>S5(ivJ!e von Metern oder Faden an. ^ .,- lo Wenn die See bewegt ist, dann geschieht es leicht, dass durch das stampfende Schiff beim Loten die Leine oder der Draht zerrissen wird. Um dies zu vermeiden, lasst man die Lotleine iiber eine Rolle laufen, welche an einem federnden' Hangewerk," einem sogenannten Akkumulator, befestigt ist. 15 Alle diese und ahnUche Lotmaschinen kranken jedoch an einem Pemer, der schwer auszuschalten ° ist. Auf offenem Meer kann man das Schiffnicht verankem, urid selbst bei Anwendung jeder Vorsicht wird es allmanficnciurch Wind oder Wasserstroraungen von seinem Platze fortgetrieben. 20 Wiinrenddessen lauft vielleicht s^indenlang ein Kilometer Tau nach dem andem in die Tiefe hiiyib, und wenn endlich der Ausschlag' erfolgt, wenn der Beobachter sicher kon- '"'-^ statiert,' wann das Lot den Meeresboden erreichte, — so weiss man doch nie sicher, ob das Seil ganz senkrecht in die Tiefe 25 gelaufen ist, ob es genau den kiirzesten Weg zwischen Schiff und Meeresboden zurtickgelegt hat. Sind auch^ bei den neueren Apparaten die Grenieh dieser Abweichung ziemlich ' "'•'' '^eringe, so muss doch zugegeoen werden, dass eine solche Lotung nicht absolut zuverlassige Resultate ergiebt. 30 lO ALLGEMEINE MEERESKUNDE. Man hat sich daher vielfach bemiiht, einen Lotapparat zu erfinden, der die absolute Wassertiefe wiedergiebt und nicht die Lange eines hinabgelassenen Seiles. William Thomson erfand einen nach ihm benannten Lot- 5 apparat, der aus einer unten offenen Glasrohre besteht, welche zum Schutz gegen den Wasserdruck m eme Messmghiilse em- gelassen ist. Das Innere der Glasrohre ist mit einer Schifcht chromsauren° Silbers belegt, einer roten Substanz, welche durch Salzwasser hellgelb gefarbt wird. Liisst man diese lo unten offene, mit Luft erfiillte Rohre in die Tiefe des Meeres, so wird die eingeschlossene Luft durch den zunehmenden .^ Wasserdruck immer mehr komprimiert, und dementsprechend • dringt immer mehr Salzwasser in die Rohre hinein. Das eindringende Wasser entfarbt das rote chromsaure" Silber, 15 und wenn die Rohre wieder heraufgezogen wird, so kann man aus der Lange des gelbgewordenen Bela;ges° den Druck des Wassers und somit die Tiefe berechnen, mag die Rohre an einem sejikrechten oder an einem schief hangenden Tau hinabgelassen. worden sein. 20 So sinni^icn dieses Thomson- Lot ist, so kann man es doch nur in Tiefen bis 300 m benutzen. Einen „Bathometer" genannten Apparat hat W. Sie^mens konstruiert, welcher, an Bord eines Schiffes aufgestellt, ablesen lasst, wie hoch die Wassersaule ist, fiber welcher sich gerade 25 das Schiff befindet.' Nach den an Bord des „Faraday" ange- stellten Versuchen arbeitet das Bathometer in geringen Tiefen sehr exakt, allein technische Scnwieriglceiten haben seine An- wendung fiir grossere Tiefen nicht moglich gemacht, so dass man in der R^elfitzam der Fiille mit der alten Ix)tleine oder 30 dem Klaviersaitendraht arbeitet. DIE TIEFE DES MEERES. II Nachdem mit solchen vielfach verbesserten Lotapparaten in den letzten Jahrzehnten ein grosser Teil des Wcltmeeres un- Vi tersucht \\'urde, ist heute unsejg Kenntnis von der Bodenbe- Y^ schaffenheit des Ozeans eine ziemhcn^ichere und das Relief vieler Meeresgrtinde ist besser bekannt als das gewisser Teile 5 von Afrika oder Zentralasien. - ^ r V- Im Gegensatz zu der Modellierang «* des Festlandes. auf welchem tief e Thaler und steil emporragenae Bergabnange so , charakteristisch sind, ^eigt der Meeresboden im allgenieinen . nur sehr flache NeTgungen. Felsengebirge oder Schlychten 10 i f ehlen dem Meeresgrunde, und die meisten etwa vorhandenen ^ starkeren Niveauunterschiede ° werden durch den alles be- deckenden Meeresschlamm verhullt und ausgegTichen! Eine r.J T-^-ctAi; :^^j^l Anzahl kleiner Koralleninseln und_Vulkankegel erheben sich allerdings mit sehr steilen, stellenweise senkrechten Wanden 15 vom Meeresboden bis zur Oberflache; allein, wenn wir von diesen absehen, so cehoren Steigurigen von einem Prozent* schon zu den Ausnanm^. Man wtirde auf dem Meeres- grunde Eisenbahnen nach alien Richtungen von Kontinent .'T— ZU Kontinent legen konnen, ohne irgradwo auf Schwierig^ ao keiten zu stossen. Von alien Resultaten der Tiefseeuntersuchung ist aber ^^J^jJf*" keines so merkwiirdig und so geeigiiet uns zum Nachdenken zu veranlassen, wie die sogenannte Kontinentalstufe.° Wenn man von der westafrikanischen^KUste nach dem Atlantischen 25 Tiefenzunahme. Auf ie looonusinkt der Meeresboden nur urn 6 m, sodass die wahre Neigung hier nur 0.6 Prozent be- tragt. So kann man weiter loten bis zu einem Ktistenabstand 30 12 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. von etwa 30 km, wo man eine Tiefe von i8o m er- reicht hat. >^ Von hier ab beobachtet man ii^doch eine relativ sehr rasche Tiefenzunahme. Wahrend im Gebiet des Kiistensaumes auf 5 1000 m nur 6 m Tiefenzunahme gefunden wurde, lotet man jetzt auf dieselbe Entfernung 60 m, und so sinkt der Meeres- boden rapid bis zu einer Tiefe von 4000 m. Dann hort die Vertiefung wieder auf, und weit in das Ozeanbecken kann man jetzt hinein loten ohne eine betrachtliche Tiefenzunahme 10 zu erkennen. 12 Es ist also die Kiiste von Westafrika umsaumt von einer untermeerischen Terrasse, deren aussere Karu^in einer Tiefe von ungefahr 100 engl. Faden liegt, und die man deshalb als „Hundertfadenstme" ° bezeichnet. 15 Haung fihdet man erne Fiinfzigfadenstufe ; an der West- kiiste von Irland ist sie zu einer Fiinfhundertfadenstufe ge- worden. Infolgedessen hat man diese Erscnemung mit dem indifferenten Namen „Kontinentalstufe"° bezeichnet. Ihre jfereite ist eine uberaus wechselnde. An der Westkiiste von 20 Cornwall ist sie 550 km breit, an der Siidkiiste von Norwegen° nur 10 km. An vielen Kiistenstrecken hat man sie bisher iiberhaupt noch nicht nachweisen konnen. Uber die Ursacnen dieser ratsdliaiteii^ Erscheinung gehen die Memungen noch auseinander, mag man sie aber erklaren, 25 wie^ man will, zweifellos ist die Kontinentalstufe eine der wich- Relieferscheinungen des Meeresbodens und steht in vielen interessanten Beziehungen zu der Geschichte unseres Planeten und seiner Bewohner. '/. .^Av -fA*>^ Wenn man die Modellierung ° der Erdnnde betrachtet, ohne 30 Rlicksicht auf die zufiilligen Grenzen der Wasserbedeckung DIE TIEFE DES MEERES. 1 3 in den Ozeanen, so ergiebt sich das interessante Resultat, dass die Grenzen der Festlander und die Grenzen der Kon- tinente nicht zusammenfallen, sondera oft ziemlich verscnieoen von einander sind. Die Kontinente sind massive Sockel ° der Erdrinde, welche mit steilen Wanden aus dem Meeresgrunde 5 aufsteigen ; die Festlander sind die zufallig vom Wasser un- bedeckten, landfesten Teile der Kontinente ; das Gebiet der Kontinentalstufe ° gehort zum Continent, ist weiter nichts als der vom Meere iiberspiilte Rana desselben. Ein Festland kann verschwinden, sobald der Meeresspiegel um wenige 10 hundert Meter steigt, aber der Kontinent bleibt erhalten, selbst wenn er vom Meere iiberflutet wird. Da nun die Sockel ° der Kontinente fiir die Naturgeschichte>, ^, ,1*^ -X des Meeres von prinzipieller Bedeutung und viel wichtiger als die Festlandsgrenzen sind, so habe ich auf der kleinen Welt- 15 Karte das Gebiet der Kontinentalstufe mit zu dem Kontinent gezogen, damit die Karte die Verteilung und das Verhaltnis der tiefen Ozeanbecken zu den erhabenen Kontinentalsockeln in objektiver Weise erkennen lasst. Die Karte zeigt, dass durch die Kontinentalstufe manche 20 Inseln und Festlander mit einander vereinigt werden, die auf den gewohnlichen Landkarten getrennt erscheinen. Wir sehen, dass Irland, England und Schottland bis zu den Shetlandsinseln zu dem kontinentalen Europa gehort, dass die Nordsee und die Ostsee° ganz flache Wasserbecken sind, und dass sogar 25 Novaja-Semlja ° eng mit dem russischen Festlande verbunden ist. Ceylon schliesst sich an Vorderin^ign ' an, und die grossen Sundainseln* bis Borneo gehoren zum asiatischen Kontinent. Dagegen sehen wir Neuguinea und Tasmanien als Anhange von Australien. Aus der Tiefe des Pazifik treten 30 14 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. A(>^ einige wasseruberspiilte Untiefen heraus, deren wichtigste von den Samoainseln,' dem Paumotuarchipel ' und den Sandwichs- inseln markiert werden. Formosa 3 gehortzu China, Japan verbindet sich mit Korea und Sachalin ■♦ mit dem Amurland.s 5 Die wichtigste Stelle ist aber das Behringsmeer, welches so flach ist, dass bei einer Emiedrigung des Wasserspiegels um 50 m eine Landverbindung zwischen der Alten und der Neuen Welt vorhanden ist. Wir werden in einem spateren Abschnitt auf die Bedeutung der „Behringsbri^e" ftir die Tiergeogra- 10 phie noch aufmerksam zu machen haben. Betrachten wir jetzt die Tiefen des Weltmeeres, so sehen wir zuerst, dass das Nordliche und Siidliche Eismeer geringe Tiefen aufweist, dass sich von hier nach dem Aquatorzu^ grossere Tiefen einstellen. AUein die grossten Tiefen liegen 15 nicht in der Mitte, sondern am Rande der Ozeane. Die grosste Tiefe des Pazifik mit 8513 m liegt nahe dem Nord- ende von Japan, westlich der kurilischen ° Inseln. Die grosste Tiefe des Atlantik mit 7086 m liegt nordostlich von Haiti. Die des lYidik mit 5523m nordwestlich von Australien* Nach menschuclien Begnffen sind die genannten Meeres- j/ tiefen so ungeMeuer, dass es niitzlich sein diirfte, zum Scnluss dieselben im Vernaltnis zum Erdganzen zu betrachten. Das Meer ist ein Teil des Erdkbrpei^ und steht in so vielen Be- ziehungen zu der festen Erdrinde, dass wir iiber die Erschei- agf^'nungeni'^finci die Veranaerfingen des Ozeans uns kein richtiges Bild vorzustelleri im stande sind, wenn wir uns nicht vorher die Grossenverhaltnisse des Meeres und der Erde recht klar ge- macht haben. * Neuerdings hat man im Pazifik 8515 m, im Atlantik 8341m, im Indik 6205 m, im Arktik 4S46 m, im Antarktik 3612 m Tiefe gelotet. DIE TIEFE DES MEERES. 1 5 Nehmen wir an, unsere Aufgabe ware es, einen Globus zu modellieren, auf dem Berg und Thai, Wasser und Land in den richtigen Verhaltnissen dargestellt warden soUen, und wir woUten jede geographische Meile in der Grosse eines Milli- meters zur Darstellung bringen, so wiirden wir einen Globus s von'^runa"' 1720 mm erhalten. Das ist urigewnr die Hohe eines erwachsenen Mannes. Einer der hochsten Berge der Erde, der Gaiirisankar,° ist 8840 m hoch. Die tiefste Stelle des Meeres wurde bei 8513 m gelotet. Die mittlere Hohe der Kontinente iiber dem Meere rechnet man zu 700 m und 10 die mittlere Tiefe aller Ozeane zu 3500 m. juui-W^ Auf einem Globus von Manneshohe wiirde demzufolge der hochste Berg der Erde etwas hoher als i mm sein, die tiefste Stelle des Meeres ware ebenfalls wenig (iber i mm. Die mittlere Hohe der Festlander betrtige ^^ mm und die durch- 15 schnittliche Tiefe des Ozeans ^mm. In den richtigen Hohen dargestellt ist also das uns Menschen so unermesslicn tief erscheinende Meer« ein papier- Cltinnes Wasserhautcnen, welches sich um einen manneshohen Globusherumlegt, eine verschwindend zarte Hiille um einen 20 gewaltigen Korper. ' - '^ Man kann sich dieses Beispiel gar nicht klar genug machen S^*^ und nicht tief genug einpragen, und bei einer ganzen Reihe ;r Betracmungen werden wir auf unseren Globus zu- ruckkommen miissen, um an ihm zu erlautem, mit welchen 25 Verhaltnissen wir bei alien geologischen Betrachtungen zu rechnen haben. Denn eine Vermmderung des Meeresspiegels um 700 m, welche uns kleinen Menschen gewaltig und kaum gJauBhaft erscheint, betriigt auf jenem manneshohen Globus -^ mm, also einen Betrag, der sich in den angegebenen 30 Dimensionen nicht augenfallig darstellen lassen wiirde. l6 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. 3. Veranderungen der Meerestiefe. Wenn wir vom Bord eines Ozeandampfers hinausblicken auf die Wasserflache, die uns unjgiebt, so sehen wir dieselbe von einem kreisformigen Horizont abgeschnitten, jenseits dessen die Masten vorbeifahrender Schiffe oder die Spit2!en 5 einsamer Leychttiirme hervorragen. Wenn sich unser Auge neun Fuss iiber dem Meeresspiegel befindet, so ist der Halb- messer des sicntbaren Horizon tes die Quadratwurzel aus jener Zahl, also 3 Seemeilen ( i Seemeile = 2 km) gross, befindet sich unset Auge 25 Fuss iiber dem Wasser, so sehen wir 5 10 Seemeilen oder 10 km weit; dass wir dann aber den 49 Fuss hohen Mast eines yorbeisegelnden Schiffes 14 km weit er- blicken konnen, bedarf keiner besonderen Begriindung. i Wir schliessen mit Recht aus dieser wohlbekannten Erscheinung, dass der Wasserspiegel des Meeres gekriimmt 15 ist. Nach der gewohnlichen Ahnanme ist jeder Punkt der gekriimrriten Meeresflache und jeder Punkt der Kiiste unge- fahr gleich weit vom Erdmittelpunkt enuernt, und die Ober- flache des Weltmeeres ist eine etwas abgeplattete regelmassige Kugelflache. Alle Hohenmessungen fussen auf diesem Satz, 20 jedes Nivellemeht° betrachtet den Stand des Meeresspiegels als eine feststehende Marke. ,;. An Bahnhofstationen sieht man oftmals eine kleine Tafel in die Wand eingelassen, auf welcher die topographische Hohe des Ortes in Metem angegeben ist. Frtiher las man auf 25 diesen Schildchen z. B. ,,350 m (iber dem Ostseespiegel.'* Seit einigen Jahren jedoch hat man diese Aufschrift verandert in : ,,350 m (iber Normal-Null." ° Normalnull ist eine Marke, welche 37 m unter der Berliner Sternwarte liegt, und auf \j Stand eingenommen und an der flachen Kiiste einen breiten Streifen trockengelegt hat, beginnt das Wasser lang- sam zu stetgen. Zwei Stunden lang steigt es sehr all- s'^ manliairl Dann schwlUt das Meer rascher an, um in X aDetmals langsamerem Tempo nach sechs Stunden seinen hochsten Stand zu erreichen. Nur kurze Zeit halt es sich in dieser Hohe, dann beginnt es zu fallen, ura nach wiederum sechs Stunden seinen tiefen Anfangsstand wieder 10 einzunehmen. Man nennt den tiefen Wasserstand : Ebbe, den hohen ^ Stand : Flut, und bezeichnet das ganze Pha- nomen, das sich innerhalb 12 Stunden und 25 Minuten wiederholt, mit dem Worte : Gezeiten. AUe 14 Tage ist der Gezeitenunterschied sehr gross, man spricht dann von 15 „Springflut".° Die Gezeiten sind fUr die Schiffahrt von grosser Wichtigkeit ; manche Hafen konnen von grossen Schiffen nur bei Flut erreicht werden, deshalb nennt man die Stunde, in welcher bei Flut der hochste Wasserstand erreicht wird, die „Hafenzeit" eines Ortes. 20 Abgeschlossene Meeresbecken zeigen geringe Gezeiten. Im Mittelmeer° betragen sie 30-50 cm, im Michigansee nur hochstens 7 cm. Dagegen beobachtet man an der KUste der Bretagne° II m Fluthohe und in die Mlindungen grosser Fltisse oder 25 schmaler Meeresbuchten dringt bisweilen die Flut zu noch grosserer Hohe hinein. Am Amazonenstrom ist der Ein- fiuss der Gezeiten 800 km weit landeinwarts zu bemerken, in der Elbe dringt die Flut 100 km weit ein iind die kom- merzielle Bedeutung von Hamburg, Bremen, New York 30 und anderen Hafenstiidten ist eine Polge des Eindringens der Flut in den Unterlauf° (Fluthofen") grosser Fliisse. VERANDERUNGEN DER MEERESTIEFE. 1 9 Dasjenige Stiick des Flussbettes, welches unter dem Einfluss der Gezeiten steht, nennt man das Astuanuffi.° Auf der Karte wurde dasselbe an einigen grosseren Flussen durch Ou^tinien markiert. Schon Plinius° erk^nnte, dass die iTrsache der Gezeiten in 5 der Anziehung der Gestirne zu suchen sei, dass der Mond und die Sonne die bewegende KraJt fur Ebbe und Flut seien. Denken wir uns die Erde gleicnmassig {nit Wasser um- geben, so wird die leicht verschiebbare Wasserhiille durch die Anziehung des Mondes in der Weise' deformiert," dass 10 unter dem Zenith des Mondes ein Wasserberg, die Zenith- flut,° und auf der entgegengesetzten Seite der Erdober- flache ein etwas kleinerer Wasserberg, die Nadirflut^" ent- steht. Bei seiner Umarehjung um die Erde andert der Mond bestanffig^seine Stellung zur Erdoberflache, infolge- 15 dessen muss auch die Lage dieser beiden Wasserberge sfete''*'''*'^^ entsprecnena^ Veranderungen erfanr^n, mit anderen Wor- ten : Die Flut wandert, dem Monde folgend, um die Erde herum. Ebenso wie der Mond, wirkt auch die Sonne an- ziehend auf die irdiscne Wasserhiille und erzeugt ebenfalls 20 zwei sefiDstanrnge, ' wenn auch* kleinere, entgegengesetzte Fluten. >'-"•-• -,l^ Stehen Sonne, Mond und Erde in einer geraden Linie hintereinander, so addiert sich die Mondflut" und die Sonnenflut° zu der hohen Springflut;° stehen aber Sonne, 25 Erde und Mond in einem rechten Winkel, so fallen Son- nenflut und Mondebbe," Mondflut und Sonnenebbe" zu- sammen, und heben ihre Wirkung gegenseitig so auf,^ dass die resultierende Flut sehr niedrig ist; das nennt man die „taube Flut"." 30 20 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. Die.Springgezeiten sind am starksten, wenn zur Zeit der NacWtgleicnen° eine Mond- oder Sonnenfiim^n^ statt- findet, wahrend sich der Mond gleichzeitig in der Erdnahe befindet. 5 Aber die Erde ist nicht gleichmassig von Wasser um- . geben ; Festlander schieben sich trennena*~zwiscnen die '^'■^eiS^elMn Meeresteile hinein. Infolgedessen wird das '^iJcn^ansche ° Bild der beiden Gezeiten sehr w^'sentlicli'^ abgean^rt, und es ergiebt sich eine grosse Manni^attigkeit lo der Gezeiten an verschiedenen Kiisten. Aussef den Gezeiten beobachtet man jedoch noch andere periodische Anderungen des Pegel°standes, besonders an der Ostseekiiste und an den Kiisten ahnhcner halb abge- schlossener Nebehmeefe,° welche zum Teil alle Jahre, zum * 15 Teil in dreissigjahrigen Perioden wieaerkeKren. Im Sommer steht der Ostseespiegel hoch, dann sinkt er, urn im Friih- jahr seinen tiefsten Stand einzunehmen ; eine Erscheinung, welche in ursachlicnem Zusamrnenhange steht mit dem Anschwellen der Flusse wahrend des Friihlings infolge der 20 Schneeschmelze. In den regenreichen Perioden um 1820, 1850 und 1880 stand der Ostseespiegel 10-25 mm liber Mittelwasser, da- gegen sank er in den trockenen Perioden um 1835 und 1865 iiber 10 mm unter dasselbe — ein Bfeweis, wie der 25 Wasserstand eines solchen Nebenmeeres von den Nieder- schlagsmengen der umgebenden Festlander abhangt. Das Meerwasser hat die Fahigkeil, sich im Njveau° seines mittleren Wasserstandes eine Rmne in die Felsen der Kiiste einzugraben; verscMeoene Arten von Muscheln bohren sich 30 in demselben Niveau Locner in die Felsen, und nach VERANDERUNGEN DER MEERESTIEFE. 21 dem Tode des Tieres bleiben die Schalen in der selbstge- graoenen Hohle stecken. Solche sogenannte Strandlinien und die Locher von strandbewohnenden Bohrmuscheln ° findet man nun nicht 'selten hoch iiber dem jetzigen Meeresstrand und weit von der Kiiste im Lande drin, 5 und mit Recht schliesst man daraus, dass das Meer in vergangenen Zeiten einen anderen, hoheren Stand einge- nommen habe. Abgestorbene Austernbanke. oder tote Korallenriffe hoch uber dem gege^iw^ftigen Strand hat man an vielen Kiisten beobachtet, und von Tromso ■ bis 10 nach Ceylon kann man die Spuren solcher Strandverschie- / j • bungen beobachten. , /- , 1 i Fus'send auf der Annahme, dass der Meeresspiegel auf der ganzen Erde denselben gleichbleibenden Stand einnehme, scmossman miher aus solchen StrandHnien und Bohrmuschel- 15 l^hern unbedenklich auf eine „Hebung xler Kiiste". In der letzten Zeit ist man vorsichtiger geworden, denn man hat eingesehen, dass eine hohe alte Strandlinie durch sehr ver- schiedenartige Ursachen entstehen kann. Iukkiu^iJU^ Nehmen wir an, dass wir an der Kiiste der Sjnajhalbinsel ° 20 10 m iiber dem Strande ein versteiiienes Korallenriff finden, welches als wohiausgepragte Terrasse viele Stunden lang die Kiistengebirge umsaumt, so kann 1. das Festland um 10 m gehoben worden sein, 2. kann sich das Meer um 10 m zuriickgezogen haben, 25 3. kann das Festland um 20 m gehoben und zu gleicher Zeit das Meer um 10 m gestiegen sein, 4. kann sich das Festland um 10 m gesenkt und das Meer gleichzeitig um 20 m zuriickgezogen haben. In alien diesen Fallen wird man eine 10 m hohe Strandlinie 30 22- ALLGEMEINE MEERESKUNDE. Es ist also eine unbewiesene. Hypothese, wenn , Infolgedessen hat man das indifferente Wort schiebung" ° eingef iihrt. beobachten man diese lo m hohe Strandlinie als Beweis fijr eine des Festlandes betrachtet und als solche bezeicnnet. ' Strandver- Man bezeichnet eine lo m hohe Strandlinie als „negative Strandverschiebung" = — lo m und eine lo m unter Wasser befindliche alte Strandmarke benennt man als „positive Strandverschiebung" ,== +io m. Die An- wendung dieses Ausaruckes giebt nur die Thaisache objektiv lo wieder, ohne eine hypothetische Erklarung daran zu khiipfen. Ein klassisches Beispiel fiir eine Strandverschiebung aus historischer Zeit ist die Ruine des sogenannten Serapis- tempels " in Pozzuoli bei Neapel.° NNW vor der Stadt Pozzuoli 15 erstreckt sich eine schmale Ebene, '" darauf stehen als die letzten Uber- reste eines vielleicht vor dem Jahr 105 V. Chr.^ gebauten, dem Serapis '^eweihten Tempels drei hohe Sau- 20 lenschafte (Fig. 3). Die Sockel" derselben stehen etwas unter Was- ser. Bis zu einer Hohe von 243 cm tiber dem Pflaster sind die Siiulen glatt, dann folgt eine rauhe 25 breite Zone, welche ganz durch- lochert erscheint von den runden Lochern von Lmiodomus, und bis zu 6 m Hohe reicht. Noch findet man die Muschelschalen, in den Bohrlochern steckend, und es kann gar kein Zweifel dariiber herrschehv 30 dass das Meer einstmals langere Zeit hindurch 6 m hoher Fig. 3. Die Sftulen des Serapis- tempels bei Pozzuoli. 'h VERANDERUNGEN DER MEERESTIEFE. 33 als jetzt gestanden hat. Da man aber nicht annehmen kann, dass der Tempel in eine 6 m tiefe Meeresbucht hin- eingebaut worden sei, so darf man mit aller Sicherheit schlies- sen, dass hier innerhalb 1900 Jahren eine positive Strandver- schiebung von mindestens +6 m, darauf eine negative Strand- 5 verschiebung von — 6 m erfolgte. "*-■-'•.> Wenn diese 6 m hohe Strandlinie nicht an einem Tempel, sondern an einem natiirlichen Felsen, z. B. an der Kuste von Capri,' zu sehen ware, so wurde niemand auf die Vermutung kommen, dass eine positive Strandverschiebung der negativen 10 Phase vorausgegangen sei. Man erkennt aus diesem Beispiel, dass es viel leichter ist, die Spuren einer negativen, als die Merkmale einer positiven Strandverschiebung zu beobachten, und wenn wir an alien Kusten der Erde die Spuren negative! Strandverschiebungen finden, so darf man daraus nicht etwa 15 ■ •rJ ^ .0 jl-^jX--'- 'ir*^l. '■'... schliessen, dass der Meeresspiegel sich iiberall zuruckzieht, ' oder dass sich das Land iiberall hebt, sondern es ist das eine emMicne und natiirUche Folge des Umstandes, dass alte Strand- linien tiber Wasser leichter zu konstanferen" sind, als unter dem Wasserspiegel. ,, ^, 20 Immer mehr haufen sich die Anzeichen dafiir, dass der Meeresspiegel an den Kusten nicht nur tiigliche (Gezeiten), jahrliche (Schneeschmelze im Friihjahr), 30jahrliche (Regen- _p perioden) Schwankungen erleidet, sondern dass auch inner- halb langerer Perioden noch bedeutendere Osziilationen des 25 Strandes stattfinden, dass das Meer "^ald^ 50 m iiber, bald loom unter seinen mittleren Wasserstand steigt oder sinkt, dass man aber aus dem Vorkommen von alten Strandlinien tiber dem Strand absolut keinen Schluss ziehen darf auf die Richtimg der augenblicklichen Oszillation des Meeresspiegels. 