— x — — Be, | Allgemeine Hifiorie der Reiſen zu Waſer und Lande, 11 7758 I ER 3, AN ine ö oder Sammlung aller Feiſcheſchreibungen, welche bis itzo in verſchiedenen Sprachen von allen Boͤlkern herausgegeben worden, und einen vollftändigen Begriff von der neuern Erdbeſchreibung und Geſchichte machen; Morinnen der wirkliche Zuftand aller Nationen vorgeftellet, und das Merfwürdigfte, Miglichfte und Wahrhaftigfte in Europa, Aſia, Africa und America, in Anſehung ihrer verfchiedenen Reiche und Laͤnder; deren Lage, Größe, Graͤnzen, Eintheilungen, Himmelsgegenden, Erdreichs, Früchte, Thiere, Fluͤſſe Seen, Gebirge, großen und kleinen Städte, Hafen, Gebäude, u. ſ. w. wie auch der Sitten und Gebräuche der Einwohner, ihrer Neligion, Regierungsart, Künfte und Wiffenfhaften, Handlung und Manufackuren, enthalten iſt; Mit nöthigen LandFarten nach den neueften und vichtigften aftronomifchen Wahrnehmungen, und mancherley Abbildungen der Städte, Küften, Ausfihten, Thiere, Gewaͤchſe, Kleidungen, und anderer dergleichen Merkwürdigkeiten, verfeben ; Durch eine Geſellſchaft gelehrter Männer im Engliſchen zuſammen getragen, und aus demfelben ins Deutfche überfegt. Sechſter Band. Mit Königl. Poln. und Churfuͤrſtl. Saͤchſ. allergnaͤdigſter Freyheit. Leipzig, bey Arkſtee und Merkus. 1750. r a * ar Kst KR ERE —90 ’ sm. N WE WEN, rs SER U NR 44 WVebrzeichniß der in dieſem VI Sande sion Beſchreibungen An eriett, h | Das XVBuch. Beſchreibung von China, worinnen die Erdbeſchreibung, nebſt der | bürgerlichen und natürlichen Gefchichte des Landes enthalten ift. inleitung 210, XDas I Eapitel, Geographifche Befehreibung von China Einleitung 6 Der 1 Abfchnitt. Pecheli, Cheli, oder £i pa fu, die erſte Provinz. u - Der Abſchn. Kyang, die weyte Prosing © ee: 43 Der II Abſchn. Kyang fi, die dritte Provinz 5% Der IV Abſchn. Fo khen, die vierte Proving er | 58 Der vAbſchn. Che Eyang, die fünfte Provinz‘. gr Der VI Abſchn. Hu quang, die fechfte Provinz - | 79 Der VO Abſchn. Honan, die fiebente Provinz | 85. Der VII Abſchn. Schantong, die achte Proving 88 Der RAbſchn. Schaͤnſi, die neunte Provinz | RE - „. Der XAbſchn. Schenfi, die zehnte Provin; ne ne Ti Der Abſchn. Se chwen die eilfte Proving er #99 Der Abſchn. Quang tong, die jwodlfte Provinz En 102 Der ZU Abſchn. Quang fi, Die dreyzehnte Provinz Er wa *2 er Derzeichniß der in dieſem fechiten Bande Der XV Abſchn. Yun nan, die vierzehnte Provinz 14 S. Der XV Abſchn. Quey chew, die funfzehnte Provinz 120 Der XVI Abſchn. Bon dem Volke Myau tie 122 Her XVII Abſchn. Bon der guoßen Mauer, den Fläffen und den Seen in Ehina 126. Das I Cap. Bon den Eigenfchaften, Sitten, und Gewohnheiten der 2 neſen Der Abſchn. Von ihrer Geſtalt, ihren Eigenſchaften, und ihrer gie Dung Der Abſchn. Ceremonien, die fie bey ihrem Grüßen, Söichteitöbeyen. gungen und Beſuchen beobachten - 199 Der Ul Abſchn. Von ihren Gaftereyen und Speifen 147 Der IV Abſchn. Von ihren Eheverbündniflen 157 Der v Abfcıhn. Won ihrer Trauer und ihren Leichenbegängniffen 164 Dar vI Abſchn. Pracht der Ehinefen Bey ihren Reiſen, Feften and oͤffentli— chen Werfen 174 Das Cap. Nachricht von den verfchiedenen Elafien, in welche die Einwoh⸗ ner von China getheilt werden 200 Einleitung 200 Der JAbſchn. Die Claſſe des Adels, welche die Mandarinen und die Ge— lehrten mit unter fich begreift 201, Der II Abſchn. Die Hausmwirthe und das Anfehen, in dem der Feldbau eht | me ia. 213 Der III Abſchn. Die Claſſe ver Kaufleute; nebft der Chinefen Schiffahrt und Handel 219 „Der TV Abfchn. Claſſe der Handwerker und Künftler 241 I Wie die Seidenmirmer gegogen merden und wie die Seide erhalten wird 247 I Vom Porcellane und deffen Berfertigung 256 II Papier, Dinte und Pinfel in China, nebſt der Art Bücher zu peuchen und zu binden 275 Das IV Cap. Bon der Gelehrſamkeit der Chinefen. 285 Her I Abſchn. Won ihrer Nechenfunft, Erdmeßkunſt und Sternkunde 285 Her I Abſchn. Wiſſenſchaft der Chineſen in den andern Theilen * Mathematik Der IUI Abſchn. Geſchicklichkeit der a in der Naturlehre und Anne neykunſt 26 | 303 Der befindlichen Befchreibungen und Keifen. Der Abſchn. Geſchmack der Ehinefen an der Muſit, Dichtkunſt und Hiſtorie 312. Der VAbſchn. Wiſſenſchaften, die den Chineſen eigen find 318 Der VI Abſchn. Won der hinefifchen Sprache 334 Das V Cap. Von der Religion in China 349 Einleitung * 349 Der J Abſchn. Bon der herrſchenden Religion in China, welche mit dem Geſetze der Natur überein koͤmmt | „359 Der 1 Abfchn. Won der Secte der Tau tfe 353 Der III Abſchn. Bon der Secte des Fo oder Fwe 1358 Der IV Abſchn. Bon der Secte einiger neuern Gelehrten, mit Namen Su: Kyau 383 Der VAbſchn. Urſprung und Fortgang der jüdifchen , muhammedanifchen und Fatholifchen Religion in China 391 Das VI Cap. Bon der Bürgerlichen Einrichtung und Negierung von - Ehina ‚408 Der 1 Abfcher, Alterthum und Größe der hinefifchen Monarchie 408 Der I Abſchn. Die Grumdfäge der chinefifchen Regierung 412 Der IU Abſchn. Won der Gewalt und Hoheit des Kaifers und von dem Faiferlichen Haufe 414 Der IV Abfchn. Von den Staatshedienten zu Bürgerlichen Gefchäfften 435 Der V Abfchn. Bon den verfchiedenen Gerichten oder Rathsſtuben, worin nen alle Sachen abgethan merden ? 459 Der VI Abſchn. Won der Einrichtung des Kriegesweſens und von der Kriegesmacht des Reiches 497 Das VII Cap. Die Raturgefihichte des chineſiſchen Reichs 395 Der 1 Abſchn. Landesart, Luft und Boden von China 505 Der I Abſchn. Verſchiedene Arten von Baumen 508 Der 1 Abſchn. Von Bergwerfen und Metallen, Steinen und Mines ralien 537 Der IV Abfchn. Bon den Vögeln, Inſecten und Friechenden Thieren 541 Der VAbſchn. Bon den wilden Thieren 545 Der VI Abſchn. Fifche in der See und in füßen Waffen, 549 * Das Verzeichniß der Beſchreibungen und Reifen. — Das XVI Buch. Beſchreibung von Korea, der weſtlichen Tartarey und Tibet. Das J Cap. Geographiſche Beobachtungen und Geſchichte yon Korea; von Johann Baptifte Negis, einem Jeſuiten 5556, Einleitung 2 N 555 Der 1 Abſchn. Geographiſche Beobachtungen 556 c Der I Abſchn. Gefchichte und Staatsveranderungen von Korea 561 Das II Cap. Reiſen einiger Holländer nach Korea, nebſt einer Nachricht von RE dem Lande und von ihrem Schifföruche an der Infel Quelpaert; Durch Heinvich Hamel, Ans dem Franzdfiichen überfent, 573 Einleitung 4 573 Der Abſchn. Ihr Schiffbruch an Quelpaert und ihre Reiſen in Korea 574 Der IT Abſchn. Beſchreibung des Koͤnigreichs Korea 593 T Seine Lage, fein Umfang und die Sitten der Einwohner 593 II Shre Gewohnheiten und ihre Gelehrſamkeit wer 597 II Handfung und Religion in Korea 601 IV. Bon dem Koͤnige und der Negierung in Korea "603 Das EEE VEEREERERHEELTIERE RE KEINE EFT EEES | Verzeichniß * der Karten und Kupfer, nebſt einer Anweiſung fuͤr den Buchbinder, wo er ſolche hinbringen ſoll. 3, Kaiſerthum China ⸗ ⸗ kn a ef . nat e 2.. Jo fi wo zwiſchen Tyen tſing wey und Peking : - Fön B 3» Karte von der Bay von Hokften und den Einfahrter in den Fluß Chang y: ⸗ 57 4. Grundriß der Stade Hang tiheon fon oder Hang chew fan 0 1. # f 4 5 Karte von dem Eylande Chen chan oder Chu fan ⸗ — Saba —— 6. Karte von den Eylanden in der Mündung des Fluſſes Canton - | er - = 32 | 7. Städte aus der Provinz Shenfi _ ⸗ ⸗ I 6; Were Fi 8. San tcheou sder Lan chew, Can tcheon oder Kan chew ac. Er — 7 9. Das Gebirge fünf Pferdekoͤpfe bey Chan chew fü ⸗ a 1 4 167 10. Dorf Kya kya aus dem Neuhof ⸗ 1 — 8 v2. Grundriß von Long men hien ’ * — 6 12. Chineſer ⸗ ⸗ * — ⸗ 136 13. Chineſiſche Frauenzimmer aus dern Du Halde | ⸗ unten 2 14. Chineſiſches Begraͤbniß und Arbeitsleute ⸗ — * 168 : 35. Der große Eaiferliche Thron 4 a BE — Le 16. Tempel Quang qua myau ⸗ ⸗ ⸗ * 17. Das Innere von einem Goͤtzentempel Er e ; u; 18. Chineſiſche Tempel, aus dem Nabe P) ⸗ 189 19. Pagode oder Bildfäufen des Tempels ⸗ ER “ 390 20. Feſtung Tyen efing weg, ans dem Tin — > + e gi 21. Mandarinen aus dem Du Halde ⸗ € ⸗ 201 22. Chineſiſche Barken, aus dem Neuhof — * : ⸗ 224 23. Verſchiedene Arten von Barken Bu. ⸗ 229 24. Schwimmendes Dorf — = R ⸗ ⸗ 432 25. Münzen von verfchiedenen Regierungen — ⸗ 237 26. Art, wilde Enten zu fangen 8 ⸗ ⸗ ® 242 27. Der Verzeichniß der Karten und Kupfer, 27. Der LOuwa oder Fifchervogel; uehſt der Art zu Ir ⸗ —— 26. 28. Chineſiſche Fiſcherey er — — — 29. Erziehung der Seidenwuͤrmer ee > 375 251 30. Erziehung der Ceidemvütıner - : J — 31. Seidenmanufactur ⸗ abi — 32. Seidenmanufactur ans dem Du Halde ⸗ ⸗ 236 33. Erfurther Klocke und Pekinger Klocke a . 2 18 34. Obſervatorium zu Peking, aus dem P. fe Comte —— Enid Meer 295 35. Chinefiihe Arien ⸗ ⸗ eg 36. Chinefifche Comoͤdianten, ans dem Neuhof ⸗ eu a5 37. Pfaffen dder Mönche des Fo, aus dem Neuhof 5 ⸗ Er; 363 38. Pagoden oder Bildſaͤulen ⸗ Pa F ; 364 . 39, Herumftreichende Bettler und andere Bettler ⸗ ⸗ ⸗ N 487 40. Bäume Cheuku und Su ping ⸗ PER. ⸗ ⸗ 512 41. Bäume Ya ta oder Ate, und Dune pe oder Zimmt 4 ⸗ 14 42. Zweyerley Arten von Baumwolle — ⸗ ⸗22 43. Tſi ſcho oder Firnißbaum, und Fulinga oder Chinawurzel ⸗ ⸗ 26 44. Karte von der Provinz Quan tong oder Lyau tong, und dem Koͤnigreiche Kau⸗li oder Korean 356 45. Waſſerſchloß Ku In, aus dem Neuhof Dieſe drey Kupfer gehoͤren noch zu dem vor⸗ i X Fi hergehenden Bande, und koͤnnen alfo zu 45. Fliegender Fiſch, und das Dorf Lahtang bey Macao i — bes va Stange Des idle 47. Tod des Testen chineſiſchen Kaiſers 3 gen gefeßt werden, Mn Na ll I INDITNETUR INN Lil —IIIIIIIIIIDN97pSTlDIIIIII l IIIIIIIIIIIIIID2t IIIIIICIINIIIIͥIIIIIIIIIIII en | @..9. „Märstuller jede a WAS SERSCHLOSS KuL U, aus dem Neuhof R — en Zn DAS DORF LANTANG BEY MACAO. "DES LETZTEN CHINESISCHEN I} KAIS DEM STAMME MING IM J. — Aus dem Neuhoff'. | Das XV Bud, Beſchreibung von China, - worinnen die Erdbeſchreibung, nebft der buͤrgerlichen und natürlichen Geſchichte des Landes enthalten ift. Einleitung, Einleitung. N gar 5 findet fich eine große Menge von Schriftftellern, welche von China ge- Schriftſtel⸗ IR Handelt haben, "Diejenigen, welche feine und vollfommene Verzeichniffe fer von Chi⸗ Davon zu fehen wünfchen,, Fönnen jiveene neuere Schriftfteller zu Narbe na. sieben 2). Die vornehmften bierunfer aber, und folche, deren Erzaͤh— lungen fich auf das ganze Sand überhaupt erftrecfen, find diejenigen, aus welchen wir bereits Auszüge verfertiget haben, nämlich: Neuhof, Wontanus, Navarette, le Comte, Bemelli, und dur Halde. Zu diefen aber, aus welchen wir fehon einige Nachrichten beygebracht haben, müffen noch) die Erzählungen der vier Jeſuiten / Nicolaus Trigaltius, Alvarez Samedo, Martinus Martinius, und Gabriel Megellanus, hinzugethan werden. Bon dem erften haben wir eine Nachricht Trigaltius. von China, und von ben Reiſen verſchiedener Jeſuiten durch diefes Reich, wobey die Ge fehichte der Miflten mit untermifcher iſi. Dieſes Werk machet einen dicken Detanband aus, und fuͤhret die Auffhrift: Befchichte von den Reifen der Ehriften in das Reich Ehina, genommen aus den Nachrichten des P. Match. Ricci. Es war Be a) Des Job. Alb. Fabricius Salıraris Aue ſchen Miffionavien enthalten iſt; und die Vorrede Euangelii erC- Hamburgi, 1713, 4, wo ein voll: bey der Haager Ausgabe von des du Aalde China, ſtaͤndiges Verzeichniß der Briefe von dem Jeſuitie in IV Bänden 4.1736. Allgem. Beiſebeſchr. VI Band, — Beſchreibung von China. Kinleitung. [ich lateiniſch geſchrieben, und wurde im Jahre 1615 zu Rom an das Sicht geſtellet. Im Bamebo, Martini. folgenden Fahre Fam eine franzöfifche Ausgabe Davon zu Lyon heraus, und. im Yahre161g eine andere zu Paris. Trigaltius, oder Trigaule, hat viele von feinen eigenen Anmer⸗ Fungen hinzugethan, um das ausgelaffene zu ergänzen, Er hatte ſich lange in China aufs gehalten, und ſechs Provinzen davon gefehen, verftund auch die Sprache des Landes, und war alfo geſchickter, eine vollftändige und genaue Erzählung hiervon zu gebe, als Die mei- ften von Denenjenigen , welche vor ihm ihre Anmerkungen bekannt gemacht hatten. Sei⸗ ne Vorgänger befhuldiger er, in der Vorrede, daß fie grobe Fehler begangen haben; und nimme auch felöft die Mitglieder feiner Geſellſchaft hiervon nicht aus; fondern giebt vor, daß fie ihre Erzählungen auf das Anfehen folder Perfonen gebauer hätten, von denen fie, entweder aus Unwiſſenheit, oder mit Vorſatze, betrogen worden wären, Die Gefchichte des Samedo, von dem Kaiferthume China, wurde aus den Hand⸗ fhriften und Anmerkungen diefes Jeſuiten, welcher fich zwey und zwanzig Jahre in Diefem Lan⸗ de aufgehalten hafte, gefammelt, und in portugiefifcher Sprahe von Manoel de Faria y Soufs an dasticht geftellet, Der die berufenen Erläuterungen über die Gedichte des Ca⸗ moens verfertiget, und Das portugiefifche Aften herausgegeben hat, aus welchem wir, in unferm erften Bande, anfehnliche Auszüge gegeben haben. Diefe Gefchichte wurde in das Englifche überfeget, mit SandEarten und Kupferſtichen verfehen, und im Jahre 1655, in Folie, zu Sondon an das Licht geftellet. Montanus hat feine Befchreibung von China vornehm⸗ lich aus dem Samedo, und aus dem Martini, zufammengefihrieben. Da Diefer letztere Schriftſteller ließ zwo merkwürdige Schriften von China an das Licht treten. Die eine enthielt eine geographifche Befhreibung davon, in Tateinifcher Sprache, unter der Aufſchrift: Atlas Sinenfis, in Folio, Sie war aus chinefifchen Büchern genom- men, und enthielt große befondere Karten von den Provinzen, An ftart einer Einleitung wurde eine allgemeine Nachricht von dem ande und deſſen Einwohnern, ihren Sitten, Ge- wohnheiten, Künften und Manufacturen, beygefuͤget. Thevenot Hat dem dritten Theile feinee Sammlung von Reifen, eine Ueberſetzung von dieſem Werfe einverleibet: aber nur die Haupffarte von ganz China geliefert. LTeuhof' verfertigte eine Art von einem Aus: zuge aus der Beſchreibung der Provinzen, welche Montanus weitlaͤuftiger an das Sicht geſtellet hat. Diefe Befchteibung des Martinius, welcher fih lange in China aufgehäl- ten bat, und fieben Provinzen durchreiſet ift, iſt gewiß ein vortreffliches Werk: allein fei- ne Landkarten müffen den neuern und richtigern Zeichnungen der Jeſuiten nachftehen ‚welche du Halde herausgegeben hat. Diefer Schriftfteller haͤufet in feiner Befchreibung des Landes gleichergeftalt viele Irrthuͤmer nnd ausſchweifende Bergrößerungen, weil er ſeine Nachrichten größteneheils aus chinefifchen Büchern genommen bat, worinnen die Sachen größer vorgeftellet werden, als es die Wahrheit erlaubet. Aus dieſem Grunde haben wir, in ber folgenden Nachricht von den Provinzen, den Entſchluß gefaffer,' uns beynahe gaͤnz⸗ lich an dasjenige zu halten, mas wir.bey dem du Salde finden. An diefem Werke arbei- teten Diejenigen , welche die obengemeldeten Zeichnungen yon den Provinzen verfertiget, und folglich altes, was fie befehreiben, mit ihren Augen gefehen haben. Doch ift ihre Befchrei- bung 5) Siehe unfern V Band. eonfiderable Particulars of that vaft Empire, „e) Unter der Aufſchrift? A new Hiltory of Sie nimmt 352 Seiten ein, China, containing a Defetiption of the moft - EEE EEE — — EEE EEE EL EEE Dan XV Buch. Einleitung: 5 bung noch nicht fo vollſtaͤndig, als des Martinius feine, Denn jene haben nur die Städte Einleitung dom erften Nange in jeder Provinz befchrieben : diefer aber hat auch die Städte von dem aiyenten und dritten ange mitgenommen. . Jedoch, wenn einige Städte von dem zwey⸗ een Und dritten Kange außerordentlich merkwürdig zu ſeyn feheinen : fo fragen jene eben: falls Sorge, ihrer zu gedenfen, Das oben gemelöte zmeyte Buch des Martinius iſt; Sinicae hifloriae decas Prima, und enthält die Gefchichte des Reichs unter feinen Beherr- en, von ihrem Urfprunge an, bis auf die Zeiten Cheiſti. Es wurde diefes Werk zuerſt zu Amſterdam, im Fahre 1659, in Octav an das Licht geſtellet. Dieſem kann man feine Erzählung, don der Eroberung von China durch die Tartarn, beyfügen, Er gab noch enge andere Schriften heraus, und-Fehrte fodann nach China zuruͤck, wo er im Jahre 1662 geftorben ift 2), | Das Werk des Magellanus, als des legten von den oben gemeldeten vier Schriftftel: Magellanue. (een, wurde zu Paris, im Jahre 1688, in Quart an das Sicht geftellet, und führte die Auf: fhrift: Nouvelle Relation de la Chine, Noch in eben dieſem Jahre kam zu London, in Octav, eine Ueberſetzung davon heraus c). Dieſer Jeſuit ſtammte aus eben dem Hauſe er, AUS weichem der berühmte Serdinandus Magellanus, der die Welt umſchiffte, feinen j Urfprung berhatte., Er verftund die chinefifche Sprache fehr wohl, und war vom Sabre — 1640 bis 1648, da er nach Peting kam, durch die vornehmften Theile von China gereifer, An dem Hofe zu Heking biele ex ſich neun und zwanzig Jahr, bis an feinen Tod 1677, auf; ohne daraus einen Fuß zu ſetzen, er wäre denn auf Befehl des Kaifers nach Makau ges fendee worden. Ob demnach fehen, wie der Herausgeber fpricht, die Beſchreibung, wel » he er von dem Pallafte giebt, nicht mic der Abbildung uͤbereinkoͤmmt, welche wir von „den bolländifchen Gefandten nach China erhalten haben: fo bat man doch alle Urſache von » der Welt, feinem Zeugniffe den Vorzug zu geben, „. Er machet fich fein Bedenken’, den Sy erunn zu verbeffern, wo er weis ‚ daß er in einem Irrthume ſtecket; und redet mit aͤßigung von Yielen andern Dingen, wo die Berfaffer in ihren Anmerfungen zu weit ge= . gangen ſind. Es feheine, als ob feine. Abfiche geweſen fey, alle die Luͤcken auszufüllen, ! welche er in gedachten übrigen Abhandlungen gefunden bat, und dasjenige zu erfeßen, was fonften noch fehlte: damit er der Belt einen vollftändigen Begriff von China beybrächte, Denn die Sachen, welche feine Erzaͤhlung in fich enthält, find entweder von allen vorigen erfafiern gänzlich ausgelaffen; oder Doch nur nachläßig beruͤhret worden. So weit der franzöfifche Herausgeber, ir lernen aus feinem Leben d) ‚das der Jeſuit Ludwig Buglio e) befchrieben Hat, Nachricht ‚ welcher fechs und dreyßig Jahre lang fein unzertvennlicher Gefaͤhrte gemefen iſt, daß er im, des Verfaſ⸗ Jahre 1609 gebohren worden. - Er ift in den erften Jahren feiner chineſiſchen Miffton ver- 1% ſchiedenen Gefaͤhrlichkeiten entrunnen. Das erſtemal war es zwey Jahre nach feiner An- langung in dem Kaiferthume ‚ als ernebft dem Buglio, da fie in der Provinz; Se chwen Fa von den Bonzen einer Empörung befchuldiget wurden, Der vornehmfte Manda⸗ "1, ber einen Aufftand beforgte, verurtheilte fie zu einer Baftonade: fie biieben aber, durch . JU8 anderer Mandarinen, hiervon befteyer. Kurz hernach fiel er, nebſt andern Mif« fionarien, im die Hände pes blutgierigen Aufrübrers Chang hyen chung. Diefer bezeugte Ya anfangs an dem Ende feiner Erzäh: der Verfaffer der Erzählung von der hollaͤndiſchen vi Geſandtſchaft, die in dem Vten Bande auf der 378 Bermuthen nad, Seite mit eingeſchaltet iſt. * — a) Man findet eg lung von China. — Va ) Diefer Buglio ift, allem ; 4 Beſchreibung von China. Einleitung. anfangs viel Ehrerbiethung gegen fie. Als fie aber um den Abzug anhielten, fo befahl er, — A daß fie in Stücken gehauen werden follten. Dieſes Urtheil waͤre auch an ihnen vollzogen worden, wofern nicht fen vornehmfter Kriegsoberfter, welchen er an Kindes Start ange: nommen hatte, für fie gebethen hätte. Bey dem Anfange der Regierung der vier Bor: münder des Rang bi wurde er von einigen Bedienten, die einem. chriftlichen Mandaris nen angehörten, welcher feiner Bedienung entfegde worden war, angeklaget, Daß er zum Seinkeiten, Beften ihres Herrn, Geſchenke ausgetheilt Härte. Deswegen wurde er zweymal auf die und feine de Folter gefpannerz man quetfchte feine beyden Füße in einer Preffe, welches eine erſchreck⸗ Freyung. fiche Pein war, und verurtheilte ihn hierauf zum Strange. Alein, die Regenten ließen ihn los, theils, weil er ein Fremder war; theils auch, weil fie von feiner Unſchuld zus laͤnglich überzeuget waren. Drey Jahre hernach wurde er in Der großen Verfolgung, wel: che alle Mikionarien erdulden mußten , nebft andern zu Peking ergriffen, und vier Mo— nate lang mit neun Ketten f) beſchweret; dreye um den Hals, dreye um die Arme und dreye um die Beine. Er wurde aud) verurtbeilet, daß er vierzig Staupenfchläge erhalten und Zeitlebens in die Tartarey verwieſen werden ſollte. Allein ein großes Ervbeben , mel: ches , wie unfer Berfaffer meldet, um diefe Zeit entftund g), befreyete fie hiervon. Nach diefem fuchte er fich durch verfchiedene Schmeicheleyen bey dem Rang hi beliebt zu ma- chen, wie er zuvor bey feinem Water gethan hatte. Drey Jahre nach deffen Tode brachen die Wunden, welche die Folter an feinen Füßen verurfacht: hatte, von neuem wieder auf. Zween Monate vor feinem Tode wurden diefe Schmerzen durch einen heftigen Huſten ge haͤufet, welcher ihn an dem Athemholen Hinderte, fo, daß er, aus Furcht zu erfticken, ges mungen wurde, fißend auf einem Stuhle zu fhlafen. Der Kaifer ließ ihn mie großen Eh— venbezeugungen begraben, und verfertigte ſelbſt eine Lobrede auf ihn 2). Einrichtung Wegen feiner Erzählung von China meldet uns der franzöfifche Herausgeber, daß er des Buches. ben feinem Tode ein portugiefifch Manuſcript binterlaffen habe, unter der Auffchrife: die . zwölf Vortrefflichfeiten von China. Diefes brachte ver Jeſuit, Cuplet, nach Rom, und überreichte es dem Cardinale d Eſtrees. Diefer gab es dem Herausgeber, nachdem er fich erborhen hatte, ſolches in das Franzoͤſiſche zu überfegen., Derfelbe that es auch, und ſtellte es unter der Aufſchrift: Nouvelle Relation de la Chine, an das &icht, welche ex für bequemer hielt, alsdie andere. Denn die Erzählung war nicht auf zwölf Vortrefflichkeiten eingeſchraͤnket, und die Hauptftücke waren unter dieſer Abtheilung einander nicht gleich. Denn da einige von diefen BortrefflichFeiten mehr als dreyßig bis vierzig Seiten einnad: mien; fo fuͤlleten andere nicht über eine bis ziwo Seiten an, Daher hielt er es für beffer, das Werf in ein und zwanzig Hauptftücke einzutheilen, und ihnen eine Auffchrife zu geben, welche mit ihrem jedesmaligen Inhalte übereinftimmte. Er fügte auch Anmerfungen hin zu, entmweber das mangelnde zu erſetzen oder das dunkele zu erläutern, ohne doch eine Aende rung in dem Texte vorzunehmen. Der Inhalt. Der Inhalt der Hauptſtuͤcke, in welche der Verfaſſer das Buch eingetheilet hat, if folgender; 1) die Namen, mit welchen China von.den Eingebohrnen und von den Frem— den FD Der Verfaffer fpricht in feiner Erzählung, ad. worden, und man hätte jeden von ihnen mie Ket- 207 8. Jobannes wäre zehn; Adam, Ludwig tengebunden. Suglio, Ferdinand Verbieſt, und er ſelbſt, aber g) Dieſe Erdichtung hat Navarette entdecket. waͤren nur zween Monate lang gefangen gehalten Siehe VBand a.d.417©. _ u en Sue ie ie SE Ci XVBuch. Einleitung. 5 den benennet wird; wie auch von den Landſchaften Ratay und Mangi. 2) Größe und Einleitung Eintheilung von China ; Anzahl derer. Städte welche Mauern haben, und andere befondere —— Umſtaͤnde aus ' chineſiſchen Schriftftellern. ° 3) Alterthum dieſes Reiches und was fich die Chineſen für einen hohen Begriff Davon machen. 4) Ehinefifche Charakter und Sprache, 5) Eigenfchafe Berfelben und ihre vornehmften Bücher, 6) Höflichkeit und Artigkeit der Chineſen und einige yon ihren Feften. - 7) Deffentliche Werke, fonderlich der große Canal. 8) Ihr großer Fleiß 0) Ihre Schiffahrt. 10) Großer Ueberfluß an allen Dingen, 21) Adel von Chinas 12) Die bewundernswuͤrdige Regierung , die Ordnungen der Man- darinen, umd der Staatsrath. 13) Höchfte Gerichte für bürgerliche umd Rriegsfachen, 14) Andere Gerichte zu Peking. 15) Gerichte und Mandarinen in den Provinzen. 16) Größe des Kaifers und feine Einkünfte. 17) Befchreibung von Peking und den Mauern — 38) Die zwanzig Abtheilungen des Parlaftes, 19) Die zwanzig befondern - alläfte darinnen. 20) Andere Palläfte und Tempel in eben dvemfelben. 21) Die fieben kaiſerlichen Tempel in Peking, und wie ſich der Kaiſer öffentlich ſehen läßt, Hierzu koͤmmt noch das Leben des Berfaflers, wie es Buglio befehrieben har. Dieſe Erzählung iſt mit einem großen Abriffe von Peking und von dem Pallafte aus: gezieret. Allein, aus den 2 Anmerkungen zu dem .ı7ten, zoften und zıften Hauptftücke ere bellet, daß diefes eine Arbeit des franzoͤſiſchen Herausgebers, und nicht des Magellanus ſelbſt fen. Außerdem iſt diefe Abbildung gar ſehr von denen Abriſſen unterſchieden, welche Gaubil und du Halde geliefert haben. Wir muͤſſen nicht vergeſſen, einer kurzen Beſchreibung von dem weitlaͤuftigen Kaiſerthume Chin⸗ Meldung zu thun, weiche Dionyſius Rau verfertiget hat, und welche an dem Ende von des Isbrand Ides Reifen durch die Tartarey in diefes fand mit bengefüget iſt ). Dieſer Abgefandte bemerfet in einem Briefe an den Bürgermeifter, ikolaus Witſen, dem er die Erzählung mitgerheilet Hat, daß Rau, von dem die Furze Beſchreibung herruͤhrte, ein aufrichtiger und angeſehener Chineſe und zu Kanton gebohren worden waͤre; daß er die roͤmiſch Fatholifche Religion angenommen ‚ eine Reife durch Siam und Indien gethan, und fich daſelbſt für einen Wundarzt ausgegeben hätte k). Der hol⸗ landiſche Leberfeger unterrichtet uns, in einem Anhange, daß er ſich zwoer Manuſeripte be- dienet babe, wovon das eine in einem barbarifchen und unverftändlichen Sateine: dag andere aber. in einem etwas beſſerm Deutfchen gefchrieben ſey. Er kann aber nicht fagen, wie das Werk in dieſe Sprachen gebracht worden ſey. Er mefder ferner , daß die zwo Abfchriften mie einander übereinftinmeren ‚ außer in den Zahlen und einigen andern Dingen von feiner Wichtigkeit. Wo fie ganz unverſtaͤndlich oder zu weit von einander unterfchieden geweſen wären, da habe er Platz gelaffen oder die Lücken mit Auszügen aus. ben beften Schriftftel« lern hiervon ausgefüller ; die dunkeln Stellen babe er ‚endlich, durch Anmerkungen erläutert, ¶Dieſes kurze Werk iſt in fünf und zwanzig Haupeftücke abgetheilet, Die erften acht⸗ sehn enthalten die Beſchreibung von den Provinzen. Das neumzehnte handelt von a‘ da⸗ Yz igen h) Siehe des i digt ſich mit dem Buche, und enthält 5 Seiten RER —— Geſchichte von — x Buch halt 9 b 4 —2 ) Des Iſbrand Ides Reiſen in der Anmer⸗ i) Sie faͤngt ſich auf der Kisten Seite an; en⸗ kung, die 115 S. verglichen mitder 210, &. Raus Ber fchreibung von China. rer Beſchreibung von China. Einleitung. figen Eingebohrnen und Chriſten; daß zwanzigſte von der großen Mauer, den Fluͤſſen, der — Schiffahrt, den Brücden, den Schleußen und den Häfen; das ein und zwanzigſte von den Keligionen in China; das zwey und ziwanzigfte von den Sitten und Gebräuchen. der Chir nefen; Das drey und zwanzigſte von den Daumen und Früchten; das vier. und zwanzigfte von den Laͤndern und Eylanden um Chinas; das fünf und ziwanzigfte von dem letzten Ge— fehlechte der chinefifchen Kaiſer. Endlich folget der Anhang des bolländifchen Ueberfegers. Gebrauch des Ob wir uns gleich aller der obengemeldeten Schriftftefler bedienet haben: fo müffen du Halle. wir doch geftehen, daß wir großentbeils der Anleitung des dur Halde gefölger find, als welcher fihon zuvor aus ihnen Dasjenige ausgezogen hatte, was am glaubwürdigften zu ſeyn ſchien. Wir haben bereits eine Nachricht von der Arbeit dieſes Jeſuiten gegeben, in fo fern fie China betrifft I. Es ift alfo nur noch diefes übrig, daß wir hier die Namen derer Mißionarien beyfügen, aus deren gedruckten.oder ungedruckten Nachrichten #2) fein Werf entſtanden ift. Diefe find: Martin Martinius, Ferdinand Verbieft, Philipp Cous plet, Gabriel Wagellanus, Johann von Sontensy, Joachim Bouvet, Johann Stancifeus Gerbillon, Srancifeus Noel, Ludwig le Tomte, Claudius Difdelon, ißo Blſchof zu Tlaudiopolis, Johann Baptiſta Regis, Joſeph Heinrich von Pres mare, Franciſcus Xavier Dentrecolles, Julian Placidus Hervieu, Cyr Contancin, Peter von Boville, Johann Armand Nyel, Dominicus Parrenin, Peter ar’ to. ’ Vincent von Tartre, Joſeph Anna Maris von Mailla, Johann Aleris Boller, Elaudius Tacquemin, Ludwig Porquer, Emmerich von Chavagnac, Anton Baubil und Johann Baprifts Jacques. Man muß aber merken, daß du Halde feine Schriftfteller nicht ordenrlich onführetz fondern nur bey dem Anfange langer Artikel, oder wenn er eine lange Beſchreibung anfängt, KK EEE E 5 Das I Kapitel, Geographiſche Belhreibung von China, Einleitung. Altgemeine Abbildung von China. Deffen Name, ftalt, Einrichtung und Bauart einander alle Lage und Größe. Deſſen Boden und Früchte, ſehr Ähnlich find; Eintheilung in Provinzen; Handlung und Merkwürdigkeiten, öffentliche ihr Lage gegen einander. Werke, zahlreiche Städte, die in ihrer Ge— Dramen, die 8 iſt ungewiß, woher der Name China zu den Europäern gekommen fen, da fich def- man China fen die Eingebohrnen felbft nicht bedienen. Magellanus bemerfer, daß man die- beylegt. fes Reich in Dengalen Chin nenne; und Navarette iſt der Meynung, diefer Name wäre ihm daſelbſt wegen der Seide beygelegt worden, welche man Chin neunte, Der 1) Siehe V Band a.d. 427 ©. 5) Dbder vielmehr Samalban für Samarkand, m) In den Lettres edifantes nnd an andern wodurch die Bucharey insgemein verftanden wird. Orten. er —* ce) Magellanus, Erzählung von China, a. b. a) Oder Kara Batayı nt en in 9"- . 3 — — iR = — — 3 — — w 24. 246° 247 248 1490 750 zu 242 - En SEID TESTING Thinyan REN Y u TONGEZD *— ——— * Armani ——— 8 242443 244 : ü—— —————ierne East — — —— — ——,,,,.... Nr Be A Br TaOMUR- ung) Kotun Hier halter Sich — * = — le’ G (3 E - DIE MoNnGvSISCHEN df — ST ünechen Ir m Nachricht oder Km * Man has ın. dem V Bande — a, TARTARN ZN ⸗ bereits eıne emeneKar: Ze vor: Chına nächder ‚dngb- De — Stehen schen mitgetheilet. Weil man aber F ‚nder, daß, as dar ander zur Ördbe/ch treibung wg noetugen Richtigkeit Je- N DE Berk: % man jole chedarch — dıs ef Zu er/etzen gesuchet, * * bey weicher —* — Wahr * — wer.de —— ge- TOVUNZEN TARTAREN — : eeKokonor % ‚Feroizmen hab — er — — DER Ga 0, Yon; kan * x gyang Tangtaı er ng Long: age a NDR üo x & OR — N) it — Pr < x < ern —— a Ger FLoe en Cohn. Au — — — — ———— 97— — — — 133 M ee — E — ð — —— — A > — des Hlujfes 32 char N Ye f I N : —— vi — ze E —* * u * — > 1 F F 7 eLLO: er Sy E 4 \ } — ——— 4 Pc ü } c — * 268 rer ae! ER } u ar i N ! m ! — e * — — * & | “ ER — — — N er * 9— The. : . a | ni > / — — YPau-hin BHingcheu, % m dung anf 27 — —* — Br — N om | er} rel ng ee) 3 ER ; 2 = — IT ung(cheu) ER been BR, A i A „u NE 5 je lan any ven \gylyeucheu, ar FÜ u N. * hei 22 Lehen, HQYAR —— Quede —2 er — GENE zur allgemeinen Historie der Reılen Dertworfen vor N. — delaMarıg @ 5 p ß J Au PR: auf: — e + u 250 50 Auf nen Grad. —F — be Fr: AND 5 Tax-wAN ed FORMOSA Man merke Um die Verwirrung zu vermeiden, Rat man wen dee Ufredie vom erdfien. und einig 17€ PONV AN - TIL Rang e auf "dıeser Karte bemerket. Die erfee — — mat Anti — die anderssmut Curfe»- sehrdff bezeichnet,wodurch man die Woerter hu ud cheu verzueden, welche den erfien und zweyten Rang a . vor — —— er RE 229 23 233 — A— RER 43 14 58 XV Buch. 1 Eapitel. | 4 Dr eufiere von dieſen Scheiftſtellern urthellet, es konne dieſer Name wohl von dem Ge⸗Einleitung ſchlechte der Chin — Se und nein und fechzig Jahre nach Cpeifti See — — burt vegiere Habe, oͤder vielmehr von dem Geſchlechte der Sin oder Tfin, welches zweyhundert und ſechs und vierzig Jahre vor der cheiftlichen Zeitrechnung geherrſchet hat. Dieſes ſcheint un⸗ ter beyden Meynungen die wahrfcheinlichite zu feyn, weil, nachdem Tſin ſhi whang ti, der Stifter deffelben, Bengalen mit feinen Flotten erobert hatte, die Griechen, unter welchen —— hernach dieſen Namen antrifft, denſelben gar wohl mit aus Indien gebracht ha⸗ en Fönnen, Magellanus faget, China würde von den weftlichen Tartarn und von den Chine⸗ Wie es die fen felbft, & ara Kitay a), oder die ſchwarze Barbarep genennet; daher führte eg Ansivärti: auch ben ben Ruſſen Bei Da Ban” Die Einmopner bes Königreichs Saba ma⸗ gen nennen. laha 2) aber, welches Muhammedaner find, und an Schen fi gränzen; Die Einwoh⸗ ner von Tumet oder Tibet, und die Einwohner von U⸗ ſan⸗quep, welche an Se chwen gränzen, verderbten das Wort ‚und hießen es Katay. Alſo nennen es die Einwoh⸗ ner von Indoſtan Katayo c), Man muß aber merfen, daß der Name Ritay R pe Katay von ven Mongolen ober Mogulen, nur den Provinzen an der nordlichen eite des gelben Sluffes und denen daran ftoßenden tartarifchen Sandfchaften beygelege. worden fey, welche vormals die Rin Tartarn befeffen Haben, von denen die Manchuer, welche ißo vegieven, herftammen; amd daß gegen Die Zeit, da ihre Herrfchaft zu wanfen- anfing, einige von ihren flüchtigen Unterchanen ihren Ländern gegen Weften eine neue Mo- narchie errichtet haben, die daher von den Ehinefen Si hya oder das weſtliche Hya d); von den Mongolen aber Hara Kitay genennt worden iſt. Die Manchuer oder oſtli⸗ chen Tarrarn, nennten es vor ihrer legten Eroberung Nikan Kovon ©), oder das R&s nigreich der Barbaren. - Re Die Chinefen felbft fheinen noch feinen Namen für ihr Sand fefte geſetzt zu haben, 2 es die Diefer Andere fich mit jenem neuen Geſchlechte, das den Thron beſteigt. Alſo hieß es unter en dem vorigen Gefchlechte der chinefifchen Kaifer, Tay ming que, oder das Rönigreih von großer Pracht, Die ifo regierenden Tartarn aber nennen es Tay tfing que, : oder das Königreich der großen Reinigkeit. Diefes find die Namen oder Titel ihrer beyderfeitigen Häufer oder Geſchlechter, welche die Stifter angenommen haben. In ihren Buͤchern und Bitefehriften an ven Kaifer bedienen fie fich ordentlich des Wortes, Schang que, bobes und unabhängiges Boͤnigreich. Die Gelehrten nennen es in ihren Schrif ten Chung que f), das Aönigreicy des Mittelpuncts oder des Wittelg 2); entweder weil der erfte Monarch feinen Sig in Honan, der mittelften Provinz, aufgefchlagen hat; ober, um dadurch auszudruͤcken daß dieſes Reich mitten unter barbarifchen Völkern liege. Wenn fie groß fprechen wollen, fo bebienen fie fich auch des Wortes Tyen bya, welches ein Königreich bedeutet, das alles, wong unter dem Simmel ift, in fich begreift, Eina geänzetgegen Norden an die große Mauer, welche es von der weftlichen Tar- SeineGraͤn⸗ (ER abſondert; gegen Welten an Tibet und Avaz gegen Süden an Laos, Tongking I" und A) FY% bebeuter Wachen: denn der weſtliche ) Die. Manchuer nennen e8 io Tulinga Theil dev Mater war diefen Tartarn zur Berwa: Aoron, twelches eben das bedeutet. Kung anvertrauet: der —* Y oftliche aber den Kin, 8) Es bedeutet au die Blume des Mittel e) Magellan ſchreibt Kyip, Korum. puncts. 8 Beſchreibung von China. Geograph. und die. chinefifche oder Oftfee; gegen Oſten endlich an eben dieſes Weltmeer. Bon Tiber Beſchreib. Seine Lage und Größe. Boden und Früchte. Handlung und Merk⸗ wuͤrdigkei⸗ ten. wird es eigentlich durch die Laͤnder Rokonor und Sifan getrennet. Gegen Nordweſt hat es das Land Hami, Khamil oder Khamul, einen Theil von der kleinen Bucharey, wos von es durch einen Theil der großen Wuͤſte getrennet wird, welche daſelbſt acht bis neun Tagereiſen lang iſt. * Es wird ſchwerlich ein Sand gefunden werden, deſſen Sage und Ausmeſſung man ges nauer erforfehet babe ‚ als das Kaiferehum China. Dieſes iſt, vermittelft dev Reifen und der genauen afteonomifchen Anmerkungen, welche die Mißionarien gemacht haben, bewerf- ftelliget worden. Hieraus erhellet, China liege zroifchen dem hundert und funfzehnten und hundert und ein und zwanzigften Grade der oftlichen. Länge >), und zwifchen zwanzig Grad vierzehn Minuten, und ein und vierzig Grad fünf und zwanzig Minuten nordlicher Breite, Seine Geftalt ift geößtentheils viereckigt. Es erſtrecket ſich in der Länge, von Suͤden gegen Norden, auf zwölfhundert und ein und jiebenzig, in der Breite aber, von Welten gegen Often, auf eilfhundert ‚und: vierzig Meilen, Arie Wir koͤnnen, um dem Leſer einen allgemeinen Begriff von diefem reizenden Sande zu: geben , nicht beſſer thun, als daß wir die Worte eines neuern Schriftftellers anführen, welcher in feiner Nachricht von China 3) folgendergeftale ſchreibt: „„Chins wird mit „Recht für das fhönfte Sand in der Welt gehalten. Es ift über die maßen fruchtbar: „felbft die Berge werden bis auf den Gipfel -angebauet. Es bringe an verfchiedenen Dre „ten zweymal des Jahres Reiß und anderes Getreide hervor, und überdiefes.eine mannich- „ faltige Menge von Bäumen, Früchten, Pflanzen und Vögeln. Es hat einen Leber- „fuß an Viehe, Schafen, Pferden und Wildpraͤte. Es iſt voll von großen ſchiffbaren „Fluͤſſen und fifchreichen Seen. In den Gebirgen finder man Adern von Golde, Silber, „Kupfer, Meßing und andern Metallen, und überall eine überflüßige Menge Kohlen. „Peceli, Kyang nan und Schang tong find größtentheils eben, und, wie Holland, „durch unzählige Canäle durchfchnitten. Weil es ſich in die Breite ſehr weit erftrerfer: ‘fo „find die nordlichen Provinzen kalt, und die ſuͤdlichen Heiß: die Luft überhaupe aber if „gut. Kurz, China übertrifft alle andere Länder weit in der Anzahl der Einwohner, „Städte und Flecken; in Anfehung der Tugend, der Sittſamkeit, und des Fleißes der, „Einwohner, und in Betrachtung-der Bortrefflichkeit feiner Geſetze und feiner Regierung, » Der Handel in China befteht in Golde, Silber, Edelgefteinen, Porcellan , Seide, „Rattun, Gewürze, Rhabarber und andern Apothekerwaaren, Thee, ladirten Sachen „und dergleichen. Der Handel der Provinzen unter einander ift dermaßen groß, daß fie „feine auswärtige Vertreibung ihrer Waaren nöthig haben. Man rechner in China nicht: „weniger, als vierzehnhundert und zwey und fiebenzig Flüffe und Seen, und zweytaufend, „und neun und: neunzig beträchtliche Berge. Außer den Pomeranzen, Limonien und Ci— „tronen, welche zuerft von bier herausgebracht worden find ‚ findet man daſelbſt audy Lack- „bäume, den Talchbaum und den weißen Wachsbaum zu Lichtern, das Eifenholz, woraus „ Anfer verfertiget werben; der Theeftaude nicht zu gedenken. Hier ſieht man auch das „Bifamthier; den Menfchenaffenz den goldenen Fiſch, der ſehr fehön ausſieht, und Hay⸗ „ſeng, welches eine fehr haͤßliche Geftalt hat. „China 5b) Nämlich von Ferro gerade zwanzig Grad 5) Siehe: A Chort way to know the World, weſtlich von Paris, und fiebenzehn Grad fünfund oder : A Compendium of modern Geography, dreyßig Minnten von London, gedruckt im Sadre 1745, auf der. 240.1. f © ee ee XV Buch. I Eapitel. | 9 China iſt in der Welt am meiften wegen feiner öffentlichen Werke, und folglich we- Geograph. ‚ „gen ber daſelbſt herrſchenden Siebe zum Baterlande, berühmt. Das vornehmſte Werk iſt Beſchreib. „bie oben gemeldete große Mauer, ‚die vor taufend neunhundert und fechzig Jahren wider Oeffeutliche „die Tartarn aufgefuͤhret worden iſt. Sie ift faufend fiebenhundert und fiebenzig Mei- Werke. »len lang, zwanzig bis fünf und zwanzig Fuß hoch, und fo breis, daß fünf bis ſechs Reu— » fer darauf ganz bequem neben einander forefommen koͤnnen. Der große Canal, welcher » dreyhundert Meilen lang ift, und von Ranton bis Peking durd) das Reich gebe, iſt mit einer großen Menge Barfen und Boote angefüllet, und vor Hundert und vier und ſechzig Jahren gegraben worden. Man zaͤhlet dreyhundert und ein und dreyßig merkwuͤr⸗ » dige Drücen ; eilfpundere und neun und fünfzig Thuͤrme und Triumphboͤgen, welche » Königen und andern großen Männern zu Ehren aufgerichtet worden find; zweyhundert und zwey und ſiebenzig berühmte Bücherfammlungen ; fiebenhundert und neun Hallen, » welche zum Andenken der Vorfahren oder verdienter Männer gebauet worden find; feche- »bundert und acht und achtzig Grabmaale ‚ die wegen ihres Baues merkwürdig find ; gwey und dreyßig Palläfte für die Unterfönige, und dreyzehntauſend ſechshundert und ſie⸗ »ben und vierzig Pallaͤſte für obrigkeicliche Perſonen. In China find funfzehnhundert und ein und achtzig Städte; hundert und drey und Große An⸗ »febenzig von dem erflen, zweybundert und fünf und dreyßig vom zweyten, und eilfhun- zehl der „dert und drey und fiebenzig vom dritten Range. Hierzu kommen noch unzählige Flecken Städte, „und Dörfer, wovon viele fo groß als Städte find; zweytauſend achthundert und ein und » zwanzig befeftigte Pläge und Schloͤſſer; wie aud) dreytauſend Forts an beyden Seiten der » großen Mauer, und dreytauſend Wachthürme. „, Es ift bereits angemerfer worden, daß die meiften chinefifchen Städte einander fo die einander ähnlich find, daß man, wenn man eine davon ſieht, ſchon genug bat, um fich einen Be— alle ehr ͤhn— griff von allen übrigen zu machen A). Cie find gemeiniglich viereckigt, wenn es der Bo: 19 find. den zufaffen will, und mir hohen Mauern umgeben. Diefe werden durch Thuͤrme verthei- Diger, welche in bequemer Entfernung von einander ‚ in Öeftale der Vorderſtuͤtzen eines Hauſes, aufgeführer find. Zumweilen haben fie auch Gräben, bie entweder frocen, oder vol Waffer find. In den Städten darinnen finder man auch noch andere Thuͤrme, die bald vund, bald fechserfige, bald achtectige, und acht bis neun Stockwerke hoch find, imglei- chen Triumphbögen auf den Straßen; und ziemlich fehöne Tempel, die ihren Heiligen ges wiedmet 7), oder ihren Helden und denjenigen, welche dem Staate einen wichtigen Dienft erwieſen haben, zu Ehren aufgefuͤhret worden find, Kurz, man finder bier gewiſſe oͤf⸗ ER —— die mehr wegen ihres großen Umfangs, als wegen ihrer Pracht, merk: würdig find. Hierzu mögen wir noch eine große Menge viereckichte Pläge und lange Straßen zaͤh— fen, wovon einige fehr breit, andere aber enge find, und auf beyden Seiten Häufer haben, deren Zimmer auf der Erde befindtich , oder böchftens nur ein Stockwerk hoch find. Man ſieht daſelbſt Gewolber welche mit Porcellan, Seide und Iadirten Maaren angefüllet ſind. Vor der Thuͤre eines jeden ſolchen Gemölbes ſteht, an ftatt des N w afe *) Sm den Lettres edifgantes a. d. 40&e 1) Du Halbe fpriche, fie wären ihren Gößen gewidmet. Allgem, Reiſebeſchr. VI Band. B — er Beſchreibung von China. Beograpb. Beſchreib. Eintheilung in: Provin⸗ zen· Ihre Lage gegen einan⸗ der, Tafel auf einem Säutengeftelle, fieben bis acht Fuß Boch, die entiveder gemalt oder ver» goldet iſt, und worauf drey große Charaktere zu fehen find. Zumeilen finder man Darauf die Namen von zwo ober dreh Arten von Waaren, und darunter den Namen des Kauf mans ſelbſt, mir diefen Worten: Pu hu; das iſt: er will euch nicht betrugen. Diefe Art von einer doppelten Neihe von fleinen Säulen, die in gleicher Entfernung von einander ſtehen, bilden einen Säulengang, welcher angenehm genug anzufehen ift, Weil die Schönheit der chineſiſchen Städte gänzlich in diefen befondern Umſtaͤnden befteht : fo bat man es für dienlich erachtet, dieſe allgemeine Nachricht voranzufchicen, um unnöthige und efolhafte Wiederholungen, bey Beſchreibung der vornehmften Städte in jeder Provinz, zu vermeiden. Aus diefem Grunde werden wir uns alfo einfehränfen, daß wir nur das merkwuͤrdigſte darinnen anführen, was ihre Sage, Ihre öffentlichen Gebäude, ihre Handlung, oder. ihre Waaren anbetrifft, und ung bey einer Sache, nachdem fie es ver- dienet, langer oder. kürzer aufhalten. * China wird in funſzehn Provinzen eingetheilet, wovon die kleineſte groß genug iſt, ein Königreich auszumachen, welches fie auch ehemals geweſen find; ja einige von ihnen haben verſchiedene kleine Monarchien in fich begriffen, Folgende Vorſtellung zeiget ihre Größe und ihre Hauptſtaͤdte. Provinzen, Fänge Br. Hauptſtaͤdte. Provinzen. Laͤnge. Br, Hauptſtaͤdte. Peche li 385 239 Pe king. Sechwen 600 400 Ching tu fu. Honan 340 330 Ray fongfu. Huquang 520 405 Vuchang fu. Ryang nan 360 330 Nan king. Quang tong 560 345 Ouangchewfin Ryangfi 350 290 Nanchang fu. Ouangſi 375 250 Quey ling fir Chetyang 250 190 Hang chew fu. Fo kyen 285 200 Fu chew fu. Schantong 380 225 Tſi nan fu. Queychew 325 185 QOuey yangfu. Schan ſi 40 105. Tay yuen fu. Nunnan 4565 380 Nun nan. Schenfi 540 45° Si ngan fü. Schen ſi, Schan ſi und Pe cheli, liegen gegen Norden an der großen Mauer bin; Schantong, Ryangnan, Chekyang, Sofyen und Buangtong, find die Seeprovin- zen; Quang ſi, Yunnan und Sechwen, welches an Schenfi ftößt, liegen gegen Suͤd⸗ weft und Welten; Ho nan, Hu quang, Quey chew und Kyang fi. nehmen das Mittel ein m)- Der =) Siehe den Short way , wie zuvor anf der 242.0 folgenden & : —— * I re Fe U er — nn > EEE DEREN REN — — — ZV Bu, I Capitel. u Der I Abſchnitt. * Posen, Peche li, Cheli, oder Li pa fü, die erſte Provinz. — . Line Beſchreibung von der Stadt Schun tyen fu, oder Peking. Seänzen und Geſtalt. Luft, Wetter. Boben Straßen. Feine Ordnung. Reinlichteit bet und Früchte, Abrheilungen u. Städte. Schun Straßen. Das Dbfervatorium. Die alten Sn: tyen fu, oder Peking, Öeftalt und Größe. Anz ſtrumente. Der Sonnenzeiger und bie Mit— zahl der Einwohner. Vorfädte. Ihre Mau: tagelinie. Neue Inſtrumente, die groß, aber ern. DieThore, Strafen und Gewolber. Die fehlecht gearbeitet find. Große Trommeln und Käufer find fchlechtz die Tempel prächtig. Die Klocken. Stadtklodes andere Klocken. Stadt wird wohl regieret, Wache auf den \ . Hi Provinz, welche die erſte und vornehmſte iſt, ſtoͤßt gegen Oſten an die See; ge. Graͤnzen gen Norden an die große Mauer und einen heil von der Tartarey ; gegen Welten und Geftalt. an die Provinz Schanfi, von welcher fie durch Gebirge getrennet wird; und gegen Suͤ⸗ den an die Provinzen Schan tong und Ho nan. Ihre Geſtalt ift dreyeckigt. Ob ſich ſchon dieſe Provinz nicht über die zwey und vierzigfte Parallele erftveckee, und Lupe. ihre Luft gemäßige ift: fo find doch die Flüffe vier Monate lang zugefroren; nämlich von dem Ende des Wintermonats an, bis in die Mitte des März lem, wofern nicht ein gewiſſer Nordwind wehet: fo fuͤhlen ſie die durchdringende Kaͤlte nicht, weiche der Froſt in Europa verurſachet. Dieſes kann man den falpeterhaften Ausdünftungen, und befon- ders dem heitern Himmel, zufchreiben, als welcher fat niemals bewoͤlket iſt. Es vegnet felten, außer gegen das Ende des Heumonats und den Anfang des Auguſt- Wetter. monats, welches Die naffe Jahreszeit ift, Hingegen fällt. alle achte ein Thau. Diefer vertrocknet bey dem Aufgange der Sonne; und hierauf folger ein fehr zarter Staub, wel⸗ cher durch alles, und ſogar durch die am feſteſten verwahrten Zimmer dringt. Daher ſind ae welche zarte Augen haben, genöthiget, eine diinne Decke über das Geficht zu nehmen. Der Boden in Pecheli ift eben, aber ſandig, und nicht allzu fruchtbar. Weil Boden uns dieſe Provinz nur wenig Eanale bat: fo wird der Reiß an manchen Orten trocken gefaer, Fruͤchte. und waͤchſt fehr gut, iſt aber etwas ſchwer zu kochen. Sie hat einen Ueberfluß an allen Arten von Getreide, vornehmlich Weizen und Hirfe; auch an Viehe, Hilfen - und andern Früchten. Die Fluͤſſe find voller Fiſche, ſonderlich vorsrefflicher Krebfe; und in den Ber- gen findet man, ba das Holz felten ift, eine große Menge Steinfohlen. Unter den Thie— ven findet fich eine befondere Art yon Kagen, mit langen Haaren und hängenden Ohren, elhe das chinefifihe Sranenzimmer fehr wohl leiden Fant, Diefe Provinz ift dadurch in Anfehen gefommen , weil fie gleichfam der Sammelplag aller Reichthuͤmer des Kaifer: thums it. Die Einwohner find weder fo geſittet, noch den Wiffenfehaften fo ergeben, als die in den füpfichen Gegenden : aber weit ftärfer und Friegerifcher, Eben diefes kann man von allen Chineſen fagen, welche die nordlichen Provinzen bewohnen. DPecheli wird in neun Landſchaften oder Bezirke eingetheilet, wovon jede eine Fur, Abtheilungen oder Stadt vom erften Range hat, von welcher verfhiedene andere abhangen. _ Die: und Städte, fer Städte find hundert und vierzig an der Zahl. Hierunter find zwanzig Chew, oder B 2 Städte we. Befchreibung von China. er 1.Provins, Städte vom zweyten Range, und hundert und zwanzig Hyen, oder Städte vom dritten Pe che li. Range; der unzähligen Flecken und Dörfer nicht zu gedenken, wovon einige den Staͤd— ten an Größe gleich Fommen, welche den Namen der Städte, nicht führen, weil fig weder mit Mauern noch Graben umgeben find. Die neun Su oder Hauprftädte find; 1. Schuntpenfu oder Pefing. 2. Pau tingfi. 3. Ho kyen fu. 4, Ching ting fu. 5. Schuntefu. 6. Quang ping fu. 7. Tay ming fu. 8. Nong ping fu. 9. Swen wha fu. Schun tyen Schun tyen fu, welches auch Peking, oder der nordliche Hof beißt, weil hier der u, oder Per ordentliche Sitz des Kaiſers iſt, der ſich um das Jahr 1405 von Nan king, oder dem füd- king. lichen Hofe, hieher gewendet hat, um die Bewegungen der Tartarn beſſer beobachten zu koͤnnen, iſt die Hauptſtadt des ganzen Reiches, und liegt in einer ſehr fruchtbaren Ebene, zwanzig Meilen von der großen Mauer. Dieſe Stadt, welche groͤßtentheils viereckigt iſt, wird in zweene Theile getheilet. Der Theil, wo der kaiſerliche Pallaſt ſteht, heißt Lau ching, oder die alte Stadt. Sie wird auch die tartariſche Stadt genennet, weil die Haͤuſer unter die Tartarn vertheilet ſind; wie denn auch die umliegenden Gegenden und Staͤdte, in einer gewiſſen Entfernung, von Zoͤllen und Auflagen befreyet wurden, als das jetzo regierende Haus auf den Thron gelangete. Der andere Theil heißt Sin ching, oder die neue Stadt. Man Fann fie auch die neue chinefifche Stadt nennen, weil fich, bey jeßt- gemeldeter Gelegenheit, ein Theil von den Chineſen aus der andern Stadt, welche weit ftär- fer bewohnet ift, bieher wendete 2). Geſtalt und Le Comte ſpricht, diefe chinefifche Stadt wäre am beften bevölfert; die Chinefen haͤt⸗ Groͤße. ten fie Damals gebauet, da fie von den Tartarn aus der andern, welche vier Meilen im uͤm⸗ fange hatte, vertrieben worden wären; beyde Städte zufammen aber hätten, ohne ihre Bor- ſtaͤdte, fechs große Meilen im Umfange, wenn man, nach dem auf Befehl des Kaifers Fang bi angenommenen Maaße, auf jede Meile dreytaufend fechshundere Schritte rech- nete. Paris ift weit ſchoͤner; aber viel kleiner. Da es in der Lange nicht über zweytauſend fuͤnfhundert Schritte hat: fo wuͤrde es, wenn es viereckigt wäre, nicht über zehntaufend Schritte im Umfange haben. Folglich iſt es nur halb fo groß, als die tartariſche Stadt al- Anzahl der lein, und nur ein Biertheil fo groß, als ganz Peking. Wenn mir aber die Häufer betrach- Einwohner. ten: fo find fie hier insgemein nur ein, in Paris aber, eines gegen das andere gerechnet, vier Stockwerke hoch. - Folglich fonnen in Paris mehr Zimmer feyn, als in Deting, wo die Straßen viel weiter, und die Palläfte nicht Halb bewohnet find. Doch gefteht le Comte, daß Peking mehr Einwohner habe, weil zwanzig, oder noch mehr Ehinefen nicht mehr Raum brauchen, als zehn Parifer; und weil man eine unzählige Menge Seute auf den Straßen fieht, gegen welche die Straßen zu Paris vechte Einöden zu ſeyn feheinen. ini: ge haben geglaubt, beyde Städte koͤnnten nicht weniger, als fechs bis fieben Millionen See- fen in fich enthalten. Le Cormte aber fehreibt diefes Gedränge der Neugierigkeit der Ein- wohner a) Du Halde, China, Band a. d. 65 u. fS. ce) Magellans Erzählung von China, a.d. 265 Diefer Schriftfteller machet die neue Stadt zur tar- u. f. S. tariſchen Stadt. d) Du Halde, tie zuvor, auf der 66, und le Eomte, wie zuvor, a. d. 72 S. 5) Desle Comte Nachrichten von China, IB, ) Eben dafelbft. a. d. os u. f. S. ) Diefes muß nur von der tartariſchen Stadt ver: * — a ee — — — —— — XV Buch. 1 Capitel. 3 wohner zu, Öaufler, Bänfelfänger, und andere $uftbarfeiten mit anzufehen; ferner: dem —— großen Gefolge der Mandarinen ‚und anderer; den Wachen auf den Straßen; dem Zu: Pe bel kaufe des Landvolks mir ihren Lebensmitteln; und den Handmwerfsleuten, welche vor den Toren Arbeit ſuchen Alſo giebe er zu, daß in Peking zwo Millionen Einwohner, oder zweymal fo viel, als in-Paris, ſeyn fönnen.b), ! Es muß aber die Anzahl der Einwohner um ein großes ftärker feyn , wenn man ev» Vorftädte, waͤget, daß vor jedem Thore der Mauer, welche beyde Städte umgiebt, eine volkreiche Vorſtadt iſt, die wenigſtens einer großen Stadt gleich koͤmmt; und ſonderlich eine von de: nen ander Weſtſeite, weil das meifte Volk, welches aus dem ganzen Kaiferthume, hieher reiſet, auf dieſer Seite im die Stadt hinein koͤmmt. Die Tartarn, und ihre Horden, find hier unter acht Fahnen vertheilet; jede Stadt aber in fünf Abtheilungen, Quartiere, oder Gerichtsbarkeiten c), + Diefe Städte find mie Mauern umgeben. Die Mauer der alten Stade iſt prächtig, Mauer, und verdiener, die größte Hauptſtadt in der Welt einzufihliegen. Die Mauer der neyen Stade aber ift ſchmal ‚und nicht beffer, als die Mauer von Nanking, und von den übri- gen Städten in China, Vermittelft eines fhrägen Weges, der fih weit von der Mauer . anfängt, kann man zu Pferde auf die Mauer der alten Stadt fommen. An verfchiedenen Drten find Wachhäufer aufgerichter. Die Thürme find einen Bogenfchuß weit von einander, ——— größer, als die uͤbrigen, und koͤmnen einige Mannfchaft zur Bedesfung in fich faſſen 4). Der Graben ift trocken: aber fehr breit und tief. Alles ift ordentlich, und fo wohl DerGraben. verwahret, als ob man beftändig' wegen einer Belagerung in Sorgen ftünde e). es Auf den Stadtthoren, deren neune an der Zahl f), und die alle hoch und wohl gewoͤlbet Die Thore. Find, ſtehen große Thürme, neun Stockwerke hoch ). Ein jedes Stockwerk hat feine Fen- fter und Suftlöcher; und das unterfte dienet zu einem großen Saale für die Soldaten und Befehlshaber von der Wache. Bor jedem Thore ift eine offene Ebene ‚oder ein Mufter- platz ), der über dreyhundert und fechzig Fuß groß iſt, zu einem Waffenplatze dienet, und von einer halbrunden Mauer „wie die Stadtmauer if, umgeben wird. Der Eingang in diefen Plag ift niemals auf der Seite ‚ welche gegen der Hauptſtraße in die Stade über iſt. Diefe Straße kann ebenfalls von einem Thurme beftrichen werden, der wie Der erftere geftals tet iſt; fo, daß, wenn das Gefchüge des einen auf die Stadt fpielet, das Gefchüge auf dem andern die umliegende Gegend im Zaume halten kann. in jedes Thor hat einen doppel⸗ ten Thurm, der auf gleiche Weiſe oben auf die Mauer gebauet, und mit Geſchuͤtze verfehen iſt; Br daß Feine andere Art von Seftungen nöthig ift, um das Volk in Furcht zu erhal⸗ ten 2). Saft alle Straßen find in einer geraden Linie gebauet. Die größte iſt etwan hundert Straßen und zwanzig Fuß breit, und eine * Meile an Die een aaa Seide und an Gewoͤl⸗ orcellan verkaufet, und denen ihre Schilder eine befondere Zierde geben, nehmen ordent⸗ lich 3 verſtanden werden; denn die andere hat beren ſie⸗ undallen Zierrathen dev europäifchen Thore vorzus ben, wie man aus dem Abriffe fiehtz fo daß drey- ziehen ift. Nachrichten von China, a. d. 72 S. zehn Thore in dem Umfange beyder Städte find. *) In dem Riſſe von Peking, den du Halde g) Le Comte ſpricht, die ganze Schönheit der geliefert hat, triffe man keine Maffenplägean: man Thore beftün’e in -ihrer ungehenern Höhe, welche findet fie aber in dem Riſſe von Ehingting fu, von weitem, ven ſchoͤnſten Anblick yon der Welt giebt, ) Du Halde, China, a. d. 66 S. { 14 Beſchreibung von China. Provinʒ, lich die ganze Straße ein, und geben ein ſehr angenehmes Anfehen k). Die Fleinen Gaffen Peche li. gehen allevon Morgen gegen Abend, und theilen den Raum zwiſchen ben großen Straßen in gleiche und fchieffiche Vierecke ). j Die unzählige Menge Bolf, die ſich Durch diefe Straßen hindurch drängt, und wor⸗ unter nicht ein einiges Weibsbild gefunden wird, wie aud) die Verwirrung, welche von der ungeheuern Anzahl von Pferden, Biehe und Fuhrwerken verurfachet wird, ift erftauneng- würdig. Leute vom Stande würden alle Augenblicke flille Halten müflen, wenn fie nicht ei nen Bedienten vor fich Her reuten hätten, welcher den Leuten zuviefe, daß fie Platz machen ſollten. Sothe Leute werden entweder von Männern in Sänften durch die Straßen ge— fragen, oder reufen dadurch ; welches auch gewöhnlicher iſt. Man Eann bisweilen ein Pferd, oder einen Maufefef, auf den ganzen Tag, für fechs bis fieben Stuͤber miethen. Es wer— den auch Bücher verfaufer, worinnen man eine Nachricht von den Abrheilungen, Straßen, ober Plaͤtzen findet, wo Diejenigen wohnen, welche öffentliche Bebienungen befleiden m), Die Häufer Die Straßen haben alfeihre Namen. Die fchönfte unter allen heißt Chang ngan Eyay, find ſchlecht. oder Die Strafe der beftändigen Ruhe, die wir bereits befehrieben Haben 2). Allein die Zauſer haben Feine Gleichheit mit der Schönheit der Straßen. Sie find weder gut ge- bauer, noch hoch genug. Alle öffentliche Gebäude, den Faiferlichen Pallaft ausgenommen, find fo niedrig, Daß es ungereimt feyn würde, Diefen Nomen den Haufern dev Bornehmen zu geben , als weiche, wie alle übrigen, nur ein Stockwerk Hoc) find. Doch erfeger die große Anzahl dev Zimmer für fie, und ihre Bedienten, in gewiſſer Maßen dasjenige, was ih= nen an Pracht und Schönheit abgeht: Dieſes ruͤhret mehr von einer Staatsgewohnheit ber, als vor der Neigung der Chineſen: Denn diefe-lieben fonft Pracht und Aufwand. Ihr Gerichtshäufer find nicht beffer, als die gemeinen, gebauet. Die Höfe find zwar groß, und die Thore geraum und anfehnlich, auch zumeilen mit erträglichen Zierrathen aus der Baum Funft geſchmuͤcket; die innern Zimmer und Stuben aber find weder ſchoͤn, noch reinlich. Praͤchtige Indeſſen trifft man doch Hin und wieder prächtige Tempel an, welche von Fuͤrſten und Tempel, andern Perfonen, mit großen Unkoſten erbauet, und mit einer großen Menge von Bildern ausgezieret find, Vornehmlich find die Dächer merkwuͤrdig, theils wegen des fhönen An- fehens der Ziegelfteine, welche gelb und grün lakiert find; theils wegen der vielen arfigen Bilder auf der Seite, und der Drachen, welche aus den Ecken hervor ftechen, und mit eben diefen Farben gemalet find. Die Kaifer haben verſchiedene Tempel auf dem äußern Raume des Pallaftes aufgeführe. Hierunter ragen zweene mehr hervor, als die übrigen, Der Bater des Kang hi erbauete fie auf * ſeiner Mutter, welche ſich in die Re— ligion der Lame über die Maßen verliebt hatte 0). Die Stadt Der Statthalter zu Peking, welches ein anfehnlicher Manchuer Tartar iſt, und wird wohl Kyu men ti tr, oder der General der neun Thore, genenner wird, hat in allen bürger- regieret. ſſichen Sachen , fo wohl die Soldaten, als das Volk, unter feiner Gerichtsbarfeit. Nichts Fann fehöner feyn, als die gute Ordnung, die man hier beobachtet, Man muß erftaunen, wenn man ſieht, wie unter einer fo unzählbaren Menge Volks eine vollfommene Ruhe er- Halten wird. Man wird in vielen Jahren nicht hoͤren, Daß ein Haus erbrochen, oder ein Menfch k) Re Comte Nachrichten vonChina,a.d. 57 S. der es aus der Erzählung des Magellans senome 2) Magellans Erzaͤhlung vonChina,a. d.2665, men bat, a. d. 206 u. f. S. ) Du Halde lc. und Magellanus 1.c. 0) Le Eomte,am angeführten Orte, a. d.581.62 ») Am V Banden, d,498 S. aus dem Bemelli, u. f.S. Dieſe ſollen nachgehends beſchrieben werden. — Kö, — —— — XV Buch. I Capitel. 15 Menſch ermordet worden ſey. Denn eg’ ift faſt unmöglich, daß die Urheber ungeſtraft Be durchk ommen ſollten. An { } Ale große Straßen, welche in gerader Kinie on einem Thore zum andern gehen, ha⸗ Wachen auf ben ihre Wahhäufer, -Darinnen find Tag und Nacht Soldaten, mit dein Degen an der denStinßen. Seite, und Peiefchen in der Kand, um alle diejenigen ohne Unterſchied zu zuͤchtigen, welche Unruhe erregen wollen, und alle Diejenigen in Berhaft zu nehmen, welche fich zur Wehr fegen. Die kleinern Gaſſen, welche in die großen hinein gehen, haben, wo fie ſich endigen, hölzerne Gaster , wodurch die gegen über-in den großen Straßen fiehende Wache Diejenigen feben kann, welche darinnen gehen,. Es finden fich auch verpflichtete Soldaten gegen bie Mitte derfelben. Die Gatterthore werden alle Nacht von der Wache zugefchloffen, und felten geöffnet; es märe denn, daß jemand mit einer $aterne hindurch wollte, den man fan- nete, und der eine tüchtige Urſache hätte, auszugehen, als etwan einen Arzt zu dolen, So bald die Wache das erfte Zeichen mit einer großen Klocke gegeben hat: fo gehen cin, oder zweene Soldaten von einem Wahhaufe zum andern hin und wieder, und melden ſich dieſe ganze Zeit über mit einer gewiſſen Klapper. Cie laſſen niemand des Nachts herumſpatzle⸗ ven, md befragen auch ſogar diejenigen, welche der Kaifer in Gefhäfften ausſchicket. Bli⸗ «er aus ihrer Antwort der geringfte Argwohn hervor ; fo nehmen fie diefelben in Verwah⸗ —* Außer dem muß diefe Wache auf jeden Zuruf des Wachmeifters, der die Wache Man muß ferner merken, daß nicht nur der Statthalter in der Stadt, welcher ver- Feine Ord⸗ bunden iſt, die Kunde zu geben, zumeilen erfcheint, wenn man ihn am wenigſten vermuthet; nung. ſondern daß auch die Befehlshaber , welche die Wache auf der Mauer, und auf den Thuͤr⸗ men über den Thoren haben, wo mit großen Fupfernen Trommeln, der Zapfenftveich, und bie Reveille geſchlagen wird, ihre Untergebenen abſchicken, welche die Abteilungen der, Stade unterfuchen müffen, die zu denen Thoren gehören ‚wehin fie geſtellet find, Die geringſte Verſaͤumniß wird den naͤchſtfolgenden Tag beſtrafet; und Die Befehlshaber von der Wache werden ihrer Bedienungen entſetzet. Die Regierung hat in der That einen großen Aufwand deswegen zu beſtreiten. Denn Reinlichkeit ein Theil von den Soldaten wird zu nichts anderm gebrauchet, als zu Deforgung der Straf derStraßen. fen. Sie dienen alle zu Fuß, und befommen eine anfehnliche Defoldung. Außer dem, daß fie Tag und Nacht wachen müffen beſteht ihre Verrichtung darinnen , daf fie Ach: tung geben, ob jedermann die Gaffe vor feiner Thuͤre kehret, und fie morgens und abends bey trockenem Wetter mit Waſſer begießt; da ſie indeſſen die Mitte der Straße allemal, zu gemeinem Gebrauche, reinlich halten. Wenn ſie, weil die Strafen nicht gepflaſtert find, den Koth zuſammen gehaͤufer hoben ʒ ſo ſtampfen fie ihn, oder trocknen ihn durch Umwen⸗ den aus, oder vermiſchen ihn mit frocicner Erde, ſo, daß man, zwo Stunden nach dem ſtaͤrkſten Regen, durch die ganze Stade gehen kann, ohne ſich kothig zu machen. Diejeni⸗ Sen Schriftfteller, welche die Straßen von Deting fo befchreiben , als ob fie ordentlich kothig Und unfauber wären p), haben vermuthlich nur Die Gaffen der neuen Stadt gefehen, welche ſchmal find, und nicht fo ordentlich gehalten werden q * ie 22 le Comes ſoricht unter andern, 98,59 S.d08 in die feſteſten und verſchloſſenſten immer; fo, daß die Straßen Überalt Mit Kothe und Stande erfüllet alles -Geräthe damit angefüllet würde, ungeachtet wären; und daß die Crane beſtaͤndig mit einer man beftäudig die Strafen mit Waffer anfeuchtete, Staubwolke bedechet wäre, diefer Stand dränge - g) duxalde, China, a, d. 968, * 1. Provinz 16 Bceſchreibung von China, Die franzöfifehen Jeſuiten find über Die Maßen für das Obſervatorium )Reingenom⸗ Pe che li. men geweſen. Einige haben vorgegeben, es wäre nichts in Europa damit zu vergleichen. —— — Das Obſer⸗ vatorium. Die alten Inſtrumen⸗ te, Sonnenzei- gern. Mit: tagslinie, Vene In⸗ frumente, Doch fanden ſie, daß in Anfehung der alten Mafchinen, der Werth deſſelben nicht fo groß wäre; und noch weniger in Betrachtung der £age, und der Bauart, Erſtlich kamen fie in einen ſchoͤnen großen Hof, wo zur vechten Hand diejenigen wohnten, welche auf den Plas Achtung geben mußten. Als fie hineingiengen, famen fie an eine fehr enge Treppe welche bis auf die Spige eines viereckigten Thurmes gieng, der inwendig an die oftliche Mauer der fartärifchen Stadt angebauer war, und nur zehn bis zwölf Fuß über das Bollwerk her- vorragete. Hier hatten die chinefifchen Sternfeher ihre Inſtrumente auf den Boden hin— geleget; und diefe nahmen auch, ob ihrer gleich wenig waren, den ganzen Kaum ein. Als man aber dem Verbieft die Beforgung der mathematifchen Sachen aufgetragen hatte: fo hielt ev fie für fehr untauglich, und brachte den Kaifer dahin, daß er fie wegnehmen, und da- für andere neue dahin beingen ließ, welche ex felbft beforge hatte. Die alten Inſtrumente waren immer noch in der Halle, nahe bey dem Thurme, und lagen in Staub und Bergef- fenheie begraben, Man Fonnte fie durch ein Fenſter mit eifernen Gegittern ſehen, und be- ‚merken, daß fie groß, wohl gegoffen, und einigermaßen wie aftronomifche Zirkel geftaltet waren. ine Himmelsfugel aber fonnte man vollfommen betrachten, welche etwan drey Fuß im Durchfehnitte hatte, und in einem Plage an der Seite lag. Sie war länglicht- vund s) und fehr richtig und genau eingetheilet: indeflen war das ganze Werk ſehr grob gearbeitet 2). | Nahe bey diefem Plage weiter unfen haben fie eine Sonnenuhr verfertiget. Der Ort, wodurch die Stralen einfallen, ift etwan acht Fuß über dem Boden; er ift horizontal, und befteht aus zwo Kupferplatten, welche hin und ber gefchoben werden fünnen, um die Hoffnung größer oder kleiner zu machen. Darunter liege eine Tafel, die mit Kupfer übers zogen iſt. Sin der Mitte derfelben hat man nach der Länge der Tafel eine funfzehn Fuß lange Mittagslinie gezeichnet, die durch andere Duerlinien eingecheilet wird, welche aber weder richtig noch fauber find, An den Seiten bat man Fleine Löcher gebohrt, wereinman Waſſer gießt, um die Tafel vecht horizontal zu erhalten. Diefe chinefifche Erfindung ift, wie le Comte faget, die ertraͤglichſte unter allen, die er gefehen hat. Go nehmen die neuen Inſtrumente die Stelle der alten ein u). Sie find von Kup- fer, groß, wohl gegoffen, mit Bildern von Drachen ausgezieret, und fehr wohl geordnet, Wenn alfo die Nichtigkeit der Eintheilungen mit der Sauberkeit ver Arbeit. überein kaͤme, und man an ftatt der Stifte Ferngläfer daran befeftige hätte, wie es die Fünigliche Afa= demie ißo zu halten pfleget : fo Fönnte nichts von dem, was wir von diefer Art Haben, da= mit in Bergleichung gefegt werden. Allein der hinefifche Kuͤnſtler ift entweder nachläßig oder ungeſchickt geweſen, der gegebenen Anweiſung zu folgen. Der Verfaſſer hält demnach mehr von einem Quadranten, der-ein und ein viertel Schub im halben Durchmeſſer groß, und 2) Es heißt: der Thurm der Meßkuͤnſtler. ſchreibung von China, Can. 6.a. d. 13 S. s) Alfo ſcheint es, als ob fie die Geſtalt der 2) Siehe das Kupfer. Erde für eine Sphäreide gehalten hätten. x) Le Comte Nachrichten von China, a. d. 63. 2) Klavarette, zu deifen Zeiten die alten In: u. f. ©. firumente noch an ihrem Drte ſtunden, ſpricht, die 4) Navarette Beſchreibung von China, Cap, auf die hierzu gehörigen Kupferplatten geftochenen 6 a.d. 13 ©. Bilder waͤren vortrefflich ſchoͤn. Siehe feine Bes 2) Die chineſiſche Elle verhaͤlt ſich zumPariſer⸗ Schuhe — — — — — ne XV Buch. I Copitel, | 7 und von einem guten Handwerksmanne zu Paris verfertige worden iſt, als von dem ſechs 1. Proving, Fuß geoßen Quadranten , der ſich in diefem Thurme befinde, Die übrigen Inſtrumente Pe de li. find eine zodiakaliſche armillarifche Sphäre, eine aͤquinoctialiſche Sphäre, ein azimuthal Sie find Horizont und eine Himmelsfugel, alle von fechs Fuß im Durchſchnitte. Hierzu koͤmmt groß, aber noch ein Sertante deſſen Radius acht Fuß hält. Diefe Mafchinen, wovon die meiften übel gear» über zehn Fuß hoch find, haben zu beſſerer Bequemlichkeit der Sternfeher, um und um beitet, marmorne Stufen, in Geftalt eines Ampbitheaters, Dögleic) diefe Inſtrumente fo außerordentlich fehön zu feyn feheinens fo haben doch die Chinefen niemals dahin gebracht werden koͤnnen, ſich derfelben ohne Faiferlichen Befehl zu bedienen. Sie haben mehr Siebe zu dem fehlerhafteften Stücke aus dem Alterthume, als zu der vollfommenften Arbeit der Neuern; und bierinnen find fie, mie unfer Schrift: fteller faget, gar fehr von ung unterſchieden, die wir nur an demjenigen ein Vergnuͤgen fin- den, was neu iſt x). Navarette erzähler ung, daß beftändig einige Meßkuͤnſtler oben auf der Spige des Thurms wachten, die Bewegungen der Sterne beobachteten, und alles befon- dere anmerften, was fich an dem Himmel zeigte; wovon fie hernach den nächftfolgenden Tag dem Kaifer Bericht erftarteren. Wenn etwas ungeröhnliches vorfälle: fo kommen die Sternfeher zufammen und fällen ihre Urtheile, ob es etwas Böfes oder etwas Gutes für das Eaiferliche Haus bedeute ). In dem kaiſerlichen Pallaſte ſieht man Trummeln und Klocken auf den hohen Thür- Große men, und in der Stadt ziveen andere Türme mit Trummeln und Kloden, Magella⸗ —— nus ſpricht, die Stadttrummel hielt funfzehn gemeine Ellen im Durchſchnitte 2); und die FE Klocke im Pallafte wäre fo groß, als irgend eine, die er in Portugall gefehen hätte; der Schall aber wäre fo laut, fo belle und fo wohlklingend, daß es eher ein mufikalifches Zn- ſtrument als eine Klocke zu fen fehiene 2). Le Comte tabele den Magellanus deswe: gen, und ſpricht, was er fagte, das muͤßte nur vergleichungstoeife verftanden werden ; fo weit ihre Klocken die unfrigen an Größe überträfen, um fo viel heller wäre der Schall der unfti- gen; alle Klocken, die er zu Peking gehört hätte, ſchienen nur ein dumpfigtes unange— 2 nehmes Getöfe zu machen; und diefes Eönnte auch nicht wohl anders feyn, weil ihr Schwen- gel 6) von Holze wäre c). Die Stodtklocke, welche das Zeichen zur Wache giebt oder die Stunden des Nachts Stadtklocke ſchlaͤgt, ift vielleicht die größte in der Welt, Ihr Durchſchnitt im Boden, wie ihn die Je⸗ fuiten, Schaal und Derbieft gemeffen haben, hält zwölf und ein achtzehntheil chinefifche Ellen; die Tiefe inwendig zwölf Ellen, und am Gewichte Hält fie hundert und zwanzig tauſend Pfund Kupfer. Der Herausgeber bemerfet in feinen Anmerkungen, daß, ehe man noch in Europa etwas von diefer Klocke wußte, Rircher die erfurtifche Klocke für die geößte in ber Welt gehalten Habe d), da fie doch nicht über das vierte Theil fo groß N un Schuhe wie fieben zu achte; fo, daß der Durch⸗ ) Ober vielmehr Haͤmmer, womit ein Mann ſchnitt dreygehn und ein achttheil Schuh. Der daran ſchlaͤgt Umfang aber ein and vierzig und ein viertel Schu e) Be Eomte Nachrichten von China, a. d. halten muß. 80 ůͤ. f. S d) Der Herausgeber zeiget in feinen Anmer⸗ hlung von China, a. d. kungen, daß die Kiocke zu Roan, zwo in Paris n ſf groͤßer find, a) Magellanus Erg 123 Seite. Allgem, Heiſebeſchr. VI Band. 1. Provinz, und nur bier und zwanzig tauſend Pfund wiegt. Pe che li. — Andere Klocken. 18 feiner China illuftrata, weiche unfer Verfaſſer nicht gefehen Bar, mehr das erfchreckliche Gebruͤll diefer Klocke zu Peking ift fo laut, daß man fie eine große Weite herum in das Sand hinein hoͤret. Beſchreibung von China. / Er verbefferte aber diefen Irrthum in Der Schall, oder viel- fo Helle und fo tönend, Sie wurde von den oben⸗ gemeldeten Jefuiten 2), zum Exftaunen des ganzen Hofes durch Mafchinen auf den Thum binauf gezogen /). Navarette fpeiche, dieſe nen Thurme, und habe einen vortvefflichen Klang. daß fie von fich ſelbſt geklungen Habe g), Ei: andere gaben diefer Zeitung feinen Befall. babe man zu Kanton Nachricht erhalten, nige glaubten es, wahr ift, fo hat China eine Klocke, len kann >), Klocke hänge in einem prächtigen und fchö- Er meldet ferner, im Jahre 1668 Er fpriche: wenn diefeg welche man der zu Belilla in Spanien entgegen ftel- Der Kaifer von China ließ mic diefer außerordentlichen Klocke noch fieben andere gies fen, von welchen fünfe noch nicht aufgehänger find, wundert zu werden: Denn fie ift über und über mit chinefifchen Eharafteren erfüllet, fein, fo fauber und fo richtig find, daß es nicht ausfieht, als ob fie gegoffen, ob fie von einem vortrefflichen Schreibemeifter auf Papier gefihrieben wären 2), Eine davon verdienet mit Recht be die ſo fordern als Nava⸗ rette gedenket einer, welche inwendig voller Charaktere iſt k). Er ſpricht, Adam Schaal babe deven zehntaufend gezaͤhlet, und das Gewichte der Klocke zwoͤlf hundert Zentner, oder fechzig Tonnen, befunden 2). Der Herausgeber des Magellanus bemerker, Couplet in feiner Zeitrechnung erzählen, da daß Verbieſt in feinen Briefen, und ß dieſe Klocken um das Yahr 1404 auf Befehl des Kaifers Ching fir oder Yonglo gegoffen wären; fünfe davon wögen hundert und zwan- zigtauſend Pfund; und wären folglich ohne Zweifel die größten inder Welt, Tacob Rus tenfels m) aber verfichert, es fey eine zu Mofkau in dem Pallafte des Großfürften, welche drey Hundert und zwanzig taufend Pfund wiege, mienfchliche Kunſt fie in die Höhe bringen oder in dem Thurme, nen, aufhängen koͤnne: merholze 2), e) Der Hetandgeber bemerket, daf der Kefuit Rougemont uns in feiner ©efchichte erzaͤhlet, daß Schaal zu Peking, mit Beyhuͤlfe von zwey⸗ hundert Arbeitern zwo Klocken auf einen hundert und ein und dreyßig und ein vierthel pariſer Schuh hohen Thurm mit einem Krane habe aufziehen laffen, und zwey Jahre hernach eine andere Kies Fe mit Beyhuͤlfe von nicht mehr als hundert und zwanzig Mont, Diefes kann die Klocke feyn, wo⸗ von die Rede ift, und fo erftaunend ſchwer fen, daß Feine den fie Ivan velicht nen- fondern fie liege auf dem Boden deffelben ‚ und rube auf Zim⸗ 2. Der F) Magellanus an angeführtem Orte. 8) Diefes Eönnen wir für eine jeſuitiſche Lügen anſehen, aus was für Abſicht, iſt ungewiß. bh) Navarette am angeführten Orte, ?) Magellanus am angeführten Orte a. 6. 1224 ©. k) Rircher bat fie in feiner China illuſtrata in Kupfer vorgeftellt a,b, 222 S. m IItT DFPLVICIVL— — IN er a a ee Fi == = — — == —— m == == == = —— == == = = == — == — —— BF ———— — — Bes Set = — — — — —— —, — EN ei 5 Fa XV Bu, 1 Eapitel, 19 2. Der Eaiferliche Pallaſt. 1.Pesoing, . £ De. iM. Lage und Eintheilung. Aeußere Pallaſt und Mauer. Zwölfte, dreyzehnte und vierzehnte Abtheilung. 4 P — Die Thore und Wachen. ein See. Straßen und Haͤuſer. Die Ver— ſchnittenen. Innere Mauer, Wachen. Gras ben und Fluß. Verſchiedenheit der Erzählungen. Viereckigte P läge vor dem Pallafte. Erſte Ab⸗ theilung. Zweyte Abtheilung. Dritte und vierte Abtheilung. Kaiſerlicher Thron. Siebente, achte und neunte Abtheilung. Zehnte Abtheilung. Eitfte Abtheitung oder Zimmer des Kaifers. Seine drey Königinnen und Frauenzimmer. Feine Palläfte und Funfzehnte Abtheilung. Sechzehnte Abtheilung. Siebenzehute Abtheilung. Achtzehnte, neun- zehnte und zwoanzigfte Abtheilung. Erſter Hof. Zweyter Hof. Dritter Hof. Ihre Gebäude, Vierter Hof. Fünfter Hof. Sedhfter, ſiebenter und achter Hof. Neunter Hof. Pracht des Pal: laſts. Andere Palläfte. Die doppelten Deden. Die erhöhten Erbplaͤtze. Kaiferlicher VBerhörfaat, Der Thron. Ziveen fleinere Säle. Kunft:und Naturalienkammer. Die Gallerie. Dr Eaiferliche Pallaft fteht bey nahe in der Mitte der alten oder fartariichen Stadt. Er Lage n. Ein ſtellet ein länglichtes Viereck vor. Die Seiten gegen Morgen, Mitternacht und theilung. Abend, find faft gleich weit von der Stadtmauer enffernet 4); Die mitternächtliche ober Borderfeite aber liege um zwey Dritcheil der füdlichen Mauer dieſer Stadt näher, wie aus | der Abbildung gefehen werden kann. Diefer Pallaft wird in zween Theile getheilet: in den äußern undden innern. Ein je- der wird mit einer befondern Mauer umgeben, welche die Schriftiteller ebenfalls Die äußere ! und Die innevenennen. Der äußere Pallaftift ein länglichtes Biere, und Hat gegen fünfzehn Lioder vier und drey viertheil Meilen im Umfange, Die Mauer, die ihn umgiebt, heißt Aenßerer Pat: Whang ching oder die kaiſerliche Mauer. Du Halde fpricht, fie ſey niedrig und laft u. äußere ſchmal d). Magellanus aber verfichert, daß fie außerordentlich hoch und dicke fey c). Er mel- Mauer. det ferner ‚ fie ſey fo wohl inwendig als auswendig mit rothem Mörtel überzogen umd mit lee kirten goldgelben Ziege bedecket, die etwas über die Mauer hervor gehen und fehr Fünft- lic) und fleißig gelegt find. Die Sänge derfelben von dem Suͤdthore bis zum Nordthore, iſt acht hinefifche Feldwege oder zwo italienifche Meilen d). | Diefe Mauer ift mic großen Thoren gezieret, welche ihre Wachen haben. gegen Mittag ift das Thor zum —9 5 und — * — —— —— vornehmſten Stadtthore entfernet, welches ebenfalls gegen Mittag iſt. Das Volk nennet es Syen men: wiewohl der wahre Name veffelben, welcher ſowohl in tartarifchen als hi: neſiſchen Charaktern ausgehauen iſt, Ching yang men iſt, das iſt, das Thor gegen der Mittagsſonne ). Nach dem Berichte des Magellanus, ſind der Thore viere und find allezeit in der Mitse,g) einer jeden Seite, Jedes Thor beftcht aus drey Thorn hinter einander. Davon iſt das mitreljte As geſchloſſen, und wird für niemanden, \ 2 2 als Die Thore. 2) Navarette am angeführten Orte. m) In feiner lateiniſchen Erzählung von can, ) Magellanus am angeführten Drte a, d. 127 ©. a) Etwan eine Meile. von der nordlichen und weſtlichen, und noch ein Srirthei etlichen Maner. ch ein Drittheil mehr von der d) Du Halde, China, a. d. 07 S. €) Le Comte ſpricht, es ſey eine ſehr gute Dauer. d) Magellans Erzählung von China, auf der 258 Seite. e) Die VBornehmen haben alfemal die Thuͤren en ihren Däufern gern gegen Mittag. *) Sechshundert Schuh. f) Du Zalde, am angefuͤhrten Orte. * Nach dem Riſſe nicht vollkommen in ser utte. 20 Beſchreibung von China. ı.Provinz, als für ben Kaiſer, geöffnet. Die übrigen find beftändig offen, vom Anbruche des Tages Peche li. an, bis mit der Klocke geläutet wird, daß der Pallaft geveiniget werden foll. Das Thor Die Wachen. Seine Pallaͤ⸗ gegen Mittag aber wird allemal nur halb eröffnet, außer wenn der Kaiſer ein- oder aus: gebt. Zu diefen Thoren werden die Bonzen, bie Blinden, die Lahmen, die Krüppel, und die Bettler auf feine Art eingelaffen ; auch folche nicht, woelche Schrammen oder Narben auf ihren Gefichtern haben, oder denen Naſen und Ohren abgefchnieten find; mit einent Worte, niemand, der auf irgend eine beträchtliche Art verunftalter ift, Zu den Zeiten der chinefifchen Könige ftund in jedem Thorhofe eine Wache von drey— fig Soldaten, nebft ihrem Befehlshaber und zehn Verſchnittenen: jego aber ftehen da- felbft nicht über zroanzig Tartarn mit ihrem Befehlshaber. Samedo und Martini irren fih daher gewaltig, wenn fie vorgeben, daß die Wache an jedem Thore aus dreytanfend Mann und fünf Elephanten beftünde; da doch Die ganze Wache in allem aus dreytaufend Mann befteht, welche in ihre Haufen abgetheilet find; Die einander eben fo viele Tage im Monate ablöfen, und ſowohl die Thore der Stadt und des Pallaftes bewachen , als auch auf den Thuͤrmen an der Innern Mauer ihre Dienfte thun. Die Elephanten ftehen niemals an den Thoren; fondern in ihren Ställen, oder vielmehr in ihrem Pallafte. Eben diefer Schriftftelfer meldet, die äußere Einfaflung enthielte verfchiedene befon- fien.ein See. dere Palläfte; einige wären rund; andere viereckigt: allefammt aber geraum, Foftbar und Straßen und Häufer. . prächtig ausgezieret, und geſchickt, daß europaͤiſche Könige darinnen wohnen Fonnten. An der weſtlichen Seite des innern Pallaftes, welche weit größer ift, als die oftliche, ift ein fifchreicher See, fünf Feldweges oder fünf italienische Vierthelmeile lang, in Ge- ſtalt einer Baßgeige. Wo er am fchmälften iſt, da kann man auf einer fehr fchönen Bruͤcke über ihn Eommen, welche mit den Thoren ver Mauer in einer Sinie forrgeht. An jedem Ende derfelben fteht ein Triumphbogen, wovon jeder aus drey Schwibbogen befteht. Sie find Hoch, prächtig, und vortrefflich ausgearbeiter. Diefer See, defien Marcus Polus 2) gedenfet, ift mit Eleinen Palläften oder $ufthäufern umgeben, welche theils im Waſſer, theils am Ufer ftehen. Mitten auf dem See ſtehen viele fehe ſchoͤne Barfen, zum Gebrauche des Kaifers, wenn er $uft hat zu fifchen, oder um den See herum zu fahren. Der übrige Pas gegen Oſten und Weſten, den die See oder die befondern Palläfte nicht einnehmen, ift in große und wohlgeordnete Straßen eingetheilet, und wird von Be— amten und Kuͤnſtlern bewohnet, die in den Dienften des Kaifers ftehen ). Le Comte faget eben diefes, und fpricht, daß in dem innern Pallafte niemand, als die Verfchnittenen, wohnen. Er feet aber hinzu, daß alle Häufer niedrig, übel gebauer find, und ein viel fihlechteres Anfehen haben, als die Häufer in der tarfarifchen Stadt k), Du Halde mer- fer 5) Im I Buche im 6 Eapitel. n) Magellans Erzählung von China auf der z) Wagellanus am angeführten Orte auf der 27uſten Seite, 268 und folgenden Eeite. a RE re Befchreibung von China, im Nachrichten von Chi ap. a. d. 12 ©. ea er ————— * Comtes Nachrichten von China auf der often Seite. 1) Du Zalde am angeführten Orte. 7) Nach dem Riſſe beſteht fie aus poeh läng: m) Ce Eomte fpricht, der ganze Pallaſt würde lichten Bierecfen, wovon eines fo breit, iſt, als das von ihnen betoohnet. andere, und einemt.gleichfeitigen Vierecke- Lava: rette XV Buch Tea. a ket an, daß die Verſchnittenen innerhalb der äußern Einfaffung wohnen; und Haß die Ge⸗ —— baͤude, welche man die innern Gerichtsplaͤtze nennet, daſelbſt ſtehen, wo man nur die er, Sachen abhandelt, die den Pallaft angehen !) Nach dem Berichte des Magellanus wohnten ehemals in diefer äußern Einfaffung Die Ber: zehntauſend Verſchnittene m), und andere Einwohner mehr. Die gegenwaͤrtigen Behere- ſchnittenen. fher aber haben an ihrer ftatt Tartarn und Chinefen aus der Provinz Lyau tong ange nommen, welche letztern aus befonderer Gnade als Tartarn angefehen werden 7). Na⸗ darette merket an, nach dem Tode des Vaters des gegenwärtigen Kaiſers, Schun chi, hätte man fechstaufend Verſchnittene aus dem Pallafte herausgeſchaffet. Er glaubet zu: gleich, daß man auch eben fo viel Weiber daraus vertrieben habe: denn jeder Verſchnitte⸗ ner hat ein Weib zu feiner Aufwartung 0), Es geſchah diefes deswegen, weil ihre Macht und ihr Stolz den Fürften des Reichs unerfräglich wurde, Jetzo aber ift ihr Anfehen fehr geringe, Die jüngften dienen als Aufwärter: die übrigen aber werden zu den fchlechteften Arbeiten gebraucher. Ihre Berrichtung befteht nämlich darinnen, daß fie die Zimmer keh— ven, und fie veinlich halten müffen. Sie werden von ihren Auffehern ſtreng beftrafer, und dieſe überfehen ihnen nicht den geringften Fehler p). Die innere Mauer, welche ven Pallaft, worinnen fich der Kaifer aufhält, unmittel- Innere bar umgiebt, ift außerordentlich hoch und dicke; von großen Ziegeffteinen aufgefühter, und Mauer. mit ſchoͤn ausgearbeiteten Zinnen gezieret. Ihre Laͤnge ift vom Mittage gegen Mitternacht 4) fechs Feldwege, oder anderthalbe italienifche Meilen; ihre Breite iſt anderthalben Feldiveg, und im Umfange hat fie fünfzehn Feldwege, oder vier und drey Vierthelmeilen r), Sie dat vier Thore mit großen Bögen. Die gegen Mittag und Mitternacht find dreyfach, wie die Thore der erftern Einfaffung: die an den Seiten aber find nur einfach. Auf diefen Thoren, und auf den vier Winkeln der Mauer ſtehen acht Thuͤrme, oder vielmehr Hallen von außerordentlicher Dicke, und fehr gut gebauet r). Inwendig find fie ſchoͤn roth laki⸗ vet, mit goldenen Bluhmen ausgezieret, und mit gelblakirten Ziegeln gedecket. Unter der Regierung der chineſiſchen Könige hatten auf einem jeden yon dieſen Thoren Wachen. zwanzig Verſchnittene die Wache: jego aber ftehen dafelbft vierzig Soldaten mit zween Befehlshabern 7), Die Bebienten,, die zu dem Faiferlichen Haufe gehören, und die Man: darinen aus denen Gerichten, welche in dem Pallafte find, haben die Erlaubniß, in den innern Raum diefer Mauer hinein zu gehen: allen übrigen aber ift es auf das ftrengfte un- terfaget 4); es wäre denn, daß fie ein Eleines hoͤlzernes oder elfenbeinernes Täfelchen vor- zeigten, worauf ihr Name und der Det ihres Aufenthalts gefchrieben, und das Siegel des Mandarinen bepgefüger iſt, dem fie angehören. Diefe andere Mauer ift mit einem 3 tiefen Kae fpricht, die Mauer, die den Pallaſt einfehläffe, einen Gange umgeben, der von Pfeilern unterſtuͤ— hatte die Geſtalt eines halben Monden. het woͤrde und unferm Periſtyl gleich kaͤme. 8) Le te ſpricht, die Wachen, die an die —— Br bricht, fi hätte zdf inefifche Zone Hay —— Pallaftes geftelfet waͤren, roße — ——— zehne eine hätten Feine andern Waffen, als ihre Saͤbel, und PH rad * Meile ausmachen, da zwanzig auf datch nicht fo zahlreich, als er ſich anfangs einges k * bildet hätte. Siehe feine Nachrichten von China fie Thuͤrme, und ſpricht, auf der Ko Seite, r n ſtark und ſchoͤn und mit m) Navarette merket an, daß von vier und zwan⸗ s) Du Halde nennet die über den Thoren waͤre 22 Beſchreibung von China, 1, Provinz, tiefen und breiten Graben umgeben, der mit Quaterſtuͤcken eingefaffee, und mit großen und Peche li. vortrefflichen Fifchen angefüllee iſt. Jedes Thor bat eine Zugbrüce, die man über den Graben legen kann; ausgenommen das Thor gegen Mittag, wo die Zugbrücke nurauf eis nem Bogen ruhe. Graben und Gleich an der Dauer gegen Morgen fließt außen ein Fluß, uͤber welchen verfchiedenefchöne _ Fluß. Bruͤcken gebauet ſind, die alle von Marmor ſind, ausgenommen der mittelſte Bogen, wo eine Zugbruͤcke iſt. Man finder eine große Menge von ſolchen Bruͤcken in dem Pallaſte x). Verſchieden⸗ Wir koͤnnen nicht verſprechen, unſern Leſern eine fo vollſtaͤndige Nachricht von dieſem heit der Er⸗ großen Pallaſte zu geben, als wir gern thun wollten. Denn die Beſchreibung des Ma⸗ zaͤhlungen. gellanus, die Doc) die einzige iſt, welche ſich auf dns Ganze erſtrecket, ift etwas verwir- vet, teil ein guter Riß fehler, und derjenige, welchen fein finnreicher Herausgeber entwors fen hat, nicht volftändig und richtig genug iſt. Die übrigen Mifftonarien find nicht nur mangelhaft in ihren Erzählungen, fondern gehen auch einiger maßen von einander ab, mas die Ausmeflung, Die Sage, die Ordnung und die Geſtalt der Höfe und. Abtheilungen be— trifft ). Vielleicht haben fie bier und da etwas verfehen, weil fie ihrem Gedächtniffe zu viel getrauet haben. Außer dem Magellanus findet fich noch ein anderer, ven du Halde anfuͤhret, und welcher Die Höfe in der Abtheilung des Kaifers befchreibt, wo er nebft an- dern Jeſuiten die Ehre gehabt hat, feiner Majeſtaͤt aufzumartem Und dieſe beyden find es auch alle, welche etwas umftändliches hievon geliefert haben. Damit wir aber Berwir- rung vermeiden: fomüflen wir jede Befchreibung befonders anführen. Denn der erftere theilet den Pallaft in Abrheilungen oder Zimmer: der andere aber, wie alle übrigen Miffio- narien, in Höfe: Außerdem ſcheint, in einer von dieſen Erzählungen, ein Irrthum in der Ordnung derfelben begangen zu ſeyn. Viereckigte Damit man die Sage der verſchiedenen Theile des Pallaſtes um fo viel beſſer verfte- Pläge vor hen möge: fo muß man willen, daß zwifchen der Außen Einfaffung des Pallaſtes, und dem Pallaſte. der fünlichen Stadtmauer , wo das Hauptthor ift, ein großer Raum iſt, der zu dem Pallaſte gehoͤret, und auf folgende Art eingerichtee ift. Bey dem Eingange in die Stadt fomme man in eine lange Straße, die längft an der großen Mauer hinunter geht, Wenn man quer durch Diefelbe hindurch gegangen ift: fo koͤmmt man auf einen wierecfigten Platz, der mit einem marmornen Öeländer umgeben ift. Ueber diefem Plage ift eine andere Straße, wo man zween Triumphbögen gewahr wird, auf jeder Seite einen. Es ift niemanden erlaubt, ſich in dem Plage zwifchen diefen Bögen in einer Sänfte tra: gen zu laffen, oder daſelbſt zu veuten ; fondern fie müffen abfteigen, und zu Fuße. gehen, bis fie hindurch find. Diefes gefhieht aus Ehrerbierhung gegen die erſte Abtheilung des Kaifers, welche ſich an der andern Seite der Straße, in gleicher Entfernung von den bey- den Bögen, befindet. . Erſte Abthei⸗ Dieſe erſte Abtheilung nennet man Tay tſing mwen, oder das Thor der großen lung. Beinigkeit. Sie beſteht aus drey großen Thoren mit drey Boͤgen, die ſehr lang und groß zwanzig Miſſionarien, die im Jahre 1665 zu Pe⸗ welche daſelbſt zuruͤckblieben, hineingelaſſen, weil fing anlangten, nur Johann Adam, oder Schaal, fie der Kaifer holen ließ. Siehe feine Befchreibung damaliger öffentlicher Lehrer der Meßkunſt, jemalsin von China im 6 Cap. a. d. 12 ©, den Pallaſt hineingekominen fey. Nachgeheuds wur⸗ x) Magellanus am angeführten Orte, Auf der den, gegen Die Jahre 1668 und 1669, auch diedreye, 269.0. f. ©. EEE EEE — — — — ———— XV Bud I Eapitel. 23 roß find, und auf welchen ein ſehr ſchoͤner Thurm ſteht. Diefe Thore werden niemals 1.Proviny, — außer wenn der —— —— gehen will. Ueber dieſer Abtheilung ie Pecheli. ein größer Hof, der zu beyden Seiten mit bedeckten Gängen gezieret it, die von weyhun⸗ — unterſtuͤtzet werden, welche, wenn man fie von dem Thore betrachtet, eine prächtige und angenehme Ausfiche gewähren, gene breit, und über —* —— * iſt, hat an der mitternaͤchtlichen Seite die be— ruͤhmte Straße der immerwährenden Ruͤhe. In dieſe kann man durch zwey Thore kommen. Das Thor zur rechten Hand heißt das oftliche Thor von der Straße der immerwäbrenden Ruhe; das zur linfen Hand aber: das weſtliche Thor. Was wir bisher beſchrieben Haben, iſt alles noch außer ber äußern Mauer des Pallaftes, und dienet nur zu einem bedeckten Gange, oder zum Eingange, der aber fo majeſtaͤtiſch ift, daß er jedermann eine ehrerbiethige Scheu einpraͤget. Be eun Man von hier weiter fortgeht: fo fieht man, in der Mitte der äußern Mauer, Zweyte Abs den zweyten Thorweg und die weyke Abrheilng. Man follte dieſelbe lieber die erſte nen- teilung, nen, weil alle, die in den Pallaft hinein wollen, hier durchgehen müffen. . Sie beſteht aus fünf Thoren. Dreye davon find groß ‚ und werden für niemanden, als nur für den Kai⸗— fer, geoͤffnet. Auf beyden Seiten find zwey Eleinere Thore, wovon eines nur einen Schritt hoch von dem Boden ift. Hierdurch müffen alle gehen, welche aus oder ein wollen, auch die großen Herren felbft. Ueber diefen Thoren befindet fich , wie uͤber allen übrigen, ein großer Thurm oder, Saal, der mit einer großen Menge Säulen gezieret if, Die Füße und Hauptftüce find. vergofdet und gemalet. Bon außen find fie vorh: voninnen aber mit Golde und Himmelblau Iadirer. Leber diefer Abtheilung iſt ein Hof 2), der ungleich größer iſt, als der vorige, Auf der Morgen-und Abendfeiteift er mit Sälen und Zimmern erfüller, welche, tie alle übrigen bereits gemeldeten, ihre bedeckten Gänge und Spazierpläge haben. An dem Ende diefes Hofes ift die Abtheilung, welche der Thorweg des Anfangs Dritte und genannt wird, — Hinter demſelben ift noch ein anderer Hof, und an deifen Ende liegt die vierte Ab» Abtheilung , welche der Thurm, oder der Thorweg des Mittags beißt. Diefeg ift der Heilung. erſte innerhalb’ der innern Mauer. Diefe Abtheilung befteht aus drey großen Bögen, worz über ein Saal gebauet iſt. Die Baukunſt daran iſt derjenigen gleich, welche man 'an der dritten Abtheilung finder; die Einrichtung aber ift größer, höher und majeftätifcher. An den zwo Seiten hat fie zwo Mauern ‚ die wie Spaziergänge oder Galerien gebauet find, und ſich gegen Mittag einen völligen Muſketenſchuß weit in die Laͤnge erſtrecken. An den beyden Enden, gegen Mitternacht und Mittag, wird ſie durch zween Thuͤrme oder Saͤle ein⸗ geſchloſſen, welche wie die in der Mitte geſtaltet, aber weit Eleiner find. Die Dächer find ſechseckigt, und auf der Spige mit füpfernen vergoldeten Hunden gezieret. Ale diefe fünf aut en zum Entfegen, und erregen, durch ihre Größe und Koft- barkeit, ſowohl Verwunderung als Ehrerbierhung. Mitten in diefer mittlern großen Halle bängen die Trummel und die Klocke, die wir zuvor ſchon befchrieben haben, en ; - i eiter I Alſo ſpricht fe Comte, dei innere Pallaſt be: ger, da er uns nicht ſaget, welcher von den neun ſtuͤnde aus neun Hofen; da hingegen Magellanus Hoͤfen es ſeyn ſolle. deren zwanzig beſchteibe Wir konnen aud) einen Se 3 Hef oder Saal Für den Thron finden , wiesihi , 2) Nach dem du KHalde muͤßte dieſes der erſte le Comte beſchreibt; und diefes am fo viel weni⸗ Hof ſeyn, | Diefer Hof, welcher zween Bogenſchuͤſſe 24 Beſchreibung von China. ı Provins, Weiter hinaus liege ein anderer Hof, der wie der vorige geſtaltet iſt. An dem Ende Peche li. deſſelben ſteht die fünfte Abtheilung, welche die hoͤchſte Pforte genennet wird. Zu die⸗ Fünfte Abs fer Abtheilung gehören fünf große und majeſtaͤtiſche Pforten, zu welchen man auf fünf Trep⸗ theilung. pen hinauf fleige, wovon jede dreyßig Stufen bat, Ehe man aber nod) an das Thor fommt: fomuß man, auf fünf Brücken, welchezu den fünf Treppen gehören, über einen tier fen Graben, der voll Waſſer iſt. So wohl die Treppen, als die Brücken, find mie Sehnen, Gelaͤndern, Säulen, Eleinen Pfeilern, und viereckigten Säufenfüßen, mit Loͤwen und andern Zierrathen ausgeſchmuͤckt, die alle von ſehr feinem und fehr weißem Marmor find... Es ge- ſchieht alfo nicht ohne Grund, daß diefe Abtheilung den Namen des böchften Thores fuͤh⸗ vet, Da fie prächtiger und majeftätifcher, als alle übrigen ift. Darüber hinaus ift ein an⸗ derer fehr geraumer Hof a), der zu beyden Seiten mit gewoͤlbten Gängen und Oallerien, Sälen, und andern Zimmern verſehen ift, die alle fehr anfehnlich, prächtig und koſtbar ſind. Sechſte Ab⸗ An dem Ende dieſes Hofes iſt der hoͤchſte kaiſerliche Saal 5), zu welchem man theilung auf fünf Treppen hinauf fteigt. Jede Treppe hat vierzig Stufen, die alle von fehr fei⸗ nem Marmor, und Föftlich ausgearbeitee find. Die mittelfte Treppe, auf welcher nur der Kaifer hinauf feige, ift von außerordentliche Breite, Die zwo Treppen an der Seite, welche für die großen Herren und Mandarinen beſtimmet find, find nicht fo breit; und die zwo übrigen, welches die ſchmaͤleſten find, dienen für die Verſchnittenen, und die Bedienten des Faiferlichen Hauſes. Man erzählet uns, unter den chineſiſchen Kaifern fen diefer Saal wegen feiner Schönheit, Koſtbarkeit und Größe, eines von den Wundern der Welt geweſen. Allein die Räuber, welche unter der legten Einpörung einen Aufftand ervegeten, haben ihn, nebft einem großen Theile des Pallafts, verbrannt, als fie Peking aus Furcht vor den Tar- tarn verließen; und Diefe legtern waren zufrieden, wenn er demjenigen nur einigermaßen gleichete, was er. zuvor getvefen war, Indeſſen iſt doch immer noch dasjenige Darinnen, Baal, die Einbildungskraft erfüllen, und von der Hoheit und Größe des Kaifers zeigen ann. rı Kaiferlicher Auf diefem Saale fig der Fuͤrſt auf feinem Throne, und nimme von allen feinen Thron. großen Herren, und von allen feinen Mandarinen, fie mögen nun den Wiffenfchaften, oder dem Kriegsmwefen, ergeben feyn, die Huldigung ein. So bald Diefelben auf den Platz kom: men: fo nehmen fie, nad) ihrem Range, und nach ihren Würden ‚ ihre Stellen ein, wo fie ſtehen bleiben, Es find einer jeden von den neun Ordnungen ſolche Stellen angewieſen, und an dem Boden kleiner Pfeiler bemerket, und niedergefchrieben c), Adam fpriche, dieſe Pfeiler wären von Kupfer, und viereckigt 4). Siebente, Ueber dem kaiſerlichen Saale iſt noch ein anderer Hof, aus welchem man in die ſie⸗ achte und bente Abtheilung koͤmmt, welche der hoch erhabene Saal genennet wird. Don hier neunte Ab⸗ koͤmmt man in einen andern Hof, und aus ihm in die achte Abtheilung, oder den hoͤch⸗ theilung. ſten Saal in der Mitte. Bon hier geht man über einen andern Hof, und Fomme in den Saal der hoͤchſten Eintracht. Auf diefen Saal, und auf zween andere an jeder Geice, koͤmmt 2) Nach dem du Halde waͤre dieſes der dritte ) Hierbey- ſollte, nach dem du Halde, dem Hof: alsdenn aber würden der Graben und die Iſbrand Ides, und andern, ver fünfte Hof feyn, Brücken am unrechten Orte Reben. f | als — — XV Buch I Capitel. — koͤmmt der Kaiſer des Jahrs zweymal, fruͤh und na mittage, um ſich mit feinen Rolauen, ı Proving, ober Staatsräthen, * * * —— * ſechs höchften Gerichte, über die Yy-, Peche wi gelegenbeiten des ganzen Reichs zu berathſchlagen. Deswegen fteht an dem oftlichen Ende diefes Saales ein febr fehöner Pallaſt für das Gerichte, welches Kyu ywen, oder das ins nere Berichte genennet wird, und aus Staatsräthen, und über dreyhundert Mandarinen an. Allen Elaffen, beſteht. Diefes it die Unfache, daß diefes Gerichte den Rang über alle Übrige Reichsgerichte bat, er Bon hier kommt man in einen andern Hof, und ſodann in die zehnte Abtheilung, die Zehnte Ab⸗ eine ſchoͤne und hohe Pforte Hat, welche die helle und unbefleckte Pforte des Himmels teilung. genennet wird, In der Mitte find drey Thore, zu welchen man auf drey Treppen hinauf ſteigt. Eine jede Treppe beſteht aus mehr als vieryig Stufen, Auf beyden Seiten find zwo Eleine Thuͤren, wie man bey allen Thoren diefer Abrheilungen finder. Durch diefe Pforte gehe man in einen geraumen Hof, der mic der eifften Abtheilung Eilfte, oder - umgeben ift, welche die belle und unbefleckte Wohnung des Himmels genennet wird, Eaiferliche Sie iſt die prächtigfte, Höchfte und foftbarfte unter allen. Es gehen fünf Treppen von ſeht Aötheilung. feinem Marmor binauf, wovon jede aus fünf und vierzig Stufen befteht, Die mie Pfei- lern, Sehnen, Gefändern, und vielen kleinen Loͤwen gezieret find. Ganz oben finder man, zu beyden Seiten, zehn große $ötwen von vergoͤldetem Kupfer, vortrefflich ausgearbeicer, In der Mitte dieſes Hofes, in einer bequemen Entfernung von der Treppe, fteht ein eherner Thurm. Erift vergoldet, hat Thüren und Fenfter iſt rund, geht fpigig zu, und ift et⸗ 2 war funfehn Schuh hoch. Er iſt mit vielen kleinen kuͤnſtlich eingeſchnittenen Figuren aus⸗ von vergoͤldetem Kupfer, die gezieret. Zu beyden Seiten ſtehen zwey große Kohlenbeden, Fünftlich ausgearbeiter find, und worauf man Tag und Nachr mir Weihrauche räuchert, drey Königinnen, Die Seine Koͤni— In dieſer prächtigen Abtheilung wohnet der Kaiſer mit ſeinen erſte, die man Whang hew, das iſt, die Koͤniginn, oder Raiferimm nenne, Hält fich ginnen und bey ihm in den mittlern. Zimmern auf. Die zivente beißt Tong kong, und hat ihre Zim- Frauenzim⸗ mer gegen Morgen; und die dritte, mit Namen Si Bong, gegen Abend, So wohl diefe wier. Zimmer, alg die gegen Morgen, ftoßen an die mittlern, wo der Kaiſer iſt. In diefer Ab⸗ theilung, und in den uͤbrigen, die hernach beſchrieben werden follen, wohnen auch ordentlich — — sep, und manchmal auch dreytauſend Beyfchläferinnen, nad) Belieben es Kaiſers. In Anſehung dieſer Abtheilung muß man ferner merken, daß ſo wohl die Haͤuſer, als auch das Porcellan, der Hausrath, die Kleider ‚und alle übrige Sachen zum Dienfte des Kaifers, mit Drachen ausgezieret find. Desgieichen haben alle Gebäude und Häufer, wor⸗ innen or wohne, ein gewiſſes Verhaͤltniß zu dem Himmel, entweder im Namen, oder in der Anzahl, oder auf eine andere Art. Alfo wird dieſe lehte Abtheilung von den Chineſen der Meute, und nicht der eilfte Himmel genennet, weil fie dasjenige , mas außerhalb der außern Einfaffung des Pallaftes iſt, niemals mit zu rechnen pflegen, Hernach zählen fie auch · die heitere und unbefleckte Pforte des immels, und dieſe letztere Abtheilung, nur ‚als welche ben Thronſaal ig pen fünften Hof feßen, ) Magellans Erzählung von China, a, d. agr welches, von dem Eingange de⸗ Pallaftes an, eigent⸗ uf. ©. Uch dieſer iſt. d) Eben daſelbſt, a. d. 208 ©. Allgem, Reiſebeſchr. VI Band. D 26 Beſchreibung von China. | 1 Peooins, nur fuͤr eine einzige 0). Damit man ferner eine Aehnlichkeit mit den zwölf himmliſchen pedreli, Zachen Habe: fo find auch die befondern Pfäge, worinnen der Kaiſer wohnet, zwoͤlfe an der Zahl. Dreye davon ſtehen in einer geraden Linie von Mitternacht gegen Mittag f); die uͤbri⸗ gen aber auf der Morgen: und Abendſeite. Sie find fogeraum, und auch fo prächtig, daß eine einzige Abtheilung für einen König genug feyn koͤnnte. Zwoͤlfte, drey⸗ Ueher diefer eilſten Abtheilung ift ein anderer Hof, und naͤchſt daben finder ſich die * und zwoͤlfte Abtheilung, oder bie zweyte Wohnung bes Kaifers, welche die edle und ſchoͤne —— ictlere Wohnung genennet wird. Bon hier koͤmmt man in einen andern Hof, wor⸗ " innen die dreyzehnte Abrheilung, oder die dritte Wohnung des Kaifers ift, welche man die Wohnung, die den Himmel unterhält, zu nennen pfleget. Hinter derfelben liege der Faiferliche Garten, dev fehr fhön und geraum iſt, und die vierzehnte Abtheilung ausma⸗ chet. Nach dieſem teiffe man verfchiedene Höfe, und andere große Päge an. Wenn man Funfzehnte durch diefelben hindurch ift +. fo koͤmmt man an die legte Pforte der innern Einfaffung, welche Abtheilung · die funfzehnte Abtheilung ausmachet, und die Pforte der gebeimnißvollen Stärke ge- nenne wird. Sie beiteht aus drey Thoren, und drey großen Bogen, die einen fehr hohen Saal, oder Thurm unterftügen. Diefer Saal ijt gemalt und vergoldet. Die Decke ift oben mit verfehledenen Fleinen Thürmen und andern Zierrathen verfehen , welche fo wohl ges ordnet und eingerichtet find, daß das Ganze nicht weniger majeſtaͤtiſch, als ſchoͤn, in die Aus en fallt, Sechzehnte De man hierdurch gegangen ift: fo koͤmmt man, vermittelt einer großen und ſchoͤ⸗ Asheilung. nen Brüce, die ganz von großen Marmorfteinen erbauet ift, über den Graben, und in eine Straße, welche von Morgen gegen Abend geht, und an dev Mitternachtfeite verfchiedene Palläfte und Gerichtspläge hat. In der Mitte, gegen der Bruͤcke über, ift ein Thor mit drey Pforten, welches etwas Fleiner ift, als die vorhergehenden Thore, Und diefes ift die ſechzehnte Abtheitung, welche man die hocherhabene Mittagspforte zu nennen pfleget 9). Daluher hinaus iſt ein Hof, dreyßig Faden breit. von Mittag gegen Mitternacht, und ei⸗ nen chinefifchen Feldweg lang von Morgen gegen Abend. Hier uͤbet fich der Kaifer mit feis nen Pferden; und daher ift diefer Ort nicht fo, wie andere Höfe, Straßen und Pläße, von denen wir geredet haben, gepflaftert: ſondern nur mit Erde und Sand beftreuer. Diefer Platz wird mit Waffer befprenge, wenn Der Kaifer $uft hat zu reuten, Siebsenzehnte In der Mitte der nordlichen Mauer fteht ein großer Thorweg mit fünf Pforten, wie — — — — Kbtheiung. die vorigen ſind. Dieſes iſt die ſiebenzehnte Abtheilung, und heißt : die Pforte der zehn⸗ taufend Jahre, das ift, die Pforte des Raifers. Etwas weiter vorwärts trifft man einen geraumen Thiergarten an, wo diefer Monarche wilde Thiere, Bäre, wilde Schweine, Zuger, und vergleichen Hält. Diefe ftehen alle in ihren Ställen, welche groß und fehön find. In der Mitte diefes Thiergartens find fünf Hügel b), zweene gegen Morgen, zweene gegen Abend, die alle gleich rund find, und ſpitzig zugeben, und einer in der Mitte, der hoͤ⸗ her iſt, als die übrigen. Sie find von Menfihenhänden von ber Erde aufgefuͤhret, die mar aus dem obengemeldeten Graben und See ausgegraben hat, und über und über mit ordentlich gepflanzten Bäumen beſetzet. Ein jeder von dieſen Hügeln bat einen vunden, oder 3 vier e) Daraus fieht man, daß bie zwo erften Ab⸗ narien, lieber nach Höfe rechnen. Denn fie fas eheilungen von dem Verfaſſer dazu gemacht find, gem der Kaiſer liege hinter neun Mauern. und daß die Chinefenr, wie auch die hbrigen Miſſio-7) Mehr von Mittag gegen Mitternacht, wie der —— * I WBuch. IlCapitel. — viereckigten Fußboden, worein verſchiedene Hoͤlen fuͤr Caninchen und Haſen gegraben ſind, Provinz, damit ſie ſich darinnen aufhalten koͤnnen. Der Kaiſer beſuchet dieſen Platz oft, um die Peche li. Hirſche und Gemſen herumſpringen zu ſehen, und den Geſang der Vögel anzubören, x Einen Büchfenfhuß weit von diefem Plage ſteht ein fehr Dickes Gehölze. Ya dem Achtzehnte, Ende deffelben, dicht an der mitternächtlichen Mauer des Thiergartens, ſieht man drey —— Eufthäufer mic fhönen Treppen und Gängen von aufgeworfener Exde ‚ damit man von eis 0" Ze nem zum andern Darauf kommen koͤnne. Diefes iſt ein recht Fönigliches Gebaͤude; die zung, | Baufunft daran iſt vortrefflich, und machet die achtzehnte Abtheilung aus. Sie heißt der Eönigliche Pallaft des langen Lebens, in wenig weiter vorwärts ſieht man einen Thorweg, der dem vorigen gleich ift, und die neunzehnte Abtheilung ausmachet. Man nennet fie die hocherhabene Pforte der Mitternacht. Aus derfelben kͤmmt man in eine lange und breite Straße, die zu beyden Seiten mit Palläften und Gerichtsplägen ge: zieret iſt. An dem Ende derſelben iſt noch ein anderer Thorweg mit drey Pforten, die noch innerhalb der aͤußern Einfaſſung befindlic) find. Man nennet ihn die Pforte der Mir; ternachtsruhe. Diefes iſt die legte und ziwanzigfte von denen Abtheilungen, welche in ei» ner geraden Linie von Mittag gegen Mitternacht, ven Foiferlichen Pallaft ausmachen 2), Die Erzählung des Miffionarius ‚ den du Halde anführer, von den neun Höfen, die Er man vor der Abrbeilung des Kaifers finder, ift folgende: Er Fam, nebft andern Miſſiona⸗ rien, Durch die oftliche Pforte des Thorweges in den Palfaft: denn das ſuͤdliche Thor wird niemals geöffnet, außer nur für den Kaifer. Won hier Fam er in einen großen vieredfigten Hof, an der Mittagsfeite des Pallaftes, der etwan hundert geometrifche Schricte groß war. Er ift mic breiten Ziegelfteinen gepflaftert: die Gänge aber mit breiten platten Steinen. An jedem Winkel ift ein großes länglichtes Gebäude, mit einem doppelten Dache, - Das unterfte Stockwerk hat, wie die Stadtthore, drey Eingänge, Ehe fie in den zwenten Hof gelangeten, kamen fie an einen Canal, der größtentbeils Zweyter Hof. trocken war, und von Morgen gegen Abend mit der Mauer in gerader Linie fortgieng. —_ Sie giengen über eine von den fechs weißen k) Marmorbrüden, die gegen die Mitte er- bauer waren. Gegen diefen Brücken ber waren eben fo viele Bogen, oder offene Thore. Ein jedes davon unterftügte ein großes Gebäude, mit einer Erhöhung oder einem Thurme, und einem doppelten Dache, deifen Dicke zwanzig geometrifhe Schritte in die Höhe war. An jedem Ende der Brücke, von welcher man auf das mittlere Thor zugieng, waren zween runde Pfeiler von weißem Marmor, mit einem großen Fußgeſtelle, welches mit einem Ge: laͤnder von eben folchem Marmor umgeben war. Der Fußboden war mit zween großen Loͤwen geziert, die fieben bis acht Schuh hoch waren, und aus einem einigen Stüce ge: bauen zu ſeyn fehienen. Als fie durch das Thor gegen Mitternacht, in diefen zweyten Hof engen, welcher gegen hundert geometrifche Schritte in der Laͤnge, und fünfzig in der reite hat, fanden fie an dem Eingange zwo andere Säulen von weißem Marmor, die un er dem Capicale, welches platt und ſehr breit iſt, mit zween Drachen in erhabener Arbeit, mit zween kleinen Flügeln geziert waren, D2 Von ?) Magellans Erzählung von China, a. d. 289 f.®& ſter Hof. der Verfaſſer Bier geht. g) Die Mittagspforte koͤmmt hernach. u. f. S 5) Dieſer Huͤgel gedehket Marcu⸗ Polus,2®d. Vielmehr fünfe: denn dieſes iſt ordentlich Cap. 16. die Anzahl der Thore. er — 1. Prowins, Peche li. Shre Ger bäude. Vierter Hof. Fuͤnfter Hof. — Beſchreibung von China. Bon hier kamen fie in einen dritten Hof, der zweymal fo lang war, als der jivente und etwas breiter. Er hatte fünf Thore, und auf denfelben Gebäude , fie auf den vori⸗ gen. Diefe Thore waren fehr dicke, und mit eifernen Platten überzogen ‚ die mit Reihen von Füpfernen Nägeln befeftiget waren, deren Köpfe größer waren, als die Fauſt eines Mannes; Ale Gebäude des Pallaftes ſtehen auf einem Grunde von ſehr ſchlecht polirtem roͤthlichgrauen Marmor, der mit ausgehauenen Figuren ausgezieret ift. Alle diefe Höfe find mie ſehr niedrigen Gebäuden umgeben, die mit gelben Ziegelit gedecket find. An dem Ende des dritten Hofes ift ein langes Gebäude mit zweyen Dorge- baͤuden ), an deren Flügel zwey andere von eben der Art ftoßen. Sie haben ein boppel: tes Dach, und find, wie Die Flügel und der untere Theil des Gebäudes, mit Geländergän- gen umgeben, Das Gebaude ruhet auf einem Boden von Ziegelfteinen, welcher feine Druftwehre und kleine Schießlöcher hat, und beynahe finf und dreyßig Schub hoch iſt. Der Grumd des Bodens raget fechs Schub über der Erde hervor, und ift von Marmor: Der Eingang befteht in dreyen Thoren, wie die vorigen find; jedoch mit Diefem Unter— ſchiede, daß das Eiſenwerk und die Nägel vergoldet find. Es waren verfchiedene Wachen an dieſem Thore. Unter denfelben befand fich auch ein Rolau, oder einer von den erftert Staatsraͤthen. Diefer war, weil er ſich hatte beftechen laſſen, dazu verdammet, daß er, als ein gemeiner Soldat, auf diefem Poften Wache ftehen ſollte. Jedoch, ungeachtet er in folche Ungnade gefatlen war: fo grüßten ihn doch alle Voruͤbergehende, beugten die Knie vor ihm, und dachten immer noch auf Die Hohe Ehrenftelle zurück, die er ehemals beffei- det hatte, Aus diefen dreyen Höfen , in welchen nichts befonders zu fehen war , außer ihrer Größe m), kamen fie in einen vierten, der beynahe achtzig geometrifche Schritte ins Ge: vierte hatte, und über die maßen angenehm war, Er iſt mit, Gallerien umgeben, die, in ſchicklichen Entfernungen, durch Fleine offene Säle unterbrochen werden, welche etwas hoch find, und Treppen vor fich haben, deren Stufen von weißem Marmor find, und rund herum geben. Durch diefen Hof fließt ein Eleiner Canal, der mit weißem Marmor ein- gefaffer, und an den Seiten mit Gelaͤndern von eben diefem Steine gezievet ift. Leber den- felben gehen vier bis fünf Brücken. von weißem Marmor, die auf einem einzigen Bogen ruhen, und mit Figuren in erhabener Arbeit gezieret find. _ An dem Ende des Hofes iſt ein großer und.prächtiger Saal, mit drey fchönen Treppen, welche mit eben dergleichen Ge: löndern ausgezieret find. Der fünfte Hof, welcher nunmehr folget, bat faft eben die Geſtalt und Größe: aber ein feineres Anfehen, weil er einen großen vieredigten drey Stockwerk hohen Altan hat, wovon jedes Stockwerk mit Geländern von weißem Marmor gesieret ift. Diefer Alan nimmt beynabe die Hälfte von der Laͤnge des Hofes 2), und zwey Drittheile von feiner Dreite ein. Er ift gegen achtzehn Schuhe hoch, und auf einem Grunde von fiamifchem Marmor erbauet, welcher etwas gröber ift, Die Höhe diefes Grundes beträgt ſechs Schuhe. Der Altan hat drey Treppen, wovon Die mistelfte die vornehmfte iſt, und unten am Fuße jiveen I), oder Sälen, keit ſeyn, wo dee Thron ſteht, deſſen hernach Mief- m) Mogellanus aber erhebet fie gar fehr. dung gethan wird. Allein die Beſchreibung dieſes Platzes iſt ſehr von derjenigen unterſchleden, wel⸗ ‘n) Dieſes muß der Saal der großen Einig⸗ che le Comte giebt. Diefer ftellee den Altan im, "Rn —— — — — — — — — — XV Buch. 1Capitel. | 29 | zween Eüpferrie Sörven hat. Oben auf dem Altane find acht Gefäße von eben dieſem Me: — talle, gegen ſieben Schuh hoch. Dieſer Altan ſteht vor einem großen und prächtigen Pecht li. Saale, wo der Kaifer die Bittſchriften annimmt, die ihm die Mandarinen aus den hoͤch ften Gerichten täglich einhaͤndigen, welche fich zuvor an der großen Treppe, wie gewöhnlich, zur Erde niedermerfen, } ru Nachgehends giengen fie durch zween andere folche Höfe, mit Altanen von gleicher Sechfter, fler Geſtalt und Größe, die mic eben folchen Gebäuden umgeben, und mit Treppen und Ge— * landern rund herum verſehen waren. Sobenn wurden fie, zur rechten Hand des letzten Hofes, durch eine Thüre in einen andern geführet, der etwan zweyhundert Schritte lang war. Diefes wareine Art von einem Hippodrome, oder ein Pag zum Pferderennen. An dem Ende deffeiben,, zur linken Hand, Famen fie in einen großen offenen Saal, wo fie Wache fanden. Hier warteten fie einige Zeit auf den Mandarin, der befteller war, fie in die Abteilung des Kaifers zu führen, x Sie folgten demfelben durch einen neunten Hof, der etwas Eleiner ‚, als die vorigen, Neunter aber nicht weniger prächtig war 0). An dem Ende deffelben fahen ſie ein großes länglich- Hof. tes Gebäude mit einem doppelten Dache, das, wie das vorige, mit gelb lackirten Ziegen gedecket war. Diefes iſt der Pallaft, wo die Abrheilung des Kaifers if, Dabin kam man auf einem befondern Gange, ver fünf bis ſechs Schub hoch, mit Geländern von weißen Marmor eingefaffet, und mit eben dieſem Steine gepflaftert war. Niemand ‚, als nur der Kaifer, darf auf diefem Wege, oder mitten durch) die andern Höfe gehen, Dieſer Pallaft, welcher von ausgehauener Arbeit, Lackirung, Gold und Malereyen Pracht des glänzet, fteht auf einem erhabenen Boden, Er ift mit geoßen Duaterftücken von fehönem Pallaſtes. gruͤnen Marmor gepflaſtert, die wie Glas poliret, und fo genau an einander gefüget find, daß man die Fugen kaum erkennen fann. An dem Eingange in den großen Saal ift eine Thuͤre, welche in ein großes viereckigtes Zimmer gebe, welches mit Marmor gepflaftert iſt. Der Kaifer ſaß daſelbſt, nach tartarifcher Weife ‚ auf einem Teppiche, Das Bal- kenwerk diefes Zimmers wurde durch hölzerne Säulen unterftüßet, die roth lackirt waren, Sie waren auf fo eine Art in die Mauer eingefüger, daß fie mit ihr eine gleiche und ebene Dberfläche ausmachten. Man muß geftehen , daß diefe Reihe von Höfen, bie alle in einer geraden Linie gleich fortgehen ; diefe Menge von "Gebäuden ‚ ob fie gleich unor— dentlich unter einander ſtehen, und einander nicht aͤhnlich find; dieſe Untermifchung von Thürmen , Gaflerien , Säulengängen , Gelaͤndern, Treppen von Marmor , und einer Menge von lackirten Dächern, die mit gelben Ziegeln gedecket, und fo prächtig und ſchoͤn find, daß fie, wenn die Sonne darauf ſcheint, ausfehen, als ob fie mit Golde überzogen wären; Daß alles dieſes den Augen etwas fo prächtiges darſtellet, welches fich eben fo we- nig ausdrücken läßt, als Teiche esaift, zu entdecken, Daß diefes der Pallaft eines großen Kai- ſers feyn müfle p). «Wenn wir noch die Höfe Binzufügen, welche an die Flügel deſſelben, für die Bedien- Andere Pal: een Und für die Ställe, angebauer find; ferner die Palläfte der Prinzen vom Gebtüre; die fäfe D 3 Pallaͤſte die Mitte des Hofes, mit Treppen auf den vier die Länge von allen zuſammen auf eilfhundert und Exiten. zwanzig Schritte belaufen. 0) Wenn man für die dan ge diefes Hofes Dun: ) Le Eomtes Nachrichten von China auf der dert und achtzig Schritte annimmt: fo wird ſich Soften Seite, 30 Beſchreibung von China. ı Provinz, Pe che li. De Die doppel- ten Dächer. Die echößes ten Erdplaͤtze. Kaiſerlicher Verhoͤrſaal. Der Thron. Palläfte der Kaiferinn und des Frauenzimmers; die Gärten, die Teiche, die Seen und die Gehölze, worinnen allerley Thiere aufbehalten werden: fo. muß Diefes alles im Ganzen ein Entfesen herborbringen 4). Ehe wir fortfahren, eine Nachricht von den übrigen Gebäuden und Abtheilungen des Pallaftes zu geben: fo müffen wir noch einige wenige Worte hinzuthun, wegen der Dächer auf diefen Gebäuden ; wegen der erhöheren Erdpläße, oder des Örundes, worauf fie ftehen, und wegen des großen Faiferlichen Thronfaales. Die Dächer haben vier Seiten, gehen fehr hoch in die Höhe, find an den Fugen her- unter mit Laubwerke gezieret,, und unten am Ende aufwärts ausgeſchweifet. Hernach gebt rund herum ein anderes Dach, das eben fo glänzend ift, als das vorige, aus der Mauer hervor, und wird durch eine große Menge von Balken, Dueerbalfen und Sparren unter ſtuͤtzet, die alle grün facfiref, und mit goldenen Figuren ausgezieret find. Dieſes andere Dach machet, mit der Vorftechung des obern, eine Art von einer Krone für diefe Gebäude; _ welches ein fehr gutes Anfeben bat, de Die Erhöhungen oder Grundpläge, worauf die Zimmer gebauet find, tragen eben- falls vieles dazu bey, ihnen ein prächtiges Anfehen zu geben, wodurch das Auge geruͤhret wird, Sie find gegen fünfzehn Schub hoch von der Erde, mit weißem Marmor überzo- gen, mit fchönen und Fünftlichen Geländern gezieret, und nur am Eingange der Treppen offen, welche man an den Seiten, in der Mitte, und an den Ecken der Borderfeite, ge wahr wird. Der Eingang in der Mitte ift eigentlich nur ein fchräger Weg, der aus zwey Marmorftücken befteht, ohne Stufen und ohne Ruheplaͤtze. Es ift niemanden, außer dem Kaifer, erlaubt, auf diefem Wege in die Zimmer zu gehen. Diefer wird, an feyer- lichen Tagen, auf feinem bedeckten Tragfeffel, da hinein getragen. Diefe erhabenen Erd- — — — — — plaͤtze, welche vom Morgen gegen Abend gehen, machen vor den Thuͤren und Fenſtern der Zimmer eine ſehr breite Erhoͤhung, die mit Marmor gepflaſtert iſt, und um und um ſieben bis acht Schuh uͤber das Gebaͤude hinausgeht. Dieſes iſt die Geſtalt der Zimmer oder Wohnplaͤtze des Kaiſers und des kaiſerlichen Saales, welcher Tay ho tyen, oder der Saal der großen Einigkeit, genannt wird r). Diefer Saal ift gegen hundert und dreyßig Schuh lang, und größtentheils viereckigt. Die Decke ift von Schnitzwerke, grün lackiret, und mit vergoldeten Drachen gezieret. Die Pfeiler, welche die Dede inwendig unterftügen, haben unten am Fuße fechs bis fieben Schub im Umfange, und find mit einer Art von Teige umgeben, der mit rothem Lacke, auf japanifche Art, überzogen ift. Der Fußboden if zum Theile mit ganz gemeinen Tep: pichen bedecfet , die wie die türfifchen Teppiche geftalet find. Die Mauern find fehr weiß getuͤnchet; aber ohne Tapeten, Spiegel, Wandleuchter, Gemälde und andere Zierratben. Der Thron, welcher in der Mitte des Saales ſteht, beftchr aus einer hoben Einfaf fung, oder einem Alkoven, der fehr fauber, aber weder Foftbar noch prächtig.ift, und Eeine weitere Auffchrift bat, als das Wort Sching, das ift, vortrefflich, vollkommen oder hochweife ). Auf dem erhöheten Boden oder Grunde vor demfelben ftehen fehr große and dicke Füpferne Gefäße, worinnen man, fo fange die feyerliche Handlung waͤhret, zu räu: ern g) Du Aaldes China I Band, a. d. 245 und? 9) So heißt es vielmehr, als heilig, tie es ei⸗ folg. Seite. nige uͤberſetzen. 7) Diefen nennet Magellanus den hoͤchſten kai- 7) Die vorhin, gegebene Beſchreibung des Mis⸗ ſerlichen Saal. ſiona⸗ Ahern ofteget 5 wie auch Seuchter, die wie Vogel geftaltet, und groß genug find, Fackeln Provinz, = — Dieſer ae Fußboden — weiter gegen Mitternacht, über den Pe che li. Saal Tay ho tyen hinaus, und dienet zween Eleinern Sälen zum Grunde, welche yon dem erftern bedecket tverben, Einer davon iſt ein artiges vollkommen rundes Gemach, mit enſtern an jeder Seite, und mit buntem Sade überzogen, Hier ruhet der Kaifer, wie —* ſaget, vor oder nach der feyerlichen Handlung zuweilen aus , und wechfelt feine feider um, j ; Der runde Saat iſt nur einige wenige Schritte von einem zweyten entfernet, der mehr lang als breit ift, Die Thüre deſſelben ift gegen Mitternacht, Durch diefe Thuͤre muß der Kaifer gehen, wenn er aus feinen Zimmer auf feinen Thron will, um dafelbft die Huldigung von dem ganzen Reiche anzunehmen. Alsdenn läßt er fich von Teägern, die mit langen rothen und mit Seide geſtickten Roͤcken bekleidet ſind, und Muͤtzen mit Feder⸗ buͤſchen auf dem Haupte haben, in einer Saͤnfte forttragen. In dem Hofe vor den Tay ho tyen ftellen fich die Mandarinen an dem Tage, der in den Reichsgeſetzen zu der feyerlichen Handlung beſtimmt iſt, in Ordnung, um ihre Huldi⸗ gung zu erneuern. Dieſer Gebrauch wird beobachtet, der Kaiſer fey zugegen oder nicht. Nichts ift bey ihnen gewöhnlicher, als daß fie vor dem Thore des Pallafts, oder einemvon den Föniglichen Sälen.mit der Stirne die Erde beruͤhren, und zwar mit eben den Umſtaͤnden und ber Ehrerbiethung, als ob der Kaifer auf dem Throne ſaͤße. t Diefer Hof iff der größte unter denen, die zu dem Pallaſte gehören, Er iſt wenig⸗ Kunſtkam⸗ ſtens dreyhundert Schuh lang und zweyhundert und fünfzig breit ). Ueber ber Gallerie, mer. welche ihn umgicebe, ift die kaiſerliche Kunft= und. Raritaͤtenkammer. Denn der Schas Oder die Einfünfte des Reichs, werden in dem böchften Gerichte aufbehalten, welches Zu Pr genennet wird. Diefe Rammer wird bey gewiſſen Gelegenheiten geöffnet; als ben der Wahl eines Rronerben ‚ einer Raiferinn oder Königinn uf. w. In der einen Abtheilung werden die Gefaͤße und andere Sachen von verſchiedenem Metalle auf behalten; in einer an: dern, eine große Menge von den fhönften Fellen und Thierhäuten; in einer dritten, Klei⸗ der, Die mit den Haͤuten von grauen Eichhörnern, Füchfen Hermelinen und Zobeln ge⸗ füttere find, womit der Kaifer zumeilen feine Bedienten befchenft. Es finder ſich auch eine Abtheilung für Edelfteine, feltfamen Marmor und Perlen ‚ welche in der Tartarey gefun- * —* Die größte unter allen b ; i reſſen find, mo man die Seid bt, welche mic Fleiß zu Nan Eing, San chew fu und Su chew fu unter der Aufſicht eines Mandarinen zum he Ra fers und des kaiſer lichen Hauſes verfertiget werden, In den uͤbrigen Vorrathskammern verwahret man Pfeile, Bogen und Sättel, welche entweder zu Deking verfertiget, oder aus fremden Landen Hieher gebracht, oder von großen Fürften zum Geſchenke uͤberſchicket, und - um Gebrauche des Kaifers und feiner Kinder, auf die Geite-gelegt worden find, Man finder Hier auch eine Abtheilung, wo man den beſten Thee von allerley Gattung, den China hervordringt nebſt verſchiedenen Arzeneyen, und andern fonderlich Hochgehaltenen Apothes kerwaaren zu ſammeln pfleget. Dieſe ſonarius macht einige von den Hoͤfen, als den er⸗ „der kleinſte von den aͤbrigen Höfen, wo in der Jeich⸗ ſten und dritten, weyhundert Schritte lang, und nung kein Fehler vorgegangen ift, größer, als dies die drey folgenden muy q Gtäig. Da aber diefes fer, und fark dreymal d groß feyn, zuſammen vierhundert Sub muemahet: un fer und faſt drey ſo groß fey Zween klei⸗ nere Saͤle. 1. Provins, pe che li, DieGallerie. Andere Pal⸗ fäfte. Innerhalb der innern Mauer. fichen Pallaſtes, welche der hoͤchſte kaiſerliche Saal genennet wird, m Beſchreibung von China. Dieſe Gallerie Hat fünf Thuͤren; eine gegen Morgen, die andere gegen Abend, und die übrigen dreye auf der Seite gegen Mittag." Die mittlern Flügel werden für nieman- den, als für den Kaifer-geöffnet, Die Mandarinen, welche die feyerliche Handlung vor dem Eaiferlichen Saale verrichten wollen ‚ gehen zu den Seitenthuͤren hinein. Man findet an dieſer Vorderſeite nichts außerordentliches. Vor derſelben iſt ein großer Hof, in welchen man auf einer Marmortreppe hinunter feige, die mit zween großen kupfernen Löwen, und einem Geländer von weißem Marmor gezieret ift. Sie hat die Geſtalt eines Hufeiſens. Bor ihr vorbey ſtroͤmet fehlangenmeife ein Fluß, welcher durch den Pallaft läuft, und wor— über Bräden von weißen Marmor gebauet find «). A* j 3. Andere Palläfte und Tempel, ſowohl innerhalb als außerhalb der Mauer des innern Pallaftes.' Andere Patläfte innerhalb der innern Dauer. Bild heit eines Kaifers. Der Hafe in dem Monde. fänfen der alten Könige. Pallaft der Prinzen. Palläfte zur Luft und zum Vergnügen Tempel: ‚ Pallaft der Liebe und Einigkeit. ° Ihre Geftalt der erſte. Unzüchtiges Gößenbild. Tempel des. und Ordnung. Aeußere Palläfte. Ungemeine Himmels. Tempelder Erde, der Sonne und des Tugend. Bewundernswuͤrdige Brücke, Thor: Mondes. Tempel des Schutzengels. Ir jeder Seite des Pallaftes, der für die Perfon des Kaifers beftimmt ift, find noch ver- ſchiedene andere aufgefuͤhret. Manche davon koͤnnten wohl, wegen ihrer Schönheit, Pracht und Größe, großen Fürften zur Wohnung dienen, Damit man ſich nun fo viel leichter einen Begriff von ihrer Lage machen koͤnne a): fo muß man merfen, daß der Raum, welchen dfe innere Mauer einfhließe, durch zivo große und hohe Mauern von Mittage ge- gen Mitternacht, in drey befondere Theile gerheilet wird. "Der Faiferliche Pallaſt nimmt den mittlern Raum ein: die Seitenpallaͤſte aber die übrigen beyden. Dieſe Abrheilungs- mauern haben feine Zinnen: fondern find mit gelblafirten Ziegeln gedeckt. Der oberfte Theil ift mie mehr als taufend erhabenen Bildern und Figuren von gleicher Materie und Farbe geziert. Von der Traufe diefes Eleinen Daches hängen zu beyden Seiten Drachen in halb erhabener Arbeit. Der übrige Theil der Mauer ift mic viereckigten geünen, gelben und blauen Ziegeln bedeckt, die fo geordnet find, daß fie Thiere, Blumen und Hörner vor, ftelfen. Was die Palläfte anbetrifft, welche durch Mauern von eben der Art von einan- der gefrennet find: von denen hat jeder vier Abtheilungen 4), mit eben fo viel Höfen, und einem Föniglichen Saale in der Mitte, mit Treppen, und einer offenen Gallerie von weißem Marmor rund herum, wie die an dem Faiferlichen Pallafter aber viel Eleiner. Die Höfe find auf allen Seiten mit Sälen und Zimmern von ausnehmend fehöner Baufunft geziert, die inwendig roch lakirt, und mit Golde und Himmelblau bemalt find, Der erfte Pallaſt wird Den wha tyen, ober der Pallaft der blühenden Belehrfamkeit genennet. Hie— her begiebe fich der Kaifer, wenn er Luſt hat, fich mit ſeinen Gelehrten zu unterreden; fie, wegen wichtiger Gefchäffte zu Rathe zu ziehen, oder die Faften zu halten, Die am meiften in Ehina beobachtet werden, Er fteht an der Morgenfeite der fechften Abtheilung des kaiſer⸗ v) Du Zalde, China, I Band, auf der'6g und deutlich angemerkt, außer von dem beyden erſten. folgenden Seite. —— a) Es iſt aber von keinem die, beſondere Lage Daß ihrer vier und zwanzig waͤren. 7 An dem Ende der Anmerkungen wird gejagt, Der XV Bud. I Eapitel, 93 Der zweyte Palfaft liege dem borigen gerade gegen über, an ber Abendfeite eben diefes ı Provinz, Eaiferlichen Sales, und wird Du ing tyen, oder der Pallaft des Kriegsraths genen- Peche li. net. Hier hält der Kaiſer Rath, wenn das Königreich durch eine Empörung, duch Strap fenräuber, oder durch die Einfälle der Tartarn in die Graͤnze, beunruhiget wird, er dritte, oder der zweyte an der Morgenſeite ec), heißt Tong ſyen tyen, ae der en Pallaft, wo man die verftorbenen Raifer aus dem regievenden Hauſe verehret. Eu Die Bildniſſe diefer Monarchen figen auf Thronen, in einem prächtigen Saale, bet; wie die übrigen, mic Treppen, Gallerien, und allen andern Bequemlichkeiten geziere iſt. Ihre Bildſaͤulen find von Adler und Sandelholze, oder anderm wohlriechenden Holze verfertiger, und koſtbar bekleidet. Vor den Bildniſſen ſtehen koſtbare Tiſche, mit Leuchtern, Kohlpfan⸗ nen und andern koͤſtlichen Zierrathen. An Feyertagen bringe man daſelbſt ein Opfer von verfchiedenen Tiſchen, die mit den auserlefenften Speifen befege find. Der vierte Pallaft, oder der zwoyte an der Abendfeite, heißt Tin chi tyen, oder der Pallaſt der Barmherzigkeit und Älugbeit. Hier werden dem Kaifer nad) feinem Ab⸗ ſterben, die gewöhnlichen Ehrenbezeugungen erwieſen. — Der fünfte Pallaſt, oder der dritte an der Morgenfeite, wird Tzu fing kong 4), Pallaͤſte der oder der Pallaft des Mitleidens und der Sreude genennet. Hier haͤlt ſich der Kron- Prinzen : erbe auf bis an den Top feines Vaters. rin 7"; Der fechfte, oder der dritte an der Abendfeite, Heiße King ho kong, oder der Pallaſt der Einigkeit und Bluͤte. Hier wohnen der zweyte und dritte kaiſerliche Prinz, bis ſie fi) vermaͤhlen. Der ſiebente Pallaſt, oder der vierte an der Mor ober der Pallaſt der Königlichen Dermäblungsfeyer ‚ weil man darinnen die Bermäh- fung des Königs und des Kronerben zu feyern pfleget. Der achte Pallaſt, oder der vierte an der Abendſeite, der Pallaſt der Froͤmmigkeit, und iſt der Aufenthalt der Frauenzimmers. JF — Der neunte Pallaſt, oder der fuͤnfte gegen Morgen, heißt Chong qui Fong, oder der Köniz der Pallaft der Schönbeir. ‚Der jebnte Pallaft, oder der fünfee gegen Abend, wird ginnen und Rya fyang kong F), oder-der glückliche Pallaſt genennet. Diefe beyden Palläfte find Prinzeßlũen für die kaiſerlichen Schweftern und Prineßinnen, ehe fie fich vermaͤhlen, beftimme, „Der eilfte, oder der fechfte gegen Morgen, heißt Jwha tyen, oder der Pallaſt des gebubrenden Titels, Dar zwoͤlfte Pallaſt, oder der fechfte gegen Abend, heißt Syang ning Fong, oder der Patfaft der Glückjeligkeit, Der dreyzehnte Pallaſt, oder der fie- bente gegen Morgen, beißt Jin | 3,2), ober der Pallaft eines langen Lebens. er vierzehnte Pallaft, oder der fiebente gegen Abend, Heißt Kyen ning kong, oder der allaſt der hunmliſchen Buhe. In dieſen vier Palläften halten die zweyte und dritte — Hof, nebſt den Beyſchlͤfermnen und dem übrigen Frauenzimmer des verſtorbe nen Kaiſers. | Der genfeite, heißt Pwen when tyen, beige Tſu nen kong e), oder Föniglichen Mutter und ihres c) Wenn man gegen Mitternacht zugeht, wie e) In den Anmerkungen: Tſu nim cum, der Herausgeber urtheifer, ) Im Terte: Rifyamcum, 4) In den Anmerkungen: Tſu kim cum. | g) Inden Anmerkungen: Bin chu cum, Allgem. eiſebeſcht. VI 4n5, R €, ee Beſchreibung von China. ı Provins, Der funfzehnte Palfaft, oder der achte gegen Morgen, heiße Aya ta tyen, over der Peche li. Pallaſt dev großen Sceundfchaft. - Der fechzehnte, oder der achte gegen Abend, heißt der he u. Ouen ning Fong, oder der Pallaft des Aubeplazes. In einen von diefen Palläften 7 Eintracye. erhebet fich der Kaifer, wenn er mit feiner erften Röniginn allein feyn will, Der ſiebenzehnte Pallaſt, oder der neunte gegen Morgen, heiße Chingchyenkong bh), oder der Pallaft, der den Himmel aufnimmt. Der achtzehnte Pallaft, oder ver neunte gegen Abend, heißt “I quen kong 7), over der Pallaft der erhabenen Erde. In den erflen von dieſen beyden Pallaͤſten begiebt fich der Kaifer mit feiner zweyten, und in - den andern mit feiner dritten Koͤniginn. — Der neunzehnte Pallaſt, oder der zehnte gegen Morgen, heißt Hong te tyen k), oder der Pallaſt der überflüßigen Tugend. Der zwanzigſte Pallaft, oder der zehnte gegen Abend, heißt Kyu en fin tyen 7), oder der Pallaft, welcher das Herz einfchließt. In Diefen —* Pallaͤſten verwahret man die unſchaͤtzbaren Juwelen und Seltenheiten des Kaiſers m). Außer dieſen Pallaͤſten findet ſich noch ein vortrefflicher Tempel in dieſem Bezirke, Itre Geſtalt Welcher in dem naͤchſten Artikel beſchrieben werben ſoll. Nach den neuern Erzählungen ber Ordnuug. Milfionarien find die Pallafte der Faiferlichen Drinzen, und der übrigen Prinzen vom Ges blüte, von innen fehr fauber, ungemein groß, und mit vielen Koften erbauet. Eben dieſes muß man von ihnen überhaupt fagen, fo wohl in Anfehung der Größe der Gebäude, als auch ihter Auszierungen. Sie niachen eine Reihe von Höfen aus, die an den Seiten mit Gebäuden, und vorne mit einem lacirten Saale gezieret find, der auf einem drey bis vier Zoll Hoch erhöheten Boden aufgeführet ift, welcher mit großen gehauenen Quaterſtuͤcken eingefaßt, und mit großen vierecfigten Ziegeln gepflaftert if. Die Thore gehen ordentlich in Fleine Gaffen #), wohin wenig Leute fommen, und haben Feine andere Zierrathen, als zween Eupferne Löwen, die auch zuweilen aus weißem Steine ganz nachläßig gehauen find, Man findet hier weder eine folheDrdnung in der Baufunft, noch fo fehöne Arbeit in Stein, wie an den Triumphbögen 0), j Alle bisher angeführten Palläfte ftehen Innerhalb der Mauer des intern Pallafteg, Die folgenden befinden fich zwifchen den beyden Einfaffungen, Aeußere Der erſte heißt Chung wha tyen, oder der Pallaſt der doppelten Blume. Er Pallaͤte. bat in der Länge zween chinefifche Feldwege, oder eine halbe italieniſche Meile Seinen Dramen befam er bey folgender Gelegenheit. Vor etwan zweybundert Jahren zog ein Kaifer, wider den Nach feines Bolfes, gegen die weftlichen Tartarn zu Felde, welche das mals die Provinz Peking verheereten. Er wurde überwunden, gefangen, und in die Tar- tarey geführet p). Die Ehinefen glaubten, er wäre todt, und fegten feinen Bruder auf den Thron. « Einige Monate hernach Iangten Abgefandte an, und verlangten ein Loͤſegeld Ungemeine fuͤt den gefangenen Monarchen, und fuͤr andere Gefangene. Der neue Kaiſer gab hierauf Zugend, einigen Abgeordneten Befehl, daß fie, wegen ihrer Befreyung, Unterhandlung pflegen ſollten. R Zu j nn 5) Sn den Anmerkungen: Chim Eien cum. > Diefe Gaſſen muͤſſen zu dem äußern Pallaſte 7) In den Anmerkungen: Yxuen cum, gehören, und die Thore müffen in der Mauer de# k) In den Anmerkungen: Kong te tyen. innern Pallaſtes feyn, 5) In den Anmerkungen: Kiun fin tier. — ) Magellans Erzählung von China, auf der 2. Du Halde, China, a. d. 9 ©. zoz 4. © Kite 2) Dean fehe, was für Unglück Fuͤrſten * eh XV Buch. 1 Enpikel, 35 Zu gleicher Zeit ließ er einen prächtigen Pallaft aufführen, wohin er ſich zu wenden gedach⸗ te, wenn fein Bruder wiederfäme, Allein der befreyere Kaifer wollte diefes niche zugeben ; ı Provinz, Pecbelk, * wendete ſich ſelbſt dahin. Drey Jahre hernach ſtarb der neue Kaiſer; der vorige ieg wiederum auf den Thron, und wurde zum andernmale-gefrönet, Deswegen veränderten ie Öelehrten, wie gewöhnlich, feinen Namen , und nenneten ihn Tyen ſchong, oder den Sürften, welcher dem Willen des Himmels folgte. Den Pallaft nenneren fie ong wha tyen, und zielten damit auf die doppelte Kroͤnung des Kaiſers. Au ie Brücke über den Graben, welcher den Pallaft umgiebr, ift ein bewundernswuͤrdi⸗ ges Kunſtſtuͤck. Sie ſtellet einen vecht lebhaft gebildeten Drachen von außerordentlicher Größe vor, deffen Border -und Hinterfuͤße in dem Waſſer fehen, und an ſtatt der Pfeiler dienen. Sein Körper, der einem Delphine gleicht, bilder den mittelſten Bogen , fein Schwanz einen andern, und fein Kopf und fein Hals den dritten, Es iſt alles von ſchwar zem Jaſpis, und fo wohl zufammengefüger und gearbeitet ‚daß es auseinem Stücke zu feyn Hein. Die Bruͤcke Heiße Ti kyang/ ober die fliegende Bruͤcke. Denn die Ehinefen geben vor, diefer Drache fey durch die Luft aus einem Königreiche in Oſtindien geflogen, welches fie Tyen cho, ober das Königreich der Bambufe Kennen, und woraus auch, wie fie fagen, in den vorigen Zeiten ihr Gefeg gebracht worden feyn fol 4). Sie erzählen wohl hundert eitle Mi then von diefem Drachen und von Diefer Brücke r), Der Herausgeber merker an ‚ daß Couplet, wenn er von dem Kaifer redet, der dieſen Pallaft Hat bauen laſſen, ihn gegen Morgen, zwiſchen Die zwo Einfaffungen, und an die Mittagsfeite feget, Diefer Fuͤrſt hieß Ing fong, oder King tong: fein Bruder aber Ring ti, Er gelangte im Jahre 1436 zur Regierung. Im Sabre 1450 wurde er von den artarn gefangen, und einige Zeit bernach wiederum i farb im Fahre 1457. In eben dieſem Jahre übernahm ſtarb im Jahre 1464, Der ʒweyte Pallaſt heißt Hyen yang tyen, oder der Pallaſt der aufgehenden Sonne. Es iſt ein ſchoͤnes und praͤchtiges Gebäude, Das mie neun fehr Hohen Thürmen von verfchiedener Arbeir umgeben iſt, welche die erſten neun Tage des Monats bedeuten, Diefes find ſehr große Teyertage; fonderlich der neunte, und werden bier gefeyert s). Der dritte Pallaft heißt Dan fihewtyen, oder der Pallaft der zehntaufend Les ben. Er wurde von dem Kaifer Kya fing 2), auf Bitte eines verheiratheten Bonzen, der ihm verſprach, daß er ihn durch feine chimifche Kunft vom Sterben befreyen wollte, nahe bey dem See erbauet. Der thörichte Monarch, der doc) fünften ganz gut und gerecht war, begab fich hieher, um das Waſſer der Unſterblichkeit auszudiftilliren, Indem er aber fo begierig nach dem geben wars fo befchleunigte ex feinen Tod, Denn weil ev das Feuer des Dfens nicht vertragen Fonnte: ‚fo wurde er vier oder fechs Wochen hernach Frank, und ftarb Mn wenig Tagen, nachdem er fin n Fund vierzig Jahre regiert hatte, Diefer Daflaft ift Efeiner, als Die übrigen. Was ihm aber an Größe abgeht, das € a ſetzet find, wenn fie dem Rathe ihres Volks zuwi- 7) Magellans Erzählung von China, auf der ber handeln, Ce mfre für beyde beſſer, wenn fie 314 u. f.©. nicht fo große Gerpate Härten, s) Eben daſelbſt, auf der 327 S. 4) Diefes muß von der Sekte des Fo verftan: 2) Er heißt aud) Schi fong. Er den werden. 1522 AN, zu regieren, und ſtarb 1567. er wiederum Die Regierung, und fing im Sabre n Freyheit geſetzt. Sein Bruder. wird, duch die Schönheit erfeeet- r Bewun⸗ dernswuͤrbi⸗ ge Bruͤcke. Seine Lage. Thorheit eis nes Kaifers, 96 Beſchreibung von Chin. 3 Provinz, Er wird von einer hohen Mauer mit Zinnen umgeben, die vollkommen rund iſt. Alle pe be li, Saͤle und Zimmer find ebenfalls rund, und ſechs? oder achteckigt. Die Arbeit daran iſt ſehr ſchoͤn und prächtig. i Der vierte Pallaft heißt Sing byu tyen, oder der Pallaft der volltsmmenen Reinigkeit, und wurde von den alten Kaifern erbauet, um darinnen das Feſt des funf- zehnten Tages im achten Monate zu feyern. Diefer Pallaft it nicht fehr groß : aber über- , aus angenehm. Er fteht auf einem Fünftlichen Berge, mit Namen Tulb ſchan, oder der Der Hate Berg des Hafen. Wenn aber die Europäer die Chinefen auslachen, daß fie fich die Fle— im Monde. cken in dem Monde als einen Hafen einbilden: fo werden fie hinmiederum eben fo fehr von, den Chineſen verlacht, weil fie die Sonne und den Mond mit einem Menfhengefichte abs malen, Der fünfte Pallaft Heißt Ing tay tyen, oder der Pallaft des blühenden Thur⸗ mes. Er fteht an dem Ufer des Sees, mitten unter fihattigten Bäumen. Daher machet ihn der Kaifer, fo lange Die übermäßige Hige waͤhret, zu feinem vornehmiten Aufenthalte, © Luſtpallaͤſte. Der ſechſte Pallaſt heißt Dan yewtyen, oder der Pallaſt der zehntauſend Scherze und Vergnuͤgungen. Er ſteht an dem mitternaͤchtlichen Ufer des Sees. Hier ruhet der Kaiſer aus, wenn er fiſchen geht, oder ſich einesuft auf dem Waſſer machet. Unter ſei⸗ nen Booten, die entweder zum Segeln oder zum Rudern gemacht find, ift eines, welches unter der Anweifung des Tohann Adam u), in Geftalt einer Brigantine gebauet ift. Hierinnen fahre der Kaifer, der ein großes Vergnügen daran hat, allemal zum Fifchen aus, . oder um die Seegefechte mit anzufehen, welche zu verfchiedenen Zeiten auf dem See ange ftellet werden. F Der ſiebente Pallaſt ſteht auf einem großen erhabenen Boden, der mit einer hohen viereckigten Mauer umgeben iſt. In der Mitte ſteht der ſchoͤne Pallaſt, welcher Hu ching tyen, ober der Pallaſt der Mauer des Tygers genennet wird, Der koͤnigliche Saal, der dazu gehoͤret, iſt rund, ſehr hoch und majeſtaͤtiſch. Er hat oben auf dem Gipfel zwo Kuppeln von vergoͤldetem Kupfer. Die eine iſt ſehr groß, und raget gegen acht Schuh über die andere hervor. Dieſe iſt kleiner, und hat die Geſtalt einer großen Melone, Dies Pallaͤſte zum felben find mit dem Dache verbunden, welches mit himmelblau lackirten Ziegeln gedeckt, und” Vergnügen. mit Blumenwerke, feltfamen groben Einfaffungen, und andern Zierrathen verfehen ift, die. artig anzufehen find. Auf diefem Saale, und den dazu gehörigen Balconen, beluftiget fi der Kaiſer mit der Befchauung der Tyger, Bäre, Leoparden, Wölfe, Meerfagen, Zibeth- katzen, und verſchiedener andern Arten von Thieren, die in dieſem Bezirke gehalten werden; wie auch det Vögel, der Pfauen, Adler, Schwäne, Kraniche, der grünen, rothen und weißen Papegeye, und noch anderer fremden Gattungen mehr, die fo wohl wegen ihrer Größe, als wegen der Mannigfaltigkeit ihrer Farben, merfwürdig find. Inter andern fand ſich einer, mit Namen Laqui, oder der Vogel mit einem waͤchſernen Schnabel, weil der | Schnabel wachsfarbige iſt. Er iſt fo groß, als eine Amſel, und lernet, was man ihn lehret. ») Oder, Joh. Adam Schaal. 217 u. f. S. x) Oder Hofes. 2 Magellans Erzählung von China, auf dei ı » 3) Magellans Erzählung von China, aufder 325 u. f. ©, XV Buch. I Capite. 7 Der achte Pallaſt ſteht am Ende eines großen erhabenen Platzes x), und heiße die ! —— Wohnung der Feſtung des Mittels, Der Kaifer pfleget in den föniglichen Saat die- Pe be li fes Pallaftes zu gepen, und dreptaufend Berfchnittenen zuzufehen, wie ſie ihre Waffenuͤbun⸗ gen machen, Allein die Tartarn haben diefe Gewohnheit ben Seite gelegt. y » Zu dieſen Palläften Fann man vier und zwanzig andere fehöne Gebäude zählen, welche Gerichts: jtoifchen den beyden Einfaffungen aufgeführet find. Diefes find die Gerichtspläge der Manz pläge. darinen, welches die Eaiferlichen Oberhofrichter find, und nicht unter den übrigen Reichs gerichten ſtehen. Es find die Aufſeher über den Pallaſt, über die Bedienen, über die Kel- ler, über die Beamten, über den Schatz und dergleichen. Sie beftrafen und belohnen Die Hof bedienten, wie es der Kaiſer anbefiehlt. Zu den Zeiten der chineſiſchen Monarchen wur⸗ den dieſe Gerichte von Verſchnittenen verwaltet: jetzo aber von zwey und ſiebenzig tartari⸗ ſchen Herren, die in dem Pallaſte auferzogen worden ſind. Dreye von ihnen gehoͤren zu allen Gerichten, und haben eine große Menge Unterbeamten unter ſich 2). Außer den Pallaͤſten findet man in den beyden Einfaſſungen eine große Menge von Tempel, Tempeln. Hierunter find viere berühmter, als die übrigen, und heißen Palläfte, wegen ih⸗ Der erfte ‚rer Größe, wegen der Menge ihrer Abtheilungen, und wegen der Schoͤnheit der Gebäude. Der erſte heißt Tay quang ming, oder der Pallaft des großen Lichtes. Er ift dem Pe tew gewidmet, oder dem Geftirne, welches die Europäer die mitternächtlichen Sterne nennen. Weil fie glauben, dieſes Geftirn fey ein Gott, und habe die Macht, ein langes geben zu geben: fo bringen ihm die Kaiſer, die Königinnen, und die Prinzen ihre Opfer in die⸗ ſem Tempel, Man findet hierinnen fein Bildniß: fondern nur eine Büchfe, oder leinwandne Rolle, die mit einer koſtbaren viereckigten Einfaſſung umgeben iſt, mit der Aufſchrift: Dem Geiſte und Gotte Petew. Dieſer Tempel ſteht innerhalb der innern Mauer: die uͤbrigen drey aber zwiſchen den beyden Einfaſſungen. Der ʒweyte Tempel heißt Tay kau tyen, oder der Pallaſt des durchlauchtigſten und großmaͤchtigſten Raifers. Er it dem Quan ti Eing, einem berühmten Feld⸗ herrn, gewidmet, von welchem fie langes geben, Kinder, Ehre, Reichthum, und allen uͤbri⸗ ‚gen zeitlichen Segen erbitten a). Der dritte Pallaft, oder Tempel heißt Ma Ea la tyen ), ober der Pallaft des ges Tempel des hoͤrnten Ochſenkopfes. Diefes fi — eh man bier verehret. 50. Der vierte Pallaft Heißt Lama tyen, ober der Pallaft, oder der Tempel des Lama. Er ſteht an der Morgenfeite des Sees, auf einem Berge, der mit Händen ges macht, und wie ein Zuckerhut geſtaltet iſt. Er ift mir Felſen umgeben, die voller Loͤcher und Holen find, welche das beftändige Anfpielen der Seewellen verurfacher bat. Bon dar ſind fie Mit großer Mühe, ſchon feit langer Zeit, gebracht worden, weil die Chinefen ein großes Vergnügen an dem Anſchauen folcher unförmlichen Werfe der Natur finden. Sie find fo geftellet‘, daß fie die hohen Hervorragungen und die rauhen Abftürze ver Felfen vorſtellen. Auf dem Gipfel ſieht man einen -fehr hohen runden Thurm mit zwölf Stock- merken, wovon das oberfte um und um mit funfzig Elingenden Schellen umgeben iſt. : € 3 Der a) Eben daſelbſt, a. d 20 u. f S. meynet ſey) einen Ochſenkopf mit Hoͤrnern; d) Makala bedeutet in der Sprache bes Lama Tyen aber, im Chineſiſchen, einen königlichen Ervie wiſſen aber nicht ob diefe, pügx die mopolifche, je: Pallaft. 38 Beſchreibung von China. 1 Provinz, Der Tempel, welcher groß und prächtig iſt, ſteht mitten auf der abhängigen Seite Peceli. gegen Mittag, Bon Morgen gegen Abend liegen bie Klöfter und Zellen der Lama, Das Unzächtigeg Goͤtzenbild ſteht darinnen, auf einem Altare, in einer ſehr [handlichen Stellung, wie der Gößensid, römifche Priapus. Es wird auch von niemanden, als nur von den Sams und den weftlichen Tartarn angebethet. Denn die oftlichen Tartarn und die Chinefen haben davor - einen Abſcheu, weil es ein fo fehändliches Ungeheuer if, Schun chi, der Vater des Katz ſers, führte dieſe beyden Tempel aus Staatsabfichten auf, und um fich feiner Mutter, der Tochter eines Eleinen Königs der weftlichen Tartarn, gefällig zu erzeigen. Es ift aber ſehr wahrſcheinlich, daß diefe Tempel nach feinem Tode werden zugefihloffen werden, Alle diefe bisher befchriebenen Gebäude find mit breiten dicken Ziegeln gedecket, die geld, gruͤn und blau lackive, und mir Nägeln befeftige find, um dem Winde Widerftand zu thun, welcher zu Peking fehr ſtark wehet. Da nun alles, was man von dieſen Pallaͤſten fehen kann, mit den itztgemeldeten Farben uͤberlackirt ift: fo fcheint es in einiger Entfernung, Schöner Ans wenn bie Senne aufgeht, als ob fie mit lauterm Golde, und himmelblauem und grün unter- blick. miſchtem Schmelzwerke bedeckt wären, welches ihnen ein ſehr angenehmes und majeſtaͤti⸗ ſches Anſehen giebt. Die Einfaſſungen der Daͤcher, welche allemal vom Morgen gegen Abend gehen, erheben ſich gegen acht Schub e) über das Dad. Am Ende find fie mie Körpern und Köpfen von Drachen, Tygern, Löwen, und andern Thieren geziert, welche fich herum winden und Die ganze Länge der Einfaflungen einnehmen. ine große Mannigfal- tigkeit von Blumen, felsfam bunten Bildern und andern Zierrachen, ſticht aug ihren Mäu: fern und Ohren hervor, oder ift an ihre Hörner befeftige. Alſo, fpricht Magellanus, haben wir eine Nachricht von den vornehmften Gebaͤu⸗ den des Pallaftes gegeben: denn wir würden das Ende nicht erreichen, wenn wir afle uͤbri⸗ gen Palläfte und Gebäude, die Luſthaͤuſer, Bücherfäle, Borrarhs:und Schagkammern, Ställe und dergleichen Eleinere Gebäude befchreiben wollten 4). Außer denen Tempeln, die in dem Pallafte ftehen, Hat der Kaiſer noch fieben andere; fünfe in der neuen, und ziveenein der alten Stadf, in welchen alfen er einmal des Jah⸗ res opfert. Tempel des Der erſte davon heißt Tyen tang, oder der Tempel des Himmels. Ce ſteht Himmels. zween chineſiſche Feldwege weit von den vornehmſten Thore der chineſiſchen Stadt e), ein wenig gegen Morgen, und iſt mit einer runden Mauer umgeben, die drey Feldwege im Umfange hat. Ein Theil von dieſem Plage wird von ſehr ſchoͤnen Gebäuden eingenommen, den übrigen Theil erfüllet ein grünes und fehr dichtes Gebüfche von außerordenslich hoben Bäumen. An der Mittagsfeite ift ein Thorweg mit fünf Pforten. Die drey mittlern find allemal zugeſchloſſen, außer, wenn der Kaifer hier opfern will: an jeder Seite aber ift beftändig eins offen. Auf den Seiten gegen Mittag und gegen Mitternacht, find fieben verfchiedene Abtheilungen. Sechfe davon find Säle und Thorwege, welche fo groß und fo prächtig find, als die in dem Pallafte. Die fiebente ift ein geoßer bober under Saal, ' welcher den Himmel vorfteller und von zwey und achtzig Säulen unterflügt wird, Der ganze Kaum oO De Verfaſſer foricht: eine Lanzenhoͤhe. So unbeſtimmte Dinge aus, drücket er die Entfernungen oftmals durch einen d) Wagellans Erzäglung von Sina, a. b- Bogen⸗ ober Buͤchſenſchuß und andere bevgleihen 324 u. f. S. J — — — — — — — — —— — eW⸗ * — nn — — * * XV Buch, I Enpitel. 39. Kaum inwendig iſt mie Gold und Himmelblan gemalt, Das Dad; beftehe aus bfau ı Prowinz, laclirten Ziegeln, In dieſem Tempel opfert der Kaifer dem Himmel an dem Tage und in Pecheli. dem Augenblicke, wenn die Sonne in das WBinterfolftitium tritt. Er wird alsdann von allen großen Herren und Mandarinen des Hofes begleitet and bedienet: die Opfer, die er bringe, beftehen aus Ochfen, Schweinen, Ziegen und Schafen. Es werden große Zu- ruͤſtungen zu Diefer feyerlichen Handlung gemacht, welche mit geoßem Gepränge und vielen emuthsbezeugungen verrichtet wird. Denn alsdann leget der Kaͤſer fein. Gold, feine Edel- gefteine und feine gelben Kleider auf die Seite, und erfcheint nur in einen fehlechten Kleide von ſchwarzem oder himmelblauem Damafte, | Der ʒweyte Tempel Heiße Ti tang oder der Tempel der Erde. Er ſteht in eben der Ent⸗ ne der fernung, als der vorige, von dem Weſtthore, und ift nur darinnen von diefem Tempel unter: TI fhieden, daß er mit grün lackirten Ziegeln gedeckt if, Der Kaifer opfert in diefem Tempel dem Gotte der Erde, wenn er gefrönet ift, aber die Regierung noch nicht angetreten hat. Nachgehends zieht er fih als einen Ackersmann an, nimmt zween Ochſen mit vergoldeten Hoͤrnern und einen vothladicten Pflug mit goldenen Streifen, und pflüger ein kleines Stuͤck Feld, das in der Einfaffung des Tempels liegt. Die Königinn richtet ihm indeſſen nebft ih⸗ rem Frauenzimmer in einer andern Abtheilung eine ſchlechte und gemeine Mahlzeit zu, und bringe fie ihm; worauf fie mit einander effen. Die alten Chineſen führten diefe Gewohn⸗ heit um deswillen ein, damit fich ihre Monarchen erinnern möchten, daß ihre Einkünfte don der Arbeit und dem Schweiße ihres Volk⸗ herfämen, und daher zu nöthigem Auf: wande und zum Mugen des Staats, nicht aber zur Pracht und Schwelgeren, angewendet werden müßten. Es find noch drey andere Tempel, wie die vorigen, nach den drey übeigen Thoren diefer Stadt, von welchen ſie zweene hinefifche Feldwege weit abftehen. Der Tempel an der Nord- feite beißt De tyen tang, oder der nördliche Tempel des Himmels. Hier opfert derKai- der Sonne fer zur Zeitdes Sonnenftilfftandesim Sommer. Zur Zeit der Tag-und Nachtgleiche im Fruͤh⸗ u. des Mon⸗ linge aber opfert er in dem oftlichenTempel,mit Namen Je tang , oder der Tempel derSonnez des; und zur Zeit der Tag-und Nachtgleiche im Herbfte, in dem weftlichen Tempel, mit Na: men Nwe tang, oder der Tempeldes Mondes. Vor dem Dpfer befiehle der Kaiſer eine breytägige Faften in Peking an. Während dieſer Zeit ift cs verborhen, Fleiſch oder Fi- ſche zu eſſen. ‚Es dürfen auch die Gerichte ‚ fonderlich das Criminalgericht, nichts vor— — Dieſes hat einige Aehnlichkeit mit dem Faſten der Roͤmiſchkatholiſchen zur aſtenzeit. Der ſechſte Tempel ſteht in der alten Stadt, und heiße Ti vang myau, ober det der verſtor⸗ Tempel aller vorigen Könige f). Diefes iſt ein großer und prächtiger Pallaſt, mit benenKaifer- vielen Abtheilungen, Thoren, Höfen und Sälen, Unter diefen iſt ver legte fo ſchoͤn, ge— taum und fo guf ausgeputzt, als die Säle in dem Föniglichen Pallaſte. Hier fieht man die Bildſaͤulen aller chinefifchen Kaifer, von dem Fo bi an, auf prächtigen Thronen. Dies er empel ſteht mitten auf einer von den fehönften Straßen dafelbft, auf welcher queerüber zweene Triumphboͤgen mit drey hoben majeftätifchen Pforten aufgeführet find. Leute aus allen e) Er ift mit auf dem Arie von Peking ange: F) Sieheim V Bande a. d. zon S. Du Halde merkt, und du Salde en dat diefen und den folgen: hat einen Riß davon gegeben, den auch einigermaßen —2 I, ud Sn ln Te —— ma: Beceſchreibung von China. r Provinz, allen Ständen fteigen ab,.und gehen zu Fuße, wenn fie an diefe Bogen kommen, bis fie Peche li. — des Schutz⸗ engels, Luſtpallaſt. Pau ting fit Ho kyen ſu. Ching ting fu. 4. Ching ting fu iſt ein laͤnglichtes Viereck und hat bey nahe vier Meilen im Um⸗ ‚mals nad) ihren Staatsgefchäfften, um fi) von den Regierungsforgen zu erholen, und die vor dem Tempel vorbey find, Hier verehret der Kaifer feine Vorfahren des Jahres einmak Der fiebente heiße Ching whang myau, ober der Tempel des Beiftes, der die Mauern bewachet. Er fteht nahe an der Mauer gegen Abend, Die Mandarinen opfern nur in diefem Tempel, Doch wird diefe Handlung mit unter die Föniglichen Opfer gerechnet, weil fie auf Befehl und nach der Beſtimmung des Kaifers verrichtet wird, Jede Stadt in dem Reiche har einen folchen Tempel, der wie diefer gelegen, und fo zu fagen ihrem Schugengel gewidmet ift 8). So viel von Peking und von den Faiferlichen Palläften daſelbſt. Der Kaifer Hat noch andere in der umliegenden Gegend 5). Nicht weit von der Stade fteht das Luſthaus der alten Monarchen, welches im Umfange nicht weniger, als zehn franzöfifche Meilen hat, Es ift aber gar fehr von den Föniglichen Palläften in Europa unterfchieden. Es hat weder Marmor, noch Waflerwerfe, noch fteinerne Mauern. Es har vier Bäche mit vortreff: lichem Waſſer, deren Ufer mit Baumen befeßer find. Es befteht aus drey fehr großen und faubern Gebäuden. Hierzu kommen noch verfchiedene Fiſchteiche, Weiden für Rehboͤcke, wilde Maulefel, und andere Thiere; Schafhürden, Küchengärten, Spazier⸗ gaͤnge, Obſtgaͤrten, und einige Kornfelder. An dieſen Ort begaben ſich die Kaiſer ehe: Suͤßigkeiten eines einſamen Lebens zu koſten 7). 4 Die übrigen Städte in Pe che li. Pan ting fr. Ho kyen fü. hing king fu. Schun Ratten. Thore in der großen Mauer. Tyen te fu. Quang ping fu, Taymingfu. Yang ping tſing chew und Tong chew. Abbildung von der fu. Feſtung Schan hay Swen wha fu. Gelbe Lage dieſer Städte. Ihre Nichtigkeit. 2. Mau ting fir, die zweyte Stadt in Pe che li, ift der Sig des Unterfönigs diefer Pro- vinz, und liege an der Straße nach Schan fi, welche ungemein annehmlich ift a). Sie hat in ihrem Bezirke drey Städte vom zweyten, und fiebenzehn vom dritten Range, Die Gegend ift fehr Tuftig und fruchtbar... "Mitten in der Stadt ift ein Fleiner See, der mit einer Art von Waſſerlilien angefülle ft, welche die Chinefen Lyen wha nennen. 3. Ho kyen fir hat ihren Namen daher, weil fie zwifchen zween Fluͤſſen liegt. Ihre Mayern find in geraden Linien gebaut, hoch und fehön, und Haben beynahe vier Meilen im Umfange, Unter ihr ftehen zwo Städte vom zweyten, und fünfzehn vom dritten Range, Die Stüffe in ihrem Bezirke find mit fchönen Krebfen und andern Fiſchen angefülle, fange. Die Mauern find ſchoͤn, und mit viereckigten Thuͤrmen verfehen. Sie ſteht fehr ‚nahe an einem feinen Fluſſe, der wenige Meilen von bier in den See Pay bu fällt. Ihre Gerichtsbarkeit erſtrecket ſich ſehr weit. Sie begreift fünf Städte vom zwehten, und ſieben und zwanzig vom dritten Range, Gegen Mitternacht liegen Berge, wo eine Menge von felenen heilfamen Kräutern gefunden wird. Unter andern Tempeln, die ihren Helden 8) ogeliens Erzäplung von China, a. d. 4), Siehe V Band a,d.527 und 551 S. 329 VT . ‘ nn — ——— — — ——— — — — Sr - ;) Du Halde, China, VDanda.d.245 u. f. S. Jess Sam MN MN T— — — EN TYEN TSING WEY Aus dem Neuhof. —IIIIIIDI mm 111! ffffſ SO DT —DDIIFf — In: TIER RER i — an tin J ——— XV Bu. I Capitel. 4 Helden Ju Ehren erbauet e find, ifk einer dem Andenken des erften Kaiſers von dem Ge: ı Proving,- fehlechte Han gewidmet. 2 Rs Pecbeli. 5. Der Bejirk von Schun te fu begreift nur neun Städte vom "dritten Range: fie find aber fehr bern ER,“ . IT Schun te fu. ruͤhmt und volkreich. Das Sand wird durch fifchreiche Flüffe wohl gemäf- ’ ſert. Hier finder. man die beften Probierfteine, wie auch fehr feinen Sand, womit man Edelgeſteine polirt, und woraus auch Porcellan verfertiget wird, das aber nicht fonder- lich ſchoͤn * = 6. Quang ping fu liege in dem ſuͤdlichen Theile von Pe che li, und hat nur neu Quang ping Städte dom dritten a * ſich. ar ee wird von verfchiedenen fiſchrei⸗ fu. chen Fluͤſſen durchſtroͤmet, und iſt angenehm und fruchtbar. 7. Lay ming fu hat, wie die vorige, welche nicht weit von ihr liege, nichts beſon⸗ Tay ming fu. deres, deſſen fie ſih rühmen koͤnnte: allein die Gegend ift fruchtbarer und angenehmer, Sie hat unter ſich eine Stadt vom zweyten, und achtzehn Städte vom dritten Range. . . $ Bong ping fu hat unter ihrer Gerichtsbarfeif nur eine Stadt vom zweyten, und Vong ping fi. fünf Städte vom dritten Range. Sie wird von der See, von Flüffen und von Bergen umgeben, die mic ſchoͤnen Bäumen bedeckt find, Der Boden iſt nicht allzu fruchtbar: fie wird aber von der benachbarten Day mit allerhand Nothwendigkeiten verſehen. Nicht weit von diefer Stadt fiegt die Feſtung Schan bay, als der Schluͤſſel zu der‘ Feftung Provinz Lyau tong. Sie fteht nahean der großen Mauer, welche bey dem Bollwerke Schan day. anfängt, das in die See hinein gebauet ift; hernach eine Meile weit'in einer ebenen Gegend fortgeht, und ſich alsdann bie Berge hinauf erſtrecket. 9. Swen wha fir wird durch ihre Größte, durch’ die Menge ihrer Einwohner, durch, Swenwha die Schönheit ihrer Straßen, und durch ihre Triumphbogen anſehnlich gemacht. Sie liege fü. zwiſchen Bergen, und nicht weit von der großen Mauer, Sie bat unter fich zwo Städte dom zweyten und achte ‘dom dritten Ranges wozu noch, längft der Mauer hin, einige Seftungen kommen, die mit einer zahlreichen Befagung verfehen find, In den Gebirgen‘. findet man feines Eryſtall, Marmor und Porphyr. Hier findet man eine große Menge gelbe Ratten, die größer, als die europäifchen; find, Gelbe Ihre Felle werden von den Chineſen fehr geſucht. Die Thore der großen Mauer werden Ratten. von innen Ducch verſchiedene artige große Feſtungen verfheidigt, als: Hi fong kew, Ku pe kew, Tu ſche Few, und Chang Epa keo. Durch die erſte geht der Kaifer ordentlich in die Tartarey auf die Jagd: durch) die wey legtern aber kommen die Tartarnı, welche un: ter dem Reiche ftehen, nach Peking. Unter den kleinern Städten iſt eine, welche zwar Feine Gerichtsbarkeit über andere, Tyen tſing aber einen ungleich größern Handel hat, und reicher und volkreicher iſt, als die meiftenvor- chew. bin befchriebenen Städte, _ Sie heißt Tyen tfing wey b), und iſt im Jahre 1716 zu dent Range einer Chem. oder Stadf von der, zweyten Drdnung, erhoben worden. Sie liege . an dem Orte, wo der Fönigliche Canaf ſich mit dem Fluſſe Peking vereinigt. - Hier bat. der Sberaufſeher uͤber das Salz ſeinen Sitz, welches an den Kuͤſten von Pe che li und N tong verfertiget wird. Alle Schiffe, welche Zimmerholz aus der oftlichen Tar- tarey holen # laden, wenn fie über den Meerbufen von Lyau tong gefommen find, in die- | | fen a) Siehe des Sontaneı Ta * 18.5308, Reiſen nach Peking, Siehe V Band a. d. 266. BD) Es gefchiebt Berfehen ar Meldung in den und 358 Seite: Allgem, Heifebefchr, VI Dand, 8 a | TE Sa Ba a li et rl FL „1,0 nn u Em Pe be li. weiter zu Long chew, el 42 Waſſer eine), Lage der Plaͤtze in diefer Beſchreibung von China, i Provinz / fon Hafen e) aus, welcher nur zwanzig Meilen bon Peking abliege 4). Zwoͤlf Meilen ar ner Stadt, deren zuvor vielmals gedacht worden iſt nichmen fie | Provim, wie fie im Jahre 1710 beftims ⸗ j met worden ift. J 4 Mañͤtze Breite aͤnge. Plaͤtze Breite Laͤnge · a Cr. Min See. Er. Min.Se Sr Min.Ser.. Gr. Min. Se Verzʒeichniß Pe king 39 55 00 +0,00 00 Swen wha fu 40.37 10.7.2 20 2. der Lage de: Yu tyen hyen 39 56.10... 1.18 109. Den king chew 40 29 5, © 26 00° rer Staͤdte. Tongchew 39.56 30 063030 Miyunbyen 40 23 30 0 24 160 Yongpingf 39 56 10 225 28. Tyentſing wey 3 -Nangeulchwangzs 20.00... 15.185...) .189nır: 139: 10 00 0 45 2 Syongbyen.. 39,15 ...0 18.27 Tyentfinghewi 4... Me Tay hing byen 38 44 00.0 13 zo Schechingober } Tangchev 38. 22 20. 0 2700 Gchabo. 40 2325.06 36W. Ho kyen fü 38.30 00 0 18 00 Mündung des daſi⸗ King chew 37 46 5 0 6 30W. gen Fluſſes indie — Ki chew 37 38 15 0 46 30See 0er BON Seyhyangbyen 36 39 5 ı 22.30 Rautochwang 39.28 48. 2 18 58 Tayımingfu 36 4 1.6 30. Schan hay quan 40 230.322 6 Tongmingbyen3; 23 5 2.10 ı5 Ri lin kew 40 1200 253,30 Quang ping fir 36, 45 30 1.34.19. Tſing ſchan in 40 22 50 2 „0.19 Schuntfu _ 37.7 15 1.49.00, atfongtew. 40.19.30 128,397 Ting wbeytu 38 ..1 00. 0 53.30 Lowenyew 40 26 0 1373 Ebeuchew 37 3800 ı 33 5o Tangtfiwen. 40.1320 ı 16 22 Chingtingfu 38 10 552.43 00 GSematap. 40 41 30 048 22 Tingchew 38 32 350 119 30 BRupe kew 40 42.15 039 4, Pau ting fu 38 53 00 0 52 30 Mu ma pu 4 420 02160. Yigan few hyen 39. 2.10 „9,42. 00., Tu ſche kiu 41.,.19.20: 0 39° 4U ... Uunbyen ....,-354-43.,59,) 2.40.30: Bun tſi pu 4 15,30, 0 47 22 Cbinnganbyen 36 30 00 x 36 30 Ching ning pu 40 59.5 04.1 Lay ſchwi hyen 39 25.10. 0.39 8 Longmenhyen 40 47 40049 40 Tſe king quan 39:26 00. 1,12 37 ‚Chang kya kew 40 51 35 ı 32 48 -Tong hing 40,12,30, 51,5 41T * Deſſen Rich ⸗Die Jeſuiten, welche die Landkarte von der Provinz für den Kaiſer verfertigten, ha⸗ tigkeit, ben die Breite durch aftronomifche Rechnungen, die Länge aber auf geometriſche Art, oder ©) Das ift fieben und zwanzig Meilen von der). f) .Diefe Tab Ser, den Fluß Pay bo hinauf. d) Du Halde, China; Band I ard. zu u. fe & e) Siehe VBand a, d. 207 110516 S. durch elle: von der Breite und Laͤnge ftehen franzoͤſiſch bey dem du Halde am Ende des vierten Bandes. Da ſolche Sachen der Grund 4 zu altes Candearten finde" ſo hät es der engliſche Herausgeber für dienlich gehalten, fie zur Gewähr —— eiſtung . XV Buch. J Capitel. — 43 ch eine Reihe von Triangeln gefunden, Eben dieſes muß man auch von allen andern 2 Provinz, an ) verftehen, welche allemal an dem Ende der Provinzen bengefüger find, ‚Die Ryang nan Länge rechnet man von Peking. Dieſes liege Paris gegen Morgen hundert und Drenzepn Grad, ein und funfzig Minuten und dreyfig, Secunden nach der Rechnung Gaubils; hundert und vierzehn Grad zwanzig Minuten nach dem Koegler, und hundert und vier- zehn Grad nach andern. Da dieſes dier mittlere und auch eine runde Zahl iſtz fo haben wir fie den übrigen vorgezogen, . Die IE Ant, Kyang man, die zweyte Provinz. Graͤnzen und Größe, Waaren und Handlung, zahl der Einwohner. Ngan fing ſu. Whey Eigenfhaft des Volks. Man fing. Größe und chew fu. Ping que fu, Chi chew fü, Song Seftalt. Gegenwaͤrtiger Zuſtand. Regierung. yang fü. Deffen ehemalige Größe, Gebäude Nanufaeturen. Yang tfekyang, Geoger im. des Bong vu. Prächtiger Tempel. Whay ho. fang. Ungeheure Klocken. Ihre Anzahl Su Lyu chew fu. Eyland Tſong ming. _ Deffen chew fu. Ching kyangfu. Kin ſchan und Dun taͤdte, Straßen und Boden, her. Whay ngan fü.. Yang-hew fu, Ans we > SE ar Dirt Provinz, weiche eine von den fruchtbarſten ift, den ‚größten Handel treibt, und Graͤnzen und . folglich auch) die reichſte in China ift, gränzer gegen Abend an die Provinzen Ho nan Groͤße und SU quang; gegen Mittag an Che Eyang und Ayang fi; gegen Morgen an den Meerbufen von Nan king, und gegen Mitternacht an Schan tong.- —* Sie iſt von großem Umfange, und begreift in ſich vierzehn Städte vom erften, und drey und neunzig vom zweyten und dritten Range. Sie ſind alle ſehr volkreich, und bey dem Reiche in Anfehen; fonderlich wegen ihrer Handlung, - Hieher kommen alle große Darken., Denn ———— Seen, Fluͤſſen und Canaͤlen, welche eine Gemein⸗ ſchaft mit dem großen Fluſſe ang tſe kyang haben, der durch die Provinz ſtroͤmet. In derſelben ſind nur wenige Berge, ausgenommen gegen Mittag, haha Ara j Die Seide, fee Berke, die Dinte, das Papier, und überhaupt alle Sa- Maaren und Gen, weiche,aus diefer- Provinz Lonmen-, erden weit päher geachtet und cheurer verkaue Handlung. fet, als diejenigen, welche aus den. übrigen Provinzen gebracht werden. In der einzigen Stadt Schang bay, und in ven dazu gehörigen Flecken, rechnet man über zweymal hun⸗ derttauſend Calicoweber, * Die Seekuͤſte hat einen Ueberfluß an S füßig gefunden. Kurz, dieſe — alzgruben; und Marmor wird ebenfalls uͤber⸗ * Provin; iſt fo reich, daß fie jaͤhrlich noch über die Zölle wes gen der ein⸗ und ausgehenden Güter, bey wey und dreygig Millionen Tael a) giebt, Die, Einwohner in Kyang nan find hofich, geſittet, übevans finnveih, und. den Eisenfaft Wiſſenſchaflen ſehr ergeben. -Diefe Provinz iſt deswegen —— weil ſie * * Einwoh⸗ w$% —— ſtenge er. feiftung feinen — von den Karten der — i a) Ein Tael ober Ayang hat am Merthe eine Jeſuiten mit Beyzufägen, Aus diefen Saale tr Tael ober gar, aan, ID — — Site me Sitbörz wa le feben Feamöffche Pfund, rien durch jede Provinz gekommen find, da ſe die kehn Sole oder ſechs Schllinge acht Stuͤber eng⸗ Karte davon verfertigten, 1 fh. 4 er ae ln a ——— — Zu EEE Bir 44 Beſchreibung bon China. en 4 2 Proviis, Menge von Doctoren hervorbringt welche, wegen ihrer Verdienſte, zu bet Winter and Kyang nan. Bedienungen des Reichs gelangen. 2 ‚ro Diefe Provinz wird in zwo Regierungen abgetheilet: J tong, oder die oſtliche und J fi, oder die weſtliche. Eine jede davon wird wiederum in ſieben Sur unterfehieden, —— 1. Die oſtlichen Theile. . 1 4 . © Chem. Hyen. 1. Nan king, bie Hauptſtadt der Provinz, hat unter fih © _ 8 2. Su chew fir, die Hauptſtadt des oftlichen Theiles 1 7 3. Song kyang fü I eo. z = + oO 4 4 ECbangchwfü = »-= =: ee = o 5 5. Chin Eyang fu : e x ’ j 0 3 3 He bay ngan fu - = ze = * 2 9 +7 Nang chew fu ein en want Seh ‚Fi is © 6 Nang fing. u ranking war, wenn wir ben alten Chinefen glauben dürfen, ehemals die ſchoͤn⸗ ſte Stadt in der Welt. Sie ſagen, wenn zween Reuter des Morgens auf verfchiedene Wegen, von einerley Thoren ausgeſprenget waͤren: ſo waͤren ſie nicht eher, als gegen Abend Groͤße zuſammengekommen. Es iſt dieſes auch gewiß die groͤßte Stadt in China. Ihre Ma ern haben, nach dem Maaße, das bie Jeſuiten, wie der Verfaſſer dieſer Beſchreibung ſaget davon nahmen, als fie den Riß verfertigeen, fieben und fechzig Li im Umfange, welches ſich beynahe auf fünf und eine halbe große Meilen, und vierhundert und fechs und ſechzig Saden beläuft d). - Sie liegt nur eine Meile von dem Ryang. Aus diefem Fluffe kommen, vermittelſt der Canäle, welche ſich an der Stadt endigen, Barken zu ihr, and Geſtalt. Die Geftalt von Nan king ift unordentlih. Die Urfache hiervon find die Hüg innerhalb der Mauer, und die Befthaffenbeit des Bodens. Ehemals hatte der Kaife feinen Siß dafelbft, Daher heißt fie Nan king, oder der füdliche en wie Pe Ein den nordlichen bedeutet. Seit dem aber die fechs großen Gerichte, welche damals in diefe beyden Städte vertheilet waren, alle nach Pe king kamen: fo gab ihr der Kaiſer den Nomen Ayang ning. br alter Name wird zwar noch immer im Reden gebraucht: er darf aber niemals in öffentlichen Urfunden erwaͤhnet werden. Gegenwaͤrti⸗ Dieſe Stadt iſt gar ſehr von ihrem alten Glanze heruntergekommen. Es iſt kein ger Zuſtand. Spur mehr von ihrem praͤchtigen Pallaſte vorhanden. Das Obſervatorium wird verab ſaͤumet, und iſt groͤßtentheils verfallen und zerſtoͤret. Alle ihre Tempel, kaiſerliche Begraͤb⸗ niſſe, und andere prächtige Denkmaale, find von den Tartarn, welche zuerſt in das Reich einfielen c), zerſtoͤret worden. Beynahe der dritte Theil davon liegt ganz wůſte das uͤbrige aber iſt ſtark bewohnet. Es wird faſt nirgends ein größerer Handel. und eine größere Menge Volk gefunden werden, als Hier an einigen Orten, Hingegen find die Straßen um J 2) Es ſollten mehr als ſechs und eine halbe Meile 7) Diefe Nachrichten find ans dem le Tomte ſeyn, wenn man, wie die Miſſionarien ordentlich e, Ze Eomte ſpricht, er fey hier eine halbe “ tun, zehn Kiauf eine große Meile rechner. Meile breit, N €) Unter dem Tfehingis Chan, im Jahre zn. 5 Diefes war Ching ching Fong, Que nn o RV Buch. Teil > 45 um bie Hälfte ſchmaͤler, als die zu Peking. Indeſſen find fie noch ſchoͤn genug, gut gepfla- » Provinz, ſtert, und mit faubern und wohl verfehenen Gewölbern geteret.. Kyang nan. Hier hat ein Tſong tu feinen Sig. Vor dieſem muͤſſen die wichtigen Sachen aus Regierung. den Gerichten ſowohl zu Ryang nan, als zu Ayang fi, gebracht werden. Die Tartarn haben hier ebenfalls eine zahlreiche Beſatzung, und befigen einen Theil von der Stadt, der don dem übrigen durch eine einfache Mauer abgefondert ift, Man ſieht hier feine öffent- lichen Gebäude von Wichtigkeie, ausgenommen die Thore, welche alle überaus ſchoͤn find, und einige Tempel. Hieher gehöret der Tempel, worauf der berühmte porcellanene Thurm ſteht. Dieſe Stadt Hat deswegen einen Vorzug, weil die Wiffenfhaften Hier ftarf getrie- ben werden. Sie liefert allein mehr Doctoren und große Mandarinen, als verfchiedene große Städte zufammen. Die Buͤcherſale find Hier zahlreicher; die Buchläden beffer angefüller ; der Druck ift fehöner, und das Papier beffer, als irgend anderswo in dem Reiche A). Die vornehmften Manufacturen zu Nan king beftehen aus Atlas, welcher Twan Mannfaetu⸗ tſe genannt, and ſowohl geblüme, als fhlecht gefunden wird, Diefes ift der befte, und wird ren. zu Pefing am höheften geachtet, Das wollene Tuch, welches man Nan king fchen nennet, wird auch in einigen andern Städten gefunden. Es ift faft nichts anders, als ein Filz, der ohne Weben verfertiget wird. Man findet Bier auch Fünftliche Blumen ‚Die aus dem-Marfe eines Baumes, mit Namen Tong tfau, verfertiget werden, und womit man bier einen großen Handel treibt, Die nanfingifche Dinte koͤmmt alle von Whey chew, in eben diefer Provinz. Der Bezirf von YIan king iſt mit großen Flecken angefüllet ‚ die faft gänzlich von denen bewohnet werden , welche ſolche Täfelchen Tuſche oder Dinte ver- fertigen oder verfaufen, die öfters mit aller Hand Figuren, und mie grünen ‚ blauen oder gol- denen Blumen ausgezieret find. Die Breite ©) und Tiefe des Nang tfe kyang machte Nan king vormals zu einem Der Yang vorsrefflichen Hafen. Der berühmte Seeräuber F), welcher die Stadt in den letztern Unru⸗ tſe Kyang. hen belagerte, konnte auf demfelben gan 5 leicht an fie fommen. Jetzo aber laufen die chi⸗ neſiſchen Fahrzeuge nicht in den Fluß ein, weil die Mündung ent weder verflopfet oder un- rauchbar gemacht worden iſt; daß alfo die Kenntniß davon nad) und nach verlohren gehen fann 9). Im April und May fängt man bier eine große Menge vortrefflicher Fifche. Ei- nige Davon terden mit Eiſe 2) bedecket, welches fie, feifch, erhält, und in bloß dazu beſtimm⸗ sen Barken 5) nach Hofe geführer, a Le Comte merfet an, daß Nan king ehemals mit drey Mauern umgeben gewefen Großer Um, fen; daß die äußerfte fechjehn lange Meilen im Umfange gehabt habe, und daß einige Stuͤ⸗ fang. de davon Immer noch zu fehen wären, welche aber mehr den Gränzen einer Provinz, als einer Stadt glichen. Das merkwuͤrdigſte daſelbſt ift nach ſeiner Meynung der Kyang, der porcellanene Thurm, das Obſervatorium und die Klocken Bon den erften beyden ift reits etwas gefaget worden A), und nachgehends foll noch mehr Davon gemeldet werden. Bon den beyden leßten fager er nicht viel mehr, als Bemelli ). Nur wegen des Obfer- vatori feger er Hinzu, daß es ei N plattes Gebäude, und mit guten Inſtrumenten verfehen. ge- 3 3 wegen ober Koxinga, deſſen vorhin oͤfters gedacht wor⸗ 2) Slehe V Band auf der 253" Seite. den ift. — ?) Du Baldes China aufder 73 und folg. Seite, g) Diefes, wie auch vieles von dem übrigen, it 4) Siehe V Band a. d, 253 u. 490 ©, aus dem le Comte. I) Siehe V Band a. d, 490 &, 1 2 Peovins, weſen fen, die aber nachgehends nach Peking gefchaffet worden wären; jetzo ſaͤhe man DL { 46 Beſchreibung von China. Ayangnäik von nur noch einige alte Gebäude ‚ und. den großen viereckigten Saal, der dem Rang zu Ehren erbaust worden are, — — Ungeheure ¶ Eine von den Klocken, die ſich zwiſchen dem Obſervatorio und dem Collegio der Jeſu⸗ Klocken. ten beſindet, giebt er eben das Maaß, welches ihr Gemelli zuſchreibt: er eignet ihr abet gegen die Mitte eben den Umfang zu, den ſie unten hat, an ſtatt, daß ſie daſelbſt engel werden ſollte. Er ſetzet hinzu, der Handgriff oder King, an dem fie hinge, waͤre zween Schuh dicke: der untere Rand aber ſechs und einen halben Zoll; fie würde aber gegen DIE Bergung ; wo ber Kegel anfängt, immer dünner; fo, daß fie unter dem Ninge-niche uͤbe j zween Zoll. Dice wäre, Diefes kann, wie er ſpricht, vichtig genug ausgemeffen werdet da fie ihre Klocken oben durchbohren, um, wie fie ſich einbilden, den Schall zu vermehren Das Metall ift zerbrechlich,, fehr fehleche gegoſſen, und voller Fleinen Buckel, Er ſchaͤte ihr Gewicht auf funfzigtaufend Pfund. Ihre Anzahl. Dieſe Klocken wurden unter der neunten Regierung vor der gegenwaͤrtigen gegoſſen Sie haben alle ihre befondern Namen. Eine heißt Chwi, der Haͤnger; eine ander Sche der Eſſer; eine dritte Schwi oder So, der Schläfer; und eine vierte Si, ver Sliegen de, Diefe Teste ift auf der andern Seite des Ryang m). Su chew fu. 2. Su chew fu iſt eine von den fehönften und luſtigſten Städten in ganz China Die Europäer vergleichen fie mit Venedig. Man kann zu Waſſer in zween Tagen durd die Straßen und an die See fommen, Die Aerme des Sluffes und die Canäle tragen die größten Barken. Bon bier fahren die Fleinen Kaufmannsſchiffe in zween oder dreyen all dern Tagen hinüber nach Japan, womit diefe Stadt, wie mit allen Provinzen des Reichs einen Handel treibt. Die hier verfertigten geftichten Sachen und Brocade werden ſeht geſucht, weil fie gut und wohlfeil find. Dieſe Stade iſt der Sig des Unterkoͤnigs yon heit un. ftlichen Theile der Provinz. a ge Ihre Gegend. Ihre Gegend iſt veizend, fehr reich, gut angebaut, ſtark bewohnet, und mie Staͤdten und Flecken angefuͤllet, die man beſtaͤndig im Geſichte hat. Sie har einen Ueberfluß al Fluͤſſen, Canälen und Seen, die mit prächtigen Barfen angefüller An, In einigen woh nen viele vornehme Perſonen, welche hier eine anſtaͤndigere Wohnung haben als in ihren Haͤuſern. In den chineſiſchen Büchern finder man ein altes Sprüchworr: Schang yer tyen tang, Hya yew Su Hang; das it: oben ift das Paradies: unten Suchen und Hang chew. Diefe beyden Städte find auch in der That das irdifche Paradies H China. Bon den Mauern glaubet man, daß fie mehr als vier Meilen im Umfange haben Sie hat ſechs Thore gegen das Sand, und eben fo viele gegen das Wafler. Die Bot ſtaͤdte erſtrecken fich weit über beyde Seiten des Canals hinaus, Die Barken fteffen fl viele fehwimmende Häufer vor, die in verfehiedenen Reihen auf dem Waſſer ftehen, und zufammen mehr als eine Meile einnehmen, Biele von ihnen find an Größe den Schiffe von der dritten Ordnung gleich. Das Gedränge der Kaufleute iſt unglaublich : und doch ſieht man nicht, daß fie fich zanfen, Das Ganze zuſammen gewähret einen Anblick, di ſich nicht wohl befchreiben läßt, —B — a m) Ze Eomtes Nachrichten von China auf der 7) Du Zaldes China auf.der 74 Seite; # 4J 76 und folgenden Seite. er le&omte a. d. 83 S. Siehe au den V DAT S Asa auf ber 344, 449 und 503 Ceite, >] XV Bahr Capitel | 47 Die acht Städte unter der Gerichtsbarkeit dieſer Stadt find ale ſehr fehön, und ha⸗2 ben anderthalbe oder zwo Meilen in ihrem Umfange ) — — 3. Song kyang fir ſteht auf dem Water, und ft „ weil es nicht weit don der See Song kyang obliegt, ſowohl zu fremden als einhehnifchem Handet ſehr geſchickt. Hier wird viel Cattun fir und schöner Ealico von allen Arten verfgufer, den man, wenn er gefaͤrbt iſt, für Die fein- ſte Scharſche halten follte, ‚Prowins, Aysngnan, Ihre vier Städte vom dritten Range, koͤnnen mit den fhönften Städten verglichen teren, ſo wohl wegen ihrer Größe als wegen des ‚außerordentlichen Zulaufs von Kaufe leuten aus allen. Gegenden, und wegen der verfihiedenen, Arten von Handlung, die daſelbſt getrieben wird, Ein folcher Ort it Schan bay byen, wo täglich Schiffe von So kyen anlangen, und Andere wiederum auslaufen‘, um. in Sapan zu handeln, 4 Chang chew fu ‚ eine berühmte und große Handelsſtadt, liege nahe an dei Chang chew Graben, ver vor Suchew in den Kyang gebt, und iſt mit verſchiedenen Triumphbo⸗ fu. gen gezieret. Die meiſten von den fuͤnf darunter gehoͤrigen Staͤdten find ſehr ſchoͤn, und ſtark bewohnet. Alſo hat On ſi hyen gut anderthalbe Meile im Umfange, noch außer den Vorſtaͤdten, Die ſich ‚anberthalbe Meile in die Länge erſtrecken. Die Stade it mie einem großen Graben, in Geſtalt eines Canales, umgeben. Die Manern find fehön, und « fünf und zwanzig Schuh hoch. - ur J In einer andern von dieſen Staͤdten wird Ausfage der Einwohner, dem Wa lichen Geruch mittheilet 0), Es hing noch vorgezogen ). 5. Ching kyang fir hat zwar kaum drey Meilen im Umfange: iſt aber wegen ihrer Thing fyang Sage und wegen ihres Handels fehr angefehen. Es ift einer von den Schlüffeln des Reichs für gegen Die See zu, und mit einer ſtarken Beſatzung verfehen. Die Mauern find an ver⸗ fihiedenen Orten über dreyßig Schuh hoch. "Sie find von Ziegen aufgeführer, Die vier bis fünf Zoll dicke fd, Die Vorftädte find eine geometrifche Meile lang, und fo volkreich, als die Stadt ſelbſt, von welcher man über ffeinerne Brücken in ſie kommt. Die Straßen find an bey⸗ den Drten mit Marmor gepflaftert, und fonderlich an dem Hafen mit Volke angefüller, Nahe bey der Stadt findet man einige ſehr luſtige Hügel, Sie liege an den Ufern des Ta kyang g), welcher hier anderthalb Meile breit iſt, und an der Morgenfeite eines Eanals, der fo weit gegraben iſt, als der Fluß geht. In dem Stufe, ſechs Schritte von den Ufer, liegt ein Hügel, vie Namen Kin Kin chan, ſchan, oder der goldene Huͤgel, wegen feiner angenehmen Sage: * Huf dem Gipfel des: felben ſteht ein Thurm, der verſchiedene Stockwerke hoch iſt. Dieſes Eyland hat wenig⸗ ſtens fuͤnfhundert Schritte in der Rundung. Die Ufer find mit Gögentempeln und Häu- fern der Bonzen angefuͤllet. | * Porcellan verfertiget, welches, nach der ſſer, deffen man fich zum Thee bediener, einen vortreff⸗ wird daher daffelbe dem beften Porceffane yon Ring te 1 Gegen 0) So TEE Wie byen 7) Du valde auf dor 13 Seite, Siehe auch einen angenehmen Gefchtmag ynp Geruch ‚welches V Bandın. di 346,407:0. 441. ©, man fonft nirgendwo finder, \ 7) Der font Rpang der Hang tſe kyang heißt. 48 Beſchreibung von China. 2» Provins, Gegen über, auf der andern Seite des Fluſſes, liege Bus chew. Diefes wird zwar Ayangnan ae fuͤr ein Matu, ober für-einen Handelsplag gehalten: iſt aber. ſo anfehnlich, als die u. Qua chen, größten Städte r). Nabe dabey ſteht der Tempel des Duang qua myau. Whoyngan 6. Whay ngan fu liegt in einer moraſtigen Gegend; wird von einer dreyfachen fu. Mauer umgeben, und iſt reich, obſchon nicht allzu bevölkert. Es iſt in Gefahr zu erſau⸗ fen, weil der Boden, worauf es liegt, niedriger ift, als der Canal, welcher am verfchie: denen Drten nur durch Erddamme in feinen Schranfen gehalten wird, Zwo Meilen da von aber hat es einen fchönen und volkreichen Flecken, mit Namen Tfing Eyang pu, der gleichfam der Hafen von Whang ho iſt. Dafelbft ift ein Tfong ho, das ift, der Ober“ aufſeher über die Stöffe, oder der Broßmeifter der Waſſer, welcher-eine große Menge! von Beamten unter fich bat. Jenſeit des Whang bo, längft dem Canale hin, liegen gewiſſe Städte, wo die: Mubammedaner ‚welche fich feit langer Zeit dafelbft Feftgefeget haben, fich einmal vergeb⸗ lich bemübten ‚ einen Handel: an fich zu ziehen. Ihre Tempel find: fehr hoch, und niche nach dem Geſchmacke der Chinefen gebauet. ) f Marmorift ſehr gemein in der Gegend dieſer Stadt. Die Ebenen bringen eine große Menge Reiß und Weizen hervor: die Flüffe und. Seen aber allerhand Arten von fehr guten Fifchen s), - | Yang chem fu. 7. Dang chew fir ift an dem Föniglichen Graben erbauet. Die Luft ift gelinde und, - gemäßigt, und der Boden sannehmlich und fruchtbar. Es wird hier ein ſtarker Handel mit allerhand chineſiſchen Manufacturen und mit Salze getrieben, welches an der Seefüfte gefammelt, und-auf Canaͤlen hieher gebracht wird, worauf man es von bier in das innere: des Kaiſerthums verfuͤhret. Es liegt eine tartariſche Beſatzung in diefem Plage, Gegen Morgen liegt eine große Vorſtadt, welche durch eine Brücde damit verbun- den ift, Allein Diefe, und noch eine Fähre, find kaum zulänglich für das Bolf, das hinüber. will, ob gleich die Fahrt nicht über zwanzig Schritte breit ift. \ Anzahl der Nang chew hat zwo Meilen im Umfange, und enthält, die Vorſtaͤdte mir eingefchlofs Einwohner. fen, zweymal hundert tauſend Seelen. Die Einwohner find große Liebhaber von Suftbar- feiten. Sie erziehen viel. junge Maͤgdchen, Iehren fie fingen, auf Inſtrumenten fpielen, malen, und alle andere gute Kinfte, Hernach verkaufen fie diefelben um einen großen Preis an die vornehmen Herren s), — s — — — — | } ! 2. Der weftliche Theil. 1. Nygan Eing fir, die Hauptſtadt, hat unter fi 2. Whey hewfi = . ? s ſch 3. Kling que fü 4: Chi chew fur | 5. Tay ping fir 6. Song yang fu Chew. Hyen. 6 — — ———— ü 5 u a — 80000 aan u v 13 1. Ngan Du Haldes China a. 8.75 S. und le Com⸗) Du Kalde am angefuͤhrten Orte: Siehe and tes Nachrichten von China a..d. 84 Seite "Siehe V Band. a.d: 258 1,444 © auch VBand a. de 346,407 ©: past E j ; ii XV Buch I Eapitel‘ m L YIgan king fir, die Hauptſtadt von dem tetlichen Theile diefer Provinz, har 2 Provins, eine veigende Sage an den Graͤnzen dreper Provinzen, O5 fie gleich nur fünf Tagereifen yon Ayangnan. Nanking abliege; fo bat fie doch ihren eigenen Unterfönig,, welcher eine große Beſatzung Ngan fing in der Feſtung unferhält, die dem See Do yang, an den Öränzen der Provinz Ayang fi, fu. und an dem Fluffe Kyang beſtreicht. Diefe Stadt ift wegen ihrer Reichthuͤmer und we- gen ihres Handels fehr angefehen. Was nach Nanking verführee wird, muß bier durch, | r Bezirk iſt ſehr offen, und die Gegend angenehm und fruchtbar, 2. Whey chew fir, das in der Provinz am weiteften gegen Mittag liege, ift eine * chew don den reichſten Staͤdten des Kaiſerthums. Die Luft ift geſund und gemäßiger; ob fie IM gleich) mit Bergen umgeben ift, Man findet Feine Stabr worinnen nicht einige Handels⸗ ſeyn ſollten; und keine Bank oder Boͤrſe, woran ſie nicht vornehm⸗ lich mit ihren Antheil haben ſollten. Doch leben die Einwohner ſparſam. Hier werden die beſten Dintentafeln und lackirten Sa chen verfertiget. Die Gegend iſt wegen der Gold⸗ Silder- und Kupferbergwerke berühmt, Sie bringt auch den beſten Thee hervor; und die Erde, woraus, ſonderlich zu King te ching, das Porcellan verfertiget wird, findet man da- ſelbſt nahe an den Ufern des Ryang fi. 3 · Ning que fir liegt an einem ſchoͤnen Fluſſe, der fich in den Ayang ergieft. Der Ningane fu. Boden, worauf es liegt, ift uneben ‚weil er mir Hügeln umgeben ift. Weit aber Gehölze darauf find: fo geben fie eine gute Ausſicht, und liefern auch vortreffliche Kräuter zur Arge ney. In dieſem Plage find ſehr viel Papiermanufacturen, das aus einer Art von Schilfe verfertiget wird. 4. Chi chew fu liegt an dem Ufer des Ryangr); und ob es ſchon mir Hügeln Chi chew fu. umgeben ift: fo hat doch die Gegend einen Ueberfluß an allerhand Lebensmitteln, | 5. Tay ping fi liege an dem Ryang, und wird von drey Flüffen umfloffen, Die Tay ping fu. ſich in denfelben ergießen, Die age macher diefen Ort zu einem guten Handelsplatze. LUn- ter den drey Städten in feinem Bezirke ift Vu hu,byen der beträchtlichite wegen feiner * Reichthuͤmer. 6. Fong yang fu liegt an einem Berge, ſehr nahe an dem gelben Fluſſe, und be- Fong yang fu. ſchließt in feinen Mauern derfihiedene Eleine Hügel, Der Bezirk dieſer Stade gleicht an Größe den größten Provinzen in Europa, und erftrecfer ſich achtzig Meilen von Morgen gegen Abend, und ſechzig von Mitternacht gegen Mittag. Sie har achtzehn Städte un- ter ſich; fünfe vom weyten, und dreyzehn vom dritten Range. Hierzu koͤmm noch eine große Anzahl von Ma tero, oder Handelsplaͤtzen, die zur Bequemlichkeit der Handelsleute, am Fluſſe liegen, und den Zoll fuͤr das Reich einne hmen. Hong vu u), der Stammvater des vorigen regierenden Gefchlechts, verlegte int Jahre 1367, nachdem er die weftlichen Tartarn aus China vertrieben hatte, welche diefes Reich ſieben und achtzig Jahr lang im Beſitze gehabt hatten, feinen Sig bieber, und nenne fe den Die Kong yang , das ift, den Dias des Blanzes des Adlers. Cr hegte die Ab- ſicht, denſelden zu der groͤßten und beruͤhmteſten Stade im Reiche zu machen, Br unebene N Du Balde, Tina, a. d. "©. Siehe auch Morgen, nach den Karten der Jeſuiten. Anfern V Band, 0. 256,348 unp 4438. 9) Dasift: eintapferer Sürft, der über glles ) EineMeile, und no h drüber, davon, gegen ſieget. Allgem, Reifebefchr, vi Dand, ? so Boceſchreibung von China. | 2 Provinz, unebene Boden, der Mangel an frifchem Waſſer, und vornehmlich das nahe Grab feine Kyang nan. Vaters, waren Urſache, Daß ex feinen Entfehluß änderte, Auf Anrarhen feiner vornehm Vormalige Groͤße. hoch. Er iſt in vier große Stockwerke abgetheilet, welche auf einem vierzig Schub hoben, hundert langen, und fechzig Schuh breiten Pfetler aus Ziegelfteinen aufgeführer find. Man Gebäude des Hang vu. Praͤchtiger Tempel. ſten Bedienten verlegte er alſo ſeinen Sitz nach Nan king, welches zwey und dreyßig Mer len davon abliege. Hierdurch wurden auf einmal alle die Werke gehemmet, welche be mals angefangen worden waren, Der Eaiferliche Pallaft, welcher eine dreyfache Mauer bekommen follte; die Mauer, dieneun Meilen im Umfange haben follte; und die Canaͤle⸗ welche man abſtechen wollte; alles dieſes ließ man liegen. Nur drey Gebaͤude wurden zu Stande gebracht, welche auch noch vorhanden ſind, und woraus man ſieht, daß der Ent⸗ wurf ſehr praͤchtig geweſen ſey. Das erſte iſt das Grab des Vaters des Hong vu, welches mit allem, was, in ſeiner Art, das ſchoͤnſte iſt, ausgezieret ift. Es Heißt Whang lin, oder das koͤnigliche Grab, Das zwerte ift ein länglich vierecfigter Thurm, mitten in der Stadt, Hundert Schub bäle ihn für das hoͤchſte Gebäude in China, und kann ihn fehr weit fehen x). Das dritte ift ein Eoftbarer Tempel, der dem eingefleifchten Gotte So zu Ehren auf geführet iſt. Erſtlich war es ein fleiner Tempel, wohin fih Hong vu in feinem fiebenzehn- gen Jahre, nachdem er feine Xeltern verlohren hatte, wendete, und einige Fahre lang als Küchenjunge diente, Endlich wurde er ein fo träges Leben uͤberdruͤßig, und gab fich, unter einem von den Oberhäuptern der Räuber, welche fich wider die Tartarn empoͤret hatten, als einen Soldaten an. Gleich anfangs erhielt er burch feine Tapferkeit die Tochter des Ober: haupts zur Gemahlinn, und nad) deffen Tode auch die Anführung der Voͤlker. Dieſes Gluͤck brachte ihn dahin, daß er nach dem Throne ftrebte. Er geiff die Tartarn muthig an, fehlug fie, und nahm Nan king, nebft verfchiedenen andern Städten ein, ließ aud) nicht nach, fie zu verfolgen, bis er fie gänzlich aus China hinausgetrieben hatte, So bald er auf den Thron geftiegen war: fo ließ er, mehr aus Erkenntlichkeit gegen diejenigen, welche ihn in feinem Elende unterhalten hatten, als aus einiger Achtung für ihre Religion, diefen Foftbaren Tempel aufführen, und wies dreyhundert Bonzen Einkünfte zu ihrem Anterhalte an, die unter einem Oberhaupte von ihrer Secte ftunden, welches er zum Manda⸗ rinen machte, damit es fie, ohne Abhängigkeit von der Stadtobrigkeit, regieren Fönnte, Diefer Tempel führee den Namen Long hing fe, oder dev Tempel, aus welchen der Drache herauskam: denn der Kaifer führer im Wapen einen Drachen und fechs Greife. Der Anfang dazu wurde mit einer Reihe von fünf großen hohen Gebäuden ge⸗ machet, die, nach Faiferlicher Art, auf ven Seiten mit Sälen und Zimmern für die Bonzen umgeben waren, Diefes-ift auch alles, was jego davon noch übrig if. Das übrige wur⸗ de in den legten bürgerlichen Kriegen zerſtoͤret; und die Priefter, von denen kaum noch einer aus zwanzigen vorhanden ift wurden größtencheils an den Bettelſtab gebracht. Kong yang felbft ift, in diefen Kriegen dermaßen verheeret worden, daß es munmehro von einer Foiferlichen Stade zu einem bloßen großen Flecken herunter gekommen ift, Der Ort if ganz volkreich, und gegen Die Mitte gut gebauet: in allen übrigen Gegenden aber reift mar nichts an, als niedrig gedeckte Häufer, oder offene Felder, wo Toback gepflanzer wird; als j worinnen ber ganze Handel des Landes befteht. Der Wyay ho. Auf den benachbarten Gebivgen findet man einen Ueberfluß an Tafch und rothem Wermuth. Die Ebenen werden durch feine Fluͤſſe, und unter andern durch den großen j Whay x) Du Anlde, China, anf der 76 und folgenden Seite, XV Buch 1 Capitelo PR Köhay ho gewaͤſſert. Dieſer entſpringt in Honan, firömet durch die, ganze Provinz, 2 Provinz, —* FAR: einem langen PA 6% den See Hong tfe, und fällt in den Whang bo, er. Ayangnan. wan neun und dreyßig Meilen von feiner Mündung... — m Lyu chew fir liegt in einer luſtigen Gegend, welche allerhand Getreide und Fruͤch⸗ So chew fi, te hervorbringe, Der See Tſau wäflert die Ebenen, und Kefert allerhand Arten von Fi: f hen. Der Bezirk HE aud) wegen des guten Papieres, und wegen der beſten Art von Thee, berühmt. Die Berge, ſonderlich diejenigen, die nahe bey Au kyang hyen liegen, find mit ſehr feinen Bäumen bedecket. Nahe bey Lungan chew it auch eine ſehr merktoindige Brüde, Zu dieſer Prodinz gehörer das Eyland Tſong ming, oder, wie es gemeiniglich genen Cyfand net wird, Ayang fche, das ift, Die Zunge des Sluffes; entweder, weil es wie eine Zunge Dſong mine. geftaltet iſt, oder weil es etwan fünf oder fechs Meilen von der Kuͤſte, an der Mündung des Ayang y) liege. Bor alten Zeiten war es eine fandige Wüfte, wohin Räuber und Boͤ⸗ fewwichter verbannet wurden, ‚Diefe pflügten den Boden, um fi) einigen Unterhalt zu ‚der: ſchaffen. Das Volk von dem feften Sande kam hierauf, und feste fich hier. Sie theilten das pflügbare Feld unter ſich, welches an der Mittagsfeite liege, und zweymal abgeerndtet werden kann. Die eine Erndte befteht in Getraide überhaupt: die andere aber in Reif und Cattun. Das Sand gegen Mitternacht ift mit einem Rohre bedecket, welches ſowohl zum Bauen, als zum Brennen dienet, weil man bier Feine Bäume finder, außer Denen, Die um bie Hauſer herum gepflanzet find, In dieſem nordlichen Theile findet man auch hin und wieder große Stücken Sand, woraus man eine große Menge Satz, zur Ausfuhr, ziehe. Es ift ſchwer, etwas gewiſſes von diefen Stücken zu beftimmen: denn das Salzland wird zuweilen fruchtbar, und das fruchtbare Sand. hingegen voller Sal. Diefe Inſel iſt gegen zwanzig Meilen lang, und fünf oder fechfe breit, Man findet Deſſen darauf nur eine einzige Stadt vom driten Range, die mit hohen Mauern umgeben iſt, Städte. welche mit aufgeworfener Erde gefüttert, und mic Gräben voll Waffer umgeben find. Die Felder find duch unzählige Canäfe getheilet, die mit ziemlich hohen Dämmen eingefaffet find , um den Ueberſchwemmungen vorzubeugen: denn das Sand iſt eben und hat Feine Huͤ⸗ gel. Die Luft ift gefund und gemäßiger. Die umliegende Gegend ift auch luſtig. Man trifft faft alle Augenblicke große Flecken mit wohlverfehenen Gewölbern an, Darzroifchen liegen hin und wicder zerftreuere Käufer. von Gefchlechtern, welche Die Haushaltung treiben. . Die Häufer der Reichen find aus gebadenen Steinen aufgeführet, und mie Ziegeln gedeckt. Die Mauern: von allen übrigen beftehen aus. geflochtenem Rohre: die Dächer aber von Stroh. Diefe Häufer find mit Gräben voll fließendes Waſſers umgeben und zu beyden Seiten ſind Baͤume gepflanzet. Weil die Einwohner mit ihrem Sande ſehr fparfam um: Strafen gehen: fo find die Hauptſtraßen ſehr fehmal. Zu beyden Seiten ftehen Eleine Kramhaͤuſer, und Soden. worinnen den Reiſenden Erfriſchungen verkaufet werden; ‚jo, Daß die ganze Inſel in den am beſten angebaueten Gegenden, einem einigen ungeheuern Flecken gleicht. Das Sand bat fein Wildpret man findet aber dafelbft einen Ueberfluß an großen Gänfen, wilden und zahmen Enten, Hühnern, Schweinen und Dürfen, die fie zum Pflügen brauchen, Srüchte find hier feltfam. Der Bopen bringe nichts hervor, als große Limo— nien, fleine faure Pomeranzen, Apricofen, ungebeuere Prirfichen, Die Frucht mie Namen Se tfe, und große Waffermelonen, nebft allerhand Kräutern und Hülfenfrächten, das ganze Jahr hindurch 2), | & 2 Lage 2) Du alde, China, a. d. 76 u. f. S. ) An der Mittageſelte. s 53 Beſchreibung von China: 8 Provinz, Lage der Städte in Kyang nan, wie fie im Jahre »717 beftunmer Ayang nan. j worden iſt ;. £ PD läge, Breite. Länge, Pläge. Breite, Hnge. Er. Min. Ser. Gr.Min.Ser. Gr. Min. Sec. Gr. Min Sec. Verʒeichniß Po chew 33 57 50 0 34 43 Lyukyanghyen 31 16 49 048409 der Sagen. Mong ching hyen 33 22 50 0 9 o Twanyauchin 29 57 40 016 oW Syau byen 34 12 0 044 51 Yigantingfu 30 37 10 035479 Tang ſchan hyen 34 28 30 o ı2 25 Cbichew für 30 45 ar 05834 .Spuchew, oder Tfingtebyen 30 24 37 2 5 43) De fpu chew 3415 8 057 o MWbeychewfu 29 58 30 2 3 20) Kyew pi chew 34 8 55 1 38 34 Ning que fu 31 256 2 15 33 Surfpenbyen 34 050 2 2 51 Lifhwibyen 31 42 50 238 © Kay chew 34 32 24 2 55 47 Byang ning fu b) Whaynganfu⸗) 33 32 24 2 45 42 ober Ranking 32 430 2 18 34 Ren ching hyen 33 21 55 3 32 51 Tyenwangfe 3144.43 2 43 40° Tong chew 32 3 40 4 12 40 Suchewfuch) 31 23 25 4 025 Jufaubyen 32 26 33 3 57 45 Cbanchewfud) 31 50 36 3 24 17) Tay chew 32 30 22 3 21 25 Song kyangfu 3ı 0 0 428 34 Dangchewfi 32 26 32 2 55 43 Cbingkyangfü 32 14 26 2 35 43. Du kew 328 o 2 ı2 50 Tfong ming Layngan hyen 32 25 10 157 9 byme) 3136 0 450 0 Lingpibyen 33 33 26 ı 4 17 Taypingfü 31 3838 2 4 15 Tingywenbyen 32 32 46 ı 4 ı7 Songyangfu 32 55 30 ı ı 20 Lyuchew fu 3156 57 046 so Shanghaphyen | Graͤnzen und Boden. No ſchan hyen 31 30 6 0 78%. aufderKatef) 3ı 9 0 444 0 Der TI Abſchnitt. | Kyang fi, die dritte Provinz. [8 | Gränzen. Einwohner. Früchte. Gintheilung. Lin kyang fü. Kingan fl. Schwi hew für. | Nan chang fu. Zhau chew fü, King te hing, Ywen chew fü. Kan chew fin Gefährlicher ſehr volkreich. Lage, Das befte Porcellan. Weg. Man ngan fu. Berg Mey lin. Vers Quang fin fu. Man Fang fu. Vu chem fu. zeichniß der Lagen. | ! D ieſe Provinz, welche durch den Kan kyang in zwey Theile getheilet wird, graͤnzet ge⸗ gen Mitternacht an Ryang nan, gegen Abend an Zu quang, gegen Mittag an Quang tong, und gegen Morgen an Fo Eyen, und Ehe Eyang. Wenn man über die 1 faft a) Dievom Noel gefundene Breite iſt drey und Breite, bey dem Sontaney, dreyßig Gr. vi in dreyßig Gr zwey und dreyßig Min. zwanzig Sec, Laͤnge zwen Gr. dreyfig Din. * und die Laͤnge zwey Gr. drey und dreyßig Min. fünf €) Breite, bey dem Noel, ein und dreyßig Grad, and vierzig Ser. Siehe feine Obf. Math. et Phyf. in fiebenzehn Min. fünf und vierzig Sec. Breite, bey Chiua p. 33. fgq. einem andern Jeſuiten, einu.dreygig Gr. ſiebenzehn Min. funfsig Sec. Länge, fünf Gr. fechsundvierzid 5) Breite, bay dem Noel, zwey und dreyßig Gr. Min. fünfzehn Ser, Siehe Hif. Acad, Panik vier Min. fuͤnf Sec. Siehe feine Ob£, Math, 1, c, Vol.3. p. 103. XV Buch. ICapitel aſt unerfteiglichen Gebirge hinũber iſt, w an dem ſuͤdlichen Theile derſelben liegen, und in ¶Provinʒ, 5 beyden Testen Propinzen —*— ind man ehe fruchtbare Thaͤler und Ehe- Byang fi. nen Land iſt aber fo volkrei » daß es nicht viel mehr Reif hervorbringt, als gera⸗ de fuͤr die Einwohner zuveicher, Diefe werden von ihren Nachbarn für nieberträchtig ge- Balten: Haben aber einen vortreff lichen Wig, und werden oftmals zu Ehrenftellen erhoben. Die Bäche, Seen und Fluͤſſe in Ryang fi wimmeln recht von Fiſchen, fonderlich Früchte, Salmen, Forellen und Stören, Die Dlume, Lyen wha, welche in China fo hoch gehal⸗ ten wird ‚finder man faft überall, Die Berge, welche das Sand umgeben, find mit Gehölze und heilſamen Kräutern bededet. Si⸗ find aud) reich an Vorgarten, Gold, Silber, Ölen, Eifen und Zinn, Das Sand beinge auch fhöne Seide, vortrefflichen Reiß 2) und Reiß⸗ wein hervor: Was es aber am beruͤhmteſten macher, iſt das beliebte Porcellan, welches mon zu Ring te hing verfertiget. | 53 Kyang fi wird in dreyzehn Fu eingetheilet. Chew. Hyen. * an chang fir Hat unter ſich a ER E 5 ſich Quang fin für Nan Fang fur Kyew Eyang fir Byen hang fir Su, oder Vn chew fu Aing kyang fü in gan 10 Schwi chew fu 11 NPiwen chew fu 12 Ban chew fu 13 Nan ngan fü 2. Nan chang fir iſt zwar von den Tartarn in die Aſche geleget worden, jetzo aber Nan chan eine von den ſchoͤnſten Städten in China. Die Gräben md Sei auf ee zu al⸗ für r : Ien Seiten hinein fommen kann ‚ machen es zu einem großen Handelsplatze mit Porcellan. Sie ſteht auf dem Ran kyang, welcher an dem Hafen hin fehr tief iſt. Nicht weit da— don iſt der See Poyang, ; baue, daß man kaum © in welchen fich der Fluß ergießt. Ihr Bezirk iſt fo ftarf ange- ‚Tas genug für das Vieh finden kann lehrte gezogen, und iſt mit Perfonen von g Eintheilung. PERLE ne soon au DB m a u a “ werde men, in tom o08.000000.800 un von ——— h Nun. . Sie bat jederzeit viel Ge- roßem Anfehen angefüller, In diefer Stadt 83 ie ¶ Breite bey dem Noel ein und dreyßig Gr, acht | Halt F) Dreite bey dem Noel, ein und dreyßig Grad, und Dreyig Min, ſecho und funfzig Ser. Siehe das vierzehn Min angeführte Bud, vier und zwanzig Ser. Länge, fünf Sr. eilf Min. vier und vierzig Ser. Siehe die an: j geführte Stelle, Breite, bey einem andern Jefuiten, e) Dreite beydem Noel, ein u dreyhig Gr. zwey ein und dreyßig Gr. ſechzehn Min. Länge, fünf Sr. und fünfzig Min. Länge, dier Gr. fieben und fünfzig eilf Min. fünf und vierzig Ser. in. ara * Siehe dag angeführte Bu, auf a) Er wird ſehr Hoch geachtet, und in großer Men⸗ der 23 un ge nach Hofe verfuͤhrt. — Br U — —— — — 3 Provinʒ, Kyang ſi. — — Zhau chew fü. King te ching iſt ſehr volk⸗ reich. Lage. Das beſte Porcellan. andern Orten verfertigte Porcellan, wird in China nicht hoͤher gehalten, als in Europa I — Beſchreibung von China haͤlt der Unterkoͤnig Hof. Unter der vorigen Regierung ließen ſich hier verſchiebene fuͤeſt⸗ liche Geſchlechter aus dem kaiſerlichen Haufe nieder: jetzo aber Halten fie ſich alle am Hofe aufe 2. Zhau chew fir bat eine fehöne Sage, iſt an der Nordſeite des Sees Po yang er⸗ bauet und mie Flüffen umgeben, die in diefen See fallen, und ihren Bezirk, welcher. plaft und eben ift, außerordentlich fruchtbar machen. Sie ift fonderlich wegen des fhönen Pot?” cellons berühmt, welches zu Ring re hing verfertiget wird, Wenn diefer Flecken nut Mauern hätte: fo verdiente er den Namen: einer großen Stadt. Man nenner Diejenigen Plaͤtze Ehing, welche geoßen Handel treiben und ſtark befinht werden, aber keine Mauern haben. Er erſtrecket fich eine und eine halbe Meile.längft an einem feinen Fluſſe hin. ı Die Straßen find fehr lang und alle in gewiſſer Weite durchfhnitten. Sie ſind aber etwas zu , enge und die Käufer zu dicht an einander gebauet. Doch nehmen die Häufer der Kaufleute einen großen Platz ein, und enthalten eine erftaunende Menge von Arbeissleuten, Es ſieht darinnen wie in einer Meffe aus: denn der Dre hat über eine Million Einwohner, Alles, was hier verzehret wird, wird von andern Orten zugefuͤhret, auch fogar das Holz, womit DieDefen,geheizet werden, wird beynahe dreyhundert Meilen weit hergefchafz fet. Diefes mächet die Sebensmittel theuer: und dennoch kommen eine unzählige Menge von armen Gefchlechtern aus den benachbarten Städten haufeniweile hieher. Es ijt nies mand, auch) fogar die Sahmen und Blinden nicht, die nicht bier, wenigftens durch Farbenz veiben, ihren Unterhalt verdienen follten. Vor Alters zählte man bier nicht mehr als drey⸗ Hundert Porcelfanöfen, io aber über fünf hundert. — — Ring re ching liegt auf einer Ebene, die mit Bergen umgeben iſt. Der Berg ge: gen Morgen, an den es angebauet ift, ftellet von außen einen halben Zirkel vor. Zwiſchen den Seitenbergen hin ftrömen zweene Flüffe. Einer davon ift ſchmal, der andere aber ſehr breit. Beyde vereinigen ſich hernach und machen eine Meile von dem Plage in einem wei⸗ ten Becken einen fehönen Hafen, Hier ſieht man zumeilen zwo bis drey Reihen Barken, Die, fo lang der Raum ift, hinter einander folgen. die Wolfen von Feuer und Raudy welche auf verfihiedenen Seiten in die Höhe fteigen, zeigen zugleich die Lange, Die Breite und den Umfaug von Ring te ching. Des Nachts füllte man glauben, man fähe eine große Stadt ganz in Feuer ftehen oder einen ungehenern Ofen mit einer großen Menge Luftloͤcher. Fremde werden zu King te ching nicht geduldet. Wer keine Bekannten an d Orte hat, die fuͤr ſeine Auffuͤhrung ſtehen, der muß des Nachts ſeine Wohnung in ein Barke aufſchlagen. Das hier verfertigte Porcellan iſt die Waare, worinnen der ga Handel von Zhau chew für beſteht. Dieſes zieht eine große Menge Kaufleute aus a dern Provinzen hieher, Denn das zu Kanton, in der Provinz; Fo Eyen und an einige denes Gefäße. Fremde koͤnnen fich hierinnen nicht ivven, denn es ift fo weiß, als Schnee glänzet nicht und hat gar Feine Farben. Dos Wafler zu Ring te ching feheint etwas zu der Schönhelt und Güte des daſige Porcellans beyzutragen. Denn man kann anderswo Fein fo gutes verfertigen, ob mal ſchon eben diefe Erde dazu brauche, als welche an den Gränzen diefer und an einem Hufe Der Provinz Kyang nan gefunden wird, Was diefe Erde fen, und wie man mit ihe un“ ‚geben muͤſſe, fol hernach gezeigt werden b), ae, 3. Duand ) Du Halde, China, a. d. 79 u. f. S. XV Buch Tea. 55 3. Quang fin fir liegt mitten unter Bergen. Viele davon werden, ob fie ſchon 3Provins, hoch und lang find, in. feuchtbare gepflügte Sandfchaften eingerheifet und find mit Stecken Ayangfi- und Dörfern angefülfer, Auf einigen von diefen Hügeln ſtehen Gebüfche, andere bringen Quang fin fu. ſchoͤnen Cryſtall Heroes: Yormals wurden fie von Raͤubern unficher gemacht. Die Wege durch dieſe Berge von Fo kyen und Che Eyang, findfo enge wie female Gaflen, fo, daß es ſehr leicht fälle, die Päffe zu vertheidigen und Einfälle zu verhindern. Zu Duang ſin fu verfertiger man fehr gutes Papier und die befien Lichter im ganzen Reiche, \ - 4 Lan Fang fir liege an dem Ufer des Sees Po Yang, welcher ‚gegen vier Mei⸗ Nan fang fu. len fang und dreyßig breit iſt. Er hat vortreffliche Fiſche und theilet dieſen Theil der Pro⸗ vinz in zwey Theile, Die Felder bringen eine große Menge Rei, Waizen, Früchte und Hülfenfrüchte hervor. Die "Berge find theils angebauet und theils voll dicker Gehölze bey fünf Meilen in die Länge, In der Gegend der Stade wächft eine Art von Hanf, woraus Man gute Sommerfleider verfertiget. ER 5 Kyu kyang fir ift eine große Handelsſtadt. Sie liege ander Mittagsſeite des Kyu kyang großen. Ayang, der an ihre Mauern anfpiiler, und nahe an de i yangb). Daber ift diefer Drt der Sammelplag aller B ; vinz, wenu fie darinnen bin und wieder fahren , fondern auch aus Kyang nan und aug uquang. Ob er gleich faft hundert Meilen von der See abliegt: fo fange man bier doc) Salme, Delphine und Störe in dem Fluſſe, der mic dem neuen und vollen Monde die Ebbe und Fluch mir hält, und fo langſam fliege, daß man feinen Lauf kaum mets fen kann. | 6. Ayen chang fü liegt an den Gränzen der Provinz Fo Eyen in einer luſtigen und Kyen hang fruchtbaren Gegend, er bier verfertigte Reißwein ift fehr gut, der Reiß felbft aber niche, fü. 2 Doch bringt das Land eine Net don rothem Reiße hervor, der wohl ſchmecket und gefund iſt. Man verferriger eine Apr Leinenzeug aus Hanfe welches in der Sommerhihe ge: tragen wird, An * 7. Vu chew fir oder Su chew fir, liegt an dem Ufer eines Fluffes in einer großen Vu chew fu. fruchtbaren Ebene, Die Mauern find bier im Umfange größer, als bey irgend einer Stadt in Frankreich, Ausgenommen Paris, Das Gebiethe der Stade kann ſich auf zwanzig bis fünf und zwanzig Meilen erftvecen. Es muß Diefe vor den legten Kriegen eine der blühende ſten Städte des Reichs geweſen ſeyn. Die Oftfeire iſt ſchoͤn wieder aufgebauet. In dem übrigen Theile der Stade fiehe man ganze Haufen von wieder aufgebauten Häufern, Die tte chſam Dörfer und Flecken in der Stade felbft bilden, Mau rechnet auf vierzig big funfzig taufend Einwohner in der Stade und den Borftädten, W i volkreich und wohl angebauet, An verfchiedenen Or⸗ cu bat man jährlich zwo Ernten yon Neiße, welcher fo weiß if, daß er die Augen biender, e ade inz als ein Zoll aus dieſem Bezirke weggeſchickt. Die Feigen ommen ſehr wohl fort; und die Weinftöcke, die ein Mißionarius gepflanzet Hat, haben “Auben getragen. Andere Men von Früchten aber wollen bier nicht recht veif wer- den, Vielleicht, weil der Boden zu feuchte iſt in kyang fu liege zweh und eine halbe Meile von dem Kan kyang, an dem Nu Lin kyang fu. ho, iſt nicht volfreih, And treibt auch fihlechten Handel. Weil die Einwohner fehr fpar- ſam leben; ſo fager man zum Scherze, daß die Stadt mit einem Schweine sweene Inge © Gegen drey big vier Meilen davon, ; 3Provins,; Tage langen koͤnne. Drey Meilen von bier, an dem Kan Eyang, ſteht ein Chind s6 — Beſchreibung von China. Ayang ſi oder Flecken, wo ein ſtarker Handel mit Kräutern und Arzneywaaren getrieben wird, wel⸗ ——— ge man aus allen ſadiichen Theilen auf Barken hieher bringt. Der Voden in dieſer Ge⸗ gend iſt gut. Er zeuget vortreffliche Pomeranzen, womit der meiſte Handel hier getrie⸗ ben wird, Die Berge, die ihn umgeben, find mit großen Bäumen bewachſen oder durch Erhoͤhungen angebauet. 1 Kingan für 9. Ki ngan fir liege an dem Ran Eyang, welcher mit außerordentlichem Geräufcht T durch Klippen, die der Oberfläche des Waſſers gleich find, vor diefer Stade vorbey ſtro⸗ met. ° Es find hier achtzehn Waſſerfaͤlle, wobey man fo wohl Stärke als Geſchicklichkeit anwenden muß, wenn man entweder hinauf oder herunter will. Dieſe gefaͤhrliche Fahrt heißt Sche patan 4), und erſtrecket ſich bey zwanzig Meilen weit. Hernach aber koͤmmt man in einen ſchoͤnen Strom, der ſechsmal breiter iſt, als die Seine bey Rouen, und ftändig wenigſtens mit funfzig befadenen Barken bedeckt iſt. Obgleich das Land ungleich ife: fo find doch die Ebenen fruchtbar, und Die Berge follen Gold und Silber halten. Schwi chew 10. Schwi chew fir liegt an einem Arme des Ran kyang, und wird durch einen fü. Fluß in zweene Theile gerheilet, wovon jeder mit einer Mauer eingefaßt iſt. Eines ift die nordliche, das andere die füdliche Stadt. Diefe werden durch zwo Bruͤcken verbundene Eine ift von Stein, mit mehr als zehn Bögen und guf gebauet: die andere beſteht aus Booten. Dieerftere heißt auch) die Stadt der Mandgrinen, teil bier alle Mandarinen wohnen. Die andere enthält geößtentheils anfehnliche Gefchlechter, Bürger und gemeine $eute ©). Dieſer Platz heißt der glücliche, wegen der guten Suft. In den Baͤchen, welche durch dieſe Gegend fließen, findet man Gold-und Silberſand: auf den Gebirgen aber den Lapis Arınenus, Mit folchen Gebirgen und mit Wäldern iſt Diefe Gegend umgeben« ywen hewwfu. _ın. NYwen chew für hat in ihrer Nachbarfchaft einen Eleinen See, woran LuftHäufer fie” ben, in welchen ſich die Einwohner ein Vergnügen machen. Sie liefert dem übrigen Theile des Reiches eine große Menge Vitriol und Alaun. Der Bezirk iſt zwar flein, giebt aber an Fruchtbarkeit den übrigen nichts nach. Kan cher fü 12, Ran chew fir, welches fo groß als Rouen feyn mag, bat feinen Namen von dem Fluſſe Ran Fyang, an welchem es liegt. Hierein fällt an der Mauer noch ein an derer, mit Namen Chang bo f). Hier it eine Brüce von Booten, die durch eiferne Kette aneinander befeftiger find. Eines von diefen Booten iſt fo eingerichter, Daß es fich oͤffn und die Barken durchfahren läßt, nachdem fie die Zolleinnehmer, welche deswegen taͤgli hierher kommen, erforfchet und durchgefucht haben. Die Berge follen viele Heilfame Krä ter tragen, wie au) die Berge um Duang fin fü. An dem Fuße derfelben wohnet d oberfte Priefter oder Bonze, von der Secte Tau tfe, der fich des Namens Tyen bimmlifcher Meiſter, bedienet. 8 4) Siehe V Band a. 0.538 S. 5) Siehe V Band a. d. 244 u. 485 ©. ) Du Halde, China a. d. 8r u. f. S. 5) Diefes iftder DergfY5ey Lin,defien im V Bat a. d.508.u.538 ©. gedacht wird, ! 7) Diefer Fluß faͤllt aber nicht bey der Stadt — g) Dunalde 1.0.83, A in den Kan tyang. Pa: 1) Breite, bey dem Noel, neun u. zwamig ot ) Unter Ki ngan fu. drey u. zwanzig Minuten. PA AN KARTE VoN DER ) AN BAY von Hoc SIEU| N I. N Kund den Einfahrten in den i 17 | 722 der n Bear IR Meın-] a-ceen Forteres e: 2 Ne | 3 I: IRB HE un 1198 HH PR Em BEA HE XV Buch, I Eapitel, — 57 Von dieſer Stadt bis nach Nan ngan, findet man nichts als Wuͤſteneyen. Die 3 Provinz, Gegend von Nan chang aber ift ſechzig Meilen längft dem Fluſſe bin, reigend, volfreich Ryangfi. und fruchtbar, Es iſt eine Tagereife von dem vorhin gemefveten fehneilen Waſſerfalle 2), Sefährlicher Hier iſt ein Tau ye, oder Statthalter zwoer Städte vom erſten Range, der dahin geſetzt Weg. iſt, um den Raͤubern Einhalt zu thun, welche dieſe Gegend vormals beunrubigten. Das Gebierhe graͤnzet mit Zu quang, So Eyen und Quang tong, und gab den Raͤubern einen ſichern Aufenthalt, Der Bezirk um dieſe Stadt iſt fehr groß und hat einen. Heberfluß an Bäumen, woraus ein Sack troͤpfelt, welches eines von den beften ift, die man in China findet, \ 13. Nan ngan fü iſt fo groß, als Orleans: die Vorſtaͤdte find aber größer, als die Nan ngan fu. Stadt ſelbſt. Sie iſt — volkreich, treibt großen — und wird ſtark be- ſucht. Hier muͤſſen ordentlich Die Waaren von oder nach Wuang tong durchgehen 4), an deffen Gränzen fie liegt. Die Reife gefchieht zu Waffer; von diefem Plage aber bis nach). Lian byong zu Sande, . , Nach den erften zwo Meilen kommt man an einen fo fteilen gi), daß man ibn an einigen Orten, in Geftalt einer Treppe, ausgehauen hat. Der Gipfel beſteht aus Felfen, welcher vierzig Schub Hoch ift. Man iſt genoͤthiget worden, fich einen Weg dadurch) zu öffnen A), Lagen von Ryangfi, wie fieim Jahre 1714 beftimmer worden find. Paͤtze. Breite. uͤnge. Plaͤtze. Breite. Fänge. Verjeichniß Gr. Min. Sec. Gr. Min. See. Er. Min. Sec. Gr. Min See. der Lagen. Dongtfebyen 30 1 40 0 6 gcD. Suchewfu 27 56 24 0 10 30: Kyew kyang fu 29 54 00 024 00M. Ryenchangfup)27 33 36 0 12 189, Schwi chang Nan fong.byen27 3 36 © 0040. byen 29 49 ı2 0 45 40 Ning tu byen 26 27 36 03745 Yan Fang fül)2g 31 42 0.26 37 Scwitingbyenas 49 ı2 0 27 ı6 U ning byen 25 15 56 1.26 37 Whey chung - — ing chew 29 00 45 158 20 hyen a ga 06T Sin hang byen28 ı8 00 ı 50 27 bang ning Schwichewfur 28 24 40. ı 10 54 byen 24 52 48 051150 Van chang fum)as 37 12 © 36 43 Long nan hyen 24 51 36 ı 51 40 Yukangbyenn) 28 40 48 © 10 608. rannganfug) 25 30 00 2 2838 Nau chew fu 28 59 20 0 13 38 Kan chewflir)25 52 48 1 40 54 Tu chang hyen 29 20 24 © 12 ı9@. Wonnganbyei26 26 24 1 47.20 Kingteching 29 15 56 0 47 450. Ringenfu 27 754 134 5. Te hing byeno) 28 53450 "1 13 38 Nwenchewfir 27 51 32 2 524° Quang fin fü 28 27 36° ; 3730 Lin kyang fu 27 57 36 1 130 ki hyen 2816 48 048 50° ’ | * er ”) Dey eben demſ acht u. zwanzig Gr. neun und acht u. zwanzig Min. fechs und dreyßig Ser. dreybig Dein, wenn funfzig Sec. & 9) Breite bey dem Noel, fünf u. zwanzig Gr, 6 der Karte der Jeſuiten heißt es Hay neun und zwanzig Min. vierzehn Ser. n byen. ter Ri ») Bey eben demſ. fünfu. dreyßig Grad zwey und 0) In der Karte Bang tehyen. funfzig Din. dreyfig Ser. P) Breite bey dem Frost —* u. zwanzig Gr. Allgem. Beifebefchr, VI and, EN Erin u Di ie a nn ae n) re Ta | sg Boceſchreibung von China, — Der IV Abfehnitt, d — | Fo-kyen, die vierte Provinz — F Sränzen und Page, Boden und Fruͤchte. Pome- Kyen ning fü. Fu ning here. Von bing fir | ganzen und Lichl. Sprache. Eintheilung. Fu Ting chew fu. Hing wha fu. Schau u fu. Chang her fu. Thwen chew fü. Merkwürdige Bruͤcke. chew fu. Hyamen oder Hafen A mwi. Graͤnzen und 5° kyen gränzet gegen Mitternacht an Che kyang; gegen Abend an Kyang ſi; gegel Sage, Mittag an QCuang tong, und gegen Morgen an bie chinefifhe Se. Es ift dieſes eine von den kleinſten aber reichſten Provinzen des Reiches. Die Luft iſt heiß aber reift: Die innern Provinzen werden von bier aus mit getrockneten und gefalzenen Fifchen verſor⸗ get, die man an der Seefüfte fängt, Das Ufer, welches fehr ungleich ift, wovon die wet? fhisdenen und mancherfey Bayen Urfache find, werden durch eine große Menge Feſtum gen vertheidiget. ln 7 Soden und Die Berge haben faſt affe die Geſtalt eines Amphicheaters mit Stufen oder Erhöht Früchte. gen, wodon ünmer eine über bie andere geht. Sie find mit Neiße befäet, und dieſer ' Yord in den Ebenen durch Fleine Gräben gewäffert, welche aus den großen Slüffen, Str e men und Quellen abgeleitet find. Sie wiffen eine Kunſt, das Waſſer bis auf den Gipfe ber hoͤchſten Berge hinauf zu Feiten, und es in Röhren von Bambu, woran Diefe Provin einen Ueberfluß hat, von einem zum andern zu bringen. 4 Außerdem bringt auch Fo Eyen alles dasjenige hervor, was inden meiften übrigen Provin⸗ zen gefunden wird; als: Biſam, Evelgefteing, Queckſuber, haͤnfen Tuch Calico, Stahl „und aller⸗ hand vollkommen ausgearbeiteten Hausrath. Es erlanget auch unfäglichen Reichthum durch dei! Handel mit Japan, den philippinifchen Inſeln, Formoſa, Tapas, Kamboſa, Siam uf me woraus es Würznelfen, Zimmer, Pfeffer, Sandelholz, Am̃bra, Corallen und dergleichen DE fommt, Die Berge find mit Bäumen beveder, woraus Schiffe gezimmert werden Formen Man finder dafelbft auch Zinn⸗ und Eifenbergwerfe, und es follen auch Gold- und Silbew adern daſelbſt gefunden werden, ; — 9— Drangen u. Unter den Früchten bemerken wir vortreffliche Pomeranzen, welche groͤßer find, als die ii. eurspäifihen, und dem Geſchmacke und Geruche nach den Mufcatellertrauben gleich Font men, - Die Schale, welche ſich fehr Leicht. abſchaͤlen läßt, iſt dicke und helle gelb. ‚Mail machet fie mit Zucker ein, und ſchicket fie in andere Provinzen. -: Man findet bier auch ſchoͤne rothe Pomeranzen, und zwo Arten von Fruͤchten, die China eigen ſind; 2 fich Li chi, welches vielleicht die fügefte Frucht in der Welt iſt, und Long ywen, eine fehl gute, aber nicht fo hoch-gehaltene Frucht. , Dieſe Früchte folfen anderswo befchrieben we den, Die Pfianze Tyen wha, Die bier wächft, und womit man blau faͤrbet, wird nel Höher geachtet, als diejenige, welche in andern Provinzen waͤchſt. 2 u» Eyradır, Die Sprache der Mandarinen, die man fonft in gan, China redet, wird in Sof ort / > nur von toenigen verftanden. Denn man fpricht in den meiften Städten eine ganz ve ſchiedene Sprache, 'und jede Davon hat ihre eigene Mundart, welches für die Keifenden € J 4) Du Halde, China a. d. 83 u. f. ©. ſchen Geſandtſchafteerzaͤhlungen, welche in de 5) Eben dafetbft,a.d.5&. ‚ fünften Band eingeſchaltet find, Hoc ſyew gem 2 c) Zu der Beſchreibung 7 Byen. net wirds, Siehe auf der 333 und 396 ©. Fb Diefes iſt eben die Stadt, die in den Holländie \ XV Buch, Tieapiteh 59 was ſehr unbequemes iſt. Unter den Einwohnern, welche ſinnreich find und Die Hinefifchen aProvins, Wiſſen ſchaſten überaus lieben, findet man eine große Menge von Gelehrten 2), Fo tyen Diefe Provinz wird in neun Fu und wiederum in fechzig Hyen ober Staͤdte vom dlit⸗ —— ri sen Range eingetheilet, vom zweyten Nange aber has fie feine Stadt, . Hyen. 1. Su chew fir Hat unter fd *® s 9 2. Tſwen chew fu ⸗ ⸗ 2 7 3. Ayenningfu 7.0»... 8 4. Den ping fir 2 2 ⸗ ⸗ 7 5. Ting hewfu 2.4 9 8 6. Bing wha fir ⸗ — ie Hi 7. Schau u fu ⸗ ⸗ ——— 8. Chang chew fü ⸗ ⸗ ⸗ 10 9. Tay wan fuue30 1. Beſchreibung der Städte auf dem feſten Lande, Su chew fir. d), mo der Unterfönig, und ber Wong ru, ihren Sig haben, wel: Fuchew fu. cher letztere der Dberauffeber über diefe Provinz und über Che kyang iſt, ift beruͤhmt we⸗ gen ihrer vortheilhaften Sage, wegen ihres großen Handels, wegen der Menge der Gelehr⸗ gen, wegen des fruchtbaren Bodens, wegen ber ſchoͤnen Fluͤſſe, auf welchen die. größten Sarken an die Stadi fahren koͤnnen, und endlich wegen einer bewundernswuͤrdigen Brücke, Die bey Hundert Bögen bat und aus fhönem weißen Steine über die Bay gebauer ift. Alle Fleine Hügel daſelbſt find voll Eedern, Pomeranzen und Limonienbaͤume. In der ganzen Gegend um diefer Stadt macher man vortrefflichen weißen Zucker. Die obengemeldeten Früchte Li chi, und Long ywen, wachſen hier im Ueberfluffe. Man trocknet dieſelben und verfühter fie in alle Theile des Reiches; fie find aber wicht halb fo an: genehm, als wenn fie frifch gegeffen werden, > „, Tfiven chem fir e) liege in einer angenehmen Gegend an einem Vorgebirge, und iſt Tfiven chew 15 mie Waſſer umgeben. Die größten Borken Fönnen in die Stadt hinein laus fu. fen. Alle Städte in ihrem Dezirfe find fehr volfreich und treiben einen großen Handel, Die Hähfer daſelbſt find fauber und die Straßen mit Triump gelfteinen gepflaftert, wozwiſchen fich zwo Reihen von Quaterſtuͤcken befinden. Unter det biefigen Tempeln verdienet einer wegen ſeiner beyden Thuͤrme bemerket zu werden, die von Stein und Marmor ſieben Stock Hoch aufgefuͤhret und behde rund erum mit Gallerien verſehen ſind N. Ale gig d h aufs tübr ‚ y der | Nicht weit von ber Stade iſt eine Brücke von ſchwaͤrzlichem Steine, die ſowohl we Merkwuͤr⸗ gen ren Größe, als wegen ihrer Schönpeit im Rufe ig). Sie hat Feine Bögen : fon- dige Vruͤcke. dern DD Durch mehr als dreyhundert Pfeiler unferftüget, welche fpigige Winfel Haben, damit ſich der geivaktige Strom daran brechen könne, welcher zuvor den Verluſt einer unzähligen rt — Menge e) Dder Swen chew fu. Siehe V Band a,d. ) Diefes ift die Brüdevon Lo jang, VBand 290u. 408 Seite. . ad. 4085, 270 Fr Siehe V Banda. de290 S o 4 aa Put nn — hbögen gezieret und mit Zie⸗ r 4Provins, Fo kyen. Kyen ning fu, Eee aan in Ey re. ann Pan ping fu. Ting here fun, Fu ning chew. Nicht weit von Kyen ning liege Fu ning chew 2), eine Stadt vom zweyten Range Byang man. 60 Beſchreibung von China. Menge Barken verurſachte. Man ſaget, dieſe Bruͤcke habe einem gewiſſen Statthalun vierzehnmal hunderttauſend Ducaten zu bauen gekoſtet. Don dieſer Stadt und andern Plaͤtzen in ihrem Kreiſe ſegeln ſtuͤndlich eine erſtaunende Menge von Schiffen nach fremde tändern ab. 3. Ryen ning fir liege an dem Min bo, und führet eine ganz gute Handlung. We diefer Fluß dreyßig Meilen von hier, in der Gegend der Stadt Pu ching byen, nich mehr ſchiffbar iſt: ſo werden die Waaren hier ausgeladen, und von Trägern, deren ſich acht- bis zehntauſend bey den Barken einfinden, über die Gebirge geſchaffet, welche ſeht ſteil find, und bis an einen Flecken nahe bey Kyang chan, in der Provinz Che kyang gebracht, mo fie in einen andern Fluß eingefchiffee werden. Diefe Straße, welche eben gemacht und mit vieredigten Steinen gepflaftert ift, hat viele Flecken, die voller Wirth häufer find, wo die Reifenden einkehren koͤnnen. Diefe Stadt wurde, nach zwo langen 2a fagerungen , von den Tartarn eingenommen, welche fie gänzlich in Die Afche legten, und alle Einwohner niedermachten. Sie ift feit dem wieder aufgebauet worden: aber nicht | prächtig, als zuvor. a die deswegen merkwuͤrdig iſt, weil fie Die Gerichtsbarkeit über z1m0 Städte vom dritten Range hat, nämlich über Fu ngan hyen und Ning te hyen. Die Gegend, worinnen fie liegen, iſt von großem Umfange: aber voller Berge, wovon bie gegen Mitrernacht am fchwerften zu erfteigen find. " \ 4. Den ping fir liegt an der Seite eines Berges, an deffen Fuße der Min bo vol beyfließt. Der ganze Dre hat, wenn man ihn aus dem Sluffe betrachtet, die Geftalt eind Amphitheaters. Alle Barken aus der Provinz laufen vor den Mauern diefer Stadt vol bey. Sie ift zwar nicht groß: wird aber mit unter die fehönften Städte des Neichs ge rechnet, und ift von Natur Ducch unerfteigliche Berge befeſtiget. Won da wird das him unterfliegende Waſſer durch Canäle in alle Häufer geleiter. Dergfeichen kann ſich, auß® ihr, Faum eine einzige Stadt rübmen. Weil die Sprache der Mandarinen von den Eitt wohnern ordentlich geredet wird: fo find fie vermuthlich eine Eolonie aus der Provin Scha hyen heißt die filberne Stadt, wegen der Fruchtbarkeit der dafigen Gegend Die Gegend der fechs übrigen Städte, bie unter ihr ftehen, iſt nicht weniger fruchtbar. '$. Ting chew fü liegt micten zwifchen den Bergen, welche So Eyen von Ryangſt trennen. Einige davon find mit Bluhmen bedecket, welches eine fehöne Ausfiche machet. St andern fönnte man vielleicht, wenn man graben dürfte, Goldadern finden. Hernach fin einige fo entfeglich hoch, daß man fie beynahe nicht erfteigen Fann. Indeſſen hat dieſe Bezirk einen Ueberfluß an allen Nothwendigkeiten. Allein die Luft iſt nicht geſind, der Handel iſt auch von keiner Wichtigkeit. * J 6. Hi 9 b) Sie liegt an der Kuͤſte, uͤber hundert und 4) Siehe den V Banda.d. „ad zehn Meilen von Kyen ningfu, und iſt die einzige + Di % Hi h aut d. 346, * u “ ji Ebew in Fo kyen; ob ihrer wohl bey der Einthei- piee aber ben Siuß Chi > Ebang; die i kung nicht gedacht worden iſt weil ſie vieleicht. un- ' — — ter keiner Fu ſteht. a ») Wie die Londoner Brücke, 2 ;) Du Baldes China a. d. 83 u. f. ©. ») Siehe zuvor a. d.58 S. , XV Buch. 1 Eapitel. — 61 6. Hing wha fu bedeutet eine wachſende Bluhme, weil fie an der Küfte, in der 4Provins, angenehmiten und fruchtbatften Gegend: der ganzen Provinz liegt; und unter alien Staͤd⸗ Sokyen. ten, den ſtaͤrlſten Teibue an Reiß abtragt. Sie ift mit verſchiedenen Triumphbögen geyie- Singiobe fi. vet, Sie hat zwar nur zidey Ayen unter fich: Dingegen hat fie in ihrem Bezirke eine fo große Menge Flecken und Dörfer, daß die ganze Gegend einer einzigen Stadt gleich ſieht. Einige von diefen Flecken koͤnnten auch, wegen ihrer Größe und Schönheit, für Städte angefehen werden. _ Das fand bringt Seide hervor, und ift mic reichen Kaufleuten ange: füllet, Die Straßen find ſehr fchön, breit, und-größtentheils mic Duaterfteinen gepfla⸗ ſtert. Die Frucht Lichi ift bier beffer, als in irgend einem andern Theile der Provinz Dr 1. Schaunfir ift einer von den Schluͤſſeln zu der Provinz, und neulich ſehr anfehn- Schau u fü. lich getsorben, weil man fie mit Feſtungen oder Kriegsplägen umgeben hat, die fo groß find, als ganze Städte, a DT In dem Bezirke diefer Stadt find Manufacturen von fehr feinem feinenzeuge, der aus einer Art von Hanfe ve tferfige wird, und welchen man in China fehr hoch hält, weil er im Sommer fühle ift, und wenn man ſchwitzt, nicht an dem Leibe anklebet 8. Chang chew fu A) ift die in der Provinz am meiften gegen Mittag gelegene Chang here Stadt. Sie liege an einem Fhuf ‚ welcher Ebbe und Fluch Hat D), und worüber, ander Ti Mittagsfeite der Mauer, eine fe r ſchoͤne Brücke von fechs und dreyßig hoben Bögen gebt, welche zu beyden Seiten reiche Kramläden hat m). Die Einwohner find fehr ſinnreich, und ſehr geſchickt zu Gefchäfften. Die umliegende Gegend hat einen Ueberfluß an den vorge meldeten 2) großen Mufcatellerpomeranzen ,. wel- He mit Zucker eingemache und ausgeführet werden, In den Bergen findet man den fein- fen Kryſtall, den man ſich nur einbifden Eann ‚ und woraus man Knöpfe, Perfchafte und dergleichen verfertiger. Diefe Stadt it fehr volfreich, und wird ſtark beſucht 0), weil fie in der Nachbarſchaft von A mwh in der Day von Chang chew liegt. Hya men, oder der Hafen A moi P), führe den Ramen von der Inſel, zu welcher Hyamen, er gehöre. Es iſt eigentlich nur eine Rheede, worinnen die Schiffe unvergleichlich wohl oder der Ha⸗ liegen Fönnen. Auf der einen Seite bar fie das fefte Sand, und verfchiedene hohe Eylande, fen Amwi. wodurch fie gegen alle Winde gefchüget wird. Sie ift geraum genug, viele faufend Schiffe einzunehmen: und diefe Fönnen ohne Gefahr fo nahe an das Ufer fahren, als eg ihnen ge⸗ fat. Man findet auch beftändig in dem Hafen eine große Anzahl hinefifcher Pinken, welche in fremde Sänder Handeln. Wor zwanzig Fahren wurde diefer Ort von europäifchen Schiffen ſtark beſuchet: jego aber ift die Handlung nah Kanten verlegt worden, Der Kaifer hält hier eine Beſatzung von ſechs⸗ big ſiebentauſend Mann, unter der Aufſicht eines hineſiſchen Feldberrn. | Bey dem Eingange in die Rheede iſt ein Felſen, welcher fie in zween Theife zu thei⸗ len Scheine, gerade fo, wie der Mingant die Rheede zu Breſt theilet Drey Meilen von 33 bier 0) Martini traf bey einem Gelehrten ein al⸗ Sm Sranzöfiichen wird er Emoy und mon tes Buch von re — — Buchſta⸗ — —— in ihn er, ben au; welches den größten Theil der H Schrift: und haben daſelbſt eine Faetorey. Einige ſchreiben in lateiniſcher Sprache engpiefe. Der Eigenthümer Eymy. Cs wird deffen oft in dem hofländifchen Ge- wollte es aber nicht aug den Händen laffen, weil es fandefchaften gedacht. Siehe den V Band auf der lange Zeit im der Amverwandefchafe getvefen waͤre · 395 Seite. Ze) ST nie 22 ie 20 U u nn 4Provins, Fo kyen. Einleitung, I LTE — | | Inſel Pong hu. 62 hier liegt man das fehiedene andere Inſeln, Einleitung. Eylande Pong hu, und Tay wan, ober Formoſa. Goldbergwerke. Grauſamkeit det Chineſen. Luft und Boden. Vieh und Voͤgel. Tayh wan fu. Die Straßen. Der Hafen. Hol⸗ laͤndiſche Feſtung. Andere chineſiſche Städte. Eingebohrne Einwohner: Haͤuſer und Haus: rath. Perſonen und Lebensart... Kleidung und We haben verſchiedene Nachrichten von George Candidius, einem hollaͤndiſchen Staatsbedienten; von David Wrig einem Schottlaͤnder; und von Herrn Georg Dfalmanaasası, einem Eingebobrnen 2 Sandes, der fich jego in England befindet. Diefe Schriftfteller gehen überaus ſehr von eind! der ab. Die beyden erften fehrieben gegen die Mitte des legten Jahrhunderts, und aus ihn feine Befchreibung von der Inſel genommen . Der legte ſtellte feine © zählung im Jahre 1704, in englifcher Sprache und mit Kupferftichen, in 331 Seiten in Oct⸗ an dassicht. Die Beſchreibung des Candidius iſt in einem Bande von den großen engliſch Sammlungen uͤberſetzt ce) und an das-Licht geftellet worden. als fechs oder fieben Seiten, und bezieht ſich vornehmlich auf einige Nationen von den W fprünglichen Einwohnern, zu der Zeit, da die Holländer die Stadt Tay wan im Bell Die folgende Erzählung rührer von den Miffionarien her, welche die Karte © Fo kyen verfertiger Haben, und handelt von eben diefen Einwohnern: allein. nachdent | unter chinefifche Bothmaͤßigkeit gebracht worden find, welche jego ben weftlichen Theil Inſel befigen; wiewohl Pſalmanaazaar verſichert „Die Japaneſen waͤren Herren von dl hat Montanus haften, ganzen Eylande, Zuder Provinz Fo kyen geböret die Infel Formoſa, wo beftändig Schiffe hin un Auf dem Wege dahin liegen die Eylande Pong hu d), welche einen Fl Die vornehmfte darunter wird nur von einer chinefifchen 2 fagung, bewohnet. Doch hat auch ein gelehrter Mandarin ſeinen Sitz daſelbſt, der @ die vorbeyfahrenden Handelsſchiffe Achtung geben muß 5: welches anſehnliche Sum wieder ſegeln. nen Archipelagus bilden. einbringt, ‚Du szaldes China a. d. 86 S; und le Com- tes Nachrichten von. China a. d. 85 ©, ») Siehe den V Band auf der 395 ©. 7 4) Sie heißt auch Tay wan; wiewohl diefes ei⸗ gentli ſtellung der Lage net die große Iuſel Perkan ‚oder Pakkando ch mehr der chinefifihe Name einen kleinen Beſchreibung von China. eine kleine Inſel. Dieſe hat eine Hoͤlung von einer Seite zur andern, ucht ſehen ann. Daher Heiße fie die durchbohrte Inſel 4). | Her A mwi liegen in der Bay von Chang chew auch noch Que mwi und, von welchen bereits einige Nachricht gegeben worden iſt ). & der Küfte Hin liegen auch) noch viele andere, große und kleine. 2. Nachricht von den Eylanden Pong bu, und oder Sormofar un | wohin Top wen, Ra je 3 Pub. ı Heiraten. Regierung. Sitten und Religion. Entdeckung von Tay wan durch DIE Chineſen; durch die Japaneſen, und Holländer Erbauung der. Feftung Zeland, Die Chineſen fafyen fi) Hier nieder. Des Koxinga Vorhabel ‚wider Formoſa. Er nimmt Tay wan ein. Bor der Inſel Formoſa 4), ſonderlich von J Sie beſteht aus nicht meh Inſel iſt, worauf bie Hauptſtadt liegt⸗ Man ne ches einige für den inlaͤudiſchen Namen ausge Siehe den V Band auf der zo8 ©.) Allein manaazaar pricht; die Einwohner neunetẽ nd XV Buch, I Eapitel, Da diefe Inſeln bloß aus Sande und Selfen beftehen: fo müffen alle Nothwendigkei- 4 Provinz, ten, und fogar auch das Brennholz, von Hya men ober Formoſa bieher gebracht wer⸗ er, den. Denn es wachfen bier weder Büfche noch Hecken, und nur ein einziger Baum, mwel- ” her bie ganze Zierde diefer Inſeln iſt. Der Hafen ift gut, und vor allen Winden ficher, Der Boden ift fandig, und das Waffer zwanzig bis fünf und zwanzig Faden tief. Bon der Feſtung, welche die Holländer an dem Ende der großen Inſel e) erbauet haben, um — den Zugang zu verfichern, iſt nichts mehr übrig, als der Name Jong mau chayz Das —— iſt, die Feſtung der rochen Haare: denn fo haben fie die Chinefen genannt. Diefer Dit iſt zwar nur eine Einöde: aber zur Erhaltung von Tay wan ſchlechterdings noͤthig, als welches jetzo keinen Hafen für folche Schiffe dat, die über acht Fuß unter Waſſer gehen. Formoſa wird durch eine Reihe von Gebirgen, melche fich auf der Mittagsfeite von Formoſa. Scha ma kitew anfangen, und an ver Küfte fich endigen, in zween Theile getheilt. Den Chineſen gehoͤret nur der diefen Gebirgen gegen Abend gelegene Theil, deſſen Sage zwiſchen wey und zwanzig Grad acht Minuten, und fünf und zwanzig Grad zwanzig Minuten nord- licher Breite iſt. Der oftliche Theil ift, wenn wir den Ehinefen glauben, bergicht und wild, und wird von einem Volke bewohnet, welches wenig von den. americanifchen Wilden unterfchieden ift ; nur daß jie keuſcher, und von einer gelindern und friedfertigern Gemuͤthsart find: doch lies gen fie bejtändig mit den Ehinefen im Streite, Sie lieben einander und’ ftehen einander bey; fie find Nicht geizig oder eigennüßig; fie machen fich nichts aus Gofde und Silber, wovon fie, tie man faget, verfchiedene Gruben und Adern haben, Sie find aber über die maßen vachfüchtigz leben ohne Gefege und ohne Regierung, und erhalten fich nur won Fi- fhen und vom Fleiſche ver Thiere. Kurz, fie Haben weder Gortesdienft noch) Religion. Weil die Chinefen in dem Theile, wovon fie Meifter waren ‚ feine Goldbergwerke Goldberg: antrafen, und es doc) auch nicht wagen wollten, über die Gebirge zu gehen: fo ſchickten Werke, fie ein kleines Schiff an die oftliche Küfte, 100 fie verfichert waren, daß Goldbergwerke feyn müßten. Die Einwohner nahmen fie mit vieler Gaſtfreyheit auf: gaben ihnen aber, vielleicht aus Eiferfucht auf ihre Macht, Feine Nachricht von den Bergwerken. Nachdem fie acht Tage lang nachgefucht hatten: fo beftund alles Golb, welches die Chinefen fanden, in einigen wenigen Klumpen, die frey in den Hütten herumiagen. As Diefes gute Wolf ihnen beygeftanden hatte, ihr Schiff zu befrachten: fo luden fie Grauſamkeit ihre Wohlthaͤter zu einem großen Schmaufe eiri, machten fie alfe trunfen ſchnitten ihnen, der Chineſen. da fie eingefchlafen waren, die Kehle ab, und fuhren mic den Goldklumpen davon. Kaum | war die Zeitung von dieſer it i ichen Gegenden des Eylandes ausgebrei- tet worden: fo thaten die Einwohner ei infall in den weſtlichen Theil; erſchlugen da— felbft ohne Barmberzigkeit Männer ‚, Weiber und Kinder, und Wohnungen an. Seit diefer Zeit Hat beftändig de — 68 zuͤndeten einige chineſiſche r eine Theil dieſer Inſel mie dem andern IM Keiege gelegen, ; ki; - Der Gad Avia, oder Die ſchoͤne Inſel, wie and) Ka⸗ lung oſtindiſcher Reiſen, mit den Reiſen des Van boffi, oder die vornehmfie Infel. ; Rechteren, an das Licht geſtellet. Vgilbys China 17 Band, ad. 9 u f. Seite, 4) Die Europäer nennen fie bie Fiſcherinſeln. e) Sie wurde erg in das Franzoͤſiſche uͤberſe⸗ (pilcadores). tzet, und in dem V Bande der hollaͤndiſchen Sam: c) Siehe den V Band auf der 402 Seite, -4 Provinz, Fo kyen. — — Luft und Boden. Bieh, and Vögel. Tay wan fir Die - Straßen. ’ Diefe Hauptftadt, mit Namen Tay wan fir g) ift fehr volfreich; wird ftarf beil 4 Beceſchreibung von China, Der Theil von Formoſa, den die Chinefen inne haben, verdienet den Namen, er fuͤhret f); denn es.ift ein ſehr ſchoͤnes Land, Die Suft iſt rein, und beftändig bei Das and bringt einen Meberfluß an Korte, Reiß und anderm Getreide hervor, und ME durch viele Fluͤſſe gewaͤſſert, welche von den oben gemeldeten Gebirgen. herabfliegen: PT MWafler aber ift nicht allzu gut. Die meiften Früchte, die in Indien wachſen, werden AU hier gefunden, als Pomeranzen, Bananas, Ananas, Goyavas, Papayas, Cocos und d gleichen ; wie auch Pfirfiche, Apricofen, Feigen, Weintrauben, Kaftanien, Granaräpfel, WI andere europälfche Früchte. Man erbauet bier auch eine Art von Waffermelonen, die U geößer find, als die europäifchen, und eine länglicherunde Geftale haben; wieroh fie } weilen auch ganz rund gefunden werden, Sie haben enttveder ein weißes, oder ein roth Fleiſch, und find mit einem fühlenden füßen Safte angefüllet, der den Chinefen fehr ang“ nehm it, Toback und Zucker wachfen hier vortrefflich wohl. Alle Bäume find fo ang nehm geordnet, daß, wenn der Reiß, wie gewöhnlich, in lange und viereckigte Pläge 9 bracht worden ift, der ganze fübliche Theil einem großen Garten ähnlich ſieht. Man findet bier Feine wilden Schweine, Wölfe, Bären, Tyger oder Leoparde wie in China, Gemfe, Pferde, Schafe, Ziegen, und auch Schweine, werden fell! gefunden. Bon Hirfihen und Affen aber fiehe man ganze Heerden. Hühner, Enten ul zahme Gänfe findet man im Ueberfluffe; wie auch Ochfen, deren man fich zum Reuten DE dienet, und welche mit Sattel, Zaum und Schwanzriemen verfehen find. | Man fieht auch fehr wenig Vögel in diefem Theile der Inſel. Die genteinfte Are DE von find die Zafanen, welche aber die Bogelfteller nicht anwachfen laſſen. Die Ehinefen theilen das Sand, welches fie in Formoſa befigen, in drey Hyen o untere Regierungen, mit ihren Beamten, welche unter dem Statthalter der Haupeftalf ftehen, da hingegen diefer wiederum den Unterfönig in der Provinz Fo kyen über fich hats het, und treibt großen Handel. Sie ift, in Anfehung der Güte und der Anzahl der Ei wohner, den meiften Städten in China gleich. - Man findet hier Reif, Zuder, Zuckel fand, Toback, Salz, getrocknetes Wildprät, welches die Chinefen fehr hoch halten; alle! band Früchte; verfihiedene Arten von Leinenzeuge; Wolle, Kattun und Hanf; die Rind von gewiſſen Bäumen und Pflanzen, die den Neſſeln gleichen; einen Ueberfluß an heilſ men Kräutern, die größtentheils in Europa befannt find, und dergleichen. - Man fiehe Hi ſehr wenig Maulbeerbäume, und folglich. wenig Seide oder einheimifche Seidenwaaren: Die Straßen in Tay wan fur gehen alle in einer geraden Linie fort. Sie find zwe nicht über dreyßig bis vierzig Schuh breit: aber einige Davon find beynahe eine Meile land Sie fehen wie angenehme Spaziergänge aus; und es würde eine Luſt ſeyn, darinnen he um zu fpazieren, wenn fie nicht fo voller Seute, und nur beffer gepflaftert wären. Die SM fer-find mit Strohe gedeckt, und größtenteils nur von feimen und Bambus erbauer. PD Gezelte, womit die Straßen bedeckt find, um fieben bis acht Monate lang die. Sonne A zubalten, verbergen ‚aber alles, was unangenehm ift; und man fieht nichts, als die Kraml' den, welche mit Seide, Porcellan, Lack, und andern Waaren verfehen find, F) Die Portugiefen nennen die Infel Zormor 'g) Pſalmanaazaar weis gar nichts von d N fa, oder die ſchoͤne; weiches auch Formoſa bes merkwürdigen Stadt, die auf einer Eleinen I beutet. nahe bey der größern ſteht, welche ſormoſa RV Buch IE 66 Der Hafen iſt fehr gut, und vor allen Winden gefichert: das Einfaufen wird aber alle Tage befhwerlicher. Vormals hatte er zween Eingänge; der eine hieß Ta kyang, wo die größten Schiffe ganz bequem einlaufen konnten; der andere, Lo ulb men, wo der Grund aus Felfen beftehe, und die Tiefe, bey der größten Fluch, nicht über neun bis zehn Schub agt. Die erfte Einfahrt ift jego ganz unbrauchbar: denn an einigen Orten findet man ur fünf Schuh Wafferr und die größte Tiefe ift fieben bis acht Schuh. Außer dem wird fie täglich immer mehr von der See verdämmet welche den Sand hinein ſchwemmet. Die Holländer haben ‚um fremde Schiffe abzuhalten, an der Spige des Eylandes, gegen Mittag von Ta Eyang, eine Feftung erbauet ‚ die fie das Schloß Zeland nenne: ten. Es würde auch eine dortreffliche Feftung ſeyn, wenn fie nicht auf den Sand gegrün: det wäre, Die Mandarinen find fehr beforger, alle, die in die Inſel hinein fommen, oder hinaus. gehen, auszufragen. Es darf fic) Fein Chinefe dafelbft niederlaffen, wenn er keinen Paß hat, und Sicherheit ſtellet Denn dieTartarn wiſſen fchon, daß, wenn fich einer dies fer Inſel bemaͤchtigen ſollte / er große Unruhen in dem Reiche anrichten koͤnnte 2). Daher unterhält der Kaifer dafelbft eine Befaßung von zehntaufend Mann, worüber ein Tong Te zween Su tſyang, oder Generalmajore, und verfchiedene erbefe t find, welche alle dre re, oder oͤfter, wenn es fuͤr dienli befunben wi, abgeihfe weder. 2 37077 00° auch Öftr, men es für ienlich ‚Die Eimvohner in dieſem Theile der Inſel Finnen in Eingebohrne und Chinefen ein- getheilet werden, Tay wan fü, Song ſchan byen, und Chu lo hyen, werden nur von den legten bewohnet: denn die: dritte won den drey obengemeldeten Hyen ift mit in der Hauptſtadt begriffen. Die Eingebohrnen, die daſelbſt gefunden werden, find Knechte, oder vielmehr Sklaven der Chineſen Außer N 1 hine dieſen drey Staͤdten findet man auch verſchiedene Doͤrfer: aber keine betraͤchtliche Feſtung außer Ngan ping hing, unter der Feſtung Ze- land, welche von vier bis fuͤnfhundert Geſchlechtern bewohnet wird, wozu noch eine Be: Pr von. zweytauſend Mann Fümme, die unter einem Fu tfpang, oder Generalmajor 2) > j } Die Chinefen in Formoſa find, in Anfehung ihrer Regierung und Sitten, eben fo befchaffen, wie in China felbft. Die Eingebopenen, welche jenen unterworfen find, werden in fünf und vierzig Flecken, oder Wopnpläge, diefie She nennen, eingetheilet. Sechsund Er davon r in * — Gegend, ſind ſtark genug bewohnet, und die Häufer da⸗ e mmen den chineſiſchen ziemlich glei k). Allein di ͤdli aͤtze fi ——— ziemlich gleich e neun ſuͤdlichen Plaͤtze ſind nur ten, welche aus Leimen und Bambus t, mi undauf einer dreybigyier® erbauet, mit Strohe gedecket, Sie find in Geſtalt ei⸗ nes umgekehrten Teichterg gebauet, und haben —B— im Durchfehnite. Einige Dada werden mu Anand aa; Depp oder erg Schuß € fe findet man eine Art don einer Feuermäuer, oder einen Herd, der etwan ziveene fi — oden erhöhen ift, und worauf fie ihre Speifen zurichten. Ihre ordent- iche iſe iſt Reiß/ etwas Getreide und Wildpraͤt, welches dieſe ſudlichen Einwohner ent: — * | weder Dagegen feet er ouf ie leh lere pod andere Städte; / Wie ue fing, oder Roxinga thet Xternetſa, die Haupiſtad > ma F \ fonft miemand-gehöret hat, — und Digno; wovon; 15) Du walde / China, auf der 86 u.f.@, 4 Provinz, So kyen. — — Der Hafen. Hollaͤndiſche Feſtung. Ander⸗ chineſiſche Städte. Eingebohrne ' Einwohner, Käufer, den durch Wände getheilet. Man finder in diefen und Haug- rath. AL x) Candidius fpricht , fie wären fhöner und Allgem, Keifebefhr, Vi Band. ) 5 ſpricht, fie wären fhöne praͤch⸗ 4 Provins, weber durch die Waffen erlegen, oder m Sotyen, Mferde in ihrem vollen Nennen eingeholl | fache ihrer Schnelligkeit an, weil mar ihre Knie und Schenkel über die Mapen feſt bit der , bis fie das vierzehnte oder funfzehnte Jahr erreichet haben. ht Die Mannsperfonen 2) find fchlanf, fchmächtig, olivengelb von Farbe, und haben BT Haare glatt über die Schultern hängen. Sie führen eine Art von. Pfeilen, welche fie der geößten Fertigkeit auf fiebenzig bis achtzig Schritte weit ſchießen ; und ‚ob: gleich nid) ungefünftelter fenn kann, als ihre Bogen und Pfeile, fo erlegen. fie) doch damit die FM ee er Perſonen, — andLebensart. Kleidung und Buß. Heirathen. EL J— Beſchreibung von Chinnn. ie Saufen erhaſchen· denn man hat geſehen, daß ſ et haben·Die Chineſen geben dieſes als die nen in vollem Fluge. Strauß, oder Federbuſch. Wenn ein junger Geſelle Luſt hat, ſich zu verheirathen, und ein Maͤgdchen antriß das nach feinem Sinne ift: fo geht er verfchiedene Tage hinter einander mit Muſik vor ihl⸗ Thuͤre. Wenn der Juͤngling dem jungen Frauenzimmer gefällt: fo gehe fie hinaus zu iD! und beyde machen felbft mit einander ihren Ehevertrag, Hierauf thun fie folches ihren © praͤchtiger, als alle diejenigen, welche man in andern Theilen von Indien anträfe: 2) Candidius fpricht, die Männer wären außer: ordentlich lang : die Weiber aber Furz und dicke. Pſal⸗ manaazaar giebt vor,jene waͤren Eurz,dicke und ſtark. ) Eine Dalmatica ift eine Art von einem Leber: hange oder Kleide,welches der Diaconus der Subdia⸗ — und auch der Biſchof anleget, wenn er Meſſe 17 f F 5x9 In ihrer $ebensart find fie fehr unfauber, Sie haben weder Schäffeln, noch Tel noch Söffel, noch Meffer und Gabeln. Ihre Speifen werden auf einem Stüde Holz, oð auf einer Matte aufgefragen , und hernach effen fie diefelben mit den Fingern, hr Fle verzehren fie balb roh; und es iſt ihnen genug, wenn es nut an das Feuer geruͤhret ha Sie legen auf dem Boden, und decken ſich mit dem Laube eines gewiſſen Baumes zu. Ihre ganze Kleidung befteht in einem bloßen Tuche, das zmeenebis drey Schuh lafl iſt, und womit fie fich von der Bruſt bis auf die Knie bedecken. Einige drücken iht® Haut verfchtedene feltfame Figuren von Bäumen, Thieren, Blumen u. ſ. w. ein. Diele Vorrecht, welches nur denenjenigen zugeftanden wird, die fich im Saufen und Jagen beruf ehun, koͤmmt ihnen theuer zu ſtehen. Denn es verurfacher ihnen fo heftige Schmerze! daß fie Darüber umfommen müßten, wenn alles aufeinmal verrichtet werden ſollte. her brauchen ſie dazu verſchiedene Monate, und zuweilen ein ganzes Jahr. Doch fteht 5 dermanne fren, feine Zähne ſchwarz zu farben, Ohrgehenke zu tragen, und Armbänder uͤb⸗ dem Ellbogen und der Handwurzel, wie aud) Halsbänder und Kraͤnze zu ‚haben, die al verfchiedenen Reihen kleiner Körner von verfchiedenen Farben beftehen, Dieſe Kranz! endigen ſich mit einer Art von Federbufche von Hahns - oder Faſanenfedern. a In dem nordlichen Theile des Eylandes bedecken fie fih mit Hirfchhauten, die zu I nem Rocke ohne Aermel, wie ein Meßgewand, oder eine Dalmatica m), verarbeitet fül Sie tiagen eine Müge von Bananablättern, in Geftalt eines Eylinders, ſchmuͤcken fie M Kraͤnzen übereinander , und befeftigen fie mit fehr fehmalen Bändern, oder Fleinen Hact kocken, von verfehledenen Farben, Oben haben fie, wie fehon angezeiget worden ift, eine ) Candidius ſpricht, Mann und Weib weh! ten in verſchiedenen Haͤuſern, jedes ins beſonde und der Mann gienge nur des Nachts zur Frau, zwar ohne ihre Erlaubniß; die Heirath fände MT fatt, ohne Einwilligung der Eltern; die Meibet hielten Die Kinder bey fich, bis fie drey Jahre alt ven, hernach fehickten fie dieſelben zu ihrem PA fie braͤchten endlich alle Kinder, die fie vor ijrem ir und dreyßigſten Jahre befämen, unzeitig zur Fl XV Buch, teen zu wiſſen, und ſchicken der Brauf ausgerichter, in Europa die 3 ihnen in ihrem Alter zu Ob gleich die Inſu baben fie doch noch erw drey oder vier Nichter zu entfcheiden, Und wofern und der Bräutigam verbleibt be ! rauf zu dem Vater ihres Mannes zieht, viel Söhne, fondern viel Töchter, zu haben, die ihnen S einer Stüge dienen koͤnnen. laner in diefem Theile gänzlich ven Chinefen unterworfen find: as von ihrer alten Regierung übrig. aus den aͤlteſten, welche wegen ihrer Unpartehlichkeit befonders an- haben alsdann eine unumſch ich auf den Hochzeitſchmaus zu. Diefer wird bey dem Vater 4 Provinz, fich f H chz f nach dafelbft 2), da Bingegen Fo kyen. Sie halten es für fen Sul, 2. chwiegerſoͤhne verfchaffen, welche Ein jeder Flecken erwähler yränfte Gewalt, alle Streitigkeiten völlig fh jemand weigert, ſich ihrem Ausſpruche zu unterwerfen: fo wird er von Stunde an a jemals dafelbft wiederum a us dem Flecken, oder Dorfe gejaget, und hat Feine Hoffnung, hgenommen zu werden; es darf ibn auc Fein anderer auf: nehmen, i In jedem Flecken iſt ein Chineſe, der die Sprache erlernen, und den Mandarinen als Dolmetſcher di dienen muß, um dasjenige einzurichten, fie an Getreide, Schwänzen oder aber diefem armen Wolke Ruhe nen, und ermüden die Geh zu verfchaffen, uld niche allein ver was den Zoll anbetrifft, welchen Haͤuten von Hirfchen, und dergleichen abtragen, An ſtatt handeln fie vielmehr als fo viel kleine Tyran⸗ Einwohner, fondern auch der Mandarinen felbft, welche aber Doch genöthiger find, fie be Unbequemlichkeiten zu vermeiden. den Ehinefen untere Dolmetfcher , und vereinigten fich mit denen ben ſich unter dem gegenwärtigen Raifer viel übrigen nach und nach ihrem Beyſpiele Man finder unter ihnen, han waren: hernach aber y ihren Bedienungen zu laffen , um größere Bormals waren gegen Mittag zwölf Flecken, welche empoͤreten ſich dreye von ihnen, verjagten ihre auf dem oſtlichen Theile der Infel. Doch ha: Städte unterworfen; und man hoffet, daß die folgen werden. wie die Chinefen felbft geftehen, weder Betrug, noch Diebe- rey, noch Zank, noch die gerin metſcher. Sie üben auch a nem von ihnen gegeben worden ift, an der Arbeit Theil gehabt haben, gften gerichtlichen Streithaͤndel, außer mur gegen ihre Dol⸗ le Pflichten der Billigkeit und V tenfchenliebe aus. Was ei- darf er nicht eher anrühren, als bis diejenigen, welche ! auch ihren Ancheil davon befommen. Die Miſſiona⸗ rien trafen verſchiedene unter ihnen laſen, und ſich im Schreiben hollaͤ nen einige Stuͤcke von Bilder an, und verab ig fheuen fo gar alle halten feinen Gottesdienſt einige angetroffen, welche DE ſch ihre Prieſterinnen auf fie legten und fie au den Bauch drückten. re 9) Eandidius fpricht, fie glanbten viel Goͤtter, und brächten hnen Gebeth undOpfer durch ihre Pries ſterinnen, weil fie Feine Priefter hätten. Seine Nachricht von dieſem Bolke ift faft in alfem von den Erzählungen der Mifionarien unterſchieden; des— gleichen auch Pfalmangazage, welcher von Prie⸗ ſtern, undicht von Prieferimnen,sedet, Diefer le an, welche Hollänbifch verſtunden, hollaͤndiſche Bücher ndifcher Buchſtaben bedienten, Sie fanden auch ben if der heil. Schrift in eben diefer Sprache, 5, was die geringite Aehnlichkeit damit bat, Sie und fagen aud) feine Gebethe her 0), einen Gott in drey Perfonen ‚die Schoͤ 2 Diefe Leute bethen Feine Doc) haben die Jeſuiten Pfung, und den Fall der Men: te Schriftftefler behauptet, fie Hätten eine geoffenbar⸗ te Religion, die den Glauben an einen Gott lehrete, welcher ihnen in Geſtalt verſchiedener Thiere erſchie⸗ ne, und befohlen hätte, daß die Prieſter achtzehn bis zwanzigtaufend Kindern das Herz aus dem Reihe reißen, und es, bey dem Anfange jedes Jahres auf feinem Altare verbrennen follten. Siehe feine Be: ſchreibung von Sormofe, auf der azı und folgenden Seite, ſo Regierung. ah 5 N —— — — rer Dr nee Apr a 5 andere aber legten ſich auf die Handlung. Als Roringa gezwungen wurde, China zu verlaſſen: ſo faſſete er den Entſchluß, ſich —— | von Formoſa Meifter zu machen, Diefes wurde nun nicht ſo heimlich gehalten, daß.es ” — nicht den Hollaͤndern haͤte zu Ohren kommen ſollen. Die Compagnie erhielt ſchon im Jah⸗ ve 1646 aus Japan hiervon Nachricht. Im Jahre 1650 wurde daher der Entſchluß ge- faſſet, dafelbft eine Beſatzung von zwölfhundere Mann zu unterhalten. Im Jahre 1652 verſicherte ſie ein Jeſuit, der auf hollaͤndiſchen Schiffen nach Europa zurück kehrte, von der Abficht dieſes Räubers, - Die inefifchen Bauern erregten auch in der That, noch in eben diefem Jahre einen Aufftand; obgleich wenige von ihnen Waffen hatten. Die Holländer aber vereinigten fich mit den Eingebohtnen, und brachten fie bald unter das Zoch 4), Sie waren in ihren Maaßregeln zu hitzig geweſen. Koxinga hatte ſich damals in eine Unter⸗ nehmung wider den chinefifchen Hof eingelaffen, und Eonnte ihnen alfo Diefesmal nicht bey⸗ ftehen.. Im nächftfolgenden Jahre erbauere man auf der Inſel, um fie in Furcht zu erhal- ten, die Feftung Provinz ‚san der Seite des Canals, welcher durch Tay wan hindurch⸗ > geht, und damals Sakkamgenennet wurde. : h ‚ ; Weil der Argwohn wegen eines Angriffs fich immer vergrößerte, indem faft gar kei⸗ En Bor 2% ne Funken, der Handlung wegen, daßelbſt anlangten: fo fehickten fie in den Jahren 1654 und 1655 einige Schiffe an die Fiſcherinſeln ‚um Kundſchaft einzuziehen, Diefe brachten die Beſtaͤtigung von der bevorftehenden Gefahr zurück. Indeſſen ſendete doch der Statthalter, $ mit Namen Coyet, den Din qua, einen Chinefen, ab, um die Freundſchaft mit dem Ropin« ga zu erneuern. Dieſer betheuerte, ſeine Abſicht waͤre, mit den Hollaͤndern in Friede zu leben; Die Urſache, warum Eeine Junken mehr, wie gewöhnlich, nach) Formoſa gekommen, Ä waͤre dieſe, weil er deren benoͤthiget geweſen wäre. Nach) dieſem bluͤhete der Handel,mehr jemals. Allein im Jahre 1659 Munde entdecket, daß Pin qua von denen Junken, welche Se hieher handelten, in geheim Zoll fuͤr den Roringa einnähme. “Der Statthalter bemaͤch⸗ tigte ſich daher feiner Sachen, und di entfloh auf die chineſiſche Kuͤſte. Hier giebt, den Koxinga anzureizen, daß er das Vorhaben ausführen 33 ſollte, 5) Siehe unſern V Band, auf der 402 S. ”) Montanus erzaͤhlet dieſe Empoͤrung um⸗ ſtaͤndlich. Siehe Ogildy, China, U Band, auf der A 70 | Beſchreibung von China, 4Provins, folite, welches er fo lange im Sinne gehabt hätte. Weil aber diefer Feldherr bey feiner gofyen. Er nimmt Tay man ein, Unternehmung auf Nan king, eine Niederlage von den Tartarn erlitten hatte, und genö- thiget worden war, fich gegen die Küfte, und auf die Inſel Amwi zuruͤck zu ziehen: fo flüchtete in den Jahren 1658 und 1659 ein großer Theil von den Seinigen nach Sormofa, und breitete bafelbft Die Zeitung aus, daß der übrige Theil von den Völkern bald nachfol- gen würde, Indeſſen gieng doch diefe Unternehmung nicht eher vor ſich, als im April des Jahres 1661. Damals zeigte ſich Koxinga mit einer zahlreichen Flotte, die fünf und zwanzigtau- ſend Mann am Borde hatte, den zoſten diefes Monats, vor der Feftung Zeland, Vers burgb hatte einen Groll auf feinen Nachfolger, Coyer, und gab alle Nachrichten „die derfelbe von Zeit zu Zeit fehickte, für bloße Einbildungen aus, Der Rath zu Batavia, welcher aus Kaufleuten befteht, wurde durch deſſen Vorgeben und durch feine eigene Hab: ſucht dieſe ganze Zeit über gleichfam in den Schlaf gewieger, und unterließ, fo wohl den Platz zu befeftigen, als die Beſatzung wiederum zu verftärfen, welche etwan aus vierzehn⸗ hundert Mann beſtund. Doc) hielt ſich dieſelbe noch, eb fie ſchon wenig Hülfe von Ba- tavia erhielt, bis zu Anfange des Jahres 1662, Hierauf ergaben fie ſich unter noch) beffern Bedingungen, als fie gehoffet hatten x). Koxinga, und feine Nachfolger, vegierten als Könige in Formofa bis auf das Yahr 1682, da ſich der legte von ihnen dem Kaiſer Rang bi unterwarf, wie bereits erzählee worden ift,y), } Lage der Pläge in So Eyen, wie fie im Jahre 3 beftimmet worden ift. Plaͤtze Breite Laͤnge. Plaͤtze Breite Länge. Gr. Min. See. Gr. Min. Ser. Er-Min.Ser. Gr, Min. Ser. Suchewfü 26 2.24. 300.00 Fu ning chew 26 54 00: 3:40.00 Song tingi _ 25 14 27 2 37 50. Sunganbyen :27 4 48 3 18 40 Swenchewfir 24 56 12 2 22 40 Boywenbyen 26.26 24 3.16 30 Tongnganbyen24 44 24 ı 50 50 JAingwbafu 25 25 22 2.48 50 Changchewfu 24 32 12 1.24 00 üngtfingbyen26 13 ı2 2 33 20 Chang pu hyen 24 7 12 12000 Sutfingbyen 25.40 48 3 8 00 Tingchewfu 25 4454 0 ı 5. Syenchinszbyenas 37 ı2 021 20 :Upingbyen 25 4.48. 0.16 00 Chaunganhyen 23 43 12 0 49 50 ‚Dongtingbyen 24 44 54 024 00 YYanngenching23 28 48 0 48 20 Schauufu_ 27 21 36 .1ı 800 Hay tan ching 25 33 24 3 33 50 Ayen ning fü 27 336 1 59 25 Hya men fd, oder Kyen ningbyen26 48 30 0 30 40 Amwi 242736 1 50 30 Nen ping fu 26 38 24 1 49 20 Dong fu hyen 25 46 48 233 20 Puchingbyen 28 co 30 2 9 ıo ‚KRinmenp 24 26 24. 2 10 40 Kyen yang hyen 27 22 44 1.44.00. Cheyangpau 26 34 48 3.41 30 Tongnganbyen27 45 36 ı 39 20 | — > | Jaſel *) Recueil des voyages de la Comp. des Ind. Orient. Ve], V, p. 533. (gg. XVBuch. SE m a u le Tinfel Formoſa. a n ——— Plage Breite. Laͤnge. Plaͤte Breite. Länge! ankrens Gr. Min. Ser, Gr. Min, Ste, Sr, Min. Ser. Gr. Min See. Inſel Pong hu 23 34 48 3100cChu lo hyen 23 27 36 3 44 00 Topwanfu . 23 00 60332 50 Tanfihwichingas, 7 10 4 43 320 Fong ſchan hyen 2 40 48 3 37 50 Kilongchay 25 16 48 5 930 Scha mabitewa2. 6 ‚4. 20 | —— ‚Der V Abſchnitt. ne. Ehe Evang, die fünfte Provinz d Seinen und Boden, Seidern Goldener Fiſch. hyen. Juſel Chewſchan. Hafen u. Fartorey. In⸗ Taichbaum. Petſi Frucht. Eintheilung. Hang ſeln Porto und Kimpeton. Schau hing ſu. Grab chew fu ſehr volkreich Das Seidenland. Angeneh⸗ _ des Yu. Tay chew fu. Kin wha fu. Kyu chew fu. merSee. Kya hing fü. Hu chew fu. Ning po fu. Yenſchew fu. Wen chew fa. Chau chem fu. Canal Ping po. Mauern und Thore. Tin day = : Hirte Provinz ift, in Anfehung des Handels, eine von den feuchtbareften und bluͤhend⸗ Graͤnzen u. jten in dem ganzen Reiche. Sie graͤnzet gegen Morgen an Die See; gegen Mittag Boden. mie Fo Eyen; gegen Mitternacht und Abend mit KRyang nan und Ayang fi, womit fie umgeben if. Das ganze Land ift durch Fluͤſſe und Gräben durchſchuitten. Diefe legtern find breit und tief, zu beyden Seiten mit Steinen eingefaffet, und in geroifien Entfernun— gen mit Brücken verfehen; fo, Daß man durd) die ganze Provinz, ſo wohl zu Waſſer als zu Sande.reifen kann. Sie hat auc einen Ueberfluß an Seen und fließenden Quellen. Die —* * entweder angebauet, oder bringen Zimmerholz hervor, zu Erbauung der Schiffe und Häufer, R = Foyer le Die Einwohner find fehr ſanftmuͤthig, ſinnreich und geſittet. Die Seide, welche hier Seide. erbauet und gearbeitet wird,ift größtentbeils zulänglich,feemdesänder zu verforgen. Die hiefigen mit Gold und Silber geftickten feidenen Zeuge ſind die beiten in ganz China,und fo wohlfeil, daß ein Kleid davon weniger Foftet, als in Europa eines von ganz gemeinem Tuche. Man finder bier auch eine geoße Menge Fleine Maulbeerbaume, Wovon ganze Felder voll ſtehen. Man hindert fie am Wachfen, indem man fie faft wie Weinftöce pflanzet und befchmeidet: dent man ift durch eine lange Erfahrung überzeuger worden, daß das Laub von den Eleinften Bäumen die befte Seide herborbringt. $ebensmittel findet man hier in großem Ueberfluſſe. Man bar hier wortreffliche Goldener Krebfe, und in den Seen wird der goldene Fiſch gefunden. Schwaͤmme oder Pilge werden Fiſch. von hier durch Das ganze Neich verführt. _ Sie halten ſich auch das ganze Jahr hindurch, wenn fie eingefalzen und getrocknet find, Man darf fie alsdann nur eine Zeitlang im Waf fer liegen laſſen; fo werben fie fo gut und fo friſch, als wenn fie nur igo erftlich gefant- melt wären. Aus diefer Provinz kommen die beſten Schinken. Hier waͤthſt auch ber Talchbaum Talchbaum. und die ſo beliebten Straͤucher, die eine ſehr weiße Bluͤthe haben, weiche dem Sefmin Se, aber 2) Siehe im V Bande, a. d. 290 u. ſ. © — Beſchreibung von China. sProsins; aber dichter belaubet find. Eine einzige Bluͤthe iſt zulaͤnglich, in einem ganzen Haufe ei⸗ Ebetyang- nen angenehmen Geruch) auszubreiten, = | Der efgeuct, Die Feucht, welche Pe tfi genennee wird, iſt in diefer Provinz viel gemeiner, als an- derswo. Sie waͤchſt in ſchlammichten Orten, und ift fo groß, als eine Kaftanie. Der Keen ift mit einer fehr dünnen Schale überzogen. Das Fleiſch iſt weiß, und hat einen an— genehmen Saft. Es ift zähe und etwas fäuerlih.- Martini ſpricht, wenn man ein Stud Kupfermuͤnze mit diefer Frucht in den Mund nähme: fo Fönnte man das Kupfer ganz leicht. mir den Zähnen zerbeißen. Andere Mißionarien aber haben es nicht alfo befunden, Che kyang beinge ganze Wälder von Bambusrohre hervor, welches fo ſtark und feft ift, daß es große Laſten tragen kann. Ungeachtet es fo hart ift: fo kann es doch ganz leicht in duͤme Streifen. gefpalten werden, woraus man Matten, Schachteln, Kaͤmme u. ſ. w. verfertiget. Weil es von Natur hohl iſt: fo iſt es ſehr geſchickt zu Roͤhren, um das Waſſer aus einem Platze in den andern zu leiten, oder zu Fernglaͤſern, zu Sternröhren, zu Büchfen und zu Futteralen. Eintheilung. Diefe Provinz wird. in eilf Su eingetheilt, welche, außer einer unzaͤhlbaren Menge von fehr volfreichen Flecken und Dörfern, fieben und fiebenzig Städte vom dritten Range unter ſich baben 2), Chew. Hyen. 1. Hang chew fir bat unter fi u 2. ya bina fü ° ⸗ Ai „ o 7 3. Au chew fü ⸗ » 9 x 6 4. Kling po fü ⸗ ⸗ N o 6b)‘ 5. Schau hing fu + ⸗ —6 8 6. Tay chew FA A Be, ⸗ 6 7. Kin wha fu ⸗ ⸗ ⸗ o 8 8 Kyu chew fu ⸗ ⸗ 0 5 9. Nyen oder Yen chew fu ⸗ o 6 10. Wen chewfu ⸗ wen o 5 ı, Chuchewfü + ⸗ ⸗ o 100) Hang chew 1. Hang chew fir, die Hauptſtadt der Provinz, ‚it eine von den reichſten und groͤß m ten Städten im Reiche. Sie iſt vornehmlich beträchtlich wegen ihrer fehr vortheilhaft ten Lage, wegen ber erftaunenden Menge von Einwohnern, wegen der Bequemlichfeit ih- ver Gräben, und wegen des beften Seidenhandels in der Welt, Die Chineſen halten ſie für das irdiſche Paradies. Sie ift meiftens rund, und hat im Umfange vierʒig Li d), oder vierftarfe Meilen, die Vorſtaͤdte nicht mit eingefchloffen, welche un- geheur groß ſind. Von dem oftlichen Thore bis, an das nordliche rechnet man zehn Li 4), Die Mauern find fchön , ſehr hoch und dicke. Ob man gleich große Gärten in der Stade —* ng finder, und die Haufer nur ein. Stockwerk hoch find, fo iſt fie doch erftaunend-volfreich, fo, volkreich. daß 2) Du Halde, China, .d.93 fi S. e) Allein Le Comte ſpricht, ein wenig hoͤher b) Sin der Befchreibung , nur vier, hinauf, wäre es ein» unbrauchbarer Strom und ) Du Halde China, a.d.5©. flöffe zwiſchen Felſen hinweg, Eine ſolche Ki muß dreyhundert und ſechzig F) Dder, der weſtliche See. Schritte lang feyn, Ey Ar Comte ſpricht, er wäre ſehr feichte, aber Er ’ doch ar 4; | Grundris der Stadt HA N G -ICHEOU-FOU oder Hang-chew-Fu Hauptstadt in der Provinz Che - «Alan . Zus dem P. du Mulde . « Haß stab wn einer gemeinen. Zranzesischen Aele. leıner See, Sıhen ‚genannt, de/sen Yu afser Schoen und Klar ist, wıe Cristal. Kleine Inseln, 8 ©... man sich mache = . game — —*7* ——— — ee Fan — FREE —— fee Ur. We — — sure | \br un Pier re ee Bar 1 n ; Ai * — — ade Re : k 3 5 — a : . XV Buch. I Capitel. 3. daß fich die Anzahl der Einwohner auf eine Million beläuft, Ein chriſtlicher Juͤngling ver- s Peovin, ficherte einen Mißionarius, daß die Beamten, welche die Steuern einforderten, auf ihren Ebekyang. Berzeichniffen nur innerhalb der Mauern auf dreyhunderttauſend Hu ober Familien zählten, ——" Das Waffer der Canäle in der Stade ift nicht gut. Die Canäle in, den Borftädten fragen eine erſtaunende Menge von Barken, morinnen ganze Familien wohnen. Die e Strafen find nicht breit, aber mit Triumphbögen gezieret. Die Kramläden find fehr fauber und die Kaufleute fehr reich. Man findet in Hang chew vier große Thürme, bie viele Stockwerke hoch find, Die Befasung befteht aus jiebentaufend Tartarn, welche eine Fe⸗ ſtung bier haben und unter dem Tſyang kyun oder tartariſchen Feldherrn ftehen; und aus dreytaufend Chinefen, worüber der Zu ywen, oder Unterfönig zu gebierben hat. Der Stu Tſyen — kyang fließt nahe bey den Mauern vorbey, und iſt daſelbſt eine große eile breit e). Hang chew ift das eigentliche Scidenland, weil die vornehmſten Manufacturenbier Das Sels find, "Man fager, es befänden fich fechstaufend Arbeiter innerhalb der Mauern, und die benland. Dörfer find ebenfalls überall damit angefüller. Der geblühmte Taffent und Atlas, mit Na⸗ men Lin tſe, und anderer ganz ſchlechter, mit Namen Lau fang ſe, den man in dieſer Stadt verfertiget, wird fuͤr den beſten in dem ganzen Reiche gehalten. Was dieſen Ort recht angenehm machet, iſt der See Si hu, welcher nahe dabey Angenehmer liegt und zwo Meilen im Umfange hat. Das Waſſer iſt gut, und fo helle, als Cryſtall, See. fo, daß man die Eleinften Steinchen auf dem Grunde fehen fanng). An der Seite, wo das Waſſer nicht tief ift, ift er mit den Blumen Lyen wha beveder. Man hat hier zur Bequemlichkeit dererjenigen, welche zu Fuße gehen wollen, auf Pfälen offene Gänge ge- bauet, die von Pfeilern unterfhüget werden, und mit großen Duaterftücken gepflaftert find. Man hat auch Nebenwege beforget, die mie Quaterſtuͤcken eingefaßt find. Ueber die Deff- nungen, wodurch die Boote fahren follen, find fehr fehöne Brücken gebauet, Mitten auf dem See liegen zwo Fleine Eylande, woman einen Tempel und Luſthaͤuſer er bauet hat. Das Ufer des Sees ift gleichergeftalt mit Tempeln, großen Klöftern für die Bonzen, und fehr fehönen Haufern gezieret. Hierunter ift ein Eleiner Pallaft für den Kai fer, yo in demfelben feinen Aufenthalte nahm, wenn er in bie fühlichen Provinzen zeit). "cn une * Bar u 2. Die Stadt Kya hing fü iſt groß, ſehr volkreich, und freibt einen ftarfen Hat: Kya Ging fi. del, Die Vorſtaͤdte find von fehr großem Umfange, In jeder Straßeder Stadt hat man Gräben gebracht, welche nit feinen Duaterftücen eingefaßt find. Ueber diefe und über die Gräben find ſchoͤne Brücen gebauet. In allen Straßen findet man ſchoͤne große Pläge, und Triumpdbögen find Hier ebenfalls nicht ſelten. Es find Bier funfjehn marmorne Thuͤr⸗ mean den Seiten des Örabens der Stadt gegen Abend, Durch diefelben müffen die Bar- ken fahren. Ein jedes Haus zieht Hier Seidenwürmer, Die Frucht Pe tſt, wovon oben gereder worden iſt, finder ſich bier fehr Häufig. Im Herbfte fange man gewiſſe Eleine Voͤ— gel, d hoote mit plattem Boden den praͤchtigen Haͤuſern und Pallaͤſten zu ſehen, len De womit einige diefen See umgeben : fondern nur eis a Em wicht 0 d. 32S. nige in China ganz gemeine hölzerne Zimmer mit ch). Eben diefer- Schefeſteler ſpricht a d. 92 ©. nige in Ch 88 täre dafelbft nicht bie geringfte Aehnlichkeit mit einem Dache. " Allgem. Reiſebeſchr. VI Band, K 74 Belhreibung von China. | / sProvins, gel, welche in Reißweine aufbehalten und das ganze Jahr hindurch verkauft werben, Nahe Chekyang. hey Hay yen byen, welches an der Seckuͤſte liege, find reiche Salzgruben. Ueberall Hu chew fu. Ning po fü, Graben von Ning po. fieht man in Seide arbeiten. Der ganze Bezirk iſt fo plate, daß auch nicht ein einziger Hügel dafelbft zu finden ift. 3. Bu chew fir hat feinen Namen von dem großen See #), an welchem es liegt. Es ift eine von den größten und angefehenften Städten in China, wegen ihrer Reichthuͤmer, ihrer Handlung, ihrer fruchtbaren Gegend, und ihrer ſchoͤnen Waſſer und Huͤgel. Man kann nicht glauben, was für eine Menge Seide hier verfertiget wird. Der Zoll, den Terfinbyen, eine von den hierunter gehörigen Städten, davon bezahlet, beläuft fich auf fünfmal hundert taufend Tael, oder Unzen Silber. Hier verfertiger man auch die beften Pinfel zum Schreiben ; und die umliegende Gegend liefert eine große Menge Thee. 4. Ling po fir, welches die Portugiefen Liampo genannt haben, ift ein fehr gu- ter Hafen an der oftlichen Küfte, Yapan gegen über, Sie liege an dem Zufammenfluffe zweener Fleinen Fluͤſſe; Min, welcher von Mittag, und Yau ‚, welcher von Weſtnordweſt koͤmmt. Diefe beyden Fluͤſſe bilden den Graben, der von bier in die See geht, und ver- mögend ift, chinefifche Fahrzeuge von zweyhundert Tonnen zu fragen. Diefe Fluͤſſe mäf fern eine Ebene, die größtentheils mit Hügeln umgeben ift ‚ toelche eine Are von einem ey- runden Decken vorftellen. Der Ducchfchnitt, von Morgen gegen Abend durch die Stadt hindurch , mag fich auf zehn- bis zwölftaufend hinefifche Faden belaufen, wovon jeder zehn Schuh beträgt. Die Länge von Mittag gegen Mitternacht ift viel größer, Diefe Ebene, welche überall gleich und ſchoͤn, wie ein Garten, angebauer ift, ift ganz mit Flecken und Dörfern angefüllet. Sie wird von einer großen Menge Gräben durch- ſchnitten, die von dem Waffer entftehen, welches von den Hügeln herunterfälle, Der Gra- ben, an welchen ein Theil von der oftlichen Vorſtadt ſtoͤßt, erſtrecket fich bis an ven Fuß diefer Hügel, und theilet ſich in drey Aerme. Er Fann fünf- bis fechstaufend Faden fang, und fechs bis fieben Faden breit feyn. In diefem Raume entfpringen fechs und ſechzig Ca- näle von den Seiten des Hauptcanals, welchen verfchiedene von ihnen an der Breite noch uͤbertreffen. Daher wird die Ebene uͤberaus fruchtbar gemacht, und giebt zwo Erndten von Neiße. Man füet hier Kattun und Hülfenfrüchte, Talchbaͤume find Hier in großer Menge anzutreffen. Die £uft ift überall rein, und das Land luſtig und offen. _ Die See liefert einen Ueberfluß au Fiſchen, fonderlich an guten Krebfen. Man finder daſelbſt auch einen ſehr ſchmackhaften Fiſch, mit Namen Whang, das ift, gelb. Diefen fange man zu Anfange des Sommers, und verführet ihn in Flaſchen durch das ganze Reich. Manernund _ Die Mauern von Ning po haben fünf geometrifche Meilen und vier und fiebenzig Thore. Schritte im Umfange. Sie find von Duaterfteinen aufgeführer, und im Stande, aller Gewalt, außer den Eanonen, zu widerſtehen. Die Weite von dem weftlichen Thore bis zu dem oftlichen iſt drittehalbe Meile und vier und fiebenzig große Schritte, Die Stadr bat fünf Thore und zwey Davon gegen Morgen, weil der Hafen auf diefer Seite if. Wir übergehen zveene große Bögen, welche die Chinefen Waſſerthore Nennen, weil fie in die Mauer 2) Bu bedeutet einen See. Inſel Chew feban, fiber neun Meilen von der ) Hier feheint ein zwiefacher Irrthum began- Miindung des Fluſſes King po liegt, ſteht Hier gen zu ſeyn. Denn Tin hay byen, welches auf der an ftatt Chin baybyen; and dieſer letzte Ping liegt Zu; © Stadt vom 22er Range, BE nr Liampo rexze . Suang chan hıen — Stade von gier Range Prag ur : — Br * PROVINZ Be 9, | dieJ: Fuscherdo: EYLAN CHUSAN VON DEM EYLANDE CHEU-CHAN oder CHUSAN ın der Provinz Che-ksang. z nebst den Kulten und benachbarten Inleln. Aus Dhorston u. andern Schu ern, genommen vor NV. Bedhn Ing. la, Marıne Maaßltab vor. acht Seemeien a EEE] — 4 —— — X aD — XV Buch. I Capitel. u Mauer gearbeitet find, damit die Barken durchfahren koͤnnen: denn auf ber ſuͤdweſtlichen 5 Provins, - Seite ver Stadt find viele Gräben. Man fiehe hier auch einen Thurm von Ziegelfteinen, Che Eyang. der viele Stockwerke hoch ift. Vor dem. Thore, das am meiften gegen Mittag erbauer iſ,. geht eine Brücke über den Fluß Kin, die aus fechjehn Barken mit platten Bögen beſteht, welche mit Eifen an einander befejtiget, und vierzig Faden lang find. Außer dem ver⸗ dienet in dem ganzen Dute Fein einziges Gebäude erwaͤhnet zu werden, ausgenommen Die Pay lew over Payfan, welche die Europäer Triumpbbögen nennen. Die Straßen find enge, und werden durch die Dachtraufen über den Kramlaͤden noch enger gemachet; ſo daß wir viele Muͤhe hatten, mit zwoen von unſern großen Kutſchen hindurch zu Font: men. Dieſe Stadt wurde in den legten Kriegen verheeret; hat ſich aber feit kurzer Zeit wiederum erholet, und ijt mit einer ftarfen Beſatzung verfehen. Das Einfoufen zu Ling po ift ſehr befhwerlich, ſonderlich für große Fahrzeuge: denn Tin bay der Hafen hat zur Zeit der Flurh nicht über fünfzehn Fuß tief Wafler. Zur linken Hand hyen. liege Tin bay hyen H, eine von denen hierunter gehörigen Städten, Dieſe ftellet ein länglichtes Biere vor, und hat taufend franzöfifehe Faden im Umfange, Sie fann von einer Feftung auf einem ſehr hohen Felſen befteichen werden, an deſſen Fuße die Schiffe nothwendig, in der Weite eines halben Piftolenfchuffes, vorbeyfahren müffen. Die Flurb bringe fie einen ſehr fehönen Fluß hinauf, Hundert und funfzig Faden breit, und überall fieben bis acht Faden tief, mit Salzhäufern zu beyden Seiten, und einer Ausfiche, fo weit die Berge gehen, auf Dörfer und angebauete Ebenen. N Die hinefifehen Kaufleute in Sim und Batavia fommen jährlich nach Ning po, um Seide einzukaufen, welche hier am fehönften im ganzen Reiche gefunden wird, Die Kaufleute aus Fo kyen, und andern Provinzen, finden fich beftändig hier ein. Diefe Stade führer auch einen ftarken Handel mit Japan: denn Nangazoki liegt nur zwo Ta- gereifen von bier. Dahin verführet man robe und verarbeitete Seide, Zucker, Apotheker— waaren und Wein, und erhäft dafür Kupfer, Gold und Silber zurüd, Auf der See, achtzehn bis zwanzig Meilen von Ning po, liege das Eyland Chew Snfel Chew ſchan. Der Hafen ift fehr gue: aber nicht bequem zur Handlung. Es gefchab bloß von ſchan. ungefähr, daß die Engländer bey ihrer erften Anfunft hier einliefen, weil fie nicht im Stande waren, burch fo viele Inſeln, als auf der Küfte find, einen Weg nach Ning po ausju: finden D, Here Cuningham berichtet uns m), die Chinefen Hätten ihnen zwar erlau: bet , ſich niederzulaffen und frey zu handeln: aber nicht zu Ning po. Dieſes ift die größte unter den Inſeln; beträgt acht bis neun Meilen von Morgen gegen Abend; vier bis fünf Meilen in der Breite, und drey Meilen von dem Borgebirge Abi tur, welches die Portugiefen Capo Liampo nennen. Der Hafen ift an dem weftlichen Ende der Inſel. Er ift ſehr ficher und bequem, Hafen und Die Schiffe liegen ſo, daß man ihnen von der Factorey zurufen Fann. Diefe befindet ſich Factorey. nahe an dem Ufer in einem niedrigen Thale, und hat, zum Beſten der Handlung, bey zwey⸗ hundert Häufer um fih herum, welche nur von — bewohnet werden: m. * 2 eiber zur rechten Hand, in Anſehung derjenigen, welche den Seite. Imgl. le Comte a. d. 86 ©. in den Fluß einlaufen, ee ») Er that die Reiſe nach Chew fchan im Jah⸗ I) Du Haldes China auf der 94 und folgen: re 1700 oder 1705. Er ſchreibt Chu fan. 4 76 Bocecſchreibung von China. pProvinz, Weiber wohnen in einem Staͤdtchen, dreyvierthel Meile von der Kuͤſte, welches mit einer Ehetyang. ſchoͤnen Mauer umgeben wird, Die drey Meilen im Umfange hat, und mic zwey und zwan⸗ Eylande Pou to, und King song. Schau hing fh zig viereckigten Bollwerken befeſtiget ift. Es hat vier Thore, auf denen einige wenige alte’. eiferne Gefchüge gepflanzet find, welche aber felten gebrauchet werden. Hier bat der Chong ping n) oder Statthalter feinen Sig. Es wohnen bier drey= bis viertauſend bettelhafte Einwohner, Die größtentheils aus Soldaten und Fiſchern beftehen , in fehr fehlechten Häu- fern. Denn die Handlung ift ihnen nur vor kurzem zugeftanden worden, und bat noch Feine anfehnliche Kaufleute hieher gezogen. Die Inſel, welche fehr volkreich ift, bat einen Yeberfluß an allen Arten von Vieh, Gevögel, Erdgewächfen und andern Lebensmitteln. Die Waaren aber fommen alle von Kling po, Hang chew, Nan fing, und andern Städten auf dem feiten Sande, Der Thee waͤchſt bier auf den Hügeln: iſt aber nicht fo gut, als anderswo, Drey Meilen gegen Morgen von Chew fehan liege das Eyland Pouto, welches etwan fünf Meilen im Umfange hat. Bor fechzehnhundere Jahren geſchahen dahin große Wallfahrten 0). Der Kaifer follte, im vierzigften Jahre feiner Regierung p), an feinem Geburtstage bieherfommen: wurde aber von den Mandarinen zurückgehalten, als welche vorgaben, diefer Ort wäre erſchrecklichen Donnerwettern unterworfen. Ex wird nur von dreytaufend Ho [hang oder unverheiratheten Bonzen bewohnet, welche vierhundert Tem⸗ pel erbauet haben. zmweenen davon, die wegen ihrer Größe und Geftalt merkwuͤrdig find, finder ınan zweene Dberpriefter, welche über die andern gefeger find. ihre Häufer find die beften in diefen Gegenden. Durch die Inſel gehen große $andftraßen. Einige davon find abhängig, und unter dem Schatten der Bäume. Die Junken, die von Ling po nach "Japan geben, landen bier, und bringen ihre Gefchenfe. Fünf Meilen von Chew fehan, auf dem Wege nach Ning po, liege die Inſel Ring tong, wo fih, wie man faget, Silberadern finden. Die Mandarinen begeben ſich nad) ihren Gefchäfften hieher, um ein gerubiges eben zu genießen. Die übrigen von den umliegenden Inſeln find entweder wüßte, oder werben nur von Fifchern bemohnet, Wildprät wird auf allen gefunden, Chew fehan wurde in den legten tartarifchen Kriegen ganz zerftöret, und verblieb in biefem Zuftande, bis um das Jahr 1684, da die gegenwärtige Stadt erbauer wurde, um einige Seeräuber abzutreiben. Bier Jahre hernach fingen fie an, wiederum bevölkert zu werden, und man fihiefte einen Chong ping oder General dahin ab, um fie zu regieren. 5. Schau hing für liege auf einer von den feinften Ebenen in ber Melt, und hat eine große Aehnlichkeit mit Venedig. Jede Straße hat einen Graben, worüber eine hohe Brücke von einem einzigen Bogen geht; fo,daß man aufallen Seiten mit Booten in die Stade hinein kommen fan, Die Straßen, welche längft an den Gräben hingehen, find fehr breit und fchön, mit weißen fechs bis fieben Schub langen Steinen gepflaftert, und mir Triumphboͤgen ge- zieret. Die Mauern haben ſowohl innen als außen einen Graben; und die Stadt, deren Umfang ınan wenigftens auf vier Meilen vechner, wird in zwey Hyen oder zwo untergeorde nete Gerichtsbarkeiten getheilet, wovon jede ihren beſondern Statthalter hat. ine heißt Schan in: die andere Quey Fi, Viele von dieſen Häufern find von überaus weißen Dua- . terſtuͤ⸗ n) Sm Originale Chum peen. ») Im Sahre 1702, 0) Nicht, Chew ſchan, wie Martini vorgiebt, 4) Siehe Philofophical-Transations No. 280 . Pier, . p. 1201 pP 178. 194: XV Bu, I Eapitel, Be ,} teeſtuͤcken aufgefuͤhret, welche man Eaum jemals in andern hinefifchen Städten gefehen hat, 5 Provins, Diefe Steine gräbt man aus dem Berge Nyau men ſchan, ber zwo Meilen davon liege, Chekyang Die Einwohner in Schau hing find vornehmlich deswegen bekaunt, weil fie die geößcen Rechtsverdreher in ganz China find. Ob ſie fehon fonft gute Kechtskundige find: fo finder ſich doc) fein Unterfönig oder Mandarin dafelbt, der nicht einen von ihnen zu feinem Syang kong oder Secretär angenommen hat. Diefe Stadt ift in dem ganzen Reiche ſowohl wegen. ihres Weines berühmt, als auch wegen des Grabes 7) des großen Nur, eines von den erften Monarchen, welcher die Kro- Grab des Yu. ne durch den Dienſt erhielt, den ex feinem Sande erzeigte, indem er Die See, welche einen Theil des Kaiſerthums auͤberſchwemmt hatte, zurück trieb. Nabe dabey ift auch ein merk⸗ würdiger Hügel, ber wegen feiner Geftale den Namen Hew fehan, ober der Affenberg, erhalten hat. Das Volk geht dahin, um fich dafelbft zu erluſtigen. } ‚6 Tay chew fir liegt an einem Fluſſe, in einer Gegend, die voller Berge ift. Sie Tay chew fu. ift bey weitem nicht fo anfehnlich, als die übrigen Staͤdte. Sie ift wegen einer Art von Rochen merfwürdig, die man in der See faͤngt. Man bediener fich ihrer Haut zu verſchie⸗ denen Dingen; ſonderlich zu Degenſcheiden. Man treibt damit einen großen Handel, und verfuͤhret ſie nach Japan und durch das ganze Reich. 7. Rin wha fir liegt mitten in der Provinz, an einem fehr fehönen Fluſſe. Eher Kin wha fu mals war diefer Ort groß, und wegen ber fehönen Gebäude berühmt. Nachdem er aber der gefamimten Macht der Tartarn lange Zeit widerftanden Hatte: fo brannten diefelben ei⸗ nen Theil der Stadt ab, und eine große Brücke an der Abendfeite, welche aber nachges hends wieder gebauet worden iſt. Reiß waͤchſt bier im uieberfluffe; und der Daraus ver— fertigte Wein wird in dem Sande fehr hoch gehalten, Man treibt auch großen Handel mit großen getrockneten Pflaumen und Schinken, welche in alle Provinzen geführt werden. Die Eleinen Stauden, deren weiße Blüche dem Jeſmin gleicht, und der Talchbaum, werden in der Gegend um diefe Stadt faft überall gefunden. ’ 8: Ryu chew für liegt an einem feinen Fluſſe, und zwiſchen zween kleinern , welche Kyn he fi fi) in denfelben ergießen. Diefe Stade liegt in der Provinz am meiften gegen Mittag, und graͤnzet mit Ryang fi und Fo Fyen. Die Straße, welche in diefe leßtere Provinz gebt, ift fehr befchwerlich. Sie fängt fich bey der Stadt Ryang fehan byen an, und gebt zu⸗ fanmen bey dreyßig Meilen über ſehr fteile Gebirge. Man bat eine Treppe rund um einen von dieſen Bergen eingehauen, um das Hinauffteigen zu erleichtern. Sie befteht aus mehr als dreyhundert Stufen von platten Steinen. Man findet auch auf dem ganzen Wege in geroiften Entfernungen Wirthshaͤuſer. \ gr 9. An der Mauer von Yen chew fir, oder Nyen chew fir, fließt zwar ein Strom, Yen hen ſu. welcher ſich nicht weit davon in einen andern ergießt, dev ganz große Barken träge: allen. . der Det kann dennoch nicht mit den übrigen Städten in der Provinz in Vergleichung geftel- let werden, ſowohl in Anſehung der Groͤße, als auch in Betrachtung des Reichthums und der Anzahl der Einwohner. Die umliegende Gegend iſt mit Huͤgeln und Bergen angefuͤllet. an finder auch Bergwerke daſelbſt, und Bäume, aus denen Das Lack troͤpfelt. Das hier verfertigte Papier wird nicht meniger hoch geachtet. IR3 10. Yöhen p.ızor, Wie auch das Abridgment Vol, V. Pelle „Anderthalbe Meile von der Stadt. 78 Beſchreibung von China. sProvins, 10, When chew fir liegt in einer moraftigen Gegend, fehr nahe an der See. Me: Ehekyang- gen der fehönen Gebäude hat man fie das Eleinere Hang chew genannt, Die Fluth When chew koͤmmt bis ganz an die Mauern hinan, wo eine bequeme Rheede iſt. Der Bezirk theilet fu. fich in Ebenen und in Gebirge. Die Ebenen find fehr fruchtbar: einige von den Bergen aber find fürchterlich anzufehen; fonderlich die gegen die Provinz Fo kyen zu liegen, Chau chew fü. uu. Chau chew fu liegt an einem feinen Fluſſe, ber gegen die See zu fchiffbar iſt. Die Stadt iſt mit Bergen umgeben, worauf ſchoͤne Bäume wachſen. Hierunter find Fich- ten, welche zu Erbauung der Häufer und Schiffe gebrauche werden. Ein folcher ausge= böleter Baum Eann dreyßig Mann faſſen. An den Seiten der Bäche findet man ganze Wälder von Bambusrohre s). Manches Rohr iſt zwanzig, das Eleinfte aber zehn Schub hoch. Wenn man diefes Rohr grün, und friſch abgefehnitten brenner: fo erhält man ein Waſſer, von dem die Aerzte vorgeben, Daß es, wenn man es trinke, das durch einen Stoß oder Hall geronnene Öeblüte wiederum in den Gang bringe 2). Sagen der Pläge in Che kyang, wie man fie im Fahre 1714 beſtimmet hat. Verzeichniß Plaͤtze. Breite. Haͤnge. Plaͤtze. Breite. Länge, der Lagen. Gr. Min. See. Gr. Min. See. Er. Min. Sec. Gr. Min See. sanzchewfu 30 20 20 3 39 4 Chu ki hyen 29 44 24 3 47 55 beydem P. Noel 30 14 34 0 00 oo Ylingpofu 29 55 12.457 19 Suyangbyen 30 457 3 27 7 beyeinemandern 29 56 00 4 56 30 Tutfpenbyen 30 14 27 2 54 27 Tſe ki hyen 30 7124 448 50 Ayabingfu 30 5248 4 4 11 Tinghayhyen 30 00 go 532 5 Pingbubyen 30 43 00 4 ı7 24 Syang ſchan Hu chew für 30 5248 3 2754 byen 29 3448 5 13 57 Chang hing hyen 31 x 10 3 14 27 Taychew fü 28 5400 440 34 Den chew fu 29 37 ı2 3 4 ı7 Chuchewfu 28.25 36 327 54 Ayuchewfu 29 233 235 12 Whenchewfu 28 2 15 4aı 7 Kay wha hyen 29 9 15 2 7 18 Tayſchunhyen 27 34 48 3 21 5o Kin wha fu 29 10 48 3 22 27 Pumenfo 2715 36.4.6 58 Tu byen 29 2015 343 ı5 Nhinhyaquan 27 ıı 45 4ıo 9 Rongkanghyen 28,58 00 3 43 ı5 Changfchanbyenzg 56 6 2 12 33 Shaubingfu 30 6 00 4 4 15 Ryang ſchan Scangyubyen2g 59 14 425 7 - byen 28 47 20 222 3 Scingbyen 29 26 00 4 ı4 ı7 Long ſwen hyen 28 8 00 2 ge 37 Der s) Diefes ſcheint aus dem indianifhen Namen a) Der See Tong ting bu, mitten in der Pro- biefes Rohres oder Schilfes, Mambu, verderherzu vinz , iſt über ſechzig Meilen Tang, und fünf und drey⸗ eyn. ßig breit. Er vereiniget ſich mit dem Nang tfe 2) Du Aalde, China, a. d. 6 u. f. S. kyang, und unter andern ergießen ſich in ihn der Beng XV Bu. I Capitel. 