſeien auch des Herrn Referenten Bemühungen um Hebung der künſt— lichen Zucht des Maifiſches geblieben. Zwar hätten die preußiſchen Behörden günſtiges Entgegenkommen gezeigt, nicht aber die oldenburgiſchen, welche eine künſtliche Zucht des Maifiſches deshalb für überflüſſig hielten, weil er ohnehin ſo häufig vorkomme und dort der gewöhnlichſte Fiſch ſei. Im Verhältniß zu der Ausdehnung der Fangvorrichtungen ſei aber in Wirklichkeit der Fang nicht bedeutend. Den Fiſchern müſſe an Erhaltung und Mehrung desſelben gelegen ſein und in der That zeigten auch die Fiſcher ſelbſt Bereit— willigkeit zur Betheiligung an der Maifiſchzucht. In Folge der von Jahr zu Jahr nament— lich auf Oldenburgiſcher Seite zunehmenden ſtärkeren Befiſchung der Unterweſer habe bereits der Maifiſchzug auf der Strecke von Bremen bis Hameln faſt gänzlich aufgehört. Auf der anderen Seite verdankten die Stromunterlieger den Oberliegern erhöhten Lachsfang. Es ſei nur billig, daß Erſtere dafür für Steigerung des Maifiſchzuges jorgten. Am Schluſſe dieſes hochintereſſanten Berichts ſpricht Herr von Behr vor allem ſein tiefftes Bedauern aus über ſolche Zuſtände, wie fie geſchildert worden ſeien. Vergleiche man die Fangergebniſſe ober- und unterwärts, ſo könne man wirklich von den Enterbten in Heſſen ſprechen. Hier Beſſerung zu ſchaffen, ſei eine dankbare Aufgabe des neugegründeten Weſer— Fiſcherei-Vereins, ſowie des Vereins zur Beförderung der Fiſchzucht im Regierungsbezirk Kaſſel“) *) Wir müſſen hier eine ſehr unliebſame Auslaſſung auf S. 198 berichtigen. Auch der äußerſt thätig und verdienſtlich wirkende Verein zur Beförderung der Fiſchzucht im Regierungsbezirk Kaſſel war auf dem Fiſchereitag zu Dresden vertreten, und zwar durch ſeinen Schriftführer Herrn Amts⸗ gerichtsrath Seelig-Kaſſel, wie durch fein Ausſchußmitglied Herrn Prof Dr. Metzger-Münden. TTV Uebrigens ſolle man doch einmal unterſuchen, was alles ſich in den Steert— und Grushamen fange. Herr Profeſſor Dr. Metzger bemerkt, in dieſer Hinſicht, daß viel Stinte und Maifiſche dabei ſeien. Herr Amtsgerichtsrath Seelig-Kaſſel beſpricht ein— gehend die Verhältniſſe am Hameln'ſchen Wehre. Die Fiſchleiter an dieſem Wehre brauche dringend Aenderung unter Umbau reſp. Renovirung des alten Wehres. Redner macht in dieſer Hinſicht practiſche Detailvorſchläge. Als beſonders wünſchenswerth bezeichnet er, daß man vor dem Baue Einſicht von dem Plane erhalte. Im oberen Weſergebiet oberhalb Kaſſel ſei eine bewegliche Leiter nach Syſtem Nowicki, welche nur 60 &. gefoftet, gut in Function. Eine zweite Brutanſtalt für das dortige Gebiet ſei in Ausführung. Herr v. d. Borne ſchaltet die Bemerkung ein, daß im Tinnefluß (England) Lachſe ſehr gut aufgeſtiegen ſeien durch ein unterirdiſches Rohr von 400 m Länge. Die Beſchluß— faſſung geſtaltete ſich dahin, daß die oben erwähnten Anträge Metzger angenommen wurden. Herr Profeſſor Dr. Metzger betonte dabei eigens, daß ſeine Sätze nur für die Lachsfiſcherei gelten ſollten. Auch wurde auf Anregung Dr. Staudinger hervorgehoben, daß man ſich damit überhaupt nur den an der Weſer einmal noch geltenden Geſetzgebungs— verhältniſſen gegenüberſtelle, ohne dabei principiell von der oft betonten Forderung gründ— licher Aenderungen in dem Schonſyſteme abzugehen. Endlich wurden zu Ziffer 1 der Metzger'ſchen Reſolution die Worte „der Regel nach“ eingeſchaltet. Betreffs der Ein— ſetzung von Lachseiern durch den Deutſchen Fiſcherei-Verein empfahl die Conferenz beſchlußmäßig, möglichſt viel davon aus dem Weſergebiet anzukaufen. Herr v. Behr erklärte dazu volle Bereitwilligkeit, jedoch mit der Reſtriction, daß aus Hameln nur friſchbefruchtete, nicht aber (mit zu ſchnellem Brutverlaufe) angebrütete Lachseier bezogen werden könnten. (Fortſetzung folgt.) II. Vermiſchte Mittheilungen. Unterricht in der Fiſchzucht hat auch im verwichenen Lehrjahre bei der k. bayer. Centrallandwirthſchaftsſchule in Weyhenſtephan im Winterſemeſter wieder ſtattgefunden. Als ſpecielle Lehrgegenſtände führt dabei der Jahresbericht folgende auf: Verſetzung der Fiſche; Teichwirthſchaft; Gewinnung von Fiſcheiern; Fiſchbrutanſtalt; Arbeiten in der Fiſchbrutanſtalt; Transport von Fiſcheiern und lebenden Fiſchen; Füttern der Fiſche; Verbeſſerung der Fiſcherei in Flüſſen und Seen. Um den Studiren— den Gelegenheit zu geben, die Entwicklung des Fiſcheies zum Fiſchchen, deſſen Aufzucht und weitere Ausbildung mit eigenen Augen verfolgen zu können, wurden auch in dieſem Jahre 1000 befruchtete Forelleneier von der Fiſchbrutanſtalt des Bayeriſchen Fiſcherei-Vereins in Starnberg bezogen und dieſelben zu Fiſchchen herangezogen, welche ſämmtlich im Galgenbach ausgeſetzt wurden. Den Unterricht ertheilte Herr Aſſiſtent Blumſchein. Zucht exotiſcher Fiſche. Die „Wiener Allgemeine Sport-Zeitung“ ſchreibt: „Eine Zuchtſtation exotiſcher Fiſche exiſtirt in Lankwitz. Der größte Theil der Thiere lebt in größeren, ſehr ſauber in den Erdboden gemauerten Baſſins, die mit Glasdächern bedeckt, und mit Heizvorrichtung verſehen ſind. In dieſen Behältern wimmelt es von allerhand ſeltenen und koſtbaren Thieren. Es finden ſich daſelbſt die prachtvollſten Teleſcopfiſche (Carassius auratus) mit ihren mächtig hervortretenden Augen, mexikaniſche Axelotts (Amblystoma mex.), ſehr werthvolle einfach- und doppelſchwänzige Goldfiſche aus Japan, Makropoden in mannigfachſten Arten, Paradiesfiſchchen, Olme (Proteus anguineus), indiſche Gourami (Osphromenus olfax), Hundsfiſche (Umbra Grameri) und verſchiedene höchſt bemerkenswerthe Kreuzungsobjecte. Ueberaus intereſſant iſt, das Leben und Treiben dieſer Weſen zu beobachten, was beſonders durch die zahlreichen kleineren Aquarien ermöglicht wird, die im Wohnhauſe des Züchters aufgeſtellt ſind. Das Inſtitut hat neben ſeiner wiſſenſchaſtlichen auch ſeine praktiſche wirthſchaftliche Bedeutung. Ehemals ging der Handel mit exotischen Fiſchen faſt allein durch die Hände eines Pariſer Exporteurs, und coloſſale Summen für dieſe Artikel wanderten in das 244 — — Ausland. Von dem großen Werthe einzelner Fiſche ſprechen am beſten die Preiſe für dieſelben. Einige Exemplare ſind, wie der Beſitzer meint, überhaupt unbezahlbar. Ein beſonders ſchöner und zuchtfähiger Goldfiſch-Schleierſchwanz würde 3000 44 koſten; im Uebrigen variiren die Preiſe zwiſchen 300 bis 1.50 , Ein Paar zuchtfähiger Makro— poden erhielt man früher kaum unter 300 l, während fie heute ſchon für 7.50 bis 15 W, zu haben find.“ Conſervirung von Netzen. Im Anſchluſſe an dasjenige, was die vorige Nummer dieſes Blattes hierüber gebracht hat, möge auch noch mitgetheilt werden, in welcher Weiſe die Fiſcher an oberbayeriſchen Seen ihre Netze behandeln. Sie legen oder tauchen dieſelben in den heißen Abſud von Tannenzapfen. Ein neues Netz bleibt darin mindeſtens 24 Stunden liegen. Schon gebrauchte Netze werden zur Erneuerung der Imprägnirung nur kurz eingetaucht und raſch an der Luft getrocknet. Längere Durch— feuchtung mit dem Abſud ſollen insbeſondere ſolche Netze bedürfen, welche aus ſogen. Maſchinenfaden hergeſtellt ſind, weil deſſen Faſer in Folge der Appretur die Flüſſigkeit nicht jo leicht und raſch aufjaugt. Flußverunreinigung. Wieder einmal eine ſchwere Beſchädigung von Fiſchbeſtänden bei einer Papierfabrik! Am 14. Auguſt l. Is. Morgens machte der Fiſchereipächter der Mangfallſtrecke bei Thalham (Oberbayer. Alpen) die Wahrnehmung, daß in dem Waſſer unterhalb des Wehres nächſt der Papierfabrik Thalham eine große Menge edelſter Fiſche, theils Forellen, theils Aeſchen und zwar von der Größe von 8 em bis zu einer ſolchen von 40 em todt auf dem Grunde des Waſſers lagen. Der Beobachter conſtatirt, daß die Tödtung zweifellos durch Chlorkalk, der nicht lange vorher in den Fluß geworfen worden, erfolgt ſein müſſe, weil der Geruch von Chlorkalk an einem herausgeholten Fiſche unverkennbar wahrzunehmen und das Waſſer theilweiſe noch weiß— lich und trübe war. Der Schaden berechnet ſich auf etwa 400 M Der Fiſchſtand iſt auf eine beträchtliche Strecke vernichtet. Anzeige bei der Staatsanwaltſchaft iſt gemacht. Uebrigens reicht ſolchen Uebelſtänden gegenüber Beſtrafung in vereinzelten Fällen nicht aus. Immer dringender wird das Bedürfniß einer gründlichen legislativen und adminiſtrativen Reaktion gegen die Fabrikeffluvien, welche ſehr wohl vermieden oder eingeſchränkt werden können, ohne die Induſtrie irgend zu ſchädigen. Es bedarf dazu nur guten Willens. Wir werden nicht ermüden, immer wieder unſere bezüglichen Forderungen zu verlautbaren, zumal außer den Intereſſen der Fiſcherei auch noch andere, namentlich die der Salubrität und Sanität mit ein= greifen. Zum Beiſpiel im gegebenen Falle darf auch die Stadt München den frag— lichen Verhältniſſen deshalb beſondere Beachtung zuwenden, weil die critiſche Papierfabrik gar nicht weit oberhalb des Al gebiets für die Münchener Stadtwaſſerleitung an der Mangfall liegt. Eine Fiſchotterjagd mit Terriers (Weljh- Terriers) wurde bon einem Liebhaber und Züchter dieſer Art Hunde im Gwynfai, einem Fluße in der Nähe von Carnarvon, abgehalten. Die kleinen, aber höchſt ſchneidigen und gewandten Terriers bewältigten einen weiblichen 3 Fuß 6 Zoll langen Otter von 16 Pfund Gewicht. Die Jagd währte nur 22 Minuten, ein Beweis von der Schneidigkeit der Hunde, die nach dieſem glänzenden Sieg um ſo erbitterter in jedes Waſſer gehen. (Wiener Allgem. Sportztg.) Inserate. Billigſte Wein ae Pergamentpapier III. .. 4 M45.— per 50 Kilo, 8a Weißes Einwickelpapier . . . .. & AM. 18.— per 50 Kilo. Gebr. Rheinstrom, Dapierwantenfabrik, Kaiſerslautern. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. Julius Staudinger in München. Kgl. Hof⸗Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel zu beziehen durch Chriſtian Kaiſer in München. BF Die nüchſte Nummer erſcheint am 16. September. 1885.4 77 a aa ı a Bayeriſche Fiſcherei-Zeitung. Erſcheint monatlich zwei⸗ bis dreimal. Inſerate die zweiſpaltige Petitzeile x . Abonnementspreis: jährlich 4 Mark. + 15 Pf. — Redaktion und Beſtellbar bei allen Poſtanſtalten und Allgemeines Organ ne niftrat 115 Adreſſe Buchhandlungen. Für Kreuzband⸗ München Sonnenſtr Tat : zuſendung 1 Mark jährlich Zuſchlag. für die ' Hm Geſammkinkereſſen dev Fifcherer, ſowie für die Beſtrebungen dev Fifcereivereine. In Yerbindung mit Tachmännern Zeutſchlands, Oeſterreich-Ungarns und der Schweiz herausgegeben vom Jayeriſchen Tiſchereiverein. ünchen, 16. September 1885. X. Jahrg. Ar. 21. 727 Inhalt: I. Der erſte Deutſche Fiſchereitag in München. — II. Fiſchzüchteriſche Beobachtungen. — III. Vereinsnachrichten. — IV. Vermiſchte Mittheilungen. — V. Fiſcherei- und Fiſch— marktberichte. — Inſerate. i I. Der erſte Deutſche Fiſchereitag in München. (Fortſetzung.) 7. Rhein mit Main und ſonſtigen Nebenflüſſen. Herr Oberbürgermeiſter Schuſter deutet in feinem Berichte über die Verhältniſſe am Oberrhein hauptſächlich auf die in Sicht ſtehenden Staatsverträge zwiſchen den Rheinuferſtaaten (Preußen, Bayern, Baden, Heſſen, Elſaß-Lothringen, Schweiz und Holland), erwartet von denſelben nach ihrem Inhalte immerhin Beſſerung der Lachsfiſchereiverhältniſſe im Rhein und glaubt, daß dieſe Staatsverträge bald an die Oeffentlichkeit gelangen werden.“) Eine bezügliche Discuſſion unterbleibt mit Rückſicht auf die derzeitige Lage der Verhandlungen. Herr Oberforſtinſpector Coaz von Bern betont und erörtert, daß die Schweiz ſeither ſchon gemeinfam mit Baden und Elſaß-Lothringen auf Grund bezüglicher Verträge der Beſſerung der Rheinfiſcherei und namentlich der Lachsfiſcherei intenſive Bedachtnahme *) Officiell iſt dies bis jetzt nicht der Fall geweſen. Dagegen find nähere Angaben über den Inhalt der Verträge zunächſt in holländiſche und daraus auch in verſchiedene deutſche Blätter gelangt. Obſchon über den Inhalt der Vertragsentwürfe — denn mehr ſind ſie noch nicht — wohlunterrichtet, zieht der Herausgeber dieſes Blattes aus verſchiedenen Erwägungen doch vor, vorerſt darüber noch in keine Erörterungen einzutreten, ſondern ſeine Mittheilungen, Bemerkungen ꝛc. ꝛc. auf einen ſpäteren paſſenden Zeitpunkt zu vertagen! Das Intereſſe an wirklichem Zuſtandekommen einer brauchbaren Verſtändigung iſt bei uns weit kräftiger, als das journaliſtiſche Gefallen an der Möglichkeit, die Neugierde raſch zu befriedigen. Unſere freundlichen Leſer werden uns darum auch ob unſeres vorläufigen Schweigens nicht grollen! 248 _ zugewendet. Verſchiedenartige Maßnahmen feien im Gange. Jedes Jahr wurden künſtlich erbrütete junge Lachſe in großen Mengen in den Rhein eingeſetzt; im Früjahre 1884 ſeien es beiläufig 1 185,000 Stück geweſen. Seitens der ſchweizeriſchen Regierung ſeien Schritte geſchehen, daß durch Errichtung von Fiſchleitern der freie Zug des Lachſes im Rhein, in der Aar, Limmat und Reuß ermöglicht werde. Den Verunreinigungen der Ströme, in Sonderheit des Rheins arbeite man kräftig entgegen. Die bezüglichen Verhältniſſe wurden theoretiſch durchforſcht und durch Specialverträge zwiſchen Schweiz, Baden und Elſaß— Lothringen und hierauf gegründete Prohibitivverordnungen ſuche man auch mit practiſcher Abhilfe durchzudringen. Herr Director Haak kommt neuerdings auf die Erſchwerung des Lachszugs in den elſaß-lothringiſchen Nebenflüſſen des Rheins durch Wehre zu ſprechen. Eine Beſſerung darin ſei im Gange; an einem Wehre ſei eine Fiſchleiter vollendet, an einem zweiten im Bau, ſo daß namentlich die Ill damit dem Lachſe erſchloſſen werde. Die Beſtimmungen der preußiſchen Fiſchereigeſetzgebung über die Frühjahrsſchonzeit (ſtatt der Schonung während der Laichreife des Lachſes) bringen der Lachszucht überhaupt und ſpeciell dem Oberrheine enormen Schaden. Millionen von Lachseiern gingen in Folge deſſen nutzlos zu Grunde. Der beſte Beweis dafür liege in den großen Mengen gefangener laichreifer Lachſe, welche jeweilig aus Weſel im Handel nach Baſel kämen. Angeregt wurde im Anſchluß an dieſe Mit— theilungen, es möge doch auf Corrigirung der Fiſchleiter bei Metz hingewirkt werden. Herr v. d. Borne ſetzt die in Dresden begonnenen Berichte über die Fiſcherei— verhältniſſe am Oberrheine durch die Mittheilung fort, daß die Lachsfiſcherei im Rhein im vorigen Jahre die beſte ſeit langen Jahren war. Der Grund hievon liegt nur in der groß— artigen Ausſetzung von Lachsbrut im Rhein. Leider ſei die Fiſchzuchtanſtalt in Köſen ein— gegangen. Doch beſtehe Hoffnung, daß ſich neue Bezugsquellen in Luxem burg eröffneten. Sauer in Luxemburg böte einen recht paſſenden Platz. Man möge nur das Beſtreben auch dahin richten, daß in Luxemburg ſich reges Intereſſe für die Fiſchzucht entwickle. Herr v. Behr bringt an dieſer Stelle zunächſt die hochbedauernswerthe Unſitte des Rumpchenfangs in den heinlanden zur Sprache und erbittet hiefür Sie volle Aufmerk— ſamkeit, nachdem dadurch große Quauliläten jungen Fiſchvolks einer höchſt irrationellen Vernichtung Preis gegeben würden. Die offen zu Tag liegende Schädlichkeit des Rümpchen— fangs (vgl. desfalls „Bayeriſche Fiſcherei- Zeitung“ 1885 S. 176) wird allgemein anerkannt und durch Conferenzbeſchluß Abhilfe hiegegen gefordert. Weiter macht Herr v. Behr dringlich aufmerkſam auf die Verbeſſerungsbedürftigkeit der Fiſchleiter am Wehre bei Neuenaar und richtet an den anweſenden Herrn Repräſentanten von Luxemburg das Erſuchen, darauf hinzuwirken, daß in Luxemburg ſelbſt möglichſt viel Lachseier erworben und dortige ungangbare Wehre für den Lachs über— ſteigbar gemacht würden. Herr Oberforſtinſpector Kol von Luxemburg erwidert hierauf Folgendes: In Luxemburg beſtehe ſchon eine ſtaatliche Brutanſtalt, welche Salmoniden— eier (Lachs und Forelle) gewinne und unentgeldlich vertheile. Wehre bieten zur Zeit keine Hinderniſſe mehr. Ein hinderliches altes Wehr ſei nun abgetragen. Auch dort ſei der Rümpchenfang ſehr zu beklagen. In der Eifel fänden ſich unter den Rümpchen 30 bis 40 Procent junge Salmoniden. Bedauerlicher Weiſe fangen die Engländer dort zweiſommerige Salmoniden mit der Fliege an der Angel. Nächſtes Jahr würde darum auch das Minimalmaß erhöht werden. Zur Characteriſtik der Verhältniſſe am Main vertheilt Herr Regimentsauditeur Zenk eine eingehende Darlegung in einem eben gedruckten Berichte (vgl. „Bayr. Fiſcherei-Ztg.“ 1885 ©. 214 fg.), indem er namentlich auf das daſelbſt über die Canaliſirung des Maines Bemerkte Bezug nimmt und Erörterungen über die Zanderfrage für den Main den Plenarberathungen beim Fiſchereitag vorbehält. 8. Donau. Herr Dr. Staudinger macht beſonders auf die Wichtigkeit des Huchen für das Donaugebiet aufmerkſam. Bei den verſchiedenen Fährlichkeiten, denen die natürliche Nachzucht ſchon nach dem regelmäßigen Verhältniſſe der den Huchen bergenden ſüddeutſchen Gebirgsflüſſe begegne, ſei eine künſtliche Nachhülfe in hohem Grade angezeigt. Doch ſei es eben auch ſehr ſchwierig und hänge von vielen unberechenbaren und oſt unüberwindlichen Schwierig— 247 — — — keiten und Zufälligkeiten ab, befruchtete Hucheneier zu gewinnen. Ebendeshalb ſei zum Zwecke der künſtlichen Huchenzucht und entſprechenden Vertheilung junger Huchen— brut im ganzen Donaugebiet gegenſeitiges Zuſammenſtehen aller Züchter und Vereine nothwendig. Herr v. Behr richtet deshalb das Erſuchen an die Herren aus Oeſterreich, doch Hucheneier von dort auch nach Bayern abzugeben, worauf Dr. Staudinger conſtatirt, daß er in dieſem Sinne auch ſchon Verbindungen angeknüpft und diesbezüglich die beſten Hoffnungen von der internationalen Fiſchereiconferenz in Wien mitgebracht habe, dieſe Hoff— nungen aber im Jahre 1885 noch nicht in Erfüllung gegangen ſeien. Der oberöſterreichiſche Fiſcherei-Verein habe ſchließlich erklärt, Hucheneier nicht abgeben zu können, und in der That ſolche wenigſtens nach Bayern uicht verabfolgt. Auf offerirendes Ausſchreiben des Fiſchzüchters Köttl in Zipf (öſterr. Vöcklagau) ſei bei dieſem eine größere Quantität Hucheneier beſtellt, aber nicht geliefert worden, vielmehr eine Anzeige Köttl's eingetroffen, daß man ihn verhindere, Hucheneier in's Ausland zu verſenden. Dieſe Betonung des politiſchen Auslandsbegriffs gegenüber einem nachbarlichen Donaulande, woſelbſt man doch nur gemeinſame Intereſſen cultivire, ſei ihm nicht ſympathiſch. Herr Baron v. Waſhington ſchildert ebenfalls die Schwierigkeit der Gewinnung von Hucheneiern, wie ſich ſolche durch die kurze und variable Laichzeit und die ſonſt einwirkenden natürlichen Verhältniſſe ergebe, und erachtet ebenfalls Bedachtnahme auf die künſtliche Zucht des Huchen ſehr angezeigt, worauf Herr v. Behr die Bitte erneuert, die öſterreichiſchen Fiſcherei-Vereine möchten doch die deutſchen darin unterſtützen. Herr Regierungsaſſeſſor Hörmann lenkt die Aufmerkſamkeit der Conferenz auf die Cultur des Huchen in dem Regenfluſſe. Es ſei ſicher, daß dort Huchen vorkämen und früher noch mehr vorgekommen ſeien, und zwar aufwärts bis über Cham, bis zur Aeſchen— und Forellenregion. Ob der Huchen dort auch laiche, ſtehe nicht feſt. Jedenfalls eigne ſich der Regen ſehr für Einſetzung künſtlich gewonnener Huchenbrut. Verſuche hätten desfalls ſchon von Regensburg aus ſtattgefunden. Er bitte, die bezüglichen Willigungen Seitens des Deutſchen Fiſcherei-Vereins fortzuſetzen und aus den gewonnenen Eiern beſonders die Oberpfalz für den Regen zu bedenken. Hiezu conſtatirt Dr. Staudinger, daß z. B. heuer ſchon durch ſeine Vermittlung Namens des Deutſchen Fiſcherei-Vereins nahezu ein Drittheil aller gewonnenen Hucheneier für die Oberpfalz abgegeben worden ſei. Wenn nicht jo viel als wünſchenswerth zu erlangen geweſen oder in Regensburg Brütungsverluſte entſtanden ſeien, ſei das eine eigene Sache für ſich. Schließlich ſichert Herr v. Behr zu, auch fernerhin der Huchenzucht umfaſſendſte Bedachtnahme zuwenden zu wollen. Hienächſt ſchlägt Herr v. d. Borne vor, für die Donau-Fiſcherei auch durch Ver— mehrung des Sterlets Fürſorge zu treffen und zwar durch Einſetzung von anderwärts bezogenen lebenden Exemplaren. Herr Baron v. Waſhington bemerkt, daß der Transport lebender Sterlets ſehr ſchwierig ſei und dabei viele zu Grunde gingen, zumal lebende Sterlets nur im Juni und Juli zu beziehen ſeien. Vielfach ſei allerdings der Sterlet da verſchwunden, wo früher ſehr viele vorkamen. Er ſchlage vor, Eier zu beziehen und auszubrüten. Dem entgegen gibt Herr Director Dr. Steindachner doch dem Bezug lebender Sterlets den Vorzug. Am leichteſten ſeien ſie von St. Petersburg zu beziehen, wo ſie in der Newa gehalten würden. Die Beſprechung der Verhältniſſe des Donaugebiets führte weiterhin noch zu einer Erörterung der Aalfrage d. h. der Mehrung des Aales im Allgemeinen und der Ein— bürgerung desſelben in den Donaugewäſſern im Beſonderen. Herr v. Behr bezeichnete es in erſterer Richtung als eine vornehmliche Aufgabe des Deutſchen Fiſcherei-Vereins, der Förderung des Aalaufſtiegs Bedacht zuzuwenden. Gleichwie der Fiſchzucht-Verein für den Regierungsbezirk Kaſſel ſollte jeder norddeutſche Fiſcherei-Verein dem Aalaufſtieg die beſte und ſtetigſte Sorgfalt widmen. Für das Donaugebiet ergebe ſich die Frage, ob man fortfahren ſolle, demſelben Aaleinſetzungen zuzuwenden. Wenn ja, ſo habe man zwei Vorſchläge vor ſich, der Eine von Herrn Director Haak ausgehend und darauf gerichtet, daß ſofort eine größere Summe, etwa 3000 HM, ausgeſetzt werden ſollte, wogegen Herr Haak ſich ver— pflichte, dafür ganz bedeutende Quantitäten Montée zu liefern. Bei ſolchem Maſſenbezug käme der Preis viel niedriger zu ſtehen, da gewiſſe Theilbeträge der Koſten bei größeren oder kleineren Partien immer ſtabil bleiben. Eine zweite Bezugsart wäre die von Aalbrut, gewonnen beim Rheinfall nächſt Schaffhauſen. Dieſe Brut ſei ſchon größer, etwa bleiſtiftdick und käme dort ziemlich reichlich vor. Herr Präſident Moſer-Ott habe ſchon viel davon zu gewinnen gewußt. Bei der Discuſſion über dieſe Punkte ergab ſich vorerſt volle Uebereinſtimmung darüber, daß ſich im Allgemeinen die Fortſetzung des Beſatzes der Donaugewäſſer mit jungen Aalen empfehle. Ueber die Frage, woher und in welchem Altersſtadium die Beſetzfiſche zu beziehen ſeien, waren aber die Anſichten getheilt. Herr Haak bemerkte vor Allem, die jungen Aale vom Schaffhauſener Rheinfall ſeien keine Montée mehr, ſondern ſchon etwa 1 Fuß lang. Allerdings wäre es beſſer, größere Aale in die Donau zu bringen. Aber man müßte doch erſt mit beſtimmten Zahlen wiſſen, welche Mengen Jungaale man von Schaffhauſen haben könne. Große Ouantitäten würden dort wohl nicht an einem Tage zu fangen fein. Herr Oberforſtinſpector Coaz bezeichnet als gewöhnlichen Zeitpunkt des Aalaufſtiegs in der ſchweizeriſchen Rheinſtrecke bei Schaffhauſen den Monat Juli. Sie hätten ſchon eine Durchſchnittsgröße von 30— 40 em und könnten von dort ſehr raſch zur Donau gebracht werden. Es frage ſich nur um die Art des Transports, ob in feuchten Pflanzen oder in Gefäßen mit Waſſer. Gegen letzteres ſpricht ſich Herr Director Haak aus; dieſer Transport ſei theuer und nach gemachten Erfahrungen mit Verluſten verknüpft. Herr Profeſſor Dr. Metzger ſchlägt den Aalbezug aus den norddeutſchen Flüſſen, insbeſondere aus den Mündungen von Elbe und Weſer vor. Dort könne man große Quantitäten um billiges Geld bekommen. Herr Profeſſor Dr. Nitſche betont, daß es hauptſächlich darauf ankomme, die Bezugsquellen von Aalbrut zu vermehren; ob dann von Elbe oder Weſer ſei gleichgültig. Herr Dr. Staudinger macht dem gegenüber darauf auf— merkſam, daß es für das Gelingen von Einbürgerungsverſuchen im Donaugebiet eben noth— wendig ſei, die Aalbrut von Plätzen zu beziehen, wo möglicherweiſe noch Männchen darunter ſeien. Herr Profeſſor Dr. Metzger meint, im Allgemeinen ſolle man Aale ausſetzen, wie ſolche gefangen worden, gleichviel ob Weibchen oder Männchen. Nur für das Donaugebiet müſſe man allerdings auf Gewinnung beider Geſchlechter ſehen. Herr Amtsgerichtsrath Seelig wünſcht, daß man in Norddeutſchland Stationen errichte, welche Aalbrut ſammeln und an einzelne Bedarfsſtellen vertheilen. Zugleich bezeichnet er als guten Bezugsort Rendsburg, wozu Herr Profeſſor Dr. Benecke bemerkt, daß man von dort ſchon mit Aalſendungen Verſuche gemacht, aber Verluſte gehabt habe, daher nur mehr bis etwa nach Kaſſel auf Transport ſich einlaſſe. Herr Regimentsauditeur Zenk wünſcht auch den Main mit Aaleinſetzung bedacht, nachdem der natürliche Zuzug nach Zahl und Größe aus noch unerörterten Gründen, wahr— ſcheinlich auch in Folge der Verunreinigungen des Untermains, ſehr abnehme. Schließlich wiederholt die Conferenz auf Vorſchlag des Herrn Geheimrath Herwig die nach ſeinem Antrag ſchon in Dresden beſchloſſene allgemeine Reſolution (Prot. S. 167), wobei noch eigens beſchloſſen wird, daß die Bevölkerung der Donau mit Aalen fortgeſetzt werden ſolle. Zur Frage des Imports von Eiern ausländiſcher Fiſcharten empfiehlt Herr Dr. Staudinger weitere Vermittlung von Eiern der amerikaniſchen Maräne (Coregonus albus) und des Bachſaiblings (Salmo fontinalis) aus Amerika. Daß ſich namentlich letzterer Fiſch ſehr gut in Gewäſſern der oberen Regionen einbürgere, ſei bereits thatſächlich erhärtet. Herr Director Haak plaidirt neuerdings für die ſpeziell von ihm bevorzugte Regen- bogenforelle (Salmo irideus). Die Conferenz ſpricht ſich für Fortſetzung der Verſuche mit dieſen werthvollen Fiſcharten aus. Wegen Wiedereröffnung der Correctionsbauten im Intereſſe der Fiſchzucht ſtellt Herr v. Behr die Anfrage, wie es damit an der Elbe und an der Donau vorwärts gehe. Herr Profeſſor Dr. Nitſche berichtet von der Elbe, daß dort noch nichts geſchehen ſei. Von der Donau conſtatirt Herr Regierungsaſſeſſor Hörmann das Fortſchreiten der bezüglichen Maßnahmen zu Gunſten der Fiſcherei. Namentlich bei Regensburg ſei das Nöthige und Zuläſſige geſchehen und den Fiſchen an 28 Plätzen Verkehr in die Buhnen hergeſtellt. PETER van 249 — —— ey Ein Antrag des Herrn Profeſſors Dr. Benecke bezielt die Herſtellung eines gleichmäßigen Verfahrens für die Quantitäten meſſung beim Verkauf von Fiſch— eiern. Der Antrag. geht davon aus, daß einerſeits das Zählen der Letzteren oft ſehr große Schwierigkeiten bereite, andererſeits aber auch das einfache Meſſen in Gefäßen wegen der Ungleichheit der Größe der Eier nur zu unſicheren Reſultaten und deshalb nicht ſelten zu Differenzen führe. Herr Antragſteller hat nun einen ſehr einfachen Doppelapparat conſtruirt, welcher Zähler und Meſſer verbindet. Auf einer mit Maßen nach fünf und zehn Millimetern graduirten blechernen Schiene (ähnlich wie ſolche die Schriftſetzer führen) wird eine beſtimmte kleinere Zahl von Eiern 6. B. 50 Stück) aneinandergereiht und damit deren Durchſchnittsgröße nach Millimetern ermittelt. Für die verſchiedenen Eiergrößen beſtehen nun in Abſtufung eine Anzahl mit Siebboden verſehener Becher von Zinkblech, deren Jeder für die betreffende außen mit Zahlen angegebene Eiergröße 1000 Stück faßt.“) Herr Profeſſor Dr. Benecke ſchlägt vor, dieſe ſichere Meſſungsart als Normalverfahren für alle mit dem Deutſchen Fiſcherei-Verein im Verkehr ſtehenden Fiſchzuchtanſtalten aufzuftellen. Herr Oberforſtinſpector Coaz theilt mit, daß dieſe Meßmethode ſchon ſeit zwei Jahren in der Schweiz eingeführt ſei. Nur habe man dort ſtatt der verſchiedenen Becher ein graduirtes cylindriſches Glas, was wohl einfacher ſei. Herr Dr. Staudinger ſpricht ſich wegen der geringeren Zerbrechlichkeit und des den Waſſerabfluß ermöglichenden Siebbodens der Becher für die Conſtruction Benecke aus. Für die von ihm verwaltete Vereins-Fiſchzuchtanſtalt wolle er ſofort die Methode Benecke einführen, müſſe ſich aber dabei doch dagegen ausſprechen, daß man an den Nichtgebrauch des Apparats nachtheilige Präjudize knüpfe. Beſitzer und Vorſtände von Fiſchzuchtanſtalten könnten bei deren Betrieb nicht alle Einzelnheiten controliren und ſeien zu viel auf ihre Dienſtleute angewieſen. Unter Anerkennung dieſer Reſtriction erklärt ſich die Conferenz mit dem Antrag Benecke einverſtanden. Schließlich wird auf Anregung des Herrn v. Behr noch die Frage discutirt, ob Otterprämiirungen auf Grund Einlieferung der Schnauze oder der Pfoten erfolgen ſollten. Einheitliches Verfahren ſei erwünſcht. Aus der Debatte ergibt ſich, daß außerhalb Preußens (mit Braunſchweig und Oldenburg) überall nach der Schnauze prämiirt werde und nur in Norddeutſchland Varianten beſtünden. Herr Geheimrath Herwig bezeichnet deshalb die Frage als von vorwiegend intern-preußiſcher Natur. Man möge es deshalb auch anheimſtellen, innerhalb der allein betheiligten Gebiete Einigung zu ſchaffen. Die Conferenz war mit dieſer Anſchauung einverſtanden. Die Vorberathung einiger Reſolutionen über die legislative Frage des Schonſyſtems, welche im Plenum des Fiſchereitags zur Verhandlung kommen ſollen, wurde einer Sub— commiſſion anheimgegeben. a (Fortſetzung folgt.) II. Fiſchzüchteriſche Beobachtungen. Herr Profeſſor Dr. Metzger in Münden veröffentlicht in den „Mittheilungen des Vereins zur Beförderung der Fiſchzucht im Regierungsbezirk Kaſſel“ Bd. II Heft 3 folgende intereſſante Erörterungen: „Die zur Erbrütung von Lachseiern (Weſerlachs) erforderliche Wärmeſumme (Summe aus den Tagesmitteln) beträgt nach dem im Fiſchbrutzimmer der Forſtakademie (Schloß zu Münden, Brunnenwaſſer in ein Reſervoir gepumpt) täglich angeſtellten Temperaturbeobachtungen 424% R und zwar bis zum Erſcheinen der Augenpunkte 232° und von da bis zum mittleren Ausſchlüpftermin 192 “. Hiernach würde alſo, da ja das Tempo, welches die embryonale Entwickelung nimmt, innerhalb gewiſſer Grenzen und bei ſonſt genügender Beſchaffenheit des Brutwaſſers lediglich von dem Gange der Temperatur abhängig iſt, die ganze Incubation, d. i. die Zeit von der Befruchtung bis zum Ausſchlüpfen dauern: *) Solche Apparate liefert Klempnermeiſter H. Glauß in Königsberg i. Pr. (Heumarkt). Preis für Maßlineal und Bechergarnitur 4% 60,5 (excl. Porto). 250 bei 4 K N11 . 5% % R ü ER „ RRR „ ee FFF und davon bis zum Erſcheinen der Augenpunkte in Anſpruch genommen werden bei 1 ß 9 „TFF „ e AN ET Ne TER EN RL INARTET „ 298 Für Forelleneier ſtellt ſich die zur Erbrütung erforderliche Wärmeſumme um ein Geringes niedriger, nämlich auf ca. 400 “, wovon 218° auf die Periode bis zum Erſcheinen der Augenpunkte und 182° bis zum mittleren Ausſchlüpftermin entfallen. Vorſtehende Zahlen ſind nicht ohne practiſchen Werth; ſie können, zumal bei bekannter Temperatur des Brutwaſſers, zur Controle des Verlaufs der Campagne dienen, ſowie zur Beantwortung von mancherlei in der Praxis ſich aufwerfenden Fragen. Zur Erläuterung hier nur zwei Beiſpiele: Die Lachsbrut-Anſtalt Schlickersbrunn bei Hameln ſoll angeblich mit Waſſer von 7¼ R arbeiten. Werden alſo, wie dies in der Regel der Fall iſt, die meiſten Lachseier dort um die Mitte des Monats November gewonnen, ſo müſſen dieſelben ſchon nach an (Wärme- ſumme dividirt durch die Mitteltemperatur), das ift nach 58 bis 59 Tagen, oder (vom 15. November an gerechnet) am 13. oder 14. Januar ausſchlüpfen und dem entſprechend, wenn nicht gefüttert wird, zu Ende Februar reſp. in den erſten Tagen des März ausgeſetzt werden. Um dieſe Zeit hat aber die Weſer noch eine ſehr niedrige Temperatur, beiſpiels— weiſe 1883 März = 2 R mit Grundeisbildung vom 12. bis 16. und am 23. und 24., an welchen Tagen das Waſſer an der Oberfläche / “ über 0 hatte! — Bei einer Fiſchzucht-Anſtalt, welche Brutwaſſer von 4“ Durchſchnittstemperatur benutzt und ihre Haupternte an Forelleneiern etwa am 25. November gehalten hat, beſtellt ein Fiſchzüchter, der aus irgend welchen wirthſchaftlichen Gründen in der Benutzung ſeiner Waſſerleitung zu Brutzwecken auf die Monate Februar, März und April beſchränkt iſt, 10,000 Eier mit der Weiſung, die Sendung ſo zu effectuiren, daß die Eier in ſeinen Brutlrögen mit Waſſer von 5“ nach ca. 14 Tagen zum Ausſchlüpfen kommen. Wann ſind die Eier abzuſchicken? ! 5 218 2 ER - 2 Die Augenpunkte erſcheinen nach Se: (Wärmeſumme dividirt durch mitllere Temperatur) 55 Tagen, alſo (vom 25. November an gerechnet) etwa am 19. Januar; nun iſt bis zum Ausſchlüpfen noch eine Wärmeſumme von 182 erforderlich, wovon aber 14 mal 5 % 70° auf die zweite Brutanſtalt entfallen ſollen. Ziehe ich daher dieſen Betrag von 182 ab und dividire den Reſt durch 4, ſo erhalte ich die Anzahl der Tage, welche die Eier nach dem Erſcheinen der Augenpunkte noch in der erſten Brutanſtalt zu verwahren 2 182 — 70 2 f 6 i in, 5 — 28 Tage. Die Sendung iſt alſo am 16. Februar zu effectuiren. III. Vereins nachrichten. 1. Jahresbericht des Kreis-Fiſcherei-Vereins von Mittelfranken in Ansbach. Der Verein zählte am Schluſſe des Jahres 1884 327 Mitglieder. Hievon bilden 32 den Orts-Fiſcherei-Verein des Altmühlthales, 12 den Orts-Fiſcherei-Verein Fürth, 43 den Orts⸗ Fiſcherei-Verein Hersbruck, 53 den Orts-Fiſcherei-Verein Nürnberg, 66 den Orts-Fiſcherei⸗ Verein Schwabach; 121 Mitglieder gehören keinem Orts-Verein an. Auch für Erlangen und Umgegend beſteht ein Fiſcherei-Verein, derſelbe hat ſich jedoch bis jetzt dem Kreis-Verein noch 251 — —— nicht angeſchloſſen. — Die Einnahmen des Vereins beſtehen aus den Jahresbeiträgen der Mit— glieder a 2 M und aus einem ſehr dankenswerthen Zuſchuſſe des landwirthſchaftlichen Kreis— Comités von 200 % — Im Jahre 1884 wurden von den verfügbaren Mitteln Ausgaben beſtritten auf Prämien für Tödtung von Fiſchreihern, ſowie auf Gratifikationen für Anzeigen von Fiſchereifreveln, ferner auf Zuſchüſſe an das landwirthſchaftliche Bezirkscomits Heidenheim, ſowie an die Orts-Vereine Schwabach, Hersbruck, Nürnberg und Orts-Verein des Altmühlthales, ferner für Anſchaffung von 4000 Stück Forellenbrut zum Einſetzen in die Haslach, Rohrach und Sulz, für Anſchaffung von 11,000 Stück Aeſchenbrut zum Einſetzen in die Schwabach, Rezat, Pegnitz und andere geeignete Bäche, endlich für Anſchaffung von 8000 Zuchtkrebſen zum Einſetzen in die Altmühl, Sulz und Wörnitz. Auf eigene Rechnung wurden angeſchafft vom Orts-Fiſcherei— Verein Nürnberg: 62 Aale, 2100 Zuchtkrebſe, 4000 Stück Aeſchenbrut; vom Orts-Verein Hersbruck: 4000 Stück Forellenbrut, 4000 Stück Aeſchenbrut; vom Verein des Altmühl— thales: 5666 Stück Zuchtkrebſe; vom Orts-Verein Schwabach: 3500 Stück Forellenbrut. — Für die Erlegung von 95 Fiſchottern, über deren Verheerungen man noch immer bitter zu klagen hat, wurden 570 M Prämien aus dem vom hohen Landrathe für dieſen Zweck bewilligten Kreisfondszuſchuß von 600 / bezahlt. Im Jahre 1882 wurden 75, im Jahre 1883 nur 63 Fiſch— ottern erlegt. Eine geſetzliche oder verordnungsmäßige Erleichterung des Vertilgungskrieges gegen die Fiſchottern erſcheint dem Verein als dringendes Bedürfniß. — Außer der Generalverſammlung des Kreis-Vereins vom 21. Juni zu Ansbach wurden vom Orts-Fiſcherei-Verein Nürnberg acht, vom Orts-Verein Hersbruck zwei Verſammlungen und von den Vereinen Schwabach, Fürth und des Altmühlthales mehrere Ausſchußſitzungen abgehalten, in denen, abgeſehen von anregenden Vorträgen über Beſchaffung von Fiſchbrut und Zuchtkrebſen, über Anlage von Fiſchzuchtanſtalten, ſowie über verſchiedene Anträge zur in Ausſicht genommenen provinziellen Ergänzung der am 1. Januar d. J. in Kraft getretenen Landes-Fiſcherei-Verordnung berathen wurde. Vom Nürn— berger Fiſcherei-Verein wurde im September auch die Karpfenbörſe wieder ausgerüſtet. Mehrfach gewünſchte Gutachten und Aufſchlüſſe über Fiſcherei- Angelegenheiten wurden dom Kreis-Verein wie von den Orts-Vereinen an Königliche Behörden ſowohl wie an Private bereitwilligſt erſtattet. 2. Vereinsbildungen. Die bisherige „badiſche Fiſchzuchtgeſellſchaft“, eine Art von Aetienverbindung, wird ſich auflöſen. An ihre Stelle ſoll ein Badiſcher Landes-Fiſcherei-Verein treten, wozu dem Ver— nehmen nach bereits Einleitungen im Gange ſind. Sollte nicht doch auch für Württemberg die Gründung eines Landes-Fiſcherei-Vereins ſich ermöglichen laſſen? In mancher Beziehung inſtructiv und geſchäftsförderlich wäre es, wenn eine ſtatiſtiſche Karte hergeſtellt würde, auf welcher neben den politiſchen Territorial-Eintheilungen, den hydrographiſchen Verhältniſſen und ſelbſt auch einigen orographiſchen Andeutungen die Sitze aller Landes-, Provinzial-, Bezirks- und Orts-Vereine in Deutſchland und Nachbarländern mit unterſcheidender graphiſcher Angabe jener ihrer Qualitäten verzeichnet würden. 5 IV. Vermiſchte Mittheilungen. Künſtliche Fiſchzucht. — Miesmuſchelzucht. Aus Gra venſtein im Herzogthum Schleswig berichtet man über den Betrieb der künſtlichen Fiſchzucht am Nübelmoor durch den Ziegeleibeſitzer, Kapitän Ebeling, in Eckeſund. Veranlaſſung hiezu gab die Abnahme des ſonſtigen dortigen Fiſchreichthums. Benannter Herr hat zu verſchiedenen Malen Lachsbrut bezogen und in Gewäſſer daſelbſt ausgeſetzt. Von der dortigen Gemeinde Atzbüllern iſt dazu ein unter amtlichem Schutze ſtehendes Fiſch-Schonrevier eingerichtet worden. Ferner ſei erwähnt, daß ſich ebendaſelbſt ein Verein gebildet hat, um eine rationelle Zucht von Miesmuſcheln zu betreiben. Es ſind an einer zum Anſetzen und zur Ernährung der jungen Muſcheln geeigneten Stelle bereits 450 Pfähle aus— geſetzt. Der Herzog von Auguſtenburg hat dieſe Oertlichkeit in früheren Jahren bereits mit Erfolg benutzt und erwartet man mit Recht, daß die Ernte nach Verlauf von etwa drei Jahren eine gute werden möchte. W. L. Krebsfang und Krebshandel. In den Tagesblättern erſchien jüngſt folgende Noliz: „Der Krebsfang im Departement der Ardennen iſt bis zum 15. Juni 1886 und im Departement Meurthe und Moſelle bis zum 18. September ds. Is. gänzlich verboten. Ohne amtliches Urſprungsatteſt dürfen daher Krebsſendungen nach Frank— reich, ſoferne ſie die vorerwähnten Departements berühren, bis zu den genannten Terminen nicht angenommen werden. Die Karpfenbörſe zu Nürnberg findet ſtatt am Montag, 28. Sept. 1885, Vormittags 11 bis 1 Uhr, im „Cafc Liebel“, Thereſienſtraße. 252 — —— Stör. Nach der „Wiener Allgemeinen Sport-Zeitung“ wurde bei Colomna (Rußland) ein Stör im Gewichte von 9 Pud oder 360 ruffiſchen Pfunden gefangen. Innerhalb zehn Jahren ſoll es nur zweimal gelungen ſein, eines ſolchen Rieſenſtörs habhaft zu werden. Tümmler. Kiel, 20. Auguſt. Vorgeſtern zeigten ſich im Hafen ſeltene Gäſte, drei große Tümmler, welche zeitweilig ihren großen Körper über der Oberfläche des Waſſers erblicken ließen. Durch die auf dieſelben angeſtellte Jagd wurden ſie ver— ſcheucht, nahmen ihren Cours auf Friedrichsort und erreichten glücklich die See, da die auf ſie abgegebenen Schüſſe fehlgingen. Wer: V. Jiſcherei- und Jiſchmarktberichte. Heringsfang. Aus Stettin berichtet man unterm 24. Auguſt: „Wir haben in der ver- floſſenenen Woche eine große Zufuhr von Oſtküſten-Hering von Schottland gehabt. Sie belief ſich in der letzten Woche auf 33,388 Tonnen, ſo daß der Total-Import bis heute 112,010 Tonnen beträgt. Im Jahre 1884 betrug derſelbe 107,503 Tonnen; 1883: 87,657 Tonnen, 1882: 79,342 Tonnen, 1881: 71,665 Tonnen, 1880: 67,975 Tonnen, 1879: 59,135 Tonnen, 1878: 39,744 Tonnen, 1877: 49,465 Tonnen, 1876: 45,924 Tonnen, 1875: 80,135 Tonnen bis zum gleichen Datum. Ueber den weiteren Fang an der Küſte von Schottland wird berichtet, daß der— ſelbe wegen des ſtürmiſchen Wetters wieder nur geringen Ertrag geliefert hat. Die Preiſe ſind infolge deſſen ſehr geſtiegen, ſowohl in Schottland wie hier und die Kaufluſt iſt eine ſehr rege geworden. Die Umſätze in Fullbrand und Matjes waren bedeutend. Crown- und Fullbraud wurden mit 38,50 bis 40 M, Matjes-Cromwnbrand 23,50 bis 25,50 M gekauft. Von engliſchem Matjes hatten wir noch einen Import von 750 Tonnen, fo daß der Geſammt-Import 16,272 Tonnen gegen 19,990 im vorigen Jahre betrug. Der neue Fettheringfang iſt ſehr klein geblieben, er » beläuft ſich auf 2—3000 Tonnen. Er iſt vorläufig ganz unterbrochen. Weitere Zufuhren find vorerſt nicht zu erwarten. Korſöe, 20. Auguſt. Nach Eintritt des kühlen Wetters hat im großen Belt die Hering s— fiſcherei in den letzten Tagen ihren Anfang genommen und zwar bei beſſerem Fange mit etwas Leben, nachdem die letzten unglücklichen Jahre den Fiſchern Muth und Luſt genommen hatten. Anfangs waren die Preiſe hoch, doch ſanken dieſelben in Folge großer Zufuhr von Kopenhagen. Faſt der ganze Fang ging an die Räuchereien nach Kiel. Von Kierteminder wurden heute 1600 Wall eingebracht und bezahlt mit 1,66 Kronen per Wall. maendsburg, 20. Auguſt. Am heutigen Markte waren meiſtens Butte aus Eckernförde und vom Norden angelangt und wurden zu 15—20 J pro Stück verkauft. Einzelne kleinere Hechte koſteten 50 bis 60 , Pliten 30 bis 40 , Aale 60 ½ bis 1 % per ½ Kilo. Handel war flau. Auch die Fiſchhandlung hatte in der letzten Zeit meiſtens Butte zu 25 5, Seezungen zu 65 J per ½ Kilo, geräucherte Heringe 3 Stück 20 . Hamburg⸗Altona, 23. Auguſt. Preiſe en gros. Schollen 2 bis 5 , Elbbutt 14 20 4 bis 6 M, Sture 90 bis 14 50 8, Aaländer 3—6 M per Stieg, Seezungen 1 &, Steinbutt 95 bis 2 4 40 4, Elbbraſſen 35—50 , Aale TO, bis 14 80 per ½ Kilo, Stint 14 per kleinen Korb. Hamburg ⸗Altona, 26. Auguſt. Preiſe en gros. Schellfiſche 3 M bis 5 A 50 , Schollen 2 N. bis 2&4 20 ½, Elbbutt 60 ½ bis 6 , Sture 90 bis 1 80 5, Aaländer 3 4 50 4 bis 6 M 50 J per Stieg, Steinbutt 14, Kleiße 40-70 , Seezungen 14, Lachſe 95 J bis 2 M 50 9, Elbbraſſen 30—50 4, Aale 60 bis 14 80 3 per ½ Kilo, Stint 60 JS bis 1 M per kleinen Korb. W. L. Inserate. Billigſte Bezugsquelle! Pergamentpapier III. 3 & MM. 45.— per 50 Kilo, 8b Weißes Einwickelpapier 2 A 18.— per 50 Kilo. Gebr. Rheinstrom, Papierwaarenfabriß, Kaiſerslautern. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. Julius Staudinger in München. Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel zu beziehen durch Chriſtian Kaiſer in München. u Die nächſte Nummer erſcheint am 1. Oktober. 1885. 7 Bayeriſche de + + + Erſcheint monatlich zwei. bis dreimal. 0 — Inferate die zweiſpaltige Petitzeile Abonnementspreis jährlich (Mark. A I g 8 O 8 5 Sean r denen emeines Organ wa, tes, ae zuſendung 1 Mark jährlich Zuſchlag. für die München, Sonnenſtr. 7/ r. Geſamumkinkereſſen dev Fiſcherei, ſowie für die Beſtrebungen dev Kiſchereivereine. In Verbindung mit Fachmännern Deutſchlands, Heſterreich-Ungarns und der Schweiz herausgegeben vom Pahyeriſchen Tiſchereiverein. D Nr. 22. ee, Münden, 1. Oktober 1885. X. Jahrg. Inhalt: I. Ueber Fiſchwege. — II. Ueber Sterilität der Salmoniden. — III. Die Eier des Aals. — IV. Aus der Geſchichte des Lachsfangs am Rhein. — V. Vermiſchte Mittheilungen. — VI. Fiſcherei- und Fiſchmarktberichte. — Inſerate. I. Ueber Jiſchwege. | * „Für die Mehrung der Wanderfiſche, des Lachſes vor allem, gibt es neben einem wohlgeordneten Schutze während ihrer Laichzeit keine wichtigere Beihülfe, als Mehrung des Wiſſens, wie man ihnen die Wege zur Laich— ſtätte bahne“. Mit dieſen wahren Worten leitet der Ausſchuß des deutſchen Fiſcherei-Vereines das Vorwort ein, welches er ſelbſt an die Spitze einer ganz vortrefflichen Abhandlung über „die Anlage der Fiſchwege“ von H. Keller geſtellt hat. Auf äußerſt dankenswerthe Ver— anlaſſung des deutſchen Fiſcherei-Vereines geſchrieben, erſchien dieſe Abhandlung zuerſt im Centralblatte der k. preußiſchen Bauverwaltung und ſodann in einem Sonderabdruck im Verlage von Ernſt & Korn in Berlin 1885, durch deſſen eingeleitete möglichſt weite Verbreitung ſich der deutſche Fiſcherei-Verein ein neues ſchönes Verdienſt erwirbt. Wie der Herr Verfaſſer im Eingange ſeiner Schrift betont, iſt dieſelbe zunächſt „ver— faßt worden, um als Anregung zu dienen, daß die der Frage ferner ſtehenden Fachmänner derſelben jene Theilnahme zuwenden, welche die hohe wirthſchaftliche Bedeutung der Sache eigentlich verdient“. Die innere Bedeutung der Schrift geht aber in der That noch viel weiter. Die Abhandlung iſt hochbedeutend und nutzbar für alle Fiſchereikreiſe. Sie bietet auch dem Nichtfachmanne eine Fülle von Belehrung und eröffnet über ſo manche Geſichts— punkte, welche bei der Anlage von Fiſchwegen von praktiſcher Bedeutung ſind, reichlich all— gemeineres Verſtändniß, wozu die klare Darſtellung des Verfaſſers weſentlich beiträgt. 2 4 * 254 Um den hohen Werth, ja ſtellenweiſe geradezu die natürliche Nothwendigkeit richtig funktionirender Fiſchwege darzulegen, beginnt der Verfaſſer zunächſt mit einer zutreffenden Schilderung der Gewohnheiten der Wanderfiſche, namentlich des Lachſes, aber auch des Maifiſches, des Schnäpels, der Meerforelle, des Störs und Aals. Sehr richtig wird dabei aber noch weiter bemerkt: „Die Anlage von Fiſchwegen kann jedoch auch für ſolche Flüſſe und Bäche von Wichtigkeit ſein, welche von den eigentlichen Wanderfiſchen nicht erreicht werden. Die ſogenannten Standfiſche wandern ja gleichfalls, in allerdings weit be— ſcheidenerem Maße. Die Fiſche des Barbengebietes ſuchen beiſpielsweiſe bei Hochwaſſer und im Frühjahre die Bäche des Forellengebietes auf; der Huchen ſteigt Frühjahrs aus der Donau in die aus den Alpen kommenden Zuflüſſe derſelben nach ſeinen Laichplätzen; um— gekehrt ziehen ſich die Bachforellen, Schmerlen u. |. w. aus ihren Heimathsbächen, wenn der Hochſommer langanhaltende Dürre bringt, in tiefere Gewäſſer herab. Man hat beobachtet, daß die für Wanderfiſche erbauten Fiſchwege öfters von den Standfiſchen nicht minder fleißig benützt werden. In jedem Falle tragen gut angelegte Fiſchwege in hohem Grade bei zur Ausgleichung des Fiſchbeſtandes eines Fluſſes und zur Förderung des Fiſch— reichthumes unſerer vaterländiſchen Gewäſſer“. Nachdem auf dieſe Weiſe der Verfaſſer gewiſſermaßen die naturwiſſenſchaftliche Grund— lage für den Aufbau der techniſchen Theorie fixirt hat, geht er über zu den allgemeinen Betrachtungen über die Anordnung der Fiſchwege. Dieſe Betrachtungen beginnen mit der Darlegung der Nachtheile, welche namentlich die Wehrbauten für die Fiſchwanderung im Gefolge haben, ſowie der weſentlichen Beſſerung, welche ſchon manchen Orts thatſächlich durch richtig funktionirende Fiſchwege erzielt worden iſt. Dabei wird auch der mannigfach mißlungenen Anlagen gedacht, welche von den Fiſchen nicht angenommen werden und daher ihren Zweck verfehlen. Die Gründe hiefür können in mancherlei Urſachen liegen. Die unbefangene Prüfung der mißlungenen Anlagen wird jedoch — ſchreibt der Verfaſſer wörtlich — „gewöhnlich zu dem Ergebniſſe führen, daß ihre Ausmündung in das Unterwaſſer nicht an der richtigen Stelle liegt oder daß ihre Speiſung ungünſtig iſt. Oefters wird die Ausmündung von den aufſteigenden Fiſchen überhaupt nicht gefunden, oder es mangelt denſelben an Gelegenheit, den für die Ueberwindung der Strömung erforderlichen Anlauf zu nehmen. Zuweilen hat man durch das Beſtreben, den Fiſchweg bei den verſchiedenartigen Waſſerſtänden zugänglich zu machen, das Ergebniß erzielt, daß er gerade bei dem hauptſächlich für die Wanderung in Betracht kommenden Waſſerſtande nicht zugänglich iſt. Jedenfalls iſt unter den zahlreichen „Syſtemen“ von Fiſchwegen, da doch alle nur Abarten einiger wenigen Grundformen ſind, keines unbedingt das beſte. Es ſcheint in der That weit weniger darauf anzukommen, welche Bauweiſe der Fiſchweg erhält, als vielmehr auf die richtige Lage desſelben, die ſich ausſchließlich nach örtlichen Verhältniſſen richten muß, ſowie auf die von den Waſſermengen und den Waſſerſtänden des Fluſſes ab— hängige zweckmäße Speiſung“. dach ihrer Bauart theilt Verfaſſer die Fiſchwege, mit welchem Ausdrucke derſelbe nach engliſchem und amerikaniſchem Vorbild (fishway) den allgemeinſten Begriff verbindet, in zwei Hauptgruppen, „je nachdem darauf hingezielt wird, das Gefälle in einzelne Abſchnitte zu zerlegen oder die Geſchwindigkeit des mit nahezu gleichmäßigem Gefälle herabſtrömenden Waſſers abzuſchwächen, alſo in Fiſchtreppen (Fiſchleitern, welche Bezeichnung aber Keller als unzutreffend perhorreszirt“) und in geneigte Ebenen, Fiſch päſſe genannt” .