30 24 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. Und wenn man erwagt, dass die so lange und so sorgfaltig untersuchten Bohriocher an den Saulen des Serapistempels trotz einer Reihe von historischen Nachrichten bis zum heu- tigen Tage noch nicht aufgeklart sind ; dass noch nicht ent- 5 schieden ist, ob hier eine Senkung und Hebung des Landes, oder ein Ansteigen und Sinken des Meeresspiegels, oder beideg zusammen stattgefunden habe, so wird man ermesseri," wie scn^ierig es ist, an einer unbewohnten Ktiste die Ursachen einer beobachteten Strandverschiebung zu erkennen. lo Wir haben gesehen, dass auf einem manneshohen Globus das Meer ein ^ mm diinnes Hautchen darstellen wiirde. Be- denken wir nun, um wieviel die Erdmasse grosser ist, als die Menge des Meerwassers, so wird es uns leicht einzusehen, dass die Lage und Dicke dieses diinnen Wasserhautchens in hohem isAlasse beeinflusst wird durch die Verteilurig cler anziehenden Krafte in der Erdmasse. An den Randern der Kontinente muss das Meer hoher stehen, als an einer kleinen Insel mitten im Ozean ; denn die Masse des Kontinentes wirkt anziehend auf das Meerwasser. Befindet sich ein hohes Gebirge nahe 20 der Kiiste, so muss dort der Meeresspiegel hoher stehen, als wenn ein weites Tiefland den Ozean begrenzt. Pendelbeob- achtungen an verschiedenen Kiisten haben diese Annahme voUauf bestatigt. Bei St. Helena ' steht der Meeresspiegel 847 m tiefer als an 25 der afrikanischen Kiiste, an den Bonininseln^ im Pazifik 2000 m tiefer als an der siidamerikanischen Kiiste. Die Dif- ferenzen erscheinen ungeheuer gross ; wenn wir uns aber des manneshohen Globus erinnern, so wiirde die letztgenannte Differenz nur |-mm betragen, d. h. die Kriimmung des Pazifi- 30 schen Ozeans nach Osten wUrde auf einem 1720 mm hohen VERANDERUNGEN DER MEERESITEFE. ' 2$ Globus urn ^ mm flacher sein, die Konvexitat der Kriimmung ist unmerklich verminaeri^ Das jedem Amerikafahrer wohlbekannte Scherzwort, dass man zuerst „uj> /////" bis zur Mitte des Atlantik damj)fe und dann „down hill" nach Auoerika hinunterfahre, benatt seme 3 alte Wahrheit, nur ist der „hill" ein klein wenig niednger als die Kriimmung einer idealen, vollkommen runden Erdkugel. Jede Veranderung in der Verteilung der anziehenden Krafte auf der Erde hat eine Veranderung des Meeresstandes zur Folge, und wenn im Laufe der Zeiten die Gebirgsmasse der 10 Anden" durch die Abnqsghafill^ii^ abgetragen und in das Meer hineintransportiert wird, so muss der Meeresspiegel in demselben Masse sinken, als die anziehende Masse von dem Festland nach dem Meeresgrund verlegt wird. Jede Veranderung in dem Relief der Erdoberflache, die 15 Faltung eines Hochgebirges und die Abtragung eines Berg- landes, die Ehtst«lhung eines Vulkanes und die Bildung einer Erdbebenspalte, verandert also "stets Sen Stand des Meeres- spiegels und verursacht Oszillationen des Strandes. Aus der grossen Zahl von geologischen Veranderungen, 20 welche eine Oszillation des Strandes vefursachen, wollen wir nur noch einige herausgreifen. Bekanntlich ging der gegen- ' wartigen Erdperiode eine Epoche voraus, in welcher die Gletscher des Nordpolargebietes sehr weit nach Suden vor- riickten. Die amerikanischen Gletscher reichten bis iiber 25 Chicago, die skandinavischen Eisstrome lassen sich bis nach-r- BerHn und nach Dresden verfolgen. Die Dicke der damaligen Eisbedeckung schatzt man auf iiber 1000 m. Man hat be- rechnet, dass die 1000 m dicke Eiskappe anziehend auf das Meer wirken musste, und dass damals an den nordischen 30 26 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. KUsten der Stand des Meeresspiegels 90 m hoher gewesen sei, \\ als er gegenwartig ist. Aber auch im Meere selbst walten Krafte, welche eine Ver- anderung der Strandlinie veranlassen konnen. Bekanntlich 5 werden verschiedene Teile der Erdoberflache sehr verschieden stark von der Sonne bestrahlt, und wie wir noch zu schildern haben, ist infolgedessen der Salzgehalt° verschiedener Meere sehr wechselnd. In den Tropen verdunstet jahrlich eine Wassersciiicfit von 2-3 m, im Roten Meer sogar von 7 m 10 Dicke. Der verschiedene Salzgehalt bedingt eine verschie- dene Schwere des Wassers. Nach dem Prinzip der kommuni- zierenden Ronren muss infolgedessen das Meer da hoher stehen, wo es salzarmer, und dort niedrig, wo es schwer mit Salz gesattigt ist. Man hat berechnet, dass das Mittelmeer," 15 dessen Salzgehalt zwischen Afrika und Kreta° am starksten ist, hier etwa 3 m tiefer steht als an den Stellen, wo ein geringerer Salzgehalt das Wasser leichter macht. Wenn man nun bedenkt, dass auch der Salzgehalt der ein- zelnen Meeresteile zu verschiedenen Zeiten ein verschiedener 20 ist, so sieht man auch hier wieder, dass Oszillationen des Mee- resspiegels durch sehr verschiedene Ursachen bedingt sein konnen, und dass man kein Recht hat aus der Existenz einer negativen Strandverschiebung ° sofort auf eine „He- bung" des Festlandes zu schHessen. as Wahrend die eben betrachteten Oszillationen der Strand- linie in meteorologischen oder geologischen Veranderungen ihre Ursache finden, und meist dadurch ausgezeichnet sind, dass sie im Laufe von Jahrhunderten bald negative, bald posi- tive Schwankungen ausfiihren, so kennt man doch ausserdera 30 in der Erdgeschichte gewisse Entwicklungsphasen, welche VERANDERUNGEN DER MEERESTIEFE. fj durch Meeresbewegungen im grossenStil' charakterisiert er- scheinen. Zu gewissen Zeiten hat das Meer seine Grenzen verlassen, verheerend wie eine Sintflut° die Festlander iiber- spQlt und eine griindliche Umgestaltung in der Verteilung von Land und Meer auf der Erdoberflache hervorgerufen. 5 Man nennt solche Veranderungen : Transgressionen.° Sie unterscheiden sich von den vorher besprochenen Oszillationen Oder Schwankungen der Strandlinie dadurch, dass sie in ihrer Richtung viel andauernder und grossartiger sind, und dass man sie vorlaufig' nicht auf die tellurischen ° und geolo- 10 gischen Veranderungen zuriickfuhren kann, welche wir vorher geschildert haben. Geologisch erkennt man solche Transgressionen daran, dass die neugebildeten Meeresabsatze ungleichmassig° liber- greifen° tiber die Ablage range n ° der vorhergehenden 15 Epoche. In Fig. 4, S. 28, ist eine der schonsten transgredie- renden" Uberlagerungen,' welche man in Deutschland beob- achten kann, dargestellt. Bei Obernitz in der Nahe von Saalfeld"* fiihrt die Eisenbahn Berlin-Munchen am Fuss einer Felswand entlang, die aus gefalteten Devon-" und Kulm- 20 schiefem" besteht, iiber welche eine Reihe Kalkbanke° des Zechsteins° hiniibergreifen." Betrachten wir die oberen Zechsteinkalke,° so sehen wir, dass dieselben horizontal wie die Quaderreihen° einer Mauer, eine Bank parallel iiber der anderen, liegen. Auch die un- 25 teren Schiefer liegen, wenn wir von ihrer (nachtriiglichen) Faltung und Biegung absehen, wie die Blatter eines Buches tibereinander. Man nennt solche parallele Uberlagerung" „konkordant",° Fassen wir nun aber die I^gebeziehung der Zechsteinbanke zu den Schiefern naher ins Auge, so sehen 30 28 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. VERA2>nDERUNGEN DER MEERESTIEFE. 29 wir, dass die Schichten beider Gesteine ungleichmassig" (ibereinander liegen, dass dieselben „diskordant" ° aneinander- stossen. j y— Suchen wir die EntsteMn^geschichte dieses DurcKschnittes (Profil) zu analysieren, so erkennen wir, dass die konkordant" 5 (ibereinandergelagerten ° Schieferbanke ° bis zum Ende der Steinkohlenzeit° horizontal wie die Blatter eines Buches (ibereinander lagen. Dann wurden sie zu hohen Falten auf- geschoben. Zwar blieb die konkordante Uberlagerung° einer ^ Schieferplatte " auf der anderen unverandert, aber die Lage 10 des ganzen Plattenstosses ° wurde aus der ruhigen horizontalen I^ge aufgencni^r. Damals entstand also ein Faltengebirge," welches aus parallelen Bergketten, wie etwa der SclUKeizer Jura ' von^ Basel ' nach Solothurn,^ bestand. (jyu^c^^-^ »« Das Meer. dfangherein und begann durch seine zersto-i? rende Brandung diese Bergketten anzugraSen^ Eine Kette nach der anderen wurde von der Brandung durchgesagt -^^^-^^'^^ deshalb sind die oberen Bogen" (Sattel) der Falten bei Obemitz nicht mehr yornanagii^ Auf diesem eingeeoneten'^''*'^ Faltengebirge sralug das Zechsteinnieer° in horizontalen 20 Schichten seine Kalkabsatze° nieder; eine Bank von Kalk- sand°nach der anderen wurde konkordant° abgesetzt, aber die ganze Reihe der Zechsteinkalke ° finden wir jetzt diskor- dant,° transgredierend ° iiber den gefalteten und TeHweise abgetragenen Schiefem. 25 So zeigt uns die diskordante ° Uberlagerung an, dass zwi- «^"- I schen der Bildung des Kulmschiefers° und der darauffolgen- den Bildung des Zechsteins° ein lang^er Zeitraum verstricKeni sein muss, dass damals ein Gebirge entstana und bald darauf wieder abgetragen wurde, dass Festland und Meer einander 30 30 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. ablosten. Und wenn wir diese diskordante Uberlagerung des Zechsteins auf dem Kulmschiefer durch ganz Mitteldeutsch- land verfolgen, so reiqrtsich eine Diskordanz° an die andere an zu ^^per fortlaufenden „Transgression ° des Meeres" und die BeobaoStungen eines geologischen Pron^ werden zum Ausdruck eines UTgeschichthchen Vorgangs, der vor vielen Jahrmillionen die Grenzen von" Meer und Festland veranderte. ^ 4. Die Abrasion: I Maleflschflragt die Felseninsel Helgoland' aus dem Meer, welche, schon langst ein Stiick deutscher Erde;, vor wenigen 10 Jahren auch politisch mit Deutschland vereiriigt \\'urde. Rot steigen senkrechte Felsen empor, ein weissglanzendes sandiges ^'^'vorland ° scB^iegEsich an ihren Fuss und ein griiner TeppfcB bedeckt ihre Oberflache. Injdem ^ich unser Schiff dem Strande nahert, finden wir 15 ^GelegenKeit, die Felswande zu betrachten und die Form der Insel im Zusammenhang mit dem umgebenden Meeresgrund zu studieren. j , Die Grundnacne der Insel ist ein mit der Spitze nach NW gerichtetes langes Dre^cKf^ Die dem J^ndungsplatz zuge- "" is zeigt eine 60 m hohe Steilwand, bSstenen'd aUs unh^anET^etf" roten Mergeln und Sandsteinschichten, zwi- schen denen einzelne griinliche oder heljrote Biinkchen zu bemerken sind. Verfolgen wir die Scmchtenfugen," welche die iibereinander liegenden Banke abteueri,' so erkennen wir, 25 dass dieselben von WSW nach ONO geneigt sind („ein- \ DIE ABRASION. 3 1 fallen"), dass aber die Neigung derselben nicht durch die ganze Felswand verfolgt werden kann, sondern, oft unter- brochen, in einenL andem Niveau ° weitergeht ; dass die Scnicnten durch Bruchspalten ° zerstiickelt und die einzelnen Stiicke gegen einander verscHoben sind. '^ 5 Fig. 5 giebt in halbschematischer Weise ' einen Durch- schnitt durch Helgoland und den umgebenden Meeresgrund von SW nach NO wieder. Wir sehen, dass vor der SWkiiste ein 600 m breites Vor- 'lanH° flachen Wassers liegt, jenseits dessen grossere Meeres- 10 tiefen gelotet werden. An derselben Kiiste fallen uns isoHerte Felspfeiler auf, welche mitten im Meere nahe der Kiiste stehen, wahrend d^ebeK tiefe Hohlen in das Gestein eingewiihlt sind. Auf der gegeniiberliegenden NOkiiste fehlen ^ die isolierten Felsen und die Grotten, auch ist das seichte 15 Stmeiuand" vor dem Strande nur 200 m breit, dann folgt eine grossere Tiefe von 12 m, jenseits deren die „Dune" ^ aus dem Meer her\'ortritt. An einem ruhigen Tage und bei beginnender Ebbe wandem wir vom Unterland 3 aus nach Westen mit dem Entschluss, die 20 Insel zu umkreisen. Kaum haben wir das Slidhorn erreicht, jene scharf nach S gerichtete Ecke, so treten wir in eine Klippten- und Felsenwelt ein. Unersteiglich erheben sich 32 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. zu unserer Rechtea die Felsen, Felszacken ragen aus dem ebbenden Wasser hervor, und grobe Felsblocke liegen wild^ durcheinander am Ufer, sodass unser Fuss nur iiiflnsam" vorwarts schreitet. '^.iu.t-i' , i ,a-^^-<^ VVohnplatze, wo vorher Herden weideten. Die OrtevCTariSe^'^ rung der Faunen und Floren vv-irkt auf diese selbst umgestal-^ tend ein, neue Existenzbeamgungeii' erzeugen neue Formen 20 des Kampfes urns Dasem und neue ^^men. Und alle diese Erscheinungen sind die Folgen eines Vorganges, dessen me- chanische Formveranderung auf einem Globus von Mannes- ■Y. .-^ -.; -'-.a»~- hohe dem sorgfaltigsten Beobachter als eine kaum merkliche Verschiebung zweier RindenstUcke der Erde erscheinen 25 wurde. 42 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. 6. Treibeis und Eisberge. M-o^ :.^,, • .r Kiihn steuert das norwegische Segelboot bei Beginn des sommerlichen Polartages hinein in die Fluten des Eis- meeres, um die grossen Saugetiere des Meeres, die Wale, Walrosse und Robben, zu erlegen. Wenige Tage nur hat 5 es sich von der heimatlichen Kuste entfernt, da dammert im Nordwesten ein seTtsant glanzender Lichtschein am Horizont auf, und freudig begrtisst der Seemann den „Eisblink",'' jenen bteridenden. Widerscnein der gewaltigen polaren Eisdecke am bewolkten Himmel. 10 Schon treiben die ersten griinlichen TreibeisschoUen an dem Schifflein vorbei, am fernen Horizont taucht der blaue Umriss eines Eisberges auf, und bald kreuzt das Schiff, in geschicktem Kurs nach rechts und links ausbiegend, ^ durch das eiserfuUte Meet. 15 Meeresstromungen schleppen die EisstQcke weit herab nach Sliden, die kleineren TreibeisschoUen zerschmelzen rasch, und nur die grossen Eisberge setzen langsam ihren Weg fort, bis auch sie endlich von den Strahlen der Sonne und den warmeren Fluten eines siidlichen Meeres «o geschmolzen werden. Treibeis und Eisberge sind aber nicht nur ihrer Grosse / nach verschieden, sondern sie haben eine grundvefschie- dene Entstehung, und unsere Aufgabe soil es sein, der- selben nachzugehen. 25 Wenn unbewegtes Seewasser unter — 3.1° C, bewegtes Wasser unter — 2.5° C. abgekiihlt wird, so gefriert es. Im Moment des Gefrierens scheidet sich das Salz aus, und das eben gefrierende Seewasser besteht aus einem dick- TREIBEIS UND EISBERGE. 43 fliissigen Eisprei, vermischt mit der ausgeschiedenen Salz- sole.° Die Temperatur sinkt noch mehr, die einzelnen Eis- krystalle frieren zu einer schwamrrngen Eisdecke zusammen, in deren Blasen die Salzsole enthalten ist. Indem die 5 Eisdecke dicker wird, setzen sich neue Schichten von Eiskrystallen nach unten an dieselbe an, wahrend sich der Salzgeiiatt der obersten Wasserschichten airi:plmlicnvergrossert. Im Laufe eines Winters kann sich so eine Eisdecke von 1-2.5 m bilden. ,o^aa>\ ™ Das Friihjahr kommt, und mit der erhohten Temperatur stellen sich heftige Stiirme ein. Das weit atisge^ebrite, schneebedeckte Eisfeld wird zerbrochen, wild branden die VVogen und zerkleinern die EisschoUen. Stromungen und Winde tragen die Schollen ins Meer 15 hinaus, wo sie als Treibeis dem Schiff begegnen. Das an der Kliste bleibende Eis friert bei Beginn des nachsten Winters wieder zusammen. Hoch sind die Eisbanke am lifer aufgeturmt und nach unten vergrossert sich unauf- ^naitsam ihre Dicke. Auf diese Weise bildet sich das 20 „Packeis" der Polarreisenden, welches einen oft undurch- dringlichen Giirtel um die Lander des Eismeeres bildet. So andert sich unaufhaltsam jahraus jahrein die Ober- flache, die Dicke und die AuMehnung der Eisfelder; und wenn nicht jeden Sommer grosse Massen von Treibeis auf 25 den Wogen des Meeres nach siidlichen Regionen ver- frachtet wiirden, um dort zu schmelzen, so mtisste die Eis- decke des Polarmeeres in steJey^Vergrosserung begriffen sein. Im Smithsund ' wurde ein altes Eisfeld beobachtet von etwa 50 m Dicke, 10 km Lange und 6 km Breite. Im 30 JWvi>^' l/j-CM^i/C^ CXrUjia^K^ U^ 44 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. antarktischen Gebiet ist die Entwicklung der Treibeisfelder ^\ geringer als auf der nordlichen Halbkugel. Eine der augenfalligsten Folgen der Treibeisbildung ist der Mangel einer eigentlichen Strandfauna und -Flora an 5 den Kiisten. Wahrend in den Meeren der gemassigten Zone und besonders in denen der Tropenlander die Strand- linie markiert wird durch eine ungemein reiche Welt festsitzender° und wenig beweglicher Organismen, fehlen diese der Elementengrenze° des Eismeeres, denn die Bil- 10 dung dicker Eisdecken am Strande, das Scheuern und S'cnleiien oer sturmgepeitschten Eisstiicke totet alles Leben. Wahrend wir in den SchoUen des Treibeises, in den Feldem des Packeises gefrorenes Meerwasser zu erblicken haben, mussen wir den Ursprung der Eisberge in einer 15 ganz andern Quelle suchen. It To Der Schnee, welcher wahrend des Winters in Deutsch- ., ^2 land fallt, wird wahrend des Friihlings geschmolzen. An i den hohqren Gehiingen des Alpengebirges dagegen bleibt der winterliche Schnee auch im Sommer liegen, und da 2o dort wahrend des Jahres mehr Schnee fallt, als die Sonne zu schmelzen vermag, so bleibt von jedem Jahr ein unge- schmolzener Rest Winterschnee ,tibrig, der sich allmahlich zu gewaltigen Massen anhauf t. Der Druck der auf ein- ander lastenden Schneemassen bewirkt ein Zusammenpressen 25 derselben und verwandelt den weissen kornigen Schnee nach und nach in kompaktes, blaues Eis, welches unter dem Schneefeld als Gletscherstrom herausfliesst und als Gletscher langsam thalabwarts wandernd endlich in solche Tiefen gelangt, wo die abschmelzende Kraft der Sonne seinem jt \orrucken ein Ende setzt. TREIBEB UND EISBERGE. 45 Im Innern von Gronland und anderen Polarlandern schneit es das ganze Jahr, und die fallenden Schneemassen, die sich allmahlich zu Eis verdichten, verhtillen die ganze Oberfliiche der arktischen Festliinder. Im Gegensatz zu den schraalen und kleinen Gletschern der Hochgebirge 5 nennt man diese gewaltigen Eisdecken „Inlandeis" oder „Binneneis"," und der'kunne Zug'Nansens hat gezeigt, dass Gronland eine 3000 m hohe Eisdecke tragt. Nach alien Seiten gleitet das Inlandeis zum Rande des Landes hinab und eireicht endlich als Polargletscherzunge das Meer. 10 Wahrend das Innere von Gronland nirgends eine Fels- spitze aus dem Binneneis hervortauchen lasst, sieht man durch die diinnere Eisdecke der Westkuste einzelne Fel- senklipp)en aus dem Eise hervorragen, die sogenannten Nunatacker.° 15 Das Eis alpiner Gletscher fliesst mit einer Geschwindig- keit von 0.1-0.4 m pro Tag thalabwarts, dagegen hat man an gronlandischen Gletschern Geschwindigkeiten von 22 m in einem Tage gemessen. Diese miichtigen Gletscher fliessen also mit so grosser 20 Schnelligkeit in das Meer hinein, dass schon nach zehn Tagen ein 220 m langes Eisstiick frei ins Meerwasser hineinragt (Fig. 7). Das Eis ist viel leichter als Salz- wasser, infolgedessen ist der Auttrieb" dieser Gletscherzunge ein so grosser, dass dieselbe endlich abbricht und als 25 isoliertes Stiick in das Meer hineintreibt ; der Gletscher ^jkamt",' ein Eisberg ist entstanden. So losen sich grosse und kleine Stlicke von Gletschern ab, und eine Schilderung von Loomis vom Muirgletscher in Aljaska lehrt uns die Mannigfaltigkeit der Eisbergbildung kennen: 30 46 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. ^jW>*^ „Eisbl6cke von enormer Grosse fallen vom Stimrand° des Gletschers in Zwischenpausen von fiinf Minuten oder iiber einer Stunde in die Tiefe. An einem Tage brachen 129 einzelne Stiicke vom Gletscherrande ab. Bisweilen bricht 5 ein fallender Block in tausend Stiicke, und diese ergiessen sich wie ein Wasserfall ins Meer, das kochend aufschaumt; dann bricht wieder ein Eisberg unzerstiickelt ab, sinkt in auf- rechter Stellung in das Wasser und erzeugt einen donnernden Larm. Elegant steigt er wieder aus dem Wasser empor bis- 10 weilen 80 m hoch, und von seinen Wanden rinnen Wasserbiiche Fig. 7. Bildung eines Eisberges. c Gletscherzunge. d Grundmord.ne. vt Eisberg. / g Meeresspiegel. herab ; dann neigt er sich zur Seite und stiirzt abermals mit Krachen und Donnern ins Wasser, das wie ein Schwarm plat- zender Raketen nach alien Seiten schaumend auseinander- spritzt. Wahrend der Eisberg in dem schollenbedeckten 15 Meere wie ein fabelhaftes Ungeheuer auf- und niedertaucht, hallen rings die Felsen vom donnernden Gerausch des Falles wider." Der Eisberg taucht zu einem Siebentel seiner Masse aus dem Wasser hervor, ein Eisberg von 70 m Hohe ist also in 20 Wirklichkeit ein Eisblock von 500 m Dicke. TREIBEIS UND EISBERGE. 47 Zugleich mit dem Scholleneis° des Meeres werden die Eisberge durch Stromungen dem offenen Ozean zugetrieben, und die Grenze, bis zu welcher Eisberge regelmassig gelangen, nennt man die Treibeisgrenze. Oftmals tragen die Gletscher des Binneneises" Sand und 5 Steine eingefroren im Eis dem Meere zu (Fig. 7), und in einigen Fallen hat man auch auf offener See noch Sand und Blocke auf treibenden Eisbergen beobachtet. Da viele Eis- berge an den Neufundlandbanken schmelzen, so hat man geradezu die Bildung dieser fischreichen Untiefe auf den von lo schmelzenden Eisbergen dort abgesetzten Schutt zuriickge- fiihrt. Allein eine sorgfiiltige Untersuchung der Gesteine dieser Banke hat ergeben, dass dieselben nicht von Gronland stamraen, sondern durch die Zerstorung anstehender Fels- klippen gebildet worden sind. 15 Die durch Eisberge verfrachteten sogenannten „Drift- blocke" ° haben lange Zeit in der Geologie eine grosse Rolle gespielt, indem man, wie Scheffels launiges Gedicht ' erziihlt, die Entstehung der erratischen Blocke, welche die nord- deutsche Tiefebene bedecken, auf schwimmende Eisschollen 20 zuriickfiihrte. Von skandinavischen Gletschem sollten* die Eisberge abgebrochen sein, um, iiber ein ganz Norddeutsch- land iiberflutendes Meer heriibergetragen, mit ihren Blocken endlich in Sachsen zu landen. Sorgfaltige Untersuchungen haben jedoch die Unrichtigkeit 25 jener Hypothese dargethan, und wenn^ es auch immerhin moglich ist, dass manche Blocke durch Eisberge transportiert worden sind, so ist doch die grossere Masse des erratischen Gesteinsmaterials durch grosse Gletscher oder vielmehr durch eine Binneneisdecke, welche von Skandinavien bis nach Nord- 30 48 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. deutschland reichte und die Ostsee° iiberbruckte, heriiber- getragen worden. Und wenn so die alte Hypothese von dem auf einem Eis- berg gedrifteten, erratischen Block ihrer wissenschaftlichen Begriindung entbehrt, so ist doch das Phanomen der Eisberg- bildung eine Erscheinung, welche unser Interesse erregen darf und welche uns zeigt, wie mannigfaltig die Beziehungen zwi- schen Meer und Festland genannt werden miissen. 7. Die Farbe des Meeres. Purpurn nannten die Griechen das Meer, und wir Modernen 10 niit unserer reich entwickelien Farbenskala wenden hundert verschiedene Worte an, um jenes beriickende Farbenspiel zu schildern, das unsern Blick an das Meer immer und immer wieder fesselt. Von den diisteren Wogen Achenbachs ' bis zu dem farbensatten leuchtenden Wellenspiel Bocklins^ wird 15 jedes Kiinstlerauge die Farbenpracht der Wellen in einem neuen Lichte sehen; und wem es vergonnt ist, an den sttir- mischen Gestaden nordischer Meere oder an den malerischen Ufern eines siidlichen Ozeans zu weilen und vom friihen Morgenschein bis zu dem niichtlichen Schatten des Abends 20 dem Spiel der Wellen zuzuschauen und sich in die Schon- heiten ihres Farbenwechsejs^ zu verseiiken, der wird doch tag- lich neue Wunder roten Strahlen ausgeloscht, und ein Drittel aller orangegelben Strahlen ; mit anderen Worten, das weisse Tageslicht ist in zwei Meter Tiefe schon vorherrsch6nd griin und blau ge- worden. Das Wasser loscht zwar, so lange die Tiefe nicht sehr gross 15 wird, keine Farbe ganz aus, allein es andert sehr rasch die Qnalitat des eindringenden Lichtes in der Weise, dass die griinen und blauen Farben iiberwiegen, wahrend nur geringe Mengen weisses Licht noch vorhanden sind. In loom Tiefe erloschen die letzten weissen Lichtstrahlen, und das Wasser 20 erhalt nur noch sehr lichtschwacTie, blaue Strahlen. Das ruhige Meer reflektiert fast unverandert die meisten Lichtstrahlen, die es empfangt, und wenn wir bei Sonnen- untergang den Purpurglanz des westlichen Himmels sich spie- geln sehen im glatten Meer, dann scheint es wie Feuer zu glu- 25 hen und wie fliissiges Gold wogt es langsam auf und nieder. Wenn aber graue Gewitterwolken sich drohe^ad aufUirmen, ^ wenn der ganze Himmel mit Neutraltinte gemalt zu sein scheint und grelle Blitze aus unheimlichen Wolkenmassen her- vorleuchten, dann kleidet sich auch Poseidon ■ in das dunkle 30 5Q ALLGEMEINE MEERESKUNDE. Gewand des Donnergottes ; mit schwarzgriinen Wogen erregt er das Meer, und weissen Mowen gleich flattefri darauf die blinkenden Wellenkamme, welche die sich iiberstiirzende ° Woge nur um so dunkler erscheinen lassen. s'^^Jebewegter das Meer istj'^e weniger Lichtstrahlen vom Wasserspiegel reflektiert werden, je mehr Lichtstrahlen in die aufsteigenden VVellen hineindringen, um gefarbt aus dem Wasser hervor in unser Auge zu gelangen, desto dunkler erscheint uns der Ozean. 10 Salzhaltiges Wasser erscheint blau, deshalb ist das Meer an den italienischen Kiisten oder im Roten Meer so intensiv blau gefarbt ; eine Eigerischait, ^ie man an den Kiisten des salz- iirmeren Indischen "Ozeans vergeblich sucht. Helle Stellen des Meeresgrundes, welche stets etwas gelbes 15 Licht haben, schimmern griin durch das blaue Wasser hervor. Blickt man von einem Hugel am Ufer der Sinaihalbinsel ° auf . die dunkelblaue Wasserflache, so sieht man ein auffallend maigriines Band von wechselnder Breite der Kiiste parallel verlaufen. Hier ist es kontinuierlich, dort lost es sich in ein- 20 zelne griine Flecke auf und oft saumt ein Kranz blendend weisser Brandungswellen die griinen Gebiete. Es sind Koral- lenriffe, deren weisse Sandflachen und griine Korallenkolonien so scharf abgezeighfi^nervortreten. Eine wichtige RoUe in der Farbung des Meeres spielen 25 Schlammteilchen, welche durch Fliisse hineingeschwemmt oder beira Sturm durch die Brandung aufgewiihlt worden sind. Die ^^^Arerciften Flachen der Kontinentalstufe ° und die Kiistenre- gionen sind besonders durch solches raissfarbiges Wasser ausgezeichnet. Auf der Fp,nrt von Bremen nach Amerika 30 treten wir aus den triiben Gewassern der Wesermtindung in DIE FARBE DES MEERES. 