79 Der VI Abſchnitt. g — Hu quang, die ſechſte Provinz. ‚au guang, Sränzen, Boden und Früchte. Eintheilung. U w fu. Chang cha fü. Große Fever. hang fü. Ungemeine u * we n See Sonn ting. Große Fichten. Nogan lo fu. Syang yangfu. Pwen yang fü. Panking fü. Heng chew fu. Chang te fu. Ching Te ngan fü. Wachswuͤrmer. Kin cher fu. chew fu. Dong chew fu. Hiele große Provinz liege in der Mitte des Reichs, zwiſchen den Provinzen Honan, 9 Graͤnzen, gen Mitternacht; Ryang nan und Kyang fi, gegen Morgenz Quang tong und — Quang fi, gegen Mittag; Quey chew, Se chwen und Schen fi, gegen Abend, —— Das Land iſt groͤßtentheils eben, und beſteht aus offenen Feldern, die durch Seen 4), Baͤ⸗ ce und Flüffe gewaͤſſert werden, welche mit allerhand Fiſchen angefüllet find, Auf den Seen liegen auch wilde Vögel. Auf den Ebenen findet man eine unbefchreibliche Menge Vieh, wie auch allerhand Getreide und Früchte; fonderlich Pomeranzen, und verſchiedene Arten von Eiteonen. Ei- nige von den Bergen bringen Eryftall, oder Tald) hervor, andere find mie beilfamen Kräu- tern bedecket, oder mit alten Fichten, woraus die bey chinefifcehen Gebäuden gewöhnlichen großen Pfeiler verfertiget werden, Außer den Gruben, die an Eifen, Zinn und andern Metallen reich find, findet man auch Gold in dem Sande der Fluͤſſe und Ströme, welche von den Bergen herunter fallen. Aus dem Bambus , welcher hier waͤchſt, wird vieles Papier verfertiget. Man fieht auch eine große Menge von Kleinen Würmern, welche, auf eben die Art, wie die Bienen, Wachs machen. Kurz Hu quang liefert einen folchen Ueberfluß, daß man es insgemein das Kornhaus des Reichs zu benennen pfleget. Der große Strom Nanız tſe kyang, welchervon Abend gegen Morgen fließt, thei⸗ Eintheilung. let die Provinz im zween Theile db): Au pe, dem nordlichen, und Hu nan dem üblichen, Der erftere begreift acht Städte vom eriten, und ſechzig vom zweyten und dritten Nange; Der füdliche Theil hat vier und fünfzig Chew und Hyen, Die unter fieben Su ftehen, noch außer den Flecken, Dörfern und befeftigten Plägen. : 1. Der nordliche Theil. Chew. Hyen. Vu chang fu, die Hauptſtadt der ganzen Provinzhatunterfih 1119 2 Hang yang fu . ed}; 20) 3 Ngan lo fu ⸗ = ⸗ ⸗ ⸗ 2 5 4 Syang yang fu ; z F x 1 6 Nwen yang fü ee De Ä ‚ o 7d) 6 Le ngan für e Br, = = 5 I 5 5 7 Hing chew fu * = 2 = 2 11 8 Whang chew fü ae 1 — Heng kyang, von Mittag, und der NYwen kyang mal fo groß, als der andere. von Abend. e) In der Befchreibung, T. b) Aber ungleiche: denn der ſuͤdliche iſt zwey⸗ 4) In der Befchreibung, 6. — Beſchreibung von China. 6 Prosins, 1. Vu chang fu iſt die Hauptſtade fo wohl yon der ganzen Provinz, als insbefon- Hu quang · dere pon den nordlichen Theile. Hier hat der Tfong tew von beyden Theilen ſeinen Sitz. Bu gangfu. Diefe Stade ift, in der Verbindung mit Hang yang fü e), welches nur durch den Strom Nang tfe Eyang, und den Eleinen Fluß Yan, davon getrennet wird, der volfveichfte Dre in ganz China, der von Fremden am meiften befuchet wird. Pu hang an fich felbft kann, in Anfehung der Größe, mit Paris verglichen werden. Han yang, eine von den Worftädten, welche bis dahin veichet, wo fich die Fluͤſſe Han und Nang tſe kyang, mit einander vereinigen, iſt nicht Eleiner, als Lyon oder Rouen, Hierzu kommen eine unglaubliche Anzahl von großen und kleinen Barken, die ſich jederzeit zum aller= wenigften auf acht bis zehntaufend belaufen , und jufammen, längft an beyden Fluͤſſen bin, über zwo Meilen einnehmen; wovon einige Hundert am Borde fo lang, und fo hoch find, als die meiften von denen, welche vor Nanzi liegen. * Ausnehmen⸗ Wer von einer Hoͤhe, den Wald von Maſtbaͤumen auf der einen, und die weite Ge de Ausſicht. gend, die überall mit Häufern bedecket ift, auf der andern Seite befchauen wollte: der wür- de ohne Anftand zugeben müffen, daß er, von dieſer Art, die fehönfte Ausfiche in der Welt geſehen hätte, Da man fagen kann, da diefe Stadt in dem Mittelpuncte des Reichs fiege: fo hat fie auch einen ganz leichten Verkehr in der Handlung mic den übrigen Provinzen; und dies fes zwar vermittelft des Kyang, welcher hier, ob wohl die See wenigftens hundert und funfzig Meilen davon abliege, drey Meilen breit, und tief genug iſt, daß er die größten Schiffe tragen kann. Diefer Dre ift ferner merkwuͤrdig wegen des großen Ueberfluffes an dem beften Thee, und der erftaunenden Nachfrage nach dem hier verfertigten Bambus: papiere. Yußer dem finder man auch noch auf den Bergen bierherum die feinfte Art von Cryſtallen. Han yangfu. 2. Han yang fu, deſſen nur jetzo gedacht worden iſt, wird von der Hauptſtadt nur durch den Kyang getrennet. An dieſen Ort fpület auch der Fluß Han an, von dem fie den Namen führe, Die Stadt bar, ſowohl innerhalb als außerhalb der Mauern, ver- fihiedene Seen, die mic Fiſchen und wilden Vögeln angefüller find. Die zum Handel fo vortheilhafte Sage verurfacher, daß die Einwohner über die Maßen reich find. Sie ift wer gen eines hohen Thurmes merfwürdig, der ehemals einem jungen Mägdchen zu Ehren er- bauet worden iſt, deſſen Unfchuld und Tugend, wie man faget , durch ein ſehr außerordentli- es Wunderzeichen gevechtfertiget worden. Han chwen byen, als die einzige Stadt, die unter ihre Gerichtsbarkeit gehöre, it um und um mie Seen und Stüffen umgeben, In ihrem Kreiſe wachſen verſchiedene Arten von Pomeranzen und Citronen ſie gelangen aber niemals zur Reife. Ngan lo fu. 3, Die Stadt Ngan lo für liege an dem Fluſſe San, auf einer weiten Ebene, die fowohl anmuthig als fruchtbar ft. Sie har aber nichts vorzügliches,, Außer daß fie ſich durch den Handel mit den beyden vorigen Städten bereichert Bay, x Syang yong 4. Syang yong fi liege ebenfalls an dem San, und bat mit der Yorigen Stade er gleichen Vortheil in Anfehung des Handels, Aus den Fluͤſſen in ihrem Kreiſe wird eine große Menge Gold geſammelt. Es ift auch mahrfcheinlich, daß ſich in den Bergen, die einen Theil diefes "Bezirks einnehmen, reiche Adern davon finden wuͤrden, wenn es erlaube waͤre, nachzugraben. So trifft man auch ven Lapis Armenus, Bigriof ‚und einen gruͤ⸗ fs} nen e) Siehe unfern V Band, auf ber 539 Seite. XV Buch, T Enpitel. 8: nen Stein an, der von großem Nutzen in der Malern tft. Auf ‚den Bergen ſtehen auch Provim große alte Fichten, die zu Pfeilern dienlich find; Hauswurz und heilſame Kräuter, Bu quang 5. Die Stadt Ywen yang fu liegt in der Provinz am meiſten gegen Mitternacht, Ywen yang nahe bey Schen fi, an dem Fuͤſſe san, in einer fehr großen Ebene, die mit Bergen um= fu, geben ift, worauf man ſehr bequem fleigen Fann, und auf welchen man, außer verfchiede- nen Arten von heilſamen Kräutern , auch fehr viel gutes Zinn finder... Der Boden ift über: all fruchtbar. In dem Bezirke diefer Stadt wählt eine merkwürdige Staude, welche ſich, wie der Epheu, um die Bäume herum ſchlingt. Sie hat eine fehr blaßgelbe Bluͤthe, und die Zweige find am Ende fo zart, als Seidenfaden. Chu ſchan hyen, eine darunter gehörige Stadt, liege an einem Fluſſe, der fich in Chuſchan den Han ergießt, en Waffer dienet, Flecke aus der Seide zu bringen, und eiferne hyen. Handwerfszeuge zu fhärfen. Diefe Kraft ift, ohne Zweifel, gewiſſen Salzen zuzufchreiden, welche es bey fich führer, - 6. Tengan fir liegt an einem Fluffe, der ſich in den Nang tfe kyang ergießt, wel- Te ngan für her nicht weit Davon ſtroͤmet. Er vereiniget fich auch, durch verfihiedene Yerme, mit denen in der Nachbarſchaft gelegenen Seen. X ie 3 Die ganze Gegend, welche gegen Norden Berge, und gegen Süden Fluͤſſe hat, die fie waͤſſern, ift überaus fruchtbar. Sie ift fonderlich merkwuͤrdig wegen einer Art von weißem Wachswuͤr⸗ Wachfe, das von den oberigemeldeten Fleinen weißen Würmchen verfertiger wird. Hieraus Met. machet man Sichter, die weißer find, als Wachs, und ſowohl einen hellern Schein, als auch einen angenehmern Geruch von fich geben. 7. Kin chew fu iſt fhön genug, und freibt ſtarken Handel. In Anfehung der Kin cher fu. Menge des. Volks ift es. der Hauptftadt kaum nachzufegen. Es wird durch. eine bloße Mauer in zweene Theile getheilet. Einen befigen die Chinefen, den andern die Tartarn, aus denen auch die Beſatzung beſteht. Man bat ein gemeines Sprüchwort , daß, wer Weis ſter von Rin chew ift, den Schlüffel von Chin in feinen Haͤnden habe. Esit ihre Gewohnheit auch, an allen Orten von Wichtigkeit Feftungen anzulegen, Der Or ift mit Seen umgeben, worinnen man einen Ueberfluß an Sifchen finder, Dadurch wird der Böden ſowohl anmuthig, als fruchtbar gemacht, 8. Whang chew fu liegt an dem großen Kyang, nicht meit von der Hauptſtadt, Whang he und. ift;mit einer großen Anzahl von Seen umgeben. Dieſes alles machet den Ort febr an- fü. genehm. Daher iſt die Stadt auch überaus volkreich, und weicht, in Anfehung der Hand- lung, wenig. andern Städten, Es langen bier täglich eine erftaunende Menge von Barfen an, In dem Fluſſe fängt man viel große und Eleine Schilöfröten, welche große Herren in ihren Gärten und Luſthaͤuſern halten. Man verfertiget hier vortrefflichen Brandtewein, der ſehr ſtark ift, den Augenblick Feuer fange, und feinen üben Geruch hat. Hier finder man auch gute und große Kaftanien. Der ganze Boden ift ſehr wohl angebauer, und wird auf eine luſtige Are gerpäffert, Cinige von den Bergen gegen Mitternacht find mit Bäumen amd Gebuͤſchen bevecter, Ehen dafelbft findet man auch Quellen, deren Waſſer dem Thee einen angenehmen Geſchmack mittheilet. Allgem, Reiſebeſchr. vV Band. — 6 » rovinz Hu quang. — JJ Beſchreibung von China. 2 ‚Der füdliche, Theil. REN | | ne Che Hoen „. Chang cha fir, die Hauptſtadt, hat unter ſich a 2, Do cbew für ⸗ = 3. Pat hing fi 4 Sing chew fir 5 Chang te fu 6. Ching chew für 7. Nung chew fu “ uon KT "os Se N u | — va un mnNn —o 2 —J— oo u Chong cha fü 1. Chang cha fu iſt die Hauptſtadt von Hu nan, oder von dem ſuͤdlichen Theile der Provinz Hu quang. ¶ Sie liege an einem Fluſſe, der mit dem großen See Tong ting hu vereiniget iſt. Die leichte Art, auf welche das Landvolk das Waſſer aus den Seen und Fluf ‚fen durch Maſchinen, wovon anderswo geredet worden iſt, auf die Felder in dem Bezirke Die: fertiget, und ihn in Wein miſchet: fo foll-er, nach dem Vorgeben der Yerzte, ein wunder: ' Großes Feſt. fer Stadt leitet, machet den Boden reich und fruchtbar. In diefen Slüffen fange man eine große Menge Fifche, ſonderlich gute Sampreten £). Die umliegende Gegend ift eheils eben, theils bergicht Auf den Hügeln findet man ſehr feinen Zinnober, und eine große Menge Tal. Wenn man daraus einen Kalk ver: fames Mittel zur Erhaltung der Geſundheit ſeyn. Als ein gewiſſer Mandarine, der Statthalter einer von denen darunter gehörigen Städten, deſſen Tugend ihn bey dem Volke beliebt gemacht hatte, einmal in dem Fluſſe er⸗ trunken war: ſo verordnete man, ihm zu Ehren, auf den fuͤnſten Monat ein Feſt, welches nachgehends auch in dem ganzen Reiche gefeyert wurde. Man begeht es mit Spielen, Schmauſereyen und Waſſergefechten auf Drachenbooten. Vormals bekamen die Ueber winder eine Belohnung. Weil ſich aber bey ſoichen Luſtbarkeiten oftmals ungluͤckliche Zu⸗ ‚fälle eraͤugeten: fo hat man fie faſt überall abgefchaffer. Do chew fu. See Tong ung. Große High: sen. FI In der Beſchreibung iſt die Folge der yon: i 5, * ale, China, anf der 6, 98 und folgen: en Delft 2. Die Sage von Po chew für ift bewundernswuͤrdig. Diefe Stadt iſt an dem Ufer ſowohl des Yan tfe kyang, als auch des Tong ting hu erbauet. Diefes macher fie, we⸗ gen ihrer Handlung, zu einer vol den veichften Staͤdten in dem Kaiferfhume, Dieſer See, welcher einem großen Meere gleicht, iſt wegen feines großen Umfanges merkwuͤrdig, welcher fich über achtzig Meilen beläuft; mie auch tvegen feines vielen War fers, ſonderlich zu geroiffen Fahrszeiten, und wegen der erftaunenden Menge Fifche, dieman bierinnen fängt. Zween von den größten Fluͤſſen in der Provinz b) ergießen fich in denfek ben, und kommen bernarh, ohne merfliche Verringerung, wiederum heraus, Dev Bestie, welcher durch den See getheilet wird, ift überall über die Maßen fruche: bar, und mit verfchiedenen Arten von Pomeranzen und Simonienbäumen verfehen, Viele don den Bergen ſind voller Wälder, fonderlich von Fichten, Auf einigen findet man den Lapis Armenus, und einen geünen Stein, aus welchem eine ſehr fhöne Farbe zum Ma- fen bereitet wird, wenn man ihn zu Pulver reibt. Anderswo findet man Talch, und Elei- ne BB, 7 Ar Ir Ay 9, 7 J XV Buche T Enpitdl, * 83 ne ſchwarze Steinchen, wovon man bag ungemein Flare Pulver als ein gewiſſes Hülfemig. SProvins, gel wider Die Bräune, und andere Krankheiten des Halſes brauchet. ji au guang. 3. Pau king fir lege an dem Fhuffe Lo kyang, welcher ſich in den Heng kyang gay fing ergießt, der wiederum in den See Tong ting fälle, Das Gebierhe dieſer Stadt beftehe ES aus fruchtbaren Thälern, und fehr fhönen Ebenen; ausgenommen. gegen die Provinz uang fi zu, mo die Gegend bergicht if, die * R Gegen Mitternacht von U kang cher, einer von denen darunter gehörigen Städten, wo der Fluß mie einer erſtaunenden Schnelligkeit von Felfen herunter ftürger, hat man ei- nen-ehernen Pfeiler aufgerichtet, an welchen die Barken befeſtiget werden, bis man Gele⸗ genheit findet, ſicher den Strom hinauf zu kommen. et —R ‚4 Beng chew fir, eine feine große Stadt, liegt an dem Zuſammenfluſſe zweener Deus heis iu Slüffez), welche einen Theil ihres Gebiethes einfihließen. Die Berge find ſehr anmuthig, und wohl angebauet, oder mit. beftändig grünen Bäumen bedecket. In ber umliegenden Gegend findet man, viel Wildpraͤt, und. verfehledene Gold- und Silberadern, wovon aber; —* em iſt. Man verfertiger hier, auch fehr gutes Papier: kurz, es ift hier alles im \ rrulle» * ——— F — gr? rt 5. Chang te fu ift eine große Stadt, und liegt an dem Fluſſe Pwen kyang, , nicht, Chang te fü. weit von dem großen See Tong ting. Ihr Bezirk ift nicht von großem Umfange: Die Gegend ift.aber die fruchtbarfte in der ganzen Provinz; und der Fluß, welcher faft von fei- nem Urfprunge an, bis an den See ſchiff bar iſt, macher, daß der Handel bluͤhet. Sie ift wegen einer geroiffen Art von Pomeranzenbäumen merkwürdig, welche nicht, eher Frucht Bringen, als bis man auf andern keine mehr findet. Daher nennet man fie die Winter⸗ pomeranzenbaͤume: Die Frucht aber hat einen angenehmen Gefchmad, Die Berge da herum find voller Gemfe, und tragen Cedern, deren Frucht zwar nicht. zum eſſen tauget, aber doch, wegen des lieblichen Geruch , der fi davon ausbreitet, in den Zimmern aufge- hänge wird, Man findet hier auch viel Lapis Armenus, und auch etwas Manns. ” 6. Ching chew für liege in einem Winkel, den zweene Zläffe bilden. Die umliegen- Lhing chew de Gegend wird von einer großen Menge Bäche gewaͤſſert. Auf den Bergen, Deren es bier, I" eine große Menge giebt, findet man einen Ueberfluß an Queckſilder, Lapis Armenus und grünen Steinen, die zum Malen dienen, Es fehler ihnen auch nicht an Gold- und Sil⸗ beradern. Das Volt, welches auf diefen Bergen wohnet, iſt nicht fo geſittet, als die Chi⸗ nefen insgemein zu feyn pflegen ;; ſondern führer eine rohe und wilde Lebensart, fo, daß man es als Barbaren betrachtet. Er ER f — 7. Die Stadt Yong chew fir, welche in ber Provinz am meiſten gegen Mittag zu Yang he liegt, befindet fich zwiſchen geünen Gebirgen, an einem Fluſſe, der nicht weit Davon in den fu. Syang Eyang füllt, und deffen Waffer fo klar it, daß man, auch wo. er am tiefſten iſt, die Eleinften Kiefelfteine auf dem Grunde zählen, kann. Die umliegende Gegend ift zwar bergiche , aber wohl angebauet. An einigen Orten wächft viel Bambus, und an andern das Lyen wha, mit gelben Blüten, welches man felten anderswo findet, Pe Außer den acht hierunter gehörigen Städten findet man in, diefem Bezirke auch noch) wo andere von dem zweyten Range, welche — keine Fu gehoͤren, ſondern er a | 2 | erichts⸗ h) Siehe die Anmert a i) Eines if der vorhingedachte Heng Eyang. ‚ u. ! 84 Bu quang. chew, hat unter fich drey Städte vom dritten | Beſchreibung von China. Provinz, Gerichtsbarkeit über andere Staͤdte haben, Die erſtere, Tſin chew, an dem Ufer des Quey Range, Die andere, Chingchew, iſt eine ſehr große und volkreiche Stadt, liegt zwiſchen zween Fluͤſſen, und hat unter ſich fuͤnf Staͤd⸗ fe von eben dem Range, Die alle an den Granzen von Quang tong liegen .h. ..,. n Lagen der Pläge in Hu quang, wie fie im „worden find. Plaͤtze. Breite. länge, Pläße,: Breite, haͤnge. Er. Min See, Br. Min. Ste CE. Min. Sec, GEMIN.SE" Verzeihnid Tfin lan way 27 448 7 54 40 Nochewfir ag 24 0.334 52 der Lagen. Tyen que hyen 26 48° o ‚7 28 16 Tfongyangbyenag 33 38 228 48 Tongtaubyen 26 16 48 7 0 0 Rongnganbyengo ı © 4.31 10 U tangchew 26 34 24 5 58 39 Sche men hyen 29 30 30 3 525 Tongnganbyen26 13 12 5 15 o Changtefü 29 'r E43) Tauhew | a5 ga am 0:0) DNongtingiwep 24 7 12 6 4 5 Zing ywen hyen⸗z5 32 54 440 59 Gchechewwep 30 15 56 7. 12:3gj! Que yang chew 25 48 0 4 527 Chang yang | Hing ning hyen 25 54 40 3 29 16 byen 30 32:24 5 27. 58 Quetongbyen 26 3 36 2 54 30 Ringchewfir 30 26 40 4 23 40 Dongbingbyen26 4 48 3 43 39 Ylinchew 3049 o 518 20 Kongchewfu 26 8 24 4 53 40 Mpyenyang — Ku chew 26 29 48 442 10 chew 30 i2 22 3 16 50 Zayyanghyen 26 29 44 3 47 42 dduechew 30 57 36 5 50 27 Chalinchew 26 53 40 3 5 27 Pau kang hyen 31 534 0 51218 Sug hewſu 26 55 12 4 5 30Thu ſchan byen 32 8 35 6: 8 10 Dau fing fa 27 3 36 5 7 10 Dwen yang fu 32 49 20 5 36 49 RYwen hew 27 24 30 7 3 ıo Auchingbyen 32180 448 40 Sin wha hyen 27 32 24 3 18 48 Syang yang fu 32° 6 5 a2 44° Seng ſchan hyen 27 14 24 3 50 40 GSwichkw 3146 483 12 18 Syangtan hyen 27 52 30 3 46 38 Ngan lo fu I 112466 Chang cha fu 28 120 3 4143 Te ngan fu 31 18- 0-2 50 0 Vgan wha hyen 28 12 12 5 2 40 Ma chinghyen 31 14 24 T36 49" Ebingchewfü 28 22 25 6 200 Kichew 30 4 48T 10°20" Taupwenbyen 28 52 10 3 17 21 Hing que chew 39 31 56 "1 22 48 Nwenfyang Wangchew fu 30 26 24 ı 39 35 byen 28 45 30 4 15 0 »anyangfü 30 34 482 18 23 Pingtyangbyen28 42 20 3 4 5 Bu chang fu 3034 50 2 15 0: Tongehinghyenag 15 36 2 41 55 ——— Der * Du Halde, China, anf der 100 m. f. 4) Der nad) der Rechnung der Chinefen, feine ite. VE r Jahre 1716 beftimmet Regierung zwey tauſend neun hundert und zweh und AV Bu Capitel. Be Dar VII Abſchnitt. ni an 3 re am sid ein Honan die ſiebente Provinz ⸗ Dame und Graͤnden. Luft und, Fruͤchte Barstefns, Chang te fu . Wen kyun fu. Whantins den, Merkwuͤcdiger —— * nr Ho.nan fü. Man yang fü, Yu ning fi. fong ſu. Fürchterliche Ueberſchwemmung Due Berzeihniß der Lagen, \ A Mi in ; z R Namen und onan graͤnzet gegen Mitternacht, an die Provinzen Pecheliund Schan fiz_ gegen ! Abend an Schenfi; gegemMitag an Zu quang und. gegen Morgen an Schan Sm tong · ¶ Ez wird auch von dem MWhangho ober dem gelben Fluſſe durchſtroͤmet. Es heißt auch Chong wha oder die Blume des Mittels, weil es faſt mitten in China liegt. ‚Die Chineſen ſagen, Fo bi, der Stifter der Monarchie a), und andere alte Kai⸗ fer, wären durch die Schönheit und Fruchtbarkeit des Landes angelocket worden , ihren Sitz Hier aufzufhlagen: "Die uferift gemäßige und fehr gefund, Dos Sand hat einen Ueberfluß am Viehe, allerhand Yrten von Pomeranzen, Granatäpfehn, europdiſchen Srüch- een und Getreyde fo, daß man drey Pfund Mehl für einen Stüber befommen fann. Die Menge Korn, Reg, Seite und Tuch, die es als einen Tribut liefert, iſt erſtau⸗ nenstoürdig. ee ar in —— Be Wenn man die Seite gegen Abend ausnimmt, wo bie Berge mit Wäldern bedecket Boden. find: Mi iſt Die ganze Provinz eben fo ſchoͤn gewaͤſſert und ſo wohl angebauer , daß es ſcheint, als ob mon Dutch einen geoßen Garten reifete, . Daher nennen fie Die Ehinefen gemeiniglich den Barten von Chiha. N he Das Sand iſt ferner wegen eines Sees merkwuͤrdig, deſſen Waſſer der Seide einen — unnachahmlichen Glanz giebt. Dieſes hat eine große Anzahl von denenjenigen, welche mit 9 Set Seidenarbeiten zu thun haben, angelocket, ſich in dieſer Gegend niederzulaſſen. Zu Nan Yang, einer. von den darunter gehörigen Städten, findet man eine Art von Schlangen, deren Haut, welche mit Fleinen. weißen Flecken gefprenkelt- ift, in, ein Glas voll Wein ger ſtoßen und alfo von den Aerzten als ein Mittel wider den Schlag gebrauches wird, Bi Außer den Zeftungen, Schlöffern und Plägen, worinnen Befagung liegt, begreift 504 Eintheilung. nan acht Fu oder Stadte vom erſten, und hundert und zweh vom zweyten und Di: ten Range. F end) an | Chew. Hyen. Kay fong fu, die Hauptſtadt, hat unter ſich 430 2. Que te fu 1 8b) 3.:Chbangeefl =... 0 8 ⸗ 1 6 4. Whe kyun fu⸗ ⸗ ä o 6 5.Whay Bing fin u» un # 3 3er 2 dm 6,, Ho nan fu 2.108 % & ER I END AZ ID , 03128 ey Nanyang falhuien na uam) Im ao); iin @ — ⸗ * 2 8, ähuningfu = „2 und funfzig Jahr vor dem Anfange der hriftlichen 4) In der Beſchreibung, ſechſe. Zeitrechnung anfing. — * a = ED In der Beſchreihung, wur ſechſe · w 86 Beſchreibung von China. 7Prooins, 1. Kay fong fu iſt eine große, reiche und bevoͤlkerte Stadt und liegt vier und ein So nan. fuͤnftheil Meilen von dem, Whang bo, mitten auf einer großen und wohlangebaueten Ray fongfu. Ebene: die Lage iſt aber ſo niedvig, dag das Waſſer in dem Fluſſe Höher ſteht, als die Stadt. Fuͤrchterliche Um fie nun vor den Ueberſchwemmungen zu bewaßren‘, hat man In eine Weite von mehr Ueberſchwein⸗ als dreyßig Meilen große Daͤmme und Gräben beſorget. Allein im Sabre 1642, nachdem mungen. die Stade ſechs Monate lang, wider mehr als hundert tauſend Aufrührer ausgehalten hatte, urtheilete der Befehlshaber über die Völker, welche ihr zum Entfage herzu kamen, das ein- zige noch übrige Mittel zu ihrer Befveyung wäre, daß man: die Dümme des Whang bo durchſtaͤche, und die Ebene, unter Wafler ſetzte. Hierauf erfolgte eine fo plögliche ung gewaltſame Ueberſchwemmung, daß die Stadt ſelbſt davon bedecket wurde und. dreyhun⸗ dert tauſend Einwohner erſaufen mußten, Sr — Es ſcheint, als ob Kay fong vor dieſem Unfalle drey Meilen im Umfange gehabt babe, Es iſt nach dieſem wieder —I worden, aber nicht ſo ſchoͤn, daß es ſeinen Pla unter be ſchonſten Städten in China behaupten Eöunte. > u. u un. Due tef, 2. Que te fu liege in einer. weiten, Ebene und, mitten zwilchen zween Fluͤſſen. All⸗ hierunter gehörige Staͤdte find. reich und ſehr bevölkert, „. Die Gegend {ft ſehr wohl ange⸗ bauet und hat keinen einigen Huͤgel. Die duft iſt ſehr vein, und der Boden iſt ſehr frucht⸗ bar an allerhand Getreide und Früchten, Pomeranzen und Öranaräpfel werden bier in großem Heberfluffe gefunden, 5 a * Chang te fü. 3. Chang te fir liege in dem nordlichen Theile der Provinz, welche dafelbft dicht an die Provinzen Decheli und Schan fi ſtoͤßt. ® v Beʒirk iſt zwar nicht von großem Um⸗ - fange: aber fehr fruchtbar und wird durch viele filchreiche Fluͤſſe gewaͤſſert. Eine At von dieſen Fiſchen gleicht dem Crocodile, und wenn ihr Fett einmal zum Brennen gebracht wor⸗ den iſt, ſo iſt es faſt nicht moͤglich, es auszuloͤſchen, bis alles verzehrt iſt. Auf den Bergen findet man Magnete und verfchiedene Arten von Wermuth. Ei⸗ ner Davon iſt ſo fteil, und fo ſchwer zu erſtelgen, daß fich die Einwohner in Kriegszeiten auf deſſen Gipfel ziehen, wo eine große Ebene ift, und dafel vollkommen ficher wohnen. Wey kyun fir 4. Wey kyun fir liegt an einem Fluſſe in einer ſandigten Gegend, und auf dem fhlimmften Boden in der ganzen Provinz, Ihr Bezirk gränzer, wie der vorige, an Pe he li und Schan ſi. Wenn man einige Berge an der Seite dieſer legtern Provinz auss nimmt: fo ift das übrige ein ebengs Sand und fehr wohl angebauer. —R Whay king ſu. 5. Das Gebiethe von Whagy king fir ift von ſehr kleinem Umfange. Gegen Mitternacht wird es durch Gebirge von der Provinz Schan ſi getrennet: und gegen Mittag hat es den großen Fluß Whang bo. Die Sufe iſt ſehr geſund und der Boden iſt nicht weniger fruchtbar. Es verſorget die ganze Provinz mit Arzeneyen und heilſamen Kraͤutern. Ho nan fu. 6. ho nan fu, welches den Namen der Provinz führer liegt mitten unter Bergen, And zwifchen Drey Fluͤſſen. Die Chineſen glaubten eheinglg, es wäre hier der Mittelpunce der Erde, weil die Stade mitten in dem Reiche liegt. Sie iſt ſehr groß und volkreich. Ihr iſt von weitem Umfange, und ſehr fruchtbar, ob — mit Bergen um⸗ geben iſt. u Teng fong hyen, eine von den hierunter gehörigen Staͤdten, iſt wegen eines Thur⸗ mes beruͤhmt, den ber bekannte Chu kong dafelbft erbauer bat, und worauf er die Sterne i sin - rue 7a man an ns om zu a) Ober Shin ningfa, Nidereioe, im Franzoͤſ. wir es Ju ning fu geſchrieben Ar 6. Einfahrt in den Fluſs Canton —— he neun Inseln = je * Samsjeu 5 * — Inseht VON DEN EYLANDEN IN ® DER MUNDYNG DES a FLUssEs CAN TON j Wäch den — 7 der —— — nn ahrer enkwo ir? Yon Ing. de &. Hard 4 Chang:chuen- chan x — ‚stab 5 ’ a — — * — \ — — und Englesche Sce « — Exland 8 1 ” P2 * ” — ui fu) — — HT Ouschu oder der Diamant er 1 — J I zu beobachten pflegte. Man ſieht ‚hier. noch immer ein Werkzeug, deſſen er fich bedienete, 7Proving um den Mittagsfhatten zu finden, um bie Höhe des Pols zu erfahren, und andere Ent-- HP nan. derungen in ber Sternkunde zu machen. Er lebte über taufend abe vor der Geburt des Keilandes, und die Chinefen geben vor, er habe den Seecompaß erfunden, . Der Bezirk von Nan yang fir ift ſehr ſchoͤn, und ob er ſchon von fehr großem Nan yang fü. Umfange iſt, doch erſtaunend fruchtbar. Die Lebensmittel find über die Maßen wohlfeil, und in ſolchem Ueberfluffe vorhanden, daß zahfreihe Kriegsheere eine geraume Zeit hier ger Tegen haben, und dennoch den Einwohnern in dieſem Stuͤcke nicht beſchwerlich gefallen find, Die Stadt liegt an einem kleinen Fluſſe, und iſt weder groß, noch veich, noch bevoͤl⸗ kert. Sie if mit Bergen umgeben, auf denen man zum Theile, den Lapis Armenus und die teißgefpvenfelten Schlangen findet, von denen bereits in Der allgemeinen Beſchrei⸗ ung der Provinz geredet worden iſt. 8. Burning fir. d) liegt an dem Fluſſe Yır ho: Ihr Bezirk, der ſich ſehr weit er- Yu ning fü. ſtrecket ift theils eben, theils bergicht, ſonderlich gegen Mitternacht und Mittags er wird aber durch verſchiedene Flüffe gewaͤſſert, welche einen Ueberfluß an allen Arten von Getreyde und Fruͤchten hervorbringen > Lage der Pläge, wie fie im Tabre 1714 beftimmt worden if. ir eig Döße, Breite. Laͤnge. Plaͤtte. Breite. Laͤnge. ER — Gr. Min Sec. Gr Min. Ser. Gr. Min, Sec. Gr Min, See Tſe chew 36 25 15 1.55 308. Schang tfay Changtefi 36 7 20 1 58 30 hyen 331920260 Wey auie fu auf der Kar- Lu i hyen 33 56 5010 54 © tete kyun fu 35 27540 112 30.0 Denchingbyen 3338 20.2 23 50 Whay king fu 35 6:34 3:28 30. Sonanfi 3443.15 4 0 50, Tongquangwey34 39 10 6 18 0 Tengfonghbyen 34 30/10 3 27 ı0 ‚Tyanghyen : 34 31 20 416.30. Tongyangbyen' — Si chwen hyen 33 50 5120 auf der Karte, Sin ye hyen 32 40 25 4 3 30 Dong c. 34 52 40.254 © Piyangbyenauf 00 Tong tfe byen ü | der franzöf. Rau a, auf der Karte; te Ni ꝛc. 32 48 40 3 6 0 Nong ꝛc. 34 56 40 2 44 30 Ju ning fir, auf Ifong hyen 3555 0 1 210 der Karte: Nu Kay fongfu 34 92 5158 30 ning fu 33302 730 cChin chew 3442 0 126 © Quangchew 32 12 36 4.28 30 Sheching byen, Schang hing SE font: Che ching | hyen 91 55 36 1 10 30 byen 34 820.037 © Songtfequan 32 27 5° 1 0 0 MRauchinghyen 34 47 0 1 1 30 Sinyangchew 32 ı2 25 2 28 30 ZRuching hyen 34 38 35 © 19 30 353 55 e te fu 34 28 40 0 37 30 Nan yang ſfu 33 6 35 Hr Du Halde, China, a. d, 6 und 102.1. f S. g Provinß, 88 Beſchreibung von China. Schan tong. | Der VL Abſchnitt. ; Graͤnzen und Fruͤchte. Shan tong, die, achte Provinz Graͤnzen und Fruͤchte. Feucht Tſe tſe, und Seide. chang fu. Porrellanener Thurm. TDſing chew Einthellung. If nan fu. Yen chew fu. IM für Ten chew fi. Lay cher fu. Verzeichniß ning che. Geburtsort des Eonfucius, Tong der Lagen. er She tong graͤnzet gegen Abend an Pecheli, und einen Theil von’ Ho nan; gegen er Mittag aberian Ayangnan. Gegen Morgen iſt der Meerbufen von Kyang nan, amd gegen Mitternacht der von Decheli; Die vielen Seen, Bäche und Flüffe, wozu noch der große Faiferliche Canal koͤmmt, der durch einen Theil von dieſer Provinz geht, fragen vieles Dazu bey, daß diefes einer von den fruchtbarften Theilen des Keichs iſt. Diefe ‚außerordentliche Fruchtbarkeit kann auch durch nichts unterbrochen: werden „ außer durch eine allzu große Dürvez weil es hier ſelten regnet, ‚oder: Durch die Bermüftung, welche die Heuſchrecken zuweilen anrichte. Nieg zul Vögel, Eyer, fette Kapaune, Faſane, Rebhuͤhner, Wachteln und Hafen, ſind uͤber⸗ aus wohlfeil. Die Teiche und die See liefern eine wunderſame Menge Fiſche, von wel⸗ chen man einige Pfunde fuͤr einen Stuͤber haben kann. — ar Der Boden bringe allerhand, Arten von Getreide und Früchten hervor ; fonderfich ſchoͤne gefunde Pfirfichen; verfchiedene Arten von Nüffen und Kaſtanien; eine überflüßige Zrucht Tſe tſe Menge Pflaumen ;'Yortreffliche Birnen, und-die Tferfe. Dieſe drey letzten Arten wer⸗ und Seide, Eintheilung. nad) Roten und Ryan tong Handeln. den getrocknet, und in die übrigen Provinzen verführer> Die Tſeſtſe, welches eine Art von Feigen iſt a), wird ſonſt nirgends gefunden, als in China, und auch) in Feiner andern Pro- vinz in ſolchem Meberfluffe, als hier in Schan tong. WE — Auf den Feldern finder man eine Art weiße Seide, welche dieſer Provinz eigen iſt, und von Wuͤrmern, die den Raupen gleichen, in langen Faden an die Stauden und Buͤ— ſche befeſtiget wird. > Hieraus verfertiget man ein Seidenzeug, mit Mamen Kyen chew, welches zwar rauher, aber dichter und ſtaͤrker iſt, als dasjenige, welches von der Seide verfertiget wird, die von den in Haͤuſern gehaltenen Würmern herruͤhret. 4 Schan tong wird in ſechs Graffchaften oder Bezirke eingerheilet; welche ſechs Staͤdte vom erſten, und hundert und vierzehn: vom zweyten und dritten Range in ſich begreifen. Hierzu kommen noch funfzehn Feſtungen, Die an der Oeffnung aller Haͤfen und Fluͤſſe, laͤngſt der Kuͤſte hin, erbauet find; wie auch verſchiedene volkreiche Infeln, die auf dem Meer⸗ buſen zerſtreuet herumliegen. Einige davon haben ſehr bequeme Hafen für die Junken, die SET RE 0. Ch Hyen. nix 1. Tfinanfindiegauprftade, hat unter fih O2 er 47 aut mmiuch 2. Den chew fur rar Zu une = s ⸗ 4 c 3 mnꝰ m 3. Tong chang fu 3 sc? SI sort 32 94€ 15 er? Tfing chew fu s sn ⸗ 2 2er 137 ns 5. Teng cheiv fü sur, z = « si Di 69 Bay chew fu Ui a mia PS Su 7 Sr —J * F Siehe die Naturgeſchichte. e) Siehe V Band auf der 303 Seite. ſi 6) Etwan ſechzig Meilen,davon, 4) BOY m. zwanzig Meilen weit gegen Morgen. * XV Buch 1 Capitel. | | 89 1, Tſi nan fü, die Hauptftade in diefer Provinz, iſt eine fehr große und volkteiche sPronins; Star, Der See innerhalb der Mauer, welcher die Candle durch die ganze Stadt mir Schan tong affer verſorget, und die fehönen Gebäude, machen fie berühmt: Ihr Handel wird fon- fnanf, derlich vermittelſt des großen Grabens getrieben 9), auf welchem die Waaren von dem Fle— en Lu kew, vier Meilen von Tfi nan, den Tfing bo hinuntergefchaffer werden. Die aaren, die diefer Gegend ‚eigen find, beftehen: in der vorgemeldeten Geide, bie Kyen ew genannt, und von den wilden Wuͤrmern verfertiget wird, und in dem Lew li oder chi⸗ nefifchen Glaſe, welches zu Yen ching, einem großen Flecken in den Bezirke dieſer Haupt: ſtadt verfertiget wird. Dieſe Are von Glaſe iſt aber zerbrechlicher, als das europaͤiſche, und ſpringt, wenn es an allzu rauhe Luft geſetzet wird. * Der Bezirk dieſer Stadt, welcher ſehr groß iſt, und ſich bis an die See erſtrecket, hat einen Ueberfluß an allerhand Getreide und Viehheerden. Einige von den Bergen ha⸗ ben Eiſenadern. Die häufigen Teiche find mie Fiſchen angefuͤllet, und mir den Bluhmen yen wha gezieret. 22.. Das Gebiethe, welches zu Den chew fu gehoͤret c), iſt von großem Umfange, und Yen chew fu. liegt zwiſchen zweenen berühmten Fluͤſſen, Ta chin bo gegen Mitternacht, und Whang ho gegen Mittag. Außerdem findet man bier verſchiedene andere Fluͤſſe, und einige Seen, welche mie Fifchen angefülfer find, Daher ift das Sand ungemein fruchtbar; und man: ficht nichts, als angebaute Ebenen, oder waldichte Berge, Die Luft ift ebenfalls gelinde und gemaͤßigt. | Einige von denen Städten, die unter Pen chew gehören, find merkwürdig. Tfi Ien ning chew weicht dieſer Stadt weder an Groͤße, noch an Menge der Einwohner, noch an chew. vortheilhafter Handlung; und die Sage dieſes Ortes gegen die Mitte 4) des großen Cana— les, machet ihn zu einem von den groͤßten Marktplaͤtzen im Reiche. Kyo few hyen iſt deswegen berühmt, weil Confucius, der vornehmſte Lehrer der Chi⸗ Geburtsort neſen, bier gebohren worden iſt. Dieſe Haben bier verſchiedene Denkmaale aufgerichtet, des Confu— als fo viele Zeugniſſe ihrer Dankbarkeit gegen dieſen großen Mann, Ay Man ſaget, , in der Nachbarfihaft einer andern Fleinen Stade, mit Namen Kin WGga⸗ kyang hyen ©), babe man ehemals Gold gefunden; und daher kaͤme ihr Name, welcher fo viel beveuter, als Golderde. Es find auch verfihiedene Gegenden, fonderlich gegen Tong ping chew zu; Dergeftalt mit Gehoͤtzen und Feldern untermiſchet, daß dieſes die luſtigfte und anmuthigſte Ausficht giebt, die man ſich nur erfinnen kann f). In dieſem Bezirke liege das Dorf Kya kya, und. nahe bey der Stade Schan tſui g) der Tempel des Ti wang myau, wovon wir den Abriß geliefert haben, 3. Tong chang fu liege an dem großen Grabe, und iff wegen feiner Reichthuͤmer Tony chans bekannt, welche von dam großen Ueberfluffe an Getreide und allerhand Früchten berrühren, fu. die in den weiten Umfange dieſer Stadt warhfen, — ec Unter den darunter gehörigen Staͤdten iſt Lin tſin chew ſehr merkwuͤrdig, wo ſich der große Canal mit dem Fluſſe Wey ho 5) vereiniget. Hier iſt in gewiſſer Maaße der allgemeine Sammelplatz aller Arten von Kaufinannswaarenund Barken. Es find wenig Städtein dem Reiche, e) Vielmehr Kin yang, wle auf der Karte dee 4) Siehe VBand a. d. 267 Seite. Jeſuiten: denn Kyang Gedeutet einen Stoß, und g) Ebendafelft a, d. 261 0.354 Seite, nicht die Erde 5). Sm Sranzöfiihen Bei ho, Allgem, Heiſebeſchr VI Band. | M 90 Beſchreibung von China. 8 Provinz, Reiche, die volkreicher find, und einen beffern Handel führen 2), Diefer- Dre iſt nicht we⸗ Zchan tong niger wegen feiner Gebäude berühmt, ſonderlich wegen eines fhönen Thurms von acht Porcellane, Stockwerken, der außerhalb der Mauer aufgeführet iſt. Die äußere Seite, welche aus ner Thurm. Ting chew fu. Tong chew fü. Say chen fin Verzeichniß der Lagen. Porcellan beſteht, iſt mit verſchiedenen Bildern ausgezieret. Inwendig iſt er mit ſchoͤn polirtem Marmor von verſchiedenen Farben ausgelegt. Auf einer Treppe, welche in die Mauer hineingearbeitet iſt, ſteigt man auf alle Stockwerke, und yon da auf ſchoͤne mare morne Gaͤnge. Dieſe ſind mit eiſernen vergoldeten Gelandern gezieret, welche um den Thurm herumgehen, und an den Ecken mit kleinen klingenden Kloͤckchen behaͤngt find. Nicht weit von dieſem Thurme ſtehen gewiſſe artige Tempel, deren Bauart dem Geſchmacke der beſten europäifchen Baumeiſter nicht zuwider ſeyn würde, 4. Das Gebiethe von Tſing chew fu wird theils durch Fluͤſſe gewaͤſſert, theils durch Hügel beſchattet. Der Boden iſt ſehr fruchtbar, und die nahe See verſchaffet andere Noth⸗ wendigfeiten.. Die bloße Haut von denen. Fiſchen, die hier gefangen werden, bringt etwas anfebnliches ein. In den Bäuchen ber Kühe waͤchſt hier ein gelber Stein, welchen die Chinefen Nyew whang nennen. Er iſt zuweilen fo groß, als ein Gänfeey, aber nicht härter, als das weichefte Bleyweiß ). Die Aerzte ziehen ihn dem Bezoarſteine vor, und fagen, wenn man ihn zu Pulver ftieße, und in warmem Waffer einnähme: ſo wäre er ein ficheres Huͤlfs⸗ mittel wider den Huſten und die Heiferfeit ; eben fo, wie der Stein, welcher in der Galle eines Ochſen wächft, die gelbe Sucht heiter. 5. Tong chew für liege, wie verfihiebene von den darunter gehörigen Städten, an der See, und hat einen fehr bequemen Hafen. Sie hat auch eine ftarfe Befagung, und verfchiedene Kriegsſchiffe zu Bewahrung der Küften. Syn den Seehäfen fängt man eine große Menge von guten Auftern, welche als Leckerbißchen auf die Tafeln großer Herren kommen. Die Gegend ift bergicht: aber doch fruchtbar, und wird durch Flüffe gewaͤſſert. Der Stein Nyewo whang wird ſowohl in dieſer, alsin der porigen Stadt, gefunden. Das Bambusrohr, welches fonjten überatl rund iſt, waͤchſt bier viereckigt. 6. Lay chew fu liegt an einem Vorgebirge, und iſt auf der einen Seite mit der See, auf der andern aber mit Bergen umgeben. Einige von den Darunter gehörigen Städ: ten, als Ryau chew, welches von Natur feit iſt, liegen, an dem Meere, Der ganze Bezick wird durch Zlüffe fruchtbar gemacht, und ift, fonderlih gegen die Küfte zu, mit Ebenen und Bergen untermifcht D. | Lagen in Schan tong, wie fie im Jahre 1710 beftimmer worden find, N läge, Breite, Laͤnge. Pläge, Breite. aͤnge. Gr. Min. Sec. Gr. Min. See. ©r.Min.Ser. Gr. Min. Ser. Te chew 37 32 20 0 3 36W. Tengchewfu 3748 26 4 36 00 Hay fong byen 37 50 5ı 116 369. Venchewfi 35 41 51 0 33 00 Ting chew fu 36 44 22° 2 ı5 oo Tfiningchew 35 33 08 o 16 30 Lay chew fu m) 37 9 36 3 45 10 Hong wha pu 34 35 26 2 18 00 Plaͤtze. 3) Siehe V Band a. d. 261 Seite. zum Zeidinen verfertiget. k) Eine weiche Bergart, woraus man Stifte 7) Du Haldes China aufder 5,104 u. f. S. |! | XV Buch. ee 91 läge: Breite, . Länge, Plaͤtze. Breite. Laͤnge. 9Provinʒ | Ge Min Gee· Er. Min, Ger. Gr Min. Ser. Gt. Min See. Sl, Tay chwang tſi 34 42. 00 1.34 30 Sin hyen 36.16 48 0 34 30M, Tingtaubyen 35 ıı ı8 0 44 30 Tong hangfu 36 32 24 0 18 30 Tau byen 34.58 48 0 48008. Ling tfing chew 36 57 15 0 33 39 Yutapbyen . 37 7 aı. o ı8 009. Bxyau chew 36 14 20 3 55 330. Tay agan hew 36 14 30 0 48 00 Wey baywey 37 33 30 6 2 00 Ligen byen 3] ı5 10 o 1408. Tfing baywey 36 53 00 6 720 Yu ching hyen 37 2 30 0 22 300. Ligan fan wey 36 20 24 4 33 30 Ting ping byen 36 52 00 0,12 3o®. Yigantongwey 35 8 20 3 21 30 Ping inbyn 36 23 2 o 6o0D. Ching ſchan wey 37 23 5° 6 30 oo Tinanfu 36 44 24 039 00 Chew ching hyen⸗)36 00 00 3 29 39 Der WRXAbſchnitt. Schan ſi, die neunte Provinz. Graͤnzen und Einwohner. Boden und Fruͤchte. ber. Ping yang fu. Lu ngan fu. Gwen chew Eintheilung. Tay ywen ſfu. Teppiche. Grä: für Tay tong fu. Boden und Fruͤchte. Lagen. Hr Provinz, welche die Eleinfte in China ift, graͤnzet gegen Morgen an Pe che liz Sränzen, gegen Mittag an Ho nan; gegen Abend an Schenfi; und gegen Mitternacht wird fie durch die große Mauer von der Tartarey gefchieden. Die erften Einwohner in China ließen ſich, wie die Gefchichte meldet, in diefer Pro: und Einwoh⸗ vinz nieder, Indem die Gegend hier gefund und angenehm ift. Einige von den vielen Ber⸗ ner . gen ſehen zwar fuͤrchterlich aus, und ſind nicht angebauet: die meiſten aber find ganz wohl angelegt. Sie find von unten an, bis oben hinaus, in Erdpläge abgerheilet, und ganz mit Boden und Korne bedeckt; denn man findet darauf an unterfehledenen Orten vier bis fünf Schub tief Fruͤchte. Erde, ohne das geringfte Steinen; und die Gipfel find mit fehr fehönen Ebenen gefrö- net. Sie find ferner wegen Der unerfehöpflihen Kohlengruben merkwürdig, welche man entweder ganz brauchet, oder Flein veibt, und Kuchen daraus verfertige, weil andere zum Brennen dienliche Sachen hier felten ſind. Reiß koͤmmt bier nicht fo gut fort, als anders- wo; weil die Gräben, hier nicht fo zahlreich find. Hingegen hat das Land einen Meberfluß an allerhand anderm Getreyde, fonberlich Weizen und Hivfen, welchen man in die übrigen Pro- vinzen verführet, Diefes thut man auch mit Den getrockneten Roſinen: Denn aus Denen, die bier wachfen, wird Fein Wein verfertiger. Dieſe Provinz liefert einen überflüßigen Vorrath an Bifam, Porpbyr, Marmor, und Safpis von verſchiedenen Farben. Man findet bier auch ben Lapis Armenus und Eiſenadern; daher verſorgen ſie auch andere Gegenden mit allerley KRüchenhaugrathe. Man trifft auch Seen mit geſalzenem Waſſer an, woraus man Sal; befömmt, nebft vielen heißen und fochenden Brunnen. M 2 Shan m) Bey dem Jartoux 37 Gr.'ro Min. 9 Sc. m) Bi dem Regis 3 Gr. 5 Min. Breite,und Hreite, und 3 Or. 45 Min. 30 Sec. fange: 3 Gr. zo Min. Länge. ’ 92 — Beſchreibung von China. 9. Provinz, Schon ſi wird in fünf Bezirke eingetheilet. Diefe faſſen in fich fünf Staͤdte vom RER erſten, und fünf und achtzig vom zweyten und dritten Kange „eine große Anzahl Feitungen Eintheilung, ungerechnet, Die, in gewiſſen Entfernungen von einander, gebauet find, ung die große Mauer gu dertheibigen , und die Straßen ficher zumachen. Einige davon find größer, und beffer hepoltert alg manche Srähter N 9, Eee eg 5. Chew. Hyen. * u Tay ywen fi, die Hauptſtadt, hat unter fih 5 20 * .. Ping yang =, =. 6 ——— F 3. Lu vang fi⸗ Bed SEE Dear: —— or 10 5 dr wen... N nnd ) 8 Tay tong fü ‚* Era 1: —— zu Tayywenfu.ı m Tay ywen fu, eine alte Stadt, bat gegen drey Meilen: im Umfange, und dene ſtarken Mauren umgeben. Sie iſt ſehr volfreich, und war ehemals eine fehr ſchoͤne Stadt, und mie fchönen Pallaͤſten angefuͤllet wondie Prinzen som Geblüte aus dem Haufe Tay ming wohneten: jetzo aber find Diefelben ganz eingegangen, und es iſt auch niemanden ers laubt, fie wieder aufzubauen, Sie hat eine kleine tartatiſche Befagung, unter einem 50 tong te, und liege an dem Twen bo, * Dieſer Fluß, deſſen Name in den aͤlteſten chineſiſchen Büchern gefunden wird, iſt we⸗ der breit noch tief. Indem er aber, nach einem ziemlich langen Saufe in den gelben Fluß ſo kann man dadurch Gemeinſchaſt mit den Provinzen So nan und, Ryang nau haben. sing io w un STR nähe 3 Teppiche. Außer den Seidenmanufacturen findet man hier auch eine beſonders für Teppiche, nach tuͤrkiſcher Art, welche in allen. Größen, die man verlanget, verfertiget werden. Und * die er welche mit Gehoͤlzen bedeckt find, einen Ueberfluß an vortrefflichem Eifen lies fern: ſo wird auch ein großer Handel.mit Eifetimerfe: Uifbeite, Da nl u 4 Glaͤber. Auf den SR na Fhöne Gräber, entweder von Marmor, * oder von anderm Steine, welche einen großen Theil des, Bodens einnehmen, Man trifft auch, in bequemen Entfernungen, Triumphbögen, und Bildſaͤulen von Helden an ‚mit Bil: dern von Loͤwen, Pferden, und andern Thieren in verſchiedenen Stellungen, und fehr natürz . lich. Es wird alles diefes mit einer Art yon Walde von alten Enpreffen umgeben, welche ſo gepflanzer fürd, daß fie lauter Wuͤrfel vorſtellen rg | a Ping yang fu. 2. Ping yang fu weicht der Hauptſtadt weder an ter noch fruchebarem Boden, noch Größe des Bezirks, Sie liegt an dem Stuffe Swen bo, und hat mehr als vier Mei: ken im Umfange, WBerfchiedene Yon den darunter gehörigen Städten find ſehr anfehntich, ohne eine unzählige Menge von fehr volkreichen Flecken und Dörfern zu rechnen. Ihr Bezirk iſt cheifs eben, theils bergicht, Das ganze Land iſt fehr fruchtbar, außer nahe bey einigen ungepflügten und fücchterlichen Bergen. "Cr wirb Durch zroeeite Fhüffe ge: theilet. Auf der Abend - und Mitragsfeite ſtroͤmet der Whang bo: "Nahe bey Ngani hyen ift ein Ser, aus deſſen Waffer, welches’ fo gefälgen iſt als die See ſelbſt, man eine große Menge Salz verſertiget. INNE! Ann * 3. Das a) Der nordliche Theil iſt die große Mauner und ).Man verfertiget Petfchafte daraus. das übrige iſt von gleicher Bauar3 Du held, China, anf der 6,106 RAU = 005 En XV Buch. DE 93 "3. Das Geblethe von Lu ngan fu iſt nicht groß: hat aber eine angenehme Lage, bey- 9 Provinz. nahe an dem Urſprunge des Fluſſes Tfo fang ho. Der Beziek iſt fehr voller Hügel; Schan ſi doch bringt das Sand alle Arten von Norhivendigkeiten hervor, und iſt ganz mit Flecken und g, ngan fi Dörfern gleichſam befaͤet. IE —— 4. Swen chew fir, welches zwiſchen der Hauptſtadt und Ping yang liegt, bat ſei⸗ a em > nen Namen von dem Ztuffe Sven ho, an. deflen weſtiichem Ufer es duf einem zur Hande la— kung ſehr bequemen Plage liege, Zaft alle Städte in deſſen Bezirke, weicher eben nicht groß ift, liegen zwifchen dieſem Zluffe und dem Whang bo. Das land iſt zwar bergicht, aber gut angebaut, und hat einen Ueberfluß an allerhand Getreide , Dichten Wäldern und guter Weide, Man verfertiget Hier ein ftarfes Getraͤnke von Reiß, mit Namen Hang tfptı worein man Schöpfenfleifch leget. Diefes wird für etwas fehr wohlſchmeckendes und nahrhaftes gehalten, In dieſern Bezirke erifft man eine große Menge Bäder, und ganz fiedend heiße Quellen an, deren Waſſer ſowohl an Farbe, als Geſchmacke verfchieden ift. h 5, Tay tontg fi iſt weder fo alt, noch fo groß, als die übrigen Städte in der Provinz. Tay tong fi Es ift aber eih wichtiger Drt , indem er mitten unter Bergen, und in der einzigen Gegend liegt, welche den Einfällen der Tartarn ausgefeger if. Daher iſt es einer von ben fefteften Pägen, und mit einer zahlreichen Beſatzung verfehen. | Der Bezirk ift fehr groß, und mit einer großen Mauer a) umgeben, Laͤngſt derſel⸗ ben hin find, von einem Orte zum andern, Seftungen erbauet, worinnen Mannſchaft zu ih: ver Bertheidigung liegt. Auf den Bergen, womit diefe Gegend angefüller ift, finder man Boden und vortrefflichen Lapis Armenus, und. einen Meberfluß an heilfamen Kräutern, Auf eini- Fruͤchte. gen findet man einen rothen Stein. Dieſer wird in Waſſer geworfen, und als eine rothe Farbe gebraucht, um Siegel darauf zu druͤcken. Andere liefern den Lapis Lazuli, Mar⸗ mor und Jaſpis, von allerhand Farben; ſonderlich die Art von Jaſpis, die man Nur ſche nennet, welche ſehr durchſichtig, und fo weiß, als ein Agat iſt db), Mar treibt daſelbſt auch einen großen Handel mit allerhand Arten von Leder, das hier zubereitet wird £). Sagen in Schan fi, wie fie im Jahre 1712 beſtimmet worden find, ‚Breite, $änge, Pläge, Breite, fange, Vereichniß Or.Min, Ger. Gr. Min.See. Sr, Min. See. Gr-Min.See, der Lagen. Tyen ching kew 40 82 30 22430W. Tay chew 39 5 50 3.3036 Ti ma pau 40 24 60:3 33.00 Uſtay hyen 38.4596: 3 4 30 Schabutew 4017 00 4 ı2 oo Tfing lo hyen 38 31 72 "4 31 36 Lew tſe in 39 30 40 5.24 30 Lin hyen 38 430 313040 Taptontfir 40.542 3.12 00 Tayywenfl 37 53 30. 3 55 30 Wey chew 39150 54 1 52 30 Vongningchaw 37 3336 5 22 30 Ing cheo 39 39 00.3 15.00. Sen chewfir 37 1922. 4 46. 30 ’ Suchew ... 39 25 12 4 .ı 30, Monghobyen 36 48 00.5 52 00 Ho kew hyen 39 14 14 5 27:00. Richew 36.6005 5400 Pau te chew u 4.44 5 40 00 Myangchemd) 35 37 32 3 15 00 x UM Pu chew 4) Breite, bey einem andern Sefisiten, funf und dreyßig Grad, ſieben und dreyig Minnten, Ränge, vier Grad, ein und vierzig Minuten, funfzehn Se eunden. 04 — Beſchreibung von China. io Provinʒ/ Säge, Breite. fänge, Pläge, Breite. Länge, Scen fi. Er. Min. Ser, - Er. Min.Ser. Er, Din. Ste Cr, Min Sec. pu chew 34 54 00 6 13 30 Lyau chew 37 250 3 100 Whan kewhyen 34 57 36 4 45 30 Lopingbyen 37 37 50 2.43 30 Tfe chew 35 30 00 3 39 00 Au tfe byen 37 42 00: 3.43 30 Zungenfu 36 7 12 3.28 30 Pingyangfu 36 600 455 30 Der X Abſchnitt. | Schen fi, die zehnte Provinz, Graͤnzen. Luft, Boden und Früchte. Arzeneyen, fu. Han chong fu. Erſtaunenswuͤrbige Straße, Soldadern. Bergarten. Thiere- Blumen. Raubvogel, Ping Iyang fü. Kong chang fu. Eintheilung. Singen fü. Mauer und Pal- Ling tan fü. Kin yang fü. Lan chem. Kan laſt. Beſatzung. Den ngan fi. Fong tſhang chew. . Srängen, CS Niefe Provinz, welche in dem nordweſtlichen Theile von China liege, hat gegen Mitter- nacht die große Mauer, welche ſie von der Tartarey abſondert; gegen Abend die Land ſchaſten Rokonor und Sifan; gegen Mittag die Provinzen Se chwen und gu auang, und gegen Morgen Schan fi. : Luft, Boden Die tuft iſt gemäßiger; die Einwohner find fanftmürbig, höflich, dienſtwillig, und und Früchte, beffer gegen bie Fremden gefinnet, als die Chinefen in Schan fiund Pecheli. Die : Ueberſchwemmungen der Ströme und Slüffe machen den Boden ſehr fruchtbar. Diefes Sand bringe wenig Reiß hervor: es hat aber einen Ueberfluß an Weizen und Hirſe. Diefer waͤchſt bier fo ftarf, daß die Landleute ihre Schafe darauf weiden laffen, weil fie wiſſen, daß er im Fruͤhlinge um fo viel beffer wachfen werde. Die Heuſchrecken aber, denen dieſe Provinz unterworfen iſt, vernichten oftmals die Erndte. Bon bier koͤmmt auch eine große Menge von Arzeneymitteln, fonderlich Rhebarbara, Honig, Wachs, Bifam, wohlviechendes Holz, welches dem Sandelholze gleicht, Mennige und Steinfohlen, welche hier unerfchöpflich find. Soldadern. Hier find auch reiche Goldadern, in welche man aber noch nicht eingefehfagen hat. i Man findet auch eine große Menge von diefem Metalle in den Slüffen und Bächen, fo, daß eine unbefchreibliche Anzahl Perfonen fich davon erhalten, daß ſie es von dem Sande ſcheiden. \ Bergarten. Eine große Menge Steinbrüche liefern einen weichen Stein, oder eine Bergart, mit Namen Hyung whang, von einer vorhen Farbe, die in das Gelbe fällt, und mit Eleinen ſchwarzen Flecken beſprenkelt ift. Hieraus verfertiget man Gefäße von allerhand Arten. Die Aerzte betrachten fie als ein ficheres Mittel wider allerhand Arten von Gifte, bösartige Fieber, und die Hise in den Hundstagen. Man gießt erftlich Wein darauf, ehe man fich derfelben bediener. Hier findet man auch Kleine blaue Steinchen, die in das Schwarze fallen, und mif kleinen weißen Adern durchivachfen find. "Man ftöge fie zu Pulver, und nimmt fie ein, um ſich dadurch ein langes Leben zumege zu bringen, Thiere. Hirſche und Rehe ziehen heerdenweiſe in dem Sande herum. Hier finder man auch „einen Meberfluß an Bären, wilden Ochfen, und gewiſſen Thieren, welche den Tygern glei- chen, und deren Felle fehr gefucht werden; ferner, eine Art von Ziegen, von denen ſie den - | Difont #) Le Comte giebt nur drey von feinem Maaße an, Arzeneyen, Finn "SI-NGAN-FU Haupt - stadt } Maaß- stab von einer gemeinen Franzasijchen Mede : TH, * * —V — MrTkıilfhn — Quartier der Farta Ten. welche zur he hutlulaallselnlhntueslietenlunnn —ä— —iblbſ uca üe ſlhi — IT NL HU NAH — —— — — XV Buch I Eopikel, ee 006 Bilam bekommen, und eine Art von Schafen, mit fehr langen und dicken Schwänzen, de⸗ 10 Provinz, ren Fleiſch ſehr wohlſchmeckend iſt. Wir uͤbergehen eine beſondere Art von Fledermaͤuſen, Schen ſi. die fo groß, als Hühner find, und welche die Chineſen den ſchmackhafteſten jungen Huͤhnern borziehen. | * Man verfertiget ein ſchoͤnes Tuch, aus vermiſchter Wolle und Ziegenhanren. Man - bedienet fich hierzu Des Haares, das im Winter waͤchſt, weil es feiner iſt. Die Vögel, die man die goldenen Hühner nennet, und welche man , wegen ihrer Schönheit, ſehr hoch ſchaͤtzet, werden ebenfalls in dieſer Provinz gefunden. Alle Arten von Blumen wachfen hier; ſonderlich eine, die man ſehr hochſchaͤtzet, und Blume die Koͤniginn der Blumen nennet. Sie gleicht der Roſe: ift aber fehöner, doch nicht von fo angenehmen Gerucje. Die Blätter find länger, und der Stock ift ohne Dornen, Die Farbe iſt aus weiß und roth vermiſcht, doch finder man einige ganz rothe und gelbe dar⸗ unter. Die Staude, woran ſie waͤchſt, gleicht der Holunderſtaude. TR. Schen ſi wird in zweene Theile getheilet: Jtong, den oſtlichen, und J ſi, den weſt⸗ Eintheilung. lichen, Dieſe begreifen in ſich acht Städte vom ecſten, und hundert und ſechſe vom zwey= ten und dritten Nange, nebjt einer großen Anzahl Feftungen, die, langft der großen Mauer bin, in geroiffen Entfernungen von einander: erbauet find. Sul moneia rear 1, Der oftliche Theil, —— —— Chew. Hyen. 1. Si ngan fu, die Hauptſtadt, bat unter ſich 6 31 2. Nen ngan fu⸗⸗ 3 16 3. Fong tſyang fu = 1 7 4. Han chang für = s 2 = 2 14 1. Singen fir, welches fonft, verfihiedene Jahrhunderte lang, der Sig der hineft- Singan fu. ſchen Kaifer war, itt, nachſt Peking, eine von den größten, reichſten und bevolkertſten Staͤd⸗ ten in China. Sie liegt auf einer großen Ebene, und ift der Gig ſowohl des Toni tu von Schen fi und Se chwen, als aud) des Statthalters von dem oftlichen Theile von Schen fi. Sie treibt geoßen Handel, fonderlich mit Mauleſeln. Diefe find fo wohl ab⸗ gerichtet, vaß zu Peking das Stück fünf bis fechshundere Pfund gilt. Die Mauer ſtellet ein gleichfeitiges Vierek vor, Hat vier Meilen im Umfange <), Dauer und ift ſehr breit und hoch, mit Thuͤrmen befeget, die in der Weite eines Bogenſchuſſes von ein- allaſt ander ſtehen, und mit einem großen Graben umgeben ſind. Einige von den Thoren ſind ſehr proͤchtig, und wegen ihrer Hoͤhe merkwuͤrdig. Man ſieht daſelbſt noch jetzo einen Pallaſt, worinnen die alten Koͤnige der Provinz, welche ſehr mächtig waren, gewohnet haben. Die andern Gebäude find nicht beſſer, als in den übrigen Städten. Es iſt auch die Yuspugung nicht fo fauber, wie in. den füdlichen Provinzen. Die Berge in dem Gebiethe von Si ngan fir find fehr anmuthig, und haben einen Ueberftuß an Wildprät, Auf ihnen finder man auch die vorgedachte Art von Fledermaͤu⸗ fen, die fo groß find, als junge Huͤhner. Desgleichen trifft man daſelbſt eine Art von weiger Erde an, welche yon dem Frauenzimmer ſehr hochgefchäser wird, Sie gießen Waß fer darauf, und bedienen ſich derſelben, die Haut weiß zu machen 6). — ) Du Halde, Ching, a. d. 6, 108 1.£,©, wie auch le Comte, a. d. di S. * un 96 Beceſchreibung von China, | 10 Provinz, 2. Nen ngan fir liegt an dem Nen bo, auf einer luſtigen Ebene. Innerhalh der Schen fir Mauer hat es einen artigen hohen Hügel, der wegen der ſchoͤnen Gebäude merkwuͤrdig ift, Den ngan fu, Welche darauf ſtehen. Bon den Bergen in diefem Bezirke eröpfele ein harziger Saft, wel⸗ chen fie Steinoͤl nennen, und in die Lampen gießen. | Die Gegend ift ſehr reich an Marten, Zobein, und anderm Auserfefenen Delzwerke, Sie hat gleichergeftalt einen Ueberfluß an allerhand feinem Marmor, und bringe faft über- all die obenbefchriebenen Sträucher Hervor auf denen die Rofengleichen Blumen toachfen, und auf welche man, in den Gärten der Großen, fo viel Sorgfalt wendet. / Fong tſhang 3. Fong tſyang fir hat feinen Namen von einem erdichteten Bogel, von dem die fü, Chineſen die bewundernswuͤrdige Mannigfaltigkeie der fhönen Farben befchreiben, und den fie zuweilen auf ihre Kleider und Geräfhe fticken, oder malen, Der Dre iſt ziemlich groß, und die Gebäude find fehön genug. Die umliegende Gegend ift wohl angebauet, und wird durch Bäche und Slüffe genugfam gewäffert. Han chong fa. 4. Der ganze Bezirk von Han chong fir, welches eine große und volfreihe Stadt iſt, liege an dem Fluſſe Han, durch deffen Aerme das Sand geroaflere wird. Die hohen Derge, und die Wälder, womit er umgeben if, dienen ihm an fact der Bollwerke. Die Thaͤler liefern einen Ueberfluß an Sebensmitteln, wie auch an Honig, Wachfe, Biſam und Faͤrberroͤthe. Genfe finden fich bier in großer Menge; vornehmlich aber Rebe, Hir- ſche und Baͤre. Die Pfoten von diefen legten, fonderlich die Wordertagen, werden für ſchmackhafte Leckerbißchen gehalten. Erſtaunende Die Heerſtraße, die man ehemals uͤber das Gebirge angeleget hat » bat etwas erſtau⸗ Straße. nenswuͤrdiges. Die Anlegung derſelben iſt von hunderttauſend Menſchen, mit unglaubli- eher Geſchwindigkeit, über Die Gebirge bewerkſtelliget worden, Man machte Hügel eben, und verfertigte große Bogen von einem Berge zum andern. Dieſe wurden durch Pfeiler > unterftüst, wenn das dazwifchen liegende Thal zu, lang war. Diefe Brücen find an eini- gen Orten fo hoch, daß man den Abſturz nicht ohne Schrecken anfehen kann. Bier Keu- tet Eönnen Darauf neben einander fortfommen. Um größerer Sicherheit willen hat man zu beyden Seiten Sehnen gebauet. In gewiſſen Entfernungen findet man, zur Bequemlichkeit der Reiſenden, Dörfer und Wirchshäufer, —* * Raubvogel. Der Hay tſing, ein Raubvogel, wird nur in dem Dezirfe dieſer Stadt, und in ei- tigen befondern Theilen der Tartarey gefunden. Er kann, in Anfehung der guten Art und Munterfeit, mit unfern beften Falken verglichen werden. Es werden alle ‚die man fängt, in die Faiferliche Falkeniven geliefert, 2. Der weftliche Theil. . Hing lyan fu, oder Pingiyangfir, hat unter ſich 3 7 2. Kong chang fu Hl: zen 3. Bingteaufuü =: > F b 2 13 4. Ring yang fir c) a e = “ 1 4 Lan chew ift die Hauptſtadt. Em eerrrigm 1.Ping ‚e) Indem Verzeichniffe des dur Halde Hat fie finden wir deren fünfe, An eben dieſem Orte hat feine Städte unter ſich: in der Beſchreibung aber Kong chang nur ſieben ren, und King tau dreye. “ — NE. — — — —— ulbuluhululı zelhriltiike Ihnllulanlul NAHM — = 3 —* — A BUR-INATEZTR.TR AR IR. E \ \ “ — — ⏑⏑— lulltullulullulelhullllulul — —— Tenın- YWEN- -FOU oder CHIN-YWEN-F U, f& Koer- eh oder Quey-chew — — — — u —— rt XV Buch, I Capitel. 97 1, Ping lyang fir liege an einem Arme des Kin ho, und Hat einen Ueberfluß an ro Proving, _ allem. Die Luft ift ſehr gelinde, und der Bezirk wohl gewaͤſſert. Die anmuthige Aus. Sehen fi, fiche der. umliegenden Berge machet es zu einem recht reizenden Aufenthalte, Ping — of. 2. Kong chang fir ift eine fehr volfreiche Handelsſtadt, und liegt an dem Whey bo, Kong hang Die faft unerfteiglichen Berge, womit fie umgeben ift, fichern fie wider die Einfälle der Tar- fu, farn. Man zeiget bier ein Grabmaal, welches das Grab des So bi feyn fol. Wenn dem alfo iftz fo muß Diefes das aͤlteſte Denkmaal in der Wele ſeyn d). Der Bezirk liefert eine große Menge Biſam. Faſt auf allen Bergen findet man die Bergart Hyung whang, und den dunfelblauen weißgeſtreiften Stein. Von beyden ift zuvor Meldung gefchehen. 3. Ling tau fir liege an einem Fluffe, welcher fich in den Mhang bo ergießt. Die Ling tan fu. Stadt ift wegen der geoßen Menge Gold berühmt, die man in dem Sande der benachbar- sen Flüffe und Ströme findet. Die umliegende Gegend ift voller Berge, Diefe find mit wilden Ochſen, und mit gewiſſen Thieren angefüllee, welche den Tygern gleichen, und deren Felle man zu Winterfleivern brauche. Die Thäler ftehen voll Korn, und die Ufer der ge * Vieh, ſonderlich Schafe, welche ſehr lange Schwänze, und. ein ſchmackhaftes eifch haben, \ 8 King yang fir e) bat man jederzeit als eine Graͤnzfeſtung gegen die Einfälle der King yang Tartarn angefeben., Die tiefen Graben, womit es umgeben ift, nebft der ftarfen Mauer, ku. dem Fluſſe, der faſt rund herum fließt, und den Feſtungen, die in gewiſſen Entfernungen ge« bauet find, wozu noch Berge und Flüffe kommen, Die es gleichſam einfchließen, alles diefes machet den Dre fehr ſtark und feſt. Der Bezirk ift ſehr fruchtbar. Es wächft hier ein gewiſſes Kraut, mit Namen Rin fi, das ift, vergöldete Seide. Man hält daffelbe für ein vortreffliches Arzeneymittel. Man findet hier auch eine Art von Bohnen, denen man eine bewundernswürdige Kraft wider alz lerhand Arten von Gifte beyleger. Lan chew ift zwar. nur eine Stadt vom zweyten Range, und gehoͤret mie unter die Lan chew. „vorhergehende, fie ift aber doc) die Hauptſtadt vom weftlichen Theile, und der Sig des Statthalters, Denn weil fie nahe bey der großen Mauer liegt, und die Hauptthore nach dem Abende zugeben: fo kann man von bierden Soldaten, welche den Eingang bewachen müf- fen, leichte Hülfe zuſchicken. Sie ift zwar nicht groß, es iſt aber die befte Stadt, Die man an dem gelben Fluſſe antrifft. Der Handel beftehe vornehmlich in Fellen, welche, auf der Straße von Si ning und To pe, aus der Tartarey gebracht werden, wie auch in wol⸗ fenen Zeuge, worunter eine Yet von feiner Scharfche, mit Namen Au zhong, am mei: fen hochgebalten wird, Sie ift beynahe fo theuer, als gemeiner Atlas, wird aber. leiche Yon Motten gefreſſen. Die gröbere Art heiße Rohe. Man findet noch einen andern Stoff, mit Namen Pe zhong, mit kurz gefchornen Haaren, der aber heuer, und eben der Unbequemlichkeit ausgeſetzet iſt. Dos Myew zhong, welches von Kuhhaaren verfertiget wird, iſt grob, und faſt fo dichte, als Kerfy. Das Tye he myen endlic) wird aus Flachs und Werk verfertiget, iſt aber nicht fo feſte und fo dichte gewirfet, als das englifche halb= wollne Zeug. Wenn man alles zufammennimme, fo kann man Lan chew nicht unter die reichen Städte in China rechnen 4). | Außer ing, nad) der Ausfage der Chinefen, feine e) Sonften Kin yang, und Aingyang fu. anne. ed En zwey und I) Dussnlde, China, auf ber, Äh ie folgen: Fautzig Jahre vor Ehrifti Geburt an. den Seite. Allgem, Reiſebeſchr. VI Band, » wProwins, Schenfi. De. Kan chew. Beſchreibung von China. Außer Si ning und Tops, deren oben gedacht worden, kann man auch So chew ‚und Kin tan, Ran chew, Lyang chew, Ning hya wey und Pu ling wey, unter die wegen Bercheidigung der großen Mauer befeftigten Pläge in dieſer Provinz zählen. In diefen Plägen ſtehen Heerfuͤhrer mir Völkern; der zu Ran chew aber ift der Oberfeldherr. Diefe Stadt, und So chew, find fehr anfehnlich. . In der erftern g) haben ein Umterkö: nig und verſchiedene Mandarinen ihre Wohnung. Die vornehmſten unter diefen legtern neh: men von niemanden, als nur von Hofe aus, Befehle an. Der andere Det iſt ziemlich groß, von gleicher Feſtigkeit, und hat einen ſehr mächtigen Statthalter. Er wird in zweene oder Veilgenholz nennen, und ein gelbes Holz, welches ſehr ſchoͤn ift und nicht faulet. Pfeiler von einer gewiſſen Dicke werden ungemein heuer bezahle, und, tie auch das Wha li, für den Kaifer aufbehalten. Kang hi bauete einen Pallaft von ſolchem KHolze, und beftimmte ihn zu feinem Begräbnißplage, Fruͤchte. Dieſe Inſel bringt, außer verſchiedenen Arten von Fruͤchten, die in China gefunden werden, viel sh Tobak Ri RS hervor. Indig Hi es —— BR kann man noch Arecanuͤſſe, Rattanrohr, und getrocknete und eingefalzene Seefifche rechnen. We⸗ gen dieſer Waaren langen jährlich zwanzig- bis dreyßigtauſend ſchoͤne große Junken von Kan ton bier an; fo daß Hay nan unter die betraͤchtlichſten Eylande in Aſien gerechnet werden kann. An dem Ufer des Hafens auf der obengemeldeten ſuͤdlichen Kuͤſte, wachſen verfchiedene Seepflanzen und Mandreporen r) von allerhand Arten ; wie auch gewiffe Bäume, von wel- Drachenblut. chen man Drachen "ur bekoͤmmt, und verſchiedene andere Arten von allerhand Gattungen, aus welchen, wenn man einen Schnitt in diefelben machet, ein weißer Saft fröpfelt, tvel- cher eine rothe Farbe befümmt, wenn er hart wird; aber nicht fo feft ift, als Gummi oder anderes Harz. Diefer Saft brenner langfam, und giebt einen Geruch von ſich, der niche fo ſtark, aber angenehmer ift, als Weihrauch). Wunderba⸗ Zwiſchen den Klippen, nicht tief unter dem Wafler, findet man einen gewiſſen Flei- ter giſch. nen blauen Fiſch, der einem Delphine ähnlicher fieht, als dem Dorado, und bey den Chi⸗ nefen höher geachtet wird, als der Golofifch: er lebet aber nur wenige Tage außer dem Waſſer. Die PD Nach der Karte der Jeſuiten etwan vier Meilen davon. ) Eine Seepflanze,dieden Korallen gleicht, \ XV Buch. 1 Enpitel, 109 Die Eintoohner wollen nichts von einem See willen, deffen einige Neifebefchreiber ge- 12 Provinz, denken, und welcher die Kraft haben foll, alles zu verſteinern was hineingeworfen wird, @vangtong, Diefe Erzählung kann ihren Urfprung von den nachgemachten Verſteinerungen genommen haben, die zu Ranton ſehr gemein find, und welche die Chinefen bis zur Bollkommenheit getrieben haben. Man finder auch hier die Perlen nicht in ſo großem Ueberfluffe, als ans dere vorgeben: ja auf der nordlichen Küfte Diefer Inſel trifft man vielmehr gar feine an. Hay nan bat einen Ueberfluß an Wildprät. Die Nebhühner, Wachteln und Haſen Wildprät find nicht fo gut, als die europäifchen: allein die Schnepfen, Kriec) - oder Mittelenten, und W- Gevoͤgel. allerhand Arten von Waſſervoͤgeln, find vortreff lich. Man trifft Hier eine Art von wilden Hühnern von unvergleichlichem Geſchmacke an. Turteltauben und Holztauben findet mar in großem Ueberfluſſe. Hirſche und Maronenfäue, welches eine Art von wilden Schwei⸗ nen it, find ſehr gemein; wie auch eine Art von fehr haͤßlichen Affen, von grauer Farbe, —* haben eine Geftalt, dig der menſchlichen ſehr gleich koͤmmt, dieſe werben aber ſelten gefunden, Man findet bier auch verfchiedene Arten von merfwürdigen Vögeln, als Raben, mit Voͤgel weißen Ringen um den Hals, Staare, mit einem kleinen Monde an dem Schnabel, Amſeln, von einer dunkelblauen Farbe, mit gelben Ohren, einen halben Zoll lang, welche recht gut ſchwatzen und pfeifen koͤnnen, Voͤgel in der Größe eines Diftelfinken, mit fehr ſchoͤnen ro⸗ then Federn, und andere von einer ſehr herrlichen Goldfarbe. Dieſe beyden Arten von Voͤ⸗ geln finden ſich allemal beyſammen. Dieſe Inſel zeuget Nattern und Schlangen von einer ungeheuern Größe, die aber ſo Schlangen. fcheu find, daß fie vor dem geringſten Geraͤuſche davon fliehen, Das friechende Ungeziefer ee kann auch hier nicht gefährlich feyn, weil die Einwohner Tag und Nacht ohne Waffen, und faft beftändig barfuß, in den Ebenen und dicken Gehoͤlzen reifen. Diefes Eyland fteht unter China, ausgenommen der mittlere Theil, mit Namen Li mu fehan, oder Chi ſchan #), wo fich die Einwohner auf die Gebirge gezogen haben, und keinem Mandarinen unterthan find. F | Diefes Volk hatte ehemals einen freyen Verkehr mit den Chinefen, an welche fie jahr: Goldhandel. lich zweymal das Gold, welches fie aus ihren Bergwerfen geuben, wie auch ihr ler und , . Galambaholz, verhandelten. Es wınden darauf von benden Theilen einige Kaufleute ab» geſchickt, um die Waaren zu unterfuchen, und den Kauf zu fließen. Die hinefifchen Waaren und Seinenzeuge wurden erſtlich nach Li mu ſchan gebracht s hernach lieferten die Einwohner dasjenige getreulich aus, weswegen fie mit einander übereingefommen waren. Der Kalfer Rang bi erhielt Nachricht, was für eine erftaunende Menge Gold feine Man- darinen, durch biefen Handel an fich brächten. Aus diefem, und andern Gründen, verboth er bey Lebensſtrafe, alles Gewerbe mit diefem Wolfe, Doch wird daſſelbe von den benach— barten Starthaltern, Durch gemiffe ausgefchickte Perfonen, in geheim noch immer fortgeſetzt. Der Vortheil aber, Den ſie in den letzten dreyßig Jahren, aus dieſem heimlichen Handel ges zogen haben, ift fehe geringe gegen denjenigen, den fie fonften daher erlangten, h - Diefe Infulaner laflen fich daher faft niemals fehen, außer dann und warn, wenn fie DieEinwoh- die benachbarten Dörfer überrumpeln wollen. Sie find aber fo feige, und beobachten eine nerſind feige. fo fehlechte Keiegszucht, daß fünfzig Chineſen caufend von ihnen fehlagen koͤnnten. Nichts | | O3 defto 5) Auf der Karte begreift dieſer Theil beynahe dem dritten Theil der Inſel. uo Beſchreibung von China. 12 Provinʒ, deſto weniger hat ein Theil von ihnen, welche dem Kaiſer Zoll bezahlen, die Erlaubniß, auf Quang tong den Ebenen Dörfer zu beſitzen. Viele andere, ſonderlich indem oſtlichen und ſuͤdlichen Theile Kleidung und Waffen. Verzeichniß der Lagen. des Eylandes, treten bey den Chineſen in Dienſte, huͤten ihnen die Schafe, und pfluͤgen ihre Felder. Dieſe ſind, uͤberhaupt davon zu reden, ſehr haͤßlich, kurz, und von einer roͤth⸗ lichen Farbe. Sowohl Männer als Weiber, tragen ihre Haare in einem Ringe an ber Stirne, und haben auf dem Kopfe einen Huth von Steoh ober Rattan, der unter dem Kinne feft ge bunden wird. Ihre Kleidung beftehe in einem ſchwarzen, oder Dunfelblauen Stücke Calico, womit ſie fich von der Bruſt bis auf die Knie bedecken. Die Weiber tragen eine Art von einer Weſte von eben dem Zeuge. Man unterfcheider fie ferner durch blaue Streifen auf ihrem Gefichte, die mit Indig, von den Augen herunterwärts, gezogen find. Beyde Ge: fehlechter tragen goldene und filberne Ohrgehenke, die wie Birnen geftaltet, und fehr guf ge: arbeitet find. a Waffen beftehen in Bogen und Pfeilen, in deren Führung fie nicht eben allzu- gefchicke find, und in einem langen Meffer, welches fie in einem kleinen Körbchen fragen, das hinten an ihren Gürtel befeftiger if. Darinnen befteht auch ihr ganzes Werkzeug, wenn fie Zimmerleute vorftellen, oder fich einen Weg durch Gebüfche öffnen wollen x). Sage der Pläse, wie man fie im Jahre 1714 beftimmet bat. Plaͤtze. Breite. Laͤnge. Plaͤtze. Breite. Laͤnge. Gr. Min Ser. Gr. Min.See. Er. Min. Ser. Er. Min Sec. Nan hyongfuu) 25 11 58 23320. Tſing ywen Schauchewfux)24 55 00 3 20 00 hyen 2) 23 44 24 3 46 40 Tyen chew 24 50 32 4 ı6 oo Ouang ninghyen 23 39 26 Nang ſchan hyen 24 30 oo 4 00 Chau king fu⸗) 23 4 48 In te hyen 24 ı1 32 33 30 Telingchew 23 13 42 Cbangningbyen 24 6 45 37 20 Lautingchew 22 55 12 Lyen ping chew 24 19 12 ıo 59 Sing i hyen 22 6 oo Hopingbyen 24 30 00 1 33 35 Rauchewfü zı 48 00 Singmingbyen 24 3 56 0 46 40 Schechingbyen 21 32 24 Chauchewfuy) 23 36 00 046409. Lyen chew fu 21 38 54 Tſin ning hyen 23 26 24 c1840W. Kin chew 21 54 oo Hay fong hyen 22 54 00 ı 9 36 Lingfehanbyen 22 24 00 ZJoywenbyen 23 42 00 1 54 4o Swi ki hyen zı ı9 12 Wbepychewfu 23 224 2 16 00 Ley chew fu 20 51 36 Long men hyen 23 43 42 2 14 go Su wen hyen 20 ı9 24 Tſong wha hyen 23 33 36 3 10 go Wha chew 21 37 ı2 29 35 24 39 14 40 33 30 oO " BD nn wm» ass aanauMm wa 00 »D fe“ - Dang t) Du Halde, China, auf der us u. f. Seite. ° zwanzig Gr. ſechs und dreyßig Min. Länge, funfzehn n) Breite, bey dem Noel, fünf und zwanzig Gr. Grad - funfjehn Min. drey Sec. 2) Breite, bey Baubil, drey und zwanzig Grad, x) Breite, bey eben demf, vier und zwanzig Gt. fünf und vierzig Mitt. vier and fünfzig Min. zwanzig Ser. a) Breite, bey Noel, drey und zwanzig Grad, +) Breite, auf der Karte der Sefuiten, dreyund drey Min. XV Buch. I Eapitel. u Plaͤtze. Breite. Länge, Plaͤtze. Breite; Hage. 13 Provinz, | Br. Din. Ser, Gr. Din. See. GEMÜSE Or. Din Euang N, RXang kyang hyen 215020 5 3.40 R ongchew fu 20 226 6 40 26 Sin ning hyen 22 14 24 4 16 20 Woben chung ei Sin whey hyen )22 30 00 3 55 40 byen 19 3600 6 14 50 Ayongfebanbyen22 32 24 3 30 oo Wan chew ı8 go oo 6 36 co Schimtehyen 22.49.25 3 39.35. Tlauchewe) 18 ar 36 7 44 0° Quangchew fuc)23 10 58 8 31 25 Chang wha hyen 19 ı2 co 8 8 0 Ma kau, nach der Chen chew 19 32 24 7 29 20 Karte d) 22 12 14 3 19 00 Lin kau hyen 19 46 48 7 13 40 Der XIII Abſchnitt. Quang fi, die dreyzehnte Provinz Lage, Luft und Früchte. Gold- und Silberberg: nahen fr. Ping lo fu. Uchew fu. Sin chew ‚ werke. Mehlbaum. Wachswuͤrmer. Einthei⸗ fu. Nan ning fu. Tay ping fi. Ge ning lung. Quey ling fu. Die Blume Quey. Beſte fu. Chin ugau fu. Se chin fu. Berzeichniß Tufche. Lyew chem fü. King ywen fü. Se der Lagen. di Provinz liege zwiſchen Quang tong, Oua chew und Nun nan, und dem Koͤ⸗ nigreiche Tong king. Sie iſt waſſerreich, und bringt eine ſolche Menge Reiß her⸗ vor, daß die Einwohner von Quang tong von hier aus auf ſechs Monate im Jahre da⸗ mit verforget werden. . Doch kann fie, weder an Schoͤnheit, noch in Anfehung der Handlung, mit den meiſten übrigen Provinzen verglichen werben. Mur dasjenige, was gegen Morgen und Mittag liegt, ift guet angebauet, weil das; Land platt, und die Suft gelinde ift. Son⸗ ften ift fie faft überall, vornehmlich gegen Mitternacht, bergicht und waldig. - Bon einer geröiffen Reihe Berge in diefer Provinz bat man ſchon feit langer Zeit ge- wußt, daß Gold- Sitber- Zinn- Rupfer- und Bleybergwerke darinnen feyn müßten, Daher hat der Statthalter, in deflen Bezirfe fie liegen, dem Kaifer eine Bittſchrift eingehaͤndiget, md vorgeftelfet , daß die Einwohner erboͤthig wären, in diefe Gebirge, auf ihre eigenen Ko: ften einzuſchlagen, und Sr, Majeftät, wie gewoͤhnlich, vierzig von hundert, den Beamten ud Soldaten aber, welche die Aufficht über das Werk hätten, fünfe zu bezahlen. Man that auch den Borfchlag , daß niemanden erlaubt feyn füllte, hierinnen zu arbeiten, wenn er nicht von den Mandarinen hierzu Erlaubniß hätte, und zur Sicherheit wegen feines Ber balteng, vier Perfonen ftelfte, Das Gerichte der u pu billigte diefe Bittſchrift: nach⸗ gehendg aber behielt ſich der Kaiſer die Goldbergwerke ganz allein vor. In 5) Breite/ bey Simonelli zwey und zwanzig Gr. ) Breite, bey Thomas, zwey und zwanzig Gr. dreyßig Min. Länge, dreyßig Gr. fünf und funfzig zwoͤlf Min. vierzehn Ser. Laͤnge, bey Noel, zwey Min. vierzig Sec, Gr. ſechs und funfzig Min. dreybig Ser- c) Breite, bey KZoel, drey und zwanzig Gr. zehn 7 Breite, auf der Karte, achtzehn Grad, zwölf Hein. Länge, bey Banbil, dpey Gr, ein und dreyßis Mim. ſechs und dreyßig Sec. Länge, fieben Gr. vier Min. dreyßig Ot% und vierzig Min. Lage, Luft und Früchte, Gold⸗ und Sitherberg: werke. 112 Beſchreibung von China: 3Provins, In diefer Provinz findet man einen fehr außerordentlichen Baum, mie Namen Quang Quang fi. lang. Dieſer hat, an ſtatt des Marks, ein weiches Wefen, das man an ftatt des Mehles Mehldaum. brauchet, und welches nicht übel ſchmecket. Gleichergeftalt trifft man bier eine große Men- Wachswuͤr⸗ ge von denen Würmern an, welche das weiße Wachs machen. Der Zimmer, welcher hier mer. waͤchſt, giebt einen noch angenehmern Geruch von ſich, als der von Seylan 2); und die . Seidenzeuge werden für einen guten Preis-verfauft, Kurz, dieſes Sand zeuget Papegenen, Stachelfchweine und Nafenhörner. Eintheilung. Guang fi wird in zwoͤlf Bezirke eingetheilet, welche zwoͤlf Staͤdte vom erften, und achtzig vom zweyten und Dritten Range unter fich begreifen. Chem, Hyen. 7 10 1. Ouey ling fir, hat unter ſich 2. Lyewſchewfu⸗ 3. King ywen hyen 4. Sengen fu 5. Ping lo fu 6. U chew fu 7. Tfinchewfu 8 Nan ning fu 9. Tay ping fu 10. Se ming fu 11. Chin ngan fr ⸗ ⸗ 12. Se ching fu Quey ling fu. u Quey ling fir liegt an einem Fluſſe 6), welcher fih in den Ta ho ergießt. Er laͤuft fo ſchnell durch die engen Thäler, daß er, ungeachtet feiner Breite, nicht ſchiff bar iſt. Die Stade ift deswegen merkwürdig, weil fie, zum Theile, nad) der alten DBefeftigungsart “ gebauet ift: fonften aber ift fie den meiften übrigen Hauptſtaͤdten weit nachzufegen. Die Blume Quey ling bedeutet das Bebüfche der Blumen Duey: denn diefe Blumen wach⸗ Que. fen in dem Gebiethe diefer Stadt häufiger, als anderswo, Si⸗ find klein, und gelb, haben Dlätter, welche den Sorbeerblätteen gleichen, und wachfen in Buͤſcheln auf einem ſehr großen Daume, ber im Herbſte überall damit bedecket ift, Sie geben einen angenehmen Geruch yon fih, und wenn fie abfallen , fo kommen andere an deren Stelle, Hefte Tufche. In dem Bezirke diefer Stadt findet man die beften Steine, woraus man Tuſche verferti- get; wie auch Wögel, deren herrliche bunte Federn mit in das Seidenzeug gewirket werden. Er iſt foft gänzlich mit einem wilden Volke umgeben, das ſich auf den Gebirgen aufhält, und wovon anderswo Nachricht gegeben werden foll c). kyew chew fu. 2. Das Öebiethe von Lyew chew fir ifk von großem Umfange, und wafferreich : aber voller Berge, auf denen viel heiffame Kräuter machfen. Unter den darunter gehörigen Städten ift Du fiven byen wegen des lebhaften und ſcharfen Wiges der Einwohner be- ruͤhmt. u Peking erhalten, bey jedem Examen, einige von ihnen Die Doctorwürde, 3. Rin uyodaoaınan va db nu W ud u u 611 “ ” Li} u 1 ” n DHuBB2OM muB DD oo Owwwunpb«“ u” r Ki} u @) Ober Selan, weldes man gemeiniglich Ceys einem See. - \ fon ausfpriche, ” 0) DieChweng Kolau gegen Norden und SH. ) Nach der Karte liegt es in eines Art von den, und die Seng Myau tfe gegen Weften. XV Buch. 1 Capitel. — 113. 3. Kin ywen fu d) liegt an einem großen Fluſſe, iſt aber mit exfchrecklichen Bergen 13 Provinz, umgeben, wovon einige von einem wilden Wolfe e) bewohnet werden. In den Thälern Buang fi. | dazwiſchen finden fich Hin und wieder Dörfer und Feſtungen /), Die Areka finder man in Diefem Bezirke überall, und Gold wird aus ben Fluͤſſen gefammelt. 4: Der Bezirk von Se ngen fir ift niche geoß, und mit Bergen umgeben, deren Ein: Sengen fu, toohner ehemals halb wild waren, jetzo aber gefitteter geworden find. r 5. Ping lo fu liege an einem großen Zluffe, der aber nicht wohl ſchiff bar iſt, weil Pingto fi. er voller Wafferfälle iſt. Alle Städte in diefem Bezirke find mit unangenehmen. Bergen umgeben : doch ftehen einige voller Pomeranzenbäume,. Hier findet Man auch einen Ueber— fluß an dem weißen Wachfe, welches gewiſſe Würmer verfertigen. « 6. U chew fis ift der Schlüffel zu der Provinz Quang tong. Und weil alle Fluͤſſe When fi. Kin ywen fu. von Quang fi nahe bey ihren Mauern zuſammen kommen fo ift fie vornehmlich wegen der Handlung merkwürdig. Die umliegende Gegend, welche theils eben, theils bergiche if, bringe Zinnober und den vorhin befchriebenen Baum Dusang lang, der Mehl liefert, hervor. Man finder hier auch Naſenhoͤrner, und eine Art von Affen, mit gelben Haaren, die, in ihrer Geftalt und lautem Bellen, den Hunden gleichen. 7. Sin chew firg) liegt an dem Zufammenfluffe zweener Flüffe, und iſt mit an⸗ Sin chew fu, muthigen Wäldern und Bergen umgeben. Ihr Bezirk bringe eine Art von Zimmer und das Eifenholz hervor, Aus einem geroiffen Graſe verfertiget man hier ein Tuch‘, welches zumeilen theuver ift, als gemeines Seidenzeug. Man findet hier eine Art von Erde, die ein ficheres Mittel wider alles Gife feyn foll. 8. Nan ring fir ift geößtentheils mie Bächen und Fleinen Seen umgeben, Ihr Nanningfu. Bezirk ift cheils eben, theils voller Berge, wovon einige Eifen führen. Man findet bier aroße Papegeye, die Teicht ſchwatzen lernen , wie auch eine Art von Vögeln, welche aus dem _ — Cattunfaͤden ziehen, und ſehr große Stachelſchweine mir langen - und ſcharfen facheln. j : 9. Tay ping fir liege in der Krümmung eines großen Fluffes, der fie auf drey Sei- Tay ping fu. ten umgiebt. Auf der vierten ift fie durch eine Mauer befeftiger. Ihr Bezirk ift der befte in der ganzen Provinz, fehr fruchtbar, volfreich und wohl augebauet. Er begreift, weil ex an Tong Bing graͤnzet, eine große Anzahl Feftungen. Allein die Einwohner diefer und der nächitfolgenden Sur, werden von den Ehinefen als Barbaren angefehen, weil fie nicht fo gefitret und gefprächig find. | ä 10, Se ming fir liege ebenfalls nahe an den Graͤnzen von Tong king, in einer ber- Se ming fu. gichten Gegend, und nicht weit von dem Pfeiler, welchen die Einwohner diefes Königreichs aufgerichtet haben, um ihre Graͤnzen zu bemerken. Es ift in dieſem Bezirke alles vollauf, und die Berge liefern einen Ueberfluß an Holze. u Chin ngan fu war ehemals nichts mehr, als ein armſeliger Flecken, der aber Chin ngan fir, nachgehends erpeirert ‚und mit einer Mauer umgeben wurde, um eine Stadt vom en i ange d) Oder Ring ywen fa, wie inden Tafeln. 9 ” gebauet “find, um diefe Völker im Zau⸗ e) Den in einer vorher erfüng ges mie zu halten. dachten Seng myau tſe. pe = g) Oder Tſin chew fu. Allgem.Keiſebeſchr. VI Band. [) 11a Beſchreibung von Chin, . #5 Peowins, Range daraus zu machen. Das meifte von ihrem Bezirke gehörer aber zu Tong king: Buang fi daher hat fie auch nur eine Stade unter fich. —— Die Sitten der Einwohner ſind nicht viel von den chineſiſchen unterſchieden. Die umliegende Gegend bringt, nebſt allerhand Lebensmitteln, viel Honig und Wachs hervor, 12. Se hin fl 2) liege beynahe an dem Urfprunge zweener Eleinen Fluͤſſe, welche Se Hin fü. nahe an ihrer Mauer zuſammen kommen. Ihr Bezirk iſt eben nicht groß, und theils eben, theils bergicht. Er gränzer an Nun nan,. und ift mit volfreichen Flecken angefüllt 2), Lagen in Ouang fi, wie man fie im Jahre 1714 beſtimmet bat. — Plaͤtze. Breite, Laͤnge. Pläge, Breite, Länge; — Gr. Min. See, Ge. Min. See. Gr. Min Sec. GeiMin See Tſwen chew 25 49 12 5 22 40 Lyewchewfu 24 1424 720 0 Quang yang * Lay ping hyen 23 38 24 7 22 40 byen 25 21 56 3529 20 Tengen fir 23 25 12 8 34 40 Quey ling fu 25 13 12 6 14 20 Tuyangfuk) a3 20 25 9 120 Vohaypwenhyens. 15 56 7 10 40 Ebinnganfir 23 20 25 10 9 20 Ho chi chew 2442 o 845 20 Ngan ping chew⸗r 43 12 940.08 Si long chew 24 32 24 10 49 20 Toypingfu 22 25 12 9 21 20 Se ching fu 24 20 48 10 10 40 Schangtfechewa2 19 12 $ 352 10 King ywen fu 24 26 24 8 4 10 Kanningfi 22.43 12 825 30 Zochingbyen 24 44 24 75040 Pingebew 23 13 12 7 52 20 Songningchew25 7 ı2 652 20 Heng chew 22 38 24 7 31 30 Dinglofu 24 21 54 3535915 Weplinchew 22 40 48 645 24 Ho byen 24 824 5.1200 Sinſchew fu 23 26 28 637 20 Rongnganchews4 112 6 9 10 Üchewfü 23 28 48 5 37 15 Syangdew 2359 0 7 240 | ——— Der XIV Abſchnitt. Yun tan, die vierzehnte Provinz, Gränzen. Goldſand. Weißes Kupfer. Evetgefteine. fu. Yau ngan fü. KRoking fu. Yu fing fa; Thiere. Einwohner, Sprache. Religion. Mer Li kyang tu fü. Ywen yang fu. Mong wha sierung. Kleidung. Eintheilung. Yun nan fu. fü. Yung hang fü. Yung ning tu fa. Yung Handlung. Boden. Tali fu Ling ngan fu. Chu pe fu Kay wha fr. San ta fi. Verzeich⸗ hyung fu. Ching kyang fu. King tong fu. Quan niß der Lagen, nan fu. Quang ſi fu. Schunningfu. Ku tſing Graͤnzen. M nan a), eine von den reichſten Provinzen des Kaiſerthums, gränzet gegen Mitter⸗ nacht an Se chwen, gegen Morgen an Quey chew und Quang fi; gegen Mit: sag an Die Königreiche Tong fing, Lao oder Lau; und gegen Abend an das Königreich Ava h) Ober Se ching fu. xang tfe oder dergleichen, geſetzt zu ſeyn: denn es ) Du Balde China, a. d. 6 und ızo u. f. And in dieſer Provinz nur zwölf Fu. Seite. # Oder Jun nan Du yang fa ſcheint aus Verſehen für Ca D) Die Einwohner nennen auch · dieſe letztern Hay XV Buch I Capitel. 5 Ava und die Länder einiger wilden Völker, die nicht viel bekannt find. Diefe Provinz 14Provins, wird überall durch Fluͤſſe und Seen gewäffere 5); fo, Daß alle Arten von Nothwendigkeiten Nun nan, ſehr wohlfeil find. — Aus dem Sande der Stroͤme und Fluͤſſe, welche von den Gebirgen auf der weſtli⸗ Goldſanb. hen Seite herab ſtuͤrzen, wird eine große Menge Gold geſammelt, woraus man fchließen Fann, daß diefe Gegend Goldadern in fich enthalten muͤſſe. Außer dem gemeinen Kupfer, findet man daſelbſt auch eine befondere Art davon, Weißes welche Pe tong genennet wird und inwendig und auswendig weiß iſt. Dieſe Provinz Kupfer. bringe rothen, aber Feinen gelben Ambra hervor. Kurz, man findet hier Rubinen, Sap- phire, Agate und andere Edelgefteine c), Perlen, Biſam, Seide, Benzoin, Lapis Ar- Edelſteine. menus und ſehr ſchoͤnen Marmor von verſchiedenen Farben. Mancher davon ſtellet recht natürlich Berge, Blumen, Bäume und Fluͤſſe vor. Man verfertiget hieraus Tiſche und andere Zierrathen, Unter den Thieren trifft man hier vortreffliche Pferde an. Die meiften davon find Thiere. niedrig, aber ſtark und muthig. Man fieht hier auch Hirfche von einer befondern Art, die nicht größer find, als unfere gemeinen Hunde; wie auch) die Vögel, die man Kin Ei oder die goldenen Hühner nennet. Die Einwohner find zwar ſehr ſtark und herzhaft: aber Einwohner. doch dabey von einem ſanftmuͤthigen und gefälligen Wefen, und geſchickt zu Erlernung der Wiffenfchaften. Vormals hatte ein Volk, mit Namen Lo lo, die Oberhand in Yun nan, und wur—⸗ de von verfchiedenen Herren vegieret, Die Chinefen lieferten ihnen erſtlich verfhiedene Schlachten, und baueten einige Feſtungen und Städte in den Kleinen unangebaueten Ebe⸗ nen dafelbft. Hernach ertheilten fie ihren Herren, um dieſes Volk zu gewinnen, alles Ans ſehen der chinefifchen Mandarinen, fo, daß diefe Würde auf ihre naͤchſten Erben fortgepflans zet wurde; mit der Bedingung, daß fie in gemeinfchaftlichen Angelegenheiten, dem Statts halter in der Provinz unterthan feyn, die Lehen über ihre Länder von dem Kaiſer annehmen, und fic) Feiner Gewalt ohne feine Bewilligung anmaßen follten, Die Lo Io haben ein fo gutes Anfehen, als die Chinefen, und find noch mehr als Sprache. diefe gewohnt, Strapazen auszuftehen. Sie haben aber eine verfchiedene Sprache, und ihre Art zu fihreiben, wie auch ihre Religion, ſcheint mit der Bonzen ihrer in Pegu und Religion. Ava, einerley zu ſeyn. Diefe haben fich bey den reichften und mächtigften unter den Lo lo in dem nerdlichen Theile von Yun nan eingeſchmeichelt „ und daſelbſt große Tempel er⸗ bauet, welche in der Bauart von den Tempeln der Chineſen unterſchieden ſind. Die Großen unter den Lo lo find unumſchraͤnkte Herten über ihre Unterthanen, und Regierung. baben fogar das Necht, fie mit dem Tode zu beftrafen, ohne deswegen erftlich bey dem Un: terfönige, vielweniger bey Hofe anzufragen, ſo, daß man ihnen mit einer unglaublichen Hurtigkeit Gehorſam leiſtet. Ein jeder glaubet, er habe ſein Gluͤck gemacht, wenn er dazu kommt, daß er feinem Herrn in dem Dallafte aufwarten darf, Er fieht den Verhörfanl - und ale übrigen Zimmer als fein Eigenthum an, ir iſt beforge, fie immer zu verſchoͤ⸗ 2 a nern Hay oder Sen. Man findet hier ach große Provinzen, Du Halde, China, a.d. 20 ©. Bäche, welche ziemlich, weie unter der Erde bite ) Einige glauben, fie kämen ans Ava oder Taufen, und hernach wiederum zum Vorſcheine kom⸗ Yop. men. Ehen dieſes geſchieht auch in einigen andern 116 Beſchreibung von China. 14 Provinʒ, neun und in gutem Zuftande zu erhalten, Außer den berefchaftlichen Hausbedienten und Nun nan. andern, welche ein, Biertheiljahr un das andere dienen » haben fie auch Hauptleute, unter _ Kleidung, Eintheilung · Yun nan füs denen das Kriegsweſen des Landes ſteht. Die Kriegsmacht beſteht ſowohl aus Reutern, als aus Fußgaͤngern. Die Waffen der Soldaten find Pfeile, Speexe ‚ und oftmals auch Mufferen. Diefe Leute verfertigen ihre Waffen felbft: doch wird ihnen auch von den Chi⸗ nefen zumeilen Gewehr zugefüher. Die Kleidung der Lo Io beftehe in Beinkleidern, einer leinwandenen Weſte, die big auf die Knie herunter. geht, und einem Hute von Stroh oder von Rattan. An den Füßen tragen fie nur Pantoffeln: übrigens find die Beine bloß. Die Bornehinen tragen eine tartarifche Kleidung von Atlaß oder Damaſte; das Frauenzimmer frägt einen langen Rod, der bis auf die Füße hinunter geht, und darüber ein Eleines Mäntelchen ‚ welches nicht wei- ter, als bis auf die Mitte des Leibes reicht. In diefer Kleidung fisen fie zu Pferde, wenn fie enttoeder Beſuch abftatten oder Hochzeit machen. Ihre Kammerfrauen begleiten fie in diefem Aufzuges bie übrigen Bedienten aber gehen zu Fuße 2). Run nan wird in neunzehn Bezirke eingetheilt, welche eben ſo viele Städte vom er: ſten, und fünf und funfjig vom zweyten und dritten Range in fich begreifen, Chew. Hyen, 1. Yun nan, die Hauptſtadt, haf unter fich 2. Ta li fu ⸗ ——— ⸗ 3. Ling ngan fü u AT 4 LirtfinodeeChufyangfu 5 Chinlyangfu 7 4 9 4 6. Ring tong fir ⸗ ⸗ ⸗ 7. Quang nan fu ⸗ ⸗ ⸗ 8. Quang ifu ° z ⸗ ⸗ 9. Schun ning fu 2 ⸗ ⸗ 10. Ru chew fü a RB u. Naungan fi ⸗ ⸗ ⸗ 2, Rot 0 + 4 ⸗ 13. U ting fu ⸗ — 14. Li kyang fTu ⸗4 15. Ywen kyang fu ⸗ 16. Mong wha fu "lin m. Yung changfü - z ⸗ 18. Yun ning tu fü D 2.Sungpefu . 2 9 2 20. Roywbofü 4 4 21, San ta fü — ne 1. Run nan fi haf feinen fehiffbaren Fluß, liegt aber an dem Ufer eines großen und tiefen Sees; oder, um in der Sprache des Landes zu reden, an der Küfte der Suͤdſee. Koi F Vor 4) Du Salde, China, auf der 30 und folgen. e) In der Urkunde werden hier ein und zwanzig den Seite. genennet. R 902-000 “nun H0 85 oO By» OEO OB O8 O0“ OL“ BOB OO ROLL N a8 ua. XV Buch. 1J Capitel. — Vor nicht vielen Jahren war ſie noch wegen ihrer Schoͤnheit merkwuͤrdig. In dem Be 14 Provinz, zirke ihrer Mauer, welche drey Meilen im Umfange hat, war fie voller ſchoͤnen Gebäude: Nun nan, von außen war fie mit fehönen Gärten gezieret, wovon zween bis dreye noch zu fehen find. R Ein chineſiſcher Fuͤrſt hielt vormals bier Hof. Die Tartarn hatten ihm ben Namen eines _ Königs beygelegt e). Als er aber im Jahre 1679 die Waffen wider den Kaifer ergriff, ſo u fein Haus gänzlich in das Verderben. Er felbft ftarb nicht lange hernach in einen oben Alter, und ſeine Woͤlker wurden hierauf plöglic) zerftreuet. Es wird bier ein flärferer Handel mit Metallen getrieben, als in irgend einer andern Pro- Handlung. - vinz. Man verfertiget bier aus gezwirnter Seide eine befondere Art von feibenem Zeuge, ohne den geringften Glanz, und nennet ihn Tony bay twan tfe, oder den Atlaß der Dft- fee, In Diefer Stade hat der Tfong tur, oder der Oberftatthalter der Provinzen Nun⸗ nan und Quey chew feinen Sitz; und der Unferfönig der Provinz hält hier ebenfalls fei- nen Hof. > Der ganze Bezirk dieſer Stade ift anmuthig und fruchtbar, und befteht aus: laufer Hoden. Eleinen Hügeln und großen weiten Ebenen. Das Waffer it fehr gut, und Die Luft iſt ge mäßige. Man finder bier Lapis Arımenus, feinen Marmor und die Rofenbolzbäume, Die Einwohner find jederzeit entweder den Waffen oder dem Ackerbaue ergeben gewefen. Die hiefigen Pferde find Flein, aber ſtark und Dauerhaft. { 2, Ta li fuliege, wie die Hauptſtadt, an einem fehr langen See, mworinnen man Talifu. einen Ueberfluß an Fifchen findet. Die Stadt ift groß und fehr volkreich, Die Luft ift gelinde, und der Boden fruchtbar. | Hier vornehmlich werden die fehönen Tiſche und andere Zierrathen aus dem fchönen bunten Marmor verfertiget, den man aus dem Berge Tyen füng ausgräbt, und welcher Berge, Blumen, Bäume und Zlüffe fo lebhaft vorfteller, daß man glauben follte, fiewä- ven von einem geſchickten Maler darauf gezeichnet worden. 3. Der ganze Bezirk, dev zu Lin ngan fu gehoͤret, befteht entweder aus Ebenen, Ling ngan fu. oder Fleinen Hügeln und Bergen, Er wird durd) fehr große Teiche und Flüffe gewäflert, _ und zeuget eine große Menge Reif, Waizen, Honig, Wachs, wie auch die meiften Srüchte, die man in Indien finder, 4. Chu byung fir liegt in der Mitte der Provinz. Die Gegend hier herum ift febr Chu hyung fchön mit Fluͤſſen verſehen, und mit fehönen Gebirgen umgeben. Die Luft ift gut, undder fü. Boden trägt einen Ueberfluß an allerhand Arten von Getreide, Es fehlet hier auch nicht an guter Viehweide. Auf den Gebirgen trifft man den Lapis Arinenus und einen [hinen grünen Stein, an, Auf einigen findet man auch Silberadern. 5. Nichts kann anmuthiger feyn, als die Lage von Chin kyang fu. Diefe Stadt Chin kyang liege an dem norblichen Ufer eines großen- Sees, und auf einer Ebene, die mit Bergen um: u geben iſt. Ihr Bezirk iſt nicht groß, wird aber durch Seen und Fluͤſſe befeuchtet, welche von vortgefflichen Fifthen wimmeln. Die Einwohner verfertigen artige Caktunteppiche. 6. King tong fir bat, tie die nächftfolgende, Feine andere Stadt unter ſich. Auf Kingtong der Abendſeite jpt eine Brüce, Die aus eifernen Ketten befteht. Das Geräufche derſelben, MM wozu noch der Anblick des Abſturzes und der großen Tiefe koͤmmt, iſt für die Neifenden P 3 fuͤrch⸗ er Diefes war der berufene U fan ghey, welcher die Tartarn hinein tief, um die Aufruͤhrer zu ndigen. - ng Bececeſchreibung von China. | 24 Provinz, fürchterlich genug. Der Bezirk diefer Stade ift voller Hohen Berge, worinnen ſich Sil⸗ Run nan. beradern finden ſollen, und bringe megen der guten Wäflerung, viel Reiß hervor 2) Quan nan fi, 7. Quan nan fir liege an dem Ufer von Quey chew, und wird durch fuͤrchterliche Berge von dem übrigen Theile der Provinz gleichfam abgefondert. Der Boden ift feucht bar. Die Einwohner aber werden von den Chinefen als Barbaren angefehen, Quang ſi fu. 8. Duang fi fir liege auf einer kleinen Ebene, an dem Ufer eines Sees, und iſt ganz mit Bergen umgeben, Weiter findet man bier nichts merkwuͤrdiges. Schun ning 9. Schun ning fir iſt eine ſehr kleine Stadt; hat nicht über anderthalb Meile im u. Umfange, und iſt mit Bergen umgeben, zwiſchen welchen ſehr ſchmale Doͤrfer liegen. Der Boden it überall unfruchtbar, und die Sitten der Einwohner find grob. Ku tſing fu. 10. Ru tſing fir ) iſt ebenfalls mit Bergen umgeben: die Gegend aber iſt frucht⸗ bar genug. Die Einwohner in diefem Bezirke find fehr arbeitſam: aber fo zankſuͤchtig, daß fie ihr meiftes Vermögen auf Streitfachen verwenden. Vaungan fu. 1. Der Bezirk von Pau ngan fir, welcher groß genug iſt, beſteht aus fruchtbaren Thaͤlern und aus ‘Bergen, die mit feinen Wäldern bedecket find. Die Einwohner find ftark und von Natur Eriegerifch. Man findet hier einen Ueberfluß an Bifam; und aus dem Waffer eines Brunnens nahe bey der Stade wird fehr weißes Salz geforten. Ko king fu. 12. Ko king fu iſt mit Gebirgen umgeben. Die eine darunter gehoͤrige Stadt vom zweyten Range 5) liege an einem See, der ſechs Meilen im Umfange hat. Die Einwoh- ner in dem Bezirke diefer Stade find muthig und herzhaft, und ordentlich mit Bogen und Pfeilen bewaffnet. Sie verfertigen auch fehr fehöne Teppiche. Die umliegende Gegend beinge Bifam und eine Art von wohlſchmeckenden Fichtenaͤpfeln hervor. In denen Gebirgen, diie an das Sand der Lamas ober Sifan gränzen, follen auch Goldadern gefunden werden. Vu ting fi. 13. Vu ting fir A) liegt an den Graͤnzen der Provinz; Se chwen, auf einem fetten und fruchtbaren Boden, der gut gewaͤſſert ift, und worauf man zahlreiche Viehheerden findet. Dieſe Stadt har eine ſtarke Befasung, wodurch fie gegen die benachbarten Hoch- länder gefchüger wird. Von hier befünme man vielen Bifam. Die Wege über einige von ‘den Dafigen Bergen, welche fehr rauh und fteil find, find fo enge und ſchmal, daß nicht zwo Perfonen neben einander gehen Fönnen. Daher finden die Einwohner hier zu Kriegs- zeiten eine Zuflucht, mo man ihnen nicht beyfommen kann. & Eyang tu fu. 14. Die Einwohner von Li kyang tu fu 2), und von dem dazu gehörigen Bezirke, ſtammen von alten chinefifchen Pflanzftädten her, Diefer Bezirf hat feine andere Stadt unter fih. Er ift mie Gebirgen umgeben, die ihn von ben Herrfchaften der Lama abfon- dern. Die ganze Gegend ift waſſerreich und fruchtbar, und beinge Ambra und die ſchmack. hafte Art von Fichtenäpfeln hervor. HYwen kyang 15. Nwen Eyang fir liege an dem Ho Li kyang, einem artigen Fleinen Fluſſe. Die fü umliegende Gegend befteht aus Gebirgen und wohlgewäflerten Ebenen, Sie bringt einen Meberfluß an Seide hervor, und eine große Menge Elfenbein, Palmbaͤume und Areka, woelches die Einwohner mit Pfefferblaͤttern kauen. Pfauen finder man bier in ſehr großer Anzahl, i 6, Mong E) Du saldens China auf der 7, 122 undfolr 7) Diefes it Kyen chiven chew. Sie ſcheint genden Seite. aber noch eine andere Stadt unter ſich zu haͤben, Auf dem Berzeichniffe der Eintheilung und nämlich Ayew lan chew, die gegen fuͤnf und zwanzig in der Karte heißt fie Au chu fü. Meilen weſtwaͤrts yon der vorigen abliegt, XV Buch, 1Capitel. 119 16. Mong wha fir ift mit hohen Bergen umgeben; und aus dem Bezirke diefer 14 Provinz, Stadt befümmt man mehr Biſam, als aus irgend einer andern Gegend in Dem ganzen Kun nan. Kaiſerthume. Doraua 17. Yung chang fu iſt ziemlich groß und volkreich. Die Stadt liegt, tie Die vor- fu. hergehende, mitten unter Gebirgen, nahe an den Grängen der Provinz, und in der Nach- Dung hang barfchaft eines Volkes, von deflen rohen Sitten auch die hiefigen Einwohner etwas an ſich fu. haben! In der umliegenden Gegend findet man Gold, Honig, Wachs, Ambra, und viel gute Seide. 18. Nung ning tu fir liege ganz an dem Ende der Provinz, nahe an den Herrfchaften Yung ning der Lama, an der Abendfeite eines. feinen Sees), in welchem vier Fleine Jnfeln liegen mm), tu fu. Man trifft bier eine große Anzahl von ſolchen Kuͤhen an, Die in Tibet fehr gemein find, aus deren Schwänzen man Stoffe, die wider allen Regen aushalten, und fehr hoch ge⸗ fhägte Teppiche verfertiger. Die hinefifchen Kriegsbedienten zieren auch ihre Fahnen und Helme damit, : ı9. Nung pe fu liege mitten unter Bergen: doch ift die umliegende Gegend fruchtbar, Yung pefu. weil fie große Ebenen hat, und durch feine Seen, Bäche und Fluͤſſe gewaͤſſert wird. 20. Ray wha fir ) iſt einer von den Schluͤſſeln der Provinz gegen Tong king, Kay wha fu. Der Bezirk dieſer Stade ift mit fruchtbaren Thälern und hohen Bergen untermifcher, 21, San ta fir 0) liegt an den Graͤnzen des Königreichs Ava, und iſt eigentlich Santafı; eine Feftung, die zur Vertheidigung der Gränze dienet. Die ganze umliegende Gegend ift voller Berge, welche ihr an fatt der Verſchanzungen dienen, Die Täler aber find frucht⸗ bar, und werden durch Fluͤſſe gut gewaͤſſert ?). Lagen in Nun nan, wie fie im Jahre 1715 beſtimmt worden find. Berzeichniß i i ; ; : f er Lagen. Plaͤtze. Breite. Fänge, Plaͤtze. Breite. Länge, der Sagen &r.Min.See. Er. Min.Sen. Er. Min,Ser, Or. Min. See: Ru tfing fr 25 32 24 12 38 308. Long han quan 23 41 40 18 32 00 2opingchew 24 58 48 ı2 9 20 jnyueychew 24 58 20 17 42 40 Quang nan fu 24 936 11 22 35 Mong chang fu 25 448 ı7 2 35 ©uewba fu 23 24 30 2» 645 Schun ning fu 24 37 12 16 18 35 Miong tſe byen 23 24 00 12 52 20 Ring tong fit 24 30 40 15 24 30 Sinnganfu 2337 ı2 13 24 00 “Aofibyen 24 16 10 13 58 40 Ywen Fyang fu 23 36 00 14 18 40 Quang ſi fu 24 39 36 12 38 40 Swen weyrfe 22 12 00 15 26 40 Ching kyang fü 24 43 12 13 24 00 Mong Iyen 22 19 20 ı6 42 00 Chu byong fu 25 6 00 14 45 20 Wiong ring fü 23 37 12 17 24 40 Mong wbe fu 25 18 00 15 58 25 Ehingkangchew24 ı1 35 16 52 00 Ta li fu 25 4424 16 6 40 Plaͤtze. ) Auf der Karte: ting für, 2) Auf dem Verzeichniffe: Cue wha fir, D In dem Verzeichniffe; 2; kyang fu. 0) Diefe Stadt, wie anch Nung ning tu fi, 3) Auf der Karte: Dungni fü iſt in dem Eintheilungsverzeichniſſe ausgelaffen- in > 2m) Drey Merlen davon, anf g. Saure, 2) Du Anlves China auf der 124 n. fi Seite. 120 Beſchreibung von China. 1 Provins, Plaͤtze. Breit, Laͤnge. Päge, . Breite, länge. Oueychew. Er.Min.See, Er. Min. See. E.Min. See. Er. Min. Ser, Ryewlanchew 26 32 00 16 38 00 Nongpefü 26 42.00 15 29 20 Ts ching quan 27 32.00 16 90 00 Naungenfu 25 32 20 15 2 40 Li kyang fu 28 51 36 16 ı 1o MWeingfu 25 32 24 13 56 00 Nongning ft, 27 48 28 15 41 20 Nun nan fu 25 600 13 36 50 — Dee XV Abſchnitt. Quey chew, die funfzehnte Provinz. Boden und Einwohner. Feſtungen. Bergwerke. fu. Tong jin fu. Ngan ſchan fu. Tu yun fu. Vieh. Eintheilung. Quey yang fü. Sehew Ping ywen fu. Wey ning fü. Verzeichniß dee fu. Se nan fi. Chin ywen fü. Sche tſyen Lagen. Boden und Quey chewo, welches Hu quang gegen Morgen, Sechwen gegen Mitternacht, Nur Einwohner. nan gegen Abend, und Quang ſi gegen Mittag bat, ift voll unerfteiglicher Gebirge; Daher wird ein Theil Davon von einem Volke bewohnet, welches niemals bat unter das Joch gebracht werden Fonnen a). Die Kaifer haben, um diefe Provinz zu bevölfern, oft⸗— mals neue Einwohner hieher gefchicke. Feſtungen . Die ganze Provinz hat fo viele Feſtungen und Kriegsplaͤtze mit zahlreichen Beſatzun⸗ gen, daß die Abgaben, die fie bezahlet, nicht zureichen, den Aufwand zur beſtreiten. Bergwerke. In den Gebirgen, welche mit fruchtbaren Thaͤlern untermiſchet ſind, findet man Adern von Golde, Silber, Queckſilber und Kupfer. Die Einwohner halten eine große Menge Vieh. „ von Kühen, Schweinen, und den beften Pferden in ganz China, Das milde Gevoͤgel ift bhier umählbar, und findet vorfreffliches Futter: In diefer Provinz wird Fein Seidenzeug derfertiget; ſondern eimStoff von einer Are von Hanfe, der zu Sommerfleidungen dienlich iſt Eintheilung. Quey chew wird in eilf Bezirke eingetheilet, welche, außer mehrern.oder wenigern Feſtun⸗ gen, eilf Staͤdte )vom erſten, und acht und dreyßig vom zweyten und dritten Range in ſich be⸗ greifen. Die Statthalter darinnen find nicht weniger zahlreich; nicht fo wohl wegen des Umfan- ges, denn biefes ift eine von den Fleinften und unfruchtbarften Sandfchaften: als vielmehr deswe⸗ gen, weil fie das ftörrigfte und nur halb gefittete Volk darinnen im Zaume halten müffen, _ Chew. Hyen. 1. Quey yang fir, die Hauptſtadt, hat unter fih 3 4 2. Se chew fu — > : —* * 3 Se nan fu =) ⸗ ⸗ ⸗ = * 20 3 4. Ching ywen fu a ob am 5 Sche tſin fu =) = — ⸗ ——— 1 6. Tong jin fu = = Pi 2 %% o I 7. Lipingfu - P : = 3 Pa 1 8. Ngan ſchan fü re di 5 Tu a) Diefes find die vorgemeldeten Seng myau tſe. ec) Anderswo: Tſu chew fu. b) In der Beſchr. werden ihrer nur zoangezeiget. · ¶ H Auf der Karte: Schi ywen fit, XV Bu. 1 Capitel. Zi. Chew. Hyen. u 15 Provinz, BE Yun fü ee — 10. Ping ywen © = 0. 8.01 4 et u, Wey ning fu ⸗ ⸗ = * *3 3 1. Ouey yang fu iſt eine von den kleinſten Städten in China, und Hat noch nicht Quey yang drey Meilen im Umfange, Die Häufer find theils von Erde, theils von Ziegelfteinen auf⸗ fu. gebauet. Da der Fluß, an welchem ſie liegt, keine Boote traͤgt: ſo treibt ſie nur ſchlech⸗ ten Handel. Ihr Bezirk iſt mit Ebenen und Bergen untermiſchet, welche letztern zum Theile ſehr fteil find. In gewiſſer Maaße iſt ſie mit Feſtungen umgeben. — 2. Se chew für ©) liegt an dem Ufer des Hu quang. Der Bezirk dieſer Stadt iſt Se chew u. voller Berge, worauf man Zinnober, Queckſilber und andere Metalle findet. Die Einwohner der Stadt find zwar die gefitteteften in der ganzen Provinz: aber dabey in den chinefifchen Wiſſenſchaſten ganz unerfahren. Sie gehen ordentlich barfuß, und laufen mit einer unglaublichen Geſchwindigkeit über die Felfen und Berge hinweg. 3. Se nan für liegt an einem ziemlich großen Fluffe und auf einer langen Ebene. Senan fu: Der Bezirk diefer Stade ift auf beyden Seiten mit Bergen umgränget, wovon einige ganz unerfteiglich find, weil man nur auf einem einzigen ganz ſchmalen Wege hinauf fommen kann. Zu Kriegszeiten flüchten die Einwohner darauf, und bringen ihr Vermögen hieher in Sicherheit, Ebendafelbft haͤlt ſich auch ein gewiſſes wildes Volk verborgen, welches faft nicht den geringften Umgang mit den Chinefen hat. 4. Der Bezirk von Ching ywen fü 4) ift fehr klein, und bringe Granatäpfel, Po= Ehingywen meranzen, und die fehönften Bluhmen in ganz China hervor. Auf einigen von den daſigen fi. Bergen wohnet ein Volk, welches dem letztgemeldeten fehr gleich ift. . Sche tfpen fir e) liege zwiſchen den beyden vorhergehenden Städten: Hat aber Sche tfyen einen fehr kleinen Bezirk, Auf dem Sande findet man einen Leberfluß an Queckſilber: Die fü. Berge aber find eben fo, wie die vorigen, bewohnet. 6. Tong fin fir ift eine von den Gränzftädten gegen Hu quang. Man findet bier Ton jin fi. vieles Gold; und es fehlet auch nicht an KRupferbergwerfen. Der Umgang mit den Chi- — neſen hat die Einwohner einigermaßen geſittet gemacht. 7. Der Bezirk, welcher zu KTgan ſchan fu gehoͤret, iſt voller Berge. Der Boden Mygan (han wäre fruchtbar genug, wenn nur die Einwohner fleißiger, und nicht fo rauh wären. fü. 8. Der Bezirk von Tu yun fir ift fehr Flein, und wird von den Bergen, welche die Tuyınfı. Seng myau tſe, ein unabhängiges Volk, bewohnen, nur durch einen Fluß und einen ſehr fteilen Hügel abgefchieden. 9. Der zu Ping ywen fir gehörige Bezirk graͤnzet, wie der vorige, an bie wilden Ping ywen und unabhängigen Bergeimmohner, Der Boden bringt vortrefflichen Thee, und allerhand fü. Arten von Pomeranzen hervor. Hier verfertiget man auch folches hänfenes Tuch, deſſen zuvor gedacht worden iſt. 10, Wey ning fir 5) liegt an einem ziemlich großen See, und mitten auf einer Wey ning fü. Ehene, die mir Hohen Gebirgen umgeben ift g). Lagen e) Auf bemEintHeilungsperzeichniffe: Che tſin fu. ) Du Raldes China, auf der 7, 27 und fol—⸗ u, * ) Oder Whey ningf genden Seite, ; Allgem, Beiſebeſchr. VI Band. a — 122 | | Beſchreibung von China. Myau tſe. Lagen in Quey chew, wie ſie im Jahre 1716 beſtimmt worden find. Verzeichniß Plaͤtze. Breite. Laͤnge. Plaͤtze. Breite. Länge, der Lagen, Er. Min, Sec. _ Gr. Mim See. Er. Min. Ser. Gr. Min. See. Ihr Land. Ihre Nei⸗ gungen. Uchwenhyen 28 24 00 gı6 um, Whey ningfü 26 43 15 12 ı2 co Se nanfu 275624 8 2350 Pingywen!' Tongjinft 27 38 24 29 3 chew 26 37 12 10 45 20 Tſe chew fu 27 10 48 54 00 Punganchew 25 44 24 II 49 20 Sche ER 27 30 00 18 40 Yiganlangchin2z 3 36 10 56 20 Chin ywen —— 10 40 Nong ningchew 25 54 60 ı11co 30W. NRu king hyen 27 9 36 43 52 Yiganfchunfu 26 12 00 10 36 co Sche ping hyen 27 eo 20 26 40 Long li hyen 26 23 50 936 oo Tingpingbyen 26 37 ı2 48 32 Tu ywen fur 26 i2-ı0: 0 4 ©0 "O000%8008080 0.1 .] Pingywenfu 26 37 25 452 Mahachw 26 26 249g 1 30 Ray chew 26 58 40 45 20 Queytinghyen 26 30 00 9 22 20 Ta ting chew 27 3 36 10 56 00 Que yang fu 26 30 00 9 52 20 Nongningchew27 52 48 11 520 Nong tſong hyen 25 57 36 7 24 30 Der XVI Abſchnitt. Bon dem Volke Myau tfe, Ihr Fand. Ihre Neigungen. Ihre Herren. dung der Mu lau. Ihre muſtealiſchen Inſtru⸗ Welche davon unter das Koch gebracht worden mente. Die Myau tfe in Huguang. Wunder find. Ihr Reichthum und ihre Kleidung. Wel: licher Kopfputz. Pa chay und Lu chay. Die che davon noch nicht bezwungen find. Ihre Myau tſe in Quang fi. Sprache der Myau tfe. Haͤuſer. Ihre Kuͤnſte und Kleidung. Die Klei⸗ Ihte Sitten, Da wir in unſerer Beſchreibung der Provinzen, zum oͤftern der Myau tfe 2) gedacht haben : fo wird es nicht undienlich feyn, bier eine Nachricht von ihnen zu geben, Diefes Volk iſt durch die Provinzen Sechwen, QOuey cyew, Hu quang, Quang ſt und laͤngſt den Graͤnzen von Quang tong hin zerſtreuet. Es werden verfchiedene Volker unter diefem allgemeinen Namen begriffen. Die meiften find nur in gewiſſen Gebräuchen, und in einer geringen Veränderung der Sprache von einander unterfchieden. Dahin ge- bören die Myau fe in Se chwen, in dem weftlichen Theile von Hu quang, und in den nordlichen Gegenden von Quey chew. Weil fie toilder und ungefitteter find, als die Lo lo: fo haben die Chinefen, an ſolchen Drten, wo ihnen alle Gemeinfchaft unter einander abgefchnitten werden kann, geoße Feſtun⸗ gen und Staͤdte erbauet. Dadurch hat man fie auch in der That im Zaume halten kon⸗ nen. Die Großen unter den Mpau fe haben eben fo unumfchränfte Gewalt über, ihr Volk, als bey den Lo lo. Sie rühmen fich einer großen Herzhaftigkeit, und daß fie die beften Reuter find. Geſchieht es, daß fie anfangen, Zeindfeligeeiten auszuüben: fo begnü- gen fich die Chinefen damit, daß fie fie in ihre Gebirge zurück treiben, und geben fich feine Mühe, fie mit Gewalt daraus zu verjagen, Die Uinterfönige in den Provinzen fordern fie . zuwei⸗ a) Diefes heißt vielleicht, Katzenſoͤhne. Denn Myau bedeutet eine Katze, und Tfe einen Sohn. - XV Bu, I Eapitel, ee zumeilen vor, daß fie erfcheinen, oder einen Gevollmaͤchtigten abſchicken follen: es ift aber Myau tſe. alles umfonft; denn fie thun nur, was ihnen gefällt. er Die Herren haben nicht nur ihre Kriegsbedienten, wie die Lo lo; fondern auch andere Ihre Herren Eleinere Herren unter fih. Diefe haben zwar Yolle Gewalt über ihre Unterthanen, tragen fie aber zur gehn, und find verbunden, fich, auf erhaltenen Befehl, mit ihren Voͤlkern zu ſtellen. Ihre Haͤuſer find den beſten chineſiſchen Wohnungen nicht nachzufegen. Die ge⸗ woͤhnlichen Waffen der Myau tſe find ein Bogen und eine halbe Pike. Ihre Sättel find gut gemacht. Sie find ſchmaͤler und höher, als der Chinefen ihre, und haben Steigbügel. Das Holz daran ift gemalt. Ihre Pferde werden, wegen ihrer Schnelligkeit, und weil fie gut und weit fpeingen koͤnnen, über die Maßen theuer verkauft, Die Chinefen erzählen ganz unglaubliche Dinge von ihnen. Diejenigen Myau tfe, welche in dem mittlern, und in dem mittägigen Theile von Ouey chew wohnen, find von den vorigen, in Anfehung ihres Zuftandes, unterſchieden. Die Chinefen haben ihnen, nach ihren verfchiedenen Pflanzftädten, allerhand Namen bey: gelegt b): überhaupt aber fann man fie in folche eintheilen, die entweder fchon unter das Joch gebracht find, oder daſſelbe noch nicht tragen. Die erftern werden wiederum in zwo Welche das Gattungen eingetheilet, Cinige nämlich ftehen unter der Obrigkeit des Reichs, machen ei- > bezwun⸗ nen Theil von dem chineſiſchen Volke aus, und ſind von ihnen nur durch eine Art von Kopf⸗ ri putze unterfihieden, den fie an fatt der Müsen fragen. Die übrigen haben Mandarinen, oder Chi hyen zu ihren Erbherren. Diefes waren urfprünglich Unterbefehlshaber bey dem chineſiſchen Kriegsheere des Stifters von dem legten Föniglichen Haufe, Hong vu, und wurden, zur Belohnung, zu Herren über fechs, zehn, eder noch mehr Dörfer gemacht, Die man den Myau tfe abgenommen hatte. Diefe find das och) nach und nach gewohnt wor den, und befrachten folche Herren, als ob fie aus ihrem eigenen Volke herftammeten. f Ob nun ſchon die Gerichtsbarkeit diefer Mandarinen fich nicht weit erſtrecket: fo feh: Reichthum (et es ihnen doch nicht an Reichthuͤmern. Ihre Häufer find geoß und bequem, und werden beftändig in gutem Stande erhalten. Sie haben die Gewalt, ihre Untertbanen zu beftra- fen ; jedoch nicht am Leben: denn man Fann von ihrem Ausfpruche an das Gerichte der Chi fu appelliven, Einige haben nicht einmal die Gewalt, gemeine Rechtshändel zu ent ſcheiden. Die Gemeinen wickeln ein Stuͤck Leinwand um den Kopf, und tragen ſonſt weiter u. Kleidung nichts, als eine Yet von einem Wammes und Beinkleider. Die Mandarinen aber, und ihre Bedienten, gehen wie die Chinefen in dieſem Sande bekleidet. Die übrigen Myau tſe, Welche da— welche noch nicht haben bezwungen werden fönnen, haben in der Provinz Quey chew, in Yon nicht ber der Gegend von Ki ping fin, über vierzig franzoſiſche Meilen inne. Die Miffionarien, ee welche die Landkarte verfertigten , giengen zwar, auf der nordlichen und auf der. meftlichen | en durch ihr Land: fie Haben aber niemals einen von ihnen zum Vorſcheine fommen ehen. Indeſſen erfuhren ſie doch von den obengemeldeten Mandarinen, daß dieſe unbeſiegten Ihre Haͤu— Myau efe, welche man Sing myau tſe, oder Ne myau tſe, das iſt, wilde Myau tſe fer. nennete, Haͤuſer yon Ziegelſteinen hätten, die ein Stockwerk hoch, und den Wohnungen der uͤberwundenen Myau tſe gleich, wären. Weil fie aber ihre Ochſen, Kühe, Schafe und N2 Schwei⸗ by Hieher gehoͤren auch verſchiedene Zunamen, die man ihnen ſpottweiſe beygeleget hat, als Ai iin, Yaurfe/und viele andere mehr. 124 Beſchreibung von China, Myan tſe. Schtveine, außer welchen Arten von Thieren man Bier faft Feine andern, auch nicht einmal Pferde, anteifft, unten in das Haus zufammen tbuns fo find diefe Wohnungen fo Fothig, und fo ftinfend, daß es niemand, als nur fie felbft, ausftehen, und auf dem obern Boden fehlafen Fann. Ihre Kuͤnſte Diefe Myan tſe leben in großer Eintracht, und theifen fich in Dorffchaften ein, wo⸗ 3, Kleidung. von jede durch die Aelteſten regiert wird. Sie bauen ihr Sand ‚und verfertigen ſehr feine Teppiche. Einige find von Seide, und bumtfarbig c), andere aber von einer Art von Hanfe. Ihr Leinenzeug hingegen iſt wie grobes Reſſeltuch. Ihre Kleidung beſteht in Beinfleivern, und einer Art von einer großen Kutte, welche fie vorne übereinander fhlagen. Sie ver: Faufen das Zimmerholz aus ihven Wäldern, Wenn fie es umgehauen, und in einen Flug gervorfen haben, der durch ihr fand ftrömet: fo wird es von den chinefifchen Kaufleuten, die etwas weiter unten, auf der andern Seite, ftehen, auf großen Flößen fortgeführer. Die Waaren, wofür die Myau tſe ihr Holz vertaufchen, bleiben fo lange in den Händen einer von beyden Seiten dazu erwählten Perfon, bis der Kauf gefihloffen ift, und befteben ordent- lich in Kühen, Ochfen und Büffeln, aus deren Häuten fie Küvaffe verfertigen. Diefe über- ziehen fie mit Eleinen eifernen Matten, oder mit geſchlagenem Kupfer, wodurch ſie zwar ſchwer, aber ſehr feſt und ſtark gemacht werden, Die Mu lau. Diejenigen, welche die Chineſen Mu lau, das iſt, Holzratten, nennen, wohnen drey bis vier Meilen von den Gränzen der Provinz Nun nan, und erſtrecken fich durch die ganze Provinz; Quey chew hindurch. Sie gehen, unter allen Myau tſe, am beften gefleider, Ihr Kleid ſieht aus wie ein Sad, und hat Aermel, die an der Handwurzel weit, über dem Ellbogen aber von einander gefchnitten find. Darunter fragen fie ein buntes Unterkleid. Der Saum ift mic den Fleinften Mufchen uͤberdeckt, die man in den Seen von Nun nan, oder in den Teichen des $andes finder, Die Müse, und ihre übrige Kleidung, ift größten- — von gleicher Art. Das Tuch iſt grob, und wird von einer Ark von Hanfe verfer- tiger, Maſikaliſche Unter ihren muſikaliſchen Inſtrumenten finder man eines, das aus unterſchiedenen Riſten mente⸗ gfeifen beſteht, welche in einer größern ſtecken. Dieſe hat ein och, oder ein Röhrchen, wo man binein blafen kann. Es giebt einen lieblichern und angenedmern Klang von ſich, alg das chinefifche Shin. Diefes ift eine Art von einer Handorgel, welche mit dem Munde geblafen werden muß. ' Hiermit geben fie den Tact bey dem Tanzen an, und drücken luſti⸗ ge, traurige und andere Bewegungen fehr natürlich aus. Sie fpielen auch auf einer Arc von Eithern, oder rühren ein Inſtrument, welches aus zwo Fleinen Trummeln beftebt, die neben einander gefeßt werden, Hernach kehren fie dieſelben um, als ob ſie ſie auf dem a —— wollten. Dieſe Leute haben keine Bonzen von der Religion des Fo unter ſich. Myan tſe in In dem Theile von Au quang, der an Ouang tong gränzet, und in dem Bezirke Hu quang. yon Nung chew fur, in Quang fi, finder man Myau tfe, die noch ungefitteter find. Sie erkennen die Mandarinen für ihre Oberherren, und bezahlen ihre Abgaben, wie es ih⸗ nen gefällt, Denn an einigen Orten geſtatten fie den chinefifehen Beamten niche, in ihr Gebiethe hinein zu kommen. Sie klettern auf die fteileften Selfen hinan, und laufen, mit unglaublicher Geſchwindigkeit, über die fteiniaften Felder hinweg. Weil fie barfuß geben: fo werden ihre Füße hart und knorplicht. Die c) Manchmal ganz einfarbig, oder gewuͤrfelt. XV Bud, -TEapitl. 125. Die Weiber tragen auf dem Kopfe eine Art von einer leichten Tafel, etwan einen Myau tſe. Schuh lang, und fünf bis fechs Zoll breit. Dieſe bedecken fie mit Ihren Haaren, und befe- guet: ſtigen daffelbe daran mir Wachfe. Solchergeftalt koͤnnen fie fich weder anlehnen, noch nie- GerKopfpuk. derlegen : fondern muͤſſen bloß auf dem Nacken ruhen. Ste find auch gezwungen, wenn fie i auf der Straße find, den Kopf beftändig zu Fehren und zu drehen: weil das fand voller Gehölze und Geſtrippe ift, Wenn fie fih einmal kaͤmmen wollen: fo müffen fie erſtlich ganze Stunden lang bey dem Feuer ftehen, und das Wachs fehmelzen laffen. Diefe Mühe nehmen fie des Jahres drey bis viermal über ſich. Hernach, wenn fie fih gefämmt und gereiniget haben: fo pugen fie fich auf eben die ſeltſame Art, wie zuver. Die ſchon etwas bey Fahren find, begnügen fich damit, daß fie ihre Haare oben auf dem Wirbel in Knoten zufammen binden, ’ | Die Myau tſe an den Gränzen von Quang tong werden Pa chay genennet, weil Pa chay und fie acht Hauptflecten haben. Die Myau tfe an den Gränzen von Quang fi heißen Lu Lu dm. chay, weil fie fechs Flecken befigen, welche ihnen an ſtatt der Berfchanzungen dienen. Die- fe Eleinen Voͤlker werden von den benachbarten Chinefen mehr gefürchtet, als verachtet. Diefe haben, um fich gegen ihre Einfälle zu fihern, an der norelichen, oftlichen und weftli- chen Seite diefer Sandfchaften wenigſtens zwanzig befeftigte Städte und Schlöffer aufge: bauet. Seit der Erhebung des gegenwärtigen Faiferlichen Haufes find beynahe die Hälfte von diefen Schlöffern eingegangen , die übrigen aber werden noch jegy in gutem Stande er halten, und die Chinefen haben endlich fo viel erhalten, daß allemal zehne von dieſen Myau tfe Be von ihren Bornehmften ftellen, der als Geifel, wegen ihrer guten Aufführung, Dies nen foll, Die Myau tfe in der Provinz Quang fi, find urſpruͤnglich Chinefen, haben aber an- Myanı tfe in dere Einrichtungen unter fih. Sie haben, feit vielen Jahrhunderten, als Chi fir, und Chi rang ſi. ‚ byen u. f. f. die Gerichtsbarkeit über ihre Unterthanen ausgeübet. Sie ſtammen eigentlich) von den Chinefen ab, und insbefondere von denenjenigen, welche, feit mehr als fechzehnhun- dert Jahren, unter dem Supan und May wen ausgezogen find, welche diefe Länder, und Tong Eing, für den Kaifer Quang pu ti. eingenommen haben. Diefer beftätigte fie im ‘dem Anfehen, welches ihnen ihre Heerführer beygelege hatten. Sie haben ihre Soldaten und ihre Beamten, Das verdrießlichfte für dieſe Leute iſt, daß fie faſt beftändig im Kriege leben, und einander felbft aufreiben. Die Zanfereyen erben auf die Nachkommen fort, und der Urenkel raͤchet oftmals den Tod feines Großgroßvaters, Die Chinefen und Mandari: nen fehen Diefes gelaffen mit an, ohne ſich darein zu mifchen, ' Die Sprache der Myau tſe in Se chwen, dem weftlichen Theile von Hu quang, Sprache der und den nordlichen Gegenden von Quey chew, ift überall einerley, und nur etwan in der Myau tfe, Ausſprache, oder in einigen befondern Worten, unterfehieden. Die Myau tfe in der Ge— gend von Li ping fir aber haben eine Sprache, welche aus der eigentlichen Sprache der Myau tſe und der hinefifchen, zufammen gefeger ift, und von beyden Völkern verfianden wird. Die Sprache, welche in den nordlichen Gegenden einiger Landſchaften zwiſchen Ouang ft, Su quang und Quey chew geredet wird, verftehen die Myau tfe nicht. Die Chinefen legen allen Myau rfe die Eigenfchaften bey, daß fie ein unbeftändiges, IhreSitten treulofes und barbariſches Volk find, und vortrefflich fehlen koͤnnen. Regis hingegen, - und die übrigen Miſſionarien haben befunden, daß ſie hoͤflich und aufmerkſam waren, 3 gern Große Mauer. Wenn u. wie die Mauer er⸗ bauet iſt. 126 Beſchreibung von China. gern arbeiteten, und die ihnen anvertrauten Kleider und Tücher treulich wieder zurüc ga- ben. Es ift wahrfcheinlich, daß ihnen die Chinefen unrecht thun. Denn diefe haben ih⸗ nen faſt alles Land da herum abgenommen, welches ſie nur im geringſten brauchen konnten, und bemaͤchtigen ſich noch immer alles deſſen, was zu ihrem Gebrauche dienen kann, wenn fie ſolches ohne Gefahr thun koͤnnen 4). Der XVII Abſchnitt. Von der großen Mauer, den Fluͤſſen und den Seen in China, Wenn und wie die Mauer erbauet iſt. Ihre Thore auf dem See Ho yang. Der Yang tfe Eyang. und Befeftigungen, gegen Morgen, gegen Abend. Deffen große Tiefe. Der Whang ho, feine Eine zweyte Maner. Die vornehmften Seen. uͤbermaͤßige Schnelligkeit. Der gefährlihe Poyang. Gefaͤhrliches Schiffen Hi berühmte Mauer, welche Die Gränzen von China gegen Norden ausmachef, und i Pecbeli, Schan fi und Schenfi bedecket, murde zwey Hundert und drey und ztoanzig Sabre vor der Geburt des Heilandes von dem berühmten Kaifer Tfin ſchi whang ti aufgeführet. Zu diefer Zeit fonnten noch die Horden oder Clans der Tartarn, welche unter verfchiedene Chans oder Fürften vertheilt waren, das Reich durch plögliche Einfälle beunrubigen. Es koͤmmt diefem Werfe Fein anderes in der Wele gleich. Sie ift an vielen Orten über Berge geführet, welche unerfteiglich zu feyn fiheinen, und wird durch eine ganze Reihe von Feſtungswerken verflärfer., Den Anfang davon machet ein großes fteinernes ' Bollwerk. Dieſes fteht in der See, Peking gegen Morgen, in der Breite von vierzig Grad, zwo Minuten, fechs Secunden. Die Mauer ift von Erde gut aufgeführt, und mit Ziegelfteinen eingefaßt. Sie ift zwanzig bis fünf und zwanzig Schub hoch, welches die ordentliche Höhe der Stadtmauern ift, aber viel breiter. Regis und die übrigen aus⸗ - gefendeten Jeſuiten, welche ihm bey Verfertigung der Sandfarte von diefer Provinz an die Die Thore u. Feſtungen, gegen Mor⸗ gen. Hand giengen, fanden, daß ſie oben uͤberall gut gepflaſtert und breit genug war, daß fuͤnf bis ſechs Pferde neben einander ganz bequem fortkommen konnten. Die Thore Diefer Mauer werden gegen China zu, durch ſchoͤne große Feftungen ver- theidiget. Die erfte davon liege gegen Morgen, etwan eine Meile von dem vorhin gemel- deren Bollwerfe, und heißt Schan bay quan a). Die manchetifchen Tartarn, welche China letzthin unter das Koch gebracht haben, drungen aus Lyau tong auf Diefer Seite ein, da fie der chinefifche Feldherr herbey rief, welcher in dieſen Gegenden zu befehlen hatte, Die übrigen Feſtungen in Pecheli find nicht weniger merkwuͤrdig, und heißen Hi fong ku, Tu ſche Eu, Chang Eya kew und Ru pe kew b). Alle die Feftungswerfe, von denen bereits zuvor Meldung gefchehen ift ce), find von Erde aufgeführt, und zu beyden Seiten mit Ziegelfteinen eingefaßt, Wenn man aber in der Gegend von Tyen ching weg in Schan fi hinein Fömmt, ſo beſteht die Mauer von hier annuraus bloßer Erde, hat feine Zinnen, und iſt nicht einmal übertünche. Sie ‚D Du Halde, China, a dezuu. f. S. c) Siehe zuvor a. d. 4ı ©, a) Siehe zuvor a.d. 41 ©. Die Lage diefer und der übrigen Feſtungen ) In den rußiſchen Geſandtſchaftserzaͤhlungen iſt in den Verzeichniſſen allemal am Ende ihrer heißt fie Kapki. " Provinzen mit angemerker. | — Grundriß von Long-men-hien : »; Aähe bev der Gröfsen Maur, unter Suen hoa fü i a eines Stückes von der Grofsen Mauer «An der Serte voR Yung - ping fü ’ Welches durch - verschsedene Krueges - plactze ertheidig 2 we * nr ; wer Be ah en Sm Cu . 19 GER EN ER Sorneen XV Buch I Eapitel. ee 7 Sie wird bier auch ſchmal, und ift niche über funfzehn Schub hoch. Jedoch ift fie, wenn Brofe man über Scha bu kew d) Binaus ift, an welchen Det die Ruſſen unmittelbar von Se, Mauer. linghinskoi famen, von außen mit Ziegelfteinen bedeckt. Einige von ihren Thuͤrmen find ebenfalls fehr groß, und von Ziegelfteinen auf einem fteinernen Grunde aufgeführer. Diefes findet man aber nicht überall auf gleiche Art. An den Gränzen von Schan fiund Schen fi, erfeget der Whang bo die Stelle der Mauer. Laͤngſt an deſſen Ufer bin fies hen Wachhäuferchen, wo Tag und Nacht Soldaten Schildwache ſtehen. Jenſeit diefes Fluffes, weſtwaͤrts, in der Provinz Schen fi, befteht die Mauer nur gegenAbend. ans Erde. Sie iſt hier niedrig, fehmal, und zuweilen von Kiefe aufgeführet, weil fie auf fiefichtem Boden fteht. An verfchiedenen Orten ift fieganz eingegangen, der Zugang wird aber alsdann durch anfehnliche Städte vertheidiget, als Nur ling byen, Ning hya e). Lyang chew, Kan chew, Su chew und Si ning. An dieſen Orten ſtehen Kriegs⸗ befehlshaber mit einer Anzahl von Soldaten. Su chew H hat zugleich die Befasung von Zya yu quan unter fi, wodurch bie Straße nad) Ha mi ) gebt, deflen Einwohner fich) neulic) dem Kaifer unterworfen haben. Aus diefem Grunde wird die Mauer in daſiger Gegend, ob ſie ſchon nur von Erde aufgefuͤhret iſt, doch in beſſerm Stande erhalten, als anderswo 2). Diefe große Schanze erſtrecket fich nicht ganz bis an Gi ning chew. An deren Stelle findet man aber einen fehönen großen Graben, welcher den einen Theil der Mauer mit einem andern, nahe bey diefer Stadt und Topa, vier Meilen davon, zufi ammenhängf. Etwas darüber hinaus, hövet fie ganz auf. Diefer letztere Platz iſt zwar weder gut ges bauet, noch) wohl gelegen, treibt aber einen großen Handel, und iſt dem Kaifer nicht unter= worfen. Er gehöret einem Bonzen aus den Lama, deffen Haus unter den Si fan oder Tufan, einem Volke zroifchen China und Tiber, im größten Anſehen ſteht. Die chinefifchen Kaifer aus dem legten Haufe, haben eine zweyte Mauer aufgeführt, Eine zweyte die der erſtern gleich ift, um den Ort, wo fie Hof halten, um fo viel mehr in Sicherheit Mauer. zu ſtellen. Dieſes heißt die innere Mauer, und faͤngt ſich an der aͤußern faſt gerade gegen Rorden von Peking, ar, und geht ſuͤdweſtwaͤrts fort, laͤngſt an dem Bezirke von Swen woba fir hin, bis in Schar fi hinein. Alsdann wendet fie fich weftwärts, an den fübli- chen Gränzen von Tay tong für, verbindet fich nahe an den weftlichen Gränzen diefer Pro- vinz wiederum mit ber erftern Mauer, und endiget fich daſelbſt. Von den Orte an, wo fie in Schan fi hinein geht, it eine andere Mauer, beynahe Hundert Meilen lang, ſuͤd⸗ waͤrts, laͤngſt an den Graͤnzen beyder Provinzen bin aufgefuͤhret. Die Mißionarien mer— ken an, daß ſie in Pe che li bey Nan kew, einem von den vornehmſten Thoren derſelben, zehn Meilen von Peking an dem Fuße eines hohen Berges, auf der Straße nach Swen vobe fir noch ganz unverfehrt; in Schan ff aber, an vielen Orten eingefallen iſt 2). Has wir die große Mauer beißen, nennen die Chinefen Dan li chang, Ching oder Länge und die Mauer von zehntaufend Feldivegen k), Die Länge, wie le Comte fpricht, iſt eigent- Wachen. fich nicht fo geoß: wenn man aber alle ihre Wendungen mit rechnet, fo kann fie nicht weni- — ger e) Nahe bey dieſer Stadt dienen die Berge an 5) Du Halde, China, a. d. 20 u. ſ. S. Siehe ſtati der Mauer. Siehe zuvor a,d. 98 S. auch im V Bande a. do12 u.527 u f. 8. Oder So chew. ) Du Halde Ehinna.d.zr u.f.©. 5 Kamiloder Kamul. k) Le Comte Nachrichten von China, a. d.74S. Große Mauer. Die vor⸗ nehmſten Seen, Der gefähr: 128 — Beſchreibung von China. ger als fuͤrfhundert Meilen betragen, Eben dieſer Schrifefteffer Haft es für ein unfinniges Unternehmen, daß man fie hat über Berge führen wollen, wo die tartariſchen Pferde nie: mais hinauf klettern Eönnen. Ex wundert fih auch, wie man die Baumaterialien babe herbey fihaffen, und diefelben hier anwenden koͤnnen 2), Er fpricht, dieſes Habe nicht ohne unfägliche Koften und ohne den Verluſt vieler Menfchen bewerkſtelliget werden fönnen, Man giebt vor, unter der Regierung der chinefifchen Kaiſer wäre diefe Mauer von einer Million Soldaten bewachet worden, 560 aber, da diefer Theil von der Tartarey mie zu China gehoͤret, iſt man zufrieden, daß man die Theile derſelben wohl beſetzt, welche am ſchlimmſten gelegen , aber auch am beften befefkiger find, Wo der Whandg ho durchſtroͤ⸗ met, da hat fie eine Oeffnung: alle übrigen Fluͤſſe aber gehen unter Schwibbögen hindurch, welche man daſelbſt mit Fleiß gebauet hat. Man ſaget, der zehnte Theil von dem Volke hätte an dem Baue mit arbeiten müffen, und in fünf Jahren waͤre man damit zu Stande gefommen, China hat einen Ueberfluß an Zlüffen, Seen und Canälen ‚ foran ordentlich die Städte gebauer find, Unter den Seen find folgende die vornebmften: 1) Der Tong ting bu in der Provinz Hu quang, welcher achtzig Meilen, oder noch mehr, im Umfange bat), 2) Der Hong ſe hu, wovon-ein Theil zu Ayang nan, der andere aber zu Che Eyang gehöre. 3) Der Po yang bu in Ryang fi, welder fonften auch Zhau cher genennef wird 2). Diefer legte hat dreyßig Meilen im Umfange, und wird durch vier Fluͤſſe gebildet, wovon jeder fo groß ift, als die Loire. Er iſt, wie bie chinefifchen Meere, Wirbehvinden unterworfen. Denn zumeilen drehet fich der Wind in einer Zeit don einer Biertheilftunde, um das ganze Ufer rund herum, und verfenfet manchmal die größten Barfen, Denn man an den gefährlichften Theil des Sees koͤmmt: fo erblicfer man einen Tem⸗ liche Doyanz. pel, der an einen fteilen Zelfen gebauer iſt. Wenn die chinefifchen Seeleute denfelben zu Der Yang tie Eyang, Geſichte bekommen, fo rühren fie eine Art von einer Fupfernen Trummel, um das Gößen- bild von ihrer Ankunft zu benachrichtigen. Auf dem Bordertheile der Barfe, zuͤnden fie ihm zu Ehren Wachslichter an, räuchern mic Weihrauche, und opfern einen Hahn o), Es fichen hier Barken, um den Nothleidenden zu Hülfe zu kommen. Sie gereichen aber oftmals, ungeachtet aller Wachfamfeit der Obrigkeit, zum Verderben der Kaufleute, indem fie diefelben ausplündern. Bey ſtuͤrmiſchem Wetter zeiger fich allemal der Statthalter von Zau chew den ganzen Tag lang, an dem Ufer des Sees, um durch feine Gegenwart zu ver: hindern, daß niemand wider feine zuvor gegebenen Befehle, eine Ueberfahrt wagen möge, Daß China mit fchiffbaren Flüffen angefüller fey, erhellet aus der Befchreibung der Provinzen. Es wird alfo hier genug feyn ‚ wenn wir nur von den beyden größten reben, welche Durch diefes große Reich von Weften gegen Oſten hindurch ftrömen. Der erfte heißt Yang tfe kyang, welches die Chinefen gemeiniglich den Sohn der See p) überfeßen; oder Ta kyang, das ift, der große Fluß g), wegen feiner vorzuͤgli⸗ chen 2) Eben daſelbſt, a. 75 S. nen See bedeutet, fo, iſt doch ber Charakter ver- m) Siehe obena. d. 82 ©, fihieden. Dieſes ift eben derjenige, wodurch man n) Oder Jau chew. vor Zeiten eine Provinz ausdruͤckte, die gegen Mit- e) Siehe V Banda, 85398, tag an diefen Fluß gränzte, und daher hat dev: P) Hierinnen irret man fih. Denn ob fchon felbe, wie man glaubet, feinen Namen bekommen. das Wort Wang in Anfehung des Klanges unddes Denn der Kaifer JYu leitete das Waſſer, welches Tones, mit demjenigen überein koͤmmt, welches eis dieſe Provinz aͤberſchwemmete in deſſen Canal. XV Buch. I Capitel. 2. chen Größe. Er entſpringt auf den. Gebirgen von Tu fan, gegen drey und dreyßig Grade Große der Breite. Er erhaͤlt verſchiedene Namen nad) den derfihiedenen Plägen, wo er durc- Mauer. fließt. Er theilet ſich inverfchiedene Aerme, und bilder dadurch viele große Inſeln, die vol- ler Binfen find, welche man in den-umliegenden Städten an ftatt des Brennholzes braucher, Erſtlich ſtroͤmet er an einem Theile der Provinz Yun nan bin. Hernach fließt er durch die Provinzen Se chwen, Su quang und Kyang nan. Der Strom ift ſehr fehnell. Allein, nach) vielen Rrümmungen und Wendungen in diefen Provinzen, da er feinen er- ſtern Namen verliert und Ta Eyanız genennet wird, in der Gegend der Stadt King chew fu r), faͤngt er wegen der Ebbe und Fluch ‚ welche ihn bey der Stadt Kiew kyang fu) erreichet, an, ſchwaͤcher zu laufen, und fließt von bier an fo fachte, daß man darauf herum fegeln kann. Hierauf geht er nahe bey Nan Eing vorbey, und fällt gegen der Inſel Cſong ining über, in die oftliche See. Diefer Fluß ift breit, tief, und überaus veich an Fifchen. Die Chinefen pflegen zu Seine große fagen, die See habe Fein Ufer, und der Kyang feinen Grund, Sie geben vor, an vers Tiefe. fihiedenen Orten finde man gar feinen Grund, an andern aber zivey bis dreyhundert Faden tief Waffer. Es ift aber wahrfcheinlich, daß ihre Schiffleute nur deswegen auf diefe Mey- nung gerathen find, weil fie mie ihren Schnuren feinen Grund. finden Fonnten, als welche nicht über funfzig bis fechzig Faden lang find. Der zweyte Fluß heiße Whang bo 2), ober der gelbe Fluß. Diefer Name ift Der Whaug ihm wegen der Farbe feines Waffers beygelege worden, welches mit gelblichtem Schlamme ho. vermiſcht iſt, der ſich von den Ufern abfpület z). Er entfpringe im fünf und dreyßigſten Grade der Breite, in der gebirgifchen Gegend der Tartarn in Rokonor. Nachdem ex aus dieſem Sande hinaus ift,. fo fließt er eine Zeitlang längft an der großen Mauer hin. Hierauf wendet er ſich um das Sand der ortoſiſchen Tartarn herum; koͤmmt wieder in China hinein, und fliege zwifchen den Provinzen Schan fi und Schen fi bin. Hernach nimmt er feinen Lauf durch die Provinz; Ho nan und durch einen Theil von Ayanıg nam Endlich ergießt er fich nach einem Laufe von etwan fechshundere Meilen nicht weit von der Mündung des Flufles Yang tſe kyang, in die Oſtſee. h 8 Diefer Fluß iſt zwar über die Maßen groß, aber doch nicht ſehr ſchiflbar. Denn der Sein ſchnel⸗ Strom ift fo reißend, daß es nicht möglich ift, ihm entgegen zu fegeln, wenn man niche ler Lauf. fo wohl ftarfen als gufen Wind hat. Zumeilen durchbricht er feine Ufer und richtet großes Unheil an, indem er plöglic) ganze Dörfer und Städte unter Waffer ſetzet. Man ift da: her an getoiffen Orten genöthiget worden, large und dicke Daͤmme zu machen, um: feiner Wuth Einhalt zu hun. Da die Sandfchaften der Provinz; Ho nan niedrig liegen, und der Damm ehemals leicht Durchbrochen werden Fonnte: fo führte man aus Vorſicht, rund um die meiften Städte in der Entfernung von mehr als einer Viertheilmeile, eine Einfaf fung oder einen ftarfen Damm von Erde auf, und bedeckte ihn mie Rafen x). * a 2 u Mb der Kyang, oder Fluß. möge, daß er, ober wohl ein großer Strom iſt, IM Au guang, gegen die Mitte von China. doch dem Ayang nicht gleich komme. Denn die: s) In Ryan fi, eripan zwehhundert und ſechs ſes Wort brauchet man bey größern Slüffen: +30 und fiebenzig Meilen mpeiter oftwärts, und vier hun aber bey Eleinern ; wiewohl manche, die viel Kleiner dert Meilen von der Ser, find, als der YObang bo, den Namen Kyang führen. «) Es ſcheint, als ob man um deswillen lieber m) Siehe VBand a. d. 259u. 4668. Ho als Kyang gebraucht Gabe, damit manzeigen x) Du Halde, China, d,525 uf; S. Allgem, Beiſebeſchr. VI Band, R wohner, — — mon; der Chineſen. 130 Beſchaffen⸗ heit der Ein⸗ Das II Beſchreibung von China. Capitel. Von den Eigenſchaften, Sitten und Gewohnheiten der Chineſen. Der IT Abſchnitt. Bon ihrer Geftalt, ihren Eigenfehaften, und ihrer Kleidung: Geſtalt der Chineſen. Sie halten (ange Nägel für eine Zierde; find ſanfmuͤthig und leutfeligz; Braune chen, auch went fie vauben und plündern, felten Gewalt; behalten, was fie boraen. Einige, die ehrlich gewefen find, Haben doch gefernet, zu bes trünen. Luftige Geſchichte. Kleine Spigbuben- ſtreiche. Verſchlagenheit und Vorfichtigkeit. Ih⸗ re Kunſt, ihre Abſichten auszufuͤhren. Manche find ſehr zaͤnkiſch Sie find große Bewunderer der Tugend. Ihre großen Faͤhigkeiten. Ihre breiten Stirne, einer kuͤrzen Naſe, kleinen wohlgebildeten Augen, einem großen Aufrichtigkeit. Sie halten ſehr über ihre Ge: wohnheiten. Ihr Fleiß. Ihre Künfte, um ſich Unterhalt zu verichaffen. Große Noth bey vig- len. Kleidung der Mannsperfonen. Sommer: und Winterkleiver, Sie fihränken fid) in gewiſſe Farben ein, Ihre Hüte oder Muͤtzen. Sie ten: gen zu allen Fahreszeiten Stiefel. Kleidung bey Beſuchen. Kleidung der Weibsperfonen. Shre Eleinen Füße. Ihr Kopfjeng. Kronen von Pappe. Uberaus große Reinlichkeit. I ‚ welches die Chinefen für die größte Schönheit halten , befteht in einer und vierecfigten Gefichte, großen breiten Ohren, einem Munde von mittler Größe und ſchwarzen Haaren; denn Leute mit gelben oder rothen Haaren koͤnnen fie gar nicht ver- fragen. ine feine ungezwungene $eibesgeftalt hat bey ihnen Feine Reizung: denn ihre Kleidung ift weit, und liege nicht, wie die europäifche, an dem $eibe an. Sie halten einen Menfchen alsdann für wohlgebilder, wenn er DIE und fett ift, und feinen Großvaterftubl mit einer guten Art ausfülfer, Die übermäßige Hiße, welche man in den mittäglichen Theilen, fonderfich in Quang tong, Fo kyen und NYun nan zu erdulden hat, giebt zwar den Handwerksleuten und Bau- ern, welche bis auf die Bruſt nackend gehen, eine braune ober Dlivenfarbe: indeflen find fie Sie halten lange Naͤgel fuͤr eine Zier de; ind ſanftmuͤ⸗ chig und ent: ſelig; 4) Du Baldes China, a. d. 281 Seite, doc) von Natur eben fo fehön, als die Europäer, und haben, überhaupt davon zu reden, nichts unannehmliches in ihrer Geſichtsbildung. Gemeiniglich Haben fie, bis in das drey- Bigfte Jahr, eine fehr feine Haut und fchöne Farbe, Die Gelehrten und die Sehrer, fonderlich wenn fie niedriger Herkunft find, fehneiden fich niemals die Nägel an ihren Fingern ab. Sie machen fich eine Ehre daraus, daß fie die- felden einen Zoll lang, und noch länger, wachfen laſſen; und diefes gefchieht in der Abſicht, damit die Seute fehen mögen, daß fie niche nörhig haben, fich ihren Unterhalt Durch Arbei- ten zu erwerben. "Die Weibesperfonen find gemeiniglich von mittlerer Fänge, und haben kurze Naſen, kleine Yugen, ſchwarzes Haar, lange Ohren, und eine rothe Geſichtsfarbe. In ihren Geberden zeigen ſie etwas munteres, und ihre Geſichtsʒuͤge find ganz regelmaͤßig. Die Chineſen find überhaupt von einer ſanftmuͤthigen, biegfamen und leutfeligen Ge⸗ muͤthsart. In ihren Geberden und Sitten iſt viel gefälliges. Man ſieht an ihnen > 2 — rohes, 3) Siehe im V Bande a. d, 407 Seite, XV Buch, II Eapitel, 331 rohes, wildes oder unbaͤndiges. Dieſe Mäßigung bemerket man auch ſogar bey dem ge⸗ Beſchaffen⸗ meinen Poͤbel. Der Jeſuit Fontaney d) traf einmal verſchiedene Waͤgen an, die einan- beit ders£ins der auf der Strafe entgegen kamen, und im Fortfahren aufhielten. Hier vertounderte er, Pohner ſich, da er fah, daß die Fuhrleute, an ſtatt einander (ofe Reben zu geben, ober zu Schla⸗ gen zu kommen, wie in Europa zu geſchehen pfleget, einander gruͤßten, als ob ſie lauge mit einander bekannt geivefen wären, und einander hülfreiche Hand leifteren, um Pla zu machen. Wenn Europäer mit Chinefen zu thun haben: fo fofften fie fich hüten, daß fie nicht zu hitzig oder zu auffahrend feyn möchten; denn die Chinefen halten Das auffahrende Weſen für einen fehr unanftandigen Fehler. Diefes geſchieht nicht Deswegen, weil es ihnen an Feuer und Sebhaftigfeit mangelt; fondern darum, weil fie ſich in Zeiten dazu gewoͤhnen, Herren über fich felbft zu feyn. Ihre Beſcheidenheit ift zu bewundern, Die Gelehrten erfeheinen allemal mit ſittſa⸗ uͤberaus men Geberden , und laſſen nicht das geringfte unanftändige in ihrem Bezeugen von ſich bli- Metiam; cken. Dem weiblichen Geſchlechte ſcheint die Sittſamkeit angebohren zu ſeyn. Denn die⸗ ſes lebet beftändig eingezogen, und hat ſogar die Hände verdeckt, welche niemals aus ihren langen und weiten Aermeln zum Borfcheine Fommen. Diefes gefchiebt aud) aledann nicht einmal, wenn fie ihren Brüdern oder Anverwandten etwas überreichen wollen: Denn fie fegen folches auf den Tiſch vor fich Hin, und laſſen es hernach wegnehmen, Sie ärgern ſich nicht wenig darüber, wenn fie Bilder von paͤbſtiſchen Heiligen mit nackten Füßen erblicken; und Magellanus glaubet, daß fie auch allerdings Grund hierzu haben ce). Die Chinefen find zwar von Natur vachgierig, wenn fie durch ihren Eigennuß dazu brauchen jelz gereizet werden: doch nehmen fie, fonderlich Diejenigen, die etwas Staat machen, felten ten Gewalt ; gewaltſame Maaßregeln. Sie unterdrücen vielmehr äußerlich ihre Empfindlichkeit, und bezeugen fich von außen gegen ihre Feinde fo gut, daß man glauben follte, fie wären ganz unempfindlich. Sobald fich aber eine Gelegenheit zeiget, fie zu ftürgen : fo ergreifen fie diefelbe unverzüglich. Seibſt die Räuber brauchen felten ein anderes Mittel, als Lift, um aud wenn ihre Abfichten zu erreichen. — Einige folgen den Barken, und vermiethen fich mit unter die⸗ fie rauben; jenigen , welche diefelben in der Provinz Schan tong an dem Faiferlichen Canale hinzie · ben. Denn bier kann man die Diebe nicht leicht erkennen, weil fie täglich umgemechfelt werden. In der Macht fehleichen fie fich in diefelben hinein, brauchen ein gewiffes Kraut, durch deffen Rauch, wie man fager, die Schiffer in einen tiefen Schlaf verfallen, und neh— men mit fich, was fie wollen, ohne bemerfet zu werden, Manche von diefen Dieben lauern zween bis drey Tage lang auf einen Kaufmann, ehe fie eine bequeme Gelegenheit finden Eönnen , Ihre Abfichten auszuführen 4). Andere brechen zu Sande durch die dickſten Maus ern, perbrennen die Thüren, und machen vermittelft eines gewiſſen Werfzeuges, wodurch das Holz verbrennet, aber nicht in Flammen gefeset wird, große Locher hinein. Sie drin gen in die geheimften Zimmer, ohne jemals bemerfet zu werden; und wenn die Leute des Morgens erwachen, fo müflen fie erſtaunen, wenn fie finden, daß ihre Vorhänge und Bettdecken weg find, daß das Gemach von allem Hausrathe ausgeleeret.ift, und daß man dennoch) wohl nicht einmal eine Spur von den Dieben gewahr wird, außer erman Das Loch in dev Wand, durch welches fie die Sachen — haben. we | pr c) Magellans Erzsptung yon China, ;auf bet; > 7 nsk sum BE 107 Seite; und du Baldens 9 279 © d) Du Hald hina a. d. 280 © | J 32 Beſchreibung von China. Beſchaffen⸗ Le Comte ſpricht, wenn man einem Chineſen etwas leihen wolle, ſo muͤſſe man erſt⸗ beit derin⸗ [ich deswegen Sicherheit haben : denn man fönne fi) auf ihre Worte nicht verlaffen. Mans ‚werbner, che fangen Damit an, daß fie etwas weniges borgen, und verfprechen, daffelbe mit fehr gro⸗ behalten,tons Ben Zinfen wiederzugeben. Diefes thun fie auch auf das richtigſte. Hernach fahren fie fie bosgen. unter dem Vorwande ihrer Ehrlichkeit fort, immer größere Summen zu borgen. Diefes thun fie wohl einige Jahre hinter einander, bis fie eine vecht anfehnliche Summe erhalten haben. Alsdann werden fie auf einmal unfichtbar, Einige find Doc) kann man, wie eben diefer Schrifiſteller ſpricht, auch zuweilen ehrliche und auf: ehrlich. richtige Leute unter den Ehinefen antreffen. Denn er gedenfet, daß er und feine Reiſege⸗ führten, bey ihrer erften Ankunft in China, da fie als Fremde und Unbekannte dem Geige der Mandarinen ausgefeßet geweſen wären, doch nicht fagen Fönnten , daß man ihnen das geringfte Unrecht gethan harte, Und ‚ Was noch viel außerordentlicher zu feyn fehiene, fo meigerte fic) ein Bedienter aus dem Zollhauſe, dergleichen Leute ordentlich geldgierig zu ſeyn pflegen, ein Geſchenk von ihnen anzunehmen, ungeachtet fie ihn auf das inftändigfte darum bathen: fondern er betheuerte, daß er, fo lange er in Bedienung ftünde, von niemanden das getingfte annehmen würde, Bey dem allen aber ſpricht diefer Schriftfkeller, daß folche Faͤlle nur felten vorfämen. Bon folchen aber muß mannichtaufdie Gemüthsbefchaffenheit ⸗) des ganzen Volkes fehließen f), Sie haben ° Db gleich die Chineſen, wie du Halde ſpricht, überhaupt zu ſagen, nicht ſo gar be⸗ gut gelernet, truͤgeriſch und fpigbübifch find, als fie le Comte vorſtellet: fo unterlaſſen fie doch felten, die zubetruͤgen. Fremden zu betrügen, wenn fie fönnen; und bernach rühmen fie fich noch deſſen. Einige find fo unverſchaͤmt, daß fie ſich, wenn fie ertappe werden, damit entfchufdigen, daß fie nicht Hurtigkeit und Geſchicklichkeit genug befäßen. Ihr ſehet wohl, fprechen fie, daß ich nur ein Stümper bin. Ihr ſeyd geſchickter, als ich. Ein andermal will ich es nicht wagen, mich mit einem Europaͤer einzulaſſen. Und in der That ſaget man auch, daß die Europäer fie ihre Kuͤnſi⸗ gelehrer haben £). Luſtige Mit einem engliſchen Schiffshauptmanne trug ſich etwas ſehr luſtiges zu. Als der⸗ Geſchichte. ſelbe zu Ranton verſchiedene Ballen Seide erhandelt hatte: fo gieng ev. mit feinem Doll: metfcher in das Haus des Kaufmanns, und wollte feben, ob die Seide auch gut befchaffen wäre. Als er den erften Ballen aufmachte: fo gefiel fie ihm. In den übrigen aber war lauter verdorbene Seide. Darüber wurde er nun ſehr zornig, und warf dem Ehinefen in den bitterften Ausdrücken feine Spigbüberey vor. Der andere börte ihn ganz gelaflen an, und gab nur folgendes zur Antwort: Mein Herr, ſchmaͤlet auf euren Dollmerfcher: denn diefer verficherte mich, daß ihr die Ballen nicht unterfüchen würder. KleineSpik- Diefe Spisbüberen wird fonderlich unter den gemeinen Seuten angetroffen: dieſe neh⸗ bubenſtreiche men ihre Zuflucht zu tauſend loſen Künften, und verfaͤlſchen alles, was fie verkaufen. Ei— nige wiſſen die Kunſt, bey einem Kapaune die Bruſt zu öffnen, alles Fleiſch heraus zuneh— men, — e) Ich glaube aber wohl, daß dieſes angienge, g) Man ſieht deutlich, daß ſolches wirklich gez da ſich ſolches in einer großen See- und Handels ſchehen fey. Denn foldhe Bettügereyen werden vor- ſtadt zugetragen hat, wo beträgerifche Menfchenam nehmlich gegen die Europäer ausgeiber,umd in den leichteften gefunden werden. Daraus ſieht man, Seeftädten, welche von ihnen am meiſten beſuchet daß ſolche Begebenheiten nicht felten feyn können. werden. In dem Innern des Landes iſt die Ehrlich. F) Ze Comes Nachrichten von China, auf der Feit bey dem gemeinen Volke eben fo groß, als ihre 242 und folg. Seite, Hoͤflich⸗ XV Buch. u Capitel. 133 inen, die Hoͤlung ſodann wiederum auszufüllen, und das Soc) fo geſchickt und kuͤnſtlich zu- Beſchaffen⸗ zumachen, daß man den Betrug nicht.eher. entdecket, als bis der Kapaun auf die Tafel beit derEin⸗ gebracht wird, und zerleget werben foll. "Andere find nicht weniger geſchickt, einen Schin⸗ Wobner. ken nachzumachen: fie nehmen ein Stuͤck Holz, umgeben es mit einer Art von Erde, und wickeln es ſodann in Schweinshaut en 4). Doch muß man geftehen, daB fie ſolche De: trügerenen felten an andern, als an Fremden, ausüben; und an andern Orten 7) Fünnen es die Chinefen felbft kaum glauben. ' et Wenn fie einen Vortheil erfhnappen wollen: fo wenden fie alle ihre Gefchicklichkeit Verſchlagen⸗ an, um fich bey denen einzufchmeicheln, welche ihre Abfichten befördern Fonnen, und fu: — — chen durch häufige Geſchenke und Dienſibezeugungen, wofuͤr fie keine Vergeltung zu erwar⸗ er ten vorgeben, ihre Freundfehaft zu gewinnen, Sie wiſſen mit erſtaunenswuͤrdiger Geſchick⸗ lichfeit alle Öeftalten anzunehmen, koͤnnen ganze Jahre lang warten, und wenden die ge tingften Gelegenheiten zu ihrem Vortheile an, um ihre Abfichten zu erreichen k). Die Hofleute und die Unterfönige in den Provinzen, und die vornehmften Kriegsbe- Kunft, ihre dienten, find in beftändiger Bewegung, um die vornehmſten Staatsbedienungen zu erhal- Abfihten ten, oder an ſich zu ziehen. Da num folche, nach den Gefegen, nur den Berdienften zur — Belohnung dienen follen: fo ſuchen fie ihre Abſichten unter dev Hand auf tauſenderley Ar- r ten , durch Geld, Gönner und Lift auszuführen. Daher gefteht. Te Comte, daß fie die erfahrenften Staatsleute find, Sie haben eine natürliche Geſchicklichkeit fowohl zu Staats: fachen, als zur Handlung, und fuͤhren ihre Sachen unter einander felbft aus. Die Zür- ften und andere Große des Neichs bedienen ſich eben ſo wohl der Lift gegen einander, als an irgend einem europäifchen Hofe zu gefchehen pfleget: Ein jeder ift beftändig bemuͤhet, des andern ſeinen Geſchmack, feine Neigungen, feine Gemüthsverfaflung und feine Abfich- ten auszuforfehen 2). In einigen Bezirfen find Die Leute fo zankfüchtig, daß ſie ihre Landereyen, Haͤuſer und Einige find Güter. verpfänden , bloß um dag Vergnügen zu haben, Rechtshaͤndel zu führen, und ih— ſehr zankiſch. rem Gegner eine gute Pruͤgelſuppe zuwege zu bringen. Zuweilen aber trifft es zu, daß es der Beklagte, vermitteiſt gröfferer Geſchenke, dahin bringt, daß die Streiche auf den Klaͤ⸗ ger fallen. ° Daher entſtehen unauslöfchliche Feindſchaften unter ihnen. Unter andern brauchen fie das Mittel, Das Haus ihres Feindes zur Machtzeit mit Feuer anzuſtecken. Doc geſchieht dieſes nicht oft ‚weil die Tobesftrafe darauf geſetzt ift: Viele verabſcheuen auch ſolche Schandthaten, und verſohnen ſich aufrichtig mit ihren Widerfachern =), Bey dem allen haben doch auch die laſterhafteſten Chineſen von Natur eine Liebe zur Sie find gro⸗ Tugend, und zudenen,, bie fie ausüben. Diejenigen, welche feibft nicht Feufch find, be: beBewunde— wundern doc) keuſche Perfonen, fonderlich Witwen. Sie erhalten das Andenken berer- —— jenigen, welche ein keuſches Leben gefuͤhret »), oder ihrem Vaterlande gedienet, oder ſich ° " durch Tapferkeit, ober eine andere merkwuͤrdige That, hervorgethan haben, durch Triumph⸗ ; Rz ori bogen Höflichkeit. > Davon zeugen die Reiſenden ‚deren ) Du Halde wie oben; und le Comte aufber Tagebücher in dem : acht wor: 242 Seite. den find. BEER SOHN SPAREN *) Le Comtes Nachrichten von China auf der h) Du Haldens China a,d. 279 1. f. Seites 243 uf. Seite. and le Comtes Macpeichten yon China auf der 240 m) Du Haldens China auf der 279 ©. Seite. TE on) Welche ihr Leben gelaffen haben, um ihre 5) Das ift, die von den Kuͤſten entferner find, Ehre, ihre Freunde smd-dergleichen, zu erhalten. ’ 134 Beſchreibung von Ching, Befebaften bögen' und Aufſchriften. Sie find ſehr beforge, ihre Safter vor den Seuten zu verbergen. beitdevkin Si, hegen die größte Ehrfurcht und Hochachtung gegen ihre Aeltern, und Diejenigen, welche wohner. Ihre große ihnen vorgeſetzt geweſen find, wie auch gegen alte Leute. Hierinnen geht ihnen der Kaiſer ſelbſt mit feinem Beyſpiele vor⸗). Sie verabſcheuen alle Handlungen, Worte und Geber— den, welche Zorn oder die geringfte Gemüthsbervegung zu verrathen fiheinen 4). Magellanus merker an, daß fie in der fitelichen Weltweisheit vollfommen wohl be: Sähigfeit. wandert find. Diefes ift ihre vornehmfte Befchäfftigung, und der Hauptfächliche Gegen- ftand ihrer Unterredungen in Gefelifchaften. Ex feget hinzu, fie Hätten einen fo geſchwin— den und durchdringenden Verftand, daß fie, bey Leſung der Bücher, welche die Jeſuiten ges fhrieben haben, die fehwerften und verwirrteſten Fragen und Abhandlungen, ſowohl in der Meßkunſt und Weltweisheit, als auch in der Gottesgelahrheit, mit leichter Mühe verftün- den. Er verfichere, daß er verfchiedene gekannt habe, welche, ohne einigen Unterricht, wie er aus ihren Neben hätte abnehmen koͤnnen, die Fragen, welche Gott und die Dreyeinigfeit beträfen, auf das geſchwindeſte begriffen hätten, wenn fie diefelben in des Buglio chineſi⸗ ſcher Ueberſetzung des Thomas Aquinas geleſen hätten 7). Ihre Scharf⸗ Die lackirten Sachen, das ſchoͤne Porcellan, und eine große Menge wohlgearbeiteter ſinnigkeit. Sie halten Seidenwaaren, bie aus China zu uns gebracht werden, zeugen genugſam von der Scharf: finnigfeit der Einwohner. Sie find nicht weniger gefchickt, in Berfertigung allerhand Haus- vaths von Ebenholze, Mufcheln, Elfenbein, Ambra und Corallen. Ihre Schnis- und Bilderwerke, wie auch ihre öffentlichen Gebäude, morunter die Thore der großen Mauer, die Triumphbogen, ihre Brücen, und ihre Thürme gehören, drücken etwas großes und edles aus. Sie find in allen Arten von Künften auf gleiche Are glücklich, und thun alles mit einer gewiſſen Artigkeit, Die ihrem Geſchmacke gemäß iſt. Sind fie auch gleich, in manchen Stücen, zu feiner fo geoßen Vollkommenheit gelanget, wie man an europäifchen Werfen mwahrnimme: fo geſchieht fölches desivegen, weil fie durch die chinefifche Maͤßigkeit * Sparſamkeit eingeſchraͤnkt werden, welche den Ausgaben der Privarperfonen Graͤnzen etzet. Ihre Erfindung iſt zwar nicht ſo gut, als bey unſern Kuͤnſtlern: allein die Werkzeuge, deren fie fich bedienen, find viel einfacher, und fie machen auch alle Mufter nad), die man ihnen vorleget, ob fie gleich Die Sache felbft niemals zuvor gefehen haben. Alſo verfertigen fie jego Taſchenuhren, Wanduhren, Spiegel, Mufteten, Piftolen, und viel andere Dinge, von denen fie zuvor gar Feinen Begriff hatten, oder Die fie nur unvollfommen verfertig- ten si Indeſſen hegen fie doch eine fo große Einbildung von fich felbft ‚ daß auch fogar der ſehr uͤber ihre geringfte Pöbel gegen alle übrigen Völker die größte Verachtung heget. Sie find in ihr Gewohnhei⸗ tells Vaterland, und in ihre Gewohnheiten fo verliebt, daß man fie nicht überreden kann, etwas "davon fahren zu laffen, ober zu glauben, daß etwas außer China gue ſeyn fönne, Man Fann fie nicht dahin bringen, daß fie nur efrvas auf die europäifche Art vornähmen, Man harte Mühe genug, die chinefifchen Bauleute dahin zu bervegen, daß fie eine Kirche, welche in dem Bezirke des Pallaftes ſteht, nach dem aus Frankreich gebrachten Mufter erbaueten, | Ihre P) Siehe eig Beyſpiel davon in unſerm V Band, daß der Kaiſer aufgeſtanden, und ihm entgegen ge⸗ auf der zzꝛS. Dursalde ſuͤhret eben daffelbe an, gangen fey ‚und ihn zum Oberpräfidenten des Tibn und feet noch einige Ehrenbezeugungen Hinzu, als: mals der Meßlundigen ernennet habe, in welchem er ſchon ZV Buch, TI Enpitel. 235 Ihre Schiffe find fehr fchleche gebauer ‚und fie bewundern diejenigen, tvelche aus. Europa Beſchatfen⸗ fommen. Wenn man aber ihren Bauleuten den Rath ertheile, daß fie dergleichen erbauen beit derin⸗ follen: fo erftaunen fie über ein folches Zumuthen, und fprechen: Wir bauen nad) hing, — fifcher Art. Antwortet man: Sie tauger aber nichtss fo verfegen fie: daran liege nichts, Es ift fehon genug, daß fie in dem Reiche gewoͤhnlich ft; und es wirde ein Verbrechen feyn, wenn wir davon abgeben wollten, Diefe Antwort ruͤhret aber doch eines theils aus Furcht her, daß fie den Europäern, welche fie brauchen würden ‚nicht gefallen möchten. Denn die Kunfterfahrnen nehmen fonften eine jede Ar- beit, nach gegebener Anleitung, bereitwillig über fich, und führen fie aus, das Mufter fey auch wie es wolle z), Das gemeine Volk ift niche im Stande, feinen Unterhalt zu erwerben, wenn es niche Ihr Steig: beftändig arbeite. Man finder auch faft nirgends ein arbeitfameres und mäßigeres Volk, als dieſes: denn es wird von der Kindheit an, zu ſchweren Arbeiten angewoͤhnt. Ein Chir nefe bringe wohl ganze Tage damit zu, daß er die Erde umgräbt, und dabey oft bis an die Knie im Waffer fteht, und wenn es Abend wird, fo halt er ſich für glücklich, wenn er et» was gefochten Neiß, gefochtes Kraut, oder Thee hat, Sie nehmen zu allerhand Arten von Erfindungen ihre Zuflucht, um fich gebensmittel Dadurch zu erwerben, Und da man in dem ganzen Reiche feinen Schub breit Erde, fo zu fagen, findet, der nicht angebauet wäre + fo erifft man auch Feinen Menfchen, es ſey Mann oder Weib, an, er mag auch noch fü alt, taub oder blind ſeyn, der niche feinen Sebensunterhalt ganz leicht erwerben koͤnnte. Sie bedienen fich felten eines andern Werfzeuges, um ihr. Korn zu mahlen, als einer Handmühle, und da diefe nichts weiter, als eine Bewegung der Yerme.erfordert: fo Fann dazu eine uns zählige Menge von Leuten gebraucht werden. Die Ehinefen machen fich alles dasjenige zu Nutze, welches andern ganz unbrauchbar IhreKuͤnſte, zu feyn feheint. Eine große Menge Häufer- in Peking erhalten ſich bloß dadurch, daß fie IM fh Um > Schwefelhoͤlzchen verfaufen. Andere lefen fleinefeidene, wollene, cattune, oder leinwandene — Laͤppchen, Beine von Hunden, und Stuͤckchen Papier, auf den Gaſſen auf, reinigen ſie, und verkaufen ſie wiederum. Sie handeln ſogar mit Miſte, und aus dieſem Grunde haben viele, in allen Provinzen, Faͤſſer oder Eymer bey ſich. An einigen Orten laufen ſie, mit ihren Barken in die Canaͤle ein, welche hinter den Haͤuſern ſind, und fuͤllen ſie faſt alle Stunden des Tages. Alsdann ſtellen ſich die Bauern ein, kaufen dieſes an ſich, und geben dafuͤr Holz, Del und Huͤlſenfruͤchte. In allen Straßen findet man Abtritte für die Durchgehen⸗ den, um ſich zu erleichtern, und die Eigenthümer ziehen davon großen Vortheil u), > Alein die erftaunenswürdige Anzahl der Einwohner in China, verurfacher dennoch, Große Noth ungeachtet ihres Fleißes und ihrer Maͤßigkeit, eine geoße Noth unter ihnen. Manche find bey vielen. . fo dürftig, daß fie ihre Kinder, aus Mangel der nothwendigen Lebensmittel, auf den Straf fen ausfegen,, fonderlich wenn die Mütter Frank werden, oder feine Milch haben, um fie zu fingen. In großen Städten, wie Peking und Kanton find, iſt diefer rührende Anblick gar nicht felten, an andern Orten aber ift er um fo viel ungewöhnlicher. Andere bringen die Wehmuͤtter dahin, daß fie die neugebohrnen Maͤgdchen in einem Becken mir Waller ere ſchon eine Stelle hatte. * * ) Du Halde, China, ad. 277. g) ou Halde Ching a,d. ago u.f ©. 2) Du Zalde, Ehina,a.d,280 5, ») Magellans Erzähl, VOnChina,ad.ggn3&, 7) Du Halde, China, g. d. 230 ©, Be -. Bceſchreibung von China, Kleidung ertrinfen faffen. Eben diefes Elend ift auch die Urfache von einer großen Menge Sklaven, der Chineſen. oder vielmehr folcher Perfonen, welche ſich unter der Bedingung verpfänden, daß fie wieder: um ausgelöfee werden ſollen. Auf folche Art find eine große Menge von Knechten und Mägden an ein Haus gebunden, wiewohl manche auch ordentlich, wie in Europa geſchieht, gemiethet find. Manchmal verfaufer ein Vater feinen Sohn, und wohl noch dazu fich ſelbſt, und fein Weib, um einen fehr billigen Preis. Wenn er es aber möglich machen kann, fo verpfändet er lieber nur fein Hausgefinde x). | Kleidung der - Die Kleidung der Mannsperfonen ift nach den ernfthaften Mefen eingerichtet, das fie Mannsperr von fich blicken laſſen. Sie befteht in einem langen Kleide, das bis auf die Erde hinunter fonen. geht. Die Seitentheile gehen über einander weg, und derjenige, welcher oben iſt, ift nach der rechten Seite zugefehrt, mo er mit vier bis fünf goldenen oder filbernen Knöpfen, die niche weit von einander abftehen, angenöpft wird, Die Aermel find an den Schultern weit, werden gegen die Hand zu, immer enger, haben am Ende die Geftalt eines Hufeiſens, und bedecken die ganze Hand, ausgenommen die Spigen der Finger y). Sie umgürten fich mit einem filbernen Gurte, deffen Enden bis auf die Knie hinunter bangen. Daran befeftigen fie eine Büchfe, worinnen ein Beutel, ein Meffer,-und zween Eleine Griffel ſtecken, deren fie ſich an ftaft der Gabeln bedienen u. ſ. f. Ehemals trugen die Chineſen gar Fein Meſſer bey ſich, und die Gelehrten thun es noch jego fehr felten. ! 2 Sommer: Im Sommer fragen fie unter ihrem langen Unterkleide leinene Beinkleider. Dar: und Winter: ber ziehen fie zumeilen noch) andere von weißem Taffend, Im Winter aber tragen fie Bein: kleider. kleider von Atlaſſe, die mit Cattun, oder roher Seide gefüttert find. In den nordlichen Ge: genden haben fie lederne Beinkleider, welche fehr warm find. Ihre Hemden find aus ver: fhiedenem Zeuge verfertiget, nachdem Die Jahrszeit ift, und fehr weit und kurz. Viele tra- - gen, im Sommer, damit fie ihre Kleidung vor dem Schweiße bewahren mögen, ein feidenes Mes auf der Haut, welches verhindert ‚daß das Hemde nicht an dem Leibe anfleben kann. So lange der Sommer waͤhret, geben fie um den Hals ganz bloß: im Winter aber tragen fie ein Halstuch von Atlaffe, oder Zobel, oder Fuchshaut, und befeftigen es an Das Unterkleid. Die Kleiter find auch wohl mit Schaffellen, oder mit Seide und Cattun gefüttert. Leute dom Stande füttern fie durchaus mit Eoftbarem Zobel, oder feinen Fuchsfellen, mit einem Rande von Zobel. Im Frühlinge tragen fie diefelben mit Hermelin gefüttert. Ueber dem Unterkleide tragen fie einen Oberrock mic kurzen Aermeln, der auf gleiche Art gefüttert oder | eingefaßt ift. Sie ſchraͤn. Es iſt nicht erlaubt, Kleider von allen Farben ohne Unterfchied zu tragen. Niemand, Een fich in ges als der Kaiſer, und die Prinzen vom Geblüte, dürfen gelb gekleidet gehen. Einige Marne wiſſe Farben darinen Fleiden fich gern, an feyerlichen Tagen, in Atlas, mic einem rorhen Boden: ordent⸗ Ben lich aber geben fie ſchwarz, blau oder violet gekleidet. Das übrige Volk Eleidet ſich gemei- niglich in blaues oder ſchwarzes Ealico, Sonften beftrichen fie ihr Haar ſehr häufig mit Dele, und hatten ſich in diefen Zier- rath dermaßen verliebt, daß viele lieber ſterben, als fich, nach tartarifher Gewohnheit, ihr Haar abſcheeren laffen wollten. Jetzo aber laſſen fie nurauf dem Hintertheile des Hauptes, 7 oder x) Du Halde, China, a. d. 277 und folg. Seite. 9) Sie dienen mit an ſtatt der Handſchuh oder wie auch Magellans Erzäplung von China, auf der Muͤffe: denn bey kaltem Wetter ſtecken fie die Haͤn⸗ 121 Seite. ’ de in die Aermol. Hr ı2. — CHINESER 1 I, 1. din Kaıser ın seiner Staatskledıng . | F SI. . Ein Kaıser in seiner ordentlichen Klerding. : Ein Bauer. ) . Ein Bonze — — — * —ñit —ñ— eunaae — tn: Nah X 1 —— —— 4 x « “x >" RER NR LErN none N r Eh? RER, = r ER Pe?) ——— F — — ih E z Ä I FEN F\ ; x F Sr $ ET * u, va 4 Kb re * Pr DR — N e A —— = R k- er € J J v * — ee * * * — > Y — N F — J — en ara + * GR XV Buch, I Capitel. | 137 oder auf dem Wirbel, fo viel Haar wachſen, als genug ift, es in Locken zu fchlagen, oder in Kleidung Zöpfe zu flechten 2). ul „derChinefen, Im Sommer tragen fie einen Fleinen Hut, oder eine Müge, bie mie ein Trichter ge- Ihre Hürde ſtaltet ift. Sie ift außen mit Rattan: überzogen, ſehr artig gearbeitet, und mit Atlaſſe ges oder Mügen. füctert. Oben auf der Spige ift eine große Haarlocke, welche fih darüber bis an den Nand ausbreitet, Diefes Haar, welches ungemein zart und leicht ift, waͤchſt auf den Schen⸗ fein einer gewiſſen Art von Rüben , und. hat eine vortrefflich ſchoͤne rothe Farbe, Die Mandarinen und Gelehrten haben: noch. eine andere Art von Mügen, welche das gemeine Volk nicht tragen darf. Sie haben. eben die Geſtalt, wie die vorigen , find aber: von Pappe verfertiget, und inwendig mit rothem oder blauem Atlaſſe gefuͤttert. Von außen jind fie mit weißem Allaſſe überzogen, und mit einer großen Socke von der feinften vothen Seide bedeckt. $eute vom Stande bedienen ſich zum öftern der erftern Ark, fonderlich wenn fie reuten, oder: wenn garftiges Wetter ift: denn fie halten ven Negen auf, und verwahren das Haupt fo- wohl von fornen als von hinten, wor der Sonne, Im Winter tragen fie eine Arc von fehr warmen Mügen, die ein Gebrärne von Zobel, Hermelin oder Fuchſe, und oben auf der Spi- ge eine Locke von rother Seide haben, Das Gebräme ift zween bis drey Zoll breit, und fieht Re fihön aus, fonderlich wenn es von dan feinen, fehwarzen glänzenden Zobel verfer- figet ift. — Die Chineſen, ſonderlich die vom Stande, laſſen ſich niemals oͤffentlich ohne Stiefeln Sie tragen ſehen. Dieſe ſind gemeiniglich von Seide, beſonders von Atlaſſe oder Calico, und liegen zu allen knapp an, haben. aber weder Stolpen noch Abſaͤtze. Wenn fie reuten, fo haben fie Stie— Bien fein von Rinds= oder Pferdeleder, die fo gut gearbeitet find, daß nichts geſchickter und bieg- jan, ſamer feyn kann. Ihre Stiefelfteümpfe find von Stoffe, und mit weißem Cattune benaͤht und gefüttert. Ein Theil davon geht über den Stiefeln hervor, und hat einen breiten Rand von Plüfch oder Sammer. Allein diefe find zwar im Winter gut, um die Beine warm zu halten; bey heißem Wetter aber ganz unerträglich. Um deswillen hat man nad) eine an⸗ dere Art, die Fühler if. Gemeine Leute aber. fragen; oftmals, um die Koften zu erfparen, Strümpfe von fhwarzem Tuche. Leute vom Stande ragen dergleichen feidene zu Haufe, welche. fehr nett und ſchoͤn find, en —** Wenn ſie ausgehen, oder einen vornehmen Beſuch abſtatten: ſo tragen ſie uͤber ihren Kleidung bey Unterkleidern, welche ordentlich von Leinwand oder Atlaſſe ſind, einen langen ſeidenen Rock, Beſuchen. der gemeiniglich blau if, und daruͤber einen Guͤrtel. Ueber dieſes alles koͤmmt noch ein kurzes ſchwarzes oder Veilgenblaues Kleid, welches nur bis auf die Knie reichet, aber ſehr weit iſt, und weite und kurze Aermel hat. Ueber dieſes tragen ſie noch eine Muͤtze, die eine kurze kegelartige Geſtalt hat, und mit frey herum flatternder Seide, oder rothem Haare, bei ben iſt. KON ziehen fie. Stiefeln von Stoffe an die Beine, und nehmen einen Fächer in ie Hand 2). | . Bey dem weiblicher Gefchlechte werden die natürlichen Reizungen, die man an dem Kleidung der Hinefifchen Frauenzimmer wahrnimmt, dutch nichts mehr vergrößert, als Durch das unge⸗ Weibsperſo⸗ mein ſittſame Weſen, welches aus ihren Blicken und aus ihrer Kleidung ae nen. ar Ihre 2) Diefe nenneten pie Portugieſen die Cabello 4) Du⸗alde, China, auf der 282 nd folg. S. Chineſen, oder die Haati ie-folaten dem wie auch le Tomte Rachtichten von China, anf der Borings.. Siebe —S nd "N * i vr. * * * Aligem. Reiſebeſchr VI Hand, 138 Beſchreibung von China. Kleidung Ihr Roͤcke find ſehr lang, und bedecken fie vom Kopfe bis auf die Füße, fo, daß man wei⸗ dee Ebis ter nichts, als das Angeficht zu ſehen befommt. ihre Hände ſtecken beftandig in ihren nefen · ¶ weiten Aermeln, welche fie beynahe fchleppen miürden, wenn fie diefelben nicht immer zus fammen hielten. Die Farbe ihrer Kleidung iſt roth, blau oder grün, wie es ihnen ge— faͤllt. Allein Violet oder ſchwarz geht faſt niemand, als nur bejahrres Frauenzimmer, ges fleidet. Sie gehen langfam und zümpferlich, fehlagen die Augen zur Erde, und hängen den Kopf auf eine Seite, Solchergeftalt fehen fie wie Nonnen oder Klofterjungfern aus, Ihr Gang aber iſt ungewiß, und ihre Stellung kann den Fremden nicht gefallen. Diefes rühret von der gezwungenen Kleinigkeit ihrer Füße ber, welche fie fehr fefte binden, um zu verhindern, daß fieniche wachfen koͤnnen. Dieſe Unbequemlichkeit ſuchen fie auch alsdanın - noch zu vermehren, wenn fie groß gewachſen find: denn Eleine Füßchen halten fie für eine außerordentliche Schönheit, und fuchen fie beftändig zu zeigen, wenn fie gehen, Kleine Füße. Die Ehinefen wiſſen ſelbſt nicht recht zu fagen, woher diefe wunderliche Gewohnheit - entftanden fey, Daß die Alten um deswillen die Fleinen Füße aufgebracht Haben follen, da- mit ihre Weiber fein zu Haufe bleiben möchten, wird von einigen für eine Erdichtung ge— Balten, Viele von ihnen glauben, man Härte eine Staatsabficht dabey gehabt, und die Weiber in beftändiger Unterwuͤrfigkeit erhalten wollen ). So viel ift gewiß, daß fie fehr eingeſchloſſen leben müffen, und felten einen Fuß aus Ihren Zimmern fegen dürfen , welche an dem abgelegenften Orte des Haufes find, Sie haben auch mit niemanden einige Gemein= ſchaft, außer mic ihren Maͤgden. Indeſſen finder man doch, überhaupt zu fagen, auch - bey ihnen bie allgemeine Eitelfeit des weiblichen Geſchlechtes. Und ob fie gleich niemand, als ihre Bedienten, zur fehen bekommt: fo wenden fie doc) alle Morgen ganze Stunden der- auf, daß fie fich pugen und ausſchmuͤcken. Man verfichert , fie vieben ihr Angeſicht mit einer Art von Mehle, um es fhön zu machen; diefe Gewohnheit verderbere aber in kurzem ihre Haut, und machte fie voller Kunze, — Ihr Kopfputʒz. Ihr Kopfputz beſteht gemeiniglich in vielen Socken, die mie kleinen Straͤuschen von goldenen und ſilbernen Blumen untermenget ſind. Einige ſchmuͤcken ihr Haupt mit dem Bilde des Fong whang, eines erdichteten Vogels c). Dieſes iſt von Golde, oder von Silber / und vergoldet, nachdem die Perſon vom Stande iſt. Die Flügel find geſchickt über den vordern Theil ihres Kopfputzes ausgebreitet, und nehmen den obern Theil ihrer Schlaͤ⸗ fe ein. Der lange ausgebreitete Schwanz ftellet eine Art von einem Federbuſche auf dem Wirbel des Hauptes vor, Der Körper liege auf der Stirne auf. Der Hals und der Schnabel Hangen auf die Nafe herunter, Der Hals aber ift durch eine verborgene Angel an dem Körper befeftiget, daß er bey der geringften Bewegung des Hauptes, wackeln und fich bewegen faun, Der Vogel ſteht auf ven Füßen, und diefe ftedfen in den Haaren, da= mit ev nicht herunter falle. Frauenzimmer von ſehr vornehmen Stande trägt zuweilen eis nen Kopfputz von mehrern folchen Vögeln, die ineinander gefchlungen find, und eine Art von einer Krone vorſtellen. Die bloße Arbeit daran Eofter ſchon fehr vieles Geld, Kronen von Das junge Frauenzimmer trägt gemeiniglich eine Art von einer Krone, die aus Pappe Pappe. yerfertiget und mir fehönem Jeder überzogen iſt. Das Vordertheil erheber fich in eine Spiße 5) Warum follte man es nicht einer eingebtldes Ce) Wie der Phoͤnir bey ven Griechen. _ ten Schönheit. zufchreiben, da -Eleine Füße faſt "0 Du Hrlde, China a.d. 291 u. f. S. Siehe überall für ſchon gehalten werden ? auch le Comte Nachrichten von Epinnaduzs uf. TC — — EUR CHINESISCHE FRAUENZIMMER ; AUS DEM Du HALDE. I-VIE, XV Buch. II Capitel. | 39 Spige über die Stirne, und ift mie Perlen, Diamanten und andern Zierrarhen beſetzet. Kleidung Der Wirbel des Hauptes ift mit natürlichen oder Eünftlichen Blumen geſchmuͤckt, Die mie der Chir Fleinen Griffeln unsermifcher find, 'auf deren Spigen Juwelen ſtecken. Weiber Bingegen, nefen, die ſchon bey Jahren find, fonderfich wenn fie von gemeinem Stande find, begnügen fich mit einem Stucke von fehr feinem feidenen Zeuge, das fie einigemal um den Kopf herum wickeln, und Pau tew, das ift, den Ropfeinwickeler nennen, ” Die Mode in der Kleidung ift bey den Chinefen vom Anfange ihres Neichs an, bis zu deſſen Eroberung durch die Tartarn, allemal einerley geweſen; und diefe haben nichts in ihren alten Gebräuchen geändert, außer daß fie diefelben genöthiger haben," fich nach ih⸗ ver Art zu Eleiden 4). | Magellanus bemerfer, daß diefes Volk alle übrigen in der Sorge übertrifft, wel- Erſtaunens ehe fie für ihre Kleidung tragen, Die fehlechtefte Perfon, und wenn fie auch noch) fo mürdige arm iſt, ‚gebe doch anftändig gefleider und nad) der Mode, Man muß erftaunen, führe Neinlicheeit er fort, wenn man fie alle, und auch die Elendeften, am neuen Jahrstage in ihren neuen * Kleidern, «und auf das befte gepußer fieht e), | „ale Der II Abſchnitt. Ceremonien, die fie bey ihren Grüßen, Höflichkeitsbegeugungen una Beſuchen beobachten, | Seiner Begriff von der Höflichkeit. Feſtgeſetzte Ne: zettels Beſuche der Quan untereinander, Ver⸗ geln von der Aufführung, die fie allebinden. Cere⸗ ſchiedene Umftände dabey. Verhoͤr eines Abge⸗ monienrath. Grüßen unter den Männern, ſandten. Ordnung des Zuges dabey. Seine Auf⸗ unter den Weibern; unter den Quan, und un⸗ nahme. Gefchenke, die man ihm reichet. Umz ter dem gemeinen Volke. Ausdrüce der Höf- fände beyderen Annehmung. Gewohnheiten bey lichkeit. Einrichtung der Beſuche. Beſuch⸗ Schrelbung und Ueberſendung der Briefe. E⸗ ſcheint, als ob die Chineſen in keiner Sache ſorgfaͤltiger waͤren, als in Beobachtung Feiner Be⸗ ihrer Ceremonien und Hoͤflichkeitsbezeugungen. Denn fie glauben, daß eine gehörige griff vonder Sorgfalt in Ausübung der Pflichten der Höflichkeit mehr Mugen fehaffe, als fonft erwas; Boͤflichkeit. daß jie das Gemuͤth von der angebohrnen Grobheit befreye, Sauftmuth und Gefälligkeit einflöße, und in einem Staate Ruhe, gute Ordnung, und gebuͤhrende Unterwuͤrfigkeit erhalte 4). Unter ihren Büchern, welche von den Regeln der: Höflichkeit handeln, findet man eines, welches auf drey taufend folche Regeln enthält b), und worinnen alles umſtaͤnd⸗ lich ausgefuͤhret iſt. Die gemeinen Grüße, die Beſuche, die Geſchenke, die Öaftereyen, und was nur öffentlich oder unfer einzelnen Perfonen vorgeht, find vielmehr eben fo viele feſtgeſtellte Gefege, als bloße nach und nad) eingeführte Gewohnheiten. 77 Das Ceremoniel ift in Anfehung der Perfonen von allen Ständen gegen einander ſeſt Feſtgeſetzte geſtellet, wenn fie etwas mit ihres gleichen, oder mit ihren Vorgeſetzten zu thun haben, Regeln von Die Großen wiſſen, was fie dem Kaifer und den Prinzen für Ehrerbierhung fehufdig find, * Auffůh⸗ and wie fie ſich gegen einander aufführen ſollen. vr die Handwerksleute, die Bauern "9 2 und e) Magellans Ersser ina, a. d. Grundſatz zu fen, dem es.nicht an Br Als von Fin, feiner — mangelt. — m | F) Dieſes ſcheint ein am ſich ſelbſt deutlicher, So auch Magellanus a. d. 101 ©. 140 | Beſchreibung von China. rremoniel und bie geringftem aus. dent Pöbel, beobachten alle Gebräuche, die ihnen vorgefchrieben derf@inwobefind, und zeigen, wenn fie zu einander Eommen;, Gefälligfeit und ein gefittetes Weſen. Bern Miemand, er ſey auch wer er wolle + darf fic von dieſen Gefegen ausfchliefien, und jemane den weniger Ehrerbiethung erzeigen, oder mehr von andern fordern, als im vorgeſchrie— ben ift, die fie alle Als der Leichnam der letztverſtorbenen Kaiſerinn zur Beerdigung abgeführet wurde: Binden. fo) viefseiner von. den Prinzen von Geblüte einen Ro lau zu fih, um mit ihm zu ſpre⸗ chen. Der Ko lan fam und: antwortete ihm auf den Knien: DerPrinz ließ ihn indiefer Stellung, und hieß ihn nicht. aufitehen. Den nächftfolgenden Tag verflagte ein Roli, . ben Prinzen und alle Rolane vor dem Kaifer; den Prinzen, weil er hatte gefchehen laſſen, daß ein fo angefehener Beamter in einer fo demuͤthigen Stellung vor ihm erfchienen war; die Ro laue, und vornehmlich denjenigen, melcher nieder gefniet war, weil er diefe fo hohe 30 Würde in dem Reiche verunehret hafte ; - und Die übrigen , weil fie fich nicht dawider ges ſetzet, oder wenigftens. dem Kaifer hiervon Nachricht ertheilet hatten. | Der Prinz enefchuls digte fich Damit, daß er nicht gewußt haͤtte, was man bey folchem Falle für eine Gewohn⸗ heit oder für ein Gefeg hätte, und daß er eine folche Unterrverfung nicht verlangt hätte. Der Roli aber führete, Iymzur Antwort, ein Geſetz aus einer alten Dynaftie an. Eeremonien: PUR: befahl, der. Kaifer den, Li pur, oder. dem; Ceremonienrathe, da fie folches rath. Geſetz in den Archiven nachſuchen, und, im Falle fie keines finden koͤnnten, deswegen eine Regel abfaffen follten, welche auf das Künftige ftart haben könnte, Das vornehmfte Ge⸗ ſchaͤffte dieſer Rathsverſammlung beftehedarinnen, daß fie auf die Gebräuche im Kaiſerthu⸗ me Achtung · geben muß· Auch die Fremden find von ihrer Verbindlichkeit nicht ausge- nommen. Man hardie Gewohnheit, ehe man einen Gefandten bey Hofe einführet, daß mög ibn gwor in geheim / vierzig Tage lang Hinter einander unterrichtet, und. ihn in den Gebräuchen Des Landes über ; eben fo,..als-wie die Comödianten ihre Rollen. zuvor herſa⸗ gen, ehe fie auf dem Schauplage diefelben worftellen. Faſt alle diefe Gebräuche beftehen darinnen, daß man auf die gehörige Art fich beuge, nieder Fnie, und fich ein oder mehrere male zur Erden niederwerfe, nachdem es die Gele. genheit, ber Ort, das Alter oder. der Stand der Perſonen erfordert: fonderlich wenn man: Bein m abſtattet, Geſchenke uͤberreichet, oder gute Freunde bewirthet. Gruͤßen un 90 (Die gemeine Art, einander zu grüßen, beſteht bey den Mannsperfonen darinnen, daß ter den Maͤn⸗ fie Die Hände auf die Bruſt zuſammen ſchlagen, fie auf eine befondere Art bewegen, dag nern; Haupt ein Flein wenig neigen, und Dabey ſprechen: Tſin tſin. Dieſes iſt ein hoͤflicher Ausdruck, der feine beſtimmte Bedeutung has. Wenn fie jemanden begegnen, dem fie größere Ehrerbierhung zu ergeigen verbunden finds fo: ſchlagen fie erſtlich vie, Hände zuſam⸗ wien ʒ heben, fie hern ach in Die Höhe; aſſen fie fodann. beynape bis an die Erde niederfinfen, und beugen zugleich Das, Haupt febr;tigf., „, Wenn zipsene. gute Befannte.nach einer langen, Trennung wiederum. zuſammen kommen fo. fallen fie beyde auf die Knie nieder ‚und beu⸗ * * en hoͤflichen Ausdruͤcken bediengn fie ſich gemeiniglich des Wortes So, Iſt jemand an Tiere einem Orte nur erſtlich angelanget: fo tft. die erſte Frage, die fie an ihn thun: Na fo; Pe in sie opti Ge (ey? Wenn man fie fraget, wie, fie ſich befinpenz, (R.antwouen fie;. Bau Iamı ye hung ſoz ſehr wohl, Dunffy euerm aa bis zur. Erde. Alsdann ftehen ſie auf, und thun eben dieſes stwey «bis dreymal. In u XV Buch II Capitel. 141 euerm Üiberflüßigen Gluͤcke. Wenn fie jemanden fehen, der ſich bey guter Geſundheit Ceremoniel befindecz fo veden fie ihn folgendermaßen an: Yung fo, welches eben fo vielift, als wennderSinwoh⸗ fie fprächen: Das Glück ift auf enerm Befichte abgebildet; oder: ihr baberein Per. glückliches Geficht. | —— Bey dem Anfange der Monarchie, als die Einfalt noch herrſchete, erlaubte man den unter den MWeibern, wenn fie ſich gegen eine Maunsperſon höflich ausdrücken wollten, bie Worte: Weibern;. Dan fo zu brauchen, das ift, alles, oder gutes Blück ſey auf eurer Seite. Nach⸗ dem aber die Reinigkeit der Sitten anfing, verderbt zu werden: fo glaubte man, dieſe Art von Höflichfeitsbezeugungen ſchicke ſich nicht für das weibliche Gefchlecht. Um nun biefe Gewohnheit gänzlich abzufchaffen: ſo erlaubte man ihnen nicht einmal mehr, einander felbft mie. diefen Worten zu grüßen, Unter gemeinen Leuten hat allemal der ältefte die Oberftelle. Sind aber Fremde zu: gegen: fo wird fie demjenigen gelaflen, der am weiteften nach Haufe hat; es wäre denn, daß fein Rang oder Stand etwas anders erforderren. In denen Provinzen, ro die rechte Hand den Vorzug bat, ermangeln fie niemals, diefelbe Fremden oder Gäften zu geben. In manchen Provinzen aber geht die linfe Hand vor, \ Wenn zweene Quan oder Mandarinen auf der Straße zufammenkommen, die einan- unter den derim Range gleich find: fo grüßen fie ohne aufzuftehen, oder aus dem Tragefeffel zufteigen, Dmans > einander fo, Daß fie die Hände zufammen fehlagen, fie fodann finfen laffen, und hernach wie- 3 derum gegen den Kopf in die Höhe heben, Diefes wiederholen fie zu verfhiedenen malen, bis fie einander nicht mehr fehen fonnen, Wenn aber der eine von niedrigerm Range ift: fo muß er mit feinem Tragefeffel ftille halten, oder, wenn er zu Pferde ift, abfteigen, und eine tiefe Berbeugung machen. Aus diefer Urfache fuchen die Niedrigern, fo viel als mög: lich iſt, folde Zufammenfünfte zu vermeiden, a Die Ehrerbiethung der Kinder gegen ihre Yeltern, und der Schüler gegen ihre Leh⸗ ver, iſt ganz unvergleichlih. Sie reden in ihrer Gegenwart fehr wenig, und bleiben be⸗ ftändig ftehen. Sie haben die Gewohnheit, fonderlich bey dem neuen jahre, bey ihren Geburtstaͤgen und bey verfehiedenen andern Gelegenheiten, daß fie ihnen auf den Knien Gluͤck wuͤnſchen, und zu vielen malen mit ihrer Stirne auf den Boden ftoßen, Die Geſetze der Höflichfeit müffen nicht weniger auf den Dörfern, als in ben Städ- und unter ge: ten, beobachter werden, Die Seute mögen mit einander ſpazieren gehen, oder fonft Umgang meinen Leu⸗ pflegen, ‚oder einander grüßen; fo brauchen fie allemal die Demüthigften und ehrerbiethig: ken. ften Ausprüce, Alſo, wenn man fich etwas Mühe giebt, ihnen eine Gefaͤlligkeit zu erzei- gen: fo jpredhen fie, Tey fin, das ift, ihr gehet mir euerm Kerzen recht verſchwen⸗ Hoͤfuche derifch zn. Hat man ihnen einen Dienſt erwiefen ; fo iſt ihr Ausdruck Sye pu tſin, Auodruͤcke— das it; Wein Dank kann niemals ein Ende haben. Wenn fie einer Perfon, fie ſey auch noch fo geringe, in ihren Geſchaͤfften hinderlich fallen: fo fprechen fie: San lau, es thut mir ſehr leid; oder; Te tſwi, ich babe einen großen Sebler begangen, daß ich mir die Srepheir genommen habe. Wenn man im Begriffe ift, ihnen eine Ge: faͤlligkeit zu erzeigen: fo ſchreyen ie; Pu fan, pu kan, pu kan; ich darfinicht, ich ER darf nicht, ich darf nicht, das iſt, geſchehen Taffen, daß ibr ench meinetwegen ſo viel Muͤhe machet. Saget man nur das geringſte zu ihrem Lobe: fo geben fie zur Antwort: Riten, das iſt/ wietannicht: pa wie kann ich dus ſenige glauben, 3 was Ceremoniel der Ein⸗ wohner. Einrichtung der Beſuche. Beſuchzettel. Beſuche der Quan unter sinander, 142 | Beſchreibung von China. was ihr von mir ſaget? Wenn fie Abſchied von einem Freunde nehmen, ber bey ihnen zu Gaſte gewefen ift: fo forechen fie; Nerv man, oder Tay man; das ift: wir has ben euch auf eine ſehr gemeine Art empfangen; wir haben euch ganz fehleche bewirtbet. ’ Wenn fie nicht vertraut mie ihren beften Freunden, oder mit Perfonen von geringerem Stande reden: fo brauchen fie niemals die erfte oder zweyte Derfon. Denn es würde eine große Unhöflichkeit ſeyn, wenn fie fich mie ic) und du ausdrücken wollten. An ftatt alfo zu fagen: ich bin durch den Dienft, den ihr mix erwiefen habet ſehr geruͤhret, ſpre⸗ chen fie: der Dienft, welchen der Herr, ober der Lehrer, feinem geringften Dies ner, oder feinem Schüler, erzeiget hat, hat mich ungemein geruͤhret. Auf gleiche Art nennet fich ein Sohn gegen feinen Vater, wenn er mit ihm vedet, feinen Enfel; ob er gleich der ältefte Sohn im Haufe ift, und felbft fhon Kinder hat. Sie brauchen zum öf- gern ihre eigenen Namen, um ihre große Ehrerbiethigfeit zu bezeugen: denn fie haben ver- ſchiedene Namen, nach) ihrem Alter und nach ihrem Stande ce)... Es fömme ihnen aud) Fein Volk in Der Menge und Mannigfaltigkeit der Ehrenbenennungen bey, womit fie ein⸗ ander beehren, und welche in Feiner europaͤiſchen Sprache ausgedruͤckt werden Eönnen ‚ weil es on Wörtern fehlet, die ihnen in der Bedeutung gleichkommen A), Ein Hauptſtuͤck der chinefifchen Hoͤflichkeit ift, daß fie einander Beſuche abftarten. Diefes gefchieht bey Geburtstagen ʒ bey dem Anfange eines neuen Jahres; bey Feyerlich- keiten; bey der Geburt eines Sohnes; wenn fich einer aus dem Haufe verehlicher, oder zu einer "Bedienung erhoben wird, oder eine lange Neife unternimmt, oder mit Tode abgeht, und ſ. w. Solche Befuche, zu welchen alle verbunden find, fonderlich die Schüler gegen ihre Lehrer , und die Mandarinen gegen diejenigen, unter denen fie ftehen, werden gemei- niglich mit Geſchenken begleiter, ob fie fehon nicht allemal von großem Wertbe find. Ge— meine Befuche , auch unter den vertraufeften Freunden, werden zwar nicht mit fo weitläuf- tigen Umftänden abgeftattet: Doch wird man Durch Gewohnheit und Gefege perbunden, eine große Menge Gebräuche mitzumachen. Der Anfang zu einem Befuche muß damic gemacht werden, daß man dem Thuͤrſte⸗ her einen Zettel einhändiger, welcher Tye tfe genannt wird, Dieſer befteht in einem Bo⸗ gen rothem Papiere, der mit goldenen Bluhmen ganz nachläßig gezieret, und wie eine fpa- nifche Wand zufammengeleget iſt. Auf einer von den Falten fteht der Name des Beſu⸗ enden gefchrieben, und dabey findet man noch einige ehrerbierhige Ausdrüce, die nach dem Range und Stande der Perfon eingerichtet find. Alfo fpriche man jumeilen: der zärtliche und aufvichtige Freund eurer Herrlichkeit, und der beftändige Schüler euter Öelebrfamkeit, zeiget fich als ein folcher, um feine Schuldigteit abzuſtat⸗ ten, und feine Unterthaͤnigkeit auch durch eine Derbeugung biszur Erde dars zuthun. Solches drücken fie durch die Worte aus: Tun fehew pay: Wenn die Der- fon, die man befüchet, ein vertrauter Freund, oder von gemeinem Stande ift: fo kann gemeines Papier hierzu gut genug feyn. Bey Trauerfällen aber muß man weißes nehmen. Bey einem Stafthalter, oder einer andern Perfon von großem Range, muß man feinen Beſuch niemals nach Tiſche abftatten. Denn derjenige, der einen folhen * eu⸗ ©) Du Haldes China auf der zpu und folgenden Seite XV Buch: II Capitel. — 143 beſuchet, muß ſich wenigſtens eine Zeitlang vom Weine enthalten Haben. Es würde näm- Ceremoniel lich für eine Ermangelung der Ehrerbiethung angeſehen werden , wenn man vor einem der ins Manne vom Stande mit einem Gefichte erfcheinen wollte, woraus man fehen Fönnte, daß , wohnen man getrunken hatte; und der Mandarin würde es für eine Beleidigung aufnehmen, wenn man nach Weine röche.. Wenn man aber bey jemanden, der ſchon bey uns geweſen ift, noch an eben dem Tage den Gegenbeſuch abſtatten will: ſo kann ſolches dennoch nach Tiſche geſchehen. Denn dadurch zeiget man ſeine Eilfertigkeit, denjenigen zu ehren, der uns beſuchet hat. Manchmal begnuͤget ſich ein Mandarin damit, daß er nur das Tye tſe von dem Thuͤrſteher annimmt; und alsdann iſt es eben fo viel, als ob der andere feinen Beſuch perſonlich abgeſtattet hätte, Er laͤßt alsdann den Fremden durch einen Bedienten bitten, daß ex ſich nicht bemühen wolle, von feinem Tragfeffel herunter zu fteigen. Hierauf geht er noch an eben dem Tage, oder einem von den drey folgenden Tagen, zu ihm, und flattet den Gegenbeſuch ab. Iſt der jenige, der den Beſuch abftattet, eine Perfon von gleichem Stande, als wenn etwan zweene Mandarinen zufammenfommen, die beynahe von gleichem Range find: fo iſt ihm erlau- bet, fich durch Die beyden erften Höfe des Richthaufes, welche fehr groß find, bis an den, Eingang des Vorfaales, ragen zu laffen. Hier erfcheint der Mandarin, und empfängt. ihn. Wenn man in den zweyten Hof, gegen dem Vorſaale über, hineinkoͤmmt: fo finder man zweene Bediente, Die manchmal einen dem Mandarin zugehörigen Sonnenſchirm und großen Nebel halten, und beydes auf fo eine Art gegen einander ehren, Daß man weder den beranfommenden Mandarin gewahr werden, noch von ihm geſehen werden kann. Wenn der Fremde von feinem Seffel heruntergeftiegen iſt: ſo gebt der Bediente beyfeite, Der x große Wedel, welcher auch ihn verbarg, wird weggethan; und alsdann iſt er gleich nod) fo weit von dem Mandarinen entfernet, daß er ihm feine Berbeugung machen kann. In folcher Entfernung fangen fich die Gebräuche an, welche in einem chinefifchen Bus Verfhiedene che ausführlich abgehandele find. In demfelben findet man die Anzahl der Berbeugungen, Ymftände die man zu machen hat; die Ausdruͤcke, deven man fich bedienen muß; die Ehrenbenen- dabey, nungen, Die man brauchen ſoll; die beyderſeitigen Kniebeugungen; die verſchiedenen Wen dungen, bie man zuweilen zur rechten, zumeilen zur linfen Seite, zu machen bat, weil die Sperftelle an verſchiedenen Orten auch verfchieden iſt; Die flillen Geberden, mit welchen der Herr des Haufes anzeiget, daß man hineingehen folle, indem ev weiter nichts faget, als Tin tſin; das anftändige Weigern, da man nicht zuerft hineingehen will, fordern ſpricht: Pu Ean, ich darf nicht; "und den Gruß, den dev Herr des Haufes gegen den Seſſel zu beobachten bat, worinnen der: Fremde fist: denn er muß fich ehrexbiethig gegen benfelben neigen, und mit dem Saume feines Kieides gelinde daran anftveichen. RN Sobald man fich niedergefegt Hat, muß man auf eine anftändige und ernfthafte Art die zu Beob- die Urſache feines Beſuchs anzeigen; und darauf —* eine * —— ea achten find, nebſt einer großen Menge von Berbeugungen, Man muß auch in dem Seffel aufgerich- | tet ſitzen, und fich nicht mit dem Rücken anlehnen. Man muß die Augen etiwas- nieder- fhlagen, und fie nicht, auf eine oder die andere Seite Fehren, Die Haͤnde muͤſſen auf den Knien ausgeſtrecket Hegen, und die Füße gerade neben einander ftehen, Nachdem man ſich un neina + an 9 Iamapih 3 einen A) Magellans Nachricht von Chinq auf der 102 Oeite. er 144 Beſchreibung von China. Ceremoniel einen Augenblick unterredet hat: fo tritt ein wohlgekleideter Bedienter hinein, und bringt der Ein⸗ fo viele Schalen Thee, als Perfonen zugegen find. Hier. muß man nun wiederum ſehr wohner. beſorgt ſeyn, daß man alle Gebraͤuche wohl in Acht nehme, indem man die Schale weg⸗ nimmt, ſie an den Mund bringt, und hernach dem Bedienten wiederum zuruͤck giebt. Wenn endlich der Beſuch zu Ende iſt: ſo begiebt man ſich zuruͤck, und beobachtet dabey wiederum andere Gebraͤuche. Der Herr des Hauſes fuͤhret ſeinen Gaſt an den Tragſeſſel; und wenn er hineingeſtiegen iſt: fo gebt ex etwas vorwärts, und wartet fo lange, bis ihn die Träger aufgehoben haben. Wenn man nun alfo in Bereitfchaft ifk, aufzubrechen: fo nimmt man feinen Abſchied, und der Hausherr antwortet hierauf mit gleicher Höflichkeit. Beſuche eines Wenn ein Ring chay, oder Abgefandter e) vom Hofe, bey den vornehmften Man- Abgeſandten. darinen in denen Städten, wodurch er geht, feinen Beſuch abftatter: fo gehen, wenn er ſich austragen läßt, gegen dreyßig Perfonen vor der Sänfte her, allemal zweene in einent Gliede. Manche tragen kuͤpferne Becken in den Händen, die fie zumeilen fehlagen,, wie Ordnung fer eine Trummel, Einige tragen Fahnen, und andere haben kleine überfirnißte Täfelchen, nes Zuges. worauf mit goldenen Buchftaben gefchrieben ift: Ring chay ta jinz das ift, der Herr f), der Geſandte vom Hofe. Einige tragen Peitſchen in der Hand, andere Ketten. Manz che fragen gewiſſe Werfzeuge auf ihren Schultern, die mit verfchiedenen Bildern bemalet und vergoldet find. Einige davon haben die Geftalt großer Kreuze, oben mit Drachenkö- pfen; andere fehen aus, wie die Stäbe der Gevichtsdiener. Unter andern find einige dar- unfer mit hohen Müsen von vorhem Filze, in Geftalt eines Cylinders, von welchen zwo große goldene Federn herabhangen. Ihr Amt iſt, dem Volke auf den Straßen zuzurufen, daß es Platz machen ſolle. Forne an der Spitze dieſes Zuges geht ein Thuͤrſteher oder Unterbeamter des Gerichtshauſes, welcher in einer großen Briefſchachtel die Tye tfe oder Beſuchzettel trägt, die für alle die Mandarinen und andere Perfonen vom Stande be ſtimmet find, welche, dev Ring chay befuchen will. Auf jeder Seite der Sänfte gehen zween oder viere von feinen Hausbedienten in fchönen Kleidern; und verfchiedene andere be- Ihliegen den Zug. Denn alle die übrigen find nur bey Gelegenheit auf eine Zeitlang gemie- thet, daß fie. ihn bedienen follen, fo lange er in der Stade ift. Außer dem find ihrer funf- zehn , welche nicht von dem Haufe wegkommen. Sechſe ſtehen vor der Thüre mit Waldhoͤr⸗ nern, Pfeifen und Trummeln, als ob fie bloß Dazu gemierhet wären, daß fie die Nachbar: fhaft mit dem Getöfe ihrer Inſtrumente betäuben follten. Dieſe laffen ſich allemal hören, fd oft eine Perfon vom Stande aus = oder eingeht. Wie man ihn Aus der Art, wie man den Jeſuiten Bouvet zu Nan hang fir aufgenommen bar; empfängt. wovon wir bereits eine Erzählung mit beygebracht haben 2), Eann fich der Leſer eine richtige Borftellung davon machen, wie die Mandarinen einen Abgefandten vom Hofe zu empfan⸗ gen pflegen. Wir müffen aber bier noch zween oder drey befondere Umſtaͤnde mie beyfü- gen, um die Erzählung vollftändig zu machen. 1) Ehe fie noch in die Barke fliegen, um über das Wafler zu fahren, kamen ihnen die untern Geheimfihreiber des Unterfönigs und der Mandarinen entgegen, und überreichten ihnen im Namen ihrer Herren die Tye tſe oder Beſuchzettel. 2) Nachdem fie mit Thee bewirthet worden waren: fo ſtunden der Unterfö- NETTER — * „ae nig,. Dieſes ift eigentlich nichts weiter, als ein und ehrenthalber den Namen eines Abgefandten Staatsbothe; nur daß er etwas mehr Gewalt hat, führe Oder der große Mann XV Buch, II Capitel. 145 nig und der Feldherr, nebft den übrigen won der Gefellfchaft auf; und überveichten dem Ge⸗ Ceremoniel ſandten das Verzeichniß von denen Geſchenten, die fie ihm zu machen verbunden taten, und - Der Fein von denen Lebensmitteln, die in ihre Barken gebracht werden follten, und luden fie ein, daß fie wobner. . mit ihnen effen follten. 3) Nicht lange hernach, als die Geſandten wieder zu Schiffe gegan- gen waren, ſchickten ihnen die vornehmften Mandarinen Beſuchzettel zu, und kamen fodann gleich darauf felbft, einer nach dem andern. Der Statthalter folgte dem Beyſpiele der. vornehmften Mandatinen, in Begleitung der vorfigenden Käthe von den zwey untern Ge richten. Ihce Befuche wurden mit eben fo vielen Li tan 2) oder Verzeichniffen ber Ge— ſchenke begleitet, welche fie an Lebensmitteln und Erfriſchungen liefern mußten. Bey der Überfahrt über das Waſſer werden Feine Tifhe mit Speifen befeget, welche Geſchenke, die Mandarinen fonften in allen Städten in Bereitſchaft halten, um den King chay zu dieman ihm bewirthen; fondern die Gewohnheit iſt Hier, daß man eine gleiche Art von Lebensmitteln überreicht, auf die Barke ſchicket, welche zur Begleitung dienet, Von der Beſchaffenheit folcher Ge⸗ ſchenke kann man aus denen urtheilen, welche der Unterkönig überfchiefte. Es waren zwey Maaß oder zweene Scheffel feiner weißer Reiß; zwey Maaß Mehl; ein Schwein; zwo Gänfe; vier Vögel; vier Enten; zwey Gebunde Seefräuter; zweene Hirfchziemer, welche man fäubere und trocknet, und in China für ein niedliches Gericht hält; zwey Eingemeide von einem gewiſſen Seefiſche; zwey andere von getrocinetem Me yu, ober Tintenfifche ; und zweene Krüge Wein. Die Geſchenke der übrigen Mandarinen waren diefen ganz gleich, Man hat nicht nörbig, ſich auf den Barken noch) andere Lebensmittel anzuſchaffen, weil man daſelbſt für den Geſandten und alle feine Bediente mehr findet, als man noͤthig hat. Wenn ſich derjenige, welcher ein Geſchenk machet, in Perfon einfteller: fo überreichet Art, dieſelben er, nach den gemeinen Hoͤflichkeitsbezeugungen, den Zettel, iefen nimmt man von ihm anzunehmen. an, und giebt ihn einem von den Bediensen aufzuheben. » Dabey machet man eine tiefe Verbeugung, um feine Erkenntlichkeit zu bezeugen. Iſt der Beſuch geendigt: fo left man das Berzeichniß, und lieſt ſich aus, was man für gut befinde. Nimmt man alles an, was aufgefihrieben iſt: fo behält man den Zettel, und ſchicket unmittelbar Darauf einen an⸗ dern zurück, worinnen man fich bedanket, und dem andern meldet, daß man alles anneh= - men wolle. Will man aber nur einen Theil Davon haben: fo beftimme man die Sachen in dem Zettel, tworinnen man fich bedanfet. Sollte man endlich gar nichts annehmen wol- Ten: fo ſchicket man den Zettel und das Geſchenk nebft einem Dankbriefe wiederum zuriick. Auf diefen legten ſchreibt man : Pi ſye; das iſt: diefes find koſtbare Perlen; ich un⸗ terftehe mich nicht, fie anzuruͤhren. j Hält es der Schenfende für dienlich, die Gefchenfe durch feine Bedienten zu uͤberſchi⸗ den; ober überfenbet er die Sachen zugleich mit dem Zettel: fo beobachtet 3% eben Die Gebräuche, als wenn er fie in Perfon brächte. Schicket er aber den Zettel zuvor, ehe Die Sachen noch eingekauſt ſind, in der Abſicht, diejenigen zu kaufen, die man beſtimmen wird: ſo nimmt man einen Pinſel, und machet einen Zirkel bey denen Sachen, bie man anneh- men will. Diefe werden alsdann fogleich eingekauft, und uͤberſchicket. Hierauf ſchreibt man einen Dankbrief; meldet, was man empfangen babe; und feget hinzu: Nu pi; Das üt: P) Siehe V Band, aufder 470 Seite. Tyerfe, worauf der Name deſſen, dev es uͤberſchi⸗ 4) Diefes iſt ein Stück rothes Papier, wie das Cet, und ein Verzeichniß det Sachen, geſchrieben iſt. Allgem. Heiſebeſchr. VI Band. ⁊ 146 Beſchreibung von China. Ceremoniel ift: das uͤbrige find Eoftbare Perlen. Bey verfchiedenen Gelegenheiten, als bey dem dersBinwobrneuen Jahre, im fünften Monate u. ſ. w. erfordert es Die Höflichkeit, wenn man ein Ge: „me fchenk empfangen hat, ein anderes dagegen zu ficken. Koͤmmt es von einer Perfon, Die entiweder wegen ihrer Geburt, oder wegen ihres Amtes im Anſehen ſteht: fo machet man eine tiefe Verbeugung vor derfelben, Gelbohnhei⸗ Auch bey denen Briefen, welche Privatperſonen ſchreiben, hat man eine große Menge ten bey Gebräuche in Acht zu nehmen, welche oftmals den Gelehrten felbft genug zu fchaffen ma⸗ Schreibung chen. Schreibt man an eine Perfon vom Stande, fo muß man weißes Papier nehmen, es wie eine fpanifche Wand in zehn bis zwölf Falten legen, und folches mit Eleinen Beu- telchen und Streifen von rothem Papiere auspugen. Auf der ziweyten alte fängt man an zu ſchreiben; und feinen Namen feget man an das Ende. Die Sihreibart koſtet viel Mühe; denn fie muß von den gemeinen Unterredungen unterfchieden feyn., Man muß auch auf die Befchaffenheit ver Buchftaben fehen: denn je Eleiner diefelben find, um fo viel ehrerbierhiger laͤßt ſoiches. Es find gemiffe Weiten beftimme, in welchen die Zeilen von einander feyn follen. Man bat auch beftimmte Auffhriften, deren man ſich nad) dem Kange und Amte der Leute bedienen muß. Das Siegel, wenn man fic) ja eines Giegels bedienet, Fann nur an zweenen Orten ftehen; nämlich, entweder über dem Namen desje— nigen, welcher fihreibt, oder über den erften Worten des Briefes. Man begnüget fich aber gemeiniglich damit, daß man es auf ein Fleines Saͤckchen von Papiere drücker, wor innen der Brief ſtecket. Befindet fich der Schreiber in der Trauer, fo klebet er einen Streif blaues Papier über feinen Namen. a und Ueber⸗ Wenn man den Brief in das Saͤckchen hinein gefteckt hat: fo Elebet man einen Strei- —— der Fon rothes Papier auf die Mitte deſſelben, in der Lange der Buchſtaben, und zween Zoll ſe breit. Darauf fchreibt man: Nwi ban, das ift, der Brief ftecker darinnen. Äls- Dann ſtecket man Diefes alles in einen zweyten Sad von dickerm Papiere, mit einem Strei- fen rothem Papiere, ſtatt eines Bandes, wie zuvor. Darauf ſchreibt man mit großen Buchftaben den Namen und den Stand der Perfon, an welche der ‘Brief gerichter ift; auf die innendige Seite aber mit kleinern Buchftaben die Provinz, die Stadt und den Dre ihres Aufenthalts, Die Deffnungen an der oben und untern Seite biefes andern Sacks, find geſchickt zuſammen geflebet. An beyden Enden wird auch das Siegel aufgedrudt, mit den Worten; Hu fong, das ift, bewabrer und verfiegelt. Zwiſchen den beyden Siegeln fihreibt man von oben herunter das Jahr und den Tag, an welchem der Brief fortge— ſchickt worden if. Wenn die Mandarinen Berichte nach) Hofe ſchicken, welche mehr als ordentliche Eilfertigkeit erfordern , fo befeftigen fie eine Feder an das Padt, und alsdann ift der Poftfneche verbunden, Tag und Nacht zu reifen, ohne inne zu halten‘). L ‚Der ;) Du Zalde, China, auf der 295 und folgenden Seite, — XV Bu, IT Eapitel, | 147 Der III Abſchnitt. Gaftereyen 2* u. Speiſen. Von ihren Gaftereyen und Speiſen. — Wie fie einander einladen. Wie die Tiſche geſetzt geordnet werden. Was Abends geſpeiſet wird. werden. Hoͤflichkeitsbezeugungen, die man Muſik. Ordnung bey einem Gaſtmahle. Schuͤſ⸗ braucht, ehe man ſich niederſetzet. Hernach felnund Gänge. Chineſiſche Suppen und vor⸗ wird ein Lufkfpiel vorgeftelle. Befcjaffenheit treftiche Köche. Schweinzund Pferdefleifch. ihrer Schaufpiele, Orbnung in Anftragung der Schweinsziemer. Vogelneſter. Leckerbißchen Gerichte und von dem Nachtifche. Alsdann von Baͤrtatzen. Kunde, Katzen und Hatten wirdGeld fuͤr die Bedienen geſammelt. Schmaus werden gefpeifet. Reißbrodt. Teich von wel⸗ eines Unterfönige, Perfonen, die dazweingela- ſchen Bohnen. Weißwein, wie er verfertiget - den werden, Art, wie fie empfangen werden, wird. . Schöpfenbrandtewein und Lammwein. Gebräuche beydem Priederfigen. Wie die Tiſche IT, “ De chineſiſche Hoͤflichkeit iſt zwar den rohen und ungeſitteten Europaͤern bey allen Gele⸗ Wie ſie ein⸗ genheiten ſehr beſchwerlich und zuwider: doch bey nichts fo ſehr, als bey ihren Gafte: ander einla⸗ reyen. Denn da find überall nichts, als befondere Gebräuche und Höflichkeitsbezeugungen, —— Solche Gaſtereyen ſind von zweyerley Art. Die gemeinen und ordentlichen beſtehen etwan aus zwoͤlf bis fechzehn Gerichten: Die groͤßern und feyerlichern aber, erfordern auf jeden Tiſch vier und zwanzig Schüffeln, und auch mehrere Umftände, Sollen alle Gebräuche. vecht genau beobachtet werben : fo werden denen, welche eingeladen werden follen, drey Type tfe, ober Zertel uͤberſchickt. Die erfte Einladung gefehieht einen oder zweene Tage vor dem Gaftmahle: doch ift das letztere etwas feltenes. Die andere gefihieht am Tage der Gaſterey felbit, fruͤh, um die Gäfte zu erinnern, und fie zu bitten, daß fie nicht erman⸗ geln follen, ſich einzuftellen. Die dritte Einladung geſchieht endlich, wenn alles ſchon zu⸗ bereitet ift. Da überſchicket der Hausherr den dritten Zettel durch einen von feinen Des dienten, und läßt feine Gäfte wiſſen, daß er ein überaus großes Berlangen trage, fie u en, , h —* Saal, worinnen die Speifen aufgetragen werden, iſt gemeiniglich mit Blumen- Wie die Tiſche töpfen, Porcellan und andern ſolchen Zierrathen geſchmuͤckt. Es werden fo viele Tiſche geſetzt wer⸗ gefeget, als Perfonen eingeladen find; es wäre denn, daß man durch die große Anzahl ben. Säfte genöthiget wuͤrde, zweene an einen Tifch zu fegen: denn bey folchen großen Gafte- wen figen felten drey Perfonen an einem Tiſche. Dieſe Tifche werden zu beyden Seiten bes Saales in einer- Reihe hingeſetzt. Die Gäfte figen in Lehnftühlen, fo, daß fie einanz der anfehen koͤnnen. Der vorderfte Theil der Tifche ift mit feivenen Zierrathen von Stid- merfe ausgepußt, Die denenjenigen gleichen, welche man auf den römifchen Altaͤren findet. Ob fie ſchon weder Tiſch⸗ noch Tellertücher haben, fo fehen fie Doch immer wegen ihrer artie gen gadirung ſehr ſauber aus. Auf den Raͤndern eines jeden Tiſches ſtehen oftmals große Schuͤſſeln voll Speiſen, die ſchon vorgeſchnitten, in Geſtalt einer Spitzſaͤule aufgethuͤrmet, und oben mit Blumen und großen Citronen gezieret find. Dieſe Spigfäulen werden aber niemals angeruͤhret, fondern dienen nur zum Zierrathe, wie das Zuckerwerk bey den Ga— ſtereyen in Stalien, Wenn derjenige, welcher die Gaſterey ausrichtet, feine Gaͤſte in das Zimmer hinein Hoͤflichkeits fuͤhret: ſo bewillkommet er fie alle, einen nach den andern. Hierauf läßt er fich eine kleine bezeugun- Schale, die von Silber, oder koͤſtlchem Holze, oder Porcellan ift, und auf einem Elei- gen,die man nen lackirten Handtiſchchen ftehe, mit Weine en Diefe ergreift er mit beyden Hän- Drau, 2 2 den 148 Beſchreibung von China. Baſtereyen den, neiget ſich gegen alle feine Gaͤſte, kehret fein Geſichte gegen ben großen Hof des wSpeifen. Haufes zu, und geht efivas vorwärts, gegen den vordern Theil des Saules zu. Als⸗ dann hebet er die Augen und die Hände mit der Schaalein die Höhe, und gießt den Wein auf die Erde. Dadurch will er zu erkennen geben, daß alles, was er beſitzt, ein Geſchenk bes Himmels ſey. Hernach laͤßt er Wein in eine Schale von Silber oder Porcellan gießen, machet eine Verbeugung gegen feinen vornehmften Gaft, und ſetzet fie auf den ehe man ſich Tifch, woran derſelbe figen fol, Der Gaſt fucher diefe Höflichkeit zu erwiedern, und ihn wiedevfegt, zu bewegen, daß er fich nicht fo viel Mühe machen möge. Zu gleicher Zeit laßt er Wein in einer Schale bringen, und geht ein Paar Schritte vorwärts, als ob er diefelbe an den Ort fragen wollte, wo der Wirch feine Stelle bat, twelches allemal die unterfte if, Die: fer Hingegen koͤmmt ihm mie den gemeinen höflichen Ausdrücken zuoor, Unmittelbar dar- auf bringe der Küchenmeifter zweene Eleine Griffel von Eifenbeine, die bey ihnen Duap tſe, und bey den Engländern Chopſticks oder Gabelſtoͤcke genennet werden, mit Gold oder Silber ausgeleget find, und an ftatt der Gabel dienen. Diefe leger er auf den Tiſch, wo der Stuhl ſteht, neben einander bin, wenn dergleichen nicht zuvor ſchon Da liegen, wie gervöhnlich iſt. Wenn biefes gefchehen iſt: fo führer der Wirth a) den vornehmften Gaft on einen Stuhl, welcher mit einem koſtbaren Teppiche von geblümter Seide bedeckt iſt. Hier machet er eine andere tiefe Verbeugung gegen ihn, und bittet ihn, daß erfich nieder- laſſen folle. Der Gaft aber läßt fich nicht eher Dazu bewegen, als nach einer großen Men- ge von Höflichkeitsbezeugungen, und entfchuldiger ſich, daß er eine fo vornehme Stelle gar nicht annehmen koͤnne. Hernach ſchicket fich der Wirth an," dergleichen bey allen übrigen zu thun: biefe wollen aber durchaus nicht zugeben, daß er fich fo viel Mühe ma⸗ en folle, Es wird ein Wenn alle dieſe Ceremonien vorüber find, fo ſetzet man fich zu Tifche. Hierauf treten Luſtſpiel aufs fogleich vier bis fünfe von den vornehmſten Luſtſpielern, in Foftbaren Kleidern, in den geführt, Saal hinein; machen alle zufammen tiefe Berbeugungen, und ftoßen viermal mie der Stirne auf den Boden, Dieſes thun fie mitten ʒwiſchen den beyden Reihen der Tiſche, und kehren dabey das Geſicht gegen eine lange Tafel b), die einen Credenztiſch vorfteller, und mit Lichtern und Räucherpfannen beſetzt iſt. Hierauf ſtehen fie auf, und einer von ihnen überreicht dem vornehmſten Gafte ein langes Buch, morinnen mie goldenen Buchitaben die Namen von funfzig bis fechzig Luſtſpielen ſtehen, die fie auswendig koͤnnen, damit er fic) eines davon auslefen möge, Er aber weigert ſich, diefes zu ehun ; überfchicket es dem äweyten Gafte, und winket ihm höflich, daß er ſich eines erwählen ſolle. Der zwente überfchicket es dem dritten, und fo weiter. Sie entfchuldigen fih aber alle, und geben dem vornehmften Gafte das Buch wiederum zurück. Diefer laͤßt fich endlich bewegen, öffnet es, durchläuft es gefchwind, und weift auf das Luſtſpiel, von welchen er glaubet, daß es der Geſellſchaft am beſten gefallen werde, Deffen Name wird bierauf Yon dem Spieler herum gezeigt, und die Gäfte bezeugen ihren Beyfall mit einem Kopfnicken. Sollt⸗ ſich etwas dagegen einzuwenden finden, als wenn etwan eine von den Hauptperfonen im Spiele einerley Namen mit einem von den Zufchauern führte ober dergleichen ;_fo muß es der Spieler demjenigen höflich vorftellen, der es ausgefucht hat. I. "Die & 3. Nach dem Originale thut dieſes der Kuͤchenmeiſter, welcher mit dem Hausherrn vermenget zu ſeyn \ XV Buch U Capitel. 149 "Die Borftellung fängt ſich mic dee Muſik an. Dazu brauchet man Fupferne ober Gaftereyen ſtaͤhlerne Bafgeigen, die einen rauhen und durchdringenden Schall von ſich geben; Trum- m Speifen, meln von Büffelshäuten, Floͤten, Pfeifen und Trompeten, deren Klang niemanden, als es ryarens nur einen Chinefen veizen kann. Bey folchen Tifehfpielen hat man feine Aus ʒierungen: peir ihrer fondern es wird nurein Teppich auf den Boden gebreitet. Die Spieler bebienen fich gewiſſer Luſtſpiele. Zimmer an dem Erfer, aus welchem fie hervor kommen, um ihre Kollen zu ſpielen. Fu dem Hofe findet ſich gemeiniglich noch eine große Menge von andern Zufhauern, welche won den Bedienten hinein gelaffen werden. Das Srauenzimmer, welches gern mit zuſehen will, hat feine Stelle außen vor dem Saale, gegen ben Spielern über. Es ift dafelbft ein Gegitter von Bambusrohre gemacht, und davor ifk ein ſeidenes Neg gezogen, ſo, daß fie alles, was vorgeht, ſehen und hören, ſie ſelbſt aber von niemanden geſehen werben können. Weil die Mahlzeit allemal damit angefangen wird, daß man undermifchten Wein Ordnung in trinkt: fo fpriche der Küchenmeifter, der auf einem Knie niederkniet, zu allen Gäften mit van lauter Stimme: Tfing lan ya, men kyu pop; das ift: die ZDerren werden geberhen, der Getichten— die Schale zu ergreifen. Hierauf ergreift ein jeder feine Schale mit beyden Händen. Erftlich heben fie diefelbe über das Haupt empor, bernach fahren fie damit unter den Tiſch binunter, alsdann fegen fie diefelbe alle zugleich an den Mund, und frinfen drey bis vier mal ganz ſachte. Der Wirrh noͤthiget fie unterdeifen ohne Unterlaß, daß fie feinem Bey: ſpiele folgen, und die Schale ausleeren ſollen. Zugleich ſtuͤrzet er die feinige um, Damit man fehen möge, daß fie leer ift. Mein wird zwey bis dreymal eingefihenft, Unter dem Trinken wird eine porcellanene Schüffel mit Fleingefehnittenem Fleiſche in einer Brühe mit: ten auf jeden Tifch gefegt, fo, daß man hierzu Feine Meffer norhig hat. Hierauf werden die Gäfte von dem KRüchenmeifter eingeladen, daß fie auch hier feinem Beyſpiele folgen, x und eben fo effen follen, wie er getrunken habe. Hierauf langet ein jeder fehr geſchickt etwas von dem Eleingefehnittenen Fleiſche in der Brühe, mit den Griffeln heraus, Wenn fie aus eis ner Schüffel gegeffen haben: fo tragen die Bedienten eine andere Schüffel und Wein aufz und alsdann nöthiget fie der Rüchenmeifter abermals, zu effen oder zu trinken. Auf jeden & Tiſch werden zwanzig bis vier und zwanzig folche Schüffeln aufgetragen, und Dabey werden allemal eben diefe Gebräuche beobachtet. So oft eine Schüffel hinein gebracht wird, eben fo oft werden fie auch) zum Trinken genöthiget. Asdann aber Fönnen fie fo wenig trinfen, als ihnen gefällt; und außerdem find auch die Schalen ohredieß fehr klein. Die Schüf- fein werden niemals abgetragen, ob man ſchon nicht mehr daraus ißt, fondern fie bleiben anf dem Tifche ftehen, bis die Mahlzeit zu Ende ift, — Allemal nad) dem ſechſten oder achten Gerichte, wird eine Suppe aufgetragen, bie Die Mahl-⸗ entroeber wit Sleifche oder mic Fiſchen gekocht ift, Dazu bekoͤmmt en — von fe: zeit. nen Brodtchen oder Paſtetchen, welche man mit den helfenbeinernen Griffeln eintauchet. Bis hieher wird nichts als Fleiſch gegeſſen. Zu gleicher Zeit wird Thee aufgetragen, wel- ches eines von ihren gewoͤhnlichſten Getraͤnken iſt, und nebſt dem Weine ganz heiß hinein getrunken: denn die Chineſen haben die Gewohnheit, daß fie nichts kalt trinken. Aus biefem Örunde ftehen beftändig einige Bediente bereit, warmen Wein aus darzu beſtimm⸗ ten Gefäßen in die Schalen einzufchenfen, und den Faltgewwordenen in andere porcellanene | T3 Gefäße - D) Diefer mug an dent obern Ende des Sagls fiehen, 150 Beſchreibung von China. Gaſtereyen Gefäße auszugießen. Bey Auftragung der Speifen richten es die Aufwaͤrter ordentlich fo u. Speiſen · ein, daß die zwanzigſte oder vier und zwanzigſte Schüffel gleich zu der Zeit auf den Tifch Der Nachtiſch. koͤmmt, wenn das Luſtſpiel bald zu Ende iſt. Hernach wird den Gaͤſten Reiß, Wein 9) und Thee vorgefeget. Alsdann ftehen die Gäfte auf, und gehen nach dem untern Ende des Saales zu, um ſich Höflich bey dem Wirche zu bedanken. Dieſer führer fie Hierauf in den Garten, oder in einen andern Saal, wo fie ein wenig ſchwatzen und ausruhen, bis das Obſt bineingebracht wird, . Inzwiſchen nehmen die Comödianten ihre Mahlzeit ein. Einige von den Bebien ‘ten bringen für die Gäfte warmes Waſſer hinein, damit fie ihre Hände und ihr Geficht toafchen koͤnnen, wenn fie es für gut befinden; andere tragen die Schüfleln ab, und berei⸗ ten den Machtifch. Diefer befteht ebenfalls aus zwanzig bis vier und zwanzig Schüffeln mit Zucergebadfenem, Früchten, Eingemachtem, Schinken, gefalzenen und an der Sonne getrockneten Enten, die fehr gut zu effen find, und andern Leckerbißchen von Sachen, die aus der See kommen. Wenn alles in Bereitſchaft iſt: fo nähert fich ein Bedienter feinem Herrn; kniet mit dem einen Knie auf die Erde nieder, und giebt ihm mit leifer Stimme davon Nachricht, Sobald jedermann fill iſt: ſo fehe der Wirth auf, und bitter feine Gä- ſte auf das hoͤflichſte, daß fie in den Speiſeſaal zurücktehren follen. Wenn fie dafelbft an gelanger find : fo verfammeln fie fich an dem untern Ende, machen -einige höfliche Umftände wegen ber Stellen, und nehmen endlich diejenigen ein, Die fie zuvor gehabt hatten, Nun: mehr bringt man größere Schalen herbey; und die Gäfte werden nachdruͤcklich genöthiger, ftarfe Züge zu thun. Es wird auch das Schaufpiel fortgefeger; oder, wenn fich die Gaͤſte ‚auf eine noch angenehmere Art beluftigen wollen: fo laflen fie fih das Buch geben, worin⸗ nen die Spiele ftehen ; und ein jeder erwaͤhlet ſich eine Nolle, die er auch fehr artig vorftel- let. Bey diefem Nachtifche ftehen ebenfalls, wie unter der ordentlichen Mahlzeit, fünf große Schaugerichte auf dem Rande eines jeden Tiſches. So lange der Nachtifch währer, gehen die Bedienten, die den Gäften zugehören,, ohne die geringften Umftände in ein an« ftoßendes Zimmer, und halten dafelbft ihre Mahlzeit. Es wird Geld Den dem Anfange dieſes Nachtiſches laͤßt ein jeder Gaſt von einem feiner Bedienten, für die Be⸗ auf einem Credenzteller oder in ber Hand, verfhiedene kleine Paketchen von rothem Papiere dienten ein⸗ herbeybringen, worinnen Geld für den Koch, die Hausbedienten, die Comödianten und gefammelt. Die Aufwärfer bey ber Tafel, enthalten iſt. Sie geben bald mehr, bald weniger, nach: dem der Stand desjenigen ift, der das Gaftmahl ausgerichtet hat. Wird aber fein Schau- fpiel aufgeführer :_fo geben fie gar nichts. in jeder Bedienter überbringe fodann feinen Eredenzteller dem Wirthe A). Diefer weigert fich Anfangs, ihn anzunehmen; endlich läge er es geſchehen, und winket einem von feinen Bedienten, daß er ihn zu fich nehmen folle, damit das Geld hernach ausgetheilt werden koͤnne. Solche Gaftereyen dauern vier bis fünf Stunden lang, und fangen fich allemal des Abends an, oder wenn es anfängt, dunfel zu. werden. Sie endigen ſich nicht eher, als gegen Mitternacht; und hierauf gehen die Gäfte aus einander, und beobachten eben die Gebräuche, welche bey den Beſuchen fonft gemöhntich, und ©) Im Driginale: Wein, Heiß und Thee. n f > Fine en Bouvet {egen h dag Sed.auf — Saldes China, auf der 298 und folgen: einen Tiſch, der ordentlich an dem untern Ende des f Sanles fiehte * FI Siehe V Band, a. d. 475 Seite. XV Buch. Il Capitel. 351 und bereits befehrieben worden find. Die Bedienten, welche ihren Herren aufwarten, gehen Gaſterenen por den Sänften her, und tragen große Laternen von Papiere, Das in Dele getraͤnkt iſt, und 9. Speiſen. worauf ihr Stand, zuweilen auch ihre Namen, mit großen Buchſtaben, geſchrieben ſind. Den nächftfolgenden Morgen ſHicket ein jeder von den Gaͤſten einen Tye tſe ober Zettel, um demjenigen zu danken, der fie fo gut bewirthet hat e). h Der Jeſuit Bouvet wurde, als er vom Kaifer nach Europa geſchickt wurde f), in Kan⸗ Gaſtmahl ton, nebft dem Tong lau ya und zweenen andern Miſſionarien, von dem Tſong tu 8) eines Unter- der Provinz zu einem folchen Gaſtmahle eingeladen. Diefer Tfong tu miethete hierzu Den koͤnigs. Pallaſt des Tſyang kyung, weil fein eigentlicher Sitz zu Chen king fu war Die Ge⸗ braͤuche, welche man bey dieſem Gaſtmahle beobachtete, waren zwar groͤßtentheils mit de⸗ nenjenigen einerley, welche bereits beſchrieben worden find: doc) kamen dabey noch viele beſondere Umſtaͤnde vor, welche verdienen, von dem Leſer angemerket zu werden. Der Ort, wo das Gaſtmahl angeſtellet wurde, iſt ein großes Gebaͤude, an dem Ende zweener großen viereckigten Höfe, und beſteht aus drey großen Saͤlen hinter einander, Vermittelſt zivee- ner langen und weiten Gaͤnge, die alle zu beyden Seiten ihre Hoͤfe haben, kann man aus einem in den andern fommen. Der mittlere Saal, wo die Gaſterey ausgerichtet wurde, und welches der größte und fehönfte unter allen iſt, mar wegen feiner Laͤnge und wegen ber auferordentlichen Größe der Pfeiler , der Balken und des ganzen Holzwerkes überhaupt, merkwürdig. n Alle die vornehmen Eaiferlichen Bedienten aus der Provinz wurden zu diefem Gaft- Eingeladene mahle eingeladen; nämlich exftlich der Linterfönig, der Tſyang kyun, Die ziveen Tu tang Prrimen und der Den ywen >); hiernaͤchſt die vornehmſten Mandarinen, welche über die Zölle gefegt find, die alle Jahre umgewechſelt werden, und den Namen der Ring chay, ober der Abgefandten des Hofes führen; endlich der Pu hing tfe, oder Großfehagmeifter ; Der Yigan cha tfe und der Tau. Diefe faßen, ob fie ſchon mit unter die vornehmſten koͤnig⸗ lichen Bedienten gehören, und in großem Anſehen ſtehen, doch unter den vorigen, weil fie einen geringern Rang befleiven. Ihre Stühle wurden naͤmlich etwas weiter zurück gefeget. Diefer Unterſchied wurde auch bey der Tafel beobachtet. ART Die Gäfte wurden bey ihrer Ankunfe in dem erften Saale bewillkommet. DerTfong Are, wie fie ru gieng den Vornehmſten bis an die Treppe entgegen, um fie zu empfangen. Dieſe gien- empfangen gen ebenfalls den übrigen, als fie anlangten, einige Stufen entgegen; und diefe begrüß- wurden. ten, um folche Höflichkeit zu erwiedern, erſtlich den Wirth insbefondere, und hernach die Geſellſchaft überhaupt, ſowohl auf tartarifche, als auf hinefifche Art. Jene machten als: dann, mit — erſtaunenswuͤrdigen Artigkeit, eine gleiche Anzahl Verbeugungen gegen fie As diefe Ge raͤuche geendigt waren: ſo nahmen fie insgeſammt ihre Stellen auf den Lehn⸗ fühlen ein, welche in zwoen Reihen da ftunden , und warteten auf die übrigen Säfte, Sn * wurde nach tartariſcher und nach chineſiſcher Art Thee aufgetragen. Ein jeder nam en hielt eine Schale mit tartariſchem Thee in feiner rechten Hand, und machte, ſowohl vor als nach dem Trinken, eine tiefe Verbeugung gegen den Unterkoͤnig. Bey dem chine⸗ | ſiſchen g) Die hollaͤndiſchen Abgeſandten wurden zu Begriff von den chineſiſchen Gebraͤuchen gehen Ent: Kanton von den Unterkoͤnigen ſehr herrlich bewir⸗ te. Siehe V Band, a. d. 238 Seite. chet. Allein die Erzählung des Gaſtmahls iſt nicht ) Diefes ſcheint der Oberaufſeher uͤber das Salz umſtaͤndlich genug, daß man daher einen völligen zu ſeyn. * 152 0 Beflhreibung von China! Gaſtereyen ſiſchen Thee hat man bie Gewohnheit, die Schale mit beyden Haͤnden zu halten, und eine u, Speifen. fo tiefe Verbeugung zu machen, daß man mit der Schale den Boden beruͤhret. Alsdann ſchlurfet man ihn nach und nach ein, und haͤlt die Schale mit der linken Hand. GebraͤucheDa alle Gäfte beyſammen waren :_fo giengen fie aus dem erften Saale in den zwey⸗ beydem Pie fen, oder in ben Speifefaal, Bey diefer Gelegenheit wurden nad) chinefifcher Are viele derſetzen. Verbeugungen gemacht. Als dieſes geſchehen war: fo erzeigten der Tſong tu und die vor⸗ nehmſten Mandarinen, welche feinem Beyſpiele folgten, ben Ring chay 7) die Ehre, daß fie diefeiben bathen, fie möchten fich an Die oberften Tifche ſetzen. Hierauf gieng der Tfong tu an die Tifehe, und zwar erftlih an den Tiſch des Bouvet, und hernach an die Tiſche der übrigen Gäfte; fegte eine Schale Wein darauf, und legte Die elfenbeinernen Grif⸗ fel dahin, wie nach chinefifcher Art bey Gaſtereyen gewoͤhnlich ift, Als diefes gefchehen : i fo fegte ſich ein jeder an den Tiſch, der für ihn beftimme war. MiedieTifche Diefe Tifche, deren an ber Zahl fechzehn bis achtzehn waren, waren alle viereckigt, geordnettwns lackiret, in zwoen Reihen gegen einander über gefeget, und fo geordnet, daß bie oberiten seh, Tifehe, woran die vornehmften Perfonen faßen, etwas vor den übrigen voraus ſtunden. Sie wurden alle zuvor mit veilgenblauem Atlaffe bedecket, worauf goldene Drachen mit vier Klauen geftife waren. Die Stühle, deren Aerme und Lehnen zufammen einen halben Zir⸗ kel vorſtellten, und etwas ſchief funden, waren auf gleiche Art bedeckt, Abendeſſen. Dieſes Gaſtinahl beſtund eigentlich aus zwo beſondern Mahlzeiten. Bey dem Vor⸗ mittagseſſen kamen wenig Umſtaͤnde vor. Allein bey dem Abendeſſen wurden alle chineſiſche Gebraͤuche beobachtet. Als ſich die Gaͤſte bey dieſem letztern einſtellten: ſo fanden ſie, daß ſich alle ihre Tiſche verdoppelt hatten. Vor jedem Tiſche ſtund nämlich noch) ein anderer Tifch, der mit Schaugerichten befege war. Dieſe beftunden aus fechzehn Spisfäulen von Sleifhe, Früchten und andern eßbaren Sachen. Ein jeder war anderthalb Schub hoch, und alle waren mit Malereyen und Bluhmenwerke gezierer. Dieſe wurden, fobald fich die Gefellfchaft niedergelaffen hatte, weggenommen, und nach geendigter Mahlzeit unter die Bedienten dev Gäfte ausgetheilet, oder vielmehr unter die Sänftenträger und Die geringern Bedienen des Gerichtshaufes, Der. andere Tiſch hatte auf der vordern Seite eine Eleine Erhöhung, darauf fund eine Eleine Füpferne Raͤucherpfanne, und eine Büchfe oder Röhre von Agat, mit einigen Eleinen Werkzeugen, um Räucherpulver in die Pfanne zu thun, und Die Aſche aufzurühren; wie aud) eine Büchfe mit Räucherpulver, und ein Glas mit mohltie- ehendem Waffer, Auf den beyden Vorderecken des Tifches lagen zwey Kleine lackirte Täfel: chen, die man Wey nennet, und welche auf der einen Seite mit einem Sinnbilde : auf der andern aber mit einigen Eleinen Gedichten gezieret find : auf den übrigen Ecken ftunden Drey kleine porcellanene Teller mie Kräutern, Hülfenfrüchten und Salzbrühe, um Luft zum Eſſen zu erwerfen. Zwiſchen biefen ftund eine fülberne Schale auf einem Credenzteller. Muſik. Gleich bey dem Anfange des Gaſtmahles ſtellten ſich die Comoͤdianten ein, Der vor⸗ nehmſte darunter uͤberreichte dem Bouvet das Verzeichniß der Schauſpiele. Er weigerte ſich aber, eines davon zu erwaͤhlen, und wandte vor, daß Schauſpiele kein Zeitvertreib wären, der einer Perſon von feinem Orden angenehm ſeyn koͤnnte. Hierauf waren der Tſong tu und die uͤbrigen Mandarinen ſo hoͤflich, daß ſie ſich mit Anhoͤrung einer Bean begnuͤ⸗ ) Das iſt, dem Bouvet und feinen Gefährten, KV Buch. II Capitel | : 153: bednuͤgen ließen. Dieſe gieng von Zeit zu Zeit fo-ordenklich, daß die Gänge der Speifen darnach eingerichtet werden Eonnten. Unter der Mahlzeit geſchahen alle Bewegungen und zungen, daß diefes ein Europäer bey dem erſten Anblicke eher für ein Schauſpiel, als für ein Gaſtmahl hätte Halten follen, und ſich fehr würde haben zwingen müffen, um fich des Lachens zu enthalten. D Gaſtereyen u. Speiſen. alle Worte, ſowohl der Geſellſchaft als der Bedienten, «mit fo vielen Umſtaͤnden und fo ge- — Dieſes Feſt wurde in verſchiedene Gänge eingetheilet, wovon ſich jeder mit einer Mu- Einrichtung fe anfing. Der Anfang dazu wurde mit zwo Fleinen Schalen Wein gemacht, die nach des Saft: einander gebracht wurden, und wovon jede errvan einen Söffel voll fallen mochte, Eeremonienmeifter luden im Namen des Tfong tu die Gefellfchaft pn Trinken ein. Sie knieten mitten auf dem Saale nieder, und fagten fehr eruſthaft mit lauter Stimme: Ta lau ya Tfing tſyu; das iftr mein Herr bittee euch, zu trinken, Nachdem nun ein jeder etwas aus feiner Schale getrunken hatte: fo fhrien fie zum andernmale: Tſing hau kan; trinket alles aus, bis auf den lesten Tropfen. Diefe Gewohnheit wird wieder⸗ holet, nicht alfein bey aller Gelegenheit zum Trinken: fondern auch‘, fo oft eine andere Schuͤſſel auf den Tiſch gefeget, oder von den Gäften angerüthret wird. Sobald eine Schuͤſſel aufgetragen worben ift: fo Fnien die.beyden Ceremonienmeifter nieder, und bitten die Gaͤ⸗ fte, ihre Quay tſe oder Griffel zu nehmen, und das neu aufgetragene Gericht zu koſten. Der Tfong tur bittet fie zu gleicher Zeitz und hierauf gehorchen fies denn es ift nothwen⸗ dig, daß man von allem etwas koſte. Die vornehmften Gerichte beftehen aus Elein geſchnittenem, gehacktem oder gekochtem Fleiſche, nebft verfchiedenen Arten von Kräutern, ober Huͤlſenfruͤchten. Dieſe werden mit einer Brühe in ſchoͤnen porcellanenen Gefäßen aufgetragen, welche von einerlen Geftalt und Größe, und beynabe fo weit, als tief, ſind. Auf jeden Tifch werden zwanzig folche Schuͤſſeln gefegt, allemal viere in einer Reihe; fo, daß fie gegen das Ende des Gaſtmahls Zween mahls. Schuͤſſeln und Gänge eine Art von einem Vierecke vorftellen. Diejenigen, welche ſie auftragen, empfangen fie an dem untern Ende des Saales, wo fie von eben fo viel Küchenbedienten, als Tiſche vor: handen find, nad) einander auf lackirten Credenztellern hineingebracht, und auf den Knien überreicher werben. Um allemal nach dem vierten Gerichte einen Unterfchied zwifchen den Gängen zu ma⸗ chen: fo wurde eine befondere Art von Brühe und ein Teller mit masarinifchen Torten aufgetragen, die aber doch einen etwas andern Geſchmack hatten, als ſolche Torten in tas fien ordentlich zu haben pflegen. Den Beſchluß von allem machte eine Schale Thee. End- Chineſiſche Bruͤhen. lich endigte ſich das Gaſtmahl mit einer großen Menge von Dankſagungen, und zuletzt begab ſich ein jeder hinweg, nachdem ſich die Gaͤſte noch eine Vierthelſtunde lang unterhal- sen hatten. Die Tartarn welche folchen Zwang nicht wohl vertragen Fonnen, haben eine” große Anzahl von diefen Gebräuchen abgefchaffer.. Ihr Fleiſch und ihre Fiſche find, zwar in Kleine Stuͤckchen zerſchnitten · ihre KRöche-wiffen aber Die EN 6 fie fü (ehr wohl ofen (afen A). hre Köche wiffen aber. Kürten; aut angwhten, daß fie ſich Man muß merken, daß fich die Tartarn eben folcher Griffel bedienen, mie die Chi- nefen. Ihre Tifche find aber klein und niedrig, wie bie japanifchen. Sie fügen auch nicht auf Stühlen: fondern auf Küffen und Teppichen. Uebrigens haben fie weder Tifch = noch . Be * — Teller⸗ ) Du Haldes China, auf der zoo und folgenden Seite. Allgem, Heiſebeſchr. VISand, AM 154 Beſchreibung von China, Gaſtereyen Tellertücher, noch andern Hausrath den man bey den Europäern findet )). Und hier u, Speiſen. wird es nicht undienlich ſeyn, einige Nachricht von den ordentlichen Speifen der Chineſen, und von denen Gerichten zu geben, melche bey folchen Gaftereyen aufgetragen werben. Sie haben __ hre Brüben find vortrefflich gut. Sie nehmen dazu das Fett von Schweinen, wel- serie che in China überaus gut find, und die Brühe von dem Sleifche verfchiedener Thiere, als koͤche. von Schweinen, Voͤgeln, Enten. und dergleichen. Ihr gehacktes und klein geſchnittenes ® Fleiſch wird in folchen Bruͤhen gekocht. Zu allen Jahreszeiten haben fie verfehiedene Arten von Kräutern, wie auch Hülfenfrüchten, die in Europa ganz unbefanne find. Aus deren Saamen verfertigen fie ein Del, welches fehr oft zu Türfchen oder Tunken gebraucht wird, Die franzöfifchen Köche, welche es doch fo weit darinnen gebracht haben, daß fie alles wohl⸗ ſchmeckend zurichten koͤnnen, müffen erftaunen, da fie finden, daB es ihnen die Chinefen in diefem Stüce fo weit zuvor thun koͤnnen, und doch viel weniger Koften dazu brauchen. Man follte kaum glauben, daß fie von Bohnen, welche auf ihren Feldern, und fonderlich in der Provinz Schan tong wachfen, und von Neiß - oder Kornmehle eine große Menge Gerichte zubereiten Fönnen, Die, fo wohl in der Geftalt, als im Geſchmacke ganz unterfchie- den von einander find. Ihr Kleingefchnittenes verändern fie Damit, daß fie verfchiedene Arten vom Gewuͤrze oder feharfe Kräuter in die Brühe werfen, Schweinen. Die Chineſen ziehen das Schmweinefleifch dem Fleiſche von ‚allen übrigen Thieren vor, Pferdefleiſch. und machen Daraus das Hauptwerk bey ihren Gaftereyen, Faſt ein jeder Hauswirth maͤ— ſtet in feinem Haufe Schweine: denn Schweinefleifeh wird das ganze Jahr hindurch ge geſſen. Es hat einen weit beffern Geſchmack, als das europäifche; und es kann in der Welt nichts wohlſchmeckender ſeyn, als. ein chinefifcher Schinken, Wild Pferdefleifch wird auch ſehr Hoch geſchaͤtzet. Die angenehmfte Speife unter allen aber, welche bey den Gaftmab- fen großer Herven am gewöhnlichften iſt, befteht in Schweinsziemern m) und Bogelne- Schweine: fern. Die Ziemer trocknen fie im Sommer an der Sonne, und wälzen fie in Pfeffer ziemer. und Muffate herum, um fieguf zu erhalten. Erſtlich werden fie. in Reißwaſſer einge: weicht, hernach in Ziegenfleifchbrühe gefochet und endlich gewuͤrzet. Vogelneſter. Die Vogelneſter werden laͤngſt der Küfte von Tong king, Java, Rochinchina u. ſew. Bin, an den Felſen gefunden, wohin fie von Vögeln gebauer werben, welche folche Federn haben, wie die Schwalben. Die Zufammenfegung derfelben befteht, wie man glaubet, aus kleinen Fiſchchen, welche fie in dee Seefangen, und vermittelft eines Elebrich- ten Saftes, der von ihren Schnäbeln herab träufelt, an den Felfen befeftigen. Man bat auch bemerket, daß fie fich des Schaums bedienen, der auf der See ſchwimmet, wie die Schwal⸗ ben Koth nehmen, um die Theile ihrer Neſter an einander zu befeſtigen. Wenn dieſe Neſter noch neu und friſch find: fo ſehen fie weiß aus: wenn fie aber getrocknet find, fo werden fie hart, durchſichtig, und bekommen eine grünlichte Farbe. So bald die Jun⸗ gen ihre Mefter verlaffen haben, fo find die Einroohner in der Gegend ſehr geſchwind, “fie herunter zu nehmen; und zuweilen beladen ſie damit ganze Barken. Sie gleichen ſowohl in der Öeftalt, als in der Größe, einer überzuckerten Cierone ‚ und geben andern Speifen einen angenehmen Geſchmack, wenn fie damit vermiſcht werden #): —— | Hier: ) Navarette in Chur, Coll. J Band a. d. 13 ©... bei Orten in England ſehr geſucht, und daſelbſt m) Sie werden zu Schrewsbury und an alle pins genenner. XV Buch. I Capitel. "155 Hiernaͤchſt werden Bärtagen, und die Füge von verfchiedenen wilden Thieren, die Gaſtereyen ‚eingefalzen aus Siam, Ramboja und der Tartarey gebracht werden, für Leckerbißchen u. Speilen, ‚gehalten, die ſich auf die Tafel großer Herren ſchicken. Hierauf bringe: man aud) Vögel, Terminen ‚Hafen, Kaninichen und anderes Tpierfleifch, welches auch an andern Orten gemein iſt. yon Bärs Alle Speifen von diefer Art find zwar überhaupt in. den größten Städten von China wohl: tagen. feiler , als in ven gefegueteften Gegenden von Europa auf dem Lande : inbeflen machen ſich doch die Leute ein Vergnuͤgen Daraus, daß fie Pferde- und Hundefleiſch eſſen, ob ſchon dieſe Thiere vor Alter oder Krankheit umgefallen find. Ja ſie tragen Fein Bedenken, Katzen, Kunde, Ka: Ratten, und dergleichen Thiere zu verzehren, und dieſe werden auch oͤffentlich auf den ges Straßen verkauft, Es iftieine rechte Luſt/ wenn man fiedt, wie die Hunde, Die entweder ne = durch das Geſchrey derer, welche fodtgefchlagen werden, herbeygelocket, ober durch bie Spur der bereits erfchlagenen herzugezogen werden, alle mit. einander über die Schlächter berfallen, ſo, daß dieſe beftändig genoͤthiget find, fich mit einem langen Stabe, ‚ober „mit einer Peitfche zu bemaffnen, um fich vor ihren Anfällen zu ſchuͤtzen, und: Die Pläge feſt zuſchließen muͤſſen, wo fie.Diefelben todtfehlagen, wenn fie nicht beunruhigt werden wollen 0). In China waͤchſt zwar überall Korn: doch erhalten fich die Einwohner, fonderlich in Reißbrodt. den füdlichen Gegenden, ordentlich von Neiße. ‚Sie machen auch fleine Brodschen daraus, die fie über dem Broden eines Topfes, in weniger als einer Bierthelftunde Zeit, fertig ma- hen, und ganz weich hinein eſſen. Die Europaer baden fie-ein wenig an. dem Feuer. Diefes machet fie leicht und ſchmackhaft. Inder Provinz Schan tong bat man dünne Kuchen von Waizenmehle, welche nicht. übel ſchmecken, fonderlih, wenn fie mit:gewiflen Kräutern vermifchet find, welche Luft zum Eſſen erwecken 5). Außer den gemeinen Kräu: tern, Wurzeln und Hülfenfrüchten, haben fie noch viele andere, Die in Europa ganz un« befannt, „aber befler, als die-unfrigen find. Dieſe, nebſt dem Neiße, machen überall Die vornehmfte Nahrung des Volkes aus g). Navarette merket an, daß die gemeinfte und wohlfeilſte durch ganz China Teig von. Teufen, das ift, welfcher Bohnenteig genennet werde, Ma drücke die Milch aus welſchen den Bohnen heraus, rühret fie um, und verfertiget daraus große Kuchen fünf bis ſechs Bohnen. Zoll dicke, Die wie Kaͤſe ausfehen. Der ganze Teig ift fo weiß, als Schnee. Iſſet man ihn roh, fo iſt er unſchmackhaft. Wenn er aber gekocht, und mit Kräutern ; Fifchen und ‚andern Dingen zugerichtet wird , wie gemeiniglich gefchieht: fo ſchmecket er ſehe gut; fon- derlich auch, wenn er in Butter geprägele wird. Manchmal trocknen fie ihn auch, rau⸗ ern ihn, und vermifchen ihn mit Kuͤmmel; und diefes ift die befte Art unter allen, Es iſt unglaublich, was fuͤr eine große Menge davon verzehrt wird. Jedermann ißt derglei⸗ chen, von dem Kaiſer und den Großen, die es fuͤr ein Leckerbißchen halten, bis auf den ge⸗ ‚ ringften Bauer herunter, Viele laffen junge Hühner dafür ftehen. Man kann überall ein Pfund, welches über zwanzig Unzen austraͤgt, für einen halben Stüber haben. Und da Diejenigen, welche dergleichen effen, feine Veränderung durch die verfchiedenen Wit- terungen und Jahrszeiten dabey finden, fo bedienen ſich deſſen fonderlich die Rei- fenden r). | * Thee n) Du Halde / China, ardı 302, T (R ¶ Eben daſelbſt, DUB. — 0) Du Halde, China, ad. 148 in r) Navarette Char: Coll.a. y 248 p) Eben daſelbſt. a. d. zoz S. 156 Beſchreibung von China. -Baftereyen Thee iſt zwar ihr gewöhnlicher Trank: doch trinken fie auch oft Wein, der aus einer Art a. Speifen. von Reiße verfertiger wird, welcher von demjenigen unterfehieden ft, den man zu eflen Heißivem,. pflege. © "Man Hat verfchiedene Gattungen Davon, und auch verſchiedene Arten, ihn zu wie er verfer⸗ verferfigen. Hierunter gehoͤret folgende: Man laͤßt den Reiß, nebſt einigen andern Din⸗ eigetwird. gen, die hinzugethan werden, zwanzig bis dreyßig Tage lang im Waſſer aufquellen. Her⸗ nach kochet man ihn, bis er zu einem Breye geworden iſt. Gleich darauf faͤngt er an zu gaͤhren, und bekoͤmmt oben einen leichten Schaum, wie bey neuem Weine zu gefchehen pflegt. Unter diefem Schaume iſt wahrhaftiger und lauferer Wein, Das Flare und lau tere wird fodann in wohlgepichte Gefäße abgezogen, und aus den Hefen, welche zuruͤck bleiben, verfertiget man eine Are von Brandteweine, der zumeilen ſtaͤrker iſt, und ſich noch leichter entzuͤndet, als der europälfche: Unter dem gemeinen Volke gehe derſelbe fehr ſtark ab. Derjenige, deffen fich die Mandarinen bedienen, koͤmmt aus gewiflen Städten, wo "man ibn ‚für fehr worerefflich Hält, ' Derjenige, den man aus Du fi hyen in Ryan nan bringe, wird fonderlich hoch geſchaͤtzt. Diefes hat man dem guten Waſſer zuzufchrei: ben, welches man dafelbft finder +), Doch derjenige, der aus Schan hing fu in Che kyang £) gebracht wird, wird mehr gefucht, weil er gefünder iſt. ’ Schoͤpshran⸗ Sie haben eine Art von ſehr ſtarkem Brandteweine, oder abgezogenem Waſſer, das, dewein und wie man ſaget, von Schoͤpſenfieiſche abgezogen werden foll, und welches der Kaiſer, Kang Lammwein. hi zuweilen zu trinken pflegte. Es bedienen ſich aber deſſelben wenige, außer den: Tar- tarn: denn es hat einen unangenehmen Geſchmack, "und machet leicht trunken. Sie ha ben auch noch eine andere fehr außerordentliche Are von Wein, der in der Provinz Schen fi verfertiget, und Rau yang tſyu, oder Lammswein genennet wird. Ex ift fehr ſtark, und hat einen unangenehmen Geruch: doch wird er, vornehmlich unter den Tar- ‘tar; für ein vortreffliches Getränke gehalten, - Es wird aber Feiner Davon in andere Laͤn⸗ der verführer =). A νι Berl Eebakbäieen arts a Andere Ge⸗Die Chinefen Men noch verſchiedene andere Arten vom Getraͤnke. " Einige davon tränfe, find in den hollaͤndiſchen Gefandtfchaftserzählungen angeführt; als der Sam fir, der von Milch abgezogen wird. x), und Bohnenbrühe y), Neuhof ſcheint dieſe unter dem tarta- riſchen Thee zu verftehen 2), Cunningham fpricht in feiner Nachricht von dem Eylande Chew fchanzz), was man Bohnenbrühe nenne, fey nur ein Arzneytrank von Sefamum und heißem Waffe. Die Tartarn bedienen ſich bey ihren Gaftereyen des Kameel⸗ und Züftenfleifches als großer Leckerbißchen. u — Eu) en Hr) ji Ir 2ER i di ! 9 il 91 35 12:7 1! ch BES 1.3 I BR: } 73423 s ; erh ) ud if € ) J 7, i } f | Dee *0 —J 9) Siehe zuvor aed 47 8. 6 /) Du Halde, am angeführten Orte. 2) Siehe oben a · 77 x) Siehe im V Banden, d, 278 Seite: XV Buch II Eapitel, 157 Der IV Abſchnitt. Seen Bon ihren Eheverbündniffen Bewegungsgruͤnde, ſich zu verehlichen. Weiber dung ift bey verſchiedenen Gelegenheiten zugelaſ⸗ Kinder werden aus Spitälern geholet. fen. Andere Urfachen der Eheſcheidung, welche Fremde Kinder werden am Kindes fratt anger die Nechtsgeleheten vertheidigen. Todte Leute nommen. Freyersleute find nothwendig. Die merden verheivathet. Fernere Ceremonien bey Hochzeitgebraͤuche . Zweyte Meiber und ihre Ehebuͤndniſſen. Eingezogenheit der Weiber. Kinder, Zweyte Hochzeit. Einige werben dazu hr Aberglaube. Namen, die den Kindern ger gezwungen: andere aber verkaufe. Eheſchei⸗ gebenmerden. Sodomiter in China, Keine Verbindlichkeit wird unter den Chinefen für größer gehalten, als diejenige, 1o- VBewegungs⸗ durch fie verbunden werben, fich zu verehlichen. Einem Vater gereichet es einiger- gründe, fih maßen zum Schimpfe, wenn er nicht alle feine Kinder verheivathetz und ein Sohn über- — tritt die vornehmſte kindliche Pflicht, wenn er keine Erben hinterlaͤßt, die ſein Geſchlecht Ha fortpflangen fonnen. Der ältere Bruder iſt verbunden, ob er fehon nichts von feinem Bas ter erbet, die jüngern Gefchwifter unterzubringen und fie zu vereblichen. Denn wenn fie feinen Bater mehr Baben: fo muß er bey ihnen Vaterſtelle vertreten, und wenn das Ge« fchlecht durch ihre Schuld ausftirbt, fo werden ihre Vorfahren der Ehrenbezeugungen und Pflichten beraubet, die ihnen ihre Nachkommen zu erzeigen verbunden find. Mach diefen Grundfügen werden Die Neigungen der Kinder bey ihrer Verehlichung niemals zu Nahe gezogen; fendern die Wahl eines Weibes koͤmmt dem Vater, oder dem nächften Anver— wandten zu. Diefer errichtet den Heirathsvertrag mit dem Vater, oder mit den nächften Anverwandten des Mägdchens, und zahlet ihnen eine gewiſſe Summe Geld: denn in China befommen die Töchter feine Mitgabe. Diefes Geld wird zu neuen Kleidern und zu andern Dingen für die Braut angewendet. ; Dieſes äft die Gewohnheit, welche unter Perfonen von geringerm Stande beobachtet Meier und wird. Denn die Großen, die Mandarinen, die Gelehrten, und alle reiche Leute über Kinder haupt, wenden viel mehr auf, als die Gefchenfe austragen, welche fie erhalten. Ein — Chineſe, welcher in geringen Umſtaͤnden iſt, geht oftmals in das Findelhaus, und bittet, daß man ein Maͤgdchen für feinen Sohn aufziehen möge, damit es derſelbe zur Frau neh⸗ rien koͤnne. Durch Diefes Mittel erfparet er das Geld, wofür er fonft eines hätte erkau⸗ fen möüflen, Das Maͤgdchen wird dazu angewöhnet, daß es gegen die Schwiegermutter die größte Ehrerbiethung hege: und. man hat Urſache, zu glauben, daß eine ſolche Frau ih— vom Manne unterthäniger ſeyn werde, als eine andere, Die Chinefen find ſr begierig, Exben zu hinterlaffen, daß die Neichen zuweilen, wie werden aus man borgiebt, welche Feine Kinder Haben, doch vorgeben, ihre Weiber wären ſchwanger, Spitäleen ‚und unterbeffen in geheim ein Rind aus dem Spitale holen, welches hernach für ihren eige- geholet. „nen Soßn ausgegeben wird, Diefe Kinder werden num für rechtmaͤßige Exben gehalten, - — — Nie und werben zu Baccalauren und Doctoren gemacht. ‚rem Vorzug, Der Denenjenigen nicht zugeftanden wir d i einem Spisae genommen (ind, jenige De sen wird, welche öffentlich aus Ehen daſelbſt a. d 43 n i Dieje⸗ y) Eben daſelbſt a. d.abß S. 22) Diefer iſt ans ihm zuvor beſchrieben worden ) Ehen daſelbſt, a. d.251 ©, Ar RO him zuvor beſchrieben worden, 158 \ Beſchreibung von China. Ehebuͤnd⸗ niſſe. Fremde Kinder wer⸗ ‚den an Kin: des ſtatt an: genommen. Freyersleute ſind noth⸗ wendig. Diejenigen, welche keine maͤnnliche Erben haben, nehmen einen Sohn von ihrem Bruder, oder von einem andern Anverwandten, ja auch wohl von einem Fremden, an Kindes ſtatt an, und geben manchmal den Anverwandten noch Geld für ihre Einwilligung. Derjenige, welcher an Kindes ftatt angenommen worden ift, erhäft hierauf: alle Borzüge eines Teiblichen Sohnes, nimmt den Namen feines Pflegevaters an, und wird fein Erbe, wenn derſelbe nicht hernach noch felbft Rinder zeuget. Und wenn er auch Kinder zeuger: fo erbet doch der an Kindes ftatt angenommene Sohn mit den übrigen in.gleichen Theilen; es wäre denn, daß der Vater für feinen leiblichen Sohn etwas mehr thun wollte. Aus eben diefem Grunde wird den, Chinefen durch ihre Gefege erlaubet, dag fie ſich Benfchläferin- nen, oder vielmehr noch ein anderes Weib, neben der rechtmäßigen Frau , balten fönnen. In Erwählung derfelben fehen fie ſowohl auf ihre Beſchaffenheit, als auch auf ihre Geburr. Doc) hat man ein Geſetz, worinnen den Männern unterfaget wird, ein zweytes Weib zu ern in wenn bie exftere noch nicht das vierzigfte Jahr erreiche hat, ohne Kinder geboh⸗ ren zu haben. Weil die Frauensperſonen niemals von den Mannsperſonen gefehen werden: fo wer- den die Heirathen bloß auf Treu und Glauben der Anverwandten des Maägdchens, oder alter Weiber, geſchloſſen, welche fich ordenelich damit befchäfftigen, daß fie ſolche Sachen zur Richtigkeit zu bringen ſuchen. Die Eltern find fehr beforge, ſolche Weiber durch Ge⸗ ſchenke dahin zu bewegen, daß fie eine vortheilhafte Abbildung von der Schönheit, dem Wise und den Gemüthsgaben ihrer Töchter machen mögen. Doc) trauet mar ihnen nicht zu viel, Wenn fie aber den Betrug zu weit treiben: fo werden fie deswegen hart beftrafer. Wenn alles durch diefe Unterhändlerinnen zur Nichtigkeit gebracht, der Heirathsvergleich unterzeichnet, und das Geld, worüber man ſich verglichen bat, ausgezahlet worden iſt: fo ſchicket man ſich auf die Hochzeit zu. Indeſſen werden verfehiedene Gebräuche beobachtet. Die vornehmſten beftehen darinnen, daß beyde Theife ebrerbierhig fich nad) dem Namen bes beftimmeen Bräutigams und der Braͤut erfundigen, und ihren Anverwandten Gefchenfe von Seidenzeuge, Calico, Speifen, Weine und Früchten machen. Diele ziehen die glück: fichen Tage zu Rathe, die in dem Kalender angezeiget find, und für bequem zur Hochzeit erachtet werden. Diefes Amt koͤmmt eigentlich den Anverwandten der Braut zu, welchen auch Ringe, Ohrengehaͤnge, und andere dergleichen Kojtbarfeiten , zugeſchicket werden. "Alles dieſes gefchieht Durch Unterhändler, und durch eine Art von Briefen, welche von bey- den Theilen gefehrieben werden. Es ift aber alles diefes nur unter gemeinen Leuten gebräuch- Hochzeit: gebräuche. lich : "denn die Ehebündniffe vornehmer Perfonen werden auf eine viel edfere und wahrhaftig prächtige Art gefchloffen und vollzogen, Wenn der Hochzeittag angebrochen ift: fo wird die Braut in einen Tragefeflel gefest, prächtig geſchmuͤcket, und von denenjenigen begleitet, welche die Mitgabe tragen, die fie mitbringt. Dieſe befteht bey gemeinen Leuten in Hochzeitfleivern, die im Kiften liegen, in einigen andern Gütern, und im Hausrathe, welches altes ihr der Water mifgiebt: Bey ihr her geht ein Gefolge von gemierheten Seuten, mit Kerzen und Fackeln, ob es ſchon hel⸗ ler Mittag iſt. Vor dem Tragſeſſel her gehen Pfeifer, Trompeter und Trummelfchläger:: Binten nach aber ihre Anverwandten, und die guten Freunde ihres Hauſes. in getceuer Bedienter hat den Schlüffel zu der Thüre des Trageſeſſels; und diefen darf er niemanden . aus⸗ “3 Das iſt: Simmel, oder Bott, ; 4 XV Buch. II Capitel. —4 aushaͤndigen, als dem neuen Ehemanne, welcher in koſtbarer Kleidung an feiner Thuͤre Ehebuind⸗ —— ſeine Braut zu empfangen. So bald dieſelbe angelanget iſt: ſo nimmt er den iſſe. Schluͤſſel von dem Bedienten, oͤffnet geſchwind die Saͤnfte, und urtheilet ſodann, wenn ex fie zuvor niemals geſehen bat, ob er mit ihr glücklich oder unglücklich feyn werde. Manz . che find mit ihrem Looſe nicht zufrieden, fihließen die Sänfte fogleich wieder zu, ſchicken das Maͤgdchen nehſt den Anverwandten wieder zuruͤck, und wollen lieber ihr Geld einbuͤßen, als an ſolchen Kauf gehalten ſeyn. Weil man aber ordentlich große Vorſicht hierbey braus chet: ſo geſchieht ſolches ſehr felten. Wenn die Braut aus der Sänfte herausgeſtiegen ift: fo geht fie neben dem Bioͤut game in den Saal hinein. Hier machen fie vier Berbeugun: gen gegen den Tyen 2); und hernach thut fie dergleichen gegen die Anvertvandten des Ehe- mannes. Alsdann wird fie unter das Frauenzimmer gethan, welches zu dem Feſte mit ein= _ geladen ift. Damit bringt fie den ganzen Tag unter Schmaufen und $uftbarkeiten ju. Der neuverehlichte Mann bewirthet unterdeffen feine Freunde in einem andern Zimmer. Die ʒweyten Weiber werden ohne viele Umſtaͤnde in das Haus hineingenommen. Alles, Zweyte was fie bey diefer Gelegenheit hun, befteht Barinnen, daß fie einen Vergleich mit ihren Weiber, Eltern ſchließen und unterzeichnen, worinnen fie verfprechen, ihre Tochter wohl zu halten. Solche zweyte Weiber ftehen völlig unter dem rechtmäßigen Weibe, und verehren fie als die einzige Öebietherinn des Hauſes. Die Kinder, die von ihr gebohren worden find, wer- und ihre den ebenfalls als die ihrigen angefehen, und haben gleiches Recht zu erben. Keine, als nur Kinder, fie, führer den Namen der Mutter. Und wenn die wirkliche Mutter ftirbt: fo find die Kinder nicht verbunden, drey Jahre lang in Trauerfleidern zu geben, oder aus ihren Schu: len wegzubleiben, oder ihre Aemter und Bedienungen fahren zu laffen, wie bey dem Tode ihres Vaters, und des rechtmäßigen Weibes deſſelben, zu geſchehen pflegt. Indeſſen er— mangeln doc) die Kinder felten, Diefes Zeichen der Zärtlichkeit und Ehrerbierhung gegen ihre wahre Mutter zu beobachten. Manche nehmen, um den Namen guter Ehemänner zu gewinnen, feine Beyſchlaͤfe— tinnen ohne die Einwilligung ihrer Weiber, unter dem Voͤrwande, daß dadurch die An- zahl ihres Srauenzimmers zu ihrer Bedienung vermehret werden folle. Andere nehmen nur in der Abficht ein zweytes Weib, um einen Sohn zu befommen, Den Augenblick aber, wenn er gebobren iſt, und die Mutter deffelben dem rechten Weibe misfälle, wird fie fort- geſchickt, und hat die Freyheit, zu heirathen, men fie will; oder, welches das gewoͤhnlichſte ft, ſich ſelbſt einen Mann zu verſchaffen. Die Städte Nang chew fu und Su chew fü im Ryang nan find deswegen berühmt, weil fie eine große Menge von folchen Beyſchlaͤfe⸗ rinnen liefern, Die überall aufgekauft und dazu erzogen werden ), ‚Sowohl Männer als Weiber können, wenn der erſte Ehegatte ſtirbt, zum andernmale Zweyte heirathen, und haben die Freyheit, ſich eine Frau zu nehmen, welche ihnen gefällt; wenn Hochzeit. es auc) eine von ihren Beyſchlaͤferinnen ift, Bey einer ſolchen zweyten Hochzeit aber machet man nicht fo viefe Umſtaͤnde. Die Witwen find, wenn fie Kinder gehabt haben, vollfom- men frey, und gar nicht mehr unter dem Zwange ihrer Eltern. Doch ift es ihnen nach- teilig, wenn fie fich, ‚ohne große Noth, zum andernmale verheirathen. Ein vornehmes Frauenzimmer glauber, es fey verbunden, den übrigen Theil ihrer Lebenszeit in dem Wit- | Zn wen⸗ 6) Siehe zuvor, auf der 48 Seite. 160 Beſchreibung von China. Ehebůͤnd⸗ wenſtande zuzubringen; ob ſie ſchon nur einige wenige Stunden in der Ehe gelebt hat, oder nur nifle- erſt verlobet worden iſt. Dadurch wollen fie zeigen, daß fie gegen ihren verblichenen Ehemann, oder gegen bie Perfon, mit der fie verfober gervefen find, noch ein ehrerbiethiges Andenken hegen. Einige wer⸗ Mit Frauenzimmer von mittlerem Stande aber hat es eine andere Bewandniß. den dazuges Ihre Anverwandten c) wollen gern einen Theil von den Gelde wieder zuriick haben, zwungen. das fie ihren erfien Ehemanne gefoftet Bat, und laffen fie ganz willig heirarhen, wenn fie feine männliche Erben hat. Dftmals geſchieht es auch daß fie diefelbe dazu zwin⸗ gen. Ja manchmal wird in der That ein neuer Ehemann ausgefuchr, und das Geld be- zahlet, ohne daß fie Das geringfte davon meis. Hat das Weib eine Tochter, die fie noch ſaͤuget: fo geht diefelbe mit dev Mutter; und diefe hat, wenn ihre eigenen Anverwwandten nicht im Stande find, fie zu erhalten, Fein Mittel, fich von diefer Unterdrückung zu be— freyen, als daß fie entweder die Anverwandten ihres verblichenen Ehemannes wiederum bezablet, oder gar eine Bonzinn, das ift, eine Monne wird. Ein folcher Stand ift aber fo verächelich, daß fie ihn nicht ergreifen kann, ohne fich zu verunehren. Unter dem Tar- tarn ift dieſer Zwang nicht fo gemein. So bald eine arme Witwe auf diefe Are verkauft worden iſt: fo wird fie auf einem Tragfeffel in das Haus ihres Ehemannes gebracht, Das Geſetz, welches verbiethet, ein Weib zu verkaufen, ehe noch ihre Trauerzeit um ift, wird zumeilen übertreten ; fo begierig find fie, folche Weiber loszuwerden, Geſchieht es aber, daß wegen einer folchen Uebertretung Klage geführet wird: fo wird der Mandarin deswegen beftrafee, wenn er im geringften Dazu eingemilliger bat, t Andere wer⸗ Eine Ehe, die nach den vorgefehriebenen Gebräuchen ordentlich vollzogen worden ifk, den verkauft. kann nicht wiederum getrennet werden. Wenn ein Weib von ihrem Ehemanne entläuft x fo kann ex fie verfaufen, wenn fie zuvor die gefegmäßige Strafe erduldet bat. Diejenigen aber, welche ihre Weiber heimlich verkaufen, oder fie von andern fhänden laſſen; wie auch alle Diejenigen, welche mit in dem Handel verwickelt gewefen find, werden Durch die Ge- fege zu fehweren Strafen verdammet, Wenn anderntheils der Ehemann fein Haus und fein Weib verlajlen hat, und drey Jahre lang meggebfieben ift: fo Fann fie eine Bitefchrife bey den Mandarinen eingeben, Diefe Eönnen, wenn fie die Sache reiflich unterſucht haben, ihr die Erlaubniß ertheilen, einen andern Mann zu nehmen, Wenn fie aber nicht alle diefe : Umftände genau beobachtet : fo bekoͤmmt fie eine harte Strafe. Doch giebt es einige be: Die Eheſchei⸗ fondere Zufälle, worinnen die Gefege eine Ehefcheidung zulaflen. Dergleichen find Ehe⸗ dung iſt er· bruch, welcher aber fehr felten ift; wenn fie einander von Natur nicht leiden Eönnen, oder laubt; widrige Gemuͤthsarten haben; außerordentliche Eiferfuche ; Grobheit oder Ungehorfan ; Unfruchtbarkeit und anftecfende Krankheiten. Indeſſen kommen Fälle von Diefer Art fehr felten vor, außer unter gemeinen Seuten, bey verfchie⸗ Es giebt noch einige andere Fälle, in welchen die Ehe verborhen ift, ober aufgehoben denen Gele- wird, Diefe find: ı. wenn ein junges Weib an einen jungen Mann verlobet worden ift, genheiten. und die Gefchenfe beyderfeits fehon uͤberſchicket und angenommen worden find; fo kann fie feinen andern heiraten. 2. Wenn ein Betrug vorgegangen iſt; als, wenn an ſtatt ei- ner ſchoͤnen Perfon, die den Freyersleuten oder Unterhändlern gezeiget worden iſt, eine ; u haͤßliche ©), Durch ihre Anverwandten muͤſſen die Anver- u) Du Kaldens China, auf der 303 und fol⸗ RM Ihres verſtorbenen Ehemannes -verftanden genden Seite, werden. *X *—* XVBuch. II Capitel. —— Häßtiche mtergefchoben wird; wenn die Tochter eines freyen Menſchen an feinen Leibeigenen Ehebuͤnd⸗ verheirathet werden ſoll; oder wenn er —— einer freyen Weibesperſon ver niſſe. Fuppein, und ihre Anperwandeen überreden mil ‚ daß er fein Sohn, ober ein Anverwand⸗ ‚ser von ihm fen, 5, Wenn ein birgerlicher Mandarin in ein Gefchlechte aus der Provinz Oder Stade heirathen will ‚ wo er Statthalter iſt. 4. Wenn der Sohn oder die Tochter Unfer der Zeig heirathen will, da fie noch um ihren Vater oder um ihre Muster trauern. enn fie ſich noch vor einem ſolchen Todesfalle mit einander verfprochen haben: fo hoͤret alsdann die Verbindlichkeit auf; und der junge Mann, welcher jemanden von ſeinen Eltern eingebüßer Bat, muß den Anverwandten des verlobten Frauenzimmers durch einen Brief davon Nachricht ertheifen, Indeſſen Halten fich diefe letztern deswegen noch nicht von aller Verbindlichkeit frey fondern warten, bis die Trayerzeit zu Ende ift, fehreiben aledann auch) ihrerfeits an den jungen Mann, und erinnern ihn an fein Verſprechen. Wenn er aber hernach nichts mehr Yon feinem Berfprechen wiffen will: fo iſt das Mägdchen frey, und kann einen andern heirathen. Ein gleiches geſchieht auch, wenn der Water oder ein naber Anverwandter in der Gefangenſchaft ift; oder wern das Haus fonften von einem außeror- dentlichen Ungluͤcke befallen worden iſt. Denn die Ehe kann nicht eher vollzogen werden, als bis der Gefangene feine Einwilligung dazu gegeben bat; und alsdann bat man bey der Hochzeit weder einen Schmaus, noch andere Sreudenbezeugungen. 5. Diejenigen end- lich, welche aus einerley Gefchlechte ſind, oder einerley Namen fuͤhren, koͤnnen einander nicht heirathen, und wenn ſie auch noch ſo weitlaͤuftig mie einander verwandt Wären, Die Geſetze geftatten auch nicht, daß zweene Brüder zwo Schweſtern heirathen, oder daß ein Witwer feinen Sohn mit einer Tochter von der Witwe, die er zum Weibe nimmt ‚ ders heirathe. Eine Uebertretung des Gefeges wird in allen diefen Fallen beſtraft d), Die Urfachen, die den Cheftand aufheben, welche Navarette aus ihren Büchern Andere Ur, genommen bat, find folgende: 1. Wenn das Weib eine Plaudertafche ift, und niche auf- fachen der hoͤret zu plappern, ob fie fhon fange verheirathet geweſen HE, und beveits Kinder gebohren Lbeſchei⸗ bat. Der Berfafler glaubet, ein folcher gefeslicher Zaum würde in Europa von großem dung. Nutzen feyn. 2. Ungehorfam gegen den Schwiegervater und die Schwiegermutter e). 3. Wenn fie etwas in dem Haufe fiehle. 4. Der Ausſatz. 5. Unfruchtbarkeit, 6. Ei. ferfucht. Bey dieſer Gelegenheit merket der Berfafler an, daß, da immer eine mehr ge- liebet wird, als Die andere, fie niemals ohne Misvergnügen leben; und daß ſich manche erhenken, andere aber in einen Brunnen ſtuͤrzen. Er ſetzet hinzu, wenn das erſte Weib keine Kinder haͤtte: ſo laͤge ſie ihrem Manne ſelbſt an, daß er ſich eine Beyſchlaͤferinn zu⸗ legen ſollte; und dadurch fegte fie ſich vor der Berftoßung in Sicherheit. Unter den gemei⸗ nen Leuten verpfaͤnden viele ihre Weiber zur Zeit der Noth; und manche verleihen ſie auf einen Monat oder noch länger, nachdem fie einig werden Eöhnen, a Diejenigen unfer den Chinefen, welche Gemwiffensfragen abhandeln, fprechen, wenn Sie wird von en Weib nur bie geringfte ſchlimme Gigenfchaft hätte: fo wäre es recht und billig, wenn den Rechts: man fie zur Tage hinausſtieße. Zu zu /), der Sohn ihres Weltweiſen, Confucius, gelehrten ver: hat fein Weip mehr als einmal verfioßen; und diefes haben auch andere gethan 5 deren kheibigt. amen e) Durch dieſe Unterwetfung erdulden ſie viel ) Tr tſu, oder Tſe tſe. Drangſal. Allgem, Heiſebeſchr. vi Band, £ 162 Beſchreibung von China. Ehebuͤnd⸗ Namen in ihren Buͤchern angeführet find. Man techtfertiger die Alten, welche ihre Wei- niſſe. Todte Leute ber verſtoßen haben, damit, weil dieſe das Haus voll Rauch gemacht, oder mit ihrem wi⸗ drigen Getoͤße den Haushund zu fürchten gemacht hätten. Sn folhem Falle behauptet man, daß der Mann wiederum heirarhen koͤnne: vornehme Leute aber, als der Kaifer, Eleing Könige und Mandarinen, welche Benfchläferinnen zu ihrer Bedienung hätten, die ihnen ein Siebesopfer Darbringen Fönnten, dürften fich nicht wiederum vermählen, wenn ihre Weiber tode wären. Doch hat der Kaifer Schun chi, feine erfte Gemahlinn, als fie ſchwanger gieng, verftoßen, und in ihr Vaterland zurück geſchickt. Ziveene Jeſuiten zu De king erzählten dem Navarette, zwo tartarifche Perfonen, Mann und Frau, hätten fih von einander gefchieden, und fich anderwärts verheirathet. Johann Adam fihreibt an feine Ordens: brüder, die Tartarn behielten ihre Frau fo lange, bis fie Luſt befämen, eine andere zu hei— rathen; und vornehme Leute träfen zuweilen einen Taufch mit ihren Weibern; fo, daß einer die Frau des-andern nähmeg). Die Eltern pflegen oftmals ihre Kinder zu verloben, wenn fie noch ganz Flein find... Ja zumeilen gefchieht es, wenn ihre Weiber ſchwanger gehen, daß fie mit einander einig werden, daf ihre Kinder einander heirathen follen, wenn die eine ein Mägdchen und die andere einen Knaben zur Welt bringe. Dieſes nennen fie Chi fo, das iſt, Baͤuche beftimmen, In der Provinz; Schan fi haben fie eine laͤcherliche Gewohnheit. Dieſe beſteht dar- werben vers innen, daß fie todte Seute miteinander verehlichen. Der Berfaffer hat folches von dem Mi⸗ heirathet. Fernere Ce⸗ remonien chael Trigalt, einem Jeſuiten, der ſich verſchiedene Jahre lang in dieſer Provinz aufge⸗ halten hat. Wenn es zutrifft, daß der Sohn des einen, und die Tochter des andern, zu gleicher Zeit ſterben: ſo werden die Eltern einig, ſie mit einander zu verheirathen, weil die Saͤrge noch in dem Haufe ſtehen: denn dieſe behalten fie manchmal zwey bis drey Jahre, und noch länger, darinnen. Sie ſchicken einander die gewöhnlichen Geſchenke zu, als ob fie noch lebten, und alles Diefes gefchiehe mit vielem Gepränge und mit Mufif. Hernac) fegen fie die beyden Särge neben einander, halten bor denfelben den Hochzeitfehmaus, und thun fie endlich zufammen in ein Grab, Die Eitern werden von der Zeit an nicht nur als gute Sreunde, fondern auch als nahe Anvertvandten betrachtet, wie fie es geweſen feyn wuͤrden, wenn ihre Kinder noch bey ihrem Leben miteinander verehlicht worden waͤren. In ſolchem Falle ift das erſte, das fie thun, diefes, daß fie in den Tempel ihrer Vor⸗ fahren gehen. Hier zeigen fie denfelben umftändlich an, wie der oder jener, ihr Enfel, von dem und dem Alter vorbabe, ſich mit der oder jener zu verehlichen, und wie fie fich des- wegen ihren Beyſtand bey der Sache ausbärhen. Die Eltern des Frauenzimmers thun desgleichen. Der neue Ehemann bringe feinem Weibe ein Gefchenf , und diefes nehmen ihre Eltern zu fih, zumeilen aber geben fie der Tochter auch etwas davon. Wenn die EL: tern bes Braͤutigams das Hochzeitgeſchenk überfehicken : fo wird es mit dem größten Ge- pränge fortgefragen, Das nur möglich iſt. Vorher geht Mufif. Alsdann folgen die Tifche, deren jeder von vier Männern auf eine fehr-anftändige Met getragen wird. Auf einem da- von liegt ein Stüd Seidenzeug, auf einem andern einige Stücken Cattun, auf dem drit- ten Navarette Be’hreibung von China, a. d. hernach, wenn von dem Ende der Feyerlichfeiten ges 66 u. f. S. redet wird. 5) Sie verehlichen ſich gemeiniglich an einem 7) Naparette fpriht: zu meiner Zeit gerieth von den nenn Tagen des Menmonden, Siehe ein Chriſt, das ilt, ein zum Pabftthume bekehrrer 15 XV Buch. IT Capitel. 163 dritten Früchte, auf dem vierten Speifen, Leckerbißchen und Silbergeſchirre. Das Ge- pränge aber, und der Laͤrmen, ijt gemeiniglich größer, als die Sache felbft. , Sie wäßlen allemal einen glücklichen Tag, da fie die Geſchenke uͤberſchicken und Hoch⸗ zeit machen 5), Nenn ihren verftorbenen Anverwandten davon Bericht erſtattet worden iſt: fo ſchicken die Eltern des Bräufigams einen Anverwandten oder fonft eine anfehnliche erfon mit einer verfchloffenen Sänfte ab, um die Braut abzuholen. Wenn diefelbe vor das Haus der Brauf Eine: fo nimmt diefe Abfchied von ihren Eltern. Dieſe geben ihr allerhand gure Vermahnungen, und hierauf fteige fie in die Sänfte hinein. Daſelbſt fin- det fie ein werig Reiß/ Waizen und anderes Getreide, um dadurch anzudeuren, daß die Braut einen Ueberfluß an Gütern mit ſich bringe, und daß das Vermögen und Einfome men des Ehemannes, durch ihre Beybülfe vermehret werden folle, Wenn die Braut in die Sänfte Hinein fteige: fo zerbricht man gemeiniglich ein Ey, ob folches fhon In dem Buche von Anordnung der Ceremonien nicht vorgefehrieben iſt, um anzuzeigen, daß fie fruchtbar feyn ſolle z), Wenn die Braut in dem Haufe des Bräutigams angelangt ift, welches alsdann koſt⸗ bar ausgepugt und. geſchmuͤckt ift: fo empfangen fie die Schwiegerältern mit aller mögli- en Pracht und Freundlichkeit, Wenn fie ihre Pflichten gegen den Himmel und die Erde und gegen ihre Anverwandten und Bekannten beobachtet haben: fo fängt fich der Schmaus an. Die Männer fpeifen in dem vordern Theile des Haufes, die Weiber aber in einer in nern Abtheilung. In der Macht wird die Braut in die Kammer des Bräutigams gefüh- vet. Daſelbſt findet fie auf dem Tifche Scheeren, Zwirn, Cattun und andere Dinge, um anzudeufen, daß fie arbeiten, nicht aber müßig gehen folle, Nach diefem Tage befümm der Schwiegervater feine Schtwiegertschter niemals twie- der zu ſehen, bis fie tode iftz wenn es anders gefchieht, daß fie vor ihm ſtirbt. Ob fie ſchon in einem Haufe bey einander leben: fo feget er doch niemals einen Fuß in ihr Gemach; und wenn fie ja einmal herausgeht, fo verbirgt er fich oder geht weg, Micht alle Anver- wandten haben Erfaubniß, allein mit einem Weibe zu reden. Die Bettern, welche jünger find, als fie, Fönnen es thun: denn Diefen trauet man nicht zu, daß fie fich frech gegen fie Ehebůͤnd⸗ niſſe. — — bey Verehli⸗ gungen. Eingezogen⸗ heit der Wei⸗ ber. aufführen werden. Andere aber, welche älter find, als ein ſoiches Weib, dürfen es nicht thun: denn man ftehe in den Gedanken, fie möchten ſich ihres Anfebens zu ihrem Vor⸗ heile bedienen, und etwas unerlaubtes von ihr verlangen, Die Weiber gehen des Jahrs einigemal aus, um ihre Eltern zu befuchen, und darinnen befteht ihr ganzes Vergnügen, und aller ihr Zeitvertreib, ven fie haben koͤnnen. Wenn fie merken, daß fie ſchwanger find: ſo gehen fie in den Tempel ihrer Vorfahren, melden diefen ihre Umftände, und bieten ſich ihren Beyſtand zu einer glücklichen Entbindung ons. Wenn fie in Das Kindbette gekommen find: fo gehen fie wiederum dahin, ſtatten ihren Borfapren Dank für ihre glückliche Niederkunft ab, und bitten fie, das Kind zu er- halten, Einige Zeit hernach bringen fie das Kind in eben diefen Tempel, danfen den Ber- EA) ftorbenen, Ehinefe, in Zorn, als gr ſah, daß man dieſen Ge: ſie Eyer legen ſoll? Ich glaube aber, feine neue brauch bey der Verehlichung feiner Tochter beob⸗ Religion habe ihn fo thoͤricht gemacht. Dem es achtete, warf das Ey an die Wand, und ſprach: iſt nichts unrechtes bey diefer Gewohnheit, Wie ? iſt denn Meine Tochter eine Senne, DAB Ihr Aber: glaube, Ehebuͤnd⸗ niſſe. Namen, die den Kindern gegeben wer: ben, Sodomiter in China. u Beſchreibung von China. ſtorbenen, Daß fie es bis hieher bewahret haben; und bitten fie, es zu einem reifern Alter gelangen zu laſſen A). | Die Eltern geben ihrem Kinde bey der Geburt den Namen des Geſchlechtes, welcher allen denenjenigen gemein it, die von einem Stammvater abftammen, Etwan einen Mo- nat hernach geben fie ihm einen andern, oder Milchnamen, wie fie zu fagen pflegen. Diefer iſt ordentlich von einer Blume, einem Thiere, ober andern folhen Dingen herge⸗ nommen. Wenn das Kind anfaͤngt, etwas zu lernen: fo bekoͤmmt es von feinem Lehr⸗ meiſter einen neuen Namen, welcher mit dem Gefchlechtsnamen verbunden wird, und bey biefem Namen wird es auch gerufen, wenn es in der Schule if. Wenn es zu einem maͤnn⸗ lichen Alter gelangt ift: fo nimmt es unter feinen Freunden noch einen andern Namen an. Diefen behält es, und damit unterfchreibt es ſich in feinen Briefen oder in andern Schrif⸗ ten. Mit einem Worte, fo oft es etwa eine anfehnliche Bedienung erhält, fo oft nimme es auch einen andern Namen an, der feinem Range und feinen Berdienften gemäß ift. Und dieſes ift der Name, den man, wenn man höflich feyn will, brauchen muß, wenn manmik ihm vedet. Es würde unhöflich heraus kommen ‚ wenn man ihn bey feinem Gefchlechtsna- men nennen wollte: es wäre denn, daß die Perfon, welche dieſes thäte, von einem weit hoͤ⸗ bern Range wäre /). | Navarette verfichert, die Sodomiterey wuͤrde in China fehr häufig getrieben; und zu den Zeiten der chinefifchen Kaiſer , hätte man zu Peking öffentliche Haͤuſer oder Stuben für Knaben gehabt, die man Hierzu hätte brauchen Eönnen: zu Jang chew aber dauerte diefe Gewohnheit noch ißo fort. Diefe jungen Knaben geben wie andere Leute gefleider; jedoch fehr bunt und munter, und heirathen niemals m), | Der V Abſchnitt. Von ihrer Trauer und von den Leichenbegaͤngniſſen. Die Gebraͤuche hiebey sp fefte geſetzet. Der Bräuche dafelhft. Niederwerfung zur Erde, ' Stab und das Täfelden. Liſt der Bonzen. Zug der Bonzen. Leihenbegängniß des Bru Die Weiber erhenfen ſich. Die Särge werden ders dee Kaifers, Ausdrücke der Trauer. Fehr Hoch. gehalten. Ihre Geſtalt. Was hin Trauerfarbe. Der Leichnam wird game Jahre eingelegt wird. Zeit der feyerlichen Gebräuche, fang aufbehalten. Verehrung der Tobten in Die Bezengung des Bepleids wird denAbgeordne- dem’ Saale der Vorfahren und bey den Gräs ten aufgetragen. Der Schmans, Feichenzug. bern. Aus was für Grunde, diefes gefchehe, Degräbnißpläse. Gräber der Großen. Ger Großmuth der Chineſen. De die kindliche Ehrfurcht der große Hauptpunct iſt, auf welchen das ganze Gebäude der hinefifchen Regierungsart erbauet IE: fo kamen die alten Weiſen diefes Volks auf die Gedanken, daß die Ehrerbiethung, weiche junge Leute den verftörbenen Anverwandten erzeigen fühen, als ob fie noch febten, fie bey Zeiten zu der Unterthaͤnigkeit und zu dem Ge: borfame angewöhnen würde, den fie ihren noch lebenden Eiern ſchuld ig wären, Yus die: _ fen Gruͤnden werden in ihren Büchern yon den Eeremonien, und in ihren andern Haupt: büchern, die Ceremonien, die man in Anfehung der Todten zu beobachten Hat, forgfältig Ne ange⸗ * — Beſchreibung von China, ad, m) Navarette am angeführten Orte auf der ou f®S. s 68 Seite. I) Du Halde, Ehina,ad, 294 ©, ) Du Halde ſpricht a, d, z10 S. dieſe Grillen waͤ⸗ * XV Buch. IT Capitel. a. angemerket; Indem fie yon denenjenigen, die zu der herrſchenden Religion gehören, beobachtet Trauerce⸗ werden, welches die Gelehrten BER ie — des Confucius ſind. Die uͤbrigen remonien. ze baben eben diefe Gevemonien ‚ und vermengen fie nur mit geroiffen abergläubifchen —— — welche in der folgenden Erzählung allemal von den übrigen unterſchieden wer- en, . Navarette ſpricht, nach dem Buche von den Gebraͤuchen naͤhme man den Men: Die erſten fhen, wenn.er dem Tode nahe wäre, aus feinem Bette heraus, und legte ihn auf bie Erde, Gebraͤuche. daß er daſelbſt feine Tage endigen möchte, wo ex angefangen hätte, zu leben. . Auf gleiche Art legen fie ein Kind, wenn es gebobren iſt, auf die Erde, mie die Juden und andere Böl- fer gethan haben, um zu zeigen, Daß man dahin wieder zurück Fehren müffe, woher man gekommen fey. So bald ver Menfch todt ift: fo ſtecken fie ihm einen Fleinen Pfloc in den Mund / damit ex fich nicht zufchließen möge. Wenn diefes gefchehen ift: fo nimmt einer don den Anverwandten die Kleider des Berblichenen, fteigt damit auf den Giebel des Hau: fes, breiter fie dafelbft aus, ruft die Seele laut mit Namen, und bittet fie, daß fie wieder zuruͤck fehren fol. Alsdann fteigt er wiederum 5* ‚und breitet die Kleider über den verblichenen Körper. Hierauf wartet man drey age lang, ehe man ihn in den Sarg les get, um zu feben, ob er wiederum auffiehen werde. Diefer Gebrauch ift von einigen Miſſionarien gebilliget worden. An einigen Orten thut man diefes haufen vor der Thüre des Hauſes. Das nächfte ift, daß man einen Stab verfertiget, telchen fie Chung nennen, damit Stab und die Seele etwas Haben möge, worauf fie ruhen oder niederfnien könne, Diefer Stab wird Taͤfelchen. in den Tempeln der Todten aufgehängt. Man verfertiget auch die Täfelchen, welche die Miffionarien die Täfelhen der Todten, die Chinefen aber die Throne und die Sige der Seele nennen. Denn fie glauben „ die Seelen ihrer verftorbenen Freunde hielten fich da= felbft auf, und naͤhreten fich von dem Geruche der Speifen, welche daſelbſt für fie hinge⸗ ſetzet wuͤrden. Der Verfaſſer hat dieſes in ihren Büchern gelefen, und mit angehörer, wie ‚fie folches erklaͤren ©). Das dritte, das fie hun, iſt diefes, daß fie Gold-und Silbermünze, Reiß, Waizen, und einige andere kleine Sachen in den Mund des Todten ſtecken, welcher “eben um deswillen offen gehalten wird. Reiche und Vornehme ftecken Perlen hinein. Alle die obigen Gebräuche ftehen in dem Buche von den Gebräuchen, und in dem Buche Kay jo, welches Confucius geſchrieben hat, * Es iſt unter den Chineſen gebraͤuchlich, daß ſie, wenn eine Perſon gefährlich krank Liſt der Bon: liegt, die Bonzen herbey rufen, daß ſie fuͤr dieſelben bethen ſollen. Dieſe ftellen ſich hier⸗ zen- auf mit kleinen Becken, Schellen, und andern ſolchen Dingen ein, und erregen damit dar⸗ men genug, um den Tod zu beſchleunigen. Sie geben aber vor, dieſes beluftige den Kran⸗ fen und lindere feine Schmerzen. Wird es mit dam Kranken ſchlimmer: fo fprechen fie, die Seefe ſey qusgegangen. Um deswillen laufen, wenn ‘es dunkel wird, dren bis viere von ihnen eilig herum, haben ein großes Becken, eine Trummel und eine Trompete, und. ſuchen die Scer.. Wenn fie über eine Gaſſe gehen: fo Halten fie ein wenig inne, fpielen auf ihren Jnſtrumenten ‚ und. geben ſodann weiter fort, Der Verfaſſer hat dieſes ver⸗ E3 ſchiedene waͤren nur von den Bomen eingeführt worden, waͤren fie gerade entgegen, Navarette üben ver: und giengen and) nur ray dem gemeinen Pöbel fichert unten, Confucius habe ſolches alles ſelbſt im Schwange: den wahren chinhe Leren aß gelehret. 