**) ) Unſeres Bedünkens ohne genügenden Grund. Die etymologiſche Ableitung mag ja, wie Keller rügt, aus dem engliſchen „fish-ladder“ nicht ganz richtig fein. Sachlich bezeichnet aber das deutſche „Leiter“ den Zweck und die Form im Weſentlichen ebenſo wie das Wort „Treppe“. Ob man das Eine oder Andere vorzieht, iſt doch wohl in der Hauptſache nur eine Geſchmacksfrage. **) Ganz analog iſt auch die Terminologie der Bayeriſchen Landes-Fiſchereiordnung vom 4. Oktober 1884 in $ 14. Für den allgemeinen Begriff dient dort — wie bei Keller der „Fiſchweg“ — nach ſüddeutſchem Sprachgebrauch der Ausdruck: „Fiſchſteig“. In Parentheſe ſind dann noch die Worte: „Fiſchleitern und Fiſchpäſſe“ beigefügt zur Kennzeichnung jener Haupt⸗ unterarten, welche Keller Fiſchtreppen und Fiſchpäſſe nennt. 255 — Aus den Erörterungen über die Grundbedingungen für die Bauart der Fiſchwege, wie ſolche die Keller'ſche Schrift des Längeren dargelegt, heben wir beſonders folgende praktiſch werth— volle Sätze hervor: „Jedenfalls muß dahin geſtrebt werden, ein günſtiges Verhältniß zwiſchen Höhe und Länge herbeizuführen, günſtiger als es bei dem Wehre iſt, deſſen Ueberwindung dem Fiſche nicht ohne Beihülfe gelingt. Bei manchen Fiſchwegen iſt dies erreicht worden durch eine ſehr flache Neigung der Rinne (1: 23 bis 1: 35), oder durch große Länge der Treppenabſätze. Andere Bauweiſen gehen von dem Grundſatze aus, innerhalb der minder flach geneigten Rinne den Weg des herabfließenden Waſſers zu verlängern, indem dasſelbe zu Um— wegen genöthigt wird durch den Einbau von Querſtangen, welche abwechſelnd an der rechten oder linken Wange befeſtigt find. — Eine eigenartige Anlage zeigen die Mac Donal deſchen Fiſchpäſſe, welche einen Theil der lebendigen Kraft des herabſtürzenden Waſſers durch Gegen— ſtrömung vernichten. Im allgemeinen ſind diejenigen Fiſchwege, welche eine ſteilere Neigung (1:8 bis 1:6, bei Mac Donald 1:4) ermöglichen, in ihrer Bauart nicht einfach genug, ſchwieriger in Stand zu halten und leichter der Zerſtörung ausgeſetzt. — — Die Ausmündung nach dem Unterwaſſer muß dicht neben dem Wehrfuße liegen, ſo daß man lange Fiſchwege ellbogenförmig zu krümmen oder gar in einer Spiralwindung anzulegen ge— zwungen iſt, ſobald nicht etwa die Einmündung aus dem Oberwaſſer in genügende Entfernung oberhalb der Stauanlage gelegt werden kann. — — Auf die Herbeiführung eines gleich— mäßig durch den ganzen Fiſchweg gehenden Stromes iſt Werth zu legen, beſonders aber die Vermeidung von Kreisſtrömungen. — — Den Boden und die Wangen des Fiſchweges darf man nicht glatt machen, muß man vielmehr möglichſt rauh laſſen, um die Waſſergeſchwindigkeit zu vermindern. — — Es empfiehlt ſich, die Wangen und den Boden des Fiſchweges aus Feld- oder Bruchſteinmauerwerk herzuſtellen, die Verwendung von Werkſteinen dagegen auf die eingebauten Stege oder Sperren zu beſchränken, wenn die letzteren der Raum- und Längenerſparniß wegen nicht aus Bohlen gemacht werden. Alle Wandungen müſſen eine rauhe Oberfläche erhalten, um die Reibungswiderſtände zu vergrößern. — — — Sehr eingehend erörtert Keller auch die Bedingungen für die Ausmündung der Fiſchwege nach dem Unterwaſſer, für ihre Einmündung in das Oberwaſſer und für ihre Speiſung. Mit Recht bemerkt der Verfaſſer: „Die unrichtige Anlage der Ausmündung des Fiſchweges iſt entſcheidend für den ſchlechten Erfolg desſelben!“ Wie ſorgſam daher gerade dieſer Punkt erwogen werden muß, zeigen am beſten Kellers Erörterungen. Dieſelben knüpfen in Sonderheit auch hier wieder an die Lebensgewohnheiten der Wander— fiſche an, welche ſich friſch angekommen in dem zunächſt dem Stromſtriche gelegenen Kolke zu ſammeln pflegen und erſt dann, wenn ihnen hier die Ueberwindung der herabſtürzenden Waſſermaſſen nicht gelingt, längs des Wehrs nach einem beſſer geeigneten Orte ſuchen, indem ſie nach derjenigen Seite ſchwimmen, von welcher die ſtärkere Querſtrömung auf ſie einwirkt. „Wo ſich ein größerer Kolk findet, der einen kräftigen Anlauf ermöglicht, da wieder— holen ſie die Verſuche. Nur ausnahmsweiſe ſetzt ein Fiſch feine Unterſuchung rückwärts an den Ufern entlang fort“. Aus dieſen Verhältniſſen zieht Keller die techniſchen Konſequenzen, warnt davor, die Fiſchwege ſtromabwärts von den Kolken ausmünden zu laſſen, erörtert aber auch andererſeits, daß die oft ausgeſprochene Regel, man ſolle die Ausmündung des Fiſch— weges in den tiefſten Kolk richten, keineswegs eine allgemeine Gültigkeit hat, vielmehr aus verſchiedenen örtlichen Gründen ſich Abweichungen hievon nöthig machen können. „Nicht minder wichtig als die gute Lage der Ausmündung iſt die ausreichende Speiſung des Fiſchweges“. Wie Keller erörtert, darf die Stärke der Strömung nicht zu gering ſein, beſonders gerade am Fuße des Ueberfalles, wo auf allen Seiten lebhaft bewegtes Waſſer ſich befindet, das die Auffindung der Ausmündung erſchwert. Bei Be— ſtimmung der Menge des Speiſewaſſers ſind auch zu berückſichtigen jene Anforderungen, welche die Größe der Fiſche ſtellt. Bei Fiſchpäſſen muß der Waſſerfaden überall tief genug ſein, um dem größten in Frage kommenden Fiſche zu ermöglichen, daß er ſeine Schwimm— bewegungen vollſtändig im Waſſer ausführen kann, ohne mit den Rückenfloſſen oder mit dem Schwanz an die Oberfläche zu kommen. Bei Fiſchtreppen müſſen die einzelnen Stufen genügende Tiefe und Länge beſitzen, um dem Fiſche, z. B. einem 1 bis 1,5 m langen Lachſe, den Aufſprung möglich zu machen und zwar um ſo größere Länge und Tiefe, je N a N größer der Höhenunterſchied iſt. Die Breite kann am geringſten ſein in ſehr flach geneigten Fiſchpäſſen ohne eingebaute Stege, ſowie in den Treppen, deren Sperren in der Achſe des Fiſchweges mit kleinen Einſchnitten verſehen ſind. Bei allen Päſſen und Treppen, bei denen die Schlupflücken abwechſelnd an der einen und anderen Seite liegen, ſo daß eine Zickzackbewegung des Fiſches erforderlich iſt, ſoll die Breite nicht unter 1,6 bis 2 m be= tragen, um großen Thieren die ſcharfen Wendungen nicht zu ſehr zu erſchweren. — — Uebergehend zu den Specialitäten ſchildert hienächſt der Verfaſſer die Herſtellung der Fiſchtreppen. Zu dieſer Hauptgruppe rechnet er drei Grundformen: natürliche Fiſchtreppen — Fiſchtreppen mit Hülfswehren — künſtliche Fiſchtreppen. Ueber natürliche Fiſchtreppen bemerkt Keller im Eingange des bezüglichen Ab— ſchnittes: „Bei Wehren auf felſigem Grunde kommt es öfter vor, daß der Wehrfuß von der einen Seite des Fluſſes zur andern allmählig oder ſprungweiſe anſteigt, indem die Flußſohle nicht regelmäßig ausgebildet iſt, ſondern an einem der beiden Ufer erheblich größere Tiefen als am anderen zeigt. Die im Unterwaſſer liegende Sohle bietet alsdann längs des Wehres entweder ohne weitere Zuthaten eine Art von natürlicher Treppe, oder man kann eine ſolche leicht herſtellen, wenn die zu hohen Abſtürze durch eingeſchaltete Stufen aus rohem Mauerwerke in einzelne Theile zerlegt werden“. Hiefür werden Beiſpiele erörtert und wie das Horſeshoe Wehr bei Blantiſilio illuſtrirt. „Nahe verwandt mit den natürlichen Treppen ſind die hauptſächlich in den Neu-England-Staaten und in Norwegen verbreiteten Fiſchwege, welche aus einer Reihe von Pfuhlen beſtehen, die durch ſchmälere Rinnen mit einander verbunden find”. Fiſchtreppen mit Hülfswehren ſtellen die Ausführung des Gedankens dar, „das Wehrgefälle dadurch abzuſchwächen, daß es in eine Anzahl kleinerer Gefälle zerlegt wird“. Die Verwirklichung erfolgt in verſchiedener Art. „Man hat entweder in der ganzen Breite des Fluſſes Hülfsſtauwerke angelegt, oder man hat nur vor einem Theil des Wehres ſolche Hülfswehre errichtet, welche den Sprung des Fiſches erleichtern, indem ſie die Sprunghöhe verringern. Beiſpiel: das Abertanatwehr in Wales. Die künſtlichen Fiſchtreppen ſind von verſchiedenen Unterarten. Sie „unterſcheiden ſich von einander hauptſächlich durch die Geſtaltung der Sperren. Dieſelben ſind entweder aus Bohlen oder Platten hergeſtellt, oder ſie ſind mit dreieckförmigem Querſchnitte aus Werkſteinen gearbeitet oder aufgemauert. Bei vielen Fiſchwegen haben die Sperren keine Lücken erhalten; bei anderen ſind ſie mit flachen Einſchnitten verſehen oder mit tiefen Lücken von rechteckiger oder Halbkreisform. Dieſe Lücken liegen entweder hintereinander in der Treppenachſe oder ſie ſind gegeneinander verſetzt abwechſelnd neben der rechten und linken Wange angebracht. Zuweilen hat man, ſtatt Einſchnitte anzubringen, die Oberkanten der Sperren abwechſelnd nach rechts oder nach links geneigt.“ Als typiſche Beiſpiele werden beſprochen und dargeſtellt die Treppe des Kil— macoco-Wehres in Irland, die Treppe am Penarth-Wehr in Severn, eine Forellentreppe im Enzfluß und als eine eigenartige Beſonderheit die nach ihrem Erfinder ſogenannte Cail'ſche Treppe. Letztere „beſteht aus einer Anzahl in verſchiedener Höhe hintereinander aufgeſtellter Gefäße, deren jedes an ſeiner Seitenwand dicht über dem Boden eine Abflußöffnung hat, welche mit den oberen Waſſerſchichten des nächſttieferen Gefäßes in Verbindung ſteht. Der Fiſch tritt durch die Schlupflücke vom unteren in das obere Gefäß und kann auf dieſe Weiſe die ganze Treppe erſteigen, ohne ſpringen zu müſſen, ſtets im tiefen Waſſer ſchwimmend“. Zur Herſtellung der Fiſchpäſſe ſich wendend, beſpricht Verfaſſer hier wieder folgende Formen: die Wehreinſchnitte — die Schrägpäſſe — die künſtlichen Fiſchpäſſe mit Stegen — die künſtlichen Fiſchpäſſe mit Gegenſtrom. Die Wehreinſchnitte ſind die einfachſte Form der Fiſchpäſſe, jedoch nur unter beſtimmten Verhältniſſen zuläſſig. Ihre Vorausſetzungen und Conſtructionen werden von Keller eingehend erörtert, mit Abbildung des Wehreinſchnittes am Poolquay-Wehr in Severn, und dabei auch die ſogenannten Schlupflöcher an Nadelwehren beſprochen. Die Schrägpäſſe oder Diagonalpäſſe kommen häufig vor bei Wehren mit flach geneigtem Rücken (etwa 1:4 bis 1: 6) und geringem oder mittelgroßem Gefälle. Sie werden dadurch hergeſtellt, daß „in ſchräger Richtung eine Rinne gebildet wird, durch welche das Waſſer mit verlangſamter Strömung herabfließt. Das an dem Führungsbalken a ae r 257 — — entlang gleitende Waſſer legt einen längeren Weg zurück und hat größere Reibungswider— ſtände zu überwinden als dasjenige, welches unmittelbar überſtürzt. Hiedurch, ſowie durch das Zuſammenſtoßen des in der ſchrägen Rinne abfließenden, mit dem in gerader Richtung abfallenden Waſſer wird die Geſchwindigkeit bis zu einem ſolchen Grade ermäßigt, daß die Fiſche gegen die Strömung anſchwimmen können“. An Beiſpielen ſind beſprochen die Schrägpäſſe am Bevernwehr (Severn), am Digliswehr (Severn) und am Bandonwehr (ſüd— iriſcher Fluß Bandon). Zu den künſtlichen Fiſchpäſſen mit Stegen gehören die meiſten in Amerika und Großbrittanien ausgeführten Anlagen. Sie beſtehen aus geneigten Ebenen von beſtimmter mit Seitenwangen begränzter Breite, innerhalb deren die abfließende Strömung durch ein— gebaute Stege, welche abwechſelnd an der rechten und linken Seitenwange befeſtigt ſind, zu bedeutenden Umwegen genöthigt wird. Hiedurch erleidet die Strömung fortwährende Hemm— ungen, ſo daß die Beſchleunigung der Bewegung aufgehoben und eine nahezu gleichmäßige Geſchwindigkeit herbeigeführt wird“. Von derartigen Fiſchpäſſen gibt es eine ganze Reihe verſchiedenartiger Formen, welche Keller in ihren Grundconſtructionen und Einzelheiten ein— gehend beſpricht, insbeſondere die Päſſe am Digliswehr, am Powikwehr, am Caherwehr, am Balliſadarewehr und am Ruckanfall, ſowie jenen beweglichen, von Pintſch konſtruirten Fiſch— paß, welcher zuerſt am Poprad bei Kurczyn in Anwendung und durch das Verdienſt des Herrn Profeſſors Dr. Nowicki in Krakau bereits in weitere Verbreitung kam. Als letzte Gruppe werden beſprochen die künſtlichen Fiſchpäße mit Gegen— ſtrom. An dieſen wird das herabſtrömende Waſſer durch ſchaufelartige Schrägführungen genöthigt, ſtets von neuem rückläufige Bewegungen zu machen, durch welche es den größten Theil ſeiner lebendigen Kraft verliert. Einrichtungen dieſer Art ſind viel bekannt unter dem Namen der Mac-Donald'ſchen Fiſchpäße. Keller's Schrift behandelt dieſelben ausführlich. In einem weiteren Kapitel handelt letztere ſchlüßlich noch von der Anlage von Aalrinnen, um der Aalmontée und jungen Aalen das Aufſteigen aus dem Meere in die Flüſſe über Wehre und ſonſtige Hinderniſſe zu ermöglichen und erleichtern. — ein Punkt, auf welchen bekanntlich der deutſche Fiſcherei-Verein, der ſchleswig-holſteiniſche Centralverein, der Fiſchzucht— Verein für den Regierungsbezirk Kaſſel und andere Vereine im Bereiche der zur Oſt- und Nordſee führenden deutſchen Stromgebiete ſchon ſeit länger dankenswerthe Aufmerkſamkeit gerichtet haben. Am Schluſſe des Keller'ſchen Schriftchens finden wir folgende treffende Worte: „Wenn die Ueberzeugung von der Wirkſamkeit guter Fiſchwege Gemeingut der gebildeten Welt geworden iſt, wenn alle Fachleute, denen die Herſtellung ob— liegt, ſich mit voller Luſt und Liebe der Frage widmen, wenn die Geſetzgebung in kräftiger Weiſe den Beſtrebungen der Fiſcherei-Vereine zu Hülfe kommt, jo wird es nach und nach gelingen, ohne Benachtheiligung der Wehrbeſitzer die Hinderniſſe unſchädlich zu machen, welche durch die Stauanlagen der Wanderung unſerer Edelfiſche entgegengeſetzt ſind. Ueber den Standpunkt der Ver— ſuche iſt die Frage der Anlage von Fiſchwegen hinaus! Wir ſagen dazu weiter: wie anderwärts wird erfreulicher Weiſe jetzt auch in Deutſch— land das Stadium bloßer frommer Wünſche der Fiſchereiintereſſenten überwunden. Da und dort entſteht ein Fiſchweg nach dem andern. Man baut ſolche auch bereits in deutſchen Flüſſen, welche die eigentlichen Wanderfiſche, wie Lachs, Maifiſch ꝛc. ꝛc. nicht beherbergen, aber andere zur Laichzeit aufwärts ſtrebende koſtbare Fiſche wie den Huchen enthalten. So entſtand kürzlich eine Fiſchleiter auf bayeriſch-ärarialiſche Koſten an dem reißenden Leche bei Augsburg. Die unſerer heutigen Nummer beigelegenen Zeichnungen und Pläne veran— ſchaulichen dieſen nutzbaren Bau. Wir verdanken die Originalzeichnungen der Güte des Herrn k. bayer. Oberbauraths Matheis, jenes hochſtehenden Hydrotechnikers, welcher ſich ſchon vielfach um die Fiſchereiinterreſſen verdient gemacht hat, insbeſondere auch dadurch, daß er in ſeinem früheren Wirkungskreiſe am Maine der Wiedereröffnung der Buhnenbaue zum Beſten der Fiſcherei thatkräftigen Vorſchub leiſtete. Was damals am Maine geſchehen, war bahnbrechend nach allen Richtungen. Auch die Herſtellung der Lechfiſchleiter ſtellen wir aus dem beſonderen Grunde ſehr hoch, weil ſie unſeres Wiſſens aus der eigenen Initiative der kgl. bayer. Stratsorgane hervorging. Ein hocherfreulicher Beweis einſichtsvollſter Fürſorge! 258 a = = — 2 = A — = — = = = — = — — = — — m = = = 2 — = I) 8 . — = — — — — A > — S 2 = 2 — — — = — — — — — je — u = — — = = — 5 f 000% 2 . eee pol T e 0 uppele eff wenge — — — — 4 ee, € 2 AH Am 15 2 4 | * F. ee eee U ee e I Fr 00:17’ ze 4 Rn e UN) al _ 1 001 v AG j 1 N ie 1 55 N U We 1 5 5 N F 4 ===> = am 1 FE 3 — 12 1b Fa va Sam ema en un tm a mn ar m au mn mn m m mar men a un an um um () Des — — ͤ— 77 32 FEERES : 3333... 3 | DU 1 — — — | | Der reer * — E —— N as —— 4 = = | u, V . SS = N ap doch, bung ume — kt ug ahh aun g bungwoamahe vr e eee 06 0 — 1 — — 2 = — 7 E SA 2 = — 5 S == > = * A 7 I 2 2252 = 0 8 Bun — 8 Ile 2a mom“. —ñ——— S — a ——— M —— == : N 5 b ee , 5 — = En Se ; * } —— 9 Er — ul . , ,,. e ———) re 4 1 | 9 328 N , 6 01 j | | ac A N 9. 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Dieſe Fiſchleiter hat bei einer Länge von 24,60 m und einer lichten Breite von 1,50 m ein abſolutes Gefälle von 2,30 m und wird durch eingeſetzte, ſenkrecht ſtehende 0,50 m hohe und 1,50 m breite, 0,10 m ſtarke Querwände von Holz, welche auf Rahmen befeſtigt ſind, in 10 Treppen oder Waſſerhaltungen abgetheilt. Dieſe Treppenabſchlüſſe ſtehen in einer Entfernung von je 2,45 m und beſitzen an der oberen Seite in einem Abſtande von 0,30, resp. 0,80 m von den beiderſeitigen Wandungen einen 0,40 m breiten und 0,25 m tiefen Ausſchnitt. Die Höhe dieſer Holztafeln und die Tiefe dieſer Ausſchnitte hängt natürlich von der horizontalen Entfernung derſelben, bezw. von dem abſoluten Gefälle jeder einzelnen Treppe ab. In unſerem Falle beträgt bei der Anlage von 10 Stufen das abſolute Gefälle jeder einzelnen 0 = 0,23 m. Da jedoch die ſeichteſte Stelle dieſer Treppen mindeſtens noch 0,25 m Waſſertiefe haben ſoll, jo ergibt ſich hieraus eine Minimalhöhe der Treppenabſchlüſſe von 0,23 + 0,25 = 0,48 m. Im vorliegenden Falle iſt ſie auf 0,50 m rfeſtgeſetzt, jo daß hier die Ober— kante dieſer Holztafeln jedesmal um 0,27 m höher liegt, als die Unterkante ihrer vorher— gehenden. Die rechteckigen 0,40 m breiten und 0,25 m tiefen Ausſchnitte in dieſen Ab— ſchlüſſen ſind wechſelſeitig angebracht. In unſerem Falle liegt die Unterkante dieſer Ausſchnitte immer noch 0,02 m tiefer als die Oberkannte derſelben in der nächſten unteren Tafel, ſo daß ein Paſſiren dieſer Treppen den Fiſchen keine Schwierigkeiten bieten kann. Vor dem Fiſchpaſſe iſt zur Ableitung von Eis und Geſchiebe ein Eisbrecher angebracht in Form eines dreiſeitigen Prismas. II. Aeber Sterilität der Salmoniden. Von Herrn Dr. Barfurth, Aſſiſtenten des anatomiſchen Inſtituts in Bonn.“) Wir verſtehen unter ſterilen Fiſchen ſolche, die entweder in einer Laichperiode oder in ihrem ganzen Leben nicht zum Laichen kommen, weil die Geſchlechtsprodukte, Milch und Eier, in den unentwickelten Hoden und Eierſtöcken nicht zur Reife gelangen können. Der Zoologe v. Siebold machte zuerſt darauf aufmerkſam, daß gerade in der Familie der Salmoniden oder Lachſe dauernd ſterile Fiſche beſonders häufig angetroffen würden, z. B. bei der Bachforelle, Trutta fario, und der Seeforelle, Trutta lacustris, deren ſterile Form den Namen Schwedforelle trägt. Andere Forſcher, z. B. der engliſche Ichthyologe Günther und der Schwede Widegren gelangten dagegen zu der Ueberzeugung, daß dieſe Sterilität nicht durch das ganze Leben dieſer Fiſche ſich erhielte, ſondern nur vorübergehend ſei. Ich ſelber bin dieſer Frage vor 10 Jahren näher getreten, als ich eine Unter— ſuchung über die Nahrung und Lebensweiſe des Rheinlachſes und einiger andern Fiſche anſtellte. Das Ergebniß derſelben in Bezug auf den Lachs, Trutta salar, war, daß die im Rhein erſcheinenden, von den Fiſchern als Lachs, Sommerlachs, St. Jakobsſalm, Haken lachs und Winterſalm bezeichneten Fiſche nur dieſer einen Art, Trutta salar, angehören, daß die von vielen Zoologen feſtgehaltene Art Salmo hamatus, Ha ken— lachs, fallen müſſe, weil dieſer Fiſch, wie ſchon Siebold erklärt hatte, in der That nur ) Obige Erörterungen kamen zunächſt in Geſtalt eines im Rheiniſchen Fiſchereiverein zu Bonn abgehaltenen Vortrags des Herrn Dr. Barfurth, und im Anſchluſſe daran durch einen Protocollarbericht des bezeichneten Vereins in die Oeffentlichkeit. Der geehrte Herr Verfaſſer hat uns liebenswürdig gütig geſtattet, ſeine intereſſanten Mittheilungen durch Abdruck in unſerem Blatte auch weiteren Kreiſen zugänglich zu machen. Die Red. 262 das alte laichreife Männchen der Species Trutta salar ift und daß endlich der Winter: ſalm nur als ſterile Form derſelben Art gelten kann. Dieſer Winterſalm nun erſcheint ſchon Anfangs September im Rhein zugleich mit den eigentlichen Laichſalmen. Er hat ſchönes rothes Fleiſch, iſt ſehr fett, hat aber ganz kleine unentwickelte Geſchlechtsorgane, während der Laichſalm blaſſes, ſchlaffes Fleiſch hat, ſehr mager iſt, aber außerordentlich mächtig entwickelte Hoden oder Eierſtöcke beſitzt. Die Winter— ſalmen können in der unmittelbar folgenden Laichperiode — November bis Anfangs Januar — nicht mehr, ſondern früheſtens im nächſten Jahre zum Laichen kommen. Daß wir es beim Winterſalm nicht etwa mit abgelaichten Fiſchen zu thun haben, lehrt der Ver— gleich des ſchönen, kräftigen Winterſalms mit dem jämmerlich ausſehenden Laichſalm und ein Blick auf den magern Darm und den großen, ganz ſchlaffen, noch mit nicht abgelegten Eiern durchſetzten Eierſtock eines ſolchen Fiſches. Während nun Siebold meinte, daß der Winterſalm dauernd ſteril ſei, habe ich ſchon damals durch über ein Jahr fortgeſetzte Beobachtungen der Fiſche und Wägungen der Geſchlechtsorgane nachgewieſen, daß der Winterſalm im Laufe des folgenden Jahres laichreif wird. An Präparaten iſt zu erſehen, daß der Eierſtock eines gleich ſchweren Winterſalms am 1. Februar ſchon merklich an Größe und Gewicht zugenommen hat. Dieſe Ausbildung der Geſchlechtsorgane ſchreitet ſo fort, bis die Fiſche in der nächſten Laichperiode laichreif ſind. Hierbei ſtößt man nun auf eine Schwierigkeit. Ich hatte damals durch Unterſuchung einer großen Zahl von Lachseingeweiden die auffallende Thatſache feſtgeſtellt, daß dieſe Fiſche, wie überhaupt alle Wanderfiſche des Rheins, im Rhein gar keine Nahrung zu ſich nehmen, und hatte dabei das maſſenhaft angeſammelte Fett der Winterſalme vorzugsweiſe als das Reſervematerial bezeichnet, aus welchem das Thier die Ausbildung ſeiner Geſchlechtsprodukte und die Koſten ſeines langen Aufenthalts im Rhein beſtreitet. Da ich aber Bedenken trug auszuſprechen, daß die Winterſalme von ihrem erſten Erſcheinen bis zur nächſten Laichperiode, d. h. bis zu 15 Monaten, ohne Nahrung zu ſich zu nehmen, im Rhein blieben, ſo äußerte ich die Anſicht, daß die Winterſalme, falls ſie nicht, wie wahrſcheinlich, weggefangen würden, in der Zwiſchenzeit in's Meer zurückkehren, um zu freſſen, nachdem der Aufenthalt im ſüßen Waſſer den Anſtoß zur Entwicklung der Geſchlechtsorgane gegeben hätte. Profeſſor Mieſcher in Baſel aber, der ſich neuerdings lange Zeit mit dieſer Frage beſchäftigt hat und der ſonſt in den weſentlichen Punkten mit mir übereinſtimmt, iſt durch phyſiologiſch— chemiſche Unterſuchungen und Rechnung zu der Anſicht gekommen, daß der Vorrath an Fett und Eiweiß, den die Winterſalme beſitzen, vollſtändig ausreichend iſt, um die Ausbildung der Geſchlechtsprodukte und eine 6 — 15 monatliche Faſtenzeit im Rhein zu ermöglichen. Er meint deshalb, daß alle Lachſe von ihrem Eintritt in den Rhein an auch im Fluſſe ver— bleiben und dort ihre ganze geſchlechtliche Entwicklung durchmachen, ohne irgend welche Nahrung zu ſich zu nehmen. Sowie beim Lachs, jo findet man nun auch bei unſerer Bachforelle, Trutta fario, ſterile Individuen, d. h. ſolche, die ganz kleine unentwickelte Hoden und Eierſtöcke beſitzen, während ihre Genoſſen laichreif ſind. Einige Präparate von Hoden und Eierſtöcken gleich ſchwerer zu derſelben Zeit gefangener Forellen zeigen die auffälligen Unterſchiede ſofort. Durch Unterſuchungen, die ich im verfloſſenen Jahre anſtellte, bin ich nun auch hier zu der Ueberzeugung gelangt, daß dieſe Sterilität nur vorübergehend iſt, da ſich Hoden und Eier— ſtock ſolcher Thiere ebenfalls im Laufe des folgenden Jahres entwickeln. An vorhandenen Präparaten ſieht man beiſpielsweiſe die Gewichtszunahme der Geſchlechtsorgane nach wenigen Monaten. Daß wir es auch hier nicht mit abgelaichten Fiſchen zu thun haben, zeigen die— ſelben Präparate: der ſterile Eierſtock iſt klein, aber feſt, ich möchte ſagen jungfräulich, der abgelaichte Eierſtock viel größer, aber ſchlaffer, die Bindegewebsmaſchen, in denen die Eier liegen, ſind größer, aber die Eier ſelber kleiner als im ſterilen Eierſtock; außerdem findet man in abgelaichten Eierſtöcken meiſt noch zurückgebliebene Eier, die wieder aufgeſogen werden. Ein Präparat zeigt eine Menge großer Eier in einem ſolchen Eierſtock, die im Auguſt noch nicht reſorbirt waren. Etwas anders liegt die Sache beim Hoden. Hier kann man beim erſten Blick einen ſterilen von einem abgelaichten Hoden nicht immer mit Sicherheit unterſcheiden, da beide | | 263 — oft gleich groß und ſchwer ſind und faſt gleich ausſehen. Eine ſehr leichte und ſichere Unter— ſcheidung aber gewinnt man durch die mikroſkopiſche Unterſuchung. Da im abgelaichten Hoden niemals alle Samenzellen (Milch) beim Laichen abgehen, ſo müſſen die zurückge— bliebenen, gerade wie die Eier im Eierſtock, wieder aufgeſogen werden. Das geſchieht ſo, daß ſich der Inhalt der Hodenkanälchen verflüſſigt, kleine Tröpfchen von Fett und andern Subſtanzen bildet, die dann allmählich reſorbirt werden. Dieſe Reſorption iſt an manchen Hoden noch im September nicht vollendet. Im ſterilen, ſich entwickelnden Hoden aber findet man niemals ſolche Tröpfchen, ſondern immer nur junge Zellen in den Hodenkanälchen, die ſich vergrößern, theilen und endlich die Samenzellen liefern. III. Die Eier des Aals. Herr Profeſſor Dr. Beuecke von Königsberg gibt hierüber in den Berichten des Fiſcherei-Vereins für Oft- und Weſtpreußen folgende ſehr bemerkenswerthe Mittheilungen: Die Eier des Aales wurden bekanntlich vor mehr als 100 Jahren gleichzeitig von O. F. Müller und von Mondini entdeckt und von letzterem auch gut abgebildet, aber _ erſt Rathke gelang es im Jahre 1838 ihre Exiſtenz über jeden Zweifel zu erheben. Sie ſind bei jedem Süßwaſſeraal in größter Menge leicht aufzufinden, haben jedoch meiſtens nur eine Größe von 0,1 mm und ſind außerdem ſo zart und in Fettzellen eingebettet, daß ſie nur bei mikroſkopiſcher Unterſuchung der Eierſtöcke erkannt werden können. Am leichteſten ſind ſie in jungen Aalen von etwa 20 em Länge ſichtbar, da bei dieſen Fettzellen im Eier— ſtock noch ganz fehlen oder nur in ſehr ſpärlicher Menge entwickelt ſind. Bei den auf der Wanderung nach dem Meere begriffenen Aalen habe ich durch zahlreiche, mehrere Jahre hindurch fortgeſetzte Meſſungen nachgewieſen, daß vom Auguſt an eine Vergrößerung der Eier ſtattfindet. Vorher 0,08 —0,10 mm groß, meſſen ſie durchſchnittlich im Oktober 0,16, im November 0,18 —0,23 mm und es treten in ihnen mehr und mehr Fettkörnchen auf. Alle Aale, bei denen dieſe Größenzunahme der Eier zu beobachten iſt, haben aber gegen Ende November (in unſeren preußiſchen Provinzen) die ſüßen Gewäſſer verlaſſen, um im Meere zu laichen. Dort ſind ſie in ſpäterer Zeit noch nicht unterſucht worden, und man hat daher wirklich reife Eier noch niemals gefunden, da die während des Winters in ſüßem Waſſer zurückbleibenden Aale in der betreffenden Periode nicht laichen, daher auch nur ganz kleine unentwickelte Eier enthalten. Es war mir daher ſehr intereſſant, bei einem eigentlich nur zu einer vorläufigen Orientirung über die dortigen Verhältniſſe am 18. April d. J. der be— rühmten Lagune von Comacchio, 10 Meilen ſüdlich von Venedig, gemachten Beſuche außer— ordentlich viel weiter entwickelte Aaleier zu finden, die bei einiger Aufmerkſamkeit ſchon mit bloßem Auge ſichtbar waren. Der Zug der Aale nach dem Meere beginnt in Comacchio im Oktober und dauert 2— 3 Monate, ſpäter ziehen nur noch wenige Nachzügler. Ich war daher bei der ſchon ſo weit vorgerückten Jahreszeit gar nicht darauf vorbereitet, noch Wander— aale vorzufinden. Es waren deren indeſſen vor etwa 14 Tagen noch eine Anzahl gefangen, und ich war ſehr überraſcht, bei der Vergleichung ihrer Eierſtöcke mit denen der nicht wandernden, in Comacchio als Pasciutti bezeichneten Aale, Eier von einer Größe und Ent— wickelung zu finden, wie ſie noch niemals beobachtet zu ſein ſcheinen. Die ganzen Eierſtöcke waren dicker und heller weiß als man ſie bei unſeren Aalen gewöhnlich ſieht, während die der Pasciutti ſehr dünn, in hohem Grade durchſcheinend, leicht röthlich waren und Fettzellen nur in geringer Menge enthielten. Unter dem Mikroſkop zeigten die Eier der Pasciutti die gewöhnliche Größe von etwa 0,09 mm und enthielten, wie wir das bei den Eiern unſerer Aale zu ſehen gewohnt ſind, neben dem großen Keimbläschen nur wenige kleine zerſtreute Fetttröpfchen. Dagegen hatten die Eier der Wanderaale durchſchnittlich faſt die dreifache Größe, der Dotter war von dicht gedrängten Fetttröpfchen vollkommen erfüllt, ſo daß er bei durchfallendem Licht ganz ſchwarz erſchien und nur die Stelle, an welcher das Keim— bläschen lag, war in Folge der dünneren Schicht von Fetttröpfchen etwas heller gefärbt. Nur in geringerer Anzahl fanden ſich dazwiſchen auch jugendlich ausſehende Eier zerſtreut. In den unter dem Mikroſkop zerzupften Eierſtocksſtückchen waren die einzelnen Eier mit uns 264 r bewaffnetem Auge als intenſiv weiß gefärbte Körnchen leicht ſichtbar. Leider war ich durch anderweitige Dispoſitionen gehindert, längere Zeit in Comacchio zu verweilen, auch war offenbar die günſtigſte Zeit für derartige Unterſuchungen ſchon vorüber. Indeſſen war es mir von Werth conſtatiren zu können, daß alle von den Fiſchern als Pasciutti bezeichneten Aale nur ganz jugendliche Eierſtöcke hatten, während die Anguille genannten Wanderaale durchgängig die hochgradig entwickelten Eier zeigten, von denen ich eine größere Menge conſerviren konnte. Ob der Pasciutti dauernd ſteril bleibt oder erſt in einer ſpäteren Laich— periode die geſchlechtliche Reife erlangt, wird natürlich nur durch längere, an Ort und Stelle vorzunehmende Unterſuchungen entſchieden werden können. Jedenfalls iſt es intereſſant, daß die Fiſcher eine Mittelform als Maghetta unterſcheiden, die nur in geringerer Zahl vorkommt. Es lagen mir mehrere Exemplare der 3 Formen vor, die ohne Unterſchied zwiſchen 40 und 48 em Länge ſchwankten. Der Pasciutti iſt durchgängig olivgelblich oder bräunlich gefärbt mit röthlichbraunen Bruſtfloſſen, die Anguilla dunkel ſchwarzblau mit ebenſolchen Bruſtfloſſen. Bei den als Maghetta bezeichneten Thieren iſt im Allgemeinen der Rücken von ſchwarz— bläulicher, der Bauch von gelblicher Farbe, die Bruſtfloſſen ſind röthlichbraun oder röthlich— gelb. Auch ſoll bei der Maghetta der Kopf ſtumpfer und namentlich die Unterlippe gerun— deter ſein als bei den beiden anderen Formen, ein Kennzeichen, welches mir jedoch an den wenigen mir vorliegenden Exemplaren nicht ſehr charakteriſtiſch erſchien. IV. Aus der Geſchichte des Tachsfangs am Ahein. „Wenn die fränkiſchen Könige in ihrem Palaſte bei Andernach Hof hielten, ſo konnten ſie, an ihrer Tafel ſitzend, dem Salmfang im Rheine zuſehen“, — ſo erzählt uns der Dichter Venantius Fortunatus, der oft zu Gaſt bei jenen geweſen und um das Jahr 600 als Biſchof von Poitiers geſtorben iſt. Aber ſchon 200 Jahre früher hatte der Salm ſeinen Sänger gefunden und zwar den Römer Auſonius, der ihm in ſeiner berühmten Dichtung „Mosella“, Vers 97, folgende vortreffliche Verſe dedicirt: „Auch Du bleibſt mir, o Salm, mit dem röthlich ſchimmernden Fleiſche, Nicht unerwähnt, deß ſchweifender Schlag mit gebreitetem Schwanze Aus der Mitte der Fluth aufwogt zu dem Spiegel des Fluſſes, Wenn der Arier Schwung ſich verräth auf der friedlichen Fläche; An umpanzerter Bruſt mit Schuppen verſehn, an der Stirne Schlüpfrig, ein leck'res Gericht im verwirrenden Speiſegewühl du; Langer Verwahrung Zeiten durchdauerſt du, immer genießbar, Ausgezeichnet durch Flecken des Kopfes; der ſtattliche Bauch wogt Hin und her, und der Leib ſchwillt auf von gefeiſteter Wampe“. Vor dieſem Dichter war die Naturgeſchichte des Salms faſt ein unbeſchriebenes Blatt; denn da dieſer Fiſch ſich im Mittelländiſchen Meere nicht findet, ſo hat ihn auch Ariſtoteles nicht gekannt. Dagegen erwähnt des Fiſches Plinius, Buch IX C. 18, indem er ſagt: „in Aquitanien (welches damals auch die Weſtküſte von Frankreich umfaßte) werde der Flußſalm allen Meerfiſchen vorgezogen: „In Aquitania Salmo fluviatilis marinis omnibus praefertur“. Weiter bemerkt er aber kein Wort. Das Stillſchweigen über den Salm nach Auſonius unterbrach erſt Hildegardis, die Aebtiſſin auf dem Rupertsberge bei Bingen, in ihrer Physica sacra 1180, und dann Albertus Magnus aus Lauingen in Schwaben 1260. Zu den Zeiten des Paulus Jovius 1524 kamen ſchon geſalzene Lachſe aus den Niederlanden nach Rom, welche aber nur vom gemeinen Volke gegeſſen worden ſein ſollen, weil ſie durch das Einſalzen viel an ihrem Wohlgeſchmacke verloren hätten. Es erſcheint dies wohl ſelbſtverſtändlich, wenn man die damalige lange Dauer des Transportes in Betracht zieht. — Erſt Belon, Salviani, Ron— delet und vorzüglich Gesner haben im ſechzehnten Jahrhunderte umſtändlicher über den Lachs geſchrieben. Obige poetiſche Schilderung des Auſonius enthält für einen Fiſch offenbar viel Schmeichelhaftes, und wir wundern uns demnach nicht, wenn auch heute noch Könige und Fürſten von ihren Schlöſſern am Rheine mit Wohlgefallen auf den Salmfang blicken, den— ſelben Salmfang, der ihren Vorgängern in früheren Jahrhunderten eine ſo hohe Paſſion geweſen. Heute noch kann man, von der Stätte jenes verſchwundenen Frankenkönigsſchloſſes " . ä 1 eile 265 — — hinüber nach Leudersdorf ſchauend, desſelben Anblickes theilhaftig werden, wie jene alten Herren vor dreizehn Jahrhunderten. Denn ſie ſind gar wohl gemerkt worden, dieſe Fang— ſtellen, und wenn auch einige im Laufe der Zeiten durch die Veränderungen des Strombettes nicht mehr fängiſch wurden und eingingen, ſo haben die gebliebenen immerhin ihre feſten Grenzen, ihren Werth und ihre Abgaben. Sie ſind ein geſchätztes Beſitzthum, wie es nur irgend ein trefflich gepflegter Acker, Weinberg oder Wald ſein kann. Solche Fangſtellen haben aber leider mit den Wäldern nur zu viele Schickſals-Aehnlichkeit. Wie dieſe ſind auch ſie im Laufe der Zeiten und durch die Haſt einer nimmer ruhenden Induſtrie auf immer geringere Ausdehnung zuſammengedrängt worden. Nur in alter Zeit konnten Verträge möglich ſein, wie jener des Stiftes St. Swibertus zu Kaiſerswerth mit dem Trierer Erzbiſchof, welcher für die ihm jährlich zukommenden 8 Gänſe und 416 Pfund Salmen, die ihm auf ſeine Burg Hammerſtein geliefert werden mußten, die Abgabe von jährlich 45 Gulden vor— zuziehen beliebte. Denn das muß hier nebenbei erwähnt werden, die Salmfänge im Rhein gehörten wie alle Fiſcherei in großen Flüſſen, urſprünglich zum Regal der Könige, von welchen ſie, gleich den Rheinzöllen, an einzelne geiſtliche und weltliche Reichsſtände überlaſſen wurden. Während aber in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts noch immer neue Fang— ſtellen entdeckt wurden, und die fürſtlichen, geiſtlichen und ſonſtigen herrſchaftlichen Beſitzer, ſowie die Pächter der Fänge, gute Einnahmen daraus zogen, gingen ſpäter nach und nach viele ſolche Plätze ein, und nicht immer trugen daran ungünſtige Waſſerſtandsverhältniſſe, ſondern häufig unredliches und ungeeignetes Verfahren der Fiſcher die Schuld. Die Werthveränderungen in den Pachterträgniſſen zeigten ſich am überraſchendſten und eklatanteſten unter der franzöſiſchen Herrſchaft am Rhein. Unter derſelben wurden ſehr bedeutende Fänge, der ſog. Klatt, um 30 Franken jährlich verpachtet, während ſelbe 1817 dem Pächter über 8000 Gulden einbrachten. Noch rapider nahm natürlich der Verfall der Fangſtellen zu ſeit dem Aufblühen der Induſtrie und überhaupt der modernen Stromnutzung mit allen ihren Conſequenzen. Außer den großen Salmfängen in den Niederlanden, die uns bis heute den Löwen— antheil — die Butter vom Brode — vorweg nahmen, beſchränkt ſich die Reihe der ergiebigſten Fangſtellen auf die Rheinſtrecke von Mainz bis Coblenz, und von dieſer Strecke zeichnet ſich wieder die kleine Strecke Rhein zwiſchen St. Goar und Oberweſel als das Salm-Eldorado aus. Am ganzen Mittelrhein gelten als die älteſten Salmfänge die bei St. Goar und am ſagenumſponnenen Lurleifelſen. Von der Wichtigkeit, welche man im Mittelalter dem Beſitze einer ſolchen Lachsfangſtelle beilegte, dürfte dem Leſer ein kurzer geſchichtlicher Rückblick auf eine derſelben eine intereſſante Anſchauung geben. So wiſſen wir unter Anderm, daß König Ludwig der Deutſche durch eine Urkunde vom 25. Februar 871 den Aebten von Prünn das Recht der Fiſcherei zwiſchen St. Goar und Bacharach zuerkannte. In dieſer Urkunde iſt zwar der Salmfang nicht ausdrücklich bezeichnet; daß er aber darunter jedenfalls mitverſtanden war, ergibt ſich daraus, daß bei den ſpäteren Erneuerungen dieſer Fiſchereigerechtſame in Betreff des Salmfanges ſtets auf jenes Dokument Bezug genommen wurde. Und was hätte auch die Fiſcherei auf jener Rheinſtrecke für einen beſonderen Werth gehabt, wenn ſie in ſich nicht auch den Salm einbezogen hätte?! Nach einem Spruche des Schöffengerichts zu St. Goar vom Jahre 1385 über die Rechte der Abtei Prünn beſaßen die Aebte noch zu jener Zeit die Salmfänge und überließen fie erſt 1449 an den Grafen Philipp von Katzenellenbogen mit ihren übrigen Beſitzungen für die Summe von 4500 Gulden auf Widerruf. Von dieſem Geſchlechte kamen 1480 die Salmfänge auf der linken Rheinſeite an die Landgrafen von Heſſen⸗Kaſſel, von dieſen 1794 an Frankreich und 1815 an die Krone Preußen, welche fie noch beſitzt. Von dem Salmenwaſſer auf der rechten Stromſeite von St. Goarshauſen bis Oberweſel hatte ſich noch 1418 ein Theil als Reichslehen erhalten und wurde vom Kaiſer Sigismund dem Johann von Schönenberg zu Ehrenberg als ſolches verliehen. Von einem dieſer Fänge, Long bei St. Goarshauſen, hatte das Stift St. Goar von jedem aus dem Salmverkaufe gelöſten Gulden 16 Heller zu beziehen. Dieſe ſämmtlichen rechtsrheiniſchen Fangplätze brachten in der Mitte des 15. Jahrhunderts die obengenannten Grafen von Katzen— ellenbogen ebenfalls an ſich, von denen ſie ſpäter an Heſſen-Caſſel und Naſſau, resp. Preußen, gelangten. F. Weiß. 266 V. Vermiſchte Mittheilungen. Ausdehnung des Marktverbots auf ausländiſche Waare. Durch einen Erlaß des k. ſächſiſchen Miniſteriums des Innern vom 23. April 1885 iſt auf eine Vorſtellung eines Fiſchhändlers erwidert worden, daß ſich deſſen Geſuch, die in der Ausführungsverordnung zum Fiſchereigeſetze vom 27. Oktober 1878 namentlich bezeich— neten Fiſcharten von dem in § 3 der Verordnung ausgeſprochenen Verbote des Feil— bietens, des Verkaufes und der Verſendung zum Zwecke des letzteren während der für dieſelben verordneten Schonzeiten dann auszunehmen, wenn die betreffenden Fiſche nicht inländiſchen Urſprungs ſind, ſchlechterdings nicht ſtattgeben laſſe, da die erbetene Aus— nahmeſtellung der beregten Fiſcharten alle polizeiliche Kontrolle der im Intereſſe der inländischen Fischzucht getroffenen Beſtimmungen über die Schonzeiten mehr oder weniger unmöglich machen und damit eine ſehr weſentliche Beeinträchtigung des Zweckes der Schonzeitbeſtimmungen ſelbſt herbeigeführt werden würde. Wir finden dies ganz correct. Auch in Bayern iſt es alſo Rechtens. Lehrkurſe für Fiſchzucht in Tharand (Sachſen). Auch in dieſem Jahre wird, wie in den Vorjahren, während der Laichzeit der Forellen, alſo im Monat November, ein dreitägiger Fiſchereikurſus an der Forſtakademie Tharand abgehalten werden. Der— ſelbe iſt Jedermann unentgeltlich und ohne vorherige Anmeldung zugänglich. Der Zeitpunkt des Beginnes wird demnächſt bekannt gegeben werden. Wie rege das Inter— eſſe an dieſem Kurſus iſt, geht auch daraus hervor, daß verſchiedene Kreisſtände Sti— pendien für unbemittelte Beſucher desſelben in dankenswertheſter Bereitwilligkeit zur Verfügung geſtellt haben. Laut Bekanntmachung vom 22. Mai 1885 beträgt das von den Leipziger Kreisſtänden für Angehörige dieſes Kreiſes ausgeſetzte Stipendium 40 M und ſind Bewerbungen um dasſelbe bei dem Kreisvorſitzenden, Herrn Kammerherrn Freiherrn von Frieſen auf Roetha, anzubringen. Desgleichen haben die vogtländiſchen Kreisſtände 100 M zu gleichem Zwecke bewilligt, welche in 4 Stipendien à 25 M zur Vertheilung gelangen ſollen. Bewerbungen um dieſe letzteren ſind an den Schriftführer des Vereins, Herrn Hauptmann v. d. Armee After, Dresden, Carolaſtraße I b, zu richten. Dem vogtländiſchen Kreiſe angehörige Bewerber um dieſes Stipendium werden in erſter Linie berückſichtigt und erſt, wenn dergleichen Bewerbungen nicht in genügender Anzahl eingehen, ſollen auch Bewerber aus den angrenzenden Kreiſen Berückſichtigung finden. (Sächſiſche landw. Zeitſchr.) Fiſchereifrevel. In dem jüngſten Geſchäftsberichte des unterfränkiſchen Kreis— Fiſcherei-Vereins findet ſich folgende, mit ihren Beſchwerden leider nur zu ſehr zutreffende Ausführung: „Schon in ſeiner Generalverſammlung vom 2. Februar 1879 hat der Verein beſchloſſen: „Prämien ſeien aus Vereinsmitteln zu zahlen für Anzeigen von Fiſchereifrevlern, vorausgeſetzt, daß die Anzeigen nachweisbar gerichtliche Verurtheilung zur Folge hätten“. Schon damals ging der Verein vorzugsweiſe von der Betrachtung aus, daß der Schutz der Fiſchgewäſſer, namentlich der Privatfiſchgewäſſer ein un— genügender und es daher vor Allem Aufgabe des Vereins ſei, mittels dieſer Anzeige— prämien den Fiſchfrevlern und allenfalls auch Fiſchdieben, den unberechtigt Fiſchenden zu Leibe zu gehen. Es wurde ſchon in damaliger Generalverſammlung erörtert, daß die Bäche des Speſſarts und der Rhön, wegen der Nähe Frankfurts, bezw. Kiſſingens, Brückenau's, ſchwer unter den dort gewohnheitsmäßigen Eingriffen der Fiſchfrevler litten, am meiſten dann, wenn der Beſitzer mit Mühe und Koſten ſein Fiſchwaſſer in die Höhe gebracht habe. Dieſe Unſicherheit gerade der werthvolleren Fiſchwaſſer vor Fiſchfrevel verleide viele Beſitzer, für Hebung ihrer Fiſchwaſſer ausgiebig thätig zu werden. — Leider hat ſich ſeitdem und trotz der ausgeſetzten und bezahlten Anzeigeprämien, der Schutz der Fiſchwäſſer gegen Fiſchfrevel im Kreiſe nicht weſentlich gebeſſert, ja an mehreren Orten verſchlimmert. Der unbeſtraften Fiſchfrevel, namentlich in Speſſart und Rhön, ſind viele. Ja die meiſten vom Betroffenen oder ſonſtwie angezeigten Fiſchfrevel bleiben leider ungeſtraft. Auch mehrere größere in letzter Zeit bei uns vorgekommene Dieb— ſtähle von Fiſchen aus Teichen entgingen der Beſtrafung. In Erwägung dieſer Ver— hältniſſe hat der Vereins-Ausſchuß am 20. Mai 1885 beſchloſſen: es ſeien zum I 267 beſſeren Schutze der Fiſchgewäſſer, namentlich der privaten, im Kreiſe Prämien bis zu 25 Mark auszuſetzen für von dem Erfolge einer Verurtheilung begleitete Anzeigen von Fiſchereifreveln, ſowie von Fiſch- (Teich-) Dieb— ſtählen und bezw. von Hehlereien ſolcher Reate. Gerade in der in unſeren Bade— orten, auf dem Lande in Wirthshäuſern u. ſ. w. häufigen Hehlerei von gefrevelten Fiſchen iſt nach dem Spruche: „Wäre der Hehler nicht, wäre der Stehler nicht“, die Wurzel für die meiſten Fiſchfrevel und Fiſchdiebereien zu ſuchen. Es wird im Intereſſe des Fiſchwaſſerbeſitzers liegen, namentlich da, wo ſich die in ſeinem Fiſchwaſſer verübten Fiſchfrevel häufen oder in einzelnen ſchwereren Fällen, durch Ausſetzung von Anzeige— prämien auch ſeinerſeits mit dem Kreis-Fiſcherei-Vereine auf dieſem Gebiete Hand in Hand zu gehen.“ Unſeres Bedünkens wäre es auch angezeigt, gegenüber ſolchen Ver— hältniſſen geſtützt auf den bekannten Erlaß des k. b. Staatsminiſteriums der Juſtiz vom 23. Februar 1881 den betreffenden Herrn Oberſtaatsanwalt um ſtrengere Inſtructionen an die Herren Staatsanwälte und Amtsanwälte, ſowie an die „Hilfsperſonen der Staatsanwaltſchaft“ anzugehen! Grüßen⸗ und Gewichtsverhältniſſe des Aals. In den Mittheilungen des Vereins zur Beförderung der Fiſchzucht im preuß. Reg.-Bez. Caſſel veröffentlicht Herr Prof. Dr. Metzger von Münden die Reſultate folgender von ihm beim Aal angeſtellten Meſſungen und Wägungen: Aal von 28,0 em Totallänge, Gewicht S 30 Gr. 1 5 29,1 7 7 1 — 40 17 . 5 31,5 * 1 7 I; 50 9 „%% „ = 80 „ denne „ A ee 5 7 0 7,0 em " " 45, 5 5 " [7 = 130 " 5 5 n 1 — 7 n 1 E 9,4 „ ” ” 54,0 " ” 7 = 275 77 10,3 10 VI. Sifderei- und Jiſchmarktberichte. Rendsburg, 30. Auguſt. Der Markt war flau; aus Eckernförde waren Dorſch und Butte eingetroffen, vom Norden per Eiſenbahn Schellfiſche. Preiſe en detail ſtellten ſich für Schell— fiſche 25 , mittelgroße Brachſen 30 bis 40 , Dorſch 20 , Aale 60 bis 1A, Schollen 50 J per ½ Kilo, Butte 10 bis 25 J pro Stück. Lachs 1 M per ½ Kilo. Rendsburg, 7. September. Der Handel auf dem Fiſchmarkte war nicht gerade ſehr bedeutend, da größtentheils nur Butte vorhanden waren nebſt wenigen Dorſch, Aalen und Aaländer. Von Auswärts waren für die Fiſchhandlung Schellfiſch, Schollen und Häringe angelangt, welch' letztere zum Räuchern verwandt wurden und geräuchert für 5 pro Stück verkauft wurden. Die Preiſe ſtellten ſich für Butte 10 bis 25 ½ pro Stück, Schollen 45 , Barſch 40 , Dorſche 25 4, Lachs 1 M per ½ Kilo. Hamburg⸗Altona, 8. September. Es waren für beide Märkte außer Elbfiſchen, von Aus— wärts Schellfiſche, Schollen, Seezungen, Steinbutte, Lachſe, Dorſch angelangt. Die Preiſe ſtellten ſich en gros für Schellfiſch auf 3 bis 3,50 bis 5,50 A, Schollen 1,50 bis 16 l, Elbbutt 0,90 bis 4 M, Sturen 0,60 bis 1,40 M, Aaländer 3 bis 5 M per Stieg, Seezungen 70 „5, Stein— butt 80 , Kleiße 30 bis 60 J, Brachſen 1 bis 2,50 *, Elbbraſſen 30 bis 50 , Aale 0,40 bis 1,20 & per ½ Kilo, Stinte 0,60 bis 1 M, Dorſch 3,50 bis 5 & per Korb. Schottiſche Heringsſiſcherei. Wiche im September. Der reguläre Fang an der Caithneß— Küſte iſt beendet, nur noch einige hieſige Fiſcher gehen auf den Fang aus, die fremden Boote ſind fort. Der Saiſonfang beträgt 81,493 Crans gegen 101,081 von 1884, 120,408 von 1883 und 68,880 von 1882. Lerwick im September. 215,000 Crans, was durchſchnittlich 261 Crans für 830 Boote ausmacht. Im vorigen Jahre wurden mit 932 Booten 188,000 Crans gefangen, mithin iſt der Fang in dieſem Jahre bedeutend beſſer. Peterheud im September. Saiſondurchſchnitt 180 Crans gegen 234 Crans im vorigen Jahre. Alurdeen im September. Saiſondurchſchnitt 150 Crans gegen 170 Crans im vorigen Jahre. Neuſtadt (Holſtein) Anfang September. Der Fang beſchränkt ſich auf Butte, Dorſch, einige Lachſe, Barſche und Aale. Erſtere werden mit 10 bis 20 J pro Stück bezahlt, Dorſche mit 20 , Lachſe mit 1&4, Barſche mit 30 bis 40 4. Aale werden größtentheils geräuchert und ſtück— weiſe nach der Größe verkauft. 