5 1 den Kanal hinein, dessen Wasser nur bei ganz ruhigem Wetter unser Auge erfreuen kann, und weit jenseits der englischen Kliste begleitet uns noch das grtinlich verfarbte Wasser eines flachen Meeresgrundes. Dann fahren wir hinaus in die Regionen des tieferen 5 Ozeanbeckens und bald zeigt uns das Thermometer, dass vnT uns in einem Arm des Golfstromes befinden. Wie leucntet das blaue, krystallhelle Wasser, wie klar, wie deut- lich sehen wir die durchsichtigen Medusen° und Salpen,° und wie erfreuen unser Auge die goldenen ^tfaassclien ^es 10 Golfkrautes. ° Doch nach wenigen Tagen kommen wir in das Gebiet der Neufundlandbanke, und alle Pracht ist ver- schwunden; kalt blast uns der Nebelwind ins Antlitz und kalt erscheint die nucnteme Farbe des Wassers. Noch einmal wandelt sich die Wasserfarbe, indem wir 15 uns der neuen Welt nahern, aber wieder sind es die schlammigen Fluten des Kiistenwassers, die uns zwar bal- "dige Landung verheissen, aber unser Auge nicht zu erfreuen vermogen. Das Gelbe Meer hat seinen Namen von den Lehmfluten, 20 welche der Hoang - Ho aus den Lossgebieten "^ Chinas heraustriigt. Das Meer an der Miindung des Congo oder «^ des Amazonas ist rotbraun von dem rotlichen Laterit- schlamm, * welchen diese Fliisse des Tropenlandes dem Meere zufQhren. 25 Ganz ahnlich farbeverandernd wirken kleine schwim- mende Organismen. Am Roten Meer beobachtet man bis- weilen weite Strecken, welche ganz von den mikroskopi- schen Flocken einer roten Alge erfiillt erscheinen, und die Annahme ist naheliegend, dass der Name jenes Meeres 30 5 a ALLGEMEINE MEERESKUNDE. damit zusammenhangt. An den Kiisten Schottlands sehen wir das Wasser soweit dunkelgrlin verfarbt, als man mikro- skopische Algen (Diatomeen°) schwebend darin findet. Der gelbe Farbstoff dieser Algen bewirkt die griine Farbung 5 des Meerwassers. So giebt es eine wunderbare FUlle verschiedenartiger Ursachen, welche die Farbe des Meeres beeinflussen, und wenn man bedenkt, wie Sonnenlicht, Bewolkung, Wassetr tiefe, Wasser be wegung, Salzgehalt, ° trlibende Schlammteil- lo chen, schwimmende Organismen in einer geradezu staunens- werten Mannigfaltigkeit zusamraentreffen, da darf es uns nicht Wunder nehmen, wenn die Farbe des Meeres uns taglich anders erscheint; wenn, rein objektiy;^genorhmen, die Farbe taglich anders ist. Denn auch subjektive Grtinde 15 spielen eine RoUe in der Farbung des Meeres, und der psychologische Kontrast von Wasser und Land, von Vege- tation oder Felsenfarbe darf nicht unbeachtet bleiben. Wie schon erscheint uns das Wasser des Kurischen Haffs,' wenn wir auf der Fahrt nach Memel ^ an dem 60 m ao hohen gelben Sandgebirge der Nehrungs entlang fahren, wie wirkungsvoU heben-* sich die kleinen Kiefernwalder von dem rotlichgelben Hintergrunde ab und wie verklart der leuchtende Diinenwall das triibe Wasser des Haflfs. Bei Abu Senime am Roten Meer treten vegetationslose, 25 blendendweisse KreWeielsen hart an die Salzfiut heran. Eine gltihende WiistenWnne brennt auf die steilen Kreide- wande herab und strahlt solche Lichtmengen zurlick, dass das daneben wogende Meer schjKirzblgu erscheint und jedes naturwahre Bild dieses fabelhaften Farbenkontra^tes 30 dem Besqhauer unnaturlich erscheinen muss. DER SALZGEHALT. 53 Und SO wird das Meer uns immer neue Scnonneiten bieten, immer wieder vverden wir ims erfreuen an der Mannigfaltigkeit der Farbe, dem Wechsel der Beleuchtung, und flir alle kommenden Zeiten wird kein Sterblicher die Fiille der Erscheinungen erschcipfen konnen. 5 ^ 8. Der Salzgehalt. Im Seewasser sind eine grosse Anzahl chemischer Stoffe . gelost enthalten, unter denen Kochsalz (Chlornatrium °) den ersten Rang einnimrat; dieser chemische Gehalt bedingt den salzigen Geschma^k des Seewassers. 10 Um Seewasser aus grossen Tiefen heraufzu- holen, hat man Messinggefasse konstruiert, welche sich in einer bestimmten Tiefe offnen. Dagegen benutzt man in geringeren Tiefen die „Kieler Schopfflasche".° Dieselbe besteht aus einer 15 Glasflasche, welche an der Lotleine oberhalb des Gewichtes befestigt ist (s. Fig. 8). Man ver- schliesst sie lockfer mit einem Pfropfen, der durch eine Schleife mit der Lotleine verbunden ist, und lasst sie in die gewiinschte Tiefe hinab, ao t:.- o o L.. , Dann ruckt man rasch an der Leine, der Pfropfen Fig. 8. Schopf. * flasche fur See- fliegt hcraus und die Flasche fUllt sich sofort. wasserpro n. Q^^ohl man vicle hundcrte von Seewasser- analysen gemacM hat, so ist die chemische .Gmppierung der B^tanmefle doch bisher noch unvoUkommen auf- 25 54 ALtGEMElNE MEERESKUNDE. geklart. Man weiss zwar sehr genau, welche Stoffe im Wasser enthalten sind, und in welchen Mengen sie vor- kommen, allein noch immer ist das Problem ungelost, die Konstitution der Salze im Meere zu er^rix^mnf^ 5 Man hat bisher etwa 32 Elemente im Meere direkt oder indirekt nachweisen konnen, unter denen das Chlor^ wohl eine der ersten Stellen einnimmt. Man nimmt an, dass die wichtigsten Bestandteile sich fotgen^mnassen verbmiaen im Wasser des Ozeans finden : 10 In 1000 Teilen Seewasser sind enthalten : Kochsalz (Chlornatrium«)/<».C\ 26.8 Teile oder 78.3% Chlormagnesium ° . . . Bittersalz (Magnesiumsulfat°) ^pwvvA-.^ips o (K'aH^sulfat") . . ^j^^^^^jS Chlorkalium° . ^Ci . . Sa2/*^^ des ganzen Salzgehaltes. Von anderen Elementen hat man geringe Spuren von Arsenik, Lithium," Casium,° Rubidium," Gold mit Hilfe der Spektralanalyse nachgewiesen, so^^^^fo^° Boii'^Fluor," Silicum,° Silber, Kupfer, Blei, Zink, Kobalt, Nickel, Eisen,^aBgan,° Barium," Kalium" in den Skelettein von Meeresorganismen gefunden, La^ju^ ^tAJU Brom,° Calcium, Aluminium, Strontium" im Kesselstein* von Gzeandampfern entdeckt. 25 Der Kupferbeschlag von Schiffen, welche langere See- reisen gemacht haben, enthalt Silber. Brom und Jod kommen in den Seetangen" in solchen Mengen vor, dass man beide Elemente aus deren Asche leicht herstclleu kann. Wahrend der Salzgehalt des Meeres, wie wir noch zu 30 zeigen haben, sehr grossen Schwankungen unterworfeij ist. 3-2 » » 9-4% 2.2 j> » 6.4% 1-3 » » 3.9% 0.5 >» » 1.6% DER SALZGEHALT. 55 >, haben Analysen aus alien Teilen der Ozeane die seltsame "Thatsache ergeben, dass das Verhaltnis der Hauptb6stand- teile im Seewasser iiberall dasselbe ist. Mag der Salzgehalt ein^der vier Prozent betragen, immer wird man in dem GesamtgeHalt an chemischen Stoffen die gleichen Prozente 5 von Chlor oder Magnesium nachweisen konnen. Wenn man bedenkt, \vie sehr durch einfliessende Strome die Zufuhr'^'f**^ chemischer Stoffe verandert wird, so erscheint diese That- >i_ sache besonders bemerkenswert und lasst der Vermutung /J Raiim, dass bestimmte chemische Gesetze die Gruppierung 10 der Salzbestandteile b«nerrscnen und dass die Salze des „ Seewassers als Chlorverbindung hoherer Ordnung betracntet werden konnen. Um den Salzgehalt des Seewassers zu bestimmen, kann man dasselbe eindampfen und den Verdampfungsriickstand 15 wiegen ; einfacher aber kann man diese Bestimmung aus- fuhren, wenn man mit Hilfe des Araometers° die Diohte des Wassers bestimmt. Je salzhaltiger das Wasser ist, desto grosser ist sein spezifisches Gewicht, und durch eine ein- fkche Rechnung kann man einen Wert aus dem andem 20 herleiten/^^^'^^ Die grossen Ozeane haben einen durchschnittlichen Salz- gehalt von 3,-S%' ^Nach def Kiiste zu vefringert sich dieser Wert wegenl aer dort miindenden Fliisse, nach den a zentralen Gebieten steigeirt er sich wegen der uberwiegen- as den Verdunstung. ':'-"5^^<. '.^'^^'^'^ Aus der grossen Zahl von Problemen, welche mit dem Salzgehalt des Seewassers verkniipft sind, konnen wir nur einige herausgreifen, um die Wichtigkeit der Erscheinungen in das rechte Licht zu setzen. 30 \ 30 56- ALLGEMEINE MEERESKUNDE. Im Seewasser finden sich grosse Mengen von Gips° (1.5%) gelost, dagegen nur ganz geringe Spuren voa Kalk (0.06%), trotzdem dass die Flusse dem Meer grosse Men- gen von Kalk und sehr wenig Gips zufuhren. Durch die 5 Thatigkeit kalkabscheidender Tiere und Pflanzen werden ganze Berge von Kalk gebildet und dem Seewasser ent- zogen, wahrend nur an wenigen Stellen der Kiiste durch Eindampfen von Seewasser Gipslager ausgeschieden werden. Untersucht man den Salzgehalt des Seewassers an der 10 Miindung eines Flusses, so ist dort keineswegs der Kalkge- halt grosser, und so scheint es, dass der durch Flusse ein- gefiihrte Kalk im Meere den seltsamsten Wandhingen. unter- '^^■^T^'^n ist, vielleicht zu Gips umgewandelt wird, bis ihn die Organismen als Kalk wieder ausscheiden. 15 Der Salzgehalt des Seewassers ist von direktem Einflu^s auf das Leben der marinen Tiere und Pflanzen. Gerade so wie es wenige Tiere giebt, welche ohne Schaoen grosse und rasche Temperaturwechsel ertragen konnen, sind es auch nur wenige Tiere, denen ein veranderter Salzgehalt 20 nicht liacnt^Iigist. Die bekanntesten Beispiele hierfur bieten die Fische, welche vielfach regelmassige Wanderun- gen von der See nach dem Oberlauf der Flusse unternehmen, ""Lachs, Aal, SchoTle° und Stichling° konnen eben so gut 25 im siissen wie im salzigen Wasser gedeihen. Gewisse Ausiern leben in halbsiissem, Krokodile in halbsalzigem Wasser, und eine ganze Zahl nteoerer Tiere, Krebse°,Wurmer und Schnek- ken, haben sich so an den Aufenthalt im Brackwasser ge- wohnt, dass sie ohne Schaden hohere und geringere Pro- 30 zente des Salzgehaltes vertragen. '1 DER SALZGEHALT. 57 MaJiche Muscheln und Schnecken konnen durch allmah- Tliches Umtauscnerpan den Aufenthalt im Siiss- resp. Salz- wasser gewohnt werden, wahrend sie einem raschen Wechsel des Salzgehaltes sofort unterliegen j, viele derselben werden aber dabei schwachlich, bilden diinnere, " kleinere Schalen 5 und erreichen nicht mehr ihre normale Waclistumsrfosse, wie man an den Ostseea^f^'' leicht beobachten kann. Zum Salzgehalt des Meeres kiinnen wir mit einem ge- wissen Recht a.uch den Luf tgenaltrechnen, dessen biolo- gische Bedeiiturig eine besonders wichtige 1st. 10 Wenn man mit dem Dampfer auf der Elbe nach Helgo- land' oder aus der Weser nach der Nordsee hinausfahrt , und das Gerauscn der Schiffsscnraube im Wasser sdrg^^^^^ faltig beobachtet, so wird man finden, dass das platdcr^i3e*^ Gerausch beim Eintritt in die See l)egTeitet wircl von einem 15 prickelnden Ton, wie ihn^ scnaurnenae, konlensaurehaltige Getranke beobaCTrten lassen. Untersucht man den Luftge- halt des Seewassers chemisch, so ist die darin enthaltene grosse Menge von Jtonfensaure ° bemerkenswert und jenes Gerausch findet darin seine 'Eitclarung. Im Nordseewasser 20 sind 5<^ Kohlensaure enthalten. Inwiefern diese Kohlen- saure frei oder chemisch gebunoen im Wasser enthalten ist, das ist eine noch nicht vollstandig aufgekliirte Frage. In warmeren Meeren ist der Kohlensauregehalt geringer als in kalteren Gebieten, dagegen findet nach der Tiefe zu keine 25 Zimamneaer Kohlensaure statt. Wahrend die Kohlensaure im Meenvasser fiir die Pflan- zenwelt des Ozeans eine hohe physiologische Bedeulung besitzt, ist der Sauerstonil;enalt von ahnlicher Wichtigkeit fiir die marine Fauna. Wenn man durch Schutteln von 30 53 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. 15 Seewasser Luft in demselben lost, so ergiebt sich die be- merkenswerte Thatsache, dass dasselbe mehr Sau^ifsfoff" und weniger Stick^bfif° zu absorbieren vermag, als das Ver- haltnis dieser beiden Gase in der atmosphiirischen Luft betragt. Die Luft enthalt 21% Sauerstoff und 79% StickstofT, im Seewasser aber fand man 35% Sauerstoff und 65% Stickstoff. Zugleich beobachtete man. dass mit zunehmenaer Temperatur auch der Sauerstoffgehalt zunimmt. Der Sauerstoffgehalt tieferer Wasserschichten zeigt merk- wiirdige Abweichung6n. Im Atlantik beobachtete Buchanan : Tiefe Sauerstoffgehalt. om 33-7% 234% 400 m 800 m i6oom i8oom 11-4% 15-5% 22.6% 23-4% Als Ursache dieser Sauerstoff abnanme zwischen 500 und Boom betrachtet Buchanan daa dort heirschencl^ reichere Tierleben, dennoch ist ein enaguftiger Bfeweis fur diese Annahme bisher nicht eirbracht, und es ist vielleicht die Was- serzirkulation vom Antarktischen Eismeer nach dem Aquator die Ursache dieser Erscheinung. ME ORGANISMEN DES MEERES. 59 9. Die Organismen des Meeres. Ein blauer italienischer Himmel wolbt sich wie eine Kry- stallglocKe tiber dem glanzenden Blau des Golfes von Nea- pel; eintKranz von maleriscKferi" Landzungen und Inseln umsaumt das friedlich schone Bild. Links, wo sich hinter dem Castel d'Uovo' das Hausermeer von Neapel in duftiger 5 ^^eme^ verliert, erhebt sich der violett an^gelSucnte Doppel- kegel des Vesuv und von seinem Gipfel wirbek ein kleines, weisses Dampfwolkchen in den r^m^n Ather. ^^^V, Vor uns steigt Capri, das liebliche Eiland, mit schrofFen Steilwanden aus den Fluten; fenseits der Bocca piccola* 10 umranmt die Halbinsel Von Sorrent° den ruhigen Golf, nach rechts schliesst der Riicken des Posilipo,^ von Weinbergen it-'-', -'-1 '■■)- und freundlichen Villen be^at, das harmonische Gemalde ab. - •- - :• <- Ein paar Fischerboote schweben mit weissem Segel weit draussen auf der glanzenden Flache, und wahrend wir nach 15 der Mergellina* wandern, wo der kleine Dampfer der Zoo- logischen Station uns erwartet, schweift unser Blick^ immer wieder tiber die blaue Flut und verfolgt mit Emaucken die malefische Silhouette der Berge, welche den Golf umrahmen. Der Anker wird gelost, und bald dampft der „Johannes 20 Miiller" hinaus in das Meer. Wahrend wir am Fusse des Posilipo , dahingleiten, weilt unser Blick auf den gelben fTTnyuj. /^ TufFsteinufem;° tiber welche Gmnanden ■ bltihender Ranken- -i^^^^J gewachse herabhangen ; dort ist das verfallene Schloss der Donna Anna,5 hier wiegen siidliche Palmen ihre malerische 25 Krone, und dunkle Pinien und Cypressen treten wjrkungs- voll aus dem helleren Griin schattiger Kast'anien hervor. Mit jedem Augenblick wird das Bild schoner und fesselnder, "^^^ ^ 6o ALLGEMEINE MEERESKUNDE. und nur mit Mtihe konnen wir unsern Blick von den ma- lerischen Kiisten abwenden, um, (iber Bord geBeugl, in die Wasserflache hineinzuscliauen, welche wir durcheilen. Das Wasser ist klar und durchsichtig, unser Auge ist 5 durch Ubung geschult, die schwimmenden Tiere des Meeres zu erkennen, aber nur wenige Spuren organischen Lebens vermogen wir zu entdecken. Einige kleine Radiolarien°- kolonien, ein paar mikroskopische Krebschen,° eine rotliche [litorales° 'Und abyssales '^ treniiea. Bei einer friiheren Ge- legenheit sahen wir, dass viele Kusten von einem wasser- 20 bedeckten Vorland° umgeben sind, der sogenannten Konti- nentalstufe.° Diese ist das Reich des litoralen Benthos. Hier leben die festsitzenden ° Pflanzen des Meeres und ^^^eten eine reiche Nanrungsqueile f iir ein reich entwickeltes " Tierleben. Die meisten Muscheln und ScTinecken, die 25 meisten Echinodermen,° viele Kreb,se° und Fische, alle stockbildenden ° Korallen, viele Sc'hwamme gehoren dem litoralen Benthos an. Das litorale Benthos ist das Ur- sprung^gebietf der meisten anderen Faunen und Floren ; viele Organismen des Plankton, der Tiefsee, ja sogar die- 30 jenigen des Siisswassers und des Landes sind wahrscheinlich Kinder dieser Region. DIE ORGANISMEN DES MEERES. 6o , V Kein zweites Lebensgebiet des Meeres besitzt eine solche ManmgKrcigkeit der Existenzbedingungen. Felsen und Sand- kiisten, bewegte Branclung und ruhige Buchten, reiche Be- "eucntung und frische Luft bedingen eine ungeheuer viel- gesmltige Formenen'twickelung. Bei jeder Oszillation des 5 Meeresspiegels, bei jeder Transgression," bei jeder Disloka- tion° ward das litorale Benthos von den umgestaltenden Wir- kungen am ersten und nacntialtigsten "Bekronen. In diesem Lebensgebiet wechselten im Laufe der geologischen Ge- schichte See und Festland am haufigsten ihren Ort^ und dieser 10 stete Wechsel musste naturlich in hohem Masse variierend und umgestaltend auf Fauna und Flora wirken — deshalb finden wir hier jene Vielgestaltigkeii der^ ausseren und in- neren Organisation, jene Fiille der An'passung, jene Mannig- faltigkeit der Lebensgewotmheiten. .^ 15 Vom litoralen ° Benthos aus ' wurde das offene Meer besie- crelt,°^on hier aus ' die abyssalen ° Abgriinde der Tiefsee, und zwar diirfen wir in der Vertikalzirkulation und den Meeresstromungen die Wege solcher Besteaelung erblicken. Dem Ziige des Wassers folgend gelangten die Larven fest- 20 sitzender oder die allzu beweglichen Vertreter kriechender Tiere ins oflfene Meer hinaus, und Pfeffer zeigt uns, wie noch heute manche Tiere des pelagischen° Plankton" als ge- schjlechtsreif gewordene Larven betrachtet werden miissen. Andere wanderten langsam in immer tiefere Wasserschichten 25 \i hinab. In dem Schlamm der Tiefsee fanden sie reiche Nan-j^^j^uci'v*/''^ rungsquellen und entzogen sich dort dem grausamen Kampit urns E)asein^,''^er in dem reichbevolkerten litoralen Benthos so vercfefblich waltet. .-vJAjflAlj Das abyssale Benthos besteht nur aus Tieren. Keine 30 \ 70 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. festsitzende Pflanze ist bisher aus den Abgriinden der Tief- see heraufgebracht worden und kein dort lebendes Tier hat den Charakter eines Pflanzenfressers. Daraus ergiebt sich schon die okonomische AMangigkeitoer Tiefseefauna von 5 den Organismen der Kontinentalstuf e ° und des seicHteren Wassers. Die meisten Tiere des abyssalen Benthos sind Schlamm- fresser, ander^ sind rauberische Fleischfresser. Die Bewe- gungsorgane jerief sind ebenso ruckg'emlaet°wie die Organe 10 der Nalirurtgsaufnanme, ihre Sirinesorgane sind oft ru4inientar, die Farben eintonig una auf der Oberseite ° ebenso gefarbt wie auf der Unterseite." Die grosse GleicKmassigkeit der Existenzbedingungen hat die Fauna des abyssalen Benthos liber die ganze Erde ziemlich eintonig gemacht, die klima- 15 tischen Zonen der Abgr'enzung lokaler Faunen sind hier verwischt. Oszillationen und Transgressionen des Meeres- spiegels, Hebungen und Senkungen der Erdrinde beein- flussen die Existenzbedingungen der Tiefseefauna m uberaus geringcr Weise, die Tiefsee ist zu vergleichen der stillen 20 "Klause, in welche sich die Tiere aus dem (jetummel und der LJnrul?eaeslitoralen Benthos zurlickgezogen haben, urn in beschaulicher ^Julie und ewiger Nacht ein friedliches DaseYn zu fiihren. ^^-U*^ ^^ Wahrend die Tiere des litoralen Benthos in Form und 25 Farbe sich vi^lfach an den Untergrund angepasst haben, bald die zackige, griine Felsenoberflache, bald die rosenrote .Farbe der Kalkalgen,° das Olivengriin der Tange nach- amnen, zeigen die O.rganismen des Planktort^ahn- liche Anpassungserscheinungen ' an ihre Umgebung. Die 30 durchsichtige, klare Wasserflut hat sie veranlasst, auch durch- DIE ORGANISMEN DES MEERES. 7 1 sichtig zu warden, uiid glanzende Farbenflecke oder der sil- berglanzende Emgeweidekern ° hefeeiv sich von oemglashelleii Korper als wirRungsvolle ^hreckfarbe° ab. Schalen und dichte Hartgebilde wiirden den Korper nur bescnweren und das Tier im klaren Wasser um so mehr sichtbar werden 5 lassen, deshalb fehlen sie fasf*' alien grosseren Tieren des Plankton, und die kleinen Pflanzen und Tiere der offenen See haben so zierliche, glashell durchsichtige Schalchen, be- wehrt mit langen spitzen Dornen ° , und rTadem/' dass sie dadurch gut gegen Female gescTiufzt sind. Die grossen Me- 10 dusen° und Siphonophoren," welche leicht zu erkennen sind. ,3^ schiitzen sich durch bfennende Giftblaschen" und Nessel- zellen" gegen jede Berunrung und machen sich dadurch unangreifbar. M^i^-^A'X^^f^^ y. .-^.c^y-cL 'j Was die horizontale Verbreitung des Plankton anlangt, so 15 kann man zwischen neritischem° und ozeanischem Plankton unterscheiden. Das neritische Plankton in den KUstengebieten ist schon deshalb viel reicher als das Plankton des offenen Meeres, weil dort die freischwimmenden Larven aller Ben- 20 thosorganismen ejne zeitlang zum Plankton gehoren und dessen Menge vermehren. Die oben schon erwahnte Man- nigfaltigkeit der Existenzbedingungen nahe den Kiisten, der Pflanzenreichtum, die Stromungen u. a. bewirken, dass das neritische Plankton auch durch Formenfiille ausgezeichnet 05 ist. Die Verhaltnisse des ozeanischen Plankton werden durch die Meeresstromungen wesentlich beeinflusst, und war je den Golfstrom mit aufmerksamem Auge gekreuzt hat, der ist inne geworden, wie sehr die Verteilung des ozeanischen 30 72 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. Plankton durch solche Stromungen reguliert und differenziert wird. Sind docn * viele Planktonorganismen ohne alle Mittel , .einer aktiven horizontalen Ortsbewegung nur darauf anee- ^^ wiesen/ passiv den Bewegungen des Meeres zu folgen und 5 dadurch von den Wasserbewegungen abhangig. Dagegen besitzen die meisten Planktonorganismen im Innern ihres Korpers hydrostatische Apparate, Schwimm- blasen,° Hydranten,° Vakuolen,° welche es ihnen ermoghchen, ihre spezifische Schwere zu verandern und infolgedessen lo leicht vertikale Bewegungen auszufiihren, indem sie bald in die dunklen Tiefen versinken, bald zum Meeresspiegel her- aufsteigen. Diese vertikalen Wanderungen des Plankton leiten una zu dem Problem, ob die mittleren Tiefen des Ozeans von schwebendera zonaren° Plankton belebt 15 sind. Noch sind die Untersuchungen hieriiber unvoll- kommen, aber sicher ist es, dass an den Randern von Kontinenten ein solches, alle Tiefen erfiillendes Plankton zu find^n ist. '-''-"^ '-"''" ■ 10. Die Meerespflanzen. Die Tiere konnen sich nur von organischen Substanzen 20 nahren, die Pflanzen dagegen sind im stande, anorganische Stoffe aufzun^hmen und' dieselben in den Kreiskiif des Lebens einlmfuliren. Deshalb ist alles Leben auf der Erde und im Meere, direkt oder indirekt, abhangig von der Existenz der Pflanzenwelt. Alle Tiere, und selbst das Menschenge- 25 schlecht wiirden aussterben miissen, sobald dieser sogenannte Assimilationsprozess der lebenden Pflanzen aufhorte. DIE MEERESPFLANZEN. 73 Die Pflanzen assimilieren, indem sie in den grlin^n, braunen oder roten Zellen ihres Gewebes, unter Einw^^*^"'^'^ kung des_ licntes, anorganische Stoffe in organische Ver- bmaungeri "tiberfUhren, und deshalb kann man auch sagen, dass alles Leben von den Lichtstrahlen der Sonne herriinrt^ 5 welche gefarbte Pflanzenzellen zur Assimilation vera'nlassen. Wahrend ^sich abej die Tierwelt von der Verteilung des Lichtes emanzipiefen. kanh, und in lichtlosen Hohlen oder in der dunkeln Tiefsee zu leben v^eiinag, ist die Verbrei- tung der Pflanzenwelt an die erleuchteten Regionen des xo Meeres ge^unaeri. Wo kein Lichtstrahl hindringt, da suchen wir vergeblich nach lebenden Pflanzen. Das Licht drinefin klares Seewasser ziemlich tief hinein, und bei giinstiger Beleuchtung und reinem Wasser ist as nicht schwer, in Tiefen von 30 m noch alle EinzeMei^n 15 am Grunde des Meeres zu beobachten. Wie schon und bejehifind ist es, tiber den Rand des Bootes gebeugt, hinabzublicken in die geheimnisvolle Tiefe. Wenn die Oberflache des Wassers durch den Wind bewegt wird, dann genligt es, eine Konre von i Fuss Durchmesser, ao am untem Ende mit einer Glasplatte abgeschlossen, in das Wasser zu tauchen, um alle die Wunder des Meeresbodens erkennen zu konnen. Wir sehen Tangwalder, welche, wo- genden Ahrenfeldern gleich, sich langsam auf und ab be- wegen, und auf griinlichen Sandflachen sehen wir rotbraune 25 Seeigel° in trager Ruhe liegen oder muntere Taschenkrebse ° '^'*-*^ herumspazieren ; halb im Sande versteckt, lo-iechen Muscheln langsam liber den Boden, und eine^Sctiar silbern glanzender Fische schwebt in graziosen BcJgen spielend durch die kry- sjallene Flut; jetzt stieben sie aus einander und ein ge- 30 e^ter Haifisch huscht pfeilschnell durch das Wasser. /y^ i^ ALLGEMEINE MEERESKUNDE. Ein mareherinaftes griines Licht verklart mit wunder- barem Glanze das, lebensvolle Bild, und uns ergreift ein drangenS^s SennenT^ immer tiefer einzudringen in die Geheimnisse des Meeres. Doch indem wir mit unserm 5 Boote tiber tiefer werdende Seegrtinde dahinfahren, wird das Bild immer diisterer und verschleierter. Wohl vermag unser Auge noch zu sehen, dass eine Fiille der interessantesten Lebensbilder einander ablosen^^lein schon konnen wir nicht mehr Einzelheiten uftte^^cIie^S^np und im dammernden 10 Zwielicht erscheinen die Gestalten fabelhaft v^re^gen, bis unser Auge ins UnergrUndliche, Bodenlose hineinschaut und wir nur noch'^aMeii" konnen, was uns die dunkle Tiefe Um die Grenze des Eindringens der Lichtstrahlen fest- 15 zustellen, versenkte man Marmorplatten von Bord des Schiffes in die See und beobachtete, dass sie bei 50 m Tiefe unsichtbar wurden. Das Licht war also auf dem 100 m langen Wege von der Oberflache bis zur Marmorplatte und von dieser reflektiert, wieder nach dem Auge dringend, 20 absorbiert worden.' Versuche mit buntgefarbten Platten ergaben andere Resultate und erst in den letzten Jahren wurde das Problem exakt untersucnt, als man photographi- sche Platten versenkte, sie unter Wasser offnete, exponierte° und schloss, um sie dann wieder heraufzuziehen. Unter- 25 suchungen mit solchen Tiefseephotometern° wiesen bei Villafranca* chemisch wirksame Strahlen noch in ,400 m Tiefe nach und in einer Tiefe von 483 m h^rrschte noch eine Helligkeit wie die der gelben Strahlen im Mondlicht. Bei Besprecliung der Meeresfarbe sahen wir, dass bei 30 dem Durchtritt der Lichtstrahlen durch eine Wassersiiule DIE MEERESPFLANZEN. 