166 | Beſchreibung von China. Teauerecere⸗ ſchiedene male mie augeſeben, Auf gleiche Art, und in eben diefer Abficht, gehen fie auf das monien, — — Die Weiber erhenken ſich. Feld hinaus, fingen, bethen, und machen in den Gebuͤſchen ein Getoͤſe mic ihren Inſtru— menten. Wenn fie nun etwan eine große Biene, ober eine Welpe finden: fo fragen fie die felbe mit vielem Geraͤuſche und großen Freudenbezeugungen in das Haus des Kranken, geben vor,. biefes fey feine Seele; und ſtecken fie ihm, wie man dem Verfaſſer gemelder hat, in den Mund. Unser den Tartarn iſt es gewöhnlich, daß, wenn ein Mann ſtirbt, eine von feinen Weibern ſich erhenket, um ihm auf feiner Reiſe in die andere Welt Gefellfchaft zu leiſten. Sm Sahre 1668 ftarb ein vornehmer Tartar zu Peking. Eine von feinen Benfchläferinz nen, die fiebenzehn Jahre alt war, follte dieſes Zeichen ihrer Liebe gegen ihn ausüben. Al⸗ lein ihre Anverwandten, welche angefehene Leute waren, büßten fie fehr ungern ein. Gie überreichten daher dem Kaiſer eine Bittfehrift, und bathen ihn, er möchte fie diefesmal von der Gewohnheit frepfprechen, welche unter Diefem Bolfe angenommen und eingeführet wäre, Seine Majeftär ſchafften hierauf dieſe unmenfchliche Gewohnheit ab, und verordneren, daß diefelbe hinfuͤhro nicht länger im Schwange gehen follte, Die Chineſen Haben eben diefe Gewohnheit: fie ift aber nicht fo gemein unter ihnen, und auch von ihrem Weltweiſen nicht angenommen oder gebifliget worden. Zu ber Zeit bes Berfaflers wurde der Unterfönig von Kanton frank. Als er nun dem Tode nabe wars fo rief er diejenige von feinen Bey- fehläferinnen zu fich, Die er am brünftigften liebte, führte ihr Die Neigung zu Gemuͤthe, die = er gegen fie geheget hätte; und verlangte von ihr, daß fie ihm Gefellfchaft Teiften ſollte. Die Särge werben ſehr hoch gehals ten. Ihre Geſtalt. Sie verſprach es ihm, und erhenkte ſich, ſo bald er todt war. Ehe man den Koͤrper in den Sarg leget, ſo wird er gewaſchen; und bey dieſer Gele— genheit beobachtet man ſeltſame Gebräuche 5). Andere ſprechen, man wuͤſche die todten Körper nur felten; fordern man zöge dem verblichenen Körper feine beften Kleider an c), fegte über ihn die Zeichen feiner Würde, und bernach thäte man ihn in den Sarg, den mar erfauft hatte, oder den et fich noch bey feinem Eben Hätte machen laffen: denn deswe gen find fie allemal überaus beſorgt. Diejenigen, melche nicht mehr, als neun bis zehn Piftg- Ien in ihrem Vermögen haben, wenden dieſes Geld auf einen Sarg, wohl zwanzig Fahre zuvor, ehe fie deſſen benörbiget find, und betrachten ihn als den fhägbarften Hausrath in ihrer Wohnung. Der Sohn verfaufer ober verpfänder fich manchmal felbft, um nur Geld zu befommen, damit er einen Sarg für feinen Vater Faufen koͤnne A). Manche Särge find von koͤſtlichem Holze verferiger. Einer davon koſtet zwoͤlf, zwan⸗ zig, fünfzig, hundert Ducaten, und noch mehr. Man findet dergleichen in den Kramlä- den. von allerhand Größe. Die großen Mandgrinen laſſen zumeilen ihre Menfchenliebe fehen, und fihenfen armen Seuten ein Dugend oder zwanzig Särge; denn fonften wird ihr Körper, wenn fie feinen Sarg haben, verbrannt, wie bey den Tartarn geſchieht. Man- ehe ſchaffen fich noch bey ihrem Leben einen Sarg an, und richten an dem Tage, wenn er in 5) Navarettes Beſchreibung von China, auf e) Navarette Beſchreibung yon China auf der der 70 und folgenden Seite. zıften Seite. €) Diefe werden, wie Navarette fpricht, dns A) Du Waldes China, a, d, 906 Seite. gehoben. > ge) Dunalde fpricht, auf den Boden würde aus d) Du Baldens China a. d. 280 n. 306 S. eben diefer Urfache Kaik gelege: das Kuͤſſen aber, Dder XV Buch. SIT Capitel. | 167° in das Haus gebracht wird ‚ eine Gafteren aus. Sie behalten ihn viele Jahre lang vor Trauercere⸗ den Augen, und legen fich manchmal gar hinein. Der Kaiſer hat die Gewohnheit, feinen _Monien. Sarg einige Zeit in dem Pallafte zu haben ©). Die Särge dererjenigen, die fich in ganz leidlichen Umftänden befinden, werden aus Planken verfertiget, die über einen halben Schuh: die find, und dauern lange Zeit. Inwendig werden fie auch mit Peche und Harze wohl verlchet von außen aber lackiret; fo, daß Fein übler Geruch hindurchdringen kann. Manz de find mit ſchoͤnem Schnitzwerke gezieret, und ganz vergoldet, Mit einem Worte, manche teiche Perfonen legen dreyhundert bis tauſend Kronen an, um fich einen Sarg von Föftli- chem Holze zu erfaufen, der mit mancherley Bildern und Schnitzwerke ausgezieret iſt /)- In den Sarg leger man eine kleine Masraze, ein Polfter, Küffen, Kohlen, und Tachte Was hinein: zu Sampen. Alle diefe Dinge dienen, die Feuchtigkeit einzufaugen, welche aus dem Koͤr⸗ gethan wird. per berausdringen kann 2). Man leget auch eine Scheere hinein, um die Nägel damit abzufchneiden; und wor den Zeiten der Tartarn that man bierzu aud) Kämme, um das Haar damit auszufämmen. Das abgefchnittene von den Nägeln, die man dem Verſtorbe⸗ nen befchnitten hat, fo bald er verblichen geweſen ift, wird in Fleine Beutelchen gethan, und in die vier Winkel gefeger. Alsdann loſen fie, und legen den Körper mit großem Geheule und Gefchreye hinein 2)._ Nach ihren Gedanken würde es eine unerhörte Sraufamfeit feyn, wenn man einen todten Körper öffnen, das Herz und das Eingemweide herausnehmen, und jedes beſonders begraben wollte, Auf gleiche Art würde es etwas feltfumes für fie feyn, wenn fie fehen follten, daß die Todtengebeine, wie in Europa, auf einander gehäufet wuͤr⸗ den. Aus diefem Grunde begraben fie nicht mehrere Perfonen in ein Grab; ob es ſchon nahe Anverwandte find, fo lange das Grab noch feine Geſtalt behält, | Das Tyan ober feyerliche Seichenbegängniß, welches fie dem Verſtorbenen halten, Zeit der fey: währet ordentlich ſieben Tage lang, wofern ſie nicht durch eine tüchtige Urfache bewogen erlichen Ge⸗ werden, dieſe Zahl auf dreye herunter zu ſetzen. Inzwiſchen ſtellen ſich alle Anverwandten braͤuche. und Freunde ein, welche ſorgfaͤltig eingeladen werden, um dem Verſiorbenen die letzte Ehre zu erzeigen. Die nächften Anverwandten bleiben in dem Haufe beyfammen. Der Sarg wird in dem vornebmften Saale ausgeftellet; und diefer ift mit weißem Stoffe behängt, der manchmal mit ſchwarzem und veilgenblauem feidenen Zeuge, und mit andern Trauers ziervathen untermifcher iſt. Vor den Sarg wird ein Tiſch hingeſetzet; und darauf ſtellet man das Bildniß des Berftorbenen. Es wird auch wohl fonften etwas gefchnißtes hinge⸗ ſtellet, worauf fein Name geſchrieben ift z), Dazu kommen Bluhmen, Raͤuchwerk, und zu beyden Seiten angezündete Wachsferzen k). Navarette fpricht, ehe man den Todfen bemweinte, jo würde ein Schüffelchen oder Näpfchen mitten in das Zimmer geſetzet. Als⸗ dann beobachteten Die Bonzen einige Gebräuche; hierauf zerbrächen fie es, und ſpraͤchen: fie öffneten die Pforten des Himmels. Nachgehends fangen fich die Trauerklagen an; und der Sarg wird, unter einer großen Menge von Gebräuchen, zugenagelt D. Dies oder der Katt inei h i ; t, der Name kaͤme in ein dazu, daß der — se ——— auf den Altar, der auf den — — Sarg geſtellet — it es rei ine, an k) Du Baldes China, a.d. 206 u. f. S. der zı Seite, * — So * ywzr- I) Naparettes Veſchr. von China, ad, zi S. 168 Trauercere⸗ monien. ya Wie die Mis ſionarien ihr Mitleid be: zeuget haben, Der Schmaus. Leichenzug. Beſchreibung von China. Diejenigen, welche auf eine feyerliche Art ihr Beyleid bezeugen wollen, begruͤßen den Verſtorbenen, ſo, daß ſie ſich zu verſchiedenen malen vor dem Tiſchchen zur Erde nieder⸗ werfen 7), ‚Hierauf ſetzen fie hernach Wachskerzen und Raͤuchwerk, das fie, wie gewoͤhn⸗ (ich), mic ſich bringen. Beſonders gute Freunde vergießen bey dieſen Gebraͤuchen Thraͤ⸗ nen, und heulen mit lauter Stimme. Indem ſie dieſen Pflichten ein Genuͤge leiſten: fo kommt der ältefte Sohn, in Begleitung feiner Brüder, hinter einem Vorhange hervor, der auf der einen Seite des Sarges hängt; Eriecht auf dem Boden hin; vergieße Thrä- nen, und beobachtet ein tiefes und trauervolles Stillſchweigen. gefchehen mit. eben den Gebräuchen, welche zuvor bey dem Sarge beobachtet wurden. In⸗ deſſen laſſen die Weiber hinter dem Vorhange von Zeit zu Zeit ein fehr Flägliches Geſchrey von ſich hören. Wenn diefe Gebräuche geendiget find: fo fteht man auf. in weitläuftiger Anver⸗ wandter von. dem Berftorbenen, oder fonft ein Sreund, der mittrauert, und Die Gäfte an der Thäre, wenn fie hineinfommen, empfängt, nimmt auch die uͤbrigen Ehrenbezeugun⸗ gen. gegen biefelben auf fich, und führer fie in ein. anderes Zimmer, Hier feget er ihnen Thee vor, zuweilen auch. getrocknete Fruͤchte, oder andere Erfriſchungen. Hernach fuͤhret er fie wiederum an ihre Tragfeflel. Diejenigen, welche nicht weit von der Stadt wohnen, bee obachten dieſe Gebräuche in eigener Perſon; und Diejenigen, welche durch die Weite, des Weges, oder Durch eine Unpäßlichkeit daran ‚gehindert werden, ſchicken doch einen Bedien- ten mie ihrem Befuchzettel und, mit Geſchenken, und laſſen fich durch denfelben entſchuldi— gen. ı Die Kinder des. Berftorbenen , oder wenigftens der ältefte Sohn, find nachgehends verbunden, alfe diefe Befuche zu eriwiedern. Es ift aber alsdann genug, daß fie nur vor die pre eines jeden Hauſes gehen, und durch einen Bedienten einen Befuchzettel hin— einſchicken. Wenn der Tag zu dem Leichenbegaͤngniſſe angeſetzt iſt: ſo wird allen Anverwandten Bash teen Nachricht — diefe ermangeln nicht, ſich und Freunden des Q zu gehoͤriger Zeit einzuftellen. Der Zug fängt fich mit Männern an, die verfchiedene Bil- der von Pappe ragen, melde Sklaven, Tyger, Löwen, Pferde und dergleichen vorftel fen. Hierauf folgen verſchiedene Haufen paarweiſe. Manche tragen Fahnen, Flaggen und KRäucherpfannen mit Raͤuchwerke. _ Andere ſtimmen auf verfhiedenen muſikaliſchen Inſtru⸗ menten Klagfiever an. An einigen Orten wird das Bildnig des Verftorbenen über alles übrige erhaben; und fein Name, wie auch feine Wirde, it mie großen güfdenen Buch: ſtaben geſchrieben. Hierauf ſolget der Sarg unter einem Traghimmel, der die Geſtalt eines runden Gewoͤlbes hat. Dieſer Traghimmel iſt von veilgenblauer Seide, hat an den vier Ecken weiße ſeidene Buͤſche oder Quaſten, und dieſe ſind artig mit goldenen und ſilbernen Schnuͤrchen untermiſchet. Das Geſtelle, worauf man den Sarg feger, wird von Män- nern getragen, deren Anzahl fich zumeilen bis auf vier und ſechzig erſtrecket. Der älrefte Sohn gehe,’ an der Spitze der übrigen Söhne und Enkel, zu Fuße hinter dem Sarge ber, m) Mavarette beſchuldiget die meiſten Jeſuiten, waͤre ihm erzaͤhlt worden, Julius Alein oder Ale⸗ Die Ehrenbezeugungen daß fie eben dieſe Gewohnheit ausüben. Er fpricht, Anton von Gouvea, Oberſter der Miſſionarien von dieſer Geſellſchaft, haͤtte ihm geſtanden, daß er ehemals dieſe Gewohnheit mitgemacht haͤtte; es ni haͤtte eben dieſes gethan: es haͤtte ihm aber fol ches geremets und ein anderer Jeſuit hätte in fols genden Ausdruͤcken an die Dominicaner heſchrie⸗ ben; das Baar ſteht mir zu Serge, wenn ich: daran [E == ———— = De —E = KR = —= —_—= —— = = —— ——— —— ——— —— == ee —— =: —— —— en —— —— — —— en em m —— —— Per an u —— —— —— Pe —— —— FI —— a —— = == —— = = —— = == === —— —— — —— m: = —— == == = => —— = nt —— —— —— — = Dt —E — == = — === == == Fl = == —— = = == — — —— = INININHUNAANNUNNIUAIN UNTIL IT Ede Bahker Reit, 1750 ! XV Bug, II Capitel. Me, Ger, iſt mit einem hänfenen Sacke bedeckt, lehnet ſich auf einen Stab, und geht" ganz ge- Trauercere⸗ bückt, als ob er unter feiner Berrübniß verfinfen wollte. Hierauf erfejeinen Die Anper- _monien. wandten und Sreunde, alle in der Trauer, Alsdann folger eine große Anzahl von Sänf- ten, die mit weißem Tuche bedeckt find, Darinnen fißen die Töchter, Weiber und Sfla- pinnen bes Berfiorbenen ‚und erfüllen die Luft mie ihrem Geſchreye. Die Gräber find allemal draußen vor den Städten #), und, fo oft es gefehehen kann, Begraͤbniß⸗ auf erhabenen Plägen, Cs ift auch gewöhnlich, Fichten- und Copreffenbäume rund um Plab« diefeiben herum zu pflanzen. Etwan eine Meile von jeder Stadt trifft man Flecken, Dör- fer und Häufer an, die hin und wieder zerſtreuet herumliegen, und mic Eleinen Wäldchen oder Gebüfchen untermifcher find. Man findet auch eine große Menge Hügel, die mit Bäumen befeßt, und mit Mauern umgeben find. Dieſes find eben fo viele verfchiedene Gräber, welche eine nicht unangenehme Ausficht gewähren. Die Geftalt der Gräber ift nad) den Provinzen verfchieden. Sie find größtentheils ganz fauber gebauet ‚ und fehen wie ein Hufeifen aus, Sie find weiß übertüncher, und auf den vornehmften Stein wird der Öefchlechtsname eingegrabem Die Armen begnügen fich damit, daß fie den Sarg in Geftalt einer Spigfäule fünf bis fehs Fuß Hoch mit Spreu oder Exde bedecken. Manche fegen ihn in einen Ort, der, wie unfere Grabmäßler, aus Ziegelfteinen erbauet iſt. a Die Großen umd die Mandarinen bauen ihre Gräber auf eine prächtige Art. Sie Gräber der machen ein Gewölbe, darein fegen fie den Sarg; über denfelben machen fie einen Haufen Großen. yon zugerichteter Erde, in Geftalt eines Hutes, gegen zwoͤlf Schuh hoch, und acht bis zehn Schub im Durchfchnitte; dieſen bedecken fie mit Mörtel, damit Fein Waſſer durch⸗ Hringen fönne; und rund herum pflanzen fie Bäume von verfehiedenen Arten. Nahe da- bey ſteht eine lange Tafel von weißen geglätteten Marmor. Darauf ftehen eine Räucher- pfanne, zwey andere Gefäße, und zweene Leuchter, die ebenfalls von Marmor find, Auf jener Seite ftehen in verfchiedenen Keihen eine große Menge Bilder von Bedienten, Ber- pnittenen, Soldaten, Löwen, Reutpferden, Rameelen „Schildkroͤten, und andern Thie- pen in verfhiebenen Stellungen, welche die Betruͤbniß und Ehrerbierhung ausdrücken. Denn die — wiſſen in ihren Schnitzwerken alle Leidenſchaften geſchickt auszudruͤcken und ee a Einige wenige Schritte von dem Grabmaale findet man Tifche, die in Sälen ftehen 4 welche ausdruͤcklich dazu erbauet worden find. Indem man die geroößntichen —2 — hobachtet: To bereiten indeſſen die Bedienten ein Gaſtmahl, um die Geſellſchaft zu bewir- eher. Nach der Trauermahlzeit werfen ſich manchmal die Anverwandten und Freunde Niederwe⸗ u Exde nieder, und thun ihre Dankſagung. Der aͤlteſte Sohn und die übrigen Kinder fung zue Wwiedern Diefe Höflichkeit durch äußerliche Geberden, aber mit einem £iefen Stillfchtoeigen, Erde. den DBegräbnißplägen großer Herren findet man verfchiedene Zimmer. Wenn ver Sarg zur Beerdigung dahin gebracht worden. iſt: fo bleiben manche von den Anverwandten einen oder ein Paar Monate lang daſelbſt beyfammen, um nebft den Söhnen des Berftor- henen ihr Trauern taͤglich zu erneuern 0), Na⸗ daran gedenke, daß ein Prieſter des wahren mod, wie ich glaube, in feinem Magen iſt. Bortes ſich vor einem heidniſchen Körper nie m) Yravarette bemerket, daß diefe Gewohnheit derwerfenfolle, deffen Seele, wie ich gewiß vers ſowohl bey den Juden, als bey den’ Heiden, beob⸗ fichert bin,in derHoͤlle brennet; und zwar gleich achtet worden wäre, nad) Haltung der Meſſe, wenn das Sacraͤment 0) Du Haldes China a, d. 307 u. f. S. Allgem, Reiſebeſchr. VI Band, = 170 27 Beſchreibung von China, Trauercere⸗ Navarette ſpricht, wenn der Verſtorbene eine Perſon von Anſehen geweſen wäre: monien. fo ſtellten die Bonzen große feyerliche Aufʒuͤge oder Umgänge an , und die Leidtragenden Hufzug der giengen mit brennenden Sichtern und mit angezundetem Räuchwerfe binter ihnen her. Alle— Bonzen. mal in gewiſſen Entfernungen opfern fie, und verrichten zugleich die Seichengebräuche, Hie⸗ ‚bey verbrennen fie Bilder von Männern, Weibern, Pferden, Sätteln und andern Din- gen, wie auch eine große Menge papierenes Geld. Alles Diefes wird ‚ wie fie glauben, in dem fünftigen Leben, zum Nutzen des Berftorbenen in dasjenige wirklich verwandelt, was es hier nur vorſtellet. Es gefihieht aber nicht, wie einige vorgegeben Haben, daß die Chi- nefen Menfchen fhlachten, um dem Verſtorbenen Gefeilfchaft zu leiften. Wenn fie bey dem Grabe angelanget find: fo bringen fie dem Geifte diefes Ortes ein Dpfer, und bitten ihn, daß er dem neuen Ankoͤmmlinge gewogen feyn folle, Mach der Beerdigung. opfern fie vor dem Bilde des Todten und vor feinem Täfelchen verfchiedene Monate hinter einan- der, einen jeden Monat und einen jeden Tag zu verfchiedenen malen „Fleiſch, Reiß, Kraͤu— ser, Fruͤchte, Bruͤhen, und ie Dinge. Denn fie glauben, wie fchon zuvor ange⸗ merfet worden ift, daß fich feine Seele davon näbre p). RE Manchmal thun fie eine große Neife, um das Grab zu befuchen, Sie ſehen alsdann nach der Farbe der Gebeine, und wollen dadurch entdecken ob ein Fremder eines natuͤrli⸗ chen ober eines gewaltfamen Todes geftorben ſey. Es muß aber der Mandarin bey der Oeff⸗ nung des Sarges zugegen feyn. Man hat auch befondere Bediente in den Gerichtshäus . fern, deren Amt es ift, folche Unterfuchungen vorzunehmen. Sie find fehr gefchickt hier⸗ innen, Manche öffnen zwar auch die Gräber, um die Juwelen oder koſtbaren Kleider her- auszufteblen: es ift aber diefes ein Verbrechen, welches ſehr hart beftraft wird g), Leihendes Die Ceremonien, die bey den Seichenbegängniffen der Großen beobachtet werden, find gängnid ſehr prächtig. Bey der Beerdigung des Ta vang ye, welches der ältefte Bruder von dem legtverftorbenen Kaiſer Kang hi war, fing fich der Zug mit einem Haufen Yon Trompe- tern und andern Mufifanten an. Hernach Eamen allemal zweene und zweene, und zwar in folgender Ordnung: Zehn Perfonen mir Heroldsftäben von vergoldetem Kupfer ; vier Sonnenſchirme und vier Tragehimmel von goldenem Stuͤcke; fechs unbeladene Rameele, wel: che Zobelfelle um den Hals hängen hatten; fechs Kameele, welche Zelte und Jagdzeug trugen, und geoße rothe Decken hatten, die fie auf der Erde nachfchleppten; fechs Zagdhunde, die an einem Stricke geführet wurden; vierzehn ungefattelte Handpferde, mit gelben Zäumen und herunterhängenden Zobelfellen; fechs andere Pferde, die prächtige Mantelfärfe mit Klei⸗ dern trugen, twelche verbrannt werden follten; fechs andere Pferde mit geftickten Sätteln, vergoldeten Steigbügeln und dergleichen; funfjehn Edelleute mit Bogen, Pfeilen, Koͤchern u. fm. acht Männer, die ein Paar tartariſche Gürtel trugen, an welchen Beutel voller Perlen hingen; zehn Männer, Die in ihren Händen Muͤtzen für alle Jahreszeiten trugen; ein 2) Hernach befuchen fie diefelben, wie er fpricht, 5) Du Saldes China a. d. 309 Seite, zum Öftern, weinen, opfern Speifen, und verbrennen 2) Kiapgrerte fpeicht, fie waͤhrte gewiß fo lange. beſiegeltes Papier. Siehe Navarettes Befchreibung u) Eben dieſer Verfaſſer ſpricht, die Anverwand⸗ von China auf der 72 und folg. Seite, tem gäben deswegen eine Bittſchrift bey dem Kais =) Du saalde auf der 307 Seite, fer ein. 7) Dan glaubet, fie hätten ſich ſelbſt erhenkt, x) Navarette meldet, zu feiner Zeit hätte der um ihm Geſellſchaft zu leiſten ʒ von welcher Ger Kaiſer einmal die dreyjährige Trauerzelt eines Ober: wohndeit ſchon zuvor Meldung geſchehen iñ © fintthalters zu Kanton auf einen Yonat * % . — (7 ; XV Buch. 171 ein offener Tragſeſſel, wie derjenige iſt, auf welchem der Kaiſer in dem Pallaſte herumge Trauercere⸗ tragen wird; Und noch ein anderer Tragſeſſel mit gelben Kuͤſſen. „orernächft kamen die beyden Soͤhne des verblichenen Fuͤrſten, fkügten ſich auf Ver— ſchnittene * 2 und meinten, - von jechzig bis achtzig Sederbüfche auf ten umgeben waren; hen die Körper zwoer nen Fürften, und der Leuten, Lama und Sonzen, und Fleine Mandarinen waren die Tragfeffel der Gemahlinn des verftorbe- Sürftinnen, feiner Anverwandten; eine große Menge von gemeinen welche den Zug befchloffen. Die achte Fahnen und alle große voransgegangen, und hatten fich in Schlachtordnung geftel- let, um die Leiche bey dem Eingange in den Garten zu empfangen, mo fie unterdeffen bey- geſetzt werden füllte, bey dieſem Gepränge bis das Grab gebauet worden wäre, Mit einem Worte, man zählte auf fechzehntaufend Perfonen ). # Die gewöhnliche Trauerzeit um den Water oder die Jahre erſtrecken 2): fie wird aber gemeiniglich auf fieben fest. Diefe ganze Zeit über Fann der Leidtragende fein öffentliches Ame verwalten. Ein Mandarin iſt alsdann genöthigee, feine Verwaltung fahren zu laffen =); und ein Staats⸗ rath darf fich nicht in öffentliche Gefchäffte mifchen: zogen leben, und fich ganz der Betrübnik überlaffen; welches aber fehr felten gefchieht, aus befondern Urfachen davon befreyete x). feine Bedienung nicht eher wieder antreten H fondern muß zu Haufe bfeiben, einges es wäre denn, daß ihn der Kaifer, Er darf auch als bis die drey Jahre um find y). Daß fie in dieſer raurigen Stellung fo lange verbleiben, gefchieht darum, damit fie ihre Dankbar— keit für die Sorgfalt ihrer Eltern in den drey erften Jahren ihrer Kindheit ausdrücken moͤ⸗ gen, als worinnen fie beftändig ihrer Huͤlfe benöthigt geweſen find. Anverwandten if, nach den Stufen der Verwandtſchaft, bald länger, Die Trauer um andere bald fürzer 2), Diefe Gewohnheit wird fo unverbrüchlich beobachtet, daß ihre Jahrbuͤcher noch der Froͤmmigkeit des Königs von Tfin, Den Eong gedenken. mutter Lift, aus den cken feiner Stiefimutter zu entgehen. erhalten hatte: fo weigerte er fich, ausgeſetzt war A). Diefer wurde durch Die £ift und Gewalt feiner Stief« Herrſchaften feines Vaters Hyen Bong vertrieben, und veifte in ver⸗ fehiedenen Ländern herum, ſowohl um feinen Kummer zu lindern, als auch den Fallſtri⸗ Als er nun von dem Tode feines Vaters Nachricht ob man ihn fehon darzu reizte, die Waffen zu ergreifen, und fein Königreich wieder zu erobern, bis nach Verfließung Der Zeit, die zu der Trauer gelebt: es haͤtte ihm aber dieſe Vergünftigung drey⸗ Figtaufend Ducaten gekoſtet. Ex hielt aber dennoch um dieſelbe an, um feine Beblenung zu behalten: denn dieſe trug ihm, außer feinem ordentlichen Be- folde , jaͤhrlich Über dreymmal hunderttauſend Duca— ten ein, ohne daß er, wie fonft zu geſchehen pfleget, nöthig hatte, das Volk zu drücken, 3) Eden diefer Verfaſſer ſpricht, man gäbe ihm N) 2 Die monien, des Bruders Hernach folgte der Sarg mit feiner großen gelben Himmeldecke, des Kaifers, Derfonen getragen wurde, die grün gekleidet giengen, und rothe ihren Muͤhen hatten; Die Ayo in Geſellſchaften, welche mit ihren Bedien⸗ die kleinen Koͤnige und andere Fuͤrſten; zweene andere Saͤrge, worin⸗ erhenkten Beyſchlaͤferinnen lagen r), um den Fuͤrſten in der andern Welt zu bedienen; zweene Große des Reichs; Mutter foll fich eigentlich auf drey Zeit der und zwanzig Monate herunterge Trauer. eine andere Bedienung: manchmal aber Hielt er auch darum am, 2) Du Haldes China auf der 306 Seite; und Navarettes Defchreibung von China a. d. 72 ©. 4) Diefes heißt aber die Sache zu weit treiben. Er haͤtte durch feine Grillen fein Königreich verlie⸗ ten koͤnnen, wie der verftorbene Kaifer Earl VE den Defis von Madrit, und- folglich von ganz verloh⸗ - m ER Beſchreibung von China. Trauercere⸗ Die Trauerfarbe iſt weiß, ſowohl unter den Fuͤrſten, als auch unter den geringſten monien. Handwerkern. Diejenigen, welche die volle Trauer anlegen, haben Muͤtze, Weſte, Rock, Trauerfarbe. Strümpfe und Stiefeln, alles weiß. Im erſten Monate nach dem Tode eines Vaters oder einer Mutter, beftebt die Trauerfleidung in einer Art von einem hänfenen Sacke von einer hellrothen Farbe; der dem Packtuche fehr ähnlich if. Der Gürtel befteht in einer Arc von einem aufgedriefelten Stricke; und die Müße, welche eine fehr ſeltſame Geftalt hat, ift eben: falls aus hänfenem Tuche verfertiget. Durch diefe traurige und nachläßige Kleidung und äußerliche Geſtalt wollen fie ihren innerlichen Kummer ausdrücen, Die Körper Es ift ven Chinefen erlaubt, die Todten, wenn fie in den Särgen liegen, in ihren werden ganze Käufern zu behalten, fo lange es ihnen gefällt; es kann fie auch) die Obrigkeit nicht zwin⸗ Jahre lang gen, viefelben zu beerdigen. Manche behalten, um einen recht großen Beweis von ihrer aufbe halten. Ehrfurcht und Zärtlichkeit gegen ihren verftorbenen Water zu geben, deſſen Körper Dre bis vier Jahre lang bey fich, und die ganze Trauerzeit über figen fie am Tage auf einem Stuhle, ber mit weißer Scharfche überzogen iſt: Des Nachts aber. liegen fie nahe bey dem Sarge, und haben nichts weiter unter fi), als eine Matte von Binfen. Cie enthalten ſich des Sleifches und des Weins, und kommen zu feinen Gaftereyen, noch in öffenchiche Zufam- menfünfte. Werden fie ja einmal genöthiget, hinaus vor die Stadt zu fommen: fo wird der Seffel, worinnen fie getragen werden, zumeilen mit weißem Tuche überzogen. Der Körper muß aber doch endlich einmal begraben werden. Unterließe der Sohn, ihn in das Grab feiner Vorfahren zu legen: fo würde ihm dieſes eine beftändige Unehre feyn; fonder- lich bey feinen Anverwandten: denn diefe würden ſich weigern, -feinen Namen in den Saal zu bringen, wo fie die Vorfahren verehren. Wenn daher reiche Kaufleute, oder Leute vom Stande, in Berrichtungen außerhalb ihrer Provinz fterben: fo ift es gewöhnlich; den Körper an den Dre binzubringen, wo die Anverwandten ihren Aufenthalt Haben. Doch iſt ihnen nicht erlaubt, Damit in eine Stadt zu fommen, oder ihn gar durchzuführen, wenn fie nicht hierzu ausdrücklichen Befehl vom Kaifer Haben: fondern fie müffen außen vor der Mauer binziehen 2). ei Ehrenbezeu⸗ Außer denen Pflichten, welche die Trauer und das Leichenbegaͤngniß angehen, hat gungen gegen man noch zwo andere Arten von Gebraͤuchen, welche die Anverwandten ordentlich gegen ihre die Verſtor⸗ abgeſchiedenen Vorfahren beobachten. Die erſte wird in dem Tſe tang, oder in dem Saale henen, der Vorfahren beobachtet, den jedes Gefchlecht hierzu bauen läßt. Alle Zweige eines folchen Stammes, die ſich zumeilen auf fieben und achtzig belaufen, und fieben= bis acht taufend Perfonen in fich fallen, verfammeln fi in diefem Saale im Frühlinge, zumeilen auch im Herbfte. Zu diefen Zeiten wird Feine Rangordnung beobachtet. Der Handwerks: mann, der Ackersmann und der Mandarin find alle unter einander gemifchet, und gehen mit einander um, wie mit ihres gleichen. “Bloß das Alter giebt hier einen Borzug; und der ältefte hat hier den Vorzug, ob er fchon der ärmite ift, in dem Saale In dem Saale ſteht an der Mauer eine lange Tafel, wo man auf Stufen hinanſtet⸗ der Vorfah⸗ gen kann. Auf diefer finder man gemeiniglich das Bildniß des vornehmften unter den in, Porz 5 verlohren hat, weil er gar zuandächtig war, und fich ec) Ebendaſelbſt auf der 309 Seite. zu Saragoffa bey dem Bilde unferer Frauen del, A’) Navarettes Befchreibung von China, auf Pillse aufhielt. der 72ften Seite. 5) Du Haldes China a. di 306 u, f. Seite; e) Navarette bemerket, daß fie oft ſehr * wären, ’ XV Bu, U Capitel. 173 Vorfahren, oder wenigſtens feinen Namen. Auf kleinern Täfelhen oder Tifchchen, die Trauercere⸗ etwan einen Schuß hoch, und zu beyden Seiten hingeftellet find, ftehen die Namen der monien. — — und Kinder aus dem Gefchlechte gefehrieben; wie auch das Alter, der Rand, Die Bedienung, und der Todestag eines jeden. ; Die Reichften —* dieſen —— richten ein Gaſtmahl aus. Es werben als- dann verfchiedene Tafeln mit alterhand Schuͤſſeln von Fleiſche, Neiße, Früchten und wohl: tiechenden Sachen , wie auch mit Weine und Wachskerzen befeger, Es werden hernach faft eben die Gebräuche beobachtet, welche die Kinder in Acht nehmen, wenn fie ſich zu ihren noc) lebenden Eltern nahen; und welche gegen die Mandarinen beobachtet werben, _ wenn ihr Öeburtstag ift, oder wenn fie ihre öffentlichen Verwaltungen antreten. Gemeine geute, welche nicht im Stande find, eigene Pläge hierzu zu erbauen, begnügen fich Damit, daß fie die Namen ihrer nächiten Vorfahren in denenjenigen Theilen ihrer Käufer aufhän gen, two fie am meiften in die Augen fallen '); Navarette fpricht, ihr Gedaͤchtnißtag der Verftorbenen fiele auf den Tag des Neumonden, und alsdann Fämen die Anverwand⸗ ten in dem Tenipel ihrer Voreltern zuſammen, wären auf das Befte geſchmuͤckt, beugten un zu vielen malen die Knie, und opferten allerhand Arten von Speifen und Getraͤnken. Er feget * ihre Bitten und Gebethe wuͤrden unmittelbar an dieſe todten Perſonen ge— richtet 4). Die uͤbrigen Gebräuche würden, wenigſtens des Jahres einmal, bey dem Begräb- und bey den nißplage ihrer Vorfahren beobachtet. Diefe wären oftmals auf den Gebirgen; und folg: Gräbern. lich müßten fich die Nachfommen, ſowohl Männer als Kinder, dahin begeben, Im April fangen fie eine Zeitlang damit an, daß fie das Unfraut und das Geftrippe von dem Grabe ausreißen e). Hernach druͤcken fie durch allerhand Zeichen ihre Ehrerbiethung, Danfbar- feit und Berrübniß aus, und zwar auf eben die Art, wie bey dem Abfterben verfelben geſchah. Hierauf fegen fie Wein und Speifen aufdas Grab, und bewirchen fodann einander felbft damit, Unſer Verfaſſer fpricht, man Fönne nicht leugnen, daß die Chinefen ihre Gebräuche Aus was für zu weit trieben, fonderlich in Anſehung der Verehrung der Todten. Confucius fpricht in Grunde Dies dem Buche Lunyu, man müßte gegen die Berftorbenen eben die Pflichten beobachten, als ſes geſchehe. ob fie noch gegenwärtig und am Leben wären. And einer von feinen Schülern erzähle uns, wenn fein Lehrer den Todten die gewöhnlichen Opfer gebracht härter fo wäre dieſes allemal mit der größten Zärtlichkeit gefchehen, Um noch mehr hierzu angefeuert zu wer den: fo bildete er fich ein, als ob er fie.fähe und reden hörte; und weil fie ſchon ſehr lange todt waren, fo erneuerte er ſehr oft ihr Andenken bey fich ſelbſt. Die alten Chineſen bedienen ſich eines Eleinen Kindes, als eines lebendigen Bild⸗ niffes, um den Berftorbenen vorzuftellen. An deffen Stelle haben ihre Nachfommen ein Bildniß oder Taͤfelchen eingeführet f), weil es leichter ift, ein Täfelchen, als ein Kind, zu verſchaffen, fo oft fie Gelegenheit Haben, ihren verftorbenen Anverwandten für das Jeben, das Gluͤck, und bie gute Erziehung, die fie von Ihnen erhalten haben, ihre Exfenntlichkeit zu bezeugen 2), j 5) 3 . Es e wären, ihre Gräber reinlich zu erhalten, und das ſtorbenen Eltern zu erinnern, In Europa ſollte Unkraut auszureißen, welches daherum wuͤchſe. man wohl meynen, große Leute haͤtten ſolche Erin⸗ 5) Denn ihre Lehrer ſprechen, ein Kind brauche nerungsmittel eben fo nöthig, als Kinder. einen finnlichen Gegenſtand, um ſich an feine ver: - ) Dunaldes China auf der 309 u. f. Seite, Traueree⸗ temonien, Grogmuth der&hinefen. Pracht der Dan; 174 Brceſchreibung von China. Es ift, in Anſehung der Chineſen, nur folgendes noch anzumerken übrig. Man faget zwar, daß ſie mehr als alle übrigen Voͤlker, eine außerordentliche Liebe zum Leben hätten dorh gefteht man ihnen auch Diefes zu, daß die-meiften „wenn fie gefährlich krank liegen, willig genug zum Sterben, und es auch ganz wohl zufrieden find, wenn man ihnen faget, daß ihr Ende nahe fey 4). Wir, wollen dererjenigen von beyderley Geſchlechte, nicht einnraf gebenfen, melde jih durch Zorn, Eiferfucht, Verzweifelung, Heldenmurh, und andere Urſachen, ihr Leben felbft verfürzen, — — + RT FERNE H — | Der VE, Abſchnitt. Pracht der Chinefen bey ihren Reiſen, Feften und öffentlichen Werken. 1. Pracht, worinnen fie außer dem Jaufe oder auf Reiſen und bey ihren oͤffent⸗ 2.0 0 lichen Seperlichkeiten oder Luftbarkeiten, erfcheinen. * Pracht der Quan; seines Unterkoͤnigs, wenn er Jahres. Wunderlicher Aberglaube. Laternenfeſt. ſich öffentlich ſehen läßt; der Quan von dem Defihreibung der Laternen. Bewegliche Bil: Kriegsweſen, wenn fie auf der Reiſe find; und der, Praͤchtige Feuerwerke. Kinftliche Wein⸗ des kaiſerlichen Hofes. Begehung des neuen Taube, Seltfamer Gebrauch. Urſprung beſſelben. In Privatleben haben zwar die Geſetze die Schwelgerey und den Pracht von den Chine⸗ fen verbannet: bey oͤffentlichen Gelegenheiten aber iſt dieſelbe nicht allein zugelaſſen, ſondern auch noͤthig, als wenn ſie oͤffentlich erſcheinen, oder eine Reiſe chun; wenn ſie Beſuche annehmen oder abſtatten; wenn ſie nach Hofe gehen, und vor die Perſon des Kaifers gelaſſen werden. Man kann es kaum befchreiben, mit was für Pracht die Quan oder bürgerlichen Beam⸗ sen und Kriegsbedienten, welche die Europäer nach den Portugiefen Mandarinen nennen, er⸗ ſcheinen, wenn fie bey einer öffentlichen Gelegenheit ausgehen, oder einem öffentlichen Um⸗ gange mic beywohnen. Wenn ein Chi fir, welches eine buͤrgerliche — Perſon, eines Anter⸗ fönigs, oder ein Mandarin von der fünften Ordnung iſt ‚ausgeht: fo Bepen zu beyden Seiten der Straße die Beamten und Bedienten feines Gerichtshaufes neben ihm ber, Einige fragen einen feidenen Sonnenſchirm vor ihm her: andere flogen von Zeit zu Zeit auf ein Fupfernes Becken, und rufen dem. Volke mit lauter Stimme zu, Daß fie Die- fem. Seren, wenn er vorbey gehe, Ehrerbiethung erzeigen follen, . Andere haben große Peitſchen, und wiederum andere lange. Stäbe oder eiferne Ketten. ı Das. Geröne von allen Diefen Dingen, bringe das Volk dahin, daß es zittert und bebet. So bald man den Herrn erblicket: ſo bezeugen ihm alle diejenigen, die auf der Straße find, ihre Ehrerbiethung ; nicht aber dadurch, daß fie ihn auf irgend eine Art begrüßen: denn dieſes wuͤrde zu vertraulich heraus kommen, und Strafe verdienen; ſondern dadurch, Daß fie ſich aus dem Wege machen, mit den Füßen dicht aneinander, und mie herunterhaͤngenden Armen auf⸗ gerichtet ſtehen bleiben, und in dieſer Stellung ſo lange —— bis der Mandarin vorüber iſt. Wenn der Tfong tu a), oder ein Unterkomg ausgeht? fo beftebe fein Gefolge allemal wenigftens aus hundert Mann, welche zuweilen eine ganze Straße einnehmen, Voran geben zweene Paufenfchläger, welche Eupferne Becken rühren, und den Zug anmelden. Hierauf folgen acht Perſonen, welche Fahnen an lackirten Stangen fragen, worauf mie | großen ) Eben daſelbſt, ad. 8. ' ii BEN ang a) Diefer hat zwo Provinzen unter ich: der Unterkönig abet nut eine, J Bl Our nn — — — XV Bu. II Capitel. 175 großen Buchſtaben bie Wuͤrden und Ehrenbenennungen des Herrn gezeichnet ſtehen. Als⸗ Hracht der denn kommen vierzehn andere Fahnen worauf Die zu feiner Bedienung gehörigen befondern Sinnbilder ſtehen - en ein — ein Tygerthier, ein Song whang b), eine fliegende Schildkröte und andere geflügelte Thiere, Nunmehr fiehe man fechs Bediente, welche einen Tiſch in Geſtalt einer großen Spieltafel tragen, und in die Höhe halten, worauf bie beſondern Ehrenſtellen des Mandarinen mit goldenen Buchſtaben geſchrieben find. Her— nach erſcheinen ztoeene andere, Der erſtere trägt einen großen dreyfachen Sonnenſchirm don gelber Seide; der andere aber ein Behaͤltniß, worinnen derfelbe aufbehalten und vers wahre wird, Alsdantı folgen zweene Bogenfchligen zu Pferde, welche bie vornehmften von der Wache anführen. Die Wache ift mie ‚geraden Sehfen bewaffnet, welche in vier Rei⸗ ben mit feidenen Quaſten gezieret find, Hinter ihnen ziehen zwo andere Glieder von gewaffneren Männern, Einige davon Haben Streitkolben, welche mit langen Griffen verfehen find, und fonften die Geſtalt einer Hand oder eifernen Schlange haben. Andere führen große Kammer und lange Beile, in Geſtalt eines halben Monden, Hierauf erblicket man einen zweyten Haufen von der berrfchaftlichen Wache. Einige davon find mit feharfen Streitär- ineſen. wenn er quö⸗ gehet. ten bewaffnet: andere mit geraden Senſen, wie die vorigen. Alsdenn folgen Soldaten, welche Hellebarden mit drey Spigen, oder Pfeile, oder Aerre führen :. ferner: zweene Trä= ger mit einer Art von einem fehönen Koffer, worinnen die herrſchaftlichen Siegel enthalten find; zioeene andere mit Keffelpaufen , welche die Ankunft des Mandarinen anmelden ; ziveene Bediente mit Federbüfchen won Gänfefedern auf den Huͤten und mit Stöcden in den Händen, womit fie das Volk zuruͤck halten. Mach ihnen kommen zweene mit Streit⸗ kolben, die vergoldet find, und die Geſtalt eines Drachen haben, Hinter ihnen her gehen eine große Menge von Gerichtsbedienten. Einige haben Peirfchen oder platte Stäbe, wo⸗ mit fie die Berbrecher auf die Fußſohlen fehlagen, "Andere fragen Ketten, Geifeln und Seldbinden, oder feidene Scherpen. Den Beſchluß machen zweene Sahnenträger, und m der Hauptmann, welcher über den ganzen Zug gefeßet ift, Diefes ift der Zug, welcher vor dem Umterkönige vorher geht. Er’ felbft erfcheint in der Mitte des Zuges, auf einem vergoldeten Tragfeffel, ven acht Träger tragen, und wel: eher mit Bedienten und Nachtretern umgeben ift. Naͤchſt bey der Perfon des Unterkoͤnigs geht ein Rriegsbedienter, vereinen großen Faͤcher in Geftalt eines Schirmes trägt, Hinter ihm her gehen verſchiedene Wachſoldaten. Einige davon ſind mit Streitkolben, die viele Seiten und Ecken haben, bewaffnet; andere aber haben Saͤbel mit langen Griffen. Nach ihnen kommen verſchiedene gaͤhndriche mit Fahnen, nebſt einer großen Anzahl von Hausbedienten zu Pferde. Ein jeder Davon traͤgt etwas zum Gebrauche des Mandarinen. So hat einer davon eineandere Muͤtze in einer Schachtel, wenn ihn etwan das Werter nörhigen follte, die Muͤße abzuneh⸗ men, die er igo traͤgt u ſ. w. Wenn er ſich des Nachts austragen läßt: fo träge man verſchiedene ſchoͤne und große Laternen worauf fein Name und feine Würde geſchrieben iſt, um einen jeden an die ihm gebuͤhrende Ehrerbiethung zu erinnern; wie auch, damit dieje⸗ vi — auf der Straße gehen, flille halten , und andere, welche figen ‚ auffte: Die Quan von dem Kriegsiwefen, welche auf ihren Reiſen gemeiniglih zu Pferde ſitzen, zieben mit nicht geringerer Pracht auf, Ihr Pferdezeug iſt überaus foftbar, Me } 0 Rn * Tr ebiß —— Ehe Art von einem Paradiesbogel. Pracht der Quan von dem Kriegs⸗ weſen, , 176 | Beſchreibung von China. Pracht der Gebiß und die Steigbuͤgel find entweder von Silber oder vergoldet; der Sattel iſt ſehr koſt⸗ | Ebinefen: har, Die Zügel des Zaums find von Atlaffe, grob ausgehadt, und zweene Finger breit. Bon dem obern Theile der Bruſt herunter, hängen zween große Quaſten von feinem rothen Haare, wie dasjenige ift, womit ihre Mügen bedecket find, an eifernen Ringen, die ent» weder übergoldee oder überfilbert find. Ihr Gefolge befteht aus einer großen Anzahl von Reutern, Die theils vorher, theils hinten nach ziehen, ohne ihre Bedienten zu rechnen, die entweder in Atlaß, oder in gefärbtes baummollenes indianifches Tuch gekleider find, wie es der Stand ihres Heren mit ſich bringt e): » Nicht allein die Fürften, "und die Perfonen von dem hoͤchſten Range erfcheinen oͤffent⸗ fich mie einem Gefolge, fondern auch Leute von geringerm Stande. Dieſe fißen allemal, wenn fie auf der Straße find, zu Pferde, oder in einer verfchloffenen Sänfte, und haben | viele Bediente hinter fich hergeben. Das tartarifche Frauenzimmer bedienet fich oft einer wenn fie reis Kaleſche mit zweyen Rädern: Kutſchen aber haben fieniche a). ° fen Zu Europa pflege man gemeiniglid auf der Neife nicht viel Umftände zu machert. Man it daſelbſt ordentlich fchlecht verfeben,, “und hat wenig in Bereitſchaft. Allein in China hat man ganz andere Gewohnheiten. Ein großer Mandarin reifer daſelbſt allemal mit vielem Gepraͤnge. Thut er eine Reife zu Waffer e): fo it feine Barke fehr prächtig ausgeſchmuͤckt. Hinter ihr her folget eine große Anzahl von andern Barfen, worauf ſich feine Bedienten befinden. Reiſet er zu Sander fo hat er vor und hinter ſich Bediente und Sol- Daten mit Sanzen und Fahnen. Er ſelbſt hat für feine eigene Perfon eine Sänfte, einen Tragfeffel, der von Mauleſeln oder acht Männern getragen wird, und verfchiedene Hand⸗ pferde. Mit diefem Neifegeräthe wechſelt er ab, wie e8 ihm einfällt, und nachdem ſich das Wetter ändert. Pracht des Nirgends aber zeiget fich die hinefifche Pracht mie fo vielem Glanze, als wenn der Eaiferlihen Kaiſer einem Abgefandten Gehör ertheilet, oder wenn er auf feinem Throne fit und bie Hofes. vornehmften Herren feines Hofes, nebft allen großen Beamten von dem bürgerlichen und Kriegsftaate in ihren Feyerkleidern vor ſich zu feinen Füßen ſieht, und fich von ihnen hul⸗ digen läßt. Es ift gewiß ein wahrhaftig majeſtaͤtiſcher Anblick, wenn man eine erftaunen- de Menge Soldaten unter den Waffen, und eine unbefchreibliche Anzahl Mandarinen vor ih ſieht, die alle die Zeichen ihrer Würde an fich tragen, und insgefammt ihre Stellen nach ihrem Range in der genaueften Ordnung einnehmen. Hierzu kommen noch die Staats- väthe, die vorfisenden Räthe in den höchften Gerichten, die Fleinen Könige, und die Prin— zen von Gebluͤte. Alles diefes zeiget fich in einer außerordentlichen Pracht, und erreget einen: ungemein hoben Begriff von dem Fürften, dem fü tiefe Ehrerbiethung erzeiget wird). Begehung Die Chineſen zeigen eine große Pracht bey ihren oͤffentlichen Freudenfeſten und bey ih⸗ er ven Feyerfägen, worunter fonderlich ziveene mit fehr großem Aufwande gefeyert werden, Jahres. Einer davon heißt: der Anfang des neuen Jahres: der andere aber: das — eſt. ) Dur Aalde ‚China, a. d. 232 u. f. ©. und ) Le Comte ſpricht, Me zuͤndeten auch Freu⸗ Ce Comte Nachrichten von China, a. b. 159. u.f. S. denfeuer und Schwaͤtmer an. Wagellanus er⸗ a) Eben dafelbft, a, d.160 u. f. S. zaͤhiet, fie fiegen Raketen und Feuerwerfe los, e) Hier zeigen fie vornehmlich ihre Pracht, wwie twelche in der Luft, in Geſtalt der Boote, Thuͤrme, le Comte meldet. Drachen, Tyget, u. ſ. w. fpielten. IP) Du Balde, China, ad. 265 u. f. S. ) WMagellanus ſpricht a. d. 1u0 ©. Naug chew fa in Kyang nan, wäre ber beruͤhmteſte ) Eben daſelbſt, .d.285S. Plag in win — ————— — li ————————— TE a EEE nn — ——— Rost RE Tomox. aa F KALSERLICHE — lm ma = - z - — — — ALU — = a —— N —— — = — — = 2 — = Tr — — — —— — — — = — — —— — = J mal zweyhundert franzoͤſiſche Pfund auf Laternen: x XV Buch, IT Capitel. 7 feft. Unter dem Anfange des Jahres verfteht man das Ende des zwölften Monats, Pracht der und etwan die erſten zwanzig Tage von dem erſten Monate des folgenden Jahres. - Die- Ebinefen. fes iſt die ordentliche Zeit, da fie feyern. Alsdann hören alle Gefchäffte auf; ſie m⸗ — hen einander Geſchenke; die Poften gehen nicht mehr; und die Gerichtsftuben find duch das ganze Reich hindurch zugefchloffen. Dieſes nennet man die Verſchlie⸗ ßung der Siegel; weil zu dieſer Zeit der kleine Koffer, worinnen die Siegel ei- ner jeden Gerichtsftube aufbehalten werden, mit vielen Ceremonien zugefehloffen wird. Diefe Feyer Dauert einen ganzen Monat lang, und ift diejenige Zeit, worinnen man große Freudenbezeugungen anſtellet. Dieſes gilt ſonderlich von den legten Tagen des alten Jah⸗ res, welche mit großem Gepränge gefeyert werden. Die untern Mandarinen ſtatten ihre Gluͤckwuͤnſche bey den obern ab; die Kinder bey ihren Eltern, die Knechte bey ihren Her von u. ſ.w. Diefes nennet mans Abſchied von dem Jahre nehmen. Abends kom⸗ men alle in den Haufe zufammen und ſchmauſen mit einander. An einigen Orten leiden fie feinen Fremden unter fih, ob es gleich einer von ihren noaͤheſten Anverwwandten iſt. Denn ficbefürchten, er möchte in dem Augenblicke, wenn das neue Jahr eintritt, Das gute Glück, welches über das Haus kommen foll, auffangen, und es mit fich wegtragen. An diefem Tage hält fich daher ein jeder in feinem Haufe inne, und machet fich nut mit denen luftig, die dazu gehören, Den folgenden und Die übrigen Tage diefer Zeit aber, laſſen fie Merkmaale einer außerordentlichen Freude von fich blicken, Alle Kramlaͤden werden alsdann zugefhloffen, und jedermann befchäfftiget fih nur mit Scherzen, Schmanfen und Spielen. Ein jeder. zieht feine beften Kleider an, und befü- che feine Freunde, Anverwandten, und alle Diejenigen, mit denen er zu thun hat, Sie gehen in die tuftfpiele, fe hmaufen mit einander, und wünfchen einander alles Glück undWohlergeheng), . Das Laternenfeft fälle auf den funfzehnten Tag des erften Monats. An diefem Tage ift ganz China —— und ſcheint ganz in Feuer zu ſtehen, wenn man es von ei⸗ nem hohen Orte betrachtet. Es faͤngt ſich den dreyzehnten Tag des Monats, Abends, an, und währer bis den fechzehnten oder fiebenzehnten. Jedermann, fo wohl Reiche , als Ar⸗ me, fie mögen fich an der Seefüfte oder an Fluͤſſen aufhalten, und in Städten oder auf dent Sande wohnen, zünden gemalte $aternen 5) von allerhand Geftale an z), und hängen _ © fie in ihren Höfen, in ihren Sälen und an ihren Fenſtern auf. Die Reichen wenden manch⸗ atert die vornehmen Mandarinen aber, die Unterfönige und der Kaiſer, wohl drey bis vier tauſend ſolche Pfunde A), Bey diefer Ge⸗ Seltſamer Aberglaube. Laternenfeſt. legenheit werden die Thuͤren alle Abende offen gelaſſen, und das Volk hat ſogar die Erlaub⸗ niß, in die Gerichtshaͤuſer der Mandarinen rige Yet auspugen 2), | Diefe taternen find fehr groß m). Einige davon haben fechs Scheiben , beftehen aus Beſchreibung lackirtem Holze, und find vergoldet. Die Scheiben beftehen aus feiner durchſichtiger Seide, derLaternen. worauf hinein zu gehen, welche diefelben auf eine präch- Platz in dem Kaiferthume, wegen der Schönheit und Koftbarkeit feiner Laternen. k) Nach dem le Comte zwey faufend Kronen. 1) Magellenus erzäplet a. d. ııı ©. eine Ge⸗ ſchichte, welche diefe Freyheit zu rechtfertigen cheint. a Eben biefer Verfaſſer ſpricht, zwanzig Elfen, Allgem, Heiſebeſchr. VI Band, das iſt, dreyßig Fuß, und manchmal noch mehr, im Durchſchnitte. Er ſetzet hinzu, fie ſtuͤnden oder hingen in den Saͤlen oder Höfen, auf gewiſſen dazu erbaueten Geruͤſten. Le Eomte ſpricht: diefe Enternen wären ſelbſt Saͤle oder Zimmer, worinnen man Befuche abftatten, oder Luſtſpiele auf: führen Fönnte, Dieſe Laternen von verſhiedenen ; Arten, 178 Bececſchreibung von China. pracht der worauf Blumen, Bäume, Thiere, und menſchliche Geſtalten gebildet find. Dieſe find Ehinefen. Fünftlich geftelles, und befommen gleichfam ein rechtes Leben non der großen Anzahl von Bewegliche Bilder. Praͤchtige Feuerwerke. Kuͤnſtliche Weinlaube. Lampen und Lichtern, womit die Laternen erleuchtet werden. Andere ſind rund, beſtehen aus blauem durchſichtigen Horne, und find ſehr ſchoͤn anzuſehen. Die Spitzen dieſer Ma— ſchinen find mit mancherley Schnitzwerke gezieret. An den Ecken hängen Faͤhnchen von Atlaſſe der Seide, vor verfchiedenen Farben, herab. Berfehiedene davon ftellen Geftalten vor, welche ausdrücklich dazu verfertiget find, daß fie die Leute vergnügen und belaftigen ſollen. Man fieht hier fpringende Pferde, fe- geinde Schiffe, fortziehende Kriegsheere, Könige mit ihrem Gefolge, tanzende Perfonen und dergleichen. Diefe Bilder werden durch einen Drath in Bewegung gebracht. Einige ftelfen in Schattenfpielen Fürften und Fürftinnen, Soldaten, Poſſenreißer, und andere Perfonen vor. Ihre Stellungen und Geberden fommen fo genau mit ben Worten desje« nigen überein, der fie lenket und zieht, daß man glauben follte, fie wären es ſelbſt, welche redeten. Andere tragen einen Drachen, der fechzig bis achtzig Schuh fang, und vem Haupte bis auf den Schwanz erleuchtet ift. Diefen laffen fie Wendungen und Drehungen machen, tie eine Schlange, Was aber diefem Fefte einen neuen Glanz giebt, diefes find die Feuerwerke, welche in allen Theilen der Stadt angezundee werden, und worinnen die Chinefen, wie man glaubet , ei nen befondern Vorzug haben. Magellanus erzähler, daß er ſich fonderlich über eines außerordentlich verwundert hätte, welches er in der Provinz Se chwen gefehen, und wozu der Tyranne, Chang byen chung, ihn und den Buglio eingeladen hätte. Es ftellere daffelbe eine Weintaube vor. Das ganze Geräfele brannte, aber ohne verzehret zu werden. Hingegen der Weinſtock, die Aeſte, Blätter und Beeren deffelben, wurden nad) und nach verzehret. Was das artigfte hierbey war, fo erfhienen die Trauben roth, die Blätter grün, und die Farbe des Stods war fo fünftlich nachgemachf, daß jedermann dadurch hätte betrogen werden fönnen 2). Der $efer wird aber beffer davon aus der Befchreibung eines folchen Feuerwerks urtheilen konnen, welches der Kaifer Kang bi zum Bergnügen feines Hofes fpielen ließ, und wobey die Mißionarien mit unter feinem Gefolge zuge: en waren, ; Das Feuerwerk fing fih damit an, daß man ein halbes Dußend Cylinder, weichein der Erde ſteckten, anzuͤndete. Diefe fpyen große Flammen in die Luft, welche etwan zwölf Schub in die Höhe fliegen, und hernach in einem goldenen Feuerregen wieder herunter fie- en. Darauf fülgte eine Art von einen Feuerwagen, der durch zwo Pfoften oder Pfeiler unterſtuͤtzt wurde. Aus diefem Wagen Fam ein ftarfer Feuerregen, nebft verfchiedenen Laternen, viele Sprüche, die in der Farbe des brennenden Schwefels, in großen Buchfta- ben vorgeftellt waren, und ein halbes Dutzend große Seuchter mit Aermen, wie Pfeiler, welche in einem Augenblicfe aus Nacht Tag machten, Endlich zündere ber Kaifer die Mafchine felbft an, worauf fie fogleiih ganz in Flammen ſtund. ie war achtzig Schub Arten, die durch das ganze Kaiſerthum hindurch ben feheine, ſtellet im feiner Erzählung von diefem angezündet werden, koͤnnen ſich auf zivey mal hun: Aatecnenfefte, diefe Erzählung von dem Feuer, dert taufend Millivnen belaufen, wo es nicht ein welches die Farben der Früchte vorftellen foll, als Berfehen des Abfehreibers iſt, und zweyhundert laͤcherlich vor, geſteht aber, [daß er dergleichen tauſend heißen ſoll. Feuerwerk, niemals geſehen habe. ») Ar Eomte, der den Magellanus abzufihtes 0) Dasift, der ganzen Welt: — — KV Buch. U Capitel. 2 Schuh lang, und vierzig ober iabrei. Als die Flamme verſchiedene Stangen ımb papierne Bilder erariien Batte mn zu beyden Seiten ‚befanden : fo floh eine erftaunen- de Menge Raferen in die $uft,, und über den ganzen Plag wurde eine große Menge Later wen und Wandleuchter angezündet: Dieſes Schaufpiel bauerte eine halbe Stunde lang. Bon Zeit zu Zeiterfchienen an einigen Orten blaufichte oder veilgenblaue Jlammnen, wie Wein- frauben, die fich an die Weinlaube hangten. Diefes ftellte, nebſt den Lichtern, welche als Sterne anzufehen waren, ein fehr angenehmes Schaufpiel vor. Bey biefem Feſte beobachtet man eine merkwuͤrdige Gewohnheit. In den meiſten Haͤuſern ſchreibt der Hauswirth mit großen Buchſtaben, auf ein Blatt rothes Papier, oder auf einen lackirten Tifh, folgende Worte: Tyen ti, fan Eyay, ſche fun, Dan lin, Ebin tſay. Der Verftand diefer Worte ift: dem wahrhaften Beberrfcher des Himmels, der Erde, der drey Bränzen,o), und der zehntaufend pP) GBeifter, Diefes Papier wird entweder zufanmengelegt, ober auf den Tiſch angeklebet. Bey Hofe thut man es auf eine Tafel, worauf Brodt, Getreide, Fleiſch, und andere dergleichen Dinge gefeßet werden. Alsdann fällt man zur Exde nieder, und opfert Käucherferzen q). Die gemeine Meynung ift, diefes Feſt Hätte feinen Urſprung einige Zeit nad) Errich⸗ tung des chineſiſchen Kaiſerthums genommen. Ein gewiſſer Mandarin ſoll dazu Gelegen⸗ heit gegeben haben. Dieſer hatte, wie man erzaͤhlet, ſeine einige Tochter an dem Ufer eines Fluſſes verlohren. Er gieng daher, und ſuchte fie. Das Volk, welches ihn wegen feiner Tugenden liebte, folgte ihm mit Fackeln und Soternen nach. Es weinete und heu⸗ Iete nach dem Beyſpiele des Mandarinen: allein es half alles nichts. Weil diefe Geſchichte Pracht dee Chineſen. J Seltſame Gewohn⸗ heit. Urſprung dieſes Feſtes. einer andern ſehr gleich iſt, die ſich auf Das Feſt bezieht, welches die Chinefen Longchwen, _ das ift, Drachenbarke, die Portugiefen in Makau aber Lumba Lumba nennen, und welches am fünften Tage des fünften Monats mit $uftbarfeiten auf dem Waffer 7) gefeyert wird: fo geben die Gelehrten einen andern Urfprung für das Laternenfeſt an. Sie erzaͤh⸗ len, ber Kaiſer, Kye, als der legfe aus dem erften Haufe Hya, hätte fich über die Kürze des Sebens beflager, da man den Genuß des Vergnuͤgens und der $uftbarfeiten in Tag und Nacht eintheilen müßte. Hernach haͤtte er, auf Anrathen feiner wolfäftigen Gemablinn, einen Pallaft ohne Fenſter gebauet. Dahinnein hätte er eine große Anzahl DPerfonen von beyderley Geſchlechte verſammelt, welche alle nackend gegangen waͤren. Und um die Dun⸗ kelheit daraus gaͤnzlich zu verbannen, hätte man ihn beſtaͤndig mit Kerzen und Laternen erleuchtet. Daher foll num diefes Zeit feinen Urfprung genommen haben s). Den funfzehnten Tag des achten Monats begeht man mit Schmaufen und Luftbar- keiten. Vom Untergange der Sonne, und Aufgange des Mondes an, bis gegen Mitter⸗ nacht, iſt jedermann mit ſeinen Freunden und Anverwandten auf der Straße, auf den öffentlichen Plaͤtzen, auf den Spatziergaͤngen, und in den Gärten. Da ſchmauſen fie, und wachen, um den Hafen zu fehen, der fich in diefer Nacht in dem Monde zeiget * 32 ie 9) Das iſt, einer unzähfbaten Menge. gedacht worden iſt a.d- 82 ©. q) Magellans Erzählung von Tina, a.d. N) Misgellens Erzählung von China, a. d. 1040. f. ©. Le Comte Nachrichten von China, 107 Seite. Le Comte Rachrichten von China, ad.ısıuf.S. und Du Halde, China, a. d. 2990 4. d- 165 Seite, uf. ©: ») Siehe oben ad. 36 ©. v) Diefes Scheint eben das zu ſeyn, deſſen oben | Ein anderes Feſt. 180 Beſchreibung von China. pracht der Die vorhergehenden Tage ſchicken ſie einander Geſchenke von kleinen Brodtchen oder Zucker⸗ Chineſen. kuchen, die fie Pue ping oder Mondkuchen nennen, Die groͤßten davon, welche zehn Zoll im Durchfchnitte haben, und den vollen Mond vorftellen, Haben in der Mitte einen Hafen aus einem Zeige von wälfhen Nüffen, Mandelkernen, Fichtenapfelfernen, und an: dern dergleichen Dingen. Diefe effen fie bey Mondenfcheine und haben Muſik dabey x), Andereßeyer⸗ Eben dieſer Schriſtſteller merket anderswo an, daß die erſten neun Tage des Monats, täge. und ſonderlich der neunte, große Feyertaͤge find. Er ſetzet hinzu, daß die Ehineſen zur Zeit dieſer Feyertaͤge ihre Kinder verheirathen, und daß ſie bey der Mahlzeit allemal auch eine Schuͤſſel haben, worinnen die Abtheilung des kaiſerlichen Pallaſtes vorgeſtellet wird, welche mit neun Thuͤrmen umgeben iſt x), wovon ſich ein jeder auf einen von den neun Tagen be— zieht. Denn fie glauben, die Zahl neune fey vortrefflicher, als alle andere Zahlen, und habe die Kraft, Ehre, Reichthum und langes Leben zu verleihen. Aus diefem Grunde gehen am neunten Tage, ſowohl Reiche als Arme, wenn fiein Städten wohnen, auf die erhöheren Spagierpläge und auf die Thuͤrme: auf dem Sande aber, auf die Hügel oder an- dere hohe Plaͤtze. Dafelbft ſchmauſen fie mit ihren Anverwandten und Freunden. Die neun Thürme indem Pallafte find in eben der Abficht gebauet worden y), & 2, Pracht bey ihren öffentlichen Werken, und zwar was die Städte angeht. Arten von öffentlichen Gebäuden. Stadtmauern. Bauart. Andere öffentliche Gebäude, Mie Ihre Thore. Feftungen und Schanzen. Thuͤr- die Privathäufer gebauet find. Lane der Haͤu⸗ me zum Zierrathe. Tempel zu Nan king. Der fer, bey gemeinen Leuten, bey dem Adel, und poreellanene Thurm. Die Stockwerke. Die bey den Quan. Außengebäude, Gärten u, f.w, Ihraubenförmige Spitze. Tentpel der Bon: Hausrath. Betten und Vorhänge. Artige ‚zen. Triumphboͤgen. Ihre Zterrathen. Ihre Stubenbetten. Shre Bequemlichkeit. Arten von De Pracht der Chineſen leuchtet aus nichts ſo deutlich hervor, als aus ihren öffentlichen Öffentlichen Gebäuden, Dahin gehören ihre Verſchanzungen zu Vertheidigung ihrer Städte, Gebaͤuden. ihre Feſtungen, ihre Schloͤſſer, ihre Säle der Vorfahren, ihre Thuͤrme zum Zierrathe, ihre Triumphboͤgen, ihre Brücken, ihre Landſtraßen, ihre Canäle und vergleichen. Die vornehmften Gebäude, welche man bey ihren Staͤdten zu bemerfen hat, find ihre Mauern und Thore, Die Tempel, die Thürme, Die Triumphbögen, und andere öffent: liche Gebäude, welche bey dem erften Anblicke das Auge mit Erftaunen rühren. Die er- ſtaunende Anzahl von Barfen, die große Menge von Leuten, und ihr Eifer bey ihren Be- / [häfftigungen unter einander, tragen nicht wenig Dazu bey. Mauern der Die Mauern der meiften Städte in China, ftellen ein [änglichtes Viereck vor, welches Staͤdte. rechte Winkel hat, und Damit fo genau als möglich ift, nach den vier Hauptgegenden der Welt zu ſteht. Sie find ordentlich fo hoch, daß die Gebäude dadurch völlig verdeckt wer- den a), und fo breit, daß man darauf herum veuten ann. Sie find entweder von Zie- geln, oder. von gehauenen vierecfigten Steinen aufgeführt, und mit einem breiten Graben umge= 318 Seite. 3 5 u. f. Seite. x) Siehe zuvor a. d. 35 ©. a) Die Mauer zu Pe king iſt vierzig Echuh hoch. u) Magellans Erzählung von China, a. d. 9) Magellans Erzählung von China, a. d. 316 | 1750. Jin SR INA m Ede Bakker feet, N a — * 3 XV Buch. II Capitel. | ag umgeben. Hinter demfelben Haben fie einen Wall von Erde, Sie find auch in gewiſſen Pracht der Entfernungen durch viereckigte Thuͤrme befeſtiget. — Ein jedes Thor hat zwo Thuͤren. Dazwifchen iſt ein Waffenplatz, worauf ſich die Ihre Thore. Soldaten üben koͤnnen. Wenn man zu der erſtern Thuͤre hinein koͤmmt: fo Fann man Die andere nicht fehen, weil fie nicht gerade gegen über ſteht. Ob fie fehon nicht wie andere | öffentliche Werke, mit erhabener Bildhauerarbeit ausgezieret find: fo fallen fie doc) wegen 2 der ungebeuern Höhe der beyden Thuͤrme, die darüber gebauet find, und zu Zeug und Wachhaͤuſern dienen, ungemein in die Augen, Hierzu kommen noch Schwibbögen, die an manchen Orten von Marmor find, und die Dieke und Stärfe des ganzen Gebäudes D), "Die Schlöffer und Feftungen find eben alls Beweiſe von der Pracht der Chinefen, Feſtungen u. Hiervon a is ee De ER 7 he wir die Staͤrke und Kriegsmacht Schanzen. des Kaiſerthums kommen werben. ¶ Die große Menge, die man von ſolchen Werken an- teifft, vermehret den- hoben Begriff von den Gebäuden der Ehinefen noch um ein großes, Denn man finder niche weniger, als taufend fuͤnfhundert ein und achtzig mie Mauern ums . gebene Städte, und über zweytaufend achthundert ein und zwanzig Seftungen und befeftigte Plaͤtze von fieben verfchiedenen Drönungen, ohne noch drey faufend Thürme, Schlöffer und Schanzen zu rechnen, die man längft an der großen Mauer bin finder €), welche felbſt, we⸗ gen ihrer Größe, alle übrigen Gebäude in der Welt übertrifft 4), Als diefelbe gebauer wurde: fo wurde allemal der dritte Mann aus jeder Provinz ausgehoben, der zur Arbeit güchtig war, Um den Grund dazu in der See zu legen, wurden viefe mit Eifen und großen Steinen beladene Schiffe verfenft, Hierauf wurde die Maier mit erftaunenswürdiger Kunft aufgefuͤhret. Die Arbeiter durften bey Strafe des Todes, nicht die geringſte Oeff⸗ nung oder Ritze zwiſchen den Steinen laſſen. Daher iſt das Werk noch immer ſo unver⸗ ſehrt, als wenn es nur itzo exfilich gebauet wäre e), MM. Auf denen Plägen einer jeden Stadt, welche am meiften befücht werden, ſtehen ein Thuͤrme zum ober mehrere Thieme, mit Namen Dar ta, welche wegen ihrer Höhe und der daran be: Zierrathe. miefenen Kunft, ſehr fchön in die Augen fallen, Manche davon beftehen aus neun, feiner aber aus weniger, als fieben Stocwerfen, welche immer Eleiner werden, je höher man fümmt, und auf allen Seiten Fenſter haben. Das beruͤhmteſte Gebäude von dieſer Art findet man in der Stadt Nan fing. Es wird gemeiniglich der große oder porcellanene Thurm genannt, Wir haben ſchon oben einige Nachricht davon gegeben, Diejenige Befchreibung aber, die wir bey dem le Comte finden, ift die befte /), Der Pau ghen tfe, oder Tempel der Dankbarkeic den der Kaifer lo er- Tempel zu bauet hat, ſteht außerhalb der Stadt auf einer Erhöhung von — Ban ai Nan king. großen Altan bildet, der mit einem Geländer Yon ungeglärtetem Marmor umgeben ift, und eine Treppe von zehn bis zwölf Stufen hat. Der Saul ‚ Welcher an ftatt des Tem- pels Diener, ift hundert Schub doch, und ruhet auf einem Eleinen marmornen Fuße, der nicht mehr als einen Schub hoch if; aber um die ganze Mauer herum zween Schuß über das übrige hervor raget. Die Vorderſeite ik mie einem Spaziergange und verfehiedenen 3 3 3 Pfei⸗ c) Siehe oben, ad. 9S. — 5 Ei a 4 a) Siehe oben, a. d. 120 8. 258 Seite, / auf * Er Een EFT HE 182 Beſchreibung von China. Pracht dee Pfeilern ausgezieret. Die Daͤcher, deren oftmals zwey ſind, wovon das eine auf der Chineſen. Mauer ruhet, und von dem erſtern bedecket wird, find von grün lackirten und glänzenden Der Borcels lanthurm. Ziegeln verſertiget. Das Getaͤfele und die Schreinerarbeit inwendig iſt gemalt und mut einer unzaͤhligen Menge von Stuͤcken ausgezieret, die auf verſchiedene Art in einander ges füge find, welches unter den Chinefen für feinen geringen Zierrath geachtet wird, Es ift wahr, biefer Wald von Balken, Dueerbalfen, Sparren und andern Verbindungen, die man an allen Seiten wahrnimmf, bat etwas feltfames und erftaunliches an fih. Denn man muß nothwendig glauben, daß zu Gebäuden von diefer Are viel Arbeit und Unfofter gebören. In der That aber rührer diefe Verwirrung von der Unwiſſenheit der Bauleute ber welche noch nicht hinter die liebenswuͤrdige Einfalt gefommen find, worinnen die Stärfe und Schönheit der eyropäifchen Gebäude beſteht. Der Saal hat fein anderes Licht, als was durch bie Thüren hineinfaͤllt. An der Morgenfeite find drey fehr große Thüren, Durch welche man in den berühmten Thurm gebt, wovon wir jego reden wollen, und welcher einen Theil von dem Tempel ausmachet, Er hat eine achtedigee Geftalt, und etwan vierzig Schub im Durchſchnitte; fo, daß jede Seite funfzehn Schub lang ift 2), . Von außen ift er mit einer Mauer von eben diefer Ge⸗ ſtalt umgeben, welche drittehalb Ruthen oder Faden von dem Gebäude abſteht. Sie iſt > ‚Die Stockwerke⸗ mittelmaͤßig hoch, und mit lackirten Ziegeln gedeckt, welche aus dem Thurme ſelbſt hervor⸗ zugehen ſcheinen, und unten einen ſehr ſchoͤnen Spatziergang bilden. Der Thurm hat neun Stockwerke, wovon jedes, drey Schuh uͤber den Fenſtern, mit einem Karnieſe gezieret iſt, und ein Dach bar, wie Das Dad) des Spatzierganges, außer daß es nicht fo weit hervorraget, indem es durch Feine andere Mauer unterftüget wird. Die Mauer.an dem unterften Stockwerke ift wenigftens zwölf Schub DIE, und neuntehalb Schuh Hoch, und mie Porcellane überzogen. Regen und Staub haben zwar die Schönheit diefes Gebaͤu— bes vermindert; man kann aber noch immer ganz deutlich fehen, Daß es aus Porcellane, obwohl aus einer gröbern Art deffelben, befteht. Denn es it nicht wabrfcheinlich, daß bloße Ziegel dreypundert Jahre lang fo gut ausdauern würden, Die Treppe, welche inwendig hinaufgeht, iſt ſchmal und unbequem: dem die Stu- fen find-über die maßen hoch. Ein jedes Stockwerk wird von dem andern durch dicke Bal- Een abgefondert, die kreuzweis liegen, den Boden tragen, und ein Zimmer bilden , deffen Dede mit mancherley Gemälden gezieret iftz wenn anders die chinefifchen Maler fähig find, ein Zimmer recht auszuzieren. Die Wände aller. der bern Stockwerke haben überall Hö- Lungen, worinnen Bilder in erhabener Arbeit ftehen, welches eine febr artige Art von aus: gelegter Arbeit vorſtellet. Es ift alles vergoldet, und fiheint aus Marmor oder polirten Steinen zu beſtehen ʒ wiewohl ich glaube, daß es nichts anders, als Ziegelfteine find, die man. in einer Forme abgedruckt hat, Denn die Chinefen find überaus geſchickt, alle Arten yon Bildern anf ihre Ziegel abzudrucken; indem Die Erde, woraus fie verfertiget werden, fehr fein, wohl zugerichtet, und alfo viel gefchicfter ift, als die unfrige, den Eindruck von Der Forme anzunehmen. Die Stockwerke find alle von gleicher Höhe, ausgenommen das erſte, E) Diefes erfordert weitere Bekraͤftigung. Denn im Umfange. Gemelli, der das meiſte von feiner fe Eomte ſcheint die chinefifchen Gebäude ver⸗ Erzählung aus dem le Comte erborget hat, rechnet ächtlich zu machen. i zwar nur vierzig: er machet aber die Mauer unten 6) Solglich has ex Hundert und zwanzig Schub zwälf Schuh dick, — ee En —nie — —— DA; VON, EINEM GOETZ m DAS INNERE DEF ch EN’TEMPAI N MM N! an in \ „1 N F ai Ar” f INN \\ J ja und; I) N 5 An ROSS — IN AN LH: BAR ER XV Buch. 1 Capitel. Be erfte, welches höher ift, als die übrigen. Der Verfaffer vechnet Hundert und neunzig Stu- Pracht der fen, wovon jebe foft zehn Zoll dicke iſt. Diefes muß alfo, nach genauer Ausrechnung, Cbineſen, Hundert und acht und funfzig Schub ausmachen. Thut man nun hierzu bie Höhe des Al- tans, das neunte Stockwerk, welches Feine Stufen hat ; und das Dad) : fo wird her Thurm von der Erde an gegen zweyhundert Schub hoch feyn. Die Spige des ganzen Gebäudes machet eine von den größten Schönheiten aus; Schraubene denn fie beſteht aus einem dien Baume, der von dem Boden des achten Stockwerkes, Prmiger Gi— worauf er ruhet, mehr als dreyßig Schub über das Dach hinausraget. Es feheint mit pIeh “einen ftarfen eifernen Gewinde von eben der Höhe umgeben zu feyn, welches ſich wie eine Schlangenlinie oder Schraube, in der Weite von einigen Schuhen, herumwindet, und alfo eine Art von einem holen durchbohrten Kegel vorfleffer, der in die Höhe ſteigt, und oben einen goldenen Knopf von außerordentliche Größe hat. Diefes Gebäude, welches die Ehinefen den Porcellanthurm nennen, iſt gewiß das feftefte, prächtigfte und am ſchoͤn⸗ ſten angelegte Gebäude in dem ganzen Morgenlande z), Bon ſolchen Tempeln, welche die Europäer Pagoden nennen, und welche erdichte- Teinpelder gen Gottheiten zu Ehren erbauet find, findet man eine bewundernswindige Menge in Chi- Bonjer na, Die berühmteften davon fteden auf unfruchtbaren Bergen. Allein die Canäle, wel- che mit großen Koften gehauen find, um das Waſſer von der Höhe in Wafferbehäfter zu feiten; die Gärten, die Suftwälder, und die Örotten, welche in die Felſen gehauen find, damit man fich gegen bie übermäßige Hitze ſchuͤtzen fünne; alles Diefes machet diefe Einoͤden recht reizend. Das ganze Gebäude befteht theils aus Spoziergängen, die mit großen, viereckigten Ihre mb geglätteten Steinen gepflaftert find; fheils aus Sälen und Thuͤrmen, welche fih an Geſtalt— den Ecken der Höfe finden, und vermittelft lariger Gange mit Gelaͤndern zuſammenhaͤngen, die mit fteinernen, und zuweilen mit Eupfernen Bildſaͤulen gezierer find. Die Dächer art diefen Gebäuden glänzen von fehönen grün und gelb lackirten Ziegeln, und find an den Ecken mit hervorftehenden Drachen von eben der Farbe gezieret. Diefe Tempel haben eine große und hohe Einfaffung, die ganz allein ſteht, und fich in eine große Kuppel endiget, auf welche man ‚vermittelt einer. fehönen Wendeltreppe ſteigt, welche fich rund herumwindet. Ein viereckigter Tempel nimme ordentlich die Mitte der Kuppel ein, Er ift oftmals mit moſaiſcher Arbeit gezieret, und die Mauern find mit erhabenen fleinernen Bildern von Thieren und Ungeheuern ausgeſchmuͤcket KR), Diefes ift die Geſtalt dev meiften Tempel. Magellanus ſpricht, man zählte über vierhundert und achtzig ſolche Tempel, welche wegen ihrer Neichthümer, wegen ihrer Pracht, und wegen der Wunderwerfe, die ihre Goͤtzen dafelbft verrichtet haben follen, fehr berühmt find, und ſtark beſuchet werden. Diefes find die Wohnungen der Bonzen D. Triumphboͤgen, die man Payfang und Pay lew nenner, findet man in jeder Stadt Triumph⸗ in großer Anzahf, Viele davon find ungeſchickt gebauet, und verdienen nicht, bemerfet boͤgen. zu werden. Einige find bloß von Holze, ausgenommen der Fußboden , welcher von Marz mor ) Te Comtes Nachrichten von Chir, auf der ) Du Haldes China, auf der 289 Seite, u. f. Seltes und du Zaldes China, anfder <: 2) Magellans Erzählung von China, auf der 258 u. f, Seite. e 45 Seite. Pracht dee mor iſt. Die Triumphbogen zu Ning po haben, nach der Beſchreibung des le Comte, 154 * Beſchreibung von China. Cbineſen. ordentlich drey Thore, ein großes in der Mitte, und zwey kleinere zu behden Seiten. Die Ihre Zierrathen Ihre Baukunſt. Pfoſten find viereckigte Pfeiler ‚oder Werkſtuͤcken, und beſtehen aus einem einzigen Steine, Das Geräfele befteht aus drey oder vier Feldern, worauf aber gemeiniglich weder erhobene Arbeit noch Bilderwerk zu ſehen iſt; ausgenommen auf dem leßten, oder dem feßten ohne eins, das an flatt des Frieſes ift, „und eine eingegrabene Auffchrift hat. An ſtatt eines: Karnieſes unterftügen die Pfoften ein Dach, welches einen Giebel über dem Thore bilder, und nur durch den, Pinfel vorgeftellet werden kann: denn unfere gothiſche Bauart ſelbſt hat nichts fo ſeltſames und wunderliches in ſich. Ein jedes Thor beſteht aus einerley Theilen; und dieſe find nur in der Größe von einander unterſchieden. Ob fie ſchon von Steine find 5 fo werden fie doch , als. ob.fie von Holze gemacht wären, in Fugen in einander geftecer, - Diefe Triumphbogen, welche felten über zwanzig ‚oder fünf und zwanzig Schub hoch find, find mit Bildern, von Menfchen, ſeltſamen Geftalten,. Bluhmen und Vögeln, in durchbrochener Arbeit, ausgezieret. Sie ragen in verſchiedenen Stellungen. über den Bo⸗ gen. hervor, ‚und, find mit andern noch ‚fo. mittelmäßig ausgehauenen- Zierrathen untermi- ſchet. Dieſelben find ſo fauber von den Bogen ſelbſt abgefondert, daß fie. bloß Durch Kranz: bänder mit einander verbunden werden, und folchergeftalt ohne Verwirrung in einander laufen. Daraus fiehe man die vorzügliche Geſchicklichkeit der alten Baumeiſter: denn die neuern Triumphbogen find deu alten ungemein weit, nachzufeßen, Die Bildhauerarbeit ift dafeldft fehr ſparſam angebracht, und ſcheint ſehr grob zu feyn. Das ganze Gebäude iſt aus dem Groben gearbeitet, und hat nichts durchbrochenes, oder fonft etwas, wodurch cs ein beſſeres Anfehen,befommen koͤnnte - . | Indeſſen iſt die Ordnung, welche in beyden einerley ift, ſowohl in der Einrichtung, als in dem Berhältniffe der Theile gegen einander, von der unfrigen gar ſehr unterſchieden. Sie haben weder Capitäle, noch Karnieſe; und dasjenige, welches einige Aehnlichkeit mit unſern Frieſen hat, ift von einer folchen Höhe, daß es einem Europäer, feltfam und unge⸗ reimt vorfommen muß. Hingegen ift es um fo viel mehr nach) dem Geſchmacke der Chine- fen , da fie dadurch mehr Raum für ihre Zierrathen erhalten, welche ſich auf den Seiten der Aufſchrift finden, die darauf eingegraben iſt. Diefe Zierrathen beftehen, nach der Be— fehreibung des le Comte, in ſchoͤnen Bildern und erhabener Bilohauerarbeit, nebft Kno— ten, die von der Mauer abgelöfet, und in einander hineingeſchlungen find, wie auch Fünft- lid) ausgehauenen, Bluhmen , und Vögeln, die von dem Steine megzufliegen feheinen. Diefes find , nach feinen Gedanfen, Meifterftüce. Kurz, diefe Triumphbögen find zwar fonft fehlecht genug; fiehaben aber doc) auch) ihre Schönheiten. Verſchiedene davon,bie auf einer Straße, fonderlich wenn diefelbe enge ift, in geilen Entfernungen von einander fte: hen, zeigen etwas großes und prächtiges, und find ſchoͤn anzufehen m). Man vechnet über eilfpunbert =) Denkmaale, die ihren Fürften, und andern berihmten Männetn oder MWeibern, welche wegen ihrer Wiſſenſchaft oder Tugend. in Anfehen ftehen, zu Ehren auf- gerichtet worden ſind. ‘Diefe beftehen vornehmlich in Triumphbögen, dergleichen man-faft in allen Städten anteifft, —* Unter m) Le Comtes Nachrichten von China auf der ) Magellanus zaͤhlet ihrer eilfhundert und 85 Seite. Imgl. Du Haldes China, auf der 17 neun und funſgig. GA; —* und 288 Seite. 0) Magellans Erzaͤhl. von Chinazmd- 45 u. f. S. — ———— ——— — — XV Buch. II Capitel. 185 Unter bie dffentlichen Gebäude kann man auch die Säle vechnen, die ben Vorfahren Pracht der zu Ehren * —* wie auch die — die Pallaͤſte der Fürften und Man- — derinen. Von den erſtern findet man ſiebenhundert und neune, die wegen ihrer Größe und Ander⸗ —— merkwuͤrdig find. Von den Buͤcherſalen trifft man ʒweyhundert und zwey und freute rege: an, die mit großen Unkoſten erbauet, ſchoͤn ausgezieret und mit Vuͤchern — ebaͤude. verſehen find. Man finder zwey und dreyßig Palläfte der Unterfönige, die nad) dem uſter des Faiferfichen Pallaftes zu Peking gebauet find; und dreyzehntauſend ſechshun⸗ dert und ſieben und vierzig Pallaͤſte dv Quan. Hierzu kann man fechshundert und fünf und achtzig Grabmaale zählen, die wegen ihrer koſtbaren Zierrathen, und Der daran bewie . fenen Baufunft, berühmt find 0.7 > ⁊ Die allermeiſten von dieſen Gebäuden aber, ſonderlich die Pallaͤſte der Quan, haben, ob ſie ſchon auf Koſten des Kaiſers gebauet worden ſind, nicht das geringſte Anſehen einer Pracht, worinnen ſie den Privatgebaͤuden vorzuziehen wären. Denn die Privatperſonen, die Mandarinen und Edelleute nicht ausgenommen; werden: durch Gefeße in ihrem Auf: wande eingeſchraͤnkt. "Als le Comte ſich zu Peking auf hielt: ſo wurde einer von den vor⸗ nehmften Mandarinen, den er fürs einen’ Prinzen bieft, bey dem Kaifer verklagt, daß er fi) ein Haus gebauer hätte, welches höher und prächtiger, als die übrigen, wäre. i er ſich nun wegen des Ausganges fuͤrchtete: ſo ließ er das Haus wiederum niederreißen, in⸗ dem man noch mit der Unterſuchung der Sache beſchaͤfftiget war ). Die Haͤuſer der mittlern Gattung von Leuten ſind ganz ſchlecht und ungekuͤnſtelt: denn Privat⸗ ſie ſuchen dabey nichts, als Bequemlichkeit. Die Reichen ſchmuͤcken ihre Haͤuſer mit lackir⸗ haͤuſer, gen Arbeiten, Bildhauerarbeit und vergoldetem Schnitzwerke. Dieſes machet fie ſehr ſchoͤn Be und anmutbig. Gemeiniglich fängt man damit an, daß man Pfeiler aufrichtet, und darauf das Dad feßet, Denn da ihre Gebäude geößtentheils von Holze find: fo legen fie den Grund felten tiefer, als zween Schub. Ihre Mauern führen fie von Ziegen oder von Leime auf: doch find fie an einigen Orten ganz von Holze. Dieſe Häufer beftehen ordentlich nur aus einem einzigen Stockwerke; ausgenommen die Käufer der Kaufleute, die oftmals noch ein Stock⸗ werf darüber haben, welches fie Lewo nennen, und wo fie ihre Waaren hinlegen. In den Städten find die Häufer faſt alle mit ſehr dicken Holen Dachziegeln gedeckt, wie fie ges Die erhabene Seite legen fie unterwaͤrts. Hernach bedecken fie die Rigen, mo die Seiten banet find an einander flogen, mit andern folchen Ziegeln, bie ſie umgekehrt darüber legen. Die Sparren und Queerbalken find entweder rund, oder viereckigt. Weber die Sparren legen fie entweder ſehr dünne Ziegelfteine, die wie große viereckigte Dachziegel geftaltet find; oder fie brauchen dazu einige Stuͤcken von Brettern, ober Matten von Binfen, welche mit Kalte beworfen find. Wenn diefelben etwas trocken find: fo legen fie die Ziegel darüber, und ver— binden fie, wenn fie das Bermögen dazu haben, mit feinem Kalfe ). Die Strafen mögen gelegen feyn ,: wie fie wollen: fo müffen doch die Häufer allemal Lage der wieder Vorderfeite gegen Mittag zu ftehen. Dieſes gefchieht Darum, Damit man den firen- Haͤuſer. gen Nordwind vermeiden möge, welchen die Chinefen nicht wohl vertragen koͤnnen. ” dieſem ) Le Comtes Nachrichten von China; auf der 2) Dit Zaldes China a. d. 62. ©. Le Com⸗ 62 Seite. 1er Ta tes Nachrichten von China, a. d. 148 Su |. Allgem BHeiſebeſchr. VI Band, | a 186 Beſchreibung von China. Pracht der diefem Grunde ift die Thuͤre gemeiniglich fo gebauer, daß fie eine fhräge Stellung gegen Ebinefen. eine von den Seiten des Hofes bat r). In den meiften Häufern komm man, wenn man durch das Vorhaus gegangen iſt, in einen Saal, der dreyßig bis fünf und dreyßig Schub lang, und halb fo breie iſt. Hinter demfelben find drey bis fünf Zimmer neben einander, von Morgen gegen Abend, Das mittelfte dienet an ftatt des innern Saales, Das Dad) wird von Pfeilern unterſtuͤtzet, welche auf fleinernen Füßen ſtehen; fo, daß bey einem Saale von dreyßig Schuhen, vier und zwanzig Pfeiler auf der vordern Seite, eben fo viel auf der hintern, und einer an jedem Ende, zu finden ſeyn werden. Auf diefen Pfeilern, wel⸗ che gemeiniglich zehn Schub bach find, ruhen große Balken, die nach der Laͤnge gelegt werden, Allemal zwifchen zweenen Pfeilern, an den Enden, liegen andere Stücken Holz, um das Zimmerwerf bes Daches zu unterfügen, Menn diefes alles fertig ift: fo fänge man an, die Mauer aufzuführen. Die Pracht der Häufer beftehe ordentlich in der Dicke ber Balfen und Pfeiler, in dee Bortrefflichkeit des Holzes, und in dem feinen Schnitzwerke an den Thorflügeln. - Sie haben feine Treppen, außer den Stufen bey dem Eingange in das Haus: denn diefer ift etwas von der Erde erhaben. Laͤngſt an der Vorderſeite bin aber ift ein bedeckter ang, dee fechs bis ſieben Schub breit, und mit feinen gehauenen Steinen gepflaftert iſt. Man fin det verfhiedene Häufer, wo die mittelften Ihren gerade gegen einander über find; fo, daß man, wenn man bineintritt, eine lange Reihe von Zimmern vor ſich ſieht. Die Haͤuſer Gemeine Leute führen ihre Mauern von ungebrannten Ziegen auf, und faffen nur die der gemeinen Vorderſeite mie gebrannten Ziegelfteinen ein. An einigen Orten brauche man hierzu eine eute. Vermiſchung von Leimen, Sande und dergleichen; an andern aber nichts, als Zaun = oder Gatterwerk, welches mit Seimen und Erde beworfen wird. Bey den Häufern vornehmer Perfonen aber find die Mauern ganz aus Mauerziegeln aufgeführer, und ſehr fünftfich aus- gehauen. Auf den Dörfern, fonderlich. in einigen Probinzen, find die Haͤuſer niche nur ſehr niedrig , fondern auch bloß von Erde aufgebauer , und die Dächer baben entweder eine fo ſtumpfe Spige, oder find rund, und fehnappen fo. gefehreind zu, daß fie ganz platt zu feyn ſcheinen. Sie find von Binfen oder Rohre aufgeführer, welches auf den Sparren oder Dueerbalfen ruhet. In einigen Provinzen brennet man an flatt des Holzes Stein: Fohlen; manchmal auch Schilf oder Stroh. Da fie. bey ihven Defen ſehr Eleine Feuer- mäuern, und manchmal auch gar feine baben: fo wird man, mern Feuer an einem Drte, oder auch in der Küche gemacht wird, von dem Rauche beynahe erfticker, fonderlich wenn fie Schilf brennen ; welches denen, die es nicht gewohnt find, unerträglich fällt, Haͤuſer der Die Häufer der Reichen und Edelleute find fchlecht und unanfehnlich, wenn man fie Edelleute. mit denen in Frankreich vergleicht. Es würde ein Misbrauch des Wortes ſeyn, wen man fie Palläfte nennen wollte, da fie ein einziges Stockwerk haben, und nur etwas höher find, als gemeine Käufer, und oben auf dem Dache mie verfchiedenen Zierrathen ausge- ſchmuͤcket find. An den Oerichtshäufern bemerket man feine größere Pracht. Die Höfe find groß, die Thüren hoch, und zumeilen mit fchönem Schnigwerfe ausgezierer, Die in- nern Zimmer aber, und die Berhörfäle find weder prächtig, noch gar zu fauber s), Doch *) Du Haldes China, a. d. 240 &, 2) Sie brauchen bey andern Gelegenheiten fel- s) Ebendafelöft, a. d. 283 u. f. S. Und le Com⸗ ten Marmor in ihren Haͤuſern, ob er ſchon ſehr ge; seo Nachrichten von China, a, d, 148 ©. mein iſt. KV Buch. I Capitel. 187 - Doch muß man geſtehen, daß die Pallaͤſte der vornehmften Mandarinen, und der Przeht der Fuͤrſten, we * Fon en Perfonen, wegen ihres weiten Umfanges er- —— henswuͤrdig ſind; und daß der Mangel an Schönheit und Pracht, Durch bie große —* Vallaͤſte der zahl der Hoſe und Zimmer erfetzet wird. Sie beſtehen aus vier bis fünf Höfen, und © * — ſo vielen diehen von Gebäuden, an dem Ende dieſer Höfe. An ben Seiten berfelben jte- ben Eleinere Gebäude für die Beamten und Bedienten. Cine jede Vorderſeite hat drey hore Das mittelfte iſt das größte, und jede Seite deſſelben iſt mit marmornen Swen Qusgezieret 2). Mahe an dem Thore ift ein Plaß, der mit einem ſchoͤn roth oder ſchwarz lackirten Gegitter eingefaſſet iſt. An den Seiten ſtehen zweene kleine Thuͤrme, worinnen Trummeln und andere nuuffalifche Juſtrumente aufbehalten werden, welche man zu ver— ſchiedenen Stunden des Tages rübret ; fonderlich wenn der Mandarin ein= oder ausgeht, oder auf den Richterſtuhl fteige. j Inwendig erblicet man erftlich einen großen offenen Plag, wo diejenigen warten müf- fen, welche eine Kechtsfache oder eine Bitte vorzubringen haben, Auf beyden Seiten ſte⸗ ben kleine Gebäude, Die für die Beamten zu Rechnungs- und Schreibeftuben dienen. Als: dann bekoͤmmt man drey andere Thüren zu Gefichte, welche niemals geöffnet werden, außer wenn der Mandarin auf den Nichterftuhl fteige. Die mittelfte Thüve iſt fehr groß, und niemand, als nur $eute vom Stande, dürfen da durchgehen. Ueber diefen Plag ift ein anderer großer Hof, an deffen Ende ein großer Saal befindlich iſt, wo der Mandarin Ge: sicht Hält. Endlich folgen hinter einander zweene vecht faubere Säle, worinnen Beſuche angenommen werden, und welche mit Stühlen, und vieleriey anderem Hausrathe, verfehen find. So find ordentlich die Gerichtshäufer der großen Mandarinen befchaffen. Asdann fommt man in einen andern Hof, wo man einen wiel fehönern Saal findet, Außengebaͤu⸗ als die vorigen geweſen waren. Da hinein werden nur befonders gute Freunde gelaffen. de» Gaͤrten, Um dieſen Saal herum ſtehen Außengebaͤude fuͤr die Bedienten. Ueber dieſen Saal hinaus an derglei⸗ iſt ein anderer Hof. Daſelbſt ſind die Zimmer fuͤr die Weiber und Kinder. In dieſe an Abtheilung gebt eine Thüre, zu welcher Feine Mannsperfon hineingehen darf. _ Diefe Ab- : theilung ift fehr fauber und bequem, und mit Gärten, Büfchen, Teichen, und allerhand andern Dingen verfehen, welche das Auge ergögen fünnen. Manche vergnügen fich art Fünftlichen Felſen und Bergen, die durchgegraben und voller Wendungen find, wie ein Irr⸗ garten, um barinnen feifche &uft zu fchöpfen =). Wenn Pag genug vorhanden ift ; fo feget man auch Fleine Thiergärsen an, um wilde Thiere Darinnen zu halten, wie auch Teiche für Sifhe und Wafferögel x), Die Chinefen find nichtfobefliffen, wie die Europäer, ihre Häufer inwendig zu ſchmuͤcken Ihr Haus und auszupugen. Man finder dafelbft weder Tapeten, noch) ae noch Rees Die seräthe. _ Mandarinen fuchen auch in der That nicht, fich in große Unfoften zu fegen, um ihre Pal- täfte auszupußen, da Diefelben dem Kaiſer eigenthuͤmlich zugehören, und fie diefelben zum öftern verlaffen müffen. Da über diefes in den innern Zimmern niemals Beſuche ange: nommen werden; fonbern nur in dem großen Saale vor dem Haufe; fo darf man fich nicht Aa2 | daruͤ⸗ a) Einige haben Grotten und Fünftliche Berge x) Magellans Erzaͤhlung von China, auf der in ihren Ohrteny wie le Come erzählet. 272ſten Seite. Imgleichen Du haldens China, auf der 284 Seite, 188 Beſchreibung von China, Precht dee darüber vertwundern, daß fie mit ihren Zierrachen fparfam find. Denn es wuͤrden diefelben ' ‚Ebinefen. gewiſſermaßen vergebens ſeyn, da ſie von Fremden nicht gefehen werden Eönnen, Anderer Die vornehmften Dinge, womit fie ihre Säle und Zimmer aus ſchmuͤcken, find große Hausrath. ſeidene und gemalte Saternen, die Yon der Decke herabhängen; Pulte oder Kaſtchen; Schit⸗ me und Stühle, die mit ihrem fhönen rothen und ſchwarzen Sacke überzogen find, welches fo durchſichtig ift, daß die Adern des Holzes dadurch) gefehen werden koͤnnen; und worauf man allerhand Bilder von Golde, Silber, oder ändern Farben gemalet hat. Die Tafeln, die Erevenzeifche und die Pulte find auch mir ſchoͤnem Porcellane ausgepußt, Alles diefes füllt überaus fauber und anmuthig in das Auge, Außerdem hängen fie an Herfchiedenen Orten Stücken von weißem Arlaffe auf, worauf Bluhmen, Vögel, Berge und Landſchaf⸗ ten gemalt find I). Auf andern ſtehen Siftenfprüche mie großen Buchftaben, allemal zweene und zweene. Einige begmügen fich damit, daß fie die Wände ihrer Zimmer weiß anftveichen, oder mit Papiere überfleben. Darinnen find die Chineſen ſehr geſchickt. Betten und Die Betten find, ſonderlich bey ven Edelleuten, ſehr ſchoͤn und artig· Das Bett⸗ Vorhaͤnge. geſtelle iſt gemalt, vergoldet und mit Schnitzwerke gezierer, Die Borhänge find in den nordlichen Provinzen im Winter von doppelten Arlaffe; im Sommer aber entweder von weißem und geblühmtem Tafte, oder von fehr feinem feidenen Flore. Diefer ift duͤnne ges nug, daß die Luft Durchftreichen kann, und doch auch fo dichte, daß feine Mücken durch⸗ Fönnen; als welche in den fühlichen Gegenden ſehr häufig und befchmerlich find. Gemeine $eute bedienen fich in eben Diefer Abficht eines fehr Dünnen Tuches, das von einer Art von Hanfe verfertiger wird, Ihre Matrazen find ſehr die, und mit Cattune gefüttert, Artige Stu⸗ In den mitternaͤchtlichen Provinzen haben ſie Plaͤtze von holen Ziegelſteinen, die wie ben » oder Betten geſtaltet find. Dieſe find bald groß, bald Flein, nachdem die Anzahl dererjenigen Dfenbetten. ſtark iſt, die zu einem Haufe gehören." Dabeh ift ein Fleiner Ofen mit Holzkohlen, deſſen Sigtze überall bin durch Röhren vertheilet wird, die in eine Feuermaner ‚geben ; welche den Rauch durch das Dach hindurch führet; In den Käufern der Seue vom Stande gehe der Dfen durch die Wand hindurch; und das Feuer wird draußen vor ber Stube angemachet 2), Solchergeſtalt wird das Bette gewaͤrmet, und zugleich auch dag ganze Haus geheizet ; fo, daß fie Der europaͤiſchen Federbetten gar nicht benoͤthiget find. Diejenigen, welche fich fürch ten, auf den beißen Ziegeln zu Tiegen, Hängen darüber eine Art von einer groben Hangmatte, die aus Stricken over Ratan verfertiger iſt. a Aue ar Ihre Bar Des Morgens nimmt man alles von diefer Art hinweg, und leget dafiir Teppiche oder auemlichfeit. Matrazen an ven Ort bin, wo-iemand ſitzt. Da fie Eeine Kamine haben : fo Fann für fie nichts bequemer feyn, als diefes, Affe Perfonen im Haufe arbeiten darauf, und fühlen niche die geringſte Kaͤlte haben auch nicht noͤthig, mit Pelze gefuͤtterte Kleider zur fragen, Ge: meine $eute Fochen ihr Eifen, waͤrmen ihren Wein, und fieden ihren Thee über dem Ofen⸗ loche. In den Wirthshaͤuſern find die Betten von diefer Arc fo groß, daß viele Reiſende auf einmal darauf Platz haben zz), j Der Tattassmuid Kar aruuat; i Hr B er Zr INH na et * N -BerComte sticht, fie hingen die Bilönife Waͤnde ihrer“ Zimmer einige "Stücken and der’ ihrer Vorfahren aufs und einige malten auf die Dankunft. ; CHINESISCHE TEMPEL AUS DEM NIEUHOF. Ve 18. TEy WAne MyaAn. Bene eh — EL ke & Er Br — E Bar — — XV Buch. II Capitel. 189 3. Pracht bey ihren Landſtraßen / Canoͤlen, Schleuſen Pregacht der und Bruͤcken. Schöne dandſtraßen. Ruheplaͤtze. Koͤnigliche Wirte: Sie werden durch ihre hohen Ufer gefichert- Zu bäufer, Moachthürme, Pfeiler, die den gi was für einer erſtaunenden Höhe die Varken ten Mandarinen zu Ehren aufgerichtet worden hinaufgezogen werden. Ein anderer Canal, der find. Steafenbuh. Künftliche Candle; die mehrbefahren wird. Großer Canal; wie weit größern; die kleinern. Königlicher Canal, er ſich erſtrecket. Menge der Barken. Bruͤcken Eein Lauf, feine Länge, und feine Tiefe. Wer über Candle; wie ſie gebanet find. Eine ſehr ihn gegraben habe. Sein Urſprung und feine ſchoͤne Bruͤcke. Eine beloundernswuͤrdige. Bes Duelle, Schleuſen. Wie man durchkomme. ruͤhmte eiſerne Bruͤcke. Andere dergleichen. ODo Sorgfalt der chineſiſchen Regierung erſtrecket ſich, wie bey den Roͤmern, auch auf Schöne die Sandftraßen, und zeiget fich darinnen, daß diefelben ficher, fauber und bequem Landftraßen. gehalten werben. Man braucher beftänbig Leute, um fie gleich ind eben zu erhalten. Oft⸗ mals find fie auch fehön gepflaſtert, ſonderlich in den ſuͤdlichen Provinzen, wo man weder Pferde noch Wagen bat. Gemeiniglich find fie ſehr breit, und an manchen Orten ganz trocen, fobald es nicht mehr vegnet. Die Ehinefen haben ege über die höchiten Gebirge gemachet, Selfen durchgegraben, die Spigen der Berge eben gemachet, und die Thäler aus efüllet. In einigen Provinzen ftellen Die Landſtraßen ordentliche große Spaziergänge vor: Henn fie find zu beyden Seiten mit großen Bäumen, zumeilen auch mit Mauern eingefaffer, die acht Schub hoch find, um die Neifenden abzuhalten, daß fie nicht über die Felder hen. Bey den Kreuz⸗ und Queerwegen find Heffnungen, daß man in die Dörfer gehen kann. Auf den großen Landſtraßen finder man in bequemen Entfernungen ſehr ſaubere Ru- Huhepläge, pläge- Die meiften von den abgedanften Mandarinen fuchen bey ihrer Zuruͤckkunft in > $and, fich durch folche Werte beliebt zu machen. Man findet —— Fame woman, ſo lange es Tag iſt, einkehren kann: ſelten aber wird jemanden erlaubt, die ganze Nacht darinnen zu verbleiben, außer den Mandarinen, welche dieſe Freyheit haben. Man⸗ che, die ihre Menſchenliebe zeigen wollen, miethen gewiſſe Männer, welche armen Reiſen⸗ den im Sommer Thee austheilen müffen: im Winter aber eine Are von Waſſer, worinnen Ingwer abgekocht iſt. Die Wirthshaͤuſer ſind ebenfalls ſehr groß und ſchoͤn: an den klei⸗ nern Straßen aber febr fehlecht und übel angelegt. An dem; Ende einer jeden Pofthalte ſteht ein Haus, welches Kong quan genennet Die koͤnigli⸗ wird, und dazu beftimmt ift, daß. die Mandarinen und andere, Die auf kaiſerlichen Befehl hen Kirche reifen, darinnen einkehren ſollen. , Gemeiniglich aber find fie nicht fo ſchoͤn, als man ver haͤuſer. muthen folte, oder. als fie von, einigen Verfaſſern abgebildet werden, welche fich von den Einwognen Unwahrbeiten haben aufbuͤrden laſſen. Zumweilen find fie groß. Zumeilen Elein. Manche find KHön und bequem genug. ı Yus der Befchreibung des Kantoner Gafihofes, welches, einer den der gemeinen Art iſt, kann der Leſer einen Schluß auf die uͤbri⸗ gen wachen, Er iſt von einer mittelmaͤßigen Größe, und beſteht aus zweenen Hoͤfen und zweyen Hauptgebaͤuden. Das eine ſteht an dem Ende des erſtern Hofes, und iſt ein Ting oder großer offener Saal, in welchem Beſuche werden, Das andere —— REES nde ) Wir glauben, wie die Oefen in Deutſchland, 22) Le Comtes Nachr. von China, a. d. 147,156 und in den nordlichen Gegenden. © ' urf ·S Du Haldes China, auf der 184 u. ©. Pracht der Chineſen. Wachthuͤrme. Pfeiler zu Ehren der guten Mandari⸗ nen. 190 Beſchreibung von China. Ende des andern Hofes, und hat drey Abtheilungen. Die mittelſte iſt gleichſam ein großer Saal, oder ein Vorzimmer zu denen beyden Zimmern, welche zu beyden Seiten ftehen, und wovon jedes hinten eine Kammer hat. Diefe Einrichtung findet man in den meiften Häufern, melche vornehmen Perfonen zugehören., Der Saal und das VBorzimmer find beyde mit zwo großen Saternen von durchfichtiger gemalter Seide gezierer, die wie Wand- leuchter aufgehänget find, Go find auch) die Thuͤren gegen die Gafle zu, und die Hofthuͤren alte mit zwo großen Papierlaternen erleuchtet, die mit großen Buchftaben ausgezieret find, Auf den großen Sandftraßen findet man in bequemen Entfernungen, eine Art von Thürmen, worauf Wachhäuferchen für die Schilöwachen ſtehen. Dafelbft werden auch Fahnen aufbehalten, womit ein Zeichen gegeben wird, wenn irgendwo ein Laͤrmen entftehr. Diefe Thürme find von Turf oder gemifchtev Erde aufgeführe. Sie find vieredigt und haben eine fchiefe Lage mit ihren Zinnen, die etwan zwölf Schuh hoch find, In einigen Provinzen find oben auf den Thürmen große Klocken von gegoffenem Eifen: die meiften da- von aber, welche nicht auf der Strafe nach Peking zuftehen, haben meber Wachhäufer- chen noch Zinnen. Nach den Gefegen follte man auf allen Straßen, wo man Reifende antrifft, allemal in der Entfernung von fünf Li, oder einer halben Meile, folhe Thürme finden, die wechfelsweife bald groß bald Elein wären. In den Wachhäuferchen follten beftän- dig Soldaten auf der Schildwache ſtehen, um auf dasjenige, was vorgeht, Achtung zu geben, und alle Unordnung zu verhüten. Sie werben allemal.ausgebeflere, fo oft fie in Verfall gerathen. Und wenn die Anzahl der Soldaten nicht zureicht: fo find die Einwohs ner genöthiget, $eute zu fehaffen. Auf den Straßen trifft man in großer Menge Flecken voller Tempel an. Auf den Hauptſtraßen, gegen ihren Tempeln über, erblicket man eine große Menge Denfmaale, mie Namen Sche pey, mit Auffhriften. Es find dieſes große Steine, ordentlich von Mars mor, die aufeinen Fuß in Die Höhe geftellet find, der ebenfalls von Marmor if. In diefen Fuß ift eine Krinne gehauen, und dahinein wird der Stein, der am Ende dazu ge⸗ hauen ift, gefegt. Solchergeftalt wird beydes ohne große Mühe mie einander verbunden, Manche von dieſen Steinen find acht Schub hoch, zween Schub breit, und beynaheeinen dicke. Ordentlich aber beträgt die Höhe nicht über vier bis fünf Schuh, und die übrigen Ausmeffungen find nach) diefem Verhaͤltniſſe eingerichtet. Die größten unter allen find auf fteinernen Schildfröten aufgerichtet. Einige wenige find mit großen Höfen umgeben. Andere ftehen nur in einer kieinen Einfaſſung von Ze⸗ geln, und find mit einem ſaubern Dache gedeckt. Sie find vollfommen vieredfige, ausge: nommen gegen die Spige zu, welche etwas rundlicht ift, und oben ein feltfames Bild hat, das oftmals aus einem einzigen Steine gehauen ift, Die Einwohner in den Städten ric- ten fie zum Andenken ihrer Mandarinen auf, wenn fie mit ihrer Regierung zufrieden ge: weſen find. Die Beamten richten fie auf, um die außerordentliche Ehrenbezeugungen auf die Nachwelt zu bringen, welche ihnen der Kaifer eriwiefen har; und aus verfchiedenen an- dern Gründen. Wenn fie wegen einer von dem Kaifer erhaltenen Gunſt oder Ehrenbezeu- gung aufgerichtet werden: fo hauet man ziveene Drachen aus, die fich auf verfchiedene Art in einander fhlingen a). — Magel⸗ ©) Du Zalde, China, a. d. 265 u. ſ. S. 5 nl a] = = Pa =: =: = = = — —— = = u 1 EI FI Fe er — _ = == —— —— I m = == = = = —— = = —— = = = = = m FE — = == = == = = —— — = = —— — — —— — — — = == —— —— —— — == = = —— — = == —— — — —— —— —— — — — u ma a —— ee = —— —— —— u —— —— —— —— — va —— — = nt — Br m —— — —— —— — —— = Fe = 3 — = 74 — == — == == == = = = = = == = == == E23 = = = RI = m — = == == = m m —— — ——— —— = — == — Fe eu — —— | Fer —— = all AIIIIII-IIIttTFIPIIIIIIM Im PAGODEN oder BILDSAEUT ii -Vertheideger des ES RE ; des Tempels. Le Goelann inteın.. ; ö : { } ee abe A a ee XV Buch II Eapite 191 Magellanus merket an, man habe gedruckte Strafenzeiger oder Buͤcher ; und dar · Pracht der. innnen fände man alle Straßen und Wege, ſowohl zu Waffer als zu Sande, von Pe Eing Ebinefen. bis in die Außerften Theile des Kaiſerthums, nebft den verfchiedenen Poſthalten, und den rungen, Entfernungen eines Ortes von dem andern, welche man zur Bequemlichkeit Der Mandari buch nen und anderer Neifenden, aufgezeichnet hat. In dieſem Buche werden alle große Landſtraßen in dem Reiche in taufend einhun⸗ dert und fünf und vierzig Tagreifen eingetheilt, zu deren jeder. ein koͤnigliches Wirths⸗ haus gehoͤret. Dieſe taufend einhundert fünf und vierzig Pläge, heißen Ne oder Ehin, das it, Orte der Bewirchung und Aufiwartung. Es follen ſiebenhundert fünf und dreyßig in den Städten vom erften und zweyten Range, in den Graͤnzplaͤtzen und in den Schlöffern mitten in dem Reiche feyn; drey hundert und fünf in den Plägen, die - man Pe nennet, und dreyhundert und drey in den Chin 6). Es iſt aber. hier ein Widerſpruch zwiſchen der Hauptzahl und den befondern Zahlen, den wir nicht zu heben im Stande find. - Außer den Sandftraßen bat man in China auch überall gute Gelegenheit zu Waſſer zu Künftliche reifen, oder feine Sachen darauf fortzubringen : denn die ſchiff baren Zlüffe und Eanäle find Candle, ſehr zahlreich. Die erſtern ſind mit Fußſteigen eingefaßt: die letztern aber mit Mauern yon gehauenen Steinen. An niedrigen, moraſtigen und wafferreichen Orten find zur ‘Bes uemlichkeit der Reifenden, und dererjenigen, welche die Barken ziehen, lange Fußfteige und Dämme aufgeführt, In jeder Provinz ift gemeiniglich ein großer Fluß, oder ein breis ger Canal, der an ſtatt einer Landſtraͤße dienet. Die Ufer find oft mit einer Mauer ein- gefaßt, die zehn bis zwölf Schub Hoch ift, und aus feinen vierecigten ‚Steinen befteht, die eine Art von geauem oder fehieferfarbigem Marmor zu ſeyn fheinen. An einigen Orten find die Mauern bey den Canälen zwangig bis fünf und zwanzig Schub hoch; und. da hat man denn oftmals ein Schöpf =. oder Paternofterwerf noͤthig, um das Waller auf bie Felder zu leiten. Einige laufen über zehn Meilen in einer geraden Linie fort, wie der Canal von Die arögern. Su cbew fir nach Du fibyen. Der Canal auf der nordweftlichen Seite von Hang chew fur exftrecket ſich ſehr weit in einer geraden Linie; und iſt überall über funfzehn Faden breit, Die Seiten find mit, Steinen eingefaßt, und mit ftarfbewohnten Häufern umge: ben, die dicht aneinander fteben. Die großen Canäle haben in gewiſſen Entfernungen Brücken von drey, fünf bis fieben Bögen. Der mittelfte Bogen ift zuweilen fechs und dreyßig, ja fünf und vierzig Schub meit, und ſo erſtaunend hoch, daß die Barken mit ſte— henden Maſten durchlaufen koͤnnen. Die Seitenboͤgen haben ſelten unter dreyßig Schub, und nehmen in dem Verhaͤltniſſe ab, wie fich die Drücke gegen das Ufer neiget. Oben find die Bögen ganz fein gebauet · die Pfeiler aber find fo ſchmal, daß die Bögen in eini- ger Eneferming in der Suft zu haͤngen ſcheinen. , * Die Haupteanaͤle ergießen ſich zu beyden Seiten in verſchiedene kleinere. Dieſe theilen Die kleinern. fich wiederum in eine große Anzahl Baͤche, welche nach verſchiedenen Städten und Flecken zulaus fen. Oftmals bilden fie auch Teiche oder Fleine Seen, wodurch die benachbarten Ebenen ge- möffert werden. _ Außer diefen Canälen, welche ven Reiſenden und Handelsleuten un- gemein 5) Magellans Erzählung von China, auf der 381 folg. Seite, 192 Beſchreibung von China. Pracht der gemein bequem find, haben die Chinefen auch andere mit bewundernswuͤrdiger Kunſt und Ebinefen. Der koͤnigli⸗ che Canal, Sein Lauf. Laͤnge und Tiefe, Gefchieklichkeie gegraben , worinnen fih das Regenwaſſer ſammelt, um die Keißfelder zu wäflern ©) Es kann aber nichts von dieſer Art mit dem großen Canale verglichen werden, mel: cher Yun Iyang bo, das ift, der Canal zu Abführung der Raufmannswaaren, oftmals auch Yun bo, oder der Eönigliche Canal genennet wird, und von Mitternacht gegen Mittag Durch das Reich geht 4). Ex entfteht aus der Vereinigung gewiſſer Flüffe mit einander. Wo aber diefe fehlen-oder nicht wohl ſchiffbar find, und: das Sand eben ift, ba wird der Canal, wie in Pecheli, Schang tong und Kyang nan, auf hundert und fechzig Meilen weit fortgeführet ; indem fich in dieſem Raume nicht viel Hügel, Stein gruben oder Felfen finden, wodurch die Arbeiter aufgehalten werden koͤnnten. Diefer berühmte Canal, deſſen oft in den Neifebefhreibungen gedacht wird e), fängt ſich bey der Stadt Tyen tfing wey ober chewf) an dem Sluffe Pay oder Pe ho an; ergießt fich, nachdem er durch die Provinzen Pe che li und Schan tong hindurch ift, in den anal von Kyang nan, und vereinigee fih mit dem Whang ho oder dem gelben Fluſſe. Wenn man zweene Tage lang auf diefem Fluſſe forrgefegelt ift: fo koͤmmt man in einen andern; und gleich Darauf findet man den Canal wieder, welcher feinen Lauf nach der Stadt Whay ngan fir zunimmt, Bon bier geht er durch viele Städfe und Flecken, und koͤmmt alsdann nach Yang chew fir, welches einer von den berühmteften Hafen in dem Reiche iſt. Etwas darüber hinaus, eine Tagereife von Nan Eing, fälle er in den großen Fluß Nang tſe kyang. Alsdann feger er feinen Lauf mit diefem Fluſſe force bis in den See Poyang, in Ryang fi. Wenn man über denfelben hinüber ift: fo fomme man in den Fluß Kan Eyang, und führe ven Strom hinauf bis nach Nan ngan fi. Von bier reiſet man zwölf Meilen weit zu Sande, bis nach LTan byong fü, in Quang tong. Hier ſchiffet mar fich wiederum aufeinen Fluß ein, auf welchem man bis nach) Kanton koͤmmt. Solhergeftalt Fann man, ‚vermittelft der Slüffe und Canäle, fehr bequem von Des king bis an das Endevon China reifen,telches gegen fechs hundert Meilen zu Waffer austrägt; eine einzige Tagereife über den Berg Mey lin ausgenommen, Man bat aber auch nicht einmal nötig, aus der Barfe zu feige. Man darf nur einigen Ummeg nehmen, und durch die Provinzen Quang ſi und Hu quang ſegeln. Diefes geht an, fonderlich wenn Das Waffer Hoch if. Denn die Flüffe in Hu quang und Kyang fi laufen nordwaͤrts in den Yang tfe kyang. Sie gewähren, um die Schiffahrt auf diefem Canafe zu erfeich- gern, gemeiniglich anderthalb Faden tief Waſſer. Wenn aber der Steom angeſchwollen iſt, ©) Le Comte Nachrichten von China; a. d. or u. S. Dusalde, China, a. d.268 286 und 325 Seite, 4) Auf der 285ften Seite machet er ihn ſechs⸗ hundert Meilen groß: auf der 326ften aber nur dreyhundert. e) Siehe im V Bande, a.d. 436, 438 1, f. Seite, f> In Peche li. Siehe zuvor a. d. 41, 5) Du »nlde, China, a. d. 17, 236, 320 S. ) Im Jahre i220. 3) Magellanus erzaͤhlet auf der 117 Seite, daß etwan eine halbe Tagereife von der oſtlichen Seite des Kanals, ein großer See zwiſchen Hohen Ver: gen liege, der ehemals einen ziemlich großen Flug mit Waſſer verſehen babe, welcher in bie Offfee gefallen ſey; die Ehinefen Hätten einen Tanaldurch Berge hindurch gegraben, den Strom gegen We: fien von dem Tempel abgefeitet, uud zween andere Kanäle gegraben, um das Waſſer inzweene Theile ww ae30., & — — Me TYEN TSING weY FR — hof, IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIItIIIIl.IIIII.IIIIIIIIIIIIIlIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIP IM Z de Bakıker jecit, 2750 . XV Buch, IT Eapitel, 103 ea nd dtohet, feine Ufer zu uͤberſchwemmen: fo machet man, um dieſes zu verhuͤten, Meinen Orten Gräben, welche nachgehends wiederum zugedämmt — x — Dieſes große Werk, welches eines von den Wunderwerken in dem chineſiſchen Ka Ber on an. ſerthume iſt, vollführte der. Kaifer Schi tſu oder Hu pe Iye, das iſt, der berühmte Ku⸗ de Be ay han, ein Enfel des eng bis khan, und Stifter der zwanzigſten Dynaftie Pwen 2), laſſen 8 biefer Fuͤrſt ganz China erobert hatte, und bereits Herr von der weltlichen Tartarey war; fo enehehloß er ſich, feinen Sig zu Peking aufzufchlagen, damit er fich gleichfam in dem Nittelpuncte dieſer weitlaͤuftigen Herrſchaften befinden moͤchte. Weil aber die nordlichen Winzen nicht im Stande waren, zum Unterhalte feines zahlreichen SHofes und feiner Sol: Hafen genug Sebengmiktel und andere Nothwendigkeiten zu liefern: fo ließ er eine große An— zahl von Schiffen und fangen Barken bauen, um dergleichen Beduͤrfniſſe aus den in dee See gelegenen Provinzen zu holen. Als er aber befand, daß dieſes Mittel zu feiner Abs ſicht nicht Hinlängli war, indem die Fahrzeuge oft durch Sturm verſchlagen, oder durch Windftille aufgehalten wurden: fo unternahm er es, dieſen Unbequemlichfeiten abzubelfen, und ließ diefen Canal graben, Hierzu wurden unzählige Arbeiter, mit unfäglichen Un- Eoften gebraucht. : Die große Fähigkeit der vornehmften Perfon, ober deverjenigen, welche bey Führung Sein lie: dieſes Werkes den meiften Antheil gehabt haben, erſcheint aus der guten Wahl eines ge- fprung und chiekten Plages, worauf man ben Anfang zum Graben gemacher hat, Sie urtheilten, es Quelle. müßte dieſes bey einem Fluſſe geſchehen, wo das Sand zu beyden Seiten gleich abhängig wäre; fo, daß der Strom getheilet, und in entgegen gefegte Gegenden geleitet werden Eönnte, Als fie nachfuchten: fo fanden fie, daß der Den bo, ein Fluß 7) von außeror- dentlicher Größe, in der Provinz Schan tong zu diefer- Abficht geſchickt ware. Der Anz fang der Theilung ift, nach dem Berichte der Mißionarien, nahe an einer. Eleinen Höhe drey Meilen von der fleinen Stadt Wen ſchan hyen. Diefer Plag heißt Su ſchwi myau, oder der Tempel der Eintheilung des Waſſers k), weil er dem Long vang gewelhet iſt, welcher, nach dem Vorgeben der Bonzen, der Herr der Waffer ift 7), Mach diefer Theilung fällt die größte Menge des Waſſers in den Theil des Canals, welcher feinen eg nach Norden zu nimmt, Dafelbft ergießt fich der Fluß Wey ho aus der Provinz Ho nan, hinein. Der Canal gebt hierauf einen langen Weg fort, und fälle bey dein vorgemel⸗ deren Tyen tfing wey in den Fluß Pay bo, melcher von Peking koͤmmt, und ſich in dag oftliche Weltmeer ergießt. Der andere Arm, welches kaum ber dritte Theil des Stro- mes ift, läuft in dem Canale füdwärts gegen den Whang bo oder den gelben Fluß, und rrifft zuerſt Teiche und Moraͤſte an, wovon einige in den Canal ſelbſt kommen, ner . aber heilen, wovon jeder einen beſondern Weg fans ten Tong ping chew, und Tfi ning chew wo⸗ den ey Auen über den Fluß läge eine Dark dee von RAN FE Seite a ln if. ven Bordertheil gegen den Tempel zu ſtuͤnde; und - 7) Gemelli fpricht , Diefes Maffer kaͤme oſt⸗ das Waſſer, welches dahin kaͤme, flöffe auf der waͤrts von einem See, und wuͤrde in einem Canale einen Seite nordwaͤrts, und auf der andern fortgeleitet,, der durch einen Berg gegraben wäre; fühwärts. den natürlichen Lauf des Fluſſes hemmete, und das 4) Magellanus nennet ihn Swen Schyew Waſſer fo fünftlich zu dieſem Tempel Teitete, daß, Myau, oder den Tempel des Geiſtes, welcher die werner dem Tempel gegen über fäme, Die eine Waſſer theilet. Er ſteht am dem koͤniglichen Haͤlfte gegen Norden, die andere aber gegen Suͤ⸗ Sanale, auf dem halben Wege zwiſchen den Staͤd⸗ den zu flöffe. Allgem, Beifebefihr. VI Band, 194 Beſchreibung von China. Pracht der. aber denfelben vermittelſt der Schleufen , die fie Cha nennen, mit Waſſer verfehen, Dieſe Chineſen. werden nach Belieben geoͤffnet, und wiederum mie hölzernen Planken verſchloſſen, die queer Schleuſen. Wie man durch die Schleuſen lomme. uͤber die Muͤndung der Schleuſe in die Locher gelegt werden, welche man in die ſteinernen Pfeiler gehauen hat, womit das Ufer eingefaßt iſt m). Die Keifenden nennen diefes fehr uneigentlich Daͤmme 7), da fie in den Canal ſelbſt gebauet find, um feine Breite einzufchränfen; fo, daß nut fo viel Raum übrig bleibt, daß eine große Barke hindurchlaufen kann. Sie dienen, wie die Schleufen, das Waffer: zu- rück zu halten, wenn fie nöthig haben, deſſen Lauf mehr oder weniger zu hindern. Diefe Vorſicht ift oftmals nöthig, fonderlich wenn trocknes Wetter einfällt. Denn weil alsdann der geteilte Strom des Wen ho nicht mehr als fünf bis ſechs Schub tief Waffer hat: fo bat man gefucher, den Lauf deffelben, durch die verfchiedenen Krümmungen und Wendun- gen in dem Canale, zu hindern, und gar aufzuhalten. Manche Jahre, wenn es niche regnet, ift das Waſſer nicht über drey Schuß tief; diefes langer aber nicht zu, die großen Faiferlichen Barfen zu tragen, welche die Lebensmittel und die Faiferlichen Gelder nach Hofe bringen. An denen Orten, die folcher Unbequemlichkeit unterworfen find, nehmen fie daher ihre Zuflucht zu diefer Urt von Schleufen, weil fie feinen andern Grundboden haben, als den Canal felbft. Ihre Anzahl ift aber nicht fo groß, als man gemeiniglich vorgiebt. Es find ihrer nicht über fünf und vierzig 0), und ihre Breite erſtrecket fich nicht über drey: fig Schub, Die Ufer des Canales find auch nicht mit Steinen eingefaffet, außer etwan bier und da, Sie müffen auch oft ausgebeffert werden ;-und zwar entweder an folchen Orten, wo die Erde locker und fandig iſt, und leicht einftürger, oder nahe bey Teichen, wel- che zumeilen vom Regen auffchwellen, und die Dämme durchbrechen, die gemeiniglich nur von Erde find. Vermuthlich ift diefes eben dasjenige, was bey Grabung des Canals aus: geworfen worden ift p). * Magellanus merket an, daß man viel Mühe und Gefahr ausftehen müffe, wenn man einige von diefen Schleufen zuſchließen wolle; fonderlich eine darunter, welche die Ehi- nefen Tyen fi cha, oder die Röniginn und Sau des Simmels nennen, um die außer: ordentliche Höhe derfelben auszudruͤcken. Diefen Wafferfall hinauf werden die Barfenvon vier bis fünfhundere, oder noch mehr Männern gezogen, nachdem man ihrer viel erfor: dert, Dieſe befeftigen eine große Menge von Tauen und Siricken an das Vordertheil der Barke, und ziehen damit. Andere arbeiten indeſſen an Winden, die an dem Ufer be findlich find, ' Wenn die Stricke alle befeftiger find: fo zieht man das Fahrzeug erftlich ganz lang⸗ fam die Schleufe hinauf, und zwar nach dem Klange eines Beckens. Diefes rübren fie enfangs ganz fachte, Wenn aber die Barfe halb über den obern Canal hinauf gebracht ift, wo der Strom ſtaͤrker wird: alsdann fehlagen fie auch ftärfer an das Becken; die Wafferleute ziehen alle zufammen, und bringen das Schiff vollends in einem Rucke hinauf, welches ſo⸗ dann zwifchen den Seiten des Canals und der Mitte des Stroms in dem ftehenden Waffer ficher iſt. Diefen Wafferfall herunter kommen die Barfen zwar leichter und geſchwinder: aber mit mehrerer Gefahr, Um num diefe zu verhüten ; fo ziehen Diejenigen, welche auf ’ beyden m) Magellans Erzählungvon China, anf dee ° 7) SonennetfieleComteimVB.a. 8.445 ©. 124 Seite. Du Balde, China, anf der 17 und 0) reubof und Navarette zählen zwey 325 und folg. Seite, und fiebenzig, XV Buch. II Eapitel. 195 . beyden Seiten des Canals die Strike halten, bald fehlaff, bald ſtraff, wie fie es für nö- shig befinden. _ In dem Fahrzeuge ſelbſt find andere mit langen Stangen, um dafjelbe in der Mitte des Canals zu erhalten. So bald. es herunter in den untern Strom gebracht worden ift: fo läßt man die Stricke fahren, und das Schiff wird einige Zeit lang fo ge- ſchwind als ein Pfeil vom Bogen, von dem Strome fortgetrieben q). Die Arbeiter, welche ven Canal gruben, hatten uͤberden Whang ho hinaus mit grö- fern Schwierigkeiten zu Fämpfen. Denn es war nothig, um den Canal von hier in den Ryang fortzuführen, daß man große Dämme und andere Werke bey Whay ngan fi anlegfe, um dem Waſſer zu widerſtehen, das fo wohl aus einem großen See kommen kann, , der ges gen Welten liegt, als aud) aus dem Fluſſe Duay bo, welcher bey großem Regen über- fliegt, und mit Mache in den Canal hinein ftürzer. Diefe Werke find die beten, die man zu deffen Sicherheit beforge hat. Man findet auch) einige andere ganz gute in der Gegend von Yang chew fir, welche dieſer Stadt zu Dämmen dienen. Ueber den Yang tſe Eyang ift der Canal, welcher von Chin kyang fu durch Chang chew fu und Su chew fir gebt, und die verfhiedenen Canale der Provinz Che Eyang einnimmt, bequemer, weil er nicht fo fehr mit Schleufen und andern folchen Werfen be= ſchweret iſt. Dieſes iſt der ebenen Lage des Landes, dem vielen Waſſer, welches keinen Ablauf hat, und der Beſchaffenheit des Bodens zuzuſchreiben; welches alles Vortheile find, die man anderswo nicht leichtlich antrifft. In denen Gegenden, mo man nicht zu beſorgen bat, daß man dem großen Foniglichen Canale Schaden thun werde, haben die Einwohner der benachbarten Flecken, oder großen Dörfer, der Handlung wegen, verfchiedene Eleine Candle hinein gegraben r). He Comte bemerfet an einigen Orten in China, wo das Waffer jweener Canäle Feine Gemeinfchaft mit einander habe, bringe man es doch dahin, daß die Barfen, ob fehon über eine Erhöhung von mehr als fünfzehn Schuhen, aus dem einen in den andern fommen können. An dem Ende des obern Canals haben. fie eine Doppelte Abdachung, oder einen fhrägen Damm von Duaterftücken gebaut. Wenn nun die Barfe in dem untern Eanale ift: fo ziehen fie dieſelbe vermittelft einer Winde, in die erfte Abdachung hinauf, bis fie oben auf der Spige ift. Alsdann rutſchet fie durch ihr eigenes Gewichte, die andere Abdahung hinunter, und in den obern Canal hinein, wo fie eine ziemliche Weile wie ein Pfeil fort ſchießt. Auf eben diefe Art bringe man fie aus einem hoͤhern in einen niedrigen Canal. Der Verfaffer kann fich nicht einbilden, tie diefe Barfen, die doch gemeiniglich fehr lang, und ſchwer beladen find, doch nicht in der Mitte berften, wenn fie auf einem fo fpigigen Winkel in der $uft gewogen würden, da doch hierdurch dem Schiffe nothwendig große Ge- walt gefehehen müßte. Er hat aber doch niemals, fo oft er auch zu Waſſer gereifet iſt, von einem Ungluͤcke, das dadurch gefchehen wäre, etwas gehöret. Alle Vorſicht, welche das Volk brauchet, wenn es nicht an das fand ſteigen till, iſt diefe, daß es fich feſt an ei“ nen Tau Hält, damit es nicht von dem Vordertheile gegen den Hintertheil zu gefchlagen werde. In dem großen Canale trifft man Feine folche Schleufen an: denn die Faiferlichen I Bb 2 ai Bar: p) Du Halde China, a.d.ı8©. Magellans urs Seite. Ar Comte Nachrichten von China, Erzählung von China, a.d.ız&, 0.0.1904 ©: Magellans Erzählung von China, auf der r) Du Halde China, a. 18 S. Pracht der Ebinefen, Daͤmme. Die Barken werden auf⸗ gewunden; und zwar er⸗ ſtaunend hoch. 196 Beſchreibung von China. Pracht der Barken, welche fo groß als unfere Fregatten find, koͤnnten durch Feine menfchliche Gewalt Chineſen hinauf gezogen werden, und würden, wenn es gefchehen follte, unfehlbar berften s). Cine von diefen Schleufen ift in denen Canälen, welche von Schawbing fu nach Ning po fu geben. Die Barken werden um deswillen in Geftalt Der Gondoin gearbeitet; und ihr Bo⸗ den iſt von einem Holze, das hart genug ift, das Gerichte einer Barke zu ertragen 2). . " Ein.anderm In der Provinz; Quang ſi bat man den Fluß, der zu Kanton in den See fälle, Canal. . mit einem andern vereiniger, der durch die Provinz Hu quang läuft, und fih da, wo der | Fönigliche Canal aufhöret, in den großen Kyang ergießt. Das Waffer ‚ welches in dem nordlichen Theile der Provinz von den Bergen herab fällt, bildet nahe bey der Stadt Hing ngan hyen, einen Fleinen Fluß. Weil diefer durch einen Damm gehemmet wird x), der dem höchften Grunde, worauf er fließt, gleich iſt: ſo ſchwillt er über feinen Canal in die Höhe, und entledigee fich des überflügigen Waſſers. Diefer Canal aber, welcher nicht weit gebt, ehe er in Die ißtgemelveten beyden Slüffe eintritt, ift weder fo bequem, noch) in ſo gutem Zuftande, als der große Canal. Das Waſſer ift oftmals fo feichte, daß die Bar- Fen an vielen Orten mehr den Sand hinauf gezogen, als von dem Strome fortgetragen werden. Indeſſen ermählen die Kaufleute dennoch lieber diefe Straße, weil fie abgeſchreckt werden, den Weg nad) Kanton durch die Provinz Kyang fi zu nehmen, indem fie, wie zubor angemerkt worden ift, viel Yufwand und Mühe anwenden müffen, wenn fie ihre Waaren eine Tagereife über Sand führen folfen. Es ift etwas befchwerlich, von Kanton durch die Provinz Zu quang zu reifen, Denn man muß ben Strom, welcher vor Schangchew fi vorben fließe, und fi zu Ranton in einen andern ergießt, bey I chang hyen verlaffen. Don bier hat man achtehalb Meile Bis zu der fhönen Stadt Ching chew, ebenfalls in Hu quang. Daſelbſt fchiffer man ſich auf einem andern Fluſſe ein, der in den großen Kyang faͤllt. Wenn aber das Waſſer hoch iſt; ſo wird man auf dem Wege durch Kyang ſi und Hu quang gar nicht aufgehalten. Es iſt ohne Zweifel dem ganzen Reiche ſehr vortheilhaft, daß man fo wohldurd den Föniglichen als durch die Fleinen Canäle, welche , als fo viele Dueer - und Kreuzwege in denfelben laufen, eine beftändige Gemeinſchaft unter den Provinzen haben, x and den Handel überall fo leicht unterhalten kann x), BGroͤße des Navarette machet den Föniglichen Canal zweyhundert Meilen lang y), Als —— er in die Mitte deſſelben gekommen wars. fo traf er an dem Ufer einen großen Tempel an, 18; und nahe dabey einen fehönen Duell 2), welcher ſich daſelbft in zwoeene Eleine Bäche theilte, wovon ber eine gegen Norden, der-andere aber gegen Süden zu lief. Meil diefes Waller für große Fahrzeuge niche zulänglich ift: fo wird man oftmals genötbiget, auf Regen zu warten. Manchmal finden fich dafelbft fünf hundere, auch wohl acht hundert Boote, Diefes geſchah im Jahre 1665, ats er nach Peking gehen wollte, Um aber Diefem Man- gel abzubelfen, bat man achtzig ſtarke Schleuſen gebauet, die von zwoen ftarfen fteinernen Mauern umgeben werden, welche von den Seiten des Canals, gegen die Mitte des Fluſ—⸗ fes zu geführer find, und Pla laffen, dag einzelne Barken hindurch Fonnen. Bey jeder 2) Le Eomte Nachrichten von China, a. d. 104 u. f. S. ) Du Zalde, China, a. d. iß S. u) Dieſe Art von Schleuſen, welche ſehr ae ſchickt find, den Anwachs des Waffers zu vermehren, weil ſie deſſen Lauf hemmen, beſtehen gemeiniglich Schleuſe nur aus Erde, werden durch Pfaͤle unterſtuͤtzt; die Muͤndung aber wird durch Matten, oder ders gleichen Dinge verftopft, g x) Du Halde, China, ad.ıgu.f.®. > 9) Du Balde rechnet ihn hundert und fechzig Meilen lang. XV Bu. ID Enpitel. 197 Sihleufe findet ſich ein Mandarin mit einer großen Menge Leuten, um ben Schiffen durch Pracht der zu belfen. Wenn die Schleuſen zugeſchloſſen find s fo fteige das wenige Wafler, welches Ebincfen. in einem halben Tage darzwiſchen hinfließt, anderthalb Faden hoch; und. diefes ift genug, die Fahrzeuge hindurch zu tragen. Sie beobachten ſehr gute Ordnung, und nehmen ihre Stellen nach dem Range de» Menge der ter Perfonen ein, welche fich am Borde befinden. Viele, welche zuletzt ankommen, ex: Parken, Faufen ſich eine Stelle unter. den erften. Ein folcher Aufſchub macher die Reife ekelhaft: Die Landfuhren würden aber alsdann ungemein Foftbar feyn. Man bat große Kunft braus hen muͤſſen, indem man den Canal gegraben hat: denn er iſt voller Krümmen und Wens dungen, um Die Gewalt des Stroms zu ſchwaͤchen. Die Menge der Boote von aller band Größen, welche fie auf diefer Reife fahen, war fo groß, daß die Miffionarien, wel- che in der Meßkunde erfahren. waren, glaubten, es wären ihrer genug vorhanden, um davon eine Brücke von Ma Eau bis nad) Goa zu bauen, welches ein Weg von neunhun⸗ dert Meilen if. Doch find auch andere -Flüffe nicht weniger Damit angefuͤllet, und der Verfaſſer ſtimmet denen bey, welche behaupten, dag in China mehr Fahrzeuge find als in der ganzen Übrigen befannten Welt =). tängft an den Straßen zu Waſſer hin, findet man an dem Ende einer jeden Meile eine Tang b), oder Wache von zehn, fünf und noch weniger Soldaten, welche fich durch Zeichen-einander zu verſtehen geben. In der Nacht loͤſet man fleine Canonen: des Tages aber machet man einen dicken Rauch von brennenden Laube und Fichtenäften, in dreyen kleinen Defen, die wie Spisfäulen geftaltet, und oben offen find c), Die Pracht der Chinefen zeiget fich nicht weniger in denen Dämmen, welche die Candle Brüsten umgeben, und in denen Brücken, die darüber gehen, als in den Canäten felbft. Es ift er= Über die Ins faunend anzufehen, wie lang und breit die Damme find, und was für große Steine dar⸗ naͤle. auf liegen. Die Brücken find, wie bereits angemerkt worden iff, wegen ihrer Höhe und Bauart merkwuͤrdig. Und da fie fich in fo großer Menge zeigen: fo machen fie, wo der Canal in einer geraden Linie fortgeht , eine fo wohl prächtige als angenehme Ausficht d). Einige von diefen Brücken haben nur einen Bogen, welcher einen halben Zirkel vor⸗ ftellet, und von gewölbten Steinen gebauer ift, die fünf bis fechs Schuh lang, aber nur fünf bis fechs Zoll dicke find, Einige davon find vielwinklicht. Viele Brücken haben an ſtatt der Bogen drey bis vier große Steine, die wie Planken auf Pfeilern liegen, Mans. che davon find zehn, zwoͤlf, funfzehn bis achtzehn Schuh Tang. Ueber dem großen Eanale findet man eine beträchtliche Anzapl hievon, die fauber gebauet find, Es ift nicht ſchwer zu begreifen , tie die Chinefen ihre Brücken bauen. Denn wenn Wie ſie ge: fie die Seiten des Bogens, wenn nämlich die Brücke nur einen haben ſoll, verfertiget, oder bauet find, ie Pfeiler aufgerichtet haben, wenn mehrere Bogen zu bauen find ſo nehmen fie Steine, bie vier bis fünf Schub lang, und einen halben Schub breit find. Diefe ftellen fie wech⸗ felsweife aufgerichtet, und kreuzweiſe, fo, daß die Schlußfteine horizontal geleget werden koͤnnen. Die Spiße des Bogens ift gemeine) ale dicker , als einer von diefen Steis 3 nen; 2) Neuhof nenuet ihn den Fluß Auen, oder de auf der 27 Seite. : vielmehr Ywen, und meldet, daß er auf ziveenein, 2) Oder Tang pu, im V Bande a. d. 537 ©, ander entgegen geſetzten Wegen fortfliefe: weis c) Dualde, China, auf der 287 Seite. aber feine Urfache davon anzugeben, Siehe im sd) Ze Eomte Nachrichten von China, a, d. #02 VBanda.b.261©. Seite, Duränlde China, a. d. 17 G. a) Navarette am angeführten Orte, im IBan⸗ — Beſchreibung von China. Pracht der nen ); und weil die Brücken, fonderlich wenn fie nur einen Bogen haben, zwiſchen den Ebinefen Ueberaus ſchoͤne Bruͤ⸗ cke. Pfeilern manchmal vierzig bis funfzig Schuh weit, und folglich auch viel hoͤher ſind, als der Damm: fo ſteigt man zu beyden Seiten auf ſehr platten und bequemen Treppen hinauf, de— ven Stufen etwan drey Zoll dicke find; wiewohl ſchwerlich Pferde über einige davon würden kommen fönnen. Das ganze Werk ift überhaupt gut eingerichtet, Die Brüden, welche dazu dienen folen, daß man über die Flüffe gehen Fönne, find gemeiniglich wie die unfrigen gebauet, namlich auf geoße fteinerne Pfeiler, die im Stande find, die Gewalt des Stromes zu brechen. Sie find aber weit und hoch genug, daß bie größten Barfen hindurch lauſen koͤnnen. Man findet davon eine große Menge in China; umd der Kaifer fparet Feine Koften, wenn der gemeine Mugen die Erbauung derfelben erfordert e). Viele von diefen Bruͤcken find fehr fhön. Die Brücde Lu ko kyau, drittehalb Mei- fon weftiwärts von Pefing, die über den WOben bo f), oder ven fehlammichten Fluß, gebauet ift, war eine von den fihönften, die man jemals gefehen hat, ehe noch im Auguft des Jahres 1668 ein Theil Davon durch eine Landfluth zerbrochen wurde, nachdem fie, wie die Chinefen erzählen, ben ziweytaufend Jahre geftanden hatte, ohne im geringften verſeh— tet zu werden. Sie beftund ganz aus weißem Marmor, war fehön gearbeitet ‚ und fehr artig gebauet. Auf jeder Seite waren fiebenzig Pfeiler, die anderthalb Schritt weit von einander ftunden g), und durch Leiſten von feinem Marındr von einander unterfchieden wur- ven, woran Bluhmen, Saubwerf, Vögel, und verfchievene Arten von Thieren, ſehr fein ausgehauen waren, Auf beyden Seiten des Einganges, an dem oftlichen Ende der Bruͤ— cke, fa) man zweene Loͤwen von einer außerordentlichen Größe auf marmornen Fußgeftellen, nebft verfchiedenen fleinern, wovon einige auf den Ruͤcken der großen Fletterten, andere ‚ berunterftiegen, und noch andere zwiſchen den Pranken hindurchkrochen. An dem meitli- Bruͤcke zu Fu chen fir. chen Ende ftunden, ebenfalls auf marmornen Fußgeſtellen, zweene ausgehauene Elephan- ten b), Die mit gleicher Kunſt ausgearbeitee waren ). Man wird fchwerlich eine fehönere Brücke finden, als die Brüce von Su chew fir, der Hauptſtadt in der Provinz So kyen k). Der Fluß, der anderthalb Meile breit ift, wird zumeilen in £leine Aerme getheilet: zumeilen findet man auc) Eleine Inſeln darauf. Diefe alle werden durch Brücken mit einander verbunden, Die zufammen acht Li, oder Feldwe— ges, und. fiebenzig chinefifche Faden ausmachen. Die vornehmfte Bruͤcke hat allein über Hundert Bogen. Sie ift von weißem Steine gebauet, und hat zu beyden Seiden Gelän- der mit ausgehauener Arbeit. Auf den Bogen ftehen, allemal zehn Schub von einander, Eleine vieredfigte Säulen mit fehr breiten Füßen, die holen Barfen ähnlich find. Auf jedem Pfeiler liegen einer oder zweene Steine queerüber,, worauf fteinerne Stufen ruben, deren bald mehr, bald tweniger find, nachdem die Brücke breit iſt. Bewunderns⸗ Was aber alles übrige noch übertrifft, iſt die Bruͤcke bey Swen chew fur 7), welche wuͤrdige Bruͤ⸗ über die Vorgebirge eines Meerbufens gebauet iſt; worüber man fonften oftmals nicht ohne che, Gefahr auf Barken fahren mußte. Sie ift zweytauſend fuͤnfhundert und zwanzig chine- ſiſche 4) So kann fie nicht ſtark ſeyn. Doch gehen zarten Buche im zaſten Cap. und nennet den Fluß mit feine Magen darüber: denn die Güter werden von dem wefttattariihen Namen, Puli Sangen. Trägern hinüber getragen. ) Achtehalb Schuh. ) Du Baldens China a. d. 17 u. 281 Seite, ) Du Halde ſetzet Kinder für Elephanten. FMarcus Polus beſchreibt dieſe Bruͤcke im ’ XV Buch, IE Capitel. a ſiſche Schub lang, und zwanzig breit, und ruhet auf zweyhundert. und fünfzig großen Pfei- lern, Deren auf jeder Seite hundert ſechs und zwanzig find. Alle Steine find von einer grau-, lichten Farbe, und-von einerley Länge und Dicke; ſowohl Diejenigen, welche von einen Pfei- fer zum andern queerüber gelegt find, als auch die übrigen, welche über den exftern kreuz⸗ weile liegen, und fie mit einander verbinden. Man Eann- fich kaum einbilden , mo fie fo große Stücen Zelfen haben finden, oder Steine von fo ungehenrem Gewichte behauen, und fo legen koͤnnen, daß es fire die Fahızeuge hoch genug ift, darunter Hinzufahren. Diefe Brücke ift ebenfalls mit Zierrathen ausgeſchmuͤcket, die aus eben der Art von Steine befte- ben, Kurz, die merfwirdigften Dinge, die man anderswo ſieht, find, ob fie ſchon in ihrem Sande fehr hoch geachtet werden, Hoch gar nicht hiermit in Vergleichung zu ftellen m). Wo man feine fteinernen Brücken bauen Eonnte, da bat man andere Arten erbacht, ihre Stellen zu erfegen. Die berühmte fogenannte eiferne Bruͤcke in Quey chu, an der Straße nad) Nun nan, ift das Werk eines ehemaligen. chinefifchen Feldern. Auf jedem Ufer des Pan bo, eines zwar nicht breiten, aber fehr. tiefen Fluſſes, bat man zwiſchen zween ungeheuern Pfeilern, die fechs bis fieben Schub breit, und fiebenzehn bis achtzehn Schub hoch find, ein großes Thor gebauer. An jedem Pfeiler an der Oftfeite hängen vier Ketten an ungeheuer großen Ringen, welche an die Pfeiler der weftlichen Seite befe- ſtiget, und durch Fleinere Ketten an einander verbunden find, - Diefes fieht aus, wie ein Neg mit großen Mafchen. Hierauf hat man an einander. befeftigte Planfen gelegt. Da diefe aber nicht ganz an das Thor reichen, und noch einige Schritte fehlen, weil ſich die Ketten, fonderlich wenn Laften darauf find, beugen: fo hat man diefen Mangel durch einen Gang oder Fußboden erfeßer, der auf Pfoften oder Fleinen Balken ruhet. An den Seiten der Planken hat man Eleine hölzerne Säulen aufgerichtet, Die eine Decke von eben der Ark tragen, deren Enden auf Pfeilern ruhen. Die Ehinefen haben:nach diefem Mufter einige andere Brücken verfertiget, Sonder: lich findet man eine fehr artige und befannte über. den Fluß Kin fche kyang, im der alten Landſchaft der Lolo, in der Provinz Nun nan. In der Provinz Sechwen find zwo oder drey andere, welche nur von dicken Seilen gefragen werben. Diefe find aber, ob fie ſchon Elein find, ſchwankend, und fo unficher, daß es fürchterlich ift, darüber zu gehen. ; In der Prowinz Sechwen, an dem Fuße derer Gebirge, welche die Myau tſe inne haben, und in ber Provinz Schen fi, in dem Bezirke von Han chong fir, haben fie, germittelit gewiſſer Bänder, hölzerne Pfähle in die Felſen der Berge befeſtiget. Hierauf haben fie Dicke Planfen gelegt, und alfo eine Brücke über die Thäler gebauet, welche noch ficherer ift, als die vorigen, und worauf man zumeilen einen langen Weg fortreifen Fann =). Kircher gedenket einer Bruͤcke in eben diefer Provinz, die man die fliegende Brücke nennet, und welche aus einem einzigen Bogen befteht. Sie ift zwiſchen zween Bergen, nahe bey der Stadt Cho ngan, über den Whang ho gebauet, fechshundere Schub lang, und fechshundert und fünfzig Schub von dem Fluſſe erhoben. Das 1) Magellans Erzaͤhlung von China, auf der heren auf der 59 S.; und im V Bande a. d. 408 Seite. Du Haldes China, a. d. 288 Seite. Seite, Meldung gefchehen: ift. k) Es ift ihrer zuvor gedacht a. d. 59 ©. „) Du Haldes China, a.d. 17 Seite, 1) Sie heißt auch die Bruͤcke von Ko yang, m) Ebendaſelbſt auf der 34 Seite, Pracht der Chineſen. Beruͤhmte eiſerne Bruͤ⸗ cke. Andere der⸗ gleichen. Claſſen der 200 Beſchreibung von China. —— Das TU Capitel. Zahl der Eins wohner. Ihr Tribut. ZIhreClaſſen. ° 2 A nicht eins. Navarette meldet, die Chinefen theilten alles ihr Volk in vier Staffeln. Zu, Nachricht von dei verfihiedenen Claffen, in welche die Ein⸗ wohner von China getheilt werden. Einleitung. Zahl der Einwohner. Ihr Tribut. Ihre Claſſen. he wir von denen verſchiedenen Claſſen handeln, in welche die Chineſen abgetheilt wer⸗ den: ſo wird es nicht undienlich ſeyn, zu unterſuchen, wie viele Einwohner das ganze Reich etwan enthäfe. Die Miſſionarien, welche durch die Provinzen Che kyang, Kyang nan, Fo kyen, Ouang tong, und einige andere gereift find, 1mo-bie Heer⸗ fragen und Städte fo gedrange voll Volks find, daß man deswegen mit BefchwerlichFeif fortkoͤmmt, haben fich fehr verrechnet, da einige die Zahl der Leute in China auf Hundert, weyhundert, ja bis auf dreyhundert Millionen, vergrößert haben a): ohne zu bevenfen, daß fie in der Gegend von Peking nach Nan chang fu, der Hauptſtadt von Kyang fi, und anderswo niche fo zahlreich find. Gleichwohl behaupten die letztern Miffionarien ohne Bedenken 5), China enthalte vielmehr Einwohner, als ganz Europa zufammen; und Peking allein drey Millionen e): n Der Tribut, den eine jede Perfon zwifchen zwanzig und fechzig Jahren in dieſem volkreichen Lande giebt, belaͤuft ſich auf unermeßliche Summen. Sie ſagen, es haͤtten vormals gegen acht und funfzig Millionen Einwohner dieſe Abgabe bezahlet. In dem Ber: zeichniffe, Das man im Anfange der Regierung des. Rang bi machte, wurden eilf Millio— nen, zwey und funfzigtaufend, achthundert und zwey und ftebenzig Samilien ; und neun und funfzig Millionen ſiebenmal Hundert und acht und achtzig taufend dreyhundert und vier und fechzig ftreitbare Männer gefunden; ohne bier die Prinzen, die Hofbebienten, die Man- darinen, die abgedanften Soldaten, Studierte, Licentiaten, Doctoren, Bonzen, Perfos nen unter zioanzig Jahren alt, und die große Menge, die auf Barken, auf der See und auf Fluͤſſen lebet/ mitzuzaͤhlen. Die Anzahl der Bonʒen iſt weit über eine Million; und es befinden ſich ihrer zwey⸗ taufend unverheivarhete zu Peking, außer noch dreymal hundert- und funfzig faufenden im ihren Tempeln, die durch Faiferliche Freyheitsbriefe an verfchiedenen Orten geftiftet find, Die Gelehrten, Baccalaureen, find aflein ungefähr neunzigtaufend ſtark. Cs iſt wahr, die innerlichen Kriege und bie Eroberung der Tartarn, haben fehr vieles Volk Hingerichtee 3 aber vermittelſt des Frledens Haben fie fich feit dem ungemein vermehret #). Die Schrifefteller find wegen der Stufen oder Abtheilungen der Einwohner von China Nung, Kung, und Zang; das if, Gelehrte, Hausmirtbe, Handiverfer, und Kauf— leute, a) Siehe ven V Band a. d. 439 Seite. fto.ficherer, da jedes Haupt einer Familie der Obrig⸗ b) Du Haldes China auf der 240 Seite. keit die Zahl der Perſonen, aus denen ſie beſteht, e) Dieſe Rechnung iſt, was Peking betrifft;des melden muß, er" Ah, | NN Z 'MANDARINE) au em Du Halde. 1, Bürgerliche. Mandarinen ..- 7 A "2. Krieges Alandarınen, — Sa. In. der Wintertracht . 2 Dr artar . e d. Chinese. —— ——— == = == — == FI —— = —E —— SZ == Pt == = = == = = —— = == —— == == —— == == == == = Fo Be == —E Pe == —— SI == —— = == = Be == = == — == —— Po == = == == —— er = == == == —— == == FD —— —— == == == == m = = SE En —— —— Pe == = = == zu == Fe = = == = = = == == —— —— —— IB N N u N Nil — —TPCCIIIIIIIIIDI El N Halt 201 XV Bud. III Capitel. Ieute ©). Du Halde behaupter an einem Orte, alle Einwohner twären in drey Cfaffen Claſſe de⸗ getheilt, naͤmlich in das gemeine Volk, die Gelehrten, und Die Mandarinen ). Anders: Adels. wo fagef er, es gaͤbe eigentlich nur zwo Ordnungen im Reiche, als den Adel, und das ge- meine Bold, Die grfte begriffe die Prinzen. vom Geblüte, die Mandarinen ‚ und Die Ge— lehrten; die andere aber die Hauswirthe, Kaufleute und Kuͤnſtler g), Wir wollen ung nach diefer legten Abtheilung richten. | Der 1.Abfhnire. Die Claſſe des Adels, welche die Mandarinen und die Gelehrten mit unter fich begreift, Der Adel iſt nicht erblich Prinzen vom Geblüte von Examiniren. Ihre Beſchreibung. Erſtes Exa⸗ verſchiebenen Stufen; aber ohne Anſehen. Sie men der Candidaten. Bacealaureengrad. Stra⸗ find ſehr zahlreich. Ihre Weiber u. Kinder befinden ſich unter großer Einſchraͤnkung. Andere Claſſen des Adels. Familie des Confueins. Gemachte Adeliche. Der Jeſuit Verbieſt und deſſen Familie werden erhoben. Gelehrter Adel. Wie fie leſen und fhreiben lernen. Vorſchriften für ihre Ausar: fen der Nachlaͤßigkeit und Abweſenheit. Licen⸗ tiatengrad. Kaiferlices Eramen. Eine aus Berordentliche Ceremonie wegen der Baccalau- teen. Wachsthum der Gelehrten. Privilegivte DBaccalaureen, die zu Graden gelaffen werden. Was fie für Ehre erhalten. Licentiaten u. Do- heitungen zu Hauſe· Deffentliche Ausarbeitun: ctoren. -Die Deftehung wird beſtraft. Nutzen “gen, Lehrmeiſter und Hofmeiſter. Pallaͤſte zum der Eramen. Der Gelehrten Aufführung, er Adel erbet in China nicht, ob es gleich Würden giebt, die zu einigen Familien ge: Der Abel ig D hören, und vom Kaiſer ſolchen ertheilt werden, die er am — —* —* nicht eh vorzuſtehen. Waͤre ein Mann auch noch ſo beruͤhmt geweſen, und haͤtte ſich zu den hoͤch⸗ ſien Ehrenſtellen des Reichs gefchtoungen:: fo müffen doch feine Rinder ihr Glück für fich machen; und wenn es ihnen an Geſchicklichkeit fehlet, oder ſie ihre Bequemlichkeit lieben ; fo warden fie. dem gemeinen Manne gleich, und müffen fich oft zu den niedrigften Verrich⸗ gungen bequemen. Ein Sohn kann feines: Baters Vermögen erben: abet die Wirden und die Ehre feines Vaters zu befißen, muß er eben die Stufen durchgehen, die fein Bater pin aufgeftiegen ift. Aus dieſer Urſache derlaffen fie ſich hauptſaͤchlich auf unabtäßigen Fleiß, Als den einzigen Weg zum Adel; und fie find verſichert, fich zu heben, wie auch ihr Herkoms men befehaffen feyn mag, wenn fie zur Gelehrſamkeit gefchickt find. So ſieht man täglich giefe ploͤtzlich zu Ehrenſtellen gelangen, ungefähr wie die italieniſchen Geiftlichen die zu 29 den höchften Stellen der roͤmiſchen Kirche gelangen Fonnen, auch wenn fie von dem nie 1% prigften Herkommen find, MNiemand unterſcheidet ſich durch einen befondern Titel als wer zur koͤniglichen Fa⸗ Prinzen vom wilie gehoͤrt. Dieſe haben den Rang der Prinzen, indem es fünf Ehrenftufen des Adels Gebluͤte giebt, ungefaͤhr wie die Herzoge, Markgrafen ‚ Öraofen, Vicegrafen und Baronen in Eu: ropa. Diejenigen, welche vom der koͤniglichen Familie abftammen ‚, erhalten folche Titel, als, die Kinder des Kalfers, und feine Schwiegerföhne. Cs werden ihnen nach ihrem Range Einfünfte angeriefen, aber ohne die geringfte Macht. Es giebt auch Prinzen, _ welche ellans Nachr. von China, a. d. 40. S. 7) Diralde am oben angefuͤ * — der re i : ber 269ften —* BEIGE e) Yrangretres Beſchr. von. China, a4 6. g) Ehendaſelbſt a. d. 241 Seite, Allgem, Beifebefehr, VI Band, Ce 202 Bececſchreibung won China, Claſſe des welche die Eönigliche Familie gar nichts angehen, und entweder yon den vorigen regieren: Adels. — den Familien, oder von Vorfahren abſtammen, die folchen Titel durch ihre Berdienfte ere worben haben. Als der Stifter der gegenwärtigen tartariſchen Familie auf den Thron kam: fo gab er feinen zahlreichen Brüdern, die durch ihre Tapferkeit vieles zur Eroberung ges bolfen hatten, verfchiedene Ehreneitel. Er machte einige zu Ling vang , andere zu Ayung vang und Pepe. Die Europäer haben fie kleine Könige, oder Fuͤrſten vom erften, zweyten und dritten Range genannt. Man feste alsdann fefte, daß von eineg jeden Prinzen Kindern eines follte 'ausgelefen werden, um den Vater in dieſer Würde nachzufolgen, von verſchie⸗ Außer diefen dreyen Würden machet ber Kaifer noch welche von niedeigerm Range, denen Gra⸗ die den andern Kindern, welche die meiften Verdienſte baben, ertheilet werden. Die den; vom vierten Range heißen Pey tfe, die vom fünften Rong bew, u.f.w. Der fünfte Rang ift über die vornehmſten Mandarinen des Reichs: die Prinzen von niedrigern Stu fen aber unterfcheiden fich durch nichts, wie die vorigen, von den Mandarinen, meder in ihrer Bedienung, noch Kleidung, den gelben Gürrel ausgenommen, Diefer ift allen Prin- zen vom Geblüte, denen, die Würden befigen, und denen, die feine haben, gemein. Die legtern aber verbergen folchen, weil fie fich ſchaͤmen, ihn fehen zu laſſen, wenn fie ihren Auf⸗ zug nicht ihrer Geburt gemäß einrichten fönnen #). aber ohne -Die Prinzen von Föniglichem Gebluͤte haben Feine Macht und Fein Anfehen im Staate, Anſehen. Man räumer ihnen einen Pallaft und einen Hof mit Bedienten, nebft Einkünften, die ih- - rem Range gemäß find, ein; fie haben aber über das Volk nicht die geringfte- Mache ob ihnen felbiges gleich ungemeine Ehrerbiethung erzeiget. Vormals ‚ als fiein die Provin⸗ zen zerſtreuet waren, zahlten ihnen die Rronbedienten ihre Einkünfte alle drey Monate aus, damit fie genöthige wären , folche, fobald als fie felbige empfangen hätten , auszugeben, und nichts zu Ausführung aufrührifcher Unternehmungen beyfeite legen fonnten ; ja fie durften fich von dem ihnen angemwiefenen Sitze bey tebensftrafe nicht entfernen. ' Seitdem aber die Tartarn Herren von Ehina find, hat der Kaifer für dienlicher befunden, daß affe Prinzen bey Hofe vor feinen Augen leben follten,. Sie haben auch Häufer, Landguͤter und Einkünfte, außer dem, was der Kaiſer ihnen zu ihren Ausgaben giebt, und wiſſen ihren Reichthum durch. den Fleiß ihrer Bedienten ſo zu ‚vermehren, daß einige von ihnen fehr vermögend find 7), | Sch Ob fich ſchon der Urſprung der Prinzen vom Geblüte nur auf fünf Glieder ruͤckwaͤrts zohlreich. erſtrecket: fo belaͤuft ſich doch ihre Zahl ſchon itzo auf zwehtauſend. Sie ſchaden einander durch ihre Vermehrung. Denn da fie Feine Sandgüter haben, und der Kaifer ihnen niche allen Gnadengelder anweiſen kann; fo leben einige in der größten Armuth und in ſchlechtem Anſehen. Fre das Ende der Kegierung vom Gefchlechte der Ming, befanden ſich über drey taufend Familien von biefem Stande in der Stadt Kyang chevo, deren verfihiedene bloß von Barmherzigkeit leben mußten. Die Straßenräuber, die fih Peking bemeifterten, machten faaſt alle diefe Prinzen nieder, und daher liege ein Theil der Stadt wüßte, Die wenigen, welche entrannen, warfen den gelben Guͤrtel iveg, veränderten ihre Namen, und mengten fich unter das Volk, Man weis aber von- allen noch, daß ſie von dem kaiſerlichen ke er b) Du Halde quf der asgfien Selte ı m Ebendaſelbſt anf der 242ſten Seite, ne — KV Buch Il Capitel. 203 der Ming ſind; und einer von ihnen diente in einem Hauſe, das den Jeſuiten in ſelbiger Stadt gehörte, und das einer von dieſen Prinzen gebauet hatte, den Miſſionarien. Er wußte, daß Die Tartarn ihn auffuchten, und vettete fich mit der Flucht k). Die Prinzen haben, außer ihrer rechtmäßigen Gemahlinn, ordentlich) noch drey andere, Claſſe des Adels, Ihre Weiber denen die Kaiſer Titel geben : fo mie auch ihre Namen in das Tribunal der Prinzen gerückt und Kinder werden. ihre Kinder ſtehen zunaͤchſt nach ben rechtmäßigen, und werben höher gehalten, als die Kinder gemeiner Kebsweiber, Sie haben auch zweyerley Bedienten, von denen die eine Art eigentlich Sklaven find; die andern find Tartarn, oder tartariſirte Chineſen. Der Kaifer giebt ihnen derer mehr oder weniger, nachdem er fie ehren will. Diefe legtern machen Die Bedienung eines Prinzen aus, und heißen ordentlich feine Thorleute. Es befinden ſich unter ihnen verfchiedene anfehnliche Mandarinen, Unterfö- nige, ja Tfongeus, die zwar nicht , wie jene, Sklaven; aber feinem Willen eben fo ſehr uncernoorfen find, fo lange er feine Winde beſitzt. Erlangen feine Rinder eben dieſe Winde: fo bekommen fie auch diefe Bedienten. Wird aber einer von den Prinzen bey feinen Seb- zeiten feiner Würde entſetzt, ober pflanzet fich folche nicht auf feine Kinder fort: fo werden Diefe Bedienten zuruͤck behalten, und einem andern Prinzen won Geblüte, der eben die Ehren: ftelle erhält, gegeben. Die Befchäfftigung diefer Prinzen von den fünf erften Orden iſt gemeiniglich dieſe, Sie find ſehr daß fie bey den öffentlichen Feyerlichkeiten gegenwaͤrtig ſeyn, und ſich an jedem Morgen in eingefchränfe, des Kaiſers Pallafte zeigen müflen; worauf fie nichts mehr zu thun Haben, als ihre Fami— lie, die Mandarinen und andere Beamten ihres Hauswefens, zu regieren; denn man ver⸗ ſtattet ihnen nicht einmal, einander zu befuchen,, oder außerhalb der Stadt zu wohnen, wenn fie nicht ausdrückliche Erlaubniß dazu haben, Doc) werden einige oft in Staatsgefchäfften gebraucht, und thun dem Reiche große Dienfte, wie der dreyzehnte Bruder Des verftorbenen Kaiſers Kang hi. Zum Adel rechnen fie erſtlich die, welche Mandarinen in den Provinzen geweſen find; es fey Daß fie von ihrem fie der Tod eines Berwandten genötbige hat abzudanken: oder daß fie für fich ſelbſt, mie Erlaubniß des Kaifers, ihr Amt aufgegeben haben. Zweytens Diejenigen, welche nicht Geſchicklichkeit genug zu den Ehrenftellen. haben, wozu Gelehrfamfeit erfordert wird, und doch Durch Geſchenke oder Gunſt gewiſſe Ehrentitel erhalten, Die ihnen das Vorrecht erthei— fen, die Mandarinen zu beſuchen; daher fie von dem Volke fehr gefürchtet und hochgeſchaͤtzt werden. Drittens, alle Studierende von fünfzehn oder fechzehn Jahren, bis zu vierzigen welche —* — — — ie Familie die jetzo für die edelſte in China gehalten wird, iſt, die v ⸗ fucius, ihrem berühmten Weltweiſen net, — es Pag Adel, als in diefer Familie, welche die ältefte von der Welt ift, da fie von einem feiner Vettern in geraber Linie über zweytauſend Jahre ber abftammer. Er wird dieferwegen Shing: ſin⸗ ti⸗ ſhi⸗ eul; dasift, dev Derter des großen Mannes, genannt. In Betrachtung diefer Abkunft haben Die Kaiſer beftändig einen feiner Nachkommen mit der Würde eines Kong beehret, welche unfern Herzogen * alten Grafen gleichkoͤmmt. Der 32 2 jeßt⸗ ) Ebenderſelbe a. d. 269 u. f. S. Magella⸗ der Gewohnheit jeder Familie, die von win E nus faget a. d· 146 Seite: die Tartarn hätten nach Regierung koͤmmt, alle dieſe Prinzen hingerichtet. Andere Claſ⸗ Poſten entlaſſen worden, wie die meiſten von dieſer Art find, Daß ſen des Adels. Familie des Confucius. 204 Beſchreibung von China. Claſſe des jegtlebende haͤlt ſich zu Ryofew hyen in der Provinz; Schan tong auf, welches der Ge Adels. burtsort nt en Borfahren iſt, und allegeit unter einem Mandarinen von diefer ’ amilie fteht 2). re an \ | i Gemachte Eines von den vornehmſten Merkmaalen des Adels find die Ehrentitel, welche Per- Adeliche. ſonen von beſondern Verdienſten durch den Kaiſer ertheilt werden. Dieſes geſchieht biswei⸗ len, nach dem Maaße ihrer Verdienſte, auf fünf, ſechs, acht und mehr Glieder. Manch⸗ mal geht er noch weiter, und erſtrecket fich, Durch beſondere Adelsbriefe, auf Bater, Mur ter, Großvater und Großmutter, und giebe jeden einen befondern Ehrentirel, nach dem edlen und aufmunternden Grundfage, daß. Die Ehre derer, die durch ihre Berdienfte fich zu den Stellen von Mandarinen oder Hohen obrigkeitlichen Perfonen erhoben Haben, der Sorgfalt ihrer Vorfahren zuzufchreiben if, und diefe alfo mit Necht einen Theil davon fordern koͤnnen. | a0 Der Sefuit Bon dieſer vortrefflichen Ark, die Verdienfte zu belohnen, gab der Kaifer ein aus- Verdi, nehmendes Benfpiel am Ferdinand Verbieft , einem flandrifchen Jeſuiten, im Jahre 1678. Wie diefer Miſſionarius die Tafen von den himmliſchen Bewegungen und Fin ſterniſſen auf zweytaufend Jahre, die ihm aufgerragen worden waren, fertig hatte: fo brachte er diefes große Werk in zwey und dreyßig Bände Karten, mit ihren Erläuteruns gen, und betitelte es: die immerwährende Sternfunft des Raifers Rangbi; wor- auf er es dem Kalfer überreichte, Dieſer ließ, deswegen eine allgemeine Zufammenkunfe der Großen anftellen, in welcher er das Geſchenk mit ungemeinem Vergnügen annahm, und es nicht nur in die Archive feines Pallaftes legen ließ, fondern ihn auch, zur Bergeltung ſei⸗ ner Arbeit und feines Verdienftes, zum Praͤſidenten des mathematifchen Gerichtes, nebft dem Titel eines Tajin oder großen Mannes, machte, welcher zu diefer Wirde gehöre, Er erſtreckte folchen Titel auf alle feine Ber wandten. | und feine Fa⸗ Obwohl Verbieft in China feine Verwandten hatte , welche diefe Ehre mie ihm milie, theilen konnten: fo wurden doch alle Miſſſonarien für feine Brüder angefehen , und erhiel- ten befagten Titel von den Mandarinen. Dieſer Character eines großen Mannes per- ſchaffte dem Bifchofe von Heliopolis einen leichten Zutritt in China, und die meiffen Mis- fionarien ließen ihn an ihre Hausthüven fehreiben. Die Verwandten der Chinefen, welche mit folhen Titeln beehret find, bilden fich ungemein viel darauf ein, laffen fie in ihren Wohnungen an verfhiedenen Deren anfchreiben, und felbft auf die Laternen ſetzen, die zur Machtzeit vor ihnen hergetragen werden, welches ihnen viel Ehrerbierhung erwirbt. Der Kaifer ertheilte nachgehends in verfchiedenen Patenten feinen Vorfahren verfchiedene Ehren- titel; einen feinem Großvater, Peter Verbieſt; einen andern feiner Großmutter, Das werden er ſchaſia de Wolf; noch einen Ludwig Verbieft, feinem Vater; und den vierten feiner hoben. Mutter, Annen Vanherke. Aus dem erwähnten erhellet, daß, des Confucius Nachkommen, und die Drinzen won der herrſchenden Familie ausgenommen, niemand in China edel iſt, als wenn der Kai- fer ihn feiner Berdienfle wegen dafür erklärt, oder ihn zu dem Range, deffen er ihn werth ſchaͤttt, erhoben hat, Alle, die keine Grade angenommen haben, werden zum Pöbel ge- 1 rechner, Da ſich alſo fein erblicher umd alter Adel in den Familien befindet: fo varf nicht befürchten, daß fich jemand in den Provinzen ein Anfeben zuwegebringen möchte, 4 dem Sandesheren nachtheilig feyn Fünnte m). Die 2) Siehe oben a. d. 89 Seite. m) Du Zalde auf der 269 u. f. Seite. Ar * | | WXVBuch. U Capitel. 205 ‚Die Gelehrten find bloß zur Aufmunterung zu dem, was in China Gelehrſamkeit Claſſe des heißt „-geabelt worden. Dieß befteht vornehmlich in den Gefchichten, den Geſetzen, und Abdels der Sittenlehre, als denjenigen Wiſſenſchaften, die am meiſten zu dem Frieden und der Gelehrter Wohlfahrt der Geſellſchaft und der Regierung beytragen. Ale diefe Wiſſenſchaften zu ers Adei. kernen, haben fie ihre Schulen oder Hallen, und Collegia durch das ganze Reich, in denen fie die drey Grade, der Baccalaureen, der Sicentiaten oder Meifter der Künfte, und der Do⸗ ctoren, wie in Europa, annehmen. Aus den beyden legten Claſſen werden alle bürgerliche Obrigkeiten und Beamte gemößlt, und. man: kann zu feinen Bedienungen, als durch dieſe Stufen kommen; daher alle in ihrem Studieren eifrig find, in Hoffmmg, ihre Grade zu erhalten , und dadurch ihr Glück zu machen. Nach dem Vermelden der Miffionarien, fangen die jungen Chinefen ſchon im fünf ten ober fechften Jahre an zu ſtudieren. Da fich aber ihre Anzahl auf ſiebenzig- bis acht-. zigtaufend. erftveder : fo haben fie, um diefelben dazu anzuloden, zu den erften Anfangs: gründen ungefähr hundert Charactere erwählt, welche die Sachen ausprücen, die fie am gewöhnlichften fehen, als: der Himmel, die Some, der Mond, ein Menfch gewiſſe - Pflanzen und Thiere, ein Haus und das gewöhnlichfte Hausgerärhe. Sie ſetzen ihnen die - Figuren der Dinge felbft darüber, welche, fo ſchlecht fie auch vorgeftellet find, doch die Fähigkeit der Kinder vergrößern, und das chinefifche Alphabet heißen koͤnnen. Br Darauf geben fie ihnen ein Eleines Buch, Namens. San rfe fing, in die Hände, Wie ſie leſen, melches das enthält, was ein Kind zu lernen nöthig hat, und zugleich die Lehrart anweiſt. Es befteht aus verfchiedenen Furzen Sprüchen, ein jeder von dreyen Characteren, zu Hülfe des Gedächtniffes in Reime gebracht. Die Kinder müffen alfe diefe Charactere nach und nach lernen, wie die Europäer ihr Alphabet, ob folcher gleich viele taufend find. Ein jun- ger Chinefe muß erftlich in einem Tage viere, fünfe oder fechfe faſſen, und ſolche für fich vom Morgen bis auf den Abend wiederholen, damit er fie feinem Lehrmeiſter ordentlich zwey: mal den Tag auffagen kann. Fehlet er oft, fo wird er gezüchtigt. Sie laffen ihn auf eine fleine ſchmale Bank platt niederlegen, und geben ihm mit einem Stöckchen acht oder zehn Schläge auf die Unterkleider. Sie werden fo fharf zum Lernen angehalten, daß fie felten Zeyertage haben, außer einen Monat im Anfange des Jahres, und fünf oder fechs Tage mitten in demſelben. , Wenn fie erſt zu dem Tfe ſhu #) kommen; fo verftatter man ihnen Feine andern Bücher zu lefen, bis fie Diefe auswendig gelernet haben, ohne einen Buchftaben zu verfeh- len, und diefes, faſt ehe fie noch das geringſte in ihnen verftehen ; denn es iſt gewoͤhn⸗ lich, ihnen die Bedeutung der Schriftzüge nicht eher zu erflären, als bis fie folche vollkom⸗ men fennen. Zu eben ber Zeit, da fie die Buchſtaben kennen lernen, lehret man fie auch, ſolche mit und ſchreiben einem Pinfel bilden : denn fie bedienen fich feiner Federn, Erſtlich giebt man ihnen guoße lernen. Blaͤtter Papier, mit großen rothen Schriftzuͤgen beſchrieben oder bedruckt, da fie die Stri- he mit ſchwarz bedecken lernen. Darauf bedienen fie ſich eines Blattes mit ſchwarzen Buch- ſtaben, das nicht fo groß, als das vorige, it, legen ein weißes durchfichtiges Blatt darz auf, und sehen die Buchſtaben nach, Noch öfter bedienen fie fich eines weißen uͤberfir⸗ nißten und in Fleine Vierecke eingerheilten Brettes, da fie ihre Züge in Die Vierecke ſchrei⸗ en —— bar; x) Bücher, die des Confucius und Menſius Lehren enthalten, 206 Beceſchreibung von China. Claſſe des benz und wenn fie folches gethan haben, mit Waffer wieder abwafchen, das Papier zu erſpa⸗ Fels ven, Siefind fehr forgfältig,fich eine gute Hand anzugemöhnen; denn indem dreyjährigen Exras mine wegen der Örade werden diejenigen ordentlich verworfen, Die übel fehreiben ‚wo fienicht bes fondere Proben ihrer Geſchicklichkeit in der Sprache oder Abhandlung gewiſſer Materien geben. Regeln zum Wenn fie genug Schriftzüge kennen, etwas zuſammenzuſetzen: fo muͤſſen fie die Regeln Zuſammen⸗ des Denchang lernen, das ift ungefähr wie die Erercitia, welche die europäifchen Schuͤ⸗ ſetzen. ler machen, ehe ſie die Rhetorik anfangen, aber es iſt ſchwerer ‚ weil fein Verſtand mehr eingefehränft, und die Schreibart befonders if. Sie geben nur einen Lehrſpruch aus ihren claſſiſchen Schriftftellern zum Grunde der Ausführung an, welche fie Ti mu oder die The- fis heißen, und dieſe Thefis iſt manchmal nur ein einziger Schriftzug. Ausarheitun ⸗ Um zu erfahren, ob die Kinder etwas lernen, vereinigen ſich an manchen Orten zwan⸗ gen zu Hauſe. zig oder dreyßig Familien, die alle nur einen Namen führen, ihre Kinder des Monats zweymal in die gemeinfchaftlicheHalle ihrer Vorfahren zu fenden,dafelbft etwas aufzufegen. Syedes Haupt der Familie giebt nach der Reihe das Thema auf, und forget für die Mittagsmahtzeit, die in dieſe Halle gebracht wird. Eben derfelbe uͤrtheilet auch von den Ausarbeitungen, und entfcheider, wer es am beften gemacht hat. Iſt einer von der kleinen Geſellſchaft abweſend, ohne daßer zulängliche Urſache hat, fo müffen feine Eltern ungefähr zwanzig Pencevder Stuͤber bezahlen, Außer diefer freywilligen und unter Privarperfonen eingeführten Ordnung, werden auch die jungen Lernenden oft Durch die Mandarinen der Gelehrſamkeit examinirt , und müf fen zuſammen vor dem untern Mandarin diefes Ordens, Namens Hyo quan 0), wenig⸗ ſtens zweymal im Jahre, erſtlich im Fruͤhlinge, und alsdann im Winter, etwas ausarbeiten, Einige Befehlshaber in den Städten, nehmen dieſe Mühe ebenfalls auf ſich, was die Ge- lehrten in ihrer Machbarfchaft betrifft, die fie monatlich zufammen fordern, um bey ihnen er: . was auszuarbeiten; da fie denn Diejenigen belohnen, die es am beften machen, und die Un— i foften des Unterhalts auf diefen Tag tragen. — Schulmeiſter In jeder Stadt befinden fi Schulmeiſter, ja in jedem Stecken und Dorfe, die Ju⸗ und Hofmei⸗ gend in den Wiſſenſchaften zu unterrichten. Reicherer Leute Kinder haben Hofmeiſter, dazu ſter. Die Vornehmen, Doctoren und Sicentiaten, und die ſchlechtern, Baccalaureen gebrauchen, Diefe lehren fie die Buchſtaben, bilden ihre Sitten, untereichten fie in allen Eeremonien, welche die Höflichkeit betreffen p), wie auch, wenn fie zu dem gehörigen Alter kommen ‚in den Gefchichten und Rechten ihres Landes. Die Zahl diefer Lehrer ift unfäglich, weil von- denen, die nach Graden ftreben, fehr wenige folche erlangen. Die Bedienung eines Schul- meifters wird in Ehren gehalten; der Kinder Eltern unterhalten und befchenfen fie, und . geben ihnen überall die Oberftelle, nebft dem Mamen : Syew Seng, unfer Lehrer, ’ unfer Doctor; und ihre Lehrlinge haben die größte Hochachtung für fie, fo lange fie leben, Pallaͤſte zum Ob es wohl in China Feine Univerſitaͤten ) wie in Europa giebt: fo. bat doch jede Eraminiren. Stadt vom erſten Range einen großen Pallaft, der zum Examiniren der Candidaten be- ſtimmt ift. In den Hauptſtaͤdten find fie größer, als anderswo, und fo viel der Platz ver- ſtattet, 0) Das iſt, Mandarinen oder Auffehes der +) Man kann ſich Teiche vorſtellen, ſaget Na⸗ Schule. varette, 0.8.50 S. wie groß ihre Collegia ſeyn muͤſſen. 5) Sieheim2 Cap.2 u. f. Abſch. In dem zu Kanton find fuͤnftauſend Zellen, jede q) Navarette beißt fie Collegia oder Uni- mit einem Stuhle und Tifhe, und fo angelegt, verſitaͤten. daß fie der Unterkoͤnig aus einem Thurme nahe dabey, ) XV Buch; III Capitel. 907 ſtattet, alle auf einerley Art gebaut, + "Sie find in hohe Mauern eingefchloffen, der Ein- Claſſe des gang iſt prächtig, und dor ihn befindet ſich ein großer vierecfigter Plas, hundert und funf-, Adels. zig Schritt weit, mit Bäumen bepflanzt, und mit Bänfen und Sigen für die Hauptleute und Soldafen verfehen, die während des Eramens Schilöwache halten. Man koͤmmt ans faͤnglich in einen großen Hof, wo fich die Mandarinen nebft der Hauptwache hinſtellen. An Ende deffelben iſt eine andere Mauer mit doppelten Thüren: fobald man hinein koͤmmt, geht man vermittelſt einer ſteinernen Bruͤcke uͤber einen Teich, und koͤmmt zum dritten Thore, in welches die Wache niemand ohne Befehl von den Officiern hinein laͤßt. SR. man-durch felbigest fo entdecket man einen großen vierecigten Pag, der einen fehr engen - Eingang bat. Auf beyden Seiten veffelbenr), findet fich eine große Menge kleiner Kam— ‚mern dicht aneinander, vier und einen halben Fuß lang, und etwa drey und ein vierthel breit für die Studenten, deren fich manchmal bis fechstaufend da befinden ). Ehe fie in den Pallaſt, indem die Yusarbeitungen verfertige werden, hinein Fom- Ihre Ba men 7), werden fie an der Thüre mie größter Schärfe durchſuchet, daß fie nicht etwa Bi. ſchreibung. cher oder Schriften mitbringen; denn fie Dürfen nichts, als Dinfelund Dinte haben. Würde ein Betrug entdeckt, fo würde man Die Verbrecher aufs ſtrengſte beftrafen und von den Graden ausfchliegen. Wenn alle hinein find, fo verſchließt man die Thore, und verfiegelt fie mie dem öffentlichen Siegel. In jedem Tribunale #) befinden fich Dfficier, alles, was * vorgeht, zu beobachten, und ſie zu verhindern, daß ſie nicht aus ihren Zellen gehen oder miteinander ſprechen. Am Ende des vorerwaͤhnten engen Durchganges, iſt ein Thurm auf vier Bogen aufge: führe, an deſſen Seiten fich vier Fleine Thuͤrmchen oder wie runde Domen befinden; von diefen wird, fo bald man einige Stöhrung x) bemerkt, zugleich die Trummel gefihlagen, daß, dadurch ein Zeichen gegeben und der Unordnung abgeholfen wird. Unweit diefeg Turms find verfhiedene Zimmer und einegroßewohlausgepußte Halle, in der fich diejenigen verfammeln, bie bey dem erften Eramine präfidiven. Aus diefer Halle koͤmmt man in einen andern Hof, in dem fich wieder eine Halle wie die erfte, aber prächtiger ausgeputzt, nebft verfhiedenen Zimmern für den Präfidenten und die vornehmften Beamten befindet. Es find auch da- felbft Spagiergänge, ein Öarten, und verfchiedene Fleine Gemächer für die Mandarinen, Secrefarien und andere niedrigere Beamte, und endlich alles, was der ganzen Begleitung der Eraminatoren bequemen Aufenthalt zu geben nöthig iſt y). Die vornehmſten Perfonen oder Präfidenten, vor denen dag Eramen gehalten wird, Erſtes Exa⸗ find die Su ywen, die Chifu und die Chi hyen, welches die Befehlshaber in der Pros men. vinz und den Städten vom erften und zweyten Nange find, Sobald man die jungen Stu« denten für tüchtig haͤlt, von den Mandarinen eraminirt zu werden, muͤſſen fie fich zuerſt vor den Chi hyen ftellen, unter deffen Gerichtsbarkeit fie gebohren find. Dieſer Mandarin giebt das Thema auf, unterſuchet die Ausarbeitungen felbft, und befiehlt, fie in feinem Tri- bunale zu unterſuchen, entſcheidet auch, welches die befteift. Von achthundert Stuben: ) tem dabey , in dem er ſich aufhält, alle überfehen m) Er meldet, bey zweyen ſtehe allemal eine kann. Wache. s) Du Halde auf der 374 und folgenden Seite. x) Oder Fehler, wie oben erwähnt. 2) Dieß geſchieht, wie Krapgrerte meldet, den 9 Du Walde am oben angeführten Orte, YIas Tagvor dem Examine. varette a. d z0 S. 208 Beſchreibung von China, Claſſe des ten z. E. werben ſechshundert ernannt, oder fie haben, wie man es nennt, Hyen ming, Adels. Von den Candidaten. Grad der Baccalau⸗ reen. das iſt, ſie werden in den Hyen eingeſchrieben, von denen einige ſechs tauſend Stu⸗ denten enthalten. Dieſe ſechs hundert muͤſſen nachgehends bey dem Eramine des Chi fir oder Befehlshabers der Stadt vom erften Range erfheinen, und derfelbe trifft eine neue Wahl, in welche nicht über vierhundert fommen, welche Su ming erhalten, d. i. zum andern Examine ernannt werden. Bisher haben fie noch feinen Grad, und heißen Tongfeng, oder Eandidaten. | In jeder Provinz befindet ſich ein Mandarin, der von Peking kommt, und nur drey Jahre in feinem Amte ſteht. Er beißt hyo tau oder in den fchönften Provinzen Ayo ywen, und hat ordentlich ein Verſtaͤndniß mit den großen Tribunalen des Reichs. Wäh- rend diefer Zeit muß er zweymal eraminiven. Das erfte Eramen heißt Swi au, das zweyte Ro Eau, und er muß deßwegen durch alle Fu oder Städte vom erfien Range in der. Provinz reifen, ur id ms SalnBrte Has ai & - So bald der Hyo tau in einer Fu anlangt, geht. er. bin, dem Confucius feine Ehrer- biethung zu bezeugen. Alsdann erfläret er einige Dexter aus.den claſſiſchen Schriftitellern, und eraminivet den folgenden Tag, da denn die vierhundert Candidaten, die Su ming haben, mit den andern Studenten in fein Tribunal gehen, Dafelbit Ausarbeitungen zu machen; die - andern Eommen aus den Städten, die unter diefem Fu ftehen, und werben, wenn ihre An- ahl fehr groß iſt, in zwo Abrheilungen abgefondert. Nun brauchet man die größte Borfichtig- feit, zu verhindern, daß die Mandarinen die Berfafler der Auffäse nicht entdecken. Der Hyo tau ernennet nur fünfzehn aus den vierhunderten, Die, wie wir zum Exempel geſetzt ha⸗ ben, in jedem Hyen waren, Dieſe nehmen den erften Grad, und heißen alfo Syew tſay ober Baccalaurei. Als a legen fie Ai befondere Kleidung an, die in einem blauen Rode, vingsherum mit warzer Einfaffung, und einem filbernen oder zinnernen Vogel oben auf ihren Muͤtzen be- fteht. Nun koͤnnen fie auf Beſehl des gemeinen Mandarins nicht mehr gefchlagen werden, fondern haben einen befondern Aufſeher, der fie, im Falle fie etwas verfehen, ſtrafet. Erhellt aber, daß man fie nach Gunſt gewählt hat: fo würde es um die Ehre und um das Glück des Abgeordneten von Hofe gethan fern. “Ehen die Mandarinen, welche die Gelehrten eraminiven, prüfen auch die, mel- ehe zur Armee gehen wollen. Die Candidaten darzu müffen ihre Gefchicklichfeit im Bo— genfchiegen und Reuten zeigen, auch ihre Stärfe durch Erhebung eines ſchweren Steins, oder anderer Laſt erweiſen, wenn fie zu folchen Uebungen gewoͤhnt find. Denen, die einige Strafen der Nachlaͤhig⸗ keit und Ab⸗ weſenheit. Kenntniß in der Gelehrſamkeit erlangt haben, geben fie Fragen von Lagern und Kriegs— liſten aufzulöfen; denn die Krieger haben ſowohl, als die Studirenden, ihre claſſiſchen Buͤ⸗ cher, Namens Keng, welche befonders ihnen zum Nutzen aufgefegt find, und von der Kriegszuche handeln, ealie wir u Ba Der Hyo tau iſt vermöge feines Amtes verbunden, feine Provinz zu durchreiſen, und in jeder Stadt von der erften Claſſe alle darunter gehörige Baccalaureen zu verfanmeln. Nachdem er fich von ihrer Aufführung unterrichter hat: founferfuchet er ihre Yusarbeitungen, belohnet diejenigen, die weiter in ihren Studien gefommenfind, und beftrafet die Nachläßi- gen. Er theilet fie bisweilen dieſerwegen in fechs Claſſen, Da die erſte die wenigen enthält, die ſich befonbers hervorgethan haben, melchen er zur Belohnung ein Tael und eine feidene Binde giebt; die von der andern Claſſe erhalten ebenfalls eine ſeidene Binde und etwas we⸗ . niges XV Buch, TIL Eapitel, | — niges an Gelde. Die dritte Claſſe hat weder Belohnung noch Strafe. Die vierte erhält Claſſe des Baſtonaden. Die fünfte verliert den Vogel, der ihre Muͤtze zieret, und wird zu halben Adels. Baccalaureen erniedriget. Die das Ungluͤck haben, in die ſechſte zu kommen, werden gaͤnzlich ihres Grades beraubt: aber das begegnet mar ſehr wenigen. Man ſieht bey dieſen Linter- ſuchungen oft einen Mann von funfzig oder ſechzig Jahren, welcher Baftonaden befümmt, da fein Sohn, der zugleich mic ihn Ausarbeitungen machet, Belohnungen und Beyfall er= hält, * dieſe Strafe wiederfaͤhrt keinen, als denen, über deren Aufführung. Rlo- ge einläuft. u KA i Ein jeder Graduirte, der ſich bey. dieſem dreyjährigen Eramen nicht einftellet, läuft Gefahr, feinen Titel zu verlieren, und zum gemeinen Bolke erniedriget zu werden, Nichts als Krankheit, oder Trauer und der Tod eines Anverwandten entfehuldigen ihn. Bloß die’aten Graduirten, die bey ihrem legten Eramen find veraltert befunden worden, mer- - den nur von diefer Aufwartung befreyt, ohne daß fie, einige Ehrenzeichen ihres Grades verlieren. ER Den Grad eines Kyu fin, oder Licentiaten zu erhalten, (ober eines Magiſters) Licentiaten. müffen fie fich einer neuen Prüfung, Namens Chu kau unterwerfen, bie nur einmal indrey Jahren in der Hauptftade jeder Provinz durch die vornehmſten Beamten, in Begleitung einiger andern Mandarinen, angeftellt wird. Zweene Mandarinen fommen ausdrüclich- deswegen von Hofe, dabey zu präfiiven. Der erfte Heißt Ching chu kau, und muß Zan lin, das iſt, vom Collegio der vornehmften Doctoren des Reichs feyn. Der andere heißt Such. Aus den zehn taufend Spew tfay die z. E. inder Provinz Kyang ſi find, "werden nicht mehr als fechzig.ernannt , die den Grad Kyu jin erhalten. Ihr Rock ift bräunlicht mit einer blauen Einfaffung vier Finger breit. Der Vogel auf der Müge iftvon Golde, oder von übergoldetem Kupfer, und der vornehmſte unter ihnen heißt Ray ywen. Man kann diefe Ehre nicht leicht durch Beftechung der Richter erhalten, Sie müfjen das folgende Jahr nach. Pe king gehen, fich als Doctoren eraminiven zu laflen, und der Kaifer giebt ihnen die Koften zu diefer erften Reife. Diejenigen, die nad) Ueberftehung diefes Exa⸗ minis nichts weiter als Kyu jin werden wollen, entweder weil fie bey Jaͤhren find, ober ein mäßiges Vermögen befigen, find entſchuldigt, wieder zu dem&ramen zu fommen, wenn es "alle drey Jahre zu Peking angeftellet wird. Jeder Kyu jin wird zu Bermwaltung eines Ans fin tüchtig gehalten. Manchmal gelangen fie zu Dienften, nur weil fie bie älteften son diefem Range find, und einige von ihnen find Unterfönige in den Provinzen geworden, Sobald fie eine öffentliche Bedienung haben, fagen fie fich von dem Doctorgrade (os, Alle Licentiaten, die nicht in einem Amte ftehen, gehen zu dem dreyjährigen Eramen Kaiferliches nach Peking, welches das Eaiferliche heißt; denn der Kaifer dicetirt felbft die Materien Eramen. zu den Yusarbeitungen, und man ſieht ihn felbft als. den Richter an, weil er aufmerkfam auf felbige ift, und ſich Nachrichten davon geben läßt. Es kommen oft fünf bis fechs tau- fend in diefes Examen, und von ſolchen werden etwa dreyhundert Doctoren, manchmal au nur hundert und funfzig. Die drey Vornehmſten von ihnen werden Tyen fe men feng, 91. Schüler des Sohnes des Himmels genannt. Von diefen heißt der Vornehmſte Chwang ywen, der zweyte, Pang ywen, ber dritte, Tan wha. Aus den andern Doctoren waͤhlet der Kaifer eine gewiſſe Zahl, denen fie den Titel Han lin, di. Doctoren dom erſten Range, geben. Die übrigen heißen Tfin tſe. — Allgem, Beiſebeſchr. VIBand, st Wer 210 Beſchreibung von China. Claſſe des Adels. Außerordent⸗ liche Feyerlichkeit beyErhebung Wenn die Syew tſay nach ihrem Sande zurück gekommen find: fo gehen alle, die ſich Wer diefen ruhmvollen Titel eines Tſin tſe entweder in der Gelehrſamkeit oder in der Armee erhalten kann; der darf ſich als einen Mann anſehen, deſſen Glück gemacht ift, und hat feinen Mangel zu befürchten. Denn außerdem daß er von feinem Verwandten und Freun⸗ den unſaͤglich viele Geſchenke erhaͤlt: fo hat er ſichere Hoffnung, zu den twichtigften Aemtern des Reichs gebraucht zu werden, und einjeber bemuͤhet ſich um feinen Schutz. Seine Freun- de und Verwandten errichten ihm zu Ehren in ihrer Stadt Teiumphbogen , auf die fie fei- nen Namen fehreiben, nebſt dem Orte, wo, und: der Zeit; wenn er dieſe Ehre erhalten Habe. Der verftorbene Kaifer Rang bi bemerkte, daß gegen das Eude feiner Regierung, weder fo viel, noch fo wohl gefihriebene Bücher, als er zu Ehren feines Regiments und zum gemeinen Nutzen wünfchte, gedruckt wurden, wie auch, daß diefe vornehmften Doctoren des Reichs, ihr Studieren verabfäumten, um einträglichere Bedienungen zu erhalten, fü: bald das Eramen geendiget war. Er uͤbernahm deswegen, wider die Gewohnheit, diefe Doctoren felbft zu eraminiven, bie fich fo viel darauf einbildeten, Daß fie andere examinir⸗ ten und beurtheilten. Dieſes Examen machte viel Auffehens, und es folgte darauf ein Ur⸗ theil, daruͤber man fich noch mehr verwunderte. Den es wurden verfchiedene von ihnen ſchimpflich abgefegt und nach ihren Provinzen zurück geſandt. Die Furcht vor einem fol- chen neuen Eramen, hält diefe Haͤupter der Gelehrten feharf zu ihrem Studieren an. Der Kaifer bildete fich ſelbſt etwas Hiebey ein, weil einer von den gelehrteften Leuten an feinem Hofe in feinem Urtheile genau mit ihn zufanmentraf, und alle verurtheilte, die Se. Majeftät verworfen * ‚ ein einziges Stuͤck ausgenommen, deſſen Verdienſte er für zwei⸗ felhaft erffärte 2), \ Unfer Berfaffer bemerfet anderswo ferner wegen ber Syew tſay oder Baccalaureen, daß die, welche man für geſchickt häfr, ihren Grad zu erhalten, zu dem Sige des Ti hyo ‚san oder Mandarin =) mit ſchwarzen Ieinenen Kleidern und einer fhlechten Muͤtze auf dem Kopfe gehen. Sobald fie vor ihn Fommen en fie fich, i ie, und Ben verfchiedene na Br: linfer —X le —X u f en tin Befehl ertheifet, ihnen die gehörige Kleidung für die Baccalaureen, nämlich eine Wefte, einen Surtout und eine feidene Müge zu geben, Wenn fie folche angelegt haben, fo fehren fie zurück und werfen fich von neuem vor des Mandaring Richterſtuhle nieder. Von hier geben fie zum Pallafte ves Confucius, mo fie den Kopf vor feinen Namen und vor den Namen der größten Weifen viermal zur Erde beugen. der Bacca⸗ in einem Bezirke befinden , zufammen, ſich vor dem Befehlshaber in feinem Tribunale laureen. niederzuwerfen. Nachgehends ſteht er auf, und biethet ihnen Wein in Bechern an, den er erſt in die Luft erhebt. An verfchiedenen Orten werden Stücken von vorher Seide un- ser fie ausgetheilt, Daraus fie eine Art Gürtel machen. Sie befommen au 509 Kuchen mic filbernen Blumen geziert, Die fie auf jede Seite der Müsen, wie einen Mercuriusftab fegen. Alsdann gehen fie mit dem Befehlshaber voran, nach des Confucius Pallafte, die Feyerlichfeit mit der gewöhnlichen Begrüßung zu endigen. Dieß ift gleichfam die voͤl ige Bekraͤftigung, daß fie in ihre Würde eingefeßt find, weil fie Dadurch den Confucius für ihren Lehrer erfennen, und fich erklären, daß fie feinen Vorſchriften bey Regierung des Staats folgen wollen b). Nava⸗ 2) Du Balde, auf der 376 und folgenden Seite, 2 a) Vermushlid derjenige, den man vorhin ſchlechtweg Hyo tau nennte, der ſie examinirte. XV Buch, IE Capitel. 2: Navarette ſtimmet im Hauptwerke mit dem, was wir aus dem Du Halde ange: führer haben, überein, feget aber noch einige Merkwürdigkeiten hinzu. Er melder uns, waͤhrend der Regierung von der Familie Song vor ſechshundert und funfzig Jahren, da die Öelehrfamkeit in China am meiften geblüher habe, wären bie Gelehrten fo gewachfen, daß man einem jeden Städtchen zwanzig Baccalaureen, einer Mittelſtadt vierzig, und einer Hauptſtadt funfzig verſtattet Hätte, . — Dieſe nennen ſie Lin ſeng, das iſt, Baccalaureen, die vom Könige Erlaubniß ha⸗ ben. Naͤchſt dieſen ließen fie einem Staͤdtchen ſechzig, und einer Stadt hundert und zwanzig zu, die fie Tſeng ſeng, zugeſetzte Baccalaureen nannten. Nachgehends gaben ſie alien Erlaubniß, welche die Grade annehmen wollten. Dieſe werden durch den Namen Su hyo unterfchieden, welches Baccalaureen, die zur Schule geſellet find, bedeutet, daß es alfo drey Grade unter ihnen giebt. Die privilegivten Baccalanreen,dievon weitern Fragen undUnterfuchen ihre Wiſſenſchaft frey find, heißen Kung ſeng. Ihrer find drey Arten, Die erfte nennet man Pa fung feng, welches. bedeutet, daß fie geſchickte Redner, und ihre Yusarbeitungen fo. gut und ſchoͤn find, daß fie ihren Grad. verdienten, ‚ohne die gehörige Zeit zu. erwarten, welches eine fehr große Claſſe des Adels. Wachsthum der Gelehr⸗ ten. Privilegirte Baccalau⸗ een hu Ehre iſt. Die zweyte Claffe find die Tfye fiven kung, welche zwanzig Jahre Baccalau⸗ reen geweſen find. Die letztern heißen Ngen kung ſeng, Baccalaureen, die durch des Kaifers Gnade privilegivet ſind. Die Söhne von Karnern, Fleiſchern, Henfern und Eos mödianten, auch Baftarde, find unfähig, einen Grad anzunehmen, Wenn die Candidaten mit ihrer Ausarbeitung fertig finds ſo machen fie folche zufant- men, fehreiben ihren Namen und ihr fand darauf, find aber beſorgt, ſolches zuzudecken, daß es nicht zu leſen iſt. Solche Ausarbeitungen, welche verdienen, in das zweyte Zimmer zu geben, werden aufgehoben, Die andern ausgeworfen. Bon fünftaufend wird in Diefer er- ften Halle die Hälfte verworfen, Diejenigen, die man gewaͤhlt hat, geben zur zweyten hinauf, wo fie durchfehen werden, und etwa die Hälfte zur dritten koͤmmt, in der ſich die Magiftratsperfonen befinden, welche die Unterſuchung mit anftellen, Diefe wählen funf⸗ zig von den fehönften und beften unfer ihnen, auch nad) einer Ordnung, als die exfte, zweyte sc, Alsdann fehen fie nach den Namen, und rufen diejenigen, Die es verdienet ha= ben, ihren Grad zu befommen; fihreiben die Namen auf große Tafeln, und !affen folche an einem öffentlichen Orte aufhängen. Vermittelſt diefes werden fie Graduirte, ohne wei- tere Umftände; eben wie Eleaſar, faget unfer Berfaffer, bloß durch die Ankleidung, ohne weiteres Salben oder Einweihen, Hoherpriefter ward c). Und ſo find alle Eramen beſchaffen. Finden fie noch mehr Auffäge, die ebenfalls die Erhöhung verdienen: fo ſchreiben fie derfelben Namen auf ‚ empfehlen fie beftens, und erklären ſich, wofern ihnen eine größere Zahl verftattet wäre, zu erheben: fo verdienten dieſe folches auch, welches als eine große Ehre angefehen wird. Den biefer Berrichtung find fie drey Tage eingeſchloſſen. Der Kaifer giebt alle Unfoften, und diefelben find fo groß, daß Navparette fie nicht melden will, weil fie kein Europaͤer glauben würde. Der Unterfönig, die Craminatoren, und andere große Mandarinen, empfangen alsdann die Graduirten mit vielen Ehrenbezeugungen, bewirthen fie miteinem großen Gaſtmahle, und geben einem jeden einen fülbernen Loͤffel, einen blaufeidenen Sonnenſchirm, und einen Seſſel, der auf den Schultern von vier Männern ge: fragen wird. Dd 2 Wenn b Du Halde, a. d. 295 ©, Im 3B. Moſ. das 20 Canar-26®, Wie ſie ge⸗ ehrt werden. 212 Beſchreibung von China. Claſſe des . Wenn die Tafeln ausgehangen find: fo ftehen die Seute häufig da, die Neuigkeit den Adels. Verwandten derer, die ſo geehret werden, eiligſt zu uͤberbringen, und erhalten dafuͤr große Belohnungen. Sobald der Bothe anlangt, ſtellet die ganze Stadt, vder das ganze Städt: chen öffentliche Sreubenbezeugungen an, daß ihr Landsmann fo glücklich gewefen ift. 3 Wenn erfelbft nach Haufe koͤmmt, ſo empfängt ervon jedermann Defuche, Gluͤckwuͤnſchun⸗ gen und Geſchenke in-Silber, nach defien Umſtaͤnden. Dieß geſchieht in der Abſicht, ihm zu ſeinen Koſten bey Hofe zu verhelfen, wo jeder Licentiat 4) kuͤnftig hingehen muß. De- ſelbſt wird ſein Name in die kaiſerlichen Buͤcher eingeſchrieben, damit er wenn man ihn braucht, von der Regierung kann gefordert werden, Diejenigen, welche Doctoren werden wollen, melden fich, daß fie verlangten, vor dem Kaifer eraminive zu werden, Diefer fehreibe ihnen die Sachen vor,,; die ſie ausarbeiten follen, und beurtheilet ihre Arbeit. Wer unter denen, Die diefe Ehre erlangen, der oberfte iſt; erhält die größte Ehre, die man ſich nur vorftellen kann. Manche werden zum faiferlichen Collegio beftimme e ‚ andere gehen nach) Haufe zurück, dafelbft Bedienungen zu erwarten, I nn | Beftrafung Obwohl außerordentliche Sorge getragen wird ‚ allen Beftechungen hier vorzukom⸗ des Beſte- men: fo finden fie doch Wege, dergleichen auszuüben. "Der Kaifer Shun chi ließ zu deg chens. Verfaſſers Zeiten einen dicentiaten und deffen Eraminator dieſerwegen enthaupten; und wie er das Sand pinauf gieng, begegnete ihm ein andever Sicentiat in Ketten, den man eben des⸗ wegen angeklagt hatte. Die gewoͤhnlichſte Arc zu beſtechen, iſt, daß der Candidat dem Examinator auf zivey oder drey Tagereifen entgegen geht. Iſt diefer geneige darzu, fo ver- gleichen fie ſich um fünfjundere Ducaten ober mehr; alsdann machen fie ein Merkmaal aus, woran feine Arbeit von den übrigen zu unterfcheiden iſt; und das iff gemeinialich ein Strich oder Zug an einem beſondern Orte; oder der Examinator giebt ihm auch die Materie ‚daß er Zeit hat, folche fich bekannt zu machen, und beftimmer ihm doch noch) ein gewiffes Merf- maal, damit ihm folches eher einfallen Fönne. Finder man aber, daß einer, der folchergeftaft erhoben worden ift, Feine Berdienfte befige: fo fegen fie den Sraminator gefangen. Nusen der Diefe Art, die Gelehrten beftändig zu examiniren, iſt ein vortreffliches Mittel, ſie zu Crammum. verhindern ‚ Daß fie nicht muͤßig gehen, und fi) nicht fo fehr vermehren, _ Die hieraus entftehenden uͤbeln Folgen zu unterdruͤcken ‚ nahm der Kaifer Kuftinian die Einfünfte von * verſchiedenen Staͤdten weg, welche Schulen Hatten: und man fadelte Franciſcum den Erſten von Frankreich ſehr, daß er fo biel Univerfitäten geftiftee, und dadurch die Zahl der Stu⸗ direnden dergeſtalt vergrößert hatte, daß an Soldaten, Hauswirthen und Handwerkern ein Mangel war, 4 Aufführung Navarette faget, es wäre gut, wenn die Studierenden in Europa den Chinefen der Gelehr⸗ ahnlich wären; denn fie find alle die ernfthafteften und ſittſamſten Seute in China, und ge: — hen ſtets mit niedergeſchlagenen Augen. Selbſt bey den Schulfnaben zeiget fich ſchon die- fes gefeßte Weſen Wwelches der Verfaſſer oft nicht ohne Erſtaunen — bat. Doc, faget er, wären fie durch und durch voll hoͤlliſchen Hochmuths, und ſaͤhen andere Nationen kaum als Menſchen an; aber der Tartar hat nicht ſo viel mehr aus ihnen gemacht, und fieda- ° Durch I Nach Magellans 58 S find in China heungig f) Navarette, auf der 49 und folgenden Seite, tauſend Baccalaureen und zehn taufend Licentiaten Ze Comre handelt auch, aber kuͤrzlich von der oder Magifter. 2. NE Gelehrten Eramen und Graden ‚ auf der 235 und e) Oder zum vorerwaͤhnten Zanlin folgenden Seite.. ann, * AV Bub. DIE 213 durch gedemuͤthiget ), Man verfteht Hier unter dem Namen Gelehrte, alle Studie- Claſſe der cenbe po, als die einen Grad haben, fie mögen in Aemtern fteben oder nicht. Alle Bauswir⸗ i Mandarinen find Gelehrte, aber nicht alle Gelehrten find Mandarinen, oder mit Yem- kbe. 5 gern verſorgt. or, ee N ; Der II Abſchnitt. Die Hauswirthe und das Anfehen, in dem der Feldbau fteht. Vorrechte der Hauswirthe. Der Feldbau wird Mirfung deffelben. Ihr Fleiß. Diingen mit ſehr Hoch geſchaͤtzt. Die Kaifer befördern ihn. Miſt; mit Haar und Kalk, Wie fie das Land Feſt, das zu deſſen Ehren angeftellee wird. ebnen. Wie fie die Berge anbauen. Die Große Proceßion. Der Kaifer pflüge jährlich hoͤchſten Felder werden gewaͤſſert. Sinnrei⸗ einmal. Borbereitungen. Opfer. Er pflüget ches Hebezeug dazu, amd zu Neinigung der ein Stüd Feld, Was darauf wächft, ift heilig. Candle: Wie das Land in China verpachtet Wie die Landwirthe aufgemuntert werden. wird. Hi Sandleute in China werden den Kaufleuten und Künftlern im Range vorgezogen. Vorrechte Sie haben große Vorrechte; Denn man fieht ihre Lebensart als die nöthigfte im der Land: Staste an. Nach Navarettens Berichte fagen die Chinefen, der Kaiſer müffe fie unter leute. feinen befondern Schuß nehmen, und ihnen befondere Borrechte ertheilen, weil durch ihre Arbeit das ganze Reich befteht 2). Ya, es würde nicht beftehen Föntien, wenn das Bolf fich nicht mit dem größten Eifer und Fleiße darauf legte; da China fo volfreic) ift, daß, wenn jeder Zoll Landes, wie in der That meiſt geſchieht, befäet wäre, eg gleichwohl für fo viele Einwohner Faum zureichen würde: und das Reich ift zu weitläuftig, als daß man Die« ſen Mangel anderswoher erfegen koͤnnte, wenn man auch Handel mit Sremden treiben wollte. Daher ift es allezeit eine von der vornehmften Bemühung der Negierung gewe⸗ fen, den Feldbau zu unterhalten, und dieferwegen die Sandleute und ihre Lebensart zu eh - von, In diefer Abficht ift ein Fefttag zu Ehren des Ackerbaues angeftellt, und der Kaifer wird jährlich felbft einmal ein Adersmann, zur Nachahmung der vorigen Monarchen, de— ven Gefihichte, wie es feheint, zu Diefer Abficht „eingerichtet ift. Die gemeine Meynung, nach dem Berichte der Miffionarien, ift, Schin nong 2) Hohes Ans babe zuerft den Aderbay gelehret; und er wird noch heutiges Tages, als der Erfinder einer feben des fo nüglichen Kunſt verehret c). Cie ift durch dasjenige, was aus den Büchern ihrer alten Ackerbaues. Weiſen erzähfer wird, noch mehr in Anfehen gefommen. Der Kaiſer Yau, der vierhun: dert und achtzig Jahre nach diefem Monarchen zu herrſchen anfing, wählte einen jungen. Adersmann, vorzüglich vor feinen Kindern, zum Nachfolger. Diefe Wahl eines Kaifers hat den Chineſen eine große Hochachtung für den Feldbau beygebracht, Shuns Nachfol- ge, Du, Fam auf eben diefe Are auf den Thron. Man fager, er habe erfunden, wie man das Waller durch Candle in die See ableiten könne, das fonft die niedrigen Lander über- ſchwemmte; und habe nachgehends eben diefe Canaͤle gebraucht, den Boden fruchtbar zu machen. Er foll auc) verfihiedene Bücher vom Beftellen und Wäffern der Felder aufge- DE = ſetzt a) Navarette auf der sn Seite. Du Halde hundert u. ſieben u. dreyßig Jahre vor der chriſtl. Zeit⸗ auf der 272 Seite. rechnung zu regieren an. S. du Halde a.d. 137 ©. Oder: der himmliſche Ackersmann. Er ©) Navarette a. d.· 33 S. ſaget, fie opferten ihm war der zweyte Kaiſer, und fing zwer tauſend acht in prächtigen Tempeln. 214 | Beſchreibung von China. Claſſe dee febt haben, und deswegen von Shun zum Nachfolger feyn ernennet worden, Diefes hat auswir⸗ das Anfehen des Ackerbaues ungemein erhoben, da derfelbe die Aufmerkſamkeit eines ſo gro⸗ ‚ber Gen Fuͤeſten anf ſich gezogen hat. ap Die Kaifer Verſchiedene andere Kaiſer haben ihren Eifer fir denfelben ebenfalls entdeckt. Rang befördern ihn. panıg, der dritte Monarch von der Familie Chew, ließ Graͤnzzeichen fegen, um den Strei: tigfeiten zwifchen den Bauern vorzufommen, Der vier und zwanzigſte von eben dem Ge: fehlechte Ring vang, unter deffen Regierung Confucius, fünfgundert und ein und drey- Fig Jahre vor Chriſto, gebohren ward, erneuerte Die Gefege, die zum Vortheile des San: baues abgefaffee waren. Der Kaiſer Denti erhob den Ackerbau dreyhundert und zwey und funfzig Sabre darauf ungemein hoch. Damit dieſer Herr die Unterthanen feines durch Krieg verheerten Landes zum Ackerbaue aufmunterte: fo pflügte er ſelbſt Die Felder unter fei; nem Pallafte, welches alle Minifter und Hofleute verband, eben das zu thun. Seit zu Ehren Man hält dieſes für den Urſprung eines großen Feſtes, das jaͤhrlich in allen Städten deffelben. Yon Ehina begangen wird, wenn die Sonne in den funfjehuten Grad des Waſſermannes tritt, welches die Chinefen als den Anfang des Frühlings anfehen: Der Befehlshaber laͤßt ſich an dieſem Tage auf einem Seſſel aus feinem Pallafte tragen, Vor ihn her trägt man Fahnen, brennende Fackeln und verfchiedene Inſtrumente. Er ift mit Bluhmen befrönt, und begiebt fich in dieſem Aufzuge gegen das oftliche Thor der Stadt, um gleichfam dent Frühlinge entgegen zu geben. Verſchiedene Sänften begleiten ihn, die gemalt, und mit mancherley ſeidenen Tapezereyen ausgezieret find. Auf denfelben zeigen fich verfchiedene Bilder, und die Gemälde großer Männer, die den Feldbau getrieben haben, nebft dahin gehörigen Gefchichten. Die Straßen find mit Tapezereyen bedeckt, und in gehörigen Ente fernungen Triumphbögen aufgerichtet. Sie hängen auch Saternen aus, und ftellen Illu— minationen an. Großer Auf⸗ Unter den Figuren befindet fich eine irdene Kuh von folcher Größe, daß vierzig Mann zug. fie ſchwerlich fortſchaffen Fönnen, mit vergofdeten Hörnern. Hinter ide koͤmmt ein junges ‘ Kind, das den einen Fuß bloß, und an dem andern einen Schub hat. Sie nennen fol- ches den Schungeift des Sleifes ımd der Arbeit. Es fhläge beftändig mit einem Stabe auf die Kub, um fie gleichfam fortzutreiben. Alle Sandleute folgen mit ihren Werf- zeugen, und nach ihnen Maffirte und Comödianten, die fpielen. So ziehen fie nach des Befehlshabers Pallafte, wo fie Die Kuh ihrer Zierrathen berauben, und aus ihrem Baus che eine erftaunliche Menge Fleine thönerne Kühe nehmen, und folche ſowohl, als die Stü« seen der Kuh, Die zerbrochen wird, unter Das Volk austheilen, Nachgehends preift der Befehlshaber in einer Furzen Rede die Sorgfalt für den Ackerbau, als eine Sache, die dem Beſten des Staats ungemein zuträglich ift, an. Der Kaiſer Die Aufmerkſamkeit der Kaifer und der Mandarinen auf den Feldbau it fo groß, wird jährlich Haß der chinefifche Monarch Die Abgeordneten von den Unterfönigen niemals zu fragen einmal vergißt, wie fie das Feld befunden haben ; und ein Regen, der zu vechter Zeit eln- fälle, ift eine gute Öelegenheit, einem Mandarin dieferwegen zum Gluͤckwunſche aufzu— warten. Der Kaifer gebt jährlich im Frühlinge, der in den Hornung fälle, alter Gewohn⸗ heit nach, mit vielen Feyerlichkeiten einige Furchen zu pflügen, um durch fein Beyſpiel die Sandleute aufzumuntern, Die Mandarinen einer jeden Stadt vollenden diefe Ceremonie folgendergeftalt. Nachdem das mathematifche Tribunal, dem Befehle gemäß, ven zalten des zweyten Monats, als den Tag zur Ceremonie des Pflügens, feftgefege haste: ſo gab das ri XV Buch, U Cabitel. — das Tribunal der Gebraͤuche dem gegenwärtigen Kaiſer Yong ching durch eine Schrift da- Claſſe der von Nachricht, und in felbiger meldete es folgende Umſtaͤnde, als Worbereitungen zum Seite, — die er zu beobachten hatte, © 1) Er ſollte zwölf Bornehme beſtellen, ihn zu begleiten, und , mM, nach hm zu pflügen, nämlich drey Prinzen und neun Präfidenten der obevften Gerichte, ‚oder der legten Beyftände, wenn fie felbft alt oder ſchwach wären. 2) Da die Ceremonie nicht nur darinnen beftünde, daß der Kaifer pflügte, durch fein Beyſpiel Nacheifer zu er: wecken; fondern auch ein Opfer in ſich faßte, Das er, als der oberfte Priefter, denn Shang ti thaͤte, um von felbigem veiche Früchte für fein Volk zu erhalten : fo follte er, als eine Bor- beveitung dazu, drey Tage zuvor faften, und fich enthalten; welches feine Begleiter, Die Prinzen und Mandarinen, ebenfalls thun follten. 3) Den Abend vor der Feyerlichkeit follten Seine Majeftät verfchiedene Herren vom Range nach der Halle ihrer Vorfahren fen- den, wo fich diefelben vor der Berftorbenen Tafel niederzumerfen, und ihnen, als ob fie no lebten, Nachricht zu ertheileu hätten, daß er den Tag darauf das große Opfer thun wollte. Außer dieſen Nachrichten für den Kaiſer, ſchreibt das Tribunal auch die Zubereitun⸗ ein Ackers⸗ gen vor, die deswegen in verfchiedenen Tribunalen gemacht werden. Eines muß das Opfer man. fertig machen, das andere Die Formel auflegen, die der Kaifer beym Opfern herfaget; ein drittes die Zelten herbeyfchaffen und auffchlagen, unter denen Seine Mojeftät zu Mittage ſpeiſen, wenn fie es fo befehlen; das vierte muß vierzig oder funfjig ihres Alters wegen an fehnliche Landleute verfammeln , die bey des Kaifers Pflügen gegenwärtig feyn müffen, vierzig jüngere, die den Pflug zurechte machen, die Dchfen jochen, und den Samen fertig halten müffen. Diefer beftehe in fünf Arten, unter denen aller übrige begriffen fern foll, namlich Weizen, Reiß, Bohnen, und zwo Arten Hirſe. Den ꝛaſten Tag des Monats geht der Kaifer mit feinem ganzen Hofe in feiner feyer- Opfer. lichen Kleidung an den beftinmten Ort, dem Shang ti das Frühlingsopfer zu bringen, durch welches’ er erfucht wird, die Erdenfrüchte zu vermehren umd zu erhalten. Der Pas üt ein Eleiner Erdhügel, unweit der Stadt ſuͤdwaͤrts. Auf der Seite diefer Erhöhung, die funfzig Fuß und vier Zoll hoch feyn foll, ift der Fleck, der von den Faiferlichen Händen foll gepflüget werden. : Nach dem Opfer flieg der Kaifer mit denen dreyen Prinzen und neun Präfidenten, die Pfluͤget ein mit ihm pflügen follten, herab. Verſchiedene Große trugen die Foftbaren Behältnifle, in Stuͤck Feld. denen ſich der Same befand, Der ganze Hof wartete mit dem tiefften Stillfchweigen. Darauf nahm der Kaifer den Pflug, pfluͤgte verfchiedene male vorwärts und zuruͤck; und wie er folchen abgab, nahm ihn ein Prinz vom Geblüte, und pflügte, wie fie alle nach der Reihe thaten. Nachdem fie an verfchiedenen Orten gepflüge hatten: fo fäete der Kaifer das mancherley Korn, und den folgenden Tag brachten die vier und vierzig alten und zwey und vierzig jungen Aderleute die Arbeit vollends zu Ende, Diefe Ceremonie befchloß fich mit Der gefegten Belohnung, die der Kaifer einem jeden unter ihnen ertheilte, welche in vier Stücen gefaͤrbtem Kattun zu Kleidern beſtund. * Dieſes Feld wird ſehr ſorgfaͤltig gewartet, und von dem Befehlshaber in Peking oͤſters Das Korn beſucht; wobey er alle Furchen aufs ſorgfaͤltigfte durchgeht, um zu ſehen, ob er einige be- davon iſt Heiz fondere Aehren entdecken Fann , die fie als gute Worbedeutungen anfehen. Bey diefer Ge- 1% iegenheit giebt er Nachricht, daß er z. E. einen Halm mit dreyzehn Aehren gefunden. Im Herbite fammelt eben Diefer Befehlshaber das Korn in gelbe Säde ein, und es wird In ein » 216 Befchreibung von China, Claſſe der ein dazu erbautes Kornhaus, das Faiferliche Magazin genannt, gebracht, und zu den Bauswir⸗ feyerlichſten Ceremonien aufgehoben. Denn wenn der Kaifer vem Tyen oder Shangti ee, opfert fo überliefert er es, als die Frucht feiner eigenen Hände, und bringe es gemwifle Zei: ten im Jahre feinen Vorfahren, als ob fie noch lebten. Die Landleute Unter verſchiedenen guten Einrichtungen, die dieſer Kaiſer gemacht hat, ‚bat er auch werden aufs eine befondere Hochachtung für die Landleute bewieſen. Um fie zu ihrer Arbeit aufzumun- gemunfert: tern, verordnete er, die Befehlshaber einer jeden Provinz follten ihm jährlich von dem Landmanne in ihrem Bezirke eine Nachricht ſenden: mer fich im Feldbaue am meiften het- vorthäte, eine untadelhafte Aufführung hätte, in feiner Familie Einigkeit, und mit feinen Nach- barn Sriede hielte, und fparfam, und allen Ausfchweifungen feind wäre, Auf diefe Nachriche des Befehlshabers erhebtder Kaifer diefen Elugen und arbeitfamen Sandmann zu der Stelle eines Mandarinen vom achten Range, und fendet ihm den Erhöhungsbrief als einem Ehren- mandarinz welcher Vorzug ihn berechtigt, Mandarinenkleidung zu tragen, ven Befehls- haber der Stadt zu befuchen, in feiner Gegenwart zu fißen, und mit ihm Thee zu trinken, » Er wird feine ganze Lebenszeit über verehrt. Nach feinem Tode erhält er ein Seichenbe- gaͤngniß, das feinem Nange gemäß ift, und fein Ehrentitel wird in die Halle feiner Vor— fahren angefchrieben. Was für Nacheifer muß nicht folches bey den Landleuten erwecken ! DieWirkung Diefen gemäß finden wir auch, daß fie beftändig mit ihren Feldern befchäfftiger find. davon iſt ihr Haben fie Zeit übrig : fo gehen fie fogleich auf die Berge, um Holz zu bauen, in den Gär- Sliß. ten nach ihren Kräutern zu fehen, oder Rohr zu fchneiden; fo daß fie nie müßig find. Das Sand liegt in China nie brache, und einerley Grund bringe ordentlich drey Erndten im Jahre; erftlich Reiß, ehe folcher reif it, faen fie Wicken; und wenn diefe eingefammele find, Wei- zen, Bohnen oder ander Korn; und fo geht es beftändig wieder von vornen an. Selten wenden fie ihr Sand unnuͤtz an; z. E. zu Bluhmengärten, oder fchönen Spasiergängen, weil fie ihres und des gemeinen Beftens wegen lieber nüglihe Sachen haben. Düngen mit Ihre größte Aufmerkſamkeit ift auf den Reißbau gerichtet. hr Sand duͤngen fie un- Mife; gemein wohl, und fammeln in diefer Abficht forgfältig alle Arten von Mifte, von Men- ſchen und Viehe, „ den fie auch für Kräuter , Holz oder Leinöl, eintaufchen. Dieſe Art von Dünger, bie anderswo 4) die Pflanzen verbrennen würde, ift für das chinefifche Sand fehr gut, 10 fie die Kunft befisen, ihn vor dem Gebrauche mit Waffer zu mildern. Sie fam- meln den Mift in Kübeln e), die fie ordentlich bedeckt ‚auf den Schultern tragen, und die . träge zu der Neinlichkeit ihrer Städte fehr vieles bey, da der Unflat täglich fo wegge— nommen wird, mit Haaren In der Provinz Che kyang und anderswo, bedienen fie ſich bey dem Reißſaͤen f) und Kalke. gewiſſer Ballen von Schweineborften, auch Menfchenhaare, welche, ihrer Meynung nach, dem Sande Stärfe geben, und machen, daß das Korn beffer waͤchſt. Daher heben die Barbier das abgefchnittene Haar auf, und verhandeln es, das Pfund um einen halben Dfennig, an Leute, die es in Süden wegfchaffen ; man fieht auch oft Barfen damit bela- den. Wenn die Saat in Aehren ſchießt, und fie das fand mit Quellwaſſer wäflern: fo | ver⸗ d) Navarette auf der 53 Seite ſaget, zu ges mengt wäre. Die Miſſionarien hielten dieſes für wiſſen Zeiten befprengten fie den Reiß, oder twäffer- ſeltſam, weil der Harn alle Pflanzen in Europa vers ten ihn mit Menſchenharne, dev mit Unflate vers brennet und zernichtet, Es gäbe auch nicht ein - Horn, — — — — "XV Buch, III Eapitel. | a; vermengen fie lebendigen Kalk damit ‚ der, ihrer Meynung nach, die Würmer und das Elafle der Ungeziefer tödten, das Gefträuhe am Wachsthume hindern, und dem Grunde Wärme Bauswir⸗ mittheilen, und dadurch feine Fruchtbarkeit vergrößern fol. Durch diefes Mittel find ihre 9% Reipfelder fo rein, daß Navarette zwar manchmal auf felbigen kleines Kraͤuterich gefucht, ‚aber nie gefunden hat; und er alfo fehließe, der Reiß, der erftaunlich groß und ſchoͤn iſt, siehe alle Nahrung aus dem Grunde 2). Die Ackerleute füen ihr Korn erftlich ohne Ordnung. Wenn es aber etwan einen Fuß Wie ſie den oder anderthalben hoch gefchoßt ift: fo reißen fie es mit der Wurzel aus, ‚machen eine Art Boden ebe- Fleiner Garben daraus, und pflanzen es nach der Linie und ſchichtweiſe, damit die Aehren MU. fih an einander lehnen, und den Winden befier widerftehen mögen. Che der Reif ver- pflanzt wird, ebenen fie das Sand, und machen es fehr glatt, welches folgendermaßen ge-- fehieht. Nachdem fie den Grund vier- oder fünfmal nach einander, allezeit bis an die Fer— fen unter Waſſer ſtehend, gepflügt Haben: fo brechen fie die Erdkloͤßer mit ihren Spaten; alsdann tritt ein Mann aufgerichtet auf eine hölzerne Maſchine, und treibt einen davor ges fpannten Büffel, das Erdreich Damit eben zu machen, damit das Waffer Durch und durch gleich Hoch zu ſtehen koͤmmt, und die Ebenen eher einem großen Garten, als freyen Fel- dern ähnlich fehen, | Die Berge in China find alle angebauet, Man fieht aber weder Hecken noch Teiche, Sie bauen ja kaum einen Baum: fo fehr fürchten fie ſich, einen Zoll breit von dem Boden zu verlies die Berge an. von. Es iſt fehr angenehm, an einigen Orten Ebenen von drey bis vier Meilen in der Laͤnge, mit Hügeln und Bergen umgeben, die vom Fuße bis auf den Gipfel in erhöhete Beste oder Terraffen getheilet find, deren jede drey bis vier Fuß hoch iſt, zu fehen; eine erhebt fich immer über die andere, und ihrer find manchmal zwanzig oder dreyßig. Diefe Berge find niche felficht, wie Die europaͤiſchen, fondern haben einen leichten und lockern Boden , der fi) ohne Mühe zertheilen laͤßt; und diefes geht in manchen Provinzen fo tief, daß man drey- - oder vierhundert Fuß graben kann, ehe man auf den Felfen koͤmmt. Wen die Bergeja felſicht find: fo fprengen die Chinefen die Steine ab, und bauen Eleine Mauern daraus , die Terraſſen zu unterftüßen; alsdann ebenen fie den guten Boden, und befäen ihn. Idhr Fleiß gebt noch weiter. Es giebt in einigen Provinzen öde und ungebaufe Ber- ge; die Felder und Thäler aber, die an fehr vielen Orten zwiſchen ihnen liegen, fruchtbar und wohl gebauet. Erſtlich ebenet der Adermann alle ungleiche Pläge, die ſich dereyen waͤſ⸗ anbauen laſſen; alsdann theilet er das Land, das in einer Ebene liegt, in flache Stuͤcken, ern. und das laͤngſt den Rändern von den Thaͤlern hingeht, in Stufen, wie bey einem Amphi⸗ theater. Weil der Reiß ohne Waſſer nicht fortkoͤnmmt: fo machen fie Waſſerbehaͤltniſſe in geſchickten Entfernungen und verfchiedenen Höhen, um den Regen und das Waſſer, das von dem Berge abläuft, aufzufangen, und es auf alle ihre Reißfelder gleich auszutheilen; : entweder indem fie es nach den Feldern von den Behältniffen herunter laufen laſſen, oder es aus den niedrigften Behältniffen zu den höchften-Stufen erheben, Wie fie die find ſehr hoͤchſtenLaͤn⸗ | Sie Horn, einen Knochen und dergleichen, den fie nicht ) Navarette fpricht, wenn ſie ihn verpflanzten. zum Düngen verbrennten. 8) Navarettes Befchr. von China, a. d. 52 ©. e) Siehe oben auf der 135 Seite, Du Haldes China, auf der 272 Seite, Allgem, Beiſebeſchr. VI Band, Ee Claſſe der. Haus wir⸗ Sinnreiches Hebezeug. Reinigung der Candle. 218 Beſchreibung von China. Sie bedienen ſich darzu gewiſſer Wafferfünfte >), die in ihrer Verfertigung und in ihrem Gebrauche fehr einfach find; es iſt nichts weiter, als eine hölzerne Kette, wie ein Paternofter 7), mit einer großen Menge flacher Bretter beſetzt, vie fechs oder fieben Zoll ins Gevierte haben, und in gleichen Entfernungen bon einander paraffel ſtehen. Dieſe Kette geht Durch eine viereckigte Roͤhre, an deren unterm Ende ein glatter Eplinder befind⸗ lich iſt, deſſen Are in den beyden Seiten feſtliegt A), und das obere Ende in eine kleine Trummel befeſtigt iſt, welche ebenfalls rund herum mit kleinen Brettern beſetzt iſt, die auf die Bretter der Kette paſſen. Dieſe Kette gebt rund um die Trummel undum den Cylinder. Wenn alſo die Trummel herumgeht: fo gehe die Kette auch berum; wenn fih daher das untere Ende der Röhre im Waſſer befindet, und das Ende, wo Die Trummel ift, auf der Hoͤhe ſteht, wo man das Waffer hinſchaffen will: fo führen die Bretter, welche die Höh- fung der Röhre genau ausfüllen, einen beftändigen Strom Waffers, fo lange das Hebe— zeug in Bewegung iſt; und dieſes wird auf dreyerlen Art erhalten. Erſtlich mit der Hand, vermittelft eines oder ziweener Handgriffe, dieanden Enden der Achfe vonder Trummelbefind- lich find. Zweytens mit den Füßen, durch Hülfe gewiſſer großer höfzerner Zähne, etwan einen halben Fuß lang, Die zu dieſer Abfiche rings um die Achfe der Trummel ſtehen. Diefe Zähne haben große lange auf der Außen Seite rund gemachte Tritte, um die Sole des nackten Fußes darauf zu feßen: fo daß einer oder mehr deute, mit der größten Bequemlich⸗ keit, die Mafchine in Bewegung fegen Fönnen, fie mögen babey ftehen oder fißen; und ihre Hände Fönnen auch noch gebraucht werden: denn einer hält einen Sonnenfhirm, der anders einen Fächer damit, Drittens, vermittelft eines Büffels oder andern Thieres, das an ein großes Rad gefpannt wird, welches wagerecht liegt, und etwan vier Ellen im Durchmeffer bat, Rund um dafjelbe herum find eine Menge Zähne, die genau in die Zähne der Achfe von der Trummel pafjen, und die Mafchine fehr leicht herumtreiben. Soll ein Canal gereinigt werden, wie oft gefchieht: fo wird er duch Dämme abge⸗ theilet, und ein jeder benachbarter Flecken bekoͤmmt feinen Theil; worauf die Bauern fü: gleich mit ihrem Paternofterwerfe erfcheinen, und dadurch das Waffer von einem jum an- dern führen. Wegen der vielen Gehuͤlfen, ift diefe beſchwerliche Arbeit bald geendiger, Hier und dar, als in der Provinz Fo kyen, find die Berge zwar nicht hoch, aber fie ftoßen fo an einander, daß faſt Fein Thal zwifchen ihnen iſt. Gleichwohl wifjen die Ackersleute Waſſer von einem zum andern durch Röhren von Bambu Z) zu leiten, und fie find affe angebauet. Diefer erftaunlichen Arbeitſamkeit ift die Menge von Feldfrüchten und Kräutern zuzu⸗ ſchreiben, die in China größer iſt, als in allen andern Andern. Dem ungeachtet reicher das Land Faum zu, feine Einwohner alle zu unterhalten; und man Fann fagen, fie hätten ein Sand, das noch einmal fo groß wäre, nöthig, um bequem zu leben m). Bey h) Navarettes Beſchr. von China a. d. z2u.f. S. bracht worden, und die Holländer bedienten ſich ih⸗ Du Haldes China auf der 277 Seite. ver zu Jakkatra. Es ſey, feinen Gedanken nad, ) Dieß muͤſſen die Hebezeuge ſeyn, die Nava⸗ keine beſſere Erfindung in der Welt, Quellen, Teiche kette wunderbar nennet: Er faget, er hätte fie und dergleichen auszufhöpfen, oft beobachtet 5 er Könnte aber nicht Befchreiben, wie 4) Dieß iſt dag vorerwaͤhnte Paternofterwere, _ fie gemacht geweſen. Sie wären nach Manila ges auf der ı9ı Seite, — nn — — — — : XV Buch. I Capitel. — Bey allem dem ſind die Ackersleute meiſt arm Volk, und haben jeder nur wenig Land. Claſſe der Dıdentlich hat der Eigenthumsherr die Sale vch aller Exndfe, und bezahlet alle Auflagen ; Arufleure, die andere Hälfte Hat der Ackersmann für feine Arbeit 2). Sie hie get: | der verpach⸗ { Der UI Abſchnitt. . tet werden · Die Claſſe der Kaufleute; nebſt der Chineſen Schiffahrt und Handel. Die Chineſen ſchicken ſich zum Handel. Man giebt ihnen Schuld, daß fie betruͤgeriſch ind. Diee Menge der Kaufleute und der Haͤndler in China iſt erſtaunlich. Wo man hinkoͤmmt, DieChineſen da ſcheinen mehr Verkäufer als Käufer zu ſeyn. Sie find alle ſehr verbindlich, und ſchicen ſich fehlagen Fein Geld aus, wo fie nue das geringſte gewinnen fünnen, Ste find gerade das dum Handel. Gegentheil von den Japanern: denn dieſe find unhöflich, und laſſen übel mis ſich handelt. Sagen fie einmal, eine Sache fey zwanzig Ducaten werth: fo laffen fie nicht einen Kreu— zer herunter, wenn man auch ein Jahr niit ihnen handelte 2). Ze Comte fpricht, es ſey Feine Nation in der Welt, die fich zum Handel befier ſchickte, und ſolchen mehr verftünde. Sie wären in ihrem Bezeugen ungemein einnehmend; und die Geldbegierde verurfachte, daß fie taufend Mictel zu leben und zu handeln erfönnen, auf die fie natürlicher Weiſe nicht würden gefallen ſeyn. Alles, was vorfümmt, wenden fie zu ihrem Vortheile an, und untere nehmen, um des geringften Gewinnes willen, Die fehwerften Reifen b). Nur wuͤnſchten die Miffionarien, daß die Chinefen etwas ehrlicher handeln möchten, Werden des befonders mit den Fremden: denn fie fuchen allezeit, fo theuer als fie können, zu verkau⸗ Betrugs ber fen, und machen ſich fein Bedenken, die Waaren zu verfaͤlſchen. Ihr Grundſatz iſt, wer ſchuldiget, da kaufet, der wolle die Sachen ſo wohlfeil haben, als moͤglich iſt, und wohl gar nichts dafuͤr geben, wenn es der Verkaͤufer zufrieden waͤre. Daher haben ſie, ihrer Meynung nach, auch) das größte Recht, fo viel zu fordern, als fie koͤnnen. Der Derfäufer betruͤgt nicht, fagen fie, der Kaͤufer berrügt fich felbft: denn er ift nicht geswungen, zu kaufen; und der Vortheil iſt die Frucht von des Raufmanns Geſchicklichkeit. Gleich⸗ wohl ſind diejenigen, die nach ſolchen verdammten Grundſaͤtzen verfahren, die erſten, bey andern Ehrlichkeit und Uneigennügigfeit zu preifen c). Nach Magellans Berichte find diejenigen die reichften Kaufleute, welche mit Geide und mit Zimmerhofze handeln 4). ‚ Wir wollen den Handel der Chinefen in vier Abtheilungen betrachten. Erſtlich wol⸗ len wir von ihrem einheimiſchen und auswaͤrtigen Handel reden. Alsdann von ihrer Schiff⸗ fahrt. Hernach von den Reifen zu Lande. Und endlich von ihrem Gelde, Gewichte und Maaße. | Ee 1, “hr 7) Aber außen an der Röhre. \ #) Ebendaſelbſt, auf der 55 Seite. m) Du Baldes China auf der 272 und folgen: 5) Le Eomtes Nachrichten von Chinn, auf der en Seite, 24o0ſten Seite. 4) Ebendaſelbſt auf der zı8 Seite. ce) Du Haldes China a. d. 534 Seite. Navarettes Defreibungvon Chinn,aufder 4) Wingellanus auf der 132 Seite, Vielleicht safen Seite. ſoll es Salz an ſtatt Seide heißen [4 a Beſchreibung von China, Claſſe der 1. Ihr einheimifcher und fremder Handel, * —A Ihr einhelmiſcher Handel uͤbertrifft allen europdis und Batavia. Dahin gehende und daher kom⸗ ſchen. Er iſt auch in den geringften Sachen mende Waaren. Nach andern Laͤndern. Waa— ſehr ſtark. Die fremde Handlung will nichts ren, die eingefuͤhrt werden. Handel der Euro: fügen. Der Handel nach Japan. Waaren, die paͤer nach China. Der Goldhandel iſt ſehr vor: von da her eingeführet werden, Nach Manila theilhaft. Andere Waaren, die ausgeführet werden. Der einheimi. Fie einer jeden Landſchaft eigenen Reichthuͤmer, und die eichtigfeit, die Waaren vermit- ſche Handel telſt der Fluͤſſe und Canäle fortzuſchaffen, Haben den einheimifchen Handel des Reichs aͤbertrifft allezeic blühend gemacht, _ Der auswärtige verdiener Faum erwähnt zu werden, da die Chi- nefen bey fich felbft alles, was zur Nothwendigkeit und zum Vergnügen diener, finden, und daher felten weit von Haufe gehen. So lange China feine eigenen Kaifer hatte, waren ‚ die Häfen von den älteften Zeiten ber fir Fremde verfchloffen, der Handel mit folchen unter: fagt, und den Einwohnern auszureifen verborhen, Aber die Tartarn haben fie jego allen Nationen eröffnet e) ie r iD den eutopäls Der einheimifche Handel in China ift fo ftarf, daß alle Handlung in ganz Europa ſchen. damit in Feine Vergleichung koͤmmt. Die Provinzen find wie fo viele Koͤnigreiche, die ein ander wechfelsweife mictheilen, was in ihnen wächft. Diefes vereiniget die verfchiedenen Einwohner derfelben, und verfchaffee den Uberfluß in allen Städten. Die Landſchaften 3 Auauang und Ayangfi verfehen diejenigen mit Reiße, welche daran Mangel leiden; Che Eyang ‚liefert die feinfte Seide; Kyang nan Firniß, Dinte und allerley Kunſtwerke 5; er Bun nan, Shen fi und Shanfi Eifen, Kupfer und Metalle, Pferde, Maulthiere, Pelz: werk und dergleichen. So Eyen verfchaffet Zuder und den beften Thee; Se chwen Pflan- zen, Arzneykraͤuter, Rhebarber u. few. Denn es ift unmöglich, von dem Handel einer ‚ jeden Provinz umftändliche Nachricht zu. geben f). N Der Handel Alle diefe Güter werden von einem Orte zum andern feiche vermittelſt der Fluͤſſe ge- geht fehe ſchafft, und in kurzer Zeit abgeſetzet. Mean fiebt 5. E. Kaufleute, die innerhalb drey oder ſtark; vier Tagen, nach Ihrer Ankunft in einer Stadt, ſechstauſend Muͤtzen, die für Die Jahres⸗ zelt gemacht ſind, abſetzen. Der Handel wird nie unterbrochen, als die beyden erſten Tage des erſten Monats, die fie mit Ergoͤtzlichkeiten und den ordentlichen Neujahrsbeſuchen zu— bringen. _ Zu aller andern Zeit ift alles in Bewegung, fowohl in den Städten, als auf dem Sande, Selbſt die Mandarinen haben an dem Handel Theil, weil einige ihr. Geld Kauf- leuten gegeben Haben, um folches vermittelft des Handels zu nußen. ’ auch in den Kurz, feine Familie, fo arm fie auch ſeyn möchte, darf hier Mangel leiden; fie kann „ gerinften allemal, mit etwas guter Wirthſchaft, von einer Handthierung leben. Es find bier viele, Sachen. deren ganzer Hauptſtamm ſich nicht über eine franzöfifche Krone beläuft, und doch ernaͤh⸗ ven ſich Vater und Mutter, mie zwey oder drey Kindern, von dem Gewinnſte, ſchaffen ſich noch ſeidene Kleider zu Feyertagen an, und erweitern ihre kleine Handlung in wenigen Jahxen merklich. Das geſchieht alle Tage, fo ſchwer eg zu begreifen ſcheint. Einer z.E. von dieſen kleinen Kaufleuten, der etwan funfzig Sous 2) hat, kaufet Zucker, Meplund Reif, und machet Fleine Kuchen, Die er eine oder zwo Stunden vor Tage baͤckt, die Herzen der Aeifenden, wiefiefich ausdrücen, zu erquicken, Kaum ift fein Laden offen: fo ift er alle, | Wa td fee Du Haldes Ching ad. ze. Etwan gween Schillinge eugliſch · F) Ar Tomtes Mechr. von China’n.d.295©.' 5) Navyarette auf der 76 Seite faget, Die Len⸗ Du Haldes China auf der 334 Seite, 3. te ZV Buch, II Capitel. | 221 feine Waaren an das Landvolk, das des Morgens in alle Städte haufenweiſe koͤmmt, im- Elafe der gleichen an die Träger, Yıbeiter, die Kinder in der Gegend u, f. 1. losgervorden. Diefer Kaufleute. Eleine Handel bringe in wenig Stunden einen Vorrheil von zwanzig Sous, Davon die Hälfte zum Unterhalte feiner Eleinen Familie zureicht. Mit einem Worte, die volfreichfte Mefle iſt nur ein Schatten von dem unglaublichen Gedränge, das in den meiften Städten von. anfern und Berfäufern gefehen wird. Da ber Handel folchergeftalt in allen chinefifchen Provinzen blüher: fo ift es nicht zu Der auswaͤr⸗ verwundern, Daß fih die Einwohner fo wenig um den auswärtigen Handel befümmern. tige Handel So geben fie zur See nie über die Engen von Sonda; ihre weitefte Reife von dar erftre- will nichts et fi) bis nad) Batavia. Eben fo geben fie von der Seite von Malakka nicht über ſagen. Achem; und die Gränze ihrer nordlichen Seefahrt ift Japan 2). Diefes letztere Sand ift eines ‚von denen, die fie am meiften beſuchen. Gemeiniglich Der japanis fegeln fie in Brachmonate, oder längftens im Heumonate dahin ab, Erſt führen fie ihre ſche Handel Waaren nad) Rambaja oder Siam, und verfehen fich dafelbft mit ſolchen, die in Tas } pan gefuche werden ; da fie bey ihrer Neife zweyhundert an Hunderten verdienen. Gehen fie gerade dahin von den Häfen zu Ranton, 4 mwi oder Ning po: foführen fie folgende Woaren aus. 1) Spezereyen, als Jinfing, Rhabarber, Mirabolanen, Dfterluceys murzel und dergleichen. 2) Büffel» und Kühhäute, Arefarinde und weißen Zuder, an welchem legtern fie manchmal taufend an Hunderten gewinnen, 3) Alle Arten von Sei- denzeuge, befonders Satine, Tafte, und Damafte von verfchiedenen Farben, meift aber ſchwarz ; was etivan fechs Tael fofter, verkaufen fie um fünfzehn, 4) Seidene Saiten zu Inſtrumenten, Adler- und Sandelholz, wornach große Nachfrage bey den Japanern iſt, weil dieſe ihre Bilder ftets beräuchern, 5) Endlich europäifche Zeuge und Kamelote, die Hier geſchwind abgehen, und funfzig vom Hunderte verdienen. Diefes zeiget, wie vor= theilhaft den Holländern ihr Handel feyn muͤſſe. Die Waaren, welche die hinefifchen Handelsleute von daher bringen, find: 1) Feine von der ein⸗ Perlen, daran fie manchmal taufend an Hunderten gewinnen; rothes Kupfer in Stangen, geführten welches für drey oder viertehalb Tael gefauft wird, und in China zehn bis zwölfe gilt; Waare. imgleichen gearbeitetes Kupfer, als Wärmpfannen, Schalen, Räucherpfannen, Beden, u. ſ. w. Diefe gelten in China ſehr viel, weil das Kupfer fein iſt, und ſchoͤn ausſieht. 3) Säbelflingen, die in Japan nur einen Piaſter Eoften, und in China bisweilen zehne gelten. 4) Ölattes geblühmtes Papier, daraus die Chinefen Fächer machen, 5) Por- cellan, das fehr fchön , aber nicht fo brauchbar ift, weil es Fochendes Waſſer nicht aushält; es gilt in Japan ungefähr fo viel, als das chinefifche zu Ranton. 6) Japaniſche Arbeit, det fonft feine gleich kommt; aber die Chineſen laffen fich felten damit ein ‚, aus Furcht, fie . nicht wieder loszuwerden, teil dieſe Waare außerordenelich theuer ift. in Cabinet, wel- ches nicht über zween Fuß hoch, und niche viel breiter ift, bat in China Hundert Piafter ‚gegelten. Am meiften handeln die Kaufleute von Amwi und Ning po damit, weil fie felche nach Manila und Batavia führen, und an die Europäer, wekhe fie fehr gern haben, teuer abfegen Fönnen. 7) Sehr feines Gold, und ein gewiffes Metall, Tombak genannt, an dem fie zu Batavia funfzig oder fechzig an Hunderten gewinnen. | Ee3 Die te hatten ans Geize unlaͤngſt ſich Erlaubniß erbethen, dahin geſetzet: ſo waͤre allen auf eine Zeitlang ver⸗ nach dieſen Ländern zu gehen; weil ſich aber viele bothen worden, über See zu gehen. 222. Beſchreibung von China. Claſſe der Die Chineſen handeln auch nach Manila, aber faſt niemand geht dahin, ohne die RKaufleute Kaufleute von A mwi, Die dahin ſehr viel Seide, ſtreifigten und gebluͤmten Satin von Pad) Mani. verfihiedenen Farben, gewirfte Arbeit, Tapeten, Kuͤſſen, Schlafröce, ſeidene Strümpfe, la uid Ba: Thee, Porcellan, japanifche Arbeit, Spezereyen u. few. führen. Daran gewinnen fie tavin. ordentlich funfzig von hundert, und bringen nichts als Piafter zuruͤck. Der Handel, den fie am ordenelichften führen, weil fie ihn am leichteften und vor- theilhafteſten finden, iſt der batavifche. Jaͤhrlich gehen Schiffe von Kanton, A mwi und Ning po gegen ben eilften Monat, das ift, im Chriftmonate, mit folgenden Waa- ven dahin: Waaren, de ) Eine Art von grünem Thee, die fehr fein ift, und wohl riecht, aber Song Io und dahin gehen; Theeboy werden von den Hollaͤndern nicht fo fehr gefucht. 2) Porcellan, das daſelbſt fo wohlfeil als zu Kanton ift, 3) Blaͤttergold und Golddrat, das nichts als vergoldetes Papier if. Manches Davon wird in Fleinen Bunden nach der Hand verfauft, und ift theuer, weil es mit dem feinften Golde bedecket ift: aber das, welches die Chinefen nach Batavia bringen, wird nur nad) dem Gewichte verfauft, Es wird in Bündel zuſammen gebunden, mit großen Büfcheln vorher Seide, die in der Abficht beygefuͤgt wird, die Farbe des Goldes zu erhöhen, und das Gewichte zu vermehren, die Holländer brauchen es nicht für ſich, fondern verfaufen es mit großem Vortheile in Malayen. 4) Tutenack oder Tuttenague, ein Metatl, das mit Zinn und Eifen etwas gemeinfchaftliches hat dieſes giebt hundert und manchmal hundert und funfzigam hunderte Gewinn. 5) Spezereyen, befonders Rhabarber. 6) Hausrath von Meßing, als Becken, Wärmpfannen, große Keffel und fo weiter, und daher —* Batavia bringen fie ı) Silber in Piaſtern. 2) Pfeffer, Wuͤrznelken, Muſca— Eommen: tennuͤſſe und andere Spezereyen. 3) Schilöfeötenfchalen, aus denen die Chinefen fehr artige Kleinigkeiten, als Kaͤmme, Büchfen, Becher, Meflerhefte, Pfeifen und Schnupftobatsvofen nach europäifcher Art machen, die fie für zehn Sous verfaufen. 4) Sandelhol;, auch roth und ſchwarzes Holz zum Einlegen, mit einem andern rothen Holze, das ordentlich Brafilienholz genannt wird, und zum Farben dienet. 5) Geſchnittene Achate, daraus die Chinefen Zierrathe zu ihren Gürteln, Knöpfe an ihre Mügen, und eine Art Halsbän- der machen. 6) Gelben Ambra in Stüden, den fie fehr wohlfeil Eaufen. 7) Europäis fehe Zeuge, die fie ebenfalls fehr wohlfeil einhandeln, und in Japan heuer los werben. Handel nach Dieß ift der größte Handel, den die Chinefen auswärts treiben. Sie gehen auch andern Laͤn⸗ aber fehr felten nach Achen, Malakka, Ihor, Patana, Ligor, das zu Siam ge Dec hört, Eochinchina, u.f.w. Der Handel nah Ihor ift der leichteſte und eintraͤglichſte. Sie würden zu Achen nicht die Reifefoften gewinnen, wenn fie es verfäben, und im Winter und Chriftmonate nicht da wären; zu. welcher Zeit die Schiffe von Surate und Bengalen, ſich auf der Küfte befinden. Waaren, bie Selten bringen fie etwas aus dieſen Sändern, als Pfeffer, Zimmt und andere Spes fe daher zereyen, Vogelneſter, die man auf den chinefifchen Tafeln als Leckerbißchen anficht; Reiß, beingen Foampfer, Kattanröhre, die fie wie Fleine Seide zufammenflechten, Fackeln, die aus den Blaͤttern gewiffer Bäume gemacht werden, welche wie Pech brennen, und zum Leuchten — dienen, auch Gold, Zinn u. ſ. w. — ie ) Sie gewinnen gegen Silber ungefähr ein Drittheil. XV Buch. LIT Capitel. — Die Europaͤer Haben in China £ inen Hafen frey, außer den zu Ranton zuge Elafle der wiffen Zeiten im Fahre, Sie gef —FJ Ba Oh M M i — ſelbſi hinauf, fondern Kaufleute, ankern zu Whang Pu, einem Orte, etwa vier Meilen davon, im Fluſſe, der alsdann Zandel der gedrange voll Schiffe if. Sonften brachte man Zeuge, Kıyftalle, Degen, Uhren, Schlag Europäer, ubren, Repetiruhren, Fernglaͤſer, Spiegel u. ſ. w. hierher; aber ſeitdem bie Englaͤnder jaͤhrlich dahin kommen, iſt das alles bier fo wohlfeil, als in Europa; und kaum kann man Korallen ohne Berluft los werden ; daher iſt ben feinem Handel in China mehr einiger Bor: heil, als mit Silber zu Handeln, da man Gold dafür als eine Waare Faufen, und großen -Gewinnft haben fannz), „Das Gold, das ınan zu Kanton hat, koͤmmt theils aus den Provinzen in China, teils aus fremden Sändern, als Achen, Cochinching, Tapanu.f.w. Alles wird in Diefer Stadt wieder umgefchmolzen, außer was von Cochinching koͤmmt; denn diefes ift ordentlich fo fein und rein, als es feyn kann, wenn es vom Könige des Landes gefauft wird; das aber die Leute heimlich verkaufen, iſt nicht fo fein, und wird deswegen zu Kanton wie⸗ der gereiniget. Die Ehinefen theilen ihr Gold nach der Feine ab, wie die Europäer; Das insgemein verfauft wird, iſt von neunzig Karat zu hundert, und nach der Zeit, da mar es Faufet, theurer oder wohlfeiler. Denn in März, April und May kann man es wohlfei— ler haben, als vom Heumonate bis zum Jenner, weil ſich zu diefer legten Zeit die meiften Schiffe im Hafen oder inder Rheede von Kanton befinden, Man kann auch vortreffliche Spezereyen in China haben, verfchiedene Arten von Ausgehende Thee, Golddrat, Mufeus, Edelgefteine, Perlen, Queckſilber u.f.w. Der Handel aber, Waren, den die Europäer dafelbft freiben, befteht vornehmlich in jäpanifcher Arbeit, chineſiſchem Porcellane und Seide, wovon wir im nächften Abſchnitte befonders reden wollen A). 2. Ihre Schiffahrt. Ihre Schiffe. Größe und Bau. Beſchaffenheit der Brüche. Wie. die leichten Barken gerudert Maften, der Segel, des Kalfaterns, der Anker. werden. SKaiferliche Barken, Zahl derer, wel- hinefifche Segel, Mafte und Taue. Segel von che den Tribut und die Quan führen. Breite Matten wieein Fächer gefalten. Ihr Tauwerk von einem Ende zum andern. Beſchreibung ift unbequem. Hintertheil und Ruder auch derlektern Schiffbuden. Stange fie fortzufchies fehr unbehuͤlflich Wie ſie ſich des Compaſſes ben. Vorrathsharken. Privatbarken. Art bedienen. Schiffsboden, Kalfatern und Anker. von Galeeren. Gewoͤhnliche Weiſe zu rudern. Sciffsvolk and Offleierer. Ihre Fahrt auf Schwimmende Haͤuſer. Floͤße. Fluͤſſen. Heftiger Strom. Veftere Schiff: Ji ber vorigen Nrheitung Haben wir gemeldet, wie weit fich igo die chineſ ſche Seeſahrt IherSchie. erſtrecket. Einige behaupten, fie haͤtten lange Zeit vor Ehrifti Geburt alle indifche Seen befahren, den Compaß gebraucht, und das Vorgebirge der guten Hoffnung ent- deckt: dem ſey wie ihm wolle, ſaget le Comte, ſo iſt es gewiß, daß ſie von den aͤlteſten Zeiten ber ſtarke Schiffe gehabt haben; und ob die Schiffahrt bey ihnen wohl zu Feiner größern Vollkommenheit gelanget iſt, als die andern Wiffenfchaften, fo verftehen fie Doc) weit mehr darvon, als die Griechen oder Römer verſtanden haben, und fegeln noch) ißo fo ſicher, als die Portugiefen 7), - Ihre H Du Zalde, Ching a. d. 334u. f. S. I) Le Comte, a. d. 231S. 224 Beſchreibung von China. Claſſe der Ihre Schiffe, die ſie Chwen heißen, ſo wohl als die Boote und Barken, werden Kaufleute. yon den Portugieſen Soma oder Sommers m) genannt; die Ableitung des Namens iſt Größe und unbekannt. ¶ Die größten führen nur von zweyhundert und achtzig zu dreyhundert Tonnen. Ball. Eigentlich find es nichts weiter, als flache Barfen mit zween Maften, und nicht über acht⸗ zig oder neunzig Fuß lang. Das Bordertheil hat feinen Schnabel, fondern erhebt fich un- gefähr, mie ein Paar Flügel oder Hörner, die ein ſeltſames Anfehen geben. Das Hintercheil iſt in der Mitten offen, Das Ruder einzunehmen, und es vor dem Schlage der Wellen zu ſchuͤ— gen. Dieß Ruder it etwa fünf oder fechs Fuß breit, und mit Tauen behangen, Maſte. Dieſe Schiffe haben weder Hintermaſt, Boegſpriet, noch Maſtkoͤrbe. Alles beſteht in dem großen Maſte und Vordermaſte, auch noch manchmal in einem Obermaſte, der nicht viel nußet. Der Hauptmaſt ſteht nahe beym Fockemaſt 2), und dieſer ſehr weit auf dem Vordertheile. Sie verhalten fich ordentlich wie zwey zu Drey, und die Lange des großen Maftes ift meift zwey Drittheile von der Länge des Schiffes. Segel. Ihre Segel ſind aus Matten von Bambusrohre gemacht, in Blaͤtter, wie ein Ta— ſchenbůch getheilt, und mit Bambusſtangen verbunden. Sie falten ſich wie ein Fächer: an der Spige befindet ſich ein Stuͤck Holz ftatt der Segelftange, und unten ein Brett, etwa einen Fuß breit und fünfbis fechs Zolldicke, welches das Segel fteif hält, wenn fie es ſenken oder hiffen wollen. Dieſe Schiffe fegeln nicht gut; denn ob fie wohl wegen ihrer fteifen Segel mehr Wind faſſen, da felbige fich vom Winde nicht beugen: fo verlieren fie doch diefen Vortheil duch ihren ungeſchickten Bau. Kalfatern. Ihre Schiffe ſind nicht wie die europaͤiſchen, gepicht und getheert, ſondern mit einer beſondern Art von Gummi ausgeſtrichen, und dieſes iſt ſo gut, daß ein oder zweene Schoͤpf⸗ kaſten unten im Schiffsboden zureichend find, ihn trocken zu halten; denn fie wiflen noch nichts von Pumpen. Anker. Ihre Anker find nur von Holze, das fehr hart und ſchwer ift, und Type mu oder Ei⸗ fenbols heißt, Sie behaupten, folche wären viel beffer, als die eifernen, weil fie fich nie - beugten; gleichwohl befegen fie die Hafen mit Eiſen. Ihr Segeln, ° Die Chinefen haben weder Piloten noch Steuermann am Borde, und das Schiff ift völlig derer Regierung unterworfen, die es ſteuren; doc) find fie mitttelmäßig gute Schif- fer, und fehr geübt an der Küfte, aber in der offenen See taugen fie nicht viel. Sie le— gen das Vordertheil des Schiffs auf den Rhombus, nach dem fie fegeln wollen , und bal- ten ihren Lauf fort, ohne auf die Ausweichung des Schiffs Achtung zu geben; diefe Nach- laͤßigkeit ruͤhret unftreitig daher, weil fie eine lange Reifen thun; wenn fie aber Luft ha— ben, fegeln fie fo ziemlich 0). Das Schiff, in welchen le Comte und die andern Jeſuiten von Siam nach China im Jahre 1687 gefegelt find, führte faft hundert umd zwanzig Tonnen, jede zu zweytauſend Pfund gerechnet. Der Bau war leidlich, ausgenommen, daß das Bordertheil flach und Mate und ohne Schnabel war, Die Mafte waren anders, als bey unfern Schiffen befchaffen, ſowohl Zauwerk, was ihre Stellung, als was die Zahl und Stärke betrifft. Der große Maft ftund unge- fähr da, wo unfer Fockemaſt ſteht. Statt der großen Taue, Die den Maft von vornund hinten m) Sie heißen auch gemeiniglich Funken. Ze sie in Europa, aber nicht fo gut gebanet. Eomte faget, es gäbe ihrer von allerley Größe, 2) Ungefähr wo unfer- Fockemaſt ſteht. MW” 22. ar —— TE HUN IE IN < RUSS Ss # de Bakker jecib, 1750. | Al mm TOTEN ” 4 — mezn —— — pr ne XV Buch 1 Enpitel. "225 hinten befefigen, hlechtes Tauwerk, das von der rechten Seite zur linken teicht, damit Elaffe der es allezeit außer dem Winde koͤnnte befeftigee werden. Es hatte auch einen Boegfpriet und Kaufleute, Befanmaft, der auf der linken Seite des Schiffes fund; fie waren aber fehr Flein, und 7 verdienten Faum den Namen: dargegen war der große Maft in Vergleihung mit dem Schiffe febr groß, und ihn noch mehr zu verftärfen, mit zwo Geitenftügen verfehen, Die yon dem Holzwerke, das-gleich über dem Kiele des Schiffs liege, bis ans andere Verdeck reichten. - Statt des Obermaftes befanden fich zwey flache Stücen Holz, fieben bis acht Fuß lang, an dem Gipfel des Hauprmaftes ftarf befeftigt, und oben mit einander verbunden. Es hatte zwey Segel, das Haupt- und das Vorderſegel, beyde vom Matten. Das Segel von erfte war fünf und vierzig Fuß hoch, und acht und zwanzig oder dreyßig breit; das zweyte Matten, dem Mafte, der es führte, gemäß. Sie waren auf beyden Seiten mit verfchiedenen Reiz ben Bambus verfehen , die längft der Breite eines jeden Segels, faft einen Fuß meit von einander außen, und noch etwas weiter an der Seite nach dem Mafte zu lagen, an dem fie vermittelt verfchiedener Ringe befeftiger waren, die faft den vierten Theilvon der Breite des Segels wegnahmen , von der Seite gerechnet, wo fich Feine Braffen befanden. - Die Mafte theilten alfo die Segel in zweene fehr ungleiche Theile, und ließen mehr als drey Bier- £heil von ihnen auf der Geite der Braffen, wodurch jedes Segel fic) leicht um feinen Maft wie um einer Angel herum drehete, und ohne Schwierigkeit wenigftens fechs und zwanzig Abrheilungen des Compaſſes nach dem Hintertheile zulief, wenn es nöthig war, umzu⸗ wenden. Manchmal ruhete es auf dem Maſte, und manchmal nur auf dem Rack allein. Die Segelſtange diente von oben ſtatt der Beſchlagleinen, und eine große runde Sie ſind wie Stange, ſo dicke als die Segelſtangen, zu eben der Abſicht unten. Sie diente gleichfalls, Faͤcher ges das Segel geſtreckt zu erhalten, welches, damit es nicht riſſe, an zween Orten mit Bret— kalten. tern unterftüg ward, die an ziveenen Stricken hingen, welche in diefer Abſicht vom Gipfel "des Maftes herunter gelaflen waren, Jedes Segel hatte nur eine Braffe, eine Boeleine “und das, was die Portugiefen eine Spinne nennen; nämlich) eine Menge Fleiner Taue, die lang von oben herunter an dein Ende eines Segels hängen, mit den Enden an der Braſſe befeftiger find, und dafelbft einen ftarfen Knoten machen. Diefe Art von Segeln faltet ſich zuſammen, und breitet fich aus mie ein Fächer, Das große Segel zu hiffen, be- dienen fie fich zwoer Fleinen Winden, und dreyer Taue, die durch fo viel Rollen gehen, welche oben an dem Hauptmaſte befeftiger find. Das Segel einzuziehen, machten fiedie Taue (og, und falteten alsdann die verfchiedenen Theile, einen nach dem andern zufammen; fie zogen folche mit einem Hafen herunter, | | Da das Tauwerk ſchlecht eingerichtet iſt, ſo nimmt es viel Zeit weg, die Segel in Ihr Tau- Ordnung zu bringen; daher laſſen die Chinefen fie bey Windſtille bin und her fliegen, Das werkiftfege außerordentliche Gewichte Diefer Segel nebft der Gewalt des Windes, der auf den Maft beſchwerlich. als auf einen Hebel wirket, wuͤrde das Vordertheil unter Waſſer drucken , wenn fie nicht ſolchem damit zuvor kaͤmen, daß fie die Schiffe hinten viel ftärfer, als vorn beladen. Da: ber geſchah es, mie fie vor Anker lagen, daß das Hintertheil des Schiffs unter Waffer, und das Vordertheil fehr hoch darüber erhoben war. Die Größe ihrer Segel, und die Sage 0) Le Eomte Nachrichten von China , auf der 231 und folgenden Seite, Du Halde, China, auf der 327 und folgenden Seite, Allgem, Keiſebeſchr. VI Dand, Sf 226 Beſchreibung von China, Claſſe der age derfelben gegen bas Vordertheil, hat den Nutzen, daß fie fehr geſchwinde fortkommen, Kaufleute. Hintertheil u. Ruder fehr] unbe⸗ quem. Wie ſie die Maguetna⸗ del oder den Compaß brauchen. wenn ſie gerade vor dem Winde ſteuern, ja ſie verſichern, fie wollten unfere am beſten ſe— gefide Schiffe zuruͤck laffen P). Aber mie einem Seitenwinde Fönnen fie es nicht aushal⸗ ten, und werden aus ihrem Saufe getrieben; Die Gefahr nicht zu erwähnen, in der fiefind, bey einem jähen Ueberfalle eines heftigen Windes über den Haufen geworfen zu werden. Bey ſchoͤnem Wetter führen fie außer dem Boegfprierfegel und Topfegel, noch ein Treib- fegel (welches auf die Seite des Segels, das Feine Braſſen hatte, gefegt ward ) Anhänge fegel, und ein viereckigtes Segel auf dem Befanmafte, alle von Ealico, i Die Rammer , welche das Ruder enthielt, beftund aus den beyden Seiten des Hin⸗ tertheils, Die auswärts eine große Deffnung ließen, und inwendig hinein ſich einander nä- herten, als ob fie einen ſpitzigen Winkel machen wollten, der aber am Scheitelpuncte ab- gefehnitten war, damit fi) das Ruder frey bewegen konnte. Diefes Ruder hing an zweyen ZT auen,deren behde Enden um eine Winde giengen,die am böchften Orte des Hintertheils ftund, folches zu erheben oder zu fenfen. Zwey andere Tauen g), die unter dem Schiffe durch⸗ giengen, wurden alsdann auch) bey dem Vordertheile wieder herauf geführt, und dafelbft gleichfalls durch Huͤlfe einer Winde geſpannt gehalten. Wenn man fie nachließ, fo dienten fie ftatt der Angeln, mit denen unfere Steuerruder am Hintertheile befeftiger find. Die Kraft des Steuermann zu vermehren, hatte das Ruder eine Stange, fieben oder acht Fuß lang, aber ohne Handgriff oder Rolle. Es waren auch an jeder Seite des Schiffes zroey Eleine Taue befeftiget, und einesnur von jedem Paare verfchiedene mal um das Ende der Ruderflange gewunden, damit der Steuermann ſolches in feiner gehörigen Stellung hal⸗ ten Fonnte, Ein Ruder, das fo befchaffen ift, wird von einem großen Fahrzeuge Faum gefühle; Henn die Tauen ſirecken fich leichtlich aus, und ihr beftändiges Zittern verurfacher, daß es ebenfalls wanket; daher es ungemein fehwer ift, das Schiff in dem Rhombo zu erhalten, Sie haben angefangen, Somas zu machen, welche die Portugiefen Meſtiſas nennen, weil fie ſechs Ruder nach europäifcher Art haben, ohne das übrige, was an Ihnen verändert wäre. Der König. von Siam hat einige bauen laffen, Die von fieben bis acht bundert Ton⸗ nen führten, und die groͤßten diefer Art find. Der Pilote bediente fich Feines Seecompaffes, fondern richtete feinen Lauf nach einer fehr einfach gemachten Magnetnadel. _ Der Rand der Büchfe war in vier und zwanzig Theile getheilet, welche die Winde bezeichneten, und auf Sand geftelle; nicht ſowohl die Nadel-vor der Erſchuͤtterung des Schiffs zu verfihern, als Die Räucherferzchen zu fragen r), mit denen fie folche ohne Unterlaß beräucherten. Sie opferten ihr auch Speifen. Wenn die Chinefen, wie man faget, des Compaffes Erfinder find: fo haben fie ihn doch fehlecht zu brauchen gelernet. Sie richteten das Vordertheil Des Schiffs nad) dem Rhombo, nach dem fie fegeln wollten, wermittelft einer feidenen Schnur, melche die Fläche des Compafles in zween gleiche Theile von Norden nach Süpen theilte. Dieß verrichteren fie ?) Rechteren faget, die Junken liefen faft fo Siehe der Holländer oftindifche Keifen, im fran⸗ nett, als der Wind, weil die Segel flach und zoͤſiſchen V D-a.d. 141 dichte wären; die Holländifchen Schiffe koͤnnten ih⸗ 2) Vermuthlich waren diefe beyden Tauen unten nen nicht nachkommen, und fie koͤnnten auch auf am Ruder fefte, : jedem Lanfe mit einiger Leichtigkeit umwenden. m — — — — — XV Bud. II Capitel. — 227 ie auf zweyerley verſchiedene Art. Zum Exempel, Nordoſt zu ſegeln, ſetzten ſie dieſen Rhom⸗ Claſſe der —* dem Kiele des Schiffe — os — weh das Schiff herum, bis die Na- Aaufleute, del der Schnur parallel war, oder welches eben darauf hinaus läuft; fie zogen Die Schnur dem Kiele parallel, und machten, daß die Nadel auf Nordweſt zu liegen Fam. Die Na: del des großen Compaffes war nicht über drey Zoll fang; aneinem Ende befand fich eine Are von dilie und am andern ein Dreyzack. Sie waren alle zu Nangaſaki in Japan gemacht. Das Untere des Schiffbodens, war durch ſtarke Brettwaͤnde in fünf bis ſechs Kam Der Schiffe⸗ mern getheile. Statt einer Pumpe hatten fie nur einen Schoͤpfkaſten am Fuße des Haupt⸗ boden. maſtes, aus dem fie das Waſſer mit Eimern ſchoͤpften. Ob dieſer wohl ſehr hoch gieng, und das Schiff ſchwer beladen war: fo ſchoͤpfte es Doch wegen der Staͤrke feiner Bretter, und der guten Kalfaterung nur wenig Waffer. Zu diefem Kalfatern brauchen fie eine Vermifchung von Kalke, Oele oder vielmehr Katfatern. Harze, welches von dem Baume Tong fhu s) abtröpfelt, und Okam von Bambu. Wenn dieß alles trocken ift, fo follte man es für Kalk halten, welches das vornehmfte Stuͤck dabey if. Dieſe Art von Kalfatern ift reinlicher, und von dem efelhaften Theergeruche befreyt, der unfere Schiffe erfüllt, Es verfichert auch ihre Schiffe vor Feuer, deren un- fere wegen des Pechs und Theeres unterworfen find. Die Anker waren von Holze, nur die Spigen an dem großen Anker mit eifernen Anfker. Matten bedeckt. Das Tauwerk war alles von Rattanrohre oder Kokosſchalen, die bey den Portugiefen Cadro beißen, gemacht. Das Schiffsvolk, nebft den Officierern, beftund aus fieben und vierzig Perfonen. Der Pilot hatte nichts zu fhun, als den Compaß zu fegen, und den Sauf zu beftimmen. Der Steuermann ordnete die Arbeit am Schiffe an, und der Hauptmann beforgte die Norh: wendigfeiten für die Leute, ohne ſich weiter um etwas zu befümmern, Gleichwohl geſchah altes mit unglaublicher Fertigkeit. Dieſe Einigkeit ruͤhret daher, weil dem Schiffsvolfe an Erhaltung des Schiffes ſelbſt ſehr viel gelegen ift, da jeder einen Theil an der Ladung bat. Die Officierer und Bootsleute haben ſtatt der Bezahlung die Erlaubniß, eine ge- wiffe Menge von Waaren an Borddes Schiffes zufchaffen, wo jeder feinen befondern Plag hat, in welcher Abficht der Raum zwiſchen den Verdecken in verfchievene Eajücen getheilet ift. Kurz, die Chinefen find fleißig, aufmerkfam und arbeitfam, und es fehlet ihnen nur ein wenig Erfahrung, fo würden fie gute Seeleute werden z). Ob fie wohl auf der See von den Europäern weit übertroffen werden: fo muß man ihnen doch auf Slüffen und Canaͤlen eine befondere Gefchicklichfeit zugeſtehen, die wie nicht befigen, Sie führen dafelbft mic wenig Bootsleuten gewaltige Barken fo groß, als un= fere Schiffe. Die Geſchicklichkeit, mit der die Chinefen auf reigenden Strömen zu ſegeln wiffen, ift etwas wunderbares und unglaubliches. Sie verrichten eine Fahre ohne Furcht, an die an⸗ dere nicht denken wuͤrden. Außer den fteilen Wafferfällen, die in ven Canälen angervoffen 2 wer⸗ ) Le Comte a. d. 229 &, ſaget, die Chinefen 9 Es troͤpfelt aus ihm ein Del, faſt wie der Hätten von der Abweichung der Nadel keinen Des Firniß. Siehe die Naturgeſchichte. griff gehabt, bis die vor ihnen gemachten Berfuhe 2) Du »alde, China, auf der 328 und fib der Mißionarien fie Überzeuget Hätten, genden Seite, Elaffe dee Kaufleute. 2 Heftiger Strom. Oeftere Schiffbruͤche. Leichte Bar⸗ ken, 28 Beſchreibung von China. werden, gehen fie auch bloß durch Stärke ihrer Arme aus einem Canale in den andern binauf. Es giebt gewille Flüffe, die mit großer Gewalt über häufige Klippen, wohl fechzig ober achtzig Seemeilen laufen, und einen heftigen Strom machen; die Ehinefen heißen fie Chan. Diefe kommen in verfchiedenen Gegenden des Reichs vor. Der Berfaffer fah ihrer viel auf feiner Reife von Nan chang, der Hauptſtadt von Kyang fi nach Kanton. Auf eis nem. dergleichen wurden fie fo heftig fortgetrieben, daß alle Kräfte der Schiffleute nicht wi- derftehen konnten. Ihre Barfe wurde dem Strome überlaffen, der fie eine lange Zeit als einen Kraͤuſel zioifchen den Wendungen, die des Waſſers Sauf machten, herumfuͤhrte, und endlich an eine dem Waſſer gleiche Klippe mit folcher Gewalt ſtieß ), daß das Ruder, wel- ches ein dicker Balken war, wie ein Stück Glas brach, und der ganze Körper des Schif- fes auf die Klippe geführet ward, wo er feſt fißen blieb, Hätte es nicht mit dem Hinter: theile, fondern mit. der Seite aufgetroffen, fo wäre es unumgänglic) verlohren geweſen. In der Sandfchaft Fo Eyen ift man acht bis zehn Tage in beftändiger Gefahr, unter: zugeben, man mag entweder von Kanton oder Jong chewfommen, Es giebt dafelbft beftän- dige Waſſerfaͤlle, die allezeit durch unzählige Klippen unterbrochen find, wo kaum Platz genug für eine Barke bleibe, durchzukommen. Da find nichts, als Drehungen und Wendungen, die wider einander gehenden Ströme ftoßen zufammen, und treiben das Boot wie einen Pfeil, der vom Bogen abfliegt, fort. Allemal ift man innerhalb zween Fuß von Klippen, fo, daß man eine zu vermeiden, nothwendig auf die andere fallen muß, wenn es der Piz lote nicht durch feine erftaunliche Geſchicklichkeit verhindert. Niemand, als die Ehinefen, ift vermögend, ſolche Reiſen zu unternehmen. Gleichwohl geht mit aller ihrer Gefchicklich- feit fein Tag vorbey, da nicht ein Schiffbruch gefehähe, und es ift in der That ein Wun- der, daß nicht alle Barken ſcheitern. Manchmal ift das Schiff in Stücken, und das Volk erfoffen, ehe man weis, wo man if. Manchmal finfen die Boote beym Hinabfahren der Waflerfälle, durch eine plögliche Welle, mic dem Bordertheile nieder ‚ ohne Daß es fich wieder erheben Fann. Kurz, diefe Reifen find fo gefährlich, daß le Comte faget, er fey nie fo vieler Gefahr ausgeſetzt gewefen, da er zehn Jahre lang auf den ungeftümften Seen mehr als zoöfftaufend Seemeilen gefegelt, als er in zehn Tagen auf diefen Strömen ausgeftanden. Die Barfen find aus fehr dünnen leichten Holze gebauet, und deswegen nicht ſchwer zu vegieren, Sie theilen fie ducch ſtarke Zwifchenräume in fünf oder fechs Abtheilungen, daß, wenn fie auf eine Klippe ftoßen, nur eine Abrheilung mit Waffer erfüllet wird, da alsdann die andern frey bleiben, und dadurch Zeit geben, das Laͤck zu ſtopfen. Diefchnelle Bewegung zubemmen, halten an denen Orten, wo das Waſſer nicht tief ift, fechs Seeleute, drey aufjeder Seite, eine lange Stange gegen den Boden, die vermitcelft eines Fleinen Sei⸗ les, nach und nach nachgiebt. Ein Ende ift an das Boot befeftige, und Das andere um die Stange gewunden, welche nur gelinde nachgiebf, und vermittelft eines beftändigen Abwindens die Bewegung der Barke hemmer, fo daß, mofern ver Strom nur mit einer: ley Geſchwindigkeit fliegt, derfelbe mag fo-beftig feyn als er will, Die Fahrt darauf fo ge: linde gebt, als auf dem beiten Canale, Wenn ») Dieß beweiſt in der That was er fager, daß ſchicklichkeit, dergleichen Stroͤme zu durchfahren. ſich Reiſende ſolcher Gefahr nicht ausſetzen folfen; x) Du Halde, China, a.d.233, 255 u. f. ©, aber es iſt Feine Probe von der Schiffleute Ger 9) Le Comte ſaget, fie hielten deren, die nur Be. zum ee nn sad —— 2 A N — Br} Ä * J WM E * A, — 8! “ = “ * J Ar L:tH: J 7 ET D ; — — * * \ ehe \ 4 * ee »r Y - J Kar r + N & J x XV Bud, II Capitel. > 229 Wenn fich der Strom windet und /drehet: ſo nehmen fie ihre Zuflucht zu einem dop- Claſſe der pelten Steuerruder, das wie ein ordentliches Ruder geſtaltet, und vierzig oder funfzig Fuß Kaufleute. lang iſt; eins befindet fih vorne, das andere hinten am Schiffe: Auf die Regierung Die- fer beyden großen Ruder koͤmmt alles an. Die abwechfeinden und wohlangebrachten Stöße, die fie der Barfe damit. geben, fie fortzutreiben, oder in dem Strome zu wenden, ver- ſchiedene Klippen: auf einmal zu vermeiden, oder einem Strome zu entgehen, und. dem Waſſerfalle zu folgen, ohne mie folchem plöglich hinabzufahren, wenden es taufendfächtig herum, Es ift feine Schiffahrt, es find lauter Fünftliche Drehungen, wie auf einer Keut- ſchule mit einem Pferde, Kein Schulpferd- arbeitet mehr unter dev Hand des Bereuters, als ein ſolches Boot unter den chinefifchen Schiffen; und wenn es ſcheitert, fo geſchieht es mehr aus Mangel der Stärfe, als aus Mangel der Gefchicklichkeit, Führte jedes von ihnen funfzehn Mann ſtatt achte: fo würde alle Macht der Ströme nicht vermögend feyn, es fortzuführen. Es giebt eine fo erftaunliche Menge ungeheurer Barken auf allen Fluͤſſen und Cana- len, befonders in den füblichen Provinzen, daß fie nicht zu zäblen find x), Sie liegen manchmal laͤnger, als drey vierchel Meilen fo Dichte beyfammen, daß esunmöglich wäre, noch eine hineinzubrängen. Was das Auge am meiſten ergoͤtzt, ift die Anzahl großer und fchöner Eaiferlicher Barfen, diein Geſchwader getheilet find, deren jedes feinen Mandarin zum Befehlshaber hat, und: Die in der fhönften Drdnung fortruͤcken. Man erzählet insgemein gedruckten Nachrichten ges maͤß, die Anzahl derer, Die zu Ueberbringung des Teibuts und aller Arten won Lebensmit— sein aus den Provinzen nach Hofe angewandt würden, belaufe ſich auf zehntaufend Y), Die Auffeher auf die Waaren, die hin und her geſchafft werden, welche fie bey ihrer Durch: fahrt zählen, haben gleichwohl oft verfichert, daß fie nie über vier oder fünftaufend ankom⸗ men fähen, aber auch diefe Zahl ift ſchon erftaunlich, wenn man den einzigen Gebrauch und die Größe dieſer Barfen, da manche achtzig Tonnen führen, betrachtet z). Die Faiferlichen Barfen find von dreyerley Art, ı) die Syang chwen oder Vorraths⸗ barken, 2) die Long i chwen oder Drachenkleiderbarfen, 3) die Tfo chwen oder Barken, die Mandarinen von Hofe und nach Hofe zu führen. Nichts kann ar- tiger feyn, als diefe Fahrzeuge, Sie find gemalt, vergoldet, mit Drachen und japanifcher Arbeit inwendig und auswendig gezieret. Die von der mittlern Größe, welche am meiſten gebraucht werden, ſind uͤber fechzehn Fuß breit, achtzig lang, und neune tief von dem Verdecke an. Ihr Bau iſt viereckigt und flach, nur daß das Vordertheil etwas rund zugemacht iſt ). Die Lyang chwen oder Vorrathsbarken ſind vom Vordertheile bis zum Hintertheile durchaus von gleicher Breite. Ihr Gebrauch iſt, Lebensmittel aus den Provinzen nach Hofe zu führen. Magellanus faget, ihre Zahl wäre zehntauſend. Sie haben ihr Borbergebäude und Quartierverdeck, nebiteiner Kajuͤte oder einer Halle in der Mitte, wie der Mandarinen ihre, aber nicht völlig fo groß. | * Ff3— Die zum Dienſte des Kaiſers beſtimmet waͤren neuntau⸗ 2) Du Balde, China, auf der 18 und fend neun hundert neun und neunzig, oa die Chinefen- 327. Seite, um beſſern Klanges willen zehntauſend fagten. 4) Eben dafelbft a. d. 236 &, wie fie geruz dert werden, Kaiferliche Barfen, den Tribut abzuholen —— Beſchreibung von China. Claſſe der Kaufleute. Die Long i chwen, oder Drachenkleidetbarken, die ihren Namen von des Kaiſers Wapen haben, fuͤhren Stoffe, Brocade, ſeidene Zeuge und dergleichen, aus den Provinzen nach) Hofe 6). Jede Barke thut die Fahrt jährlich nur einmal, und fuͤhret nur den vier— ten Theil ihrer völligen Laſt. Der Führer derfelben wird, nach Befchaffenheit der Weite, "aus dem kaiſerlichen Schatze bezahle. Wenn er z. E. aus Kyang fi koͤmmt, welches über und die Quan zu fuͤhren. Beſchreibung der letztern. dreyhundert Seemeilen von Peking liegt: ſo geben ſie ihm hundert Lyang, oder Tael. Dieſe Summe ſcheint in der That zu geringe, ihm feine Koſten zu verguͤten; er gewinnet aber fo viel und noch mehr durch Die Sreyheit, Reifende und Güter, die dadurch zollfrey werden c), mitzunehmen, Nach Magellans Berichte find dieſer Barken dreyhundert und fünf und fechzig A). Die Tfo chwen find beftimmet, die Mandarinen nach denen Orten, wo fie Befehls: haberftellen befigen, wie aud) Vornehme, die nach Hofe geholt, oder vom Hofe ausge ſchickt werden, zu führen. Sie find höher, aber ſchmaͤler, als die andern, und an Größe einem unferer Kriegsfehiffe vom dritten Range gleich ©). Sie haben zwey Verdecke f) ; auf dem erften geht ein vollfommenes Zimmer von einem Ende zum andern, etwan fieben bis acht Fuß hoch, da der Mandarin fchlafen, effen, fudieren, Befuche annehmen, fehrei- ben, lefen und dergleichen ehun kann, weil er da alles fo bequem und artig um fich hat, als, in feinem eigenen Pallaſte. Man kann nicht angenehmer reifen, als in diefen Barfen: das ber fie gern zu Waffer reifen. Du Halde befchreibe folhes anderswo umftändlicher. Außer dem, was der Führer für fich und feine Familie hat, nämlich fein eigenes Cabinet, eine Küche, und zweene große Plaͤtze, einen pornen, den andern hinten, ift eine Halle etwan fechs oder fieben Fuß hoch g), und eilf Fuß breit, dabey ein Borzimmer, und zwey oder drey andere Zimmer, auch) ein Mebenplag ohne Zierrathen, alles auf einem Verdecke )), Diefe machen des Mandarinen - Zimmer aus. Alles ift mie dem fehönften rothen und weißen Firniß japanifch ausgezierer, und die Seiten ſowohl, als die Dede, zeigen eine Menge Schnigwerf, Gemälde und Bergoldungen, Die Tafeln und Stühle find roth oder ſchwarz japanifch gemalt, Die Halle Hat auf jeder Seite Fenfter, die auf Erfordern weggenommen werden koͤnnen. An ftatt des Glafes bedienen fie fich fehr dünner Aufterfchalen, oder feiner Stoffe, die mit ei- nem glänzenden Wachfe getränft, und mit Bluhmen, Bäumen und allerley Figuren gezie- vot find. Das Verdeck ift mit Gängen umgeben, darauf die Bootsleute vor = und hinter— fommen fönnen, ohne den Reifenden befchiwerlich zu fallen, Schiffsboden. Ueber dieſem Zimmer befindet ſich eine Art von Altane, der auf allen Seiten offen, und für die Muſik beſtimmt iſt. Dieſe Muſik iſt mit vier oder fuͤnf Perſonen befegt, Dar- unter iſt dev Schiffsboden, in verſchiedene kleine Kammern, zu Verwahrung des Geraͤths, getheilt. Die Segel ſind wie bey ihren andern Schiffen. Sie ſind ſehr bequem, weil ſie beſſer ſind, als die andern, mit dem Winde zu ſegeln; und wenn die Braſſen in Stuͤcken gehen, ſo geſchieht dem Schiffe dadurch kein Schade. Dieſe 5) Magellans Erzählung von China, auf der e) Ebenderſelbe ſaget, ſie wären wie Caravellen 129 uf. Seite. Imgleichen Du Haldens China, gebauet, aber kleiner· Le Comte meldet, fie waͤ⸗ auf der 327 Seite. ren von einem Ende zum andern durchaus gleich breit. ce) Du ZBalde am angeführten Orte. F) Ze Comtes Nachr. von China, a. d. 233 ©. d) Magellanus am oben angeführten Orte, aaf Du Haldes China, auf der 286 Seite. - der 130 Seite. r) Du Haldes China, a. d. 397 Seite: XV Buch. TU Capitel. | gꝛ Dieſe großen Barken fortzubringen, bedienen fie ſich einer langen dicken Stange, die Elafie der an einem Ende tie eine el — iſt, um ſolche auf ihre DE — pe auch —— Kuder von verſchiedener Geſtalt. Das gemeinſte Werkzeug ift eine ** ns * Stange zum eine Schaufel; an einem Ende mit einem Loche in der, Mitten, Die an ber Seite der Sarke fortſchieben. hervorragenden Hölzer einzunehmen Andere durchfchneiden Das Waſſer fchief, indem fich ihr Ende in felbigem beftändig hin und her. beweget, wie ein Fiſchſchwany. Diefe Art iſt eſto bequemer, da die Ruder in der Barke wenig oder keinen Plat einnehmen, —— an die Seite auf Bretter geſetzt ſind. Ihre Ruder brechen ſelten, und treiben die Barke beftändig vorwaͤrts, ob ſie gleich nie aus dem Waſſer kommen. Iſt der Wind zuwider, ſo werden die Barken mit Tauen hinaufgeſchleppt; wie auch, wenn ſie wider den Strom gehen muͤſſen. Dieſe Seile ſind an manchen Orten von Hanf, anderswo von langen und feinen Rohrſplittern, die man zuſammengewunden hat, gemacht; dieſe ſind außerordentlich ſtark, und verfaulen nie im Waſſer. Unter denen Barken, die den großen Mandarinen 3) nachfolgen, befindet ſich allezeit Vorraths— wenigſtens eine, die man die Ho ſhe chwen oder Vorrathsbarke nennet; an ihrem Borde barke. iſt die Kuͤche und die Speiſekammer mit den Koͤchen. Eine andere iſt voller Soldaten zur Bedeckung. Der dritten Eleinern und leichtern Berrichtung iſt, vorauszugehen, und alles fertig zu beſtellen, damit man nicht warten dürfe A), Außer den Faiferlichen giebt es unzählig viele Barfen, die fie Lang chwen heißen; Privats fie find faſt fo breit, als lang, in Bergleichung mir den vorigen aber fehr leicht und Elein, barke. Diefe gehören Privatperfonen, und manche find ganz bequem, welche an die Gelehrten oder Reichen vermierhet werden. Es befindet fich in ihnen ein fehönes Cabinet, ein Bette, ein Tiſch und Stühle, wo man ſchlafen, effen, ſchreiben, ftudieren, und Befuche anneh- men kann, als wen man zu Haufe wäre. Das Vordertheil gehöret den Schiffleuten, und der Führer liegt mic-feiner Frau und feinen Kindern im Hintertheile, wo auch für-den, der die Barfe miethet, gekocht wird Z). Andere find viel größer, und werden von Kaufleu⸗ ten zum Handel gebraucht. Man.fieht auch einige, die man Galeeren nennen Fann; fie find bequem, die Fluͤſſe Arten von - Binauf zu fahren, auch längft der Geefüfte und zwifchen den Inſeln zu fehiffen. Diefe Galeeren. Barken find fo lang, als Kauffahrdenfchiffe von dreyhundert und funfzig Tonnen, aber nicht tief, und geben nur zween Fuß im Wafler, Ihre langen Ruder gehen nicht queer durch die Seiten der Barfe, wie die europäifchen, fondern find außen, faft den Seiten pa⸗ rallel, angebracht, wo man fie leicht mic wenig Leuten bewegen, und das Schiff durch ihren Antrieb ſehr geſchwind fortbringen kann m). Der den ordentlichen Barken befeftigen fie eine Art von einem fehr langen Ruder am Wie fie ru⸗ Hintertheile, einer Seite der Barke naͤher, als der andern, und manchmal auch noch ein dern. anderes ans Vordertheil, deſſen ſie ſich bedienen, wie ein Fiſch feines Schwanzes, es von ſich ſtoßen, und wieder an ſich ziehen, ohne daß fie es über das Waffer erheben. Diefes verurs 3 g) Oben heißt es, ſieben bis acht Fuß hoch. z) Barken, welche die Quan bey ihren Waſſer⸗ b) Hier ſcheint des Mandarinen Zimmer auf reifen begleiten. eben dem Verbdecke mit des Führers feinem zu feyns ) Du Haldes China, aufder 286 Seite. ob gleich; vorhin gefage ward, es nähme das ganze ) Wingellans Erzählung von China, auf der Verdeck ein. Man ſieht and) Bier nichts von zweyen ızoften Seite. Verdecken. m) Du Halde am oben angeführten Orte. Baufleute, 238 Beſchreibumg von China. Elaffe der verurſachet zwar, daß die Barke beftändig bin under fehtwanfet: giebt aber auch den Vor⸗ ‚theil, daß die Bewegung nie unterbrochen wird; welches gefchieht, wenn man das Ruder nach europaifcher Art erhebt m). Schwimmen: Endlich giebt es eine erftaunliche Menge von Barken, auf denen Familien wohnen, de Haͤuſer. und ſich daſelbſt mit mehrerer Bequemlichkeit, als in Häufern auf dem Sande, aufhalten. Floͤſſen. In der kleinſten Art, die keine Cabinette haben, machen ſie eine Gattung von Zelten oder Huͤtten aus duͤnnen Matten, ungefaͤhr fuͤnf Fuß ins Gevierte, um ſich vor dem Regen und der Sonnenhitze zu beſchirmen 9. Die Kaufleute, welche mie Zimmerholze und Salze handeln p), und die Reichſten in China find, bedienen ſich, ihre Güter fortzufchaffen, Feiner Barken, fondern Fioͤße. Magellanus fah eine von Holze, das in dem Gebirge Sechwen, an den Gränzen von China gehauen war. Das Holz wird an das Ufer des Fluffes Kyang gebracht, wo fie es in Balfen, Planfen und Bretter fügen; alsdann in beyde Enden der Stücke Löcher bob- ven, und fie mit zufommengemundenen Weidenäften verbinden, bis eine Floͤße fünf Fuß hoch, zehne breit, und von was für einer Länge fie wollen, daraus wird. Es giebt wel- che, bie eine halbe Seemeile lang find. Die verfchiedenen Stücken der Floͤße, Die fo ver- bunden find, beivegen fich leicht nach alfen Seiten, wie die Glieder einer Kette; vier oder fünf Mann lenken fie vorne mit Stangen und Rudern, da andere längft der Seite in glei- chen Entfernungen ſtehen, und fie führen helfen. Sie bauen darauf in gewiſſen Weiten Hütten, die mit Brettern oder Matten bedeckt find, in denen fie ihre Sachen verwahren, kochen, und fchlafen. In den verfchiedenen Städten , wo fie hinkommen , verkaufen fie ihre Haͤuſer mie dem Holze; und fo ſchwimmen fie über ſechshundert Seemeilen fort, wenn fie Gute Wege. Schlechte Wirthshaͤu⸗ en ide Holz nach Peking führen 4). 3. Bequemlichkeit, zu Lande zu reifen, und die Sachen fortzufchaffen. Gute Wege. Schlimme Wirthshaͤuſer. Es ges geſchafft; wie man ſolche miethet; wie ſie die Guͤ— ſchehen wenig Raͤubereyen. Die Wege find ſehr ter fortbringen. Karren mit einem Rade. Mauls ſtaubicht. Sie reiſen in Tragſeſſeln, und hey der thiere; was ſolche gelten. Die Zoͤlle ſind nicht Nacht. Die Güter werden durch Träger fort: ſtrenge. Wie fie beſorgt werden. ege, die fo forgfältig, wie man von den chinefifchen bemerfer bat, in Acht genommen werden, müflen zum Reiſen und Fortfchaffen der Güter nothwendig fehr bequem feyn. "Die große Zahl der Dörfer-voller Tempel, die man antrifft, ift ebenfalls eine Bequemlich- keit für Reiſende. Auch find die Wirchshäufer zahlreich genug, aber fo elend und fihleche eingerichtet, als möglich ift; die auf den Heerftraßen ausgenommen, welche artig und groß find. Gleichwohl muͤſſen Neifende ihr Berte mie fich führen, oder auf einer ſchlechten Matte ſchlafen. Die Chinefen, befonders die ärmern, brauchen nie Deckbetten, fondern be- gnügen ſich, fich manchmal ganz nackend in eine mit Leinewand gefütterte Bettdecke einzu— hülfen ; daß alfo ihre Betten leicht mit fortzufchaffen find. Die Speifen find wie die Her- bergen : denn man hat von Gluͤcke zu fagen, wenn man nur entweder Fiſche oder Fleiſch an- | trifft n) Ce Comtes Nachr. von China, a d.234 ©. 4) Magellanus am oben angef. Orte, ad. 1319, 0) Du Zalde am oben angef. Orte. Du Halde am oben angef. Orte, p) DieenglifcheUeberfegung vom Magellanus 5) Siehe oben auf der 158 Seite: - Pat Seide an ſtatt Salz. re TEE Eng nn _ u — DIES STADT PAU ING — — ——rs EN MIT IHREN —-—_ —— * INDMÜUHLEN. * AR | mim RR XV Buch, I Capitel. 233 trifft. Gleichwohl find. an verſchiedenen Orten wilde Voͤgel, beſonders Faſane, ziemlich Claſſe der wohlfeil: deun man kann bisweilen. das Süd für: einen. Pfennig haben, Diefe Wirths⸗ Baufleute. äufer beftehen ordentlich aus vier Erdenwanden ohne Tünche. Man fieht.alle Balken in der Decke, und. es iſt ein Glůͤck, wenn man nicht an vielen Orten durchfieht ; die Zimmer find felten gedielt, und voller Locher. In einigen Provinzen find diefe Wirthshäufer nur von Erde und Rohre gebauet; in den Städten aber, von Ziegen, und fehr bequem anges legt, In den nordlichen Theilen trifft. man die Kans an, welches große von Ziegeln erbaute Alcoven find, bie Die ganze Breite vom Zimmer einnehmen; mit einen Dfen Darunter), Und. einer Matte von. Rohre oben darauf, worauf man fein Bette legen Fann. sängft den Wegen ftehen Wachen, in Eleinen Entfernungen von einander 2); deswe⸗ Es geſchehen gen bie Reiſenden felten in Gefahr wegen der Straßenräuber find, als die fih nur manch⸗ wenig Räus maf. indenen mit: Peking benachbarten Provinzen zeigen : aber faft niemals ermorden bereyen. fie, wen fie berauben, und ziehen ſehr liſtig ab, wenn ſie ihre Geſchaͤffte verrichtet ha— ben #),. Das Gedraͤnge der Reiſenden auf den Heerſtraßen verfichert fie zulänglich vor "Be: vaubung. „Einer. von. den Miffionarien bemerfet, ein ſolcher Öefell ſey ihm verſchiedene Tage nachgefolget,, ohne die ganze Zeit über Gelegenheit zu Ausführung feines Vorhabens zu finden; weil er nicht fo bald eine Geſellſchaft von Reiſenden aus dem Geſichte verlohren, da ſich gleich eine andere gezeiget. Kurz, nach der Miſſionarien Berichte, iſt die groͤßte und faſt einzige Beſchwerlichkeit Die Wege aufden Reifen der Staub, befonders im Winter, und in denen nordlichen Theilen von China; And unges denn zu Diefer Zeit regnet es faft nie. Da der Boden fo locker ift : ſo erreget ein ſtarker Wind MER Raus Staubwolfen, die den Himmel verdunfeln, und die Neifenden faft erſticken. ben diefes erfolget aus ber Bewegung fo vieler Leute und Wagen. Sie müffen daher ſich oft die Koͤ⸗ pfe mit einem Schleyer, oder die Yugen mit Gläfern bedecken, die in Leder oder Seide ein- gefaßt find, und hinter dem Kopfe befeftige ‚werden, Die fülichen Provinzen find zwar hiervon frey, aber Dagegen Ueberſchwemmungen unterworfen; weswegen fie ſehr viele Bruͤ⸗ cken erbauet haben. * Ordentlich reiſt man in China zu Pferde. Die Pferde fehen zwar nicht befonders aus, find- aber ſehr gut. Das fchlinnmfte ift, Daß man in dem. Poſthauſe fein ander Pferd be= £ommen fann, wenn dasjenige, das man hat, müde iſt. Denn alle Poftpferde gehören dem Kaifer, und werben nur von feinen Poftreutern und Hofbedienten gebraucht. Wenn die Wege zum Reuten zu ſchlimm find: fo bedienen fie ſich der Tragſeſſel, wel- Man reiſt in che die Chinefen Quan kyau, das ift, Wiandarinenfeflel heißen. Sie find von den Tragfefeln, Lohnſanften in Paris wenig unterſchieden, nur groͤßer, hoͤher und leichter: denn ſie ſind aus Bambusvöhren gemacht, die queer über einander nach der Geſtalt der Sänfte gelegt, und mit. Ratan fedr ftar verbunden find. Dieſe Sänfte ift von oben bis unten aus mit einem Stücfe gefärbter deinewand, Seiden- oder Wollenzeuge, nach) Beſchaffenheit der Jahreszeit bedeckt, woruͤber ſie bey Regenwetter einen in Del getraͤnkten Taffend decken. Sind nur zweene Saͤnftentraͤger: fo geben die Enden der Stangen ſowohl vorn als hinten u. AN: durch ) Du Haldes China, auf der rosten Ceite, — RER Epina, auf der 265 und folgen. Allgem, Beifebefehr, VI Dand, Gg 234 Beſchreibung vom China. Elafle der durch zwo Schlingen eines ſtarken biegſamen Seiles, das in der Mitte an einem dicken Aaufleute. Stocke hängt, und dieſer liege auf den Schultern der Saͤnftentraͤger x), Es ſind ihrer —F ordentlich achte, die einander ablöfen. I t — — und bey Wenn fie wegen der Hiße bey der Macht reifen: fo miethen fie, beſonders in gebirgiche Nachte. ten Gegenden, 100 fich Tyger aufhalten, Wachen, die man in geroiffen Entfernungen findet, mie Fackeln, die zugleich ihnen leuchten, und die Beſtien verjagen. Sie find aus Fichtenäften am Feuer getrocknet, gemacht, und fo zugerichter, daß fie vom Winde und Regen nur ftärfer brennen. Jede Fackel von fechs bis fieben Fuß lang brennet ungefähr eine Stunde. Gleichwohl reifer faſt niemand fo, als die vom Hofe abgeſchickt werben, die vornehmen Man⸗ darinen und andere große Herren, Denen viele Begleitung folger, daß fie fo leicht nichts von Thieren und Raͤubern zu fürchten haben, Die Süter Eine große Bequemlichkeit für die Reifenden in China iſt, daß fie ihre Güter fo leicht werden ges „ und ficher durch Träger fortfchaffen koͤnnen, die man in einer jeden Stabt häufig antrifft. tragen. Diefe haben ihr Oberhaupt, an das man fich wendet; und wenn man ſich wegen Des Prei⸗ fes verglichen bat, der voraus muß bezahle werden, fo erhält man fo viel Billette, als Träs ger verlangt werden, vermittelft deren man fie gleich befommen fanns und der Vorgeſetzte ſteht für das, was man ihnen zu tragen giebt. Haben fie ihre Laſt zu dem beftimmten Plage gebracht: fo giebt man einem jeden ein Billet, welches er feinem Vorgefegten zurück bringe, und von ſelbigem feine Bezahlung erhält, 1 Zu Wiemamdie _ It denen Städten, die auf fehr volfreichen Steaßen liegen, wie z. E. eine über den Träger mies Berg WMeylin y) geht, find viele Derter, wo die Träger ihre Namen, mit zulänglicher thet. Caution, aufſchreiben laſſen, Daß man alſo drey- bis vierhundert auf den Nothfall haben kann. Wenn man ſich bey dem Vorgeſetzten gemeldet hat: fo machet er augenblicklich ein Verzeichniß von allem, was man zu fragen hat, es ſeyn Kaften oder andere Sachen, und laͤßt fich nach dem Gewichte bezahlen. Der Preis ift etwan vier Pence oder Stüber, und ein halber Penny für hundert Pfund einen Tag zu tragen. Nachgehends hat man feine wei- tere Beforgung: denn der Borgefegte giebt jedem Träger feine Ladung, mit einem Wer: zeichniffe, was fie enthält; und wenn man in die Stadt koͤmmt, wo man Bin will, fo wird alles, was fie befommen haben, in das Trägerhaus geliefert, das mie dem vorigen in “x Verbindung ſteht. Wie fie tra⸗ Die Laſt wird mit Seilen in die Mitte einer Bambuſtange angehangen, deren En— gens den auf zweyer Leute Schultern ruhen. Iſt fie aber zu groß, fo nehmen fie vier Leute geufe mit zwo Stangen. Sie werden alle Tage umgemwechfele, und müffen den Reifenden gleichgehen. Wenn ein Mann ein Bündel trägt: fo erleichtert er fich die Laſt dadurch, daß ev es in zween gleiche Theile theite, und folhe mit Seilen oder Haaken an die Enden einer glasten Bambuftange befeſtigt, alsdann fie wagerecht auf feine Schultern leget, daß die Stange, indem er gebt, fich wechfelsweife beuge und erhebt. Wenn eine Schulter ermuͤ⸗ det iſt: fo weis er die Stange geſchickt auf dem Macken herum auf Die andere Schulter zu wenden; und fo fragen einige hundert und fechzig franzöfifche Pfunde zehn Seemeilen weit in einem Tages ' = In &) Die Träger muͤſſen Hinter einander, zweene vor Schlingen getragen wird: denn fo werden der Stock und zweene nach) dem Seffel gehen, der gleichfam in und dns Seil beſchrieben. XV Buch. MI Cabitel 2 In einigen Provimen ſchaffen fie die Ballen und Waaren mit Maulthieren fort, noch Claſſe der öfter Sn ak ai P . © a fehr großes Rad in der Mitten haben. An jedem Kaufleute, Ende der Ychfe, die auf beyden Seiten herausgeht, fegen fie einen Kaften, und thun in garen mit beyde gleichgeoße Saften.' Ein einziger Man ſchiebt ihn vor fich Hinz iſt aber Die aſt zu einem diade. werz fo wird noch ein Mann oder ein Efel vorgeſpannet ‚fe zu sieben, und manchmal i eyde zuſammen. Sie haben Achfen, wie bie unfrigen, mit einem vorwaͤrts gefegten Nabe, wie Schubfarren, bedienen fich aber folcher ſelten auf der Reife, ' Der gemeine Sohn für Maulthiere auf fünf und zwanzig Tage ift fuͤnftehalb Lyang Preis der oder Tael, zum hoͤchſten fünfe 2), nach der Jahreszeit und dem Preife der Lebensmittel, Manlthiere: Zuruͤckgehende Maulthiere Fann man viel wohlfeiler haben. - Sie find viel kleiner, als die europäifchen, aber fehr ſtark; ihre ordentliche Ladung iſt von hundert und achtzig zu zwey⸗ Hundert chinefifchen Pfunden, jedes vier Unzen ſchwerer, als das franzöfifche. Die Zollbedienten find in China nicht fo feharf, als anderswo. Es wird von ihnen Die Zollbe⸗ fein Reifender felbft vifitive, und felten öffnen fie die Ballen oder Kiſten. ‘a, wenn jemand dienten find mittelmäßig gut ausfiebt: fo nehmen fie nichts von ihm. Wir feben fehr wohl, beige nicht ſcharf. es, daß der Herr Fein Kaufmann ift. In einigen Zollhaͤuſern bezahlen fie nach dem Stüce,. oder man glauber felbft des Kaufmanns Verzeichniffe. Andere fordern fo und fo viel von einer Ladung, welches leicht zur Nichtigkeit gebracht wird. Selbſt des Kaifers Kang ho, oder Befehl wegen einer Reife, befreyer niemanden vom Zolle: aber der Man- Darin läße ihn aus Hochachtung gehen, ohne daß er etwas von Ihm fordert; allein zu Pe= king find fie meift ſtrenger. Die Ballen , welche vornehmen Hofbedienten gehören, werden nie geöffnet, wenn ein Fong tyau (dieß ift ein breiter Streifen Papier, auf welchem fteht, wenn es eingepackt wors den, wie der Befiger heißt, und was er für einen Rang hat), darauf geklebt ift. Bormals wurden die Zollhänfer jährlich verfchloflen, und die Mandarinen, Die ihnen Wie bdie Zoͤlle sorftunden, (welches fein geringer Rang war), verändert; aber feit zwölf Jahren ift die Beforget wer⸗ Beforgung des Zollhaufes Dem Unterfönige einer jeden Provinz aufgetragen worden, der den. jemanden zur Einnehmung der Zölle befteller. Gleichwohl hat der Seehandel fie genöthigt, unfängft ie die Zolhäufer zu Quang tong und Fo kyen befondere Mandarinen zu vers ordnen 4). 4+ Münzen, Gold, Gewichte und Maaße. Gold iſt eine Waare. Feine des Silbers. Wie Stempeln. Kennzeichen, Ungewiſſ Harrer ir Ungewiſſer Werth Pa ſie feine Güte erkennen. Es giebt Fein gemünge dierne Münge. Ungewoiffe Bw = r ne tes. Ihre Wapen. Kupfermuͤnze. Gold- und Münzen geſtraft wird, Samlun bi a Silbermünge, Geftalt des Geldes, Alte Münze. Chinef Gewichten, Maaße. Groͤße eines Grades. ur Silber und Kupfer wird in China als Geld zum Handel gebraucht. Gold iſt auf Gold iſt eine ) eben dem Fuße, wie Edelfteine in Europa; man Faufet es, wie andere Waaren , Waare. und die Europäer, die hieher handeln, geroinnen viel an dem Handel mit Golde, weil Öga nad) 4) Siehe oben auf der 196 Seite. fuͤnftehalb Ayang dreyßig Schillinge, und fünf x) Ein Ayang, bey den Portugiefen Tael, iſt Kyangs drey und dreyßig Schillinge und vier Pence, etwan ſechs Schillinge und acht Pence: fo machen 4) Du Haldes China, auf der ass u. f. Seite: 236 Beſchreibung von China, Elaffe der nad) des le Comte Berichte, ein Pfund Gold nur zehnmal höher, als ein Pſund Silber, Kaufleute. gefchäßt wird, da es bey uns funfzehnmal mehr gilt; fo daß der Kaufmann ordentlich - ein Drittheil gewinnet. Ir im aid , 2 Feine bes Ihr Silber ift nicht durchgängig von gleicher Feines Wie aber: die Sranzofen den Silbers. hoͤchſten Grad der Feine bey dem Golde auf vier und zwanzig Karate fegen: fo theilen fie ihr Maaß der Feine in bundert Theile ein, als welches der Grad des feinften Silbers ift. Man eriffe aber Silber, von neunzig zu hundert Theilen, auch zu achtzig Theilen an, welches aber für das fehlechtefte gehalten, und nicht angenommen wird, wenn man nicht dem Gewichte fo viel zuſetzet, daß es auf den Werth. fteigt, der im Handel gäng und gebe ift 4). Die Chinefen nehmen franzöfifches Geld als Silber von der fünf und neunzigften Art; die es aber wohl verftehen, fehägen es aufs höchfte nur für welches von der drey und . neunzlgften Art: jo daß in hundert Unzen Silber fieben Unzen Zufag find; ober welches eben fo viel ift, hundert Unzen nur Drey und neunzig Linzen fein Silber werth find. _ Wie ſie deſſen Die Chineſen ſind ſehr geſchickt, die Feine des Silbers gleich aus dem Anſehen zu Guͤte erken⸗ beurtheilen, und irren ſich faſt nie darinnen. Sie erfahren feine Guͤte auf dreyerley Art, nen. naͤmlich durch die Farbe, durch verſchiedene Eleine Löcher, die vom Schmelztiegel darinnen ‚ entftehen, und durch viele Eleine Zirkel, Die die Luft auf der Fläche des nach dem Schmel⸗ zen verfühlenden Metalls machen, Iſt die Farbe weiß, find die Löcher Elein und tief, die Zirkel häufig, dicht beyſammen, und fehr fein, befonders gegen des Stückes Mitte: fo ift das Silber fein; hat aber defto mehr Zufag, jemehr von diefen Merkmaalen abgeht 9. Das Silber Ihr Silber wird nicht geprägt, wie in Europa, fondern in. Eingüffe gegoffen D), und wird nicht ges in fo große und Eleine Stücken, als erfordert werden, zertheilet, deren Werch auf das Ge— prägt, wicht ankoͤmmt. Diefe Eingüffe find das feinfte Silber, und werden nur bey Auszahlung großer Summen gebraucht. Die Schwierigkeit, Eleine Summen damit aus zuzahlen, be— fteht darinnen : fie muͤſſen zuieilen das Stück ins Feuer legen, und mit einem Hammer dünne fehlagen , damit fie defto leichter kleine Stückchen abfehneiden koͤnnen; daher bringen fie allezeit über dem Auszahlen länger zu, als über dem Handel, Sie geftehen, es würde bequemer ſeyn, wenn fie Münze von beſtimmtem Werthe und Gerichte hätten: alsdann aber würden die Provinzen voller Kipper und Wipper feyn, die man nicht zu fürchten hat, fo lange das Silber zerfchnittten wird, * Weil bey fo öfterm Zerfihneiden der Werluft Fleiner Stuͤckchen fhwerlich kann vermieden werden: fo find arme Leute ſehr befchäfftigt, den Un— rath, der aus den Läden auf die Straßen geworfen wird, zu wafchen und zu fehlemmen, und das wenige, das fie finden, reichet zu, fie zu unterhalten e). Shre Wage. . hr Silber zumägen, haben fie ordentlich in einem fchönen japaniſch gemalten Be- haͤltniſſe eine Kleine Wage, die der Schnellwage nicht unaͤhnlich iſt. Ste befteht aus einer Eleinen Schale, einem Wagebalken von Effenbeine oder Ebenholze, und einem Gewichte, das b) Le Comtes Nachr. von China, ad. 2088. Gerichte, von einer halben Krone oder Unze zu Du Anlde auf der 330 Seite, hundert Kronen. ©) Le Comtes Nachrichten von China, aufder ©) ou Haldes China, a.d. 330 Seite. 905.0, f. Seite. S Anis Fr) Ein Son oder Sol iſt ein wenig mehr, als d) Magellanus a. d. 136 ©. faget, fie wären ein englifher halber Penny, — in Form eines Bootes, von verfchiedener Groͤße und EI Der Verfaſſer haͤtte beſſer geſagt, eine —9 —— iſche te — ——— RECHNUNGS TAFEL. * Tausend Hundert Zehn Ein Ziyen Fven s. yangs. Lyangs. Lyang. —— A ) | IM Pe —— TEEN? * SER N ; REN —8 A RT — — J XV Buch. IT Capitel. —— das ſich daran binauf- und hinunterſchieben läßt. Der Balken iſt auf dreyen Seiten in Elaffe der. £leine Theilchen getheilt, und Hänge an feidenen Schnüren, an einem Ende in drey verfchie- Kaufleute. denen Puncten, Damit fie defto keichter wägen können, Dieſe Art von einer Wage iſt un⸗ emein richtig. Man kann jede Muͤnze von funfzehn oder zwanzig Cael, bis zu einem Sol herunter, und noch weniger, darauf fo genau wiegen, daß ein Tauſendtheilchen einer Krone bie Schale merflich bewege. ' } Kupfermuͤnze iſt die einzige Gattung, auf welcher Charactere ftehen, und wird bey Elei- Kupfers nern Auszahlungen gebraucht. . Es find Fleine runde Stückhen, mit einem Loche in dee minze. Mitte; und fie geben fie entweder einzeln aus, oder fhnüren fie, hundert = und taufendweife zufammen. Das Metall ift weder tein noch gehämmert. Zehn folche Stücken machen einen Son f); zehn Sou den zehnten Theil einer chinefifchen Krone 8); Lyang, bey den Portugieſen Tael genannt, welche am Werthe ungefähr hundert Sous franzöfifchen Gel- des gleichen 4), Dieſe Eleinen Stückchen, die zu allen Zeiten die chineſiſche Scheidemünge vertreten haben, find von Siebhabern gefammelt worden z), * Du Halde giebt einen Auszug aus einem Buche, das die Münzen betriffe, und un- ger der Regierung der Song geſchrieben, ihm aber , (wie wir vermuthen, überfege) yom Dentrecolles,- einem Miſſionarius feiner Geſellſchaft, gefande worden iſt. Wir ha⸗ hen folgende befondere Umftände daraus angemerft, Geld beißt Ifyen. So fagen fie Tong tſyen, Kupfermuͤnze; In tſyen, Silber: muͤnze . Die kleine Kupfermuͤnze von gutem Schrote und Korne bat vier Zehntheile Biel. Daher verliere das Kupfer Farbe und Klang, und ſelbſt die dicken Münzen Eönnen mit pen Fingern zerbrochen werden, Unter der Regierung des Nu, der die erfte Dynaftie geftiftet hat, und zuvor iſt er⸗ Goldene und paͤhnt worden m), waren goldene und filberne Münzen, ſowohl als kupferne, im Gebraus filberne che: Es erlaubten auch einige Kaifer anderer Familien die fremden Münzen, die aus die- Münze. f m Metalle gemacht waren. Ueber Diefes machte man Geld aus Zinn, Bley ‚ Eifen, ja qug gebrannter Erde, auf welche Siguren und Züge geprägt wurden, Gewiffe leine Mu- ein, die in China Pwey, und in Bengalen Kori beißen, Haben auch für Flein Geld ge- Bien, e verfhiedene ſolche Stücken ein Stuͤck Kupfermuͤnze gegolten; dieſes währte aber icht ange. * nic) Die Geſtalt der Münze ift unter verfchiedenen Regierungen verfchieden geweſen. Seit Geſtalt der dee gorigen Dynaſtie find die Kupferſtuͤcken allezeit rund, mit einem viereckigten Loche in Muͤnze. der Mitte, gemacht worden, ‚Das einen etwas erhabenen Rand hatte, fie beffer anzufchnü- rot, Zu den Zeiten der Familie Han 7) war die Münze eben fo durchlöchere. Im An⸗ nge der. exften Dynaſtie ward, außer der runden Muͤnze, auch welche in Geſtalt eines effers gebraucht, die daher Tau hieß. Eine andere Arc glich einem Schildkroͤtenruͤcken, und bieß Deswegen Queyʒ und andere-von einer ſeltſamen Figur wurden Pu genannt, Die - 07, 083 runde ſche Unze Silber, welches Ayang eigentlich heißt, F) Le Comtes Nachrichten von China, 8. d. 308 da voretwwähnter maßen feine Silbermänze unter u. f.Seite. Du Haldes China, a. d. 330 ©. diefem oder andern Namen befannt iſt. *) Die fih im Jahre 960 anfing. 5) Bielmebe hundert und fieben und fünfsig 7) So nennen fie zu Kanton die Piaſter und Sous, da fie der Verfaffer anderswo ſieben Livres franzoͤſiſchen Kronen. und zehn Sons gleich feters fie gilt aber nur ſechs m) Siehe ohen die.atz Seite Schillinge und acht Pence engliſch ») Sie fing etwan im Jahre 206 zu regieren an. 238 Beſchreibung von China. Claſſe der runde Muͤnze hatte ordentlich einen oder anderthalben Zoll im Durchmeſſer, und manche Kaufleute, waren noch einmal fo breit. Die Pu und Tau waren fünf Zoll lang, und.feheinen ven Alte Münze, Gepraͤge und Schrift. japanifehen Cupans ähnlich geweſen zu ſeyn, wurden aber, wegen ihres ſehr unbequemen Gebrauchs, abgeſetzt. Unter den Song hatten fie fo kleine Stuͤckchen, daß fie ſolche Bönfesugen biegen, die wegen ihrer Dünne auf dem Waſſer ſchwammen, und in Gefahr waren, mwährenden Gebrauchs zu zerbrechen, Man brauchte ihrer zehntaufend, fo viel Reiß zu kaufen, das von ein Mann zehn Tage leben konnte. Weil man aber diefe Münze im Handel nicht neh⸗ men wollte, kam fie bald ab, Unter der erften Dpnaftie der Tang, waren die Ufer des gelben Fluſſes eingefallen, Man fand bey diefer Gelegenheit dreytauſend drey Hundert Stuͤcken Münze mit drey Füßen, aber unerfenntlichem Gepraͤge. Vermuthlich waren fie unter den Kaifern der drey erſten Familien gangbar geweſen, die nicht weit von diefem großen Sluffe Hof gehalten haben. _ Der Ehinefen Münze führet nicht, pie die unfeige, des Fuͤrſten Bildniß. Sie halten es dem Kaifer für unanftandig, daß fein Bild beftändig durch die Hände der Kaufleute, und des ſchlechteſten Volks, geben ſollte. Ordentlich beftehen die Schriften auf ihren Münzen aus ben prächtigen Titeln, welche die regierenden Herren Denen verfchiedenen Jahren ihrer Regierung geben; als: das Ewigglaͤnzende, das volllommen Fried⸗ liche, das Großmuͤthige. Auf anderer Münze fieht man den Namen der herrſchenden Samilie, bes Teibunals das ber Münze vorgefeßt ift, oder der Stadt, wo fie ift gefchlagen worden. Einige zei⸗ gen den ihnen vom Kaifer gefeßten Werth, als Ywen Iyong, d. i. ein halber Tael. Einer andern Art Auffchrift it Duey yu cbing ti, d. i. Das Geld gebt herum, und - Zömmt endlich wieder zum Raifer. Die Auffchriften der alten Münzen, als der Pu und Tau verfteht ige niemand mehr. Drey Arten alter Münzen beftehen aus einer Vermiſchung von Silber und Zinn, und find überall mit Figuren eingegraben. Die erſte Art ift vund, und wiegt acht Tael, zeiget einen Drachen mitten in den Wolfen. ‚Die zʒweyte Art iſt viereckigt, wiegt fechs Tael, und hat ein ſpringendes Pferd. Die dritte, vier Tael am Gewichte, ift längs . Hecht. und wie das Schild einer Schildkröte geftaltet. In jeder Abtheilung von ihr, befin⸗ Ahr Werth ſt ungewiß. Det 8 das Wort: Vang oder Koͤnig. Man ſchreibt ſolche dem Stifter des Geſchlech⸗ tes Shang zu. Es — — moͤglich, den Werth der alten Muͤnzen anzugeben. Denn ob das Ge— reichte gleich Darauf angezeigt ift: fo gelten doch manche vielmehr, als ihr innerer Werth beträgt. Wenn fie felten geworden find, 3- E, wein die Leute diefelben bey unruhi— gen Zeiten vergraben haben, ober wenn Feinde ins Sand gefallen find, und ganze Ehiffs- fadungen weggefügrt haben : fo hat der Kaifer den Werth der Fleinften Kupfermunzen ehn⸗ mal höher, als er zuvor war, fegen müffen, und das hat bisweilen Unruhen erregt, weil die Kaufleute Den Preis der Waaren nad) eben dem Maaße ſteigerten. Das Kupfer mar einft bu | . 0) Magellanus auf der 137 Seite Heißt fie Par · O ma B.18C. Magellanus vermuthet, daß pierbillete. Mercus Polus geglaubet, Papiermünze ſey zu p) Du Halde giebt ihre Bildniſſe nebſt den feiner Zeit gangbar gewefen, rühre von dev nach, audern. na gemachten Gold und Silberpapiecmminge het, wel⸗ N che — XV Buch. III Capitel. 239 ſo ſelten, daß der Kai i emvel des Fo zerſtoͤren, und alle kupferne Claſſe der — — * ee —— Zu ee Zeit hat man den Seiiten Kaufleute, = Ir der Eupfernen Gefäße verborhen, und befohlen, wer 2 —* — — | sm i ong vu, von dem die Familie Ming herkoͤmmt, Papier: . War dag nr ei Mandarinen und Soldaten, zum Theile in münze, ilber, zum Theile mit Papiere bezahlten. Ein Blatt mit dem Faiferlichen Siegel bezeich- net, galt taufend Eleine Rupferftücichen, ober ein Tael Silber 0). Aber die Streitigfei- ten, Proceffe, und andere üble Folgen, die täglich daraus entſtunden, noͤthigten den Kai⸗ fer, ſie abzubringen. Das Volk, und auch einige Vornehme ſuchen dieſe Zeddel izo ſehr auf, um ſie an den Hauptbalken ihres Hauſes aufzuhaͤngen; denn ſie ſind ſo einfaͤltig und glauben, diefes ſchuͤtze fie vor allem Ungluͤcke. Dieſe Art Papiermuͤnze mar zuvor mit eben fo fchlechtem Erfolge unter der Dynaftie der. Ywen eingeführt worden. Sie war aus der Rinde & Ru chu, und nicht von, Maulbeerbäumen, wie Marcus Polus behaupter, gemacht pP): Es find noch verfehiedene alte Münzen übrig, von denen einige zu auswärtigen Län- Unbekannte dern gehören, und daher von ihnen Feine Machricht zu erhalten iſt Eben das fann man Münzen, von denen fagen, welche zweene erbichtete Vögel, Songwbang und Rilin führen, das Volk hat viel abergläubifche. Gedanken von ihnen. - Das Geld ward allezeit in des Kaifers Namen geprägt; Fein Prinz maßte ſich dieſes Kecht an, auch zu der Zeit nicht, da fie fo mächtig waren, den Föniglichen Titel zuführen. Vormals münzfe man an zwey und zwanzig Deten; aber ißo geſchieht ſolches nur. bey Hofe, 100 die Münze in eine Form gegoffen wird q). Wenn man Silber ausmünzte, fo würden fid) allem Anfehen nach: viel Münzverfäl- feher finden, da die Eleinen Kupfermünzen fo oft nachgemacht worden. . Die Gefege be- ſtrafen folches am Leben: doch haben einige Kaifer nur befohlen, die Hand abzubauen, anz dere den Verbrecher aus dem Sande zu jagen. Die Betrüger engen. diefe Münze unter Die gute, ja fie ſchneiden Stuͤcken Pappe in diefe Geftalt, und fehnüren fie unter die uͤbrigen. Der verftorbene Kaiſer Rang bi, hatte eine Sammlung von allen Arten von Muͤn⸗ Muͤnzſamm⸗ zen, nad) den Dynaſtien geordnet; unter denenfelben befindet fich eine große Menge, die lung. zu den brey erſten Dynaſtien Hya, Shong und Chew gehören, welche (voraus geſetzt, daß ſie aͤcht ſind) einen Beweis von der chineſiſchen Geſchichte abgeben. Weil die Muͤnzen der letztern Zeiten ſowohl, als des entfernteſten Alterthums ermangeln, fo haben fie ſolche mit a — erſetzt, welche fo verfertiget iſt, wie die Nachrichten da⸗ von in allen Büchern lauten, und die Nachahmung it fo ieht, als wären es wirkliche Münzen r), Bean BEP GMT gerösten, ii ausfiebt Um nun den Werth der alten und neuen Münzen beffer zu verſtehen: fo. muß man Coineſiſches wiſſen, daß die Chinefen ihr Pfund in fechzehn Lyang oder Unzen, das Lyang in zehn Gewetchte, Tſyen +), das Tfyen in zehn Swen z), und das Swen in zehn Li Silber ae . ie che die Bonzen mit den Leichen verbrennen, and +. 7) Die Halde , China, a. d. gzi u⸗f. S. das Volk bereden, in der andern Welt würde wirk⸗ s) Die Portugiefen heißen, wie oft bemerkt wor⸗ lich Geld daraus. Man hat ganze Kramläden den, das Ayang, Tael, und das Tiyen, Maz. voll yon dieſer Münze zu verkaufen. 8) Jedes Swen macht einen franzoͤſ. Son Beſchreibung von China. 240 Claſſe der Die chinefifche Wage zeiget feine Fleinern Theilean, und doch erftrecker fich eben diefe Abtheilung Kaufleute. nach zehnen, bey; Gold oder Silber von einem anfehnlichen Gewichte, faft auf unempfind- liche Theilchen. Deswegen iſt es faft unmöglich, davon in einer andern Sprache die Bes und Maaß. ſen ſich die Bauleute bedienen; er iſt eine Linie kuͤrzer, als der pariſer Fuß. Groͤße eines Grades. griffe gehörig auszudrucken. Sie theilen das Li in zehn Wha, das Wha in zehn Se, das Se in zehn Su, das Su in zehn Chin, das Chin, welches ein Staubkorn bedeutet, in zehn Ya, das Ne in zehn Myau, das Myau in zehn Mo, das Mo in zehn Tſyun, und. das Tſyun in zehn Sun“). Maaße wurden ſchon zu des dritten Kaifers Whang hi Zeiten erfunden. Mam nahm ein Sirfeforn zum Grunde der Yusmeflung einer Linie, vechnete zehn Linien auf einen Zoll, zehn Zoll auf einen Fuß u. ſ.w. Da aber diefe Körner länglicht rund find: fo find unter den verfehiedenen Dynaftien verfchiedene Maaße aus ihnen entitanden, nachdem man fie verſchiedentlich an einander gelegt hat x). Unter der ißigen Dynaſtie giebt e8 drey Arten von Maafen. 1) Der Fuß des Pal⸗ faftes, den Rang bi beſtimmt hat, welcher ſich zum parifer Fuße y), wie fieben und neunzig und ein halbes zu hundert verhält; dieſer Fuß wird 160 im mathematiſchen Tribunale ge= braucht. 2) Der Fuß des Tribunals der öffentlichen Gebäude, Kong pu —— deſ⸗ 3) Der Schneiderfuß, deſſen ſich auch die Kraͤmer bedienen, iſt ſieben Linien groͤßer, als der Kong pr u 0° ja, 8 Eimer aD Das erfte Maaß gebrauchten die Mifftonarien ordentlich beym Ausmeſſen des Reichs, und es ift von dem andern chinefifchen Fuße, und felbft von dem, der vormals im mathe: matifchen Tribunale gebräuchlich war, unterfchieden 2), WBermittelft diefes Fußes fand der Sefuit Thomas bie Größe eines Grades zweyhundert Lis oder chinefifche Jucharte, deren jedes aus hundert und achtzig chinefifchen Faden, einen zu zehn Fuß gerechnet, beftehe. Da nun der zwanzigfte Theil’ eines Grades nach der Beobachtung der parifer Akademie . zwey taufend achthundert drey und funfzig Toiſen, jede zu fechs Fuß des Chateler gerech⸗ net, enthaͤlt: fo trägt dieſes gleich taufend achthundert chinefifche Ruthen, oder zehn Lig aus, baß alfo ein Grad. von zwanzig franzöfifchen großen oder Seemeilen, zweyhundert Lis haͤlt 22). Der ; u) Du Halde, China, auf der 332 Seite, achthundert und fechzehntanfend Theil Zoll englifch, Siehe and) le Comte a. d. 307. ©. x) Le Eomte auf der 367 Seite faget, das Maaß fey in verfchiedenen Provinzen -verfchieden ; daher Eomme auch der Unterfchied in der Mißios narien Berichten, 9) Der parifer Fuß verhält fih zum engliſchen wie tanfend acht und fechzig zu taufend oder zwölf \ machen einen parifer Fuß, 2) Le Comte ſetzet den Unterfchied zwiſchen die⸗ fem und dem Parifer Fuß wie neun und neunzig zu hundert. 2) Du HValde am oben angef. Orte, Siehe anch feine Vorrede, a. d. iu S. a) Navarette auf der sa Seite: 241 WBuch. Er Dee IV Asfıhnitt. —— — — uam „ Elofe der Handwerker, und. Künftler. neige Arbeit | erſtellt. Die Seide, She Urſprung und Künftier, — ——— Fa Zr — Wie man ihre Guͤte kennt. * erfjenge.” Cie arbeiten aufer ihren Wod: die feinfte gemacht wird. Wie die goldene Dir J ‚ Bungen. Hermmgehende Barbierer, &ie fir cate gemacht werden. Seidene Zeuge, on neo Sehen vermittelſt gewiffer Vögel. Mit Brot: meiften im Gebrauche find. "Sn Europa unbes teen.) Sie Ihreßen Fiſche Yapanifhe Arbeit, kannte Arten durchbrochne feidene Zeuge: Seide | Wie der Firniß gebraucht wird. Eine andere »on wilden Seidenwuͤrmern. Wollenmanufactnz Art. Wie man feinen vergangenen Ölanz wie ven, Cattun und Leinwand. Porcellan. SM koͤnnte von diefer Art Leute fehr viel fagen. China har einen Ueberfluß an allerley Artige Ar; Arbeitern, was man fih nur für welche vorftellen kann, und in erftaunlicher Menge, beit und Die artigen Sachen, welche fie verfertigen. und in Kramlaͤden feil haben, bringen alle Eu: Hausrath. ropaͤer zum Erſtaunen. Wuͤrden vier große Galeonen nach Nan king, Su chew fu, Hang chew fü, oder dergleichen Stadt geſandt: fo: koͤnnten fie mit tauſenderley artigen Arbeiten beladen werden. Der Hausrach zu einem ganzen Pallafte Fann in erwähnten Städten fertig gefauft werden, und um billigen, Preis 2). — Die Chineſen ſind große Kuͤnſtler, ob ſie wohl die Kuͤnſte noch nicht zu der Vollkom⸗ menheit gebracht haben, wie die Europaͤer. Vermuthlich ruhret ſolches von denen Geſetzen her, welche dem Aufwande der Privatperſonen Graͤnzen ſetzen; denn die Arbeltsleute ſind außerordentlich fleißig, und wenn fie nicht fo erfindungsreich find, als die Europaͤer: fo verftehen fie alle Borfchriften derfelben fehr feicht, und machen Die Vorbilder fo ziemlich nad) 5), welches aus den Spiegeln, Alben, Piftolen, Bomben und andern Arbeiten er— hellet, die an verfchiedenen Orten des Reichs gemacht werden, - Aber feit undenflichen Jahren haben fie Schießpulver, die Druckerey, und den Gebrauch des Compafles.gehabt, weiche Künfte in Europa neu find, und wir vielleicht ihnen zu danken haben). Sie malen Blumen, Vögel und Bäume fehr zierlich 4), aber die Schattirung fehlet ih⸗ Malerey u. nen, und Menfchengeftalten machen fie ſehr fehlecht, verwundern fich auch über unfereMa- Dratarbeit. ferenen fehr, wenn folche auch gleich ganz gemein find. Doch find einige, die zu Manila und Makau gelernet Haben, große Künftler geworden. Die Dratarbeit , welche vieChi- nefen von den Indianern gelernet, und zu Manila gemacht haben, hatdie Europäer zum Er: ſtatmen gebracht. Itzo fangen die Italiener an, fie etwas nachzumachen. In Kanton machen fie ganz gute Brillen, Serngläfer und Brenngläfer, den unfrigen fo ähnlich, daß es ſchwer fallt, fie zu unterfheiden. Nicht lange, che der Verfaſſer von dar zuruͤck Fam, erfuhr er, fie ſchliffen ſolche auf Fleingeftoßenen Kiefeln , weil fie feinen klaren Sand hätten. or | —— Ihre 2* 5) Eben derſelbe ſaget, fie ahmten alles vollkom⸗ men nad). c) Ze Comte Nachrichten von China, a. d. 229 Seite. 4) Der Verfaſſer bemerket, ſie wuͤßten Bäume, Voͤgel und Blumen beſſer von Seide zu machen, als zu malen. Zu Nan king machten ſie derglei⸗ Allgem, Reiſebeſchr. VI Sand, hen in ſolcher Wolltommenheit von Wachs, daß die Mißionarien darüber erftaunten. ee) Dw szalde auf der 281 Seite faget, fie malten Blumen, Thiere und Landfchnften geichickt, aber menfchliche Seftalten verftümmelten und vers zögern fie dermaßen, ) daB fie Sraramuzen aͤhnli⸗ her fähen, als Chineſen. Ay 3b 22 | Beſchreibung von Ehinn Elaffe der Ihre mechanifhen Werkzeuge find den unfrigen ähnlich, ausgenommen etwa hier Aönftler, und dar eines. Die Schneider binden ftatt des Fingerhuts einen Sappen um den Dau⸗ pre Wer: men; meiftens nähen fie ftehend , und lehnen ſich nur an eine Tafel, auf der ihre Ars zeuge. beit liegt ). vi “ Sie arbeiten In jeder Stadt giebt es Handiverfer von allen Arten. Einige arbeiten in ihren Laden, anfer ihrer andere gehen auf die Straße aus, fich zu vermiethen. Der größte Theil aber wird in Pri- Wohnung. yarfamilien gebraucht. , Wenn man 5. €, fich leiden laſſen will: fo koͤmmt der Schneider fruͤh Morgens ins Haus, und: geht Abends wieder nach feiner Wohnung. So machen es alle andere Handwerker, die alle ihr Werkzeug mitbringen; felbft der Schmidt hat ſei⸗ nen Ambos und feine Schmiedeefieg) bey fih, Sachen von gemeinem Gebrauche zu verfertigen, Herumge⸗ Die Barbiere tragen auf ihren Schultern einen Stuhl, ihr Becken, ihr Gefaͤße und hende Datz Feuer mit Barbiertüchern herum. Durch eine Eleine Klocke zeigen fie ihre Gegenwart any _ bierer. und wenn man fie verlange, fo verrichten ſie auf der Stelle, es mag auf der Straße, mitten auf einem Plage, an einer Hausthüre u. ſ. w. ſeyn, fehr geſchickt, was man von ihnen fordere; fie barbieven, bringen die Augenbraunen in Ordnung, reinigen die Ohren mit darzu dienlichen Werkzeugen, ſtrecken die Arme aus, und reiben die Schultern, das alles für achtzehn Deniers (oder etwas weniger als einen halben Penny) dafür fie noch fehr dan- ken, und alsdann Die Klocke von neuem nach andern Kunden erfchallen laſſen 2), Die Schuſter gehen eben fo. herum, : Sie beffern, Schuhe aus, und befohlen fie um drey Dence, daß felbigefolchen , die, nicht. allzuviel gehen, wohl ein oder zwey Jahre halten, Aber der Berfaffer weis nicht, auf was für Art, oder womit fiedas Leder fo gut zurichten 7), Siebedienen — Außer, daß die Fifcher bey großen Fifchereyen Netze, und bey Eleinen Angeln ge - a brauchen, bedienen fie fich auch in verfchiedenen Provinzen einer Art von Naben k), die fie — darzu eben fo, mie wir die Hunde zur Hafenjagd, abrichten. Mit aufgehender Sonne fieht man auf den Flüffen eine Menge Boote, an deren Vordertheilen verfchiedene ſolche Voͤgel fisen. Wenn man ihnen zum Zeichen das Waſſer mit einem Ruder fehlägt: fo flie- gen fie in den Fluß, einer hier, der andere da, tauchen unter, und führen die Fifche in der Mitte angefaßt, indie Höhe, worauf fie folche in die Barke bringen. Der Fifcher nimmt den Bogel, Hält ihm feinen Kopf niederwärrs, und ſtreicht ihm alsdann den Hals mic der Hand, damit er die kleinen Fiſche, die er verſchlungen hatte, wieder. von fich giebt, ein Ring am Untertheile des Halfes hatte verhindert, daß ſolche nicht in den Kropf giengen, Nachdem das Fifchen vorbey iſt: fo nehmen fie diefen Ring ab, und geben dem Vogei zu freſſen. Iſt der Fiſch für einen Bogel zu groß, fo ſtehen fie einander bey; einer faſſet den Kopf, der andere den Schwanz, und fo bringen fie ihn in ihres Herrn Boot. H Sie fiſchen Auf eine andere Art Fifche zu fangen, haben fie lange ſchmale Boote, an deren jebe mit Bret⸗ Seite fie von einem Ende zum andern, ein zwey Fuß breites Brett nageln, Diefes Brett 2 iſt mit fehr weißem glängenden Firniſſe, nach japanifcher Art, überzogen, und ſenket fich fehief ganz gelinde, bis es faft das Waſſer berührer, Sie brauchen es bey Nachtzeit, und wer den es gegen den Mond, damit deſſen zuruͤckprallende Stralen, feinen Gfanz — IE Zu vH —3 1. J „Jen — ie 5 Navarettes Beſchreibung von China, auf nuͤtzlich und viel bequemer, als bie europaͤiſchen. der 53 Seite. en N h) Du halde/ China anf der 277 Site, 8) Derſelbe fager, ihr kleiner Blaſebalg fey 0) Navorette ad, 54.© IP Ba wıLDE EN TEN ZU FANGEN | m 2 \ 4 a) RAR \ NEUN —I I il il ir N j —— Ede Bakker at, 21750. er ea * XV Buch. III Capitel. ur. Die Fifcheverfennen es alfo, indem fie fpielen, und fehen es für Waſſer an, daB fie oft nach Elafe dee) ſelbem zufpringen, und auf daſſelbe, oder in das ‘Boot hinein fallen. Ruͤnſtler. An einigen Orten ſchießen die Soldaten die Fiſche ſehr geſchickt mit Pfeilen, die an ——— dem Bogen mit einem Faden befeſtiget find, fo wohl, Damit fie nicht verlohren gehen, als auch, J. Zifhe um den Fifeh beranszuziehen. Anderswo befindet fich ihrer eine folche Menge im Schlamme, daß die Seute bis an den Gürtel ins: Waſſer treten, und fie mit einer dreyzackigten Ga— bei ftechen 2). | Unter allen Manufacturen, welche die Ehinefen verfertigen, find die vornehmften, Sapanifche überfienigee Sachen, feidene Waaren, und Porcellan. Sie überfirniffen Tiſche, Stühle, Arbeit: Cabinetter, Bettftellen, und faft alle Arten hoͤlzernes Hausgeraͤthe, wie auch Kupfer, Zinmu.f.w. Dieſes giebt ihnen einen fehönen Glanz, und ein prächtiges Anfehen, befon- ders, wenn fie mie goldenen oder filbernen Figuren gemalt werden. . Doc) find die Fir⸗ nißwerke, welche man zu Kanton verfertige, weder fo ſchoͤn noch ſo brauchbar, als die aus Japan, Tong king und Nan Ling, der Hauptftadt von Kyang nan kommen, weil, ‚fie zweilfertig, und nur daß fie den Europäern ins Auge fallen folen, gemacht werden. Ein Stüd gut zu überfirniffen, erfordert wenigftens einen ganzen Sommer. Die Chine- fen haben aber felten dergleichen fertig; Denn ordentlich erwarten fie erftlich die Ankunft der Schiffe, ehe fie anfangen, um es nach der Europäer Vorſchrift zu machen, Der Firniß ift feine Compofition, auch) Fein fo großes Geheimniß, als einige fich ein- Wie fie ih gebildet haben, Er dringt wie Gummi aus einem Baume , von defien Eigenfchaften noir des Firniſſes hernach reden wollen m). Hier wollen wie nur melden, wie er aufgetragen wird, Es ge- bedienen. ſchieht folches auf zweyerley verfchiedene Arten. Die erfte und einfachfte trägt ihn unmit⸗ telbar aufs Holz. Machdem fie ſolches wohl polirt haben, überftreichen fie es zwey oder dreymal mit einer Art von Dele Tong yew, und tragen den Firniß, wenn eg trocken ift, eben ſo oft darüber, Er iſt fo ourchfichtig, daß man die Fahre vom Holzedurchfchimmern fieht, daher fie ven Firniß fehr oft auftragen, wenn man die Materialien nicht erkennen foll, und. alsdann wird es fo glänzend als ein Spiegel. Wenn alles trocken ift, fo malen fie Blu— wen, Menfhen, Bögel, Bäume, Berge, Palläfte u.f.w. mit Gold oder Silber darauf, ei UND fegen darüber NO) einmal, aber nur ſchwach, Firniß, fo wohl daß es ſich beſſer hält, als damig eg einen Ölanz-befämmt, ' —* If na Die andere Art erfordert mehr Zubereitung. Sie wird auf eine Art von Maftip.oder- Andere Art. Pappe aufgetragen, die aus Papier, Flache, Kalt und einigen andern Dingen zufammen- gefegt iſt. Wenn folches wohl geſchlagen, und auf das Holz geleimt wird: fomachet es ei- nen ſehr feſten und glatten Grund, Hnrüber tragen fie das vorerwähnte Del zwey bis drey- mal, und alsdann verfchiedene Sagen von Firniffe darüber, daß allemal einenach der andern trocknet. Jeder Arbeiter hat hierinnen feine beſondern Handgriffe, Wenn man heiße Feuchtigkeiten auf diefe japanifche Arbeit giefit, fo wird der Firniß oſt Wie feine verborben und gelb, Man fol ihn Cnach dem Rathe eines chineſiſchen Schriftftellers ). eis verlohrne ner ganzen Mache dem Frofte ausfegen : fo wird er feine glänzende Weiße wieder bekommen, Scoͤnheit Noch befler ift, wenn man ihn einige Zeit in die Sonne legt ))J. .