268 Ellerbeck (bei Kiel), 10. September. Die Fiſchräuchereien find jetzt täglich in Beſchäftigung. Es treffen regelmäßig und zuweilen große Zuſendungen von Heringen hier ein, wie 2000 bis 3000 Kiſten zu 6—8 Wall. Dieſelben kommen entweder von Beltfangplätzen, wie Nyborg, Kjerteminde, Korſör, Kallundborg, oder vom Sund aus Kopenhagen. Die Erſteren ſind mehr begehrt, weil ſie größer ausfallen. Es bieten daher die Heringe aus Kopenhagen nun den Erſatz für den Ausfall an Sendungen aus dem Belt. Die Heringe dieſer Saiſon ſind die beſten des Jahres, aber ſehr empfindlich gegen Witterungseinflüſſe, namentlich gegen die Wärme. Daher beſchränkt ſich der Verſandt auf engere Kreiſe. Der Preis iſt immer noch hoch und variirt zwiſchen 1,75 —2,50 M. pro Wall grün. Die Räucherei der Sprotte wird erſt mit Ende dieſes Monats be— ginnen, da dann erſt die erſten Waadenfiſcher auf den Fang ausſahren. Allerdings ſind in den letzten Tagen ſchon von Flensburg und Friedrichshaven kleinere Sprottſendungen angekommen, die aber an Güte weit hinter den hier und in Eckernförde gefangenen Sprotten zurückbleiben. Fiſchmarkt in Hamburg und Altona, 15. September. Von auswärts waren Schellfiſche, Schollen, Seezungen, Steinbutt, Sandarten, Lachſe und Dorſch für beide Märkte angekommen. Preiſe en gros: Schellfiſch M 3—5, Schollen AM. 1,50 bis M 12, Elbbutt M. 1,20 bis M 4, Sture 70 ½ bis M 1,20 pro Stieg, Seezungen 70 , Steinbutt 80 4, Kleiße 35—50 4, Sandarten 70 , Lachſe 80 bis M 2,20, Raag 50 , Aal 40 bis A 1,20 per Pfund, Stint 70 per kleinen Korb, Dorſch M 3—4 per Korb. Es war ziemlich viele Waare am Markte, der Handel auch recht lebhaft. Neuſtadt (Holſtein) Mitte September. Der Fiſchfang beſchränkte ſich bis Anfang dieſes Monats auf Butte, Aale, einige Barſche u. a. kleinere Fiſche. Jetzt tritt der Dorſch in die Bucht ein und wird reichlicher gefangen. Die meiſten der gefangenen Thiere werden nach Hamburg ver⸗ ſandt, wo die en gros-Preiſe erzielt werden. In dem Städtchen ſelbſt werden die Fiſche ſtückweiſe verhandelt und dieſelben nach der Größe, nicht nach Gewicht, verkauft, mit Ausnahme der Barſch und Aale. Erſtere koſten bis 50 , letztere 60—80 per ½ Kilo. Bei reichlichem Fange an Heringen werden dieſe nach Gutdünken verhandelt, jo daß für 20 eine größere Familie ihren Mittagtiſch darin herſtellen kann. Rendsburg Ende September. Der Markt war in der letzten Zeit meiſtens flau und be— ſchränkte ſich auf kleinere Dorſch per Stück 10 —20 4, kleinere Braſſen 30 J, Aale 60 bis 1 1, Rothaugen 20 5 per ½ Kilo. Von Eckernförde waren hauptſächlich Butte angelangt. Schollen, Seezungen u. ſ. w. fehlten. Beltheringe waren in großer, ſchöner Waare in den Händen der Räucherer vorhanden und wurden geräuchert 2 Stück zu 10 4, kleinere 3 Stück zu 20 T verkauft. Inserate, Die Fisch zuck kanal des Bayer. Fiſchereivereins gelegen nächſt Starnberg bei München) liefert in der Winterperiode 1885/86 embryonirte Edelſtſcheier nachbezeichneter Arten zu beigeſetzten Preiſen pro Tauſend: Bachforellen (Trutta fario) 5 ; Baibling (Salmo Salvelinus) 6 M; Renke und Bodenrenke (Blau- und Sandfelchen; Coregonus Wartmanni und Coregonus Fera) 2 A Vorausſichtlich werden auch Eier vom Bachſaibling (Salmo fontinalis) disponibel ſein; Preisbeſtimmung hiefür vorbehalten. — Mitglieder des Bayer. Fiſchereivereins erhalten 10 %% Rabatt. — Renkeneier werden in der Regel nur in Poſten von wenigſtens 10,000 Stück abgegeben. — Verpackung wird eigens, aber billigſt berechnet. 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Heſtellbar bei allen Roftanftalten und Allgem eines Organ 8 11 119 155 1 f ür K . Buchhandlungen. Für Kreuzband fü x Mänden, Sennen 7 f. r die zuſendung 1 Mark jährlich Zuſchlag. Geſammlinkereſſen der Fiſcherei, ſowie für die Beſtrebungen der Fiſchereivereine. In Verbindung mit Tachmännern Deutſchlands, Heſterreich-Ungarns und der Schweiz herausgegeben vom Jahyeriſchen Tiſchereiverein. Nr. 23. % e münchen, 10. Oktober 1885. X. Jahrg. Inhalt: I. Der Erſte Deutſche Fiſchereitag in München. — II. Vom Schwarzbarſch. — III. Literariſches. — IV. Vermiſchte Mittheilungen. — Inſerate. I. Der erſte Deutſche Jiſchereitag in München. (Fortſetzung.) 3. Plenarverhandlungen des Fiſchereitags. Nach den von uns bereits geſchilderten einleitenden Vorgängen (Bureauwahl, Begrüßungs— reden 2.) begannen die eigentlichen Verhandlungen zunächſt mit einem Vortrage des Hrn. k. Oberſtlandesgerichtsraths Dr. Staudinger⸗-München über Bedeutung, Organiſation und Aufgaben der Fiſcherei-Vereine Deutſchlands vom Stand— punkt der gemeinſamen Intereſſen. Derſelbe lautete im Weſentlichen “): Nach althergebrachter Verſicherung der Aſtronomen hat das Sonnenjahr 365 Tage und alle vier Jahre um Einen, aber auch nur um „Einen“ mehr. Verbürgten Nachrichten zufolge zählt aber das Vereinsjahr je mindeſtens einige hundert Vereinstage mehr und gelegentlich noch weit darüber! Was Wunder, wenn die Vereinstage allgemach ſchon ſehr alltäglich geworden ſind und wenn man heutzutage geradezu von Vereinsmeierei ſpricht. Bis zu einem gewiſſen Grade mit Recht, insbeſondere dort, wo das Vereinsleben nur Selbſtzweck und nicht ein ver— nünftiges Mittel zu einem auf höherer Stufe der Berechtigung ſtehenden Zwecke wiſſenſchaftlicher, wirthſchaftlicher, künſtleriſcher oder überhaupt öffentlicher Art iſt. 2 Bei der heutigen Lage unſeres Vereinsweſens mußte Denjenigen, in deren kleinem Kreiſe zuerſt die Berufung eines Deutſchen Fiſchereitags erwogen wurde, von ſelbſt auch das Bedenken ) Urſprünglich hatte ich nur beabſichtigt, dieſen Vortrag in weſentlich gekürztem Auszuge hier zu reproduziren. Nachdem indeſſen der Erſtere in der Stettiner „Deutſchen Fiſcherei-Zeitung“ nach einem Reporterſtenogramm an vielen Stellen der Form und dem Sinne nach ſehr verunſtaltet in den Druck gebracht wurde, glaube ich es mir ſelbſt ſchuldig zu fein, durch correcten Vollabdruck dasjenige, was ich wirklich geſprochen, richtig zu ſtellen. Dr. Staudinger, 5 270 kommen, ob nicht die Berufung eines Fiſchereitags mißverſtanden werden möchte. Dieſe Bedenken wurden indeſſen leicht überwunden. Was uns dabei ausſchlaggebender Factor war, iſt zuſammen— faßbar in die Theſe: „Der erſte Deutſche Fiſchereitag iſt eine durch die Entwicklung der Fiſchereipflege in Deutſchland von ſelbſt bedingte, naturgemäß entſtandene und für die Durchbildung unſerer Beſtrebungen nothwendige Epiſode.“ Indem ich in meinem Berufsſtyle hiefür Beweis antrete, verſteige ich mich, ohne viel Umſchweife, ſofort auch zu der weiteren, mit jener Theſe in Wechſelverhältniß ſtehenden Behauptung: „Die Fiſcherei-Vereine Deutſchlands ſind bereits weſentliche Factoren geworden für die Ausbildung der Fiſchereipflege im Großen, für ihre Durchbildung im Kleinen.“ Indem ich den Fiſcherei- Vereinen dieſe Stellung vindicire, verfahre ich rein hiſtoriſch und verkenne dabei nicht im Entfernteſten, was die Fiſchereipflege und deren heutiger Aufſchwung auch ſchon den Trägern der Staatsgewalt, insbeſondere der Legislative, verdankt. Die Mitte dieſes Jahrhunderts fand die Fiſcherei in tiefem Verfalle. Mitten in dieſem mit Recht von Volkswirthen und Ichthyophagen vielbeklagtem Verfalle war es z. B. die bayeriſche Staatsregierung, welche ſchon zu einer Zeit, wo von einem Fiſcherei- Vereinsleben noch nicht die Rede war, die Hilfs— bedürftigkeit erkannte, welche ermaß, daß gegen den Verfall ſtaatliches Eingreifen nöthig ſei und welche ſofort auch ſich anſchickte, vor allem einige geſetzliche Ordnung in dieſe Dinge zu bringen, indem ſie begann, mit altem verworrenem Wuſte aufzuräumen und neue zeitgemäße Zwangs— vorſchriften an deſſen Stelle zu ſetzen. Es war dies ein bahnbrechender Schritt. Wie viel ſeitdem und bis in die neueſte Zeit Seitens der k. bayeriſchen Staatsregierung weiter geſchehen, iſt ohne— hin bekannt. Ich gedenke mit Dank auch des legislativen Vorgehens der württembergiſchen, ſächſiſchen und badiſchen Regierungen in Geſtalt ihrer in der Periode 1852 bis 1870 erlaſſenen verſchiedenen Fiſchereigeſetze. Ich erwähne auch freudig rühmend der preußiſchen Fiſchereigeſetzgebung von 1874, welche mit wahrhaft ſtaatsmänniſchem Meiſel ein neues, kräftiges geſetzgeberiſches Bildwerk geſchaffen hat. Dieſes bedeutende Geſetz iſt ja unbeſtritten der Ausgangspunkt verſchiedener fruchtbringender Ideen und Geſtaltungen geworden und vermöchte noch weit mehr die Grundlage hochgedeihlicher Entwicklungsphaſen zu werden, wenn man ſich zuſtändigen Orts zu entſchließen vermöchte, da und dort noch einmal in ſtrenger Kritik den Hammer des Bildners beſſernd anzuſetzen und insbeſondere bei deſſen Ausführung nach gewiſſen Richtungen in andere Bahnen einzulenken. (Beifall.) Ich ſtehe alſo, wie Sie ſehen, demjenigen, was die bewegenden Factoren auf Seite der Staatsgewalt ſchon geſchaffen, mit voller Hochſchätzung und Dankbarkeit gegenüber. Wenn ich daneben aber auch die Vereine nochmals als weſentliche Factore der Entwicklung anſehe, ſo bin ich gewiß auch dabei im Rechte. Man blicke frei auf jene Zuſtände, wie ſie im Fiſchereiweſen noch vor dreißig oder zwanzig Jahren waren und wie ſie heute ſind. Welcher Contraſt! Damals Alles öde und wüſt — heute alles Schon voll friſchen, kräftig pulſirenden Lebens, voll einer Lebenskraft, welche ſich bereits als wieder ſtark genug erweiſt, auch noch weiterhin ungeſundes auszuſcheiden und noch dieſe und jene nothwendige oder zufällige Kriſis zu überwinden. Und wodurch iſt es ſo leidlich anders geworden? Gewiß zum Theil durch die Bemühungen der Staats— gewalt, in etwas ſogar durch endliche Selbſterkenntniß deſſen, was Noth thut, auf Seite ver— ſtändiger Intereſſenten. Eine Hauptſtütze für die aufſteigende Bewegung bildeten aber ſicher die Fiſcherei-Vereine. Es iſt von vorneherein eine unläugbare Erfahrung, daß ſelbſt an ſich fürtreff— liche legislative oder adminiſtrative Maßnahmen ſehr leicht ihren Zweck verfehlen, wenn ſie keinen Boden im Volksbewußtſein haben, oder wenn eine richtige Vermittlung zwiſchen dem ſtaatsmänniſchen Gedanken und deſſen Reception im Volksleben abgängig iſt. (Zuſtimmung.) Zeuge deſſen ſind — exempla odiosa — jo manche Geſetze und Einrichtungen, namentlich auf wirthſchaftlichem Gebiete, welche todtgeborene Kinder geblieben ſind. Gerade in dieſer Vermittlung zwiſchen der Staats— gewalt und dem Wirthſchaftsleben beruht aber eine Hauptſtärke und ein Hauptwerth der Fiſcherei— Vereins-Thätigkeit, wie ſich dieſelbe in Deutſchland geſtaltet hat oder einzelnen Orts noch geſtalten ſollte. Die allmähliche Entwicklung gerade dieſer Geſtaltung der Dinge beweiſt aber ganz vor— nehmlich, zu welcher weſentlichen Bedeutung für ihr Wirthſchaftsgebiet ſich die Fiſcherei-Vereine emporgearbeitet haben. Werfen wir nur einen kurzen Rückblick auf die letzten Jahrzehnte, ſo werden wir finden, daß die verſchiedenen Stadien des modernen Fortſchritts im deutſchen Fiſcherei— weſen in genauer Correſpondenz ſtehen mit der Entwicklung des Fiſcherei-Vereins weſens. Bald dreißig Jahre ſind es nun, ſeit gerade hier der älteſte Fiſcherei-Verein entſtand — damals Münchener Fiſcher-Club genannt — heute der Bayeriſche Landes-Fiſcherei-Verein. Es dauerte immerhin noch einige Zeit aber nicht gar lange und einzelne Orts-Vereine entſtanden da und dort in Bayern. Im letzten Jahrzehnt aber kamen ſieben blühende Kreis-Vereine, zahlreiche Orts- und Bezirs-Vereine mit nahezu 5000 Mitgliedern zu kräftigem Leben. Heute iſt u es ein geſchloſſener, gegliederter Organismus, der in getreuer Arbeitsgemeinſchaft ſeine Thätigkeit über das ganze Land verbreitet. Blicken wir weiter! vor etwa zwölf Jahren wurde der Deutſche Fiſcherei-Verein in Berlin gegründet. Sein Entſtehen war die Eröffnung einer neuen Entwicklungsphaſe. Bald entſtanden zahlreiche Orts-, Provinzial- und Landes-Vereine auch in anderen, ja ich darf ſagen in den meiſten deutſchen Landen und gerade zufolge deſſen ſehen Sie heute hier, am Geburtsorte des älteſten Vereins, Männer aus allen Gauen Deutſchlands, Namen voll tüchtigſten rühmlichſten Klanges, zielbewußte Vorkämpfer der Sache ein Beweis, daß dieſe ſelbſt ſchon tief in das Volksbewußt— ſein gedrungen und bereits eine Werthſchätzung gewonnen hat, wie man ſie ſich früher kaum Dan nn EL anal Zu du Da at wi 271 — träumen laſſen durfte. Und die Erfolge? Bleiben wir wieder vorerſt im Engen. Geſtatten Sie mir beiſpielsweiſe Ihr Auge nur einen Augenblick zu lenken auf unſer kleines Schriftchen über bayeriſche Fiſchzuchtanſtalten. Sie werden alsbald erkennen, daß deren Entſtehung und Verbreitung ganz genau zeitlich und räumlich Schritt hält mit der Verbreitung der Fiſcherei-Vereine Bayerns. Gehen wir wieder in's Weite, ſo darf ich Sie wohl bitten, beiſpielsweiſe zu gedenken der vom Deutſchen Fiſcherei-Verein durchgeführten Fiſcherei-Ausſtellung in Berlin von 1880. Mit dieſem glänzenden Sprunge in eine geradezu internationale Oeffentlichkeit hat der Deutſche Fiſcherei-Verein für ſeine, für unſere Sache die allgemeine Werthſchätzung förmlich im Sturme erobert. Hier eröffneten ſich Verbindungen bis in weite Fernen. Hier erſchloß ſich dem geiſtigen Auge der Blick in die wirthſchaftliche Tiefe der Fiſchereipflege, hier ſchloß die Wiſſenſchaft ihren Bund mit der Praxis, hier knüpften ſich Bande über ganz Deutſchland. Die Fiſchereipflege war fortan nicht mehr blos ein Factor von weſentlicher, ſondern von geradezu öffentlicher, in gewiſſem Sinne intern politiſcher Bedeutung geworden. Und dieſe Bedeutung verdient fie auch. Denn nicht handelt es ſich hier blos um Liebhabereien, um Vergnüglichkeiten des Einen und Sonderintereſſen des Andern. Es iſt erkannt, genugſam erörtert und ſattſam bewieſen, daß auch auf unſerem Gebiete Aufgaben von großer und ſelbſtändiger volkswirthſchaftlicher Bedeutung geſtellt ſind. Dieſe Erkenntniß haben zumeiſt die Fiſcherei-Vereine für die Sache erkämpft. Indem ſie aber dieſen Kampf für volkswirthſchaftliche Werthe führten und damit ein— traten in den Kreis der Beſtrebungen um Hebung des Volkswohlſtandes, ſind ſie zugleich ein Factor im Staatsleben geworden. Nicht kalt und unvermittelt ſtehen ſie aber auch heute mehr im Staatsorganismus. Nachdem ſie ſelbſt kräftig zu organiſiren begonnen hatten, nachdem ſie ſich eingefügt und untergeordnet hatten dem Geſammtorganismus aller jener ſtaatserhaltenden Kräfte, welche für Volk und Vaterland thätig ſind, können ſie ohne alle Ueberhebung, beſcheiden aber doch ſelbſtbewußt, ſagen, daß mit dieſem Factor ſchon gerechnet wird. Das danken ſie aber auch in geſunder Wechſelwirkung wiederum den hohen Regierungen, welche es nicht verſchmäht haben, ſich des Beiſtandes und Beirathes der Fiſcherei-Vereine in Gegenſtänden der Staatsverwaltung zu bedienen, welche die Fiſcherei-Vereine kräftig in ihren Beſtrebungen unterſtützten und ihnen damit die Möglichkeit gewährten, auch einigen Einfluß im öffentlichen Leben zu gewinnen. Ich würde wohl unbeſcheiden werden, wenn ich es wagte, hier unter Anweſenden eigens jene Träger höchſter Staats- und Hofämter zu nennen, welche z B. unſeren bayer. Vereinen ſo mannich— faltig, ſo fruchtbringend, mit ſo viel Wärme für die Sache ſchon zu Hilfe gekommen ſind. Nicht verſagen kann ich es mir aber in Ueberfülle des Herzens, wenigſtens andeutungsweiſe des hoch— verehrungswürdigen Greiſes zu gedenken, der ſeit einem vollen Menſchenalter unſerer Fiſcherei— Vereine getreueſter Freund und Gönner geweſen und darum auch für uns Gegenſtand wahrer Liebe, tiefſten Dankgefühles ift.*) Rühmen muß ich ferner die Thatſache, daß wiederholt die höchſt— geſtellten Würdenträger der Staatsverwaltung es nicht verſchmähten, ſich an die Spitze von Fiſcherei— Vereinen zu ſtellen und zwar nicht etwa blos der Form nach, ſondern mit einer pfleglichen Hin— gabe, der bereits die ſchönſten Früchte entſproſſen ſind. Wenn ich gerade ſolche Momente betone, ſo geſchieht es, weil mir auch darin ein Beweis zu liegen ſcheint, daß die Fiſcherei-Vereine einer kernfeſten Sache der Volkswohlfahrt dienen. Aus ſolcher Quelle aber muß von ſelbſt jene Lebens- und Schaffenskraft entſpringen, welche uns zu den bisherigen Erfolgen verhalf. Die Erfolge hätten aber nie gewonnen werden können, wenn wir nicht auch unter uns zu einer Arbeitsgemeinſchaft auf breiter und in ihrer größten Ausdehnung geradezu nationaler Grundlage gekommen wären. Laſſen Sie es ſich, hochverehrteſte Herren, von unſerem vielverdienten Herrn v. Behr erzählen und ſchildern, welche weitverzweigte Fäden allein aus ſeiner Hand für die Fiſcherei— Vereinsſache über Deutſchland und ſelbſt die Nachbarländer ſich ziehen. Blicken Sie auf die zahl— reichen Verbindungen, welche heutzutage zwiſchen vielen, vielen großen und kleinen Vereinen geknüpft ſind. Erwägen Sie, daß die Silberbänder unſerer deutſchen Ströme, wie ſie das Vater— land nach allen Richtungen durchziehen und verbinden, zugleich auch für uns ideale und reale Arbeitsbande der mannichfachſten Art geworden ſind. So ſtehen jetzt zahlreiche Männer allüberall in Deutſchen Landen in bewußter und unbewußter wechſelſeitiger Gemeinſchaft. Iſt es hier nicht begreiflich, wenn der Wunſch rege geworden, daß diejenigen, welche nun ſeit Jahren für das gleiche Ziel arbeiten und kämpfen, ſich vielfach noch unbekannt, im Intereſſe der Sache ſich auch perſönlich näher treten möchten? Um wie viel leichter iſt dann — wir haben es ja ſchon ſo mannichfach erprobt — fortan der Arbeitsverkehr zum Beſten der Sache! Je mehr auch die Vereine und ihre Repräſentanten einander näher treten, je mehr ſie ſich zu einem gemeinſamen Organismus geſtalten, je mehr ſie das moraliſche Bedürfniß empfinden, in dieſer Gemeinſchaft ihren Platz ehrenvoll aus— zufüllen und wie man ſagt, ihren Mann zu ſtellen — umſomehr wächſt auch die Gewähr, daß das Wirken der Vereine ein nachhaltiges und zeitlich geſichertes werden und bleiben möchte. Seien wir in dieſer Hinſicht offen vor uns ſelbſt. Wer vermöchte zu leugnen, daß da und dort — ich habe gar nichts coneretes im Sinne und ſchildere nur die allgemeine Lage — daß da und dort die Kraft des Schaffens und Wirkens vorerſt noch auf wenigen Augen ſteht. Wir alle perſönlich ſind Menſchen — unſere Sache aber ſoll und muß in ungeſchwächter Vorwärtsbewegung den Einzelnen überdauern Tüchtiger Nachwuchs an hilfsbereiten Kräften brauchen wir und auch dafür ſoll uns der Fiſchereitag dienen. Wollen wir auch ſonſt unſere Augen offen behalten! *) Hr. Eduard von Wolfanger, k. b. geheimer Rath u. Minifterialdirector in München. 272 Wir haben viel, viel Licht ſchon wieder in unſerem Fiſchereiweſen. Aber wo Licht, ift auch Schatten. Verhehlen wir es uns nicht, wir haben auch noch viel dunkle Punkte, viel des Schattens in Bezug auf unſer eigenes Wollen und Können! Auch darin ſollen die Tage von München uns vor- wärts bringen. Ich ſehe dabei heute davon ab, zu erörtern, in wieweit wir Schwierigkeiten gegen— überſtehen, deren Ueberwindung uns aus ſachlichen Gründen wenigſtens zur Zeit unmöglich iſt. Es fehlt aber auch noch vielfach bei uns ſelbſt. N Ich komme damit vor allem auf den Punkt der Organiſation. Darin bin ich nun vor allem der Meinung, daß wenn für das große Ganze zu deſſen Beſtem gearbeitet und fruchtbringend gearbeitet werden ſoll, vor allem eine Vorausſetzung unerläßlich iſt. Es darf nicht ſo ſtehen oder jo bleiben, daß was in einem Theile eines großen Fluß- und damit auch eines gleichen Intereſſen- gebiets gut gemacht wird, an einem anderen Theile der Vernachläſſigung oder dem Verderben aus dieſem oder jenem Grunde begegnet. Das ſchädigt die Geſammtheit. — Das ſchädigt nicht allein in der Gegenwart — es entmuthigt auch für die Zukunft. Darum ſollten aber auch nirgends die Hilfskräfte fehlen, welche bereit und im Stande ſind, im Sinne der gemeinſamen Intereſſen zu wirken und wachen! Iſt es ſo ſchon beſtellt? Leider nein! noch an vielen Orten, wohin im gemeinſamen Intereſſe Fiſcherei-Vereine ꝛc. gehören, als nothwendige Glieder in der Geſammtkette, fehlen ſie, bei uns zu Land ebenſo wie anderswo! oder Andere ſtehen vereinzelt, entbehren des anregenden, kräftigenden Zuſammenwirkens mit getreuen Nachbarn. Auch hier ſtehen wir, Dank den mächtigen Impulſen des Deutſchen Fiſcherei-Vereins, in aufwärts ſchreitender Bewegung. Gerade in dieſem Punkte erwarte ich aber auch vom Fiſchereitag reiche Früchte. Ich bin deſſen ſicher, daß ſeine Theilnehmer noch nachhelfen werden, wo es auch fehlt. Aber, ſehen wir uns doch vor, daß nicht blos eine numeriſche Verſtärkung der Fiſcherei-Vereine eintrete, ſondern, daß auch die innere Kräftigung ihrer Fähigkeit des Wirkens nicht dahinter bleibe. Gerade darum poſtulire ich einen tüchtigen Organismus. Wir in Bayern beſitzen ihn nahezu vollendet und wir fahren gut dabei. Opferwilligkeit und Gemeinſinn ſind dabei die ſegensvollen Friedensfactoren, welche für uns, die wir alle auf dem gleichen Boden der Begeiſterung für die Sache ſtehen, zugleich das ſchützende Dach bilden. Wir haben unſere Orts-, Bezirks-, Kreis- oder Pro vinzial-Vereine, unſeren Landes-Verein in innerer Verbindung und alles arbeitet treulich zuſammen. Ich möchte wünſchen, daß es überall ſo ſei, daß allüberall die Lücken ausgefüllt und das Vereinſamte an einander gefeſſelt werde. Um in dieſer Hinſicht in Bezug auf die Organiſationsfrage zu richtigen Reſultaten zu kommen, muß man ſich vor allem über die Bedürfniſſe für die Sache klar werden und ſich die Aufgaben der Fiſcherei-Vereine vergegenwärtigen. Dieſe Bedürfniſſe und Aufgaben in ihre Einzeln— heiten zu verfolgen, wäre jetzt natürlich für mich nicht angänglich. Sie ſind auch in den großen Grundzügen längſt erörtert und genügſam bekannt. Ihrem Artcharacter nach theilen ſich aber die Aufgaben der Fiſcherei-Vereine hauptſächlich in der Weiſe: a) Erforſchung der Urſachen des Fiſchereiverfalls im Allgemeinen, wie im gegebenen Falle; b) Bedachtnahme auf die geeignete Abhülfe durch Erwägung der dienlichen Mittel und Durchführung deſſen, was nöthig iſt; c) Vorſorge gegen das Auftreten neuer Schädigungen. N Dieje detective, repreſſive und präventive Thätigkeit erhält nun nach Geſtalt der Dinge ein ſehr verſchiedenes Feld der Entfaltung. Sie bewegt ſich bald im Kleinen, bald im Großen, ſie hat theils lokalen, theils centralen Character; ſie kann hier in der Iſolirung ſich entwickeln, dort nothwendig einen Verband mit Anderen erheiſchen. Einige Beiſpiele werden mich vielleicht klarer erſcheinen laſſen. Die Erforſchung, ob da und dort Fiſchdiebe ihr Unweſen treiben, ob von einzelnen Perſonen gegen die Schongeſetze des Staats oder die Gebote der geſunden Vernunft geſündigt wird, ob ein Fiſchwaſſer von Ottern ausgeraubt wird, erfordert eine lokale Thätigkeit, welche mit Erfolg und mit nachhaltiger Conſequenz nur von denen geübt werden kann, die ſich an Ort und Stelle befinden, den Verhältniſſen und Perſonen näher ſtehen. Umgekehrt würde es ſicher zu wenigen oder ſtellenweiſe ſelbſt falſchen Reſultaten führen, wenn die wiſſenſchaftliche Durchforſchung fauniſtiſcher und verwandter Verhält— niſſe eines Stromgebiets, die Feſtſtellung der obwaltenden Zuſtände im Großen, die Erforſchung der Licht- und Schattenſeiten der Geſetzgebung nach ihren örtlich oft ſo verſchiedenen Reflexen nur von einem Einzelorte aus, rein lokal, betrieben werden wollte. Unter den Mitteln zur Abhilfe von Schäden ſind deren genug, deren Applizirung nur ganz lokaler Natur ſein kann — bei Anderen iſt das Eingreifen centraler Faktoren unbedingt nöthig. Die Verfolgung einzelner Fiſchdiebe iſt z. B. eine rein lokale Aufgabe und es gränzt an Albernheit, wenn man oft einen Central- oder Provinzialverein dafür verantwortlich machen will, daß und weßhalb entlegenen Orts dieſem und jenem Strolche nicht das Handwerk gelegt wird. Dagegen die Anregung und Wacherhaltung einer guten Polizeithätigkeit, einer ſachgemäßen Rechts— pflege im Allgemeinen erfordert einen höheren Standpunkt und andere als kleine Mittel. Der Kampf gegen die Uebergewalt induſtrieller Schädigungen iſt zu intenſiv, als daß er allein von Einzelnen und im Kleinen zu führen wäre. Andererſeits iſt er überhaupt nicht zu führen, wenn nicht örtliche Aufmerkſamkeit und Fürſorge Mittel und Gelegenheit dazu verſchaffen. Die Anregung und Wacherhaltung des Intereſſes an der Fiſchereipflege kann nicht der rein örtlichen Thätigkeit durch Einflußnahme auf tüchtige Perſönlichkeiten entbehren, ſie bedarf aber ebenſo auch der Agitation im großen Style. Dem Einzelnen mag es nicht überall gelingen, in örtlicher Iſolirung ſich über alle Fortſchritte im Fiſchereiweſen zu informiren und ſie direkt zu verwerthen — an Centralpunkten wird dies einem größeren Organismus ungleich leichter. Hinwiederum iſt es. AN R A * * R letzterem nicht ſo leicht, oft geradezu umöglich, ſich im Einzelnen um jedes entlegene Wäſſerchen anzunehmen, während in der That von Ort und Stelle aus noch tauſende ſolcher Waſſerläufe nutzbar gemacht werden könnten. Sache der Thätigkeit im Großen iſt es, die Verhältniſſe an länderverbindenden Strömen in's Auge zu faſſen, die Hege der Wanderfiſche in die Hand zu nehmen, in dieſer und anderer Hinſicht die Intereſſen der Ober- und Unterlieger zum Ausgleich zu bringen u. dgl. Genug des Einzelnen! Sie ſind ſicher mit mir ſattſam überzeugt, daß es eines förmlich gegliederten Organismus bedarf, um allen Anſprüchen nach allen Richtungen gerecht zu werden. Wir brauchen vor Allem: ein Netz von zahlreichen Orts- und Bezirksvereinen über ganz Deutſchland. Wie ſehr fehlt es noch daran! Wenn auch die Organiſation bei uns relativ am meiſten durchgebildet iſt, ſo beſtehen doch auch hier noch Lücken, z. B. in Oberbayern. Noch zu wenig iſt auch an Ortsvereinen ꝛc. vorhanden in Württemberg, in Baden, zum Theile auch in Norddeutſchland. Auf die Ausfüllung dieſer Lücken hinzuwirken, iſt abſolutes Be⸗ dürfniß vom Standpunkte der Geſammtheit aus. Die Lokalvereine ſind die Beine, welche den größeren Körper tragen und ohne welche er nicht laufen, geſchweige denn Sprünge machen kann. Wo aus dieſem oder jenem Grunde, z. B. in den Anfangsſtadien des Erwachens höheren Intereſſes an der Sache, aus finanziellen oder ähnlichen Rückſichten eine Zerſplitterung der Kräfte in lokale Richtungen nicht ohne Bedenken ſein ſollte, da folge man weniaſtens dem praktiſch ver— ſtändigen Beiſpiele des Kaſſeler Provinzialvereines und des ſächſiſchen Fiſcherei-Vereins und ver— theile eine recht ſtattliche Zahl von Vertrauensmännern überall dahin, wo es Arbeit gibt. Als zweites Glied des Organismus poſtulire ich einen geſchloſſenen Kreis von Provinzial— vereinen. Ich nenne ſie ſo; dabei iſt es mir im Prinzipe ziemlich gleichgiltig, ob der Gliederung da ichthyographiſche Gruppenbildungen oder dort die ſtaatlichen Verwaltungs-Ein— theilungen zu Grunde gelegt werden können oder wollen. Es iſt dies eine reine Opportunitäts— frage mit relativ verſchiedener Beantwortung. Die Hauptſache bleibt immer, zu betonen, daß nirgends mehr ein derartiger größerer Organismus fehlen ſollte. Daß alle größeren Gruppen von ſelbſt vermehrte Berührung auch mit den Centralſtellen der einzelnen Bundesſtaaten bekommen, liegt auf der Hand. Es ergibt ſich daraus eine vielfache und wichtige centrale Thätigkeit und eben darum erheiſche ich weiter, daß die Provinzialvereine eines Landes ſich auch zu einem Landesvereine zuſammenſchließen oder in größerem Stile, wie z. B. in Preußen, ſich zu Einzelverbänden zuſammenfinden. Letzteres wird ſich auch für die Landesvereine der kleineren Staaten empfehlen. Auch darin fehlt es noch. Wo ſind z. B. die Landesvereine für Württemberg, für Baden? Ein Verband vorerwähnter Art beſteht auch erſt für das weſtliche Preußen. Größere Vereinskörper dürfen aber auch nicht iſolirt bleiben. Sie müſſen in ſtetem Ver— kehre mit ihren Nachbarn ſich halten, mit denen ſie gemeinſame Intereſſen verknüpfen. Dabei genügt es nicht, dieſen Verkehr blos auf dem Papiere und in Theorie zu unterhalten oder auf die Zuſendung von Jahresberichten, Broſchüren ꝛc. zu beſchränken. Werkthätige gemeinſame Arbeit! Das ſei die allgemeine Deviſe. Dieſe Arbeit darf dabei auch nicht am Landesgrenzpfahl Anſtoß nehmen, wo es gilt, die Intereſſen gemeinſamer Flußgebiete zu fördern. Es darf nicht vorkommen, daß eine fiſchzüchteriſche Maßregel für ein Geſammtgebiet an der Betonung des politiſchen Begriffes „Ausland“ ſcheitert. Für den centralen Abſchluß des Gebäudes ſorgt heute ſchon der Deutſche Fiſcherei-Verein, deſſen ſegensreiches und wahrhaſt nationales Wirken ohnehin der Darlegung und Berühmung nicht bedarf. Arbeitsfreudig, hilfsbereit an allen Punkten faßt er zuſammen, was ſich zuſammen— faſſen läßt und bewährt ſich als ein wirklich deutſcher Verein. Immerhin hätte ich auch darin noch einen Wunſch, dahin nämlich, daß zur Krönung des Ganzen, zur Garantie eines dauernden ſtändigen Wechſelverkehrs, zur Eröffnung einer homogenen, allſeitigen Intereſſenvertretung dem Deutſchen Fiſcherei-Vereine, wohlverſtanden als ſein Hilfsattribut, eine ſtändige Delegation aus den großen Vereinskörpern zur Seite treten möchte, etwa ähnlich dem deutſchen Landwirthſchafts— rathe. Ich deute dieſen Gedanken vorerſt nur flüchtig an, mir vorbehaltend, darauf zurückzu— kommen bei ſpäterer thematiſcher Gelegenheit. Ich enthalte mich überhaupt im Augenblicke noch beſtimmter Anträge und bin vorerſt voll— befriedigt, wenn ich die Meinung anderer Herren über alles bis jetzt beſprochene vorab noch ver— nehme, um daran etwa meine eigenen Anſchauungen zu berichtigen und zu beſſern. Denn nicht darauf kann es ankommen, daß der Einzelne gerade ſeine Meinung ſchlechthin zur Geltung bringt. Warum wir hier ſind und was wir als Frucht unſerer Berathungen erwarten und erhoffen, iſt ſowohl formell die über den Einzelnen hinwegragende organiſche Kräftigung unſerer gemeinſamen Thätigkeit, wie auch ſachlich die lautere Erkenntniß deſſen, was wahr und wahrhaft gut iſt. Da— nach wollen wir denn getreulich weiter arbeiten, jeder in ſeinem Bereiche und in Unterordnung unter das Ganze, ohne Scheu vor der Größe irgendwelcher Aufgaben, aber auch ohne Verſchwendung von Kräften durch verfehlte Maßregeln. Herr von Behr hat einmal das bekannte geſunde Wort geſprochen: „den rechten Fiſch in's rechte Waſſer!“. Laſſen Sie es mich für den Erſten Deutſchen Fiſcherei-Tag dahin variiren: „Fortan nur die rechte Arbeit am rechten Platze!“ So dienen wir am Beſten unſerer Sache und mit ihr unſerem theuren Vaterlande! (Fortſetzung folgt.) 274 II. Vom Schwarzbarſch. Mr. Fred Mather, der rühmlichſt bekannte Fiſchzüchter der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, ſchreibt mir Folgendes über den Schwarzbarſch, welcher von mir von Amerika importirt worden iſt: „Ich erinnere mich ſehr wohl, daß ich Ihnen empfohlen habe, den Black Bass in Deutſchland zu importiren, und ich meine, daß Sie zufrieden ſein werden, meinem Rathe gefolgt zu ſein. Ich bin durchaus nicht überraſcht zu hören, daß einige Ihrer Landsleute mit der Einführung dieſes Fiſches nicht einverſtanden ſind, es gibt überall Leute, die ſo konſervativ ſind, daß ſie jede Neuerung fürchten, weil ſie ſchlecht ſein könnte. Sie fürchten, daß der Schwarzbarſch alle anderen Fiſche vernichten werde; thäte er dies, ſo wäre er heute in Amerika unſer einziger Fiſch. Wir haben hier den Hecht und halten den Schwarzbarſch für weniger räuberiſch, denn er frißt Fiſche, Würmer, Fröſche und Inſekten, während der Hecht nur Fiſche und Fröſche nimmt. Der Schwarzbarſch rangirt auf der Liſte des Anglers in dritter Reihe, oben an ſteht der Lachs, dann die Forelle, dann der Schwarzbarſch. Manche Angler geben ihm vor der Forelle den Vorzug; ich und die Mehrzahl thun dies nicht. Das Fleiſch des Schwarzbarſches iſt dem des europäiſchen Flußbarſches ähnlich. Die Heimath des Schwarzbarſches ift das Gebiet des Miſſiſſippi und der großen Süßwaſſer— Seen des St. Lowrenz-Stromes. Er war noch vor wenigen Jahren nicht bekannt in den öſt— lichen Staaten New-Vork, New-Jerſey, Vermont, New-Hampshire, Connecticut, Maſſachuſetts, Rhode Island und Maine; jetzt wird er ſchnell in allen Gewäſſern dieſer Staaten verbreitet, was ein Gebiet von ungeheurer Ausdehnung iſt. Unſere Fish Commissioners verbreiten den Fiſch, während ſie dies mit dem Hecht nicht thun. Ich muß bemerken, daß wir es nicht für zweckmäßig halten, den Schwarzbarſch in gute Forellengewäſſer zu ſetzen, und daß dies im Staate New-York verboten iſt. Für den Markt iſt der Schwarzbarſch nicht von großer Bedeutung, weil er zu wenig häufig vorkommt. Er kann nicht ſo maſſenhaft gezüchtet werden wie der Karpfen. Er kann dem europäiſchen Barſch und Zander in Betreff ſeiner Fruchtbarkeit gleichgeſtellt werden. Daß Ihre Schriften ſehr viel in Amerika geleſen werden, iſt mir bekannt, und geſtatte ich ausdrücklich die Veröffentlichung meiner Mittheilungen in der Ueberzeugung, daß fie bei uns keinen Widerſpruch finden werden“. 9. d. Borne. III. Titerariſches. Mit lebhafter Freude empfingen wir eben ein längſterwartetes umfaſſendes Werk: Handbuch der Fiſchzucht und 1 Unter Mitwirkung von Prof. Dr. Benecke in Königs— berg und Oberfiſchmeiſter E. Dalmer in Schleswig, herausgegeben von Max v. d. Borne auf Berneuchen. Mit 701 Seiten und 581 in den Text gedruckten Abbildungen. Berlin, 1886, Verlag von Paul Parey. Dasſelbe zerfällt in vier größere Abtheilungen und zwar: Aaturgeſchichte und Leben der Tiſche, bearbeitet von Prof. Dr. Benecke; — Tiſchzucht, bearbeitet von Max v. d. Borne; — Ssüßwalferhfderei, bearbeitet von Max v. d. Borne; — Secfifderei, bearbeitet von E. Dalmer. — Indem wir unſeren freundlichen Leſern dieſe vorläufige Notiz widmen, um ſie auf das Erſcheinen der hochbeachtungswerthen Publikation ſofort aufmerkſam zu machen, behalten wir uns eingehendere Beſprechung für ſpäter vor. Unſerem kritiſchen Urtheile muß eine ernſte Durchforſchung des Werkes vorausgehen. Schon der erſte Blick in das trefflich ausgeſtattete Buch verſpricht uns übrigens von vorneherein genug des Genuſſes und Gewinnes von ſolchem Studium. St, Im Verlage der J. Eb ner’jhen Buchhandlung in Ulm iſt eine kleine Broſchüre erſchienen: Entſcheidungen deutſcher Civpil⸗ und Strafgerichte in Fiſchereiſachen. Herausgegeben von Amtmann A. Wire in Ulm. Auf 37 Druckſeiten ſtellt dieſelbe 25 Urtheile im Abdruck zuſammen, welche ſämmtlich ſehr intereſſant ſind. Da wir auf Verbreitung von Rechtsverſtändniß in Fiſchereiſachen großen Werth legen, halten wir den Grundgedanken dieſer Edition für wohlberechtigt und verdienſtlich. Doch iſt der Herr Verfaſſer dabei auf — hochgerechnet — halbem Wege ſtehen geblieben. Jene 25 Urtheile ſtellen nur eine, noch dazu recht zufällige, knappe Auswahl dar aus der nicht geringen Geſammt⸗ zahl jener Entſcheidungen in Fiſchereiſachen, welche da und dort ſchon im Drucke veröffentlicht ſind. Der Hauptwerth von Colleetionen vorwürfiger Art liegt aber gerade in möglichſter Voll— ſtändigkeit derſelben. Um dieſe wenigſtens annähernd zu erreichen, muß eben das Material in längerer Zeit und mit gewiſſen Mühen geſammelt werden. Schon die „Bayeriſche Fiſcherei-Zeitung“ und die „Mittheilungen des Fiſchzucht-Vereins für den Reger ung deze Kaſſel“ hätten dem Herrn Wan 275 Verfaſſer manches weitere Material geboten. Noch mehr desgleichen hätte er aus den, ihm als Juriſten wohlbekannten Urtheilſammlungen, wie z. B. Seuffert's Archiv, Striethorſt's Archiv, Heuſſer's Annalen, den Blättern für Rechtsanwendung, den offiziellen Sammlungen von Ent— ſcheidungen des Reichsgerichts, ſowie bayer. Gerichtshöfe, den Annalen für badiſche Rechtspflege u. A. m. gewinnen können. Andererſeits hätten ſolche Entſcheidungen aus der Sammlung wegbleiben müſſen, welche wie die Nr. 4 u. 5 der Broſchüre ſich auf nicht mehr geltende Rechtsnormen beziehen. St. IV. Vermiſchte Mittheilungen. Aalbrut. Unter Bezugnahme auf die Verhandlungen der III. deutſchen Fiſch— züchter⸗Conferenz über Bezug von Aalbrut (Seite 248 der „Bayeriſchen Fiſcherei-Zeitung“) theilt uns Herr v. Steman in Rendsburg Folgendes gütigſt mit: Die diesjährigen Verſendungen nach Sachſen ſind gut gelungen. Meine neu konſtruirten Verſandtkiſten werden auch einen weiteren Transport ermöglichen. Ich bin bereit auf meine Gefahr hin im kommenden Jahre Verſuche anzuſtellen und würde Adreſſen zur Abſendung von Aalbrut gerne entgegennehmen. Bei Rückſendung der Transportkiſten koſten 1000 Stück lebend angekommene Aale 10 / Größere, bis 20 Centimeter lange Aale kann ich jetzt noch bis Mitte Oktober liefern. Hievon koſten 100 lebend Angekommene 6 M Es ſind mit Beſtimmtheit Männchen und Weibchen darunter“. Karpfenbörſe. Nürnberg, 28. September. Die diesjährige Karpfenbörſe wurde heute Vormittags 11 Uhr im „Café Liebel“ durch Herrn Staub eröffnet, geleitet und dann um 1 Uhr Nachmittags geſchloſſen. Der Beſuch war früheren Jahren gegen— über äußerſt gering, — es hatten ſich im Ganzen nur 23 Perſonen eingefunden. Unter den Anweſenden befanden ſich ſämmtliche Fiſchzüchter aus Auerbach, dann ſolche aus Hilpoltſtein, Röthenbach, Feuchtwangen ꝛc. und Herr Zenk, Beſitzer des Fiſchgutes See— wieſe bei Gemünden a. M.; auch Herr Bezirksamtmann Weiß von Schwabach war zugegen. Als geraume Zeit nach Eröffnung der Börſe noch keine Anmeldungen beim Bureau erfolgt waren, machte Herr Staab die Bemerkung, er hoffe, man werde hier nicht ähnlich wie bei der am 7. September in Kottbus ſtattgehabten Karpfenbörſe ver— fahren (woſelbſt die Fiſchhändler als Käufer geſchloſſen beſtimmte Preispropoſitionen machten, während die Verkäufer an den hierauf von ihnen vereinbarten höheren Preiſen feſthielten und damit am Ende gar keine Abſchlüſſe erzielt wurden); er lade deshalb die Produzenten ein, ihre zum Verkaufe beſtimmten Fiſche beim Bureau anzumelden, falls die Herren es nicht vorzögen, ihre Fiſche ſelbſt auf dem Markte zu verkaufen. Nachdem darauf ein Herr aus Auerbach erwidert hatte: „Wir kümmern uns um die Kottbuſer nicht, wir machen unſer Geſchäft doch!“ — wurden in raſcher Folge 233 Zentner Speiſekarpfen, 21 Zentner Karpfenſetzlinge, 5000 Karpfenbrut, 7 Zentner Hechte und 2— 3000 Stück Goldorfenbrut angeboten und 4—5 Zentner Karpfenſetzlinge geſucht. Verkäufe ſind beim Bureau nicht angemeldet worden, doch waren zwei Händler (aus Bayreuth und Fürth) anweſend, welche bedeutende Ankäufe gemacht haben mögen, denn noch vor Schluß der Börſe bemerkte der ſchon oben erwähnte Herr aus Auerbach im Beiſein eines Händlers: „Wir haben ein ganz gutes Geſchäft gemacht!“ Prämien gegen Otter und Reiher. Vom unterfränkiſchen Kreis— Fiſcherei-Verein in Würzburg wurden in der Zeit vom 1. Okt. 1883 bis 1. Juni 1885 im Ganzen 144 Otter- und 34 Reiherprämien ausbezahlt. Der Verein zur Beför— derung der Fiſchzucht im preußiſchen Regierungs-Bezirk Caſſel veraus— gabte vom 1. Januar bis 1. Juni 1885 40 Otter- und 27 Reiherprämien, in der Zeit vom 1. April 1881 bis 1. Juni 1885 aber nicht weniger als 587 Otterprämien! Nahrung der kleinen Maräne. Bei allen in den oſtpreußiſchen Seen gefangenen jog. kleinen Maränen (Coregonus albula) findet man den Darm regelmäßig mit einem orangerothen Brei erfüllt. Bei mikroſkopiſcher Unterſuchung des Magen- und Darminhalts einiger aus den Johannisberger Seen erhaltenen Thiere fand Herr Dr. Bancritius von Königsberg, daß jener Inhalt ausſchließlich aus mikroſkopiſchen Spaltfußkrebſen der Gattung Temora beſtand, deren Körper eine große Menge rother Fetttropfen enthält. (Berichte des oſtpreuß. F. V.) 276 Meldorf, (Holſtein). Höchſt erfreulich iſt, daß der ſüder⸗dithmarſche Kreistag in ſeiner letzten Sitzung eine Kommiſſion niederzuſetzen beſchloß, welche ſich mit dem könig— lich preußiſchen Fiſchmeiſter und dem Holſtein'ſchen Central— ⸗Fiſchereik Verein in Ver⸗ bindung ſetzen ſoll wegen Anſchaffung von Brutapparaten, welche im Kreiſe aufzuſtellen ſind. Somit wäre denn ein erheblicher Schritt zur Hebung der Fiſchzucht in unſerm Kreiſe gethan und wird der Erfolg ſicher ein reicher ſein, da in dieſem Kreiſe hinlänglich Gewäſſer vorhanden ſind, welche ſich zur Fiſchzucht eignen, wenn dieſelben nur 7 gepflegt werden. K. Inserate. Die Fisch zufklanftalt des Bayer. Filhereiwereins (gelegen nächſt Starnberg bei München) liefert in der Winterperiode 1885/86 embryonirte Edelſiſcheier nachbezeichneter Arten zu beigeſetzten Preiſen pro Tauſend: Bachforellen (Trutta fario) 5 A.; Haibling (Salmo Salvelinus) 6 M.; Renke und Bodenrenke (Blau⸗ und Sandfelchen; Coregonus W Ki Coregonus Fera) 2.M Vorausſichtlich werden auch Eier vom Bachſaibling (Salmo fontinalis) disponibel fein; Preisbeſtimmung hiefür vorbehalten. — Mitglieder des Bayer. Fiſchereivereins erhalten 100 Rabatt. — Renkeneier werden in der Regel nur in Poſten von wenigſtens 10,000 Stück abgegeben. — Verpackung wird eigens, aber billigſt berechnet. Porto und Gefahr der Sendung zu Laſten der Herren Beſteller. — Für guten Ausfall der weiteren Brütung wird nicht garantirt. Auf Jungbrut von Jorellen und Saiblingen werden Beſtellungen ſchon jetzt vor— gemerkt und je nach dem Brutergebniſſe erledigt. Preis für das Tauſend 15—21 M Adreſſe: München, Sonnenſtraße 7/3 r. Aus den königl. bayer. Staats-Fiſchcultur-Anſtalten Engelſtein und Gänsbach (Station Ueberfee) werden embryon. Seeforellen⸗Eier (trutta lacustr.) zum Preiſe von 6 Mark pro Tauſend, lieferbar Monat November und Dezember, offerirt. Die Abgabe erfolgt nach den bisherigen Beſtimmungen. Aufträge ſind rechtzeitig zu richten an die 9a) Königl. Chiemſee-Adminiſtration in Traunſtein. Billinfte „„ Pergamentpapier III. .. à , 45.— per 50 Kilo, 8d Weißes Einwickelpapier .. 3 M 18.— per 50 Kilo. Gebr. Rheinstrom, Papierwanrenfabrik, Kaiſerslautern. Sab-Nale, me Geſucht SE 20 Gentimeter lang, 100 Stück 12 Mark, | Agenten und Reiſende zum Verkauf von Kaffee, ſowie Thee, Reis und Hamburger Cigarren an Private Saß Rre 1¹ e, m gegen ein Fixum von 300 Mark und gute a 6 Mark, empfiehlt Proviſion. (3a au Thieme, Bahnhof Prauſtz. Hamburg. J. Stiller & ( Co. Für Sie Redaktion one 8 . Julius Stand in München. Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel zu beziehen durch Chriſtian Kaiſer in München. BF Die nächſte Nummer erſcheint am 20. Oktober 1885. 4 Bayeriſche Filcherei- Zeitung. ERBE ae 1 2 Inſerate die zweiſpaltige Petitzeile onnementspreis jähr ark. — dalt i d seit Allgemeines Organ nen. ae Buchhandlungen. Für Kreuzband Mu Sonnenſtr. 7/ r zuſendung 1 Mark jährlich Zuſchlag. für die achen, Sen Tja T. Geſammkinkereſſen dev Fifcherei, ſowie für die Beftvebungen der Fifdereivereine. In Derbindung mit Fadmännern Deutſchlands, Oefterreidd= Ungarns und der Schweiz herausgegeben vom Vayeriſchen Fiſchereiverein. 5 7 — Nr. 24. % München, 20. Oktober 1885. X. Jahrg. Inhalt: I Der erſte Deutſche Fiſchereitag in München. — II. Kreis-Fiſcherei-Ordnung für den Bayeriſchen Regierungsbezirk Pfalz. — III. Ermittlung der Anzahl erbrüteter Fiſchchen. — IV. Vermiſchte Mittheilungen. — V. Fiſcherei- und Fiſchmarktberichte. — Inſerate. I. Der erſte Deutſche Jiſchereitag in München. (Fortſetzung.) Eine Discuſſion über den Inhalt des Staudinger'ſchen Vortrags fand nicht ſtatt. Nur Herr Hoppichler, Gutsbeſitzer von Klingerau in Oberöſterreich, nahm daraus Ver— anlaſſung, ſich über die Nothwendigkeit, daß ſchon in der Schule auf Erwerbung von Kennt— niſſen im Gebiete der Fiſchereipflege Bedacht genommen werde, des Näheren zu verbreiten. Seitens der Verſammlung wurde der Ausdruck eines derartigen Wunſches genehm gehalten. Zum zweiten Punkte der Tagesordnung: „Bericht über die Verhandlungen der Fiſchzüchterconferenz“ referirte Herr v. Behr-Schmoldow. Redner erörterte zunächſt das Entſtehen und die Zweckbeſtimmung der Fiſchzüchterconferenz als eines vom Deutſchen Fiſcherei-Verein berufenen Organs zu deſſen techniſcher Berathung über die Ver— wendung der aus Reichsfonds fließenden Geldmittel (vgl. oben S. 197). Hieran reihte ſich ein Rückblick auf die Thätigkeit der erſten Conferenz in Berlin 1877, ſowie der zweiten Conferenz in Dresden 1883, unter der Darlegung, wie zweckmäßig ſich eine periodiſche Wiederholung ſolcher Conferenzen erwieſen habe. Herr v. Behr ſchilderte auf's anziehendſte die Tendenzen der Fiſchzüchterconferenz, vor allem das Streben nach Mehrung des koſt— baren Lachſes in den nördlichen und weſtlichen Stromgebieten, ſowie nach Mehrung des Huchen im Donaugebiete, weiter die Bemühungen um Verbreitung des Aals, ſowie des Zanders, des letzteren namentlich auch im Main- und Rheingebiete. Sehr dringlich 218 | betonte Herr v. Behr namentlich die Bedachtnahme auf Erzielung einer guten und billigeren Volksnahrung an Fiſchen, empfiehlt deshalb die künſtliche Zucht des Störs und ſchildert den Werth des Karpfens. Dafür, daß auf dieſen Gebieten durch die Thätigkeit der Vereine ſchon ſchätzbare Erfolge erzielt worden ſeien, gibt Redner bündige Nachweiſe. Er gedenkt dabei auch mit warmem Danke der Unterſtützung, welche die gedachten Bemüh— ungen auch außerhalb Deutſchlands gefunden hätten. So habe Herr Profeſſor Dr. Frie in Prag in den böhmiſchen Gewäſſern dem Lachs wieder Zugang zu den Laichplätzen eröffnet, insbeſondere ſich auch um die Herſtellung der neuen, ſehr intereſſanten und auch billig gebauten Lachsleiter bei Thereſienſtadt ſehr verdient gemacht. Herr Baron v. Goſtkowski aus Tomiece in Galizien, der jo ſchöne Erfolge mit der Zucht des Zanders aufzeigen könne, habe ſich um den Import junger Zander von dort nach Deutſchland für Main, Rhein und Bodenſee Verdienſte erworben. Am Rheinfalle bei Laufen habe Herr Präſident Moſer-Ott von Schaffhauſen der aufſteigenden Aalbrut im Intereſſe des Bodenſee's ſeine Fürſorge zugewendet. Aus der nordamerikaniſchen Union ſogar habe man reiche Hülfe gebracht durch Abgabe von Millionen von Eiern edler amerikaniſcher Fiſcharten. Auch über die Ottern— plage und die nothwendigen Bemühungen, ihr abzuhelfen, richtet Herr v. Behr einige vorläufige Worte an die Verſammlung, welche ſeine Erörterungen mit reichem Beifall begleitete. Anknüpfend an Herrn v. Behr's Bemerkungen über Zanderzucht ergriff das Wort Herr Frhr. v. Goſtkowski aus Tomiece, um ſeine practiſchen Erfahrungen in gleicher Richtung mitzutheilen. Wir entnehmen daraus Folgendes: „In meinen Teichen züchte ich hauptſächlich Karpfen. Um aber das in den Teichen vor— handene Fiſchfutter allſeitig auszunützen, füge ich den Karpfen ein gewiſſes Prozent Schleien und Raubfiſche, ferner als Futter für die letzteren eine gewiße Anzahl Weißfiſche hinzu. Da der Hecht als Zugfiſch aus den Teichen entweicht, wählte ich ſtatt ſeiner den Zander. Die erſten Zander bezog ich aus einem fließenden Gewäſſer, der Weichſel. Da jedoch die fließenden Gewäſſer mehr Luft enthalten, als die ſtehenden und im Sommer auch eine niedere Temperatur zeigen als die letzteren, ſo hatte ich in Folge deſſen einen namhaften Abgang an den eingeſetzten Zandern. Die überlebenden aber, welche ſich acelimatiſirt hatten, laichten und lieferten mir eine reichliche Brut, von der bekanntlich Abgabe nach dem Rheingebiet erfolgte. Die Zander laichten bei mir im erſten Jahre erſt im Monate Juni, im zweiten ſchon im Mai und im dritten Jahre, wie auch heuer, gar ſchon im April. In Folge deſſen hatte ich von Jahr zu Jahr eine größer gewachſene Brut. Die jungen im engen Behälter überwinternden Zander freßen ſich gegenſeitig trotz der ihnen zur Nahrung beigeſetzten Weißfiſche in enormer Weiſe auf. So ſind z. B. im Winter 1884/85 von 1000 Schock eingeſetzten, 3 Zoll langen Zandern bis zum Frühjahr nur noch etwa 1000 Stück übrig geblieben, welche aber eine Länge von 5—6 Zoll erreicht hatten. Die Befürchtungen in Deutſchland, daß 1884 im Mainfluße wegen niederen Waſſerſtandes das Waſſer zu warm für den überſiedelten Zander geweſen ſein möchte, waren unbegründet, indem warmes Waſſer dem Zander abſolut nicht ſchadet. Er hält in meinen Teichen eine Temperatur von über 20% R. aus. Ueber— dies haben meine Teiche keinen regelmäßigen Waſſerzufluß, indem dieſer in der wärmſten Jahres— zeit und Trockenheit ganz aufhört, in Folge deſſen ſich der Waſſerſtand in den Teichen ſenkt und deren Waſſer, ebenſo wie in Himmelteichen, wenig lufthaltig iſt. Ferner ſind meine ſämmtlichen Sommerteiche flach. Dennoch gedeiht der Zander in denſelben, obwohl er ein Fiſch des tiefen Waſſers iſt. Immerhin muß bemerkt werden, daß er im Teiche immer die tieferen Stellen aufſucht. Der Zander unterliegt bei mir einer Paraſitenkrankheit. Gelegenheit zur Unterſuchung des Paraſiten bot ſich mir noch nicht dar. Der durchſchnittliche Zuwachs in meinen Teichen beträgt per Joch beim Zander 3 Kilo, beim Karpfen aber 50 bis 60 Kilo.)