75 zuerst und am starksten die roten Lichtstrahlen absorbiert werden. Die roten Lichtstrahlen wirken aber besonders giinstig auf den Assimilationsprozess in griin gefarbten Pflanzenteilen, wahrend die griinen und blauen Strahlen den Assimilations- 5 vorgang in roten Pflanzenteilen begiinstigen. Entsprecnenooieser Thatsache findet man nun die griin gefarbten Algen in seichtem Wasser, wahrend die Mehrzahl der rot gefarbten Algen die grosseren Tiefen des Meeres bewohnen. 10 Die Meerespflanzen lassen sich leicht in z\Yei Gruppen, in festsitzende und freischwimmende, teilen, die ersteren gehoren dem Benthos," die letzteren deni Plankton" an. ^ Die Pflanzen des Plankton sind lange Zeit nur wenig bekannt gewesen, oBwdtil sre in ungeheuren Massen 15 in den oberen Wasserschichten und bis 2000 m Tiefe ange- troflfen werden. Und doch spielen sie eine upgemein wich- tige Rolle im Haushalt des Meeres. Begabt mit einem iiberaus kriiftigen Fortpilanzuhgsvermogen, vermehren sie sich so rasch, dass sie ganze Meere dicht bevolkern ; die Diato- 20 meen° treten im Eismeere in solchen Massen auf, dass das Meer schlammig werden kann, Pyrocystis erfiillt in iihnlichev Weise ganze Telle in wiirmeren Meeren; die Planktonpflanzen hraern den grossten Teil der „Umahrupg" ° und smd mfolge- dessen die hb'tWendige VoraussetSungoes Lebens im Ozean. 25 Ein gewisses historisches Interesse bearispfucht Trichodes- mium erythraeum, eine Fadenalge von roter Farbe, deren Flockchen gelegeiitlich in solchen Masseo im Roten Meere beobachtet werden, dass die Ariti'alime^^getecntiemgt er- scheint, den Namen des Meeres davon herzuteftenT^ 30 76 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. Wir haben schon mehrfach der gelbgriinen Tangbiischel gedacht, welche im Golfstrom treibend angetroffen warden und daher zum Plankton mitgerechnet werden miissen. Es ist das Golfkraut°, Sargassum bacciferurn, welches, ursprung- S^licnaS den Ufem des Antillenmeeres ° wachsend, durch die Wellen abgerissen und durch den Golfstrom weit ins Meer hinaus verfrachtet wird. Wo die Stromung nachlasst, da sammelt es sich im Laufe der Zeiten an, und so giebt es verschiedene Regionen des Atlantik, Indik und Pazifik, lo welche durch eine Mange treibender Tpigbuschel ausge- zeichnet sind. Die iibertriebenen Scnilderungen alterer Seefahrer haben daraus Sargasso- Meere gemacht und fabel- ten von Seetangwiesen, welche das Fortkommen der Schiffe hindern. Richtig ist iiur, dass diese treibenden Tange an 15 solchen Stellen haufiger schwimmend angetroffen werden und eine ziemlic'h reiche Fauna beherbergen. Go vefkniipf t Sargassum das Plankton mit dem Benthos, mit dem .wir uns jetzt zu beschaftigen haben. Je nach dem vorE'errscbenden Farbstoff in den Zellen, 20 kann man die festsitzenden Meeresalgen in drei Gruppen teilen, in griine, rote und braune., , ; , /^ Die Griinalgen sind uhgemem haufig, sie tiberziehen als dichte ELasen° Sand ur^^ Stein^, Klippen und Felsen und sind von einer so srauhenswerten Formenmannigfaltig- 25 keit, dass wir hier kaum die wichtigstten Typen erwahnen konnen. Bald bewundem wir die zarten Rasen fadenfor- miger Vaucherien,° bald die grossen, za^kigen Blatter der Caulerpa° oder das filzige Gewebe eines fau'stgrossen Codium.° 30 Noch schoner und grazioser sind die roten Algen oder DIE MEERESPFLANZEN. 77 ^OCVVv— *. F 1 o r i d e e n,° deren karminrote Fdderbtische, auf weissem Papier ausgeoreitet und getrocknet, in ^Uen Seeb^dqxn verkamt werden. Wie ein feines SpitzSig^^^eSe ° 9der ein fein gekrausettes Seideuband erscheinen die zierlichen 5 Blatter, die bald zart rosa, bald intensiv karminrot ge- larbt sind. Gattungen wie Zonaria° (Fig. 13), Ptilota,° Delesseria," Rhodymenia° 10 u. a. gehoren zu dem schon- sten, was das Meer uns bie- ten kann, und eine Wande- rung am Strande nach stiir- mischem Wetter liisst uns 15 ijy^ selten ohne willkommene Beute. In einer flachen Wasserschiissel auf ein Blatt Papier ausgebreitet, konnen wir sie leicht mit dem Papier heraus- heben und, im Schalten getrocknet, als freundliches Anden- ken bew^Kfen. Von den uber 50 GatYungen der Florideen interessieren uns aber besonders diejenigen, welche die Fahigkeit besitzen, in ihrem Gewebe Kalk abzuscheiden und ihre Zellwande so rait Kalksal/en zu beladen, dass 90% der Pflanzenmasse aus kohlensaurem "^ Kalk besteht. Diese sogenannten Kalkalgen" oder NuUiporen" finden sich in Tiefen von i bis 80 m in, alien Meeren. Ihre faust- grossen warzenbesetzten Knollen° bedecken den Meeres- boden an der Kiiste von Novaja-Semlja ° eben so wie sie auf den Koralleninseln im Tropenraeere in ungeheurer Menge 30 [<- u^ua 35 78 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. gefunden warden. Auf gewissen submarinen Inseln im Golf von Neape],° die bei BeMnfflung der vulkanischen Inseln noch naher besprochen werden soUen, kann man an manchen Stellen nicht dredgen, ohne dass das Netz mit hunderten 5 der rosaroten, steinharten Lithothamaium °-knollen ge- fiillt heraufkame. Sie bilden weit ausge3ennte itager und spielen eine grosse Rolle bei der En^tetiun^ der marinen Kalkfelsen. Wenn man die Haufigkeit dieser Kalkalgen in alien Meeren der Gfegenwart bedenkt und sich erinnert, dass lo die lebende Alge 90% Kalk enthalt, so wird es begreiflich, dass auch in der Vorzeit ahnliche Kalklager gebildet wurden und dass machtige Kalkbanke° nur aus solchen Algen be- stehen. Bei Wien ° sind viele^Steinbriiche in solchen Algen- kalken° angelegt. Die beriichngten Latomten' bei Syrakus" 15 sind in Algenkalke emgesenJcP und wahrscheinlich giebt es noch viele Kalkgesteine, die als phytogenf? betrachtet werden miissen. Eine dritte Gruppe von Algen, mit einem braunen oder olivengriinen Farbstoff versehen, sind die Braunalgen 20 oder S e e t a n g e.° Dieselben sind. an. fejsigen Kiisten aller Meere haufig, aber ihre Hij^rverDreitung und ihre grosste Enw^CTung erreichen sie in den kalten Meeren. An der Kiiste von Patagonien*^ finden sich wahre Walder von Ma- crocystis pyrifera, deren einzelne Pflanzen bis 300 m lang 25 werden. Die Laminarien" (s. Fig. 6) bei Helgoland mit ihren 3 m langen Blattern haben wir schon geschildert, auch die an nordlichen Kiisten so haufigen Blasentange,° Fucus vesiculosus, und den Beerentang,° Sargassum bacciferum der tropischen Gestade. 30 AUe bisher besprochenen Pflanzen sind nicht nur Be- DIE MEERESPFLANZEN. 79 Fig. 14. Spross von Seegrass (Zos/era marina), verkleinert. wohner, sondern auch Kinder des Meeres ; der Ozean ist ihre Heimat, in der sie ei^tstandgn sind. Das kann man von der Familie der Seegraser nicht sagen. Sie waren einstmals Landpflanzen und haben sich erst 5 ^Ifmanucn'an den Auf- /*enthalt im Salzwasser 'gewohntT' Die Seegra- ser sind von sehr iiber- efnsuttimeridef Form ; 10 sie besitzen schmale, grasartige Blatter von 2 bis 40 cm Liinge, welche in Biindel vereinigt aus einemkriechendenWur- 15 zelstocke° herv'orwachsen, (Fig. 14}./ In seichtem Wasser iiberziehen sie ausgedennte ^Rasennachen ° in alien Meeren der warmen und geihassigten Zone. Die etwa 10 Gattungen und 25 Arten verteilen sich auf die zwei Familien der Hydro- chariteen ° und Potameen.° Die Posidonia oceanica wird bis 20 in Tiefen von 60 m beobachtet, alle anderen leben in ganz flachem Wasser. Blanche Arten dringen in di^ brackischen Flussmlindungen hinein, oder leben in halb ausgesiissten La- gunen. Doch konnen sie in reinem Siisswasser nicht leben, woraus man schliessen darf, dass sie nicht einstmals Siiss- 25 wassergewachse waren, die sich an das Leben im Meer- wasser gewohnten, sondern dass sie direkt von Landpflanzen zu Meerbewohnern wurden. Auf einer ahnlichen Wanderung vom Lande nach der See hinaus befinden sich gegenwartig noch jene Pflaruen, 30 ^^rtrV^ ^v<^^ :jy^ So ALLGEMEINE MEERESKUNDE. . welche man als „M a n g r o v e-V egetation" zusammen- >^ fasst. Die „ Mangrove" oder der „ Gezeitenwald " ist ein hell- griin gefarbter Pflanzensaum* von 20 bis 500 m Breite, 5 welcher langs der sumpfigeri Kusten tropischer Meere als fortlauie'naes Band sich um das Ufer schlingt. Etwa zwanzig verschiedene Pflanzenartoi nehmen an der Bildung der Man- grove teil und alle g^Wanren bei Ebbe denselben sonder- baren Anblick, dass auf einem iFizmwerK sfefzenartiger 10 Wiifzem eine dichtbelaubte Bugchaecke aufruht. Die un- tere Grenze des Laubes ist durch die Flutgrenze gegeben und so markiert der Atisiand zwischen dem Blatterdach und dem schlammigen, schwarzen Boden den Gezeitenunterschied, wie beifolgendes Ebbebild (Fig. 15) aus dem Malayischen" 15 Archipel dfeutiicri erkennen lasst. Bei Flut scheint der Man- grovebusch direkt auf dem Wasser zu schwimmen. Einreiches Tierleben findet sich zwischen den Mangrove- pflanzen. An den stelzenformigen Wurzeln sitzen Austern und Balanen.° Schnecken (Neritina) kriechen auf den 20 Zweigen umher und ScMfIn von Taschenkrebsen ° spa- zieren iiber den schlammigen Boden. Dazwischen bemerkt man zu hunderten einen fingerlangen Fisch {Pertophihalmus) , welcher uns mit seinen grossen hervortretenden Augen neugieng anglotzt. Doch sobald wir mit der Hand nach 25 ihm greifen, hiipft er mit Hilfe seiner Vbrderflossen in kurzen Satzenuber den weichen Schlamm nach dem Wasser und verschwindet rasch unseren Blicken. '^ So scheint die Mangrove ein Paradies fiir den Natur- forscher zu sein, aber mancher, der allzu ^ifrig sich in ihre 30 Laubpange vertiefte, hat seinen WissensorSp mit jahrelangem Fieber, vielleicht mit dem Tode gebiisst. ~ 82 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. An den unwirtlichen Gestaden der Polarlander findet man nicht selten abgeriebene Baumstamme, Planken und SamjeiT' angespiilt, welche ihre Herkunft aus fernen Regionen leicht erkennen lassen. Die Samen der mexikanischen Mimosa 5 scandens fand man wiederholt auf den Faror ' und auf Island." Die Bohnen der westindischen Entada gigalobmm wurden auf Shoal Point^ gefunden und zeigen, wie weit der Golfstrom seine Treibkorper zu verfrachten im stande ist. Die Baumstamme, welche man auf Spitzbergen und Novaja lo Semlja ° als sogenanntes Treibholz findet, gehoren Lar- cheparten an, welche in Sibirien wachsen und welche durch die sibirischen Fliisse zusammen mit Stiicken yon Larchen- rinde, Kiefernrinde, Birkenrinde und \Yachblaef "nach dem Eismeere geschleppt und durch Meeresstromungen nach 15 jener Kliste transportiert worden sind. ii. Die Fauna der Flachsee. 1 In, steUen Sandsteinfelsen stiirzt das Ufer ab zum Strande des Stmen* Ozeans. Ein sonniger Himmel scheint auf die gliicklichen Gestade Kaliforniens und die Luft ist so kost- lich warm, das Meer so glatt und ruhig, dass wir voU Ent- 20 zlicken uns am Saum des Meeres lagem und traumend dem e;intonigen und doch so vielgestaltigen Wogenspiel zuscnauen. Langsam heben sich die Kamme der niedrigen Wellen aus der blauen Tiefe hervor, um dann wieder ■^ ruhig in die Meeresflache unterzutauchen. In unermiide- ^''^^Siem Wecliselspiel naht sich Welle auf Welle dem Strande, DIE FAUNA DER FLACHSEE. 83 eine weisse Schaumkrone schmlickt ihre Sti'm, sie neigt sich nach vorn und, sich (iberst(irzend,° rauscht sie zwischen gewaltigen Steinblocken daher. Noch einmal schaumt sie zum Ufer empor, dann zieht sie sich behend zuriick, urn einer neuen Welle Platz zu machen. 5 So bewegt sich die dunkelblaue Flut in ruhelosem Wechsel auf und niedcTj^und wahrend wir auf einem algen- bewachseneiL^Block sinnend" und' traumend das Spiel der Wogen beiauschen, haben wir kaum bemerkt, dass nach einiger Zeit der Schaum schon nicht mehr unsere Fiisse lo benetzt, dass sich das ebbende Meer langsam zuriickzieht. Ein Block nach dem andern, iiber den soeben noch die Spritzwasser schaumten, wird von der Welle nicht mehr erreicht. Tlirapel,° mit Seewasser gefiillt, bleiben vom Meere abgeschnitten zwischen den Felsen stehen ; Tanggebiische, 15 die wir vorher nicht beniarktem, werden sichtbar und ein Delphin muss sich muhen, um durch die Tangwiesen sich seinen Weg zu bahnen. Ein hoher Fels, der vorher insel- gleich aus dem Wasser ragte, kann jetzt fast trockenen Fusses erreicht werden, und bald stehen wir draussen auf 20 der Klippe, welche vor einer Stunde noch vom Meere be- deckt war. Ein Blick auf die Kliste zeigt uns die zerstorende Wir- kung der Abrasion. Uberall treten steile Felswande dicht ans Meer heran, ein "Skum^grober Felsblocke lasst sich 25 ihren Fuss entlang verfolgen, und aus dem niedrigen Wasser der Ebbe ragen uberall abgesagte, abradierte Klippen, mit reicher Tangvegetation bewachsen, hervor. Ein paar grungefleckte Taschenkrebse" huschen eiligst iiber die Felsen. Sie scheinen sich in der warmen 30 84 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. Luft ganz wohl zu fuhlen. Bald laufen sie vorwarts, bald riickwarts, dann mit komischen Bewegungen seitwarts, dabei beobachten sie uns mit ihren schwarzen ^tieiaugen," und sobald wir Miene machen, nach einem zu greifen, 5 flieht er schnell nach einer engen Spalte, "um sich darin zu verstecken. Wir folgen ihm mit der Hand, packen ihn endlich an einem Bein und versuchen ihn herauszu- ziehen — aber, o Schrecken, wir halten ein abgerissenes Bein in der Hand, und als ob nichts passiert ware, rennt 10 die Krabbe welter. Betrachten wir jetzt die Taschen- krebse genauer, die an uns vorbeistolzieren, so sehen wir, dass gar mancher statt zehn nur acht oder neun Beine besitzt, und wenn wir die Sache naher untersuchen, so finden wir, dass die Taschenkrebse die Fahigkeit besitzen, 15 jedes ihrer Beine in einera jGelenke abzuschniiren." Die Krabbe lasst lieber ein Bein im Stich, ehe sie ihr Leben c verliert, und nach kurzer Zeit ist ihr ein neues Bein ge- 1 Dort liegt cine tote Krabbe und um die Leiche herum 20 sehen wir eine ganze Anzahl Sctaecken in raschen Bewe- gungen herumkriechen. Das alte Sprichwort von der Langsamkeit der Schnecken scheint hier seine Bedeutung verloren zu haben, denn diese Schnecken sind nink und l^mrtig. Wir nahern uns der Stelle, da, mit einem Mkle^ 25 fallen alle Schnecken wie tot nieder und liegen regungs- los neben der Krabbenleiche. Wir heben einige derselben auf und zu unserer Verwunderung sehen wir statt der Schnecke einen Krebs im Schneckenhause versteckt. Jetzt klart sich auch die GeschwmdigKit dieser vermeiKllighen 30 Schnecken auf, denn es sind E i n s,i e d 1 e r k r e b s e," DIE FAUNA DER FLACHSEE. 85 welche Jhren ungepanzerten. weichen Hinterleib° dadurch vor Vertetzungen scFuil^h, dass sie ihn in einem leeren Schneckenhaus verstecken. Am Ufer des Roten Meeres kann man tausende solcher Einsiedlerkrebse in alien denkbaren Grossen am Strande herumspazieren sehen, 5 und possierhcli ist die Angst eines solchen, wenn man ihn aus seiner VVohnung herauszieht, und ihn schutzlos auf den Strand setzt. Im Bewusstsein seines leicht verletzbaren Hinterleibes schleicht er iingstlich dahin, bis er eine leere Schneckenschale findet, oder bis es ihm 'gelungen'^is^, einen 10 schwiicheren Stammesgenossen" aus seiner Wohnung zu vertreiben. Betrachten wir jetzt die bei Ebbe trocken liegenden Felsflachen, so sehen wir dieselben bedeckt mit Meeres- tieren, welche gleich den Krabben und Einsiedlerkrebsen 15 die Fahigkeit besitzen, liingere Zeit ohne Wasser zu leben. Nussgrosse Scnnecken {Liiorina) sitzen zu hunderten auf den sonnenbe^tenenen Felsen, gross und klein nebeneinander, und haben die MUndu^' ihrer Schale mit einem. DecKef°so gut verschlossen, dass sie keine Be- » schwerde fiihlen. Dazwischen bemerken wir kleine, napf- ^jQinticne Schnecken, welche so fest auf ihre Unterlage° angepresst sind, dass wir die Spitze unseres Messers leicht abbrechen, wenn wir versuchen, die Patella abzulbsen. Man konnte ein Gewi«ht von 3 Kilo an die Schale hangen, 25 I ehe man sie vom Felsen abreissen wtirde. Dagegen er- ^s^recltt ein kraf tiger Hammerschlag auf das Gestein die Patella so, dass wir sie leicht unserer Samnolung einver- , ^*^Ttrt)^6nnen. ^^^^...^^^^u^ ^'.<^ ^ Daneben sitzen Kaferschnecken° {Chiton), deren Riicken 30 86 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. mit acht Kalkplatten gepanzert ist, nicht minder fest wie die Patellen.° Manche Felsflachen sind ganz uberzogen mit den weissen, grauen oder rotlichen Seeblattern° (Baianus) , welche 5 ihre Kalkgehause so fest verecmiessen, dass ihnen die Trockenheit nicht schadet. Sie gehoren zu der Klasse der Krebse,° leben in ihrer Jugend als kleine Krebschen° im Wasser freibeweglich, dann setzen sie sich fest und bilden jenes zeftiormige (jcnSuse von Kalkplatten, das ihren lo Korper voUkommen umgiebt. Wenden wir uns jetzt jener Lebenszone zu, welche bei Ebbe noch vom Wasser b^^pult wird, so finden wir hier ein ungemein reiches Tierleben. Die Mehrzahl der dort lebenden Tiere besitzt die Fahigkeit, sich in die Felsen 15 einzubohren oder an den Felsen festzutfebaji'i'^'^Sie begeg- '^Hieh dadurch den Angrmen der Brandung, und wo die Brandung am starksten ist, wo ^hnen die bewegten Wellen am meisten Nanrungsbestandtene "^ziifQhrenTda gedeihen sie am besten. An einer Klippe, welche der Brandung be- 20 senders stark ausgesetzt ist, direkt unter dem Leuchtturm,^ welcher vorbeifahrende Schiffe vor der gefahrlichen Kiiste wamt, sehen wir ganze Strecken der Felsen von faust- grossen Lochem angebohrt und in jedem Loch bemerken wir den Seeigel,° welcher sich langsam diese Wohnung 25 gegraben hat. (S. Fig. 16 u. 17, S. 87, 88.) .Wie viel tau- sendmal mag er sich m derselben herumgedreht haben, urn sich eine solche Hohle zu vertiefen, dass wir nicht einen einzigen hervorzunolen im stande sind, wenn wir nicht mit kriiftigem Hammerschlag den Felsen zertriim- KID -YEAR IX:OTII1OT0N ■ U-- iyc*n^ 1 ^0 •^yijzA p^ K DIE FAUNA DER FLACHSEE. 87 >^ Daneben ist der Felsen ganz durchlochert von den fingerlangen Hohlungen, in denen Bohrmuscheln" hausen. Wir haben die Bohrmuscheln schon kennen ge- Fig. 16. Strandfelsen mit bohrenden Seeigeln. lemt bei Besprechung der Strandlinien. iHiei: mag noch erwahnt werden, dass Pholas Kieselkrjastalle ° in ihrem 5 Fusse hat, welche das Bohren sehr unt^Ktutzen mogen, Liihodomtis dagegen entbehrt derselben und bohrt nur S8 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. ../..L mit Hilfe ihres fleischigen Fusses. Der ganze Vorgang ^^^M^erum wesentlicn^ darauf, dass die Geweoe des Muschel- fusses ^e^tzt werden, wahrend das Gestein nicht nach- wachst, so dass die geringe Kraft des wStzMiaen. Fusses Fig. 17. Der Seeigel und sein Kauapparat. 5 hinreicht, um selbst in das harteste Gestein ein tiefes Loch hineinzubohren. Auch Schwamme und Wtirmer findet man eingebohrt in die Felsen des Strandes. DIE FAUNA DER FLACHSEE. 89 Viele Strandbewohner kleben sich mit ihrer Kalkschale direkt auf dem Felsen fest. Die spitz OTTauienden, wurm- formigen Rohren° von Serpula bedecken Steine und tote Muschelschalen, und an der Kiiste von Pernacnbuco ' ist ein ganzes RifF aufgebaut aus den vielverschlungenen Kalk- 5 rohren dieses Wumaes. Mooskorallen ° und Riffkorallen wachsen in dichten Rasen° auf felsigem Grunde und A u s t e r n bilden ausgeaehnte Banke, indem sich eine Schale auf der anderen anheftet. Von alien Meerestieren ist vvohl keins so gut im Binnemanoe bekannt wie diese 10 Muschel. Hunderte von Arten leben und lebten in den Meeren der Gegenwart wie der Vorzeit, und dass die Ilr- einwohner Europas und Amerikas die Auster liebten, davon zeugen die grossen Haufen aufgebrochener Austernschalen, die man an den Kiisten findet. An einem unbewohnten 15 Ufer des Potomac, weit unterbalb Washington ist ein Lager von Austernschalen etwa 3 m hoch und 50 m lang. Gegeniiber der grossen Zahl von Meerestieren, welche an felsigen Kiisten wohnen, ist die Fauna der Flachkiisten ziemlich armlich. An dem sandigen Strande der Nordsee 20 konnen wir lange dahinwandern, ehe wir ein lebendes Tier finden, meist beobachten wir nur ausgeworfene, tote Muschelschalen oder die Reste von Planktontieren,° welche wahrend eines Stunnes an den Strand geschleudert worden sind. Die Mehrzahl der sandbewohnenden Tiere leben 25 im Sande vergraben, so dass sie oberflachlich nicht sicht- bar sind und von der Wellenbewegung nicht getroffen werden. Ein grosser Teil der Muscheln sind Sandbewohner, be- sonders die mit langen Atemrohren" versehenen Sipho- 30 ^ 90 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. naten." Diese besitzen zwei R6hren,° oft lo und 30 cm lang (s. Fig. 18), welche sie aus der Tiefe durch den Sand bis zur Wasserflache heraufstrecken, urn durch die- 5 selben zu atmen und Nahrung aufzunehmen. Wenn wir mit einem Spaten den Meeres- ^'s- '^- '^'"""'' ""'^^ ^" ^"^*' rechts die Siphonen. sand tief genug aufgraben, so werden wir sandbewohnende Muscheln oder Wiirmer 10 leicht finden, selbst wenn die Oberflache des Sandes keine Spuren organischen Lebens zeigte. f) , Auch manche Fische haben die Ge^hnheit, sich in den Sand einzuwuhlen, so dass nur die Augen hervorschauen, um die. ahnungslos dariiber hingleitenden Tiere mit \ 15 raschem Biss zu erfassen. Andere Fische liegen regungs- los auf dem Sande, und ihre Oberflache ist dann meist mar- -****' moriert, wahrend ihre Unterseite° hell und ohne Zeichnung' ist. Die bekannten Seezungen° und Schollen ° sind seiche Sandbewohner, welche dadurch merkwtirdig sind, 20 dass ihre Unterseite nicht dem Bauche,° sondern der lin- ken oder rechten Korperseite entspricht. Als junge Fisch- chen schwimmen sie aufrecht durchs Wasser, dann gewoh- nen sie sich an, auf der linken Seite zu liegen. Diese linke Seite wird farblos, wahrend die andere, rechte Seite 25 eine dunkle Zeichnung erhalt. Zugleich wandert das linke Auge durch den ^wxaoel hindurch nach der oberen, rech- ten Seite, so dass die ausgewachsene Seezunge beide Augen auf der rechten Seite hat. Betrachten wir die allgemeinen Charaktere der litoralen" 30 Existenzbedingungen, so finden wir zuerst die g e r i n g e DIE FAUNA DER FLACHSEE. 9 1 Tiefe des Wassers, welphe eine Reihe von EigentQm- lichkeiten der Strandfauna tedingt. Die geringe Wasser- tiefe begUnstigt ein reiches Pflanzenleben, und alle pflan- zenfressenden Tiere sind daher auf diese Zone besbhrankt. Licht. und Luft sind in Ubernuss vorhanden, und wirken 5 fbraerna^uf die Eri^WicKclfung ^er Fauna ein. Als zweiten Faktor lernen wir die Bewegung des Wassers kennen^ welch^ viele Tiere veramasst, sich mit besonderen Haftqrganen^° an die Felsen anzuMammern. Balanus,° Austern/ Ascidien ° u. a. wachsen auf dem f elsigen 10 Grunde fest. Patella," Chiton,° Haliotis° heften sich mit ihrem fleischigen Fusse an, A^tilus,° Arca° befestigen sich mit Hilfe ihrer Byssusiaden." Seeigel," Bohrmuscheln ° graben sich Locher in das Gestein. So ist die Oberflache der Steilklisten bedeckt mit einer reichen Fauna festsitzen- 15 der Tiere, und keine noch so heftige Brandung vermag dieselben loszureissen. Die Bewegungen der G e z e i t e n veranlassen viele sol- cher festsitzenden Tiere, eine Zeit lang ausser Wasser zu leben, und eine Fiille verschiedenartiger Einnchtungen ao schiitzt die Litoralfauna vor der Einwirkung der Troc^ii- heit. Fest schliessen Austem und Mytilus ihre Schalen i^ . auf einander, welche an keiner einzigen Stelle klaffen. Litorina° bewafirt ihre Schale durch einen Deckel," wel- cher sich so dicht anlegt, dass kein Wasser ve'rJilnstet, 25 Actinien° und Korallen scheiden einen Schleim aus, der ihre Oberflache vor dem Eintrocknen schtitzt. Keine andere Region des Meeres zeigt eine solche Mannigfaltigkeit der Existenzbedingu n -1^^^ gen, vvie die Flachsee. Jede Bucht ist von der benach- 30 ^ 92 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. (jxdtuZcA barten unterschieden ; bald ist der Boden steinig, bald ,- mit Sand bedeckt; bald ist die Kuste dem Sturm ztlgang- lich, bald bildet sie einen ruhigen Hafen ; hier wird sie von Meeresstromungen bespiilt, dort mtinden Siisswasser- strome hinein; iiberall wechselt der Charakter des Lan- des. Eine Folge hiervon ist die grosse Mannigfaltigkeit der Fauna, welche im ganzen Gebiet des Meeres ihres gleichen nicht' wieder findet. 