- — | 150 rd en Die O Siehe die Zeichnung im VB. a. d. 486S. .) Siehe die Naturgeſchichte. I) ge Eomte Nacprichten yon China, .0.237 in LS ©. du Halde a. ð. zisef. ») Du Halde, China, a. d. 336 u. f. S. Elaffe der Künftler, us } ange Urſprung der Seide, Aufmunte⸗ rung zum Seidenbau. Wie man ih⸗ re Guͤte er⸗ kennt. 244 | Beſchreibung von China. Die beſten Schriftſteller ſind eins, daß die Seide und die Seidenwuͤrmer aus China urſpruͤnglich her ſind. Von daher haben ſie die Indianer, von dieſen die Perſer, von den letztern die Griechen und Roͤmer erhalten; bey welchen die Seide, wie ſie um das Jahr 500 erſtlich eingefuͤhrt wurde, ihr Gewicht am Golde zum Werthe hatte, Die aͤlteſten chi⸗ neſiſchen Schriftſteller verfichern alle, vor des Whang ti Regierung, da das Sand nur kurz vorher wohnbar gemacht war, hätten ſich die Leute in Thierhäute gefleider, und wie bey ihrer Vermehrung folches nicht zugereicht hätte, wäre die Seide von einer Gemahlinn des Kaiſers erfunden worden: Gleichwohl iſt es ſchwer, ſehr alte Nachrichten von Sei⸗ denwuͤrmern anzutreffen. * Verſchiedene Kaiſerinnen in den folgenden Zeiten, haben ſich mit ihrer Erziehung und Zubereitung der Seide befchäfftiger. Es ward einer von den Gärten am Pallafte zu Maul: beerbäumen beftimmt, Ihre Mafeftät giengen in Begleitung der Königinnen, und der vor nehmften Hofdamen feyerlich dahin, und fammelten die Blätter von drey Aeſten, welche ihre Kammerdienerinnen niederbeugten. Die feinften Süden Seide, die von ihr ſelbſt oder auf ihren Befehl verfertiger wurden, waren zu der Ceremonie des großen Opfers, das man dem Schang ti brachte, beftimmt. So ſcheint es, daß die Kaiferinnen zu den Sei: denmanufacturen aufgemuntert haben, wie die Kaifer zum Ackerbaue. Aber feit einiger Zeit ber. haben fich die erſtern nicht-viel mehr um die Seide bekuͤmmert 0). ö Die Ehinefen beurtheilen der Seide Güte aus ihrer Weiße, Feine, und Gelindigfeir. Es ift ein übles Zeichen, wenn fie ſich rauh anfühlet. Oft richten fie fie mit Reißwaſſer, darein Kalk gerhan worden, zu, ihr einen Glanz zu geben: aber Das verbrenner fie, daß fie alsdann in Europa das Hafpeln nicht aushält, obwohl nichts fich beſſer haſpeln oder winden läßt, als gute Seide, die ein chinefifcher Arbeitsmann über eine Stunde zuſammenwinden wird, ohne Wo die fein: ſte gemacht wird. einen Faden zu zerreißen. Die Seidenwinden find von den europaͤiſchen ſehr unterſchieden und viel bequemer. Zwo oder drey ſchlechte Haſpeln von Bambu, und ein gezaͤhntes Rad, find genug. Es iſt erſtaunlich zu fehen, mit mas für einfachen Werkzeugen fie die fein- ſten Stoffe arbeiten, Die Seide von Che kyang ift unvergleichlich feiner und beffer, als in andern Provinzen Manmachet ausdiefer Seidediefchönften Stoffein der Provinz Kyang nam, N wo fich die größte Zahl guter Arbeiter befindet. Der Kaifer wird daher mit Seide zu ſei⸗ nem eigenen Gebrauche, und zu Gefchenfen für feine Großen verforgt, Die Seide zu Kan⸗ Wie die gol: denen Bro: cade gemacht werden. ton kommt von Tong king, und iſt nicht fo gut P). Der große Handel an dieſem Orte, zieht eine Menge der beften Arbeiter dahin, welche daſelbſt fo gute feidene Zeuge machen wuͤr⸗ den, als in Europa, wofern fie folche log zu werden müßten; meift aber halten fie ſich zu den fchlechteften Arten, weil die Chinefen das Näßlicherdem Angenehmen vorziehen. Zu ihrem goldenen Gewebe ziehen fie das Gold nicht in Drath, es mit dem Faden zu: fammen zu weben, fondern fie ſchneiden ein langes Stüc vergoldetes Papier in ſchmale Strei- fen, welche fie ſehr Eünftlich um die Seide vollen 4). Diefe Stoffe feben, fo lange fieneu | find, 0) Du Balde, a.d.353 Selte, - r) Le Comte faget, manchmal webten fie die P) Sleichtwohlfaget Le Comte, fie wuͤrde von Papierftreifen hinein, ohne fie um den Faden zu Fremden höher geſchaͤtzt, und gienge am beften ab. wickeln. 9) Navarette auf der 54 Seite ſaget, es waͤ⸗ s) Derfelbe ſaget, die Figuren auf ihren Broca⸗ ven neunzig tauſend Weberſtuͤhle zu Kanton, - den würden nicht, wie in Europa, er unter: | : engte XV Buch. II Capitel. 245 find, ſehr ſchoͤn aus: ‚abet da die buft ſie bald verderbt, find fie zu Kleidern unbrauchbar. Clafe der Pur die Mandarinen und ihre Weiber tragen ſolche, und nur felten. Ruͤnſtler. "Die Seidenzeuge, welche von den Chineſen am meiſten gebraucht werden, find glatte Seide fo am und geblühmte Gazen im Sommer, Damafte von allerfey Arten und Zarben, ftveifigee meiften im Satine, ſchwarze Nan king Satine, geobe Taffende oder Fleine Moore, die fehr brauchbar eg | find. Ueberdieß noch verfehiedene andere Arten, manche wie gebluͤhmte Halbfeide von Haar "* und Seide durch einander gewebt, manche mit offenen Blumen, wie Öaze, andere ſtrei⸗ figt mit Figuren, von ſehr gutem Geſchmacke, oder mit Roſen 1.0.9. eingefaßt, Crepes), Brocade, Pliſch, und verfchiedene Arten von Sammte. Die Carmefinfarbe ift am koſt⸗ barften, aber oft nachgemacht. Einige Tropfen mit Kalke vermengter Limonienſaft bier und dar darauf gefprengt, entdecken den Betrug. Kurz, die Chineſen machen unzählig viel feidene Zeuge, fuͤr welche die Europäer Feine Arten von Namen haben. Zweyerley Arten tragen fie am meiften. 1) Eine Art Satin, Namens Zeugen die in Twan tſe, die ftärfer, und nicht ſo glaͤnzend ift, als der europaͤiſche. Manche find glatt, em —* andere mit Blumen, Bäumen, Voͤgeln, Schmetterlingen u. ſ. w. gezieret. 2) Einen ekannt ſind. befondern Taffend, Chewotſe) genannt, den fie zu Beinkleidern und Futter brauchen. Er ift dichte, und doc) fo biegfam, Daß er Feine Runzeln bekoͤmmt, ob man ihn gleich mit der Hand zufanmen Drücker oder faleet »), Er laͤßt ſich auch ohne ftarfen Verluſt feines Ofan- jes, mie leinen Zeug waſchen. Den Glanz aber geben fie ihm mit einer Fertigkeit des Fluß⸗ meerfchreines oder Porpus, bey den Ehinefen Kyang chew,oder das Schwein des Fluſſes Nang tſe kyang, wo es gefunden wird, genannt. Sie reinigen folches Fett durch kochen und waſchen; alsdann breiten fie es mit einem zarten Pinfel über den Taffend von einem Ende bis zum andern, immer nach einem Striche, auf der Seite, der fie einen Glanz geben wol- fen. Die Arbeiter brennen folches in ihren Sampen ftatt des Deles, und der Geruch ver- treibt die Fliegen, die fonft. die Seide verderben wirden x). Le Comte bemerfer, fie bedienten fich noch einer andern Art Stoff im Sommer, den Durchbroch-⸗ fie Cha biegen. Er wäre nicht fo Dicht, noch fo glänzend, als franzöfifcher Taffend, aber ne feidene er enthielt mehr Seide. Obwohl — $eute ihn glatt und eben haben wollen: fo Zeuge tragen ihn Doch die meiften mit großen Blumen beſtreut, Die durchgeftochen, und wie ıng- fifche Spigen ausgefehnitten find. Die Seide wird dadurch oft fo durchlöchert, daß man den Zeug felbft Faum erfennen kann. _Dergleichen Kleider find fehr bequem und artig ; da- per Bornehme folhe tragen. Ueberdieß koſtet ein ganzes Stück zu einer langen Weſte und Oberrock nicht über ziween Guineen ). N Die Provinz Shan tong liefert eine befondere Art Seide auf allen Bäumen und DieSeide Feldern in Menge, Der Stoff, Kyen chew, wird daraus gemacht, Eine Eleine Art wilder Wirmer bringe diefe Seide hervor, die den Raupen fehr ähnlich find; fie machen feine Hülfen, fondern lange Fäden, die an Bäumchen und Gefträuchen hängen. Dieſe geben eine geöbere aber dauerhaftere Seide, als der ordentlichen Seidenwuͤrmer ihre. Hh 3 De . mengte rohe Seide über den Grund erhoben, da n) Ke Eomte faget, er wiirde nach dem Ge- bey diefem Verfahren die Arheit nicht fo dauerhaft wichte verkauft. * sotiede. Ale Seide ift hier durch einander gewebt, a) Le Comte a. d. 138 u.f. S. Du Halde {md die Blumen unterſchelden ſich nur durch Farbe auf der 354 Seite: and Schattirung. Ke Comte a. d. 140 S. 2) Oder: Su ſa. % 246 Beſchreibung von China. Claſſe dee Die Würmer freſſen auch andere Blätter, als von Maulbeerbäumen, Mer biefe Seide Kuͤnſtler. en —— von wilden Seidenwuͤr⸗ mern, Wollenma⸗ nufaeturen. Catun und Leinewand. Porcellan. nicht kennet, der ſollte fie für Ruſſetſtoff oder groben Draget halten. Zweyerley Würmer fpinnen dieſe Seide; die eine Art heißt Tſwen kyen, welche groͤ⸗ fer und ſchwaͤrzer iſt, als die unſrigen; die kleinere aber wird Tyan kyen genannt. Der erftern ihre Fäden find bräunlichgrau, der leßtern ihre ſchwaͤrzer; und die Seide zeiger beyde Farben untermengt : fo daß eben das Stück, dem Anſehen nad), oft in graue, gelbe und weiße Streifen getheilt iſt. Diefer Zeug. ift fehr dicke, bricht nicht, Hält fange, und läßt ſich wie feinen Zeug waſchen ; wenn er gut ift, fo bekoͤmmt er nicht einmal vom Dele Flecken. Er wird bey den Chinefen ftarf gebraucht, und iſt manchmal fo thener, als Satin, oder ihre beſten feidenen Zeuge. Aus dem Abgange der Chekyang + Seide machen fie ein faliches Kyen chew, wodurch man leicht betrogen werden kann. Zu Kanton ift vor wenig Jahren eine Seidenmanufactur angelegt worden, da fie Bänder, Steimpfe und Knöpfe machen; fie hat guten Fortgang gehabt. Die Strümpfe werben das Paar um einen Lyang verfauft 2), und das Dußend der groͤßten Knöpfe nur um fechs Pence 2). Ob die Chinefen gleich meiftens Seide tragen : fo fehlet es ihnen Doch nicht ganz an Wollen⸗ und Seinenmanufacturen. Die Wolle iſt fehr gemein und wohlfeil, befonders in. den Provinzen Schanfi, Schenfi und Sechwen, wo fie häufige Schafe haben ; doc) - machen die Chinefen fein Tuch. Dasjenige, womit die Engländer fie verforgen, halter fie ſehr Hoch; fie Faufen aber wenig davon, weil es viel theurer ift, als bie feinfte Seide, Die Mandarinen loffen fich im Winter Studierftubenröce aus einer Art groben Ruſſet mas chen, meil es ihnen an beſſerm Zeuge fehler. Dragete, Scharfehen und Etamine giebt es fehwerlich anderswo befler, als bey ihnen. Sie werden ordentlich getragen. Da Die Bonzen fih derfelben bedienen: fo werden fie von ihren Weibern insgemein nerfertigt, und es wird Damit ein großer Handel Durch Das ganze Neich getrieben. Er Gattun ift fehr gemein c). Sie bebienen ſich auch im Sommer des Meffeltuches zu langen Weſten. Der Zeug aber, der am höchften gefchägt wird, und fonft nirgends zu haben ift, heißt Ro pn, weil er aus der Pflanze Ao, die man in der Provinz Fo kyen findet, gemacht wird, Dieſes iſt eine Art eines forefriechenden Geftrauches, Das fich über das Feld ausbreiter, und viel größere Blätter, als Epheu bat, bie rund und glatt, inwendig gein, und außen wollicht find; einiger Stengel find fingersdicke, ſehr biegſam und roollicht, wie die Blätter. Wenn fie zu trocknen anfangen: fo faflen die Chinefen fie im Waſſer fau⸗ len, tie fie mit dem Hanfe und Flachſe auch thun. Die erſte Haut wird abgezogen und weggeworfen; Die zweyte, welche viel feiner und zarter iſt, wird mic den Händen in zarte Fäden zertbeilet, und gewebt, ohne daß fie folche Flopfen.oder fpinnen. Dieſe Leinewand iſt durchſichtig und ſehr fein, aber ſo kuͤhle und leicht, als ob man nichts auf dem Leibe hätte A), Das Porcellan machet den dritten Hauptpunct in ihren Kimften aus. Einige Um— ftände davon find fehon erwähnt worden; damit aber der Leſer ſowohl Davon, als von den Seidenmanufacturen, vollkommenere Begriffe erlänge: fo wollen wir aus zwo Schriften, Die davon handeln, kurze Auszüge beyfügen. Dentrecolles, ein Jeſuit, hat fie aus China an 2) Oder eine Unze Silber, ſechs Schillinge und ) Magellanus auf der 141 ©, faget, die aſch⸗ acht Pence. ‚ oder zimmtfarbenen waͤren fein, und koſtbar; alte a) Du Haldes China a. d. 104, 354 u. f. amd vornehme Leute truͤgen ſolche. ⸗ —⸗ XV Buch. TE Eapitel. 247 an den du Halde geſchickt; den erften, bie Seide und die Seidenwuͤrmer betreffend, hat Vom Sei- er ſelbſt aus einem chinefifchen Buche verfertigt; den zwenten Aufſatz aber vom Porcellane denbaue. hauptſaͤchlich aus feinen eigenen Unterfuchungen entrvorfen. ae 1, Wie die Seidenwuͤrmer gezogen werden, und wie Die Seide erhalten wird, | Wartung der wilden Maulheerbaͤume. Wie der wider if. Ihre Krankheiten. Ihre Haͤutun⸗ rechte Baum beſchnitten wird. Der gehoͤrige gen. Je oͤfter ſie freſſen, deſto mehr Seide ſie Bodens Wie man ihn erneuert, wenn er vers geben. Wie fie zu fuͤttern find. Krankheiten altert iſt. Wie das Zimmer für die Seiden» vonder Kälte; von der ige, und zu engem wärmer zugerichter wird. Wie die Würmer ges füttert werden; wie fie gewählt und gepaaret werden; wie die Weibchen geordnet werden, Eyer, die man wegwirft, Bad für die Eyer. Vorſchriften beym Auskriechen. Mach dem Aus⸗ Plage. Wie mit ihnen umgegangen wird, weil fie ihre Geſpiuſte machen. Einige werden zur Zucht aufbehalten. Die Übrigen richtet man bin, und wie ſolches gefihieht. Eine andere Art, Die befte Zeit, Seidenwürmer zu erziehen. Wie kriechen. Wie man.mit den Jungen umgehen die Eyer zu erhalten find. Wie fie Meben muß, Wie die Waͤrterinn zu wählen ift. Re⸗ ſpinnen. Die Mannfactnr. gen, die Wirmer betreffend, Mas ihnen zu: rs dem Berichte eines Chinefen, der unter der Regierung der Familie Ming, die WildeMaul— fih im Jahre 1368 anfing, von den Geidenwirmern gefchrieben hat, giebt es zwo beerbaͤume; Arten von Maulbeerbaumen; die eine, Namens Sang oder Tifang, wird nur wegen der Blätter gehalten; Bie andere, Namens Che oder Ye ſang, waͤchſt in den Wäldern, ift Flein und wild, mit Fleinen, vauben, vundlichten, fpißig zugehenden, und rings am Rande herum ausgezackten Blättern verſehen. Die Frucht ift dem Pfeffer ähnlich, die Aeſte find dornicht und buſchicht beyſammen. Manche Seidenwürmer werden auf diefe Bäume gelegt, ihre Gefpinfte zu machen, fobald fie in dem Haufe ausgekrochen find, und wach- fen dafelbft größer, als die man im Haufe behält. Ihre Seide ift zwar nicht fo gut, aber doch) noch vom Werthe, wie man aus dem urrheilen Fann, was zuvor von der Kyen chew — iſt geſagt worden. N * Man muß Wege in dieſen Maulbeerwaͤldern ausbauen, damit die Beſitzer fie aus⸗ tie fie ge⸗ pußen, und die Voͤgel verjagen koͤnnen. Die Blaͤtter, welche die Wuͤrmer im Fruͤhjahre wartet wer⸗ nicht beruͤhret haben, muͤſſen im Sommer abgenommen werden; ſonſt werden diejenigen, den . die den folgenden Sommer hervorkommen, durch den Umlauf des Saftes, durch dieſe al— gen Blatter verderbt. Dieſe Bäume, welche man wie die wahren Maulbeerbäume war- “tet, müffen Dünne gepflanzt, und der Grund mit Hirſe beſaͤet werden, um Das zu flarfe Wachsthum der kleinen Blaͤtter zu. verhindern. Sollte man ſolche Würmer in Europa entdecken: fo müßte man fie ſammeln, ehe fie fich in Molkendiebe verwandelten, damit ihre Eyer nicht verlohren «gehen; und ‚wenn die Kaupen bas Jahr darauf ausgefrochen find: fo muß man fie auf eben die Bäume wieder fegen. Die Wirmer, welche die Seide zum Kyen chew fpinnen, freflen junge Eichenbläster, und die Hauswürmer wuͤrden vielleicht eben das thun, di Inn 9 rk « ’ J ’ 23,3 3 „ey Ebenderfelde, auf der 141ſten Seite ſpricht, 4) AeComtes Nachrichten von China, anf der fie ſey unglaubl ch. Häufig „und, von mancherleh, 141 und folgenden Seite, . verfchiedenen Farben, Dom Sei: denbaue. — s7⸗ Die rechten Maulbeer⸗ baͤume; wie ſie be⸗ ſchnitten werden. Der gehoͤri⸗ ae Boden. Wie die alten erneuert wer⸗ den, ſer geweicht iſt, i 248 Becſchreibung von China. Von den wahren Maulbeerbaͤumen ſind diejenigen ungeſund, die ihre Frucht vor den Blaͤttern hervortreiben; die jungen Pflanzen mit aufgeriſſener Rinde find: auch nicht brauchbar: die aber eine weiße Rinde, wenig Knoten und große Knoſpen ‚Haben ‚bringen große und nahrhafte Blätter. Die beften Bäume find die, welche Die wenigften Früchte fragen, weil folche den Saft zu fehr zereheifen. Saͤet man Maulbeerfamen‘, der in Waf- in das man zuvor Mift von Hühnern gethan hat, die mit frifh vom Baume genommenen oder ander Sonne getrodfneten Maulbeeren find gefüttert worden : fo fragen Die Bäume, die aus folhem Samen wachen, feine Früchte. * Wenn die jungen Baͤume ihrer Blaͤtter in den erſten drey Jahren zu ſtark ſind be— raubt worden: ſo werden ſie ſchwach und nehmen ab, wie auch die, welche nicht reinlich beſchnitten werden. Die Wurzeln ſpringen im fünften Sabre auf. Das Mittel dawider iſt, daß man die Erde von ihnen wegnimmt, die Wurzeln, die am meiſten verdorben find, abfehneidet , fie mit gehörig zugerichteter Erde bedeckt, und mir Waſſer befprengt. Wenn "die Bäume alt werden : fo Fann man die eingehenden Aeſte im März abbauen, und an ſtatt ihrer gefunde pfropfen. Wofern Die Würmer ihren Samen in fie laſſen, fo geben fie ein; man tödtee aber die Würmer, indem man ein wenig ftarfes Del auf fie gießt. Der Boden zu den Maulbeerbäumen muß weder zu ſtark noch zu hart ſeyn. Man kann ihm mit Flußſchlamme, allerley Mifte, oder auch mit Afche Helfen. Bor allen Din- gen müffen fie im Jenner befchnitten werden, wozu eine gefehickte Hand gehöre. Es müf: fen nur die Aeſte bleiben, die abgefondert vom Stamme ausſchießen, und ohne fie zu beu- gen; auch muß man vier Knofpen an jedem Alte laſſen. Am Ende des Herbftes, ehe die Blaͤtter gelb werden , muß man fie ſammeln, und in ber Sonne trocknen, alsdann Flein ſtoßen, und in irdenen Töpfen, die mit Thone genau vermache find, an einem Orte, wo fein Rauch hinkoͤmmt, verwahren: fo-werden ſie im Srübjahre wie Mehl, und zu Fütte- rung der Würmer, nachdem fich diefelben gehaͤutet haben, tauglich fen. i Wenn die Bäume ale werden: fo erhalten fie, außer dem Pfropfen, auch neue Pflan- sen, indem fie entweder lebhafte und gefunde Aeſte in kleinen Röhren, die mit guter Erde gefülle find, zufammenflechten, oder im Fruͤhlinge die langen unbefchnittenen Aefte beugen, Ind die Enden in gearbeitete Erde ſtecken; dieſe wurzeln alfo im Chriſtmonate ein, werden vom Baume abgefchnitten, und zur gehörigen Zeit verpflanzt. Sie füen auch Maulbeer- famen, der von den beften Bäumen muß genommen werden, und zwar von den Früchten, bie um die Mitte der Aeſte wachſen. Man muß diefen Samen mit der Afche der verbrank- een Pflanzen vermengen, und den Tag darauf muß man alles ins Waffer werfen, und dar- innen herumruͤhren. Der unbrauchbare Samen ſchwimmt oben, der gute ſinkt zu Boden, Nachdem diefer an der Sonne getrocknet ift: fo ſaͤet man ihn, mit gleichviel Hirſe vermengt, damit durch ſolchen die aufwachſenden Baͤumchen vor der Sonnenhitze beſchirmet werden. Wenn der Hirſe reif ift: fo zünden fie ihn bey windigem Wetter an. Den folgenden Fruͤhling ſchießen die Bäume viel ftärfer. Die Aeſte müffen abgefchnitten werden, bis die Bäume zu gehöriger Höhe gelanget find; und alsdann fehneidet man die Gipfel aus, damit fich die Hefte auf die Seite ausbreiten. Endlich werden die jungen Bäume acht bis zehn Schritte von einander verpflangt, in Reihen, die vier Schritte von einander, aber nicht gerade gegen einander über ftehen, vielleicht damit fie einander nicht Schatten — as XV Buch. TI Capitel. 2; 249 Das Zimmer für die Seidenwwürmer muß auf einem trockenen Grunde ſeyn der ſich nach und nach erhebt, und an einem Fluͤßchen liegt, weil man die Eyer oft in fließendem Waſſer waſchen muß. Miſthaufen, Zuchtvieh und alles Geraͤuſche muß weit davon ent- gekrochen ſind. Es muß ein viereckigtes Zimmer, und, der Waͤrme wegen, mit dichten Mauern ſeyn; die Thuͤre ſoll ſuͤdlich, oder wenigſtens ſuͤdoſtlich, niemals aber nordwaͤrts angebracht, und, zu Ausſchließung Fühler Luft, mit einer doppelten Matte bedeckt werden, vom Sei: denbaue, Zi fü 5 Ä immer fie ferne ſeyn, weil fie ſowohl der üble Geruch, als das geringfte Schrecken, das ein belfen- dj. Seipen- der Hund, oder ein Frähender Hahn verurfacher, in Verwirrung bringt, wenn fie erft aus: wärmer; Doch muß fih auf jeder Seite ein Senfter befinden, um die Luft, wenn es erfordert wird, frey Durchzulaffen; zu anderer Zeit werden fie verſchloſſen. Sie find von weißem ducchfich- tigen Papiere, und hinter ihnen bewegliche Matten, um das Licht, wie es nöthig ift, ein— zufaffen oder auszufchließen, auch ſchaͤdliche Winde abzuhalten, dergleichen die Süd - und Suͤdweſtwinde find, die niemals in die Zimmer fommenfollen. Wenn man ducch ein Fenſter einen erfrifchenden Wind einlaffen will: fo muß man beforgt feyn, die Muͤcken und Stiegen abzuhalten; denn fie laffen ihren Unflath auf die Seidenhäuschen, welches das Abwinden ungemein fehwer machet. Daher es am beften ift, die Sache zu befchleunigen, ehe Flie— gen vorhanden find. Kleine Endechfen und Ratten, die nach den Seidenmürmern ſehr begierig find, muß man durch Katzen wegfchaffen. In dem Zimmer werden Negale oder Geſimſe aufgerichtet, deren Bretter etwan neun wie ſolches Zoll hoch eines über dem andern find ; in der Mitten muß ber Platz frey ſeyn, daß man rings zugerichtet herum gehen kann. Darnach werden Flechten von Binſen, die offen find, hingelegt, daß fie wird. erft die Wärme, und nachgehends die fühle Luft durchdringen kann. Auf diefen Flechten laſſen fie die Würmer ausfriechen, und füttern felbige, bis fie fich zum Spinnen bereiten. Wie ſehr viel Daran gelegen ift, daß die Würmer zu gleicher Zeit auskriechen, fchlafen, wachen, freſſen, und ſich häufen: fo muß in ihrem Zimmer eine beftändige und gleiche Wärme erhalten werden, welches vermictelft gewiſſer in den Ecken befinblicher Defen ge ſchieht: oder es wird auch eine Wärmpfanne auf und nieder getragen, und das Feuer da- bey mit Afche bedeckt, weil Flammen und Rauch ihnen fehädlic) find. Kubmift an der Sonne geddrrt, ift die befte Feuerung zu diefer Abficht, und die Würmer haben den Geruch davon gerne, Auf jede Flechte breiten fie eine Sage trocknes und klein gehacktes Stroh, und auf die: Wie dvieW- fes ein langes Blatt Papier, das durch gemäßigtes Handthieren ift gelinde gemacht wor— mer gefüttert den, Wenn das Papier von ihrem Unflathe oder von den Blättern verunreiniget worden werden; ift: fo bedecken fie folches mit einem Retze, und legen auf daffelbe Maufbeerblärter; det ganze Schwarm Friecht alsdann nach diefem hinauf „ und fie nehmen fie hernach gelinde weg, und feßen fie auf eine neue Flechte, weil fie Die alte reinigen. Dex chinefifche Schrift- ſteller raͤth ferner, es füllte eine Mauer oder eine Dichte Verpfählung rings um das Zim⸗ mer in einiger Entfernung ſeyn, befonders auf der Weſtſeite, damit die untergehende Sonne — auf die Wuͤrmer traͤfe, wenn man der Abendluft wegen daſelbſt die Fenſter aufmachte. Die Huͤlſen, welche etwas zugeſpitzt, Dichte, fein, und kleiner, als die andern find, ent⸗ wie ſie ge⸗ halten die Männchen von ben Schmetterlingen, die runder und groͤßer find, als Die Weib⸗ wählt wer- chen, welche dicker und ungeftalter find. Sie wählen ihre Zucht oft in den Hülfen, Die- den. ienigen, welche Flar, etwas durchſcheinend, rein und ſchwer find, find die beſten. Man Allgem, Beiſebeſchr. VI Sand, gi chut 250 Beſchreibung von China, Vom Sei⸗ thut aber beffer, mern man wartet, bis die Molkendiebe ausgefrochen find, welches kurz denbaue. nach dem vierzehnten Tage ihres Einfpinnens geſchieht. Diejenigen, toelche einen Tag vor den übrigen herausfommen, müffen niche gebraucht werden; fondern die find zu waͤh⸗ len, die den folgenden Tag haufenweife auskriechen. Die allerfpäteften verwirft man auch, imgleichen Diejenigen, welche niederhängende Flügel, Fable Augenbraunen, einen rodenen Schwanz, und einen rötblichten Unterleib ohne Haare haben, Diefe verworfenen Molken⸗ diebe muß man an einen befondern Dre thun. Wiemanfee - Wenn man die Wahl wegen derer, die zur Zuche follen gebraucht werden, getroffen paaret. bat; fo ſetzen fie die Männchen und Weibchen auf Papierblaͤtter zuſammen. Das Papier maß aus Maulbeerrinde, und nicht aus hänfenem Zeuge gemacht feyn, auch mit Seinen: oder Baummollenfaden, den man auf der untern Seite angeleimt hat, fteif gemacht wer: den. Denn wenn es mit Eyern bedeckt ift: fo muß man es dreymal in ein dazu bereitetes Waſſer tauchen. Diefes Papier breitet man über Matten, die wohl mic Strohe bedeckt find; und wenn die Molkendiebe ungefähr zwölf Stunden beyfammen gemwefen find, fo muß man die Männchen wegnehmen, und zu Den verworfenen thun DBlicben fie länger beyfam: men: fo würden aus den fpäte befruchteten Eyern die Würmer nicht mit den andern aus: kriechen, welches man vermeiden muß. ie man mit Man muß den Weibchen Platz geben, und fie bedecken: denn die Dunfelheit verhin- den Welbchen dert, Daß fie ihre Eyer nicht fo weit herumftreuen. Wenn fie gelegt haben, fo hält man umgehet. ſie vier bis fünf Tage bedeckt. Nachgehends muß man alle Molfendiebe, diejenigen, die . benfeite gelegt, oder todt aus den Hülfen find ‘genommen worden ; tief in die Erde vergra= ben; denn es würde ein jedes Thier, das fie anrührte, dadurch vergiftet werden. Man: che fagen fogar, wenn man fie auf das Feld verſcharrte ſo wüchfen viele Jahre weder Difteln noch ftachlichte Gefträuche daſelbſt Andere behaupten, nichts ſey beſſer, als dieſe Molfendiebe, die Fiſche in den Zeichen damit fett zu machen e). Eyer, die man Die Eyer, welche in Klumpen zuſammenhaͤngen, muͤſſen weggeworfen werden, und wegwirft. alsdann muß man die Papiere an einen Balken ſm Zimmer aufhängen, diefes aber vornen öffnen, daß der Wind hineingehen, und doc) die Sonne nicht Darauf fheinen Fann, Die Seite des Blattes, auf der die Eyer liegen, muß auswärts gekehret feyn ; und das Feuer, damit das Zimmer erwaͤrmet wird, muß weder Flammen noch Rauch von fich geben. Auch muß man forgfältig verhüten, daß Feine bänfenen Geile den Würmern oder den Eyern nahe kommen. Haben die Papiere folchergeftalt einige Tage gehangen: fo nimmt man fie ab, rellet fie leicht zufammen , die Eyer einwärts gefehret, und hängt fie alsdann wieder den Sommer und Herbſt über auf. Sad für die Gegen das Ende des Chriſtmonats, oder im Jenner, wenn ein Schaltmonat ift, Eyer, thun fie die Eyer in Faltes Flußwaſſer, oder Waffer, in welchem ein wenig Salz aufgelöft worden iſt; fie nehmen es fo in Acht, daß es niche friert, und decken eine Porceflanfchale darüber, damit die Papiere nicht ſchwimmen. Nach ziveen Tagen nehmen fie fie heraus, und hängen fie wieder auf. Wenn fie trocken find, vollen fie diefelbe etwas dichter zufam- men, und fehließen jedwedes befonders, an einem Ende fiebend, in ein irdenes Gefäß ein. Nachgebends fegen fie die Papiere, alle zehn Tage ungefähr einmal, in einem verfchloffenen Orte, wo fein Thau fällt, etwan eine halbe Stunde der Sonnen aus, wenn ſolche nach einem «) Du Baldes China auf der 375 und folgenden Seite, re DER SEIDEN = IEHUNG - | S, N die Bae leer Fer Mazten 4. F i — XV Bu, MI Capitel. 25 einem Regenguſſe helle ſcheint, und ſchließen ſie darnach wieder ein, wie zuvor. Manche Vom Seis legen ſie einen ganzen Tag in eine Lauge von Maulbeerbaumaſche, und alsdann einige Au— denbaue. genblicke in Schneewaſſer, oder hängen fie drey Nächte an einen Maulbeerbaum, und faflen fie dafelbft beregnen und befehneyen, nur daß ſolches nicht gar zu ſtark geſchieht. Alle Diefe Arten von Bädern machen die Seide ftärfer und Dichter, auch: beffer zu winden, Ihr Hauptʒweck aber iſt, die innerliche Wärme in den Eyern zu erhalten. Monn die Maulbeerbäume anfangen, Blätter zu gewinnen: fo iſt es Zeit, daß man Nachrichten die Würmer ausfriechen läßt; denn nach den verfchiedenen Graden ber Wärme oder Kälte, J die man ſie empfinden laͤßt, kann man dieſes verzoͤgern oder beſchleunigen. Wenn man Pen die Papiere oft außen ausbreitet, ober wenn fie aufgehoben werden, nur leichte zufammen- rollet: fo Eriechen fie eher aus, und Das entgegen gefeßte Verfahren Hält fie zuruͤkk. Den dritten Tag, ehe fie auskviechen follen, nimmt man bey einem gelinden Winde, der um dieſe Zeit gemein ift, die Papierrollen aus dem Gefäße, ſtrecket fie der Länge nach aus, und hänge fie mit dem Ruͤcken gegen Die Sonne, bis fie gelinde warm werben; alsdann vollet man fie dichte zuſammen, und feget ſie an einem warmen Orte aufgerichtet in das Gefäße, Den Tag darauf wird Diefes wiederholet; ‚die Eyer verändern ihre Sarbe, und werden afch- gran, und fie legen ʒwey Papiere auf einander, die fie Dichter zufammenrollen, und an den Enden binden. h h Den dritten Tag gegen Abend vollen fie die Papiere auf, und ſtrecken ſolche auf eine Wie mit den feine Matte; die Eyer feben alsdann ſchwaͤrzlich aus. Sind Wuͤrmer ausgekrochen: ſo Jungen nach muß man ſolche wegwerfen. Denn da dieſe Wuͤrmer nicht zu einer Zeit mit den folgenden, dem Auskrie⸗ ausgekrochen find ſo ſtimmen fie in der Zeit ihres Haͤutens, Wachens , Freflens, ja Ri welches das Hauptiverk iſt, ihres Spinnens, nicht mit jenen überein. Dieſe unordentli- hen Würmer würden viele Verſaͤumniß und Mühe, auch Unordnung, und daher Verluſt verurfachen. Nachgehends rollen fie drey Blaͤtter fehr locker zufammen, und fchaffen folche . in einen fehr warmen und por dem Suͤdwinde verwahrten Ort. Den Tag darauf, gegen zehn oder eilf Uhr, werden die Rollen weggenommen, geöffnet, und voller Wuͤrmer, wie Eleine ſchwarze Ameiſen, gefunden. Die innerhalb einer Stunde nachgebends nicht aus⸗ gefrochen find, müffen Veggeworfen werden: wie auch diejenigen, welche einen flachen Kopf haben, runzlicht und wie verbrannt ausfehen, bimmelblau, gelb oder fleifchfarben, find. Die gute Att fieht ungefähr von der Farbe aus, wie ein Berg, den man in der Ferne betrachtet. \ — Es iſt rathſam, daß man das Papier, welches die neuausgekrochenen Würmer ent⸗ verfahren halt, erſt wiegt, und alsdann es ſchief, und die obere Seite meiſt niederwaͤrts, auf einen wird. . fangen Bogen Papier, der mit Maulbeerblaͤttern beſtreuet iſt, haͤlt; die. Maulbeerblätter aber muͤſſen auf die vorbeſchriebene Art zubereitet ſeyn. Der Geruch davon wird die kleinen hungrigen Würmer an ſich ziehen ; den trägften kaun man mit einer Feder, oder mit gelin⸗ dem Anfchlagen auf die andere Seite des Papiers helfen. | Wenn man das Papier nad)- gehends für fich wiegt: fo erhält man das Gericht der Würmer genau, und kann daraus ziemlich vichtig berechnen, wie viele Pfunde Blätter zu ihrer Fütterung erfordert werden; imgleichen, wie viel die Gefpinite, Die fie machen follen, wiegen werden; Zufälle bey: feite geſetzt. = nächfte Mittel iſt, Haß man eine Weibesperfon beſtellet die auf die junge Zucht Wie dieWaͤr⸗ Achtung giebt. Ehe fie das Zimmer in Befis nimmt, muß fie ſich waſchen, und eine rein- fern zu ‘ia fiche wählen iſt. Dom Sei de nbaue. — — Vorſchriften wegen der Würmer. Was ihnen zuwider iſt. Ihre Krank⸗ heiten. Ihre Hau: tungen. FJe oͤfter fie freſſen; 2 Beſchreibung von China. fiche Kleidung anlegen, die nicht übel riecht , auch einige Zeitlang zuvor wilde Cichorien nicht gegeffen, noch in den Händen gehabt haben; denn der Geruch davon ift den Würmern fehr nachtheilig. Sie muß eine leichte Kleidung ohne Futter anhaben, damit fie ven Grad der Wärme im Orte beffer beurtheilen, und das Feuer nach) demfelben verftärfen oder ſchwaͤ— chen kann; denn diefe Inſecten find vor ihrer erſten Haͤutung fehr zärtlich. Jeder Tag ift ein Jahr für fie, und hat feine vier Abwechslungen. Der Morgen ift der Frühling, der Mit- tag Sommer, der Abend Herbft, und die Nacht Winter, Die Erfahrung hat gelehret, daß 7) die Eyer vor dem Auskriechen der Wirmer viele Kälte erfordern, 2) Wenn die Würmer ausgefrochen und fd groß wie Ameiſen find: fo verlangen fie eben fo viel Hitze. 3) Wenn fie Raupen geworden find, und ihrer Haͤu⸗ tung nahe Eommen: fo erfordern fie eine gemäßigte Hitze. 4) Mac) der großen Häutung müffen fie Eühl gehalten werden. 5) Beym Abnehmen und Altern muß man fie nach und nach erwärmen. 6) Bey ihrem Spinnen wird große Hiße erfordert. Alles, was ihnen zuwider ift, muß meggefchafft werden, Sie haben einen befon- . dern Widerwillen gegen Hanf, nafle Blätter, oder die in ber Sonne find erhitzt worden; und wenn fie neu ausgefrochen find, ift ihnen auch der Staub vom Auskehren fehr ſchaͤd⸗ lich; imgleichen fehadet ihnen die Feuchtigkeit der Erde, Fliegen und Mücken; der Geruch von gebratenen Fiſchen, verbrannten Haaren und Mufkusdampf; Athen, der nach Beine, Ingwer, Sallat und wilden Eichorien riecht; alles große Geräufche, Unreinlichkeit, die Sonnenftralen; das Licht einer Lampe bey der Nacht; Luft, die durch Hölen oder Lücher blaͤſt ein ſtarker Wind; viele Kaͤlte oder Hitze; und beſonders jaͤhlinge Veraͤnderungen derſelben. Bey ihrem Futter ſind bethaute Blaͤtter, die an der Sonne oder bey ſtarkem Winde getrocknet worden, oder Die einen uͤbeln Geſchmack haben, die gemeinſte Urſache ihrer Krank— heiten. Die Blätter müffen zween oder drey Tage vor dem Gebrauche gefammelt, und an einem reinen Iuftigen Orte aufbewwahret werden, wo Kaum genug ift ; dabey muß man nicht vergeffen, ihnen die drey erften Tage die zarteften Blätter, mit einem ſcharfen Mef fer in zarte Schnittchen zerrheilet, zu geben, folche aber nicht zerquetfhen; denn das würde ihren Geſchmack verderben. Auch muß man fi, zum Einfammeln junger Blätter, mit einem weiten Nege verforgen , daß fie nicht fo enge zufammengedrückt werden, und indem man fie fortträgt, trocknen Eönnen, ohne zu vermelfen. Mac) drey oder vier Tagen vermehre man ihr Futter, wenn fie anfangen weiß zu werden; man fchneide es aber nicht mehr fo klein. Wenn fie fehtwärzlicht werden, muß man ihnen ganze Blätter geben, wie folche vom Baume kommen. Wenn fie wieder weiß werden, und weniger Hunger bezeigen: fo breche man ihnen nach und nad) an Ihren Mahl: zeiten etwas ab; und immer mehr und mehr, wenn fie gelb werden. Sind fie ganz gelb geworden, und nun im Begriffe, fich zu haͤuten: fo gebe man ihnen gar nichts. Bey jeder Haͤutung muß eben fo mit ihnen verfahren werden, Noch umftändlicher zu reden: fo freffen dieſe Würmer gleihviel, Tag und Nacht. Nachdem fie ausgekrochen find, müffen fie den erſten Tag acht und vierzig Mahlzeiten, jede Stunde zwo haben; den folgenden dreyßig, aber die Blätter nicht mehr fo Flein gefchnit- ten; den Dritten Tag noch weniger, Iſt ihr Futter ihrer Luſt zu freffen nicht gemäß: fo werden fie zu viel Hige befommen, wodurch alles verdorben wird, Woͤlkicht und regnicht Kr; etter ] XV Buch IE Capitel. 253 Wetter benimmt ihnen diefe Luſt; daher muß man gleich vor ihrer Mahlzeit einen Wiſch Vom Sei: ſehr trocknes Stroh anzuͤnden, der über BR gleich brennet, und folchen über die Wiür- denbaue. mer halten, um fie von der Kälte und Feuchtigkeit, wovon fie träge werden, zu befreyen; oder man nimmt die Blendungen von den Fenſtern weg, und laͤßt das volle Tagelicht ein. So öfteres Freſſen vermehret ihren Wachsthum, auf welchen der größte Vortheil bey —* mehr den Seidenwuͤrmern ankoͤmmt. Erhalten fie innerhalb drey und zwanzig oder fünf und NY * zwanzig Tagen ihre voͤllige Groͤße: ſo muß eine Flechte, die mit ihnen bedeckt iſt deren Gewicht ſich auf ein Tſyen (etwas weniges mehr, als ein Quentchen) beläuft, fünf und zwanzig Unzen Seide liefern. Wenn fie aber erft innerhalb acht und zwanzig Tagen zur völligen Größe kommen: fo giebt fie nur zwanzig Unzen; und wenn fie einen Monat oder vierzig Tage lang wachfen, nur zehne, Haben fie ihre völlige Größe erreiche: fo gebe man ihnen leichtes Futter, wenig auf Wie man fie einmal, und fo oft, als da fie jung waren, Denn wenn fie foinnen, ohne verdauet zu ha— er Sutter > ben: fo befommen die Gefpinfte eine falzige Feuchtigkeit, von der die Seide fehr ſchwer zu Halt, ‚Winden wird. Kurz, wenn fie vier und zwanzig oder fünf und zwanzig Tage ausgefrochen gewefen find: fo geben fie defto weniger Seide, je länger fich ihr Spinnen verzieht, und je mehr fie freſſen. Bey ihren Haͤutungen find fie Fränklich, und darnach muß man ihnen klein gefchnittene Blätter, wenig auf einmal, aber oft, geben, i Ihre Krankheiten eneftehen von zu vieler Kälte und zu vieler Hige, Den erften vor- Krankheiten zufommen, muß man im Zimmer eine gehörige Wärme erhalten, Hat fie aber ein Wind, von Kälte; bey nicht wohl verwahrten Fenftern, oder nicht zulänglich trockenem Maulbeerlaube, erkaͤl⸗ tet: fo verlieren fie die Luſt zu freffen, und befommen eine Art vom Durchfalle; denn an- ſtatt des Unflathes geht wäflerichter Schleim von ihnen. Der Geruch von verbranntem Kuhmiſte iſt ihnen alsdann fehr dienlich, Bon Hige werden fie frank, entiveder wenn man fie zu lange faften läßt, oder wen von Hitze; ihr Fufter zu häufig oder nicht recht ausgelefen if, auch wenn fie eine unbequeme Sage ha⸗ ben, und wenn Die Luft jähling heiß wird. Im letztern Falle öffne man ein oder mehr Fen⸗ fer; aber nie auf der Seite, wo der Wind herbläft. Iſt die Luft zu heiß: fo fege man ein Gefäß voll Wafler vor das Fenſter. Das Zimmer kann auch mit Waſſer befprenge wer: den. Wider zu große innerliche Hige freuen fie über ihr Futter, das ein wenig benegt ift, das vorerwaͤhnte Pulver von Maulbeerblaͤttern, welches ſehr zart gemacht feyn muß, davon — ſie wieder Kraͤfte; aber fuͤr jede Unze Mehl brechen ſie ihnen eine Unze Blaͤtter ab, Die gemeinſte und gefaͤhrlichſte Krankheit unter den Wuͤrmern, ruͤhret von zu ſtarker aus Mangel Erhitzung her, wenn ſie ein unbequemes und zu enges Lager Haben. Denn ſobald fie nur des Platzes. ausgekrochen ſind, erſordern ſie ſehr viel Raum, beſonders, wenn ſie Raupen geworden ſind, und viel Feuchtigkeit bey ſich haben. Ob fie wohl ſelbſt nicht veinlich find x fo fehadet ihnen doc) Die Unveinigfeit fehr viel. Ihr Unflath, den fie in Menge von fich geben, gaͤhrt bald, und erdißt fie, wenn man ihn nicht bey Zeiten mit einer Feder wegfchafft, oder welchesnoh beffer iſt, die Würmer oft von einer Flechte auf die andere bringe, befonders, wenn jie dem Haͤuten nahe find, Sie müffen alle zu einer Zeit, und fehr gelinde weggenommen wer- den; das geringfte Drucken, oder der Fleinfte Fall wuͤrde fie ſchwaͤchen. Einige werfen, um eher fertig zu werden, trockne Binſen oder. Stroh Klein gefchnitten, und mit Maul- 13 beer⸗ * 254 | Beſchreibung von China, om Sei⸗ beerblättern uͤberſtreut, auf fie; dieſes zieht fie ans dem Unflache, der ie erhizßte. Wenn denbaue. fig ziemlich gewachſen find, fo müffen die Würmer, die zu einer Flechte gehörten, getheilt, und auf drey neue gethan werden, nachgehends auf fechs, und fo fleige die Zahl bis auf zwanzig und mehr. Denn tvenn fie voll Feuchtigkeit find, fo muß man fie von einander ges hoͤrig entfernt halten. d Wie man fie Die Zeit, da man fie von einander thun muß, it, wenn fie hellgelb und zum Schim= deym mern fertig find; da thut man fie in ein befonders Zummer, das zubereitet iſt, damit fie darinnen arbeiten Fönnen. Der chinefifche Schriftfteller fchlägt dazu ein langes Gebäude von ungehobeltem Bauholze, oder ein langes Dach vor, das fehr wenig abhängt, und an der inwendigen Seite leer if, Man muß ringsherum Abtheilungen mit Bretterchen mas chen, in welche fie die Seidenwuͤrmer fegen, die fich nachgehends felbft, jeder in feinem Ste, einrichten. Inwendig muß Plag feyn, daß ein Mann darinnen herumgehen fann, auch) daß man in der Mitten ein gelindes Teuer halten Fann, die Würmer vor Kälte und Feuchtigkeit zu verwahren, welche zu dieſer Zeit ſehr zu fürchten find. Es muß gleich Feuer genug vorhanden feyn, eine gelinde Hige zu erregen, wovon Die Wuͤrmer eifriger zur Arbeit werden, die Seide aber durchfiheinender wird. Spinnen Man muß auch diefen Schwarm in einer Fleinen Entfernung mit Matten umtingen, wartet. welche auch das Obertheil des Gebaͤudes bedecken, um die aͤußere Luft abzuhalten; und weil die Würmer gern verdeckt arbeiten. Gleichwohl. nehmen fie nad) der Arbeit des dritten Tages die Matten von ein bis drey Uhr weg, die Sonne ins Zimmer zu laffen, aber fo, daß die Stralen’ nicht gerade auf die Eleinen Arbeiter fallen. Bor Donner und Blitz bes fhüget man fie, indem man die Papiere über fie desfet, deren man fich bediente, mie fie fich auf den Slechten befanden. Einige wer⸗ n fieben Tagen find die Gefpinnfte fertig, Die man dann fa i — den zur Zucht ms * bis Sale hat, Hr See onen, — — en die . mufgehobent Hilfen, die zur Fortpflanzung auserfefen werden, auf eine Flechte an einen Fühlen luftigen Set aus. Denn wenn diefelben übereinander liegen, werden die Schmetterlinge gedrucke, und kommen nicht fo gut heraus, befonders Die Weibchen, die alsdann nur fränfliche Eyer Segen würden. Etwa in noch fieben Tagen kommen die Schmetterlinge aus ihren Hilfen, Die nächfte Sorgfalt muß dahin gehen, die Schmetterlingein den Hilfen oder Baͤlgen zu toͤd⸗ gen, dieman niche will durchbohrt haben, ohne die Seide zu befchädigen. Die Übrigen’ Man muß fie nicht eher in den Keffel thun, als wenn man fie abwinden kann; denn werden hin⸗ es wuͤrde der Seide nachteilig feyn, zu lange im Waſſer zu liegen. Das beftewäre, wenn gerichtet man Arbeiter genug hätte, alles auf einmal abzuwinden. Der hinefifche Schriftfteller ver- fihert, fünf Mann fönnten in einem Tage dreyßig Pfund Hülfen abwinden, und noch) zween andere mit fo viel Seide verforgen, als diefelben im Gewinde zufammen machen koͤnnen, welches ungefähr zehn Pfund betraͤgt. Indeſſen fehläge er drey Wege vor, um zu ver- hindern, Daß die Hilfen von den berausfricchenden Schmetferlingen niche durchloͤ— ghert werden, Erſtlich kann man fie einen ganzen Tag in der Sonne liegen laffen. Dieß ift zwar der Seide nachtheilig, aber die Schmetterlinge fterben gewiß davon, Zweytens Fann man fie in das Marienbad thun, wobey man eine halbe Unze Rertichöl, und eine Unze Sal; in den Fupfernen Kefiel wirft, davon foll die Seide beffer und leichter zu winden werden, Die l —— — J — — Em STE —— SEE Te El — 3 - 100 ee XV Buch, IT Capitel. 255 Die Mafchine, welche die Hüffen enthält, muß fehr gedrange in den fupfernen Keffel Vom Sei⸗ gehen, und deffelben Obertheil bedecket und verkleibet feyn, Daß fein Dampf herausdringe, denbaue, Berfährt man aber hierbey nicht recht, fo wird eine große Menge Schmeterlinge ihre Hül Ir⸗ foldhes fen durchbohren. Man mußıdaher die ftarfen und harten Hilfen , deren Seide groͤber ift, gefchießt. Yänger im Bade laffen, als die feinen und zarten. Wenn die Schmetterlinge tobt find, fo muß man die Huͤſſen auf Matten breiten, und fobald fie ein wenig verkuͤhlt haben, mit Eleinen Weiden oder Maulbeeräftchen bedecken. Die deitte und befte Art, die Schmetterlinge zu töbten, ift, daß man große irdene Die dritte Gefäße mit Hülfen ſchichtweiſe erfüllt, in jedes ungefähr zehn Pfund. Auf jede Schicht Art, werden vier Unzen Salz geworfen, und fie wird mit großen trocknen Blättern, mie die MWafferlilienblätter, bedeckt. Alsdann verftopfet man die Deffnung der Gefäße ſehr Dichte, und die Thiere werden innerhalb fieben Tagen erſtickt. Wenn aber die geringfte Luft hinein koͤmmt, fo leben fie lange genug, ihre Hülfen zu durchloͤchern. Wenn man die Hilfen in das Gefäße leget, fofondere man die langen weißen und glänzenden, die eine ſehr feine Seide geben, von Den dicken, dunfelblauen, perlenmutteräbnlichen ab, Die eine grobe Seide geben. ; Soviel von der Art, die Würmer im Sommer zuerziehen, melches die ordentliche Zeit Die befte iſt, obwohl einige Wuͤrmer im Sommer und Herbſte, und faſt jeder Monat nach der Fruͤh⸗ Zeit, ungszucht auskriechen laſſen. Aber wenn es alle ſo machten, ſo wuͤrden die Maulbeerbaͤume chwerlich Futter genug haben. Ueberdieß kommen fie in Abnehmen, und tragen das fol- gende Jahr gar nicht, wenn fie in einem Srüblinge erfchöpft werden. Der Verfaffer hält daher für das befte, im Sommer nur wenig Würmer auskriechen zu laffen, und nur fich mit Eyern auf den Herbft zu verforgen, Er zieht diefe Zeit zu Erziehung der Würmer, dem Sreühlinge vor, 1) Weil der Frühling in den fünlichen Gegenden die Regen- und Windzeit ift, und diefes den Vortheil von den Würmern unficherer mache, als im Herbfte, da das Wetter durchgängig helle iſ. Ob die Würmer gleich im Herbſte nicht folhe zarte Blätter haben fönnen, als im Fruͤhlinge: fo haben fie Doch auch Gegentheils von Fliegen und Mücken nichts zu fürchten. R > 4 Br 2 Die Würmer, die im Sommer gezogen werben, muß man fühl halten, und die Seidenwuͤr⸗ Fenfter zu Ausſchließung ber Mücken mit Pappe vermachen. Die im Herbſte ausfriechen, mer zu zie⸗ müffen erftlich fühl gehalten werden, aber nad) ihren Haͤutungen und wenn fie fpinnen, muß man fie wärmer halten, als im Srühlinge, weil die Nächte Fühl find, und die Eyer, die fie legen, fommen nicht allezeit fort. \ * Halt man die Sommereyer auf, daß die Würmer erſt im Herbſte auskriechen: fo. Wie die Cyer ſchließe man ſie in ein irdenes Gefaͤße, und ſetze ſolches in eine große Pfanne mit Brunnen⸗ zu 2 waffer, das ſo hoch als die eingefchloffenen Eyer reichen muß: denn, wenn es höher geht, ur fo verderben fie ; geht es nicht ſo hoch, fo wird aus ihnen wegen mangelnder Kräfte nichts. Vermittelſt Diefer Vorſchriften erhält man, daß fie in ein und zwanzig Tagen auskriechen: Bleiben fie länger, fo ſterben fie entweder, oder machen fehr fhlechte Gefpinnfte. Wenn die Seidenwürmer zu fpinnen bereit find, und man alsdann fie auf ein Schälchen legt, wel- ches mit Papiere bedeckt iſt: fo fpinnen fie Die Seide dünne, flach und rund tie eine breite Oblate. Diefe Gefpinnfte find nicht mit dem zähen Wefen zufammengefleber, das die. Wie: Wie fie We: mer in ihren Puppen von fich laſſen, wenn fie lange eingefchloffen find. Sie find auch ſo Pr ſpinnen. feichte abzuwinden, alg die Hülfen, ohne daß man damit fo, wie mit den Huͤlſen, zu eilen noͤthig bat, Wenn 256 Sy Beſchreibung von China. Vom Por: Wenn die Seide abgewwunden iſt: fo machen fie fich fogleich darüber, fie zu verarbei⸗ cellane. ten. Die Ehinefen haben dazu fehr einfache Werkzeuge. Wie aber die Zeichnungen flche —— ſehr viel beſſer, als bloße Worte, vorſtellig machen: ſo haben wir in einigen Kupfertafeln faecur. die mancherley Werkzeuge vorgeſtellet, Die bey den Wuͤrmern, und bey Verfertigung der feinen und fehönen ſeidenen Zeuge, die aus China kommen, gebraucht werden f), U, Bon Porcellan und deſſen Berfertigung,. 2 Der Name. Mo es gemacht wird. Wie es erhalten wird. Was hier davon foll gefagt werden. Der Name. De Porcellan, welches die Engländer China: Waare nennen, hat den erften Namen bey den Chinefen nicht. Sie koͤnnten ſolchen nicht einmal ausfprechen , da fie der— gleichen Töne in ihrer Spyache nicht haben, und ihnen der Buchftabe v mangelt, Ders muthlich koͤmmt es von den Portugiefen ber, die einen Becher ober eine Schale Porcellana nn ; — nennen ſie dieſe Art Waare ordentlich Loca, die Chineſen aber heißen ie Tfe Ei g). r Es ift in diefem Reiche, außer der gewöhnlichen irdenen Waare fo gemein, daß der ordentliche Hausrath, als Teller, Schüffeln, Becher, Bluhmentoͤpfe, alleriey Gefäße - zum Zierrathe und zum Mugen Daraus gemacht werden. Die Kammern, Cabinetter und felbft die Küchen find davon voll. Selbſt die Maurer brauchen es zu Dächern, und über: ziehen manchmal marmorne Pfeiler und das Aeußere der Gebäude damit 4). Wo es ge⸗ Das ſchoͤne Porcellan, welches angenehm, glänzend, weiß und hell himmelblau iſt, macht wird. koͤmmt alles von Ring te ching, einem Flecken oder einem Staͤdtchen der Provinz Ryang ‚fi, der ſehr groß und volkreich iſt ). Er liege nicht über drey Meilen k) weit von Few Iyang, einer Stadt Des dritten Nanges, unter der es liege; und in dem Bezivfe von Jau chew fit 7), einer Stadt des erften Ranges in diefer Provinz. Diefe artige Waare wird in andern Provinzen, als in Quang tong und Ko Eyen ebenfalls verfertiget. Weil aber an der Farbe und Feine ein großer Unterfchied iſt: fo koͤnnen Fremde damit nicht betrogen werden. Denn das von Fo kyen ift ſchneeweiß, hat aber feinen Glanz, und iſt nicht mic F mancherley Farben gemalt. Die Arbeiter von Ring te ching brachten vor Zeiten alle ihre Materialien nah A mwi, wohin fie der ftarfe Handel der Europäer lockte: aber fie be muͤheten ſich vergebens; denn fie waren nicht im Stande, dafelbft gutes Porcellan zu ver: fertigen. Andere waren zu Peking nicht glüclicher, wohin fie auf Befehl: des vorigen Kaifers, Kang hi, gebracht wurden: fo, daß King te hing allein die Ehre bat, die ganze Welt mit Porcellan zu verforgen; felbft die Japaner fuchen es, Da der Jeſuit Dentrecolles eine Kirche zu Ringteching, und verfihiedene unter feinen Bekehrten hatte, die Porcekan verfertigten und damit handelten: fo erhielt er von ihnen eine genaue Nachricht von allem, was dazu gehöre. Ueberdieß hatte er alles felbft gefehen, und die chinefifchen Schriften davon zu Nathe gezogen; befonders vorerwaͤhnte Geſchichte oder Jahrbücher von Few lyang: denn in China läßt jede Stadr eine Befhrei- bung PA Du »alde, China, auf der 359 ınd 27) Siehe oben, a. d. z8 S. folgenden Seite. kr) Vielmehr: Seemeilen. ) Du Halde, China, a. d. 339%. „D Ring re ching iſt etwa vierzig Meilen von b) Be Tomte auf der 150 Seite, Sau chew. N MANUFACTUR, dem ur ER Halde. . Haspel, die Foeden zw verdoppeln... = —— — BI io Bi — * A a £ 2 EN ur — En Fr kn I —— l TA * men. — der ————— ey Li} Eee. Ba — * RE RER, —— — XV Buch TU Capitel. 257 bung ihres Bezirkes drucken, darinnen deſſelben Lage und Umkreis, die Beſchaffenheit des Vom Porz} Dodens, bie Sitten der Einwohner, die Perfonen , die fi) vor andern durch Gelehrſam⸗ cellane, 4 feit, Redlichkeit oder im Kriege hervorgethan Baben , außerordentliche Begebenheiten, —— und befonders die Waaren und Lebensmittel, die dafeibft ausgeführt oder verfauft werden, angezeigt find. Gleichwohl meiden biefe Jahrbuͤcher nichts von dein Erfinder des Porcels lans, noch ob die Entdeckung yon ungefähr, ober. mit Ueberfegen geſchehen ift, Nur fo: gen fie, es fey vollkommen weiß ohne einige Fehler gewefen, und was man ausgeführt habe, bätte Feinen andern Namen gehabt, als die Foftbaren Juwelen yon Tau chew. Was zu diefer Manufactur gehört, Läßt fich nach des Jeſuiten Berichte auf die fol- Wie davon genden Hauptſtuͤcke bringen »); als: die Materialien darzu, und derfelben Zurichten mit —— dem Oele oder Fieniffe, mie dem das Porcellan glaßiert wird. Die verfchiedenen Arten des de R Porcellans, und die Weife es zu verfertigen. Die Farben, und wie folche aufgetragen werben, Das tennen, und wie eg den gehörigen Grad der Hitze erhält, Endlich machet er einige Anmerkungen über das alte und neue Porcellan, und zeiget, warum die ehinefiz ſchen Arbeiter nicht allezeit Die europäifchen Vorbilder nachmachen koͤnnen 7), Die Materialien des Porcellans. Wie ſolche zubereitet werden. Das i ©el oder der Firniß zur Glaſur. * Die Pe Erde zugerichtet wird. Zweyte Art von glaſteren. Kalkoͤl und Firniß von verbrantz tden Derfelßen Eigenfepaften. Wie fie zu⸗ tem Golde. Vergolden und violet malen. gerichtee wird, os She kau. Oel zum Porcelan beſteht aus zwo Arten von Erde, Detun tfe und Rau lin, welche den Fluß Wiedle erfie , berunter im Bapken yon Bi mwen gebracht werden, und wie Ziegel gebildet find 0), — enn Ring te ching bringe die noͤthigen Materialien nicht bervor. Die Raulin iſt mit ket wird. glaͤnzenden Theilchen vermengt. Die De tun tſe iſt ſchlecht weiß, und von ſehr feinem Korne. Die letztere wird aus Steinen gemacht, aber alle Arten ſchicken fich nicht Dazu. ie rechte Art muß ins grünlichte fallen. Wenn fie die Steine aus den Steinbrüchen gebrochen haben, fo zerfchlagen fie folche mie großen eifernen Haͤmmern, und pülvern fie alsdann in Dörfern febr fein, Das Pulver wirft man in ein großes Gefäße voll Waſſer, und rühret es ſtark mit einer eifernen Schaufel, Nachdem es einige Minuten geruht bat, foer- hebt fich auf der Oberfläche etwas, wie der Rohm bey der Milch, vier bis fünf Zoff Dicke, _ welches fie abfehöpfen, und in ein ander Gefäß voll Warfer gießen. Diefes wiederholen fie fo lange, als fich oben Schaum zeiger, und nachgehends nehmen fie die groben Stücke vom Boden weg, und ſtoßen ſie von neuem. Mun warten ſie bey den andern Gefaͤßen, bis ſich auf deſſen Boden eine Art von Teige geſetzt hat, gießen alsdann das Waſſer gelinde ab, und hun den Teig in große hoͤl⸗ zerne Mulden, umzu trocknen. Ehe er aber völlig hart iſt, theifen fie ihn in kleine Ziegel, die fie hundertweiſe perfaufen; und dieſer Geſtalt und auch feiner Farbe wegen, bar En A⸗ ) Diefe Nachricht iſt aus den Lettres edi. 9) Einige Schriftſteller behaupteten, das Por⸗ fiantes genommen, wo ſich zween Auffäse des celfan beftünde ans Eyerfchalen oder Schalen eines Dentrecolles Darüber befinden, gewiſſen Waſſerthiers, die auf zwanzig, dreyßig 2) Du Halde auf der 335 und folgenden Seite. oder hundert Jahre vergraben würden, d, ha Allgem. Reifebefehr, VI Ban 4 258. Bcſchreihung von China. Vom Por⸗ men Pe tun tſe erhalten, Wenn ihn aber die Verfertiger ordentlich mit groͤberm Weſen cellane. vermengen, fo muͤſſen ihn die Arbeiter zu Bing te ching vor dem Gebrauche wieder "reinigen, Zweyte Art Die Kau lin wird in fehr tiefen Steinbrüchen, mitten in gewiſſen Bergen gefunden, von Erde. deren Oberfläche mit vöthlicher Erde bedeckt if. Man findet-fie in Klumpen, und macher Ziegel daraus, eben wie aus dem Pe tim tſe p). Deren Cigen · ¶ Das feine Porcellan hat feine Fertigkeit von der Kau lin; ob fie wohl unlängft auch ſchaften eine Art gelinden Steines oder Kreide gefunden haben, deffen fie fich ftare des Rau Fin bedienen, und ihn Wha [he nennen, meil er klebricht und faft wie feifenartig if. Das davon gemachte Porcellan iſt felten, und viel theurer, als das andere 4); es hat aber. ein un: vergleichlich feineres Korn, und. die Maleren Darauf ifk viel ſchoͤner. Es ift auch viel leich⸗ ter, aber. um ein großes zerbrechlicher,, und man kann fehwerlich den gehörigen Grad ber Hitze treffen, es vecht zu brennen. Manche begnügen fich, einen feinen Leim daraus zu machen, worein fie bas Porcelfan tauchen, wenn es trocken ift, ihm einen Ueberzug davon zu geben, ehe es, feine eigentliche Farbe und feinen Firniß erhält, und dadurch wird es fehr ſchoͤn. Wie ſolche Wenn ſie das Wha ſhe aus dem Steinbruche genommen Haben: ſo waſchen fie es zubereitet im Fluſſe oder Regenwaſſer, die gelbe Erde, welche daran hängt, abzuſondern. Alsdann wird. zerbrechen ſie es, und thun es in eine Tonne mit Waſſer, daß es ſich aufloͤſet, und richten es eben fo zu wie die Kau lin. Man ſaget, wenn es ſo zubereitet waͤre, ſo koͤnnte daraus ohne weitere Vermengung Porcellan gemacht werden. Einer von des Jeſuiten Bekehrten, that zu acht Theilen davon, zwo Theile des Pe tun tſe. Wenn man mehr von dem letztern nimmt; fo foll das Porcellan im Ofen niederſinken, weil ihm der Koͤrper, oder vielmehr der gehörige Zuſammenhang der Theile mangelt. Manchmal loͤſen fie etwas von den Wha ſhe Ziegeln im Waſſer auf, und machen einen fehr dünnen Teig davon, darein fie einen Pinfel tunfen, und vermittelſt deſſelben allerley Einfälle aufs Porcellan entwerfen, ſolchem auch, nachdem es trocken ift, den Sieniß geben. Wenn es gebranne iſt: fo entdecken fich diefe Zeichnungen, die von einer andern weißen Farbe, und gleichfam. twie ein dünner Ne— bei auf die Fläche ausgebreitet find. Die Weiße der Wha [he heißen fie die Elfen: beinweiße. Dr She ° Sie malen auch auf das Percellan mit einer Art Steine oder Mineral She kau, kan. das faft dem Alaune gleicht, und dieß giebt eine andere Art weiße Farbe. Ehe fie es zus. vichten, muß e8 gebrannt werden; nachgehends brechen fie.es, und gehen damit, in Ab⸗ fiht den Schaum zu erhalten, wie mit dem Wha fhe um. Del von eis... Außer Denen Barken, bie mit Pe tun tſe und Kau lin beladen längft dem Ufer zu nem Steine King te hing liegen, finden. fich auch. noch andere voll eines weißen flüßigen Weſens. Sie zum glafie- heißen es Pe yew, oder Del aus einem Steine, aber der Name Tſi oder Firniß wuͤr⸗ ven. de fich viel beſſer für Daffelbe fehiefen, als die Benennung Nero oder Bel. Es koͤmmt von einem 2) Der Verfaſſer glaubet, die weiße Erde von ) Der Verfaffer faget, eine Ladung Wha ſhe Malta, dieman St. Pauls Erde heißt, fey von koſte eine Krone, eine von Kau lin nur zwanzig eben der Beſchaffenheit, nur ohne die glänzenden Sous Theilchen. x) Dieß, ſaget der Verfaſſer, iſt nichts pe f } J ei — — xXVBuch. TE 89 einem ſehr harten Stemmer), den fie dem Pe tun tfe vorziehen; weil er weißer ift, und Vom Por- Flecen bat, deren Grün mehr ins Dunkele fälle. Ob ſich gleich die Geſchichte von Sem | tellane. Ipantg nicht in befondere Umftände einlaͤßt: fo meldet fie doch, der Stein, der zum Oele tauglich fey, habe Flecken von der Farbe der Cypreffenblätter, oder rothe Flecken auf braͤun⸗ fichtem Grunde, faft wie die Pflanze, die man Kroöͤtenflachs nennet. Wenn diefer Stein wie der Petun fe iſt zugerichter, und der Schaum oder ber veinfte Theil in Das zweyte Gefäß gefhan worden: fo fegen fie ungefähr zu, hundert Pfund davon ein Pfund She Eau in Feuer glüend gemacht, und Flein geklopft. Dieg ift gleich⸗ fam 2 $aab, wovon es zufammen gerinnt, ob fie gleich alfezeit darauf ſehen, es flüßig “zu erhalten. * '& Bräuchen dieſes Steinöf nie alfein,, fondern vermengen es mie einem andern, Das Oel aus Kalk gleichſam die Erde davon iſt. Sie machen verſchiedene Schichten von lebendigem Kalke, and Farren⸗ den fie pulvern (indem fie etwas Waſſer mit den Händen darauf ſpritzen,) und ſchichten erant, trocken Farrenkraut darzwiſchen +): alsdann zünden fiedas Farrenkraut an; und wenn das Ganze vergehrer ift, fo theilen fie die Afche unter fünf oder fechs neue Schichten trodnes Farrenkraut aus. Haben fie noch mehr, fo wird das Del defto beffer. Wenn fie eine zus längliche Menge von Kalk» und Farrenkrautaſche befommen haben: fo werfen fie folche in ein Faß voll Waffer , und fegen zu hundert Pfund ein Pfund She kau. Alles wird wohl durcheinander geruͤhrt, und es zeiget ſich alsdann eine Haut oder Rinde auf der Fläche, die man in ein zweytes Gefäß thut. Hat ſich eine Art flüßigen Teiges am Boden gefegt, ſo gießen fie das Waller ab, und dieß iſt das zweyte Del, welches in diefer Abficht mit dem Pt erſten vermenget wird. Beyde muͤſſen von gleicher Dicke feyn, welches fie verfuchen, indem fie N, “in jedes Eleine Stuͤckchen Pe tun tſe tunken. Zehn Maaß Steinoͤl werden mit einem vom Farrenkraute und Kalkoͤle vermengt. Die fparfamften thun etwas weniger als dry | Maaß hinein. Man verfälfcher diefes Del, daß feine Menge arößer fcheint, durch zuge goffenes Waffer; und um den Betrug zu verbergen, wird nach Proportion She Eau hinzu⸗ gethan, damit die Materie nicht zu fl ig wird. x Eine andere Art von neuerfundenem Sirniffe beißt Tfifin, oder Firniß von verbrannz Firniß von tem Bolde, ber. Berfaffer follte ihn aber vielmehr Firniß von der Sarbe gegoffenen Yerbranntem Aupfers oder Caffeefarbe, oder von der Farbe verwelkter Blätter, beiten, Man Gele. / erhält ihn aus einer gemeinen gelben Erde, auf eben die Art, wie den De tun efe, und | zu feiner Zubereitung brauchen fie nur das feinfte Weſen, welches fie ins Waſſer werfen, ; und eine Art von Leime Daraus machen, die etwa fo Diet, als der Pe yero oder ordentliche Firniß wird, mit dem man e8 vermengt, Beydes muß von gleicher Dicke ſeyn; und wenn die Firniffe in die Petun tſe Ziegel, die man hinein tauchet, dringen, fo hält man fie für tuͤchtig, mit ihnen verbunden zu werden. Sie thun auch in die Tſi Ein, Del vom Kalfe und der Farrenkrautaſche, von eben der Dicke, wie das Pe yero, und vermengen von bie: fen beyden Firniffen mehr oder weniger mit dem Tſi Ein, nachdem fie folchen dunfeler oder heller haben wollen, welches erft durch ee entdecket wird, Sie thun » zum | meil behauptet wird, daß die Steine aus Salze Frucht wie waͤlſche Nuͤſſe traͤgt und Se tfe heißt: | nd Deleder Erde entftehen. jest aber ift folches felten, und daher ift vielleicht s) Vormals bedienten fie ſich außer dem Far: das itzige Porcellan nichtmehr fo fchön. renkraute des Holzes von einem Baume, der eine 260 Beſchreibung von Chin; Vom Porz zum Erempel zweene Becher voll Tfi Ein zu achten vom Pe ya, und zu vier Bechern cellane. voll diefes Mengſels, thun fie einen voll Firniß aus Kalke und Farrenkraute. Bergolden 1. Bor wenig Jahren haben fie die Kunft entdeckt „mit der Tſwi ) oder Violetfarbe violet malen. zu malen. Sie haben auch verſucht, eine Vermiſchung von Dläftergolde mit Firniß und Pulver von Feuerfteinen, eben wie das rothe Del aufzutragen: fie fanden aber, daß der Tſi kin Firniß ſchoͤner und glänzender ausfah. Cinsmals machten fie. "Becher, wo ſie den vergoldeten Firniß außen, und den ganz weißen inwendig auftrugen. _ Aber feitdem haben fie diefes verändert, und an einem ober ein Paar Dertern ein tundes ober viereckigtes Stücke: naß Papier hineingefteckt, folches, ſobald der Tſi kin aufgetragen war, weggenommen, und alsdann die Flecken roth oder blau gemalt, auch wenn es trocken war, uͤberfirnißt. Manche: füllten diefe leeren Pläge mit einem blauen oder ſchwarzen Grunde, folche nach dem erſten Brennen zu vergolden 1), F 2. Wie das Porcellan gemacht wird, re Die Manufactur. Wie die Materiafien zubereitet Scheibe, und in Formen gemacht wird, Wie man und vermengt werden. Porcellan, dag auf der die Formen brauchet und machet. Die Dann Son der Gegend vor Ring te ching, die am oͤdeſten iſt, haben fie einen ummauerten fastus, F Platz, wo große Schuppen gebauer find, in denen fich häufige irdene Gefäße reihen⸗ weife übereinander zeigen, ine unfägliche Zahl Arbeiter wohnen innerhalb diefer Mauer, und haben allda jeder feine befonderen Berrichtungen. Ehe ein Stück Porcellan zum Ofen fertig ift, gebt es durch mehr als zwanzig Hände, und durch mehr als fiebenzig, che es gebrannt wird. Diedie Mas Die erfte Arbeit beſteht in Reinigung der Pe tun tſe und Rau lin von den gröbern — Zheilen. Bey jener geſchieht es eben ſo wie es der erſte Zubereiter dieſer Erde machte. * Die Stuͤcken der Rau lin werden ganz m einen fehr veinen Korb gethan, und fo in ein &es * faͤß mit Waſſer gelaſſen, da fie ſich denn ſelbſt auflöfen, Wenn dieſe beyden Materialien ſo zubereitet ſind, ſo muͤſſen fie in gehoͤriger Verhaͤlt⸗ niß vermengt werden. Feines Porcellan zu machen, nimme man won beyden gleich viel z zu dem mittleren vier Theile Rau lim zu ſechs Theilen Pe tum tfe, und zu dem fehfechte- ſten drey mal fo viel yon dem legtern. Darauf werfen fie die Maſſe in eine große wohl: gepflafterte und getuͤnchte Grube, wo fie folche treten und Eneten ‚ bis fie hart wird, Diefe Arbeit ift ſehr befchwerfich, und gebe beftändig fort, die andern Arbeiter zu verforgen, Wenn die Materie fo durchgearbeitet ift, fo breiten fie Stücken davon auf Schieferplatten, wo fie Diefelbe nach; allen Seiten Eneten und rollen, mit forgfältiger Beobachtung, daß fich Feine Höhlungen in ihr befinden , oder was Fremdes eingemenge iſt; denn ein Haar oder ein Sandkoͤrnchen würde das Porcellan verderben. Iſt die Maffe nicht wohl durchknetet, fo wird das Porcellan reißen, fpringen, zerfließen,, und fih werfen. Aus diefem Teige werden die Porcellangefäße gemacht, einige mit der Scheibe, andere nur in Formen, Die man nachgebends mit einem Meißel zur Vollkommenheit bringt, ———— Alle glatte Waare wird auf der Scheibe gemacht, Wenn ein Theeföpfchen von der BR Maſchine koͤmmt, fo iſt es ſehr unvollfonmen, ungefaͤhr tie der Kopf von einem * | ehe /) Bielm, Tſyu. Slehe nachgehends > XV Bu, UI Capitel. 26 ehe er iiber dem Stocke geweſen iſt. Der Arbeiter giebt ihn die erforderliche Weite und Höhe, und iſt damit beynahe fobald fertig, als er es in die Hand genommen hat; denn er bekoͤmmt nur drey Deniers (oder etwa einen halben Farthing) für ein Brett voll fechs und zwanzig Stuͤcken Der Fuß des Köpfehens if nichts alsein ungeftaltetes Stückchen Erde, das mit einem Meißel ausgehölet wird, wenn Das Stücke fertig ift, und alle Zierratben hat, die es haben fol. Von dem erften Arbeiter befümmt es der zweyte, der es auf ſei⸗ nen gehörigen Fuß feget, und bald darauf thut es der Dritte in eine Form (die an eine Art eines herumgehenden Rades befeftiget ift) und giebt ihm Die Geſtalt. Der vierte glättet es mit einem Meißel, befonders gegen die Ecken, und damit er es dünne und durchſichtig genug vom Por⸗ cellane. machet, fo beſchabet er es verſchiedene mal, und befeuchtes es, wenn es trocken iſt, Damit es nicht bricht. Iſt es aus der Forme gekommen, ſo muß man es nochmals gelinde darinnen herumdrehen, ohne es an einer Seite mehr anzudrücken, als an der andern; fonft würde es nicht vollkommen rund werden oder es würdefich werfen, Die großen Stücken Porcellan werden auf zweymal gemacht. Kine Hälfte wird auf Und was in der Scheibe von drey oder vier Mann gehalten, weil man fie bildet, und die andere faft fer- Sormen ges tige Hälfte wird vermittelft etwas von eben der Materie, das im Waſſer geweicht ift, und macht wird. ſtatt eines Mörtels oder Leims dienet, daran gefügt.. Wenn alles trocken iſt: fo machen fie die Zuge mit einem Meffer auf beyden Seiten gleich, und fie ſieht, wenn fie uͤberfirnißt it, fo glatt, als das übrige. Auf eben die Are fegen fie Handgriffe, Ringe, erhabene Zierra⸗ then, die ſchon fertig find, und andere Theile an die Gefäße, Eben fo beftehen Arbeiten, die geformt werden, und mit Rinnen ausgehöhlt find, oder Thiere vorftellen , guoteffe Fi— guven, Gögenbilder, Bruftbilder, welche die Europäer beftellt haben, aus drey oder vier zufammengefügten Stuͤcken, bie mit gehörigen Werkzeugen noch ausgehölt, polirt und zu einer Bollfommenheit gebracht werden, welche ihnen die Sorme nicht geben Fan. Bluhs men und Zierrathen, die eingegraben zu jeyn fiheinen, werden in China mit Siegeln und Formen eingedruckt. Wenn ihnen ein Vorbild gegeben wird, das fie auf der Scheibe nicht nachmachen können: fo nehmen fie einen Abdruck davon in einer Art Erde, fondern alsdann diefe For- me von ben Borbilde in verfchiedene Stücke gelinde ab, und laſſen folche trocknen. Cinige Zeit ehe fie ſich der Forme bedienen, fegen fie folhe ans Feuer, und thun alsdann nach. Verhaͤltniß der Diefe, welche das Porcellan bekommen foll, Materie hinein, die fie uͤberall mie der Hand andrüden: wenn fie ſolches wiederum etwa eine Minute ans Feuer geſetzt Haben: fo loͤſet fih das Bild von der Forme ab, und. die verfchiedenen Stücke werden ein- zen gearbeitet, und alsdann mit eben der Maffe etwas flüßig gemacht, wieder verbunden. Wie fie ſich der Formen bedienen. Der Verfaſſer hat Bilder von Thieren geſehen, die auf dieſe Art ganz ein Stuͤck gewor ⸗ den waren. Erſtlich laſſen fie Die Maſſe hart werden; alsdann geben fie ihr die gehörige Geftalt vollkommen, vermittelft eines Meißels, oder fegen beſonders verfertigte Theile daran, ferner wird es überfirnißt und gebrannt, alsdann gemalt und vergoldet, und zum zweyfenmale gebrannt. Solche Arbeiten, die fehr mühfan und heuer find, muͤſſen vorder Kältein Acht genommen werden ; denn men fie nicht gleichförmig trocknen, fo befommen die naffen Theile Riffe, zu deren Vermeidung fie manchmal in ihrem Arbeitszimmer Feuer anmachen. Kk3 Die ») Du Halde, China, a. d. 339u. f © 22 Beſchreibung von China, Vom Pors Die Formen beftehen aus einer gelben fetten Erde, die. man unweit Ringteching cellane. finder. - Exfttich- Eneten fie ſolche, und wenn fie ein wenig hart geworben ift, ſchlagen ſie \ diefelbe fehr, geben ihr Die erforderte Geſtalt, und bringen fie auf der Scheibe zur Voll⸗ fommenheit. Zu Befehleunigung der Arbeit machet man viele Formen auf einmal ‚ damit verfchiedene Arbeiter zugleich gebraucht werden Fönnen; und wenn man fie gehörig im Ache nimmt, fo dauern fie ziemlich lange, Man kann fie aud) wieder ausbeffern, wenn fie Kiffe befommen haben, oder gefprungen find x). * 3. Farben, mit denen das Porcellan gemalt wird, und die Art, | fie aufsutragen. Porcellanmaler. Wie der Azurftein oder armenie zes Porcelan, Durchbrochen Porcellan. Mar: fhe Stein zubereitet wird. Wo man ihnfindet. morirtes Porcellan. Dlivenfarbenes Porcel⸗ Die rothe Farbe. Wie andere Farben gemacht Ian. Verwandlung. Das Vergolden und Ver⸗ werden. Rothe Oelfarbe. Das angeblaſene fiärfen der Enden. Ungemein weißer Firnig. Rothe. Zufammengefeste Farben, Weiße. DVorfichtigkeit , die beym Bremen noͤthig iſt. Gruͤne. Gelbe. Schwarze Violet; und Porcellan von allerley Geſtalt. Cine befondere wie Diefe zubereitet wird. Ungefirnißtes Pors Art deffelben. Kunſt beym Firniffen, . cellan. Farben, die dazu tauglich find. Schwar⸗ - Doreclln⸗ Hi Wha pey oder Maler find fo arm, als die andern Arbeiter. Sie wiffen von einen -maler, Regeln das geringfte, und machen es meift nicht beffer, als es ein Europäer machen würde, der diefe Handthierung nur etliche Monate getrieben hätte. Indeſſen haben fie doch ‚eine befondere Art, ſowohl Porcellan, als feine Gaze, Fächer und Laternen mit Bluhmen, Thieren und Landſchaften zu malen, die man mit Rechte bewundert. Die Malerarbeit wird in eben dem Arbeitshaufe unter verſchiedene Haͤnde vertheilet. Einer zeichnet nur den erſten Sarbenzirkel an den Enden des Stuͤckes; ein anderer entwirft die Bluhmen; und der dritte maler fie aus. Einer zeichnee Flüffe und Berge; ein anderer Voͤgel; und der dritte vierfüßige Thiere. Die Menfchengeftalten werden ordentlich am fchlechteften unter allen gemacht. Man machet Porcellan von allen Farben. Einiges bat einen Grund, wie unfere Brennglaͤſer; anderes iſt ganz roth, entweder von Delfarbe, oder angeblafenier rothen Barbe, mit Fleinen Tuͤpſelchen, tvie unfere Warferfarbenmalerey. Einiges iſt mit Sandfchaften be- malt, und mit Bergoldung erhoben, Alle diefe Arten find fehr ſchoͤn, aber außerordent⸗ lich theuer. - y Wie der zur Jahrbuͤcher von King te ching ſagen, die feute haͤtten ſich vormals des weißen Por⸗ zubereitet cellans bedienet; dieſes ſey erſt mit dem Lyau oder Azur, oder Laſur ) gemalt worden, und wird, ſolches werde folgendergeftalt zugerichter: Erſtlich brenne man es vier und zwanzig Stunden in einer wohl verklebten Porcellanbüchfe, im Sande des Ofens, ehe ſolcher erhißt wird; als- dann machen fie es zu Dem zarteften Pulver , eben fo, wie andere Farben ‚ in geoßen Por- cellanmörfern, deren Böden ſowohl, als die Mörfelkeufen, nicht glaſiert find; fieben es durch, thun es In ein glafiertes Gefäß, und gießen fiedend Wafler darauf, Nachgehends ruͤhren fie es um, nehmen den Schaum weg, und gießen das Waſſer behutfam ab. Die muß zweymal wiederholet werden. Mach diefem reiben fie Das Blaue, weil es noch naß ill, und einem fehr feinen Teige gleicht ‚lange Zeit in einem Mörfer, R. 2 an x) Du Halde auf ber 342u. f. Seite, 9 Diefes ift der atmenifche Stein. KV Buch. EEE... Man verficherte den Berfaffer, der Aſurſtein wuͤrde in. Koblengruben, oder in der rothen Erde, die unweit Davon liegt, gefunden; Wo ſich einer. auf der Oberfläche zeiger, da findet man im Nachgraben mehrere, Er bricht in der Grube in £leine Stüden, ungefähr ſo groß, als ein Mittelfinger; ſie ſind aber flach, und. nicht rund. Der grobe Aſur iſt gemein genug, aber der feine iſt ſehr ſelten. Das Auge unterſcheidet ihn ſchwerlich; ſie verſuchen ihn aber dadurch, daß ſie ein Stuͤck damit malen, und alsdann brennen. Koͤnnte Europa dieſen feinen Lyau oder Azur, und die ſchoͤne TCſyu 2), welches eine Art Violet ift, liefen: fo würden folches vortreffliche Waaren für King te hing ſeyn. Bon der letztern gilt das Pfund einen Lyang und acht Lfyen oder neun Franken; umd eine Büchfe von dem feinen Lyau, die nur zehn Unzen hält, Eoftet zweene Lyantg, alfo Die Unze zwanzig. Sou. Vom Pors cellane, Bo man ihn findet, Die rothe Farbe wird aus Tſau fan oder Kupferwaſſer gemacht. Sie thun davon Rothe Farbe. ein Pfund in einen Schmelztiegel, und kleiben ſolchen wohl an einen andern, Oben an dem letztern ift eine £leine-Deffnung folchergeftalt zugefchloffen, daß fie im erforderlichen Falle wieder entdeckt werden fan. Alsdann legen fie ringsherum glüende Kohlen, und umfchlie- ßen es mit Ziegeln, ein flärferes Neverberierfeuer zu machen, Die Materie ift nicht eher zur Bölltommenbeit gelanget, als bis der ſchwarze Dampf aufhöret, und eine Art von einer Fleinen dünnen Wolfe darauf folge. Man nimmt ein wenig Davon, und beneßet es mit Wafler, worauf ſie es auf Tannenholze verſuchen. Wenn es auf demfelben eine helle rothe Farbe verurſachet: fo. nehmen fie das Feuer weg; und wenn es ganz Falt iſt, ‚finden fie einen Elei- nen Klumpen Rothes am Boden des Schmeljtiegels ; aber die feinfte rothe Farbe hängt am oberften Schmelztiegel, Ein Pfund Kupfertaffer giebt vier Unzen Rothes. Ob das Porcellan gleich von Natur weiß ift, und durch das Ölafieren noch weißer wird; fo. brauchen fie Doch bisweilen eine weiße Farbe, folches zu-malen, Dieſe wird aus einem Pulver von durchfichtigen Feuerfteinen gemacht, die man eben fo, wie den Aſurſtein, im Dfen calcinivet. Zu einer halben Unze diefes Pulvers hun. fie eine Unze Bleyweiß, wel: ches auch zu Berferfigung der Sarben genommen wird» 3. Er. zu grüner Farbe fegen fie zueiner Unze Bleyweiß, und einer halben Unze gepülverter Feuerſteine, drey Unzen Tong wbapyen, welches nach den Nachrichten, die der Berfaffer davon erhalten Fonnte, Die feinften Seilfpäne von gehämmertem Kupfer feyn müffen. Das folchergeftalt zubereitete Grün wird die Mutter des Biolets, wenn man zu jenem noch weiße Farbe ſetzet; und je mehr vonder grünen genommen wird, befto fiefer wird das Violet, Das Gelbe entſteht, wenn fieben Duentchen zubereitetes Weiße mit drey Duentchen Kupferwaſſerrothes ver mengt werden. Wenn man vorerwaͤhnte Farben auf Porcellan träge, nachdem es gefir-- nißt und gebrannt worden iſt: fo zeigen fie fich nicht eher, als nach; dem andern Brennen, Dos chinefifche Buch. meldet, fie würden mit Bleyweiße, Salpeter und Rupfermafler auf getragen: allein bie chriftlichen Porcellanarbeiter erwähnen nichts, als Bleyweiß, welches mit der Farbe, wenn fie im Gummiwaſſer aufgelöfet ift, vermengt wird, Die rohe Selfarbe, New li hong genannt, wird aus gepülvertem rothen Kupfer, Wie andere Farben ges macht werz den. Rothe und dem Pulver eines Steines, der ins Roͤthlichte faͤllt, verfertiget. Ein chriſtlicher Arzt Oelfarbe. verſicherte den Dentrecolles, dieſer Stein ſey eine Art von Alaun, und werde in der Arzney gebraucht. Sie ſtoßen alles in einem Moͤrſer klein, vermengen es mit Knabenurine und dem =) Vorhin hieß es Tſwi, auf der 26often Seite, rs Vom Porz cellane. 64° Vefreeibung von China. dem Dele Pe yew. Aber aus der Menge biefer zuſammengeſetzten Sachen machen fle ein Geheimniß, das der Verfaffer nie herausbringen konnte. Diefes tragen fie auf das Por— cellan, ohne ſich eines andern Firniſſes zu bedienen, und fehen darauf, Daß es bey dem Brennen nicht auf den Boden des Stückes läuft. Diefes Rupferpulver wird aus dem Ku⸗ - pfer und Bleye gemacht, Die aus den Silbereingüffen von fihlechter Feine, deren man fich an Das angebla⸗ ſene Rothe. ſtatt des Geldes bedienet, abgeſondert werden. Ehe das geſchmolzene Kupfer geſteht, tun⸗ ken fie einen kurzen Befen nicht tief ins Waſſer, und ſprengen das Waſſer aufs Kupfer, indem fie den Stiel des Beſens etwas ſchuͤtteln. Diefes verurfachee, daß fich eine Haut über das Waſſer zufanmenfeger, welche fie mit Fleinen eifernen Zangen abziehen, und in kaltes Waffer tunfen: daraus entfteht das Kupferpulver, und fie bekommen mehr, fo ofe fie diefes Verfahren wiederholen. Der Berfaffer meynet, wenn das Kupferwaffer in Aqua⸗ fort aufgelöft würde: ſo möchte diefes Rupferpulver zur rothen Farbe tauglicher feyn. Aber die Chineſen wiffen weder Aquafort noch Aquaregis zu machen. Die andere Art Porcellan mit Che wi hong, oder angeblafenem Rothe zu machen, nehmen fie eine Röhre, und bedecken ein Ende mit feiner Leinewand oder Gaze, legen füls ches alsdann gelinde auf das fehon zubereitete rothe Pulver, welches fich an die Gaze an⸗ hängt, und blafen hernach durch das andere Ende auf das Porcellan, das daher wie mit vorhen Flecken bedeckt erſcheint. Diefe Art Porcellan ift voch theurer und feltner, als die vorige, weil fie ſchwerer zu machen ift. Das Blaue wird leichter aufgeblafen., Sie koͤnn⸗ ten eben fo etwas mit Golde oder Silber überftreuen, wenn jemand die Koften daran wen⸗ den wollte, Manchesmal blafen fie auch den Firniß dergeftalt auf, wenn das Porcellan fo Zufammen gefetzte Far⸗ ben. Weiß. Gruͤn. Sch, fein und fo zart iſt, daß man es nicht handthieren Fan, ohne es auf Baummolle zu lege: Einige Stüden diefer Art wurden für Rang bi gemadt. Das Nothe, das aus dem Tſau fan oder Rupferwaffer gemacht wird, fegen fie berz geftaft zufammen: zu einem Lyang ober Tael 2) Bleyweiß thun fie zween Ciyen dieſes Rothen, und vermengen fie trocken, indem fie beydes zufammen durchfieben. Alsdann verbinden fie beydes mit Waſſer und ordentlichen Leime, der fo dicke, als Fiſchleim, iſt ges macht worden: davon hält das Rothe an, wenn es auf das Porcellan getragen wird, daß es nicht läuft, = Weißes zu machen, fegen fie zu einem Lyang Bleyweiß drey Tſyen und drey Swen dos zarteften Pulvers von den ducchfichtigften Feuerſteinen, die im Sande des Dfens vorer: mwähntermaßen caleinivt werden, und bedienen fich des Waſſers nur, fie zu verbinden .b). Dunkelgruͤn erhalten fie durch Vermiſchung eines Lyangs Bleyweiß, dreyer Tſyen und drey Fwen Feuerſteinpulver, und acht Fwen oder faſt ein Tfyen Tong wha pyen. Diefes letztere iſt nichts anders, als das leichte von dem Kupferhammerfihlage, das bey dem Haͤmmern des gefehmolzenen Kupfers davongeflogen, und von den Fleinften Theilchen diefes Metalls, die zum Grünen nicht taugen, befreyet iſt. Die gelbe Farbe entfteht, wenn ein Lyang Bleyweiß, drey Tſyen und drey Swen Feuerfteinpufver , und ein Swen acht Li reines Noch zufammengefest werden ; manche nehmen von bem letztern drittehalb Swen. Ein Theil Grünes zu zweenen Theilen Weißen, machet ein fehr Helles Meergruͤn. Zwey Koͤpchen voll Dunfelgrän zu einem Näpchen Gelb, machen das Ku lu⸗ grüne, welches einen etivas verwelkten Blatte gleicht, u a) Sighe die Gewichte a, d.239 & Du walde auf der 343 0, f. Seitt« Zum⸗ XV Buch. Ul Capite. 265 Zum Schwarzen machen ſie aus Aſur mit Waſſer vermengt eine dickichte Feuchtig · Vom Por: keit, indem fie noch gemeinen Leim dazu thun, der in Kalk emacerirt und zur Dide eines cellane. Munbleimes eingefosten worden if. Wenn fie das Porcellan gemalt haben, das mit die · Sawhep fer Sarbe von neuem foll gebrannt werden: fo bedecken fie die Derter mit Weißen; und ben dem Brennen verbindet fich das Weiße mit dem Schwarzen, wie ber gewöhntiche Firniß mit dem Blauen. x “pr Ein Lyang Bleyweiß, drey Tfyen und drey Swen Feuerfteinpulver, und zweene Biolet; ——— Di Aſur, machen ein dunkles Blau , das ins Violet fällt, Einige wollen hierzu acht Bi Aſur erfordern. Das dunkle Biolet wird aus dem Tfpw c) gemacht, welches ein Mir neral ift, das dem römifchen Bitriole gleiche. Der Berfaffer ſchloß aus denen Antworten, die er auf feine Fragen erhielt, man befomme es aus den Bleybergwerken, und es dringe daher von fich felbft, wie das Bleyweiß, ins Porcellan. Man findet es zu Rantonz das aber von Peking koͤmmt, ift das befte. Ein Pfund koſtet einen Lyang und acht Tſyen I). Wenn es geſchmolzen oder weich gemacht ift ; fo.gebrauchen es die Goldſchmiede wie Schmeljglas: fie legen. es auf: eine Dünne Sage von gemeinem oder Sifchleime, damit es fich nicht abnutzet. : — Das Tſyu zuzubereiten, machen fie ein feines Pulver daraus, welches fie Dadurch tie es zube⸗ reinigen, daß fie es in einem Gefäße voll Wafler bewegen, da denn der Cryſtall auf den veiter wird. Boden faͤllt. Die folchergeftalt benegte Maffe verliere ihre fehöne Farbe, und fallt ins Afchfarbene; erhält aber die Violetfarbe wieber , fobald das Porcellan gebrannt ift. Das Tſyu haͤlt ſich fo lange, als man will; und wenn fie malen wollen, fo benegen fie es nur mit Waffer, worein, wenn fie.es gut befinden, etwas gemeiner Leim gemengt wird. So— wohl diefes, als die andern Farben, brauchet man nur auf das Porcellan, Das zum zwey⸗ tenmale gebrannt wird, Das Porcellan zu vergofden oder zu verfülbern, thun fie zweene Swen Bleyweiß zu zweyen Tſyen Gold- oder Silberblättchen,, die forgfältig aufgelöft worden find. Das Sil- ber hat auf dem Firniffe Tſi kin einen befondern Glanz; aber die verfilberten Gefäße dürfen nicht. fo lange in dem Kleinen Dfen bleiben, als die vergoldeten, weil das Silber verfihrin- den würde, ehe das Gold feinen völligen Glanz erhielt. - Dfe nehmen fie Schalen , die ſchon im großen Dfen find gebrannt morben , aber Ungefirni noch nicht uͤberfirnißt find, und tunken fie in die Gefäße, in denen Die zubereitete Farbe ift, tes Porcel⸗ wenn fie alles von einer Farbe haben wollen. erlangen fie aber verfchiedene Farben auf lan. einem Stüde, wie diejenigen find, die ſie Mhang lu wan beißen, welche in Vierecke, von denen eines grün, Das andere gelb u. ſ. w. iſt, getheilt find: fo £ragen fie diefe Farbe mit einem großen Pinfel auf. Das ift-es alles, mas fie mic diefer Are Porcellane machen, ausgenommen daß fie ſchon, nachdem es im großen Dfen ift gebrannt worden, den Thieren etwas rothe Farbe in den Mund ftreichen und dergleichen ; denn dieſe Farbe vergeht im Feuer, und ift überhaupt nicht fehr beftändig. Wenn fie es das zweytemal brennen; fo müffen fie es auf den Boden des Ofens und unter das Luftloch fegen, wo das Feuer nicht fo gar ftarf ift: weil ein heftiges Feuer die Farben vertreiben würde, — F Diejenigen Farben, die ſich zu dieſer Art Porcellan ſchicken, werden folgendergeſtalt Farben, die zubereitet: Grün zu machen, nehmen fie Tong wha jyen, Salpeter und Seuerfteinpul- dazu taugen. ver: ce) Zuvor Tſwi. 4) Das ift, neun Livres, oder etwan acht Schillinge und drey Penee. Allgem, Beifebefkhr, VIBand, 1 266 Beſchreibung von China. | Vom Pors ver: aber der Verfaſſer konnte nicht erfahren, in was fin Verhaͤltniſſe. Wenn ſolche Stü- eellane. cke, jebes.befonders, in ein fehr zartes Pulver gebracht find: fo vermifchet man fie mit eins ander vermittelft des Waflers. Das gemeinfte Blau mit Salpeter und Feuerfteinpulver vermifcht, giebt Violet. Das Gelbe enefteht, wenn man 3. E. drey Tſyen Kupferrothes zu drey Unzen Feuerſteinpulver und drey Unzen Bleyweiß ſetzet. Weiß zu machen, thun ſie vier Tſyen Feuerſteinpulver zu einem Lyang Bleyweiß. Schwarzes Die Farbe des fehwarzen Porcelfans, welches Umyen heißt, ift eine Art Bleyfarbe, Porcellan. die faft wie Brenngläfer ausfieht; und das Gold, welches fie hinzufegen, machet fie noch angenehmer, Sie vermengen drey Unzen Aſur mit fieben Unzen gemeinen Steinöle, und fragen es auf, wenn das Porvellan trocken ift, Durch Veränderung dieſer Verhaͤltniſſe Eann man dunklere oder höhere Farben erhalten. Nach dem Brennen tragen fie das Gold Auf, und brennen es alsdann wieder in einem befondern Ofen. J GlaͤnzendesDas glänzende oder ſpiegelartige Schwarze, das fie Uking beißen, (welches bloß Porcellan. von einem ungefähren Zufalle im Dfen herrühret), wird dem Porcellane ertheilt, wenn man es in ein etwas diefichtes flüßiges Mengfel von zubereitetem Aſur tauchet. Zu zehn Unzen gepülvertem Aſur, (der feinfte ift eben nicht nöthig) , thun fie ein Köpchen Tfi Ein, fieben von Pe yew, und zwey von dem Oele, das aus der Farrenkrautaſche mit Kalfe ver- brannt entſteht. Dieſes Mengſel führer feinen Firniß im Brennen mit fih. Man muß folche Stüce gegen die Mitte des Dfens fegen, und nicht zu nahe an den ‘Bogen, mo das . euer am beftigften ft. Durchloͤchert Sie machen eine Art von Porcellan, die durchloͤchert iſt, mit einem Koͤpchen in der Porceuan. Mitte, das mit dem durchloͤcherten nur ein Stuͤck ausmachet. Der Verfaſſer hat dieſe Are nicht gefeben; es ift ihm aber eine andere Gattung vorgefommen, worauf chinefifches und tar⸗ tarifches Frauenzimmer nad) dem Leben gemalt war. Die Kleidung, die Farbe und die Züge waren alles ungemein artig ausgedruckt, und in einiger Weite fihien es wie ein Schmelziwerf. Marmorirt Wenn man nur das Del von weißen Zeuerfteinen auf dem Porcellane gebraucher: fü Porcellan. wird eine befondere Art, Namens Tſwi ki daraus, die marmorirt und voller unzähligen Adern iſt; fo daß es in einiger Entfernung ausfieht, als wäre es zerbrochen gewefen, und wieder zufammengefegt worden. Es ftellet eine Art mofaifcher Arbeit vor e). Diefes Del giebt eine weiße etwas ins Afchfarbene fallende Farbe; und wenn man es auf blaues Pot- cellan aufträgt, fo wird ſolches wie marmorirt, und fieht aus, als ob es Riſſe hätte, nach- dem es trocken ift. . ' Olivenfarben Das Porcellan, Long tſivn genannt, fällt ins Olivenfarbene, und war zu der Zeit, Porcellan. da Dentrecolles fhrieb, in China Mode. Einiges davon heißt Tfingko, von einer Frucht, Die den Oliven ziemlich gleicht. Sie geben ihn diefe Farbe, indem fie fieben Be— cher von Tfi Ein + Fieniffe mit vier Bechern von Peyerwo, zweenen Bechern oder ungefähr fo viel vom Dele von Kalk und Farrenfrautafche, und einem Becher von Tſwi yew oder - 7 Feuerſteindle, vermengen. Das Tſwi yew verurſachet, daß fich eine Menge Eleine Adern " auf dem Porceflane zeigen; wenn es aber allein aufgetragen wird: ſo iſt das Porcellan zer» 7 brechlich, und giebt Feinen Klang. | Sie ©) Die iſt die Art, die dem KeComte fo wohl _ Luft ausſetzte. Siehe f. Mache. von China, a. der { gefiel. Er vermuthete, man verfertigte es, indem 150 Seite. man das gebrannte Porcellan noch heiß der Enften ) Die Aſche von der Rinde, wuͤrde, Ihrem Des richte XV Buch. II Capitel. 267 Sie brachten dem Verfaſſer eine Art, Nau pyen oder Verwandlung genannt; Vom Por⸗ vielleicht daß ſolches von der zu ſtarken aber zu ſchwachen Hitze im Ofen herruhrte. Die _eellane. Arbeiter wollten Gefäße mit aufgeblafener rothen Farbe, machen + aber hundert Stuͤcke grand: giengen gänzlich verloren, und die, von denen bier die Rede ift, kamen wie eine Art Achat tungsporcets aus dem Dfen. lan. Wenn fie bis zum Vergolden fertig find: fo reiben fie das Gold Flein, und löfen es Vergoldung, in einem Portellanſchalchen auf, bis es ſich wie eine Halbe Kugel ſetzet: alsdann laſſen fees trocknen, und löfen eg, wenn fie es brauchen, ſtuͤckchenweiſe in Gummiwaſſer auf. Mit dreyßig Theilen Gold verbinden fie drey Theile Bleyweiß, und legen es auf das Porcellan, wie die andern Karben. Da das folchergeftalt aufgerragene Gold nach einiger Zeit feinen Glanz verlieret: fo euneuern fie folchen wieder, indem fie das Porcellan mit reinem Waſſer benehen, und die Vergoldung nachgehends mit einem Stuͤcke Achat reiben. Sie muͤſſen aber darauf Acht haben, das Stück allezeit nad) einer Seite zu reiben, z. E. von der rech— ten Hand nach der linken. Damit die Ränder des Porcellans nicht zerfliegen: fo verftärfen fie folche mit gepül- und Verſtaͤr werten Kohlen von Bambu, davon aber zuvor die grüne Rinde weggenommen ift ) fung der Sie vermengen ſolche mit Firniffe, der fie grau aſchfarben machet. Diefes Mengfel fragen Ecen. fie mit einem Pinfel auf die Ränder des trodnen Porcellans , wenn es auf die Schei⸗ be kommen foll. Der Verfaſſer glaubet, Kohlen von Weiden oder Ellern, die etwas ähnliches mit dem Bambu haben, koͤnnten dieſe Stelle in Europa erfegen, Er bemerkte auch, daß fie den Firniß, ehe fie ihn auf das Porcellan, (befonders auf das Feuer), legen, glaft machen, und auch die geringften Ungleichheiten mit einem Pinfel von fehr Fleinen Fe— dern wegnehmen, den fie nur ein wenig in Waſſer negen, und gelinde über das ganze Gefäß wegführen. Wollen fie dem Porcellane eine ungemeine Weiße geben; es fey daß es biefe Farbe Seht weißer behalten ſolle, oder daß fie es malen, vergolden, und wieder brennen wollen x fo thun fie Firniß. dreyzehn Schälchen Pe yew zu einem Schaͤlchen Farrenfrautafche, dabey alles gleich fluͤßig - ‚gemacht wird. Mit diefem Firniſſe Fanıı das Porcellan in die ftärkfte Dfenhige gebracht werden; er ift aber fo ftarf, daß fie, das Porcellan blau zu machen, nur fieben Schaͤlchen Pe yew zu einem Schaͤlchen von Kalf-und Farrenfrautafche-FZirniß thun; fonft wiirde nach) dem Brennen die Farbe nicht durchſcheinen. Es ift dienlich, zu bemerken, daß das überfirnißte Porcellan, wenn der Firniß viel Vorſichtig⸗ Farrenkrautaſche enehält, in einem gemäßige heißen Drte des Dfens, nämlich nächft den feit beym drey erften Reihen, etwan anderthalb Zuß vom Boden , brennen muß. "Stunde eg Brennen. oben, fo würde die Afche bald fehmelzen, und bis ganz hinunter durch das Porcellan lau- fen g). Eben das gefchiebt bey dem Oelrothen, bey dem aufgeblafenen Rotben, und dem Kong tſivn, wegen des Kupferpulvers, Das zu dieſem Firniſſe kͤmmt. Diefer Stand ift für das Porcellan bequem, das mit dem Tſwi yew/Firniſſe überftrichen iſt, der die Adern verurfachet, 3. tl i Wenn richte nach, verurſachen, daß das Porcellan im Ofen auf einen von den obern Saͤulen gelegt wuͤrde: ſo pringe. würde es, fo Bald es geſchmolzen wäre, alle Sefäße, g Wenn ein Kleines Stuͤck Kupfergeld oben die gleich darunter lägen, durchlöchern. 268: Bcecſchreibung von China. Vom Por: Wenn das Gefäß ganz blau werden fol: fo tunken fie es in Lyau oder Azur, der cellane. im Waſſer zubereitet, und zur gehörigen Dicke benest ift. Zudem aufgeblafenen Blauen, Tſwi tſing genannt, brauchen fie den feinften Azur, auf vorbefehriebene Art zugerichtet. Sie blafen ihn auf das Gefäß, und geben ſolchem, wenn es trocken iſt, den ordentlichen Fir— niß affein, oder mit Tſwi yero vermenget, wenn es Adern bekommen foll, Porcellan Einige Arbeiter zeichnen auf den trocknen Azur, er mag aufgeblaſen, oder auf andere mit Bildern. Art aufgetragen ſeyn, mit einer langen Nadel Figuren, die ſich entdecken, wenn es gefir- nißt und gebrannt iſt. Das Porcellan, das erhobene Geftakten von Bluhmen, Drachen und dergleichen zeiget, erfordert nicht fo viele Arbeit, als man ſich wohl einbilden möchte. Denn nachdem man fie mie einem Werkzeuge, das zum Eingraben dienet , verzeichnet hat: fo machen fie nur leichte Einfchnitte um fie herum, ihnen eine Erhöhung zu geben, und fragen alsdann den Firniß auf. Eine geriffe Art Porcellan wird folgender Geftalt gemachte. Erſtlich fragen fie den - ordentlichen Firniß auf, und brennen es; alsdann malen fie es, und brennen es wieder. Oft dienet das zweyte Brennen bloß, die Fehler zu verdecken, indem man auf die ſchad⸗ haften Stellen Farben trägt, Die ftarfe Farbe auf diefem Porcellane machet es bey vielen , beliebt; ordentlich aber entdecket man Angleichheiten darauf. | Daß die Farben ſich mit dem gebrannten und gefiwniften Porcellane, vermittelft des Bleyweißes, genau verbunden haben, veranlafte bey dem Verfaſſer ven Einfall, mar koͤnnte vielleicht die Kunſt, auf Glas zu malen, wieder hervorbringen, wenn man die Farben mit Bleyweiße vermengt auf das Ölas früge, und es nachgehends wieder brennte. Merkwuͤrdi⸗ ¶ Er bemerket bey diefer Gelegenheit, die Chinefen hätten fonft Die Kunft befeffen, Fi⸗ ge Art. ſche und dergleichen au die Seite eines Porcellangefäßes zu malen , die ſich nicht eher gezeigt hätten , als bis das Porcellan voller Seuchtigfeit gewefen wäre, Diefe Art von Por— cellane heißen fie Ayatfing, das ift, gepreßten Azur, Was fie von der Kunft noc) übrig behalten haben, das koͤmmt darauf an: die Gefäße, die folchergeftalt füllen gemalt wer- den, müffen ſehr dünne feyn ; die Farbe wird auf der innern Seite fehr ftarf aufgetragen, und Fiſche, als die fich am beften dazu ſchicken, werden meiftens gemalt. Wenn die Farbe trocken ift, fo überftreichen fie folche mit einer dünnen Sage Porcellanteiges, firniſſen alsdann Bieinnere Seite des Gefäßes, und bringen es auf die Scheibe, Die äußere Seite wird fo dünne, als möglich, gemacht, alsdann in den Firniß getaucht, und in dem ordentlichen - Dfen gebrannt. Man Eann fagen, daß auch noch ißo der feinfte Azur fich auf dem Por— cellane von neuen zeiget, nachdem er verſchwunden ift. Denn wenn fie ihn /auftzagen, fo Bat er eine matte ſchwarze Farbe: aber wen es troden und gefirnißt ift, fo vergeht er gänzlich, und das Porcellan ſieht ganz weiß aus; und doch bringt das Feuer alle Schön- heit der Farben zum Borfcheine, * 3 Kunſt beym Es ſtecket bey allem dem viele Kunſt in Auftragung des Oels oder des Firniſſes, ſoe. Zieniffen. wohl daß es in gehöriger. Menge, als vecht gleichförnig geſchieht. Dimnes und zartes | Porcellan wird zweymai fehr gelinde überfteichen: denn wenn man ihn zu dicke auftrüge, fo wiirde es fich gleich" werfen. Diefe beyden Sagen, die man auf felbiges trägt, gelten fo viel, als eine Sage, die dem feinen Porcelfane, Das ftärker ift, gegeben wird. Die erſte von jenen beyden wird durch Beſprengen, die zweyte durch Eintauchen aufgetragen Sie nehmen das Gefäße von außen in eine Hand, and halten es ſchief über den Topf mit dem ’ x 5 l x Z Fir⸗ x XV Buch. IT Capitel 269 Fieniffez mit der andern Hand gießen fie fo viel hinein, als züreicht , es uͤber und über zu Vom Por⸗ befprengen. Diefes wird bey * eh nee und fo bald Das erſte trocken ift, cellane. fo überfreichen fie diefelben außen mit Dele, in welcher Abfiche fie eine Hand in das Ge- Bi Er und mit der andern einen Fleinen Stod x die Mitte des Fußes anfegen, ‚und es ſolchergeſtalt geſchwinde in das Delbehältniß tauchen. MEI DR Oben ift gefage toorden, daß der Fuß der Schäfchen ungeftak gelaffen wird, und man bringt ihn wirklich miche eher auf die Scheibe, um aus gehoͤlt zu werden, als bis es gefirnißt iſt. Innerhalb der Hoͤlung malen ſie einen kleinen Zirkel, und oft einen chineſiſchen Schrift⸗ zug, und firniſſen ihn alsdann; welches die letzte — daran iſt: denn gleich darauf koͤmmt es in ven Ofen 2). et | : —— | 4. Die Befen zum Porcellenbrennen, y ae ie fie gebaut find. Wie die Gefäße geftellt wer- Bauen des Ofens. Löcher, hineinzuſehen. ie den. Wieder Ofen erhitzt wird. Gehäufe zum das Brennen abgewartet wird. Zeichen, daß | Porcellanbrennen. Wie fie Über einander ges es vollendet iſt. Menge von Holze. fegt werden. Aus was für Erde fie beftehen. —* * — Die kleinern Oefen werden von Eiſen gemacht, ordentlich aber ſind fie von Erde. Der, Wie derOfen den Dentrecolles geſehen hat, war etwan ſo hoch, als ein Mann, und fo weit, als gebauet iſt. ein Weinfaß. Er beftund aus einer Art großer vieredfigter Hohlziegel, ungefähr einen hal- ben Zoll dicke, anderthalb Fuß lang, und einen Fuß breit, die einer über den andern gefegt, und fehr wohl zuſammen verbunden waren, Man hatte fie vor dem Brennen fo eingerichtet, daß fie fich nad) der Rundung des Ofens ſchickten, wenn man fie zufammen= feste. Er ſtund etwan einen halben Fuß von der Exde, aif zwo oder drey Schichten dicker oder ſchmaler Ziegel, und mit einer feſten Ziegelmauer rings herum; die unten drey oder vier Suftlöcher hat. Zwiſchen diefer Mauer und dem Dfen bleibe etwan ein’halber Zuß Kaum, ausgenommen an zweyen oder dreyen Orten, die ausgefüllt waren, und. den fen - unterſtuͤtzten. RN Sie füllen ibn mit dem Porcellane ‚das zum zweytenmale foll gebrannt werben, über- Wie das Por⸗ einander gefest, fo Daß das fleinere in dem größern ſteht, Doch aber die gemalten Seiten cellan in ihn niegend aneührens denn das wuͤrde fie verderben. Kann man das Porcellan auf diefe Art Sekstmid. niche bequem über einander fegen: fo fegen fie es reihenweiſe in den Dfen, von unten bis oben hinaus, und bedecken alles mit Platten, die aus eben der Erde gemacht find, us S — = Ofen befteht, oder mit Stücden von denen zum Porcellane gehörigen Be— — aͤltniſſen. Tue Wenn dieſes geſchehen ift: fo bedecken fie das Obere des Dfens mit: Ziegen von der Wie derOfen Art wie feine Seiten ausmachen. Diefe greifen in einander ein, und werden mit Moͤrtel erhitzt wird. oder angefeuchteter Erde Verbunden; nur bleibe in der Mitte eine Seffnung, das Porcellan dadurch zu betrachten. Nachgehends zünden fie eine Menge Kohlen unter dem Dfen, und — in ſeinem Obertheile an; von dar ſchaffen ſie dieſelben in den Raum zwiſchen der Mauer und dem Ofen. Wenn das Feuer recht heftig iſt, fo ſehen ſie von Zeit zu Zeit durch die Oeffnung, die nur mic einem Stuͤcke von einem zerbrochnen Topfe bedecket iſt, und wenn ſich die Gefaͤße mit einem Glanze zeigen, und die rg helle und lebhaft find, fo nehmen “ 3 fie hb) Du Haldes China, auf der 345 und folgenden Seite, | 270 Beſchreibung von China. Vom Por fie erſt das Feuer, und nachgehends das Porcellan weg. Der Verfaffer iſt oft erſtaunt, cellane. wenn er einen bat auf feinen Schultern getroft zwey lange Bretter voll Porcellan wegtra⸗ gen, und auf diefe Art, ohne etwas von feiner Ladung zu zerbrechen, durch verfchiedene Straßen voll Volks gehen ſehen. Gehaͤuſe In einer Art vom Vorhofe oder Halle vor dem Ofen, ſteht ein Haufen irdene Buͤch⸗ fürdas Por⸗ fen und Gehäufe, das Porcellan hineinzuthun. Jedes, auch das kleinſte Stuͤck, hat fein sellan befonderes Behältniß, fo wohl mit Dedeln als ohne Deckel. Dieſe Dedel hängen waͤh⸗ renden Brennens nicht feft an dem untern Theile, und laſſen fich leicht durch einen gelin- den Schlag darauf abfondern. Den Eleineen Stuͤckchen, als Thee-und Chocolatenfchäl- chen, dienet ein Behaͤltniß für verfihiedene: Innerhalb des Behältniffes machen fie ein Sager von fehr feinem Sande, mit Raulins Staube beſtreuet, Damit ſich der Sand nicht an den Fuß des Schälhens anhaͤngt. Auf dieſes Behältniß wird ein anderes ebenfalls voll Por: cellan hineingefegt, fo daß es jenes ganz bededit, ohne die Gefäße, Die darinnen find, zu berühren. So füllen fie den Dfen mit hoben Säulen von irdenen Gefäßen oder Buͤchſen übereinandergefegt, an. beym Breit: Was das Kleinere Porcellan betrifft: fo ift folches in runde Behaͤltniſſe fo enge einge— nen. ſchloſſen, und jedes Stick wird auf ein irdenes Schälhen, das zwo Kronen dicke und breit genug ift, gefegt, es ift ebenfalls unten mit dem Kaulin⸗ Staube beftreuet. Wenn diefe Behältniffe etwas breit find, fo thun fie in die Mitte fein Porcellan, weil es alsdann zu ‘weit von den Seiten kommen würde, und alfo aus Mangel gehöriger Stärke, fic) öffnen und nachgeben würde, wodurch die ganze Säule Schaden leiden koͤnnte. Diefe Büchfen find vier Zoll hoch, und ein Theil von ihnen iſt ſowohl ungebrannt, als das Porcellan, Wenn das Porcellan in fie gethan wird, fo greift es der Arbeiter nicht viel mic den Hän- ven an, aus Furcht es zu beſchmutzen, zu drücken, ober zu zerbrechen, (denn es ift un- gemein zerbrechlich) fondern er nimme es, vermittelft eines Fleinen Strickes herunter, der an Die beyden etwas gekruͤmmten Hafen einer hölzernen Gabel befeftiget iſt. Diefe hälterin einer Hand, und mit der andern leget er die beyden Enden des Stricks Freuzweis, das Gefaͤß ein zuſchließen, welches er ſolchergeſtalt gelinde aufhebt, und ungemein fehnell in das Be— haͤltniß auf fein Schälchen feßet. | Wie es über: Die beyden unterſten Behaͤltniſſe eines jeden Haufens ſind leer, weil die Hitze allda einander ges nicht ſtark genug iſt. Ueberdieſes iſt ein Theil von ihnen mit dem Sande bedeckt, der un- Häuft wird. gem auf dem Boden des Dfens aufliege, die Porcellanfäulen beffer zu fragen, die in der | Mitte wenigftens fieben Fuß hoch find. Aus eben der Urfache ift die obere Büchfe jeder ‚Säule ebenfalls leer, Der Ofen ift überall voll, ausgenommen unter dem Luftloche. In der Mitte ftehen Säulen vom feinften Porcellan, unten das fehlechtere, und an der Deff- tung, das, welches ftark gefärbt ift. Alle Säulen find ſehr nahe beyfammen, und oben, ungen und in der Mitte, vermittelſt gewiſſer Stücen Erde aneinander gefügt, die fo ges ſchickt gelege find, daß die Flamme überall frey durchfchlagen Fann. La Aus was für „Alle Erde tauget nicht zu Verfertigung der Buͤchſen oder Gehaͤuſe. Man bedienet ſich Erde fieger dreyer Arten. Eine iſt gelb und gemein genug, davon werben Die Böden gemacht; diean- ——* wer dere, Namens Lau tu, iſt eine ſtarke Erde; die dritte, Rew tır, iſt oͤlicht. Dieſe beyden letztern graͤbt man im Winter aus gewiſſen tiefen Gruben, wo man im Sommer nicht arbeiten kann. Sie werden unweit Ring te hing zubereitet, Wenn fie in glei: ghen Theilen vermenger werben, fo Foften bie Büchfen etwas mehr, aber fie Be immt XV Buch. III Capitel. | RE: Nimmt man von der gelben Erde mehr: fo halten fie felten über zwey ober drey Brennen Vom Pos aus, ohne zu zerbrechen. Iſt eine Buͤchſe zerfprungen, oder hat fie nur einen Riß, fo cellane. binden fie folche mit Weiden zufammen, welches auf dießmal die Buͤchſe erhält, ob es " gleich Feuer fängt, Sie geben darauf Acht, daß fie den Dfen nicht mit neuen Büchfen füllen, wenigſtens muß die Hälfte zuvor gebrannt feyn. Diefe werden oben und unten in den Säulen gefegt, und die ungebrannten in Die Mitte. Die Defen werden an das Ende einer langen Halle oder eines Vorhofes gefest, der ſtatt dev Blafebälge diene, und zugleich ein Waarenbehaͤltniß ift. Es dienet eben dazu, worzu der Bogen in der Glashürte gebraucht wird. Die Defen wurden, role ein chinefis ſcher Schriftfteller meldet, vormals nur fechs Fuß och, und eben fo breit gemacht: itzt aber find fie zween Faden (oder zwölf Fuß) hoch, und faſt viere weit. Der Bogen oder die obere Kundung, wird Immer enger, je näher er dem Luftloche koͤmmt, und it ſowohl, als “ der Körper des Dfens ſelbſt, fo dicke, daß man darauf gehen kann, ohne vom Feuer bes / ſchwerliche Empfindung zu haben, | Außer diefer Mündung hat der Ofen um fein Obertheil herum fünf oder fechs Derf- Löcher zum mungen, gleichfam wie fo viel Augen, die mit zerbrochnen Scherben bedeckt werden , Luft Hineinſehen. und Feuer im Dfen zu mäßigen. Wollen fie fehen, wie das Porcellan gebrannt ift: fo decken fie ein Auge auf, das dem großen Luftloche am nächften ift, und öffnen eine von den Büchfen mit eifernen Zangen, Iſt es gut, fo hören fie auf zu feuern, und halten die Dfen- thuͤre einige Zeit verfehloffen. Dieſer Ofen bat einen tiefen Heerd von eben fo großem Lime fange, als er felbft hat, und einen oder zween Fuß weit. Sie fteigen auf einem Brette hin⸗ auf, um die Reihen des Porcellans in den Ofen zu ftellen. Wenn das Feuer angezunder ift, fo verfihließen fie fogleich die Thüre, und laffen nur eine Deffnung, dicke Stüden Holz einen Fuß lang, hineinzuwerfen. Erſtlich wird der Dfen einen Tag und eine Nacht er- bist, worauf zweene Männer, Die einander ablöfen, immer Holz zulegen. Ein Brennen frißt ordentlich hundert und achtzig Saften. Vormals verbrannten fie, wie ein chinefifcher - Schriftſteller meldete, zweyhundert und vierzig Saften, und bey vegnichtem Wetter noch zwanzig Darüber; ob Die Defen wohl um die Hälfte Fleiner waren, als fie igo find. Sie halten fieben Tage und Nächte lang nur ein ſchwaches Feuer, und machen folches den ach ten Tag fehr beftig. } BR: Man muß bemerken, daß die Büchfen, in denen das Fleine Porcellan enthalten ift, Wie das zuvor ſelbſt find gebrannt worden, und Daß fie die Ofenthuͤre nicht eher, als fünf Tage, Brennen in nachdem das Feuer aus ift, öffneten, Den Ofen zu großem Porcellane, hielten fie zehn: Acht genom⸗ Tage verſchloſſen. Itzo verziehen fie einige wenige Tage, um die großen Gefäße aus dem AP» Dfen zu nehmen, weil folche fonft fpringen würden: aber die kleinen nehmen fie gleich den folgenden Morgen heraus, wenn das Feuer den Abend aufgehöret hat, damit fie vielleicht in dem erſten Brennen etwas Holz erfparen. Weil das Porcellan alsdann brennend heiß ift, ſo bediene ſich derjenige, der es aus dem Dfen nimmt, Langer Schlingen, die ihm über den Hals hängen. | Das Poreelfan, das in dem kleinen Ofen gebacken worden ift, kann herausgenom⸗ Zeichen dag men werden, wenn man bey der Befichtigung findet, daß alles am Boden roth glüend er⸗ es vollendet ſcheint; daß ein Stuͤck von dem andern, wie es in der Säule ſteht, zu unterfeheiden ift, daß if die gemalten Stücke glatt ausfehen, und die Farben in das Porcellan aufdie Art hinein gedrun⸗ gen find, wie ſich der Firniß mit, dem feinen Blauen in dev Hitze des großen Ofens verbindet. Was Vom Pors cellane, Pe Becſchreibung von China. . Was das Porcellan betrifft, das im großen fen das ʒweyte mal gebrannt wird, fo hal⸗ ten fie fölches für fertig; x) Wenn die Flamme nicht mehr roth, fondern weißlich hervor⸗ bricht. 2) Wenn fie die Buͤchſen rorhgliend ſehen. 3) Wenn der Firniß und die Harz . ben ausfehen, wie fiefollen, nachdem man aus einer der oberften Büchfen ein Gefäß genom⸗ Menge des Holzes. Wenigdren: nen gerathen, Erſtaunliche Arbeit, men bat, und es werfühle it, und endlich wenn fie koͤnnen den Sand unten im Dfen glänzen fehen. Der Verfaſſer ift erftaunet, Haß nach einem Verbrande von hundert und achtzig Laften Holz in einem Tage, den folgenden feine Aſche auf Dem Heerde zu finden iſt. Die Leute, welche bey diefem Dfen anlegen, müffen das Feuer wohl gewohnt feyn, Man faget, fie thaͤten Salz in ihren Thee, damit fie davon fo. viel trinken koͤnnen, als fie wollen, ohne beſchwert zu werden; aber wie kann gefalzner Trank den Durft löfchen? * Wenig Brennen gerathen vollkommen, und: oft verdirbt alles, und Porcellan und Buͤchfen gehen in ein fteinhartes Weſen zufammen. Zu ſtarkes Feuer oder untaugliche Buͤchſen, koͤnnen alles verderben, Es iſt nicht leicht, den gehörigen Grad der Waͤrme ſtets zu erhalten; denn die Veränderung des Werters Hat einen unmittelbaren Einfluß auf das Feuer, Holz und Porcellan ſelbſt. So gehen hundert Arbeiter zu Grunde, gegen einen, der veich wird; und noch hundert find an ihrem Verderben aud) Damit ſelbſt ſchuld, daß fie immer: ihr Heil verſuchen, in Hoffnung, genug zu Errichtung eines Kaufmannsladens- zufammen zu bringen. Daher ift es fein Wunder, daß Das Porcellan in Europa fo viel fofter. Ueber⸗ dieß wird das, was nach Europa koͤmmt, faſt alles nach neuen Vorbildern gemacht, Die oft fo feltfam find, das es ſchwer faͤllt, fie auszuführen; und die Europaͤer nehmen es we⸗ gen des geringſten Fehlers gleich nicht an. In diefem Falle bleibt es dem Berfertiger auf dem Halfe, weil esniche nach dem chineſiſchen Geſchmacke iſt A). 5. Geſchicklichkeit der Arbeiter, und Dergleichung des Dorcellans, . | von verfchiedenen Beiten. Erſtaunliche Arbeiten. Mufter, die ſich nicht nach⸗ ve. Große Gefäße. Nachgemachtes Poreellan. . machen laſſen. Schutzgoͤtze des Porcellans. Wie das Porcellan wieder zuſammengeſetzt wird. Muſikaliſche Inſtrumente. Ilte und neue Waa⸗ Wie die Mauern von King te ching gebauet find. Mr muß es geftehen, die Arbeitsleute verfertigen ſolche erftaunliche Sachen, weldes Fremden unmöglich zu ſeyn fheinen würde. Der Verfaſſer hat zum Erempel eine große Saterne gefehen, wie bie Schifflaternen find, Die ganz aus einem Stuͤcke Porcellan wat, und durch welche ein einziges Licht Das ganze Zimmer zulänglich erleuchtete. "Der Erbprinz hatte folche fieben Jahre zuvor verfertigen laffen. Eben fo fah er Gefäße, Die ohne ben Deckel über drey Fuß hoc) waren, und ber. Deckel erhob ſich wie eine Pyramide einen Fuß hoch. Sie beitunden aus drey Stücen, die fo kuͤnſtlich zufammengefügt wa⸗ ven, daß man Die Zugen nicht entdecken Fonnte. Aber man meldete ihm, von vier und zimanzigen waͤren nut achte gerathen, und die übrigen alle verdorben. Kaufleute in Kan⸗ ton hatten diefe Urnen zum europaiſchen Handel beſtellt; denn ſo theure Sachen gehen in China nicht. Eine andere Art Porcellan iſt auch ſchwer zu machen, und deswegen ſehr theuer. Es ift ſehe dünne, und innen und außen glatt, gleichwohl ſieht man Zierrathen, als 3. E. einen s) Du Halde, China, auf der 348 und folgenden Seite. “XV Buch, I Capitel. Be © einen King von Bluhmen oder dergleichen darauf gegraben. Sobald es von der Scheibeift, Vom Por- fo fehlagen fie es auf eine Forme, in welche diefe Dinge eingegraben find; auf diefe Art nimmt cellane. die inmere Seite die Figuren an, und die äußere machen fie mic einem Meigel dünne. — — Gleichwohl koͤnnen die chineſiſchen Arbeiter nicht alles, was man von ihnen fordert, ins Mufter, die Werk richten. Die europäifchen Kaufleute fordern. manchmal Stücen Porcellan, die “a ra groß genug zum Dbertheile einer Tafel, zu einem Seffel, oder Rahmen zu einem Gemälde find. — Aber das iſt unmöglich ; die groͤßten koͤnnen ungefähr nur einen Fuß haben. Wenn man fie größer machet, fo werfen fie fich, manmag fie fo dick machen, als man will, Die Dice machet auch diefe Arbeiten etwas ſchwer; daher man, an ſtatt fie ausgefüllt zu machen, fie aus zwo beblen Hälften zufammenfeßer. Sie legen nur ein Stuͤck querüber, und machen auf bey- en Seiten zwey Löcher, fie darein zu fügen, wie in Cabinetarbeit geſchieht. Die Gefchichte von Ring. te ching erwaͤhnet verfehiedene Arbeiten, Die man auf Be: Vergebene fehl der Kaifer, aber vergebens, unternommen. Des Kaifers Kang hi Vater befahl, ei⸗ Bemuͤhun⸗ niges ungefähre in der Geftalt unferer Gefäße zu den Drangenbäumen zu verfertigen, in gen. welchen er die rothen, goldenen oder filbernen Fiſche halten wollte, Sie follten drey und einen halben Fuß hoch, der Boden einen halben Fuß dicke, und die Seiten vier Zoll dicke feyn. Drey Jahre hintereinander arbeitete man datan, und machte zweyhundert Gefäße, von denen nicht eines gerieth. Eben ver Kaifer verordnete große Tafeln von Porcellan an die Vorderſeite einer Gallerie, jede drey Fuß hoch, zwey und einen halben breit, und einen halben dicke, welche aber nicht Eonnten verfertiget werden. Der Exbprinz beftellte ebenfalls ver fehiedene mufifalifche Juftrumente, befonders eine Art von einer Eleinen Orgel, Tſeng ge- nanne, ungefähr einen Fuß hoch, die aus vierzehn Pfeifen beſteht, deren Klang angenehm genug iftz man Eonnte fie aber nicht zu Stande bringen. Die Bildfäule des Pur, (denn jede Profeßion hat ihren befondern Heiligen), hat Schutzootte ihren Urfprung von denen Vorbildern, welche die Werkleute nicht nachmachen Fönnen. Ei- ee ner von den Kaifern befahl, man follte ihm einige Stücen nach gegebenen Vorbildern Bee machen ; die Beamten drohten den armen Leuten mit großer Schärfe, die diefes als etwas unmögliches vorftellten, Enblich fprang einer von ihnen, aus Verzweifelung wegen des uͤbeln Begegnens, in die Flammen, und ward im Augenblicke verzehrt. Weil aber das Porcellan, das damals im Dfen ſtund, vollkommen wohl gerieth, wie es der Kaifer ver- fangte: fo hat man diefen Berzweifelten nachgehends als einen Helden angefehen, und zum . er —— erwaͤhlt. — Ob die Arbeiter gleich Feine Orgel zu Stande bringen Eonnten: fo erfuͤ | des Prinzen Verlangen mit Flöten, Flageoleten, und einem a — —* ee ‚10, das aus neun Eleinen runden Platten befteht, die ein wenig hohl find, und verfcjiedene mente. Töne geben. Sie hängen folche in einem Öeftelle in verſchiedenen Höhen auf, und ſchla⸗ gen daran, wie auf ein Hackebrett, davon fie einen ſchwachen Klockenton geben, der mit andern Snftrumenten, oder mit der Stimme zufammen Elinge. Am glücklichften find. fie in Groteften und Borftellungen von Thieren. Sie machen Enten und Schildkröten, die auf dem Waſſer ſchwimmen. Der Verfafler Hat eine nach dem Leben gemalte Kae gefe- hen. In ihren Kopf hatten fie eine Lampe geſetzt, deren ‚Flamme, die beyden Augen aus: . machte; und fie verficherten ihn, die Ratten fürchteten fich bey Nachte davor. Sie machen auch Häufige Bildſaulen von der Quanin, einer in China berühmten Goͤttinn. Sie wird Allgem, Reiſebeſchr. VI Band, Mm mit 274 | Beſchreibung von China. vom Por⸗ mit einem Kinde in den Armen vorgeſtellt, und die unfruchtbaren Weiber rufen fie an, cellane. Man fann fie mit den alten Bildfäulen der Venus und der Diana vergleichen, nur daß der Quanin ihre fehr ſittſam ausfehen. Altes u. neues Wegen des Porcellanes von verſchiedem Alter, haben die Chineſen verſchiedene Mey: Porcellan. nungen; einige ziehen das alte, andere das neue vor. Man hat in Europa das Borur- theil, als müßte das beſte Porcellan lange Zeit unter der Erde begraben liegen. Wahr iſt es, daß man bisweilen bey Aufraͤumung alter zerſtoͤrter Gebaͤude, oder wenn man Brun⸗ nen, die lange Zeit nicht find gebraucht worden, reinigt, ſchoͤne Stuͤcke findet, die bey anruhigen Zeiten find dahin verborgen worden. Gegentheils hat der Verfaſſer auch an folchen Orten manche vermuthlich alte gefunden, die mit den itzigen in Feine Bergleichung kommen; daher er fehliegt, es habe Damals, wie ißo, Porcellan von allerley Werthe gege— ben. Für den geringften Hausrat der erften Kaifer, Chanund Shun, der feine Schön: heit erhalten hat, (denn nur darinnen beſteht der Werth) geben fie die geößten Summen. Alles, was das Porcellan durch langes Liegen unter der Erde erhält, ift bloß eine Berän- derung feiner Farben: es fieht wie Elfenbein oder Marmor aus, und daran erfennet man fein Alter. Große Ge⸗ Nach den Kahrbüchern von King te ching, gab es vormals Gefäße von acht und faͤße. funfzig oder neun und funfzigk) Lyangs werth, welches mehr als achtzig Kronen betraͤgt. Diefe Jahrbuͤcher fegen Hinzu, es fey zu jedem ein Dfen gebauet, und nichts an Koften ger fpart worden. Der Mandarin von Ring te ching, welcher des Verfaſſers Freund war, machte feinen Gönnern bey Hofe Geſchenke mit dem Au tong, oder alten Porcellane, wel⸗ ches er, vermöge,einer gewiſſen Kunſt, die er befaß, felbft verfertigte, oder vielmehr nathe machte, Er brauchte viel Arbeiter. dazu. Die Materie zu dieſen falſchen Antiquen, iſt eine gelbe Erde, die unweit King te ching gegraben wird. Man macher fie ſehr Dice. Eine Schuͤſſel, welche der Mandarin dem Dentrecolles gab, mar. fo fehwer, als zehn gemeine. Nachgemacht Nichts iſt an dieſem Porcellane beſonders, als der Firniß, der aus einem gelben Porcellan. Steine gemacht wird, und mit einer groͤßern Menge gemeinen Dels vermiſcht, die Gefäße meergrün faͤrbet. Nach dem Brennen werfen fie ſolche in fehr fette Brühe von Eapaunen oder anderm Sleifche, brennen fie alsdann nieder, und legen fiereinen Monat oder länger, in den unreinften Sumpf, den fie finden koͤnten. Nachdem man fie herausgenommen bat, gelten fie fir Stücke von dreyhundert bis vierhundert Jahren, oder wenigftens von der vorhergehenden Dynaftie der Ming, da Porcellan von dieſer Dicke der Hofgefhmad war. Diefe falfchen Au tong find dem wahren ſo ähnlich, daß fie nicht klingen, wenn man fie ſchlaͤgt, auch ans Ohr gehalten nicht den. geringften Ton von fich geben. ° Wie es wie: Ob das Porcellan gleich nicht fo durchfichtig, als Glas iſt: ſo iſt es auch weniger zer⸗ der zuſam⸗ brechlich. Gut Porcellan hat ſowohl, als Ölas, einen helfen Klang. Ein Diamant fchneiz mengeleßt det Glas: alfo bedienen fie fich auc) eines Diamants, zerbrochen Porcellan wieder zufam- wi men zu fegen. Sie machen damit, wie mit einer Nadel, Eleine Söcher hinein, durch wel- che fie feinen Kupferdrat ziehen, daß es wieder kann gebraucht werden, und der Bruch kaum mehr zu fehen iſt. Es giebt Seute, die aus dieſer Verrichtung ihr Handwerk machen. Rings * H) Ungefähr achtzehn Pfund Sterling. ) Du Halde, China, a.d.351 1f ©: XV Buch, UI Capitel. 275 King te hing ift mit dem Abgange und den Bruchftücken des zerbrochenen Porcel- Vom Pors lans, und der Materie aus den Defen erweitert worden, Sie bauen täglich, und jedes Haus cellane. ift mit Mauern umgeben. Die Ziegel, welche lang und breit find, liegen nicht aufden Wedi⸗ Flaͤchen, fondern auf den Een. Ihre Vorder- und Hinferpfeiler werben wechſelsweiſe Mauern voit herausgekehrt und eine dünne Schicht Mörtel, welche rings um die mittleen Ziegel ge- King te ding legt wird, verbindet fie mit den Queerziegeln. Die ruͤckwaͤrts gekehrte Seite der Mauer ift eben ſo verfertiget. Je höher fich diefe Mauern. erheben, deſto enger werden fie, bis fie ganz oben, ‚nur eines Ziegelfteins Länge oder Breite haben, Die Dueerziegel find fo geſetzt, daß fie an bie von der gegemüberftehenden Seite nicht antreffen. Sie bauen auch die Mauern ſo, daß ſolche zwiſchen ihren Flächen eine Hoͤhlung haben, gebauet find. und indem ſie immer hoͤher ſteigen, fuͤllen ſie dieſe Hohlung mit den Scherben aus, und werfen eine Erde, die wie dünner Mörtel angeſeuchtet iſt, Darauf, Dadurch wird alles in eine Maſſe zufammen verbunden, und die Ziegel halten aneinander, In einiger Entfernung fehen diefe Mauern aus, als wären fie. aus feinem grauen polivten Steine gemacht, und ftehen, welches erftaunlich ift, wenn fie oben bedeckt find, hundert Fahre. Wahr ifts, daß fie Fein Zimmerholz tragen, welches auf ftarfen hölzernen Pfeilern ruber. ; Das übrige vom Abgange, wird ordentlich auf die Ufer des Fluffes unter Ring tes. ching geworfen, wo es dem Strome widerſteht, und endlich tauglich wird , Straßen darauf zu bauen 2). II, Papier, Dinte und Pinfel in China, nebſt der Art, Bücher zu Bi ‚drucken, und zu binden, u Von der Papiermanufactur. Man hat auf Bretter gefchrieben.. Nindenpapier. Art. Papierformen, Wie die Bogen getrock⸗ Daummollenpapier. Wenn die neue Art defe net werben. Papier, das am gebräuchlichften iſt. felben erfunden worden. Hanfpapier. Sehe Wie das Papier mit Alaune getraͤnkt wird. -gtoßes Papier. Es wird viel verbraucht. Wie Kunſt, es mitzubereiterem Kalke zu verfilbern, und . _ das Bambupapier gemacht wird. Eine andere das alte Papier zu verneuern. Mancherley Papier. Dir Manufactur unter den Chinefen ift fo merfwürdig, daß fie eben ſowohl eine Be- Man hat auf fhreibung verdiene, als Die Seide und das Porcellan. In den entfernteften Zeiten Bretter ges des Kaiſerthums, hatten fie fein Papier, (welches fie Chi nennen) fondern fehrieben auf ſchrieben. Bretter, und breite Stuͤcken Bambu. Statt einer Feder oder eines Pinſels, bedien— ten fie fich eines eifernen Griffels, oder einer Nadel, Sie fchrieben auch auf Metall, und die Liebhaber heben noch Platten auf, auf denen fehr wohlgemachte Schriftzüge zu ſehen find. Ihr Papier iſt fo fein, daß die Europaͤer geglaubet haben, es ſey von Seide ges macht, ohne zu bedenken, daß man die Seide nicht zu einem Teige ſtampfen kann m). { Die Chinefen machen ihr Papier aus der Bambusrinde, oder aus Rinde von andern Nindenpr- Bäumen; fie bedienen ſich nur der zweyten Schaale dazu, die gelinde und weiß ift. Dieſe bier. ſtampfen fie in Elavem Waſſer. ‚Die Formen, deren fie fich bedienen, diefen Zeug auszu- fhöpfen, find lang und breit, fo, daß fie Bogen von zehn bis zwölf Fuß lang und länger haben. Jeden Bogen eunfen fie in Waſſer, in ei San oder Alaune aufgelöfer ift, wel⸗ . 1 ches =”) Dieß ſcheint unten wiederſprochen auf der 276 Seite, vom Pas piere, Baumwol⸗ lenpapiere. der Dynaſtie der Tſin noch vor Chriſti Geburt, ſchrieben ſie ſchon auf Stuͤcken Seide oder | Wenn die neue Art def felben erfun: den worden. Kanfpapier. 376 Beſchreibung von China. ches ihnen ſtatt Des Leimes Diener; und Daher heißen fie es Fan⸗Papier. Diefer Alaun verhindert, daß das Papier die Dinte nicht in fich zieht, und giebt ihm einen Glanz, als ob es verfilbert oder uͤberfirnißt wäre: aber es bricht auch leicht. Diefes Papier iſt weißer, gelinder und dichter, als das europälfche, ohne die geringfte Rauhigkeit, Die den Pinfel aufhalten, oder die Haare voneinander fordern koͤnnte. Weil es aber aus Rinde beftehe, fo nimmt es leicht Feuchtigkeit anz der Staub leget fich darein, und Die Würmer finden fich nach und nad) hinein; dieß verderbt ihre Bücher, wenn fie’ folche nicht oft ausflopfen und an die Sonne legen, Außer diefer Art Haben fie Baummolfenpapier, welches das weißeſte, feinfte und ge: bräuchlichfte, auch den vorerwaͤhnten Beſchwerlichkeiten niche unterworfen iſt: denn es haͤlt ſich fo gut, und iſt fo dauerhaft und weiß, als das europäifhe Was nun folge, bat man aus einem artigen Werke genommen, das unter der gegenwärtigen tartariſchen Fami- fie geſchrieben worden iſt, und von der Erfindung des Chiinder Papiers, deſſen Mlateria- fin, Beſchaffenheit, Geſtalt, und verfhiedenen Arten handelt. Der Berfalfer geftcht, daß der Urſprung Diefer alten Erfindung nicht befannt iſt. Sie fchrieben auf fleine Stücken Bambus, die beym Feuer gelinde gemacht, und polirt waren, aber ohne die Rinde abzu . ziehen. Diefes. erbellet aus ven Schriftzügen Kyen und. Tfe, deren ſie ſich damals ftatt Chi bedienten, um die. Materie, auf welche fie ſchrieben, anzuzeigen. Sie fihnitsen die Buchſtaben mit einem zarten Werkzeuge ein, und machten aus diefen Eleinen Platten, die fie zufammenbingen, einen Band. Aber dieſe Bände waren befchwerlich zu gebrauchen, Seit Leinen, die in die Größe geſchnitten waren, welche ihr Buch bekommen follte. Daher ift der Schriftzug Chi zuweilen aus dem Zuge Se zufammengefegt , „welcher Seide bedeutet und manchmal aus dem Zuge Kin, der feinen anzeiget. _ . % Endlich erfand im Jahre gs unter vem Tong han oder oſtlichen Chan, unter des Ho ki Regierung, ein großer Mandarin des Hofes, eine beſſere Art Papier, welche Tſay hew chi oder Papier des Lord Tfay genannt wurde, Diefer Mandarin brachte die Rinde von verfchiebenen Bäumen, abgetragene Stücken Seide, ‚und altes hanfenes Zeug durch Ko— chen zu einer Are dünnen Teiges, Daraus er mancherley Papier verfertigte. Er machte auch einiges aus den Seidenknoten, das fie Slachspapier nennen, Bald darauf brachten die Chineſen diefe Entdeckungen zur Vollkommenheit, und erfanden die Kunſt, ihr Papier zu glätten. | , ‚ Aus einem andern Buche Su i Eyen chi pur genannt, welches von eben-Diefer Sache handelt, lernen wir, daß das Papier in der Provinz; Se chwen vom Hanfe gemacht wird, daß Kau tfong, der dritte Kaifer von der großen Dynaftie der Tang, ein vortreff- liches Dapier aus diefer Pflanze bat verfertigen laſſen auf welches alle feine geheimen Be- fehle gefchrieben wurden, daß es in Fo kyen aus gelindem Bambus, in den nordlichen Pro- vinzen ‚aus der Rinde von Maulbeerbäumen, in Che kyang aus Weizen- oder Reißſtroh gemacht wird; daß fie in Kyang nan aus der Haut, welche in den Hülfen der einge- fponnenen Seidenwürmer befindlich ift, ein Pergament verfertigen, welches Lo wen F ——— heißt, n) Ein Chang iſt zehn Fuß. Man hat uns iſt erſtaunlich, wie fie die Formen handthieren, berichtet, daß ſich zu Londen bey Privatperſo- oder Faͤſſer haben koͤnnen, die groß genug find, fie nen Bigen Über fiebenzig Fuß lang befanden. Es hineinzutauchen. DT N ee heißt, fein und glatt iſt, und zu Aufſchriften und Schildern dienet. Endlich, daß der Baum Vom Pa- Chu oder Auchu in Hu quang den vornehmften Stoff zum Papiere liefert. piere. Unter den verſchiedenen Sorten des Papiers erwaͤhnet unſer Schriftſteller eine, Deren Großes Bogen drey und manchmal fünf Chang länge haben »). Er zeiget, wie es verſchiedent. papier, lic gefärbt, und ohne Silber überfilbert wird; welche Erfindung man dem Kaifer Ru ti von der Dynaftie Tſt zuſchreibt. Er redet von dem Papiere in Moves, welches, fei- nem Berichte nach, aus den Hülfen der Seidenwürmer gemacht wird, und berichtet, fie hätten in diefen fanden, fehon von dem fiebenten Jahrhunderte her, die Abgaben an den Kaifer in Papiere entrichte. - - | 5} "Es wird in China ungemein viel Papier verbraucht, Außer der erftaunlichen Menge Starker Bess deſſen, das die Gelehrten verbrauchen, geht auch unglaublich viel in den Privarhaufern brand des’ darauf. Eine Seite von ihren Zimmern befteht >38 Schränfen, die mit Papiere überzo- Papiers. gen find. Auf die übertünchten Wände Fleben fie weißes Papier, daß folche weiß und glatt bleiben, Die Dede befteht aus Rahmen, die mit Papiere überzogen find, und fie malen auf folches allerley Zierrasben. Kurz, der größte Theil ihrer Häufer zeiget nichts, als Pa- pier, das jährlich erneuert wird, _ Man brauchet nur die innere Rinde von verfchiedenen Bäumen zum Papiermachen; Wie das von dem Bambu und Baummollenftrauche aber wird alles genußt. Aus einem Walde Bambupa⸗ von dem groͤßten Bambus leſen ſie jaͤhrige Schoͤßlinge aus, die etwan halb ſo dicke ſind, — als eines ſtarcken Mannes dickes Bein. Nachdem fie Die erſte gruͤne Rinde davon abgezo- gen, und ſie in gerade Stuͤcken von ſechs bis ſieben Fuß Laͤnge geſpalten haben, werfen ſie dieſelben in einen Sumpf, darinnen zu faulen. Etwan in vierzehn Tagen werden fie aus dem Schlamme genommen, in reinem Waſſer ‚gewafchen , in einem großen trosfnen Gra- ben ausgebreitet, und mit Kalke bedeckt. In wenigen Tagen nimmt man fie wieder her " aus, waͤſcht fie von neuem, und machet eine Art Fäden daraus, die an der Sonne getrod- net und gebleicht werben. Machgehends wirft. man fie in große Füpferne Keffel, und kochet fie durch und Durch, worauf fie endlich mit Stämpeln zu einem flüßigen. Teige gemacht merden. Il N hu E ‘ 7 a 8 — Auf Bergen und in unangebauten Oertern finden fie eine Pflanze, die lange und harte Eine andere Ranken treibt, wie der Weinſtock. Die Rinde ift fehr glatt und fehlüpfrig, wie folches der Art. Name Hau teng ausdruͤcket. Man beißt fie auch Ko teng, weil fie Eleine fäuerliche Birnen yon einer weißlich grünen Farbe hervorbringt, die gut zu eflen find. Ihre Aefte, die ungefähr fo groß find, als die Weineeben, Friechen am Grunde hin, oder winden-fich um die Bäu- me. Nach unferm chineſiſchen Schriftfteller, geben die Schößlinge der Roteng, wenn man: fie vier oder fünf Tage in Waſſer einweichet, einen Elebrichten zaͤhen Saft 0), wie eine Art von Seime oder Gummi: diefen vermengen fie mit dem Teige, von dem das Pa= pier gemacht wird, und nehmen ſich in Acht, daß fie nicht zu viel, und nicht zu wenig fhun 5; die gehörige Menge lernet man bloß aus der Erfahrung. Wenn fie diefes Mengfel geflopft haben, big es wie ein Dickes ſchlammichtes Waffer wird: fo gießen fie es in weite tiefe Be- haͤltniſſe, die mit vier Mauern bis an eines Mannes Bruft hoch eingefaßt, und an den zen Mm 3 Seiten 0) Vielleicht koͤnnte man ſich an ſtatt des Rinde von Stechpalmen, welche, wenn man fie Ko teng der. Eichenmiftel bedienen, die von Na- verfaulen läßt und hernach ſtoͤßt, Wogelleim tue einen zähen Saft Gaben, oder der innern giebt. 278 | Beſchreibung von China. Vom Pa Seiten und unten fo wohl verwahrt find, daß die Feuchtigkeit weder auslaufen, noch fich piere, Bineinziehen kann. Die Arbeiter fiehen alsdann an den Seiten des Behältnifes, und neb- men mit ihren Mulden die Oberfläche der Feuchtigkeit weg, Die faft den Augenblick zu Papiere wird. Papiers Die Forme, deren Rahmen leicht aus einander genommen, erhoͤhet oder vertieft wird, formen. machen fie aus Bambufäden, Die durch Löcher in einer ftählernen Platte fo fein wie Draht gezogen find. Nachgehends werben fie in Dele gefotten, bis fie fich recht voll gefogen ba: ben, damit die Forme nicht tiefer ſinkt, als erfordert wird, die Papierbogen auszufchöpfen. Wie bie Bo⸗ Wenn ſie Bogen von außerordentlicher Groͤße machen wollen: ſo wird die Forme gen getrock- yon Straͤngen und einer Rolle gehalten. In dem Augenblicke, da man fie in die Höhe uet werden. ziehe, ftehen die Arbeiter an den Seiten des Behältniffes fertig, den Bogen fehr geſchwind wegzunehmen; alsdann lehnen fie ihn an eine hohle Mauer, deren Seiten wohl gemweißt find, und führen vermittelt einee Röhre in folche an einem Ende die Hitze aus einem Dfen, da denn der Nauch auf der andern Seite durch ein Fleines $uftloch herauszieht. Solcher⸗ geftalt trocknen fie die Bogen faft fo geſchwind, als fie diefelben machen koͤnnen. Sie wählen zum Papiermachen diejenigen Bäume, die den meiften Saft haben, als den Maulbeerbaum, Ellern, die Stengel von Baummollenfträuchen, Hanfe und von ver- fchiedenen in Europa unbefannten Gewächfen. Erftlich fehälen fie die dünne Außere Rinde gelinde von dem Baume ab, welche grünlicht iftz alsdann ziehen fie die innere Rinde in fehr langen duͤnnen Streifen ab. Wenn fie folche im Waffer und an der Sonne gebleicht haben : N fo bereiten fie diefelbe eben fo zu, wie den Bambu. Das ges Das Papier aber, das am meiften im Gebrauche ift, wird aus der Innern Rinde des braͤuchlichſte Baumes Chur ku oder Auch gemacht, und daher Au chi genannt, Wenn man deflen Papier, Aeſte zerbricht, fo ſchaͤlet fich Die Rinde in langen Streifen wie Bänder ab; nach den Blät- ‚tern follte man ihn für einen wilden Maulbeerbaum Halten: aber feine Frucht ift ver Seuche des Feigenbaumes ähnlicher. Sie wächft ohne Stiel gleich an den Aeſten; und wenn man fie abpfluͤckt, ehe fie vollkommen veif wird, fo dringt an dem Orte ein milchichter Saft her⸗ aus, vollfommen wie ben der Feige, Er ſtimmet mit dem Seigen- und dem Maulbeerbaus me in fo vielen Dingen überein, daß man ihn für eine Arc von Maulbeerfeigenbaume hal⸗ gen folfte, Michts defto weniger gleicht er noch mehr einer Art Erdbeerfteäuche, Adrachne genannt, Die von mittelmäßiger Hoͤhe iſt, und eine glatte, weiße und glänzende Rinde hat, die aber im Sommer aus Mangel der Feuchtigfeie leicht auffpringe. Der Chuku waͤchſt ſowohl als der Erdbeerſtrauch, auf Bergen und an fleinichten Orten p). Wie das Par Damit das Papier hart wird, und die Dinfe verträgt: fo tunken es die Ehinefen in pier mit Nau⸗ Alaunwaſſer. Die Europäer heißen diefes das Papier mit San tränken 5 weil Alaun ne getränft Fan heißt. Sie fihneiden fechs Unzen fehr weißen und reinen Fifchleim ganz Elein, und wird, werfen folches in zwölf Löffel voll veines Waffer , welches fie kochen laffen, und es beftän- dig umrühren, damit fich Feine Klumpen zuſammenhaͤngen. Alsdann löfen fie darinnen dreyvierthel Pfund weißen calcinirten Alaun auf, Diefes Mengfel wird in ein großes wei- tes Becken gegoffen, und queer über folches legen fie einen Eleinen Stock, der glatt und rund iſt. Hierauf ſtecken fie das Ende von jedem Bogen in einen andern Stock, der durch und | durch ?) Du Haldens China, auf der 366 und folgenden Seite. XV Buch. III Capitel mc. 3 durch von einander gefpalten ift, tunen den Bogen gelinde ein, und ziehen ihn, fobald er benetzt ift, beraus, indem fie ihn über den runden Stock wegfchleifen , worauf fie den andern Stock, der ihn hält, in ein Loch in die Mauer ftefen, und den Bogen dafelbft trocknen laſſen. Davon befümme das chineſiſche Papier feine Stärfe, feine weiße Farbe, und feinen Glanz. Einer von den Schriftftellern ſaget, dieſe Kunft ſey aus Japan gefommen, Sie befigen auch das Geheimniß, dem Papiere mit fehr geringen Koften, und ohne Blattſilber, eine Silberfarbe zu geben. Sie nehmen fieben Swen ober zweene Scrupel von Seim , der aus Nindsleder gemacht iſt; drey Swen weißen Alaun, und eine halbe Pinte veines Waffer: diefes laſſen fie über einem ſchwachen euer gelinde verfochen, big das Waſſer verzehrt ift, das ift, bis Fein Dunft weiter auffteigt. Alsdann breiten fie einige Bo⸗ gen Papier auf eine fehr glatte Tafel, und ftreichen mit einem Pinfel zwo oder drey Lagen Leim gleichförmig Darüber, Wenn er nicht gleich liege, fo ftreichen fie noch einmal welchen auf. Hernach nehmen fie Talfpulver, welches fo, wie in der Folge gezeigt wird, zubereitet wor⸗ den, fieben folches ducch ein Sieb, ober durch ein Stück dazu geſchickter Gaze, und breiten es gleichförmig auf dem Bogen aus , worauf fie folhen in den Schatten zum Trocknen hängen. Nachgehends werden die Bogen das ziweytemal auf Die Tafel gelegt, und mit reiner Baumwolle gelinde überrieben, um den überflüßigen Talf wegzunehmen, der denn von neuem wieder Dazu Fann gebraucht werden, Mit diefem in Waffer ausgebreiteren Pul- ver, das mit Leime und Alaune vermengt wird, kann man auf das ‘Papier zeichnen, mas füs Figuren man will. | Den Talk g) zuzubereiten, nehme man feinen,durchfichtigen und ſchneeweißen Talk. Der⸗ jenige, den die Ruſſen bringen, ift beſſer, als der aus der Provinz Se chwen koͤmmt. Nachdem er vier Stunden gekocht hat, muß er einen oder ein Paar Tage im Waſſer blei⸗ ben, alsdann wohl gewafchen und in einen leinenen Sack gethan werden, indem man ihn mit einem Hammer zu Stüden bricht, Zu zehn Pfunden feger man hernach drey Pfund weißen Alaun, und machet beydes zufammen in einer Fleinen Handmuͤhle zu Pulver. Machgehends fiebt man Das Pulver durch ein feidenes Sieb, hut es in Waſſer, das nur aufgefocht ift, . und gießt folches ab, wenn es belle geworben ift. Was ſich am Boden feßet, und an Die Sonne gelegt hart wird, das muß in einem Mörfer zu einem fehr feinen Pulver geftoßen werden, welches wieder gefiebt, und alsdann gebraucht wird, Bor den Begräbnißplägen, außerhalb der Vorſtaͤdte von Peking, befinder ſich ein Vom Pa- piere. Kunſt, das Papier mit Talke zu verſilbern; und altes langer Flecken, deſſen Einwohner alt Papier erneuern, um dadurch dem ſtarken Verbrauche Papier zu ers diefer Waare zu Hülfe zukommen. Sie befißen Die Kunſt, ihm feine erfte Schönheit wieder WEN. zu geben, und es zum voͤlligen Gebrauche wieder zuzurichten. Es liegt nichts daran, ob das Papier ift befehrieben, an Mauern geklebt, auf Rahmen gemacht, oder zu andern Sachen angewandt geweſen. Dieſe Arbeiter Faufen es fehr wohlfeil aus den Provin⸗ zen, und haben beftandig einen guten Vorrath davon in ihren Häufern, die jedes noch einen mit fehr glatten und weißen Mauern befonders eingefchloffenen Hof haben. Wenn fie eine Menge fehr feines Papier haben z fo lefen fie folches befonders aus. Diefes alte Zeug bringen fie in flachen Körben an einen Brunken, und waſchen es dafelbft mie allen Kräften, auf einem Fleinen gelinde abhängig gepflafterten Plage, reiben es mit ven 2 | Händen, g) Die Ehinefen heißen diefes Mineral Yun Stein ; weil jedes Stuͤckchen, das fie abbrechen, mrog che, das iſt, einen mie Wolfen ſchwangern eine Art eines durchſichtigen Woͤlkchens iſt. 280 | Beſchreibung von Ehinn, Bon der Dinte.. Mancherley Papier. Chineſiſche Dinte. Ihr Stoff und ihre Ge⸗ alt. Händen, und treten mie den Füßen darauf, um die Unreinigkeit heraus zu bringen, ‚Nach diefem Fochen fie die Maffe, ftampfen folche, bis fie zum Papiermachen tauget, und thun fie in diefer Abficht in ein großes Behältniß oder Faß. Dieſes Papier wird nur von mitt: derer Größe. Wenn fie einen großen Haufen Davon gemacht haben, fo fchaffen fie es in den benachbarten Hof, wo fie Die Bogen mit einer Nadelfpige von einander abfondern, naß an die Mauer ſtecken, und dafelbft von der Sonne trocknen laffen. Dieß gefchieht in Eur- zer Zeit, und Darauf nehmen fie diefelben ab, und legen fie zufammen r). Navarette faget, das Papier fey jo außerordentlich wohlfeil, daß man um drittehalb Byal (funfzehn Pence) über fünfhundert und funfzig Bogen Faufen koͤnne, und es gäbe taufenderlen Arten von Papiere, die an Feine und Farbe unterfchieden wären, und aus denen fie fehr artige Bilder für ihre Häufer und Tempel machten s), 2. Chinefifehe Dinte und Pinfel zum Schreiben. Chineſiſche Dinte. Ihr Stoffu.igre Seftalt. Wenn zu Whey chew gemacht wird. Wie man ihre fie erfunden worden, und zur Vollkommenheit ge- Guͤte erkennet. Wie zerbrochene Stücke ergänzt langt iſt · Recept, fie zu verfertigen. Wie fie werben, Pinſel zum Schreiben. Hi Dinte, deren man fich in China bebienet, wird aus fampenrufle gemacht, welchen man durch Verbrennung verfchiedener Arten von Materien erhält; befonders aber von Fichtenholze oder Dele 1). Den Geruch Davon zu verbeffern, mengen fie wohlviechende Sachen darunter, Aus diefen Dingen machen fie eine Art von Teige, den fie in hölzernen Formen von mancherley Geftalt bilden , und verfchiedene Zierrathen darauf machen. Die gewoͤhnlichſten find Menfchen, Drachen, Vögel, Bäume, Bluhmen, u.fw, Die Geſtalt des Stückes ift ordentlich wie ein Stod u), oder wie eine Schreibetafel, und eine von bey: . ben Seiten gemeiniglich mie chinefifchen Schriftzügen bedeckt. Die befte Dinte wird zu Nenn fie er⸗ funden wor; den; Whey hew x), einer Stadt in der Provinz Kyang nan, gemacht. Sie ift, nad) ihrer verfchiedenen Güte, theuer oder wohlfeil. Die Europäer haben fich vergebens bemüht, fie nachzumachen. Sie ift beym Zeichnen fehr nüglich; weil man mit ihr. jeden Grad des Schattens geben kann, den man will. Sie haben aud) rothe Dinte in China, die man aber vornehmlich nur auf den Büchertiseln brauchet. Alles, was zum Schreiben gehört, das wird in China in Ehren gehalten; denn felbft die Arbeiter, welche die Dinte verfertigen, werden nicht fo angefehen, als wenn fie mit einer bloßen verächtlichen Handarbeit umgiengen. Der Schriftfteller, den wir in dem Artikel vom chinefifchen Papiere angeführet haben, meldet von der Dinte folgende befondere Umftände: Sie fey vor undenflichen Jahren er: funden: aber erſt in vielen Jahren zu ihrer Vollkommenheit gebracht worden. Erſtlich fehrieben fie mit einer Art ſchwarzer Erde, wie der Schriftzug Me, welcher Dinte bedeu: « get, vermittelſt feiner Zufammenfeßung anzeigt. Nach einigen Berichten zogen fie aus die— fer Erde, oder aus diefem Steine, einen ſchwarzen Saft. Andere melden, man hätte fie benegt auf Marmor gerieben, und dadurch eine ſchwarze Feuchtigkeit erhalten. Noch an— T- dere ) Du Yaldes China, auf der 369 und folgen⸗ Tich des Schtweinefeftes mic Dele vermengt. den Seite. u) Die Geftalt der Stäbchen, die unter dem ) Navarettes Befchreibung von China, auf Namen der japanifchen Dinte nad) England kom: ‚der 49 und folgenden Seite, men, iſt ein laͤnglichtes Viereck, drey Zoll lang, 2) Le Eomte meldet, fie bedienten ſich ordent - &) Siehe oben auf der 49. Seite. x XV Buch. III Capitel. 281 dere fagen, fie ſey caleinirt, und zu einem feinen Pulver gemacht worden, Daraus man Yon der Dinte verfertige habe, Dieſer Stein wird in einer moralifchen Betrachtung des Kaiſers Dinte. Vu vang erwaͤhnet, der eilfhundert und zwanzig Jahre vor Chrifto gelebt hat. — — Unter den erſten Kaiſern aus der Familie Tong, um das Jahr 620 herum, be— und ihre ſchenkte der Koͤnig von Korea den Kaiſer mit einigen Stuͤcken Dinte, die aus Lampenruſſe Vollkom̃en⸗ gemacht waren. Man hatte dazu alte Fichten verbrannt, und folches mit Leim aus Hirfch- heit erlangt horne zu einem zufammenhängenden Wefen gemacht. Dieſe Dinte hatte einen folchen F Glanz, daß fie mie uͤberfirnißt ausſah; und dadurch wurden die Chineſen zum Nacheifer bewegt, und brachten fie endlich um das Jahr 900 zu der jegigen Vollfommenbeit. Im Jahre 1070 erfanden fie eine Art, mit Namen Yu me, oder Reiferdinte, weil man ſich ihrer bey Hofe bediener. Sie ward aus Dele gemacht, deffen Dampf man in einer metallenen Schüffel auffing , und des angenehmen Geruchs wegen etwas Muffus zuſetzte. Folgendes Recept y), welches man aus dem Chineſiſchen genommen hat, iſt vielleicht Recept ſle zu zulänglich, eine Dinte von guter Schwaͤrze zumachen, welche man als die weſentliche Eigen- verfertigen. ſchaft anfieht. Man brenne Lampenruß und Pferdecaſtanien 2) in Schmelztiegeln, bis fie gar nicht mehr rauchen. Alsdann löfe man etwas Gummi Tragacanth im Wajler auf; und wenn es dicke genug wird, fo thue man die andern Zufäge dazu, und rühre alles mit einem Spatel durch einander, damit ein Teig Daraus werde, den man in Formen bilden fann. Zuviel Pferde: Eaftanien werden violetſchwarz geben. . | Eine leichtere und einfachere Art ward dem Jeſuiten Contancin von einem Chinefen Eine andere mitgetheile, der in dieſer Verrichtung fo geſchickt war, als man nur einen finden Fonnte; Art: in Betrachtung, daß die Künftler ungemein forgfältig find, ihre Geheimniſſe zu verbergen. Sie thun fünf oder fechs angezindere Weidenäftchen in ein Gefäß voll Del, und fegen dar- auf in gehöriger Weite einen eifernen Deckel, der den Rauch alle auffangt, wie eine Feuer mauer. Wenn er genug geſammelt hat, fo nehmen fie ihn weg, und kehren den Boden mit einer Gänfefeder gelinde ab, daß der Ruß auf einen trocknen Bogen ftarfes Papier falle. Diefe Schwärze giebt ihre feine und — Dinte. Was feſter an dem Deckel anhaͤngt, iſt groͤber, und giebt die gemeine. enn ſie den Ruß abgenommen haben, ſo ſtoßen fie ihn in einem Moͤrſel, thun Muffus oder ein wohlriechendes Waſſer dazu, nebſt einem duͤnnen Leime aus Rindshaut, den ſie Niewkyew nennen, die Materien mit ein- ander zu verbinden, Iſt es fo dicke geworden, wie ein Teig: fo thun fie es in Formen, und drucken vermittelft eines Siegels die Farben, die fie verlangen, blau, roth oder Gold, worauf fie folche in ver Sonne oder im Winde trocknen. h In Whey chew haben die Kaufleute Eleine Zimmer, wo fie den ganzen Tag ange Die fie zu zündete Lampen halten; jedes Zimmer wird nach dem Dele, das darinnen brennet, von dem bey de andern unterfchieden: weil folches auch andere Dinte giebt, Denn fo häufig und fo wohl- — feil kann es nicht aus dem Bergelin oder Senfüle, wie ſich manche Chinefen einbitden, vicd. gemacht werden. Man y) Dirsäalde auf der 370 Seite. Le Tomte menden Pflanzen den Europdern unbekannt find. a. d. 188 Seite, 7) Ohne Zweifel meynen fie den Pferdekaſtanien⸗ 2) Du Halde giebt ein anders aus einem chi⸗ baum, oder-die eigentlichen Kaftanien in Kuchen zu⸗ neſiſchen Schriftſteller; wir Haben aber ſolches als ſammen gemacht, die von Kyau tong kommen. unnuͤtze weggelaſſen, weil die Namen der dazu kom⸗ Allgem. Heiſebeſchr. VI Band. Mn Von der Dinte, Wie man ih⸗ re Guͤte er⸗ kennet. Wie man zerbrochene Stuͤcke er⸗ ganzer, Binfel zum Schre iben. 282 | Beſchreibung von China. Man ſaget, ſie haͤtten in dem Bezirke dieſer Stadt Oefen von einem beſondern Baue, alte Fichten zu verbrennen, und den Rauch durch lange Roͤhren in kleine dichte mit Papiere behan⸗ ‚gene Zellen zu führen. Nach einiger Zeit öffneten fie die Thüren, und nähmen den Ruß in Menge von den Decken und Wänden ab. Zugleich würde das Harz, vermittelt anderer dem Boden gleich gelegten Röhren, aus dem Sichtenhofze gezogen. Sie durchräuchern die Zellen mie Muffus und andern Spezereyen, deren Geruch fich in den Ruß ziehe, daß die Dinte.nicht übel riecht, | Birng @' | Der Miffionarius bemerfet , die Beſchaffenheit des Holzes, das man verbrennee, früge feht viel zu der Guͤte der Dinte bey; und glauber, der Ruß aus den Glasöfen, deffen fi die Mater bedienen, möchte der befte ſeyn, die chinefifche Dinte nachzumachen. Folgende nügliche Anmerkungen find aus dem fehon angeführten Chinefen genommen, Erſtlich. Die verfchiedenen Grade der Güte von der Dinte zu unterfcheiden, wenn fie noch neu iſt benetze man die Enden von verſchiedenen Stuͤcken, und reibe fie auf einem Gefaͤße, das mit dem feinften Firniſſe, Twan quangtfi genannt, uͤberfirnißt iſt. Wenn die Pro- ben trocen find: fo hält man das Gefäß gegen die Sonne; und wenn die Farbe der Dinte der Farbe des Firniffes vollkommen gleiche: fo ift fie gewiß von der feinften Art. Faͤllt die ſchwarze Farbe ins Blaue, fo ift fie viel fehlechter; am allerfchlechteften aber, wenn fie aſchfarben iſt. Zweytens. Die Dinte vor aller Beſchaͤdigung zu verwahren, thut man fie in eine dicht verfchloffene Büchfe, mit etwas vollkommen veifem Beyfuße. Denn wenn man fie der Sonne ausfeget, fo befümmt fie Riſſe, und fpringe in Stuͤcken. Drittens. Wann ein Stüc bricht, fo mache man auf dem Marmor etivas von eben der Dinte zu einem Teige; darauf veibe man die zerbrochenen Stücke damit, und druͤ cke fie zufammen. Machdem fie einen Tag zum Trocknen gelegen haben , werden fie fo ganz und fefte feyn, als zuvon 0. *9 Viertens. Will man die Dinte recht zart haben: ſo waſche man den Marmor wohl, ehe man fie reibt. Denn bie geringfte Dinte vom vorigen Tage, die auf felbigem überge= blieben it, verderbt die feifche Dinte. Man foll auch den Marmor mit gefochtem Waffer, das aber geftanden hat, bis es erfalter ift, abreiben. Die beften und tauglichften Steine zur Zuricheung der Dinte heißen Twan fhe. ; Suͤnftens. Wenn man die Dinte lange Zeit aufgehoben hat, fo wird fie nicht mehr zum Schreiben gebraucht, fondern ift, wie die Chinefen glauben, ein vortreffliches Mittel für den Blutfluß, und für die Berzuckungen bey den Kindern. Sie behaupten, ihr Alkali verſchlucke, feiner Natur gemäß, die ſauern Säfte, und verfüge dadurch die Schärfe des Blutes. Die Dofis für erwachfene Perfonen, iſt zwey Quentchen, in einem Trunfe Wein oder Waffer 2). X Die Chineſen bedienen ſich keiner Federn, wie die Europaͤer, ſondern der Haarpinſel, beſonders von Kaninchenhaaren, die am gelindeſten ſind. Wenn ſie ſchreiben, ſo haben ſie einen kleinen polirten Marmor auf der Tafel, mit einer Hoͤhlung an einem Ende, in wel⸗ chem Wafler ift. In Diefes tunfen fie das Stück Dinte, und reiben es auf dem glatten Theile des Marmors, wobey ſie ftärfer oder gelinder aufdruͤcken, nachdem es ſchwaͤrzer } R oder b) Du alde auf der 370 und folg: Seite. d) Trigaltius und ande n ehnhun · ) Du Ʒalde auf — He Comte dert Führe vor Chriſto. en : anf der 164ſten Seit * XV Buch. IT Cap 285 oder Heffer werben foll, Bey dem Schreiben halten fie den Pinfel nicht fehief, wwie die Dia- Von Der fer, fondern fenfrecht, als ob fie auf das Papier flechen wollten. Sie fehreiben von der Dendereg. rechten Hand gegen die linfe, und von dem oberften Rande des Papieres nad) dem untern — zu. Eben fo enden fie ihre Bücher, wo wir unfere anfangen ; und unfer letztes Blatt iſt ihr erſtes. Der Marmor, der Pinſel, das Papier und die Dinte, heißen Pau tſe, die vier koſtbaren Sachen; und die Gelehrten in China bemühen ſich ſehr, diefelben fauber und ordentlich zu haben: eben wie unfere Soldafen ihr Gewehr glänzend und in gutem Stande zu erhalten ſich angelegen feyn laſſen 5). TE 4 3 Die Druckerey und das Buchbinden. Vergleichung bes chineſiſchen und europaͤſchen Buche ten. Drucken mit Lettern, aber ohne Preſſen, druckens. Die Schriftzuͤge find in Holz gefiehnit: Ihre Druckerfarbe. She Buchbinden. Di Chinefen haben die Buchdruckerkunſt feit undenklichen Zeiten gehabt A), ob fie gleich Das Drucken in Europa noch in ihrer Kindheit ift. Aber ihr Verfahren dabey iſt ganz anders, in China Wie unfere Schriftzüge in geringer Anzahl find, und einzelne, Töne ober Buchftaben vorftel- Ten, durch deren Zufammenfügung Woͤrter und Redensarten entftehen,anftatt daß der Ehinefen ihre zufammengefegte Töng.oder Wörter ausdrücken : fo bedienen mir uns einzelner Buchſtaben, die zufammengefest und in Zeifen geftelft werden,daß fie fo zu reden einen Dichten metallenen Koͤr⸗ ver, ſo groß als man will, vorſtellen ; und wenn fiein eine gehörige metallene Forme durch einen Rahmen befeftige find; fo werben die Bogen von ihnen vermittelſt einer Preile abgedruckt. Da im Gegentheile die Chinefen Feine eigentlichen Buchftaben, fondern einen befon- mit dem eu⸗ dern Schriftzug für ein jedes Wort haben: fo werden folcher unzählig viele; und man hält ropaͤiſchen es daher für dienlicher, ihre Schriften in Holz zu ſchneiden e), als Buchſtaben dazu zu verglichen, gießen, die wwegen ihrer Menge vielleicht nicht zu gebrauchen wären. Haben gleich die Eu- topäer wohl fo viele einzelne Buchſtaben, als die Chinefen Schriftzüge: fo find diefer ein- zelnen Buchſtaben viele taufend von einer Art; und ein Buchſtabe, der auf einem Blatte if gebraucht worden, Fann twieber bey dem folgenden u. f. iv. dienen. Die Chinefen aber müffen fo viele hölzerne Stöcke ſchneiden, als Blätter in ihren Büchern find ; daher oft ein ** — erfordert wird, nur die zu einem einzigen Buche gehoͤrigen Formen aufzuheben. Die Miſſionarien bemerken, daß dieſes folgendergeſtalt geſchieht. Das Werk, wel- Die Schriſt⸗ ches ſoll gedruckt werden, wird von einem guten Schreiber auf fein durchſcheinendes Papier zuge werden geſchrieben: der Formſchneider Eieber alsdann jedes Blatt auf eine Tafel oder einen Stock — von Apfelbaum, Birnbaum f) oder anderm harten Holze, und arbeitet die Schriftzüge aus, " indem er ven Reſt des Holzes wegſchneidet; welches er fo genau zu thun weis, daß es fhwer fällt, die Copie von dem Driginale zu unterfcheiden, es mögen ihre-eigenen ‚oder europaͤiſche Schriftzuůge feyn, die fie eben fo fehneiden und druden. Wr Diefe Art zu drucken hat das Bequeme, daß fie die Arbeit des Segens erfparet; und wie fie Die Bogen nur nach dem Maaße, nachdem fie folche verkaufen, abdrucken: ſo er- j NR®.7 ſparen /) Ehen fo waren die Tafeln beſchaffen, von denen. 7) FTawarette erklaͤret den Birnbaum fir das die erſten europaiſchen Bücher abgedruckt wurden. beſte Holz dazu. 284 Beſchreibung von China. von der ſparen fie ſich bie Gefahr, viele Hunderte mehr, als verfauft werben, zu drucken; oder Druckerey. bey jedem neuen Drucke wieder Unkoften aufzuwenden. Druden Gleichwohl ift den Chinefen die europäifche Art zu drucken nicht unbefanne; fie haben mit einzefnen Buchftaben von Holze, die von einander abgefondert find, um in dem gegenwaͤrtigen Buchſtaben; Zuftande von China, der alle drey Monate zu Peking gedruckt wird, fters die nöthigen Beränderungen zu machen. Man erzäblet, fie druckten zu Nan king und Su chew fu, einige kleine Buͤcher auf dieſe Art ſehr ſauber und richtig. Bey denen Sachen, welche Eil erfordern, als wenn ein Befehl vom Hofe koͤmmt, der verſchiedene Artikel enthaͤlt, und in einer Nacht muß abgedruckt werden ‚ haben fie ein anderes Mittel. Sie überziehen das Täfelchen mit gelbem Wachfe, und zeichnen die Schrift: züge mit unglaublicher Geſchwindigkeit ab. - aber ohne Sie bedienen fich feiner Preffen, wiein Europa. Ihre hölgernen Tafeln und ihr Papier, Das Preſſen. keinen Alaun hat, wuͤrden ſolche nicht vertragen. Wenn ſie die Tafel oder Platte ganz gleich und. waſſereben befeftige Haben, fo tunken fie einen Büfchel, der an beyden Enden kann gebraucht werden, in die Schwärze ein, und reiben die Tafel damit, aber fo, daß fie weder zu viel noch zu wenig benetzt wird; in dem erften Falle wuͤrden die Züge fich nicht fauber, im zwey⸗ fen gar nicht abdrucken. Alsdann führen fie einen andern laͤnglichten und weichen Pinfel gelinde über das Papier, und drücken es mehr oder weniger nieder, nachdem viel oder we⸗ nig Farbe auf der Tafel iſt. Wenn ſolches einmal eingerichtet iſt ſo koͤnnen ſie drey oder vier Bogen abdrucken, ohne den Pinfel in die Farbe zu tauchen. Ihre Dru⸗ Dieſe Farbe zu verfertigen, nehmen ſie Lampenruß, ſtoßen ſolchen wohl, und ſetzen cderfarbe. ihn an die Sonne, ſieben ihn alsdann je feiner je beſſer, durchneßen ihn mit einer geiftigen Seuchtigfeit, bis er fo dicke wird, wie Leim oder dicker Kieifter; er darf fich aber nicht in Klumpen zufammenbängen, Diefes laffen fie über dem Feuer zerfließen, und thun allemal er zu zehn Unzen Schwärze ungefähr eine Unze Rindshaucieim, und Darauf Waffer, bis er dünne genug wird g), Ihr Buch: Da ihr Papier dünne und durchſichtig ift: fo kann man es nur auf einer Seite dru⸗ binden. cken; daher jedes Blatt gefalzen iſt. Die Falzen befinden ſich an den Rändern, welche ſehr gleich gelegt werden, und die Deffnung am Rücken, wo fie, wider die europätfche Gewohn⸗ beit beſchnitten, und zuſammengeheftet werden, Auf die Faljen iſt ein ſchwarzer Strich gezogen, der, wie die von den Puncturen gemachten Loͤcher bey unſern Buͤchern, dem Buch⸗ binder zur Nachricht dienet, wie er ſie gehoͤrig brechen ſoll. Sie binden ihre Buͤcher in eine artige Pappe von grauer Farbe, oder in feinen Satin oder gebluͤhmten Taffend. Manche find in rothen Brocad gebunden, der mit filbernen und goldenen Blumen beftreuer ift. Diefe Art zu binden ift zwar nicht ſo gut, als die unfrige, aber doch auch fehr fauber und bequem 2). | DR: — B) Le Comte auf der 188 Seite, Du Halde 8) Du Haldes China, a. d. 373 Seite ern | | > oe Dad XV Buch, IV Capitel. Das IV Kapitel. Einleitung. >: O gleich die Chineſen einen Geſchmack an der Gelehrſamkeit und vortreffliche Faͤhig⸗ feiten haben, allerhand Wiſſenſchaften zu erlernen : fo find fie doch in den ſpe— eulativiſchen oder nachdenfenden Wifenfchaften nicht weit gefommen. Die vor⸗ nehmfte Urfache davon ift, weil folche nicht mit unter Diejenigen gerechnet werden, deren Erlernung einen Sohn zu gewarten bar. einige Kenntniß von der Rechenfunft, Sternfeherfunft , Erdmeßkunſt, Erdbeſchreibuͤng und Naturlebre verrichten koͤnnen: fo legen fie ſich auf diefe Arten von Wiffenfchaften mehr, als auf die andern. Die Sprache und Redekunſt, ihre Gefchichte und Gefege, nebft der Sittenlehre und Staatskunft aber find eigenelich die Wiſſenſchaften der Chinefen, und die: jenigen Studien, denen fie ſich am meiften ergeben. Dieſen Theilen der Gelehrfamfeir, welche auch in der That unter allen den Menfchen am nüglichften, und zur Wohlfahrt des gemeinen Wefens am zuträglichften find, haben fie Flüglich den Borzug gegeben ; und, um 285 * Gelehrſam. keit der Chi⸗ nefen, Weil fie aber dennoch ihre Gefchäffte nicht ohne ihre junge Leute überhaupt defto mehr zu bewegen, ihren Fleiß darauf zu menden, fo haben fie die Erlernung derfelben zu dem einzigen Mittel gemacht, zu Ehren und Würden zu gelangen. | Der I Abſchnitt. | Von ihrer Nechenfunft, Erdmeßkunſt und Sternkunde, Ihre Rechenkunſt; ihre: Erdmeßkunſt. Stern: kunde wird zeitlich getrieben, und die Finfternife ſen beobachtet. Zuftand der Sternfunde unter den Chineſen. Ihr Jahr; ihre Monate, Are ı rechnen. Lyelus von fechzig Jahren. Ein: Heilung Det 5 — Sonmentveifer. Art, zu wiſſen, wie viel es am der Uhr iſt. Aſtrono— mietribunal. Feyerlichkeit, die Finfterniffen an zufündigen und zu beobachten, Der chineſiſche Kalender. Drey Tribunalien. Drey Arten yon Kalendern werden befannt gemacht. Cere⸗ monien bey Ueberreichung derfelßen an den Rai: fer, die Prinzen und großen Bebdienten ; fie wer- den durchs ganze Deich ausgetheiler, Chineſi⸗ Net Ausſage der chinefifchen Geſchichte, Erlernung der mathematiſchen Wiffenfch Kegeln der Rechenkunſt, und lehren, wie ma. cheilen foll. Allein fie üben diefe Kegeln nicht durch das Calculicen aus, indem fie Feine arithe welche wie unfere aus neun Zahlen und einer Null beftehen, Wenn fie Rechnungen machen, ſo bedienen fie fich eines Inſtruments, genannt, welches aus einem kleinen Brette beſteht. gehen queer uͤber, von der Spitze bis ans Ende, au metiſche Zeichen haben, n zuſammenre ſche Verehrung gegen ihre Kalender. Chineff⸗ fche Geftirne. Ordnung ihrer Zeichen. Fehler der Kalender werden vom Verbieft angezeiget, Arabifcher Sternfeher wird von dem Kaifer ger tabelt ; befennet feine Unwiſſenheit. Verbleſts ‚ Borherfagung von der Länge des Sonnenſchat⸗ tens wird wahr erfunden. Der Mandarinen Erſtaunen. Unwiſſenheit nes Arabers. Fehler in feinem Kalender follen uach den himmlifchen Wahrnehmungen unterfischet werben. Solches geſchleht. Die chineſiſchen Mandarinen ſind daruͤber misvergnuͤgt. Uebereilung des einen wird geſtraft; Verbieſt belohnet. Der einge ſchobene Monat wird weggelaffen, baben fie fih von ven exftern Zeiten auf bie } aften geleget, Sie haben die vier vornehmften Rechenkunſt. chnen, abziehen, vermehren und Nn3 Ehre Swan pan Zehn oder zwölf Seyten oder Drate f deren jeden fieben Eleine Kugeln von Knochen BE Befebkeibinig von China, Gelehrſam Knochen ober Eifenbeine gereihet find, die ſich auf und nieder ſchieben laſſen. Sie find ‚ Feit der in der Mitte durch einen Unterſchied fo abgetheilet, daß ſich zwo an der einen und fünfe an Ebirefen. der andern Seite befinden. . Die zwo Kugeln, welche an dem oberften Ende des Brettes find, gelten jede für fünf Einheiten, und die fünfe an dem unterften Ende, gelten jede eine Einheit, Nun rechnen fie durch Zuſammenſchiebung oder Abfonderung diefer Kugeln faſt auf eben die Art , als wir. mit den Zahlpfenningen thun: aber mic ſolcher außerordentlichen Leichtigkeit und Fertigkeit, daß fie leichtlich mit einem Manne gleich bleiben , der ein Kech- nungsbuc) lieſt, wenn er es auch noch fo geſchwind lieſt; und fie vechnen die anfehnlichften | Summen weit hurtiger aus, als es Die Europäer mit Zahlen thun Fönnen, Ihre Geo: : Was ihre Geometrie anbetrifft: fo ift fie fehlecht genug, indem fie weder in der Theo⸗ metrie. vie, noch in der Ausuͤbung derſelben ſonderlich erfahren find, Wenn fie ſich unterfangen, eine Aufgabe aufzulöfen: fo geſchieht es mehr Dusch ein Exempel, als durch einige fefte Grundfäse. Dem ungeachtet fehlet es ihnen doch nicht an Geſchicklichkeit, ihr Sand zu meſſen, deſſen Gränzen und Größe jie noch richtig genug beftimmen, Ihre Art, esaus: zumeſſen, iſt leicht und fehr genau 2). ' pre Stern⸗ Die Chineſen geben vor, fie haͤtten die Sternfeherfunft ſeit der Stiftung ihres Reiche Ende wird getrieben, ‚und halten fich darinnen für Die geößten Meifterin der Welt; ob fie gleich nicht seitlich getrie⸗ ſo viel in Diefer Wiffenfchaft gerhan haben , als man vonder Zeit erwarten Fönnte, welche ER fie auf Die Erlernung derfelben gewendet haben; + Man muß geftehen, es hat fich kein Volk beftändiger beflifien, Wahrnehmungen anzuftellen, indem zu allen Zeiten Leute beftelle ge= weſen, welche auf die Bewegungen des Himmels bey Tage und Nacht Acht haben müffen; fo daß ſolches eins von den vornehmften Berrichtungen der Gelehrten gemefen. Ihre Aem⸗ ſigkeit in dieſein Stuͤcke wurde fuͤr eine Sache von ſolcher Wichtigkeit angeſehen, daß die Heſege denjenigen, dem der Staat dieſe Verrichtung anvertrauet hatte , mit dem Tode be ſtraften, wenn er nachlaͤßig darinnen gewefen. - Diefes erhellet aus einer Stelle, in dem Schu ing b), einem von ihren älteften Büchern, da von den beyden Sternfehern, Hi und Ho erzählet wird, es hätte fich, ohne daß fie es gewußt, zweytauſend einhundert und fünfe und fünfzig Jahre vor Chrifti Geburt eine Sonnenfinfternig ereignet, Diefe Sonnenfin- fterniß iſt von vielen Meßkuͤnſtlern unter den Jeſuiten fir wahr befunden worden , und mar von folcher Art, daß fie in feinem Theile yon Europa oder Aſia, außer China Eonnte gefehen werden. ai und die Fin⸗ Don denen ſechs und dreyßig Sonnenfinfterniffen, welche Confucius in feinem Buche, eo. ber Chun tſyu betitelt, anfuͤhret, ſind nur zwo falſch und zwo zweifelhaft. Alle die andern obachtet. find niche allein von chineſiſchen Sternfehern unter den Dynaftien von Yan, Tang und Nwen, fondern auch von verfchiedenen europäifchen Miffisnavien oftmals wahr befunden worden. Die Jefuiten Adam Schaal, Kegler und Stavifeck, haben viele davon aus- gerechnet, unter welchen Der erfte feine Rechnung im Ehinefifchen drucken ließ, und Baus bil hat fie insgeſammt unterſuchet, welche, viere ausgenommen, der von den Ehinefen be- fimmten Zeit und dem Tage nach vollkommen mir feiner Rechnung Übereinkommen ‚ nach ‚benen aftvonomifchen Tabellen, deren er fich bediener hat c). £ « | ) | ee Die A) Ze Eomte am angeführten Otte, 0. d. 213 2) © ſteht auch In dem Texte der älteften Ge⸗ und folgenden Seite. Du Halde am oben angef. ſchichte von China, Orte, im Bande, a,d.125 u.f.©, IP. Gaubils Rechnungen von fehzehnen ! unter XV Buch. IV Capitel. — 6 Die Finſterniß von dem Jahre 776 von Cheifti Geburt, ſteht in dem Texte des Schi Gelehrſam⸗ king in der chineſiſchen Hifkorie, wie auch in der Aſtronomie des Han. Die Finſterniſſe, keit dee welche man in dem Shu Fing, Shi king und Chun tſyu finde, find. in den Aſtrono— Ebinefen, mien ausgerechnet , die zu den Dynaſtien des Tang und NYwen gehören, welche zu den Zeiten dieſer Familien zufammengetragen:worden. Die andern Wahrnehmungen, welhe Gaubil beygebracht, ſind aus der Beſchreibung der Geſchichte genommen, die man zu den Zeiten derjenigen Dynaſtien gemacht hat, unter welchen die Wahrnehmungen ange— ſtellt worden, re ni ech, sank 4 Diefer letztgedachte Mißionar, der fich angelegen feyn Taffen, zu entdecken, wie weit: Zuffand der die alten Ehinefen in der Sternfeherfunft erfahren gewefen, berichtet uns d), er habe den. Sternkunde Zuftand des chineſiſchen Himmels gelefen, welches Buch; vor mehr als hundert und \ zwanzig Jahren vor Ehrifti Geburt gemacht worden: Darinnen habe er die Anzahl und Größe ihrer Eonftellationen , und was für Sterne. Damals bey den Solftitien und Aequi- noctien am Himmel geſtanden, alles. nad) aſtronomiſchen Wahrnehmungen bemerfet: gefune den; wie auch Die Abweichungen der Sterne, nebft dem Abftande von den Wendezirkeln und den ziweenen Angelfternen. Er ſetzet hinzu, die Chineſen hätten Die Bewegung der. Sonne und des Mondes von Welten gegen Often; wie auch der Planeten und Zirfterne gewußt, ob fie gleich. Die Bervegung dieſer letztern, erſt vierhundert Jahre nach Chriſti Geburt beſtimmet haben. Sie hatten auch eine ziemlich genaue Kenntniß von den Sonnen: und Mondmonaten, und gaben: dem Saturn, Jupiter, Mars, der Venus und dem Mercurius, faft eben ven Lauf, als die Europäer, Es ift wahr, fie hatten niemals einige Kegeln von ihrem Ruͤckgange und ihrem Stiltftehen gehabt; doch haben in Ehina eben fo wie in Europa einige behauptet, der Himmel und die Planeten drehten fich um die Erde; andere, fie drehten fich um die Sonne. Doch die Anzahl diefer legtern iſt klein; und man findet auch inihren Rechnungen Feine Spur von diefem Syftem, ſondern man trifft es: nur in den Schriften einiger einzelnen Perfonen an. Sie drucken die Befchaffenheit der Finſterniſſen, die Größe derfelben, die Theile, die fichtbar bleiben, u. d. g. in Zahlen aus, Er wußte aber nicht recht, wie fie folche ausgerechnet. Dieſe Zahlen waren über hundert Jahre vor Ehrifti Geburt gefchrieben, Man bat ziemlich genaue Nechnungen von den Fin⸗ fterniffen zu der Zeit? allein die Ziffern find undeutlich und werden gegenwärtig felbft von fehr wenigen Ehinefen verftanden, Regler, Präfident des mathematifchen Raths, hat eine alte chinefifche Sternfarte, unter den die lange vorher gemacht worden, ehe bie Jeſuiten nach China gekommen, - Auf derfelben Chineſen. find die Sterne vorgeftellet, die man mit dem bloßen Auge nicht ſehen kann; und man hat durch Sehröhre gefunden, daß ihre Stellen genau bemerket worden, indem man auf ihre eigene Bewegung Acht gehabt hat. ’ Man trifft fogar von ber Dynaſtie des Zar, welcher vor Chriſti Geburt regieret, Abhandlungen von der Sterhfunde an, Aus dieſen Büchern erhellet, daß die Chinefen über zweytauſend Jahre die Länge des Sonnenjahres gewußt haben, welches aus dreyhuns dert und fünf und fechzig Tagen und beynahe fechs Stunden befteht; daß ihnen auch die \ tägliche aunter diefen Finfterniffen find von dert P. Sou- 4) In zweenen Briefen, die Souciet in dem eiet in feinen Obfervatt: Mathem, Afıron, 'Geoge, obangezogenen Werke herqusgegeben. ; ö im I Bande a, d. 27 S. herqusgegeben worden, 9 — * 288 | Beſchreibung von China. Gelehrſam⸗ taͤgliche Bewegung der Sonne und des Mondes bekannt geweſen, und wie man durch den keit der Chineſen. Schatten eines Sonnenzeigers die Mittagshoͤhe der Sonne bemerken koͤnne; daß fie durch die Sänige diefes Schattens, die Höhe des Angelfterns und der Sonnen Abweichung noch ganz gut ausgerechnet; daß ſie Die rechte Hervorkunft und Erſcheinung der Sterne, und die Zeit, wenn ſie durch die Mittagslinie gehen, noch ziemlich genau gewußt haben; wie eben die Sterne in eben dem Fahre mit ver Sonne auf oder untergehen; und wie fie zus weilen bey dem Aufgange, zumeilen bey dem Lintergange durch Die Mittagslinie gehen; daß fie ven Sternen Namengegeben, und den Himmel in verfchiedene Geftirne getdeilet; daß fie nach denfelben die Stellen der Jrrfterne bezeichnen; daß fie Die Firfterne unterfcheiden, und befondere Zeichen deswegen haben. Kurz, ſchließt Baubil, es iſt zu erweifen, wenn man die chinefifche Gefchichte lieft, daß fie ftets eine Kenntniß von vielen Dingen in der Aftronomie gehabt haben. * Trigait oder Trigautius, welcher im Jahre 1619 nach China Fam, und mehr als * Hundert Bände vomihren Zahrbüchern gelefen, behauptet, Die aftronomifchen Wahrneh⸗ Ihr Jahr. pre Mo⸗ nate. Cyelus von ſechzig Jah⸗ ren. mungen der Chinefen hätten ſich gleich nach der Suͤndfluth angefangen; und fie hätten diefe Wahrnehmungen nicht, wie wir, nach Stunden und Minuten, fondern auf ganze Grade gemacht; fie hätten eine große Anzahl Finfterniffe bemerket, und bie Stunde, den Tag, den Monat und das Jahr angezeiger, worinnen jede gefehehen würde, niemals aber die Dauer und. Größe der Verfinſterung; Eurz, fie hätten mehr Nachricht von Come⸗ een und neuen Sternen gegeben, als die europäifchen Sternfeher. Alle diefe Wahrneh— mungen, ſowohl von den Finfterniffen, als dem Cometen und den Zufammenfünften der Sterne, find von großem Nusen , ihre Zeitrechnung gewiß zu machen e). Das chinefifche Jahr Fänge fich von der Zufammenfunft der Sonne und des Mondes, oder von dem nächften Neumonde an dem funfzehnten Grade des Waſſermannes an. In dies . fes Zeichen trite die Sonne nach unferer Rechnung gegen das Ende des Jenners N. St.; und bleibe darinnen faft den ganzen Hornung. Von diefem Puncte fängt ihr Frühling an; den funfzehnten Grad des Stieres iſt ihres Sommers Anfang; den funfzehnten Grad des $ömwen hebt fich ihe Herbft, und den funfzehnten des Scorpions ihr Winter an. Bi Sie haben zwölf Mondenmonate, unter denen einige Fleiner von neun und zwanzig Tagen, und andere größer von dreyßig Tagen find. Alle fünf Jahre haben fie eingefcho= . bene Monate, um den Mondlauf mit dem Saufe der Sonne gleich zu machen. br Jahr beftehe aus dreyhundert und fünfund fechzig Tagen und etwas weniger als fehs Stunden; und fie rechnen nach einer Epocha, die von dem Winterftiliftande der Sonne, (welches der fefte Punet ihrer Wahrnehmungen iſt, fo wie der erfte Grad des Widders bey uns,. wenn man von hundert zu hundert Graden rechnet) eingerichtet ift, Die Bewegungen der Pla⸗ neten aus, und vergleichen alles nach Tabellen. Einige vermuthen, fie hätten folche von. den Arabern bekommen, melche zugleich mit den Tartarn nad) China gekommen. Allein, fie Hatten lange Zeit vorher die Wiſſenſchaft von den Ziffern, worunter fie die Geheimniſſe ihrer Staatskunft verbargen, welche fie bloß die Fürften lehrten. Wenn man ihrer Geſchichte glauben will: fo iſt ein gewiſſer Sonnencyelus oder Umlauf, faft wie die Olympiaden der Öriechen, über viersaufend Jahre unter ihnen gebräuchlich ee iefer ©) Du Zalde, China, auf der rap. Sr EI Ar Comte Nacht. von China, A 8.304 ©. F) Even derfelbe, a.d. 130 ©. 6) Du Halde am angef, Orte, dzan.f. © XV Buch, IV Eopitel. | = 289 Diefer Cyclus beſteht aus fechzig Jahren, und iſt unter ihnen eine Art von Zeitalter, Gelehrſam⸗ wornach ſie ihre Jahrbuͤcher eingerichtet f). Die Jahre von dieſem Cyclus werden keit der mit den Namen ihrer zwölf Stunden bemerket, die fie mit zehn andern Wörtern, welche fie Cbineſen. erfunden haben, auf verfchiedene Art verbinden g). Sie theilen die Woche wie die Europäer , nach der Ordnung der Planeten, Einem jeden von denfelben weifen fie vier Eonftellationen an, und geben ihm jeden Tag in dem Monate eine, und rechnen die acht und zwanzig hinter einander das ganze Jahr hindurch nach ſieben und fieben. Ihr Tag fängt, wieunfer, um Mitternacht an, und endiget fich Die folgende Mit- Eintheilung ternacht: er wird aber nur in zwölf Stunden abgetheilet, deren jede zwoen von unfern gleich des Tages. iſt. Sie rechnen ſolche auch nicht, sie wir, nach Zahlen, fondern nad) Namen und be- fondern Zeichen. Gleichfalls theifen fie ven natürlichen Tag in Hundert Theile, und jeden von diefen Theilen in Hundert Minuten; fo daß er zehntaufend Minuten enthält, Dieſe Eintheilung beobachten fie um fo viel genauer, weil fie durchgängig ſich enbilden, es gäbe glückliche und ungluͤckliche Minuten, nad) dem Stande der Geſtirne und den verfchiedenen Afpeeten der Planeten. Mach ihrer Meynung ift die Mitternachtsftunde glücklich; weit die Welt, wie fie ſagen, in Diefer Stunde gefchaffen worden. Sie glauben auch, in der zweyten fey die Erde hervorgebracht, und in der dritten der Menfch gebildet worden 2). Die Chineſen haben Feine Klocken, die Zeit des Tages dadurch anzuzeigen; fie bedie- Sonnen⸗ nen fich aber Sonnenmweifer und anderer Werkzeuge, welche die Zeit beftunmen. Sie ha⸗ Weiler. ben ſehr alte Sonnenweifer, welche vordem in vier große Theile eingetheilet waren, und jeder von denfelben in vier und zwanzig Fleinere, welche zufammen hundert ausmachten. Diefe Art von Sonnenzeigern famen dem le Comte fehr unordentlich vor, und er konnte nicht einfehen, von was für Nußen fie waren. Nachdem fie aber ven neuen Kalender von den Mißionarien erhalten Haben : fo haben fie auch ihre Sonnenzeiger nach Stunden eine gerichtet, und rechnen ihre Zeit faft eben fo, als die Europäer, nur daß ihre Stunde zwey- mal fo groß ift, als unfere 7). In allen Städten und Flecken durch ganz China find zweene Thieme, wovon der Art zu wiffen ‚eine der Trummelthurm, und der andere ber Klockenthurm Heißt. Diefe dienen die fünf wieviel es.an Nachtwachen zu unterfcheiden,, welche im Winter länger find, als im Sommer, Die U Uhr iſt. erſte zeigen ſie damit an, daß ſie einen Schlag auf die Trummel thun, welcher von einem andern beantwortet wird; und dieß wird in einer Zeit von ein oder zwo Minuten wieder holet, bis zur andern Nachtwache, Während derfelben thun fie zweene Schläge; und fo ‚auch in den übrigen Nachtwachen. Sobald aber der Tag anbricht, verdoppeln fie ihre Schläge, wie fie auch beym Anfange ver Mache hun. Man mag alfo aufivachen, wenn ‚man will, ſo weis man, was es für Zeit in der Nacht ift A), Sie machen auch Räucherferzchen in der Geſtalt ei ie ei i | Stunden brennen. Dieſe find Rp Seit en zum Beſten dererjenigen bezeichnet, welche ſolche in der Nacht brennen; und willen wollen, wie Die Zeit verläuft 2), | j Magellan ) LeComte am angef. Orte, ad. 304 ©. Se Tomte Nachrichten von China, a. d. 8, /) NagellansErzäplungvon China,a.d.120&. 7) Rapvarettes Befchreiß,yon China, 0.0.54 5, Allgem. Reifebefehr. VI Band, 90 290» Bceſchreibung von China. : Gelehrſam⸗ Magellan bemerket, dieſe Raͤucherkerzen oder Wulſte, waͤren aus Sandelholze un keit dee andern wohlriechendem Holze gemacht, welches zu Pulver geflogen, in einen Teig gemifcht, Ehinefen. und in eine Form gethan würde, Darauf winden fie folches unten in einen Bogen, und laffen den Zirkel nach und nach abnehmen und fleiner werden, bis er die Geftalt eines Ke— gels bekoͤmmt; der von Zeit zu Zeit ein, zwo oder. drey Hände breit und zumellen noch größer it. Eine folche Rolle-dauert ein, zwey ober drey Tage, nachdem fie groß iſt: und einige, die für ihre Tempel gemacht werden, brennen wohl zehn, zwanzig oder dreyßig Tage, Diefe Dochte gleichen einen Fiſchernetze, oder einem Faden, der um einen Kegel gewunden ift. Sie hängen folche in dev Mitte auf, und zünden fie an dem unterften Ende an. Es find gemeiniglich fünf Merkzeichen an bemfelben, um die fünf Theile der Nacht, oder die Nacht- wachen anzuzeigen; und Die Art, die Zeit abzumeffen, ift fo vichtig, Daß man niemals ei- nen merklichen Fehler darinnen wahrnehmen wird. Leute, die zu einer gewiffen Stunde aufftehen wollen, hängen an das Merkzeichen ein kleines Gewicht. Wenn nun das Feuer das Zeichen erreicher: fo fällt das Gewicht herab in ein Darunter gefeßtes kupfernes Decken, und decket fie durch fein Geraͤuſch auf m). Afteonomies Die Aftronomie ift ftets von den Chinefen fo hoch gehalten worden, daß fie bloß ihrent- sibunale wegen einen Rath ober ein Tribunal aufgerichtet, welches eins von den vornehmften in dem Keiche ift und unter dem Ceremonienrathe ftebt n), Alle fünf und vierzig Tage muß diefer Kath dem Kaifer einen Abriß überreichen, welcher den Stand der Geftirne vorfteller. Auf demfelben find auch die Veränderungen ber $uft nach den verfehiedenen Jahrszeiten, nebit Nrophezeyungen von Krankheiten, Dürre, Mangel an $ebensmitteln, und Anzeigung der Tage, an welchen Wind, Regen, Hagel, Donner, Schnee u.f. w. fommen wird, ent- Halten, faft auf eben die Art, wie unfere Sterndeuter in ihre Kalender fegen 0). Außer diefen Wahrnehmungen muß diefer Rath vornehmlich bedacht feyn, Die Finſterniſſe auszu- rechnen, und dem Kaifer einige Monate vorher durch eine Schrift befannt machen, an welchem Tage, zu welcher Stunde und in welchem Theile des Himmels fie ſich ereignen werde, wie lange fie daure, und mie viel Zoll verfinftert werden. Diefe Finfterniffen muͤſ fen nach der Sänge und Breite, worinnen die Haupfftadt in jeder Provinz liegt, ausgererh- net, und eine Vorftellung davon an den Eeremonienrath und die Kolaue geſchickt werden, welche durch das ganze Reich diefe Wahrnehmungen und Prophezeyungen halten, damit fie in allen Provinzen und Städten auf eben die Art Eönnen beobachtet werden, als zu Ps Eing, wo fich der Hof aufhält. Die Ceremonien bey dieſer Gelegenheit find folgende: Seyerlichkeit, Wenig Tage vor der Finfternig laßt der Eeremonienrath eine Schrift mit großen die Finſter⸗ Buchſtaben auffegen, welche an einem öffentlichen Orte angefchlagen wird, und mworinnen Em anzu⸗ fig die Umftände Davon befanne machen, wie vorher angezeiget worden. Es muß auch uͤndigen den Mandarinen von.allen Orden gemeldet werden, damit fie in ihren ‚gehörigen Kleidun- gen und mit den Zeichen ihrer Würde in dem Hofe des afteonomifchen Raths erfcheinen, und auf den Anfang der Finfterniß warten können. Sie haben insgefanmt große Tafeln, und zu beob; auf welchen bie Sinfterniffen abgezeichnet find. Sie bedienen fich derfelben, folche zu bes achten, grachten und darüber zu urtheilen und zu fprechen. Den Augenblick, dafie merfen, daß die “Sonne oder der Mond anfängt, verfinftert zu werden, fallen fie auf ihre Knie und ſtoßen mie m) Magellan, wievorher a.d. 125 Seite, | F 2) Es wird and von den Mißignarien det Rath der Meßkünftler oder mathematiſche Rath genennt. XV Buch. IV Eapitel, — mit ihrem Kopfe auf die Erde. Zu gleicher Zeit wird ein erſchreckliches Raſſeln der Trum- Gelehrſhen⸗ meln und Pauken durch die ganze Stadt gehoͤret, vermoͤge der laͤcherlichen Vorſtellung, die keit der noch bey ihnen die Oberhand hat, daß fie Durch diefes Getoͤſe dieſem fo nüglihen Planeren Ebinefen. zu Hülfe kaͤmen, und den himmliſchen Drachen verhinderten, folchen zu verfhlingen, Denn x obgleich die Gelehrten und Bornehmen die Finfterniffe als bloße natürliche Wirkungen an ſehen: ſo find fie doch in ihre Gebräuche fo verliebt, daß fie ihre alten Ceremonien noch im⸗ mer fortfegen. Unterdefjen daß die Mandarinen alfo auf ber Erde liegen: fo find andere auf den Ob⸗ fervatorio, welche den Anfang, das Mittel und Ende der Finfterniß genau beobachten, und ihre Wahrnehmungen mit den Abriffen vergleichen, die man ihnen gegeben hat. Nachher bringen fie ihre Wahrnehmungen unterfchrieben und befiegelt, Damit fie dem Kaifer überge- ben würden, welcher gleichfalls in feinem Pallafte die Finſterniß mit eben der Aufmerkſam⸗ keit beobachtet. Eben diefe Cereinonien werden überall in Acht genommen. | Das Hauptwerk diefes Tribunals iſt der Kalender, welcher alle Jahre durch das Der Huneſt⸗ ganze Reich ausgetheilet wird. Kein Buch in der Welt wird mehrmals gedruckt, oder ſche Kalen— mit fo vieler Feyerlichkeit Herausgegeben. Es ift flets des Kaifers Befehl vorgedrude, der · soorinnen bey Sebensftrafe verbothen wird, fich eines andern Kalenders zu bedienen, oder einen andern herausgeben oder etwas Darinnen verändern zumollen, es fey unter was für ei« nem Vorwande es wolle, Es müffen einige Millionen Erempfarien gedruckt werden, weil “jedermann begierig ift, dieß Buch zu feinem Gebrauche zu haben, Zu Peking find drey Tribunalien aufgerichtet, eben fo viele Kalender zu machen, wel: Drey Tribu⸗ che dem Kaifer überreicht werden muͤſſen. Eins von denfelben ift nahe bey dem Ob⸗ nalien. ſervatorio; Das zweyte ift eine Art von mathematifcher Schule, worinnen die Theorie von den Planeten erflävet, und die Art zu rechnen gelehret wird, In dem dritten, welches ziemlich nahe an dem Pallafte ift, werden alle Sachen vorgefragen, und die Schriften aus⸗ geferfiget, welche die Sternfunde betreffen. So wie es nun drey Tribunalien für die Meßfünftler giebt: fo giebt es auch drey Claſſen von Meßkuͤnſtlern; und vor einiger Zeit wurde bie vierte eingeführt, die aus mu= hammedanifchen Sterndeutern befteht. Die erfte von dieſen Dreyen Claſſen wird gebraucht, die Kalender zu machen, die Sonnen-und Mondfinfterniffe auszurechnen, und alle andere mathematifche Rechnungen zu machen. — Alle Jahre geben fie drey Arten von Kalendern heraus, ſowohl in tartariſcher als in Drey Arten chineſiſcher Sprache. In der letztern von diefen dreyen Arten, welches der gemeine Kalen- von Kalen⸗ der it, findet man das Jahr nad) den Mondmonaten abgetheilet, nebſt der Ordnung der nr Tage in einem jeden; die Stunden und Minuten von der Sonnen Aufgange und Unter⸗ gange; die Länge des Tages und der Mache, nach der verfchiedenen Polhöhe in jeder Pro: vinz; die Stunden und Minuten von der Zufammenfunft und dem Gegenftande der Sonne und des Mondes: d. i. die Neu- und Vollmonde, dieerften und legten Biertheile, welche die Sternfeher, die Quadratur dieſes Planeten nennen; nebft der Stunde und Minute, wenn die Sonne in ein jedes Zeichen und Halbzeichen des Thierkreifes tritt. Do 2 Dev 0) Die Ehinefen find dem Thorheiten dee Sterndeuterkunſt eben fo ſehr ergeben, als die Europäer. 2 Es 292 Brorceſchrelbung von China, Gelehrſam⸗ Der zweyte Kalender enthält die Bewegung der Planeten auf alle Tage im Jahre, keit dee faft wie Argols Ephemerides; es ift Darinnen ihre Stelle am Himmel beftimmet, nebft Ehinefen. einer genauen Yusrechnung ihrer Bewegung nach einer jeden Stunde und Minute, Sie werden ber fegen die Entfernung eines jeden von dem erften nächften Sterne in ihren acht und zwanzig kannt ges Geſtirnen, nach Graden und Minuten, Dazu, nebft dem Tage, der Stunde und Minute macht. ihres Eintritts in ein jedes Zeichen ; fie erwähnen: aber außer den Zufammenfünften oder Eonjunetisnen Feine andern Aſpecten. Der dritte Kalender, welcher nur allein dem Kaifer geſchrieben übergeben wird, ent- hält alle Zufammenfünfte des Mondes mit den übrigen Planeten, und ihre Berührung der Firfterne in der Breite von einem Örade, welches eine große Genauigkeit und Richtigkeit in den Rechnungen erfordert, Diefer. Urfache wegen ſind immer fünf Mathematici auf dem afteonomifchen Thurme, welche Tag und Nacht auf den Himmel Acht geben. Der eine davon bat feine Augen auf den Zenith gerichtet, und ein jeder von den andern nach) einer von den vier Weltgegenden, damit fie dadurch alles entdecken, was in den vier Theilen des Himmels vorgeht, Hier— von müflen fie einen genauen Yuffag machen, und folchen alle Tage mit. ihrem Namen und Pittſchafte unterzeichnen, dem Prafidenten des Tribunals einreichen, der folchen dem Kaiz fer übergiebt. x me Ceremonie An dem erſten Tage des zweyten Monats muß der Kalender auf das kuͤnftige Jahr dem Kaiſer übergeben werden. Nachdem ſolcher denſelben geſehen und gebilliget hat: fo. ſetzen die Unterbedienten des Tribunals die oberwaͤhnten aſtrologiſchen Prophezehungen und Urtheile zu jedem Tage. Nach dieſem werden fie auf des Kaiſers Befehl unter den Prinz zen, vornehmen Herren und großen Bedienten zu. Peking ausgetheilte, und an die Unter- koͤnige in jeder Provinz gefchickt, welche folche wiederum dem. Generalfchagmeifter in der Provinz zufchicken. Dieſer letztere laͤßt folchen wieder drucken, und tbeilte die Abdrücke da⸗ von unter die Unterftatthalter aus, mwoben er das Eremplar, wovon der Abdruck gemacht worden, in feiner Gerichtsftube behält, - Born an dem Kalender, welcher wie ein Buch gedruckt iſt, erfcheint das große Siegel des Aſtronomietribunals roch, nebft des Kaifers Befehle, feinen andern Kalender bey Lebensſtrafe zu verkaufen oder zu drucken. bey Ueberrei⸗ Diefer Ralender’wird. jährlich mit vielen Ceremonien ausgetheilet. An dem beftimm: SUNG derſel. gen Tage erfcheinen alle Mandarinen in Peking des Morgens fehr frid am Hofe. Auf * der andern Seite begeben ſich die Mandarinen von dem aſtronomiſchen Rathe in ihren ge— woͤhnlichen Amtskleidern, und mit den Zeichen ihrer Wuͤrde, nach ihrem Range zu dem ordentlichen Platze ihrer Verſammlung, um die Kalender zu begleiten. Die Kalender, welche dem Kaifer, der Kaiferinn und den Königinnen follen übergeben werden , befinden fich auf einer hohen verguͤldeten Mafchine in Geftalt einer viereckigten Pyramide aus ver- fhiedenen Stockwerken übereinander, Diefe Kalender find auf großem Papiere, mit gel: bem Satine bedecket und in zierliche Beutel von Goldſtuͤck eingefchloffen. _ Diefe Mafchine wird von vierzig gelb gekleideten Sackeyen geführer, und hinter ihr kommen zehn oder zwölf Fleinere vergoldete Mafchinen, die mit rohen Vorhängen umgeben find, auf welchen die für die Prinzen vom Geblüte beſtimmten Kalender liegen, welche in vothen Satin gebun- den find, und in Beuteln von Silberftücke ſtecken. leid) darhinter kommen ee afeln P) Du Haldens China, im 2 Bande, auf der 131 und folgenden Seite. ; o Re XV Buch. IV Kapitel: 293 2 Tafeln, die mit rothen Teppichten bedeckt find, auf welchen die Kalender für die Großen, Gelebrſam⸗ die Feldherren und andern Kronbedienten liegen ; fie find insgeſammt mit den ‚Siegeln des keit der aftronemifchen Raths befiegelt, und mit gelbem Zeuge bedeckt; und eine jede Tafel hat den Ebinefen, Namen des Mandarins oder des Tribumals, welchem die Kalender: gehören. Die Träger fegen ihre Saft an dem letzten Thore des-großen Saales nieder, und flel-"anden Kai⸗ len die Tafeln an jede Seite des Durchganges, welcher der Kaiſerliche Heißt, woben fie fer, nur die Mafchine, welche die kaiſerlichen Kalender trägt, in der Mitte ftehen laſſen. Eud— lich nehmen die Mandarinen des aftronomifchen Raths die Kalender für den Kaifer und die Königinnen, und legen ſolche auf zwo Tafeln, die mit gelbem Stoffe bedeckt find, und an dem Eingange des Faiferlichen Saales ftehen Daſelbſt fallen fie auf die Knie und werfen fi) dreymal zur Erde, worauf fie die Bücher den Hofmarfchällen einhändigen, die ordent⸗ fich nach ihrem Range gehen , und ſolche dem Kaifer überreichen. ° Hernach bringen hie Verſchnittenen fie der Kaiferinn und den Königinnen p). Mittlerweile kehren die aftronomifhen Mandarinen zu dem großen Saale zur die Prinzen ruͤck, und theilen die Kalender unter die Mandarinen von allen Ständen auf folgende Art und hohen aus. Zuerft fchicken alle Prinzen ihre vornehmften Bedienten nach dem Faiferlichen Durch- Bedienten. gange, woſelbſt fie auf ihren Knien die Kalender für ihre Herren und die zu deren Hauſe gehörigen Mandarinen empfangen, Die für den Hof eines’ jeden Prinzen belaufen ſich mwenigftens auf zwölf bis dreyzehnhundert. Hernach erfcheinen Die Großen, die Seldherren, die Mandarinen aus allen Gerichten, und empfangen auf ihren Knien einen Kalender von den aftronomifchen Mandarinen, Wenn die Austheilung geſchehen ift: fo nehmen fie ins- gefamme ihren gehörigen Rang in dem Saale, und wenden ſich nach dem innerften Theile des Pallaftes, da fie denn auf das erfte Zeichen, Bas gegeben wird, auf ihre Knie fallen, und die gewöhnliche Niederwerfung zur Danfbarfeit für die ihnen erzeigte Gnade des Kai— fers verrichten, Nach dem Hofe richten fich auch die Statthalter und Mandarinen in den Provinzen, Sie werden und empfangen die Kalender in den Hauprftädten auf eben die Are, ein jeder nach ſeinem durchs ganze Range. Was das Wolk betrifft, fo it feine Familie darunter fo arm, daß fie nicht einen Reich ausge⸗ Faufen ſollte. Daher drucken fie auch in jeder Provinz niemals weniger, als fünf und zwan- kheilet. zig oder Dreyßigtaufend Stüfg), Kurz, der Kalender wird fo fehr verehret und von fo großer Wichtigkeit für den Staat angefehen, daß es genug ift, den Kalender des Fuͤrſten anzunehmen, wenn man fich ihm unterwerfen, und ſich für einen Zinsmann von ihm aus⸗ geben —9 und ſolchen ausſchlagen iſt eben ſo viel, als wenn man einen Aufruhr anfan⸗ gen wollte. — En Die hinefifchen Sternſeher theilen den Himmel in acht und zwanzig Goftirnez unter Chinefice welche fie alle Sirfterne, ſowohl diejenigen, die in dem Thierkreife find, als diejenigen, die Geſtirne. nahe dabey ftehen, begreifen. Dieſe Eintheilung foll von dem Kaifer Yu gemacht ſeyn, am bie verfchiedenen Käufer des Monds voneinander zu unterfcheiden; indem fich die Chi- nefen mehr nach dem Saufe des Miondes, als der Sonne, vichten, Der Raum, den fie ihren Geſtirnen geben, ift nicht von einerfey Größe; fie machen aber alle zufammen einen Zirkel von dreyhundert und fechzig Graden aus. Mach diefen Grundfägen machen fie Duua. Do 3 dranten; g) Diefes macht in allen nur vierhundert und zahl der Familien in China, oder für die Millio⸗ funfzigtanfend. Dieß iſt viel zu wenig-für die An- nen, welche ausgegeben werden follen. 294 Bceſchreibung von China. Gelehrſam⸗ dranten, der Schatten von deſſen Stiele bemerket die Umdrehung aller Himmelskreiſe, nebſt keit der Chineſen. ln Ordnung ih⸗ rer Zeichen. Fehler der Kalender; der Stunde und dem Vierthel des Tages oder der Nacht, darinnen ein jedes Geſtirn in die Mittagslinie von Peking koͤmmt. Da ſie nun ihr Jahr von dem naͤchſten Neumonde in dem Monate Hornung anfan⸗ gen: ſo ſind die Fifche ihr erſtes Zeichen, der Widder iſt das zweyte u.f. w. Weil auch) die zwoͤlf Zeichen fuͤr die zwoͤlf Sonnenmonate genug find, und der Mondwechſel nicht alle⸗ zeit mic diefen Zeichen übereinftimmer: fo haben fie auch eingefchobene Mondwechſel, denen fie eben die Zeichen zufchreiben, welche der vorhergehende hafte, um dadurch den Lauf der Monate nach) denen ihnen beygelegten, Zeichen, wieder anzufangen. , Daher folgen einige von ihren Monaten der Ordnung der Zeichen „andere. haben Tage außer den Zeichen, und einigen fehlen. Tage: | 115% Weil die Chinefen gendrhiget waren, von Zeit zu Zeit ihre aftronomifchen Tabellen zu ändern, welche unvollfommen waren, und fich viel ungeheure Fehler indie Kalender eingefchlichen hatten, ‚welche von ihren Sternfehern herausgegeben worden, die nach Adam Schaalen gefolgt waren: fo nahmen fie ihre Zuflucht. wieder zu. den Milfionavien, welche zu der Zeit, im ben öffentlichen Gefängniffen ‚der. Stadt lagen, mit neun Ketten gebunden waren, und genau bewacht wurden, weil ein arabiſcher Sternfeher, und Yang: quanz fyen, ein chinefifcher Mandarin, vorgegeben, fie'und ihre Religion lehrten etwas, das Der Re— gierung ſchaͤdlich wäre r). Der Kaifer Rang hi, welcher damals noch jung und in dem fiebenten Jahre feiner Regierung war, fehiete vier. Kolaue oder vornehme Staats: bediente an fie, und ließ fie fragen: ob fie einige Fehler in dem Kalender entweder für dieſes ober für das fünftige Jahr müßten ; welche beyde nach den alten. aftronomifchen Ta⸗ bellen dev Chinefen gemacht waͤren. Verbieſt antivortete: fie wären voller Fehler, bes fonders da fie dem folgenden Jahre dreyzehn Monate gaͤben. Nachdem nun der Kaifer von diefem und vielen andern’geoben Fehlern, welche die Jeſuiten zeigten, war unterrichtef - worden: fo. befahl er, die Miffionarien follten den andern Morgen nach Hofe Fommen. werden vom Verbieſt alte gezeigt. Verbieſt wurde nebſt dem Buglio und Magellan um die beſtimmte Stunde in den großen Saal des Pallaſtes gefuͤhret; woſelbſt alle Mandarinen des aſtronomiſchen Ra⸗ ches auf fie warteten. Er entdeckte in ihrer Gegenwart Die Fehler in dem Kalender. - Hierz auf ſchickte der junge Kaifer, der fie noch) niemals gefehen hatte, nach ihnen, und ließ fie nebft denen bey diefer Gelegenheit verfammelten Mandarinen zu fi holen. Er ließ Ders bieften über fie ftellen, und fagte zu ihm, wobey er ihn gnädig anſah: Koͤnnet ihr aus genſcheinlich zeigen ‚ob. der Kalender mir, dem Himmel uͤbereinſtimme, oder nicht?! Der Sefuie verfegte: „das ift fehr leicht darzuthun; und Die Inſtrumente auf dem Obſervatorio find.deswegen gemacht, Damit Perfonen, welche zu Staatsgefhäfften „gebraucht werden, und nicht Zeit haben, die Aftronomie zu ftudieren, in einem Augen: „blicke die Rechnungen unterfüchen und finden fönnen, ob: fie mie dem Himmel überein- „ftimmen, oder nicht. Wenn Eure Majeftät den Verſuch fehen wollen, fuhr Verbieft „fort, fo. laſſen fie nur in einem von dero Höfen eine Stange, einen Stuhl und einen Tiſch ſetzen, von was für Größe biefelben wollen, ‚und ich, will fogleich. ausrechnen, wie „groß Der Schatten zu einer vorgefchriebenen. Stunde feyn muͤſſe. Aus der 549 \ ” at⸗ r) Siehe V Band auf der 417 Seite. fen Gaben diefes bortrefflichen Monarchen gemäß, 5) Die war ein ſchoͤner Verweis, und den gro⸗ die weit uͤber feine Jahre waren. oBSERVATORIUM ZU PEKI KING aus dem P.le Comte nun UNI] in IN xv Buch WMCapitel. | 205 beſtimmen Fönrten, und aus der Höhe Belebefams heilen, ob ihre wahre Stelle Feit der . Ebinefen, . „Schattens wird man leicht die Höhe der Sonne „ihre Stelle in dem Thierfreife, Daraus kann man denn urt „in dem Kalender auf jeden Tag richtig angegeben fey- Per 77 Diefes Mittel gefiel dem KRaifer. Er fragte bie Mandarinen: ob fie diefe Art zu vech- Der arabi⸗ nen verftinden, und bie Laͤnge des Schattens vorherfagen fönnten? Der Muhammedas ſche Stern» her antivorsete breiſte, er verftünde es; und dieß wäre eine fichere Regel, das Wahre von feher dem Falſchen zu unferfcheiden : doch ſehte er hinzu: „man müßte fich in Ache nehmen, wie „man fich der Europäer und ihrer Wiflenfehaften bediente, melche unglücklich fir Das Neich ſeyn würden; „ und nahm dabey Gelegenheit, wider Die chriftliche Religion loszuziehen. Bey diefen Worten veränderte der Kaifer fein Geficht, und fagte zu ihm: „Ich habe. wird vo e a ee n „euch befohlen, das Vergangene zu vergeffen, und nur bloß darauf zu denken re dem Kaifer HR ’ g Aſtronomie zu machen. Dünfer ide euch unterſtehen, euch in meiner Gegenwart alſo her⸗ betadelt. auszufaffen ? Habet ihr mir nicht ſelbſt verſchiedene Bittſchriften eingereicht, worinnen „Ihr verlanget, man moͤchte geſchickte Sternſeher in dem ganzen Reiche aufſuchen? Ob „man nun gleich vier Sabre ber darnach geſuchet hat, fo hat man fie doch nicht gefunden; „und obgleich Serdinand DVerbieft, der die Afteonomie fehr wohl verfteht, bey der Hand > und hier am a ge fo a ihr deffen doch nicht mit einem Worte gegen mich gedacht, Er — —— a ‚ daß ihr ſehr von Vorurtheilen eingenommen „ſeyd, pa dv h +» Seine Majeſtaͤt nahmen Hierauf wieder eine gnädige Mine an, und thaten verſchi h : ' ie: dene Fragen Bar Ru ee Er befahl den Rolau nebft ans dern — — ah - usrechnung des Schattens zu beftimmen, (g diefe KRolaue in dem Pallafte elbft damit zu Werfe gi : : — Sternſeher — daß ihm —— er —— — t ware, s der Kaiſer n (ej : * ne Unwiſſen⸗ nen, micht bekann 42 un ſogleich Nachricht davon erhielt: i eben ie faffen: — —— u a Be ieben, Dis der Be i ; : e, feine Strafe ſo ange zu —J— men. en rs Ei Gegenwart feiner Beſchuͤher ehe hen ze machen, und den folgenden Tag follten an — * andere Manda⸗ rine Hoͤfervatorium gehen und nachſehen, wie lang der S : bie — um zwölf en machte, 3 4 hatten wäre, welchen opfervatorio 2) ſtund ein viereckigter Pfei AR ri — Tafel von eben dem Metalle ee —— — 5 sicgez welche von dem Fuße der Säule in ſiebenzehn Zu Pr ir — Br Fr en); und jeder Zoff in zehn Mi ‚ jeder Fuß in zehn SS Zoll, (wie fie end Canal ind zehn Minuten getheilet. Ruͤnd herum an dem " Zande war ein kleiner — em Metalle gegraben, ungefaͤhr eine — —— (cher mit Waſſer angefit ) n halben Zell breit Ben a. De he oe) um © — ern —* en Hay f ‚den Mittagsfchate 1 immen: allein ber Pfeiler war 120 ſehr gebogen, und ſtund nicht —— A Man 2) Siehe oben auf der 16 Seite eine Beſchreibung von dem Obſervatorlo. 26. Beſchreibung von China. Gelehrſam⸗·Man beſtimmte die Länge der Stange acht Fuß, vier Zoll und neun Minuten, Ders feit der bieſt befeftigte an dem Pfeiler ein glattes "Brett, welches mit dem Horizonte gleich. war, Ebinefen., gerade von der beftimmten Höhe; und vermittelft eines Perpendikels, welchen er von dem Srrette auf die Tafel fallen ließ, bemerkte er den Punct, wovon er die Lange des Schat- tens zu rechnen anfangen mußte ; welcher nad) feiner Rechnung den folgenden Tag zu Mit: tage fechzehn Fuß fehs Minuten. und eine halbe lang feyn müßte. . Denn die Sonne war damals ihrem: Winterſtillſtande näher, und folglich waren die Schatten laͤnger, als zu einer andern Zeit im Jahre. der Länge des Dieſem zu Folge fiel der Schatten zu der beftimmeen Zeit genau auf die queerüber Sonnenſchat⸗ gezogene Linie, welche der Mifftonarius auf der Tafel gezeichnet hatte, um das Ende des zens Schattens zu bemerken; woruͤber alle Mandarinen ſehr erſtaunt zu ſeyn ſchienen. Der Kaiſer, dem dieſe Nachricht ungemein gefiel, befahl, Verbieſt ſollte den Ver— ſuch in dem großen Hofe des Pallaſtes den ſolgenden Tag noch einmal machen, und wurde die Länge der Stange zween Fuß zween Zoll hoch beſtimmt. Nachdem der Jeſuit ein wohl⸗ gehobeltes Brett ) zurechte gemacht, welches nach Fuß und Zoll abgerheilet war, und ein anderes, welches zu einer Stange diente, wagerecht darauf geſetzet hatte: fo brachte er den - folgenden Tag diefe Mofchine nad) dem Pallafte, wo er die Mandarinen antraf. Als diefe Bedienten faben, Daß der Schatten , deſſen Länge nach der Rechnung auf dem horizontal» liegenden Brette vier Fuß, drey Zoll, vier Minuten und eine halbe bemerket war, fehr lang u feyn fehlen, weil er noch nicht das Brett erreichte, fondern auf der einen Seite auf bie vde fiel: fo lächelten die Mandarinen, und, flüfterten einander in die Ohren, weil fie glaub- wird wahr fen, der Miffionarius haͤtte geirret. Allein da der Schatten ein wenig vor Mittage auf das befunden. Hotizontaffiegende Brett kam: fo verfürzte er fich ploͤtzlich; er fehlen nahe an der Dueerlinie - zu ſeyn, und fiel um die ordentliche Stunde gerade auf dieſelbe x). bh Erſtaunen Der artarifche Mandarin entdeckte hierüber fein Erftaunen mehr, als einer von den des Mandba⸗ andern; und rief aus mas fuͤr einen außerordentlichen Meifter haben wir hier! Die übri- rins. ‘gen ſagten nicht ein Wort: fie faßten aber von dem Augenblicke an, ſaget unſer Schrift: ftelfer , "einen. beftandigen heimlichen Haß wider den Miffionar. Sie berichteten dem KRai- fer den guten Erfolg der Obfervation, und überreichten ihm die Mafchine, die er gnädig annahm. Weil er aber nicht geſonnen war, gar zu eilig wegen einer Sache, die den Ehi- neſen ſehr Füglich vorkam, einen Ausſpruch zu thum: fo verlangte er, Verbieſt ſollte den Folgenden Tag den dritten Verſuch auf dem aſtronomiſchen Thurme machen, Er that fol ches. mit ſo gutem Erfolge, daß feine Feinde felbft, Die auf des Kaifers Befehl allen Ber- richtungen veygewohnet hatten, ihm Gerechtigkeit wiederfahren laſſen und der Europäer | Methode loben. mußten. NEE! Unwiſſenheit Der arabiſche Sternſeher hatte keine andere Kenntniß von dem Himmel, als welche des Äraders. er aus gewiſſen alten arabifchen Tabellen geſchoͤpft Hatte, denen er in einigen Dingen folgte. Dem ungeachtet hatte er doch über ein Jahr, auf Befehl der Negenten des Reichs, an der Berbefferung des: Kalenders gearbeitet, wovon fie wußten, daß er: mit. dem Laufe des Him⸗ mels nicht übereinfam, Er hatte bereits den Kalender auf das folgende Jahr nach feiner Art in zweenen Bänden gemacht ‚und ſolchen dem, Kaifer überreicht ‚ welcher Derbieften befahl, ihn zu unterfüchen. Nun war es eben nicht fehmwer, eine große Menge Fehler darin- nen u) Magellan machte es bey Nacht, und es hatte drey Schrauben, wodurch man es leicht horizontal fteflen konnte. XV Buch, IV East." 2907 nen zu finden. Denn außerdem, daß alle Dinge übel geordnet, und noch ſchlechter berech— Belebefams nee waren: fo fand’ man viele offenbare Widerfprechungen darinnen. " Es war ein Miſch⸗ Feit der . mafch vom Chinefifchen und arten > fo. daß 9 ihn eben ſo gut einen arabiſchen als —— chineſiſchen Kalender nennen konnte. mike, Der Jeſuit machte eine Eleine Sammlung von den gröbften Fehlern in einem jeden Fehler in ſei⸗ Monate, was die Bewegung der Planeten betraf, und ſetzte folche an das Enve feiner Bitt- nem Kalen⸗ ſchrift, die dem Kaifer übergeben wurde ; welcher fogleich, als ob die Wohlfahrt des gan⸗ zen Reichs darauf ankaͤme, eine allgemeine Verſammlung von den Unterkoͤnigen, ſeinen Verwandten, den Mandarinen von der oberſten Claſſe, und den vornehmſten Bedienten von allen Orden und Gerichten in dem Reiche zuſammenberief, und ihnen Verbieſts Bitte ſchrift zuſchickte damit fie darüber berathſchiagen möchten, was bey dieſer Gelegenheit zu thun wäre, Da die Vormünder, welche ihm von feinem Vater gefeget waren, und gegen die er ſchon lange einen heimlichen Widerwillen gehegt hatte, die euvopäifche Aftronomie verdammt, und die chinefifchen Sternfeher beſchuͤtzt Hatten: fo ergriff feine Majeftät auf den Rath der- * jenigen, auf die er das meiſte Bertrauen ſetzte, dieſe Gelegenheit, alles dasjenige aufzu— heben, mas fie gethan hatten; und zu dieſem Ende hatte er dieſe Berfammlung fo anfehn- lic) gemacht, als es ihm möglic) war. — Sie laſen daſelbſt Verbieſts Bittſchriftz; worauf die Großen und vornehmften Mit ſollen unter: glieder des Raths einmuͤthig fagten, weil die Berbeflerung des Kalenders eine wichtige Sa ſuchet wer: che, und die Aftronomie eine ſchwere Sache wäre, die nur wenige verftünden: fo waͤre es den, noͤthig, daß man die in der Bittſchrift erwaͤhnten Fehler oͤffentlich und mit den Inſtrumen⸗ ten auf dem Obſervatorio unterſuchte. Da dieſer Entſchluß von dem Kaiſer beſtaͤtiget ward: fo erhielten Verbieſt und der muhammedaniſche Sternſeher Befehl, ſich ohne Ver— zug zu den Obfervationen, die man an der Sonne und an dem Monde machen füllte, an— zuſchicken, und die Art, twie man folhe machen müßte, nebſt der Rechnung niederzufipreis ben. Diefes that der Miffionarius, und überreichte folches den Mandarinen von dem Eeremonienratbe. * 2 —— Die erfte Obſervation mußte an dem Tage gemacht werden, da die Sonne in den durch aſtrono⸗ funfzehnten Grab des Waſſermannes tritt. Der Jeſuit ftellte dazu einen großen Duadran- miſche Wabr⸗ gen achtzehn Tage vorher auf, mit feinem Siegel daran, welcher auf dem Meridian durch ——— feine Regel die Höhe der Sonne auf dieſen Tag, und die Minute der Ecliptik zeigte, wo fie zu Mittage ankommen mußte. Um dieſe Zeit gieng auch die Sonne richtig durch eines, von den Vifieren, und fiel, wie man erwartete, auf die Stunde; unterbeflen zeigte ein Sertant von einem Radio von fehs Fuß, der zu gleicher Zeit nach der Höhe des Aequa- tors gefeget war, die Abweichung der Sonne. Funfzehn Tage hernach glücte es ihm eben fo, da er mit eben den Inſtrumenten den Eintritt der Sonne in die Fifche beobach- tete. Diefe Beobachtung war nöthig, um dadurch auszumachen, ob der eingefchobene Monat aus dem Kalender geſchmiſſen werden müßte, oder nicht. Die Mittagshöhe der Sonne und ihre Abweichung diefen Tag bewieſen Elärlich, daß es gefchehen müßte, DEE Was die Stellen der andern Planeten betraf, welche des Nachts beobachtet werden Solches mußten: ſo rechnete er ihren Abſtand von den Fixſternen aus, und bemerkte RN: geſchieht. age x) Du Zaldens China, II Band auf der 1zgften Seite, * Allgem. Reiſebeſchr. VI Band. Pp . Sind misver⸗ 208. = Beſchreibung von China. Gelehrſam⸗ Tage vorher in Gegenwart gewiſſer Mandarinen dieſen Abſtand in der von dem Kaiſer — beſtimmten Stunde auf einer Himmelskarte. An dem beſtimmten Abende ließ er ſeine Da ſie nun ſahen, daß alles fo zutraf, als es der Miſſionarius vorhergeſagt und ausge— rechnet. hatte: fo wurden fie völlig überzeugt, Daß der Kalender voller Fehler fey, den der Muhammedaner dem Kaifer überreicht hatte... Als feine Majeftät hiervon Nachricht erbal- ten: fo. befahlen fie, die Sache follte in ihrem Rathe unterfuchee werden, roofelbft die Stern: ſeher Nang⸗quang⸗ ſyen und U⸗ming⸗when, deren Kalender getadelt worden, Mittel fan- den, roider die Gewohnheit gegenwärtig zu feyn; und durch ihre Raͤnke machten fie, daß fich die Stimmen theilten. Chineſiſche Die Mandarinen, welche an der Spitze des Rathes waren, konnten nicht mit Ge- Mandarinen duld ertragen, daß die hinefifche Aſtronomie abgeſchafft, und die europäifche dafür einge führee werden follte, _ ‚Sie behaupteten, es fönnte mit der Majeſtaͤt des Reichs nicht beſte— ben, wenn man etwas in diefer Wiflenfchaft ändern wollte; und es wäre beſſer, Die alte Aftronomie, ob fie gleich ein wenig fehlerhaft wäre, zu behalten, als eine fremde einzufuͤh— ven. Sie fehrieben den beyden Sternfehern den Ruhm zu, daß fie für ihr Sand ftünden, und fahen fie als eifrige Bertheidiger der Hoheit ihrer Vorfahren an. Uebereilung Die vornehmften tartarifchen Mandarinen waren von einer gegenfeitigen Mennung, des einen und fielen bes Kaifers feiner bey, der-Derbieften gewogen war. Beyde Parteyen ſtrit⸗ wird geſtraft. ten ſehr hitzig mit einander, als endlich Nang⸗quang⸗ſyen, der ſich auf den Schuß der Staatsbedienten verließ, die er gewonnen hatte, die Tartarn folgendermaßen anredete : Wenn ihr Serdinanden Platz laſſet, und die Aftvonomie annehmer, die er euch gebracht bat: fo feyd verfichert, das Reich der Tartarn wird nicht lange in Chins dauern. Eine fo dreufte Erflärung wurde von den tartarifchen Mandarinen uns willig aufgenommen, welche fogleich dem Kaifer Nachricht davon gaben. Seine Majeſtaͤt befahl, Der Uebertreter ſollte in Ketten geſchlagen, und in das. öffentliche Gefaͤngniß ge: bracht werden, Verbieſt wird Zu gleicher Zeit erhielt Verbieſt Befehl, den Kalender und die Aſtronomie im gan— belohnt. zen Reiche zu verbeffeen, und ihm ward die Aufſicht über den mathematifchen Rath aufge: tragen, Hierauf übergab er dem Kaifer ein Memorial, worinnen er die Nothwendigkeit zeigte, ben eingefchobenen Monat aus dem Kalender zu werfen , welcher nach ihrer eigenen Rechnung zu dem folgenden Jahre gehörte. Die Glieder des geheimen Raths, denen die- fes Memorial überreicht ward , fahen es als etwas betrübtes an, daß fie einen ganzen Mo— nat aus dem Kalender reißen follten, den fie fo feyerlich empfangen hatten. Weil fie aber dem neuen Divector nicht widerfprechen Eonnten oder durften: fo hielten fie es für dienlich, den oberften Präfidenten des Raths an ihn zu ſchicken. r Der Mandarin vedete den Miffionar mit einem freundlichen Gefichte an: Sehet ja wohl zu, was ihr thut. Ihr werdet uns bey den benachbarten Voͤlkern gnuͤgt. veraͤchtlich machen, welche dem chineſiſchen Kalender folgen und ihn vereh⸗ ren, indem ihr ihnen bekannt machet, wir haͤtten uns ſo groͤblich geirret, daß es noͤthig geweſen, einen ganzen Monat von dem gegenwärtigen Jahre weg⸗ zulaſſen. Koͤnnet ihr die Sache nicht bemänteln, oder ein Kittel ausfinden, unfere -9) Du Raldens China auf der 136 und folgenden Seite, Inſtrumente auf das Obfervatorium bringen , 100 ein großer Zulauf von Mandarinen war, XV Bud. IV Capitel. 295 unfere Ehre zu retten? Wenn ihr koͤnnet, fo werdet ihr uns dadurch einen wiſſen⸗ großen Dienft erweifen. Verbieſt erwiederte, es ſtuͤnde nicht in feiner Gewalt, den febaft der Himmel mit ihrem Kalender zu vergleichen; und eg wäre unumgänglich nöthig, den Mo- Tbinefen. nat auszuftreichen. Sie ließen alfo darauf ſogleich einen Befehl durch das ganze Keich Eingefihobe: ergehen, welcher enthielt, nach den Nechnungen des Syefuiten wäre nöthig, ven eingefcho« ner Monat enen Monat wegzunehmen ; und es würde einem jeden verbotben, folchen Fünftig zu Wird Heraus. rechnen ). geſchmiſſen. Der II Abſchnitt. | Wiſſenſchaft der Chineſen in den andern Theilen der Mathematik, Baukunſt, Erdbeſchreibung. Fabelhafte Befchreis anderes in der Catoptrik. Perfpectivbilder, dungen. Unwiſſenheit von fremden Ländern und Merkzeuge zur Statik. Segelnde Wagen. Erz der Mathematik. Kunſtſtuͤck in der Optik; ein feheinungen und Farben. Thermometgr. Hi Nachricht, welche bereits von dem Faiferlichen Pallafte und den öffentlichen Gebaͤu⸗ Saukunft, ben ber. Chinefen gegeben worden 2), zeige, daß, obgleich ihre Baukunſt von der europaͤiſchen fehr unterfihieden ift, fie dennoch ihre Schönheiten und Ordnung, wie auch ihre Bequemlichkeit hat. Der Atlas des Martini, nebft denen Karten, die er herans- und Erstes gegeben, und von ben hinefifchen Schriftftelleen und von dem, was man irgend nur in fKreibung. Befichtigung der Provinzen und aus den befondern Topographien 5) einer jeden Stadt genommen bat, zeiget auch, Daß fie die Erdbefchreibung nicht hindangeſetzet, in fo weit fie ihr eigen Reich betrifft. Was aber die andern Königreiche betrifft, deren fie zwey und fiebenzig an der Zahl machen: fo ſetzen fie folche fo ungefähr rund um China in die See, als fo viele Eleine Eylande, ohne daß fie folche weder durch die Sänge oder Breite unter» ſcheiden. Sie belegen ſolche mit verächtlichen Namen, und befchreiben ihre Einwohner als Ungeheuer. Eines nennen fie Syausjinzque , oder das Königreich , deffen Einwohner lauter Fabelhafte Zwerge und fd Flein find, Daß fich einige zufammen in ein Bund binden müffen, aus Furcht, Befchreibuns fie möchten von den Adlern und Geyern weggeführet werben. in anderes heißt Nyu⸗ gen- jinsque, oder das Königreich, worinnen alle Einwohner Weiber find, welche Dadurch em⸗ pfangen, wenn fie ihren Schatten in einem Brunnen oder Fluffe anfehen, und nichts als Maͤgdchen gebäahren. Ein drittes Chwensfinzque, ober ein Königreich, deffen Einwoh⸗ ner ein Loch in der Bruſt haben, worein ſie ein Stuͤck Holz ſtecken und auf dieſe Art eine ander von einem Orte zum andern führen. Das vierte ein Königreich, worinnen fie Lei⸗ ber wie Menfchen, und Öefichter wie Hunde haben. . Das fünfte ein Königreich), worin nen die Leute fo lange Aerme haben, daß fie bis an die Erde reichen, und dergleichen. Kurz, fie ftelfen die Einwohner der Tartarey, der Inſel Japan, der Halbinfel Korea, und der andern Sünder, die an China gränzen, unter dem Titel: die vier barbarifchen Na⸗ tionen , vor. | Nachdem fie in den neuern Zeiten etwas von Europa gehört haben: fo haben fie fol- Unwiſſenheit ches, als eine wuͤſte Inſel, in ihre Karte gefeget. Daher Fam es, daß ber Unterfönig von fremden yon Ouang ton im Jahre 1668, nachdem er 3 der portugiefifchen Gefandefchaft in Ländern. p 2 einem a) Siehe oben, auf der 19 Seite. b) Ebendaſelbſt auf der 256 Seite, 0 Belchreibung von China. wiſſen⸗ einem Aufſatze, den.er an den Kaifer fihickte, geredet hatte, diefe Worte Dinzufegte : wir ſchaft der finden fehr deutlich, daß Europa nichts weiter, als zwey Bleine Eylande mit; Chinefen, ben in der See ift ). Als die Chinefen zum erſtenmale Europäer fahen: fo fragten fie T ſolche, od,fie einige Städte; Dörfer oder Haufer in Europa hätten. Machher aber haben fie oftmals ihren Sertbum erkannt. Einsmals verlangten einige Gelehrre von dem Jeful- ten Chavagnac, er. möchte ihnen doch eine Karte von der Welt zeigen. Sie fuchten eine lange Zeit Ehina; und endlich nahmen fie die oftliche Halbfugel dafür, in den Gedanken, America fey noch groß genug für die übrige Welt, Der Miffionarius ließ fie eine Zeit- lang alfein in ihrem Irrthume, bis einer von ihnen ihn um eine Erklaͤrung der Buchfta- ftaben und Namen-erfuhte. Die Halbkugel, fagte er darauf, die ihr da anfeber, ents haͤlt Europa, Aſia und Aftica. In Aften bier ift Perfien, Indien und die Tartarey. Wo iſt denn China riefen fie. Es iſt diekleine Ecke da von der Erde, verſetzte er, und dieß find die Graͤnzen davon. Hierauf ſahen fie einander mit Erſtaunen an, und fagten im Chineſiſchen: es iſt ſehr klein. Dieſe ihre Unwiſſenheit koͤmmt daher, weil fie mit fremden Sändern keinen Handel treiben A). ea — — und andern Die andern Theile der Mathematik waren den Chineſen gaͤnzlich unbekannt; und es Theilen der ſind noch nicht hundert Jahre, als fie anfingen, ihre Unwiſſenheit darinnen bey der erſten Mathematik. Ankunft der Miſſionarien in China zu merken. Der legte Kaiſer Kang hi, welcher ſehr gern alle Tage etwas neues lernen mochte, war niemals verdruͤßlich, ſie zu ſehen und zu hören; da denn auch die Jeſuiten, welche wahrnahmen, wie noͤthig ihnen fein Schuß zu dem Wachsthume ihrer Neligion war , nichts unterliegen, was feine Neugier erregen und Optiſch feinen Durft ftillen konnte. Sie gaben ihm zuerft eine Einficht in die Optik, indem fie Kunſtſtuͤck. ihm einen ziemlich großen Halbeylinder von einer fehr leichten Art von Hole überreichten, mitten in deflen Achfe war ein Converglas, welches, wenn es nach einem Gegenftande zu— gekehret wurde, Das Bild Davon in feiner natürlichen Geftalt in der Röhre vorftellte. Dem Kaifer gefiel diefes Kunſtſtuͤck, welches ihm noch ganz neu mar, ungemein, und er ver- langte, es follte eine Mafchine yon eben der Art in ſeinem Garten zu Peking gemacht wer- den, wodurch er alles fehen Fönnte, was auf den Straßen und benachbarten Plägen vor- gienge, ohne daß er felbft gefehen wuͤrde. Zu diefem Ende wurde ein großes Zimmer oder eine Camera obſcura dicht an der Gartenmauer gebauet; darinnen machten fie ein großes 3 Fenfter, wie eine Pyramide geftaltet; an der Spige defielben, welche nad) der Straße ee . zugieng, feßten fie ein großes Ochfenauge oder ein Glas, welches gerade dem Orte gegen- über war, wo die meiften Menſchen Hinfamen. Ueber diefen Anblick vergnügte fich der Kaifer ungemein, noch mehr aber feine Königinnen, welche niemals aus dem Pallaſte Fa- men, und Daher auch fonft nicht fehen fonnten, mas Draußen vorgieng. " Ein anderes, Brimaldi brachte noch ein ander Erempel von den Wunden der Optif in dem Gat- ten der Jeſuiten zu Peking hervor. Er machte auf jeder von den vier Mauern eine menfch- liche Geftalt von eben der fange, als Die Mauer war, welche funfzig Fuß enthielt. Man ſah auf,der Spige nichts, als Berge, Wälder, Sige und dergleichen. Bon. einem ge- ‚ wiffen Puncte aber wurde man die Öeftalt eines wohlgebildeten und fchön geftalteten Men- fhen gewahr. Der Kaifer beehrte das Haus der Jeſuiten mit feiner Gegenwart, und fah ” ce) Wagellans Erzählung von China, auf der Sr und folgenden Seite. * dieſe | XV Buch, IV Eapitel. | 301 diefe Figuren eine lange Zeit mit Verwunderung an. Die Großen, und vornehmlich bie Mandarinen, welche haufenweiſe herzufamen, wurden nicht weniger gerühret. Woruͤber fie am meiften erftaunten, war ‚ daß fie die Figuren mit fo vieler Regelmäßigkeit und Symmetrie auf den Mauern erfeheinen fahen, welche doch fehr unordentlich und an vielen Orten mit Thuͤren und Fenftern durchbrochen waren. Es würde efelhaft feyn, aller der Figuren zu erwaͤhnen, welche unordentlich und verwirrt entworfen, und doch von einem gewiſſen Puncte ordentlich erſchienen, oder vermittelſt eines coniſchen, cylindriſchen und pyramidicaliſchen Spiegels in Ordnung gebracht wurden. Aus der Catoptrik uͤberreichten ſie dem Kaiſer alle Arten von Teleſcopien und Glaͤ⸗ ſern, zu den aſtronomiſchen Wahrnehmungen und auf der Erde etwas zu beobachten, in einer großen und kleinen Entfernung; Die Sachen entweder zu verkleinern, oder zu ver— größern, zu vervielfältigen, oder zu verringern, Das erfte von Diefer Art war ein Tubus, der wie ein achtefige Prisma gemacht war, welcher, wenn er mit dem Horizonte gleich- Wiſſen⸗ ſchaft der Chineſen. — Catoptrik. gelegt ward, acht verſchiedene Vorſtellungen, und auf eine fo lebhafte Art machte, daß man fie für die Gegenftände felbft würde genommen haben, Diefes, nebſt der mannich— faltigen Malerey, vergnügte den Kaiſer eine lange Zeit, Ihr folgendes Gefchent war gleichfalls ein Tubus, worinnen ein vieleckigt Glas war, Dieß fammelte einige Theile von verfehiedenen Gegenfländen zufammen , um daraus ein Bild zu machen, welches anftatt einer Landſchaft, eines Gehölzes, Heerden Viehes, und hunderterley anderer Sachen, welche in’ dem Gemälde worgeftellet waren , ein Menfchengeficht, einen ganzen Menfchen, oder einige andere Figuren, auf eine fehr deutliche und richtige Art vorftellten, Drittens‘ wiefen fie ihm. eine Röhre, mit einer Lampe darinnen , wovon das Licht durch eine kleine Hole von einer Pfeife Fam, anderen Ende ein Eonverglas war, Wenn man nun einige Eleine Stuͤckchen Glas, Die mit verfchiedenen Figuren bemalt waren, zwiſchen dem Fichte und dem Ölafe bewegte : fo fielen die Figuren auf die gegenüber ftehende Wand, und erfchie- nen enfiweder größer oder Eleiner, nachdem fienahe oder weit abftunden. Diefes wird von dem Erſtaunen, welches es bey denen machet, die es nicht Fennen, die magifche Laterne genannt, Auch die Perſpectivkunſt ward nicht vergeffen. Bruglio gab dem Kaifer drey Zeich- nungen, Die nach den Regeln gemacht waren, und hing drey Eopien Davon in dem Gar- ten der Jeſuiten zu Peking vor jedermanns Augen aus. Die Mandarinen, welche dahin famen, fie zufehen, erftaunten alle, da fie nicht begreifen Fonnten, wie es möglich wäre, daß man aufein glattes Tuch, Säle, Galerien, Spaziergänge, Wege und Straßen vor: ‚ftellen Fonnte, die fo weit giengen, als das Auge fehen fönnte, und das fo nacurlich ‚daß fie den Zuſchauer bey dem erften Anblicke betrögen. | Auch die Statik kam an die Reihe. Sie beſchenkten den Kaiſer mit einer Maſchine, die nur aus vier Rädern mit Zähnen und einem eifernen Handgriffe beftund, vermittelt welcher ein Kind einige faufend Pfund ohne Schwierigkeit aufheben Fonnte, "Was die Hydroſtatik anberraf, fo machten fie für den Kaifer Pumpen, Canäle, Raͤ— der und verfchiedene andere Mafchinen, das Wafler in die Höhe zu heben. Durch eine von diefen Mafchinen leiteten fie das Waſſer aus dem Fluſſe der zehntaufend Duellen in die Sünder, Die zu des Königs Erbtheile gehörten. Grimaldi beſchenkte den Kaiſer Perſpeetiv⸗ bilder; Merfzeuge zur Statik, 7 Pp 3 auch | A) Du Haldens China, I Band auf der aboſten Seite, ! Wiſſen⸗ ſchaft der Chineſen. — Segelnder Wagen. Lufterſchel⸗ nungen und Farben. Thermome⸗ ter. 302 Beirhreibung von China. auch mie einer hydrauliſchen Mafchine von einer neuen Erfindung, worinnen ein beftändig Springwaſſer, oder ein Waflerfall, eine Uhr, Die fehr richtig gieng, die Bewegungen des Himmels und ein ordentlicher Weder war. | Die pnevmatiſchen Werkzeuge erregten die Neubegierde feiner Majeſtaͤt eben fo ſehr. Sie ließen einen Wagen von leichtem Holze ungefähr zivey Fuß lang machen; in der Mitte deſſelben fegten fie ein metallenes Gefäß mit glüenden Kohlen und auf denfelben eine Aeo« lipila ©). Der Wind, welcher aus derfelben herausgieng, ftieß auf eine Eleine Art von Rade, welches wie ein Windmühlenfegel gemacht war, Dieſes Fleine Rad trieb ein ans deres mit einer Achfe, und dadurch wurde der Wagen auf zwo Stunden fang in Lauf ge- bracht: aus Furcht aber es möchte nicht Kaum genug feyn, daß er beftändig vorwärts ges ben konnte, ward er fo eingerichtet, daß er fich mehr in Zirfel bewegen mußte; und diefes auf folgende Art. An die Ychfe der beyden Hinterräder war ein Eleiner Balken befeftiget ; und an dem Ende dieſes Balken gieng eine andere Achfe durch ein anderes Rad, welches etwas größer war, als die andern; und nachdem Diefes Rad näher oder weiter von dem Wagen war, nachdem machte er aud) einen größern oder kleinern Kreis, Eben diefe Er- findung wurde auch bey einem Eleinen Schiffe mic vier Nädern angebracht; die Aeolipila war in der Mitte verborgen, und der Wind, der aus zwo Fleinen Röhrchen gieng, füllte die fleinen Segel an, und machte, Daß es fich eine lange Zeit herum drehte, Wenn fi) etwan ein außerordentliches Suftzeichen, als Mebenfonnen, ein Negenbo- gen, ein King um die Sonne oder den Mond u. ſ. w. am Himmel fehen ließ: fo fehickte der Kaifer fogleich zu den Miffionarien, daß fie ihm die Urfache davon erklären follten. Sie verfertigten einige Bücher von dieſen natürlichen Wundern; und um ihre Erflärungen defto verftändlicher zu machen, erfanden fie eine Maſchine, diefe Erfcheinungen am Hm: mel vorzuftellen. Dieſes war eine Trummel, die von außen fehr enge und an der innern Seite weit war; die innerliche Fläche derfelben ftellte den Himmel vor. Das Licht der Sonne Fam durch eine Eleine Höhlung Binein; und da es Durch ein dreyeckigtes gläfernes Prisma gieng, fo fiel e8 auf einen kleinen polirten Cylinder, wovon es an die Höhlung der Trummel zurück geworfen ward, und dafelbft alle Farben des Regenbogens genau abbil— dee; wobey es zugleich) die Parallel anzeigte, worinnen ſich die Sonne an diefem Tage be: wegte. Bon einem Theile des Eylinders, der ein wenig breit mar, wurde das Bild der Sonne zurüc geworfen; und durch eine andere Brechung oder Zuruͤckwerfung der Stralen, twurde der Ring um die Sonne oder den Mond gezeiger, nebft allen andern Lufterfcheinun- gen, was die himmlifchen Farben betrifft, nachdem das Prisma mehr oder weniger nach dem Eylinder gebracht wurde, < Sie befchenften den Kaifer auch mit Thermomerern, die verſchledenen Grade der Hitze oder Kaͤlte anzuzeigen, Dieſem war ein artig Hygrometer beygefuͤget, die verſchiede⸗ nen Grade der Naͤſſe oder Duͤrre anzugeben. Es war eine Trummel von einem ziemlich großen Durchſchnitte, die an einem dicken Faden von Katzendaͤrmen von gehoͤriger Laͤnge und mit dem Horizonte parallel hing, Die geringfte Veränderung der Luſt, melche den Faden e) Eine Aeolipila bedeutet eine Windfugel. Sie ſchloſſene Luft verdünner, dem Waſſer Raum mas befteht aus einer Kugel vom Erzte oder Kupfer mit chet, welches durch die Nöhre hineindringt, wenn einer langen Röhre, und wird mit Waffer anges man es daran hält, Nenn fie nun angefülfe iff, fuͤllt, wenn die Kugel heiß ift, welches die einger fo wird das Waſſer durch ein ſtarkes Feuer vers - duͤnnt ⸗ XV Buch, IV Capitel. 2.908 Faden entweber zuſammen zog oder verlängerte, machte, daß ſich das Gehäufe zuweilen Arzney⸗ zur Rechten , zuweilen zur Linfen drehte, und auch zur Rechten ober Linken auf dem Um- = ii fange der Trummel einen £leinen Faden einfehrumpfte oder ausdähnte ‚ welcher ein Eleines Ebin⸗ſen. Pendulum zog, daß die verfchiedenen Grade der Feuchtigkeit an ber einen Seite, und an der andern Die Grade der Trockenheit bemerkte, —— * Alle dieſe verſchiedenen Erfindungen des menſchlichen Witzes, die bis dahin den Chi⸗ neſen unbekannt waren, ſchlugen ihren natuͤrlichen Hochmuth etwas nieder, und lehrten fie, feine fo veraͤchtliche Meynung von den Fremden zu hegen, und die Europäer als ihre Meifter anzufeben /), Eh Der I Abſchnitt. Gefchicklichkeit dev Chinefen in der Naturlehre und Arzneykunſt. Naturlehre. Arzueykunſt wird hoch gehalten. Urs ſuche und Arztlohn. Verſchiedene Pulfe. Anz fprünge des Lebens. Theilung des Körpers; zeigen und Eigenfchaften. Pulfe, die den Tod mit einer Laute verglichen. Theile, die dazu ges vorherfagen. WBorherfagungen von deffen Bes ‚bören. Kanäle des Lebens durch den Körper; ſchaffenheit und Schlägen. Nichtige Urteile. wie fie zufammengefeßet und von den Elementen Puls, wie er gefühlt wird. Betruͤgereyen der vegieret werden. Natur des Pulfes. Ganze Quackſalber. Urfache der Krankheiten. Aerzte Arzneykunſt. Art, den Puls zu fühlen; die findand Apotheker. Ein Quackſalber wird ges \ Kranfpeiten werden dadurch entdecket. Ihre ſtraft. Vornehmſtes Mittel Hungern. Lebensart. Arzueyenz vornehmlich Kräuter. Krankende-Art zu ſchroͤpfen. Chineſiſch Kraͤuterbuch. Hi Chineſen treiben die Naturlehre und ſetzen gewiſſe Grundfäge, die Zufammenfügung Naturlehre⸗ der Körper, ihre Eigenfchaften und Wirkungen zu erflären a), Sie haben fehr viel Bücher, die von diefer Wiflenfchaft handeln, worinnen fehr feine Bernunfefchlüffe und Ur- heile von der Eigenfchaft verfchiedener Dinge vorfommen, Die Jerthuͤmer, welche ſich in diefen Werfen finden, rühren mehr. von ihrem wenigen Umgange mit andern Bölfern, als von irgend einem Mangel einer Scharfjinnigfeit und Einficht bey den Verfaſſern ber. Doch dem fey wie ihm wolle, fo haben doch eben dieſe Fehler, wovon ihre Arzneybücher voll find, verhindert, Daß fie nichts fonderliches in der Arzneyfunft gethan haben, wobey ihre wenige Erfahrung in der Zergliederungsfunft, als der andere Grund der Heilungss funft, eine andere Hinderniß iſt. Denn fie willen kaum den Gebrauch der Theile des menfchlichen Körpers, und folglich Eennen fie auch die Urfachen der Krankheit nicht; indem fie ein zweifelhaftes Sehrgebäude von der Bildung der menfchlichen Geftalt Haben 6). Dem ungeachtet ift Doch die Erlernung der Arzneykunſt allezeit von dieſem Wolke ſehr Arzneykunſt hoch geachtet worden; nicht allein, weil fie zur Erhaltung des Lebens nüglich if, fondern wird hoch de⸗ auch , weil fie glauben, es finde fich eine genaue Verbindung zwifchen demfelben und den IT" Bewegungen bes Himmels. Es fanden ſich vordem Eaiferliche Schulen zur Exlernung der- Arzneykunſt. Die Aerzte aber, die igo in dem größten Rufe ftehen, find diejenigen, deren Voreltern Aerzte gewefen, und ihre Wiffenfchaft vom Vater auf den Sohn gebrache haben. Die duͤnnt oder in Luft verwandelt, die alsdann mit a) Le Eomte Nachrichten von China, auf Gewalt durch bie Röhre Heransfährt, ber 213 Seite. b) Dualde, China, i F) Du Halde, China auf der 126 Seite. AN: Tele — nee 9,d,394 ©, 304 Beſchreibung von China. Arʒney⸗ Die Chineſen glauben zwo natuͤrliche Urſpruͤnge des Lebens Many oder die Lebens» kunſt der hitze und In oder Die Brundfeuchtigkeit, deren Hüllen oder Vehicula die tebensgeifter Ebinefen, und das Blut find. Aus diefen beyden Namen und ihren Charakteren haben fie den Na⸗ Urſpruͤnge men und Das Zeichen eines Menfchen gemacht, den fie in ihrer Sprache Jin nennen. des Lebens, Diefe zwo Lebensquellen wohnen nach) ihrer Meynung in allen Theilen des Körpers, um denfelben Bewegung und Stärke zu. geben. Eintheilun⸗ Sie machen deeyerley Eintheilungen des Leibes: 1) m die rechte und linke Seite, gen des Rötz zu einer jeder gehöret ein Auge, ein Arm, eine Hand, eine Schulter, ein Dein und ein, Pr Fuß. 2) In die drey Theile, in den oberften, der ſich vom Kopfe bis auf die Bruft er- firecfet; den mittelften von der Bruft bis an den Nabel, und den unferften von dem Na— bel bis an die Fußſohlen. 3) In die Glieder und das Eingemeide, Die Hauptglieder, worinnen ſich die Grundfeuchtigkeit aufhaͤlt, ſind ſechs; drey an der linken Seite, das Herz, die Leber und eine von den Nieren; drey an der rechten Seite, als die unge, bie Milz und die andere Niere; welche letztere die Thüre des Des bens genannt wird. Die Eingeweide, worinnen fie die Lebenshitze fegen, find gleichfalls fechs an der Zahl, drey an der linken, die kleinen Gedärme oder Das Pericardium, die Oallenblafe und die Harngefaße; drey an der vechten , die großen Gedärme, der Magen und der dritte Theil des Leibes. har Sie erkennen auch ein geroiffes gegenfeitiges Verhäleniß unter den Gliedern und den Eingeweiden, als zwifchen den Fleinen Gedärmen und dem Herzen, der Galfenblafe und der Leber, den Harngefäßen und der Niere an der linken Seite und an der rechten, zwi⸗ ſchen den großen Gedaͤrmen und der $unge, zwiſchen dem Magen und der Milz, dem drit⸗ ten Theile des Leibes und der rechten Niere. Bon diefen Theilen geht Die gebenshige und Grundfeuchtigkeit in alle andere Theile des Körpers, vermittelſt der Sebensgeifter und des A Blutes, deſſen Umlauf ihnen von den älteften Zeiten bekannt geweſen zu ſeyn fheint. wird mit ei⸗ Sie meynen auch, daß der Körper wegen der Nerven, Mufken, Blut und Puls: nerLaute ver⸗ adern, eine Art von einer Laute oder muſtkaliſchem Inſtrumente fey, deſſen Theile ver⸗ glichen. ſchiedene Töne geben, oder beſſer eine gewiſſe Art von einem ihnen Eigenen Temperamente ha⸗ ben, wegen ihrer Geftalt, Lage, undihres mannichfaltigen Gebrauches; und daß die verfchie- ‚denen Pulfe, welche den mannichfaltigen Tönen und Paufen diefer Inſtrumente gleich find, unfehlbare Zeichen abgeben, woraus man von ihrer Beſchaffenheit urthellen Fann, aufeben die Art, als eine Seyte, die an verſchiedenen Orten ſtark oder ſchwach berühret wird, ver fehiedene Töne giebt, und anzeiget, ob fie zu fehlaff oder zu ftraff fen: | Dazugehöri: Nachdem fie diefe zwölf Quellen des Lebens in dem menfchlichen Körper feſtgeſetzet: fü ge Theile. ſuchen fie außerliche Zeichen, woraus die innerlichen Beſchaffenhelten dieſer zwölf Theile zu erkennen find. Sie bilden fich ein, folche in dem Haupte gefunden zu haben, melches der ©iß aller der Sinne ift, welche Die thierifehen Verrichtungen ausmachen; und da fie ein nothwendiges Verhaͤltniß zwiſchen dieſen Sinnen und den gebensquellen ſetzen, fo behaupten fie, es fey zwiſchen der Zunge und dem Herzen, der Naſe und der unge, dem Munde und der Milz, den Ohren und den Nieren, den Augen und der Seber eine Gleichförmigfeit. Sie denken auch), daß fie aus der Gefichtsfarbe, aus den Augen, der Naſe und den Ohren, aus v VBuch. IV 30 aus dem Klange der Stimme und dem Geſchmacke, den die Zunge entweder fuͤhlet oder ver⸗ Arzney⸗ langet, mit Gewißheit von dem Temperamente des Körpers und dem Leben und Tode einer kunſt der kranken Perfon etwas ſchließen Eönnen. — Damit ſich die Grundfeuchtigkeit und Lebenshitze aus ihren obgedachten Quellen den Canale des andern Theilen des Leibes mittheilen koͤnne, ſo haben ſie wolf Wege oder Canaͤle geſetzet. Lebens Sie fagen, durch den einen ‚ Namens Schausfehunzinz tin, gebe die Grundfeuchtigkeit von Dem. Herzen zu den Händen. Durch) eben diefe Gänge leite das Eingeweide, welches mit dem Herzen vereiniger iſt, die Lebenshitze; und dieſer Canal für die Wärme, beißt Schew:tay -yang king. Diefe zweene Urfprünge zufammen, machen eine von den Quel⸗ len des sebens aus. Die Leber fchicker die Grundfeuchtigkeie zu den Füßen durch den Canal So⸗kve⸗in⸗ king: diesebenshige aber wird denfelben durch den Gang So⸗ ſchau⸗ yang⸗ king yon der Gallenblafe zugeführet. Die Nieren ſchicken die Grundfeuchtigkeit durch einen andern Weg, und bie Harngejäße die Lebenshitze. Diefe Canäle erhalten die Gemeinfchafe des Lebens in der linken Seite des Körpers, Auf der rechten Seite leitet die Lunge die Grundfeuchtigkeie zu den Nieren durch den durch den Bang Schewstay: in» king; und die großen Gedärme die Lebenshitze durch den Canal Körper. ‚Scheng-yangsming-fing. Bon der Milz gebt die Grundfeuchtigfeis nach den Füßen durch den Sor-yang-ming-Eing, und die Sebenshige von dem Magen durch So⸗ tay⸗ ins ing. Von Der vechten Niere oder der Thüre des Lebens, gebe die Grundfeuchtigkeit zu den Händen Durch den Schew⸗kve⸗in⸗king, und die Lebenshitze von dem dritten Theile des Seibes zu den Füßen duch) den Schew⸗ſchyau⸗ yang- Fing. Wenn fie diefe Kenntniß von dem Baue des menfchlichen Körpers, welche der alten Zergliederungskunft dev Chinefen gemäß, und wie man fieht, eben nicht ſo gar richtig if, erlanget haben: fo fchreiten fie zu der Kenntniß der Außerlichen Körper, welche eine Ber: änderung in dem menfchlichen Körper machen koͤnnen. 1 Diefe Körper find die Elemente, deren nach) ihrer Meynung fünfe an der Zahl find; Wie ſolcher die Erde, das Metall, Waffer, Luft und Feuer. Aus allen dieſen zufammen befteht der aus den Ele— menfchliche Körper, der auf folche Art eingerichtet iſt, daß ein Element in einigen Theilen Menfen aus mehr herrſchet, als in den andern. Das Feuer hat alfo in dem Herzen und dem vornehm: * gez fien Eingeweide, welches Dicht an demfelben Liege, die Oberhand; und Süden ift der Puͤnct © am Himmel, welcher vornehmlich mit diefen Theilen Gemeinfchaft Bet, weil die Hige da- feibft regieret. Sie beobachten auch dasjenige, was das Herz betrifft, im Sommer, Die und durfte Seber und Gallenblafe werden zu. den Elementen der Luft gerechnet, und bende haben ein vexieret Verhaͤltniß mit Often, welches der. Dre ift, woher die Winde und Begerationen kommen; wies. und die Beſchaffenheit biefer Theite muß im Fruͤhlinge beobachtet werden. Die Mieren und Haengefaͤße gehören zu dem Wafler, und. kommen mit Norden überein; Daher. der Winter die eigentlichſte Zeit iſt ihre Anzeigungen zu beobachten. Die $unge und großen Eingerveide werden von den Metallen vegieret, wie auch von Welten und dem. Herbite, welches Die Zeit iſt, da fie eftvas anzeigen. Die Milz und der Magen haben endlich von der Natur der Erde etwas an ſich / und werden zu der Mitte des Himmels gerechnet, zioi- fehen die vier Hauptgegenden, und ber dritte Monat in jeder Jahreszeit, iſt vornehmlich die Zeit, da fie etwas anzeigen, ‘Die vechte Leber und der dritte Theil Des Kötpers, find dem Feuer und Waffer-unterworfen, und erhalten Die Eindrücke von dem Herzen und den Nie Allgem. Reifebefehr, VI Band. Da “ ten, en Arʒ ney⸗ kunſt der Chineſen. —— —— Natur des Pulſes. Ganze Arze⸗ neykunſt. 26... Zefihreibung von China. von, welche fie allen andern Theilen mittheilen. Sie reden faft auf eben die Ark, wie die europäifchen Aerzte thun, viel von der Uebereinſtimmung diefer Elemente mit dem menfch» lichen Körper, um von denen Krankheiten, die ihm zuftoßen, Rechenfchaft zu geben. Sie wollen aus den verſchiedenen Arten des Pulfes, den guten oder fehlechten Zu- ftand verfihiedener Theile des Körpers unfehlbar, nad) folgenden Orunbfügen entdecken koͤn⸗ nen. Die Bewegung, fagen fie, machet den Puls, und diefe Bewegung wird von dem Zu ⸗ und Abfluffe der sebensgeifter und des Blutes verurſachet, welche Durch die vorgedach⸗ fen zwolf Gänge in alle Theile des Körpers gefuͤhret werden. Ein jedes Ding, das ſich bewegt, ſetzet einen beweglichen Körper in Bewegung; und ein jedes Ding, das bewegt wird, giebt entweder nach, ober wiberfteht. Da nun Das Blut und die gebensgeifter, welche in einer beftändigen Bervegung find, gegen Die Gefäße ftoßen und fie drücken, durch die fie geführet werden: fo muß alfo nothwendig dafelbft- ein Pulsfchlag enrftehen. Durch eine völlige Erkenntniß dieſes Schlagens und Stoßens, wird Die Beſchaffenheit des Koͤr⸗ pers, und wie er von den Elementen geruͤhret wird, entdeckt. Durch dieſes Schlagen kann man auch die Eigenſchaft des Blutes und der Lebensgeiſter erkennen, nebſt dem Ab: gange und Meberfluffe, der fich darinnen ereignen koͤnnte. Und es ift das Amt eines erfahr⸗ nen Arztes, fie zu ihrem gehörigen Maaße zu bringen und einzurichten, Aderlaffen fälle felten unter ihnen vor, ob es ihnen gleich befannt if. Den Gebraud) der Elyftiere lernten fie von den Portugiefen aus Makau. Weil ſolcher aber aus Europa kam: fo nennen fie es das Hilfsmittel der Barbaren, Kurz, ihre ganze mediciniſche Wiſſenſchaft beftehe in der Kenntniß des Pulfes und dem Gebrauche der einfachen Mittel, die fie in geoßem Ueberfluffe Haben, und folche als Specifica in verfchiedenen Krankheiten an preifen., Sie wollen bloß aus dem Pulsfchlage Die Urfache der Krankheit, und in welchem Theile des Körpers fie liege, entdecken koͤnnen. Ihre geſchickten Aerzte fagen auch in der - That alle Zufälle einer Krankheit ziemlich genau vorher; und dieß bat fie vornehmlich in der Art den Puls au befuͤhlen. Dadurch werden die Krankheiten entdeckt. Welt ſo beruͤhmt gemacht. Bey der Bewegung des Pulſes ſind zwey Dinge zu beobachten. Der Ort, wo er gefuͤhlet wird, und feine Dauer. Dieß hat die chineſiſchen Aerzte genö- thiget, die Orrter des Koͤrpers anzuzeigen, wo der Puls kann unterſuchet werden, und die Zeit ſeines Schlagens zu beſtimmen. Wenn fie zu einem Kranken gerufen werben: fo legen fie zuerſt ein Küffen unter fei- nen Arm; darauf legen fie ihre vier Finger auf die Pulsader, zuweilen fanft, zumeilen hart, und nehmen fich lange Zeit, den Schlag zu unterfuchen und ben Fleinften Unterfchied zu be= merken. Nachdem nun die Bewegung fehneller oder langfamer, ftärker oder fchwächer, einförmiger oder unordenelicher ift, nachdem entdecken fie auch die Urfache der Kranfheit; fo daß fie dem Kranken, ohne ihn ein Wort zu fragen, melden, wo ber Schmerz liegt, 5b er in dem Haupte, dem Magen, oder dem Bauche ſtecke; und ob bie $eber oder Die Milz krank fey. Sie fagen ihm auch voraus, wenn fein Kopf werde leichter werden, wen er feine Luſt zu effen wieder befommen, und wenn ihn Die Krankheit verlaffen werde. Aus vielen Benfpielen , welche , dieſes Vorgeben außer Zweifel zu ſetzen, koͤnnten beygebracht werden, erzaͤhlet der Verfaſſer nur eines. Ein Miffionarius wurde in Dem Oefängniffe zu Nanking gefährlich krank. Die Epriften, welche in Gefahr ftunden, ihren irten ) Du Halde, China, im II Bande, a. d. 383 M, © D J ı XV Buch. IV Capitel. 307 ” Hivten zu verlieren, vermochten einen vornehmen Arzt dahin, daß er ihn befuchte. Nach- Arzney⸗ dem er ben Kranken wohl betrachtet, und feinen Puls mic den gewöhnlichen Ceremonien Funft der befühlet hatte: fo gab er ihm fogleich drey Arzeneyen, und befahl ihm, er follte Die eine Chineſen. davon des Morgens, die andere zu Mittage, und die dritte des Abends nehmen. Da “ Kranke war die Nacht darauf viel ſchlimmer; er verlohr die Sprache, und ward für todt gehalten, Allein ven folgenden Morgen war eine fo große Veränderung bey ihm vorge gangen, daß ihn der Arzt, nachdem er feinen Puls gefühlet, verficherte, die Krankheit waͤre gehoben, und er brauchte nur noch eine gewiſſe Diät zu beobachten, bis er ſeine völlige GefundHeit wiedererlangt hätte, welches auch nach diefer Vorſchrift geſchah. Einige Yerzte, wenn fie ihre Kranken befuchen, bringen ihren Stuhl mit, oder Ihre Arze⸗ laſſen fich Durch einen Bedienten, Der ihnen nachtritt, einen Kaften mic verfchiedenen Arz- neyen, neyen nachtragen, welcher in vierzig Fleine Fächerchen abgetheilet, und mit Wurzeln x Kräutern wohl verfehen iſt, die nach) der Beſchaffenheit der Krankheit gegeben wer- , und entweder fchweißtreibend, oder zur Neinigung des Blutes, zur Stärfung des Magens, zur Abtreibung der Dünfte, zur Stopfung des Durchlaufes, oder zu einer ge- linden Deffnung dienlich find. Andere haben feine Käftchen, fondern ſchreiben nur die Arz- ney vor, und laffen ihnen die Freyheit, ob fie folche von ihnen nehmen, oder von den Ma- tevialiften Faufen wollen, melche große Läden mit den koͤſtlichſten Arzeneyen angefüllt haben, Man hat auch Märkte, auf welchen nichts, als Kräuter und Arzeneymittel, verkauft werden. Wenn fie die Gefundheic durch einfache Decocta wieder hergeſtellet, fo bedienen fie vornehmlich ſich, um die Krankheit vollends zu tilgen, ihrer Cordiale, deven fie von allerhand Arten einfache Mit⸗ haben, und die gemeiniglich aus Kräutern, Blättern, Wurzeln, Früchten und trocknen 1 Samen beftehen. Die chinefifchen Aerzte erlauben ihren Kranken, Waſſer zu trinken, es muß aber gekocht ſeyn; und gemeiniglic) verbiethen fie ihnen alfe andere Nahrung. Sie laffen fie auch nicht mehr, als nur fehr wenig effen; ihr Hunger mag auch) nod) fo groß feyn. Die Urfache, die fie davon angeben, ift, der Magen fey, wenn der Körper franf ift, nicht geſchickt, feine Berrichtungen zu thun, woher denn eine fehlechte Verdauung fomme. ü . Einige halten es für fich zu geringe, Arzeney zu geben; und diefe erwarten gemeinig- Beſuche ımd fich mehr für ihre Beſuche, als andere. Viele machen dadurch ihr Glück, daß fie vor⸗ Arstlohn. nehme Diandarinen oder andere reiche Leute curiren, von denen fie außer der Bezahlung für einen jeden Beſuch noch andere anfehnliche Erfenntlichkeiten erhalten. Der Sohn, ven fie für diefe Befuche und für ihre Yrzeneyen fordern, ift fehr mäßig. Nach dem erſten Be⸗ ſuche kommen ſie nie wieder zu dem Kranken, wo ſie nicht geholet werden ſo daß er voͤl⸗ lige Freyheit hat, ſich einen andern Arzt zu wählen, wenn ihm die Arzney nicht gefaͤllt, die ihm der vorige Arzt gegeben bat, welches vielmals gefchieht. Man findet auch eine Art von Duadfalbern 2 welche vorgeben, fie curirten Krankheiten vermittelft einer Menge von Recepten, die fie auflegen, wobey fie ausmachen, man folle fie bezahlen, wofern der Kranke gefund werde c). Nach einem chinefilchen Tractate, die Geheimniffe des Pulfes genannt 4), muͤſſen in Verſchiede— verfihiedenen Krankheiten verfchiedene Pulfe gefühlt werden. Bey den Krankheiten des her Puls. Dg 2 Her⸗ A) Die Ueherſetzung dieſes Traetats iſt in Hal⸗ gerückt. Sie wurde ihm von Harvieu, einem dens Beſchreibung von China im IE Bande ein⸗ Mißionar, aus eben der Geſellſchaft mitgetheilet. 308 — Beſchreibung von China. Arzney⸗ Herzens muß man den Puls an der linken Hand zu Rathe ziehen, wie auch bey den Krank⸗ Eunft Dee heiten der Leber. Man muß ihn aber bey dev Bereinigung des Knoͤchels mit dem Arm- Ebinefen. Enochen unterfuchen. Ber Magenkrankheiten muß man den; Puls an der rechten Hand und „bey denen an, der Lunge Den, Puls in der Junctur an eben der Handerforfchen, Bey Nieren: krankheiten muß man den Puls uͤber der Junctur, da wo fich der Ellbogen ander Hand endige, an.eben der Seite, wo die kranke Niere liegt, unterfuchen. Es find in dem Pulſe wohl taufenderley Veränderungen, nach dem Unterfchiede des Geſchlechts, des Alters, der Größe und den Jahreszeiten; jedes davon hat feinen eigenen Puls. Eben derfelbe Schriftiteller gedenket vielerley Arten des Pulſes, welche er in drey Claſſen eintheilet, da er ſieben in die erſte, acht in die zweyte, und neune in die dritte ſetzet. Von dieſen giebt er die Namen, erklaͤret ihre Natur, und zeiget, was fie andeuten. Un— Ihre Anzei⸗ ter andern bemerket er, der ſuperficielle deute Winde an; der hohle, Mangel des Blur gen. tes; der fehlüpftige, Ueberfluß an Feuchtigkeit; der volle, Hitze; der lang zittern. Müdigkeit; der Furzzitternde, fcharfe Schmerzen; der Überfließende, zu viele SR der kleine, zu viele Kälte; der tiefe, Schmerz von eingefangener Luft oder Unterbrechung ber ebensgeifter; der langfame, eine Art vom Fluffe in der: Bruſt; der febarfe, Un- fruchtbarfeit, oder einen Anfag dazu; dev ſchlaͤfrige, Mangel an innerlicher Hisez der niedrig fliegende, Berftopfungen in den Blutgefäßenz der fanfte oder fluͤßige, freywil⸗ liger Schweiß und ein Anfas zu Schwindfucht; der ſchwache, eine große Abzehrung und innerlicher Schmerz, als in den Beinen; der lange, zeiget an, daß die Lebensgeiſter völ- lig und in guter Ordnung da find; der kurze, Daß fie fehlen oder beunruhiget find; der dünne wie ein Saar, einen Abgang ber Lebensgeiſter; der veränderliche, eine Unord- - nung der Sebensgeifter; der aufgebaltene oder eingefihränfte, übermäßige Hitze; ber leere, Verluſt des Blutes, Furcht und verzucfende Bewegungen; der plögliche oder auffabrende, Unruhe und Wahnſinn; der harte, Verluſt des Samens bey Mannsper- fonen umd des Blutes bey Frauensperfonen. Was die Natur eines jeden Pulfes betrifft; fo erfläret er fie oft auf eine folche Are, welche den Europäern fremd vorkommen muß. 3, €. er faget, ver füperficielle Duls mache eine Empfindung wie das Blatt von einer Fleinen Zwiebel; der fehlüpfrige laſſe fich fo fühlen, als Perlen unter dem Finger; der ſcharfe mache einen Eindruck wie ein Mefler, womit man Bambusrohr fehabet; der bewegliche gebe eine Empfindung, als wenn man Steine im Waffer anfühlte e). Pulfe,die den Meinem Beduͤnken nach finder fich auch etwas phantaftifches oder quackfalberifches in Tod propde: feiner Erklärung von den fieben Pulfen, welche die Tobesgefahr anzeigen, ı) Wenn der EN Puls des Morgens befühler wird, und unter dem Finger wie fochendes Waffer zu heben ſcheint: - fo ift es ein ficheres Zeichen, daß der Kranke nicht lange mehr zu leben habe, 2) Es ift aud) ein Zeichen von einem eben fo nahen Tode, wenn der Puls fo wie ein Fiſch ſchlaͤgt, deſſen Kopf gehalten wird und fich nicht bewegen kann, der mit feinem Schwarze aber fich ungrdentlich bewegt. 3) Wenn der Puls, nachdem er fehr Durtig gefchlagen, auf einmal langſam und fchläfrig wird, fo iſt zwar Todesgefahr Da, aber doch nicht fo nahe. 4) Wenn der Puls wegen der Hartigkeit feiner Schläge gewiſſermaßen einem Steine oder Erdenfloße gleicht, der von einem Armbrufte abgefchoflen worden: fo fehler es der Zunge s ! und e) Du Haldens China, im II Bande, ad. 184 u. f. S. RN Rh, MWCapitel. 309 - und dem Magen an Sebensgeiftern, 5) Wenn der Puls wie die durch eine Ritze berabfal- Arznay⸗ lenden Waſſertropfen ſich anfühlen läßt, und bey feiner Ruckkehr ſich wie ein aufgedrieſelter kunſt F Strick zerfafer: fo find die Gebeine bis aufs Mark ausgetrocknet. 6) Wenn die Dewe- —— gung an dem Ende des Ellbogens an beyden Armen den Spruͤngen eines Froſches der ſich im Unkraute verwickelt hat, oder einer Kroͤte gleicht: ſo iſt der Tod gewiß. 7) Wenn feine Bewegung dem ſchneilen Picken eines Vogels gleicht: fo mangelt es dem Magen an Sebensgeifternz das Herz thut feine Verrichtungen auch nur fhlechtz und das Blut iſt von Eeiner guten Befchaffenheit. Es giebt noch verfchiedene andere Pulsfchläge, welche Gefahr anzeigen und von dem Ueberſetzer beygefügt worden, er In dieſer Schrift wird auch Anweiſung gegeben, wie man den Puls befühlen foll, Prophe— nebft den Anzeigen deflelben in verſchiedenen Krankheiten. Die verfchiedenen Pulſe anden ya Armen, und innerlichen Ihellen, als von dem Herzen, der Leber, Lunge u. ſe w. werden (oft un auch betrachtet, und zulege finder man auch einige Anzeigungen und Prophezeyungen aus dem Gefichte des Kranken und andern Theilen feines Körpers. Der Verfaſſer oder die . Verfaſſer dieſer Schrifts denn es fcheinf eine Sammlung von verfehiedenen zu feyn, ift in feinen Entfiheidungen fehr genau, und beftimme das Schickſal feines Kranken auf wenige Stunden. Er bemerket z. E. wenn der harte Puls, welcher anzeiget, daß die Krankheit in den Mieren ift, eine Bewegung bat, fo wie ein Bogel mit feinem Schnabel hader oder picket: fo wird die Franfe Perfon den folgenden Tag zwifchen Neun und Eilfen des Mor: gens, Eins. und Drey des Mittags, Sieben und Meunen des Abends oder Eins: und Drey des folgenden Morgens, fterben, Sie wollen auch) aus der Zahl der Pulsfihläge ohne Unterbrechung eben fo genau et⸗ und den mas wahrfagen koͤnnen. Es wird gefagt, daß, wenn nad) Anzeige eines alten Buches, Schlägen der Puls nad) vierzig Schlägen hintereinander einen ausläßt, es alsdann einem yon den des Pulſes. edelſten Theilen an Lebensgeiftern fehle, und die Perfon werde nach vier Jahren in dem Fruͤhlinge fterben. Alle Schriftfteller feit der Zeit Fonimen darinnen überein, daß, wenn der Puls funfzig mal ſchlaͤgt, ohne inne zu halten, die Perſon alsdann in vollfommener Gefundheit und guter Leibesbefchaffengeit ift, Fehlet aber nach funfzig Schlägen binter- einander einer, alsdann gebricht es einem von den ebelften Theilen an Sebensgeiftern, und der Tod wird fünf Jahre Danach erfolgen. Fehlet nach dreyßig einer, fo koͤmmt nad drey Jahren der Tod, Wenn der Puls an der linken Hand nach neunzehn Schlägen ſinkt, auffteht und wieder ſinkt; fo iſt die Seber ganz verderbt, und die Mittel find vergebens, Eben das bemerfer man auch yon dem Pulſe an dem Ende des rechten Ellbogens; und wenn er nad) fieben guten Schlägen finft und wieder fine, ohne daß er fich auf eine lange Zeit erhebt, fo hat ver Kranfe nur noch wenig Stunden zu leben, Wenn er nach) zweenen Schlägen ſtocket, fo ſtirbt er — in drey oder vier Tagen; wenn er nach dreyen Schlagen ſtocket, ſo kann er noch ſechs oder ſieben Tage leben; wenn er nad) vieren, ſo lebet er ſchwerlich langer, als fünf Tage, und ſo weiter mit den andern nach Berhältnißf). Dies kann genug ſeyn, dem Leſer einen Begriff von der Lehre der Chineſen von dem Pulſe zu geben. Da fie in jedem Stücke fo umſtaͤndlich find: fo fheinen fie fich ſehr viel Muͤhe gegeben zu haben, ihr Lehrgebäude vollfommen zu machen: allein ihre Erflärungen und Urtheile find fo gezwungen und für fo gewiß angenommen, daß es fiheint, das ganze 243 u Werk H Du »alve, China, auf der 190 md folgenden Seite, Arzʒney⸗ kunſt der Ebinefen. EEE TE Gewiſſe Ur: tbeile, 310 | | Beſchreibung von China. Werk fey mehr eine Frucht von der Erfindung des Arztes, um bie $efer aufzuhalten ‚ als von feiner Erfahrung. Doch wir wollen wieder zu den Anmerkungen der Europäer fommen, Le Comte beobachtet, daß fie bey Befühlung des Pulfes die Hand des Kranfen we nigſtens eine Vierthelſtunde hielten, zumeilen die rechte, zumeilen die linfe, und zumeilen beyde zugleich. Zuletzt fpielen fie den Propheten, als wenn fie begeiftert wären. hr werdet niemals, fagen fie, mit einem Kopfwehe beſchweret, fondern mit einer Wie der Puls befühlet wird. Raͤnke der Quackſalber. Urſachen der Krankheit. Traͤgheit, die euch ſchlaͤfrig gemacht; oder ihr habet auch eure Luſt zum Eſſen verlohren: doch werdet ihr ſolche in dreyen Tagen gewiß wieder bekommen. Dieſen Abend, nach Sonnenuntergange wird euer Kopf freyer werden. Euer Puls zeiget Schmerzen in dem Bauche an, wofern ihr nicht das und das ge⸗ geſſen habet. Dieſe Unpaͤßlichkeit wird fünf Tage dauern, und darnach auf, hören. Diefes wiflen fie, oder propbezeyen es in allen Arten von Krankheiten, wenn fie erfohren find. Sie befühlen den Puls auf eine folhe Art, dag man darüber lachen müßte, wenn man e8 nicht gewohnt wäre, Nachdem fie ihre vier Finger auf die Pulsader gelegt; fo drücken fie ſtark und auf gleiche Are den Arm des Kranken ; darauf laffen fie ftufenweife nach, bis das Blut, welches durch die Preffung gehemmt tworden, feinen natürlichen Lauf wieder erhalten. - Einen Augenblick darnach fangen fie wiederum an, den Arm feft zu druͤ⸗ cken, welches fie eine ziemliche Zeit fortfegen. Wenn diefes geſchehen iſt: fo heben fie ihre Singer einen nach dem andern auf, und laffen fie auch fo wieder fallen, als wenn fie auf einem Claviere oder andern mufifalifchen Inſtrumente fpielen wollten, und berühren Die Ader fanft oder hart, zumeilen langfamer, zuweilen fehneller, fo lange, bis die Pulsader mit des Arztes Anruͤhrungen übereinfimmt, und die Stärke, Schwäche, Unordnung und andere Eigenfchaften des Pulfes offenbar werden. Sie haben in diefem Stuͤcke unſtreitig etwas außerordentliches und auch wunderfames. Dennoch) kann man ſich nicht genug vor ihnen in Acht nehmen; teil fie alle nur erfinnliche Mittel anwenden, fich ingeheim nach des Kranken Umftänden zu erfundigen, ebe fie ihn befuchen; ja fie find fo verfchlagen , daß fie eine Art von Krankheiten erdichten, die fie ihm zutveilen felbft zuzieben. Dem Berfaffer wurde von jemanden, der nach) einem Arzte und Wundarzte gefchicht, daß fie ihm eine Wunde heilen follten, erzaͤhlet, einer davon habe ihm gefagt, Die Krankheit kaͤme von einem kleinen Wurme, der ſich in das Fleiſch geſe⸗ get, und unfehlbar einen Krebs verurſachen wuͤrde, wenn man ihn nicht berausbrächte; er habe hinzugeſetzt, er wäre der einzige in dem ganzen Lande ‚, der dieß Geheimniß hätte, und daß er für eine anfehnliche Belohnung fein Mittel an ihm brauchen wollte. Der Kranfe wurde mit ihm Darüber einig, und bezahlte ihm einen Theil davon voraus. Hierauf Elebte diefer liſtige Betrüger in fein Pflafter einen Fleinen Wurm, den er nach einer Stunde trium- phivend herauszog, als wenn er aus der Wunde ſelbſt gekommen wäre: Sein Gefährte, der bey dieſer Sache nichts gewann, entdeckte folches nachher : allein es war zu fpät, das Geld des Kranken zu retten, Sie find auch gewiſſermaßen überzeugt, daß die meiften Krankheiten von böfen und verberbten Winden entfteben, die fich. in die Muffeln gefchlichen haben, und alle Theile des g) Ar Comtes Nachr. p. China a.d. 215 u. f. ßGS. 6) Ebenderſelhe, a. d. aa u. f. Selte. — XV Buch. IV Capitel. — des Körpers auf eine fehmerzhafte Art berühren. Das ſicherſte Mittel, folche zu zerthei⸗ Arʒney⸗ len, iſt, daß fie an verſchiedenen Orten gluͤende Nadeln oder Feuerknoͤpfchen auflegen. Dieß —— iſt ihr gewoͤhnliches Huͤffsmittel. Als der Veefaſſer uͤber dieſen Gebrauch erſtaunt zu fen _I ſchien: ſo ſagte ein Chineſe zuipm: in Europa brauchen fie wider euch das Schwerdt, womit er auf das Aderlaſſen deutete, und hier martern ſie uns mit dem Feuer. Dieſe Mode wird ſich vermurhlich nicht ändern, weil die Aerzte den Schmerz nicht fühlen, den fie andern erregen, und eben fo gut dafür besahle werden, daß fie uns martern, als wenn fie uns curiven g). Die chinefifchen Aerzte brauchen Feine Apotheker zu Verfertigungen ihrer Arzeneyen, Aerzte find fondern machen fie ſelbſt. Ihre gewöhnlichften Mittel find Pillen, die Schweiß treiben, Apotheker, aber felten einen Stublgang machen. Sie halten es für feltfam, daß die Europäer das vornehmite Stück der Eur folchen Leuten anvertrauen, Die nichts damit zu thun haben, und um die Güte der Arzeney eben nicht befümmert find, wenn fie folche nur zu ihrem Vor— theile loswerden koͤnnen. Allein, es ift noch von einer ärgern Folge, daß in China.einem jeden zugelaffen ift, die Arzneykunſt zu treiben: fo wie andere mechanifche Künfte, ohne Unterfuchung ausgeftanden, oder einen Grad angenommen zu haben. Diefes vermehret die Quackſalber, von denen das gemeine Volk eine große Meynung bat, ob es gleich übel von denfelben bedienet wird, Wenn es aber eine Berrügerey entdeckt: fo weis es ſich auch an ihnen zu rächen. Unſer Schriftfteller erinnere fich, daß ein Einwohner in der Stadt Ein Quad: Suschew-fu, welcher durch Unmiflenheit eines Arztes feine Tochter verlohren hatte, dar- ſalber * über ſo ergrimmt war, daß er ein Blatt drucken ließ, worinnen die ſchlechte Aufführung geſtrofet, des vermeyntlichen Doctors mit verſchiedenen Anmerkungen angezeigt wurde, welche dahin giengen, ihn in uͤbeln Ruf zu bringen, Er ſchlug Abdruͤcke davon an alle öffentliche Oer— ter an, und ließ fie in Die vornehmften Häufer der Stadt austheilen. Dieſe Rache, oder, wie er es nennte, dieſer Eifer für das gemeine Beſte, hatte die Wirkung, die er fid) das von verfprach. Der Arzt verlohr nebft feinem Ruhme alle feine Kunden , und wurde in fo za gefeßet, daß er fich bald nicht mehr im Stande befand , jemanden u tödten A). - t { Navarette faget, es gäbe gute Aerzte in China, welche insgefamme ihre eigenen Apotheker wären, und einige wären fehr erfahren, die Krankheit aus den Pulfen zu erfen- nen. Die meiften aber find bloße Roßärzte, weil fie in der Arzneykunſt weder eraminirt, noch folche zu treiben beftätigt find, indem es einem jeden erlaubt ift, folche zu treiben, wenn er will. Sie laffen niemals zur Aber, geben auch nichts zu breshen 7), verordnen Feine Cly- Vornehmſtes ftiere und Purganzen, Sie wiffennichts von Tränfchen. Ihre größte Cur iſt eine ordene- Huͤlfsmittel liche Diät, welches dem Balen gemäß iſt; denn derſelbe faget, man finde, daß der menfeh- ift ungern. liche Körper öfters durch Ueberfluß, als durch Mangel in Krankheit geriethe, Das erfte, was fie thun, iſt, daß fie verbierhen, Fiſch, Fleiſch und Eyer zu eflen. Sie erlauben Reißbrodt, dünn gefüchten Reiß, einige gefalzene Kräuter, und bey der Genefung gefal- zene Öänfeeyer, wie auch getrocknete und geröftere Salzfifche zu fpeifen. Eben diefes wird auch in Japan, Tongking, Rochinchina und allen andern $ändern, bis nach Indien und in dem Reiche des Mogols beobachtet. Es wird in China fehr wenig de gebraucht, 3) Sm der Neberſetzung ſteht ſchroͤpfen: allein man fieht weiter unten, dag Schröpfen bey ihnen gewoͤhnlich iſt. 912 — Beſchreibung von China. Arzney⸗ gebraucht, ob er gleich daſelbſt fo häufig iſt, daß man für einen halben Neal oder drey kunſt der Pence oder Stüber ein Pfund Faufen Fann. Sie bedienen ſich mehr des Sulin, welches Cbinefen die Europäer Chinawurzel nennen. Are zu ſchroͤ⸗ Sie beſehen niemals des Kranken Harn. Bey einigen leichten Unpaͤßlichkeiten bedie- pen. nrien ſie fich des Köpfefegens, welche Art dem Verfaſſer beffer gefällt, als die in Europa, Ihre Köpfe find von Metalle, gemacht, und haben oben ein Fleines Loch, melches fie mie Wachſe zukleben. Nachdem fie einen Eleinen brennenden Docht auf das Fleiſch gefeger: fo bedecken fie folchen mit dem Schröpffopfe, welcher wohl anzieht, Darauf nehmen fie mie einer Nadel das Wachs von dem Loche weg, da den die Luft herausgeht, und der Kopf ſich von felbft ganz fanft von dem Fleiſche abzieht. Er feger hinzu, es wären dafelbft viele gute Wundärzte, welche ihre Sachen fehr wohl verrichteten , ohne die vielerley Werkzeuge zu haben, die unter den Europäern gebräuchlich find k). Chineſiſches Le Comte berichtet uns, Viſdelou, einer von denen ſechs Jeſuiten, die im Jahre Kraͤuterbuch. 1685 nach China geſchickt worden D), wäre ſehr fleißig, das chineſiſche Kräuterbuch zu überfegen, welches die Kraft und Eigenfchaft aller ihrer mediciniſchen Pflanzen erklärte, Er ſetzet hinzu, eben der Mifftonar, welcher eine vollkommene Wiffenfhaft von Büchern hätte, wäre Willens, eigene Anmerkungen beyzufügen m), Wermuthlich iſt diefes das Pen tſau oder Kräuterbuch, welches du Halde in feiner Befchreibung von China mit ein- gerückt hat, welchem ein Buch von chinefifchen Recepten oder Hülfsmitteln für viele Krank beiten beygefüger ift, Der IV Abfehnite, Geſchmack der Chineſen an der Muſik, Dichtkunſt und Hiftorie, Die chineſiſehe Muſik. Eigenfhafe derfelbens ift. Logik. Ihre Maͤhrchen und Erzaͤhlungen. Ihre ‚ehr unvollkommen. "Akademie wird aufgerich⸗ Schauſpiele und Comodiauten Ible Trauer tet. Chineſiſche Inſtrumente. Europaͤiſche Or⸗ ſpiele. Nachricht von einem. Ihre Hiſtorie. geln. Schlaguhren. Klockenſpiel. Ihre Dicht- Die Materialien dazu. Wovon fie handeln swie funft, Eigenfchaft derfelben. Redekunſt und fie erhalten werden: Cdhinefiſche De Chineſen geben vor, ſie waͤren die erſten Erſinder der Muſik geweſen, und ruͤhmen Muſik. fi), fie haͤtten ſolche vormals zu der hoͤchſten Vollkommenheit gebracht. Wenn aber das, mas fie fagen, wahr feyn füllte: fo muß fie nad) der Zeit ſehr verfhlimmere worden feyn; denn itzo iſt fie fo unvollfommen, daß fie Faum den Namen verdienet. Es ift ge= wiß, daß fie in den vorigen Zeiten in großer Achtung gewefen zu feyn feheint; und Con⸗ fucius felbft unternahm, die dazu gehörigen Regeln in jene Provinz einzuführen, deren Re⸗ gierung ihm anvertrauet wurde. Ihre Geſchichte reden viel von der Wortrefflichkeie ihrer Mufif, und die Chinefen bedauern noch) ißo den Verluft derjenigen alten Bücher ſehr, wel- che von diefer Kunft gehandelt haben. Dem fey aber wie ihm wolle: ſo wird doch itzo die Muſik felten anders, als zu den Schaufpielen, Feſten, Hochzeiten und dergleichen Gele: genheiten gebrauchet. Eigenſchaft Wenn ſie ſingen, ſo erheben ſie ihre Stimme in eine Tertie, eine Quinte und eine derſelben. Octave, und laſſen ſie auch ſo fallen, aber niemals in Semitonia. Auf gleiche Art beſteht auch k) Navarettes Beſchr. von China, a.d. 54 S. 7) Nachmaliger Titularbiſchof von Claudiopolis £ = — 8 8 @) a jan a = Z — Arzne kunſt Chineſ — N⸗ Art zu ſch pfen. Chinefite Kraͤuterb Chineſfiſch Muſik. > Eigenſcha derſelben. * — nat RT XV Buch. IV Gapitel. 313 auch bie Schönheit ihrer Concerte nicht in Der Abwechslung der Stimmen, ‚ober Mannich- Muſik der faltigkeit der Particen, fondern fie fingen alle zufammen einerley Arie, wie es durch ganz Chineſen Afien gebräuchlich ift. Die europäifche Mufif gefällt ihnen noch fo ziemlich wenn nur eine einzige Stimme die Inſtrumente begleitet: allein was Die artigften Stüde in der Mufif betrifft, ich meyne das Untereinanderlaufen verfihledener Stimmen von tiefem und hellem Klange, ſcharfer und gelinder Töne, die Semitonia, Fugen und Syncopen, die find ganz und gar niche nach ihrem Geſchmacke, und feheinen ihnen nur eine vermirrte Unord⸗ nung zu ſeyn · | Sie haben feine Noten, noch einige mufifafifche Zeichen , die Mannichfaltigkeit der Sie Ur ſehe Zöne, das Steigen und Fallen der Stimme, und die andern Veränderungen anzuzeigen, unvollfom: welche die Harmonie ausmachen. Dennoch) aber haben fie gewiſſe Charaktere, welche die men. verſchiedenen Toͤne ausdruͤcken. Ihre Melodeyen, die, wenn fie geſpielt, oder von einer guten Stimme gefungen werden, etwas angenehmes an ſich haben, merden faft ganzlich aus der Hebung und durchs Gehör erlernet; dennoch) machen fie von Zeit zu Zeit einige neue, und der legte Kaifer Rang bi verfertigte felbft einige. In dem Jahre 1679 ließ der Mo- narch die Jeſuiten Grimaldi und Pereira holen, daß fie auf der Orgel und ber Harfe fielen follten, womit fie ihn vordem befchenfe hatten. Erfihien an den europäifchen Arien ein großes Vergnügen zu haben. Darauf befahl er feinen Mufikanten, ein chinefifches Stuͤckchen zu fielen, und er ſpielte felbft ein Inſtrument auf eine angenehme Art. Anter- deffen nahm Pereira feine Schreibtafel Heraus, und fhrieb die Melodie darinnen auf, Nachdem fie nun damit fertig waren: fo wiederholete er fie fo vollkommen, als wenn er fie ſchon lange Zeit vorher gefonnt hätte, Diefes nahm den Kaifer dergeftalt Wunder, daß ers faum glauben konnte. Er ver- wunderte ſich, mie der Miffionar in fo Furzer Zeit eine Arie gelernet hätte, die ihm und feinen Muſikanten nicht wenig Mühe gemacht , und wie er vermöge gewiſſer Charaktere vollfommen Meifter davon geworden. Er Fonnte auch nicht eher befriedigt werben, als bis ex noch ferner einige Verſuche gemacht , und viele unterfchiedene Arien gefungen hatte, die der Jeſuit aufzeichnete, und gleich darauf mit der größten Nichtigkeit wiederholte. Nach der Zeit richtete Diefer Herr eine Afademie für die Muſik auf, die aus allen den- Akademie jenigen beſtund, welche in dieſer Kunſt am geſchickteſten waren; under vertraute die Aufſicht wird aufge> Harüber feinen? dritten Sohne an, welcher ein Gelehrter war , und viel gelefen hatte. Sie Mt ungerfuchten zuerſt alle Die Schriftfteller , welche von dieſer Sache gefhrieben hatten, ließen darauf alle Arten von Inſtrumenten nach der alten Art machen, und nach dem beſtimmten Maaße. Da fie nun ſahen, daß dieſe Inſtrumente mangelhaft waren: ſo wurden ſolche nach den neuern Kegeln verbeſſert, „worauf fie folche in einem Buche von vier Bänden zus ' fanmentrugen, welches den Titel führte: die wahre Lehre des Listi, auf Befehl des Reifers befehrieben. Diefen fügten fie noch den fünften Band bey, welcher die Grund» füge ber europäifchen Muſik enthielt, die von dem Jeſuiten Pereira aufgefegt waren. Die Chinefen haben acht Arten von mufifalifchen Inftrumenten erfunden, von wel- Chineſiſche fehen fie denen, daß fie dev menfhlichen Stimme am nächften kommen. Einige find aus Inſtrumente. Metalle, wie unfere Klocken, andere aus Steine, und eines unter andern hat einige Gleich heit m) Fe Comtes Nachrichten von China, auf der. 220 Seite. Allgem. Reifebefhr. VI Band. —— 314 Beſchreibung von China. Muſik der Chineſen. — — — Eur opaͤlſche Orgel. heit mit unſern Trompeten. Andere ſind mit Fellen gemacht, wie Trummeln, deren ſie verſchiedene Arten haben, und darunter einige ſo groß, daß man eine hölzerne Stuͤtze une terſehen muß, wenn man fie fpielen will, Sie haben auch viele Inſtrumente mit Saiten. Diefe aber find gemeiniglich von Seide, und felten von Därmen. Dergleichen find die Leyern, worauf Die Blinden zu fpielen pflegen, und ihre Geigen, Beyde haben nur drey Saiten, und werden mit einem Bogen geſtrichen. Sie haben aber aud) eines mit fieben Saiten, welches fehr hochgehalten wird, und nicht unangenehm klingt, wenn es von einer geſchickten Hand gefpieler wird, Cs giebt auch noch andere, die aber nur bloß aus Holze gemacht, und ziemlich große Tafeln find, die fie an einander ſchlagen. Die Bonzen bedie- nen ſich eines Eleinen Brettes, welches fie mit vieler Kunſt und nach) einem ordentlichen Zacte berühren. Endlich haben ſie auch Blasinſtrumente, als Flöten, die von zwey- oder dreyerleh Art find, und ein Inſtrument, welches aus verfihiedenen Pfeifen befteht, einige Aehnlichkeit mit unfern Orgein hat, und einen angenehmen Klang giebt. Es iſt aber fehr Elein und wird in der Hand gefragen 2); Weil die obgedachte Drgel, die dem Kaifer gefchenft worden, fehr Flein und in man- chen Stücken fehlerhaft war: fo machte Pereira eine größere, und fegte fie in die Jeſui— terficche zu Peing. Die Neuigkeit und Harmonie diefes Inſtruments ergögte die Chine⸗ ſen ſehr. Worüber. fie aber am meiften erftaunten, war, da fie hörten, daß ſolche von ſelbſt chinefifche und europäifche Melodien fpielte, und zuweilen eine fehr angenehme Mi: ſchung von beyden machte, Schlagnhren. Es iſt bekannt, daß der Jeſuit Ricci ſeine gute Auſnahme an dieſem Hofe einer Klockenſpiel. Schlag⸗ und Repetieruhr zu danken hatte, die er dem Kaiſer ſchenkte; welcher daruͤber ſo vergnuͤgt war, daß er einen prächtigen Thurm bauen ließ, um die Uhr. hinein. zufegen ; und weil die Kaiferinn Mutter eine Uhr von eben der Art. zu haben wünfchte, fo nahm der Kaiſer, der ſolche nicht gern weggeben wollte, zu einer Lift feine Zuflucht... Er befahl, man ſollte fie ihr zeigen, ohne Das Schlagewerf aufzuziehen, damit fie folche wieder zuruͤckſchickte, wenn fie dieſelde nicht nach ihrem Sinne fände. Dieß geſchah auch in der That, Die Miffionarien unterließen nicht, des Kaifers Neigung nach der Zeit zu willfahren, da fie eine große Menge von diefer Art Werken Eommen ließen, Die chriftlichen Fuͤrſten, denen die Bekehrung diefes großen Neichs am Herzen lag, ftunden ihnen mit ihrer Freygebigkeit bey; fo daß des Kaifers Cabinet gar bald mit allerhand Uhren angefüllt war, worunter die meiſten von fehr artiger und fünftticher Arbeit waren. Pereira, der ein ganz befonderes Geſchick zur Mufif hatte, feste oben auf die Jeſui⸗ terficche eine große und prächtige Uhr, Er ließ auch eine Folge von Eleinen mufifalifchen Klocken giegen, und hing fie in einen dazu beftinnmten Thurm. Der Hammer zu einer jeden war an einem eifernen Drate befeftiget, welches ihn zu gehöriger Zeit aufzog und Yoieder fallen Heß. In dem Thurme war auch) eine große Trummel, auf welcher gewiffe chineſiſche Arien mit Kleinen Pflöcken bezeichnet waren. Kurz vor ber Stunde wurde diefe 2. Die claſſiſchen oder canoniſchen Bücher vom erften Range Ihre clagis CD ,ie obgebachten alten claffifhen Bücher der Chinefen.enthalten die Sittenlebre, Geſetze ſchen Bücher. und Geſchichte des Reichs in den aͤlteſten Zeiten. Dieſe werden von ihrer Anzahl. 4 + king oder die fünf Bände genennt, und find in der That ihre heiligen Schriften, die bey ihnen in eben ſolcher Hochachtung und Ehre ftehen, als der Pentateuchus oder das alte Teftament bey den Juden, das neue Teftament bey den Chriften, oder der Koran bey den Muhammedanern. Die andern Bücher, welche das größte Anfehen in China haben, find nur Erklärungen oder Nuslegungen darüber, Die vornehmften darunter, find vor dem Confucius und feinem Schüler Meng ⸗tſe in vier Büchern gefchrieben worden. ‘Die U⸗ king heißen die claffifchen oder canonifchen Bücher vom erften Range; Die Ausle- gungen, die vom andern Range. Das Wort Fing bedeutet eine erhabene, gründliche und unveränderliche Lehre, meil fie auf gewiſſe Grundfäge gebauet iſt. fing Das erfte von den fünf canonifchen Büchern heiße J⸗kingg, oder das Buch der Ver⸗ töandfungen , und ift bloß ſymboliſch. Es befteht in einer Tabelle von vier und fechzig Eharaftern oder Zeichen, welche doppelt find; ein jedes aus: drey Linien, einige ganz, ans dere gebrochen oder getheilet und in eine gleiche Stellung geſetzet. 3. E. eine Figur ber fteht aus drey ganzen Linien; eine andere aus drey zerbrochnen; die drifte aus zwo ganzen und einer zerbrochnen; die vierte aus zwo zerbrochnen und einer ganzen; und fo weiter, um durch ihre verfchiedenen Verbindungen, verfchiedene Sachen ‚oder Borftellungen ausju= druͤcken, welche ihr Erfinder Fo⸗hi, der Stifter der chinefifchen Monarchie Damit ver- r knuͤpfet hat. Diefes find eigentlich mehr roilfführliche Zeichen von Dingen, als Hieroglhh ⸗ phica, und der Urfprung von den chinefifchen Charaftern ; welche durch Vermehrung der Ynzahl der Striche und wenn man ihnen eine größere Abwechfelung von Geftalt und Stel: Iungen giebt, unzählig viele Dinge vorftellen koͤnnen. Fo⸗his feine hingegen, find gar zu fehr eingefehränfe, und koͤnnen nur fehr wenige vorſtellen. ’ wird vom Diefes geheimnißvolle Werk foll, wie man erzähler, den gefchickteften Männern in — er⸗ China bis auf des Confucius Zeiten viel zu thun gemacht haben. Der Kaiſer Ven⸗ 24 vang, der folches zu erflären verfuchte, lebte achtzehnhundert Jahre nach Fo⸗hi. Sein Sohn Chew keng hatte eben das vor: allein beyde Ausleger haben dieſes Raͤthſel Durch eben fo dunfele Raͤthſel noch mehr verwirret. Die deutliche Auslegung diefer ſchweren $i- nien 2) Wenigftens war er fhnrffinnig genug, ihm ſolche Deutung zu geben, und eine Erklärung nach feinen Abfichren davon zu machen. } — —— XV Buch. IV Capitel. — 323 nien ſchien dem obgenannten Weltweiſen vorbehalten zu ſeyn, welcher vierhundert Jahre Claßiſche hernach erſchien, und nicht nur fie, fondern auch die dunfele Auslegung ber beyden Kaifer Bücher der auftöfete. Er machte, daß fie Lehren enthielten, welche theils das Wefen und die Natur Ebinefen. der Dinge, vornehmlich der Elemente und ihre Eigenfehaften, theils auch die Sitten- lehre, und die rechte Regierung des Menfchen betrafen; indem er überzeugt war 7), daß Rh ſymboliſchen Sinien Geheimniffe von großer Wichtigkeit zur Wohlfahrt des Staates enfbielten, Geſchickte Kunſtrichter Halten diefes für die einzigen Auslegungen, welche Confucius und son ans gefchrieben Hat; und feine Schäfer behaupten, er fen mit denfelben fo wenig zufrieden ge dern, weſen, daß er in feinem Alter gewuͤnſchet, noch einige Jahre länger zu leben, Damit er fein Werk in eine neue Form bringen koͤnnte. Bey dem allen aber verdienen die Ausleger eher den Namen der Verfaffer, als Ausleger; denn das A⸗ing ift voller Dunfelheiten und Dinge, die ſchwer zu verftehen find. Mic der Zeit verurfachte Diefe Dunkelheit eine Menge Irrthuͤmer und viel Aberglauben, da fie in die Hände gewiffer Doctoren in den verderb- ten Zeiten fielen, welche den Tert veränderten und verfälfchten, und den Sinn davon auf eitle Vorberfagungen, Weißagungen und magifche Sachen verdrebten: daher Diefe Schrift denn auch das Buch der Loofe genannt worden. Die Gelehrten haben die größte Hochachtung für dieſes Buch), und viele alte Schrift: ftelfer bedauren es fehr, daß man die wirkliche Meynung deifelben verlohren habe, und nur einen Außerlichen 0) Berftand davon behalten, Fohi machte ſich Durch Diefes Buch zum: Fo-his Erz Vater der Wiffenfhaft und guten Kegierung in China, Um diefen Figuren ein größeres dichtung. Anſehen zu ertheilen, gab er vor, er habe ſolche auf dem Ruͤcken eines Drachen geſehen, der aus einem See herausgeſtiegen, und ſeit der Zeit iſt der Drache das Wapen des Kai⸗ ſers geworden. Was aber am meiſten zu dem großen Anſehen des Iting beygetragen, ift erftlich die alte Sage, daß es der allgemeinen Berheerung durchs Feuer entgangen, zu welchem alle andere Schriften von dem Kaifer Tſin⸗ſchi⸗ whang⸗ti, ungefähr zweyhundere Jahre nach dem Confucius und vor Chrifti Geburt, verdammt worden; zum andern die - großen Lobfprüche, welche ihm von den beften Schriftftelfern zu allen Zeiten gegeben worden, als welche vorgeben, es fey voller vortrefflichen, moralifchen und politiſchen $ehrfäße pP), ob fie wohl in der That nichts davon verftehen; und es nichts mehr, als eine Art von Zeich⸗ nung oder ein Verſuch geweſen ſeyn mag, zwo Arten von Linien auf fo viel verfchiedene Ar- ten zu ftellen,, als es möglich feyn würde, Das zweyte von den fünf canonifchen Büchern beißt Schusking fonft, Schang, Dis Schw ſchu, das ift, das Buch, das von alten Zeiten redet. Es iſt he fing. [et , wovon die beyden erſten die merfiwäkdigften Begebenheiten unter den Regierungen der alten Kaifer Yan, Schun und Pur enthalten, welche als die Gefeßgeber und Helden der chineſiſchen Nation angefehen werden. Nu ſtiftete die erfte Dynaftie von ya zweytau⸗ ſend zweyhundert und ſieben Jahre vor Chriſti Geburt, welche vier hundert acht und funfzig Jahre dauerte. Der dritte Theil enthaͤlt die Begebenheiten unter der zweyten kaiſerlichen Familie, welche in Ching⸗ tang tauſend ſiebenhundert und ſechs und ſiebenzig Jahr vor der chriſtlichen Zeitrechnung anfing und ſechshundert Sabre dauerte, In demſelben werden 98 2 bie: 0) Er Hätte ſagen innen, eine’ eingebildete. p) Du Haldens China, im I Bande, anf der 399 and felgenden Seite, Claßiſche Buͤcher der Chineſen. EEE Das Scis king. Das Chun tſyu. 324 Beſchreibung von China. die weiſen Verordnungen dieſes Kaiſers nebſt den ſchoͤnen Lehren des Staatsbedienten Tſong whey, und den heilſamen Einrichtungen des Fuywe, eines andern Kolaus, erzaͤhlet. Der Kaiſer Kau⸗tſong, welcher dieſen Mann im Traume geſehen hatte, ließ ihn auffu- chen, und er wurde unter einer Geſellſchaft Mäurer gefunden, ' Die drey legten Theile des Schu⸗king enthalten die Gefchichte der Dritten Familie, welche von Vu⸗vang faufend einhundert zwey und zwanzig Jahre vor Chrifti Geburt ger ftiftet worden, und achthundert drey und fiebenzig Jahre gewaͤhret hat, _ Es find viel vor— treffliche Sehrfäge und Einrichtungen zum gemeinen Beften mit eingemifcht, Du Aalde bat einige Yuszüge aus dieſem Buche mit beygebracht, welche der Jeſuit Premara ge: macht hat q). | Das dritte canonifche Buch vom erften Range heißt Schi:king, und befteht aus Den, Liedern und Berfen r), die unfer der dritten Familie verfertiget worden, worinnen die Sitten, Gebräuche und Grundregeln der. Eleinen Könige befchrieben werden, welche un- ter dem Kaifer ftehen. Confucius giebt diefem Buche große Sobfprüche, und faget, bie Lehre, welche es enthielt, ſey fehr rein und heilig. Weil aber einige Stuͤcke darinnen aus: ſchweifend und gotelos find: fo haben einige Ausleger geargwohner, es wären folche unter die andern mit eingefchoben, Diefe poetifchen Auffäge, deren Schreibart wegen ihres la- Eonifchen Ausdruckes und der vielen alten Sprüchwörter fehr dunkel ift, koͤnnen in fünfver- fihiedene Arten abgerheilee werden. - Die erfte enthält Lobſpruͤche auf Perfonen, die wegen ihrer Tugenden und GefchicklichEeiten berühmt find, nebft vielen ehren, die an den Feyer- tagen, bey dem Opfer, den $Seichendienften und Ceremonien gefungen zu werden pflegten, die den Vorfahren zu Ehren eingeführet worden. Der zweyte enthält die in dem Reiche angenommenen Gebräuche in einer Art von Roman, welche von Privatperfonen verfertiget worden, und nicht gefungen, fondern dem Kaifer und feinen Staarsbedienten vorgelefen wird, deren Gebrechen ſowohl, als die Fehler des Volks freymüthig getadelt werden. Der dritte heißt Gleichniß, weil affes darinnen unter Gleichniſſen und Bergleichungen vorge: ' fragen wird, Die Art in dem vierten erhebt fich zu dem Erhabenen; weil die Oben gemei- niglich mit gersiffen Eühnen Zügen anfangen, die ins Wunderfame fallen, und das Gemürh des Sefers vorbereiten, auf das Folgende aufmerkfam zu feyn. Der fünfte begreift dieje— nigen Verſe, welche verdächtig find und von dem Confucius- für apokryphiſch gehalten werden. Du Aalde hat. einige Oden mit eingerückt, welche der obgedachte Miffionar überfegt hat s). Das Chunstfpu, oder vierte canonifche Buch vom erſten Range ward nicht eher in den Rang der King mit gefeger, al unter der Negierung der Dynaftie Yan. Es wurde zu des Confucius Zeiten gefchrieben, und ift folglich viel geringer, als die drey andern. Einige machen diefen Philofophen zu deffen Verfaſſer, die meiften aber verwerfen dieſe Meynung, Diele meynen, es enthalte die Öefhichte des Königreichs Au, igo die Pro- win; Schanstong, wo Confucius gebohren worden. Andere behaupten, es fey eine Furze Borftellung von dem, was in den verſchiedenen Koͤnigreichen vorgefallen, worein China getheilt gewefen, ehe es von Tſin⸗ſchi⸗ whang⸗ti vereinigt worden, Diefer Urfache | wegen 7) Eben derfelbe anf der 400 Seite, 5) DuHalde am angef; Orte, auf der 4og Seite. ‚r) Shi heißt Berfe, - 2) Died koͤmmt mie dem neun und vierziaften Jahre * — XV Buch, IV Capitel. a wegen haben es einige gelehrte Männer in die zweyte Claſſe der canonifchen Bücher hinab Claßiſche fegen wollen. Dem ungeachtet Halten es doch die Chineſen ſehr hoch und find ſehr darin- — * nen verliebt. In dieſem Buche werden die Thaten vieler Fuͤrſten mit ihren Tugenden und Laſtern beſchrieben. Es werden auch die darauf erfolgten Belohnungen und Strafen als in einem Spiegel vorgeſtellet. Die Geſchichte fängt mit In⸗kong 2) an, welcher das Königreich Zu beherrſchet, und endiget ſich mit Ngay⸗kindg, dem zwölften Zürften , welches eine Zeit von zweyhundert ein und vierzig Jahren unter zehn Koͤnigen iſt. Dieſes Buch heißt der Fruͤhling und Herbſt, um dadurch den blühenden Zuſtand eines Reichs unter einem tu⸗ gendhaften Fürften, und deffen Abnahme unter einem lafterbaften anzudeuten. Ko⸗ſchi, ein Schüler des Confucius, bat eine gelebrte Auslegung über diefes Werf gefchrieben, und folhe Due yır oder Regierungsregeln betitelt. —R Das Liki oder Berzeichniß der Geſetze, Pflichten und Ceremonien des buͤrgerlichen Sebens, iſt das fünfte canoniſche Buch, und enchält zwölf Bücher, welche Confucius aus den verfchiebenen Werfen der Alten genommen hat. Man glaube, der. vornehmſte Ver⸗ faffer befetben fey Chew⸗kong, des bereits erräßnten Kaifers Vu⸗vang Bruder. Es egreift auch die Werfe von verfchiedenen Schülern dieſes Weltweifen, und von noch neu- ern Schriftftellern,, Die weft"geringer find. _ Es werden darinnen ſowohl die heiligen als weltlichen Gebräuche und Ceremonien, nebft den Gebräuchen von allerhand Are, welche vornehmlich zu den Zeiten der drey erften Dynaftien des Hya, Schang und Chew, im Gange waren, vorgeftellet. Es handelt auch von den Pflichten der Kinder gegen ihre cher dee ti, Eltern, der Frauen gegen ihre Männer, von den Regeln der wahren Freundfchaft, von den Höflichkeiten und Gaftereyen, ‚von der Gaſtfreyheit, Seichenbegängniffen, Kriege, Mu- ſik und vielen andern zur Erhaltung der Geſellſchaft dienlihen Dingen, Weil aber drey- hundert Sabre nachher, da diefe Sammlung vom Confucius gemacht worden, alle Ab: ſchriften davon auf ‘Befehl des ſchon gedachten Tſin⸗ ſchi⸗whangs verbrannt worden, und man nicht mehr als einige wenige Blätter, die den Flammen entgangen, und dasjenige, was alte Leute davon auswendig behalten, zufammen bringen Eonnte: fo murhmaßet man, es fen viel untergefchobenes mit eingemifcht. Außerdem finder man auc)viele Gebräuche darinnen, bie igo nicht angenommen find. Dieſerwegen geftehen die Chinefen, man müffe es mit vieler Vorſicht lefen =). | < heil | 3. Die claffifchen oder canonifchen Bücher vom zwepten Range, Das Tay hyo. Das Ching yong. Das Lun yu. Das Mengtfe. Das Hyau king. Das Syau hyo. De canoniſchen Buͤcher vom zweyten Range ſind eigentlich viere; welche Confucius oder feine Schüler verfertiget haben. Es werden aber noch zweye hinzugethan, die faft von gleichem Werthe mit den andern gehalten werden. Noel der jeſuitiſche Miſſio⸗ nar, welcher wegen ſeiner aſtronomiſchen und andern Beobachtungen von China und In⸗ dien beruͤhmt iſt, machte eine lateiniſche Ueberſetzung von dieſen Büchern, die zu Prag ı7uı ge: druckt worden, aus welchen du Halde Yuszüge gemacht , deren an ihrem gehörigen Orte ger dacht werden wird. | Ss 3 Das Jahre des Kaifırs Ping vang, des dreygehnten - =) Du Zaldens China, a.d. 414 u. f. S. Le von dem Haufe Chew überein. Comte Nachrichten von China, a. d.190 u.f. S. - Elaffifcbe 326 Beſchreibung von China. Das erſte Buch vom dem zweyten Range iſt das Tayıbyo, ober die große Wiſſen⸗ Bücher der ſchaft; weil es zum Unterrichte für Fürften und Edle, wie fie wohl regieren follen, be— Ebinefen, —— —— Das Tay⸗ hyo. Das Chong⸗ yong. Das Lunu. ſich ſelbſt Schaden, und dem Reiche Unrecht; es iſt Feine andere dehre wahr, als die ſie ſtimmt iſt. Confucius iſt der Verfaſſer, und fein Schuͤler Tſong⸗tſe der Ausleger. Er Handelt zuerſt von der Sorgfalt, die fie anwenden follen, ſich ſelbſt zu vegieren, Damit fie bernach fähig feyn Fönnen, andere zu regieren; und wie fie ſtets bey dem hoͤchſten Gute bebarren follen, welches nach feiner Meynung nichts anders if, als die Mebereinftimmung ihrer Handlungen mit der gefunden Vernunft, Damit es ihnen hierinnen glücken möge: fo faget Confucius, es fey nöthig, daß man die Beſchaffenheit der Dinge wohl unter: fuche, und fich bemühe , eine wahre Kenntniß von dem Guten und Boͤſen zu erlangen, den Willen fo zu lenken, daß er diefes Gute Liebe ‚ und Das Böfe haffe; die Aufrichtigkeit des Herzens zu erhalten, und ſeine Sitten wohl einzurichten. Wenn ein Menſch alſo erneuert iſt; ſo wird er keine Schwierigkeit finden auch andere zu erneuern, und der Friede wird bald ſowohl in dem Reiche als in den Familien blühen. Der Lehrer Tfong erklaͤret diefes in zehn Capiteln, um feines Meifters Lehre weiter auszuführen. Das ziweyte Buch heißt Chong⸗ yong, oder die unveränderliche Mittelſtraße; und handelt von der Mittelftroße, ielche in allen Dingen muß beobachtet werden; und daß vornehmlich Diejenigen, denen Die Regierung der Völker anvertrauer worden, folcher folgen, und das Mittel Halten müffen, als worinnen, tie er ſaget, die Tugend beftehe, Diefes Buch ifk in drey und dreyßig Artikel getheilet, in welchen er behauptet, das Gefes des Himmels fey dem Menfchen ins Herz geprägt, und das Licht der Bernunft fey der Fuͤh⸗ ter, dem er folgen müffe. Er beklaget den unglücklichen Zuftand der Menfchen , worun: er ſo wenige dieſe Mittelſtraße gehen; und erklaͤret, welches das Mittel einiger Tugenden iſt. Er zeiget, daß dieſe Wiſſenſchaft in dem Nachdenken ſchwer, aber in der Ausuͤbung leicht iſt, und daß fie ſich auf Die gemeinſten Handlungen des Lebens erſtrecket. Er bekraͤf⸗ tiget ſeine Lehre durch die Beyſpiele der Fuͤrſten, welche dieſe Mittelſtraße beobachtet, und zeiget, was fuͤr große Vortheile daher entſpringen. Zuletzt zeiget er, daß es, um dieſe Vollkommenheit zu erlangen, eben nicht nöthig fey, eine hoͤchſt ſtrenge Sebensart zu führen und fehwere Dinge zu unternehmen, fondern es ſchon genug fey, wenn man fi) bloß Dee fleißige, der Tugend nachzuftreben. Lun⸗yu, oder das Buch der Spruͤche, iſt das dritte von dieſem zweyten Range, und in zwanzig Artikel getheilet. Zehne davon enthalten Nachrichten vom Confucius, die feine Schüler gegeben haben; die zehn andern beftehen bloß aus Fragen, Antworten und Sprüchen des Weltweifen oder feiner Schuler, von den Tugenden, guten Werfen und der Kunft zu regieren. Diefe Sammlung ift voller fo fhönen Grundregeln und Sitten: fprüche, als irgend diejenigen feyn mögen, die man den fieben Weifen in Griechenland zu« gefchrieben hat. Unter andern fager er, es fey unmöglich, daß ein Schmeichler tugend⸗ haft ſeyn koͤnne; ein weiſer Mann ſolle ſich nicht Harıber kraͤnken, daß er den Menſchen gar zu wenig bekannt ſey, ſondern daß ſie ihm nicht genug bekannt ſind. Wer ſchaͤdliche Secken billiget, dergleichen die Ho⸗ſchang und Tanz tſe⸗Bonzen find x), der thur von *) Diefe Serten waren erſt einige Jahrhunderte fie Eönnen aber von dem Confucius vermurhlich nad) dem Eonfucius in China; vielleiht find fie nicht gemeynet fern, als eine Erläuterung vondem Miſſlonar beygefüge: TEEN Buch, IV Capitel. 