“ Herr Regimentsauditeur Zenk- Würzburg knüpft hieran eine Reihe intereſſanter Mit— theilungen. Er betrachtet den Zander (Schill, Amaul) als einen Fiſch, welcher nicht allein für die Teichwirthſchaft, ſondern auch für Flüſſe, in denen der Lachs nicht zu häufig, oder für Seen, in denen nicht zu viel Salmoniden ſind, eine hervorragende Rolle ſpiele. Der Verſuch, den Zander aus dem fernen Galizien in den Bodenſee, Main und Rhein zu ver— ſetzen, ſei gelungen. Sehr fraglich ſei es geweſen, ob der Zander in jenen Gewäſſern und namentlich im Main bei deſſen relativ geringem Waſſerſtand und ſeiner ſich leicht erwärmenden Temperatur auch fortkommen werde. Aus Mittheilungen der landwirthſchaft— ) So ſteht es wörtlich geſchrieben vor uns von eigener Handſchrift des Herrn v. Goſt⸗ kowski. Sollte nicht ein Schreibfehler vorliegen? Wenn ja, bitten wir um Berichtigung. Die Red. 279 lichen Centralſtelle für Württemberg, welche auf Berichten der Hafendirection Friedrichshafen beruhten, gehe hervor, daß ſchon mehrfach im Bodenſee Zander gefangen wurden, gewöhnlich im Gewichte von 1/4, ½ bis 2 Pfund und in einer Länge von 25 — 35 em. Nachdem Herr v. Goſtkowski auch eine geringe Zahl einjähriger Zander mitgegeben habe, ſo ſtammten jene im Bodenſee gefangenen Zander jedenfalls?) davon her. Die Fiſcher wollen dort auch ſchon öfter Zander auf Raub beobachtet haben; dagegen von Laich hat noch kein Fiſcher etwas entdeckt. Ferner liegen Mittheilungen des pfälziſchen Kreis-Fiſcherei-Vereins ſowie des rheiniſchen Fiſcherei-Vereins in Bonn vor, wonach auch dort Zander in ziemlicher Anzahl beobachtet wurden. Im Rhein wurden bei Bonn und Coblenz Zander mit 200— 250 Gramm Gewicht gefangen. Die Transportfähigkeit des Zander ſtehe außer Zweifel. Von Seewieſe aus ſeien 20 Zander an den Kaſſeler Fiſchzucht-Verein abgeſchickt worden und mit Ausnahme eines Einzigen wohlbehalten angekommen. Die Fiſcherei-Vereine in Speyer und Bonn wünſchten auch ſehr die Vermehrung des Zander im Rhein. Eigenartig ſeien die Verhältniſſe bezüglich des Main. In den letzten Jahren hatte derſelbe abnorm tiefe Waſſerſtände und hohe Temperaturen. Trotzdem habe der aus den kühlen galiziſchen Gewäſſern gekommene Zander die Probe beſtanden. Die unterfränkiſchen Fiſcher fangen faſt täglich Zander, ſeien auch zum Theil ſo einſichtsvoll, die gefangenen Zander wieder in den Main einzuſetzen. Der hierauf gerichtete Appell des unter— fränkiſchen Kreis-Fiſcherei-Vereins habe freilich nicht überall gefruchtet; leider ſei ſchon eine Anzahl Zander auf dem Markt in Frankfurt a/M. abgeſetzt worden. Redner ſtellt hienach den Antrag: Der deutſche Fiſchereitag wolle beſchließen, es ſei der deutſche Fiſchereiverein zu erſuchen, für den Main Zanderbrut und einjährige Zander in größeren Quanti— täten zur Verfügung zu ſtellen. Antragſteller erklärt dabei, daß er ſeinen Antrag abſichtlich nicht auf Bodenſee und Rhein erſtrecke, dort lägen die Verhältniſſe etwas anders. Der Main habe wenig edlere Fiſche, relativ weniger Hechte, dagegen eine Abundanz an ſogenannten Weißfiſcharten; für den Main paſſe alſo der Zander ausgezeichnet. Der Rhein habe aber Lachſe und andere werthvolle Wanderfiſche; der Bodenſee andere Salmoniden, namentlich Renken ꝛc. und auch viele Hechte. Ueberhaupt müſſe die Frage der Opportunität des Beſatzes mit Zandern für jedes Gewäſſer eigens geprüft werden. Herr Oberfiſchmeiſter Gravenſtein aus Düſſeldorf berichtet, daß ſchon im Jahre 1880 Verſuche gemacht wurden, Zander aus der Elbe bei Magdeburg nach dem Rhein zu bringen. Die Transporte gelangen auch zum Theil und wurde eine Anzahl Zander ausgeſetzt. Von dieſen älteren und erſten Ausſetzungen ſeien ſchon viele Fiſche gefangen worden, erſt jüngſt ein Exemplar mit 51/2 Pfund. Man habe beobachtet, daß der Zander zum Laichen aus dem ſchnell fließenden Rhein in die langſamer fließenden Nebengewäſſer hereinziehe. Denn nur an flachen Ufern ſolcher Gewäſſer könne der Zander laichen. Im Rhein ſeien keine Laichſtellen. (Fortſetzung folgt). II. Kreis-FJiſcherei- Ordnung für in Dayerifdien Regierungsbezirk Hfal;. Nachdem durch § 22 Abſ. 2 der Landes = Ficherei =» Verordnung für das Königreich Bayern vom 4. Oktober 1884 — Kreisamtsblatt Nr. 73 pag. 817 ff. — alle bisher in der Pfalz beſtehenden, entgegenſtehenden Beſtimmungen, insbeſondere auch die ober— polizeiliche Vorſchrift vom 23. Dezember 1872 den Erlaß einer Fiſcherei-Ordnung betr. — Kreisamtsblatt 1872 Nr. 111 pag. 2322 — außer Wirkſamkeit geſetzt find, ſieht ſich die unterfertigte Stelle auf Grund des Art. 126 Ziffer 1 des Polizei-Strafgeſetzbuches vom *) Das ſcheint uns keineswegs fo ſicher, nachdem auch von anderswoher, nämlich aus der Donau durch die mühevolle Vermittlung des Herrn Krauß von Straubing ſchon ältere Zander in den Bodenſee eingeſetzt worden ſind. Die Red. 280 26. Dezember 1871 und zum Vollzuge der oben erwähnten Landes-Fiſcherei-Ordnung ver⸗ anlaßt, nachſtehende oberpolizeiliche Vorſchriften zu verkündigen: I. Zu § 1 Abſ. 4 und § 5 Abſ. 3 der Landes-Fiſcherei-Ordnung. Für nachgenannte Fiſche wird eine Schonzeit feſtgeſetzt wie folgt: Für Hechte: Vom 1. bis incl. 31. Mai. Für Karpfen: Vom 20. Mai bis incl. 30. Juni. Als Minimalmaße werden beſtimmt: a) für Hechte: 33 Centimeter; b) für Karpfen 25 Centimeter. II. Zu $ 1 Abſ. 5 der Landes-Fiſcherei-Ordnung. Im Rheine und den damit zuſammenhängenden Fiſchgewäſſern (Altrheintheile) iſt der Fang des Zander — Lucioperca sandra. L. — bis zum 1. Juni 1888 unbedingt verboten. III. Zu 8 2 Abſ. 5 der Landes-Fiſcherei-Ordnung. Während der vorſtehend unter I und II feſtgeſetzten Schonzeiten für Hechte, Karpfen und Zander haben die Beſtimmungen des § 2 Abſ. 3 und 4 der Landes-Fiſcherei-Ordnung in dem ganzen Regierungsbezirke der Pfalz Anwendung zu finden. IV. Zu $ 17 der Landes-Fiſcherei-Ordnung. Das Einlaſſen von Enten in die Fiſchwaſſer während der Schonzeit der darin vorherrſchenden Fiſcharten iſt verboten. V. Gegenwärtige Vorſchriften treten mit ihrer Publikation im Kreisamtsblatte der Pfalz in Wirkſamkeit und werden Zuwiderhandlungen nach Art. 126 des Polizei-Straf— geſetzbuches mit Geld bis zu 60 AM oder Haft bis zu 14 Tagen beſtraft. Speyer, den 23. September 1885. Königlich Bayeriſche Regierung der Pfalz, Kammer des Innern. v. Braun, kgl. Regierungs-Präſident. III. Ermittlung der Anzahl erbrüteter Jiſchchen. Das eid genöſſiſche Handels- und Landwirthſchafts departement hat hierüber, um dadurchden Geſuchen um Bundesbeiträge für Fiſchbrutanſtalten eine ſichere Grundlage zu geben, folgende Inſtruction vom 21. September 1885 erlaſſen: „Zur Ermittlung der Anzahl in einer Fiſchbrutanſtalt erbrüteter und in öffentliche Gewäſſer auszuſetzender Fiſchchen durch den betreffenden Fiſcherei-Agenten kann zweckmäßig ein gläſerner, gradirter Cylinder von ungefähr 47 mm innerem Durchmeſſer und 20 em Höhe verwendet werden. Die Gradirung geſchieht in Kubifcentimeter und zwar von 10 zu 10 ems von der Oeffnung des Cylinders (als Nullpunkt) beginnend; zwiſchen den Theil— ſtrichen kann noch von 5 zu 5 ems von Aug eintaxirt werden.“) Zunächſt wird ermittelt, wie viel Fiſchchen 1 cm enthält. Zu dieſem Zwecke bringt man aus dem betreffenden Bruttrog (Brutgefäß) in den Cylinder ein ſolches Quantum Fiſchchen ſammt Waſſer, daß die Fiſchchen allein annähernd 40 — 50 ems einnehmen. Man benutzt dazu am beſten eine Pipette. Nun bringt man an die Oeffnung des Cylinders eine Glas- oder ſonſtige Platte oder die Fläche der Hand, kehrt den Cylinder um, läßt das Waſſer abfließen und lieſt raſch ab, wie viel Cubikcentimeter die Fiſchchen für ſich allein einnehmen. Dann läßt man ſie ſofort in ein vorher untergeſtelltes, mit Waſſer gefülltes Gefäß fallen. Die ſo gemeſſenen Fiſchchen werden nun abgezählt. 5 Angenommen, das Maß der Fiſchchen habe im Cylinder den Theilſtrich 40 erreicht und es habe die Abzählung eine Anzahl von 600 Stück Fiſchchen ergeben, ſo kommen, durch Diviſion der 600 durch 40, auf einen Kubifcentimeter 15 Stück oder auf einen Theilſtrich (10 Kubikcentimeter) 150 Stück. Nun füllt man den Cylinder mit Fiſchchen ) Solche Cylinder find bei Optiker Hotz in Bern zum Preiſe von 3 Fres. zu beziehen. 3 und Waſſer aus dem Fiſchtrog voll an, kehrt ihn wie oben angegeben, um, lieſt das Maß der Kubikcentimeter, welche die Fiſchchen einnehmen, ab und notirt ſich die abgeleſenen Kubik— centimeter. Man fährt damit ſo lange fort, bis ſämmtliche Fiſchchen gemeſſen ſind, und notirt jedesmal genau das abgeleſene Maß. Dann addirt man dieſe notirten Maße und multiplizirt die ſich ergebende Summe mit der Anzahl Fiſchchen, welche auf die Einheit (1 ems) kommen. Das Reſultat iſt gleich der Anzahl der erbrüteten Fiſchchen. Bemerkt muß noch werden, daß beim Umkehren des Cylinders der Theilſtrich, den die Fiſchchen erreichen, möglichſt raſch abzuleſen iſt und die letzteren möglichſt raſch wieder in's Waſſer fallen gelaſſen werden müſſen, damit ſie unter dieſem Verfahren nicht leiden.“ IV. Vermiſchte Mittheilungen. Auszeichnungen. Bei dem diesjährigen Centrallandwirthſchaftsfeſte (Oktoberfeſt) in München wurden Herr Friedrich Zenk, k. Regimentsauditeur und I. Vorſtand des unterfränkiſchen Kreis-Fiſcherei-ʃvereins in Würzburg mit der goldenen und Herr Privatier Schirmer, II. Vorſtand des oberfränkiſchen Kreis-Fiſcherei-Vereins in Bayreuth mit der großen ſilbernen Denkmünze des landwirthſchaftlichen Vereins für Bayern beehrt. — Dem II. Präſidenten des Bayeriſchen Landes-Fiſcherei-Vereins, Oberſtlandesgerichtsrath Dr. Staudinger, hat der Steyermärkiſche Fiſcherei-Verein, welcher denſelben im heurigen Frühjahre, wie ſchon mitgetheilt, mit der Ernennung zu ſeinem Ehrenmitglied auszeichnete, hierüber jüngſt ein ſehr ehrenvoll textirtes und auf's feinſte und geſchmack— vollſte von Künſtlerhand in Wien hergeſtelltes Diplom überſendet. Todesfall. Der Bayeriſche Fiſcherei-Verein iſt in aufrichtige Trauer verſetzt durch den jüngſt erfolgten Tod ſeines vieljährigen Mitgliedes, des k. Majors a. D. Ludwig Ritter von Schallern in München, eines Mannes, deſſen biederes, gerades und dabei ſo liebenswürdiges Weſen ihm zahlreiche Freunde und die Hochachtung Aller erworben hatte. Der Fiſchereiſache war er mit großer Wärme und opferwilliger Thätig— keit zugethan. An den Vorbereitungen zum erſten Deutſchen Fiſchereitag eben lebhaft mitbeſchäftigt, wurde er kurz vor deſſen Beginn an jener Krankheit bettlägerig, welche ihn nur allzufrüh in's Grab gebracht hat. Ehre ſeinem Andenken! Statiſtik der Fiſchzuchtanſtalten. Mit Herſtellung einer ſolchen iſt man bekannt- lich in Sachſen und Bayern vorangegangen. Sehr erfreulicher Weiſe folgt die Schweiz bereits nach. Das Handels- und Landwirthſchaftsdepartement in Bern hat zu dieſem Zwecke ſehr inſtructive Fragebogen amtlich verſendet. Fiſchereipflege in Rußland. Profeſſor O. von Grimm iſt zum Inſpector der Ruſſiſchen Fiſcherei ernannt worden. Derſelbe hat im Frühjahr einige Monate in Aſtrachan zugebracht, um die dortige Heringsfiſcherei zu ſtudiren, die in dieſem Jahre faſt 350 Millionen Heringe geliefert hat. Er wird demnächſt den Aralſee, den Amu Darja und Syr Darja bereiſen, um die dortigen Fiſchereien beſſer zu organiſiren. W. I. Brutanſtalt für Seefiſche. Eine ſolche iſt im vergangenen Jahre bei Arendal in Norwegen zunächſt verſuchsweiſe eingerichtet worden. Dieſelbe hat, trotzdem laichreife Fiſche nur in geringer Menge zu erhalten waren, und obgleich die richtige Behandlung der Eier erſt durch Verſuche ermittelt werden mußte, ſofort ſehr erfreuliche Reſultate ergeben. Von zwölf Millionen Dorſcheiern wurden fünf Millionen Fiſchchen erzogen und ausgeſetzt. 3 850,000 Flundereier lieferten 1'350,000 Flundern. Die Dorſche konnten nach einigen Monaten als kleine Fiſche im flachen Waſſer in der Nähe des Grundes beobachtet werden und wurden gelegentlich in einer Länge von 5—10 em gefangen. W. L. Die Auſternzucht in Norwegen, welcher in den letzten Jahren beſondere Auf— merkſamleit zugewandt iſt, verſpricht ſehr gute Erfolge. Außer den Anlagen bei Tysnäs ſchreibt „Bergens Aftenblad“, eröffnet auch die der Auſterncompagnie Norwegen gehörende Anlage die günſtigſten Ausſichten. Auf einer der Bänke liegen jetzt 250,000 Auſtern, die in zwei Jahren verkäuflich ſein werden. E. B. 282 Amerikanische Perlen und Muſchel-⸗Fiſcherei. In früheren Jahren bezog Europa den größten Theil ſeines Bedarfs an Muſcheln von der Küſte des Mittelmeeres und des indiſchen Oceans. Auch China und Japan verſehen Europa mit Muſcheln. Seit einigen Jahren hat ſich aber auch an der amerikaniſchen Küſte des Stillen Meeres ein ganz bedeutender, in fortwährendem Wachſen befindlicher Handel in Muſcheln aufgebaut, deſſen Hauptſitze die californiſchen Orte Los Angeles, San Diego, San Pedro und Santa Barbara ſind. Die Pacific-Küſte und die Küſten-Inſeln bis nach Mexiko herunter liefern Muſcheln. Nach der Pacific-Küſte werden auch viele Muſcheln von China, Japan und der Südſee gebracht. Für alle iſt Europa der Markt. Frankreich kauft die meiſten Muſcheln, dann ſind die größten Käufer Deutſchland, Belgien, Holland und England. Die Produkte der Muſchelfiſchereien der Pacific-Küſte beſtehen in Perlmutter, Perlmuſchel und den ordinären Muſchelſorten. E. B. Felchenfang am Bodenſee. Aus Konſtanz erhielt das „Schwäbiſche Fiſcherblatt“ folgende Mittheilung vom 20. Juli: „Der diesjährige Blaufelchenfang, welcher im Mai beginnt und bis in den Oktober dauert, iſt bis jetzt weit hinter dem Ergebniß der letzten fünf Jahre zurückgeblieben, indem das Fangergebniß kaum die Hälfte beträgt in dieſem Jahre gegen das letztjährige. Dieſes ſchlechte Reſultat ſchreiben die Fiſcher meiſtens der kalten, lang andauernden, ſtürmiſchen Witterung im Frühjahr (Mai) zu, weil zu dieſer Zeit das Blaufelchen alljährlich von ſeiner Wanderſchaft aus dem Oberſee (Langen— argen, Lindau) zurückkehrt. Die meiſten Felchen verrichten nemlich ihr Laichgeſchäft im Oberſee und kehren dann in den Ueberlinger See zurück; nur ein kleiner Theil bleibt im letzteren und laicht auch dort. Iſt nun das Frühjahr gut, ſchön, warm, mit warmem Regen, ſo iſt der Fang im Sommer viel ergiebiger, weil das Felchen in dem warmen See hoch ſtehen bleibt, indem es das warme Waſſer angenommen hat. Es kann alſo viel leichter mit dem ſchwebenden Zuggarn (auch Blusgarn genannt) gefangen werden. Iſt aber im Frühjahr die Witterung rauh und in Folge davon das Waſſer kalt, ſo nimmt der Fiſch das kalte Waſſer an. Kommt nun die wärmere Jahreszeit und das Waſſer wird im Sommer wärmer, ſo ſtellt ſich der Fiſch in das im Frühjahr an— genommene kältere Waſſer, welches vielleicht über 100 Fuß tiefer iſt, als mit dem ſchwebenden Zuggarn gefiſcht werden kann. Dann iſt das Fangergebniß nichts oder ſehr gering, weil das Netz über die Fiſche weggeht und dieſelben mit dem Netz nicht erreicht werden können. Auch dieſes Jahr gehört zu ſolchen ungünſtigen Jahren. Eben darum ſind die Blaufelchen zeitweiſe ſo rar und oftmals, beſonders in der Saiſon, mit ſo hohen Preiſen bezahlt worden, wie die Forellen. Zander (Fogos). Die Wiener „Allg. Sport-Zeitung“ ſchreibt: „Der Plattenſee, ſonſt ſo reich an herrlichen Exemplaren des Zander, oder wie er in Ungarn genannt wird, des Fogos, weiſt ſeit wenigen Jahren ſehr wenig große derartige Fiſche auf, ſo daß man es bereits vor zwei bis drei Jahren in ernſte Erwägung zog, wie dieſem Uebelſtande und ob vielleicht durch die künſtliche Zucht des ſo hochwerthigen Fiſches abge— holfen werden könne. Die angeſtellten Verſuche führten aber leider zu keinem Reſultate, da noch immer zu viel Raubfiſcherei getrieben wird und namentlich die vorgeſchriebene Maſchenweite der Fangnetze zu wenig beachtet wird. Neuerdings wurde der Vorſchlag gemacht, die Plattenſee-Fiſcherei durch eigens aufgeſtellte Organe überwachen zu laſſen, um wenigſtens die noch vorhandenen kleinen Zander zu erhalten und in zwei bis drei Jahren wenigſtens halbwegs größere Exemplare fangen zu können“. So jenes Blatt. Wenn es ſich ſo verhält, iſt es recht bedauerlich! Mit der ſogenannten künſtlichen Zucht des Zander wird man übrigens aus phyſiologiſchen Gründen ſchwerlich Erfolg haben. Tümmler. Glücksburg, 3. September (Herzogthum Schleswig). Ein intereſſantes Schauſpiel bot ſich den Paſſagieren, welche am letzten Samſtag Abends von hier nach Flensburg auf dem Dampfer fuhren. Drei recht große Tümmler (Delphine) umſpielten in gutmüthiger Sorgloſigkeit den Bug des Schiffes auf mehr als die halbe Wegslänge, indem ſie bald auf der einen Seite, bald auf der andern mit dem Dampfer die Fluthen durchſchnitten, von Zeit zu Zeit vor dem Bug desſelben mit großer Behendigkeit vorüber— ſchoſſen, oder im drolligen Sprunge mit ihren im Mondſchein glänzenden Körpern aus 283 den Wellen emporſchoſſen. Vor der Stresauer Bucht find jchon ſeit längerer Zeit ein und mehrere größere Thiere beobachtet worden und ſoll ſich bei Landacker ein Rudel von 10 Stück gezeigt haben. W. IL. Schonrevier. Sonderburg, 8. September. Zufolge Miniſterial-Verfügung iſt in Hörupkoſch, Kreis Sonderburg, vor dem Ausfluſſe der Wibeck ein Fiſchſchonrevier angelegt worden. Die Grenzpunkte ſind durch Zeichen erkennbar gemacht. Innerhalb des Schonreviers iſt jede Art des Fiſchfanges, welche nicht von der Aufſichtsbehörde geſtattet wurde, bei Geldſtrafe verboten. W. IL. Hummern. Von Canada aus wird geſchrieben, daß gegenwärtig der Verſuch gemacht wird, Hummern lebend auf den engliſchen Markt zu bringen. Der Dampfer Clifton iſt mit einem großen Waſſerbehälter, worin ſich 500 lebende Hummern befinden, von Miramichi nach England abgeſegelt. Wenn dieſelben ihren Beſtimmungsort in gutem Zuſtande erreichen, jo wird ein großes Geſchäft in dem Artikel erwartet. In präſervirtem Hummer beſteht bereits ein ſehr beträchtliches Geſchäft mit Großbrittannien. Von Canada verſenden davon reichlich 600 Fabriken 16—17 Millionen Blechbüchſen im Werthe von circa 2½ Millionen Dollars, nach brittiſchen, amerikaniſchen und anderen Häfen. W. L. Ottervertilgung. Gelegentlich einer im Bayerischen Fiſcherei-Verein gepflogenen Beſprechung der Otternplage wurde von hochgeſchätzter Seite angeregt, es möchten doch erhöhte Prämien eigens für ſolche Perſonen ausgeſetzt und ausgezahlt werden, welche ſich durch Ermittlung von Otterbauen mit dem Erfolge verdient machten, daß es in Folge deſſen gelang, die ganze Inſaſſenſchaft an Jungen zu beſeitigen. Da zweifellos durch Aufſpürung und Tödtung eines ganzen Nachkommenſtammes eines Otterpaares noch viel mehr genützt wird, als durch Vertilgung einzelner Otterexemplare, ſo empfehlen wir obige Anregung allſeitiger Würdigung! Krebszucht. Der „Bayeriſche Kurier“, welcher den Fiſchereiintereſſen überhaupt mannigfache Förderung entgegenbringt und dafür Dank der Fiſchereifreunde verdient, bringt folgende Notiz aus Oettingen in Bayer. Schwaben: „Vor kurzer Zeit hat der hieſige Stadtmagiſtrat von Berlin (ſicherlich von der Firma Micha. Red. d. B. F.-3. 300 Krebſe bezogen, um ſie zur Vermehrung in der Wörnitz einzuſetzen. Es waren 100 Männchen und 200 Weibchen. Dieſelben wurden an drei verſchiedenen Stellen der Wörnitz übergeben und hofft man, da ſie aus einer ſehr berühmten Krebszucht— anſtalt ſtammen, auf eine gute Fortpflanzung. Wenn ſich die Zucht gut acclimatiſirt, ſo will man ſpäter Krebſe der Altmühl einpflanzen, um ſchließlich die Krebszucht rationell zu betreiben. Bemerkenswerth iſt, daß, trotzdem die Keebſe faſt drei Tage unterwegs waren, nur drei Stück crepirten und die andern gleich nach dem Auspacken ihren gewohnten Gang antraten. V. Fiſcherei- und Fifhmarktberidte. Die Fiſchräucherei in Ellerbeck am Kieler Meerbuſen wird nach dem Berichte der Kieler Handelskammer für das Jahr 1884 in mehr als 40 Räucheranſtalten betrieben, welche die friſchen Fiſche theils von Ellerbecker Fiſchern, deren 58 dort anſäßig ſind, theils von Flensburg, Eckern— förde, Apenrade, Jütland, Kopenhagen, Schweden und Norwegen beziehen. Die Hauptthätigkeit dieſer Räuchereien fällt in die Zeit von Auguſt bis Mai. Der Poſtverſand in kleinen Kiſten gegen Nachnahme hat ſich in den letzten Jahren gehoben. Die Zahl der in Kiel gegen Poſtnachnahme verſandten Kiſten betrug 1881 an Stückzahl 133,380; 1882: 181,008; 1883: 288,522; 1884: 211,280. Der Nachnahmebetrag belief ſich im Jahre 1881 auf 544,230; 1882: 539,820; 1883: 910,620; 1884: 707,130 4 W. L. Heringe. Der Wochen⸗Import an ſchottiſchen Oſtküſten-Heringen iſt ſehr bedeutend geweſen und betrug 44,089 Tonnen, jo daß ſich die Geſammtzufuhr bis heute auf 230,639 Tonnen gegen 189,077 Tonnen in 1884, 165,841 Tonnen in 1883, 142,057 Tonnen in 1882, 117,354 Tonnen in 1881, 134,721 Tonnen in 1880, 114,526 Tonnen in 1879, 111,485 Tonnen in 1878, 115,126 Tonnen in 1877, 97,157 Tonnen in 1876, 152,555 Tonnen in 1875, bis zu gleicher Zeit, ſtellte. Das Geſchäft hat in Folge der großen Zufuhren eine Stockung in den Platzumſätzen erlitten, welche ſonſt in dieſer Jahreszeit nicht einzutreten pflegt. Die Käufer wurden zurückhaltend und beſchränkten 284 ſich nur auf die Ankäufe des nothwendigſten Bedarfes und aus dieſem Grunde mußten die Preife eine weitere Einbuße erleiden. Crown- und Fullbrand wurden mit 36 bis 37 A. tranſ. gehandelt. Von Norwegen wurden 1768 Tonnen neue Fettheringe zugeführt und war für die groß-mittel und reell-mittel eine lebhafte Kaufluſt, während für die kleineren die Nachfrage ſtark abgeſchwächt iſt. In Norwegen wird augenblicklich ein ſehr umfangreicher Fettheringsfang betrieben. Mit den Eiſenbahnen wurden vom 9. bis 15. September von allen Gattungen 4548 Tonnen verſandt, mithin Total-Bahnabzug vom 1. Januar bis 15. September 91,213 Tonnen gegen 75,775 Tonnen in 1884 bis 16. September. Sardellen. Stettin im September. Das Geſchäft darin hatte einen ruhigen Verlauf. 1885er wurden mit 32 M 50 J per Anker gekauft, 33 gefordert, 1884er 59 “ gefordert, 1882er 84 M. bezahlt und gefordert, 1881er 85 & gefordert. Oſtſ. Ztg. Rendsburg, 10. Oktober. Bei größerer Zufuhr namentlich an Goldbutten ſtellte ſich der Preis für dieſe durchſchnittlich hoch und wurde bezahlt für kleinere per Stück 10, größere 15 bis 30 ; Dorſche waren klein und wurden mit 20 J per ¼ Kilo, Barſche 40 bis 60 , Brachſen 40 J, Aale 60 bis 90 5 per ½ Kilo bezahlt. Schellfiſche waren klein und für 25 3 per 7 Kilo angeboten. W. L. Hamburg und Altona, 10. Oktober. Außer von Elbfiſchen waren von auswärts für beide Märkte zu folgenden Preiſen angelangt und wurden verkauft: Schellfiſch 3 bis 6 M, Schollen 2 bis 18 M, Elbbutt 1% 50 4 big 6 /, Sture 70 bis 14 20 , Schnegel 4 4 bis 5 K. 50 per Stieg, Seezungen 1A, Steinbutt 1%, Kleiße 45 bis 70 J, Raag 50 , Lachs⸗ forellen 1% 30 4, Aale 40 4 bis 14 50 J per ½ Kilo, Stint 60 bis 1 4 per kleinen Korb, Dorſch 3 AM. 50 bis 5 / per Korb. Die Zufuhr war im Ganzen nicht ſehr bedeutend. W. I. Inserate. Die Kisch zuckkanſkalk des Bayer. Kiſchereinereins (gelegen nächſt Htarnberg bei Münden) liefert in der Winterperiode 1885/86 embryonirte Edelſiſcheier nachbezeichneter Arten zu beigeſetzten Preiſen pro Tauſend: Barhforellen (Trutta fario) 5 A; Saibling (Salmo Salvelinus) 6 M; Renke und Bodenrenke (Blau- und Sandfelchen; Coregonus Wartmanni und Coregonus Fera) 2 / Vorausſichtlich werden auch Eier vom Bachſaibling (Salmo fontinalis) disponibel ſein; Preisbeſtimmung hiefür vorbehalten. — Mitglieder des Bayer. Fiſchereivereins erhalten 100% Rabatt. — Renkeneier werden in der Regel nur in Poſten von wenigſtens 10,000 Stück abgegeben. — Verpackung wird eigens, aber billigſt berechnet. Porto und Gefahr der Sendung zu Laſten der Herren Beſteller. — Für guten Ausfall der weiteren Brütung wird nicht garantirt. Auf Jungbrut von Forellen und Saiblingen werden Beſtellungen ſchon jetzt vor⸗ gemerkt und je nach dem Brutergebniſſe erledigt. Preis für das Tauſend 15— 21 Adrelle: München, Sonnenſtraße 7/3 r. Zilligſte Bezugsquelle! Pergamentpapier III... 4 J 45.— per 50 Kilo, 8e Weißes Einwickelpapier na à AM. 18.— per 50 Kilo. Gebr. Rheinstrom, Pnpierwanrenfabrik, Kaiſerslautern. Ge ſu cht Agenten und Reiſende zum Verkauf von Kaffee, Thee, Reis und Pamburger Cigarren an Private gegen ein Fixum von 300 Mark und gute Proviſion. (3b Hamburg. J. Stiller & Co. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. Julius Staudinger in München. Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel zu beziehen durch Chriſtian Kaiſer in München. Die nüchſte Nummer erſcheint am 1. November 1885. a IS | in Bayeriſche Jiſcherei-Zeitung. Erſcheint monatlich zwei- bis dreimal. 5 die gr rg Petitzeile Abonnementspreis jährlich 4 Mark. All — O tion und Beſtellbar bei allen Poſtanſtalten und 9 m 9 Buchhandlungen. Für Kreuzband⸗ e eine r an ed e its zuſendung 1 Mark jährlich Zuschlag ünchen, Sonnenſtr. 7/ r. für die Geſammkinkereſſen der Fiſckerei, ſowie für die Beſtrebungen der Fihhereinereine. In Verbindung mit Tachmännern Deutſchlands, HGeſterreich⸗-Angarns und der Schweiz herausgegeben vom Vahyeriſchen Tiſchereiverein. r Nr. 25. c. au München, 1. November 1885. X. Jahrg. Inhalt: I. Die Verbreitung des 77 Schwarzbarſches im oberen Sub. — II. Einkauf und Zubereitung der Fiſche. — III. Kreis-Fiſcherei-Ordnung für den Regierungsbezirk Oberbayern vom 21. Oktober 1884, publizirt am 27. Oktober 1885. — IV. Literariſches. — V. Vermiſchte Mittheilungen. VI. Fiſcherei- und Fiſchmarktberichte. — Inſerate. I. Die Verbreitung des amerikaniſchen Schwarzbarſches im oberen Hudſon. (Vgl. Forest and Stream 23. Juli 1885.) Bekanntlich iſt der Schwarzbarſch urſprünglich zu Hauſe in dem Gebiete des St. Lowrence— Stromes und der großen Süßwaſſerſeeen Nordamerikas, ſowie im Gebiet des Miſſiſſippi. Er fehlte in den ſüdlich vom St. Lowrence-Strome in den atlantiſchen Ocean mündenden Flüſſen, und wurde erſt in dieſem Jahrhundert im Hudſon, Delaware, Potomac und anderen Flüſſen eingeführt. Ueber die Verbreitung des Fiſches im Hudſon-Fluſſe berichtet Mr. A. N. Chency folgendermaßen: Der Black Baß iſt aus den großen Süßwaſſerſeen, durch den im Jahre 1825 voll— endeten Erie-Kanal und den Mohawk- Fluß in den Hudſon gegangen. Er iſt nicht im Stande, ſelbſt ganz kleine Fälle oder ſtärkere Stromſchnellen hinauf zu ſchwimmen, welche Forelier und andere Fiſche ſpielend überwinden. Er ſammelt ſich unterhalb derſelben im Früh an, als wolle er aufſchwimmen, kann es aber nicht. Deßhalb konnte er von der Mür g des Mohawk-Fluſſes im Hudſon nur bis zu Baker's Fällen bei Sandy Hill, viele nur bis zu dem Wehr bei Fort Miller gelangen. Ich weiß nicht genau, wann dieß Ihr erbaut worden iſt; aber Baker's Fälle find eine natürliche Barre, welche den Wanderungen der Shatfiſche früher ein Ziel ſetzte. Später geſchah dieß durch die unter— halb erbauten Wehre bei Miller's Fort und Troy. In den oberen Hudſon iſt der Schwarz— 286 — — — barſch auf andere Weiſe gelangt. Er wurde in Effner's See eingeführt, und verbreitete ſich durch den Abfluß dieſes Sees und den Sacandaga-Fluß in den oberen Hudſon. Beide vereinigen ſich bei Luzerne. Die dort befindlichen kleinen Waſſerfälle hinderten den Schwarz— barſch, in das oberhalb gelegene Gebiet des Hudſon zu gehen. Unterhalb der Fälle wurden die Fiſche in Menge gefangen, oberhalb aber kein einziger. Die Fälle ſind ganz unbedeutend und Forellen und andere Fiſche ſchwimmen mit Leichtigkeit über dieſelben hinauf, nicht aber der Schwarzbarſch. Erſt als letzterer in den Schroon-See eingeſetzt worden war, ging er durch den Schroon-Fluß hinab in den Hudſon und gelangte jo in das Waller oberhalb der Luzerne-Fälle. Vom Sacandaga-Fluſſe ging der Schwarzbarſch ſtromab über die Big— und Palmer-Fälle, Glen's-Fall, Bauers-Fall und das Fort Edwards-Wehr und gab den Fiſchern ausgezeichnete Ausbeute. f Mir ſcheint aus dieſen Beobachtungen hervorzugehen, daß wir den Schwarzbarſch ohne Bedenken in unteren Stromgebieten, im Bereich der Barben- und Bleiregion ausſetzen können, und daß keine Gefahr vorhanden iſt, daß der Fiſch in die Forellengewäſſer aufſteigen und Forellen und Lachſen Abbruch thun wird. Ich bin umſomehr davon überzeugt, weil das Flußgebiet des St. Lowrence-Stromes und der großen Süßwaſſer-Seeen außerordentlich reich iſt an herrlichen Forellenbächen und unterhalb des Niagara-Falles auch außerordentlich reich an Lachſen und Forellen, obgleich dort überall der Schwarzbarſch urſprünglich zu Hauſe iſt. Ich berufe mich auf die Schilderungen von Rooxvelt in ſeinem „Game Fish of the North“ und ſeinem „Superior Fishing“ und auf Hollock's „Fishing Tourist“. Auch hier iſt der Grund dieſer Erſcheinung darin zu ſuchen, daß die Lebensbedingungen des Schwarz— barſches verſchieden ſind von denen der Forelle und des Lachſes, und daß in Folge deſſen dieſe Fiſcharten verſchiedene, räumlich getrennte Waſſergebiete bewohnen. Deßhalb wird von der amerikaniſchen Commission of Fisheries der Schwarzbarſch in Gewäſſer eingeführt, die keine Forellen enthalten, und die Erfolge ſind durchaus befriedigend. Max von dem Borne. II. Einkauf und Zubereitung der Fifde. Ueber die vom Standpunkte der Verwerthung der Fiſchnahrung, namentlich im bürger— lichen Haushalte, wichtige culinariſche Frage der Auswahl der Fiſche beim Händler und deren Behandlung in der Küche enthält das jüngſte (4. Heft) der Mittheilungen der Section des deutſchen Fiſcherei-Vereins für Küſten- und Hochſeefiſcherei“) einen lehrreichen Aufſatz, den wir nach eingeholter Erlaubniß der Redaktion dieſer Zeitſchrift nachſtehend im Aus— zuge auch unſeren freundlichen Leſern vermitteln und zwar aus einem doppelten Grunde. Einmal wird darin dem conſumirenden Publikum vor Augen geführt, wie auch der Seefiſch zu ſchmackhafteſter Speiſe dienen kann. Der Conſum eines phyſiologiſch werthvollen und dabei billigen Volksnahrungsmittels wird dadurch aber weſentlich gefördert. Sodann bietet alles das, was a. a. O. von Seefiſchen geſagt wird, auch vielfache lehrreiche Analogien für die Behandlung unſerer Süßwaſſerfiſche, denen nicht ſelten unter den Händen der Küchenbeherrſcherinnen gar übel mitgeſpielt wird, ſo daß dabei an Wohlgeſchmack und Nahrungs— werth des Fiſches nur zu viel verloren geht. Gedachter Aufſatz gibt nun folgende Lehren: ) Wir machen bei dieſer Gelegenheit wiederholt auf dieſe intereſſanten Publikationen aufs merkſam. Abonnemenfspreis für die Monate Juni — Dezember 1885 3 Mk., für das ganze Jahr von 1886 ab 6 Mk. Beſtellungen bei der Moeſer'ſchen Hofbuchhandlung, Berlin, Stall- ſchreiberſtraße 34, 35, ſowie bei allen Poſtanſtalten und Buchhandlungen. — Berufsmäßigen Fiſchern, Fiſcher-Innungen, Fiſcherei-Genoſſenſchaften, ſowie den Gemeindevorſtänden von Fiſcher— Dörfern kann der Abonnementspreis auf die Hälfte ermäßigt werden. Schriftliche Anträge ſind an den Vorſitzenden der Section, Geheimen Regierungsrath Herwig, Berlin, Schützenſtraße 26, zu richten. Die Zuſendung der Hefte bei ermäßigtem Abonnement erfolgt portofrei durch die Moeſer'ſche Hofbuchhandlung. An dieſelbe iſt auch die Einzahlung des Abonnementspreiſes durch Poſtanweiſung zu leiſten. Aufſätze, deren Aufnahme in die Mittheilungen gewünſcht wird, ſind an den Geheimen Regierungsrath Herwig, Berlin, Schützenſtraße 26, oder an Profeffor Benecke, Königsberg in Pr. zu richten. | 287 nn „Je friiher und lebeuskräftiger der Fiſch bei ſeiner Tödtung war, je kürzere Zeit zwiſchen dieſer und ſeiner Zubereitung verfloß, um ſo ſchmackhafter wird er auf dem Tiſche erſcheinen. Indeſſen wäre es ganz verkehrt zu glauben, daß unter allen Umſtänden ein Fiſch, der erſt in der Küche ums Leben gebracht iſt, einem todt auf dem Markte gekauften vorzuziehen ſei. Für die Güte des Fiſches, wie jedes anderen Schlachtthieres, iſt es weſentlich, daß er in vollkommener Geſundheit möglichſt plötzlich getödtet wird. Man kann aber die in kleinen Wannen in wenigem Waſſer zur Schau geſtellten und mitunter ſtundenlang der Sonne aus— geſetzten Fiſche, die halb erſtickt hin und wieder noch ängſtliche Sprünge machen, unmöglich für geſund anſehen und ihnen ohne weiteres vor todten Fiſchen den Vorzug geben. An ſehr vielen Orten ſind ja auch Süßwaſſerfiſche anders als todt überhaupt nicht zu erhalten, weil ſie nur aus weit entfernten Gewäſſern bezogen werden können, und werden doch allgemein gerne gegeſſen. In noch viel geringerem Umfange als Süßwaſſerfiſche können natürlich See— fiſche lebend zum Verkauf geſtellt werden. Wir verdenken es keinem Küſtenbewohner, wenn er ſeinen Dorſch, Goldbutt ꝛc. lieber lebend aus dem Behälter des Fiſchers in Empfang nimmt, als daß er ihn todt kauft, es liegt aber nicht der geringſte Grund vor, ſich vor todten, wenn nur gut conſervirten Seefiſchen zu ſcheuen. Seefiſche haben einen eigenthümlichen ſtrengen Geruch, der von demjenigen der Süß— waſſerfiſche verſchieden und bei Nordſeefiſchen ſtärker iſt als bei ſolchen aus der Oſtſee. Dieſer Geruch iſt aber ſchon dem lebenden Fiſche eigen und nicht mit Fäulnißgeruch zu verwechſeln. Fühlt ſich das Fleiſch des Fiſches derb und feſt an, ſind ſeine Kiemenblättchen feſt und roth oder wenigſtens röthlich, nicht grau oder blauroth gefärbt, zeigt die Haut friſche, nicht bleiche oder erloſchene Farben, ſo wird man den Fiſch ohne Bedenken kaufen dürfen. Eine vorſichtige Behandlung der eingekauften Fiſche auf dem Heimwege und in der Küche muß dem Dienſtperſonal dringend eingeſchärft werden. Nur zu oft ſieht man Fiſche mit Kartoffeln und anderen Waaren gewaltſam in Körbe oder Tragenetze einpreſſen, wobei leicht die Gallenblaſe geſprengt werden kann, ſo daß die ausfließende Galle dem ganzen Fiſche oder doch einzelnen Theilen desſelben einen durch Abwaſchen und Auspwäſſern nicht vollſtändig zu beſeitigenden bitteren Geſchmack verleiht. i Nach dem Abſchuppen des Fiſches find die Kiemen, die gewöhnlich der Sitz von Schmarotzerwürmern ſind, und ſehr häufig zwiſchen ihren feinen Knochenfortſätzen auch Schlamm, Waſſerpflanzen oder Nahrungsreſte enthalten, vollſtändig zu entfernen. Der Bauch wird dann mit einem ſcharfen Meſſer vorſichtig vom Halſe bis zum After aufgeſchnitten, um die unmittelbar an dem letzteren und an der Mundhöhle abzuſchneidenden Eingeweide entfernen zu können. Die Schwimmblaſe iſt bei vielen Seefiſchen mit den erſten Rippen und Wirbeln ſo feſt verwachſen, daß ſie nur gewaltſam und in Fetzen losgeriſſen werden kann. Jederſeits, neben der Wirbelſäule liegt, durch eine harte blanke Haut von der Bauch— höhle getrennt, ein dunkelbrauner Streifen, die Niere, die gewöhnlich für geronnenes Blut angeſehen wird, und durch Kratzen mit einem ſpitzem Meſſer oder mit dem Fingernagel leicht entfernt werden kann. Sind die Fiſche vollkommen friſch, ſo iſt die Leber vieler Arten nach vorſichtiger Abtrennung der Gallenblaſe ſehr gut zu verwenden, bei nicht zweifel— los friſchen Fiſchen wird ſie beſſer fortgeworfen. Nachdem der Fiſch noch ſchnell, aber ſorgfältig abgewaſchen iſt, wird ſofort mir ſeiner Zubereitung begonnen. Fiſche zum Aus— wäſſern ſtundenlang in Waſſer liegen zu laſſen, iſt ganz verwerflich, da der Fleiſchſaft dadurch ausgelaugt und das Fleiſch um ſo geſchmackloſer und trockner wird, je länger die Aus— wäſſerung gedauert hat. Die hauptſächlichſten Zubereitungsarten, denen der Fiſch in der Küche unterworfen wird, ſind: 1. Das Kochen in Waſſer oder wäſſerigen Flüſſigkeiten (Wein, Bier, Eſſig, Mitch ꝛc.). Dahin iſt auch das Schmoren und Dämpfen zu rechnen. 2. Das Kochen in Fetten (Friture). 3. Das Braten. 288 1. Das Kochen in Waſſer. Das Fleiſch der Fiſche iſt, wie das aller anderen Thiere, zum weitaus größten Theile aus Eiweißſtoffen zuſammengeſetzt, die häutigen Scheidewände der Muskelplatten beſtehen aus dem ſogenannten Bindegewebe. Durch die Siedehitze des Waſſers werden die Eiweißſtoffe des Fleiſches zum Gerinnen gebracht, während ſich das Bindegewebe der Scheidewände in Leim verwandelt und auflöſt, ſo daß der ganze Seitenmuskel der Quere nach mehr oder weniger vollſtändig in flache Schollen zerfällt. An vielen Orten hat man die Gewohnheit, die Fiſche mehrere Stunden oder ſelbſt einen Tag vor dem Kochen einzuſalzen, es iſt das aber nicht zu empfehlen, weil dadurch dem Fleiſch ein größerer oder geringerer Theil ſeines Saftes entzogen wird; die ſo behandelten Fiſche werden beim Kochen härter und ſaftloſer und die Muskelplatten löſen ſich weniger vollſtändig von einander. Man ſollte daher, wenn man nicht gerade dieſe Wirkung zu erzielen wünſcht, den Fiſch nicht länger als eine Stunde vor dem Kochen einſalzen. Alle Seefiſche ſollen mit kaltem Waſſer ans Feuer geſetzt, ſchnell ins Kochen gebracht und nachdem ſie, je nach der Größe 5— 15 Minuten in lebhaftem Kochen erhalten ſind, noch eine halbe oder ganze Stunde oder unter Umſtänden noch länger bei ſchwächerem Feuer nachſieden. Bringt man ſie gleich in kochendes Waſſer, ſo platzt nicht nur die Haut, ſondern oft auch die Muskulatur in unregelmäßiger Weiſe und das Fleiſch wird nicht ſo gleichmäßig blättrig, wie man es zu lieben pflegt. Auch durch ein zu langes lebhaftes Kochen wird der Fiſch unanſehnlich und zerfällt in formloſe Stücke, während bei einem längeren ruhigen Nachſieden, ohne ſtärkeres Aufwallen die einzelnen Fiſche oder Fiſchſtücke äußerlich ihren Zuſammenhang bewahren, und doch die bindegewebigen Scheidewände der Muskelplatten ſo vollſtändig aufgelöſt werden, daß der blättrige Zerfall des Seitenmuskels in regelmäßigſter Weiſe eintritt. Kommt während des Nachſiedens die Flüſſigkeit wegen ungenügender Regulirung des Feuers wieder einmal in zu lebhafte Wallung, ſo läßt ſich durch Nachgießen von etwas kaltem Waſſer leicht Abhilfe ſchaffen. Ein längeres Nachſieden iſt namentlich für ſolche Fiſcharten zu empfehlen, die an ſich einen wenig ausgeprägten Geſchmack haben, und die ſich daher mit den Beſtandtheilen der Brühe ſättigen ſollen. Die Menge der Flüſſigkeit, in welcher die Fiſche gekocht werden, ſoll, wenn man nicht die Bereitung einer Fiſchſuppe beabſichtigt, nur gerade hinreichen, um die Fiſche zu bedecken, da größere Flüſſigkeitsmengen dem Fleiſch auch eine größere Maſſe werthvoller Stoffe entziehen, die dann nutzlos verloren gehen, da zur Bereitung von Saucen ꝛc. nur verhältnißmäßig geringe Mengen der Fiſchbrühe verwendet werden. Zum Kochen ſolcher Fiſche, die einen ausgeprägten eigenen Geſchmack beſitzen, pflegt man allein ſtark geſalzenes Waſſer (an den Küſten gerne Seewaſſer) zu benutzen, dem man — nur, wo es ſich darum handelt, eine größere Feſtigkeit des Fleiſches zu erzielen, mehr oder weniger Eſſig zuſetzt. Dagegen iſt es leicht, den Wohlgeſchmack derjenigen Arten, deren Fleiſch weichlich iſt und keine charakteriſtiſche Eigenthümlichkeit beſitzt, durch Anwendung einer würzigen Brühe zu erhöhen. Dieſe Brühe wird aus ſtarkem Salzwaſſer, Eſſig, Pfeffer— körnern, Gewürznelken, Lorbeerblättern, Möhren- und Zwiebelſchnitten, Thymian und Peterſilien— wurzel bereitet und kann, wo etwa täglich oder doch mehrmals in der Woche Fiſche gegeſſen werden, namentlich in der kalten Jahreszeit wiederholt benutzt werden, ſo lange ſie ſich gut erhält. Je öfter ſie gebraucht, je mehr ſie alſo ſchon mit Fiſchſaft geſättigt iſt, um ſo weniger werthvolle Stoffe kann ſie bei jeder neuen Anwendung dem Fiſchfleiſche entziehen, und um ſo mehr erſtarrt ſie beim Kaltwerden zu Gallerte. Das Schmoren und Dämpfen unterſcheidet ſich von dem Kochen nur durch die Anwendung einer viel geringeren Flüſſigkeitsmenge, deren Dampf durch einen gut ſchließenden Deckel möglichſt am Entweichen gehindert wird und, da ſeine Temperatur der des ſiedenden Waſſers gleich iſt, die Speiſen gar macht. Natürlich wird das Fiſchfleiſch bei einer ſolchen Behandlung viel weniger ausgelaugt als wenn es in Waſſer ſchwimmend gekocht wird. Namentlich um Fiſchſtücke in Verbindung mit ſaftigem Wurzelwerk und Kartoffeln zu dämpfen, bedarf es, wenn durch Einlegen eines Roſtes in das Kochgeſchirr ein Anbrennen ü an der Speiſe am Boden desſelben verhütet iſt, nur des Zuſatzes weniger Eßlöffel voll Waſſer, da ſich auch aus dem Fleiſch und Gemüſe in der Hitze ſchnell eine genügende Menge von Waſſerdampf entwickelt. Allerdings muß dann das Feuer ſorgfältig überwacht werden und darf niemals zu heftig brennen, um eine ungleichmäßige Erhitzung des Gefäßes, ein An⸗ brennen der Speiſe an den Seitenwänden oder ein Abſpringen der Glaſur zu verhüten. Sehr gut eignet ſich eine Bratröhre zur Herſtellung gedämpfter Speiſen. Ganz ähnliche Wirkungen wie das Kochen in Waſſer äußert auf die Fiſche das Kochen in Wein, Bier oder anderen zuſammengeſetzten wäſſerigen Flüſſigkeiten, (Schluß folgt.) III. Kreis-Jiſcherei-Irdnung für den Regierungsbezirk Oberbayern vom 21. Oktober 1884, publizirt am 27. Oktober 1885. Auf Grund des Art. 126 Ziff. 1 des Polizeiſtrafgeſetzbuches für Bayern vom. 26. De⸗ zember 1871 und zum Vollzuge der bayeriſchen Landes-Fiſcherei- Ordnung vom 4. Oktober 1884 erläßt die unterfertigte k. Stelle nachſtehende oberpolizeiliche Vorſchriften: be I. Zu $ 4 Abſ. 1 der Landes Fifherei- Ordnung. Für den Tegernſce und Schlierſee wird in widerruflicher Weiſe geſtattet, daß dort der Saibling auch während der in $ 1 Ziff. 16 der . Ordnung feſtgeſetzten Schonzeit gefangen werde. II. Zu §S 5 Abſ. 2 der Landes-Fiſcherei-Ordnung. Für den Bezirk der Amtsgerichte Schongau, Garmiſch, Tölz — mit Ausſchluß der Strecke des Loiſachfluſſes nach deſſen Austritt aus dem Kochelſee — Tegernſee, Miesbach, Roſenheim, Prien, Traun: ſtein, Reichenhall und Berchtesgaden wird das Minimalmaß für Forellen (Trutta fario) auf 20 Centimeter in der ganzen Länge des Fiſches von der Kopfſpitze bis zum Schwanz ende (Schwanzſpitze) finish; III. Zu 8 8 Abſ. 5 der Landes-Fiſcherei— e Dr die oe Zug⸗ netze (Seegen), welche im Ammerſer, Chiemſee, Eibſee, Kochelſee, Königsſee, Pilſenſee, Riegſee, Schlierſee, Staffelſee, Tegernſee, Walchenſee, Mörthfer, Würmſee zum Gebrauche kommen, wird hinſichtlich der unteren zwei Dritttheile des Sackes (Gapfen Bären, Zipfel) gegen das Innere zu eine allmählige Verengung der Maſchenweite bis zu einem Minimat— maße von 1/2 Centimeter je nach Höhe und Breite der Maſche im aße Zuſſauſte des Netzes geſtattet. IV. Ju 89 Abſ. 1 Ziff. 3 und Abſ. 3 der Landes- Fiſcher ff Gebe Für die nachgenannten nicht geſchloſſenen Gewäſſer ($ 9 Abſ. 1 Ziff. 3 der Landes-Fiſcherei— Ordnung), nämlich den Ammerſee, Chiemſee, Kochelſee, Königsſee, Pilſenſee, Simſee, Staffel— ſee, Tegernſee, Wagingerſee, Walchenſee, Wörthſee, Würmſee wird der Fiſchfang mittelſt der 2 7 in eingehauenen Löchern des Eiſes geſtattet. V. Zu 8 14 Abſ. 1 der Landes-Fiſcherei-Ordnung. Das Abdämmen, Abzapfen oder Ablaſſen nicht geſchloſſener Fiſchwaſſer zum Zwecke des Fiſchfangs, iſt verboten. 7 VI. Zu $ 14 Abſ. 2 der Landes-Fiſcherei-Ordnung. In der Umgebung von Fiſchſteigen — Fiſchleitern, Fiſchpäſſen, Wehrröhren — darf, und zwar 50 Meter oberhalb und 50 Meter unterhalb der Vorrichtung in der geſammten Breite des Flußbettes in der Zeit vom 15. Februar bis 15. Mai die Fiſcherei nicht ausgeübt werden. VII. Zu $ 15 der Landes-Fiſcherei-Ordnung. Der Fiſchfang durch Ver: ſtellen der Einmündungen der kleinen Waſſerläufe, in welchen die Fiſche gelaicht haben, der Buhnenſchlitze, der Verbindungsvorrichtungen zwiſchen den Flußbetten und Altwäſſern — Röhren, Päſſe ꝛc. c. — mit Netzen aller Art und Reuſen iſt verboten. 20 _ VIII. Zu 8 17 der Landes-Fiſcherei-Ordnung. Das Einlaſſen von Enten in Fiſchwaſſer während der Schonzeit der hauptſächlich darin vorkommenden Fiſcharten mit Ausnahme der dem Entenbeſitzer ſelbſt gehörigen und ſeiner eigenen Fiſchereiberechtigung unterliegenden Teiche iſt verboten. IX. Gegenwärtige Vorſchriften treten mit dem Tage ihrer Verkündung im Kreis— amtsblatte in Wirkſamkeit. München, den 21. Oktober 1885. Königliche Regierung von Oberbayern, Kammer des Innern. Frhr. b. Pfeufer, Präſident. IV. CTiterariſches. Die Teichwirthſchaft. Praktiſche Anleitung zur Anlage von Teichen und deren Nutzung durch Fiſch⸗ und Krebszucht. Von Dr. Berthold Benecke, Profeſſor an der Univerſität Königsberg. 