12. Die Tiere des Plankton. Kaum kann es einen grosseren Gegensatz geben, als zwi- 10 schen den Existenzbedingungen des felsigen Kustengebietes und denen der offenen See. Dort steiniger oder sandiger Boden von verschiedener Konsistenz und Farbe, bedeckt mit iippi^em Pflanzenleben, jede Kiiste auders, jede Bucht von der anderen verschieden, — hier, auf offener See, als 15 einzige Umgebung : blaues, durchsichtiges Wasser, das tiber die ganze Erde hin seine Beschaffenheit kaum andert, das nach unten in die dunkelen Abgrunde der Tiefsee sich fort- setzt, nach oben begrenz! wird von der reinen, frischen Seeluft. 20 Kein Wunder, dass infolgedessen die Tiere des Plankton ° meist kosmopolitisch sind, dass sie ein ungeheueres Ver- breitungsgebiet besitzen, und gegeniiber der grossen Ver- schiedenheit in den biologischen Typen der Flachsee eine merkwurdige Organisationsahnlichkeit besitzen. 25 Die Tiere des Plankton sind meist glashell durchsichtig, DIE TIERE DES PLANKTON. 93 SO dass die Lichtstrahlen fast ungehindert durch ihre Gewebe passieren. "HatJiigsiVid danebeii bl^ue Farben und das Blau der Physalia oder Vdella wetteifert mit dem Azur des reinen Seewassers. Bei manchen Planktontieren sind die Augen und der Darmnucleus° mit einem silbernen Uberzug 5 versehen, und die kleinen Radiolarien" glitzem wie zarte Stemchen im Seewasser. Wie reizehatst das Blau des kleinen Krebses" Saphirina, der seinen Namen wahrlich mit Recht tragt • und nur die mit giftigen Nesselorganen be- waffneten ^^uallen" bedecken sich oftmals mit bunten 10 f^r'^&K^ckfarben.° -^ ^ Im Zu'siftifi^^iKang mit der Durchsichtigkeit der rqeisten Planktontiere steht die Zar^eit und der Wasserretclifiini^ ihrer Gewebe. Ein Cestus Veneris ° von 100 gr schrumpft beim Trocknen zu einem kleinen Korper von etwa 3 gr zu- 15 sammen, alles tibrige war Wasser. So besitzen sie ungefahr das gleiche spezifische Gewicht wie das sie umgebende See- wasser und schweben ohne Miihe in der klaren Flut. Zur Unterstiitzung des passiven Schwimmens haben sie vielfach hydrostatische Organe, Luft- und Schwimmblasen." Ein ge- 20 tinges Zusammenziehen des Luftsackes durch zarte Muskeln genugt, um das Tier sofort schwerer zu machen und es lang- sam in tiefere Wasserschichten zu versenken. Organe fiir horizontale Fortbewegung besitzen nur wenige Gruppen. Die meisten lassen sich von den Wellen willenlos treiben. 25 Dafiir konnen sie mit Hilfe des hydrostatischen Organes leicht die vom Sturme bewegten obersten Wasserschichten mit den ruhigeren Regionen der Tiefe vertaiiscrieii, und solche vertikale, tiigliche oder seltnere Wanderungen gehoren zu den charakteristischen Eigenschaften des Plankton. 30 JW*» 94 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. Brennt die Tropensonne zu heftig auf die Wasserober- flache, tiirmen sich Wetterwolken auf und erregt der Sturm das glatte Meer, dann versinkt rasch die Planktonfauna in die Tiefe, und leblos scheint die Meeresoberflache. Wenn aber bei dunkler Sommernacht das Meer ruht und kein Wind seine Flache krauselt, dann kommen die Kinder der Tiefe heraufgestiegen, jedes bringt sein mildes Licht mit sich und im Glanze von tausenden der zarten Gescnopfe funkelt das leuchtende Meer bis zum fernen Horizont. Der leider zu friih verstorbene Zoologe A, Walter machte in der Hinlopenstrasse ° auf Spitzbergen ' die Beobachtung, dass dort eine Meeresstromung in siidlicher Richtung ver- Tauft. In diesem Strome leben viele Medusen ° ( Codonium, Hippokrene, Catadlemd) , die Walter von morgens bis abends 15 8 Uhr nur in Tiefen von 30 bis 80 m nng/^ Von abends 9 Uhr ab, bis morgens 6 Uhr fand er dieselben Formen an der Oberflache des Meeres schwimmend. Diese Thatsache erscheint nicht so wunderbar, wenn wir erwagen, dass die meisten Plankton tiere warmer Zonen am Tage in die Tiefe 20 des Meeres versinken, um nachts an die Oberflache zu steigen. Und da die Meeresstromung der Hinlopenstrasse der letzte Arm eines Golfstromastes ist, so scheint das perio- dische Wandern des Plarikton leicht verstandlich. Aber bei Spitzbergen herrscht im Sommer ununterbrochen 25 Tag; die Mitternachtssonne scheint vom Friihsommer bis zum Herbst, und das period ische Auf steigen des Plankton erklart sich nur dadurch, dass jene Golfstrommedusen, die aus siidlichen Meeresteilen nach dem Lande der M,itternachts- sonne eingefiihrt wurden, noch mit grosser Zanigteitlin 30 einer in den neuen Heimstatten ganzlich zwecklos erschei- DIE TIERE DES PI^^NKTON. 95 nenden GeWonnneit festhalten, welche ihnen nur im Tropen- gartel von Nli^ sein konnte. ^Mcioc^^U.:iadiL Johannes Miiller war der erste, welcher plinmassig ' ' die schwebenden, kleinen und kleinsten Organismen des oflfenen Meeres untersuchte, indem er mittels eines feinen s Gazenetzes die oberflachlichen Wasserschichten durchsiebte.^"^'^ Er nannte die dabei gefundenen Tiere : „ pelagischen ° Mulder,"* oder „Auftrieb"J und diese beiden Ausdriicke wurden allgemein angewandt und sogar in fremde Bprachen ^js^^^*^ aufgenommen, bis Hensen dafiir das Wort „ Plankton " ein- lo fiihrte, welches sich rasch allgemein einbiirgerte. )yXMAAO-tc>^^^ ■ Den wichtigsten Anteil an dem tierischen Plankton nehmen die Larven einer grossen Zahl von Tieren, welche im ausge- wachsenen Zustande dem Benthos" angehoren. Die Larven der Hydroidpolypen ° und Korallen, der Muscheln, und is Schnecken, VViirmer und Ascidien,° aller Seesterne,° Seeigel" und Seegurken° schwimmen frei im Wasser herum, ehe sie sich an eine festsitzende " oder kriechende Lebensweise gewohnen, und selbst die Larven vieler Parasiten gehoren eine Zeit lang dem Plankton an. 20 Man kann sich kaum eine bessere Vorstellung von der Wichtigkeit der Selektionslehre_ machen^ als wenn man im Auftrieb^ jene ungeheure Menge von Larven beobachtet, welche fern von den spateren Wohnorten der ausgewachsenen Tiere mitten im Meere treiben und von denen der aller- grosste Teil verloren gehen muss, damit einige wenige Auser- wahlte geschlechtsreif werden. Welche Mannigfaltigkeit ma^ ■ der KampD,ums Daseitij^^ieser zarten Larven entfarten, welche Fiille von Anpassurigserscheinuhgen bietet die jugend- liche Organisation derselben ! Bedenken wir so^nn, wie das 30 Her- 25 96 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. Plankton willenlos dem Zuge der Meeresstromungen unter- worfen ist, dann verstehen wir auch erst die Bedeutung der Stromungen fiir die geographische Verbreitung der Tiere. Die meisten festsitzenden oder kriechenden Tiere haben 5 eine Entmckmn^p^iode, wo sie frei beweglich im, Meere. wandern konnen und eine ungeheure Zahl von Relmen*"' werden dadurch immer und immer wieder iiberalle Re- gionen des Weltmeeres verbreiffet und neue Ansieoelungen ermoglicht. 10 Wenn so alle Tiergruppen einen nicht unwichtigen Anteil an der Zusaramensetztmg des Plankton nehmen, so sind docK , gewisse Ordnungen besonders charakteristische 'Gneder" des- selben und besitzen jene aiisgej^Sgten Eigenschaiten des Plankton, welche wir eingangs kurz skimertenf^ 15 Am langsten bekannt und am griindlichsten untersucht ist das Pelagische° Plankton, der Auftrieb der Meeres- oberflache. ^^^^ ^j^^Ui^ Aus der Gnippe der Infusorien ist am verbreitelsteB Noctiluca miliaris, ein kleines, rotliches \Vesen, das in alien 20 Meeren angetroffen wird. An der Sudkiiste von Helgoland ■ sah ich einmal in einem Streifen von 5 m Breite und 1 00 m Lange solche Scn^en von Noctiluca, dass das Wasser wie ein rotlicher lorei ahssah. Ein grosses Glas mit diesem Tierbrei geflillt, leuchtete nach drei Tagen beim Schlitteln 25 des Glases noch so intensiv, dass man beim Scheine dessel- ben Buchstaben erkennen konnte. Die zierlichen F o ram in i f e r e n,° deren Kalkschalchen am Meeresgrunde oft in grosser Menge gefunden werden, enthalten etwa zwanzig verschiedene pelagiscl^ Arten, unter 30 welchen Globigerina und Orbuiina am verbreitetsten sind. DIE TIERE DES PLANKTON. 97 Im Leben sind die hirsekorngrossen ° Schalen mit zierlichen Stticheln ° umgeben, welche nach dem Tode des Tieres ab- fallen. Die mit ungemein formenreichen I^seTschalen ° versehenen Radiolarien° leben fast alle im Plankton, und wenn man bedenkt, dass Hackel 4318 Arten beschrieben 5 und "aDgebuaet" hat, so kann man sich eine Vorstellung von dem unendlichen Wechsel der Skelettgebilde dieser Tiere machen, deren Korper aus einem kleinen Protoplasma- Jclumjjchen besteht. Die Quallen° oder Medusen° sind wohl jedem Be- 10 sucher eines Nordseebades in unangenehmer Erinnerung, denn sie konnen die Haut schon bei leiser I^runung mit ihren Nesselorganen fiir mehrere Tage schmerzhaft roten. Medusen von Erbsen^rosse. bis zu Arten von 50 cm Grosse treten vereinzelt oder in ungeheuren Schwarmen im Plank- 15 ton auf. Trotz ihrer gallertigen KorperbeSclianenfi^i^ sind sie sehr gefahrliche RaubiifiEe und vermogen zieralich grosse Fische zu betaul:^ und zu fangen. Die flachtellerformige Aurelia auriia verschmaht selbst das salzarme Wasser der Ostsee° nicht, und ich sah sie in 20 grossen ^chwarmen sogar im Bosporus bei Konstantinopel^JJ^ Verwandt mit den Medusen sind die Sip honophoren," nur dass die einem zarten Blumenstrauss ahnelnden Tiere eine ganze Tierkolonie darstellen. Am oberen Ende des Stockes° befindet sich eine luftgefiillte Blase, mit deren 25 Hilfe der Stock im Wasser aWTecht getragen wird. Da- runter folgt oft eine Serie von Schwimmglocken," welche durch rhythmisches Zusammenziehen horizontale Schwimm- bewegungen ausfiihren. Dann folgen Fresspersonen," deren einzige Aufgabe ist, den Stock zu ernahren; Nesselfaden,° 30 98 ALLGEMETNE MEERESKUNDE. welche den Stock gegen Feinde schiitzen ; ,mannliche imd weibliche Personen,° welche die Fortpflanzurig vollziehen. AUe diese verschiedenen Tiere sind zu einem einzigen Kor- per vereinigt, und reprasentieren ein einziges Wesen. Bei 5 Physalia ist die schon blau gefarbte, birnenformige Schwimm- blase" bis locm gross; die oft 5111 langen Fangiaden" nesseln so kraftig, dass das Gift durch die dickste Haut dringt und heftige Entzijndungen hervorruft. Eine andere Gattung Velella, ebenfalls schon blau gefarbt, wird oft zu 10 tausenden an der Meeresoberflache getroflfen, Auf einem 4 ncm grossen, horizontalen Flachkorper erhebt sich ein diinnes iCnorpel^tt," mit dessen Hilfe sie unter dem Winde segeln. '^' Nachdem wir das Plankton" der Meeresflache kennen 15 gelernt haben, ist es unsere Aufgabe das zonarische" Plankton der mittleren Wassertiefen zu besprechen. Den meisten R'eisenden'^wird es auf See auffallen, dass die Zahl der nachtlich leuchtenden Tiere unendlich viel grosser ist als die Zahl der Planktontiere, welche am Tage ao die Meeresflache bevolkern. An drei auf einander folgen- den Abenden fand Chierchia das ganze Meer so erfullt mit Pyrosoma, dass jeder Netzzug hunderte heraufbrachte, wah- rend an den dazwischen liegenden Tagen kaum ein Ex- emplar gefangen wurde. Mit Recht schloss Chierchia daraus, 25 dass die Pyrosoma am Tage tiefere Wasserschichten auf- suchen; und da auch andere Planktontiere solche Wande- rungen nach der Tiefe auszufuhren scheinen, da man im Stillen° Ozean bei fast jeder Tiefseelotun^ bemerkte, dass in einer Tiefe von 1000 m die Fdngia^n° unbekannter 30 Siphonophoren ° am Lotdraht hingen, so konstruierte Kapitan DIE TIERE DES PLANKTON. 99 Palumbo ein Netz, welches sich in bestimmter Wassertiefe offnet, und beim Beginn des Wiederheraufholens eine kleine Fliigelschraube '^ in Bewegung setzt, welche das Netz raschy schliesst. Mit diesem Schliessnetz ° wurde in verschiedener Tiefe gefischt, und es ergab sich das wichtige Resultat, dass 5 in den mittleren Wasserschichten ein zonarisches° Plankton lebte. Hackel, Murray u. a. hatten dieses schon fruher^^j^^jijA^r vermutet. Palumbo brachte den ersten, exakten Beweis dafiir, und als Chun spriter das Palumbo-Netz verbesserte und methodische Untersuchungen im Mittelmeer° anstellte, 10 fand er uberall die sicheren Beweise dafiir, dass nicht nur ein zonares ° Plankton vorhanden ist, sondem dass auch das pelagische ° Plankton in einer periodischen Wanderung nach und aus der Tiefe begriflfen isfcTi^ Neuere Untersuchungen von A. Agassiz haben zwischen 15 Kalifornien und den Galapagos" ergeben, dass dort die mittleren VVassertiefen tierleer sind, dass sich das pelagische Oberflachenplankton bis 400 m Tiefe, das Plankton des Meeresgrundes 100 m nach oben verfolgen lasst, dass aber dazwischen keine Tiere erbeutet werden konnten. Daraus 20 geht hervor, wie verschiedenartig sich verschiedene Meeres- tejle yerhalten, und es wird npch langer Untersuchungen bediirfen, bis diese Probleme enogtaltig gelost erscheinen. V. Hensen hat die Frage nach de;- Bedeutung des_Plank- ton im Haushalt der Natur zum Vorwurf ausgedehnter Un- 25 tersuchungen gemacht. Der Fiirst Albert von Monaco ha^ darauf hingewdesen, welche Bedeutung das Plankton msbfem gewinnen kann, als schiffbriiciiige Seeleute mit Hilfe eines Gazenetzes sich leicht so viel Planktontiere sammeln konnen, dass sie die 30 Gefahr des Hungertodes von sich abwenden. lOO ALLGEMEINE MEERESKUNDE. So interessant die Organisation der Planktontiere ist, so fessemoai^ chorologischen ° Probleme der Planktologie er- scheinen, so wird doch stets das nachtliche Leuchten des Plankton araleicntestin die Auimerksamkeit auf sich ziehen, 5 und die meisten Menschen interessieren. Die Scnoiiheit, welche das Meer am Tage entfaltet, wird doch immer ube'r- troffen werden von dem milden Glanze des Meerleuchtens in stiller Nacht, wenn tausende von kleinen Funken das Wasser illuminieren oder wenn der unbeschreibliche Glanz lo des Milchmeeres die ganze Wasseroberflache leuchten lasst. Blickt man vom Bord des Schiffes in den Simi'd^, welchen die Schraube in Wasser erzeugt, so scheint das ganze Wasser von einem diffusen Licht erleuchtet. Daneben erkennt man kleinere und grossere Lichtpiinktchen und endlich 15 grossere, leuchtende Flecke. Wahrend es sehr leicht ist, die Ursache dieser leuchtenden Korper in den verschie- jdenen Tieren des Plankton wieder zu erkennen, ist der Trager des diffusen Meerleuchtens nicht immer nachzuwei- sen. Das Meer kann weithin milchvveiss glanzen, und wenn 20 wir ein feines Netz durchs Wasser ziehen, so finden wir nur wenige Tiere darin. Bekanntlich hat man vor einigen Jahren leuchtende°Bak- terien° im Seewasser entdeckt, und es ist nicht unwahr- scheinlich, dass ein Teil des diffusen Leuchtens von solchen 25 Bakterienrnerriihrt. Dieselben Bakterien rufen jauf verwe- ^eiwenHschen ein sehr helles Leuchten hervor, so dass die Vermutung nahe liegt, dass verwesende Teile, im Seewasser enthalten, Meerleuchten hervorbringen. Endlich hat man beobachtet, dass manche Meerestiere einen leuchtenden 30 Schleim abscheiden. Von den Bohrmuscheln ° ist dieser DIE KORALLENRIFFE. lOI leuchtende" Schleim langst bekannt, Chierchia hat densel- ben bei kleinen Krebschen" im Roten Meere beobachtet, und ich habe im Indischen Ozean, an der Insel Ramesve- rara,' hunderte kleiner Wiirmer beobachtet, welche, indem sie durchs Wasser schwammen, zwei leuchtende Streifen von 5 2 bis 3 m Lange hinter sich her zogen. In ein Glas mit Seewasser gethan, gaben sie so viel Schleim von sich, dass das ganze Glas in dunkler Nacht einige Minuten lang milchweiss schimraerte. Und so scheint es wohl, dass auch leuchtender" Schleim einen Anteil an dem diffusen Licht 10 des Meerleuchtens nimmt, Verschiedene Tiere geben ein sehr verschieden gefarbtes Licht von sich. Bald ist es gelb, bald blaulich, bald sma- "■^agdgrUji, bisweilen wechseln die Farben mit einander ab, und oft ist das Licht nicht tiber den ganzen Korper ver- 15 breitet, sondern an gewissen Leuchtorganen, die wir bei Tiefseefischen noch kennen lernen werden, lokalisiert. 13. Die Korallenriffe. . . Die rote Edelkoralle, welche als ^chrnuckgegenstand viel verarbeitet wird, ist das kalkige Innengerust eines_kolonie- bildenden Tieres (s. Fig. 19, S. 102), welches haamgimM 20 meer,° sowie an den Cap Verden^ und bei Japan in Tiefen von 50 bis 200 m auf felsigem Meeresgrunde gefunden wird. XJber hundert Fischerboote gehen alljahrlich von Torre del Greco s aus, um an den Kiisten von Sardinien,° Sizilien," Tunis und Algier nach den kleinen, karminroten 25 Korallenbaumchen zu fischen. ALLGEMEINE MEERESKUNDE. Auch bei Amalfi, in der Nahe der kleinen Sireneninseln,° kann man im Sommer Capreser° Fischerboote sehen, welche auf den 200 m tief liegenden Klippen nach Korallen fischen. Ein grosses Balkenkreuz^" mit vvergj Segeltuch^ und Ketten 5 behangen, wird in die Tiefe gelassen und bleibt eine Nacht lang am Meere^grunde. Die Bewegung der Wellen schiebt das Kreuz langsam iiber die 10 mit Korallen bewachsenen Felsen. Die Korallenbaum- chen verwickeln sich in den Wergzopfen, werden abge- brochen, und wenn das Kreuz 15 heraufgewunden ist, kann man sie leicht herauslosen. Sehr reich an Edelkorallen ist eine Untietebei Sciacca an der Sudktiste von Sizilien, 20 doch sind alle dort gefundenen Korallen abgestorben, haben daher wenig Glanz und geringen Verkaufswert. Die besten Korallen sind die rosaroten, doch sind auch dunkelrote wert- voll, wenn sie nicht einen gelblichen Schein haben. Die Edelkoralle wird nur an den erwahnten Lokalitaten ge- 25 funden, und fehlt auf den Korallenriffen der tropischen Meere. Statt ihrer findet man hier eine grosse Zahl Korallen- gattungen und hunderte von Arten in emer staunenswerten Individuenmenge, welche zwar mit der Edelkoralle verwandt sind, aber doch eine ganz andere Organisation besitzen. 30 Der Bail der Polypen, die Struktur des Skelettes weicht so Fig. 19. Die Edelkoralle {Coralliutn rubrum). DIE KORALLENRIFFE. IO3 griindlich von derjenigen der Edelkoralle ab, dass beide ganz anderen Typen angehoren. Statt der roten Farbe Plie^sfcTien auiaen Korallenriffen griine und braune Farben vor, das Skelett ist weiss, der Fleischiiberzug sehr dunn. Wahrend die Edelkoralle nur von einer kleinen Zahl von 5 Korallenpolypen besetzt ist, bestehen die St6cke° der Riff- korallen aus tausenden kleiner Polypen und erreichen ganz ansehnliche Dimensionen. /° N. Br. werden von dieser Linie noch umschlossen, weil das warme Wasser des Golf- stromes soweit nach Norden vordringt, wahrend auf der Siidwestkiiste von Afrika der kalte Benguelastrom ° die Ent- wickelung yon Korallenriffen hindert. Ganz das gleiche 25 Bild begegnet uns im Pazifik, wo die Kuro-Schio-Stro- mung^ erne Ausbuchtung" nach Norden, der kalte perua- nische° Strom aber eine Einbuchtung" der Isokryme nach dem Aquator zu veranlasst. 114 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. 14. Die Bewohner der Tiefsee. Die Tiefsee ist lichtlos, kein Sonnenstrahl dringt in ihre geheimnisvollen Abgriinde hinein, denn alles Sonnen- licht wird in den oberen Wasserschichten vollkommen absor- biert. Pflanzenleben aber ist ohne Licht undenkbar, deshalb 5 hat noch kein Dredgezug auch nur eine einzige choro- . phyllhaltige Pflanze heraufgebracht. Weder Algen noch Tange, noch Seegraser bedecken den Boden, keine Plank- tonalgen schwimmen in dem Wasser, kein Pflanzenfresser findet sich unter den Bewohnern der abysjalen ° Griinde. 10 Damit fallen auch alle diejenigen Anpassungserscheinungen an die Pflanzenwelt weg, die wir in friiheren Abschnitten bei der Flachsee schildern konnten. Eine reiche Fauna, reich an Individuen und an Formen, lebt in der Tiefsee — aber wovon lebt sie, wenn keine Pflan- 15 zen dort gedeihen? woher kommt die- Nahrung der Tief- seetiere? ^ n (~' Wir konnen in unseren Betrachtungen . nicht weiter gehen, ehe wir nicht diese prinzipielle Frage erfedigt haben. Schon mehrfach haben wir darauf hingewiesen, dass alles Leben auf 20 der Erde an die Existenz der Pflanzenwelt und des Sonnen- lichtes gekniipft ist. Beides fehlt der Tiefsee, und dennoch wimmelt sie von Tieren. Da die Tiefsee keine Pflanzen I -^, .■■.•./.t-c- ernahren kann, so gleicht sie einem Industridand, das seine Nahrungsmittel nicht selbst dem Boden abge\vmnt, sondern 25 auf den Import von auswarts angewiesen ' 1st, das m okono- mischer Abhangiigkeit von eii^em ackerbautreibenden Lande steht. Schon von diesem Uesichtspuhkte aus ist es ganz undenkbar, dass die Tiefseefauna eine ursprtingliche Lebens- DIE BEWOHNER DER TIEFSEE. II5 einheit ' darstellt, denn nur von pflanzenerzeugenden Re- gionen aus* konnte sie besiedelt" werden, nur von diesen aus erhiilt sie ihre Existenzmittcl. ^i^^^ajtu, *'**-^"'**^ ^ Es werden also, im (Jrunde genommen,^ alle Nahrungs- beaurfnfsse der Tiefsee : der fiir die Atmung unerlassliche 5 Sauerstoff,° und ebenso die mannigfachen Produkte des pflanzlichen Stonwechsels,° in der Flachsee gebildet und von hier nach den Regionen der Tiefe transportiert. ■ Die Tiefseetiere sind entweder bescnaiilK:ne Schlammbe- 1 wohner, welche den Schlick des Meeresgrundes fressen, um 10 ihm alle nahrenden Bestandteile zu entnehmen, oder aber es sind rauberische Fleischfresser, welche von den Schlammfres- sem sich nahren. Vielen Fischen der Tiefsee sieht man schon auf den ersten Blick (s. Fig. 22, S. 116) ihre rauberische Lebens- 15 weise an. Ein grosser, mit langen, krunimeij Zahncn bg- i setzter Racnen, ein weiter S^mnd, ein dehnterer Magen kennzelchnet die getahrlJchen Gesellen. Dagegen scheinen andere Tiefseefische mit fast zahnlosem Kieifer oder mit weisslich-gelblicher Hautfarbfi mehr ihr Leben im Schlamme 20 zu verbnngen. . . .! - -n Wahrend die Seerosen° der Flachsee um ihren Schlund einen Kranz von vielen Fangarnien besitzen, welche die vor- beischwimmende Beute erfassen und dem Munde zufiihren, sind die TentaJcel mancher Tiefseeanemonen zu kurzen War-as* zenansatzen eing^cnrum^t,° welche durchbohrt sind, so dass durch diese Kanale das schlammhaltige Wasser in den M'a^ennomraum hineinfliessen kann. Der Mangel des Lichtes in der Tiefsee hat aber auch andere, direkte Veriinderungen der Tiefseetiere zur Folge. 30 Il6 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. Bekannt ist es, dass Spinnen una Asseln, welche m Hohlen leben, ihre Augen verlieren. Bald schrampfen die Augen zu kleinen, unbraucfibaren Organen zusammen, bald vermisst man jedes aussere Sehorgan. Auch die Tiefseetiere zeigen 5 in vielen Fallen eine solche Verktimmerung ihrer Augen. So ist der 1 2 cm lange Krebs Wilkmoesia, ebenso wie der DIE DEWOHNER DER TIEFSEE. I 1 7 Thatwiastocheles augenlos ; auch mehrere Tiefseefische zeigen die allmahliche Reduktion des Sehorganes, indem die einen klcine Augen haben, andere voUkommen blind sind. Urn so aunallemKr ist es, dass andere Tiefseefische unge- hcuer grosse Augen haben. Man hat die Vermutung aus- 5 gesprochen, dass bei der Einwandening in die Tiefsee die mit schwacnen Augen versehenen Gattungen allmahhch ihr Sehvermogen einbiissten, wahrend die mit scharfen Augen begabten Formen ihr Auge vergrosserten, um die geringen Lichtmengen der Tiefsee noch wahmemiien zu konnen. 10 Mag dem sein, wie cs will, jedenfalls widerspricht die Hyper- trophic" solcher Fischaugen keineswegs der Thatsache, dass kein TagesHcht in jene Tiefen dringt, denn viele, vielleicht ("Ta^ alle freibeweglichen Tiere der Tiefsee sind mit lebhaft'^ glanzenden Leiichtorganen versehen. 15 Schon die Beobachtung des Verlaufes des Meeresleuchtens imd des Auftretens der dasselbe hervorrufenden Plankton- tiere zeigt mit aller Deuthchkeit, dass die leuchtenden° Tiere am Tage in den tieferen Wasserschichten leben, wo sie jene geringe Erleuchtung ihrer Umgebung finden, welche 20 nachts auch an der Meeresoberflache herrscht. Ob das Leuchtvermogen des Planktons" eine Anpassungserscheinung an das niichtliche Dunkel der Meeresoberflache oder an die daiiernde Dunkelheit der Tiefsee ist, dieses Problem diirfte kaum . zu ehtscTieiden sein ; jedenfalls aber steht ij diese Ei^^nscfiaft in engstem, ursachlichem Zusamnjenhang mit dem Mangel des Lichtes, und es nimmt uns nicht Wunder, wenn man bei vielen Tieren der abyssalen° Griinde ein hochentwickeltes LeuchtveVmogen beobachtet. Die Farbe der meisten Tiefseefische ist einformig schwarz. 30 V Il8 ALIXJEMEINE MEERESKUNDE. Am Korper verteilt findet man eigentiimliche, ariisige Or- gane, welche bald Flecken, bald Linien, bald einzelne Punkte bilden. Bei Argyropelicus sind sie am UnterkJS^ bei Opostomias an BSrteliV' bei Halosaurus am Kiemen- 5 deckel," bei Malacosteus unter deni Auge angebracht. Mehrere Male hat man beim Fang dieser Tiefseefische das Ceuchten der Organe (s. Fig. 22) bemerkt und einen gelben, von einem griinlichen Schimmer deutlich unterscheiden konnen. 