327 von den alten Weiſen empfangen, ‚welche fie lehren der gefunden Vernunft folgen. Der Claſſ iſche Weiſe bat nur die Schönheit der Tugend vor Augen, und der Narr denkt an nichts anders, Bücher der als an die Bequemlichkeiten und Wollüfte des $ebens. Du Halde hat verfchiedene Aus. — zuͤge aus dieſem Buche gegeben, Das vierte Buch Heißt Meng⸗tſe, oder das Buch des Doctor Meng, ben Die Das Menge Europäer Wencius nennen, Er war mit den Königen von Lu verwandt, und ein Schi- fee ler des Tfezfe, eines Enfels des Confucius, deſſen Sinn und Nachdruc er unter allen Anhängern diefes Philoſophen am beften vorftellte. Sein Wert ift in ʒweene Theile gethei⸗ let; der erſte enthält fechs Capitel, der andere acht ‚ und handelt faft durchgängig von einer guten Regierung, Weil Damals das ganze Reich in einem bürgerlichen Kriege verwickelt war; ſo bewies er, daß Friede und Ruhe nicht durch die Stärke der Waffen, fondern durch Erempel der Tugend wieder hergeſtellet werden müßten. Diefe Abhandlungen find als Gefpräche und Unterredungen abgefaffet, die er entweder mit feinen Schülern, oder mit Fürften gehalten; und, um dasjenige, was er vorbringt, zu erläutern, bedienet er ſich Gleichniſſe, nach der alten Gewohnheit, Du Halde bat einen Auszug aus dem ganzen Weorke eingerücfer, — 5 Das fünfte Buch ift betitele Hyau⸗ king, oder von der Eindlichen Ehrfurcht. Das Hyan⸗ Es ift ein Fleines Buch, und enthält bloß des Confucius Antworten ‚ die er feinem Schü- fing. Ter Tfeng, von den Pflichten der Kinder gegen ihre Eltern, ertheilet, welche ex als den Grund einer weifen Regierung des Reichs anfieht. In diefer Schrift alfo iſt die Eindfiche Pfücht auf das hoͤchſte getrieben. Keine Tugend wird für fo erhaben und nothwendig aus⸗ gegeben, als der Gehorfam eines Sohnes; und fein Safter ift fo abfcheulich und verdamm⸗ lich, als der Findliche Ungehorfam, Die Fürften find dazu eben fo gut verbunden, als die geringfter im Bolfe> und man hält dafuͤr, dag Diejenigen zu der Vollkommenheit der Tu⸗ gend gelanget find, welche durch ihr Beyfpiel die Eindliche Siebe und Ehrfurcht fortgepflan⸗ zet haben, Dennoch aber giebt man zu, Daß weder ein Sohn feinem Vater, noch ein Be— dienter dem Fürften gehorchen folle, wofern fie etwas beföblen, welches wider die Gerech⸗ tigkeit oder die guten Sitten liefe, ; ra : Das fechfte und legte claffifche Buch heißt Syau⸗ hyo, oder die Schule der Rins Das Syau⸗ der. Chu⸗hi, ein Doctor unter der Familie Song um das Jahr Chriſti 1150, bat. Bye. es verfertiget. Es ift eine Sammlung ſowohl von alten als neuen Grundregeln und Exem⸗ pen, und in Capitel und Abfäge getheilet. Es handele infonderheit von den öffentlichen Schulen, von der Ehre, die den Eltern, Königen, obrigkeitlichen und alten Perfonen ge - bühret; von den Pflichten der Männer und Weiber; von der Art, wie man fein Herz, feine Geberden des Seibes, fein Effen und Trinken und feine Kleidung einrichten folle, Die Abſicht des Berfaffers ift geweſen, die Jugend zu unterrichten, und ihre Sitten zu verbeffern, Du Halde hat einen Auszug von denen Regeln gegeben, die von den Sammlern hinzu ge: than worden, und in ben alten Büchern nicht vorfommen I): x > 4. Leben ) Du Haldens China, Theil nach ber deutſchen Ueberſetzung auf der 422 u. f. Steige, N \ \ 328 Beſchreibung von China. ' | Leben des 4 Beben des großen chinefifchen WDeleweifen Kong⸗fu⸗tſe, Confucius: oder Confucius. u Wenn er geboßren worden. Vorftellung von Gott, Beſcheidenheit. Gefaͤhrlicher Irrthum. Seine Seine Eltern; feine Studien; feine Verheira- letzte Krankheit und fein Tod, Sein Begraͤb⸗ thung. Er denkt auf eine Verbeſſerung. Seine niß. Seine Perſon. Seine Sittenlehre iſt Befoͤrderungen; er danket ab; hat ſehr viele vortrefflich. Ehre, die ihm erzeigt wird. Saͤle Schäfer. Seine Neigung zur Tugend. Sein und Feſte für ihm. Ceremonie, ihm zu opfern. Muth und feine Standhaftigkeit. Seine große Des Kaifers Opfer. Henn er ges Confucius A) war in einem Flecken b) des Königreichs Lu oder der heutigen Provinz bohren wor⸗ Schanztong, in dem ein und zwanzigſten Jahre des Ling-vang, des drey und den, zwanzigften Kaifers aus. dem Haufe Chewo, fünfhundert und ein und funfzig Jahre vor Chrifti Geburt, und zwey Jahre vor dem Abfterben. des Thales, eines von den fieben griechifchen Weifen, gebohren. Er lebte mit dem berühmten Pythagoras c) zu einerley Zeit, und noch efivas früher, als Sokrates. Confucius bat aber vor diefen dreyen den Vorzug gehabt, daß fein Ruhm mit den Jahren gewachfen, und noch ißo in dem groͤß⸗ ten Reiche der Welt befteht, welhes glauber, daß es ihm feine Dauer und feinen Glanz “u danken habe, FL, Vorſtellung Dieſer weiſe Philoſoph mar nicht befliſſen, die unerforſchlichen Geheimniſſe vom Ur- von Gott. ſprunge der Welt aufzuſuchen, wie Thales; noch die Beſchaffenheit der kuͤnftigen Beloh⸗ nungen und Strafen zu beſtimmen, wie Pythagoras; ſondern begnuͤgte ſich nur, von dem hoͤchſten Weſen aller Dinge zu reden; eine Ehrerbiethung, Furcht und Dankbarkeit gegen ihn beyzubringen; zu lehren, daß nichts, und auch ſelbſt die geheimſten Gedanken nicht, ihm verborgen blieben, daß es Die Tugend nicht ohne Belohnung, und das Laſter nicht ohne Strafe ließe, ber gegenwärtige Zufkand von beyden möchte auch feyn, wie er wollte. Diefe Grundwahrheiten find in feinen Werfen ausgebreiter, und auf folche bemühte er fich, eine Verbeſſerung der Eitten zu bauen. SeineEltern, Confucius war nur drey Jahre alt, als er feinen Vater Scho⸗lyang⸗ he verlohr, welcher in feinem drey und fiebenzigften Jahre ſtarb. Diefer alte Mann genoß die höchften Bedienungen in dem Königreihe Song: er hinterließ aber feinem Sohne fein anderes Erbtheil, als die Ehre, daß er von Ti⸗ye, dem fieben und zwanzigften Kaifer aus der ziweyten Familie Shang, abſtammte. Seine Mutter, Namens Sching, welche ihr Gefchlecht von der berühmten Familie Nen Herleitete „ lebte nach dem Tode ihres Eheherrn noch ein und zwanzig Sahre, Seine Stur In feinen zarteften Jahren fand man an ihn fehon die Weisheit eines vernünftigen bien. Mannes. Spiel und Findifcher Zeitvertreib geflelen ihm nicht. in ernfthaftes, befchei- venes und geſetztes Wefen gewannen ihm bey alfen genjenigen eine Hochachtung, die ihn Eannten. Kaum hatte er fein funfzehntes Jahr erreicht, fo legte er fich ernftlich auf die Verheire: Erlernung der alten Bücher. In dem neunzehnten Jahre verheivathete er fich, und hatte thung. nur eine Frau. Von Diefer hatte er einen Sohn, Pe⸗yu genannt, welcher in feinem fumf- zigften Jahre ſtarb, und einen Erben hinterließ, Namens Tfirztfe. Weil folcher in die - Fußſtapfen feines Großvaters trat : fo erhielt er durch feine Verdienſte die vornehmften Be— dienungen im Reiche. Als a) Dieß iſt eine Verfaͤlſchung von ſeinem wah⸗4) Der Verfaſſer hätte auch hinzuſetzen können, ren Namen Kong: fu⸗ tfe. and mit Solon, dem berühmten Philoſophen und 6) Ryo⸗few⸗hyen genannt. , Geſetzgeber. nn ——— — * XV Bu. IV Capitel. 329 As Confucius zu mehrern Jahren gekommen war, und glaubte, er haͤtte in der Leben des Kenntniß der Alterthuͤmer etwas gethan: fo nahm er fid) vor, in Den verfchiedenen Fleinen Eonfucius Königreichen, aus welchen damals das Reich beftund, eine weife Negierungsform wiederum Er denkt einzuführen, und dadurch eine Berbefferung der Sitten zuwege zu bringen. Denn damals eine Verden war jede Provinz ein befonderes Königreich, hatte ihre eigenen Öefege, und wurde von ferung, ihrem eigenen Fürften regieret, welcher die Steuern einnahm und Schagungen auflegte, Würden und Bedienungen ertheilte, Krieg anfündigte, wenn er es für rathſam hielt; und ob fie gleich unter dem Kaifer ftunden, ihm dennoch oftmals durch-ihre Macht furchtbar wurden. Weil Ehrgeiz, Woltuft und Schmwelgerey an allen diefen Eleinen Höfen die Ober: hand harten: fo unterfing ſich Confircius, diefe Laſter zu verbannen, und durch fein Sehren und Erempel die gegenfeitigen Tugenden an ihrer Statt einzuführen. Seine Aufrichtigfeit,, feine große Wiffenfchaft , und der Glanz feiner Tugenden mach⸗ Seine Be- ten ihn gar bald befannt, und es wurden ihm verfchiedene obrigfeitliche Bedienungen an- Förderungen, getragen , die ev annahm, bloß Damit er feine Lehre ausbreiten, und die Menfchen befiern koͤnnte. Als er fah, daß es ihm niche fo glückte, als er gehofft hatte: fo legte er feine Be- dienungen nieder, um ein gelehriger Volk zu fuchen. Hiervon legte er viele Proben ab, vornehmlich in dem fünf und funfzigften Jahre feines Alters. Denn da er in feinem Ba: terfande, dem Königreiche Lu, zu den höchften Eprenftellen erhoben worden: fo wurden in weniger denn, drey Monaten, der König, die Großen und das Bolf ganz anders, als fie vorher geweſen. Dieſe plögliche Veränderung beunruhigte die benachbarten Fuͤrſten, welche befürchteten, der König von Lu würde gar zu mächtig werden, wenn er fortführe den Rathſchlaͤgen eines fo weiſen Mannes zu folgen. Es wurde alfo, auf den Rath des Königes von Tſi, befchloffen, dem Könige von Lu und den vornehmen Herren feines Ho⸗ fes, unter dem Borwande einer Gefandefhaft, ein Geſchenk von einer anfehnlichen Anzahl fehöner Mägdchen zu ſchicken, welche im Singen und Tanzen erzogen worden d), und alle erforderliche Reizungen hatten, das Herz zu feſſeln. Diefe &ift gieng gut von fatten; denn das Gefchenf wurde mit Vergnügen aufgenommen, und nunmehr machten die Staatsge: fhäffte den Luſtbarkeiten Platz. Confucius bemühte fih, durd) feine Borftellungen den verführten Prinzen zu feiner Vernunft zurück zu bringen. Da er aber fab, daß folches nur & danfee vergebens war: fo legte er eine Bedienung nieder, die dem Volke nichts mehr nuͤtzen Eonnte, db. und verließ den Hof. . . Bon bier gieng er durch die Königreiche Tfi, Ghey und Tfir, aber ohne Seuche, - Die Strenge feiner Sittenlehren machte, daß man fich vor feiner Staatsfunft fürchtere, So wollten auch die Staatsleute in diefen Reichen nicht gern einen Mann um ſich fehen, der fie leicht um alle ihr Anfehen bringen konnte. Indem er elfo von einem Sande zum an- dern zog: fo Fam er endlic) in das Königreich Shiny, wo er in die größte Armuth gerieth, ohne daß er ſeine Hoheit der Seele und gewoͤhnliche Standhaftigkeit fahren ließ. Er hatte die Regeln und Exempel des PVau, Shun, Yu, Ching⸗ tang und Ven⸗vang ſo oft im Munde, daß dieſe Helden des Alterthums in ihm wieder aufgelebe zu ſeyn fchienen, Daher iſt es nicht zu verwundern, daß er eine folhe Anzahl Schüler gehabt hat, weiche Hat ſehr vie. hm unverbrüchlich anhingen; denn fie rechnen ihrer dreytauſend, von welchen fünfhundere le Schäter, Die 4) Es handeln Leute in verſchiedenen Städten damit, befonders zu Yang⸗chew. Siehe oben a. d. 48. Allgem, Beifebefchr, VI Band, 3 Tt 330 er Beſchreibung von China. Lebendes die höchften Aemter in verſchiedenen Königreichen ruͤhmlichſt verwaltet; und unter diefen Lonfucius, waren zwey und fiebenzig, Die fich wegen ihrer Ausübung der Tugend noch mehr, als Die andern, hervorgethan hatten. Sein Eifer brachte ihm fogar die Begierde bey, über See zu gehen, und feine Lehre in den entfernteften Gegenden auszubreiten. Er theilte feine Schüler in vier verfchiedene Elaffen. Die erfte beftund aus denjeni« gen, welche ihren Berftand durch Nachdenken beffern, und ihr Herz Durch die Sorgfalt, Tugenden zwerlangen, reinigen follten, Die vornehmften darunter waren Meng⸗tſe⸗kyen, Jen⸗ pe⸗ myew, Schunzkong und Nen⸗ ywen. Diefer legte ftarb in feinem ein und dreyßigſten Jahre, zu großer Betruͤbniß feines Lehrers. Die zweyte Claſſe beftund aus denjenigen, die fich befliffen, vichtig zu urtheilen, „und ſowohl überzeugende als zierliche Re— den zu verfertigen. Tſay⸗ngo und Tſu⸗ kong wurden unter ihnen am meiften bewun- dert. Die Verrichtung der dritten Claffe war, die Regeln einer guten Negierungsart zu Iernen, den Mandarinen einen Begriff davon zu machen, und fie zu lehren, wie fie die Öffentlichen Aemter würdig verwalten follten. Die vornehmften Darunter waren "Jenzyero und Ki⸗lu. In der legten Elaffe endlich mußten fich die Schuler bemühen, die Grund: füge und Regeln der Sittenlehre in einer Furzgefaßten und zierlichen Schreibart vorzutra- gen; unter welchen Tfirzyen und Tſu⸗hya viel Lob verdienen, Dieſe zehn auserlefenen Schüler waren der Kern von des Confucius Schule, eine Nei⸗ Die ganze $ehre diefes Philofophen gieng dahin, daß er die menfchliche Natur wie- gurg zur Tu: der zu ihrem erſten Glanze und ihrer Schönheit zuruͤckbraͤchte, welche fie vom Himmel er⸗ gend, halten hätte, die aber durch die Finfterniß der Unwiſſenheit und durch die Seuche des $a= ſters verdunfelt worden. Die Mittel, welche er dem menfchlichen Gefchlechte vorfchlug, folches zu erhalten, war, dem Herrn des Himmels zu gehorchen, ihn zu ehren und zu fürd)- ten; ihren Naͤchſten zu lieben als fich ſelbſt; Die unordentlichen Meigungen zu befiegen ; nie— mals ihre Seidenfchaften zur Richtfehnur ihrer Aufführung zu nehmen, fondern fich der Ver— nunft zu unterwerfen, und fie in allen Dingen anzuhören; fo, daß man nichts thue, rede oder denfe, welches derfelben zuwider iſt, es fey auch worinnen es wolle, Weril feine Thaten feinen Sehrfägen niemals widerfprachen, und er durch feine Exnft- . aber Befcheidenheit, Mildigkeit und Maͤßigkeit, durch feine Verachtung irdifcher vgöglichkeiten, und eine beftändige Wachſamkeit über feine Aufführung, ein Beyfpiel von denen Gebothen ward, die er in feinen Schriften und Reden lehrte: fo beftrebte fich ein Much und jeder König, ihn in feine Herrfchaften zu ziehen. Der Prinz von Chew war ein großer randhaf Bewunderer von ihm: nach feinem Tode aber wurde der Philofoph auf einmal, durch den en Neid feiner Hofleute, das Gefpötte des unvernünftigen Pöbels, welcher fativifche Liederchen auf ihn machte. Jedoch diefe unanftändige Begegnung machte ihn nicht unruhig. Zu diefer Zeit wurde feine Unerſchrockenheit vecht offenbar, Denn als ein großer Kriegsbedien- ter, welcher den Confucius haßte, ob er ihn gleich nie beleidigt hatte, feinen Degen auf ihn zog, und ihm einen toͤdtlichen Hieb verfegen wollte: fo ließ er nicht die geringfte Furcht oder Bewegung darüber blicken, ob gleich feine Schüler vor Schrecken aus einander gelau: fen waren. Einige von denen, die ihm am meiften gewogen waren, lagen ihm an, er möchte fi geſchwind fortmachen, damit er des Mandarins Wurh entgienge. Allein er antwortete ihnen darauf: wenn uns Tyen beſchuͤtzet, wovon er igo einen fehr deutli⸗ chen Beweis gegeben, was Kann uns des Whanti Wuth Leides thun, si 5 | glei XV Buch. IV Capitel. : 331 gleich Praͤſident von dem Kriegsrathe iſt? Dieſes zeiget, daß er eine beſondere Leben des Vorſehung in den Geſchaͤfften der Welt geglaubet hat. Die Tugenden dieſes chineſiſchen Weltweiſen wurden durch ſeine einnehmende Beſchei⸗ — denheit noch mehr erhoben. Man hörte niemals, daß er fich felbjt lobte, und er konnte Defcheiben” kaum die Sobfprüche ertragen, welche ihm andere gaben. Er beantwortete folche nur damit, heit, Daß er fich vorwarf, wie er noch gar zu wenig über fich felbft wachte, und es fo vielmal verfäumte, die Tugend auszuüben. Wenn jemand feine Sehre und die erhabenen Grund⸗ füge der Moral, die er lehrte, bewunderte: fo eignete er ſich dieſe Ehre nicht felbft zu, fordern geſtund, daß er fie von den weifen Gefeßgebern Pau und Schun genommen, welche funfzehnhundere Jahre vor ihm gelebt. Nach einer allgemeinen Sage unter den Ehinefen, hat man ihn oftmals dieſe ſprechen hören: Si⸗fang⸗ yew ⸗ ſching⸗ ſin; welche fo viel heißen, als: im Abend Jerchum. finder man den wahren Heiligen. Man weis nicht ‚ fen er Damit gemeynet. Es iſt aber gewiß, daß fünf und fechzig Jahre nach Ehrifti Geburt Ming⸗ti, der funfzehnte Kaifer aus der Familie Han, der ſowohl durch die Worte diefes Philoſophen, als auch durch die Vorftellung eines Mannes, der ihm im Traume erfihienen, als wenn er vom Abende fäme, gerühret worden, den Tfay und Lfin-Eing, zweene Großen des Reichs, nach diefen Ge= genden gefchieft, mit dem Befehle, nicht eher wieberzufommen, als bis fie den Heiligen, den ihm der Himmel gezeiget, gefunden, und das Gefeg gelerner hätten, welches er geleh- vet hätte. Die Abgeſchickten, welche fih vor der Gefahr und den Beſchwerlichkeiten der Reife fürchteten, hielten fich in einer Provinz von Indien auf, wo fie das Gögenbild von einem Menfchen fanden, Namens So, welcher diefe Gegenden mit der abfcheulichften Ab⸗ götteren, ungefähr fünfhundert Jahre vor des Confucius Geburt, angefüllee hatte, Nach: dem fie num den Aberglauben dieſes Landes gelernet hatten: fo pflanzten fie bey ihrer Zurück: kunft in China diefen Aberglauben fort. a Nachdem Confucius feine philofophifhen Arbeiten ‚ und insbefondere das hiftorifche Seine Verf von Chun zefpu vollendet hatte: fo ſtarb er in dem Königreiche Lu, feinem Water: Krankheit, lande, im drey und fiebenzigften Jahre feines Alters, in dem ein und vierzigften der Re— gierung des Ring» vang, des fünf und ziwanzigften Kaiſers aus dem Haufe Chew. Wes nig Tage vor feiner legten Krankheit fagte er zu feinen Schülern mit thränenden Augen: es kraͤnke ihn fehr, wenn er die Unordnungen fühe, die in dem Reiche herrſchten; und feste binzu: der Berg ift gefallen, die hohe Maſchine ift zerriffen; und man ſieht Beine Weiſen mehr. Cr wollte damit fagen, das Gebäude der Vollkommenheit, wel- ches er aufzurichten fich bemüßet, fey faft über den Haufen geworfen, Er fing von der Zeit an, eine Mattigkeit zu fühlen; und wandte ſich endlich zu feinen Schülern, und fagte: die Könige weigern ſich, meiner Lehre su folgen; und da ich alfo nichts mehr auf Erden nüge bin: ſo ift es nöchig, daß ich fie verläfte, Nachdem er dieſes gefüget, fo fiel er in eine Schlaffucht, welche fieben Tage anhielt; und Tas, worauf er am Ende derfelben in den Armen feiner Schüler ftarb. Als Ngay⸗ kong, welcher damals in dem Koͤnigreiche Lu regierte, den Tod dieſes Weltweiſen vernahm: fo konnte er ſich der Thraͤnen nicht enthalten. Der Himmel ift zornig über mich, rief er, weil er mir den Confucius genommen bat. Gewiß, die Weifen find koſtbare Schaͤtze, womit der Himmel die Erde befchenfer ‚und ihr Werth wird nur aus ihrem Ber: luſte erkannt, . Confucius. Worte Gefaͤhrlicher iz Sie Heben dis 332 Beſchreibung von China. Sie bauten fein Grab dicht an der Stadt Kyo⸗few e), an der Seite des Fluſſes Tonfucius. Sy, an eben dem Orte, wo er feine Schüler zufammenfommen ließ. Mac) der Zeit ift — — — Sein Ber graͤbniß. Seine Per⸗ fon. es mit einer Mauer umzogen worden, und igo fieht es wie einefleine Stade aus. Er wurde von dem ganzen Reiche f), vornehmlich aber von feinen Schuͤlern, beklaget, welche die Trauer anlegten und ihn beweinten, als ob er ihr Vater gewefen wäre, Diefe ehrerbierhi- gen Gedanken, die fie von ihn begten, haben mit der Zeit zugenommen, und er wird ißo als der größte und a Lehrer in dem Meiche angefehen. Er war lang und wohlgewachfen; feine Bruft und Schultern waren breit, fein An— feben ernfthaft und majeſtaͤtiſch, feine Gefichtsfarbe bräunlich, feine Augen geoß, fein Bart lang und fchwarz, feine Naſe etwas plate, und feine Stimme ftarf und durchdringend. Mitten auf der Stirn hatte er ein Klein Gewaͤchs, oder Art von Oberbein, welches ihn ein wenig verftellfe, und feinen Vater bewogen, ihn Kyew zu nennen, das ift, Eleiner Huͤ⸗ gel. Diefen Namen gab er fich auch felbft zuweilen aus Befcheidenbeit und Demuth £). Le Comte, aus welchem du Halde faft alle feine Nachrichten. von diefem vortreff- lichen Philoſophen genommen hat, erzählee noch einige andere Stuͤcke aus feinem $eben, vornehmlich ein Gefpräch zwiſchen feinem Großvater und ihm, da er nod) ein Kind gewe— fen ; und feine Bertheidigung der chinefifchen canonifhen Bücher in feinem fechzehnten Jahre, wider einen großen Mandarin, der fie fir dunkel und unnuͤtz ausgab. Bey die fer Gelegenheit gab der junge Philofoph feinem Obern eine fo-fcharfe fehre, daß er in Sebens- Gefahr Fam +). Allein, weil man anführer, er folle gefagt haben, der Verſtand derſelben müffe nur von Gelehrten eingefehen werden; das Wolf würde fie nur gering achten, wenn es den Inhalt derfelben verſtuͤnde; und es müßte ihr Urtheil den Gelehrten unterwerfen : fo ſcheint folches vielmehr eine Erfindung der Jeſuiten zu feyn, um eben Diefe Lehre Der römi- Seine Sit: tenlehre ift vortrefflich, ſchen Kirche durch das Anfehen diefes chinefifchen Weifen zu unterſtuͤtzen; und diefes um fo viel mehr, da Confucius hernach ſelbſt fich nicht wenig Mühe gegeben, dieſe Bücher zu erflären, und fie einem jeden verftändlich zu machen. Diefer Verfaffer erklaͤret ſich, es koͤnne Faum nod) etwas zu feinem Eifer, oder zu der Reinigkeit feiner Sittenlehre hinzugefügt werden; fo erhaben wäre fie, Er denket, er vede zumeilen mehr wie ein Lehrer des neuen Bundes, als wie ein Mann, der in dem Berderbniffe des Gefeges der Natur erzogen worden 7); und was ihn überzeuget, daß die Heucheley an dem, was er gefagt, Feinen Antheil gehabt, ift, Daß feine Thaten niemals feinen $ehren mwiderfprochen. Kurz, feine Ernſthaftigkeit und Sanftmurh in dem Umgange mit der Welt. Seine ftrenge Enthaltung (denn man hielt ihn für den nüchternften Mann in dem Reiche), feine Verachtung aller guten Dinge in der Welt, die, beftändige Achtfam- keit und Wachfomfeit über feine Handlungen, und denn, was wir nicht unter den Weifen des Alterthums finden, feine Demuth und Beftheidenheit Fönnten einen verleiten, daß man urtheilen würde, er fey nicht ein bloßer Philofoph geweſen, der durch Die Bernunft gebildet worden, fondern ein Mann, den Gore zur Berbefferung diefer neuen Welt erleuchtet Harte. Das e) Woſelhſt er yebohren war. h) &e Comte auf der 199 Seite, F) Welches, wie le Comte faget, ihn als einen 2) Iſt wicht diefes ein Beweis, daß das Licht der Heiligen verehret. Vernunft hinlänglic, fey, das Gefe der Natur zu )Ee Comtes Nachr. von China a.d, 193 Seite. aller Zeit wieder zu feiner vorigen Reinigkeit und Du Haldes China, auf der 415 Seite, ſei⸗ XV Buch, TV Capitel. 333 Das ganze Reich Hat ihn, von der Zeit feines Todes an, als einen Heiligen A) vereh⸗ Leben deg ret, und der Nachkommenſchaft eine Verehrung gegen ihn beygebracht, welche aller Wahr: Eonfucius, ſcheinlichkeit nach ſich nicht eher, als mit dem Untergange der Welt endigen wird. Könige EHrepieipm haben nach feinem Tode in allen Sandfchaften Palläfte für ihn gebaut, wo die Gelehrten zu erwiefen gewiſſen Zeiten hingehen, ihm ihre Ehrerbiethung zu bezeugen, An verfchiedenen Orten wird. fiedt man diefe Ehrentitei mit großen Buchftaben geſchrieben: dem großen Meifter, dem Hauptlehrer, dem Keiligen, dem, der Raifer und Könige unterrichter. Dem ungeachtet haben ihn doch die Chinefen , welches ſehr wunderfam if, niemals. vergöttert, ob fie gleich die Eigenfchaft Goftes, oder wie fie fagen, der bloß Beifter, vielen Man- darinen gegeben , die weit unter ihm find: gleich als wenn der Himmel, faget le Tomte, nicht wollte, daß diejenige Perfon, die er zur Berbefferung der Sitten hat laſſen geboh⸗ ren werden, nach ihrem Tode Gelegenheit zum Aberglauben und zur Abgoͤtterey geben ſollen 2). In jeder Stadt iſt ein Pallaſt aufgerichtet, welcher zur Verſammlung der Gelehrten Saal und dienet, welche ihm verſchiedene Namen gegeben haben, als Pwan-⸗king, oder der koͤnig⸗ Feſt. liche Saal; Taſching⸗tyen, der Saal der Weisheit oder Vollkommenheit; Ta⸗hyo, das große Collegium oder die Schule; Qua⸗ hyo, das Collegium des Reichs. Am den Wänden hängen verſchiedene Fleine vergüldete und lackirte Bretter, welche mit den Namen der berühmteften Weltweiſen bezeichnet find, die ſich in den Wiſſenſchaften hervorgerhan haben, und an ihrer Spiße fteht Confucius. Die Kaifer haben verordnet, daß die Doctoren und Gelehrte diefem großen Manne jährlich ein Feſt nad) dem Ceremonielle feyern follen, als ob es in dem Namen des Reichs geſchaͤhe. Es wird alles den Abend vorher dazu zubereitet, Ein Sleifcher ſchlachtet ein Schwein, und die Bedienten des Tribunals bringen Wein, Früchte, Bluhmen und Kraͤu⸗ ter, welche fie auf die Tafel legen, die mit Wachslichtern und Rauchpfannen beſetzt ift, Den Morgen darauf erfeheinen die Starthalter , Doctoren -und Baccalaurei unter dem Schalle ver Paufen und Schallmeyen in dem Saale; wo das Feſt foll gefeyert werden. ‚Der Ceremonienmeifter, der auf alles genau Acht bat, befiehle ihnen, fich bald vorwärts zu beugen, bald niederzufnien, bald fich bis auf die Erde zu bücfen , bald aber wieder aufzufteben. Wenn die Stunde gefommen ift, die Ceremonie anzufangen : fo nimmt der vornehm- Ceremonie fie Mandarin nad) einander das Fleiſch , den Wein und die Hülfenfrüchte, und uͤberreichet des Opfers. fie vor den Tafeln des Confucius. Während der Zeit gehe die Muſik, und es werden zum Lobe dieſes großen Philoſophen Verſe gefungen, Nachher wiederholet man feinen Sobfpruch, der felten über acht oder zehn Zeilen lang ift, und feine Gelehrſamkeit, Weisheit und gute Eittenlehre preift. Es ift folcher in allen Städten einerley, und diefe Ehrenbezeugungen, welche in der That alten Gelehrten in der Perfon des Confucius erriefen werden, erwe⸗ sten, eine große Nacheiferung bey den Doctoren, Die Ceremonie wird mit wiederholten 3 Deus feinem erften Glanze zu bringen, wenn egauch von oder getrunken, wenn er nicht vorher erſt auf die der Verſchlagenheit der Menſchen noch ſo ſehr ver⸗ Erde niedergefallen, und es dem Herrn des Himmels ſchlimmert, verderbt oder verhuͤllet iſt? geopfert habe. kr) Es iſt auch, nach eben dieſes Verfaſſers An⸗ ) Ze Comte am angefuͤhrten Orte , & d. 199 zeige, merkwuͤrdig, daß er niemals etwas gedeffen u. f. Seite. 334 Beceſchreibung von China. Sprache Beugungen und Buͤcken bey dem Schalfe der Flöten und Schallmeyen und mit gegenfeiti- der Ebines gen Höflichkeitsbezeugungen unter den Mandarinen beſchloſſen. Zuletzt vergraben fie das fr Blut und Haar von dem geopferten Thiere, und verbrennen zum Zeichen der Freude, ein groß Stuͤck Seidenzeug, welches an dem Ende einer Stange befefliget worden, und wie ein Wimpel herabhaͤngt. Hierauf gehen fie in die zweyte Halle, um einigen alten Befehls— habern von Städten und Sandfchaften gewiſſe Ehrenbezeugungen zu erreifen, welche des— wegen berühmt find, weil fie ſich in ihren Bedienungen wohl aufgeführet haben. Nach) diefem gehen fie in den dritten Saal, wo die Namen derjenigen Bürger aufgefchrieben fte- ben, welche wegen ihrer Tugenden und Geſchicklichkeiten berühmt find, und verrichten da= felbft noch ferner einige Ceremonien, Des Raifers Man erzählet, es ſey der chineſiſche Kaiſer Kya tfing, ehe er fein Gefchäffte anges Opfer: fangen, zu dem Pallafte des Confucius gegangen, um vor feiner Tafel Preis und Ge- ſchenke zu opfern, als ein Zeichen feiner Ehrerbierhung gegen alle alte Lehrer diefes Volkes; vornehmlich gegen den Prinzen Chew kong und diefen Philoſophen. Er Dielt auch eine Rede, worinnen er verfprach, er wolle fich ernſtlich befleißigen, die von Diefen großen Männern und weiſen Meiftern des Alterthums Hinterlaffenen Werke oftmals durchzufefen, als welche Sehren enthielten, wornach die Nachkommen ihre Sitten einzichten müßten zn). Der VI Abſchnitt. Bon der chinefifhen Sprache. Sie iſt von allen andern unterfehieden. Die Ber Büchern nebraucht wird, ine andere Art. deutung ihrer Worte verändert fih auf untere Die chinefifche Sprache ift leicht zulernen. Ver⸗ ſchiedene Art. Sie fingen ihre Worte nicht. gleichung ihrer Charaktere mit den europaͤiſchen. Ein Charakter für jedes Wort. Ihre Wörter: Unterfchied woher; damit kann man in andern Gücher. Aegyptiſche Hieroglyphica. Die hine- Sprachen nicht ſchreiben. Chineſiſche Worte fifchen find bequemer. Wenn fie zwerft erfuns koͤnnen von den Europaͤern nicht recht gefchrie- den. Schreibart der Chinefen, Hochachtung ben werden. Die Lantbuchftaben. Engliſche für ihre Charaktere. Mundarten der Chine: Rechtſchreibung ift die befte. Gewiſſe Worte, fen. Mundare der Mandarinen; die in ihren wie fie ausgeſprochen werden. Sie ift von Hi Kenntniß der chinefifchen Sprache, und eine fehöne Hand fehreiben, iſt, wie wir allen andern oben angemerket haben, ein Stück von der chinefifchen Gelehrfamfeitz und weil alle, unterſchie⸗die nur wollen, nach Bedienungen fireben Fönnen, fo lernen auch die geringften im Volke den. leſen und ſchreiben. | Die chinefifche Sprache hat Feine Gleichheit mit irgend einer ung befannten todten oder lebendigen Sprache. Alle andere haben ein Alphaberh von einer gewiſſen Anzahl Buchfta- ben, welche durch ihre verfihiedene Verbindung Syiben und Wörter machen. Dieſe bin gegen bat Fein Alphaberh, fondern fo viele Charaktere und verſchiedene Zeichen, als Wör- ger und Veränderungen find; welches ihre Anzahl fo groß machet, daß einige folche auf vier und funfzigtaufend vierhundert und neune rechnen a); andere aber auf achtzigtaufend. Da doch die Anzahl ihrer Worte nicht über dreypundert und dreyßig fich beläuft, * auter m) Du Zaldens China, a. d. 295 u. f. ©, 5) Diefe Aecente haben die Mißionarien bey den a) Bir Magellanus. Wörtern bemerfer, um die Erlernung der Sprache ⸗ * zu - ZV Buch. IV Capitel. 335 Lauter einfplbichte Wörter find, die ſich nicht decliniren laffen, und außer einigen wenigen Sprache fich mit einem Lautbuchſtaben, oder dem Mitlauter X oder ng endigen. der Chine⸗ Diefe wenigen Sylben find dem ungeachter binlänglich, von allerhand Materien zu fen, handeln ; weil der Berftand derfelben, ohne die Wörter zu vermehren, faft unendlichdurch Die Bedeu⸗ den Unterſchied der Accente b), der Beugungen, des Tones, der Apirationen, und anderer ge ihrer eränderungen der Stimme verändert wird. Es ift wahr, dieſe mannichfaltige Ausfprache ; ih machet vielmals, daß diejenigen, welche in der Sprache noch nicht recht gelber find, ein Wort in einer falfchen Bedeutung nehmen. Z. E. das Wort Chu beveutet , wenn man das U mit einem fhleppenden Tone ausfpricht, und die Stimme erhebt, einen Herrn und Mieifter : fpricht man es aber in einem gleichen Tone mit einem langen U aus, fo beißt es ein Schwein; wird es geſchwind und leicht ausgefprochen, fo bedeutet es die Küche; erflingt es aber in einem ftarfen und männlichen Tone, fo zeiget es eine Säule an, Ehen fo hat die Sylbe Po, nad) ihren verfehiedenen Accenten und Ausfprachen eilf verfchiedene Dedentungen, Es beißt Glas, Eochen, Reif fieben, klug, freygebig, zubereiten, auf unter- eine alte Stan, brechen oder fpalten, gekruͤmmt⸗ fo wenig als es feyn Eann, fhiedene wöffern, ein Sklav oder Befangener. Hieraus Fönnen wir fihließen, daß diefe Spra= Art. he, welche wegen der kleinen Anzahl einſylbichter Wörter, woraus fie befteht, fo armund eingefchränft zu feyn fheine, Dennoch reich und nachdrücklich iſt. So bedeuten auch die Wörter, wenn fie auf verfchiedene Art zufammengefeßt werben, eine große Menge verfchiedener Dinge, _ Mu z. E. bedeutet für fich felbit einen Baum ober Holz: in feiner Zufammenfesung aber, hat es vielerley andere Bedeutungen: als Mu⸗lyau, Zimmerholz; Mu⸗lan, hoͤlzern Gitter oder Schranken; Mu⸗hya, eine Kiſte; Mu ſyang, eine Preſſe; Mu⸗tſyang, ein Zimmermann; Mu⸗ul, ein Pilz; Mu ⸗ nu, eine Art von kleinen Orangen; Mu ⸗ſing, der Planet Jupiter; Mu⸗myen, Baumwolle u. ſ. w. Dieſes Wort kann noch zu vielen andern geſetzt werden, und hat eben ſo viele unterſchiedene Bedeutungen als Verbindungen. Die Chineſen ſetzen alſo durch die verſchiedene Stellung ihrer einſylbichten Woͤrter ganze Reden auf, und druͤcken ſich ſehr deutlich und angenehm aus. Kurz, ſie unterſcheiden durch Die Gewohnheit die vielen ver⸗ fehiedenen Töne einer einzigen Sylbe fo gut, daß fie deffen verfchiedene Bedeutungen gleich verſtehen, ohne im geringften auf die Accente zu denken, welche folche beftimmen, Wir dürfen uns nicht einbilden, daß fie, wie einige Schriftftelfer vorgegeben, bey Sie fingen ihrem Reden fingen, und eine Art von Mufif machen. Denn dieß wuͤrde dem Ohre ſehr Ihre Worte unangenehm feyn. Es werden vielmehr diefe verfchiedenen Töne fo niedlich ausgefprochen, 9% daß es Fremden ſchwer fallen wird, ihren Unterſchied zu merfen; vornehmlich in der Pro- vinz Ryang⸗ nan, wo der Accent hoͤchſt vollkommen iſt Wir Finnen aus der Ausſpra⸗ che durch die Kehle in der ſpaniſchen Sprache und aus den verſchiedenen Toͤnen in der fran⸗ zoͤſiſchen und italieniſchen Sprache davon urtheilen, die, ob fie gleich ſchwerlich zu unter⸗ ſcheiden ſind, dennoch verſchiedene Bedeutungen haben, welches das Spruͤchwort veran⸗ laſſet: der Ton machet alles. Weil die Chineſen keine geſchriebene Accente haben, ben Klang zu verändern : ſo Ein Charak⸗ ſind ſie genoͤthiget, eben ſo viele verſchiedene Zeichen und Schriftzuͤge für einerley Wore ter für jedes zu Wort, zu erleichtern. Magellan erläutert feine Nachricht accentuiret, die ber Jeſuit Laʒaro Cataneo erfun⸗ von der Sprache, daß er die Woͤrter mit eilf Zeichen den, und die chinefiſchen Schriftzuͤge beybringt. ® = 336 | Beſchreibung von China. Sprache zu haben, als es Töne hat, die deflen Bedeutung verandern. Außerdem giebt es der Chine⸗ Schriftzüge oder Charaktere, Die für zwey oder drey Wörter &) und zuweilen für ganze Ne- en. densarten gelten. 3.E. wenn man diefe Wörter fehreiben will, guten Yorgen, mein Herr, fo muß man, an flatt daß man die Schriftzüge von gut, und Morgen, mit dem für, mein Herr, zufammen ſetzet, einen ganz andern brauchen; welcher an fich ſelbſt dieſe | drey Worte bedeutet. Diefes vervielfältiget die hinefifchen Schriftzüge fo fehr, und mas hei die Kunft, die einfplbigen Wörter zufammen zu fegen, fehr fhwer. Bey dem allen ift die bloße Verbindung derfelben auf diefe Art zwar hinlaͤnglich, fo zu fchreiben, daß man verftanden wird, aber doch nur gemein, und bloß bey dem Pöbel gebräuchlich. In ſchrift— lichen Aufſaͤtzen ift Die zierliche und vollfommene Schreibart, obgleich die Wörter einerley find, dennoch von demjenigen Ausdrucke ganz unterfchieden, der im gemeinen Reden ge braucht wird, als welcher bey einem Gelehrten lächerlich feyn würde, Es ift leicht zu ur— teilen, wie viele Jahre Dazu gehören, eine folche große Anzahl Schriftzüge zu lernen, fie zu unterfcheiden, wenn fie zufammengefeget find, und fich ihrer Geftalt und Bedeutung zu erin- ° nern. Dem ungeachtet kann einer, der zehntaufend verfteht, fich in diefer Sprache aus- drücken, und eine große Anzahl Bücher Iefen. Wer die meilten Schriftzüge verfteht, iſt der gelehrtefte. Die meiften aber verftehen insgemein nicht über funfzehn oder zwanzig- tauſend; und wenig Doctoren mehr als vierzigtaufend. Ihr Wörter, Diefe ungeheure Anzahl von. Schriftzügen ift in ihrem Wörterbuche, Hay⸗pyen, ge- buch. fanmelt ; und wie man im Ebraͤiſchen Radical: oder Grundbuchſtaben hat, weiche den Ur- ſprung der Wörter anzeigen, und wie man die Davon abgeleiteten in den Wörterbüchern & finden foll: fo haben auch die Chinefen ihre Nadical-oder Grundcharaftere, z. E. die Cha— raftere von Bergen, Bäumen, Menfchen, Erde und einem Pferde Man muß auch) ferner bey einem jeden Worte die Striche oder Zeichen unferfcheiden lernen, melche oben, unten, an der Seite oder in ber Mitte des Grundzeichens find. Auf Befehl des legten Kaiſers wurde ein Wörterbuch davon gemacht, welches bey der erftern Zufammentragung fünf und neunzig Bände enthielt d), tovon die meiften fehr dick, und mit Eleiner Schrift waren. Dieſes Werf aber begriff noch nicht die ganze Sprache, weilman fand, daß es noch nöthig wäre, vier und zwanzig ‘Bande Zufäge beyzufügen. Keine andere Sprache in der Welt wiirde fo viele Bände ausmachen; und folglich ift Die chinefifche reicher e), Außer diefem großen Wörterbuche hat man noch ein Fleineres, welches nur acht oder zehntauſend Schriftzlige enthält und gebraucht wird, Tefen und fehreiben zu lernen, Bücher zu verftehen und aufzufegen. Wenn fie mit diefem Fleinern nicht weiter fortfommen fün- nen: fo nehmen fie ihre Zuflucht zu dem großen. Die Mifftonarien haben gleichfalls alfe Ausdrüde gefammelt, welche dienen fonnen, das Volk in ihrer Religion zu unterrichten, die im gemeinen geben gewöhnlich find, und ſowohl in den gemeinen als fehweren Büchern gefunden werden. | Elemens. e) Sie können allezeit durch diefe Zuſammen- biſchen Schriftfteller von einem. Woͤrterbuche ers r | ſetzung neue Schriftzüge Bilden, um neue Wörter zählen, welches für einen König von Arabien ges und nene Begriffe auszudrücken. macht murde, und vierzig Pferde erforderte, fol RN ches wegzutragen · eu) Dieß kann vielleicht das Hay pyen ſeyn. f) Du Zelde im I Bande auf der 363 Seite; e) Cs kann ſolches aber noch in Zweifel gego: und Magellan a. d. 69 u. f. S. * gen werden, wofern es wahr iſt, was ung dientas ) Wir halten es nicht dafür. Sie ſcheinen 5 ung, % AV Buch, IV Eapitel. 337 Clemens von Alerandrien hat den Aegyptiern dreyerley Charaktere oder Schriftzüge Sprache zugeeignet; erſtlich ſolche, die fie zum Briefſchreiben brauchen, fo wie unfer Abe; zum derChine- andern der Priefter ihre, die nur zu heiligen Schriften dienten, fo twie die Noten zur Mu-, fen. ſik; und zum dritten die hieroglyphiſchen oder Bilderſchrift, die bloß zu Aufſchriften auf ihe Yegypeifge ven öffentlichen Denfmaalen gebraucht wurden. Diefes geſchah auf zweyerleh Art; einmal Kierogly- durch eigentliche Bilder oder folche Dinge, die demjenigen nahe kamen, mas fie vorftelfen phen. wollten; z. E. wenn fie den Mond durch fein Kalenderzeichen abbildeten; hernach durch värhfelhafte Figuren und Sinnbilder; 5. €, eine eundgebogene Schlange, die den Schwan; im Maule batte, das Jahr oder die Eiwigfeit dadurch anzuzeigen. Die Ehinefen Haben ſtets eine gleiche Mannigfaltigkeit der Charaktere gehabt. Im Anfange ihrer Monarchie theilten ſie andern ihre Gedanken dadurch mit, daß ſie die natuͤrlichen Bilder der Sachen, die fie ausdrücken wollten, aufs Papier zeichneten; 3. E. einen Vogel, einen Berg, einen Baum, wallende Linien, um dadurch Vögel, Berge, Bäume und Waſſer aus- zudruͤcken f). Diefe Art, ihre Gedanken zu verfiehen zu geben ‚ tar fehr unvollfommen, und er- ” forderte ganze Bände, um wenig Sachen auszudrücen. Außerdem Fonnten unzählige Dinge durch feine Zeichnungen vorgeftellet werden, als 5. E. die Seele, die Gedanfen, Seidenfchaften,. Schönheit, Tugenden, Laſter, die Handlungen der Menfhen und Thiere, und viele andere Dinge, die weder Körper noch Geſtalt haben. Aus diefer Urfache veränderten fie nach und nach ihre alte Arc zu fhreiben, und machten einfältigere Fi- guren, erfanden auch viel andere, diejenigen Dinge auszudruͤcken, Die nicht in die Sinne fallen. Dem ungeachtet find Doc) dieſe neuern Charaktere wirklich hieroglyphiſch 2); erftlich, Chineſiſche weil fie aus einfachen Buchftaben beftehen, welche die Bedeutung der erftern Charaktere ſind beque⸗ beybe halten. Vordem z. E. ftellten fie die Sonne, die fie Je nennen, durch einen ſolchen uet. Zirkel vor ©; igo bilden fie folche durch zweene aufgerichtete Striche, über welche dreye queer über geben, ab EI. Zum andern, weil die menfchliche Unterweifung diefen Figu— ven eben die Borftellungen gegeben, welche die erften Bilder natürlicher Weiſe machten; und ein jeder chinefifcher Buchſtabe Hat feine eigene Bedeutung, Die er fters behält, ober gleich mit andern verbunden wird. Tſay z. E. welches Unglůck, Truͤbſal Heiße, ift aus dem Buchftaben Myen, ein Haus, und dem Buchftaben Yo, deuer, zufanmen ge- feget, weil es das größte Unglück ift, fein Haus im Feuer aufgehen zu ſehen. Es fey aber damit wie ihm wolle, fo find doch die Schriftzuͤge von Cochinchina, Cong⸗ king und Japan mit den chineſiſchen einerley, und bedeuten einerley. Obgleich die Sprachen die⸗ ſer Voͤlker ſehr von einander unterſchieden find, fo daß ſie einander nicht das geringſte verſtehen: fo verſtehen fie doch einer des andern Schriften fehr wohl, und ihre Bücher find gemein, Ihre Charaktere find in diefer Abficht den Zahlen gleich 4), die von Ders ung, wie oben angeführet worden, wirkliche Schrifte fie zwo ober mehr zuſammen verbinden, fo machen zůge und feine hieroglyphiſchen zu feyn: denn diefe fie zufammengefetste Vorftellungen oder Begriffe, letztern haben entweder eine natürliche oder fom- und drücken ihre Gedanken aus. boliſche Gleichheit mit denen Dingen, die ſie vor⸗ 6) Es giebt in der That einen wirklichen oder ſtellen. Dieſe Haben keine, und find bloß will⸗ allgemeinen Schriftzug, wie dergleichen der Biſchof kuͤhrliche Charaktere, Mit denen. die Erfinder ges Wilkins erfunden und in einem Buche unter dies wife einfache Begriffe verfmüpfer Haben, und wenn fen Titel bekannt gemacht hat, Apr“ Allgem, Heiſebeſchr. VI Band, Uu 338 Beſchreibung von Ehina, Sprache verfihiedenen Völkern unter verfchiedenen Namen gebraucht werden: deren Bedeutung der Chine⸗ aber alfenthalben einerley ift 7). ’ Se, Was den Urfprung der chinefifchen Schriftzügebetriffe: fo wurden vor dem Anfange Wenn fiezus der Monarchie Eleine Strike mit gefchlungenen Knoten, deren jeder feine befondern Be: ech erfunden. beutungen hatte, bey Abhandlung geroiffer Gefchäffte gebrauchet. Diefe wurden von den Chineſen in zwoen Tafeln vorgefteller, die fie Ho⸗ tu und Lo⸗ ſchu biegen. Die erften Eolonien, welhe Se⸗chwen bewohnten, hatten Feine andere Sefezeichen, als einen ges wiſſen Rechentiſch, der mit Eleinen knotigten Saiten bezogen war, faft wie die Kofenfränze ausſehen, womit fie fich einander berechneten. Diefe trugen fie ſtets bey fich, und bedien⸗ sen fic) folcher zuweilen als Gürtel zu ihren Kleidern, Aus Mangel der Schriftzüge bat man nun aud) von dem, was in den bamaligen Zeiten vorgegangen, Feine Machricht, ives der in Jahrbüchern, noch gefchriebenen Traditionen. Mach der Zeit erfand So-bi, der erſte Kaifer, Linien, um feine Gedanken, wie man vermuthet, von geroiffen natürlichen Dingen auszudrücken; und weil er vermittelft der zwo obgedachten alten Tafeln, die Runft der Zufammenfegung 'gelernet hatte, fo entivarf er feine Linientafel A), als feinen erſten Ver⸗ ſuch. Dieſe Linien waren aber nicht genug, alle Sachen aus zudruͤcken, und er befliß fich daher, ausführlichere Charaktere zu erfinden, Seine Nachfolger Schin⸗ nang und Whangti, vermehrten ihre Anzahl; und nachdem fie einer nach dem andern eine hin— fängliche Menge gemacht hatten, fo verfuchten fie auch, Bücher aufzufegen 7). Schreibart Die Schreibart der Chineſen in ihren Schriſten iſt kurz, verbluͤhmt und denjenigen der Chineſen. zuweilen dunkel, welche in ihren Schriftzuͤgen nicht wohl geuͤbt find. Es erfordert viel Erfahrung, wenn man bey Leſung ihrer Bücher fich nicht verſehen will, Ihre Ausdruͤcke find lebhaft, voll Geiſt, und mic Fühnen Vergleichungen und edlen Metaphorem untere miſcht. Wenn fie zum Erempel fagen wollen, es denke ja niemand, die chriſtliche Religion zu vertilgen, welche der Kaiſer durch einen Befehl gebilliger bar: fo werden fie fehreiben: die Dinte ift noch nicht trocken, womit der Befehl des Rai ſers zum Beſten der chriftlichen Religion gefchrieben worden; imd ihr geber fon damit um, fie zuzernichten, Sie beleißigen ſich vornehmlich, Sprüche und Stellen aus den fünf canonifhen Büchern in ihren Schriften mit einzuruͤcken; und da fie ihre Aufſaͤtze mit einem Gemälde vergleichen, fo vergleichen fie auch Diefe Sprüche mitden fünf Hauptfarben, Die in der Malerey gebräuchlich find. Hierinnen beftehe vornehmlich ihre Deredfamkeit. Zuletzt laſſen fie fid) auch ungemein-angelegen ſeyn, zierlich zu fchrei- ben, und ihre Charaktere vichtig zu zeichnen; und es wird darauf fehr gefehen, wenn man die Auffäge ber nach Ehre frebenden Eandidaten unterfuchet, € Hochachtung Sie ziehen auch einen ſchoͤnen Schriftzug dem vollkommenſten Gemälde vor , und für ihre Cha man fieht oft, Daß fie ein Blatt alte Schrift, wenn fie wohl gezeichnet ift, fehr theuer bes raktere · Fahlen.? Sie ehren ihre Charaktere auch in den gemeinften Büchern; und wenn fie unge: faͤhr ein gedrucktes Blatt finden, fo nehmen fie es ehrerbiethigſt agf. Sie glauben, es würde eine Ungezogenheit anzeigen, wenn man darauf treten, oder es auf eine forglofe Art ) Du Zaldens China, auf der 34 u. f. Seite. 7) Du Halde, China, auf der 399 Seite. Magellans Erzaͤhlung von China, auf der m) Der Verfaſſer machet drey Arten von Spra- 6 Leite. en, welches aber nicht fo gar richtig if. Es 4) Siehe oben ard, 32, giebt freplich zweyerley Arten von Sprache das PL; ſelbſt — — © ee nn. XV Buch, IV Capitel. 339 Art wegwerfen wollte, Tifcher und Mäurer werden fich überhaupe nicht swagen, einen ge- Sprache druckten Bogen abzureißen, den fie an eine Wand oder auf ein Tafelwerk angeklebt finden, der Chine⸗ aus Zucht, fie möchten einen Fehler begehen. fen. Aus demjenigen, was wir gefagt haben, Fann die chinefifche Sprache in dreyerley Mundarter Arten abgetheilet werden m); als die Sprache des gemeinen Bolfs, die Sprache der ges der Chineſen. fitteten Leute, und die Sprache ver. Bücher, Die erſte, ob fie gletch nicht ſo zierlich ift, als die beyden andern, giebt dennoch den europäifchen Sprachen nicht ſo viel nach, als man wohl denfen follte; weil fie Eeine von denen Mängeln hat, die man ihr zumellen zu= fihreibt. Die Miffionarien, welche nach Ehina Famen ‚ und die Sprache noch nicht recht Fonnten, fanden da Zweydeutigfeiten, wo doch in der That nicht der geringfte Schatten da⸗ von war. Weil fie ſich nicht genug Mühe gaben, die chinefifchen Wörter mir ihren Hai chen und Accenten auszufprechen: fo konnten fie zwar, wiewohl nur unvollfommen, verfte- ben, was die Chineſen fagten: es fiel ihnen aber ſchwer, ſich deutlich gegen fie zu erflä- von. Allein, der Fehler lag vermuthlich an ihnen und nicht an der Sprache. Man fin det im einigen Nachrichten, daß die Gelehrten bey ihren Unterredungen oftmals mit ihrene Finger, oder ihrem Fächer auf ihren Knien, oder in der Luft Charaktere zögen #). Soll: ten fie dieſes thun, fo gefchieht es mehr aus Eitelkeit oder Gewohnheit, als aus Nothwen⸗ digkeit; oder weil die Worte, die fie ausdrücken wollen, felten gebraucht werden: fo wie unfere Schiffswörter, oder die Runftwörter aus der Muſik und Wundarzeneykunft, Nach diefer gemeinen und rohen Sprache, die ſich nach den verſchiedenen Landſchaften Mansart- ändert, auf vielerley Are geredet, und in den Schriften der gemeinften Leute gebraucht wird, eye giebt es noch eine zierlichere und feinere Mundart, melche die Mandarinenfprache heißt. n⸗ Diefe ift faft eben das, was in Europa das Latein unter den Geiftlichen und Gelehrten iſt. Diefe Sprache wurde eigentlich vormals am Hofe, in der Provinz Kyang⸗ nan, gefpros chen. Bon da her hat fie ſich nach und nach in dem ganzen Reiche ausgebreite. Sie wird aber in den daran liegenden Provinzen am beften gefprochen. Sie haben eine große Anzahl Hiftorien, Erzählungen und Mäbrchen, die in diefer Mundart mit der Außerften Zierlichfeie gefchrieben, und leicht zu lefen und zu verftehen find; und es herrſchet darinnen durchgängig eine Reinigfeit und Artigkeit , die den beften ‚Schriften in Europa nichts nachgeben. Die dritte Art der Sprache ift die in den Büchern, welche nicht in einer gemeinen die in den und befannten Schreibart abgefaßt werden. Dieſe iſt im Reden nicht gewöhnlich, fon. Vuͤchern ges dern bloß in Schriften; und man Eann fie auch ohne Hülfe der Schriftzüge nicht leicht ver⸗ Bar ſtehen. Man lieft fie aber mit Vergnügen, da fie in einer netten und fließenden Schreib * art fortgeht. Ein jeder Gedanke iſt gemeiniglich mit vier oder ſechs Charakteren ausge⸗ druͤckt. Man findet nichts, was Das, zaͤrtlichſte Ohr beleidigte, und die Abwechfelung der Accente, die Fünftlic) angebracht find, geben einen ehr fanften und wohlflingenden Ton. Der Unterfchied zwiſchen denen Büchern , die in diefer Mundart gefchrieben find, und denen, die man King nennet, beſteht in der Materie ‚, wovon fie handeln, als welche Uu 2 } meder ſelbſt, als die chineſiſche und diejenige, welche die ſtaben oder Klang x hat, welcher Im Chineſiſchen Einwohner von Fo⸗kyen reden; deren gedenket er fehlet. aber nicht. Daß dieſe letztere ganz anders iſt, n) So ſaget le Comte. Warum nennet ihn aber erhellet unter andern daraus, daß ſie den Buch- der Verfaſſer nicht? Sprache Der Chine⸗ fen. Eine andere Ar. Die hinefir ſche Sprache iſt eicht zu ler⸗ nen. 340 Beſchreibung von China. weder fo herrlich, noch fo erhaben iſt, und in dee Schreibart, welche weder fo kurz gefaßt, noch fo hoch iſt. Es giebt viele Grade des Erhabenen, ehe man zu der majeftätifchen und prächtigen Kürze gelangen kann, welche in diefen Schriften gefunden wird, Bey er⸗ habenen Materien bedienet man ſich Feiner Unterſcheidungs zeichen. Weil dergleichen Schrif⸗ ten nur fuͤr die Gelehrten beſtimmt ſind: ſo uͤberiaͤßt man ihnen auch das Urtheil, wo der Verſtand aus iſt; und die geſchickteſten unter ihnen irren darinnen niemals. Die Chineſen haben noch uͤberdieß eine alte Art von Sprache und Schriftzuͤgen, wor⸗ innen einige Bücher abgefaßt find, welche die Gelehrten verftehen muͤſſen. Sie wird aber igo nur zu Titeln, Aufſchriften, Siegen und Umfchriften gebrauchet. Sie haben auch eine gemeine Currentſchrift, worinnen fie Vergleiche, Verträge, Verſchreibungen, und gerichtliche Sachen abfaffen ; fo wie man in Europa eine befondere Kanzlenfchrife hat. Zur legt haben fie eine Schrift, die einen befondern Fleiß erfordert, wegen der mancherley Striche und Abfürzungen 0), oder Zufammenziehungen , die fie ſchwer machen. Sie brauchen folche vornehmlich, wenn fie in der Eil erwas fehreiben wollen p). Ungeachtet der fheinbaren Schwierigkeiten der chinefifchen Sprache; und obgleich einige Miffionarien die Erlernung derfelben fo ungemein verdruͤßlich, beſchweruch und faft unüberwindlich vorgeftellet haben; fo fprechen doch andere ganz anders davon, Magellan 3. E. behauptet, fie fey leichter zu erlernen, als das Griechiſche und Lateiniſche oder einige andere europäifche Sprache; und bey weitem nicht fo ſchwer, als die Sprachen der andern Sander, wo die Jeſuiten Hingefchickt werden. Er giebt es für eine ausgemachte Sache aus, daß ein Menfch, der fich eifrigft befleißiget, die chinefifche Sprache nach einer guten Methode zu erlernen, innerhalb Jahresfriſt im Stande fern kann, folche fehr gut zu ver⸗ fteden und zu reden; und behaupte, daß die Miffionarien in zweyen Jahren fo vollfom- men darinnen geworden, daß fie eben fo leicht, als in ihrer Mutterfprache hätten Beichte bören und Sosfprechung der Sünden ertheilen, catechifiren, predigen, und etwas fehrift lich auffegen koͤnnen, vb fie gleich gemeiniglich ſchon etwas alte Seute gervefen. Er feget hinzu: fie hätten niemals zu der Vollkommenheit in den europäffchen Sprachen gelangen Fönnen, ob folche gleich gemeiniglich eine Verwandtſchaft mit einander haben g). Damit er diefes durch eine Urfache beftärige, fo bemerket er, weil doch die Erlernung einer Sprache vornehmlich auf das Gedächtniß anfomme, fo müffe eine, die nur fo wenig Wörter hat, als die chinefifche, weit leichter ſeyn, als eine von den obgedachten andern, die fo viel tauſend Wörter in fich faßten; indem man nur bloß die Accente behalten dürfter), Wie weit diefes ſchließt, das wollen wir nicht unterfuchen, fintemal es vielleicht eben fo ſchwer feyn mag, fich des Accents zu erinnern, als eines neuen Wortes, Wenn wir ein jedes einfaches oder zufammengefegtes Wort in der griechiſchen, lateinifchen, oder einiger andern europälfhen Sprache, als einen einzelnen Charakter oder Schriftzug anſehen, der aus 0) Eine Art von Geſchwindſchreiben. lernung des Chineſiſchen auf das Gedaͤchtniß an⸗ p) Du Haldens China, a.d. 365 ©. fomme, fondern auf die Einbildungskraft und dag Ohr, wegen der Töne. Er ſetzet hinzu, daß ein m) Le Comte wundert fih a, d. 177 ©. wie Wort, wenn es gleich übel ausgeſprochen wird, Magellan fo habe fhreiben innen. Er glaubet, doch könne verfkanden werden, der Aceeut aber einige Mißionarien hätten dafür lieber in den Berg: miüffe genau getroffen werden, um es verftändlich Werken arbeiten wollen. Er leugnet, da die Er— gu machen, XV Buch. IV Eapitel. 341 aus einer Verbindung verfhiedener Buchftaben befteht, fo mie die chinefifchen Charaktere Sprache aus Strichen: fo wird man vielleicht finden ‚ daß fie eben fo viele verfchiedene Schriftzüge der Chine- enthalten, als die chinefifchen, und folglich eben fo ſchwer zu erlernen feyn mögen. fen. Der große Unterfchied zwifchen den chinefifchen und europäifchen Charakteren, iſt ge- Di Cha: wiffermaßen in dem Artikel von ihrem Drucken erflävet worden +), Die einzige Gleich- raftere fürmigfeit, die fie. miteinander haben, ft, daß wie unfer Alphabet aus vier und zwanzig Buchſtaben befteht, die aus ſieben Streichen gemacht werden z) ſo find alle chinefifche Charakteren aus fechs Streichen gemacht u). Diechinefifche Sprache ift das rechte Wider: fpiel von allen andern Sprachen, indem fie unzählig viel mehr Buchftaben, als Wörter hat, und nicht eben gar zu viel Wörter mehr als andere Sprachen Buchftaben Haben. Es ifk mit ben eu⸗ wahr, «> man gleich in den europäifchen Alphaberen nur vier und zwanzig Buchftaben rech⸗ ropäifchen net; fo find ihrer doch weit mehr, wenn man erwaͤget, daß fie in Capitaͤlchen, Anfangss verglichen. buchſtaben, Schwabacher, Fractur, Curſiv, Antiqua u, ſ. w. vervielfaͤltiget werden, daß ſie in dem Geſchriebenen ganz anders ausſehen, als in dem Gedruckten, und daß es eine Kanzleyfhrift, eine Currentſchrift, Fractuͤrſchrift, deutſche und lateiniſche Züge giebt x); daß es verfihiedene Arten von Unterfcheidungszeichen giebt, als das Punct, das Comma, _ der Apoſtroph, die Klammern, das Theilungszeichen, Fragezeichen , Ausrufungszeichen, und viele andere mehr; daß die Nechenfunft ihre Ziffern, die Sternfunde, Erdmeßkunſt und Tonfunft ihre eigenen Zeichen und Charafteve Hat; mit einem Worte, daß es wenig Künfte oder Wiſſenſchaften gebe, die nicht einige ihnen eigene harakteriftifche Figuren haͤt⸗ ‘ten, welche Dazu dienen, daß fie gewiffe Begriffe dadurch weit bequemer ausdrücfen Eön- nen, als durch weitläuftige Worte y). Doc) alle diefe zufammen genommen, kommen der Anzahl der Charaktere noch lange nicht bey, deren man fich nach der Befchaffenheit der chineſiſchen Art zu fehreiben bedienen muß. Wenn aber nun die Europäer über diefe große Anzahl Schriftzüge erftaunen: fo ver: Unterſchied wundern ſich die Chineſen nicht weniger, wie die Europäer mit fo wenigen Buchftaben alle Baden Bee ihre Wörter ausdrücken Fönnen, da die ihrigen fo viele erfordern. Allein dieß ift Fein Wun- Ben der, wenn man nur erwägt, daß die Wörter durch eine Verbindung weniger einfachen Töne, die von den Werfzeugen der Sprache gemacht worden, zufanmengefeßt werden; und daß die europäifchen Charaktere erfunden worden, Töne auszudrücken, die chinefifchen aber Wörter zu bedeuten, und folglich) ihrer auch unendlich mehr feyn muͤſſen. Wie fie darauf gekommen, daß fie mehr auf die eine Art als auf die andere gedacht haben; oder wenn fie auf beyde gedacht haben, warum fie die eine der andern vorgezogen, das ift ſchwer zu entfheiden. Go viel wiffen wir nur, daß, wenn fie nicht dieſes gethan hätten, wir in der ganzen Welt Fein Beyfpiel von einer ganzen Sprache gehabt haben würden, welche in einem woͤrtlichen oder wirklichen Charakter vorgeftellet worden. Denn obgleich die Aegypter, Mericaner und andere Völker Charaktere von eben der Art gehabt haben 2): fo find doch) Uu 3 nur r) Magellans Erzählung von China, auf der x) Diefem koͤnnen wir noch das Geſchwind⸗ 77 und folgenden Seite, ſchreiben benfügen welches eine große Anzahl 5) Mau fehe oben a. d. 283 ©. Charaktere giebt, 2) Oder beffer vier verſchiedene Striche, indem y) Du Baldens China, a-d. 365, äiveene oder dreye von den fieben eben diefelben 2) Dieß Ibeint zu heweifen, daß man natfırs Striche nur in einer andern Stellung find. fiberer Weiſe eher auf den Gedanken koͤmmt, u) Beſſer vier oder fünfe hoͤchſtens. Wörter durch Zeichen auszudruͤcken, als Tine, Sprache der Ebine: fen. Sie kann an⸗ dere Spra⸗ chen nicht ſchrei⸗ ben. 34% Beſchreibung von China, nur wenige davon übrig geblieben; und es ſcheint auch nicht, Daß fie auf irgend eine Art fo fcharffinnig erfonnen, fo einformig und fo gefchickt gewefen, alle Mannichfaltigfeit der zus fanmmengefesten und einfachen Begriffe auszudrücken, als die Ehinefen, Es iſt ſchwer, die hinefifchen Wörter mit europaiſchen Buchftaben zu ſchreiben; unb unmöglich, das Europaͤiſche im Ehinefifchen auszudruͤcken; nicht nur, weil es den Chine fen an verfehiedenen Tönen fehlet, die man in andern Sprachen finder; fondern auch, weil _ die chinefifchen Schriftzüge Wörter ſtatt einzelner Töne ausdrücken, wie vorher angemerfet worden, ober Töne von zweenen oder mehr Buchftaben zufammen, an ſtatt eines einzelnen. Doch muß man die Lautbuchftaben ausnehmen, deren jeder feinen befondern Schriftzug bat. Da nun auch) alle Wörter in dieſer Sprache einzelne Sylben find, und diefe fich nicht über dreyhundert und dreyßig belaufen: fo ift offenbar, daß Feine größere Anzahl Sylben von einer andern Sprache mit chinefifchen Schriftzügen ausgedrückt werden kann; und da Der vierte Theil davon von folcher Natur ift, daß fie fünft nirgendwo gefunden werden: fo koͤnnen folglich niche über zweyhundere und fünfzig fremde Sylben von ihnen ausgedruckt werden, Ob alſo gleich ein Chineſe die englifchen Wörter Sing-fong oder New-king in ſei⸗ nen eigenen Schriftzäigen fehreiben kann: fo kann er Doch nicht die Wörter fine Wool oder old Count fehreiben, weil, wie aus der folgenden Tabelle erhelfen wird, ſolche Sylben in feiner Sprache nicht find. Wenn fie ein europätfches Wort fehreiben oder ausfprechen wol⸗ fen, deſſen Sylben nicht unter ihren dreyhundert und dreyßig Wörtern gefunden werden s fo bedienen fie fich derjenigen, Die ihnen am nächften fommen. 3. Er. anftatt daß fie Holland fagen, werden fie BozlansEi ausfprechen; für Holſtein, Ho⸗eul⸗ſe⸗te⸗ in; für Stockholm, Se⸗tyau⸗ko⸗eul⸗ma; und für Alexowitz, Örlizfchesyerfir che, Da ben Chinefen die Tine b, d, r, x und z, oder nach der Deutfchen Ausfprache ſ, . fehlen, welche in den europäifchen Sprachen oft vorfommen : fo vermehret fich diefe Schroies Chineſiſche Woͤrter koͤn⸗ nen im Euro⸗ paͤiſchen rigkeit noch. Das d ſowohl als das t druͤcken ſie gemeiniglich durch ki aus, wie man aus dem Worte Holland ſieht; fuͤr das b bedienen ſie ſich des p; und obgleich das d und 3 oder 8 in dem Worte J⸗tſe, welches auch einige J⸗dſe ausfprechen, dem Bedünfen nach erklingt: fo Fonnen die Chinefen, welche J⸗dſe deutlich fagen koͤnnen, doch nicht da, de, - di, do, du, ober za, ze, zi, zo, 31, ausfprechen. Anſtatt des x bedienen fie fich des l, oder vielmehr eines Wortes, das fich mit l anfängt; als in Fu⸗lan⸗tſu⸗ſe für France; für x fche, als in O⸗li⸗ſche⸗Fye⸗fi⸗ſche für das obermähnte Alexowitz Auf gleiche Art fol es auch vergebens feyn, die chinefifchen Wörter mit europäifchen Buchſtaben ausdrüden zu wollen. Denn nicht nur viele von denfelben würden ſchlecht aus- gedruͤckt werden; fondern wenn jemand ein Blatt vollgefchrieben hätte, fo würde er niche vermögend ſeyn, Dasjenige zu verfichen, was er gefchrieben hätte. Diefer Umftand iff nicht nur der chinefifchen Sprache eigen, fondern er iſt allen Sprachen gemein, und man findet Faum eine einzige, bie nicht einige ihr befonders eigene Toͤne hätte, welche durch die Buchftaben oder Schriftzüge anderer Völker nicht ausgedrückt werden koͤnnen. Go haben die Engländer keinen Buchftaben, der dem franzöftfchen J gleichkaͤme 2); noch die Fran⸗ zofen a) Es kann aber doch im Englifchen vollkommen die in der folgenden Tabelle gefunden werben. durch 3b ausgedruͤcket werden. e) In der That endiger fich Eein chineftfches b) Diefen koͤnnen wir noch l, w undy, oder j bey: Wort mie g, fondern es iſt folches nur von dem fügen, als inden Wörtern ul, chew, may und dergl. Spar BEE " — _ u — u XV Buch. IV Capitel. | 343 zofen einen, der dem englifchen gleichkoͤmmt. Dem ungeachtet giebt es doch nur fehr wenig Spesche Töne, ſowohl im Chinefifhen, als in irgend einer andern Sprache, die nicht durch englifche der Ehine: entweder einfache oder zuſammengeſetzte Buchſtaben ausgedrüct werden fan. Mit der, fen. Feanzöfifchen aber verhält fichs nicht fo, als deren Alphabet das mangelhaftefte und unvofl- nige gefchries fommenfte unter allen europäifchen iſt. Denn außer dem Mitlauter j fehlet ihnen das ch, ben werden. k, a und wo von dem Englifchen ‚ deren Töne in den meiften andern, vornehmlich in den morgenländifchen Sprachen, vorkommen; und die Franzofen fönnen auch Diefen Abgang . nicht durch Zufammenfegung zweener oder Dreyer Buchftaben mit einiger Nichtigkeit erſe⸗ gen, Und diefes iſt vielmehr die Urfache, warum einige Wörter, wie du Halde anmer- fer, von ihnen weder ausgefprochen noch gefehrieben werden können , als dasjenige, was er zur Urſache deswegen angiebt; namlich daß die Zähne der Chinefen anders georönet waͤ⸗ ven, als unfere; indem bie oberfte Reihe herausflünde, und zumeilen auf die Unterlippe, oder wenigſtens auf das untere Zahnfleifch fließen, aus welchem die Zähne einmärts ſtuͤn⸗ den, und Die beyden Reihen Zähne felten fo, wie bey den, Europäern, auf einander trafen. Alle chineſiſche Wörter, Die man mit europäifchen Buchftaben ſchreibt, endigen fich Die Laut auf den fünf Selbftlautern, a, e,i, 0, u, oder mit einem n 5b), welches zumeilen einfach buchſtaben. iſt, und an, en, in, on, un herborbringe, und zuweilen noch ein g c) hinter fich hat, da es denn ang, eng, ing, ong, ung 4) beißt. Ihre Saufbuchftaben haben auch, tie Die euro» päifchen, einen unterfchiedenen Klang; oder vielmehr ‚ wir haben nicht Buchftaben genug, alle diefe offenen Klänge und verfchiedenen abgerheilten Töne derjenigen Buchftaben auszu⸗ drücen, welche wir Sautbuchftaben nennen, die entweder in der chinefifchen oder in unferer Sprache gefunden werden. Was die folgende Tabelle betrifft, fo Fann der Leſer drey Dinge dabey beobachten? Engliſche ı Daß die Wörter, die unter verfchiedenen Buchftaben enthalten find, nach’ einer gemeinen Rechtſchrei⸗ Regel in der chineſiſchen Sprache gemacht worden; ob fie wohl unter einem jeden nicht gleich bung die bee zahlveich find. 2 Daß nad) der portugiefifchen und franzöfifchen Art zu fchreiben, viele von fen denfelben aus zwo oder drey Sylben zu befteben feheinen; und auch fo ausgefprochen were "den müffen, wenn man ber gemeinen Art zu leſen folgerz da hingegen nach der englifchen Art fie zu fhreiben, fie alle einfplbicht find, wie es auch nach der Beſchaffenheit der chine« fifchen Sprache feyn muß. 3 Daß die Veränderung der Rechtſchreibung von dem Por⸗ tugiefifchen und Franzöfifchen ins Englifche ſowohl natuͤrlich, als nothwendig iſt. Die vornehinfte Schwierigkeit finder fich ben Ausfprechung genoiffer Wörter, die aug doppelten Mitlautern beftehen, welche in unferer Sprache nicht gewöhnlich find, Allein, ’ da wir einige andere Doppelte, und auch wohl dreyfache Mitlauter haben s fs kann ein wenig : Uebung diefe Ausſprache leicht machen. 3. E. es kann einem, welcher Brand, drey, Wie gewiſſe Flucht, Grab, Kleid, Anopf, Pflug, Pfruͤnde, Schmerz, ſchwach, Strich, Wörter aus Sprache, Splitter, Tropf, Zwang und dergleichen ausfprechen kann, nicht ſchwer Leſprochen fallen, auch Swen, ſwen, Sjang, Ring, ang, Sen, uvi, efjen in einem werden. Tone auszufprechen, "Denn man muß eben die Regeln beobachten, wenn marı Sw, jw, fiu.fo, Spaniern und Franzoſen hinzugefuͤget worden, 4) Du Saldens China, H Band, auf der ı 46 um das tönende n don dem dumpfen n zu us Seite. Diefer Verfaſſer hat viel von dem, was er terſcheiden/ ſtatt des m, deſſen ſich die Portugie- von der chinefifhen Sptache ſaget, qus dem le Com⸗ fen. bedienen. te u) Magellan genommen. 344 der Chine⸗ ſpricht, nämlich, als wenn es nur ein Buchftab wäre. fen.. Befrbreibung von | Ehing. Sprache ſj u. ſ. m. zuſammen ausfprechen will, die man beobachtet, wenn man br, fFu. ſ. w. aus- Diefes lernet mar, wenn man und nach der Lautbuchſtab berausgeftogen wird. | Alphabetiſche Tabelle von allen Wörtern, aus welchen die chinefifche Sprache beſteht, nach dee englifchen, portugiefifchen, Franzöfifchen und Deurfchen Ausſprache. Engliſch. Portugieſiſch. Franzoͤſiſch. Deutſch. Cha chan chang chau chay che chen cheng chew chi ehin- ‚shing cho chun chung chwa chwang chwe chwen chwi chyau chyen F Fa fan fang Ch Cha chan cham chao chai che chen chem cheu chi ‚chin chim cho - chun chum chua chuam chue chuen chui chiao chien F Fa fan faın Fa Tch Tcha tchan tchang tchao tchai tche tchen tcheu tchi tchin tching ‚tcho , tchoun tchoun tchua tchuang tchue tchuen F fan fang Th Tſcha tſchang tſchang tſchau tfchaj tſche tſchen tſcheng tſcheu tſchi tſchung tſchva tſchvang tſchve tſchven tſchvi tſchjau tſchjen F Fa fan fang einen Lautbuchſtaben dazwiſchen ſetzet, und hernach ſie ſo geſchwind ausſpricht, daß nach Engliſch. Portugieſſch Franzoͤſiſch. Deutſch. F few fo foy fu fung fwen . Gan gang gau gay gho ghey, od. gwey g0 gu H Han hang - hau hay he hen heng F feu fi fo fu fum fuen 6 Gan gam gao. gai guo goei, 00, guei go gu H Han ham hao hay he hen hem guei H Han hang hao > hai he hen heng $ feu fi fo foj fu fung fven © Ban gang gau gaj go gvoj go gu a —— ang hau haj he hen heng Engliſch. e) Diefes und das folgende Wort kann bio, die nicht dunkel find, klaͤrlich ausgeſprochen werden: bion ausgefprochen werden. Weil aber das v von fo ſcheint hve und hven die eigentliche Rechtſchrei⸗ der dunkeln Art ift, und die andern Buchftaben, bung zu ſeyn. * —— — nun XV Buch, IV Easitel. 345 Engliſch. Portugieſiſch. Franzoͤſiſch. Dentſch. Engliſch. Portugieſiſch. Franzoͤſiſch. Deutſch. — H H 4 K c ER KR — hew heu heu beu ke ke ke te BER hi hi hi „bi ken ken ken ken hing him hing bing keng ken keng keng ho ho ho ho kew kew keu keu hu hu hou hu ki ki M ki hun - +hun houn hun kin kin kin kin hung : hum houng bung king » kim king ‚fing hve e) hiue hiue bve : ko ‘co co ko hven hiuen hiven hven ku cu cou Eu hya hia hia | bie kung f) cum coung fung hyang hiam hiang bjang kve kiue kieue Eve hyau hiao hiao bjau kven „ kiuen kieuen - Even hyay hiai hiai hjaj kya kia kia kja hye hie hie hje kyang kiam kjang hyen hien . hien bjen kyau kiao ‚ kiao kjau hyew hieu hieu bjeu kyay kiai Ejoj hyo hio hio hjo kye kie kie fie hyu hiu hiou hju kyen kien kien kſen hyun hiun hioun hjun kyew kieu kieu kjeu hyung hium hioung. hjung kyo kio kio kſo kyu kiu kiou kju I Vocal. Y I 3 kyun kiun kioun kjun In Ya In "in kyung kium. kioung kjung in m in in | 8 y 8 g * * J Col 6 J La La La La fe me = Te : lan lan lan - Jan jen gen jen lang lam lang lang jeng gem jeng lau lao lao lau jeweeu jeu lay lai lai laj jin gin jin 5 ” le le eng. em len len K Ca c R lew leu —* —* Ka Ca ° Ca Ra li li li li kan can can kan lin - lin lin lin kang ° cam cang Fang ling lim ling king kau cao kau lo 0 lo kai cai cai kaj lu lu lou lu Engliſch 5) Dieſes wird auch kong geſchrieben, derglei- ſchieht, wo o und u ohne Unterſchied von den Mis⸗ chen in vielen andern Wörtern von dieſer Art ges. ſionarien gebraucht werden. Allgem. Reifebefchr, VI Band, Er der. Ebiner fen. 346 L lun lung, Iven Iwan iwi iwon Iyang Iyau lIye - Iyen lyew lyo Iyu Ma anan mang, mau may, me nen meng mew mi min ming, mo mu mung mwen mwi mwey mwon myau mye myen myew N&n Na 2 L lun lum liuen . loan lui fuon leam leao lie lien lieu tio ku M Ma man mam mao . mal me men mEelTr meu mi min mim mo mu mum muen mut moei muon miao mie mien mieu N Na | Beſchreibung von China. Sprache Engliſch. Portugieſiſch. Franzoͤſiſch. Deutſch. Engliſch. Portugieſiſch. Franzoͤſiſch. Deutſch. L loun loung loan hi” luon leang leao lie lien lieu lio lu M Ma man mang, mao meng mu mi min ming mo mou moung muen mui ımuon miao mie mien N Na 8 lun lung lven lvan lvi lvon ljang ljau lie lien ljeu ljo ku N Ms man mang mau mei me men meng men mi min ming mo mu mung mven moi mvey mvon mjau mje mjen mjeu N Na N&n N nan nan nang nam nau nao nai nai ne ne neng nem new neu ngan ngan ngau ngao ngay ngai nghe nge nghen ngen nghew ngeu ngo ngo ni ni nin nin ning num no no. nu nu nun nun nung num nwi . nui . nwon nuon nyang niam nyau niao nye nie nyen nmien nyew nieu nyo nio nyu niu o 10) o r o P P Pa Pa pan pan ‘ pang pam pau pao 27 ze pe pe peng pem N nan nang nao nai neng ngan ngao nga ngue nguen ngeu n30 ni ning no nou noun noung nui nuon niang niao nie nien nieu nio niou nang N nen nau naj ne neng neu ngan ngau ngaj ngve ngven ngveu ng9 ni nin ning no nu ‚nun nung npi nvon njang njau nje njen njeu njo nju © o A p Da pan pang pau paj pe peng Englifch. P P peu pi pin pim po pu pum puen poei puon piao pie pien pieu K Kua kuan kuam kuai kue kuei kuen kuem kuo kuon 8 Sa fan fam fao fai fe fen fem feu fi Iin , fim fo XV Buch, Engtifeg. Portugieſiſch. Frangöfifg. Deutſch P pP peu peu pi pi pin pin ping ping a0 po peu pu poung pung puen pven poei pvey puon pvon piao yjau pie pje pien pien pjeu Q ® Qua Bus quan quouang quang quoai quaj quoue que quouei quej quouen quen queng quouo quo quouon 2 quon 8 3 Sa Za ſan jan fang zang ſao zau fai zaj ſe ze ſen zen ſeng zeng feu zeu fi zi ſin zin fing Zing ſo zo IV Capitel. Rn Ss fü fun fun fve j ſven ſwi fwon fyang ſyau ſye ſyen fyew {yo Syu fyun Sh Sha han {han { fhay {he [hen fhew fhi —* in {ho : {hu fhun { hung ſhwa ſhwang ſhwa [hwe ſhwen fhwi {hyau ' fhyew Exr2 8 ſu ſun ſum ſiue ſiuen ſui ſuon ſiam ſiao ſie fien fieu fio _ ſiu ſiuu X Xa xarı xKaın xeo xai xe xen xeu xin xim xu xun xum x0a xoamı xui xiao xieu 8 ſou ſoun ſoun ſiue ſiuen ſuĩ ſuon fian * ſie ſien fieu fio fiou fioun Ch Cha chan ehang chao chai che chen cheu chi chin chin g cho chou choun choung choua chouang chua chue chuen 347 Engliſch. Portugieſiſch. Franzoͤſiſch. Deutſch. 3 zu zun zung zve zven zvi zvon zjang zſau zſe zſen 3jeu 3j0 zju zſjun Sch Scha ſchan ſchang ſchau hof ſche ſchen ſcheu ſchi ſchin Engliſch. Sprache der Chine⸗ ſen. —— 348 Breite er Chine⸗ fen. T T Leu Ta Ta tan tan tang tam tau tao tay tal te te teng tem tew teu ti ti ting tim — to tu tu tun tun tung ‚tum twi tui twon tuon tyau tiao tye tie tyen tien tyew tieu Tfe.dl C Tfa Ca tfan car tfang gam tſau gao tlay gai tfe ce tleng sem tfeu geu th ei tfin ein tſing cim tſu gu tfun gun t{ung gum t[ve ciue tſven giuen tIwe goeod. que Beſchreibung von China. Engliſch. Portugieſtſch. Franzoͤſiſch. Deutſch. = Ta tan tang tao tai te teng teu ti fing to tou toun toung tui tuon tiao tie tien tieu TE TR tfan tlang | tfao tfai tfe tfeng tſeu thi tfin tfin a tloun tloung tfiue tſiun T Ta tan tang tau taj te teng teu ti ting to tu tun tung twi twon tjau tje tjen tjeu Tz oder dz ET tion tzang tzau tzaj tze tzeng ten t3i tʒin tzing tzu tzun tzung tzve tzven tzwe 2) In den Wörtern von dieſer Art, welche ge⸗ meiniglich an dem Ende eines jeden Buchftaben Eommen, iſt das o fo dunkel oder ftumm, daß es 5) Wir muͤſſen hier anmerken, daß man m. ein e zu ſeyn feheint. nige bven oder hun, hvun aus. Engliſch. Portugieſiſch. Franzoͤſiſch. Deutſch. Tſordſc mM Tzoder ds tfwi ° qi tfui zwi tfwon quon tſuon t3won tfyang giam thang tzſang tſyau giao tfiao tzſau the gie gie tie tfyen gien tfien t3jen t[yew gieu tfieu tzſeu tſyo gio tfio tzjo — 0. giu thio tzſu tſyung cium tung tajung UVoal, U ou u u oü u ulod,eul ul Ih ul oder eul ung um oum . ung. VCof. V V v Va Va Va Vs var van van van vang vam vang vand vay vai vai vaj vey vei ve vej ven ven ven ven vi wer » vi — 5 vin: vin pin vo vo‘ vo v9 1 von von von von vü vu vou vu vung vum vong vung t SEIT BR ho Hv J Whä hoa hoa hva whan bhoan hoan hvan whäng hoam hoang hvang why hoai hoai hyvaj whe hoe ° hoe bve .... why hoei hoei hveſ whe hue hue bwe a when hoen hoen bven £ whon huon huon hvon g) Engliſch. Daher ſprechen es auch ei⸗ eber⸗ 4 XV Buch. V Eapitel. 349 Engliſch. Portugieſiſch. Franzöffh. Deutſch. Engliſch. Portugieſiſch. Franzoͤſſch. Deutſch— Y Y RT T Y De Y&lI J — Ya Ya Ja yo yo io jo yang yam iang ſang —— yu jou ju yau- yao iao jau yun yun joun jun yay yai yai jaf yung joung jung - ye ye ie je ywe yue iue jwe yen yen ich, jen ywen yuen iuen jwen yeng yem jeng ywei yui ſwei yew yeu ieu jeu ywin yuin jwin >) yin yin jin * = AA TI EEE ER ZEIT Das V Kapitel, Bon der Religion in China Einleitung. Se China werden die Einwohner, wie in andern Laͤndern, nach) ihren verfchiedenen Religionen eingetheilet. Man findet dafelbft vier Hauptreligionen. Die erfte ift die natürliche , und eigentlich auch die herrfchende Religion. Hierzu befennen ſich bie Gelehrten und alle diejenigen, welche an der Regierung einigen Antheil haben, Die weyte iſt von dem Lau⸗ kyun, einem Weltweiſen, eingefuͤhret worden, und ſcheint eine Verderbung des natuͤrlichen Geſetzes zu ſeyn, welches Confucius nachgehends wieder her⸗ geſtellet hat. Die dritte iſt die Religion des Betruͤgers Fo. Dieſe beſteht in der groͤbſten Abgoͤtterey, und Verehrung der Heiligen und der Bilder ſo, daß man fie der katholiſchen faft an die Seite ftellen fann. Die vierte wird Ju⸗ kyau genenner. Sie ſcheint eine Auspußung der erften zu feyn, und hat einen Theil der Gelehrten zu ihren Anhängern, Hierzu kann man noch die jübifche, muhammedanifche und Fatholifche Religion rechnen, wel⸗ che einigermaßen in dem Reiche feiten Fuß gefaflet haben. Dasjenige, was wir von den erften vier Religionen a) wiffen, haben wir vornehm⸗ lich den jeſuitiſchen Miſſionarien zu danken, welche verſchiedene Auszuͤge aus den chineſi⸗ ſchen Schriftſtellern zu ihren eigenen Anmerkungen hinzugethan haben. Sie haben aber von allen diefen Religionen, ausgenommen von der erften, fehr unvollkommen, unrichtig, und, wie zu vermuthen ſteht, in vielen Stücken wider die Wahrheit gehandelt: es mag nun dieſes von ihrer Nachläßigfeit, fich um die Sachen recht zu erkundigen, oder von einer arten Neigung, andere Religionen verhaßt zu machen, herruͤhren. Es ift, was die Religion des Fo betrifft, merkwürdig, daß fie einige Dinge unterdrücken , andere aber verftellen, als ob fie mit Fleiß Die genaue Aehnlichkeit verheelen wollten, die fie mit der ihrigen hat. Der Ueberfeger des du chalde aber hat diefe Bergleihung angeftellet; und F 3 wir Ueberſetzung durchgängig die englifche Rechtſchrei· 4) Die Miffionarien zaͤhlen drey Secten; naͤmlich bung der chineſiſchen Woͤrter beybepalten, die Secten des Eonfucins, des AausEyum u. des Fo. » Religion in China. Gottesdienſt 350 Beſchreibung von China. wir wuͤrden ſehr unrecht handeln, wenn wir ſie, zumal bey einer ſolchen Gelegenheit, weg⸗ laſſen wollten. Auf der andern Seite beſchuldigen fie die Secte der Ju⸗kyau einer Ohngöt- terey, vielleicht um die herrfchende Religion, von welcher fie in ihrem eigenen Gottesdienfte . verfchiedenes erborget haben, von diefer Befchuldigung zu befreyen, die ihre Widerfacher gegen fie anbringen. Dem fey nun wie ihm wolle: fo feheint es nochimmer, als ob wir Feine vollftändige Kenntniß von den wahrhaften Sehrgebäuden Diefer Drey Secten hätten, Der I Abſchnitt. Bon der herrfchenden Religion in China, welche mit dem Gefege der Natur überein koͤmmt. Gottesdienſt der Chinefen. She Hoherpriefter ift tiger Zuftand. Mas die Urſache fey, daß fie der Kaiſer. Eingeführte Opfer. Erbaute frey vom Gökendienfte find. Vornehmſte Far Tempel. Unterfchiedener Gottesdienſt. Kuͤnf⸗ ften, die eingeführet find. E⸗ iſt eine gemeine Meynung unter den Schriftſtellern, einige von den Nachkommen des Noah waͤren nach der Zerſtreuung, etwan zweyhundert Jahre nach der Suͤndfluth, in China eingedrungen, hätten daſelbſt ein großes Reich angerichtet, und darinnen die natürs liche Religion eingeführee. Hiervon finder man viele Spuren in ihren Hauptbüchern vom erften Range, wovon bereits gehandelt worden iſt 4). Der Hauptgegenftand des Gortesdienftes unter den Chineſen, ift Das höchfte Wefen der Chineſen. und der Grund aller Dinge, Diefes bethen fie an, entweder unter dem Namen Schang- Ihre Gott⸗ heit. ti, welches den hoͤchſten Kaiſer bedeutet, oder unter dem Namen Tyen, welches Wort bey ihnen eben Diefe Bedeutung hat 5). Tyen, fagen die Yusleger, ift der Beift, der die böchfte Stelle im Simmel hat; weil der Simmel das vortrefflichfte Werk ift, welches diefe erfte Lirfache hervorgebracht bat. Man braucher diefes Wort auch von dem fihtbaren Himmel. Die Bedeutung deffelben wird durch den Zuſammen⸗ hang beſtimmet. Die Chineſen pflegen zu ſagen, der Vater ſey der Tyen in dem Haufe, der Unterkoͤnig fey der. Tyen in der Provinz, und der Kaifer fey der Tyen in dem ganzen - Königreihe uff. Sie verehren auch, ober mit einer geringern Aut des Gortesdienftes, unfergeordnete Öeifter, die von dem höchften Weſen abhangen; und welche nach ihrem Borgeben die Auffiht über Städte, Flüffe, Berge uf. w. haben follen. Es erhellet fonderlich aus dem Schu⸗king, daß dieſer Tyen, oder das erſte Wefen, der Schöpfer aller Dinge, allein unabhängig, allmächtig, allwiſſend fey, und auch die Heimlichfeiten des Herzens kenne; daß es über den Sauf der ganzen Welt wache, fo, daß nichts ohne feinen Willen gefchehen koͤnne; daß es heilig, und unparteyiſch fey, und nur durch die Tugend der Menſchen gerührer werde; daß es böchftgereche fey, und Die Bosheit auch an Königen, welche es abfegete, auf die nachdrücklichfte Art beftrafe; daß es durch öffent: liche Noch die Menfchen warne, eine Verbefferung ihrer Sitten anzufangen; und daß es gleich hierauf feine Barmberzigfeit und Güte zeige; daß es Wunderzeichen oder außeror⸗ dentliche Erſcheinungen brauche, um das Elend anzukuͤndigen, welches dem Staate dro— | het, " —— * an Simmel, und festen Namen legen die Mißionarien um befierer Tyenschu, den Heren des Himmels. Diefen Bewißheit willen der Gottheit bey. XV Buch IV Eapitel. 351 bet, damit Die Menfchen ihr eben ändern möchten, als welches der ficherfte Weg wäre, Religion den Zorn des Himmels zu befänftigen. Hiervon werden verfchiedene Stellen als Beweis: in China, gründe angeführer, y — Die Kaifer haben fich allemal für höchft verbunden gehalten, die vornehmften und Ihr Hoher⸗ erſten Gebräuche zu beobachten. Dieſe feyerlichen Handlungen ſtehen auch nur ihnen allein Priefter ift zu, weil fie die Häupter des Volfs find. Solchergeſtalt vegieren fie als Kaiſer; fie unters der Kaifer, vichten als Lehrer; und opfern als Priefter : damit die Gottheit hierdurch um fo viel mehr geehret werde. Fo⸗hi, den man für eines von den Häuptern des Volks hält c), das ſich in diefem äußerten Theile des Morgenlandes niederließ, bielt in einem Stalle oder Garten bey feinem Haufe, fechferley Arten von Thieren, Die bey feinen Opfern gefchlachtet werden ſollten. Davon brachte er zweymal im Jahre, allemal zur Zeit eines Solftiriums, wel- Eingefuͤhrte ches er das Feſt der Dankbarkeit gegen den Tyen nennte, ein feyerliches Opfer. Zu dies Opfer: fer Zeit wurden ſowohl die Gerichtshäufer, als auch Die Kaufmannsgewölber, zugeſchloſſen. Es war aud) an einem folhen Tage nicht einmal erlaubt, eine Neife zu unternehmen. Schin⸗nong, fein Nachfolger, führte noch zwey andere folche Fefte ein, wenn Tag und - Nacht gleich iſt; das erfte, im Fruͤhlinge, für den Ackerbau, und das andere, im Herbfte, nach der Erndte; da denn allemal dem Schangsti die erften Früchte geopfert wurden, Er bauere auch felbft Das Feld, worauf Das Getreide und die Früchte zu dieſem Opfer wuchfen. Vohang-ti, der Nachfolger des Schinznong, übertraf die uͤbrigen noch an Eifer Erbauung für den Gottesdienft, und erbauete einen großen Tempel, damit man unfer einem Dache eines Tem: opfern, und dafelbit das Volk in den vornehmften Pflichten unterweifen fönnt, Schau⸗ pels. hau, der Sohn des Whang⸗ti, vermehrte die Pracht bey ven Opfern durch Zufammen- ſtimmung muſikaliſcher Inſtrumente. Allein in den legten Jahren feiner Negierung erreg- sen neun Chew⸗hew, oder lehnbare Füriten, allerhand Unruhen. Ihre Abſicht mar, die Furcht vor den Geiftern an ftatt der Furcht vor dem Schangsti, einzuführen. Sie nah: men um deswillen ihre Zuflucht zu der Zauberfunft. Dadurch) beunruhigten fie Die Häufer mit böfen Geiftern, und fegten die Leute durch ihr Blendwerk in ſolches Schrecken, daß fie mit großem Ungeſtuͤme verlangten, man ſollte diefen Geiftern opfern. Allein, Chwens byo, fein Enfel und Nachfolger, rottete den Anhang der neun Zauberer aus, und ſtellete die Ordnung in den Opfern wiederum her, In Erwägung, daß die Berfammlung eines fo unruhigen Volkes an eben den Ort, Unterfchiedes wo der Kaifer dieſe Gebräuche verrichtete, allerhand Unbequemlichkeiten nach fich ziehen wet Gottes⸗ müßte: fo trennte er den Platz des Unterrichts von demjenigen, wo geopfert wurde, und er- dienft, nennte zrocen große Mandarinen, die er aus den Söhnen des verftorbenen Kaiſers erwählte, zu Häuptern und Auffehern. Der eine mußte die ganze Deforgung der Gebräuche über ſich nehmen: der andere aber mußte für den Unterricht des Wolfe forgen. Er gab auch Gefege wegen der Wahl der Opferthiere, und verordnete, daß fie weder lahm noch fonft mangelhaft feyn follten; und daß man Feine andere Arfen von Thieren hierzu nehmen follte, als die fechs Arten, welche Sosbi beftimmer Härte, Öleichergeftalt ſollten fie wohl ge- mäftet werden, und eine Farbe haben, die mis den vier Sahrszeiten übereinfäme, in wel: chen Die Opfer gebracht würden 4). Die ce) Diefes ift eine bloße Einbildung. Siehe die der 116 Seite in der Anmerkung. allgemeine Welthiſtorie ın dem I Bande, auf A) Du Halde, China im JBande a d. 64 u. f. S. 352 Beſchreibung von China, Religion Die vornehmiten goftesdienftlichen Bücher, fonderlich das Schu⸗king, weifen zwar in China. den Seelen tugendhafter Leute ihre Stelle nahe bey dem Schang-ti an: doch fieht man — nicht, daß ſie etwas deutliches von zukuͤnftigen ewigen Strafen ſagen. Sie ſprechen zwar Zuftand. auch, daß das hoͤchſte Weſen alles aus Nichts erſchaffen babe: allein fie haben doch nicht fo deutlich hiervon gehandelt, daß man urtheilen fünnte, ob fie eine Hervorbringung aller Dinge aus Nichts darunter verftehen. Indeſſen haben fie doch die Moͤglichkeit defien nicht geleugnet, noch) auch, wie einige griechifche Weltweifen, behauptet, daß der Grundſtoff der Welt ewig ſey. Hernach finden die Mißionarien nicht, daß fie ſich wegen des Zuftandes der Seele nach den Tode deutlich herausgelaffen haben. Vielmehr feheinen fiedie Begriffe davon verwirvet zu haben, fo, daß fie gar nicht mit der Wahrheit beftehen koͤnnen. Doc) ift fein Zweifel, daß fie nicht follten glauben, daß die Seele nad) ihrer Trennung von dem Körper noch wirklich vorhanden ſey; wie fie denn auch die Gewißheit der Erſcheinungen nicht in Zweifel ziehen e). Siefind’feey Es iſt merfwürdig, daß man in ihren goftesdienftlichen Büchern nicht die geringfte vom Goͤtzenꝛ Spur von einem Gögendienfte wahrnimmt, bis das Bildniß des Ko, viele Jahrhunderte dienſte. nach dem Confucius, nad) China gebracht wurde. Seit der Zeit diefes Weltwveifen find zwar viele von der Zauberfunft und verfchiedenen andern Irrthuͤmern angeftecft worden: doc) hingen die Gelehrten noch immer denen Sägen an, welche fie von ihren Voreltern er- halten hatten, und nahmen hieran Feinen Theil. | Daß die Neligion der erſten Zeiten in China noch immer erhalten werden, und nic) gänzlich untergegangen ift, ruͤhret großentheils davon her, weil das höchfte Gerichte der Gebräuche in dem Kaiſerthume eingeführt worden ift, und faft gleich anfangs völlige Ge— walt erhalten hat, allen Aberglauben, der einveißen Fönnte, zu verdammen oder zu unter: druͤcken. Die Miffionavien, welche die Schlüffe der Mandarinen gelefen haben, die Mit— glieder diefes Gerichts find, Haben bemerket, daß diefelben zwar mannichmal ingeheim aber- gläubifche Gewohnbeiten ausübten f): wenn fie aber zufammen kaͤmen, um fich darüber zu berathſchlagen, diefelben öffentlich verdammten. Mas die Ur⸗ In China hat man viele Jahrhunderte lang, gar nichts von folhem Aberglauben ge- jahe davon wußt, den man bey andern Völkern antriffe, welche fich einen allzugroben und unvollkom— jen. menen Begriff von der Gottheit macheten, und daher nach und nach dahin verfielen, daß fie die Helden des Sandes mit dem Namen der Götter beehrten. So fehr auch die Chinefen ihre größten Kaifer verehret haben, fo haben fie doch Feinen davon, fondern nur das höch- fie Wefen angebethet. Und ob fie ſchon ihre Hochachtung und Ehrerbiethung gegen das Andenken großer Männer zeigten, welche fich Durch ihren hohen Stand, durch ihre Tugen- den und durch ihre Berdienfte hervorgethan hatten: fo haben fie doch ihr Andenken lieber durch Täfelchen beybehalten wollen, die wie diejenigen geftaltet waren, welche guten obrig— Feitlichen Perfonen zu Ehren aufgehangen wurden, und worauf ihr Name und ein kurzer Lobſpruch auf fie, geſchrieben ſtund, als durch Gemälde oder Bilder. Durch e) Um diefes zu beweifen, bringt der Verfaffer fie groͤßtentheils ans abgöttifchen Käufern ber: nichts als eine Anzahl Träume vor, wovon doch, ſtammten. nach dem Urtheile eines Gelehrten, nur ein ei g) Le Lomtens Nachrichten von Ehina, auf ziger, der dem Confucius zugefihrieben wird, eine der 316 und folgenden Seite; und Du »zaldens wahrhafte Exfcheinung geweſen ſeyn foll. China, auf der 646 und folgenden Seite. f) Ar Comte ſpricht, diefes vührte daher, weil 2) MagellansErzaͤhlung von China, n.d.304 S · XV Buch. V Capitel. | 353 Durch die Unruhen, welche in dem Reiche entftunden; durch die bürgerlichen Kriege, Religion welche Trennungen darinnen anvichteten; und durch die Berderbniß der Sitten, welche in China. faſt allgemein wurde, war indeſſen die alte Lehre gaͤnzlich verbannet worden. Allein, Con: . — fucius brachte ſie wiederum in Aufnehmen, und verſchaffte den alten Buͤchern von neuem ein Anſehen g ). Magellanus merfet an, daß die Chinefen vier Hauptfaſten haben, die ſich ordent- — lich nach den vier Jahrszeiten richten. Denn wenn fie ihre feyerlichen Opfer bringen wol. daſtenzeiten. len: fo faften fie Die drey vorhergehenden Tage, Und wenn fie zur Zeit einer Hungersnoth, einer Peft, eines Erdbebens, außerordentlicher Ueberſchwemmungen oder anderer öffentli- chen Plagen, die Gunft des Himmels anfleben wollen : fo enthalten fich die Mandarinen diefe Tage über von ihren Weibern; fie bleiben Tag und Nacht in ihren Gerichtshäufern, effen Fein Fleiſch, trinken feinen Wein, und reden auch von Feinen Gefhäfften , fonderlich wenn diefelben öffentliche Verbrechen angehen. Der Kaiſer hält fich auch in feinem Pal: laſte einfam auf der Morgenfeite des höchften Faiferlichen Saales >). Was den fietlichen Theil diefer Herrfchenden Religion anbetriffe, davon Fann man die Nachricht lefen, die bereits aus ihren gottesdienftlichen Büchern angeführt worden 7). Der II Abſchnitt. Bon der Secte der Taustfe a), Urſprung der Seste. Sie ift nach der epifurifhen davon. Gottloſigkeit eines andern. Opfer, das Art. Trank der Unfterblichkeit. Man hat dem Teufel gebracht wird. Tafchenfpielerfünfte, einige Kaiſer damit hintergangen. Doc duls Geſchichte destaustfe. Won feinem Leben und den und ehren fie diefe Secte, Thorheit eines Tode, Seine Eitelkeit und Thorheit, Lau⸗ kyun b)ift der Mame des Weltweiſen, dem dieſe neue Secte ihren Urfprung zu dan⸗ Urfprungder fen hat, Seine Schüler geben vor, um feine Geburt recht außerordentlich zu machen, Seete. er wäre achtzig Jahre lang in dem Bauche feiner Mutter gelegen, hätte fich endlich ſeibſt durch ihre linke Seite einen Weg in die Welt gebahnet, und diefes hätte feiner Mutterdas R geben gefoftet. Seine Bücher find noch vorhanden: man glaubet aber, daß feine Nach: \ folger vieles darinnen geändert Haben, Doch enthalten fie allerhand einem Weltweiſen = anftändige Lehrſatze und Meynungen, welche die fittlichen Tugenden anbetreffen, und zeis gen, twie man die Ehrenftellen vermeiden, den Reichthum verachten ‚, und die Seele erhe⸗ ben folle, von welcher er glaubet, daß fie fich über die irdiſchen Dinge hinauf ſchwinge, und fich felbft genug fey. Unter feinen Mepnungen findet man eine, die er zu vielen malen wiederholet hat, ſonderlich wenn ex von der Hervorbringung der Welt redete. Er fpricht alfo; Tay, das ift, das Geſetz oder die Vernunft, bat eines hervorgebracht; eineshat zwey hervorgebracht; zwey haben dreye hervorgebracht; und drey haben alle Dinge i) Siehe zuvor, a.d. 322 ©. Sinenf. prooem. declar.p.24.) Sein Name war a) Tau⸗tſe ift der Name eines Buchs, welches Ti, und fein Zuname Zul. . Weiler aber weis: Cau⸗kyun gefthrieben hat. ’ fe Haare mit auf die Welt brachte: fo wurde er db) Er heißt auch Zi⸗lau⸗kyun, und insgemein Aaustfe, oder der alte Knabe, genennet. Siehe auch Peryang, oder Lauten, ( Couplet, Scient, Du Haldens China, im II Bande, 1.0. 167 ©, Allgem, Heiſebeſchr. VI Band, Y 354 Beſchreibung von China. Religion Dinge hervorgebracht ©). Hieraus, fpriche der VBerfaffer, ſcheint es, als ob er Cbina einige Kenntniß von der Gottheit gehabt habe d). Allein, es ift diefes ein fehr grober Ber viff geweſen. Sie ift nach i Die Sittenlehre dieſes Weleweifen und feiner Schüler, bat eine große Aehnlichkeit der epifur mit der epifurifchen. Sie befteht darinnen, daß man die heftigen Begierden und Leiden⸗ ſchen Art. ſchaften ausrotten folle, welche den Frieden und die Ruhe der Seele ſtoͤren koͤnnen. Nach ; ihren Lehrſatzen muß die Sorge eines jeden weifen Mannes dahin gehen, daß er fein geben frey von Angft und Unruhe Hinbringe, und Daher niemals an das Vergangene gedenfe, oder das Zufünftige zu wiſſen verlange, Sie behaupten, wenn matt ſich mit befcehwerlichen Sor⸗ gen beuntuhige, ſich mit Yusführung großer Entwürfe und weitläuftigen Abfichten zu thun mache, und fid) dem. Ehrgeize, dem Geldgeize und andern Seidenfchaften ergebe: fo arbeis te man mehr für die Nachkommen, als für ſich felbft; und es fey unfinnig gehandelt, enn man das Glück anderer, oder auch fein eigenes, durch den Verluſt feiner Ruhe er⸗ kaufen wolle: denn alles, was wir als ein Glück betrachten, höre auf, ein folches zu feyn, wenn es mit Mübfeligfeit, Unluſt und Unruhe verbunden fey, und die Ruhe der Seele dadurch nur im geringften geftörer werde, Trank der Aus diefen Grunde ftellen ſich die Anhänger diefer Secte, als ob fie eine felhe Ruhe Anſterblich· und Stille ben ſich ſelbſt faͤnden, welche, wie ſie ſagen, alle Verrichtungen der Seele auf⸗ it. bübe. Da aber doch diefe Gemuͤthsruhe Durch das Andenken anden Top geftöret werden müßte: fo ruͤhmen fie fich, einen Trank erfunden zu haben, den fie Chang-feng-yo e) nennen, und Durch welchen fie unfterblich werden fünnen. Sie find der Goldmacherkunſt ergeben, und von den Gedanfen an den Stein der Weltweifen auf eine thörichte Art einges nommen, Sie haben aud) eine große Neigung zur Zauberfunft, und ftehen in der feften Einbildung, daß fie durch den Beyſtand der Teufel, die fie anrufen, in ihren Abfichten glücklich feyn Eönnen, Die Hoffnung, dem Tode zu entgehen, bat eine große Menge Mandarinen verleitet, fich diefer teufelifchen Kunft zu befleißigen. ie Weiber vornehm⸗ lich, welche von Natur neugierig find und eine uͤbermaͤßige Begierde zum Leben haben, ließen ſich blindlings von dieſen ausſchweifenden Thorheiten dahin reißen. Endlich brach⸗ ten gewiſſe leichtgläubige und aberglaͤubiſche Kaiſer dieſe gottloſe Lehre in Schwang, und vermehrten die Anzahl ihrer Anhänger ungemein, Es findeinige Der Kaifer Tfinsfehi Whangäeti, der Bücherverbrenner PD, ließ fich von diefen Kaiferdamit Betruͤgern überreden, daß fie in der That den Tranf der Unfterblichkeit erfunden hätten. —— Vuti, der ſechſte von dem banifchen Gefchlechte, wiedmete fich unter der Anführung eines orden. yon Diefer Secte, die er angenommen hatte, mit Namen Li⸗ſchau⸗kyun, gaͤnzlich dem Leſen der Zauberbuͤcher. Hierauf wurde der Hof fogleich mit einer unzähligen Menge von diefen falfchen Lehrern angefülle. Um diefe Zeit ftarb eine von feinen Gemablinnen. Da er fich nun über ihren Verluſt gar nicht wollte troͤſten laffen: fo brachte es einer von dieſen Betrügern durch feine Zaubereyen dahin daß ſie vor dieſem Monarchen erſchien. Dieſe Erſchei⸗ nung, wodurch er in Schrecken und Exftaunen gefese wurde, verurfachte, daß er diefer Serte nur ) Siehe Couplet deient. Sinenf,Prooem,De- e) No bedeutet die Arzeney, Chang ewig, und elar. p.24. Seng Leben. Fe 5) Sieheoben, a.d. 323 S. Er meynet die Dreyeinigkeit. 3) Hier ſtellet der Verfaſſer ihre Heiligen oder —* —— XV Buch. V Capitel. 35 nur noch mehr anhing. Er bediente ſich zu verſchiedenen malen des Tranks der Unſterblichkeit Endlich aber erfuhr er, da thoͤrichte Lichtglaͤubigkeit. Doch brachte der Tod des Kaiſers dieſer neuen Secte keinen Nachtheil; denn ſie fand Schutz bey feinen Nachfolgern. Zweene von ihren berühmteften Lehrern erhielten die Ge malt, den Dienft, den man in einer großen Anzahl von Tempeln, die man bereits in dem ganzen Reiche aufgerichter harte, dem Teufel Teiftere, fortzupflanzen. Sie verkauften überall um einen hohen Preis Eleine Bilder, welche die Menge von Geiftern der Menfchen vorſtellten, die fie unter ihre Götter geftellee und Spengin, das ift, unfterbliche, ge: nennet hatten g).. Diefer Aberglaube nahm dermaßen überhand, daß man unter den Kai- fern des tangifchen Geſchlechts, feinen Prieftern den Namen, Tyen tſe, das it, himm⸗ liſcher Lehrer, beylegee. Der Stammvater diefes Geſchlechts richtete dem Laͤu⸗ kyun einen praͤchtigen Tempel auf, und Hven⸗tſong, der ſechſte Kaiſer aus dieſem Geſchlechte, ließ ſeine Bildſaͤule mit großem Gepraͤnge in den Pallaſt bringen 2). Die Nachfolger des Hauptes diefer Secte, find allemal mit dev Würde großer Man- und ehren fie darinen beehret worden, und haben ihren Siß in einem Flecken der Provinz Ayangzfi, diefe Secte. 100 fie einen prächtigen Pallaft bewohnen... Es iur große Haufen Volk aus den benach- barten Provinzen dahin, um fi Mittel gegen ihrẽ Krankheiten zu holen, oder ihr Schick: fal zu erfahren, und was ihnen in ihrem Leben begegnen werde, Sie erhalten von den Tyen⸗tſe einen Zeddel, der mit Zauberbuchftaben angefülfe ift, und begeben ſich, wenn fie das Geld dafür bezahlet Haben, ganz vergnügt wiederum zurück, Bornehmlic Haben die Tau⸗tſe unter dem fongifchen Gefchlechte feften Fuß gefaßt. Thorheit ei⸗ Der dritte Kaifer aus demfelben, Chin⸗ tfong, wurde auf eine lächerliche Are durch ihre bes davon. Betruͤgereyen und Erdichtungen verfuͤhret. Dieſe Betruͤger hingen einmal des Rachts an das Hauptthor der kaiſerlichen Stadt ein Buch auf, welches mit Charaftern und Zau- berfprüchen zu Anrufung der Teufel angefüllet war ‚ Und gaben vor, es wäre vom Himmel herunter gefallen. Hierauf begab fich der leichtgläubige Fürft, aus großer Ehrerbierhung zu Fuße an den Ort, und bolete es. Nachdem er es mic der tiefften Ehrerbiethigfeit her⸗ unfer genommen bafte: fo trug er es auf eine fiegprangende Art in den Pallaft, that es da⸗ = felbft in ein goldenes Käftchen, und hub es mit ungemeiner Sorgfalt auf. Diefe Betruͤ— ger waren nun Diejenigen, welche die große Menge von Geiftern einführten, von denen man bisher nichts gewußt hatte. Sie dienten ihnen als unabhängigen Öortheiten, und beehr- gen fie mit dem Namen Schang-ti. Sie vergötterten auch einige von den alten Königen, und betheten fie an, Whey⸗tſong, der achte Kaifer aus eben diefem Öefihlechte, trieb den Aberglauben Gottloſigkeit fo übermäßig weit, daß er einem Lehrer aus diefer Secte, mit Namen Schang⸗i, mel: einesandern, cher ſich unter dem Geſchlechte Han, einen großen Namen erworben hatte, den Namen | Schang⸗ti, oder des höchften Seren, beylegte. Bis bieher hatten die Gößendiener noch felbft den Schangsti von andern Gottheiten unterfchieden. Alſo fhreibt ein berühmter Yy 2 Ko⸗lau, Helden nicht wohl als Goͤtter vor, und uͤberſetzet, 3) Du Haldens China, auf der 648 und um dieſes Vorgeben zu beſchoͤnigen, Syenzjin, folgenden Seit. Le Comtens Nachr. von übel durch unfterbliche, au ſtatt mnfterbliche China, nd. 324 m f. ©, Menfchen. : Religion ß er noch fo fterblich war, als jemals, und beklagte fich fiber feine in Ebing, Doch dulden Beſchreibung von China. Religion Bo⸗lau, der ein Buch bievon verfertiget hat, den Untergang der Sont bloß diefer Gott: in Ebins, loſigkeit zu 7), Kurz, diefe Secte faßte nach: und nach feften Fuß, theils durch den IT Su der obgemelveten Fürften, theils Dadurch, daß fie den Seidenfchaften der Großen heuchelte,. theils auch durch den Eindruck der Veraͤnderung und des Schreckens , das fie in ben Öemüchern des Volks erregten. Die Verträge ihrer Priefter mit den Teufeln; die Loſe, die fie wurfen; und Die erflaunenden Wirkungen ihrer Zauberfünfte, nahmen das leichtgläubige Volk völlig ein, welches fich noch immer einen hoben Begriff von diefen Be— frügern machte, und fie ordentlich zu Hülfe vief, um Krankheiten zu heilen und Teufel aus⸗ zutreiben. Sie bringen diefem Geifte der Finfterniß drey Arten von Opfern: Fiſch und einen Vogel. Sie treiben einen Pfal in die Erde, welches berey vorftellen foll; und malen ſeltſame Geftalten auf ein Papier, Pinfels begleiten fie allemal mit erſchrecklichem Gefihreye, und mit wunderlichen Geberden und Berdrehungen. Sie machen ein erfchrekliches Getoͤne mit Keſſeln und Eleinen Trum⸗ meln ; und ob fie ſchon vielmals nicht gluͤcklich find ſo wiſſen fie fich doch durch ihre Zauberfünfte Ehrfurcht und Anfehen zu erwerben. Sie erfaufen eine große Menge von nichtswürdigen Seuten, welche den Wahrſagerhandel mic treiben helfen. Ob fie ſchon die Perfon, von der fie zu Rathe gezogen werden, niemals gefehen haben: fo fagen fie ihr doc) ihren Namen, alle Umſtaͤnde ihres Hausweſens; wie ihr Haus gelegen fey; wie viel Rinder fie habe; mie fie heißen; wie alt fie find, nebſt hundert andeen Lmftänden mehr, von denen man ganz natürlich glauben kann, daß fie den Teufeln befanne find, und welche die ſchwachen und leichtglaͤubigen Gemüther k) unter dem Wolke in ein außerordentliches Erftaunen fegen. Bl Einige von biefen Beſchwoͤrern bringen es, nachdem fie den Teufel angerufen haben, fe che Kuͤn dahin daß die Bilder des Hauptes von ihrer Secte und ihrer Goͤtzen in der Luft erſchei nen. Ehemals konnten fie machen, daß ein Pinfel auf Papier oder auf Sand , die Ant: worten auf die vorgelegten Fragen von fich felber fehrieb, ohne daß ihn jemand anrührte, Sie laſſen auch) alle Leute in einem Haufe ‚ In einem großen Gefäße mit Waffer, die Mus flerung gehen, Hierinnen zeigen fie auch) die Veränderungen, die das Reich betreffen werben, und die eingebildefen Chrenftellen , zu denen Diejenigen erhoben werden follen, welche fich zu ihrer Secte fchlagen. Kurz, fie fagen geheimmißvolle Worte Her, wovon man nichts verfteht, und bringen ihre Zaubermittel ſowohl an Häufern als an Perfonen, an. Man hörer nichts öfterer, als folche Hiftörchen. Und ob es gleich, wie der Berfaffer ſpricht, ſehr wahrfcheinlich ift, daß der größte Theil davon nur in Blendwerken beftehe: fo ift es doch niche glaublich, daß diefes alfemal eintreffen follte, Denn viele Wirkungen muͤſſen in der That der Macht Z) des Teufels »2) zugefchrieben werben, . Chin, ein Weltweifer aus der Secte der neuern Gelehrten 7), giebt uns folgende Erz zaͤhlung von der Geburt, dem Tode, und den Lehren des Lars Eyum, oder Lau⸗tſe. Er fpriche: 356 ein Schwein, einen eine Art einer Zau« Die Striche ihres Dpfer, das den Teufel gebracht wird, Geſchichte des Lau⸗tſe. =) Iſt aber nicht dieſe Secte noch immer vor⸗ handen 2. dieſes zeiget, daß ein ſolcher Schluß falſch ſey. *Iſt nicht du Walde felhft eine von bie fen ſchwachen und leichtgläußigen Perfonen, da er alles betruͤgeriſche Vorgeben glaubet, welches die Tyenztfe ausbreiten, um fih Güter und Ehre zu erwerben ? 7) Du Zalde meldet in einer Anmerkung, die Klügern in Ehina fprächen, es wäre foldyes ein falſches Vorgehen, welches diefe Betrüger ausge⸗ ſprenget hätten, und woran gar nichts wahres wäre. Die Klugen und Ehrlichen in Europa, pi en jährigen Bauermagd, und nahm fie zur Ehe, | XV Bud, V Capitel. fpricht: dieſe Perfon wurde gegen das Ende des chevoifchen Gefchlechts ; nahe bey der Stadt Lin / pau in dem Bezirke von Ho⸗nan, gebobren. Sein Vater, welcher den Bey: namen Quang führte, war ein armer arbeitfamer Bauer, und wurde — Jahre alt, ehe er zu einem Weibe fommen fonnte, Endlich) gewann er die Zuneigung e Als diefes Weib einmal an einem einſamen Orte war, wurde ſie durch die bloße Vereinigung der belebenden Kraft des Himmels und der Erde, ſchwanger, und trug das Kind achtzig Jahre lang bey ſich in ihrem Leibe. Der den ohne Zweifeb eben dieſes ſagen. Herr, dem ſie diente, wurde daruͤber ungedul zog, und ſtieß ſie zur Thuͤre hinaus. dig, daß ſich ihre Entbindung ſo lange ver⸗ Sie mußte alſo in dem Lande herum irren, bis ſie endlich unter einem Pflaumenbaume einen Sohn zur Welt brachte 0), deſſen Haar und Au— genbraunen fo weiß waren, als Schnee, Die Murter, welche den Geſchlechtsnamen ih: ves Ehemanns nicht wußte, fondern nur feinen Zunamen, nennte das Kind nach dem Baume, unter dem es gebohren war. Als fie hernach bemerkte, daß es überaus lange Ohr⸗ lappen hatte: fo nahm | ie daher feinen Zunamen, und nennefe es Li⸗eul, Pflaumbauin⸗ ohr. Das Volk aber, welches ſah, daß es ſo weiß war nennte es Lau⸗tſe, oder den alten Rinaben, As er ein gewiſſes Alter erreiche batte: fo wurde er Dücherauffeher bey einem Kaiſer aus dem Geſchlechte Chew. Durch deſſen Gunſt erhielt er eine kleine Verwaltung. Er brachte es durch eigenen Fleiß weit in der alten Geſchichte, und in der Kenntniß der Ge⸗ bräuche in den erften Jahrhunderten, ten Mandarinen, unterredete p). r feste fich auf Eben diefes brachte den Confucius dahin, daß er zu ihm gieng, und ſich mit ihm von den Gebräuchen und von Lau⸗tſe Fall des chewiſchen Geſchlechts vorher. E der Geſchicklichkeit eines gu⸗ ſah in feinem Hohen Alter den bevorftehenden eine ſchwarze Kuh, richtete ſeinen Lauf weſtwaͤrts, und langte an dem Eingange in ein kleines Thal, an. Dieſer Zu⸗ gang wurde von einem Befehlshaber bewacht, der den Namen bi führte, Er verfer- tigte das Buch Tau⸗tſe, welches fünftaufend Sprüche enthält, in der Stadt Chew- fche, in dem Bezirfe von Tfinschwen. Endlich ftarb.er, und fein Grab fieht man noch in U. Diefes war der Anfang und das Ende des $ebeng des Lau⸗tſe. Er war bey ſeinem Leben nicht im Stande, den Untergang des chewiſchen Öefchlechtes, deſſen Unterthan und Man- darin er war, zu verhüten, Und doch wilf man haben, daß wir alle die Maͤhrchen glau- ben follen, welche man fo zuverfichtlich won feinen vorgegebenen Berdienften erzaͤhlet. Hierunter gehoͤret dieſes, daß er nach ſeinem Tode ‚ oben über allen Himmeln, als eines von den drey reinen Wefen feine Stelle erhalten habe, In Anfedung feiner Lehre fraget eben dieſer Verfaffer, deffen Name Chin ift, was für ein feines Lehrgebaͤude diefes fey ‚ welches nichts zu feinen n Örundfage habe, und nur lehre, daß man ganz unempfindlich und ohne alle Beſchafftigung feyn folle? Um die Fein: beit feines Schluffes zu zeigen, führer er eine Stelle aus dem Unterrichte an, ben er feinen Dem unge achtet fehreibt der Jeſult dem Teufel foldye Gewalt zu, als ob er die manichäifchen Irrthuͤmer von zwey Grundweſen fortpflanzen wollte. m) Du Haldens China, a.0.649 ©. n) Ein Theil von feinem Buche, iſt nach der Ueberſetzung des zuvor oftmals erwähnten Sefuiten Yy 3 Schuͤ⸗ Dentrecolles, in des du Salde China, I Bande a. d. 655 Seite mit eingefchalter worden. * 0) Die ungeheuer feltfame Geburt wird hier in E72 Religion in Ebing, ner vierzige Seinkehens, lauf und Tod, eine ungeheuer feltfame Schwangerſchaft verkehret P) Einer aus der Secte hat vorgegeben, daß das Verlangen nach einem langen Leben die Abficht fei- nes Defuchs gewefen fey, 358 | Belchreibung von China. Die Secte Schülern ertheilet hat. Er fpricht hierinnen zum Lobe alles deſſen, was zärtlich und den des 50. gottesdienſtlichen Büchern zuwider iſt, als welche die Standhaftigfeit erheben. Seine Worte find: Man betvachte meine Zunge. Beſteht fie nicht eben deswegen, voeil fie weich und biegfam iſt? werden hingegen unfere Zähne nicht durch ihre | eigene Haͤrte zerftörer? a“ | Eben diefer Weltroeife verachtet auch feinen Stolz, da er vorgab, daß er Mittel aus: ı gefunden Hätte, der Natur die belebende Kraft abzulernen, und daß er damit völlig fchal- ten Fönnfe, wie es ihm gefiele. Er faget ferner, derjenige, der fo vieles von ſich gerühmet, h und bie meiſten ungezähmteften und ehrgeizigften Begierden unter allen Menfchen gehabt hätte, wäre doch fo einfältig, und fagte uns, daß alles lauter Eitelkeit wäre; daß wir unfer Herz an nichts hängen dürften, ob er ſchon ſelbſt das Seben mehr liebte, als fonft irgend jemand; daß nichts zu loben wäre, als Unempfindlichfeie und ein unmwirkfames Leben: und , doch befolgre er feine Abfichten felbft allemal mit vieler Hige. Chin verlachet ihn auch des⸗ wegen, daß er andere hätte unfterblich machen wollen, und doch felbft noch vor dem Bunderten Jahre feines Alters geftorben wäre. Endlich ſtellet er eine Bergleihung an zwifchen den sehrfägen des Lau⸗tſe und des Fo. Hiervon wird in dem folgenden Abſchnitte einige Exflä= - rung gegeben werben 9. Der III Abſchnitt. Bon der Secte Des Fo oder Five, u Nachricht dee Miffionarien von derſelben. Urſprung dieſer Seete. Wunderbare Geburt des trügereyen. Ein ſpitzbuͤbiſcher Bettler. Ders 50. Er wird in einen Gott verwandelt, Er pottung eines Kefuiten, Ihr Anfehen in den lehret widerwärtige Dinge. Mädchen, die man Haͤuſern. Geheiligte Kleinigkeiten für die ans von ihmerdichtet hat. Ertwirdangerufen. Sit: dere Welt. Berfammlungen der Männer. Far - Eitelkeit und Thorheit. tenlehren der Bonzen. Kuͤnſte, den Leuten das Ihrige abzulocken. Ein Beyſpiel davon, Ge: ſchlchte, woraus man ſieht, wie ſie die Leicht⸗ glaͤubigen hintergehen. Gottloſe Betruͤgereyen. Wie die Prieſter fortgepflanzet werden. Wall fahrten. Päffe zur Reiſe inden Himmel. Bil: der. Geheiligte Berrägereyen. Scheinbare Be- fen und Enthaltung. Lift, Geld zu gewinnen, und Bemaͤntelung des Laſters. Kuͤnſte, ihre Nachfolger gut zu erhalten. Geheime Lehre des Fo. Worinnen ſie beſtehe. Lehre von der Ru⸗ he der Seele. Dummheit wird für eine Voll⸗ fommenheit gehalten. Man widerfeget ſich ih⸗ rem Fortgange. Urſprung die⸗ twan fuͤnf und ſechzig Jahre nach der Geburt des Heilandes, flihrte der Kaiſer Mingsti fer Serte. ; eine neue Secte in China ein, welche noch gefährlicher ift, als die vorige, nnd fich viel gefhtwinder ausgebreiter bat a), Dieſer Fürft erinnerte fich bey Gelegenheit eines Traumes, ben er gehabt haste, an einen Spruch, den Confucius ſehr oft von ſich hören ließ, N Du Baldens China, auf der 9 u.f. S. Sche oder Sche:kya, welches die Japaneſer vers a) Couplet ſpricht, fie hätte alle hinefifche Buͤe derbe Scha-ke auspreihen. Unter diefem letzten der und Secten angefiedt, die Mubammeda: Namen wird auch, wie Eouplet auf der 28 Seite ner ausgenommen. Proem. Declar, uti ſupr. p.27. anmerfet, die ganze Geſellſchaft der Bonzen oder Diefe und die folgenden Anmerkungen rühren größs Geiftlihen, wie auch ihre Deligion, verſtanden. tentheils von dem engl. Ueberſetzer des du Halde her. d) Ze Comte ſpricht, tauſend Jahre vor der 6) Siehe zuvor anf der 3aıften Seite. Geburt des Heilandes, ey) Er heiße auch Swerkyau, Sotsfe, und ) Dep Gelegenheit feiner ungeheuer nen | ebur XV Buch. hieß 6), dafs nämlich der heilige wahren Öefege zu forfchen, Anbethern des Gögens So China, und mit ihm alle und die Ohngoͤttereh, wenn die außerordentlichen Dinge, das er lehrte, er mehr ein Geift, als ein wirklicher Sie erzählen, Sie hätte ihn durch ihre rechte Seite Einzige in Weſten gefunden wuͤrde. daher Abgeſandte nach Indien, um zu entdecken ‚ wer dieſer Heilige wäre, V Capitel. 359 und nach dem Die Abgeſandten glaubten alles dieſes unter den oder Fwe ce) gefunden abergläubifche Maͤhrchen; die Lehre von der Seelenwanderung womit die indianifchen Bücher angefüllt waren. welche feine Schüler von ihm Erdichtungen wären: fo wide er beynahe mic dem heiligen Stanz Menſch, gewefen fey. er wäre in dem Theile von Chineſen Chungstyenscho nennen; fein Bater, vet hätte, wäre der König diefes Landes geweſen; und feine Mutter hätte Mo⸗ye geheißen. $ zur Welt gebracht, und wäre gleich nach geftorben. Als fie mit ihm ſchwanger gegangen wäre; zu haben; brachten das Gögenbild nach Der Berfaffer fpricht, erzählen, nicht lauter Xavier glauben, daß Indien gebohren worden Z), welcher den Namen In⸗fan⸗vang gefuͤh⸗ d mi ach feiner Geburt fo hätte ihr beftändig getraͤumet, daß fie einen Elephanten e) verſchlucket haͤtte; daher ruͤhrten auch die Ehrenbezeugungen, welche die indianifchen Könige den weißen Elephanten leiſteten, welche einander ofmals befriegten, um nur diefe Art von Thieren in ihre Gewalt zu befommen. Sobald er auf die Wele ges kommen waͤre: fo wäre er aufrechts auf feinen Füßen ‚geftanden, fieben Schricte fortges gangen, und hätte mit der einen Hand gen Himmel ‚ Mit der andern aber auf die Erde ge= wiefen; ja er hätte aud) geredet, niemand außer mir, bethen darf. feine Weiber und alle irdifche weifen, welche die Indianer Jahre wurde er plöglich von Wefen, welches die Indianer thaten g) fortpflanzen wollte, Man fann Faum glauben, man vechnet deren achtzigtaufend, Morgenländer gebraucher Haben ſoll Geburt merket Couplet an, daß diefer Heiland dee menſchlichen Gefchlechts, wie ihn feine Anhänger nennen, mehr die Natur einer Schlange, als eines denſchen, an ſich gehabt Habe, und daß der Name Sog, wie er ihn ſchreibt, der aus KZichts u. Menſch auſammengeſetzet ſey, eben dieſes andeute, f) Couplet am angef. Hure anf der 28. S. er⸗ sähfer es folgendergeflalts es Härte feiner Mutter und folgende Worte deutlich vorder im Simmel, noch auf der Erde, Im ſiebenzehnten Jahre ſeines Alters nahm er drey Weiber, und den die Chineſen Mo⸗hew⸗lo f) nennen. Sorgen, und begab ſich unter der Jo⸗ghi nennen, an einen einfamen Ort. Im dreyßigften der Gottheit verwandelt, und Pagod nennen, gemadjer. als einen Gott, und dachte auf nichts ‚ als wie er feine $ehre Durch) die Neuigkeit feiner Wunder brachte er fich die Die EHinefen von der bonzifchen Secte haben diefe derwerfe befchrieben, und fie in verfchiedenen großen Wänden wie viele Schüler diefer eingebildere ausgefprochen ; Es ift den man gm jeugte einen Sohn, alt war, verließ er Degleifung von vier Wele- Als er neunzehn Jahre zu einen Fo oder göttlichen Nunmehr betrachtete er fich duch Die größten Wunders Ehr⸗ Wun⸗ in Holzſchnitten vorgeſtellet. Gott gewonnen habe; denn die er zu Fortpflanzung ſeiner gottloſen Lehre durch die » Unter dieſer großen Anzahl waren ihrer zehne wegen Ihres Ranges und ihrer Würde vornehmlich angefehen; diefe * — ben, ihrem Lehrer zu Ehren, fünfe getraͤumet, daß ein weißer Elephant durch ihre Kehle hinunter im ihre Gebaͤhrmutter gegangen ſey; da⸗ her haͤtte man von ihr geſaget, daß ſie von einem Elephanten ſchwanger geworden. Andere aber muth⸗ maßten richtiger, der Teufel habe menſchlichen Sa⸗ men geſtohlen, und fie in der Geſtalt diefes Thieres geſchwaͤngert. O Nach dem Couplet, Lo⸗hew⸗lo. Er ſchickte Die Secte des So, welchen die Wunderbare Geburt des o. Er wird in einen Gott verwandelt, "Die Secte des 50, Er lehret wi: derwaͤrtige Dinge, Beſchreibung von China. fünftaufend Bände an das Licht geſtellet. Die Chinefen nennen feine Anhänger; oder viel- mehr Priefter, Seng und Ho⸗ſchang; die Tartarı Lama oder La⸗ma ⸗ſeng; die Siamefen Talapoinen; und die Japanefen, oder vielmehr Europäer, Bonzen. 360 Indeſſen befand Doc) Diefer neue Gott, daß er eben fo fterblich war, als andere Men- | fhen: denn er flarb im neun und fiebenzigften Jahre feines Alters. Als er merkte, daß er dem Tode nahe war: fo erklärte er fich gegen feine Schüler, daß er bis auf dieſen Augen⸗ blick nur in Gteichniffen und Bildern zu ihnen geredet hätte. Hlerunter hätte er ihnen vier Maͤhrchen, die man von ihm erdichtet hat. Er wird ats _ gerufen. zig Jahre lang die Wahrheit verheelet. Da es aber nunmehr an dem wäre, daß er fie verlaffen ſollte: fo wollte er ihnen izo feine wahre Lehre befannt machen. Diefe beftünde darinnen, daß Fein anderer Grund der Dinge fey, als das Leere und das Nichts; daß alle Dinge aus Nichts hervorgebracht würden, und wiederum in Nichts zurückkehrten; und diefes fey das Ende unferer Hoffnung. Allein feine Schuler ‚hingen dem an, was er fie zuerſt gelehret hatte; und ihre Grundfäge find der Ohngoͤtterey gerade entgegen gefeger. Seine Schüler ermangelten nicht, eine große Anzahl Mährchen nach feinem Tode auszubreiten 4), und beredeten das leichtgläubige Volk mit geringer Mühe, daß ihr Lehrer achttaufendmal gebohren worden fey; daß feine Seele nach) und nach) in verfihiedene Thiere gefahren, und daß er fich in der Geſtalt eines Affen, eines Drachen, eines weißen Ele: phanten u. |. w. babe fehen laſſen. Dieß geſchah bloß in der Abficht, die Verehrung die- fes falfchen Gottes unter der Geſtalt verfchiedener Thiere feftzufegen. Dem zu Folge wurs den dieſe verfchiedenen Gefchöpfe, wodurch die Seele des Fo gegangen feyn füllte, an ver- fhiedenen Drten angeberhet. Die Chinefen haben felbft allerhand Arten von Bildern viele Tempel erbauet , welche fich Durch das. ganze Reich hindurch über die maßen vermehret ha- ben. Mo⸗o⸗kya⸗ye, einer von feinen Schülern, der ihm lieber war, als alle die übrigen, ar derjenige, dem er feine größten Geheimniffe anvertraute, und dem er ganz befonders auftrug, feine Lehre fortzupflangen 7). Er befahl ihm, daß er fich Feiner Gründe und Be⸗ weisthuͤmer, um feine Lehren zu unterſtuͤtzen, bedienen, ſondern nur an den Anfang feiner Werke, die er an das Sicht ftellen würde, diefe wenigen Worte fehreiben follte: fo habe ich es gelernet. Diefer Fo vedet in einem von feinen Büchern von einem Lehrer, der aͤlter wäre, als er felbft, und welcher von den Chinefen O⸗mi⸗to, von den Japanern aber Amida genen- net wird. Diefe Perfon ließ fich in dem Königreiche Bengalen fehen; und die Bonzen geben vor , Daß diefelbe eine fo hohe Stufe der Heiligkeit erreichet, und fü überflüßige Ber- dienfte habe, Daß es ißo genug fey, nur fie anzurufen, wenn man Vergebung der größten Laſter verehret worden ſeyn, bis Conſtantin, der Bruder Der —— ſpricht, durch Huͤlfe des Teu⸗ des Herzogs von Braganza, denſelben nebſt ande⸗ fels. Er hätte lieber ganz leugnen ſollen, daß ev folche Dinge gethan habe. 3) Unfer Berfaffer läßt verfchiedene fehe wefent- fiche Dinge aus, die von andern erzählet werden. Couplet erzählet uns, daß fein Körper, nach der Gewohnheit des Landes, mit wohlriechendem Holze verbrannt ivorden fey. Seine Afche foll unter Men: ſchen, Geiſter und Seedrachen vertheilet worden feyn. Einer von feinen Zähnen fol dem Könige der In⸗ fel Eeylon zum Geſchenke uͤberſchicket, und daſelbſt ver Beute mit ſich weggenommen, verbrannt, und die Afche davon Herumgefkreuet, auch fich geweigert babe, ihn für eine große Summe wieder herauszus geben. Die portugiefifhen Geſchichtſchreiber ſollen auch wicht geirret haben, da fie ihn einen Affenzahn nennen ;. denn So ſey in Ceylon unter der Geftalt eines Affen, wie an andern Orten unter andern vers ſchiedenen Geſtalten und Namen, verehret worden . Couplet am angef, Orte auf ber 29 Seite. * dieſe XV Bu. Laſter erlangen wolle, zween Namen im Munde: O⸗mi⸗to, Fo. V Capitel. 361 Um deswillen führen die Chineſen von dieſer Secte beftändig dieſe Sie glauben, wenn fie diefe vorgegebenen Gottheiten angerufen häften ‚ fo wären fie vollfommen gereiniget, und koͤnnten nunmehr ihren Leidenſchaften von neuem den Zuͤgel ſchießen laſſen; indem ſie doch nichts weiter zu thun hätten, um ihre Schuld auszulöfchen, als diefen Namen wiederum anzurufen. Die legten Worte des Fo ‚ als er ftarb, gaben unter einigen wenigen Bonzen Gelegenheit zu einer Secte von Ohngoͤttern. Eine dritte Secte bemübte ſich, diefe beyden Sehren, durch den Unterſchied der öffentlichen und der geheimen, mit einander zu vergleichen, Die erftere war ber Fähigkeit des gemeinen Volks gemäßer, und bereitere ihre Gemuͤther zu Anneh⸗ mung der andern, Diefe ſchickte ſich nur für erhabene Geifter ‚ und bleibe zurück , wie der Bogen, wenn dag zirfelartige Vorgewoͤlbe, an welches er gebauet war, meggenommen iſt. Die Sittenlehre, welche die Bonzen ſehr ſorgfaͤltig einzupraͤgen ſuchen, beſteht in der aͤußerlichen oder oͤffentlichen Lehre. Sie ſprechen, es ſey ein großer Unterſchied zwi⸗ ſchen den Guten und Boͤſen; nach dem Tode wuͤrden die Guten belohnet, und die Boͤſen beſtrafet werden; es waͤren fuͤr die Seelen beyder gewiſſe Plaͤtze beſiimmet, worinnen ſie ihre Stellen nach ihren Verdienſten einnaͤhmen; der Gott Fo waͤre als ein Heiland des menſchlichen Geſchlechts gebohren worden damit er Diejenigen auf den Weg der Seligfeit wiederum zurückbringen möchte, melche fi) davon verivret Hätten; er hätte ihre Sünden gebüßet, und ihnen eine neue Geburt in der andern Welt Gebothe Halten; nämlich: erftlich, fein lebendes Gefchöpfe tödfen; zweytens, nichts nehmen, mas einem andern zugehörte; drittens, Unreinigkeit vermeiden; viertens, nicht lügen k); und fünftens, feinen Wein trinken, Bor allen Dingen aber foll man fich nicht faumfelig finden laſſen, gewiſſe Liebeswerke auszuüben, welche ihnen ihre Führer alfo vorfehreiben : »Thut den Bonzen gutes, und „berfchaffer ihnen alles, was fie zu ihrem Unterhalte nöthig haben; bauer ihnen Klöfter und » Tempel, damit fie durch ihr Gebeth und durch ihre Bußmartern ‚ bie fie fich felbft an- »thun, um eure Sünden zu büßen, euch von den Strafen befreyen mögen, denen ihr un: „terworfen ſeyd ). Bey den Seichenbegängniffen eurer Anverwandten verbrenner goldenes „und fülbernes Papier, nebft Kleidern und Seidenwaaren. Alles diefes ſoll in der andern „Welt in Gold, Silber und wirkliche Kleider verwandelt werden. Solchergeſtalt werden „eure verftorbenen Anverwandten mit denen Dingen verfehen werden, deren fie benoͤthiget „find, und genug haben, die achtzehn Wächter der unterivdifchen Gegenden zu befriedigen », die ohne folche Gefchenfe unerbittlich feyn, und auf das allerſtrengſte mit ihnen umgehen diefer Stelle ſieht man, daß die Neligion der Bon⸗ zen eine große Aehnlichkeit mit der indianiſchen has be, wenn fie nicht gar im Grunde mit ihr einerley if. Mlein die Miffionarien gedenken wenig oder gar nichts von diefer Gleichfoͤrmigkeit. rk) Man fiehe aber nicht, daß er ihm mit diefen Worten zugleich dag Recht gegeben habe, eine An- forderung auf die Höchfte Gewalt zu machen; wie die Katholiken beynod nicht fonachdräcklichen Wor: ten verfahren find. Allgem, Reifebefhr, VI Band. Pr) wir: 7) Da es bey jeder Religion ſchlechterdings nd- ehig,ift, daß fie einen Schein des Guten babe: fo bemühten ſich die Bonen auch, die Sittenlehren vorzutragen. Da aber eine gehörige Beobachtung derfelben mit ihren Abſichten, veich und maͤchtig zu werden, gar nicht beftehen Eaun: fo find fie nicht weniger beforgt gewefen, die Ausübung derfelßen durd) andere Lehren zu verhindern, welche dem un— denkenden oder größten Theile der Menfchen eben fo gut und nothwendig zu feyn fheinen koͤnnen. 33 zuwegegebracht; man müßte fünf Die Secte des So, Sittenlehre der Bonzen. Kuͤnſte, den Leuten das Ihrige ab⸗ zulocken. 362 Beſchreibung von China. Die Secte „würden, Verabſaͤumet ihr diefe Gebothe: fo habet ihr nach dem Tode nichts anders zu des So, Ein Beyfpiel hievon. Gottloſe Be⸗ truͤgereyen. „gewarten, als daß ihr den grauſamſten Martern ausgeſtellet ſeyn werdet; eure Seele wird „nach einer langen Reihe von Wanderungen in die geringſten Thiere fahren; und ihr wer: „det wiederum in der Öeftalt eines Maulefels, eines Pferdes, eines Hundes, einer Ratte, „ober eines andern noch verächtlichern Thieres, erfcheinen. Man kann kaum fagen, was für einen Eindruck die Furcht vor folchen eingebilderen Dingen auf die Gemürher der leichtgläubigen und abergläubifchen Ehinefen m) mache Diefes wird man aus einer Gefchichte fehen fönnen, die le Comte erzählet »). Als er in der Provinz; Schensfi war: fo wurde ex eines Tages zu einer Franken Perfon gerufen, wel: ches ein alter Mann von fiebenzig Jahren war, ven er taufen füllte, Es fcheint, als ob ihm der Kaifer zu feinem Unterhalte eine Fleine Defoldung angewieſen habe. Die Bon⸗ zen hatten ihn verfichert, daß er, wenn er aus Dankbarkeit genoͤthiget ſeyn follte, ihm in der andern Welt zu dienen, unfehlbar in eines von den Poftpferden fahren würde, welche Briefſchaften von Hofe in die Provinzen tragen. Daher vermahnten fie ihn ernftlich, daß er ja nicht ſtolpern, ausſchlagen, beißen, oder fonft jemanden Schaden thun füllte. Sie rebeten ihm auch zu, daß er geſchwind laufen, wenig freffen und geduldig feyn füllte. Durch diefes Mittel, fagten fie, würde er Mitleiden bey den Göttern erregen : denn Diefe verwan⸗ delten eftmals ein gutes Thier endlich in einen Menfchen vom Stande ‚, und. fonnten daher auch aus ihm noch einen angefehenen Mandarin machen. Das Andenken an diefe Dinge machte, daß er zitterte und bebete, und beunruhigte ihn alle Mächte durch Traͤume. Manch⸗ mal kam es ihm im Schlafe vor, als ob er geſattelt und gezaͤumet, und bereit wäre, auf den erften Streich von der Peirfche des Keuters fortzufpringen, Diefes verurfachte, daß er voller Schweiß und ganz zerftreuet aufiwachte, und nicht mußte, ob er. noch ein Menfch, ober ein Pferd wäre. Da er num gehöret hatte, daß die Leute von der Religion der Miffto- narien ſolchem Elende nicht unterworfen wären ; fondern daß die Menſchen beftändig Men: fen bfeiben , und in der Fünftigen Welt noch eben ſo feyn würden, als in der gegenwärti: gen: fo verlangte ex in eben der Gemeinfchaft zu ftehen, und farb, wenn man dem Jeſui⸗ ten glauben darf, als ein guter Roͤmiſchkatholiſcher 0), Die Lehre von der Geelenwanderung if gefchict, allerhand Betrügereyen und Kunſt⸗ griffe zu vechtfertigen, welche fie erfinnen, um das Volk zur Freygebigkeit anzulocen. Die fes fiche man aus einer andern Gefchichte, die le Comte erzaͤhlet. Zweene von diefen, Bonzen wurden einmal in dem Hofe eines veichen Bauers zwo bis drey große Enten ges wahr. Hierauf fingen fie an zu feufzen und bitterlic) zu weinen. Das gute Weib, wel, ches fie aus ihrer Kammer fehen Fonnte, kam heraus, und wollte die Urſache davon wiffen. Sie ſprachen hierauf: wir wiffen, daß die Seelen unferer Vfter in die Rörper dies fer Geſchoͤpfe gefahren find, und die Sucht, daß ihr fie wuͤrgen werdet, wird uns gewiß noch zu tode quälen. Das Weib antwortete: ich geftebe, daß wir uns entſchloſſen hatten, fie zu verkaufen. Da es aber eure Väter find: p — i m) Kann der Verfaſſer deswegen auf die Bon⸗ dem Berfaffer bekannt iſt, daß die Layen von feiner. v | zen zornig ſeyn, oder glauben, da fie unrecht thun? eigenen Religion in nicht geringerer Maaße durd ”) Barum follte es fchiver fallen , zu begreifen, ſolche Einbildungen erfchreckt werden ? daß die abergläubifchen Chineſen durch folche Einbil- o) Wenn anders diejes feine Richtigkeit hak- dungen in Schrecken geſetzt werden Fönnten, da es — Denn - — ——— En 2" 2 ie el u A a 5 a en VERA * a ir * N, —— — — — ** — ee —— — * Ben, wie XV Buch. V Capitel. 363 ich euch, fie zu behalten. Diefes war aber nicht dasjenige, was die Bonzen haben Die Secte wollten, Sie verfegten daher: vielleicht koͤnnte aber euer Rhemann nicht ſo lieb, des Fo veich feyn, als ihr , und ihr Könner euch darauf verlaffen, daß wir des Todes feyn würden, wenn ihnen etwas widriges begegnen follte. Kurz, nach einer lan⸗ gen Untervedung wurde Die ehrliche Bauersfrau, durch ihren verftellten Kummer, dermaßen geruͤhret, daß fie ihnen die Enten gab, damit fie diefelben eine Zeitlang bey fich behalten koͤnnten. Sie nahmen die Voͤgel mit großer Ehrerbiethung an, warfen fich zu vielen ma⸗ ‚len vor ihnen auf die Erde: aber noch eben diefen Abend mwürgten fie diefelben ab, und verzehrten fie, Die Bonzen faufen, um ihre Secte fortzupflangen, Kinder von fieben bis acht ad: Wie die Prie⸗ ven, und unterrichten fie funfzehn bis zwanzig Jahre lang, um fie zu einem ſolchen Amte fter fortge- geſchickt zumachen. Sie find aber gemeiniglich fehr unwiſſend; und wenige von ihnen ver- pflanzet wer: ftehen die Orundfäge, worauf ihre Sehren gebauer find. Da es verfchiedene Stufen unter den. den Bonzen giebt: fo werden einige gebrauchet, Amofen zu betteln; andere, die eine Kenntniß von Büchern haben, und einen guten Vortrag befisen, befchäfftigen fi) damit, daß fie die Gelehrten befuchen, und fich in die Gewogenheit ver Mandarinen einfchmeicheln: allein die Anzahl. derſelben ift Flein. Man finder auch unter ihnen ehrwuͤrdige alte Maͤn⸗ ner, die den Berfammlungen der Weiber vorftehen. Doch) find diefe Berfammlungen nicht allzu zahlreich, und werden auch nicht an vielen Drten angetroffen. Die Donzen haben zwar Fein ordentliches Kirchenregiment: doch haben fie ihre Obern, die fie Tarhosfching, das ift, große Bonzen, nennen. Und diefer Rang trägt vieles zu dem Rufe bey, den fie durch ide Alter, durch ihre ernſthafte und befcheidene Aufführung und durch ihre Heu: cheley erlanget haben. Man triffe überall Kloſter diefer Bonzen an. In jeder Provinz find gewiſſe Berge, worauf Tempel ftehen, welche in größerm An- Wallfohrten. feben find, als die übrigen. Zu diefen gefchehen von fehr fernen Orten ber Wallfahrten, Sobald die Pilgrime den Fuß auf den Berg gefeget haben, fo Enien fie nieder, und werfen fich bey jedem Schritte zur Erde, den fie im Hinaufiteigen thun. Diejenigen, welche nicht ſelbſt Wallfahrten thun fönnen, bitten einige von ihren Freunden, daß ſie ihnen einen großen gedruckten Bogen kaufen ſollen der an der einen Ecke von den Bonzen unter zeichnet ift. Sn der Mitte deifelben ift das Bild des Gottes So, nebft einer großen Anz zahl von kleinen Zirkeln, die rund herum, und auf der Kleidung des Fo, gezeichnet find. Die Andächtigen von beyderley Gefchlechte tragen um ihren Hals oder Arm eine Are von Roſenkraͤnze. einem Roſenkranze, der aus hundert mittelmäßigen und acht geößern Kügelchen befteht, ben darauf ift eine große Kugel, die einer von den Fleinen Schnupftobacksdoſen gleicht, welche wie Kuͤrbiſe geſtaltet ſind. Dieſe Kuͤgelchen drehen ſie zwiſchen den Fingern bin durch, und laſſen dabey dieſe Worte von fich hören: O⸗mi⸗to, Fo. Die Bedeutung der- felben verſtehen fie felbft nicht 9). Sie beugen über hundertmal die Knie, und hernach ziehen ſie einen von den rothen Zirkeln auf dem Bogen Papiere aus. 332 Die Denn der Verfaſſer, der eine fruchtbare Einbil- 7) Der Verfaffer Hat vergeffer, daß er davon dungskraft hatte, ſcheint diefelbe oftmals gebraucht fehon osen gehandelt Habe. Hier ſehen wir, daß ſelbſt zu haben, um Beyſpiele zu erdichten. die Roſenkraͤnze und die Wallfahrten bey ihnen ges p) A Comtes Nachr. v. China a. d. z26 u. f. S. woͤhnlich find. Du Haldes China, auf der 650 und folg. Seite. ® F Die Secte 364 Beſchreibung von China. Die Layen erfuchen die Bonzen von Zeit zu Zeit, des 50. und die Anzahl der Zirkel, die fie gezogen haben, befiegeln und Fräftig machen follen. Diefe daß fie zu ihnen kommen, bethen, Päffe zur fragen fie auf eine prächtige Are bey Seichenbegängniffen in einer £leinen Buͤchſe, welche die Reife inden Bonzen feft zugefiegelt haben. Himmel, Bilder, % Geheiligte Betruͤger. Scheinbare Betruͤge⸗ reyen. Ein ſchel⸗ miſcher Bettler. in das kuͤnftige Leben r). Diefes nennen fie Lu⸗in, das ift, einen Paß zu der Reiſe Diefen Paß erhält man nicht anders, zen Silber dafuͤr bezahlet. Sie fprechen aber, daß fie ſich diefen Aufwand nicht dürften dauern laffen, weil fie einer glücklichen Reife verfichert ſeyn Unter den Tempeln ihrer falfchen Götter s) find viele, heit und Größe, ruͤhmt. Einige find fo ungeheuer ſeitſam, felben vor Furcht zur Erde niederfallen, Boden ftoßen. Da die Bonzen feine andere Abficht haben, als was für großem Rufe fie auch fonften ſtehen mögen, ausmachen ; fo wiſſen fie die Kunſt vollkommen, heilig zu ſtellen. fönnten. ſowohl wegen ihrer Schön: als auch wegen der feltfamen Geftale der Dafelbft befindlichen Bilder , bes daß die armen Chinefen bey dem Anblice der- und mit der Stirn zu vielen malen wider den. in der That nur die Hefen des Reichs fich vor den Seuten zu fehmiegen und fchein- Sie nehmen ein fanftes, gefälliges, demüthiges und befcheidenes Weſen an fich, welches bey dem erften Anblicke verführen ann. Die Chineſen, welche nicht wei- ter als auf das Aeußerliche fehen, halten fie alle fiir Heilige; fonderlich wenn fie mit dieſem Scheine der Heiligkeit ein ftvenges Faften verbinden, Denn Maaße für das gemeine Wohl felbft aufzuopfern, len aufjtehen, um den So zu verehren. und des Nachts zu verfchiedenen ma⸗ folchergeftalt feheinen fie fich in gewiſſer Da fie in den Yugen des gemeinen Pöbels vecht viel Verdienfte zu haben fcheinen, und denfelben zum Mitleiden bewegen mögen: fo befuchen Manche hängen dicke Ketten, über dreyßig Schub fchleppen fie mit bleiben vor jeder Thüre ftehen, und fprechen: ihr ſehet, nicht mit einem Eleinen Almoſen benftehen ? thun fich felbft verfchiedene Marten an. lang, an ihren Hals und an ihre Füße, den zu büßen, koͤnnet ihr uns fie fleißig die öffentlichen Pläge, und großer Mühe durch die Straßen, wie viel es uns fofter, eure Suͤn⸗ Andere trifft man an , Die ganz blutig find, weil fie ihren Kopf mit einem großen Steine fhlagen. Allein unter allen biefen Arten von Bußübungen ift eine erftaunenswürdiger , welche le Comte erzaͤhlet. als die folgende, Er traf eines Tages in der Mitte eines Dorfes einen jungen Bonzen an, ber gefprä- chig, fanftmürhig und befcheiden war. Er ftund aufrecht in einem zugemachten Tragfeffel, der inwendig überall mit langen ſcharfen Nägeln beſtecket war, fo, Er ließ fich von zweenen gemietheten Trägern fehr lang- wo er die Leute bath, daß fie Mitleiden mit ihm baben möchten. Fonnte, ohne fich zu verwunden. fam in die Haͤuſer tragen, daß er fich nicht anlehnen Er ſprach: „ich bin zum Beſten eurer Seele in diefen Sefjel eingefperret, und entfchloffen, r) Diefes koͤmmt mit dem Kreuze und andern Dingen überein, die man in die Saͤrge der verftor: benen Katholiken leget, welche in ver Kleidung eines Mönchordens begraben werden, u.dgl. Dergleichen Ereyheiten werden auch nicht umfonft bewilliger. ) Ein fehr verſtaͤndiger Reiſender verfichert ung, auf das Anfehen einiger anderer glaubwiirdiger Nei- fenden, welche fich mit ihm vor der Religion unterre⸗ „nicht det haben, daß fie gar ernftlich Iengneten, daß fie mehr als einen Gott anbetheten. Sie fprächen, der Dalay Kama, und der Kutukhtu wären Diener Gottes, mit denen er fich wegen des Unterrichtes und des Wohlfeyns der Menfchen unterredete; die Bilder, die fie verehrten, wären nichts, als Vorftelz lungen der Öottheit und einiger heiligen Menſchen; fie ſtelleten diefelben dem Volke nur deswegen vor Augen, ® als wenn man einige Uns Geld zu gewinnen; und da fie, in” RITERRUN EG hun, UN 2 A Ro a die DAGODEN oder BILDSABULEN } Wollust 2 2.Der grosfe WIang.z ‚Die Unsterblichkeit. 7 ir 3 3 EZ — — ———— m XV Bu. V Eapitel, 364 bis alle Nägel, deren über ʒweytauſend bier ſtecken, erkaufet find. Die Secte werth. Hingegen findet ſich feiner darunter, der nicht des So. eine Duelle des Segens in euern Häufern w.rden follte, Erkaufet ihr einen davon ; fo werdet ihr eine heldenmaͤßige Tugend ausüben, und nicht ben Bonzen Almoſen geben, „als welchen ihr eure Siebe auf andere Art bezeugen koͤnnet: fondern dem Gotte Fo, zu deſſen Ehren wir einen Tempel zu bauen gedenken. He Comte gieng hierauf näher zu dem Drte hin, wo der Bonze war. Diefer that Verſpottung eben die Anrede an ihn, die er an die übrigen gethan hatte, Hierauf vierh ihm der Miffio- nes Jeſui⸗ narius, Daß er ſich nicht fo unnötige Pein in diefer Welt machen, fondern in einen roͤmi⸗ ken . ſchen Tempel gehen, und ſich da unterrichten laſſen ſollte. Er verſetzte aber ganz hoͤflich, er waͤre ihm fuͤr ſeinen guten Kath verbunden: er würde es aber noch) mehr ſeyn, wenn er ein Dugend von feinen Nägeln Eaufen wollte. Er fagte zugleich, Daß ihm diefes gewißlich auf feiner Reife glücklich machen würde, Hernach drehte er ſich auf die eine Seite herum, und ſprach: „hier nehmet diefe, als welche, bey der Treue eines Bonzen! die beiten in mei- „nem Seffel find, weil fie mir die meifte Pein verurfachen. Doch follet ihr fie alle für eben „den Preis haben. » Diefe Worte fprach er mit einer folchen Stellung und mit ſolchen Geberden aus, die den Niffionarius, wie er fpricht, bey allen andern Gelegenheiten zum Sachen bewogen haben würden. ‘ Ehen diefer Bewegungsgrund, Almofen zu erhalten, ift Urfache, daß diefe Bonzen, SprAnfehen fo oft es nur verlanget wird, und den Augenblick, wenn man nach ihnen ſchicket, in die in den Haͤu⸗ Haͤuſer, ſowohl der Aemen als der Reichen, kommen , und dafelbft fo lange warten, als es ſern. den Leuten gefaͤllt. Wenn in einem Haufe eine Geſellſchaſt von Weibsperfonen ift: fo bringen fie einen großen Bonzen mit ſich. Diefer unterfcheidet ſich von den übrigen durch den Rang, den er einnimmt, durch die Ehrerbiethung, die ihm die übrigen Bonzen erzeigen, und durch feine Kleidung, die nur Bonzen von feinem Range tragen. Solche Verſammlungen vom Frauenzimmer bringen ihnen gute Einkünfte, Man Zuſammen⸗ findet in jeder Stadt verfchiedene Geſellſchaften von zehn, funfzehn bis zwanzig Perfonen, fünfte ber die gemeiniglich aus angefehenen Häufern berftammen, und bereits bey Sahren, ober auch Weiber. verwitwet find, und foiglich frey mit ihrem Gelde fehalten fönnen., Hiervon wird alle Sabre eine, welche die Reihe trifft, zur vorſitzenden Frau oder Aebtißinn erwählet. In dem Hauſe derſelben wird auch die Verſammlung ordentlich angeſtellet, und alle die übrigen tragen eine gewiſſe Summe Geld bey, um die gemeinen und nothwendigen Ausgaben zu Erhaltung guter Ordnung zu beſtreiten. An dem Tage, wenn bie Berfammlung gehal⸗ ten wird, ftellet fich ein artiger Bonze ein, ber ſchon etwas bey Jahren ift, die erſte Stelle „nicht herauszugeben , — Ragel iſt drey Groſchen einnimmt, und einen Geſang an den $o vorfingt. mit ein; und nachdem Augen, um ihnen die Pflichten gegen Gott, und die Zugendühungen, die ſie nach feinem Willen ausüben - follen, zu Gemiehe zu fübren- ( ©.Allgemeine Be: febichte der Türken, Moguler u. f,w. U Band 0.8.4098) O6 fie gleich dieſe Bertheidigung noch nicht von der Schuld einer Abgötterey hefreyet, als welche aus dem Bilderdienſte nothwendig folget: fo follte doch, da Die vömifchFacholifchen Priefter faſt fie zu verfehiedenen malen O⸗mi⸗to, Ko gefchrien, Die andächtigen Frauen ſtimmen und auf einige 33 3 fleine eben folches thun, dieſes den Miffionarten den Mund ftopfen, welche, nach ihren eigenen Grundfäßen, die Anhänger des So nicht füglich einer Abgoͤtterey bes ſchuldigen fünnen, one ſich deren ſelbſt für ſchuldig zu erfennen. Um daher einen ſolchen Vorwurf zu vermeiden, haben fie die Sonzen auf der ſchlimmen Seite vorgefteller, und aus ihren Heiligen und Bil⸗ dern Götter gemachet. 366 Beſchreibung von China. Religion kleine Keſſel gefehlagen haben: fo fegen fie fich zu Tiſche, und nehmen eine Mahlzeit ein. in China. Diefes find aber nur die ordentlichen Gebräuche. Geweihte Kleinigkeiten einen kleinen Pallaſt von gemaltem und vergoldetem Papiere, für die an: dere Welt, Verſamm⸗ lungen der Maͤnner. An ſolchen Tagen, die mit mehrerer Feyerlichkeit begangen werden, zieren ſie das Haus mit verſchiedenen Bildern und ſeltſam bunten Gemälden, die auf hundert verſchie⸗ dene Arten die Martern der Hölle vorftellen. Das Berhen und Schmaufen dauert fieben Tage lang. Der Dberbonze hat verfchiedene Unterbonzen zu Gehülfen, welche bey dem Gefange mit einftimmen. Dieſe fieben Tage über ift ihre vornehmfte Sorge, ſich Schaͤtze fuͤr die andere Welt zu ſammeln, und dieſelben zu weihen. In dieſer Abſicht bauen ſie und laſſen feinen Theil weg, der zu dem Haufe gehoͤret. Diefen füllen fie mit einigen hundert gemalten und lafirten Köftchen von Pappe an, mworinnen Gold» und Silberftücen, die aber hier nur aus ver: goldetem Papiere beftehen, enthalten find. Diefe folfen zu ihrer Erloͤſing von den fürch- terlichen Strafen dienen, welche diejenigen von dem Nen⸗vang, oder dem Roͤnige der Hoͤlle, zu gewarten haben, die ihm nichts geben fönnen. Hernach legen fie einen Schatz bey, um die Bedienten von dem Gerichte des Roͤnigs der Schatten zu beffechen. "Das übrige, und das Haus felbft, Diener zur Wohnung, zum Speifen, und zu Erfaufung eini- ger Bedienungen in der andern Welt. An alle diefe kleinen Käftchen legen fie Borlege: ſchloͤſſer vom Papiere, und alsdann verfchließen fie die Thüre des papiernen Haufes, und beben den Schlüffel dazu mit großer Sorgfalt auf. Wenn die Perfon, welche die Unkoſten Darauf gewendet hat, ftirbe: fo verbrennen die überbliebenen das Haus auf eine fehr ernfthafte Art. Alsdann verbrennen fie die Schluͤſſel dazu, und die kleinen Kaͤſtchen, damit fie der Verſtorbene aufmachen, und das Gold und Silber heraus nehmen fönne, welches nun nicht mehr Papier ſeyn, fondern in feines Silber und Gold verwandelt werden wird, welchem verführifchen Metalle ver Nen⸗ vang nicht widerftehen kann, indem er Durch nichts leichter zu beftechen ift. Diefe Hoff: mung mache, wenn man fie mit dem Außerlichen Öepränge, das die Augen an fich zieht, verbindet, einen folhen Eindruck auf die Gemuͤther dieſer armen Chineſen, daß nichts, als ein außerordentliches Wunder der Gnade fie aus diefem Irrthume zu reißen vermögend iſt· Durch) diefe Mittel Haben die Bonzen eine folche Gewalt über ihre Gemuͤther erlangt, daß man überall Bilder antriffe, welche die blinden Chinefen unaufbhörlich anrufen, fonderlich wenn fie in eine Krankheit verfallen, wenn fie eine Reife vorhaben, oder wenn fie in Ge— fahr find. - Wie man Berfammlungen von Weibern finder, wo die Bonzen den Borfig haben: fo hat man auch Berfammlungen von Männern, welche fie Change chay ober Faſttaͤge nennen. Eine jede Befammlung hat ihren Oben, der gleichfam ver Lehrer der übrigen ift, und eine große Anzahl von Schülern unter fich hat, die man Fu-ti nennet. Solde Obere befommen den Namen Tſe⸗fu, welches fo viel bedeutet, als Doctor Vater 2). Wenn daß es ihnen an genugfamen Mitteln zur Schwel⸗ gerey fehle? e) Du Yaldens Chiun, im I Bande auf der 653 u. f.S. Le Comtens Nachr. von China a. d. ö— —— — — —— —— 334 u. f. S. u) Wie kann er denn alſo wiſſen, daß fie gott⸗ los find? In was für Ungereimtheiten verleitet nicht die Bosheit diele Jeſuiten! w) Wie kaun das möglich feyn, da es ſcheint, x) Diefes iſt ein bloßes Vorgehen von einem Feinde. Allein, wenn es auch) wahr wäre: wär de diefeg denn mehr ſeyn, als was die Priefter in andern Religionen felbft, eben fo mohl, als die Layen thun, welhenn Fafttägen die a i — ER ” — Eu — — XV Buch. V Sapitel. a Wenn fie Fleiß anwenden und einiges Anfehen erlanget haben: fo Können fie ganz Religion teicht zu die ſem Amte gelangen. Sie verwahren in einem Haufe eine alte Handfehrife, die inEhins, in vielen Öliedern vom Vater auf den Sohn fortgepflanze wird. Diefes Buch ift mit chen loſen Gebethen angefülle ‚ die fein Menſch verſteht =), und niemand als das Haupt im Haufe wiederholen Eann. Manchmal folgen auf diefe Geberhe erftaunenswürdige Wirkun- gen. Man bat auch nichts weiter nörhig, um zu der Winde eines Tfe fu empor zu ſtei⸗ gen und eine große Anzahl von Schulern zu gewinnen. An dem Tage, an welchem die Berfammlung gehalten werden ſoll, wird allen Schh- Faften und lern angedeutef, daß fie ſich dabey einfinden follen. Der Oberbonze feger fich an das uns Enthaltung. teve Ende des Saales, gegen die Mitte zu. Die Schüler werfen fi) alle vor ihm nieder, und ftellen fich bernach in zwo Reihen, eine zur Nechten und die andere zur Linken. Wenn die Zeit gekommen ift, fo fagen fie die unverftänblichen Gebethe ber. Machgehends feßen fie fich zu Tiſche und gerathen in allerhand Arten von Ausfihweifungen w). Denn es kann nichts Iuftiger feyn, als diefe chinefifchen Fafttäge, Die Wahrheit zu fagen, fo enthalten fie fich, f lange fie teben, vom Fleiſche, Fifchen, Weine, Zwiebeln, Knoblauche, und allen Dingen, welche das Blut erhigen koͤnnen. Allein, fie wiffen in andern Speifen feine ——— ‚ und nehmen ſich ſonderlich Die Freyheit, fo oft zu eſſen, als es ihnen beliebet x). ' Man darf nicht glauben, als ob diefe Are von Enthaltung einem Chineſen fauer an- Kunft, Geld komme: denn man findet fehe viele, welche fich nicht dafür ausgeben, daß fie faften, und zu befom: fich doch bloß mir Reiß und Kräutern begnügen, weil fie nicht im Stande find, Fleiſch zu men. kaufen ). Man darf ſich auch nicht wundern, daß die Anhänger dieſer Secte fo ſtrenge darüber halten, daß fie nichts bewegen kann, ihr Faften zu brechen: denn es ift ein ganz feichter Handel für fie, durch welchen fie anfehnliche Einkünfte gewinnen, Wenn fie einmal zu der Ehrenftelle eines Tſe fu hinauf geftiegen find, und eine große Bemänte: Anzahl von Schülern erworben haben: ſo erſtrecket ſich der Beytrag, den jeder von ihnen lung des Las an den Tagen der Berfammlung bezahlen muß, jährlich auf ein anfehnliches.. Außerdem ſters. iſt die Ausübung der Faſten ein vortreffliches Mictel,. alle Safter eines fhändfichen und un ⸗ geyähmeen — zu bedecken, und fich mit geringen Koſten das Anfehen einer Helligkeit zu erwerben 4 TEN Kurz, es find feine Känfe, feine lächerfichen Erfindungen, zu denen diefe Diener Künfte ihrer des Satans nicht ihre Zuflucht nehmen follten, um ihre Anhänger in der Verehrung des Nachfolger Gottes So, zu erhalten, und fie von den Miffionarien abtvendig zu machen. Zumeilen überreden fie biefelben, daß diefe fich nur felbft Durch die Anzapl ihrer Schüler zu verftärfen fuchten, um folche Abfichten auszuführen, welche auf das Verderben des Staats abzielen, daß fie ihre Schüler durch Geld gewonnen, und daß es ihnen niemals an Gelbe mangelte, weil fie es nachzumachen wüßten. Manchmal füchen fie diefelben zu bereden, daß bie Mißio⸗ bißchen ſchmauſen, die ihnen zu eſſen erlaubt ſind; 2) Ich muß mich über die Schwachheit dee anferdem auch Wein und anderes hitziges Ger Verfaſſers wundern, der folhe Entdeckungen mas traͤnke trinken, wovon fich die Bonzen enthalten? chet, und ſich ſolcher Gründe bedienet, die man Dieſes iſt ein elender Weg, die bonzifche nicht allein auch wider die Priefter feiner Religion Faften umzuſtoßen. Denn thun diefes wicht auch brauchen Eaun: fondern deren ſich auch wirklich die armen und gemeinen Leute in katholiſchen Lan proteſtantiſche Gottesgelehrten wider ſie bedienet den, ſonderlich in Spanien, Portugall, u. ſ. w. haben. 368 in China. um damit nad) den Sternen zu fehen. nad) China gefommen, Zu anderer Zeit geben fie vor, daß fie Neubekehrte machen wollten, Befehreibung von China, Religion Mißionarien ihren Neubekehrten die Yugen ausriſſen, und Serngläfer daraus machten, fie wären deswegen weil deren in Europa wenige gefunden würden; wenn einmal jemand, Der zu ihnen übergegangen wäre, ftürbe, fo wäre fein Mittel, aus ihren Händen zu entkommen; fie auf ihre Seelen vornähmen, zwängen fie diefelben, und vermittelft gewiffer Zaubereyen, die‘ hinüber nach Europa zu gehen Sehet, ſprechen fie, was für Gefahr wir von ihnen zu befürchten haben. ſtandhaft zu erhalten, iſt, aus erfauften Kindern. Innere oder Diefe Ausſchweifungen, welche fie mit einem ernfthaften und gebiecherifchen Wefen ausfprechen, find allemal gefchice, leichtgläubige Gemüther zu verleiten, geftehen, daß fie bey verſtaͤndigern nicht fo vielen Eindruck machen, die Bonzen überaus heilig ftellen: fo weis man doch, Seben führen. Der Berfafler fpricht anderswo, Es wird fid) aud) Fein etwas angefehener Chinefe in ihren Orden begeben. faft alle aus dem geringften Pöbel genommen n Doc) muß man * Denn ungeachtet fic) daß fie größtentheils ein luͤderliches daß fie insgemein ſehr verachtet würden. Sie werden ober befiehen, mie zuvor angezeigt worden Was bisher erzähle worden ift, das betrifft nur die äußerliche Sehre des Fo. Die Ge: gebeime Leh⸗ heimniſſe der innern, iſt nicht ein jeder fähig zu begreifen. Nicht allein der gemeine Pöbel, te bes Fo, fondern auch die Bonzen felbft überhaupt, find zu dumm, Diefelbe zu faflen 2). Denn diejenigen, welche zu Den Geheimniflen eingeweiht find, müffen einen erhabnen Geift ha- ben, der fähig iſt, die hoͤchſte Vollkommenheit zu erreichen. Diefe Lehre, welche die Haͤupter der Secte fuͤr die allein wahre und gründliche ausgeben, haben fich die Schüler des Fo, aufdieer ein Vertrauen gefese hatte, bemuͤhet, zu erklären und fortzupflanzen. Gie fügen, daß das Leere oder Nichts, der Anfang aller Dinge fey; daß aus diefem Nichts und aus der Bermifchung der Elemente, alle Dinge hervorgebracht find, ſowohl belebte als unbelebte, und in den Eigenfchaften von einander unterfchieden find: der zurück kehren müflen; daß alle Wefen, oder Grundſtoffs aber, einerley bleiben, Worinnen fie beftehe. in Ruhe, ohne Wirfung, wir glücklich leben: : möhnen, * wir nichts Dummheit nichts denken. Laſter oder Tugenden if Bottom, NO — —— menheit. a) Die Miſſionarien ſtellen zwar dieſe Prieſter als ſehr unwiſſende Leute vor: es erhellet aber dag Gegentheil aus der Erzaͤhlung eines roͤmiſchen Herrn. Dieſer hatte auf ſeiner Reiſe nach China durch das Land der Mungalen oder Mongolen Gelegenheit, ſich mit einigen Lama von ihrer Religion zu unterreden. Hier warf er ihnen gleich anfangs vor, daß fie das gemeine Volk fo grau⸗ Diefer Grundſtoff, ſprechen fie, iſt ein recht wunderbares Ding. maßen rein, gänzlich frey von Veraͤnderung, chen Weſens, die Vollkommenheit aller Dinge. Kurz, Kraft oder Verſtand. Und was noch mehr iſt, ſo beſteht ſein Weſen darinnen, daß er weder Verſtand, noch Thaͤtlichkeit, fo muͤſſen wir uns gänzlich bemuͤhen, Siege über ung ſelbſt, diefem Grundſtoffe gleich zu werden. thun, nichts wünfchen, gegen nichts und dahin wies nur in der Geftaft in Betrachtung des Abweſens Er ift über die febr zart, einfach, und wegen feines einfa- er ift ſehr vollfommen, beftändig noch Begierden hat. Wollen duch Betrachtungen und öftere Daber müffen wir ung ge- empfindlich feyn, und an Belohnungen oder Strafen, die Borfehung und die Unfterblichfeit der Seele; alles diefes gehöre gar nicht hieher. Die ganze Heiligkeit befteht darin⸗ ſam hinterglengen. Sie wußten aber dieſen Vor⸗ wurf fo geſchickt auf ihn ſelbſt zurück zu ſchieben, und ihm einige Befondere Lehren der römiſchen Kirche, die Untruͤglichkeit und oberfte Gewalt der Päbfte betreffend, zu Gemüthe zu führen, daß er den Verfaſſer, deffen Freund er war, verficherte, er hätte alle feine Kunft und Geſchicklichkeit — gehabt, re XV Buch: V Capitel. 369 darinnen, daß man aufhöre zu. feyn, und in dem Nichts verfchlungen werde. Je näher Die Secte man ber Natur eines Steins oder eines Stocks koͤmmt, um fo viel vollfommner ift man, des So, Kurz, Tugend und Gluͤckſeligkeit beftehen in einer gänzlichen Unempfindlichkeit, in einer Lin. —— beweglichfeit, ineiner Aufhörung aller Begierden, in r Beraubung aller Bewegungen des Körpers, in einer Vernichtung aller Kräfte der Seele, und-in einer gänzlichen Ruhe der Ge— danken. Wenn ein Menſch einmal diefen glückfeligen Zuftand erlangt hat: ſo haben alle Ab⸗ wechſelungen und Wanderungen ein Ende, und er hat nachgehends nichts weiter zu fürchten: denn er ift, eigentlich zu fagen, nichts; oder, wenn er ja etwas ift, ſo iſt er doch glücklich; und, um alfes mit einem Worte zu fagen, fo vollkommen, als der Gott — * Es hat dieſer Lehre nicht an Anhaͤngern gefehlt, auch bey Hofe nicht, wo einige von Man wider⸗ den ER —* —— * r Kaiſer, Kau tſong, wurde dadurch ſo ſetzet fich ih bezaubert, Daß er die Regierung feinem an Kindes ſtatt angenommenen Sohne übergab, — damit er ſich gänzlich dieſen dummen und fuͤhlloſen Betrachtungen uͤberliefern moͤchte. Doch haben ſich die meiſten Gelehrten dieſer Secte der falſchen Betrachter widerſetzt; und unter andern auch ein berühmter Ro⸗lau, mit Namen Pwey⸗ghey, ein Schüler des Confu⸗ cius. Sie griffen ſie mit aller ihrer Macht an, ‚und bewieſen, daß dieſe Unempfindlichkeit, ea oder vielmehr ungeheure Dummheit, da man nichts ehät, und nichts Dächte, alle Sittl * keit und buͤrgerliche Geſellſchaft uͤber den Haufen wuͤrfe; daß der Menſch nur darinnen über alle andere Weſen erhaben ſey, daß er denkt, ſchließt, ſich nach der Erkenntniß der Tugend beſtrebet und dieſelbe ausͤbet; Daß man, wenn man nach dieſer thörichten Unbe⸗ weglichkeit ftrebe, den wefentlichen Pflichten entfage, und das nothwendige Verhaͤltniß zwi⸗ ſchen Vater und Sohne, Mann und Weibe, Fürften und Unterthanen, aufbebe. Kurz, daß diefe Lehre, wenn man- ihr folgte, ‚alle Glieder eines Staats in einen ſolchen Zuftand verfegen würde, daß fie noch weit-unter ben Thieren ſtuͤnden 6). 2. Nachricht von dem Fo und von feiner Lehre, aus einem chineſi⸗ ſchen Schriftſteller. Saft tk at aa ei na Aha ürften. Künfte der Prieſter, welche die. Emps- A ee u —— "Sie Hin Feine — nem Konigreiche vertrieben. Er ſieigt wieberum fies. Zhr⸗ verderblichen Handlungen. Schas anf den Thron. Anbefohlne Pflichten. See- den, der ausder Leichtgläubigkeit entfteht. Von fenwanderung. Schaͤdliche Folgen diefer Lehre. den Geiftern und andern Erdihtungen. Be: Sie veiget zum Laſter an, und machet falſche Hoff- griff von der Hölle. Wunderliches Maͤhrchen. mung. Sie ſchadet den Unterthanen und. den Urſprung der Lehre von den Sehutzgeiſtern. er bereits obengemeldete chineſiſche Weltweiſe giebt eine etwas unterſchiedene und voll: Meynung ftändigere Lehre von dem Fo und von feinen geheimen Lehren, als die Miffionarien von dem dee— gethan haben, Chin fpricht: nach feinen gehrfägen ift die ganze Wele ein bloßer leerer Raum, "N, worin⸗ gehabt, um ſich mit Ehren heraus zu wickeln. Dar⸗ aus ſieht man, faͤhrt er fort, daß dieſe Leute nicht alle ſo unwiſſend in der Religion anderer Voͤlker ſind, als wir geneigt find, es zu glauben. Siehe Allge— meine Geſchichte der Tuͤrken, Mogulen und Tartarn, im U Bande auf der 489, 490 auch 488 Seite. Wir fügen nur noch dieſes hinzu Allgem, Beiſebeſchr. VI Band, wenn ihnen andere Religionen nicht unbekannt find; fo iſt es nicht wahrſcheinlich daß fie von ihrer eis genen nichts wiffen follten, ob fie ‚gleich, wie der Verfaſſer anmerket, diefelbe nicht gern gar zu bes kannt machen. b) Du Haldens China, ad. 656 u. f. S. Le Comte Nachrichten von China, "a. d. 35 u.f& ; 7 Aaa 370 Beſchreibung von China. ‚Die Secte worinnen nichts wirkliches iſt. Dieſem ſchoͤnen Grundſatze zu Folge will er, daß wir an des 50. gar nichts denken, fondern unfer Herz zu einem bloßen leeren Naume, das iſt, frey von allen Neigungen und Semuͤthsbewegungen machen ſollen. Ja wir ſollen darinnen ſo weit geben, daß wir uns ſelbſt vergeffen, als ob wir gar nicht da geweſen wären. Wir haben ‚Augen und Ohren, und doch follen wir nichts fehen und. nichts hören, Diefe finnlichen WBerfzeuge müffen von allen Gegenftänden leer ſeyn; und dieſes iſt der Stand ihrer Volk und von dem kommenheit. Wir haben Mäuler, Hände und Füße, es müffen aber alle diefe Glieder Gedritten. in einer Unwirkſamkeit feyn. Sein Hauptgrundſatz iſt, daß die wundervollen dreye, Tſing, BRKil und Schin, das iſt, das feine, das zarte und das geiftige, alsdenn zu ihrer groͤßten Vollkommenheit gelangen, wenn fie vereinige find, und zufammen nur eines ausmachen. Don der Seele faget ex, daß ihre Dauer unendlich ſey: denn fie £önne niemals zerſtoͤrt oder vernichtet werden. Dem zufolge lehren feine Anhänger, daß alles in der fihrbaren Welt leer, und nur der Nang oder Geift, unfterblich fen; daß die große Lehre des So und Tau, ae in Nichts_verfchlinge, nur Die Seele ausgenommen, als welche ewig da feyn und leben werde, Wunderbare Bon der Öefchichte diefes eingebildeten Begeifterten, wird folgendes gemeldet: die Er des Mutter fah im Traume einen großen weißen Elephanten, und in eben dem Augenblicke em- ſich endlich einen Weg durch die Seite feiner Mutter, und zerriß ihr das Eingeweide. Sollte es nicht daher kommen, weil er bey feiner Geburt feine Mutter umgebracht hat, daß das abgöttifche Volk faftet, feyerliche Umgänge anſtellet, und hundert andere dergleichen Dinge vornimmt , um allechand. Arten vom Gluͤcke für ihre Mütter dadurch zu erlangen? - Kann man ſich wohl einbilden, daß dieſer Fo, der feine eigene Muster niche erhalten konnte, im Stande fen, eines andern feine Mutter zu befchügen ? Er wird aus Er regierte in einem Königreiche, das diefem Kaiferthume gegen Abend gelegen war. feinem Rb- Dafelbft war er das Oberhaupt, ſowohl in weltlichen als geiftlichen Dingen. _ Er hatte eine en; ver: Gemahlinn und eine Benfchläferinn, die große Schönheit befaßen, und welche er zu Goͤt⸗ Me tinmen machte. Sein Königreich Hatte einen Ueberfluß am Golde, Silber, Kaufmanns: waaren, $ebensmitteln und fonderlich Edelgefteinen, Allein ‚vb daffelbe fehon reich und fruchtbar war, fo war es doc) Elein, und die Einwohner hatten weder Stärke noch Muth. Daher waren Die Herrfchaften des Fo den öftern Einfällen der umliegenden Bölfer beftän- dig ausgeſetzt. Diefes nörhigte ihn endlich, fein Königreich zu verlaffen und ein einfames Seben zu ergreifen. * Er fing an, das Volk zur Ausübung der Tugend zu ermabnen, und machte feine Lehre von der Seelenwanderung befannt, die er erfunden hatte, und nach wel⸗ cher Die Seele ruͤckwaͤrts und vorwaͤrts aus einem Körper in den andern gehen follte. Doch follte 2 * eine gewiſſe Ordnung beobachten, daß die Tugend belohnet und das Laſter beſtraft wuͤrde. Er ſteigt wie⸗ Er breitete dieſe laͤcherlichen Einbildungen in den benachbarten Koͤnigreichen uͤberall — auf aus, und nahm das Volk damit ein, Er hatte dabey die Abſicht, feine Verfolger in Furcht — zu ſetzen, und ſie zu uͤberreden, daß ſie, wenn fie fortfahren würden, feine Sande zu ver⸗ heeren, nach) Diefem Leben in Hunde, Pferde ; oder gar wilde Thiere, verwandelt werden würden. ©) Die abgöttifchen Weiber bilden fid) ein, daß nennen fie Bu⸗li⸗tſing. Solchergeſtalt werden x fie oſt Geiſter in, Geſtalt der Fuͤchſe ſahen, und die Erſcheinungen fortgepflanzer. Man 5 pfand fie, daß fie ſchwanger gieng. Das Kind wuchs alle Tage fehr merklich, machte — XV Buch. V Capitel. —— wuͤrden. Solchergeſtalt brachte er innerhalb zwölf Jahren eine erſtaunende Menge von Die Secte unwiſſenden Seuten auf feine Seite. Durch deren Hülfe ftieg er wiederum auf den Thron, Des So. wurde fehr mächtig, vermaͤhlte fich wiederum, und zeugte viel Kinder. Diefes war die —v— Wirkung feiner Kunftgriffe. Mit feinen Schülern redete er zwar von nichts, als von der Eitelkeit ivdifcher Güter: er felbft aber fuchte diefelben begierig, und brachte Davon fo viel an fich, als ihm möglich war. — Dieſe Secte, ſpricht Chin, ſchreibt nichts weiter vor, als einige eitle Gebethe, zu Anbefohlne Erlangung der Gluͤckſeligkeit und eines heitern Gemuͤths zuſtandes. Unſere Weiſen hinge⸗ Pflichten, gen ermahnen uns, unſere Leidenſchaften zu zaͤhmen, uns in unſern Begierden zu maͤßigen, und unſere verſchiedenen Pflichten in Acht zu nehmen, welches alles eine ſehr ſchwere Arbeit iſt. Man findet unter den Lehren dieſer Secte dieſe unverſtaͤndliche Sprache: Fo⸗ſchi⸗i, Schinzeul, NYew⸗ſang⸗ ſyang; das iſt: Nach der Secte des Fo, des Körpers des Fo, iſt der Stamm oder das Weſen eines: es bat aber drey Bilder. Lau⸗ fehii, Schinzeul, Fwen⸗ſang⸗tſing; das ift: nach der Religion des Lau, des Körpers des Lau, ift der Stamm oder das Weſen eines, es wird aber in drey Reinigkeiten eingerheile. Damit fid) die Anhänger dieſer Secte verftändlich machen mögen: fo nehmen fie ihre Zuflucht zu Gleichniſſen. Sie fagen: wenn ein Aft von einem Hollunderbaume in die Erde gepflanzt wird, fo bleibt endlich eine Duinteffenz von der Natur des Hollunderbaums zuruͤck. Wenn ein Fuchs in ſeinem Loche verreckt, ſo laͤßt er leben⸗ Erklaͤrung digmachende Geiſter hinter ſich zuruͤck, womit er belebet war c). Alſo, ſagen fie, iſt nach der Lehrſaͤtze. dem Tode unſers Lehrers etwas von feiner Perſon zuruͤck geblieben, welches in diefer untern Welt von neuem gebohren worden iſt. | Wir wollen eine ausführlichere Erzählung von den feltfamen Schren der Secte des Fo Seelenwan— liefern. In dem Buche feiner Schüler, welches der Nutzen des Hauſes genennet wird, derung. ſteht, daß der Körper unfere Wohnung iſt; daß die Seele ein unfterblicher Gaft ift, wel- cher dafelbft feinen Aufenthalt hat, und mie ein Keifender von einem Wirthshaufe in das andere geht; daß ein Kind eben fo mit der Muttermilch genähret wird, wie die Einwohner eines Landes aus einem Bade trinken, der Dadurch fließt. Diefe Sehre von der Seelen- wanderung, tworinnen nach der Ausſage des Weltweifen, Chin, der Körper nur als eine vergängliche Herberge vorgeftellt wird, zielet dahin ab, daß aus den Gemüthern der geute nicht nur bie den Eltern ſchuldige Ehrerbiethung, fondern auch die erforderliche Sarg: falt für fich ſelbſt, ausgerottet wird. Er fpriht: man findet einige, welche Wallfahrten nach Tempeln thun, bie auf dem Gipfel fteiler Felfen ſtehen. Wenn fie ihre Gebethe her- gefagt haben: fo ftürzen fie fich, als ob fie gewiß wüßten, daß fie erhöret wären, von der. Hoͤhe herunter. Andere verſchwenden gleichfam ihr Seben dadurch, daß fie ſich den ſchaͤnd⸗ lichſten Ausſchweiſungen überlaffen. Noch andere, welche bey ihren unvechtmäßigen $ei- denfhaften Hinderniſſe antreffen, reden es mit einander ab, daß fie ſich erhängen oder —* wollen, damit fie, wenn fie wiederum gebohren werden, Mann und Weib wer— den Fünnen Weiber und Jungfrauen, welche ordeneli ch der Religion des So anbangen, koͤnnen Schaͤdli leicht Durch die Bonzen und Tau⸗tſe verführe So anhangen , iche t werden. Dieſe find ſehr geſchickt, Sicbes- Folgen dieſer Aaa 2 haͤndel Lehre. erſtlich das Gemuͤth mit einer ungereimten Lehre ein: ten. Hiervon findet man in allen Laͤndern, und zu fo werden die Leute bald glauben, ja darauf ſchwö⸗ allen Zeiten, Beyſpiele. ven, daß fie öftere Beweiſe dieſer Wahrheit verſpuͤr⸗ 972 Beſchreibung von China. Die Secte haͤndel auszufuͤhren. Sie bereden das Frauenzimmer, der Koͤrper wäre nur ein Durch⸗ des Fo. gang für ſie, und bloß eine veraͤchtliche Huͤtte, um deren Willen fie ſich nicht viel Kummer machen dürften, und viele von ihrem Geſchlechte, die ſich zu einem Liebesdienſte verſtan⸗ den härten, der ihnen zugemuthet worden wäre, wären, ohne daß fie es gewußt hättet; dem Sofelbit zu Willen geweſen. Sie fahren fort: Gegenwärtig ſeyd ihr das ſchwache und dienjtbare Geſchlecht, wir verfprechen euch aber gervenlich, daß ibr, wenn ihr wiederum von neuem auf der Welt gebohren werdet, zu Männern werden ſollet. Oftmals gefchiehe es; daß Frauenzimmer und junge Mägdchen von den beften Eh genfchaften und aus den vornehmſten Haͤuſern, von diefen Buben ihrer Ehre beraubt wers den, und hernach, wenn fie alfo gefchänder find, endlich ein Handwerk aus der lüderlichen Lebensart machen, und diefelbe niemals fahren laffen 4). Siereiztzum Diejenigen, welche in folche lächerliche Grillen verfallen, behaupten, daß das Gute Laſter an. oder das Böfe in dern gegenwärtigen $eben, "eine Folge ihrer Handlungen fey, die fie in-ei- rem vorhergehenden Zuftande veruͤbet Härten. Und alfo glauben fie, daß fie, vermöge diefes feinen Grundſatzes die Erlaubniß hätten, ſich allen Arten von Unzuche und Schande zu überlaffen, und fich des Eigenthums anderer ungeftraft zu bemächtigen. Sie fprechen : Ihr möffer wiffen, daß wir nur dasjenige zurück nehmen, was uns zugehoͤret: denn wir wiffen gewiß, daß ihr uns in einem vormaligen Leben eine folche Summe febuldig gewefen feyd. Wenn ein unzüchtiger Menfch, der einem jungen Mägdchen Netze ſtellet, weis, daß fie dem Dienfte des Fo ergeben ift: fo fpricht er zu ihrs Erinnert ihre euch nicht, daß ihr, ebe ihr gebobren waret, mir verfprochen baber, mich zu beiratben? Allein, euer plögliches Abfterben beraubte michdes Rechts, auf welches ich nunmebr einen Anfpruch mache. Denn daber rühren die zaͤrtlichen Neigungen unferer Herzen, und die guͤnſtige Beleggenbeit, det wir uns itzo zu erfreuen haben. Man ; daß dieſe ſeltſame Lehre von der Seelen⸗ wanderung zu einer Decke dienet, die offenbarſten Bosheiten und die ſchaͤndlichſten Un⸗ ordnungen, damit zuzudecken e). Sie machet Die Anhaͤnger des Fo ſtehen in der Einbildung, daß ſie ſich den ſchaͤndlichſten Hand⸗ falſche Sof: lungen ungeſtraft uͤberlaſſen Fönnen; daß fie nur des Nachts ein wenig Weihrauch anzün- nung. den, oder einige wenige Gebethe vor einem Bilde herfagen dürften: fo würden ihre Laſter nicht nur ausgelöfche, fondern fie würden auch unter dem Schutze des Fo vor den Verfol⸗ gungen der Gerechtigkeit beſchirmet. in einiges Benfpiel wird Diefes deutlich machen, Ein Dieb fand Mittel, in das innerfte Zimmer des Faiferlichen Pallafts einzuöringen : er wurde aber entdecke und von der Wache ergriffen. Diefe durchfuchte erfklich feine Kleider, und zog ihm hernach diefelben gar aus, Da fanden fie denn feinen Körper überall mit A) Wie oft Hören wir nicht von gleichen Un⸗ srönungen unter dem weiblichen Geſchlechte und — den Prieſtern in der katholiſchen Kirche? Wie oft kommen nicht die Liebesſtreiche der Moͤnche und Nonnen an das Licht? Was fuͤr Schandthaten ſind nicht nur neulich in einigen Kloͤſtern zu Pa— ris entdeckt worden? Die neuliche Gefchichte mit dem P. Girard ımd der Sungfer Cadiere, iſt durch) ganz Europa erfchoflen, und fo auch viele ans ; Stüde dere. Die Bonzen bedienen fih der Seelenwan ⸗ derung: die Earholifchen Priefter a der Deihte,r um das Frauenzimmer zu fchänden. " Das letztere ift aber, unter beyden, am gejchiefteften zu dieſer Abſicht. e) Du Daldens China, auf der 670 und fol⸗ genden Seite. P) Denen find ähnlich die Papiere, — oge⸗ EEE TE \ AV Buch. V Capitel. Stückchen Papiere überdeckt, worauf lauter Sprüche des Fo gefhrieben waren). Er Die Secte glaubte, diefes würde verhindern, daß er nicht entdeckt würde, oder ihm wenigitens allemal des So, eine fichere Flucht verfchaffen. Die Andächtigen aus diefer Secte find beftändig beſchaͤfftiget, Wallfahrten auf ge- wiffe Berge zu thun. Sie leben überaus fparfam, damit fie Räuchwerf kaufen, und daf- felbe vor den Bildniffen verbrennen Eönnen. Sie find unempfindlich gegen die Beduͤrf⸗ niffe ihrer Eltern, welche Kälte und Hunger ausftehen, oder Mangel an Kleidern und Nahrung leiden muͤſſen. Ihre einzige Sorge beſteht darinnen, daß ſie eine zureichende Summe Geld zufammen bringen, um ein koſtbares Gemälde auf die Altaͤre g) des So und anderer feltfamen Gottheiten, zu erfaufen. Wie viele unter dem Pöbel glauben nicht alles, was man ihnen von Kicchen und KId- Sie ſchade fern vorſchwatzet, die auf den einfamften und unerfteiglichiten Plägen erbauet werden ? Sie dem Volke, nehmen, es für eine ausgemachte Sache an, daß diefes Wohnungen der Tugend und Un: ſchuld find, und viele laffen ſich auch verleiten, ihr Seben in einer folchen Einfamfeit zuzu⸗ bringen, um dem einfamen Seben des So nachzuahmen. Man fieht, wie folche Leute plög- lich, und auf einmal, ihren Weibern, Kindern und Gütern entfagen. Was für eine un⸗ geheure Thorheit ift nicht Diefes? Alle die prächtigen Ermahnungen des So und des Lau zu dem Leeren, und zu einer Bollfommenheit, die daher entiteht, dag man allem Genuffe völlig entfagt, find lauter Schlingen, wodurch ſich fehr viele haben fangen laffen, die in der Meynung ftunden, daß dieſe Lehrfäge wirklich in die Ausübung gebracht werden konn— ten: in kurzem aber fanden fie, daß diefes gar nicht möglich fey. Die Herrfehaft der Nei: gungen und bes natürlichen Zuftandes behielt die Oberhand; und an ſtatt daß die Leiden⸗ haften hätten gesähmet und eingefchränft werden follen, fo wurden fie nur noch unbändi« ger, und verleiteten fie zu den abfcheulichten Ausfchweifungen 5), Diefe Verblendung findet fich nicht allein bey dem Volke, wenn aufrührifche Kriegs und dem heere die Hauptſtadt belagert, und eindringende Voͤlker fih das Reid) zinsbar gemacht ha- Fürften. ben: fondern alles diefes Unglück ruͤhret auch mit daher, weil die abergläubifchen gehrfäge 373 des Lau und ae at ‚Sürften den Kopf verrückt, und fie unfähig gemacht Haben, ihre Un eg terthanen zu tı even. Wurde nicht Lyang⸗ vu⸗ ti dahin gebracht, daß er zu Tay hing Hungers |terben mußte? Wurde nicht Whey⸗tſong gefangen in die fandigen Wüften ver Tartarey geführt? Nahm Hven⸗tſong nicht eine ſchaͤndliche Flucht auf die Gebirge in Serchwen? und was für Elend hat er nicht dafelbft ausgeftan falfchen Secten unfere Kaifer getaͤuſcht, und die Monarchie a bens gebracht. fogenatinte Evangelium bes heiligen Johannis ge- fehrieben ſteht; die Gebethe oder Sprüche aus den Litaneyen der Heiligen; die Legenden, oder ans dere Bücher, welche die Papiften eben fo wohl, als die Crueifixe und die Agnus Dei, als Mittel wider allerhand Zufaͤlle und zu Vertreibung böfer Geiſter, bey fich tragen. g) Eben diefe übeln Folgen trifft man täglich) in den päbftifchen Landen am, Wie viele Eltern ha; den? So fehr haben diefe uf den Rand des Verder Yaaz Unter ben nicht ihre Kinder enterbet, und ihre Anvers wandten an den Dettelftab gebracht, um ihr ganz zes Vermögen der Kirche zu laffen, und zwar nicht zum Deften ihrer Seele, wie fie fich einilden, fon, dern zum Bortheile der Priefter ? „5) Kann man nicht diefes alles auch auf dag ehelofe und Klofterleben der Priefter, Moͤnche und Nonnen in der katholiſchen Klrche deuten? Die Secte des 50: w eure: Kunftgriffe der Pfaffen. Sie ftiften Empsrungen Empörungen geneigt. All, rung zweene Aufruͤhrer unfägliches Unheil angerichtet, von der Bezauberung eingenommen waren, und fehrien: wir fterben vergnügt. Sie find Feinde deg Sleißes, Beſchreibung von China. Unter andern Kunſtgriffen, womit die Diener dieſer beyden Secten die Gemuͤther Der Seichtgläubigen verführen, bedienen fie fich auch einer ganz bekannten &ift, die zu Diefer Ab⸗ ſicht wohl ausgeſonnen iſt. Wenn ſie eine Perſon zu ihren Geheimniſſen einweihen: ſo muß derſelbe in ein Gefaͤß mit Waſſer ſehen, und ſich darinnen in dem Zuſtande betrach⸗ ten, worinnen er ſich gegenwärtig befindet. Alsdann laſſen fie ihn noch einmal bineinfehen, und da erfcheinet er in dem Zuftande, worinnen er ſich befinden foll, wenn er von neuen gebohren wird; wofern er anders. beftändig fortfährt , ihren Gottheiten aufrichtig ergeben zu ſeyn. Sie haben es durch ihre Geſchicklichkeit in der Zauberfunft fo eingerichtet , daß ein Reicher fich exftlich in der Geftalt eines Kranken, ober eines gemeinen Bettlers, in der äußerften Armuth erblidet. Diefes bewegt ihn, daß er den Entſchluß faſſet, fein ganzes Vermögen den Gögentempeln zu wiebmen. Nachdem er diefes gute Werk verrichtet hat: fo bereden fie ihn, noch einmal in das Gefäß mit Waffer zu fehen: und alsdann fieht er ſich in der Kleidung eines Königs, eines Feldherrn, oder eines erſten Staatsrathes. it es eine Jungfer: fo erblicker fie fich in der Kleidung und mit den Juwelen einer Kaiferinn, einer Königinn, oder einer geliebten Beyfchläferinn des Fürften. Und diefes foll der glücfelige Zuftand feyn, in welchen fie in der andern Welt fommen follen. Durch diefe Arten von Bezauberungen machen fie das Volk auf eine liftige Weife zu In ſolcher Gefinnung greift man zu den Waffen, liefert Schlach- ten, und plündert veiche Städte. Durch folche Mittel Haben unter der Haniſchen Regie: Unter der YPweniſchen, und nur neulich unter der Mingiſchen Regierung, haben andere Rädelsführer neue Empoͤrungen geftiftet, und viele Millionen Menfchen in das Verderben und in den Tod geftürzer. Man fah, mie ſich diefe Ungeheuer der Natur, für welche Feine Strafe groß genug ſeyn konnte, ihrer Verbrechen ſogar unter dem Schwerdte des Scharfrichters noch ruͤhmten, immer noch Wir find an dem, daß wir in die freudenvollen weſtlichen Wohnungen eingeben ſol⸗ len, wo So auf'ung wartet, um uns zu empfangen, und uns an feiner Glücks feligkeie Theil nehmen zu laffen ?). | Man hat viererley Arten von Aemtern und Gewerben, die in bem Reiche ſchlechter⸗ dings unentbehrlich find, um die Nothwendigkeiten des Lebens zu verſchaffen, und gute Ord⸗ nung darinnen zu erhalten: diefes find die Gelehrten, die Asfersleute, die Handwerker und die Kaufleute, Die Schüler des Fo und des Lau ermahnen aber das Volk beftändig, diefe Gewerbe fahren zu laffen, und dafür, wenn es Männer find, Ho⸗ſchang k) und Tas tfe; wenn es aber Weiber find, Ru und Mi ) zu werden, Die Honzen und Bonzinnen leben auf Unfoften des. Staats, und machen fich über 1 feine fügen, Raͤnke und Berrügereyen ein Bedenken, um ſich Almofen zu erwerben. Sie überlaffen ſich auch gänzlich der Faulheit und Schwelgerey , und verfagen ſich Feine Luft, die ihnen 374 HD Dergleihen Beyſpiele von Grauſamkeit und Empoͤrung haben wir in den Kreuzzuͤgen gehabt; wie aud bey den Niedermegelungen in Paris und Irland; bey der Ausrottung der Indianer durch die Spanier ; und bey den verfchledenen Empoͤrungen vom Anfange der Regierung der Königinn Eliſa⸗ beth an, bis anf die gegenwärtige. Altes diefes find natürliche Wirkungen von dem Geifte des Aber triebenen Religionseifers, welcher aus der Unmenfd lichkeit ein Verdienſt machet, und den chriſtlichen Geiſt der Sanftmuth, Barmherzigkeit und — XV Bub, V Capitel. 385 — ihnen eine verderbte Einbildung an die Hand geben kann; ja fie treten die Geſetze der Na⸗ Die Secte tur und der Öefellfchaft gleichfam mit Füßen. Ta⸗mo, die fo berufene Perfon, welche des So, aus den weltlichen Gegenden nach, China kam, brachte, tie erzählet wird, neun Jahre auf — dem Berge Long in beftändigen Betrachtungen zu. Er blieb dafelbft unbeweglich, ſah beſtaͤndig mit den Augen auf die Erde, und veraͤnderte ſeinen Stand nicht. Und doch fehlte es dieſem tiefſinnigen Faullenzer an feinen Nothwendigkelten des Lebens ſondern es wurden ihm allerhand Lebensmittel und Kleivungen im Ueberfluffe herbeygebracht. Nun ftelle man fich vor, daß, nach feinem Beyſpiele, eine jede Privarperfon fich in Verderbliche den Kopf Fommen laſſen follte, diefer Lebensart zu folgen: was würde aus den nothwendig- Handlungen. ſten Handthierungen werden ? wer würde fir den Feldbau und für die Künfte und Hand- werfe forgen? woher wollte. man Nahrung und Kleider zum Unterhalte des Lebens befom- men? Kann man fich wohl einbilden, daß eine gehre, deren Ausübung, wenn fie allgemein wäre, das ganze Reich über einen Haufen werfen würde, Die wahre Lehre feyn follte? Außer dem Fann man nicht glauben, wie viel Geld verſchleudert werde, um ihre Tempel zu bauen und auszubeſſern, die Bilder zu ſchmuͤcken und zu vergolden, und ihnen zu Ehren Feſte zu feyern und öffentliche Umgänge anzuftellen. Alle dieſe Erfindungen dienen weiter zu nichts, als die Reichthümer unzäpliger Häufer zu verſchlingen. Chin fpricht, ich habe diefe Puncte nur obenhin beruͤhret: denn ich würde fein Ende finden, wenn ich alle Unorönungen anfüh« ven wollte, welche Die Anhänger diefer Secten in dem Reiche angerichtet haben. . Er fährt fort und ſaget: Diejenigen, welche fich in die gemeinen Begriffe verliebt ha⸗ Ungluͤck, das ben, bringen ihr Leben in einer Art von Trunkenheit zu, und endigen es in einem Traume. die Leichte Sie laffen ſich von einem Haufen niederträchtiger Mährchen dahinreißen, von denen fie ſich gNAubigkeit bernach unmöglich Iosmachen Fönnen; und die Hoffnung, Durch den Schuß der Geifter ein anrichtet. gluͤckſeliges Leben zu erhalten, beftärfet fie noch in ihrem Wahre, Diefe Neigung des groͤß⸗ ten Theiles der Menfchen, und ihre Verbindung mit der seihtgläubigkeit, war dasjenige, was den Lau und den So Be Gedanken brachte, einen ne der Belohnungen, eine Hölle, einen Pallaft fü ‚bie Beherrfcher der Gewaͤſſer und die ü rigen Gottheiten, zu leh— ven: ohne noch der Geifter von einem niedrigern Range und außerordentlicher Menfchen die Ben r ſeyn folfen, en Bornegintich haben fie en läuftig ausgeführer, welche man von ihren Göttern zu gewarten habe. Sie haben einen No⸗whang in den Himmel geſetzet, oder ein Dberhaupt aller vorgegebenen unfterblichen Weſen, welcher diefen Geiftern ihre Berrichtungen anweiſen foll ſo daß einige dem Regen vorftehen, andere Strafen und Belohnungen austheilen u. f. w, In dem Buche Pormbang m) finden wir folgende Worte: & en Abend war ein i Sürft des Königreichs der reinen Tugend. Diefer Koͤnig ee Tabre alt, * Poing und hatte noch Eeinen Erben. Endlich erhielten er und feine Bemablinn Pau⸗ ywe einen, durch das bruͤnſtige Beberb, das fie an den Lau⸗kyun richteten. Und diefer in Gewalt, Graufamfeit und Haß verwandelt dere Umftände, welche diefer dhinefifche Scheiftfteller hat... anführet, fonft nirgends an. k) Diefes find diejenigen, Die wir Bonzen nen-e m) Die Praffen des So Haben ihre Bibel, Li— nen, oder vielmehr die Unverehlichten. turgie, Legenden, Leben der Heiligen, und Gebeth⸗ I) Bon dieſen Orden wiſſen wir nichts: denn buͤcher in großer Anzahl, zum Gebrauche ihrer Ana wir treffen biefe Namen, und auch verſchiedene an⸗ haͤnger— re — — 376 | Beſchreibung von China. Die Secte diefer Sohn ift der Yo-wbang, von welchem wir reden. ine andere Stelle in des 50. dem Bude Hven⸗u faget: daß in den weftlichen Gegenden ein Ort fey,. den man das Königreich der reinen Freude nenne; der König deffelben wäre ohne Erben ‘gevoefen, und hätte von dem Lau⸗kyun einen erhalten, und diefes wäre eben der⸗ jenige, den man unter dem Namen Hven⸗u⸗tſu⸗tſe verehrte. Hierzu wollen mit noch fügen, mas in der Gefchichte des Fo erzähler wird. Es heiße dafelbft : gegen We⸗ ften fey ein Rönigreich der reinen Unfehuld; dev Sürft, welches der Kronerbe ft, fey So felbft; diejenige, mir welcher er fich vermaͤhlet haͤtte, hieße Na⸗to ‚mit diefer hätte er einen Sohn geseuget, mit Kamen Mo⸗hew⸗o; kurz bernach ‚börte fich der Vater zwölf Jahre lang in der Einſamkeit gehalten, und wäre mitten unter feinen Betrachtungen in den So verwandelt worden, J Andere Er⸗ Was findet man bier nicht für Erdichtungen! Kann man ſich wohl einbilden, daß dichtungen. “eine Sache, wovon man igo nicht die geringften Spuren finder, ehemals ein Wunder der Welt geweſen ſeyn folle? Man durchgehe die Länder, die China gegen Abend Lie: ‘gen: fo wird man nichts als Barbarn antreffen. Wo follen wir denn nun das König. reich der reiten Tugend u. f. 10, finden, deſſen diefe Buͤcher gedenken ; ober ein Ge ſchlechte mit drey Häuptern, fechs Schultern und acht Händen 7); ober Leute, die zwey⸗ bis dreyhundert Jahre alt werden, und doch feine von den Unbequemlichfeiten des hohen Alters bey fich verſpuͤren? Wie kann man ſich denn nun einbilden, daß folche Plaͤtze die Wohnung unfterblicher Wefen feyn follen? Kurz, die Mährchen , die fie von dem Könige des Himmels und dent Oberhaupte der Geifter erzählen, find nur erfunden worden, um Die Leichtglaͤubigkeit des gemeinen Volkes zu misbrauchen 0). / Begriff von Die Anhänger des Fo glauben eine unteriedifche Hölle, die aus nichts beftehe, als aus der Hölle. - einem Haufen Erde, Waffer und Steinen; daß ihr ein Gott, mit Namen Nen⸗vang / vorſtehe; daß man daſelbſt auch Lo⸗han finde, das ift, Geifter, welche über die Schick⸗ fale ver Menfchen gefeßet find p); Daß biefe die Seele in dem Augenblicke der Geburt i den Körper führen, und diefelbe zur Zeit des Todes in den Dre der Strafe mit fich fortrei⸗ fen, wo fie von andern Geiftern graufam gepeiniget werde g). Sie werden auch) gelehret daß ein Menfch, der in feinem geben Tugend ausgeübet habe, wiederum in einem reichen und glänzenden Zuftande von neuem gebohren werben folle; daß auch die Thiere, wenn fie ‘ein gutes geben geführet haben, nachdem fie es verdienen, in Menfchen verwandelt werden ſollen; daß hingegen ein Menſch, der fich fehändlichen Laſtern uͤberlaͤßt, und feinen unor⸗ dentlichen Begierden folge, zur Strafe in ein Vieh verwandelt werde; daß die Thiertr wenn fie grauſamer find, als ihrer Natur gemäß ift, nach ihrem Tode nicht wiederum in ein neues Leben übergehen: fondern daß ihre Seelen gänzlich vernichter werden ; daß de Gott Yen vang, und die übrigen Richter, feine Räthe r), den Augenblick der Geburr aller Menſchen feftfegen; wie auch , ob fie ſich follen verehlichen, und mir wen ? ob fie Kind zeug n) Die Bilder des go, und einige von ihren vor⸗ ) Navarette a. d. 73 ©. fpricht : wenn die nehmften Helden, haben’ eine ſolche Geſtalt. Seele follte in die Hölle fommen : fo haben 0) Du Haldens China, a.d. 672 u. f. S. Bonzen ſchon Mittel und Wege ausfündig gemacht, p) Es ift noch einer über fie, nämlich der größte um fie wiederum heraus zu holen. Sie haben 4 unter allen, mit Namen He⸗kang⸗ fang, welches allgemeine Ablafbullen, une Bullen für die Todten aaa * den ſechs und dreyßig Kang des Tau⸗ erfunden, wovon manche funfzig Ducaten * a iſt. XV Buch, V Eapitel zeugen ſollen, und was fie für Neigungen haben werden? ob fie reich oder arm werden Die Secte ſollen? kurz, daß alles, was ihnen begegnen werde, in dem Buche des Nen⸗ vang auf- des So, — ſey; daß daher ihr Schickſal unvermeidlich, und feine Aenderung deſſelden zu offen ſey. x Um dieſe Lehre zu widerlegen, fuͤhret der Weltweiſe eine Stelle aus einem von ihren Wunderli⸗ eigenen Büchern, Kvenzuschwen betitelt, an, welche ziemlich luſtig klingt. Eine Per ches Mär, fon, mit Namen Pung, erreichte ein Alter von achtdundert Jahren, und nahm zwey und Yen. fiebenzig Weiber nach einander. Die legte, die endlich ebenfalls ftarb, fragte die Vorfah⸗ ven des Pung in der andern Welt, was, doch die Urfache feyn müßte, dag ihr Ehemann fo viele Jahrhunderte lang.Ichte? Gefihieht es etwan deswegen, weil fein Name nicht mit in dem Berzeichniffe des Nen⸗vang fteht? Es ift uns aber gleichwohl gefagt wor- den, daß ihm Feiner entwifchen koͤnne. Der Großvater des Pung antwortete: ich will euch das Geheimniß eröffnen. Der Name und der Zuname meines Enfels, eures Eheman- nes, ftehen allerdings beyde in dem Buche: allein auf folgende Art: weil es nöthig war, die Blaͤtter des Buches zufammen zu binden: fo nahm der Bediente, der es thun follte, aus Berfehen das Blatt, worauf das Schiekfal des Pung gefchrieben war, drehte es wie einen Bindfaden, und beftete damit die übrigen Blätter zufammen s). Weil aber das Weib nicht ſchweigen konnte: fo erfuhr Nen⸗vang in Kurzem die ganze Geſchichte. Er nahm daher das Buch, fuchte nach, wo es geheftet war, löfchfe den Namen Pung aus, und diefer ftarb auch noch in dem Augenblicke, Der Weltweife fährt ſort: diefe Geſchichte beweift gerade das Gegentheil von ihrer Lehre; denn bier finden wir einen ‚ welcher der Scharffinnigfeit des Nenzwang entwiſchet iſt. Sie können auch nicht gewiß feyn, ob ihm nicht noch andere durch gleiche Lit entwiſchet find. | } In Anſehung der Lehre von den Schußgeiftern bemerket der Weltweife, daß diefe Lehre Urſprung nicht eher befannt geworden fey, als unter der Regierung der Hya und der Schang, da der Schutz⸗ man angefangen habe, die Wohnungen mit Mauern und Gräben zu umgeben, um fie vor Leiſter. Dieben und Aufrührern zu bewahren. Endlich habe man einen Chbingzwbang z) auf gerichtet, und ihm zu ne geroiffe Pläge erbauet. Hierzu Famen noch andere, die dem Tu⸗ti ») zu Ehren uet wurden, Als fie auf die Gedanfen geriethen, dafs fie ihren Geiftern den prächtigen Namen Ti⸗ti beyfegen wollten , weil fie als die Pflegeväter des Volkes angefehen wurden: fo machten fie verfchiedene Abrheilungen unter ihnen. Sches fehin x) nenneten fie diejenigen, welchen fie die Sorge für das Feld, und für die angebau⸗ ten Laͤndereyen, zuſchrieben. Den Namen Tu:ti befamen Diejenigen, deren Amt es war, über Flecken und Dörfer zu machen, für die Geſundheit der Einwohner zu forgen, und den Frieden unter ihren zu erhalten, Diejenigen Geijter, welche dazu beftimme waren, daß fie ben innen Theil des Hauſes und die öffentlichen Berfanmlungspläge befehügen follten, wur⸗ den unter dem Namen Chun⸗lyew verehret y). Anden wiefen fie die wüften und ber⸗ gichten Warum follten es aber diefe nicht eben fo wohl thun ) Ehing bedeutet eine Mauer, und Whang koͤnnen, als die Prieſter im feiner eigenen Kirche? einen & zraben. r) Dieſes find, wie wir vermuthen, die Lo _ u) Tu heißt Erde, und Ti ein Platz. ha n. J x) Sche hedeutet einen Platz aufierhalb der Stadt. s) Die chineſiſchen Bücher werden oftmals auf 9) Diefes iſt der Name des Ortes, wo ihre Taͤ⸗ dieſe Art eingebunden. fekchen Hängen. Allgem. Reifebefihr, VI Band, Bbob 377 Die Secte des Fo. Ungereimter Goͤtzendienſt. Ein Goͤtze wird verfol⸗ get, 378 Beſchreibung von China. gichten Gegenden an, in Hoffnung, daß ſie die Durchfuhre der Lebensmittel und Kauf⸗ mannswaaren erleichtern wuͤrden. Sie verehrten dieſelben unter dem Namen der Geiſter der hohen Berge. Kurz, diejenigen, welche in die Städte geſetzet wurden, die mit Mauern und Öräben umgeben waren, wurden unter dem Namen Ching⸗whang verehret, als fol che Öeifter, welche dergleichen Städte vor öffentlicher Noth befehügten. Diefe Geifter baben, wie die Anhänger des So glauben, oftmals Wunderzeichen erfcheinen und fich im menfchlicher ©eftalt fehen laſſen 2). En 3. Kinige fernere Umftände, die aus den Miffionarien genommen find. Ungereimter Goͤtzendienſt. in Bild wird vers Die Priefter werden geſtraft. Die Lamabon⸗ folgt, weil es fein VBerfprechen gebrochen Haben zen. Aehnlichkeit mit dem Pabftchume. Wie ſoll. Es wird überführt und zerbrochen. Es man darauf antwortet. Merkwuͤrdiges Bild, wird eine erſchreckliche Spitzbuͤberey entdeckt. Hi Bonzen lehren, daß das Gute nach diefem Leben belohnet, und das Böfe beftraft werde; daß Diefes zu verſchiedenen Plägen Gelegenheit gegeben habe, die für die See⸗ fen der Menfchen, nach dem Berdienfte eines jeden, beftimmet feyn ſollen; gleichergeftalt, daß der Gott So der Heiland der Welt fey; daß er gebobren ſey, um der Welt den Weg zur Geligfeit zu zeigen, und alle ihre Sünden zu büßen, Obgleich die Anhänger dieſer Secte dem Dienfte der Heiligen und der Bilder fehr ergeben find: fo begegnen fie ihnen doch zütveilen mic ſehr fchlechter Ehrerbiethung. Denn wenn die Leute fange zu ihnen gebe⸗ thet haben, und doc), wie oftmals gefchieht, nicht erlangen, was fie bitten: fo feßen fie diefelben ab, als ohmmächtige Goͤtter. Andere begegnen ihnen mit den anzüglichften Borwürs fen, und beladen fie mit groben Schimpfworten; zuweilen auch mit Schlägen a), Sie ſpre⸗ - hen zu ihnen: wie nun, du Hundegeiſt? wir geben dir eine Wohnung in einem präch? tigen Tempel; wir verguͤlden dich ſchoͤn woir füttern di t ir? * doch biſt du bey Ei diefer unferer an ſo ee — —* weigerſt, was wir von dir bitten? Hierauf binden fie das Bild mit Stricken, und ſchlep⸗ pen es auf den Straßen in allem Kothe und Mifte herum, um es wegen des aufgewandten Raͤuchwerkes zu beſtrafen, das fie an ihm verſchwendet haben 5), Geſchieht es indeſſen, daß ihnen ihr Verlangen gewaͤhret wird: fo waſchen fie es mit vielen Eeremonien und Um⸗ fländen wiederum ab, fragen es zuruͤck, und feßen es an feine Stelle; fallen hernach vor ihm nieder, und entfehuldigen fich wegen ihres Verfahrens. Sie fprechen: in Wahrheit, wir waren ein wenig zu bisig: allein du wareft auch etwas zu langweilig, uns unfere Bitte zu gewähren. Warum baft du dir diefe Schläge felbft zugezogen? Allein, was geſchehen ift, kann nicht ungefcheben gemacht werden. Wir wollen alfo nicht weiter daran denken. Wenn du das gefehebene vergeffen willfe: ſo will ich dich auch wiederum uͤbergolden. | : Bor wenigen Fahren trug fich zu Nanking eine felfame Geſchichte zu. Ein Man, deffen einzige Tochter fehr Frank lag, ſuchte bey allen Aerzten Kath; er brauchte Gebethe, Geſchenke, Opfer, Almofen: allein es half alles nichts, Die Donzen verfprachen, e 2 ü i Ho 4 2) Du Haldes China a. d. 675 u. f. Seite. 5) Biengen nicht die Portugiefen zu Liſſabon a) Degegnen nicht die Portugiefen ihrem heili⸗ nach dem Verluſte der Schlacht bey Almanza in gen Antonius faſt auf gleiche Art ? Spypa⸗ RE - XV Buch. V Eapitel ee” Hoffnung eine Belohnung davon zu fragen, daß ein Goͤtze c), deſſen Mache ſie auf das Die Secte praͤchtigſte berausfkrichen, ihr zu ihrer Geneſung verhelfen follte. Bey dem alfen ſtarb das dis So. Srauenzimmer, Der Vater gerierh hierüber in die äußerfte Berrübnig, und faßte den Entſchluß, ſich zu rächen. Er gab deswegen eine Klage bey dem Richter des Ortes ein, in welcher er porftellte, daß diefer Göge, andern zum Beyſpiele, nachdrücklich beftraft wer⸗ den müßte, weil er fein Berfprechen gebrochen hätte, Er fagter wenn der Geiſt meine Tochter hat gefind machen Finnen: fo ift es ein offenbaver Betrug, daß er mein Geld nimmt, und fie doch fterben läßt. Hat er es aber nicht thun Können, was will er. denn vorftellen? und wie ift er zu der Ehre einer Gottheit gelanger? Ger ſchieht es ganz umfonft und um nichts, daß ihr ihn verehret, und daß ihm die ganze Provinz opfere? Alſo machte er ven Schluß, daß er eine Fehlbitte gethan hätte, muͤßte entweder von ber Bosheit, oder von der Schwäche des Goͤtzen herrühren. Er ur- theilte, daß er auf eine gerichtliche Art geftraft werben müßte, daß man feinen Tempef nie: derreißen, und feine Priefter mit Schimpf und Schande abfegen follte, ‚Die Sache fihlen dem Richter von Wichtigkeit zu feyn. ‚Er ließ fie daher an den wegendricht Statthalter gelangen, und von diefem Fam fie vor den Unterfönig. Diefer leßtere hörte baltung ſei⸗ die Bonzen an, welche darüber ſehr befünmere waren, nahm ihre Partey , und deutete NS Verſpre⸗ dem Kläger an, daß er feine Anklage nicht weiter treiben follte, Er fagte zu ihm, daß er chens, nicht klug handelte, daß er ſich mit ſolchen Geiſtern zu ſchaffen machte, die von Natur boͤ— fer Art wären, und ihm leichtlich einen fehlimmen Streich fpielen koͤnnten. Der Manda⸗ ein ſetzte hinzu; die Bonzen hätten ſich anheiſchig gemacht, da der Goͤhe thun follte, was auf feiner Seite billig wäre, twofern er nur nicht Die Sache zu weit triebe Allein der Mann, der über den Tod feiner Tochter ganz unfinnig war, berheuerte, daß uns üser er eher umkommen, als feine Anfprüche auf Diefen Goͤtzen fahren laſſen wollte, Dev Kia- führt; ger fagte weiter, der Göße koͤnnte fich wohl einbilden, daß er alle Arten von Ungerechtig: feit ungeftraft ausüben koͤnnte, weil nach feinen Gedanken niemand im Stande feyn wuͤrde, ihn Deswegen zur Rechenſchaft zu ziehen. Der Unterfönig ſah fich alfo genötbiger, eine gerichtliche Unterfuchung zu bewuͤligen. Er verfchickte die Sache an das Gerichte der aus- wärtigen Angelegenheiten in Peking. Dieſes gab dieſelbe wiederum zuruͤck, und der Un— terfönig ließ hierauf die Parteyen bey Strafe vorfordern, Unfer feherzhafter Berfafler fpeicht: ber Teufel, der unter allen Arten von Leuten nur allzu viele Freunde Dat, hatte auch hier feine Anhänger unter den Rechtsgelehrten und Sachwaltern d ) Doch er wurde von kim liſtigen Gegner überwunden; denn dieſer haste die Richter durch große Geſchenke beftochen, i Kurz, nachdem man die Parteyen zu vielen malen ver = hört hatte: fo erreichte end: hernach wer- . fich der Mann feinen Zweck. Der Göge wurde da r —* zu verdammet, dag er auf ewig des urtheilet. Landes verwieſen ſeyn follte, weil er dem Koͤnigreiche nichts nuͤßze wäre; und daß fein Tem- pel niedergeriffen werden follte, Die Bonzen, die den Gögen vorſtellten, wurden ſcharf beftvafet, Le Comte fpricht: kann wohl jemand , der nicht feine Sinnen verlohren Hat, Dbb 2 folche Spanien mit ihrem Heiligen Antonius edenfoum? 4) Die Rechtsgelehrten duͤrfen biefzs nicht uͤbel 6) Diefes muß ein Geiſt, oder ein Heiliger, oder nehmen: denn ev nimmt bie Geiſtlichen ſelbſt nicht ein Bild geweſen ſeyn. aus, ’ 980 Bceſchreibung von China, u Die Secte folche ſchwache und furchtfame Götter anbethen, die man ohne Gefahr fihimpfen und belei⸗ £ des 50. digen fann? Anftatt aber, daß Die Leute daraus die Schwäche ihrer Götter erfennen foll- 4 — ten: fo werden fie alle Tage blinder e), ö Die gemeinen beute find zwar fehr für ihre Priefter eingenommen: die kluͤgern aber find dennoch beftändig auf ihrer Hut; und die Obrigkeit forfchet allemal genau nach ihrem Ver: Halten in ihrem angeriefenen Bezirke. Bor wenigen Jahren gefchah es, daß der Ber fehtshaber in einer Fleinen Stadt eine große Menge von Seuten gewahr wurde, die fich auf. der Sandftvaße verfammelt hatten. Er ſchickte aus Neugierde hin, und wollte wiſſen, was die Urſache wäre, daß fie fich bier verfammelt Härten? Es wird eine Die Bonzen feyerten ein außerordentliches Feſt. Es ſtund eine Maſchine auf einer. erſchreckliche Buͤhne, mit einem kleinen Gegitter oben herum, woruͤber der Kopf von einem jungen Menſchen hervorragte. Man konnte nichts recht vollkommen ſehen, als ſeine Augen, die er verdrehte, als ob er nicht wohl bey Sinnen waͤre. Unter dieſer Maſchine zeigte ſich ein alter Donze auf der Bühne, und ſagte zu dem Volke, daß der junge Menſch, den fie bier ſaͤhen, fich igo felbft opfern, und fih, wie gewöhnlich, in einen tiefen Fluß ftürzen würde, der an der Straße hinfloß. Der Priefter fegte hinzu: er kann nicht fterben, wenn er auch gleich gern wollte; denn auf dem Grunde des Fluſſes wird er von liebreichen Beiftern empfangen, und fo gut aufgenommen werden, als er es nur wünfchen kann. Es ift auch diefes in der That die groͤßte Gluͤckſelig⸗ keit, die er erlangen kann. Wohl hundert Perfonen haben gewuͤnſchet, daß fie fich an feiner ſtatt opfern dürften: wir haben aber ihn, wegen feines Eifers und wegen feiner hbrigen Tugenden, vor allen andern hierzu erwähler. Betruͤgerey Als der Mandarin dieſe Worte angehoͤret hatte, ſo ſprach er: der junge Menſch entdeckt. beſaße in der That viel Herzhaftigkeit. Er wunderte fich aber ſehr, daß er dem Volke nicht felbft diefen feinen Entſchluß bekannt machte, Cr fuhr fort: Laſſet ihn doch ein wenig herunter kommen, daß wir mit ihm reden Können. Der Bonze, der durch dieſen Befehl in Verwirrung gefeger wurde, that alles, was er Fonnte, um die Vollſtreckung deffelben zu Hindern, und betheuerte, daß das ganze Opfer unfräftig feyn würde, wenn er ein Wort redete; ja, wenn er nur den Mund öffnete; ex für feinen Theil Fönnte auch nicht für das Unglück ſtehen, welches diefes Verfahren über die ganze Provinz bringen wuͤrde. Der Mandarin verfegte hierauf: für das Unglück, wovon ihr redet, will ich ſtehen. Alsdann befahl er dem jungen Menfchen, daß er herunter formen follte. Er befam aber feine weitere Antwort auf diefen Befehl, als daß er ihm einen häßlichen Blick gab, und die Augen verdrehte, die ihm ganz aus dem Kopfe herz ausſtunden. | Die Priefter Der Bonze fagte: hieraus koͤnnet ihr urtheilen, was ihr ihn für Gewalt anthut daß ihr ihm befehler, herunter zu Bommen. Er ift ſchon ganz von Sim nen gekommen; und wenn ihr mit euvem Befehle fortfabret: fo werdet u. ei e) Le Eomtes Nachrichten von China, auf der die ihm, wegen einer vorgegebenen Erſcheinung der 328 und folgenden Seite, Sungfrau Maris, die fünf Wunden anbrachten® ‚F) Bar diefes ein größeres Vergehen, als was Sollten fie ſich nicht enthalten, die Bonzen zu —*— bie Mönche in Baſel mit dem Jetzer vornahmen, dein, da ſie wenigftens eben fo fehlimm find, als dieſe? XV Buch. V Capitel. — chen, daß er vor Kummer ſtirbt. Diefes Fonnte den Mandarin noch nicht bewegen, feinen Entſchluß zu ändern, Er ſchickte einige von feinen Seuten hinauf, daß fie ihn her⸗ unter holen ſollten. Diefe befanden, daß ihm Hände und Glieder gebunden waren, und daß er einen Knebel im Munde hatte, Als er von diefen Feſſeln befreyet war: fo ſchrie er, fo laut er nur ſchreyen konnte: ach! mein Herr, rächer mich an diefen Moͤrdern, welche mic) erfäufen wollten. Ich bin ein Baccalaureus der freyen Rünfte, und wollte nach Peking geben, um dem Examen dafelbft beyzuwohnen. Ger ſtern bemächtigte fich eine Anzahl Bonzen meiner mit Bewalt; und diefen Mor⸗ gen fruͤh banden fie mich an diefe Mafchine, wie ihr geſehen babet, in der Abs ficht, mich diefen Abend zu erfänfen, um ibre verfluchten Gebräuche, auf Un⸗ Eoften meines Lebens, zu beobachten f). Als er zu reven anfing: fo wollten fich die Bonzen wegmachen. Allein die Gerichtsbedienten, die der Statthalter allemal bey fich bat, bielten verfhiedene davon auf, Der vornehmfte darunter, der gleich zuvor behau⸗ ptet hatte, daB der junge Menſch nicht erfaufen Fönnte , wurde unverzüglic) felbft in den Fluß geworfen; es wollen ihm aber Feine liebreichen Geifter zu Huͤlfe Eommen, Andere wurden in das Gefaͤngniß geführet, und mußten nachgehends die Strafe erdulden, die fie verdienet hatten 2. 0... Seit dem aber die Tartarn Kaifer von China geweſen find, haben fih die Lama, eine andere Art von Bonzen, bier feftgefeget, Ihre Kleidung ift von der hinefifchen Tracht, ſowohl in der Öeftalt, als in der Farbe, unterſchieden: in der Religion aber kom: men fie mit einander überein, und gehen nur in einigen wenigen abergläubifchen Gebräu- chen von einander ab ). Diefe Lama find die Capläne des tartarifihen Adels, der ſich zu un aufhält : in ber Tartarey aber find fie die Götter 7) felbft, welche das Volk verehret A), Aus den obigen Erzählungen von der Religion bes Fo kann der Lefer leicht abnehmen, fo unvollkommen oder verſtellet fie auch feyn mögen, was für eine erftaunende Gleichförmig- F * zwiſchen dieſer und der xö ——— Religion iſt. Wir wollen dieſes nicht von der r Religion überhaupt fagen: ob man fihon bey der chineſiſchen ebenfalls einen ein« gefleifchten Gott, einen Heiland , einen heiligen Geift, und eine Drepheit findet, die einige von den Miffionarien für ein Sinnbild von der Dreyeinigkeit, und andere felbft für eine Dreyeinigfeit anfehen. Dem fey nun, wie ihm wolle: fo finden wir in diefer Religion alle Artikel, ſowohl große, als kleine, jeden insbefondere, woraus das roͤmiſchkatholiſche Lehrge⸗ baͤude zuſammengeſetzet iſt. Hieher gehoͤren der Bilderdienſt; die Anbethung der Heiligen; die Gebethe fuͤr die Todten ; das Fegefeuer; die Erlaſſungen; der Ablaß; die Beichte; die Lobſprechung von Sünden; die Bußuͤbungen; die Beſchwoͤrung des Teufels bey der Tau: fe; der Schaß der Kirche; die überflüßigen guten Werfe und Verdienſte; Das Borgeben, Wunder zu thun; ein geiftliches Kiechentegiment , oder verfchiedene Ordnungen von Prie⸗ ſtern, die einen Pabſt an ihrer Spitze haben; Mönche; Bettelmoͤnche; Nonnen; Fury, alle Lehren und Gebräuche, von dem — an, bis auf den Roſenkranz. Sie ha» bb 3 ben g) Eben fo, wie die Mönche zu Bafel, die den 5) Was fuͤr eine erſchreckliche Unwahrheit ift die: Jetzer peinigten, ° fes niht! Le Comte fonnte diefes gewiß nicht aus 5b) Er fpricht auf der 63 Seite, daß fie die aber: Unwiſſenheit fügen. Die Secte des So, werden beſtraft. Die Lama⸗ Vonzen. Gleichfoͤr⸗ migkeit mit dem Pabſt⸗ thume. glaͤnbigſten unter olen Bonzen find, k) Ke Comtes Nachr. v. China, a. d. 337 u. f. S. 582 Beſchreibung von China, — 4 Die Secte ben zwar keinen Oblatengott, den ſie erſtlich anbethen und hernach freſſen: ſie haben aber | des 50 ¶ dafür eine lebende Gottheit in menfchlicher Geftalt, die, wie fie glauben, von Zeit zu Zeit zu Zeit transfubftanialifieet, oder verwandelt wird, perfönlich unter ihnen wohner, und daher, mie wir glauben, ein weit verminftigerer Gegenftand der Berehrung ift, Wie die Mif: Die Miſſionarien, die durch dieſe genaue Aehnlichkeit ihres Glaubens mit einer Ne fionariem — figion, die zugeftandener maßen abgöttifch, und ein beftändiges Schaufpiel von den Raͤn⸗ fen der Priefter ift, befchämt werden, brauchen verſchiedne Künfte, dieſe Aehnlichkeit zu verheelen. Einige fuͤhren nur einen Theil von ihren Lehren an, andere mehr, keiner aber Das ganze Lehrgebaͤude. Lind diejenigen, welche hier noch am mweitläuftigften find, erzaͤh⸗ Ien fie auf eine unzufanmenhängende und verwirrte Ark, ohne Lehrart und ohne Ordnung So ſehr fie aber alles verheelen wollen: fo leuchtet doch Die Aehnlichkeit fo ftarf hervor, daß viele, um fic) deswegen zu rechtfertigen, einen ziemlich Fühnen Schritt ehun, und vorge ben, die chinefifche Religion fey ein verderbtes Chriſtenthum, worunter fie die katholiſche Religion verftehen, Cinige behaupten, daß die Neftorianer die Völker in Tibet und in der Tartarey, gegen das fiebente und achte Jahrhundert betehret hätten, Andere geben vor, der chriſtliche Glaube fey zu den Zeiten der Apoftel dafelbft gepredigee werden )., Wie nennen dieſes einen Fühnen Schritt, weil fie wiſſen, daß nach dem Berichte der chinefifchen Geſchichtſchreiber, die Religion des Fo taufend Yahre vor Chriſti Geburt ihren Anfang genommen habe. Couplet und andere, haben diefen Umſtand daraus erzählt. darauf ant⸗ Du HSalde laͤßt zwar, unfehlbar mit Vorſatze, in feiner Erzählung von der Geburt des worten. Fo die Zeit weg, die wir in einer Anmerkung aus dem le Comte m) erfeßt haben: er hat ſolche aber fonft bey verſchiedenen Gelegenheiten mit angemerkt. Und in einer Anmerkung über das Öefpräche des Chin gefteht er »), daß So fünfhundert Jahre vor dem Pythago⸗ E zas gelebet habe, welches auf eines hinaus koͤmmt. Er feget hinzu, Pythagoras habe feine Lehre von der Seelenwanderung von den Schülern des So erlerner. ft es nun bey folchen Limftänden nicht wahrftheinlicher, daß die römifchen oder griechifchen Mifftonarien, das Sehrgebäude des So mit aus dem Morgenlande gebracht, als daß die Lama oder Bonzen e8 von dem ihrigen genommen haben ? Merkwuͤrdie Wir wollen dieſes Stück mit einer hieher gehörigen Stelle aus dem Navarette be ges Vild. ſchließen. Diefer Berfaffer ſpricht: der berufene Göge, mit Namen San⸗pau, der als ein Bild der Dreyeinigfeit vorgeftelle worden iſt, iſt gerade mit dem Bilde eineriey, wel- ches auf dem hohen Altare des Klofters der Trinitarier zu Madrid ſteht. Sollte irgend ein Chinefe daſſelbe zu fehen befommen, fo würde er fogleich fprechen, der San⸗pau feines $andes würde in Diefen Gegenden verehret 0). | . \ A y' z bu J F X er 7,:Siche Du Halde Epina, im IE Bande, =) Siehe zuvor auf der 358 Seite in der An⸗ auf deu 387 Seite. bi merkung a). ja XV Buch. V Capitel. en er dev Abſchnitt. | | | Die Eee ER . p des Ju⸗ Von der Secte einiger neuern Gelehrten, mit Namen Zu:Eyaır. Eyau,. Berfall der Gelehrfamfeit. Die alten Buͤcher ſind den von dem Kaifer aus einem Serthume gegos durch die nenern Ausleger verfälfcht worden, Sie gen. Die Großen und Gelehrten. Falſchheit ' bringen neue Lehren auf. Lehre von dem Tay- fi. Ihre Erklärung derſelben. Es ift ein nn- belebtes Grundweſen: und doch verftändig und ‚volltommen. Lehre von dem Fi. Cie verfal- ten im Widerfprüche., Die Miffionarien wer: der Miffionarten. Eine andere neue Secte. Thorz heit und Aberglauben. Lächerlicher Begriff. Waprfagen. Loofe. Fong⸗ſchwi. Ein thoͤrichter Mandarin. Dummer Aberglaube. Wie die Ver Änderungenin der Religion entſchuldigt werden. Hi. Untuben, twelche die verſchiedenen Secten und die Kriege in dem Reiche verurfacht ha= Verfall ber ben, hatten die Siebe zu den Wiſſenſchaften gänzlich verbannet, und an ihrer ftatt Un- Gelehrſam⸗ wiſſenheit und verderbte Sitten eingefuͤhrt, welche viele Jahrhunderte lang dafelbſt die keit. Oberhand gehabt haben. Allein der Geſchmack, welchen das Foiferliche Haus Song an den alten Büchern fand, und deſſen Hochachtung gegen gelehrte Männer, brachte den Eifer für die Gelehrfamkeit wiederum in Aufnehmen. Alsdann zeigten fich unter den vornehm⸗ ſten Mandarinen Seute von Geſchicklichkeit und Verdienſten, welche ſich vornahmen, nicht nur die alten gottesdienſtlichen B zu erklaͤren, ſondern auch die Auslegungen mit zu Huͤlfe zu nehmen, welche Confucius, fein Schüler Mencius, und andere berühmte Schriftſteller, daruͤber gemacht hatten. Diefe Ausleger, welche fih einen großen Ruhm erwarben, lebten um das Jahr Die alten Chriſti 1070. _ Die berümeeften darunter, waren Chu-tfe und Ching-tfe. Diefe ſtell⸗ Bücher wer» ten ihre Werfe unter der Regierung des fechften Fürften aus dem fongifchen Haufe, an kn von neu⸗ das dicht. Chu⸗tſe 2) chat ſich Durch feine Fähigkeit dermaßen hervor, daß man ihn mie ”" dem Damen bes Sürften der Belehrten beehrte, Mit einem Worte ‚ um das Jahr 1400 erwaͤhlte Yong⸗lo, der dritte Kaifer aus dem Tay⸗mingiſchen Haufe, zwey und vier- zig von den gefchickteften Lehrern. Diefen befahl er, die Lehren in eine Sammlung zu bein: ele folgen ſollten, und ſich ſonderlich an die Auslegungen des Chu⸗tſe nen nahmen daher ſolches Werk vor die Hand. Sie erflärten nicht Auslegern lichen Bücher aus den Schriften des Confircins und des Mencius, verfaͤlſcht. fondern fie verfertigeen auch noch ein anderes in zwanzig Bänden, und nennten daſſelbe Sing⸗li⸗ta⸗ tſwwen, das iſt, von der Natur oder der natuͤrlichen Weltweisheit. Sie folgten dem erhaltenen Befehle zu Folge, den Sehrfägen der beyden obengemeldeten Schriftſteller. Und damit es nicht feheinen möchte, als ob fie fich von dem Sinne der al- gen Bücher entfernten, die in dem Reiche in fo großem Anfehen ſtunben: fo bemüpten fie ſich durch falfche Auslegungen den Berftand derfelben zu verdrehen, und ihnen ihre eigenen Meynungen beyzulegen. r Das Anfehen des Kaifers, der Ruf, in welchem diefe Mandari« nen ſtunden, ihre finnveiche und ausgepußte Schreibart, ihre neue Art, die Sachen vor- zutragen, und ihr ruhmraͤthiges Borgeben, daß fie die alten Bücher verftünden ; alles diefes gab ihren Werfen ein großes Anfehen, und viele Gelehrte wurden dadurch bin- tergangen. Diefe a) In der Urkunde: Chu hi; welches ein Ver. ſehen zu ſeyn ſcheint. u) Im II Bande auf der 670 Seite, 0) Chur. Coll, Vol. L p. 24r, 2a 384 Beſchreibung von China. 4 Die Secte Diefe neuen Lehrer behaupteten, dasjenige was fie vortruͤgen, fünde in dem I⸗king, des Ju⸗ einem von den älteften chineſiſchen Büchern. Allein, ihre Erflärungen waren ſehr dunkel, kyau. md mit vielen gleichgüftigen Redensarten und Widerſpruͤchen angefuͤllt. Sie bedienten fich ge⸗ Sie fangen wiſſer Ausdruͤcke, in der Abficht, daß manglauben follte, daß fie die alten Lehren beftändig beybe⸗ ‚neue Lehren. hielten, inder That aber brachten ſie neue hervor. Sie fiheinen in Anfehung des Gegenftandes an · her Anbethung, einerlen Sprachemit den alten zuführen: zu gleicher Zeit aber geben fie dies - fen Worten einen fo gottlofen Berftand, daß fie dadurch allen Gottesdienſt aufheben. Das folgende ift ein Abriß von ihrem Lehrgebaͤude. Es ift ſchwer, einen Verſtand darinnen zu finden, und vielleicht haben die Erfinder fich ſelbſt nicht vecht verftanden, Lehre von Der erften Grundquelle aller Dinge geben fie den Namen Tay⸗ki, und fprechen, dem Tayıfi. Haß fie Biefes aus den beyden Auslegern genommen haben. Chu ⸗tſe gefteht ſelbſt, daß diefes weder dem Fo⸗hi, als dem Verfaſſer des TrEing, noch auch feinem Ausleger, Ven⸗ vang D), bekannt gewefen ſey. Couplet, der in den chinefifchen Büchern wohl bewan⸗ dert war, verfichert auch in der That, daß es in keinem gortesdienftlichen Buche irgendwo vorfomme, außer in einem Eurzen Anhange an dem Ende der Erklärung des Confucius von dem J-Eingg, wo es heißt, daß die Verwandlung den Tay⸗ki enthalte, und daß der letztere zwo Kigenfchaften, das Dollfommene und das Unvollkommene, bervorbringe; daß diefe beyden Kigenfchaften vier Bilder hervor bringen: diefe vier Bilder aber wiederum acht Beftslten. Mach diefen fo geſchickten Ausle— gern Se Confucius dur) den Tay⸗ki nichts anders , als den erſten Grundſtoff der Dinge. Ihre Erklaͤ⸗ Sie fagen zwar, dieſer Tay⸗ki ſey etwas, das man nicht ausdruͤcken koͤnne; es waͤre —— deß unmöglich, es zu erklaͤren; es wäre von allen Unvollkommenheiten und von.aller Materie, er abgefondertz und man fönnte Feinen Namen finden, der fich für ihn ſchickte: indeffen bes mühen fie fich doch, einen folchen Begriff davon zu geben, der ihre Meynung rechtfertigen fünne, Und da diefe Worte, Tay-ki, einen großen Balken, oder den Gipfel eines Hauſes bedeuten: fo fagen fie, es wäre diefes in Anfehung anderer Wefen, eben das, was der Gipfel in Anfehung eines Gebäudes ift, und diene, alle Theile der Welt mit eins, ander zu vereinigen und zu erhalten, wie der Gipfel alle Theile vereinigte und unterftüßte, aus welchen das Dach eines Haufes beſtuͤnde. Sie vergleichen es auch mit der Wurzel eines Baums und mit der Achſe eines Wagens. Sie nennen eg die Angel, um welche fih das Ganze drehe; den Fuß, den Pfeiler und den Grund aller Dinge. Sie fprechen: „Es „ift nicht ein-eingebildetes Wefen, wie das $eere der Bonzen; fondern es ift ein wirklis „ches Wefen, das eher als alle Dinge da geweſen ift, und doch von ihnen nicht unterſchie— „den werden kann. Denn es ift einerley mit dem Vollkommnen und dem Unvollkommnen; „mit dem Himmel, der Erde und den fünf Elementen, fo, daß man in gewiſſer Maaße 2 „ein jedes Ding Tay⸗ki nennen kann“. Ein unbeleb: Sie fagen ferner, daß man es als ein unbewegliches Ding anfehen müffe, welches tes Grunde heftändig in Ruhe fy. Wenn es fich aber einmal bewege: ſo bringt es Nang hervor / weſen, welches eine vollkommen zarte und wirkſame Materie, und beſtaͤndig in Bewegung Mr Wenn es ruhet: fo bringe es In hervor, oder eine geobe unvollfommne — — 9 ewe⸗ b) Siehe zuvor, auf der 322 Seite. rien aus Mangel einer rechten Kenntniß der Spt? ) Es ift mehr zu beibrgen, daß die Miftonas che, die Meynung der chineſiſchen Sauiftkei “ - XV Buch. V Capitel. | 985 Bewegung: Diefes ift einem Menfchen nicht ungleich, der fih in Ruhe haͤlt, unferdeffen aber einer Sache tief nachdenkt, und hernach von der Ruhe zur Bewegung fchreitet, wenn er dasjenige ausgefunden hat, womit fein Nachdenken beſchaͤfftiget gervefen iſt. Aus der Bermifchung diefer beyden Arten von Materie, entftehen die fünf Elemente, welche durch ihre Vereinigung und Vermiſchung das ganze Weltgebäude bilden, und den Unterſchied ausmachen, der zwiſchen den Körpern gefunden wird. Daher rühren die bes fändigen Ybwechfelungen der verfchiedenen Theile der Welt; die Bewegung der Sterne, die Unbeweglichfeit der Erde, und die Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarfeit der Felder. Sie fegen hinzu, daß diefe Materie oder vielmehr diefe Kraft, die durch die Materie ausgebreitet iſt, alle Theile der Welt hervorbringe, gefchickt ordne und erhalte, Diefes Tay⸗ki ift die Ber * Veraͤnderungen: und doch kennet es feine eigenen vegelmäßigen Wirfüngen felb ni t. m 3⸗ Indeſſen kann nichts wunderbarer ſeyn, als die Erzaͤhlung der Vollkommenheiten, die dieſe Ausleger ihrem Tay⸗ ki zuſchreiben. Sie geben ihm eine unendliche Ausdehnung, f und machen es unermeßlich groß. Sie fagen: es iſt das veinfte und vollfommenfte Grund- weſen, ohne Anfang und ohne Ende; es ift Die Vorftellung, das Mufter, und die Quelle aller Dinge, und das Wefen aller andern Weſen. Kurz, an andern Orten betrachten fie es als ein belebtes Wefen, und nennen es eine Seele und einen Geiſt. Sie reden auch fo, als ob fie es als den höchften Verſtand anfühen, der alle Dinge hervorgebracht hätte, wenn fie nur nicht mit ſich felbft uneinig wären c) und in die offenbareften Widerſpruͤche verfielen, indem fie ihr Sehrgebäude mit den alten Büchern vereinigen wollen. | Einige Stellen aus ihren Büchern haben auch die Chinefen bewogen, dem Tay-ti Tempel aufzurichten. Eben dieſem Wefen legen fie auchden Namen Libey. Sie fagen ferner: diefes iſt eben dasjenige, Durch welches alle natürliche Körper zufammengefege werden, wenn es fich mit dee Materie verbindet, aus welchem jedes befondere Wefen eigentlich befteht, und welches daſſelbe von allen andern unterſcheidet. Ihren Vortrag richten fie alfo ein: Aus einem Stuͤcke Holz verfertiget man einen Stuhl oder einen Tifh. Das Li giebt aber dem Holze die Form des Tifches oder des Stuhls; und wenn fie zerbrochen find, fo befteht auch das Li von beyben nicht länger. Wie eh ges Siie reden auf gleiche Art in Anfehung der Sittenlehre. Sie nennen dasjenige Li, was die beyderfeitigen Pflichten des Fürften und der Unterthanen, des Vaters und des Sohnes, des Mannes und des Weibes feſt feget, Sie geben den Namen Li auch) der Seele, weil fie die Form des Leibes iſt; und wenn fie aufhöret, die Form deſſelben zu ſeyn, fo fagen fie, daß das Li vernichtet wäre. Auf gleiche Art fagen fie, gefchieht d wie gefrornes Waſſer, wenn es von der Hitze ſchmelzet, fein Li verlierer, wodurch ‚es Eis wurde, und feine Flüßigfeit und feinen natürlichen Zuftand wiederum annimme. Kurz, wenn fie lange genug auf eine fo verwirrte und kaum verftändliche Art von der Natur des Tay⸗ki und des Li geredet haben: fo verfallen fie nothwendig in eine Ohngoͤtterey; fo, daß fie alle wirkende übernatürliche Urfachen ausfchließen, und Fein anderes Grundweſen zulaſſen, als eine unbelebte Kraft, die ſich mit der Materie iefes, als d) vereiniget, und welcher fie den Namen Li ober Tay Ei, beylegen.. Sie nicht recht gefaßt haben, wie der Kaifer Kangehi A) Hier ſcheint ſich der Verfaſſer ſelbſt zu wi: von ihnen gejagt bet. derfprechen, da er unten faget, daß fie ein verftän- Allgem. Reifebefehr. VI Band, Cee Biges Die Secte des Fu: Eyau, l und doch ver; aͤndig und vollkommen Lehre von dem Li. 386 Beſchreibung von China. Die Secte Sie ſind aber ſelbſt in ungemeiner Verwirrung, wenn ſie den vielen Stellen aus den des Ju⸗ alten Buͤchern ausweichen wollen, worinnen deutlich von Geiſtern, von Gerechtigkeit, von kyau. der Vorſehung eines hoͤchſten Weſens, und von ſeiner Kenntniß der Geheimniſſe des menſch⸗ Sie verfat: lichen Herzens, uf. geredet wird. Wenn fie ſich hernach bemühen, dieſelben mit ihren ten in Wis eigenen groben Begriffen zu vereinigen: fo verfallen fie notwendig in neue Widerſpruͤche, derfprüche. und verneinen an dem einen Orte, was fie an einen andern bejahen. Wir wollen hiervon einige wenige Benfpiele beybringen. Sie lehren deutlich, daß die Seele durch ihre Hertz fchaft über ihre Bewegungen und $eidenfchaften, zur Kenntniß der hoͤchſten Seele oder des Verſtandes, welcher alle Dinge regieret, gelangen koͤnne; daß die bloße Betrachtung der wunderbaren Art, auf welche ſich die verfchledenen Wefen fortpflanzen, fo, daß eine jede Gattung ihres gleichen hervorbringt, deutlich erweife, daß es ein großes verftändiges We⸗ fen gebe, welches alle Dinge auf die gefchicftefte Art, wie es ihre Abfichten erfordern, er⸗ balte, vegiere, und ordne. Sie gehen fo weit, daß fie fprechen, dieſes Weſen fen weder un“ belebt, ned) aus Materie, Sie behaupten fogar, Daß esein Geift fey; daß es die Vortrefflich- feiten aller andern Wefen in ſich faffe, und daß es allen vorhandenen Dingen ihr Wefen gebe, Irrthum der Die rechten Gelehrten behalten ihre alten Grundſaͤtze. Weil man aber Gelehrte finz Miſſiona- det, die den neuern Auslegern folgen, alles aus natürlichen Urſachen erklären, und fein ans rien. deres Grundweſen erkennen, als eine blinde und materialiſche himmliſche Kraft: ſo wurden die Miſſionarien, die vor nicht langer Zeit nach China gekommen waren, verleitet, zu glauben, daß dieſes die gemeine Meynung der Gelehrten wäre. Doch erbothen fie ſich, ihre Meynung zu ändern, wenn ihnen der Kaifer die wahre Bedeutung der Wörter Tyen und Schangrti, zeigen, und fic) erklären würde, daß er Dadurch den Herrn des Him⸗ mels, und nicht den fichtbaren Simmel, verſtuͤnde. Maigrot, der apoftolifche Vi⸗ carius in Fo⸗kyen, beftund darauf, daß fich der Kaifer deswegen erklären follte, Im Jahre 1700 trugen fie daher dem Fuͤrſten dieſes auf fo eine Art vor, daß er ihre Lift und die Urfache, weswegen fie fich an ihn wendeten, nicht merfen Fonnte. Sie werden Hierauf erklärte fic) der Kaifer durch einen Befehl, der in ven Archiven aufbehalten, yondem Katz in die öffentlichen Zeitungen gefeßt, und in dem ganzen Keiche ausgebreitet wurde: daß —— man nicht dem fichtbaren und koͤrperlichen Himmel Opfer brächte: ſondern "nur dem Herrn und Beberrfcher des Himmels, der Erde, und aller Dinge; daß daher auf dem Täfelchen, vor welchem diefe Opfer gebracht würden , die Auffchrift ſtuͤnde: dem Schangrti, das iſt, dem böchften Herrnz daß ibn nie⸗ mand aus Ehrfurcht bey feinem wahren Namen nennen dürfe, und daß man ihn unter dem Namen des böchften Aimmels , des gürigen Himmels, und des ellgemeinen Simmels, ancufe, eben fo, als wenn man mit Ehrerbiethung von dem Aaifer rede, und ihn nicht bey feinem Namen nenne, fondern fpreche: die Stufen feines Thrones, der höchfte Saal feines Pallaftsz; daß diefe Namen zwar in dem Ausdrucke unterfchieden wären, in Anfebung der Bedeutung aber mit einander übereinfämen. | Bey einer andern Gelegenheit, da er in einer öffentlichen Verſammlung redete, fagteer! die gelehrten Chinefen fprächen, wie ev, daß das Grundweſen aller Dinge, unter einer edeln und verblühimten Art zu reden, Tyen oder Simmel genenner — eben diges vegierendes Mefen zulaffen. Folglich muͤſ⸗ sen Biefe unbelebten Grundwefen nichts anders _ ſeyn, als Werkzeuge in der Hand bes erſtern. AV BU EE — eben fo, wie man den Kaiſer von dem Namen feines Pallaftes, Ehawting zu nennen pflegte, weil diefes der Ort wäre, wo Se, Wajeftät mit der größten Pracht erfihienen. ‚Sie zogen auch bie Bürften, die Großen des Reichs, die vornehmften Mandarinen, und die größten Gelehrten zu Rathe; unter andern auch den erften Präfidenten der Faifer- lichen Akademie, die aus den berühmteften $ehrern, welches eigentlich die Literati des Kaifers find, beftunden, Sie fihienen alle darüber ganz erſtaunt zu feyn, daß in Europa Gelehrte wären, welche glaubten, daß die Gelehrten in China ein todtes und feblofes Ding verehrten, tie der fichtbare und Förperliche Himmel wäre. Sie erflärten fi einmüchig, daß fie, wenn ſie den Tyen oder Schangeti, anriefen, darunter den hoͤchſten Heren deg Himmels, den Urheber und das Grundweſen aller Dinge, und den Geber alles Guten, verſtuͤnden; der alles ſahe, alles wüßte, und durch deſſen Weisheit und Borfehung die ganze Welt regiert würde, Was! ſchrie einer von ihnen, glauben wir nicht, daß ein je⸗ des Haus ein Haupt, eine jede Stadt einen Befehlshaber, eine jede Provinz einen Unter koͤnig, und das ganze Reich einen unabhängigen und unumfchränften Herrn haben muͤſſe? Und koͤnnen wir zweifeln, daß ein erſter verſtaͤndiger Geiſt, ein hoͤchſtes Weſen, ein un- umfchränfter Herr der ganzen Welt feyn müffe, der alles mit Weisheit und Gerechtigkeit regiere? Lehren uns dieſes nicht unfere alten Bücher? Und haben wir dieſes nicht von un— fern erften Weifen gelernet e)? Die Secke des Ju⸗ kyau. Die Großen und Gelehr⸗ ten. Der Verfaſſer Hält ſich lange bey feinen Beweisgruͤnden aus den Befehlen und aus Falſchhett den Reden des Kaifers auf, die er bey verfihiedenen Gelegenheiten gehalten hat, Da wir — aber ſchon mehr als zuviel beygebracht haben, um die Hauptſache in dieſem Streite deutlich * u machen; und zwar zum Vortheile der Jeſuiten wider ihre Gegner: ſo wollen wir unſere — nicht länger hierbey aufhalten. Wir wollen ferner nur noch dieſes anmerken, daß wir fo wenig gefinnet find, die chinefifchen Gelehrten einer Ohngoͤtterey zu befchuldigen, daß wir vielmehr glauben, die Jeſuiten haben denenjenigen, die fie die neue Secte nennen, Unrecht gethan, da fie diefelben zu Ohngoͤttern machen; eben fo, wie die Dominicaner und andere, den Anhängern der Herrfchenden Religion unrecht thun, wenn fie ihnen gleiche gott⸗ loſe Grundſaͤtze zuſchreiben. ne ee ar Man findet noch eine andere fehr zahlreiche Gattung von Gelehrten in Ehina, die aus allen übrigen Lehrgebäuden ein neues verfertiger, und fich bemuͤhet haben, diefelben mitein- ander zu vereinigen. Wenn manche von den Gelehrten Mandarinen werden: fo nehmen fie, entweder aus einem Vorurtheile der Auferziehung, teil fie abgoͤttiſche Eltern haben, und aus einem Eigennuße oder aus einer ftaatsflugen Gefälligfeit gegen das Volk, und un die gemeine Ruhe zu erhalten „den Schein an, als ob fie die Meynungen vieler unterfchier denen Secten annähınen. Zu gleicher Zeit ſtellen fie fich fo eifrig, als die übrigen Gelehr- ten, in Deftreitung der Jtu⸗an, das ift, der falfchen Secten. Die Erfahrung lehret aber, daß fie eben folche Sklaven des Fo find, als der Pöhel ſelbſt. Ihre Weiber, die dem Goͤtzendienſte eifrig ergeben find, haben gemeiniglich eine Art von einem Altare in dem angefehenften Theile ihres Hauſes. Darauf ftellen fie einen ganzen Haufen von fihon wer: goldeten ‘Bildern, Und bier beugen diefe vorgegebenen Schüler des Confucius, entweder aus Gefalligfeit, oder aus andern Urfachen, zu vielen malen ihre Knie, Ecca Sorte e) Du Haldens China, in JBande auf der ichten von China, auf der GR und folgenden Seite, Ce Comtens Nach⸗ d 340 See, Eine andere neue Secte. Die Secte des Ju⸗ kyau. — Thorheit u. Aberglauhen. andere Gebräuche beobachten ſollen. Thaͤt er dieſes nicht: fo würde er nicht für einen Laͤcherliche Begriffe, Wahrſagen. ſtorben ſey. Dieſes ſchreiben fie allemal einem Geiſte zu, ben fie beleidigt haben ſollen. Looſe. 388 Beſchreibung von China. | — Sollte gleich einer unter ihnen ſo viel Herz haben und ſich den Strome widerſetzeun wollen: fo wird es ihm doch wenigſtens ſchwer fallen, die eingebildeten Arten, kuͤnftige Dinge zu entdecken, fahren zu laffen, Wenn einer aus dem Haufe fterben will: ſo erman⸗ gelt er ſelten, nach den Bonzen zu ſchicken, daß fie vergoldetes Papier verbrennen, un® Weltweifen, fondern für einen vechten böfen Menfchen angefehen werden. Die grobe Unwiſſenheit der chinefifchen Lehrer, und auch des Pöbels, in Anfehung der Naturwiſſenſchaft, ift Urfache, Daß viele die gemeinften Wirkungen der Natur einem böfen Geiſte zufchreiben. Dieſe Meynung herrſchet aber vornehmlich unter den gemeinen $euten, und fonderlich unter den Weibern, melche bemüher find, denfelben durch gottloſe und lächerliche Gebräuche zu befänftigen. “Manchmal ift diefer boͤſe Geift einer von ihren ° Gögen, oder vielmehr der Teufel, der darinnen wohnet. Zu einer andern Zeit ift es ein Hoher ‘Berg, ein großer Baum, oder ein eingebildeter Drache, der fich in ven Wolfen oder auf dem Grunde ber See aufhalten fol. Es foll auch wohl, welches noch ausſchwei⸗ fender ift, die Duinteflenz von einem Thiere feyn, als von einem Fuchfe, einem Affen, ei— ner Schildfröte, einem Froſche u. ſ.w. Diefes nennen fie Tfing, oder aud) Nau⸗quey oder Quey fing:li, welches ein Ungeheuer, oder fonft ein wunderbares Ding, bedeutet. Sie behaupten, daß diefe Thiere, wenn fie lange Zeit gelebt hätten, Die Gemalt be kaͤmen, ihr Wefen zu reinigen, und das Grobe und Irdiſche von fich abzuthun, und daß die fer zärtere Theil, welcher zurück bliebe, die Einbildungskraft der Männer und Weiber über aus gern in Verwirrung feßte. in folchergeftalt gereinigter Fuchs if erſchrecklich furcht- bar. Wenn fie Eranf find, und das Fieber ihnen den Verſtand verrückt; fo ift es uns fehlbar der Teufel, der fie peinigt. Sie fchicken fogleich nach dem Tauztfe. Und man Fann ſich kaum einbilden, was für närrifche Dinge fie vornehmen, und was für ein Geröfe fiein dem Haufe anrichten. Dadurd) wird das gemeine Bolt und auch der Poͤbel unter den Gelehrten verfuͤhret. Vornehmlich aber tragen drey Dinge vieles dazu bey, daß fie in der Unwiſſenheit erhalten werden, Das erfte nennen fie Swan⸗ming, das iſt, Mahrſagen. Das Sand-ift überall mit folchen geuten angefülle, welche gemeiniglic) blind find, von einem Haufe zum andern gehen, auf der Laute fpielen, und fich erbiethen, den Leuten für einen halben Stüber wahr⸗ zuſagen. Man muß erftaunen, wenn man die Ausfchweifungen mit anhörer, die fie in An⸗ fehung der acht Buchftaben vorbringen, aus welchen das Jahr, der Tag, der Monat und die Stunde der Geburt eines Menfchen beftehen. Dieſe werden um deswillen Pa⸗tſe ge nennet. Sie fagen überhaupt das Unglück vorher, womit einer bedrohet wird. Sie ver heißen gemeiniglich Reichthuͤmer und Chrenftellen, wie auch einen fehr glücklichen Fortgang in der Handlung oder in den Wiffenfchaften. Sie fagen ihm die Urfache feiner Krankheit, der Krankheit feiner Kinder, und den Grund , warum fein Vater oder feine Mutter ge Sie —— daß man ihn beſaͤnftigen, und nach einem gewiſſen Bonzen ſchicken muͤßte 4.1.0. * ih, Die ziwente Sache ift, daß fie das Loos ziehen, welches fie Pa⸗qua ‚oder Tarqudr | nennen, um die Geifter fein oft zu Rathe zu zieben. Man bat verfchiedene Wege ,- bielee zu thun. Der gemeinſte aber ift, daß man vor ein Bild hingeht, gewifles — —— Eu mar ’ any anzünder, und mit der Stirne zu verfihiedenen malen auf die Erde ſtoͤßt. Nabe bey dem Die Secte Bilde fteht auch eine Schachtel, die mir platten Stäbchen angefülfe ift, worauf räthfele des Ju⸗ hafte Charaktere ſtehen, die man für lauter göttliche Ausfprüche hält, Wenn fie verfchiedene kyau. Berbeugungen gemacht haben: fo laffen fie eines davon von ungefähr berausfallen. Der ß Verſtand diefer Charaktere wird von dem Bonzen erflärer, welcher diefer feyerlichen Ge- wohnheit oftmals vorſteht. Sonften ziehen fie auch eine große Schrift zu Nathe, die an der Wand hängt, und wodurch die ganze Zauberey entdeckt wird. Diefes thun fie, wen fie ein Gefchäffte anfangen, eine Reife antreten, Waaren Faufen oder verkaufen, oder ihre Kinder. verbeirathen wollen, und bey hundert andern Gelegenheiten, um fich einen gluͤckli— chen Tag oder einen gäcflichen Erfolg zumege zu bringen. Das drirte Mittel ift das lächerlichfte unter allen, aber auch dasjenige, worein fich Fong ſchwi. die Chinefen am meiften verliebt haben. Sie nennen daffelbe Song»fchwoi, das ift, Mind und Waſſer. Darunter. verftehen fie die glückliche oder unglückliche Sage eines Haufes, und vornehmlich eines Begraͤbnißplatzes. Gefchieht es von ungefähr, da jemand ein Haus bauet, welches feinen Nachbarn binderlich iſt; fo, daß eine von den Ecken deffel- ben gegen einer Seite des andern über ſteht: fo ift diefes fehon genug, den letztern zu bewe⸗ gen, daß er glaubet, es ſey nunmehr alles verlohren. Es gebieret dieſes einen Haß, der nicht getilget werden Fann, fo lange das Haus fteht. Ja, es iſt diefes zureichend, den andern bey dem Mandarin zu verklagen. Richter er aber damit nichts aus, fo befteht das einzige Mittel, welches ihm übrig bleibt, darinnen, daß er einen Drachen’ oder fonft ein Ungeheuer von Thon, mitten auf das Dad) feget. Diefer töpferne Drache muß einen er⸗ ſchrecklichen Blick auf die ungluͤckliche Ecke werfen, welche dem Haufe drohet. { Er ſperret einen fürchterlichen Rachen auf, als ob er das böfe Fong⸗ſchwi, das ift, die böfe Luft f), verfiplingen wollte. Hernach berubiget ſich der Befiger wiederum einigermaßen. Diefes Mittel bediente ſich der Statthalter in Ryen⸗ſchang, um ſich wider die Kir⸗ Ein thoͤrch⸗ che der Yefuiten zu ſchuͤtzen, die auf einer Höhe an 3* Sufe des ** —* een —— ich ge ſtund. brauchte auch die Bi ‚ die Zimmer bes Pallafts etwas '"" * rn. und erbauete, Re BE He Kirche, ein anderes Haus, drey Stockwerk hoch, um den unglücklichen Einfluß abzuhalten: Zu allem Un⸗ glücke aber, wurde biefes Nebengebäude die vorgegebene Urſache von dem Tode des zwey⸗ ten Statthalters. Dieſer Mandarin harte ſehr vielen Schleim auf feiner Bruſt, und warf fehr weißen Speichel aus. Nun nahm man es für befannt an, daß diefes Haus von drey Stodiwerken, deffen Mauern fehr weiß übertüncht waren, die Urfache von feiner Krank: heit wäre. Sievauf wurde es fogleich ſchwarz überftrichen, um eine gegenfeitige Wirkung hervorzubringen. Weil aber diefes Mittel nicht anfhlugz fo glaubte man, es wäre zu fpät gebraucht worden. Der Mandarin ftarb alfo. Machgehends wurde das Haus, aus einer gleichen Einbitdung, wiederum weiß übertüncht, wie es zuerſt geivefen war. Diefe abergläubifche Einbildung beteiffe nicht nur die Sage des Haufes: fondern auch Dummer den Platz vor der Thüre, den Tag, und die Art den Dfen zu bauen , wo man Reiß kochet, Aberglaube, und viele andere Umſtaͤnde mehr. Dasjenige aber, worinnen ſich das Fong⸗ſchwi am ACce meiſten F) Durch das Wort Fong⸗ſchwi, verftehen fie urſacht, ſondern auch eine Urt von einem ; Suche nicht nur eine verderbte Luft, die Krankheiten vers der auf die Nachkommen forterber, ; 390 Beſchreibung von China. Ehinefifche meiften hervorthut, find bie Gräber der Verſtorbenen. Man finder eine Art von Betruͤ⸗ Secten. gern, welche damit einen Handel treiben, daß fie alle die Berge und Hügel ausfuchen, wer 7 che eine glückliche Bedeutung haben. Wenn fie nun eine große Menge Tafchenfpielerfünfte: j ausgeüber, und einen Ort beſtimmet haben: fo glaubet man, es fen Feine Summe Geldes zu groß, dieſes glückliche Stuͤck Erdreich zu erkaufen. P Die Chineſen betrachten das Fong⸗ſchwi als eine Sache, die in gewiſſer maße koſt⸗ barer fey, als das geben felbft: denn fie ftehen in der feften Einbildung, das Glück oder Unglück des Sebens hange von diefem lächerlichen Hirngefpinfte ab, Kurz, wenn jemand größere Fähigkeit oder Geſchicklichkeit hat, als andere von gleichem Alter; wenn er zeitig die Würde eines Doctors erhält, oder zu einer angefehenen Bedienung erhoben wird; wenn | er viele Kinder hat, oder ein glückliches Hohes Alter erreichet: fo wird alles Diefes weder feinem Verſtande, noch feiner Geſchicklichkeit, noch feiner Frömmigkeit zugefchrieben fon= dern et muß deswegen gefchehen , weil fein Haus eine glückliche tage hat, oder weil fich bey dem Grabe feiner Vorfahren ein vortreffliches Song-fchwoi finder g). Veränderun: Was von ben verfchiedenen chinefifchen Secten erzähfet worden ift, kann dienen, eine gen in der Urſache Davon anzugeben , warum in andern ändern fo viele Veränderungen in der Reli⸗ Rellgion; gion vorgegangen find, und warum man darinnen bald vom Guten zum Böfen , bald vom Schlimmern zum Beſſern gefchrieten iſt. Da man findet, daß die natürliche Religion in China zuerft bekannt geweſen und fortgepflanzet worden ifk: foFann man daraus den Schluß machen, daß eben diefelbe urfprünglich in allen andern Königreichen, die fehr alt find, die Oberhand gehabt Habe. Diefe Religion herrſchte fo lange, bis der Ehrgeiz und die Schwel- j gerey eine allgemeine Berberbniß der Sitten einführten, die mit einer großen Unwiſſenheit verbunden warı Diefes gab Gelegenheit, daß der Aberglaube und die verderblichen Sit: ten der Lau⸗ tſe einen Eingang fanden. Allein kurz hernach that Confucius, der große und fugendhafte Weltweife, mit Hülfe verfehiedener Gelehrten, und mit der größten Ges fahr feiner Ruhe und Sicherheit, einen Verſuch, die natürliche Religion in ihrer erften Reinigkeit wieder herzuftellen, und war auch glücklich. Eben der Fall muß es auch feyn, wo Männer von wahrer Tugend und großmuͤthiger Entſchließung, fih mit Eifer in ihren Bemühungen vereinigen, um eine Verbefferung in der Religion einzuführen. — was man da⸗ ¶ Diefer Zuſtand dauerte Über tauſend Jahre fang fort, bis wiederum eine Verderbniß von für eine ber Sitten unter den Chineſen einzureißen anfing. Darauf fand die Lehre des Fo einen Urſache ange feichten Eingang, umd breitete ſich, Durch die Aufmunterung und unter dem Schuße eines ben fönne. abergläubifchen Kaifers , der fie einführte, ynd zweener von feinen Nachfolgern, mie eine heftige Ueberſchwemmung uͤber das ganze Reich aus, Alfo fehen wir, tie leicht die veinfte Religion von ihrer Stelle getrieben, und die abfheulichften Grundfäge, durch das Anfehen i a ſchwa⸗ g) Du Haldes China, auf der 683 und folgen: Seite darauf bezieht. Herr Kocdman hat ii ben Seife. überfegt, und mit Anmerkungen in feine Sam a) Diefe Nachricht von den Juden iſt aus ei- lung gebracht, welche ſich mit diefen Briefen at nem Briefe des Bosani genommen, der in dem fängt , und wovon im Sabre 17 43 zweene Yet VII Bande der Leitres edifiantes & curieufes ge- bände gedruckt worden find, unter der Aufſchriff / funden wird, welche von den jefuitifchen Miffionae Reifen der Jeſuiten. Es folgen darauf einige | — rien gefhrieben, und von dem du Halde an das Anmerkungen , welche eben diefe Miſſionarien zu Acht geſtellet find, der fich im I Bande auf der 678 fernerer Erläuterung eingefchickt Haben. Die = F f nig XV Buch, V Capitel. ſchwacher oder boshafter Fürften, eingeführet werden Eönnen, wenn einmal eine Werderb- Juͤdiſche niß der Sitten unter einem Volke eingeriffen iſt. In eben dieſen Umſtaͤnden wird fich ohne Religion, Zweifel auch die Freyheit befinden, wenn die meilten aus einem Volke ihre Tugend und Edelmuͤthigkeit verlohren haben, und feil geworden ſind. Sobald man gewahr wird, daß dieſe verderblichen Uebel in einem Lande Fuß faſſen wollen: fo ſollten diejenigen ; welche nur die geringfte wahre Neigung für das Wohl und die Sicherheit des Baterlandes hegen, fich alsbald einer gleichen rühmlichen Arbeit unterziehen, wie Confucius und feine Mitgefellen. Sie dürften auch nicht an einem glücklichen Erfolge zweifeln: ob fie gleich mit einer noch verfehrtern, verderbtern und unachtfamern Art von Leuten zu thun bätten, als die Chinefen waren. : * Der V Abſchnitt. Urſprung und Fortgang der juͤdiſchen, muhammedaniſchen und katholiſchen | Religion in China. 1. Von der jüdifchen und mubammedanifchen Religion. Sädfhe Synagoge. Mofis Stuhl, Hütten. tem die alten Gebräuche bey, Sie verehren- HKäucherpfannen. Der große Saal. Ihre got: den Confucius, Ihr Urſprung. Die mus _ tesdienftlichen Bücher. Ihre Anzahl. Sie hammedaniſche Religion breitet fih in China find mit Mährchen untermifchet. Sie behal: aus. Hi Mifftonarien zu Peking waren fchon lange begierig gewefen , eine genauere Mache viche von den Juden zu haben, welche fich feit vielen Jahrhunderten in Kay⸗fong⸗fu, der Hauptitadt in Ho⸗ nan, niedergelaffen hatten. Sie ſchickten daher im Jahre 1704 den Jeſuiten, Pater Gozani 2), welcher der dafigen Kirche vorftund, Befehl zu, daß er fich nach ihren Gewohnheiten erkundigen follte. Dem zu Folge befuchte fie diefer Jeſuit in ihrer Li⸗pay⸗ſu oder Synagoge, wo fie alle verfammelt waren, weil fie nur eine einzige Syna- Juͤdiſche goge haben. Er hielt —— eine ** —— fee 1 * beſah ie Auffchrife Synagoge. ten, deren einige in chinefifcher , Die übt r in bebräi tache abgefaßt waren, Sie zeigten ih ihre J oder gottesbienflilhen Biden et * * den ge⸗ heimſten Ort 5) in ihrer Synagoge zu gehen, zu dem fonft nur ihr Chang kyaus oder ber Dberfte der Synagoge, einen Zutritt hatte c), welcher allezeit mit einer ſehr tiefen Ver: beugung binzugebt. Mitten in ihrer Synagoge fteht ein prächtiger Lehrſtuhl 4) ſehr hoch, Eoftbares und reich gefticktes Küffen liegt, Diefes ift der Stuhl Mofis, abende, welches ihr Sabbath ift, und an den feyerlichften Tagen, Bücher Mofis, und lefen daraus, 391 Hofe Stuhl, worauf ein An jedem Sonn- legen fie darauf die fünf Man fieht bier das Dansfivi,pay, oder ein Täfelchen, wor⸗ nigen Anmerkungen, wo am Ende das Wort An⸗ ten wird; oder vielmehr mit dem Alterheiligften merfungen fteht, find daraus genommen: das meifte übrige aber aus den Anmerkungen des Ueher- feßere. Da die Erzählung des Bosani fehr vers wirrt and auch mangelhaft ift; fo haben wir fie in beſſere Ordnung gebracht. +) Diefes koͤmmt mit dem Hechal der europaͤi⸗ ſchen Juden uͤberein, wo das Geſetzbuch anfbehals im alten Teſtamente. c) Wie bey den Alten dee Hoheprieſter. dA) Diefer koͤmmt ſehr viel mit dem Teba oder Pulte der enzopäifchen Synagogen überein, worauf das Geſetz am Sabbathe und an andern feyerkchen Tagen gelefen wird. 392 Beſchreibung von China. Judiſche woraufdes Kaifers Name gefchrieben iſt. Bildfänlen oder Bilder Mer trifft man Hier nicht Keligion. an. Ihre Synagoge liegt gegen Abend; und nad) diefer Gegend wenden fie ſich e), wenn fie zu Gott bethen. Diefen verehren fie unter dem Namen Tyen, Schang.tyen,; Schang⸗ ti, Tyausvan, We⸗ſche, oder Schöpfer aller Dinge; wie auch Ban⸗we⸗ſchu⸗kay, oder Regierer der. ganzen Welt. Diefes fieht man aus ihrem Pay⸗tang und Day pyen, ober aus ihrer Aufſchrift. Es find diefes, wie fie zu dem Verfafler gefagt haben, die Namen, welche fie aus den chinefifchen Büchern erborgen. | | — Huͤtten. Gozani ſah keinen Altar f), ſondern nur den oben gemeldeten Stuhl Moſis, eine Rauchpfanne, und einige große Leuchter mit Talklichtern. Auf einigen Tiſchen ſtunden dreyzehn Arten von Hütten, in Geſtalt eines Bogens, wovor Eleine Vorhaͤnge hingen. Zwoͤlfe davon ſtellten die Stämme der Kinder Iſtael vor, und die dreyzehnte den Mofes; deſſen gebeiligte King, oder fünf Bücher , lagen in allen dieſen eingefchloffen 2), Raͤucher⸗ Außen vor der Synagoge iſt ein großer Saal 4), wo man nichts fand, als eine große pfannen Anzahl von Rauchpfannen. Man meldete dem Gozani, dieſes wäre der Dir, wo fie ihre Sching-jins, oder die großen Maͤnner von ihrem Gefege verehrfen. Die größte un ter diefen Pfannen, welche dem Erzvater Abraham gewidmet ift, ſteht in der Mitte des Sales; zunaͤchſt dabey ftehen die Pfannen für den Iſaac, Jacob und feine zwölf Soͤh⸗ ne, welche von ihnen Sche⸗ul⸗kung⸗pay⸗tſe i), das ift, die zwölf Nachkommen oder Stämme Iſrael genannt werden, Alsdann folgen die Pfannen des Hofes, Aaron, Joſua, Esdras, und verfchiedener anderer beruͤhmter Perfonen, ſowohl männlichen als weiblichen Geſchlechtes Der greße © Aus diefer Abtheilung wurde er in den Saal der Bäfte gefuͤhret, wo man fich zu Saal, unterreden pflegte. Hier verglich er feine Bibel mit ihrem Sching-king, oder fünf Bu⸗ ern Moſis A), und fand, daß fie ſowohl in der Zeitrechnung, als auch in den Nach: kommen der Erzväter und ihrem Alter, vollfommen damit übereinfamen. Ihre Synagoge hat einige Aehnlichkeit mie den Kirchen in Europa, Man Fann inn- wendig rund herum gehen, und fie hat drey Abtheilungen. In der mittefften find ver Räuch- werktiſch, Mofis Stuhl, und das Van⸗ſwi⸗pay, oder das Täfelchen des Kaifers 2), nebſt den oben gemeldeten Hütten, Diefe Abtheilung ift gleichfam das Chor der Synagoge, Die beyden andern dienen zum Geberhe und zum Gottesdienfte, Ihre gottes⸗ Ihr Geſetz nennen fie Ku⸗kyau, das alte Beferz; Tyen-tyau, das Geſetz Bor dienftlihen tes; und in ihren Auffchriften, Iſalel⸗kyau, das ifraelitifehe Geſetʒ. Gozani brachte Buͤcher. es bey dem Oberſten dahin, daß er die Vorhaͤnge einer von den Huͤtten wegnehmen, und eines e) Weil Jeruſalem, In Anſehung von China, in dem alten Tempel uͤberein, als mit dem Orte, gegen Abend liegt. wo ſich Die Juden itzo in den europäifchen Syria F) Er konnte es leicht vermuthen, daß er Feinen gogen verfammeln. fehen würde, weil fie nirgends opfern dürfen, ale ; ) St der Meberfegung: Chelscum-payzfe. in Serufalem. Anmerkungen. k) Man bemerke, daß ihnen der Verfafler drei: B. g) Diefe Hütten find den chineſiſchen Juden eis erley Namen beyleget : King, Fa⸗king, und gen. Anmerkungen. Sching⸗king. 5) Dan ſieht, nad) dem Gozani, daß die Sy 7) Su der Ueberſetzung, und vielleicht auch im nagoge drey Abtheilungen hatte: 1. das Allerhei- Originale: Van⸗ſay⸗pay. Es ift aber diefes, wit lisfte, 2, den Theil, wo der Lehrftuhl ftund, 3.die wir vermuthen, aus Verfehen, für Van-fivizpaf - Kalle, Diefe koͤmmt weit mehr mit dem Vorhofe wie oben, gejehet worden; welches ein Name " ‚ XV Buch. V Capitel 393 ‚eines von den Büchern aufroffen Tieß, welches in fehr deutlichen und leſerlichen Buchftaben auf lange Stuͤcken Pergament geſchrieben, und um ein rundes Stäbchen gewickeit war, Eines von diefen Büchern wurde noch aus der großen Ueberſchwemmung des Whang ho oder gelben Fluſſes gerettet, welche die Hauptſtadt in Ho⸗nan, Ray⸗fong⸗fu m) erdul⸗ den mußte, Weil aber doch das Buch naß, und Die Buchſtaben um die Hälfte ausgeloͤſcht waren: fo ließen die Juͤden die oben gemeldeten zwölf Abfchriften davon nehmen. An zwee⸗ nen andern Orten in Diefer Synagoge verwahren fie in alten Kiften eine große Anzahl von Fleinen Büchern, worein fie die fünf Bücher Moſis, welche fie Ta⸗ king nennen, und die übrigen Bücher ihres Gefeges, getheiler haben. Sie bedienten fich derfelben zum Bethen, und zeigten dem Gozani verfchiebene davon, welche, wie er glaubte, hebtäifch gefchrieben waren ”). Einige davon waren neu, bie übrigen aber alt und halb zerriffen, Sie wur- den indeſſen alle mit größerer Sorgfalt aufgehoben, als wenn fie von Gofde gemwefen wären, Die Namen diefer fünf Bücher waren, nad) dem Berichte des Oberften der Syna- ‚goge, Bereſchith, Veelleſchemoth, Vaſikra, Vajedabber und Haddebarim 0), welche fie zufammen Taura nennen, und in drey und-funfzig Bücher eintheilen p), naͤm⸗ lic das erfte in zwölf, das zweyte in eilf, und von den drey folgenden Buͤchern jebes in zehn Rollen, welche fie Duen nennen, Er fagte, fie Hätten aud) die Namen von einigen andern Büchern aus dem alten Teftamente: viele aber fehlten ihnen ; ja von einigen wüß- ten fie gar nichts. Gewiſſe Perfonen, die zugegen waren, fagten auch, daß einige Bücher: bey der vorgemeldeten Ueberſchwemmung des Fluffes verlohren gegangen wären. Daß fie noch mehrere Bücher, außer den fünf Büchern Mofis, haben müßten, erhellte Daraus, daß fie mit ihm von den Büchern der Richter, Davids, Salomons und Ezechiels vedeten, wel: ‚cher den verdorrten Gebeinen wiederum ein Seben gab; wie auch von dem Jonas, der drey Tage lang in dem Bauche des Wallfifches Tag u, F w. Der Berfaffer verwunderte fih, da er fand, daß Tächerliche Erzählungen mit den Gefchichten , die in der Schrift erzäblet werden, vermengt hatten, und daß aud) Die Bücher Mofis auf folche Are damit unfermifcht waren 9). Sie erzählten ihm bey Diefer Gelegenheit fo ausfchweifende Dinge, daß er fich des fachens niche enthalten Fonnte. Daher vermuthete er, daß diefe Juden Talmudiſten wären, welche den Berftand der Bibel verkehren und verdrehen. _ Außer der Bibel haben fie noch andere be- bräifche Bücher, Die fie Sara nennen. Dieſe find von den alten Rabbinen verfertiger, und mit den -ausfchweifendften Mährchen ausgeſchmuͤckt worden, ihre alten Rabbinen verfchiedene s wohn⸗ der dem Kaiſer gegeben wird, und das Taͤfelchen der zehntauſend Jahre bedeutet. ) Dieſes geſchah im Jahre 1642. Siehe zu: vor, a. d. 85 Seite. #) Der Jeſuit muß in der That, wie er auch felöft gefteht, fehr unerfahren im Hebraͤiſchen ge: weſen ſeyn, da er nicht einmal die Buchftaben ge- Fannt hat. { 9) Die europäifgjen Juden nennen fie: Bere⸗ ſchith/ Veellefehbemorh, Vaſikre, Oajedebber, und Elle Haddebarim. Da die morgenlaͤndiſchen Allgem, Beiſebeſchr. VI Band, Juden das erfle Buch Braſitbra nennen : fo koͤmmt es dem Herrn Lockman verdächtig vor, daß e8 die chineſiſchen Juden mit dem europaͤiſchen Namen Bereſchith nennen follten. P) Oder Abtheilungen. Die europäifihen Ju⸗ den thun eben diefes, und lefen fie ale Sonnabende das ganze Jahr hindurch. Anmerkungen. 4) Diefes muß mehr von den Gloſſen und Aus— fegungen , als won dem Texte ſelbſt, verftanden web⸗ den, Anmerkungen, >53 Juͤdiſche Xeligion. Anzahl dei ſelben. Sie ſind mit Maͤhrchen untermifchet. Sie begreifen ihre ©es- _ ae ver Beſchreibung von China. Judiſche wohnheiten und die Gebräuche, die itzo bey ihnen üblich find. Sie ſcheinen ſehr wunder⸗ Religion. liche Begriffe von dem Paradiefe und von der Hölle zubaben, die vermuthlich aus dem Tal mude erborget find, Sie behalten Sie behalten noch imraer verfchiedene Gebräuche aus dem alten Teftamente, worum: ihre alten ter auch die Befchneidung gehöret, Sie beobachten ven Sabbath und andere Fefte des alten Gebraͤuche. Gefeges, fonderlich das Felt der ungefäuerten Brodte. Sie haben auch ihr Ofterlamm, zum Andenfen des Ausganges der Kinder Iſrael aus Aegypten, und ihres Durchganges durch das rothe Meer, Am Sonnabende machen fie Fein Feuer an, und kochen auch Feine Speifen , fondern bereiten alles den Tag vorher zu. Und wenn in ihrer Synagoge in der Bibel gelefen wird: fo bedecken fie das Angefiche mit einem durchfichtigen Schleyer, zum Andenken defien, daß Mofes mit verhülften Angefichte vom Berge herunterkam. Sieverehren Weil unter ihnen einige Baccalaurei und graduirte Perfonen waren: fo fragte man den Confw fie, ob fie auch den Confucius verehrten? Hierauf antworteren fie und ihr Oberfter, daß eiuc. fieibn auf gleiche Art verehrten, wie die chinefifchen Gelehrten; daß fie in ven Sälen gro- Fer Männer gleiche Gebräuche mit ihnen beobachteten; daß fie in dem Saale, der an ihre Synagoge angebauet wäre, ihren Vorfahren eben die Ehrenbezeugungen erwiefen, die die Chineſen den ihrigen zu. erweifen pflegten; Daß fie Zleifch von Thieren, ausgenommen von Schweinen, wie auc) Zucergebacenes und Näuchwerf in porcellanenen Schüffeln opfer- ten, und fich zu gleicher Zeit zur Erde niederwürfen; daß fie nur Räuchpfannen hätten, die in ihren Haufern und in den Sälen ihrer Vorfahren ftünden: fonften aber träfe man darinnen weder Auffchriften noch Bilder an. As Gozani mit ihnen von dem in der Schrift verheißenen Meffias, und von feinen Tharen redete: fo fehienen fie Darüber ganz zu erſtaunen, weil fie von feinem andern Jeſus etwas gehöret hatten, außer von dem Sehne des Sirach, deflen in ihrer Bibel Meldung gefchieht. Ueberhaupt fpriche der Jeſuit, ohne aber 9 Grund anzufuͤhren, daß er fie als Leute befunden babe, denen nicht viel zu trauen ſey. Ihr Sie erzählten ihm auch, daß ihre Vorfahren aus dem Koͤnigreiche Juda gegen We— Urſprung. ſten gekommen wären, welches Joſua erobert haͤtte, nachdem er aus Aegypten durch das rothe Meer gegangen wäre; und daß fie unter dem Han⸗chew, oder unter dem Hani⸗ ſchen Gefchlechte r), zuerft in dieſem Reiche zum Vorſcheine gefommen wären. Anfangs waren viele Gefchlechter von ihnen vorhanden +): nachgehends aber wurde ihre Anzahl vers mindert; fo, daß ihrer jeßo nur fieben find. Dieſe verheirarhen fich unter einander ſelbſt, und niemals mit den Whey⸗whey, oder Muhammedanern. Denn mit diefen haben fie nichts gemein; weder Bücher, noch gottesdienftliche Gebräuche, Sie tragen auch ihre Knebelbaͤrte auf eine verfchiedene Art: _ f 2 Man: r) Das Annifche ift unter den zwey und zwan⸗ 5) Im Jahre 845 müffen fie fehr zahlreich ges 319 Käufern das fünfte, Es fing ſich zweyhundert wefen-feyn, indem der Kaifer Vu⸗tſong im fünf und fechs Jahre vor Ehrifti Geburt an, und enbige ten Sabre feiner Negierung, welches in das oben⸗ te fih zweyhundert umd zwanzig Jahre nach ders gemeldete Jahr Chriſti fälle, ihrentwegen einen felben. Man kann alfo aus diefer Erzählung nicht Befehl ausgehen ließ, daß nämlich die Bonzen von fagen, wenn fie in diefen vierhundert Jahren nah Ta⸗tſing oder Judaͤn, und Mu⸗ha⸗pa dreytau ⸗ China gefommen find. - fend \ — | -XV Burh, V Eapitel, | 395 Man nennet fie Tyau⸗kin⸗kyau, das ift, folche Leute, die fih vom Blute enthalten, Muham⸗ und denen Thieren, die fie fehlachten ‚die Adern und Flechſen entzweyſchneiden, damit das medanifche Blut um fo viel leichter wegfließen koͤnne. "Die Chinefen gaben ihnen zuerft biefen Namen, Seligion. und fie nahmen ihn auch ganz gern an, weil fie dadurch von den Mubammedanern unter ſchieden wurden, welche fie TirmosEyau 2) nennen, Gie erzählten ihm, daß die Miffio- navien zweymal zu ihnen geſchickt Härten, um fich mit ihnen in eine Unterhandlung einzu: laſſen; erftlich den Fi⸗lo⸗te, oder Rodriguez de Figueredo, unter der Regierung des Mingifehen Haufes; und hernach den Ngen⸗li⸗ke, oder Henriquez, unter der gegene wärtigen Regierung des Tfingifchen Haufes =). ; Die Muhanmedaner haben fih, vor mehr als fechshundert Jahren, in verfchiedenen Die muham⸗ Provinzen niedergelaffen, leben daſelbſt in Ruhe, und werden niemals geſtoͤret, weil fie medanifche ſelbſt niemanden wegen feiner Religion beunruhigen, Anfangs vermehrte ſich ihre Anzahl Religion bloß durch die Verbindungen und Bermählungen mit andern: feit einigen Fahren aber Gi; MIME NOgEn ben fie ſich durch Geld ziemlich gehoben. Sie kaufen überall Kinder auf, deren Eltern folche hapt nicht erziehen koͤnnen, und fich daher fein Gewiſſen machen, fie zu verkaufen. Zur Zeit einer Theurung, welche die Provinz Schanstong plagte, kauften fie deren einmal über zebntaufend. Sie verbeirathen fie bernach mit einander, und erbauen oder erhandeln einen anfehnlichen Theil einer großen Stadt; oder auch ganze Flecken, die fie denfelben einräu- men, Dadurch) find fie nad) und nach an vielen Orten fo mächtig geworden, daß fie feinen unter ſich leiden, der nicht mit in die Mofchee geht, Solchergeſtalt Haben fie ſich in den legten hundert Jahren ungemein ſtark vermehret x). Aus diefer unvollfommenen Erzählung der Miffienarien erhellet, daß die Muham⸗ medaner anſehnliche Reichthuͤmer beſitzen muͤſſen, die fie ohne Zweifel durch den Handel an ſich gebracht haben, da fie im Stande geweſen find, ſich durch die oben gedachten Mittel fo-ftark zu ‚vermehren. Man erzähle uns, daß fie ſchon feit dem achten oder neunten Jahrhunderte aus Schiraf in Perfien y), auf der See dahin gehandelt haͤt⸗ ten. Es ae £ aber, als ob fie zu Sande nad) China gefommen wären , und zwar mit einem Heere von weftlichen Tartarn , unter dem ‚Iengbis + Chan oder feinen unmittelbaren Nachfolgern, 4 in China. Dode 2. Der ſend ander Zahl, eben fo, * die —— auf der ızten und folgenden Seite. wiederum in einen weltlichen Stand treten follten. r Siehe Du Yaldens China, im I Bande, nuf.der i x) Be — Nachrichten von China, auf sıg und folgenden Geite, er 339ften Seite. Du Haldens China, auf der ee: 678 Seite. #3 Borbin Diepen fie nobeyapbey. y) Siehe die Einleitung zu unſerm I Bande, u) Siehe die jeſuitiſchen Reifen ım IL Bande, auf der 6 Seite, 396 Chriſtliche Religion. —— Das Chriſten⸗ thum wird zeitig in China ge⸗ prediget. | Beſchreibung von China. 2. Der Urſprung, Fortgang und die Ausrottung der roͤmiſchkatholiſchen Religion Das Chriſtenthum wird zeitig in China gepredigt. Erfte Zulaſſung der roͤmiſchen Miffionarien, Ricei läßt ſich zu Schaw⸗chew, Nan chang und Nan⸗king nieder. Er koͤmmt nach Peking. Ber: folgung, die ein Moͤuch anrichtet. Eine andere von einem Mandarin. Der Kaiſer wird be— kehrt. Schaal wird befoͤrdert. Ein anderer Mandarin richtet eine allgemeine Verfolgung in China. ſuitiſche Betruͤgereyen. Verfolgung in den Pro⸗ vinzen. Die Miſſion Hat guten Fortgang. Die franzöftfchen Jeſuiten werden bey Hofe aufge: nommen. Es erhebt ſich eine neue Verfolgung wider fie. Der Urthelsſpruch der Gerichte wird wiederrufen. Die Miſſion, die bisher glücklich gewefen iff, wird endlich durch pähftliche Eine geiffe geſtuͤrzet. Nuͤtzliche Anmerkungen. erſtere iſt das Gebechbuch der Kirche in Malabar, an, Die Miſſionarien werden verdammet. es Hi Miſſionarien möchten uns gern beredere, daß die chrifkfiche Sehre fehr zeitig in China gepredigt worden wäre. Zu deflen Beweife führen fie zwey Denkmaale an. Das 190 2) gefagt wird, daß der heilige Tho⸗ mas bie Chinefen befehret Habe, Das andere ift ein Stein, oder eine marmorne Tafel, zehn Schub lang, und fünfe breit, die im Jahre 1625 entdeckt worden feyn ſoll, als mar nicht weit von Sirntanzfir, der Hauptftade in Schensfi, nachgegraben babe. Auf diefer Tafel ſteht erſtlich etwas von der Dreyeinigkeit, der Geburth und der Himmelfahrt des Heiz landes, der Abfiche feiner Ankunft, und der Frömmigkeit feiner Diener hernach daß einer von denenfelben , mit Namen O⸗lo⸗pwen, im Jahre 636 aus Judaͤa nach China gefom- men fey; daß Taystfong, der damals regierte, ihm große Ehre erzeiger, feine Lehre un⸗ terſuchet, und zu ihrer Befoͤrderung einen Befehl gegeben babe; daß er auch befohlen Habe, eine Kicche zu bauen; daß Rau, fein Nachfolger, verfchiedene andere binzugethan habe; daß die Bonzen einige Jahre hernach, über den Sortgang des Glaubens, in Unruhe gera-, then twären, und Damider eine Verfolgung erreger bätten, die aber durch die Sorgfalt des Kau gar bald geſtillet worden wäre; daß Die nachfolgenden Kaifer, fonderlich Soschong, Kirchen gebauet, und alle Jahre, vierzig Tage lang, Dpfer auf die Altaͤre gebracht haͤt⸗ ten; daß ſie in Perſon den Prieſtern von vier Kirchen gedienet, die Armen geſpeiſet, die Nackenden gekleidet, die Kranken geheilet, und die Todten begraben hätten; und daß, zum. | Andenken defien, das Denfmaal im Jahre 782 errichtet worden wäre, Auf einer von den Geiten des Marmors, und unten auf demſelben, ift eine lange Auf⸗ ſchrift, theils in der morgenländifhen, fprifchen oder chaldäifchen Sprache, theils mit chi⸗ nefischen Buchftaben, Man finder bier auf Syrifch die Namen der Miffionarien, die aus Prieſtern, Bifchöfen und Diaconen beftehen, und aus dem jüdifchen Sande gefommen find, um das Evangeliunt in dieſem Reiche zu predigen, Ihre Ankunft dafelbft wird, wie man ung berichtet, durch einige arabifche und andere morgenländifche Mlanuferipte beftätiger, die der Abt Renaudot und Thevenot, die Auffeher über die Bücherfaommlung des Ko⸗ nigs in Frankreich, gefunden haben 5). Die erfte Abfchrift wird in der Bücherfammlung der Jeſuiten zu Rom aufbehalten; und. Kircher hat c) davon einen Abdruck, nebſt einer buchftäblichen Ueberfegung und einer Umfihreibung geliefert. Du Halde will es niche war gen, zu behaupten, daß die Kaifer,, deren. in ber Auffehrife gedacht wird, Die Sobfprüche. ver: - 5) Seydem allen hat es verichiedene verdächtige a) Sn einer Lection des zweyten Nocturns in Merfmanle, und iſt, nach aller nl eine dem Offieio des heiligen Thomas. x XV Buch V Capitel. 397 verdiene haben, die man ihnen beyleget. Er gefteht, wenn fie auch dein Predigern des Katholiſche Evangelit günftig geweſen wären: fo wären fie doch auch nicht weniger geneigt getvefen, den Religion. abgoͤttiſchen Secten ihren Schuß angedeihen zu laffen.. B Die Jeſuiten miffen nicht zu ſagen, wie lange das Chriſtenthum in den Reiche Ber Roͤmiſche ftand Ri I & Ar IE auch das Andenfen davon feit vielen Jahrhunderten Miffionarien, erloſchen geweſen ſeyn müffe, weil man im Jahre 1552 nicht die geringften Spuren davon. gefunden. babe. In dieſem Fahre landete ihr Heiliger und der Apoftel von Indien, Stans &avier, auf der Inſel Schang⸗ chwen⸗ſchan over Sanſian d) an, wo er ftarb, ohne einen Zuß in China gefeget zu haben. Dreyßig Sabre hernach fuchten die Miffionarien zu Makau, aber vergebens, einer: Zutritt zu.gewwinnen.. - Als endlich. der Cſong⸗ tu in. Quang⸗ tong die Portugiefen diefer Stade vor fich gefordert hatte: fo wurde der Jeſuit Roger nah Schau⸗king⸗fu geſchickt; daſelbſt wurde er von denr Unterkoͤnige fo wohl auf- genommen, daß er ſich erfühnte, um: Erlaubniß zu bitten, daß er feinen Aufenthalt in. der Provinz auffchlagen möchte. Diefes wurde ihm auch zugeftanden, Hierauf fingen er und Paſio an, ſich dafelbft feftzufegen. Weil aber der Mandarin kurz hernach in Ungnade fiel, und beforgte, man möchte fich über ihn beſchweren, wenn man Fremde am dem Orte feines: Aufenthaltes finden follter fo nörhigte er fie, wiederunr nach Makau zurüc zu kehren. Alſo war ihre Hoffnung, eine Miffion zu Stande zu bringen, zunichte gemacht... Als Ihre erfte man es aber am wenigften. vermuthete: fo brachte einer von der Wache des Unterfönigs, Zulaſſung. der von der großen’ Belohnung: gehöret hatte, welche demjenigen verſprochen worden tar, der die Wiedereinfegung: dee Miſſionarien auswirken winde, die Sache bey feinem Herrn durch, und erſchlen zu Makau. Hierauf folgten Roger und Ricci dem Chineſen nach Schau⸗king, wo fie in kurzem einen Befehl von dem Unterfönige erhielten, worinnen ihnen erlaubet wurde, fich da niederzulaffen, wo es ihnen gefällig wäre, Dieſe beyden Miſſionarien wurden hernach bey den Chineſen fehr beliebe, fonderlih. Ricci wegen feiner fanften Gemüthsart und wegen feines: einnehmenden. Umganges. Vornehmlich aber that _ ihm feine Erfahrung: in dee Meßkunſt und in der Sprache: große Dienfte, Die Ehinefen vergnügten fich an einer allgemeiner Karte, die er verfertiget hatte; obſchon ihr Land dar⸗ auf viel kleiner vorgeſtellet wurde, als ſie ſich es eingebildet hatten. Nachgehends verfer⸗ tigte er einen Catechiſmus, erklaͤrte die chriſtliche Sittenlehre, und machte viele Neube⸗ kehrte. Kurz, er brachte den Miſſionarien ein ſolches Anſehen zuwege, daß alle Vorneh⸗ me in Schau⸗ king fie befuchten; da: unterdeſſen das gemeine Volk fich haufenweiſe ver- fammelte, und fie in ihrem Haufe beunruhigte, Als endlich die beyden Fremden einige Eiferfucht in den Gemuͤthern des Volks erreg⸗ Ricei laͤßt ten; fo hielt man es für nothig, Bogern nach Makau zu ſchicken. Wenig Jahre Hernac N zuSchau aber, als man nicht fo viele Geſahr zu beforgen Hatte, Fam ifm Antonius Almaida; zu PP nieder; Hilfe. Als er fieben Jahre lang bey der Miffion geftanden hatte: fo bekam ein neuer Un— terfönig zu dem Haufe der Jeſuiten Luſt, und wolle ein öffentliches Gebäude daraus ma- chen, Er befahl alfo dent Ricci und feinen Gefährten, daß fie fich aus dem Reiche weg- machen follten, Als fie ſahen, daß alles Birten und Flehen bey den. vornehmften. obrig⸗ Dvd 3 keit⸗ eine Erdichtung der Jeſuiten, wie viele proteſtanti⸗ ©) Sn feiner China illuſtrata ſche Schriftfteller angemerfer Haben, 4) An der Küfte von Quang⸗tong. Siehe zuvor a. d. 105 S. 398 ; Belchreibung von China. Ratholiſche feitlichen Perfonen nichts helfen wollte: fo gehorchten fi. Zu Ranton erhielten fie aber Religion, , 4 zu Mans Hang, und zu Nau⸗ king. Befehl, wieder zuruͤck zu kommen, und man beſtimmte Schauschew zu dem Drte ihres Aufenthalts.” Hier legte er Die Kleidung eines Bonzen ab, welche ihn verächtlich machte, und kleidete ſich als ein chinefifcher Gelehrter. _ Diefes erwarb ihm Hochachtung, und be- förderte die Aufnahme feiner Sehre, welche fich nunmehr anfing, in der Provinz auszubvei- ten. . Damit fie aber dafelbft feſten Fuß faflen möchte, fo fah er wohl, es würde nöthig feyn , daß man auch in dee Hauptſtadt des Reichs einen Gefchmac daran faͤnde. Er ent- ſchloß ſich alfo, wo möglic) , dahin zu gehen, und begte, wie es fiheint, eine nicht gerin- gere Hoffnung, als daß er felbft den Kaifer und feinen Hof befehren würde e). Um diefe Zeit brachte der König in Japan, Tayko⸗ſama, ein zahlveiches Kriegs: heer auf die Beine, Damit wollte er zuerft Rorea erobern, und alsdann in China ein- fallen. Der Kaifer forderte hierauf alle Mandarinen nach Hofe, die einige Wiſſenſchaft von Kriegesfachen befaßen. Ricci brachte einen davon, der fein guter Freund war, da- : hin, daß er ihm Die Gewogenheit erzeigte, und ihm erlaubte, ihm bis in die Provinz Kyange⸗ſt nachzufolgen. Er glaubte, er würde ihn nach und nach dahin beivegen, daß er ihn gar mit nad) Peking naͤhme. Auf dem Wege feheiterte die Barke, und Ricci vettete fich noc) mit genauer Noch vom erfaufen. , Der Mandarin war darüber fo erſchro⸗ en, daß er feine Reife zu ande fortfeste. Dem Ricci aber wollte er nicht erlauben, weiter zu gehen, als bis nach Nan⸗king. Hier befahl ihm nachgehends ein anderer Man: darin, Der ihn zuvor mit Höflichkeitsbezengungen ganz überhäuft hatte, daß er fich wie- herum entfernen ſollte. Er beftvafte auch Die Perfon, welche ihn in ihr Haus genom- men hatte, Ricci kehrte alfo nach KTan-chang, der FERNER m Ryang-fi, wiederum zuruͤck. Dafelbft erhielt er von den Mandarinen und auch. von dem Unterfönige, eine günftige Auf: nahme. Hier trafen Cataneo, Longobardi und andere, bey ihm ein. Cinige Zeit her: nach gieng der Statthalter nad) Pe-Eing, und Ricci, nebft zween andern Jeſuiten erhiel⸗ ten Erlaubniß, ihm zu folgen. Sie konnten ſich aber nicht lange daſelbſt aufbalten; und weil der Krieg mit Japan das Mistrauen vermehret Hatte, das man auf Fremde feste: fo. konnte für: diefesmal nicht viel Gutes ausgerichtet werden. , Als aber das japanifche Kriegs- - heer gefchlagen wurde, und Tay⸗ko⸗ſama kurz hernach ſtarb: fo konnte er ſich ohne die geringſte Schwierigkeit, zu Nan⸗king niederlaſſen. Hier langten aus Makau Geſchenke für den Kaiſer an; und er erhielt einen Paß von den vornehmſten obrigkeitlichen Derfonen, daß er dieſelben nad) Pe⸗king bringen durfte. Er gieng alfo zu Schiffe. Allein, weil er» ſich zu Zinstfinschew weigerte, einem Verſchnittenen, der die Zölle unter fid) hatte, die Fortſchaffung dev Seftenheiten anzuvertrauen: ſo fegte diefer Beamte den Sefuiten nebft ſei⸗ nem Gefolge in Das Gefaͤngniß, unter dem Borwande, daß ein Erucifir, welches er in fel- ‚nem Felleiſen bey ſich führte, ein Zanbermittel wäre, twemit man dem Kaifer das Leben Er fanget zu Pe⸗king an. rauben wollte. Sie wären alle feiner Empfindlichkeit aufgeopfert worden ‚ wenn nicht der günftige Bericht, den er zuvor von den Miffionarien abgeftartet hatte, ihn gehindert haͤtte, die Sache nach Hofe gelangen zu laſſen. Endlich’ Tief ein Befehl ein, daß man den Fremden nach Hofe abgehen laffen ſollte Hierauf langte er in kurzem in Pe⸗king, an. Er wurde in den kaiſerlichen Pallaſt gefuͤh— a ret, e) Du dalde, China, im IL Bande, auf der ziten und folgenden Seite, XVBuch. V Eapitel. 399 vet und daſelbſt von dem Kaiſer wohl aufgenommen, der auch feine Geſchenke anzunehmen Ratholiſche geruhete, worunter eine große Wanduhr und eine Repetiruhr, waren. Ge. Majeftät er⸗ Religion, laubten ibm, ein Haus in Pe⸗king, für fih und feine Gefährten auszufuchen — wieſen ih⸗ nen ihren Unterhalt an, und ertheliten ihnen eben die Freyheiten, deren fich dero Raͤthe und Hof bedienten zu erfreuen hatten, , Als fie ſich nun folchergeftalt nach swanzigjährigen Arbeiten in der Hauptſtadt feſt gefegt hatten: fo fingen fie das Werk der Bekehrung mit allem Eifer an, - Unter der großen Anzahl dererjenigen, die den chriftlichen Glauben ange: nommen baben, gedenket man eines großen Mandarinen zu Pe⸗king, mit Namen Bi, ei nes ganzen Öefchlechtes von Prinzen vom Geblüte zu KTanschang-fir, nebft dem Paul Spy, einem Kolau, und feiner Tochter Candida, zu Nan-king, wie auch vieler Ge— lehrten und Mandarinen an Diefem und andern Orten. Das ißtgemeldete Srauenzimmer Heß auf ihre eigenen Koften gottesvienftliche Bücher und Abhandlungen drucken; fie erbaute in verſchiedenen Provinzen Kirchen, und Faufte Häufer, worinnen Findeltinder erzogen werden ſollten. Kurz, die Anzahl der Neubekehrten nahm dermaßen zu, daß man inder. Provinz Ryang ⸗ nan allein neunzig Kirchen, fünf und vierzig Oratoria, und vier Arten von Congregationen fand: x) für die Verehrung der Jungfrau Maria; 2) für die Engel; 3) für das Leiden Chriſti; 4) für die Gelehrten, unter dem Schuße ihres Heiligen, des Ignatius. Dieſe legten kamen allemal den erſten Tag des Monats zuſammen, um den Unterricht zu wiederholen , den fie über Die verſchiedenen Puncte des katholiſchen Glaubens verfaßt hatten. Was nun von den Mißionarien gebilligt worden war, das wurde den ſol⸗ genden Sonntag in den Kirchen geprediget, welches ſehr große Dienſte zu Vermehrung der Neubekehrten that. | Die Donzen wurden, wie es feheine, über den glücklichen Fortgang, den fie hat- Es wird eine ten, ganz vafend, und ervegten verfchiedene Berfolgungen, die aber fogleich wiederum ge⸗ Verfolgung ftille wurden. Cine andere Verfolgung aber, die zu Makau von einem Dominicaner- von mönche angeftiftet wurde, weil der Rector der Jeſuiten einen Streit zum Bortheile der Franciſcaner wider ben Generalvicarius entfchieden hatte, feste die Mißion in die-äußerfte Gefahr. Unſer Verfaffer fpricht : Man bat niemals eine böllifchere Rache gefeben, als diejenige war, die einer gus diefer Zunft ausgeübt bat, woelcher ganz gern den völligen Untergang der Religion in China mit angeſehen hätte, wenn nur die Jeſuiten mit in das Verderben verwickelt worden wären, Diefer Mönch brachte den Ehinefen.bey, der Ehrgeiz der Jeſuiten wäre ganz erftaunend, und die Predigt des riftlihen Glaubens brauchte man nur zu einem Vorwande, um den Cataneo, einen Miffionarien aus ihrem Orden, auf den Faiferlichen Thron zu erheben; die Pläge zwiſchen Kanton und Pe⸗king, worinnen fie fich feft gefeger hätten, wären zu Diefer Abfiche ganz bequem; und die hofländifche Flotte, die fich Furz zuvor an der Kuͤſte hätte fehen lajfen, wäre dazu beſtimmt, daß fie ihnen beyfiehen ſollte; der Statthalter ver Stadt und feine Soldaten wären in ihre Abfichten mit eingeflochten , und ihre Freunde in China würden fih mit den Epriften in Japan verbinden. ug‘ | AUS diefe Zeitung der Obrigkeit zu Kanton hinterbracht wurde: fo geriethen Dieübri- einem Min, gen Städte des Reichs darüber in Unruhe. Man hatte ausgefprengt, daß Ricci zu Per che angerih- - Bing hingerichtet worden wäre. Srancifeus Martinez, der damals durch Kanton tet. veifte, fuchte fich bey dieſen Unruhen zu verbergen: er wurdeaber von einem zuruͤckgefallenen Bebehrten entdeckt, und dazu verdammet, Daß er auf Die Fußſohlen gepruͤgelt werden follte, Unter 400 Beceſchreibung von China. Katholiſche Unter diefer Marter farb er. Wären die Nachrichten hiervon vor den Kaifer gelanget? . Religion. Eine andere von einem Mandari: nen. Der Raifer wird befeh: ret. fo hält es unſer Verfaſſer fuͤr ausgemacht, daß feine Religion in der That wuͤrde vertilget worden ſeyn. Allein, die Obrigkeit wurde in kurzem uͤberfuͤhret, daß man fie auf eine grobe Art Hintergangen hatte: Ricci, deffen Körper durch die ſchwere Laft der Gefchäffte, Die er unter Händen hatte, fehr hinfällig geworden war, ftarb im Jahre 1610 im acht und achtzigften Jahre feines Alters, wovon er fieben und zwanzig Jahre in China zugebracht hatte. Der Kaifer, Van⸗lye, beroilligte einen Ort zu feinem Begräbniffe, der nachgehends der Begräbnißplag der Je— fuiten wurde, und fuhr mit feiner Gnade gegen die übrigen Miffionarien fort. Allein, im Jahre 1617 wurde eine heftige Berfolgung von einem Mandarinen zu Nan⸗king, wider fie erregt. Einige wurden graufam geprügelt, andere in das Gefängniß geworfen oder vers bannet. Diejenigen, die fich in Pe⸗king befanden, wurden alfo genötbiget, fich nach Makau zurüd zu ziehen. Hierbey blieb es, bis Die Tartarn einen Einfall thaten. Als» dann Tieß ‚der nachfolgende Monarch), Tyen⸗ki, auf Anrathen des vorgemeldeten Paul Syu, die Portugiefen holen, daß fie das Gefchüg beforgen möchten, und vief die Miffie- narien wieder zurück , welche hernach amnter dem Tyen⸗ki, und unter dem Whay⸗tſong oder Tfongsching, der ihm im Jahre 1628 nachfolgte, wiederum Ruhe hatten. Um das Jahr 1631 wurde der Jeſuit, Adam Schaal, nad) Hofe geſendet. Dies fer gewann gar bald Durch feine Erfahrung in der Meffunft,- die Gunft des Kaifers und der Großen. Sin eben .Diefem Jahre Famen die Dominicaner und die Francifcaner nach China, um an der Miffion Theil zunehmen, welche, wie man uns erzählet, vortrefflichen Fortgang hatte. Allein die Kriege, die im Jahre 1636 entftunden, und über zwanzig Jahre forfdauerten, zerftörten fie faft gänzlih. Unter diefen Zerftrenungen rühmen fich * aber doch die Jeſuiten vieler Neubekehrten, wovon einige wegen ihres Ranges ſehr angeſehen find; als Thomas Kyu, Unterfönig von Ouangefi, und Lucas Chin, Generaliſſimus der chinefifchen Rriegesheere wider die Tartarn; ferner: Pan Achilles, ein vornehmer Ber: ſchnittener, nebſt funfjig Srauenzimmern vom Hofe, ja auch der chinefifche F) Kaiſer ſelbſt, nebft feiner Gemahlinn. Der erftere erhielt in der Taufe den Namen Lonftantin: die legteve aber- wurde Helena genennet. Man giedt ung einen Brief von ihr.an den Pabft, der im Jahre 1650 gefchrieben ift, und wiederum einen Brief von Sr. Heiligkeit an Ihro Schaal wird befördert. Majeftat. Allein wenig Jahre hernach, verſchwanden alle dieſe ſchoͤnen Ausſichten mit der Flucht des chineſiſchen Kaiſers, und durch die Eroberung der Tartarn g). - Adam Schaal, der allein zu Peking verblieb, um die daſige Kirche zu beforgen, wurde von dem fartarifchen Kaifer, Schunschi, fobald er ihm bekannt geworden war, ges liebkoſet, and zum Präfidenten vom Gerichte Her Meßkundigen gemadjt, welches dreyhun⸗ dert Jahre lang unter der Aufficht eines muhammedanifchen Sternfehers geftanden war. Er verbefferte den Kalender, amd dadurch wurde ihm Se. Majeftät immer noch gewogener. Der Kaifer Tieß vierzehn Mifftonarien nach Hofe kommen, unter welchen Gerdinand Ders bieft war. Mac) der Erzählung des Berfaffers wuͤrde der Kaifer gewiß die Farholifche - Religion angenommen haben, wenn ihn nicht feine Gemablinnen abgehalten hätten, melde den Fr Diefes war Yung + Lie, welcher im Jah- nahm feinen Sie zu Schau⸗king⸗fu in Quang⸗ ve 1645 bey dem Heere ausgerufen ward, Er tong. DM Buch. V Capitel. | 401 den Bonzen auf eine abergläubifche Art ergeben geweſen wären. Doch wurde er Faltfinnig Batholiſche gegen den Schaal, weil er ſeine letzte Vermaͤhlung ſo oft getadelt hatte. Auf feinem Tod Religion. bette aber ließ er ihn zu fich holen, und begegnete ihm mit vieler Freundlichkeit. — As Kang⸗hi zur Regierung gelangte, der damals nur acht Jahre ale war: fo wur⸗ Eine allge— den die Bonzen aus dem Pallafte vertrieben, und Schal wurde zu Der Stelle eines Lehr⸗ — Der meifters des jungen Monarchen erhoben. Solchergeſtalt konnte er durch fein Anfehen Ma⸗ sung Eau erhalten, daß es nicht, um den Ku⸗ſching oder Koxinga abzuhalten, nebft andern Plaͤtzen längft an der Küfte bin, zerftöret wurde, weil Koxinga daher Lebensmittel erhal ten konnte. Er Fam auch verfchiedenen Berfolgungen zuvor, welche die Bonzen in den Provinzen erregen wollten. Nicht lange zuvor aber wurde von dem Jang⸗quang⸗ſyen >), einem von den Gelehrten, der fich, wie man uns erzählet, durch feine Raͤnke und Gewalt« thaͤtigkeiten bey den größten Mandarinen furchtbar machte, eine allgemeine Verfolgung angerichtet. Er gab ein Bud) heraus, und gab bey den vier Regenten eine Bittſchrift ein, die mit Schmähungen wider die Miffionarien und wider ihre Religion angefüllt war. Er behauptete unter andern: „Sie wären aus ihrem Vaterlande wegen Aufruhr verbannet „worden, und nur deswegen nach China gefommen, daß fie eine Empörung anftiften „möchten; Adams Abficht, da er ein fo großes Anſehen zu Pe⸗king erlanger hätte, gienge „dahin, daß er eine Menge von Fremden in das Reich ziehen wollte, welche nach feiner wird von eis „Anleitung die Provinzen durchreiften, und die Städte abzeichneten, um die Eroberung NM le „derſelben zu erleichtern. Die Anzahl ihrer Anhänger, die als lauter Soldaten unter ih- „nen eingefchrieben wären, beliefe fich faſt unendlich hoch, und alle Jahre langete eine große „Anzahl von Fremden zu Makau an, die nur auf eine günftige Gelegenheit warteten, um sihre Abfichten auszuführen ©, Be, Er brachte auch ein Buch zum Vorſcheine, das Adam an das Licht geftellet Hatte, Mandarinen worinnen er die Chinefen und die Tartarn ermahnte, die chriftliche Lehre anzunehmen, und MIA welches ein Berzeichniß von allen Kirchen in den Provinzen, und von denen obrigfeitlichen Perfonen, die fich haften taufen laffen, in fich entbielte. Tang-quana-fpen ftellte diefes als eine Muſterrolle von einem Kriegesheere vor, Das bereit wäre, auf das erſte gegebene Zeichen in das Feld zu rücken; die Münzen aber, und die Rofenkraͤnze, die fie bey fich führten, wären geheime Merfinaale, woran die Mitverſchwornen einander Eennen Eönnten. Endlich zeigte ev in denen Büchern, welche die Miffionarien ausgetheilt hatten, das Bild des gekreuzigten Chrijtus, und fagte: Hier feher ihr den Gott der Europaͤer an ein Kreuz genagelt, weil er fich bat zum Rönige der Juden machen wollen. Dies fes ift der Bote, den fie anrufen, um die Abficht zu befördern, die fie gefaßt haben, und welche darinnen beftehr, daß fie fich zu Herren über China mas chen wollen. wu — * Die Folgen von dieſer Beſchuldigung find bereits erzaͤhlet worden #): wir werden Die Miſſio— alfo Bier um fo viel kuͤrzer feyn Fönnen, Adam, der damals acht und fiebenzig Jahre alt war, ER wurde nebjt den übrigen Miſſionarien mit eifernen Ketten belegt, und erfchien auf feinen Knien — —* vor dem Gerichte, da unterdeſſen, weil er ſehr ſchwach war, Verbieſt an ſeiner Statt antwortete. Den saten des Wintermonats 1664 wurden fie alle in Das Gefaͤngniß gewor⸗ | fen; g) Du Haldens China, im II Bande aufder 4) Siehe im V Bande auf der 417 Seite. sten und folgenden Seite, 2) Eben daſelbſt a. d. 418 ©. Allgem. Reifebefehr. VI Band, Eee 402 & Beſchreibung von China. Katholiſche fen; und das naͤchſte Jahr darauf erklaͤrten die Mandarinen, in einer Verſammlung, das Religion. chriſtliche Gefeg k) fir falfeh und ſchaͤdlich. Sie urtheileen, daß Adam und feine Mitge⸗ ſellen verdienten, als Verfuͤhrer des Volks und als Fortpflanzer einer falfchen Lehre, bes ſtraft zu werden. Alles, mas fie fagen konnten, war ohne Wirkung. Erftlich verur: theilten fie den Adam, daß er erdroſſelt werden follte , welches noch der ehrlichfte Tod bey ihnen ift, Nachgehends aber änderten fie ihr Urtheil, und verdammten ihn dazu, daß er in zehntaufend Stüdchen zerhauen werden follte; welches die allerſchmaͤhlichſte Strafe bey ihnen ift. Diefer Urtheilsfpruch wurde an die Prinzen vom Geblüte, und an die vier Ne: enten uͤberſchickt, daß fie ihn beftätigen follten. Falſches Vor⸗ „Nunmehr, ſpricht unſer Verfaſſer, erklärte ſich Gott ſelbſt für feinen Knecht, den er, geben der Je⸗ „bisher, wie es ſchien, verlaſſen gehabt hatte. Jedesmal, wenn der Urtheilsſpruch abge⸗ ſuiten. „lefen werden ſollte, wurde die Verſammlung durch ein erfchrecfliches Erdbeben genoͤthiget, „den Saal zu verlaffen. Die Bejtürzung des Volks, und fonderlich der Königinn, der „Mutter des verftorbenen Kaifers, welche diefe fürchterlichen Zufälfe dem ungevechten Ur⸗ „teile der Obrigkeit zufchrieb, noͤthigte die Regierung, allen die Gefängnijie zu öffnen, „außer denenjenigen, welche gewiffer Verbrechen fihuldig waren, und fonderlich fatfche seh „ten Z) einführen wollten, oder ſich dazu befenneren. Die Jeſuiten mußten alfo noch im »Öefängniffe bleiben: zweyhundert andere Gefangene aber wurden losgelaffen. Allein das „Erbbeben, welches, wie du Halde fortfährt, von neuem noch heftiger ale jemals ent⸗ „fund, und ein Feuer, welches den geößten Theil des Pallaftes verzehrte, wozu noch vers „ſchiedene andere Wunderzeichen kamen m); diefes alles öffnete den ungerechten Richtern „die Augen, und überführte fie endlich, daß fich der Himmel ſelbſt für die Gefangenen ing „Mittel fehlüge. Diefe wurden alfo hierauf in Freyheit gefeger“, Adam Schaal lebele aber nicht lange mehr nach diefen Drangfalen, und ftarb im Jahre 1666, ‚ ° Verfolgung Die Verfolgung wuͤtete niche weniger in den Provinzen, wo die Miffionarien eine —— ſchwere Gefangenſchaft erdulden mußten. Es wurden ihrer damals fuͤnf und zwanzig nach zen. Kanton verbannet, und nur viere durften am Hoſe bleiben. Indeſſen behauptet der Ver⸗ faffer doch, daß die Rache ihre Feinde verfolget Habe; Daß der erfte Regent, als der vor« nehmfte Berfolger, eines natürlichen Todes geftorben ſey 7), da man hingegen den zweyten zu einem blutigen Tode verdammet, feinen dritten Sohn in Stücken gehauen, und die übri- gen enthauptet habe; daß. Jang-quang-fpen, der Urheber diefer Verfolgung, den man an bie Stelle Adams zum Präfidenten von dem Gerichte der Meßkundigen gemacht hatte, abgefeget, und zum Tode verurtheilee worden fey ; daß der Raifer in Betrachtung feines hoben Alters, dieſen Ausfpruch in eine Verweiſung verwandelt habe, und daß er auf ſeiner Reiſe an einem Peſtgeſchwuͤre geſtorben fey. Verbieſt wird Ein Zufall, der fich wenige Jahre hernach zutrug, brachte die Miffionarien wiederum erhoben. in Gunft, Es hatte nämlich ver Kaifer eine große Menge Fehler in dem Kalender ent- i det, k) Das iſt, tie es die Miffionarien lehreten. fionarien im V Bande a. d. 420 S. eriviefen wors 7) Man fehe nur, wie ungereimt diefes if! Iſt den ift, daß die Erzählung yon diefem Munderzeis + es denn wohl wahrſcheinlich, daß fie die Plage dem «hen falſch ſey: fo kann man die ganze Nachricht ungerechten Ausfpruche twider die Miffionarien zu⸗ für falſch anfehen, tie fie es auch aus eben der ſchreiben, und doch an ihrer State die Schuldigen Stelle zu ſeyn Scheint. in Freybeit ftellen follten ? n) Der Verfaffer gedenkt weder der Zeit, wenn m) Da #8 aus dem Beugniffe eines andern Mif: diefe XV Buch. V Capitel. 