126 Seiten in 8°. Mit 80 in den Text gedruckten Abbildungen. Berlin 1885. Verlag von Paul Parey. Preis 1 4 75 4. Herr Profeſſor Dr. Benecke, der hochverdiente Vorkämpfer für eine gedeihliche, nutzbringende Entwicklung der Fiſcherei-Pflege, hatte ſchon im Vorjahre in der „Zeitſchrift für landwirthſchaftliche Thierzucht“ (Bunzlau, im Verlage von A. Appun) unter dem Titel: „Die Nutzung des Waſſers durch Fiſchzucht“ eine Serie von trefflichen Artikeln erſcheinen laſſen, in denen hauptſächlich über Teichbau und Teichwirthſchaft, ſowie über künſtliche Zucht von Salmoniden ſehr ſchätzbare Mit— theilungen enthalten waren. Einen Auszug aus dem, was dort über Teichbau und Teichwirthſchaft erörtert war, hatte der Herr Profeſſor auch der „Bayeriſchen Fiſcherei-Zeitung“ zur Verfügung zu ſtellen die Güte gehabt. Unſere freundlichen Leſer werden ſich ſicher deſſen noch mit Vergnügen aus den Nummern am Anfange des heurigen Jahrganges unſeres Blattes erinnern. Herr Profeſſor Dr. Benecke hat nun weiterhin den Inhalt jener Aufſätze, in Verbindung mit verſchiedenem Anderen, unter dem oben an der Spitze vorgezeichneten Titel, in mehrſeitig veränderter und zwar theils erweiterter, theils abgekürzter Form eigens als Büchlein herausgegeben. Dasſelbe behandelt im erſten Kapitel die Karpfenwirthſchaft, im zweiten Kapitel die Forellenzucht, im dritten Kapitel die Krebszucht und im vierten Kapitel die Feinde der Teichwirthſchaft. Wir empfehlen das Büchlein, welches reiche Belehrung gewährt, auf's angelegentlichſte den Teichwirthen d. h. allen denen, welche es ſind oder werden wollen, wie überhaupt allen Fiſchereiintereſſenten. Indem wir dieſe aufrichtige Empfehlung hier zum Ausdruck bringen, kennen wir dabei ſehr wohl, ignoriren aber auch abſichtlich jene erregten Ausfälle, welche gegen einzelne Stellen in den dem Büchlein zu Grunde liegenden älteren Aufſätzen des Herrn Verfaſſers im Speciellen und gegen die „Gelehrten“, die „Allwiſſer“ und „Allerweltsbelehrer“ im Allgemeinen jüngſt in einem norddeutſchen Blatte landwirthſchaftlichen Charakters losgelaſſen und durch Verſendung des Blattes an Privatadreſſen zu größerer Verbreitung gebracht wurden. Es wäre leicht nachzuweiſen, daß gar manches von dem, was dort aus dem Zuſammenhange herausgeriſſen getadelt wird, im Zuſammenhange genommen einen anderen Sinn hat, als der ſelbſtbewußte Kritiker ihn darſtellt. So wenig es uns je gefallen will, wenn ſo manche Herren Gelehrte die Anſicht und Erfahrung der von ihnen gemeinhin ſogenannten Laien geringſchätzig behandeln und ungraduirte Leute nur ſo über die Achſel anſehen, und ſo ſehr wir Werth legen auf verſtändnißvolle Beob— achtung der Natur und ihrer Geſetze durch Männer von geſundem, wenn auch nicht gerade academiſch gebildetem Urtheil, ſo haben wir doch auch andererſeits von jeher keine ſonderliche Sym— pathie für ſolche ſog. Praktiker, welche ihre Hauptforce darein ſetzen, ſich auf ihre oft nur ein— gebildeten oder vielleicht auch wirklichen Erfahrungen recht viel zu gut zu thun und dann auf hohem Schlachtroſſe reitend über die Männer der Wiſſenſchaft möglichſt abſprechend zu urtheilen, ohne eigentlich zu ſolcher Kritik das nöthige Zeug zu beſitzen, wie oft die Oberflächlichkeit ihrer Kritik von ſelbſt beweiſt. Irren kann und wird übrigens ja gelegentlich einmal Jeder. Die ſog. Praxis hat aber alle Urſache beſonders denjenigen Pflegern der Wiſſenſchaft dankbar zu ſein, welche ihr reiches Wiſſen opferwillig in den Dienſt des Gemeinwohls ſtellen, welche nicht blos theoretiſche Lehrſätze conſtrniren, ſondern auch die Ergebniſſe ihrer Studien mit Eifer in das Gebiet der An— wendung und damit auch der nutzbaren Erfahrung übertragen, welche mit einem Worte für das Leben arbeiten. Gerade in dieſem Punkte liegt eine hervorragende Seite der Verdienſte des Herrn Profeſſors Dr. Benecke, den wir nicht blos als hochſtehenden Theoretiker, ſondern auch als eigen- artigen, ſeine ſtarke Kraft vollauf für volkswirthſchaftliche Intereſſen einſetzenden Praktiker in hohem Grade ſchätzen gelernt haben. a St. — — V. Vermiſchte Mittheilungen. Fiſchzucht. Nach dem vorläufigen Abſchluſſe der Brutergebniſſe in der Fiſch— zucht anſtalt des Bayeriſchen Fiſcherei-Vereins nächſt Starnberg im Brutjahre 1884— 85 ſind in dieſer Periode von dort aus über 1 Million (beiläufig 1’042,000) embryonirte Eier und Jungbrut von Salmoniden zur Abgabe und Verwendung gelangt, nämlich circa 153,000 Bachforellen, 85,000 Saiblinge, 27,000 Bachſaiblinge (salmo fontinalis), 133,000 Renken, 530,000 ameri— kaniſche Maränen, 13,000 große (ſogenannte Madue-) Maränen, 55,000 kleine Maränen (Coregonus Albula), 5000 Carpioni (Trutta carpio), 22000 Seeforellen, 4000 amerikaniſche Binnenſeelachſe, 1500 Regenbogenforellen, 14,000 Huchen. Zur Warnung für Fiſchzüchter. Am Rande und im flachen Waſſer von Teichen wächſt bei uns als ein ſehr verbreitetes Unkraut der Zweizahn oder Waſſerhanf (Bidens tripartita und B. cernua), eine dem gemeinen Sonnenglanz ſehr nahe ver— wandte, nur außerordentlich viel kleinere Pflanze, die zahlreiche gelbe Blüthenköpfchen trägt. Die 3—4 cm langen, verkehrt eiförmigen und flach vierkantigen Samen dieſer Pflanze, die im Spätſommer reifen, tragen an ihrem breiteren Ende 3 fteife mit rück— wärts gerichteten Zähnchen bewaffnete Grannen und heften ſich mit dieſen an Kleidungs— ſtücken ꝛc. leicht feſt. Bei der Reviſion eines Goldfiſchſtreichteiches fand ſich kürzlich eine auffallend große Zahl junger Fiſchchen, denen ſich 1— 5 dieſer Samen, nach denen fie geſchnappt haben mochten, mit ihren Grannen am Munde befeſtigt hatten, ſo daß die Thiere an der Nahrungsaufnahme vollſtändig gehindert waren. Bei einigen Exemplaren hatten ſich auf den durch die gezähnten Grannen verwundeten Mundtheilen ſchon Pilz— wucherungen von großem Umfange angeſiedelt und alle von dieſen Samen befallenen Fiſchchen ſind unrettbar verloren. Eine Vernichtung des Zweizahnes vor Eintritt der Fruchtreife iſt daher den Fiſchzüchtern dringend zu rathen. (Mittheilg. des F.-V. für Oſt- u. Weſtpreußen.) VI. Jiſcherei- und Jiſchmarktberichte. Schleswig, 18. October. Die hieſigen Fiſchräuchereien haben ſtets gute Waaren geliefert, beſtreben ſich aber dennoch in letzter Zeit, ihre Einrichtungen derartig zu verbeſſern, daß ſie auch den beſten auswärtigen Räuchereien gleichſtehen, bezw. dieſelben übertreffen. So iſt beiſpielsweiſe von einem Fiſchhändler, Herr Pünzenſen, auf dem Danzigerhaf hieſelbſt in der letzten Zeit ein neuer Räucherofen aufgerichtet worden, der durchaus allen Anforderungen der Neuzeit entſpricht. Die aus dem Herzogthum Schleswig kommenden geräucherten Heringe, ſowohl aus der Stadt Schleswig als aus Kappeln ſind berühmt wegen ihrer Größe und Güte. Namentlich gilt dieſes von der aus letzterer Stadt kommenden Waare, ſo daß eine Menge geräucherter Heringe, welche niemals Kappeln geſehen, als Kappeler Bücklinge angeprieſen wird. W L. Rendsburg, 20. October. Der letzte Markt war wie die vorigen nicht ſehr reich beſchickt, Hieſige Fiſcher hatten Barſche 40 bis 50 , Aale 60 bis 80 , Rothaugen 30 3, Hechte 50 4, einzelne Zander 80 , Plite 30 bis 40 . Dorſch 20 bis 25 J per ½ Kilo; Butte 10 bis 30 per Stück, Schollen 50 per ½ Kilo. Die Kaufluſt war bedeutend und wurde Alles verkauft. Die Räucherei lieferte außer geräucherten Heringen geräucherte Butten, Dorſche und namentlich Aale bis zu 3 Kilo Schwere. Dieſe wurden mit 80 bis 1&4 per ½ Kilo bezahlt. W. I. Hamburg⸗Altona, 20. October. Durchſchnittspreiſe en gros. Schellfiſche 34 50 bis 6 M, Schollen 14 50 J bis 10.4, Elbbutt 14 50 3 bis 5 & 50 , Sture 80 bis IM 40 J, Schnegel 4 bis 6.M per Stieg, Seezungen 1 4, Steinbutt 14 10 , Sandarten 60 4, Lachsforellen 90 J bis 14, Elb-Braſſen 50 J, Aale 50 4 bis 14 80,5 per ½ Kilo, Stint 70 J bis 1 % per kleinen Korb, Dorſch 4 bis 5 , per Korb. Der Handel war in der Zeit recht lebhaft. W. Norwegiſcher Walſiſchfang. Die Fangfahrzeuge „Alfa“ und „Beta“ find kürzlich nach Sandeſjord zurückgekehrt. Es iſt damit der Walfiſchfang für dieſe Saiſon als abgeſchloſſen zu be— trachten. Der Ertrag iſt dieſes Jahr ziemlich bedeutend geweſen und würde unter gewöhnlichen Preisverhältniſſen den Geſellſchaften guten Nutzen gelaſſen haben; bei den gegenwärtigen niedrigen Thranpreiſen iſt der Verdienſt indeſſen nur ein geringer. Z. B. Reicher Häringsfang. Aus Eidsfjorden in Norwegen wird gemeldet, daß daſelbſt circa 200,000 Tonnen Häringe abgeſperrt worden und Ausſichten auf weiteren reichen Fang vorhanden ſeien. Der dortige Preis war 10 Kronen per Tonne und die Preiſe weichend. Sollten ſolche aber auch auf 5 Kronen per Tonne fallen, jo würde bis jetzt ſchon eine Quantität, welche 1000,000 Kronen repräſentirt, gefangen ſein. E. B. ek — Inserate. Aus den königl. bayer. Staats-Fiſchcultur-Anſtalten Engelſtein und Gänsbach (Station Aeberſee) werden f eden. Seeforellen⸗Eier (trutta lacustr.) zum Preiſe von 6 Mark pro Tauſend, lieferbar Monat November und Dezember, offerirt. Die Abgabe erfolgt nach den bisherigen Beſtimmungen. e ſind rechtzeitig zu richten an die 200 Königl. Chiemſee-Adminiſtration in Traunfein. Angehrülel Forelleneier | Grotien-Tnfffeine, # zu verkaufen: 5 Aquarien, Terrarien, Vaſen, reizende Burg— 15 0% a 1990 45 80 100 a. 909 165 Ruinen⸗Einſätze, Aquarienpflanzen, 5 1000,00 Stück um 350 % ; Ameifen = Gier prima ä Pfund 1,25 A ae je e dec W a a Vielfach prämiirt. Preis-Courant gratis. gegen Nachnahme durch die Graf Pälff 2 2 i Central buchhaltung Szomoläny, N R C. A. Dietrich, a burger Comitat, Ungarn. Tlingen - Sreuſſen. Hie Fifcizuditanftalt des Bayer. Fifrhereivereins (gelegen nächſt Starnberg 0 München) liefert in der Wimketperiode 1885/86 embryonirte Edelſtſcheier nachbezeichneter Arten zu beigeſetzten Preiſen pro Tauſend: Bachforellen (Trutta fario) 5 M; Baibling (Sahno Salvelinus) 6 M;; Renke und Bodenrenke (Blau- und Sandfelchen; Coregonus Wartmann und Coregonus Fera) 2 1 Vorausſichtlich werden auch Eier vom Bachſaibling (Salmo 1 disponibel ſein; Preisbeſtimmung hiefür vorbehalten. — Mitglieder des Bayer. Fiſchereivereins erhalten 10 9% Rabatt. — Renkeneier werden in der Regel nur in Poſten von wenigſtens 10,000 Stück abgegeben. — Verpackung wird eigens, aber billigſt berechnet. Porto und Gefahr der Sendung zu Laſten der Herren Beſteller. — Für guten Ausfall der weiteren Brütung wird nicht garantirt. Auf Jungbrut von Forellen und Saiblingen werden Beſtellungen ſchon jetzt vor⸗ e Bekfk und je nach dem Brutergebniſſe erledigt. 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Für Kreuzband⸗ Münche Sonnenſtr 7½ r zuſendung 1 Mark jährlich Zuschlag. für die chen; t Geſammkinkereſſen dev Fiſcherei, ſowie für die Beſtrebungen der Fiſchereivereine. In Yerbindung mit Tachmännern Zeutſchlands, Heſterreich-Ungarns und der Schweiz herausgegeben vom Bayeriſchen Fiſchereiverein. Nr. 26. He gan München, 10. November 1885. X. Jahrg. Inhalt: I. Württembergiſche Fiſchereigeſetzgebung. — Regelung der Bodenſee-Fiſcherei. — II. Ein⸗ kauf und Zubereitung der Fiſche, insbeſondere der Seefiſche. — III. Vermiſchte Mit— theilungen. — Inſerate. I. Württem bergiſche Fiſchereigeſezgebung Regelung der Vodenſee— Jiſcherei. Jene Abänderungen der württembergiſchen Fiſchereigeſetzgebung, deren wir ſchon in unſerer heurigen Nummer 15 S. 174 als bevorſtehend gedachten, find nunmehr perfect geworden. Das württembergiſche Regierungsblatt publicirt ein Geſetz vom 7. Juni 1885, betr. einige Abänderungen des Geſetzes über die Fiſcherei vom 27. Nov. 1865. Dieſes neue Geſetz trägt ſonach die Form einer Novelle zu dem älteren. Es beſchränkt ſich auch auf nur zwei Artikelchen. Der erſte ſetzt an die Stelle des früheren Art. 7 des Geſetzes vom 27. November 1865 folgende Beſtimmung: Art. 7. Die Benützung eines für die Fiſche giftigen oder betäubenden Köders, ſowie die Anwendung explodirender oder betäubender Stoffe zum Fiſchfang ſind verboten. Durch Verordnung können noch andere ſchädliche Betriebsarten des Fiſchfangs ver— boten werden. Den Polizeibehörden bleibt vorbehalten, den Fang von Fröſchen in Fiſchwaſſern durch allgemeine Verfügung oder im einzelnen Fall zu unterſagen oder zu beſchränken. Der zweite Artikel bezieht ſich auf die Fiſchereiverhältniſſe in und am Bodenſee. Indem er die Textirung des früheren Art. 14 des Geſetzes vom 27. Nov. 1865 änderte, ermöglichte er zugleich der k. württembergiſchen Staatsregierung, für den Bodenſee eigene fiſcherpolizeiliche Vorſchriften, wie ſolche längſt angeſtrebt wurden, zu erlaſſen. Dabei iſt noch Folgendes als neuer Art. 14 beſtimmt: — — — Art. 14. Hinſichtlich des Fiſchfangs im Bodenſee iſt das nicht gewerbsmäßige Fiſchen mit der Angel über Land, wie bisher, an keine beſonderen Vorſchriften gebunden, auch iſt der Fiſchfang in den durch den Austritt des See's entſtandenen Nebenwaſſern mit alleiniger Ausnahme der Anwendung von Schleppnetzen freigegeben. Auf Grund dieſer neuen Geſetzesbeſtimmungen erließen nun auch die k. württem— bergiſchen Miniſterien des Innern und der Finanzen am 29. Auguſt 1885 zur Regelung der Fiſcherei in dem Bodenſee und deſſen Zuflüſſen fol— gende Vorſchriften: Zu Vollziehung des Geſetzes vom 7. Juni 1885, betreffend einige Abänderungen des Geſetzes über die Fiſcherei vom 27. November 1865, (Reg.-Rlatt S. 227) wird unter Hinweiſung auf die SS 296 und 370 Ziffer 4 des Strafgeſetzbuchs für das deutſche Reich und den Art. 39 Ziffer 2 des Landespolizeiſtrafgeſezes vom 27. Dezember 1871 (Reg.-Bl. S. 403) bezüglich der Ausübung der Fiſcherei in dem Bodenſee und in den auf württem— bergiſchem Gebiet befindlichen Zuflüſſen desſelben ſeitens der württembergiſchen Staatsange— hörigen und anderer im Gebiet des Königreichs wohnender oder vorübergehend ſich auf— haltender Perſonen nachſtehendes verfügt: 8 8 Beim Fiſchfang in den auf dem württembergiſchen Staatsgebiet befindlichen Zu— flüſſen des Bodenſees, ſoweit darin Salmen vorkommen, iſt jede ſtändige Vorrichtung (Fiſch— wehr, Fach) und jede Anwendung feſtſtehender Netze (Sperrnetze) verboten, welche auf mehr als die Hälfte des Waſſerlaufs bei gewöhnlichem niederen Waſſerſtand, im rechten Winkel vom Ufer aus gemeſſen, den Zug der Fiſche verſperrt. Die Entfernung zwiſchen den einzelnen Pfählen, welche die zum Salmenfang be— ſtimmten und zuläſſigen Fiſchwehre, Fache, bilden, ſowie zwiſchen den Querverbindungen dieſer Pfähle muß mindeſtens zehn Centimeter im Lichten betragen. Mehrere ſolche ſtändige Vorrichtungen, ſowie mehrere feſtſtehende Netze, dürfen gleich— zeitig auf derſelben Uferjeite oder auf der entgegengeſetzten Uferſeite nur in einer Entfernung von einander angebracht werden, welche mindeſtens das Doppelte der Ausdehnung der größeren Vorrichtung beträgt. 82, Beim Fiſchfang dürfen Fanggeräthe jeder Art und Benennung nicht angewendet werden, wenn die Oeffnungen im naſſen Zuſtand in Höhe und Breite nicht mindeſtens folgende Weiten haben: beim Fang großer Fiſcharten drei Centimeter, beim Fang kleiner Fiſcharten zwei Centimeter. Geräthe zum Fang von Köderfiſchen, ſowie von Futterfiſchen für Fiſchzüchter unter— liegen dieſen Beſchränkungen nicht. Zur Anwendung von Geräthen mit engeren Maſchen, als im Abſ. 1 vorgeſchrieben, für den Fang von Futterfiſchen iſt die Erlaubniß des Oberamts einzuholen, welchem überlaſſen bleibt, die zur Verhütung von Mißbrauch etwa erforderlichen beſonderen Vorſchriften zu ertheilen. Bei der Kontrole der Geflechte und Netze iſt eine Abweichung um ein Zehntheil der in Abſatz 1 angegebenen Maße nicht zu beanſtanden. Fanggeräthe, welche bei Erxlaſſung vorſtehender Vorſchriften ſchon im Gebrauche waren, dürfen auch fernerhin noch benützt werden. Nach Umfluß von drei Jahren iſt nur der Gebrauch von Fanggeräthen der in Abſatz 1 bezeichneten Maſchenweiten geſtattet. § 3. Treibnetze dürfen nicht der Art ausgeſetzt und befeſtigt werden, daß ſie feſtliegen oder hängen bleiben. § 4. Verboten iſt beim Fiſchen: 1) die Anwendung ſchädlicher oder explodirender Stoffe, insbeſondere von giftigen Ködern oder von Mitteln zur Betäubung oder Tödtung der Fiſche, von Sprengpatronen und anderen Sprengmitteln und dergleichen; 2) die Anwendung grober Werkzeuge oder von Mitteln zur Verwundung der Fiſche, namentlich von Fallen mit Schlagfedern, Lege- oder Schlag-Eiſen, Schlaghamen, Schieß— waffen, Fiſchgabeln, Stangen, Geeren und dergleichen. Der Gebrauch von Angeln iſt geſtattet. Das Trockenlegen der Waſſerläufe zum Zweck des Fiſchfangs iſt verboten. Die bereits beſtehenden Selbſtfänge für Fiſche müſſen mit Oeffnungen verſehen ſein, deren Dimenſionen den für die Maſchenweite der Netze vorgeſchriebenen (§ 2) entſprechen. Die Anlage neuer derartiger Selbſtfänge iſt verboten. § 5. Die nachbenannten Fiſche dürfen weder feilgeboten noch verkauft werden, wenn ſie, vom Auge bis zur Weiche der Schwanzfloſſen gemeſſen, nicht wenigſtens folgende Länge haben: 8 75 7 * * 7 K * Cs I I 295 — —ä— .,. die Seeforelle (Lachsforelle, Rheinlanke, Illanke) . ! . . 25 Centimeter, der Saibling (Ritter oder Röteli), die Aeſche und die Bachforelle. 20 Centimeter. Werden Fiſche, welche dieſes Maß nicht beſitzen, gefangen, ſo ſind dieſelben ſofort wieder in das Waſſer zu ſetzen. S 6. In der Zeit vom 15. November bis 15. Dezember darf der Fang ven Felchen (Blaufelchen, Gangfiſchen, Weiß- oder Sandfelchen, Kropffelchen oder Kilchen) nur von ſolchen Fiſchern ausgeübt werden, welche ſich verpflichten, die Fortpflanzungsſtoffe gefangener laichreifer Fiſche (Rogen und Milch) nach den von dem aufgeſtellten Aufſeher zu ertheilenden Vorſchriften zu gewinnen und nach vollzogener Befruchtung entweder ſofort in dem Waſſer auszuſetzen, oder ſofern ſie nicht ſelbſt die Einrichtungen zur künſtlichen Fiſchzucht haben, an Fiſchbrutanſtalten zur künſtlichen Züchtung gegen ſeinerzeitigen Erſatz durch junge Brut beziehungsweiſe gegen Entgelt abzugeben. § 7. Vom 1. Oktober bis 31. Dezember iſt der Fang, das Feilbieten und der Verkauf a Seeforellen (Lachsforellen), der Saiblinge (Ritter oder Röteli) und der Bachforellen verboten. Werden in dieſer Zeit Fiſche ſolcher Art zufällig gefangen, ſo ſind ſie ſofort wieder in das Waſſer zu ſetzen. Die ſogenannten Silber- oder Schwebforellen ſind von obigem Verbot ausgenommen. Für die Zwecke der künſtlichen Fiſchzucht iſt der Fang der in Abſatz 1 genannten Fiſcharten während der Schonzeit, ſowie das Feilbieten und der Verkauf der gefangenen Fiſche nach deren Benützung zur Befruchtung, geſtattet; zur Verhütung von Mißbräuchen iſt aber hiezu von dem Oberamt ein Erlaubnißſchein einzuholen, in welchem die etwa erforder— lichen Kontrollmaßregeln anzuordnen ſind. § 8. Vom 15. April bis Ende Mai iſt der Fang aller Fiſcharten, ausgenommen die Seeforellen, Saiblinge und Felchen, mit Netzen und Reuſſen aller Art verboten. In ſolchen Jahren, in welchen das Laichen ſchon vor dem Ende des Monats Mai beendigt iſt, kann auf Anſuchen das Oberamt, auf Grund vorgängig eingeholten ſachver— ſtändigen Gutachtens, den Fiſchfang ſchon früher, jedoch nicht vor dem 15. Mai geſtatten. Das Fiſchen mit Angelgeräthen iſt von dem Verbot des Abſatzes 1 nicht betroffen. Während der Zeit des Abſatzes 1 und 2 dürfen Felchen nur mit ſchwebenden Netzen an den tiefen Stellen des Sees unter Vermeidung der Halden und des Seetangs (Mies) gefangen werden. Die Abſätze 2 und 4 des § 7 finden auch auf die unter die Frühjahrsſchonzeit fallenden Fiſche Anwendung. IE Der Fang kleinerer Fische zur Ernährung von Fischen in Zuchtanſtalten kann auch während der in 8 8 bezeichneten Schonzeit von dem Oberamt geſtattet werden. § 10. Der Fang von Heuerlingen (Hürlingen) iſt verboten. 8 I. Die Beſtimmungen der Miniſterialverfügung vom 9. Juli 1877 (Reg-Bl. S. 193) in § 1 bezüglich des Endes der Schonzeit für die Aeſchen, ſowie bezüglich der Dauer der Schonzeit für die Seeforellen, Saiblinge und Bachforellen, ferner in $ 5 bezüglich des Mindeſtmaßes für die Seeforellen, Saiblinge und Aeſchen werden, was die Zuflüſſe des Bodenſees betrifft, durch die bezüglichen Beſtimmungen in den SS 8, 7 und 5 oben erſetzt. Die Worte in § 6 der genannten Miniſterialverfügung: „in Gemäßheit des Art. 14 des Fiſchereigeſetzes“ fallen fort. € 5 85 Stuttgart, den 29. Auguſt 1885. Hölder. . Auch dieſer Erlaß ſteht inhaltlich auf dem Boden der Vorſchläge, welche aus den bekannten ſog. Lindauer Conferenzen hervorgingen. Zugleich ſtimmt der Erlaß im Weſentlichen und in vielen Punkten faſt wörtlich überein mit jenen unſeren verehrlichen Leſern aus der „Bayeriſchen Fiſcherei- Zeitung“ 1883, Nr. 15 S. 193 ſchon bekannten Vorſchriften, welche bereits am 26. Juni 1883 von der kgl. bayer. Kreisregierung von Schwaben und Neuburg über die Bodenſee-Fiſcherei erlaſſen worden waren und auch jetzt noch nach $ 22 der Bayeriſchen Landes-Fiſcherei- Ordnung vom 4. Octbr. 1884 neben der Letzteren in Geltung ſtehen. — II. Einkauf und Zubereitung der Jiſche, insbeſondere der Seeſtſche. (Schluß.) 2. Das Kochen in Fett (Friture) liefert dagegen ein ganz anderes Reſultat. Waſſer erhitzt ſich beim Kochen in offenen oder doch nicht hermetiſch verſchloſſenen Gefäßen bekanntlich nicht über 100 „ C., Salzwaſſer um wenig mehr, und ſelbſt die lebhafteſte Feuerung iſt nicht im Stande, dieſe Temperatur um das Geringſte zu erhöhen, eine Thatſache, mit der aus ökonomiſchen Gründen die Köchinnen bekannt gemacht werden ſollten. Dagegen erreichen Fette beim Kochen eine Temperatur von etwa 300 „ C. und die in kochendes Fett geworfenen Fiſche umgeben ſich daher ſofort mit einer trockenen, ſich ſchnell bräunenden Kruſte, die ebenſowenig das Eindringen von Fett in das Fleiſch, wie das Entweichen des Saftes aus demſelben nach Abe geſtattet, und unter welcher ſie ſchnell gar werden. Die Friture iſt eine der ſchnellſten, billigſten und beſten Zubereitungsweiſen für Fiſche, die jedoch in der bürgerlichen Küche Deutſchlands ſo unbekannt iſt, daß es nicht einmal einen deutſchen Namen dafür gibt, während in England, Frankreich, Italien der fried fish, poisson frit, pesce fritto zu den beliebteſten und häufigſten Gerichten auch der ärmeren Bevölkerung gehört. Beim Verſuche, die Friture einzuführen, begegnet man meiſtens den verkehrteſten Anſchauungen, die theils in der Furcht vor einem großen Fettverbrauch, theils auf einem unbegründeten Vorurtheil gegen die Anwendung anderer Fette als der Butter beruhen. Es iſt nichts leichter, als ſich durch einen genau nach der Vorſchrift angeſtellten Verſuch von der Grundloſigkeit dieſer Vorurtheile zu überzeugen. Die Bereitung des Fettes. Die Butter, welche bei uns zum Braten von Fiſchen, Fleiſch ꝛc. allgemein gebräuchlich iſt, kann zur Friture nicht verwendet werden; friſch iſt ſie wegen des durch ihren Waſſergehalt bedingten Schäumens ganz und gar ungeeignet, aber auch mehrfach umgeſchmolzene Butter iſt nicht zu empfehlen, da ſie bei wiederholter längerer Erhitzung durch Verbrennung der in ihr noch enthaltenen Käſetheilchen ſich ſchwärzt und bitter wird. Rindertalg iſt zur Bereitung der Friture am allergeeignetſten, doch kann auch Hammeltalg, nachdem ihm durch längeres Kochen in Milch der eigenthüm— liche Geruch entzogen iſt, Schmalz und reines Olivenöl angewandt werden. Letzteres iſt natürlich bei uns zu theuer, um in der gewöhnlichen Küche für dieſen Zweck Verwendung zu finden. In Frankreich wird vorzugsweiſe das von dem Pot-au-feu entnommene Fett in Verbindung mit friſchem Rindertalg gebraucht. Rindertalg, gereinigter Hammeltalg oder Nierenfett wird klein geſchnitten, in einem tiefen Kochgeſchirr mit Waſſer auf's Feuer geſetzt und ſo lange gekocht, bis das Waſſer verdampft, alles Fett ausgebraten und die Grieben hart und braun geworden ſind. Nach dem Verdunſten des Waſſers muß natürlich öfter umgerührt werden, um ein Anbrennen zu verhindern. Das klare Fett wird dann durch ein Seihtuch gegoſſen und iſt, nachdem es längere Zeit warm geſtanden hat, und von dem trüben Bodenſatz abgezogen iſt, zum Gebrauch fertig. Es iſt aber zu empfehlen, dasſelbe noch einmal mit Waſſer zu kochen. Noch beſſer iſt folgende Zubereitung: Das klein geſchnittene Fett wird eine Viertel— ſtunde lang mit Waſſer gekocht, dann herausgenommen, in einer porzellanenen Reibſchale zerquetſcht, nochmals mit Waſſer eine halbe bis ganze Stunde gekocht und mit dem Waſſer heiß durch ein Seihtuch gegoſſen. Nach dem Erkalten wird das in Form einer Scheibe auf dem Waſſer ſchwimmende Fett abgehoben, an der Unterſeite gereinigt, getrocknet und nochmals umgeſchmolzen, um das etwa noch daran haftende Waſſer zu entfernen. In der— ſelben Weiſe wird auch Schweinefett behandelt. Noch ſei für die vorurtheilsfreien Kunden unſerer ſich ſtetig mehrenden Roßſchlächtereien bemerkt, daß das in Weichheit und Geſchmack naheſtehende Pferdefett ſich zur Bereitung der Friture gleichfalls vortrefflich eignet. Die Anwendung des Fettes zur Friture. Zum Gebrauche wird ein tiefes eiſernes, innen gut verzinntes Kochgeſchirr (von emaillirten Geſchirren pflegt bei der hohen Temperatur die Glaſur leicht abzuſpringen) mit dem geſchmolzenen Fett ſo weit gefüllt, daß die Fiſche oder Fiſchſtücke darin vollſtändig unterſinken können. Das Fett wird nun 297 Te zunächſt in's Kochen gebracht, wobei es nicht aufwallt, ſondern einen dünnen, bläulichen Rauch aufſteigen läßt; ſobald dieſer ſichtbar wird, oder ein Waſſertropfen, den man auf das Fett fallen läßt, ſich kniſternd ſchnell verflüchtigt, iſt die erforderliche Hitze erreicht; man kann das auch daran erkennen, daß ein eingetauchter Fiſchſchwanz in einem Augenblick braun und kroß wird. Der wie gewöhnlich vorbereitete Fiſch wird ganz oder in Stücken in die Friture gebracht, nachdem er vorher ſorgfältig abgetrocknet, leicht mit Mehl eingeſtreut oder nach Beſtreichen mit geſchlagenem Ei in Weißbrotkrumen gewälzt iſt, die mit der Hand etwas angedrückt werden. Die Stücke müſſen allmählich nach einander eingelegt werden, ſo daß ſie ſich anfangs nicht berühren. Legt man zu große Maſſen auf einmal in das Fett, ſo wird daſſelbe zu ſehr abgekühlt und muß durch Anfachen des Feuers ſchnell wieder erhitzt werden, denn nur dann, wenn es den erforderlichen Hitzegrad hat, bildet ſich ſofort die Kruſte um den Fiſch, die das Eindringen von Fett in das Innere hindert. Sobald das ziſchende Entweichen von Waſſerdampf aus einem Fiſchſtücke aufhört, ſieht man dasſelbe ſich ſchnell gleichmäßig bräunen und an die Oberfläche aufſteigen; iſt die Farbe ſchön gelbbraun geworden, ſo wird es mit einem Schaumlöffel herausgenommen, auf ein heißes Porzellanſieb gelegt, um das noch anhängende Fett abtropfen zu laſſen, und beiderſeits mit ganz fein gepulvertem Salz beſtreut. Nach dem Abtropfen muß der Fiſch auf eine ſehr heiße Schüſſel gelegt und darf nicht zugedeckt werden, da ſonſt die kroſſe Kruſt durch den im Innern ein— geſchloſſenen Fleiſchſaft aufgeweicht wird. Kleine Fiſche, wie Gründlinge, Stinte, Sprotten werden vor dem Einlegen in das kochende Fett erſt in Mehl gewälzt, um nicht an einander zu backen, ſie ſind für die Friture ganz beſonders geeignet und werden ſo kroß, daß man ſie ohne Weiteres mit Floſſen und Gräthen verſpeiſen kann. Der Fiſch iſt, wenn er aus der Friture kommt, an der Ober— fläche vollkommen trocken, es iſt auch keine Spur von Fett in das Fleiſch gedrungen, welches dagegen ſeinen vollen Saft conſervirt hat. Die der Friture unterworfenen Fiſche werden mit grüner Peterſilie garnirt, die einen Augenblick in das kochende Fett geworfen und dadurch hart geworden iſt und es wird dazu friſche oder braune Butter und Citronenſaft gegeben. Das zur Friture benutzte Fett läßt man abkühlen und beſchleunigt dieſen Vorgang, wenn ſeine Menge ſehr groß iſt, auch wohl noch dadurch, daß man eine Hand voll in Scheiben geſchnittener roher Kartoffeln hineinwirft, die in kurzer Zeit gar werden, ohne Fett aufzuſaugen. Nach dem Abkühlen wird es dann durch ein dichtes Seihtuch, um Brot— krumen und andere Bröckel zurückzuhalten, in den Vorrathstopf zurückgegoſſen. Der Ver— brauch iſt, wie geſagt, ein außerordentlich geringer und dasſelbe Fett kann, ohne zu ver— derben, monatelang gebraucht werden, ehe man es durch Kochen mit Waſſer wieder einmal gründlich reinigt. 3. Das Braten. Man brät Fiſche auf verſchiedene Weiſe, in flacher offener Pfanne, im Bratofen, am Spieß und auf dem Roſt. 5 Das Braten in der offenen Pfanne nähert ſich um jo mehr der Friture, je reichlichere Anwendung von Fett gemacht wird und je dünner die zu bratenden Fiſche oder Fiſchſtücke ſind, je tiefer ſie alſo in das Fett eintauchen. In einer eiſernen Pfanne wird ſoviel Butter geſchmolzen, daß der Boden wenigſtens einige Millimeter hoch damit bedeckt iſt. Nachdem dieſelbe zum Kochen erhitzt iſt, werden die zwei Stunden vorher geſalzenen, übrigens wie zur Friture vorbereiteten Fiſche oder Fiſchſtücke nach und nach hineingelegt und unter mehrmaligem Umwenden beiderſeits braun gebraten. Die Fiſche dürfen nur in etwas längeren Pauſen eingelegt werden, denn da die Menge des Fiſch— fleiſches im Verhältniß zu derjenigen der Fettmaſſe viel größer iſt als bei der Friture, findet ſonſt eine ſehr beträchtliche Abkühlung des Fettes ſtatt. In Folge deſſen bildet ſich die bei der Friture augenblicklich entſtehende trockene Kruſte an der Oberfläche des Fiſch— ſtückes ſehr viel langſamer, und ehe dieſelbe vorhanden iſt, ſaugt der Fiſch ſich an der unteren Seite voll Fett, während an der oberen, der Luft frei ausgeſetzten Fläche eine ſtarke Verdunſtung des Fleiſchſaftes ftattfindet, jo daß die Stücke leicht trockner werden, als man es wünſcht. Beim Umwenden der Stücke findet abermals eine Abkühlung des Fettes durch die kühlere obere Seite des Fiſches ſtatt, und im allgemeinen ſind daher in der Pfanne gebratene Fiſche erheblich fettreicher aber ſaftärmer, als die in der Friture bereiteten. Ein Uebelſtand beim Braten von Fiſchen in der Pfanne iſt es, daß, wenn dieſelbe nicht fort— während geſchüttelt wird, oder die Fiſchſtücke mit der Gabel hin- und hergeſchoben werden, ihre Unterſeite leicht an der Pfanne anbackt und ſchwarz brennt. Bei den von den Fiſchen abbröckelnden Fleiſchſtückchen und Brotkrumen iſt das ohnehin unvermeidlich; die Butter wird in Folge deſſen ſehr dunkelbraun und erhält leicht einen bitteren Geſchmack. Für kleine und dünne Fiſche iſt das Braten in der Pfanne ganz geeignet, je dicker die Stücke ſind, um ſo weniger ſind ſie für dieſe Behandlung paſſend. Zum Braten im Ofen eignen ſich dagegen große und dicke Fiſche, wie Hechte, Zander, Störſtücke u. dergl. vortrefflich. Dieſelben werden reingemacht, eine halbe Stunde vor dem Braten mit Salz eingerieben und, um ihnen einen größeren Wohlgeſchmack zu verleihen, gerne mit Speck oder Streifen fetten Aalfleiſch's geſpickt, auch wohl mit einer Füllung verſehen. Nachdem der Ofen die erforderliche Hitze erlangt hat, werden ſie in einer Bratpfanne, auf einem Roſte von Porzellan oder Drahtgeflecht liegend eingeſchoben und müſſen von Zeit zu Zeit mit Butter oder mit einer eigenen, in der Bratpfanne befind— lichen Brühe begoſſen werden, um nicht zu vertrocknen. Bei bloßer Anwendung von Butter wird der Fiſch ſchnell braun und etwas trocken, während er bei fleißigem Begießen mit einer wäſſerigen Brühe, namentlich, wenn man die Bratpfanne anfangs mit einem Deckel ſchließt, mehr gedämpft wird und erſt zum Schluß in der offenen Pfanne ſich bräunt. Das Braten am Spieß vor einem hellen Feuer iſt in Deutſchland wenig üblich. Es wird nur für große maſſige Fiſche oder Fiſchſtücke angewandt, die in derſelben Weiſe wie zum Braten im Ofen vorbereitet ſind, und liefert bei regelmäßigem Drehen und Begießen vortreffliche Gerichte. Das Braten auf dem Roſte über einem Holzkohlenfeuer iſt ebenfalls in Deutſch— land wenig verbreitet, aber ſehr zu empfehlen. Die Fiſche oder Fiſchſtücke, welche in dieſer Weiſe zubereitet werden ſollen, dürfen keine zu große Dicke haben. Sie werden wie ſonſt zum Braten vorbereitet, meiſtens aber, ehe ſie auf den Roſt gelegt werden, eine halbe bis eine ganze Stunde in verſchiedenartigen Tunken eingeweicht. Während ihres Verweilens auf dem Roſt müſſen ſie fleißig beobachtet, öfter umgewendet und je nach Bedarf mit geſchmolzener Butter mittelſt einer Federfahne beſtrichen werden. Feinere Fiſchſtücke werden häufig in geöltes Papier eingeſchlagen und beiderſeits ſo lange gebraten, bis das Papier braun geworden iſt. In England iſt es ſehr gebräuchlich, die nur halbgar geräucherten Fiſche wie bloater, kipper, kippered mackerel ꝛc. durch kurzes Braten auf dem Roſte für den Frühſtückstiſch fertig zu machen. III. Vermiſchte Mittheilungen. Todesfälle. Der Tod lichtet ſehr bedauerlich die Reihen derer, welche ſich in dem Bayeriſchen Fiſcherei-Verein ſchon in ſeiner Jugendperiode nahe geſtanden waren. Am 2. Nopbr. 1885 verſtarb hochbetagt Herr Senatspräſident von Hettich in Nürnberg, einſt ein Angler erſten Rangs und ſtets ein warmer Freund der Fiſchereiſache. — Am 9. Oktober 1885 verſtarb zu Stuttgart im 66. Lebensjahre Herr Director Dr. A. v. Rueff, ein vielverdienter, langjähriger, in Theorie und Praxis erprobter Förderer und Pfleger der Fiſcherei und Fiſchzucht. Beſonders Württemberg verdankt ihm in dieſer Hinſicht ſehr viel, weßhalb ihm auch das „Schwäbiſche Fiſcherblatt“ einen warm empfundenen, die vorzüglichen Eigenſchaften des Verlebten beleuchtenden Nachruf widmet. 299 Verbreitung und Wachsthum des Bachſaiblings. Herr Reichsrath Graf v. Mal- deghem, welcher überhaupt und namentlich auf ſeinen Gütern in Oberbayern und Schwaben der Fiſchzucht viele und erſprießliche Förderung zuwendet, hat uns mit folgender Notiz erfreut: „Am 15. März v. Is. erhielt ich durch die gütige Vermittlung des Bayeriſchen Fiſcherei-Vereines 500 Stück eben erſt ausgebrüteter Salmo fontinalis, welche an zweckentſprechenden Stellen des kleinen Sinkel-Flüßchens (auch Singold genannt) ausgeſetzt wurden. Vis jetzt bin ich noch nicht im Stande, über deren Fort— kommen zu berichten. Einige der Fiſchchen hatte ich aber, der Beobachtung wegen, in einen zur Eisgewinnung benützten, kaum 1/16 Tagwerk großen Weiher geſetzt und wurden dieſelben anfangs mit Hirn und Fleiſchmehl gefüttert. Ende September mußte dieſer Weiher, des überhand genommenen Schlammes und Waſſerkrautes wegen, gereinigt werden. Nachdem derſelbe abgelaufen war, fanden ſich 19 Fiſchchen vor, welche im Durchſchnitt 19— 20 Gentimeter groß waren. Zwei Exemplare aber hatten ſogar eine Länge von über 25 Centimeter. Die gewonnenen Fiſche ließ ich ebenfalls in die Sinkel verbringen.“ Verbreitung des Schill (Zander). Regensburg, 28. Oktober. Unſer Kreis— fiſcherei-Verein hat geſtern den erſten Verſuch zur Ueberführung von Schillfiſchen in die Naab unternommen. Herr Fiſchermeiſter Englberger von Pfatter und Genoſſen haben die Fiſche geliefert und wurden dieſelben von Herrn Englberger von Pfatter mittelſt Fuhrwerk nach Taimering und von da auf der Eiſenbahn nach Regensburg gebracht. Hier wurde der Transport von den Mitgliedern des Ausſchuſſes und Hin. Fiſchermeiſter Alkofer aus Schwandorf erwartet, wohin er mit dem nächſten Zuge, begleitet von beiden genannten Fiſchern, abgegangen iſt. Die Ausſetzung der Fiſche erfolgte ſodann Vormittags gegen 11 Uhr nächſt Schwandorf an einer für dieſe Fiſchgattung ſehr günſtigen tiefgründigen, raſchſtrömenden Stelle der Naab mit Sandboden. An dem Fortkommen und Gedeihen dieſer Fiſche iſt nicht zu zweifeln, um ſo weniger, als der Schill das Naabwaſſer liebt und deßhalb aus der Donau in die Naab aufſteigt, ſoweit ihm dieſes möglich iſt. Letzteres kann aber nur bis Ebenwies oberhalb Etterzhauſen geſchehen, wo die erſte der Schleuſen iſt, von welchen bis Burglengenfeld ſechs hinter einander angebracht ſind. Deßhalb war der Fiſcherei-Verein genöthigt, dieſe Schleuſen mittelſt Landtransportes zu umgehen, um der Naab einen der edelſten Donaufiſche zuzuführen und dort einheimiſch zu machen. Dieſe Transporte ſollen fortgeſetzt und hiezu die kältere Jahreszeit benutzt werden. — Seitens der Bahninſpektion Regensburg hat dieſes gemeinnützliche Unternehmen die beſte und dankenswertheſte Unterſtützung und Förderung gefunden. (Regensburger Tagblatt.) Vom Schwarzbarſch berichtet uns Herr M. v. d. Borne im Nachtrage zu feinem, in unſerer vorigen Nummer veröffentlichten Artikel weiterhin noch folgendes: Geſtern ließ ich einige Schwarzbarſche blau wie Forellen kochen. Wir fanden ſie ebenſo delikat, wie die Forelle, bei weitem beſſer wie Barſch und Zander. Da ſich der Fiſch ſo leicht vermehrt, und da es genügt, einige laichfähige Fiſche in einen See oder Fluß zu ſetzen, um denſelben zu bevölkern, ſo wird er wahrſcheinlich im Flachlande eine wichtige Rolle ſpielen. Manchen Orts ſcheut man den Fiſch, weil er ein Raubfiſch ſei, ich meine ohne Grund. Das Gebiet des St. Lowrence und der großen Süßwaſſerſeeen in Nord-Amerika hat den Fiſch von jeher gehabt, und gehört doch zu den fiſchreichſten der Erde. Es iſt reich an den herrlichſten Forellenbächen, die Seeen enthalten Landlocked salmon und white fish und andere Fiſche in größter Menge, und der untere St. Lowrence unter dem Niagarafall iſt ſehr reich an Lachſen. Wir finden, daß die Raubfiſche im Urzuftande keineswegs im Stande find andere Fiſcharten auszurotten, fie bringen nur die übermäßige Vermehrung der Fiſche mit dem Futtervorrath in's Gleichgewicht. Ich halte eine gute Filcherei in Flüſſen und Seeen ohne Raubfiſche für unmöglich, wenn ich von der Forellenregion abſehe, und die Forelle nicht zu den Raubfiſchen rechne, obgleich ſie dies doch eigentlich iſt. Heute ſende ich 100 Schwarzbarſche nach Paris an Mr. Ravaret Wattel. Inserate. Die von Arnim'ſche Fiſchzucht-Anſtalt Sophienreuth b. Rehan (Oberfranken) hat für die 1 De 1885/86 abzugeben: 1) Bachforellen-Eier (Trutta Fario) pro 1000 uk. 5.—; 2) Bachforellen Brut (Trutta Fario) pro 1000 Alk. 15.—; 3) 1-, 2: und Ziährige ln pro 100 Mk. 15—30. Preiſe für Laie und Speiſe⸗ Forellen nach Uebereinkommen; 4) Einſömmerige Karpfen (reine Race) pro 100 Alk. 5. Für Verpackung der Fiſcheier wird der Selbſtkoſtenpreis berechnet. — Beſtellungen auf embryonirte Eier werden bis Ende Dezember dieſes Jahres, Beſtellungen auf Jungfſiſche bis 15. März 1886 erbeten. — Beſtellungen auf Setzlinge und große Fiſche werden jederzeit auf— genommen und pünktlich effektuirt. Preiſe find loco Anſtalt zu verſtehen. — Verſendung auf Gefahr des Abnehmers. Die Dermaltung: E. le Petit. Die Kiſckzuckkanſtalt des Bayer. Fiſckereivereins (gelegen nächſt Starnberg bei Münden) liefert in der Winterperiode 1885/86 embryonirte Edelſiſcheier nachbezeichneter Arten zu beigeſetzten Preiſen pro Tanſend: Barhforellen (Trutta fario) 5 M; Baibling (Salmo Salvelinus) 6 A; Renke und Bodenrenke (Blau und Sandfelchen; Coregonus 5 und Coregonus Fera) 2 J Vorausſichtlich werden auch Eier vom Bachſaibling (Salmo one) disponibel fein; Preisbeſtimmung hiefür vorbehalten. — Mitglieder des Bayer. Fiſchereivereins erhalten 10% Rabatt. — Renkeneier werden in der Regel nur in Poſten von wenigſtens 10,000 Stück abgegeben. — Verpackung wird eigens, aber billigſt berechnet. Porto und Gefahr der Sendung zu Laſten der Herren Beſteller. — Für guten Ausfall der weiteren Brütung wird nicht garantirt. Auf Jungbrut von Forellen und Saiblingen werden Beſtellungen ſchon jetzt vor— gemerkt und je nach dem Brutergebniſſe erledigt. Preis für das Tauſend 15 — 21 M Adrelle: München, Sonnenſtraße 7/8 r. 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Inſerate die zweiſpaltige Petitzeile E zuſendung 1 Mark jährlich Zuſchlag. für die Geſammkinkereſſen dev Fiſcherei, ſowie für die Beftvebungen der Fiſchereivereine. In Verbindung mit FTachmännern Peutſchlands, HGeſterreich-Ungarns und der Schweiz herausgegeben vom Vayeriſchen Tiſchereiverein. BE RE TE EEE BET RETTET vb Ar. 27. Dre 4, Münden, 20. November 1885. X. Jahrg. Inhalt: I. Der erſte Deutſche Fiſchereitag in München. — II. Fiſcherei-Ausſtellung in Augs⸗ burg 1886. — III. Fiſchbeſatz für die oberpfälziſchen Flüſſe. — IV. Mittheilungen aus Superior Fiſhing von R. B. Rooſevelt. — V. Notizen über die Fiſcherei in den franzöſiſchen Colonien. — VI. Vereinsnachrichten. — VII. Vermiſchte Mittheilungen. — VIII. Fiſcherei- und Fiſchmarktberichte. — Inſerate. I. Der erſte Deutſche Jiſchereitag in München. (Fortſetzung.) Der Antrag des Herrn Zenk (vgl. oben S. 279) veranlaßt Herrn Profeſſor Dr. Nitſche⸗Tharand aufmerkſam zu machen auf die Wichtigkeit des practiſchen Gelingens der Verſendung von Zandereiern und Zanderbrut, welche bekanntlich ſo große Schwierigkeiten habe. Redner gedenkt hiebei ſehr rühmend der bezüglichen Verſuche des Herrn Hübner, wohnhaft bei Storkow in Brandenburg. Dieſe Verſuche ſeien ſchließlich geglückt und gereichten Herrn Hübner zu großem Verdienſte. Herr Profeſſor Dr. Nitſche erörtert weiter, wie wichtig es überhaupt ſei, das Problem der Verſendung von Eiern der ſog. Sommerlaicher practiſch zu löſen. Für derartige klebende Eier würde ſich als An— heftungsunterlage vielleicht das als ſog. Müllergaze bekannte Gewebe eignen. Es ſei nicht ſo ſperrig als die häufig verwendeten Wachholderzweige. Herr v. Behr erinnert hiezu an die bekannten Verſuche des Herrn Dr. Maier in Forſteck bei Kiel in Bezug auf Conſervirung friſch befruchteter Häringseier im Wege der Adhäſion an eine Glasplatte. Herr Profeſſor Dr. Benecke ſchildert die mannigfachen ſchon gemachten bezüglichen Verſuche mit verſchiedenem Material und zwar mit Pflanzenverbindungen, mit allerlei Tuch— arten, Leinwand, Baumwollenfäden, pferdehaarigen Geweben c. Man könne damit auch in der That Zander- und Häringseier verſchicken. 302 — Herr Regierungspräſident v. Pracher-Regensburg bemerkt, daß der ober— pfälziſche Kreis-Fiſcherei-Verein ſich zwar ſeiner Zeit den vom Deutſchen Fiſcherei-Verein für die gelungene Verſendung von Zandereiern ausgeſetzten Preis bei dem Mißlingen bezüglicher Verſuche nicht habe verdienen können, dagegen ſchon mit Erfolg den immerhin auch mit Schwierigkeiten verknüpften Transport von größeren Fiſchen dieſer Art aus der Donau, dort Schill genannt, bewerkſtelligt habe. Herr Redner fragt dabei an, ob es richtig ſei, daß die Laichzeit der Zander innerhalb einer ſo großen Zeitperiode — April bis Juli — wechſele, wie die Fiſcher behaupteten. Herr Profeſſor Dr. Benecke erklärt es als richtig, daß namentlich beim Zander die Laichzeit außerordentlich von den Witterun gs— verhältniſſen abhängt. Da außerdem die völlige Laichreife ſo plötzlich eintrete, daß in einem oder in wenigen Tagen das ganze Laichgeſchäft beendigt iſt, ſo erkläre es ſich leicht, daß die Fiſcher ſelten in die Lage kämen, den Laich künſtlich abzunehmen. Nachdem mehrſeitig bemerkt worden, daß überhaupt die künſtliche Abnahme und Aus— brütung des Zanderlaichs wenig Ausſicht auf Erfolg biete, wendete ſich die Discuſſion zu der Frage der Förderung einer natürlichen Fortpflanzung des Zander namentlich in Teichen. Herr v. Behr fordert Herrn Zenk-Würzburg auf, doch auf die Gewinnung von Nachzucht aus ſeinen aus Galizien nach Seewieſe bezogenen Zander Bedacht zu nehmen und Jungbrut von Seewieſe aus zu verbreiten. Herr Zenk erwidert, daß ſeine Zander zwar ſehr gut gewachſen ſeien, aber ſich zum Laichen in Seewieſe noch nicht herbei— gelaſſen hätten. Herr Profeſſor Dr. Benecke conſtatirt, daß in Teichen von paſſender Beſchaffenheit der Zander erfahrungsgemäß allerdings laiche. Es handle ſich eben darum, ſolche Teiche ausfindig zu machen und dann dieſe zur Zanderzucht zu benützen. Welche Bedingungen aber dazu gehörten, um in dieſem und jenem Teiche gerade den Zander zum Laichen zu bringen, das ſei theoretiſch noch nicht ermittelt. Herr Regierungsaſſeſſor Hörmann-München (früher in Regensburg) glaubt daß es ſchwerlich gelingen werde, den Donau zander — Schill für die Teichwirthſchaft zu ver— werthen, während es anderſeits erwieſen ſei, daß die galiziſchen Zander dafür ſich eigneten. Redner empfiehlt deshalb den Antrag Zenk und erbittet dabei auch für die Oberpfalz einen Theil des nach dieſem Antrage etwa zum Import kommenden jungen Zander. Der Antrag Zenk wird hierauf auch einſtimmig angenommen. Sehr bemerkenswerth iſt noch zur Zanderfrage, was Herr Dr. Steindachner, Director des k. k. zoologiſchen Hofmuſeums in Wien darlegte. Derſelbe gedachte nämlich jener anderen Zanderart, welche unter dem Namen Lucioperca wolgensis bekannt ſei und auch in der Donau bis über Wien vereinzelt vorkomme. Sie habe die Eigenthümlichkeit, daß an ihr die Bezahnungen viel ſchwächer, insbeſondere die Fangzähne viel kleiner ſeien, weshalb der Fiſch kein ſo arger Raubfiſch ſei, als der gewöhnliche Zander. Den nächſten Berathungsgegenſtand: Die Frage der Ottervertilgung in legislativer und practiſcher Richtung leitete Herr Max v. d. Borne-Berneuchen mit einem von ſeiner reichen practiſchen Erfahrung Zeugniß gebenden Vortrage ein. Redner ſchilderte zunächſt die Eigenſchaften, die Gefährlichkeit und die bedenkliche Häufigkeit des Otters. Aus dem bezüglichen Verhältniſſe habe zuerſt die badiſche Geſetzgebung Ver— anlafjung genommen in dem dortigen Fiſchereigeſetze von 1870 zu beſtimmen, daß es dem Fiſchereiberechtigten geſtattet ſei, Ottern und ähnliche Thiere, welche ſich an den ihm gehörigen Fiſchwaſſern aufhalten, zu fangen oder ohne Anwendung von Schußwaffen zu tödten. Dieſe Beſtimmung ſei dann auch in das preußiſche Fiſchereigeſetz vom 30. Mai 1874 über— gegangen. Während aber das badiſche Fiſchereigeſetz noch die Beſtimmung habe, daß der gefangene oder erlegte Otter u. dgl. binnen 24 Stunden an den Jagdberechtigten ab— geliefert werden müſſe, habe die am 30. März 1880 ergangene Novelle zum preußiſchen Fiſchereigeſetz noch den Zuſatz gemacht, daß der Fiſchereiberechtigte das erbeutete Thier für ſich behalten dürfe. In anderen Ländern, wie namentlich in Bayern, fehle noch eine derartige Beſtimmung überhaupt, obwohl ſie doch ſo nothwendig ſei. Die Oppoſition der Jagdberechtigten, und insbeſondere deren Einwand, daß dadurch auch anderweitige Gefahren für das Jagdrecht entſtünden, ſei unbegründet. In Norddeutſchland ſeien unter der Herrſchaft des preußiſchen Geſetzes nirgends Klagen laut geworden. e Ze P 308 Es wäre daher ſehr unklug, wenn die Jäger auf jener Oppofition beharren und damit Andere nur ſchädigen würden. Ein ſolches Verhalten müßte nothwendig die größte Mißſtimmung im Publikum hervorrufen, welches gar wohl einſehe, daß es ſich hier im Grunde genommen doch nur um einen Kampf im Intereſſe perſönlichen Vergnügens gegen wirthſchaftliche Intereſſen im Allgemeinen und gegen wahre Lebensintereſſen gar mancher unbemittelter Leute handle. So wenig als der Jagdberechtigte Wölfe und Bären hegen dürfe, könne es ihm zuſtehen, den Fiſchereiberechtigten von der Vertilgung der ihn auf's Aeußerſte ſchädigenden Ottern ab— zuhalten. Schließlich beſpricht Redner noch die Prämiirung der Ottervertilgung und verlangt hiefür ergiebige Staatszuſchüſſe. Dabei conſtatirt er die ſignificanten Thatſachen, daß z. B. vom oberpfälziſchen Kreis- Fifcherei = Verein im Jahre 1883/84 nicht weniger als 108 Prämien gezahlt wurden, desgleichen in der Provinz Hannover in 39 Monaten allein 1150 Prrämien, im preußifchen Regierungsbezirk Kaſſel in 45 Monaten 547! Herr Referent ſtellte ſchließlich folgenden Antrag: a) Der deutſche Fiſcherei-Verein wird erſucht, an die deutſchen Staatsregierungen die Bitte zu richten, daß durch Specialgeſetz den Fiſchereiberechtigten geſtattet werde, an ihren Fiſchwaſſern Ottern ohne Anwendung von Schußwaffen zu tödten oder zu fangen. p) Der deutſche Fiſcherei-Verein wolle die Regierungen erſuchen, daß die Local-Fiſcherei— Vereine aus Staatsmitteln zu dem Zwecke unterſtützt werden, damit für erlegle Ottern eine Prämie von ſechs Mark per Stück bezahlt werden könne. Herr v. Behr findet es eigentlich als das richtigſte, wenn beſtimmt wird: „Im ganzen deutſchen Reich iſt der Otter vogelfrei.“ Eine weiſe Selbſtbeſchränkung verbiete aber ſo weit in den Forderungen zu gehen. Er ſtehe deshalb auch auf dem Standpunkt des Herrn v. d. Borne, ſei mit deſſen Zielen einverſtanden, nehme aber Veranlaſſung, einige Amendements dazu einzubringen. Vor allem ſolle man doch in dem Antrage betreffs der Prämien die Worte: „von 6 Mark“ weglaſſen. Dazu bringe man nicht genug Geld auf. Im erſten Punkte des v. d. Borne'ſchen Antrags empfehle es ſich, das Poſtulat, dem preußiſchen Fiſchereigeſetze folgend, auch auf Taucher, Eisvögel, Cormorane, Fiſchaare ꝛc. auszudehnen. So ſei jüngſt die Sache auch in Heſſen und Waldeck geregelt worden. Gewiß wäre das Gleiche auch für Bayern höchſt erwünſcht. Redner erklärt, bezeugen zu können, daß aus einer derartigen Regelung Inconvenienzen gar nicht entſtehen. Das beſtätige z. B. Herr v. Hormayr, Vorſitzender eines Provinzialjagdſchutzvereines und bekannter Vorkämpfer der Jagdintereſſen, ebenſo der preußiſche Oberlandforſtmeiſter, Herr v. Dankelmann. Weiter wünſcht Redner auch eine geſetzliche Ermächtigung zur Zerſtörung der Horſte von Reihern und Cormorans, welche von einzelnen Großgrundbeſitzern blos zu ihrem Jagdvergnügen eigens gehegt würden. Als Vorbild bezeichnete Redner hiebei den Paſſus in einem preußiſchen Entwurfe eines Jagdgeſetzes, dahin lautend: „Zum Schutze der Fiſcherei kann der Jagd— berechtigte von der Aufſichtsbehörde angehalten werden, die in ſeinem Jagdbezirk befindlichen Horſte von Reihern und Cormorans ſammt den Eiern und der Brut zu zerſtören, ſoweit dies ohne das Fällen von Bäumen ausführbar iſt“. Der Vorſitzende Dr. Staudinger erſucht bei der Discuſſion folgende Fragen aus— einander zu halten: 1. Soll den Fiſchereiberechtigten das Recht gegeben werden, die Ottern ohne Schuß— waffen vertilgen zu dürfen? 2. Soll dieſes Recht auch auf andere der Fiſcherei ſchädliche Thiere, auf Cor— morane, Reiher, Eisvögel, Fiſchaare ausgedehnt werden? 3. Soll der Fiſchereiberechtigte, wenn er berechtigt einen Otter ꝛc. fängt oder tödtet, das Thier für ſich behalten dürfen? 