10 So gleichen die Raubfische der Tiefsee einem Kriegs- schiff, das neben semen Angnffswaffen mit einem weithin stralilen^en Scnemwerler ° versehen ist, welcher alles Wasser in der Umgebung gut erleuchtet und den Angriff erleichtert. 15 Neben dem Lichtmangel besitzt die Tiefsee eine gleichmassige, niedrige Temperatur, Alle Nach-" telle des Lichtmangels, des mangelnden Pflanzenlebens, des grossen Druckes u. s. w., welche in der Tiefsee herrschen, werden 'amgewogen durch diese sich immer gleichbleibende 20 Warme. Die absolute Hohe der Warme ist ja gleichgultig fiir die Tiere der Tiefsee, denn alle besitzen keine Eigen- temperatur, wie die Landtiere, sondern sie sind wechsel- warm° und ihre Korpertemperatur reguliert sich nach der Temperatur ihrer Un^gebung. Alle die lebendige Kraft, 25 welche Landtiere aufwdnden mlissen, um ihre Korperwarme 20 oder gar 50° liber der Luftwarme zu erhalten, bleibt dem marinen Organismus erspart, und um so empfinfllicher sind sie fiir Warmes^hwankungen. Aber die nur wenig um Null schwankende Temperatur der 30 Tiefsee ist in alien Ozeanbecken liber unendliche Riiume (^ DIE BEWOHNER DER TIEFSEE. II9 SO gleichmassig und unveranderlich verbreitet, dass man hieraus schon die bemerkenswerte Thatsache der k o s m o- politischen Verbreitung der Tiefseefauna leicht verstent. "Wenn die Zoologen der Challengerexpedi- tion ' sich nach einjahriger Reise dariiber beklagefi, dass sie so wenig neue Typen im Verlaufe weiterer Dredgungen finden, dass die Tiefseefauna des Pazifik keine wesentlichen, grundsatzlichen Verschiedenheiten von der des Atlantik er- kennen lasst, so ist das eine Folge der unveranderlichen Temperatur, welche hier wie dort uberall herrscht. Alle die Scoadlicnkeiten, welche bei raschem Temperatur- wechsel in seichtem Wasser der Fauna v^nierblic}i Verden, fallen fiir die Tiefseefauna fort, und wahrend der ganzen Entwickelung vom Ei' bis zum ausgewachsenen Tier kann das Individuum in derselben unveranderten Temperatur 15 leben ; die grossten Wanderungen kann es unternehraen, ohne durch eine veranderte Temperatur an weiterem ygfr*'^''**'^-^ dringen gehindert zu werden, Beireraden muss es auch, dass das Schleppnetz" aus der Tiefsee haiifig voh Tieren so erfiillt heraufgezogen wird, 20 dass man auf einen ungeheuren Individuenreichtum der Tiefseefauna schliessen kann. Aber diese grosse Zahl der Lebewesen findet ihr Gegenbild in derq Individuenreichtum der Polarmeere. Hier wie dprt eriefcntert' eine gleichblei- bende Temperatur die Reife z&hlreicher Nacnkommen von 25 gieichstrtiger Form auf Kosten der Varietaten- und Formen- verschiedenheit. X'-/4^-cc*i decker „Corrao-Insel" genannt wurde. ^^^y>a.^jLtI«v- •^ Auf Grund der vernommenen Kunde sandte der eng- 15 lische Viceadmiral Hotham ein Kriegsschiff nach der neuen Insel. Dieselbe hatte am 3. August 100 m Hohe und 6 km Urnfang. Kapitan Smith nannte sie „Hotham- Island." .^^^jiu-'^^ Im September besuchte C. Provost im Auftrage der 20 franzosischen Regierung die Insel, welche jetzt von kegel- formiger Gestalt war und in der Mitte einen 60 m tiefen Krater besass, der durch einen orangefarbenen See von 60 m Durchmesser und 98° R. Temperatur erfiillt war. Die Insel bestand aus l^ckeren Aschen und Schlacken und wurde 25 von Provost, weil sie im Juli entstanden war, „ Julia" getauft. Endlich besuchte ein italienisches Kriegsschiff die neu- entstandene Insel, und der Kapitan desselben nannte sie nach seinem Konig „Isola di Fernando." 3 VULKANISCHE INSELN. 131 Wahrend sich die Regierungen stritten, wern die viel- namige Insel gehoren solle, arbeiteten schon die Wellen an ihrer Zerstorung und im Jahre 1832 bezeichnete nur noch eine Untiefe die Stelle, wo sie entstanden war. Zu jener Zeit war unter den Geologen ein heftiger Streit Uber die Entstehung der Vulkane entbrannt. Die Fig. 23. Ausbruch des submarinen Vulkans „l5ola di Carrao." einen behaupteten, dass Vidkane durch Auftreibung des Bodens, durch eine zentrifugal wirkende, hebende Kraft entstundert, die anderen nahmen an, dass alle Vulkane durch allmahliche AuWcntUturtg ° gebildet wtirden. Eine w Aufschiittung von lockerem Material, das um (ien Eruptions- schlund ° herum niederfallt, erhoht zwar den betreflenden 1 132 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. Boden, allein eine „Hebung des Erdbodens" erfolgt dabei nicht. Heute ist der Streit dahin ^nlscmeden, dass man alle Vulkane als Aufschiittungen betrachtet. Wir haben in einem fruhern Abschnitt gesehen, dass das 5 Wesen der Gebirgsbildung nicht in einer von unten nach oben wirkenden Hebungskraft zu suchen ist, sondern dass durch Kontraktion des Erdinnern eine Runzelung der Erdrinde erfolgt, dass diese durch Seitenschub veranlasste Faltung zwar hohe Gebirge auftiirmt, aber nicht durch 10 hebende, sogenannte vulkanische Krafte veranlasst wird. Die Entstehung der Vulkane ist nicht die Ursache, sondern die Folge des Gebirgsbildungsvorganges. Wenn durch Ein- sinken von Erdschollen° oder durch Faltung der Erdrinde, Spalten° in der letzteren entstehen, dann wird momentan 15 der Druck der Erdrinde auf das Erdinnere erleichtert, die fliissige Gesteinsmasse findet einen offenen Kanal und dringt mit Vehemenz durch denselben an die Erdoberfliiche heraus. Das nennt man Vulkanbildung. Nicht 'jedesmal gelangt die feurige Masse bis zur Erd- 20 oberflache, und wenn die Spalten nicht bis oben offen sind, so bleibt die vulkanische Masse unterwegs im Gestein stecken, erkaltet dort und wird erst sichtbar, wenn durch Denudation die dartiber liegenden Gesteinsschichten abge- tragen worden sind. Solche Gebirgsbewegungeh sind von 25 Erschlitterungen begleitei, welche als Erdbeben wohlbe- kannt sind. Wenn man auf unserer Karte die Verteilung der Vulkane auf der Erdoberflache verfolgt, so bemerkt man, dass die- selben in langen Reihen angeordnet sind. Viele Inselketten 30 sind vulkanischen Ursprungs, die Kordilleren" werden von VULKANISCHE INSELN. 1 33 Vulkanreihen begleitet. Diesen Reihenvulkanen ° stehen die Gruppenvulkane gegeniiber. Jene treten an den Randern der Gebirge und der Kontinente, diese inmitten der Ozeanbecken Oder der Festlander auf. uoergange sind zahlrei'ch. Nun haben wir friiher gesehen, dass die Ozeanbecken 5 durch kesselartiges Einsinken machtiger Erdschollen° ent- stehen. Es ist leicht begreiflich, dass lange, lineare Spalten die Senlcungsfisider ° von den stehenbleibenden Horsten° abgrenzen, und es darf uns nicht Wunder nehmen, wenn wir langs dieser Spalten Reihenvulkane auftreten sehen. 10 Gruppenvulkane dagegen treten in der Mitte der einsinken- den Schollen am leichtesten auf. Wir konnen die ursachlichen Beziehungen zwischen Ge- birgsspalten," Erdbeben und Vulkanen hier nicht weiter aus- fiihren und miissen uns jetzt den Vorgangen bei der Eruption 15 zuwenden. Zwei Elemente sind es, welche den Vulkankegel aufbauen, beide ausserlich von sehr verschiedenem Charakter und doch in ihrem Wesen eng verbunden und mit einander verA\'andt. Die Lava ist geschmolzenes Gesteinsmaterial, ein Teil ao des Uberhitzten Erdinnern. Urspriinglich ist die Lava ein homogenes Glas. Solche glasige Lava wird Pech'stein° ge- nannt, und findet sich an vielen Vulkanen. Durch lang- , same Abkiihlung gruppieren sich die einzelnen Gemeng- teile des GlasnUsses" zu Mineralaggregateif ° oder Krystallen. 25 Wenn vereinzelte Krystalle in einer gleichartigen Grund- masse° eingebettet sind, entsteht BPrphyrische" Struktur, wenn alle Grundmasse zu Krystallen ausgeschieden wird, entstehen vonkrystallimsche ° Laven. So kennt man alle Ubergange vom Pechstein zum Basalt, vom Porphyr° zum 30 134 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. Granit, und gross ist die Zahl der verschiedenen vul- kanischen Gesteine, welche als Lava bezeichnet werden Wenn wahrend der Eruption nur Lava ergossen wird, 5 dann breitet sich dieselbe als ausgedehnte Decke tiber weite Flachen aus. Zentralindien ist aus solchen Basalt- decken aufgebaut, und in Nordamerika erreichen sie nicht mirider erh&Bliche Wichtigkeit. Wenn die aus einer Spalte hervordringende Lava Gase 10 entnalt, welche beim Austritt infolge der Druckverminderung sich ausdehnen, so wird die Lava schaumig. Sind nur wenig Gase in der Lava, dann entsteht ein blasenerfulltes Gestein, wenn aber die ganze Masse schaumig au^getrieben wird, so entsteht B iin^^t e i n,° und wenn durch die Expansionskraft 15 der eingeschlossenen Gase alles in kleine Flocken zerrissen wird, entsteht vulkanische Asche. Untersucht man Bimsstein oder vulkanische Asche unter dem Mikroskop oder im chemischen Laboratorium, so erkennt man, dass sie nur in der Struktur von Lava verschieden, aber aus denselben 20 Bestandteilen zusammengesetzt sind. Dringt nur Lava aus der Eruptionsspalte ° zu einem Deckenerguss ° aus, dann ist es sehr schwer, unter der er- kalteten Decke die Eruptionsstelle° aufzufinden. Wenn aber neben der Lava auch vulkanische Asche ausgestossen wird, 25 dann hauft sich diese um den Schlot herum zu einem ring- formigen Wall auf, bildet einen ^Vulkankegel, und einen Krater. Aus abwechselnden Schichten von Asche und von Lava baut sich somit der Vulkan auf. Dass ein so lockeres 30 Bauwerk nicht lange im Meere unveriindert bleiben kann, VULKANISCHE INSELN. 1 35 ist leicht verstiindlich. Kaum ein zweites Gestein ist so zerstorbar als vulkanische Asche, oder v,ie man sie im ver- £estigten Zustande nennt : vulkanischer Tuff." Die Abrasion nagt an den Wanden der vulkanischen Insel, und die Geschichte der Insel „Corrao " lehrt uns die Vergang- 5 lichkeit vulkanischer Gesteine. f^'^-^^^^^l^^^^^jL^o Man pflegt wohl einen Unterschied zu niachen zwischen thatigen und erloschenen Vulkanen, aber dieser Unterschied hat keine tiefere Bedeutung; nach langer Pause beginnt die vulkanische Thatigkeit sich wieder zu regen, und emeute 10 Eruptionen iiberschtttfen weithin das Meer mit Bimsstein** und Asche. So kampft auch hier eine Kraft des Erdinnern mit der Abrasion an der Meeresoberflache. Mechanisch und chemisch frisst sich das Meer in die Flanke der vulkanischen 15 Insel hinein und bald hat es sich einen Weg gebahnt bis zu der Hohlung des Kraters. Die Insel Nisida ' und andere vulkanische Inseln zeigen dieses Stadium, und der Kratersee w bildet einen geschiitzten Hafen. *^ Unermu3ef ^ schreitet die Abrasion weiter, immer mehr 20 werden Lavadecken uuterspult, Aschenwande abgetragen, das Meer sagt die vulkanische Insel im Brandungsniveau volkom- men durch, und nach einiger Zeit bezeichnet nur noch eine Untiefe die Stelle, an welcher sich vorher eine dampfende Vulkaninsel befand. Korallenriffe siedem sich auf der fel- 25 sigen Untiefe an, und schlitzen die Klippe vor weiterer Zer- storung. In kiilteren Zonen aber geht der Abrasionsprozess immer weiter, tragt die Basis des Vulkanes immer tiefer ab, und erniedrigt das Niveau" der Untiefe. Da solche Vulkanreste gewohnlich als hartere Klippen aus 30 136 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. demweichen Meeresschlamm der Umgebung hervorragen, sieoein sich hier gem alle diejenigen Tiere an, welche tiefes Wasser und fasten Untergrund lieben. Muscheln, Schnecken, Krebse,° Seeigel,° Seesterne ° und Schwamme wachsen darauf 5 und gedeihen so gut, dass bald die submarine Klippe von den Resten dieser Tiere bedeckt ist. Es bildet sich ein Lager von Muschelsand" und die Felsengriinde im Golfe von Neapel, deren Tierreichtum wir friiher geschildert haben, sind solche Denudationsreste ehemaliger, vulkanischer 10 Inseln. 17. Inselleben. Die Weltab^scmedenlieit einer einsamen Insel ist von jeher ein willkommener "Vorwtin gewesen, um gliickliche Zuslande zu schildem. Das Land der Phaaken,' der Schau- platz von Paul und Virginie,^ die Erlebiniisse Robinsons ^ 15 sind bfkannte Beispiele hierfiir. Und was kann es Scho- neres geben, als auf einer Insel mitten im weiten Meer zu traumen, losgelost von dem unruhigen, Trei|pen festlandischen VerKe'hrs, unbekummert um die s Die grossere Zahl von Pflanzenarten auf den Galapagos findet ihre Erklarung darin, dass diese Inseln in einem sehr stiirmischen Gebiet liegen, so dass Samen und Sporen leicht 15 von den benachbarten Kiisten dorthin getrieben werden konnten. Die grosse Zahl von spezifischen Pflanzen aber deutet darauf hin, dass die Besiedeiungll dieses Archipels ia viel friiherer Zeit erfolgte als die der Azoren, so dass die Organismen Gelegenheit hatten, dort neue Arten zu bilden. 20 Es kommt hinzu, dass,' wie wir im folgenden Abschnitt noch zu zeigen haben, Mittelamerika in friiheren Zeiten nicht existierte, oder wenigstens von mehreren Meerftigeh durchschnitten wurde, so dass bei veranderten Stromungen wesentlich giinstigere Bedingungen fiir die Besiedelung der 25 Galapagos existierten. Wenn wir efwagen, dass die neuesten Tiefseedredgungen zwischen Amerika und den Galapagos eine ungeheure Verareitung von Ijhalbverwesten- Landpflan- zenresten in alien Tiefseesedimenten ergeben haben, so er- blicken wir in diesen sogar dem Globigerinenschlick ° bei- 30 h^y^^ 144 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. geihischten Blattern, Zweigen und Samen die Reste der amerikanischen Pflanzen, welche auf dem VVege nach den ozeanischen Inseln des Pazifik zu Grunde gingen. Es sind Auswanderer, welche verungmckten, ehe sie das Land der 5 Zutoimt erreichten. , . ,. , 'k" Die GalapajgQs sind ausserdera bemerkenswert wegen ihrer seltsamen Schilalcrotenfejina,- Weoer Saugetiere noch Am- phibien werden dort gefunden, dagegen werden auf den ver- schiedenen Vulkaninseln ifiesige I^andschildkroten gefunden^ 10 welche so von einander verschieden sind, dass die dortigeii^ Kolonisten im stande sind, beim Anblick einer solchen Schild- krote zu sagen, auf welcher Insel sie gefangen wurde. Ebenso findet man fast auf jeder Insel eine besondere Rasse der Eidechse Tropidurus, und eine besondere Spielart der Spott- 15 drossel Nesomimus. > •■-"C-k^^-oiy l>-{/iA Alle diese Thatsachen drangen zu dem Schlusse, dass die Inseln schon lange von einander getr'ennt waren, so dass auf jeder einzelnen isolierte, neue Rassen sich ausbilden konnten. 20 Nicht nur auf den Galapagos, sondem ebenso auf den Mascarenen ' werden Landschildkroten gefunden von so grossen Dimensionen, dass sie gar nicht der gegenwartigen Fauna anzugehoren scheinen, sondern wie die Uberbleibsel ausgestorbener Fabelweseii/' aussehen. In einem Palmen- 25 garten bei Colombo lebt eine Riesenschildkrote, welche um das Jahr 1790 von einem hollandischen Gouverneur von Mauritius nach Ceylon gebracht worden ist und seit iiber 100 Jahren dort lebt und gedeiht. Wenn man sich auf das I m grosse Riickenschild setzt, so erhebt sich das unformige 30 Tier und wandert muhelos mit der Last weiter. INSELLEBEN. I45 Australien, bekanntlich der inselartigste Kontinent, enthalt eine Tienvelt von BeuteTtieren,° welche zwar friiher auch in anderen Kontinenten lebte, jetzt aber fast iiberall radikal ausgestorben ist. Der flugellose Vogel Dodo, dessen Aus- sterben um 1630 gescHicntlicK nachgewiesen werden kann, 5 lebte auf der Insel Mauritius. Eine vemandte, ebenfalls in historischer Zeit ausgestorbene Art lebte auf der Insel Bourbon. Auf Neu-Seeland findet man eine Eidechse, Haiieria, welche einem sonst langst ausgestorbenen Geschlecht ange- 10 hort, als letzten Uberrest vergangener Zeiten; und das Borkentier° {Rhytina Stelleri), ein gigantisches, walrossartiges Geschopf, welches Ende vorigen Jahrhunderts ausstarb, lebte auf den Inseln des Behringsmeeres. Und so lemen wir die Inseln, jetzt von dnem neuen 15 Gesichtspunkte aus betrachten. Wir sehen in der Tier- und Pflanzenwelt derselben nicht nur ratselnaft isolierte Kolonien, deren Einwanderung und Herkiinft wir zu enthullen suchen — nein, sie sind uns auch ein natiirliches Museum wunder- barer Art. Manche Tiere, deren Wohnsitz einst weite Strecken 20 der Erdoberflache umfasste, haben sich auf Inseln noch er- halten und hier ein schiitzendes Asyl gefunden, und neben den Vorposten einer neuen Besiedelung sehen wir die alt- ehrwiirdigen Reste einer aussterbenden Organismenwelt. Zu- sammenhange von Landermassen, welche jetzt weit von 25 einander gelrennt sind, werden durch vereinzelte Inseln wiederhergestellt, und das Leben auf der einsamen Insel kniipft sich mit hundert Faden uber den weiten Ozean an feme Landergebiete. 14^ ALLGEMEINE MEERESKUNDE. i8. Landengen und Meerengen. In d'Cr Verteilung von Wasser und Land auf der Erd- oberflache ist keine Erscheinung fiir das Leben der Tiere und Pflanzen und fiir die Kulturarbeit der Menschen so bedeutungsvoU wie jene Stellen, an denen grosse Lander- 5 massen durch schmale Brilck^n verbunden erscheinen, oder wo weite Meeresbecken von schmalen Wasserstrassen geeint werden. Wenn das Mittelmeer,° statt durch die Strasse von Gibraltar mit dem Atlantik vereint zu sein, durch eine Strasse von Sues in den Indischen Ozean gemiindet hatte, lo so wiirden wohl die Geschicke der Mittelmeerlander eine andere Richtung genommen haben, und wenn die flache, mittelamerikanische Landbriicke nicht existierte, so warei dem Welthandel ein recht verschiedenes Geprage aufge- druckt worden. Aber unsere Aufgabe ist es nicht, Ver- , 15 mutungen dariiber anzustellen, wie es anders hatte sein konnen, sondem an der Hand der Thatsachen ' woUen wir die Geschichte und biologische Bedeutung einzelner Land- engen besprechen. Durch die bekannten, technischen Untemehmungen sind 20 besonders zwei Landengen in aller Mund gekommen, die von Sues und von Panama. Beide verbinden ungeheure Landkomplexe ° und trennen grosse Ozeane von einander, beide sind von geringer, topographischer Hohe. Die grosste Erhebung des Isthmus von Sues bei el Gisr betragt 1 6 m, 25 die Bahn von Colon* nach Panama 3 iibersteigt einen Berg- riicken von 102 m Hohe. Da ausserdem beide Landengen aus jungen, marinen oder vulkanischen Gesteinen bestehen, * so liegt die Vermutung nahe, dass beide eine ahnliche Entstehung und verwandte Geschichte haben. LANDENGEN UND MEERENGEN. 147 Untersuchen wir die Geschichte des Roten Meeres, so erkennen wir leicht, dass jener lange, schmale Graben von Babel-mandeb ' bis nach Sues eine sehr junge Bildung ist. , Erst in der spateren Tertiarzeit° bildeten sich jene Spriinge," "'^'^^^^ sank ein schmales StUck der Erdrinde in die Tiefe und er- 5 laubte den Wogen des Indischen Ozeans hineinzudringen in den w"Usten Kontinent, den damals Afrika und Arabien un- unterbrochen bildeten. Langsam sank die SchoUe, welche jetzt den Boden des Roten Meeres bildet, in die Tiefe, heftige Vulkanergiisse erfolgten langs der hierbei entstehen- 10 den Spalten,° dann drang das Meer herein und eroberte mit seiner Tierwelt ein Gebiet, das vorher dem Festland angehorte. Aber eine ganz ahnliche Geschichte besitzt der osthche Teil des Mittelmeeres zwischen Kleinasien° und Agypten. 15 Auch dieses Meeresbecken ist sehr jung, auch hier sind in den letzten Perioden der Erdgeschichte Rindenschollen in die Tiefe gesunken und haben die Ostkiiste des Mittel- meeres von den Ionischen° Inseln nach Syrien verlegt. In Verbindung mit dieser ostlichen Verlegung des Strandes 20 riickte auch die ganze Fauna des Mittelmeeres nach Osten vorwarts und kam auf diese Weise, wenn nicht zur Ver- mischung, so doch zu einer grossen Annaherung mit der ^ Fauna des Indischen Ozeans. ^ So erblicken wir in der flachen Landenge von Sues nicht 25 den Beginn einer Verlandung, sondem die letzte, trennende Wand zwischen zwei sich verbreiternden Meeren. Das Mittelmeer drang nach Osten und Stiden, das Rote Meer nach Norden vorwarts, beide brachten ihre Tierwelt mit sich und durch Menschenhand ist jetzt auch die letzte 30 148 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. Schranke gefallen, welche eine Vermischung der beiden so verschiedenen Faunen frtiher verhinderte. Keller hat die Wanderung der erythraischen ° und der mediterranen Tierwelt durch den Sueskanal zum GegensfaSa 5 sorgfaltiger Untersuchungen gemacht. Da in der Mitte des Kanals die Verdunsturig sehr gross ist, so stromen von Norden und von Suden stets neue Wasser in den Kanal hinein und begUnstigen das Wandem der Tierwelt. Vier Mollusken des Mittelmeeres sind bis Sues vorgedrungen, 10 dagegen sind fiinfzehn Molluskenarten des Roten Meeres nach dem Mittelmeer gelangt, und wahrscheinlich wird die Vermischung der beiderseitigen Faunen im Laufe der Jahre immer weiter gehen. Ein wesentlich verschiedenes Bild bietet die Verbreitung 15 der Tiere an den beiden Ufem von Mittelamerika. Wahrend zwischen der mediterranen Fauna von Port Said und der in- dischen Fauna von Sues ein scnroff^r, urivermittelterGegen- satz besteht, so finden wir im Caraibischen Meere und im Golf von Panama bei vielen Verschiedenheiten in der Zu- 20 sammensetzung der Fauna doch merkwurdige Ubereinstim- ^■^^^^'^TO^gT^ Die Korallen des Caraibischen Meeres sind nahe verwandt mit denen der Pazifischen Kiiste, indentische Fisch- arten leben in den beiden Meeren, welche die Kiisten des Isthmus von Panama bespiilen, und sind ein Beweis 25 dafUr, dass beide Meere in jiingster, geologischer Zeit noch zusammengehangen haben. Vergleichen wir damit die Verschiedenartigkeit in der Landfauna von Nord- und Siidamerika, so ergiebt sich mit grosser Wahrscheinlichkeit die Annahme, dass die beiden 30 amerikanischen Kontinente noch in der Tertiarzeit" von LANDENGEN UND MEERENGEN. 1 49 einander getrennt waren, dass erst in der jiingsten Periode die Landenge von Mittelamerika aus den Fluten emporstieg und die Meere trennte, indem sie die Lander vereinigte. Der Isthmus von Sues ist die letzte, trennende Schranke zwischen zwei sich vergrossemden Ozeanen, die Landenge 5 uijfA von Panama dagegen ist eine kiirzlich entstandene Scneide- ' wand, welche ein einheitliches Meer zerlegte und eine ge- meinsame Fauna in zwei Teile trennte. Meerengen und Landengen sind Gegensatze, und alles, was bei einer Meerenge fiir die Tierwelt des Meeres vorteilhaft 10 ist, das scnaaet den Bewohnem des Landes, und umgetceRrt. So lange in Mittelamerika eine Meerenge vorhanden war, konnte die atlantische Fauna sich mit der pazifischen Tier- welt mischen, dagegen war es den Tieren Nordamerikas un- moglich, nach dem siidamerikanischen Kontinent zu wandem 15 und sich dort auszubreiten. Sobald aber die Landenge von Panama aus den Fluten des Meeres herausstieg, wurden die Meeresfaunen scharf getrennt und von einander geschieden, wahrend die Tiere des Landes auf der neu erstandenen Briicke nach Norden und Siiden wandem konnten. 20 Eine der merkwlirdigsten und fiir die Verbreitung der Landtiere in der Alten und Neuen Welt wichtigsten Stellen der Erdoberflache liegt im Gebiet der Behrings- strasse. Der grosste Teil des Behringsmeeres ist 50-100 m tief. Jede 25 geringf iigige Strandverschiebung ° in der Umranaung des Pazi- fischen Beckens muss die Kiiste des Behringsmeeres we- sentlich beeinflussen; und eine negative Strandverschiebung von nur — 50 m trennt sofort das Polarmeer von dem Pazifik und vereinigt zugleich die Lander der Alten und der Neuen 30 3'50 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. Welt. Aber noch eine andere, wichtige Folge muss eine solche Strandverschiebung haben : Bekanntlich findet der Golfstrora sein Gegenbild in der warmen, schnellen Meeres- stromung, welche an den Kiisten von Japan und Kamtschatka 5 entlang nach Nordosten fliesst und durch die Behringsstrasse in das Polarmeer hineindringt. Zu gleicher Zeit fliesst eine kalte Unterstromung aus dem Polarmeer nach Siiden und bespiilt mit ihrem kalten Wasser und ihren Eisbergen die Kiisten von Aljaska. Sobald durch eine Strandverschiebung lo von — 50 m das Behringsmeer landfest geworden ist, kann das kalte Polarwasser nicht mehr nach SUden dringen und der Kuroschiostrom ' erwarmt die neuentstandene Landver- bindung in bedeutsamer VVeise. Sobald aber eine positive Strandverschiebung von +5om wieder eintritt, wird alles so, 15 wie es heute ist. Es ist nun eine auffallende Thatsache, dass man bei der Entdeckung von Nordamerika keine Pferde dort fand, und dass alle amerikanischen • Pferde importiert sind, obwohl nirgends auf der Welt die versteinerten Urahnen des Pferde- ao geschlechts so wohl erhalten sind, wie gerade in den ter- tiaren° Schichten" von Nordamerika. Wir konnen daraus mit Sicherheit schliessen, dass die Pferde ^ sich in Amerika friiher sehr wohl befunden und ausgebildet haben, dann aber nach der Alten Welt eingewandert sind, wahrend sie in 25 Amerika ausstarben. Sehen wir uns um nach fruheren Landverbindungen zwischen Amerika und Europa, so sind dieselben liber den Atlantik hochst problematischer Natur; um so interessanter aber ist es, dass liber den Nordrand des Pazilik hinweg eine 30 LandbrUcke leicht und oft sich bilden konnte, und dass wir GESCHICHTE DES MEERES. 