403 deckt. Einige Perſonen, die um ihn waren, riethen ihm, daß er die Europäer zu Ratbe BKatholiſche ziehen ſollte. Sie wurden alſo geholet, und man übergab dem Verbieſt den Kalender, Keligion. daß er ihn verbeffern follte. Er that dieſes, und wurde zur Belohnung, wie ſchon zuwr erzaͤhlet worden iſt 0), zum Praͤſidenten von dem Gerichte der Meßkundigen gemacht, wel— che Stelle durch die Ungnade und den Tod des TJang-quang-fyen erledige worden war, Kurz hernach ließ der Kaifer einen Befehl ausgehen, und lud jedermann ein, der unter feiner Minderjährigfeit Gewalt und Unrecht erduldet hätte, daß er fich an ihn menden und Huͤlfe bey ihm ſuchen follte. Verbieſt ergriff diefe Gelegenheit, und gab eine Bittſchrift ein, worinnen er vorftellte, wie fehr man fein Anfehen gemisbraucht hätte, da man die Miffionarien verbannet und ihre Lehre verdammer haͤtte. Won dem einen Gerichte wurde diefelbe verworfen; ‚ein anderes aber erflärte ſich, daß das chriftliche Geſen unrecht: mößiger Weiſe verdammer worden wäre; daß es gut waͤre, und nichts lehrete, was nicht mit dem Wohl des Staats p) befteben Könnte, Dem zu Folge wurden die chriſtlichen Großen wiederum in ihre alten Pfäge eingewie⸗ Die Miſſis⸗ ſen. Verbieſt wurde wiederum zu ſeinen Ehrenſtellen erhoben, die Miſſionarien wurden a zurüd berufen, und im Jahre 1671 wiederum in den Beſitz ihrer Kirchen eingefegt. In dem eingefeßst. Defehle wurde allen Untertanen des Reichs verbothen, den Fatholifchen Glauben anzuneh- men. Dem ungeachtet wurden noch in eben diefem Jahre, außer dem Bruder der Mur- ter des Kaifers, und einem von den acht tartariſchen Generalen, auf: zwanzigtauſend Chi⸗ neſen getauft. Nach dieſem wurde Verbieſt nach Hofe berufen, und unterrichtete den Kaiſer zwey Die Miſſion Jahre lang in der Meßkunſt. Bey Gelegenheit eines Buchs, das ein Mandarin an das bat guten &icht geftellee hatte, wirkte er einen Befehl aus, daß niemand das Chriſtenthum mit dem Fortgang. Namen einer falfchen Religion belegen follte, Er fegte ſich auch dadurch noch mehr in Gunſt, daß er, da die chineſiſchen Canonen bisher von Eifen geweſen waren, Teichte eherne Eanonen erfand, die man über die Gebirge führen Fonnte, und wodurch die Tartarn die Verſchanzungen des berühmten chinefifchen Feldheren, U fan gbey, bezwangen, der erft- lich die Tartarn herein gelocft ‚Hatte, und hernach felbft einen Aufſtand wider fie erregte, Diefe Begebenheit brachte den Frieden zumege, und befeftigte ven Rangebi ſicher auf feis nem Throne g). Da Derbieft in ver Gnade des Kalſers immer mehr befeitiget wurde: fo Famen die Mifftonarien auch bey den Großen in Anfehen, und die Anzahl der Reubekehr⸗ ten nahm fo gefchwind zu, daß er nach Europa fihreiben ‚, und feine Brüder einladen mußte, daß fie an feinen Arbeiten mic Theil nehmen follten, Durch diefe Briefe erlangte er ein Dankfchreiben von dem Pabfte wegen feines Eifers. Der König von Frankreich, Ludwig XIV, wurde dadurch aufgemuntert ‚ nicht allein die Willenfhaften zu befördern, fondern auch zu gleicher Zeit den katholiſchen Glauben fortzupflanzen und in eben der Ab- fiche Miffionarien auszuſchicken. "Eee 2 Dem diefe Dinge geſchehen find, noch auch, aus was fuͤr) Diefes iſt falſch, wenn durch das Chriſten⸗ Urſachen das Urtheil uͤber dieſe Perfonen ausge- thum der katholiſche Glaube verſtanden wird. Sie ſprochen worden ſey; ohne Zweifel darum, damit wurden davon auch zuleßt überführer, und dieſes man um fo viel mehr glauben möge, fie wären unz war die Urſoche ‚ daß die Miffionarien vertrieben mittelbar wegen ihres Verfahrens wider die Mies wurden. fionavien verurtheilet worden, - g) Du Haldens China, auf her taten und fol- 0) Siehe zuvor a.d. 298 ©, genden Seite, 404 Beſchreibung von China. Katholiſche Dem zu Folge wurden ſechs Jeſuiten aus der großen Anzahl dererjenigen, die ſich ‚Religion. meldeten, hierzu erwaͤhlet. Dieſes waren Fontaney, Tachard, Gerbillon, How Die fremoſi ver, le Comte, und Visdelou. Sie wurden in die Afademie der Wilfenfchaften auf fen Zefui- genommen und mit mathematiſchen Inſtrumenten, ordentlichen Befoldungen und praͤchti⸗ ten. gen Geſchenken, verſehen. Im Maͤrz 1635 ſegelten fie als Meßkundige des Königs, von Breftabr). Tachard wurde in Siam zurüc gehalten, wohin der Ritter von Chau⸗ mont als Gefandter abgegangen war. Die fünf übrigen ſegelten nach Ning⸗ po in China, fort, Als fie dafelbit angelangt waren: fo fanden fie einige Hinderniffe von Seiten des Unterfönige, Durch die Vermittelung Verbiefts aber, wurden fie bald hierauf nad) Hofe berufen. Im Hornunge 1688 langten fie vor Pe⸗-king an. Ehe fie aber hinein fom- men konnten, farb diefer Jeſuit. Man erzähler uns, er habe beftändig unter feiner Amts- Eleidung eine haͤrne Kutte getragen, oder fich mit einer eifernen Kette gegürtet „ die mit Stacheln beſetzt geweſen waͤre 7) 5: er fen auf Faiferliche Koſten prächtig'zur Erde bes ſtattet worden; und Se, Majeftät Härten ſelbſt eine Lobrede auf ihn verfertiger, welche der Verfaſſer nebft der Ordnung feines Leichenbegängnifles, mit beygefügt bat. Grimaldi, ein italienifcher Jeſuit, war fein Nachfolger als Präfidene von dem Gerichte der Meß⸗ fundigen. Sie werden Den zıften März wurden die franzöfifchen Miſſionarien Sr. Majeſtaͤt vorgeftelle, bey Hofe em welche den Berbiklon und den Bouvet, um ihre Perfon zu behalten, geruberen. Nach- Pfangen. . denm fie die tartariſche Sprache erlernet hatten: fo brauchte er den erſtern und den Pereyra, einen andern Jeſuiten, als Dollmerfcher bey feinen Abgefandten, welche nach Ni-po⸗ chew oder Nerchinskoy gefchicher wurden, um mic den Kuffen wegen der Gränzen bey- der Neiche , in Unterhandlung zu treten. Sie trugen fehr vieles mit zu Schließung des 2 * in welchem Nak⸗ ſa an dem Fluſſe Amur ss), den Chineſen abgetreten und geſchleift wurde. ——— — 4 * ee * Nach dieſem gieng Kang⸗hi unter der Anfuͤhrung des Thomas, des Gerbillon und des Bouvet, den ganzen Umfang der Meßkunſt durch. Er unterhielt ſich mit ihnen, gieng auf das vertrauteſte mit ihnen um, und ließ fie oft auf einem Stuhle neben ſich ſitzen. Sie überfegten und verfertigten Bücher für in. Er feste feine Arbeiten in den Willen» ſchaften fünf Zahre lang fort, umd verband allemal die Ausübung mit den tehrfägen. Hier durch wurde er ein fo gefchickter Meßkundiger, Daß er ein Buch von der Feldmeßkunſt für feine Kinder verfertigen, und fie felbft unterrichten konnte. Eine neue Ungeachter die Miffionarien am Hofe in folder Gunft bey dem Kaifer ftunden , fo Verfolgung wurde doc) ihre Religion nur bloß geduldet, und die Mandarinen in den Provinzen wa- ven ihnen von Matur abgeneigt, entweder, weil fie diefelben als Fremde, und Urheber von allerhand Neuerungen anfahen , oder weil fie von den Bonzen Dazu gereizet wurden, Die - Miffionarien waren alfo beftändig in Gefahr einer Verfolgung. Diefe brach endlich zu Hang ⸗chew⸗fu in Che-Fyang, mit Gewalt aus, wo der Unterfönig und andere Manz darinen, den Befehl von 1669 erneuerten, die Ausübung der katholiſchen Religion unter ſchweren Strafen verbothen, und fie als eine falfche und ſchaͤdliche Seete befchrieben. Man bemaͤch⸗ Siehe ihre Reiſe im V Bande, a.d. 427 S. Allein, wir haben zu deſſen Beſtaͤrkung nichts, ald - s) Diefes heißt, obſchon in einen fehr gerins das Wort des Jeſuiten: denn man hat fie niemal gen Grade, die Strenge der Bonzen erreichen, zu fehen bekommen, — XV Buch. V Capitel. 405 bemaͤchtigte ſich verſchiedener Kirchen, und gab ſie den Bonzen. Unſer Verfaſſer ſpricht : Katboliſche die Rrenze wurden zerbrochen, die Altäre verunheiligt, und die heiligen Bilder Keligion. dem Muthwillen der Ungiaͤubigen überläffen. Cine große Menge von Neube⸗ kehrten, und der Jeſuit, Intorcetta, wurden vor die Gerichte geſchleppt, einige davon wurden gefangen geſetzt, und andere graufam auf die Fußſohlen gepruͤgelt. Gerbillon, der damals in der Tartarey auf den, Kaifer wartete, wendete ſich an den wird wider Fürften Sofan, der ein naher Anverwandter von Sr. Majeftät, einer von feinen erften fie erregt. geheimden Räthen, und Großmeifter des Pallaftes war. Dieſer Fleine König fhrieb | zween Briefe an den Unterfönig, die aber wenig ausrichteten. Die Miſſionarien ent fchloffen fich daher, bey dem Kaifer felbft Gehör zu ſuchen. Dieſer Meß ihnen folgende feltfame Antwort zurück fagen: Er müßte ſich wundern, daß fie von ihrer Religion P eingenommen wären, und fich fo viel mit einer Welt zu fchaffen machten, in der fie doch niemals gewefen wären. Sein Rath wäre, daß fie ſich das ges genwaͤrtige Leben zu Nugze machen follten. Er fegte hinzu: Fuer (Bott wird gewiß mit der Pein nicht zufrieden feyn, die ihr euch felbft machet, und er ift mächtig genug, fich felbft Berechrigkeit zu verſchaffen· ob ibr euch ſchon nicht felbft darum befümmert, Die Mifftonarien waren bey einer folchen Bothſchaft als vom Donner gerührer, und ließen ihrer Betruͤbniß und ihren Klagen, an dem’ Thore des Pal- laftes auf ven Knien, freyen Lauf. Als dem Kaifer diefes gemeldet wurde: fo ſchickte er einen von feinen Bedienten an fie ab, und ließ ihnen fagen, es wäre fein anderer Weg, die Verfolgung zu verhindern, als wenn entweder er den Linterfönig in geheim beftrafte, oder fie einen günftigen Ausſpruch von den Tribunalen erhielten. Sie erwählten den Ießtern Weg, festen eine Bitrfehrift auf, und überfchickten fie ine Der Urs > geheim dem Kaifer, daß er fie durchſehen follte, Weil aber dieſer große Monarch glaubte, theils ſpruch daß fie nicht nadjdrücklich genug eingerichtet wäre, um einen Eindruck auf die Chineſen zu det Serigte / machen : fo war er fo übermäßig gnädig, daß er felbit eine in tartarifcher Sprache auf feste A), und fie den Miffionarien zuſchickte, daß fie darinnen ändern möchten, was ihnen gefiele. Die Bittſchrift wurde Seiner Majeftär an einem Verhoͤrtage von den Jefuiten Pereira und Thomas überreichet, Als fie aber bey dem Gerichte der Eeremonien eingege- ben wurde: fo fiel der Ausſpruch dahin aus, daß den vorigen Befehlen nachgefommen wer—⸗ den müßte, Der Kaifer nahm Diefes Urtheil übel auf, verwarf es, und befahl den Man: darinen, daß fie es noch einmal unterfüchen ſollten. Dieſes hieß feine Meynung deut: lich genug eröffnen. Allein ihre andere Antwort war nicht gefälliger, als Die erſtere. Da Seine Majeftät befanden, daß fie völlig wider die Miffionarien und wider ihre Reli— gion eingenommen waren: ſo entfehlofien fie fich, das Urtheil zu unterzeichnen, Damit fie ihre Unterthanen nicht zu febr aufbringen möchten. Doch hatte der Kaifer Mitleiden mit den Jeſuiten, die bey ſo widrigen Umſtaͤnden ſolche Beaͤngſtigungen ausſtehen mußten, und dieng deswegen mit dem Fuͤrſten Soſan zu Rathe. Dieſer redete ihm zu, daß er bey dieſer Gelegenheit feine Gewalt brauchen ſollte, und nahm es ſelbſt über ſich, die Mandarinen - auf gefälligere Gefinnungen zu bringen, 2), 5 Eeez ; Diefem 09 So heißen ihm die Ruſſen. Die oflihen 5) Der Verfaſſer füget eine Ueberſetzung davon artarn nennen ihn Saghalian Ula, und die mit bey. Wineſen Se⸗long⸗kyang oder den fehwarsen 2) Du Haldens China, auf der 19u. f. Seite, Drachenfluß. / Beibolifche eligion. a wird umges ſtoßen. 406 Beſchreibung von China. Dieſem Rathe zu Folge ließ der Kaiſer eine Schrift ausgehen, die an die Kolaue und an die Glieder des Li⸗pu gerichtet war. Darinnen erflärte er feine Willensmeynung, daß nämlich alle die vorigen Ausfprüche wider das chriftliche Gefeg zerriffen und verbrannt wer- den ſollten. Soſan fand fich in der Verſammlung mit ein; und ob er gleich Fein Bekehr⸗ ter war: fo £rieb er doch die Sache der Miffionarien fo eifrig, und erflärte die zehn Gebo— the ſo nachdrücklich, daß fie geſtunden, es wäre bey einem folchen Geſetze feine Gefahr zu beforgen #), und daher fällten fie folgendes Urtheil: daß die Miffionarien wegen ihrer Ber- dienſte einige Achtung verdienten ; daß fie Feiner Unſittlichkeit fehuldig wären, und auch nie- manden Schaden zugefügt hätten; daß ihre Lehre in feinem Stücke der Lehre der falfchen Secten gleich wäre, und auch im geringften nicht auf die Beförderung einer Empörung abzielte; man follte v) ihnen alfo erlauben, Kirchen zubaben, und ihre Religion eben fo frey zu predigen, als die Bonzen hun bürften. Der Kaifer unterzeichnete diefe Schrift den zweyten März im Jahre 1692, und ließ dieſelbe durch das ganze Reich hindurch befannt machen. Doc) riet er den Miffionarien, daß fie an ibre Brüder in der Provinz fehreiben follten, damit fie nicht zu viel auf diefe Gnade bauen, fondern fich fo vorſichtig aufführen inöchten, daß bey ihm Eeine Rlage Über fie einlaufen möchte, Die Miſſion dat guten Fortgang. Endlich wird fie zerftöret; Daraus fonnten fie, wie unfer Verfaſſer fpricht, fehen, daf er das Chriſtenthum nicht, ohne fich felbit einige Gewalt anzuthun, gebilliget w), und dadurch) alle feine Staatsabfich- ten feiner Neigung gegen die, Miffionarien aufgeopfert hatte u. ſ. w. x), Diefe den Miffionarien zugeftandene Freyheit vermehrte die Anzahl der Neubekehrten, und zog viele Jeſuiten aus Frankreich dahin. Ludwig der XVte beftimmte ein jährliches Einfommen von neuntaufend zweyhundert Livres für zwanzig Jeſuiten in China und Indien. Der Kaifer fuhr fort, die Willenfchaften zu treiben. Indeſſen wurde er von einem bög- artigen Sieber überfallen, worauf kurz hernach ein dreytägiges Fieber folgte. Gerbillon und Bouvet beilten ihn von beyben. Zur Belohnung fehenfte er ihnen ein großes Ge- bäude in dem Whang ching, ober dem erften Hofe feines Pallaftes, nebft der Hälfte eines daran ftoßenden Feldes, worauf fie eine Kirche bauen follten, und funfzig Unzen Silber, ym das Werk auszuführen, Ueberdieſes wies er ihnen einen Theil von den Baumaterig- lien an, und beftimmte gewiſſe Mandarinen, welche die Aufjicht über den Bau haben foll- ten. Man brachre vier Jahre mit Aufführung und Ausſchmuͤckung diefes Tempels zu, welcher dem Anſehen nach eines von den fehönften und vegelmäßigften Gebäuden in dem ganzen Morgenlande it, Kaum aber war man im Chriftmonafe des Jahres 1702 mit dem Baue zu Stande gefommen: fo fhaten die Eenfores in dem Neiche Borftellung, daß diefes Gebäude zu ausfchweifend wäre, und umgeriffen werden müßte, weil dadurch ein Eingriff in die Geſetze geſchaͤhe. Allein der Kaifer geborh ihnen, ftill zu ſchweigen, und er Elärte ſich, Daß es auf feinen Befehl gefchehen wäre, um ihre Dienſte zu belohnen, Bisher fihien alles für die Miffionarien gut zu gehen. Die Streitigkeiten aber, wel- ehe unter ihnen über den Verſtand der Worte Tyen und Schang⸗ti entftunden, feßten alles wie⸗ u) Es wuͤtde auch keine Gefahr bey dem Pabſtthu⸗ Heiligen, dev Bilder, und der geweihten Hoſtien, me zu beforgen feyn, wenn es nur den zehm Gebos und die Gewalt, in allen Fällen zu difpenfiren, then gemäß ware, Es kann aber in ber That nichts rechnen. _ allen Hauptartikeln mehr zuwider fepn. w) Diefes erhelfet aus verfchiedenen andern Bey ⸗ v) Hierzu kann man noch die Anbethung der fpielen in du Haldens IE Bande a. d. 326 a on: XV Buch. V Capitel. 497 wiederum in Verwirrung, und brachte ihrer Religion mehr Nachtheil, als alle die Ver- Katholiſche folgungen, denen fie ausgefegt getvefen war. Da bereits eine Nachricht von dieſer Strei⸗ ‚Zeligion. tigfeit gegeben worden ift )) welche fich mit der Verjagung der Miffionarien, und mit der - Vernichtung aller ihrer Arbeiten in China von mehr als hundert Jahren geendiget bat: fo wollen wir hier nur diefes anmerken, daß uns unfer Schriftfteller erzaͤhlet, es wären drey— hundert Kirchen zerftöret, oder zu unbeiligem Gebrauche angewendet, und dreymal hun» — derttaufend Epriften durch diefen Zufall der Wuth der Ungläubigen ausgefeget worden; ihre Religion wäre geftürzet worden, ohne bie geringfte Hoffnung, wieder einigen Eingang zu finden; indeffen wären in den Probinzen noch) drey Jeſuiten und einige Priefter, welche ſich unter den Bekehrten aufbielten , und leicht verborgen blieben, weil fie Chinefen wären; es würden auch jährlich geſchickte Catecheten an die verfchiedenen Kirchen gefender, um fie zu unterrichten, und mit gottfeligen Büchern zu verfehen z). Diefes find die Umftände, in welche die roͤmiſchkatholiſche Miſſion in China, durch und zwar auch einen Faiferlichen Befehl vom Jahre 1723 verfeget wurde, Bey diefer Gelegenheit wird eg durch vabſtli— nicht undienlich feyn, eine Anmerkung von dem Ueberfeger des du Halde mit beyzufügen, 9Einsriffe: Er ſpricht alſo: der römifche Hof, deffen Miffionarien durch eine Nachſicht des chinefifchen Monarchen, die ihres gleichen nicht har, fich in China feftgefeget hatten, konnte fich nicht damit begnügen, daß man fie duldete und ihnen geftattete, ihre Religion zu predigen ; ſon⸗ dern fie mußten ſich auch noch unterftehen, ven Fürften zu betrügen, dem fie alles zu danken hatten. Allein Rang.bi fah gar zu wohl vorher, mas für Folgen daraus entftehen wuͤr⸗ den, wenn er dem Pabite geitatten wollte, fich im geringften einiger Gewalt zu difpenfis ten anzumaßen, mo es die bürgerlichen Einrichtungen und Gefege anbeträfe. Er mußte wohl, wenn er ben Jeſuiten in einem Puncte nachgäbe, daß dadurch das Reich in Gefahr gefeget werden würde. Alſo erroählte er fehr weislich, daß er fich lieber gar derſelben ent⸗ [lagen wollte, Der Ueberfeser fährt fort: der Nutzen, den ich aus diefer Anmerkung ziehen will, Nüslihe beſteht darinnen: wären unfere europäifchen Fürften ehemals fo weife gewefen, als Rang Anmerkun⸗ hi: fo wäre die Fatholifche Kirche niemals fo ſtolz geworden, als bisher gefcheben ift; und I fie würde fich Feiner Gewalt angemaßet haben, Die von der weltlichen Gewalt unabhängig geweſen wäre, oder damit nicht beftehen fonnte &2), — Das ſonderli iffinarien ertheilten Religion ſehr geneigt geweſen fey. ans einer den DEI 3) Siehe im V Bande a. d. 542 Seite. x) Und doch fiellen dieſer und die übrigen 2) Du »aldens China, auf der 28 u.f. Seite, Jeſuiten, die mit oder unter einander ſelbſt nicht #2) Siehe bie Anmerkung zu dem du Balde, einig find, den Kaifer fo wor, ale ob er ihren auf der 37 Seite, * 408 Boceſehreibung von China. m... Da8 VI Kapitel, Von der bürgerlichen Einrichtung und Regierung von China. Der I Abfhnitt, Alterthum und Größe der chinefifchen Monarchie, Die alte hinefifche Geſchichte iſt ſehr ungewiß. Wo iſt ſchwer, zu urtheilen, wo die Wahrheit verborgen fie außer Zweifel geſetzet iſt. Die Miſſionarien liege. Groͤße des chineſiſchen Reichs. Zinsbare gehen in ihren Meynungen von einander ab, Es Länder, Verzeichniß der Dynaftien. Die alte chi⸗ S': fheint zwar ein fehr altes Sand zu ſeyn; und die Gefehichtfchreiber deſſelben ba- neſiſche Ge⸗ ben ihrer Monarchie einen ſehr fruͤhzeitigen und prächtigen Urſprung beygelegt x in⸗ ſchichte deſſen iſt es doch noch lange nicht klar genug, wenn es zuerſt bevoͤſtert worden ſey, oder wenn die Chineſen angefangen haben, ſich, als ein beſonderes Wolf, einigermaßen her⸗ vorzuthun. Die gemeine Meynung iſt, daß Fo⸗hi die Monarchie geftiftet babe. Nach ihrer Erzählung fing ex feine Kegierung zweytaufend neunhundert und zwey und funfzig Jahre vor der hriftlichen Zeitrechnung an. Andere, die für die Ehre ihres Baterlandes mehr Eifer zeigen wollen, fegen ihren Anfang viele Jahrhunderte weiter zurück. Wer aber ihre Jahrbücher mit einem critifchen Auge betrachtet, der findet Kaum genug zu weitläuf: tigen Ausführungen. iſt ſehr unge: Foehi wird von ihren Schriftſtellern alſo vorgeſtellet, als ob er den Körper. von einer wiß Schlange gehabt Hätte 2). Wie lange er und feine Nachfolger vegieret haben, weis man nicht. Man vechner aber fünfhundert und fünf und neunzig Jahre von dem Antritte feiner Regierung, bis auf die Negierung des fiebenten Raifers Yau. Diefer foll zwey und fieben- zig Jahre regieret haben: fein Nachfolger Schun aber fünfzig Jahre. Diefen neun Kai: fern, melche vor den zwey und zwanzig Gefchlechtern ihrer Könige vegieret baben, fihreiben fie alle ihre Geſetze und ihre Wilfenfchaften zu; wie auch ihre Einrichtungen in der Negie- rung, der Sittenlehre und der Religion; ihren Aderbau und ihre Manufacturen, nebft den verſchiedenen Werkzeugen, die zu jeder Kunſt erforderlich find. Allein diefe Dinge die: nen nur, ihre Geſchichte verdächtig zu machen , wie der Leberfeger des du Halde in einer Anmerkung urtheilet. Er fpricht: „ viele von den erften Regierungen feheinen erdichtet, „ober von den erften chinefifchen Geſchichtſchreibern aufgefchrieben zu ſeyn, theils um ihrem » Volke in Anfehung des Alterthums, der Weisheit, guter Sitten, nüglicher Gefege und „anderer Vortheile, den Vorzug zu geben; theils, um Mufter und Benfpiele für die Für: „sten, zur Nachahmung zu liefern. „_ Der Ueberfeger fährt fort: „es fheint fehr ſelcſam „zu ſeyn, daß nicht nur alle ihre Wirfenfchaften, ſondern auch alle ihre Künfte und Hand: „werkszeuge, und diejenigen ſogar, die zu ihrem Pfluge und zu ihrer Küche gehören; von „ihren erſten Kaifern erfunden feyn follen; als ob in diefen erſten Zeiten eine andere ge- „ſchickte und fähige Leute unter ihnen gewefen wären, „ d), Wir möchten auch binzufe: | ) gen, a) Scinnung, einen Dchfenfopf, nebft andern b) Du Haldens China, I Band, a, de 132 © Mährchen. Siehe Couplets Tab. Chren, Mon. Anmerkung %. Sinic. præf. p. ı0. 3 €) Siehe zuvor auf der 285 Seite. XV Buch, VI Capitel. | 409 Sen, es ſey unwahrſcheinlich, Daß fie fo zeitig, und ohne mit andern Völkern den gering Alterthum - ften Umgang zu haben, Dinge zu einem ſolchen Gipfel der Vollkommenheit gebracht Haben von China. follten, worinnen man fie jego findet, j Dem ſey nun aber wie ihm wolle: fo verwirft doch eine dritte Partey unter den Chi⸗ nefen die erften fieben Kaifer, als ungewiß, und fängt die Monarchie mit dem Bau an. Bon deffen Regierung an find, wie man uns erzählet, die Nachrichten ihrer Gefihicht: ſchreiber fehr genau und zufammenhangend. Schriftſteller, die zu gleicher Zeit lebten, has’ ben fie fortgepflanzet; und durch die Bemerkung der Zinfterniffe, deren in ihren Jahrbü— ern gedacht wird, werden fie noch mehr befräftige. Der erften Zinfterniß geſchieht unter der Regierung deg vierten Kaifers von der erften Dynaftie oder Hya, Chong⸗kang, zwey⸗ taufend einhundert fünf und funfjig Sabre vor der Geburt des Heilandes, Meldung. Gie ift aud) von den europäifchen Sternfehern beftätiget worden c). Im Fahre 1729 wurde zu Nom von dem Fouquet, einem Titularbifchofe von Eleu⸗ Wo fie außer tberopolis und ehemaligen Sefuiten und Miffionarien, ein chronologifches Verzeichniß von. Zweifel geſe⸗ drey Bogen an das Licht gefteller. Dieſes gieng nicht weiter hinaus, als bis auf die Re- er iſt. gierung des Lye⸗ vang, vierhundert und zwanzig Jahre vor Chriſti Geburt. Der Ber- faffer davon war ein junger fartarifcher Herr, mit Namen Yyen, der in der Öefchichte wohl bewandert war, und im Jahre 1720 Unterfönig von Ranton wurde, Er nahm es aus dem Rang-mu oder den großen chinefifchen Jahrbuͤchern, deren Verfafler mit anmer- ken, daß die Zeitrechnung vor diefer Zeit nicht zulänglich gewiß zu feyn fcheine , wenigſtens was den Anfang und das Ende der Negierungen, und die Folge der Jahre betrifft, wenn man fie mit dem Ayartfe, oder mit dem chinefifchen Cyclus vergleicht 4). Die meiften von den Miffionarien hegen eine gleiche Meynung, und gründen ſich vermuthlich auf das Anfehen des Rangemu. Souquer Hältdiefes mit für einen von den größten Vortheilen, die man aus dent von ihm herausgegebenen Berzeichniffe fchöpfen Fann, daf die Zeirrechnung der chinefiz ſchen Geſchichte, fo weit fie unverfälfche ift, bis auf vierhundert Jahre vor Chriſti Geburt fefigefezer werde, Er fpricht ferner: es wären einige, die nicht ohne ftarke Bründe glaubren, daß man cs bierinnen noch weiter bringen Fönnte. Er gefteht, daß das chinefifche Volk beynabe fo alt fen, als die Suͤndfluth: er leugnet aber, daß ihre Gefchichte vielen Glauben verdiene, wenn man über vierhundert Jahre vor Chriſti Geburt binaufiteige. Und diefe Meynung iſt iso, wie Fourmont fpricht, fehr ges mein unter den ſeſuitiſchen Miſſionarien. Eben diefer Verfaſſer merfet an, daß Maigrot, Bifhof von Conon, nicht glau: Die Miſſio⸗ bet, dag der hinefifche Cyclus fehr alt ſey. Er fpricht, man hätte keinen Grund, ihn narien find dem Whang⸗ti, dem zweyten von dem Fo⸗hi, zuzufchreiben; und der Verfaſſer der eben — gemeldeten Jahrbücher Hätte ihn zuerſt in Jahre und Jahrhunderte gebracht, da man ihn : Juvor nur zu Zahlung ber Tage gebraucher Härte. Er giebt zwar zu, daß die drey erfien Geſchlechter, ja auch Schun, Nau, Fo⸗hi und Schin⸗nung in der Welt geweſen find: allein er leugnet, Daß die Zeitrechnung der alten Zeiten geroiß fey, und glaubet, der Ge— ſchichtſchreiber habe ſowohl die Jahre, als auch die Finſterniſſe e), nach feinem Gurdünfen eingerichtet, Pie d) Du Haldens China, auf der 133 und folgen: e) Diefes kann nicht feyn. Denn man bat ge den — „er finden, daß fich bie Finfterniffe in denen Jahren Allgem, Reiſebeſchr. VI Band. Fff zugee * * Beſchreibung von China. Zeitrech⸗ Premare theilet, in einem Briefe wider den Renaudot ) die chineſiſche Zeitrech⸗ nung »on nung in bie fabelhafte, ungewiſſe und ſichere ein. Dieſe Anmerkung hat er aus ven beruͤhm⸗ Ebina, — teſten unter ihren Gefchichtfehreibern genommen, welches Feinde aller Parteylichkeit find. Diefe Halten den Zeitraum zwiſchen dem Fo⸗hi und dem Ghey⸗lye⸗vang g) für ungewiß, nämlich fo, daß man ihn nicht in eine genaue chronologiſche Ordnung bringen fönne: die Zeit vor dem Sorbi aber fuͤr fabelhaft. Doc) gefteht er, daß China mehr als zweytaus ſend einhundert und fünf und funfzig Jahre vor Chrifti Geburt bevölfert geworben fen; und davon halt er die Sonnenfinfterniß, die ſich in diefem Jahre zugetragen hat, und deren in der chineſiſchen Geſchichte gedacht wird, für einen unmiderfprechlichen Beweis A). in ihren Da diefe Miffionarien nur ihre Meynung von der chinefifchen Zeitrechnung anführen, Meynungen. aber Feine befondern Gründe beybringen : fo dienen fie nur, Ziveifel bey ihren Leſern zu errer gen. Man mißt ihnen bey, daß fie Diefe Einwürfe der Religion wegen machten, und in den Gedanken ftünden , wenn man bie chinefifche Zeitrechnung gelten ließe: fo würde man dadurch Die Wahrheit der biblifchen Zeitrechnung nach dem Hebräifchen umftoßen, und ben Anfang der Monarchie beynahe ſechshundert Fahre über die Suͤndfluth hinaus ſehen. Auf der andern Seite glauben einige, weil man noch zwo andere Zeitrechnungen hätte, nämlich die famaritanifhe und der fiebenzig Dollmetſcher ihre; welche die Suͤndfluth viele hundert Sabre weiter hinaus feßten, und wenigftens eben fo viel, wo nicht noch mehr Anfehen haͤt⸗ ten: fo müßte man lieber einer von Diefen beyden folgen, als die chineſiſche Zeitrechnung verwerfen, Es ift ſchwer, Diefes iſt die Meynung der meiften neuern Gelehrten, und unter andern auch des Biefesquent: Herrn Fourmont, ber die Gewißheit der chinefifchen Zeitrechnung und Gefchichte, wider ſcheiden, die Einmwirfe der Jeſuiten, Die der entgegen gefegten Meynung zugethan find, vertheidiget, Er ſchließt alfo: 1 Confucius lebte zu den Zeiten bes Ling-vang, hundert undein und- vierzig Jahre vordem Bhey-Iyervang, und ſchrieb felbft das Chunsfpu, oder eine Gefchichte von zweyhundert Jahren. Die Zeitrechnung ift alfo achthundert und fünf und achtzig Jahre vor Chrifti Geburt, das ift, bis auf die Zeit des Li⸗ vang 5), oder noch weiter hinaus feftgeftellet. 2 Die Chinefen haben gemifle Zeitpuncte beſtimmmt, und die Finfterniffen an⸗ gemerfet : die Gefchichtfchreiber konnten fich. alfo in der Drdnung der Zeiten nicht betrügen A). 3 Er frager, warum die Zeitrechnung vor dem Ghey⸗lye wang nicht richtiger feyn follte, _ als die Zeitrechnung der Griechen, det fateiner, ja auch der franzöfifchen Jahrbücher, da die Chineſen mit fo vieler Sorgfalt gefehrieben hätten. was mit der Fourmont bedienet ſich noch eines andern Beweisgrundes fuͤr die chineſiſche Zeitrech⸗ Wahrheit nung, den er als einen Folgefhlug mit beybringe. Er merfet aber ganz vernünftig an, UN ohne eine fleißige Unterfuchung der mannichfaltigen Bücher, deren er in Anfehung der chi 4 neſiſchen Geſchichte gedenket, werde ein Critikverſtaͤndiger niemals im Stande feyn, ent⸗ weder von der Wahrheit einer Degebenheit, oder von ber Zeit, wenn Diefelbe vorgefallen ’ zugetragen haben, worein man fie ſetet. Man ) Lettres Edif. Ton, XIX. p· 437. koͤnnte fie aber wohl viele Jahrhunderte hernach, Z) Diefes ift eben der vorgemeldete Lye⸗vang. Nachdem fie fich zugetragen hätten, ausgerechnet ha⸗ h) Siehe Fourmonts Hiſt Crit. für Fhiſt. des ben, um fich deren zu Bemweisgründen bey ihrer Ge⸗ anc. peupl, Tom. IT. p. 402 fg. der in den Ans ſchichte zu bedienen, 2 merfungen Über des dm Halde China I Band * er XV Buch. VI Capitel. au iſt, mie Gewißheit zu urtheilen 2); und alfo koͤnnte der Streit wohl beftändig unentfchie- Bröße vor den bleiben. VUeberhaupt aber kann man doc) zugeftehen, daß die chinefifche Monarchie China. eben fo frühzeitig ihren Anfang genommen habe, als bie perfifche , griechifche , babylo= —— niſche, oder ſonſt eine andere, deren die griechiſchen oder lateiniſchen Geſchichtſchreiber gedenken. 2 no; * In Anſehung der Groͤße des chineſiſchen Reichs duͤrfen wir nicht glauben, daß daſſelbe Gröge des Beftändig von einerley Umfange gewefen ſey. Unter der Negierung des dritten Kaifers diueſiſchen Whangeti gränzte es gegen Mittag an den Ayang. Syn den legten hundert Jahren iſt Reiche: es fehr erweitert worden. Man erzählet uns, die Monarchie habe in der Provinz Schen⸗ſi angefangen, und nad) und nach zugenommen: die verfchiedenen Provinzen aber, aus wel- chen das Kaiſerthum igo beflünde, wären ehemals Königreiche geweſen. Man giebt zwar vor, als ob fie beftändig unter dem Kaifer geftanden hätten: es it aber nicht wahrfchein: lich, daß fie fich eher unter feine Borhmäßigfeit begeben haben ſollten, als bis fie dazu ges jungen worden find; und diefes hat Zeit erfordert, Von der Wehen; Yun: nan wird zugegeben, daß ſie erſtlich in den legten Zeiten erobert worden fey ; und in Fo⸗kyen findet Man noch immer die alte Sprache des Landes. Das jeßtregierende Faiferliche Haus hat zu dem Reiche die ganze oftliche, und einen großen Theil von der weftlichen Tartarey hinzu⸗ gethan, wozu das Gebiethe der Mongolen, oder Mogolen und Kalka, noch koͤmmt. Itzo gränzet das Kaiſerthum gegen Norden an den großen Fluß Sagbalian Ula, oder Amur. Bon hier an erftrecet es fh gegen Süden, bis an das ſuͤdliche Borgebirge der Inſel Hay⸗ nan /auf neunhundert franzöfifche Meilen. Außerdem finden wir viele Koͤnigreiche, als: Korea, Tongking, Rochinchina, Zinsbare Siam u. f w. welche dem Kaifer von Ehina zinsbar find. Dieſer feßer zuweilen ihre Länder, Könige ein, und beftätiget fie allemal, Wir wollen hier ein Berzeichniß von den erften Kaifern und von den zwey und zwanzig Dynaftien beyfügen, weil wir uns in dieſer Ber ſchreibung vielmal auf fie bezogen haben. : | : Die erſten Stifter des Reichs. ı Sobt, 7 Chi, Wie lange diefe fieben Kalſer vegie- 2 Schinmeng. | vet haben, weis man nicht m). 3 Wbangsti. 8 Nau regierte zwey und fiebenzig Jahre 4 Schuber allein, und acht und zwanzig Jahre in 5 Chwen⸗hyo · Geſellſchaft mit Schun. 6 Tito, 9 Schun regierte allein funfzig Jahr, Sffa Ä Ord⸗ der tzaſten Seite angefuͤhret wird. ) Fourmont am angeführten Orte auf der 404 i 18 dem Chewiſchen 405 und 411 Seite, —— er ) Einige von ihren Geſcichtſchreibern ſetzen 2) ent fie mir in geuugſamer Anzahl yorhans auch noch eine große Menge Kaiſer zwiſchen Go-bi ber wären. t a > und Mbangrti. ‚412 * Beſchreibung von China. Supfs Ordnung der Dynaſtien oder kaiſerlichen Geſchlechter m). ae a Nach dem du Halbe, Nach dem Sourmont o). —— | Dynaftien. Saifer. Dauer. | Anfang. Dauer. p flien. ı Kıya, 17 458 Jahr vor 2207 441 2 Schang oder Ting, 28 - 644 Chriſti 1766 664 3 Chw, 35 873 Geburt. _ım2 874 4 Tin, 4 ‚43 248 42 s den, : 235 426 206 425 6 4ew⸗han, 44 Jahr nach 220 4 7 Tin, 15. Chrifli 265 155 8 Song, 59 Geburt. 420 359 9 Ti, 5 23 79 23 10 Lyarig, 55 | 502 5 11 Chin, 33 57. 12 Schwi, 29 re 37 13 Tang, 289 ‚68 2% 14 Hew lyang, 16 wm 2urln DEN — u — 907 15 Hew⸗etang, 310; 93 23 16 Hew-tfin, 11 036.9) ıı . 17 Hew⸗han, 4 ; 937 4 18 Sewoschem, 9 951 9 19 Song, ‚319 960 328 - 20 Dwen, z ML > WAR "280 88 ! 2ı Ming, PD 26 0.68 27 22 Tfing, 92 3645 an... Der II Abſchnitt. Die Grundfäge der chinefifchen Regierung. Die Regierungsart ift vollfommen. Hauptgrund. ften. Die Tyranney wird von den Chineſen Gute Einrichtung. Beſchaffenheit der Für: veraͤbſcheuet. Die Regie⸗ If den verfhiedenen Muftern und Abriffen der Regierungsart, welche die Alten vorge⸗ rungeart ift bildet haben, werden wir vielleicht Fein fo vollkommenes und richtiges finden, als die vollkommen. chinefifche Monarchie. Und diefes ift um fo viel mehr zu bewundern, wenn fie, wie die Einwohner behaupten, gleich vom Anfange an eben die Stärke und Vollkommenheit ge: ‚habt hat, die wir io bey ihr finden, Dem fey nun wie ihm wolle; fo ift die Einrichtung der . m) Das hinefifhe Wort ift Chan, welches we⸗ Chau eines folhen Geſchlechtes. Alſo it Hya⸗ der eine Dynaſtie, noch ein Geſchlecht, uod) ein chat: das Chau des Hya, oder.der Zeitraum, wor⸗ Haus, nod) eine Nachfolges fondern eine gewiffe innen bie Hya tegieret haben. So fanet man, def Anzahl von Fahren bedeutet. Die ganze Zrit, in Schang⸗chaͤu, oder das Chau der Schang u- ſ. 1% welcher ein Geſchlecht geherrſchet hat, heißt. das Siehe Sourmonts Reflexions & Critiquen * XV Buch. VI Enpitel. ER) 413 der chinefifchen Regierung fo weislich ausgefonnen, daß fie nicht leicht wie andere Staaten, Beundfäre einen Verfall zu beforgen hat. Und folkte es ja gefchehen, fo bat fie in fich felbit die Mit, der Regie: tel, ihre urfprüngliche Stärke wieder zu erhalten. N? Die Ehinefen Haben nicht eher etwas von dem Namen einer Republik gehöret, als bis die Holländer zuihnen gefommen find. Sie fonnten fich auch gar nicht einbilden, mie ein Staat Ohne einen König ordentlich vegieret werden koͤnnte. ie betrachteten einen freyen Staat ‚ als ein Ungeheuer mit vielen Köpfen, das durch den Ehrgeiz, den Wankelmuth, und die verderbten Meigungen der Menfchen, zur Zeit einer öffentlichen Unorönung ober Verwir⸗ tung gebildet würde a). Die politifche Regierung in China beruhet bloß auf ber beyderfeitigen Pflicht der Hauptgrund. Eltern und Kinder, Der Kaifer wird ver Vater des Keichs genennet; der Unterfönig iſt der Water von ber Provinz, die unser ihm ſteht, und der Mandarin der Vater von der Stadt, worinnen er Befehlshaber ift, Die alten Weifen waren überzeugt, daß die tiefe Ehrerbiethung, welche den Kindern gegen ihre Eltern eingepflanzt wäre, ihr Gemürh zu einer vollkommenen Unterthänigfeie lenkte; daß diefe Unterthänigkeit die Ruhe in den Haͤu⸗ fern erhielte; die Ruhe in den Haͤuſern aber beförderte die Ruhe in den Städten ; und durch Diefe Ruhe würde den Empdrungen in den Provinzen vorgebeugt, und Die gute Ordnung durch das ganze Reich feit geitellet 6). Auf der andern Seite, da man den Kindern ihren Gehor- fam zu belohnen pfleget: fo hoffen fie, ihre Regenten werden fie auch als Väter lieben , fie gegen Gewalt und Unterdrückung fhügen, ihnen unparteyifch Gerechtigkeit wiederfahren lafen, und fie in der Noch tröften und unterſtuͤtzen. Und daher rühret es auch, daß die Einrichtung von China, ob diefes ſchon eine un Gute Ein: umſchrankte und vielleicht die deſpotiſchte Monarchie in der ganzen Welt ift, ſich dennoch richtung. auf fo vortreffliche Grundfäge gründet, und daß die verfchiedenen Aemter und Ordnungen in der Regierung fo richtig auf das gemeine Beſte abzielen, daß vielleicht Fein Volk in der Welt ift, welches eine vernünftigere Freyheit genießt, oder wo die Perfonen und das Ei- genthum beffer wider die Gewalt und Unterdrückung der Kronbedienten gefichert find, Da der Kaifer mit einer fo weitläuftigen Gewalt verfehen. iſt: fo glauben die Ehinefen, man koͤnne nicht zu viel Sorgfalt anwenden, um den Berftand und Willen des nächften Kron- erben recht zu bilden. Nach dem Confucius muß ein tugendhafter Fürft neun gute Eigenfhaften haben, Beſchoffen⸗ oder neunerley thun. Er muß erftlich ſich felbft vollkommen zu machen und zu regieren heit wiffen, damit er affen feinen Unterthanen zum Sührer und Mufter dienen koͤnne; zwey⸗ tens gelehrte und tugendhafte Leute ehren umd lieben, fleißig mit ihnen umgehen, und fie über die Reichgangelegenheiten zu Rathe ziehen; drittens feine Bettern, Anverwandten und alle übrigen Prinzen vom Geblüte lieben, ihnen die Gunftbezeugungen und Belohnungen jugeftehen, die fie verdienen, und ihnen zeigen‘, daß er fie allen übrigen Perfonen in fei- nen Herrfehaften vorziehe; viertens feinem Adel, der nicht aus koͤniglichem Geblüte her- \ Fff3 ſtam⸗ Phißoire des aneiennes peuples, Tome IL 9) Im Originale find diefe Zahl und die folge P. 397. - de aus Verſehen verlegt worden. ©) Ebendaſelbſt auf der 441 Seite, woraus dies r) Le Comtens Nachr. von China, a.d. 248 ©. binzugerban ift: 2) Im Originale aus Verfehen 236. s) Du Haldens Ehina, 0.d. 248 0.368 \ 414 ” Belchreibung von China. Grundſaͤtze ſtammet, mit Hochachtung und Höflichkeit begegnen, und fie zu Reichthume und Ehren befoͤr⸗ der Regie: dern, damit die Welt fehen möge, wie weit er fie gemeinen Leuten vorziehe; fünftens, rung , ſich mit feinen übrigen Untertanen gleichfam zu einem Körper machen, fein Herz dem ihris der Fürften. gen gleich machen, und fie als einen Theil von ſich felbft anfehen und hoch halten; ſech⸗ ftens, fein Volk mit wahrer Zuneigung lieben, ſich an ihrer Wohlfahrt und an ihrer Freude vergnügen, und fich über ihe Elend und über ihre Traurigkeit betrüben; fo, daß die ges ringſte Perfon in dem Reiche verfichert ſeyn koͤnne, daß fie der Landesherr als eines von ſei⸗ nen Kindern, liebe; fiebentens, alle Arbeiter und Künftler an feinen Hof einladen, da⸗ mit öffentliche und Privatgeſchaͤffte um fo viel geſchwinder zu Ende gebracht werden mögen; achtens, fremde Abgefandten liebfofen, und ihnen mit alfer nur erfinnlichen Höflichkeit und Freygebigkeit begegnen, Damit fie fehen mögen, daß er eine fünigliche und großmüthige Seele habe, au) Sorge tragen, daß fie mit völliger Sicherheit und Zufriedenheit in ihr tand wieder zurück kehren koͤnnen; neuntens, alle Großen des Keichs lieben, und ihnen auf fo eine Art begegnen, daß fie, an ftatt den geringiten Gedanfen von einer Empörung zu begen, als Bollwerfe und Feſtungen des Staats dienen mögen 2). Die Ausleger ſprechen: wenn ein Fürft diefe Lehren beobachter, fo wird er ſich einen großen Namen: mas chen, und der Abficht feiner Erhebung gemäß handeln, Die Tyran⸗ Die Chinefen haben den beftigften Abfcheu vor der Tyranney und 'Unterdrücung. ney wird ver⸗ Sie fagen: Diefelbe rühre nicht von der unumfchränften Gewalt eines Fürften ber, fondern abſcheuet. von ihren unordentlichen Seidenfchaften und von ihrem verkehrten Willen, der ſowohl der - Stimme der Natur, als auch dem Gefege Gottes zuwider handelte. Die Ehinefen ftehen in der Meynung, die Berbindlichfeit, unter welcher die Könige ftünden, ihre Gewalt niche zu misbrauchen, wäre vielmehr ein Mittel, fie zu befeftigen, als fie zu verlieren; und dee Zwang, den fie ihren $eidenfchaften anthun, verminderte eben fo wenig ihre Gewalt und ihr Anſehen hier auf Erden, ald eine gleihe Einfhränfung die Majeftät und Gewalt deg Allmaͤchtigen verringert, der um deswillen nicht weniger mächtig iſt, weil er nichts Boſes thun kann ). Der III Abſchnitt. Von der Gewalt und Hoheit des Kaiſers, und von dem kaiſerlichen Hauſe. 1. Seine Gewalt, Bathsverſammlungen und Siegel, Er kann Auflagen machen; einen Nachfolger er⸗ muß deswegen Vorwuͤrſe anhoͤren; man ſaget ihm waͤhlen; Aemter und Bedienungen vergeben; feine Fehler; fein Eigennutz. Er unterſuchet ale ſeine Raͤthe ohne Laͤrm veraͤndern; Todte adeln; les Staatsverſammlungen. Das kalſerliche Perſonen vergoͤttern. Fernere Gewalt. Er Siegel. Siegel der Fuͤrſten und der Quan. Er kann Auf⸗ ie Gewalt des Kaiſers iſt unumſchraͤnkt. Ob ſchon ein jeder vollkommen Herr uͤber ſein lagen ma- Vermögen iſt, und auf feinen Gütern frey von Beſchwerungen leben fan: fo kann chen; doch der Kaiſer feine Unterthanen mit Auflagen beſchweren, um, wo er es für dienlich be . findet, den Beduͤrfniſſen des Staats Dadurch abzuhelſen. Doch bedienet er fich diefer Ges walt nur felfen, und niemals ohne die aͤußerſte Noth. Man bat auch eine Gewohnheit, alfe 2) Magellans Erzählung von China, a. d. icz uw) Ce Eomtens Nachrichten von China, a. d u 248 Seite, . h u a * 3 * XV Buch. VI Capitel. 415 alle Jahre eine oder zwo Provinzen frey zu machen, daß ſie ihren Antheil zu den Auflagen Regie⸗ nicht mit beytragen dürfen, fonderlich, wenn eine davon durch Kranfheiten der Einwop: Lungsfor m ner viel ausgeftanden hat; oder wenn das fand wegen fhlimmer Witterung nicht fo viel erbauer bat, als gewöhnlich if, Es gilt fein Ausſpruch von irgend einem Gerichte, fo lange ihn der Kaifer noch nicht gut geheigen hat. Die Ausfprüche aber, bie von ihm ſelbſt herruͤhren, find unveraͤnderlich und unwiderruflich. — Die Unterkoͤnige und die Gerichte in den Provinzen, müffen fie eintragen, und unverzüglich an allen Orten ihrer Gerichtsbar- keit befannt machen, Er erwählet zu feinem Thronerben denjenigen von feinen Söhnen, den er für den ge- ſchickteſten Hält, ihm nachzufolgen. Und wenn er glaubet, daß feiner aus feinem Haufe fähig fey, gut zu vegievens fo nimmt er dazu einen von feinen Unterthanen, ben er für den würdigften dazu hält, Beyſpiele von diefer Art findet man aber nur in den älteften Zeiten a), Wenn er dem älteften Sohne einen andern vorzieht, der mehr Verdienfte hat: fo machet ex fich dadurch einen unfterblichen Namen, Geſchieht esaber, daß derfelbenachge- bends, wern er ſchon zum Machfolger erkläret worden ift, feine Pflicht nicht vecht beobachtet, oder etwas fehr unanftändiges begeht: fo ſteht es in der Gewalt des Kaifers, ihn auszu⸗ ſchließen und einen andern an feine Statt zu ernennen: denn fonft würde der gute Name des Kaifers Gefahr laufen. Derlegte Kaifer, Kang-hi, fegte auf eine fehr befondere Art feinen einzigen Sohn ab, den er mit feiner vechtmäßigen Gemahlinn gezeuge hatte, „weil er ein Mistrauen in feine Treue ſeßte. Man mußte mit Erftaunen fehen, daß der— jenige, der kurz zuvor dem Kaifer faft gleich gewefen war, mit eifernen Feſſeln beſchweret wurde. Seine Kinder und feine vornehmſten Bedienten wurden in eben dieſes Schickſal mit eingeflochten, und die öffentlichen Zeitungen wurden fogleich mit Manifeften angefül let, worinnen der Kaifer feinen Unterthanen die Urfachen hiervon befannt machte. Der Kaifev ſchaltet auf gleiche Are mit allen öffentlichen Bedienungen in dem Reiche, und iſt nicht verbunden, fie denenjenigen zu erteilen, welche die Gerichte hierzu vorfchla- gen, Doch beftätiget er gemeiniglich ihre Wahl, wenn er zuvor auf die Art, bie nachge— hends befchrieben werden foll ‚ Diejenigen geprüfer bat, welchen folche Bedienungen -durch das $008 zufallen koͤnnen. Die vornehmſten Ehrenftellen eines Tfong-tu, eines Unterfö- nigs u. ſ. w. werben allemal von dem Kaifer felbft befegt. Diefer erhebt fie, und feget fie wiederum ab, wie es ihre Fähigkeiten und Verdienſte erfordern. Denn es wird, überhaupt davon zu reden, Feine Ehrenftelle in dem Keiche für Geld verfauft, Selbſt die Prinzen vom Geblüte haben, ohne feine ausdruͤckliche Erlaubniß, fein Recht zu ihren Ehrenbenen- nungen oder Ehrenftellen. Wenn feine Aufführung der Erwartung des Volks nicht gemäß iſt: fo verlieret er, auf Befehl des Kaifers, feine Würde und feine Einkünfte, und hat kei— ſich einen Nachfolger erwählen; Aemter und Dedienungen vergeben; nen weitern Vorzug, als den gelben Gürtel, den Männer und Weiber, die aus Faiferlihem Gebluͤte herſtammen, zu fragen pflegen, welche nur eine mäßige Befoldung aus dem kai⸗ ferlichen Schage befommen 6). Solche Veränderungen würden in Europa heftigen Groll und Parteylichkeiten in dem Staate verurfachen. Allein, in China gefchieht diefes ohne die geringfte Unruhe. Es entſteht daraus nicht die geringfte Bewegung, wenn es für das gemeine Wohl geſchieht. und a) Siehe ein Beyſpiel davon zuvor a.d.21 S. 254 1 f & Du Kaldens China, a. b. 70 b) Te Comtens Nachrichten von China anfder und 242.8, bie Bedien⸗ ten ohne Lärm ver⸗ Ändern, Regie rungsform 416 SER Befchreibung von China, Und wenn es auch ſchon Wirkungen eines perfönlichen Haffes oder einer heftige eidenfchaft find: fo faffen ſich die Unterthanen dieſes wenig anfechten, wenn er die Staatebedienten abfeget, wenn er nur fonft überhaupt billig und gerecht regiert. Aus einer Begebenheit, welche fih in dem letzten Kriege mit den elutifchen Tar⸗ tarn zugeftagen hat, wird der Leſer einen deutlichen Beweis von der unumfchränften Ges malt des Kaifers ziehen koͤnnen. Der tartarifche Fürft hatte mit einer fleinen Kriegesmacht ein mächtiges Kriegesheer unter der Anführung des Bruders des Kaifers gefchlagen, und feinen Schwiegervater, der die Aufficht über Das Geſchuͤtz hatte, getoͤdtet. Kang-hi war nicht fo fehr bekuͤmmert über den Verluſt dee Schlacht, als um die Ehre feines Bruders, Todte adeln; und ließ denſelben ſogleich nach Hofe holen, um ihn vor einem Blutgerichte zu befragen, das er in ſeinem Pallaſte niedergeſetzt hatte. Der Prinz, der in allen andern Abſichten eine Perſon von beſondern Verdienſten war, ſtellete und ergab fi) mit einer ſolchen De— muth, als ob er der geringfte Kriegsbediente bey dem Heere gervefen wäre. Er wartete nicht erftlich, bis das Urtheil über ihn ausgefprochen wurde: fondern verdammte fich felbft, und befannte, daß er den Tod verdiener hätte, Der Kaifer fprah: ihr verdiener ihn auch. Allein, ihr muͤſſet den Tod, um eure verlohrne Ehre wieder zu erlangen, mitten unter den feindlichen Völkern füchen: nicht aber hier, mitten in Pe-Fing, wo diefes euer Unglück nur noch vergrößern würde. Endlich war. ver Kaifer ge: neigt, ihm Verzeihung wiederfahren zu laffen. Allein die Prinzen, die ſich in gewiffer maßen durch diefe Handlung felbit verunehret zu feyn glaubten, bathen den Kaiſer ernftlich, daß er feine aͤußerſte Macht anwenden und ihn beftrafen follte, Und fein Better, welcher der Berfammlung mit beywohnte, begegnete ihm mit fo vieler Verachtung, daß man es fich faum einbilden fann ce). . Die Gewalt des Kaifers erftrecfet fich auch über die Todten, denen er, als ob fie noch lebten, entweder Ungnade ober Ehre wiederfahren laffen kann, wenn er geneigt ift, fie oder ihre Haͤuſer entweder zu belohnen oder zu beftrafen, Manche machet er nad) ihrem Abfterben zu Herzogen, andere zu Örafen, und verleiht ihnen verfchledene andere Ehrenbenennungen d). Da er der oberfte Prieſter e) ift: fo kann er fie in die Zahl der Heiligen fegen, oder, wie man zu fagen pflegt, zu nackenden Beiftern machen. Manchmal bauet er ihnen Tem⸗ pel. Und wenn ihre Dienfte großen Nutzen gefchafft haben, oder ihre Tugenden fehr aus- nehmend gewefen find: fo befiehle er dem Volke, fie als Götter f) oder Göttinnen zu verehren. Ein Benfpiel hiervon finder man bey dem Kaifer Danzlye, zu deffen Zeiten die Jeſuiten zuerft nach China famen. Diefer Monarch hafte einen Ro⸗lau, den Hof: meifter des Erbprinzen , hinrichten laffen, weil ev ſich in ein Liebesverſtaͤndniß mit feiner Mutter eingelaffen hatte. Das Frauenzimmer nahm fo wohl den Schimpf als den Tod ihres Liebhabers fehr zu Herzen, befürchtete für fich ein gleiches Schickſal, wurde wenig Tage hernach Frank, und ſtarb. Der Kaifer wollte hierauf in gewiffermaßen den guten Na= men feiner Mutter Durch) außerordencliche Ehrenbezeugungen wieder berftellen, und erklärte fie ‚e) Le Comte Nachrichten von China, uf 5) Le Eomte auf der 257 Seite. Magellans ber 252 und folgenden Seite. Erzählung von China , auf der 255 Seite. d) Siehe zuvor, auf der 203 Seite bey der Ge: g) Der Bolau, defien Name Chang⸗kyn⸗ fehichte von den Vorfahren des Verbieft. cheng war, fehrieb eine Auslegung über die Vuͤ⸗ e) Siehe auf der 351 Seite. her des Confucius, welche für die eg ! XV Buch, VI Capitel. 47 fie feyerfich zu einer Kyew⸗ lyen ⸗/ pu⸗ ſa, das it, Goͤttinn von neun Bluhmen. Er bau⸗ Regie⸗ le ihe auch Durch das ganze Reich Tempel, wo fie unter diefem Namen angebethet wird, kungsferm tie die Buhlſchweſter Flora, bey den Römern g): . — Vor etwan vierhundert Jahren, ſchmeichelte ſich ein Bonze von der Secte der Tau⸗ tſe, die niemals ihr Haupt beſcheren, aber doch heirathen, durch ſeine Erfahrung in der Goldmacherkunſt und in den Zauberkuͤnſten 4), dermaßen in die Gunſt des regierenden Kaifers ein, daß diefer ihm Zeit feines Lebens für etwas mehr als einen Menfchen anfab, und ihn nach feinem Tode zum Gotte und Heren des Himmels, der Sonne, des Monden und der Sterne 7) ernennte, Rurz, die Gewalt des Kaifers erſtrecket ſich faſt über alles. Er kann die Geftalt Fernere Ges und Bildung ihrer Buchftaben verändern, die bereits eingeführten abfihaffen, und neue walt. bilden. Er kann auch die Namen der Provinzen, Städte und Häufer andern. Erfann verbierhen, daß man fich gewiſſer Ausdruͤcke oder Redensarten nicht bediene, und andere Hingegen wiederum einführen, die man als veraltet angefehen hat. Alſo gite fein Anfeben noch mehr als die Gewohnheit felbft, welche doch bey den Griechen und Römern in Sachen von diefer Art allein berrfihen follte, Altein, fo unumſchraͤnkt auch) feine Gewalt ift, fo wird fie doch durch eben das Geſetz, Er muß ſich wodurch fie ihre Stärfe erhält, im Zaume gehalten. Das Geſetz, worinnen feinen Unter- aber Doc) thanen vorgefchrieben ift, daß fie ihm einen kindlichen Gehorfam leiften follen, verbindet ER; ihn auch, ſich als ein zärtlicher Water gegen fie zu erzeigen. Die Chinefen urtheilen von —— den Verdienften und Geſchicklichkeiten eines Fuͤrſten bloß nach den väterlichen Neigungen, ** die er gegen ſeine Unterthanen zeiget, und nach der Sorge, die er traͤgt, ihnen dieſes recht "empfindlich zu machen, indem er ihre Gluͤckſeligkeit beſorget. Sie hegen alle die Meynung, ein Kaiſer müffe auch auf die geringften Dinge Achtung geben, die fein Volk angehen: er fey nicht deswegen fo hoch erhoben worden, daß er nur feinen Zeitvertreib ſuchen folle, ſon— dern fein größtes Vergnügen müffe darinnen beftehen, daß er den Pflichten feines Amts ein Öenüge thue, und durch feinen Fleiß feine Wachfamfeit und ſeine Liebe gegen feine Un— tertbanen zeige, Daß er, wie fie fich auszubrüden pflegen, der Pater und die Mutter des Volks ſey. Stimmet fein Verhalten nicht mit diefem Begriffe überein: fo verfällt er in die Außerfte Verachtuyg. Sie ſprechen: “Warum hat ihn Tyen auf den Thron ges „fege? iſt es nicht deswegen, daß er fich gegen uns, als ein Bater und als eine Mutter, be- „zeigen folle?“ er Ein hinefifcher Kaifer muß beftändig darauf denken, wie er feinen guten Namen er- halten möge, Wird eine Provinz durch öffentliche Noch gedrückt: fo verſchließt er fich in feinen Pallaft, faſtet, beraubet ſich alles Vergnuͤgens, und läßt Befehle ausgehen, worin⸗ ‚nen er dieſe Provinz von den gewoͤhnlichen Auflagen befreyt, und ihr zufängliche Erleichtes rung verſchaffet. In diefen Befehlen bemuͤhet ev fich auch, ſich vecht deutlich auszudrücken, wie fehr er durch das Elend feines Bolfes gerührer worden ſey. Er ſpricht: “er truͤge fie „in in diefer Art gehalten wird. Da man dem Kaie 5) Siehe zuvor auf der 355 Seite. fer den Math) ertheilte, daß er dieſes Merk ver i) Ke Comtens Nachrichten von China, aufder brennen ſollte: fo antwortete er mit feiner gewoͤhn⸗ 259 und folgenden Seite, Du »Haldens China, ad. lichen Kiugheit: er beſtrafe nur feine böfen Thaten 242 u. f. S. Magellans Erzählung von China, Und nicht feine guten Werke. anf der 257 und folgenden. Seite, Allgem, Beiſebeſchr. VI Band, Ögg u * 418 Beſchreibung von China. Regie⸗ „in feinem Herzen, er beweinte Tag und Nacht ihr Ungluͤck, und alle feine Gedanken waͤ— rungsform. „ron Darauf gerichtet, wie er fie glücklich machen möchte“. Er bedienet fich noch viel anz derer folcher Ausdruͤcke, um feine Unterthanen zu überführen, wie zärtlich er fie liebe, Der Kaifer, Tong-ching, gieng fo weit, daß er befahl, wenn ein Theil des Reichs mit einem Unglücfe bedrohet werden follte, fo follte man ihm fogleic durch einen Läufer davon Bericht erftatten, Damit er den Zorn des Tyen befänftigen fünnte, teil er glaubte, daß er für je— des Ungiuͤck, womit fein Staat befallen wuͤrde, Kechenfchaft geben müßte. Man faget Die Gefege ſchraͤnken ferner feine Tandesherrliche Gewalt dadurch ein, daß fie den Er fine Mandarinen erlauben, dem Kaifer, wen er in-feiner Bertoaltung einen Fehler begienge, a der auf die Unterftügung der guten Ordnung in der Negierung abzielte, dieſes auf die des muͤthigſte und ehrerbierhigfte Art und birtweife, vorzuftellen, Sollte er num auf folche Borftellungen nicht achten, oder ven Mandarin beftrafen, der den Muth und Eifer ge habt Hätte, fie ihm zu machen: fo würde er Die Herzen der Unterthanen gänzlich von fi) abwendig machen: der Mandarin aber würde das größte Lob erlangen, und fein Name würde unfterblich werden. Man bat verfchiedene von folhen Märtyrern für das gemeine Wohl in China gefunden, die, wenn der Fürft von einer weifen Regierung abgewichen ift, ihr Gemüch frey entdeckt haben, ohne fih vor einer Strafe, noch auch vordem Tode felbft, zu fürchten. . Eigener Vor⸗ Außerdem hängt die Ruhe des Reichs bloß von der Sorgfalt des Fürften.ab, daß — fein Geſetz zur Ausuͤbung gebracht werde. Denn die Chineſen find fo geartet, daß, wo der Kaiſer und feine Verſammlung nicht beſtaͤndig auf das Verhalten der Unterfönige und Obrigkeiten eines jeden Orts, der etwas weit vom Hofe abliegt, aufmerffam iſt: dieſe end» lich zu lauter Fleinen Tyrannen in den Provinzen werden. Dieſes würde unter dem zahl: reichen Bolfe eine Bewegung anrichten; es würde onen, Ih zu verfammeln und bald in eine allgemeine Empörung ausbrechen. Denn diefes ift die Gemuͤthsart diefes Volkes, daß es, wenn Die erften Funfen der Empörung nicht fogleich gelöfche werden, in kurzer Zeic ven gefährlichiten Aufftand erreget. Diefes hat die Kaifer gelehret, daß nichts ihr Anſehen in Sicherheit fegen koͤnne, als ein unermüdeter Fleiß, uud wenn fie in die Fußftapfen ihrer weifen Vorfahren freten ). Er unterfu⸗ Es möchte wohl unglaublich zu feyn feheinen, daß ein Fürft fo viel Zeit haben füllte, Het alles. die Angelegenheiten eines fo weitläufigen Meichs ſelbſt zu unterſuchen, und eine folche Ment £ ge von Mandarinen auszuforfhen, wovon alle Tage einige zu Ehrenſtellen befördert oder beftimmet werden. Es ift aber alles fo wohl eingerichtet, und die Gefege find fo Flug ab- gefaßt, fo deutlich, und werden fo wohl verftanden, daß Fein Raum für Raͤnke oder Strei⸗ tigfeiten übrig bleibe, und zwo Stunden in einem Tage hierzu genug find, da in andern $andern bey verfhiedenen Geſetzen und Einrichtungen wohl dreyßig Könige genug damit zu thum haben würden. So viel ift indeffen gewiß, daß der berühmte Rang hi alles mit feinen eigenen Augen fehen, und bey Erwaͤhlung obrigkeitlicher Perfonen für fein Volk, feinem Menfchen trauen wollte Z), 21% Nach & Diefes möchte wohl bay einem Monarchen andern Dingen fo viel Zeit zubringen, daß ihnen von einem Weitläuftigen Neiche unglaublich zu feyn für die Staatsangelegenheiten Feine übrig bleibt. ſcheinen, da die Kleinen europäifchen Fuͤrſten mit 7) Ze Eomtens Nachrichten von China, auf : der + * KV Buch. VI Capitel. 49 Nach dein le Comte hat der KRaifer zwo Narhsverfammlungen oder Gerichte, wel- Regie ches die höchften in dem Reiche find. Die eine Heißt die außerordentliche Rathsver⸗ rungsform. fammlung, und befteht bloß aus Prinzen vom Geblüte, Die andere wird die ordent⸗ Sratsrz- liche Rathsverſammlung genennet. Die Glieder derfelben find nebft den Prinzen, te, verſchiedene Staatsräthe, mit Namen Ko⸗lau, denen mit eine Stelle darinnen eingeräus met wird. Dieſes find diejenigen, welche alle Staatsangelegenheiten unterfuchen, und Sr, Majeſtaͤt davon Bericht erſtatten. Die endliche Entfcheldung erhalten fie von dem Kaiſer m), Dur SHalde foriche: der große Rath beftünde aus allen Staatsräthen, und - aus den vornehmften Präfidenten und Beyfigern der fechs hoͤchſten Gerichte, und drey anz dever anfehnlichen Gerichte: der geheime Rath aber beftünde aus den drey Ordnungen der Beamten in dem Gerichte Nwi⸗ywen 2), wovon hernach geredet werden ſoll. Unter die beträchtlichiten Kennzeichen der Faiferlichen Gewalt, gehören die Siegel, Das faiferlis die allen öffentlichen Urkunden und den Enefcheidungen der Gerichte bengefüge werden, che Siegel. Das faiferlihe Siegel Hat etwan acht Zoll ins Gevierte, und ift von fehr feinem Jaſpis, wel- her Stein in China fehr hoch gehalten wird. Es ift auch niemanden, es fey wer es wolle, erlaubt, fich diefes Steins zu einem Perfchafte zu bedienen, _ Er heißt Nu⸗ſche, und wird aus dem In⸗yu⸗ſchan gegraben, das ift, aus dem Serge des Agatenenpetſchafts 0), von welchen die Chineſen allerhand Mährchen erzählen. Unter die Faiferlichen Briefe, Entſcheidungen und unter alle öffentlichen Urkunden, koͤmmt das Jahr feiner Negierung, und der Tag des Monats; als: im fechzehnten Jahre meiner Regierung, am ſechſten Tage des vierten Monate. Die Perfchafte, welche den Prinzen Ehrenhalber gegeben werden, find vom Golde. Prtfchafte Die Petſchafte der Linterfönige und der großen Mandarinen, oder der obrigkeitlichen Per- der Prinzen, fonen vom erften Range, find von Silber, Die Perfchafte der untern Mandarinen und der übrigen obvigfeitlichen Derfonen, find nur von Kupfer oder von Bley, und nach Be— ſchaffenheit ihrer Würde, bald größer bald Fleiner. Wenn das Petfchaft abgenußt ift: fo müffen fie dem böchften Gerichte davon Bericht erftatten. Diefes uͤberſendet ihnen ein anderes: dabey find fie aber verbunden, das alte zurück zu geben. Seitdem die Tar- und der tarn in China feiten Fuß gefaßt haben : fo finder man auf diefen Petfchaften ſowohl chine⸗ Quan. ſiſche als tartariſche Buchſtaben, weil die Gerichte aus Perſonen von beyden Völkern zu- fammengefegt find. Wenn der Kaifer eine Unferfuchung in den Provinzen anftellen, und nach dem Verhalten der Statthalter, und fowohl der obrigfeitlichen als Privarperfonen forfchen läßt: fo giebt er einem jeden von den zu Diefer Unterſuchung beftimmten Perfonen das Perfchaft, das zu Ihrem Amte gehoͤret ), gg 2 TOR 2. Mas der 27oſten Seite. Du Haldens China, auf =) Du Haldens China, a. d. 248 ©. der 7oſten Seite. 0) Siehe im V Bande a, d.4725, m) Ze Comtens Nachr. von China, a. 1,236. 2) Du Halde a. d. 242 ©, U | 420 | ; Beſchreibung von China. Regie⸗ 2, Majeſtaͤt und Staat des Kaiſers. — Außerordentliche Ehrerbiethung, die dem Kaiſer er in die Tartarey geht. Große Pracht. erzeiget wird. Urſache, die davon angegeben fein prächtiger Zug in den Tempel des Tyen. wird. Praͤchtige Ehrenbenennungen. Zeichen Unterhaltung der Abgefandten. Erinnerung für der Ehrerbiethung. Die Unterlaffung derſelben die europaͤiſchen Könige, Die Eaiferliche Krone. iſt ein Verbrechen. Hofbediente. Deffentliche Einkünfte des Kaifers, Wie hoch fih die Zölle Kleidung des Kalfers. Tracht feiner Bedien⸗ belaufen. Ordnung bey Einnehmung und Ueber: ten. Wapen. Staat, ben er führer, wenn er ſchickung derfelben. Wie fie in dem Reiche ver: ausgeht; wenn er die Provinzen beſuchet; wenn than werden. Kaiferliche Schakfammer, Außerordent· Fie Ehrerbiethung, welche dem Kaiſer in China erzeigt wird, iſt der unumſchraͤnkten un Ehrer; Gewalt gemäß, welche er befist. Er iſt dem Scheine nach) eine Art von einer eraung, Gortheit: Denn die Ehrerbiethung, die man ihm erzeiget, koͤmmt einer Anberhung fehr nahe, wovon in den Reifebefihreibungen viele Benfpiele vorfommen 4). Seine Worte werden als lauter göttliche Ausfprüche angefeben, und feinen geringften Befehlen wird in der That auf ſolche Weiſe Folge geleiſtet, als ob fie vom Himmel herab gegeben worden wären. Es darf niemand anders, als auf den Knien, mit ihm reden, auch fein ältefter Bruder nicht, Es darf auch niemand, wenn die Gebraͤuche ordentlich beobachtet werden füllen, in einer andern Stellung vor ihm erfcheinen, es wäre denn, daß er das Gegentheil anbeföhle. Nur die Großen , welche ihm Gefelffchaft Teiften, Haben die Erlaubniß, vor ihm zu ftehen, und nur ein Knie zu beugen, wenn fie mie ihm reden. Diefe Bezeugung der Ehrerbierhigkeit erſtrecket fich auch auf alle Beamten, die Se, Majeftät vorftellen. die dem Kai⸗ Die Mandarinen, die Großen des Hofes und die Prinzen vorn Gebluͤte, werfen ſich ee zur Erde nieder, nicht allein wenn der Kaifer zugegen ift, fondern oftmals auch vor feinem 7 Stuble, vor feinem Throne, und vor jeder Sache, die zu feinem Gebrauche diener. Sie fnien manchmal vor feinem Kleide oder vor feinem Gürtel, nieder. Wenn die Mahdari- nen von den fechs höchften Gerichten allemal nach fünf Tagen, am Neuenjahrstage und am Geburtstage des Kaifers zufammen fommen, um in einem von den Höfen des Pallaftes vie gewöhnlichen Gebräuche zu beobachten: fo ift er faft niemals zugegen, und zuweilen ziem— lich weit von dem Pallafte entſernet, wenn fie ihm ihre Unterthanigkeit bezeugen, Wenn er in eine gefährliche Krankheit fällt: fo verurfachet Diefes eine allgemeine Unruhe. Die Mandarinen von allerley Stande und Range verfammeln fich in einem großen Hofe des Pallaſtes. Daſelbſt bringen fie, es mag die Luft noch fo rauh und die Jahreszeit noch fo frenge feyn, Tag und Nacht auf den Knien zu, um dadurch ihre Betrübniß zu erfennen zu geben, und den Himmel anzuflehen, daß er ihm feine Geſundheit wieder fhenfen wolle. Denn wenn der Kaifer leider: fo leider in feiner Perfon das ganze Reich, und fein Verluſt ift das einzige Unglück, welches feine Unterthanen zu befürchten fcheinen. — die Sie glauben, fie muͤſſen dieſe öffentlichen Zeichen einer Ehrerbiethung gegen ihren Lan⸗ a ? desheren von fich blicken laffen, um einen jeden in der Unterthaͤnigkeit zu erhal geben. wird, £ ’ : greit zu erhalten, und dem Volke durch ihr Beyſpiel den Gehorfam einzuflößen, den man feiner Hoheit und Gewalt ſchuldig iſt. Diefem Grundfage zu Folge geben fie ihm die prächtigften Ehrenbenennungen. . Sie nennen ihn Tyen⸗tſe, oder den Sohn des Himmels; Wbangesti, oder den allerz | durch⸗ g) Eben daſelbſt auf der 472 Seite, der 249 und folgenden Seite, Du Haldens r) Ae Comtens Nachrichten von China, auf China, auf der ar u. f. S. durchlauchtigſten und großmaͤchtigſten Kaiſer; Schingavbang, oder den beilis Regie: gen Kaiſer; Schaurting, oder den Eöniglichen Pallaft; und Van⸗ſwi, oder zehn⸗ rungsform. tauſend Jahr r). Der Kaiſer aber bedienet ſich dieſer Ausdruͤcke niemals, wenn er von ſich ſelbſt dedet. Wenn er nicht öffentlich redet, fo ſaget er nur, Ngo oder Ich. Wenn Hohe Ehren er aber öffentlich weder, und auf feinem Throne figt: fo bedienet er fich des Wortes Chin, benennung. welches eben diefes bedeutet, nur mit Dem Unterfehiede, daß niemand außer ihm dieſes Wort brauchen darf. Magellanus ſpricht, er ſey darinnen beſcheidener, als viele von unſern Fuͤrſten, die beftändig Die Verzeichniſſe von ihren angenommenen Ehrenbenennun⸗ gen noch mehr anzufchtwellen und zu vergrößern fuchen. Die Sprache, deren man ſich in dem Pallafte bedienet, ift durchaus ſchwuͤlſtig. Alfo faget man daſelbſt niemals: blaſet die Trompeten, rühret die Trummeln u. fe w. fondern: Ta⸗lwi, oder, der Simmel laffe feinen Donner los, Wenn man jemanden zu verftehen geben will, daß der König todt fen: fo bedienet man fich der Redensart: Pingstyen, das ift, er ift als ein neuer Gaſt in den Simmel gegangen: oder man braucher das Wort: Pung, das ift, es ift ein großer Berg eingefallen. An ftatt zu fagen: die Thore des Pallaftes, fpricht man: Rin mwen, oder die goldenen Pforten; und fo bey andern Dingen ). Kein Unterthan, fein Rang oder Stand fey auch noch fo groß, darf zu Pferde oder Zeichen der in einer Sänfte vor das Thor feines Pallaftes kommen: fondern er muß, fo bald er dem- Ebrerbies, felben nah) ift, abfteigen, und darf ſich nicht eher wieder auffegen, als bis er an den Ort thung. koͤmmt, der dazu beſtimmet it, Mitten in den Höfen des Pallaſtes, iſt ein mit großen Steinen gepflafterter Fußfteig, deflen ſich der Kaifer bedienet, wenn er ausgeht. Die an demſelben hingehen, müffen geſchwind laufen: denn dieſes ift ein Zeichen Der Ehrerbiethung, welches man beobachten muß, wenn man vor einer Perfon vom Stande vorbeygeht. Man bat aber hier eine befondere Art zu laufen, die bey den Ehinefen für eben fo anftändig ge— Halten wird, als wenn man in Europa eine fhöne Berbeugung machet. Die erften Mifftos navien waren genöthiget, diefen Gebrauch erftlich zu lernen, ehe fie dem legten Kaifer, ang-bi, in feinem Kong, das ift, in dem größern Saale oder Sprachzsimmer feiner eigenen Wohnung, aufwarten durften. So bald die Perfon zur Thüre des Saals - binein getreten ift, fo muß fie auf eine anftändige Are anfangen zu laufen, bie fie an Das Ende des Zimmers gelanget ift, welches dem Kaifer gegen über iſt. Hier muß fie ein wenig ftehen bleiben, und beyde Arme hinunter finfen laſſen. Alsdann beugt fie die Knie, und machet eine dreymalige Berbeugung bis auf die Erde, Nachgehends fteht fie wie— derum auf, und wieberholes dieſen leßten Gebrauch zum zweyten und dritten male, bis fie Befehl erhält, näher zu fommen, und zu den Füßen des Kaifers niederzufnien 2). Es wird in China für ein großes Verbrechen gehalten, wenn man es im geringften Die Unter: an der Ehrerbiethung ermangeln läßt, die man dem Kaifer ſchuldig iſt. Eines von denen ee ders Hauptverbrechen, welche dem Jeſuiten Adam von dem Nangrquang-fyen zur Laft gelegt k 9 5. * Wurden, war, daß er auf eine von ihm verfertigte Himmelskugel den nordlichen Polarftern r nicht gebrache Härte, Ex wollte hieraus die Kolgerung ziehen, der Jeſuit hätte Diefes bloß. eswegen gethan, weil er Feinen König Me erfennen wollte; und folglich hätte r - 98 3 als I Magellans Erzählung son China auf der 2) Du Baldens China, auf der 241 und fol 24 und 293 Seite, r genden Seite. 422 | = Beſchreibung von China. Pracht des als ein Aufruͤhrer ven Tod verdiene. Denn man muß wiſſen, daß bie Chinefen den nord⸗ Baiſers. lichen Polarftern Tirfing, oder den König der Sterne nennen, weil er unbeweglich iſt. Sie fprechen, alie die übrigen Sterne drehten fih um ihn herum, mie die Unterthanen um den Kaifer, um ihm zu dienen“ Aus dieſem Grunde geben fie vor, der Kaifer fey das= jenige auf der Erde, was diefer Stern am Himmel iſt. Die Richter waren über diefe lächerliche Befchuldigung ſehr erfreuet, und betrachteten fie als den ftärfften Beweisgrund. Sie wurden aber gar fehr in ihrer Hoffnung betrogen. Denn als die Himmelskugel ber: beygebracht wurde: fo fah man, daß diefelbe nur halb fertig war, und daß man Die füd« fiche Hälfte nur erftlich abgezeichnet hatte =). Kaiſerliche Die kaiſerlichen Haus⸗ und Hofbedienten, und diejenigen, welche die Angelegenbei- Hofbediente. fen des Pallafigs unter fih haben, find fehr zahlreich. Ehemals hatten die Verſchnitte— nen alles unter ihren Händen, und Deren waren nicht weniger, als zehntaufend x), Die ale wegen ihres Stolzes, wegen ihres Geizes, und wegen ihrer Reichthümer, im Rufe wa- ven. Die Tartarn aber fchafften, fobald fie fich des Kaiſerthums bemächtiger hatten, neun- taufend Davon ab, und behielten nur eintaufend, die in den innern Zimmern des Pallaftes ihre Dienfte verrichten mußten. Indeſſen gewannen fie dennoch), durch ihre Kuͤnſte und Schmeicheleyen, die Zuneigung des jungen Schunscht dermaßen, daß fie ihre ehemalige Gewalt faft ganz wieder erlangten. Allein die vier tartarifchen Bormünder, oder Negen- ten, beraubten fie wiederum, nach dem Tode des Kaifers , alles ihres Anfehens, und ſetz— een ihre Anzahl auf dreyhundert herunter, die dem jungen Monarchen, den Königinnen, feiner Muster und feiner Großmurter , die niederträchtigften Dienfte leiften mußten y). sm Privatleben zeiget der Kaifer nur wenig von dem Staate, den er führet, wenn er ſich irgend einmal öffentlich fehen laßt; es mag nun diefes in feinem Pallafte gefchehen, wenn er Berbör ertheilet, oder fich huldigen läßt, wovon bereits genug geredet worden iſt; oder es mag fich außer dem Pallafte zufragen. R | Deffentliche Deffentlich erfcheint der Kaifer allemal in einem fangen gelben Rocke oder Kleide wel⸗ a des ches ihm bis auf die Füße geht. Der Boden ift Sammer, Darauf find überall in er- An hobener Arbeit eine große Menge Fleine Drachen geftict, die an jedem Fuße fünf Klauen haben. Zween große Drachen fihlingen fich mit ihren Körpern und Schwänzen in einan- der, und nehmen beyde Seiten nebft dem Borbertheife der Bruft ein, Sie find in einer Stellung, als ob fie eine fehr fehöne Perle, die von dem Himmel herabzufallen fcheint, mit ihren Zähnen und Klauen auffangen wollten. Diefes foll eine Anfpielung auf dasjenige feyn, was die Ehinefen von dem Drachen erzählen, daß er mit Wolfen und mit Perfen fpielen folle. „Seine Müse, feine Halbftiefen, fein Gürtel, und mit einem Worte, fein gan- 308 Kleidergeräthe ift ſehr prächtig, und zeuget von feiner Hoheit und von feiner Majeflär. Kleidung der Bey dieſer Gelegenheit müflen wir mit anmerfen, da die Farbe von der Kleidung Dedienten, der Faiferlichen Bedienten gelb iſt. Alle Sachen des Kaifers find von eben der Farbe 2). und Wapen. Das Wapen, deſſen fih Fo⸗hi zuerſt bediener bat, ift ein Drache mit fünf Klauen, den man 5 Long u) Magellans Erzaͤhl. von China, a.d. 293 S. met, oder worauf feine Befehle geſchrieben werdett, x) Siehe zuvor auf der 23 Seite. und die Buͤcher, die in ſeinem Namen herauskom⸗ Magellans Erzählung von China, auf der men. Navarette a.d. 50 ©. 291 und folgenden Seite. #) Le Comtes Nachrichten von China, auf bet, 2) And) fogar das Papier, deſſen er fich bedie⸗ 14often Seite. XV Buch. VI Capitel. ee Long nennet. Keiner von feinen Unterthanen darf, ohne feine Erlaubniß, etwas von bie- Pracht des fen Dingen tragen: ein jeder aber Fann auf feiner Kleidung einen Drachen mit vier Klauen ı Kaiſers. führen, welcher Mang genennet wird. | Der Kaifer feet felten einen Fuß aus feinem Pallafte, es wäre benn, daß er jagen, Staat des Oder feifche Luft fehöpfen, oder fich in feinen Gärten und Thiergärten beluftigen wollte, Es Kaifers, wer geſchieht diefes auch, wenn er in dem Tempel des Cyen opfern, ober in die Provinzen reis er ausgeht; fen will. Bey diefen Gelegenheiten befteht fein Gefolge allemal aus einer großen Anzahl von Herren von feinem Hofe, und aus einer zahlreichen Bedeckung von Soldaten, die alle zu Pferde figen. Dabey fehimmert und glänzet alles; die Waffen, das Pferdezeug, die Fähnchen, die Sonnenſchirme, die Fächer, und alle übrigen Zeichen der Eaiferlichen Ho— beit, Wenn er nur jagen, oder frifche Luft fchöpfen wills fo befteht der ganze Zug zu Pferde etwan aus zweytaufend Perfonen. Die Prinzen und die großen Herren gehen voraus. . Darauf folgen die Kolaue, oder die erſten Staatsräthe, und die großen Mandarinen. Sie ziehen zu beyden Seiten hart an den Häufern hin, und laffen die Mitte der Straßen leer. Nachgehends kommen vier und zwanzig große Fahnen von gelber Seide, worauf goldene Drachen geftickt find. Mach diefen fommen vier und zwanzig Sonnenfchirme von eben diefer Farbe, und eine gleiche Anzahl Fächer, die alle fehr artig und koſtbar find. Die Soldaten von der Leibwache gehen gelb gekleidet ). in jeder träge eine Art von Sturmhaube, und in der Hand eine Gattung von einem vergoldeten Wurffpieße, oder einer halben Pike, auf deren Spige das Bild ber Sonne, ein halber Mond, oder der Kopf von einem Thiere zu fehen iſt. Zwölf Träger, bie in gleicher Tracht erfchernen, tragen auf ihren Schultern den Seffel des Kaifers, welcher fehr prächtig iſt. An gemwiflen Orten auf der Straße ftehen eine große Anzahl von ſolchen Trägern, um einander abzulöfen, Die ganze Zeit über, fo lange der Zug währet, wird auf Trompeten geblafen, und auf andern mufi- Falifchen Inſtrumenten gefpielet, Eine große Anzahl von Bedienten befchließt den Zug. Ein ſolches Gepränge wurde ehemals beobachtet. Allein igo, da die Kaiſer öfter aus: wenn er in gehen, baben fie ein Eleineres Gefolge bey fih. Als Rang-bi die füdlichen Provinzen be- die Provin- fehen wollte: fo gieng er zu Waſſer. Er faß aufeiner neuen Barke, die ausdruͤcklich Dazu 38 reiſet; gebauet worden war. Er wurde von ſeinen Kindern, von den großen Herren, und von einer Menge von feinen liebſten und vertrauteſten Bedienten, begleitet. An dem Ufer aber ſtund damals eine fo große Anzahl von Soldaten, daß es ſchien, als ob er mitten duch ein ganzes Kriegesheer veifere, Er hatte ganz kurze Tagereifen, und machte von Zeit zu Zeit Halte, um alles felbit zu unterſuchen, und von allen, was ihm aufſtieß, genaue Kundſchaft einzuziehen. Auf feiner Ruͤckreiſe nach Peking aber gieng die Barke Tag und Nacht e). Als er in die Tartarey gieng, um ſich dafelbft mit der Jagd zu beluſtigen: fo befand wenn er in er fich in der That an ber Spige eines Kriegesheeres, als ob er gefonnen wäre, ein Kaifer- die Tartarey thum zu erobern. Er nahm nicht weniger als vierzigtaufend Mann mit fi, welche viele geht. Be⸗ 2) Navarette beſchuldiget a. d. 1% ©. den Ser wachten, außer denenjenigen, die in den Höfen, an ‚ Riten Romanus. einer Falſchheit, weil er gefchries Den Thoren u. f w. ſtuͤnden. den Hatte, daß ihrer fiebenzigtaufend wären; wie e) Magellans Erzähl. von China a. d. 334 S. duch den Mendoza, weil er fpricht, daß beftändig Le Comtes Nachr, von China, auf der 170 Seite: dntaufend Soldaten den Pollaſt von qußen ber Du Haldes China anfder 247 Seite, 424 Beſchreibung von China, Staat des Beſchwerlichkeiten ausftehen mußten , es mochte num warmes oder Faltes Wetter. fen Raiſers. Denn fie pflegen ſich auf eine fehr unbequeme Are zu lagern, Es gefchieht auch wohl zus 7 weilen bey einer fo mühfamen Jagd, daß dabey mehr Pferde draufgehen, als in einer ordent⸗ fichen Schlacht gefihehen würde. Allein der Verluſt von zehntaufend Pferden wird bier für nichts geachtet. . Große Pracht. Die Jefuiten, welche ihn dahin begleitet Haben, fagen, daß er feine Pracht niemals mehr fehen ließe, als bey diefer Gelegenheit. Manchmal ſieht man dreyßig bis vierzig Kleine tartarifche Könige, die etwas bey ihm fuchen, oder ihre Zinfen abtragen wollen. Einige davon führen den Namen Yan d) oder Khan, das ift, Kaifer. Sie werben alle, wie Die Mandarinen vom erften Range, von ihm befolver. Er giebt ihnen feine Töchter zu Ges mahlinnen, und erklaͤret ſich, damit er fie um fo viel mehr auf feine Seite ziehe, als ihren Befchüger wider die weftlichen Tartarn, die ihnen oftmals Schaden zufügen, und ſich auch wohl unterſtehen, China ſelbſt anzugreifen, So lange fie ſich in dem kaiſerlichen Sager . aufhalten, ift der Hof über die maßen prächtig; und die Gezelte der Mandarinen find Foft- bar, und haben ein überaus herrliches Anfehen e). Sein praͤchtẽ Magellanus befehretbe die Pracht und die Ordnung feines Zuges f), wenn er opfern ger Zug nach oder fonft eine öffentliche Pflicht abftarten will, wovon die Gebräuche feftgefeger find. Die ea fer Zug fing fi) mit vier und zwanzig Trummelſchlaͤgern an, die in zwo Reihen geftellt es Tyen garen, und mit vier und zwanzig Trompeten, deren Trompeten aus U⸗tong⸗ſchu, einen beſnh den Chinefen fehwbochgehaltenen Holze, verfertiget, und über drey Schub lang waren, vorne im Durchfchnitte aber etwan acht Zoll Haben. Sie find wie Klocken geftalter, mit ‚ ‚goldenen Zivfeln gezieret, und Elingen fehr wohl bey den Trummeln. Zunächit auf diefe folgten vier und zwanzig Männer in gleicher Kleidung. Sie find mit fieben bis acht Schuh langen Stäben bewaffnet, die roth lackirt, und mit vergoldetem Laubwerke gezieret find. Alsdann folgten hundert Soldaten mit Hellebarden, deren eiferner Theil in einen halben Mond ausgeht. Hierauf kamen hundert Mann mit Streitfolben, deren Waffen mit vo- them Firniſſe lackirt, mit Bluhmen untermifcht, und am Ende vergoldet find; vierhundert große ſchoͤn geſchmuͤckte Laternen; vierhundert Fackeln von Holze, welche lange Zeit brens nen, und einen großen Schein von fich geben ; zweyhundert Speere, deren einige mit ſei⸗ denen Quaſten von verſchiedenen Farben gezieret, andere aber mit Schwaͤnzen von Pan⸗ terthieren, Fuͤchſen und andern Thieren geſchmuͤcket find; vier und zwanzig Fahnen, wor⸗ auf die Zeichen des Thierfreifes vorgeftellet find, welche die Chinefen in vier und zwanzig Theile eintheilen; fechs und fünfzig andere Fahnen, worauf die ſechs und funfzig Geftirne ftehen, unter welche die Chinefen alle Sterne bringen; zweyhundert Fächer an langen vers, goldeten Stangen, worauf allerhand Bilder von Drachen, Vögeln und andern Thieren gemalet find; vier und zwanzig Sonnenfchirme, die Foftbar ausgeſchmuͤcket find; und ein Tiſch oder Kaſten, der von Küchenbedienten getragen wird , und welcher mit goldenen Hausrathe, Becken, Keſſeln und dergleichen, verfehen ift, Nach⸗ 4) Ze Comte nennet fie Zam, oder Cham. Du Halde auf der 247 Seite. e) Le Comte auf der 170 und folgenden Seite, ge) Magellans Erzähl. von China a. d.334 © F) Diefen Zug befehreiben aus dem Miagella: . 5) Ebendafelbft a. d. or Seite, Du Haldes nus ſowohl le Comte a. d. 171. Seite, als auch China anf der 245 Seite, | XV Buch. VI Capitel. 23 Nachdem dieſes alfes in gufer Ordnung vorausgegahgen wars fo folgte ber Kaifer zu Pferde in einer prächtigen Kleidung," und mit einem ernfthaften und majeftärifchen Anſehen. Zu beyden Seiten trug man eine prächtige Dede , die groß genug war, daß fie ſowohl ihm, als feinem Pferde, Schatten geben konnte. Um ihn herum ſah man zehn weiße Hand: pferde, deren Sättel und Zäume mit. Golde und Edelgefteinen ausgezieret waren ; ferner Bundere Mann mit Lanzen, und feine Kammerpagen. Zunächft Hierauf erfchienen in gleicher Ordnung alle Prinzen vom Geblüte , bie klei⸗ nen Koͤnige; die vornehmſten Mandarinen und die Herren ſeines Hofes in ihren Feyerklei⸗ dern; fuͤnfhundert junge Edelleute, die zu dem Pallaſte gehoͤren, und koſtbar gekleidet ſind; tauſend Fußgaͤnger oder Bediente in langen rothen Roͤcken, worauf Bluhmen und goldene und ſilberne Sterne geſtickt ſind; ferner kamen ſechs und dreyßig Mann, Die eine offene -Sänfte trugen; hinter derfelben folgte eine andere zugemachte und viel größere, die von hun⸗ dert und zwanzig Sänftenträgern getragen wurde; weiter fah man vier große Wagen zweene davon wurden von Elephanten, die übrigen beyden aber von Pferden gezogen , die mit geſtickten Decken behänger waren. Zu jeder Sänfte und zu jedem Wagen gehörten hundert und funfjig Mann Soldaten, die zur Bedeckung dabey berzogen, Endlich wurde der Zug mit zweytauſend bürgerlichen, und eben fo vielen Kriegesbedienten- befchloffen, Die ſich in prächtigen Feyerkleidern zeigten 2). Ein jeder Abgefandter wird auf Unkoſten des Kaifers unterhalten. Diefer läßt ihm allerhand Lebensmittel, Pferde, Sänften und Barken liefern, Der Abgefandte wohner in dem Föniglichen Hofe des Pallaftes. Dahin ſchicket ihm der Kaifer alle zween Tage aus ſeiner eigenen Küche eine völlig zugerichtete Mahlzeit, als ein Zeichen feiner Gunft und Ge- wogenheit. Magellanus, der zwey Jahre lang in dem Föniglichen Gaſthofe zu Peking gewohnet hat, merket an, daß der Kaiſer recht befliſſen iſt, alle Fremden auf das präch- tigſte und herrlichſte zu empfangen. Doch wird, weil die Bedienten ſehr geizig ſind, dieſe Höflichkeit nicht allemal mit gleicher Anſtaͤndigkeit und Ordnung beobachtet 5). Bey diefer Gelegenheit Fann es aber doch dienlich feyn, mit anzumerfen, Daß die eu- vopäifchen Fürften behutſam feyn follten, wenn fie entweder Durch Miffionarien, oder durch Kaufleute, oder Durch andere Wege Briefe oder Geſchenke überfchicten wollen. Denn den Augenblick, da fie diefes thun, werden ihre Königreiche unter die zinsbaren Länder mit ein- gefchrieben 7), Die vornehmften Darunter find Korea, Japan, und die muhammeda- nifchen Sänder. Darunter rechnen fie Sa⸗ma⸗ul⸗han, oder Samarkand; Pan⸗ko⸗la, oder Bengalen, welches fie gegen Morgen von In⸗tu oder Indoſtan fegen ; endlich Mer te⸗ na, oder Medina. Denn es meldet einer von den chinefiichen Erobefchreibern, daß Mo⸗ han / mu⸗te, oder Muhammed, unter der Regierung des Ming⸗hyon⸗te k) durch einen Ab- gefandeen feinen Tribut überfchiefet habe, Die Ruffen haften viel zu thun, ehe diefe Benennung zu ihrem Vortheile geändert werden Fonnte. Und ob fie auch ſchon geändert wurde: fo betrach⸗ tete man doch die Geſandtſchaft als eine Huldigung, die man dem Kaifer feiftere, Eben m es 3) Hierdurch glauben fte ihnen große Ehre zu erzei⸗ Hivn⸗tſong, der ſechſte Kaiſer aus dem Tangifchen gen :denn fie halten alle uͤbrigen Voͤlker fuͤr Barbaren. Geſchlechte zu fepn,welcher feine Regierung im zıaten 5 Im Originale: Wfin-binen.. Andere Ihreis Yahre nach CHrifti Geburth anfing. Muhammed ben Zinen, oder Auen, fürgiuen. Diefes ſcheint farb aber mehr als achtzig Jahre zuvor, Allgem. Beiſebeſchr. VI Band, Hhh Staat des Baifers, — — Unterhal⸗ tung der Ab⸗ geſandten. Noͤthige Behutſam keit der eu ropaͤiſchen nige. 6 Bracecſchreibung von China. Stant Gewohnheit herrſchet in allen uͤbrigen Theilen von Indien. Die Indianer Halten zwar des Kaiſers. ſelbſt folche Länder nicht wirklich für zinsbar: fie wollen es aber ſo haben, daß man es glau⸗ ben folle, weil dieſes ihrer Eitelkeit ſchmeichelt. Daher nehmen fie auch oft Gelegenheit, die europäifchen Könige zu verachten. Die chinefifche Erdbefchreibung iſt diefem feinen Bes griffe gemäß eingerichtet. Denn da fie die Exde für-ein Viereck Halten: fo geben fie Chine für den größten Theil Davon aus, und ſetzen die übrigen Menfchen in die Winfel 7). Die kalſerll⸗ Wir müffen nicht vergeflen, ver Eaiferlichen Krone zu gedenfen, die der Kaiſer ben ehe Krone. manchen Gelegenheiten auf dem Haupte träge. YTavarette, der fie zu verſchiedenen ma⸗ ‚ fen in einigen Tempeln gefehen hat, fpricht, fie wäre fihön und geheimnißvoll, Ihre Ge ſtalt iſt rund und etwas laͤnglicht. Es hängen daran zwölf Schnuren Perlen ; viere davon über den Augen, anzudeuten, daB die Augen Seiner Majeftät verfchloffen ſeyn müflen, damit er diejenigen nicht fehen möge, welche eine Rechtsfache vor ihn bringen ; daß er weder den Reichen begünftigen, noch mit dem Armen Mitleiden haben wolle; und daß eu fich weder durch die Zuneigung zu feinem Freunde, noch durch den Haß gegen feinen Feind verleiten laſſe. vr; Bier andere Schnuren Perlen hängen über die Ohren herunter, um anzuzeigen, daß die Ohren eines Richters gegen das Bitten der Großen und gegen die Thränen der ar⸗ ‚men Kläger verfehloffen feyn müffen, und daß er nur der Vernunft, dem Gefege und der Gerechtigkeit, Gehör geben dürfe. Die legten vier Schnuren hängen hinten, um dadurch auszudrücken, mit was für Scharfjinnigkeit, Vorſicht, Nachdenken und Standhaftigkeit die Fürften ihre Entſchlüſſe gleichfam abwwägen müffen, und wie ftarf fie in Regierungsfachen bewandert ſeyn follen m). Die Einkuͤnf⸗ Die Einfünfte des Kaifers find über die maßen groß. Es iſt aber niche leicht, genau te des Kaiſers zu beftimmen, wie hoch fie ſich belaufen. Denn die jährlichen Zinfen werden theils an Gelde, theils an Waaren abgetragen, und von allen Arten von fändereyen, auch fo gar von ‘Bergen, eingefordert ; wie auch von Salze, Seide, Calico, Leinewand, und ver- fihiedenen andern Dingen; ferner von Hafen, Seefüften, Zollhäufern und Barken; auch von Wäldern, koͤniglichen Gärten, eingezogenen Gütern und dergleichen n), Die Subfidien ober der Zuſchuß, welchen die Geſetze erlauben, ift fo anfehnlich, daß, tern die Chinefen nicht fo fleißig, oder ihr and nicht fo fruchtbar wäre, diefes Reich, wie die übrigen indianifchen Königreiche, nur eine Gefellfehaft von armen und elenden Bettlern feyn würde 0), werden vor Die Abgaben, welche jedermann in diefem volfreichen Kaifertfume, von dem zwan⸗ nebmlih in zigften bis auf das fechzigfte Jahr feines Alters erlegen muß, belaufen ſich auf unermäßliche — = Summen. Man ſaget, ehemals hätten acht und funfzig Millionen Einwohner dieſe Ab- eh gaben erleget p), Der Kaifer unterhält zehntaufend Barken, um die Abgaben, die an Waaren erfeget werden, nach Hofe zu bringen. Er befümme jährlich aus den Provinzen 40,150,490 Saͤcke Reiß, Weizen und Hirfe, Ein jeder Sack wiegt hundert und zwanzig Pfund. Ferner erhält er 1,315,937 Stücen Salz, wovon jedes funfsig Pfund ſchwer iſt; 210, 1) Du Zaldes China auf der 46 Seite. 0) Le Eomtes Nachr. von China a d. 254 © ) Kravgrertes Beſchreib. von China, n.d.208 ) Siehe zuvor die Eintheilung des Volkes. n) Du Haldes China anf der 244 Seite. 4) Diefes machet 65,933,333 Pfund, ſechs mar e in xv Buch VI Capitel. | 427 210,470 Side Bohnen; und 22,598,597 Gebund Stroh für feine Pferde, An verarbeiteter Einkünfte Seide und Stoffen befümmt er 191,530 Pfund am Gewichte, jedes Pfund zu zwanzig Unzen des Kaiſers. gerechnet; ferner 409,896 Pfund unverarbeitere Seide; 396,480 Stuͤcken Calico; 560,280 2 Stücen Seinenzeug; auch eine ungeheure Menge von Sammer, Atlaſſe, Damafte und an⸗ dern Seidenzeugen ; Lack, Dchfen, Schafe, Schweine, Gänfe, Enten, wilde Bögel, Sifche, eßbare Kräuter, Früchte, Spezereyen und allerhand Arten von Meinen, die jährlich in den Eaiferlichen Pallaft geliefert werden. Die gefammten Einfünfte des Kaifers belaufen ſich, nach chinefifcher Münze, beyfiahe auf zweyhundert Millionen Lyang, oder Unzen Silber, wovon jede, nach englifcher Münze, ſechs Schillinge und acht Stüber beträgt q). Diefe erftaunenswürdigen Einfünfte machen eben den Kaiſer fo mächtig, und ſetzen ihn in den Stand, daß er beftändig Kriegesheere auf den Beinen haben, und feine Unterthanen in Furcht erhalten kann. Da alle Sändereyen bekannt und abgemeffen find, und man auch ſowohl die Anzahl Ordnuung in . der Häufer, als dasjenige, was fie dem Kaifer bezahlen müffen, weis: fo kann man leicht Einnehmung ausrechnen, was jede Stadt jährlich zu bezahlen Hat r). Die jedesmaligen Einnehmer in der Einkuͤnf⸗ den Städten bemächtigen fi niemals der Güter dererjenigen, Die fich im Bezahlen fäu- ü mig erweifen, oder die Bezahlung durch) beftändigen Auffehub gar zu vermeiden fuchen: denn dadurch würden die Haͤuſer in das Verderben gerathen. Die Mandarinen dürfen daher, von der Mitte des Frühlings an, da man anfängt zu pflügen ‚ bis in den Herbft, den Bauern nicht zur Saft fallen. Die Art, fie zur Bezahlung anzutreiben, beſteht in Prügeln und im Gefaͤngniſſe. _ Manchmal werden auch die alten Männer an diefelben an- gewieſen, welche auf Koften des Kaifers in jedem Flecken unterhalten werden... Diefe blei- ben fo lange in den Häufern der Schuldner, bis fie dasjenige verzehret haben, was ihre . tücftändige Schuld austrägt. Diefe Beamten müffen dem Pu⸗ching⸗tſe, oder dem Oberſchatzmeiſter in der Provinz, und inleher: welches der nächite nach dem Unterfönige ift, von demjenigen Nechenfchaft geben, mas fie machung der- einbefommen, Sie müffen ipm auch zu gewiffen Zeiten das Geld zuftellen, welches fie ein- felben. gefammelt haben, Sie überfchicen es ihm auf Mauleſeln, wovon jeder zweytaufend Ly⸗ ang trägt, Solches Geld iſt in zwey hölzernen Gefäßen , die wie Bierfäfler geftalcer, und mit eifernen Klammern befeftiget find. Der Pu⸗ching⸗tſe muß dem Hu⸗pu, oder dem, oberften Finanzrather der Hu⸗pu aber dem Kaiſer, Rechenſchaft ablegen. Man findet nichts beſſer eingerichtet, als die Art, Abgaben aufzulegen und einzufanmeln: denn man Eann hier den geringften Betrug entdecken, der unter den Beamten vorgeht. Ein großer Theil von denen Waaren, die zu den kaiſerlichen Einkünften gehören, wird Worzu fie in in den Provinzen verthan, und zu Befoldungen, wie aud) zu Unterhaltung armer, ſonder— dem Reiche lich alter, und unvermoͤgender Leute, die in geoßer Menge vorhanden find, angewendet. — Es werden davon auch Die Mandarinen beſoldet, die Soldaten unterhalten, die öffentlichen an Lau Gebäude bezahfer, und Die Abgefandten auf der Reife frey gehalten u. f. w. Was übrig blei- bee, wird hierauf nach Peking gebracht, und davon wird dasjenige bezahle, was in dem \ Shh2 Pallaſte luge und acht Stuͤber. Nach der Rechnung des r) Le Comte bemerket, daß man in China nicht le Tomte beläuft es fih nur auf 21,600,009, wenn mit ſolchen Schwaͤrmen von Zollbedienten und Com⸗ man die zwey und zwanzig Millionen Lyang an miſſarien beſchweret ſey, wie in Europa. Gelde mitgaͤhlet. 428 Beſchreibung von China. Anwens Pallafte und in der Hauptſtadt draufgeht, 100 der Kaifer hundert und fechzigtaufend Mann dung der ordentliche Krigesvölfer davon unterhält, die aber auch noch außerdem ihre Beſoldung an Einkuͤnfte. Gelde erhalten. Hierzu kommen noch beynahe fünftaufend Mandarinen, unter welche täg« lich etwas geroiffes an Fleiſche, Fiſchen, Salze, Kräutern und dergleichen, wertheilet wird- Diefe bekommen auch einmal im Monate Reif, Bohnen, Holz, Kohlen, und Strob; und zwar alles fehr veichlich +). Eben diefe Gewohnheit wird auch) in Anfehung dererjenie gen beobachtet, die nach Hofe berufen, oder von dar in die Provinzen gefchicker werden, Man bedienet fie, und alle ihre Sachen werden, wenn fie auf der Keife find, frey fortge- ſchaffet. Auf den Straßen finden fie deswegen Barken, Pferde, Wagen, und Wirths— haͤuſer, die auf kaiſerliche Unkoſten gehalten werden. Die Soldaten, welche der KRaifer beſoldet, belaufen fich in allen an der Anzahl auf mehr als fiebenmal hundert und fiebenzige saufend Mann. Er hält auch fünfmal hundert und fünf und fechzigtaufend Pferde, um die Reuterey beriften zu machen, wie auch zum Gebrauche der Poiten und Bothen, die feine Befehle, und Die Verordnungen der höchften Gerichte, in die Provinzen bringen müffen, Was aus den fühlichen Provinzen zu Wafler zugeführet wird, iſt zwar allein zuvei- chend, den Aufwand zu Peking zu beitreiten; indeffen ift man doch fo beforge, daß die Ein: Fünfte nicht etivan einmal zu fpäte einlaufen möchten , wenn ſchon alles verthan wäre, daß‘ man in diefer Stadt immer fo vielen Reiß im Vorrathe bat, als auf drey Jahre zureichend feyn Fönnte 2). - Der Schas des Kaifers, ober feine Einkünfte, werden in dem Gerichte Hu⸗pu, wel⸗ ches den Schatz bedeutet, und nachgehends befehrieben werden foll, aufbehalten. "Außer dem find noch zweene Palläfte, die zu dem Faiferlichen Hofe gehören, und befonders für die Juwelen und für die Seltenheiten #) beftimme find. Mogellanus hält dafür, diefes fey der größte und Foftbarfte Schag in Der ganzen Welt, den man von Diefer Arc finden - Fönne: denn die chinefifchen Kaiſer haben denfelben, mehr als viertaufend Jahre lang, im⸗ mer vermehret, und niemals etwas davon genommen, Denn ob ſchon oftmalige Berän- derungen in der Nachfolge der Kaifer vorgegangen find: fo hat doch Fein Kaiſer jemals ene- weder Diefen, oder den andern oben gemeldeten Schaß, angegriffen, weil das neue Ge— ſchlecht allemal diejenigen , die einen folchen Raub begangen hätten, und ihr ganzes Haus, auf das firengfte beftvaft haben würde. Doch muß man, wie der Ausleger diefes Verfaß fers anmerfer, darinnen eine Ausnahme machen, wenn etwan durch Feuer, oder Durch feindliche Plünderung etwas davon wegkommen follte. Denn im Yahre 1644, als der Auf ruͤhrer Li⸗kung ſich wegen der Tartarn nicht unterftund, fich lange in Peking aufzuhal⸗ ten: fo brachte er acht Tage damit zu, daB er alles, was in dem Pallafte von einigem Werthe war, wegſchaffte x), 3. Ge⸗ s) Diefe Gewohnheit iſt demjenigen nicht un⸗ Austheilungen, die man Livraifons, ober Lieferun⸗ gleich), was man ehemals an dem Hofe der Könige gen nannte, entftund das Wort Kiverey, das von den in Frankreich beobachtete, wo Brodt, Mein, Fleiſch, Bedienten gebraucht wurde, denen einerley geliefert Lichter und dergl, ansgetbeilet wurden, Don diefen oder ansgetheilet wurde; dag ift, die alle einem Herrn 1 zuge⸗ KV Bunde VI Capitel. 429 | 3. Bemablinnen, Rinder, Anverwandte und Begraͤbniß des Kaiſers. Gemahlinnen des Kaiſers. Seine Vermählun: ſchlechtes. Ein ungerathener Prinz twird bes gen, Seine drey Königinnen. Die Kaiferinn. ſtrafet. Leichenbegänguiß des Kaifers. Kai⸗ Pracht, wenn fie dazu ernennet wird. Die ferliches Grab. Feichenbegängniß der Kaiſe⸗ Sohne des KRaifers, und feine Tochter. Seine rinn. Es wird eine granfame Gewohnheit ab⸗ Anverwandten männlichen und weiblichen Ges geſchaffet. | Wiee le Comte anzeiget, ſo kann man die Anzahl der Gemahlinnen, oder Beyſchlaͤferin⸗ nen des Kaiſers nicht leicht wiſſen; indem fie ſehr groß, und niemals beſtimmt it, Niemand, außer dem Kaifer , befümmt diefes Frauenzimmer zu fehen, und kaum darf fich einmal jemand darnach erfundigen a). Doc) fpricht Magellanus, er habe dreytaufend Benfchläferinnen. Man nennet fie Kong⸗nyu, oder Frauenzimmer des Pallaftes. Diejenigen aber, gegen welche der Kaifer Die größte Zuneigung heget , führen den Namen Ti, oder Eönigliche Hoheit. Wenn es ihm gefällig iſt: fo befchenfet er fie mit Juwelen, welche fie auf dem Haupte, oder auf der Bruft fragen, und mit einem Stuͤcke gelben Atlaß, oder Damafte, den fie vor die Thüre Hängen, und Dadurch fo viel erlangen, daß fie den uͤbri⸗ gen allen in der Ehrerbiethung vorgezogen werden. Dieſes Frauenzimmer hat auch feine befondern Ehrenbenennungen und Würden, und wird in verfchiedene Elaffen oder Ordnun⸗ gen eingetheilet, welche durch ihre Kleidung, durch ihren Putz, und durch andere Zeichen ihres Ranges, tie die Mandarinen, von einander unterfchieden werden, Ihre Söhne, wie auch die Kinder dererjenigen, die den Namen Eöniglicher Hoheit führen, werden als natürliche Kinder angefeben 2). Wenn es dem Kaifer oder dem Kronerben gefällt, fich zu vermählen: fo ernennet das Gerichte ver Gebräuche einige Frauen, die in gutem Rufe ſtehen, daß fie zwanzig von den fhönften und vollfommenften Jungfrauen ausfuchen follen, Die nur zu finden find, ohne Abfiche auf ihren Stand, oder auf ihr Gefchlechte. Wenn diefes geſchehen ift: fo bringe man fie in verfchloffenen Sänften in den Pallaft, wo fie einige Tage lang von der Fönigli= hen Mutter, oder, wo diefe nicht mehr lebe, von dem vornehmſten Srauenzimmer am Hofe, unterfucht werden, und eine Weile geſchwinde laufen müffen, damit man wiffe, ob fie einen übelriechenden Athem, oder fonft einen Fehler an fic) haben, Nach vielen Verfü: chen wird eine erwählet, und mit vielen Umftänden und Gebräuchen dem Kaifer oder dem Prinzen uͤberſchicket. Hierbey wird ein Schmaus angeftellet, es werden Gefchenfe ausge: cheilet, und alle Verbrecher in dem Neiche, ausgenommen die Aufrührer und die Räuber, erhalten Verzeihung. Mach diefem wird fie mit vieler Pracht gefrönet, und zu gleicher Zeit bekoͤmmt fie viele Ehrenbenennungen und große Einfünfte. Die übrigen neunzehn Jung⸗ frauen werden von Seiner Majeftät an die Söhne großer Herren vermähler, wenn deren Pb viele zugegen find, Die eine Öemablinn nöthig haben. Iſt diefes nichts fo ſchicket ex die Übrigen zu ihren Eltern zurück, und giebt ihnen Öefihenfe, welche zuveichend find, daß fie ſich mit Borrbeile verheirarhen fönnen, Frauenzim⸗ mer; Gemahlin: nen des Kai⸗ fers. Seine Vera maͤhlung. 5663 Dieſes zugehoͤrten. Du Dalde auf der 245ſten Seit. ) Magellans Etzaͤhlung von China, auf der 2) Relomtes Rachr. von China, a, d. 312 S. zır und 314 Seite. . u Zaldens China, auf der 244 Seite, a) Se Comtes Nachr von China a, d. 66 ©; u) Siehe zuvor auf der 36 Seite, 5) Magellans Erzähl, von China a.d. 291 ©- Frauenzim⸗ mer. Seine Koͤni⸗ ginnen. Die Kaiſe⸗ rim. 439 Beſchreibung von China: | Diefes war die Gewohnheit der chinefifchen Monarchen. Ißtzo aber erwaͤhlet fich der tartariſche Kaifer zu feinen Gemahlinnen und Königinnen e), einige von den Töchtern eis nes Königs der weltlichen Tartarn. Cr hat drey Königinnen, Diefe genießen weit groͤ⸗ ßere Ehre, als die übrigen. Eine jede von ihnen hat ihre befondern Zimmer, ihren Hof, ihr Staatsfrauenzimmer, und andere weibliche Bedienung. _ Es darf an nichts fehlen, was zu ihrem Vergnügen etwas beytragen kann. Ihr Hausrarh, ihre Kleider, ihre Bes dienten, alles ift foftbar und prächtig d). Als Navarette zu Perfing war, überfehickte der Kaifer an die Tochter eines von den vier Statthaltern, mit ber er fid) nachgehends ver⸗ maͤhlte, die bey Bermählungen gewöhnlichen Geſchenke. Diefe beftunden in hundert Tas fein, welche mit verfchiedenen Sachen und Speifen befegt waren; zweytauſend Ducaten an Silberklumpen; taufend an Goldklumpen; hundert Stüden feinen Zeug von allerhand Farben, mit filbernen und goldenen Blubmen, und hundert Stüden Cattun e). Die Söhne diefer drey Königinnen werden alle für rechtmäßig gehalten; nur mit dem Unter: fihjiede, daß die Söhne Der erften in ber Machfolge in der Regierung den übrigen vorgezo⸗ gen werden f). Diefe erfte Koͤniginn wohnet in dem £aiferlichen Pallaſte bey dem Kaiſer, und führee den Namen einer Kaiſerinn. Die beyden übrigen wohnen in befondern Palläjten g). Die Gebräuche, die man beobachtete, als bekannt gemacht wurde, daß ber Kaifer Yongebing 4), eines von feinen Frauenzimmern zur Kaiferinn erwähler hatte, waren fol- gende. Es wurden fogleich zween von den angefehenften Doctoren, welches Glieder der großen Kathsverfammlung waren, abgeſchickt, um den Gluͤckwunſch abzufaffen, und ihn dem Ge- vichte der Gebräuche auszubändigen. So bald es denfelben empfangen hatte; fo machte es Anftalt zu den Ceremonien. An dem beftimmten Tage, des Morgens, brachte man vor das erſte, oder oftliche Thor des Pallaftes ) eine Art von einer viereckigten Tafel, auf deren Ecken vier Pfeiler aufgerichtet waren, welche eine Art von einer Kuppel oder von ei- nem Dache, unterſtuͤtzten. Dieſes Fleine Tragzimmer war mit gelber Seide und andern Zierrathen ausgeſchmuͤckt. Zur angefegten Stunde wurde ein fauberes Eleines Buch auf die Tafel gelegt. In dem Buche befanden fich der Gluͤckwunſch, der für den Kaifer ab- gefaßt war, nebft den Namen der Prinzen, der Großen, und der Glieder der Höchften Gerichte, welche fi) zu Beobachtung diefer Ceremonien mit einander eingefunden hatten. Alsdann huben einige Mandarinen, die eine ihrem Amte gemäße Kleidung trugen, Das Gerüfte auf, und giengen Damit etwas vorwärts. Alle Prinzen vom Geblüte, nebft dem übrigen Prinzen und Edelfeuten, waren ein jeber nad) feinem Range vorausgegangen, und warteten an einer von den innern Pforten des Pallafts, Die erften Etaatsräthe, die Doctoren vom erften Range, bie Präfidenten von den höchften Gerichten, und die übrigen tartarifehen und chinefifchen Befehlshaber, ſowohl vom bürgerlidyen als vom Soldaten ſtande, folgten zu Fuße binter der Tafel her, und hatten alle ihre prächtigen Feyerkleider angelegt. Verſchiedene mufikalifhe Inſtrumente machten dabey eine fehr angenehme Zur fanmenftimmung , und die Trummeln und Trompeten ertönten in verſchiedenen Theilen des Pallaftes. { Der e) Wagellans Erzählung von China, auf der ) Magellans Erzählung von China auf der 308 und folgenden Seite. He Comtens Nach— 291 Seite. richten von China, a. d. 60 ©. g) Siehe zuvor a.d.26und 36 ©. d) Ce Eomte auf der 61 Seite, bh) Der legte Kaiſer, der Nachfolger des e) Navarettens Veſchreib· von Ehina,n.d.69®. Kang⸗hi. * XV Buch. VI Capitel. 431 Der Zug nahm nunmehr feinen Anfang, Us fie nicht weit mehr von dem Thore, Vermaͤh⸗ welches den Namen U⸗mwen führer, waren: fo geſelleten fich die Prinzen zu ihnen, und lung. ſtellten fich an ihre Spige. Auf folche Art giengen fie miteinander fort, bis in den großen Pracht, Verhoͤrſaal k). Als fie in denfelben hineingetreten waren: fo nahmen fie den Gluͤckwunſch wenn ſie da— von der Tafel, die man getragen hatte, weg, und legten ihn auf eine andere, bie in Der zu ernennet Mitte des Saals bingefteller war. Alsdann wurden alle auf das ſchoͤnſte in Drdnung ge- wird. ſtellet, und fie machten insgeſammt ihre gewöhnlichen Werbeugungen vor dem Faiferlichen Throne, als wenn Se, Majeftär felbft darauf zugegen geweſen wären. Machgehendsnahm die Mufik wiederum ihren Anfang, und die Präfidenten von dem Gerichte der Gebräuche meldeten dem vornehmften Verſchnittenen in dem Faiferlichen Vorgemache, daß Se. Ma- jeftär von allen Großen des Reichs erfucht würden, fich bieder zu erheben, und auf dero koſtbarem Throne Pag zu nehmen. Nachdem man dem Kaifer diefes hinterbracht hatte: ſo erfchien er und flieg auf den Thron, Hierauf giengen fogleich ziween Doctoren vom er— ſten Range etwas näher zur Tafel Hin, und machten verfchiedene Berbeugungen auf ihren Knien. Alsdann ftunden fie wiederum auf, und einer von ihnen nahm das Fleine Buch, und las deutlich und mie lauter Stimme den Gluͤckwunſch ab, den dieſe anfehnliche Gefell- ſchaft für Se. Majeftät verfertiger hatte, und welcher eben nicht lang war. Sobald die Doctoren damit zu Ende waren, und fich wiederum an ihre Stellen verfügt hatten: ſo ſtieg der Kaifer von feinem Throne herunter, und kehrte in fein Zimmer zurüc, Nachmittage giengen die Prinzeßinnen vom Geblüte, die übrigen Prinzeßinnen, und die Frauen vom erften Range, nebft den Gemahlinnen aller der obengemeldeten großen Mandari- nen, alle nach einander nad) ihrem Nange und Stande, nad) dem Pallafte der Kaiferinn. Kein Großer oder Mandarin durfte ſich da fehen lajfen. Das Frauenzimmer wurde von einer Frau vom Stande angeführer, welche bey dieſer Gelegenheit das Amt einer Ceremo- hienmeifterinn verwaltete, wie die Präfidenten von den Gerichten zuvor die Stelle der Ce temonienmeifter bekleidet hatten. Sobald das gefammte Frauenzimmer nicht weit mehr don dem Pallafte ver Kaiferinn war; fo zeigte fich ihr erſter Verſchnittener, und die Cere— monienmeifterinn redete ihn folgendermaßen an: „Dch erſuche die Kaiferinn im Namen die- „fer Gefellfchaft, daß fie gerube, aus dem Pallafte zu fommen, und fich auf dero Thron „zu erheben“, Der Gluͤckwunſch des Frauenzimmers wird nicht, wie der Gluͤckwunſch für den Kaifer, in einem Eleinen Buche überbracht: fondern fie überreichen ein Blatt von einer befondern Yet von Papiere, morauf derfelbe gefehrieben, und mit verfhiedenen Zierrathen umher geſchmuͤcket ift, Die Kaiferinn kam alfo Heraus, und feste fich auf ihren Thron, der auf einem von den Sälen des Pallaftes aufgerichter war. Nachdem ihr das Papier überreicht worden war: fo fund das Frauenzimmer auf und neigte fich zwehmal, wie das Srauenzimmer in Europa zu thun pfleger, und wie es in China gewöhnlich iſt. Diefes Neigen wird Dan-fo 7) genennet, welches fo viel bedeutet, als alles Gluͤck fey auf eu⸗ ver Seite, Als folches geſchehen, fielen fie auf ihre Knie, und fließen einmal mit ihrer Stirn auf den Boden, wie es das Gerichte der Gebräuche vorgefchrieben hatte. Als % 8 i) Denn bie große Pforte gegen Mittag wird und jährlich zwey oder dreymal prediget oder Uns Niemals , außer ne für den Kaiſer geöffnet, oder terricht ertheilet, Degen der Gebräuche, die gegen feine Vorfahren 7) Yanoder Man bedeutet zehntaufend, und So eohachtet werden. Stückfeliafeit oder aut Gluͤ *) Wo er den Abgeſandten Gehör ertheilet, IN # Vermaͤh⸗ lung. Prinzen des Kaiſers und Töchter deſſelben. 432 Beſchreibung von China. fes gefchehen war, ſtunden fie wiederum auf, und blieben in eben dee Ordnung mit tiefem Stuͤlſchweigen ftehen. Die Kaiferinn ftieg unterdeflen von dem Throne herunter, und. bes gab fich wiederum zurück m). | Die Faiferlichen Prinzen wohnen, ehe fie ſich vermählen, in dem Eaiferlichen Pallafte- Wenn fie ſich aber vermählt haben; fo werden fie ordentlich in einige von den vornehmften Städten in den Provinzen geſchickt, wo Palläfte für fie erbauet find, worinnen fie wohnen £önnen, Alle diefe Palläfte, von welchen der Verfaſſer dreye gefehen hat »), find zwar viel Eleiner, als der zu Pe⸗king, aber dem ungeachtet noch fehr groß, fhön, Foftbar und er“ ftaunend prächtig. Einige haben zehn, manche zwölf, und andere noch mehr Abeheilun gen, nebft befondern Palläften auf jeder Seite, und einer doppelten Einfaffung von Mau ern. Als der Kaifer feinen zweyten oder dritten Sohn in einen von diefen Pallaͤſten fchickte : fo ertheilte er igm den Namen eines Königs. Alſo nennete er denjenigen Cho⸗vang ober einen König von Cho, den er nah Ching⸗tu⸗fu, der Hauptitadt in Se⸗chwen abgehen ließ, weil diefe Provinz ehemals Cho genennet wurde, Ein jeder von diefen Königen, _ ‘oder Fleinen Rönigen, hatte taufend Verſchnittene zu feiner Bedienung, die feine Angele- genheiten beſorgen, und feine Einfünfte einnehmen mußten : es hatten aber diefe Könige nichts mit den öffentlichen Angelegenheiten der Provinz zu thun. Dem ungeachtet waren die Mandarinen verbunden, fich viermal des Jahres in dem Pallafte des jungen Königs einzufinden, und ihm gleiche Unterthänigfeit zu bezeugen, als dem Kaifer in Pe⸗king; nur mie dem Unterfchiede, daß man dem Kaifer den Namen Danfivi, oder zehntaufend Jahr, beylegte: diefe Prinzen aber nur Syen⸗ſwi, oder taufend Jahr, nennte. In Anfehung der Bermählung ber £aiferlichen Prinzeßinnen, wurde unter der Negies tung der hinefifchen Monarchen, folgendergeftalt verfahren. Das Gerichte der Gebraͤu⸗ che fuchte einige ſchoͤne und wigige junge Herren aus, die vierzehn bis funfzehn Jahre alt waren. Aus diefen errwählten Se. Majeftät einen für feine Tochter oder Schwefter, wel⸗ che eine fhöne Ausftattung an Ländereyen und Juwelen mit befam. Man nentete diefel- ben Turma, oder die Anverwandten des Kaifers von feinem Frauenzimmer. Es durften dieſes Feine Mandarinen feyn: fie wurden aber doch fehr mächtig, und pflegten das Volk grauſam zu drücken. Ehe fie Kinder hatten, waren fie verbunden, alle Morgen nd Abende vor ihren Gemahlinnen aufdie Knie zu fallen, und mit dem Kopfe dreymal Verwandte des Kaiſers von maͤnnli⸗ chem auf den Boden zu ſtoßen. Sobald ſie aber Vaͤter wurden: ſo waren ſie von Beobachtung dieſer Gewohnheit frey. Der itztregierende tartariſche Kaiſer vermaͤhlet ſeine Schweſtern und feine Töchter an die Söhne großer Herren, welche nicht von Föniglichem Geblüte find, oder an die Khans der weftlichen Tartarn 0). Alle Anverwandten des Kaifers von männlichen Gefehlechte, fie mögen große Herren oder arme Seutefeyn, und wennfie ſich auch nur im funfzehnten oder fechzehnten Gliede ber An verrwandefehaft befinden, bekommen dem ungeachtet eine Befoldung, nachdem fie in Würden ftehen oder nahe vermandt find. Sie geniepen alle das Vorrecht, daß fie ihre Haufer oder ihren Hausrath roth anftreichen dürfen. Weil aber das vorhergehende Gefchlecht wen. hunder m) Du Haldens China, auf der 292 und fol⸗ fiädte in den Provinzen Zuzguang und Sr genden Seite. chen. Die dritte ift eine yon den vornehmſten n) In ®urchang-fu, Ebingrtu-fu, und Hang⸗ Städten in Scensfi. Er gedenket auch verſchie— chong⸗ fu. Die beyden erſten find die Haupi⸗ dener anderer Plaͤtze, wo ſolche Pallaͤſte find, XV Bu. VI Capitel. — hundert ſieben und ſiebenzig Jahre lang regieret hatte: fo vervielfaͤltigten ſich die Nachkom⸗ Anver⸗ men dermaßen, daß die Einkuͤnſte für die entfernteſten Stufen Der Anverwandefchaft fo ge- wandten. tinge waren, daß Diejenigen, welche fie bekamen, nicht Davon leben konnten, und daher diefe genöthiget wurden, fi zur Handlung zu wenden, um ihren Unterhalt zu gewinnen. Als Magellanus zum erften male in das Kaiſerthum kam: fo traf er in der Haupt⸗ ftadt von Ryang-fi, einen davon an, der ein gemeiner Träger war, und nur, um fich von feinen übrigen Mitgefellen zu unterfiheiden, Die Werkzeuge feiner Handthierung, Dieer auf dem Ruͤcken trug, hatte fehr prächtig ausarbeiten und vorh lactiven laffen, Unter der Regierung des vorigen Gefchlechtes war eine unzählige Menge von ihnen durch das ganze Reich zerſtreuet. Sie misbrauchten die Vorrechte ihrer Geburt, begiengen taufend Unbe- fonnenbeiten und drücken Das arme Volk überall. Die Tartarn haben fie aber völlig aus⸗ gerottet. Die Anverwandten des gegenwärtigen Kaifers find alle große Herren und halten ſich am Hofe auf. Sollte aber die Regierung diefes Gefchlechts fange dauern, und ihre Anzahi fich fehr vermehren: fo würden fie dem Staate nicht weniger zur Saft werden, als die vorigen p). Navarette fpricht, die Palläfte der Fleinen Könige von koͤniglichem Ge- bluͤte wären mit gelbladirten Ziegeln gedeckt, und der Kaifer nennte diefe, und feine übri- gen Anverwandten, Kin⸗chi⸗pau⸗tſe, das ift, goldene Aefte und koſtbares Laub q). > Die Eaiferlichen Anverwandten weiblichen Gefchlechts, find von zweyherley Gaftung. und weist Erſtlich kommen diejenigen, melde von feinen Töchtern berftammen. Dieſe betrachter Det © man nicht als Prinzen vom Geblüte, oder als Eaiferliche Anverwandten. Sie haben auch Fein Recht zur Erbfolge im Reiche, ob fie ſchon viel männliche Erben haben follten. Diefe Gewohnheit wird auch unter gemeinen Leuten beobachtet. Zwber andern Gattung gehören die Eltern, Brüder, Vettern und übrigen Anverwandten ber Königinn; ferner, der Ei- dam des Kaifers, feine Eltern, Brüder, Vettern und übrigen Anverwandten, Aus Die: fen beyden Gattungen erwählen Se. Majeftät einige von ben angefehenften, woraus das Gerichte Whang ſin, befteht, wie oben gemeldet worden ift. Dieſe zweyte Art von An- verwandten wurde aber ebenfalls von den Tartarın ausgeroftet ). Der Kaifer hat ein wachfames Auge auf das Verhalten der Prinzen vom Gebluͤte, in leichtfer- und beftrafet fie auf das ftrengfte, wenn er glaubet, daß ihre Aufführung ihrer Würdeniche iger Prinz gemäß ſey. Es geſchah einmal, daß einer von ihnen ein großer Liebhaber von Luftbarfei- — ten, ſonderlich von dem Hahnengefechte, war, welches in den Morgenländern ein ganz ges meiner Zeitvertreib ift. Der Kaifer konnte es nicht vertragen, Daß er feine ganze Zeit auf folche niederträchtige Beluftigungen wendete, und erinnerte ihn deswegen. Als er aber - Jah, daß er Damit nichts ausrichtete: fo entſchloß er fich, ihn andern zum Beyfpiele zu be⸗ ſtrafen. Er erklärte fich alfo, daß er des Namens und der Würde eines Prinzen verluftig feyn ſollte. Hiernaͤchſt wurde er fo lange feiner Bedienung, feines Soldes und feines Standes beraubet, bis er durch eine große und außerordentliche Handlung dem ganzen Rei: che zeigen würde, daß er des Geblütes nicht unwürdig fey, aus dem er entfproffen wäre ). — Wir 0) Magellans Erzählung von Ehina, auf der 9 Navarettens Beſchreib. von China,a.d. 228. 207 und folgenden Seite 7) Magellans Erzaͤhlung von China, auf der D) Magellans Erzählung von China, auf der 239 und folgenden Seite. 238 Seite, ) Ze Comtens Nachr. von China, ad: 251 ©. Allgem. Reifebefehr. VI Band. Jii Reichenbes gaͤngniß. Leichenbe⸗ gaͤngniß des Kaiſers. Kaiſerliche Graͤber. Leichenbe⸗ gaͤngniß der Kaiſerinn. 434 Beſchreibung von China. ir kommen mm zu ber legten Sache, welche den großen Monarchen von China an⸗ geht, nämlich zu feinem $eichenbegängniffe. Sobald der Kaifer todt iſt: fo fegen fie ihn auf einen koſtbaren Tragſeſſel, welcher von fehzehn Verſchnittenen mitten in den Eönigle chen Saal des Pallaftes Jin⸗chi⸗tſyen, oder des Pallaftes der Barmberzigkeit und Klugheit ff) getragen roird. Daſelbſt legen fie den Körper auf ein Eoftbares Beite. Nicht lange hernach wird er mit einer großen Menge von Gebräuchen, und mit einer Trauer- mufif in einen Sarg gelegt, welcher zwey bis dreytauſend Kronen Eofte. Er wird von Kong ſyo⸗mo, oder Pfauenholze #), werfertiger, welches Deswegen fo genennet wird, weil die Striefen und Adern deffelben gewiſſe Bilder vorftellen, welche ven Spiegeln im Pfauenfihtvanze gleich Fommen, Die Chinefen verfichern, diefes Holz bewahre die todten Körper vor der Verweſung. Denn der Sarg wird erdentlich viele Monate, und manch mal ganze Jahre an eben dem Orte gelaflen. Das Leichengepränge gefchieht in dem Pal- laſte mit fo vielen Eeremonien und Umftänden, und mit fo unglaublicher Pracht, daß es lange werden würde, wenn man daffelbe befchreiben wollte =). Nachgehends fihaffen fie den Körper fort, und beerdigen ihn in dem Faiferlichen Ge- hoͤlze. Denn fo nennet man den Dre, io die Faiferlichen Gräber find, Die Größe deffel- ben, die Palläfte, der Reichthum und die Zierrathen, welche dazu gehören; die Mauern, welche ihn umgeben, die Mandarinen und die übrigen Bedienten, welche dabey beftändig zu thun, und die Aufficht darüber Haben, und die Soldaten, welche ihn bewachen, alles diefes würde allein eine befondere Erzählung verdienen v). emals war jedermann verbunden, wenn der Katfer geftorben war, drey Jahre lang in Trauerkleidern zu geben. Vor nicht langer Zeit aber hat man diefe Trauer bis auf einige wenige-Tage herumtergeſetzet. Navarette war gleich zu der Zeit in China, als mar um: den Bater des Rang-bi trauert. Diefe Trauer währte vier oder fünf Tage w). Diefe Zeit über Famen die Mandarinen in jeder Stadt und in jedem Flecken an einem öffent: lichen Orte zuſammen, fafteten dafelbft, meinten, und beobashteten alle die Eeremonien welche gewoͤhnlich find, wenn man einen todfen Körper vor fich hat x). ; r Die Erzählung, welche man ung von dem Seichenbegängniffe der Mutter des Kaiſers liefert, iſt noch umftändlicher. Damals gieng jedermann fünfzig Tagelang in tiefer Trauer, Diefe Zeit über waren die Gerichte zugeſchloſſen, und eg wurde nichts von Staatsgeſchaͤff⸗ ten mit dem Kaiſer geſprochen. Die Mandarinen brachten den ganzen Tag vor dem Pal- - lafte mit Weinen zu, oder wenigftens ſtellten fie fich fo, als ob fie weineten. Biele von ihnen brachten die ganze Nacht dafelbjt zu, und faßen unter freyem Himmel, ob es ſchon ſehr Falt war, So gar die kaiſerlichen Prinzen fehliefen in dem Pallafte, ohne ihre Kleider auszuziehen. Ale Mandarinen festen fih in weißer Kleidung und mit weniger Bedie- rung zu Pferde, und ritten drey Tage nacheinander, um die gewöhnlichen Gebräuche vor dem Taͤfelchen Der Berftorbenen zu beobachten: Don ihren Müsen haften fie die rothe Seide und alle übrige Zierrathen, weg gethan. Da der Körper an den Dre gefchaffet - wurde, wo er unter Öffentlichen Gepraͤnge hingelegt werden folkte: fo verordnete der Kair ſer, ) In dem Pallaſte des Kaiſers. Siehe zuvor der vornehmen iſt bereits quf der 14 Seite beſchrie⸗ aud. 36 S. ben worden, und im folgenden wird eine Vorſtel⸗ 2) Es waͤchſt in der Provinz Seschwen, fung von. diefen Gebräuchen gegeben. N ») Das Leichenbegängniß gemeiner Leute, und Magellans Erzähl.von China, 0.0.3068. — KV Buch. VI Capitel En fer, daß er durch die Pforten des Pallaftes geführer werben follte, um dadurch Die Chine- Trauercere⸗ fen zu beſchaͤmen, weiche die abergläubifche Gewohnheit Haben, neue Thüren in ihren Hiu- Monte, fern zu bauen, wodurch fie die Körper ihrer Anverwandten hinaus führen, und dieſe Thuͤ— — ven hernach wieder zugumachen, um zu verhindern, daß ſich nicht ihre Betruͤbniß durch das Andenken an den Verftorbenen, allemal erneuere, fo oft fie hindurch geben möchten, Haus⸗ ſen vor der Stadt baueten fie einen großen und prächtigen Pallaft, der ganz aus neuen Ma⸗ tragen beftund, mit Höfen, Säfen , und Abtheilungen. Darinnen biieb der Körper fo lange, bis er in den faiferlichen Begraͤbnißplaß abgeführet wurde I: Bier junge Frauenzimmer, die ihe mit großer Zuneigung gediener hatten, hattennach Tine grau⸗ tartariſcher Gewohnheit ihren Schmuck angelegt, und wollten fich nunmehr vor dem Kör- an Ge⸗ per ihrer Gebiecherinn aufopfern. Allein, der Kaiſer kam einer fo barbariſchen Handlung ia — zuvor. Er verboth auch auf das kuͤnftige eine andere ausſchweifende Gewohnheit unterdiefein ſcafft. Volke, da man die Reichthuͤmer, und ſogar auch zuweilen die Bedienten großer Maͤnner, nebſt ihren Koͤrpern, auf dem Leichenſcheiterhaufen zu verbrennen pflegte 2). Wir beſchließen diefen Abſchnitt mit der Anmerkung, daß der Nachfolger in der Regierung niemals die Ge⸗ mahlinnen und Beyfchläferinnen des verftarbenen Kaifers zu fehen bekoͤmmt, oder einen Fuß in ihre Pallaͤſte ſetzet. So große Ehrfurcht hegen fie gegen ihre Borfahren 22) Der IV Abfhnite Bon den Staatsbedienten zu bürgerlichen Geſchaͤfften. Die Quan oder Mandarinen. Neun Ordnungen zeichen ihrer Ordnungen. Kennzeichen "der unter ihnen. Ehrenbenennungen. Wie ſie in Fuͤrſten. Ihre verſchiedenen Kleidungen. Ih dem geheimen Rathe des Kaifers vertheilet ve Plaͤtze. Kennzeichen ihres Amtes. Andere find. Bürgerliche und Kriegesbeamten. Kenn: Unterſcheidungszeichen. E⸗ iſt bereits angemerkt worden, daß niemand einen Pag in der chineſiſchen Regierung bes Die Duam kommen kann, der ihn nicht Durch feine Gelehrſambkeit und Geſchicklichkeit verdienet oder Manda⸗ Hat. Go bald man fie zum Dienfte des Reiches braucher: fo bekommen fie den Namen Quan, welches einen Vorgefersten bedeutet, eder eine Perfon, die andern vorges ferze iſt. Die Portugiefen Haben ihnen den Namen Mandarinen, oder Befehlshaber Bengelege, welches Wort auch andere europaͤiſche Nationen inegemein angenommen haben. Hierzu fügen fie den Namen Lau⸗ya, oder Herr, um ihren Adel anzuzeigen. Man hat neun Ordnungen unter den Quan, oder Mandarinen, die in einer ſo voll Neun Ord⸗ kommenen Untermürfigkeit gegen einander ſtehen, daß nichts mit der Ehrerbiethung und Mina, HI Unterthaͤnigkeit zu vergleichen iſt, welche die Mandarinen von einer niedrigern Ordnung ter ihnen. denenjenigen bezeugen, die zu einer höhern gehören. Wenn jemand in eine von diefen Ord⸗ nungen gelangen will! fo wird.er, nach dem Magellanus, erſtlich der dritte Beyſitzer des Thi-hyen, oder des Statthalters in einer Stadt vom Dritten Kange; alsdann wird er Tyenstfe genenner, und geböretnoch zu gar Feiner Oednung . Wenn er ſich aber drey Jii 2 Jahre w) Dieſes iſt vermuthlich aus Verſehen geſetzet, ) Diefer Begraͤbnißplatz iſt an der großen fuͤr vierzig oder funfzig Tage. Mauer gegen Nordoft gen Oft von Pe⸗king. x) Kravsrettens Öefhreibung von China, auf 2) Du Haldens China, a. d.308 9, der 73 Seite. 22) Magellans Erzähl, von China, a. d 310S. 436 u Beſchreibung von China. | Regie rungsform. Ehrenbenen⸗ nungen. Sabre lang gut aufführet, fo ertheilet ihm der Statthalter in der Stadt ein Zeugniß an den Statthalter in der Hauptſtadt der Provinz. Dieſer legte Statthalter giebt ihm ein Zeug- niß an die zwey großen Gerichte in feiner Stadt, und von Diefem erhält er noch ein anderes an den Unterfönig. Der Unterfönig meldet es an das große Gerichte der Mandarinen zu Peking, und diefe an die Staatsräthe, welche dem Kaifer davon Bericht erftatten, Und von ihm wird der Anwerber ordentlich zu einem Mandarinen von der achten oder neunten Ordnung gemacht 2). Eine jede von dieſen neun Ordnungen wird in zwo Stufen abgetheilt. Alſo ſaget man, daß einer ein Mandarin von der zweyten Stufe aus der erſten, zweyten ober dritten Drd= nung fen; oder auch von der erften Stufe aus der erften, zweyten oder dritten Ordnung. Diefes find. nur Ehrenbenennungen, welche ihnen der Kaifer ertheilet, ohne die geringfte Abſicht auf ihre Bedienungen. _ Denn 06 fie ſchon, nachdem fie anfehnliche Bedienungen haben, bald von einer höhern, bald von einer niedrigen Drdnung find: fo ift doch diefes feine allgemeine Regel. Denn zumeilen geſchieht es, daß der Kaifer jemanden, der ein ge- ringeres Amt bekleidet, zu einem Mandarinen von der erften oder zweyten Ordnung ma- che, Wenn er hingegen jemanden bejtrafen will, deffen Amt eigentlich für die oben Man: darinen gehoͤret: fo feger er ihn herunter, und machet ihn zu einem Mandarinen von einer niedrigern Ordnung 5). ’ Ä Wiefeinden Die Ark, wie die Mandarinen von biefen neun Ordnungen zu Verwaltung der seheimden Rath des Kaifers ver= theilet wer: den, Staatsfachen gebraucht werdeh, fieht man einigermaßen aus ihrer Vertheilung in die Fai- ferliche geheimde Kathsitube, die Nwi⸗ywen, oder der innere Hof, genennet wird, meil fie fich in dem Faiferlichen Pallafte zu Pe⸗-king befindet. Diefes Gerichte oder dieſe Raths⸗ ftube , befteht aus drey Ordnungen von Mandarinen. Die erfte Ordnung befteht aus den Ro-lau, oder Staatsrärhen A), welche nebft den vornehmften Präfidenten in den höch- ſten Gerichten und den vornehmften Befehlshabern bey dem Kriegsheere, die erſte Drd- nung der Mandarinen ausmachen, Diefes ift die höhefte Stufe, zu welcher die Gelehrten gelangen koͤnnen; es wäre denn, daß es der Kaifer für gut befinden follte, ihnen zur Be— lohnung für ihre dem Vaterlande erwiefenen wichtigen Dienfte, - noch größere Ehrenbenen- nungen beyzulegen, die mit dem Namen eines Grafen, Herzogs u, f. w. übereinfommen. Die Anzahl der Ko⸗aue iſt nicht beftimmt, fondern fie beruhet auf dem Willen des Fürs ften, der fie nach feinem Gefallen aus den Gerichten wähle. Doc) find ihrer felten mehr als fünfe oder fechfe ©), und einer davon wird gemeiniglich den übrigen vorgezogen, und Schew⸗ſyang genennet. Er ift Präfident im Rathe, und lebet in großer Vertraulich— feit mit dem Kaiſer. x Diefe Ko⸗laue halten ihr Gericht in dem Pallafte zur linken Hand des Faiferlichen Saals, welche hier für die Oberſtelle gehalten wird. Hier ertheilt der Kaiſer oͤffentlich Verhoͤr, und nimmt von den Mandarinen Die Zeichen ihrer Ehrerbiethung und Untertha⸗ nigkeit an. In dem Pallafte find viele prächtige und herrlich ausgeſchmuͤckte Säle. Hier⸗ von it jedem Ko⸗lau einer angewiefen , worinnen er dasjenige unterfücht, was unter feine Gerichts⸗ 4) Magellans Erzaͤhlung von China, a.d. 245 8. 4) In der tartariſchen Sprache heißen fie Alia⸗ 5). Eben daſelbſt a. d. 190 u. f. S gata. €) Zuvor wurde fie auf der 27 Seite vielleicht e) Navarette ſpricht auf der 18 Seite, ſonſt ans einem Verſehen Kyu⸗ywen genennet, waͤren ihrer fieben geweſen: feit der Erhebung des — gegen⸗ * XV Bub, VI Capitel. 437 Gerichtsbarkeit gehöret. Der Name des Saales , wird als eine Ehrenbenennung feinem Regie⸗ eigenen Namen beygefügt; als; der oder jener Rodan von dem oberften Saale in der tungsforin. Mitte. Ihr Amt in diefem Gerichte ift, daß fie faft alle Bitefchriften der höchften Ge- richte durchfeben; fie mögen nun den Krieg oder Frieden, bürgerliche oder peinliche Sachen betreffen. Rach diefer Unterfuchung geben fie diefelben zurück, daß fie dem Kaifer vorge- lege werden, es wäre denn, daß fie etwas dawider einzumenden haften, und Sr. Majeſtaͤt davon Bericht erſtatten müßten. . Der, Kaiſer nimmt ihre Erinnerung an oder verwirft fie, wie er es für gut befindet, Manchmal behält er fich ganz allein die Entfcheidung der Sa en, und die Unterfuchung der Bitefehriften, vor, Die ihm vorgelegt werden. Die Mandarinen von der zweyten Ordnung, find gleichfam die Zugeorbneten der ete flern, Aus ihrer Zahl werden die Unterkoͤnige in den Provinzen, und die Präfidenten in den übrigen Gerichten, genommen. Sie führen ven Namen Ta⸗hyo⸗tſe, das ift, Bes lehrte, oder obrigkeitliche Perfonen von bekannter Fähigkeit, und werden aus der zwey⸗— fen oder dritten Ordnung der Mandarinen genommen, In der dritten Ordnung diefes Ge: tichtes, welches Chong-fehu-Eo, oder die Schule der Mandarinen genennet wird, bes finden fich die Faiferlichen Geheimfchreiber, deren Amt darinnen befteht, daß fie alle Sa- Gen, die in diefem Gerichte abgehandelt worden find, fehriftlich verfaffen müffen. Dieſe werden aus der vierten, fünften oder fechften Ordnung der Mandarinen herausgenommen. In diefem Gerichte wird der vornehmfte Theil der Hauptangelegenheiten unterfucht und bes finme, es wäre denn, daß der Kaiſer deswegen den großen Rath zuſammen beriefe f 2 J Buͤrgerliche Die Quan oder Platʒmaͤnner, werden ordentlich in bürgerliche Beamten und Krieges en Kriegesbe⸗ bedienten angetheilt. Die erſtern werden von einigen gelehrte Mandarinen genennet, und in ſolche eingetheilt, die entweder mit buͤrgerlichen oder mit peinlichen Sachen zu thun Haben. Allein, dieſe Eintheilung zielet dahin ab, daß allerhand Verwirrungen daraus ent⸗ ſtehen. Denn in der That find fie alle in gewiſſer Maßen Gelehrte, und werden bey den Wiffenfehaften auferzogen, ob fie fehen nicht alle einerley treiben. Man unterfuchee ihren Fortgang in der Gelehrfamteit, und ertheilet ihnen darnach ihre Ehrenbenennungen. Soll⸗ ten alfo ja einige feyn, denen der Name gelehrter Quan zugeeignet werden Fönnte: fo müßten Darunter diejenigen verftanden werben, welche über die Gelehrten oder Lernenden in jeder Stadt gefeßet find, wo man ein Gericht oder eine Verſammlung zu dieſer Ab⸗ ſicht findet. 9 Die Anzahl der bürgerlichen Mandarinen, die durch das ganze Neich zerſtreuet find, beläuft ſich auf dreyzehntauſend ſechshundert fieben und vierzig; die Anzahl der Manvdari- den vom Kriegeswefen aber, auf achtzehntaufend fünf hundert und zwanzig; in allem auf zwey und dreyßigtauſend einhundert ſieben und ſechzig. Alle Jahre wird viermal ein ge⸗ naues Verzeichniß von ihnen gedruckt, worinnen ihre Namen, ihre Ehrenbenennungen, ihr Sand, und die Zeit, wenn fie zu Diefer Ehre erhoben worden find, gefunden werben 2)» Nach dem Navarette befinden fich deren bey Hofe zweytaufend vierhundert. Einejede Pro⸗ Binz hat daſelbſt ihren Mandarin, welcher eigentlich ihr Beſchuͤtzer und vornehmſter Fuͤrſpre⸗ Ser ift A), “ Jii3 Die gegenwartigen Geſchlechts aber, waͤre dieſe Anzahl f. S. Du Haldens China, a. d. 248 ©. verdoppelt she A: En man fieben Tartarı dayn _g) Magellans Erzähl. von China, auf der249 denommen hätte, Sie figen an einer runden Tafel, Seite; Du Haldens Ehina,n.d.251 ©. 1) Mogellans Erzählung von Epinn, 9.0.1971: bh) Navarettens beichreib.von China, ad. ı9 ©, / dienten. * 438 | Beſchreibung von China . Regier Die neun Ordnungen der Mandarinen, ſowohl von buͤrgerlichem Stande als von vungsform. dem Kriegesweſen, werden nach der Erzählung des Jeſuiten, Adam Schaal, durch) fol- — gende Kennzeichen unterfehleden 7), Die Mandarinen von der erſten Ordnung, tragen ihrer Ord: eben auf ihrer Müge, welche auf die Geſtalt eines plaften Kegels ausgeht, einen Cars nungen. funkel, in Gold eingefaßt, und vorn an dem untern Theile der Muͤtze, eine Perle. Auf ihren Guͤrteln fehimmern ebenfalls vier Steine, die in Chinafehr hoch gehalten ‚wierden, in’ Gold eingefaffer find, länglichte Vierecke vorſtellen, diey Finger breit, und vier Finger lang . find A). Die Mandarinen von der zweyten Ordnung fragen oben auf ihren Muͤtzen einen großen Rubin, und noch einen Eleinern unfen an denſelben. Ihre Gürtel find mit golde- nen Puckeln gezieret, und mit Bluhmen von eben dem Metalle, und mit einem Carfunfel in der Miete geſchmuͤcket. Die Mandarinen von der dritten Ordnung haben oben auf ih⸗ ven Mügen einen Carfunfel in Gold eingefaffee, und unten einen Sapphir. Ihre Guͤrtel find nur mit goldenen Puckeln und mit Bluhmen gezieret. Das Kennzeichen der vierten, Drdnung der Mandarinen, it ein Sapphir oben auf ihrer Müge, und unten ein anderer, der aber niche fo groß iſt. Auf ihren Gürteln haben fie bloß goldene Pudel. Die Manz darinen von der fünften Ordnung tragen bloß einen Sapphir auf ihren Mügen: im übrigen find fie den Mandarinen von der vierten Ordnung gleich. Die Mandarinen von der ſech— ften Ordnung fragen oben aufihren Müsen einen fauber gefchliffener Kryſtall, und unten einen Sapphir. Ihre Gürtel find mit Stücken von Naſenhorne befeger, die mit Golde eingefaßt find. Die Mandarinen von der fiebeiten Ordnung haben oben auf ihren Muͤtzen nur einen Zierrath von Golde, aber keinen Juwel unten. Ihre Guͤrtel find mit dünnen Stücken von Nafenhorne befeget. Die Manderinen von der neunten Ordnung fragen eine Muͤtze von Atlaß, die mit Silber gefticke iſt. Auf ihren Guͤrteln haben fie Stücen von Buͤffelshoͤrnern in Silber eingefaffer. Kennzeichen Die großen Herren, die über alfe neun Ordnungen der Mandarinen erhaben find, were der duͤrſten. den von der erſten Drdnung nur Durch Die Steine in ihren Gürteln unterſchieden ‚, als welche. rund find, und in der Mitten einen Sapphir haben, Die Unterfönige tragen anſtatt eines Carfunfels einen Rubin auf ihren Mügen, Dieſe find mit Perlen gezieret, und an das uns tere Ende derfelben, welches über die Stirne koͤmmt, ift eine goldene Bluhme befeftiger. Der Kaifer träge ſelbſt eine Muͤtze von dieſer Geftalt, und oben eine Perle in der Größe ei- nes Taubeneyes, nebft verfchiedenen andern Eleinen Perlen, die daran herunterpommeln, Sein Gürtel mit den Edelgefteinen und Perlen, womit er bedeckt ift, blendet die Augen. Diejenigen, die eine Würde in der Gelehrſamkeit erhalten, haben ebenfalls ihre Unterfcheis dungszeichen. Die Sicentiaten, oder Meifter der freyen Kuͤnſte, tragen oben auf dem Kos pfe eine goldene Taube, Die auch wohl nur übergofdet ift, auf einem Stifte von eben dieſem Metalle. Auf ihren Gärten tragen fie platte Stücken von Nafenhorne. Die Baccalau⸗ vei der freyen Künfte tragen eben folche Tauben, aber nur von Silber, und Platten von Büffelshorne auf ihren Gürteln, Ihre verſchie⸗ Die verſchiedenen Ordnungen der Mandarinen werden auch durch ihre Kleidung von F Kleb einander unterſchieden. Die bürgerlichen Mandarinen von den drey erſten Ordnungen, und z die 3) Diefe Erzählung ift ansden Anmerkungen des hammedanſſchen Kaufleuten gebracht, die alle drey franzöf. Herausgebers des Magellanus genommen. Sabre, unter dem Vorwande einer Abgeſandtſchaft, k) Diefer Stein, den die Ehinefen Wurstfe mens von daher nad) China kommen. Er iſt etwas grün? nen, wird aus dem Königreihe Raſchgar von mu⸗ liche, und einem Jaſpis Ähnlich; nur daß er —* KV Bu VI Capitel. 439 die Mandarinen vom Kriegesivefen, von den vier erften Ordnungen, werden Durch Die Dil- Regie: der von Drachen, welche auf ihre Kleider geſtickt find, von den untern Ordnungen unter rungsform ſchieden. Sie tragen auch eine gewiffe Art von einem Oberfleide, worauf nach ihren ver- fhiedenen Ordnungen allerhand Vögel und Thiere geftickt find, Weil fie aber nicht ver- bunden find, dieſe Oberroͤcke beftändig zu tragen; ſonderlich im Sommer, wenn bie Hitze übermäßig groß it: fo find dieſelben auch Feine fo ſichern Kennzeichen des Unterſchiedes, wie die oben gemeldeten, die niemand, ohne ben Gefegen zuwider zu handeln, ablegen oder Verändern kann. Durch eben diefe Gefege iſt beftimmt, was ein jeder für einen Platz einnehmen foll, Ihre Plaͤtze. wenn fie in dem Pallafte zufammen fommen. Die bürgerlichen Mandarinen ftehen dem Eaiferlichen Throne zur Linken, welches in China die oberfte Stelle ift. Die Mandarinen vom Keiegeswefen ſtehen auf der rechten Seite, und der Kaifer kehret fein Geficht gegen Mittag 1). | Die Mandarinen haben auch ihre Kennzeichen, wodurch fie in ihren Aemtern, wie Kennzeichen in ihren Ordnungen, unterſchieden werden. Diefes Kennzeichen beftedt, wie man uns ihres Amtes, meldet, aus einem vieredigten Stuͤcke Stoffe, welches fie auf der Bruft tragen. Es it Foftbar gearbeitet, und bat in der Mitte einen Denffpruch, der der Ehrenftelle eines jeden * eigen iſt. Einige von den buͤrgerlichen Mandarinen haben einen Drachen mit vier Klauen; andere einen Adler, oder eine Sonne; und fo im übrigen. Auf gleiche Art tragen die Man: darinen vom Kriegesweſen Seoparden, Tyger, Löwen und dergleichen. Sie fuchen fich auch durch ihre Gretel zu unterfcheiden. Ehe fih noch die Chineſen der tartarifihen Kleidung bedienten: fo wurden biefe Gürtel in Fleine Vierecke eingetheilet , und vorne mit großen Schlöffern oder Hafen an dem Leibe befeftiger. Diefe Haken verfertiget man aus Buͤffels⸗ borne, Naſenhorne, Elfenbeine, Schildkroͤte, Adlerholze, Siber, Gold und Juwelen, Der Stoff, woraus dieſelben beftehen, iſt nach den Aemtern und Bedienungen der Per ſonen unterfchieden, Niemand ‚als nur ein Rolau, durfte fonft eines von den Juwelen tragen, welche ihm der Kaifer zugefteflet hatte, als er von ihm: in fein Amt eingewieſen wor- den war. Iso aber befteht alles, was fie tragen, in einem feidenen Gürtel. Die Manz darinen halten ſehr eifrig über die Kennzeichen ihrer Wuͤrde, wodurch fie niche nur von den gemeinen Leuten, fondern auch von bloßen Gelehrten, und von andern ihres gleichen ſelbſt, die zu einer niedrigern Ordnung gehören, unterſchieden werden, Sowohl die fürftlichen Derfonen, als die Mandarinen, find auch in ihren Befoldun- Andere - gen, in ihren Haͤuſern, in der Anzahl ihrer Bedienen, und in der Geftalt und Größe Unterfcheis ihrer Tragſeſſel, von einander unterfihieden ; fo daß man, wenn fie fich öffentlich. fehen dungszei⸗ Iafien, gleich willen kann, von was für einem Stande fie find. Da die Chinefen nad) das 9 Reich beherrſchten: fo hatten auch Die Privatperfonen ihre Unterfcheidungszeichen; fo daß inan den Rang und den Stand eines jeden Gelehrten aus der Geſtalt und aus der Farbe feiner Kleidung erkennen konnte m), / * E "ihre } und etwas durchſichtig iſt, auch mit In dns Weiße 295 und folgenden Seite, aͤlt. So NE Wir finden aber m) Dul Haldens China, auf det 2352. Seite. Fine Grube vor eben diefem Steine in China. n) Ar Comtes Nachrichten von, China, auf bh) Magellans Erzählung von China, auf der ber 297 Seite, i — Beſchreibung von China. Regie⸗ rungsform. a ⸗ Statthalter in den Pro⸗ vinnzen. 1, Ihre Ehrenbenennungen und ihre Gewalt, nebſt den Einſchraͤn⸗ | kungen ihres Anfebens. | Statthalter in den Provinzen. Untere Statthalter Prüfung. Es werden ihnen Zeugniffe gegeben, über Bezirke und Städte. Sie ftehen unter melche ihnen entweder Belohnungen, oder Stra: einander. Die Pläge werden durch das Boos fen zumege bringen. Cenſoren oder Aufſeher. ausgetheilet. Betrug bey Ziehung der Looſe. Große Vorficht in ihrem Verfahren. Fortgang Alle Bedienungen werden verfauft. Merkwuͤr⸗ des Kaifers durch die Provinzen. Beyſpiel eis diges Beyfpiel davon. Einfchränfung der Statt ner geſchwinden Vollſtreckung der Gerechtigkeit halter. Sie müffen für alle Bewegungen fies gegen einen großen Herrn. Kaiferl. Zeitungen. ben. Niemand wird in feinem Vaterfande ans Punete, die darinnen enthalten find. Ihr Ge: dern vorgezogen, und warum? Dreyjährige brauch u. ihr Anſehen. Wirkſames Gegenmittel, Köina wird unter dem Kaifer durch verfihiedene Beamten vegieret. In jeder Provinz - find fünf Generalamtleute; nämlich der Fu⸗ywen, welcher eben fo viel ift, als ein Unterfönig, oder ein Statthalter in Europa, nebft feinen vier Beyfigern; der Pu⸗ching⸗ tfe, oder Generalſchatzmeiſter; der Ngan⸗cha⸗tſe, oder Blutrichter; der Yen⸗tau, wel⸗ cher Die Aufſicht über das Poſtweſen, über die Salzwerke und dergleichen hat; und der Lyange⸗tau, welcher für die Lebensmittel Sorge traͤgt, die als ein Zoll eingefammele wer- den. Dieſe vier legtern Beamten find als Rärhe des: Unterfönigs verbunden, jeden Mo: nat zu verfchiedenen malen vor deffen Gerichte zu erfcheinen, damit er fich über Sachen von Wichtigkeit, welche die Provinz angehen, mit ihnen berathſchlagen koͤnne. Einige Pro- pinzen find wegen ihrer Größe in ziween Theile gerheilee, wovon ein jeder feinen befondern Unterkoͤnig bat. Eine ſolche Provinz iſt Ryang⸗ nan. Man findet noch einen andern Beamten, nämlich den Tſong⸗tu 7), ber noch größer ift, als der Unterfönig, und manch⸗ mal zwo bis drey Provinzen unter feiner Gerichtsbarkeit hat. So hat man den Tſong⸗tu von Schen-fi und Seschwen, und den Tſong⸗ru von Ouang⸗tong und Duang-fi. An diefe großen Beamten läßt der Kaiſer unmittelbar feine Befehle ergehen, und fie müflen Sorge tragen, folche, fobald fie diefelben empfangen haben, in allen Städten ihres Bezirks befannt zumachen. So groß auch das Anfehen des Tſong⸗tu feyn mag: fo wird doch da- durch im geringften nicht das Anfehen der befondern Unterfönige vermindert. Es it aber alles fo eingerichtet , daß niemals einiger Streit über ihre Gerichtsbarkeit vorfällt 0), Manchmal hat der Tſongetu nur für eine Provinz zu forgen, wie die Tfong-tn von Hu⸗ quang, von Schen⸗ſi u. f, w. Alsdann aber wird eine folche Provinz, wegen ihres gro- Ben Umfanges, in zwo GStatthalterfchaften getheilet, und jede Statthalterfchaft har ihren eigenen Unterfönig. Beyde Umnterkönige ftehen unter dem Tſong⸗tu ob fie ihn fchon nur in gewiſſen Dingen als ihren Obern anzufehen haben. Indeſſen hat er doch allemal das Hecht, Sreitfachen zu enefcheiden, wenn man fich von dem Gerichte eines von den Statt: Baltern einer Provinz auf ihn berufet )). Die Provinzen Ouang⸗tong und Fo⸗kyen merden von Unterfönigen q) regieret, Die, in Anfehung ihrer Würde, allen den oben gemel- deren 0) Unter dem Tſong⸗tu ſtehen zweene Kriegess pP) Du’aldes China, auf der 2 und 251 Seife oberften, wovon der eine über die tartarifchen, und g4) Du Zalde auf der 4 Seite, der andere über die chineſiſchen Voͤlker gefert ift. 7) Diefe Benennungen find iso abgefchafft- Beyde haben ihre Unterbefehlshaber, von welhen 5) Sp merden die Präfidenten der hoͤchſten nachgehends gehandelt werden fol. : Rathsverſammlungen oder Gerichte genannt. Eh) , \ — XV Buch. V Capitel. 24 deten Beamten vorgehen: aber Feine größere Gewalt haben. Judeſſen maßen fie ſich doch Regie ' vieler Gewalt an, und fallen den Unterthanen fehr zur Saft, weil niemand dafelbft vor- kungsform . Banden iſt, der fie im Zaume haften koͤnnte. U i Eine jede Provinz wird in eine gewiſſe Anzahl von Gerichtsbarfeiten,eingerheilet, Die Untere man Su nennetz und dieſe eheilet man wiederum in andere Bezirke, welche den Namen Statthalter, Chew und Spen führen, In jeder Stadt, welche den Namen Su führer, trifft man be⸗ ftändig einen Mandarin mit Namen Chi⸗fu r) an, ober wenigſtens einen andern, der Chi⸗hyen genennet wird. In allen geoßen Städten aber findet man, außer dem Chi⸗fu, noch zweene andere Untermandarinen, denen man den Namen Chi⸗hyen beyleget. Denn wenn das Gebieth groß iſt: ſo wird es in zweene kleinere Bezirke eingetheilet, wovon ſich jeder unmittelbar an feinen Chi⸗hyen wendet ). Zu einem jeden Bezirke gehoͤret auch ein Mandarin, mit Namen Tau⸗ti, deſſen Amt von Bezir⸗ iftes, auf die Sitten und auf das Verhalten derer Beamten, die unter feiner Gerichtsbar- fen und keit ftehen, zu ſehen, und die Statthalter in den Flecken und in ben Städten anzubalten, Städten, dafs fie fich nicht ſaͤumig erweiſen, die faiferlichen Einkünfte einzuliefern, Einige muͤſſen auf die Flüffe und auf die Seefüften in ihrem Bezirke Achtung geben, und diefelben zuwei⸗ len befehen. Die erftern heißen Ho⸗tau, die lehtern aber Hay⸗tau. Alle Diefe Manda⸗ rinen gehoͤren zu dem Gerichte der Rortau, das iſt, der Aufſeher 7). In Anſehung diefer beyden Arten von Beamten merket Navarette an, daß man, we fehiffbare Fluͤſſe find, - auch Mandarinen finde, welche auf Die Barken, die theils dem Kaifer, theils den Kauf leuten gehören, Achtung geben muͤſſen; und daß in allen Hauptftädten, Die an der See lie- gen, ein großer Mandarin ſey, der die Auffiche über Die Küfte habe. - Die Gelehrten find der gemeinen Obrigkeit nicht unterthan, fondern haben ihre eigenen Mandarinen über ſich. In jeder Stadt und in jedem Flecken ift ein großer Mandarin, der " gleichfam einen Schulauffeher vorſtellet, und zweene andere unter ſich hat, die ſich auf den hohen Schulen #) aufhalten x). | Die verfehiedenen Dbrigkeiten, wodurch das Neich vegieret wird, bangen fehlechter- Sie ſtehen dings von einander ab. Der fihlechtefte Mandarin bat völlige Gewalt, fo weit fich fein unter ein ‚Bezirk erſtrecket. Er fteht aber Doch unter andern Mandarinen; und diefe find, ob fie ander. ſchon mehr Gewalt haben, den Generalbeamten einer jeden Provinz unterworfen. Diefe möüffen den Gerichten der Faiferlichen Stadt unterworfen feyn ; und die Präfidenten Der hoͤch⸗ ſten Gerichte, die ſonſt allen uͤbrigen Mandarinen furchtbar ſind, muͤſſen ſelbſt vor dem Kaiſer erzittern, bey dem die hoͤchſte Gewalt wohnet. Die Ehrenſtellen werden folgendermaßen unter die Mandarinen vertheilet. Ein jeder Die Ehren⸗ iſt im Stande, ein öffentliches Amt anzunehmen, wenn er zwo won den drey Ehrenftellen ftellen wer- in der Gelehrſamkeit erhalten hat, Ihre Namen werden in Die Verzeichniſſe des hoͤchſten * * Gerichtes, Li⸗pu genannt, eingetragen. Dieſes pfleget die leeren Stellen unter die Gelehr⸗ 9° Loos R - R R egethei: ten nach ihrem Nange und nad) ihren Verdienſten auszutheilen. Wenn diefe alle hierzu — * erfor⸗ Bedeutet einen Statthalter, und Chu einen Bezirk x) — Erzaͤhlung von China, auf der oder eine Stadt vom erſten Range. 243ſten Seite. WE 2) Du Saldes —— auf der 4 Seite. ) Navarettes Beſchreibung von China, auf 2) Oder Palläfte,two man die Studierenden pruͤfet. der zgten Seite, Allgem, Reiſebeſchr. VIDand, RE 4a Beceſchreibung von China. Xegie⸗ erforderlichen Eigenfchaften befigen : fo erfcheinen fie deswegen bey Hofe, Doch pfleger man Fungsform. ordentlich nicht einmal einen Tfing-tfe 2) oder Doctor zu etwas mehr zu machen, als zu einem Statthalter in einer Stadt vom zweyten ober dritten Range. So bald einige von ſolchen Bedienungen, als viere, erlediger find: fo wird hiervon fogleich dem Kaifer Bericht eritattet. Alsdann werden die vier Gelehrten, welche zuerft auf dem Berzeichniffe ſtehen, herbengerufen. Man fehreibt die Namen der vier Statthalterfihaften auf vier Zettelchen 4), und ſtecket diefelben in eine Schachtel, die gerade fo hoc) fteht, daß die Anmerber fie erreis chen koͤnnen. Diefe ziehen, einer nach dem andern, wie fie im Nange auf einander fol gen, einen von diefen Zetteln heraus; und ein jeder behält die Stadt, die ihm im Looſe zugefallen ift. Betrug bey Außer der gemeinen Prüfung müflen fie fich noch einer andern unterwerfen, damit Ziehung der man erfenne, zu was für einer Art von Bedienung fie ſich ſchicken. Man faget, wenn Looſe. jemand Freunde oder Geld aufzuwenden habe: fo fehle es ven Chineſen niemals an Mitten, die beiten Stellen denenjenigen zuzufchanzen, welche fie begünftigen wollen 6). Magella⸗ nus verfichert, wenn fich jemand mit dem Gerichte verftünder fo wuͤrden bie Zettel fo ge= ordnet, daß die Perfon gerade die Stadt zöge, welche fie verlangte. Doch mislung diefes Luſtige Be⸗ Kunftitüc einem Mandarinen im Jahre 1669. Diefer hatte einem von den vornehmften gebenheit. Secretarien des Hofes eine gewiſſe Summe Geldes gegeben, weil er ihm verfprochen hatte, es dahin zu bringen, daß er eine große und nicht weit abgelegene Handelsſtadt ziehen follte, Er befam aber dafür eine Stadt in der Provinz Quey⸗chew, welches die abgelegenfte und ärmfte Stadt in dem, ganzen Reiche war. Ueber diefen misfungenen Zug wollte der un⸗ glückliche Mandarin ganz rafend werden. Er fegte nunmehr alle Ehrerbiethung gegen das Gericht, oder gegen mehr als dreyhundert Mandarinen, welche zugegen waren, bey Seite, fprang, weil man das Wos auf den Knien zieht, in voller Wuth auf, fehrie, daß er vers lohren wäre, warf feinen Roc und feine Müse von fich, fiel über den Secretär ber, ſchmiß ihn zur Erde, und durcharbeitete ihn prav mit Füßen und mit Fäuften. Er fchrie: du Spitzbube und Berrüger! wo ift das Beld, das ich dir gegeben babe? wo ift die Stadt, die du mir verfprochen haft! Er machte ihm noch viele andere folche Vorwürfe. Hierauf giengen die Beyfißer des Gerichtes aus einander, und beyde Parteyen wurden in das Gefängniß des peinlichen Halsgerichtes gebracht, wo fie in großer Gefahr waren, zum Tode verdammer zu werden, Denn diefe Strafe ift Durch Die Geſetze für fol che Händel beftimme c). Alte Bedie⸗ Indeſſen bekuͤmmert man fich doch fo wenig um die Strafe, daß, wie Magellanus Auen wer⸗ perfichert, alles dafelbft zu Kaufe geht. Er meldet, daß die Starthalterfchaft in jeder gro- den verkauft. ßen oder fleinen Stadt demjenigen, der dazu gelanget, viele taufend Kronen Eofte, manch— mal zwanzig: manchmal dreykigeaufend; und in ſolchem Berhältnifle aud) alle andere Bedie⸗ nungen, fie mögen groß oder Flein feyn. - Ehe es ein Unterfönig oder ein Statthalter einer Provinz dahin bringt, daß fein Einführungsbefehl befiegelt wird: fo fofter es ihm zwanzig. dreyßig- vierzig = und manchmal fechzig- bis fiebenzigtaufend Kronen. Diefes Geld koͤmmt in die Tafchen der Holaue A), oder der vornehmften Staatsräthe, und der Benfiger von . den 2) Oder Tſin⸗tſe. Siehe zuvor a. d. 209 ©. 5) Du Saldes China, auf der 252 Seite. a) Wagellanns fpricht, es wären Eleine dünne Magellans Erzähl. von China, a.d. 247 ©. Taͤfelchen. d) Als le Comte zu Peking war, fo winden 2: XVBuch. VIemil 443 den ſechs hoͤchſten Gerichten zu Peking, welche in geheim alle Aemter und Bebienungen Regie verkaufen. Auf der andern Seite erzwingen die Unterfönige und andere große Beamte in Fungsform. den Provinzen, um zu ihren Unfoften wieder zu gelangen, allerhand Gefchenfe von den Präfidenten in den Bezirken und Städten, und diefe fuchen wiederum bey den Statthaltern in den Flecken und kleinen Städten, ſich zu erholen, Dieſe letztern, oder vielmehr alle zus ſammen, erholen fich ebenfalls ihres Schadens, und füllen, auf Koften der gemeinen Leute, ihren Beutel wiederum an. Daher faget man ſpruͤchwortsweiſe in China, daß der Rais fer, ohne fein Wiſſen, fo viele Henker, Mörder und hungerige Woͤlfe loslaffe, die das arme Volk verderben und auffreffen, wenn er neue Mandarinen maz cher, die fie regieren ſollen. Kurz, es ift fein Unterkoͤnig, Fein Befchauer einer Pro- vinz, oder dergleichen Beamter, der nicht, nach einer Dveyjährigen Verwaltung feines Am= tes, mit fechs- bis fiebenmal hunderttauſend, und zumeilen mit einer Million Kronen, zus ruͤckkehren follte e). | Dieſe Yet von Handel wird fo öffentlich getrieben, als wenn fie durch bie Geſetze ger Merkwuͤrdi⸗ rechtfertiget wuͤrde. Solchergeſtalt ſind Gerechtigkeit und Bedienungen in dem ganzen gesVeyſpiel. Reiche gleichfam zum öffentlichen Verkaufe ausgefeget: vornehmlich aber bey Hofe, Das ber iſt, außer dem Kaiſer, niemand, von dem man eigentlich fagen Fönne, daß er fich das gemeine Wohl angelegen feyn laffe. Alle die übrigen ſuchen nichts, als ihren eigenen Vor⸗ £heil, Der Berfaffer iſt, bey einer Begebenheit mit einem Neubekehrten, davon felbft ein Zeuge geweſen. Der Vater diefer Perfon war Statthalter in der Provinz Schen-fi ges wefen, Als er aber in einem Gefechte mit einem Heere von Räubern erfchlagen wurde: fo machte der Kaifer feinen Sohn zum Statthalter in einer Stadt vom zweyten Range. Da die drey Jahre feines Amtes zu Ende waren: fo wurde er in eine Stadt vom erften Range befördert, Wie er diefe Ehrenſtelle ebenfalls drey Jahre lang befleidet hatte, fo erfchien er, wie gewöhnlich, bey Hofe, in Hoffnung, zu einer noch anfehnlichern Statthalterfchaft erhoben zu werden. Der Kaifer übergab feine Bittſchrift dem Gerichte der Mandarinen. Diefe liegen ihm fogleich ſchriftlich zumiffen hun, wenn er in die Hände einer dritten. Pers fon vierzehn Van Silber ausliefern wollte, welches fih etwan auf hunderttauſend Kro« nen beläuft: fo wollten fie ihm die Stasthalterfchaft von Ping-yang-fü, in der Provinz Schensfi geben, welches eine von den veichften und volfreichften Städten in dem ganzen Kaiferthume ift, Als ſich aber der Mandarin weigerte, fie durch Beftechung an ſich zu Bringen: fo ließen fie ihm fagen, DaB ex mit Dem zufrieden feyn möchte, was ihm durch das $008 zufallen würde f). | In den Gefegen find verfihiebene Mittel angerviefen, wie man die Statthalter hindern Einfräns koͤnne, daß fie nicht, entweder durch Geiz, oder aus einer Folge des eingeführten Misbrauchs, kung der Pläge für Geld zu verfaufen, die Unterfhanen gar zu fehr preffen mögen. Statthal⸗ Erſtlich iſt es ſchwer, Bewegungen unter dem Volke zu verhuͤten, wenn es unter abi der Unterdruͤckung ſeufzet. Der geringfte Aufſtand, der ſich in einer Provinz zutraͤgt, wird dem Unterfönige zugefchrieben ‚ ber alsdann ziemlich gewiß glauben kann, daß man ihn ab: ſetzen werde, wenn bie Unruhe nicht fogleich seit wird. Er wird in den Gefegen als 2 das drey Kolaue abgefetst, weil fie Geſchenke genom⸗ Siehe zuvor auf der zoſten Seite, en Gatten. Giner davon fah aus, als wie eine €) Magellanus auf der 135 Seite, meine. Schildwache an dem Thore des Pallaſtes. f) Ebendaſelbſt auf der 243 Seite, 444 — Beſchreibung von China. | Regie⸗ das Haupt eines großen Hauſes angefehen ; und Daher wird ihm die Schuld bengelegt, wenn zungsform, dor Friede in demfelben geſtoͤhret wird, Sein Amt ift, die Unterbeamten zu hindern, daß ſie das Volk nicht drücken mögen; und diefes träge fein Zoch ganz gern, wenn es nicht u ſchwer ift. Niemand Zweptens ift.in den Öefegen verfüget, Baß niemand, weder in der Stadt, wohin wird in feir er. gehöret, noch. auch in der Provinz, wo feine Anverwandten wohnen, ein Mandarin des wem Vater: Volkes werden kann. Gemeiniglich befleider er auch einerley Amt nicht viele Fahre lang = ne an einerley Drte, ehe er befürdert wird, Daher gefchieht es, daß er in Feine ſo beſondere Ver⸗ worum? _Oindungen mit dem Volke des Sandes gerathen, und bey diefer Gelegenheit in Parteylichfeit verfalten Fan. Da aud) faſt alle übrige Mandarinen, welche in eben der Provinz vegie- ven, ihm unbekannt find: fo bat er felten einige Urſache, fie zu begünftigen, Bird ihm eine Bedienung in’ einer Provinz gegeben, welche an diejenige ſtoͤßt, 100 er bisher gemefen iſt: fo muß es eine Stadt feyn, Die wenigftens funfzig Meilen davon ab- liegts Die Urfache ift, weil ein Mandarin auf nichts, als’ auf das öffentliche Wohl bedacht feyn fol, Wäre er aber in einem Orte feines Vaterlandes: fo würden feine Nachbarn und feine Freunde nicht ermangeln, ihm bier und da anzuliegen. Dadurch Fönnte er ent: weder dahin verleitet werden, daß er, ihnen zu Öefallen , andern in feinen Befehlen Un: recht thaͤte; oder er Fünnte ſich, durch eine Neigung zur Nachgierde, bewegen laſſen, die jenigen zu unterdrücken, von denen entweder er, oder feine Anverwandten, ehemals Uns recht erlitten hätten. — Sie nehmen ſich hierinnen dermaßen in Acht, daß ſie niemanden erlauben wollen, an eben dem Orte ein untergeordneter Mandarin zu ſeyn, wo ſein Bruder der obere Mandarin iſt. Alſo ſtelle man ſich vor, daß jemand ein Mandarin in einer Stadt vom dritten Range ſey, und daß der Kaiſer deſſen altern Bruder zum Unterkoͤnige in eben der Provinz ma⸗ chen, und dahin ſchicken wolle, Ben dieſer Gelegenheit iſt der jüngere Bruder verbunden, dem Hofe von biefem Umftande Bericht zu erffatten, und der Hof befördert ihm ſodann zu einer andern gleich großen Sfatthalterfchaft in einer andern Provinz. Die Urfachevon diefer Einrichtung iſt, weil entweder der ältere Bruder, als der höhere Befehlshaber, den jüngern zu fehr begünftigen, und ihm durch die Finger fehen möchte; oder weil fi) der - ‚ Jüngere auf die Würde und den Schuß feines Bruders verläßt, und daher parteylicher, und auch) nachläßiger in der Beobachtung feines Amtes ſeyn koͤnnte. Auf der andern Seite würde es etwas fehr ſchweres für einen Bruder feyn, wenn er genoͤthiget feyn follte, eine Klage wider den andern anzuftellen. Um nun folchen Unbequemlichkeiten zuvor zu kom⸗ men, wird niche zugegeben, daß ein Paar Anverwandten zugleich folche Aemter bekleiden Fönnen, welche im gevingften von einander abhangen. Dreyjährige Drittens wird alle drey Jahre eine allgemeine Mufterung aller Mandarinen in dem Pruͤfung. Reiche angeftellet, da man fie nad) ihren guten und fehlimmen Eigenfchaften zur Regierung pruͤfſet. Ein jeder oberer Mandarin unterfucher die Aufführung des untern, feit der Zeit der letztern Prüfung, oder von dem Anfange feines Yıntes an. Rachgehends giebt er einem jeden Davon ein Zeugniß, welches entweder fein Lob oder feinen Tadel in fich haͤlt. Alſo ertheilet der oberſte Mandarin einer Stade vom dritten Kange, der drey bis vier kleine Mandarinen unter fich bat, ihnen ein Zeugniß, und ſchicket daflelbe an einen Mandarin von einer Stadt vom zweyten Nange, unter welche er gehöret. Diefer Iegtere, der eben falls verfchiedene Mandarinen unter fich bat, welche in Städten vom dritten Range vegie- . v Ba‘ ren, — 7* XV Buch. VI Capitel. 445 ren pruͤſet dieſe Zeugniſſe, und hält fie entweder genehm; ober thut noch einige andere Un» Regier | merkungen hinzu, nachdem er viele Nachrichten von ihnen einziehen kann. ——— Wenn ein Mandarin aus einer Stadt vom zweyten Range, die Zeugniſſe von allen Sie echalten Mändarinen aus den Städten vom dritten Range zuſammen bekommen hat: fo ertheilet er ijhnen ebenfalls ‘ein Zeugniß ; und alsdann uͤberſchicket er das Berzeichni von allen Matt: darinen in feinem Bezirke, an die Öeneralmandarinen in der Provinz, die ihren Aufenthalt in der Hauptſtadt haben. Dieſes Verzeichniß gelanget von ihnen an den Unterkoͤnig, der 88 zuerſt für ſich, und hernach mit den vier Generalmandarinen, feinen Beyfigern, unters ſuchet, und alsdann, nebft feinem eigenen Zeugniffe, nach Hofe ſchicket, damit das höchfte Gericht eine genaue Kenntniß von allen Mandarinen in dem Reiche haben, und fie nad) Berdienfte belohnen oder beftrafen koͤnne. Man belohnet einen Mandarin, wenn man ihn einige Stufen höher feget, oder ihm einen beſſern Platz einräumet; und man beftrafet ihn, wenn man ihn einige Stufen herunterfeget, oder Ihn feiner Würde beraubet, | Die zween Monate über, fo lange die Prüfung waͤhret, koͤmmt der Unterfönig zu niemanden; er läßt niemanden vor fih, und nimmt auch Feine Briefe von denen an, Die Unter feiner Aufſicht ſtehen: Damit er zeigen möge, daß er aufrichtig ſey, und nur auf Verdienſte fehe, — Die Einrichtung dieſer Zeugniſſe iſt folgende. Unter dem Namen des Mandarinen, Zengniffe, Und unter der Benennung feines Amtes oder feiner Statthalterfchaft, fehreibt man: er ift ein geldgieriger Mann; er ift su ſtreng in feinen Strafen; er gebt hart mit dem olke um; oder auch: er ift zu alt an Tabren; er ift nicht länger im Stande, den Pflichten feines Amtes Genüge zu leiften; diefer Mann ift ftol, einnebildet, eigenfinnig und von voiderwörtiger Gemürbebefehäffenbeit; diefe Perfon. tft bir sig; fie ßt fich von ihren Keidenfehaften vegieren, und kann fich nicht bezaͤh⸗ men; der oder jener iſt gar zu gelinde in ſeiner Art zu regieren; er weis nicht, wie er ſich Gehorſam verfchaffen ſoll; oder auch: er iſt zu langſam; er iſt nicht hurtig genug in Verwaltung feines Amtes ; er verftebt die Gefetze und Ge wohnbeiten nicht vecht, u. f. m. Günftige Zeugniffe find auf folgende Art eingerichtet: er ift ein aufrichriger Mann, der das Bolk nicht druͤcket, fondern auf alle Pflichten feines Amtes aufmerkfam iftz oder auch: er ift ein erfahrner Mann; ex ift ſtandhaft obne Haͤrte, und weis fich die Liebe des Volkes zu gewinnen; er verfteht die Kunſt zu regieren, u. |. w. | Wenn die Sammlung der Zeugniffe zu Peking anlanger: fo werden fie von dem welche ihnen hoͤchſten Gerichte, an welches man fie ſchicket, unterſuchet. Dieſes fehreibt Die Beloh⸗ Belohnun⸗ nungen oder die Strafen darauf, welche für jeden Mandarin in der Provinz beftimmet = PRRE werden, und ſchicket fie an den Unterkoͤnig zurüd, Diejenigen werden ihrer Bedienun⸗ — zu⸗ gen entfetzet, deren Zeugniſſe mangelhaft befunden werden, wenn es auch nur den gering⸗ ie fen Theil ihrer Regierung anbetrifft. Andere, die gelobet worden find, werden zu hoͤhern Ehrenftellen erhoben, und gelangen alfo von einer Stadt von dritten, in eine andere von zweyten Range, Mar begnüget ſich, fie einige wenige Stufen zu erheben, ober eben fo weit herunter zu.fegen. Die Mandarinen, welche diefes angeht, find verbunden, folches dem Haupte ihrer Ordnung auf folgende Art zu wiſſen zu thun: die Mandarinen diefer Stadt werden drey Stufen erhoben, — Sn Stufen heruntergeſetzet; Dr | 3 8 446 | Beſchreibung von China, Regie ches zur Nachricht diener, ihre Verordnung darnach einzurichten g) u. ſ. 1 rungsform. Durch -folche Belohnungen oder Beſtrafungen, welche die Mandarinen verdienet haben, wird das Volk befriedigee und gefichert, Iſt ein Mandarin zehn Stufen hoch erhoben wor⸗ den >), fo kann er hoffen, Daß man ihn zu einer höhern Statthalterfchaft befördern werdes Im Gegentheile wenn er zehn Stufen heruntergefegs worden ift, fo ſteht er in Gefahr, feine Bedienung gänzlich zu verlieren, Aufſeher und Diertens ſendet der Kaifer von Zeit zu Zeit in geheim gewiſſe Ko⸗taue, oder Aufſe⸗ Unterſucher. Her und Unterfucher in die Provinzen, Dieſe gehen aus einer Stadt in die andere, und fchleichen ſich in die Gerichtsftuben hinein, wenn dee Mandarin Verhoͤr ertheilee. Sie for« ſchen aud) bey den Handwerksleuten und bey dem gemeinen Bolfe nach, und erfundigen fic) genau, mie er fich in Verwaltung feines Amtes auffuͤhre. Entdecken fie durch diefes Mittel einige Unordnung in feinem Verfahren: fo decken fie fogleich die Zeichen ihrer Wür- de auf, und erklären fich für Abgeordnete des Kaiſers. Da die Gemalt eines folchen Auf⸗ ſehers unumfchränft iftz fo verfährs er den Augenblick wider die ſchuldigen Mandarinen, und beftrafer fie mit Strenge. Iſt aber ihre Ungerechtigkeit nicht fo gar groß und offenbar: fo fendet er einen Bericht nach Hofe ein, damit man daſelbſt beſtimmen möge, was zu thun fey. Große Vor: Bor wenig Jahren ernennete ber Kaifer einige Commiffarien von dieſer Art, die fich = —E nach einer Sache erkundigen mußten, welche den Unterkoͤnig von Quang⸗tong, und den a ang ©eneralauffeher über das Salz, angieng, welche einander zu Pe-king verklagt hatten. Die Unterthanen in der Provinz, welche Durch die Theurung des Salzes viel leiden muß fen, nahmen die Partey des Lnterfönigss Die meiften Generalmandarinen aber vedeten zum Vortheile des andern. Der Kaifer trug großes Verlangen, zu willen, bey wen eigentlich die Schuld läge, und fendete den Tſong tu der Provinzen Che-Eyang und So: z - Eyen, und den Tfongetu von Ryangnan und Ayangefi, als Commiffarien nad) Rans son. Bey ihrer Ankunft daſelbſt, giengen fie fogleich in den Pallaft, der für fie zugerich- tet war, ohne einen Befuch abzuftetten oder anzunehmen, Sie fihlugen die Ehrendezeu— gungen aus, Die man ihnen bey ihrer Ankunft erzeigen wollte. Sie hielten auch, um allen Argwohn zu vermeiden, Daß fie durch Geſchenke gewonnen werden möchten, keine Gemein: Schaft mit. den Mandarinen, außer, wenn fie einen nach dem andern vorforderten, um die nöthigen Nachrichten einzuziehen. Kurz, fie verfchloffen ſich fo lange, bis fie den Unter—⸗ "Fönig und den Generalauffeher über das Salz, vorforderten, und die gerichtliche Unterſu— hung damit anfingen, daß fie dieſen beyden großen Mandarinen zu wiederholten malen aller band Fragen vorlegten. Dieſe erſchienen zu verfchiedenen malen als gemeine Verbrecher vor ihren Richtern, a u | Der Unterfönig wurde, fo lange Die Unterfichung währete, genoͤthiget, feinen Pal- laſt zu verfaffen, und bis es Nacht wurde, in dem Verhörfaale zu warten. Doch wurde ihm dafelbft beſſer begegnet, als dem Generalauffeher über das Sal. Denn diefer war Die ganze Zeit genöthiget, fih von feinem Gerichte zu entfernen, und beftändig an ber Thuͤre des Verhoͤrſaales zu ſtehen. Alle Kramlaͤden in der Stadt wurden zugefchloffen; | und 2) Ze Comte fpricht, die Mandarinen wären den Öffentlichen Verſehen, die fie in ihrem Amte verbunden, von Zeit zu Zeit mit aller Demuth begangen haben, nach Hofe einzufchicken; und es und Aufrichtigkeit eine ſchriftliche Nachricht von waͤre gefährlich, einen Fehler zu verheelen * e XV Buß. VI Capitel. 447 und die Unterthanen ſchickten durch ihre Abgeordneten ihre Beſchwerden wider ben Salz- Regie auffeher ein, welche die Commifjarien eben ſowohl annahmen, als die Beſchwerden der Fungsform, Mandarinen, Als die Unterfuchung geendigt worden wars fo ſchickten die Commiflarien ihren Bericht davon durch einen befondern Boten, nach Pe⸗king. Nachgehends nahmen ſie Befuche von allen Manderinen an, außer von dem Öeneralauffeher über das Salz. Sünftens, ob ſchon die Auffeher in den Provinzen allemal aus den vornehmften und Reife des rechtſchaffenſten Beamten erwaͤhlet werben: fo können fie doch zumeilen ihrer Gewalt mis⸗ Kaifers in Brauchen, und Geſchenke nehmen, um den Schuldigen durchzußelfen. Daher unternimmt bie Provin⸗ der Kaifer zumeilen, wenn fie es am wenigften vermuthen, eine Reife in gewiſſe Provinzen, sell. damit er in Perfon die gerechten Klagen des Bolfes wider ihre Statthalter vernehmen koͤnne. Diefe Reifen, wodurch fich der Fürft bey dem Volke beliebt zu machen ſuchet, ver⸗ urſachen, daß die Quan zittern und beben; e8 mag auch ihre Aufführung noch fo wenig zu tadeln ſeyn. Der Kaifer, Rang-hi, that im Jahre 1689 eine Reife in die füdlichen Provinzen, und gieng durch die Städte Su⸗chew⸗fu, Nang⸗chew⸗fu und Nan⸗king. Er war zu Pferde, und hatte zu feiner Bedeckung etwan dreytaufend Edelleute bey fich. Auf diefe Art hielt er feinen Einzug in die fegte von den obgemeldeten Städten. Die vor« nehmften Bürger empfingen ihn mit großen Fahnen, Eleinen feidenen Fahnen, Traghims mein, Sonnenfhiemen und andern Zierrathen, ohne Zahl. Die uͤbrigen ſtellten ſich in lange Reihen auf den Straßen, beobachteten ein tiefes Stillſchweigen, und ließen bie groͤß⸗ ten Merkmaale der Ehrfurcht von ſich blicken. Allemal in ihrer Entfernung von zwanzig Schritten, waren Triumphboͤgen aufgerichtet, die mit dem feinjten Stoffe bedeckt, und mit Laubwerke, Bändern und Quaſten gezieret waren. Dadurch gieng der Kaiſer. Se Majeſtaͤt übernachteten, als fie vor Dang-chevo-fis angelangt maren, in einer Barke, und hielten den folgenden Tag zu Pferde ihren Einzug in die Stadt, Weil die Straßen derfelben mir Teppichen befegt waren: ſo fragte der Kaifer die Einwohner, ob diefes auf Befehl der Mandarinen geſchehen ſey? Als er aber Härte, daß die Einwohner biefes aus eigener Bewegniß gerhan hätten, ſo bezeugte er feine Zufriedenheit darüber. Die Straßen waren dermaßen mit Männern und Kindern angefüllt, welche fich durch die Pferde hindurch drängeten, daß der Kaiſer alle Augenblicke ſtille hielt, und fehr vergnügt darüber zu ſeyn ſchien. Ms die Einwohner von Su⸗chew⸗fu ebenfalls Teppiche auf das Pflafter ihrer Strafen gebreitet hatten; fo flieg der Kaifer bey dem Eingange in die Stadt, ab, undließ die Pferde zurück bleiben, daß fie nicht fo feine feidene Stuͤcken, welche dem Volke zugehöts ten, verderben möchten. Ex gieng daher zu Fuße in den für ihn zubereiteten Pallaſt, und beehrte die Stadt zween Tage lang mit feiner Öegenwart, Be Comte erzählet eine That eben diefes Kaifers, die er auf einer diefer Reifen ver- Beyſpiel eis richtet, und fich dadurch bey den Mandarinen furchtbar, bey dem Volke aber beliebt ge⸗ "er macht har. As fich diefer große Fürft etwas von feinem Gefolge entferner hatte: fo wurde —9 * — er einen alten Mann gewahr, welcher bitterlich weinete. Als er ihn wegen der Urſache ſei⸗ großen ner Thränen befragte: fo antwortete der Mann, der ihn nicht kaunte: Mein Herr, ich Herm. hatte ein einiges Rind, In dem mein ganzes Vergnügen beftund, und auf * ches L ſollten ſie deswegen in dem Berichte des Aufſehers 5) Es find nur nenn Stufen unter den Guam. angeklaet werden: fo würde ihnen diefes ihre Eh- M) Ir Comtens Nachrichten von China, ad. renſtelle koſten. 2669. Du Haldens China, aed 57 u. |. S. Regie⸗ * 468 Beſchreibung von China. ches ich den groͤßten Theil meiner Hausſorgen verwendete. Dieſes Kind hat rungsform. mir ein tartariſcher Mandarin genommen, ſo, daß ich nunmehr aller Huͤlfe be⸗ Kaiſerliche Zeitung und Inhalt da⸗ yon. rauber bin. Denn wie kann ich, als ein armer ſchwacher Mann, den Statt? Halter dahin bringen, daß er miv Gerechtigkeit wiederfabren laſſe? Der Kaifer antwortete: diefes ift nicht ſo ſchwer, als ihr. es euch einbildet . GSehet nur hinter, mir ber, und zeiget mir das Haus dieſes Raͤubers. Der gute Mann gehorchte ohne Umſtaͤnde, und in einer Zeit von zwo Stunden, langten fie mit einander vor dem Pallafte - des Mandarinen an, der fich eines fo außerordentlichen Beſuches gar nicht verſah. Inzwiſchen langten Die Wache, und eine große Anzahl von Edeln und Herren, nad) einigem Umfchweife, vor der Wohnung des Mandarinen am, ohne zu wiſſen, weswegen? Einige umringeten das Haus; und andere giengen nebſt dem Kaifer, hinein. Dieſer übers führte ven Mandarin der Gewaltthaͤtigkeit, deren man ihn befchuldiget hatte, und verur= theilte ihn, Daß er feinen Kopf auf der Stelle verlieren ſollte. Nachgehends Eehrete er ſich zu dem betrübten Vater, und ſprach zu ihm mit einer eenftHaften Stellung: Um euch febadlos zu halten, ſchenke ich euch die Bedienung diefer firafbaren Perſon, welche io bingerichter worden iſt. Trager Sorge, daß ihr mehrere Moͤßi⸗ gung in eurem Verhalten zeiget, als er gethan hat; und laſſet euch ſeine Beſtra⸗ fung zur Warnung dienen, daß man an euch nicht ebenfalls eine ſolche Strafe voliſtrecken dürfe KR), Endlich kann nichts lehrreicher und gefchickter feyn, Die Mandarinen in Ordnung zu erhals ten, als die Zeitungen, welche täglich in Peking gedruckt undin alle Provinzen ausgefchickt wer⸗ den. Die Puncte, welche darinnen enthalten find, betreffen nur Die Regierung. Man findet da⸗ ſelbſt die Namen derer Mandarinen, welche ihrer Aemter entfeßet worden, und die Urſachen Dies fes Verfahrens: weil nämlich diefer oder jener fi in Einfanmlung der kaiſerlichen Ein: ünfte faumig erroiefen , ober Diefelben verthan batz weil er infeinen Beftrafungen zu nach laͤßig oder zu ſtrenge geweſen iſt; weil er das Bolt gedrückt hat; weil er nicht Gefchicklich- £eit genug: zu regieren befigt, u. ſ. w. Iſt ein Mandarin zu einer anfehnlichern Stelle er- hoben, oder. zu einer fehlechtern heruntergefeßt worden ; ober hat man ihm wegen eines Ver⸗ fehens die jährliche Befoldung eingezogen, welche er von dem Kaifer erhälts fo wird Diefes fogleich in die Zeitung geſetzet. | Es fteht darinnen eine Nachricht von allen peinlichen Vorfallenheiten, und wer mit dem Tode beſtraft worden ſey? Man findet hier die Mamen aller Beamten, welche in die Stellen derer eingeruͤcket ſind, die man abgeſetzt hat; alle Landplagen, welche in einer Pro⸗ vinz vorfallen, und die Erleichterung, welche die Mandarinen auf kaiſerlichen Befehl den Unterthanen in ihren Staͤdten verſchaffen, einen Auszug von den Ausgaben, die man auf Unterhaltung der Soldaten, auf oͤffentliche Nothwendigkeiten und Gebäude, und zu befon? dern Önadenbezeigungen des Fürften, verwendet hat; die Vorftellungen, welche dem Kal fer wegen feines Verhaltens, oder wegen feiner Ausſpruͤche von dem höchften Gerichte ger than werden. Es wird Darinnen auch der Tag angezeigt, wenn der Kaifer auf dem Felde gepflügt habe, um das Volk zum Ackerbaue anzufriſchen; ‚ferner, die Zeit, die er zu Ber? fanmlung aller Großen feines Hofes, und aller vornehmen Mandarinen aus den Gerichte! zu Pe⸗king, angefest hat, um fie felbft von ihren Pflichten zu unterrichten. Man eb h daſe ⁊ H Le Comtens Nachrichten von China, ad.267 © Du Haldens China, a. d. 259 ©. 2) e - — XV Bud, VI Capitel. 449 daſelbſt die neuen Geſetze und Gewohnheiten an, welche man eingefuͤhret hat; wie auch das Lob oder den Verweis, welchen der Kaifer einem Mandarinen giebt; als: dieſer oder je ibn —— nicht in gutem Rufe, Wenn er ſich nicht beſſert, ſo will ich Inn beſtrafen. Kurz, die chineſiſchen Zeitungen find fo. eingerichtet, daß fie ſehr dienlich feyn fön- nen, die Mandarinen zu unterrichten, wie fie. das Volk vegieven follen. Aus diefem Grunde leſen fie dieſelben ſehr forafältigz und da man darinnen eine Nachricht von allen öffentlichen Borfallenheiten in diefem großen Reiche antrifft, fo fehreiben fie fich zuweilen Anmerkungen über einige Stellen darinnen auf, daß fie ſich in ihrem Verhalten darnach tichten koͤnnen. In die Zeitungen wird nichts gedruckt, als was entweder dem Kaiſer vor: gejeiget, ober von ihm anbefohlen worden ift. Diejenigen, welche die Aufſicht darüber haben, duͤrfen bey Leibesſtrafe nicht das geringfte, auch nicht ihre eigenen Anmerkungen, Binzu thun. Im Jahre 1726 wurden ziveene Schreiber, wovon der erfte in ein Gerichte, der andere aber in das Poftamt gehörete, zum Tode verdammt, weil ſie einige falfche Nach- tichten hatten einfließen laffen. Der Ausfpruch des peinlichen Halsgerichts gründete ſich darauf, daß aus ihrem Verfahren eine Ermangelung der Ehrerbiethung gegen Se. Ma- jeftät hervorleuchtete, welche nad) den Geſetzen die Todesftrafe verdienet. Ben dem allen, iſt nad) aller Wahrſcheinlichkeit kein Mittel dienlicher, den Beſte— Hungen und Unterdruckungen der Statthalter vorzubeugen, als dasjenige, defien ſich der Kaifer, Yong⸗ching, bedienet hat. Er vermehrte nämlich ihre Beſoldungen, und er⸗ klaͤrte fich, daß er felbft Eeine Geſchenke annehmen wollte. Ex verboth ihnen zugleich mehr anzunehmen, als ihnen gebührete, und bebrohete fie mit der Strafe, die in den Gefegen verfügt war, Daß nämlich die Quan, welche achtzig Unzen Silber über dasjenige, mas ih- nen gehörte, annehmen oder einfordern würden, mit dem Tode beſtraft werden ſollten. Er berilligee auch den Unterfuchern oder Auffehern große Summen, um ihren Aufwand zu be⸗ fireiten, wenn fie die Beftecher und die Beftochenen, auf das ftrengfte beſtrafen müßten. Endlich werden die Mandarinen Durch Die Gefeße, von den meiften Bergnügungen des $ebens ausgefchloffen. Sie duͤrfen felten ihre guten Freunde bewirthen oder ihnen zu Ehren ein Schaufpiel anftellen. Sie würden ein großes wagen, wenn fie fich die Freyheit neh- men wollten, zu fpielen, fpaßieren zu gehen, beſondere Befuche abzuftatten, oder fich in öffentlichen Öefellfhaften einzufinden. Sie find von alten Luſtbarkeiten ausgefchloflen, außer denenjenigen, welche fie in der geheimſten Abteilung ihres Pallaftes anftellen Fönnen 2). 2; Die verfchiedenen Pflichten der Statthalter, nebft der Ordnung in Städten. Pflicht der Statthalter, daß fie als Priefter pres mung in Städten. Die Heifenden werden aus⸗ digen müffen; fittliher Inhalt ihres Worten: gefraget. Nächtliche Schmärmereyen find verbo⸗ ges; fie muͤſſen für die Unterthanen ftehen; then, auch blutige Zänkereyen. Was man für Eins Pflicht der Statthalter in den Städten. Ord⸗ richtungen wegen der gemeinen Weibesbilder Habe. De der Mandarin bloß zu Unterſtuͤzung und Beſchuͤzung des Volkes eingefegt ift: fo I muß er auch allemal beveit feyn, nicht nur in den zum Berböre beftimmten Stunden, fondern alle Stunden des Tages, ihre Befchwerden anzuhören. Iſt die Sache von drin⸗ gender ) Du Saldens China, auf der zten, 260 und 257ften Seite, f Allgem, Reifebefehr, VI Band, ut Regie _ rungsform. —e She Nutzen und Anſehen. Sehr kraͤfti⸗ ges Mittel. Pflicht der Statthalter. 0 Bececſchreibung von China. Regie gender Nothwendigkeit: fo gehe man in den Pallaſt, und ſchlaͤgt ſtark auf eine Art von rungsform. einer Keflelpaufe, welche zuweilen auf der einen Seite des Gerichtsſaales, ordentlich aber * haußen vor der Thuͤre ſteht, damit das Volk ſowohl bey Tage als bey Nachte, dazufome . men fönne, Auf diefes Zeichen ift der Mandarin, wenn er auch noch fo befchäfftiget wäre, mn. 2. © verbunden, das geftchte Verhoͤr zu bewilligen. Wenn aber der Kläger nicht etwan außeror- = Dentliche Gewalt hat leiden müffen, wozu eine fchleunige Hülfe erfordert wird: fo kann er verfichert ſeyn, daß er wegen feines unzeitigen Befuches, gute Prügel auf die Zußfohlen be kommen werde. Daß fe als. Eine von den vornehmften Verrichtungen des Mandarinen iſt, daß er das Volk un ee errichten muß. Denn er ft an des Kaiſers Statt zugegen, und biefer wird von den Chr . neſen nicht nur als ein vegievender Monarch, und als ein Priefter angefehen, der opfern muß; fondern auch als ein Lehrer, der unterrichten fol. Daher gefchieht es, daß Se Mojeſtaͤt von Zeit zu Zeit alle Großen bes Sofes ‚und die vornehmften Mandarinen aus den Gerichten verſammeln, um ihnen Unterricht zu ertbeilen; wobey Denn allemal der Grund des Bortrages aus einem goftesdienitlichen Buche genommen wird. Auf gleiche Art ver fanmeln fich die Quan allemal den erften und funfjehnten Tag des Monats, und haften eine lange Rede zu dem Volke, worinnen ein jeber Statthalter einen Vater vorfteller , der ſein Hausgefinde unterrichten Man findet deswegen ein Reichsgefeg und der Kaiſer hat ; bie Sachen felbft vorgefchrieben „welche in ihren Reden abgehandelt werden ſollen. Diefe find in ſechzehn Faiferlichen Verordnungen enthalten, Die folgendes Inhalts find ; — 1, Sie ſollen ſorgfaͤltig die Pflichten beobachten, welche wegen der Ehrfurcht der Kin⸗ —— der gegen ihre Eltern, und wegen der Ehrerbiethung des juͤngern Bruders gegen den aͤltern, haudlungen. vorgeſchrieben ſind. Dabey fernen fie, wie Hoch fie Die weſentlichen Pflichten halten follen, welche die Natur allen Menſchen aufleget. En na Dix ur Suse 2. Sie follen allemal ein ehrerbiethiges Andenken gegen bie Vorfahren ihres Geſchlechtes hegen, und dabey ſollen ſie ſich beſtaͤndig einig, friedlich und eintraͤchtig halten. — 3. In allen Dörfern ſollen fie einträchtig unter einander leben. So werden ihnen Streitigkeiten und Nechtshändel unbekannt bieiben. 4. Sie follen den Stand der Adersleute, und dererjenigen, roelche die Maulbeerbäume bauen, womit die Seidenwuͤrmer gefüttert werden, in großen Ehren halten. Solcherge⸗ ſtalt wird es ihnen niemals am Getreide zu ihrem Unterhalte fehlen, noch an Kleidern, womit fie ihre Bloͤße bedecken können, { 5. Sie follen ſich duch) Sparfamfeit, Mäßigfeit und Beſcheidenheit, zw einer klu⸗ gen Wirthſchaft angewoͤhnen. Dieſes wird ein Mittel feyn, viele unnoͤthige Ausgaben zu vermeiden, j ; er —* 6. Sie ſollen große Sorge tragen, das Aufnehmen öffentlicher Schulen zu befördern, damit junge Studierende zu guten Gitten angeführet werden mögen. — Ein jeder ſoll ſich feine Geſchaͤffte angelegen ſeyn laſſen. Dieſes wird ein untruͤg⸗ liches Mittel ſeyn, fein Herz und Gemuͤth in Ruhe zu erhalten, - 2% 8. Siefollen Ketzereyen und Irrthuͤmer gleich in der Geburt zu erftichen ſuchen, damit die wahre und gegründete Lehre in ihrer Reinigkeit beybehaften werde, ea 9. Sie m) Du Haldens China, auf dev 254 und folgenden Seite. XV Buch. VI Capitel. A 9. Sie follen dem Volke die Strafen fleißig einfchärfen, welche won ber hoͤchſten Regie⸗ Obrigkeit in den Gefegen verordnet find: Denn Furcht kann rohe und unbiegſame Gemuͤther rungsform. im Zaume halten. — 10, Sie ſollen die Leute überall in den Geſetzen ber Höflichkeit, und einer anſtaͤndigen Yuffüprung, untermeifen. Spichergeitalt werden die guten Sitten und die eingeführten anftändigen Gewohnheiten, allemal auf das genaueſte ausgeübet werden, u. Sie follen alle ihre Bemühungen dahin gerichtet fen laſſen, daß Die Kinder und bie jüngern Brüder, eine gute Erziehung haben mögen. Diefes wird fie abhalten, daß fie fich nicht den Saftern und unordentlichen Leidenſchaften überlaflen. 12. Sie follen ſich aller verleumderifchen Anklagen enthalten... Solchergeflalt werden Unſchuld und Aufrichtigkeit nichts zu befuͤrchten haben. 13. Sie ſollen Sorge tragen, daß fie ſolche Schuldige nicht verheelen, die durch ihre after angetrieben werden, ein ausfchweifendes und unordentliches Leben zu führen. Hier⸗ durch werben fie verhuͤten, daß fie nicht in ihr Unglüc mit eingeflochten werden. 14. Sie follen zu beftimmter Zeit, bie von dem Fürften anbefohlnen Abgaben unver: jüglich liefern. Dadurch werden fie bie Unterfuchungen und Belaͤſtigungen der Zolleinneb- _ Mer vermeiden- — Re 10, | 15. Sie follen mit den Oberſtwachtmeiſtern in jeder Stadt zuſammen halten, Damit Diebſtahl vermieden werde, und diejenigen nicht entwiſchen koͤnnen, welche ſich eines Ver⸗ brechens ſchuldig gemacht haben. | 16. Sie follen fich vor plöglichem Zorne hüten, und denfelben unterdruͤcken. Dadurch werden fie vor aller Gefahr geſichert feyn fünnen ). Diefes find die Verordnungen, welche die Mandarinen zum Grunde ihrer öffentlichen ie mäffen Reden legen müffen. Du Halde hat die Rede eines Mandarinen über den. dritten Punct * * Volt mic beygefüge, welche wegen ihrer nachdruͤcklichen Kürze, wegen des rührenden Vortrages und wegen der vortrefflichen Sittenlehren, kaum ihres gleichen hat. Ein Mandarinmuß alle vierzehn Tage das Volk öffentlich unterrichten , und Diefes- it ein fo wefentliches Stuͤck ihres Amtes, daß man einige Arten von Verbrechen finder, für welche fie Rechenſchaft ges ben müffen, wenn fie in ihrem Bezirke begangen werden, Wenn ein Diebftahl oder eine Mordthat in einer Stade vorgeht: fo iſt der Mandarin verbunden, den Dieb oder Mörder zu entdecken: fonft wird er feiner Bedienung entfekt. Wird ein fehr anftößiges Verbre⸗ hen begangen; als, wenn ein Sohn feinen Vater umbringen ſollte: fo werden alle Man- darinen in dieſem Bezirke, fobald Der Hof Nachricht hiervon erhalten bat, abgeſetzt. Man ſpricht: die Schuld ift ihnen beysumeffen. Denn diefes Unglück waͤre nicht ge⸗ ſchehen, wenn fie in Beförderung guter Sitten forgfältig genug gewefen waͤ⸗ ten, Xus eben dieſem Grunde werden bie Eltern, wenn ihre Kinder ein fehr grobes Ber- brechen begangen haben, zugleich mit ihnen am Leben beftraft n). Es ift die Pflicht des Statthalters, in einer jeden Hyen nder Chew, die Gerechtig— ———— keit zu handhaben; die Abgaben einzunehmen, die jedes Haus dem Kaiſer zu entrichten hat, Nen * und die Körper dererjenigen perfünlich zu befichtigen,, welche bey einer Zänkerey um das Le⸗ cen. a ben gekommen find, oder aus Berzweiflung felbit Hand an ſich gelegt haben. Er üft ver⸗ bunden, allen Wachmeiſtern in feinem Bezirke — in jedem Monate Gehoͤr — gilt 2 theilen, \ ») Ehen daſelbſt auf der 257 Seite, 4 * Regie rungsform. Ordnung in Staͤdten. 452 Beſchreibung von China. theilen, und ſich nach allem, was vorgeht, genau zu erkundigen. Zu feinem Amte ge⸗ hoͤret auch, daß er den Barken und andern Fahrzeugen, Paͤſſe ertheile, und alle Klagen und Beſchwerden anhoͤre, welche in einem fo volkreichen Sande faſt fein Ende nehmen. Alle Rechtshändel fommen vor fein Gerichte, und er beftrafer die Perfon, Yon der er glaur ber, daß fie unvecht habe, mit harten Schlägen auf die Fußſohlen. Mit einem Worte, er verdammet die Schuldigen zum Tode. Allein, fein Ausſpruch oder vielmehr der Aus: fpruch eines obern Mandarinen, kann nicht eher vollſtreckt werden, als bis ihn der Kaifer bejtätiger hat. Sachen von geringer Wichtigkeit, werden gleich von den drey untern Man⸗ darinen entfchieden 0). Dasjenige, womit fich die untern Mandarinen vornehmlich befehäfftigen müffen, fie mögen nun Chi-chewo, oder Chishyen, oder Whey⸗chew⸗pey p) fern, beſteht in Ein ſammlung der Abgaben, wobey allemal ihre perfönliche Gegenwart erfordert wird. Die Selder find zwar in jeder Provinz ausgemeffen, und es iſt beftimmt, was von einen jeden - Ader g), nachdem der Boden gut iſt, für Abgaben entrichtet werden follen: doc) ift das Volk entroeder aus Armuth oder aus Geize, ſehr widerfpenftig, diefelben abzutragen, bis die Unterbeamten kommen, und fie mit Gewalt von ihnen herausdringen, wobey fie denn zuweilen gesungen werden, fich der Schläge zu bedienen. Wenn man diefen Zollein- nehmern wegen ihrer Strenge gegen die Bauern Vorwürfe machet: fo entfehufdigen fie ſich damit, wenn fie den Zins nicht nach Haufe brächten, fo wirden ihre Herzen auf den Argwohn geraten, daß fie entweder ihre Schuldigfeit verabfäumet, oder Gefchenfe ge nommen häften, und bloß diefer Argwohn würde ohne weitere Unterfuchung zureichend feyn, ihnen Prügel auf die Zußfohlen zumege zu bringen, Auf der andern Seite fuchen auch die Mandarinen das ftrenge Verfahren ihrer Bedienten zu rechtfertigen, und wenden vor, wenn ſich diefe ſaͤumig erwieſen Hätten, die Abgaben zu beftimmter Zeit einzuſammeln: {6 wären fie genöthiget geweſen, den Kaifer aus ihren eigenen Beutel zu bezahlen; weil fie fonft hätten befürchten müffen, daß fie ihre Bedienung verlieren würden. In der That findet man auc) in verſchiedenen Provinzen ziemlich große rücftändige Schulden, dieinnen . Faiferlihen Schag gehören, und vermuthlich nimmernehr werden abgetragen werden. Um aber diefer Unbequemlichkeit abzubelfen, hat der legte Kaifer, Nongzching r), ver ordnet, daß ins Fünftige die Eigenthümer der Felder, und niche die Pachter verfelben , die Abgaben entrichten füllen s). Man finder faft nichts, welches zu der Ruhe, die in China herrſchet, mehr beytrüge, als Die guten Einrichtungen, welche man in den Städten, fonderlich in Peking hat, nad) welcher Stadt fich ordentlich Die übrigen richten 2). Wir haben bereits eine Nachricht von ihrer Geſtalt, Ihren Mauern, ihren Toren, ihrer Eintheilung in vier Theile nebft der Ordnung ihrer Straßen, und den Wachten, die zu ihrer Sicherheit geftelle werden ‚ Mache richt ertheilet, Hier wollen wir alfo nur einiger anderer Dinge gedenken, die zur guten Einrichtung der Städte gehören, und noch nicht beruͤhrt worden find. ine jede Abthei⸗ kung in jeder Stadt hat ein Oberhaupt, welches die Auffiche über eine gewiſſe Anzahl Hau fer hat, und für alles ftehen muß, was in feiner Abtheilung vorgeht, Sollte alfo ein n erg ouaͤrmen o) Du Haldens China, a. d. 253 ©, welches hundert Ruthen ins Gevierte beträgt, wo⸗ pP) Dieſe letzten find Kriegesbedienten. von jede achtzehn Schuh hält, q) Ein Her oder Arpent, ift ein Feldmaaß, 7) Er ſtarb im Jahre 1736, XV Buch. VI Capitel. 453 Särmen entſtehen, und er meldete dieſes nicht unverzüglich dem Mandarin ſo wuͤrde er Regie⸗ hart geſtraft werden. Hausvaͤter müffen fuͤr die Aufführung fo wohl ihrer Kinder, als ih⸗ rungsform. ver Bedienten, Rechenſchaft geben. So gar die Nachbarn felbft find verbunden, einan- der Hülfreiche Hand zu leiften, wenn ein Unglück vorgehen follte; ats, wenn des Nachts ein Raub oder Diebftahl vorgienge. In ſolchem Falle muß ein Haus für das nächfte ſtehen. An den Thoren einer jeden Stade fteht allemal eine gute Wache, welche alle Rei⸗ Reiſende fenden ausfraget. Sieht fie nun etwas verdächtiges an jemanden, entdecket man aus ei werden aus⸗ ner Gefichtsbildung,, aus feinen Geberden, oder aus feiner Ausfprache, daß er ein Frem⸗ gefraget. der ſey: ſo wird er ſogleich aufgehalten, und dem Mandarin wird hiervon Nachricht er⸗ theilt »).. Einer von den Hauptgrundſaͤtzen dev Chineſen iſt, daß fie feinem Fremden ge- ſtatten, fich in dem Reiche niederzulaſſen. Denn außer dem, daß fie einen vechten Erb⸗ haß gegen andere Völker haben, fo glauben fie, daß eine Vermiſchung des Volkes auch eine Verſchiedenheit in den Sitten und Gewohnheiten einführen: diefes aber nach und nad perfönliche. Zänkereyen, Parteylichkeiten und Empörungen nach ſich ziehen würde. Ss bald die Nacht einbricht, werden die Stadtthore und auch die Schranfen an Es werden dem Ende einer jeden Strafe forafältig verfchloffen. Man findet auch Schildwachten in ee gewiſſer Weite von einander, um diejenigen aufzuhalten, welche ſich auf den Straßen an- mereyen ee treffen laſſen. An einigen Orten veuten beftändig einige Mann zu Pferde auf den Wällen gelaſſen; herum. Sie fprechenz die Nacht ift zur Aube, und der Tag zur Arbeit. Diefes Gefeg wird fo genau beobachtet, daß ſich kein vechtfchaffener Mann des Nachts auf den Gaflen ſehen laſſen wird. Und wird ja jemand dafelbft gefunden: fo wird er aufgehalten, und als ein Spighube oder. als ein Raͤuber angeſehen, der nur davauf laure, wie er unter Dem Schat⸗ ten der Finſterniß Ungluͤck anrichten koͤnne. Es iſt alſo ſehr gefährlich, zur Unzeit auf den Straßen herum zu gehen: denn es iſt ſchwer, ob man ſchon unſchuldig iſt, der obrig- keitlichen Strenge zu entgehen. tl Geſchieht es, daß fich gemeine Leute mit einander zanfen, und von Schmaͤhworten auch feine zu Schlägen kommen: fo find fie fehr beforgt, daß fein Blut vergoffen werde, Wenn Elutigengäns fie daher einen Stecken oder ein eiſern Gewehr: in der Hand'Haben? ſo legen fie es bey kereyen . Seite, und bedienen ſich der Faͤuſte gegen einander. Gemeiniglich endigen ſie ihren Streit damit, daß fie ſich bey dem Mandarin beklagen. Dieſer hoͤret die Gründe beyder Par- tehen an, und laͤßt den Schuldigen In feiner Gegenwart auf die Fuß ſohlen pruͤgeln. Man findet in China eben fo wohl, als an andern Orten, gemeine Huren. Da fie Was man für aber gemeiniglich zu Unruhen Gelegenheit geben , fo wird ihnen nicht erlaubt, innerhalb der — Stademauer zu wohnen, oder ſelbſt ihre eigenen Haͤuſer zu haben, Es wohnen aber immer Br ie mehrere beyfammen in einem Haufe, undftehen oftmals unter der Aufficht eines Mannes, der nen Meibese für alle Unordnung ftehen muß. Indeſſen werden diefe Lüderlichen Weibesbilder bloß ge- bilder Habe. dulder und für unehrlich gehalten. Einige Statthalter in den Städten geftarten ihnen auch nicht einmal, fich in ihrem Bezirke aufzuhalten x). 2 ; * 2] ; | ir EEE 3. Große +) Du Zaldens China, auf der sten Seite. tung des Keifers veifeten, große Schwierigkeit fin: 2) Eiche zuvor aufder 15 u. f. Seite. den, went fie Innge Reifen thun wollten. u) Bey diefer Gelegenheit bemerket le Comte, x) Du Haldens China, n.d.264 u. f. S. dag die Migionarien, welche nicht mit Genehmhal⸗ Regie vungsform. — — “ Unterthänig- £eit, die man den Quan er: geigete Vaters von ihm gründet, alles bey biefem Wolfe ausrichten, Eönne, Ihr Staat, wenn fie reis fen. 454 Beceſchreibumg von China. 3. Große Unterthaͤnigkeit des Volkes, und zaͤrtliche Liebe der Statthalter gegen daſſelbe. Unterthaͤnigkeit, die man ben Quan erzeiget. Ihr ſchaͤndlich begegnet. Die Schutzgeiſter werden Staat, wenn fie reifen. Königliche Wirthe- angerufen. Guten Statthaltern wird große haͤuſer und Poſtbothen. Wache an den Fläffen Ehrerblethung erzeiger. Weberreiching eines bin. Sorge für das Volk zur Zeit einer, Dür- bunten Rockes. Schlimmen Statthajtern wird ve. Den Bildern wird bey ſolcher Gelegenheit - übel begegnet. - per ſieht mit Erſtaunen, wie ein fo ungeheuer zahfreiches Volk, ein von Natur fo une ruhiges Volk, das fo überaus eigennügig ift, und den Reichthuͤmern fo bigig nach⸗ jaget, dennoch durch eine Eleine Anzahl von Mandarinen, "welche jeder Provinz vorftehen, in den Schranfen feiner Pflicht erhalten void. Es ift kaum glaublich, wie leicht es einem einzigen Mandarin, einem Chi⸗fu, wird, eine große Menge von Seuten zu regieren. Er thut nichts mehr, als daß er feine Befehle auf ein Elein Stück Papier fehreibt, mit feinem Petſchafte befiegele, und an den Ecken der-Straßen anfügen läßt. Hat er fie auf folche Art bekannt gemacht : fo. wird Ihnen von dem Augenblicke an Folge geleifte. So gewiß iſt es, Daß ber bloße Schatten. der Faiferlichen Gewalt, der fich auf die Vorſtellung eines Wenn er die Gerechtigkeit in feinem Gerichte handhabet: fo redet man Niemals an: ders mit ihm, als auf ben Knien. Ex fäße fich auch niemals öffentlich fehen, außer mit einem großen Gefolge, und auf eine recht majeftätifche Art. Er ift prächtig gekleidet, und fein Anfehen ift ernſthaft und ſtrenge. Er läßt ſich von vier Männern auf einem vergole beten Tragfeffel tragen, der im Sommer'offen, im Winter aber mir Seide bedeckt it. Bor ihm bee gehen die ſaͤmmtlichen Beamten feines Gerichtshaufes, deren Muͤtzen und Kleidung von einer ganz außerordentlichen Geftale find. Alle Fehertage ober wenn er diejenigen beſuchet, denen er einige Ehrerbierdung erzeigen will, wird dag Siegel, das er von dem Kaifer erhält, von zweenen Männern in einer goldenen Schachtel auf einer Art von einer Sänfte getragen. Wenn er an dem Orte, wo er hin will, angelanget ifk: fo wird das felbe auf einen. Seitentifch geleget, und mit einem Teppiche zugedeckt 1a). \ u In eben dieſem Staare zieht der Cuan auf, fo oft er ausgeht, einen fenerfichen Zuge beyrooßnet, oder eine Reife entweder zu Sande oder zu Waſſer thur; wovon bereits einige Nachricht gegeben worden ift 2). Den Tag zuvor, ehe ein Mandarin feine Reife antritt, wird ein Läufer vorausgeſchicket; dieſer träge ein Täfelchen, welches Pay genannt wird, und worauf der Name und die Bedienung des Beamten geſchrieben iſt. Bey dein Anblicke deſſelben werden die Zimmer in dem Kong⸗quan ober koͤniglichen Wirthshauſe c) feinem Stande gemäß, ſogleich fuͤr ihn zubereitet, und man verfchaffer ihm alle Mothwendigkei⸗ ten, Lebensmittel, Träger, Pferde und Saͤnften, oder Batken, wenn er zu Waſſer reiſet. Die Läufer oder Bothen, welche die Ankunft des Mandarinen befannt machen, finden alles - mal Pferde in Dereitfchaft. Und damit man fie nicht aufhalten möge: fo ſchlagen fie, eine ober zwo Li vor ihrer Ankunft, zu verfchiedenen malen ſehr ſtark auf ein Becken, um anzu⸗ deuten, daß das Pferd unverzuͤglich geſattelt werden muͤſfe, wenn es nicht bereits geſchehen * ſey. «) Zu Saldes China auf der 244 u. 255 Seite. c) Oder obrigkeitlichen Wirthshauſe, welches zu⸗ b) Siehe zuvor a. d. 176. Seite, vor a. 0.189 ©, befchrieben worden iſt. [’ xXV Buch. VE 455 fen. Der Hausrath in einem Kong quan beſteht bloß in einigen wenigen Filzen und Ma: Regie: fragen, in zween bis dreyen Stühlen, einem Tifche und einem hölzernen Dertgeftelle, wel- zungsforns, ches mit einer Matte bedeckt wird, wenn Fein Ran 4) vorhanden iſt. Iſt es ein Manda-e 7" tin von einem anfehnlichen Range, und der Kong⸗ quan ift für feine Würde zu ſchlecht: fo bekoͤmmt er feinen Aufenthalt in einem von den beſten Haͤuſern in der Stadt, wo Zim⸗ . mer für ihn gemiethet werben, In diefen Föniglichen Wirehshäufern werben, wie den Miffionarien oftmals wiederfah⸗ Königlige ten ift, alle diejenigen bemirchet ‚welche in Faiferlichen Geſchaͤfften veifen. Ihre Poſtbothen ae — kehren auch bier ein. Bey dieſer Gelegenheit kann man mit anmerken, daß diejenigen, — welche vie Befehle feiner Majeſtaͤt überbringen, gemeiniglich Perſonen von einigem Range und Ynfehen find, und ein Gefolge von vielen Neutern haben. Die Verordnung ift in eine große Rolle gebunden, mit einem Stücde gelber Seide bedeckt, und mit einer Binde zus ſammengewickelt, welche an dem einen Ende befeftiger ift. Ein jedes Poſthaus hat einen Mandarin, der die Aufſicht darüber, und über die Pferde des Kaifers haben muß. Dieſe haben zwar fein allzugutes Anfehen: fie fönnen aber doch, ohne umzuwechſeln, fechzig bis fiebenzig Li nach einander fortlaufen. ° Die beftimmte Größe ihres jebesmaligen Weges, den man Chan nennet, iſt nicht überall gleich. Die Eleinfte Station hat funfzig Li, und ſelten fo wenig, daß fie bis auf vierzig herunterkoͤmmt. Die ordentlichen Poftbothen fra- gen ihr Felleiſen auf dem Rüden; und wenn fie reuten: fo ruhet dafielbe auf einem Küflen, welches auf dem Kreuze des Pferdes liegt. Die Selleifen find nicht ſchwer: Denn es ſtecket nichts darinnen, als die Ausfertigungen des Kaiſers, oder der hoͤchſten Reichsgerichte, oder ein Bericht von den Beamten in den Provinzen. Solchergeſtalt ſind ſie im Stande noch beſondere Briefe von andern Perſonen mitzunehmen; und hierinnen beſtehen ihre zufälli- gen Einkünfte e). Wenn ein Mandarin zu Waffer reiſet: fo ftehen ordentlich die Soldaten von jedem Mache längft Tony oder Wachhaufe, aus Ehrerbiethung, in einer Reihe laͤngſt an dem Ufer des Fluſſes an den Fluͤß⸗ bin, Einer. davon trägt eine fliegende Fahne, und. die übrigen haben ihre Waffen in den fen hin. Händen. Fuͤhret die Barke einen anbten, oder einen vornehmen Mandarin, oder einen großen Heren vom Hofer fo werben an bas Vordertheil und an das Hintertheil der⸗ felben vier große Laternen gehänget, worauf folgende Worte mit goldenen Buchftaben ſtehen: Kingechay⸗ta⸗ ſin; das iſt: der große Mann, der Abgefandte vom Hofe. Dabey findet man feidene Flaggen und Fahnen von verfchiebenen Farben, welche wehen, wie fie der Wind treibt, Ale Morgen und Abende, wen der Anker gelichtet oder geworfen wird, begrüße die Wache den Mandarin mit einer Löfung ihres Geſchuͤtzes, worauf fih die Trom- peten hören laffen. Bey dem Anbruche der: Macht zündet man an dem Bordertheile und Hintertheile die Saternen an, und noch Drenzehn andere Eleinere werben in Geſtalt eines Kreu- zes an der Seite des Maflbaumes aufgehängt; nämlich zehne in einer gerade herunterge- henden Reihe, und dreye oben queerüber, | Wenn die Saternen angezündet find: ſo zeiget fich der Hauptmann des Ortes nebft fei- hen Soldaten der, Barfe gegen über, und ruft mit lauter Stimme die Namen Dererjenigen ab, die er aufgeführer hat, daß fie die ganze Nacht Schildwache ſtehen ſollen. Alsdann hält ut der A) Oder Bette: Slehe zuvor a daag © 39 Seite. Du Haldens China, anf der 265 and *) Wagellans Erzählung von China, auf der folgenden Seite. Regier 456 Beſchreibung von China. | der Herr der Barfe eine lange Rede an die Soldaten , und führet ihren afle die Zufälfe za rungsform. Gemüthe, twelche man befürchten ann, als Feuer, Diebe und dergleichen, und daß fie, Sorge für das Volk, ur Zeit einer 3 Thenrung. wenn fich dergleichen zutragen follte, für alles ſtehen müßten. Bey dem Ende eines jeden Punctes erheben Die Soldaten ein großes Freudengefchrey ; nachgehends ziehen fie fich zu⸗ rück, um zur Wache aufzuzieben. Eine gewifle Anzahl von ihnen bleibe zur Schilowache ftehen, geht an dem Ufer bin und wieder, und ſchlaͤgt beftandig zwey Stüden Bambusrohr an ein ander, um ihre Wachfamfeit anzuzeigen, Diefe Schildwache wird alle Stunden abgelöft /)- So furchtbar aber auch das Anfehen dieſer Mandarinen feyn mag: fo koͤnnten fie ſich doch nich in ihrer Bedienung erhalten, wenn fie ſich nicht den Ruhm zumegebrächten, daß fie Väter des Volks g) wären, und nur die Glückfeligfeit der Unterthanen zu ihrer Abficht hätten. Eine folche ‚obrigkeitliche Perfon hielt es ehedem für ihre Schuldigkeit, nach fol- chen Perfonen zu ſchicken, welche in Erziehung der Seidenwürmer, und in Verfertigung der Seide, erfahren waren; damit diefe Künfte in ihrem Bezirke befannt gemachet, und die Stadt Dadurch bereichert würde, Dadurch hat fi) der Mandarin, der diefes ge- than hat, die größten Lobeserhebungen zugezogen. Andere haben fich zur Zeit eines Stur- mes nicht damit begnüger, daß fie den Leuten verbothen haben, über den Fluß zu fegen; ſondern fie haben fich felbjt an dem Ufer eingefunden, und den ganzen Tag dafelbft gewar⸗ tet, um durch ihre Gegenwart zu verhüten, daß niemand fo verwegen fen, und fich det Gefahr umzufommen ausfege. Ein gewiffer Mandarin, der Feine folche Zuneigung gegen das unter ihm ftehende Bol von fich blicken ließ, oder fich gegen daſſelbe zu ftrenge bezeugte, fonnte nicht vermeiden, Daß er nicht in dem Berichte, welchen die Unterfönige alle drey Jahre nach Hofe fhicden, deswegen angeklagt worden wäre; und dieſes mar fchon zurei⸗ chend, ihn abzufegen. Wenn ein Gefangener in feinem Bezirke ſtirbt: fo muß eine große Anzahl von Zeugniffen vorgezeiget werden, um zu beiveifen, daß der Mandarin nicht befto« hen geroefen fey, um defien Tod zu verhängen. Man muß erweifen koͤnnen, daß er ihn befucher, ihm einen Arzt zugefhict, und ihn mit dienlichen Arzeneymitteln verfehen habe, uf. m. Denn es muß dem Kaifer von allen denen Bericht erftartet werden, die im Ge fangnifle fterben, und wie fie geftorben find. And nad) dem Berichte, den er Davon erhält, ordnet er oftmals eine außerordentliche vechrliche Unterfuchung an. Wenn man wegen einer fchlechten Erndte beforge ift, die entweder durch allzugroße Dürre, oder Durch allzu häufigen Regen, oder fonft durch einen Zufall, als etwan durch große Schwärme von Heuſchrecken, die zumeilen gewiſſe Provinzen überziehen, verurfachet werden Fann: fo läßt es der Mandarin entweder aus Zuneigung, oder aus Eigennuße, ober aus Berftellung, an nichts ermangeln, das ihn bey dem Volke beliebt machen könnte Obſchon die meiften von ihnen die Gögen So und Tau verabfcheuen : fo ermangeln fie doch nicht, fich feyerlich in ihren Tempeln einzufinden, und fie um Regen oder ſchoͤnes Wetter anzuflehen. Wenn ſich dergleichen Landplagen eräugen: fo befiehle der Mandarin in allen öffentlichen Plägen ein allgemeines Faften an, und verbiethet ven Mesgern und Köchen, bed ſchwerer Strafe, Fleiſch zu verkaufen. Indeſſen thun ſie es doch zuweilen heimlich, und geben den Gerichtsbedienten etwas Geld, welche dazu beſtellet ſind, daß ſie auf die Beobachtung der Befehle des Mandarinen ſehen follen. Der f) Du saldens China, auf der 297 Seite. ten Fu⸗mu das iſt, Vater und Mutter des Wolf. g) Man nenner die Statthalter in den Städ- Magellanus auf der 237 Seite, XV Bud. VI Capitel. 457 Der Mandaritı geht alsdann in nachläßiger Kleidung, ja zuweilen mit Steobfehu- Regie ben, zu Fuße in den Tempel. Er hat die Untermandarinen zu feiner Begleitung, und die rungsform. dornehmften Perfonen aus der Stadt zu feinem Gefolge, Bey feiner Ankunft in dem Tem- DenBildern Pel zündet er zwo oder drey Fleine Näucherferzen auf dem Altare an, Nachgehends ſetzen wird bey fot- fie fich alleſammt nieder, trinfen Thee, rauchen Toback, und ſchwatzen eine oder ein Paar chE Gelegen: Stunden mie einander, um die Zeit hinzubringen. Alsdann begeben fie fich wieder zu- en übel tück, Hieraus kann der Leſer fehen, daß fie mie dem Gösen wenig Umftände machen, Und begegnet. wenn fie genöthige find, zu lange zu bethen, ehe ihnen diefe Gunſt gewaͤhret wird: fo brin- gen fie ihn zumeilen mit einem guten Prügel zurechte. Doc) diefes gefchieht nur felten. _ Zu Kyang⸗chew, in der Provinz; Schen-fi, wurde ein Bild auf Befehl der Ber amten in Stücken gefihlagen, weil es fich hartnaͤckig weigerte, ihnen zur Zeit einer großen Dürre Regen zu verfchaffen. Da fich Hernach der Regen einftellte: fo verfertigten fie ein anderes von Erde oder von Gipfe, und führten es mit einem Siegesgepränge in die Stadt, brachten ihm Opfer, und erhuben es wiederum zu feiner Heiligkeit. Ein ander Gösenbild wollte fich auf die wiederholten Befehle des Unterfönigs aus der Provinz nicht fogleich will: fährig erzeigen. Diefer Herr ließ ihm daher durch einen Untermandarin zu wiſſen thun, daß er es, wenn nicht an einem beftimmten Tage ein Negen Fame, aus der Stadt jagen und feinen Tempel der Erde gleich machen wollte. Da es aber andem angefegten Tage noch) nicht regnete: fo verordnete diefe obrigfeitliche Perfon, daß der Tempel zugefchloffen, und die Thuͤren verfiegele werden ſollten. Diefes wurde auch fogleich ins Werk gerichtet. Als aber Menige Tage hernach Regenwetter einfiel: fo wurde dadurch der Zorn des Unterfönigs ges ſtillet, und er erlaubte, daß man das Bild noch ferner, wie zuvor, verehren möchte, Ben folchen öffentlichen Plagen wendet ſich der Mandarin, als der Priefter und Ne: Schutzengel gente des Bolfs, der alten Gewohnheit zu Folge, vornehmlich an den Schugengel der Werden anges Stade, und flehet ihn um feinen Beyftand an b). In feiner Rede an den Geift ſtellet MT er ihm ſonderlich vor, daß die Einwohner eigentlich durch ihm beglückt, und vor dem ihnen gedroheten Unglücke geſchuͤtzet wuͤrden, und daß fie bey öffentlichen Dlagen ihn um Hülfe anflehen müßten. Zu gleicher Zeit aber giebt er dem Schugengel zu verftehen, wenn er fich vergebens anrufen ließe: fo Fönnte ihr Herz feinen Antheil an der Ehrenbezeugung' ha- ben, die fie ihm leifteren. Und ob er fchon ferner bleiben füllte, was er wäre: fo würde ev doch) wenig befannt werden. Er meldet ihm, daß ihr Faften, ihre Geberhe und ihre Buße, nicht vermögend geweſen twären, den Tyen zu bewegen. Endlich fpricht er: du aber, 0 Geiſt! du unfichtbarer Kegente diefer Stadt, haft einen Zutritt zu ibm. Du Eannft ihn um Gnade für uns Sterbliche bitten, und ibn erſuchen, daß er. unferer Noth ein Linde mache. Eine folche Gnade, die dir durch dei⸗ ‚nen Sürfpruch erhalten Fannft, wird das fehnliche Verlangen des Volkes ber ftiedigen, und verurfschen , daß man dich in diefer Stade immer mehr und mehr anrufen wird 7). ! Wenn der Statthalter in einer Stade fein Amt fo verwaltet hat, daß die Unterthanen GroßeChrer— wie ihm zufrieden geweſen find, und fich hierauf in eine andere Provinz wendet: fo erjei- en get ihm das Volk fo viel Ehre, daß auch die Ungelehrigſten dadurch zur Liebe der m. haltern er; rn id get wird, Du Halde liefert ein Muſter einer ſolchen 7) Dussaldens China, auf der 253 und folgen⸗ Anrede an ihn. den Seite. Allgem, Beifebefchr, VI Band, Mm 33 Befibreibuing von China, Regie⸗ und Gerechtigkeit bewogen werden müffen. Man feget zwo bis drey Meilen weit, in gewiß⸗ rungsform. fen Entfernungen von einander, Tiſche. Auf einigen, die um und um mit langen Stuͤcken feidenem Zeuge, bis auf die Erde herunter, behänger find, wird Weihrauch angezündet. Man feget auch Seuchter, Wachslichter, Fleiſch, Hülfengemüße und Früchte darauf. Andere befeget man mit Weine und Thee. Sobald ver Mandarin erfcheint: fo fallen die Unter— thanen auf die Knie, und beugen ſich mie den Häuptern bis auf die Erde. Einige weinen, oder ftelfen fich wenigftens fo, andere erfüchen ihn, abzufteigen, und das legte Zeichen ihrer Danfdarfeit anzunehmen, Alsdann überreichen fie ihm Wein und andere Lebensmittel; und fo wird er auf der Fortreife beftandig aufgehalten. Das $uftigfte unter allen aber ift, daß ihm die Seute alle Augenblicke feine Stiefeln Herunterziehen A), und ihm neue geben ). Alle Stiefeln, welche dee Mandarin an feinen Füßen gehabt hat, werden von feinen Freun— den in Ehren gehalten, und von ihnen als foftbare Ueberbleibfel aufgehoben. Die erften, Die ihm abgezogen worden find, werden zum Zeichen der Dankbarkeit in eine Art von ei- nem ae geſteckt, und über das Thor der Stadt gehänger, Durch welches er geganz gen ift m), Wenn die Einwohner einer Stadt ihren Statthalter an feinem Geburtstage beehren tollen : fo kommen ebenfalls die vornehmften Perfonen zufammen, begeben fich mit einan- der in feinen Pallaft, und wünfchen ihm dafelbft Gluͤck. Außer den ordentlichen Geſchen⸗ Een nehmen fie oftmals noch eine lange lacirte Schachtel mit fich, die mit goldenen Bluh—⸗ men gezieret, und in acht oder zwölf kleine Abtheitungen getheilet ift, welche mit verfchiedes nen Arten von Zuckergebackenem angefüller find. Wenn fie inden Saal fommen, wo bie fenerliche Handlung vorgenommen werden foll: fo ſtellen fie ſich alle reihenweife, und ma- then eine tiefe Berbeugung. Alsdann fallen fie auf ihre Knie, und beugen fich mit dem ‚ Kaupte bis zur Erde, wofern ihnen nicht dev Quan, wie gemeiniglich zu gefchehen pflegt, zuvorfömmt, und fie daran hindert. Dftmals nimmt der Anfebnlichfte unter ihnen eine Schale Wein, hebet fie mit benden Händen in die Höhe, überreicher fie dem Mandarin, und fpricht dabey mit lauter Stimme folgende Worte, als einen Wunſch: Sorfyu, das ift der Wein, welcher gut Glüc bringe; oder: Schewerfpu, das ift der Wein, der langes Leben bringt. Unmittelbar darauf nähert fich ihm ein anderer, hebet das Zudergebadene in die Höhe, überreichee es ihm mit vieler Ehrerbiethung, und fpricht: diefes ift der Zucker des langen Lebens. Alsdann wiederholen andere eben dieſe Ce— remonien zu dreyen malen, und bedienen fich allemal eines gleichen Wunfches. Ueberreichung Wenn ſich aber der Mandarin auf eine außerordentliche Art, durch ſeine Billigkeit, eines bunten Durch feinen Eifer, und durch feine Güte gegen die Unterthanen, hervorgethan bat: fo has Rockes. ben fie eine beſondere Art, ihm zu erkennen zu geben, wie hoch fie feine glückliche Regie⸗ vung ſchaͤtzen. Die Gelehrten laffen ein Kleid verfertigen, welches aus lauter Eleinen vier- eckigten Stückchen Atlaß von verfchievenen Farben, als rorh, blau, gruͤn, ſchwarz, geld, u. few. beſteht. Diefes Kleid bringen fie an feinem Geburtstage mit vielen Ceremonien und mit Beyſtimmung dev Mufif getragen. Wenn fie in den äußern Saal kommen, wel eher zum Gerichtsſaale dienet: fo laffen fie ihn erfuchen, daß er aus dem innern Saale in ‚einen öffentlichen Fommen möge, Alsdann überreichen fie ihm das Kleid, und bitten fr 3 da ‚k) Ze Eomte fpricht, man thäte diefes auch mit D) Zuweilen gefchieht.es, daß er dreypig Pam feiner Muͤtze und mit feinem großen Rocke, und. verfhiedene Stiefeln anzieht, gäbe ihm andere dafür, * 9 XV Buch VI Eapitel, 459 _ daß er es anlegen wolle. Der Mandarin ftellet fi), als ob er deswegen Schwierigkeiten Regie machen wolle, und fpricht, er fey einer ſolchen Ehre nicht würdig. Endlich aber rungsform. läßt er das Bitten der Gelehrten und des Volkes Statt finden; fie ziehen ihm fein oberes Kleid aus, und legen ihm das andere an, welches fie mitgebracht haben. Durch die ver- fhiedenen Farben wollen fie alle Voͤlker vorftellen, die verfchiedene Kleidung tragen, um anzudeuten, daß ihn alle Menfchen als ihren Vater betrachten, und Daß er wuͤrdig fen, ihr Statthalter zu feyn. Aus dieſem Grunde nennet man dieſe Kletvung Wan / in⸗i, das ift, die Kleidung aller Völker. Der Mandarin träge daffelbe zwar niemals, außer zu Diefer Zeit: es wird aber doch forgfältig, als ein Zeichen der Ehre und des Borzuges, bey dent Gefchlechte aufbehalten. Es wird dieſes allemal dem Unterkoͤnige gemeldet; und bie Zeitung davon gelanget oft bis in die höchften Gerichte. Der Jeſuit Contancin war ein mal bey einer folchen Feyer zugegen, als er bey dem Statthalter an defjen Geburtstage feinen Gluͤckwunſch abftatten wollte 7). So groß iſt die Dankbarkeit und die Liebe der Chinefen gegen gute Obrigkeit. Im Schlimmen Gegencheile, wenn fich ein Mandarin in feinem Amte niche gut aufgeführet hat: fo begeg- Stattbalten nen fie ihm bey feinem Abzuge mit nicht geringerer Verachtung. Ein Statthalter in einer wird übel bes an der See gelegenen Provinz war von feiner Bedienung abgefegt worden, mweil er das gegnet, Bolt um drey Biertheile von dem Neiße betrogen hatte, welchen der Kaiſer zur Zeit einer - Beyfpieh Teuerung, den Unterthanen zu ihrer Erleichterung , uͤberſchicket hatte. Dabey folgten davon. ihm eine eritaunende Menge von Seuten nach , welche ihm feinen Geiz vorruͤckten. Einige luden ihn, um ihn zu verfpotten, ein, daß er die Regierung fo lange behalten follte, bis er allen den Reif aufgezehret hätte, der ibm von dem Kaiſer anvertrauer worden wäre. Andere fehleppten ihn aus feinem Tragſeſſel heraus, und zerbrachen den ſelben. Noch andere viffen fein Kleid und feinen feidenen Sonnenſchirm in Stüden, Kurz, es verfolgten ihn alle, bis an die Barke, und überhäuften ihn mit Schmähun gen und Flüchen 0), * — NE IETESNILR, | Bon den verfehiedenen Gerichten, oder Nathsftuben, worinnen alle Sachen abgethan werden, — Al⸗ Sachen, ſie moͤgen buͤrgerliche oder Kriegesangelegenheiten anbetreffen, werden in den Gerichten oder Rathsverſammlungen abgehandelt, die deswegen errichtet worden find. Ein jedes von dieſen Gerichten hat ſeinen gewiſſen Antheil an den Staatsgeſchaͤff⸗ ten, der ihm angewieſen ift, damit alles um fo viel richtiger beſorget, und um fo viel ge⸗ ſchwinder abgethan werde. Diefe Gerichte 6 ‚ wie die obrigfeitlichen Perfonen ſelbſt, welche darinnen den Vorſitz haben, einander untergeordnet. Ein jeder Statthalter hat fein befonderes Gerichte. Die Gerichte in den Städten ftehen unter den Gerichten ber Pro⸗ vinzen, und die Gerichte der Provinzen unter den hoͤchſten oder allgemeinen Gerichten des Meines, die zu Peking niebergefeget find, und vor welche alle Sachen von Wichtigkeit gebracht elbit entfchieden werden muͤſſen. } cht, und dafelbit entſch fi — N m) Le Comtens Nachr. von China,a.d.253 und m) Du Haldens Ehina, a. d. 294 Seite. folgenden Seite, Du Baldens China, ud. 2948 0) Ebendaſelbſt a. d. 279 Seite, J Hoͤchſte Gerichte. — Sechs hoͤchſte Gerichte. Gerichte der Quan. — Gerichte des kaiſerlichen Schatzes. - 460 Beſchreibung von Ehind. 1. Die höchften oder allgemeinen Berichte des Reiches. Sechs hoͤchſte Gerichte. Gerichte der Quan. Boͤr- Art zu verfahren in den Gerichten. Sie find fengerichte. Gerichte der Ceremonien. Die gefchickt , die Leute zu betruͤgen. Einſchraͤn⸗ Abtheilungen deſſelben. Kriegesrath. Peinlis kung ihrer Gewalt. Oeffentliche Aufſeher. Ihre ches Halsgerichte. Gerichte Öffentlicher Werke, Gewalt. Merkwuͤrdiges Beyſpiel ihrer Un⸗ Ihre Lage, Geſtalt, Säle und Zimmer. Ber erſchrockenhett, da fie auch endlich die Oberhand amte in den Gerichten, ihre Gerichtsbarkeit. Behalten. Nußer dem großen Gerichte, welches Nwi⸗ywen genannt wird, und wovon bereits gere⸗ det worden iſt a), hat man in dem Pallaſte noch eilf andere hoͤchſte Gerichte, deren Gewalt und Anfehen ſich über alle Provinzen des Neichs erſtrecket. Sechfe davon find für bürgerliche Angelegenheiten beſtimmt, und werden Lew⸗pu 5): genannt. Die übrigen fünfe haben die Kriegesfachen unter fh, und man nenner fie U-fu. Bon diefen foll nache gehends geredet werden, ; —J Das erſte von ben ſechs bürgerlichen Gerichten wird Lirpur, oder das Gerichte der Dbrigfeiten genannt. Sein Amt ift, allen Provinzen Beamte zu verfhaffen, über ihre Aufführung zu wachen, ihre guten und ſchlimmen Eigenfchaften zu unterfuchen, und dem ° Kaifer davon Bericht zu erftatten, damit er fie nach ihren Verdienften erheben, oder her⸗ unter ſetzen koͤnne. Dieſe find, eigentlich zu reden, die Unterſucher oder Inquiſitoren des Staates. Diefes Gericht hat vier Fleinere Gerichte unter fih. Das exfte führer den Nas " men Ven⸗ſwen⸗ſu, und erwaͤhlet diejenigen, welche es verdienen, die anfehnlichften- Aem⸗ ter in dem Reiche zu verwalten. Das zweyte wird Kau⸗kong / ſu genannt, und unterſu⸗ het die Aufführung der Mandarinen. Das dritte Heißt Nyen⸗fong⸗ſu, und befiegelt alle gerichtliche Urkunden, weiſet den Mandarinen von verfchiedenen Ständen und Bedie- nungen ihre Perfchafte an, und unterſuchet die Siegel der nach Hofe gefendeten Ausferti⸗ ngen, ob dieſelben richtig, oder nachgemachet find. Der Name des vierten it Ri hyong⸗ ſu. Diefes unterſuchet die Verdienſte der Großen des Neichs, nämlich der Prin- zen vom Geblüte, der Unterfönige, und dererjenigen, welche gewiffe hohe Ehrenbenennun- gen haben, wie unfere Herzoge, Marfgrafen, Grafen und dergleichen. Diefe nennet man Hyong⸗chin, ober alte Lehenträger : denn fie haben dem herrſchenden kaiſerlichen Haufe in dem tartarifchen Kriege große Dienfte gerhan, ' Das zroeyte höchfte Gerichte nenner man Hu⸗pu, das ift, den Großfchagmeifter des Kaifers. „Es hat die Oberaufficht über die Faiferlichen Einkünfte und die befondern Güter, Schäge, Ausgaben und Einnahmen diefes Monarchen, Es ftellet die Befehle zu Beſol⸗ dungen aus, und beftimmet die Sieferangen des Reißes, der Seide und des Geldes ‚ wel ches unter bie großen Herren und unter alle Mandarinen des Reichs vertheilet wird. Es bält ein genaues Verzeichnig von allen Häufern und Gefchlechtern, von allen Abgaben, welche entrichtet werden müffen, von den Zollhäufern und von den öffentlichen Vorraths⸗ haͤuſern. Damit es eine fo erflaunende Menge von Gefchäfften beftreiten möge: fo hat es vierzehn Fleinere Gerichte unter ſich, für die Angelegenheiten der vierzehn Provinzen des Reiches, deren Namen fie auch führen. Denn Peschedi wird, weil der Kaifer darinnen feinen Siß hat, nicht mit unter die Provinzen gerechnet, fondern hat ſich in manchen Far len a) Siehe zuvor, auf der 436 Seite. e) Magellanus bemerfet,dag folche vieldentige Woͤr⸗ 6) Magellanus fhreiber; Lo⸗pu. ter bey den Tartarn nicht gefunden werden. Denn * E h h e⸗ * XV Bu, VI Capitel. 461 fen der Vorzuͤge des Hofes und des Hauſes dieſes Monarchen zu erfreuen. Ehen diefen Vorzug hatte, bis auf die neuern Zeiten, die Provinz Ryang⸗nan, weil Nanking ehe mals der Faiferliche Sig geweſen war, Und weil diefe Stadt ebenfalls, wie Pefing, fechs boche Gerichte hatte: fo zählte man damals nur Dreyzehn Provinzen, Allein die Tar⸗ tarn haben diefes Sand zu einer gemeinen Provinz gemachet, und zählen nunmehr vier zehn Provinzen. Das dritte höchfte Gerichte wird Lispir „oder das Gerichte der Ceremonien genannt. Der Name defielben feheine zwar mit dem Namen des erften Gerichtes einerley zu ſeyn: da aber Li auf verfchiedene Art ausgefprochen wird: fo bedeutet es c) dort Mandarinen : bier aber Geremonien. Dieſem Gerichte ſteht es zu, Darauf zu fehen, daß bie Ceremonien, Gebräuche und Gewohnheiten gehörig beobachtet werden, und für das Aufnehmen ber Kinfte und Wiffenfhaften beforge zu ſeyn. Es hat auch die Auffiche über Die kaiſerliche Muſik; es unterſuchet Diejenigen, welche ſich un Ehrenſtellen bewerben, und erlaubet ih— nen, ſich zur gewoͤhnlichen Prüfung einzuſtellen. Es wird wegen der Ehrenbenennungen und wegen anderer Zeichen des Vorzuges zu Rathe gezogen, womit ber Kaifer diejenigen begnadigen will, die fie verdienen. Außerdem hat es Die Auffiche über die Tempel und über die Opfer, bie der Kaifer verrichtet, wie auch über Die Gaſtmahle, welche feine Majeftär den Fremden oder ihren Unterthanen ausrichten. Es nimmt die Abgefandten an, unter haͤlt fie, und beurlaubet fie wiederum, Es hat die Oberaufficht über die freyen Künfte und über die drey Geſetze oder Religionen, die in dem Reiche die Oberhand haben. Kurz, e8 iſt eine Art von einem Kirchenrathe, vor welchem die Miffionarien zur Zeit der Berfolgung eben mußten. Diefes Gerichte hat vier untergeordnete Gerichte, Das Amt des erften, welches Yıchidir, gderdas Gerichte der wichtigen Sachen genennet wird, befteht darinnen, daß es die Ehrenbenennungen und Einführungsbefehle der. Kleinen Könige, Herzoge, Tſong⸗ tu, Unterkoͤnige, und anderer großen Beamten des Reichs, feſt ſtellen und ausmachen muß. Das zweyte heiße Su⸗ſi⸗ſu. Es muß das Opfer beſorgen, welches der Kaiſer bringt, und bat die Aufſicht über die Tempel, über die Meßkuͤnſtler, und über die herr⸗ fehenden oder nur geduldeten Neligionen. Das dritte, Chu⸗ke⸗ſu, muß diejenigen anneh⸗ men, welche nach Hofe geſchickt werden. Das vierte, Sing⸗ſen⸗ſchu, beforget die kai⸗ En Tafel, und die Gaftereyen, welche der Kaiſer den Großen, oder den Abgefandten, ausrichtet. Das vierte hoͤchſte Gerichte, heißt Ping⸗pu, oder das Gerichte der Waffen. Die Soldaten in dem ganzen Reiche ftehen unter deſſen Beforgung ; und die hohen und nie- dern Rriegesbedienten müffen von ihm Befehle annehmen. Es prüfer ihre Wafſenuͤbun ⸗ gen, häft die Feftungen in gutem Stande, und verforget die Zeug: und Vorrathshaͤuſer mie affen, zur Gegenwehr und zur Vertheidigung, und mit Getreide und Lebensmitteln. Es laͤßt allerhand Arten von Gewehr verfertigen. Kurz, es beforget überhaupt alles, was bie Berrheidigung und die Sicherheit des Reiche angeht. ar — Es hat vier kleinere Gerichte unter ſich. Das erſte, Vu⸗ſtvn⸗ſu, vergiebt alle Kriegesbedienungen, und ſorget Dafür, Daß die Soldaten fleißig in den Waffen, geübet wer⸗ Mmmz. ‚ben Gerichte der Mandarinen heißt in ihrer Sprache Ha⸗ Gebräuche Toro Schurgan. Hafan bedeutet einen fan Schurgan, oder Eburgan, und das Gericht der Pr ;Tororinen Gebrauch, u. Schurgan ein erichte, Höchfte Gerichte, Berichte der . Ceremonien. Die untern Gerichte deſſelben. Der Krie⸗ gesrath. 462 Beſchreibung von China Söchfte den mögen. Das zweyte, Che⸗fang ⸗ſu, vertheilet die Befehlshaber und Soldaten in ihre Gerichte. Quartiere, und forget dafür, daß Die öffentliche Ruhe erhalten, und die Städte und Stra Ben von Dieben und Räubern vein erhalten werden. Das dritte, Che⸗kya⸗ſu, hat die Oberaufſicht über die Dferde im Neiche, über die Poſten, Poſthalten, Faiferlichen Gaft: hoͤfe und Barken, welche zu Fortbringung der Lebensmittel und anderer Nothwendigkeiten für die Soldaten, beſtimmet find. Das vierte, Vuka⸗ſu, ordnet die Verfertigung von allerley Arten von Waffen an, und forget für. die Ynfüllung der Zeughäufer 4). Navarette merfet an, daß diefes Kriegesgerichte, wie er es nennet ‚ noch eine weis tere Gerichtsbarkeit Habe. Denn die Miffionarien wurden demfelben übergeben, und muß: sen fich vor ihm flellen, als fie verwieſen werden ſollten. Es verfhaffere ihnen DBarfen, eine Wache und Jeute, die fie bedienen ſollten e), Das peinlihe — Das fünfte Höchfte Gericht führet den Mamen, Hing⸗pu, und gleicht der Tour? Halsgerichte. elle, oder der peinlichen Kammer, welche zu dem Parlemente in Frankreich gehöret, wo diejenigen befragt werden, welche eines Verbrechens ſchuldig find. Unter ihm ftehen vier⸗ zehn niedrigere Gerichte, fir jede Provinz eines, wie ſchon zuvor angemerkt worden iſt. Gerichte der Das fechfte und letzte hoͤchſte Gericht wird Kong / pu, oder das Bericht der oͤffent⸗ — lichen Werke, genennet, und it dazu beſtimmt, daß es die Pallaͤſte des Kaiſers, der Ge- 3 richte, der Prinzen vom Geblüte und der Unterkoͤnige, wie auch die Faiferlichen Gräber, bie Tempel, u. ſ.w. in gutem Stande erhalten folle, Es hat die Oberaufficht über die Türme, Triumphbögen, Brüden, Straßen, Dämme, Zlüffe, Candle, Seen, und alle Werke, die nöthig find, fie ſchiffbar zu machen; auch über die Fußfteige, Landſtraßen, Gaſſen, Barken, und alle Fahrzeuge, die zur Schiffahrt erforderlich find. ‚ Diefes Gerichte hat ebenfalls vier andere Gerichte unter ſich. Das erſte, welches den Namen Dinsfchenfir führer, verfertiget die Riffe und den Pan zu öffentlichen Ge⸗ baͤuden. Das zweyte, NYu⸗heng⸗tſe, hat die Auffiche über alle Werkftäte der Faiferlichen Schreiner, Mäuerer, Zimmerleute, u. ſ. w. in den verfchiedenen Städten des Reichs. Das dritte, Tong⸗ſchwi⸗tſe, beforget die Ausbefferung dev Canäle, Brüden, Fußſteige, Straßen u. ſ. m. und fieht darauf, daß die Flüffe fchiffbar gemacht werden. Das vierte, Tſe⸗tyen⸗tſe, träge Sorge für die Faiferlichen Käufer, Luſt und Obſtgaͤrten, und nimmt die Einkünfte davon ein f). Ihre Lage Diefe ſechs Gerichtshaͤuſer ſtehen nahe an dem kaiſerlichen Pallaſte, an der Morgens u. Geſtalt. ſeite. Ein jedes davon nimmt einen großen viereckigten Raum ein, der auf jeder Seite einen Mufketen Schuß lang iſt, und aus drey Abtheilungen oder Reihen von Höfen und Zimmern befteht. Der erfte vorfigende Rath hat die mittlere Abtheilung inne, melche ſich an der Straße anfängt, wo man einen großen Thorweg mit drey Thüren finder, Von bier geht man durch andere Thuͤren und Höfe, die mic bedeckten Gängen und Geländert gezieret find, welche von Pfeilern unterftüßt werden. Alsdann komme man in einen gerau⸗ men Saal, wo Gericht gehalten wird. Weiter uͤber dieſem Saale hinaus, geht man durch einen 4) Magellans Erzählung von China auf der A) Magellans Erzählung von China auf der 205 und folgenden Seite. Du Haldens China, zaften Seite. , Du Haldens China, auf der aufder 249ſten Seite. h 250 Ceite. s) Navarettens Beſchreib. von China a. d. 19S. ) Magellans Erzaͤhlung von China a. d. 229 XV Buch. VI Eapitel, 463 einen andern Hof, und koͤmmt in einen kleinen Saal, wohin fich ber erſte vorfigende Kath nebſt feinen Benfigern, verfüge, wenn er eine geheime Angelegenheit, oder Sachen von Auferorvenslicher Wichtigkeit, zu unterfuchen hat. Zu beyden Seiten, und weiter über diefem Saale hinaus, find verfchledene Zimmer, und noch andere Säle. Die Zimmer dienen zum Gebrauche des vorfigenden Rathes, feiner Beyſitzer, und der übrigen Mandarinen, daß fie dafelbft ihrer Ruhe pflegen, und bie Speifen eſſen koͤnnen, die voͤchſte Gerichte. ihnen der Kaiſer zuſchicket, damit fie nicht erſtlich, wenn fie eſſen wollen, nach Haufe ger hen dürfen, und alfo Zeit verlieren mögen. Die Säle find für die Schreiber und für die übrigen untern Beamten, _ Die zwo übrigen Abtheilungen der Zimmer und Säle, gehoͤ— ven den unsern Gerichten, bie darunter ftehen g). Navarette fpricht, die Geftalt und die Einrichtung der Höchften Gerichte, wäre Saͤle und Überall einerlen ; nur wären einige größer, als die andern. Ein jedes Gerichte hat drey Kammern. Thüren, an welche erfchreckliche Niefen gemalt find, um dem gemeinen Volke eine Furcht einzujagen., Niemand, als nur die Mandarinen, oder fehr vornehme Perfonen, geht duuch die mitelere Thüre, welche ſehr groß iſt. Durch die benden übrigen gehen andere Leute, Und diejenigen, Die etwas zu fuchen haben. Vor dieſen Thuͤren iſt ein geoßer Hof, mit drey Fußfteigen, die nach den drey Thüren zu gehen, Der mittleve Fußiteig iſt eine Elle Böher, als die Übrigen, und hat in der Mitte einen fteinernen Schwibbogen, nebft noch einem andern Thore. Zu beyden Seiten findet man eine große Anzahl von Zimmern uns ter bedeckten Säulengängen für die Schreiber, Anwalde und andere Bediente, An einem Tempel darf es niemals fehlen. Gegen den Thüren über find fehr geraume Säle, und inwendig noch andere, wo Gericht gehalten wird. Ein jedes von den hoͤchſten Gerichten Bat vier große Zimmer, worinnen verfchiedene Mandarinen von geringerer Würde, als die Beyſitzer des Gerichtes, ſitzen, und Sachen von geringerer Wichtigkeit abthun h), Ein jedes Gerichte befteht aus zween vorfigenden Raͤthen, vier Benfigern deffelben, und vier und zwanzig Raͤthen, wovon die eine Hälfte Tartarn, die andere aber Chinefen find. Diefes war ein Meifterftück des Exoberers in der Staatsfunft. Er verdoppelte folchergeftalt die Anzahl der Beamten, und brachte die Tartarn mit zur Verwaltung der Deamte in den Gerich⸗ ten, x Staatsgefhäffte, ohne doch die Chinefen misvergnügt zu machen; melche alsdann Urſache gehabt Haben wuͤrden, fich zu beſchweren, wenn man fie von öffentlichen Bedienungen auge gefehloflen hätte 7). Magellanus fpricht, die oberften vorſitzenden Närhe von diefen fechs Gerichten, ges - böreten zu der zweyten Stufe von der erften Ordnung der Mandarinen R),. und würden Schang⸗ſchu Z) genennet, welcher Name allemal mit dem Namen ihres Öerichtes ver— ‚ bunden würde; als: Li⸗pu⸗ſchang⸗ſchu, das ift, der oberfte vorfisende Rath von dem Gerichte ver Gebräuche. Ein jeder vorfigender Kath hat zweene Beyſitzer. Der erftere beift Tfo-fchidang, oder der vorfisende Rarh zur Iinten Sand; der andere aber, Newſchi lang, oder der vorfizende Rath zur rechten Hand. Sie gehören alle zu der erften Stufe von der zweyten Ordnung. Dieſe vorjigenden Käthe und ihre ee aben b) Navarettens Beſchreibung von China, auf *) In der engliſchen Ueberſetzung wird die zweyte der 19 Seite ' Ordnung angegeben. ’) Du Baldens China, auf der 249 und fol- 7) Das iſt, erfter vorfisender Rath. Im tar⸗ ‚Inden Seite, tariihen: Aliggamba. 464 Beceſchreibung von Ehina- Hoͤchſte haben noch verfehiedene andere Benennungen. Einer heißt: Ta⸗tang, dasift, der große Gerichte, oder erfte Saal. Ein anderer heit: der Saal sur linten Hand; ein dritter; der Saal zur rechten Hand. Die vier und vierzig untern Gerichte haben gleichfalls ihre Palläfte und ihre Säle, die in dem Bezirke dererjenigen liegen, zu denen fie gehören. in jedes hat zween vor⸗ figende und vier und zivanzig ‚andere Raͤthe, nebſt einer großen Anzahl von Schreibern, ‚Buchhaltern, Häfhern, Boten, Kerfermeiftern, Schergen, Buͤtteln, Köchen, und an— dern Unterbeamten m), Da es bey einer fo großen Menge von Bedienten ſchwer fallen wuͤrde, die eigentliche - Perſon ausfündig zu machen, mit der. man zu thun hat: fo verfaufer man ein Buch, mel ches man den gegenwärtigen Staat von China, nennen fünnte, worinnen alle Na— men, Beynamen und Bedienungen aller Beamten gefunden und unterfchieden werden, ob es Chinefen oder Tartarn, Baccalaureen oder Doctoren u. f. m. find. Es mwird darinnen auch befondere Nachricht von den Veränderungen unfer den Kriegesbeamten gegeben. Und damit man diefe Veränderungen anmerken koͤnne, ohne das Buch erfilich von neuem ju drucken, fo bedienet man fich hierbey beweglicher Buchftaben =), Ihre Ger Die Gerichtsbarfeie Diefer höchften Gerichte, erſtrecket fich fhlechterdings über alle richtsbarkeit. Provinzen, und beynahe auch Diejenigen Perfonen, welche zu dem Faiferlichen Hofe gehö« ron, In der That haben fie niemanden über fich, als den Kaifer und den großen Rath. Wenn es dem Kaifer gefällt, denfelben wegen einer wichtigen Angelegenheit, die ſchon von einem von den Gerichten entfchieden it, zu Nathe zu ziehen: fo überreichen fie ihm an dem beftimmten Tage eine Bittſchrift, und befprechen fich oftmals mit dem Kaifer. felbft Darüber, Dieſer verwirſt fie entweder, oder billiget fie, und unterzeichnet fie mit eigener Sand. Behaͤlt er fie aber zurück: fo warten fie eine Zeit lang auf feine Befehle, welche ihnen von einem Ko⸗laue zugefteller werden. Bey den Bitefchriften, welche die vorfigen- den Raͤthe in den höchften Gerichten überreichen, muß die Sache, wovon fie handeln, gleich in der Auffchrift angezeigt werden, Sie endigen fich mit der Meynung des Gerichtes, unter welches die Sache gehöret 0). Art zu vers Die Art zu verfahren in diefen fechs Gerichten, ift folgende. Wenn jemand'erwas. fabreninden anzubringen hat: fo feet er es auf ein Papier, deſſen Geftalt und Größe vorgefhrieben Gerichten. if, Alsdann gebt er in den Pallaft des Gerichtes, und fchlägt auf eine Trummel, welche er an dem zweyten Thore findet. Er fälle auf feine Knie, und hebet feine Bittſchrift mit beyden Händen über ben Kopfrempor. Ein darzu beftellter Bedienter nimmt ihm. die⸗ felbe ab, und träge fie zu den Mandarinen in dem großen Saale, Diefe übergeben ſie den erften vorfißenden Näthen, oder in deren Abweſenheit, ihren Beyſitzern. Wenn diefe dies felbe verwerfen, ſo ſchicken fie dem Bittenden das Papier wieder zurück, und laffen ihn prav auspeitfehen, weil er dem Gerichte mit einer ungeziemenden Bitte befchmwerlich. gefallen iſt⸗ Wird die Bietfihrift angenommen: fo ſchicket fie der vorfißende Kath an das untere Ges richte, in welches die Sache gehöret, Daß man fie daſelbſt unterfuche. Wenn diefes Gerichte die m) Magellans Erzaͤhl von Chinyad.zorufS. Dir Haldens China, auf der 70 Seite, ») Du Aaldens China, a. d. 69 ©. ) Mandat ein Gerichte der Oberaufſeher, wo⸗ 0 Magellans Erzäpl. von China a, d. 201 S. von hernad) geredet werden foll, * NV Buche VI Capitel. 465. die Sache unterfucht, und feine Meynung davon eröffnerhat : fo ſchicket es das Papier den erften borfigenden Raͤthen zurück, und diefe fegen manchmal etwas hinzu, oder mäßigen den Yus- ſpruch. Sonft beftätigen fie denfelben auch wohl, ohne die geringfte Xenderung zu machen. Iſt es eine Sache von großer Wichtigkeit: fo befeblen fie diefem Gerichte, Daß es Die ganze Sache fchriftlich ausführen fol, Wenn fie nebft ihren Beyfigern dieſe Schrift durchgeleſen haben: fo ſchicken fie dieſelbe an den Oberaufſeher ): dieſer aber an das hoͤchſte Gericht, oder an den Staatsrath, der ſich in dem kaiſerlichen Pallaſte befindet. Dieſes Gerichte unterſuchet die Sache, und ſtattet dem Kaiſer davon Bericht ab, welcher gemeiniglich dem Gerichte anbefiehlt, daß ſie dieſelbe noch einmal vornehmen ſollen. Hierauf ſchicken ſie die Sache wiederum zuruͤck an den Oberaufſeher, und dieſer an die erſten vorfigenden Käthe. Diefe laffen fie noch einmal unterfuchen, und ſchicken fie durch eben dieſen Weg wie zuvor, zurück an den Kaifer, welcher alsdann das Endurtheil fälle. Dieſer Ausfpruch koͤmmt durch eben diefen Weg an den erften vorfigenden Rath zurück, welcher denfelben beyden Darteyen befannt machet; und fo wird der Nechtshandel geendiget. Iſt es ein Gefchäffte, welches ein Gerichte aus einer Provinz an den Hof gelangen läße: fo wird die Schrift ver« fiegelt und an den £aiferlichen Oberauffeher gerichtet. Der Dberauffeher öffner fie, und lieft fie duch, Nachgehends ſchicket er fie an den erften vorfigenden Rath, und diefer ver— führe, wie fehon angezeigt worden ift 4). * Die ſechs hoͤchſten Gerichte mengen ſich niemals in Staatsgeſchaͤffte, außer wenn der Kaiſer dieſelben an ſie gelangen laͤßt, und ihnen Befehl ertheilet, daß ſie daruͤber zu Rathe gehen ſollen. Alsdann haben ſie einander noͤthig, und ſind daher gezwungen, zuſammen zu ſtimmen, damit Geld, Soldaten, Befehlshaber und Kriegesgeraͤthe zur beſtimmten Zeit in Bereitſchaft ſey. Außer ſolchen Faͤllen ſchraͤnket ſich ein jedes Gerichte bloß in die Sachen ein, die unter feine Gerichtsbarkeit gehören; und hat auch in einem fo großen und Weiten Reiche, wie China ift, genug damit zu thün r). Kein Staat würde glücklicher feyn, als diefer, wenn fih alle Mandarinen genau nach den Gefeßen des Sandes hielten. Allein, unter einer fo großen Menge wird man alle- mal einige finden, die affes ihrem eigenen Vortheile aufopfern. Es ift feine Liſt, kein Kunftgeiff, deſſen fich nicht einige von den untern Beamten bedienen, tm die obern Man- darinen zu hintergehen. Einige von diefen leßtern ſuchen hinwiederum bie höchften Gerichte am Hofe, jaden Kaiſer felbft, zu betrügen. Sie wilfen ihre Abfichten fo geſchickt zu bemän- teln, indem fie die demuͤthigſten und fchmeichelhafteften Ausdrücke brauchen; und in denen Berichten, welche fie überreichen, ftellen fie ſich fo uneigennüsig an, daß ein Fürft ſehr feharf- finnig feyn muß, wenn er hinter die Berftellung fommen, und die Wahrheit entdecken will ). Der legte Kaifer, Kang-hi, befaß diefe Eigenfehaft in der größten Vollkommen⸗ beit. Allein, ungeachter aller feiner Wachſamkeit und Scharffichtigkeit, giengen doch viele folche Unordnungen unter feiner Regierung vor, Sein vierter Sohn aber, Yong⸗ching, der ihm nachfolgte, ſtellete dieſe Uebel mit Machdruck ab, und bewilligte den hierzu geſetzten Perſonen große Summen, damit fie ihre Ausgaben beſtreiten koͤnnten 2), wie bereits an— gemerket worden iſt. se a de $ SE Weil ) Magellans Erzählung von China, aufder 5) Magellans Erzählung von China, auf der a6 u.f. Ei, — vr 204.250 Seite. Du Haldens China, a. v, 257€. r) Du Aaldens China, a.d.69 ©. #) Eben dafeldft ad. 3 u. 257 ©. Allgem. Reifebefchr, VI Band, nn ; Soͤchſte Gerichte. nd Sie find ges ſchickt zu bes trügen. - 466 Boceſchreibumg von China Böchfte Weil man Urfache Haben Fönnte, zu befürchten, daß Geſellſchaften yon Maͤnnern, Gerichte: die fo große Gewalt in den Händen hätten, das Faiferliche Anfehen nach und nad) ſchwaͤ— Einfhräns chen möchten: fo haben die Geſetze dieſem Uebel zwey Mittel entgegen geſtellet. Erſtlich kung ihrer wird feinem von diefen Gerichten eine unumfihränfte Gewalt gelaffen, Sachen, die vor das: Gewalt, felbe gebracht werden, zu. entfcheiden; fondern es wird hierzu der Beyſtand eines andern, und oftmals aller übrigen, erfordert, wenn feine Entfchlüffe ausgeführer werden füllen, Alfo ſteht das Kriegesheer unter dem vierten höchften Gerichte: die Bezahlung deffelben aber fteht dem zweyten zu, und die Barken, Wagen, Zelte, Waffen uf. m. gehören unter die Verwaltung des ſechſten. Alſo kann feine Kriegesunternehmung ausgeführet werden, wenn nicht dieſe verfchiedenenGerichte zufammen treten ; und diefes gefchieht bey allen Sachen von Wichtigkeit, welche den Staat betreffen. Mans Defentliche Ziveytens kann nichts beffer ausgefonnen feyn, um die Gewalt der obrigkeitlichen Per- Auſſeher. ſonen welche zu den höchften Gerichten gehören, einzufehränfen, als die Worficht, die man brauchet, einen Unterſucher zu beftellen, den man Rostar oder Ko⸗li, das ift, Auf: feher oder Beurtheiler, nenne. Das Amt deffelben ift, fich in allen ihren Berfammlun- ‚gen einzufinden, und alle ihre Urkunden durchzufehen, welche ihm vorgezeigt werden müffen. Er felbft kann nichts: entfcheiden; fondern muß nur von allem Bericht einziehen, was in jedem Gerichte vorgeht, und dem Kaiſer in geheim von den Fehlern der Mandarinen Ber richt erſtatten, Die fie niche nur bey Verwaltung öffentlicher Angelegenheiten, fondern auch in ihrer eigenen Aufführung, begehen u). Sin jedem Pallafte der hoͤchſten Gerichte ift ein Saal und ein Zimmer für einen Ro-li, der an den Gefchäfften Feinen Theil hat, fondern " nur feiner Würde gemäß als ein Auffeher handele x), Ihr Anſehen. Vor ſolchen Ko⸗li ſcheuen ſich ſelbſt die Prinzen vom Gebluͤte, wie aus dem Bey⸗ ſpiele eines von ihnen klar iſt, der fein Haus niederriß, weil er befuͤrchtete, er möchte von. ihnen angeklagt werden 9). Ihre Gewalt erſtrecket fich fo weit, dafs fie fogar dem Kaifer 4 ſelbſt Borftellung thun Fönnen, wenn er ein böfes Beyſpiel giebt, oder Spiele und Luſtbar⸗ keiten zu ſehr liebet, in Kleidern Ausſchweifungen begeht, und unterlaͤßt, in ſeinem Pal⸗ laſte gute Ordnung zu halten, oder feiner Pflicht in allem gehoͤrig nachzukommen, Und ob fie ſchon manchmal vieles, ja den Tod ſelbſt, erdulden müffen, fo laffen fie doch felten eher ab, als bis fie ihre Abficht erreicht haben 2). Won diefer Unerſchrockenheit oder Größe des Gemuͤthes erzähle le Tomte ein fehr merfwürdiges Beyfpiel, Merkwuͤrdĩ⸗ Einer von den Kaiſern hatte ſeine Mutter in eine entfernte Provinz verbannet, weil ges Beyſpiel ſie eine geheime Vertraulichkeit mit einem großen Herrn des Hofes unterhalten hatte. Er ne verboth zugleich den Prinzen und den Mandarinen, von denen er glaubte, daß ihnen diefes heit, wo pie misfallen würde, bey Strafe des Todes ihm deswegen Borftellung zu thun. Sie ließen and endfich einige Zeit hingehen, in Hoffnung, er würde feine Aufführung ändern, Als fie aber fa: die Oberhand hen, daß biefes nicht geſchah: fo enefchloffen fie fich, feiner Mutter bey ihm das Wort zu re⸗ behalten. den; denn fie ſahen die Sache als eine große Lebertretung der Findlichen Pflicht an. Der erfte, welcher das Herz hatte, dem Kaifer deswegen eine Bittfehrife zu uͤberrei⸗ en, wurde Bingerichter, Sein Tod konnte aber das fernere Verfahren der Mandarinen nicht u) Magellans Erzähl. von China, a. d.201und. 0.8.2648. Du Haldens China, 1.0.20 ©. 24 Seite, Be Comtens Nachrishten von China, =) Magellanus, auf der 201 Seite. XV Buch. VI Capitel. 467 nicht Kindern. Einen oder ein Paar Tage hernach, erfhien ein anderer vor dem Kaifer Andere und ließ feinen Sarg vor die Thüre des Pallaſtes ftellen, um zu zeigen, daß er bereit wäre, Berichte, fein geben fie das öffentliche Wohl aufzuopfern. Der Kaifer wurde darüber entruͤſtet. An ſtatt daß er hätte durch diefe großmuͤthige Handlung erweichet werben folfen, fo ließ er ihn zu Tode mavtern, um alle die übrigen abzuſchrecken, daß fie nicht feinem Benfpiele folgen möchten. Diefes that aber nicht die gehoffte Wirkung bey den Chinefen. Sie entſchloſſen fich, eher nach einander zu fterben, als von ihrem Borhaben abzuftehen. Ein dritter Mandarin begab fich ebenfalls, wieder zweyte, in dieſe gebensgefahr, und betheuerte bey dem Kaifer, daß er ihn unmöglich länger feines Verbrechens ſchuldig fehen koͤnnte. Er ſprach was werden wir durch unfern Tod verlieren! nichts, als den Anblick eines Sürften, den wir nicht anders, als mit Schrecken und Entfesen, anſchauen Eönnen. Weil ihr uns nicht hoͤren wollet: ſo wollen wir gehen, und eure Vorfahren, und die Vorfahren der Kaiſerinn, eurer Mutter, aufſuchen. Dieſe werden unſere Klagen hoͤren. Und vielleicht werdet ihr alsdann, in der Dunkelheit und Finfteruß der Nacht, ihre und unſere Geiſter hören, wie fie euch eure Ungerechtigkeit vorrücten. Der Kaifer wurde darüber noch mehr als jemals entruͤſtet, und belegte diefen leßtern mit den fehwereften Martern, die er nur erfinnen Fonnte, Viele andere winden durch diefe Beyſpiele angefrifchet, feßten ſich freywillig der Marter aus, und ſtarben in der That, als Blutzeugen der kindlichen Pflicht. Endlich wurde die Grauſamkeit des Kalſers durch dieſe heldenmuͤthige Standhaftigkeit ermuͤdet. Er mochte nun entweder gefährliche Folgen befürchten, oder felbft von feinem Fehler überzeugt feyn: fo ließ ex fich endlich als ein Vater des Bolfes reuen, daß er feine Kinder, Die es ſo wenig verdieneten, hatte binrichten laffen; und als ein Sohn der Kaiferinn gevieth er Darüber in Unruhe, daß er feine Mutter fo lange mishandeit hatte, Er vief fie Daher wiederum zuruck, feßte fie in ihre vorige Würde ein, und ebrete fie nachgehends um fo vielmehr, je mehr er felbft von feinen Unterthanen geehret wurde 22). i Verſchiedene andere Berichte zu Peking. “Gerichte Han⸗lin. Doetoren der erften Ordnung. richte der Vernunft und Gerechtigkeit. * Ge⸗ Prinzen von dem maͤnnlichen Stamme; von dem weiblichen Stamme. Königliche Verſamm⸗ lung. Vermiſchte Gerichte. Oberaufſeher. Ihre Verrichtung. Untergeordnete Gerichte. Zberkerkermeiſter. Ihr Amt. Gerichte der Aufſeher. Ihr Anſehen. Abgeordnete. Ge⸗ as Gericht, welches naͤchſt den ſechs höchften Gerichten unſere Aufmerkſamkeit verdie- = net, wird Hamlin⸗ywen genennet, das iſt, ein Garten ober Holz, worinnen Gelehrſamkeit und Wiſſenſchaft bluͤhet =). oder Tfinsefe, nehmen, Es if Y) Le Comte a. 5.265 Seite. 2) Kragrettens Beſchreib. v. China, a. d. 18 S. a) Han⸗lin ſcheint zuvor q. d. 209 ©. erklaͤret zu ſeyn. wiſſensrath. Tong⸗ching⸗ſu. Rath der Ges braͤuche; der kaiſerlichen Gaſthoͤfe; der Meß: verſtaͤndigen; der Naturlehre; der Thorwaͤr⸗ ter bey Hofe; Siegelrath. Rath der koͤniglichen Wachen; der Staatsgefangenen; der Zoͤlle; des Hausweſens. Nun a 22) Lelomtens Nachr. v. China, a.d. 274 u.f. S. Es beſteht aus den neuen Doctoren welche alle drey Jahre zu Pe⸗king dieſe Wuͤrde in der Gelehrſamkeit an- eine Art von einer gelehrten Gefellfchaft, deren Glieder Leute von ber größten Einficht und Gelehrfamkeit in dem Neiche find. | er iefe Gerichte Han⸗lin. Doctoren der erſten Ordnung. 468 Bceſchreibung von China. "Andere Diefe Doctoren beforgen die Erziehung des Kronerben, und müffen ihn nicht nur in Gerichte, den Wiffenfchaften, fondern auch in der großen Kunft wohl zu regieren, unterrichten. Ihr Amt ift, die allgemeine Gefchichte des Keichs zu fehreiben, und alle wichtigen Begebenhei⸗ fen anzumerfen, welche verdienen, auf die Nachwelt fortgepflanze zu werden. Ihre Arbeit befteht in beftändigen Uebungen in der Gelehrfamkeit und in Ausarbeitung nüglicher Bücher. Es find dieſes eigentlich Die Gelehrten (Lirerari) des Kaifers, der ſich mit ihnen von ge- lehrten Sachen unterredet, und aus ihrem Mictel oftmals die Ro⸗laue und vorfigenden Raͤthe in den höchften Gerichten, erwaͤhlet. Dieſe Yandin Doctoren werden in fünf Ordnungen eingetheilet, und machen eben fo viele Gerichte aus. Die zu dem erften Ger richte gehören, find Mandarinen von der dritten Ordnung; die von dem zwenten gehören zur vierten Ordnung; und diejenigen, welche zu den übrigen drey Gerichten gehören, find Mandarinen von der fünften Ordnung 6). Diefes Gerichte feheint vornehmlich deswegen errichtet zu feyn, damit Die Gelehrten durch Ehrenbezeugungen aufgemuntert werden möchten. Gerichte der Man hat zwey Gerichte zu Beforgung derer Sachen, welche die Anverwandten des Prinzen vom Faiferlichen Haufes betreffen. Das erftere heiße Tfong-fin-fir, und betrifft die Nachkom⸗ waͤnnlichen men der Fuͤrſten vom maͤnnlichen Stamme. Die vorſitzenden Raͤthe und Beyſitzer in dieſem Stamme ; Gerichte find Prinzen oder kleine Koͤnige. Die untern Beamten aber werden aus den gemeinen Mandarinen erwählet, welche die Urkunden ihres Verfahrens und alle andere Schriften beſor⸗ gen muͤſſen. In die Berzeichniffe diefes Gerichtes werden alle Kinder aus dem £aiferlichenHaufe, fo bald fie aufdie Welt kommen, eingetragen. Die Ehrenbenennungen und die Würden, womit man fiebeehret, werben dazu gefchrieben e). Diefes Gerichte zahlet ihnen ihre Befoldungen aus. Hier werben fieauch befraget u. beſtrafet, wenn fie eines Berbrechens ſchuldig befanden werden d), vom weiblis Das andere, welches man Whangſin nennet, befteht aus den Anverwandten des Gen Stam⸗ Kaifers vom weiblichen Stamme. Hiervon findet man zwo Arten, und Se. Maj. erwaͤh⸗ nie, len daraus die Angefebenften ©), Ihre Berrichtungen find von eben der Art, wiedie Ber: richtungen des andern Gerichtes, nur darinnen find fie unterfchieden, daß bierinnen lauter Mandarinen von der erften und zweyten Ordnung find, in dem erften Gerichte aber Feine, Sie halten aber den Namen Whang⸗ſin und Fu⸗ma f), oder des Königs Anverwandte für rübmlicher, als den Namen der Mandarinen, wenn fie auch ‚gleich zu der erften Ord⸗ nung gehören g). ' Königliche Das Gerichte, welches man Bhertfirkyen nennet, ift gleichfam eine koͤnigliche — Schule, oder die gelehrte Hauptgeſellſchaft des ganzen Reichs. Ihr Amt iſt, daß ſie erſt⸗ s lich den Wein darreichen müffen, wenn ber Kalfer fein Opfer verrichtet; hernach, daß fie auf alle die Sicentiaten und andere Gelehrten fehen müffen, denen der Kaiſer eine Ehrenbenenz nung oder Würde, ertheilet. Diefes machet fie gewiffermaßen den Baccalaureen gleich bh). Vermiſchtes Das "Jurbyo iſt ein vermiſchtes Gerichte, welches für diejenigen bürgerlichen und Berichte. Kriegesperſonen Sorge trägt, Die zu einer untern Ehrenftufe erhoben werben. Es gehören dazu 5) Magellans Erzählung von China, a. d. zı8 e) Siehe zuvor auf der 433 Seite. Seite. Navarettens Beſchreib.von China, a. d. 18 F) Senften Tu⸗ma. 2 Seite. Du Haldens China, a.d.251 ©. g) Magellans Erzählung von China, anf der €) Siehe zuvor a. d, 202 Seite fonderlich in 239 Seite. ) Anfehung diefer Prinzen. bh) Eben dafelbft a, d. 210 &, d) Mragellans Erzähl. von China, auf derz39 _ =) Eben dafelbſt ad. 2268. Seite; Du Balde aufder 250 Seite, 4) Man merke, dag Magellanus überall — vo u. 4 ’ XV Buch, VI Capitel. 469 dazu vier vorfißende Näthe, wovon allemal ziveen Die Oberaufſicht über die übrigen haben. . Andere Die Baccalaureen der freyen Künfte ftellen oftmalige Uebungen an, und verfertigen Ab- Gerichte, bandlungen über die Mittel, den Staat zu erhalten und das Bolk zu regieren. Diejeni⸗ gen, welche zu der Drdnung des Kriegestvefens gehören, haben zu ihrem Gegenftande die Kriegeszucht, wie man befeftigte Pläge angreifen und vertheidigen, oder die Soldaten in Schlachtordnung ftellen folle, u.d.g. Die Mandarinen diefes Gerichtes, welche durch alle Provinzen und Staͤdte zerſtreuet ſind, ſtehen bey ihnen mehr in dem Anſehen oͤffentli⸗ cher Lehrer, als obrigkeitlicher Perſonen. Der vorfigende Rath in diefer Berfammlung, gehöret zu der vierten Ordnung der Mandarinen;z feine Beyſitzer aber, welches die Regen⸗ fen in der Verfammlung find, zu der fünften 7). Die Mandarinen, aus welchen das Gerichte Tu⸗cha⸗ywen beſteht, find die Auffe Allgemeine Ber uͤber den Pallaft und über das ganze Reich, Die vorfigenden Käthe find am Stande reg denen gleich, welche man in den fechs hoͤchſten Gerichten finder s° denn es find Mandarinen “2 j von der zweyten Drbnung. Die beyden erften Benfiger find von der dritten: die beyden übrigen von der vierten Drdnung. Alle übrige Mandarinen, die ſehr zahlreich find, ges hoͤren zu der fiebenten Ordnung. Geringere Fehler beftrafen fie in ihrem eigenen Gerichte: von größern Beleidigungen aber ftatten fie dem Kaiſer Bericht ab. Ihr Amt ift, dahin zu fehen, daß den Geſetzen und Gewohnheiten überall genau nachgelebet werde; kurz, daß ſowohl die Mandarinen als die gemeinen Leute, ihre Pflicht gehörig beobachten. Um Des= willen ſchicken fie von Zeit zu Zeit Auffeher aus. Alle drey Jahre laffen fie eine allgemeine Unterfuchung anftellen, und fehicfen vierzehn Auffeher aus, in jede Provinz einen. Alle Jahre wird ein anderer gefchict, mit Namen Chongschay, oder der mittlere Auffes ber. Sie fhicken auch Unterfücher in die neun Abrheilungen an der Graͤnze auf der Seite, wo die große Mauer if. Andere fenden fie in die Salzgruben, woraus der Kaifer große Einkünfte zieht. Die oberften Unterſucher bereichern fi) mit dem, was fie den Mandari— nen und dem Volke abzwacken fünnen. Die Mandarinen felbft aber begehen weit größere Räubereyen an den Pachtern, welche das Salz in die Provinzen vertheilen. Es find die⸗ ſes die reichſten Leute in China, wovon einer ordentlich vier bis fuͤnfmal hundert tauſend Kronen im Vermögen hat. Die dritte Unterſuchung, welche man Syau⸗chay, oder den Kleinen Beſuch nennet, wird alle drey Monate angeftellet, Es werden alsdann Auffeher oftmals in verftellter Kleidung in befondere Provinzen ausgefchidt, die nach) der Aufführung geroiffer Beamten forſchen müffen, welche wegen ihrer Tyranney und wegen ihrer Gelderpreſſungen in üben Rufe ftehen. Außer diefen Unterfuchungen wird auch alle drey Jahre ein Auffeher, den man Hyo⸗ ywen nennet 2), in jede Provinz geſchickt, und "ein anderer in jede Stadr, der Ci⸗ hyo m ) genennet wird, um die Baccalaureen der freyen Künfte zu prüfen, und die Unterthanen vor den Gewaltehätigkeiten zu ſchuͤtzen, Die fie bes gehen, weil fie auf ihre Vorrechte frogen. Dieſe haben die Gewalt, alle folche Verbrecher Nnun 3 zu von einem vorſitzenden Rathe und zwe 1 Beyfir 2) Siehe zuvor a. d. 206 Seite. Kern in den Gerichten redet. So war e8 vor der »ı) Diefes ift ohne Zweifel der obengemeldete Veränderung, welche die Tartarı einführten, und Tirbyostau, ad 2088. In der englifchen Ueber⸗ Wornach wir unfere Erzählung eingerichtet haben, ſetzung heißt er Ti:teio. Dieſes muß aber ein weil wir ſonſten des Leſer einen falſchen Begriff Verſehen ſeyn, weil die Chineſen den Buchſtaben von dem gegenwärtigen Zuſtande des Staats hats x nicht haben. ten beybringen koͤnnen. * ‚470 Becſchreibung von China. Peinliche zu greifen, und zu Peitſchenhieben zu verurtbeilen; ja auch) diefelben, wenn fie fich nicht Gerichte, beſſern wollen, abzufegen, und mit außerordentliche Strenge zu beftrafen, Endlich ſchicket dieſes Gerichte, wenn es für nöthig befunden wird, einen Unterfucher ab, mit Ramen Syun⸗ho, der den koͤniglichen Canal befehen; und für die Barken Sorge tragen muß. Dadurch erndtet dieſer Auffeher mehr Ehre und Mugen ein, als alle die übrigen, Untergeord: Die Richter von dieſem Gerichte wohnen in einem weitläuftigen Pallaſte, wo fie fünf nete Gerichte. und zwanzig andere Öerichte unter fich haben, die in fünf Ordnungen getheilet werden. Zu jeder Ordnung gehören fünf Gerichte, mit ihren vorfigenden Räthen, Beyſitzern und Un« terbeamten. Die fünf Gerichte der erſten Ordnung heißen Uschinschaspwen , oder Un⸗ terfischer det fünf Diertheile von Peking .n). Die vier erften Haben die Aufficht über bie Mauer an ben vier Seiten, und über die daran ftoßenden Viertheile der Stadt, Das fünfte beforger die Mauer in der, Mitte. Die Gewalt diefer Mandarinen ift fehr groß; fie Fönnen Die Bedienten der Mandarinen und der großen Herren ausforfihen und beftrafen. Verdienet aber der Verbrecher den Tod, oder die Einziehung feines Bermögens, oder die Derweifung: fo liefern fie ihn an das peinliche Halsgerichte aus. Oberkerler⸗ Die von der zweyten Ordnung werden U⸗chin⸗ping⸗ma⸗tſe, oder Oberkerkermei⸗ meifter, und ſter der fünf Diertheile genannt : die von der dritten Drdnung aber Tang⸗quen, ober ei —— Unterkerkermeiſter der fuͤnf Viertheile. Das Amt der beyden letzten Ordnungen iſt, ee allerhand Miſſethaͤter, Spieler, Landſtreicher und dergleichen, zu greifen, und in das Ger faͤngniß zu legen ; des Tages Mache zu Halten ; des Nachts die Runde zu gehen, und Schildwachen zu ftellen, um anzuzeigen, wenn fich etwan eine Feuersbrunft zutragen follte, Die Hauptleute der Wache ftehen ebenfalls unter diefen beyden Ordnungen, Denn alle: mal zu zehn Häufern gehöret ein Hauptmann, mit Namen J⸗tong⸗kya, welcher ver- ‚bunden iſt, dem Gerichte zu melden, was für Unordnungen in feinem Bezirke entftehen, was für Fremde in die Stadt fommen, und dergleichen. Er ift auc) verbunden, die ver⸗ ſchiedenen Käufer allemal bey dem Aubruche der Nacht zu vermahnen, und ihnen einen Ge fang vorzufingen, der aus fünf Zeilen befteht, und folgenden Inhaites ft: Gehorchet euern Eltern; traget Scheu vor alten Leuten und vor euern Vorgeſetzten; lebet einträchtig unter einander; unterweiſet eure Rinder, und begehet Beine unges zechte That. | | In Fleinen Städten und Flecken, wo Feine Mandarinen find, wird Die Beobachtung diefer Pflicht vier oder fünf Laugin, oder alten Männern aufgetragen, welche einen Haupt: mann über fich haben, der Hyang⸗yo oder Ti-fang genannt wird. Diefe Perfon ſingt eben diefen Gefang alle Nachte, und verfammelt die Einwohner allemal den erften und funf⸗ zehnten Tag des Monats. Sie erklaͤret ihnen alsdann in einer Predigt oder Rede, wie bereits gemeldet wordem iſt, durch Gleichniffe und Beyſpiele den Verſtand dieſer Lehren 0). Gerichte der Die Beamten, welche von dieſem Gerichte abgeſchicket werden, gehoͤren zu einem Aufſeher . untern Gerichte von eben der Arc, deſſen Glieder Ro⸗lau oder Ao-li, das ift, Auffeber oder Beurtheiler, genannt werden. Dieſe werden in fechs Ordnungen eingetheilet, — i nr) Dieſes muß nur von der tartariſchen Stadt fünf Abtheilungen enthalte. verſtanden werden, too der Pallaſt ſteht. Denn 0) Magellans Erzähl. von CHina,n.d. a2ı & eben dieſer Berfaffer meldet un, daß eine jede von Diefer Verfaffer liefert ung hier in wenigen Zeilen hen beyden Städten, worein Peking getheilet wird, ein Bepfpiel vom einen ihrer Reden, rF - XV Buch. VI Enpitel, —— 1} A ) ? die ſechs hoͤchſten Gerichte, von denen fie auch ihre Benennung und Ihren Unterfchleb haben, Andere In der erſten find die Li-Eo, oder die Aufſeher über das Berichte der Mandarinen; Gerichte, in der zweyten find die &uFo, oder Aufſeher über die Schatzkammer u. ſ. w. Eine jede Ordnung beſteht bloß aus Mandarinen von der ſiebenten Ordnung, und keiner von ihnen hat einigen Vorzug vor dem andern P). er | ß hr Anfehen, in fo fern fie Beurtheifer vorftellen, ift ſehr groß, und ihre Gewalt er⸗ Ihr Anſehen. ſtrecket ſich nicht nur über die ſechs hoͤchſten Gerichte, ſondern auch über die Großen des Reichs. Sie haben fich erfühnet, Prinzen, große Herren, und tartarifche Unterkoͤnige anzuklagen, ob dieſelben gleich von dem Hofe geſchuͤtzet worden find. Ja, es iſt ganz ges wöhnlich, daß fie entweder aus Hartnaͤckigkeit, oder aus Eitelfeit, bey ihrem Sandesheren in Ungnade fallen, und wohl gar lieber den Tod erdulden, als von ihrem Unternehmen ab= ſtehen, wenn fie glauben, daß daffelbe mit der Billigkeit und mit einer gefunden Staats« klugheit beftchen Fönne, Der Bericht eines von diefen Yufjehern war Die Urfache, daß die oben gemeldeten g) vier Rolaue, und eben fo viele große Beamte, in Ungnade fielen, weil fie ſich, bey Befegung einiger Stellen, durch Gefchenfe harten beftechen laffen. Ihrer Wachſamkeit entroifchet nichts, und fie fehonen den Kaifer felbft nicht, wenn er fchuldig befunden wird. Syn der Gefchichte finden wir viele erftaunenswürdige Beyſpiele, außer den bereits angezeigten, von ihrem Muthe und von ihrer Standhaftigkeit. Und damit fie auch niemals weder durch Hoffnung verleitet, noch durch Drohungen in Furcht gefeger wer⸗ den mögen: fo werden fie beftändig bey ihrer Bedienung gelaffen r); es wäre denn, daß fie zu einer noch anfehnlichern Eprenftelle erhoben wuͤrden +). | Sie haben die Gewohnheit, dem Kaifer ingeheim fehriftlichen Bericht zu erſtatten. Seine Majeftät bedienen ſich auch der Mandarinen diefes Gerichtes, um verfchiedene Ders ordnungen von Wichtigkeit auszuführen , welche geheim gehalten werden muͤſſen. Alle Jahre werden dreye davon abgeordnet, Der erfte heiße Syongrtfing, und gebt zu allen Kaufleuten bey Hofe und in dee Stadt Peking, und fieht, ob er verfälfchte oder verbothene Guͤter entdecken fünne, Der zweyte, Syong-Eang genannt, fieht nach den Kalkbrennern des Raifers, Der dritte, mit Namen Syong-fchirning sing, ift bey allen öffentlichen Mufterungen zugegen. | * Das Gerichte Hing⸗ſin⸗ tſe beſteht aus Doctoren, die alle, wie die vorhergehenden, Abgeordnete. unter die fiebente Ordnung der Mandarinen gehören, Diefe werben als Bothen, Abge— fandte oder Abgeordnete in die entfernten Theile des Reiches, oder in fremde Staaten, ges brauchet. Diefes gefchieht, wenn der Raifer der Mutter oder der Gemahlinn eines Manz darinen, Der im Kriege umgekommen ift, und feinem Fürften und dem Vaterlande große Dienfte geleiftet hat, befondere Ehrenbenennungen ertheilen will; oder, wenn es ihm ges fälle, die Wahl eines Königs von Korea, oder eines andern benachbarten Fürften, zu bes ſtaͤtigen. Diefe Gefandtfchaften bringen viele Ehre, und manchmal au nicht gerin— gern Bortheil, s Das — Tay⸗li⸗tſe, ober der hoͤchſten Vernunft und Gerechtigkeit, wird Berichte der darum fo genannt, weil Die Glieder deſſelben das Recht haben, alle zweifelhafte Faͤlle zu rl u. unter⸗ pn keit. ) Magellanus auf der 227 Seite. ) Dem le Comte berichtete man, ihre Bedie⸗ 7) Auf der 29 Seite wurde nur von drey or mung dauerte aus eben dieſen Urſachen beftändig fort, AR geredet. s) Du Vgldes China, auf der 250 Orife, 472 Beſchreibung von China. Andere unterfuchen, und die Nusfprüche anderer Gerichte, fonderlich wenn fie folhe Verbrechen Gerichte, betreffen, welche das Vermögen, die Ehre und das Leben der Unterthanen angeben, ent IE weder zu befräftigen, oder umzufloßen. Die vorfisenden Raͤthe in dieſem Gerichte gehö- von zu der dritten Ordnung, Ihre Beyſitzer zur vierten, und die übrigen Mandarinen zur fünften und fechften Ordnung. Wenn die Urfache, weswegen das peinliche Halsgerichte jemanden zum Tode verurtheilet, dem Kaifer zweifelhaft zu feyn ſcheint: fo läßt er die Sa— Gewiſſens⸗ che an das Gerichte San⸗fa⸗tſe gelangen, welches gleichfam fein Gewiſſensrath iſt. Hier: rath. auf verfammeln ſich die Tay⸗ li⸗tſe, die Tu⸗ cha⸗ ywen z), oder das oberſte Gerichte der Aufſeher, und das peinliche Halsgerichte, nehmen die ganze Sache in Gegenwart derer Parteyen, welche fie angeht, von neuem vor, und wiederrufen vielmals den gethanen Aus- foruch. Gemeiniglich beftätigt der Kaifer die Enefcheidung diefer drey Gerichte, als welche der Kläger unmöglich beftechen oder hintergehen kann. Tong⸗ching⸗ Das Gerichte Tong/ching⸗tſe beſorget die Bekanntmachung der kaiſerlichen Verord⸗ ſu. nungen und Befehle bey Hofe; es zieht Kundfchaft-von den Landplagen, Unterdruͤckungen und Beduͤrfniſſen ein, welche das Volk leidet, und ftatten feiner Majeftät in geheim Bez richt davon ab. Sie müffen ihm auch die Bitefchriften der Mandarinen vom Kriegeswe— fen, nachdem fie es für dienlich befinden, entweder zuftellen, oder diefelben unterdrücen; wie auch die Briefe, welche aus den vierzehn Provinzen von fehr bejahrten Manvdarinen, die zu keinen Gefchäfften mehr verbunden find, von dem Volfe, von ven Soldaten, und von Fremden einlaufen. Die Mandarinen der Provinz Pe⸗che⸗li aber überreichen ihre Bitt- fihriften unmittelbar dem Kaifer felbft. Die vorfigenden Raͤthe in dieſem Gerichte gehören zu der dritten Ordnung, ihre zween erften Beyſitzer ‚zu der vierten, die beyden übrigen zu der fünften, und die noch übrigen Mandarinen, Deren eine große Menge ift, zu der ſech⸗ ſten und fiebenten Ordnung. Rath der Ges Das Gerichte Tayschangerfe ift dem Li⸗pu oder dem böchften Berichte der Bes bräuheoder Bräuche oder Ceremonien gleichfam zugefellet. Die vorfisenden Räthe gehören zu der Eeremonien, dritten Ordnung , ihre Benfißer zu der vierten, und die übrigen zu der fünften und fechften, Sie haben die Oberaufficht über die Muſik und über Die Opfer des Kaifers, wie auch über die Tempel, worinnen biefelben verrichtet werden. Die verehlichten Bonzen x) fehen unter ihrer Gerichtsbarkeit. Sie geben Befehle, die Fremden, die nach Hofe Eommen, aufzunehmen, und ihnen Wohnungen anzumeifen, und tragen biefes zwoen Perfonen aus ihrem Mittel auf. Endlich ziehen fie Nachricht von den öffentlichen Huren ein, wie auch von denen Plägen, wo fie wohnen, und von denenjenigen, die ihnen in ihrer fehändfichen gebensart Anweiſung geben. Die Chinefen nennen folche gottlofe Leute Vang⸗pa, das ift, Seute, welche acht Tugenden gänzlich vergeflen haben, naͤmlich den Gehorfam gegen ihre Eltern, die Siebe gegen ihre Brüder und andere Anverwandte, die Treue gegen ihren Für: ften, die Aufrichtigkeit, die Ehrbarkeit, die Gerechtigkeit, die Befcheidenheit und die Keufch- beit, nebft allen lobenswuͤrdigen Gewohnheiten. Diefes ift die Bedeutung diefer beyden Worte oder Buchftaben, und zeiger ſowohl den Nachdruck ihrer Sprache, als auch die Hoch⸗ achtung, welche ſie gegen die Tugend hegen. Ber h Das ) In der Ueberſetzung aus Berfehen Turlr ) Magellanus fchreibt uͤberall fir anſtatt efe; ywen. weswegen die franzoͤſiſchen Miſſionarien die Portu⸗ > Oder die Tau⸗tſe. gieſen tadeln. | XV Buch. VI Eapitel. | 473 Das Gericht Quan ⸗lo⸗tſe v), oder der kaiſerlichen Gafthöfe, forget für Wein, Andere Thiere, und andere Nothwendigkeiten zu den kaiſerlichen Opfern. Sie geben aud) "Befehle — zu Gaſtmahlen und zu Bewirthung dererjenigen, welche auf kaiſerliche Koſten gefpeifet wer= Gericht der den follen. Dieſes Gericht ift ebenfalls dem Gerichte der Gebräuche zugeordnet, Die vor⸗ Eaiferlichen fisenden Raͤthe gehören zu der dritten Ordnung; ziveene don ihren Beyſitzern zu der vier- Gaſthoöͤfe. ten; die beyden andern zu der fünften, und die übrigen ſehr zahlreichen Mandarinen zu ber fiebenten Ordnung. Die Mandarinen in dem Gerichte Tay-postfe gehören zu eben denen Ordnungen, zu welchen die vorigen gehoͤrten. Ihr Amt iſt, daß ſie fuͤr die Pferde ſorgen, welche dem Kaiſer und dem Kriegesheere zugehoͤren. Wenn fie durch ihre Unterhaͤndler fo viele Davon eingefaufet haben, als erfordert worden ; fo ſchicken fie diefelben an das Kriegesgerichte, dem diefes zugeordnet ift, und weiches fie hernach unter die Befehlshaber und in die Graͤnz⸗ plaͤtze vertheilet. Unter ber Regierung der Chinefen wurden diefe Pferde von den Provin- en geliefert: itzo aber bringen fie die weftlichen Tartarn nach) Hofe. Der Kaifer Faufet alle Jahre fiebenzigtaufend Pferde; und hierzu kommen nod) diejenigen, welche die großen Herren, die bürgerlichen Mandarinen, die Mandarinen vom Kriegeswefen, die Solda« ten. und die übrigen Unterthanen kaufen; welches in der Anzahl zwey⸗ bis dreymal fo viel austrägt. Das Rinstyen-Eyen bedeutet das Bericht der Meßkundigen. Die vorfigenden Math der Käthe darinnen gehören zu der fünften Ordnung, ihre Beyſitzer zu der fechften, und Die Mefverftäns übrigen Mandarinen zu der fiebenten und achten w), Diefes Gericht fteht unter dem Ge» digen. richte der Gebräuche. Es hat auch zwo Abtheilungen. Die vornehinfte und zahlreichſte heißt Li⸗ko, und wird bloß zu Ausrechnung der Bewegung der Sterne , zu Beobachtung des Himmels, zu Verfertigung bes Kalenders, und zu andern die Sternkunft betreffenden Sachen, gebraucher. Die andere Abtheilung, Lu⸗ko genannt , hat außer andern Verrich⸗ tungen, bie ihr eigenthümlicher zufommen, das Amt auf ſich, die zu Heirathen, Begraͤb⸗ niſſen, und andern buͤrgerlichen Sachen dienlichen Tage zu beſtimmen. Dieſes verurſa⸗ chet ihnen aber nicht viel mehr Arbeit, als daß ſie ein altes chineſiſches Buch ausſchreiben dürfen, worinnen, nach den Jahren des ſechzigjaͤhrigen Zeitlaufes x), die meiſten von die— fen Dingen bereits feftgefeger find. ee \ — Das Ta⸗ i⸗ ywen, oder Bericht der Arzeneykunſt, beſteht aus Aerzten für den Gericht der Kaifer, die Königinnen und die Prinzen. Sie beforgen auch fonft alle andere Perfonen, Naturlehre. wenn feine Majeftät aus beſonderer Fuͤrſorge, Gnade und Gewogenheit anbefehlen, daß fie diefelben befuchen und die Yrzeneymittel ſelbſt zubereiten ſollen. Das Gerichte Zongelustfe verſieht das Amt der Thuͤrhuͤter und Ceremonienmeifter, Thuͤrhuͤter. wenn der Kaiſer Verhoͤr ertheilet, oder ſich in den kaiſerlichen Saal verfuͤget, um die Hul⸗ digung von den Großen und Mandarinen einzunehmen. Dieſes Gericht iſt dem Gerichte der Gebraͤuche zugeordnet. Die vorſitzenden Käthe gehören zu der vierten Ordnung, Die, "ar Beyfiger zu der fünften und fechften, und die übrigen Mandarinen zu ber fiebenten und achten Ordnung . Das Magellans Etzaͤhlung von China, aufder =) Du waldens China, auf der 69 Seite, 228 und folgenden Seite. 3 Allgem. Beiſebeſchr. vV Band. 00 Y Andere Gerichte, Rath des Siegels. 474 Beceſchreibung von China, Das Gericht Schang⸗ len⸗ywen beſorget die Luſtgaͤrten, die Obſtgaͤrten und die Thiergaͤrten; wie auch die Viehzucht und die Bermebrung der Schafe, Schweine, wilden Enten, Vögel und anderer Thiere, deren man fih) bey den Fatferlichen Opfern, Gaſte⸗ reyen, und in den Wirthshaͤuſern bedienet. Es ſteht unter dem Gerichte der Gebräuche, und die Mandarinen find von eben den Ordnungen, unter welche die Mandarinen in den Gerichten ver Meßkunſt und Naturlehre gehörten. Das Gericht Schang, paustfe 9) hat feinen Aufenthalt in dem Pallafte, und trägt Sorge für das Faiferliche Siegel. Sie find verbunden, dem Kaifer Bericht zu erſtatten, ſowohl wenn es einem Gerichte ausgehaͤndiget, als auch, wenn e8 von demfelben wiederum Koͤnigliche Wachen. Gericht uͤher die Staats gefangenen. eingeliefert wird. ie verfertigen die Siegel für alle Hof: und Reichsgerichte. Sie beftim- men auch die Buchftaben und Zeichen, welche darauf gegraben werben follen, wenn feine Majeftät jemanden mit einer neuen Ehrenbenennung oder Ehrenftelle begnadigen will; oder wenn es ihm aus einer Staatsabficht gefällt, die Siegel zu derändern. Wenn dag große Gerichte der Mandarinen an die Mandarinen ben Hofe, oder in den Provinzen Befehle ober Verordnungen ausfertigen foll: fo ſchicket es darnach in diefes Gerichte, wenn es zuvor von dem Kaifer hierzu Erlaubniß erhalten bat. Die vorfißenden Raͤthe in diefem Gerichte haben nur zweene Beyfiger, welche beyde Doctoren find, und zu der fünften Drönung ges hören. Die übrigen find aus der Anzahl deverjenigen, welche aus Gnaden zu Mandarinen gemacht worden find, und nur zu der fiebenten oder achten Ordnung gehören. Das Kin ⸗i⸗ ghey, oder Bericht der Eöhinlichen Wachen, befteht aus vielen Hundert Mandarinen vom Kriegesweſen, die in vier Ordnungen eingetheilet werden. Die in der erften Ordnung find, gehören zu der zweyten Ordnung der Mandarinen; die in der zweyten zu ber dritten; Die in der Dritten zu der vierten; und die in der vierten zu ber fünf ten Ordnung. Ihr Amt iſt, die Perfon des Kaiſers ‚wenn er aus feinem Pallafte geht, oder den Großen und den Mandarinen Geh ertheilet. Sie greifen und nehmen auc) folche Perfonen gefangen , welche wegen ihrer Geburt oder Würde in Anſe⸗ hen ſtehen. Es ſind dieſes gemeiniglich Bruͤder, oder andere Anverwandte der Koͤnigin⸗ nen, auch wohl die Soͤhne und Enkel großer Mandarinen ‚ oder ſolcher, welche ſich durch wichtige Dienfte hervorgerhan haben, Sie werden niemals, role die übrigen Mandarinen, in andere Gerichte befördert. Doch-werden fie in ihrem eigenen Gerichte vorgezogen, und oftmals zu der Würde eines Schang-pau z) oder Ko⸗lau erhoben, welches Staatsrärhe find. Ob fie ſchon Mandarinen vom Kriegeswefen ſind: fo ftehen fie doch nicht unter der Öerichtsbarfeit des Ping-pu, oder des höchften Kriegesraths, fondern bloß unter dent Kaifer, Und da ſie allezeit nahe um deſſen Perfon find: fo werden fie ſehr gefürchtet und ‚geehret. 3, F Zu diefem Gerichte gehören zwey Unfergerichte, welchen ihre befondern Plaͤtze ange: tiefen find. Das erftere heiße Nan chin, oder der mittägliche Wachthurm. Ihr Amt iſt, denenjenigen zur Hand zu gehen ‚ welche abgefchictt werden, um die Großen in Berhaft zu nehmen, Die Öfiever des andern, welches Pe⸗chin, oder der mitternaͤcht⸗ liche Wachthurm genannt wird, nehmen die Öefangenen an, und verwahren fie fo _ . is Schang⸗pau bedeutet einen Edelſtein. Da: Are von Achate verfertiget iſt. Siehe zuvor auf mit wird auf das Siegel gezielet, welches aus einer der 419 Seite. J XXBuch. VI Capitel. 495 bis fie auf Eaiferlichen Befehl wiederum auf freyen Fuß geftellet, ober dem peinlichen Hals- Andere gerichte überanewortet werden. Die vorfigenden Raͤche in dieſen beyden Gerichten gebö- Gerichte. ten zu der fünften; und die Untermandavinen, deren eine große Anzahl ift, zu der fieben- ten Ordnung. J — Die behden Gerichte, welche Swi⸗ke⸗tſe genannt werden, und unter der Hu⸗pu Gerichte Ser Schagkammer ftehen, haben eigentlic, die Beforgung und Berechnung der Zölle über der Zölle, ſich, die wegen der Seibeigenen, Pferde, Kameele, und aller andern Dinge bezahlewerden, welche man nach Peking bringt, und dafelbft verfaufer. Die vorfigenden Käthe gehören zu der fiebenten Ordnung, und die untern Mandarinen zu ber achten und neunten, Das Hu⸗pu ift gleichfam Das Gericht, worinnen der Richter von dem Föniglichen Gericht de Hauswefen fig, Die vorfigenden Raͤthe gehören zu Der zweyten Ordnung, feine Beyſi— Eöniglichen Ser zu der dritten, und bie übrigen Mandavinen zu der fiebenten und achten. Ihre Ber richtungen find von zweyerley Art, Erſtlich möüffen fie die Räuber und andere Mifferhäter verfolgen und in Verhaft nehmen. Urtheilet man, daß fie Des Todes fhuldig find: fo wer⸗ den fie an das peinliche Halsgerichte ausgeliefert. Solche Sachen aber, Die nicht mit dem Tode beftraft werden, thun fie felbft ab. Hernach muͤſſen fie die flüchtigen Leibeigenen ges - fangen nehmen und beftvafen, Unter diefes Gerichte geböret eine große Menge von Scher⸗ gen und Haͤſchern, welche ihr Amt mit mehr als gemeiner Aemſigkeit und Berfchlagenbeit verwalten 22). Außer den bereits befehriebenen Gerichten zu Peking, hat man auch noch diejenigen ju bemerken, welche der Stadt felbft eigen find, Hiervon foll in der folgenden Abtheilung gehandelt werden, 3. Gerichte der Provinzen und Städte. Gerichte in den Provinzen. Worfigende Raͤthe Ihre Gerichtsbarkeit. Untere Gerichtsbediente. „ und Bediente. Buͤrgerliche und peinliche Ger Gerichte der Gelehrſamkeit. Einfhränkung der — * a ber IRRE Se: Aufſeher. Sie erſtotten dem —— ihren Be⸗ richte der Städte. ve dungen. Shre richt in einer Bittſchriſt. Ihre Unerfchroden- Beamte. Untere Serie Andere Gerichte heit. Luſtige Geſchichte. h 5 ſch | e Yu jeder von den funfzehn Provinzen ‚ DeschezTi mit eingefchloffen gehdret ein hoͤchſtes | Gerichte m Gericht, welches die Auͤfſicht Über affe die übrigen bat. Die vorfigenden Raͤthe mer: den Provinz den Turtang, Ayunzmwen, Tu ywen, Spunfir genannt, und haben noch andere SF Namen mehr, die aber nichts weiter bedeuten, als einen Statthalter oder Unterfünig in einer Provinz. Dieſe vorfigenden Rärhe gehören, nachdem es dem Kaifer gefällt, zur erften, zweyten oder dritten Ordnung. Es ift ihnen ſowohl zu Friedens- als zu Krieges- jeiten die ganze Regierung anyertrauet, Es fteben ihnen auch) die Soldaten und das Volk ſowohl in biirgerlichen als peinlichen Sachen zu Gebothe. Sie ftatten dem Kaifer und den fechs Höchften Gerichten von allen wichtigen Angelegenheiten Bericht ab. Aufber andern Seite werden alle Verordnungen und Ausfertigungen des Kaifers und der höchften Gerichte an fie gerichtet, und alle Mandarinen in den Provingen find verbunden, ſich vor ihnen zu ftellen, wenn eine Sache von Wichtigkeit vorgenommen werden ſoll. Ooo2 Der 2) Somerden die vorfigenden Raͤthe In den ſechs 27) Wagellans Erzößfung von China, auf der hoͤchſten Gerichten genannt. * 232 und folg. Seite, ⸗ Haus weſens. Gerichte in Provinzen: — Borfigende Käthe und Deamten. Buͤrgerliche u. peinliche Gerichte. Andere Ge⸗ richte in den Provinzen. 4 476 | Beſchreibung von China. Der Unterfönig, der Auffeher, welcher Ngan⸗tay oder Ngan⸗ywen genannt wird, und der Tfong-ping 2) oder General, find die erften vorfigenden Raͤthe bey den Gerich- ten in den Provinzen, und haben verfehiedene Fleinere Mandarinen unter ſich, die ihnen bey Sachen, welche nicht viel Verzug leiden, an die Hand gehen muͤſſen. Und ob fehon diefe drey großen Beamte ihre Palläfte in der Hauptftadt der Provinz haben: fo wohnen fie doch nicht allemal da, fondern gehen von einem Orte zum andern, wie es ihre Gefchäffte erfordern. ° Der Pallaft, der zu diefem Gerichte gehöret, enthält, wie die Palläfte bey. Hofe, zwey andere Gerichte, die nicht unter jenes’ gehören , ſondern Demfelben nur zugeordnet find. Das Gerichte zur linken Hand heiße Tfansching, und ift das anfehnlichfte, Die hier vor- figenden Raͤthe gehören beyde zu der zweyten Stufe der dritten Ordnung. Das andere zur rechten Hand heißt Tſan⸗i. Die beyden vorfigenden Käthe find einander gleich, und gehö- ren zur zweyten Stufe der vierten Drdnung. Das Amt der untern Mandarinen in die— fen drey Gerichten, welche Schew⸗lyen⸗ quan genennet werden, ift, daß fie alle bür- gerlichen Streitigkeiten ausmachen, und alle Einfünfte der Provinz bezahlen und einneh⸗ men müffen 6). el, In allen Hauptftädten der Provinzen befinden fich zwey Gerichte; eines fir die buͤr⸗ gerlichen, und das andere für Die peinlichen Sachen. Das erftere, mit Namen Pur-ching? tfe, hat einen vorfißenden Rath, welcher mit dem Oberfchagmeifter einer Provinz in Europa übereinfommt, und zweene Benfiser, welche alle Mandarinen von der ziweyten Ordnung _ find. Das peinliche Gericht , welches KTganz chertfe genannt wird, hat einen vorfigenden Rath von ber dritten Drönung, und anftatt der Beyſitzer, zwo Ordnungen von Mandari- nen. Die erftern heißen To -tfe, und find von der erften Ordnung : die andern aber Syen tfe, und gehören zu der fünften Ordnung. Beyde Ordnungen haben den gemeinfchaftlichen Namen Tau⸗li. Diefe Mandarinen find die Auffeber über die verfchiedenen Bezirke, worein jede Pro- vinz getheilet wird, und haben ihre befondern Gerichte, Ihr Arme ift, daß fie dem Kaiſer von allem, was vorgeht, Bericht erſtatten, ſonderlich wenn ſich Fein Aufſeher in der Pro⸗ vinz befindet, der ausdruͤcklich vom Hofe dahin abgeſchicket worden iſt. Einige von ihnen, welche man J⸗chwen⸗tau nennet, beſorgen die Poſten, wie auch die kaiſerlichen Gaſthoͤfe und Barken in ihrem Bezirke. Andere, die Ping⸗pi⸗tau genannt werden, haben die Auf ficht über das Kriegesheer. Die Tun⸗tyen⸗tau feben nad) ven Seefüften c). Sie befigen ° alle die Gewalt, die Verbrecher zu beftrafen, und find gleichfam die Statthalter der fechs böchiten Gerichte bey Hofe. B — Außer denen Gerichten, welche allen Provinzen gemein find, findet man auch noch andere, welche nur in gewiffen Plägen gefunden werden, oder befondere Verrichtungen über fich haben. Hieher gehören ı] die Mandarinen über das Salzwefen. Ihr Ame ift, das Sal; in den Provinzen auszutheilen, und befondere Kaufleute zu hindern, dafs fie es nicht, zum Nachtheile der öffentlichen Einkünfte, verfaufen. Der vorfigende Rath in diefem Ge richte heißt Nen⸗fa⸗rau. 2] Der oberſte Mandarin über die Reißlieferung, welcher Lyang⸗ tau genannt wird. 3] Ein anderer Obermandarin, mit Namen Hyo⸗tau, welcher den Vorſitz bey der Prüfung dererjenigen bat, die fich der Gelehrſamkeit befleißigen , oder eine a) Siehe zuvor anf der 440 Seite. 2) Wagellanus fpricht, ihr Amt wäre, das Land 5) Wiagellans Erzaͤhl. von China a.d. 241u. f. S. trocken zu erhalten, und die Straßen eben zu — KV Buch, VICapitel. 477 eine Ehrenftufe darinnen verlangen. Es würde zu efelhaft werben, wenn wir noch vie⸗ ler anderer gedenfen wollten, die ihre befondern Aemter haben 4). u Ein jeder Bezirk hat, wie eine jede Provinz, fein eigenes Gericht, oder feinen eigenen Rath, um gute Ordnung zu erhalten, und die Gerechtigkeit zu handhaben. Diefer wohnet allemal in der vornehmften Stadt, es mag nun biefelbe zum erſten, oder zum zweyten, ober jum dritten Range gehören, und Fu, oder Chew, oder Hyen genannt werden. Die vorfi- Senden Raͤthe find die Statthalter in diefen Städten oder Bezirken, und werden daher Ehi-fu, Chi⸗chew oder Chi⸗hyen genannt. ; In Ehina find hundert und drey und fiebenzig Gerichte oder Käthe in Städten von der erften Art, die man Fu nennet, und welche unmittelbar unter den oberften Beamten und Statthaltern jeder Provinz ſtehen, und vierzehnhundert und acht untere Gerichte, oder untergeordnete Käthe, die unmittelbar unter den Chi⸗fu ftehen, und wovon eilfhundert und drey und fiebenzig Hyen, zweyhundert und fünf und dreyßig aber Chew find. Doc find diefe legtern einigermaßen von einander unterfchieden. Die meiften haben feine Gewalt über die Hyen: einige haben aber doch eine Gerichtsbarfeit über eine, zwo, und manchmal über vier Hyen, und find hierinnen den Chi⸗fu beynahe gleich: doch ftehen fie unmittelbar unter dem Unterfönige e). - \ Der Chirfir in allen Städten vom erften Range in den Provinzen, Peking ausge: nommen, ift ein Mandarin von der vierten Ordnung, und hat drey Beyfiger, die man Tong⸗chi, Tong-pwen und Chwi⸗quan nennet, und welche alle zu der fechften und fie- benten Ordnung gebören. . Man nennet fie die zweyten, dritten und vierten Herren, vom zweyten, dritten oder vierten Stuhle, oder von der zweyten, dritten oder vierten Stadt, indem der porfigende Nach der erfte Here vom erften Stuhle in der erften Stadt genannt wird, Es find noch vier andere Untermandarinen, welche King-lyeschustfe, Chau⸗mo und Kin⸗kyau genannt werden, und nur zu der fiebenten, achten oder neunten Ordnung gehoͤ⸗ ven. Sn allen Städten des Reichs findet man ſolche Mandarinen, wie dieſe find. IT es aber ein großer Handelsplatz, oder ein großer Bezirk: fo wird ihre Anzahl verdoppelt. Der Ehi⸗chew oder vorfigende Rath bey dem Gerichte in einer Stadt vom zweyten Range, der zur andern Stufe der fünften Ordnung geböret, hat zweene Beyfiger. Der erftere heißt Chew⸗long, und der andere Eherv-pwon. Gie gehören zur andern ‚Stufe der fechften und fiebenten Ordnung. Der vorfisende Rath hat noch einen dritten Manda- rin unter fih, der Lirmo genannt wird, und zur zweyten Stufe der neunten Drdnung ge- höret. Das gemeine Bol nennet diefen Statthalter Tay⸗ya, das ift, den großen oder erften Herrn: die drey übrigen aber, den zweyten, dritten oder vierten Heren. Der Chir hyen oder vorfigende Rath in einer Stadt vom dritten Range gehöret zur erſten Stufe der - fiebensen Ordnung. Gr dat ebenfalls zweene Beyſitzer. Der erſtere heißt Hyen⸗ching, und gehoret zur achten Ordnung: der andere heißt Chu⸗pu, und gehoͤret zur neunten Ord⸗ nung. Er hat auch noch einen dritten unter ſich, der Cyen⸗tſe genannt wird, und zu keiner ODednung gehoͤret. Verrichtet er aber ſein Amt drey Jahre lang wohl: ſo wird er, wenn ihm die Statthalter ein gutes Zeugniß geben f), wie zuvor bemerket worden iſt g), weiter befördert, 9003 Wenn Dieſes ſcheint die ſicherſte Nachricht zu ſeyn. e) Dir Haldes China, auf der 5 Seite. d) Magellans Erzahlung vonChina,auf der 242 f) Magellanus auf dev 244 und folg. Seite. uf.&, Du Zalde auf der 251 Seite, £) Siehe zuvor auf der 437 Seite: Stadt: Gerichte. — — Gerichte in denStädten. Ihre brey Ordnungen. Ihre Beams ten. 48 Beſchreibung von China. Stadt⸗ Wenn man von einer Stadt wegen der Größe ihres Bezirks ſaget, daß fie zwiefach gerichte. ſey: fo hat jeder Theil davon, fein befonderes Gerichte, noch außer dem Chizfu, welches — zahlreicher und mächtiger iſt und oftmals verfihiedene Namen führer. Alfo, weil Peking richte. in zwo Städte getheilet wird, die ihre befondern Statthalter haben: fo bat es außer dem Dbergerichte Fu⸗in, auch noch zwey andere Gericht, wovon das eine Tayrping-byen, und das andere Derzping-byen genennet wird. Dieſe ftehen unter dem erften. Die bey⸗ den Statthalter Haben den Rang: über alle übrigen Statthalter in den Fu oder Haupeitäd- ten des Reichs, und gehören Daher zur dritten Ordnung der Mandarinen: ihre Benfiser aber zur vierten. Der erftere Hat die Oberaufſicht über die Befliffenen der freyen Künfte und über die Gelehrten , welche noch nicht Mandarinen find. Der andere hat das Amt, das Volk zu unterrichten, es vor den Reichen zu fehügen, die Lafterhaften zu beftrafen und die Tugendhaften zu belohnen; endlich den Drt und alles nothwendige zu öffentlichen Opfern zuzubereiten. Das Amt der Gerichte in andern Städten, koͤmmt mit dem letztern überein, den legten Punet ausgenommen, . Die beyden obern Käthe, wie auch die Gerichte in allen übrigen Städten haben eben das Amt, welches die erftern hatten. Die vorfigenden Näche gehören hier zu ber fechften Ordnung, weil es ſolche Städte find, in welchen fich der Hof aufs hält: in den Provinzen aber gehören fie zur fiebenten, und ihre Beyſitzer zur fiebenten, ach⸗ ten und neunfen Ordnung b) ; Andere Ge⸗Man finder einige Staͤdte mit Gerichtshöfen, die man Wey nennet. Die Manda- richte, rinen oder Befehlshaber Darinnen, führen den Namen Wey⸗ſchew⸗pey, und find Krieges⸗ bediente. Ihre Gerichtsbarkeit erftrecker fich felten weiter, als die Mauer der Stadt geht. Noch andere findet man in den Flecken; und alles, was ordentlich unter ihre Öerichtsbar= keit gehöret, betrifft gewiſſe Perfonen, welche vermöge ihres Standes und ihrer Geburt. . verbunden find, den Dienft des gemeinen Wefens zu beforgen. Diefe Gerichte haben eben- falls ihre verfchiedenen Namen, und befinden fich manchmal, wie die Chi⸗fu und die Chir hyen zufammen in einem Bezirke. Wenn man fich alfo auf die Verzeichniffe der Manda- rinen, ober auf die Geſchichte der Provinzen, verlaffen, und die Sache nicht weiter unter- fuchen wollte: fo koͤnnte man da zuweilen drey Städte zählen, wo eigentlic) nur. eine vor- handen ift ). Alſo iſt die Stadt, welche in der Gefchichte der Provinz; Quey⸗chew, Bi ping fit genennet wird, in dee That ebem diefelbe, melche man in der Provinz Hu⸗ auang, U kay⸗wey nenne. Denn da fie an den Graͤnzen zwoer Provinzen liege: fo iſt fie der Siß eines Chi⸗fu, der unter der Provinz; Quey⸗chew fleht, und auch eines Wey⸗ ſchew⸗pey, ber als ein Keiegesbebienter zu der Provinz Hu⸗quang gehöret KR). Ihre Ge. Die Statthalter in ben Städten koͤnnen, wenn es untere Mandarinen find, eigent- xichtsbarkeit. [ich nicht ſelbſt Sachen von Wichtigkeit entſcheiden; fondern fie find verbunden, deswegen an bie obern Mondarinen Bericht zu erflatten, das ift, an die zu Pusching-tfe und Sur ywen, welche niemanden über ſich haben, als die Gerichte zu Pe-king. Der Tſong⸗tu felbſt ſteht unter eben dieſen Gerichten 7). Da die Kriegesbedienten ebenfalls in gewiſſer Maße, unter dem Unterkönige ſtehen, und bey fehtverer Strafe verbunden find, ihm vor Der 5) Magellans Erzählung von China, auf der mit Gewißhelt eine Beſchreihung von einem gros - 256 Seite. Fern Lande verfertigen wolle, daß man es, um Nach⸗ &) Ben biefer Gefegenheit merfet der Verfaſſer richt davon einzuziehen, bloß durchreiſe; fondern daß ganz richtig am, daß es nicht genug fey, wenn man man auch die rechten Huͤlfsmittel dazu haben muͤſſe. * XV Buch. VI Capitell. 