4. Soll der Ueberhandnahme der fraglichen ſchädlichen Thiere vorgebeugt werden: a) durch die beregte Beſtimmung in Betreff der Horſte, der Reiher und Cormorane? b) durch Ausdehnung der Prämiirungen? Ueber dieſe Fragen eröffnete der Vorſitzende zunächſt eine Generaldiskuſſion. (Fortſetzung folgt.) 304 II. Jiſcherei-Ausſtellung in Augsburg 1886. I. Im Anſchluß an die Schwäbiſche Kreis-Induſtrie-, Gewerbe- und kunſthiſtoriſche Ausſtellung in Augsburg, 1886, verbunden mit landwirthſchaftlichen Fachausſtellungen, wird zugleich in der Zeit vom 15. bis 23. Mai eine Fiſcherei-Ausſtellung abgehalten. Das Ausſtellungscomite, an deſſen Spitze Seine Excellenz Herr Staatsrath und Regierungspräſident von Hörmann als Ehrenvorſtand, dann Herr Rechtsrath Gentner in Augsburg als Vorſtand und Herr k. Reallehrer Jeſionek in Augsburg als ſtellvertr. Vorſtand ſtehen, veröffentlicht folgendes Programm. I. Im Anſchluß an die für den Kreis Schwaben und Neuburg und die angrenzenden Gebietstheile Bayerns und Württembergs ſtattfindende Induſtrie-, Gewerbe- und kunſthiſtoriſche Ausſtellung in Augsburg veranſtaltet der Kreis-Fiſcherei-Verein für Schwaben und Neuburg als einen Theil der landwirthſchaftlichen Fach⸗Ausſtellungen in der Zeit vom 15. bis 23. Mai 1886 eine Fiſcherei-Ausſtellung, welche in Verbindung mit einer vom bayerijchen Gartenbauvereine veranſtalteten Gartenbau-Ausſtellung in dem auf dem Auffſtellungsplatze hiefür errichteten Gebäude abgehalten wird. II. Zweck der Ausſtellung iſt es, die Erzeugniſſe der Fiſcherei vorzuführen, die Mittel und Wege zur Pflege der Fiſche und Hebung der Fiſchzucht darzuſtellen, die Fach— intereſſenten mit den neueſten Errungenſchaften auf dem Gebiete des Fiſchereiweſens bekannt zu machen, die volkswirthſchaftliche Bedeutung der Fiſcherei zum Bewußtſein zu bringen und das allgemeine Intereſſe für die Beſtrebungen der Fiſcherei und insbeſondere der Fiſcherei— Vereine zu wecken. III. Zu dieſem Zwecke ſollen vor Allem lebende Fiſche und ſonſtige Waſſerthiere mit thunlichſter Darſtellung der für ihr Fortkommen paſſenden Verhältniſſe, die der natürlichen Fiſchzucht und Ernährung der Fiſche und dem Fiſchfange dienenden Mittel, die Einrichtungen und Produkte der künſtlichen Fiſchzucht, dann aber auch Fiſche in dem für den Handel und Konſum geeigneten Zuſtande ausgeſtellt werden. Es ſollen ferner veranſchaulicht werden die auf die Fiſcherei bezüglichen Pflanzen und Inſekten, die Fiſchfeinde und die Mittel zu deren Vertilgung, dann auch Präparate, aus— geſtopfte Waſſerthiere, Pläne, Modelle und Sonſtiges, was für die Fiſcherei wiſſenſchaftliches Intereſſe hat. Ausgeſtellt können alle diejenigen auf Fiſcherei bezüglichen Sachen werden, welche entweder dem Gebiete der Ausſtellung entſtammen oder für dieſes Gebiet fiſchereiliches Intereſſe haben, und zwar nach Maßgabe der dem Programme ange— fügten Gruppen⸗Eintheilung. Die vollſtändige Vorführung aller in Schwaben vorkommenden Fiſche in lebendem Zuſtande iſt vor Allem anzuſtreben. IV. Die für die Anmeldung zur Ausgabe gelangenden Anmeldeſcheine ſind in zwei Exem— plaren ſorgfältig ausgefüllt ſpäteſtens bis zum 1. Dezember 1885 an den Kreis-Fiſcherei⸗ Verein für Schwaben und Neuburg in Augsburg einzuſenden. Ueber die Zulaſſung entſcheidet der Kreis-Fiſcherei-Verein, welcher nach erfolgter Ge— nehmigung dem Anmeldenden Nachricht über den ihm bewilligten Raum geben wird. Eine Platzmiethe wird im Allgemeinen nicht erhoben. Eine ſolche kommt lediglich zur Erhebung von den in Gruppe III und IV auszu- ſtellenden Gegenſtänden, ſoweit der mu die Herſtellung und Bearbeitung gewerbs— mäßig betreibt. Die Platzmiethe beträgt für die Lebe Ausſteller fünf Mark per Quadratmeter und iſt nach erfolgter Zulaſſung zur Ausſtellung an den Kreis-Fiſcherei-Verein zu bezahlen. Sorgfältige Verpackung liegt im Intereſſe des Ausſtellers. Die für die Signirung erforderlichen Formularien werden dem Ausſteller rechtzeitig ausgehändigt werden. Nur vorſchriftsmäßig behandelte Sendungen haben Anſpruch auf Aufnahme. 305 — — Die Ausſtellungsgegenſtände ſind franko Bahnhof Augsburg ſpäteſtens bis zum 5. Mai 1886, Fiſche und ſonſtige Waſſerthiere, ſdwie leicht verderbliche Gegenſtände aber am 13. und 14. Mai 1886 an die Kreisausſtellung Augsburg, zu Händen des Kreis— Fiſcherei-Vereins, einzuliefern. Den Transport vom Bahnhof zum Ausſtellungsplatze beſorgt der Kreis-Fiſcherei-Verein. Die Aufſtellung erfolgt durch den Kreis-Fiſcherei-Verein, welcher auch die nöthigen Behälter für die in Gruppe I auszuſtellenden Objekte ſtellt. Die auszuſtellenden Gegenſtände dürfen ohne Genehmigung des Kreis-Fiſcherei-Vereins vor Schluß der Ausſtellung nicht entfernt werden. Die Beaufſichtigung der Ausſtellungsgegenſtände wird vom Verein beſorgt, ohne daß jedoch eine Haftung für Verluſt oder Beſchädigung übernommen wird. Der Verein wird auf Verlangen des Ausſtellers und auf deſſen Koſten eine Ver— ſicherung gegen Feuersgefahr veranlaſſen. Die Angabe des Verſicherungswerthes im Anmeldeſcheine gilt als Auftrag hiezu. Der Ausſteller kann ſeine Gegenſtände als verkäuflich bezeichnen. Die Rückſendung der unverkauft gebliebenen Gegenſtände erfolgt unentgeltlich an die Abgangsſtation. Ausgenommen hievon ſind Gegenſtände, welche während der Ausſtellung unbrauchbar geworden ſind oder auf dem Rücktransporte zu verderben drohen. Da die Fiſcherei-Ausſtellung räumlich von der Kreis-Ausſtellung nicht getrennt iſt, kann den Ausſtellern freier Eintritt nicht gewährt werden; es wird jedoch den Ausſtellern eine für die Geſammt-Ausſtellung giltige Eintrittskarte auf die Dauer der Fiſcherei-Ausſtellung zu mäßigem Preiſe behändigt. Zur Beurtheilung der ausgeſtellten Gegenſtände wird ein Preisgericht berufen und es werden auf Grund der von dieſem abgegebenen Gutachten hervorragende Leiſtungen ausge— zeichnet werden. V. Gruppeneintheilung. Gruppe I. Lebende Fiſche und Waſſerthiere. 1) aus dem Ausſtellungsgebiet herſtammend, 2) anderen Gebieten entſtammend, und zwar: a) Süßwaſſerthiere, bp) Meeresthiere. Gruppe II. Zucht von Waſſerthieren mit beſonderer Berückſichtigung der künſtlichen Fiſchzucht. In Thätigkeit befindliche Brutapparate und Vorrichtungen zur künſt— lichen Fiſchzucht, Eier und lebende Fiſchbrut, Modelle und Abbildungen von Fiſchzuchtanſtalten, Aquarien. Gruppe III. Mittel, Geräthſchaften und Werkzeuge zum Fiſchfang, zur Fiſchzucht, Fiſchverſendung, Fiſchbewahrung, Verarbeitung und Zubereitung. Gruppe IV. Waſſerthiere in nicht lebendem Zuſtande, friſch, getrocknet, konſervirt, zubereitet, ausgeſtopft. Gruppe V. Fiſchfeinde in lebendem und totem Zuſtande und Mittel zu deren Vertilgung. Gruppe VI. Wiſſenſchaftliches. III. Jiſchbeſatz für die oberpfälziſchen Ilüſſe. Gelegentlich der am 2. Auguſt ds. Is. in Schwandorf ſtattgehabten General— Verſammlung des oberpfälziſchen Kreis- Fijcherei = Vereines verbreitete ſich der I. Vorſtand dieſes Vereins, Herr Regierungspräſident von Pracher über die nothwendigen Maßnahmen der Fiſchereipflege in den oberpfälziſchen Flüſſen, mit ausdrücklicher Beiſeitelaſſung der, in der Oberpfalz blühenden Teichwirthſchaft und der Verhältniſſe der kleinen fließenden Gewäſſer, für welche nur mit den bisherigen Maßregeln fortgefahren werden dürfe. Anders verhält 306 es ſich nach dem Vortrage mit den größeren Gewäſſern und namentlich mit den beiden Neben- flüffen der Donau: dem Regenfluß und der Naab, welche jetzt eine beſondere Auſmerkſamkeit erheiſchen. In dieſer Hinſicht verlautbarte Herr von Pracher Folgendes: „Bezüglich des Regenfluſſes hat der Kreis-Verein bereits ſeit drei Jahren für Wiederbeſetzung mit Karpfen und Schleien geſorgt, theils durch Vermittlung der am Regen gelegenen Vereine, theils durch dortige Vertrauensperſonen und beſondere Einſatzſtationen. Dieſe Thätigkeit wird heuer fortgeſetzt und dazu wieder der Herbſt benützt, während deſſen die Abfiſchung der Teiche ſtattfindet, ſonach Friedfiſche in Maſſe und billig verfügbar ſind. Die Koſten wird wieder der Kreis-Verein zum größeren Theile übernehmen. Hiebei kann es aber fein Bewenden nicht haben. Es muß auch für die Einführung von Edel— fiſchen in den Regen geſorgt werden. Früher war der Huchen dort heimiſch und jetzt noch kommt derſelbe vereinzelt zwiſchen Cham und Chamerau und in dem bei Cham einmündenden Chambfluſſe, alſo eigenthümlicher Weiſe mehr im oberen Laufe des Regens vor. Dieſe Erſcheinung erklärte man ſich früher damit, daß die Holztrift dem Huchen den Aufſtieg aus der Donau zur Laichzeit verleidet, oder unmöglich gemacht habe. Nachdem aber auch ſeit dem Aufhören der Trift im unteren Laufe des Regenfluſſes keine Huchen ſich zeigen, ſo mußte man auf das Vorhandenſein anderer Hinderniſſe ſchließen. Als ſolche ſind wohl die zahlreichen im Regen vorhandenen Stauvorrichtungen und Mühlwehren zu betrachten. Herr Kreisbaurath Schüler hat den ganzen Regenfluß, ſoweit er der Oberpfalz angehört, bereiſt und die Frage techniſch unterſucht, ob und wie den Huchen der Aufſtieg aus der Donau in den Regen behufs des Laichgeſchäftes möglich gemacht werden könnte. Wie aus einer Denkſchrift deſſelben erſichtlich, kann das Problem in ziemlich einfacher Weiſe und ohne große Koſten gelöſt werden. Von den vierzehn vorhandenen Stauvorrichtungen bedarf es bei einer einzigen der künſtlichen Nachhilfe, um für die aufſteigenden Fiſche einen prakti— kabeln Paß herzuſtellen. Bei allen übrigen iſt nur nothwendig, daß die Müller künftig die Floßgaſſen im Frühjahre offen laſſen, da die vorhandenen günſtigen Höhen- und Gefälle- verhältniſſe dann den Fiſchen das Hinaufſchießen über die Wehren geſtatten. Herr Kreis— baurath Schüler hat ſich außerdem mit den Müllern in perſönliches Benehmen geſetzt und von dieſen die Zuſicherung erhalten, daß ſie die Floßgaſſen im Frühjahre, wo ohnehin regelmäßig höhere Waſſerſtände eintreten, offen halten wollen. Es iſt nun zunächſt Aufgabe der Bezirks-Vereine des Regengebietes, dafür zu ſorgen, daß die Müller und Wehrbeſitzer ihre ertheilten Zuſagen auch einhalten. Es empfehle ſich, ſolches auf gütlichem Wege zu erreichen, wenn nöthig, auch durch kleine Geldopfer. Hoffent— lich wird dann, wenn der Huchen, dieſer edelſte Fiſch der Donau, durch die künftig geöff— neten Floßgaſſen aufwärts wandern kann, dem Regenfluſſe wieder ſein früherer Reichthum an dieſer Fiſchgattung verſchafft werden, auf die kürzeſte und ſicherſte Weiſe. Für die Erhaltung und Vermehrung der Huchen intereſſirt ſich auch ganz beſonders der Deutſche Fiſcherei-Verein, welchem ja der oberpfälziſche Verein ſo vieles zu danken hat. Der Deutſche Fiſcherei-Verein hat dem oberpfälziſchen Kreis-Vereine bisher ſchon größere Quantitäten von Hucheneiern verſchafft und dadurch iſt es möglich geworden, tauſende junger Huchen auszubrüten und der Donau zuzuführen. Die zugleich mit dem erſten Deutſchen Fiſchereitag in München abgehaltene III. Fiſchzüchterconferenz hat weiter begutachtet, man möge das der Donau und ihren Nebenflüſſen zuzuwendende Contingent von Hucheneiern für heuer und die folgenden Jahre bedeutend verſtärken. Dieſer äußerſt dankenswerthe Beſchluß gibt Anlaß, jetzt ſchon an den oberpfälziſchen Brutſtationen Vorbereitungen zu treffen, damit eine größere Anzahl von Eiern dort erbrütet werden kann. Anbelangend den Naabfluß, ſo ſind hier die Verhältniſſe anders als am Regen und nicht ſo ganz günſtig wie dort gelagert. Bei den Stauwerken der Naab beſtehen nämlich keine Floßgaſſen, vielmehr iſt dieſer Fluß durch Kammer -Schleußen geſperrt, deren erſte (bei Ebenwies) wenige Kilometer oberhalb der Mündung der Naab in die Donau ſich befindet. In der Naab ſind Huchen, ſelbſt in dem unteren Flußlaufe, bisher nicht gefangen worden. Dagegen ſteigt der Schill bis zur erwähnten Schleuße auf und iſt dort gar nicht ſelten, während er im Regenfluſſe ſelbſt an deſſen Mündung fehlt. Das Waſſer der Naab . — ſcheint demgemäß dem Schill eben ſo ſehr zu behagen, wie dem Huchen das Waſſer des Regenfluſſes. Bei Beſetzung der Naab möchte daher vorzugsweiſe der Schill in's Auge zu faſſen ſein, deſſen Wandertrieb nicht ſo ausgeprägt iſt und welcher deshalb jetzt auch in Teichen gezüchtet wird. Es kann hienach wohl angenommen werden, daß der Schill in der Naab ſich halten und vermehren werde, ſelbſt in dem Falle, daß die Schleußen nicht etwa durch Fiſchſteige umgangen werden könnten. Letztere Frage ſei übrigens noch nicht entſchieden. Herr Kreisbaurath Schüler hat die freundliche Zuſage ertheilt, daß er die örtlichen Verhältniſſe unterſuchen und ſich darüber in derſelben Weiſe ausſprechen werde, wie ſolches von ihm bezüglich des Regenfluſſes geſchehen iſt. Der Kreis-Fiſcherei-Verein wird daher jetzt vor Allem verſuchen, den Schill in der Naab heimiſch zu machen. Allerdings unter— liegt, wie bekannt, der Transport der Schille beſonderen Schwierigkeiten. Dieſe ſind aber anderwärts überwunden worden und werden auch in der Oberpfalz nicht unbeſiegbar ſein, wo die örtlichen Verhältniſſe ziemlich günſtig, namentlich die Entfernungen nicht groß ſind. Aus der Chronik der Stadt Schwandorf iſt zu entnehmen, wie fiſchreich früher die Naab geweſen. Jetzt iſt der untere Theil derſelben nur noch mit wenigen Fiſchen, meiſt gering— werthiger Gattung, beſetzt. Der Kreis-Fiſcherei-Verein wird deshalb auch hier zunächſt für reichlichen Beſatz mit Karpfen und Schleien ſorgen und hiemit im bevorſtehenden Herbſte beginnen. Um übrigens jedes Mißverſtändniß ferne zu halten, muß ausdrücklich erwähnt werden, daß dieſe Bemerkungen ſich nur auf den unteren Lauf der Naab beziehen, wo bisher keine Bezirks-Vereine beſtanden haben, während die oberen, nördlich gelegenen Strecken, namentlich der Fichtel- und Waldnaab und der Seitenbäche eines reichlichen Fiſchbeſtandes verſchiedener Arten von Salmoniden ſich erfreuen, deren Vermehrung und Pflege den dortigen äußerſt thätigen Bezirks-Vereinen und Fiſchzüchtern zu danken iſt. Ganz das Gleiche gilt von der Vereinsthätigkeit am oberen Laufe des Regen und hinſichtlich der übrigen Fluß— läufe, wo mit Vorliebe Forellen und Aeſchen erbrütet und ausgeſetzt werden.“ IV. Mittheilungen aus Superior FJiſhing von R. B. Nooſevelt. Wenn ich in den hier folgenden Zeilen einige wenige 1 mache über die Fiſchereiverhältniſſe des Oberen Sees in Nordamerika, ſo geſchieht dieß hauptſächlich, um den Nachweis zu liefern, daß der Schwarzbarſch und die Forelle gar wohl neben einander exiſtiren können. Der Obere See, deſſen Oberfläche 600 Fuß über dem Meere liegt, und deſſen Grund 300 Fuß unter das Meeres-Niveau herabreicht iſt 500 Meilen lang und beinahe 200 Meilen breit. Die Ufer der Südſeite beſtehen aus Sandſteinfelſen, die durch Wogen und Stürme in phantaſtiſche Formen zernagt ſind und tiefe Höhlen enthalten. Die nördlichen Ufer beſtehen aus zerriſſenen Bergrieſen, die in der Vorzeit von Gletſchereis bedeckt geweſen ſind. Hundert Ströme ergießen ſich in dieſen gewaltigen See, deſſen Waſſer klar, durchſichtig und kalt iſt, und der zwar keine große Mannigfaltigkeit aber ſehr ſchöne, wohlſchmeckende Arten von Fiſchen enthält. Die gefleckte Forelle, der Mackinaw-Lachs und der Schwarzbarſch ſind ſehr groß und raubluſtig; Störe find zahlreich und die Maräne iſt der delikateſte Süß— waſſerfiſch, den es gibt. Der Angler findet nirgends in der Welt ſo ſchöne Gelegenheit zur Forellenfiſcherei, wie am Oberen See. Das überall felſige Ufer iſt an beiden Seiten ein ungeheuerer Fiſchgrund, wo dem gewandten Angler überall Gelegenheit zum herzerfreuenden Sport geboten iſt. Die unzähligen Zuflüſſe, große und kleine, ſowohl auf der engliſchen, wie auf der amerikaniſchen Seite ſind zwar wegen ſteilen Abfalles vom See ſchwer zugänglich, aber voll von Myriaden der ſchönſten Forellen, und die Stromſchnellen am Ausfluß des Oberen Sees enthalten Forellen von enormer Größe. Den beſten Sport findet man an der canadiſchen Seite, wo man allerdings unter freiem Himmel campiren muß; denn während am Südufer die Forellen durchſchnittlich 1 Pfund ſchwer ſind, ſind ſie am Nordufer im Durchſchnitt vollkommen 2 Pfund ſchwer. 308 — —̃— Bei Sault findet man unübertreffliche Gelegenheit zum Fiſchen mit natürlichem Köder und bisweilen auch zur Fliegenfiſcherei; man fängt hier wegen der Tiefe und wilden Bewegung des Waſſers die größten Forellen. Wenige Meilen unterhalb von Sault gewährt der Grand Rivers guten Sport mit großen Forellen, und das erſte Vorgebirge, Weißfiſchkap genannt, iſt ein berühmter Fiſchplatz. Ungefähr 60 Meilen hinter Marquette ſind der Dead-, Yellow Doy- und Salmon Trout⸗Fluß, zwar oft voll von Treibholz, aber erfüllt von Fiſchen; in einem derſelben wurde eine 6 ¼ Pfund ſchwere Lachsforelle gefangen. In der Nähe von Bayfield, der Dampfſchiff-Endſtation, wurden 250 Pfund Bach— forellen in einem Tage von zwei Anglern gefangen; Fiſche von 2 bis 3 Pfund ſind häufig. Der benachbarte Brule-Fluß iſt voll von Forellen. Am nördlichen Ufer des Sees, in Mitte der endloſen Wälder, welche in ihrer ur— ſprünglichen Einſamkeit bis zum Nordmeer ſich erſtrecken, iſt das Paradies für Fliegenfiſcher. Jeder Fluß, jede Bucht iſt erfüllt von herrlichen Fiſchen, die an Größe, Lebendigkeit und Schönheit nur in dem Salzwaſſer von New-Braunſchweig und Unter-Canada ihres gleichen haben. Die ganze Küſte iſt ein ungeheuerer Fiſchplatz, die Flüſſe und der See gleichen einem ungeheuern Fiſch-Reſervoir. Rooſevelt ſchließt mit folgenden Worten: Nachdem ich von Labrador bis zum Miſſiſſipi gefiſcht, und Forellen in allen Staaten gefangen habe, wo ſie vorkommen, bin ich zu der Ueberzeugung gelangt, daß der Obere See alle anderen amerikaniſchen Gewäſſer übertrifft, und folglich die beſte Fiſcherei der Welt beſitzt. M. v. d. Borne. V. Notizen über die Jiſcherei in den franzöſiſchen Colonien. Von E. B. In dem Augenblicke, wo auch in Deutſchland die Worte Colonie und Coloniſation einen angenehmen Klang haben, dürſte es vielleicht die geſchätzten Leſer intereſſiren, Einiges über die Fiſcherei (und was dazu gerechnet werden kann) der Colonien Frankreichs zu erfahren. N Wir müſſen übrigens für dieſen kleinen Bericht um etwas Nachſicht bitten, weil ja ganz natürlich die Forſchungen außerhalb des Mutterlandes mit Schwierigkeiten ver— knüpft ſind, indem die Adminiſtrationen in den abgelegenen Ländern nicht in vollſtändig geregelten Bahnen laufen und daher Details von dieſer ſonſt zuverläſſigen Seite aus äußerſt rar ſind. — Die bedeutendſte Colonie Frankreichs, Algier, hat eine ſehr lange Küſtenſtrecke und eine nicht unbedeutende Küſten- und Seefiſcherei. In den letzten Jahren werden durchſchnitt— lich ca. 2°200,000 Kilogramm getrocknete, geſalzene oder geräucherte See— fiſche erportirt, welche einen Werth von 1°400,000 Frances repräſentiren und da anderer— ſeits der Import per Jahr die Durchſchnittsumme von 1°400,000 Kilogramm oder 280,000 Frances nicht überſteigt, iſt leicht zu ermeſſen, daß die jährliche Production der Fiſcherei, wenn ſie auch nicht näher feſtgeſtellt iſt, doch nicht unbedeutend ſein kann, wenn man nur noch den Conſum der Bevölkerung im Lande — (lach letzten Zählungen circa 3°500,000 Seelen) in Betracht zieht. — Die Corallenfiſcherei, welche früher ganz bedeutend war, nimmt von Jahr zu Jahr ab. Vor acht Jahren beſchäftigte dieſelbe noch 225 Böte, welche 1876 circa 34,000 Kilogramm Corallen im Werthe von rund 1°000,000 Franes fiſchten. Heute rechnet man nur noch ungefähr 140 Böte bei dieſer Arbeit. Die Production iſt auf 10,790 Kilogr. gefallen und repräſentirt nur noch einen Werth von circa 323,730 Francs. Von allen franzöſiſchen Beſitzungen außer Landes haben betreffs Fiſcherei die größte Bedeutung die Inſeln Saint-Pierre und Miquelon, ſowie die kleinen Nachbarinſeln Ile-aux-chiens und Langlade. Dieſe Inſeln ſind ausſchließlich Fiſcherſtationen und produciren ſonſt weiter nichts. Die Anzahl der auf dieſen Inſeln ſelbſt anſäßigen Fiſcher iſt allerdings nicht groß; es ſind circa 325 Männer, welche durchſchnittlich jährlich 450,000 Kilogramm getrocknete Stockfiſche und circa 31,000 Kilogramm Stockfiſchöl herſtellen. Das könnte ziemlich un— bedeutend erſcheinen. Aber durch vom Mutterlande kommende Fiſcher wird dort ein groß— artiger Fang von Stockfiſch betrieben. 309 _ Die ganze Bevölkerung der genannten vier Inſeln, einſchließlich der Bemannung der von Frankreich kommenden Schiffe, beläuft ſich auf ungefähr 5— 6000 Seelen, welche alle durch den Stockfiſchfang Beſchäftigung und Verdienſt finden. Die Durchſchnittsanzahl der Schiffe, welche Fiſcherei betreiben, iſt per Jahr 62 mit einem Tonnengehalt von 8,317 Tonnen und circa 4,800 Mann Beſatzung. Ein Theil des Fanges wird in den Etabliſſements von St. Pierre getrocknet, das meiſte aber an Bord geſalzen und nach dieſem kleinen Ort auf der gleichnamigen Inſel gebracht, von wo aus die Waare dann mit andern Fahrzeugen in den Welthandel gelangt. So werden denn nun jährlich durchſchnittlich 4 500,000 Kilogramm getrocknete Stockfiſche, 16˙250,000 6 geſalzene Stockfiſche und 350,000 „ Stcocffiſchöl gewonnen, außer den ſchon früher erwähnten Ouantitäten Fiſchen und Oel, welche von den auf den Inſeln anſäßigen Fiſchern ſelbſt gefangen und gewonnen werden. Zu der angegebenen Anzahl von 62 Schiffen, welche nur den Fang beſorgen, kommen noch hinzu circa 120 Schiffe von 16,000 Tonnen mit circa 1,000 Mann Beſatzung, welche mit dem Transport des Fanges beſchäftigt ſind. Der Vollſtändigkeit halber müſſen wir zu dem Obigen hinzufügen circa 500,000 Kilogramm Fiſchabfälle und 150,000 Kilo— gramm Rogen, welche einen regelmäßigen und jährlichen Exportartikel dieſer Inſeln bilden. Von den übrigenzfranzöſiſchen Colonien fehlen leider Details, welche auf die Fiſcheren Bezug haben. Wir haben aber durch Zuſammenſtellungen und Berechnungen, baſirt auf die Schiffs- bewegungen von und nach dieſen Colonien, mit Rückſicht auf die Frachten der Schiffe, ihre Nationalität ꝛc. ein Reſultat erzielt, welches zwar keinen Anſpruch auf völlige Genauigkeit machen kann, trotzdem aber durch jedenfalls nicht zu hoch angeſchlagene Zahlen den Beweis liefern muß, welche Wichtigkeit die Colonien Frankreichs in der Fiſcherei haben. Dabei müſſen wir auch bemerken, daß es lange nicht von allen Colonien möglich war, Notizen zu erhalten. Deshalb wurden folgende ganz außer Acht gelaſſen: Mayotte mit circa 10,000 europäiſchen Einwohnern (Anzahl der Eingeborenen unbekannt). — Noſſi-Bé, früher zu der erſten gehörend, bildet jetzt eine eigene Colonie mit im Ganzen circa 8,000 Einwohnern. — Sainte⸗Marie auf Madagascar mit circa 7,000 Einwohnern. — Neu-Caledonien (Noumea) Deportations⸗Colonie, dann die verſchiedenen Colonien im Ocean: Taiti, Moorea, Mataura, Tubuai, Mahu, Tuamotu und die Marquiſen-Inſeln. Jene Berechnungen erſtrecken ſich nur auf Martinique, Guadeloupe, Franz. Guyana, Réunion, indiſche Beſitzungen, Cochinchina und Senegal. Dieſe zuſammen haben aber 1,639 franzöſiſche Schiffe von 196,855 Tonnen mit circa 15,000 Mann Beſatzung im Dienſte der Fiſcherei und damit zuſammengehörenden Beſchäftigungen aufzuweiſen. VI. Vereins nachrichten. 1. Neu gegründete Fiſcherei⸗Vereine. Am 21. September 1885 wurde zu Kelheim in Niederbayern ein Fiſcherei-Verein für Kelheim und Umgebung gegründet, welcher ſich die Förderung der natürlichen und künſt— lichen Fiſchzucht, dann die Ausbildung und Regelung des Fiſchfangs im Zuſammenwirken mit dem niederbayeriſchen Kreis-Fiſcherei-Verein in Landshut und dem Bayeriſchen Landes-Fiſcherei— Verein in München zur Aufgabe geſetzt hat. Der Verein hat ſein Augenmerk insbeſondere auch gerichtet auf die Durchführung der ſo wichtigen Wiedereröffnung der Buhnenbauten an der Donau für die Zwecke der Fiſchzucht, dann auf die Verbeſſerung der Fiſchbeſtände in der unteren Altmühl. In der Oberpfalz entſtand am 18. Oktober 1885 ein dem Kreis-Vereine angeſchloſſener Fiſcherei⸗Verein in Burglengenfeld, unter der Vorſtandſchaft des dortigen Herrn Bezirksamt— manns Trümmer. — Beide Vereinsbildungen bekunden neuerdings die lebhafte, thatkräftige Fortentwicklung des Fiſchereiꝙ-Vereinsweſens in Niederbayern und Oberpfalz. In Nord- und Mitteldeutſch hand haben ſich neue Vereinsbildungen ergeben zu Gera und Coeslin. Der Fiſcherei-Verein Gera iſt hauptſächlich zur Thätigkeit für das Gebiet der weißen Elſter berufen. Der Fiſcherei-Verein in Coeslin dürfte ſich wohl bald zum Provincial-Verein für Pommern ausgeſtalten. Allen dieſen neuen Vereinen herzlichen Glückwunſch! 30 — 2. Fiſcherei⸗Verein Tiegenhof. Aus dem Jahresberichte über die Thätigkeit des Lokal-Fiſcherei-Vereins Tiegenhof (preuß. Provinz Weſtpreußen) während feines erſten Geſchäftsjahres entnehmen wir nach der „Werder-Zeitung“ folgende Notizen: Der Verein, welcher am 24. Oktober 1885 mit ungefähr 40 Mitgliedern in's Leben trat, verzeichnet 97 Mitglieder. Wie ſich in der Generalverſammlung im März ergab, hatte der Vor⸗ ſtand außer für Befeſtigung und Erweiterung des Vereins auch für die Klärung der Aufgaben des— ſelben Sorge getragen und erhielt durch den lebhaften Meinungsaustauſch in jener Sitzung neben mehreren Spezialaufträgen auch die Ausſicht, an der Einrichtung einer Fiſchbrutanſtalt mitwirken zu können. — Die Tafeln der Fiſche des Kreiſes ſind angeſchafft und hängen aus. Von der Pachtung eines der Fürſtenauer Brüche für den Verein mußte Abſtand genommen werden, da die größern von den Beſitzern ſelbſt bewirthſchaftet werden, die kleinern aber u. a. zu ungünſtig gelegen ſind, als daß fie von hier aus zu Verſuchen, die regelmäßige Beobachtung erfordern, mit Vortheil ver- werthet werden könnten. Am 8. April d. J. wurden von Herrn Guſtav Wiebe 1000 junge Aale auf ſeinen Bruch in Rückenau und zwei Brüche in Roſenort vertheilt. Um die Aale in ſogenannten „Queſtern“ zu fangen, wurde ein engmaſchiger Hamen aus Vereinsmitteln angeſchafft. a Mit großem Intereſſe verfolgte der Verein die Bemühungen des Herrn Director Sierig um Errichtung einer Fiſchbrutanſtalt. Bereits Ende Mai waren im Petershagener Waagehauſe der hieſigen Zuckerfabrik fünf Baſſin und drei Filtertonnen aufgeſtellt, die ungefähr 1 Cubikmeter Tiegewaſſer alle 24 Stunden kryſtallklar durch zwei viereckige kaliforniſche Bruttröge führten. An den Wänden des zum Bruthauſe nunmehr eingerichteten Gebäudes waren Fiſchtafeln und Fiſcherei— karten angebracht. In einiger Entfernung war ein Aufzuchtteich von 7 mal 15 Quadratmeter aus⸗ gehoben, der, mit Waſſerpeſt verſehen, vielen Tauſenden junger Fiſchchen Schutz und Nahrung gewähren konnte. Behufs Erbrütung in Körben wurden vom Verein drei, von Herrn Director Sierig ein Brutkorb aus Weidengeflecht angeſchafft. Der Schriftführer iſt der vielfach aus⸗ geſprochenen Aufforderung, die Schwente und Tiege hydrographiſch aufzunehmen näher getreten und hat mit Herrn Lehrer Kirbuß an zwei Tagen die Schwente von Tiegenhof bis Neuteich befahren. Hierbei wurden 21 Tiefen- und 7 Breitenmeſſungen vorgenommen, aus welchen ſich mit Ausſchluß des „Breiten Waſſers“ bei Ziegelſcheune als mittlere Tiefe 1,4 Meter und als mittlere Breite 12,5 Meter ergab. Bei Stationsſtein 120 dem „Breiten Waſſer“ beſitzt die Schwente die größte Breite und Tiefe, erſtere beträgt 39 Meter, letztere 2,53 Meter. Von einer Feſtſtellung der zahlreich in der Schwente vorkommenden niederen Thiere mußte vorläufig Abſtand genommen werden, da der Umfang der einſchlägigen Unterſuchungen feſter Grenzen entbehrte. Die Aufnahme der Flora unterlag dagegen keinen Schwierigkeiten und konnten die am häufigſten vorkommenden Pflanzen geſammelt und beſtimmt werden. Der bei dieſen Fahrten ſich geltend machende Wunſch nach Specialkarten der Schwente und Tiege wurde ſehr bald durch die Zuvorkommenheit des Herrn Canalmeiſters Schulz in der Weiſe erfüllt, daß er dem Schriftführer die größtentheils im Maaßſtab von 1: 2,500 ausgeführten Waſſerbaukarten bereitwilligſt überließ, ſo daß dieſer die Gelegenheit benutzen konnte, dieſelben für den Verein zu copiren. VII. Vermiſchte Mittheilungen. Künſtliche Fiſchzucht in Frankreich. Wie uns aus Paris berichtet wird, be— ſchäftigt ſich dermalen im Aquarium des Trocadero Dr. Gouſſet de Belleyne mit der Ausbrütung von 80,000 künſtlich befruchteten Eiern des kaliforniſchen Lachſes. Die Fiſchchen ſind für Seine und Marne beſtimmt. Für Fiſchzüchter iſt die Sache in ſo— ferne beſonders intereſſant, als jene Eier von 526 Lachſen herſtammen, welche ſeit 1878 in dem Aquarium leben, dort zu einer Größe von 10—12 Kg. heranwuchſen, und eben— daſelbſt laichfähig geworden find. E. B. Künſtliche Fiſchzucht in Nordamerika. Von den Dimenſionen, welche dort die künſtliche Fiſchzucht angenommen hat, zeugen am beſten folgende, dem Circular des Deutſchen Fiſcherei-Vereines entnommene Ziffern. An Eiern der amerikaniſchen Maräne (Whitefish) wurden am Erieſee für deſſen Beſetzung erbrütet: 1875 = 150,000; 1876 = 300,000; 1877 = 450,000; 1878 = 12 Millionen; 1879 und 1880 — 7 Millionen; 1881 = 13 Millionen; 1882 = 42 Millionen! — In den canadiſchen Brutanſtalten wurden dort im Jahre 1884 ausgebrütet 53“143,000 Eier, darunter 7 Millionen Lachſe, 5 Millionen Seeforellen, 30 Millionen Whitefiſch, 10 Millionen Zander (d. h. Stizostedium, eine der Gattung Lucioperca naheſtehende Form). Die Auſtern in New-York. Swift nennt den erſten Auſterneſſer „verwegen“ und Richard Bentley die erſten Auſtern „eine im Himmel erfundene Mahlzeit“. Wie dem auch ſei, wenn die wirkliche Auſternſaiſon in New-York eröffnet wird, herrſcht dort unter den Auſternliebhabern große Freude. Der Auſternhandel New-Yorks iſt aber 311 auch etwas eigenthümliches in feiner Art, denn mehr als 50,000 Menſchen der Welt: ſtadt find durch dieſen Handel beſchäftigt. Dieſes Jahr ſcheint nun ein ganz exceptionelles zu werden, wenn man den Züchtern und Händlern trauen darf. Die Bänke und Parks ſollen äußerſt ergiebig ſein. Freilich gibt es auch Stimmen, welche behaupten, daß, wenn dieſer Handel im ſelben Maaße fortgeht, bald die rieſigen Auſternbänke erſchöpft ſein werden. Der Umſatz dieſer Saiſon von New-Pork nach auswärts wird jetzt ſchon auf 125 Millionen Dollars geſchätzt. Die großen Städte des Landes verbrauchen fabelhafte Quantitäten. Auſtern, welche zum Eſſen in gekochtem Zuſtande beſtimmt ſind, werden ohne Schale in Blechdoſen eingelegt verſandt. Aus glaubwürdigen Berichten geht hervor, daß, wenn auch die Bänke auf gewiſſen Stellen erſchöpft ſind, eine ganz bedeutende Zunahme wiederum auf anderen Stellen conſtatirt wurde und daß die Auſternproduktion vollſtändig mit dem Verbrauch gleichen Schritt hält. Die künſtlichen Ailagen nehmen ſowohl an Zahl als in der Größe zu und jährlich iſt die Anzahl der Perſonen, welche hier Beſchäftigung findet, in bedeutendem Steigen begriffen. Was den Conſum der Stadt New-York allein betrifft, jo werden daſelbſt während der Saiſon täglich an 4 Millionen Stück verzehrt. E. B. VIII. Siſcherei- und Fifhmarktberidte. Eckernförde, 21. October. Unſere Fiſcher haben in der vergangenen Nacht ungefähr 4000 Wall Sprotten gefangen. Es ſind dieſes 320,000 Stück. Rendsburg, 24. October. Die Zufuhr an Fiſchen iſt keine ſehr bedeutende in der letzten Zeit. Schollen 25 , Dorſch 20 4, Barſche 40 bis 60 , Aale 60 J per ½ Kilo; Butten 10 bis 30 J per Stück. Von Neuftadt (in Holſtein) a. d. Oſtſee berichtet man Anfang November, daß daſelbſt die Erträge der Fiſcherei recht günſtig waren. Beſonders wurden Dorſch gefangen in großer ſchmack— hafter Waare. Aus der Umgegend gelangten ganze Wagenladungen an die Bahn, um verfandt zu werden. Der Preis ſtellte ſich auf 1,60 M per Stieg. Bisweilen werden auch einmal einige Lachſe bei dieſem Fange eingebracht, doch gehen dieſelben nach Hamburg und werden mit 0,80 M per ½ Kilo bezahlt. — Die Heringsfiſcherei, welche im großen Ganzen beendet, wird nur noch von einigen Fiſchern betrieben und liefert geringe Erträge. Die Fiſcher benutzen auch nur mehr die kleine Wade. Die Herbſtheringe ſind übrigens fett und ſchmackhaft, kommen nur geräuchert in den Handel und werden zwei bis vier Stück je nach der Größe mit 10 4 bezahlt. — Der Aalfang befriedigt einigermaßen, doch werden die Aale meiſtens geräuchert in den Handel gebracht und dann mit 1,20 bis 1,40 M per ½ Kilo bezahlt. — In den Landſeen und Teichen fiſcht man bereits auf Braſſen, Schleien u. a. m. Die erſten Braſſen wurden zu 30 bis 40 J per ½ Kilo ausgeboten. Rendsburg, 8. November. Auf den beiden letzten Wochenmärkten, welche hier allſonnabend— lich ſtattfinden, waren Aale zu 50 J (kleine) bis 1&4 per ½ Kilo, Dorſch 20 2, kleine Braſſen (Pliten) 40 , Rothaugen 20 , einzelne Lachſe 1 bis 1,20 &, Schollen 25 per ½ Kilo. — Schellfiſche 25 , Barſche waren nur wenig und theuer. Hamburg⸗Altona, im November. Die Zufuhren ſowohl an Elbfiſchen als per Eiſenbahn vom Norden aus Dänemark waren wechſelnd gut und flau, und ſtellten ſich die Preiſe durchſchnitt— lich für Dorſch auf 2,50 bis 3,50 & per kleinen Korb, Stint 60 J bis 1,20 M per kleinen Korb, Schellfiſche 3 bis 7&4, Schollen 1,40 bis 14 %, Elbbutt 1,80 bis 5 M, Sturen 1,50 bis 5 &, Schnepel 4 bis 6 & per Stieg, Seezungen 1&4, Steinbutt 14, Lachsforellen 90 4. Mannheim, 9. November. (Mittheilung des Herrn M. Siebeneck.) Hechte per ½ Kilo 1,20 bis 1,30 M, Karpfen 0,90 bis 1,10 4, Barben 60 bis 70 , Barſche 70 bis 80 ., Aale 1,20 , Schleihe 80 JS, Backfiſch 25 bis 30 , Goldfiſche 100 Stück 10, 12 und 16 M nach Größe. Berichti un In Nr. 20 unſerer Zeitung iſt auf S. 242 Zeile 21 von unten der Satz 0 0. „Jeder einzelne Mann ködere oft 30 Pfund kleine Fiſche in einem Tage an“ zu ſtreichen und im Anſchluß an den vorhergehenden Satz zu leſen: „z. B. durch Pöddern, was für den einzelnen Mann oft ſchon in wenigen Tagen über 30 Pfund einbringe.“ Inserate. IS SS Ss SS SS %%% %%% %% %%% % %%% Ss Ss Ss Ss %%% e Durch Ehriftian Kaiſer's Buchhandlung in München und jede ſonſtige Buch 2 handlung iſt zu beziehen: Die Anffalten und Einrichtungen für künſtliche Fiſch⸗ jucht im Königreich Bayern. Line ſtatiſtiſch beſchreibende Studie von Dr. Julius Staudinger. — Preis 1 Mark. BI SS SS %% %%% %%% %%% %%% „ Jiſchnetze. Fiſchreuſen, alle Gattungen, fix und fertig und imprägnirt, nebſt Gebrauchsanweiſung, — Erfolg garantirt, — empfiehlt Heh. 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Hof Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel zu beziehen durch Chriſtian Kaiſer in München. dDie nächſte Nummer erſcheint am 1. Dezember 1885. U 5 Bayeriſche Filcherei Zeitung. ae ntapreis etc art. 8 > Inſerate die zweiipaltige Petitzeile onnementspreis . * 5 Air ez Le Allgem eines Organ 5 at n 5 Ag : er uchhandlungen. Für Kreuzband⸗ „ zuſendung 1 Mark jährlich Zuſchlag. für die München, Sonnenſtr. / r. Geſammkinkereſſen dev Fiſcherei, ſowie für die Beſtrebungen dev Kiſchereivereine. In Verbindung mit Tachmännern Zeutſchlands, Heſterreich-Ungarns und der Schweiz herausgegeben vom Bayeriſchen Tiſchereiverein. Nr. 28. München, 1. Dezember 1885. X. Jahrg. Inhalt: I. Der erſte Deutſche Fiſchereitag in München. — II. Einflüſſe auf die Entwicklung der Fiſcheier und das Leben der Fiſche. — Inſerate. I. Der erſte Deutſche Jiſchereitag in München. (Fortſetzung.) An der Generaldiscuſſion betheiligten ſich hierauf folgende Herren Redner: Herr Profeſſor Dr. Nitſche verſichert, daß der hier als wünſchenswerth bezeichnete Rechtszuſtand im Königreich Sachſen bereits beſtehe und zu Klagen keinen Anlaß biete, was um ſo mehr in's Gewicht falle, als Sachſen eine blühende Hoch- und Niederjagd habe. Doch müſſe in Sachſen das erlegte Thier dem Jagdberechtigten abgeliefert werden. Von den Fiſchern werde aber allſeitig Aenderung dieſes Punktes gewünſcht. Die Haupt— belebung der Otternvertilgung gehe auch in Sachſen nicht von den Jägern, ſondern von den Fiſchern aus. An Prämien würden für den Otter 6 A, für den Reiher 3 M bezahlt. Reiher und namentlich Reiherhorſte gebe es aber dort nicht viele. Herr Amtsgerichtsrath Seelig-Kaſſel: Im Regierungsbezirk Kaſſel ſeien in 4½ Jahren 587 Ottern prämiirt worden, durchſchnittlich im Jahre 120 Stück, und zwar das Stück mit 3 A. Für Reiher zahle man dort 1 M 50 8. In Heſſen ſei ſchon kraft einer Verordnung von 1795 den Fiſchern der Otterfang geſtattet. Sie durften das Thier auch behalten. Im Allgemeinen gebe es auch dort keine Colliſion mit den Jagdherren. Nur das Jagdunterperſonal, die Förſter ꝛc., welchen nach dem Brauche der Balg des Raubzeugs gehöre, ſeien unzufrieden, wenn die Fiſchereiberechtigten den Otter bekämen. Eben des Balges wegen ließen aber bedauerlicher Weiſe die Forſt- und Jagdleute die Ottern groß heranwachſen und hegten die Jungen! 314 — — Herr Director Haak-Hüningen: Für die Reichslande ſeien die geſtellten Anträge eigentlich gegenſtandslos. Dort ſei es ſchon den Fiſchereiberechtigten geſtattet, den Otter zu erlegen und den Balg zu behalten. Von Zwiftigfeiten zwiſchen Fiſchern und Jägern habe Redner nie gehört, obwohl dort die erbgeſeſſenen Adeligen und die Fabrikanten lebhafte Jäger ſeien. Die Schädlichkeit der Ottern belegt Redner mit draſtiſchen Beiſpielen rapider Vernichtung werthvoller Fiſchbeſtände! So wurden in einer Nacht 55 Pfund Salmoniden im Werthe von 135 M von Ottern getödtet! Die Landesregierung unterſtütze bereit— willigſt den Kampf gegen die Ottern. In einem Jahre habe ein Fiſcher allein 90 Stück erlegt, im zweiten Jahre nur mehr die Hälfle und ſo gehe es ſtetig herunter zum Beſſeren. Wünſchenswerth wäre nur, daß die Nachbarn in Baden gleichfalls energiſch vorgingen. Freiherr von Egloffſtein-Weimar: In Thüringen ſeien früher ſo außerordentlich viele Klagen über die Otternplage aufgetreten, daß man 1881 ernſtlich daran dachte, die Jagdberechtigten nach den Grundſätzen über Vergütung des Wildſchadens dafür verant— wortlich zu machen. Da habe ſich dann die weimar'ſche Regierung entſchloſſen, nach dem Muſter des preußiſchen Geſetzes legislativ vorzugehen und nun können Jäger und Fiſcher der Otternvertilgung nachgehen. Letztere allerdings nur ohne Schußwaffe. Allein bei Ver— anſtaltung von größeren Otternjagden, bei ſyſtematiſchen Otternſuchen, folgten der Ottern— meute auch Leute mit Gewehr, welche ſich durch Jagdſchein legitimiren können. Unter dieſer Vorausſetzung werde ſolche Betheiligung von der Aufſichtsbehörde regelmäßig für den ſpeziellen Fall genehmigt. Der Erfolg ſei außerordentlich günſtig, die Ottern nehmen weſentlich ab. Der Thüringer Fiſcherei-Verein habe bis jetzt 510 Ottern prämiirt, anfänglich im Jahre etwa 300, jetzt kaum etwas über 100. Bei ſolcher Abnahme der Häufigkeit des Thieres werde auch gar bald der Streit um den Balg an Bedeutung verlieren. Herr Oberforſt-Inſpector Coaz-Bern berichtet Intereſſantes über die Ver— hältniſſe in der Schweiz. Dort kämen ſehr viele Ottern vor, viel mehr als man gewöhnlich glaube. Mit der Schußwaffe werde der Otter nur aus Sport erlegt; der Fiſcher bediene ſich der Falle. Die ſch veizeriſchen Behörden hätten ſich jüngſt veranlaßt geſehen, darauf hinzuarbeiten, daß die Ottern häufiger erlegt würden als bisher. Sie hätten ſich an den ſchweizeriſchen Jagdverein gewendet und dieſen veranlaßt, eine Meute von Otterhunden anzukaufen, was bereits geſchehen iſt. Dieſe Hunde habe man zwei tüchtigen Jägern, Brüdern, zur Pflege, Führung und Züchtung übergeben. Dieſe Jäger müſſen, wenn ſie eingeladen werden, die Jagd in der ganzen Schweiz vornehmen. Sie werden für ihre Reife ſpeſen bis zur nächſten Station am Jagdorte entſchädigt und zwar von den Jagdfreunden, welche ſie einladen Für jede Jagd bekommen ſie, wenn ein Jäger geladen iſt, 8 Franes, gehen Beide, zwölf Francs für den Otter. Auch gehört ihnen die Beute und die von den Kantons ausgeſetzte Prämie. Dieſe Prämien belaufen ſich bis zu 10 und 20 Franes für das Stück. Um dieſes Abkommen möglichſt erfolgreich zu machen, hat die eidgenöſſiſche Regierung veranlaßt, man möge dieſen Jägern jeder Zeit in geſchloſſenen und offenen Jagd— gebieten die Otternjagd erlauben, auch ohne daß fie ein Patent führen. Ihre im Kanton Aargau geſchehene Beeidigung gilt allgemein. Außerdem hat ein reicher Privatmann noch zugeſagt, eine Meute ächter Otterhunde aus England einzuführen. ö Herr Regierungspräſident von Pracher-Regensburg: In der Oberpfalz iſt Prämiirung des Otterfangs ſeit ſechs Jahren im Gange. Die Sache befindet ſich dort in den Händen der Kreisregierung, welche die vom Landrath (Provinzialvertretung) hiezu eigens bewilligten Mittel von 500 & jährlich verwendet. In beiläufig ſechs Jahren wurden in der Oberpfalz 795 Stück Ottern erlegt und an Prämien zu je 6 M 4,770 AM. bezahlt. Solche Zahlen ſeien ſprechend! Dabei habe man ſich in der Erwartung, die Ottern würden abnehmen, entſchieden getäuſcht. Wären außer jenem Zuſchuß nicht noch andere Subventionen zur Verfügung geſtanden, ſo hätte man mit den Mitteln zu den Prämiirungen gar nicht ausgereicht. Die geſtellten Anträge ſeien für Bayern recht wohl annehmbar und die einſchlägige bayeriſche Geſetzgebung bedürfe entſchieden einer Abhilfe. Herr Miniſterialrath von Buchenberger-Karlsruhe: Gegenüber der aus den Reichslanden gekommenen Mahnung zu ausgiebigerer Otternvertilgung in Baden ſei zu bemerken, daß die Einftellung einer größeren Summe in's Staatsbudget in Ausficht genommen ſei, um dadurch Mittel zu gewinnen für Vertilgung von Ottern und ſonſtigem Raubzeug. Solche Prämien ſeien zwar bisher ſchon gewährt worden von der badiſchen Fiſchzucht— geſellſchaft, aber nur mit ſehr beſchränkten Mitteln. So ſei es allerdings Thatſache, daß namentlich am Bodenſee und auch im Norden von Baden die Ottern in unglaublicher Menge überhand genommen hätten. Dadurch würden die fiſchzüchteriſchen Beſtrebungen, namentlich in den Forellenbächen, fortgeſetzt ſehr beeinträchtigt. Die Wünſche der Fiſchereiberechtigten in Baden gingen nun allerdings weiter als die vorliegenden Anträge. Sie ſeien ſelbſt auf das Recht zum Gebrauche von Schußwaffen gerichtet. Es liege aber auf der Hand, daß man eine ſo weit gehende Berechtigung nicht geben könne, da ſie dem Jagdfrevel Thür und Thor öffnen würde. Dagegen ſei es ein bedauerlicher Mangel der badiſchen Geſetz— gebung, daß nach derſelben der Fiſchereiberechtigte den Otter ꝛc. abliefern müſſe. Redner begrüßt daher den auf Abänderung der Geſetze in dieſem Punkte gerichteten Antrag. Freiherr von Egloffſtein-Weimar berichtet auf Erſuchen des Herrn v. d. Borne noch eigens Folgendes aus Thüringen: Der Erfolg der dort ſpyſtematiſch durchgeführten Otternvertilgung ſei nicht blos in der Saale, ſondern auch in anderen Ge— wäſſern klar zu Tage getreten. Ein ſprechendes Beiſpiel böten die fiscaliſchen Gewäſſer ober- und unterhalb Weimars in der Ilm. Auf der bezüglichen Strecke mit ohngefähr 15 Kilometern gab es in den ſechziger Jahren zwiſchen 4 und 5, manchmal auch blos 3 Centner Fiſchertrag. Ausnahmsweiſe 1870 war der Ertrag einmal auf 6 Centner geſtiegen. Es gibt dort lediglich Forellen; Aeſchenzucht wird nicht getrieben. Nun wurde die Verfolgung der Ottern energiſch betrieben und es geſtaltete ſich der Erfolg wie nachſteht: 1880: 3 Centner; — 1882: 6 Centner; — 1883: 12 Centner; — 1884: nahezu 18 Centner. Für 1885 würde auf 20 Centner gehofft. Auch anderwärts, jo namentlich im Bereiche des Erfurter Fiſcherei-Vereins ſeien die Erträgniſſe ſehr geſtiegen. Man könne daher hoffen, daß man wieder zu jenen ſtattlichen Früchten komme, welche früher im ſchönen Thüringen gewonnen wurden. Herr Schirmer⸗Bayreuth nimmt Bezug auf ſeine bekannte Brochure über Otter— vertilgung. Er habe lange Erfahrungen als Jäger und Fiſcher hinter ſich. Wenn nicht energiſch in der Sache vorgegangen würde und die Anträge auf Geſetzesänderung, wo ſolche noch nöthig, fruchtlos blieben, ſo ſei zu befürchten, daß die Fiſcherei-Vereine allen Boden verlören und ſich das Publikum von ihren Beſtrebungen abwende. Herr Amtsgerichtsrath Seelig-Kaſſel conſtatirt noch eigens, daß auch in Heſſen der Erfolg der Otternvertilgung ein augenſcheinlicher ſei. Hiemit wurde die Generaldiscuſſion geſchloſſen und die Specialdiscuſſion über die nachſtehenden Fragen eröffnet. 1. Soll den Fiſchereiberechtigten allenthalben das Recht gegeben werden, die Ottern ohne Anwendung von Schußwaffen zu tödten oder zu fangen? Herr Dr. Schreiner-Triesdorf: In Mittelfranken find im letzten Jahre 95 Ottern erlegt und mit je 6 Al prämiirt worden. Alle Fiſchereiberechtigten ſeien darüber einig, daß dieſes Prämiirungsverfahren allein nicht genügt. Die Kalamität werde immer ärger. Alle dortigen Intereſſenten hielten eine Geſetzesbeſtimmung fraglicher Art für nöthig und begrüßten die vorliegenden Anträge mit Freuden. Freiherr von Cetto-Reichertsha ufen: Zur legislatoriſchen Seite der Frage halte er eigentlich den Satz des Herrn von Behr, man ſollte den Otter für ganz Deutſch— land vogelfrei erklären, als den richtigſten. Deſſen Vertilgung habe für die Fiſchzucht eine ähnliche Bedeutung, wie die in Bayern polizeigeſetzlich obligatoriſche Vertilgung der Raupen— neſter und der Maikäfer für die Obſtbaumzucht. Der Otter ſei ein gemeingefährliches Thier und müſſe als ſolches auch behandelt werden. Eine ernſtliche Colliſion zwiſchen den verſchiedenen Intereſſen ſei auch in erſterem Punkte kaum möglich, wenn man nur im Auge behalte, daß es ſich bei der Erhaltung der Fiſchbeſtände um ein Stück Nationalwohlſtand handle, daß dieſe Erhaltung im öffentlichen Intereſſe liege und dem letzteren gegenüber Einzel— wünſche zu weichen hätten. a Herr Regierungsaſſeſſor Hormann- München: In Bayern ftehe die Sache nicht ſo ſchlimm, als man glauben möchte. Auch unter den jetzigen Verhältniſſen ſei eine außerordentliche Zahl von Ottern gefangen worden. Die vorliegenden Anträge bezweckten Aenderungen im Wege der Landesgeſetzgebung in denjenigen einzelnen Staaten, wo noch das Jagdrecht größere Befugniſſe beſitze, als in anderen Geſetzgebungsterritorien. Das wäre ein weitwendiger Weg. Es könnte ja auch die Reichsgeſetzgebung helfen, z. B. durch Aenderung des S 292 des Strafgeſetzbuches in die Faſſung: „Wer, abgeſehen von dem Otternfang ohne Schußwaffen, die Jagd ausübt . . . 2c. ꝛc.“ Die Frage aber, ob der Fiſchereiberechtigte den Otter behalten dürfe, wäre im Reichs— civilgeſetzbuch zu regeln. Letzteres ſei aber noch in weiter Sicht, und ob man ſich der Ottern wegen zu einer Aenderung des Strafgeſetzbuchs entſchlöſſe, ſei auch zweifelhaft. Somit komme man allerdings wieder auf ein Vorgehen im Wege der Landesgeſetzgebung zurück. Da frage es ſich nun, ob wirklich für Bayern ſo ein dringendes Bedürfniß zu einer Geſetzes— änderung vorliege. Freilich gelte hier jetzt der Otter rechtlich als ausſchließliches Object des Jagdrechts. Doch ſei es in früheren Zeiten offenbar nicht immer und überall ſo geweſen. Es lebe auch jetzt noch im Volke das Bewußtſein, daß der Otter doch nicht ſo ganz dem Jäger gehöre. Danach handle man auch. Es würden eine Unmaſſe Ottern von Nichtjägern erlegt; ſo namentlich in der Oberpfalz. Dagegen ſei noch von keiner Seite eine Beanſtandung erhoben worden. Es habe ſich ein modus vivendi eingelebt zwiſchen Jägern und Fiſchern. Allerdings laſſe ſich dagegen einwenden, das könnte jeden Augenblick anders werden. Da ſtehe dann aber ohnehin ſchon der Regierung das Recht zu, im Nothfalle auch andere Leute als Jäger beizuziehen, um dasjenige auszuführen, was letztere verfäumten. Auch werde man letztere nie ganz entbehren können. Es ſei daher beſſer, gemeinſam mit den Jägern vor— zugehen, als gegen dieſelben. Vorſitzender Dr. Staudinger nimmt Veranlaſſung, gegenüber den Ausführungen des Vorredners zu conſtatiren: a) daß erſt 14 Tage vorher in Bayern ein Fiſchereiberechtigter wegen Otternfanges auf Anzeige eines Oberförſters gerichtlich beſtraft wurde, ſowie b) daß Niemand daran denke, den Jägern die Jagd auf Ottern x. zu verbieten, ſondern daß man nur verlange, es ſolle den Fiſchereiberechtigten das Recht zur eigenen Otternvertilgung gegeben werden, ohne dem Jagdberechtigten ſein Recht, ebenfalls den Otter zu tödten, zu nehmen! Die Verſammlung beſtätigt dies mit allſeitigem Zurufe und Herr von Behr berichtet noch eigens, daß auch in Preußen natürlich Niemand das geſetzliche Verhältniß anders auffaſſe. Bei der Abſtimmung wird hierauf Punkt 1 einſtimmig bejahend an— genommen. 