151 daher vermuten konnen, dass viele wichtige, tiergeographische VVandeningen liber die „Behringsbrucke" erfolgt sind. An solchen Beispielen lemen wir den hohen Wert ozeano- graphischer Studien fur scheinjaar\eitabliegende Probleme erkennen und werden immer mehr in der Anschauung be- 5 festigt, dass nichts auf der Erde geschehen kann ohne un- mittelbare und mittelbare, wichtige Folgen f iir die Organismen- welt, die sie bewohnt. Und wenn wir waiter bedenken, dass die Ursachen einer Strandverschiebung in der Behringsstrasse vielleicht im Siiden des Pazifik liegen konnen, so enthiillt sich 10 unserm Blick ein wunderbarer Zusammenhang isolierter, irdi- scher Erscheinungen mit grossen, kosmischen Vorgangen. 19. Geschichte des Meeres. Nachdem wir in den vorhergehenden Abschnitten die verschiedenen Eigenschaften und Erscheinungen des Meeres besprochen haben, ist es jetzt, zwva. Schluss, unsere Aufgabe, 15 einen Riickblick zu werfen und der Vorgange zu gedenken, welche das Meer zu dem gemacht haben, was es heute ist. Wie jede andere Naturerscheinung konnen wir auch den Ozean nur dann wahrhaft erkennen, wenn wir seine Eigen- scnaften als das Endprodukt geschichtlicher Vorgange auf- 20 fassen. Es giebt cine Wissenschaft, dercn eigentliches Endziel es ist, die Geschichte des Meeres zu ergrunden, das ist die Geologic. Die Mehrzahl der Gesteine und der Versteine- rungen sind Reste versteinerter ' Meere. Wenn man die 25 152 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. gro^e Fiijle geologischer Lehrbiicher, Abhandlungen und Zeuscnmten von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet.^ dann wird es begreiflich erscheinen, dass eine nur einiger- massen .vollstandige Geschichte des Meeres weit tiber den 5 Ranmeif dieses Abschnittes, dieses Buches hinausrigen wiirde. Es kann daher hier nicht unsere Aufgabe sein, eine wirk- liche Geschichte des Meeres von den altesten Zeiten bis zur Gegenwart zu geben, sondern wir konnen nur die all- gemeinen Prinzipien einer solche^i auseinandersetzen und 10 die Hauptphasen derselben herv(i)rh'eDen. ^^ t^^ Das Weltmeer besteht aus einer Aiizahl tiefer Becken, welche mit Wasser erfiillt sind. Die Becken sind isoliert; das Wasser ist in seinen wesentlichen Eigenschaften uberall dasselbe ; und so gliedert sich eine allgemeine Geschichte 15 des Meeres naturgemass in zwei Abschnitte. Zuerst haben wir die Bildung und Urgeschichte des Meeres, als eines I fllissigen, bewegten und belebteri Alediums, zu betrachten, ' dann haben wir zu verfglgen, wie sich die Verhaltnisse von Kontinent und Ozean umgesti^teten und wie sich die Um- 20 risse der jetzigen, verschiedenen Meere herausbildeten. Wenn wir uns zuriickversetzen in eine langstvergangene Vorzeit, dahin kein wissenschaftlich gangbarer Weg leitet, in das Dunkel der Vergangenheit, in welches uns nur das matte Licht der Hypothese einen fliichtigen Blick zu thun 25 gestattet, da finden wir einen Erdball, umgeben von einem uferlosen Meer, bedeckt von einer gleichmassigen Wasser- hiille^ aus der von Zeit zu Zeit brodelnde Vulkane hervor- brechen, um nach kurzer Thatigkeit wieder zu verschwinden. Daraals gab es noch keine Kontinente, keine unterscheid- 30 baren Ozeane; das Afimtz der Erde' Tiot hoch nicht jene Runzeln und Falten, welche es jetzt bedecken. GESCHICHTE DES MEERES. 1 53 Wenn heute die gesamte Wassermasse des Meeres gleich- massig iiber die Erdoberflache ausgebreitet wiirde, so be- trlige die Tiefe dieses Weltozeans etwa 2000 m, und es ist nicht wahrscheinlich, dass die Tiefe des Urmeeres" diese Zahl betrachtlich iiberschritten habe. Denn nach dem g VVeltenraum" giebt die Erde kein Wasser ab, und der Ver- lust der Erdoberflache an fliissigem Wasser durch Bildung wasserhaltiger Mineralien ist nicht allzu bedeutend. Die Umgrenzung der ^testen, geologisch erkennbaren Meere vemrigt wenigs'tens keine Wassemienge, welche erheblich 10 grosser ware als diejenige unserer gegenwartigen Ozeane. Von den Eigenschaften dieses Urmeeres konnen wir uns auch nur vemiutungsweise Rechenschaft geben. Zwar hat man mit scharfsinnigen Argumenten die Existenz eines salzfreien Urmeeres zu beweisen gesucht, allein wenn wir bedenken, 15 dass damals eine dtinnere Erdkruste jedem vulkanischen Ausbruch leicht das Empordringen gestattete, wodurch grosse Mengen von Asche und salzhaltigen Dampfen in das Meet gelangten, so scheint ims ein grosserer Salzreichtum des Ur- meeres wahrscheinlicher. ao Die Frage, wann? und wo? das erste, orgaiusche Leben in diesem Urmeere auftrat, ist eben so schwer zu beantworten wie die nach der Form, in der zum ersten Male organisches Protoplasma auf der Erde sich regte. Wir konnen wohl ver- muten, dass das Leben im Ozean entstand, es liegt sogar 25 nahe, anzunehmen, dass pflanzliche Organismen den Anfang machten, und aus ihnen erst die Tiere entstanden, allein wir haben keinen fasten Boden unter den Fiissen, indem wir diese Probleme betrachten. Nicht minder hypothetisch sind alle Ansichten, welche 30 154 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. man iiber die Zeit aussem kann, als zuerst der Schrumpfungs- prozess des sich abkiihlenden Erdinnern grossere Einbriiche ° zur Folge hatte. Wenn wir uns jenes Globus von Manneshohe erinnem, «o 5 bedurfte es auf ihm eines Einsinkens einzelner Rindenstucke um j/2 mm, um sofort Kontinente und Ozeane von einander zu sondem. Auf diese Zeit lasst sich das Bibelvvort vom dritten Schopfungstage anwenden : „Es sammele sich das Wasser unter dem Himmel an besondere Orter, dass man lo das Trockene sehe." Nach Jahrtausenden lasst es sich nicht berechnen, wann solches geschah, und wie lange es wahrte, aber die Bildung der Kontinentalsockel auf der einen Seite, der Ozeanbecken anderseits ist eine der wichtigsten Epochen in der -Ge- 15 schichte nicht nur der Erde, sondem auch des Meeres. So- bald einmal der Gegensatz zwischen Festland und Meer gegeben war, musste die ganze, weitere Erdgeschichte in einem bestandigen RingenJf zwischen Wasser und Land be- stehen. Seit jener Zeit besteht das Wes^i^er geologischen 20 Veranderungen der Erdoberflache in zwei Vorgangen, deren einer die Wasserhiille, deren anderer die Erdrinde zu seinem Schauplatz hat, welche aber sich in der mannigfaltigsten Weise gegenseitig beeinflussen. Die Erdrinde bricht in Schot- len in die Tiefe, oder runzelt sich zuFaltengebirgen ° empor 25 — unaMian^g3avon verecmebt ^iwi Sas die Erdkugel um- spannende Wasserhautchen in der Weise, dass Regionen, die vorher flacher Meeresboden waren, landfest werden, wahrend urhgekeKrV landstrecken vom Ozean liberflutet werden. Es ist ein Wandem einer nahezu konstanten Was- 30 sermasse von einem Ort der Erdoberflache zum andem, GESCHICHTE DES MEERES. 1 55 nicht eine Verminderung, ein Eintrocken der Wassermenge. Hierbei konnen ganze Kontinente vom Meere verschlungen und iiberflutet werden, aber keine hebende Kraft bringt den Boden der Tiefsee wieder empor zum Tageslicht. Die Erdschollen,° welche hinabgesunken sind, bleiben auch ferner- c hin in der Tiefe. Die Entstehung der Kontinente und der Ozeanbecken musste eine ganze Anzahl wichtiger Veranderungen im Gefolge haben. Die Wanderung der Gezeiten wurde nicht mehr allein von lo der Bahn der Gestime bestimmt, sondem auch durch die Umrisse der Meeresbecken verandert. Meeresstromungen r passten sich dem Kiistenverlauf an, und wurden vielfach durch vorspringende Halbinseln abgelenkt. Das aus dem Meere verdunstende Wasser fiel auf das 15 Festland nieder, sammelte- sich zu Siisswasserstromen und -Seen, und immer mannigfaltiger wurden die Bedingungen des Lebens auf der Erde. , . Doch verlassen wir das triigerische Gebiet hypothetischer • Betrachtungen und wenden wir uns den geologisch nach- 20 weisbaren Veranderungen der Meere zu, so konnen wir uns schon aus den Uberresten der altesten, versteinerungsfiih- jL/j renden° Schichten, des Cambriums," ein sehr abwechsluii^-^"^ reiches Bild geologischer Zustande entwerfen. .Uxr^XtTJJ Es mag wohl vermessen erscheinen, die Zustande der 25 Erdoberflache aus einer Zeit zu schildem, welche viele Mil- lionen Jahre vor unserer Gegenwart zurUckliegt; und in Anbetracht so lange verflossener Zeitraume mochte man annehmen, dass die Cambrische Periode mit der Gegenwart qualitativ gar nicht verglichen werden darf, dass die damals 30 156 A ALLGEMEINE MEERESKUNDE. herrschenden Bedingungen des Erdenlebens grundsatzlich verschieden waren von denen, welche wir heute beobachten. Allein es ist eine bemerkenswerte Thatsache, dass, wah- rend tausende von Tierarten, hunderte von Gattungen ira 5 Laufe der Erdgeschichte ausgestorben sind, zwei kleine Weiihtiere seit den altesten Zeiten bis zur Gegenwart gelebt haben, und sich in dem Bau ihrer Schale und in ihrer Lebensweise gar nicht veranderten. Millionenweise liegen die homigen Schalen der Lingula 10 (eines Br^chiopoden) und der verwandten Discina in den sandigen Schichten der altesten, versteinerungsfiihrenden ° Periode. Die Struktur dieser Sandsteine spricht fiir eine Ablagerung in geringer Wassertiefe, nahe einer Kiiste. Und zu Millionen lebt Lingula heute an den K listen tropischer 15 Meere so nahe dem Strande, dass die japanischen Fischer mit Rechen die Tiere aus dem Sande herauskratzen, um sie als Diingemittel zu verkaufen. Und eben so zahlreich fin- den wir in geringen Tiefen unserer Meere Discina auf steinigem ' Meeresgrunde angehef tet. Wenn im Cambrium ° 20 die Lebensbedingungen derartige waren, dass diese beiden Schaltiere° in derselben Weise wie heute leben und ge- deihen konnten, so haben wir keinen Grund daran zu zweifeln, dass eine wesentliche Uragestaltung aller Lebens- bedingungen auf der Erde seit jener Zeit nicht erfolgt sei, 25 so nehmen wir das Recht in Anspruch, die Reste jener langst versteinerten Meere mit demselben Massstabe zu messen, nach denselben Prinzipien zu beurteilen, wie die Meere der (^genwart. Die ganze Erdgeschichte seit dem Cambrium TOstsi^ auf in eine stete Wandelung von Wasser 30 und Land, von Berg und Ebene, eine Verschiebung der GESCHICHTE DES MEERES. 157 Klimazonen, eine Veranderung der Meeresumrisse, aber nir- gends haben wir begrlindeten, Anhalt dafiir, dass eine ein- nialige, universelle Umgestaltung, oder ^gar mehrere Erd- revolutionen die Bedingungen der gesamten Erdoberflache gleichzeitig verandert hatten. 5 Je mehi- der Geologe sich vertraut macht mit den Be- dingungen der gegenwartigen Meere, desto leichter fallt es ihm, die Phasen der Erdgeschichte zu enthtillen, iiberall sieht er bekannte Erscheinungen, immer wieder begegnen ihm verstandliche Vorgange. 10 Wahrend im Norden von Schottland und im Norden Amerikas zur Zeit des Cambrium die kleine Lingula im seichten Wasser nahe der Kiiste im Sande vereraben lebte, war das nordliche England Schauplatz verheerender Vulkan- ausbriiche. Ein Archipel vulkanischer Insein tauchte aus 15 dem Meere heraus, und da man die vulkanischen Aschen- tuffe° jener Zeit hauptsachlich im Osten der gleichalterigen Ixivastrome findet, so liegt die Vermutung nahe, dass west- liche Winde die emporgewirbelten Aschen weithin vec- schleppten. 20' In der Mitte von B6hmen° war damak ein tieferes Meer und das zahlreiche Vorkommen blinder Krebse° (Trilobiten) in den Schichten jener Zeit ist als ein Zeichen dafur gedeutet worden, dass dort die Bedingungen der Tiefsee herrschten. Dagegen finden wir schon im nahen 25 Thiiringen" cambrische Ablagerungen, in denen noch kein Tier gefunden worden ist, wahrend die kleinen Btischel eines algenartigen Gebildes (Phycodes) in grosser Menge die seichten Grtinde dieses Meeres bedeckt haben miissen. Wie vielgestaltig ist das Bild, das uns die kritische 30 158 ALLGEMEINE MEERESKUNDE. Betrachtung eines so kleinen Gebietes darbietet, und me verwandt unserer Gegenwart sind die biologischen Be- dingutigen der nahe bei einander liegenden Regionen ! Nach mehrfachem Vordringen und Zuriickziehen des 5 Meeres wahrend der Silur-° und Devonzeit" finden wir in der oberen Halfte der sogenannten Carbonzeit° das kon- tinentale Europa und England, und einen grossen Teil von Nordamerika als Festlander vvieder. Ungeheure Walder sohdefbarer " Gewachse, Lepi^odendren,° Sigillarien." Fam- 10 baume bedecken das Land ; und in sumpifgien Niecferungen'^ sammelt sich der Humus" an, der als Steinkohle° uns jetzt so wertvoll 1st. Und wieder tritt das Meer tiber Europa hinweg. Hohe Gebirge, welche von Irland durch Belgien" zum Rhein, 15 und von diesem durch den Harz ' und Thuringer Wald * bis nach dem Westen Deutschlands reichten, wurden abrsi-^j diert, Meeresgeschopfe tummelten sich auf den eingeebneten * Klippen ehemaliger Festlander. Im Gebiet der Alpen gediehen paachtige Koralleninseln ; dann sehen wir wieder 20 in Schwaben° und Franken° Korallenarchipele entstehen; (^ aber grosse Flachen Europas waren periodisch oder dauema^ landfest, bis in der oberen Kreide° abermals das Meer transgredierend aus seinen Ufem trat^ und gewaltige Land- flachen iiberflutete in der Transgression" des Cenoman." 25 Seitdem oszillierte das Meer auf und ab, ohne dass so grosse Transgression^n wieder vOrgekommen waren. Dafiir vollzog sich in der letzten, der Gegenwart vorausgehenden Periode ein Ereignis, welches zwar nur einen kleinen Teil der nordlichen Halbkugel betraf, hier aber ziemlich tief- 30 greifende, biologische Veranderungen zur Folge hatte. GESCHICHTE DES MEERES. 1 59 Wir haben schon erwahnt, dass wahrend der sogenannten Eiszeit die Gletscher Skandinaviens bis nach Mitteldeutsch- land herab, das Binneneis° in Nordamerika aber bis iiber Chicago und New York nach Siiden reichte, denn so weit kann man die Moranenablagerungen ° und erratischen Blocke ' 5 HervorgehobTO zu werden verdient, dass diese Vfereisung ° keineswegs auch Sibirien betraf, sondem dass die Verbreitung des Binneneises wahrend der Eiszeit so verteilt ist, als ob der K^tepoPsich in der Mitte von Gronland befunden habe. 10 Wenn wir annehmen diirfen, dass das Binneneis jener Zeit mit derselben Geschwindigkeit floss wie die heutigen Glet- scher Gronlands, so bedurfte es 80 Jahre, bis das Binneneis von Chnstiania nach der Breite von Berlin gelangte. Dieses nordische Inlandeis beeinflusste nicht nur die Ver- 15 teilung der Landorganismen in Europa, sondem in hohem Masse auch die der marinen Tierwelt. Die innere Ostsee° war einst ein westlicher Arm des Eismeeres, der in direkter Verbindung mit dem VVeissen Meere stand, und von diesem aus seine Tierwelt erhielt. 20 Bei Stockholm und Upsala findet man jetzt noch die ver- steinerten Reste solcher Eismeermollusken. Dann wurde die Ostsee durch eine Landbriicke gegen das Eismeer abgesperrt, das Siisswasser, welches die FKisse hineinfiihrten, nahm tiber- hand und totete die meisten, polaren Tierformen, das In- 25 landeis schob sich iiber den Boden der Ostsee hinweg und verhinderte die Entwickelung von Organismen. Erst als die Eisdecke geschmolzen und die Schmelzwasser verlaufen waren, konnte die Ostsee wieder bevolkert werden, und da sie vom Eismeer jetzt abgetrennt war, so wanderten von der Nordsee, 30 l6o ALLGEMEINE MEERESKUNDE. mit der das Ostseebecken in Verbindung getreten war, neue Tierformen ein. Der geringe Salzgehalt ° gistattete nur we- nigen Tieren hereinzudringen, und so sehen wir gegenwartig in der Fauna der Ostee einen verkummerten Zweig der 5 Nordseefauna. Nachdem wir in den vorhergehenden Abschnitten mit naturwissenschaftlichem Blick die Erscheinungsformen des Meeres betrachtet haben, nachdem wir die verwickelten Zusammenhange scheinbar einander fremder Phanomene ken- lo nen lemten und Uberall geset2lmassig ' wirkende Krafte, selt- same Wirkungen einfacher Ursachen nachweisen konnten, treten wir wieder an das Meer. Sonnenglanz ruht auf der glatten Flache und Sonnenlicht lacht uns aus d^m blauen Wasser entgegen. Langsam hebt 15 sich die Diinungswelle ° empor, und erzahlt uns von einem J, Sturme, der sie auf offenem Meere erzeugte, und dem sie enteilte nach dem femen Strande. Zu unseren Flissen rollt die Welle ans Ufer, und schaumt an der felsigen Klippe empor. ' Dort tragt sie kleine Sandkomchen auf das Land, 20 die der Wind ergreift und zur hohen Diine aufbaut, hier nagt sie abradierend an den Felsen und erzeugt [eine tiefeinge- schnittene Strandlinie. Ein Stuck Treibholz wird ans Ufer gespult und berichtet uns von dem konstanten Winde, welcher Meeresstromungen erzeugte, und von dem weiten Wege aus 25 femem Tropenland bis an die nordische Kiiste. Dort liegt eine Qualle ° und erinnert uns an die wunderbare Welt des Plankton," an die seltsamen Wanderungen, welche die pela- gische ° Tierwelt Tag und Nacht vollfiihrt ; eine ausgeworfene Muschelschale ruft uns die Lebensbedingungen der litoralen" 30 Tierwelt ins Gedachtnis, und jedes Tangbtischel erzahlt von den Nahrungsquellen des marinen Tierlebens. GESCHICHTE DES MEERES. l6l Durch die naturwissenschaftliche Betracntungsweise ver- ^ liert freilich manche Erscheinung den geheimnisvoUen Reiz, der sie umgab, so lange sie uns ein unerklartes Wunder war; aber indem das Wunderbare des einzelnen Geschehens vor dem kritischen Blick ursachlicher Betrachtungsweise ver- 5 schwindet, offnet sich uns dafiir eine neue Welt kiinstlerisch befriedigender Vorstellungen.' "^""-v. Wo wir vorher nur einzelne, isolierte Thatsachen sahen, ^ enftimt'sTch jetzt unserm geistigen Auge ein harmonisches Zusammenwirken der Naturkrafte; das jQuaglicneordnet 10 sich unter hohere Gesichtspunkte, das Unbedeutende ge- winnt geistigen Gehalt" durch seine vielseitigen Zusan^nen- hange, das Grauenhane wird verklart, das Getrenntewlrd vereinigt, und jeder Blick auf das unendliche, vielgestaltige Meer erfiillt uns mit Staunen und Bewundening iiber die 15 ewige Ordnung der Naturgesetze. [^Mt^rcK I4TJ Abbreviations and Signs. c, Celsius, centigrade. cm, Centimeter, centimeter. a. h. das heisst, that is. engl., englisch, English. Fig., Figur, figure. gr., Gramm, gram. km, Kilometer, kilometer. m, Meter, meter. mm, Millimeter, millimeter. N. Br., nordliche Breite, north latitude. N.N.W ., Nord-nord-west, north-northwes R., Reaumur. resp., respective, or. 8-, siehe, see. S, Seite, page. sogen., sogenannt, so-calleA St., Sankt, Saint. u. a., und andere, and others. u. s.w.. und so weiter, and so forth. V. Chr., vor Christus, Before Christ. z. B., zum Beispiel, for example. o Grad, degree. = ist gleich, equals. — minus, minus. + plus, plus. D Quadrat, square. % Prozent, per cent. 163 NOTES. Page 1. — I. Tauschhandel-Verbindungen ankniipfen, to enter into commercial relations. Tauschhandel ■=\>^x\.t.x, exchange; Verbindung^ connection, combination. 2. hin, an adverb intensifying the force of the preposition gegen. Page 2. — I. tier-. The hyphen indicates that the second component part of the following compound word (viz., geographische) is to be supplied with tier- : geographical differences in animals and plants. — 2. Verbreitungsgebiete, extent of territory. 3. kulturwissenschaftlich = relating to the science of civilization; trans., but t/wse also have a significance indicative only of the progress of civilization, but not a scientific significance. Page 3. — X. m. For all abbreviations and signs, see page 162. 2. befuhr. Notice the force of the prefix be here. It frequently changes an intransitive verb into a transiti>fe; the intransitive fahren i\^\- fies: to move, travel, go (in a carriage or boat), etc.; befahren, to travel over, journey on, navigate, etc. If fahren were used here, it would be necessary to employ a preposition to mediate the relation of the verb to the object. Cf. Schreiben iiber, to write about; beschreiben, to write about, describe ; sprechen iiber, to speak about ; besprechen, to speak about, dis- cuss ; wohnen in, to live in; bewohnen, to live in, inhabit. 3. Telegraphenplateau. The equivalent telegraph-plateau is not used in English. The reference is to the great sub-oceanic plain. Page 4. — I. Plankton. Use the same word in English. For a defi- nition of the word, see pages 61 and 66. 2. zusammenhangenden. A participle used as an attributive modi- fier of Fragen. When such a participle is itself modified by tvords or phrases (here, damit) it should generally be translated after the noun modified, and before its own modifier, thus : the economic questions con- nected with it. 3. zum Vorwurf . . . gemacht, made the subject. •63 164 NOTES. [P. 4-19. 4. versteinert, petrified. The meaning is, the deposits of the land give the history of the petrified (i.e. pre-existent but now non-existent) seas, by means of which the deposits were formed. Page 5. — I. beispielsweise, lit, by way of example ; trans., say. Page 6. — 1. aus, an adverb intensifying the force of the preceding preposition. Page 7. — I. Aufstossen, lit., to strike upon; it may also mean to run aground; trans., arrival at the bottom. a. wenn . . . auch, even if, although. Page 9. — I. Ausschlag, Xxt., first stroke, or bloiv ; trans., as Auf- stossen, page 7> note i. — 2, sicher konstatiert, ascertains with cer- tainty.— 3. sind auch, see page 7, note 2. Page 10. — I. fiber welcher sich gerade das Schiff befindet, over which the ship happens to be. Cf. Ich war gerade da, " I happened to be there." Page 11. — I. Steigungen von einem Prozent, elevations of one per cent, i. e. a rise of one unit in one hundred units of distance. Page 13. — I. Vorderindien, Hither or Nearer India, or India west of the Ganges (i.e. India proper) as distinguished from Hinterindien, Further India, Indo-China, or India beyond the Ganges; trans., India. 2. Sundainseln, Sunda Islands, a collective name for a group of islands in the Malay Archipelago. Page 14. — I. Samoainsela, Samoan Islands or Samoa, a group of islands in the south Pacific. 2. Paumotuarchipel, Paumotu islands or Low Archipelago, an ex- tensive group of small islands in the south Pacific. 3. Formosa, an island east of China. 4. Sachalin, Saghalin, an island belonging to Russia, in the sea of Ok- hotsk, east of Siberia. 5. Amurland, Amur, a province in eastern Siberia. 6. zu, see page 6, note I. Page 15. — I. erscheinende, see page 4, note 2. Page 17. — I. besprechen, see page 3, note 2. Page 19. — I. wenn auch, see page 7, note 2. 2. heben ihre Wirkung gegenseitig so auf, so neutralize the effect of each other. P.20-35.] NOTES. 1 65 Page 20. — I. trennend, here an adverb, maybe translated last and as a clause : and separate diem. Page 21. — I. Tromsb, a port of northern Norway on an island of the same name. Page 22. — i. Serapistempel, "Serapis was the Roman name of a deity of Egyptian origin, whose worship was officially promoted under the Ptolemies and was introduced into Greece and Rome." 3. V. Chr. See "abbreviations," page 162. Page 23. — i. Capri, an island in the Mediterranean, at the entrance of the bay of Naples. Page 24. — i. St. Helena, an island in the south Adantic, 1,200 miles west of Africa. 2. Bonininseln, Bonin (or Uninhabited') Islands, in the Pacific ocean, 500 miles south of Japan. Page 27. — i. im grossen Stil, in a large way. 2. vorlaufig, at present; i.e. from the present evidence. 3. eine . . . \i\i6t\&gex\in%, one of the most beautiful cases 0/ unconform- able superimposition. 4. Saalfeld, a town in the duchy of Saxe-Meiningen, south of Weimar. Page 29. — i. Jura, a chain of mountains in eastern France and western and northern Switzerland. 2. Basel, the chief city of the half-canton of Basel-Stadt in Switzerland. 3. Solothurn, capital of the Swiss canton, Solothurn. Page 30. — I. Helgoland, an island in the North Sea belonging to Prussia. It consists, really, of two islets, the " Rock Island," distinguished by steep, red cUffs, and the " Dune," or " Sand Island," east of Rock Island. Rock Island is divided into a lower town, Unterland, and an upper town, Oberland, on the cUff, connected with the lower town by wooden stairs. Page 31. — I. in halbschematischer Weise, half diagrammatically. 2. Diine, Dune, or Sand Island, see page 30, note i. 3. Unterland, lower town, see page 30, note i. Page 34. — i. Unterlande, see page 30, note i. 2. Es kommt dazu, dass, moreover. Page 35. — i. lost und leckt, dissolves and wears away; lecken signifies, lit., to lick, lap, hence : leckt an den Felien = " laps on the rocks," i.e. wears them away by lapping. 