479 der geringſten Bewegung unter dem Volke in ihrem Bezirke Nachricht zu geben: fo ge⸗Stadt⸗ ſchieht es, Daß endlich faſt alle Negierungsfachen, fie mögen bürgerliche, oder peinliche, gerichte oder Rriegesangelegenheiten betreffen, vor fein Gerichte gebracht werben. Sein Anfehen wird dadurch noch vergrößert, daß fich gemeiniglich alle Entfheidungen der höchften Ge⸗ richte zu Peking auf den Bericht geiinden, den er eingeſchickt hat; und daß diefelben faſt allemal feinen Ausfpruch wider die Mandarinen beftärigen, die er abzufegen Macht bat, oder auch, wenn er, ehe diefes noch gefchieht, ihr Siegel wegnimmt m), Ein jeder Mandarin hat die Beamten feines Gerichtes in feinem Pallafte wohnen n), Untere de Diefe Beamten beſtehen aus einer Art von Notarien, Schreiben, u. ſ. w. Man har amte fechs Gattungen von ihnen, und jede davon wird zu eben denen Gefchäfften gebraucht, wel- che einem von den fechs höchften Gerichten zu Pesting eigen find. Alſo verrichtet ein ges meiner Mandarin in feinem Gerichte alles dasjenige im Kleinen, was er einmal in einen von den höchften Gerichten in Anfehung des ganzen Reichs thun foll. Sie werden auf öffent liche Koften erhalten, und befommen ihre Stellen auf fo lange Zeit, als fie leben. Sol chergeftalt gehen die Gefchäffte fort, ohne unterbrochen zu werden; obſchon die Mandari- nen oftmals verändert, und entweder abgefegt, oder in andere Provinzen befördert werden 0). Endlich findet man in allen großen und Eleinen Städten des Reichs ein Gericht, das Gericht, der aus einem vorfigenden Mathe, und twenigftens zween ober drey Benfigern befteht, welchedie Belehrſam⸗ Kyau⸗quan, oder die Richter der Gelehrten, genennet werden. Ihr Amt if, Sorge ° " ‚ für die Gelehrfamfeit und für gelehrte Männer zu tragen, ſonderlich aber auf die Baccalaureen der freyen Künftezufehen, welche fehr jahfreich und gemeiniglich auc) fehr arm find, fich aber doch auf ihre Freyheiten verlafjen, und daher viel ungebührfichesbegehen. Siebedienen ſich mans her niederträchtigen Kuͤnſte, und brauchen auch wohl Gewalt, um Geld fo wohl von den Reichen als von den Armen zu bekommen. Dftmals legen ſie auch alle Ehrerbiethung bey Seite, welche fie den vorſitzenden Raͤthen, und den Statthaltern ſchuldig ſind. Dieſes Gericht iſt alſo deswegen eingefuͤhret worden, um ſie durch Peitſchenhiebe oder auf andere Art zu beſtrafen, und ſie auch wohl gar herunter zu ſetzen, wenn fie ſich nicht beſſern wollen. Aus dieſem Grunde tragen die Baccalauveen große Scheu vor diefen Mandarinen. Es beſitzt dieſes Gericht auch die Macht, alle diejenigen in der Stadt, welche eine Ehrenftelle in der Gelehrſamkeit bes kleiden, wie auch die Mandarinen, welche wegen ihres hohen Alters feine Dienfte mehr thun dürfen, von Zeit zu Zeit zu verfammeln, fie zu prüfen, und ihnen, wie bereits gemel⸗ det worden iſt, etwas auszuarbeiten vorzulegen pP). Solchergeſtalt find dieſe Beamte mehr öffentliche Lehrer, als obrigkeitliche Perfonen 4). Diefe unter Gerichteinden Provinzen und Städten, werben ebenfalls wie bie höchften Einſchraͤn⸗ Keichsgerichte fonderlich durch die Auffeher oder Linterfucher, eingefehränkt, welche man Ro-li, ir bie Rotanund Rotaupufe, nennet, Sobald die vierzehn Unterficher von dem Gerichte Tu⸗ — cha⸗ywen, in ihre angewieſenen Provinzen abgeſchickt worden ſind: ſo gehen fie den Unterkoͤ⸗ nigen und allen übrigen Mandarinen, vor, Diefe fürchten fich fo ſehr vor ihnen, daß man da⸗ her % Du Haldens China, m d.2& © 9 Du Baldens China, aufder 384 Seite. Iy Ehen dafelbft auf der 251 Seite, ) Siehe auf der 205 Seite. m) Eben daſelbſt auf der zten Seite, Magellans Erählung von China, auf der ”) Siehe zuvor a. d. 187 Seite. 247 und folgenden Seife, [> er 480 Be; Beſchreibung von China. Untere Berichte. herein gemeines Spruͤchwort hat: die Ratte hatdie Katʒe geſehen. Sie haben auch Urſa⸗ che, fish vor diefen Auffehern zu fürchten ; denn fie haben die Macht, ihnen ihre Bedienungen zu nehmen und fie in das Verderben zu fhürgen. Wenn die Unterfuchung geendiget ift fo kehren ſie wiederum nach Hofe zuruͤck, und ſind alsdann gemeiniglich mit vier bis fünfhundert tau⸗ ſend Kronen beladen. Denn die Mandarinen, welche etwas ſtrafbares begangen haben, bluten bey ſolchen Gelegenheiten ganz gern, um nur zu verhindern, daß man ſie nicht bey dem Kaiſer verklage. Andere geben auch wohl Geld, um einen falſchen Bericht dadurch abzumehren. Die Auffeher theilen ihre Ausbeute mit den erften vorfigenden Raͤthen und ihren Beyſitzern. Alsdann ftatten fie ſowohl ihnen, als dem Kaifer, Bericht von ihrer Un— terſuchung ab. Sie bringen felten jemanden in Ungelegenbeit, wenn es nicht folche find, . deren Ungerechtigkeit und Gewaltthaͤtigkeit fo groß ift, daß fie unmöglich) verborgen bleiben kann, oder welche aus Tugend oder aus Armuth, ihren Geige nicht Genüge leiften wollen r). Sie ftatten bem Kaiſer in einer Bitt⸗ ſchrift Be⸗ richt ab. Da dieſe Aufſeher in den Provinzen ſehr wachſam ſind, und ihre Kundſchaffer haben: fo kann ihnen nichts von dem, was vorgeht, verborgen bleiben. Verabſaͤumet ein Man— darin feine Pflicht in einer Sache von Wichtigkeit, und der Lnterfönig meldet diefes nicht ſogleich: fo find die Auffeher verbunden, den höchften Gerichten in einer Öffentlichen An— Elage davon Bericht zu erftatten. Sind fie dieerften, durch welche Se. Majeftät die Un- ordnung erfahren: fo gereicht es ihnen zu großem Ruhme. Wenn fie fid) aber hierin- nen nachlaͤßig finden laffen: fo verdienen fie, ihrer Würde entfegt zu werden. Cs wird eben nicht erfordert, daß fie überzeugende Beweiſe darbringen. Wofern fie nur einige Wahrfcheinlichkeit vor ſich haben, fo ift diefes fhon genug Grund, einen Bericht deswe— gen abzuftatten. Wenn fie dem Kaifer Bericht erftatten: fo gefchieht diefes in einer Bittſchrift, wel⸗ che in dem ganzen Reiche befannt gemacht wird. Wenn fie Se. Majeftät, wie gewoͤhn⸗ lich, an die Gerichte gelangen laffen, daß fie fich Darüber berarhfchlagen follen: fo machen die Mandarinen felten einen Einwurf Dagegen, meil fie befürchten müffen, fie möchten her- nach felbft angeklagt werden. Diefes giebt ihnen zwar große Gewalt, es ift aber auch viel- leicht nichts gefchickter, die Ruhe, gute Ordnung, und die alten Gewohnheiten unge Eränft zu erhalten. Wird ihnen übel begegnet, welches entweder durch die Raͤnke der - Großen gefehehen kann, die fie angeflagthaben, oder Durch den Kaifer, der ſich durch die. Ihre Uner⸗ ſchrockenheit. Erinnerungen beleidigt befindet, die ſie ihm, vermoͤge ihres Amtes, geben muͤſſen: fo be— trachtet fie das ganze Volk als Väter des Landes, und als ſolche, die ſich für das gemeine Wohl aufopfern laſſen. Der Kaifer aber kann verfichert feyn, daß er ſich eine gehaͤßige Nachrede zuziehen werde, und daß die Gefchichefchreiber folches gewiß anf die Nachwelt bringen werden. x Kurz, diefe Auffeher aͤndern ihren Entſchluß felten oder niemals. Wenn der Hof oder das große Gericht der Gerechtigkeit ihrer Klagen auszumweichen fucher: fo fangen fie immer’ von neuem an, und zeigen, daß diefelben den Gefegen nicht gemäß gehandelt ha? ben. Einige von ihnen haben zwey ganze Jahre angehalten, einen Unterfönig anzuflagen, der von den Großen unterftügt wurde. Sie ließen fich durch feinen Aufſchub den Muth benehmen, ober Durch Die fchredlichen Drohungen in Furcht fegen ; und endlich brachten r | . auch 7) Magellans Erzählung von China, aufder 5) Du aldens China, auf der zten, Toten 222ſten Seite. und z50ften Seite, XV Buch. VI Capitel. 481 auch den Hof dahin, daß er den Unterfönig abfegte, um das Volk nicht aufzubringen. Ge- fbieht es aber, daß bey folchen Streitigkeiten zwifchen dem Fürften und dem Staate, in deſſen Namen die Aufſeher handeln, der Fürft nachgiebt: fo wird er fogleich von dem Bolfe in den Anreden, die an ihn gethan werden, mit vielen gobeserhebungen beebret‘, und von dem ganzen Reiche mit Lobfprüchen uͤberhaͤuft. Die höchften Gerichte in Peking ftatten ihm ihren Dank ab; und dasjenige, was er gethan hat, weil es die Gerechtigkeit alſo er⸗ forderte, wird als eine beſondere Gnade angeſehen 5). Navarette merket an, wenn der Kaifer dieſen Auffehern feine Siegel gäbe, welches fie an ihrem rechten Arme befeftiger truͤgen: fo wären fie fo furchtbar, als rechte Donner keile 2). Ben Gelegenheit diefes Siegels erzählet man uns folgende luſtige Öefchichte, Ein gewiſſer Auffeher hatte fein Siegel verlohren, welches, wie er vermuthete, Durch eine Uiſt des Statthalters in der Stadt feines Feindes, gefihehen war. Er machte fich daher auf einmal unfichtbar, und gab vor, daß er gefährlich Franf wäre. Ein Mandarin, der fein guter Freund war, geriet) auf den Argwohn, daß diefes Borgeben falſch wäre; begab fich daher in deſſen Pallaft, erlangte mit vieler Mühe einen Zutritt in fein Zimmer, und erfuhr endlich von ihm die Urfache feines Kummers, Sein Sreund gab ihm hierauf den Kath, er follte feine beften Sachen aus dieſer Wohnung wegſchaffen, ſie hernach an⸗ zuͤnden, und den kleinen Koffer, worinnen die Siegel verwahrt wuͤrden, oͤffentlich in die Haͤnde des Statthalters liefern, mit Bitte, denſelben ſo lange in Verwahrung zu nehmen, bis er ihn nörhig haben würde, Er ſagte ferner: Mein Herr, wenn er boshaf⸗ ter Weiſe die Urſache gewefen ift, daß die Siegel geftoblen worden find: fo wird er fie entweder wiederum in den Koffer legen; oder ihr Eönner ihn ber ſchuldigen, daß er fie verlohren habe. Die Sache gieng, wie es feheint, von ſtatten, wie es der Mandarin vorher gefehen hatte, und der Aufſeher kam wiederum zu feinem Siegel #). . 4 Art zu verfahren, in bürgerlichen und peinlichen Sachen. Die Sachen werden bald abgethan. In was für Die Strafen find dem Verbrechen gemäß einge: - Fällen es erlaubt fey, fich auf eine Höhere Dbrig- richtet. Art, jemanden zu verdammen. Der Eoit zu berufen. Richter in bürgerlichen Sa: fahren in Sachen, welche Lebensſtrafen betref: chen, und im Kriegesangelegenheiten. Die fen, und genau unterfücher werden. Große Sachwalter bekommen keine Sporteln. Ders Zärtlichkeit gegen das Leben der Menſchen. Tor fahren in peinfihen Sachen. Große Vorficht. desurtheil. Tag der Hinrichtung, ‚(Eine jede Obrigkeit, fie mag hoch oder niedrig feyn, hat ihr Gerichte, oder Na⸗men. Und fobald fie von der Sache der Parteyen unterrichtet iſt: fo wird von einigen geſchick— fen Perfonen eine Furze Unterfuchung angeftellet; und hierauf thut fie den Ausfpruc) nach ihrem Gutbefinden., Manchmal läßt fie denjenigen, welcher verlohren hat, auf die Fußſoh— len prügeln, weil er den Nechtshandel nicht in guter Abficht angefangen, oder weil er feine Sache wider allen Schein der Billigkeit vertheidiget hat =). Untere Berichte. a nen Luſtige Ger ſchichte. Die Sachen werden bafk abgethan. Sachen von geringerer Wichtigkeit werden ordentlich in den untern Gerichten vorge hommen. Doch fteht es dem Kläger frey, feine Sache vor ein höheres Gerichte zu. brin⸗ gen, 2) Navarettens Beſchreibung von China, uf 1") Du Haldens China, auf der 243 Seite, a Bee dene Chin, 0.03 & Allgem. Reifebefchr. VI Band, Ppp 482 Ä Befchreibung von China. Boͤrgerl. gen, ohne daß er fich erftlich am Das untere wenden darf. Alſo iſt ein Einwohner in einer Sachen. Stadt vom erften Nange nicht gezwungen, bey dem Statthalter in feiner Stade Hilfe zu ſuchen; fondern er kann fic) an den Statthalter in der Hauptſtadt der Provinz, oder gar an den Unterfönig wenden. Und wenn eine Sache einmal vor einen hoͤhern Richter gelanget: fo kann der untere Feine Unterfuchung deswegen anftellenz es würde ihm denn Diefelbe, wie oftmals geſchieht, von der hoͤhern Obrigkeit übergeben, In was für. Iſt die Sache von großer Wichtigfeie: fo ift es erlaubt, fih von dem Unterfönige Sällen es er: auf eines von den höchften Gerichten zu Pe⸗king zu berufen, nachdem die Befchaffenheit laubt fen, ſih der Sache iſt. Daſelbſt wird ſie erſtlich von einem Unterbeamten unterſucht, und von dar * — wird an den vorſitzenden Rath des hoͤchſten Gerichtes Bericht erſtattet. Derſelbe geht mit ſei⸗ zeit zuße, . nen Benfigern zu Rathe, thut den Ausſpruch, und meldet feine Meynung den Ko⸗lauen: rufen. dieſe aber hinterbringen fie dem Kaiſer. Zuweilen verlanget der Kaiſer, beſſer davon um terrichtet zu ſeyn: manchmal aber thut er den Ausſpruch gleich auf der Stelle. Syn dieſem Falle machet das höchfte Gerichte in dem Namen Sr. Majeftät einen Auszug aus dem Ur⸗ theile, und fendet ihn an den Unferfönig, Damit er denfelben ins Werf richten möge, Ein Ausſpruch, der auf folche Are gerhan wird, iſt unwiederruflich. Man nenner ihn den hei⸗ ligen Befehl, welcher ohne angel oder Parteylichkeit iſt b). So folgfan ſich aud) die Mandarinen gegen die geringften Andeutungen oder Befehle des Kaifers bezeigen: fo ermangeln fie doch nicht, ben bequemer Gelegenheit viel Entfchlies fung und Herzbaftigfeie von fich blicken zu laſſen. Wenn Se, Majeftät die Gerichte be ‚fragen, ober von ihnen Bericht verlangen, und fie antworten nach den Geſetzen: fo find fie weder einem Tadel noch einem Verweiſe ausgefege. Iſt aber ihre Antwort ven Gefegen zuwider: fo haben die Aufſeher im Reiche das Recht, fie zu verklagen, und der Kaifer kann fie beftrafen, 1 Richter in Da alle Gerichte in einer Provinz unter dem Unterkoͤnige, und nach Befchaffenheit ———— der Sache unter den übrigen vier Oberbeamten ſtehen, welches feine Benfiger finds. ſo wird a bie Sache, wenn fie Die öffentlichen Einfünfte oder bürgerlichen Angelegenheiten anbetviffe, gelegenpgiz vor den Pu⸗ching⸗tſe, oder Dberfchagmeifter gebracht; iſt es eine peinliche Sache: fo ien. koͤmmt fie vor den Ngan⸗cha⸗tſe, oder peinlichen Unterrichter; betrifft die Sache die Poſten, das Salzweſen u. ſ. w. fo wendet man ſich an den YXen⸗tau; endlich, wenn von Lebens⸗ mitteln die Rede iſt, welche als ein Zoll eingeſammelt werden: ſo wird die Sache vor den Lyang⸗tau gebracht. Allein, außer denen Sachen, welche jedesmal unter ihre Gerichte eigentlich gehören, kann man fich aud) in Ungelegenheiten von verfchiedener Befchaffenheit an fie wenden. Denn alle unfere Gerichte in den Provinzen ſtehen unter ihnen, und ihre vorfigenden Raͤthe find, vermoͤge ihrer Würde, Raͤthe des Unterfüniges. Daher find fiever- bunden, ſich wegen wichtiger Angelegenheiten monatlich zu verfchiedenen malen in feinem Gerichte einzufinden ec), | Die Rechts⸗ Wir möffen zur Ehre der chinefifchen Gefeggeber noch etwas beyfügen, und zeigen, gelehrten be: wie aufrichtig fie den Mugen der Unterthanen zu Herzen nehmen. Es’ werden nämlich für —— die Handhabung der Gerechtigkeit keine Sporteln bezahle, Der Richter, dem — * * b) Le Comtens Nachrichten von China, auf und folgenden Seite, —* der 269 Seite. d) Re Comtens Nachrichten von China, auf *) Du Baldens China, auf der Aten, Toten der 287 und folgenden Seite, XV Buch. VI Capitel. 483 nichts koſtet, und ber feine gefeßte Befofdung hat, darf nichts von den Parteyen fordern, Peinliche die eine Rechtsfache führen. Dieſes feget alle arme $eute in den Stand, daß fie ihr Neche Sachen. ſuchen können, und daß fie die Gegenpartey durch ihr großes Bermögen nicht unterdel- —⸗ Een kann 4). | In Anfehung des Verfahrens in peinlichen Sachen , bedarf man nicht erſt einer Er- Verfahren laubniß, den Beleidiger vor die Obrigkeit zu fuͤhren. Es iſt auch nicht noͤthig, daß die — peinlichen Obrigkeit erſtlich in der Gerichtsſtube ſitze, um die Klage und Bertheidigung anzuhören, ecn. Auf ſolche Umſtaͤnde dringt man in China nicht. Wo die Obrigkeit einen Fehler ſieht, es ſey wo es wolle, da hat fie auch die Gewalt, ihn auf der Stelle zu beftrafen; es fen auf der Gaffe, oder auf einer Sandftraße, ober in einem gemeinen Haufe; dieſes iſt alles einer- ley. . Sie kann einen Spieler, einen Betrüger, oder eine unzüchtige Perfon, aufheben, und ohne weitere Umſtaͤnde, einigen von ihren Bedienen Befehl ertheilen, daß fie ihm zwanzig bis dreyßig Streiche geben. Ungeachtet diefer Sirafe kann er doch von der belei- digten Perfon noch einmal vor einen hoͤhern Gerichte verflage werden, wo man die Sache unterſucht, und ihn gemeiniglic) noch weiter beftrafet e). Zu allen peinlichen Unterfüchungen ernennet der Kaiſer einen Commiffarius, wofern Man brau⸗ nicht der Beflagte Durch) fein Amt oder durch feinen Stand bevechtigee iſt, dawider einzu- — große kommen. Misfaͤllt dem Kaiſer der erſte Urtheilsſpruch: fo fann er andere Richter abordnen, PER welche die Sache von neuem unterfüchen müffen, bis das Urtheil feinem Sinne gemäß ift. Denn fonft würde man es durch Geld oder durch andere Kunſtgriffe dahin bringen koͤnnen, daß einen Menfchen das Leben erhalten würde, welcher dem Staate ſchaͤdlich feyn fönnte f). Ehe man in peinlichen Sachen ein Endurtheil fäller, muͤſſen diefelben vor fünf ober ſechs Gerichte.-fommen, die einander untergeordnet find. Dieſe Haben alle das Recht, das ganze Verfahren wieder durchzugehen, und genaue Nachricht von dem Lebenswandel und den Sitten des Klägers und feiner Zeugen, wie auch von den Verbrechen des Beklagten, einzuziehen. Diefe Verzögerung Fann dem Unfchuldigen zum Bortheile gereichen, Er wird - auf folche Art felten unterdrückt, ob. er fehon- lange im Gefängnifle liegt ). Wenn Diebe ergriffen werden, die bewaffnet find: fo müffen fie nach den Gefegen Die Strafen mit dem Tode beſtraft werden. Findet man aber, daß fie nicht in Bereitſchaft gewefen F dem ſind, jemanden zu verwunden oder zu ermorden: ſo beleget man ſie nach Beſchaffenheit der rg geftohlenen Güter, mit einer andern feibesftrafe, Haben fie nichts genommen: fo begnü- ; gen fich die Richter damit, daß fie ihnen zur Strafe dreyßig oder vierzig Prügel geben laffen. Man faget, diefe Diebe bewerkſtelligten ihre Raͤubereyen vermittelft eines gewiß fen Krautes, von deſſen Rauche die Leute im Haufe in einen tiefen Schlaf fielen b). Die Chineſen halten auch Diefes Vorgeben für fo geroiß, daß die Neifenden, wenn fie in einem Wiethshauſe find, ordentlich ein Becken mit Faltem Waſſer in ihr Zimmer bringen laſſen, weil diefes ein ſicheres Mittel ſeyn ſoll, die Wirkung des Zaubermittels zu verhindern DR Das Prügeln auf die Zußfoblen, das höferne Joch, und das Gefängniß; diefes find alles die Strafen , wonut die Mandarinen in ben Provinzen, vermöge der Geſetze, Ppp a2 ‚ die 0) Ke Comtens Nachr. von China, a⸗ d. 209 8. 5) Siehe zuvor auf der ı3r Seite. P Eben daſelbſt auf der 284 Seite. 2) Le Comtens Nachrichten von Thing, a. d. 8) Dur Haldens Cpina, aufder zioten Seite, 242 und folgenden Seite · 484 Beſchreibung von China. Peinliche die Verbrecher belegen koͤnnen. Sie koͤnnen zwar jemanden die Landesverweiſung zu⸗ Sachen. erkennen, es muß aber ihr Urtheil erſtlich von den höchften Gerichten unterſuchet werden, ehe es vollitrecfet werden darf, Sie dürfen aber niemals fo weit gehen, daß fie jemanden das Leben nahmen; es wäre denn, Daß die Befchaffenheit des Verbrechens eine fchleunige Ausübung der Gerechtigfeit erforderte, als wenn etwan ein Aufruhr oder eine Einpörung entftehen füllte, Alsdann ertheilet der Kaifer dem Tfong-tu, und auch wohl dem Unter“ koͤnige, die Gewalt, die Verbrecher unmittelbar.mit dem Tode zur beftvafen A). Art, jeman⸗ Wenn der Mifferhäter verurtheilee werden ſoll: fo läßt ihn der Mandarin’ in die den zu vers Richtſtube bringen, wo gemeiniglich eine Eleine Mahlzeit zubereitet ift. Wenigſtens wird danmen. jhm allemal, ehe das Urtheil gefprochen wird, erwas Wein vorgefest, welchen man Tft- feng ?) nenne. Nachdem das Urtheil abgelefen worden ift: fo bricht der Mifferhäter zumeilen in loſe Neben und Schmähmwörter wider diejenigen aus, welche ihn verdammet haben, Wenn diefes gefchieht, fo Höret der Mandarin alles mit Geduld und Mitleiden an. Machgehends aber ftecket man ihm einen Knebel in ven Mund, und führe ihn auf den Gerichtsplag. Manche von denen, welche zu Fuße gehen, fingen die ganze Zeit über, und trinken wacfer von dem Weine, den ihnen ihre Bekannten darreichen, welche fie be- gleiten, um ihnen das legte Zeichen ihrer Freundfchaft zu geben. Das Ver⸗ Alfe die Urteile, welche über Perfonen gefprochen werden, die das Leben verwirft ha- — ei £ ben, müffen von dem Kaifer unterfucht, genehm gehalten und unterfchrieben werden. Die 6 EN g Reben Mandarinen ficken einen Bericht von der Unterfüchung, nebſt ihrer eigenen Entſcheidung betreffen,und Nach Hofe, und beziehen ſich beſonders auf das Geſetz, worauf ſich ihr Ausſpruch grüns genan unters det; als: dieſer oder jener ift eines Verbrechens ſchuldig, und das Geſetz befieblt, ſuchet wer: daß diejenigen, die deffelben fchuldig find, mir dem Strange erwürgt werden den. follen. Aus dem Grunde habe ich ibn verurtbeiler, daß er mic dem Strange erwürgt werden foll. Hierauf unterfucher das höchfte Gericht der peinlichen Sachen das Verbrechen, die Umſtaͤnde, und das Urtheil. Iſt die Sache nicht deutlich genug be- ſtimmet, oder iſt es noͤthig, daß das Gerichte neue Nachrichten einziehe: fo uͤberreichet es dem Kaifer eine Bitefchrift, worinnen der Verlauf der Sache und das Urtheil der untern Mandarinen, enthalten iſt. Hierzu koͤmmt folgender Zuſatz: Um ein richtiges Urtheil zu fällen, ift es nothiwendig, daß wir uns nad) einem gewiffen Umſtande er Eundigen. Wir find daher der Meynung, daß die Sache an einen gewiſſen Mandarin zurück gefchickt werden müffe, damit er uns datinnen ein foldyes Licht gebe, als wir zu haben wünfchen. Die gütige Neigung des Kaifers bewegt ihn allemal, dasjenige zu thun, was verlanget wird; damit das Urrheil, welches eine Sa che von fo außerorbenrlicher Wichtigfeit, als das Leben eines Menfchen ift, betrifft, nicht au übereilet, und ohne recht überzeugende Beweisgründe ausgefprochen werde, Wenn das höchfte Gerichte Die gefuchten Nachrichten erhalten hat: fo ftattet es dem Kaiſer zum an⸗ dern male Bericht von feinen Berachſchlagungen ab; und diefer beftätiget entweder das Urtheil, oder mildere die Strenge der Strafe. Manchmal ſchicket er auch ven er ri k) Du Haldens China, auf der aten und fol iſt eben das Wort, welches fie Brauchen, wenn fie genden Seite. ; ihren Vorfahren etwas opfern. 3) Das ift, geopferten, oder Opferwein. Tfi m) Sa es ifk ein noch weit größeres er. a N 4 XV Buch V Capitel. 485 richt wiederum zuruͤck, und ſchreibt mit eigener Hand dieſe Worte darauf: das Ber Peinliche tiche fol wegen diefer Sache weiter zu Rache gehen, und mir davon Bericht Sachen. erſtatten. Sl In China wird alles mit ber genaueften Sorgfalt unterfucher, wenn jemand zum Große Zaͤrt⸗ Tode verdammer werden fol. Der Kaifer Nongsching, machte im Jahre 1725 die An⸗ für erönung, daß inskünftige niemand zum Tode verdammet werben follte, bis man ihm zu N Eur dreyen malen von dein Verlaufe der Unterfuchung Bericht erftattet hätte, Diefer Berord- nung zu Folge verfährt das-peinliche Halsgericht auf folgende Art, Einige Zeit vor dem angefeßten Tage laffen fie alle Berichte, welche von den ungern Richtern an fie eingefchicht worden find, und in dem igtlaufenden Jahre an fie gelangen, zufammen in ein Bud) fra gen. Hierzu fügen fie das Urtheil, welches jeder Richter gefällt hat, wie auch den Aus: foruch des Hofgerichts. Dieſes verfammele fi) nachgehends, um diefes durchzuleſen, zu überfegen, zu verbeſſern und hinzuzuthun, oder wegzulaffen, was e8 für gut befindet, Wenn alles gehörig eingerichtet iſt: fo werben zwo fanbere Abfchriften davon verfertiget.- Die eine wird dem Kaifer zu feiner befondern Unterfuchung übergeben; die andere wird aufbehal: ten, damit fie in Gegenwart aller vornehmen Beamten der böchften Gerichte, vorgelefen werde, und damit man ändern koͤnne, was diefelben zu ändern anrathen. Solchergeftalt genießen die elendeften und verächtlichften Leute in China ein Vorrecht, welches in Europa nur Perſonen vom hoͤchſten Range zugeſtanden wird; daß ſie naͤmlich von allen Haͤuſern des Parlantents zuſammen verurtheilet und verdammet werben milfe fen m). Wenn die andere Abfchrift unterfuchet und verbeffert worden iſt: fo-überreichen fie diefelbe dem Kaiſer. Alsdann wird fie noch acht und neunzig mal in tartarifcher, und fieben und neunzig mal in chineſiſcher Sprache abgefchrieben. Alle dieſe Abfchriften were den in die Hände des Kaifers geliefert, und Diefer giebt fie den geſchickteſten Beamten aus beyden Bölfern, welche zu Pe⸗king find, zur Unterfuchung. Wenn das Verbrechen übermäßig groß ift: fo feßer der Kaifer, wenn er das Todes- Todesur⸗ urtheil unterzeichnet, binzu: fo bald dieſe Verordnung anlangen wird: ſo laſſe theil. man ihn ohne Derzug hinrichten. Bey ſolchen Verbrechen, welche zwar den Tod TagderVolk verdienen: woran man aber nichts ungerwöhnliches findet, ſchreibt der Kaifer diefen Aus- Kretungdep ſpruch darunter: Man laffe den Miſſethaͤter bis auf den Herbſt im Gefängniffe, elben. und alsdann richte man ihn hin. Denn im Herbſte iſt ein Tag beſtimmet, an wel⸗ chem alle, die den Tod verdienet haben, hingerichtet werden 2), Ppp 3 ;Stras aus welchem allein man fich einen ſehr großen Ber m) Du Yaldens China, auf der 241, Jrzten griff ſowohl von der außerordentlichen Gluͤckſeligkeit und folgenden Seite. Siehe auch le Comtens des Volkes, als auch vonder. milden Regierung, ma⸗ Nachrichten von China, auf der 254 Seite. en kann. .%s Beſtrafun⸗ gen. Die Gerech⸗ tigkeit iſt langſam: aber gewiß. 486 Becſchreibung von China, 5. Strafen, womit die Derbrecher beleger werden: Die Gerechtigkeit ift langſam; aber gewiß. Wie fung eines Spielers. Verweifung. Galeeren. das Panıtfe oder Prügeln auf die Fußſohlen ge- Brandmaalung auf die Wangen. Die hinefiz ſchehe. Beſtrafung eines andern, anſtatt des ſchen Leibeigenen werben gelinde_ gehalten. To= Verbrechers. Chinefikhe Büttel. Herumzier desſtrafen. Erwuͤrgung. Das Enthaupten iſt Hende Bettler. Wahrſager. Herumziehende ſchimpflich. Wie eg geſchehe. Der Scharf Quackſalber. Mandarinen werden auf die Fuß richter. Schmählihe Strafe. Verſagung des fohten gepruͤgelt. Cangue oder Joch, das getrn- Begräbnis. Wenn jemand in Stücken ger gen wird, eine beſchwerliche Left. Eine fehimpfli: hauen wird. Ordentliche Arten von Martern. ehe Strafe, womit die Weibesbilder beleget werz Außerordentliche Marter, Schreckliche Strafe, den, . Strafen wegen geringer Fehler, Beſtra⸗ BD) fehon die Ausübung der Gerechtigkeit in China langſam zu ſeyn ſcheint, weil die rechte lichen Unterfuchungen verlängert werden; nicht um die Rechtsgelehrten zu bereichern, fondern damit die Leute nicht unrechtmaͤßiger Weife fo großer Güter, alg geben und Ehre find, beraubet werden möchten: fo bleibt doch niemals eine Beleidigung ungeftraft. Es find überall die Strafen beftimmt, und nach der Abfcheulichkeit des Verbrechens eingerich- DasPantfe, tet, Das Pan⸗tſe, oder Prügeln, wird gemeiniglic) bey geringen Fehlern gebraucht, und oder Pruͤgeln. die Anzahl der Streiche richtet fich nach der Befchaffenheit derfelben. Dieſes ift die gewoͤhn⸗ Wie es ge: ſchehe. liche Strafe, womit die Soldaten beleget werden, welche des Nachts auf den Straßen und öffentlichen Plaͤtzen in großen Städten Schildwache ſtehen muͤſſen, wenn fie ſchlafend an—⸗ getroffen werden. Geht die Anzahl der Streiche nicht uͤber zwanzig: ſo wird dieſes fuͤr eine vaͤterliche Züchtigung gehalten, und iſt nicht ſchimpflich. Denn der Kaiſer laͤßt ſelbſt Derfonen von großem Range Damit belegen, und nachgehends geht er wieder mit ihnen um, und redet mit ihnen, wie zuvor. Zu einer folchen väterlichen Züchtigung kann eine geringe Sache Gelegenheit geben ; als wenn man jemanden eine Kleinigfeit entwendet, lofe Reden gebraucher, oder jemanden einige wenige Fauftfchläge gegeben Hat. Denn wenn folche Dinge vor die Ohren des Mandarinen gelangen: fo laßt er fogleich den Schuldigen mit dem Pan⸗tſe belegen, Wenn die Züchtigung vorüber iſt: fo muß er alsbald zu den Füßen des Richters niederknien, ſich mit dent Leibe dreymal zur Erde beugen, und ihm für die Sorge danfen, die er für feine Erziehung frägt. iD Das Parrtfe ift ein etliche Schub langes dickes Stuͤck von gefpaltenem Bambu, wel⸗ ches eine harte, große und ſchwere Art von Rohre ift. Das untere Ende ift fo breit, als die Hand eines Menfchen: Das obere aber glatt und ſchmal, damit es um fo viel leichter gefuͤh⸗ vet werden koͤnne. Wenn der Mandarin ein Gericht hält: fo fiehen Gerichtsbediente um ihn herum, welche biefe Werkzeuge in ben Händen haben. Wenn die obrigfeitliche Perfon _ aus einem Behaͤltniſſe, das vor ihm auf der Tafel liege, einige Fleine fechs Zoll lange und - zweene Zoll breite Stoͤckchen nimmt, und diefelben auf die Erde wirft: fo greifen Diefe Be⸗ dienten den Schuldigen auf dieſes gegebene Zeichen, legen ihn nieder, mit dem Gefichte gegen den Boden, und ziehen ihn die Beinkleider über die Füße. Alsdann giebe ihm ein Bedienter nach dem andern fünf Steeiche für jedes Stoͤckchen auf die bloße Haut, damit die Strafe um fo viel empfindlicher ſeyn moge. Doch ift zu merken, daß vier Streiche für fünfe gerechnet werden; welches man. die Faiferliche Gnade nenne, der als ein mitleidiger I Dr . zn * vi u. r J ——0 Vater 4) Du Haldes China auf der zio u. folg Seite, - 5) Siehe zuvor im V Bande a. d. sro Seite. ‚ Be Comes Nachr. von China, auf det zgı Seite, ec) Siehe ebendafelbft auf der 418 Seiten IE DGNNENNEENR IN INNEN h i —ICllllIIIIIIIlIIIIñI IIIMI1DIIIIIIIIIIDDV II IDIII Fe NENNT “ a x i 3 * er — — —— — x — — — — — | we . B inne er | : 3 * * — —— — es — eh * * a — — TEN * — J ——— —— rd sl 8 — * — * > ‘ Pr 4 < — 9 J $ X T 4 ae — * Sr See L — — * 7 J T 2 . Teig n — f ; d 4 a) Fi —* = | J XV Buch. VI Eapitel a Vater beftändig die Strafe in etwas milder. Man hat aud) hoch eine andere Art, fie zu Beſtrafun⸗ Tindern, wenn man die Bedienten befticht, welche die Kunft willen, die Streiche fo leichte, gen zu geben, daß fie Faum gefühlet werden a), Denn fonft ift dieſe Strafe ſo empfindlich, — daß ein einziger Streich genug iſt, eine Perſon von zarter Leibesbeſchaffenheit kraftlos zu Beſtrafung machen. Vielmal ſterben auch die Leute Davon, Man kann auch uͤberall vor Geld — Leute men , welche die Strafe anſtatt des Schuldigen leiden, wie bereits angemerfet Schuldigen, worden iſt 6). Be Comte erzählee, der berufene Verfolger der Miſſionarien, Jang⸗quang⸗ſyen, waͤre durch einen ſolchen Kunſtgriff dem Todesurtheile entgangen, und hätte es auf einen andern faffen loffen, den er gemiethet hätte, um die Strafe zu erdulden, zu welcher er ver dammet zu werden glaubfe, und von melcher er den armen Menfchen verficherte, Daß fie, wenn es-viel wäre, in guten Prügeln beftehen würde, Es ift aber diefe Gefhichte offen- bar von den Berfafler erdichtet, um fid) an diefem Feinde feiner Religion zu rächen. Dies fes ift aus vielen Gründen klar. Es ift aber genug, daß wir willen, der Kaifer habe dem Yang-quangzfyen Verzeibung wiederfahren laſſen c). Es darf auch fein Mandarin jemanden binvichten laffen, wenn nicht zuvor die ganze Sache nach Hofe geſchickt, und das Urtheil dafelbft bejtätige worden Tr | Ein Mandarin hat die Gewalt nicht nur in feinem Gerichte, fondern auch überall, wo er ift, und wenn es auch außerhalb feines eigenen Bezirkes feyn follte, Prügel zuzuerken- Chineſiſche nen, Wenn er daher ausgeht: fo bat er allemal Gerichtsbediente mit in feinem Gefolge, Schergen. welche das Pan⸗tſe tragen. Wenn jemand, der zu Pferde ſitzt, vor ihm vorbeyreutet, und nicht abſteigt, oder in feiner Gegenwart über den Weg reutet: fo it diefes fchen genug, ihm auf Befehl des Mandarinen fünf bis ſechs Prügel zuwege zu bringen, Diefes gefchieht fo Hursig, dag vielmal der ehrliche Mann feinen Theil fchon befommen hat, ehe noch die Umftehenden etwas von der Sache willen e), Das Pan⸗tſe ift eine Steafe für unver ſchaͤmte Bettler, Herumläufer, Nachtwanderer oder andere müßige Perfonen, die ſelbſt nichts gutes von ſich zu fagen wiflen. + _ Ehina ift voll von herumſchweifenden Bettlern, Spielleuten und Wahrſagern. Diefe Herumzie- Sandftreicher veifen in Gefelffehaften, und find zuweilen afle blind, Es find diefes fo große hende Detts Herrüger, als die Zigeuner in Europa, Sie thun fich allerhand Martern an, um Almo- ler. fen zu erpreffen ; fie geißeln ihren Seib, legen brennende Kohlen auf den Kopf, und floßen mic der Stirne an einen Stein, oder gegen einander, bis große Beulen auflaufen, oder fie ganz betäubt nieberfallen. Sie fahren wohl fo lange fort, ſich dieſe Martern anzuthun, bis fie fterben; ob ihnen ſchon die Zufchauer etwas geben, daß fie ablaffen ſollen. Die meiften davon find Krüpel, und haben krumme Haͤlſe oder Maͤuler, einen Bruch im Ruͤck⸗ grade, fange krumme Naſen, blinde oder ſchielende Augen, und lahme Aerme oder Beine. Yußer denen, die mit ſolchen Gebrechen gebohren worden find, werden viele in ihrer Kinds beit von ihren Eltern gelähmet, welche ihnen unglaubliche Martern anthun pn. A Manche Weibesbilder, die mit Fleiß von ihren Eltern blind gemachet werden, gehen Blindeteuss, mie Eieharn herum, um fih Brodt zu erwerben, Andere fpielen auf Inſtrumenten, ſtellen die Pativität, und geben vor, daß fie aus dem Gefichte wahrfagen koͤnnen g). * = ſieht 4) He Contens Nachr. von China, a. d. 203 ©. PM Montanus in Ggilbys China, a. d. zos S. e) Du Haldens China, g. d. 3 und 311 Seite. ) Navarettes Beſchreib. von China, q. d.55 ©, 488 Beſchreibung von China. Beſtrafun⸗ ſieht auch Quackſalber durch die Staͤbte und Flecken auf Tygern oder andern wilden Thies gen. ren reuten, die fie zahm gemachet haben, welche langſam geben, mit dem Schwanze we⸗ Keifende deln, und Aeſte von Bäumen im Rachen tragen, Der datauf ſitzt, hat gemeiniglich über Quackſalber. feinen übrigen Kleidern einen weiten Rock mit enefeglic) langen Aermeln, und ein Gehenfe, . dag er wie eine Binde über der vechten Schulter und unter dem linken Arme träge. In der finfen Hand halt er ein Schwerde, welches er von Zeit zu Zeit herumſchwingt, und dabey feinen Balfam, feine Pflafter und andere Arzeneyen, als untrügliche Mirtel wider alfe Wunden und Krankheiten herausftreiht. Gemelniglich hat er häßliche Leute in feinent Gefolge, die an Krücken gehen, oder Klappern tragen, ' Die meiften davon gehen nacend. Andere ragen weite Röce, die von bunten Fleckchen zufammengeftücer find, Noch andere erfcheinen mit Flügeln, die fie an ihre Schläfe befeftiget haben 2). Mandarinen Bir fommen wiederum auf das Pan⸗tſe, und bemerken, daß die Mandarinen felbft werden ges für begangene Fehler Prügel leiden müffen. Doc) kann feiner, wenn er auch noch fo un⸗ vruͤgelt. angeſehen ift, mit diefer Strafe belegt werden, wenn er nicht zuvor feiner Bedienung ent: feet worden iſt. Davon hat er aber wenig Vortheil. Denn der Unterfönig hat. die Ge- walt, ihn bey gemwiffen Angelegenheiten abzufegen, ohne erftlich auf die Genehmhaltung der höchften Gerichte zu warten, Er ift nur verbunden, ihnen feine Gründe anzuzeigen, welche fie ordentlich bilfigen , und oftmals auch Befehl geben, wider den Schuldigen nach den Rech: ten zu verfahren. Doch hat diefer die Sreyheit, nad) Peking zu gehen, feine Aufführung zu rechtfertigen, und eine Bitefchrift bey den höchften Gerichten einzugeben, oder feine Klage gar vor den Kaifer ‚zu bringen. Und diefes nöthiget den Unterfönig, fich in Acht zu neh⸗ men, daß er fich nicht übereile, oder feiner Gewalt misbrauche 7). Mic einem Worte, Sehrmeifter brauchen dieſe Art von Züchtigung bey ihren Schülern, Väter bey ihren Kin: dern, und Herren bey ihren Bedienten; nur mit dem Untevfchiede, daß der Stod weder ſo fang noch fo ftarf ift, als derjenige, deſſen fich Die Obrigkeit bedienet. Canque, oder Eine andere nicht fo fehmerzliche, aber ſchimpflichere Strafe ift das hölzerne Joch, wel: Sec, das gez ches die Portugiefen Cangue nennen. Es befteht aus zweyen Stücken Holz, die an ein- ragen wird; ander anfchliegen, und in der Mitte ein Soch haben, worein der Hals des Straffälligen paffet A), Diefer kann, wenn ihm folhe Mafchine angelegt worden ift, weder auf feine Füße fehen, noch) die Hand zum Munde bringen: fo daß ihm ein anderer das Effen in den Mund ſtecken muß. Er muß diefe Defchwerliche Laſt Tag und Nacht tragen, und fie iſt bald ſchwerer, bald leichter, nachdem das Verbrechen groß oder gering iſt. Das ordent- liche Gewicht eines Cangue ift funfzig oder fechzig Pfund : manche wiegen auch hundert _ Pfund, und find den Verbrechen fo beſchwerlich, daß fie zuweilen aus Scham, Verwir⸗ rung, Schmerz und Mangel an Nahrung und Schlafe, Darunter erliegen. Manche haben drey Schuh ins Gevierte, und find fünf bis ſechs Zoll dicke, ift eine bes Doch) erfinden die Mifferhäter verfchiedene Mittel, ſich diefe Strafe zu lindern. . Mans ſchwerliche che geben in Öefellfchaft mit ihren Bekannten und Freunden, welche die vier Ecken des Laſt; Cangue unterſtuͤtzen, damit es die Schultern nicht zu ſehr druͤcken moͤge. Einige un e 5) Montanus in Ögilbys China, a.d. 306 ©, Hals des Verbrechers befeſtiget wird. - i) Dussaldes China, auf der 3 Seite, I) Die Chinefen find außerordentlich große Spie &) Wie die Theile am Pranger, worinnen der fer; fie feßen wohl ihr ganzes Vermögen ige XV Buch. VI Eapitel. 489 es auf einem Tiſche oder auf-einer Bank ruhen. Andere haben einen Stuhl mit vier Saͤu⸗ Beſtrafun⸗ len von gleicher Höhe, worauf die Mafchine ruhen Fann. _ Andere legen fih aufden Bauch, gen. und bedienen fich des Loches, worinnen der Kopf ftesfet, als eines Senfters, wodurch fie — diejenigen unverſchaͤmt angaffen, welche auf den Straßen gehen. Wenn man in Gegenwart des Mandarinen dieſes Joch um den Hals des Miſſethoͤ⸗ und ſchimpfli⸗ ters geleget hat: ſo klebet man auf jede Seite an den Ort, wo die Theile zufammenfchlie he Strafe; fen, zween fange Streifen Papier, vier Zoll breit: darauf druͤcket man ein Siegel, um zu verhindern, daß das Cangue nicht aufgemachet werde. Alsdann fehreibt man darauf mit großen Buchftaben, wie lange diefe Strafe dauern fol, und wegen was für eines Ber Brechens er damit beleget worden iſt; als: diefes ift ein Dieb; diefes ift eine unordentz liche und aufrübrifche Perfon ; diefes ift ein Störer des Hausfriedens; diefes ift ein Spieler I). wf.w. Kr foll das Cangue hier drey Monate lang tragen. Der Ort, wo folhe Verbrecher Hingeftellet werden, ift gemeiniglich an der Pforte eines Tempels, oder an einem Stadtthore, ober an ber Gerichtsthüre des Mandarinen, oder an den Ecken der Gaffen, oder auf einem öffentlichen Plage m), Wenn die Zeit der Beftra- fung zu Ende ift: fo bringen die Gerichtsdiener den Mifferhäter zu dem Mandarin zurück Diefer vermabnet ihn, fein bisheriges eben zu ändern, und befreyet ihn von dem Cangue. Zum Abfihiede für diefesmal läßt er Ihm zwanzig Schläge mit dem Pan⸗tſe geben. Denn in China werden gemeiniglich alle Strafen, einige befondere ausgenommen, mit Prügeln angefangen und geendiget. Diefe Strafe wird mehr bey Maͤnnern, ale bey Weibern, gebraucher, Doc) hat der twomitauh Miſſionarius Contancin nahe bey einem Gerichte eine Bonzinn oder eine Art von einer Weibesbilder Nonne angetroffen, welche das Cangue frug. Es ift zwar allen Perfonen verborhen, in belegt wer⸗ ihre Kloſter zu gehen, und fie find verbunden, ihre Keuſchheit fo lange zu bewahren, als ei fie darinnen find: indeffen wird doch oftmals wider dieſe Regel gehandelt, Es wurde diefes Weibesbild angeklagt, daß es ein Kind zur Welt gebracht hätte. Der Mandarin forderte fie vor fein Gerichte, gab ihr einen derben Verweis, und gab ihr zu verftehen, da fie nicht Eeufch leben Eönnte: fo wäre diefes das Befte, daß fie dem Kiofterfeben entfagte, und fi) werehlichte. Am fie aber doch zu beftrafenz fo verurfheilte er fie, Daß fie das Cangue tra- gen follte. Zu der Auffhrift, worinnen ihr Verbrechen angezeiget wurde, feßte man hin- zu: mofern fie jemand ehlichen wollte, fo wollte fie der Mandarin in Freyheit fegen, und ihr anderthalb Unzen Silber geben; welches zehn englifche Schilling beträgt, um die Unfoften gut zu thun. Won dem dritten Theile diefer Summe follte man eine Sänfte miethen, und die Spielleute bezahlen, das übrige follte zum Hochzeitfihmaufe angewendet werden. Es währte auch nicht fange, fo befam fie einen Ehemann, Man hat auch noch) andere Strafen für geringe Fehler. Eben diefer Mifftonarius Strafen für Fam in einen zweyten Hof des Gerichtes, und fand dafelbft junge Leute auf den Knien. Ei— geringe Feh⸗ nige trugen einen Stein auf dem Kopfe, der fieben bis acht Pfund wog. Andere hatten ein ler. Buch in den Haͤnden, und laſen ſehr fleißig. Hierunter war ein junger verehlichter Br er einzige Nette, und verfpielen ihre Weiber, Kinder m) Diefes ſcheint eben die Strafe zu ſeyn, die und fich ſelbſt, daß fie alfo Leibeigene bes Gewinners le Tomte Aarkan nennet, und.zu einer Art von Werben. Prügeln machet. Allgem, Beifebefehr, VI Band, 44 490 \ Beſchreibung von China. Leibes⸗ Der eine ausſchweifende Neigung zum Spielen Hatte, und einen Theil von dem Gelde ver⸗ firafen. (ohren hatte, welches ihm von feinem Vater gegeben worden war, um feine Haushaltung Sin Spiefer damit anzufangen. Weil weder Bermabnungen, noch Verweiſe, noch Drohungen etwas wird beften- helfen wollten: fo führten ihn feine Eltern vor Gerichte. Als der Mandarin die Klage des fee. , Vaters angehöret hatte: fo ließ er den jungen Menfchen näher fommen, gab ihm einen der— ben Verweis und eine gute Bermahnung , daß er gehorfan feyn follte, und wollte ihm Prüs gel zuerfennen. Indeſſen trat plöglich feine Mutter herein, warf ſich mit Thränen dem Mandarin zu Füßen, und bath ihn, daß er ihrem Sohne verzeihen möchte. Der Man- darin wurde zum Mitleiden bewegt, und ließ ein Buch herbenbringen, welches der Kaifer zum Unterrichte des Keiches verfertiget harte. Dieſes öffnere er , und ſchlug die Stellen auf, welche von dem Gehorfame. der Kinder gegen ihre Eltern handeln. Hierauf forach ex zu dem jungen Menfchen: ihr babet mir. verfprochen, dem Spielen abzufagen, und den Anweifungen eures Vaters Gehoͤr zu geben. Ich verzeibe euch alſo auf. diefesmal. Allein geber, Enier in dem bedeckten Bange an dır Seite des Der; börfaales nieder, und lernet diefe Stellen vom Eindlichen Geborfame auswen- dig. Ihr foller nicht eber aus dem Berichte kommen, als bis ihr diefelben herz gefage und angelober habet, daß ihr dieſelben die ganze übrige Lebenszeit hin⸗ durch beobachten woller. Diefer Befehl wurde genau bewerfftelliget.. Der junge Menfch blieb drey Tage lang in dem bedeckten Gange, fernete die Stellen, und wurde losgelaffen, Verweiſung. Man findet gewiſſe abſcheuliche Verbrechen, weswegen die Miſſethaͤter auf beyden Wangen mit einem chineſiſchen Buchſtaben gebrandmarket werden, wodurch man dieſe F Verbrechen andeutet. Andere werden verwiefen, oder Dazu verurtheilet, Daß fie die koͤnig⸗ Galeeren. lichen Barken ziehen müffen, welche Knechtſchaft aber felten länger, als Drey Jahre dauert Die Verbannung dauert oftmals die ganze gebenszeit hindurch, fonderlich wenn jemand in die Tartaren in das Elend vermiefen wird. Vor ihrer Abreife aber Fönnen fie verfichert ſeyn, daß fie eine gute Anzahl Prügel, nach der Beſchaffenheit und Größe ihres Berbre- chens, befommen werden 7), Vrandman Die Beutelfehneider werben mit einem glühenden Eifen auf den Iinfen Arm gebrand» ung auf die maalet, wenn fie das erftemal ertappt werden. Das zweytemal brandmarfet man fie auf Wangen. den rechten Arm: das drittemal aber überliefert man fie dem peinlichen Halsgerichte, Fluͤch⸗ tige Seibeigene beftvafet man erftlich mit hundert Peitfchenhieben, und alsdann kefert man fie wiederum an ihre. Herren aus. Bor einigen Jahren wurden fie mit zween tartarifchen und zween chinefifchen Buchftaben auf dem linken Backen gebrandmarfer. Ein chinefifher Man- darin ftellte aber dem Kaifer vor, diefe Strafe fey für ein folches Verbrechen zu ftrenge, welches mehr von einer den Menfchen fo natürlichen Liebe zur Freyheit, als von einer böfen Gemüthsart herruͤhrte; und es wäre für die Stadt, worinnen feine Majeſtaͤt dero Sig häf- ten, unanftändig, daß fie mic fo feheußlichen Gegenftänden angefüllee ware, Diefer Rath wurde von dem Kaiſer genehm gehalten, und er befahl, daß insfünftige Die Buchftaben auf den linken Arm eingebranne werden follten 0). aka Bey m) Du Zaldes China, anf der zu und folgen: 0) Magellans Erzählung von China, auf der den Seite, 236ften Seite: — xv Buch. VI Capitel. :491 Bey diefer Gelegenheit kann man mif anmerken, daß oftmals ein großer fartarifcher Todess Mandarin, oder tartariſirter Chinefe p), das it, der ſich unter die tartariſchen Fahnen Krafen. hat einſchreiben laſſen, und ſelbſt eine Anzahl Leibeigene zu feiner. Bedienung bat, doch eben- Chineffhe falls ein $eibeigener eines Herrn am Hofe ift, dem er von Zeit zu Zeit anfehnliche Summen Lribeigene, zum Gefchenke bringt. Ein armer Chinefe kann, menn er fich einem tartariſchen Fürften zu eigen giebt, und Berdienfte hat, hoffen, in kurzem ein großer Mandarin zu werben. Unter der gegenwärtigen Regierung iſt Diefes aber nicht fo gemein, als ehemals. Wird er feines Dienftes entfeger: fo kehret er zu feinem Herrn zurück, und befleidet eine ganz an— ſehnliche Stelle bey ihm. * Wenn reiche Leute ihre Töchter verehlichen : fo geben fie ihnen, nachdem fih ihr Ver⸗ werden ges mögen weit erftrecfet, verfihiedene Geſchlechter von Leibeigenen mit, Oftmals gefchieht es, linde gehal⸗ daß ſie ihnen die Freyheit ſchenken. Manche bekommen ihre Freyheit nur halb, mit der ten. - Behingung, daß fie jährlich eine gewiſſe Summe bezahlen follen. Gelangen einige durch ihren Fleiß zu einigem Vermögen: fo nimmt ihnen ihr Herr daffelbe nicht, fondern ift mit anfehnlichen Geſchenken zufrieden, ohne doch in feine Auslöfung zu willigen. Diefe Leibeige⸗ nen find von einer unverfälfchten Trene, und ihrem Herrn auf das feftefte zugethban, Die fer geht hinwiederum mit ihnen als mit feinen Kindern um, und verfrauet ihnen oftmals die wichtigſten Gefchäffte an. Seine Gewalt über feine Leibeigene iſt nur in folhe Sachen eingefehränfet, die feinen Dienft anbetreffen. Denn follte eg gefegmäßig erwieſen werden, daß ein Herr feine Gewalt gemisbrauchet, und ſich ungebührliche Freyheiten bey dem Weibe ſeines Leibeigenen herausgenommen habe: ſo wuͤrde kein Mittel vorhanden ſeyn, ihn von dem Verderben zu retten q)» | Die drey Todesftrafen find: erdroſſeln, enthaupten, und in Stücken hauen. Das Todesftra- exfte ift die gemeinfte und gelindefte Strafe, und wird wegen geringerer Todfchulden ausge: fen. über; als, wenn jemand feinen Gegner in einem Zweykampfe um das geben bringe. An Erdroſſe⸗ einigen Orten erdroffelt man den Mifferhäter mit einer Art von Bogen, An andern Orten lung. bedienet man fic) eines fieben bis acht Schub langen Seiles mit-einer Schlinge, welche über den Kopf gezogen wird. Zweene Gerichtsbe ‚ziehen fie an beyden Enden ftraff an, und faffen einen Augenblick hernach plöglich wiederum fos. Alsdann ziehen fie noch einmal, und her⸗ nach find fie verfichert, daß ber Mifferhäter genug babe. Solche Perfonen, die einen mebr als gemeinen Rang haben, werden in Sänften, ober auf einem bedeckten Wagen, zum Tode ges führet r). Perfonen vom Stande werden erdroſſelt, wofern das Verbrechen nicht zu ſchwer und zu landfundig ift. Denn in diefem Falle werden fie wie gemeine Leute beſtrafet; man ſchlaͤgt ihnen manchmal den Kopf herunter, und hängt denfelben an einen Baum auf öffent» ficher Strafe „). Das Hängen wird, wider die Meynung der Europäer, für einen ehrlichen: Das Enthau das Enthaupten aber für den allerſchmaͤhlichſten Tod gehalten. Wenn alfo der Kaifer einem pten ift großen Haren, oder einem Mandarin, eine außerordentliche Gnade exzeigen will: fo uͤberſchicket ſchimpflich. er ihm, wenn er zum Tode verurtheilt worden ist, anſtatt des Strickes eine feidene Schnur, mit dem Befehle, daß er fich ſelbſt hinrichten ſoll. Das Enthaupten iſt bey groͤßern und abſcheulichern Verbrechen gewoͤhnlich; als, bey Wie es ge: dem Meuchelmorde. Diefer Tod wird für jo * ſchimpflicher gehalten, weil das ſche he. Dgg2 als 9) Siehe zuvor IT Cap. u Abſchn. +) Ebendafelsft a. d. 4 u.312 Seite. 47) DuHaldens China, auf des 278 Seite, s) ZeComtes Rachr. von China, a, d. 293 ©, Todes: ſtrafen. Der Scharf⸗ richter. Es iſt eine ſchmaͤhliche Strafe. Verſagung des Begraͤb⸗ niſſes. 492 _ | Beſchreibung von China. als der vornehmſte Theil des Menfchen, von dem Leibe abgefondert wird, und teil der Mifferhäter, wenn er ſtirbt, feinen Körper nicht ganz behält , wie er ihn von feinen Eltern befommen hat. Derjenige, welcher zu diefer Strafe verdammet ift, wird an dem Tage, wenn er hingerichtet werben foll, auf einem Blutgerüfte an einem öffentlichen Orte ausge: ſtellet. Die Hände find ihm auf den Rücken gebunden, und ein Mann hält ihn fo feſt, daß er fich nicht rühren Fan. Indeſſen koͤmmt der Scharfrichter von hinten zu, und hauet ihm den Kopf mit einem Streiche herunter. Zu gleicher Zeit leget er ihn fo geſchickt auf den Rücken, daß nicht ein Tropfen Blut auf feine Kleider fälle, als welche bey diefer Gele: genbeit oftmals befler als gewoͤhnlich find; denn feine Anverwandten und Freunde, die fich fhamen, daß fie ihn in folchen unglücklichen Umftänden fehen follen , fehicfen ihm gemeinig- lich neue Kleider, und laffen ihm auf den Wege $ebensmittel und Getränke reichen. Der Scharfrichter ift gemeiniglih ein Soldat. Es ift auc) diefes Amt nicht fhint: pflih; fondern er hat vielmehr Ehre davon, wenn er es gefchickt verwaltet. Zu Peking begleitet er den Mifferhäter, und ift mie einer Binde von gelber Seide umgürtet , welches die Faiferliche Leibfarbe iſt. Seine Schwerdrfcheide ift mit eben folcher Seide überzogen, um zu zeigen, Daß er auf Faiferlichen Befehl handele, und damit ſich das Volk um fo viel ehrerbiethiger erzeige /r), \ Die Ehinefen ftehen in der Meynung , daß Diejenigen, welche enthauptet werden, ihren Eltern ungehorfam geweſen feyn müffen, welche ihnen gefunde und vollfommene Kör- per gegeben haben, und daß die Abfonderung der Glieder eine Strafe fen, welche dieſes Berbrechen nad) fich ziehe. Sie glauben diefes fo feft, daß fie wohl die Körper ihrer Anz verwandten und Eltern mit vielem Gelde 2), nachdem ſich ihe Vermögen weit erftrecfet, von dem Scharfrichter Faufen, und den Kopf unter vielem Wehklagen wiederum annähen, um ſolchergeſtalt in geroiffer Maaße ihren Ungehorfam zu üben. Den Urfprung dieſer Meynung fchreibt man dem Tſeng⸗tſů, einem Schüler des Confucius » zu, ber bey fel- nem Abfterben feine Kinder und Schüler zum Gehorfame gegen ihre Eltern vermahnet, und geſagt haben foll, er hätte es dieſem Gehorfame zuzufchreiben, daß fein Körper fo ganz und vollfonimen geblieben twäre, mie er ihn von feinen Eltern empfangen hätte, Diejenigen, welche man enthauptet, werden auch dazu verurtheilet, daß fie des ordentli- chen Begräbniffes berauber fern follen; und diefes wird für einen noch weit großern Schimpf in China gehalten. Aus biefem Grunde it der Scharfrichter verbunden, den Körper, wenn er ihn ausgezogen bat, in den nächften Graben zu werfen. Wenn er ihn alfo verfaufer: ſo ſteht er in Gefahr, firenge beftrafer zu werden; es wäre denn, daß er den Mandarin, oder den Kläger mit anfehnlichen Geſchenken zu beftechen ſuchte. Und diefes ift auch die Urfache, warum ein enthaupteter Körper fo theuer verfauft wird, Nach einem alten Gefege muß die Hinrichtung eines Uebelthaͤters, es fen gefchehen zu welcher Jahreszeit es wolle, daß er verurtheilet worden fen, bis zu Ende des folgenden Herbftes.aufgefehoben werden, wenn er entweder gute Eigenfchaften befist, oder aus einer andern 5) Du Haldens China, auf der 4 u.312 Seite. 211 und folgenden Seite, 2) Manchmal müffen fie fechshundert bis tau⸗ v) Wir. glauben, wern er tode iſt. fend Kronen dafür bezahlen. i m) Wiagellanus erduldete diefe Marter. Siehe ») Magellans Erzählung von China, aufder zuvor a. d.3 Ceite. Man muß ſich BUBRRRN® ie XV Buch. VI Capitel. ‚493 andern Urſache Mitleiden verdiene. Denn bey der Geburt oder Vermählung eines Prin- Arten von jen, ober. einer andern Urfache zu Öffentlicher Freude; nad) einem Erdbeben, oder fonft Martern. nach) einer außerordentlichen Beraͤnderung des Wetters, oder der Jahreszeiten, ift es ges wöhnlich, alle Arten von Gefangenen los zulaſſen, einige wenige ausgenommen; fo daß als- dann Diejenigen, deren Hinrichtung aufgefehoben worden it, in Freyheit gefeget werden, oder wenigftens einige Monate lang gute Hoffnung fhöpfen Eönnen =). Die driste Art der Todesftrafen wird die Zerhauung im zehntaufend Stuͤcke genannt. Wei jemand Damit werden die Aufrührer und Verraͤther ordentlich beleger. Sie hat etwas graufames in Stüden an fih. Der Scharfeichter bindet den Ubelthäter an einen Pfahl, und ziehe ihm die Haut gehauen dom Kopfe über die Augen, daß er feine Marter nicht fehen möge. Alsdann verftümmelt ab er ihn an allen Theilen feines Leibes, und hauet den Körper in viele Stücken, Wenn er von dieſer Arbeit ermuͤdet iſt: fo uͤberlaͤßt er ihn dem Willen feiner Feinde und des gemei⸗ nen Pöbels. Solches hat man zwar oft unter der Regierung einiger Kaifer gethan, Die man für barbarifch gehalten hat: nach den Gefegen aber befteht diefe Strafe darinnen, daß man den Körper des Ubelthäters ©) in viele Stücken hauet, den Bauch öffnet, und den Lichnam in einen Fluß oder Graben wirft, wie man mit großen Uebelthaͤtern verfahren iſt. Die Chineſen ſagen: Gerechtigkeit iſt nothwendig: aber nicht Grauſamkeit. In China werden die Miſſethaͤter eben ſo wohl, als in andern Sändern, auf die Fol- Ordentliche ter gefpannet, um das Befenntnig von ihnen herauszupreſſen. Die Folter ift entweder hc der ordentlich, oder außerordentlich. Die ordentliche Folter ift überaus fehmerzlich und durch. Martter. dringend, Es müffen dabey ſowohl die Füße, als die Hände leiden. Zu den Süßen bedie⸗ nen fie fich eines Werfzeuges, Das aus drepen Stücen Holz, die queer über einander ges ben, befteht. Das mittlere ift feft : die übrigen beyden aber find beweglich, und koͤnnen herumgedrehet werden. In dieſe Maſchine ſtecket man die Fuͤße des Miſſethaͤters, und druͤ⸗ der fie ſo gewaltig zuſammen, daß die Knoͤchel Davon ganz platt werden tv), Die Hände foltert man, indem man Eleine Stücchen Holz zroifchen die Finger des Uebelthäters ſtecket, fie mit Stricken ſehr feſt zuſammenbindet, und ben Verbrecher eine Zeitlang unter dieſer Marter leiden läßt. Die Chineſen haben geroiffe Mittel, die Empfindung des Schmerzes unter der Marter zu lindern, oder gar zu benehmen. Andere wiffen ven Gefangenen wie⸗ derum zu heilen, und er gelanget auch in Der That in wenig Tagen durch ihre Hülfe wie⸗ derum zu dem vorigen Gebrauche feiner Ölieber x). Die außerordentliche Folter, womit Außerors mancher beleget wird, um Die Mirfehuldigen zu entdecken, fonderlich bey dem Hochverra⸗ dentliche the und andern großen Verbrechen, wenn die Sache erwiefen iſt, befteht darinnen, daß Marter, man leicht Wunden in den Körper bes Uebelthaͤters fehneider, und die Haut in Fleinen Streifen oder Riemen herunterfchälet. f — Dieſes ſind alle Arten von peinlichen Strafen, die in ben chineſiſchen Geſetzen für die Schreckliche Uebelchäter beſtimmet find, Doch haben einige Monarchen noch andere von einer unmenfih- Strofe lichern Befchaffenbeit an ihnen vollſtrecken laffen. So hat der Kaifer Chew auf Anftiften , 99 3 ſeiner Ne Ehinefen eine Strafe haben einfäßren Einnen, fchen Wundärzte meines Erachtens die enropäifchen Welche, ihrer Beſchaffenheit nad), fowohl ungerecht. weit übertreffen, und ihre Art, die Wunden und Als abgefchmackt iſt. Zerquetſchungen zu heilen, wäre wohl einer wei⸗ x) Nenn dem alſo its fo müflen die hinefis tern Unterfuchung werth. 494 | Beſchreibung von China. Gefaͤng⸗ feiner gellebteſten Beyſchlaͤſerinn Ta⸗kya, eine neue Arc von Strafe, mit Namen Pau⸗lo iſſe. erfunden: Sie beftund in einer ehernen Säule, die zwanzig Ellen hoch war, und acht — — Elfen im Durchſchnitte harte. In der Mitte war fie hohl, wie der Dchfe des Phala⸗ ris. Sie hatte drey Oeffnungen an dreyen Orten, daß man Brennholz hineinſtecken konnte. Hieran wurde der Miſſethaͤter befeſtiget, fo daß er die Säule mit Armen und Beinen umfaßte. Inwendig wurde ein großes Feuer angezündet; und fo wurde. er denn gebraten, bis er, in Gegenwart Diefes Ungebeuers von einem Weibesbilde, zu Afche ver brannt war I). Es 6. Die Gefaͤngniſſe in China. Die Gefängniffe find groß und geraum. Die Ge⸗ die Todten, Staat, den ber Kerfermeifter füh- fangenen find feft verwahret, und werden genau ret. Näcrliche Wohnungen. Arbeiter bey bewachet. Doch werden fie forgfältig Bediener. Tage. Große Ordnung. Unterhaltung der Gefaͤngniß für Weibesperfonen, Ihüre für Armen. Unterirdiſches Gefänguiß. Die Gefäng: Nie Gefaͤngniſſe find bier niche fo fürchterlich und efelhaft, als in Europa; fondern viel niſſe ſind , bequemer und geraumer. Sie find in dem ganzen Reiche faft alle auf einerley Art ge EEE, bauet, und nicht weit von den Gerichtshäufern entfernet. Wenn man durch die erſte Thüre Abe gegangen ift, die auf die Straße geht : fo kommt man in einen langen Gang, und vondar in die Wohnung des Kerfermeifters. Hierauf geht man in einen großen vierecfigten Hof, an deffen Seiten die Gefängniffe find. Diefe ruhen auf großen hölzernen Pfeilern, welche eine Art von einem bedeckten Gange bilden, Die Gefan⸗ An ven vier Ecken find befondere Gefängniffe, worinnen vecht große Boͤſewichter vers genen . find wahret werden, Dieſe werben bey Tage niemals herausgelaften, daß fie auf dem Hofe —* verwah herumgehen koͤnnen. Fuͤr Geld aber koͤnnen fie dennoch dieſe Freyheit auf einige wenige Stunden erkaufen. Des Nachts aber iſt man beſorgt, fie mit ſchweren Ketten zu bela- den, welche ihnen an die Hände, an Die Füße, und mitten um den Leib gelegt werben. Die Seiten werden ihnen dadurch fo feft zufammen gedrückt, daß fie ſich kaum rühren koͤn⸗ nen. Doc) kann diefe Strenge für ein wenig Silber gelindert werden. Denenjenigen, welche nicht allzugrobe Verbrechen begangen haben, wird die Freyheit gelaffen, bey Tage in den Höfen herumzugehen, und frifche Luft zu fehöpfen. Abends aber werden fie alle nach einander zufommen gerufen und in einen großen finftern Saal eingefperrt, oder auch in Eleine Zimmer , die fie miethen koͤnnen, damit fie mehr Bequemlichkeit Haben mögen. Die und werden ganze Macht hindurch fteht eine Schildwache, um die Gefangenen in tiefem Stillſchweigen genau bewa⸗ zu erhalten. Und wenn Das geringfte Getöfe gehöret, oder die Lampe ausgelöfcht wird: ſo chet. wird ſogleich dem Kerkermeiſter davon Nachricht gegeben, damit er dieſer Unordnung ſteu⸗ ern koͤnne. Andere müffen beftändig die Munde gehen; fo, daß es nur vergeblich fenn würde, wenn es ein Gefangener wagen wollte, zu entfliehen. Denn er würde fogleich ertappt, und eine harte Strafe von dem Mandarinen befommen, der die Gefängniffe oft befucher, und alle Doc; werden- mal im Stande feyn muß, Rechenſchaft von ihnen zu thun, Denn wenn einer Fran —— wird, fo muß er fuͤr ihn ſtehen; und er iſt verbunden, ihnen nicht allein auf kaiſerliche Ko edienet. ſten Merzte und Arzeneymittel zu verſchaffen ; fondern auch alle mögliche Sorge für ihre Ei \ | nefung I) Du Haldens China, ad. 4,3suf. S. Ke Comte auf der 293 Seite, XV Buch. VI Eapitel. 495 neſung zu tragen. ¶ Stirbt einer davon : fo muß davon an ben Kaiſer Bericht erſtattet wer⸗ den: und dieſer ertheilet oftmals den obern Mandarinen Befehl, daß er unterſuchen foll, ob der untere feiner Pflicht gehörig nachgefommen fey. Zu ber Zeit, wenn der Mandarin eine folche Unterfuchung anftellet, erfeheinen diejenigen, Die das Seben verwirft haben, in einer traurigen Stellung und mit einem blaffen und feheußlichen Geſichte. Sie hängen deu Kopf, beben mit den Füßen, und fuchen dadurch ein Mitleiden gegen ſich zu erregen. Sie richten aber damit nichts aus; denn die Abficht ihrer Gefangenfchaft iſt nicht nur, daß man fie verwahren will, fondern auch, daß esihnen weh thue, und ein Theil von ihrer Strafefey. In großen Gefängniffen, wie bas Gefaͤngniß des höchften Gerichtes zu Peking iſt, wird ſowohl Kaufleuten und Handwerfsleuten, als auch Schneidern, Fleiſchhauern, Reiß⸗ und Kraͤuterkraͤmern, u. ſ. w. geſtattet, bineinzugehen, wenn etwan diejenigen, die darin⸗ nen verwahret werden, etwas zu ihrem Gebrauche und zu ihrer Bequemlichkeit noͤthig ha- ben follten. Man findet dafelbft auch Köche, die ihnen ihre Speifen zurichten; und überhaupt find die Bedienten dafür beforgt, daß alles orbentlich, und wie es verlangt wird, geſchehe. Das Gefängniß für die Weibesperfonen ift von dem Gefängniffe dev Mannsperfonen abgefondert. Man kann auch nicht anders mit ihnen reden, als durch ein Gegitter oder.an dem Schiebfenfter, durch welches ihnen ihre Rothwendigkeiten hinein gegeben wer⸗ den, Es geſchieht aber fehr felten, daß jemand dahin koͤmmt. An einigen Orten wird Der $eichnam eines Öefangenen, wenn et firbe, nicht zu der ordentlichen Thüre des Gefängnifles binausgefragen, fondern durch einen Durchgang, der durch die Mauer des erften Hofes gebrochen, und nur für die Todten beſtimmt iſt. Mehn Gefangene von nicht gemeinen Nange fich in Gefahr des Todes befinden: fo bitten fie fichs als eine Gnade aus, daf man fie heraus faffe, ehe fie verſcheiden. Denn fie fehen es als etwas fchimpfliches für ihren Körper an, wenn er durch den Durchgang geführet werden foltte. Ya,der größte Fluch, den ein Chineſe wider jemanden brauchen kann, dem er nicht wohl will, befteht darinnen, daß er fpricht : Moͤchtet ihr doch aus den Gefängniß- br gefbleppt, eh Be —— 2 — * avarette, der nebſt andern ionarien zur Zeit einer olgung zu 2 cbew-für, ber Hauptſtadt in Che⸗kyang, — wurde, a en Nachricht von dem Gefängniffe, und wie ihm dafelbft begegnet worden ſey. Co bald fiein den erften Hof gebracht werben waren: fo fiel ihnen ber Oberkerkermeiſter in die Augen, Diefer ſaß mit-vielem Gepränge auf feinem Richterftuble. Er fragte fogleich nach) dem Ueberantwortungsbefehle des peinlichen Richters, und alsdann befragte er fie, weswegen fie nach China gekommen wären? u.d.g. Als fie ihm mie vieler Freymuͤthigkeit geant⸗ wortet hatten: fo führte man fie durch eine andere kleine Thuͤre, die verfchloffen, und mit einem Thuͤrhuͤter verfehen war, In einen engen Gang, worauf fie an einen fhönen Tempel gelangten, In allen Gefängniffen, Kerkern und Gerichtshöfen im ganzen Reiche, trifft man ſehr ſaubere und koſtbare ausgeſchmuͤckte Tempel an, wo die Gefangenen, und ſolche, die in eine Rechteſache verwickelt find, ihre Gelübde thun, und Sichter, Del, Silber, Rauchwert und andere Dinge zu opfern pflegen. Manche bitten um Befreyung aus dem Gefangniſſe, andere für gutes Glüc in ihrem Rechtshandel. Sie bethen aber umfonft zu hölzernen und irdenen Bildern, welche weder fehen noch hören Fonnen, * ends =) Du haldens China, auf ber a10 and folgenden Seite, Gefaͤng⸗ niſſe. Gefaͤngniß fuͤr Weibes⸗ perſonen. Thuͤre fuͤr die Todten. Staat des Kerkermeis ſters. Gefaͤng⸗ niſſe. — — Ihr Aufent⸗ halt des Nachts. Uebungen bey Tage, Große Ord⸗ nung. Unterhals tung der Av: men, Das unterit: difche Ge: faͤngniß. 496 Beſchreibung von China. Abends wurden ſie durch eine andere kleinere Thuͤre in einen Hof gefuͤhrt, und von dar in einen großen Saal gebracht. Dieſer war ganz finſter, hatte keine Fenſter, und war dermaßen mit Leuten angefuͤllet, daß ſie kaum alle Platz genug zu ſtehen hatten. Die— ſes wurde das kleine Gefaͤngniß genennet, um es von dem unterirdiſchen Gefaͤngniſſe zu unterſcheiden, welches ziemlich weit davon entfernet war. Hier blieben ſie vierzig Tage lang, und bekamen bes Nachts allemal Licht. Hernach mietheten fie, um mehrerer Ber quemlichfeie Willen ein Zimmer, Es war hier ein Aufſeher, der die Öefangenen in Ord⸗ nung halten mußte, welche fich alle fehr demüthig gegen ihn aufführen; fo, daß man nichts von Laͤrmen, Getöfe, ober Zänfereyen hörete; ſondern es war alles fo ftille, als ob es ein ordentliches Klofter geweſen wäre. Bey Tage giengen fie in den Tempel und in einen großen Hof, der vor demfelben par, um feifche Luft zu fehöpfen. Hier waren zwey Gäfchen voller Zimmer, melche fol- chen Leuten überlaffen wurden, die.einigermaßen von Stande waren, und nur geringe Seh: fer begangen harten, Hier wohnen fie ruhig und bequem, bis ihre Sache ausgeführet ift. Man findet auch einige Häufer, worinnen verehlichte Perfonen wohnen, welche des Nachts machen müffen, Sie gehen in den Gaͤßchen und Höfen umher, vühren beftändig die Trummel, und blafen auf Eleinen Hoͤrnern; fo, daß es unmöglich ift, daß jemand follte entwifchen koͤnnen, wenn auch fehon der Dre felbft nicht fo gut verwahret wäre. Das Gefängniß der Weiber ift an einem abgefonderten Drte, und hat ein ftarfes Thor, worinnen eine Fleine Thüre ift, durch welche fie ihnen das Nothwendige hinein ges ben, Der Berfaffer erhielt genaye Nachricht, daß niemals eine Mannsperfon dahin ge» fommen wäre, und mit ihnen geredet hätte, Die Befcheidenheit der Mannsperfonen, und dag eingezogene $eben der Weiber in China; Diefe beyden Tugenden, die. man bier an« trifft , haben in der ganzen Welt ihres gleichen nicht, Allerhand Arten von Nothwendig— feiten werden fäglich zum Verkaufe hierher gebracht; fo, daß alle Tage ein ordentlicher Marfe Hier gehalten wird, Das ganze Gefängniß gleiche alfo einer wohleingerichteten großen Geſellſchaft. Alle Abende befuchte der Oberkerkermeiſter nebft feinem Schreiber vie Gefangenen , vief fie mit Namen, und ſchloß fie hernach ein, Denenjenigen, welche arm waren, wurde alle Tage ein Gerichte Rei gegeben. Die Hälfte davon verzehrten fie: und für die andere Hälfte Fauften fie ſich Holz, Salz, Kräus ter, u. ſ.w. Wenn ihnen niche diefe Güte wiederfuͤhre; fo würden viele einem jaͤmmerli⸗ chen Mangel ausgefegt feyn. Denn fie haben Feine Gelegenheit zu betteln, weil fie hoch) oben über der Erde wohnen, und niemand von Leuten zu ihnen kommen kann. Die Zeit über, da die Miffionarien Hier waren, Famen mehrere hinein, als heraus, Einigen waren die Schen- fel ganz mund von Peitſchenhieben; andern waren die Knöchel durch die Folter ausgerenft, welches eine ganz gemeine Strafe in China ift, und mit vieler Strenge ausgeübet wird. Einsmals giengen fie in das unterirdifche Gefaͤngniß. Dieſes iſt haͤßlich genug Außen war ein großer Hof, und in der Mitten ein Tempel, wie bey dem Eleinen Gefaͤng⸗ niſſe. Alle Diejenigen, die dafelbft waren, trugen Feſſeln, und hatten eine ungefunde Farbe, 22) Navarettens Befchreibung von China, auf . General über die Feldfeldaten: der Ti⸗tu aber über der 15 uf. Seite. die Stade und Landfoldaten, Die Tartarn nennen a) Siehe zuvor a. d. 435 u. f. Seite. ihren General Tfyang-Eyun, und ihren General? 5) Bey den Chinefen iſt der Ho:tongste der lientenant, Meyrain⸗chain. Unter om XV Buch, VI Capitel. 497 Farbe, weil der Dre fehr dumpfige iſt. Bey Tage aber geftattete man ihnen, heraus an Krieges⸗ die Sonne zu gehen, wo fie frifche Luft fchöpfen und ſich reinigen Fonntn, Was die weſen. Mifftonarien am meiften berounderten, war Diefes, daß fie ihre Goͤtzen vecht andächtig an— gear flehten, ſie von ihrem Leiden frey zu machen; und daß fie ihnen und aud) einander fo höf- lich) und ehrerbiethig begegneten. Wenn zween Eingebohrne aus China, Japan oder Tongs king in unfere Gefängniffe gebracht werden follten: wie würden ihnen, ſpricht Navarette, die übrigen Vögel im Gefängniffe begegnen? was für Streiche würden fie ihnen nicht ſpie— len? wie würden fie diefelben nicht nöthigen, ihnen bey dem Willkommen Geld zu verfau- fen zu verfehaffen? Unter den ChHinefen, fährt er fort, findet man dergleichen gar nicht. Sie begegneten uns mit fo vieler Ehrerbierhung, als ob wir vecht angefehene Perfonen unter ihnen gewefen wären. Inwendig, gegen Das Öefängniß zu, gieng eine Deffnung Durch die Mauer in einen Eleinen Obftgarten, wodurch) man den Leichnam Dererjenigen warf, die in dem Gefängniffe geftorben waren zz). Der VI Abſchnitt. Von der Einrichtung des Kriegesweſens, und von der Kriegesmacht — des Reiches. Kriegesbediente und Kriegesraͤthe. Erſter vorſitzen⸗ angeworben. Worzu das Kriegesheer gebraucht der Rath. Hoͤchſtes Gericht zu Yong-ching- wird. Soldaten laͤngſt an- der Mauer hin. fu, oder Zhong⸗chingefu. Große Ehrenftellen. Tartariſche Kriegesbedienten und Wachen wer⸗ Chineſiſche Befeftinungsart. Gattungen von den in Fahnen eingetheilet. Waffen und Ges Feftungen. Plaͤtze zum Ruͤckenhalte. Eigent- ſchuͤtze. Die europäifchen Kanonen werden bes liche Stärke der Feſtungen. Kaiſerliche Krie- wundert, Die Jeſuſten gießen einige. Es gesmacht. Die Ehinefen find fehlechte Solda- werden mehrere gegoffen. Sie bringen ein ten. Die Tartarn find nicht viel beſſer. Ihre Sahrdamit zu. Verbieſt wird von dem Kaifer Kriegeszuht. Es wird niemand mit Öewalt geehret. Er weihet die Canonen. Yachdem wir eine Machricht von den bürgerlichen Beamten und ihrer Gewalt, gegeben Ir Du ſo müflen wir mu erden vom Beck und a ih⸗ ven Gerichten reden. Dieſe nehmen ihre drey Ehrenſtufen ordentlich an, wie die Beam- ten von bürgerlichen Sachen, werden in neun Ordnungen eingerheifet, und haben, wie jene, ihre befondern Gerichte 4). Der Rang und das Amt des vornehmften Mandarinen vom Kriegesweſen, koͤmmt Krieges: größtentheils mie der Würde eines Generals in Europa überein b). An einigen Orten hat beamte. er vier Mandarinen unter ſich: an andern aber nur zweene. Ihr Amt iſt der Bedienung eines Generallieutenants nicht ungleich. Dieſe Haben ebenfalls vier Mandarinen unter fich, welches gleichfam die Dberften dafelbft find. Unter den Oberſten ftehen wiederum andere, die als Hauptleute angefeben werden Fönnen, und ebenfalls ihre untergeordneten Defehls- baber haben, welche mit unfern Seutenanten und Faͤhndrichen verglichen werden koͤnnen. Ein jeder von diefen Mandarinen hat ein feiner Würde gemäßes Gefolge Und Re: i fehlshabern ſtehen, nach dem Gemelli auf der 270 Hanptleute, und die Pa⸗ tſun, oder Faͤhndriche. Seite die Tfong- ping, oder Oberſten; die Sir Du salde aber machet den Tfong- ping zum &yang, oder Majores die Ser ku⸗pe, oder vornehmſten Generale der Sandwmillz. Allgem, Reifebefehr, VI Band, Kerr 498 Beſchreibung von China. Krieges⸗ ſich oͤffentlich ſehen laͤßt: fo hat er allemal eine Anzahl von Kriegesbedienten bey ſich, die weſen. unter fein Gericht gehoͤren. Dieſe alle zuſammen haben eine große Anzahl von Soldaten unter fich, die theils Reuter theils Fußgänger find. Shre Ge: Zu Pe⸗king find fünf Öerichte der Mandarinen vom Kriegesweſen. Man nennet fie FOR: U⸗fu, das ift, die fünf Drönungen oder Haufen der Kriegesmandarinen. Das erfteheißt Hew⸗fu, oder der Nachzug; das zweyte Tſo⸗fu, oder der linfe Flügel; das dritte New fir, oder der rechte Flügel; das vierte Chong⸗fu, oder der Vortrab von dem ganzen Heeres das fünfte Ifyenzfis, oder der Vortrab. | Erſter vorſi⸗ Dieſe fuͤnf Ordnungen haben uͤber ſich ein Oberhaupt, oder einen vorſitzenden Rath tzenderRath. und zween Beyſitzer, welche zu der erſten Ordnung der Mandarinen gehören. Gemeinig⸗ lich erwaͤhlet man zu dieſen Stellen große Herren des Reichs; und dieſes ſind diejenigen, Hoͤchſtes Ge. Denen die Kriegesbedienten und alle Soldaten zu Gebothe ſtehen muͤſſen. Dieſe fünf Ge— richte, Yong⸗ richte ſtehen unter einem hoͤchſten Kriegsgerichte, welches Pong⸗ching⸗ fu genennet wird, Der en vorfigende Rath in demfelben, ift einer von den größten Herren des Reiches , und hat Ge— en. ong ching · palt über die fuͤnf Gerichte und uͤber die Kriegesbedienten und Soldaten des Hofes. Um ihn aber zu hindern, daß er eine fo weitlaͤuftige Gewalt nicht misbrauchen moͤge, kraft de— “ren er Here von fo zahlreichen Völkern ift: fo wird ihm ein gelehrter Mandarin c) als Bey: figer zugegeben, welcher den Namen eines Dberauffehers über Das Kriegesheer führer. Hierzu fommen noch zweene Auffeher, Die der Kaifer ernennet, und welche an allen Sachen Theil nehmen, Weiter, wenn eine wichtige Kriegesunternehmung ausgeführet werden foll: ſo hängt diefes bloß von dem vierten unter den fechs höchften Kriegesgerichten ab, welches, wie bereits. gemeldet worden ift, Ping⸗pu genennet wird, und die ganze Kriegesmacht im Aande unter fich bat, x Große Ehre. Man findet zwar große Herren, welche ihrem Range nach) als Keichsfürften, Her: zoge und Grafen angefehen werden koͤnnen, und vermöge ihrer Würde, ihrer Werdienfte und ihrer geleifteren Dienfte, über alle Ordnungen der Mandarinen erhoben find A); ine deffen wird man boch Feinen darunter anfveffen, der fich es nicht für eine Ehre Halten ſollte, wenn er fich, vermöge feiner Bedienung, des Namens und der Würde eines Oberhauptes von ben fünf Gerichten der Mandarinen vom Kriegeswefen rühmen fanıı Niemand kann begieriger Darnach feyn, daß er jemanden befehlen fönne, als. die Chinefen. Denn dieſe glauben, ihr ganzer Ruhm und ihre ganze Gfückfeligfeit beftehe darinnen, daß fie in dem Staate etwas zu fagen haben «). - | Diefes ift es alles, was von den Mandarinen vom Kriegesweſen und ihren Gerichten zu wiſſen nöthig ſcheint. Ihrxe Art zu verfahren koͤmmt größteneheils mit derjenigen ‚überein, Die man in den beveits befehriebenen bürgerlichen Gerichten beobachtet. Es ilt alfo nur noch diefes übrig, daß wir von der Kriegesmacht und Stärke des Reiches einige Nachricht ertbeilen. Chineſiſche Beydes, Kunſt und Natur, haben ſich vereiniget, China recht ſtark und feſt zu ma⸗ cunge chen. Alle große Städte und die vornehmſten unter den kleinen, find bald mehr bald we⸗ : niger ©) Vielleicht mehr ein buͤrgerlicher Mandarin, 4) Dieſe nennet Magellanus Vu⸗ping, als ‚oder einer für bürgerliche Sachen: denn die Ges ob keine Ehrenſtufen hoc) genug für fie, oder ihren lehrten werden öfters mit den bürgerlichen Beam: Verdienſten gemäß wären; und als ob fie daher sen vermengen, über alte Ehrenftellen erhaben wären. Es no. XV Buch. VI Capitel. 499 niger befeſtiget. Man findef auch einige unter ihnen, die man Kriegesftäbte nennet, um Krieges fie von den übrigen zu unterſcheiden, welche Handelsſtaͤdte genennet werden, Doch haben, weſen. die Kriegesftädte feinen andern Vorzug vor den übrigen befeftigten Städten, als ihretage, wodurch der Zugang zu ihnen fehwer gemacht wird, Die ganze Art der Ehinefen zu befe= ſtigen, befteht in einem vortrefflichen Walle in einer Mauer von Ziegelfteinen, in Thürs men, und in einem großen mit Waſſer angefüllten Graben, Und die Wahrbeit zu fagen, fo ift diefes Sicherheit genug wider alle Anfälle ſolcher Feinde, die eben fo wenig verſtehen, wie man im Kriege angreifen, als tie man fich vertheidigen folle. Die Zeftungen, befeftigten Pläge und Schlöffer, find fehr zahlreich, und werden in Arten von fieben verfehiedene Ordnungen eingetheilt. Man nennet diefelben Quang, Ghey oder Seftungen, Wey, So, Chin, Pau, Pu und Chay. Bon der erften Ordnung bat man bey fehshundert, von der zweyten über fünfhundert, don ber dritten dreyhundert und eilfe, von der vierten dreyhundert, von der fünften hundert und funfzig, und von der le&ten dreyhun- dert. Diefes machet in allem über zweytauſend befejtigte Plaͤtze, ohne die Thuͤrme, Schlöf fer und Schanzen an der berühmten Mauer zu rechnen, movon jedes feinen befondern Na⸗ * men und feine beſondere Beſatzung bat. | Unter die Chay vechnet man Die Pläge der Zuflucht, die man mitten auf den Feldern Plaͤtze zum antrifft, und wohin das Sandvolf und die Bauern mit ihren Heerden und Hausgeräthe flie- Ruͤckenhalte. ben, wenn eine große,dewegung entfteht, oder plöglich Näuber einfallen. Denn hier find fie vor allen Unfällen ficher, Man findet noch andere auf den Spißen der Felfen und fleiler Berge, die nicht anders erftiegen werden Fönnen, als durch Leitern oder durch Stu- fen, die in den Fels gehauen werden, Diefe P läge find mit feiner Mauer umgeben, Ihre Staͤrke befteht bloß darinnen, Daß man ihnen wegen ihrer Sage nicht beyfommen kann, oder daß fie tiefe und breite Gräben haben, welche geſchickt find, die Aufrührer auf ihrem Zuge aufzuhalten. Außerdem rechnet man über dreytauſend Thuͤrme oder Fleine Schlöffer, welche man Tay nennet. Hierinnen findet man beftändig Schildwachten und andere Sol⸗ daten auf der Wache, Wenn dieſelben eine Unruhe gewahr werden: fo geben fie ein Zei⸗ chen, bey Tage mit einer Fahne auf der Spiße bes Thurmes, und des Nachts mit einer angezundeten Fadel, um die benachbarte Befagung in Bewegung zu fegen, Denn man findet in dem Reiche feine Provinz, keine Stadt und feinen mit Mauern umgebenen Ort, der nicht Soldaten zu feiner Bertheidigung haben follte, Die Natur hat Sorge getragen, China in allen übrigen Plaͤtzen zu befeftigen, wo es Natürliche einem Anfalle ausaefest feyn Fönnte. Die Ser, welche gegen Oſten und gegen Süden an deſtigkeit. fechs Provinzen anfpület, iſt nahe am Ufer ſo feichte, daß Fein Fahrzeug ſich dem Lande naͤ⸗ bern kann, ohne zu Trümmern zu gehen. Man findet auch da fo häufige Stürme, daß keine Flotte hier ficher feyn Fan. Gegen Werften findet man unerfteigliche Gebirge , welz the zu nicht geringerer Beſchuͤtzung auf diefer Seite dienen, als die See an den beyden übris gen, und die große Mauer gegen Norden f). Rrr 2 Die den aber folche Mandarinen, die zu £einer von ben e) Magellans Erzählung von China auf der neun Ordnungen gehoren, Vi⸗jo lyew, oder one arsundzr7 Seit. Du Haldens China, ud. te, die ſich moch nicht ntedergelaffen haben, ges 260 u. f. ©. nennec, wei fie nach wichtigen und vortheilhaften 5) Du Haldens China, auf der 262 Seite, edienungen ſtreben. 500 Beſchreibung von China. Krieges⸗ Die Anzahl der Soldaten, welche der Kaiſer an der großen Mauer hin, in den Städ- macht, ten und in den befeftigsen Pläsen unterhält, belief fich ehemals auf fiebenhundere und fiebenzig Kaiferlihe Faufend, Diefe Anzahl iſt wohl vermehree aber nicht verringert worden: denn die Chinefen Krieges: pflegen ihre Kriegesmacht niemals zu verringern. Dieſe Soldaten dienen den Statthal- macht. tern, Beamten und obrigkeitlichen Perſonen, zur Wache; ſie folgen ihnen auch wohl auf ihren Reifen; und halten des Nachts Wache bey ihren Barken, oder bey den Gaſthoͤfen, worinnen fie einkehren, da ſie denn an jedem Orte, wo der Mandarin Halte macher, abges + Löfet werden, Der Kaifer hält auch fünfhundere fünf und fechzig taufend Pferde, um die Reuterey bevitten zu machen, und zum Gebrauche der Poften und Säufer, welche die Ber fehle von ihm und von den Gerichten in die Provinzen liefern müffen g). Diefe Völker find wohl bekleidet und wohl bewaffnet, und haben ein fehr gutes. Anſehen, wenn fie auf dern Zuge find oder gemuftert werden; doch Fönnen fie weder in Anfehung ihres Muthes, noch) in Betrachtung ihrer Keiegeszucht mic den europäifchen Soldatenin Bergleihung geſetzet werben; denn man kann fie leicht in Unordnung. bringen und zerſtreuen. DieChinefen Die Ehinefen find nicht nur von Natur weichlich, und die Tartarn find. nicht nur bey wind fhlehte nahe eben fo ausgeartet, als die Chinefen; fondern die große Ruhe, deren fie genoffen haben, Soldaten. hat ihnen auch Feine Gelegenheit gegeben, etwas Eriegevifch zu werden. Hernach find ihre Hochachtung gegen die Öelehrfamkeit, welche fic allen andern Dingen vorziehen; die Unter- thänigfeit, welche die Soldaten den Gelehrten leiften; und die Erziehung, welche junge geute haben, die nichts als Bücher zu fehen befommen, und von nichts veden hören, als von Sittenlehren und Staatsfachen, lauter Hinderniffe, die fie abhalten, gute Krieger zu werden 5). - Die Tartarn Die Tartarn thun zwar in der That den Anfall mit Hige und Much, und fegen ihren aa! Seinden fo lange nad), als es ihnen möglich iſt, wenn fie diefelben gleich im Anfange zum Weichen bringen fönnen : fie find aber niche im Stande, den Angriff lange auszubalten, oder fich Tange gegen einen Anfall zu vertheidigen; fonderlich, wenn er in Ordnung und muthig geſchieht. Der Kaifer Kang-hi, der nichts fagte, als was ſich zur Sache fehr gut fhickte, und lauter große Handlungen unternahm, machte diefe kurze Abbildung von ih⸗ nen: fie find gute Soldaten, wenn fie ſchlechten entgegen geſetzt werden: aber ſchlechte, werm man ibnen gute entgegen ftellet ). Ihre Krie⸗ In Anſehung der Kriegeszucht, werden die Soldaten ordentlich von ihren Bes geẽ zucht. fehlshabern in den Waffen geuͤbet. Dieſe Waffenuͤbungen beſtehen entweder in ei⸗ ner Are von einem laͤrmenden oder unordentlichen Zuge, welchen fie verrichten, wenn fie dem Mandarin zur Bedeckung dienen follen, und darinnen, daß fie fich in Haufen fteffen, in Schlachfordnung aufziehen, und einander entgegen rücken oder unter dem Schalle der Hörner und Trompeten wieder zufammen rücken, Mit einem Worte: fie führen ſowohl den Bogen, als den Säbel mit vieler Kunſt und Geſchicklichkeit. Sie muftern auch von Zeit zu Zeit ihre Völker, und unterfuchen forgfältig ihre Pferde, Mufferen, Säbel, Pfeile, Küraffe und Helme, Findet ſich nur der geringjte Roſt an ihren Waffen; fo werden fie wegen 2) Du Haldens China, auf der 245 Seite. ) Daher merfet Trigaltins an, daß die Hälfte b) Eben dafelbft a.d.261 S. ber Einwohner in den drey nordlichen Provinzen #) Belomtes Nachr. von China a.d. 290. ſich zum Dienfte des Kaifers unter die Soldaten DEbendafelbfind53S, Du Halde a d. ac S. hätte einfhreiben laſſen. ra XV Buch, VI Enpitel, 0 A wegen ihrer Nachläpigfeit auf der Stelle beſtrafet, und befommen dreyßig bis vierzig Krieges: Stockſchlaͤge, wenn es Chinefen find, oder, wenn es Tartarı find, eben fo viel Peirfchen- Macht. biebe, Wenn fie nicht bey folchen Gelegenheiten oder bey befondern Umſtaͤnden gebraucht wer: den: fo haben fie die Freyheit, zu hun mas fie wollen k)e ä 1 Chiira iſt es nicht nörhig, jemand mit Gewalt anzuwerben, oder ihm Handgeld =® wird nie⸗ zu we ; * ie En * bringen will, daß fie ſich in die Muſterrolle einfchreiben — up Iaffen, nie in Europa gefehieht: denn der Soldatenftand wird dafelbft als eine gute Ber» geyarten. fergung angefehen ; und daher ſuchen die Seute begierig durch Bermittelung ihrer Freunde Oder durch Gefihenfe, die fie den Mandarinen bringen, Darzu zu gelangen 2). Ihre Dienſte verrichten ſie ordentlich in dem Lande, wo fie wohnen. Die drey nordlichen Provinzen liefern eine große Menge von Soldaten — welche alle drey Monate ihre Beſoldung an zwey und einen halben Groſchen werth feinem Silber, und täglich ein Maaß Reiß bekommen, welches ſchon genug iſt, daß ein Menſch davon leben Eann. Einige befommen doppelte Befoldung; und ein Reuter erhält noch einmal fo viel als ein Fußgänger, nebft zwey Maaß Eleinen Bohnen, um die Pferde Damit zu füttern, ivelche von dem Kaifer ebenfalls gegeben werden. | | Diefe Völker werden faſt niemals gebraucht; fonderlich, feitdem ſich die Tartarey Worzu die unterworfen hat; es märe denn, daß man einer Empörung zubor fommen, oder eine Un- an ges tube in ihrem erften Anfange in einer Stadt ober Provinz erſticken wollte m). Ihr vor- — wers nehmftes Amt iſt, daß fie die Straßen von Raͤubern frey erhalten, welche fie auch fo forg- fältig verfolgen und beobachten, daß fie ihnen felten entwiſchen. Bey ſolchen Gelegenhei⸗ ten werden Befehle an die Stadt geſchickt. Und wenn es Die Nothwendigkeit erfordert, ſo werden auch wohl die Soldaten aus verſchiedenen Städten, Die Dem von den Raͤubern an⸗ gefallenen Plage nahe liegen, Dazu gebraucher. Zu Kriegeszeiten werden verfchiedene Haus fen aus einer Provinz abgeſchickt, um daraus ein Kriegesheer zu bilden, Bor der Bereinigung der Tartarn und Chinefen, war eine entfegliche Anzahl Soldaten Soldaten Tängftan der großen Mauer hin geftellet »), um fie zu bewachen, und Das Reich wider die längft ander Angriffe fo fürchterlicher Feinde zu bedecken. go aber liege nur in den wichtigften Plägen Mer hin, eine Beſatzung. Das Waffenthor in Städten dienet num zum Gebrauche der Soldaten. Diele ge: ben felten in ihrer Soldatenfleidung, außer wenn fie Dienfte hun müffen; als zu Krie- geszeiten, wenn fie Wache ftehen, oder wenn fie gemuftert werden, Zu anderer Zeit trei- ben fie entweder Handlung oder fonft ein Gewerbe 0). Bier und zwanzig tartarifche Rriegesbediente haben bey Hofe eine Stelle, die mit un: Tartariſche fen Generalhaupfleuten übereinfommt. Man findet dafelbft auch eine große Menge von Kriegesber Oberſten. Außer diefen Kriegesbedienten, welche von den Tartarn eingefegt worden find, diente findet man auch Befehlshaber von dem Ping⸗ pu oder Kriegesgerichte, welche die Auf: ſicht über die chineſiſchen Völker durch das ganze Neich hindurch Haben, Gie biben aua Rer 3 2) Fünf Sous franzoͤſiſch, und etwan zwey 0) Magellans Erzählung von China, auf der Si — rg f 44 und 58 Seite. Le Comtens Nachrichten von m) Le Comte fpriht: eine Million. Navarette China auf der a9o@eite. Du Haldens China, Befyäftiger dieſes aus eigener Erfahrung a. d. 24 © anf der 26x u. 264 Seite, t I 50% Beſchreibung von China. Krieges auch beftändig Säufer in Bereitſchaft, welche die nöchigen Befehle in die Provinzen tra: macht. und Wachen, gen müffen, welches alles ſehr geheim gefchieht P). Alle tartariſche Gefhlechter wohnen innerhalb oder außerhalb Peking, und dürfen fich ohne ausdrücklichen ‘Befehl des Kaifers nicht wegwwenden. Daher geſchieht es, daß die tartariſchen Völker, woraus die Eaiferliche Seibwache befteht, allemal in gewiſſer Maaße nahe um feine Perſon find. Hier finden ſich auch einige chineſiſche Völker, welche ſich ehe— mals unter die tartariſchen Fahnen hatten einſchreiben laſſen, und daher tartariſirte Chineſen Sie werden in Fahnen eingetheilet. genennet werden. Sie werden ſehr gut beſoldet, und ſind beſtaͤndig in Bereitſchaft, auf den erſten Wink aufzubrechen, um entſtehende Empoͤrungen zu unterdruͤcken. Dieſes ge: ſchieht alles mit unglaublicher Stille und Eilfertigkeit. Dieſe Voͤlker werden in acht Haufen eingetheilet, wovon ein jeder feine Fahne hat. Sie werden durch die Farbe der Fahnen unterfchieden, nachdem Diefelbe entweder gelb oder weiß, oder roth oder blau ift. Die grüne Farbe gehöret denen Soldaten, welche alle Chi- nefen find, und daher Lu⸗ki, oder Soldaten von der grünen Fahne genannt werden, Eine jede tartarifche Fahne hat ihren General, derin der manchewifchen Sprache Ku⸗ ſanta genannt wird, Er hat geroiffe große Kriegesbediente unter fich, Die Meyreynchain genannt werden, und mit unfern Generallieutenanten uͤbereinkommen. Diefe haben ebenfalls Waffen und Geſchuͤtz. verſchiedene andere Kriegesbediente unter ſich, die einander untergeordnet find. Da itzo jeder Haufen aus manchewifchen Tartarn, mongolifchen Tartarn, und tartariſtrten Chinefen beftehe: fo hat der General aus jedem Volke ziweene andere Generale unter ſich, und unfer denen ſtehen wiederum andere Kriegesbebiente ausihrem Volke. Ein jeder Haufen beſteht wirklich aus zehntaufend Mann. Diefe werden in hundert Nuru, oder kleinere Bölferfihaften eingetheilet, wovon jede hundert Mann hält g). Wenn wir nun die Faiferlichen Hausvölfer, und die geibwachen der EB: rechnen, die ihre Bedienten haben, und da die Befehlshaber und Die Soldaten befoldet werden: fo Fann man leicht zugeben, daß Die gemeine Meynung ges gruͤndet fey, daß nämlich beftändig hunderttauſend Pferde 7) zu Peking unterhalten wer: den s), Aus oben beygebrachten Gründen aber find fie fo ausgearter, daß die weſtlichen Tartarn ihre Anzahl für gar nichts achten; ſo daß man verfportungsweifegemeiniglich zufagen pfleget: das Wiehern eines tartarifchen Pferdes fey genug, die ganze chinefifche Reuterey in die Slucht zu jagen. Außer dieſer Kriegesmacht, welche der Kaifer auf den Beinen Bat, findet man noch in jeder Provinz funfzehn- bis ziwanzigtaufend Mann, unter der Anführung eines befondern Befehlshabers. Die Ehinefen haben auch Soldaten, um ihre Eylande zu befegen, fon- derlich Haynan und Formoſa. Die Soldaten find alle, nach der Gewohnheit des Landes, mir Saͤbeln und mit Pfei⸗ fen bewaffnet. Das Fußvolk machet Feine große Anzahl aus, und darunter find fehr we⸗ nig Muftetier, Pifenier aber gar nicht 2). Das Gefhüg ift nur eine neue Erfindung bey den Chinefen »). Und obſchon das Schießpulver ſehr alt iſt: fo haben fie fich Doch deſſen nur ſelten bediener, außer zu — als ?) Du Daldes China, auf der 261 Seite. ſie von den oftfichen Tartarı oder fie diefelbe von q) Da Jenghiz Khan eben die Art von Ord⸗ ihm, erborger haben. nung unter feinen Völkern eingeführer haben fol: +) Ze Comte fpricht, Hundert u. fechzigtaufend. fo wäre es wohl einer Unterſuchung wert), ober 5) Du Haldes China, auf der 69 u, fr Seite. \ XV Buch. VI Capitel. | 503 als worimnen fie vortrefflich erfahren find. Doch findet man hier drey oder vier kurze und dicke Geſchuůͤtz Moͤrſer vor den Thoren zu Nanking, die alt genug ſind, zu erweiſen, daß fie einige Kennt: —v— niß von Canonen gehabt haben, ob fie ſchon nichts von ihrem Gebrauche gewußt zu haben feinen : denn fie dienen weiter zu nichts, als daß man fie als etwas Merkwuͤrdiges fehen läßt, Sie hatten auch einige wenige Stüsfen auf ihren Schiffen, waren aber nicht gefchickt genug, diefelben loszubrennen. Im Jahre 1621 machte die Stadt Makau dem Kaifer ein Geſchenk von dreyen Ca- Die europäis nonen, und ſchickte zugleich Leute mit, welche Damit umgehen Eonnten x), Als man Dies ſchen Canos felben vor den Mandarinen verfuchte: fo verwunderten fie ſich höchlich über Diefe neue Sa- nen werden Ge. Diefes Gefhüg fegte die Tartarn, die in großen Horden gegen die große Mauer an⸗ bewundert. ruͤckten, durch die Verwuͤſtung, die es unter ihnen anrichtete, dermaßen in Schrecken, daß fie es nicht wiederum wagten, ſich davor ſehen zu laſſen, als im Jahre 1636. Damals unternahmen fie einen neuen Einfall in das Reich, und Die Mandarinen vom Kriegesweſen redeten, um ihre Einfälle zu hemmen, Davon, daß man Die Staͤdte befeftigen,, und fie mit Geſchuͤbe verfehen follte, Bey diefer Gelegenheit erinnerten fie fih, daß fie oft von dem Doctor Paul Syu ») gebört hatten, die Miffionarien verftünden die Kunft, Canonen zu gießen. Sie bathen daher fogleich den Kaifer, er möchte dem Adam Schaal, der da mals vorfigender Nach in dem Gerichte der Megverftändigen war, anbefehlen, daß er einige gießen follte, As ihnen ihe Verlangen gewaͤhret warden war: fo ftatteten fie einen Befuch bey dem Diegefuiten jefuitifchen Mandarin ab, und fragten ihn, als ob es von ungefähr gefchähe, ob er die gießen einige» Kunft, Canonen zu gießen, verftünde? Schaal antwortete, daß ihm. die Grundſaͤtze davon befanne wären. Hierauf zeigten fie ihm fogleich den Faiferlichen Befehl vor. Der Miffionarius war alfo gefangen. Er hätte fich zwar gern entſchuldiget, und vorgewandt, daß die Ausübung etwas ganz anders wäre, als die Wiſſenſchaft: er mußte aber gehorchen, und die Arbeiter anweifen, wobey die Berfchnittenen des Hofes zugegen waren. Nachge— bends vermutheten fie aus den Schriften und Werfen von der Meßkunſt, die Derbieft zu u Peking verfertiget hatte , daß dieſer ebenfalls gefchickt feyn müßte, Gefchüge zu gießen, Sie erhielten Daher noch) einen andern Befehl vom Kaifer an diefen Jeſuiten. Derfelbe fand in dem Kiechenbuche der Kirche zu Peking, Daß unter dem feßten Gefihlechte der chineſiſchen Monarchen eine große Anzahl von Miffionarien durch diefes Mittel in das Keich hinein gebracht worden wäre. Nun glaubte er, daß der Kaifer durch einen fol- then Dienft, den man ihm leiftete, bewogen werden würde, Die römifchfatholifche Neli- gion zu beguͤnſtigen: er goß daher, mit bewundernswuͤrdigem Gluͤcke, hundert und dreyßig Stücken Canonen, Einige Zeit hernach gab das Gericht der vornehmften Mandarinen vom Kriegeswe⸗ Es werden fen eine Bittſchrift bey dem Kaifer ein, und bath um dreyhundert und zwanzig Canonen mehrere ger don verſchiedener Weite nach europäifcher Art, zur Vertheidigung der feften Plaͤße. Seine IN Majeftär ertheilten hierauf Befehl, dag Nan⸗whay / jin/ welches der Name war, 5 ie 2) Ze Comtes Nachrichten von China, auf der zehnten Jahrhunderte, Canonen ebrauchet haben. 290 und 312 Seite. a) Siehe zuvor anf der 400 Seite. m) Es erhellet aus dem Marcus Polus, da ) Ein bekehrter Mandarin, Siehe zuvor anf Ve Tartarn bey der Belngerung von Pefing, im drey⸗ der 400 Seite, Geſchuͤtʒ > - 54 Beſchreibung von China. bie Chineſen dem Verbieſt gaben, die Aufſicht über das Werk haben: dieſes aber nach den Muftern eingerichtet werden füllte, welche man ihm in einer Bittſchrift vorzeichnen und überreichen würde, Der Mifftionarius überreichte ihm alfo den ıten des Hornungs im Jahre 1687 die Mufter, welche auch genehm gehalten wurden. Es wınde ein Befehl an das Rongzper, oder Gericht der öffentlichen Werke 2), ausgefertiger, daß es alle hierzu nöthigen Dinge ohne Verzug berbenfchaffen follte, woruͤber ein Man brachte über ein Jahr mit Verfertigung diefer Canonen zu. Unterdeffen wurden Jahr zuges dem Jeſuiten verfchiedene Hinderniffe von den Berfchnittenen des Pallaftes in den Weg ge: bracht wird. leget; als welche dadurch aufgebracht wurden, daß ein Fremder in ſo großen Gnaden bey dem Kaiſer ſtehen ſollte, und ihre aͤußerſten Kraͤfte anwendeten, um die Unternehmung ruͤckgaͤngig zu machen. Sie beſchwerten ſich alle Augenblicke über die Langſamkeit der Ar- beiter, und unterdeſſen ließen fie das Metall von den untern Hofbedienten heimlich wegſteh⸗ fen. Sobald eine von den größten Canonen gegoffen war: fo zwangen fie eine eiferne Ku- gel in die Mündung derfelben, ehe fie noch inwendig ausgepußet war, und gedachten fie dadurch unbrauchbar zu machen. Verbieſt Iud fie aber durch das Zündloch, und die Ku- gel wurde mit einem fo erfchrecflichen Krachen herausgefchoffen , Daß es der Kaifer in feinem Dallafte hören Fonnte, und diefes noch einmal wiederholet fehen wollte. Nachdem alle Eanonen fertig waren: fo wurden fie eine halbe Tagereife von Peking gegen Welten umten an das Gebirge geführet, und der Kaifer erhub fich, nebft den vornehmften Befehlshabern feines Kriegesheeres, und der ganzen Hofſtatt, felbft dahin, um es mit anzufehen, wenn man fie verfuchen würde, Verbieft wird Da er fah, daß die Kugeln den Ort trafen , wohin fie der Jeſulte, durch feine Werk⸗ von dern Kai⸗ zeuge, gerichtet hatte: fo fehöpfte er ein fo großes Vergnügen darüber, daß er dem tartari- fer geehret. ſchen Statthalter, und den vornehmſten Befehlshabern des Kriegesheeres, mitten auf dem Felde, unter Gezelten, ein prächtiges Gaſtmahl ausrichten ließ. Cr trunf, aus einer goldenen Schale, auf die Gefundheit feines Schtwiegervaters, feiner Kriegesbedienten und auch bererjenigen, welche fo gufe Anweiſung zu Berfertigung der Canonen gegeben hatten. Endlich ließ er den. Derbieft Helen; und dieſer befam, auf feinen Befehl, fein Zelt nahe bey dem Faiferlichen Zelte. Er fagte zu ihm: die Canonen, welche ihr mir das letzte Jahr, baber verfertigen laffen, haben fehr gute Dienfte wider die. Aufruͤhrer in den Provinzen Schen-fi, Surquang und Ryang-fi, getban, und ich bin mit euven Dienften wohl zufrieden. Hierauf zog er fein Kleid aus, welches mir koſtbaren Marderfellen gefüttert war, wie auch feinen Rock, den er darunter an haste, und gab ihm alles dieſes als ein Zeichen feiner Freundſchaft. Man fuhr verſchiedene Tage lang fort, die Kanonen zu verfuchen. In Diefer Zeit wur: den zum großen Vergnügen der Mandarinen, deren Bediente fich zu gleicher Zeit gegenwaͤr⸗ tig befanden, drey und zwanzig taufend Kugeln losgeſchoſſen. Verbieſt verfertigte auch eine Abhandlung von dem Gebrauche der Canonen, und wie man diefelhen gießen follte: Er überreichte fie dem Kaifer, nebft vier und vierzig Zeichnungen von folchen Sachen, die zu dem Verſtande der Kunft nöthig waren, und. von den Werkzeugen, womit man eine Eanone gefchickt auf alle Puncte richten kann. | Wenig =) Es iſt zuvor auf der 462 Seite beſchrieben worden, XV Buch. VID Eapitel. | 305 Wenig Monate hernach gab das Gericht, welches nach den Verdienſten dererjenigen Geweibtes forſchet, die dem Staate einen wichtigen Dienft erwiefen haben, eine Bittſchrift bey dem GBeſchuͤtz. Kaifer ein, worinnen es ihn erfuchte, Daß er auf den Dienft Acht haben möchte, den 0 Ai wohay-jin geleifter hätte, indem fo viele Stücken Gefhüge von ihm gegoflen worben wären, Der Kaifer gab diefer Bitte Gehör, und legte ihm eine Ehrenbenennung bey, die mit der⸗ jenigen übereinfönmt, welche einem Unterfönige gegeben wird, wenn er fich in feiner Re⸗ gierung wohl verdient gemacht hat, Unfer Verfaſſer fpriche : um dem Aberglauben der Chinefen vorzubeugen, welche, Er weihet nachdem verſchiedene natürliche Begebenheiten vorfallen , oder nachdem fie verfchiedene die Canonen. Werke anfangen oder vollenden, alsdann dem Geifte der $uft, der Berge und der Fluͤſſe zu opfern pflegen; fo beffimmte Verbieft einen Tag, an welchem er die Kanonen auf eine feyerliche Art weihen wollte. Hierzu errichtete er einen Altar in der Stuͤckgießerey, worauf R ein Crucifir gefeget wurde, Als folches geſchehen war, fo verehrte er in feinem Chorhemde — und Meßgewande Gott, indem er ſich neunmal zur Erde niederwarf. Und da es in China gewoͤhnlich iſt, ſolchen Sachen Namen zu geben: fo legte er auch dieſesmal einer jeden Ca⸗ none den Namen eines Heiligen der roͤmiſchkatholifchen Kirche männlichen oder weiblichen Geſchlechtes bey, und zeichnete die Buchftaben vor, welche nachgehends auf das Hintertheil der Canone eingegraben wurden 22). EEK FF FE Er Das VII Kapitel. Die Naturgefhihte des chineſiſchen Reiches. rin. * nr Der I Abſchnitt. Zandesart , Luft und Boden von China. Geſunde Luft, Seuchen find felten. Bergichter verſchiedenen Drten. Der Boden ift ordentlich Theil. Angenehmes Land. Schöne‘ Ebenen. fruchtbar. Was er an Feldfrüchten hervorbringt. Ungebaute Länder. Unfruchtbare Wüften an Zwo Reißerndten. Kornmuͤhlen. in fo weitlaͤuftiges Reich, als China iſt, muß in verſchiedenen Theilen verſchiedene Geſunde Beſchaffenheiten der Luft, des Wetters, der Jahreszeiten, und ſolcher Begeben- Luft. heiten, die von dem Einfluffe der himmliſchen Körper herrühren, zeigen. So find die nordlichen Landſchaften im Winter fehr Falt: die füblichen aber allezeit gemaͤßigt. Im Sommer ſind dieſe letztern ungemein heiß, und die nordlichen, beſonders bey Nord: winden, erträglich kuͤhle. Die Tage und Nächte find auch in den nordlichen Ländern viel länge als in den füblichen ; hier aber alle Gewächfe frübzeitiger und vollfommener. Kurz, die chinefifche Sufe ift ſehr gefund, und felten aus Mangel der Bewegung verderbt, oder voll ſchaͤdlicher Dünfte: fo daß Die Deft faft etivas unerhörtes in China iſt. Der Nordwind, der oft aus der Tartarey weht, trägt ohne Zweifel vieles zu Diefer Gluͤckſeligkeit mit bey; we⸗ nig⸗ 22) Du Haldens China, auf der 262 und folgenden Seite. Allgem. Beiſebeſchr. VI Band. Sss Seuchen ſind elten. ratur: gefebichte, —— Bergichte Gegenden. Angenehmes Land. Sechoͤne Ebenen Ungebaute Laͤnder. Oede Wuůſten tung der ‚Monarchie hichts gethan, als fir abzu: auf ber gu und folgenden Seite, Be; Beſchreibung von China, nigftens ift gewiß, daß fie Diefes Elend daſelbſt nicht verurſachen, wie fich einige, obwohl aus fehr feltfamen Gruͤnden, einbilden, daß es in Europa gefchehe, Die Fläche des Landes, und die Fruchtbarkeit des Bodens in verfhiedenen Gegenden, ift eben fo mannichfaltig, als die Luft. Außer den Provinzen Yunznan, Duepzchew; Se⸗chwen und So-Fyen, welche zu bergicht find, als daß man fie hinlänglic) anbauen koͤnnte, hat die Landſchaft Che⸗kyang ſchreckliche Berge in dem weftlichen Theile, da der oſtli⸗ che fehr fruchtbar iſt. Das tand von Quang⸗tong und Onangzfi, das an der Seefüfte fo ſchoͤn und fruchtbar iſt, wird an verfihiedenen Orten furchtbar und faft öde, je weiter man von der See wegkoͤmmt. In der Provinz Kyang⸗nan iſt der weitläuftige Bezirk von Whey⸗ chew⸗ fu ganz ınit ſehr hohen und faft unbewohnbaren Bergen bedeckt, die in den Provinzen Shen -fi und Shan: fi noch häufiger find, wo alle Ebenen zufammen ge- rechnet nicht den vierten Theil vom Ganzen ausinachen. . area Wenn man aus der Landfchaft Quang⸗ tong in Ayangzfi kommt: fo entdecket ſich das fehönfte Land in ganz Ehina. Ein Theil davon liege an dem großen Fluſſe, und ift mit den fhönen Städten Ngan⸗king⸗fu, Ayangning-fu oder Nanking und Chin⸗kyang⸗ fir gezieret. Ein anderer Theil erſtrecket ſich laͤngſt des großen Canals Yurlyang:bo, und ift mit den reichſten und am -flärkiten bewohnten Städten der Provinz Ryang⸗nan, als Whay⸗ngan ⸗fu, Nang⸗echew⸗fu, Chang:chevo-fu und Su chew⸗fu befege. Der dritte Theil graͤnzet an Die Seefüften der Provinz Che-Eyang, mo ſich die Landſchaften von der Hauptftabt Hang⸗chew⸗fu, von Auschew-fu und von Ryarbingshu befinden, die allein mehr Seide, als das ganze übrige China, liefern. Man muß geftehen, daß nichts fehöner in die Augen fälle, als diefe Ebenen, die wie ni — —— abgegleichet zu Er fiheinen ©). ie find mit Städten und großen Dörfern bedeckt, und von unzähligen Canälen durchſchnitten, die alle zufammenhängen, und ohne die geringfte — Barken ——— Spt ale 0 Elar und — trefflich zu trinken. Dieſe Ebenen werden mit einer Arbeitfamfeit gebauet, der Fein Volk, als die Chinefen, fähig ift d). Sie find auch fo fruchtbar, daf fie an verfhiedenen Deren das Jahr zweymal Reiß geben, und oft noch Weizen und geringeres Korn zwifihen beyden Erndten liefern. - Manmuß aber nach diefen Sandfchaften nicht China überhaupt beurtheilen. Die Kentniß eines Theiles ift nicht zureichend, von dem Ganzen vollfommene Begriffe zu geben. Hät- ten die Miſſionarien nicht Gelegenheit gehabt, bey Berjertigung der Karte das Sand zu durchreiſen: fo würde uns noch unbekannt feyn, daß es in den meiften großen Statthalter: fihaften Länder gäbe, die mehr als zwanzig Seemeilen hinter einander fehr wenig bevoͤlkert, faft ganz ungebauet, und oft ihrer Wildniß wegen unbewohnbar find. Da diefe Gegenden weit von den Wegen, deren ſich die Keifenden bedienen, abgelegen find; fo Fonnfen fie den vormaligen Miffionarien und denen, bie uns zuvor Nachrichten geliefert haben, leicht verborgen bleiben, Die Urſache, warum die Provinzen Spen-fi und Serchwen von einigen ſo erhoben werden, iſt, weil fie den Bezirk von IT u a) As Comte faget, fie wären ſo eben, daß man 63 Wegen ihrer Art, Ebenen und Hügel anzu⸗ glauben follte, die Einwohner hätten feit der Stif: Bauen, fiehe oben die 217 Seite. Inigl. Le Comte x gleichen. XV Buch, VII Capitel. son Fir geſehen Hatten, der in fieben und dreyßig meift reiche und bevölferte Städte getheilet if, LYarır: Das bob, welches fie dem Sande von Chingerusfir beylegen, iſt eben der Urfache zuzufchrei- geſchichte - ben. Diefe Sandfchaft ift von Canälen, die durch Menfchenhände gemacht find, durchſchui "| ten, wie es fich bey den Sandfchaften Ayang-nan und Che⸗kyang auch verhält. Dieſe an verſchiede⸗ Reiſenden haben fich nicht eingebildet, daß die Gegenden, die fie nicht gefehen hatten, von nen Orten. den andern fo ſehr unterſchieden wären, wie fie wirklich find. Die Landſchaften Ho⸗ nan und czu⸗ quang werden von dieſen Schriftſtellern durchgängig geruͤhmet, und doch iſt von der erſten ein großer Theil auf der Weſtſeite öde und unbebaut, und in Auzguang find noch größere Einöden. Gleichwohl muß man gefteben, daß die fruchtbaren Gegenden in diefen Sandfchaften Reiß und andere Feldfrüchte in zulänglicher Menge für die benachbarten Provinzen, und befonders für die, wo ſich der Hof aufhält, hervorbringen. Denn obwohl Deschesli eine einzige aneinanderhangende Ebene ift: fo ift doch der Boden durchgehende fo trocken und von Baͤchen leer, daß es zwar an Meizen, geringem Korne und Hülfen- früchten einen Meberfluß hat, aber fehr wenig Reiß hervorbringt, ohne welchen Die Chine— fen Eaum leben Fönrten. Daher kann diefe Provinz, und befonders Peking, die Haupt ftade des ganzen Reiches, ohne Zufuhre aus den andern Provinzen fehwerlich beftehen. Ueberhaupt ift zwar Das Sand in allen Provinzen, und felbft in Quey⸗chew, frucht- Der Boden bar genug, und bringt bisweilen doppelte Erndten: es rühret aber alles nur von Der uner- ft überhaupt müberen Arbeitfamkeit der Landwirthe her, daß diefe Länder, welche einen niedrigen und —— ſumpfichten Boden haben, vermoͤgend ſind, Kom zu tragen, Hierzu koͤmmt noch, daß ver⸗ fhiedene Provinzen voller Berge find, wo fih nur wenig Sand anbauen läßt. Daher bis- iweilen alles, was im ganzen Neiche wacht, nicht zureichend ift, die erftaunfiche Menge ° von Einwohnern zu unterhalten 4). Die nordlichen und weftlichen Sandfchaften, als Pe⸗che⸗li, Shansfi, Shen-fi und Feldfruͤchte. Se⸗chwen geben Weizen, Gerften, verfchiedene Arten von Hirfe, Toback, Erbfen, Die beftän- dig grün ſind, auch ſchwarze und gelbe Erbfen, die anftatt des Habers dienen, ihre Pferde zu füttern. In den füolichen Landſchaften aber machet man aus diefer Art von Feldfrüchten — wenig oder nichts. Eben dieſelben liefern Reiß, und auch an verſchiedenen Orten, wo das : Erdreich trocken it, obwohl nicht in folcher Menge; er ift auch härter, und will ftärker 2 gekocht feyn, als der Reiß aus den füdfichen Provinzen, befonders aus Hu⸗quang, Ryang- man und Che⸗kyang, die deflen eine große Menge tragen, weil es niedrige und waſſer— reiche Gegenden find. Man füet in einigen Sandfchaften den Reiß des Jahres zweymal, und er ift daſelbſt Zwo Reiß—⸗ beffer, als der in Europa wächft ©). Navarette faget, fie ſammelten ihn im Brachmo- erndten. hate und im Chriſtmonate ein, Die füdlichen Sandfchoften hätten dieſe Feldfrucht in grö- Berer Menge : Die nordlichen aber gaben mehr Korn, ob diefes gleich auch in jenen haufig anzutreffen ift. Die Menge diefer verfchievenen Arten von Korne und Hülfenfrüchten ift aufergedentlich. Im Jahre 1664 faufte Navarettte fehr veinen und guten Weizen vor feiner Thüre, den Scheffel für achtzehn Pence Pd und Reiß, deſſen jedes Korn fo groß 1 S8 2: wie X ©) Unter die uͤbrigen iſt le Tomte mit zu rechnen. e) Ce Comte auf ber 95 Seite. Du Halde d) Du Zalode anf der 7 u f. Seite. Napa⸗ auf der 272 und 3ı4 Seife, rette auf der z3ſten Seite beftätigt diefe letzte Anz F) In der Grundſchrift drey Riels. Ein Rial merkung. machet ſechs Penee engliſch. 308 Beſchreibung von China Gbſtbaͤume. wie ein Tannzapfenfern war, um eine Halbe Krone. In Shanztong galt der Weizen ——7 Kornmuͤhlen. Europaͤiſche Fruͤchte. Art von Dliven. . eben das Jahr ein Scheffet fechs Pence g). Ihr Koen mahlen fie in einer fehr natürlich eingerichteten Mühle, me runde Scheibe von Steine liege wagerecht, wie ein Müplftein, und auf derfelben roffen fie eine ſteinerne Walze herum , die vermictelft ihrer Schwere das Korn zermalmet b). | Nach vem Magellan rechnen die Chinefen fechferley vornehmſte Arten von Korne; als Reiß, Weizen, Haber, Hirfe, Erbſen und Bohnen ; ſechſerley eßbares Zleifch vor zahmen Thieren; als Pferde, Kühe, Schweine, Hunde, Maulefek und Ziegen; und hun- derteriey Früchte, als Birnen, Aepfel, Pfirfchen, Weintrauben, Drangenfrüchte, waͤl⸗ ſche Nüffe, Kaftanien, Granatäpfel, Citronen und dergleihen. Man finder folche alle in Europa, dreye ausgenommen‘ z). — > — Der IT Abſchnitt. 1. Die verfchiedenen Arten der Obſtbaͤume. : £ Europaͤiſche Früchte, Art von Oliven. Delbaum. ca. Shin Milinbines, Karambolas. Us’ Chineſiſche Orangenbaͤume. Limonien und. Eis ton⸗ſhu. Caſſiabaum. Pfefferbaum. Betel— tronen. Dero:tfe oder Pamplimus. Melonen baum. Zimmt. Campher; wie ſolcher ges und andere Früchte. Die Lischi. Tfestfe. Eine ſammelt wird; er erhält die Leichname. Erb⸗ Art von Feigen. Longyen. Mweyfhn. Sa ſenbaum. Hi Ehinefen haben meift alle europäifche Früchte, nebft verfchiedenen, die bey uns nir— gends zu finden find; vor jeder Art aber haben fie nicht fo eine Mannichfaltigfeit. So trifft man bey ihnen nur drey oder vier Arten von Aepfeln, fieben- oder achterley Dir- nen, eben ſo vielerley Pfirſchen, und gar eine guten Kirfchen an, ob die legtern gleich überall wachfen.. Auch find feine von ihren Früchten, die Mufi Eatellertrauben und Gra⸗ nataͤpfel ausgenommen, mit unfern zu vergleichen, weil bie Ehinefen in Wartung der Bäus - me und Verbeſſerung der Früchte nicht fo viele Geſchicklichkeit beſitzen. Gleichwohl find ihre Pfirfehen fo quf, als die unfeigen, ja eine Art ift noch beffer. An einigen Orten aber, wo man fie nicht ſparſam genießt, verurfachen fie den Durchfall, der in China fehr gefährlich ift. Ihre Apricofen wären nicht fhlimm, wenn fie folchen Zeit ließen, zu reifen A), Ob ihre Trauben gleich vortrefflich find: fo wiffen fie doch feinen Wein zu machen. Der; deffen fie ſich insgemein bedienen, wird aus Neiße verfertiger, und iſt fehr angenehm, von vorher, weißer und. blaffer Farbe. hr Quittenwein iſt fehr wohlſchmeckend. Die Chinefen trin- ken allen Wein fehr heiß 2). Nach Navarettens Berichte giebt es in China feine Oliven m). Du Halde aber befchreibt fie unter dem Namen Tfinslar oder Quang⸗lan. Ihre Geftalt und Farbe iſt, wie er meldet, faft wie unfere großen Dliven; es ift eine von den zehn Arten, die in den | 2 Büchern, ) Navarette auf der 32 und 33 Seite. »3) Er faget, er hättenur Herzkirſchen da gefehen- 5) Du Haldens China, auf der 303 Seite, n) Du Aaldes China aufder 8 Seite, 3) Magellanus auf der 142 Seite. 0) Le Comte auf der 95 Seite, k) Le Comte auf der 95 Seit. Du Halde 2) Er glauber aber, diefe und die Mandelbäume auf der 4 und 317 Seite, würden hier fortfommen, a. d. 37 ©, I) Navarette auf der 32 Seite. g) Navarette auf ber 32 Seite, XV Buch. VI Enpitel. 509 Büchern, welche von den Oliven handeln, erwaͤhnet werden; und was fie von deren Be⸗ Seuchtbäu: fhaffenheit, ihrer Farbe, und dem Boden, wo fie wachfen, fagen, das ſchicket fich fehr wohl, me. für fie. Vermuthlich würden fie mit den europäifchen einerley Geſchmack haben, wenn man fie auf eben die Weife zurichtete. Der Baum ift groß, und Die Blätter find den Dli- venblaͤttern ähnlich, Wenn fie die Dliven, ehe folche vollfommen veif find, ſammeln wol- len, welches die Zeit iſt, da fie folche effen: fo ſchlagen fie ſelbige nicht mit fangen Stan- ‚gen herunterz als welches die Aeſte erſchuͤttern und den Baum befehädigen wuͤrde; fondern fie machen ein Sach in deffelben Stamm, thun alsdann etwas Salz hinein, verftopfen es, und wenige Tage darauf faͤllt die Frucht von fich ſelbſt ab ”). i Be Comte berichtet, ihre Dliven wären von den europälfchen unferfehieden, und fie Der preßten ein Del daraus; vielleicht weil fie dazu nicht tauglich, oder weil Die Chinefen noch Oelbaum. nicht darauf gefallen find 0), Indeſſen meldet Navarette, fie hätten verfchtedene Arten von Dele, das Pfund für drey halbe Pence p); und das Del, das aus einem £leinen Sa- men, Namens Afonjoli, gepreßt würde, werde fehr gebraucht, um Paftetenwerfe und der- gleichen Speifen damit zuzurichten ). Ein gewiſſer Baunt trägt eine Frucht, die ein Del giebt, er heißt Cha⸗yew; und biefes Del ift vielleicht das befte in China, wenn es frifch it, Der Baum iſt dem Strauche vom Vu⸗i⸗cha, oder dem Theebaͤumchen an Geftalt feiner Blätter, der Farbe, des Holzes und anderer Eigenfchaften, fehr aͤhnlich: aber an Größe, Die, Geftalt, Blüchen und Feucht unterſchieden. Die legtere wird ölichter, wenn man fie aufbewahret, nachdem fie eingeſammelt iſt. Dieſe Bäume find von mäßiger Höhe, und wachen, ohne baß man fie pflanzet, an dem Abhängigen der Hügel, und ſelbſt in fteinichten Thaͤlern. Sie tragen grüne Beeren von unordentlicher Geſtalt, mit einer Art von Kernen erfüllet, Die nicht fo hart find, als die Steine in andern Früchten r). Bon Drangenbäumen , die ducch den Namen der chinefüjchen Orangenbäume unter⸗ ſchieden werden, haben fie verſchiedene vortreffliche Sorten, obwohl die Portugieſen nur eine davon nach Europa gebracht haben 5). Alle europäifche Orangen find von einem ein- zigen Baume fortgepflanget werden, der noch zu Liſſabon in des Grafen von St. Laurenz Garten aufbehalten wird. Eine Art von ihnen wird von den Chineſen in einem beſondern Werthe gehalten. Diefe find klein, und haben eine dünne, glatte und fehr weiche Schale. Eine andere Art aus der Provinz Fo⸗kyen hat einen unvergleichlichen Geſchmack. Sie find größer, und die Rinde ift fchon vorh 2). Die Europäer fagen insgemein, eine Schüffel s voll ſolcher Orangen würde ſich auf die Foftbarite Tafel in Europa ſchicken. Zu Kanton haben fie noch geößere gelbe, welche von einen angenehmen Geſchmacke und fehr gefund find. Sie geben folche fogar den Kranken, Sie braten felbige erſtlich in heißer Aſche, fehneiden fie alsdann entzwen, und füllen fie mit Zucker u), Der Saft wird als ein fehr gutes Mit- Chineſiſche Orangen⸗ baͤume. lel dor Bruſtbeſchwerungen angeſehen. Andere haben einen feharfen Geſchmack, und wer- d ) Du KHaldes China, auf der ız Seite. s) Navarette faget, es wären in Portugall zwo tten gemein. 2) Dief ſcheint eben diejenige zu ſeyn, die nad) des le Eomte Berichte am hoͤchſten geſchaͤtzt, und Als eine Seltenheit nach Indien gefickt wird. Sie IR, fährt er fort, nicht guößer, als eine Billiard- ©8833 en kugel, ihre Rinde iſt röthlichtgelb, fein, zart, und fehr glatt. Doch haͤlt er die größere Art, als die, wel che nach Europa gebracht werden, für die beften. ») Te Eomte auf der 98 Seite faget, diefe Art fen von den portugieſiſchen Drangen in nichts unters fehieden, als daß fie fefter, nicht leicht von der Schale abzufondern, und wicht in Einfchnitte getheilet ſey. > Beſchreibung von China: Fruchtbaͤu⸗ den von ben Europäern zum Saͤuern gebraucht x). Navarette benterker, daß fie aus me, einer Act davon breite flache Kuchen, wie die Chiqueps, machten, die vortrefflich, herz — ſtaͤrkend und nährend find, Sie werden zu Manilla hochgefchägt, und nach) Mexico als Leckerbißchen verführet ). Limonien Limonien und Citronen find in den ſuͤdlichen Provinzen ſehr gemein und außerordent— undCitronen. lich groß; man iſſet fie aber felten, und brauchet fie nur zu Auszierung der Häufer, Sie thun fieben oder achte. in eine Porcellanfchale, das Geſicht und den Geruch zu vergnügen. Indeſſen ſchmecken fie vortrefflich, wenn fie eingemacht find. ine andere Art von Simo- nien, welche nicht viel größer iſt, als eine wälfche Nuß, fteht gleichfalls in einem befondern Anſehen. Sie iſt rund, grün und fharf, und wird für vortrefflih zu Ragouts gehalten. Der Baum, welcher fie frägt, wird bisweilen in Scherbef gefeßt, und dienet, die äußern Höfe oder Hallen der Häufer zu zieren 2), * Yerstfeoder Diejenigen Fruͤchte, welche in Indien Pamplimus und in China NYew⸗tſe heißen, Pamplimns. Haben nichts in ihrem Geſchmacke, dadurch fie den Tfin-Ian oder Dliven vorzuziehen waͤ— ven. Ordentlich find fie größer, als unfere Citronen. Die Frucht ift manchmal rörhlicht, manchmal weiß, und von einem Geſchmacke, der ins Mittel zwifchen füß und fauer fällt. Der Baum ift ftachlichter, als der Citronenbaum z). Außer der europäifihen Art von Melonen, giebt es in China noch zwo andere Arten, von denen die eine fehr Flein, inwendig gelb, von einem angenehmen Geſchmacke, und mit der Schafe und allem wie Aepfel zu effen ift. Die zweyte Art heißt man Waflermelonen: e ift fehe groß und lang, inmendig weiß, und manchmal roth, und enthält einen fügen üblenden Saft, der den Durſt löfchet, und auch im heißeſten Werter unfchädlich iſt. Doc) find Diefe nicht fo angenehm , als diejenigen, die aus einem von Peking fehr weit entlege- nen Orte in der Tartarey, Namens Ha⸗mi b), gebracht werden. ‘ „ Außer vorerwähnten Früchten, die den Europäern befannt find, giebt es noch andere, die fie nur aus der Nachricht der Reifenden kennen, und Die dem Anfehen nach aus den be— nachbarten Eylanden nach China gebracht worden find, als die Fan⸗po⸗lo⸗mye oder Ana⸗ nas, Chew⸗ku oder Goyavas, Partfpau oder Bananas und dergleichen, die in ver fhiedenen andern Sändern gefunden werden, und von den benachbarten Eylanden hinüber: gebracht zu feyn ſcheinen. Wir wollen fie alfo hier übergehen, um von denen zu reden, die man fonft nirgends antrifft c). Die Licchi. Was fie Lischi d) nennen, (wenn es von ber gufen Art ift, denn es giebt vielerlen), ift ungefähr fo geoß, als eine Dattel; der Stein ift gleichförmig, fang und hart, mit einem weichen und faftigen Fleiſche bedeckt, Das eine ſchoͤne gelbe Farbe bat, ſolche aber verliert, wenn man e8 trocknet, da alsdann die Frucht ſchwarz und runzlicht wird, wie Pflaumen. n —— ſieht außen wie Chagrin aus, inwendig aber iſt ſie glatt, und die Geſtalt faſt eyfoͤrmig €). Die x) Le Comte auf der 97 und folgenden Seite. kleinen Bukkarey nordweſtlich von der Landſchaft Du Aaldens China, auf der 317 Seite. Shenfi. Siehe die Karte. 3) Napvarette auf der 37 Seite. e) Du Haldens China, a. d, 317 Seite, 2) Le Comtes Nachr. von China a. d. 58 ©. d) Und die Portugiefen Le⸗chia. Du Aaldens Thina, a. d. 317 Seite. e) Le Eomte auf der 96 Seite, Du Halde a) Darsalde aufder 8 Seite. auf der 8 Seite, b) Rbamil over Abamul, eine Stadt in der I Ke Eomte anf der 96 und folgenden a v XV Buch. VII Capitel. — Die Li⸗chi von Shan-fi und Shen⸗ſt find größer und feſter; fo daß man fie wie Seuchtbäus Aepfel fehneiden Fann: fie haben aber eine andere Farbe. Man fanmelt fie entweder früh: me eitig, da fie auf dem Strohe reif werden: oder man fauchet fie in fiedendes Waſſer, um ihnen einen übeln Geſchmack zu benehmen, ven fie beym erften Sammeln haben. Ihr Ges ſchmack Eönnte durch Pfeopfen vortrefflich gemacht werden /). Nach Navarettens Berichte, erfläven die Chinefen diefe Frucht für die Königinn der Früchte. Man fihäget fie nichts geringer , ob fie gleich in erftaunlicher Menge vorhanden find, Die Frucht ift ein wenig größer, als eine große wälfhe Muß, und hat eine grüne und dünne Schale, inwendig ift fie fo weiß, als der Schnee, und bat einen Stein, ber ſo ſchwarz ift, wie Achat. Sie bat einen unvergleichlichen Geſchmack und eine vortreffliche gelbe Farbe, in welchen Stücken fie von feiner Frucht, als von der Ate g) oder Marta übertroffen wird. Ordentlich thun fie ſolche in faltes Waſſer, ehe fie diefelbe effen. Sie forechen, die Frucht wäre hitzig. Wenn fie, fo viel als fie Fönnen , davon gegeflen haben: fo teinfen fie ein wenig Wafler, und befommen Appetit, mehr zu eſſen. Der Baum ift groß und ſchoͤn. Der Verfaſſer fand ihn auch zu Batam bey Manila bh). Le Comte ; weis wegen des angenehmen Geſchmacks feine europäifche Frucht mit diefer zu vergleichen : | er fager aber, es ſey ungefund, zu viel von ihr zu genießen; und-fie fey fo Hisig, daß man don ihr über den ganzen $eib ausführe. Die Ehinefen heben fie das ganze Jahr hindurch zum Eifen auf, und bedienen ſich derfelben befonders im Thee, dem fie einen fiharfen Ges ſchmack giebt, welcher angenehmer ift, alg der vom Zucker, Die Frucht Tfertfe ) wächft faſt in allen Gegenden von China, und ift von man⸗ Tfetfer cherley Art, Die in den ſuͤdlichen Provinzen ſchmecken faft, wie Zuder, und zergehen im see „Munde, Die Rinde ift glatt, durchſichtig und glaͤnzendroth, befonders wenn fie reif find. Manche find wie ein Ey geftaltet, aber ordentlich größer. Sie hat ſchwarze und flache Samenförner, und das Fleiſch ift fehr waͤſſerig, fo daß es faſt zerfließt. Sie faugen ſol⸗ ches an einem Ende aus. Wenn ſie trocken find, fo werden fie mehlicht, tie unſere Fei⸗ gen; mit der Zeit aber wächft eine Art füßer Schale über fie, von der fie einen fehr ange nehmen Geſchmack befommen. ee en Die Portugiefen von Makau beißen biefe Srucht eine Feige, nicht als ob fie dieſe eine Art von. Geſtalt Hätte, fondern weil fie, wenn man fie trocknet, mehlicht und füße wird, wie die Fei- Feigen. gen k), Die Bäume, welche fie fragen, fehen fehr artig aus, wenn fie gepfropft find, Es ift ihrer eine große Menge, befonders in Ho⸗nan. Sie find von der Größe, wie un- fere mittelmäßigen wälfchen Nußbaume, und breiten ſich eben fo aus, _ Sie haben breite und ſchoͤne grüne Blätter, Deren Farbe fich im Herbfte in ein angenehmes Roth verwan- delt. Die Frucht ift ungef ähr fo groß, als ein Apfel I), und wird hellgelb, wenn fie reifet. Es giebt ihrer verfchledene Arten. Einiger Frucht hat eine duͤnnere, durchfichtigere und rauhe Schale: andere müflen auf Strohe veif werden, damit fie einen angenehmern Geſchmack Du Alde auf der 104 Seite. ER Ar nus ſpricht Susfir. g) Cine vortreffliche Frucht, wie ein kleiner ) Wiagellanus auf der 142 Seite ſaget, fie Tannzopfen, mit geiner Schale, ſchneeweißem Flei- koͤnne, ihrer Suͤßigkeit wegen, ein Klumpen Zucker ſche ud fehr wohlgeſchmackt. Sie ift in kleine genannt werben. Zellen, jede mit einem ſchwarzen Kerne, getheilt. 1) Derſelbe vergleicht ihre Groͤße mit einer hy Kravarertes Befchr-v. China, 0.0.36 u. f. S. Quitte, fie fen aber etwas fläher, and wie mehr ;) Be Comte ſchreibt Sersfe; und Magella⸗ zuſammengepreßt. 5. — Beſchreibung von China. Fruchtbaͤu⸗ Geſchmack erhalten: alle ſehen ſchoͤn aus, und ſind gut zu eſſen. Sie werden erſt gegen me. Long⸗ yen. Mwey⸗ſhu. Ja⸗ ca. Shi⸗ Eu. den Anfang des Herbites reif, Meiſtens trocknet. man fie wie die Feigen in Europa, und verfaufer ſie durchs ganze Reich, Sie haben einen vortrefflichen Geſchmack, wie unfere beften getrockneten Feigen. Die £leine Art, die in Shan-fi wächft, ift auch fo beſchaffen. Die Bäume, welche fie tragen, brauchen Feine Wartung. Sie wachfen nirgends als in China, und nirgends fo häufig, als in Shan⸗tong m), Der Surping des Boim muß eine Art davon feyn. Eine andere Art von Frucht in den füdfichen Provinzen, wird in China fehr hoch ge- halten, und Long-yen ») d.i. das Drachenange genannt. Sie hat eine runde Geftalt, glatte und gelbichte Rinde, weißes Fleiſch, das fehr faftig und oft fäuerlich if. Sie ſchmecket nicht fo angenehm wie die Lischi, wird aber fir gefunder gehalten, und foll nie fchädfich feyn. Der Baum, welcher diefe Frucht traͤgt, iſt fo groß als ein wälfcher Nuß- baum 0). Mavarette meldet, fie heiße Drachenauge, weil die Kernen darinnen den Drachenaugen, wie die Chinefen folde malen, glichen, und diefe Frucht fey von befferm Geruche und füßer, als die Lircht, und würde alfo beſſer, als diefelbe, fenn, wenn man fie in eben fo großer Menge haben koͤnnte. Sie werde durchs ganze Reich verkaufe, und gebe eine angenehme und nahrhafte Bruͤhe, wenn man fie foche pP). Die Li⸗chi und Long yen werden nah Magellans Berichtenicht eher gegeffen, bis fie faulen, und ihr Mangel iftin Europa durch die Quitten, Mifpeln und Sperberbaume, die man doch in Shan⸗ſi auch antrifft, nicht erſetzt, weil der Geſchmack mit den chinefifchen Fruͤch⸗ en in feine Bergleihung koͤmmt g). Der Baum Mwey⸗ſhu, hat auch etwas befonderes. Er trägt eine Fleine faure Frucht, welche Weibesbilder und Kinder effen, Sie trocknen folche und legen fie in Salz waſſer, da fie denn als eine Arzeney verkauft und Kranken gegeben, wird, weil fie $uft zum Eſſen erregt. Der Baum iſt fehe groß, und der Berfaffer ſah mit Verwunderung, wie . er um Weihnachten blühte, da es Doch hart fror und Schnee fiel. Er fah folches das erſte mal im Jahre 1663, und die Bluͤthen waren weiß. Was die Portugieſen Tarca (oder Jaka), die Spanier Nang⸗cas, und die Chi— nefen Po⸗lo⸗mye, nennen, iſt nach Navarettens Meynung die größte Frucht von der Welt. Manche wiegen einen halben Zentner, Kircher faget, fie fey China eigen: aber ‚er war unrecht berichtet; denn fie wächft auch auf den Eylanden in Indien, und zu Ma⸗ nila. Sie zerhauen ſolche mit einer Art, Inwendig find viel goldgelbe Nüffe, und jede hat einen Kern: das Fleiſch ſchmecket gebraten ſehr wohl, und der Kern ift ungemein angenehm: Die Jndianer richten fie fehr wohl mit der Milch der Kokosnüffe zu. Die Frucht wächft aus dem Stamme und niche aus den Aeſten, die fie nicht ertragen Fünnten, Die Shirku beißen zu Manila Chirqueys, und bey den Portugiefen Figocaque⸗ Es giebt ihrer verſchiedene Arten, die alle wohlſchmeckend find. Einige find klein, in Ge ſtalt einer Eichel, aber viel größer. Sie haben feinen Kern. Ihre Schale ift wie an ei⸗ ner Zwiebel, das Fleiſch füge und angenehm, gelb und fehr weich, wenn es reif ift, fo, daß | fe m) Du »zaldens China, aufder gu.104 Seite. - p) Navarettens Beſchreibung von China, auf n) — —— — CKung⸗jen. der 37 Seite. 0) Le Eomtens Nadır. von China, 0.8.96 ©, ) Magellans Erzählung von China, auf der Du aldens China, a... es zaͤhlung von China, auf a — Goavas 1.Cheukue oder Ju ping - 2: - Small EEE 5! SIENA ee fie oben ein kleines Loch hinein machen, und es ausfaugen. Andere find größer, als Ber- damottenbirnen, und von einer fehr fihönen rothen Farbe, wie Mohn. Ehe fie reif wer- den, fallen fie fehe zufammen : ‘aber wenn fie einen Tag im Waſſer gelegen haben, kommen fie fo fehön heraus, als eine Renette. Diefe beyden Arten find im Herbitinonate reif und in großer Menge, Andere vortrefflich gute find groß gruͤnlicht und flach, fie reifen im Ehriftmonate, ° Diefe haben Kerne genug, aber fie find Elein. Man trocknet fie in der Sonne. Jede iſt ſo breit, als eine Mannshand. Sie Halten fich lange, und find ſehr wohl⸗ ſchmeckend, beſonders wenn man ſie eine Nacht in Wein gelegt hat, Es ſetzet fich ein Zu cker über fie, der allein verkauft wird, und des Sommers ins Wafler gethan, ein ange nehmes Getränke machet r). Die Feucht, welche zu Manila Miin-bines und Ka⸗ram⸗bo⸗las genannt wird, finder fich in den füofichen Gegenden von China. Manche find füße, andere fauer, Wenn fie veif ſind, fo ſchmecken fie fo vollkommen wie Quitten. Von beyden Arten wird ein vor⸗ tveffliches Eingemachtes verfertiget. Nichts iſt ſchoͤner, eines Kranken Durſt zu loͤſchen. Sie ſind anfaͤnglich gruͤn, und erhalten bey vollkommener Reife eine Quittenfarbe. xXVBuch. VIE Eapitel, — Fruchtvea me, Milinbines Karambo⸗ lag. Der Ahornbaum und deffen Frucht finder ſich in China, ob man ihn wohl weder in Mexico noch auf ven Philippinen antrifft. Er ift von denen, die man insgemein Plantanen nennet, fehr unterfhieden 7). Der Yrong-fbu ift fehr groß, und dem Beigenmaulbeerbaume ähnlich, hat fange breite Blätter, die auf einem Stengel figen, der einen Fuß lang if, Er ift fo bu- ſchicht und voll Saub , daß die Sonnenftralen nicht durchdringen. Seine Art, Frucht zu tragen , ift fehr außerordentlich, Gegen Das Ende des Augufts, wachfen an den Außer ften der Aefte ftate der Bluͤthen Fleine Dfätterbüfche, die weißer und gelinder, als die uͤbri⸗ ‘gen, auch nicht fo breit find. Am Rande eines jeden Blattes, entftehen drey oder vier Kornchen, fo groß als Erbſen, die ein weißlichtes Wefen, faſt von dem Geſchmacke ei⸗ ner noch) nicht wölligeeifen Hafelnuß enthalten. Nichts zieret einen Garten fehöner, als dies fer Baum 2). In der Sandfchaft Run⸗nan, nach dem Königreiche Ava zu, befinden ſich Caſſia⸗ baͤume, Caffia Siftuls. Sie find ſehr groß, und beißen bey ben Chinefen Ebang-Fo- tfe-fhu, oder der Baum mit langen Fruͤchten, weil fie lange Hülfen, (länger als die man in Europa fieht), fragen. - Diefes find hohle Röhren, in Zeilen abgetheilt, die ein marfiges Wefen enthalten u). Der Boden von China bringt Feine Spezerey hervor, außer einee Art Pfeffer, Wha⸗ Der Utong⸗ hu. Caſſiabaum. Pfeffer⸗ chyan genannt. Dieß ift die Huſe eines Kornes, fo groß als eine Erbſe; denn der Kern baum. ſelbſt iſt zu higig und beißend, als daß man ihn brauchen koͤnnte. Die Farbe iſt grau, mit einigen rothen Streifen. Die Pflanze, die ihn traͤgt, waͤchſt hier und dar wie ein dicker Buſch, anderswo wie ein großer farfer Baum. Er iſt weder fo beißend noch fo ange⸗ nehm von Gefchmade, als der Pfeffer, und wird felten als nur von fehlechten Leuten zum Gewuͤtze gebraucht, Er ift alfo von dem oftindifchen fehe unterfhieden, ben die Ehinefen vers 1 Dieß müuͤſſen die Art von Feigen, wie. die 7) LeComtens Nachrichten von China, ad, cr * 258 Seite. Dussaldens China, a. d. z20 S. s) Navarettens Beſchrelb. von China, a. d.z4. ) Ehen daſelbſt auf ver 14 Seite, und folgenden Seite. Allgem. Beiſebeſchr. VI Band. Ttt 224 Beſchreibung von China. uchtbaͤu⸗ vermittelſt ihrer Handlung in ſolcher Menge haben, als ob er. bey ihnen wüchfex), Wenn me das Korn veif ift, fo öffnet es fich felbft, und entdecket einen Fleinen, wie Agatſchwarzen Kern, der einen ſtarken dem Kopfe fehr. fehädlichen Geruch von fich giebt, daher fie die | Frucht zu wiederholten malen einſammeln, weil fie nicht lange hintereinander auf dem Baus me ausdauern koͤnnen. Sie legen dieſe Koͤrner an die Sonne und werfen den Kern, weil ſolcher zu hitzig und zu ſtark iſt, weg, daß fie ſich nur des übrigen bebienen ») Betelbaum, Außer den Betelbäumen, die.in den füblichen Sandfchaften fehr gewöhnlich find, trifft Zimmt. man das Quey⸗ne, eine Art von Zimmer in Duang-fi und dem Bezirke von Tſin⸗ chew⸗fu, beſonders auf dem Berge Pe⸗ſhean. Es wird felbft in Ehina nicht fo hoch gefhäst, als der ausländifhe Zimmt. Seine Farbe fälle mehr ins Graue, als ins Rothe, welches Die Farbe des beiten Zimmts in Seylan ift: Er ift auch dicker und rauher, und riecht nicht fo ſtark. Indeß hat er eben die Kräfte in Stärfung des Magens und Ermünterung der Jebensgeifter, und die Erfahrung lehret, daß er alle Eigenſchaften des Zimmts, ob⸗ wohl nicht in folcher Vollkommenheit befist. Hier und da trifft man welchen an, der beißender ift als der, der aus Indien gebracht wird, und fie fagen, wenn diefer Tange Zeit trocknete, fo würde er auch grau 2). Navarette verficert, es befänden fich viele folche Bäume in Duang-tong, und dev Zimme wäre fo gut, daf fie des feylanifchen nicht nothig haͤtten; aber Muſkatennuͤſſe und Wuͤrznelken, wie Mendoza ſchreibt ‚trage China nicht, Kampfer⸗ Der Kampferbaum, den die Chineſen Chang⸗ſhu nennen, iſt ſehr groß und ſchoͤn. baum. Der Kampfer, den man von ihm ſammeit 4), iſt etwas grob, der feinſte koͤmmt von der Inſel Borneo. Das Holz, aus dem fie allerley Hausrath machen, riecht ſehr ſtark, fo, daß die Spaͤne davon um die Betten herum geſtreuet, die Wanzen vertreiben, und fuͤnf Seemeilen herum, wo dieſe Bäume wachſen, iſt Feine Wanze zu ſehen. Wie der Kam⸗ Ein Prieſter, der ſich einige Zeit in Borneo aufgehalten hatte, meldete dem Na⸗ Bier a; varette Die Art, wie der Kampfer da gefammelt wird. Bor Aufgange der Sonne dringt ein Saft durch den Stamm des Baumes und die Aeſte heraus, und bewegt ſich, gleih ' i mie Queckſilber herum. Wenn man die Yefte ſchuͤttelt, fo fälle er auf untergebreitere Pa: piere und Tücher, Dafelbft geht er in fefte Klumpen zuſammen, und wenn fie ihn geſam— melt haben: fo verwahren fie ihn in Röhren. Sobald die Sonne aufgeht, tritt alles, was noch am Baume iſt, in ihm zurück, Da die Leute von Borneo ihre Todten verſchie⸗ dene Tage bis zum Begräbniffe in den Häufern behalten: fo bedienen fie fi; des Kampfers folgendergeftalt, um bey der großen Hige die Faͤulniß zu verhindern. Sie fegen die Seichname in einen niedrigen Stuhl, der unten offen ift, und blafen ihm von Zeit zu Zeit mit einen Rohre Kampfer in den Mund, der niederwärts geht, und in kurzer Zeit fich an dem andern Ende durcharbeitet, fo wird der Leichnam viele Tage ohne das geringfte Berderben erhalten. Erbſenbaum. Es wird ſich hier auch ſchicken, von dem Baume Nachricht zu geben, der Erbſen traͤgt; denn daß dieſe Früchte unter die gemeinen Erbſen gehoͤren, zeiget ihre Geftalt, Far⸗ ben, Hülfen und Gefchmack, obwohl diefer etwas vanzicht iſt. Der Baum ift in verfchies denen Sandfchaften gemein genug. Er ift groß und breiter fih aus, giebt auch feinem leicht an Dicke etwas nach, | 2.Dier x) Du Haldens China, a.d. 8 und 318 Seite, a) Man nlaubet, der Kampfer werde von dei He Comtens Nachr. v. China, a.d. 1008, Wurzelndes Zimmtbanmes gefammelt. ‚ y) Eben dafelbft. b) MNavarettens Beichreib. v. China,a, 8.348 ©: 2) Du Haldens China, a, d. 14 Seite, e) Du Baldens China , aufder 9 Seite. BABUME . 2. Ya fr oder Z te: 2. Que pe_oder Canee XV Buch. VII Eapitel: 5 2 Vier merkwürdige Baͤume— | Merkwuͤr⸗ Der Firnißbaum; deſſen Geſtalt und Größe. Wie deſſen Frucht, Der Talg und der Kern. Wie — er fortgepflanzet wird, Der Firniß wird durch Daraus Lichter gemacht werden. Wie der To In Einfhnitte erhalten; feine übeln Wirkungen, abgefondert wird, nachdem man ihn eingefünts ie ſih die Arbeiter verwahren. Wie viel ges melt hat. Fernere Nachricht. Der Wachsbaum. fanmmelt wird. Krankheit, die er verurfacht. Wie das Wachs verfertiger wird. Dev Ku Thu Seine vortrefflichen Eigenfchaften. Sonderba- baum. Leim zum vergolden. Artige Stellung ſei⸗ ver Gebrauch des alten Firniſſes; der Talgbaum, ner Blätter. Beſchreibung des Baumes. 1 fer denen Bäumen ‚- welche Die Aufmerkſamkeit des gemeinen Wefens verdienen, und ‚vielleicht den Neid der Europäer am meiften erregen möchten, find viere, welche den Vorzug befisen. Der Firnißbaum, der Tong⸗ſhu oder Oelbaum, der Talgbaum und der weiße Wachsbaum. Der Firnißbaum iſt nicht Hoch, waͤchſt nicht buſchicht und breitet ſich nicht aus. Er Firnißbauin. hat eine weißlichte Rinde, und Blaͤtter fat wie der wilde Kirſchbaum; das röthlichte Harz, das aus ihm tröpfele, ift den Thränen des Terpentinbaumes ähnlich A), Er liefert noch —* mehr —— wenn ein Schnitt in ihn gemacht wird, aber alsdann verdirbt er auch noch eher e) — Man findet dieſe Bäume in den Landſchafſten Kyang⸗ſi und Se⸗chwen, aber am meiften wird derjenige gefchägt, den man aus dem Bezirke von Kan⸗chew, einer der ſuͤdlich⸗ ften Städte von Ryang-fi, erhält, | Man nimmt den Firniß den Bäumen nicht ab, bis fie fieben oder acht Jahre gewach- Groͤße uns fen find, denn eher tauget er nicht fo viel. Der Stamm des jüngften Baumes, don dem Seftals. fie anfangen, ihn abzuziehen, hält einen chinefifchen Fuß im Umkreiſe f) Man faget, der : Firniß von folchen Bäumen fey beffer, als der aus den Altern tröpfelt, aber fie lieferten viel weniger, Indeſſen vermengen die Kaufleute beybe ohne Bedenken. Diefe Bäume, deren Laub und Rinde den Efchen fehr gleichen, find felten über funfzehn Fuß hoch; und wenn fie diefen Wuchs haben, fo hat ihr Stamm ungefähr zwey und einen halben Fuß in der Runde, Man faget, fie truͤgen weder Bluͤthen noch Früchte, und vermehrten fich auf folgende Art: Im Fruͤhlinge, wenn der Baum Schöflinge zu treiben beginnet, wähle man benje- Wie er fort fiigen, der am meiften zu verfprechen feheine, aber unter denen, die aus dem Stamme her- gerflanzet Hortreiben, nicht von den Aeſten. Wenn folder ungefähr einen Fuß lang iſt, fo bedecket wird. man ihn mit gelbem Thone. Diefe Bekleidung hebet ſich etwa zween Zoll über dem Platze, wo er heraus freibt, an, und veicht vier ober fünf Zoll tiefer. Sie iſt wenigfiens drey Zoll dick, wird fehr Dichte angelegt, und mit einer forgfältig darüber gebundenen Matte vor Regen und Witterung verwahrer. In dieſem Zuftande läßt man ihn vom Srühlingsan- fange bis zum Anfange des Herbftes. Alsdann öffnet man die Erde ein wenig, die Beſchaf⸗ fenheit der Wurzeln zu unferfuchen, Die der Schößling ordentlich treibt, und die fich in ver- fehiedene Zafern theilen, Sind diefe Zafern gelblich oder roͤthlich: fo urtheilen fie, es fey Zeit, den Schößling von feinem Stamme abzufondern, fehneiden ihn alsdann geſchickt ab, Ttt 2 ohne d) Le Comte ſaget, wenn es in bie Städte ges e) Le Eomtens Nachrichten von China, auf bracht wuͤrde, waͤre es geſchmolznem Peche oder Theere der 148 Seite; Du Raldens China, auf der Ahnlich, nur daß es beym Gebrauche nicht den Ge⸗ sten Seite. ruch Hätte, F) Siehe feine Ausmeſſung oben ad.240 S. Re I: — die Zeit uͤber das Stuͤck fuͤr 516 Beſchreibung von China. Merkwuͤr⸗ ohne ihm den geringften Schaden zu thun, und pflanzen ihn nachgehends. Sind aber bie dige Baͤu⸗ Zafern noch weiß, fo erfennet man fie noch für zu zart; fie machen alfo die Bedeckung wie: NE, der darüber und verfparen das abfondern bis auf das nächfte Frühjahr. Man mag fie aber im Fruͤhjahre oder im Herbſte pflanzen, fo muß viel Afche in Die dazu verfertigte Grube ge: than werden; fonft wuͤrden ihrem Berichte nach die Ameifen die zarten Wurzeln’ verzehren, oder wenigftens den Saft alle abzapfen, und verurſachen, daß das Pflänzchen verwelkte. Wie der Fir⸗ Nur im Sommer bekoͤmmt man von dieſen Bäumen Firniß. Im Winter geben fie gar — feinen, und der im Sommer oder Herbſte austroͤpfelt, iſt allegeit mic Waſſer vermengt. Sie » geben ihn auch nur bey Nacht. Den Firniß abzuzapfen, machet man verſchiedene Einſchnitte, die queer in die Rinde rund um den Stamm herum gehen, und nach ſeiner Dicke von verſchiedener Tiefe ſind. Die erſte Reihe von Einſchnitten iſt nur ſieben Zoll von der Erde, die zweyte eben fo hoch über der erſten, und fo find alle ſieben Zolle neue Reihen von Einſchnitten, nicht nur bis an den. Gipfel, ſondern auch an den Aeſten, die dergleichen zu ertragen, die gehoͤ⸗ rige Dicke haben. Einſchnitte in Sie bedienen ſich eines kleinen Meſſers mit einer halbzirkelrunden Klinge, dieſe Ein dieſer Abſicht. ſchnitte zu machen, und dieſelben muͤſſen nicht ſenkrecht herunter, ſondern ſchief gehen, und nicht tiefer ſeyn, als die Rinde dicke iſt. Weil derjenige, der diefes verrichtet, eine Hand dazu brauchet, ſtoͤßt er mit ber andern die Schärfe einer Muſchelſchaale fo weit er kann, hinein; dieß betraͤgt etwa einen halben chinefifchen Zoll, und fo viel ift zureichend, die Schaale zu halten. Diefe Schaalen find in China fehr gemein, und viel größer als unfere größten Aufterfihaalen, Wenn die Einfehnitte des Abends gemacht find: fo ſammlen fie den folgenden Morgen, was in bie Schalen gelaufen ift, ſtecken fie den folgenden Abend wieder in eben die Einfihnitte, und fahren fo bis zum Ende des Sommers for, Die Eis genthuͤmer der Bäume zapfen den Firniß ordentlich nicht ſelbſt ab, fondern verpachten fie üe zween Pence, und einen halben Penny an Kaufleute, welche darzu Arbeiter mietben, und ihnen den Monat über eine Unze Silber geben, wenn fie fich ſelbſt beföftigen, wie es am gewöhnlichften ift; fonft befommen fie täglich nur drey halbe Pence. Ein ſolcher Arbeiter kann funfzig Bäume beforgen g), Seine übeln Dan erzählet Insgemein, diefer Saft, wenn er kalt ausgegoffen werde, habe geiviffe Wirlungen. giftige Gigenfchaften, und man £önne feine übeln Wirkungen, indem man ihn aus einem Gefäße in das andere gießt oder rührer, nicht vermeiden, als wen man fich huͤtet, bie Dämpfe mit dem Athem einzuziehen. Eben die Sorgfalt muß man beobachten, wenn man ihn kochet 2), Weil fich Die Arbeiter vor folhen Zufällen bewahren müffen: fo find die Kaufleute genöthiget, ein großes Gefäß voll Del in Bereitfhaft zu haben, darinnen eine = * gewiſſe Menge der fleiſchichten Faſern iſt gekocht worden, die man mit dem Schweinefette orſichtig⸗ Ei vermenget findet, und bie zuruͤck bleiben, wern Das Fett zergangen iſt. Auf ein Pfund Del Le ; en ·wird eine Unze genommen, Wenn die Arbeiter die Schafe in die Bäume ſtecken wollen: braucht. ſo nehmen fie etwas von dieſem Dele mit fich, und beftveichen fich Geficht und Hände damit, und des Morgens, wenn fie den Firniß geſammelt haben, und ihn zu den Kaufleuten bringen: fo. beftveichen fie fich noch forgfältiger damit, Nach Tifche wafchen fie fich den ganzen Leib mit warmen Waffer, das der Kaufmann beforger hat; in demfelben find eine gerviffe Menge von der äußern rauhen Schaale der Kaftanien, Rinde von Förenbäumen, ) Du Baldens China, auf der 336 u fi ©. g Eben daſelbſt anf der sten Seite, xV Buch. VO Capitel. —— Salpetereryſtallen und eine Art von Hahnenkamme, einem Kraute, das in China und Indien gegeſſen wird, gekocht worden. Alle dieſe Dinge find, wie dafuͤr gehalten wird, kalter Natur. Sie waſchen ſich in einem kleinen zinnernen Becken, weil fie einiges Bedenken beym Kupfer haben. 7 ’ Weil fie an den Bäumen arbeiten: fo ift ihnen der Kopf mit einem Stüde Leinwand Merlwůͤr dige Baͤu⸗ me. bedeckt, das ihnen um den Hals zuſammen gebunden wird und nut zwo Deffnungen für bie Kugen hat. Bor fich tragen fie eine Art von Schurze von Bodfellen, der ihnen mit Schnüs ven vom Halfe herabhänge, und mitten um den $eib angebunden if. Sie haben aud), von eben dergleichen Fellen Halbitiefeln und lange Handſchuhe an den Yermen. Wenn fie den Firniß fammeln: fo haben fie ein Gefäß von Ochſenieder am Gürtel; alsdann nehmen fie die Schalen mit einer Hand heraus, und beſchaben fie mit einem Fleinen eifernen Werk— zeuge, das fie in der andern halten, bis fie den Firniß alle davon befommen haben, Unten am Baume ift ein Korb, in dem fie ihre Schalen bis auf den Abend laflen, Damit man den Firniß defto leichter erhalten kann: fo werden die Bäume nicht weit von einander ges pflanzet, und wenn die Zeit zum Einfammeln gekommen ift, fo legen die Eigenthümer der Bäume eine Menge Stangen von einem zum andern, bie mit Stricken befeftiget werben und als Seitern dienen. Der Kaufmann hat alfezeit In feinem Haufe ein großes irdenes Gefaͤß unter einem viereckigten hölzernen Rahmen bereit ſtehen, der auf vier Füßen wie auf einem Tifchgeftelle ruhet. Ueber dem Rahmen ift ein dünnes Tuch mit feinen vier Enden an den Ecken mit Kingen befeftiger, welches etwas locker liege. Darauf gießen fie den Firniß, und wenn das flüßige Wefen durchgelaufen ift, fo ringen fie das Tuch aus; das wenige, das zurück bleibt, wird an die Materialiften verfauft, weil man es bisweilen in Der Arzeney brauchet, Ge⸗ ben taufend Bäume in einer Nacht zwanzig Pfund Firniß; fo find fie mit ihrem Handel wohl zufrieden. Nachdem das Einfammeln vorbey iſt: fo thut der Kaufmann den Firniß in hölzerne Kaften, bie außen wohl verpicht find, und befeftiget Die Deckel mit ſtarken Nägeln darauf. Ein Pfund frifcher Firniß gilt etwa achtzehn Pences z), und der Kaufmann geroinnet nach der Entfernung des Ortes, wo er bingeführer wird, noch einmal fo viel, oder mehr. Die Menge, die gefamms let wird, J Wenn die Arbeiter Die vorerwaͤhnten Verwahrungsmittel nicht beobachten: fo bezah- Krankheit, fen fie das Firnißfammeln theuer. Die Krankheit faͤngt fich mit einer Art von Yus- fhlage an, die in einem Tage den ganzen Leib, das Gefiche und alles bedeckt; denn fie breitet fich in wenig Stunden aus, und wird fehr roth. Bald darauf ſchwillt das Ge⸗ ficht nebſt dem Leibe außerordentlich auf, und der letztere fheint wie mit einer Art von Aus⸗ ſahe bedeckt zu ſeyn. Wenn einer mit diefer Krankheit befallen wird; fo geben fie ihm fogleich, folchen Zufälfen vorzukommen, eine Menge vorbefagten Arzeneywaſſers, fich damit zu wa⸗ fihen, welches ihn ſtark purgirt. Machgehends laſſen fie den Dampf eben dieſes Waflers ſtark an ihn gehen, und wickeln ihn dicht ein. Dadurch) vergeht Die Geſchwulſt, aber die Haut ift niche fobald geheilet; denn ſie fpringt an verfchiedenen Orten auf, und es dringt haͤufi⸗ ges Waffer Heraus. Diefem abzuhelfen, nehmen fie etwas von dem vorerwaͤhnten Hahnen« kamme, trocknen und verbrennen ſolches, und legen alsdann die Afche auf den Theil, der am meiſten leidet. Diefe zieht die ſcharfe Feuchtigkeit in fich, die fehuppichte Haut trocknet und füllt ab, und es wächft neue.k)» : Ttt 3 Außer 5) Bierzig Sons im Framoͤſtſchen #) Du Halde, anf der 337 Seite die er verur⸗ ſach es 518 Beceſchreibung von China. Firniß⸗ Außer daß der chineſiſche Firniß den kleinſten Stuͤckchen Arbeit, auf die er getragen baum. wird, eine beſondere Schoͤnheit giebt: ſo erhaͤlt er auch das Holz, und laͤßt nicht die ge— Sea gimiffes ringſte Feuchtigkeit bineindringen H. Er nimmt alle Farben gleichguͤltig an, und verliert vortrefffihe An Der Luft und ſonſt nichts von feinem Glanze und von feiner Reinigkeit, wenn er recht zu: Eigenfipafs bereitet ift. Aber dazu gehöret Zeit und Fleiß: denn ihn ein- oder zweymal aufzutragen, iſt ten. nicht genug. Man muß auch keinen neuen Firniß auftragen, bis die vorige Lage, die glatt und dünne feyn muß, trocken ift, doc) fo, daß fie nicht hart it. Auch muß man forgfäl- tig beobachten, ob eine ſolche Lage von tieferer Farbe, oder dicker if. Man muß ducd) Verſuche, und nad) und nach, den Firniß zu einer gewiſſen Temperatur bringen, die allein Die Arbeit feit, glatt und rein machen fann, Diefe Kunft kann man nur durch die Erfah— * rung lernen. Die uͤberfirnißten Sachen, oder die japaniſche Arbeit, muͤſſen manchmal in benetzte Oerter geſetzt, manchmal in Waſſer gelegt, und kurz, in allerley Stellungen ges bracht werden. Daher find es ſelten fo große Stuͤcken, als die Pfeiler, die auf ſteinernen Po⸗ ftamenten ftehen, und die kaiſerliche Halle, das Faiferliche Zimmer und andere chinefifche Gebäude unterſtuͤtzen, welche Pfeiler nicht mit ächtem Firniffe, fondern mie einer andern Feuchtigkeit, Namens Tong⸗yew, überzogen werden. Helfenig, Diefe Fomme von dem zweyten Baume, Tong-fhu genannt, der einen Saft giebt, welcher vom Firniffe nicht fehr unterfchieden if. Die Geftalt, die Farbe der Rinde, die Größe und Art der Blätter, die Bildung und der Bau der Nüffe, find bey dieſem Bau- me dem mwälfchen Nußbaume fo ähnlich, daß man beyde in einer Eleinen Entfernung mit einander verwechfeln kann. Die Nüffe find voll eines dicklichten Deles, mit einem ölichten Sleifche vermengt , welches fie auspreffen. Damit fie es zum Gebrauche bereiten: fo ko— chen fie daſſelbe mit Glätte, und koͤnnen es mit jeder Farbe nad) Gefallen vermengen. Oft wird es, ohne etwas weiter beyzumifchen, auf Holz getragen, und bewahret folches wider den Regen. Eben das thut es mit den Vierecfen, damit man die Fußböden belegt. Gie glänzen davon und behalten ihren Glanz, wenn fie von Zeit zu Zeit abgewafchen werden. So werden die Fußböden in den Zimmern des Kaifers und der Großen ausgezieret, ift von bes Wenn fie eine Halle, ein Zimmer oder ein Cabinett vollfommen auszieren wollen: fü fonderm er hedecken fie erftlich die Pfeiler und das Taͤfelwerk mit einem Teige von Flachfe, Kalke und brauche. dergleichen Dingen. Iſt Diefer auf einen gewiſſen Grad getrocknet: fo tragen fie das Del, tvelches fie mit der verlangten Farbe, mie es ihrer Abficht gemäß ift, vermengt und gekocht haben, mit Pinfeln darauf. Bisweilen vergülden fie die Karnieße, das Schnitzwerk, und was fonft erhoben ift. Das Vergolden aber beyfeite gefeßt: fo giebe diefe Arbeit an Schoͤn⸗ heit und Glanz Faum berjenigen etwas nach , bey welcher fie den Firniß, Tſi genannt, brau⸗ hen. Da diefes Def wohlfeil, und der Firniß fehr theuer iſt: fo vermengen die Kaufleute gemeiniglich fehr viel Tong-yero mit dem Tongeefi, unter. dem Vorwande, ein wenig - davon fey nöthig, um ihn zu verdünnen, und zu machen, daß er ſich leichter ausbreiten lafle- Mit diefem Tong⸗New richten fie die Zeuge zu, welche, wie mit Del getränfte Zeuge, den Regen aushalten, Die Kleider aber, die Daraus gemacht werden, kann man nur in * nord⸗ *) Du Haldens China, a, & 337 Seite. Und 1) Du Baldes China, auf der 9 Seite. Ce Comte auf der 148 Seite. Die Art, den Fir m) Magellanus und Navarette heißen ihn niß aufzutragen, ift fehon oben auf der 243 Seite Quey⸗ſhu. beſchrieben worden, * > \ 4 2 XV Bu: VIE Capite. 519 norblichen Gegenden tragen. Kurz, der Tong / ſhu iſt einer von den nüglichften Bäumen Talkbaum. in China, und würde ungemeinen Mugen bringen, wenn man ihn nach Europa brächte ————— Den Talkbaum nennen die Chineſen U⸗kyew⸗mu m). Es iſt einer von ben fon- Talkbaum. derbarften Bäumen, den man nirgends findet, als in China, wo er in Che-Eyang und Kyang / ſi gemein iſt. Martini Hat in feiner Befchreibung ber Stadt Kin⸗wha/ welhe in der erften diefer Provinzen liegt, eine fehr gute Nachricht davon ertheilet. Diefer. Daun, den er mic unferm Birnbaume vergleicht, und der bisweilen fo lang ift, als bie größere Art, bat au), was das Laub und die langen Stengel betrifft, eine große Aehnlichkeit mit dem Eſpen⸗ und Birkenbaume: der Stamm und die Aeſte aber find meift geftaltet, wie an unfern Kirfchbäumen. Die Rinde ift weißlichtgrau, und etwas gelinde anzurühren 7). Die Eleinen Aeſte find lang, biegſam, und nur von der Mitte bis an das Ende mit Blaͤt⸗ tern beſeht. Am Ende machen fie eine Art von Bufche, fie find aber Heiner, als an ben uͤbri⸗ gen Orten, und an den Raͤndern oft hin und her gebogen, daß ſie hohl ſcheinen, wie ein Boot. Ihre Farbe iſt dunkelgruͤn; oben ſind ſie glatt, und unten weißlicht; ſie ſind ſehr duͤnne, trocken, mittelmaͤßig breit und rautenfoͤrmig; nur ſind die Winkel an den Seiten rund gemacht, und das Ende verlaͤngert ſich in eine Spitze. Sie hängen vermittelt lan⸗ ger , trockener und Dinner Stengel an den Aeſten. Die Nibben des Blattes, ſowohl als die Faſern, find lang, trocken und dünne, Gegen den Wintermonat und Chriftmonat werden fie roch, ehe fie abfallen, wie ſolches bey dem Wein- und Birnlaube auch geſchieht. j Die Frucht wächft am Ende der Aeſte in Trauben, an einem ſehr £urzen bolzichten Die Frucht. Stengel, Sie ift in einer harten holzichten braunen Hilfe eingeſchloſſen, die man Nen⸗ kyu nennet; fie ift etwas rauh und dreyeckigt; die Winfel find abgerundet, faft wie ‚an der Eleinen Frucht oder den rothen Beeren der Pfaffenmüschen, Diefe Hülfen ſchließen ordent- lich drey Fleine Nuͤſſe oder Beeren ein, deren jede ungefähr wie eine Exbfe groß iſt 0), und eine ziemlich harte Schale hat, welche rund ift, ausgenommen an den Seiten, 100 fie ein- ander berühren: denn dafelbft ift fie ein wenig platt. ‚ Eine jede Nuß bat einedünne ziemlich harte Bedeckung von weißem Talke. Der ⸗ it, gel theilet ſich ſelbſt gleichſam in drey kleine Faſern, Beide Blake ei ie der — * ſchen den drey Kernen dergeſtalt durchgehen ‚ daß die Enden der Faſern in die Obertheile und Kern, der Kerne bineingehen, und diefe wie Daran zu hängen feheinen, Wenn ſich die Hülfe, die aus fechs kleinen, hohlen eyrunden Blaͤttern befteht, zu öffnen anfängt p), und nach und nach abfaͤllt: fo entdecket ſich die Frucht, und giebt ein ſehr angenehmes Anſehen, beſonders im Winter: denn da ſcheinen dieſe Baͤumchen mit kleinen weißen Traͤubchen bedeckt zu ſeyn, die in der Ferne wie lauter Straͤußer ausſehen. Wenn man den Talk, der die Frucht um⸗ ‚giebt, in der Hand abgebrochen bat, fo zergeht er leicht, und giebt einen fettichten Geruch, faßt wie der gemeine Talk. Ehe die Frucht ganz reif iſt, fiehe fie rund aus. Einige find misgeftaltet, und enthalten nur eine oder zwo Beeren oder Nüffe, Die Nuß hat innerhalb ihrer Schale eine Art von einem Fleinen Kerne, etiwan wie ein großes Hanfforn groß, mit einer braunen Haut bedeckt, der ihnen viel Del zu ihren Lampen liefert. | Bon n) Le Comte faget, fie fey glatt. p) Ehenderfelbe faget, fie öffne ſich inder Mitte, = Auf der H Seite faget er von der Größe einer wie eine Kaftanie, elnuß. 520 : Beſchreibung von China. Talkbaum. Bon dieſem Talke machen fie Uchter, die wie ein Stuͤck son einem Regel ausfehen, — und am breiten Ende angezündet werden, Der Docht iſt ein kleines Stoͤckchen, oder ein ter gemace hohles Rohr, um welches fie Baummollenfaden, oder das Marf aus einer. Binfe von diefer werden. Größe minden, Diefe Binfe dienet auch zu Sampendochten, Ein Ende von dem Rohre oder Fleinen Stäbchen Dienet, den Lichthalter baran zu ſtecken, der mit einer Spige gemacht ift, die in die Deffnung geben Fan, Außer daß diefe Arc von Lichtern dick und ſchwer find, fo fehmefzen fie Richt, wenn man fie mit der Hand beruͤhret. Sie geben einen ziemlich hellen Schein, der aber etwas gelblicht iſt; und da der Doche dichte ift, und zu einer har- fen Kohle brenner, fo iſt er nicht fo gar gut zu pußen; fie Brauchen Scheren, die dazu gemacht find. MiederZalf Den Talf von der Frucht abzufondern, ftoßen fie die Schale mit famt der Ruß, und abgefondert kochen foldhe in Waller. Das Fett ober Del, das obenauf ſchwimmt, fihäumen fie ab, wird⸗ und dieſes wird Dichte, wie Talk, wenn es verkuͤhlet. Zu zehn Pfunden dieſes Fettes thun fie bisweilen drey Pfund Leinoͤl und etwas Wachs, um ihm mehrere Durchſichtigkeit zu ge ben; daraus machen fie vortreffliche weiße Fichter, oder auch vothe, indem fie Zinnober darunter mengen 4). Anderswo ermähnet du Halde, fie tauchten die Lichter in Das Wachs, welches der Wachsbaum liefert, und diefes mache eine Schale um den Talk, daß er nicht laufe r), | Wenn er ge: Navarette meldet, diefer Baum wachſe allezeit an den Ufern, tie die Weiden in ſammelt wid. Caftilien, er trage eine Frucht, wie eine Hafelnuß groß, von dunfelgrüner Farbe, blühe : um die Mitte des Chriſtinonats, und fehe fo weiß aus, als der Schnee; wenn-die Hülfe abfalle, fo zeige fich ein: meißlichtes Wefen, wie Talk, das um das Ende des Ehrifimo- nats, oder im Anfange des Jenners gefammelt werde, Die Lichter, die man Davon machte, röchen nicht übel, und.Dauerten im Sommer viel länger , als im Winter +), Das "Pfund Eoftete drey Halbe Pence 7): der Talk aber, wie er vom Baume koͤmmt, wäre nicht Halb fo theuer. Sie zierten folche mit Malerey, Silber und Golde, wie die Roͤmiſchkatho⸗ lifchen ihre Oſterkerzen. Bon dem Unvathe, der nach Verfertigung der Lichter übrig bleibt, prefien fie einDel zu Sampen aus_u). } Fernere Nach le Comtes Berichte find die Aefte des Talkbaumes gekrümmt, die Blätter Nachricht. herzfoͤrmig, lebhaft hellroch x), die Rinde ift glatt, der Stamm kurz, und der Gipfel rund und fehr dicke. Die Schale, welche die Frucht einſchließt, befteht aus drey Theilen, Die ſich öffnen, wenn fie reif ift, und alsdann drey Kerne von der Größe einer Fleinen Nuß ent? decken. Diefe Bermifchung von Weiß und Roth machet in einiger Entfernung das ange“ nehmfte Anfehen von der Welt; und die Telder, wo dieſe Bäume ordentlich in geraden Sinien und fchachtweife gepflanzet find, fehen wie große Luſtſtuͤcken voller Bluhmentöpfe aus Weil die Chinefen den Talk nicht zu veinigen wiffen, fo machen fie die Sichter fehr fhlecht 5 fo daß fie viel ftärker riechen und dampfen, und dabey ein fehwächeres Licht geben, als unfere; welches der Verfaffer hauptſaͤchlich dem Stöckchen zuſchreibt, deſſen fie ſich anſtatt Des Dochtes bedienen J). Der 2) Du Halde auf der 319 Seite. mit eben folchen Worten; nur ſaget er, fie koſteten 7) Ebendafelbft auf der 9 Seite, das Pfund nicht Über vierzehn Pence; mofern all 6) Anders als unfere Lichter. 2 ders in der englifchen Heberfegung kein Fehler iſt· 8) Magellanus beſchreibt dieſen Baum faſt u)Naparette auf der 33 Seite; XV Buch. VII Capitel. — Der vierte außerordentliche Baum heißt Pen⸗la⸗ſhu, oder der weiße Wachs⸗ baum. Er iſt nicht voͤllig ſo groß, als der Talgbaum, und von ſelbigem auch an der Farbe der Rinde unterſchieden, welche weiß iſt; auch find feine Blätter anders befchaffen, und mehr lang, als breit. An diefe Blätter hänge ſich eine Art von Eleinen Würmern, und wenn fie damit bedeckt find: fo machen fie in Furzer Zeit Wachszellen, die viel kleiner, als die Bienenzellen find. Diefes Wachs ift ſehr hart und glänzend, und viel theurer, als das Bienenwachs. Wenn diefe Würmer an bie Bäume eines gewiflen Bezirks gewöhnt find: fo verlaffen fie folche nie. Wenn fie aber aus befondern Urfachen von einem Drte weggeben : fo fommen fie niemals wieder dahin; fo daß Die Kaufleute, welche damit handeln, für andere forgen müflen 2). Nach Magellans Anzeige ift das Thier, welches das Wachs verfertige, nicht größer, Wachs⸗ baum, Mie das als ein Floh: aber ungemein lebhaft und munter; es durchſticht mit außerordentlicher Ge- Wachs ver- ſchwindigkeit nicht nur die Haut von Menfchen und Thieren, fondern auch die Aeſte und fertiget wird. Stämme von den Bäumen, in welche es feine Eyer leget. Diefe werden herausgenommen und verwahret, da denn im Frühjahre Würmer ausfriechen. Die beften find zu Shan⸗ tong, twelche die Einwohner nad) Hu⸗quang verfaufen; und von da her koͤmmt das befte Wachs. Im Anfange des Frübjahres legen fie diefe Würmer an die Wurzeln der Baͤu⸗ me, die alsdann hinauffriechen, die Aeſte einnehmen und bis in das Mark durchſtechen, welches ſie vermittelſt einer beſondern Eigenſchaft in ſchneeweißes Wachs verwandeln. Nach⸗ gehends tragen fie es in die Löcher, die fie auf der Dberfläche gemacht haben, wo es von der Luft gefriert, und wie Eiszapfen hängt, bis es Die Eigenthümer fammeln, und in Klum⸗ pen zum Verkaufe drücken. “Die Wachsbaͤume in Hu⸗quang find fo groß, als Kaftanien- bäume: die in Shanztong aber find nur flein 2). | | Wir wollen diefen vier fonderbaren Bäumen noch einen, Namens Ku⸗ſhu, beyfuͤ-Ku-ſhubaum, gen. Seine Blätter und Aeſte find wie des Feigenbaums feine, und diefe beftehen aus ‚einem leichten marfichten Holze, find auch mit Rinde bedeckt. Die Wurzel treibt ordent— lich, verfchiedene Stengel oder Stämmehen, wie ein Buſch, manchmal aber nur einen. Eini- ger ihr Stamm ift rund, gerade, und neun bis zehn Zoll dicke. Das taub ift tief gezaͤh⸗ net, befonders an zween Drten, wo gleichfam jedes “Blatt in drey Blaͤtter getheilt wird, die an jeder Seite artige Höhlungen machen. An der Farbe auf beyden Seiten, wie auch an dem Gewebe ver Fafern, gleicht es dem Laube des Feigenbaumes, nur daß es größer, "dicker, und oben rauher iſt; die untere Seite aber ift gelinde und wollicht, Einiges Laub * ift gar nicht Hohl, und hat die Geſtalt eines länglichten Herzens, > Dieſer Baum giebt eine Milch, deren ſich die Chinefen zum Bergolden bedienen. Sie ſammeln folhe von dem Baume, indem fie der $änge oder der Dueere nach Einfchnitte in denfelben machen, und Schalen hineinſtecken. Sie zeichnen, was für Bilder fie wollen, mit einem Pinfel auf Holz oder auf eine andere Materie, und legen alsdann Blaͤttergold darauf, welches fo-feft Hält, daß es niemals abzubringen ift 2). Ein ; i den Chriftmos 2) Du Halde auf der 9 Seite. a a win den Shrime i 3 en Ellen China ad. 140 4.f.9: "3) Le Eomte auf der 99 Seite. 4) Du Halde auf der 320 Seite, Allgem, Beiſebeſche. VI Band. Yun tiefere Leim zum Vergol⸗ den. Baumwol⸗ lenſtaude. Artige Stel⸗ lung ſeiner Blaͤtter. Die Baum⸗ wollenſtaude. —— Beſchreibung von China. Ein anderer merkwuͤrdiger Baum hat etwas mit dem Wacholder⸗ und Cypreſſenbau⸗ me zugleich gemein. Er wird daher ſowohl Tſe⸗tſong, das ift, Wacholder: ‚ als Ywen⸗ pe, over Enpreffenbaum, genannt, Der Stamm bat ungefähr anderehalb Fuß im Um: reife, und treibt faft gleich vom Erdboden Aeſte heraus. Aus diefen wachfen wieder ſehr viele andere, die ſich auf einige Entfernung von dem Hauptſtamme erſtrecken, und einen dicken grünen Buſch machen, Der Baum ift voller Blätter, deren einige den Cypreſſen⸗ blättern, die andern aber den Wacholderblaͤttern ähnlich find. Die legtern find ſchmal, lang und fcharf, und haben das befonders, daß fie längft den Aeſten allemal viere, fünf oder fechfe in Reihen beyfammenftehen; fo daß dieſe Xefte, wenn man fie von vornen anſieht, wie Sterne von vier, fünf oder feche Stralen ausfehen. Die Blätter der eiſten Reihe liegen fo gerade vor den Dläftern der untern Reihen, daß man durch ihre Zwiſchenraͤume vollfommen bis an das Ende des Aſtes fehen kann. Solche Eleine Aeſte findet man vor- nehmlich unten an den Haupfäften: denn gegen den Gipfel zu fieht man nichts, als Cypreſ⸗ fenäfte, Die viel zahlreicher find, als die andern. Noch hat die Natur eine Mannichfaltige keit bey ihnen angebracht: denn einige find von beyden Arten zugleich; ja man fieht biswei⸗ en etliche wenige Enpreffenblätter am Ende eines Wacholderaftes, und anderswo einen klei⸗ nen Warholderaft aus dem Ende eines Cypreſſenaſtes hervorſchießen. Seine Rinde iſt etwas vunzlicht und braungraulicht; bier und da fälle fie ins Rothe, Das Holz ift roͤthlichtweiß, wie bey dem Wacholderbaume, und mit einer Art von Terpens Eine verfehen, Die Blätter haben außer dem Eypreffengeruche noch einen andern wuͤrz⸗ haften Geruch: ihr Geſchmack ift aber widrig und fehr bitter. Der Baum trägt Eleine, runde, grüne Beeren, die ein wenig größer find, als Die Wacholderbeeren; das Fleiſch ift olivengrün, und von ſtarkem Geruche. Die Fischt hängt an den Aeſten vermittelſt langer Stengel von eben der Befchaffenheit, wie die Blätter. Sie enthält zweene vöthlichte herz⸗ fürmige Saamförner, die fo hart find, wie Weinbeerferne, Der Stamm einiger ‘Bäume iſt fang und ſchlank, und fie haben nur Aeſte am Gipfel, der fich in eine Spitze endigt, wie der Enpreffenbaum. Andere find von der Zwergart, und wachſen nur fieben bis acht Fuß hoch; weil aber ihr Stamm und ihre Aeſte fehr gekruͤmmt und gebogen find: fo verhindern die Chinefen vermuthlic ihr Wachsthum durch das Befchneiden. Der noch junge Baum hat lauter lange Blätter, wie die Wacholderblätter; wenn er aber alt wird, fo find fie den Enprefienblättern ähnlich ce), J 3. Von den Baumwollenſtauden und Theeſtraͤuchern. Die Baumwollenſtaude. Wie ſie waͤchſt. Wie ſie Pu⸗ eul⸗Thee. Wenn der Vu⸗i oder Theeboy gereinigt wird. Der Theeſtrauch. Song⸗lo⸗ geſammelt wird. Beſchreibung des Strau⸗ Thee; deſſen Eigenſchaften. Qui oder Theehoh dies. Er traͤgt dreyerley Fruͤchte. Eigen⸗ iſt vorzuziehen. Man:cha oder Kaiſerthee. Ans ſchaften des Thees. Alle Arten kommen von dere Arten. Deren verſchiedene Wirkungen. einem Baume. Chineſiſches Pfropfen. Nachgemachter Thee ift insgemein gebräuchlich. ine von den nuͤtzlichſten Stauden in China iſt die, welche die Baumwolle trägt. Eben den Tag, da die Landleute ihre Erndte einführen, füen fie diefelbe wieder in eben das Feld, und durchreißen nur die Oberfläche des Feldes mit einer Harke. Machdem die * - mi e) Du Ralde auf der zar Seite, A) Ebendafelbft a. d. 319 Seite. ER En EUATEERETRTTEN ERROR BEWERTET TREIBER ICCLIIIIIIIIIIIIIITCCLCLCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCS ZWEXERLEY ARTEN VON BAUMWOLLE 5 % — V Buch. VII Capitel. ee mit Regen und Thau befeuchtet worden ift, fo waͤchſt nach und nach ein Fleiner Strauch) Baumwol: auf, der etwan ziweene Fuß hoch wird. Die Blüchen zeigen fich im Auguſt; fie find ordent- lenftaude, lic) gelb , manchmal auch roth, und auf felbige folgen Eleine Knoſpen, welche in der Geſtalt NS einer Hülfe, fo groß als eine Nuß, wachlen. Den vierzigften Tag, nachdem ſich die Bluͤthe gezeiger hat, öffnet fih die Schote Wie fie von ihr felbft, und fpringe an dreyen Orten auf, da ſich denn drey oder vier kleine Säde voll WAHR. Baumwolle entdecken, die fehr weiß, und von der Geſtalt wie Seidenwürmerhülfen find. Sie hängen am Boden der geöffneten Hülfen, und enthalten den Samen fir das folgende Jahr. Alsdann ift es Zeit, fie einzufammeln, Bey fchönem Wetter aber läßt man die Frucht noch zween oder drey Tage der Sonne ausgefegt, daß fie von der Hitze aufſchwillt, wovon man mehr Bortheil hat. Da alle Fafern der Baumwolle an die Samen, bie fie einfchließen, ſtark befeftige Wie fe gerei- find: fo bedienet man jich einer Art von Rade, um fie abzufondern. Diefes Werfzeug niget wird, befteht aus zwo fehr glatten Rollen, einer hölzernen und einer eifernen, Die etwan einen Fuß lang und einen Zoll dicke find. Sie werden fo dicht an einander gebracht, daß Fein Kaum zwifchen ihnen bleibt; und weil eine Rolle mit einer Hand und die andere mit dem Fuße bewegt wird, fo beugt Die andere Hand‘ die Baumwolle, weldje durch die Bewegung {os wird, und auf eine Geite des MWerkzeuges geht, da der Same auf der andern bleibe, Nachgehends Erempeln, fpinnen und weben fie diefelbe d). Der Theeſtrauch wird in China mit Hecht allen andern vorgezogen, weil er Bafelbft Theeſtrauch. von dem größten Nutzen iſt. Der Name Tha oder Thee koͤmmt von der verderbten Aus- ſprache des Worts Tſwon⸗ chew und Chang? chewzfu in der Landſchaft Fo⸗kyen her. In allen andern Theilen des Reiches bedienen fie fich des Wortes Cha, wie die Portugie- fen auch thun. Es giebt deffelben vielerlen Arten, die in verfchiedenen Provinzen mancher: ley Namen haben. Doc kann man ihn nad) feinen Eigenſchaften in vier Claſſen theilen, nämlich Song-lo cha, Vu⸗i⸗cha Pureul⸗cha und Lo⸗ngan⸗cha. Der Song⸗lo oder gruͤne Thee heißt fo von einem Berge in der Landſchaft Ryang⸗ Song-les nan und im Bezirke von Whey⸗chew⸗fu. Diefer Berg ift weder hoch, noch von mei- Thee, tem Umfange, aber mit diefen Sträuchern bedeckt, die auf feiner Fläche ſowohl, als unten an den benachbarten Bergen, gebaut werden. Er wird meiſt eben fo, wie die Weinftöce, gepflanzet, und fie verhindern in diefer Sandfchaft fen Wachsthum, fonft würde er fechs bis fieben Fuß hoch wachen, wie er anderswo zehn bis zwölf Fuß hoch wach. Man muß auch alle vier oder fünf Jahre neue Sträucher pflanzen: denn das Laub der alten wird endlich diefe, hart und rauh. Die Blüthe ift weiß und wie eine fünfblärterichte Roſe ges ftaltet. Wenn fie im Herbſte abfällt, fo zeiger ſich eine Beere, wie eine volle Muß, etwas \ feucht, und von feinem übeln Geſchmacke. Wenn der Song-lo-cha viele Jahre iſt aufgehoben worden: fo dienet er als ein herr⸗ deſſen Eigen⸗ liches Mittel wider vielerley Krankheiten e). Die Blätter find laͤnglicht, und das darauf ſchaften. gegoflene Waffer bekoͤmmt von ihnen eine helle und gruͤne Farbe, wenn fie frifc) find. - Der Geſchmack ift angenehin. Wie man in Frankreich ſaget: fo ſchmecket er ein wenig nad) Veilchen; aber diefer Geſchmack iſt nicht natürlich, und die Chineſen haben den Verfaſſer oft verfichert, wenn er recht gut wäre, fo müßte er nach gar niches ſchmecken. Dieſen Rn: Uuu 2 Thee e) Du Zalde a. d. 1 & Le Comte a. d. era Seite, 524 | Beſchreibung von China. \ Thee⸗Thee ſetzen fie bey Befuchen ordentlich einander vor, aber er greift ungemein an; vielleicht ver⸗ ſtrauch. beffert der Zucker feine Schärfe, den man bey uns darein thut. Doc) in China, wo er bloß getrunfen wird, dürfte zu ſtarker Gebrauch den Magen verderben f). Busi che, Der Vu⸗i⸗cha oder Theeboy, wie wir ihn nennen, waͤchſt in der Sandfchaft Fo⸗ oder Theboy, Eyen, und erhält feinen Namen ebenfalls von dem Berge Vu⸗i⸗ſhan, der in dem Bezirke von Ayenming-fu, zwo Meilen von dem Staͤdtchen Tſong⸗gan⸗hyen liegt. Dieß iſt der berühmtefte Berg in diefer Landſchaft. Er iſt mie einer großen Menge von Tempeln, Käufern und Einfiedleveyen derer Bonyın bedeckt, die zu der Secte des Tau⸗kyo gehören, und einen großen Zufluß von Volke dahin ziehen, i Damit fie ihre Abficht defto beffer erhielten, das Volk zu bereden, als hielten fich auf dieſem Berge unfterbliche Wefen aufs fo haben fie in die Klüfte der fteilften Felſen, längft dem Ufer, eines Eleinen Baches, Barfen, Wagen und dergleichen gebracht; und weil das gemeine Volk es für unmöglid) hält, daß diefe Dinge an folche Derter, wo man feinen Zus gang fieht, durch Menfchenhände gekommen wären: fo halten fie alles für ein Wunderwerf. Der Boden, der diefe Pflanze traͤgt, iſt leicht, weißlicht und fandig. iſt vorzuzie⸗ Die Vu⸗i⸗cha⸗ und Song⸗lo⸗cha⸗ Straͤucher find von gleicher Höhe und Geſtalt, hen. und werden auf einerley Art gewartet. Nur iſt der Unterſchied zwiſchen beyden, daß des letztern ſeine Blaͤtter laͤnger und ſpitziger ſind, dem Waſſer eine gruͤnlichte Farbe geben, und wie die Erfahrung lehret, etwas ſcharrendes an ſich haben. Die Blätter des Vu⸗i⸗ cha hingegen find kurz, runder, ſchwaͤrzlich, färben das Waſſer gelb, und haben nicht Das ges eingfte rohe Wefen, oder etwas, das auch dem ſchwaͤchſten Magen zumider wäre, an ſich. Daher bedienet man fich des Vu⸗i⸗cha durchgängig Durch das ganze Reich am meiften. Man findet aber fehwerlich welchen in den nordlichen Provinzen, wo nur Die großblättes richte Art ordentlich verkauft wird: denn je gelber, zärter und feiner die Blätter von bey: den Arten find, defto Höher fehäger man fie. Darans machen fie an den Orten, wo der Thee gefammelt wird, dreyerley Arten. Mauchnoder Die erfte Sorte ift das Laub von neugepflanzten Steäuchen, oder, wie fich die Chines Kaiſerthee. fen ausdrücken, es find die erſten Spigen der Blätter. Diefen Thee nennen fie Mau⸗cha, und man bedienet fich deffelben felten, als zu Geſchenken, oder ihn dem Kaifer zu fenden. Die zweyte Gattung mird aus ben größer gemachfenen Blättern gemacht, und unter dem Namen des guten Vu⸗i⸗cha verkauft. Die übrigen Blätter, die man zu ihrer völligen Größe wachfen läßt, machen die dritte fehr wohffeile Arc aus, och eine andere Sorte wird aus der Bluͤthe felbft gemacht: man muß aber folche im Voraus beftellen, und erftaunlic) theuer bezahlen. - Die Miffionarien, die zu Ausmef fung des Landes herumreiſten, befamen ein wenig davon vermittelft der Mandarinen: fie fanden aber Feine merkliche Veränderung im Waſſer, weder an der Farbe, noch am Ger - fihmade; und diefes iſt vermutlich die Urfache, warum biefer Thee weder vom Kaifer, noch bey Hofe gebraucht wird, Der Mausche ift der Kaiſerthee, und wird in den Gegen den, unweit ber Berge Song⸗lo und Vu⸗i, das Pfund etivan um zween Schillinge enge lich g) verkauft, ‚ Andere Arten. Unter dieſen beyden Arten von Thee oder Cha kann man alle die uͤbrigen Sorten, die durch mancherley Namen unterſchieden werden, begreifen; als Lu⸗ngan⸗cha, Bash = un P) Be Eomtes Nachrichten von China, anf der 223ſten Seite. XV Buch. VIE Capitel. 525 und dergleichen. Der erfte hat feinen Namen von der Stadt Lu⸗ ngan / chew, obwohl Ther- der beſte Thee von dieſer Art nirgends, als auf den kleinen Huͤgeln, die zu der kleinen Stadt ſtrauch. Ho⸗ſhan⸗hyen gehören, und von ſelbiger etwan ſieben Seemeilen weit entfernet find, ges baut wird. Die Miſſionarien fanden bey feiner Unterfuchung auf dem Orte felbft einen Unterfihied zroifchen folhem und Dem Song-loscha, weder in der Geſtalt der Blätter, noch in der Are ihn zu warten. Ex giebt dem Wafler eine andere Farbe, und greift, wenn er friſch iſt, den Geſchmack nicht fo rauh und fharf an. Man kann diefes dev Berfchieden: heit des Bodens zufchreiben, da Weine in Europa, bie von einerley Trauben find, in vers ſchiedenen Gegenden einer Landſchaft von verſchiedener Schärfe gefunden werden. Gleichwohl verfichern die Chinefen, daß fie ganz verfchiedere Wirkungen von dieſem Deren vers Thee empfinden. Der Song-lo ift hitig und fragend: ber Lu⸗ngan⸗Thee aber wird fuͤr — ſehr geſund geachtet. Der Hap⸗cha fümt von Kan⸗chew⸗fu in der Sandfchaft Ryang⸗ſi, INNEN: und ift von dem Lu⸗ngan⸗cha in nichts unterſchieden; fo daß er eine Art von Song⸗lo⸗ cha kann genannt werden. Eben fo verhält es fich mit andern Arten von Thee. 3.E. der, deffen fich die Mongolen in der Tartarey unter dem Namen Kayel⸗cha ober Kar⸗cha bes dienen, beftehe nur aus den Blättern des Song lo⸗cha oder Vu⸗i⸗cha, die zu ihrer völligen Größe erwachfen, und ohne einiges Auslefen unter einander gemenget find; weil die Chines fen glauben, für die Tartarn ſey alles gut genug, als welche ven feinen Thee vom rauhen nich unterfeheiden koͤnnen, und ihn ohnedieß mie Milch vermengen. Sie machen folchers geftalt ein angenehmes und nährendes Getränfe daraus, das fie ftündlich gebrauchen. Die chinefifchen Kaufleute betriegen ihre Käufer oft mit Blättern von andern Pflan- Nachgemach⸗ zen, anftatt bes Thees. So wird in der Sandfehaft Shan⸗tong eine Art Moog, das auf ke The, _ den fefichten Theilen eines Berges, der zu der Stadt Meng⸗ing⸗hyen gehöret, als ein vortrefflicher Thee unter dem Namen Mengiingsche verkauft. Es ſchmecket ſehr bitter, und hat die Eigenfchaft des wahren Thees; fo daß es, wenn es heiß nad) der Mahlzeit gie trunken wird, Die Dauung befördert. fi Eben diefe Art von Thee wird auch in einigen noch nordlichern Landſcha i nd ſe da gefunden. Ob er ſchon nicht aus Blaͤttern abe nk — ee Rai. — Teute Cha⸗ye, oder Theeblaͤtter. Wo der Thee nicht ordentlich waͤchſt, da bedienet ſich das gemeine Volk, das eben nicht den zarteſten Gaumen hat, eines jeden Dinges, das dem Thee an Geſchmacke oder an Wirkungen beykoͤmmt und bewirthen einander mit ſolchem Getränke, darzu fie auch oft die Blätter von Theefträuchern ſammeln, die lange nach ihrer Berpflanzung in einem untauglichen Boden ausgeartet find. Damit fie noch wohlfeiler dazu kommen, fo ſammeln fie ihren Vorrath ein, wenn die Blätter alt geworden, und daher fein dicht und groß find; davon wird zwar der Geſchmack roh und unangenehm: es thut aber doch bey denen, die ſich eines folchen Getränfes bedienen, eben die Wirfungen, wie der Song⸗lo oder Purische. Die dritte Art, Pu⸗eul⸗cha, bat ihren Namen von dem Flecken Pu⸗eul , der in ber Pu⸗eul⸗Thee. Landſchaft Yunznan, und an ben Gränzen von Pegu, Ava, Laos und Tong-king liegt, Die Einwohner fammeln ihn von den benachbarten Bergen, und lafen die Kauf leute nicht weiter kommen, als an den Fuß derfelben, wo fie die erhandelte Menge überliefern, Yuu3 Nach g) Fünf und vierzig oder funfzig Sols. Thee⸗ ſtrauch⸗ Vu⸗i oder Theeboy. Wenn ſolcher geſammelt wird. Beſchreibung des Strauchs. 526 Beſchreibung von China Nach der Kaufleute Berichte, find die Bäume, welche dieſen Thee fragen, groß und bu- fhicht, ohne Ordnung gepflanzt, und vermehren fich ohne Wartung. Die Blätter find’ länger und diefer, als vom Song-loscha und Vu⸗i⸗cha, und werden in eine Art von Ru: gel zufammen gerollt, und um guten Preis verkauft, Dieſe Art vom Thee ift in den Land⸗ fehaften Yunznan und Ouey⸗chew gewöhnlich, aber der Gefchmack ift zwar gelinde, doc) unangenehm. Sie fehneiden die Kugeln in Stüden, und werfen fie wie andern Thee in fiedend Waſſer, dem fie eine roͤthliche Farbe geben. Die chinefifchen Aerzte verfichern, diefer Trank ſey fehr gefund, und die Wirkungen . fheinen folches zu beweifen. Die Mifftonarien und diejenigen, die ihnen bey ihren Aus⸗ meſſungen behilflich waren, fanden es bey kleinen Unpäßlichfeiten auf der Reiſe fehr gut. Seine befondern Tugenden find, daß es für die Kolik Hilft, den Blutfluß verftopfet, und ruſt zum Effen erwecket; da man. ihn aber wenigftens foftark trinken muß, als ordentlich der Thee gemacht wird 2). | Die Blätter der andern Art Thee, Vu⸗i genannt, find klein, und fallen ins Schwarze. Sie färben das Waller gelb, der Geſchmack ift angenehm, und auch dem ſchwaͤchſten Ma- gen fehadet er nichts. Im Winter muß man fid) feiner mäßig bedienen, aber im Sommer kann man nicht zuviel trinken. Er iſt befonders gut im Schwigen, nach Reifen, Saufen oder - einer andern heftigen Bewegung. Sie geben ihn auch Kranfen, und diejenigen, die für ihre Geſundheit beforge find, trinken feinen andern. Wie fic) le Comte zu Siam befand, fo hörete er oft von der Theebluͤthe, oder vom Kaiferthee und andern Arten vom Thee veven, deren Preis noch außerordentlicher war, als die Eigenfchaften, die fie ihnen zufchrieben, aber in China hörte er nichts dergleichen, Drdentlich fangen fie an, den Thee im März und April zu ſammeln, nachdem die Witterung ift. Hernach halten fie die Blätter in den Dampf von fiedendem Waller, da- mit fie foldye wieder gelinde machen. Sobald fie von der Feuchtigkeit durchdrungen find: fo werfen fie Diefelben auf Kupferblatten,, die ans Feuer gehalten werden, damit fie nach und nad) trocknen, bis fie braun werden, und fich fo, wie wir fie befommen, zufammenvollen. Gemeiniglich waͤchſt er in Thälern und unten an Bergen; der befte koͤmmt in ſtei— nichtem Boden hervor, und der im leichten Grunde gepflanzet wird, hat die zweyte Stelle. Der fchlechtefte wird in gelber Erde angetroffen; aber ermag wachfen, wo er will: fo muß man beforget feyn, ihn nach Suͤden zu ſetzen. Dadurch) wird er ftärfer, und trägt inner halb drey Jahren, nachdem er gefäer iſt. Seine Wurzel ift der Pfirſchenwurzel, un feine Bluͤthe, wilden Rofen ähnlich. Der Baum wächft in allen Größen von zween Fuß zu Bundert, und man trifft wel⸗ ‚che an, Die zween Mann kaum umflaftern koͤnnen. So weit giebt le Comte die Befchrei- bung aus dem chinefifhen Kraͤuterbuche. Folgende Anmerkungen hat er felbft innerhalb einer Vierthelſtunde gemacht, da er den Baum unterfuchen fonnte. Er fah ihn zuerft an einem kleinen Hügel, bey feinem Eingange in die Sandfchaft Sorfpen. Der Baum war nicht über fünf oder fechs Fuß hoch. Verſchiedene Aeſte, jeder einen Zoll dick, die ſich vereinigten, und am Gipfel in viel Fleine Aeſtchen theilten, machten eine Art vom Gebüfche, faft wie der Myrthenbaum. Ob der Stamm fihon trocken zufeyn fehlen: fo trug er doch ehr grüne £) Du Baldens China, a. d.1o u. f. ©. net, fo kann man diefer Eigenfchaft eine folche Wir⸗ b) Da er das Blut und die Säfte fehr verduͤn⸗ kung zufchreiben. 2 TFsı shu oder Vernisbaeume . Gestraeuche, wovon der Thee koemmt . SU TEEN Zulnge oder Cunawurzel. EV 243. XV Bu. VII Eapitel. 527 gruͤne Aeſte und Blätter. Die Blätter waren einen oder anderthalb Zoll lang, ‚gerade zu: Thee⸗ gefpist und an den Rändern gezaͤhnt. Die älteften, die etwas weißlicht fihienen, waren rauch. Bart, brüchig und bitter, Die neuen gegentheils, gelinde, biegfam, roͤthlich, glatt, durch— fichtig und von fehr füßem Gefchmade, befonders nachdem man fie ein wenig gefauet hatte, Weil es im Herbftmonate war: fo fand er drey Arten von Früchten. An den jungen Traͤgt drey⸗ Aeſten befanden fich Fleine fehleimichte Erbfen, außen gruͤn und inwendig voll gelber Kör- erley Arten ner. An andern war die Frucht jo groß, als Bohnen, aber von mannichfaltiger Geftalt ; bald rund und eine Erbſe darinnen, bald lang mit zwo Erbfen, bald dreyeckigt mit dreyen, wie bey der Talgbaumsfrucht. Die erſte Haut, welche diefe Körner umſchließt, iſt grün, von Fruͤch⸗ ſehr dick und etwas glatt, die andere weiß und duͤnner, unter welcher ein drittes ſehr feines ka Häuschen eine Art von Eichel oder Eleiner Nuß bedeckt, die vollfommen rund ift, und mit einer Fleinen Fafer an der Rinde hängt, und daraus ihre Nahrung zieht. Dieſe Frucht | ift etwas bitter, wenn fie noch jung it, aber einen oder zweene Tage, nachdem fie einge⸗ ſammlet worden, wird fie welk, länglicht und gelb, und wie eine alte Hafelnuß runzlicht, zuletzt öliche und fehr bitter. Der Berfaffer fand auch noch eine dritte Art alter harter Früchte, deren erfte Schaale, wenn man fie nur etwas aufmachte, eine harte zerbrechliche Bedeckung, vollkommen wie an einer Kaſtanie zeigte. Wie er fie aufbrach: fo fand ex faft nichts von der Frucht mehr; fo trocken und flach war fie geworden. Bey einigen war, diefe Frucht zu einem Staube geworden, andere enthielten eine ganz vertrocknete Nuß, die noch mit ihrer erften Haut bedecfet war, Unter diefen Früchten hat eine große Menge Fein Auge oder Feine Knofpen: diefe heißen fie Weibchen, die aber eine haben, koͤnnen gefäet werden, und bringen Bäume, ob- wohl die Chinefen ordentlich ſolche durch Abfeglinge fortpflanzen, Der Berfaffer koſtete die Rin- de vom Stamme und von den Aeſten. Er Fauete auch etwas vom Holze und den Fafern, die an ftatt daß fie bitter hätten ſchmecken follen, einen füßen Geſchmack wie Suͤßholz zuruͤck ließen, aber man empfindet ſolchen nyr eine Zeitlang darauf, ; | Bon den Kräften des Thees find die Meynungen fehr verfchieden ; denn einige fehrei- Eigenſchaf⸗ ben ihm gute, andere fchlimme Wirkungen zu. Viele bilden fich ein, er verwahre die Ehi- Ln bes nefen vor der Gicht, dem Seitenftechen und dem Steine, weil ihnen diefe Krankheiten unbe Thees. kannt find. Die Tartarn, die vohes Fleifch eflen, empfinden gleich die Wirfungen der unterbleibenden Verdauung, fobald fie diefen Trank nicht gebrauchen. Bey andern bringe er eben diefe Wirkungen hervor, wenn fie ihn nach der Mahlzeit trinken. Der Gebrauch des Thees befreyet einige vom Schwindel ‚ andere ſchlafen beſſer darauf, welches beweiſt, daß er die Duͤnſte nicht niederſchlaͤgt. In Frankreich finden ihn viele für den Stein, die Un— verbaulichkeit und das Kopfweh gut; ja einigen foll er in ſehr kurzer Zeit vom Geitenftechen und Zipperlein geholfen haben b). Andern hingegen hat er gar keinen Vortheil gebracht; daher urtheilet man, feine guten Eigenfchaften, was es auch) für welche feyn mögen, möchten wohl bey den meiften andern Blättern anzutreffen feyn. Ein Pfund koſtet in China nur drey Pence z). Cunningham verſichert, die drey Arten von Thee, die man insgemein nach Eng- Alle Arten land bringt, kaͤmen alle von einer Pflanze her, und ihr Unterſchied würde nur von der Jahres⸗ i) Ke Comtens Nachrichten von China, auf der aaı und folgenden Seite. 528 € | Beſchreibung von China. Eher» Jahreszeit und dem Boden verurfacht. Der Hohes, Boy oder Posi x) iſt die erſte firauch, Knoſpe, die im Anfange des Märzens gefammelt und im Schatten getrocknet wird. Der Bingthee ift von dem zweyten Wuchſe im April, und der Sing⸗lo, der legte, im May und Brachmonate. Beyde werden ein wenig in Pfannen über dem Feuer getrock⸗ net. Der Theeftrauch bleibt beftändig grün, und blühet vom Weinmonate bis in den * Jenner, der Samen aber reifet bis auf den folgenden Herbſtmonat und Weinmonat, fo, daß man zu gleicher Zeit Bluͤthe und Samen haben kann; aber gegen einen vollen und feifchen Samen find hundert, die zu nichts taugen. von einerley Dieſe machen die beyden Arten von Fruͤchten in le Comtens Beſchreibung des Thees Vaume . aus Was er leimichte Erbſen nennet, iſt nichts weiter geweſen, als die jungen Knoſpen der noch nicht geöffneten Bluͤthen. Die Samenbehältniffe befteden wirklich aus drey Capfeln, deren jede eineNuß obereinen Samen enthält; und obwohl nur zwo oder auch nur eine Capfel zur Vollkommenheit gelangen , ſo Eann man doch die Merkmaale der übrigen _ entdefen. Er wächft in trocknem fandigten Boden an den Hügeln in verfchiedenen Drten des Eylandes Chew⸗ſhan ohne einige Pflege. Epinefifches Eben derfelbe Verfaſſer bemerfet, le Comte irre fich, wenn er behauptet, die Chi- Pfropfen. nofen wuͤßten nichts vom Pfropfenz denn er habe auf diefen Eylanden den Talgbaum und andere gepfropft gefehen. Sie fihligen den Stock nicht auf, fondern fehneiden ein Fleines Stuͤckchen außen auf, in welches fie Das Pfropfreis fhief abgeſchnitten, damit es ſich indie Deffnung ſchicket, hineinſtecken, alsdann bie Rinde des Schlitzes uͤber das Pfropfreis zie⸗ hen, alles zuſammenbinden, und es, wie wir, mit Strohe und Erde bedecken 7). 4. Von den Bäumen, welche Bluͤthen tragen. Väume voll Blubmen, Der Mo⸗lyen. Der me. Lan wha. Gemeine Bluhme. Peonien. Ra:mwe. Der Cha⸗wha. Verſchiedene Arten. Roſen von Provence, Der Lyen-wha. Art Wehlriechende Sträucher. Jeſmin und Sams von Wafferlilien, Der Pe⸗tſi. Farben vor pagu. Quey⸗ wha. Eine vortreffliche Bluh-⸗ Pflanzen. Baͤume voll Hi blühenden Bäume und Sträucher find durch ganz China zahlreich, und es bat hierinnen Bluhmen. einen Vorzug vor Europa, wie Gegentheils Europa den Vorzug an den Bluhmen hat, die aus Samen und Wurzeln wachſen. Man ſieht da große Baͤume mit Bluhmen bes deckt, deren einige den Tulpen vollkommen ähnlich find, andere Roſen gleichen, Dieſes giebt mit den grünen Blättern vermengt ein febr fchönes Anfehen. Moslyen, Einer heiße Mo⸗lyen, und ift fo did, als Das untere Theil vom Fuße. Seine Aeſte find dünne, voll Marf, und mit einer rothen Rinde überzogen, die weiße Flecke wie ein Hafelnußftraud) bat. Er hat nicht allzuviel, aber fehr große Blätter, die nach dem Gi: pfel zu am breiteften find. Sie find dünne und fehr troden. Ihre Rippen und vornehm- ften Fafern find mit einem feinen weißen wollichten Wefen bedeckt. Sie hängen vermit⸗ teift Stengel an den Bäumen, die ſich gegen das Untere faft rund um den Aſt ausbreiten. Der Aft geht fo zu fagen aus denfelben wie aus einer kleinen Röhre heraus, und machet da⸗ felbft ein Knie, i Mitten Ey Er ſchreibt es Vo⸗ iii. auf der 225 Seite geſteht er, daß fie pfropfen, wie T) Auf der 96 Seite feiner Nachrichten. Aber man etwas weiter oben fehen kann. v XV Bu. VII Capitel. i 529 Mitkten aus den Stengeln erheben fich Fleine eyrunde Knöpfchen mie wollichtem Wefen. Andere bedeckt. -Diefe öffnen fich im Ehriftmonate, und es werden alsdann große Bluhmen dar- Baͤume. aus, wie die Berglilien, die aus ſieben oder acht Blättern voll langer $afern, von eyrunder — Geftalt, "und an den Enden zugeſpitzt beſtehen. Einige diefer Bäume tragen gelbe Blud- men, andere rothe, und noch andere weiße. e t ' "Ein anderer Baum, La⸗mwe, hat einige Aehnlichkeit mit unferm Sorbeerbaume, La⸗ mwe. bas die Größe, Geftalt, und die Beſchaffenheit feiner Nefte betrifft. Die Blätter mach: fen paarweiſe einander gegen über an kurzen Stengeln. Die geößten find meift fo groß, als die an gemeinen $orbeerbäunen, aber weder fo Dick noch) trocken; fie werden nad) Propor- tion ihrer Entfernung vom Ende des Aftes immer kleiner und fleiner. Mitten im Winter kommien zwiſchen dieſen Blättern kleine gelbe Bluhmen hervor, die angenehm riechen, und Roſen nicht unaͤhnlich find. dir Der Bann Chanvba wuͤrde ebenfalls ein großer Zierrath für die Gärten ſeyn. Cha-wha. Es giebt viererfen Arten davon, die Bluhmen tragen, und an der Öeftalt des Wipfels, an Holz und Blättern, den fpanifchen Lorbeern gleichen. Die Blätter fallen im Winter nicht ab. Sie ſtehen wechfelsweife auf jeder Seite Der Aeſte, und find fo groß, als die fpanifche Are, aber eyrund, an, den Enden zugefpigt, und um Die Ränder wie eine Säge gezäbnt. Sie find auch Dicker undfefter, auf der Oberſeite dunkelgruͤn, wie Drangenblätter, und unten gelb, mit fer. dicken Stengeln. Das Holz ift weißlichtgrau und fehr glatt; der Stamm abermeift fo. ftarf,, wie eines Mannes dickes Bein. | Wo die Stengel aus dem Baume herausgeben, zeigen fich Knoſpen von der Größe, Geſtalt und Farbe einer Hafelnuß. Sie find mit feinem weißen Haare bedeckt, und haben einen Grund wie Satin. Im Chriftimonate werden Daraus gefüllte vöthliche Bluhmen, wie Roschen; fie werden von einem Kelche getragen, und wachfen aus dem Afte ohne Stengel heraus, | Die Baume der zweyten Art find fehr hoch. Ihr Laub iſt am Ende abgerundet, Verſchiedene und die Bluhmen ſind groß und roth, die mit den gruͤnen Blaͤttern vermengt, ſehr ange- Arten. — nehm Baer Die Bluhmen von den beyden andern Arten find Fleiner und weißlicht. Das Mittel ift voll zarter Faden , deren jeder einen gelben flachen Knopf bat, wie die ge- meinen Nofen, und im Mittel ſteht ein Eleines rundes Saͤulchen, an dem fich unten ein grünes Kügelchen befindet, das größer wird und Die Samenhülfe ausmachet ”). Hier und dar befinden fi) Bäume, Die faſt das ganze Jahr hindurch voll fleifchfar- bener Bluͤthen find. Sie haben Fleine Blätter wie die Ulmenbaͤume, einen unordentlich geftalteten Stamm, gekruͤmmte Aeſte und glatte Rinde. Wären fie in allen mit Drangen- Däumen vermenger, ſo wiirde ſolches die angenehmfte Sache von der Welt feyn: aber die Chineſen machen fid) niche viel aus dem Spaßierengehen 0). "Anker den Sträuchern waren dem du Halde (oder feinen Correfpondenten) noch — meht als drey oder vier Arten unbefannt, die wohlriechende Bluhmen Haben, Die, wel- Sträucher be Mo li⸗wha heiten, find die angenehmften. Der Strauch, welcher fie trägt, wird : in den füdlichen Teilen von China leicht fortgepflanzt, und waͤchſt dafelbft ziemlich Hoch. Aber in den nordlichen Provinzen übertrifft er nie fünf oder fechs Fuß, ob fie ihn wohl im Winter ) Auszug aus den philoſ. Tranſ. 5 B. 4 Th. mM Du Haldens China, 4.8. 12,320 n. f. Seite, do. 0) Ke Comte a. d. 158 Seite. Allgem. Keiſebeſchr. VI Band. Err Andere Bäume. Jaſmin und Sampagu. Quey⸗ wha. 330. | Beſchreibung von China. Winter in Gewaͤchshaͤuſern verwahren. Die Bluͤthe gleicht der vollen Jeſminbluͤthe febr, ſowohl an Geſtalt als Farbe; aber fie riecht ſtaͤrker, obwohl aud angenehm. Sein! aber iſt gänzlich unterfehieden , und koͤmmt dem jungen Eitronbaume näher p) F Jaſwin iſt fehe gemein. Sie pflanzen ſolchen wie Weinftöcke, und pflegen ihn ſehr forgfältig, weil fie ihn in Sträußern verfaufen, Aber diefe Bluhme wird noch von der Sampaguı übertroffen , welche in andern Laͤndern ſowohl, als in China, berühmt ift- Sie Halten ſolche in Bluhmentoͤpfen, und. führen fie aus einer Provinz in die andere zum Verkaufe. Die Wurzel hat ſehr wunderbare und einander ſehr enrgegengefegte Eigenſchaf⸗ ten. Man erzählte.dem Berfaffer zu Manila, der Theil, der nach Oſten zu wüchfe, fer ein. eödtliches Gift, und der weftliche, das Gegengift 9). Der Baum, welcher die Blume Quey⸗wha hervorbringt, und in den füdlichen Landſchaften fehr gemein, auch manchmal fo groß, als eine Eiche iſt, wird in den norblichen . > felten gefunden. Er bat Fleine Bluͤthen von mancherley Farbe und fehr augenehmem Ge- ruche . Die Blätter find wie an unferm torbeerbaume, welche Aehnlichfeit man bey den fehr hoben Bäumen in Che⸗kyang, Ayangfi, Nun⸗nan und Duang-fi nod) leichter fieht, als an den Sträuchern von eben der Art. Diefe Bluͤhmchen find ordentlich gelb, und hängen dergeftalt klumpenweiſe an deu - Bäumen, daß fie den Boden bedecken, wenn fie-abfallen. Sie erfüllen. die Luft aufeine große Weite mit ihrem angenehmen Geruche, Manche Bäume tragen das Jahr viermal, und ſobald die alten Blüchen abfalten, folgen neue, daß man fie auch im Winter haͤufig haben kann. Eine vortreff· Dieſer Bluhme ift eine andere nicht unähnlich, oder es iſt vielleicht eben dieſelbe, die liche Bluh⸗ ne. DieLan wha. Navarette als ein gelbes Bluͤhmchen, von ſo angenehmem und ſtarkem Geruche beſchreibt, daß ar fie mit nichts in Europa zu vergleichen wuͤßte. Ob ſie gleich ſehr flein wären, fo vöche man fie Doch auf dreyvierthel Meilen. Er bemerfet, der Baum, an dem ſie wüchlen, hieße La⸗mo⸗li⸗ſ hwi, und trüge fonft Eeine andere Frucht. Er bluͤhete im Jenner, und die Bluhme blieb einige Monate auf dem Stengel. Die Gelehrten ſchaͤtzten ſolche ſehr Boch, und truͤgen fie ordentlich an einer Haarlocke, die ihnen hinten hinabhaͤngt. Der Ber- fafer bemerket bey diefer Gelegenheit, das Frauenzimmer trüge fo gern Bluhmen auf den Köpfen. ( fowohl natuͤrliche als goldene und filberne ) daß fie dieferwegen in ihren Gärten Pappeln ſaen. Erfah ein Srauenzimmer von ſiebenzig Jahren, ganz mit dergleichen be⸗ deckt, eilfertig zu ihren Nachbarinhen gehen. Er gefteht, die Miffivnarien häften in Berz gleichung mit den europäifchen Sitten, fich des Lachens Darüber nicht enthalten koͤnnen, ob ihnen: wohl der Chineſen Beyſpiel mehr Hoͤflichkeit hätte beybringen ſollen. Eine Bluhme, Lan⸗wha, oder Lan⸗weywha genannt, hat noch) einen ſtaͤrkern Geruch, als einige von den vorhergehenden: aber ſie iſt nicht fofchön. Ihre Farbe fällt ges meiniglich indie Wachsfarbe. Die Pflanze, welche fie trägt, wird fonft ſchwerlich als am den: Provinzen, bie an der See fiegen, gezogen, Die Bluhmen, welche Die meiften Blät- ter und das fihönfte Anfehen, aber fonft feinen Geruch haben, wachfen wie Rofen auf Baͤu⸗ men: und Sträuchern‘, die man zu: ben: Pfirfchen und Granatapfeln rechne, Sie haben eine ?) Du Haldens China, auf der 1Seite: r) Du Saldens China, auf der m Geite; Nanaxrettens Veſchreibung von. China, auf 9), Ze Eomte auf der 158 Seite, ie | #) Du Baldens China, a; d. 12 Seite: XV Buch. VIE Capitel. — eine glaͤnzende Farbe, tragen aber keine Frucht. Ein anderer Strauch, der mit den bey Allerhand uns dekaunten Arten noch weniger Aehnlichkeit hat, heißt Men⸗quang⸗ſ bu, zu Pe⸗king; Bluhmen. denn er hat wenigſtens in drey verſchiedenen Provinzen verſchiedene Namen, Seine Bluͤthe iſt weiß, die Blätter wachſen wie eine doppelte und bisweilen dreyfache Roſe. Der Kelch verwandelt ſich in eine Frucht, die einer Erbſe aͤhnlich, aber ganz ohne Geſchmack iſt. Die Zellen find voll Kerne oder Samen, die von einer Enorplichten fhwärzlichten Haut be deckt werden vr). | Von den Bluhmen, die auf andern Pflanzen und eßbaren Kräutern wachſen, berichtet Gemeine uns le Comte, daß fie nicht des Anfehens werth find.” Sie hätten Feine merfroürdigen Blubmen ; von der Art, und ob. man gleich weiche anträfe, die den europäifchen ähnlich twären, fo war- Peonien. teten ſie doch dieſelben ſo ſchlecht, daß ſie faſt unkenntlich wären s), Es ſcheint, als Habe dieſer Schriftſteller keine Peonien geſehen, da du Halde uns verſichert, man finde ſie hier und dar in China viel ſchoͤner, als in Europa, und außer ihren mannichfaltigen Farben, gä- ben fie aud) au einigen Orten den angenehmſten Geruch von fih, Sie wären, feget er hinzu, der größte Zierrath ihrer Bluhmenbetten, wo man £eine Art anträfe, die mit unfern Nel⸗ Een, ‚Tulpen, Ranunfeln, Anemonen u. f w. zu vergleichen wären r), Navarette gleichwohl, der ſich ruͤhmet, eine große Mannichfaltigkeit von Bluhmen gefeben zu haben, verſichert uns, es gebe in China einen Roſenſtrauch, der in allen Umftänden den Roſen von Provence gleiche, und monatlich neue Bluhmen freibe. Die Bluhme, welche die Nofe von Chinefen Mew⸗tan oder Die Königian der Bluhmen nennen, ift gewiß, ſaget unfer Ber: Provence. fafſer, die ſchonſte von der Welt, und ſollte nur Königen und Fürften überliefert werden, Ihr Geruch ift fehr angenehm, und fie bat eine Menge röthlicher Blätter, die felbft die Traurigkeit beluftigen müflen. Er bemerfet auch, man treffe eine Menge Sonnenbluh⸗ men an, ſehr wohlriechende Lilien, die ihr Philoſoph fehr erhebet, und andere in Europa. gemeine Bluhmen. Don den fogenannten Hahnenk oͤmmen gebe es eine große Menge, die ſehr ſchoͤn, und eine große Zierrath der Gärten wären «), aber ihre Nelken hätten wer nig oder feinen Geruch. h ei In Fiſchhaͤltern und oft auch in den Moraͤſten, waͤchſt die Bluhme Lyen⸗wha, die Die Lyen⸗ von den Chineſen ſehr hoch geſchaͤtzt wird. Vermoͤge der Blaͤtter, der Frucht und des wha. Stengels erhellet, daß es die Nenuphar, Nymphala, oder Waſſerlilie iſt x), aus der man in Europa nicht viel machet. Aber vermittelft der großen Sorgfalt, die fie darauf wen- x den, wird die Bluhme gefüllt. Man faget, ihre Blätter beliefen fich auf ein hundert, und die Farben find Iebhafter und mannichfaltiger , als bey uns. Wo die Bluhme einfach ift, bat fie wie bey uns ordentlich nur fünf Blaͤtter, und das Säulchen in der Mitte wächft in Ge⸗ ſtalt eines Kegels, und ift der Länge nad) in verfchiedene Zellen getheilt, die eine fehr weiße Arc Frucht, größer als unfere Bohnen, trägt ). Die Lyen wha findet man faft überall ‚in der Landſchaft Ayangfi. Nichts kann angenehmer feyn, als überall ganze Seen mit ihren ’Bluhmen bedeckt zu feben, Die dafelbft jährlich gepfleget werden. Die großen Herren halten fie in Zeichen, bisweilen in große Gefäßen mit Erde und Waſſer gefüllt, die ihre Gärten und Höfe zu zieren dienen, j Err al Diefe Navarettens Beſchreib. bon China, Ad 5 S. ſchieden, ſowohl in der Frucht als Bluͤthe und Wur⸗ Gleichwohl ſaget dieſer Schriftfteller auf der zel. Sie heißt auch die Waſſerroſe. 79 Seite, fie ſey von der Waſſerlilie ſehr unters ) Du Haldens China, auf der'zz Seite, 332 & | Beſchreibung von, China. Wald⸗ baͤume. Dieſe Bluhme, die eine oder anderthalbe Eile über das Waſſer empor ſchießt, gleicht einer Tulpe gar feht. Sie befteht aus einer Eleinen Kugel, die auf einem dünnen Faden EineXtvon ruhet, faft wie der, ven man in ber Silie antrifft. Ihre Farbe ift veilchenblau oder roth, Rafferlifien. auch theils roth theils weiß, und der Geruch-fehe ‚angenehm, die Frucht aber. von der Pestfi. Farben aus Pflanzen, Waldbaͤume. Eichen und Fichten. Größe einer Haſelnuß mit einem weißen wohlſchmeckenden Kerne. Die Aerzte verſchreiben fie $euten, die von einer langen Kranfheit ausgezehret find, zur Nahrung und Stärkung. Im Sommer ift fie auch fehr fühlend. Die Blätter find lang und ſchwimmen auf dem Waſſer; an der Wurzel hängen fie vermittelft langer Faden, deren fih die Gärtner bedienen, ihre Waare einzumiceln. Die Wurzelift Fnoticht, wie am Schilfe; Mark und inneres Welen find fehr weiß. Man haͤlt die Pflanze im ganzen Neiche ſehr had), weil alle Theile von ihr gebraucht werden. Gie machen auch bey verfähiedenen Gelegenheiten Speifen daraus: 2). . Le Comte erwaͤhnet einer Bluhme, welche eine Artvom Nenufar iftund Pe⸗tſi Heißt. Sie wächft unter dem Waſſer; ihre Wurzel ift an ein weißes Wefen befeftiget, das mit einer rothen Haut bedecket iſt, und fich in verſchiedene Köpfe theiler, die, wenn fie friſch find, wie eine Hafelnuß ſchmecken. Die Chinefen verficherten ihn, fie erweichte Kupfer, wenn man fie mit einem Stüdchen davon in den Mund thäte, aber die Verſuche zu Hang⸗ chew⸗fu, wo die Destfi ſtark gegeffen wird und zu Kya⸗hing⸗fu zeigten den Miffionavien, diefes ſey eine bloße Erdichtungz und das iſt Fein Wunder, da der Saft davon milde feheine und nichts beißendes hat ©), Du Halde fehreibt die vorgegebene Erweichung des Kupfers vem Lyen⸗wha zu, und giebt das Pe⸗tſi für eine Art davon aus 6). Die Chinefen brauchen faſt nichts anders, als Säfte von Bluhmen und Kräutern, um Bluhmen und andere Bilder auf Satin und Satinfäffende zu malen, daraus die Chi- nefen ihre Kleider, ihren Pug und ihren Hausrath machen. Diefe Farben, welche in die Seide felbft eindringen, verfchießen nie und veiben fich auch nicht ab, da fie nicht aus aufkle— benden Theilchen beftehen. Sie ſcheinen mit dem Seidengrunde fehr fein durchwebet zu feyn, ob fie wohl nur auf eine fehr zarte Art aufgetragen find c). 5. Zimmerhols und andere nügliche Bäume, Waldbaͤume. Eichen und Fihten, Nansmu. oder Eiſenbaum. Bambu. Rattan und Zucker» Tſe⸗tan oder Roſenholz. Lung ju tſu. Tye⸗li mu roͤhre. Hi Ebenen find fo mit Keiß erfüllt, daß man faft einen Baum fieht. Aber die ‘Berge, befonders in Shen-fi, Ho⸗nan, Duang-tong und Fo⸗kyen, find mit Wäldern bedeckt, in denen fich große gerade Bäume von allen Arten. befinden, Die zu öffentlichen Gebäuden und befonders zum Schiffbaue ſehr dienlich find; als Fichten, Eſchen, Ellern, Eichen, Palmen und Zebern, nebjt verfchtedenen, Die in Europa nicht allzubefannt find. 4). Fichten oder Tannen, werden zu Schiffen, Booten und. Gebäuden in fo unfäglicher Menge verbraucht, daß man fich wundern füllte, daß Die Wälder noch nicht alle niedergehauen find. Zum Feuern wird auch nicht. wenig verbrauchte), und in. den nordlichen Gegenden braucher man eben den Baum zum Bauen, im füdlichen Theileaber, über.den Fluß, bedienen fie fich ordentlich des Sha⸗mu. Am 2) Du Hvalde a. d. 79 u. f. S. 1).Du »aldens China, auf der 13 Seite. a) Le Comtens Nachrichten von China auf ce) Eben daſelbſt a. d. 14 ©, ’ der 107 Seite, 4) Eben dafelbfin,d.317 ©. XV Buch N Capitel. 553 Arum hoͤchſten aber ſchaͤen ſie das Holz, das ſie Nan⸗mu heißen. Die Pfeiler der Wald⸗ Zimmer, und alle Hallen des kaiſerlichen Pallaſtes ſowohl, als Senfter, Thüren, und brume Balken beftehen daraus. Die Chinefen fehen es als ein Holz an, das nie verdirbt. Wer Nanımu. ein. immerwaͤhrendes Haus bauen will, fagen fie, Der muß fich des Nan⸗mu ber _ dienen;, daher kommt es vielleicht, Daß die Reifenden davon als von ber. Zeder reden; aber die Blätter wenigftens, die den Miſſionarien vor, die Augen gekommen find, haben mit den Zebern dom Hibanon nach der Befchreibung folcher Schriftſteller, die Diefe gefehen haben, nichts aͤhnliches. Diefer Daum iſt einer von der größten Art und fehr gerade, Seine Aeſte ſchießen gerade aufwärts. Sie fangen nur auf einer gewiſſen Höhe an, und endigen ſich am Gipfel in Geftalt, eines Straußes, u... — “Gleichwohl weicht das Nan⸗ mu weit an Schoͤnheit dem Tſe⸗tan, ober wie es bey es tan oder Hofe genannt wirb,, dem Roſenholze. Diefes iſt roͤchlichſchwarz 7), ſtreiſicht und vol Roſenholz. ſehr feiner Adern, von denen man glauben ſollte, daß ſie gemalt waͤren. Es tauget uͤber⸗ die auch zu der feinſten Art von Tiſcherarbeit. Der Hausrath ‚aus diefem Holze wird Durchs ganze Neich und In den nordlichen Provinzen fehr hochgeſchaͤtzt; er gile mehr als der überfirnißte g. a a a A a 3 * Der Baum Lungu⸗tſu bat einen Stamm von der Stärke, wie unfere größten Lungjutfit. Pflaum enbaume und ſie ſchneiden zum gemeinen Gebrauche Bretter Daraus. Er theilet — fich bald in zween oder drey dicke Aeſte, die ſich wieder in kleinere theilen. Die Rinde iſt roͤchlichgrau und wie am Hafelnußftrauche gefleckt, aber das Aeußere der Aeſte Enotich, ges kruͤmmt, rauh und voll Mark, wie am Waͤlſchennußbaume. Die Frucht ift etwas ey- foͤrmig und ſo lange fie grün iſt, den Kirſchen ziemlich aͤhnlich, ſowohl was Farbe und Goftalt , als den Stengel betrifft. Dieſer letztere iſt gruͤn und faſerich, ſehr lang und in viel Aeſte zertheilt, deren jeder eine ſolche Beere am Ende haͤngen hat, Die Haut der Frucht iſt hier und dar voll kleiner vorher Flecken, ſehr zaͤh, und enthoͤlt ein gruͤnliches Wer fen, das, wenn es reift, wie Brey wird. Sie reiben im Winter die Hände damit, daß ſolche von Froſte nicht ſchwellen. 0°. han) ai Die Frucht Hat einen fehr harten: Stein wie eine Kirſche, aber etwas länglicht, und bat fünf, ſechs und manchmal fieben Furchen die Laͤnge hin. Er befünmit feine Nab- rung durch eine große runde Deffnung, die immer enger wird, je näher fie zu dem einge⸗ ſchloßnen Kerne koͤmnt, der klein und mit einer ſchwaͤrzlichen Haut bdedeckt iſt, und noch nicht die Haͤrte eines Apfelkerns hat h); An Stärke und Feſtigkeit gleicht vielleicht Fein Holz dem Tye⸗li⸗mu, das die Portu⸗ ui gieſen Pao de ferro / das ift, Eiſenholz, nennen. Der Baum ift fo groß, als unſere gro= gaum, fen Eichen: aber an Dicke des Stammes, Geftalt der Blätter, Farbe des Holzes, bie dunkler iſt, und noch mehr an der eigenen Schwere des Holzes, unterſchieden. Die Unfer ihrer Kriegesſchiffe werden aus dieſem Holze gemacht; und die kaiſerlichen Beamten, web— he die Miffionarien auf ihrer’ Reiſe auf das Eyland Taywan oder Formoſa begleiteten, gaben vor, diefe Anker wären den eifernen, deren ſich die chinefifchen Kaufleute bedienen, vor⸗ zuziehen: aber hierinnen irrten fie fich unftreitig 3 denn die Hafen Fönnen nie fpigig und ſtark ge⸗ ll Era ug 5 s yon Chinn,nd.345. Naparettens Berichte wählt: \ 2 ) ee 1ER das in g) Du Baldens China, auf der 10 Seite den nordlichen Gegenden aber nicht haufig nad) 5) Eben daſelbſt auf der 320 Seite. ! 54 Becſchreibimg von China. Röhre. nug gemacht werden, daß fie recht feſt Halten; und da die Schenkel des Ankers noch ein⸗ mal fo fang gemacht werden, als bey den eifernen: fo müffen fie nothwendig nach) eben dent Maape fehwächer feyn, man mag fie fo ftarf machen, als man will . Das Band. Zu den nügfichen Baͤnmen kann Bas Rohr gerechnet werden, das bie Chinefen Chu⸗ fe, die Europäer aber Bambu nennen; es giebt deffen verſchiedene Arten. Es waͤchſt fo Hoch, als die meiften Bäume, und ift außerordentlich hart; fo daß es große Saften, und menchmal ganze hölzerne Häufer trägt, ob es gleich durchaus, die Knoten oder Gelenke ausgenommen, hohl iſt. Man Fann es in Eleine Splitter oder Fafen zertheilen, daraus fie Marten, Büchfen und andere artige Arbeit machen, wie auch Papier 3), Waflerröhren und 2... andere-Dinge A), befonders Hausrath, als Tafeln, Stühle, Berten, Preſſen, Büchfen, Kiiſten, und was fie tur wollen. Die Miffisnarien fanden dergleichen Waaren zu Kan⸗ Fr ton im Laden fertig zu verfaufen. "Ein Berte Eoftere neun Pence, ein Tiſch ſechs Pence, ein Stuhl vier Pence und einen halben Penny u. few. Diefe Röhre find am gemeinften in den füblichen Provinzen, man kann Daraus fehr gute Stangen, ober andere Arten von Gerüften machen D. | Nattanoder - . China bringe auch den Rattan und das, Zuckerrohr hervor. , Der erſte iſt duͤnne, Zuckerroͤhre. aber far, und kriecht am Grunde achthundert bis faufend Fuß fort m), Die füdlichen Provinzen haben einen Ueberfluß von dem letztern 7)... 6. Wurzeln, Kräuter und Pflanzen. Wurzeln und Kräuter) , Eine Art von Sas Teirfes Wurzel. Ti whang⸗Wurzel. Hu—⸗ date, Petfay. Zwiebeln. Rhebarber. Fur hun. Sanztfi, deſſen Tugenden. Tyen⸗ ling oder Chinawurzel; deren Tugenden, wha⸗ Blau. na alalaune #5) ; Kräuter und Ey geringer Leute in China Ieben meift von Kräutern, Wurzeln und Hülfenfrüchten, Wurzel. nebft dem Neiße, welches ihre ordentlichen Speifen find; daher find fie fehr forgfäl- ig, ihre Küchengärten zu bauen. Wenn die Jahreszeit fuͤr ein Gewächfe vorbey ft: fo wird ſogleich ein anderes: gepflänzet und: gefüeh, damit niemals der geringſte Fleck vom Erd⸗ reiche wuͤſte liegt. Sie haben eine große. Mannichfaltigkeit dieſer Gewächfe, von denen malt in Europe viele antrifft. Die Samen von Kohle, Saurampfer, Raute und einigen ans dern Pflanzen, die aus Indien gebracht werden, pflegen in zwey bis drey Jahren einzuge- ‚Kohl, ben oder auszuarten. Sie haben wahren Kohl; er befümmt aber feine rechten Häupter- Auch Haben fie vor langen Zeiten Peterſilien gehabt 2), weil man folche in ihren Büchern unter dem Namen Shinstfag erwaͤhnet findet : fie bat aber weder die Schönheit, noch Die Suͤßigkeit dev europaiſchen. * Pe⸗tſay, eine Unter den Kuͤchenkraͤutern, die wir nicht haben, verdienet kaum eines einen Platz in Art von Sa: unſern beſten Kuͤchengaͤrten, ausgenommen das ſogenannte Pe⸗tſay, welches fehr gut if late. Manche verwechſeln es mit dem roͤmiſchen Salate, Ob nut gleich die erſten Blätter damit eine Aehnlichkeit haben: fo find doch die Bluͤthen, ver Same, der Geſchmack und die Höhe unterfihieden. Am beſten trifft man es in den nordlichen Landſchaften an, wo es m. J \ eriten 2) Sie machen auch Papier ans der Rinde des D Navarettes Befhe. von China‘, a. d. 248 Chu⸗ku⸗ oder Kuschu:Baumes, wie oben aufder m) Du Halde auf der 266 Seite. 278 Seite beſchrieben worden, n) Navarette auf der 3% Seite. x) Du Haldes China, auf der io Seite, WBuch. VIE Capitel. 535 erften Keife weich gemacht wird, und es iſt daſelbſt in unglaublicher Menge zu finden, „Im Pflanzen. Weinmonate-und Wintermonate werden. die neun Thore zu Peking. pon damit befadenen — Karren ganz erfuͤllet, weil ſolche ſtets vom Morgen bis zum Untergange der Sonne durch- gehen. Die Chinefen erhalten es mit Salze, oder falgen es ein, um.fediges mit ihren Reife zu Eochen, der an fich feinen Geſchmack ha. 0. ——— — In einigen ſuͤdlichen Landſchaften bauen fie Pappeln, kochen derſelben Blätter, und richten fie mit Bette oder mit Oele zu, wie wir den Salat oder Spinat mit Buster zurich⸗ ten; diefe Pflanze iſt ſehr geſund, and, larivet pP J A Be Comte fab eine Art von Zwiebeln, die fih nicht, wie Die unſrigen, befamen; ſon⸗ Zwiebeln dern gegen den Ausgang des Sommers tragen ihre Blätter einige kleine Faͤden, in deren Mitte fich eine weiße Zwiebel, wie Die in dev Erde, befindet. , Diefe treibt zu ihrer Zeit Blätter, aus. denen ein neuer Kopf hervorwaͤchſt u ſw. Diefe Blaͤtter werden nach einer fo genauen Ordnung, je weiter ſie von der Erde wegkommen, Eleiner und kleiner, daß man lauben ſollte, fie wären durch Menſchenhaͤnde fo geſetzt ). eite meldet, ihre Gurken und Melonen wären unſern nicht, aͤhnlich; und es gaͤbe verſchiedene Arten von gemeinen und Flaſchenkuͤrbiſſen, auch viel wilden Majoran: aber feinen Roßmarinz es werde häufiger Toback gepflanzt, und durch Das ganze Xeich geraucht. Sie fauften ihn trocken, Das Pfund um einen Penny; der japaniiche Tobasf aber wird. am böchften gefhäßt 7)... ee BEP “Die Arznepfräuter betreffend :, fo find diejenigen, die für bie beſten gehalten werben, oder den Milfionarien, indem fie Die Provinzen durchreiſten, am fonderbarfien fhienen, folgende : i en Rhebarber. Diefe Pflanze waͤchſt in großer Menge in Serchwen und auf den Rhebarber. Gebitgen von Shenſi, Die Swe⸗ſhan ober die Schneegebit ge heißen, und ſich von Lyang⸗ chew bis Surchew und Simingschew erſtrecken. Weil die Miffionarien an Yufnehmung diefer Gegenden im Weinmonate und Wintermonate arbeiteten : ſo trafen fie oft ganze Heerden Kameele mit Netzſaͤcken voll Rhebarber beladen, an., Die Bluhmen find den Klocken ähnlich, die an beyden Rändern eingeferbt waren. Die Blätter find lang und etwas raub. Die innere Seite der Wurzel, ſo lange fie noch frifch ift, iſt weißlicht; won fie aber trocfnes, fo nimmt fie die Farbe an, mit der fie zu uns ER Diejenige Pflanze, die von ihren Aerzten am meiften gebraucht wird ; heißt Surling, Fu ling oder. und bey den europaiſchen Schriftſtellern Radix Rina s) oder Chinawurzel. Sie waͤchſt Chinawurzel. vornehmlich in Se⸗chwen. Ihre langen und ſchmalen Blätter Eriechen löngft dem Grunde hin. Die Wurzel im Gegentheife wird ſehr dicke, und befönmme, wenn man den Chinefen glauben will, manchmal die Stärke eines Kindeskopfes. Die rechte Art heißt Desfirling oder weiße Suling, Die in einen Art von Schale ein weißlichses etwas Flebrichtes Weſen ‚enthält, Sie ift von einer andern Art unterfihieden, der man fich ebenfalls fehr bedienet, weil fie viel wohlſeiler iſt, und in verfihiedenen Gegenden von China wild wächft, wo fie als eine Are von wilden Fu ling angeſehen wird. Einige Miſſionarien verfichern, das Perfu-ling: oder Shensfi fen eine vollkommene Trüffel; Die Farbe iſt faſt gem, fie wird aber gelblicht, ; ; Bm" wenn. \ 0) Ebenderſelbe ſaget am angef.Drte, ſie haͤtten N Le Comtes Nachr. yon China a d. 100u. S. weder Peterſilien noch Borretſch. u x) Navarette anf der zaften Seite... >, ?) Du-änldens China, auf der 135 Seite 5) Die Portugiefen heißen fir Pao China. 336 Beſchreibung von China: Wurzʒeln. wenn fie trocknet. Man kann nicht Teiche beftimmen, bey was fir einer Krankheit Bief? Watjel am dienlichften ift. Weil ſich die chinefifchen Aerzte derfelben- ohne Linterfchied ir - allen ihren Necepten bedienen 7), Gie treibt den Schweiß vortrefflich, und iſt eine ſeh gute Blutreinigung #). Spreßräfte Wie Navarette bemerket: ſo giebt es zwo Arten der Chinawurzel, von denen die vollkommene fein und weiß iſt, und in den nordlichen Landſchaften waͤchſt. Die andere unvoll£ommenere heißen fie die Erdwurzel. Sie waͤchſt in Fo⸗kyen, Ouang⸗tong und andern füdlichen Landſchaften, ift roͤthlich, und finder fich Häufig auf den Feldern, mo jeder» mann fie ſammeln mag. Beyde Arten wachſen unter der Exde, und treiben nur einige Fleine Schoͤßlinge mit fehr Fleinen Blättern hervor, vermictelft deren man fie finder. Der Ver— faſſer glaubet, die erfte Art, die viermal fo theuer ift, als die andere, werde nur nach Eu- vopa gebracht. "Sie ift, wie er meldet, in Indien fehe theuer, und er hat eine Menge da- von zu Malakka für achtzehn Stüce von Achten verfaufen fehen, die in China nicht zwey gekoſtet hatte. Die Portugiefen zu Makau erfanden in Den vergangenen Fahren das Mic- tel, diefe Wurzel einzumachen, und die Holländer und Engländer bringen einiges von Dies fom Eingemashten, welches fehr wohlſchmeckend it, nach Europa v). Ten ⸗ſe⸗-Wur⸗ Die Wurzel der Pflanze Ten⸗ſe wird nicht ſo haͤufig gebraucht, als die Fu⸗ling, iſt del. aber theurer. Man findet fie ſelbſt in der Provinz Se⸗chwen, zwiſchen dem zoſten und agften Grade der Breite, wo fie waͤchſt, ſelten. Sie iſt hitzig, und man haͤlt fie für ein vortreffliches Mittel wider Krankheiten, die von Falten Säften entſtehen, und wider alle Arten von Verftopfungen. Sie hat eine befondere Geftale, iſt auf einer Seite rund, und auf der andern faft platt. Ihre flache Seite hängt, vermittelft der Faſern, an der Erde, befonders eines ſehr dicken, der in der Mitte der übrigen ift, und in Die Wurzel tiefer hinein: geht. Don der ausgebogenen Oberfläche ereiben verfchiedene Stengel aus, die fi) am Un- kertheile von einander fondern, fo daß jeder einen fleinen Strauß machet, durch welche Kennt: "zeichen die Pflanze leicht entdeckt wird. Gemeiniglich werfen fie die Aeſte weg, und behal- ten nur die Wurzel, welche fie Fochen, oder wenigftens ins Marienbad bringen, ehe fie diefelbe verkaufen. Ti⸗ whang⸗ Tirwbang iſt eine andere Wurzel von einer ſehr ſchoͤnen Pflanze, die vornehmlich Wurzel. in den nordlichen Gegenden von Ho⸗nan, in dem Bezirke von Whay⸗king⸗fu waͤchſt. Man ſollte fie beym erften Anblicke fuͤr eine Art von Suͤßholze halten, weil ſie eine Bluͤthe wie die Huͤlſenfruͤchte, und eine gekruͤmmte Huͤlſe hat; aber nach genauerer Unterſuchung der Blaͤtter, bes Samens und des Geſchmacks iſt es ſchwer zu ſagen, unter was für eine Art man fie bringen foll. Die Ehinefen finden fie guf, den Magen zu flärfen, und die verlohr⸗ nen Kräfte zu erfeßen w). Suchen Herr Cunningham fah eine fehr befondere Wurzel, Hu⸗chu⸗u genannt, in Chew⸗ſhan, der fie die Eigenfchaft zufchrieben, daß fie das Leben verlängerte, und graue Haare in ſchwarze veränderte, wenn man ihre Infuſion eine Zeitlang fränfe, fo Daß fie eine einzelne Wurzel, nach⸗ dem fie groß ift, mit ro Lyang oder Tael, u.auch wohl mit [000 oder 2000 Tael bezahlen : denn je größer fie ift, defto mehr Kraft befigt fie; der Berfaffer wollte aber einen fo koſtbaren Verſuch nicht e) Du Haldes China, auf der 13 Seite, ») Du Saldes China, anf der 13 Seite. a) Ce Comte auf der 228 Seite, x) Siehe den Auszug ang den philoſ. Tranſaet. u) Navarette auf der 55 Seite. VBand 4 Theil a. d. 1 Sin | XV Buch. VII Eapitel. 537 nicht anfteffen x). Dieß fiheint die Jinſeng zu feyn, die aus der oftlichen Tartarey ge Pflansen. bracht wird, oder die San⸗tſi, die von ihr wenig, als in der Geſtalt, unterfchieden it, — Dieſe Sanstfi wird unter allen Pflanzen nach der Jinſeng von den chinefifchen Aerz- Sanefi, ten am böchften geſchaͤtzt. Sie fihreiben beyden einerley Kräfte zu, und ziehen fogar bey Krankheiten, die dem weiblichen Gefchlechte eigen find, und bey allem Berfufte des Blu— tes, die San⸗tſi vor. Sie waͤchſt in der Landſchaft Quang⸗ſi, und wird nur auf den Gi- pfeln der unwegſamſten Berge gefunden. Diefer Art bedienet man fich beftändig zur Arzes ney; und die Mandarinen felbiger Gegenden machen ihren Vorgeſetzten Gefchenfe damit. Eine Arc von Ziege, die graulicht ausfieht, Tiebet diefe Pflanze gar fehr, daher das Blut derfelben, nad) den Gedanfen der Chinefen, Heilfame Kräfte befümmt. Es ift wahr, daß diefes Blut Y), wenn man fich geftoßen oder gequetfcht hat, erftaunliche Wirkungen thut, wie die Miffionarien vielmals erfahren haben, wenn ihre Bedienten nach einem Falle von ſchlimmen Pferden oft fprachlos und ohne Bewegung lagen, und durd) diefes Huͤlfsmittel in den Stand gefegt wurden, die Reife den folgenden Tag fortzufegen, Die Ehinefen fehen diefe Pflanze als ein befonderes Mittel wider die Pocen an, und Ihre man bat viele Beyſpiele von ihrer guten Wirkung. Die ſchwarzen und anftecfenden Dlar- Kräfte. tern werden hellroth, fobald Der Kranfe den Tranf genommen bat: daher fihreibt man es in verfchiedenen Krankheiten vor, von denen man vermuthet, daß fie von verderbtem Blute herruͤhren. Diefe Pflanze ift aber felten und theuer, und man ift nicht ficher, Daß man fie vein und unverfälfcht bekomme. Bon den häufigen Kräutern und andern Sachen, deren ſich die chinefifchen Künftler Tyen wha⸗ bedienen, wollen wir nur die Pflanze Tyen oder Tyen⸗wha erwähnen, welche man in allen Blau. Sandfchaften ſtark brauche. Wenn fie in Waſſer gethan, und in großen Faͤſſern oder klei⸗ nen Waſſerbehaͤltern zubereitet wird: fo giebt fie ein gutes Blau zum Färben. Die Pflan⸗ zen in Fo⸗kyen geben eine fchöne Farbe, die fie in der Art von Malerey, welche Tan⸗mey heißt, am böchften ſchaͤtzen z). * Der III Abſchnitt. Von Bergwerken und Metallen, Steinen und Mineralien. u Bergwerke und Metalle. China iſt reich an Bergwerken. Silbergruben. Goldgruben. Eiſen und Zinn. Weißes Kupfer. Rothes Kupfer. ide Gebirge in China find wegen ihrer Erzgruben berühmt, in denen afle Arten von Epina iſt reich Metallen enthalten find, wie auch wegen ihrer Heilfamen Duellen, Kräuter und Mi- an Bergwer— necalien, Man trifft dafelbft- Gold, Sitber, Eifen, Kupfer, Zinn, weißes Kupfer, Queck—- ken. füber, armeniſchen Stein, Zinnober, Vitriol, Alaun, Jaſpis, Rubin, Bergkryſtall, Magnet: Reine, Porpbyr, und Marmorbrüche von verfchiedener Art, an 2). kom: | ie IH Sie bedienen ſich des Blutes. einer Ziege, die. _ a) Be Comte, auf der 93 Seite. Du Haldens Niedergejage worden iſt. China, a. d. 317 Seite. 2) Du Haldens China, auf der. 13 u. f. Seite. Allgem, Reifebefchr. VI Band, DER, Metalle. ee ger 2) Silbergru⸗ ben. 538 Beſchreibung von China. Die Chinefen berichten, ihre Berge wären voller Gold und Silber: man härte aber bisher aus Staatsabfichten verhindert, Bergwerke anzulegen; vielleicht, Damit zu großer Ueberfluß das Volk nicht zu Unruhen oder zu Berabfaumung des Ackerbaues anreizte. Der Kaiſer Rangebi gab einigen, welche die, Beforgung feiner Kammergüter hatten, Die Frey⸗ heit, Silberbergwerke anzubauen: er ließ fie aber in zwey oder drey Jahren wieder auf hoͤ⸗ ven, vermuthlich, damit ſich nicht zu viel gemeines Volk zuſammenhaͤufte. Die Arbeiter in den Silbergeuben der Landſchaft PYun⸗nan, welche beftändig find gebauet worden, haben Gobold. * Eiſen, und Zinn Weißes Kupfer. vormals viele Ausbeute befommen, - Ohne Zweifel hat China auch Goldgruben. Was fie Dafeldft Haben, ift theils aus den Bergwerken, das meifte aber wird unter dem Sande 5) gefunden, welchen die Fluͤſſe von den Bergen in den weftlichen Theilen von Serchwen und Yunznan herabſchwemmen. Diefe feßtere Provinz ift Die veichfte unter beyden. Eine große Menge wird auc) durch die Seute, Namens Lo⸗lo gebracht, welche die benachbarten Gegenden der Königreiche Ava, Pegu und Laos bewohnen, es ift aber nicht fhön, weil es vielleicht nicht zulänglich gerei- nige iſt; und ihr Silber, mit dem Zufaße vermengt, ift noch fehwärzer; wenn aber bie Ehinefen felbiges gereinigt haben: fo wird es fo fein, als anderes, Das chinefifche ſehr ſchoͤne und theure Gold, wird in den Bezirfen von Li⸗kyang⸗fu und Nong⸗chang⸗ fu gefunden. Weil es aber nicht gemünze iſt, fo wird es im Handel nicht anders, als wie eine Waare gebraucht, obgleich Feine ſtarke Nachfrage darnach ift: denn das Gold wird faft nie, als zum Vergolden und in einigen Kleinigkeiten von Zier- - rathen, gebraucht, da niemand goldene Gefäße hat, als die Europäer. Bergwerke von Eifen, Zinn und andern im gemeinen Leben brauchbaren Metallen, muͤſſen nothwendig bier auch in Menge vorhanden feyn, da diefe Metalle im ganzen Reiche fehe wohlfeil find. Die Miffionarien , welche das Land aufzunehmen veifeten, waren Au- genzeugen von dem Neichthume eines: erkes in der Sandfchaft Zurquang, aus dem innerhalb wenig Tagen etliche Hundert Zentner geliefert wurden. Die Bergierfe vom gemeinen Kupfer, die fi in den Provinzen Nun- nan und Quey⸗chew befinden, haben das Reich mit der Scheidemünze verforgt, Die feit verfehie- denen Jahren ift gefchlagen worden. Aber Die befondere Are vom Kupfer iſt das Tſe tong oder weiße Kupfer, welches vielleicht nur.in China, und zwar. nirgends, «als in Yun⸗ nan, gefunden wird. Es iſt weiß, wenn es ausgegraben wird, und inwendig noch weißer, als außen, Aus unzähligen zu Peking angeftellten Verſuchen erhellet, daß feine Farbe _ von Feiner Beymifchung anderer Materie herruͤhret: denn jede folhe Beymiſchung verrin- gert feine Schönheit, Wenn es recht gearbeitet worden ift, fo ſieht es wie Silber aus, Damit fie es gelinde machen, mengen fie ein wenig Galmey, (Tuttenague,) oder dergleichen Metall Darıumters die aber feine ſchoͤne Farbe erhälten wollen, feßen anſtatt deſſen ein Fünf- theil Silber zu. Rothes Kupfer. Das Kupfer Tſe⸗ la⸗ tong, oder das Kupfer, das von fich ſelbſt koͤmmt, iſt nichts anders, als rothes Kupfer, das von den Bergen von Nun⸗nan heruntergeſchwemmt soorden, und in den Flußbetten dev Bäche gefunden wird, mern dieſe ausgetrocknet find 4). Magel⸗ 55 &o faget auch Navarette anf der 38 Seite, aus ihren Bergwerken, da ſie eine Menge Goldblaͤt⸗ Imgsl. Le Comte auf der 93 Eeite: ter ihren Vornehmen, oder wen fie ſonſt hochgehal⸗ €) Die 80:10 graben vermuthlich vieles Gold ten haben, mit in die Saͤrge geben. Es iſt — a XV Buch, VO Eapitel, | | ‚539 Magellanus bemerfet, es: würde deffen unfäglich vieles zu Geſchuͤtze, Bildſaͤulen, Gelde, Bechern und Schüffeln verbraucht , von welchen Hausrathe manche fonft ganz mittelmäßig gearbeitete Stuͤcke, bloß ihres Alters oder ihres Berfertigers wegen, etliche Hundert bis über taufend Kronen gölten Die große Menge diefer Metalle erheltet auch - aus der Anzahl ihrer Geſchuͤtze, die man wegen ihres Güte, Größe und Arbeit bewundern muß. Sie werden zu Makau gegoffen, und von Daraus verſchiedene Pläge in Indien, ja Portugal felbft, damit verſorget 2). | ; 2. Steine und Wineraliem Armeniſcher Stein. Jaſpis. Rubin. Bergkryſtall. den. Hyong⸗whang . Kohlengruben. Steinkohlen. Marmorbruͤche. Magnet. Werkzeug, ihn zu ſchnek Wie das Salz ausgegraben und zubereitet wird. Der armeniſche oder Azurſtein wird in verſchiedenen Gegenden von Nun⸗nan und Se⸗ chwen gefunden, und iſt von dem, welcher nach Europa gebracht wird, in nichts unterſchieden. Man findet ihr auch in dem Bezirke von Taystong-fur, der zu Shan⸗ſi gehöret, und auch den fhönften Nurfhe oder eine Art von weißem Safpis, in ganz China liefert, Der weiße gleicht dem Achate. Er ift durchſichtig und bisweilen gefleckt, wenn man ihn polirt hat. er Die Rubinen, die zu Yımnanfir verfauft werben, find aͤcht, aber fehr klein. Die Miſſionarien wiſſen nicht, in welchem Theile der Landſchaft man fie findet. Man trifft in eben der Stadt andere Arten von Edelgefteinen an, fie werden aber aus andern ändern, befon- ders durch die Kaufleute, von Ava gebracht; denn der Bezirk dieſer Hauptſtadt graͤnzet an das Königreich Ava. — Der ſchoͤnſte Bergkryſtall wird in den Bergen von Chang⸗chew⸗fu und Chang⸗pu⸗ hyen in der Landſchaft Fo⸗kyen gefunden. Sie machen in dieſen Staͤdten artige Siegel, Knoͤpfe und Geſtalten von Thieren daraus. In eben der Landſchaft, ſowohl als in verſchiedenen andern, giebt es Marmorbruͤche, deren Steine den europaͤiſchen nichts nachgeben würden, wenn man fie eben fo gut arbei- tete. Doch trifft man bey den Kaufleuten eine Mannichfaltigkeit kleiner Stücde an, Die gut genug polivt find, und eine ſehr fehöne Farbe haben, als die kleinen Tafeln , Tyen⸗tſan ge Steine, m Armeniſcher Stein. Jaſpis. Rubin. Berg⸗ kryſtall. Marmor⸗ bruͤche. nannt, die ſehr artig ausfehen, und mit verſchiedenen Flecken gezeichnet find, welche natuͤr⸗ lich Zlüffe, Berge und Bäume vorſtellen. Sie werden aus auserlefenen Stuͤcken Marmor gemacht, die man ordentlich in den Steinbrüchen von Ta⸗li⸗fu ausgräbt, und mar zieret damit bisweilen die Tafeln bey Gaftereyen. Aller diefer Menge von Marmor in China ungeachtet, erifft man doch weder Pallaͤſte, Tempel, noch einiges anderes Gebäude daſelbſt an, das ganz aus Marmor aufgefuͤhret wäre. Ob die chineſiſchen Käufer gleich) auf Pfeilern ruhen: fo findet man doc) bis hieher nicht, daß fie ſich des Marmors dazu bedienet haͤtten, oder auch nur darauf gefallen wären, die gefärbte Art anftatt des Holzes zu gebrauchen, Selbſt von guten gehauenen Steinen krifft man bier felten Gebäude an: denn man brauchet den Stein nur zu Bruͤcken und zu Triumphbogen /). 5 Yyyz rer pe auf der uns Seite von diefen Leuten Nachricht er e) Magellans Erzählung von China, auf der theilet worden. 235 und folg. Seite. d) Du Halde anfderis u, f. Seite, f) Du Haldes China, anf der 16 Seite, \ Minerale. — — Magnet. Werkzeug, ihn zu ſchneiden. 540 Beſchreibung von China. Der Magnet wird faſt in allen Provinzen gefunden. ‚Man bringe ihn auch aus Ja⸗ pan nach China: am meiſten aber gebrauchen ſie ihn zur Arzeney. Er wird nach dem Ge⸗ wichte verkauft, und die beſten gelten die Unze nicht über acht oder zehn Pence. Le Comte brachte einen mit, der anderthalb Zoff im Durchmeſſer hatte, und eilf Pfund zog, ober gleich nur mittelmäßig bewaffnet war ; und wenn er gehörig wäre zugevichtet worden, vier- zehn oder funfjehn Pfund würde gehoben haben. | J Sie wiſſen ſolche ſehr geſchickt zu ſchneiden. Des Verfaſſers ſeiner erhielt zu Nan⸗ king innerhalb weniger, als zwo Stunden feine Geſtalt. Das Werkzeug zu dieſer Arbeit ift ſehr einfach; und wenn Die franzöftfchen Arbeiter fich deſſelben bedienen wollten : fo würz den fie nach le Comtens Gedanken viele Mühe erfparen.. Es ift aus zwo drey bis vier Fuß hohen Pfoften bogenweife zuſammengeſetzt, mit zwey Seifen wie ein Eifen zum Einftam- pfen. Es wird von einem Brette geheilt, das queerdurch geht, und in dem linken Brette £) in eine Fuge fchließt. Oben auf den Pfoften liege eine Fleine Rolle, anderthalb Zoll im Diameter , die fich, vermöge eines um ihre Mitte gewundenen Strickes herumdreht. Die beyden Endedes Strices find an einen Strid gebunden, den der Arbeiter mit feinem Fuße bewegt, | y An dem einen Ende der Rolle wird ein dünnes flaches Stuͤck Eifen, acht Zoll im Durch» meſſer, fehr rund und am Rande ſcharf, angekuͤttet, welches fehneller oder langfamer geht, nachdem der Tritt Hoch oder niedrig gelegt worden iſt. Mittlerweile hat der Arbeiter den Magnet in einer Hand, und in der andern etwas feinen weißen benesten Sand, der das Eifen abfühlet, und den Stein zu fehneiden Dienet, Weil aber das Eifen, indem es durch den Sand geht, ihn mit Gewalt herumſtreuet: fo befindet ſich gleich darüber ein Fleines balbrundes Brett, welches ihn auffängt, damit er dem Arbeiter nicht in die Augen fliegt bh) Der Hyong⸗whang wird in Yun⸗nan und verfchiedenen andern Landſchaften gefun⸗ den, auch in den nordlichen, als in Shen-fi. Es ift fein Mineral, ſondern ein weicher gelblichter Stein 7), bisweilen ſchwarz gefleckt, der fich leicht in Gefäße von allerley Art bilden läßt, welche fie nachgehends mit Zinnober farben. Er foll ein Gegengift feyn, und die chinefifhen &andbefchreiber preifen ihn als ein befonderes Mittel wider bösartige Fieber ans man braucher ihn aber doch an denen Orten nicht, wo er in Menge zu finden ift. - Kohlen⸗ gruben. Steinkohlen. Kein Reich in der Welt hat vielleicht fo viele und fo reiche Kohlengruben . Die Berge, befonders in den Sandfchaften Shenfi, Shan-fi und Dercherli, liefern deren uns zählige: ohne dieſe Beyhülfe vermöchte man in einem fo Falten Sande, wo das Brennholz fo felten ift, nicht zu leben 7), Magellanus bemerfer, daß die Steinfohlen, Mwi ge nannt, die zu Peking gebrannftoiieden, aus zween Bergen, zwo Seemeilen davon, kaͤmen, Die unerfehöpflich zu fern ſchienen, da fiedie Stadt und den größten Theil der Sandfchaft über vier⸗ taufend Jahre verſorgt hätten, obwohl meift die ärmften Leute Damit Heizten m), Sie find ſchwarz, und werden in fehr tiefen Adern zwifchen den Felfen gefunden. Cinige, befon- ders das gemeine Volk, ftoßen fie, benegen den Staub, und machen Klumpen daraus. Diefe Kohle fänge ſchwer Feuer: fie giebt aber eine ſtarke Hige und dauert fehr lange. Bis weilen verurfachet fie einen ſehr uͤbeln Geruch ; fo daß Diejenigen, Die unweit davon — — erſti⸗ ) Bermuthlich die linke Pfoſte. Die Ueber: 2) Le Eomte auf der 230 Seite, fesung iſt hier fehr dunkel. ) Siehe oben auf der 94 Seiten xV Sud, VI Capitel. — 99 erſticken möchten, wenn fie nicht ein Gefäß voll Waſſer bey fich haben; welches den Geruch Minerale, dergeſtalt in ſich zieht, daß es endlich ſelbſt eben fo unangenehm riecht. Man bedienet fich derfelben ducchgehends bey allen Leuten, und felbft in den Windöfen zum Kupferfchmelzen: die Eifenarbeiter aber finden, daß es das Metall hart mache Die weltlichen Gegenden von China, an der tartariſchen Graͤnze, die von der See ſo entfernt liegen, find von der Borficht auf eine wunderbare Art mit Salze verforge worden: denn außer den Salzgruben in einigen $andfchaften ift anderswo eine Art grauer Erde hier und dar in verſchiedenen Bezirken fleckerweiſe ausgeftreuet, daß jeder Fleck etwan drey oder vier Acker hält, und eine erftaunliche Menge davon liefert. Die Art, das Salz aus diefer Erde zu befommen , ift ſehr merkwürdig. Sie machen Die Sherfläche des Landes fo glatt, als Glas;, mit einer kleinen Abhänge, daß das Waffer nicht darauf liegen bleibe, und wenn fie die Sonne fo getrocknet bat, daß fie von den Damit vermengten Salztheilchen weiß aus⸗ fieht: fo Heben fie diefelbe auf, und machen Eleine Haufen darans woben fie diefelbe wohl zerfchlagen, damit der Negen hineindringen kann. Nach dieſem breiten fie folche auf große Tafeln aus, die etwas geneigt find, und Raͤnder von vier bis fünf Fingern hoch haben, gießen füßes Waffer darauf, welches alle Salztheilchen auflöft, und fie mit ſich in ein irde⸗ nes Gefäß führer, in welches es durch eine Fleine Röhre abtröpfelt. Die auf folche Weife . gewafchene Erde wird wieder getrocknet, gepülvert und dahin gelegt, wo fie iſt weggenom⸗ men worden: innerhalb ſieben oder ache Tagen zieht fie vom neuen eine Menge Salztheil⸗ chen in fich, welche wiederum auf die vorerwaͤhnte Art abgefondert werden. Weil die Männer diefe Arbeit im Zelde verrichten: ſo find ihre Weiber und Kinder in Hütten, die auf dem Plage erbauet werden, befchäfftigt, das Salzwaſſer in fehr großen tiefen eifernen Becken zu fochen, unter denen fie einen irdenen Öfen mit Loͤchern darinnen ftehen haben, dergeftalt, daß das Feuer allen Becken gleichförmig mitgerheilet,, der Rauch aber durch eine lange Feuereſſe, in der Geſtalt eines Kamines, am Ende des Ofens abge⸗ führer wird. Hat das Waſſer eine Zeitlang gekocht: fo wird es dicke, und verändert ſich nach und nach in ein fehr weißes Salz , welches fie unabläßig mit einem großen eifernen Spatel umrühren, bis es ganz trocken iſt. Wo das Holz zu diefer Abficht fehler, da behilft man ſich mit Schilfe 7). ö Der IV Abfhnifk. Von den Vögeln, Inſecten und Eriechenden Thieren. 1. Die Vögel, Europäifche Vögel. Wie die wilden Enten gefangen ober goldene Henne. Fong⸗whang. Kirlin. Tung⸗ werden. Vogelgefechte. Chineſiſcher Falke. Kin-ti wha fong. Sa-fi, ein wunderbarer Vogel. Salz, wie es aus⸗ gegraben, und zuberei⸗ tet wird. O aleich Pfauen und tuͤrkiſche Huͤhner in den indianiſchen Ländern gemein ſind: fo findet Europaͤiſche man doch in China Feine, als die von auswärts eingeführet werden. Kraniche find Vögel, in Menge vorhanden, da ſich dieſer Vogel hitzige und kalte Gegenden gefallen laͤßt. Man Yyy 3 zaͤhmet H Navarette a, d. 34 Seite ſaget, man finde n) Magellanus auf der ro Seite. in den nordlichen Landſchaften Steinkohlen. . 0) Du waldens China, auf der 34 und fols 2) Du Halde auf der 16 Seite, genden Seite, 542 - == Beſchreibung von Ehina. Waſſer⸗ zaͤhmet fie mit leichter Mühe, und lehret fie tanzen, Ihr Fleiſch wird fir eine ſehr gute vögel. Speiſe gehalten. Es findet fih da eine Menge fhöner Fafanen, deren Federn mehr werth find, als was man für ven Vogel giebt, davon das Pfund ordentlich einen Penny gilt Ihre Nachtigallen find größer, als die europäffchen, und fingen wunderwuͤrdig ſchoͤn, wie ihre Amfeln auch thun. Ganſe und Enten find unzaͤhlig. Kanton allein verzehvet deren jährlich über zwanzigtaufend, außer andern Gevögel, Fiſchen und Fleiſche 0). ie fie wilde Diefe und andere Waffervögel finden ſich haufenweiſe um die Flüffe und Seen, be Enten fan» fonders wilde Enten, Die Art, wie fie gefangen werden, verdiene, daß man fie hier er⸗ gen. zähle. Sie ſtecken die Köpfe in große ausgehöfte Kürbiffe, in denen fich Löcher befinden, durchzuſehen und Luft zu ſchoͤpfen. Alsdann begeben fie ſich nackend ins Waſſer, und ge— hen oder ſchwimmen fo niedrig, daß fich nichts, als die Kürbiffe, von ihnen über dem Waſſer zeiget. Weil die Enten gewohne find, Kürbiffe auf dem Waffer ſchwimmen zu fehen, und um folche zu fpielen, fo nähern fie fich obne Furcht. Der Entenjäger ziehe fie alsdann bey den Füßen unter das Waffer, drehe ihnen gleich die Hälfe um, damit fie keinen Laͤrmen machen, und haͤngt fie an feinen Gürtel p), fährt alsdann damit fort, bis er ihrer eine ziemliche Anzahl erhalten hat g). Navarette bemerfet, das Vergnügen hierbey fey nicht groß; denn die es nicht ver- ftehen, follten glauben, die Enten tauchten nur nach ihrer Speife, wie ihnen fonft gemwöhn- üuiich iſt, unter, wenn fie niedergezogen werden. Die Vögel werden oft gekocht, und man hält ihre Brühe für fehe nahrhaft. Sie find auch gebraten fehr gut, oder in einer Tuͤtſche, aber unvergleichlich befier gefalzen und getrocknet; denn da übertreffen fie den Schinken und dienen bey See» und Sandreifen vortrefflich zum Vorrathe. Es faͤllt ſchwer, am Geſchmacke die wilden von den zahmen zu unterfcheiden. Gewiſſe fleine Vögel werden in China befonders hochgefchägt. Sie find wie Finfen und man halt fie in Kaͤfichten, nicht zu fingen, fondern miteinander zu fechten. Diejeni- gen, die man ſchon geprüft hat, gelten vie. Die Chinefen lieben auch das Hahnenge- fechte. Aber diefe Ergöglichkeit 7) ift in verfchiedenen Eylanden, (befonders den Philip— pinifchen) und Königreichen von Oftindien, gewöhnlicher, wo Geld damit gewonnen und verlohren wird, wie in einigen europäifchen Ländern +). Chineſiſcher Unter den Raubvoͤgeln iſt der Hay⸗tſing am merkwuͤrdigſten, weil er ſchoͤn und fel- Falke, ten if, da man ihn nur in dem Bezirke von Kong-chang-firin Shen-fi, und in einigen Theilen der Tartarey findet, Er giebt unfern ſchoͤnſten Falken nichts nach 2), und übertrifft fie an Größe und Stärke. Man fann ihn den König der Raubvoͤgel in der Tartarey und in China nennen; denn er ift der fehönfte, beherztefte und munterfte unter allen. Sobald einer gefangen wird, muß man ihn dem Kaifer liefern, wo er der Sorgfalt der faiferlichen Falkenier untergeben wird, Kin⸗ki oder In den füdlichen Sandfchaften, als Quang⸗tong, und befonders Quangeſi, befin- goldene den ſich Papageyen von allerley Arten, die denen, welche aus America gebracht werden, Henne durch: 0) Navarettens Befchreibung von China, auf r) Dieß ift eine tadelhafte Ergöglichkeie, weil der 40 und 42 Seite, fie fo graufam if. p) Derfelde faget, fie thären den Vogel ineinen 2) Navarettens Beſchreibung v. China, auf der Sad, und giengen fachte wieder heraus, um die 40 und folgenden Seite, übrigen nicht zu beunruhigen. #) Vermuthlich ift das der Vogel, der in der 2) Du Baldens China, a. d. 314 Seite. Tar⸗ XV Bu, VIT Eapite 543 durchgehends ähnfich find. Sie haben ebendas Gefieder, und find gleich gelehrig zum Schwa: Raub Sen, aber fie kommen mie den Kin⸗ki oder goldenen Huͤhnern, die ihren Namen vermurh- voͤgel. lich von ihrer Schönheit haben, in keine Vergleichung. Die letztern werben in ben Sand- ·⸗· fehaften Serchwen, Nun⸗nan und Shensft gefunden, Kein Bogel in Europa koͤmmt ihnen gleich. Das lebhafte Rothe und Gelbe, nebit einen Federbufche auf Dem Kopfe, die Schattirung des Schwanzes, und bie Mannichfaltigkeie der Farben auf den Flügeln, nebft dem wohlgeftalten Körper, feheinen ihm den Vorzug vor allen andern Vögeln zu ertheilen.: Sein Fleiſch iſt zärtlicher, als das Fafanenfleifch, fo Daß dieſer Vogel vielleicht unter allen Vögeln der Morgenländer, am meijten verdienet, nach Europa gebracht zu werden u). Ders muchlich ift das der fehöne Vogel, den Na varette in der Sandfihaft Shen-fi angetroffen, bat, und erwähner, Trigaltius hätte geſagt, Die Schwanzfedern, die außerordentlich prächtig ausfähen, wären einen Faden lang X) - % Die Ehinefen find mit folchen Meifterftücken der Natur nicht zufrieden geweſen, und Fong⸗whang. haben noch mehr erdichtet. Die merkwuͤrdigſten unter diefen find Der Fong⸗whang und Rislin, von denen fie taufend Maͤhrchen erzählen 7). | Der erfte muß eben der Vogel feyn, den Navarette fuͤr unfern Adler hält, und von ihm ſaget, die Chinefen hießen ihn den Sonnenvogel, wie er glaubet, daher, weil er gerade in Die Sonne fieht. Wenn er fich fehen laͤßt, fo bedeutet es ihrer Einbildung nach gutes Glück, ‚ und wie ihre Gelehrten melden, hat ſich einer bey der Geburt ihres weifen Confucius ges zeige, Ihre Bücher melden uns, fährt Navarette fort, fein Leib ſey einem Kraniche aͤhn⸗ lich , der Hals wie.eine Schlange, der Schwanz wie bey einem Drachen. Er ruhe nie auf einem Baume, und genieße feine Frucht. Er Habe zugleich beyderley Öefchlecht, (ſolg⸗ lich kann er nach Navarettens Schluſſe nicht der Phoͤnix 2) ſeyn, wie ſich einige Miſſio— narien einbifdeten,) und finge vortrefflich. Endlich nehmen es Die Chinefen als ausgemacht an, daß es einen folchen Vogel giebt, obwohl Fein febendiger Menfch in China einen gefe- ben hat a). Du Halde verſichert uns auf das Wort feiner Eorrefpondenten, der Song: wbang, deffen Geftalt oft abgemalet, und mit ſehr viel Zierrathen ausgepußt wird, lafle fich nie in den Städten und Gebirgen feben, die fie von ihm benennet haben. Er fey zu ‚Songrtfyang-fu in Shenzft, wo er gleichwohl ihrem Berichte nach ſich aufhalten foll, nicht beffer bekannt, als zu Fong⸗whang⸗ching in der Tartarey 5): £ Der Rislin ift nach der Chineſen Berichte ebenfalls aus ben Theilen verfchiedener Ki⸗lin. Sefchöpfe zufammengefegt. Er hat die Höhe und die Bruft eines Ochfen, der Leib. ift mit Breiten harten Schuppen bedeckt, mitten in der Stirne ſteht ein Horn, und Augen und Yu= genlieder ſind wie am chineſiſchen Drachen. Dieß Thier iſt das Wapen der Kriegesman⸗ darinen vom erſten Range ec). En Die chinefifchen Sandbefchreiber erwähnen eines Voͤgelchen Tung-wha-fong, das an Tungwha⸗ Schönheit noch den Song-wbang übertreffen fol, Es foll eine erftaunliche Mannichfal: fong. tigkeit von Farben haben; fein Schnabel ift glaͤnzendroth, das ins zinnoberfarbige fallt, und ’ fein Tartarey Shongar heißt und in der Geſchichte 2) Du ZDalde ſaget, wenn es einen Phoͤnix gäbe, des Jeng⸗hiſkhan erwaͤhnet wird. müßte es der Fong⸗ whang ſeyn. a) Du Haldens China, aufder B Seite Navarette auf der 39 nf. ©, x) Navarette auf der 40 Seite, b) Du »eldens China, auf der 15 Seite, y) Du Haldens China, a. d. 335 Seite, ©) Eben dafelbft a. d. 3338: Kriechende fein Leben Tbiere. La⸗ki, ein außerordents licher Vogel. Jew⸗⸗ting, eine Eydexe. Schmetter⸗ linge. Beſchreibung von China. dauert nur fo lange als die Bluhme ngavba: aber zu Ching⸗tu⸗fu, ber Hauptftadt von Se⸗chwen, wo er fi) ihrem Berichte nach aufhält, willen die Einwohner nichts von ihm 4). Wagellanus meldet von einem eben ſo merkwuͤrdigen Vogel, als nur einer von denen, die erdichtet ſind, ſeyn mag, wenn das wahr iſt, was er ſaget. Er heißt La⸗ki oder der Vogel mit dem Wachsſchnabei, weil ſein Schnabel wachsfarben iſt. Er ſah einen in des Kaiſers Pal⸗ 544 laſte von der Größe einer Amfel, aber mit afchfarbenen Federn. Diefer Bogel ferner alles, was man ihm beybringen will, fo leicht, daß er unglaubliche Sachen verrichtet. Er ftellet ganz allein eine Comödie vor. Cr nimmt eine Majfe, regiert einen Degen, eine Lanze oder Fahne, die für ihn gemacht find, Er fpielet Schach, und machet verfchiedene Bewe⸗ gungen mit einer fo lebhaften Annehmlichkeit, daß er die Zufchauer entzuͤckt e). Es iſt zu verwundern, daß du Halde, der fo vieles aus dem Magellanus fonft genommen bat, diefen Vogel weggelaflen bat, mo er nicht etwa vermutete, fein Mitbruder von der Gefell: ſchaft Jeſu, der von allem als ein Augenzeuge redet, würde hierinnen Feinen Glauben finden. 2. nfecten und kriechende Thiere, Ser »ting eine Eydere. Schöne Schmetterlinge Heuſchrecken. Wangen. Cbina iſt voll Inſecten und kriechendes Gewuͤrme, aber doc) nicht fo ſehr, als die Philip⸗ Wpineneylande, Indien und andere Plaͤtze. Unter den letztern befindet ſich eine be⸗ ſondere Art Eydexen Jewting, Pye⸗ong oder Shew⸗kong genannt. Sie haben es Mauerdrachen f) geheißen, weil es die Wände hinauf (äuft, und folgendes hat veran- faße, es den Wächter des Pallaftesg) oder des Hoffrauenzimmers zu nennen. Die Kaifer pflegeen den Unterleib ihrer Kebsweiber mit einer Salbe befehmieren zu faflen, ‚die aus dem Sleifche diefes Thieres mit Zufage anderer Dinge gemacht wird, und biefes Merk: maal dauerte Dem Anfehen nach) fo lange, bis fie mit einem Mannsbilde zu thun hatten; es verſchwindet aber in dem Augenblicke einer verliebten Umarmung, wodurch alfo ihre Untreue enfdecfet ward, Navarette glaubet dieß im Ernſte, und meynet, es würde viel zur Zu- friedenheit und Gluͤckſeligkeit beyder Gefchlechter ‚beytragen, wenn alle Männer eine folche Salbe für ihre Weiber, und Die Weiber wieder eine für ihre Männer hätten bh). " Bom Seidenwurme, der eine Duelle des Reichthumes für China ift, haben wir ſchon Nachricht ercheilet #), Bienen find auch in Menge vorhanden, aber fie bedienen ſich des Be — nur zur Arzeney, nicht zum Brennen, und das Pfund gilt nie uͤber zwoͤlf Pence Rk). Das Reich wuͤrde unſere Liebhaber natuͤrlicher Seltenheiten mit einer großen Man⸗ nichfaltigkeit von Schmetterlingen verſorgen. Die auf dem Berge Lo⸗lew⸗ſhan im ‘Be ziefe von WWObew-chewo-fir und der Landſchaft Quang tong gelegen, befindlich find, wer⸗ den fo hoch geſchaͤtzt, daß die größten und feltenjten Arten nach Hofe kommen, und daſelbſt als d) Du Haldens China, auf der 15 Seite. e) Magellans Erzähl. von China a, d. 320 ©. F) Pye: long. g) Shew⸗kong. h). Navarettens Befchreib. von China,a,d, 398. 13 Siehe zuvor auf der: 246 Seite, 7) Klavarette auf der 33 Seite. 1) Du Halde, auf der 25 Seite. m) Siehe oben a. d. 88 u. 94 Seite, n) Dussaldens China, a. d. 274 ©. 0) Navarettens Belchreib. v. China, a. 8.34 ©. a) Magellans Erzählung von China, a. ei = eite. * XV Buch. VII Capitel. 545 als.ein Theil von gewiſſen Zierrathen des Pallaftes dienen. Ihre Farben find erftaunlich Ariechende mannichfaltig und lebhaft. Sie find viel größer, als die Europäifchen, und ihre Flügel Thiere. find viel breiter. Bey Tage figen fie ohne Bewegung an den Bäumen, und find leicht zu fi fangen; des Abends fangen fie an herumzuflattern wie unfere Fledermaͤuſe, und manche fheinen eben fo groß, wenn ihre Flügel ausgebreitet find. Es giebt auch ſchoͤne Schmetter- linge auf den Gebirgen von Sirfhan in der Landfchaft Perche-li, Die gleichfalls gefuchet werden, aber fie find Eleiner, und kommen mit den vorhergehenden in Feine Bergleihung 2): Einige Sandfchaften in China, beſonders Schanstong m), find oft von. Heuſchrecken Heuſchrecken. geplagt, die in kurzer Zeit die Hoffnung der reichſten Erndte zerſtoͤren. Ein chineſiſcher Schriftſteller beſchreibt dieſe ſchreckliche Plage folgendermaßen, “Es erſchien eine erſtaun⸗ liche Menge, die den ganzen Himmel bedeckte; fie waren fo Dichte beyfammen, daß ihre „Glügel einander berührten, und ihre Anzahl war fo ftarf, daß es ausfah, als ob grüne „Berge in der Höhe fehwebten. Sie machen im Stiegen ein Geräufche, wie Trummeln.“ Eben derfelbe Verfaſſer bemerket, diefe Schwärme zeigten ſich nicht, als wenn ein ſehr trycken Jahr auf die Ueberſchwemmungen folget. Er bildet ſich daher ein, ber Fiſchleich bliebe auf dem Sande liegen, und würde durch die Sonnenhitze in dieſes Ungeziefer verwan— delt, Zu einer folchen unglücklichen Zeit ſchwitzen die Landleute den ganzen Tag in der bren⸗ nenden Sonne, Diefes Ungeziefer mit Tüchern zu vertreiben, die fie über ihre Feldfrüchte breiten: aber manchmal erftrecket fich das Uebel nicht über eine Seemeile, und in den übri- gen Theilen, der Sandfehaft ift die Erndte vollfommen gut 7). In einigen Gegenden von China find häufige Wanzen. Aber das feheine feltfam, Wangen. daß die Einmohner fi) ein Vergnügen Daraus machen, dieſes efelhafte Gewuͤrme mit den Fingern zu zerdruͤcken, und es alsdann an die Naſe zu halten 0). Der V Abſchnitt. Milde Thiere. Keine Loͤwen. Große Tyger, die Eusthiers frißt Schlangen. Seltfamer Zu: viel Schaden thun. Pferderyger. » Bäre, fall. Muſtusthier. Andere Art, Ehinefifches Mannbär. Kleine Hirſche. Art vom Dro= or. Lang und Pwey. Sarg. Mens medar. Wohlriechender Rehbock oder Muſ- ſchenaffe. ke E⸗ find viel wilde Thiere in China, In verſchiedenen Theilen von Pe⸗king ſieht man Witte Thies während des Winters große Haufen Voͤgel und Thiere von mancherley Art, die Ye durch den Froſt gehärtet und wider die Faͤulniß verfihert werden. Es giebt eine er- ftaunfiche Anzahl Bocke, Hindinnen, Eber, Ziegen, Elende, Hafen, Kaninden, Eich— hoͤrnchen, Rasen, Feldratten, Walvhühner, Enten, Gänfe, Rebhuͤhner, Wachteln, Phafane, und andere Gefchöpfe, bie man in Europa nicht antrifft, und die bier alle fehr wohlfeil find a). Auch viel großes Wild, die Loͤwen ausgenommen b), als Eher, Tyger, KeineLoͤwen. Büffel, Baͤre, Kameele c), Nashörmer u, few. 4), Ochſen, Kühe, Schafe u, d. 9. Hausthiere nicht zu erwähnen, Na⸗ Seite. Du Haldens China, a. d. 314 Seite. det, es gäbe viel Loͤwen in China, und dieß erhellet : 5) Sogar die Gemälde der Thinefen vom Lo⸗ aus ſeiner Befchreibung des Lowen, im ID. 14 Cap. wen gleichen diefem Thiere nicht; daher bemerfet ce) Navarette bemerket auf der 3 7Seite, es gaͤbe Magellanus a. d.9 ©. Marco Polo muͤſſe das ſehr gute Elephanten in Runen. Thoer mit vemfötven verwechjelt haben, wenn er mel⸗ d) Du Zalde auf der 324 Seite. Allgem. Reifebefhr. VI Band, 333 546 Beſchreibung von China. Wilde Navarette bemerket, die Chineſen leugneten, Daß es Loͤwen in ihrem Sande gäbe, und Thiere. manche glaubten nicht einmal ein folches Thier. Doc) erinnert er, wenn es $eoparden gäbe, (wie fie zugeftehen,) fo müßten wohl Loͤwen vorhanden feyn, vielleicht aber waͤren das, was fie $eoparben nennen, in ber That feine, Große Tyger, Die Tyger in China ſind zahlreich, groß und kuͤhn. Sie toͤdten und verzehren jaͤhr⸗ lich unglaublich viel Leute. Ein chineſiſcher Chriſt verſicherte den Navarette, ſie zoͤgen in Heerden von hundert und zweyhundert zuſammmen an einem Orte des Weges von Ran⸗ ton nach Hay⸗nan, fo, Daß Neifende ſich nicht traueten, wo fie nicht zu hundert und funf⸗ zig ſtark wären, und fie haften manches Jahr fechzigtaufend Perfonen Hingerichter. Aber der Berfaffer bemerket ganz richtig, wenn folche Verwuͤſtungen fortdanerten, fo würde China endlich vom Volke entblößt werden. Er fah verfchiedene, von denen einer größer, als ein thun viel großes Kalb war. Ein Mitbruder von feinem Orden erzählte ihm, er babe einen Tyger Schaden, auf eine mannshohe Mauer hinauffpringen fehen, der ein ungefähr hundertpfündiges Schwein genommen, über feinen Nacken geworſen, den Wall wieder mit feinem Raube hinunter gefprungen, und nach dem Walde zu geiler. Im Winter fommen fie in die mauerlofen Städte, die den Bergen nahe find, daher ſich alle Männer bey Zeiten zu Haufe einfinden, und ihre Thuͤren verwahren. Navarette befand fich einige Tage in einem ſolchen Orte, und bemerkte, daß fie noch, ehe es finfter ward, an die Thüren kamen, und mit ihrem furchtbaren Heulen die Leute in den Häufern erſchreckten. Doch geben ſich die Chinefen nicht viel Mühe, fie zu fangen, ob fiewohl die Häute hoch halten e). Pferdetyger. Aber was die chineſiſchen Buͤcher vom Pferdetyger erzaͤhlen, iſt als eine bloße Erdich⸗ tung anzuſehen. Er ſoll nur dadurch vom Pferde unterſchieden ſeyn, daß er mit Schup⸗ pen bedecket iſt, Tygerklauen und eine blutgierige Neigung hat; daher er im Fruͤhjahre das Waſſer verläßt, um Menſchen und Thiere anzufallen. Gleichwohl haben die Miſſiona— rien auf ihren Reifen längft dem Zluffe Han, verdie Gegend von Syang⸗yang⸗fu in der Sandfchaft Hu⸗quang mafferte, Fein folches Gefchöpf weder gefehen, noch gehöret, ob fie gleich forgfältig nachforfchten und die Einwohner ihnen alles merkwürdige eifrig zeigten, Bäre Mann Baͤre find in Menge bier. In der Provinz Schanztong befindet ſich eine Art, die bäre, bey ven Chinefen Apung-jing) oder Mannbaͤr heißt. Sie gehen auf zween Füßen, ha⸗ ben ein Menfchengeficht und einen Bocksbart. Sie Flettern die Baume fehr geſchickt hin- auf, die Frucht zu verzehren. Ungereizt thun fie feinen Schaden: in dieſem Falle aber kommen fie wütend herunter, fallen auf die Leute und belecfen ſolche zwey oder Dreymal mit ihrer Zunge, wodurch gleich alles Fleifch, das fie berühren , mit tweggeführet wird. Dieß faget der Berfaffer, iſt fehr ſeltſam; gleichwohl haben folches Sr. Anton de Sarıta Mar vis, ber dieſe Thiere gefehen hat, und Johann Balat, ein Jeſuit, der auch lange in diefer Landſchaft gelebet hat, oft verfichert +), Was diefen Mannbär betrifft, fo bemerket du Halde nur, daß die Erzählungen der Chinefen von dem Jin⸗hyung, der in den Wuͤ— ſten der Sandfchaft Shenzfi gefunden wird, bloß von der außerordentlichen Größe diefer Baͤre, in Bergleichung mit den Menſchen zu verftehen feyn; gerade fü, wie das Thier r Mes. e) Liavarette auf der 37 und folgenden Seite. 2) Navarette auf der 38 Seite. f) Du Ysldens China, a. d. 14 Seite, i) Dan findet dergleichen auch in einigen Gegen⸗ 8) Der Berfaffer fihreibt Jin⸗hyung. den von Buinen, fiehe die 256 S. des IV Bandes. XV Buch, VII Eapitel, | 547 Ma lu oder der Pferdehirſch nur eine Art von Hirſchen ift, die faft fo Hoch find, als die Flei- nen Pferde in den Sandfchaften Serchwen und Nun⸗nan, die man Chwen⸗ma beißt. Die leßtere von diefen beyden Sandfihaften, bat auch eine Art Hirſche, die man fonft nirgends antrifft; denn fie werden nie größer, als die gemeinen Hunde #), Die Zürften und großen Herren halten fie, als was artiges in ihren Gärten k), China hat aud) einen Ueberfluß von Maulthieren und Efeln, und giebt gute und taugliche Pferde. Es wird eine große Menge hieher aus den weftlichen Kudern gebracht, die aber alle von ihnen gewallacht werden. Sie haben eine Menge Zelter, deren einige ſehr Elein und wohlgeſtaltet find. Ihre Sättel find etwas von den foanifchen unterſchieden 7). i Zwey vierfüßige Thiere aber ſind die merkwuͤrdigſten. Das erſte iſt eine Art von Ka- meele oder Dromedar, und von der Größe eines ordentlichen Pferdes, mit ziveen Hoͤckern aufdem Rüden, die mit langen Haaren bedeckt find, und eine Art von Sattel machen, Der vordere Buckel ſcheint durch eine Niederbeugung des Ruͤckgrades und Dbertheils der Schulterblaͤtter gemacht zu ſeyn, fait wie der Buckel, den die indianifchen Kühe auf ihren Schultern haben, der andere Buckel ſtoͤßt an die Hinterbacken. Der Hals ift fürzer, als der geineinen Kameele ihrer und viel dicker mit dickem Haare, fo lang wie Ziegenhaat, be- decke. Manche haben eine gelbichte Caftanienfarbe, andere fallen ins Rörbliche, und find Bier und dar ſchwaͤrzlich. Die Füße find nach Proportion nicht fo lang und ſchlank, als bey andern Kameelen, Daß es zum Safttragen tauglicher ſcheint. Das andere Thier ift ein Rehbock, den bie Chineſen Apang-changetfe, den wohl⸗ tiechenden Rehbock beißen m). Man findet ihn nicht nur in den füdlichen Provinzen, „eg fondern felbft in dem Gebirge, Das innerhalb vier oder fünf Seemeilen weitlich von Pe⸗king liege. Es ift eine Art von Hirfchen ohne Geweihe #) mit Haaren von fchwärzlichter Farbe, Sein Maſkusſack beiteht aus einem fehr dünnen mit febr feinem Haare bedeckten Leder, Das Fleiſch ift gut zu eflen, und wird auf bie vornehmſten Tafeln gebracht. Wie fic) ein Jeſuit als Mifftonar in vorerwaͤhntem Gebirge befand, fo brachten fie ihm ein Männchen und ein Weibchen, die noch warm waren und ſchweißten. Cr faufte den Hirfch um eine Krone mit Muffus und allem, (denn manche Faufen nur das Zleifch, ) darauf ſchnitten fie fogleich Wilde Thiere. —⸗ Kleine Hirſche. Art vom Dromedar. Wohlrie⸗ chender Reh⸗ o pen Sad ab, damit der Muſkus nicht ausduͤnſten ſollte, und banden ibn oben mit einem. Bindfaden zufammen, Die ihn als was feltenes aufheben wollen, trocknen ihn, Der Mufkus wird in den innern Theilen des Beutels erzeugt, und hängt ringsherum wie eine Art Salz an. Es giebt zwo Arten davon, aber der fid) in Körnern befinder und Tew⸗pan⸗ hyang beißt, iſt der koſtbarſte. Der andere, Mi⸗hyang, wird weniger ge— ſchaͤtzt, weil er zu klein und zart iſt. Das Weibchen giebt keinen Muſkus, oder die Ma⸗ terie, die ſie liefert, und die das Anſehen des Muſkus hat, riecht nicht. Das ordentliche Futter diefes Thieres ift, wie ihm berichtet wurde, Schlangenfleiſch; er toͤdta die Schlangen leicht, ob fie wohl erſtaunlich groß find! Denn wenn fie ſich in einer gewiſſen Entfernung vom Rehbocke befinden, ſo nimmt ſie der Geruch vom Muſkus ſo ein, daß fie ſich vor Schwäche nicht bewegen Fönnen, So viel iſt gewiß, daß die 335 2 Bau⸗ Du Halde auf der 39 Seite. aber went es zu einem felbftftändigen Nennworte ge⸗ ID) Koavarette auf der 39 Seite. fegt wird, Bedeutet es als ein Beywort: wohlriechend. m) Dyang heißt eigentl. ein angenehmer Geruch: ) Man heißt ihn den wohlriechenden Hirſch. oder Muſ⸗ kusthier; frißt | Schlangen. Wilde Thiere. Seltſame Begebenheit. Muſkus⸗ thiere. Eine andere Art. Chineſiſches Einhorn. Lang und Pwey. 548 Beſchreibung von China. Bauern, die auf die Gebirge gehen, Kohlen zu brennen oder Holz zu hauen, Fein fiherer Mittel Haben, ſich vor den Schlangen zu verwahren, deren Biß fo giftig iſt, als daß fie etliche Körner Muſkus bey ſich tragen. Mit dieſer Berficherung fehlafen fie ruhig nach ihrer Mittagsmahlzeit. z Nach feiner Ruͤckkunft nad) Pe⸗king, trug fich etwas zu, das diefe Nachricht von dem Schlangenfleiſche, als der vornehmſten Speife dieſes Thieres, gewiſſermaßen bekraͤftiget. Es ward ein Stuͤck von einem Rehbocke zum Abendeſſen zugerichtet, und einer von der Ge— ſellſchaft hatte einen ſolchen Abſchen vor Schlangen, daß derſelben bloße Erwaͤhnung ihn ſehr krank machte. Weil er von dieſem Thiere und ſeiner Nahrung nichts wußte, ſo ſagte der Jeſuit auch nicht das geringſte davon, ſondern bemerkte nur fein Bezeugen ſorgfaͤltig. Er nahm etwas vom Rehbocke wie die andern, um davon zu eſſen, hatte aber kaum einen Biſſen in den Mund gebracht, als er einen außerordentlichen Ekel empfand, und nichts mehr davon auruͤhren wollte, da indeſſen Die uͤbrigen mit gutem Appetite aßen. Navarette meldet uns, dieſe Muſkusthiere wären haͤufig in den Landſchaften Shen-fi und Shan⸗ſi, wo man ſie She nennet. Nach den chineſiſchen Schriftſtellern gleicht die⸗ ſes Thier an Geſtalt einem kleinen Hirſche; das Haar iſt wie bey einem Tyger oder Ounce. Wenn es von den Jaͤgern heftig verfolge wird, fo Elettert es die Felfen hinauf, und beißt dafelbft den Muffusbeutel ab, den es an feinen Nabel haͤngt, in der Einbildung folcherges ſtalt das Leben zu retten, wenn es feinen Schaß verließe, aber es ſtirbt bald, Diefe Nach⸗ viche ſtimmet, wie er meldet, mit der gemeinen Meynung überein, Eben der Verfaffer faget, es gäbe in dieſer Provinz noch ein anderes Thier, das von dem vorigen nur / darinnen unterfchieden fey, daß ihm der Sad fehle, - Diefes Thier werde zum Eſſen verkauft, und die Miffionarien Härten auf ihrer Reife zu Wafler von De fing nad) Kanton eines gefauft. Das Zt ſch babe , wie es gebraten geweſen, fo ftarf gero- hen, daß es das ganze Gefäß durchzogen, und beym Effen wie die ſtaͤrkſte Zubereitung vom Muffus gerochen Habe. Gleichwohl Habe ihnen diefer Geruch das Effen nicht zumi- der gemacht; wiewohl fie es nicht hätten eſſen Eönnen, wenn der Geruch noch ftärker ge weſen wäre, | . Die Chinefen veden und fehreiben viel vom Einhorne, das ihrer Meynung nad) Glück bedeutet. Sie malen es ſehr ſchoͤn, und ihre Schriftftefler verfichern, es habe den Unter- leib einer Hindinn, Pferdefüße und einen Kuhſchwanz. Es habe auch fünf unterfhiedene Farben, einen gelben Bauch, und nur ein Horn mit Sleifche darum, fey etwan zween Fa⸗ den hoch, ein gutherziges Thier, und das Sinnbild der Gluͤckſeligkeit. Aber alles diefes, faget Navarette, ſieht der Fabel vom Phönir zu ſehr ähnlich. Eben der Berfaffer redet von zwo andern feltfamen Gefchöpfen, deren eines Bang heißt, und fehr lange Borderfüße, aber kurze Hinterfüfe hat. Das andere Pwey oder Poy, Hat fange Hinterfuͤße und kurze Vorderfuͤße. Weil feines yon beyden Thieven allein gehen Fan: fo vereinigen fie fich beyde 4) und machen gleichfam nur ein Thier aus, das vermittelft der langen Füße fortgeht, Die Chinefen heißen elende arme $eute, die fich von | BT 0) On Zalde a.d. 15,314 1. f. S. 9) Der Berfaffer faget aber nicht wie, und es iſt P) Dieß fcheint nur das Thier von eben der Art auch nicht wohl zu begreifen, wenn nicht eins feine zu ſeyn. ME | Bor: XV Buch. VIT Capitel. 059 ihrer Arbeit nicht ernaͤhren koͤnnen, Lang⸗poy, anzuzeigen, daß fie Beyhülfe brauchen, um Wilde ihren Unterhalt zu haben. \ Thiere. Das dritte außerordentliche Thier heißt Jang, und findet ſich in den Gebirgen der ang, Landſchaft Nan⸗king. Es ift wie eine Ziege geſtaltet, hat Dhren und Nafe, aber Feinen Mund, und lebet von der Luft ). Navarette erzählet diefe Dinge nicht als ein Yugen- jeuge, ſondern aus den Büchern und mündlichen Erzählungen der Chinefen, ob er wohl alfes zu glauben ſcheint. Dir Halde melder uns, die Miffionarien hätten von den felte: nen Thieven, die nach ver Ehinefen Borgeben in den Gebivgen ihres Reiches zu finden find, feine genaue Nachricht erhalten koͤnnen. Was fie davon erzählten, fehiene fo Tügenhaftig zu feyn, daß es Feiner Yufmerkfamfeit verdiene. Der Sin⸗ſin fey vermuthlich nach allen Nach- richten, die man Davon in ganz Se⸗chwen erhalte, eine Arc von Affen, Er foll fo groß Menſchen⸗ wie ein mittelmäßiger Mann, und dem Menfchen ähnlicher, als andere Affen, ſeyn, ſowohl Affe. was feine Berrichtungen betrifft, als die Leichtigkeit, mit Der er auf den Hinterfüßen geht s), Der VI Abſchnitt. & Fiſche in der See und im fügen Waffern. Menge von Fiſchen. Fiſchleichhandel. Fluß- Wie fie gehalten und ernähret werden. Bes ſchwein. Geharniſchter Fiſch. Mehlfiſch. fees Sutter für fi. Sie vermehren fih ſtark. Braſem und Stockfiſche. Salzfiſch. Gelber Fernere Anmerkungen wegen derſelben. Der Fiſch. Goldener Fiſch. Ihre Nahrung. Sind KHayzjeng, ein haͤßlicher Fiſch. Verſteinerte fehr ergoͤtzend. Ihre Geſtalt und Schönheit. Krabben. pi Fiſchen ift China in Menge verfehen. Fluͤſſe, Seen, Suͤmpfe, und felbft Ca- Deengevon I% naͤle, find von allen Arten voll, die in die letztern aus dem erftern fommen. Ja Fiſchen. ſelbſt in den Graͤben, die man mitten in den Feldern machet, um daſelbſt Waſſer zur Be— waͤſſerung des Reißes aufzubehalten, ſind ſie in Menge. Dieſe Graͤben ſind auch mit Fiſchleiche verſehen, davon die Chineſen viel Vortheil Haben, In dem großen Fluſſe Nong ⸗tſe⸗kyang, unweit der Stadt Ryew⸗king⸗fu, in der Landſchaft Kyangeſi, langer jährlich eine erftaunliche Menge Barken an, um Fifchleich zu faufen, Am den May ver dammen die Leute den Fluß, neun oder zehn Seemeilen Bintereinander an verfehiedenen Or⸗ ten, mit Matten und Hürden, daß nur Raum bleibt, wo die Barfen durchkommen, den Fiſchleich aufzufangen, den fie beym erſten Anblicke zu Eennen wiffen, ob er gleich das Waſſer kaum veraͤndert. Mit diefem Waſſer, das mit dem Fiſchleiche vermenget ift, füllen Fiſchleich⸗ fie verſchiedene Gefäße, um folhe an die Kaufleute zu verhandeln, die ihn in ihren Bar: handel. Eon in verfchiedene Provinzen verführen ‚, und von Zeit zu Zeit rühren laſſen. Dieſes Waſſer wird denen, die bey ihren Haͤuſern Fifchhälter und Teiche haben, nach dem Maaße verkauft, - In wenig Tagen zeigen fich Eleine Haufen der jungen Brut, die, fo lange fie noch zart und faft unerfennelich if, mit Meerlinfen, die in den. Moräften wachfen, oder dem Gelben aug Eyern, eben wie Die Hausthiere in Europa, gefüttert werden. Sie erhalten die geoßen Fiſche durch Eis, füllen große Boote mit ihnen, und führen fie bis Perking. 3333 Der Vorderfüße; und das andere feine Hinterfüße, jedes 7) Navarette a. d. 38 1 f Seite. Über des andern Mücken leget, welches offenbar une 5) Du Halde anf der 14 Seite, Möglich iſt. \ Seefiſche. Flußſchwein. Geharniſch⸗ ter Fiſch. Mehlfiſch. Braſem, und Stock⸗ fiſch. Eingeſalze⸗ ner Fiſch. da = Beſchreibung von China. Der Gewinnſt uͤberſteigt Die Unkoſten oft Hundertfältig; denn das gemeine Volk ißt fehr gern Fiſche. Die Canäle werden mit Fifihen aus den Flüffen und Seen verfehen, andere gehen ausder See die Flüffe weit hinauf, bisweilen werden die größten hundert und funfzig Seemei⸗ len weit von der Kuͤſte gefangen a). In Nang⸗tſe⸗ kyang, über ſechzig Seemeilen von der See, ſieht man Thiere, Kyang⸗ chu oder Flußſchweine genannt 5). Sie find kleiner, als die im Meere, aber fie halten ſich in großen Haufen beyfammen, fpringen und bewegen fich eben fo, wie die in der offe- nen See e). Kurz, es ift feine Art von Fiſchen in Europa, die man in China nicht auch anträfe, als Lampreten, Karpen, Schollen, Salmen, Forellen, Störe u. ſ. w. nebſt vielen andern von vortrefflichen Geſchmacke, die bey uns ganz unbefanne find. Aber die Miffionarien hatten mit dem Aufnehmen diefer Sandfihaften zu Berfertigung der Sandfarte fo viel zu thun, daß fie ſich um die verfchiedenen Arten derfelben nicht befümmern Eonnten, Nur bemerkten fie einige, die vor den andern etwas befonders hatten. Einer heißt Cho⸗ kya⸗yu, oder der geharniſchte Sifch, weil fein Rüden, Bauch und Seiten mit fcharfen Schuppen bedeckt find, "die in geraden Reihen, wie Dachziegel, über einander flehen. Cr wiegt etwan vierzig Pfund, iſt ein wunderbarer Fiſch, vortrefflich weiß, und ſchmecket faft wie Kalbfleifch. Beny ſtillem Wetter fangen fie eine andere wohlſchmeckende Art, den Mehlfiſch we gen feiner außerordentlichen Weiße genannt, Seine ſchwarzen Augaͤpfel find in zweene fil- berfarbene glänzende Kveife eingefchloffen. Dieſe befinden fic) in folchen erftaunlichen Hau— fen in der See bey der Sandfchaft Ayang-nan, daß fie gemeiniglich mit einem Zuge vier- hundert Pfund von ihnen fangen. Eine von den beften Arten Fiſche gleicht einem Seebrafem. Er wird im vierten und fünften Monden gefangen, und meift für nicht theurer, als das Pfund um einen Häller verkauft: einer aber wiegt fünf oder fechs Pfund. Aufs hoͤchſte gilt er noch einmal fo viel, wenn er bis zwanzig Seemeilen die Küfte hinauf verführee wird. Wenn diefe Fifcherey vorüber ift: fo kommen von den Küften von Che⸗kyang große Barken, mit einer andern Art feifcher Fiſche beladen , die dem Stockſiſche von Neufoundland ähnlich find. Dieſe werden, wenn ihre Zeit ift, längft den Küften von So-Eyen bis Shantong in unglaub- licher Menge verbraucht ; ohne die erftaunliche Anzahl, die man in dem Lande einſalzet, wo fie gefangen werden. Die Menge diefer Fiſche erhellet aus ihrem fehr geringen Preife, ob es gleich) den Kaufleuten fehr viel Fofter, ſolche zu verfchaffen: denn fie müffen erft von dem Mandarin Erlaubniß erfaufen, alsdann eine Barfe miethen, den Fiſch, fobald er gefan- gen ift, Eaufen, und ihn in das Schiff in Salz legen, wodurch der Fiſch auch in der groß- ten Hiße in die entfernteften Landfchaften kann geführet werden. Eine erftaunliche Menge anderer eingefalzener Fiſche wird auch vom fechften bis zum neunten Monate von der Seekuͤſte gebracht. In der Sandfchaft Ryang⸗ nan finder mat fehr große Sifche, die aus der See und aus dem gelben Fluſſe fommen, und in große mit Wafler bedeckte Ebenen geben: die Sache ift aber fo kuͤnſtlich eingerichter, daß dad ER Waſſer a) Du Zalde auf der 19 und 315 Seite. e) Du Aalde auf der 354 Seite. b) Siehe oben auf der 245 Seite. . d) Ebendaſelbſt a. d. 315 Seite. XV Buch VII Eapitel, 551 Waſſer abläuft, fobald die Fifche hinein find, und fie auf dem trockenen Sande ohne Schtwie- Slußfiſche tigkeit gefangen werden, Da man fie einfalzet, und die Barken der Kaufleute mic ihnen um —° fehr wohlfeilen Preis beladet. ' s Im Fluſſe Nang-tferEyang, der Stadt Kyew⸗kyang⸗fu gegen über, wo der Fluß Der gelbe über eine halbe Meile breic ift, fangen fie alle Arten vortrefflicher Sifche, und unter andern Fiſch.— den Whaͤng⸗yu oder gelben Fiſch. Dieſer iſt außerordentlich groß, da manche bis acht⸗ Bundert Pfund wiegen, von vortrefjlichem Geſchmacke und ſehr derb. Man fange fie nur zu gewiffen Zeiten, wenn fie aus dem Tfongrting-fis, der auch der See von Tausche beißt, in dieſen Fluß fommen 4). In eben dem Fluſſe, unweit Nanking, tft im April und May eine berühmte Alfen- fifcheren, welche Fiſche daſelbſt She⸗yu heißen, und anderswo, in einer ziemlichen Ent- fernung von dar, befindet fich diefer Fiſch in folcher Menge, daß fie ihn oft auf die benach- barte Inſel Tſong⸗ ming führen, wo er außerordentlich wohlfeil verkauft wird. Aber der merfwürdigfte ift der Ring-yu oder goldene Fiſch. Man hält diefelben Gofdener entweder in Eleinen Teichen, mit denen die $ufthäufer der Großen gezieret werden, oder in Fiſch. Berker, die mehr Tiefe als Weite haben; man lieft die fleinften vor anderh aus, weil man fie fin ſchoͤner hält, und ihrer eine größere Menge auf einmal halten kann. Die artigſten darunter haben eine ſchoͤne rothe Farbe, und ſind wie mit Goldſtaube beſtreuet, beſonders gegen den Schwanz zu, der mit zwo oder drey Spitzen gegabelt iſt. Manche ſind ſilberfarben, andere weiß, und noch andere roth gefleckt e). Beyde Arten find ungemein lebhaft und munter: fie ſpielen gern auf der Oberfläche des Waffers, find aber auch fo zärtlich, daß die geringfte Wirkung der Luft, ja felbft ein Erſchuͤttern des Ge= fäßes , eine große Menge von ihnen toͤdtet. Die in Teichen gehalten werden, find von verſchiedenen Größen, Manche find größer, Ihre Nahe als die größten Gründlinge f). Man lehret fie, mit der Naſe an die Oberfläche des Waſſers rung. kommen, wenn fie derjenige, der fie fürtert,mit einer Klapper ruft. Nach) allen Nachrichten ift das befte Mittel, fie zu erhalten, daß man ihnen im Winter nichts zu freffen giebt. Das ift gewiß, daß fie in Peking die drey oder vier Monate über, da das Wetter recht Falk bleibt , nicht gefüttert werden. Wovon fie unter dem Eife leben, ift ſchwer zu fügen, wenn fie nicht in den Kräutern auf dem Boden des Waflers Wuͤrmchen finden, oder die Wur— zen felbft vom Wafler erweicht, und ihnen zur Nahrung dienlich werden. Oft nimmt man fie, damit fie niche einfrieren, In Die Häufer, und verwahret fie in Zimmern den ganzen Winter über, da man fie denn ohne einige Nahrung in ein Porcellangefäß thut. Gegen den Früh: Sind fehe ling feget man fie wieder in die Decken, Die vornedmften Herren ergögen fich daran, fie ei: ergotzend. genhaͤndig zu füttern, und die Zeit mit Beobachtung ihres Spielens im Waſſer, zuzubringen. Dieſe Fiſche, oder wenigſtens die artigſten unter ihnen, faͤngt man in einem Teiche in der Landſchaft Che⸗kyang, unweit der Stadt Chang⸗ wha⸗hyen, in dem Bezirke von Bonzchewrfi, am Suße des Berges Tſyen/ king. Da aber der See klein ift 9: fo om⸗ e) An einigen, die nach England gefommenfind, FI Selten find fie über einen Finger lang, und haben wir bemerfet, daß fie nad) dem Tode ihren von den beften gilt einer drey oder vier Kronen, Glanz verlieren. g) Nicht Äber zweyhundert Acker im Umkreiſe. s52 Ä Beſchreibung von China, Teichfiſche. kommen vermuchlich nicht alle goldene Fifche aus demſelben, die man in China ſieht, befon- ders Die in Quangtong und Fo⸗kyen, wo diefe Art leicht fortzupflanzen ift 2). Ihre Geftalt Nach dem Berichte des le Tomte find diefe Fiſche gemeiniglich einen Finger lang, md Schön, proportioniclich dicke und wohlgeſtaltet. Das Männchen ift vom Kopfe mehr als den hal⸗ heit. ben Leib hinunter ſchoͤn roth, und der übrige Theil nebft dem Schwanze vergoldet, welches x alles einen fo biendenden Glanz hat, daß unfer beftes Bergolden nichts dagegen if. Das Weibchen ift weiß, der Schwanz und einige Theile des Körpers find vollkommen filber- ähnlich, Ihre Schwänze find nicht flach und glatt, wie bey andern Fifchen ; fondern fie machen eine Art von einem dicken und langen Buſche, der ihre Schönheit beſon— ders vermehret, | Man hält fie in einem tiefen und weiten Becken, auf deflen Boden eine irdene Pfanne umgekehrt mit Deffnungen fteht, damit fie fi vor der Sonnenhiße darunter verbergen koͤn⸗ nen: denn fie find fehr zärtlich. ner Wie man fie Drey: bis viermal in einer Woche giebt man ihnen frifches Waffer, dergeftalt, daß haͤlt, und mit das frifche hineinfließt, indem das alte abläuft, und alfo Das Becken nie trocken wird, Man En um⸗ heſtreuet auch die Oberfläche mit gewiſſen Kräutern, Die das Waller fters grün und Fühl A erhalten. Wenn fie die Fiſche aus einem Gefäße in ein anderes thun wollen : fogreifen fie diefelben nicht an, weil folches verurfacher, daß fie bald Darauf abnehmen und fterben ; fon- dern fie heben felbige langfam mit einem Neschen auf, deſſen Deffnung an einem Reifen befeftige, und das Gewebe fo dicht ift, daß fie frifches Waffer bineingießen Fonnen, ehe das alte ausläuft. Der Berfaffer beobachtete zur See, daß einige abftunden, fo oft Stücen losgebrannt, oder Pech und Theer gefehmolzen wurden. Sie leben faft von nichts; doh werfen diejenigen, die fie füttern, von Zeit zu Zeit Stuͤckchen Teig Hinein. Das befte Ihr beſtes Futter aber find Oblaten, die, wenn fich das Waffer in fie zieht, eine Art von Teige ma- Sutter. chen, den fie fehr lieben. * Sind ſehr In den heißen Gegenden vermehren ſie ſich ungemein, wenn nur der Leich, der auf fruchtbar. der Oberflaͤche des Waſſers ſchwimmet, gehoͤrig abgenommen wird: denn ſonſt wuͤrden ſie ihn auffreſſen. Er wird in einem beſondern Gefaͤße an der Sonne ausgeſetzt, bis die Hitze die junge Brut belebet. Erſt ſind ſie ſchwarz, und manche behalten dieſe Farbe beſtaͤndig; die uͤbrigen aber werden nach und nach roth und weiß, vergoldet und verſilbert. Das Gold und Silber zeiget ſich zuerſt am Ende des Schwanzes, und geht nach ihrer verſchiedenen Beſchaffenheit mehr oder weniger gegen die Mitte ihrer Leiber 2). Fernere Ans Folgende Nachrichten haben die Mifftonarien von den Chinefen erhalten, die mit diefen merkungen Fiſchchen handeln, und von Ihrer Zucht und ihrem Verkaufe leben. Erſtlich. Ob fie wohl ordentlich nur einen Finger lang find : fo werden doch man⸗ che fo lang und fo dicke, als die größten Heringe. Er: 1 “ Zwey⸗ 6) Du RBalde auf der 215 Seite, sızten Seite. Du Haldens China, auf der 315 3) Le Eomtes. Nachrichten von China, aufder und folgenden Seite, * XV Buch, VO Capitel. | 353 Zweytens. "Nicht an der rothen und weißen Farbe unterfcheiden fih das Männ- Teichfifehe, chen und das Weibchen; fondern man Eennet Das legtere an verfchiedenen fleinen weißen Flecken um ihre Fifhohren, und an den Fleinen Finnen unweit derfelben, Die Männchen Haben an diefen Drten eine helle und glänzende Farbe, Drittens. Der Schwanz iſt zwar oft bufchicht, aber auch vielmals fo befchaffen, wie bey andern Fifchen, Diertens. Außer den kleinen Kügelchen von Teige, geben fteihnen das Gelbe aus hart wegen der⸗ gefottenen Eyern, oder mageres, an der Sonne getrocknetes und zart gepuͤlvertes Schweine⸗ ſelbeu. fleifh. Bis weiien thun fie auch in den Behälter dieſer Fiſche Schnecken, deren Schleim, welcher fich an die Wände anhängt, von biefen Thierchen mit folcher Begierde gefucht wird, daß fie fich darum verdrängen. Sie haben auch geroiffe rörhlichte Würmer gern, Die man, auf dem Boden einiger Wafferbehälter findet, Fuͤnftens. Weil fie in den Gefäßen zu eingeſchraͤnkt find ; fo vermehren fie ſich fel- een daſelbſt. Man muß fie in diefer Abficht in große Waſſerbehaͤltniſſe thun, wo das Waſſer aus- und einläuft, und bier und da tief iſt. Sechſtens. Wenn man aus dem Brunnen Waſſer gefihöpft bat, um das Gefäß, in dem fie fich befinden, wieder zu füllen: fo muß man folches fich fünf oder fehs Stuns den fegen laſſen; fonft würde es zu oh und ungefund für fie feyn. Siebentens, Wenn man bemerfet, daß die Fifche im Anfange des Mayen leichen: fo muß man Gras auf Die Oberflaͤche des Waſſers freuen, damit fich der Leid) Daran hängt; und wenn dag $eichen vorbey iſt, oder die Männchen ven Weibchen nicht mehr nachfolgen: fo muß man bie Fiſche in ein ander Gefäß thun, damit der Leich der Sonne drey bis vier Tage ausgefegt bleibt. Nach verfloffenen vierzig oder fünfzig Tagen muß man das Waſſer ver- ändern, weil fich alsdann die junge Brut deutlich zeiget KR). So ſchoͤn dieſe Art von Fiſchen ift: fo haͤßlich find die ; ; den Ehinefen insgemein zur Speife dienen, und f bey ee Beige — ausmachen. Man ſieht ſie an den Kuͤſten von Shanztong und Fo⸗kyen ſchwimmen. — Die Miſſionarien ſahen ſie erſt für lebloſe Klumpen an. Einer, den die chineſiſchen Schif fer auf ihr Verlangen fingen, ſchwamm in dem Becken, in welches man ihn gethan hatte und blieb darinnen eine ziemliche Zeitlang lebendig. Weil ihnen die Landeseinwohner alle: zeit berichtet hatten, diefes Thier habe vier Augen und fechs Füße, und gliche an Geſtalt ein haͤßlicher einer Menfchenleber : fo unterfuchten fie es-fehr ſorgfaͤltig, konnten aber nur zweene Pläge Sid. entdecken, welche die Augen zu ſeyn fhienen, weil das Thier, wenn fie die Hand nach die- fen Gegenden bewegten, Merkmaale einet Furcht fpüren ließ. Wollte man jedes Ölied- maß, das ihm zur Fortbewegung zu dienen ſchien, einen Fuß nennen: ſo koͤnnte man deren fo viele aͤhlen, als fi über ſelnen ganzen Leib kleine Knoͤpfchen befinden. Es hat weder Stacheln noch Knochen, und ſtirbt, fobald man es druͤcket. In ein wenig Salze hält es ſich * *) Du Paldes China, anf ber 316 und folgenden Seite, Allgem, Beiſebeſchr. VI Band, Aaaa = 554 Beſchreibung von China. XV Buch, VII Cap. Teichfifche. fich lange, und wird durch das ganze Reich geſchickt. Man hält es bey den Chinefen für ein befonderes Leckerbißchen, ob es gleich den Miffionarien nicht fo vorkam 2). Berfteinerte Be Comte meldet ung, in der Inſel Haynan befinde ſich ein See, deſſen Waffer die Krabben. Fiſche verfteinere; und er habe Krebſe mitgebracht, die fo weit wären verfteinert geweſen, ‚daß die Scheeren und der Leib an Härte und Dichte fich wenig von Steinen unterfchieden hätten m). Die Miffionarien aber, welche das fand aufgenommen haben, leugnen auf der Einwohner Wort , daß es einen folchen verfteinernden See in diefer Inſel gebe 7) FA Doc fcheinen fie zu geftehen, daß zwifchen ven Küften von Kau⸗ chew in der Sandfchaft — Quang⸗tong, und dem Eylande Haynan, eine Art Seekrabben gefunden wird, welche, ohne ihre natürliche Geſtalt zu verlieren, der Verfteinerung unterworfen find. Sie fegen hinzu, diefelben dienten fehe in bißigen und gefährlichen Siebern 0). D) Du Zaldes China aufder 20 Seite, n) Siehe oben auf der 107 Seite. m) Se Comte auf der ııaten Seite. 0) Du Hsldens Ehina, auf der 20 Seite. Ende des funfzehnten Buches. 45* 555 EEE Das XVI Bud. Beſchreibung von Korea, der weftlichen Tartarcy und Tibet, Das I Capitel. — Geographiſche Beobachtungen und Geſchichte von Korea, "bang von. von Johann Baptifte Negis, einem Jefuiten Be Einleitung bgleich Korea nur ein Königreich iſt, welches China zinsbar iſt; weil es aber doc) an dem Außerften Ende von Afia liegt, und. wir von Often nach Weften \ zu geben pflegen: fo wollen wir hier eine Nachricht davon geben, ehe wir von demjenigen Theile der Tartarey handeln, welcher unmittelbar unter dem chi- neſiſchen Neiche ſteht. | Unfere Nachrichten von diefem Lande find fehr mangelhaft, indem nur wenig europäl- Nachrichten ſche Schiffe diefe Küften berühret haben, und kaum einige von den weltlichen Einwohnern von Korea iegendwo angelandet find, um von den Eingebodrnen einige Nachricht zu erlangen. Wir finden zwar einige Nachricht von einigen Holländern, Die, wie man uns faget, von einer Inſel, Namens Duaelpert, dahin gefegelt find, undleinige Zeitlang an der dafigen Küfte Zelebet haben: allein, in wie weit ber Berfaffer Glauben verdienet, das müffen wir unſern Leſern überlaffen , wenn jie dasjenige, was er faget, mit denen Beobachtungen vergleichen wollen, welche wir vorher eingeruͤcket haben. Diefe Hat Regie mitgerheilet, einer von den Miffionarien, welche die Karte von dem chinefifchen Reiche verfertigt haben, und du halde hat einen Auszug davon gemacht 2), Der Jeſuit iſt nicht felbft in Korea gewefen, fon dern nur durch die nordlichen Gränzen geveifet, welche ſich von einer See zur andern erſtre⸗ den. Die andern drey Seiten find mit Waffer umgeben. Durch diefe Ausmeſſung hat man gefunden, daß die Meynung, welche man geheget, als ob Korea eine Inſel ſey, ein Irrthum geweſen. —* Der Verfaſſer der Nachrichten hat das, was er von den inlaͤndiſchen Gegenden ſaget, ſind ſehr we⸗ von einem tartariſchen Herrn, welcher als Geſandter vom Kanghi an ven König von Ko⸗ nig und man⸗ rea geſchickt worden. Er war aber zu ſehr engen, als daß er viel beträchtliche An- gelhaft. aaa2 mer⸗ a) Man findet fie in dem II Bande der engfis gen von dem Königreiche Korea, aus den Nach⸗ ſchen Folio-Ausgabe von feiner Beſchreibung von richten des P. Regis, nebft einem Auszuge ang China, unter dem Titel: geographiſche Anmerkun⸗ der koreaniſchen Geſchichte. 