2. Soll der Fiſchereiberechtigte den gefangenen oder getödteten Otter behalten dürfen? Herr Schirmer-Bayreuth: Man dürfe zu dieſer Frage namentlich in Bayern nicht etwa da erſt anfangen, wo andere Staaten bereits längſt darüber hinaus ſind. In Preußen und anderwärts liege ja ſchon die Erfahrung vor und ſei zum Theil ſchon in der Geſetz— gebung anerkannt, daß man das Thier dem Erbeuter überlaſſen müſſe. Herr Regiments auditeur Zenk-Würzburg: Gerade auf dieſen Punkt ſei ein Hauptgewicht zu legen und zwar aus practiſchen Gründen. Der Vertilgungskampf gegen die Ottern lege dem Fiſchereiberechtigten ohnehin ſchon genug Opfer an Mühe, Zeit und Geld (namentlich durch den Verluſt an Fallen!) auf. Darum könne Erſterer auch eine gewiſſe Entlohnung für ſich verlangen. Es ſei zudem eine berechtigte Empfindung, wenn der Erleger eines Thieres um der Thatſache der ſtattgehabten Erlegung willen die Beute in dem concreten Exemplare zu beſitzen wünſcht. Es ſei dies beim Fiſcher ebenſo natürlich wie beim Jäger. Gerade das Verbot an den Fiſcher, den erlegten Otter zu behalten, führe 2 zu Inconvenienzen und zwar ſowohl im Bereiche der inneren Moral, wie der practiſchen I rr x 1 3 Durchführung. Die Zumuthung ſei an ſich zu ſtark und würde deshalb auch ſicher in vielen Fällen nicht beachtet. Das Geſetz würde hier etwas verlangen, was doch nicht zu erreichen ſei. Das habe eine gewiſſe demoraliſirende Wirkung. Herr Seelig-Kaſſel: In Heſſen ſei es ſchon durch eine Verordnung von 1795 — ſohin ſeit bald einem Jahrhundert — ſo geregelt, daß der Erleger den Otter behalten dürfe. In der Praxis habe ſich daraus keine Schwierigkeit ergeben. Redner tritt den Anſichten des Herrn Zenk vollſtändig bei. Bei der Abſtimmung wird auch Punkt 2 einſtimmig in bejahen dem Sinne angenommen. 3. Soll die Berechtigung des Fangens oder Tödtens ohne Schuß— waffen auch ausgedehnt werden auf jene Arten von Vögeln, welche Herr von Behr nach dem Vorbilde des preußiſchen Geſetzes in ſeinem Antrag erwähnt hat? oder etwa auch noch auf Andere? Herr Seelig-Kaſſel ſtellt betreffs des Waſſerſtaars (Waſſeramſel, einelus aquaticus) den Antrag: „Der Deutſche Fiſcherei-Verein wolle an der betreffenden Stelle dahin wirken, daß in dem in Ausſicht ſtehenden Vogelſchutzgeſetz der Waſſerſtaar nicht unter die Zahl der geſetzlich zu ſchützenden Vögel aufgenommen werde“. Herr von Behr wünſcht, daß die Waſſeramſel (Waſſerſtaar) ebenfalls in die Formulirung ſeines Antrags aufgenommen werde. Herr Profeſſor Dr. Metzger habe Präparate her— geſtellt, welche aus den Speiſereſten im Magen des Vogels voll beweiſen, daß eine Waſſer— amſel allein mindeſtens vier Forellen auf ihrer letzten Speiſetafel gehabt habe. Herr Seelig-Kaſſel bittet, von der Erwähnung der Waſſeramſel im Zuſammen— hange des Behr'ſchen Antrages Umgang zu nehmen, weil das bei ihm zu Hauſe unter den Ornithologen und Thierſchutz-Vereinen einen heftigen Sturm geben würde. Seine Petition gehe abſichtlich nur dahin, den Vogel nicht als Schutzvogel zu behandeln. Herr von Behr beharrt auf ſeinem Vorſchlage und glaubt, die Macht der That— ſachen, welche für das Begehren der Fiſcher ſprächen, würde ſtärker ſein als der Sturm der Ornithologen. Bei der Abſtimmung wird zunächſt der allgemeine Antrag des Herrn von Behr wegen Vertilgung der fiſchereiſchädlichen Vögel einſtimmig, und dann der Zuſatzantrag, hier auch die Waſſeramſel zu erwähnen, mit allen gegen zwei Stimmen angenommen. Vorſitzender Dr. Staudinger ſtellt hierauf auch noch den Antrag Seelig wegen Ausſchluſſes der Waſſeramſel vom Vogelſchutz als von ſelbſtändiger Bedeutung zur Abſtimmung und ſchlägt vor, dann auch hier des Eisvogels zu erwähnen, nachdem derſelbe heute noch in Bayern ſogar im Verzeichniſſe der Schutzvögel ſtehe!! Der Antrag Seelig wird hierauf mit Ausdehnung auf den Eisvogel ein— ſtimmig angenommen. 4. a) Soll dem Antrage von Behr betreffs Zerſtörung der Reiher— horſte ſtattgegeben werden? Der Antrag wird ohne Discuſſion einſtimmig angenommen. 4. b) Soll dem Antrage v. d. Borne betreffs der Prämiirung ſtattgegeben werden? Antragſteller hat dieſen Antrag ſelbſt dahin amendirt, daß er ſtatt der Zahlung von „6 A, Prämie“ nur Prämien „in einer den örtlichen Verhältniſſen angemeſſenen Höhe verlangt“. Somit lautete der Antrag v. d. Borne: „Es ſeien die Local-Fiſcherei-Vereine aus Staatsmitteln zu dem Zwecke zu unterſtützen, daß für erlegte Ottern Prämien in einer den örtlichen Verhältniſſen angemeſſenen Höhe bezahlt werden können“. Vorſitzender Dr. Staudinger beregt, der Herr Antragſteller möge doch das Wörtchen: „Local“ fallen laſſen, da die Frage, ob gerade die Gelder ein Provinzial- oder Local-Verein bekommt, von keinerlei principieller Bedeutung iſt. 318 :— ——L—jʒ0; p — Herr Seelig-Kaſſel regt weiter an, ſtatt „aus Staatsmitteln“ allgemeiner zu ſagen: „aus öffentlichen Mitteln“, da auch aus anderen Kaſſen Zuſchüſſe kommen können. Mit dieſen beiden Modificationen wird der Antrag v. d. Borne angenommen. Erwähnenswerth iſt zur Otterfrage noch eine Anregung des Herrn Amtsgerichtsraths Seelig-Kaſſel, dahin gehend, man möchte doch als Prämiirungsbeleg des Otters nicht die Schnauze (Naſe) des Thieres wählen, ſondern die Ruthe. Redner beregt dies auf Erſuchen des Herrn v. Fürſtenberg, eines bedeutenden Otternjägers, welcher den Ottern— kopf im Ganzen zu ſchönen, den Sport anregenden Wandatrappen ausſtopfen läßt und dieſes Verfahren verallgemeinert ſehen möchte. (Fortſetzung folgt.) II. Einflüſſe auf die Entwicklung der Jiſcheier und das Teben der Jiſche. Nach den Sitzungsberichten der naturforſchenden Geſellſchaft in Leipzig, 10. Jahr— © gang, 1883, hielt Herr Profeſſor Dr. Rauber in Leipzig einen hochintereſſanten Vortrag über den Einfluß der Temperatur des atmoſphäriſchen Druckes und verſchiedener Stoffe auf die Entwicklung thieriſcher Eier (abgedruckt in den genannten Berichten S. 55 fg.). Hiebei finden wir unter Anderm über das Verhalten von Eiern und Larven des Froſches und Flußbarſches (Perca fluviatilis) in wäſſerigen Löſungen von Chlornatrium (Kochſalz) folgende Mittheilung: „Froſchembryonen und Larven entwickelten ſich in wäſſerigen Löſungen von / und 1½/20/ ſehr gut, wie dies nicht anders erwartet worden war. Ebenſo verhielten ſich Embryonen des Flußbarſches, ſowohl ſolche, deren Dotter ſoeben von dem Keim umwachſen war, als auch bereits ausgeſchlüpfte ſchwimmende Larven. Die Fiſchembryonen ertrugen auch eine Löſung von 3/40, nicht aber die Froſchembryonen. In einer ſolchen gingen letztere ſammt und ſonders ohne Weiterentwickelung zu Grunde, wenn ſie unmittelbar aus dem Waſſer der Waſſerleitung in eine Löſung von 3/40/o verſetzt wurden. Ein Theil aber ertrug letztere Löſung, wenn die Embryonen vorher in einer Löſung von // einige Tage hinducch ſich befunden hatten; der größere Theil ging allerdings trotzdem zu Grunde. Unter keinen Umſtänden wurde eine Löſung von 10/9 ertragen, weder von den Embryonen und Larven des Froſches, noch von denjenigen des Knochenfiſches. Bei unmittelbarer Uebertragung noch runder Froſcheier in eine einprocentige Kochſalzlöſung bemerkte man ſchon mit freiem Auge eine bedeutende Verkleinerung des Dotters, was theilweiſe auf activer Contraction, zunächſt aber wohl, da die Verkleinerung eine dauernde war, auf osmotiſchem Vorgang beruhen wird; es hat viel Flüſſigkeit aus dem Ei austreten müſſen. Dieſe jo unerwartete große Empfindlichkeit von Froſch- und Barſcheiern gegen Koch— ſalzlöſungen iſt dazu geeignet, ein Licht zu werfen auf gewiſſe Verhältniſſe der geographiſchen Verbreitung, ſowie auf den Zweck der großen Wanderungen mancher Seefiſche im Dienſt der Fortpflanzung. Das Waſſer der Oceane duldet ſchon allein ſeines hohen Kochſalzgehaltes wegen weder die Entwickelung von Amphibieneiern, noch diejenige von Eiern der Süßwaſſer— fiſche. Und was Meerfiſche betrifft, welche das ſüße Waſſer für das Laichgeſchäft aufſuchen, ſo dürfte kaum zu bezweifeln ſein, daß z. B. die Eier von Lachſen ebenſowenig in ſtärkeren Kochſalzlöſungen ſich entwickeln können, als die des Barſches; dies werden gelegent— liche Unterſuchungen zu entſcheiden haben. Der Atlantiſche Ocean enthält an Na Cl 2,700; Mg Cl? 0,360; Ka CI 0,070; Mg Br? 0,002; Ca S804 0,140; Mg 804 0,230; Verſch. 0,028 = 3,5300) Salze. Das todte Meer enthält an Na C! ſelbſt 7,078; Mg 012 11,773% u. ſ. w.; die Oſtſee dagegen hat nur etwa 1/2 Salze. Directe Oceanverſuche zu machen, d. h. Proben aus Oceanen für Entwickelungsverſuche zu verwenden, iſt nicht nöthig. Es genügt, den Salzgehalt der Oceane und Seen in Ballons nachzuahmen. Es genügt ſelbſt, auch nur die wichtigſten Beſtandtheile zuſammenzubringen; 9. denn es iſt nicht abzuſehen, daß eine Häufung der Schädlichkeiten einen günſtigeren Erfolg haben werde. Den Einfluß des Kochſalzes haben wir bereits kennen gelernt; eine weit ſchwächere Löſung als ſie der Atlantiſche Ocean enthält, hebt bereits die Entwickelungs⸗ fähigkeit von Eiern des Froſches und Flußbarſches auf. Noch nicht ausgeſchlüpfte, bereits mit freiem Schwanze verſehene und innerhalb der Eihüllen ſich bewegende Embryonen des Flußbarſches wurden in eine Löſung von Chlor- magnesium geſetzt, welche dem Gehalt des Atlantiſchen Oceans (0,3600/0) entſprach. Als ich die Thiere drei Tage darauf wieder ſah, war etwa ein Drittheil derſelben opak und abgeſtorben. Die übrigen gingen ſpäter noch in den Eihüllen zu Grunde. Die gleiche Löſung wurde von älteren Froſchlarven gut ertragen.“ Ein weiterer Vortrag desſelben Gelehrten vom Juni 1883, abgedruckt in demſelben Berichte S. 79, verbreitet ſich ſodann des Weiteren über „Oceanverſuche an Embryonen und erwachſenen Individuen von Thieren“. Solche Verſuche wurden nicht blos an Mollusken, Würmern ꝛc., ſondern auch an Cruſtaceen und Fiſchen angeſtellt. Nach Rauber ergaben ſich in dieſer Hinſicht folgende Reſultate: Der Flußkrebs (astacus fluviatilis) ertrug eine Löſung von 10 einen bis zwei Tage lang. Anfänglich traten ſehr heftige Bewegungen der Augen und Antennen auf. Das Thier wird dabei von ſeinen Paraſiten ſchon bald verlaſſen, welche ſelbſt aus den Panzerplatten des Cephalothorax durch Poren hervortreten. Von Fiſchen gelangten Cobitis fossilis L. (Schlammpeitzger, Bißgure), Gobio fluviatilis Cuv. (Greßling, Gründling), Tinca vulgaris Schleihe), Leuciscus rutilus (Rothauge) und Perca fluviatilis (Flußbarſch) zur Untersuchung. In ½ prozentiger Löſung hielten ſämmtliche Fiſche ohne beſondere Schwierigkeit aus. In einer einprozentigen Löſung dagegen ſtarben ſie innerhalb 18—36 Stunden ſämmtlich ab. Am empfindlichſten waren dabei die zuletzt genannten Species, beſonders Perca, am wenigſten empfindlich Cobitis. Herr Profeſſor Dr. Rauber hält dafür, daß Eier von Amphibien und Süßwaſſerfiſchen von einer Entwicklung in Oceanen und Seen, deren Salzgehalt 19% übertrifft, wohl ziemlich durchgängig ausgeſchloſſen ſein werden. Eine intereſſante Ausnahme micht der Flußaal, der ſich zum Laichen ins Meer begibt und vermuthlich gerade um des Salzgehaltes willen. Das umgekehrte Verhältniß findet bekanntlich beim Wanderlachs ſtatt. Gleichzeitig wurden die vorgedachten Thiere auch auf ihre „Widerſtandskraft gegen Wärme“ geprüft, wobei ſich folgendes Reſultat ergab: Astacus fluviatilis, der Flußkrebs, dauerte in einer Temperatur aus, die von 150 auf 370 langſam geſteigert worden war. Mit 250 traten Zeichen von Unbehaglichkeit auf, die ſich bei zunehmender Wärme zu Fluchtverſuchen geſtalteten. Die Thiere bäumen ſich auf, krümmen ſich jo zuſammen, daß ihre Ventralfläche ſtark concav, ihre Dorſalfläche ſtark convex wird, machen lebhafte Bewegungen mit den Extremitäten, Antennen, Augen. Trägt man ſie in dieſem Zuſtande in kühleres Waſſer über, ſo erholen ſich einzelne, andere werden ſchwächer und ſchwächer und gehen zu Grunde. Leueiscus rutilus, das Rothauge, zeigte, als die Temperatur ſich 250 zu nähern begann, große Unbehaglichkeit. Ohne daß eine fernere Steigerung der Temperatur ſtatt— gefunden, traten alsbald raſch hintereinander folgende, fliegende Athembewegungen auf, während die anfänglich geſteigerten Schwimmbewegungen nachließen. Trotz alsbaldiger Verſetzung in kühleres Waſſer erholten ſich die Thiere nicht wieder. Gobio fluviatilis, der Greßling, gerieth bei 260 in große Unruhe, machte raſche Athembewegungen und Fluchtverſuche. Alsbald trat Rückenlage ein und das Thier ſtarb ab. Eine höhere Temperatur ertrugen äußerſt lebhafte Exemplare von Cobitis, dem Schlammpeitzger. Bei langſamer Steigerung konnte die Wärme bis zu 340 erhöht werden, ohne daß die Thiere Schaden erlitten. Nach anfänglicher Erhöhung der Beweglichkeit nahm letztere bei 340 bedeutend ab, die Thiere legten ſich auf die Seite, während die Athmung ſehr raſch wurde. Mit allmäliger A kühlung des Waſſers erholten ſich die Thiere mehr und mehr und ließen ſchließlich keine Spuren der überſtandenen bedeutenden Temperatur— erhöhung zurück. — Ü —é— Inserate. Die ciſchzuckkanſtalt des Bayer. Fiſchereivereins (gelegen nächſt Starnberg bei Münden) liefert in der Winterperiode 1885/86 embryonirte Edelſtſcheier nachbezeichneter Arten zu beigeſetzten Preiſen pro Tauſend: Bachforellen (Trutta fario) 5 M; Haibling (Salmo Salvelinus) 6 AL; Renke und Bodenrenke (Blau- und Sandfelchen; Coregonus Wartmanni und Coregonus Fera) 2.M — Mitglieder des Bayer. Fiſchereivereins erhalten 100 Rabatt. Renkeneier werden in der Regel nur in Poſten von wenigſtens 10,000 Stück abgegeben. — Verpackung wird eigens, aber billigſt berechnet. 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Für Kreuzba zuſendung 1 Mark jährlich Basels, für die München, Sonnenſtr. 7/ r. Geſammkintereſſen der Fiſcherei, ſowie für die Beſtrebungen dev Fiſchereivereine. In Verbindung mit Tachmännern Deutſchlands, Heſterreich-Ungarns und der Schweiz herausgegeben vom Bayerifhen Tiſchereiverein. Nr. 29. München, 10. Dezember 1885. X. Jahrg. Inhalt: I. Der erſte D eutſche Fiſcherettag in M ünchen. — 1. Vermiſchte Mittheilungen. — III. Fiſcherei- und Fiſchmarktberichte. — Inſerate. I. Der erſte Deutſche Jiſchereitag in München. (Fortſetzung und Schluß.) Herr Generalſecretär Profeſſor O. May-München erftattet nun Bericht über die Beſchlüſſe des Deutſchen Landwirthſchaftsraths zur Frage der Fiſchereigeſetz— gebung in Deutſchland. In lichtvoller Darlegung verbreitet ſich Redner über Geſchichte und Verlauf jenes Antrags, welchen Herr Freiherr von Crailsheim im Frühjahre 1883 beim Deutſchen Landwirthſchaftsrath wegen mehr einheitlicher Regelung der Fiſchereigeſetz— gebung in den Deutſchen Bundesſtaaten einbrachte, welcher auch damals zur Abgabe eines bei den Berathungen des Landwirthſchaftsraths ganz weſentlich in Betracht genommenen Gutachtens des Bayeriſchen Landes-Fiſcherei-Vereins Anlaß gab und ſchließ— lich zur einſtimmigen Annahme einer bezüglichen Reſolution geführt hat. Der Antrag Crailsheim und dieſe Reſolution find in unſerem Blatte, Jahrgg. 1883, S. 61 fg. ab- gedruckt und glauben wir hierauf Rückbezug nehmen zu dürfen. Die beſchloſſene Reſolution wurde hierauf vom Deutſchen Landwirthſchaftsrathe dem Herrn Reichskanzler mit jener Denk— ſchrift unterbreitet, welche wir unſeren Herren Leſern ſchon im vorigen Jahrgange der „Bayeriſchen Fiſcherei-Zeitung“ S. 32 fg. mitgetheilt haben. Herr Profeſſor Dr. May gibt nun auch den Beſcheid bekannt, welcher durch das Reichsamt des Innern erfolgte. Obwohl inzwiſchen im November 1883 auch die II. Deutſche Fiſchzüchterconferenz in Dresden die Theſen des Deutſchen Landwirthſcheiftsraths vollinhaltlich ſich angeeignet hatte, erging doch wider alles Erwarten unterm 6 Februar 1884 ein dem Fortgange der Beſtrebungen 32 _ im Sinne der Theſen nicht günſtiger Beſcheid. Der Erlaß erkannte zwar vollſtändig an, daß die den Theſen 1 und 2 zu Grunde liegende Auffaſſung, welche eine Regelung der Fiſchereiverhältniſſe Deutſchlands im Wege eines Reichsgeſetzes für unthunlich und jedenfalls eine centrale Regelung der ſog. Schonvorſchriften für ausgeſchloſſen bezeichnete, vollſtändig richtig ſei. Er erklärte auch den Ausdruck des Wunſches für berechtigt, daß namentlich mit Rückſicht auf die Wanderfiſche eine größere Annäherung der in den verſchiedenen Deutſchen Ländern beſtehenden Schonvorſchriften im Wege der Verſtändigung zwiſchen den Deutſchen Bundesſtaaten ſtattfinde. Dagegen macht der Erlaß geltend, daß die weitere Theſe des Deutſchen Landwirthſchaftsraths, welche als die allein mögliche und rationelle Grundlage für eine ſolche gegenſeitige größere Annäherung der Landesvorſchriften, ſowie für internationale Vereinbarungen das Syſtem der ſog. relativen oder Individual-Schonzeit bezeichnet, ſich in Widerſpruch ſetze“) zu denjenigen Grundſätzen, welche der Fiſchereigeſetzgebung Preußens zu Grunde lägen und von der überwiegenden Mehrzahl der nord- und mitteldeutſchen Bundes— ſtaaten getheilt ſeien. Zwiſchen dieſen betheiligten Staaten habe auch eine neuerliche Erwägung dazu geführt, von dem bisherigen Standpunkte nicht abzugehen. Herr Profeſſor Dr. May bedauert dieſen Mißerfolg und ſpricht die Hoffnung aus, daß vielleicht doch ein Eintreten des erſten Deutſchen Fiſchereitags ein beſſeres Schickſal haben möchte. Das Wort ergreift nun Dr. Staudinger- München. Es handle ſich hier um eine die Deutſchen Fiſchereiintereſſenten ſeit einer Reihe von Jah ſen bewegende Frage, um den principiellen Kampf des Syſtems der abſoluten und der relativen Schonzeit. Für den Redner habe dieſe Frage keine perſönliche Spitze und daher ſehe er auch von allen Recrimi— nationen nach dieſer und jener Seite ab und halte ſich an die Sache. Sein Heimathland Bayern ſei auch von der Frage am allerwenigſten berührt; es genieße das Glück, daß die durch feine Legislative in der Schonfrage geſchaffenen Zuſtände faſt allſeitig in Deutſch— land als das anzuſtrebende Ideal betrachtet würden. Auch die Fiſcherei-Vereine Deutſch— lands, den Deutſchen Fiſcherei-Verein mit inbegriffen, hätten längſt zur Frage Stellung genommen und ſich für Erſetzung der abſoluten Schonzeit durch die relative einſtimmig ausgeſprochen. Das gleiche habe der Deutſche Landwirthſchaftsrath gethan. Wenn dies alles ſchon geſchehen und gleichwohl alles erfolglos blieb, ſo könnte man wohl fragen, warum denn die Sache nochmals hier discutirt werden ſolle. Aus materiellen und formellen Gründen. Aus materiellen Gründen deshalb, weil es ſehr viele Fiſchereiintereſſenten in Deutſchen Landen gebe, welche ſich bei den bisherigen abſchlägigen Beſcheiden abſolut nicht beruhigen zu können glauben. Aus formellen Gründen aber, weil an die Fiſchzüchterconferenz wieder bezügliche Anregungen gelangt ſeien. Wie bekannt, gebe es auch ein vermittelndes gemiſchtes Syſtem, dahin gehend, daß im Herbſt die Individualſchonzeit für die laichenden Salmoniden, und im Frühjahr mit einigen Ausnahmen eine Art Collectivſchonzeit beſtehen ſolle. So z. B. in Baden, Elſaß- Lothringen, Schweiz. Nun hätten verſchiedene nord- und mittel— deutſche Fiſcherei-Vereine verlangt, daß es auch in Preußen doch mindeſtens in dieſer Art gehalten werden möchte. Auf Grund eines Referats des Herrn Profeſſors Dr. Metzger— Münden habe ein Verbandstag der Fiſcherei-Vereine in den weſtlichen Provinzen Preußens zu Köln dieſen Punkt in Berathung genommen und durch Beſchluß anerkannt, daß es ſich empfehlen würde, wenn in Norddeutſchland die Schwierigkeiten des Uebergangs von der abſoluten zur relativen Schonzeit aus äußeren oder inneren Gründen ſich als unüberwind— lich erweiſen ſollten, es dann doch ähnlich zu machen wie in Baden ꝛc. ꝛc., alſo individuelle Schonzeit im Herbſte und die Collectivſchonzeit im Frühjahre anzunehmen. Im Anſchluſſe hieran ſei die Anregung gekommen, es möge auch der Deutſche Fiſchereitag in dieſem Sinne ſein Votum abgeben. Ferner ſei ein directer Antrag eingebracht von Herrn Regierungs- rath Drolshagen Sigmaringen, lautend: Der Fiſchereitag wolle beſchließen, es ſei für die hohenzollern'ſchen Lande die Aufhebung der abſoluten Schonzeit und die Einführung der individuellen Schon— zeit zur Hebung der Fiſchzucht als ein dringendes Bedürfniß zu bezeichnen. *) Anmerk. d. Red. Allerdings! aber auch mit voller Abſicht und aus oft erörteriem beſtem ſachlichem Grunde. 323 — —- — Ueber beide Anregungen ſei nun vorerſt eine Subcommiſſion der Fiſchzüchterconferenz in Berathung getreten und unterbreite der Plenarverſammlung den Entwurf einer Reſolution mit folgendem Wortlaute: Meſolution: I. Der erſte Deutſche Fiſchereitag nimmt mit Rückſicht auf die gegenwärtige Lage der Fiſchereiſchonvorſchriften in den verſchiedenen Deutſchen Ländern Veranlaſſung, vom Standpunkte der gemeinſamen objectiven Intereſſen der Fiſchzucht und Fiſchereinutzung aus, auch ſeinerſeits zu erklären, daß er ſich dann vom Deutſchen Landwirthſchaftsrath und ſeiner Plenarverſammlung vom 21. Februar 1883 gefaßten, auf die Fiſchereirechts— verhältniſſe Deutſchlands bezüglichen Beſchlüſſe, insbeſondere den in Ziff. 1—7 derjelben zum Ausdruck gebrachten Anſchauungen, vollinhaltlich anſchließt. 8 II. Der erſte Deutſche Fiſchereitag anerkennt, daß für diejenigen Länder und Flußgebiete Deutſchlands, in welchen der Uebergang zu dem vollen Syſteme der Individualſchonzeit vorerſt noch formelle oder ſachliche Schwierigkeiten bieten ſollte, ſich zum mindeſten die Annahme derjenigen Vorſchläge dringend empfiehlt, welche ſich der Verband der Fiſcherei— Vereine der Rheinlande, Weſtfalens, Hannovers, Heſſens u.j. w. in ſeiner Verſammlung vom 27. September 1884 angeeignet hat und welche entſchieden dazu dienlich ſind, im Sinne der Ziff. 3 der Reſolution des Landwirthſchaftsrathes vom 21. Febr. 1883 die Geſammtintereſſen der Fiſchereipflege ausgleichend zu fördern. . III. Dem Antrage, den Fortbeſtand der abſoluten Schonzeit in den k. preußiſchen Landen in Hohenzollern als unhaltbar zu bezeichnen und ganz beſonders für dieſe Lande ſchon mit Rückſicht auf ihre Lage und Nachbarbeziehungen den Uebergang zum Individual— ſchonzeitſyſtem als dringlich zu erklären, wird beigeſtimmt. IV. Gleichwie der Deutſche Landwirthſchaftsrath unter Ziff. 8 des Beſchluſſes vom 21. Febr. 1883 erachtet auch der erſte Deutſche Fiſchereitag die Schaffung einer ſtändigen Körper— ſchaft von Delegirten der Fiſcherei-Vereine Deutſchlands für hochwünſchenswerth und zwar mit der Zweckbeſtimmung, in ſolchen Angelegenheiten der Pflege der Binnenfiſcherei, welche nach ihrer inneren Art und Bedeutung den Bereich rein particulärer Behand— lung ſachlich übertragen und ſich als Gegenſtände einer allgemeinen Intereſſengemein— ſchaft darſtellen, die gemeinſamen Geſichtspunkte, Bedürfniſſe und Maßnahmen zu be⸗ rathen und vertreten, insbeſondere hierauf bezügliche Anträge und Vorſchläge an die hohen verbündeten Regierungen zu vermitteln. V. Das Präſidium des erſten Deutſchen Fiſchereitags wird ermächtigt und veranlaßt, vor— ſtehende Beſchlüſſe auf geeignetem Wege zur Kenntniß der betheiligten hohen Regier— ungen und des Herrn Reichskanzlers zu bringen, ſowie auch zur Verwirklichung des Beſchluſſes unter Ziff. 4 das Sachdienliche einzuleiten. ; Die Subcommiſſion wolle dabei aber neuerdings betont willen, daß die Fiſcherei— intereſſenten, beziehungsweiſe die Fiſcherei-Vereine im Princip auf dem bisher ein— genommenen allgemeinen Standpunkte ſtehen bleiben. Zugleich ſei die Sub— commiſſion noch auf einen anderen Punkt eingegangen. Schon der Deutſche Landwirthſchaftsrath habe beregt, es möchte auch für die Fiſcherei ein dem Landwirthſchaftsrathe ähnliches Inſtitut geſchaffen werden. Die Subcommiſſion empfehle ebenfalls ein an ſich nicht officielles Central— organ aus Delegirten der Fiſcherei-Vereine, um Fragen, welche nicht blos particulärer Natur ſind, ſondern von Land zu Land hinüber reichen, wie die Flüſſe von einem Land zum andern, zu berathen, ſodann über die Ausgleichung von Meinungsdifferenzen und über— haupt über gemeinſame Angelegenheiten zu verhandeln, in Gemeinſchaft mit dem Deutſchen Fiſcherei-Vereine und als deſſen Hilfsattribut. Nachdem hierauf noch Herr Regierungsrath Drolshagen-Sigmaringen ſeinen Antrag durch klare Darlegung der aus der abſoluten Schonzeit in Hohenzollern ſich ergeben— den grellen Mißſtände begründet hatte, wurde die geſammte Reſolution, wie oben ver— zeichnet, ohne weitere Diskuſſion einſtimmig angenommen! Hienächſt ergreift Herr Freiherr von Egloffſtein- Weimar das Wort, um in ſchlagender Weiſe die ſchweren Inconvenienzen zu ſchildern, welche daraus entſtehen, daß in Fiſcherei-Strafſachen gewöhnlich ſo überaus milde, namentlich mit dem Werthe gefrevelter Fiſche in gar keinem Verhältniſſe ſtehende Strafen ausgeſprochen würden. Redner beantragt deshalb eine Reviſion der SS 296 und 370 Ziff. 4 der Deutſchen Strafgeſetzgebung im Sinne einer Verſchärfung der Strafen anzuregen. Herr von Behr erklärt ſich mit den ſachlichen Anſchauungen des Herrn Vorredners einverſtanden und bringt weitere illuſtrirende Beiſpiele. Er bezweifelt jedoch die Oppor— tunität eines Antrags auf Abänderung des Strafgeſetzbuches. Dasſelbe gewähre ohnehin den Richtern die Möglichkeit, viel härter zu ſtrafen, als es thatſächlich geſchehe. Auch könne 324 — nn man nicht verlangen, daß für alle Fälle ein höheres Strafminimum bindend vorgeſetzt werde. Man ſolle durch Anregung und Bildung der öffentlichen Meinung einen Druck auf Richter und Schöffen üben. Herr Seelig-Kaſſel betont namentlich die Nothwendigke t und Zweckmäßigket, auf beſſere Kenntniß der einſchlägigen Geſetze hinzuwirken. In Heſſen habe man deshalb Zu— ſammenſtellungen aller einſchlägigen geſetzlichen Beſtimmungen veranſtaltet und verbreite die— ſelben in möglichſtem Umfange bei den Gerichten, Aemtern, Amtsanwälten, Gensdarmen und im Publikum. Erforderlichen Falles könne und ſolle man auch die beſſernde Intervention des Oberſtaatsanwaltes anrufen, damit er den Staats- und Amtsanwälten ſtrengere In— ſtructionen gebe. In Heſſen habe man damit bereitwilliges Entgegenkommen gefunden. Herr Regierungspräſident von Pracher-Regensburg: In der bapyeriſchen Oberpfalz ſei ein ſehr erfolgreiches Syſtem der Prämiirung von ſolchen Anzeigen der Auf— ſichtso'gane, welche zu Beſtrafungen führen, organiſirt. Seit 1881 bis Mitte 1885 wurden für ſolche Prämien ſchon 2759 AM ausgegeben. Das Verfahren zum Zweck ſolcher Prämiirungen, welche vom Kreis-Fiſcherei-Verein ausgehen, ſei dabei ſehr einfach und praktiſch geſtaltet. Herr Dr. Staudinger- München: Im Grunde genommen hätten alle Herren, welche bisher geſprochen haben, Recht — der Eine in dieſem, der Andere in jenem Punkte. Es fehle eben hier in verſchiedenen Richtungen. Zweifellos leiden die einſchlägigen Beſtimmungen des Strafgeſetzbuches an evidenten Mängeln. So ſei im $ 296 der Kreis der Vergehen zu eng gezogen. Für die Fälle des § 370 Ziff. 4 ſei die Vorkehrung von Confiscations— maßregeln in Anſehung der zum Fiſchereifrevel gebrauchten Geräthe ſchwer zu vermiſſen. Der beklagenswerthe Zuſtand, daß ſo geringe Strafen ausgeſprochen würden, beruhe aber nicht blos in Mängeln des Geſetzes, ſondern werde auch begünſtigt durch mangelhaften Vollzug desſelben. Im Augenblick dürfe man ſich übrigens von einem Antrage auf Partial— reviſion des Strafgeſetzbuches kaum einen Erfolg verſprechen. Darin habe Herr von Behr ganz Recht. Ebenſo richtig ſei deſſen Bemerkung, daß es eines Druckes der öffentlichen Meinung bedürfe. Darum ſolle man eben heute zum Bekenntniß bringen, daß es eines größeren Nachdruckes in der Beſtrafung der Fiſchereifrevler dringend bedürfe. In Bayern habe man ſich zum Zwecke einer ſtrengeren Behandlung der Straffälle an den Herrn Juſtiz— miniſter gewendet, welcher bereitwilligſt darauf eingegangen ſei, den Staats- und Amtsan— wälten — den unabhängigen Richtern durften ja Verhaltungsmaßregeln nicht vorgeſchrieben werden — ſtrengere Inſtructionen zu ertheilen und insbeſondere vorzuſchreiben, daß ſie ge— eignetenfalls Berufung zur höheren Inſtanz ergreifen. Wenn das in ganz Deutſchland alſo geſchehen würde, ſo würde bald durch ſtrengere Strafrechtspflege die Fiſcherei zu ihrem Rechte gelangen. An die Herren Oberſtaatsanwälte habe man ſich auch in Bayern ſchon in einzelnen ſignificanten Fällen mit Erfolg gewendet. Ein beſonderer Punkt verdiene dabei aber noch beſondere Beachtung. Für den einzelnen Fiſchereiberechtigten ſei es oft ſchwer hier mit Anträgen ſich zu helfen. Hier einzugreifen ſei nun fo recht ein nobile offieium der Fiſcherei-Vereine und zwar insbeſondere ſowohl durch Einflußnahme auf die Geſtaltung der Rechtspflege im Allgemeinen als auch dadurch, daß ſich die Fiſcherei-Vereine um die Fiſchereiintereſſenten überhaupt kräftig annehmen. Namentlich auf dem Lande ſei der, einzelne Geſchädigte, wenn er Strafantrag ftelle, vielfach noch dazu der Rache des Frevlers Preis gegeben, ein Verein hievon aber unerreichbar. Beim Bayerischen Fiſcherei-Verein habe man daher einen eigenen Rechtsſchutzausſchuß gebildet, welcher beſtens functionire und ſich ſchon eine gewiſſe Autorität errungen habe. Seine Gutachten und Anträge fänden auf dem Gebiet der Cirxil- und Srafrechtspflege die freundlichſte Aufnahme. Dieſes Inſtitut empfehle ſich daher allenthalben zur Annahme. Herr Profeſſor Dr. Nitſche-Tharandt berichtet, daß der Sächſiſche Fiſcherei-Verein bereits ebenfalls daran gegangen ſei, nach dem Bayeriſchen Vorbilde einen Rechtsſchutzaus— ſchuß in Thätigkeit zu ſetzen. Herr von Behr bringt zur Ausgleichung ſeiner und des Freiherrn von Egloffſtein Anſchauungen in Vorſchlag, erſt eine Commiſſion zu wählen mit dem Auftrage, bis zum nächſten Fiſchereitag genügendes Material zu ſammeln, um dann gründlich motivirte Anträge an die Reichsregierung zu ſtellen. 2 Herr Freiherr von Egloffſtein hält dem entgegen unter Anſchließung an die Ausführungen des Vorſitzenden Dr. Staudinger an ſeinem Antrage feſt. Herr Profeſſor Dr. Benecke-Königsberg conſtatirt, daß man auch in Oſtpreußen ſich mit gutem Erfolg an die Oberſtaatsanwaltſchaft gewendet habe. Die Strafen würden dort jetzt entſchieden nachdrücklicher. Herr Schirmer- Bayreuth berichtet, daß auch in Oberfranken ſehr über das Miß— verhältniß zwiſchen dem angerichteten Schaden und den minimalen Geldſtrafen zu klagen ſei. Die Fiſchfrevler machten dabei geradezu profitable Geſchäfte. Abſtellung dieſer Zuſtände ſei allgemeiner Wunſch. Vorſitzender Dr. Staudinger macht einen Vermittlungsvorſchlag zur Ausgleichung der verſchiedenen Anſichten. Man ſolle ſchon heute direct ausſprechen, daß man die betreffenden Beſtimmungen des Strafgeſetzbuches für verbeſſerungsbedürftig halte. Directe An— träge an die verbündeten Regierungen bedürften aber, wenn ſie etwas helfen ſollten, einer Begründung mit ſattſamen Belegen. Da zu müſſe man allerdings erſt Material ſammeln. Vorſitzender ſchlägt deshalb folgende Reſolution vor: „Der Deutſche Fiſchereitag ſpricht feine Ueherzeugung dahin aus, daß die Beſtimmungen der SS 296 und 370 Ziff. 4 des Strafgeſetzbuches einer Reviſion im Sinne einer ſtrengeren Beſtrafung bedürfen und erſucht den Deutſchen Fiſcherei— Verein, die nöthigen Belege und Materialien zu ſammeln und zu erörtern, um auf deren Grund geeigneten Orts Anträge ſtellen zu können“. Dieſer Antrag wird mit allſeitiger Zuſtimmung begrüßt und angenommen. Herr Miniſterialrath Buchenberger-Karlsruhe erhält hierauf das Wort, um einige Mittheilungen über die Frage der Flußverunreinigungen zu machen. In Baden ſei am 11. October 1884 eine neue Verordnung in dieſem Betreffe erlaſſen worden. Die Angelegenheit ſei überhaupt von hoher Bedeutung für die Fiſcherei— beſtrebungen. Faſt alle deutſchen Fiſchereigeſetzgebungen wendeten ſich ſchon mit Verboten gegen das Einlaſſen ſchädlicher Abwäſſer in Fiſchereigewäſſer. Mit dem Vollzuge dieſer Verbote ſei es aber noch nicht ſonderlich beſtellt. Eine gewiſſe Schwierigkeit liege desfalls oft in der Unſicherheit der Frage, wann ein Abwaſſer als ſchädlich zu erachten ſei. Die als Sachverſtändige vernommenen Chemiker träfen oft durchaus nicht das Richtige. Es lägen beſtimmte Fälle vor, in denen die Sachverſtändigen beſtimmte Fabrikabwäſſer als unſchädlich erklärt hatten. Die Fabrik ſei conceſſionirt worden und nachher ſeien an deren Effluvien die Fiſche maſſenhaft zu Grunde gegangen. Um nun in dieſer Frage auf richtige Grund— lagen zu kommen, hätten die oberrheiniſchen Fiſchereiconventionsſtaaten (Schweiz, Elſaß— Lothringen, Baden) eine eigene Commiſſion von Chemikern und Ichthyologen für bezügliche Unterſuchungen niedergeſetzt. Dieſe habe äußerſt gründliche und umfangreiche Verſuche gemacht. Auf deren Reſultaten baſire ein Abkommen jener Staaten, zufolge deſſen eben jene badiſche Verordnung erſchienen ſei. In derſelben ſei beiſpielsweiſe folgendes beſtimmt: I. Als ſchädliche Stoffe im Sinne des Art. 4 des Gef. vom 3. März 1870 gelten: 1. Flüſſigkeiten, in welchen mehr als 10% ſuſpendirte und gelöſte Subſtanzen ent— halten ſind; 2. Flüſſigkeiten, in welchen die nach verzeichneten Subſtanzen in einem ſtärkeren Vers hältniß als in demjenigen von 1: 1000 (beim Rhein von 1: 200) enthalten find, nämlich Säuren, Salze, ſchwere Metalle, alkaliſche Subſtanzen, Arſen, Schwefel— waſſerſtoff, Schwefelmetalle, ſchwefliche Säure und Salze, welche ſchwefliche Säure bei ihrer Zerſetzung liefern; 3. Abwaſſer aus Gewerken und Fabriken, welche feſte, fäulnißfähige Subſtanzen enthalten, wenn dieſelben nicht durch Sand und Bodenfiltration gereinigt worden ſind; 4. Chlor- und chlorkalkhaltige Waſſer und Abgänge der Gasanſtalten und Theer— Deſtillationen, ferner Rohpetroleum und Produkte der Petroleumdeſtillation: 5. Dampf und Flüſſigkeiten, deren Temperatur 40° R. (50° .) überſteigt. II. Die unter I Ziff. 2 und 3 aufgeführten Flüſſigkeiten ſollen, wo immer die Beſchaffenheit der Waſſerläufe es geſtattet, durch Röhren oder Kanäle abgeleitet werden, welche bis in den Strom des Waſſerlaufes reichen und unter dem Nieder waſſer ausmünden, jedenfalls aber derart zu legen ſind, daß eine Verunreinigung der Ufer ausgeſchloſſen bleibt. Dieſe Beſtimmung gilt auch für in Fluß⸗ und Bachläufe einmündende Abfuhrkanäle, ſofern ſie durch die vorerwähnten Fluſſigkeiten übermäßig ſtark verunreinigte Abwaſſer enthalten. 326 — — —-—-— Damit hätten die Verwaltungsbehörden feſte Normen und Directiven für neue Con— ceſſionirungen gewerblicher Anlagen, wie auch eine Handhabe gegen ſchon beſtehende. Viel— leicht empfehle es ſich, auch anderwärts in gleichem Sinne der Frage näher zu treten. Herr von Goſtkowski-Tomice gibt hierauf noch einen kurzen Bericht über die Lachsmehrung im Weichſelgebiete. Unter Schilderung der Bedeutung des galiziſchen Dunajecfluſſes für die Lachszucht und der dortſelbſt dem Fange von Laichlachſen ſich ent— gegenſtehenden Schwierigkeiten, wird angeregt, es möchten doch unter Mitwirkung Deutſch— lands die Hauptlaichſtellen des Lachſes im Dunajec aufgekauft oder in Pacht genommen und dann als Schonreviere erklärt werden. Die Verſammlung nimmt dieſe Mittheilung mit Intereſſe entgegen. Herr Adolf Gaſch, Teichwirth von Kaniow in Galizien, hat als Mitglied des Deutſchen Fiſcherei- Vereins unter Vertheilung einer motivirenden kurzen Denkſchrift beantragt: „Der erſte Deutſche Fiſchereitag wolle die Angelegenheit der Errichtung von Verſuchsſtationen für Karpfen und andere Friedfiſche einer Prüfung würdigen und falls die Wichtigkeit und Erſprießlichkeit ſolcher Verſuchsſtationen anerkannt würde, dies vor allem Anderen offen ausſprechen und hierauf berathen, welche weiteren Schritte einzuleiten wären.“ In eine ſachliche Berathung dieſes hauptſächlich auf die Fütterungsfrage hinzielenden Antrags wurde, nachdem namentlich Herr Profeſſor Dr. Benecke die Karpfenzüchter auf eigene Initiative hingewieſen und die an verſchiedenen Hochſchulen ohnehin ſchon ſtatt— findenden Unterſuchungen ꝛc. kurz berührt hatte, nicht mehr eingetreten, vielmehr auf Vor— ſchlag des Vorſitzenden lediglich beſchloſſen, den Antrag Gaſch dem Deutſchen Fiſcherei— Verein zur weiteren Prüfung zu übermitteln. Auf Wunſch des Herrn Seelig-Kaſſel gibt der Vorſitzende noch bekannt, daß vom Fiſchzucht-Verein in Kaſſel die Veranſtaltung einer neuen Ausgabe von Baldner's altem Fiſch- und Vogelbuch 1760 (vgl. Bayer. Fiſcherei-Zeitung 1885 S. 180) beabſich— tigt ſei, dies jedoch nur auf Subſcription geſchehen könne. Sämmtliche Vereine werden zur Betheiligung an letzterer eingeladen. 5 Zur Vorzeigung und Explikation kamen noch a) von Seite des Herrn Profeſſors Dr. Benecke deſſen bekannte patentirte Rettungs jacken (vgl. Bayer. Fiſcherei-Zeitung 1885 S. 124); b) von Seite des Herrn Profeſſors Dr. Metzger äußerſt feine Präparate von Otolithen (Ohrſteinen) der Fiſche, aufgefunden im Mageninhalt der Waſſer— amſel, ſohin zum Beweiſe dafür dienend, daß dieſer Vogel auch Fiſche frißt. Damit war man ans Ende der Geſchäfte gekommen. Zum Schluße ergriff nun nochmals der I. Vorſitzende Herr von Behr das Wort, um in der ihm eigenen fein geſtimmten Weiſe der Verſammlung den Scheidegruß zu bringen und die erhebende Hoffnung auszusprechen, daß dem jo außerordentlich gelungenen I. Deutſchen Fiſchereitag noch viele weitere ſolche Verſammlungen nachfolgen möchten. Damit ſchloß der Herr J. Vorſitzende die Verſammlung, Namens derer noch Herr Geheimer Rath von Wolfanger— München den beiden Vorſitzenden HH. von Behr und Dr. Staudinger in äußerſt warmen Worten Dank ausſprach. So ſind auch wir am Ende unſeres Berichtes. Noch heute erfüllt von der freudigen Rückerinnerung an die Zeit des erſten Fiſchereitags in München ſchließen wir uns obgedachtem Wunſche des Herrn von Behr von ganzem Herzen an. Vivat sequens! Auf Wiederſehen im ſchönen Freiburg! 327 — II. Vermiſchte Mittheilungen. Seeforellen. Im Anſchluß an den vorjährigen Bericht über den Fang der See— forellen in der Ache (Bayeriſche Fiſcherei-Zeitung Seite 104) werden Fiſchereifreunde mit Intereſſe auch die Ergiebigkeit des heurigen Herbſtfanges nach Stückzahl, Gewicht und Geſchlecht erfahren, um vielleicht hieraus den einen oder andern Schluß zu ziehen. Im Ganzen wurden 96 Stück gefangen, welche ſich in 32 männliche und 64 weibliche Fiſche abtheilen. Nach dem Gewicht find zu verzeichnen: 3 Stück mit 6—7 Pfund; 10 Stück mit 10 — 12 Pfund; 9 Stück mit 13 — 15 Pfund; 21 Stück mit 16— 18 Pfund; 27 Stück mit 19— 21 Pfund; 10 Stück mit 22— 24 Pfund; 8 Stück mit 25 — 27 Pfund; 8 Stück mit 28—34 Pfund. W. III. Jiſcherei- und Jiſchmarktberichte. Inſel Sylt, 21. November. In den letzten Tagen wurden hier die erſten Schollen des diesjährigen Herbſtfiſchfanges zum Verkaufe gebracht. Bezahlt wurde für den Eimer 1,20 4 (auf einen Eimer rechnet man bis 60 Fiſche). Die hieſigen Fiſcher ſind ihrem Berufe nach Taglöhner oder alte vormalige Seefahrer. Sie betreiben den Fiſchfang in den Wattentiefen vermittelſt Ufer— zäunen oder flachgehender Boote. Vielfach betreiben dieſe Seeleute den Fang zu ihrem Vergnügen und weniger zum Erwerb. Im Herbſte fangen ſie auf den Watten mittelſt Angel und Köder. Man nennt dort dieſe Angelfiſcherei „Föhlin“, diejenige auf dem offenen Meere dagegen „Teitin“ Verwendet man zum Fiſchen Schlepp- oder Ziehnetze, jo nennt man dieſe Arbeit, Korrin“ und „Töögin“. Neuſtadt (Holſtein), 18. November. Die hier anſäßigen Fiſcher beſchäftigen ſich jetzt, wie aus Neuſtadt berichtet wird, nachdem der Häringsfang wieder eingeſtellt iſt, faſt ausſchließlich mit dem Dorſchfang und nur in geringerem Maße mit dem Aalfang, welcher eine ſchöne und ſehr ſchmackhafte Waare liefert. Der Dorſchfang iſt von größerer Wichtigkeit und wurden in letzterer Zeit reichlich Dorſche gefangen, welche nicht nur am Orte blieben, ſondern in größerer Menge nach dem Binnenlande verſandt wurden. Als große Dorſche bezeichnet man hier diejenigen, welche ein und mehr Kilo wiegen, während diejenigen, welche zu ½ bis gegen 1 Kilo an Gewicht hatten, als kleine Dorſche bezeichnet werden. Die großen werden nach ½ Kilo verkauft und zwar 8 Pfennig per / Kilo, wogegen die kleinen per Stieg mit 1,20 bis 1,60 M verhandelt werden. In der letzten Woche kam ein Fuder Karpfen an den Markt und wurde mit 0,70 bis 0,75 & per ½ Kilo be— zahlt. Es iſt die an den Markt gebrachte Waare ein Beweis dafür, daß man mit dem Ausfiſchen der Karpfenteiche beginnt. Bei dieſer Gelegenheit werden denn auch Schleie, Hechte, Barſche und Braſſen gefangen. Von dieſen letzteren gab es bis jetzt wenig und erzielte man den Preis von 0,30 bis 0,40 M per ½ Kilo. Leider wird der Fiſcherei ſchon etwas geſchadet durch das Erſcheinen der Seehunde, welche jetzt zwar noch in kleiner Anzahl kommen, doch bei eintretendem Froſte in größeren Mengen ihr Unweſen treiben. Den Fiſchern wird durch dieſelben ſtets geſchadet und oft in fühlbarer Weiſe, denn Netze und Dorſchkörbe werden zerfreſſen und die darin befindlichen Fiſche getödtet. Die nicht getödteten Fiſche entfliehen aus ihrer Gefangenſchaft und der Fiſcher zieht ein leeres, zerſtörtes Netz auf. Rendsburg im November. Nachdem die Teichfiſcherei begonnen, kamen auch Karpfen und Karauſchen an den Markt. Allerdings nur in kleineren Quantitäten und zu Preiſen, wie ſie in Hamburg bezahlt werden, wenn nicht theurer. In dem gewöhnlichen Hausſtand kommt jetzt dieſe Art von Fiſchen nur ſelten auf den Tiſch und wird als große Delikateſſe betrachtet. In früheren Jahren koſteten Karpfen aus den Seen des öſtlichen Holſteins 6 bis 8 Schillinge, gleich 4½ bis 6 Groſchen, während jetzt 1 & bis 1,20 M für das halbe Kilo bezahlt werden. Es gilt dieſer Preis für Karpfen. Die Karauſchen werden mit 60 2, größere mit 80 J bis 1 & bezahlt, Aale mit 60 bis 80 , Barſche 40 bis 60 , Pliten 40 , Rothaugen 20 bis 30 J, Dorſch 20 , Lachſe 1,20 M per ½ Kilo, Butte 10 bis 20 per Stück, Schollen 2 bis 3 Groſchen per ¼ Kilo, geräucherte, große Häringe 10 per Stück. Die Häringe kommen von Norden und find größer wie die Oſtſee— häringe, aber ſtets höher im Preiſe. W . BEE TE — ˙ EEE An unſere geehrten Herren Mitarbeiter und Leſer! Der mit heutiger Nummer eintretende Schluß der Berichte über den erſten Deutſchen Fiſchereitag enthebt die Redaktion einer leidigen Zwangslage, entſtanden dadurch, daß zufolge des Beſtrebens, jene Berichte noch heuer zu vollenden, zugleich die Nothwendigkeit begründet wurde, verſchiedenes andere Material zurückzuſtellen. Deſſen Verwerthung wird jetzt nachgeholt werden und dadurch auch unſer Blatt ſeine frühere Mannigfaltigkeit von ſelbſt wieder gewinnen. Die BVedaktion der Vayeriſchen Jiſcherei-Zeitung. 828. Inserate. Die Kiſchzuchkanſtalt des Bayer. Fulhereivereins (gelegen nächſt Starnberg bei Münden) liefert in der Winterperiode 1885/86 embryonirfe Edelſiſcheier mi Arten zu beigeſetzten Preiſen pro Tauſend: Bachforellen (Trutta fario) 5 NM; Baibling (Salmo Salvelinus) 6 A; Renke und Bodenrenke (Blau- und Sandfelchen; Coregonus Wartmanni un Coregonus Fera) 2.M — Mitglieder des Bayer. Fiſchereivereins erhalten 100 Rabatt. Renkeneier werden in der Regel nur in Poſten von wenigſtens 10,000 Stück abgegeben. — Verpackung wird eigens, aber billigſt berechnet. Porto und Gefahr der Sendung zu Laſten der Herren Beſteller. — Für guten Ausfall der weiteren Brütung wird nicht garantirt. Auf Junghrut von Forellen und Saiblingen werden Beſtellungen ſchon jetzt vorgemerkt und je nach dem Brutergebniſſe erledigt. 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A I 7 0 15 Pf. — Redaktion und 1 gemeines Organ ae ER. 3 „ zuſendung 1 Mark jährlich Zuſchlag. für 11 München, Sonnenſtr. 7½/ r. Geſammkintereſſen der Fiſcherei, ſowie für die Peſtrebungen dev Fiſchereinereine. In Verbindung mit Tachmännern Deutſchlands, Heſterreich-Ungarns und der Schweiz herausgegeben vom Bayerifden Tiſchereiverein. Nr. 30. München, 20. Dezember 1885. X. Jahrg. Inhalt: I. Förderung der Deutſchen Fiſcherei. — II. Der amerikaniſche Black Bass (Schwarz— und Forellenbarſch) als Zucht- und Sportfiſch. — III. Literatur. — IV. Vereins— nachrichten. — V. Vermiſchte Mittheilungen. — VI. Fiſcherei- und Fiſchmarktberichte. — Inſerate. — Abonnements-Einladung. 1. Förderung der Deutſchen Jiſcherei. Vor wenigen Tagen hat der Deutſche Reichstag zur Förderung der Hochſee— Fiſcherei die Summe von 100,000 &&, bewilligt, und einen Antrag des Abgeordneten v. Maſſow auf Erhöhung des bisherigen Zuſchuſſes an den Deutſchen Fiſcherei-Verein von 20,000 A, auf 30,000 M. voͤrerſt an die Budgetkommiſſion verwieſen. Wir begrüßen die erſtgedachte Willigung auf's freudigſte. Das Problem der Hebung der Deutſchen Hochſeefiſcherei hat ja, wie wir ſchon wiederholt betonten, eine ganz entſchiedene und tiefgehende nationale Bedeutung und zwar auch vom Standpunkte der wirthſchaftlichen Geſammtintereſſen aus. Nicht mindere Bedeutung hat aber — ebenfalls aus nationalöconomiſchen Gründen — die Aufgabe, die vielfach verwahrloſte Binnenfiſcherei in Deutſchland wieder zur Geltung und guten Frucht zu bringen. So wenig ſich auf der einen Seite beſtreiten läßt, daß die Hebung der Binnenfiſcherei nach gar manchen Richtungen hin einer ver— wiegend örtlichen Behandlung bedarf, ſo ſicher iſt es andererſeits, daß ſich auch hier gewiſſe gemeinſame Aufgaben, und zwar von ſehr weſentlicher Bedeutung ergeben. Man erinnere ſich nur an die Pflege der Wanderfiſche, an die Aufgabe der Einführung neuer 330 — n nn nn Fiſcharten in ganze, über mehrere Länder ſich erſtreckende Stromgebiete, an die Noth— wendigkeit gewiſſer Ausgleichungen und Accomodationen der Verhältniſſe nachbarlicher Territorien, an die Löſung univerſeller wiſſenſchaftlicher Fragen und dergl. Das ſind große Aufgaben, welche in großem Style behandelt ſein wollen und müſſen. Dazu gehört nun eben auch — allen Idealismus beiſeits gelaſſen — großes Geld! Bisher hat der Deutſche Fiſcherei-Verein die Förderung dieſer Aufgaben im Gebiete der Binnenfiſcherei in die Hand genommen und gemeinſam mit zahlreichen Landes- und Provinzial-Vereinen durchzuführen geſucht. Seine Mittel dazu ſind ſchmal. Was find 20,000 M für alle jene Ausgaben, mit denen er fo vielfach — wir betonen es für national gemeinſame Zwecke — in Anſpruch genommen wird?! Wie verſchwindend klein iſt dieſe Summe gegen jenen anderen centralen Aufwand, welchen man notoriſch in Nordamerika, Frankreich ꝛc. auch der Binnenfiſcherei vergönnt! Herr v. Maſſow hat daher ganz Recht mit ſeinem Antrag. Wenn die Zeitungen richtig berichteten, ſo ſcheint ſich der Herr Bundescommiſſar dem Antrage gegenüber ziemlich kühl verhalten zu haben. Warum? begreifen wir nicht recht. Die Sache verdient wirklich alle Förderung, und zwar auch wieder ganz entſchieden im wirthſchaftlichen Intereſſe der Geſammtnation. Der Deutſche Fiſcherei-Verein aber hat doch ſeine Befähigung, auf verſtändige und gerechte Weiſe ſolche öffentliche Gelder zu verwenden, Gutes damit zu ſchaffen und über— haupt die Verhältniſſe unter dem richtigen Geſichtswinkel zu beurtheilen, längſt glänzend bewährt und iſt dafür der verdienten Anerkennung objectiv bleibender Beurtheiler in reichem Maße theilhaftig geworden. Möge die Budgetcommiſſion des Reichstags auch Eines nicht überſehen. Man hat 100,000 &, für die Hochſeeſiſcherei bewilligt. Neidlos, ja freuderfüllt gönnen wir dies der Sache, ziehen aber doch auch Conſequenzen für uns Binnenländer daraus. Die Früchte jener Willigung aus dem von Geſammt-⸗Deutſch— land gefüllten Reichsſäckel ernten naturgemäß wenigſtens in erfter Reihe und in weſentlich erhöhtem Prozentſatze die norddeutſchen Küſtenſtriche. Können dafür die Binnenländer nicht auch eine erhöhte Dotirung für ihre Fiſchereiintereſſen ſchon aus dem Geſichls— punkte der ausgleichenden Gerechtigkeit verlangen? Und wie verſchwindend wenig mehr ſoll nach dem Antrage Maſſow für ſolche Verſöhnung der Intereſſen auf dem Altar der justitia distributiva niedergelegt werden! Das zu verſagen, dünkt uns kaum möglich! Vergeſſe man nicht: „Was dem Einen recht iſt, iſt dem Andern billig!