1720 Regis, — — Name und Groͤße. Karte von Koren, in wie weit fie richtig if, 356 Beſchreibung von Korea, der weltlichen Tartarey, merfungen machen koͤnnen. Bey diefer Gelegenheit wird es nicht unnöthig feyn, die Worte des Regis anzuführen, „Da die Oefandten von Korea nur einen zinsbaren Herrn vor« „ſtellen: fo erzeiget man ihnen wenig Ebrerbierhung, und fie nehmen nicht einmal unter - „den Mandarinen vom zweyten Range ihren Pas. Sie werden zuerft in ihrem Haufe ein⸗ »gefperrtz und wenn ihnen erlaube wird, auszugehen, fo find fiemit Kundfchaffern, unter „der Geftalt ihrer Begleiter, umgeben. Der tartarifche Herr, fährt der Miffionar fort, „, berichtete ung, daß er in Korea eben fo eingefchränft gemefen; und daß er beftändig von „denjenigen bewachet worden, welche unverzüglich alles, was er fagte, vermitcelft gewiſſer „Knaben nach Hofe berichteten, welche die Straßen hindurch auf eine bequeme Art ges „ſtellet waren b), ” h Der I, Abfehnitt, Geographifhe Beobachtungen Name und Größe, Karte von Korea, in sie weit gion, Statthalter. Der König iſt zinsbar. fie richtig iſt. Vornehmſte Fläffe, Nationen Die Strafen find gelinde, Erdreich und Guͤ— und Länder. Hauptſtadt. Große Mauer von ter. Korea hat einsmals an Pe-che-li ges Korean. Die Eimvohner. Ihre Kleidungz ftoßen. Gründe, diefe Muthmaßung zuunters Heirathen und Begraͤbniſſe; Sprache, Nele fügen, S Korea wird von den Chineſen Kau⸗li, und in ihren Buͤchern zuweilen Chau⸗tſyen, und don den manchewiſchen Tartarn Solho genannt. Es hat zu verſchiedenen Zei⸗ ten noch andere Namen gehabt, Die aber nicht fo wefenclich find. Diefes Königreich wird gegen Norden von den oftlichen oder manchewifchen Tartarn begränzet. Gegen Welten bat es die chinefifche Provinz, zuweilen Lyau⸗tong, zu andern Zeiten Duantong genannt 5 welche von der oftlichen Tartarey Durch eine — Verpfaͤhlung abgeſondert iſt, welche im Chineſtſchen Mu⸗tew⸗ching, oder die hölzerne Mauer genannt wird: und gegen Oſten und Süden die See, Es erftrecfet fi) vom vier und dreyßigſten bis drey und vier- zigften Grade der Breite; und feine größte Breite ift von Oſten gegen Welten fechs Grad, Ein tartarifcher Herr, den der Kaiſer dahin gefandt hatte, und der von einem Mans darin aus dem mathematifchen Rathe begleitet ward, brachte die Karte diefes Sandes von da mit, welche in dem £öniglichen Pallafte hängt. Er gieng bis nach der Hauptftadt, und maß mit einer feine den Weg dahin von Fong⸗whang⸗ching; die Oftfeite diefer Stadt, welche an dem oftlichen Ende der Berpfählung von Quan⸗tong fteht, ift die gegenmär- tige weftliche Granze von Korea. Denn nachdem die Manchewen die Koreaner uͤberwaͤl⸗ tiget haben, welches vorher geſchah, ehe fie China angriffen: fo wurde ausgemacht, es follte ein gewiffer Raum unbewohnet bleiben, als eine Gränze zroifchen ihnen, welche auf der Karte mit getüpfelten Strichen bemerfet it, Die Miffionarien fanden die Breite die- fer Stade vierzig Grad, dreyfig Minuten, zwanzig Secunden; und ihre Laͤnge von dem pefingifchen Meridian, nach ihren geometrifchen Ausmeflungen , fieben Grad zwey und vier- zig Minuten oftlic). Weil der Berfaffer und feine Gehülfen Feine Gelegenheit hatten, weder die Seefüfte, noch die innerlichen Gegenden dieſes Königreichs zu fehen : fo preifen fie ihre Karte nicht “ voll- b) Du Haldens China, II Band, aufder 377 Seite. Re N Ten... Br ee ar Zei,» Pe ai r an, ” * 8 —— — —— 25, WINGKITAUFOn A Be < % ir 2 ” Kopp Den ee” cher — ie = — Wan 20 | r ek 7 "MochangSs EN cheugf — Susbshanf, —* > ubs) v — eo VON DER PROVINZE,\ N #Quantong oder Lyau tong%) x UND DEM ar EN KU KOENIGREICHE MIKAU-LIoder KoREAdP | Karte gexete nel. 14 a 4 UN ne von Pehung — — er TA = Aunge — Zinsel — * und Tibet, XVI Buch, I Capitel. 87. vollſtaͤndig an, ſondern geben ſie nur fuͤr die beſte aus, die bisher herausgegeben worden. 1720 Die ganze nordliche Gränze, wo Kores am breiteften iſt, und fo weit fie gegen Weſten Regis, reiſten, wurde geometrifch abgemeffen und ihre Breite beſtimmt. Sie bedienten ſich dieſer — Hülfe, um bie andern Gegenden unter ihre gehörige Sänge zu bringen, Ueberdieſes waren fie vermictelft dev Abmeffung des Weges von Song wbang- hing, welche der tartariſche Herr gemacht hatte, und vermittelſt der Breite der Hauptſtadt in dem Koͤnigreiche, im Stande, die Entfernungen der andern Oerter in der Karte gehörig zu ſetzen. Die chine⸗ fiichen Meßkuͤnſtler fanden, daß dieſe Breite fieben und. dreyßig Grad, acht und dreyßig Minuten und zwanzig Secunden war; welches von der norblichen Gränze fünf und einen halben Grad entferne ift. Einige wenige Beobachtungen an der Süd- und Oſtſeite aljo wuͤrden dienen, Die Sage von Korea ziemlich wohl zu beſtimmen. Die anfehnlichften Flüffe in diefer Halbinfel find der Ya⸗lu und Tu⸗men, welche VBornehmfte die Chineſen Ya⸗lu⸗ kyang und Tu⸗men⸗kyang nennen; in der Karte aber führen fie die Fluͤſſe. manchewifchen Namen Na⸗lu⸗ula und Tu⸗men⸗ula: doch bedeutet ula und Eyang einer= ley, und heißt in jeder befondern Sprache ein Fluß. Sie entfpringen beyde aus einem und eben demfelben Berge, welcher einer von ben höchften in der Welt ift, und von den Chi⸗ neſen Chang⸗pe⸗ſchan, von den Manchewen aber Schanzalin, das ift, der ftets weiße erg, genannt wird. Der eine läuft gegen Welten, und der andere gegen Oſten. Sie find beyde tief, etwas ſchnell, und haben ungemein gut Waffen, Der Lauf der andern Zlüffe, wel: che fie nicht gefehen haben, find nach den foreanifchen Abmeffungen bemerfet. Diefes Sand war vordem von verſchiedenen Voͤlkern bewohnet, worunter die Me, die Nationen . Kau⸗kyu⸗li und die Jan die vornehmften waren. Die legten von denfelben wurden mie der in die Machan, die Pyen-ban und die Chin⸗han abgetheiler, welche endlich alle zu⸗ ſammen in ein Koͤnigreich vereiniget wurden, Namens Chau⸗tſyen oder Kau⸗li. Korea wird in acht Provinzen gerheilet, welche vierzig Ayun oder große Städte c), nnd Ränder: drey und dreyßig Fu oder Städte vom erften Range, acht und funfzig Chew oder Städte vom zweyten Range, und fiebenzig Hyen oder Städte vom dristen Range enthalten. Die 1 Provinz liegt mitten in dem KRönigreiche, und heißt King⸗hi, oder die Hofprovinz. 2 Die oftlihe, Kyang⸗ywen, oder die Waſſerquelle, war vordem das Land ber Me. 3 Die weltliche, WOhang-bay genannt; oder die gelbe See, enthält ein Stuͤck von dem alten Chau⸗tſyen und das Sand der alten Ma⸗han. 4 Die nordlihe, Pings ngan, oder bie Kriedfertige, mar vordem ein Stück von dem Königreiche Chaustfyen. 5 TfvenAo, die fübliche, war der. Sig ber Pyen⸗han. 6 Die fünwetlihe, Chusfin, das ift, die treue und reine, iſt Das alte Marban. 7 Die nordoftliche, Ayen-king, oder die gluͤckſelige, war das alte Gebieth der Kau⸗kyu⸗li. Und 8 die ſuͤdoſtliche, Rin⸗ fehan, war vordem das Sand der Chin-ban. Die Hauprftadt wird in der Karte RingzEiztan, nad) den Koreanern genannt; die Hauptſtadt. Chinefen aber nennen fie Kong⸗ki⸗tau, weil fie das Wort Ring für'viel zu anſehnlich hal⸗ ten, als daß eg einem andern Hofe, als dem.ihrigen, beygelege werden fünne, Sie halten es auch nicht für erlaubt, andere Dberhäupter Tyen⸗tſe oder Van⸗ſwi zu nennen, als wels be Beywoͤrter fie nur allein ihren Monarchen zueignen, * Yaaaz Die ©) Dieß ſcheint ein Verfehen zu ſeyn, und fol wohl Kreife oder Gebiethe heiße . Regis. Lu Große Man: er in Korea, Die Einwoh⸗ ner, Ihre Klei⸗ dung. 558° Belrbreibung von Korea, der weſtlichen Tartarey, Die Häufer in dieſem Königreiche haben nur ein Stockwerk. Sie find fchlecht gebaut; auf dem Lande von Erde und in den Städten gemeiniglich von Ziegen 4). Ihre Städte find durchgängig auf chinefifche Art gebauet und mit einer Mauer umgeben, Die große Mauer aber, welche die Koreaner zur Bertheidigung wider die Tartarn aufgeführer, iſt weit geringer, als die chinefifhe; und beveits vor neunzig Jahren faft gänzlich zerfallen, denn fie fühlten zuerft die fiegreichen Waffen der Manchewe e). Die Koreaner find überhaupt wohlgebildet, und von einer fanftmüthigen Art, die ſich feicht lenken laßt, Sie find Liebhaber der Gelehrfamfeie, der Muſik und des Tanzen. Die nordlichen Provinzen bringen die herzhafteften Leute und die beften Soldaten hervor. Die Koreaner wurden von den Gefegen des Ki⸗tſe fo wohl regieret, daß Diebftahl und Ehebruch unbekannte Laſter bey ihnen waren, und fie niemals ihre Hausthüren des Nachts zufchloffen. Ob auch gleich Die Neichsveränderungen gemacht haben, daß fie ein wenig von ihrer erſten Unſchuld abgewichen: fo fönnen fie dem ungeachtet doch noch mit Recht als ein Mufter für andere Völker angefehen werden. Sie haben aber viele lüder- liche Weibesperfonen unter fih, und die jungen Kerl und Mägdchen haben häufige Zu: fanmenfünfte g). Sie kleiden fih, wie die Chinefen unter der taymingifchen Familie thaten, in einen ' Kock mit langen und weiten Xermeln, eine hohe vierecfigte Müge, einen Gürtel, und le derne, leinene oder fatinene Stiefeln 4). Sie fragen durchgängig rauhe Müsen und bro- Sprache und Religion. Fadene Kleider, Die Srauensperfonen ſetzen Borden oder Schnüre ſowohl auf ihre Ober- als Unterroͤcke. Die Bornehmen find gemeiniglich in purpurfarbene Seide gekleidet, und die Gelehrten unterfiheiden ſich durch zwo Federn auf ihren Müsen. Bey öffentlichen Ge fegenheiten find ihre Kleider reichlich mit Golde und Silber geſchmuͤcket. Ihre Waffen find Armbruͤſte und lange Säbel ohne Zierrathen. Sie nehmen niemals Arzeney. Sie verheirathen fich ohne Hochzeitgeſchenke und ohne einige Ceremonien. Die Prinzen und Prinzeginnen von Geblüte verheirathen fich fters miteinander, und die Großen folgen eben - diefer Kegel in ihren Familien. Sie behalten ihre Todten drey Jahre lang unbegraben und trauren um ihre Eltern drey Jahre lang, um ihre Brüder aber nur drey Monate, Wenn der Leichnam begraben wird, fo fegen fie an Die Seite des Grabes die Kleider, Wa- gen und Pferde des Verſtorbenen, und überhaupt alles, welches fie bey ihrem geben geliebt haben, welches von denjenigen weggenommen wird, welche Die Leiche begleiten 7),. Ihre Sprache ift von der chinefifchen unterſchieden: ihre Schriftzüge aber find mit derfelben einerley, und beyde Nationen bedienen fih Dollmetſcher. Sie haben eine fehr große Hochachtung für die Lehre des Confucius, aber wenig Ehrerbiethung für die Bonzen, und erlauben ihnen feine Pagoden in ihren Stävten zu haben k), Wenig Seiten darnach aber faget der Berfaffer, fie beobachteten die Religion des Fo. Er feger hinzu, fie wären von Natur abergläubifh, und hätten einen Abfcheu, einem: Gefchöpfe das Leben zu neh⸗ men, Sie wären mäßig im Effen und Trinken, und bedienten fich der Teller und Schuͤſſeln. ir Die dy Auf der 382 Seite faget er, fie wären mit f) Seiner wird nachher gedacht. Schilfe oder Strohe gedeckt; und ihre Eimvohneer 2) DuYalvens China, im II Banden. d. 381 ©- Bedienten fich Feiner Betten. b) Eben dafelbft. auf der 377 Seite. e) Du Haldens China im Il Bande n-8.3768. 7) Eben dafelbft auf ver 381 u. f. Seite. N ‘ — N ind Tibet. XVI Buch. I Enpitel. SED Die Gelehrten legen fich vornehmlich auf die Muſik. Alle drey Jahre haben fieein 1720, Eramen der Doctoren, Baccalaureen und Magiftern der freyen Kuͤnſte; und diejenigen, , Regis. die zu Geſandtſchaften beftimme find, werden von den Staatsräthen eraminivet. Der Kö- Statthalter nig befißt Feine Ländereyen, als fein Eigenthum; und einem jeden it fo viel Land zugethei- { let, als er nach Berhältniffe ver Größe feiner Familie nöthig hat. Er ſchicket jährlich einen Gefandten ab, den chinefifchen Kalender zu empfangen, Der König Nach feinem Abfterben träge der Kaiſer zween Großen auf, feinem Sohne ven Titel Oueys iſt zinsbar. vang, oder König, zu ertheilen. Und wenn diefer leßtere befürchtet, daß nad) feinem Tode einige Streitigkeit entſtehen möchte: fo ernenner er einen Kronerben, und erfucher den Kaifer, folchen zu beftätigen, Der Prinz empfängt die Belehnung auf feinen Knien, und machet den Commiffarien Gefchenfe, welche auf achttaufend Lyang 2) am Gelde gefege find. Nach diefem wird ein Gefandter von Korea mit dem Tribute abgefchickt, welcher vor dem Kaifer mit feinem Kopfe auf die Erde ftößt. Die Gemahlinn des Königes nimme den Titel einer Königinn auch nicht eher an, als bis ihr der Kaifer folchen verwilliget hat m). Die Mandarinen nehmen ein fehr ernfihaftes Wefen an, und ihr Sold wird ihnen im Reiße bezahlet. Ihre Strafen find fanft. Haupfverbrechen in andern ändern, werben hier mit der Ber: Strafen find weifung in die benachbarten Inſeln geftrafer: Diejenigen aber, welche ihre Zunge wider ihre gellude, Eltern misbrauchen, werden enthauptet. Kleine Verbrecher werden auf den Mücken ges prügelt, und alsdann losgelaffen. Wenn jemand geftraft werden foll, fo wird ihm ein Sad über den Kopf geworfen, der bis auf die Füße reicher, um feine Schande zu verber- gen, und ihn defto beſſer in feiner Gewalt zu haben »). Die Gränzen von Korea, fo weit Regis fie ſah, waren wohl angebaut, nach Art Erdreich und der ſuͤdlichen Provinzen von China; und der tartarifche Gefandte berichtete ihm, daß das Güter. Sand einen Ueberfluß an allen Rothwendigkeiten des Lebens hätte 0). Obgleich das fand bergicht ift, fo it es doc) fruchtbar, vornehmlich in den Provinzen Ching-tfing, Kings ſchang, und Tſwen⸗lo. Die vornehmiten Güter des Königreichs, find Baummolen- papier, welches ftarf, dauerhaft und theurer iſt, als irgend eines in China; die berühmte Pflanze Tin-feng, Gold, Silber, Eifen; das Gummi von einem Baume, twelcher dem Palmbaume gleicht; alles, was damit gefirniße wird, feheint vergoldet zu feyn; Hübner mit Schwaͤnzen, drey Fuß lang, Eleine Pferde, drey Fuß Hoch, mineralifches Salz nebjt Zo- bei: und Biberfellen. Bon dem Buchweizenforne machen fie Wein pP), In dem Auszuge der Chorographie, Quang⸗yu⸗ki betitelt, twird angemerfet, daß Korea hat die Stade Chau⸗tſyen, wo ſich Ri-pe, deffen hernach gedacht wird, aufgehalten, in dem einsmals an Gebiethe von Pong-ping-fu, einer Stadt vom erften Range in der Provinz Pe⸗che⸗li in — sw China gelegen Habe, Wenn nun diefes wahr ift: fo hält Regis es für vernünftig, zu er ſchließen, daß das alte Chau⸗tſyen q) und Korea zufammen gehangen, und erft viele hun- dert Jahre hernach, Durch einen Meerbufen abgefondere worden. Denn man kann fich nicht einbilden, daß ein Fuͤrſt feinen Sitz außer feinem eigenen Gebiethe haben follte, vor- nehmlich, k) Du Zaldes China, auf der 377 Seite. 0) Eben dafeldft auf der 375 Seite. I) Oder Unzen Silber,jede s Schilling 8 Pence. p) Eben dafelbft auf der 382 Seite, 2) Du Hailde auf der 381 Seite. q) Ring-Eistan, die Hauptſtadt, wird von einigen %) Ehen dafelbft auf der 382 Seite, Reiſenden und Erdbeſchreibern Chansefyen genannt. er x 560 Becchreibumg von Koven, der weſtlichen Tartareyı 1720, nehmlich, wenn folcher durch eine große See davon abgefondert wäre. Diefe Muthma- weg, fung wird einem um fo viel wahrſcheinlicher vorkommen , wenn man erwägt, Daß, da der Raifer Yu, ungefähr vor dreytaufend Jahren, die Waffer ableiten wollte, welche das fla- che Sand uͤberſchwemmt hatten, er einen Weg Durch ein Gebirge in den füdlichen Graͤnzen von Schanzfi und Schen ⸗ ſi ftechen ließ, um für den Whangeho eine Bahn zu machen, _ welcher diefe Provinzen abfonbert, und daſelbſt einen Warfferfall macher, der nicht geringer ift, als des Nils feiner, \ Stände, ° Bon da leitete er ihn durch Ho⸗ nan, und indem. er feinem Canale längft Pescherli folgte, leitete ev den See Ta⸗lu ab, in welchen ſich vordem ber Whangeho ergoß. Die: fer See uͤberſchwemmte das ganze Sand, welches io die Gebiete von Schunstesfu, Char chew und Shingschew in eben der Provinz enthält. Endlich zertheilte er diefen Fluß, am feine Geſchwindigkeit zu brechen, in neun Canäle, welche nach einiger Einbildung fih wiederum bereinigten, ehe er fich an dem Fuße des Berges Kye⸗ſche⸗ſchan in die See ftürzte, welcher damals ein Vorgebirge machte. Es mag nun aber entweder der wieder: vereinigte Strom, oder auch nur fein Houptcanal dafelbft feinen Ausgang gehabt haben, fo iſt doch gewiß, ſoget dev Verfaſſer, daß nad) der Zeit des Nu der Whangeho, fehr weit von feinem alten Laufe abgewichen; denn an ftatt daß er ſich, tie ex ehemals gethan, im vierzigften Grade der Breite in die See ergöffe, fofällt erigo ein wenig über Mhay⸗ngan⸗fu in Kang⸗nan, ungefähr im vier und dreyßigſten Grade der Breite, in den Fluß Whay⸗ho. ſolches zu un⸗ Es iſt auch gleichfalls anzumerken, daß das Gebirge Kye⸗ſche⸗ſchan, welches vor⸗ rrfkügen. pam mit dem Gebierhe von Nongrping-fiz vereiniger war, ißo fünfgundere Li r) in der See von diefer Stadt entfernet if; Jo daß die See, welche ftufenweife etwas von dem Lande gewonnen, zulegt biefen ganzen Boden uͤberſchwemmet bat, Es iſt wahr, die chineſiſche Gefihichte gedenket nichts von diefer außerordentlichen Vers änderung des Laufes des Whang-ho und diefer Ueberſchwemmung der Ser. Allein, fa: get der Berfaffer, wenn Die Veraͤnderungen der Oberfläche der Erde unvermerkt gefchehen und ohne die Matur zu flöhren, fo entwifchen fie leicht der Beobachtung der Gefchichte; indem die Veränderung, die fich bey Sebzeiten eines Mannes ereignet, gar nicht merklich iſt. Diefe Muthmaßung laͤßt ſich durch ein gleiches Cxempel beſtaͤtigen. Als Schin⸗ tfünschong in das dem Whang⸗ ho gegen Norden gelegene Sand als Abgefandter gefchickt wurde: fo bemerkte er bey feiner Ducchreife durch die Gebirge Tay⸗hang⸗ſchan, daß die Schulfern der Felſen mit Schalen und Sagen vom Sande angefüllet waren, woraus et muthmaßte, die See müßte vorbem an den Fuß diefer Gebirge angeſpuͤhlet haben, ob fol- che gleich iso auf taufend Li r) Davon entfernet wäre. Chu⸗ven⸗hong will in der That lie⸗ ber glauben, es ſey der Whang-ho vor Zeiten dieſen Weg gefloſſen. Ob es nun aber gleich leicht feyn würde, feine Meynung zu widerlegen: fo ift es doch, wenn es nur zwei⸗ felhaft zu ſeyn ſcheint, daß dieſe große Strecke Landes vordem von der See bededfet wor? den, ſchon genug, um zu zeigen, daß aus dem Stillfehweigen der chinefifchen Geſchichte in Faͤllen von dieſer Are nichts Fonne gefchloflen werden 7). x | J Her ) Oder fünfzig Seemeilen. a) Diefe Geſchichte, die man aus den chineſiſchen 5) Oder hundert Seemeilen. Zahrbuͤchern genommen hat, iſt nicht eine aneinatl?“ #) Du Baldens China, a. d. 282- Seite. derhangende Erzaͤhlung von den Geſchichten und — nigen und Tibet, - XVI Buch. I Eapitel. | Der II Abſchnitt. Gefchichte und Staatsveränderungen von Korea. Korea fteht unter China. Ein anderes Geſchlecht. fallen in China ein. Sie werden ebenfalls an: oefallen. Sie greifen Lyau-tong an. Ihr Koͤ— nig koͤmmt dureh einen Mieuchelmord um. Der Kaifer rächer feinen Tod; fihläge die Koreaner, und bekoͤmmt ihren König gefangen. Die Kor teaner werden zinsbar; vergehen ſich wider den Kaiſer; und leiften ihm die Huldigung. Neue Staatsveränderung. Die Japaneſer uͤberfallen Geſchlecht des Kitſe. Die Raus kyu-li. Sie die Koreaner. Die Ehinefen Eonmen ihnen zu Huͤlfe. Ping yang wird beſchrieben. Es wird mit Sturm eingenommen. Die Chineſen wer⸗ den Aberwunden. Die Japaneſer verlaſſen Roren. Ein verliehter Abgeſandter. Ein hinefifher König in Japan. Der Krieg wied von neuem angefangen, Verxraͤtherey der Chineſen. Artiges Bezeugen der Japa⸗ nefen. Bitte des Königs in Koren an ben Kang⸗ hi. 561 Sei den Zeiten des Nau, ſtehen die Koreaner unter den Chineſen 4). fing 2357 Jahre vor der Geburt des Heilandes an zu regieren. Die Tyranney Des Tarkang, aus dem hyaiſchen Geſchlechte, der hundert und neun und fechzig Jahre ber- nad) zur Regierung gelangefe, noͤthigte fie endlich , fich zu empören. Kye, ber faufend achthundert und achtzehn Jahre vor der chriſtlichen Zeitrechnung ben Thron beftieg, mach⸗ te fie ihm zinsbar: fie empöreten fich aber gar bald, weil er fie zu fehr drückte, und be— mächtigten fich fogar eines Teils von China, Ching⸗ tang, Der etwa zwey und funfjig Jahre hernach, den Kye pom Throne ftürgte, und Das ſchangiſche Gefchlechte ftiftere, brachte fie wieder unter den Fuß . Unter Der Regierung des Chung-ting, die im Jahre 1562 vor der Geburt des Heilandes ihren Anfang nahm, wurde China von ihnen ange: griffen. Hierauf waren fie bald gehorfam, bald wiederum aufruͤhriſch, bis auf das Jahr 1324 vor Chrifti Geburt, Um Diefe Zeit eroberten fie, wweilder Kaifer, Onzting, zu ſchwach war, ihnen zu widerſtehen, die Provinzen Ryang⸗nan und Shan⸗tong. Sie befaßen diefelben bis aufdas Jahr vor der Geburt des Heilandes 246, da Tſin⸗ſchi⸗ whang den Thron beftieg, und fie unter das och brachte. — Weil aber in dieſen Zeiten eine große Dimfelheit herrſchet: ſo faͤngt ſich die chineſiſche Geſchichte, die durch die Ausrechnung der. darinnen erzählten Sonnenfinfterwiffe beſtaͤtiget wird ), mit dev Wiederherftellung diefer Monarchie Durch den Ki⸗tſe an, Dieſer Fürft wurde von dem ‚Kaifer in China, ‚Chew, dem Sohne feines Bruders, gefangen genom- men, weil er ihm einige zu freye Erinnerungen gegeben harte. Vu⸗vang aber, der Stif- ter des chewifchen Gefchlechtes, fegte ihm wiederum in Freyheit, und bezwang dieſen Ty— rannen. Diefes geſchah Im hundert und zwey und zwanzigften Fahre vor der Geburt des Heilandes. Kietſe wollte aber nicht unter einem Fürften leben, durch den fein Geſchlecht vom Throne vertrieben worden war; er wendete fich Daher nah Chau⸗tſyen, und wurde da⸗ ſelbſt durch) Hülfe des Kaifers zum Könige gemacht. Diefer Fürft führete unter feinem Volke das gefittete Wefen der Chineſen ein, und befeftigte feine Herefchaft gar bald durch feine Weisheit. Seine Nachkommen erhielten fich auch dabey, bis auf den vorgemeldeten Kaifer Tfinsfchirwbang. Diefer machte Chau⸗tſyen zu einem Lehn von — ⸗ ie Diefer Pau higen von Korea; fondern nur in neſiſche Kaiferthum angehen. Weil diefes aber laſſen ſollte. das einzige Stuͤck iſt, das wir bejigen: fo Dat man b) Siehe zuvor a. d. 285 Seite, Allgem, Reifebefehr, VI Band. Bbbb ſo fern ſie das chi⸗ es fuͤr zu wichtig gehalten, als dag man es weg⸗ 1720, Regis. Korea ſtehet unter China, Geſchlecht des Ki tfe. _ 1720, Regis, Ein anderes 562 Beſchreibung von Korea, der weſtlichen Tartarey, ließ aber doch die Nachkommen des Ki⸗tſe in dem Befige deſſelben, welche es auch vierzig Sabre lang, als Hew oder Markgrafen, vegierten, bis endlich Chun den Namen eines Dang oder Königes , wieder annahm. Im Jahre 206 vor der Geburt des Heilandes, eroberte der Stifter des haniſchen Geſchlechte. Gefchlechtes, Kau⸗tſu, der auch den Namen Lyew⸗pang führte, die verfihiedenen Kö- - Die Kau— kyu⸗li. nigreiche, worein China damals getheilet wurde, und warf ſich zum einzigen Monarchen darüber aufs WVey-man oder Nyan, ein Chineſe aus der Provinz Pe⸗che⸗li, ſuchte ſei⸗ nen Bortheil aus Diefen Bewegungen zu ziehen. Er ftellere fih an die Spige einiger abgedanf- ten Soldaten, fehlug den Chun zu verfchiedenen malen, feßte fih in dem unumfchränften Beſitze feines Königreiches fefte, und machte dem Gefchlechte des Ki⸗tſe ein Ende, Ends lich erhielt Wey⸗man, nachdem es ihm von den chinefifchen Kaifern zu verfchiedenen ma= len abgefchlagen worden war, eine Beffätigung wegen feiner mit Gewalt an fich gebrachten Krone, von dem Whey⸗ti, und feiner Mutter, Lyuzbew, die in feinem Namen die Re⸗ gierung führte: Nachgehends machte er fich Die Me, die Kau⸗kyu⸗li, die Wo⸗tſyu, und ganz Korea, unterwürfig. Gegen das. hundert und zehnte Jahr vor der chriftlichen Zeitrechnung, ließ New⸗kyu, der Enfeldes Wey⸗ man, den chinefifchen Abgefandten, Sche⸗ho, Hinrichten. Der Kaifer, Vu⸗ti, der aud) den Namen Hyau⸗u⸗whang⸗ti führere, ſchickte feine Feldherven wider ihn aus: fie waren aber in ihren Unternehmungen wider ihn nicht gluͤcklich. Als aber Deiv-Fyu bald hernach von einem Meuchelmörder ‚ums $eben gebracht worden war: ſo unterwatfen fich feine Unterthanen freymwillig dem Kai⸗ fer, Diefer machte Chau⸗tſyen zu einer Provinz, unter dem Namen Tfan-bay, und theilte Korea in vier andere Provinzen, nämlich Chinfan, Lintong, Lo⸗lang und Hivn⸗tu. Allein der Kaifer, Chaysti, der im fechs und achtzigften Jahre vor der Geburt des Heilandes zu regieren anfing, machte hernach aus Korea nur zwo Provinzen. Die Kau⸗kyu⸗li ſtammeten vcı Fu⸗yu, einem Bolfe in der oftlichen Tartarey, ab. Ihre Erzählungen von ihren en find aber nach dem Beyſpiele anderer abgoͤtti⸗ ſcher Voͤlker, mit allerhand Erdichtungen angefüllet, Hierunter gehöret folgende, Eine Tochter des Gottes, Ho⸗hang⸗ho, wurde von dem Könige der Rau⸗kyu⸗li genau einge= ſchloſſen gehalten. Als fie einsmals unter den Sonnenftralen lag, wurde fie ſchwanger, und gebahr nachgehends ein Ey, in der Größe eines halben Scheffels. Darinnen fand man ein Knaͤbchen. Als daffelbe groß gewachfen war: fo nennefe man es Chu⸗mong, oder den auten Schuͤtzen. Der König machte ihn zum Oberauffeher über feine Stutereyen.- Chu⸗ mong ließ die guten Pferde hungern, und mäftete hingegen die fehlechten. Der Koͤ— nig erwählte Daher die letztern, und ließ ihm die erftern. Als fie einsmals auf der Jagd was ven: fo erlaubere ihm der König, alles Wild zu fehießen, das ihm in den Weg kaͤme. Er fällere hierauf eine große Menge Gemſe. Der König wollte ihm deswegen das geben neh- men, e))@ie fing fich im Jahre nach der Geburt des erzähfeten ihm auch noch von einem andern Könige Heilandes 322 an, reiche, dag nur von Weibern bewohnet würde, wel A) Als ſich Vang⸗ki in diefem Lande aufhieft: che von fich felbft empfingen, und bie Frucht in ihe fo erzähleten ihm die Einwohner, vaß ihre Fifcher rem Magen truͤgen; fie hätten feine Bruͤſte: ſon⸗ oftmals durch Sturm an eine Inſel getrieben würs derm ließen ihre Kinder hundert Tage lang, hinten den, wo man eine verfihiedene Sprache vedere, und am Halſe an den Haaren faugen; daraus flöffe ein wo die Einwohner jährlich allemal im fiebenten milchaͤhnlicher Saft; und das Kind wuͤchſe mehr Monate, eine Jungfer in der See erfänften, Sie in dieſer Zeit, als ein anderes im vier Se ia i , ie - ud Tibet. XVI Buch. I Capitel. 563 mean. Da Chu⸗mong deſſen Abſicht merkte: fo ergriff er die Flucht: wurde aber hitzig 1720. verfolgt. Als er an den Fluß Pu⸗ſchwi kam, und nicht im Stande war, über denſelben Kegis, Binüber zu Eommen: fo ſprach er; Ach! follich, der ich ein Kind der Sonnen, und —v— ein Enkel des Bottes Ho hange⸗ho bin, durch diefen Fluß in meiner Flucht auf gehalten werden?! Kaum hatte er Diefes Stoßgebethchen zu Ende gebracht: fo fügten fich Die Fiſche aneinander, und machten eine Bruͤcke, daß er hinüber Eommen konnte. Auf dem jenfeitigen Ufer fraf er drey Perfonen an. Die eine davon war mit haͤnfenem Tuche, Die zweyte mit einer gefüfterten Kleidung, und Die dritte mit Seegraſe bekleidet. Dieſe fuͤhrten ihn in die Stadt Kyuſching⸗ku, wo er den Namen Kau annahm, welcher an- deutete, daß er von den Kyau⸗kyu⸗li herkaͤme. Quang ⸗vu⸗ti, der Wiederherfteller des haniſchen Gefchlechtes, der im fünf und Sie fallen in zwanzigſten Jahre vor der Geburt des Heilandes ben Thron beftieg, brachte das König. China ein. veich Chaustfyen wieder unter Lyau⸗tong, welches Chay-fong damals vegierte, der we⸗ gen feiner Gerechtigkeit und Froͤmmigkeit, berühme war. Indeſſen befiegte der Koͤnig der Kau⸗kyu⸗li die Me, Japan, die Han und Die Suryur bezahle aber den chinefifchen Raifern nach immerfort den gewöhnlichen Tribus, Allein, der König der Kau⸗kyu⸗li, Kong, überzog zuerft China mit Kriege, nahm die Stadt Hivn⸗tu ein, und erfchlug den Starsgalter in Ayauong, Chayfong, in einem Treffen, Kong wurde aber eben falls von dem Wey⸗tay⸗kyero, einem Sohne des Königes Fu⸗yu, gefchlagen. Sein Sohn, Swirhing, folgte ihm in der Regierung nach; gab Hivn⸗tu dem Kaifer wieder, und bezahlete ihm den gewöhnlichen Zins. Unter den fhwachen Regierungen des Whang⸗ ti und des Ling-ti, aber that er wiederum einen Einfall in diefes fand. Allein, unter dem Kyen⸗ti, der im Jahre 196 nach der Geburt des Heilandes zu regieren anfing, ver trieb ihn Ken⸗lin, der Statthalter dieſer Provinz. Einen Theil von den Herrichaften des Swi ching eroberte Kong⸗ſun⸗tu; und feine Nachkommen behielten denfelben bie auf den Rong-fünspwen, deflen Königreiche das weyiſche Geſchlecht ein Ende machte, Ni⸗mo z0g fih an den Zuß des Berges orarhan zuruͤck. Sein Nachfolger Sie werden war Wey⸗kong, ein fapferer und weifer Fuͤrſt, der fich in dem Kriege wider die Nachfol- wieder ange ger des Kong⸗ ſun⸗ tu zu dem wepifchen Geſchlechte gefchlagen hatte, Unter der Regierung falen des Ming⸗ti c), werheerete er Frgan-ping und Lyau-fü, in der Provinz Lyau⸗ tong. Allein der Statthalter, Mu⸗kyew kyen, fhlug ibn, und ließ ihn Durch den Dang-Ei verfolgen. Dieſer feste ihm über taufend Li weit nach, bis er in das Sand der Su fehin, oder der oftlichen Tartarn, Fam 4), wo er ein fteinernes Gedächtnigmanl, zum Andenken feines Feldzuges, aufrichtete, Ebau, ein Urenkel des Kong, wurde von dem Kaiſer Yonyrtya e), zum Könige von Chau⸗tſyen gemacht: allein, Mu⸗yong⸗whang, vertrieb ihn von Karen, und Sbbb 2 zerſtoͤ⸗ Sie ſagten ferner, die Seekuͤſte wuͤrde von Men» tſyn. Solche romanhafte Einbildungen hegeu hen mit zwehen Geſichtern bewohnet, die Feine dieſe Voͤlker. Sprache verſtuͤnden, und ſich zu tode huugerten, e) In einer andern Sefchichte wird erzaͤhlet, wenn fie gefangen genommen wůrden. Sie haͤt⸗ Daß Kau⸗lyen, ein König dev Kau⸗li, unter dev ten ſich ehemals eineg Mannes bemächtiget, der Regierung eben diefes. Kong⸗kya, Korea erobert, auf chinefifche Art bekleidet geweſen wäre, und Pin⸗jam eingenommen, und daſelbſt feinen Sig dreygig Schuh lange Nermel gehabt hätte; esläge aufgeſchlagen habe; er habe ſich den Theil von Lyau⸗ diefes Sand nahe bey der ofklichen Graͤnze von Wo⸗ tong, an der oftlichen Seite des Fluſſes Kyau uns terwor⸗ 564 Beceſchreibung von Korea, der weltlichen Tartarey, 1720, jerflörete diefen Ort. Mu⸗yong⸗pau bezwang den König der Kau⸗kyu⸗li, Ngan, und Kegis. machte ihn zum Statthalter in Pingschew. Die Könige in Korea wurden unter dem — ſſiniſchen, dem forgifhen, dem efüifchen, dem lestern weyiſchen, und dem legtern chewoifchen Gefhlechte, allemal von den Kaifern ernennet. Sie fallen in Im Jahre Sur, im fiebenten Jahre der Kegierung des Nangeti, aus dem ſwiiſchen kyau⸗ tong Gefchlechte, that der König in Korea, Nwen, an der Spige der Mo⸗ko, einen Einfall 0% in Lyaustong, und drang bis nad) Livfi. Der Kaifer lieg ihn vor ſich fordern. Als er ſich aber nicht ſtellen wollte: fo zog er in Perſon wider ihn zu Felde, Allein, die Korea— ner ſuchten Sicherheit in ihren Städten, und vertheidigten diefelben muthig. - Endlich wurde ber Kaifer, weil es ihm am Sebensmitteln fehlte, genöthiger, ſich zuruͤck zu ziehen. Er unternahm dreymal einen Einfall in Koreas war aber niemals gluͤcklicher. KRyen⸗vu folgete feinem Vater, Nwen, in der Regierung nach, und wurde von dem Stifter des tangiſchen Gefchlechtes, der im Fahre 620 den Thron beftieg, mit dem Namen Schang? chu⸗que, oder des vornehmſten Pfeilers des Staates, beehret. Korea wurde da- mals in fünf Pu, oder Statthalterfchaften, eingetheilet. Der Hof war in der Mitte: die übrigen hatten ihre Lage nach den vier Gegenden der Welt, Ihr König Ray-fven f), aus dem Gefchlechte der Tfverr oder Tſivn, folgte feinem Vater in wird von eb der oftlichen Statthalterfchaft nach, und brachte den Ryen⸗vu duch) einen Meuchelmord — — ums Leben. Er mishandelte den todten Koͤrper uͤber die Maaßen, und ſetzte den Tang, angebracht. einen jüngern Bruder des Verſtorbenen, aufden Thron: behielt aber ſelbſt die höchfte Ge⸗ walt, unter dem Namen eines Mo⸗li⸗chi. Diefer Berräther, der von einer wilden Ge- muͤthsart war, gab vor, er wäre der Sohn eines Flußgottes; und glaubte, ſich durch den Glanz feiner Geburt, der Verehrung des Volkes zu verfihern. Indeſſen griffen die Ko- reaner das Volk Sinzlo am Dieſes ſuchte Hülfe bey dem Kaifer, Tay⸗tſong, der im Sein Tod Jahre 627 zu vegieren anfing. Als diefer Monarch von der barbarifchen Ermordung deg wird geros Kyen⸗vu Nachricht erhalten Hatte: fo zog er an der Spige eines mächtigen Rriegesheeres, chen ; aus, um den Verbrecher zu beſtrafen, und ertheilete dem Könige der Ki⸗tan⸗hi, Pe⸗tſi und Sinslo, Befehl, daß er zu ihm ftoßen füllte. Er nahm zwo Städte ein, und rückte hierauf vor Lysırtong. Er mar geoßmüthig gegen feine Soldaten, und zärtlich gegen die Kranken. Cinsmals half er einigen eine daft Erde aufladen, welche fie zu Ausfüllung der Schanzgräben fortführen wollten. Dieſe edle Ausübung der Demuth verurfachte, daß fich die Befehlshaber eine Ehre daraus macheten, feinem Beyfpiele zu folgen. nämlich von , Enolich befahl er, einige verbrennliche Sachen anzuzünden. Der Wind führte bie dem Kaiſer. Flammen in die Stadt, und diefes verurfachte eine allgemeine Feuersbrunft , wobey über zehntaufend Menfchen umfamen. Hierauf erniedrigte er fie zu einer Stadt vom zweyten "Range, und nennete fie Lyauschew, Das Faiferliche Kriegesheer belagerte- nunmehr Ngan⸗ſchi. Byau⸗yen⸗ſchew, und Kau⸗whey⸗chin, famen ihr an der Spige von Hundert und funfsigtaufend Mann, zu Huͤlfe. Der Kaifer fah einen Schneusftern in das Lager terworfen, und ſey oͤfters in Ayausfi,oder in das weſt⸗ ) So heißen fie auf der Landkarte: in der Ge liche Kyau, eingefallen: Fang⸗tay⸗tſong aber habe ſchichte aber Ping⸗jang oder Pinzjang. Lyau⸗tong wiederum erobert, Nach dieſer Erzäfs 4) Du Haldens China, auf der 377 u. f. Seite fung ift Rauschaueine Perfon mitdem Kau⸗lyen. 7) Der Verfaſſer bemerket in einer Anmerkung, In dem Originale heißt ev Kay⸗ ſu⸗ven. daß die Nyu⸗che unter den Han, New er \ und Tibet. XVI Buch. I Capitel. > Lager ber Mo⸗ko fallen, und hielt diefes für eine glückliche Worbebeutungs geiffden naͤch⸗ 1720, ſten Morgen ihre Schanzgraͤber an, und fehlug fie. Die beyden Feldherren unterwarfen Regis. fich der Gnade des Kaifers; und diefer wies ihnen ihre Stellen an: dreytauſend Mo⸗ko oder Ping⸗yang g) aber, ließ er lebendig begraben. Den Berg, an deſſen Zuße er ſich gelagert hatte, nennete er Hyu⸗king⸗chong, und ließ daſelbſt ein Denkmaal mit einer Auf: ſchrift, aufrichten. Nach dieſem erhielten die Sin⸗lo von dem Kau⸗tſong, der im Jahre 650 zu regie⸗ Erſchlaͤgt die. ven anfing, eine Hülfe wider die Koreaner und wider die Mo⸗ko, welche ihnen den Krieg Koveaner ; angebkuͤndiget, und fechs und dreyßig Städte abgenommen hatten. Indeſſen ſtarb Ray⸗ ſpen, und fein Sopn, Nan⸗ſeng, folgte ihm, als Mo⸗ii⸗chi, in der Regierung nach). Diefer veruneinigte fich mit feinen jüngern Brüdern, Tſven⸗nan⸗kyen, und Tfvenman- an, und flehete’den Kaifer in Perfon um Huͤlfe an. Tſing⸗tu, der jüngere Bruder des Kay⸗ſven, machte gleichfalls feine Aufivartung bey dem Kaifer, und trat ihm einen Theil feiner Herrſchaften ab. Im Jahre 667 fihiekte Rau⸗tſong ein Kriegesheer, unter dem Lietſing, wider die Koreaner aus. Diefer Li⸗tſing belagerte Ping⸗yang; und Lang, der den Namen eines Königes von Korea führere, ergab ſich mit etwan hundert Berienten, Allein, Nan⸗kyen versheidigte die Stade mit wunderfamer Tapferfeit, bis und bekoͤm̃t ex endlich von einem feiner Feldherren hintergangen wurde, welcher die Stadt dem Li⸗ ihren König. tſing übergab, als derfelbe abgeredeter maßen ein Thor angezündet hatte. Nan⸗kyen gefangen. wurde gefangen genommen, und Korea theilete man in fünf Statthalterfchaften, die aus Hundert und fiebenzig Städten vom erften Range, und fehshundert und neunzigtaufend Haushaltungen, beftunden h). Um das Jahr 687, unter der Regierung der Kalferinn, Vu⸗ hew, wurde Pau⸗ ywen, ein Enkel des legten Koͤniges in Korea, Tfang, zum Könige vom zweyten Range in Chaustfyen ernennet; denn fo wurde Korea Damals genennet, welches zuvor den Nas men Raudi geführet hatt. Um das Jahr 927 nahm Vang⸗kyen, der in Korea regie⸗ vete, den Mamen eines Königes an, und ftiftete ein befonderes Gefchlechte dev Könige. Er unterwarf fich die Königreiche , Pertfi und Sin-lo, und verlegte den koͤniglichen Sitz, von Pin⸗jam, welches er Si⸗king, oder den weftlichen Hof nennete, gegen Morgen an den Fuß des Berges Song-yo. Unter dem U⸗tay bezahleten bie Könige aus dem Haufe Vang, drey Regierungen Die Korens lang, ordentlich ihren Tribut an die Kaiſer. Vangschau, König in Chau⸗tſyen, buldigte ner werden dem Stifter des tſongiſchen Geſchlechtes, Tapsıfon, der im Jahre 960 zur Regierung ge- zinsbar. langete. Chi, der dritte. König nach) dem Vang⸗chau, wurde gezwungen, den kitani⸗ ſchen Tartarn zu hufdigen, welche die nordlichen Theile von China eroberten, und Lyau genennet wurden. Diefes Volk nahm dem Dangfün, dem zweyten Nachfolger des Chi, fechfe von feinen Städten ab. Dangfün verlegte deswegen feinen Sig von hier weiter fort. Nachgehends aber trat er in ein Buͤndniß mit dent nyu⸗cheiſchen Tartarn 7), welch Bbbb 3 „die het worden waͤren; zu den Zeiten des Vu⸗ſang tartariſcher Kaifer aus dem Iyauifchen Geſchlechte hätte mon fie Su⸗ ſchin genennet > unter dem den Namen Ebing geführet hätte. Indeſſen iſt ey, Uki; unter dem Swi, Moko; und un: es doch wahrfheinlich, daß nicht alle Einwohner ter dem legtern Lang, Nyu⸗ching: Song aber dieſes großen Landes, zwiſchen den beyden Fluͤſſen, habe diefen Namen in Ehe verwandelt, weil ein When⸗tong⸗kyang und welongyang,. oder ; mur, 1720 Regis. Aue Sie fchlagen den Kietan. Sie reizen den Kaifer zum Zorne. Sie huldigen ihm. 566 . Belchreibung von Korea, der weſtlichen Tartarey, die Lyau befiegten, und fich in den nordlichen Theilen von China fetfegten. Hierauf ver- trieb er den Rirtan aus feinen Herrfchaften, und bezahlte dem chinefifchen Kaifer wiederum feinen Tribut, Diefer nahm feine Abgefandten mit befondern Zeichen feiner Gewogenheit auf, weil ex ſich fo tapfer wider den Ki⸗tan erzeiger hatte, > Ehemals waren die Nyu⸗che den Koreanern unterworfen; und diefe wurden hinwie⸗ derum von den Nyu⸗che bezwungen. Ihre Fuͤrſten nannten fi) KRaifer, und legten ihrem Haufe den Namen Kin k) bey. Doc) wird diefes Haus nicht unter die regierenden kai⸗ fertichen Geſchlechter gerechnet, weil es niemals über ganz China geherrfihet Hat; indem die Kaiſer aus dem Haufe Song beftändig in dem Beſitze der füdlichen Provinzen blieben. Der Kaifer Kau⸗tſong, der im Jahre 1127 aufden Thron ftieg, ſchickte einen Abgeſand⸗ en an die Koreaner, um zu verhüten, daß fich Diefelben nicht zu dem Kin fihlagen möcd)- ten. Diefe hingegen ſchickten, um die Sreundfihaft der Roreaner mit den Chinefen zu ver- Binden, den Vang⸗chu nach Korea, und machten ihn zum Könige, Che, Koͤnig in Korea, fandfe feinen Sohn und zufünftigen Erben Ching ab, daß er dem Kaifer Li⸗tſong huldigen ſollte. Als aber der alte König ſtarb, fo kehrte Ching wieder zurück, um feinen Thron in Beſitz zunehmen, und dieſer wurde ihm auch von Dem Kaiſer beftätiger, Als diefer Fürft ſchon ſechs und dreyßigmal feinen Tribut abgetragen hatte: fo faffete Schi⸗tſu, wie ihn die Chinefen: oder Hubilay 7), wie ihn die Tartarn nennen, ein Sohn des Jenghitz⸗Khan, der das Nwenifche Geſchlecht gegründet hat, im Fahre 1280 den Entfchluß, Die Eroberung von Japan zu unternehmen, und mie feinem Heere durch Korea zu gehen, damit er um fo viel leichter daſelbſt eindringen koͤnnte. In dieſer Abſicht ſchickte ex einen Abgeſandten nach Japan, und gab ihm Befehl, durch Korea zu sehen, und daſelbſt Geleitsmänner mitzunehmen, Als ihm aber die Koreaner diefes nicht geftatten wollten: fo wurde Der Kaiſer Dadurch zum Zorne gereizet, machte ſich von Si⸗ king oder Pin⸗jam Meifter, und nannte es Tong⸗mie⸗fu. Schin, ber feinen Namen veränderte, und ſich Ayu nennete, folgte feinem Water Ching in der Regierung nach, vermaͤhlte fich mit einer Eaiferlichen Prinzeßiun, und erhielt das Siegel eines Faiferlichen Schwiegerſohnes, nebft dem Namen eines Königs in Korea, Sein dritter Nachfolger führte den Namen Song. Bon dem DangrEyen bis aufden Dang-Song rechnet man acht und zwanzig Könige von Korea aus dem Vangiſchen Gefchlechte, innerhalb einer Zeig von mehr als vierhundert Jahren. Chwen, König in Korea, leiftete durch feine Abgefandten dem Kaifer Hong⸗ vn, als dem Stammvater des Mingiſchen Gefchlechtes, die Huldigung, und wurde von dieſem Monarchen im Jahre 1368 zum Könige der Rayrli ernannt. Der Kaifer überreichte ihn ein filbernes Siegel, und bewilligte ihm das alte Vorrecht, daß er den Göttern der Fluͤſſe und Berge in Korea opfern dürfte. Im ſiebenzehnten Jahre des Hongevn ließen ſich die Abgeſandten pon Korea in die Zufammenverfihrwörung des Hu⸗ vi⸗ yong rider diefen Mo⸗ narchen ein, und weigerten fich, ihm bie gewoͤhnliche Huldigung zu leiften. Als aber ver h Harte Amer, imgleichen Korea und der oftlichen See, obſchon eigentlich diefer Name einem Volke zukoͤmt, diefe verfihiedenen Namen eigentlich geführet har das am wenigſten in diefem Lande zu fagen hat: ben: fondern allemal nur dasjenige Volk, welches Alſo nannten ſich die Mo⸗ko, die daſelbſt ein maͤch⸗ za verſchledenen Zeiten die Oberhand behauptet hat. tiges Königreich aufrichteten, Porbay. Man darf Alſo kann man fie and) itzo Manchewen nennen: ſich aber nicht wundern, wenn einerley Volk in ⸗ / md Tibet. XVI Buch. I Capitel. 57 Handel entdeckt wurde: fo ließ der Kaifer die Koreaner für Feinde erklären. Nicht lange 1720 hernach langten die Abgefandten von Korea in Lyau⸗tong an. Der Statthalter dafelbft Kegis. berichtete folches an den Kaiferz und diefer nahm die Genugehuung an, die fie ihm anbothen, In feinem zwey und zwanzigften Jahre ließ er in Korea Pferde faufen, und befahl zugleich, daß man ihm die beyden Städte Lyanzyang und Schin⸗ching in der Provinz Lyau⸗ tong, deren man fich bemächtiget hatte, wieder herausgeben follte, Nicht lange hernach wurde Kyu vom Throne geſtoßen; und Vang⸗chang gelangte durch den Li⸗jſin⸗ jin, als den vornehmſten Staatsrath in Korea, zur Regierung. Li⸗ching⸗quey, ber Sohn die⸗ ſes Li⸗jin / jin, beraubte ebenfalls den Dang-chang feiner Krone, und feste fie dem Vang⸗ yau auf, Bald aber flürzte er auch diefen, und feßte fich felbft an feine Stelle. Diefes war das Ende des Vangiſchen Haufes. Hirchingequep, der die Negierung mit Gewalt an fich gebracht hatte, änderte feinen _ Neue Namen, ımd nannte fih Tan. Er ſchickte eine feyerliche Gefandefchaft nach China, und ig ließ Anfuchung thun, daß man ihn mit den gervöhnlichen Ceremonien zum Könige von RN Chau⸗tſyen beftätigen möchte, Weil aber die Ausdrücke in der Bittſchrift nicht ehrerbie—⸗ thig genug waren; fo fehlug Der Kaifer die Gefchenfe aus, und befahl, daß Ching-rfe, der diefe Bittſchrift aufgeſetzet harte, zu ihm gefandt werden ſollte. Tan gehorchte; und Ching⸗tſe wurde nach Vunznan verwiefen. Der Kaifer Nong-lo, der im Jahre 1403 zu regieren anfing, beftätigte den Fang⸗ywen in der Regierung, die ihm fein Bater Tan abges treten hatte. Da diefer Fuͤrſt Rachticht erhielt, daß der Kaifer der Beſatzung zu Lyau⸗tong einige neue Laͤndereyen zugetheifet hätte: fo ſchickte er dahin, anftatt des zu entrichtenden Iris butes, 10000 Ochfen, Damit fie dafelbft weiden Fönnten. Dem Fang⸗ywen folgte fein Sohn Tau. Diefer entrichtete feinen Tribut an Fiſchahren oder Seeadlern. Der Kaifer weigerte ſich aber, dieſelben anzunehmen, und fprach : Juwelen und feltene Thiere find nicht dasjenige, woran ich einen Befallen babe. Der König in Korea, Vang⸗ki⸗whan, brachte es bey dem Kaifer Kya⸗tſing dahin, daß man aus dem Buche der alten Gebräuche des Ming den Punct ausftriche, daß Ching⸗quey feinen rechtmäßigen Landesherrn vom Throne geftürzef, und fich feiner Krone bemächtiget habe. Denn er that diefes, wie ber Foreanifihe König j yorgab, auf Antrieb des Volkes und der Großen in dem Rönigveiche. j Im Jahre 1592, im zwanzigften Jahre des Kaifers Danzlye, that das Hberhaupt Die Korens der Tapanefen, Ping ſyew⸗kyi, einen Einfall in Korea, Diefer Eroberer war anfanglich Per werden ein Seibeigener eines Einwohners zu Same, und hachgehends ein fehlechter Fiſchhaͤndler. angefallen; Als einsmals Sin⸗chang, ein Quan⸗pe oder japanefifcher Statthalter, auf der Jagd war: fotraf er den Kyi unter einem Baume ſchlafend an, und wollte ihn toͤdten. Allein Kyi erwachte, und fprach jo gut für fich, daß ſich fein Feind bewegen ließ, ihn zum Dberauffes ber über feine Stuftereyen machte, und ihn auf japanifch den unter dem Baume herz vorgefommenen Mann nannte, Kyi befeſtigte ſich gar bald in der Gunſt feines Herrn. - Diefer gab ihm ein Landgut, und machte ihn zu feinem Vertrauten. Nachdem Sinschang von Benennungen führet, da Städte, deutet Gold; und die Mongulen, oder die weftlis each der Willkuͤhr ihrer den Tartarn, nenneten ihren König Altun⸗Khan rider: oder den guldenen König. harien in der hin 7) Die Koblay, Kublay oder Koͤplay, bey dem Na verfchiedene Länder und Königreich Ütiten, ihren Namen vera k) Daher heißen ihre Untert ‘ ſiſchen Gefcichte die Finifchen Tartarı. Kin bes Marcus Polos und andern, 568 Belchreibung von Koran, der weſtlichen Tartarey, 1720 von feinem Rathe O⸗ki⸗chi heimlich um das Leben gebracht worden war: fo ſtellte ſich Regis. Kyi an die Spige der Soldaten, vächte den Tod feines Heren, und folgte ihm in der — Wuͤrde eines Quan⸗pe nah. Er wurde bald mächtig, und machte ſich theils durch Be— trug, theils durch Gewalt, zum Herrn über fechzig kleine Provinzen. und zwar von Der Berg Kin⸗ſchan in Korea, und die Inſel m) Twi⸗ma⸗tau in Japan, liegen den Japane⸗ einander im Gefichte, und beyde Voͤlker verheirathen ſich unter einander, und handeln mit fen. einander. Kyi machte einen Anfchlag auf Korea, und ſchickte zween von feinen Feldher— h ven, Hing⸗echang und Tfing-ching, mit einer zahlreichen Flotte aus, um einen Angriff Darauf zu thun. Sie landeten in einem Dorfe, Feu⸗ſchan genannt, giengen unentdect vor Lin⸗tſin vorbey, fheilten ihre Macht, und befamen die Stadt Fon⸗te, nebft verfchie- denen andern, in ihre Gewalt. Die Koreaner waren durch einen langen Frieden ganz weichlich gemacht worden, und ergriffen Die Flucht bey der Annäherung des Feindes. Der König Lirfen, der fich gänzlich feinem Vergnuͤgen ergeben hatte, ließ Die Negierung in den Händen feines ziweyten Sohnes, zog ſich nach Ping-yang, und nachgehends nach schew, in Lyau⸗tong, zurück, und erfüchte den Kaifer, daß er ihn als feinen Unterthan aufneh- men, und fein Königreich zu einer Provinz machen möchte. Die Japaneſen hatten bereits die Grabmäler zerſtoͤret, die Schatzkammer geplündert, Die Mutter, die Kinder, und die Bedienten des Königs gefangen genommen, und ſich den größten Theil des Königreichs unterworfen. Sie fielen in Ping-yang ein, und machten ſich fertig, über den Yarluz kyang zu fegen, und in Lyau⸗tong einzudringen. Hierauf zog fich der König in Korea von I⸗chew nach LTgayzıhew, und fchiekte Läufer aus, um die Ankunft der Faiferlichen Huͤlfsvolker zu befehleunigen. Endlich rückten zweene chineſiſche Haufen, wovon jeder etwan aus dreytaufend Mann beftehen mochte, gegen Ping yang an: fie wurden aber in Stü- seen gehauen, und der Anführer des erftern Haufens wurde erfchlagen. DieChineſen Song-ingschang wurde als King⸗lyo 7) oder allgemeiner Dberauffeher abgefchicer ; kommen ih⸗ und hierauf fingen bie Hinefifchen Bölfer an, fich zu verfammeln. Die japanefifchen Feld- nen zul, Herzen erklärten fh, um Zeit zu gewinnen, gegen die Chinefen, daß fie niemals die Abfiche gehabt hätten, fie anzugreifen ; fondern nur den Fluß Ta⸗tong⸗ kyang zur Graͤnze ihrer Eroberungen zu machen, und wieder nad) Japan zurück zu Fehren. Judeſſen befeftigten fie doch die Hauptftadt in Korea, und legten zulängliche Beſatzung in alle Pläge von eini- - ger Wichtigkeit, Inzwiſchen befiegte Kyi 0) den König von Schansching, und nahm den Namen Tay⸗ko an. Im zwölften Monate z0g der chinefifche Feldherr, Li⸗yu⸗ ſong, an ber Spige von fech zigtauſend Mann Durch Lyau⸗ tong. Der Uebergang über den Berg Song whangs ſchan p) mar dermaßen ſchwer, daß alle feine Pferde dabey Blut geſchwitzet haben ſollen. Schin- visFing wurde vorausgefchidt, um dem japanefifchen Feldherrn Hing⸗chang zu Ping ⸗ yang zuvor zu kommen, und ihn zu überreden, Li⸗yu⸗ſong käme in Feiner andern Abficht, als nur um feinen Herrn zum Könige zu machen; denn der Kaifer hätte ihm hiezu genugfame Vollmacht gegeben. Diefe Eift that die gewuͤnſchte Wirfung, und Hing⸗chang ſchickte zwanzig Befehlshaber ab, die dem chinefifchen Feldherrn entgegen gehen ſollten⸗ Dieſer in) Ein anderer Schriftſteller foricht, man koͤnne #) Der King⸗lyo hat Gewalt uͤber Leben und bey gutem Winde in zween oder dreyen Tagen von Tod, und hat auch das Recht, alle und jede Sachen einem Orte zum andern ſegeln. Auf der Karte zu unterfuchen, heißt die Inſel Twi⸗la⸗tau. / und Tibet. XVI Buch. J Capitel. 669 Dieſer gab einem Haufen von feinen Leuten Befehl, fie zu greifen, Allein fie vertheidig- 1720 ten fich fo tapfer, Daß nur dreye davon gefangen bekommen wurden. Schin⸗ vi⸗ king Regis. ſchrieb dieſes einem Misverſtaͤndulſſe zwiſchen den Dollmetſchern zu. Der japaneſiſche Feld⸗ herr ſchickte hierauf zwo ſichere Perſonen mit ihm ab, Die den Li⸗ yu⸗ ſong bewillkommen ſollten; und dieſer bewirthete ſie, und ließ ſie mit einer guten und hoͤflichen Art wie- der von ſich. Ping? yang wird gegen Suͤdoſten Durch einen Fluß: gegen Abend aber durch ſteile Ping: yang Gebirge gefichert. Der wichtigfte Platz aber war eine Erhöhung gegen Mitternacht, wel: wird beſchrie⸗ che die Japaneſen befegt hielten. Die Chinefen langten am 6ren Tage des erften Monars, ben. im ein und zwanzigften Jahre des Danzlye, vor dieſer Stadt an. Lirpurfong ftellte feine Völker in Schlachtordnung, Und wollte fie nunmehr in die Stadt hineinführen, Die Ja- panefen ſtunden indeffen in ihrer Eoftbarften Kleidung zu beyden Seiten des Weges, und ihr Feldherr fah von einem Thurme den Zug mit an. Weil aber die chinefifchen Befehls: haber einen folchen Hochmuth von fich blicken ließen, ber keinesweges mit der vorgegebenen Freundfehaft beftehen konnte: fo argwohnten die Japanefen einen Betrug und wären auf ihrer Hut. Hierauf ftellte fi Li-yu-fong, als ob er die Höhe auf der mitternächtlichen Seite angreifen wollte, und befahl dem abgefchickten Haufen daß er ſich nach dem erſten Angriffe zurückziehen ſollte. Seine Abſicht war hiebey, den Feind von dieſem vortheilhaf⸗ ten Poften herunter zu locken. In der Nacht thaten die Japaneſen einen Angriff auf das hinefifche Lager: fie wurden aber mit Berlufte zurückgetrieben, | Den gten diefes Monats, mit Anbruche des Tages, wagte man einen Hauptſturm, Es wird mie und der vornehmfte Angriff geſchah auf der füdoftlichen Seite der Stadt. Anfangs wichen Sturm ein die Chinefen: Li⸗yu⸗ ſong aber tödtete diejenigen, welche flohen, und brachte die übrigen genommen. zum Angriffe zuruͤck. Dieſem Seldheren wurde Das Pferd unter dem Seibe erſchlagen, und Wey⸗chong wurde gerade durch die Bruſt geſchoſſen: doch fuhr er bis zuletzt fort, feine Leute anzufeifchen. Li⸗yu⸗ ſong nahm ein friſches Pferd, und drang dahin, mo der Streit am hisigften war. Alsdann gab er Befehl, daß man die Mauer erfteigen follte, und machte ſich Meifter von derfelben. Die Japan efen zogen fich bierauf in Die Feſtung zurüc. Viele von ihnen entflohen Daraus, ebft ihrem Feldherrn, in der Mitternacht, und giengen über den Fluß Ta⸗tong⸗kyang. Zweyhundert und fünf und achtzig wurden in dem Treffen erfehlagen, und eine große Menge mußte ertrinfen, als fie über den Fluß festen. Ein Haufen von dreytauſend Chinefen ftellte fich in einen Hinterhalt, erfchlug drey⸗ Hundert und zwey und ſechzig von ben Slüchtigen, und machte einige Gefangene, Den ıgten nahmen die Chinefen Die Stadt Fu⸗kay mit Sturme' ein, und erfehlugen Hundert und fünf und fechzig ‘apanefen, welche Durch dieſe Niederlage nunmehr vier Provinzen in Koren einbüßten. A en Chingting, ein japanefifcher Feldherr ‚der Hyen⸗king in ſeiner Gewalt hatte, zog Die Chineſen ſich in die Hauptſtadt. Etwan ſiebenzig Li q von hier brachen die Ehinefen den 27ſten werden über: auf, und erhielten Nachricht, daß der Feind diefelbe verlafien hätte, Ihr Feldherr glaubte Wunden. diefem Berichte, ftellte fich an bie Spiße der leichten Reuterey, und rückte bis an ‚2 — ik⸗ ti⸗ 0) Oder Ping⸗ ſyew⸗kyi. an der weſtlichen Graͤnze von Korea. Rahe x — hong⸗ whang⸗ ching, q) Oder ſieben Meilen. Allgem. Beiſebeſchr. VI Band. Cece 1720 Regis. 570 Beſchreibung von Korea, der weſtlichen Tartarey, Pik⸗ti⸗ quan, etwan dreyßig Li von dieſer Stade, Als er in vollem Rennen gegen bie Bruͤcke Ta⸗ ſche⸗ kyau zuritt: fo ſtuͤrzte er mit dem Pferde, und fiel dermaßen auf den Kopf, daß es ihm beynahe das Leben gefofter hätte, Unmittelbar hernach wurden fie von einem feindlichen Hinterhalte umeinge, und davauf folgte ein verziweifeltes Gefechte, Ein japanefifcher Befehlshaber, der mit einem goldenen Küvaffe beffeiver war, drang hart auf den chineſiſchen Feldherrn ein; wurde aber endlich mic einem Pfeile durch den Leib geſchoſſen. Die Japane⸗ ſen verlaſſen Korea. Ein verliebter Sefandter. Dang-pwen kam ihm hierauf zu Hülfe, und alsdann wurde der Feind in die Flucht ges ſchlagen. Indeſſen wurden alle Chinefen, die über die Brücke gegangen waren, in Stü: Een gehauen , und dev Kern ihres Heeres gieng in diefem Treffen verlohren, welches von zehn bis zwölf Uhr dauerte, m Der Weg war, weil ein Tauwetter und. ſtarker Regen eingefallen war, überaus ſchluͤ⸗ pferig geworden: fo, daß Die chinefifche Reuterey nicht zum Angriffe kommen konnte. Die Japaneſen hingegen hatten ihr Sager auf > vortheilhaften Plage. Vor ſich hatten fie ‚einen Fluß, und im Rücken einen Berg. Sie hatten auch in der Stadt große Gerüfte aufgebauet, Die mit verderblichen Waffen angefüllet waren, Um deswillen z0g fi) das hinefifche Heer nach Chay-Fing zurüd. Im dritten Monate brachten die Kundfchaffer die Nachricht, daß fich zweymal hunderttaufend Japaneſen in der Gegend der Hauprftadt befanden, und ſehr reichlich mit Korne verfehen wären ; zu allem Gluͤcke aber verbrannten die Chinefen einen Theil davon. Diefes verurfachte, daß die Feinde einen Mangel an Les bensmitteln beforgten, ſich zu einem Frieden verftunden, und die Hauptſtadt übergaben. Den ıgten des vierten Monats zog Lirpu-fong in die Stadt ein, und fand dafelbft vier- zigtauſend halbe Scheffel Reiß, und,einen gleihmäßigen Vorrath an Fütterung. Die Ja⸗ panefen fhicften einen Abgefandten nach China, und ließen durch denfelben ihre Unterthä= nigfeit bezeugen. Inzwiſchen aber geiffen fie Hyen⸗ ngan und Tfinzchew an, und ver- heerten die Provinz Tfven-lo. Im fiebenten Monate wurden die Rinder und die vor« nehmſten Bedienten des Königs in Korea ausgeliefert, und der Kaifer bewilligte im zwey und zwanzigften Jahre feiner Regierung, auf Anfuchen diefes Fürften, den Tribut anzuneh- men, wozu fich die Japaneſen erbothen hatten, und den Ping⸗ ſyew⸗kyi unter folgenden Bedingungen zum Könige in Japan zu machen; ı Die Japanefen follten alles, was fie in Korea erobert häften, wieder herausgeben; 2 TapzEo r) follte keinen Abgefandten nach China ſchicken; und 3 ſchwoͤren, daß er niemals wieder einen Einfall in Korea thun mollte, Lirtfongsching, Markgraf von Lin⸗whay, wurde als Abgeſandter nach Japan geſchickt, und erhielt Vollmacht, den Tay⸗ko zum Könige zu machen. . Diefer Herr war dem fehönen Geſchlechte ungemein ergeben, chi, der Statthalter zu Twi⸗ma, ver fich mit ber Tochter des japanefifchen Feldherrn vermähler hatte, und die Schwäche des Abge⸗ ſandten Fannte, uͤberſchickte ihm, fobald er dafelbft anlangte, in fein Zelt drey fehöne junge Srauenzimmer, eines nach dem andern. Er bezeugte fein Misfallen über diefen Zeitverz treib. Als er aber nachgehends erfuhr, daß die Gemablinn des Statthalters außerordent⸗ lich fhön wäre: fo mar er fo.unverfchämt, und verlangte fie von ihrem Gemahle. Diefer - konnte feine Empfindlichkeit Darüber nicht bergen. Um diefe Zeit gerierh ein vornehmer Japa⸗ r) Oder Ping-fyew-Efi. Tay⸗ko iſt ein japne 5) Du Saldens € ina, auf der 379 und fol: niſcher Name, Er ——— * — PM OR Me und Tibet, XVI Buch. T Eapitel. 571 Japaneſe, Long genannt, auf der Straße mit dem Markgrafen in einen Streit; und 4720 diefer wollte ihn umbringen, Allein Long erhielt Benftand von feinen Bedienten. Der Regis. Abgeſandte hielt es daher für dienlich, fich mit der Flucht zu retten, und ließ alles zuruͤt, —— auch fogar feine Beglaubigungsfihreiden. Er irrte die ganze Nacht herum, und erhing ſich aus Verzweiflung an einen Baum: fein Tod wurde aber noch bey Zeiten von Denen, die ihm folgeten, verhindert. Hierauf floh er nach Ring-chew; dafelbft zog man ihn wegen feines fehlechten Verhaltens zur Verantwortung, und ſchickte Den Dang-fang-beng an feine Stelle s), : Nachdem Ping⸗ſyew⸗kyi 7) drey Tage lang gefaftet und fich gebaber Hatte: fo gieng Ein chineſt er dem kaiſerlichen Befehle entgegen, warf ſich vor demſelben funfzehnmal zur Erden nie- ſcher König der, und wurde mie den gewöhnlichen Ceremonien zum Könige in Japan gemacht, Dem in Japau. Könige in Korea wurde von feinem Günftlinge Lischin der Rath ertheilet, daß er feine Verachtung gegen den neuen König zeigen follte, Er ließ ihm daher nur Durch einen Statt- halter einer Stadt vom zweyten Range, den er an ihn aborbnete, Glück wünfchen, und überfehickte ipm zum Geſchenke einige wenige ganz gemeine Stüden Seide. Ping-fpew- kyi befand fich dadurch fehr beleidiget, und fprad) zu dem Abgefandten: hat euer Herr ſchon vergeffen, daß ich fein Königreich erobert, ımd es ihm, bloß aus Joch, achtung gegen den Kaiſer, wiedergegeben babe? Was bildet er fich denn von mir ein, da er mir ein folches Geſchenk durch einen von eurem Kange übers ſchicket? Wen befehimpfer er? mich oder den Kaiſer? Weil man aber auf folche Art mir mir umgeht: ſo follen meine Völker Korea nicht eher verlaffen, als bis der Raifer den Rönig, euren Zeven, gezuͤchtiget har. Den naͤchſten Tag überfandte er, nebſt feinem Tribute, der ſehr anfehnlich war, zwo Borftellungen, In der einen befannte er feine Verbindlichkeit gegen den Kaiſer, und in der andern bath er um Ge— rechtigkeit wider den König in Korea, E Im fünf und zwanzigften Jahre des Darnlye gieng der Krieg von neuem an, und Der Krieg die Kapanefen fielen, unter der Anführung des Ting zching und des Hang⸗ ching, mic gebt von einer Flotte von zweyhundert Segeln in Korea ein. Sie eroberten Tan yiven-fir, und MFH au. der Statthalter dafelbjt nahm, bey ihrer erften Annäherung, barfuß die Flucht. Kurz darauf machten fie ſich Meifter von Tfiwenschep, wie auch von Nyauſing und Chongs chew auf der oftlichen Seite, und von Nan⸗ywen und Tſven⸗ chew gegen Weiten, Die gedachten Städte lagen an den engen Wegen, welche nad) der Houptſtadt zugiengen; und diefe rourde dadurch gewiſſermaßen eingefchfoffen. Tfin- ching ſchlug fein Lager zu Tunstfing, fechshundert Li #) von der Hauptſtadt, auf; Hang bing aber zu Rings bang, vierhundert Ki von derſelben. Die Ehinefen belagevten zen letztern Dt, unter der Anführung des Hau⸗ queg.. Auf erhaltene Nachricht aber, daß die Feinde eine Ver— ſtaͤrkung befommen hätten, ergriffen fie die Flucht. Ihr Heer wurde zerſtreuet, und zwanzigtauſend von ihnen wurden erfehlagen. Haw⸗quey Wurde Deswegen zum Tode verurtheilet. * neunten Monate des fechs und zwwanzigften Jah? der Regierung des DanzIye Verrätherey zog Lew⸗ting wider den Hing⸗chang zu Felde; 2 A aber zuvor eine Unterredung derChinefen. ce u, m H Hier und in dem folgenden findet man Pin ⸗ — lyero⸗kyn geſchrieben. | u) Sechzig Meilen, 1720 Regis. Tapferkeit der Japane⸗ fen, wirthung Dank fagen; und diefer fürchte Bitte des Königs in KRoren 572 Belchreibung von Korea, der weſtlichen Tartarey, vor, worinnen die Sachen in der Güte beygelegt werden fönnen. Dex japanefifche Feld- herr nahm diefen Vorſchlag an, begab fih den folgenden Tag an den beftimmten Dre, und hatte nur fünfzig Pferde in feinem Gefolge. Lew⸗ting hatte einen Hinterhalt verſtecket. Einer von feinen Unterbefehlshabern mußte feine Perfon vorftellen : er felbft aber gieng als einer von feinem Gefolge, und mar wie ein gemeiner Soldat bekleidet, Hing⸗chang wurde von dem vorgegebenen Feldherrn mit außerordentlichen Ehrenbezeugungen empfangen, Als er. aber zu Tiſche ſaß, und. den Lewo-ting in feiner verftellten Kleidung ſtarr anſah, ſprach er: gewiß, diefer Soldat ift unglücklich gewefen. Ueber diefe Rede erftaunte Lew⸗ ting, gieng aus dem Zelte hinaus, und ließ dem Hinterhalt, durch Abfeurung einer gro— en Tanone das Zeichen geben. Hing⸗chang argwohnte eine Verraͤtherey, und ftieg fo- gleich mit feinem Gefolge zu Pferde. Sie ftellten fid) in ein Dreyeck, brachen durch die chinefifchen Völker hindurch, richteten ein erſchreckliches Niedermetzeln unter ihnen an, und entkamen, Den folgenden Tag ließ Sing-chang dem chinefifchen Feldherrn für feine Be⸗ as Losbrennen der Canone, als einen ungefähren Zufall, zu enefchuldigen. Hing⸗chang ſchien mit der Entfehuldigung zufrieden zu feyn, und fehickte ihm einen weiblichen Kopfpug zum Gefchenfe. Lew⸗ ting that unmittelbar bierauf einen Angriff: er mußte aber überall den Kürzern ziehen, Endlich, im Jahre 1598, . im fechs und zwanzigften Jahre des Van⸗lye, als Tay⸗ko ftarb, Fehrten die Sjapanefen | wieder in ihr Land zuruͤck, und machten dem Kriege ein Ende, der nunmehr fieben Jahre lang gedauert harte, Li⸗tun, der gegenwärtige König in Korea x), ſtammet aus dem Haufe Li ab. Im Jahre 1694 ließ er folgende Bitefchrift an den Kaifer Kang⸗hi ergehen. „Dieſe Bittfchrift überreicher der König in Chaw⸗tſyen, in der Abficht, fein Haus zu »Helmden, und das Verlangen feines Volkes zu zeigen. 2 35 ‚ euer Unterthan, bin ein Menſch unter den Ungluͤckſeligen. Ich bin lange „Zeit ohne Erben geweſen, bis ich endlich, zu meiner großen Freude, einen Sohn von „einer Beyfchläferinn befam, den ich auch hierauf erhoben habe. Allein eben diefer Fehl- „tritt iſt der Grund alles meines Unglücks, Ich nöthigte die Königinn Min⸗ſchi, fich zu „entfernen, und machte die Chang⸗ſchi an ihrer ſtatt zur Königinn. Diefes that ich auch „eurer Majeftät zu wiflen. Nun aber denke ich zurück, dag Min⸗ſchi von eurer Maje- „tät zur Königinn gemacht worden ift, meinem Haufe vorgeftanden ift, mir. bey den Opfern „an die Hand gegangen iſt; die Röniginn, meine Großmutter, und die Königinn, meine „Mutter, bedienet, und drey Jahre lang mit mir getrauret hat. Ich ſollte fie daher in „Ehren gehalten haben : allein ich ließ meiner Unvorfichtigkeit den Zügel ſchießen, und des= „wegen bin ich iß0 überaus befümmert, Um nun dem Verlangen meines Bolkes ein Ge⸗ „nüge zu thun: fo babe ich. mir vorgefegt, die Min⸗ ſchi wiederum in ihre vorige Wuͤrde „einzufegen, und die Chang⸗ſchi wiederum zu dem Stande einer Benfchläferinn zu ernie⸗ „drigen. Solchergeftalt wird mein Hausmefen wieder in Drönung gebracht werden, und. „in meinem Königreiche eine Verbefferung der Sitten ihren Anfang nehmen, Br | ‚Ob x) Das ift, um das Jahr 1720, als Regis diefe ; Nachricht fehrieb. 7 . a) Diefe Meberfegung ift in dem IV Bande ei⸗ 3) Du Haldens China, anf der 381 Seite, ner unferer größten englifchen Sammlungen Kl ſchal⸗ E | f und Tibet. XVI Buch. II Capitel, | 573 Ob nun ſchon ich, euer Unterthan, durch meine Unwiſſenheit und Dummheit, den 1720 „Namen meiner Vorfahren verunehret babe: fo habe ich doc) diefe zwanzig Jahre über Regis. „eurer Majeftät gedienet ;. und alles, was ich bin, habe id) eurer Gürigfeit zudanfen, mel: Tu „che mich, tie der Himmel, beſchuͤet und vertheldiger. Es ift nichts öffentliches, oder Kang pi. „geheimes, das ich vor euch verheelet haben folltez und diefes machet mir Muth, bey eurer „Majeftät, diefer Sache wegen, zwey- oder dreymal Anfuchung zu thun. Sch fhäme mich „in der That, die Gränzen meiner Pflicht zu uͤberſchreiten. Weil aber die Sache mein „Haus angeht, und dem Wunfche meines Volkes gemäß ift: fo habe ich) geglaubet, ich „koͤnnte diefelbe, ohne der Ehrerbiethung zuwider zu handeln, eurer Majeftät vorlegen, » Das Gericht der Gebräuche, an welches diefe Bitefchrift abgelaffen wurde, war der Meynung, man müßte diefe Bitte ftatt finden laffen. Cs wurden daher Gefandten abge- fchiett, welche die Königinn wiederum mit den ordentlichen Ceremonien in ihre vorige Würde einfegen follten. Cine andere Bittfehrift aber, die der König im folgenden Jahre an den Kai⸗ fer abgehen ließ, war nicht ehrerbiethig genug eingerichtet. Eben dieſes Gericht verurtbeilte ihn daher zu Bezahlung einer Geldſtrafe von zehntauſend hinefifchen Unzen Silber, und daß er drey Jahre lang feinen Exfag wegen des jährlichen Tributes haben follte »). BEZ ITELL LEE EEE ii Das II Capitel. Reiſen einiger Holländer nach Korea, nebft einer Nachricht xär nd von dem Lande, und von ihrem Schiffbruche an der Inſel Quelpaert. Quelpaert. Sau Durch Seinrich Sammel. Aus dem Sranzöfifden uͤberſetzt. * Einfeitung. 2 (7 olgende Furze Erzählung hat der Verfaſſer zuerft in Holland drucken laſſen, wo die acht Perfonen noch lebten, die von Korea wieder zurück gefommen waren. Als diefe von verfehiedenen angefehenen Perfonen befraget wurden: fo befräftigten fie alles, was der Secretarlus des Schiffes, wie er ſich nennet, aufgeſchrieben hatte. Dieſes ſchei⸗ net, nach der Meynung des engliſchen Ueberſetzers 2), die Erzählung zuverlaͤßig genug zu machen. Er bemerfet , daß, nad) der Vorrede des franzoſiſchen Herausgebers, in der Be— fhreibung von Korea nichts behauptet wird, das nicht mit bemjenigen übereinftimmen follte, was Palafoig und andere, deren Schriften von dem tartariſchen Einfalle noch vorhanden find, zuvor gefaget haben. So wahr dieſes aber auch in Anſehung der Gewohnheiten des Volkes ſeyn mag, als welches mit den Chineſen einerley Gebraͤuche und Regierungsart zu Ececz haben ſchaltet, umter der Ueberſchrift Cine Erzählung am ber Küfte von Quelpaert; nehſt der Beſchrei⸗ von dem Schiffbruche eines Hofländifhen Schiffes bung des Königreichs Korea. + 574 Beſchreibung von Koren, Der weſtlichen Tartareh, 1653 haben ſcheint: fo Fönnte man doch vielleicht einen Einwurf wider die Befchreibung des Lan⸗ Bamel. des machen, Die wir bey dem hollaͤndiſchen Schriftfteller antreffen, indem diefelbe in Anfe- hung der Namen der Städte 6), worauf die Holländer zukamen, als fie von der Seefüfte nad) der Hauptftade des Königreiches zu giengen, und aud) in Anfehung des Namens der Hauptſtadt felbit, mit der Karte von Korea nicht übereinftimmtz fonderlich, da diefe Karte von einer andern genommen iſt, die in dem föniglichen Pallafte aufgehaͤnget ift, und die einheimischen Namen der Pläge enthält; es wäre denn, daß die Miffionarien die Namen nad) dem Chineſiſchen, und nicht in der Foreanifchen Sprache gefihrieben haͤtten; denn ob ſchon beyde Voͤlker einerley Buchftaben haben: fo ift doch ihre Sprache verfchieden. Da = fich der Berfafler dreyzehn Sabre fang in Korea aufgehalten hat: fo glaubte der Lieberfeger, er koͤnnte eine weitlöuftigere und zulänglichere Nachricht davon befannt gemacht haben, Dem fey nun mie ihm wolle: fo koͤnnen wir doch damit zufrieden feyn, wenn fie nur auf-. richtig, und der Wahrheit gemäß if, Denn was die Miffionarien Davon überfender ha⸗ ben, iſt weit kuͤrzer und ſparſamer. Am Ende des Tagebuches treffen wir die Namen de— rerjenigen an c), die aus Korea zuruͤck gekehret find; und auch der übrigen, die man das felbft zurück gelaffen hat. Es find in allem fechzehn von fechs und dreyßigen, die dreyzehn Sabre zuvor vom Schiffbruche errertee worden waren, Diejenigen, Die aus Korea zuruͤck gefehret find ‚ waren: Heinrich Hamel von Öorcum, Serretartus Gerhard Jans, von Rotterdant. im Schiffe, und Berfaffer diefer Erzaͤh· Matthaͤus Yboken, von Enkhuyſen. tung. Cornelius Theodorick, von Amfterdam. Gottfried Denis, von Rotterdam. Benet Clerc, von Rotterdam, re Johann Piters, von Uries in Zriesland. Denis Gottfried, von Rotterdam, . Die Namen Dererjenigen, bie in Koreg zurück geblieben, find: Johann Lampe, von Amfterdam. Anton Ulders, von Embden. Zeinrich Cornelius, von Vreeland, Niklas Arents, von Dftvoren, Johann Niklas, pon Dort. Alexander Boſquet, ein Schortländer, Jacob Jans, aus Norwegen, | | von Utrecht. Der J Abſchnitt. Ihr Schiffbruch an Quelpaert, und ihre Reiſen in Korea, 2 Ihre Reifen nach Duelpaert, und dafelbft erlittener Schiffbruch. Abreiſe von Kolland. Große Stürme. Ihre begegnet man ihnen ganz leut elig. Sie tre Noth. Sr Schiff ſcheitert. Wie fie von den einen Holländer IR “ . ———— Einwohnern aufgenommen werden. Das Wrack geſchicket worden iſt. Ein ſehr guter Statthal⸗ wird zu ihrem Gehrauche noch in Sicherheit ge- ter. Ein ſehr ſchlimmer. Einige verfachen zu bracht. Sie werden an den Statthalter ges entkommen. Sie tverden ergriffen und beſtraft. ſchickt und genau eingeſchloſſen gehalten? doch Quelpaert wird beſchrieben. Ihre Abrelſe Gy verließen den Texel im Sperber den roten Jenner 1653 Abends, Nach vielen Stuͤr⸗ von Hetaud⸗ men und ſehr ſchlechtem Wetter, warfen ſie in der Rhede von Batavia den ıften des Drachmonats Anker. So bald ſie Erfriſchung eingenommen hatten; fo giengen fie ven er Ne Tage b) Die Namen, die Aamel den Provinzen in der Erzählung des Regis finder, = giebt, find auch vom benen unterſchleden, die naan c) Smaten Bande befagter Samlung a. d. 387S. * und Tibet. XVI Buch. IT Eapitel, 575 z4ten biefes Monats, unter der Anführung des Generalguvernörs, nach Tayowan d) 16 53 unter Segel, und langten dafelbft den 16bten des Henmonats an. Es fuhr mit ihnen Myn- Yamel, heer Cornelius Leffen, um als Statthalter von Diefer Stadt und von Formoſa, an der Stelle Mynheer Niklas Derburges e), Befis zu nehmen, der drey Fahre dafelbft gewe— fen war, Den zoften giengen fie auf Befehl der Rarhsverfammlung, nach Japan ab, Allein, den nächftfolgenden Tag gegen Abend, als fie den Canal von Formoſa verlaffen wollten, entftund ein Sturm, welcher die ganze Nacht hindurch dauerte, und immer heftiger wurde. Den ıften Yuguft des Morgens früb, befanden fie fih Bart an einer Eleinen Inſel, Großer wo jie endlich mit großer Muͤhe anfern Fonnten; denn an den meiften Orten in dieſer See Sturm. findet man feinen Grund. Da fich der Nebel zertheilte, befanden fie fich fo nahe an ber Küfte von China, daß fie ganz wohl gewaffnete Männer unterfcheiden Fonnten, die längft an der Küfte hin zerftreuet waren, und aus dem Wrake des Schiffes ihren Vortheil zu zie- ‚ ben hoffeten ). Db aber fehon der Sturm immer heftiger wurde: fo blieben fie doch da= ſelbſt ihnen im Gefichte, dieſen ganzen Tag und die folgende Nacht. Am dritten Tage be= merkten fie, daß fie der Sturm zwanzig Meilen von ihrer Straße verfehlagen hatte; fo, daß fie Formoſa wiederum im Gefichte hatten. Sie liefen zwifchen diefer Inſel und dem feften Sande, bey etwas kaltem Wetter, bin. Was fie am meiften beunruhigte, war die- fes, daß fie durch die ungewiſſen Winde und Windftillen, bis den uten diefes Monats in dem Canale aufgehalten worden, Indeſſen erhob fich ein ftürmifcher Suͤdoſtwind, wobey ein ftarfer Regen fiel, und noͤthigte fie, ihren Weg Nordoftwärts, und Nordoft gen Dften zu nehmen. Die drey folgenden Tage wurde das Wetter immer ftürmifcher, und der Wind änderte fich fo oft, daß fie beftandig ihre Segel bald aufhiffen, bald wiederum ein- ziehen mußten. j In diefer Zeit hatte das öftere Anfchlagen der See ihr Schiff ſehr geſchwaͤchet; und Ihre Noth— der beftändige Regen verhinderte fie, daß fie nicht die geringſten Obſervationen anftellen fonnten. Sie wurden daher genörbiget, alle ihre Segel einzuveffen, die Raen niederzu⸗ laſſen, und ſich gänzlich den Wellen zu uͤberlaſſen. Den rsten hatte das Schiff fo viel Waffer deftjöpfer, daß man es nicht mehr bemeiftern konnte. Syn diefer Nacht wurde ihre Boot, und der größte Theil ihrer Gallerie, Durch das beftändige Einfchlagen der Wellen, hinweg genommen; wodurch auch ihr Boegſpriet erfchüttere, und das Vordertheil des Schiffes beſchaͤdiget wurde, Es war auch nicht möglich, den erlittenen Schaden ju er⸗ fesen: denn die Stöße des Windes waren fehr heftig, und folgten hart hinter einander, Endlich brach ſich eine Welle über dem Hintertheile, und hätte beynahe alle Schiffleute, die fich auf dem Verdecke befanden, hinweggeſpuͤhlet. Sie füllte das Schiff fo voll Waß fer, daß der Schiffer vief, man follte unverzüglich den Maft am Boorde kappen, und ſich zum Gebethe verfügen: denn wenn noch eine oder zwo folhe Wellen kaͤmen: fo wären fie ohne Rettung verlohren. Su Indem fie ſich in diefem Zuftande befanden, und gleich die zweyte Wache abgegangen Dis Schiff war: fo fehrie derjenige, der fich umſah: Land! Land! Er fegte hinzu, daß fieniche bcheitert. einen Muſketenſchuß weit von dem Ufer waͤren: denn diefes konnten fie, wegen des Regens, und wegen der finſtern Nacht, nicht eher entdecken. Sie konnten nicht vor Anz fer A) In dem sten Bande befagter Sammlung ſchen Ueberfegung Tarpo-wan, 08.587 ©, 5 Bielmehr die Küfte wider die Schmugler, e) Dder Taywan in Formoſa; in ber englie und die Leute des Boxinga zu bewahren, 576 Beſchreibung von Korea, der weſtlichen Tartarey, 1653 ker kommen, weil fie feinen Grund fanden. Indem fie ſich deswegen viele vergebliche Muͤhe Aamel, gaben: fo machten drey hintereinander anftogende Wellen das Schiff dermaßen laͤck, daß die “ jenigen, die unter dem Verdecke waren, ertrinken mußten, ehe fie noch hervor kommen konnten. Einige von denen, die auf dem Verdecke waren, fprungen über Boord; und die übrigen wurden von dem Waſſer weggeſpuͤh let. Funfzehn von ihnen erlangeren noch größ- gentheils nackend, und fehr befchädiget, das Ufer. Anfangs glaubten fie, es wäre niemand außer ihnen davon gefommen, _ Als fie aber die Klippen hinauf Elettevten; fo hoͤreten fie —— die Stimmen einiger klagenden Menſchen. Den folgenden Tag, als ſie auf dem Strande Sechs u drey· herum riefen und ſuchten, trafen fie dieſelben bier und da zerſtreuet an. Es waren ihrer — zufammen ſechs und dreyßig, welche von vier und fechzig übrig geblieben, und geößentheils borgen. gefährlich beſchaͤdiget waren. As man das Wrad ducchfuchte, fand man einen Mann zwifchen zwo Planken einge- zwaͤnget, welche feinen Leit dermaßen gequetſchet hatten, daß er nur noch drey Stunden lang lebete. Bon allen denen.aber, Die umgefommen waren, konnte man nur den Haupt: mann, Egbertz, von Amfterdam, finden, der zehn oder zwölf Faden von dem Waſſer, auf dem Sande ausgeftredt lag, und den Arm unter dem Kopfe hatte, Diefer wurde be graben. Die See hatte auch nichts von Lebensmitteln ans Ufer geworfen, außer einem Safe Mehl, einem Faffe mit etwas eingefalzenem Sleifche,einem Eleinen Schinken, und einem Orxhoͤft rochen Wein. Ihre größte Sorge war, ein Mittel auszufinden, wie fie Feuer machen koͤnnten; denn fie urtheilten, daß fie auf einem wüften Eylande wären. Gegen Abend, da Wind und Regen etwas nachließen, fammelten fie genug Holz und Segel von dem Wrade, daß fie ſich eine Hütte wider das Wetter machen konnten. Wie ihnen Den ızten, als fie ihren betraurenswuͤrdigen Zuftand bemeineten, und fich zumeilen MR beklagten, daß fie Feinen u. zu Geſichte befämen: zuweilen aber auch fich mit der geguet worz Hoffnung fhmeichelten, daß fie n £ weit von Japan feyn Fönnten: fo entdeckten fie einen Eanonenfhuß weit von ihnen, einen Menfchen. Diefem gaben fie durch Zeichen zu ver- fiehen, daß er zu ihnen Fommen ſollte. Sobald er fie aber erblickte, fo nahm er die Flucht, Nachmittage wurden fie drey andere Menſchen gewahr. Einer von ihnen trug eine Muf fete, die beyden übrigen aber führten Bogen, As fie etwan einen Canonenſchuß weit von ihnen waren, machten fie Halte; und als fie fahen, daß die Holländer auf fie zu kamen: fo liefen fie davon; ob ſich gleich jene bemüberen, ihnen Durch Zeichen zu bedeuten, daß fie nichts weiter, als Feuer verlangten. Endlich entſchloß fich einer aus der Gefeltichaft, fie anzugreifen. Sie gaben ihre Waffen bin, ohne ſich zu widerſetzen; und fo Eonnten fie Feuer anmachen. Dieſe Leute waren auf chinefifche Arc befleider, nur die Hüte ausge- nommen, die aus Pferdehaaren verfertiget waren. Die Holländer ſtunden fehr in Furcht, es möchten diefes wilde Chinefen oder Seeräuber feyn. Gegen Abend erfchienen Hundert bewaffnere Männer, welche wie die vorigen gekleidet giengen. Sie zählten die Schiff: brüchigen, und hielten fie die ganze Nacht hindurch eingefchloflen. Den nächftfolgenden Tag zu Mittage, kamen gegen zweytauſend Mann, theils zu Pferde, theils zu Fuße, herunter, und ftellten fich vor ihrer Hütte, oder vor ihrem Zelte, in Schlachtordnung. Der Secretarius, der Ober -und Unterbootsmann, und ein Junge, giengen heraus zu.ißnen. Als diefelben vor den Befehlshaber gebracht wurden, ließ = felbe - den. g) Wir nennen es Rack. imd Tibet. XVI Buch. IT Canitl, 77. felbe einem jeden von ihnen eine große eiferne Kette mit einem Eleinen Kloͤckchen, um den 16 53 Hals legen; und in Diefem Zuftande mußten fie ſich vor ihm zur Exde niederwerfen., Mit amel. denenjenigen, Die in der Hütte geblieben waren, verfuhr man auf gleiche Art; und die Ein” wohner der Inſel erhuben zu gleicher Zeit ein großes Freudengeſchrey. Rachdem fie eine Zeit lang platt auf dem Öefichte gelegen hatten: fo gab man ihnen ein Zeichen, daß fie Enien ſollten, und ließ einige Fragen an fie ergehen, die fie aber nicht verftunden. Sie Fonnten auch Öegentheils den Einwohnern nicht zu verſtehen geben, daß ihre Abſicht gewe⸗ fen wäre, nach Japan zu gehen; denn fie nennen dieſes Land Jeenare oder Jirpon. Da ver Befehlshaber ſah, daß er nichts von allem, was fie fagten, verftehen Fonnte: fo ließ er einem jeden von ihnen eine Schale Aradg) reichen; ſchickte fie wiederum in ihr Zele zurück, und befahl ihren Zührern, daß fie ihm ihre Lebensmittel zeigen follten. Nachdem fie diefelben in Augenſchein genommen hatten: fo brachten fie ihnen eine Stunde hernach Reiß in Wafler gekocht. Weil fie aber glaubeten, daß fie ganz ausgehungert ſeyn wür- den: fo gaben fie ihnen nicht viel, indem ſie beſorgten, es möchte ihnen folches ſchaͤdlich feyn. Nach Tifche Famen fie mit großen Sellen in den Händen, worüber die Holländer fehr Das Wrack erftaunten, und fich einbildeten, fie würden fie erdrofleln wollen. Allein, diefe Furcht wird zu ih— verſchwand bey ihnen, als fie Diefelden nach dem Weacke zu laufen fahen, um dasjenige da dem Gebran- von an das Land zu ziehen, was ihnen zu einigem Gebrauche noch dienlich ſeyn Eönnte, — Abends gaben ſie ihnen mehr Reiß zu eſſen. Ihr Oberhaupt ſtellte eine Beobachtung an, brocht \ und befand, daß fie ſich auf der Inſel Queipaert befanden, welche in der Breite von drey und dreyßig Grad, und zwey und dreyßig Minuten liege 2), | Den ıoten waren dieſe Seute den ganzen Tag befchäfftiget, die fraurigen Ueberbleibſel von dem Wrade vollends qn das Ufer zu ziehen. Sie trockneten Die Tücher, und verbranne ten das Holz, um das Eifen davon herunter zu befommen, nach welchem Metalle fie fehr be- gierig waren. Nun wurden fie ein wenig befannter und vertrauter mit den Fremdlingen. Diefe giengen zu dem Anführer der Völker, und zu dem Admirale von der Infel, der eben- falls herab gekommen war. Sie beſchenkten einen jeden mit einem Fernglafe, und mit einer Flaſche rorhem Weine, und überreichten ihnen auch die filberne Schale des Hauptmanns, die man zwiſchen den Klippen gefunden hatte. Den Mein ließen ſich dieſelben fo wohl ſchmecken, daß fie fo lange trunken, bis fie ganz luftig davon wurden: allein, die flberne Schale gaben fie mit vielen Sreundfchaftsbezeugungen twieden zurück, Den 2often verbrannten fie vollends das Holz von dem Schiffe, wovon fie das Eifen herunter nahmen. Indeſſen erreichte das Feuer, das fie machten, zwo mit Kugeln geladene@ano- nen. Diefe gaben einen fo großen Knall, daß fie alle davon flohen, und ſich nicht eher wie⸗ derum unterſtunden, dem Schiffe zu nahe zu kommen, als bis ihnen die Holländer durch Zeichen die Verficherung gegeben hatten, daß fie dergleichen Zufall nicht ferner zu befürchten hätten. An diefem Tage brachten fie ihnen zweymal Keiß zu eſſen. Den nächftfolgenden Morgen gab ihnen der Anführer durch Zeichen zu verſtehen, daß fie alles , was ſie von geborgenen Sachen in ihrem Zelte Hätten, vor ihm bringen müßten, damit man es verfiegeln koͤnnte. Dieſes geſchah auch in ihrer Gegenwart. Inzwiſchen wurden gewiffe Derfonen zu ihm gebracht, Die etwas von Eifen, Fellen und andern Dingen en ir ; Wracke h) Bamel, am angeführten Orte, anf der 375 Seite, u. |. w. Allgem. Reifebefchr. VI Band, Dddd 578 Beſchreibung von Koren, der weſtlichen Tartarey, 1653. Wrade zu ihrem eigenen Gebrauche gerettet hatten. Dieſe wurden ſogleich in ihrer Gegen⸗ Bamel. wart beftvaft, um ihnen zu zeigen, Daß fie gar nicht die Abficht hätten, ihnen an ihren Guͤ— tern den geringften Schaden zuzufügen, Ein jeder von den Dieben bekam dreyßig bis vier- zig Schläge auf, die Fußſohlen, mit einem Prügel, der fehs Schub lang, und fo die war, als der Arm eines Mannes, Dieſe Strafe war fo ftrenge, daß ihnen einige Zähen abfprungen, i Sie werden Gegen Mittag gab man ihnen zu verftehen, daß fie nunmehr abreifen müßten. Die- a jenigen, Die noch wohl auf waren, befamen Pferde; und die Kranken wurden in Hange- Halter gefen, Matten fortgetragen. Sie veilten unter einer zahlreichen Wache zu Pferde und zu Fuße, ab; det, legten vier Meilen zurück, und gelangten Abends in eine Fleine Stadt, mit Namen Tas diane. Hier wurden fie nach einer geringen Mahlzeit in ein Waarenhaus gebracht, das einem Stalle gleich fab. Den 22ften mit Anbruche des Tages, veiften fie wiederum ab, und giengen in der vorigen Ordnung nach einem Eleinen Forte zu, bey welchem fich zwo Gaflioten befanden, ' Hier machten fie Halte, um die Mittagsmahlzeit einzunehmen; und Abends Famen fie in die Stade Moggan oder Mockſo 7), wo der Statthalter auf der Inſel feinen Sig hat. Sie wurden alle auf den vieredigten Dias vor den Stadthaufe ges führer, mo gegen Dreptaufend Mann in den Waffen ftunden, - Einige von ihnen giengen auf fie zu, und gaben ihnen Waſſer in Schuͤſſeln zu trinken. Weil fie aber auf eine er⸗ fhredliche Arc bewaffnet waren: fo glaubten die Holländer, ihre Abficht wäre, fie tod zu ſchlagen. Selbft ihre Kleidung vermehrte noch ihre Furcht; denn fie hatte etwas fürchter- liches an fich, welches man in China oder Japan nicht findet. Ihr Secretar wurde nebft einigen andern zu dem Statthalter geführet. Nachdem fie eine Zeitlang auf dem Angefichte gelegen hatten; fo wurde den übrigen ein Zeichen gegeben, daß fie ein gleiches thun follten. Diefes gefchah vor einem Balkone, wo ver Statthalter als ein König ſaß. Hierauf ließ er fie durch Zeichen fragen, woher fie famen, und wohin fie wollten? Sie antworteten, fie wären Holländer, und wollten nad) Nangaſaki in Japan. : Darauf gab er durch eine Fleine Beugung feines Hauptes zu verftehen, daß er etwas von dem, was fie fagten, verftünde, Mach diefem befahl er ihnen, dafs fie vier und viere auf ein- mal vor ihm vorbey gehen ſolſten. Er legte einem jeden von ihnen eben diefe Fragen vor, und befahl, daß man fie in das Haus führen follte, wo der Better des Königes, der ſich bes Thrones hatte anmaßen wollen, gefangen gehalten worden, und geftorben war, Man ſchließt Sobald ſie alle hinein waren: ſo wurde das Haus mit bewaffneten Maͤnnern beſetzt. ſie enge ein. Man bewilligte ihnen täglich zwölf Unzen Reiß für die Perſon, und eben fo viel Weizen- mehl; außerdem aber fehr wenig und fo fehlecht zugerichtet, daß fie es nicht effen konnten. Ihre ordentlichen Mahlzeiten beftunden alfo größtentheils nur aus Reife, Mehle, Salze, und Waffer zum trinken. Der Starthalter, ein Mann von fiebenzig Jahren, war fehr verftändig, und in großem Anfehen bey Hofe. Als er fie von fich ließ: fo gab erihnen durch Zeichen zu verftehen, daß er an den König fchreiben, und ihrentiwegen Berhaltungs- befehle einholen wollte: es wuͤrde aber eine ziemliche Zeit vorbey ftreichen, ehe er eine Ant- wort erhalten Fönnte; denn es wären bis dahin achtzig Meilen, und zwar alle, zehen aus: genommen, zu Sonde, Sie bathen ihn daher, er möchte die Verfügung treffen, daß fie zumeilen 1) Sin der Urkunde: Moxo. und Tibet. XVI Buch IT Capitel. 579 zuweilen Sfeifch und andere Arten von Sebensmitteln befommen koͤnnten. Sie erhielten 1653. auch Erfaubniß, daß täglich, wechſelsweiſe fechfe von ihnen ausgehen, feifche Luft fhöpfen, Yamel. und ihre Wäfche waſchen dürften, Er erzeigte ihnen oftmals die Ehre, und fieß fie zu fich holen, da fie denn in feiner Gegenwart ſowohl in der hofländifchen, als auch in der Sandes- — ſprache, etwas ſchreiben mußten. Durch dieſes Mittel fingen ſie an, einige Worte ver— Teutfeig. e ſtehen zu lernen. Da er fich ein Vergnügen machte, ſich zuweilen mit ihnen zu unterres den, und ihnen einen Kleinen Zeitvertreib zu machen: fo fingen fie an, Hoffnung zu fehö- pfen, daß fie einmal würden nach Syapan Eommen können. Der Verfaffer fpriche: er trug fo große Sorge für unfere Kranfen, daß es uns, wie wir verfichern Fonnen, bejfer bey dies ſem Gögendiener gieng, als es uns unter den Chriften gegangen ſeyn würde, Den 2gften des Weinmonats, wurden der Secretarius, der Schiffherr und der Un- Cie treffen terwundarzt vor den Statthalter geführet, wo fie einen Mann mit einem großen rothen einen Hollaͤn⸗ Barte figen fahen. Der Statthalter fragte fie, für wen fie wohl diefen Mann hielten ? deran. Da fie nun antworteten, ſie hielten ihn für einen Hollaͤnder: fo brach er in ein Gelächter aus, und verfeßte, fie irreten ſich, es wäre einer aus Korea. Mach einigen andern Re— den fragte fie der Mann, ber bisher flille gefeffen hatte, auf hollaͤndiſch, wer fie wären, und aus was- für einem Lande fie kaͤmen? Sie erteilten hierauf eine Antwort, und fügten eine Erzählung von ihrem Ungluͤcke hinzu. Alsdann nahmen fie fich die Freyheit, und frage ten ihn ebenfalls auf gleiche Art, Er antwortete, fein Name wäre Johann Wettevree; er wäre zu Ryp /) in Holland, gebohren; und von hier wäre er im Jahre 1626 als Frey⸗ williger/ an den Bord des Schiffes Hollandia gegangen; im folgenden Jahre, da fie auf der Fregatte Ouderkeres nad) Japan gegangen wären, hätte fie der Wind auf die Küfte von Korea getrieben; und da fie Mangel am Waffer gelitten hätten, fo wäre er nebft andern an das Sand gefchieft worden, um Lebensmittel zu holen, hier wäre er, nebft zween von feinen Mitgefellen, mit Namen Thiedrich Gerard und Johann Pieters, von den Einwohnern gefangen worden; feine beyden Mitgefellen hätten vor fiebzehn oder achtzehn Jahren in ven Kriegen, ba bie Tartarn in Korea eingefallen wären, ihr $eben eingebüßer; er wäre acht und funfzig Jahre ale, und hätte feine Wohnung in der Hauptſtadt von Ko- vea; von hier hätteihn der König abgefchickt, um zu wiſſen, wer fie wären, und was für ein Zufall fie in fein Land gebracht harte. Er feste hinzu, daß er den König oftmals um Erlaubniß gebethen häfte, nad) Japan zu gehen ; aber niemals eine andere Antwort hätte erhalten Fönnen, als daß er diefes niemals hoffen dürfte; es wäre denn, daß er Flügel hätte, und dahin fliegen koͤnnte; man hätte in dem Sande die Gewohnheit, alle Fremden aufzus Halten, doch listen fie feinen Mangel; indem fie Zeitlebens mit Speife und Kleidung ver- forger würden. g or : . Diefes war Feine angenehme Zeitung für die Holländer: allein, die Freude, die fie Er wird al darüber fhöpften, daß fie einen ſo guten Dollmetſcher gefunden hatten, vertrieb ihre Tray Dollmetſcher vigkeit. Sedoc) Hatte er feine Mutterſprache dermaßen vergeffen, daß fie Anfangs viel ebgeſchicet. Mühe hatten, ihn zu verftehen: allein in einer Zeit von vier Wochen, lernte er fie wie- derum. Der Statthalter ließ alle ihre Yusfagen ordentlich nieberfchreiben; fchickte fie nach Hofe, und hieß fie gutes Muths feyn: denn fie follten in kurzer Zeit Antwort erhalten, Snzrifchen ließ ex ihnen täglich neue Gunftbezeugungen wiederfahren, und ertbeilte dem Dvdd2 - Wer k) Ryp iſt eim großes Dorf ın Nordholland. 7 580 Beſchreibung von Koren, der weltlichen Tartarey 1653. Wettevree und den Bedienten, die mit ihm gekommen waren, Erlaubniß, fie zu allen amel. Zeiten zu fprechen, und ihm ihre Bedürfniffe vorzutragen. Ein ſehe Zu Anfange des Chriftmonats Fam ein neuer Statthalter an, weil die drey Jahre tee Statt: ihres Wohlthäters nunmehr zu Ende giengen. Es würde ſchwer fallen, wenn man mit Halter. Worten ausdrüden wollte, wie gütig et ſich bey feiner Abreife gegen fie bezeuger habe, Da er fah, daß fie fih wider den Winter fehlecht verwahret hatten: fo ließ er für einen jeden von ihnen zwey Paar Schub, einen wohlgefütterten Roc und ein Paar lederne Strümpfe verfertigen. Er begegnete ihnen auch fonften fehr edelmüchig, und erflärete ſich, es waͤre ihm leid, daß es nicht in feiner Mache geftanden hätte, fie hinüber nad) Japan zu ſchicken, oder fie mit fich auf das fefte Sand zu nehmen, Er fagete ferner, Daß fie fich wegen feiner Abreife feine Sorge machen dürften; denn, wenn er bey Hofe wäre: fo wollte er fein möglichftes thun, um ihre Freyheit zu erhalten, oder fie dahin bringen zu laſſen. Er ftellete ihnen die Bücher, die fie gerettet hatten, und einige andere Güter, wiederum zu, und gab ihnen zugleich eine Flafche mit einem Foftbaren Del. Er bath auch den neuen Statthalter, daß er ihren täglichen Unterhalt verbeffern ſollte, den er nur auf Reiß, Sal; und Waffer, eingefchränft hatte, j t Ein ſehr Allein, nach der Abreiſe dieſes Herrn, Die im Jenner 1554 vor ſich gieng, begegnete ſchlimmer. man ihnen weit ſchlimmer, als'zuvor: denn man gab ihnen Gerſte für Reiß, und Öer- ftenmeht für Weizenmehl. Sie fahen ſich alfo genöthiget, das erftere zu verfaufen, um fi) andere Lebensmittel anzufchaffen. Diefes harte Verfahren bewog fie, darauf zu den- fen, wie fie in bevorftehendem Fruͤhlinge heimlich entwifchen koͤnnten; und diefes um fo viel mehr, da fein Befehl von dem Könige einlief, daß man fie nach Hofe bringen folfte. Nach langem Beratbfchlagen, wie fie ſich in einer finftern Nacht eines Bootes bemächti= - gen möchten, entfchloffen ſich endlich fechfe von ihnen, Diefes Vorhaben gegen pas Ende des Aprils auszuführen. Als aber einer von der Gefellfehaft auf die Mauer ftieg, um zu fehen, mo die Barfe läge: fo wurde er von einigen Hunden entdeckt, welche durch ihe Bellen die Wache in Bewegung brachten. Einige verſu⸗ Zu Anfange des Maymonats gieng der Schiffherr mit fünf andern fpagieren, und Hen zu ent⸗ bemerkte bey einem Elemen Dorfe, nahe bey der Stadt, eine wohlausgeruͤſtete Barke, die fichen, von Feinem Menfchen bewachet wurde. Hierauf fehickte er fogleich einen von feiner. Gefell- fchaft ab, der ein kleines Boot und einige Furze Planken holen ſollte. Alsdann ließ er ei- nen jeden einen Trunf Waffer zu fich nehmen, und gieng an Bord, ohne für etwas wei⸗ ter zu forgen, Indem ſie noch beſchaͤfftiget waren, die Barfe über eine Fleine Untiefe zu ziehen, Die nahe dabey war: fo entdedten-einige von den Einwohnern ihr Vorhaben. Ei- ner von ihnen Fam mit einer Muffete heraus gelaufen, und gieng in das Waller, um fie zu nöthigen, daß fte wieder zurück Fehren folleen. Sie ließen fich aber dadurch an ihrem Vorhaben nicht hindern, einen ausgenommen, der die übrigen nicht erreichen Eonnte, und ſich alfo genoͤthiget ſah, zurück an das fand zu gehen. Die fünf übrigen fuchten die Se- gel aufzubiffen: es fielen aber ſowohl Maft, als Segel, in das Waller. Sie brachten zwar alles mic vieler Arbeit wieder in Ordnung: als fie aber zum andernmale fuchten, das Segel aufzuziehen, fo brach ihr Maft kurz ab, und Fonnte unmöglich) wieder hergeftellet wer⸗ den. Durch diefen Aufſchub erhielten die Einwohner Zeit, daß fie in eine andere Barfe fommen konnten, und gar bald die Flüchtigen einbolten. Dieſe fprungen, nr — ihrer ‚and Tibet. xVI Buch, U Capitel. — ihrer Waffen, hurtig in die Barke hinein, und hofften, ſich Meiſter von dem Fahrzeuge 1653, zu machen. Als fie aber fahen, daß daffelbe voll Waffer, und nicht im Stande war, »amel, Dienfte zu hun: fo unterwarfen fie fich insgefammt, — — Als ſie vor den Statthalter gebracht wurden: ſo mußten ſie ſich platt auf die Erde Sie werden niederlegen; und ihre Hände wurden mit Ketten an einen großen Block befeſtiget. Hier- ergriffen und ° auf wurden die übrigen ebenfalls gebunden und gefeffelt herbey gebracht. Alsdann wurden eſtraft. die Gefangenen befragt, ob dieſe herbeygebrachten etwas von ihrer Flucht wuͤßten, oder Ana theil daran genommen hätten? Da num alle fechfe diefes ſchlechterdings verneinten: fo wurde dem Wettevree anbefohlen, daß er fie befragen füllte, was ihre Abſicht geweſen wäre? Sie antworteten, ſie haͤtten nichts anders im Sinne gehabt, als I zu gehen. Der Statthalter fragte fie hierauf: wie Fonntet ihr denn diefe Reife ohne Brodt und Waſſer unternehmen? Sie verfegten: fie hätten fich lieber einmal für allemal in Todesgefabr begeben, als jeden Augenblick ſterben wollen. Hierauf befam ein jeder von dieſen unglücklichen Perfonen fünf und zwanzig Schläge auf den bloßen Hintern, mit einem Prügel, der einen Faden lang, vier Finger breit, und einen Zoll dicke; auf der Seite, womit zugefehlagen wurde, platt, auf der andern aber rund war. Man ſchlug fo unbarmherzig auf fie zu, daß _fie einen Monat lang das Bette hüten mußten. Und ob man fehon die übrigen losband: fo wurden fie doch eingefperet und Tag und Nacht‘ genau bewacher, — — Quelpaert, welches die Einwohner Seheſure nennen, liegt zwoͤlf bis dreyzehn Beſchreibung Meilen fidwärts von der Kuͤſte von Korea, und bar vierzehn bis funfzehn Meilen im Um: von Quel⸗ fange. Auf der Mordfeite iſt eine Bay, no viele Barken liegen, und von bier fegelt sr man nad) dem feſten Sande zus Diefe Bay ift für diejenigen, welche bafelbft nicht befannt find, fehr gefährlich, weil fich dafelbft viele verborgene Klippen finden, und weil man in der Gegend nur eine einzige Rhede antrifft, wo die Schiffe vor Anker liegen und ficher feyn fönnen: denn an allen übrigen Orten werden fie oft gegen die Kuͤſte von Japan zu getrie— ben. ° Die Inſel ift ganz mit Selfen ie et ; bat aber einen Ueberfluß an Pferden und Vieh. Für dieſe müffen aber große Abgaben an den König bezahlee werden. Die Ein: wohner find fehr arm, und werden von den Einwohnern des feſten Landes verächtlich gez halten. Auf diefer Inſel ift ein Berg von einer ungeheuern Höhe, der mit Holze bedeckt ilt.- Außerdem findet man dafelbft noch verfchiedene Eleine Berge, die bloß und mit Ihä- lern untermifchet find, welche einen Ueberfluß an Reiß haben 7). 2, Ihre Reife nach der Hauptſtadt von Korea, und andere Be⸗ gebenbeiten. Sie werden nach Hofe geholet. Der Weg dahin. unglücklich für die übrigen ausſchlaͤgt. Schiff: Sie langen in der Hauptſtadt an. Sie wer: bruch bey Quelpaert. Die Holländer find in den unter die Leibwacht aufgenommen, und von Gefahr. Sie werben vom Hofe verbannet, vielen geliehfofer. Ein ftarkes Schloß. Stren- Die Statthalter begegnen ihnen hatt.” Sie ge Kälte. Unternehmen vorn zween, welches erhaften Erlaubniß zu betteln. SEn der letztern Hälfte des Maymonats langten Befehle an, daß man fie nach Hofe brin- Sie werden —* gen follte. Sechs oder fieben Tage hernach, brachte man fie in vier Boote. Sie nach Hofe ge⸗ hatten Feſſeln an den Fuͤßen, und die eine — Ki an einen Block befeftiger, um zu holet. 3 ver⸗ I) Bamel, am angeführten Orte, a. d. 577 u. f. ©. x 1653 Aamel, Der Weg dahin. Sie langen in der Haupt⸗ ſtadt A 582 Befchreibung von Korea, der weſtlichen Tartarey, verhindern, daß fieniche in das Waſſer fpringen möchten; als welches fie fonften leicht hätten thun £önnen, da alle Soldaten mit der Seekrankheit behafter waren. Nachdem fie zween Tage lang mit widrigen Winden zu kaͤmpfen gehabt hatten: fo wurden fie zurücfgetvieben. Man nahm ihnen ihre Fefleln ab, und brachte fie wiederum in ihr voriges Gefängniß zu Quelpaert. Bier oder fünf Tage hernach giengen fie nochmals früh bey Zeiten zu Schiffe, und kamen gegen Abend hart an Das fefte fand, Die Nacht hindurch blieben fie auf der Rheede liegen, und den nachftfolgenden Morgen ftiegen fie ans fand. Dafelbft nahm man ihnen ihre Feffeln ab; ihre Wachen aber wurden verdoppelt. Man brachte fogleich Pferde herbey, um fie nach der Stadt Heynam zu bringen. Hier famen fie alle wiederum zufam« men, nachdem fie auf der See getrenner gewefen, und an verfchiedenen Orten an das fand geftiegen waren. :\ 2 Am folgenden Morgen langten fie bey der Stadt Jeham an. Hier ftarb ihr Feuer werfer, der feit dem Schiffbruche niemals recht gefund geweſen war, und wurde auf Be— fehl des Statthalters begraben, Abends Famen fie an die Stade Madioo, am folgen: den Tage nad) Sanftang, und von bier nach Tongap, nachdem fie über einen hohen Berg gegangen waren, auf deffen Spige das geraume Fort, mit Namen Ilpam⸗San⸗ fiang liege. Don hier reiten fie nad) der Stadt Teyn zu , und den folgenden Tag kehr— ten fie in dem Städtchen Runige ein. Abends famen fie in die große Stadt Khin⸗tyo, wo ehemals der König Hof hielt: itzo aber der Statthalter in der Provinz Thillado feinen Sitz hat. Es iſt eine große Handelsſtadt, die deswegen in diefem Sande fehr berühmte iſt: ob fie fehon eine Tagereife weit von der See abliegt. Don hier giengen fie weiter fort, und machten zu Jeſan Halte, welches die legte Stadt in diefer Provinz if. Alsdann Famen fie an das Staͤdtchen Gunun; hierauf nach Jenſan, und endlich nach Konfio, wel⸗ ches der Sie des Stätthalters in der Provinz Tiongfiando ift. Den folgenden Tag feßs £en fie über einen großen Fluß, und kamen in bie Provinz Sengado, worinnen die Haupt⸗ ftadf von Korea, Sior, liegt. Nachdem fie viele Tage in verfchiedenen Plaͤtzen ſtillgelegen hatten: fo giengen fie über einen Fluß, der fo breit war, als die Maaß bey Dordrecht =), und eine Meile von bier langten fie in der Stadt Sior an »). Den Weg von ihrer Sandung an, bis an diefe Stadt, welcher beftändig nördwärts, und nur ein wenig gegen Welten zu gieng, vechne- ten fie auf fünf und fiebenzig Meilen. Hier mußten fie fich, zween bis drey Tage lang, alle zufammen in einem Haufe aufhalten. Alsdann wurden ihrer allemal drey oder viere in eine Eleine Hütte gethan , um bey den Chineſen zu feyn, die fich Dafelbft niedergefaffen hatten. Hierauf wurden fie zufanmen vor ben Künig geführer, und diefer befragte fie ver- mittelſt des Mettevree. Hernach bathen fie feine Majeftät demütbig, daß er fie nach Japan gehen laffen möchte, damit fie einmal, mie Hülfe der dafigen Holländer, in ihr Bas terland zurückkehren koͤnnten. Der König erklärte fih gegen fie, daß es in Korea nicht gewöhnlich wäre, Fremde aus dem Königreiche gehen zu laffen. Zugleich aber verſprach er, fie mit allen Notwendigkeiten zu verſehen. Hierauf befahl er ihnen, folche Dinge in feiner Gegenwart zu fhun, worinnen fie am meiften erfahren wären, als fingen, tanzen und ”) Dder Dort. Stadt einen Namen führet, worinnen diefer Buch⸗ 2) Aus der Landkarte fieht man, daß die Foren» ſtabe anzutreffen waͤre; wenn anders die Miſſiona⸗ niſche Sprache Fein x hat; wenigftens daß Feine rien diefe Namen in dev Eorennifchen — m und Tibet. XVI Buch. II Capitel. 583 und ſpringen. Nachgehends ließ er ihnen Fleiſch vorſetzen, und einem jeden von ihnen zivey Stücen Tuch reichen, Damit fie fich nach ber Foreanifchen Art Fleiden koͤnnten. 1655 Aamel. Den folgenden Tag wurden fie alle vor den Feldherrn geführet,, und biefer befahl dem —— Wettevree, ihnen zu fagen, daß fie der König unter feine Seibwacht aufgenommen hätte, und ihnen in diefer Beſtallung monatlich fiebenzig Katti Reiß bewilligen wollte. Niere Leibwacht auf wurde einem jeden ein Zettel gegeben, worauf fein Name, fein Alter und fein Bater- aufgenom ⸗ terland; wie auch, was für ein Gewerbe er zuvor getrieben hätte, und was er für eines MEN, igo triebe, alles in ihren Chavaktern, bezeichnet war, Es mar diefes Papier mit dem großen föniglichen Siegel, und mit bem Siegel des Feldherrn befiegelt; welches nichts an⸗ ders, als der Abdruck eines glüenden Eifens it. Hiermit wurde zugleich einem jeden eine Mutkete, nebſt Pulver und Dley gegeben. Sie erhielten Befehl, allemal den erften und den vierten Tag des Monats vor dem Feldherrn Feuer zu geben, und fich zu jeder Zeit fer- tig zu halten, daß fie mit ihm ins Feld rücken koͤnnten; es möchte nun der König felbft mit ausziehen, oder aus andern Urſachen. Im Fruͤhlinge und im Herbfte muftert diefer Feld» herr feine Völker monatlic) dreymal; und die Soldaten ſtellen eben fo viele befondere Waf⸗ fenübungen für ſich an. Ein Chineſe und Wettevree wurden beſtimmt, ſie anzufuͤhren; der erſtere als Scherſchante: der andere aber, um ein Auge auf ſie zu haben, und ſie in den Gewohnheiten der Koreaner zu unterwelfen. Piele von den Großen Iuden fie aus Meubegierde zur Mahlzeit zu ſich ein, um zu fehen, wie fie nad) der holländifchen Art ſich in den Waffen üben, ſchießen und tanzen würden. Vornehmlich aber waren ihre Weiber und Kinder begierig, fie zu ſehen; meil das gemeine Volk in Quelpaert ein Gerücht ausgeftreuer hatte, daß fie von einem. unge- beuern Geſchlechte wären, und wenn fie erinfen wollten , genöthiget wären, ihre Nafen binter über die Ohren zu werfen, Daher verwunderten fid) die etwas angefehenen Leute zu Sior,.da fie fahen, daß fie noch beifer geftaltee waren , als ihre Landesleute. Vor— nehmlich aber bewunderten fie ihre fhöne Gefichtsfarbe. Sie drängten ſich dermaßen her- zu, um fie zu fehen, daß fie Anfangs kaum über die Straße gehen, oder zu Haufe ruhig feyn konnten. Endlich that der Feldherr diefer Umbequemlichfeit Einhalt, und verboth allen und jeden Perfonen, ſich ihnen, ohne feine Erlaubniß, zu nähern; und diefes um fo viel mehr, da fich fogar die Leibeigenen der Vornehmen bie Freyheit nahmen, fie aus ihren Wohnungen zu holen, und ihren Spott mit ihnen zu treiben. Im Auguftmonate langte ein tartariſcher Abgeordneter an, und wollte den gewoͤhn⸗ fichen Tribut einfordern. Der König fah fich daher genoͤthiget, fie in ein großes ort zu ſchicken, welches fechs oder fieben Meilen von Sior abliegt, und wofelbft ſie fo lange blei- ben follten, bis der Gefandte wieder abgeveifet wäre: welches im Anfange des Fünftigen Monats gefchehen würde: Diefes Fort liegt auf einem Berge, mit Namen Numma⸗ Sanfiang, auf welchen man drey Stunden lang zu ſteigen bat. Es ift fo feit, daß fich der König felbft in Kriegeszeiten dahin wendet. Es wohnen auch dafelbft viele von den Großen des Königreichs. Es ift beftändig mit Sebensmitteln auf drey Jahre für eine große Menge Volkes verfehen 0% - Ges khrieben haben. Allein in dieſem Tagebuche tref⸗ ter nicht beobachtet bat, kann man diefe Haupt⸗ fen wir zween bis drey andere Namen an, worin⸗ ſtadt, oder eine von den andern Städten, auf der nen dag r vorfömmt. Wegen diefer Verfchiedene Karte nicht finden. { heit der Namen, und weil man die Breite der Ders 0) amel auf ber 579 und folg. Seite. und von vies len geliebfo= ſet. Ein ſtarkes Schloß. y 584 Befchreibung von Koren, der weſtlichen Tartarey, 1655 Gegen das Ende des Wintermonats war die Kälte fo heftig, daß der Fluß zugefror, „amel. und dreyhundert beladene Pferde Darüber geben Fonnten, Der Feldherr war befümmert, —— da er ſah, daß die Kälte fo anhielt, und that dem Könige Vorſtellungen. Dieſer befahl, Kälte, daß man einige größtentheils verfaulte Thierhäure, die man nod) von dem Wracke gebor- gen hatte, unter fie austheilen ſollte, damit fie diefelben verhandeln, und fich Kleider da- für einfaufen Fonnten. Zweene oder dreye fauften fich für das Geld , das fie aus diefen Fellen löfeten, eine kleine Hütte für neun oder gehn Kronen, und wollten lieber Kälte aus- ſtehen, als fich beftändig von ihren Wirthen peinigen laflen, die fie zwo bis drey Meilen weit auf das Gebirge nach Holze fehickten. Die übrigen Eleideren ſich, fo gut fie konnten, und fahen ſich genöthiger, den übrigen Theil des Winters. fo zuzubringen, wie fie oftmals zuvor gethan hatten, | , Ziveene von Als der tartarifche Abgefandre im März des Jahres 1655. twieder zuruͤckkehrte: fo ihnen tagen wurde ihnen, wie zuvor, bey ſchwerer Strafe unterfaget,, daß fie nicht vor die Thüre her- eine Unter: ausgehen follten. Allein an eben dem Tage, da er abreifete, entfchloffen fich Heinrich nehmung. Jans, der Schiffherr, und Heinrich Johann Bos, ein Feuerwerker, unter dem Vor— wande, daß ſie Holz holen wollten, ihm entgegen zu gehen. Sobald er ſich an der Spitze ſeiner Voͤlker zeigte: ſo ergriffen ſie den Zuͤgel ſeines Pferdes mit der einen Hand, und mit der andern ſchlugen ſie ihre koreaniſche Kleidung auf die Seite, damit er ſehen koͤnnte, daß fie darunter auf hollaͤndiſche Art bekleidet wären. Anfangs verurſachte dieſes eine große Vrerwirrung unter dem Bolfe; und der Abgefandte befragte fie ernſtlich, wer fie wären? Sie fonnten es aber auf feinerley Weife dahin bringen, daß er fie verftanden hätte. Doch befahl er ihnen, daß fie ihm folgen follten. Abends ließ er jemanden fuchen, der ihm das⸗ jenige erklären koͤnnte, was fie zu ihm geſagt hätten; und da er von dem Wettevree hörte: fo ließ er ihn eilig holen. Als diefer Dollmerfiher dem Könige davon Nachricht gegeben batte: fo biele man einen Kath, und faßte den Entfchluß, dem Abgefandten ein Gefchenf zu machen, um zu verhindern, daß die Sache nicht vor Die Ohren des Khan p) gelangte. Die beyden unglücklichen Holländer wurden zurück nach Sior gebracht, und in das Gefaͤngniß gelegt, wo fie in kurzer Zeit ftarben. Db fie. aber eines gewaltfamen, oder eines natürlichen Todes geftorben wären, das blieb ihren Landesleuten unbekannt, als welche nach- gehends niemals die Erlaubniß erhielten, fie wiederum zu ſehen. Sobald diefe Sache aus: gefommen war: fo wurden fie vor den Kriegsrath gefuͤhret, und daſelbſt befraget, - Und ob fie fich ſchon erklärten, daß ihnen nicht das geringfte von den Vorhaben ihrer Gefährten bewußt geweſen wäre: fo, wurde doch über einen jeden das Urtheil gefäller, daß er funfzig Prügel auf die Fußſohlen leiden follte, weil er es nicht gemeldet hätte, daß fie ausgegan- gen wären. Allein der König erließ ihnen Diefe Strafe, und fagte, man müßte fie.mehr als unglücliche Perfonen, betrachten, die durch Sturm an fein fand verfchlagen worden waͤ⸗ ven, denn als vertriebene Herumläufer , die in der Abficht zu plündern gekommen wären. Hierauf wurden fie wiederum nach Haufe geſchicket: doch wurde ihnen auferlegt, daß fie ohne Befehl feiner Majeftär nicht einen Fuß aus ihren Wohnungen fegen follten, SchiffbruchIm Brachmonate ließ ihnen der Feldhere durch ihren Dollmerfeher zu wiſſen thun, daß aun Quelpaert. ein Schiff an der Inſel Quelpaert gefheitert wäre; und da Wectevree ſchon zu alt wäre, eine p) Hierunter wird der Kaiſer in China verſtan⸗ nach der alten und irrigen Art, Cham oder Kham, den, der. ein Tartar war, In dem Originale ſteht, anſtatt Khan oder Han. und Tibet. XVI Buch. IT Capitel. 585 eine Reife zu unternehmen: fo follten dreye von Ihnen, welche die Foreanifche Sprache am 16 57 beften verſtuͤnden, fich fertig machen, abzureifen, und eine Nachricht von dem Wracke zu Bamel. uͤberbringen. Dieſem Befehle zu Folge wurden der Aſſiſtent, der Unterlootsmann, und ein Feuerwerker erwaͤhlet, welche nach zween Tagen ihre Reiſe antraten. Als im Auguſtmonate der tartariſche Abgeſandte wiederum anlangte: ſo wurde ihnen unter Androhung einer ſchweren Strafe angedeutet, daß ſie nicht eher, als drey Tage nach ſeiner Ruͤckreiſe, einen Fuß aus ihren Wohnungen ſetzen ſollten. Einen Tag vor ſeiner An— kunft erhielten ſie Briefe von ihren Gefaͤhrten, worinnen dieſelben ihnen meldeten, daß ſie auf der ſuͤdlichſten Graͤnze des Koͤnigreichs enge eingeſchloſſen gehalten wuͤrden, damit, wenn der große Khan von den beyden ungluͤcklichen Perſonen, die todt waͤren, Nachricht erhalten, und nach den uͤbrigen fragen ſollte, man ihm ſagen koͤnnte, daß ſie alle dreye, da ſie nach der Inſel Quelpaert haͤtten gehen wollen, verſchlagen worden waͤren. Gegen das Ende des Jahres Fam der Abgeſandte wieder zuruͤck. Ob alſo ſchon der Die Hollaͤn⸗ große Khan, feit der unglücklichen Unternehmung ihrer beyden Gefährten, zweymal nach der. find in Korea geſchickt hatte, ohne einige Erwähnung davon zu thun : fo wendeten doch die meiſten Befabr. von den Großen, nebft dem Könige, ihre Außerften Kräfte an, um fie zu verderben. Der Rath blieb diefer Sache wegen drey Tage lang beyfammen: allein der König, fein Bruder, der Feldherr und einige andere, waren nicht geneigt, folche Maafregeln zu nehmen. Der Feldherr that den Vorſchlag, daß ein jeder von ihnen mit zween Koreanern, die gleiche Waffen führen müßten, Eämpfen follte. Er wandte vor, folchergeftalt Fönnte der König fie loswerden, ohne daß jemand fagen dürfte, er hätte arme Sremdlinge ermordet; Diefer Anſchlag wurde ihnen, durch einige mitleidige Perfonen, zu wiſſen gethan. Und nicht lange hernach, da der Bruder des Königes vor ihren Wohnungen vorbeygieng, als er in die Rathsverſammlung gehen wollte, worinnen er den Vorſitz hatte: fo thaten fie ihm einen Fußfall, und fleheten ihn um feine Gunft an. Diefes bewog ihn dermaßen zum Mit: leiden, daß er ihrentwegen nachdrücfliche Vorſtellungen that; fo daß fie ihr Leben bloß ihm und dem Könige zu danken hatten. Neil ein folches Verfahren vielen anftößig war: fo fuchte man den Abfichten folher Perfonen, die auf ihr Verderben bedacht feyn Eonnten, zu⸗ vor zu kommen, und zu verhuͤten, daß fie nicht von den Tartarn geſehen werden möchten. Man hielt es daher für das Beſte fie in die Provinz Thillado zu verbannen; und der Kö- nig bewilligee ihnen monatlich fünfzig Pfund Reiß. Im März des Jahres 1657 giengen fie alfo zu Pferde von Sior ab. Sie waren Sie werden unfer dev Aufjicht eines Serfhanten; und ihre Bekannten begleiteten fie bis an den Fluß, vom Hofe eine Meile weit von der Stadt, mo fie auch Abfchied von dem Wettevree nahmen. Sie verbannet. giengen durch eben die Städte, die fie auf dem Wege nach Hofe gefehen hatten. Ihr Nachtlager hielten fie zu Team. Den nächftfolgenden Morgen brachen fie wiederum auf, und gegen Mittag kamen fie an eine große Stadt, mit Namen Diufiong, oder Thilla⸗ pening,. die von einem großen Schloſſe beſtrichen werden kann. Der Penigſe, welcher in Abweſenheit des Statthalters der Vornehmſte iſt, hat ſeinen Sig daſelbſt, und führer den Namen eines Hberften der Provinz. An dieſen wurden fie mit Briefen von dem Koͤ— nige ausgeliefert. Der Serfchant wurde abgefertiget, um ihre drey Gefährten abzuholen, Allgem, Beifebefchr, VI Band. Eee e die 586 Beſchreibung von Koren, der weſtlichen Tartavcy, 1658. die im vorigen Jahre weggefchisft worden waren, und fich zwölf Meilen von hier befanden, Zamel. wo der Unteradmiral Befehlshaber war. Sie wurden zufammen in ein öffentliches Haus gethan, und machten mit einander drey und dreyßig Perfonen aus. Man geht Im April brachte man ihnen einige Selle, die zu ÜDvelpsert zuruͤckgelaſſen worden Haremitibe garen, welches nur achtzehn Meilen von hier abgelegen war. Die einzige Berrichtung, Die nen um. ihnen aufgetragen wurde, war Diefe, daß fie monatlich zweymal das Gras, welches uf dem viereckigten Plage vor dem Schloffe wuchs , ausreißen und den Platz veinhalten muß- ten, Der Statthalter, der ſich nebft allen Bürgern ſehr gut gegen fie bezeugte, mußte nach) Hofe gehen, um auf einige Befchuldigungen zu antworten, und war in Gefahr, fein $eben zu verlieren. Weil er aber von dem Volke ſehr geliebet wurde, und bey den Großen wegen feiner Anverwandten Gunft batte: fo Fam er noch mit Ehren davon. Der Gtatt- halter , der ihm nachfolgte, war flrenger, und nöthigte fie, ihr Holz von einem drey Meilen davon abliegenden Berge felbft zu holen, welches ihnen fonft war zugeführet worden, Im folgenden Herbſtmonate aber wurden fie durch einen Schlagfluß von ihm befreyer. Doch hatten fie es unter dem folgenden Statthalter, der fi im Wintermonate ein- ſtellte, nicht beffee. Denn wenn fie ihn um Kleider, Die damals durch das Holzſchleppen ganz abgetragen waren, ober fonft um etwas bathen ; fo gab er ihnen zur Antwort, der Kos nig hätte ihm deswegen Feine Befehle gegeben; er wäre nur verbunden , ihnen ihren Antheil an Reife zu liefern; das übrige, mas fie noͤthig hätten, müßten fie ſich ſelbſt zu verſchaffen fuchen. Sie überreichten ihm deswegen eine Bittſchrift, Damit er ihnen erlauben möchte, daß fie wechfelsweife betteln dürften; und ſtellten vor, daß fie ihren Lebensunterhalt nicht länger durch Holztvagen erwerben Fönnten, weil fie nadend wären, und ihre Arbeit ihnen nichts weiter einbrächte, als ein wenig Salz q) und Reif. Er gewährte ihnen ihre Bitte; und in kurzer Zeit hatten fie fich gegen die Kälte verwahret. : Sie erhalten Zu Anfange des Jahres 1658 fangte ein neuer Statthalter an, und legte ihnen neues Erlaubniß, Kreuz auf, Er verboth ihnen, auszugehen, und erklärte ſich, daß er einem jeden drey Stüs zu betteln. Fon Kattun geben wollte, wenn fie für ihn arbeiten wuͤrden. Allein, fie verbathen dieſes ehr- erbiethig, weil fie wohl mußten, daß fie mehr Kleider in feinen Dienften abfragen würden, als er. ihnen zukommen laffen wollte. Zu gleicher Zeit wurden einige von ihnen mit einem Fieber befallen. Nun werden die Einwohner durch den bloßen Gedanken von diefer Krank⸗ heit in Schreden gefeget. Er bewilligte Daher, daß fie in gewiſſen Haufen betteln möchten; jedoch follten fie nicht über vierzehn Tage oder drey Wochen aufenbleiben, und auch nicht nach Hofe oder nad) Japan gehen. Die andere Hälfte, die zu Haufe blieb, erhielt Befehl, n den — zu ſehen, und fuͤr die Ausrottung des Graſes auf dem viereckigten Platze zu forgen r). = ee 4) Sie erhieltennicht mehr, als eine Hand voll Satz, wenn fie anderthalb Meile weit laufen mußten, % - 3. {Yan e ud Tibet. XVI Buch, II Capitel 587 3 1668 Man geht hart mit ihnen um; und achte von ihnen entfliehen amel. — nach Japan. — aa Der König in Korea ſtirbt. Große Hungersuoth. geſtoͤret. Einige miethen eine Barke, und entflie⸗ Die Holländer werden getrennet. Sie erhal- hen. Sie laufen in die See, Sie eutdecken Ja⸗ ten Erlaubniß zu Betteln. Ein nütiger Statt: pan. Sie werden ans Land gebracht. Sie fegeln Halter. Drey Schivanzfterne, Die Ruhe der nad Nangaſaki. Sie werden von den Zactoren Holländer wird von verſchiedenen Statthaltern aufgenommen, Sie kehren nach Holland zuruͤck \ a sau April ftarb der König, und fein Sohn wurde, mit Bewilligung des großen Khan, fein Der König Nachfolger. Sie fubren mit ihrem Betteln, fonderlich unter dem andächtigen Haufen, in Korea fort; als welcher ſich fehr liebreich bezeugte, und niemals müde wurde, etwas von ihren Be— nn gebenbeiten, und von den Gewohnheiten anderer Laͤnder, zu hören. Der Statthalter, der im Jahre 1660 anlangfe, erzeigte ſich fo gůtig gegen fie, daß Große Sure er fich oftmals erklärte, wenn es in feiner Gewalt ftünde, fo wollte er fie in ihr Vaterland, gersuoth. oder wenigftens an einen folchen Ort bringen, der von Holfandern beſuchet wide, In diefem Jahre fiel eine folche Duͤrre ein, daß alle Arten von Lebensmitteln ‚ungemein theuer murden. In dem folgenden Jahre wurde das Elend noch größer. Eine große Menge Volk mußte verhungern, und die Straßen waren voller Raͤuber: allein der König verfolgte fie muthig. Eicheln, Fichtenäpfel oder Zirbelnüffe, und andere wilde Früchte, waren Die einzige Nahrung des Volkes, Die Hungersnoth war fo groß, Daß verfihiedene Dörfer, und einige von den Föniglichen Vorrathshaͤuſern, ausgeplündert wurden. Weil aber dieſe Unordnungen von den teibeigenen großer Männer veruͤbet wurden: fo wurde Feiner deswe— gen beftrafet. Diefes Elend dauerte das ganze Jahr 1662, und auch in dem folgenden fühlte man noch etwas davon, Weil der Plag, worinnen fich die Holländer befanden, nicht langer im Stande war, Die Hollän- fie mit Lebensmitteln zu verfehen: fo vertheilte fie der Starthalter, gegen Das Ende des der werden Hornungs im Jahre 1663, auf Föniglichen Befehl In drey Städte. Zwölfe wurden nach Letrennet. Sayfiano, fünfe nad) Siunſchien, und eben fo viele nach Namman geſchicket · denn \ ihre Anzahl war um diefe Zeit bis auf zwey und zwanzig gefchmolzen. Diefe Trennung, - - welche fie Anfangs befümmerte, wurde ein Mittel zur Flucht des Verfaſſers und feiner Gefährten, — Sie traten ihren Weg zu Fuße an, fuͤhrten die Kranken und das Geraͤthe, das fie bey fich hatten, auf den Pferden, die man ihnen bewilliger hatte, und lagen die erſte und zimeyte Pracht alle zufammen In einerley Städten. Am dritten Tage kamen fie nad) Siun⸗ febien 5), und die fünfe, Die für diefen Det beftimme waren, murden daſelbſt zurück ge- laſſen. Den folgenden Tag lagen fie in einem Sandhaufe. Früh Morgens fegten fie ihre Keife fort, und langen um neun Ahr zu Sayſiano an, wo ihre Führer fie an den Statt Halter oder Admiral der Provinz Thellado, der dafelbit feinen Sitz hat , auslieferten. Eeeea laffen ; ») Bamel anf der 597 und folg. Seite, Es wirbd ausgeſprochen: Syunſkyen. 1663 Hamel. 588 Bekcchreibung von Korea, der weſtlichen Tartarey, Dieſes ſchien ein ſehr guter Herr zu ſeyn. Allein fünf Tage hernach kam ein anderer, der eine rechte Geiſel fuͤr ſie war. Die groͤßte Wohlthat, die er ihnen erzeigte, war dieſe, daß vr er ihnen Erlaubniß ertheilte, Holz zu fällen, daraus man Pfeile für feine Leute verfertigen Sie erhalten Erlaubniß zu betteln. Ein guͤtiger Statthalter. Drey Schwanz⸗ ſterne. koͤnnte. Denn dieſe hatten weiter nichts zu thun, als ſchießen zu lernen; indem die Großen ſich um die Wette bemuͤhten, wer die geſchickteſten Schuͤtzen haben koͤnnte. Da der Winter nahe war: ſo bathen ſie den Statthalter um Erlaubniß, daß ſie ſich um Kleider umthun dürften, Er bewilligte ihnen, daß allemal die Hälfte von ihnen drey Tage lang abweſend feyn dürfte, Dieſe Freyheit war ihnen fehr vortheilhaft. Denn die Großen, welche Mitleiden mit ihnen hatten, unterftügten ihr Herumgeben; fo, daß fie zu- weilen einen Monat lang abivefend feyn durften. Was fie nun befamen, das wurde unter ihnen in gleiche Theile getheilet, Diefes währte fo lange, bis der Statthalter nach Hofe berufen wurde, 100 ihn der König zum Feldherrn über fein Kriegsheer beftellte, welches in . dem Königreiche die zweyte Würde if. Sein Nachfolger befreyte fie von aller ihrer Laſt, und befahl, daß man fie eben fo gut halten füllte, als ihre Landesleute, die fich in den uͤbri⸗ gen Städten befanden. - Alfo waren fie nur verbunden, ſich monatlich zweymal muftein zu laſſen, wechfelsweife zu Haufe zu bleiben, und um Exlaubniß zu bitten, wen fie ausgehen wollten, oder es wenigftens dem Seeretarius zu melden, Damit man wüßte, wo man fie finden koͤnnte. Außer andern Gunftbezeugungen bath fie diefer Statthalter auch oftmals zu Gafte, bezeugte fein Mitleiden über ihr Unglück, und fragte fie: warum fie, da fie fo nabe bey der See wären, nicht einen Verſuch thäten, nach Japan binüber zu Fommen? Sie antworteten: fie wollten fich nicht unterftehen, etiwas vorzunehmen, das dem Willen. des Königes fo entgegen liefe. Er verfegte: es wären ja Barken genug längft an der Rüfte bin, Die Holländer eriviederten, daß diefelben nicht ihnen zugehörten; und wenn fie ihre Abficht verfehlten: fo würden fie als Diebe und Leberläufer beſtrafet werden. Der Statthalter lachte über ihren Zweifel, und bildete ſich nicht ein, daß fie nur deswegen fo redeten, Damit fie allen Verdacht vermeiden möchten, und daß alle ihre Gedanken Tag und Nacht damit beſchaͤfftiget wären, wie fie ein Mittel ausfündig machen koͤnnten, fich einer Barke zu bemächtigen. Der letztere Statthalter wurde, da er feine neue Ehre nicht über ſechs Monate lang genoffen harte, bey dem Könige verklagt, daß er verfchiedene Perfonen, ſowohl vornehme, als geringe, fhlechter Urſachen wegen hätte hinvichten laffen. Daher verurtheilte man ihn, daß er neunzig Prügel auf feine Schienbeine befommen, und auf ewig verwiefen werben follte, Gegen das Ende des Jahres erfehien ein Schtwanzftern, und nachgehends zeigten fich zweene auf einmal. Den erften fah man etwan zween Monate lang in Südoften; und den andern in Suͤdweſten: es ftunden aber ihre Schwänze gegen einander über. Der Hof gerieth darüber dermaßen in Unruhe, daß der König in allen feinen Häfen und auf feinen Schiffen die Wachten verdoppeln ließ. Er ließ auch feine Feſtungen mit Sebensmitteln und Kriegesnorhwendigfeiten verfehen, Er ließ alle feine Völker, ſowohl Reuter als Fußgaͤn⸗ h —* ger, 2) Die Ehinefen Haben eben diefen Aberglauben und Tibet, XVI Bub, I Capitel. 589 ger, fich täglich in den Waffen üben, indem er einen Einfall von einigen von feinen Nach— barn beforgte, Er verboth fogar, des Nachts ein Feuer in denenjenigen Käufern zu ma- chen, welche man auf der See möchte feheir koͤnnen. Das gemeine Volk ſchaffte alles fort, was es hatte, und behielt nur fo. viel uͤbrig, als zulaͤnglich feyn Fonnte, ihnen den nöthigen Unterhalt an Neiße zu verfchaffen; denn fie hatten eben diefe Zeichen geſehen, da die Tar- tarn in das Sand einfielen. Sie erinnerten ſich auch, daß man ſolche Erſcheinungen geſe— hen haͤtte, ehe ihnen die Japaneſen den Krieg angekuͤndiget hatten. Wo ſie nur die Hol⸗ länder antrafen, da fragten fie dieſelben auch, was fie in ihrem Lande von Schmwanzfternen hielten? Ihre Antwort war, daß fie ein befonderes göttliches Gerichte, und gemeiniglich Det, Krieg, oder Hungersnoth vorbedeuteten ; manchmal auch alle drey Plagen zu: gleich. Dieſes glaubten fie, nach der Erzählung des Verfaffers, weil fie es felbft er⸗ fahren hatten, | Da fie das ganze Jahr 1664 hindurch, und-auch das folgende, fehr ruhig lebten: fo gieng alles ihr Dichten und Trachten dahin, wie fie fich einer Barke bemaͤchtigen Fönnten, Sie waren aber nicht glücklich in dieſem Unternehmen, Manchmal ruderten fie in einem £leinen Boote, welches ihnen diente, ſich ihre Lebensmittel zu holen‘, längft an der Küfte Hin. Zuweilen fuhren fie rund um bie Kleinen Inſeln herum, um zu ſehen, ob fich nicht ettoas ereignen möchte, welches ihre Flucht befördern koͤnnte. Ihre Sandesleute, die in den übrigen Städten waren, famen dann und wann zu ihnen, und befuchten fie. Sie ftatteten bey ihnen Gegenbeſuche ab, wenn es mit Genehmhaltung ihrer Statthalter geſche— ben konnte. Sie waren unter der größten Strenge geduldig, weil fie es noch für eine große Gnade hielten, daß fie in ibrer langen Gefangenſchaft gefund blieben, und ihren Unterhalt hats ten, Im Jahre 1666 verlohren fie ihren Wohlthäter, der, zur Belohnung für fein gutes Ver⸗ halten, zu den größten Ehrenſtellen bey Hofe erhoben wurde, Es ift unglaublich, wie viel gutes er, in feiner zweyjährigen Statthalterfchaft, allerley Arten von Leuten, ohne Unter: fehied erwieſen habe; und diefes brachte ihm bey allen Siebe, bey feinem Fürften aber, und bey dem Adel, Hochachtung zumege. Er befferte die öffentlichen Gebäude aus, reinigte die Küften, und vermehrte die Seemacht. Drey Tage lang nach feiner Abreife hatten fie Feinen Statthalter: denn fo viel. Zeit bewilligte man dem Nachfolger, daß er, vermittelft eines Wahrfagers 7), eine glückliche Minute zu Antretung feines Amtes erwählen fonnte. Diefer Mann wollte fie, bey anderm firengen Verfahren, auch noch Dazu nöthigen, daß fie Töpferarbeit verrichten follten. Sie weigerten fich, dieſes zu thun, und wandten vor, daß man ihnen die Zeit, die fie von ihren eigenen Befchäfften erfparen Eönnten, laffen müßte, damit fie fich etwas Rleidung anfchaffen, und ihren übrigen Bedürfniffen abbelfen Fönnten. Der König bärte fie nicht deswegen hieher geſchicket daß fie arbeiten ſollten; und wenn fie fo mit fich umgeben laffen müßten: fo wäre es für fie befjer, daß fie dasjenige fahren ließen, was ihnen von ihm bewoilliget wäre, und bätben, daß man fie nach Japan, oder an einen andern Ort fenden möchte, wo ihre Lans desleute binkämen »). — e3 au u) Hamel auf der 582 und folgenden Seite. 1666 Aamel, nd Ruhe der olländer, Sie werden durch firenge Statthalter beunruhiget. = ı666 590° Belhreibung von Koves der weſtlichen Tartarey, Er gab hierauf Feine Antwort, fondern befahl ihnen , ſich fortzupacken, und drohte Bamel. ihnen, daß er fehon Mittel finden würde, fie zum Gehorſame zu.bringen, Er wurde aber — zʒu gutem Gluͤcke daran verhindert. Denn wenig Tage hernach, als ex fich auf einem fehr Einige mie⸗ then eine BDarke, feinen Schiffe befand : fo fiel unverfehens Feuer, in das Pulver, welches in einer Kammer vor dem Mafte aufbehalten wird. Das Vordertheil flog in die Luft, und fünf Menfchen kamen Dabey ums Leben. Der Statthalter Dachte, er würde dieſen Zufall verbergen koͤn⸗ nen, und erftaftete deswegen feinen Bericht an den Oberauffeher der Provinz. Allein er betrog fich: denn einer von denen Rundfchaffern, welche der König aufder Küfte und mit: gen im Sande hält, Damit er von allem, was vorgeht, Nachricht erhalten Eönne, hatte das Feuer gefehen, und meldete folches dem Dberauffeher, Dieſer berichtete es nach Hofe: Der Statthalter wurde fogleich dahin vorgefordert, befam, nach dein Ausfpruche der Nich- ger, neunzig Prügel auf die Schienbeine, und wurde auf ewig verwieſen. Sm Heumonate befamen fie folglich einen andern Statthalter, Diefer bezeugte fich, wie der vorige, und forderte von ihnen täglich hundert Ellen Matten. Und da fie worftelle- ten, daß diefes ihnen unmöglich wäre; fo fagte er zu Ihnen, daß er fchon eine andere Arbeit für fie finden wollte. _&r würde diefes auch gethan haben, wenn er nicht Eranf geworden waͤre. Indeſſen waren fie Doch bey ihren eigenen Gefchäfften verbunden, das Öras auf dem viereckigten Plage zu Penighe auszurotten, und alsdann tüchtiges Holz zu Pfeilen zu ho— Ion, Dieſe Betrachtungen brachten fie zu dem Entſchluſſe, fich der Unpaßlichkeit des Ty- rannen zu ihrem Vortheile zu bedienen, und zu einer Barke zu fommen zu fuchen, es möchte auch foften, mas es wollfe. Hierzu brauchten fie einen Koreaner, der ihnen fehon öfters in ‚ihrer Noch beygeftanden hatte. Sie trugen ihm auf, daß er ihnen eine Barfe Faufen and entflie⸗ dm . Sie laufen indie Ser möchte, und wendeten vor, daß fie auf den benachbarten Inſeln Cattun kaufen müßten; fie verfprachen ihm auch, daß fie ihm einen guten Antheil davon geben wollten, wenn fie wie: der zurück kaͤmen. Er Faufte folglich) eine Barfe von einem Fifcher. Da der Verkäufer merkte, daß fie für fie follte, fo wollte er von dem Handel wiederum abgehen, weil ihn einige Dazu anftifteten, und ihm fagten, fie wollten damit die Flucht ergreifen; und in dem Falle würde er fein Leben einbüßen müffen, Da man ihm aber doppelt fo viel anboth, als Die Barfe werth war, und ihn dadurch blendete, fo ließ er fich endlich behandeln. - Sobald die beyden Koreaner weg waren: fo verfahen fie ihr Fahrzeug mie Segeln, Ankern, Taumerfen, Rudern, und andern Nothwendigkeiten, und entfchloffen fich, im erften Mondesvierthel abzufahren, weil fie dieſes für Sie bequemfte Jahreszeit hielten, Sie behielten zween von ihren Landesleuten bey ſich, die, fie zu befuchen gekommen waren; ſchickten nach Namman, und ließen den "Johann Peter von Uries, einen gefehickten Schiffmann, holen, daß er ihr Fahrzeug fteuern ſollte. Ob num fehon ihre Nachbarn ei- nen Argwohn auf fie geworfen Hatten z fo Erochen fie Doch den Aten des Herbſtmonats, als der Mond untergieng, welches die zu ihrer Abveife beſtimmte Zeit war, hinter der Stadt: mauer weg, ohne von jemanden bemerkt zu werben, amd fchafften ihren Vorrath fort, wel⸗ cher in Reiß, Waflerfrügen und einer Bratpfanne beftund. —— Auf einer kleinen Inſel, die noch nicht einen Canonenſchuß weit entfernet war, fuͤll⸗ sen fie eine Tonne mit friſchem Waller an, Darauf liefen fie, ohne das geringſte Geraͤu⸗ ſche mb Tibetz¶ RXV BEE | Son ſche, vor denen zut Stade gehörigen Schiffen, die gerade gegen den Föniglichen Fregatten 1668 über lagen, vorbey, und hielten fich in dem Canale fo weit entfernt, als fie founten, Den Hamel. - sten des Morgens, da fie faft in die See hinaus waren, vief ihnen ein Fifcher zu: fie — wollten aber nicht antworten, weil fie befürchteten, es möchte eine Wache von den hierum liegenden Kriegesſchiffen feyn, die etwas hervorgefahren wäre, Mit Aufgange der Sonne legte fich der Wind, und fie fingen an, fleißig zu rudern. Gegen Mittag befamen fie et⸗ was fühlere Luft. Sie richteten ihren Sauf, wie fie vermuthen Fonnten, füboftwärts, Gegen Abend bekamen fie das Vorgebirge von Korea aus dem Gefichte, und durften alſo nicht laͤn⸗ ger beforgen, daß man ihnen nachfegen wuͤrde. j N Am Morgen des fechften Tages, befanden fie fich fehr nahe an der Inſel Japan; und Sie entde⸗ weil fie günftigen Wind hatten, fo langten fie, ohne es zu willen, vor der Inſel Firando cken Japan. an. Sie erfühnten ſich aber nicht, daſelbſt zu landen, weil fie von Feiner Rhede etwas . wußte, Und außerdem hatte man ihnen auch oftmals in Korea gefaget, daß man auf dem Wege nad) Nangaſaki Feine Inſeln faͤnde, wo man landen koͤnnte. Sie fuhren alſo unter einem kuͤhlen und gelinden Winde fort, und liefen den 7ten vor einer großen Menge von Inſeln vorbey, die ganz unzählig zu feyn fehienen. Abends wollten fie an eis nem kleinen Eylande Anfer werfen ; weil aber der Himmel ein ftürmifches Anfehen hatte, und fie auf allen Seiten viele Feuer gewahr wurden: fo entſchloſſen fie ſich, unter Segel zu bleiben. Den gten des Morgens, befanden fie ſich an eben dem Orte, von welchem fie den Die Infel Abend zuvor abgefahren waren. Sie fehrieben Diefes der Gewalt eines Stromes zu. ‚Hier: Gotto. auf liefen fie wieder in bie See, wurden aber wegen Des mwidrigen und ftürmifchen Wetters _ gar bald genöthiget, wiederum Das Sand zu füchen. Nachdem fie über eine Bay gefahren waren: fo kamen fie gegen Mittag vor Anker; mußten aber nicht, an was für einem Sande fie ſich befänden. Indem fie fich ihre Speifen zueichteten , fo giengen die Einwohner hart bey ihnen ab und zu, ohne ein Wort zu fagen. Gegen Abend legte fich der Wind etwas, und eine Barfe mit fechs Mann, wovon jeder zwey Meffer in feinen Gürtel ftecfen hatte, zuderten hart vor ihnen vorbey, und feßten gerade gegen dem Orte über, wo fie fich befan⸗ den, einen Mann ans Sand, Diefes bewog fie, den Anker zu fichten, fo eilig abzufahren, als fie Eonnten; und fih ihrer Ruder und ihrer Segel zu bedienen, um aus der Bay zu fommen, Allein, die Barke verfolgte fie, und überholte ſie in kurzem. Verwmittelſt ihrer langen Bambusröhre hätten fie leicht verhindern Fönnen, daß fie nicht an Bord gefoms nen wären. Weil fie aber noch verſchiedene andere Barken bemerkten, die voll Japanefer waren: fo machten fie fi) deswegen ferner feine Sorge, Die Barke rief ihnen zu, und fragte fie durch Zeichen, wohin fie wollten? Die Hol- Sie werden i länder ließen den Wimpel mit dern Wapen von Oranien fliegen, womit fie ſich in der Ab— er Land ge> fiche verfehen hatten, und ſchrien: Holland, Nangaſaki. Hierauf gab man ihnen ein nie Zeichen, daß fie die Segel ftveichen follten. Als fie diefes gerhan hatten: fo ſchickte man - ztveen Männer in ihre Barke, und ließ verfchiedene Fragen an fie ergehen, die fie aber nicht verſtunden. Ihre Ankunft hatte Die ganze Küfte dermaßen in Bewegung gefest, Daß man keinen ſah, der nicht mir zwey Schwerdtern beroaffnet gewefen wäre, Abends brachte die | ’ \ Winter: sg Beſchreibung von Korea, der weſtlichen Tartarey, 1668 große Barke den dritten Mann, welcher, in Anſehung des Ranges, die dritte Stelle auf Zamei. der Inſel bekleidete, zu ifmen an Bord. Als diefer fah, daß fie Holländer waren: fo gab — er ihnen durch Zeichen zu verftehen, daß fechs holländifche Schiffe vor Nangaſaki lägen, und daß fie fich auf der Inſel Gotto befanden, Die unter den Kaifer gehörere, Sie fegeln Den ı2ten, da fie fich mit Lebensmitteln verfehen hatten, um nad) Nangaſaki zu nach Nan⸗ gehen, fuhren fie ab, und hatten den obengemeldeten Beamten zur Begleitung. Er hatte gaſaki. einige Briefe von dem Kaiſer, und einige Waaren bey ſich, und hatte zwo große, und eben ſo viel kleine Barken in ſeinem Gefolge. Den naͤchſtfolgenden Tag, gegen Abend, ſahen ſie die Bay dieſer Stadt; und gegen Mitternacht ankerten ſie vor derſelben, und fanden da— ſelbſt fünf hollaͤndiſche Schiffe. Viele Einwohner von Gotto, worunter ſich auch ver- ſchiedene von den Vornehmſten befanden, erwieſen ihnen viele Freundſchaftsbezeugungen, und wollten nicht das geringſte zu Vergeltung von ihnen annehmen. Den ı4ten brachte man fie insgefamme ans Sand, mo fie von den Dollmetfchern ver Gefellfchaft empfangen wurden. Ihre Antroort auf verfchiedene Fragen wurde fodann aufgefchrieben, und man brachte fie in das Haus des Starthalters: gegen Mittag aber vor ihn felbft. Als fie feine Neugier befriediget hatten: fo lobere er gar fehr ihren Entſchluß, und daß fie ſich fo vielen Gefährlichfeiten ausgefege hatten, um ihre Freyheit wieder zu erlangen, Sie werden Nachgehends befahl er den Dollmetſchern, daß fie diefelben zu ihrem Befehlshaber, von den Fac⸗ dem Heren Wilhelm Volguers, führen follten. Diefer nahm fie fehr gütig auf, und fo toren aufge- quch fein Abgeordneter, Herr Niklas le Royz welchen Benfpielen auch alle übrigen fan: nommen. desieute folgten. Der Statthalter zu Nangaſaki, der fie gern ein Jahr lang bey ſich be- halten hätte, ließ fie den 25ften des Weinmonats vor ſich fommen, fragte fie noch einmal aus, und fehickte fie wieder an das Oberhaupt der Gefellfchaft, welches in feinem Haufe wohnte. Wenig Tage hernach fegelten fie nach) Batavia ab, und langten den often des Wintermonats dafelbft an, Als fie an das Sand geftiegen waren: fo überlieferten fie dem Sie ehren Generale ihr Tagebuch. Diefer nahm fie mit vielen Gunftbezeugungen auf, und verfprach, —— fie auf die Schiffe zu bringen, die den 28ſten des Chriſtmonats von hier abſegeln ſollten. a Den zoften des Heumonats, im Jahre 1668, langten diefe Schiffe bey Amfterdam an x). - x) Hamel, auf der z85 und folgenden Seite. ir * — man nur funfzehn auf einen Grab E et. Se RO nr Her und Tibet. XVI Buch, IT Capitl, 503 Der I Abſchnitt. a Beſchreibung des Koͤnigreichs Korea. — — * A, n Seine Lage, fein Umfang, und die Sitten der Einwohner, Eage. Gränzen. Offene See, Die Kuͤſten. Grau⸗ find ſehr kleinmuͤthig. Krankheiten. Aerzte, Sie ſame Kälte. Boden und Früchte. Thiere. Pro» rauchen ſtark Tohak. Shre Käufer find Flein und winzen. Einwohner, Ihre Gemürhsart, Sie niedrig. Ergögungen. Reiſen. De Königreich, das bey den Europäern unter dem Namen Korea bekannt iſt, wird Enge. von den Einwohnern Tiozenkouk, zumeilen auch Raoli, genennet. Es erſtrecket ſich vom vier und dreyßigſten bis zum vier und vierzigſten Grade der nordlichen Breite, und iſt von Norden gegen Suͤden etwan hundert und funfzig Meilen a) lang, fünf und ſie— ben;ig aber breit von Often gegen Weiten. Die Einwohner fielen es Daher als ein läng- lichtes Biereck vor, welches die Geſtalt einer Spielfarte haben foll. Indeſſen bat es Doch verſchiedene Lanbfpigen, bie weit in die See hinaus gehen. | Gegen Welten wird dieſes Koͤnigreich von China durch die Bay von Nan⸗king getren⸗ Graͤnzen. net: gegen Norden aber iſt es durch einen langen und hohen Berg mit demſelben verbunden; und dieſes iſt auch alles, welches verurſachet, daß Korea keine Inſel iſt. Gegen Nord⸗ oſten ſtoͤßt es an das große Weltmeer, wo jährlich. eine große Menge Wallſiſche gefangen werden; einige auch von Den Franzoſen und Hollandern. Hier fange man auch, im Chriſt— monate, Jenner, Hornunge, und Maͤrze, eine große Menge Heeringe. Die in den bey: den erften Monaten gefangen werden, find fo groß, als man fie in Holland Haben kann. Die fie nachgehends fangen , find Fleiner , und kommen den hollaͤndiſchen Bratheerin⸗ gen gleich. * — Eu use ieraus machten der Verſaſſer und feine Gefährten ben Schluß, daß fein ; n — Japan und bie Tartarey ſey ) —— zeig a & — Offene See. werden koͤnne. Um deswillen fragten fie oftmals die koreaniſchen Schiffleute, die in der Nordofffee herum fahren, was fr Länder darüber hinaus lägen? Sie antworteten aber alle, fie glaubten, daß in Der Gegend nichts, als ein gränzenlofes Weltmeer wäre, Diejenigen, die von Korea nach China gehen, fahren von dem aͤußerſten Theile ber Bay aus. Denn die Schwierigkeit, über die Gebirge zu geben, machet, im Sommer den Weg ju Sande fehr muͤhſam, und zwar wegen der wilden Thiere; im Winter aber we⸗ gen der übermäßigen Kälte. Zu diefer Jahreszeit aber, Fann ınan auf der Nordſeite über die Bay kommen; denn diefe Seite iſt ordentlich gefroven, und feft genug, daß fie etwas fragen Fan. Die Küften find mit Sels und Sande umgeben, und machen das Anlanden ſchwer; Die Kuͤſten fo, daß es für Fremde gefährlich iſt, ſich dieſem Orte zu nähern. Auf der ſuͤdoſtlichen — — Seite Die neuerlichen Eatdeckungen beweiſen auch, daß ihre Muthmaßung wohl gegruͤndet geweſen iſt. Allgem. Beiſebeſchr. Vl Band · Fffrf 594 | Beſchreibung von Korea, der weſtlichen Tartarey/ 1668 Seite liegt das Sand ſehr nahe an Japan, und es find nur fünf und zwanzig oder ſechs und Hamel. zwanzig Meilen zwifhen der Stadt Pouſan c) in Korea, und der Stadt Oſakko, in v—— Sopanı Darzwiſchen liege die Inſel Suiſſima, welche von den Koreanern Taymuta genennet wird 4). Vormals hat fie ihnen zugehört, fie haben fie aber in dem mit den Japaneſern gefchloffenen Sriedensvergleiche, für Quelpaert vertauſcht. Uebermaͤßi⸗ Die Kälte iſt in Korea ſo ſtrenge, daß, Da die Holländer im Jahre 1662, in den ge Kaͤlte. Kloͤſtern auf den Gebirgen waren, eine fo erftaunende Menge Schnee fiel, daß fie fih un ter Bemfelben Wege machen konnten, um von einem Haufe zum andern zu gehen. Wenn fie Darüber geben wollen; fo fragen fie unter ihren Füßen Fleine Bretter, die wie Schippen oder Schaufeln geftaltet find, Damit fie nicht hinunter finfen. Wegen diefer außerordent lichen Kälte, nähren ſich Diejenigen, Die auf der nordlichen KRüfte wohnen, bloß von Gerfte, und zwar nicht von der beften Att; denn Reiß oder Cattun kann dafelbft nicht wachfen. Die Bornehmen laffen fich ihr. Diehl aus den mittäglichen Gegenden bringen, Hoden und Der übrige Theil des Landes ift fruchtbar, und bringt allerhand Lebensmittel hervor, Fruͤchte. ſonderlich Reiß und andere Arten von Getraide. Sie haben Hanf, Baumwolle und Sei- denwuͤrmer, wiffen aber nicht, wie fie die Seide verarbeiten follen. Man findet hier auch Silber, Bley, Ingerfelle und die Miſiwurzel. Sie haben viel Vieh, und bedienen fi) der Ochfen zum Ackerbaue. Die Holländer trafen auch Bäre, Hirſche, wilde Schwei- ne, Sauen, Hunde, Kagen, und verfchiedene andere Thiere, ans fie haben aber niemals einen Elephanten daſelbſt gefehen, Thiere. Die Fluͤſſe werden oftmals durch die Alligator, oder Krokodile, unſicher gemacht, die von verfihiedener Größe find, Einige find achtzehn bis zwanzig Ellen lang ce). Sie haben Eleine, aber fehr helfe Augen. Die Zähne ftehen, wie die Zähne in einem Kamme. Wenn fie freflen: ſo bewegen fie nur den obern Kinnbacken. hr Nückgrad bat fechzig Wirbel. Die Einwohner A oftmals erzäblet, daß man einsmals drey Kinder in dem Bauche eines Krofodils gefunden habe. Korea zeuget eine große Menge von Schlangen und andern giftigen Thieren. Was die Vögel anbelanger, fo .haben fie eine große Mengevon Schwänen, Gänfen, Enten, Reigern, Störchen, Adlern, Falken, Gey— ern, Tauben, Schnepfen, Aglaftern, Dohlen, $erchen, Kübigen, Phafanen, Hühnern, und andern Gattungen, die in Europa nicht bekannt find, Provinzen. ‚ Korea wird in acht Provinzen eingetheilet. Dieſe enthalten dreyhundert und fechzig große und Fleine Städte, ohne die Feftungen und Schlöffer zu rechnen, die allefammt auf den Gebirgen liegen f). - Einwohner. Die Koreaner find fehr zum Stehlen geneigt, und fo geſchickt zu betriegen und zu luͤ⸗ Ihre Ser gen, daß man ihnen nicht trauen darf. Sie glauben, einen übertölpeln ſey eine gute Hand — fung; und deswegen werden Betruͤgereyen für nichts ſchaͤndliches unter ihnen gehalten. ‚Faafienheit Jedoch wollen die Öefege, daß einem Menfchen wieder zu feinem Rechte verholfen werde, _ der in einem Vertrage betrogen worden iſt. Bey dem allen find fieeinfältig und leichtgläus big. Die Holländer hätten fiezu allen bereden koͤnnen, was fie nur gewollt hätten; denn ; e fie ©) Ohne Zweifel Sewosfchan, bey dem Regie 4) Oder Twirmartan, wie es Regis an eben ; Siehe oben auf der 568 Seite, F dem Orte ſchreibt. und Tibet, XVI Buch. II Capitel. 595 fie lieben die Fremden ſehr: fonderlich aber die Drdensbrüder. Sie find ein ſehr weibiſches 166g Volk, und zeigen wenig Muth; menigitens erhielten die Holländer diefe Nachricht von ver- Yamel, fehiedenen glaubwürdigen Perfonen, welche die Verwuͤſtung mit anfahen, die der Kaifer in —— Japan unter ihnen anrichtete, als er ihren König erfchlugz und wie fie ſich ftelleten, als die Tartarn, die, über das Eis kamen, fich des Königreiches bemächtigten. WVettevree, der von allem ein Augenzeuge mit war, verficherte fie, daß mehr Koreaner in den Gehöl- ‚zen, wohin fie geflohen waren, umgefommen, als von dem Feinde getödtet worden wären, Eie fhämen ſich Feiner Feigherzigkeit, und beflagen das Unglück dererjenigen, die Sie ſind ſehr genöthiget find, zu fechten. Sie find oftmals zurück gefchlagen worden, wenn fie verſucht kleinmuͤthig. haben, europäifche Fahrzeuge zu plündern, bie an die Küfte verfchlagen worden waren, Sie haben einen Abfcheu vor Blute, und fliehen, wenn fie Blut zu fehen befommen. Sie fürchten fich ungemein vor Franfen Leuten, und fonderlich vor folchen, Die mit anftecfenden Krankheiten behaftet find. Solche Perfonen fchaffen fie fogleich von ſich, legen fie in kleine Strohhütten mitten auf das Feld, und dafelbft befommt der Kranke niemanden zu fehen, " “als diejenigen, unter deren Aufficht er gethan iſt. Dieſe warnen die Neifenden, daß fie Kranfe, diefem Orte nicht zu nahe kommen follen; und wenn der Kranke Feine Freunde hat, diefür ihn Sorge fragen: fo werden ihn die übrigen lieber fterben laflen, als ihm zu nahe fom- men. Wenn eine Stadt oder ein Dorf mit der Peſt angejteckt iſt: fo werden Die Zugänge dahin durch eine Dornhecke gefperretz und einige Dornen leger man auf die Dächer folcher Häufer, worinnen fih Kranke befinden, damit man fie von andern unterſcheiden könne, Es wachfen viele zu Arzeneyen dienliche Kräuter im ande: allein, das gemeine Bolf kennet fie nicht, und die Aerzte find faft alle nur mit den Großen im Lande befihäfftiger. Daher AMerzte. bedienen fich) arme Leute, die zu ſolchem Aufwande niche fähig find, blinder Männer und der Beſchwoͤrer. Diefen folgten fie ehemals überall nach; über Zlüffe, Felfen und in die Gögentempel. Allein, im Jahre 1662 wurde Diefe Gewohnheit auf Befehl des Köni- ges abgefchaffet. - | ’ Ehe die Tartarn Korea bezwungen haften: fo fah man bier nichts, als Praffen und Sie rauchen Schweigen. Die Einwohner thaten nichts, als effen, trinfen und huren. Seit vem aber far Toback. die Tartarn und die Japaneſer eine fo ſtrenge Herrſchaft über fie führen: fo haben fie, ' wenn ein fehlechtes Jahr einfällt, genug zu tbun, wenn fie fich ihren Lebensunterhalt ver fehaffen wollen; indem jie einen fo ſchweren Tribut an die. erftern bezahlen müffen, In den letztern funfzig oder ſechzig Jahren, haben ihnen die Japaneſer gezeigt, wie ſie Toback pflanzen ſollen, als welcher ihnen bisher unbekannt geweſen war. Weil fie gehoͤret haben, der Same kaͤme von Nampankouk g): fo nennen fie ihn deswegen vielmals Ram— pankoy. so rauchen fie venfelben fo ſtark, daß ſich von beyden Gefchlechtern nur noch ſehr wenige veifen enthalten. Ja felbft Kinder von vier oder fünf Jahren bedienen ſich deffelben, Daman das erftemal Toback zu ihnen brachte: fo bezahlten fie fo viel Silber dafür, als er ſchwer war; und aus dem Örunde bielten ſie Nampankouk für eines von den beften Ländern in der Welt ). Sfff 2 Arme ) Wir glauben, man muͤſſe hier hollaͤndiſche — Oder Holland, wie nachgehends angemerket ir Ellen verſtehen. 5 and, auf der 587 u. f. Seite, b) Kamel, a. d. 593 1. f. Seite, % 1668 Hamel. — — Ihre Haͤuſer. Sie ſind klein und niedrig. Ergoͤtzun⸗ gen. 596. Becchreibung von Korea, der weſtlichen Tartarey, Arme Leute haben Feine andere Kleidung, als die aus Hanf, und überaus ſchlechten Fellen zubereitet iſt. Hingegen waͤchſt daſelbſt die Wurzel Niſi 7), womit fie ſtark nach Ehina und Japan handeln k). 5; Die Häufer der vornehmen Koreaner find prächtig * bingegen find die Wohnungen gemeiner Leute ſehr fehlecht und niedrig; und fie dürfen auch niche fo bauen, wie fie wollen. Niemand darf fein Haus mit Ziegeln decken, wenn er nicht Erlaubniß dazu bat. Daher find die meiften Haͤuſer mit Strohe oder Rohre gedeckt. Sie werden durch eine Wand, oder auch nur durch eine Reihe Pfähle von einander unterſchieden. Die Aufbauung ders felben gefehieht folgendergeftalt. _ Man ſtecket in gewiſſen Entfernungen hölzerne Pfoſten, oder Säulen in die Erde, und füllee den Raum dazwiſchen bis an das erſte Stockwerk, mit Steinen aus, Das übrige befteht aus Holz, das außen mit Mörtel beworfen, und inwendig mit weißem angeleimten Papiere überzogen iſt. Der Boden ijt gewoͤlbet; und im Winter machen fie euer darunter; ſo, Daß es bier immer fo warm iſt, als in einer ein⸗ geheizten Stube. Der Boden 7) ift mit in Dele getraͤnktem Papiere überzogen, Ihre Häufer find Flein, und beftehen aus einem Stockwerke, und einem Boden unter dem Dache darüber, wo fie ihre Lebensmittel und andern Vorrath aufheben, Sie haben fetten mehr Hausvath, als was fie fehlechterdings niche entbehren koͤnnen. Die Vorneh⸗ men haben allemal ein Zimmer weiter vorwärts; wo fie ihre Freunde bewillkommen, ihre Bekannten wohnen laflen, und fich felbft ecluftigen. Denn fie haben ordentlich vor ihren Häufern einen großen viereckigten Platz oder Hof, mit einem Springbrunnen oder Sich teiche, und einem Garten mit bedeckten Spagiergängen, Die Handelsleute und die vorz nehmften Bürger haben ordentlich ein Waarenhaus, das an ihre Wohnung ſtoͤßt, und wo fie ihre Guͤter haben, und ihre Freunde mit Tobad und Arad bewirchen, Das Zimmer der Weiber ift in dem abgelegenften Theile des Hauſes, mo ihnen nie mand zu nahe fommen darf· Doch Haben einige Weiber die Freyheit, Beſuche abzuſtat— ten, und zu Gaſte zu gehen; ſie ſitzen aber allein, und gegen ihren Männern uͤber. Man findet in dem Sande eine große Menge Schenk und tuifhäufer, wo fih die Koreaner einfinden , und gemeine Weibesperfonen tanzen, fingen, und auf muſikali⸗ - fehen Inftrumenten fpielen ſehen. Im Sommer machen fie ſich diefe Luſt in Fühlen Ges Reiſen. buͤſchen, unter dichten und ſchattichten Bäumen. Sie haben aber feine Wiethshauſer, worinnen fie die Reifenden aufnehmen Fonnen: fondern ſolche begeben ſich Abends ar die Pfahle des erften Hauſes, worauf fie zu Fommen, und ſetzen ſich dafelbft nieder. Hierauf bringen ihnen fogleich diejenigen, die darinnen find, gerechten Reiß, und richten Fleiſch genug zu Ihrer Abendmahlzeit zu. Und fo kann man bey fo vielen Käufern inne halten, als man will. a auf der großen Sandftraße nach Sior finder man doch Gafthöfe, mo diejenigen, die Ffentlicher Geſchaͤffte wegen reijen, Wohnung, Eifen und Teinfen auf Koften des Landes antreffen m). : ») Diefes muß das Jin⸗ſeng feyn. I Bielleicht ſoll es die Decke oder die Wände Heißer. k) Hamel, auf der 538 Seiten mn) Hamel, auf der 592 Seite, — er 2, Ihre und Tißeh XVI Buch. II Capitel. Rn 2 lb) 1668 ihre Gewohnheiten und ihre Gelehrfamteit. Bemel. | Ihre Chen. Wie die Weiber gehalten werden. Ge— Pruͤfung, wenn fie ein Amt haben wollen. Spra⸗ horſam der Kinder. Trauer um gie @itern. Ihr che und Are zu ſchreiben. Ihre Erdbeſchreibung, Begraͤbniß. Erbſchaſt. Erziehung ver Kinder. Druckerey, Rechenkunſt und Zeitrechnung. Yfroerwandte duͤrſen einander Bis Ing vierte Glied nicht heirathen. Sie gehen nicht auf Ihre Chem die Freythe; denn fie werdet int achten oder zehnten Fahre ihres Alters verheirathet; und das junge Magdchen, wenn es nicht die einzige Tochter iſt, wohnet von-der Zeit an in dem Haufe des Schwiegervaters, bis die beyden Vereblichten gelevnet haben, ſich ihren Unterhalt zu verſchaffen, oder Ihrem Haus weſen vorzuftehen. Die Mannsperfon ſetzet ih -» an dem Tage, da fie fich verehlicht, zu Pferde, und hat ihre Freunde zur Begleitung bey ſich. Sie veuter um die Stadt herum, und bleibt vor der Thüre der Braut halten. Hier wird er von den Anverwwandten ber Braut empfangen und dieſe führen fie in fein Haus, Das felbft wird die Ehe ohne weitere Umſtaͤnde vollzogen, * = 1 . Auswärts kann ein Mann ohne Xergerniß fo viel Weiber unterhalten, und fo oft zu Wie die Wel⸗ ihnen gehen, als er will: es wohnet aber Feine bey- ihm im Haufe außer feiner rechtmaͤßi⸗ ber gehalten gen Ehefrau, Vornehme Herren haben zwar noch außerdem zwey oder drey Frauenzimmer Werden bey fich im Haufe: allein, diefelben haben nichts mit Verwaltung des Hausweſens zu thun. Die Wahrheit zu fügen, fo achten fie ihre Weiber nicht groß, und halten fie nicht viel beifer, als Seibeigene, Db fehen ein Weib ihrem Ehemanne viel Kinder gebohren hat: fo ſteht es doch in feier Geivalt, fie unter dem fehlechteften Borwande, wenn es ihm gefällt, zu verftohen, und eine andere zu nehmen. Dos Weib aber hat nicht gleiches Vorrecht; es waͤre Dein, daß fie es durch einen rechtlichen Ausfpruch erlangen koͤnnte. Und was noch härter ift: fo kann er fie zwingen, ihre Kinder zu fich zu nehmen, und zu ernähren, In⸗ deffen hilſt doch dieſe unvernünftige Gewohnheit dazu, daß das Land fehr bevölkert wird, . Die Eltern brauchen viel Machficht gegen ihre Kinder; und diefe hingegen erzeigen Gehorſam ihnen wiederum fehr viel Ehrfurcht. Ein jedes Rind richtet ſich nach dem guten Berhalz der Kinder, gen der übrigen; und wenn eines etwas übels gethan hat, und fich verſtecket, ‚fo wird ſich ordentlich das andere gleichfalls zu verbergen fuchen. Mir den Leibeigenen bat es nicht gleiche Bewandniß: Diefe achten ihre Kinder ſehr wenig, weil fie willen, daß man ihnen dieſelben nehmen wird, fobald fie im Stande find, ein Gefchäffte zu verrichten, Leget fich ein Freygebohrner zu einer SP lavinn: ſo ſind die daher gebohrnen Kinder auch Skla⸗ ven; und ſolche Kinder, deren Vater und Mutter teibeigene find, gehöven dem Herrn der Mutter zu /). Wenn ein Freygebohrner ſtirbt: fo trauren feine Kinder um ihn drey Jahre lang; Trauer um und innerhalb dieſer Zeit leben fie fo ſtrenge, als Ordensbruͤder. Sie können dieſe Zeit die Eltern, über zu keiner öffenchichen Bedienung gelangen; und diejenigen, die in Uemtern find, muͤſſen diefelben indeſſen aufgeben. Sie dürfen nach den Rechten nicht einmal bey ihren Weis —* OR REF N Se 0) Eben daſelbſt auf der 588 Seite⸗ — — 1668 | 598 Beſchreibung von Korea, der weſtlichen Tartarey, bern ſchlafen; und follten ihnen innerhalb der Trauerzeit Kinder gebohren werden: fo wir Hamel. de man fie für nichts anders, als für unehliche Kinder halten, Es ift ihnen nicht erlaubt, eine heftige Gemuͤthsbewegung 'von fich fpüren zu laffen, oder ſich zu fehlagen; vielweni⸗ Ihr Leichen⸗ begaͤngniß. ger, ſich im Trunke zu uͤbernehmen. Die Trauerkleidung, die ſie tragen, beſteht in einem langen haͤnfenen Node, unter den fie weiter nichts haben, als eine Art von Sadlein- wand, die aus Bindfaden befteht, welcher faft fo dick ift, als derjenige, woraus die großen Schiffſeile verfertiget werden, Auf ihren Hücen, die aus grünem zufammengemwebten Schilfe beitehen, tragen fie, an ftatt Der Hutfchnur einen hänfenen Streik. Sie gehen niemals aus, ohne ein großes Rohr oder einen großen Prügel in der Hand zu haben. Dadurch unterfiheidee man, um wen fie frauren. Das Rohr zeiget den Vater an: der Stock aber, die Mutter. Diefe ganze Zeit über waſchen fie ſich nicht, und fehen folglich aus, wie Halbmohren oder Mulatten — Sobald einer ſtirbt: fo laufen deffen Anverwandten auf den Straßen herum, fehrenen, und raufen fich Die Haare aus. Sie tragen befonders Sorgfalt, ihn ehrlich zu begraben, Dieſes geſchieht in einer gewiſſen Gegend auf einem Berge, die von einem Wahrfager aus= gefücht worden iſt. Einen jeven Leichnam legen fie in zweene Särge, Die zween oder drey Singer dicke find, und in einander gefegt werden, damit Fein Wafler zu dem Körper hinein dringen fönne. Dieſe Särge male und fehmücen fie, nachdem es ihre Gefhicktichkeie zulaͤßt. Gemeiniglich begraben fie ihre Todten im Früblinge oder Herbſte. Diejenigen, die im Sommer fterben, fegen fie in eine mit Stroh oder Schilfe gedeckte Hütte, die auf vier Pfahlen ruhet, bis die Reißerndte vorüber if. Wenn fie ſolche Leichname begraben wollen: fo bringen fie Diefelben in das Haus zurück, und legen ihre Kleider, nebft eini- gen Kleinodien, mit in den Sarg. Alsdann machen fie fic) die ganze Nacht hindurch luſtig; und mit Anbruche des Bags führen fie den Korper ab. Die Träger fingen, und halten im Gehen ordentlich den Take. Die darzu gehörigen Anverwandten und Freun- de erfuͤllen indeſſen bie Suft mit vielem Geſchreye. Drey Tage hernach ehren diefe Iegtern wiederum zu dem Örabe zurück, bringen dahin einige Opfer, effen alle zufammen, und machen fich wader luſtig. Leute von niedrigerm Stande, machen ihr Grab nur fünf big ſechs Schuhe tief; die Vornehmen aber haben fteinerne Grabmäler, worauf Bildfäulen Erbſchaft. ſtehen, die fie vorſtellen, und unfer welchen ihr Name, Stand und ihre Bedienung einge— graben it. In jedem Vollmonde hauen fie das Örasab, das auf dem Grabe wächft, und opfern Dafelbft neuen Reiß. Naͤchſt dem neuen Jahre iſt diefes ihr größtes Feſt. Wenn die Kinder diefer Pflicht gegen die Eltern völlig Genüge gerhan haben: fo nimme der ältefte Sohn Befis vom Haufe und von allem zubehörigen Grund und Boden, . Das übrige wird unter die andern Söhne getheilt. Daß aber die Töchter einigen Antheil davon befommen follten, davon haben die Holländer niemals etwas gehöret: denn das Weib bringe nichts zu ihrem Manne, außer ihren Kleidern. Wenn ein Bater achtzig yahre ale iſt: fo erklaͤret er fich felbft für unfähig, feine Güter zu verwalten, und tritt diefelben feinen Kindern ab. Hierauf nimmt der ältefte Sohn Befis, bauer auf gemeinfchaftliche Koften ein Haus für Vater und Mutter, wo er wohne, unterhäle fie, und begegnet ih- _ nen mit der größten Ehrerbiethung. | Der * nd Tibet KV Buch. II Eapitel: "500 ‚ Der Adel, und die Freygebohrnen überhaupt, fragen große Sorge für die Erziehung 1668 ihrer Kinder, und laffen fie fehr jung lefen und fhreiben fernen. Sie brauchen in ihrer »amel, Are zu unterrichten Feine Strenge; fondern bedienen fic) allemal nur gelinder und anlocken- — der Mittel. Sie bringen ihren Schuͤlern einen hohen Begriff von der Gelehrſamkeit und — von dem Werthe ihrer Vorfahren, bey, und zeigen ihnen, wie viel Ehrerbiethung und Hochachtung diejenigen verdienen, die ſich durch ſolche Mittel großes Vermoͤgen erworben haben. Diefes reiſet die Kinder zur Nacheiferung, und machet fie fleißig. Cs iſt erſtau⸗ nenswuͤrdig, wie ſehr dieſelben durch ſolche Ermahnungen zunehmen, wenn man ihnen die Schriften erklaͤret, die man fie leſen läßt, als worinnen ihre ganze Gelehrſamkeit beſteht. . Außer diefem geheimen Anterrichte bat man auch in jeder Stadt ein Haus, worinnen der Adel, einer alten Gewohnheit zu Folge, worüber fie fehr halten, die Jugend verſammelt, und fie die Geſchichte ihres Vaterlandes, und Die Öerichte über große Männer, die wegen ihrer Verbrechen mit dem Tode beftrafet worden find, lefen läßt, Es werden auche jährlich in zwo oder drey Städten einer jeden Provinz Verſamm- Prüfung, (ungen angeftellet, wo Diejenigen Schüler erfiheinen, die ein Amt haben, und entweder ZN fie ein ben der Feder bleiben, oder bey Dem Kriegesweſen befördert werden wollen. Die Statt⸗ — halter in den Staͤdten ſchicken tuͤchtige Abgeordnete dahin, die fie prüfen, und die geſchick— e fejten darunter ausfuchen muͤſſen; und nach dem von ihnen erhaltenen‘ Berichte erftatter man Bericht an den König, welcher nachgehends diejenigen, die man füchtig befunden bat, mit Aemtern verfieht. Die alten Beamten, die bisher nur allein bürgerliche, oder allein Kriegesbedienungen gehabt hatten, wenden nunmehr alle Bemühung an, um in beyden Ständen zugleich gebraucht zu werden, und alfo ihre Einkünfte zu vermehren. Die Beſtrebung nach folchen Ehrenftellen geveichet oftmals denen zum Untergange , die fich darum bewerben ; denn fie muͤſſen viele Geſchenke geben, und viele Gaftereyen ausrichten, um ſich in Anfehen zu feßen, und viele Stimmen zu erhalten. Cinige fterben auch unter deſſen; und viele von ihnen find zufrieden, wenn fie nur den Titel von dem Amte befom- men fönnen, um welches fie fich bewerben, und’ halten es für Ehre genug, wenn fie bey Beſetzung eines ſolchen Amtes mit im Vorſchlage gewefen find. —— Ihre Art zu ſchreiben, und ihre Rechenkunſt, find ſehr ſchwer zu lernen. Sie ha— Sprache und ben viele Worte, womit fie einerley Sache ausdeiicten konnen. Manchmal veden fie ger Sdhrift. ſchwind, manchmal aber auch) langſam; fonderlich die Gelehrten und die großen Herren. Sie haben dreyerley Arten zu ſchreiben. Die erfte, die mit der Schreibart der Chinefen und Japaneſen übereinfonmt, wird zum Buchdrucken und zu allen öffentlichen Angelegen- ‚heiten gebrauchet. Die zweyte kommt der gemeinen Schreibart der Europäer gleich. Die Bornehmen und die Statthalter bedienen fich derfelben, wenn fie auf Bittſchriften ant- worten , über Berichtfihreiben Anmerfungen machen, ober dergleichen andere Dinge ſchrei⸗ ben wollen, Gemeine Leute Fönnen ſolche Schrift nicht leſen. Die dritte Art zu ſchreiben iſt nicht fo fein, und wird von Weibern und von gemeinen Leuten gebraucht. Es iſt in diefer Schrift leichter, als in den beyden übrigen, Namen und Sachen zu fehreiben, von denen man zuvor nichts gehöret hat, Man pflege diefelben mit ſehr artigen Pinfeln aufzu⸗ ſchreiben. Sie baben eine große Menge von alten Büchern, ſowohl gedruckten, ji ge⸗ — rie⸗· , 600 Beſchreibung bon Korea, der weſtlichen Tartarey, 1668 ſchriebenen, die ſo ſorgfaͤltig aufgehoben werden, daß die Verwahrung derſelben nieman⸗ Zamel. den, als den Bruder des Koͤniges, anvertrauet wird. In verſchiedenen Städten verwah⸗ ret man Abſchriften davon, nebſt den Holzſchnitten; damit fie, wenn etwan Feuer ausge kommen ſollte, nicht alle untergehen moͤchten. Shre Erdbe-Was ihre Kenntniß der Welt anbelanget: fo behaupten Ihre Scheiftfteller, daß vier ſchreibung md achtzig taufend verſchiedene Länder, in der Welt wären, Allein nur wenige von ihnen meſſen demjenigen, was fie fchreiben, Glauben bey, und ſprechen, alsdann müßte eine jede Eleine Inſel, und eine jede Klippe für ein ganzes fand gehalten werden; und die Son- ne wuͤrde fo vielen Ländern unmöglich in einem Tage genug Licht verfchaffen Fönnen. As. die Holländer ihnen einige Rönigreiche nannten fo lachten fie, und behaupteten, daß fie nur von Sräbten oder Flecken vedeten: denn ihre Kenntniß won Küften erſtrecket ſich nicht weiter, als auf Siem, welches Die Gränzen ihrer auswärtigen Handlung ausmachet. In der That glauben fie, daß nur zwölf Königreiche oder Länder in der ganzen Welt find, die ehemals alle unter China gehöret, und diefem Neiche zinsbar gewefen wären: fie hät- ten aber, feit der tavtarifchen Eroberung, das Yoch von ſich abgefchüttelt; und Die Tar—⸗ tarn follen, wie fie vorgeben, nicht im Stande feyn, fie unter das Joch zu bringen, Den Tartar 0) nennen fie Tiekſe und Orankay, und Holland heißt bey ihnen Nam⸗ pan⸗ kouk, welches eben der Name ift, Den die Japaneſen Portugall beylegen ; und daher, weil fie die Holländer nicht kennen, geben fie ihnen gleiche Benennung, Buchdru⸗ Ihre Kalender werden in China verfertiget, weil fie ſelbſt nicht Geſchicklichkeit genug cker⸗ uindRe⸗ Befigen, dergleichen zu verfertigen. Sie drucken mit hölzernen Formen oder Holzſchnitten, chenlunſt. legen auf jede Seite des Papiers eine Forme, und ziehen alfo das Blatt ab. Sie rechnen mit Fleinen. fangen Stäbchen, wie die Holländer mit Zahlpfennigen. Sie wiffen nicht, wie fie Rechen - oder Handelsbücher halten ſollen; ſondern wenn fie etwas Faufen, fo fegen fie den Preis darunter, und fihreiben Darauf, mas fie damit gewonnen haben ; und fo finden fie, was für Gewinnſt oder Verluſt fie dabey haben, Zeitrech⸗ Sie rechnen nach Monaten; und nach jedem dritten Monate ſetzen fie einen Monat nung. hinzu. Sie haben ihre Befchwörer, Zauberer oder Wahrfager, Die ihnen Berficherung geben, ob die Todten Ruhe haben, oder nicht; und ob der Dre, wo fie begraben liegen, ihnen anftändig fey? In biefem Stüde find fie fo abergläubifh, daß fie Diefelben zum öftern zwey⸗ bis dreymal anders wohin legen p). * a s) Das ift, den Kaifer in China. » Same, auf der 592 und folgenden Seite, RE RL 3. Hands md Tibet. XVI Buch. In Eapil, 60 3. 1668 andluntz und Religion in Korea, Samel, g g R Bamel. Handlung in Korea. Die Religion daſelbſt. der Ordensbruͤder. Verheirathete Prieſter. Ihre Kloͤſter und Tempel. Die Obern Ihre Nonnenkloͤſter. Die Einwohner in Korea treiben faſt gar keine Handlung, außer mit den Japaneſen, Handlung in und mit den Leuten auf der Inſel Suſima 4), die auch ein Waarenlager in dem fü: Korea. lichen Theile der Stadt Pouſan haben. Diefe verfehen Korea mit Pfeffer, füßem Holze, Alaune, Büffelsbörnern, Ziegen- und Bockfellen, und noch andern Waaren, welche die Chineſen und Holländer in Japan verhandeln, Dafür nehmen fie ſolche Dinge, die in dem Sande wachfen, oder dafelbjt verfertiget werden. Die Einwohner in Korea treiben auch einigen Handel mit Leinewand, oder Kattune, in den nordlichen Theifen von China: es ift diefes aber fehr befchmerlich, weil fie nur zu Sande, und zwar zu Pferde reifen. Mur die reichen Kaufleute von Sior handeln nach Peking, und haften fich daſelbſt allemal, wenigftens an der Küfte, drey a auf. Man hat durch das ganze Königreich nur eine einzige Art von Gewichte und Maaße: die Kaufleute verfälfchen es aber gar fehr, ungeachtet die Statthalter alle Vorficht brauchen, und deswegen die gehörigen Befehle aus- ftellen. Sie fennen fein Geld, außer ihren Kaſis, und diefe gelten nur an den Gränzen von China. Das Silber zahlen fie nach dem Gewichte aus, in Fleinen Klumpen, wie diejenigen find, die aus Japan gebracht werden r). Eine Religion haben die Einwohner in Korea faft gar nicht. Die gemeinen Leute Die Religion machen ſeltſame Stellungen vor ihren Goͤtzenbildern, bezeugen ihnen aber wenig Ehrerbie- daſelbſt. thung. Die Großen ehren diefeiben viel weniger, weil fie ſich felbft für etwas mehr hal: ten, als ein Gögenbild. Denn wenn jemand von ihren Anverwandten oder Freunden flirbe: fo erfcheinen fie insgeſammt, um den Todten bey dem Opfer zu verehren, welches der Prie- fter vor dem Biloniffe verrichtet. Oftmals veifen-fie dreyßig bis vierzig Meilen weir ‚um bey dieſer feyerlichen Handlung zugegen zu feyn , und ihr danfbares Andenken oder ihre Hochachtung gegen einen guten Befehlshaber, oder einen gelehrten, fugendhaften und an- dächtigen Mann; auszubrüden, An Seyertagen ftellet fich das Volk in dem Tempel ein, und ein jeder hat ein angezündetes Stück von ſuͤßem Holze in der Hand. Diefes ſtecken fie in ein hierzu beſtimmtes Gefäß, opfern es alfo ihrem Goͤtzen, legen es vor ihn bin, ma— chen eine tiefe Verbeugung und gehen wiederum ihres Weges. Dieſes iſt ihr Gottes— dient. Was ihren Ölauben anbelanget ſo ſind ſie der Meynung, daß diejenigen, die gutes thun, belohnet, diejenigen aber, die uͤbels thun, beſtrafet werden ſollen. Won Pre— digen oder von Geheimniſſen wiſſen ſie nichts; und daher haben ſie keine Streitigkeiten we— gen der Religion: ſondern fie glauben und thun alle einerley durch das ganze Königreich hindurch. Die Geiftlichen opfern käglich zweymal Räuchwerf vor ihren Gögenbildern ; und an den Feſttagen machen alle Drdensbrüder eines Haufes ein Geräufche mit Trum⸗ meln, Becken und Keſſeln. Die ae r hin Suiſſi : g) Oder Twi⸗ma⸗tau, welches vor mg, +) Bamel, anf der 594 Seite. genannt wurde, und hier Ceuxima gelefen wird“... i 72: Allgem. Reiſebeſchr. VI Band . 999 9 602 Befihleibeiz von Korea, Der weſtlichen Tartarey, 1668 Die Kloͤſter und Tempel, die ſehr zahlreich find, werden von dem gemeinſchaftlichen »amel. Beytrage des Volkes, und zwar größtentheils auf: Bergen, gebauet. Einige darunter Kiöfer u F enthalten fünf- bis ſechshundert Ordensbruͤder, und Davon befinden ſich viertaufend in dem Tempel, Umfange einiger Staͤdte. Sie werden in Öefellfchaften von zehn, zwanzig, zumeilen auch dreyßig Perfonen eingetheilet, Der Aelteſte bat die Aufſicht Uber die übrigen; und wenn irgend einer feine Pflicht verabſaͤumet, fo kann er ihn durch die übrigen mit zwanzig bis vreyßig Prügeln auf den Hintern beftvafen laſſen. Iſt aber das Verbrechen fehr groß: ſo tiefere man ihn an den Statthalter in der Stadt aus, zu welcher er gehoͤret. Da jeder mann die Freyheit hat, ein Ordensbruder zu werden: fo wimmelt Korea vecht davon; und diefes um ſo viel mehr, da fie den Orden, wenn es ihnen beliebet, wieder fahren laffen Fön nen. Doch werden diefe Klofterbrüder, überhaupt davon zu reden, nicht höher geachtet, als die Seibeigenen; und dieſes zwar wegen der großen Abgaben, die fie zu bezahlen gehal- ten find, und wegen der vielen Arbeiten, die fie verrichten muͤſſen. Die bern ‚Die Dbern der Ordensbruͤder werden, ſonderlich wenn fie gelehrt find, ſehr hoch ges der Ordens⸗ halten. Man fehäget fie den Großen des Königreichs gleich, und nennet fie die andächs en tigen Männer des Königs. Auf ihren Kleidern tragen fie das Zeichen ihres Ordens. Sie haben die Macht, als untergeordnete Beamte Gericht zu halten, und ihre Befuche zu Pferde abzuftatten. - Sie feheeren fic) das Haupthaar und den Bart ab, efjen nichts, das ein Seben gehabt hat, und dürfen feinen Umgang mit Weibesbildern pflegen. Wer dieſen Gefegen zuwider Handelt, der bekoͤmmt fiebenzig bis achtzig Prügel auf den Hintern, und wird aus dem Klofter verbannet. Wenn fie zuerft die Tonfur erhalten: fo drücken fie ein Zeichen auf den Arm ein, welches niemals ausgeht, Sie arbeiten, um ihr. Brodt zu ver- vos dienen, oder erwählen eine Handlung. Manche gehen betteln: fie befommen aber alle eis ‚nen Fleinen Zuſchuß von dem Statthalter, Sie ziehen in ihren Häufern Kinder auf, und leehren fielefen und fchreiben. Wenn diefe Kinder ſich freywillig befcheeren laffen: fo behals ten fie diefelben in ihren Dienften, und befommen, was fie einerndten. Wenn ihr Here ſtirbt: fo erhalten fie ihre Freyheit, und werden Erben aller feiner Güter, als ob er ihr Vater gewefen wäre, Verheirathe⸗ Man finder noch eine andere Gattung von Ordensbruͤdern, welche ſich, wie die vori⸗ se Prieſter. gen, vom Fleiſche enthalten, und den Goͤtzenbildern dienen: fie werden aber nicht befcho- ren, und koͤnnen fich verheirathen ). Sie glauben, vermöge einer alten Sage; daß die Men: ſchen urfprünglich nur eine einzige Sprache gehabt haben: das Vorhaben aber, einen Thurm zu bauen, vermittelft deflen fie in den Himmel hinauf fteigen Fönnten, hätte die Verwir— vung der Sprachen verurfache, Die Edlen und Bornehmen befuchen die Klöfter öfters, um ſich daſelbſt, entweder mit gemeinen Weibesbildern, die fie an folchen Orten finden, oder mit andern, die fie felbit dahin bringen, zu erluftigen. Denn diefe Kiöfter haben or- dentlich eine angenehme Sage, und eine luſtige Ausficht; fie find auch mic fhönen Gärten verfehen, fo, daß fie mehr Luſthaͤuſer, als Tempel, genannt zu werden verdienen. Diefes ift aber von den gemeinen Klöftern zu verſtehen, wo die Ordensbruͤder wacker zu trin— fen pflegen, ’ x h s) Diefe find den Tau⸗tſe unter den Chinefen N, kommen den 30 + fehang gleich, welche aͤhn ich, welche verheirathet find. Die erſtern hin⸗ Feine Weiber haben. Siehe zuvor a, d.353 © “a =. and Tibet XVI Buch. I Capitel. 603 In der Stadt Sior waren zwey Kloͤſter für Ordensſchweſtern. In dem einen ber 1668 fanden fich nur Jungfern von Stande: in dem andern aber Mägdchen von geringerm, Bamel. Herkommen. Sie waren alle beſchoren, und beobachteten eineriey Regeln und Pflichten —— mit den Ordensbruͤdern. Sie wurden von dem Könige und von den Großen unterhalten. ſter Drey oder vier Jahre zuvor aber, ehe die Holländer Korea verließen, gaben ihnen feine Ma⸗ jeftät Erlaubniß, ſich zu verehlichen 7). 4 > Don den Könige, ımd der Regierung in Korea, Der König if zinsbar: jedoch unumfihränft. Sei⸗ ver, und Verräthers wegen Erfchlagung eines ne vornehmften Bedienen. Sein Staat, wenn Ehegattens; wegen Mord und Diebftahl; wegen er ausgeht. Wie die Bittfpriften uͤberreichet Ehebruch; wegen unterlaffener Bezahlung der werden. Rriegesbediente und Soldaten, See: Schulden. Schläge auf die Schienbeine, auf bie weſen. Einfünfte, Beſtrafung der Aufruůh⸗ Füße, auf den Hintern, und auf die Waden. Korea iſt den oſtlichen Tartarn zinsbar, welche es eroberten, ehe fie noch China unter Der König den Fuß brachten, Von bier koͤmmt jabrlich dreymal ein Abgefandter nach Korea, iftzinsbar : um den Zing einzufordern, welchen das Volk jährlich an der Wurzel Niſi entrichtee. Bey feiner Ankunft geht der König’ mit feiner ganzen Hoffatt aus der Stadt, um ihn zu em pfangen, und ſtattet in deſſen Wohnung feinen Befuch bey ihm ab. Dem Abgefandren wird überall mit ſolcher Ehrerbiethung begegnet, daß er mehr, als der König felbft, ges ehret zu feyn ſcheint. Bor ihm gehen Muſikanten, Tänzer und Springer her, die fich um die Werte beftreben, ibn zu beluſtigen. Die Zeit über, die er bey Hofe iſt, find, alle Strafen, von feiner Wohnung an, bis an den Pallaſt, mit Soldaten befeget, die zehn bis zwoͤlf Schub weit von einander ſtehen. Zween bis drey Männer haben nichts anders zu chun, als nur die Nachrichten aufzulefen, die aus dem Fenfter des Abgefandten ber- ausgeiorfen werden, damit man fie. dem Könige überbringen möge, der gern wiſſen will, mas ber Abgefandte jedesmal vorzunehmen pfleget. Diefer Zürft bemuͤhet fih, alle Ges (egenheit auszuforfchen, wie er dieſem Beamten gefallen konne Damit derſeibe einen vor - cheilhaften Bericht von ihm an ben großen Aban von China erftatten möge x). Ob aber fihon der König in Korea dem Kaiſer in China zur Erfenntlichfeit einen Tribut jedoch unum⸗ bezahlet: fo iſt doch ſeine Gewalt über feine eigenen Unterthanen uneingeſchraͤnkt. Nie— ſchraͤnkt. mand.von ihnen, auch Feiner von den größten Herren, hat ein Eigenthum in den Laͤndern. Die Einkünfte derfelben rühren bloß von denen Gütern ber, die fie von dem Könige haben, fo lange es demfelben gefällt; und hernach von ber ger gen Anzahl ihrer Seideigenen: indem die Holländer einige gekannt haben, bie ihrer ziwey = bis dreyhundert gehabt haben, Die vornehmſten Befehlshaber zu Waffer und zu Sande, welche ven Föniglichen Rath Seine vor- ausmathen, kommen alte Tage bey Hofe zufammen, Sie dürfen aber ihre Meynung eher nehmſtenVe⸗ nicht eröffnen , als bis jie darum befragt werden; und ehe fie zu Verwaltung und Befor- dienten, gung eines ©efchäfftes beftellet werden, dürfen fie fich nicht damit vermengen, Dieſe Per- Öggg2 ſonen 2) Bamel, auf der 590 und folgenden Seite, u) Eben dafelbft auf der 594 Seite 1668 Hamel. Staat, wenn er ausgeht, Wie Bitte ſchriften überreicht werden, Kriegesbe⸗ diente. 604 Beceſchreibung von Korea, der weſtlichen Tartarey, ſonen haben die naͤchſten Stellen nach dem Koͤnige, und behalten dieſelben bis in das acht⸗ zigſte Jahr ihres Alters, wenn ſie ſich gut verhalten. Eben dieſes wird auch bey andern geringern Bedienungen bey Hofe beobachtet; als welche niemand verlieret; es waͤre denn, daß er zu hoͤhern Ehrenſtellen erhoben wuͤrde. Die Statthalter in den Staͤdten, und die untergeordneten Beamten, werden alle drey Jahre abgeloͤſet. Allein ſehr wenige von ih— nen dienen ihre Zeit aus, indem fie immer von. den Kundſchaftern, die v) der König in allen Plägen hält, angeklagt, und wegen ihres.übeln Verhaltens abgefeget werden iv). Wenn der König ausgeht: ſo wird er von allen Edeln des Hofes begleitet, die als— dann ihre verfchiedenen Kenn- und Drdenszeichen tragen. Diefe beſtehen gemeiniglic) aus einem Stickwerke, das fich hinten und vorne auf einem Kleide von ſchwarzer Seide be- findet, und aus einer fehr breiten Binde, Hinten nach folget eine große Menge Soldaten in guter Ordnung. Vorher gehen Männer, ſowohl zu Fuße, als zu Pferde, wovon einige Fahnen fragen, andere aber auf Eriegerifchen nu Sg fielen. Auf Diefe folget die geibwacht, die aus den vornehmften Bürgern beſteht. Der König befindet fich in der Mitte, und wird unter einem fehr Eoftbaren goldenen Himmel getragen. Alles diefes geht mit ſolcher Stille fort, daß nicht das geringfte Geräufche geböret wird, Wenn er vor den. Großen oder vor den Soldaten vorbeygeht: fo müffen ihm diefelben den Ruͤcken zuwenden, und dürfen fich bey folchen Öelegenheiten nicht unterſtehen, nach ihm zu fehen, oder nur zu huſten. Daher nehmen die meiften Soldaten Eleine Stäbchen in den Mund, damit man fie nicht befchuldigen koͤnne, daß ſie ein Geraͤuſche erreget haͤtten. Gerade vor dem Könige geht ein Staatsſecretarius, oder ein anderer vornehmer Bes dienter, mit einer Eleinen Schachtel, In diefelbe leget er alle Bittſchriften, welche die Pris vatperfonen entweder an ein Rohr ſtecken, und alfo hinveichen, oder an ven Wänden oder Pfählen aufhängen; fo, daß man nicht fehen kann, mer fie uͤberreichet. Diejenigen, wel he ihm von Leuten überbracht werden, die dazu beftimmt find, daß fie diefelben einfam- meln follen, werden dem Könige vorgelegt, wenn er wieder in den Pallaft zurückkehrer; und was er dieſerwegen anordnet, das wird alsdann ins Werf gerichter. Alle Thüren und Fenfter dev Häufer in den Straßen, durch welche der König geht, werden zugemacht; und niemand darf fich unterftehen , fie auch nur ein wenig aufjumachen, vielweniger über die Mauer oder über die Pfähle zu fehen x), Der König halt eine große Menge Soldaten in feiner Hauptſtadt, deren einzige Ver⸗ richtung darinnen beſteht, daß fie feine Perfon bewachen, und ihn, wenn er ausgeht, be decken muͤſſen. Die Provinzen find ebenfalls verbunden, ihm in fieben Jahren alle ihre Freygebohrnen zu ſchicken, die ihn wechfelsweife zween Monate lang bewachen muͤſſen. Eine jede Provinz bat ihren General, unter dem vier oder fünf Oberſten ftehen, von twel- chen ein jeder eben fo viele Hauptleute unter fih hat. Von diefen ift ein jeder zugleich Statthalter in einer Stadt over einem feften Plage; fo, daß man feinen Flecken findet, wo nicht wenigftens ein unterer Kriegesbedienter Befehlshaber wäre, det feine Rottmei⸗ fter vo) Siehe zuvor auf der 589 Seite. 9) Wenn von Koren geredet wird : fo feken m) Hamel, auf der 588 und folgenden Seite. die Chinefen que zu Kau⸗li ‚und die Manches x) Eben dafelbft auf der 595 Seite, wen und Tibet. XVI Buch. IE Capitel. — ſter oder Befehlshaber über zehn Mohren unter fi bat. Dieſe untern Befehlshaber find 1668 verbunden, ihren Hauptleuten jährlich ein Verzeichniß von dem Volke einzubandigen, das nmel. unter ihrer Gerichtsbarkeit ſteht. nd Ihre Keuter tragen Rüraffe und Sturmbauben, und führen Bogen und Pfeile, Schwerd- Ihre Krie: ter und Peitſchen mit Eleinen eifernen Stachel. Die Fußgänger haben ebenfalls einen Bruſt⸗ Sesmadht. harniſch und eine Sturmhaube, und führen ein Schwerdt und eine Muffete oder halbe Nike, Die Befehlshaber führen weiter nichts, als Bogen und Pfeile, Die gemeinen Soldaten find verbunden, fi) auf ihre eigenen Koften mit fünfzig Ladungen Pulver und Bley zu verfehen. ine jede Stadt liefert auch, wenn fie Die Ordnung trifft, eine gewiſſe Anzahl Drdensbrüder, die auf ihre eigenen Koften die Schlöffer und Feltungen bewachen und unterhalten müffen, welche in den engen Päffen oder an den Bergen liegen. Dieſe werben für die beften Soldaten gehalten, und ftehen unter Befehlshabern, Die aus ihrem eigenen Mittel genommen find, und eben die Kriegeszucht beobachten, die man bey den - übrigen Völkern wahrnimmt. Solchergeſtalt weis der König auf das genauefte, wie viel ihm zu dienen tücheig find. Die über fechzig Jahre alt find, werden ihrer Dienfte erlaffen, und ihre Kinder treten an ihre Stelle. Die Anzahl derer Freygebohrnen, die nicht in den Dienften des Königes ftehen, und auch nicht darinnen geftanden find, und hernach die Leib: eigenen, machen zufanınen den halben Theil des Volkes in dem Sande aus, Da Korea y) größtentheils von der See umgeben wird: fo iſt jede Stadt verbun: Seeweſen. den, ein Schiff auszurüften und zu unterhalten, Ihre Schiffe haben ordentlich zweene Maften und dreyßig oder zwey und dreyßig Ruder. Zu einem jeglichen Ruder gehören fünf oder fechs Mann; daß alfo von diefer Ars von Galeeren eine jede gegen dreyhundert Mann zum Rudern und zum Fechten führer, Sie führen einige Eleine Canonen, und eine große Menge von fünftlihen Feuerwerken. Eine jede Provinz bat ihren Admiral, der diefe Fahrzeuge jährlich einmal in Yugenfchein nimmt, und davon, wie er es befindet, dem Großadmirale Bericht erſtattet, der auch zuweilen felbjt mit bey ſolchen Unterfuchungen ges genwärtig ift. Wenn einer von den Admiralen, oder vondenen Befehlshabern, die unter ihm ftehen , ein Verſehen begeht : fo wird er verwiefen, oder mit dem Tode beftrafer. So beftrafte man im Jahre 1666 ihren Statthalter, der fiebenzehn Schiffe unter fich hatte, wegen des bereits gemeldeten Berfehens 2). _ Die Einkünfte des Königes, die zur Unterhaltung feines Haufes und feiner Krieges» Einkünfte, macht angewendet werden, beftehen in den Abgaben, die von allen Sachen bezahlet wer- den müffen, welche entweder In dem Sande felbft gezeuget, oder über die See herzugefüh« cet werden. Um deswillen findet man in allen Städten und Flecken Borrathshäufer, wo— einnen die Zehnten aufbehalten werden, welche die Pachter, die ordentlich nur gemeine Leute find, zur Erndtezeit gleich von dem Felde wegnehmen ‚ ehe noch) das geringfte Davon weg- gefchaffet wird. Diejenigen, welche Dedienungen haben, erhalten ihre DBefoldung aus den Einfünften derer Plage, mo fie wohnen; denn was von dem Lande einkoͤmmt, iſt zu 69993 Be⸗ wen Kuron oder Koron, zu Solgon, welches Sprachen ein Königreich. Du Aaldens Chi⸗ beffer ift, als Sodho, wie es auf der 319 Seite na, im I Bande auf der 245 Seite, geſchrieben iſt. Dieſe Worte bedeuten IN beyden 2) Siehe zuvor auf der 590 Seite, 1568 Hamel. Beſtrafung der Auffuͤh⸗ rer, \ ) 606 Beſchreibung von Koren, der weltlichen Tartarey, Bezahlung der See- und Landmacht beftimme, Außer diefen Zehnten müffen diejenigen, die nicht mit in der Mufterrolle des Kriegesheeres ftehen, jährlich drey Tage lang arbei- ten, was ihnen von dem Sande zu thun auferlegt wird. Ein jeder Soldat, er mag ein Reuter oder ein Fußgänger feyn, bekoͤmmt jährlich drey Stücken Tuch, die achtzehn Schil- linge werth find, womit er fich kleiden kann. Diefes ift ein Theil von dem Solde derer Voͤlker, die in der Hauptſtadt ſtehen. Und eben. diefes wird von dem Volke gefordert : denn von andern Steuern oder Auflagen weis daſſelbe nichts. Die Gerechtigkeit wird bey den Koveanern mit großer Strenge verwaltet. Derje— nige, der fich wider den König empoͤret, wird nebft feinem ganzen Gefchlechte, vertilger. Seine Häufer werben eingeriffen, und niemand darf fie jemals wieder aufbauen. Alle feine Güter werden eingezogen, und zuweilen Privatperfonen gegeben. Nichts kann den: jenigen von der Strafe befreyen, der fi) nur im geringften den Eöniglichen Befehlen ent _ . gegen feßet. Die Holländer find hiervon oftmals Zeugen gewefen. Unter andern erzähle der Berfaffer, da, der König von der Gemahlinn feines Bruders, die vortrefflich mit Stide werfe umzugehen wußte, verlanget habe, daß fie ihm eine Weſte ſticken follte: fo Habe Diefe Fürftinn, weil fie einen tödrlichen Haß gegen ihn begte, zwifchen das Unterfutter und bie ausmendige Seite, einige Zaubercharadktere eingefticket, die von folcher Befchaffen- . heit waren, daß der König, fo lange er fie am Leibe trug, weder luftig noch ruhig feyn | und Verraͤ⸗ ther. konnte. Endlich gerieth er auf den Argwohn, daß die Urſache davon in ſeiner Weſte ſtecken müßte; und fand fie auch, als er die Weſte auftrennete. Hierauf verurtheilte der König Das Frauenzimmer dazu, daß es-in ein Zimmer eingefperrt werden follte, wo der Boden von Kupfer war. Unter Daffelbe ließ er ein großes Feuer anmachen; und durch die Hitze deflelben wurde fie fo lange gepeiniget, bis ſie ſtarb. Da in kurzem die Nachricht von dieſem Ausſpruche durch die Provinzen ausgebreitet wurde: fo wagte es ein naher Anver- wandter des unglücklichen Frauenzimmers, welcher Statthalter in einer Stadt, und bey Hofe Strafe für fehr angefehen war, an den König zu fhreiben, und ftelfere ihm vor, ein Frauenzimmer, das zu der Ehre gelanger wäre, eine Gemahlin des Bruders Sr. Majeflät zu feyn, dürfe nicht eines fo graufamen Todes fterben, und man müffe gelinder mit dem weiblichen Geſchlechte verfahren. Der König gerieth über die Kuͤhnheit dieſes Hofmanns in Zorn, ließ ihn augenblicktich Holen, und ihm erftlich zwanzig Prügel auf die Schienbeine geben, bernach aber ven Kopf abfihlagen. | Gegenmwärtiges und die folgenden Verbrechen werden nur an denen Perfonen, die fie den, der feir begangen haben, beſtraft, und nicht auch zugleich an dem ganzen Haufe, Ermordet nen Ehegat⸗ ein Weib ihren Mann: fo wird fie an einer öffentlichen Landſtraße, bis an: die Schultern ten ermordetz zn die Erde vergraben, Neben fie wird eine’ Art gelegt, womit alle Borübergehenden, \ wenn es nicht vornehme Standesperfonen find, ihr einen Schlag auf den Kopf geben müf- fen, big fie todt iſt. Die Richter in der Sadt, wo fich ein folcher Zufall zutraͤgt, wer⸗ den auf eine Zeit lang ihres Amtes entfegt. Die Stadt verliert ihren Statthalter, und wird einem andern Plage unterworfen; oder es wird, wenn es hoch koͤmmt, ein gemeiner Edelmann zur Regierung darinnen gelaſſen. _ Gleiche Strafe wird ſolchen Städten aufer- tege,, bie ſich wider ihren Statthalter emporen, oder falfche Klagen wider ihn nach Hofe fchicken, & , | J und Tibet: XVI Buch. Mantel" Wr Ein Mantı hat das Recht, fein Weib wegen Ehebruch oder wegen eines andern ab⸗ 1668 feheulichen Verbrechens, binzurichten, wenn er die That erweifen kann. Iſt Das alſo ge- Same. . tödtete Weib eine Seibeigene: fo muß er dem Herrn derfelben zur Strafe dreymal fo a bezahlen, als fie ihm gefofter hat, Leibeigene, die ihre Herren ermorden, werden grau: —5— * ſam zu Tode gepeiniget. Wenn aber ein Here feinen Leibeigenen erſchlaͤgt: fo wird es — ihm für Fein Verbrechen angerechnet; ob es gleich einer geringen Urfache wegen gefchiehr. So wird der Todtſchlag beſtraft. Erſtlich tritt man dem Berbrecher lange auf dem Leibe herum. Hernach gießt man Weineßig, womit ber verfaulte Leichnam abgewafchen wor den iſt, Durch einen Trichter ihn in den Hals. Wenn er nun voll it: fo fchlägt man fo lange mit Pruͤgeln auf feinen Bauch los, bis er berftet. Diebe werden zu Tode getreten, Und ob ſchon dieſes eine erſchreckliche Strafe it: fo find dennoch Die Koreaner fehr zum Stehlen geneigt. Wenn ein lediges Mannsbild bey einem verehlichten Weibe im Bette erfapper wird: für Eher fo wird derfelbe bis auf ein Paar kurze Beinkleider nackend ausgezogen. Hierauf befehmie: bruchz ven fie fein Geficht mit Ralfe, fehiegen Durch jedes Ohr einen Pfeil, und befeftigen eine fleine Trummel auf feinem Ruͤcken, welche fie auf allen Kreuzwegen rühren, um ibn alfa öffenslich zur Schau auszuſtellen. Diefe Strafe endiget fich mit vierzig bis funfzig Prüs geln auf den bloßen Hintern des Mannes: das Weib aber hat Beinkleiver an, wenn fie diefe Prügel bekoͤmmt. Die Männer find ordentlich ſehr verliebt, und fo eiferfüchtig, daß fie felten ihren beften Freunden geftatten, ihre Weiber zu fehen. Wenn ein verehz lichter Mann ergriffen wird, daß er bey dem Weibe eines andern liegt: fo muß er den Tod erdulden. Dieſes träge fich fonderlich unter Perfonen vom Range zu; und der Bater des Mifferbäters, wenn er lebet, oder ſonſt einer von feinen näheften Anverwandten, muß die Stelle des Scharfrichters vertreten. Der Verbrecher muß fich ordentlich feinen Tod ſelbſt erwählen. Gemeiniglich aber wollen die Männer, daß man fie von hinten zu durchs + ftechen: die Weiber aber, daß man ihnen die Kehle abfchneiden folle, Diejenigen, die zu beftimmter Zeit dasjenige nicht bezahlen, was fie dem Könige für unterlag oder Privatperfonen ſchuldig find, werden monatlich zwey bis dreymal auf die Schien- fene Bezah— beine geprügelt; und dieſes geſchieht ſo lange, bis fie Mittel finden, ſich von ihren Schul- - der den zu entlebigen. - Sterben fie, ehe ſie noch ihre Gläubiger befetediget Haben: fo müffen Schulden. ihre nächften Anverwandten für fie bezahlen, oder eben die Strafe erdulden, die jene ver: dienet hatten; fo, daß niemals jemand etwas von dem einbüßer, was, ihm ein anderer fhuldig it. Die geringfte Strafe in diefem Sande befteht in Prügeln auf den Hintern, oder auf die Waden. Und diefes feben fie für nichts fchimpfliches an, weil es etwas fehr gemeines ift, und man oftmals Damit beftraft wird, wenn man nur ein unrechtes Wort geredet at. Die untern Statthalter, und die unfergesrdneten Richter Fonnen niemanden zum Tode verdammen, wenn fie nicht zuvor dem Statthalter der Provinz davon Bericht erſtatten. Es fann auch niemand einen Staatsgefangenen gerichtlich vornehmen, wenn nicht zuvor dem Könige davon Bericht erſtattet worden iſt. Die Art, wie fie auf die Schienbeine prügeln, if folgende, Sie binden die Füße Pelze! auf des Verbrechers zuſammen auf ein vier Finger bveites Baͤnkchen. Ein anderes folches ze Baͤnkchen fegen fie ihm unter die Kniekehlen, welche daran feft angebunden werden, Als: R dann 608 Beſchreibung von Korea ꝛc. XVI Buch. II Cap. 1668 dann ſchlagen fie auf die Schienbeine mit einer Art von einer Latte von Eichen-oder Er⸗ Zamel. lenholze, die fo lang ift, als der Arm eines Mannes; auf der einen Geite etwas rund, er auf der andern aber plate, zween Zoll breit, und etwan fo dicke, als ein Kronenſtuͤck. Sie dürfen auf einmal nicht über dreyßig Streiche geben. Mac) zween oder drey Stunden —— fie wiederum von vorne an, bis Die ganze Zahl, die in dem Urtheile beſtimmet iſt, voll ift. auf die Süße; Wenn der Mifferhäter auf die Fußfohlen geprügelt werden foll: fo läge man ihn auf die Erde niederſitzen, bindet feine Füße bey den großen Zähen zufammen, leget fie auf ein Stück Holz, das man zwifchen den Beinen hat, und fehläge mit einem Prügel auf die Fuß: fehlen los, der fo dick, als der Arm eines Mannes, und drey bis vier Schuh lang ift, Hiermit giebt man dem Mifferhärer fo viele Streiche auf die Fußſohlen, als der Richter verordnet bat. aufden Hits Das Prügeln auf den Hintern gefchieht folgendermaßen: Wenn der Mifferhäter tem; ausgezogen iſt: fo muß er fich mit dem Gefichte auf die Erde legen; und hierauf bindet man ihn an eine Bank. Die Weiber haben nafle Beinkleider an. In diefer Stellung prügelt man mit einer geößern und längern Satte auf fie los, als die vorigen waren. Hun— dert Prügel werden der Todesftrafe gleich geachtet, und viele fterben davon; manchmal Hr auch, ehe fie noch funfzig folche Prügel erdulder haben. auf die Mas Wenn man fie dazu verurtbeilet, daß fie auf die Waden geprügele werden follen: fo den. geſchieht dieſes mit Stoͤcken oder Stäben, die fo dicke find, als der Daum eines Man- nes, Mit diefer Strafe werden Weibesbilder und Lehrlinge belegt. Indem diefes firenge Urtheil vollzogen wird , fo fehreyen die Verbrecher fo erbärmlich , daß die Zufchauer nicht weniger dabey zu leiden fiheinen, als Der Miſſethaͤter felbt 22), 22) nmel auf der 588 und folgenden Seite, 7 Geogra⸗ FH + gr A 9 —8 Ay NZZ N NN 7 NR — 7— DEREK NER ; * 2 NER, a IR. £ 7 Geographiſches Verzeichniß der in dieſem Bande vorkommenden Laͤnder, Inſeln, | Städte und anderer Derter, . Erflirung der vorkommenden Buchftaben. B.. bedeutet eine Bay; Bg. Berg; C. Colonie oder Pflanzftädte; Df. Dorf; E. Eyland; F Fort; Fl. Fluß; Fn Feen; G.Gebirge; Gb. Gebiethe; 9. Hafen; J. Inſel; K. Kuͤſte; KL Klippe; Sr, Königreich; €. Landſchaft; £9. Landguth; Mb. Meerbuſen; Pr. Provinz; Mh. Rheede; S. Se; Sp. Spitze; St. Stadt; T. Tempel; V. Vorgebirge; W. Wald. Das * bedeutet, daß an dem Orte eine vollſtaͤndige Beſchreibung anzutreffen iſt. A Chang ning byen St. - 57, Chen dem St, 1101 enber 77 10 Chew ching byen St. ° 5 F 61* Chang ſchan hyen St. 78 Chew Khan E. * € Chang te fu St. 33,86 Che yang pa 70. . Chang wha hyen St. ur Chi chem fu St.” 49 Campion St. 98 Chang yang hyen St. 84 Chi ngan chew St. 101 Cha lin chew St. 84 Chau chew fu St. 78,106 Ching chew fu St. 83 Chang cha fu St. 82 Chan ching fu St. 106. Ehing byang u St. .ı01 Chang dew fu St. 47, Chau fing fu St. 110 hing kyang fu St. 47 : 61 hau ngan hyen Str 70 Ehing ning pu St. 42 Chang hing hyen St. 78 Che kyang Pr. 7 hing ting fu St. 40 Chang inafıw F. 41,126 Che fi TE u 1° hing eu fu St. 106 Allgem. Beiſebeſchr. VI Band, Hhheh Ching Ehing ywen fu St. Ein fyang fu St. Ehin.ngan fu St. Ehin ywen fu St. Ehong king fu St. Ehong kyang hyen Geographiſches Verzeichniß 121 117 113 122 100 St. 101 Hang hing fu St, 98 Sn te byen St. 110 Han yang fu St, 1 1 5e te 95 Hara Kitay Kr. 7 Itong &. | 5 Hay hew St. 52 Ju hyen St. 78 Hay fong hyen St, 110 Ju Eau hyen St, 52 Hay nan J. os* Ju ning fu St. 86 Haytan hing. 70 $ ‚ Ehong weh⸗ 98 Hay yen hyen St, 74 Chu chew fu St. 78 Heng chew St 114 Ran dem St. 08 Ehu hyung fu St. 117 Heng chew fu St. 3 Kan chem fu St. 56 Ein fi byen St. ,2. 78. Heng fihan hyen St. 84. Kanton Str, 103* Ehu to hyen St 55 Hew fihan Bg. 77 Katay Kr. 7 Chung que Kr. * 7° Heynam St. ° '. "582 Kau chew fu St. 107 Ehu ſchan hyen St., 81 Hifang kew F. .. 41,126 Kau ko hwang St. 42 Chu fin Pr, 557 King ngan chew St. 98 Kauli Kr. 556 D Hing ning byen St. 84 Kay chew Sr. 122 — Hing que chew St. 84 Kay fong fu St. 86 Diuſiong St. 585 Hing wha fu St 61 "Kay wha fu St. ug F Ho chew St 108 Kay wha hyen St. 78 — Ho chi chew St. 114 Khin tyo St. 582 Fen chew fu St. 93 Ho hyen St. 114 Khitu V. 75 Fey hyang hyen St. 42 Ho kew hyen St. 93 Kiſchew St. 42, 84, 93 Fo kyen Pr. 58* Ho kyen fu St. 40* Ki lin few St, 42 Song ſchan byen St. 65 Ho nan Pr. 84 Rin SI. 74 Kong tſyang fu St. 96 Ho nan fu St. 86 Kin han Bg. 47 Fong yang fu St. . 49 Hongfe u ©. 128 Kin chem fu St. 81 Formoſa F. 6e* Hong wha pu 90 Kingan fu St. 56 Fo fchan Df. 104,107 Ho ping byen St. 110 Sing bi Pr. 557 Zu chem fu Se. 55,59 Ho ywen hyen St. 10 King fitau St. 557 Fu ngan hyen St. 70 Hu chew fu St 74,78 King te hing St. 34% Su ning chew St, 6o Hu men B. 103 275 Fu tfing hyen St. 70 Hya men H. 6* King tong fu St. 117 Fu yang byen St, 738 Hyang fihan Hyen St. zum King tong J. 76 Fwen chew fu St, 93 Hya ting hew St, 101 King yang fu St. 97 Swen bo SI. 92 Hyong byen St. 42 Kin fyang hyen St. 89 © — Kin ſcha kyang Fl. 100 Kin ſchan Pr. 557 Gu nun In, 582 Je ham St, 582 Kin tan St. 98 2 Sen fan St. 582 Kin wha fu St. 77 j Je fan St. 582 Kin ywen fu St, u Han Fl. 80 % fong hyen St, 87 Rity Kr. 7 Han chong fu St 9 Klin dem St. 84 Kofing fu St. 118 Han chwen hyen St, 80 Ilpam Sanfiang F. 582 Konfir St, 582 Hang chew fu St. 72* Ing chew St. 93 Kong hang fu St. _ 97 ‚Kong der Lander/ Tafeln, Staͤdte und anderer Oerter. Kong ngan byen Sr. Korea Kr. Kuchen St. Ku hing hyen Se. Runiga In, Kun tfi pu St Ru pe kew F. Ku tſing fu St: Ku ywen dem St. Kya hing fu St; Kya kya Df, Kyang Fl. Kyang chew St. Kyang nan Pr. Kyang ning St. Kyang ſcan hoen Kyang ſche J. Kyang ſi Pr. Kyang ywen P. Kyau chew St. Kya yu quan Kyen hang fu St. Kyen chew St. Kyen king Pr. Kyen ning fu St. Kyew pichew St. Kyo few hyen St. Kyong chew fu St. Kyu chew fu St. Kyu kyang fu St. Kyun chew fu St L. Lan chew St. Sau ting chew St, Lay chew fu. St. Layh ngan hyen St. Say ſchwi hyen St. Lay yang hyen St, Lew tſe in Lew chew fu St. Kampo St. & kyang tu fu St, 84 55 41,126 118 98 73 89 100 93 43* 44 : St 78 5ı* 52" 557 90 98 55 10I 557 60 52 89 III 7 55 107 97 110 90 52 42 84 03 110 74 118 Li mu ſchan & fing ngan fu St. &ing pi hyen St. fing tau fu St. tin hyen St. Sin Fau hyen St. Kin Eyang fu St. Sin tfin chew St. :ipa fu Pr, $i ſchwi hyen $o hing hyen St, eng chew St. Song li hyen St. 109 ‘117 52 97 93 Ar 55 89 2 32 “114 98 122 Song men hyen St. 42,110 Long nan byen St. Song ngan fu St, $ong fiven hyen St, $o ping byen St, $o wen yew St. $o ywen hyen St; Lu i hyen St, tu few Fn. fu ngan fu St, ii chem fu St, Wang chew St. wau chew St. en chew fu St. wen ching hyen St. en ping chew St. ew chem fu St. &yu chew fu St. &yu Eyang hyen St. M. Ma hing hyen St. Ma ha chew St, Ma hu fu Sr. Ma kau Stu.9 Maufu St Meylin Bg. Ming tfing byen St. Minho Eh Mi yun hyen Gt, Mong ching hyen St. > Hh 57 ' 100 78 94 42 70 87 89 93 107 98 94 107 70 110. 112 51 52 84 jr 298 100 104 101 106 70 60 42 52 bha Mong wha fu St. 119 Mu ma pu St. 42 Myen chew St. ‚101 Myen yang chem St. 84 IT Nadiu St, 582 Dan chang fu St. 53 Man byong fu St, 106 Dan Fang fu Sr. 55 Pan fing St, A4* Pan ngan hing 70 Man ngan fu St 57 Nan ning fu St. 113 Pan yang fu St. 87 Nan yong St. 106 Nan wha Bg. 105 Ngan king fu St. 409 Ngan lo fu St. go Ngan ſchan fu St. 121 Ngan ſchan wey St. 90 Ngan ſew hyen St. 42 Ngan tong wey St. 90 Ngan wha hyen Se. 84 Ngen hyen St. gt Nikon Kovon Kr. 7 Ning chew St. _ 37 Ning hya wey Sc, 98 Ning po fu St, 74 Ping que fu Sr. 49 Ping tu hyen St. 57 Ping y wen byen St. 34 Numma Sanfiang Bg. 583 Nyau men fchan Bg. 77. Nyen chew fu St, 77 p. Pa chew Sr. ICH Pau fang hyen St, 84 Pau fing fu St. 8 Pau ning fu St. 100 Dau te chew St. 93 Pau ting fu St, 40* i De De che i Pr. Peking St. De fyu chem St. Pey chew St. Ping chew St. Ping hu hyen St. Ping in hyen St. Ping kyang hyen Ping lo fu St. Ping lyang fu St, Ping ngan Pr. Ping yang fu St. Ping ywen chew Ping ywen fu St. Pi yang byen St. Po hew St. Pong hu J. Pong fdwi hyen Pong tfe hyen St. Po uto €, Po yang S. Pu chew St. Pu ching hyen St. Pu kew St. Pu men ſo Pu ngan chew St. ©. Qua chew In. Qua ki hyen St. Quang dem St. Duang chem fü Duang ngan byen Duang ping fu St. Duang fi Pr. Duang fi fu St. Duang fing fu St, 1r* 12* 52 101 114 78 gi Er. 84 113 97 "557 92, 569* St. 122 121, 122 87 523 62* St. 101 57 76* 53,128 94 70 48 57 Er. 103* St. 101 41 ın* 118 55 102* Quang tong Pr. Quang yang hyen Gr. 114 Quan nan fu St. 118 Due chew St. 84 Due chew fu St. 101 Duelpaert J. 5g1* Due te fu St. 56 Due tong byn Sk. 84 Due yang em St 84 Quey chew fu St. 100 Quey ling fu St. 112 Duey yang fu St. 121 S. San fin E. ‚71205 Sanfiang St. .. 582 San ta fu St. 119 Scha ding St. 42 Scha he St. 42 Scha hu few St. 93 Scha hyen St. 60 Schang hew St. 98 Schang hing hyen St. 87 Schang chwen ſchan J. RUE: Schang que Kr. 7 Scan bay F. 41, 126. Scan bay hyen St, 47 Shan bay quan St 42 Scan fi Pr. qꝛ* Schau chew fu St. 105 Schu hiug fu © 76* Schau u fu St 61 Sche chew wey 84 She ding hyen St. 87 Sche men hyen St. 84 Sche tfyen fu St. 121 Sching byen St. 73 Geographiſches Verzeichniß Shin. mu hyen Schun fing fü Schun ning fu Schun te fu St. Schun te hyen Schun men fu St Schwi hang hyen chew fü king hyen Schwi Schwi Se chew fu St. Se chin fu St. Se he ſure J˖ Sema tay St. Se ming fu St. Se nan fu St. Se ngen fu St. Si chwen hyen Si hu S. Sin Hang hyen Sin hen fu St. Si ngan fu St. Sin hyen St. Sin ning hyen Sin wha hyen St. Sin whey hyen Sin ye hyen St. Sior St. So chew St. Song kyang fu St. Song pan. wey Song fe quan Su chew St St. 98 St. . 100 St. 118 4m St. III 12 St. 57 St. 56 St. 57 121 114 5g1* 42 113 121 113 der Linder, Infeln, Städte und anderer Derter. Su dev fu St. 46, 100 Su tſyen hyen St. 52 Su wen hyen St. 110 Swen chew fu St. 70 Swen wha fu St. 41 Swey chew fu St. 101 Swi chew St. 84 Swi ki hyen St. 110 Spang- ſchan hyen St. 78 Syang tan hyen St. 84 Syang yong fu Et. 85 Syau hyen St. 52 Syu chew St. 52 LE Ta chew St. 101 Ta chin ho Fl. 89 Ta ho Fl. 103*,106 - Ta kyang Fl. 47, 128* Ta li fu St 117 Zang ſchan hyen Sk. 32 Tang tfven St. 42 Tatong chew St. 122 Tau hen Et. 84 ‚ Tau ywen hyen St. 84 Tay chem St. 93 Tay hen fu St. 77 Tay hing byen St. 42 Tay chwang Sk. gt Tay ming fu St. 41 Tay ming que Kr. Tah ping u St 49 113 Tay tong fu St. 93 Tah tfing que Kr. 7 Tay wan J. 62 Tay wan fu St. 64* Tay ywen u St. 92 Te Hing.byen St, 57 110 Te king chew St. Tengan fu St. gi Teng fong byen St, 86 Teyn St. 582 Thillapening St. 585 Ting chew fu St. 60 Ting bay hyen St. 78 Ting tau hyen St. 91 Ting ywen hyen St. 52 Tin hay hyen St. 75 Tongap St. 582 Tong hang fu St. 89 Tong chew St, 42, 98 Tonch hew fu St. 90 Tong dwen fu St. 101 Tong chwen chew Gt. — 101 Tong jin fu St. 121 Tong fing ©. 82*,128 Tong tſe byen St. 87 Tong yang hyen St. 87 To pa Fn. 98 Tſau dem St. in Tſau hyen St. yı Tſe dem St. 87.94 Tſe fi hyen St. 78 Tſe fing quan St. 42 Tfinan fu St 89 ing danin St. 42 Ting chew fu St. 90 Ting hay wey gI Ting Eyang pu Fu. 48 fing ping hyen St Ting whey u St, 42 Tſi ning chew St. 89 Tin lan way St... 84 Tong ming J. ar Tong ngan hyen St. 709 Tong yang hyen St. ' 84 Tſo fang ho Sl. 93 86663 \ = Tfven lo Pr. Dass Tu ma pau 9 Tun i fu Sk. 101 ven dw fu St . 59 Tuchang hyen St, 57 Tu men Sl. 557 Tu ſche fm Fl. 41,126 Tu tſyhen hyen St, 78 Tu yun fu St. 121 Twan yau chin Tyang hyen St. 87 Tyen chew St. 110 Tyen hing fm St. 93 Tyen que hyen St. 84 Ten tſing dem Gt. F — — 41 Tyen wang ſe St. 52 U. Uſchew fu St. 113 U chwen hyen St. 122 U fang chew St, 83 U mong fu St. 101 U ning hyen St. 57 U ping hyen St. 70 Utay byen St. 93 Bu chang fu St. go* Bu chem fu St. — Vu hu hyen St. 49 Bu ſi hyen St. AT Yu ſwen hyen St. 112 Vu ting fu St us W. Wan chew St. in Wang chew fu St. 84 Wan ngan hyen St 57 Wey chew St. 93 Wey hay wey St. gt Bey bo Fl. 89 Wey Eyun fu St 86 Wey ning fu St. 121 Wey que fu St. 87 Wha Geograph. Verzeichniß der Länder, Inſeln Städte u. anderer Derter, Malu I ha chem St, i1o Wha ma ſchi 98 Whang chew fu St. 81 Whang by Pr. 557 Whang ho Fl. 89, 129* Whan few hyen St, 94 Whay bo Il. 50* Whay fing fu St. 86 Whay ngan fu St‘ 48 hen chang hyen St. am hen chew fu St, 78 Whey hang byen St, d t Whey chem fu St. 49, 106 Whey lichen St. 101 . R Machen St 101 557 Hang chew fu St. 48 ang sul chwang St. 42 Mang fe kyang Fl. 47, 128* Yan ping fu St 60 Dau Fl. 174 Mau chen fu 57 Daungan fu St, 18 Den hen fu St. 77,89 "Den bo Fl. 96 Pen ngan fu St. 96 Den ping fu St 79 Do chem fu St. 82 Dong chew fu St. 83 Vong hing byen St. 84 Pong ping fu St. at Dong ting byen St. 70 Pong ting wey 84 No fchan hyen St. 52 Du hing byen St. 87,91 Yu ho. Fl. 87 Yu ling wey St. 98 ung hang fu St. 119 Yung ning tu fu St. ug Ming pe fu St. 119 Yu ning fu St. 87 Yunnan Pr. 114* Yun nan fu St. 116* Yu tay byen St. gl Yu tſe hyen St. 94 Yiven chem fu St. 56 Dwen Eyang fu St. 118 Mwen fyang hyen St. 84. Mwen yang fu St. 81 3 Zeland F. 65 Zhau chem fu Se. 54 Zhu ning fu St 86 Regi⸗ A 14111 43 der in diefem Bande vorfommenden Sachen. bendeffen, Ceremonien bey einem chinefifchen. 152 Aberglaube, ſeltſamer Aberglau⸗ be der Chineſen bey Eintretung des neuen Jahres 177 ein anderer von der Lage eines Hauſes oder Platzes. 389 Abgaben, in China, werden vornehmlich in Waaren erlegt. 426 Abgeſandte, wie die in China ihren Beſuch bey den Mandarinen ablegen, 144 wie er empfangen wird, 144 wıe man ihm Geſchen⸗ Fe überreicht 145 wie fie am chinefifchen Ho⸗ fe unterhalten werden 425 ein verliebter chineſiſcher. 570, Ackerbau, hohes Anſehen deffelben bey den Chinefen 213 der Kaifer befördert folchen 214 Feſt zu deffen Ehren 214 folchen über ber Kaifer jährlich einmal 215 Adel, bey den Chineſen iſt nicht erblich 201 wer barunter gerechnet wird 203 welches deffen vornehmſte Merkmaale bey denfelben find g 204 Aderlaffen , ift bey den Chinefen in Feiner fonderlichen Achtung 306 Almofen, wie folches die Bonzen zu erbet- teln ſuchen 7364 Amt, felche haben in- China ihre Kennzeichen 439 werben durchs Loos vergeben 441 und dennoch verkauft 442 mer folches in Korea haben will, muß fich erſt prüfen laſſen 600 Anker, der Ehinefen, mie ſolche beſchaffen 224, 227 - Appellation, wer ſolche in China von einent Gerichte and andere erlaubt iſt 462 Arbeitſamkeit, große und unermuͤdete bey den Chineſen 135 Armuth, große unter den Chinefen 135 Arzenep, der Chinefen wie folche befchaffen 307 ArzenepEunft, wird bey den Chinefen hoch gehalten 303 worinnen folche bey ihnen vor⸗ nehmlich beſteht 306 Arzt, ſolche ſind in China auch Apotheker zıı deren Geſchicklichkeit im Pulsfühlen 306, 310 wie fie in Koren befchaffen find 595 Aftronomie, der Chinefen, mie folche- be fchaffen 286 f. Tribunal dazu 290 Aufführung der Ehinefen gegen einander Int f ihre feſtgeſetzte Negeln 139 Aufrubrer , wie folche in Korea beſtraft wer- den 609 Auffeber und Unterfucher werden zuweilen in die Provinzen zu den Gtatthaltern ges ſchickt 446 folche hat ein jedes Gericht 466 ihr Gericht 469 deren Gewalt 469 in wie viel Ordnungen fie gefheilet werben 470 ihr Anfehen 471 deren Einfchrankung 479 fie ſtatten dem Kaifer Bericht ab 480 ihre Un⸗ erſchrockenheit 480 Augen, kleine ſind bey den Chineſen beliebt 130 Ausdruck, hoͤfliche bey den Chineſen 141 Azur zum Porcellanmalen, wie er zubereitet wird 262 mo man ihn finder 263 B. Baccalaureus, wie man ſolcher in China wird 208 außerordentliche Feyerlichkeit bey Erhebung derſelben 210 privilegirte zu wie ſie geehret werden 211 Baͤr, eine beſondere Art in China 546 Baͤrentatzen, ein chineſiſch Leckerbißchen 155 Bambusrohr, deſſen Beſchaffenheit 72 aus deſſen Rinde wird Papier gemacht 275 und wie 277 Nachricht von dieſem Rohre 534 Barbierer, herumgehende bey den Chinefen 242 Barken, Teichte der Chinefen 228 wie fie ge rudert werden 229 Kaiferliche zu Abholung des Tributs 229 werden mit. einer Stange fortgefehoben 231 Privatbarken 231 Bauamt, ein hohes Gericht in China, def: fen Befchaffenbeis 462 Bäuche Regiſter der in, dieſem Bande Buche beſtimmen, was ſolches in China heißt 162 Baum, der Mehl giebt z12 doll Bluhmen in China 528 Baumwolle, Papier aus demſelben 276 Nachricht von deſſen Staude Bediente, fuͤr ſie wird in China bey den Ga— ſtereyen Geld geſammelt "150 Befeftigungsart, der Chinefen, mie foipe beſchaffen 498 Begraͤbnißplatz bey den Chineſen, wo ſol⸗ cher iſt und wie er beſchaffen 169 Belohnung beſonderes Gericht für Die, de— nen folche follen ertheilet werden 468 Berg ſolche werden in China alle angebaut 217 Bergwerke, Gold - auf der Inſel Haynan 108 Gold⸗ und Gilber- in Duangfi zır * hat China viel Beſuch, Kleidung der Chineſen bey (leben 137 wie die Chinefen die ihrigen einrichten 142 wie die Abgefandten in China ea abſtatten Beſuchzettel, bey den Chineſen, wie * beſchaffen ſind 142 Betelbaum, Nachricht von ihn 8 Betruͤgerey ‚ der Chineſen, Berren, wie folche bey den Chinefen befchaf. fen 188 Bettler, berumziehende in China 487 Bild, bewegliche bey den Chinefen, die ein Spiel vorftellen 178 ein fpanifches, welches die Dreyeinigkeit vorftellen fol, gleicht ei- nem chinefifchen Gößenbilde 382 Bildfäule, der verftorbenen chinefifchen Kai- fer ihre, wie fie befchaffen find 33 Bittſchrift, eines Koͤnigs von Korea an den chineſiſchen Kaiſer 572 wie ſolche i in Korea uͤberreicht werden 604 Blinde, in China, woher ihrer ſo viele 487 Blubmen, aus dem Marke eines Baumes 45 Nachricht von einigen chineſiſchen 328 FF. Boden, deffen Beſchaffenheit in China 506 in Korea 594 Bohnen, wie Teig daraus gemacht wird 155 522 ı Bonzen, Lift derſelben bey den Kranken 165 deren Aufzug bey den Leichen 170 wie ihre Tempel ausfehen 183 Beſchaffenheit ihrer Moral 361 wiffen den Leuten das Ihrige abzulocken 361 wenden die Lehre von der Seelenwanderung ju ihrer Betruͤgerey an 362 wie fie fortgepflanget werden 353 erthei- len Paffe zur Reife in den Himmel 364 find heilige Betrüger 364 einer verfporter einen Jeſuiten 365 ihr Anſehen im den Haufern und bey den Zufammenkünften der Frauensper- foren 365 wie fie vor der Strafe der Hölle befreyen wollen 366 halten auch Verſamm⸗ lungen von andachtigen Mannsperſonen 366 ihre Kunſt, Geld zu befommen 367 ihre Schuͤ⸗ ler zu erhalten 368 wiffen die geheime Lehre des Ko nicht 368: Kunfkgriffe derfelben 374 ffiften Empsrungen an ib. find Faullenzer 374 eine von ihren entfeßlichen Betruͤgereyen wird entdeckt 380 was die Lamabonzen für welche find 381 4 Brandnaslung auf die Basken, wenn und wofür folche in. China gefchieht 498 Srandtewein aus Schöpfenfleifihe 156 aus Reiße 156 Brett, darauf bat man vor Zeiten in China gefihrieben 275 damit fange man Fifche 242 Brief, Gebräuche der Chinefen bey Schrei: bung und Ueberfendung derſelben 146 Brocade, goldene, wie fie in China gemacht werden 244 Brodt aus Reiße wie ſolches gemacht wird I Brücke, eine bewundernswuͤrdige 35 ö Booten bey Kan chew fu 56 merkwuͤrdige um: weit Tſwen chew fu 59, 198 aus eifernen Ket- ten bey King tong fu 117 wie die über die Ca⸗ näle gebauet find 197 Befihreibung der merk: würdigften und febönften in China 198 Bruͤhe, chineſiſche, wie ſolche beſchaffen ſind 153 Buch, die claſſiſchen oder canoniſchen be erften Range bey den Chinefen, welche 322 die vom zweyten Wange 325 mag fir eine Mundart vorkommenden Sachen. Mundart ſich Die Ehinefen in ihren bedienen 339 die alten der Chinefen werden von neu⸗ en Auslegern verfälfchet 383 gottesdienſtliche der Juden in China, wie fie beſchaffen 392 Buchbinden bey den Chinefen, wie ſolches geſchieht 283 Buchſtaben haben die Chineſen nicht 334 die europaͤiſchen mit den chineſiſchen Schrift⸗ zuͤgen verglichen 34: dieſe koͤnnen nicht alle chinefifche Töne ausdrücken 343 Buͤttel, chineſiſche, deren Beſchaffenheit 487 Buglio, Ludwig, einige Nachrichten von ihm 3; 4 Not, Bußübung der Bonzen find ſtreng und ſchmerzhaft 364 C. Calender, deren Beſchaffenheit und Arten in China 291 Ceremonien bey Ueberreichung deſſelben 292 werden durchs ganze Reich aus: getheilet 293 Fehler derſelben zeiget Verbieſt an 294 eines arabiſchen Sternſehers, deſſen Fehler werden unterſuchen 297 Canal, kuͤnſtliche in China von unterſchiede-⸗ ner Art ıgr der koͤnigliche, deſſen Befchrei- bung 192 f. wie die Fahrzeuge aus einem niedrigern in einen hoͤhern gebracht werden 195 Brücken über dieſelben, wie fie gebauet find 197 wie folche gereiniget werden 218 Cangue, was es für eine Strafe in China i 488 — europaͤiſche, werden von den Chi⸗ neſen bewundert 503 ſolche muͤſſen die Je⸗ ſuiten gießen ib. warum Verbieſt die chinefi- ſchen geweiht Ar zn 505 abaum, Nachricht von ih 513 | — einige Kunſtſtuͤcke aus derfelben 301 Cattun iſt fehr gemein in China 246 Teremoniel der Chinefen gegen einander hat feine feſtoeſetzten Regeln 139 bey ihrem Gruͤ⸗ Ben 140 bey ihren Beſuchen 142 bey Ueber: reichung und Annehmung der Geſchenke 145 bey Ueberſendung der Briefe 146 bey ihren Allgem. Beiſebeſchr. VI Band. Gaſtereyen 147 bey ihren Hochzeiten 158 bey ihrer Trauer 164 bey Ueberreichung des Ca⸗ lenders 292 Ceremonienrath bey den Chineſen, was er zu thun bat 140, 461 deſſen Untergerichte 451 Cha⸗ye, mas folches ift 525 Cha⸗wha, Nachricht von diefem Baume 529 Che⸗fang⸗ ſu, was es für ein Collegium i 462 Che⸗kyang, eine Provinz in China, deren ausfuͤhrliche Beſchreibung 7ı ff, Lage der Herter Darinnen 78 Che⸗kya⸗ſu, was es für ein Collegium iff 462 China, was man für Schriftfteller davon bat ı deffen verfchiedene Namen 6 wie ed die Auswärtigen nennen 7 wie die Chinefen ib. deffen Graͤnzen ib. deſſen Lage und Größe 8 Boden und Früchte ib. Handlung und Merk: wuͤrdigkeiten 8 öffentliche Werfe darinnen 9 bat viel Städte, die einander alle gleich find 9 in was für Provinzen es getheilet wird 10 die große Mauer darinnen 126 Fluß fe und Seeen barinnen 128 Eintheilung der Einwohner in verfihiedene Elaffen 200 Han⸗ del daſelbſt, deſſen Beſchaffenheit 219 ff. jü- diſche Religion darinnen 391 die muhamme⸗ daniſche nimmt darinnen überband 395 Ur⸗ ſprung, Fortgang und Ausrottung der vö- mifchkatholifihen Religion darinnen 396 von der bürgerlichen Einrichtung und Regierung dafelbft 408 ff. Größe deffelden Reiche iſt nicht immer einerley geweſen gu wie es durch Statthalter unter dem Kaifer regiert wird 440 Bandedart, Luft und Boden darinnen 505 Bergwerke und Metalle darinnen 537 Chinawurzel ſiehe Fulingwurzel. Chineſen, wenn ſie Formoſa entdeckt 68 ihre Geſtalt 130 halten lange Naͤgel fuͤr eine Zierde 130 ſind ſanftmuͤthig und leutſelig 130 überaus ſittſam und brauchen ſelten Ge⸗ walt 131 behalten gern das geborgte 132 ba: ben betrügen gefernet ib. und find. gelaffen, wenn ihre Betruͤgerey entdeckt wird 132 ihre Fri Verſchla⸗ Regiſter der in dieſem Bande Verſchlagenheit und Kunſt im Umgange 133 find große Bewunderer ber Tugend 133 ihre Faͤhigkeit und Scharffinnigfeit 134 balten ſehr über ihre Gewohnheiten 134 ihr Fleiß und ihre Künfte-fich Unterhalt zu verſchaf⸗ fen 135 Kleidung der Monnsperfonen 136 ſchraͤnken fich in gewiffe Farben ein 136 ihre Hüthe oder Mügen 137 fie tragen zu allen Jahrszeiten Stiefeln ib, wie fie fich bey Ber fischen Eleiden 137 find ungemein reinlich 139 find fehr höflich 139 wie die Männer bey ib: nen einander grüßen 140 wie unter ben Weibern und Vornehmen 141. wie fie ihre Beſuche einrichten 142 wie fie Geſchenke überreichen und annehmen 145 wie fie Briefe fehreiben und überfenden 146 wie ihre Ga- ſtereyen und Speiſen befchaffen 147 ff. fie haben vortreffliche Köche 154 ihre Ehe verbündniffe 157 ihre Trauer- und Leichenbe- gaͤngniſſe 154 ihre Großmuth 174 ihre Pracht bey ihren Reiſen, Seiten und oͤffentlichen Werken 174 f. ihre Häufer, mie folche be- fehaffen 184 f. ihr Hausrath 187 ihre Pracht bey ihren Landſtraßen, Canaälen, Schleufen and Brücen 189 ihre Anzahl, ihre Tribut und ihte Elaffen 200 ff. ibr Adel 201 ihre Landwirthe 213 ihre Kaufleute zıg ihre Schif- fahrt 223 ihre Münzen, Gewicht und Maaß 235 f. ihre Handwerker und Kuͤnſtler 241 ihre Gelehrſamkeit 285 f. ihre Neigung zur Mufit, Dichtkunft und Hifforie zi2 f. ihre eigentlichen Wifferfchaften 318 f. ihre Spra⸗ che 334 f. ihre Religion 349 f. ihre Nenie- rungsart 412 ihr Kriegesweſen 497 deren Berratberey gegen die Koreaner 571 Ching chyen Eong, mas «8 für ein Pallaſt iſt 34 Ching whang myan was es fuͤr ein zen iſt Chi queys, Nachricht von dieſer Frucht 5 Chong qui Fong, was es für ein Pallaſt iſt 33 Chongg yon, was es für ein Buch iſt 326 Chriſtenthum ward zeitig in China gepredi⸗ get 396 allgemeine Verfolgung wider Die Anhänger deſſelben 40t wird von dem Kai⸗ fer wider dag Gutachten feiner Nathe ges ſchuͤtzt 406 durch päbfkliche Eingriffe end- lich in China ganz zerſtoͤhret 407 Chu⸗ke⸗ſu, was es für ein Rathscollegium iſt 461 Chu⸗ kong, deffen mathematiſche Wiſſen⸗ ſchaft 87 Chu⸗ mong, König in Korea, deſſen ſeltſa⸗ me Geburt aus einem Eye 562 Chung wha tyen, was es fuͤr ein Pallaſt iſt 34 wer ihn erbauet 35 Chun ⸗tſyu, was es für ein Buch IE 324 Claſſe, in wie viele die Chinefen getheilet werz den 200 Comet, folche Halten die Koreaner für un⸗ glückliche Vorbedeutungen >88 Comödie, fiehe Schaufpiel. Compaß fihe Seecompaß. Confucius, deffen Familie wird igo für die edelfte in China gehalten 203 erkläret dag king 322 deffen Leben 328 f. feine Gitten- lehre iſt vortrefflich 332 Ehre, die ihm erz wiefen wird 333 wird auch von ben a ⸗ ſchen Juden verehret Criminalgericht in China, deſſen Sefehaffene heit 462 Criminalfache, wie in China darinnen ver- fahren wird 483. werden genau unter ſuchet 484 Cyclus in China, was fuͤr einer 288 D. Dach, mie die an den Gebaͤuden des Pallaſtes in Peking befchaffen find 30. wie die an den Tempeln 38 Damm, deren in China Befchaffenheit 195 Dichtkunſt der Chinefen, wie folche = ſchaffen Diebftahl, mie die Chineſen ſolchen — 131 wie ſolche dafür geſtraft werden 490 mie folcher in Korea beftraft wird - - 607 Dinte, chinefifche, ihre Materie und Geffalt 280 wenn fie erfunden worden ib, und ihre Boll- vorkommenden Sachen. Vollkommenheit erlangt 284 wie fie gemacht wird 281. wie man ihre Güte erkennt 282. wie matt die gerbrochnen Stücke ergänzt 282 wie damit gefiprieben wird 282 Doctoren von der erſten Ordnung in Chis na, wer 467 Drschenblut, wo man es befdinmt 108 Drachenbruͤcke, ein vortreffliches Kunſt⸗ ſtuͤck wird beſchrieben 35 Drachenkleiderbarken, was ſolches fuͤr welche ſind 230 Dratarbeit, darinnen ſind die Chineſen ſehr geſchickt. Dreyeinigkeit, Bild, welches dieſelbe vor— ſtellen ſoll, koͤnmt mit einem chineſiſchen Goͤtzenbilde uͤberein 382 Drommedar, Art davon in China 546 Drucken, in China wird mitdem europaiſchen verglichen 283 mit einzelnen Buchffaben, wie folches gefchieht 284 Farbe dazu ib, wie ſolches in Korea befchaffen 600 Dürftigkeie, große, unter den Chinefen, wo⸗ zu fie viele veranlaſſet 135 Dünger, was die Chinefen dazu brauchen 216 Dummheit, iſt Vollkommenheit 368 E. Ebene, deren giebt es ſehr ſchoͤne in China “506 in China, was für welche 539 Ehebruch, mie folder in Korea beftraft wird 607 Ehegatte, wie deſſen Ermordung in Koren beffraft wird 606 Kheftand , folchen einzugehen iſt eine große Verbindlichkeit bey ben Chinefen 157 bey dem zweyten machen Die Chinefen nicht viel Werks ısg einige Weiber werben dazu ges zwungen ıgo wie ſolcher in Korea geſchloſſen wird 597 Eheſcheidung, wenn ſie bey den Chineſen erlaubt iſt 160. wird von den Rechtsgelehr⸗ ten vertheidiget 161 Edelgeſteine, Ehrentitel, beſonderes Bericht für die, denen folche follen ertheilet werden 468 Ehrerbiethung, außerordentliche, die den Kaifer in China erwiefen wird 420 Urfachen davon 421 Zeichen berfelben welche 421 Unterlaſſung derfelben im geringffen ein Hauptverbrechen 421 Ehrfurcht, Eindliche, das Hauptwerk der chineſiſchen Regierung 164 Einhorn, chineſiſches, was davon zu hal— sen. 548 Einkuͤnfte, ded Kaifers in China, worinnen ſolche beftchen 426 Ordnung in Einnehmung berfelben 427 wozu ſie angewandt werden 427 des Königs in Koren 605 Einladung, der Chineſen zu ihren Gaſte— reyen, mie folche geſchieht 147 Eiſenholz, deſſen Beſchreibung 102, 533 Element, wie der Körper aus ſolchen be— ſteht nach der Meynung der Chinefen 305 Enten, deren Eyer werden im Miſte oder Dfen ausgebrütet 103 wie die wilder von den Chinefen gefangen werden 542 Enthauptung, folche iſt in China fchimpf- lich 491 wie fie gefchieht 492 Erbſchaft, wie es in Korea damit gehalten wird 598 Erbſenbaum, Nachricht von ihm514 Erdbeſchreibung, Beſchaffenheit derſelben bey den Chineſen 299 bey den Koreanern 600 Erde, Tempel derſelben in China 39 eine ge- wiſſe Art, die Haut weiß zu machen 65 Erdmeßkunſt, der Chinefen, wie fie be— fhaffen 286 Erdroſſelung, iſt in China eine ehrliche To: desſtrafe 491 Examen, der Studierenden bey den Chine- fen, wie folches befchaffen 207 der Candida⸗ ten 208 welches das Faiferliche heißt 209 Nutzen derfelben 2x2 derer, die ein Amt has ben wollen, in Korea 599 Eydexe, eine befonbere Art, zu Entdeckung der Unkeuſchheit 544 Jiii 2 k Regiſter der in dieſem Bande F. halte , chineſiſcher, deſſen Beſchaffenheit 542 Familie, des Confucius wird fuͤr die edelſte in China gehalten 203 Farbe, mie die zum Porcellanmalen zubereitet werden 252 f. mag für welche zu dem unge: firnißten Porcellane tauge 265 aus Pflanzen bey den Chinefen 532 Haſten, vornehmſtes bey den Chinefen 353 wie folched von den Bonzen gehalten wird 367 Fehler, dem chinefifchen Kaifer werden feine freymürbig gefagt 418 Feld, wie der chinefifche Kaiſer jährlich ein Stück davon pflüget 215, mie folche in China gedünget werden 216, wie man bie böchften waffert 217 wie fie verpachtet wer⸗ den 219 Feldbau, ſiehe Ackerbau. Feſt, großes einem wohlverdienten Statthal⸗ ter zu Ehren 82 das Neujahrsfeſt bey den Chineſen 176 das Naternenfeft 177 andere Feſte 179 f. zu Ehren des Ackerbaues 214. dem Confucius zu Ehren 333 Seftung, Beſchaffenheit derfelben bey * Chineſen Feuerwerk, praͤchtiges, bey den Ehinefen 178 Sichten, große 82 Sigocaque, Nachricht von diefer Frucht 512 Sinanzcollegium in China, deffen Be— ſchaffenheit 460 Finſterniß, der Sonne und des Mondes ha: ben die Chineſen zeitlich beobachtet 286 Fey⸗ erlichkeit, ſolche anzukuͤndigen 290 und zu beobachten 291 Firniß, wie ſich die Chinefen deſſen bedienen 243, 518 tie feine verlohrne Schönheit wie⸗ der herzuftellen 243 was für welcher beym Porcellane gebrauchet wird 358, 259 tie man den Baumfirniß bekoͤmmt 516 Gefahr dabey 317 deffen Bortrefflichkeit 518 Firnißbaum, Nachricht von ihm zı5 f. Fiſch, ein wunderbarer auf der Infel Hap⸗ * nan 108. Menge derſelben in den chineſiſchen Seen und Fluͤſſen 549 ein geharniſchter 550 eingeſalzene ib. der gelbe wird beſchrieben 551 Fiſchen, mit Voͤgeln und mit Brettern bey den Chineſen 242 Fiſchleich, Handel damit in China 549 Fledermaͤuſe, eine gewiſſe Art davon wird gegeſſen 5 Fleiß unermuͤdeter der Chineſen 135 Floͤſſe, deren Beſchafſenheit in China 232 Flußſchwein, was es für ein Fiſch iſt 550 Fo, Secte deffelben, ihr Urſprung in China 358 wunderbare Geburt deffelben 359, 370 wird im einen Gott verwandelt ib. lehret widermartige Dinge 360 Maährchen von ihm ib. wird angerufen 360 deffen innere oder geheime Lehre 368 man widerfeßet fich ihrem Fortgange 369 deſſen Meynung von dem Leeren 369 von dem Gedritten 370 er wird aus feinem Königreiche vertrieben und nimmt es wieder in Beſitz 370 was er fir Pflichten anbefohlen und für Lehrfäge gehegt 371 So + Eyen, eine Provinz in China, deren auge führliche Befehreibung sg. ff. Lage der Oer⸗ ter darinnen Be‘ Solter, deren Befchaffenheit in China 493 Song ſchwi, was ſolches für ein Aberglau- be bey den Chineſen iſt 389 Song whang was «8 für ein Vogel iff 543 Sormofa, wer von dieſer Inſel Nachricht ges geben 62. deren Eintheilung 63. Luft und Boden, Vieh und Voͤgel daſelbſt 64 hollaͤn⸗ diſche Feſtung daſelbſt 65 deren eingebohrne Einwohner 65 Lebensart, Kleidung und Sitten 66. deren Regierung und Religion 67 wie dieſes Eyland entdecket worden 69 des Koxinga Vorhaben gegen dDaffelle 68 Frauensperſonen der Chineſen, wie fie ſich kleiden 137 halten kleine Fuͤße fuͤr eine Schönheit 138 ihr Kopfputz ib, tragen Kro⸗ nen von Pappe 138 wie fie einander gruͤßen 141 die —— in China halten Zuſam⸗ menkuͤnfte vorkommenden Sachen. Sremde, werben zu King te ching des Nachts nicht geduldet 54 laßt mannicht wieder aus Korea ‚582 Freyersleute, bey den Chinefen ſind noth⸗ wendig 158 Frucht, europaͤiſche, deren Befchaffenheit in China 508 eine, Die aus dem Stamme des Baumes wacht | 102 Fuͤrſt, wie ein guter nach dem Confucius bes fehaffen feyn muß 413 Kennzeichen derer in China 438 Fulingwurzel, wo die beſte gefunden wird 99 Nachricht von ihr e 535 Suß,. Heine, find. bey den Chinefen eine ®. Gsleeren, Arten davon imChina 231 Garten, von China, welche Provinz fo beißt 85 Gaſterey, wie die Chinefen einander dazu ein⸗ laden 147. wie die Tiſche dabey geſetzt wer⸗ den ib. Hoͤflichkeitsbezeugungen dabey 147 dabey wird ein Luſtſpiel aufgeführt 148 wie die Gerichte aufgetragen werden 149 wie die Mahlzeit gefchieht 149 Nachtifch dabey 150 es wird Geld für die Bedienten dabey geſam⸗ melt 150 eines Unterföniged feine wird bes ſchrieben 152 ff. wie viel Schüffeln und Gan- ge dabey find 153 Gebäude, öffentliche, deren giebt es in China ſehr viel g praͤchtige des Kaiſers Hong vu 50 der Chineſen Pracht bey denfelben 180 Gebräuche, in China, ein befonderd Gericht derſelben 472 Geburt, ſeltſame des Chaumong aus einem Eye 562 Bedritte des Fo Meynung davon 370 Gefängniß, deren Beſchaffenheit in China 494 für J Weibesperſonen 495 große Ord⸗ nung in denſelben 496 Gefangene, wie fie in China gehalten wer- den 494 ihr Aufenthalt bey Nacht und Ver— richtungen bey Tage 496 wie bie armen ge- halten werden 496 Beift, König derfelben, mer es ſeyn foll 375 die Chineſen fchreiben vieled dem boͤſen zu 388 *foche werden durchs Loos befragt 388 Gelb, iſt die Hoffarbe des chinefifchen Kaiſers 422 Geld, in China, deffen Beſchaffenheit 237 Gelehrſamkeit, wird im China zn Nanking am ſtaͤrkſten getrieben 45 adelt daſelbſt 205 wie die Jugend dazu gelangt 205 wie der Chineſen ihre beſchaffen 285 Verfall derſel⸗ ben bey den Chineſen 383 beſonderes Gericht fuͤr dieſelbe in China 467; 479 Gelehrte, gebörenin China zu dem Adel 205 wie fie leſen und ſchreiben lernen 205 was fie zu Haufe arbeiten muͤſſen 206 wie ſie exa⸗ minivet werden 206 wie fie Baccalaureen erden 208, 210, wie fie geehret werben arı, ihre Aufführung 212 Gemablinn, des chineſiſchen Kaiſers feine, wie es mit ſolchen bewandt iſt 429 Geographie, ſiehe Erdbeſchreibung Geometrie, ſiehe Erdmeßkunſt Gerechtigkeit, beſonderes Gericht derſelben und der Vernunft in China 471 iſt in China langſam aber gewiß 486 Gericht, beten giebt es verfchiedene in China 439 die ſechs höchften 460 Lage und Geſtalt der Dazu gehörigen Haufer 462 woraus ein jedes befteht 463 ihre Gerichtsbarkeit 464 Art zu verfahren darinnen 464 Einſchraͤn⸗ Fung ihrer Gewalt 466 haben ein jebes ſei⸗ nen Aufſeher ib. ihe Anfehen und ihre Ge- walt 466 verfchiedene andere Gerichte in China, ald der Gelehrſamkeit 467 für die koͤniglichen Anverwandten 468 für Die Be: lohnungen und Ehrentitel ib. der Aufſeher 469 der Vernunft und Gerechtigkeit 471 Gewiſſensrath 472 der Gebräuche 472 der Faiferlichen Gafthöfe 473 der Meßkuͤnſtler 473 der Naturlehre ib. dey Thuͤrhuͤter 473 Siiiz des Regiſter der im dieſem Bande des Siegels 474 der koͤniglichen Wachen ib. der Stantögefangenen 474 der Zölle 5 und des Königlichen Hausweſens 475 Berichte in den Provinzen und Städten in Chin 475 wie viel es deven giebt 477 drey Ordnungen dar⸗ innen von Beamten ib. Untere Gerichte 478 ihre Gerichtsbarkeit 478 Gericht der Gelehr⸗ ſamkeit in den Staͤdten 479 Art darinnen zu verfahren 481 wenn man ſich auf ein hoͤhe⸗ res berufen darf 482 Bericht Speifen, in was für Ordnung ſol⸗ che. ben den chinefifchen Gaſtereyen aufgetra⸗ gen werden 149 woraus das vornehmſte — den Chineſen beſteht Geſchenke, wie ſie in China uͤberreicht * angenommen werden Geſchuͤtz, der Chineſen, wie ſolche befihafen 502 Befers, Beſchaffenheit der chineflfehen Geſtirne, chineſiſche, wie viel ihre Sternſe⸗ ſeher gemacht 293 Getränke, der Chinefen 156 Gewichte, der Chinefen, wie es beſchaffen ift 239 Bereiffensratb, in China, was es für ein Gericht iſt 472 Gewohnheiten, über ihre halten die Ch * ſen ſehr Ghe⸗tſu⸗kyen, was dieſes fuͤr ein Seifert oder Collegium iſt 468 Börzenbild, ein unzuͤchtiges in China 38 eins von den Bonzen ihren wird zu Nanking verfolaet 378 vor dem Nichter feiner Untreue wegen veeklagt und ſolcher überführet 379 und hernach verurtheifer ib, ihnen wird bey öffentlichen Landplagen in China übel er tet 457 Gstzendienſt, davon find die Chinefen frey 352 ungeveimfer ber Bonzen 378 Bold, ift in Ehina-eine Waare 235 Goldfiſch, wo er gefunden wird zu wird be⸗ ſchrieben 551 Goldhandel, anf der Inſel Hyynan 10g Goldſand, in Yun⸗an "5 327 Gottesdienſt, der Chineſen, wie folcher ber, fehaffen 350 unterſchiedene Art deffelden 351 Gottheit, Begriff der Chinefen davon 350 Grab, des großen Yu, eines chinefifchen Kaiz, ſers 77 fehr ſchoͤne unfern Tay ywen frg2 des b. Franz Zavier 105 der Großen ihre in China, wie fie befihaffen 169 ‚Gebräuche und Ceremonien bey denſelben ib. dabey wird den Verſtorbenen viel Ehre erwiefen 173 die Faiferlichen in China, wie fie befihaffen 434 Gras, daraus wird Tuch gemacht 113, Grauſamkeit, einiger Chinefen in Formoſa * Großmuth, der Chineſen 5 GBrundwefen, unbelebtes, chinefifche * davon 384 Gruß, wie ſolcher unter den Mannsperſonen bey den Chineſen geſchieht 140 wie unter den Weibern 14q1 — — Haare, damit duͤngen die Chineſen 216 dar⸗ mit follen. einige Weiber ihre Kinder fäugen 552 Not. Halde, Bapt. du, aus was für Nachrichten feine Beſchreibung von China entſtanden 6 u, Ge Heinrich, deffen Befchreibung der Reis fen einiger Hollander nach Korea 573 reiſet von Holland 574 ſteht einen großen Sturm aus und leider Schiffbruch 375 koͤmmt an Die Inſel Quelpaert, und wieer von den Ein⸗ wohnern daſelbſt aufgenommen wird 576 wird nebſt ſeinen Gefaͤhrten zum Statthalter geſchickt und enge eingeſchloſſen 578 findet ei⸗ nen Holländer daſelbſt 579 deſſen Schickſal zu : Quelpaert unter verſchiedenen Statthaltern 580 wird nach Hofe zu dem Koͤnige von Korea geholet 5gı wird unter die Leibwacht des Koͤniges aufgenommen 583 wird nebſt feinen Gefährten vom Hofe verbannt 585 ihm wird hart begegnet 586 erhalt Erlaub⸗ niß zu betteln ib. 598 wird von feinen Ge⸗ fahrten getrennet 587 entrinnet mit einigeit 590 x vorkommenden Sachen. 590 koͤmmt an die Inſel Gotto 591 fegelt nach Nangaſaki und von da wieder nach Holland 592 Handel, dazu ſchicken fich die, Chineſen gut 219 ihr einheimifcher übertrifft: den europaͤi⸗ ſchen 220 geht ſehr ſtark in China auchſin den geringften Sachen 220 ihr auswaͤrtiger heißt nichts 221 wie der japaniſche in China beſchaffen 221 wie der nach andern Laͤndern 222 der Europaͤer in China 223 wie ſol⸗ cher in Korea beſchaffen 601 Sandwerker, in China arbeiten außer ihrer Wohnung 35,Ey8 243 anf, daraus wird Papier gemacht 276 an lin ywen , was ſolches für ein Collegium iſt 467 Haſe, ſolchen ſieht man in China in dem Monde 36 Haus, Beſchaffenheit derer in Peking 14 de⸗ ren in Formoſa 65 ber Myauztfe ihre 123 der Chinefen ihre 185 worinnen deren Pracht befteht 186 ſchwimmende 232 wie die in Ko⸗ ven bechaffen find 596 Hausgeraͤthe, der Chinefen, wie ſolches bes fehaffen 187 Hay⸗cha, was ed für Thee iſt 525 Hay nan, Iufel, deren Größe, Luft und Boden 108 was fie hervorbringt 109 Befchaffenheit und Kleidung ihrer Einwohner 110 Hayſeng, mas es für ein Fiſch iſt 553 Hay tfing, was es für ein Vogel ift 96 Heirath, wie ſolche auf der Inſel Formoſa geſchieht 66 ſolche einzugehen iſt eine große Verbindlichkeit bey den Chineſen 157 unter den Todten wird in China gefchloffen 162 Eeremonien bey denfelben in China 163 wie " folche in Korea geſchloſſen werden 597 Senne, goldene, was es für ein Vogel 542 Zerr, der Myau tſe ihre haben viel Gewalt 123 Heuſchrecken, verheeren oft einige Felder in China 545 Hieroglyphen, aͤgyptiſche ob fe mit den shinefifen Schriftzügen übereinfommen 337 Himmel, Tempel deffelben in China 38 Pracht, wenn der Kaiſer darinnen opfert 424 Hing ſin tſe, was es für ein Collegium iſt 478 Hing⸗pu, eind von den fechd Dbergerichten in Chine, deſſen Beſchaffenheit 462 Hirſche, ſehr Heine in China 547 Ziſtorie, Beſchaffenheit derfelben bey bei Chi⸗ neſen 317 wovon fie handelt ib, mie fie abge faße und verwahrt wird 318 moher ſie fo + weitläuftig gar die alte chineflſche iff ſehr un⸗ gemif 408 mo fie außer Zweifel geſetzt iſt 409 daririnen find die Miſſionarien nicht ei⸗ nerley Meynung 410 von ben Foreanifchen Staatsveraͤnderungen 561 ff. Hochzeitgebraͤuche, bey den Chineſen 158 bey der zweyten Ehe 159 Höflichkeit, feiner Begriff der Chinefen da⸗ von 139 einige Ausdrücke derfelben 141 Ber zeugung derſelben bey den chineſiſchen Gaſt⸗ mahlen 148 Hoͤlle, wie die Bonzen durch geweihte Klei⸗ nigkeiten davor bewahren wollen 366 was fuͤr Begriffe, die Anhaͤnger des Fo davon ha⸗ ben 376 Hof, wieder indem kaiſerlichen Pallaſte zu Pe⸗ king beſchaffen 27 Hofmeiſter, bey den Chineſen 206 Hollaͤnder, wenn fie Formoſa entdeckt 68 einige wollen nach Korea und leiden bey Quelpaert Schiffbruch 574 wie ſie von den Einwohnern aufgenommen werden 576 ff. Honan, eine chinefifche Provinz, deren aus: führliche Befchreibung 85 ff. Lage der Der: ter barinnen 87 Hong · lu⸗tſe, was diefeg Gericht zu verrichten bat 473 Hong te tyen, was es für ein Pallaſt ift — | 34 Hong e vu ein thinefifcher Kaiſer, deſſen präch- tige Gebäude 50 Ho⸗pu, was ſolches für ein Rathseollegium iſt 460 Au chingtyen, was es für ein Pallaſt it 36 Hu⸗ Regiſter der in diefem Bande Hu⸗chu⸗u, was es für eine Wurzel iſt 536 Hunde, werden bey den Chineſen gegeſſen 155 Sunger, vornehmſtes Huͤlfsmittel der Chi⸗ neſen 311 Hu⸗pu, was dieſes für ein Gericht iſt 475 Hu⸗quang, wine, Provinz in China, deren ausführliche Beſchreibung 79 ff. Lage de Derter darinnen 84 Sure, was man in China ihrentmegen für Einrichtungen bat 453 /hut, der Chinefen ihre, wie fie befchaffen find 137 Hyau Eing, was es für ein Buch iſt 327 yen yang tyen/ was es fuͤr ein Pallaſt iſt 35 Hyo ywen, was dieſes für eine Gerichts perſon iſt 206, 469 Hyung whang, was ſolches für eine Berg⸗ “art 94 Taca, Nachricht — Frucht 512 Jahr, das neue, wie ſolches in China gefey⸗ ert wird 176 wenn ſich das chineſiſche an⸗ fangt 288 Jang, was es für ein Thier iſt 549 Fang quang ſyen, ein Mandarin, erreget eine allgemeine Verfolgung wider die Ka: tholiken in China 401 wird an Schaals Stelle Praͤſident in dem mathematiſchen Ra⸗ the 402 faͤllt in Ungnade 403 Japaneſen, wenn ſie Formoſa entdeckt 68 ihr Krieg mit den Koreanern 567 f. verlaffen Korea 570 befriegen die Koreaner yon neu⸗ em 571 Tapferkeit derfelben 572 Jaſpis, eine ſehr ſchoͤne Art Davon bey Tay tong fü 93 Jechi⸗ſu, was es fuͤr ein Collegium iſt 461 Jeſuit wird von einen Bonzen, den er bekeh⸗ ven will, verfpottet 365 franzoͤſiſche werden am chinefifchen Hofe wohl empfangen 404 Je⸗tang, was es für ein Tempel iſt 39 Jew⸗ting, woher dieſe Eydechſe der Waͤchter des Pallaſtes heißt 544 Jin⸗chi⸗tyen, was es für ein Pallaſt iſt 33 Raͤlte iſt in Korea ſehr groß Fin, ſchew Long," was es für ein Pallaſt iſt Ani 33 Trking, was es für ein Buch iſt 322 wird vom Confucius erkläre ib, Hochachtung ger gen daffelbe 323 infesten inChina, Nachricht davon 544 Ing tay tyen was es für ein Pallaſt iſt ni 36 Inſtrumente, mathematiſche, deren Bes ſchaffenheit auf dem Obſervatorio zu Pefing 16 muſikaliſche, der Myau tfe 124 von Por- sellan 273. der Ehinefen ihre 313 Joch tragen, was es für eine Strafe in China ift 488 damit werden auch Weibg- leute belegt 489 Iquen⸗kong, was es fir ein Pallaſt iſt 34 Juden in China, Nachricht von ihrer Religi⸗ on 391 ihre gottesdienſtlichen Bücher in Chi⸗ na, wie ſie beſchaffen 392 behalten ihre alten Gebraͤuche 394 verehren den Confucius ib. ihr Urſprung 394 Ju⸗hyo, wofuͤr dieſes Gericht Sorge tragen muß Ep Bere 733° 458 Ju kyau, eine chinefifche Secte der, Gelebr- ten, Nachricht von ihre ©» 383 J wha tyen, was es für ein Pallaſt ift 33 R. 594 Raifer, chineſiſcher, mie viel Königinnen und ander Frauenzimmer er bat 25 wo. ber ver- fiorbenen ihre Bildfaulen ſtehen 33 einer will ewig leben bleiben 35 Tempel der verſtorbe⸗ nen 39 befördert den Ackerbau 214 pflüget jahrlich einmal 215 iſt zugleich hoher Prie- ffer 351 einer wird von der Gecte Tau tfe hintergangen 354 Thorheit und Gottlofigkeit eined andern 355 einer wird zum chrifflichen Glauben befehret 400 worinnen des chines fifchen Gewalt ımd Hoheit beſteht 414 f. muß fich doch darinnen einfchranfen 417 man ſaget ihm feine Fehler 418 er unterfucher al⸗ les 438 deffen Majeſtaͤt und Staat 420 f. : worinnen vorkommenden Sacher. worinnen ſeine Einkuͤnfte beſtehen 426 def: ſen Gemahlinnen, Kinder und Anverwandte 429 deſſen Leichenbegängniß und Grab 434 deffen Kriegesmacht 499 Raiferinn, Ginefifihe, was bey Deren Er: nennung Dazu vorgefallen 430 f. deren Lei⸗ chenbegangniß 434 Kaiſerthee; was es für welcher if 524 Ralfstern, mas die Chinefen dazu brauchen r 284, 227 Kalk, damit düngen die Ehinefen 216 -KRampfer, wie ſolcher in China’ geſammelt wird 514 Kanton, mie diefe Stadt eigentlich beißt 103 Ordnung des Nachts daſelbſt 104 Manufa⸗ euren ib. wird von Fremden ſtark befischet 104 darunter gehöret Makau ib. Rarambolas, Nachricht von dieſer Feucht | 513 Karren mie einem Rabe in China 235 Kane, was für eine Art von dem chinefifchen Frauengimmer gern gelitten wird 11 werden bey den Chinefen gegeffen 155 Rau, Dionyſ Nachricht von. deffen Beſchrei⸗ bung von China 5 Kaufleute unter den Chineſen werden für fehr betrügerifch gehalten Brad Rau kyu li, Geſchichte dieſer Leute "562 Rau lin, was es für Erde iſt 257, 258 Rau yang tſyu, was es fuͤr ein Getraͤnke iſt ei 56 r 1 56 awel-cha, mas es für Theen 525 ——— Staat deſſelben in China * 495 Kilin, was es für ein Vogel iſt Ider, ſolche wollen die Chineſen gern ha⸗ —— —* ſolche aus den Spitälern 157 fremde werben ſtatt der eigenen aufgenoms men’ rag hie oft und wie viel ihnen Namen gegeben werden 164 der Prinzen von Geblů— te, ihr Zuſtand 203 deren sichten gegen ih⸗ re Eltern 319 deren Gehorſam in Korea 597 wie fie in Korea erzogen werden 599 Ring bo kong /was dieß fürein Pallaſt iſt 33 Allgem. Beifebefehr. VI Band. ' Kin⸗i⸗ghey, was dieſes füg ein Geriche iſt 474 Kin ki, was es fuͤr ein Vogel iſt 543 Rin fi, was es für ein Kraut iſt 97 Rirfe, König in Koren, deſſen Geſchichte 561 Kin⸗ tyen⸗ kyen, Beſchaffenheit dieſes Ge- richts und deſſen Verrichtung 473 Kleidung der Einwohner auf der Inſel dormoſa 6s auf der Inſel Haynan ıro der Lolo 116 der Myau tſe 123 der Mulau 124 der chineſiſchen Mannsperſonen 136 was die Chinefen für welche bey ihren Befischen tragen 137 ber chineſiſchen Meibesperfonen 137 in was für welcher die Chinefen trauren 172 öffentliche des chinefifchen Kaiferd 422 und deffen Hof- bedienten ib. Unterfchied der Mandarinen und Gelehrten darinnen 438 der Koreaner ihre 558 Klocken, große zu Pefing ı7 ob in China die größten in der Welt find 18 ungeheure zu Nanking 46 Klockenſpiel in China wird beſchrieben 314 Rlofter, ein feines, für Bonzen, welches ihr Stifter angelegt 105 heidniſche in Korea, deren Beſchaffenheit 602 Ko, was es für eine Pflanze iſt 246 Roch, vortreffliche bey den Chinefen 154 Rönig der Beifter, wer es ſeyn foll 375 König, in Koren ift zinsbar 559, 603 und doch unumſchraͤnkt 603 feine vornehmſten Bedien⸗ ten und Pracht 604 eines von Korea Bitt⸗ ſchrift an den chineſiſchen Kaiſer 572 Koniginn, wie viel der chineſiſche Kaiſer des ren hat 25, 430 wie folche gehalten werben 430 Königinn der Bluhmen, was es für ei⸗ ne Sluhme in China 95 Aörper, deffen Einteilung nach der Mey— nung der Chinefen 304 Canaͤle des Lebens durch denfelben 305 mie er and Elementen beſteht 305 Ro be, was es für ein Zeug iſt 97 Kolaue, mas es für Bediente in China find Kr 49, Regiſter der in diefert Bande 419; 436 wo fie ihr Bericht halter... 436 Koli, was folhes für Perfonen find 466 ha⸗ bert ein großes Anſehen 466 merkwuͤrdiges Beyſpiel von ihrer Unerſchrockenheit sb: Kong⸗pu, eins von den ſechs höchften Ge⸗ richten in Chin, deſſen Befchaffenheit 462 Ropu, was «3 für ein Zeug iſt 246 Kopfputz, feltfemer, der Weiber unter ben Myau tfe 125 der Chineferinnen ihrer 138 Rores, die Nachrichten davon ſind fehr we⸗ dieſes Landes 556, 593 Karte davon, in wie weit fie richtig iſt 556 vornehmſte Fluͤſſe, Nationen und Länder darinnen 557 Beſchaf⸗ fenheit Deren Einwohner 558 bat einsmals an Seche li geflogen 559 Geſchichte und Staatsveraͤnderung diefed Landes 561 Reifen der Küften daſelbſt 593 übermagige Kälte darinnen 594 Boden und Fruͤchte ib. Thie⸗ re und Eintheilung 594 Koreaner, deren Kriege mit. den Chinefen 563 wie fie zinsbar geworden 565 reisen den ehinsfifchen Kaiſer zum Zorne, Buldigen ihm über wieder 566: werden von den Fapanefen angefallen 567 erhalten von den Chinefen Beyffand 568 machen Friede mit denſelben 570. Werden von neyem von den. Japaueſen befriegt 371. deren. Gemuͤthsbeſchaffen heit 594 ſind ſehr kleinmuͤthig 595, rauchen ‚gern Zeba 595 ihre Haufer und Ergoͤtzungen 396 ihre Gewohnheiten und. Gelehrſamkeit 597 ihre Handlung und Religion 601 Korn, welches der chineſiſche Kaiſer gefäet, ift heilig 215 Mühlen dazu, deren Beſchaf⸗ fenheit in China Koxinga, deſſen Vorhaben gegen Formoſa 69 nimmt Tay wan ein 70 Kranke, wie man in Korea damit un Krankheit, woher die meiſten nach der. ehr 8. Baskiven er Chineſen, wie es beſchaffn 243 neſen Meynung kommen 310 Kraut, Rachricht von einigen chineſiſchen 534 Kuſchubaum, Ru zhong, was es fuͤr ein Zeug iſt 97 Kyang nan, eine Provinz im China; dereu Kraͤuterbuch, chineſiſches deſſen Beſchaf⸗ fenheit 312 Krebſe, die ſich verſteinern, ſo bald ſie aus dem Waſſer kommen 103, 107,554 Kriegesbeamte in China, deren Befchaffen- heit 497 tartarifche son wie Die koreaniſchen beſchaffen 604 Kriegesrath in China, deſſen Befchaffen- heit 461, 498 Kriegesweſen, tie ſolches in China einge nig und mangelhaft 555 Name und Groͤße richtet iſt 497 Wie es in Korea beſchaffen 684 Krone von Pappe tragen das chinefifche Frau⸗ enzimmer 138 kaiſerliche in China, wie ſol⸗ che beſchaffen 426 Rüfte von Korea, wie fie befchaffen 593 Kuh, Stein, ber in ihren Baͤuchen waͤchſt 90 Kun kammer in dem kaiſerlichen Pallaſte einiger Hollaͤnder dahin 573 Beſchaffenheit ei zu Peking; deren Beſchaffenheit ei; Kupfer, weißes, in Yun nanıız Nachricht davon 538 wie man das rothe iin China Bes koͤmmt 539 Nachricht von ihm 521 ausführliche Befchreibung 43 ff. Lage der Städte darinnen Kyang ſi, eine Provinz in China, Dei ausführliche Beſchreibung 52.ff, Rage J Staͤdte darinnen F Wang quong, was es für ein Halt 33 Kya ta tyen, was es für ein Pallaſt ff 34 Ayenchew, mas es für ‚Seide iſt 88, 245 von mad für Würmern fie koͤmmt 246 a Kyen ning kong, was es fir ein —* 508 Ryuen fin tyerr, was fofehes für ein vi laſt iſt —* — was ſoſches für Pant in China * La ki, ein, aufevordentlicher Vogel 544, 36 Tmabaen: was es für Pfaffen find 381 Lama RE — — — — — — — — — —— — — — — eichenbegängmiß, vorkommenden Sohn ? \ Lama tyen, tag für ein Tempel iſt 37 Sammeln, was es für welcher IE 156 Bamwe, was es für ein Baum iſt 529 Sandmann, deren Vorrechte vor beit Kauf: -Tenten und Kuͤnſtlern in China 213 werben aufgemuntert 216wie fie ihr Feld duͤngen ib. wie fie den Boden ebnen und die böchften Felder wären 217 Landſtraßen, deren giebt es ſehr ſchoͤne in China 189 Lang und Proey was es fuͤr ſeltſame Thie⸗ re ſeyn ſollen Re 348 Ban wha Rachricht von dieſer Bluhme 530 Loſter, wie die Bonzen ſolches bemaͤnteln 367 Laſur ſiehe Azur. Laternenfeſt, der Chineſen, deſſen Beſchrei⸗ bung 177 Urſprung deſſelben 179 Laufen, anf eine gewiſſe Art, ein Zeichen der Ehrerbiethung in China 419 Laulbuchſtaben, der Chineſen haben einen verſchiedenen Klang 343 Barı tfe, der Stifter der Gute Tau tfe, deffen Beben und Tod 356 Eitelkeit und Thorheit 358 Beben, deſſen Urſpruͤnge nach der Meynung der Chineſen 304 deſſen Canale durch den Körper 305 große Zärtlichkeit der Chineſen fuͤr ſolches 485 Lebensart, der eingebohrnen Einwohner auf der Infel Formoſa 66 Leere, des Fo Meynung davon 369 Leibeigene, in China werden gelinde gebal- ten 491 Leichen, bey den Chineſen, Ceremonien da⸗ bey 165 werben ganze Jahre lang aufgeho⸗ ben 172 feyerliches bey den Chi⸗ neſen 167 der Großen ihres wird, beſchrieben 170 des Kaiſers und der Kaiferinn in Chir na 434 wie Die in Korea beſchaffen * 59 Leichtglaͤub igkeit, was fie für Unheil ans richtet 375 Leim,/ zit Vergolden, woher ihn die Chine⸗ ſen bekommen ur}: Beinewand, eine beſondere Art in Chins 246 Leſen, wie bie Ehinefen folches lernen 205 Bi, was folches in der chineſiſchen Philofophie ift 385 Lehre davon 386 Bi chi, mo diefe Frucht gefunden wird 58, 59 deren Befchreibung 510 Hicentist, wie man folches in Chins wird 209 Bi Ei, was es für ein Buch ift 325 Limonien, eine befondere Are auf Dornichten Baumen 102 werden in China zu Anszierung der Haufer gebracht 510 Lipu, mas ſolches für ein Rathscollegium iſt 460 ein anderes Lipu 461 Li tun, Koͤnig von Korea, deſſen Bittſchrift an den chineſiſchen Kaiſer 572 Logik, ſiehe Vernunftlehre Lo io Nachricht von dieſem Volke 115 2008 ziehen, iſt bey den Chinsfen fehr ges möhnlich, 388 durch ſolches werden ihre Ehrenſtellen vergeben 441 Betruͤgerey Das bey | 443 Long ywen, wo biefe Frucht gefunden wird 58, 59 Beſchreibung derſelben 512 Lu chay was es für Völker find 125 Luft, deren Beſchaffenheit in China 305 Zufterſcheinung / ein Kunſtwert zu Erkla- rung derſelben 302 Lu⸗ngan⸗cha, was es für Thee iſt 525 Lung ju tſu, was es für ein Baum iſt 533 Yan yu, was es für ein Buch iſt 326 Luſtſchlöͤſſer, des Kaiſers in China 36 dee alten Kaifer in China ihres 40 Lyang, wie viel ſolches am Werthe mache 43 Lyen wha, mit gelben Bluͤthen, mo 83 Nach⸗ yicht yon dieſer Bluhme 538 m. Maaß, chineſiſches, wie es beſchaffen iſt 240 Maͤgdchen, wo ſolche zum Verkaufe erzogen werden 48 einem wird sin Thurm zu Ehren erbauet 80 Kirk Maͤhrchen, Regiſter der in diefem ‚Bande Wöährchen, und Erzählungen, wie die chi⸗ nefifchen befchaffen find 316 Magellanus, Gabriel, Nachricht von deffen Befchreibung von China 3 und von ihm elbſi ib. Magiſter, wie man folches in China wird 209 Magnet, in China, wieman denfelben ſchneidet 540 Mablzeit, wie folche bey den Chinefen gehal⸗ ten wird 149 Me Ealaryen, was folches für ein Tempel ift 37 Malerey, der Chinefen wie fie befchaffen iſt 241 Man:che, ober Kaiferthee, was «8 für wel- cher iſt 524 Mandarinen, wie fie einander grüßen 141 wie ihre Beſuche unter einander befchaffen 142 ihre Pracht wenn fie ausgehen 174. wie ihre Pallaͤſte befchaffen 187 den guten wer⸗ den Pfeiler zu Ehren aufgerichtet 190 find über die Unterſuchung ihres Calenderd mis⸗ vergnuͤgt 298 deren Mundart 339 neun Ord⸗ nungen unter ihnen 435 ihre Ehrenbenennun⸗ gen 436 wie fie in des Kaiferd geheimen Rath vertheilet werden 436 Anzahl der buͤr⸗ gerlichen 437 Kennzeichen ihrer Ordnungen yy7 -438 ihre verfchiedene Kleidung 439 ihre ver⸗ fihiedene Pläge 439 Kennzeichen ihre Aemter 439 ihre Ehrenbenennungen und Gewalt 440 werden nie in ihrem Vaterlande Statt: halter 444 werden alle drey Jahre geprüfet 444 erhalten deswegen Zeugniffe 445 find von den meiften Vergnügungen de3 Lebeng ausgefchloffen 449 müffen öffentliche Reden halten und worüber 450 Unterthänigfeit des Volkes, die man ihnen erzeiget 454 ihr Staat auf Reiſen 454 ihre Sorge für dag Bolt bey einer Thenrung 456 werben durch Ueberreichung eines bunten Rocks von dem Volke fehr geehret 459 werden geprügelt 488 Mandsrinenfeffel, wie folche befchaffen 233 540 Marionettenſpiel, bey den Chinefen 178 Marmor, chinefifcher, deffen Befchaffenheit und wozu er gebraucht wird 539 Maronenſau, was eg für Thiere find 109 Martinius, Martin, Nachricht von en Befchreibung von China Maſt, auf den chinefifchen Schiffen, wie ie cher befchaffen 224 Mathematik, was für Theile-derfelben bey den Ehinefen getrieben werden. 285 f. Matten, Segel davon bey den Chinefen 225 Mauer, groffe in China, wenn und wie fie erbauet 126 ihre Thore und Feſtungen 126 wie die Chinefen fie nennen 127 ihre Länge und Befagungen 127 eine zweyte Dauer hin⸗ ter derfelben 127 der chinefifchen Stadte ihre, — in China, was es fuͤr ein Thier wie ſie beſchaffen 180 wie die von King te ching erbauet ſind 275 große in Korea 558 Maulbeerbaum, wilde, wie ſie muͤſſen ge⸗ wartet werden 247 welches die rechten ſind und wie ſie beſchniten werden 248 wie der Boden dazu beſchaffen ſeyn muß ib. wie die alten erneuert werden 248 Maulthiere, Preis derſelben, wenn man ſie miethet 235 Mehlbaum, 112 Mehlfiſch, was für einer Wienfchenverkauf, in China geſchieht * weilen und wenn 16 Meng tfe, was es fuͤr ein Buch iſt 327 Meßkuͤnſtler, in China, deren Claſſen 291 ihr beſonderes Gericht oder Rathscollegium 473 Mew tan, was es fuͤr eine Blume iſt 531 Melinbines, Nachricht von dieſer Frucht 513 Miſſionarien, deren Irrthum in der chine⸗ ſiſchen Lehre von dem Tyen oder Himmel 386 werden von dem Kaiſer zurechte gewie⸗ fen 386 Falfchheit derfelben in Vorſtellung der chinefifchen Lehre 387 deren erfle Zus _ laſſung in China 397 Verleumdung der Bon» gen gegen fie 399 eine allgemeine Verfolgung wider —— — vorkommenden Sachen. wider fie 401 werben wieber-eingefegt und ha⸗ ben guten Fortgang 403 neue Verfolgung wider fie 404 kommen wieder empor 406 wie fie endlich gänzlich aus China verjagt worden 407 Wift, damit wird in China Handel getrieben ; 135 Mitleid, wie folches bey den Ehinefen bezeugt wird 168 Mittagslinie, zu Peking 16 Wo Iyen, was es für ein Baum it 528 Monat, wie ed mit benfelben in China ber fchaffen 288 Mond darinnen fieht man in China einen Hafen 36 Tempel deffelben 39 Moral, wird bey den Chinefen ſtark getvie: ben 319 deren Grundfäge find bey ihnen von Alters ber in Beobachtung 321 des Confu⸗ cius iſt vortrefflich 332 der Bonzen ihre, wie fie. befchaffen 361 Mofis Stuhl; mas bey den Juden in Chi⸗ na ſo heißt 391 Wundart, verſchiedene bey den Chineſen 339 Wünze, was für welche in China gefunden wird 237 alte, deren Beſchaffenheit 238 was für Gepräge darauf iſt 238 unbekannte daſelbſt 239 Wönszfammlung, des Kaiſers Kanghi 239 Müse, der Chineſen ihre, wie fie befihaffen find 137 Mu lau, was es für Beute find 124 Muſik, Haben die Chinefen bey ihren Gaſt⸗ mahlen 152 deren Eigenfihaft 312 iſt fehr un: vollkommen 373 Academie dazu wird aufge: richtet : ib. Wiufkusthier, wovon ed ſich nabret 547 Mwey fhu, Nachricht von diefem Baume und deffen Frucht 512 Myau tſe, was der Rome dieſes Volkes hei⸗ fe 122 Not. ihr Land und ihre Neigungen ib..ihre Herren 123 welche davon bezwungen und noch nicht bezwungen find 123 ihre Kleis Hung und Haufer 123. ihre Künfte und Diu- fit 124 Befchaffenheit derer in Huquang 124 — in Quang fiı25 ſeltſamer Kopfputz ihrer Wei⸗ ber ib. ihre Sprache und Sitten 125 Myew zhong, was es für ein Zeug iſt 97 m. Nachtiſch, bey chinefifchen Gaſtereyen wie er befchaffen 150 Nagel, lange an Fingern halten bie Chinefen für eine Zierde 130 Name, wie viel deren den Kindern in Chi na gegeben werden und wie oft 164 Ylan:chin, was dieſes für ein Bericht iſt 474 Vlangcas; was es für eine Frucht iſt 512 Nan Eing, Größe und Geſtalt diefer Stadt 44 deren gegenmwärtiger Zuſtand 44 Res gierung und Manufacturen dafelbft 45 Nan mu, was ed für Holz iſt 533 Naturlehre, deren Beſchaffenheit bey den Chineſen 303 was das chinefifche Buch das von enthalt 383 Unwiſſenheit der Chinefen darinnen bringt fie auf viele alberne Mey⸗ nungen 388 befonderes Gericht ober Raths⸗ collegium deswegen 473 Freue Jahr, wie ſolches in China. gefeyert wird 176 Neune, die Zahl, ift bey den Chineſen Ger beimnißvoll ’ 180 Nonnenkloͤſter, in Korea, beidnifche, deren Berchaffenheit 603 Lryew wbang, was esfür ein Stein iff.go ©. Obſervatorium, zu Peking, deffen Bes ſchaffenheit 16 deffen zu Nanfing feine 44,45 Obſtbaum, deren Befchaffenheit und ver- fchiedene Arten in China 508 Ochſenkopf, Tempel des gehörnten 37. Ofen, mie der zum Porcellanbrennen gebauet, iſt 269 wie er erhißt wird 269 Ofenbetten, artige bey den Chinefen 188 Ohren, große, und breite find bey den Chi: neſen beliebt 130 Oliven, Art davon in China 508 Opfer das dem Confueius gebracht wird 333 ein⸗ ae geführte . Regiſter der im diefen Bande geführte bey den Chinefin 351 das dem Teu⸗ fel gebracht wird 356 Optik, einige Kunſtſtuͤcke aus derſelben 300 Örangen, vortreffliche in Go kyen 5g Nach⸗ richt von den chinefifchen 5909 Ordensleute, heidnifche in Korea, deren Beſchaffenheit 602 Orgel, europaiſche, wird nach China ges bracht 314 pP. Pa chay, was es fin Voͤlker ſind 125 Dallaft, Faiferlicher in Peking , deſſen Bes fehreibung 19 u. f. S. deſſen verfchiedene Ab⸗ theilungen und deren beſondere Nomen 22 u, f. Pracht deffelben 29 deffen Höfe 27 wie die Dücher deffelben beſchaffen go andere innerhalb der Mauer deffelben 32 der Faifer- lichen Prinzen ihre 33 deren Geſtalt und Ordnung 34 andere anfer der Mauer 34 « Gerichtsplage daſelbſt 37 Tempel darinnen 37 wie der Mandarinen ihre befihaffen 187 zum Examinirenider Studierenden 206 Damplimus Beſchreibung diefer Frucht 5ro Dantfe, was es für eine Strafe iſt 486 Papier, Beſchaffenheit des chineſiſchen 275 von Rinden 275 aus Baumwolle, 276 aus Seide und Haufe 276 ſehr großes 277 wird ſtark in China verbraucht 277 wie das aus Bambu gemacht wird 277 Formen dazu 278 wie die Bogen getrocknet werden 278 das gebräuchlichfte ib, wie es mit Alaun getraͤn⸗ fet wird 278 wie ed mit Talke verfilbert wird 279 Kunſt dag alte zu erneuern 279 mancherley Art 289 - Papiermünze in China, deren Beſchaffen⸗ heit 239 Pau ghen tfe, Beſchreibung dieſes Tempels 181 De che li, eine Provinz in China, deren aus: führliche Befehreibung ıı ff. Lage der Der ter darinnen 42° Pe⸗chin, was dieß für ein Gericht iſt 474 Peking, wie diefe Stadt fonft heißt 12 deren Größe und Anzahl der Einwohner 12 Bor: ftädte, Mauren, Gräben, Shore und Stra: Ben 13 Hanfer und Tempel darinnen wie fie befchaffen 14 fie wird wohl regieret ib. Ob⸗ fervatorium 16 große Trummeln und Klocken daſelbſt 17 der Kaiferliche Pallaſt daſelbſt 19 Gerichtsplaͤtze 37 Perfpectipbilder 30r Detew, ein Geſtirn, wird für einen Gott gehalten 37 Pe tſay, was es für ein Kraut if 534 Perfchaft der Prinzen und der Duan in Chi⸗ na, wie folche befchaffen 419 Petſt, wo diefe Frucht am haͤufigſten waͤchſt und wie fie befchaffen 72, 73 Nachricht von ihr 532 De tum tfe, was es fuͤr eine Erde iſt 257,258 De tyen tang, was eg für ein Tempel iſt 39 De yew, was es ift und wie es beym Por⸗ cellane gebraucht wird 258 De zhong/ was es fuͤr ein Zeug iſt 97 Pfefferbaum, Nachricht von ihm 513 Pfeiler, werben den gufen Drandarinen zu Ehren aufgerichtet 190 Pferdefleiſch, wird bey den Chinefen hoch geſchaãtzt — 154 Pferdetyger, ob es dergleichen in China ga⸗ be 546 Pflanzen, Nachricht von den chineſiſchen 534 Pflichten, Eintheilung derfelden bey den Chi⸗ nefen 319 find von Alters ber bey ihnen in Beobachtung 321 was Fo für welche anbes fohlen 371 Pfropfen, wie ſolches bey den Chineſen ge: ſchieht 528 Ping-pu, eines von den ſechs Dbergerichten in China, deffen Befchaffenheit 461 Pinfel, deren bedienen fich die Chinefen zum Schreiben 282 Dolo mye, was «3 fir eine Zrucht iſt 512 Pomeranzen, befondere Art in Fo Fyenss Winterpomeranzen 83 Porcellan, mo das beſte gemacht wird 47. 54, 256 wo die Erde dazu gefunden wird 49 woher Porcellanthurm, in Ranking wird beſchrie⸗ vorkommenden Sachen. Ban, woher e8 den Namen bat 256 wie die erſte Erde dazu zubereitet wird 257 wie die zwey⸗ te 258 womit es glafiert wird 258 mie es vergoldet und violet gemalet wird 260 Fa⸗ brik dazu ib. wie die Materialien zubereitet werden 260 welches auf der Scheibe gemacht wird ib. und was in Formen gebildet wird und wie 261 wie die Farben ſolches zu ma⸗ Ien zubereitet werben 262 ungefivnißtes 265 was für Farben dazu taugen 265 ſchwarzes 266 glänzendes ib. durchloͤchertes 266 mar- morirtes.und olivenfarbigted 266 verwand⸗ lungsporcellan 267 wie es vergoldet und an den Ecken verſtaͤrket wird ib. Vorfichtigfeit beym Brennen deffelben 267 mit Bildern 208 eine merfiwärdige Art ib. Kunſt ſolches zu firniffen 268 wie die Defen dazu gebauet ſind 269 wie die Gefaͤße in ſolchen geſetzt und gebrannt werden 269 Gehaͤuſe fuͤr daß ſelbe beym Brennen 270 wie das Brennen in Acht genommen wird 271 Zeichen wenn es genug gebrannt iſt 271 geräth ſelten 272 er⸗ ſtaunliche Arbeiten davon 272 was davon nicht kann gemacht werden 273 Schutz goͤtze deſſelben wer ib. muſikaliſche Inſtrumente davon 273 altes und neues 274 nachgemach⸗ tes ib. wie es wieder zuſammengeſetzt wird 274 ben 182 Poſtbothen in China, deren Beſchaffenheit 455 Pracht der Mandarinen wenn fie ausgehen 174 wenn fie reifen 176,.454 de kaiſerlichen Hofes 176 der Chineſen bey ihren oͤffentli— chen Werken 180 des chinefißhen Kaiſers wenn er ausgeht 423 und went er reiſet 423 wenit ex nach dem Tempel ded Himmels zu opfern geht 424 bey Ernennung einer Rai ſerinn 431 des Koͤniges von Korea wenn er ausgeht 604 Prieſter, hoher, iſt der Kaiſer in China 351 heidnifche in Koren, Nachricht von — Hrinz die vom Geblůte in China, was es da mit für Beſchaffenheit bat 201 find von vers fihiedenen Graben, aber ohne Anfehen 203 ihrer iſt sine große Menge 202 Ihre Weiber und Kinder 203 find fehr eingeſchraͤnkt 203 des Kaiſers wie fie gehalten werden 432 ein leichtfertiger, wie er beffraft worden 433 Prinzefjinnen , Eaiferliche ‚an wen fie in Chie na vermähler werden 433 Prügeln, auf die Fußfohlen, Befihreibung diefer chinefifchen Strafe 486 deffen verſchie⸗ dene Arten in Korea 607 f. Pu⸗ eul⸗cha, was ſolches für ein Thee iſt 525 deſſen Eigenſchaften 526 Puls, Natur deſſelben nach der Chineſen Meynung 306 Art, ſolchen zu befuͤhlen ib. 310 verſchiedene 307 deſſen Anzeigen 308 Prophezeyungen aus deſſen Schlaͤgen und deren Beſchaffenheit 300 gewiſſe Urtheile daraus 310 Pung, woher er über achthundert Jahre ge— lebt : 377 Prus der Einwohner auf der Infel Formoſa 66 ©. Ouackſalber, Raͤnke derſelben bey den Chine⸗ fen 310 einer wird geſtraft zıı reiſende in Chinas, deren Befchaffenheit 488 Dust, ſiehe Mandarin, Quang lang, was es für ein Baum iſt 2 Quandg fi, eine chineſiſche Provinz, deren ausführliche Befchreibung 11 Lage der Der: ter darinnen 114 Quang tong, eine Provinz in China, de ven ausführliche Befehreibung 102 Lage wer Derter darinnen 0 Qusnzlo:tfe, was diefes Collegium beſorgen muß 473 Quen ning Eong, was für ein Pallaſt es Mn, a 7, 34 Quey, was es fir eine Bluhme iſt 112,530 Quey chew, eine Provinz in China, deren ausführliche Befehreibung 120 Lageder Oer⸗ ter Raben, Regiſter der in ) R Raben mit weißen Ringen um den Hald, wo fie anzutreffen “109 Kath, die in China find geſchickt zu allerhand Liſt und Raͤnken 465 Raͤchsſtube, oder Collegium, ſiehe Ges richt Karren, gelbe gu werben bey den Chinefen gegeffen 155 Roͤuberey, geſchieht werig in China 233 Rechenkunft der Chineſen, wie fie beſchaffen ift 285 wie bey den Koreanern 600 Rechtsbandel, folche lieben einige Chinefen ſehr 133 folche werden daſelbſt bald abgethan 481 Redekunſt/Beſchaffenheit der chineſiſchen 315 Reden, oͤffentliche, muͤſſen die Statthalter halten in China und worüber 450 Begierungsart der Einmohner zu Formoſa 67 der Lolo 1ı5 der Chineſen iſt vollkommen - 412 Hauptgrund ber chinefifchen 413 Regis Joh. Baptiſta, deſſen Nachrichten von Korea 555 Rehbock / wohlriechender, in China 547 Reinlichkeit, der Chineſen ihre iſt groß 139 Reifen, wie man ſolche in China thun muß 233 Stant der Mandarinen auf folchen 454 Reifende werden in China ausgefragt 453 wie die in Korea Herberge finden 596 Reif, davon giebt es zwo Erndten in China 507 Reißbrodt, wie ſolches gemacht wird 155 Reißwein, mie er gemacht wird 156 Religion der Einwohner zu Formoſa 67 der Loſo 115 der Chinefen 349 ff. ibre Veraͤnde⸗ rung darinnen woher 390 juͤdiſche in China Nachricht davon 391 muhammedaniſche nimmt in China uͤberhand 395 roͤmiſchkatho⸗ liſche, deren Urſprung, Fortgang und Aus⸗ rottung in China 396 ff, der Koreaner 558, 601 Rhebarbara, mo die beſte gefunden wird 99 Nachricht davon 535 dieſem Bande Rice, ein katholiſcher Mifftonaring, laͤßt ſich zu Schauchem nieder 397 geht nach Nan⸗ bang und Nanking 398 wird nach Peking gefordert 398 ſtirbt daſelbſt im hoben Alter 400 Richter in bürgerlichen Sachen und Krieges⸗ angelegenheiten in China, wer 482 Rinde, davon wird Papier gemacht bey den Ehinefen 275 Rock, bunter, deffen Heberreichung eine große Ehre fir einen Mandarin 458 Rohr, ſchwarzes, welches dem Elfenbeine gleicht 105 Roſenholz, Nachricht davon 533 Rofenkranz, folche tragen die Anhänger der Bornzen 363 Auder an den chinefifihen Schiffen, mie e8 bes ſchaffen 226 S. Saal der großen Einigkeit, was ſo heißt we Salz, wie es in China ausgegraben und zu= bereitet wird ‘541 Sameds, Alvarez ‚Nachricht von deffen Be— fehreibung von China 2 Sampagu ‚Nachricht von diefer Bluhme 530 Sanftmurb, eine Haupteigenfchaft der Chi- neſen Ar30 San fi, Nachricht von dieſer Wurzel 537 Sarg, wird in China fehr hoch gehalten 166 deren Geſtalt daſelbſt 166 was hineingethan wird 167 Schaal, Adam, ein Jeſuit, deſſen Befhrde- rung in China 400 wird als ein Verfuͤhrer des Volks verdammet 402 muß Canonen gießen 503 Schangelen⸗ywen, was dieſes Collegium beſorgen muß 474 Schang⸗pan⸗tſe, worauf dieſes Collegium Acht haben muß 474 Schangeſchu, mas ſolches für eine Perſon iſt 463 Schan fi vorkommenden Sachen. Scan fi eine Provinz in China, deren aus⸗ fuͤhrliche Beſchreibung gı Lage der. Derter darinnen 93 Schan tong, ‚eine chineſiſche Provinz, deren ausführliche Beſchreibung 88 Lage der Oer⸗ ter darinnen ‚go Scharfrichter in China , wer ſolches iſt 492 Scharfſinnigkeit der Chinefen 134 Schauſpiel, wird bey den Gaffereyen der Chinefen aufgeführet 148 wie folche beſchaf⸗ fen find 2 149, 316 Sche kau, was eg für ein Minerale if 258 Schen fi, eine chinefifche Provinz, Deren ausführliche Beſchreibung 94 ff. Lage der Derter darinnen 98 Schiffe der Chinefen, mie fie beſchaffen 223 wie fie folche Ealfatern 227 Schiffahrt der Chinefen, wie folche beſchaf⸗ fen 225: Schiffbruch, leiden die Chinefen oft auf ihren Flüffen und Canaͤlen 228 Schi king, was es für ein Buch iſt 1324 Schi Eu, was es für eine Frucht it 50m Shin, was «8 für ein muſikaliſches Inſtru⸗ ment iſt 124 Schlaguhren werden nach China gebracht u: 84 Schlangen, was für welche ein Drittel mi- der den Schlag find 84 ungeheure große, aber ſcheue 109 Schleufen , deren Befchaffenheit in China und wie man durchkoͤmmt 194 Schmetterlinge: vielerfey Arten in China 544 Schreibart, chineſiſche, wie ſie beſchaffen iſt Er Schreiben, wie die Chinefen ſolches Ternen 205 ſchoͤn ſchreiben wird ſehr hoch gehalten bey ihnen 338 wie ſolches in Korea beſchaf⸗ fen 599 . Schriftzug, wie die Chinefen ihre zuſam⸗ menfegen lernten 206. werben zum Drucken in Holz gefehnitten 283 ein jedes Bort hat feinen eigenen 335 deren Menge 336 ein fe: Allgem. Reifebefchr, VI Band. xicon davon 336 Bequemlichkeit Der chineft- fehen vor den agpptifchen Hieroglyphen 337 wenn die chinefifchen zuerfi erfunden worden 938 werden hochgenchtet 338 Die chineſiſchen mit den europaͤiſchen verglichen 341 Schröpfen, wie ſolches in China gefchicht 312 Schüffel, wie viel deren bey den chinefifchen Gaſtmahlen aufgefeget werben . 153 Schu king, was es für ein Buch iſt 323 Schulden, wie deren unterlaffene Bezah⸗ lung in Korea beſtraft wird 607 Schulmeifter bey den Chinefen 216 Schungeift, Tempel defielben in China 40 Urſprung derfelben nach der Meynung dev Anhänger des Fo 377 folche werden bey öf- fentfichen Landplagen angerufen 457 Schutzgoͤtze des Porcelang , wie er entſtan⸗ den 273 Schwoͤrmen, nächtliched , wird in China nicht zugelaffen 453 Schweinefleifch wird bey den Chinefen fehr hochgehalten 154 Scorzonerawurzel/ wo fie waͤchſt 100 ‚Se dywen, eine chinefifche Provinz, deren ausführliche Sefhreibung 99 ff. Lage der Dexter darinnen 101 Secte der Tautſe im China, Nachricht von ihr 353 des Fo oder Fwe, Nachricht der Miffionarien Davon 358 aus einem chinefi- fehen Schriftfteller 369 der Ju kau 383 Seecompaß, wer folchen erfunden ‚haben foll 87 wiedie Chinefen folchen brauchen 226 Seelenwanderung, die Lehre davon dienet den Bonzen zu ihrer Betruͤgerey 362 was 30 davon gelehret 371 fehabliche Folgen die⸗ fer Lehre 372 fie reizet zum Laſter und ma: chet falſche Hoffnung 372 fie Kader dem Volke und den Fürfken 373 Seewefen, in Koven, mie folches befchaf- fen 605 Segel, auf den chinefifihen Schiffen, wie fol- che beſchaffen 224 von Matten, Die fich wie Fächer falten 235 Seide, wo ihrer viel gezeuget wird 71, 73 2111 von \ Regiſter der in Diefen Bande vor milden Raupen ohne Wartung 88, 245 wo fie urfprünglich her iſt 244 wie man ih⸗ re Güte erfennet ib, mo die feinfte gemacht wird 244 welche am meiften im Gebrasche iſt 245 allerhand befondere Zeuge davon ib, Seidenwürmer, wie dad Zimmer für fie zugerichtet wird 249 wie fie. gefüttert und gewählet werden 249 wie man fie paaret 250 wie man mis den Weibchen umgeht ib, Eyer, die man wegwirft 250 Bad für die Eyerib, wenn man fie muß ausfriechen laffen 251 wie mit den junger umzugehen 251 mag für eine Waͤrterinn fie baben muͤſſen 252 was ihne qumider iſt 252 ihre Krankheiten und Hair tungen ib. 253 jemehr fie freffen, deſto * Seide geben ſie 253 wie man ſie im Fuͤttern haͤlt 253 wie man ſie beym Spinnen wartet 254 einige werden zur Zucht aufgehoben, die andern getoͤdtet 254 wie ſolches geſchieht 255 wenn ſie am beſten zu erziehen 255 wie die Eyer zu erhalten ib. Seuchen, find felten in China 505 Siegel, das KRaiferliche in China, wie folches befchaffen iſt 410 befonderes Rathscollegium wegen derſelben in China 474 deſſen Anſehen 481 Si kong wer fo heißt 25 Silber, wie man deſſen Feine und Güte in Chi: na ſchaͤtzet 236 wird daſelbſt nicht geprägt ! 230 Ging hyu typen, was es für ein Pallaft iſt 36 Sing li ta tſo wen, was ſolches fuͤr ein Buch iſt 383 Sing fen ſchu, mas es für ein Rathscolle— gium iſt 461 Ein fin, was es für ein Thier ſt549 Sittſamkeit, eine Haupteigenſchaft der Chi- neſen 131 Sodomiter, deren giebt es in China 164 Soldaten, in China, deren Beſchaffenheit 500 dazu wird niemand mit Gewalt genom⸗ men zor fie werden in Fahnen eingetheilet 502 Song ⸗lo⸗Thee, was es für welcher iſt 523 deſſen Eigenſchaften 523 Sonne, Tempel derfelben 39 Sonnenuhr, ju Peking 16 dergleichen haben die Ehinefen fehr alte 289 Speife, in was für Ordnung folche bey den chinefifchen Gaſtmahlen aufgetragen werden 149 welches die vornehmften und gewoͤhn⸗ lichften bey den Chinefen find 154 Spieler, wie folcher in China beſtrafet wor⸗ den 490 Sporteln, giebt es in China nicht 482 Sprache, der Lolo, wie fie befchaffen iff 115 der Myau tfe 125 der Ehinefen iſt von allen andern unterfchieden 334 verandert Die Bes deutung ihrer Wörter auf unterfchiedene Arc 335 ob die chinefijche ihre Wörter ſingt ib. hat für jedes Wort einen eigenen Schriftzug 335 ein Lexicon davon 336 deren Mundars ten 339 ift leicht zu lernen 340 die chineft- febe kann andere Sprachen nicht fehreiben 342 fie kann auch in audern Sprachen nicht recht gefihrieben werden 343 der Le ihre 58, 599 Staatsgefangene, befonderes Satbecelch um wegen derfelben in China 474 Staatstunft, Dazu haben die Chinefen von Natur ein Geſchicke 133 Staatsraͤthe, in China, wer fiefind 419 dag Gericht derſelben 610 Stab, bey den chinefifchen Todten warum er verfertiget wird 165 "Stadt, deren giebt es in China fehr viel-g fie find einander daſelbſt alle ſehr ähnlich ib, worinnen deren Schönheit in China beffche 10 wie deren ihre Mauren daſelbſt hefchaf- fen »80 ihre Thore, Feftungen und Schan⸗ zen 181 Ordnung, die in den chineſiſchen ge⸗ halten wird 452 Statik, Werkzeuge aus veſelben 301 Statthalter, einem mohlverdienten zu Ehren wird ein jährliches Feſt gefeyret go was es mit ihnen in China fuͤr eine Bewandniß hat 440 fie ſtehen unter einander 441 werden durchs a erwählet ib. Einſchraulung derſelben 443 \ vorkommenden Sachen, 443 werden nie in ihrem Vaterlande befördert 44 bekommen Aufſeher und Unterſucher 446 der Kaiſer forſchet zuweilen ſelbſt nach ihrer Aufführung 447 ſchleunige Beſtrafung eines ungerechten ib. müffen allegeit die Beſchwer⸗ den des Volkes anhoͤren und ihnen Recht ſprechen 449 müffen als Prieſter predigen 450 muͤſſen für dad Volk ſtehen 451 Pflich⸗ ten derer in Staͤdten 451 Unterthaͤnigkeit, Die ihnen erzeigt wird 434 ihr Staat, wenn ſie reiſen 454 ihre Sorge fuͤr das Volk zur Zeit einer Theurung 456 große Ehrerbiethung die den guten erwieſen wird 457 den ſchlimmen wird uͤbel begegnet 459 Staub; ſehr zarter in der Provinz Pe che Ti u Staude, eine chinefifche, die fich mie Epheu ſchlingt 81 Steintohlen, in China 540 Stein, in den Böuchen der Kühe 90 Sternſeher, ein arabiſcher wird beſchaͤmt 295, 296 Fehler in ſeinem Calender werden un⸗ terſuchet 297 Sternſeherkunſt ſiehe Aſtronomie. Stiefel, tragen die Chineſen zu allen Jahrs— zeiten 137 Strafe, folche find in China dem Verbrechen gemäß 483 verſchiedene Arten derfelben 486 f. kann ein anderer für den Verbrecher lei⸗ den 486 find in Korea gelinde 559 für die Auf: rührer; Verraͤther und Mörder; in Korea welche 606 Straßen, wie ſolche in peking befchaffe 13 werden fehr veinlich gehalten 15 mie bie in Taywan beſchaffen find 64 eine erſtaunens⸗ wuͤrdige über das Gebirge bey Han chong fu 96 Befchaffenheit der Heerſtraßen in Chi⸗ na 189 von denſelben bat man ein eigenes Buch ER Strauch, die Blumen tragen in China 529 Stubenbertem‘, artige bey ben Ehinefen 188 Studierende, bey den Chineſen, wie fie exa⸗ miniret werden 207 Suftfi, was es für ein Collegium iff 461 Se Sys ning Bong, was ſolches für ein Pallaſt iſt — 33 Syau hyo, was es für ein Buch iſt gay Spew tfay, mas ſolches für Gelehrte in Chi⸗ na ſind 208 Syun⸗ho/, was dieſes für eine obrigkeitliche Perſon iſt 470 Tael, wie viel ſolches am Werthe mache 43 Taͤfelchen, bey den Leichen der Chineſen 165 Tag, Eintheilung deffelben bey den Chinefen 289 Tarizywen, wofür dieſes Gericht forgen muß | 473 Talchbaum, wo er am haͤufigſten waͤchſt 71, 74 ausführliche Nachricht von ihm 519 wieder Talch davon abgefondert wird 520 Tafchenfpielerkunft, der Secte Tau tfe 356 Tau ıfe, Urſprung dieſer Gecte in China 353 fie iſt noch epikurifther Art 354 ruͤhmet fich einen Trank der Unſterblichkeit zu haben 354 wird bey ihrer Thorbeit und Gottlofige Feitdoch geduldet ass ihre Taſchenſpielerkuͤnſte | 356 Tauwerk, am den chinefifchen Schiffen, wie folches befchaffen iſt 224 iſt ſehr befihwerlich # 225 Tay chang tfe, worauf diefes Collegium Acht Haben muß 472 Tay bo tyen, was fo heiße 30 Lay byo, was ed für ein Buch iſt 326 Tay Eau typen, was es für ein Tempel iſt 37 Tay Ei, was ſolches in der chineſiſchen Philo⸗ fophie bedeute 384 Lehre Davon 385 Tay⸗li⸗tſe/ was es für ein Collegium iſt 471 Tay⸗po⸗tſe, was dieſes Collegium beforgen muß — Tay quang ming, was es fuͤr ein Tempel l Tempel, Beſchaffenheit derer in Peking verſchiedene, Die zu dem Pallaſte gehoͤren 37 des Himmels 38 der, Erde 39 der Sonne und des Mondes z9 der verfforbenen Kaiſer 39 des Schußgeiffed 40 prächtiger, den der till 2 Kaifer Regiſter der in dieſem Bande Kaiſer Hong vu erbauet so ber Dankbarkeit zu Nanfing ıgı der Bonzen ihre, wie fie ausfehen 183 wer den erfien in China er⸗ bauet 351 Tenſewurzel, Rachricht von ihr 536 —— Manufactur davon in Tay ywen 92 her Nachricht von deſſen Strauche und Ei: genfehaften 523 verfihiedene Arten beffelben 524 nachgemachter 525 wie er gefammelt wird 526 alle Arten fommen von einerley Baume 527 Thermometer, wird dem chinefifchen Kaifer überreicht 302 Theurung, wie die Mandarinen dabey für das Volk in China fürgen 456 den Goͤtzenbildern wird dabey übel begegnet und die Schutzgeiſter angerufen 457 Thier, was es fuͤr welche in China giebt 545 in Korea, was fuͤr welche 594 Thore, wie ſolche in Peking beſchaffen 13 wie in andern chineſiſchen Staͤdten 181 Thron, Eaiferlicher in China, wo er ſteht 24 wie ex befchaffen ift 30 Thuͤrhuͤter, befonders Ratbscollegium deswe⸗ gen in China 473 Thurm, der elnem jungen Maͤgdchen zu Ehren erbauet go ein fehöner von Porcellan wird befchrieben 90, 182 einige zum Bier rathe 181 Ti⸗hyo, was dieſes fuͤr eine obrigkeitliche Per⸗ ſon iſt 208, 469 Ti kyang, eine bewundernswuͤrdige * Nachricht von ihr Tiſch, wie die Chineſen ſolche bey ihren Ga. mahlen feßen 147 Ti tang, mas es für ein Tempel ift 39 Ticel, was für welche dem chinefifchen Kaiſer gegeben werden Ty vang myau, was es für ein Tempel % Ti whang, was es für eine Wurzel 3 | 536 421. Toback, folhen rauchen die Koreaner gern 595 Tod, mider denfelben diſtilliret ein chinefifcher Kaiſer eine Eſſenz 35 Todesftrafe, welche in] China ehrlich und unehrlich find 491 TodesLircheil, wiefolches in China gefpro- chen und went es vollzogen wird 485 Todte, werden in China verheirathet 162 ih⸗ nen werden große Ehrenbegengungen erwie⸗ fen 172 und warum 173 koͤnnen von dem chinefifchen Kaifer geadelt werden 416 Tong chin efe, was] dieſes Collegium befor- gen muß 472 Tong Eong, wer fo. heißt 25 Tong ſchů, mag es für ein Baum iſt 515 Tong⸗ ſchwi⸗tſe, wofür dieß Collegium ſor⸗ gen muß 462 Tong ſyen tyen, was das für ein Pallaſt iſt 33 Traͤger, wie ſolche in China gemiethet wer⸗ den 234 und wie ſie tragen ib. Tragoͤdie/, Beſchaffenheit der chineſiſchen 316 Nachricht von einer 317 Trank der Unſterblichkeit, mer ſich folchen zu haben ruͤhmet 354 Trauer, bey den Chinefen, mie folche ange feet wird 164 wie lange folche um jeden Anverwandten Dauert 171 wie die Kleidung dabey iſt 172 wie folche bey den —— beſchaffen Tribur, wie hoch er ſich in China befiure 200 5 Trigaltius, Nicol. Nachricht von deſſen Be⸗ ſchreibuug von China 1 Triumphbogen, deren giebt es viele in Chi⸗ na 183 deren Beſchaffenheit 184 Trummeln, große zu Peking 17 Tſe tan, was es fuͤr Holz iſt 533 Tſe tſe, was es fuͤr eine Frucht iſt, und wo ſie gefunden wird 88 Beſchreibung derſelben 51u1 Tſe⸗tſong, Beſchreibung dieſes Baumes — * e⸗ — vorkommenden Sacher. € Tfetperrtfe, mas dieß Collegium zu beſor⸗ gen hat 462 Tfi Ein, was ed if und wie es beym Porcel⸗ lane gebraucht wird 259 To chwen, Beſchreibung dieſer Art Bar- fen ka 230 Tſong jin fir, was dieſes Collegium zu be: forgen bat 468 Tſu nen kong, was es fuͤr ein Ballaft iſt 33 Tuch, aus Graſe gemacht 13 Tu⸗cha⸗ywen, morauf dieſes Collegium Acht haben muß 469 Tugend, Erempel einer beſondern von einem Kaifer 34 die Chinefen find große Bewunde⸗ rer derſelben 133 Tung wha fong, was es fuͤr ein Vogel iſt ſind — 543 Tuſche, wo die beſten gemacht werben 112 fiehe Dinte. Tye be myen, mas es für ein Zeug ift 97 Tye li mu, was es für ein Baum iſt 533 Tyen, was die Chinefen eigentlich darunter verſtehen 386 Tyen tang / was es für ein Tempel iſt 38 Tyen wha, eine Mflanze, wo bie beſte waͤchſt 58 Nachricht davon 537 Tye tſe, mas es bey beit Chineſen ft 142 Tyger, große giebt ed in: China 346 Tyranney, wird von den Chineſen verab⸗ ſcheuet 414 V. Van ſchew tyen, iſt Dan yew tyen, was ſolches fuͤr ein Pallaſt iſt 36 Ueberſchwemmung, große zu Kay fs fu mas ſolches für ein Pallaſt 35 Den wha tyen, was dieſes für ein Pallaſt Derbieft, Ferdinand, ein Jeſuit, wird von . dem chinefifchen Kaiſer nebſt feinen Vorfah⸗ ven in den Adelſtand erhoben 204 zeiget die Fehler des chinefifchen Calenderd an 294 deffen Vorherſagung von der Länge des Son: nenfchattend wird wahr befunden 295 wird belohnet 298 wird Prafident in dem mathes matifchen Rathe 403 muß Canonen gießen 503 wird von’ dem Kaifer geehrt 504 weihet die Canonen 505 Verhoͤrſaal, Faiferlicher, in dem Pallaſte zu Peking, wie er befchaffen ift 30 Vermäblung des chinefifchen Kaifers, wie es dabey zugeht 429 Vernunft, beſonderes Gericht derſelben und der Gerechtigkeit in China 471 Vernunftlehre, Beſchaffenheit der chineſi⸗ ſchen 316 Verraͤther, wie fie in Korea beſtraft wer— den 606 Verſchlagenheit der Chineſen 133 Verſchnittene in dem kaiſerlichen Pallaſte zu Peking wie viel deren geweſen 21 Verſe der Chineſen, wie ſolche beſchaffen ſind 315 Derftorbene, ihnen wird in dem Saale der Vorfahren große Ehre erwiefen 172 und bey ihren Gräbern "173 Verwandte des Kaifers in China vom mann lichen Gefchlechte, mie ed mit ihnen gehal⸗ ten wird 432 wie mit denen vom weiblichen Geſchlechte 433 befonderes Collegium für die⸗ ſelben 468 Uhr, wie man in China wiſſen kann, wie hoch es an derſelben iſt 289 Vin ſchen ſu, was ſolches fuͤr ein Collegium iſt 462 Unerſchrockenheit, merkwuͤrdiges Beyſpiel von der oͤffentlichen Aufſeher in China ihrer ———— Regiſter der in dieſem Bande in Beſtrafung eines Kaiſers 466 ein anders in Verklagung eines Unterkoͤniges 480 Unkeuſchheit, durch was fuͤr eine Salbe man folche zu entdecken glaubtt 544 Unſterblichkeit, Trank berfelben , wer fich folchen zu haben ruͤhmet 354 damit werden einige Kaiſer hintergangen ib. Unterkoͤnig, , deffen Pracht wenn er andgebt 174 Unterſucher, ſiehe Aufſeher. Unterthan, deren Pflichten gegen Ihre Fuͤr⸗ fen 320 und gegen einander ib, Vogel, europaͤiſche in China , was für wel: che 541 Vogelneſter, eine chineſiſche Speiſe, Nach⸗ richt davon 154 Vorfahren, ihnen zu Ehren werden in Chi⸗ na Saͤle erbauet 185 Vorhang, mie ſolche bey den Chineſen bes ſchaffen 188 Vorrathsbarken, was ſolches für welche ſind — Urtheil, mie ſolches in China uͤber einen ge⸗ ſprochen wird 484 U tong ſchu, Nachricht von dieſem Baume 513 Vu ⸗i⸗ cha, ober Thee boy, was es fuͤr wel⸗ cher iſt 524 iſt dem gruͤnen vorzuziehen 524 deſſen Beſchaffenheit 526 Du ing tyen, was dieß für ein Pallaſt iſt +33 Vu⸗ka⸗ ſu, was es fuͤr ein Collegium iſt 462 Vu ⸗ſtven⸗ſu, was es für ein Rathscollegium iſt 461 W. Waaren, was fuͤr welche die Chineſen aus Japan bringen 221 was fuͤr welche ſie aus andern Ländern holen 222 und was fie wel⸗ che ſie dahin bringen 222 Wachen, werden zu Peking auf den Straßen gehalten 15 wie ſtark die in dem kaiſerlichen Pallaſte zu Peking find 20, 21 langſt an den Slüffen in China 455 befonderes Rathscolle⸗ gium wegen der Föniglichen in China 474 Wachs, weißes, wird in Chinavon einigen Würmern gemacht 81, 112, 521 Wachsbeum, Nachricht von ihm 521 Wachthurm, ſolche ſtehen anf den Lande fragen in China 190 Waffen, der Einwohner auf ber Inſel Hay⸗ nan 119 der Lolo 116 der chineſiſchen Solda⸗ ten 502 Wagen, ein ſegelnder 302 Wahrſagen iſt bey den Chineſen gewöhnlich 388 Wallfahrten von den Anhaͤngern der Bonzen 363 Wanzen, dieſes Ungeziefer riechen die Chi— neſen gern 545 Wapen, was der chinefifche Kaiſer fir eines fuhret * 422 Waſſerkunſt, ein ſinnreiches Fahrzeug der Chineſen dazu 218 Weg, ſolche find ſchoͤn in China 189, 232 find ungemein ſtaubicht 233 Weiber werden bey den Chineſen aus den . Spitälern geholet 157 die zweyten bey dem Chineſen und ihre Kinder, wie fie angeſehen werden 159 einige werben zu der zweyten Ehe gezwungen 160 werden verfauft 160 deren Cingezogenheit in China 163 ihr Aber gaube 163 der Tartarn erhenken ſich nach ihres Mannes Tode 166 wie die in Korea gehalten werben 597 Weiden, ſeltſame in Quang tong 102 Wein, wie er and Neiße gemacht wird 156 eins — — vorkommenden Sachen. Weinlaube; kuͤnſtliche in’einem Feuerwer⸗ ke 179 Weltweisheit, natuͤrliche, ein chineſiſches Buch, was es enthaͤlt 383 Wey man, wie er König in Korea gewor⸗ den 562 Whali, was es für Holz iſt 108 Whang,, was ſolches für ein Fiſch iſt 74 Whaug bewo, wer fo heißt 25 Whang fin, was dieſes Collegium zu beſor⸗ gen hat 46 Wha ſche, was es iſt, und wie es beym Porcellane gebraucht wird 258 Wind und Waſſer, was ſolches fuͤr ein Aberglaube bey den Chineſen iſt 389 Wirthshaͤuſer, koͤnigliche, deren Beſchaffen heit in China 189 find ſchlecht daſelbſt 232 wie diejenigen darinnen bewirthet ‚erben, die in kaiſerlichen Geſchaͤfften reiſen 455 Rathscollegium wegen derſelben Wiſſenſchaften, eigentliche der Chineſen, welche es find 318 Wollenmanufacturen in China 246 Wort, ob die chinefiichen gefungen werden 335 folche haben verfihiedene Bedeutung ib. 935 bie chineſiſchen können in ander Sprachen nicht recht geſchrieben werden 342 wie fich folche endigen 343 wie ge- wiffe Wörter davon ausgefprochen werden 343 Verzeichniß aller chineſiſchen 344 Wörterbuch, ein ungeheuer großes 336 Wuͤſte, öde in China 506 Wurm, einige, die Wache machen Sı, 12 Nachricht von folchen 521 Yourzel, Nachricht von den chineſiſchen 534 . &. + Xavier, Franciſeus des indianiſchen Apoſtels Grab, wo es iſt 105 473 ein jedes hat feinen eigenen Schriftzug - [2 =: Nang tſe⸗kyang, was ſolches fir ein Fiſch if 550 Nang tſyu, was folches für ein Getraͤnk ift 93 Nenwang, ein Gott des Schickfald, nach der Meynung der Anhanger des Fo 376 wie er einmal hintergangen worden 371 New tſe, was es für eine Frucht iſt 510 Nur, wo das Grab diefed Kaifers iſt 71 Nu⸗honge⸗tſe, wofür dieß Collegium forgen muß 462 Nun nan, eine Provinz in China, beren ausführliche Befchreibung ua ff. Lage der Dexter‘ darinnen 119 Nur ſche, was es für eine Are von Steine if 93 Nwen⸗pe, Beſchreibung dieſes Baumes 522 , was e8 für ein Pallaſt 33 iſt 39 Ywen when tyen iſt NYwe tang, was ſolches für ein Tempel Are 3 r ie id 3. Zahl neune, iſt bey den Chinefen geheimniß voll 180 Zankſucht der Chineſen 133 Zauberey, darinnen ſollen die Bonzen geuͤbt ſeyn 374 Zeichen, himmliſche, Ordnung derſelben bey den Chineſen 294 Zeitrechnung in China‘, wie ſolche beſchaf⸗ fen 288 was von der Gewißheit derſel— ben in der chineſiſchen Hiſtorie zu halten 410 wie ſolche bey den Koreanern beſchaf⸗ fen 00 Zeitung, Regiſter der in dieſem Bande vorkommenden Sachen. Zeitung, Failerliche, deren Beſchaffenheit Zoll, wie ſolche in China beforget werden und Inhalt in China 448 ihr Nutzen und 235 beſonderes Rathscollegium deswegen Anſehen 449 in China 475 Zeland, wie die Hollaͤnder dieſe Feſtung er⸗ Zollbediente in China ſind nicht ſcharf 235 bauet 68 Zwiebel, RNachricht von einer chineſiſchen Zimmerholz bey den Chineſen aus mas für Art 535 Bäumen 532 Zwiefalter, die man am chineſiſchen Hofe zu Zimmt, chineſiſcher, mie er beſchaffen 514 Auszierungen brauchet 106 —J PEN RI Leipzig, gedruckt bey Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, 1750. ee le ER TS: a