“ II. Der amerikaniſche Black Bass (Schwarz- und Jorellenbarſch) als Zucht- und Sportſiſch. Von Herrn Ml. u. d. Vorne-Verneuchen. Im Nachſtehenden mögen einige Urtheile Amerikaniſcher Angler über den Werth des Schwarzbarſches für den Angelſport Mittheilung finden. W. H. Herbert (Frank Foreſtes) jagt: „Der Fiſch gehört zu den werthvollſten Süßwaſſerfiſchen, die Amerika beſitzt; er wird von keinem übertroffen in der Kühnheit, mit der er beißt, und der wilden Energie, mit der er ſich wehrt, wenn er am Haken feſtſitzt“. Parker Gilmore ſagt: „Ich fürchte, daß es mir für Ketzerei ausgelegt wird, wenn ich die Forelle und den Black Bass vergleiche; ich gehe aber noch weiter, ich gebe dem letzteren den Vorzug, denn er iſt ebenſo gut für die Tafel, und dabei viel ſtärker und unermüdlicher in ſeinen Anſtrengungen, ſich frei zu machen, wenn er gehakt iſt“. James A. Henshall, der Verfaſſer des vortrefflichen Werkes Book of the Black Bass jagt: „Der Fiſch iſt ſpecifiſch amerikaniſch. Wenn er gehakt iſt, jo zerrt er und wehrt 331 — ſich auf's Aeußerſte. Er ſchießt pfeilſchnell hin und her, wie die Forelle, hat die unermüd— liche Kraft und macht ſo kühne Luftſprünge wie der Lachs, während er außerdem eine Art zu fechten hat, die ihm ganz eigenthümlich iſt. Er nimmt die künſtliche Fliege ebenſo gut und unter denſelben Bedingungen wie Lachs und Forelle; er beißt an dem lebenden Fiſchchen und anderen lebenden Ködern ebenſo gut wie irgend ein anderer Fiſch. Bei gleicher Länge und Schwere betrachte ich ihn, mit anderen Fiſchen verglichen, für den beſten Sportfiſch, den es gibt. Selbſt der königliche Lachs und die edle Forelle müſſen, wenn ſie nicht größer ſind, dem Schwarzbarſch die Palme reichen. Daß er mit der Zeit in Nord— Amerika der Hauptſportfiſch wird, dieſe Anſicht habe ich oft ausgeſprochen. Es iſt unver— meidlich, daß die fortſchreitende Kultur den Lachs und die Forelle mehr und mehr verdrängt, dagegen iſt der durch Wohlgeſchmack und als Sportfiſch ebenſo werthvolle Schwarzbarſch im Stande, den zahlreichen Gefahren zu trotzen, welche die Kultur bringt“. Charles Hallock, der rühmlichſt bekannte Schriftſteller und Angler, ſagt: „Es iſt unzweifelhaft, daß der Black Bass der Erbe der Forelle ſein wird; dies iſt zwar betrübend, aber doch iſt es wahr; denn unter unſeren Augen verſchwinden die prächtig gefärbten Forellen, weil Wehre gebaut und die Gewäſſer verunreinigt werden, und wir ſehen an ihrer Stelle den weniger empfindlichen Schwarzbarſch erſcheinen. Ich weiß nicht, welchen der beiden ich am meiſten bewundern ſoll, den Höfling in ſeinem Kleide von Sammet und von entzücken— der Grazie, oder den vordringenden Kriegsmann in glänzender Waffenrüſtung. Unzweifel— haft iſt der Schwarzbarſch ein würdiger Nachfolger des edlen Vorgängers und hat vollen Anſpruch auf alle Ehren der Erbſchaft, die ihm zufallen wird“. Mr. Parker Gilmore, Berichterſtatter von „Land and Water“, der viele Jahre in Amerika gelebt hat, ſchreibt noch ferner: „Der Black Bass iſt ein ſehr wohlſchmeckender Fiſch, und nach meiner Anſicht der Forelle ganz gleichwerthig; indeſſen iſt dies Geſchmackſache. Er gedeiht beſonders gut in Waſſer, welches über Kalkſtein fließt, und alluvialem Schlamm mit ſich führt. Er bewohnt ſowohl Seen, wie Flüſſe, ſteigt aber nie in kleinen Gebirgs— bächen auf. Der Champlain-See im Staate Vermont U. 8. A. enthält ſehr viele Black Bass, und die kleinen Gebirgsbäche, welche ſich auf der Oſtſeite in den See ergießen, ſind ſehr reich an Forellen, und enthalten keinen Black Bass. Der Fiſch hält ſich am liebſten im langſam fließenden, ruhigen, tiefen Waſſer auf, und vermeidet ſtark bewegte, wirbelnde und ſchäumende Gebirgsbäche. Es iſt nicht empfehlenswerth, ihn in gut beſetzte Forellengewäſſer zu ſetzen, weil er wie alle barſchartigen Fiſche ſehr kühn und gefräßig iſt. Ob er dies mehr iſt wie die Forelle, iſt allerdings ſchwer zu ſagen. Wenn aber die Forellen ſelten ſind, und ſehr groß werden, ſo iſt Einſetzung des Black Bass zweckmäßig, weil er ſehr fruchtbar und zählebig iſt und ſchnell wächſt. Jedenfalls wird die Einführung des Black Bass dazu beitragen, daß dem Markt eine größere Menge Fiſche, wie bisher zuge— führt werden“. III. Titeratur. Das Handbuch der Ichthyologie von Dr. Albert Günther, Vorſtand der zoologiſchen Ab— theilung des Britiſh Muſeum in London, ein in engliſcher Sprache verfaßtes, hochwiſſenſchaftliches Werk erſten Ranges, erſcheint nunmehr auch in deutſcher Ueberſetzung von Dr. G. von Hayek, k. k. Regierungsrath in Wien, und zwar im Verlage von Carl Gerold's Sohn in Wien. Die erſte, mit 52 vorzüglichen Holzſchnitten hübſch ausgeſtattete Lieferung liegt bereits vor. Sie beginnt mit dem I. Capitel: „Geſchichte und Literatur der Ichthyologie“, worin der Verfaſſer, bis auf Ariſtoteles und Auſonius, ſowie auf die Ichthyologen des 16. Jahrhunderts (Belon, Sal— viani, Rondelet) rückgreifend, nicht etwa blos eine bibliographiſche Skizze gibt, ſondern vielmehr die wiſſenſchaftlichen Leiſtungen der Ichthyologen hauptſächlich in ihrer genetiſchen Fortentwicklung characteriſirt und ihren foribildenden Einfluß auf die Geſtaltung der Wiſſenſchaft unterſucht. Im zweiten Capitel gibt der Verfaſſer eine „topographiſche Beſchreibung der äußeren Theile der Fiſche“, ſchreitet dann im dritten und vierten Capitel zur Terminologie und Topographie des Skeletes vor und geht dann im fünften bis ſiebenten Capitel auf die Muskeln, Nerven und Sinnesorgane über. Wir hoffen, einen wiſſenſchaftlichen Bericht über das Werk aus berufener Feder bringen zu können. Vorerſt wollen wir nicht verabſäumen, unſere verehrten Leſer auf das Erſcheinen der deutſchen, vom Verfaſſer autoriſirten Ausgabe aufmerkſam zu machen. . 332 — — — IV. Vereinsnachrichten. 1) Bayeriſcher Landes-Fiſcherei⸗Verein. In der Monatsverſammlung vom 19. November 1885 erfreute Herr Profeſſor Dr. Kupffer von München die zahlreich Anweſenden mit einer hochwerthvollen Spende aus dem reichen Schatze ſeiner außerordentlichen Gelehrſamkeit durch einen mit größtem Beifall aufgenommenen Vortrag über die Befruchtung des Fiſcheies. Das hochgeehrte Vereinsmitglied hat die Güte, dieſen Vortrag der Nedaction der „Bayeriſchen Fiſcherei- Zeitung“ zur Veröffentlichung zu überlaſſen und werden wir damit eine unſerer nächſten Nummern zieren. In derſelben Verſammlung eröffnete ſich auch eine intereſſante Discuſſion über die Einführung des Schwarzbarſches in Deutſchland. Zur Grundlage dienten die Ver— öffentlichungen, welche Herr M. v. d. Borne, der erſte Importeur von Exemplaren des Schwarz⸗ barſches und deſſen Subjpecies Forellenbarſch nach Deutſchland, in der „Bapyeriſchen Fiſcherei— Zeitung“ niedergelegt hat. Ergänzt wurden dieſelben noch durch weitere briefliche Mittheilungen unſeres hochverdienten Freundes. Allſeitig entwickelte ſich in der Verſammlung die Anſchauung, daß die Frage der Verpflanzung des Schwarzbarſches nach Deutſchland alle Beachtung verdiene. Man betrachtete es namentlich als eine practiſch werthvolle wirthſchaftliche Errungenſchaft, wenn es gelänge, eine Fiſchart von ſo gutem Fleiſche, von ſolcher Ausdauer und von ſolcher Fort⸗ pflanzungsfähigkeit einzubürgern, zumal dieſe Species ſich gerade in der Barbenregion halte, dieſe letztere aber in unſeren heimathlichen Flüſſen meiſt arm an beſſeren Fiſcharten ſei. Ein ſchäd⸗ liches Vordringen des räuberiſch angelegten Schwarzbarſches in die Forellenregion wurde nach den vorliegenden biologiſchen Aufſchlüſſen weniger befürchtet. Der Bayerische Fiſcherei-Verein beſchloß, auch ſeiner Seits bezüglichen Verbreitungsverſuchen näher zu treten. Als erſte Aufgabe erſchien ihm dabei nicht ſowohl das ſofortige Einſetzen von Exemplaren in fließende, offene Gewäſſer. Bei der geringen Zahl von Stücken, welche hiezu vielleicht gewonnen werden könnten, müßte ein ſolches Vorgehen als ein ſehr problematiſches erſcheinen. Als angezeigt betrachtete man es vielmehr, etwa zu erwerbende Exemplare in paſſenden Teichen zur Laichreife heranzuziehen und auf Laich- und Brutgewinnung hinzuwirken. Der Verein wird ſich bemühen, zu eigenen bezüglichen Verſuchen geeignete Teiche (diejenigen in der Vereinsfiſchzuchtanſtalt Staruberg paſſen nach der Waſſertemperatur durchaus nicht) zu ermitteln. Inzwiſchen erklärt ſich der Verein auch bereit, bezügliche Privatbeſtrebungen, wenn ſolche auf richtiger Baſis beruhen, in der Art zu unterſtützen, daß er ſeine Verwendung und Vermittlung behufs Gewinnung von Zuchtexemplaren des Fiſches eintreten läßt. Wir empfehlen die Angelegenheit der verdienten Beachtung. 2) Auszug aus dem Jahresbericht des oberpfälziſchen Kreis⸗Fiſcherei⸗ Vereins für die Zeit vom 1. Juli 1884 bis 30. Juni 1855. I. Vereins angelegenheiten. Die Zahl der activen Mitglieder des Kreis-Fiſcherei-Vereins hat ſich im abgelaufenen Jahr 1884 von 325 auf 342 gehoben, fo daß ein effectiver Zuwachs von 17 Mitgliedern zu conſtatiren iſt. 0 Nach den letzten ſtatiſtiſchen Erhebungen beſtehen nachfolgende Bezirks- und Orts-Fiſcherei— Vereine: 1. Amberg mit 95 Mitgliedern, 11. Nittenau mit 69 Mitgliedern, 2. Cham te) 5 12. Parsberg 5 0 7 3. Eichhofen Br! 5 13. Pleiſtein OT 5 4. Eſchenbach „ 46 5 14. Regenſtauf re 7 5 5. Eslarn 1 5 55 15. Roding ET 1 6. Floſſenbürg „ 46 5 16. Schwandorf 73 7 7. Kemnath 5 5 17. Tirſchenreuth Nr * 8. Nabburg „8 5 18. Vohenſtrauß 82 5 9. Neunburg v. W. „ 6 19. Waldmünchen „ 43 2 10. Neuſtad a. d. W.⸗N. „ 85 1 welche nunmehr ſämmtlich dem Kreis-Fiſcherei-Vereine beigetreten find und die reſpectable Zahl von 1034 Mitgliedern epräſentiren. Auch der im Kreiſe exiſtirenden Fiſcher-Innungen zu Regensburg mit nur noch 3, zu Stadtamhof mit 12 und zu Winzer incl. Maria-Ort mit 62 Mitgliedern iſt zu erwähnen, da der Kreis-Verein mit denſelben ebenfalls zu verkehren hat, ſo daß im Ganzen an zum Fiſcherei— Vereinsweſen gehörigen activen Mitgliedern 1453 — gegen 1249 des Vorjahres — für den Kreis Oberpfalz und von Regensburg zu verzeichnen ſind. II. Fiſchereiſchutz. Die neue bayeriſche vom k. Staatsminiſterium des Innern erlaſſene Landes-Fiſcherei-Ordnung vom 4. October 1884 ſtützt ſich auf die Gutachten des Landes-Fiſcherei-Vereins und der Kreis⸗ Fiſcherei- Vereine, erſcheint gleichſam als ein Summarium der ſeitherigen oberpolizeilichen und De r wur Fe N j 20 22 4 U? 2 provinziellen Vorſchriften, ſowie der bisher gemachten practiſchen Erfahrungen und iſt auch in unſerem Kreiſe freudigſt begrüßt worden, weil dieſelbe vielfach aufgetauchte Zweifel gelöſt, ungeachtet eingeführter nöthiger Verſchärfungen gleichwohl die Intereſſeu der Fiſchereiberechtigten gewahrt, für Gewerbsfiſcher und Händler ſogar Erleichterungen gewährt und mit Rückſicht auf die örtlichen Verhältniſſe, ſowie auf die provinziellen und lokalen Bedürfniſſe in nicht weniger als ſieben Punkten hinreichenden Spielraum belaſſen hat. Mit aller Energie wurde auch in der letzt abgelaufenen Saiſon, d. i. vom 1. Juli 1884 bis 30. Juni 1885 der Kampf gegen die Raub- und Frevel-Fiſcherei fortgeſetzt und ver— mögen wir mit vollſter Befriedigung nachſtehende Ergebniſſe dieſes Verfolges anher zu regiſtriren. In den Monaten Juli, Auguſt und September 1884 ſind für 70 Anzeigen gegen 116 Frevler an Prämien 288 &; in den Monaten October, November und Dezember desjelben Jahres für 101 Anzeigen gegen 117 Frevler 378 M; in den Monaten Januar bis incl. April 1885 für 41 Anzeigen gegen 57 Frevler 208 M; und in den Monaten Mai und Juni 1885 für 38 Anzeigen gegen 51 Frevler 120 M; mithin im Ganzen für 250 Anzeigen gegen 341 Frevler 994 M. vom Kreis-Vereine bezahlt und von den einſchlägigen Stellen an die prämiirten Delatoren vertheilt. Von den 250 Anzeigen ſind 182 von der Gendarmerie, 60 von Polizeidienern und 8 von Flurhütern und Waldaufſehern eingelaufen. Den betreffenden Reaten nach laſſen ſich die 250 Anzeigen vertheilen auf 93 wegen unbefugten Angelns, 76 wegen unberechtigten Fiſchfanges — worunter in fünfzehn Fällen Fiſch— gabeln (Harpunen, Stecheiſen, Gern) angewendet worden ſind und bei 7 Fällen Fackellicht ge— braucht worden iſt — 9 wegen Raubfiſcherei mit Netzen, von welchen zwei nicht maſchweitig waren und eines zur gänzlichen Abſperr benützt worden iſt, 6 wegen Ablaſſens von Fiſchwaſſern und Teichen, 9 wegen Uebertretung der Schonzeit, 2 wegen Nichtbeachtung des Brittelmaßes, 4 wegen Betäubens der Fiſche mit Kokkelskörnern und ſog. Eſcher, 2 wegen Abſchießens mit Gewehren, 1 wegen Einwerfens explodirender, mit ungelöſchtem Kalk gefüllter Flaſchen, 4 wegen Fiſchens bei Nachtzeit, 5 wegen Aufhauens der Eisdecke und Fiſchens unter dem Eiſe, 1 wegen Hehlerei (wofür 8 Tage Gefängniß), 2 wegen Nichtabhaltens der Kinder und Dienſtboten vom Fiſchfrevel, endlich 36 wegen unbefugten Fangens und Verkaufes von Krebſen. Von den obigen 250 Anzeigen entfallen auf die Amtsbezirke: Amberg (Stadt) 2, Amberg (Land) 5, Beilngries 2, Burglengenfeld 26, Cham 7, Eſchenbach 14, Kemnath 11, Nabburg 10, Neumarkt —, Neunburg v. Wald 16, Neuſtadt a. d. W.-N. 15, Parsberg 7, Regensburg (Stadt) 58, Regensburg (Land) 10, Roding 18, Stadtamhof 29, Sulzbach —, Tirſchenreuth 17, Vohenſtrauß — und Waldmünchen 3. — Hieraus ſchon kann erſehen werden, in welchen Bezirken mehr oder weniger bevölkerte Fiſchwaſſer liegen, wo etwas zu holen iſt und wo nicht. Aus dem Bezirke Neumarkt iſt zum erſtenmale keine Anzeige eingekommen, weil derſelbe nur einige minder— werthige Bäche hat, im Ludwigskanal aber und in den Weihern Diebſtahl ſelten, ja faſt gar nicht vorkommt. Bei Sulzbach iſt dieß zum zweitenmal der Fall und zwar nach ebenfalls eingezogener Erkundigung deßhalb, weil Frevel nicht mehr ſo häufig ſind, denn es haben die Abſtrafungen in den erſten zwei Jahren ſchon gefruchtet; außerdem ſind die Fiſchwaſſer meiſtens bei den An— weſen gelegen. Aus dem Bezirke Vohenſtrauß iſt wie in den drei erſten Jahren, ſo auch in diejem vierten Jahre wieder keine Anzeige erfolgt. Die eingeleiteten Erhebungen haben ergeben, daß die Fiſchgewäſſer meiſtens außer dem Bereiche der beſtimmt vorgeſchriebenen Patrouillen liegen, und Klagen nicht vernommen worden ſind. Ueberdieß macht die Nähe der Landesgrenze die Entdeckung der Frevel ſchwierig. Die 994 AM ſind mit 777 Man die Gendarmen, mit 169 , an die Polizeidiener und mit 48 „ an die Flurer und Waldaufjeher, ſowie an einen Gerichtsvollziehersgehilfen, welcher auf dem Gangſteige am Schwarzachflüßchen in einſamer Lage zwei Frevler attrapirt hatte, zur Vertheilung gelangt. — Abgewandelt ſind im Ganzen 341 Perſonen. Hievon ſind 5 freigeſprochen, 2 mit Ver— weis davon gekommen; bei einem Fall iſt die Unterſuchung eingeſtellt worden. Beſtraft wurden 171 mit 1068 &, Geldbuße, 142 mit 607 Tagen Haft und 20 mit 328 Tagen Gefängniß. Demnach treffen im Durchſchnitte à Perſon 6,25 M (im Vorjahre 5,49 %) Geldſtrafe, 4,9 Tage (im Vorjahre 4,1) Haftſtrafe und 16,8 Tage (im Vorjahre 16,3) Gefängnißſtrafe. Das Strafmaß hat ſich in dieſem Jahre durchweg erhöht, und ſind wir den Herren I. Staatsanwälten im Kreiſe, welchen am Schluſſe des Jahres 1884 wieder die ſämmtlichen Anzeigen zur Kenntnißnahme unterbreitet worden ſind, für die getroffenen Einſchärfungen in Ver— folgung der Fiſchereifrevel zu Dank verpflichtet. Daß die neue bayeriſche Landes- Fijcherei - Ordnung und die oberpfälziſchen Provinzial vorſchriften Seitens der Vollzugsorgane gut aufgefaßt worden ſind und daher in beſter Weiſe ſunctioniren, geht aus den verzeichneten Reaten hervor, da nach dem 1. Januar und bezw. 1. Mai 1885 Reate, welche früher nicht berückſichtiget worden, zur Anzeige gelangt find Sehr wünſchens— werth iſt, daß alle zum Frevel benützten Geräthſchaften confiscirt werden. * Seit dem Beſtehen des Kreis-Fiſcherei-Vereines — 7. März 1881 — wurden nunmehr im Ganzen für 729 Anzeigen über beſtrafte Fiſchereifrevel 2,759 M Geldprämien bezahlt. Für Erlegung von Fiſchottern wurde im Verlaufe dieſes unſeres vierten Verwaltungsjahres an Prämien, für deren Bewerbung und ebenſo zum Zwecke gleichmäßiger Behandlung als zur Hintanhaltung von Mißbräuchen hohe Kreisſtelle unterm 14. Februar 1885 wieder beſondere Beſtimmungen getroffen hat, bewilliget und aus Kreismitteln direct bezahlt, zuſam men für 141 Stück 846 M. In der zweiten Sitzung des Deutſchen Fiſchereitages in München wurde conſtatirt, daß in der Oberpfalz ſeit ſechs Jahren mit finanzieller Unterſtützung Seitens des Landrathes der Ottern— fang betrieben wird, und bis Ende Juni 1885 795 Stück erlegt worden find. Die Geſammt⸗ Prämien hiefür betragen 4,770 M Wir ſind auch im verwichenen Jahre unſerem Principe getreu geblieben und haben in Conſequenz der vorberichtlichen Auseinanderſetzung mit Vertheilung von Ottereiſen durch die Fiſchereiꝙ-Vereine oder direct an uns bekannte Perſonen derart fortgefahren, daß bis zum Heutigen 52 Ottereiſen auf Vereinskoſten angeſchafft find, von welchen 2 Stück mit 27 M. 65 J pro 1883/84, 33 Stück mit 455 / 50 pro 1884/85, ſich verrechnet finden, und 17 Stück mit 204 M 60 4 zur Verausgabung auf 1885/86 genommen werden; im Ganzen 687 A 75 die Vereinscaſſe alſo allein getragen hat. Dabei wird eine Haftung für die Rückgabe nicht verlangt. Uns genügt die Empfangsbeſtätigung, die Anzeige über den Erfolg und die Weitergabe der Fallen dahin, da wo Ottern ſich aufhalten. Außer den im Vorjahrsberichte bezeichneten drei Fangeiſen haben wir gewählt aus der Fallenfabrik der Firma Rudolph Weber in Haynau in Schleſien 9 Stück Tellereiſen Nr. 126 nach Frhr. von Hannſtein mit Ketten, Federhaken und Dreheiſen, 3 Stück Helmtellereiſen Nr. 14 mit Ketten und 9 Stück ſog. Univerſal-Tellereiſen, welch' letztere auch zum Fange von Fiſchraubvögeln ſehr gut zu gebrauchen ſind; — 1 Stück Tellereiſen des Geſchmeidemachers Martin Kreß in München haben wir durch den Privatier, Herrn Joſeph Schneider dortſelbſt, welcher auch den Otternfang nach ſeinem Syſtem beſchrieben hat, bezogen und endlich vom Schloſſer— meiſter und Eiſenhändler Johann Pantoulier in Nittenau (i. d. Oberpfalz) 22 Teller und 5 Haar- oder Stangeneiſen verſchiedener Conſtruction anfertigen laſſen. — Nicht darf ferner überſehen werden und unbeachtet bleiben die Nachricht des Fiſcherei— Vereins Kemnath vom 29. Nopbr. 1884, nach welcher 7 Stück Fiſchottern mit abgerichteten Hühnerhunden im Jahre 1884 allein und ſeit ca. 7 Jahren über 100 Stück erlegt worden ſind, ebenſo die Anzeige des Fiſcherei-Vereines Nittenau vom 20. Mai 1885, daß auch in ſeinem Fiſchwaſſergebiete ein ſtarker Fiſchotter erlegt worden iſt. Haben wir nach dem bisher Vorgetragenen möglichſte Sorge zur Beſeitigung oder doch wenigſtens Abminderung der directen Angriffe und Schädigung der Fiſchzucht nach jeder Richtung walten laſſen, ſo mußte ſich unſer Augenmerk weiter darauf richten, mit der Zeit auch die Gefahr des indirecten Nachtheils, welche in Behinderung des freien Verkehrs d. i. des Auf- und Abſtieges der Fiſche auf den Flußſtraßen durch die anläßlich der Gewerbe-Einrichtungen, Schifffahrt, Cor— rectionen, Trift ꝛe. nothwendig gewordenen Anlagen beſteht, abzuwenden. So ſind bereits der Donau entlang in den die Altwäſſer vom Strome abſchneidenden Buhnen an von Berufsfiſchern bezeichneten Stellen Oeffnungen oder Schlitze qua Fiſchpäſſe angebracht, über welche des Näheren im Vorjahrsberichte geſprochen iſt. Reichen dieſe Schlitze jedem Waſſerſtande entſprechend tief genug hinab, ſo erfüllen ſie ihren Zweck vollſtändig; um ſo mehr iſt zu bedauern, daß dieſe zur Schonung der Fiſche getroffene Vorrichtung auch wieder zur Frevelei ausgebeutet wird und zwar nicht blos von unberufenen und unbefugten Individuen, ſondern ſogar don hab— ſüchtigen Fiſchern ſelbſt, indem ſie durch die Schlitze kleine Kähne verbringen, die Oeffnungen mit Netzen abſperren, das Fiſchvolk in den Altwäſſern nach allen Seiten hin durch Ruderſchläge auf— ſchrecken und in die Netze jagen. Es bedarf kaum der Verſicherung, daß derartigen Mißbräuchen mit den geeigneten Mitteln energiſch entgegen getreten werden wird. Gleichwohl ſind wir bereit, dafür zu ſorgen, daß noch an allen Stellen, wo für nothwendig erkannt, Verbindungen der Flußſtrecke mit den Altwäſſern hergeſtellt werden; künftig werden auch Verſuche mittelſt Einſetzens von Röhren gemacht werden. Aber auch die häufig angebrachten Wehren hemmen die freie Bewegung der Fiſche, beſonders wenn ſie zur Zeit der Laiche flußaufwärts ſteigen wollen, weßhalb ſpezielle Unterſuchung an Ort und Stelle veranlaßt worden iſt, und die Notwendigkeit des Oeffnens der Floßgaſſen oder der Fb von Fiſchſteigen beſonderer Würdigung Seitens der General-Verſammlung vorbehalten bleibt. — III. Eiſchereibetrieb. Der Kreisverein war wieder in der angenehmen Lage, den Vereinen Amberg, Kemnath und Roding Zuſchüſſe zur Errichtung und Verbeſſerung von Brutanſtalten zu reichen, den Beſatz des Regenfluſſes mit Karpfen und Schleien, ſowie die Züchtung von Edelfiſchen kräftigſt zu unterſtützen. Auf ſolche Weiſe iſt der Regen von den betheiligten Fiſchereivereinen und ſonſtigen Intereſſenten vorzugsweiſe bei Cham, Roding, Pöſing, (woſelbſt eine neu angelegte Brutanſtalt) Kirchenrohrbach und Walderbach, Nittenau und Regenſtauf mithin ſeinem ganzen zur Oberpfalz gehörigen Laufe nach im Frühjahre 1885 — wie in den Vorjahren — noch weiters mit Karpfen und Schleien be— ih A ER * 4 — —ẽ — völkert worden, und wird dieſes Geſchäft im Herbſte ds. Is. noch mit den in gepachteten Weihern bereit gehaltenen Karpfenſetzlingen fortgeſetzt, ſo daß im Jahre 1885 dieſer Fluß, ſolange derſelbe die Oberpfalz durchfließt, als ordnungsgemäß beſetzt bezeichnet werden kann. Ehe das Einſatzgeſchäft bethätigt wurde, find die bezeichneten Flußſtrecken von den größeren Raubfiſchen — Hecht und Waller — möglichſt geſäubert worden; und es hat ſich hiebei namentlich der heuer conſtituirte Fiſcherei-Verein Regenſtauf dadurch ausgezeichnet, daß am 23. April 1885 allein 9 — neun — Stück Waller zu 295 Pfund neben dem Mühlwehr oberhalb der Regenbrücke auf einen Wurf gefangen worden ſind, nachdem ſchon vorher von einzelnen Intereſſenten ſeit 3. September 1883 nach und nach 6 Stück zu 311 Pfund unſchädlich gemacht waren, und alsdann noch am 24. April und 11. Juni ds. Is. 2 Stück zu 54 Pfund getödtet wurden. Auf der Waſſerſtrecke von ca. nur 2½ Kilometer find demnach im Ganzen 17 Waller zu 600 Pfund als erlegt nachgewieſen. Dieſes Ergebniß hat uns veranlaßt, die Fiſcherei-Inte— reſſenten aufmerkſam zu machen, daß ſie auch bei den in ihren Fiſchwaſſern befindlichen Wehren Nachſuche halten. Und wirklich iſt es, ſoviel bis heute bekannt, den Fiſchern von Kallmünz gelungen, im Naabfluſſe, welcher im Herbſte 1885 und Frühjahr 1886 beſetzt werden ſoll, ebenfalls einen Waller mit 79 Pfund zu bekommen. Der Karpfenumſatz war im abgelaufenen Betriebsjahre ſehr rege. Ob die im April 1884 von uns bezogenen Leitomiſchler Streichkarpfen überall Brut geſchlagen haben, darüber ſind wir ohne ſichere Nachricht; das aber vermögen wir zu conſtatiren, daß von den in den fürſtlichen Schloßweiher zu Regensburg anno 1883 eingeſetzten Ausſtellungs— fiſchen Jungbrut wahrgenommen worden iſt— Daß aber dieſe Lederkarpfen faſt um das Ganze in's Gewicht gewachſen ſind, findet ſich allgemein beſtätigt, namentlich durch die perſönlichen Wahrnehmungen unſers II. Seeretärs, Kgl. Forſtrath Herrn Hörmann. Auch Herr Lehrer Haag in Haag, welcher mit dem Gaſtwirthe Herrn Michael Beſold von dort und anderen Intereſſenten ſechs Schock zuſammen bezogen hatte, berichtet unterm 5. Dezember 1884, daß die vertheilte Brut nach den von ihm eingezogenen Er— kundigungen allſeits ſich ſehr gut bewährt hat. Es haben nämlich die einzelnen Fiſchchen ein Gewicht bis zu 1 Pfund erreicht und ſind per Schock höchſtens 4—6 Stück abgängig geworden, ſo daß nach den Worten des Herrn Haag die Leitomiſchler Karpfen ſowohl wegen ihres Nutzerträgniſſes, als auch ihrer Härte halber — letztere Qualificirung möchten wir auch von anderen Abnehmern bejtätiget wiſſen — beſtens empfohlen werden dürften. Ferners hat Herr Rentenverwalter Melbinger von Reuth für die Zeit vom 19. April bis 30. September 1884 bei 5 Streichern einen Zuwachs von 6 Pfund und bei 216 Stück Setzlingen einen ſolchen von 85 Pfund conſtatirt. So viel ſteht feſt, daß der Verſuch der Züchtung reiner Lederkarpfen im Großen auch in unſerem Kreiſe gerechtfertigt erſcheint, und ſo haben wir nach Einvernahme von Liebhabern, welche die Reinhaltung dieſer Rage in beſonderen Teichen zugeſichert haben, neuerdings bei der Frſtl. T. u. T. Rentkammer Leitomiſchl in Böhmen 22 Schock Leder-Karpfenbrut beſtellt. Der weite Transport fiel in die letzten heißen Tage des Monats April, es war der 29., an welchem die Ge— ſchäftsleitung die Sendung in zwei großen mit Eisfächern und Blaſebälgen verſehenen Verſandtfäſſern in Schwandorf ſelbſt entgegengenommen hat. Leider war der Verluſt einiger Schock zu beklagen. Gelingt auch dieſer Verſuch, dann ſollen von den genannten Stationen künftighin Karpfen— brut und Setzlinge rein gehaltener Race um mäßigen Preis abgegeben, und auf dieſe Weiſe die Fortzüchtung derſelben im Kreiſe weiter verbreitet werden. — Nunmehr auf die Züchtung der Edelfiſche übergehend, wird regiſtrirt, daß ſich dieſelbe hauptſächlich auf Bach- und Seeforellen, Aeſchen und Huchen erſtreckt hat. In 30 Brutanſtalten des Kreiſes ſind gegenüber dem ganzen Empfange von 52,220 Fiſcheiern, welche der Deutſche Fiſcherei-Verein gewidmet hatte, Seeforellen, Aeſchen, Huchen, Bachſaiblinge, Regenbogen und Forellen 10,085 Stück — 20 Prozent zu Verluſt gegangen und 42,135 Stück — 80 Prozent — Jungbrut erzeugt worden. Von 93,000 Stück Bachforelleneiern ſind in runder Berechnung 30 Prozent zu Verluſt gegangen und wurden 70 Prozent Jungfiſche erzielt. Bezüglich des Fortkommens und Gedeihens der am 29. Mai 1881 eingeſetzten Aalbrut ſchalten wir die intereſſante Mittheilung des gräflich von Seinsheim'ſchen Oeconomieverwalters Herrn A. Gutermann in Schafhöfen ein, nach welcher im Monat Juli 1884 an drei auf— einanderfolgenden ſehr heißen Tagen die Aale über Tag ganz an den äußerſten Rand des Waſſers gekrochen und erſt Abends wieder in das tiefe Waſſer zurückgekehrt ſind. Um den Weiher herum wurden mehrere tauſend Aale wahrgenommen, welche eine Länge von circa 60 em und ein Ge— wicht von 350 grm erreicht haben. Ungefähr 70 Stück find hiebei zu Grunde gegangen, was Herr Gutermann der großen Hitze zuſchreibt, da die Aalfiſche ſämmtlich nach Luft geſchnappt zu haben ſchienen. Sollte etwa in dieſe Zeit der Aufſtieg der Aale im Doraugebiete fallen? Unterm 31. März ds. Is. wurde uns vom Bayer. Fiſcherei-Vereine die erfreuliche Nachricht zu Theil, daß der Deutſche Fiſcherei-Verein auch heuer wieder eine Quantität Aal— brut für offene Gewäſſer des Donaugebietes beſtimmt hat, wovon 3 Körbe mit beiläufig 30,000 Stück auch unſerem Vereine zur Verfügung geſtellt worden ſind. Am 13. April ds. Is. find 3 Körbe Aalbrut zu je cirea 10,000 Stück dahier am Bahnhofe richtig eingetroffen und von der Vereinsleitung in gutem Zuſtande in Empfang genommen worden. Ein Korb wurde ſofort zum Donauhafen am unteren Wöhrd in Regensburg vom Fürſtlichen mn... „ ee A eu Fi A „ 22 r P 9 n A 2 ad 8 Ser — A * % =,7 5 + - — 8 — 336 — —ůů Generalcaſſa-Controleur Herrn Ertl verbracht, und der Inhalt theilweiſe in demſelben und den Donaualtwäſſern abwärts entleert. Ungefähr 400 Stück zeigten ſich verkommen. — Ab Station Regensburg wurde der zweite Korb ſofort mit dem nächſten Zuge nach Tirſchenreuth an Herrn Premier— lieutenant von Pechmann als II. Vorſtand des dortigen Fiſcherei-Vereines dirigirt, welcher unterm 20. April ds. Is. einberichtet hat, daß ſchon am 14. Früh 5 Uhr nach Entfernung der abgeſtandenen circa 500 Stück ungefähr 2000 Stück in die Tümpel des Netzbaches, 3900 Stück in die ſ. g. Altung, 600 Stück in die Teiche des Herrn Hörmann und 3000 Stück in den ehemaligen Lindmanns Teich und Graben ausgeſetzt worden ſind. Von Ausſchuß-Mitgliedern wurde mit Wagen der dritte Korb nach Etterzhauſen überführt, und find circa 9920 Stück Aalbrut im unteren Naabgebiete — ſ. g. Gangl — ausgeſetzt worden, nachdem bei dieſem Geſchäfte circa 80 Stück als abgeſtanden bemerkt worden waren. Hiernach find an Aalbrut circa 29,020 Stück und incl. der nachgewieſenen Anzahl von Karpfen und Edelfiſchen in toto circa 140,000 Stück geſunder Jungfiſche den Kreisgewäſſern durch unentgeltliche Ueberlaſſung zugeführt worden, abgeſehen von der Aequifition der Leitomiſchler Karpfen und den ſonſtigen Zugängen, welche einzelne Züchter durch Ausſtreifen ſelbſtherangezogener Streichfiſche gewonnen und nachweisbar verſetzt haben. V. Vermiſchte Mittheilungen. Schilltransport. Die Fiſchermeiſter Englberger von Pfatter und Al kofer von Schwandorf haben am 19. November 1885 die zweite Ueberführung von Schill— fiſchen aus der Donau in die Naab vorgenommen. Zum Transport wurde ein Faß mit Gebläſe nach dem Syſtem des Herrn Regiments-Auditeurs Zenk zu Würzburg verwendet, welcher 6 ſolcher Fäſſer dem oberpfälziſchen Kreis-Fiſchereivereine auf Anſuchen zum Gebrauche überlaſſen hatte. Schon früher hatten ſich dieſe Fäſſer als vorzüglich geeignet erwieſen und auch dießmal iſt die Ueberführung der Fiſche ohne den geringſten Verluſt gelungen. Unter den auserleſenen Fiſchen befanden ſich wahre Prachtſtücke; darunter ein ſchöner Mutterfiſch mit 8 bis 9 Pfund. Die Ausſetzung erfolgte an einer anderen, ebenfalls ſorgfältig ausgewählten Stelle als diejenige, welche bei dem Trans— porte vom 27. Oktober gewählt war. Am 2. Dezember ds. Is. hat der dritte Trans⸗ port von Donauſchillen in den Naabfluß ſtattgefunden. Da die Waſſerverhältniſſe der Donau bei Pfatter laut der Erklärung der dortigen Fiſcherei-Innung den Fang einer größeren Anzahl von Schillen daſelbſt nicht mehr möglich machten, wurden dieſe von Straubing bezogen, wo noch ein Vorrath von ſolchen vorhanden war. Die Ueberführung erfolgte wieder auf der Eiſenbahn in den Morgenſtunden von 5,30 von Straubing ab bis Mittags 11 Uhr zu Schwandorf mit durchaus zufriedenſtellendem Erfolge. Nur einige der kleineren Stücke ſind dießmal in Folge der plötzlich eingetretenen warmen Witterung erlegen. Das Gewicht der bis jetzt in die Naab überführten Schillfiſche beträgt nunmehr bereits über einen Zentner. Daß dieſelben in der Naab gedeihen und ſich fortpflanzen werden, unterliegt keinem Zweifel, geht aber außerdem mit Sicherheit daraus hervor, daß Schillfiſche, von den beiden erſten Einſetzungen herrührend, in der Naab, wo dieſe Fiſchgattung bisher gänzlich unbekannt geweſen iſt, geſehen wurden und 1 Exemplar ſogar gefangen worden iſt. Selbſtverſtändlich iſt der Gefangene ſofort dem Fluſſe zurück gegeben worden. Es iſt zu erwarten, aber auch nothwendig, daß mehrere Jahre hindurch dieſe Fiſchgattung in der Naab geſchont und jedes zufällig ge— fangene Stück wieder in den Fluß eingeſetzt werde, weil außerdem die wohlwollende Abſicht, einen der edelſten Fiſche dorthin zu verpflanzen, nicht erreicht und die Fiſch— waſſerbeſitzer des ihnen zugedachten Nutzens nicht theilhaftig würden. Fiſchereigeſetzgebung. Seit dem 25. April 1885 beſteht bekanntlich in Oeſter— reich ein Reichsfiſchereigeſetz. Nach ſeinem Inhalte, auf den wir nächſtens einmal näher zurückzukommen gedenken, läßt dasſelbe der Landesgeſetzgebung in den ein⸗ zelnen Kronländern des öſterreichiſchen Staates weiten Spielraum. Auf der Grundlage des Reichsgeſetzes werden ſich daher auch vorausſichtlich ſtatt der bisherigen ſog. provi— ſoriſchen Fiſchereigeſetze der verſchiedenen Kronlande die definitiven Landes- Fiſchereigeſetze für letztere aufzubauen haben. Nach den „Mittheilungen des öſter— reichiſchen Fiſcherei-Vereins“ iſt übrigens die Vorlage diesbezüglicher Entwürfe an die — —— Einzellandtage wohl im Jahre 1886 zu erwarten. Inzwiſchen wurde am 5. Mai 1885 auch ein weiteres Landes-Fiſchereigeſetz, nämlich für Böhmen, datirt vom 9. October 1883, nebſt Ausführungsverordnung vom 24. April 1885, publicirt. Letztere ſetzt namentlich die Schonzeiten feſt und zwar auf der Grundlage des Individualſchonzeit— ſyſtems mit Marktverbot, was wegen der nachbarlichen Beziehungen zu den deutſchen Landen des Elbgebiets ſehr zu begrüßen iſt. In dieſer Hinſicht ſind namentlich bemerkens— werth die Beſtimmungen zum Schutze des Wanderlachſes, welcher in Böhmen Individual— Schonzeit vom 15. September bis Ende Dezember und ein Minimalmaß von 50 Centi— meter (und zwar ſogar in der kürzeren Meſſung vom Auge bis zur Schwanzfloſſe) genießt. Dabei iſt noch weiter für diejenigen durch beſondere Verordnung zu beſtimmen— den Gewäſſer, in welchen der Fiſchbeſtand theils ausſchließlich, theils vorherrſchend aus dem Lachſe und der Forelle beſteht, der Fiſchfang in der Zeit vom 15. September bis Ende Dezember überhaupt unterſagt, vorbehaltlich gewiſſer zu geſtattender Aus— nahmen für den Hand-Angelfang der nicht in Schonzeit begriffenen Fiſcharten. Erlaub— niß zum Fang von Schonfiſchen für Zwecke der künſtlichen Fiſchzucht oder zu wiſſen— ſchaftlichen Unterſuchungen iſt vorgeſehen. Der Marktverbot gilt „ohne Rückſicht auf die Provenienz der Fiſche“, was für wechſelſeitige Hintanhaltung von Umgehungen der Schongebiete, namentlich im Gränzvertehr um jo zweckdienlicher iſt, nachdem auch in Bayern der gleiche Grundſatz gilt. Schädigung der Fiſcherei durch Hochwaſſer in Tirol. Die „Oeſterreichiſche Forſt⸗Zeitung“ ſchreibt: „Die Ende September in Tirol faſt allgemein ſchädigend auf— getretene Ueberſchwemmung hat auch heuer der Fiſcherei einen nicht unbedeutenden Schaden zugefügt. Nach dem Ablaufe der Hochwäſſer fand man in den Weſenvertiefungen und Ackerfurchen eine Menge todter Fiſche von allen Gattungen und Dimenſionen. Am allerhäufigſten jedoch fand man Jungfiſche im Alter von ein und zwei Jahren. Mehrere Bäche waren mit Jungfiſchen in den letzten zwei Jahren recht gut beſetzt worden, um ſo die darniederliegende Fiſcherei künſtlich zu heben. Leider iſt nun die Mühe und die Hoffnung auf Beſſerung abermals zu nichte gemacht worden. Im Inn— thale fand das Hochwaſſer nicht mehr viel zur Vernichtung vor. Denn längs der Strecke der Arlbergbahn hatten die Arbeiter während der Zeit des Baues ſchon alle Bäche bis auf das kleinſte Fiſchchen ausgefangen. Das Darniederliegen der Fiſcherei in nahezu allen Theilen Tirols iſt um ſo bedauerlicher, als ſich beſonders im Sommer bei den zahlreichen Fremden ein guter Abſatz fände. „Da es die „Oeſterreichiſche Forſt-Zeitung“ iſt, welche dies ſchreibt, ſo nehmen wir Veranlaſſung zu einer Randbemerkung. Bekannt— lich liegt eine der Haupturſachen der neuerlich ſo häufigen großen Ueberſchwemmungen in den öſterreichiſchen Alpenländern in dem Kahlhiebe der Bergwaldungen, in der Ent— blößung der Gebirgsſtöcke von Schutzwaldungen. Hatte darum die internationale Fiſchereiconferenz in Wien nicht vollſtes Recht, wenn ſie auch im Intereſſe der Fiſcherei eine ſchonende Waldwirthſchaft begehrte?! Aale im Donangebiet. Nach dem Circular des Deutſchen Fiſcherei-Vereins 1885 Nr. 4 iſt es heuer noch gelungen, junge Aale von Schaffhauſen in die Donau zu bringen. Nach den vorliegenden Berichten des Herrn Präſidenten Moſer-Ott und des Herrn Stadtſchultheiß Storz in Tuttlingen find 60 Kilo geſunde friſche Aale an geeigneten Stellen bei Tuttlingen in die Donau ausgeſetzt worden. Vermuthlich waren dieſe Aale einjährig. Davon gehen 40 — 50 Stück auf 1 Kilo. Somit dürften in dieſem Falle 2500 — 3000 junge kräftige Aale in den Donauſtrom gekommen fein. Vorleſungen über Fiſcherei und Fiſchzucht an der Hochſchule für Bodenkultur in Wien. Für die Abhaltung ſolcher Vorleſungen iſt der Oeſterreichiſche Fiſcherei— Verein ſchon im Jahre 1880 eingetreten, aber erſt im Sommerſemeſter des Schuljahres 1884/85 iſt es zur Realiſirung ſeiner diesbezüglichen Beſtrebungen gekommen. Der in Wien als praktiſcher Arzt lebende Profeſſor Dr. Raphael Molin, Verfaſſer des bekannten Werkes „Rationelle Zucht der Süßwaſſerfiſche“, hat in dem bezeichneten Semeſter an jener Hochſchule über Anatomie, Phyſiologie und Entwicklungsgeſchichte im Allgemeinen, dann über Teichwirthſchaft der Sommerlaichfiſche und der Aale öffentlich 338 geleſen. Die Vorleſungen waren ſehr fleißig beſucht. Im Winterſemeſter 1885/86 wird Profeſſor Dr. Molin an der Hochſchule über künſtliche Fiſchzucht und insbeſondere über Teichwirthſchaft der Winterlaichfiſche Vorleſungen halten. (Mittheilung des Oeſterreichiſchen Fiſcherei-Vereins.) Fiſche zu mariniren, beſonders geeignet für Huchen, Aeſchen, Forellen und Saiblinge. Der Fiſch wird in Stücke geſchnitten, ſtark eingeſalzen, in Butter und Oel etwas raſch gebraten, auf Teller gelegt, aber nicht übereinander. Bevor der Fiſch vollkommen ausgekühlt iſt, wird er in ein Gefäß von Porzellan oder Glas feſt einge— ſchichtet und folgende Beize, wenn ſelbe noch lauwarm iſt, darüber gegeben, ſo daß der Fiſch ganz bedeckt iſt. Beize: Vom feinſten Olivenöl für ein Kilo Fiſch drei Deca Oel läßt man mit zu Scheiben geſchnittener Zwiebel kochen, bis die Zwiebel gelb wird, dann vermiſcht man das kochende Oel mit ſchon warm geſtelltem, guten Eſſig, läßt das zuſammen mit ganzem Gewürz (weißem Pfeffer, Nelken, Neugewürz), etwas Lorbeer— blättern, Beizkräutern und Schalotten einmal aufkochen und dann auskühlen. Eſſig nimmt man ſo viel, daß man genug Marinade bekommt, um den Fiſch vollſtändig zu decken. Das Gefäß wird mit einem gut ſchließenden Deckel zugedeckt oder mit Papier zugebunden. Wenn man Fiſchſtücke herausgenommen und die übriggebliebenen nicht mehr von der Beize bedeckt würden, muß man ſie entweder täglich mit der vorhandenen Beize be— gießen, oder man gibt noch Eſſig nach Bedarf daran. (Mittheil. des öſt. Fiſchereivereines.) VI. Jiſcherei- und FJiſchmarktöberichte. Hamburg, 8. Dezember. (Heringe) Der Markt iſt bis jetzt ruhig, nur find die größeren Heringe beſſer geſucht. Kaufmanns-Heringe fanden Nehmer, welche 24 bis 27 M zahlten. Für große Isländer wurde ein Preis von 37 bis 38 “ erzielt. — Auſtern. Natives 20 M, Holſteiniſche 10 bis 12 , Holländiſche 13 M, Nordſee 7 , Blue points 5 M Der Zoll für Auſtern beträgt jetzt 50 gegen früher 24 per Kilo. Hamburg⸗Altona, im Dezember. An beiden Märkten waren See- und Elbfiſche und wurde en gros bezahlt für: Schellfiſch 3 bis 4&4, Schollen 2 bis 16 M, Elbbutt 1,50 bis 6 &, Sture 0,80 bis 1,50 A. per Stieg, Seezungen 0,85 bis 1,40 %, Steinbutt 90 , Kabeljau 20 , Lachsforellen 90 , Lachſe 1,80 bis 2,20 A, Sandarten 60 bis 85 J per ½ Kilo, Stint 0,60 bis 1 . per kleinen Korb, Dorſch 4 bis 5 M. 50 per Korb. Rendsburg, im Dezember. Bei ziemlich lebhaftem Markte, auf welchem namentlich Butte, Dorſche, kleinere Brachſen, Schollen, Rothaugen und Aale, ſowie einzelne Lachſe ausgeboten wurden, ſtellten ſich die Preiſe für Dorſche auf 10 bis 30 per Stück, Brachſen 40 bis 60 4, Karpfen 1 , Rothaugen 20 , Hechte 60 J, Aale 60 bis 80 , Lachſe 80 J, Schollen 25 4, Seezungen 1 A 20 per ½ Kilo, Bücklinge 10 bis 20 , Sprotten per Wall 1, 6 St. 10 4. Neuſtadt (i. Holſtein) a. d. Oſtſee, 8. Dezember. Man berichtet von dort, daß der Dorſch— fang bis dahin nur von geringem Ertrage iſt und daher die Verſandtquantitäten nur klein find, Die Waare iſt meiſtens klein. Wenn nun auch ein Grund dafür in der großen Anzahl von Familien liegen mag, die den Fang betreiben, ſo iſt ein zweiter Grund für den geringen Fang in dem häufigen Erſcheinen der Robben (Seehunde) zu ſuchen. Ellerbeck, am Kielerhafen, 7. Dezember. Während in Eckernförde großer Fang geweſen iſt in den letzten Tagen, ſo daß den hieſigen Räucherern viel Sprott verkauft wurde, iſt hier faſt gar nichts gefangen worden. Der Preis iſt für das Wall in grüner Waare auf 40 4 herunter— gegangen. Ebenfalls ſind reichliche Zufuhren an ſchwediſchen Heringen angelangt, welche mit 13,10 «“ per Kiſte von 8 Kubikfuß bezahlt wurden. Neu iſt die Sendung von Heringen aus dem Lymjord, die ſich per Wall grün auf 24 50 T ſtellen. W. L. Kopenhagen, 8. Dezember. Die Zufuhren an Groß-Heringen, ſchwediſchen, waren bedeutend geringer wie in der vorigen Woche. Bei lebhaftem Verkauf ging der Preis auf 13 bis 14 Kronen. Später wurde zu 9 bis 10 Kronen von den Räucherern ausgeboten. Die heurige Shetlandiſche Heringsfiſcherei iſt ſehr günſtig ausgefallen. Im Ganzen wurden auf den Shetlands-Inſeln 330,000 Fäſſer Heringe geſalzen oder geräuchert, wovon 310,000 Fäſſer nach dem Continent und 20,000 nach England verſchifft wurden. Der Geſammt— werth dieſer Heringe überſteigt 400,000 Pfund Sterling. Mit dem Heringsfang waren etwa 800 Böte beſchäftigt; das Einſalzen und Räuchern der ſchmackhaften Fiſche wurde von 80 großen Räucherei-Etabliſſements beſorgt und die Geſammtzahl der von dem Heringsfang und -Handel lebenden Perſonen wird auch über 10,000 geſchätzt. E. B. o b * 8 — Die nächſte Wochen⸗Verſammlung des Bayer. Fiſcherei-Vereins findet . am we den 23. Dezember 1885 Abends, ſtatt. F Die Fiſchzuchtanſtalt des Bayer. Jeiſchereivereins (gelegen nächſt Starnberg bei München) liefert in der Winterperiode 1885/86 embryonirte Edelſiſcheier nachbezeichneter Arten zu beigeſetzten Preiſen pro Tauſend: Barhforellen (Trutta fario) 5 ; Haibling (Salmo Salvelinus) 6 A; Renke und Bodenrenke (Blau- und Sandfelchen; Coregonus Wartmanni und Coregonus Fera) 2.M. — Mitglieder des Bayer. Fiſchereivereins erhalten 10% Rabatt. 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Vierteljährlich bei den Reichspoſtämtern Nr. 3917 AM 5.—.) 3a NI * nenen Profeſſor Dr. Joſef Berſch. (Jährlich Allgemeine Wein⸗ een 2 Nummern. Folio. Vierteljährlich bei den Reichs— poſtämtern Nr. 105 , 5.—.) Der praktiſche Landwirth Redakteur Adolf Lill. (Jährlich 52 Nummern. Lexikon⸗ Oktav. Vierteljährl. bei den Reichspoſtämtern Nr. 4221 N. 2.50.) Redakteur Auguſt Wohl. (Jährlich 24 Nummern. Lexikon-Oktav. Ganz- Der 2 Oekonom jährig bei den Reichspoſtämtern. Nr. 3894 M 2.40.) tehen auf Verlangen mittelſt Korreſpondenzkarte Jedermann und überallhin franko zur Verfügung. ) ( T g Hugo H. Hitſchmann's Journalverlag sien, I., Yominikanerbaftei 5. — — — Grotten⸗Cuffſteine, Aquarien, Terrarien, Vaſen, reizende Burg— Ruinen-Einſätze, Aquarienpflanzen, f Ameifen » Eier prima à Pfund 1,25 J Vielfach prämiirt. Preis-Courant gratis. C. A. Dietrich, Klingen-Greuſſen. Forelleneier gut angebrütet, hat per kommende Saiſon noch etwa eine Million abzugeben 2b Jorellenzuchtanſtalt Kleinoſtheim a. m. Auf dem Fiſchgute Veewiele bei Gemünden a/ M. kann ein Eleve oder Fiſchmeiſterlehrling eintreten. Angebrüfefe &orelleneier zu verkaufen: 1000 Stück um 54 10,000 Stück um 48 M; 20,00 „ „ 90 4; 50,000 „ „ 200 M; 1000,00 Stück um 350 4 inclusive der Emballage ab hieſiger Poſtſtation gegen Nachnahme durch die Graf Välffy'ſche Centralbuchhaltung Szomoläny, Preß⸗ burger Comitat, Ungarn. 8e Fiſcherei⸗Anweſen. (Forellenzucht) Etabliſſement erſten Ranges, in flottem Betrieb, verkäuflich. Anfragen be— fördern unter W. B. 582 G. L. Daube & Co. in Nürnberg. Näheres bei der Verwaltung. 2b Ankündigung. Nachdem die „Bayerische Fiſcherei- Zeitung“ zehn Jahre ihres Beſtehens zurückgelegt und ſich während dieſer Periode eine ſtattliche Verbreitung in den weiteſten Kreiſen errungen hat, wird dieſelbe nach Beſchluß der Generalverſammlung des Bayeriſchen Fiſcherei-Vereins als Herausgebers des Blattes mit Beginn des elften Jahrgangs unter einer kleinen Modification ihres Titels erſcheinen. Unſer Blatt — in ſeinem Beſtande unverändert dasſelbe bleibend — wird fortan die Bezeichnung führen: Allgemeine Fiſcherei⸗ Seit ung. Reue Folge der Bayeriſckhen Fiſcherei-Zeitung. Mit dieſem Beſchluſſe gedenkt der Bayeriſche Fiſcherei-Verein, nachdem er ſein Blatt ſchon ſeit längerer Zeit in den Dienſt der allgemeinen Fiſcherei-Intereſſen geſtellt hat, dieſen ſachlich allgemeinen Charakter auch äußerlich zum Ausdruck zu bringen, ohne die für uns hocherfreuliche Thatſache zu verwiſchen, daß die „Baperiſche Fiſcherei⸗ Zeikung“ diejenige iſt und bleibt, welche in freudiger Hingebung an die Geſammtheit den Entwicklungsgang zu einer ehrenden, allgemeinen Stellung genommen hat. In Bezug auf Verlag, Redaction, Adminiſtration, Format, Abonne— ments- und Inſerationsbedingungen bleibt es ganz wie bisher. Unſer Blatt wird auch ſachlich ſeine bisherige Tendenz beibehalten, welche ihm ſo viele Freunde errungen hat. Wir bitten, daß dieſe uns treu bleiben und zu weiterer Verbreitung unſeres Organs für gemein ſame Intereſſen das Ihrige gütigſt bei— tragen möchten. Alle Poſtanſtalten und Buchhandlungen des In- und Auslandes nehmen Beſtellungen an. Der Preis iſt ſo ungewöhnlich niedrig, daß jeder Fiſchereiintereſſent das Blatt ſich halten kann. Inſerate finden durch dasſelbe bei deſſen hoher Auflage billig die weiteſte Verbreitung durch ganz Deutſchland, Oeſter— reich, Schweiz und darüber hinaus. Vom Jahrgange 1886 an wird auch Titelblatt und Regiſter am Jahresſchluſſe beigegeben. Ferner beabſichtigen wir, für die erſten zehn Jahrgänge der Bayeriſchen Fiſcherei-Zeitung ein Geſammtregiſter herzuſtellen, wenn ſich hiefür ſo viele Sub— ſcribenten finden, daß wenigſtens die Selbſtkoſten gedeckt ſind. Mit einer unſerer nächſten Nummern werden wir hierauf bezügliche Subſeriptions-Formulare zum gefälligen Gebrauche verſenden. — So gehe denn die „Ba yeriſche Fiſchereiꝙ-Zeitung“ auch in ihrem nenen Gewande fröhlich und getroſt ihren Weg! Die Redaction und Adminiflration. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. Julius Staudinger in München. Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München. Für den Buchhandel zu beziehen durch Chriſtian Kaiſer in München. Die nächſte Nummer erſcheint am 1. Januar 1886. a LU 3 2044 093