1 66 NOTES. [P. 36-48. Page 36. — i. versteinerte Abrasion, cannot be translated literally, it is equivalent, here, to evidence of an ancient erosion interval (i.e. proof of the existence of a fossil ocean) . 2. Salzkammergut, lit., "salt crown-land," an Alpine district and im- perial domain lying in the southern part of upper Austria. Because of its numerous Alpine lakes and other natural beauties, it is frequently called " the Austrian Switzerland." As the name suggests, salt-works abound. Page 39. — i. Kantschindschinka, Kunckinjinga, the third highest peak of the Himalayas, the two higher being Everest and Godwin-Austen. 2. Dardschiling, Darjiling, or Darjeeling, a town in Bengal, British India. On account of the clearness of the air, one has a fine view, look- ing northward, of the Himalayas. 3. Mittelgebirge. Mountain-ranges are divided, in Germany, according to height, into Hochgebirge (those over 1500 meters), Mittelgebirge (those bet\veen 500 and 1500 m) and niedrige Gebirge, including Hiigelland (those below 500 m) . Trans., secondary mountains, or simply mountains. 4. brechen in die Tiefe, sink. Page 41. — I. Poseidon, in Grecian mythology, god of the sea, cor- responding to the Roman god, Neptune. Page 43. — i. Smithsund, Smith sound, a sea passage in the Arctic regions leading northward from Baffin bay. Page 45. — l. kalbt, calves, i.e. loosens and throws off a body of ice (said of a glacier) . Page 47. — i. Scheffels launiges Gedicht. The poem referred to is " Der erratische Block " found in " Gaudeamus," a collection of popular, himiorous poems by Joseph Victor von Scheffel, a prominent German poet and novelist (1826- 1886). 2. soUten, were said. 3. wenn . . . auch, see page 7, note 2. Page 48. — i. Andreas Achenbach, a prominent German landscape and marine painter, born 181 5 at Cassel. He painted several sea-storms and thunderstorms. 2. Arnold BOcklin, a prominent Swiss landscape painter, born 1827 at Basel, died 1901. In later times, several compositions appeared in which he showed great originality in his " glorious color-tones," hence : farbensatt. p. 4&-71.] NOTES 167 Page 49. — i. Poseidon, see page 41, note i. Page 51. — I. Lbssgebieten, ioesstracts, " quaternary deposits (chiefly along rivers) of fine yellowish clay or loam, or of very fine sand, of angular particles." 2. Latent, laterite, " a red, ferruginous, porous clay covering vast areas in some tropical countries." Page 52. — i. Kurisches Haff, a fresh water lagoon, about 60 miles long, north of the pronnce of East Prussia. It is separated from the Baltic by sand-dunes (' Kurische Nehrung ') and connected with it by the * Memel Deeps,' a channel hardly 1000 ft. wide. 2. Memel, a seaport in the province of East Prussia, at the entrance of the Kurisches Haff. 3. Nehrung, a long, narrow strip of land separating a Haff from the sea. Use same word. 4. heben sich ab, ht., raise themselves off, stand out in relief. 5. Dunenwall, dune-wall ; it refers to Sandgebirge above. Page 57. — i. Helgoland, see page 30, note i. 2. wie ihn, such as. Page 59. — i. Castel d'Uovo, a fort and castle on a small, rocky island in close proximity to Naples. The name is due to its oval shape. 2. Bocca piccola, Ultle bay ; lit., Uttle mouth. 3. Rucken des Posilipo, a ridge southwest of Naples. 4. Mergellina, a street in Naples on the slopes of the Posilipo facing the sea. 5. Schloss der Donna Anna, castle of Donna Anna, so called after Donna Anna Carafa, wife of the viceroy Duke of Medina, for whom it was begun in the seventeenth century, but never completed. Page 65. — i. besprochen, behandelt, see page 3, note 2. 2. tiberhaupt, at all. Page 66. — i. Lebewesen, lit., animated being ; trans., organism. Page 69. — i. vom . . . aus, aus is an adverb here, intensifying the force of the preposition von. Lit., " from the littoral benthos out " (or forth) i.e. going forth from the littoral benthos, starting from, etc. Cf. page 6, note i. Page 70. — I. An'p&ssvingstiscYitiDungQix, phenomena of adaptation. Page 71. — I. sich abheben, see page 52, note 4. l68 NOTES. [P. 72-101. Page 72. — i. Sind doch. The verb is sometimes placed first in the sentence for the purpose of emphasizing the assertion. In such a case, it is generally followed by "doch" or "/a," Translate doch here by indeed. 2. darauf angewiesen. Anweisen signifies to point out, assign, direct; followed by the preposition auf it means " to direct to," " assign to." Lit, " are directed only to this, to follow passively," etc. Trans., cannot but follow, etc. Page 74. — i. Das Licht war . . . worden. Lit., " the light on its path of IOC meters from the surface to the marble-plate and (reflected from this) penetrating again to the eye had, therefore, been absorbed." Render freely thus : the light had, therefore, been absorbed on its path of lOO meters from the surface to the marble-plate and back again. 2. Villafranca, Italian for Villef ranche, a town on the southern coast of France, three miles from Nice. Page 78. — i. Latomien, Greek for stone-quarries. These stone- quarries are called " ill-famed," because the captives taken during the Athenian invasion of Sicily, 414 B. C, were imprisoned here. 2. eingesenkt, excavated. Page 82. — i. Faror, Faroe Islands, a group of islands lying between the Shetland islands and Iceland. 2. Shoal Point, on N.W. coast of Spitzbergen. Page 89. — i. Pemambuco, a seaport in Brazil. Page 94;. — 1. Spitzbergen, a group of islands in the Arctic ocean, north of Norway. Page 95. — i. planmassig, -massig, in composition, has the meaning of in conformity to ; h^ince, planmassig = in conformity to a plan, system- atically; (cf. zwechmassig = "in conformity to the purpose," "appro- priate"). 2. Mulder, as intimated by the author, use the same word without trans- lating. 3. Auftrieb, see note 2. The force of the word can be readily seen, it being appHed to the small organisms ^oating (cf. /i«(/ilrjV^ = " buoyancy") on the surface of the sea. Page 96. — i. Helgoland, see page 3, note i. Page 101. — I. Ramesveram, Kameswaram, an island between India and Ceylon. p. 101-115.] NOTES. 169 a. Cap Verden, Cape Verd islands, a group of islands lying in the At- lantic west of Cape Verd, Africa. 3. Torre del Greco, a town in Italy, on the bay of Naples. Page 106. — 1. Griff elkoralle. There seems to be no common name in English corresponding to the German ; lit., " styU'Coral" Page 108. — I. Wohl kann es . . . durchgreifen, to be sure, it can, by groping witJi its delicate tentacles, reach out over a small coni^uous space. 2. bewohnen. See page 2, note 3. 3. sind darauf aogewiesen. See page 72, note 2. Page 109. — 1. zu anterscheidend is a kind of hiture passive parti- ciple formed by using zu before the present active participle. It is always used attributively and implies a possibility or a necessity. Trans., to be dis- tinguished. Page 111. — I. wenn, i.e. es ist mdglich,wenn ; cf. line i. 2. unseres Erachtens, in our opinion. 3. Malediven', Maldive islands, an archipelago in the Indian ocean, southwest of Ceylon, comprising 17 atolls and 12,000 islets (popularly ' estimated) of which 200 are inhabited. They form thirteen poUtical divi- sions and are ruled by a sultan tributary to the British government of Ceylon, who is called the " Sultan of the thirteen Atolls and 12,000 Islands." I 4. gerecht werden signifies to do justice to, to take into account, and re- quires the dative case. ' Page 112* — I. Nacll . . . za, zu is an adverb here, repeating the force of the preposition nach, Cf. page 69, note i. Page 113. — 1. Tropfsteine is the general wrord for cave- formations, including both stalactites and stalagmites; it might be rendered here by stalagmites, as stalactites are mentioned separately. a. Kuro-Schio, Kuroshiwo, the Black Current or Gulf Stream of Japan. 3. nach . . • zu. See page 112, note i. Page 114. — r. ka%!SW\6sea,must resort to importation from abroad ; see page 72, note 2. — a. von . . . atis, cf. page 6g, note i. Page 115. — I. Lebenseinheit, lit., "life-unit." Translate here, uni- form life. The meaning is : the fauna of the deep-sea was not originally uniform, but differentiated, since the deep-sea was colonized by different kinds of animals from the plant-producing regions. 17© NOTES. [P. 115-138. 2. von . . . aus. See page 69, note i. 3. im Grunde genommen, considered fundamentally, in truth. Page 119. — 1. Challengerexpedition. See pages, li"^^ 29. Page 121. — I. Es kommt dazu, dass, moreover. 2. Bestimmung, determination (of the species). Page 125. — i. wenn auch, see page 7, note 2. 2. um, a separable prefix of sich umgestalten. Page 129. — i. hinterindisch, see page 13, note i. Page 130. — I. Trapani, a seaport in western Sicily. 2. Girgenti, a town in southwestern Sicily. 3. Isola di Fernando, Italian for Ferdinand''! Island. Page 135. — 1. Nisida, a small island near Naples. Page 136. — i. Das Land der Ph^aken, the land of the Phesacians. In the Odyssey, a mythical island, Scheria or Phseacia, described as being " far away from plotting neighbors " — " afar within the unmeasured deep." 2. Paul und Virginie, Paul and Virginia, a novel by Bemardin de Saint- Pierre, the scene of which is laid in Mauritius, one of the Mascarene , Islands in the Indian ocean. 3. Robinsons, Robinson Crusoe. Page 138. — i. Die Halligen, the halligs; for a description of the process of their formation, see the Leipzig edition of Walther's " AUge- meine Meereskunde," page 235. 2. Wattenmeer, De Wadden, the shallow places along the Netherland North Sea coast, from Friesland to Schleswig, between the mainland and the sand islands lying beyond. 3. Sunderbunds or Sundarbans, "a wilderness region of swamps and islands in the southern part of the deltas of the Ganges and Brahmaputra, south-east of Calcutta." 4. Nehrungen, see page 52, note 3. 5. Borkum, Norderney and Wangerog belong to the East Frisian Islands, in the North Sea, off the coast of Hanover. 6. Amrum, Sylt belong to the North Frisian Islands, in the North Sea, west of Schleswig-Holstein. 7. Riigen, the largest and most beautiful of the German islands, situated in the Baltic Sea, north of Pomerania, Prussia, to which it belongs. 8. Hiddenso, Hidden See, an island west of Rugen. p. 139-161.] NOTES. 171 Page 139, — i. Capri, see page 23, note i. 2. Ischia, a small island near the entrance of the bay of Naples. 3. Procida, a volcanic island at the entrance of the bay of Naples. 4. Ponzainsein, Ponza Islands, a group of small volcanic islands west of Italy. 5. Helgoland, see page 30, note i. Page 141, — I. Azoren, Azores, a group of islands 800 miles west of Portugal. 2. Madeira, an island in the North Atlantic, about 360 miles from Africa. 3. Kerguelen Inseln, Kerguelen Land or Desolation Island, an unin- habited island in the Southern ocean. 4. St. Helena, see page 24, note i. Page 142, — i. Mauritius, see page 144, note i. Page 143, — i. Es kommt hinzu, dass, see page 34, note 2. Page 144, — i. Mascarenen, Mascarene Islands, a name given to Mauritius, Bourbon and Kodrigues in the Indian ocean. Page 146. — i. an der Hand der Thatsachen, in the light of facts. 2. Colon or Aspinwall, a seaport on the island of Manzanilla close to the Isthmus of Panama. 3. Panama, a seaport situated on the opposite side of the Isthmus from Colon. Page 147, — i. Babel Mandeb, Strait of Badel Manded, leading horn the Red Sea into the Gulf of Aden. Page 150, — I. Kuroschiostrom, see page 113, note 2. Page 151. — I. versteinerte Meere, see page 4, note 4. Page 168. — i. Harz, Harz Mountains, in northern Germany. 2. Thiiringer Wald, Thuringian Forest, mountain-range in central Germany. 3. transgredierend aus seinen Ufem trat, invading, abandoned its coast-line. Page 159, — i. erratische Blocke, see Driftblock (vocabulary.) Page 160. — I. gesetzmassig, see page 95, note i. Page 161. — I. eine neue Welt . . . Vorstellungen, a new world of ideas, satisfying the ccsthetic sense. VOCABULARY. A. Ablagerung, formation, deposit. abschnuren, to detach. abyssal, same word. Actinien, actinia. Algenkalke, algae limestones. Anden, Andes. anschwemmen, to wash to a shore or bank, to float to a place. angeschwemmte Lander, land formed by alluvium, alluvial soil. anorganisch = unorganisch. Antillen(archipel), the Antilles. Antillenmeer, Caribbean sea. Araometer, areometer. Area, same word. AschentuSe, ashtuffs. Ascidien, ascidia. Astuarium, estuary. Atemrohren, siphons {Atem, breath; R'dhre, tube). Atmospharilien, atmospheric agen- cies. AtoUe, atolls. Aufschiittung, heaping up. Auftrieb, buoyancy. Augenfleck, eye-spot. AusbuchtUQg, bending out {Bucht, bay; ausbuchten, to bend out- wards in bay-like form). Ausgleichstromung, equalization current. ausschalten, to eliminate, remove. Azoren, Azores. B. Bakterien, bacteria. Balanen, acorn -shells. Balanus, same word. Balkenkreuz, cross of squared tim- ber (^Balken, beam, timber). Bandertange, sea-tangles, devil's apron-strings. Barium, same word. Barriereriff, barrier-reef. Barteln, barbels. Bauch, ventral side. Baumchen, tree-like forms. Beerentang, sea-grape. Belag, coating, layer. Belgien, Belgium. Benguela, Benguella, Benthos, same word. besiedeln, to colonize. Beuteltier, marsupial. Bimsstein, pumice-stone. Binneneis, same as Inlandtis, bionomisch, bionomic Blasentang, bladder-wrack. Blumenkrone, calyx. 174 VOCABULARY. Bodensee, Lake Constance. Bogen, anticlines. Bohmen, Bohemia. Bohrmuschel, boring mussel. Bonininsein, Bonin islands. Bor, boron. Borkentier, northern or arctic sea- cow, Steller's sea-cow. Brandungswelle, breaking wave; {^Brandung, breakers). Bretagne, Britanny. Brom, bromine. Bruchspalten, fractures (p. 31, 1. 4), fissures (p. 40, 1. 27.) Byssusf aden,byssus, byssus-threads. C. Cambrium, Cambrian. Canarische Inseln, Canary islands. Capreser, Caprian. Carbonzeit, Carboniferous age. Casium, caesium. Caulerpa, same word. Cenoman, Cpnomanian. Cestus Veneris, Venus' girdle. Chiton, same word. Chlor, chlorine. Chlorkalium, potassium chloride. Chlonnagnesium, magnesium chlo- ride. Chlornatrium, sodium chloride. Chorologie, chorology. chorologisch, chorological. chromsaures Silber, silver chro- mate. Codium, same word. dalmatinisch, Dalmatian. Darmnucleus, viscera. Deckel, operculum (cover, lid). Deckenerguss, sheet {Decke,covei- ing; ergiessen, to pour forth). Delesseria, same word. deformiert, deformed. denudieren, to denude, wear away. Devonschiefer, Devonian slates. Devonzeit, Devonian age. Diatomeen, diatoms. diskordant, unconformably, uncon- formable. diskordante tjberlagerung, uncon- formity. Diskordanz, unconformity. Dislokationen, dislocations. Dornen, spines. Driftblock, drift-boulder, erratic, erratic block. diinnbankig, thinly stratified {^Bank, stratum, layer). Diinungswelle (also Z?«2«i»^),swell. E. Echinodermen, echinodemns. Eimerdredge, bucket-dredge, scoop- dredge. Einbaum, dugout. Einbriiche, sinkings {einbrechen, to break in). Einbuchtung, bending in. eingeschrumpft, degenerated {schrumpfen, to shrink, shrivel). Eingeweidekern, intestinal nu- cleus. VOCABULARY. 175 Eingeweidesack, intestinal sack. Einsiedlerkrebs, hermit-crab. Eisblink, iceblink. Elementengrenze, borders. Entenmuschel, goose-bamacle. Erdkern, central portions. ErdschoUen, masses of earth {Sckollc, clod). Erupt iODSschlund, vent. Eniptionsspalte, eruption fissure. Eruptionsstelle, location of the vent. erythraisch, Erythraean, eiythraisches Meer, Erythraean or Red sea. ethnographisch, ethnographic, ezponieren, to expose. F. Fahrstrasse, high-road. Faltengebirge, mountain of folding. Fangfaden, tentacles; capturing tentacles or filaments (p. 98, 1. 6). faunistisch, faunistic, faunal. festsitzend, fixed, stationary. flachliegend, in the shallows (lit, shallow -lying). Florideen, florideae. (Cf. English /loriJ.) Fliigelschraube, winged screw. Fluor, fluorine. Flusstrube, silt (^Triibe, cloudi- ness, turbidness). Fluthafen, tidal harbor. Foraminiferen, foraminifers, fora- minifera. Formenmannigfaltigkeit, multi- plicity of form. Franken, Franconia. Fresspersonen, nutritive or feeding polyps or zooids. G. Galapagos, Galapagos islands. Gaurisankar, Mount Everest. Gebirgsspalten, fractures of moun- tain folds. Gehalt, import. Generationswechsel, alternation of generations. geschrumpft, see: schrumpfen. Giftblaschen, poison-sacks. Gips, gypsum. Glasfluss, magma. Globigerinenschlick, globigerina mud or ooze. Golfkraut, gulfweed. Grundmasse, ground mass, basis. Grundprobe, sounding. H. Haftorgane, organs of attachment. Haliotis, same word. Handlot, hand-lead. Hangewerk, federndes H., spring- frame. Hebungstheorie, upheaval theory. Hinlopenstrasse, Hinlopen strait. Hinterleib, abdomen. hiniibergreifen, overlie, overlap. Hirsekom, millet-seed. Horste, horsts. Humus, humus, vegetable mold. Hundertfadenstufe, hundred fath- om step or terrace. i7'6 VOCABULARY. Hydranten, hydranths. Hydrochariteen, hydrocharidese. Hydroidpolypen, hydroids, hy- droid polyps. Hypertrophic, hypertrophy. I. tslahd, Iceland. isokryme, isocryme, isocrymal. lonisch, Ionian. J* jeweilig, at the time {Weile, while). Jod, iodine. K. KSferschnecke, scarabee snail. Kalium, potassium. Kalkabsaitze, lime sediments. Kalkalgen, calcareous algae. Kalkbank6, calcareous beds. Kalklamellen, calcareous lamellae. Kalksand, calcareous sand. Ealksulfat, sulphate of lime. Kaufuss, claw (lit., maxiUiped). Keimdrilsen, ovaries. Keime, larvae. Kelche, cups. Kesselstein, fur, boiler scale. Kiemendeckel, operculum. Kieselkrystalle, crystals of silica. Kieselnadeln, silicious spicules. Kieselschalen, silicious shells. Kilche, whitefish. Klammer, clasper. Kleitiasien, Asia Minor. KnoUen, nodules. Knorpelblatt, cartilaginous plate or crest. Kohlensaure, carbonic acid. kohlensaurer Kalk, carbonate of lime, konkordant, conformable, conform- ably. konstatieren, verify. Kontinentalschlamm, continental slime. Kontinentalstafe, continental shelf. Kordilleren, Cordilleras. Krebs, Krebschen, crustacean, pi., Crustacea. Kreide, Cretaceous age. Kreta, Crete. Krone, calyx. Kulmschiefer, Culm slates {Kulm, top, summit). Kurilische Inseln, Kurile islands. L. Laminarien, laminaria. Landkomplexe, land-complexes. Laterit, laterite. Lepidodendren, lepidodendrons. leuchtend, luminous, phosphores- cent. Lithium, same word. Lithodomus, lithodome, date-shell. litoral, littoral, living near the shore. Lithothamnium, same word. Litorina, same word. VOCABULARY. 177 M. Madreporen, madrepores. Magnesiumsulfat, magnesium sul- phate. Malay ischer Archipel, Malay Ar- chipelago. Mangan, manganese. Medusen, medusae, jelly-fish. Meeresktiade, oceanography, tha- lassography (lit., science of the ocean). Milleporiden, millepores. Milliarde, milliard, thousand mil- lions. Mineralaggregaten, mineral aggre- gates. Minimaltemperatur, minimum temperature. Mittelmeer, Mediterratiean sea. Modellierung, sculpturing. Mondebbe, lunar ebb. Mondflut, lunar tide. Mooskoralle, bryozoan (pi., br^o- zoa). Moostiere, bryozoa. Moraine, moraine. Muschelsand, shelly sand. Mytilus, same word. N. Nachtgleiche, equinox. Nadeln, spicules. Nadirflut, nadir-tide. Neapel, Naples. Nebenmeer, secondary sea, small sea. Nekton, same word. neritisch, neritic, Nesselfaden, defensive tentacles (strictly, tentacles armed with batteries of nettle-cells) . Nesselzelle, nematocyst, thread-cell, nettle-cell. Niveau, level. Nivellement, levelling. Normal-Null, normal zero. Norwegen, Norway. Novaja-Semlja, Nova Zembla. NuUiporen, nullipores. Nunatacker, nunataks (an Eskimo word) . o. Oberseite, dorsal side. Ophiuren, Ophiune. Ostsee, Baltic sea. ozeanographiscli, oceanographic. P. Palastina, Palestine. Panzer, shell (lit., coat of mail). Patagonien, Patagonia. Patelle, limpet, patella. Pechstein, pitchstone. Pegel, water-mark, gauge-mark. pelagisch, pelagic. Personen, zooids, polyps. peruanisch, Peruvian. Physalia, Portuguese man-of-war. phytogen, phytogenetic. planimetrisch, planimetric. Plankton, same word (see p. 4, note i). Plattenstoss, disturbed series. Plinius, Phny. 178 VOCABULARY. Pommern, Pomerania. Porphyr, porphyry. porphyrisch, porphyritic. Potameen, potameae. Pteropoden, pteropods. Ptilota, same word. Quaderreihen, rows of stones {Quader, freestone, Reihe, row). Qualle, jelly-fish, medusa. B. radial, radially. Radiolarien, radiolaria. Rasen, mats. Rasenflachen, patches. Reihenvulkanen, volcano series. Rhodymenia, same word. Rinden, incrustations. Rohre, tube. Rubidium, same word. ruckgebildet, degenerated. rund, in round numbers, approxi- mately. s. Salpen, salps, salps. Salzgehalt, salinity {Gehalt, con- tents). Salzsole, brine. Sardinian, Sardinia. Sauerstoff, oxygen. Saugnapfe, suckers. Saumriff, fringing-reef. Schaltier, bracbiopod (lit. sbell- fisb). Scheinwerfer, search-light. schematisch, diagrammatic. Scheren, chelae. Schichtenfugen, bedding - lines (^Schicht, layer, bed; Fuge, junc- ture, seam). Schieferbanke, slate beds. S chief erplatte, layer of slate. Schirme, umbrella-like masses. Schlangensterne, brittle-stars, ophiurse. Schleppnetz, dredge, drag-net. Schliessnetz, closing net. Scholle, flounder. SchoUeneis, floe-ice. Schopfflasche, lit., scooping bot- tle. Kieler Schopfflasche, Kiel bottle. Schreckfarbe, warning color. schrumpfen, to shrink, shrivel; geschrumpft, degenerated. Schwaben, Swabia, Schwarmspore, swarm-spore. Schwimmblase, swimming-blad- der. Schwimmglocken, swimming- bells. Seeblattern, same as Balanen. Seegurken, sea-cucumbers. Seeigel, sea-urchin. Seelilien, crinoids. Seerose, sea-anemone. Seestern, star-fish. Seetang, sea-weed. Seezunge, sole. Senkungsfelder, areas of depres- sion. Sigillarien, sigillaria. Silicium, silicon. VOCABULARY. 179 Silurzeit, Silurian age. Sinaihalbinsel, Sinai peninsula. Sintflut {SunJJltU), deluge. Siphonaten, sipbonates. Siphonophore, siphonophoran, si- phonophore; pi., siphonophora, siphonophores. Sireneninseln, islands of the Sir- ens. Sizilien, Sicily. Sockel, socle. sockelartig, socle-like. Sonnenebbe, solar ebb. Sonnenflut, solar tide. Sorrent, Sorrento. Spalten, fractures (p. 132, 1. 14); clefts (p. 147, 1. 11). Spitzengewebe, lacy texture. Springflut, spring-tide. Sprunge, fissures. Stacheln, spicules (p. 97), spines (pp. 107, 109). stachelig, spiny. Stammesgenoss, member of the same species (^Stamm, race, fam- ily, Genoss, companion, asso- ciate). Steinkohle, coal. Steinkohlenzeit, Carboniferous age. stenotherm, stenothermous. Stichling, stickle-back. StickstoS, nitrogen. Stiel, stem (p. 68) ; gestielt, fur- nished with a stalk (p. 68). Stielaugen, stalked eyes. Stiller Ozean, Pacific ocean. Stirarand, front {Slirn, brow; Rand, edge) . Stock, colony. stockbildend, stock-building, co- lonial. Stoffwechsel, metabolism (^Stoff, matter; Wechscl, change). Strandverschiebung, shifting of the coast line. Strontium, same word. Stufenland, terrace {Stu/e, step), Syrakus, S>Tacuse. T. tangential, tangentially. Taschenkrebs, crab (common crab : cancer). taube Flut, neap-tide. tektonisch, tectonic, structuraL tellurisch, telluric. tertiar, tertiary. Tertiarzeit, Tertiary age. Thiiringen, Thuringia. Tiefseephotometer, deep-sea pho- tometer. Tiefseereuse, deep-sea weel. Tintenfisch, cuttle-fish. Torresstrasse, Torres strait. transgredierend, unconformably or unevenly overlpng. Transgression, transgression. Tuff, same word. Tuffstein, tuff; TuSsteinufer, shores of tuff. Tumpel, pool. U. ubereinandergelagert, superim- piised. ubergreifen, overlie. Uberlagerung, superimposition. tSo VOCABULARY. uberstiirzen (^?/?.). to tumble topsy-turvy; sich iibersturzend, breaking. Ultramarin, ultramarine. Umrandung, contour (an unusual word, /^anti = edge). Unbestandigkeit, inconstancy, ungleichmassig, unconformably, unevenly. Unterlage, substratum. Unterlauf , lower course. Unterseite, ventral side. Urmeer, primitive sea. Urnahrung, primitive nourishment. V. vagil, moving, active {related to Latin vagulus, wandering, and to English vague). Vakuolen, vacuoles. Vaucherien, vaucheria. Velellen, velellse. Venedig, Venice. Vereisung, glaciation. Verlandungsvorgang, process of land-making. Verschiebung, shifting. versteinerungsfuhrend, fossil-bear- ing. voUkrystallinisch, holocrystalline. Vorlaad, terrace. W. Wasserversetzung, water diffusion. wechselwarm, poikilothermous ( Wechsel, change). Weltenraum, interstellar space. Weltgeschehen, worldly events ( Welt, world ; geschehen, to hap- pen). Wien, Vienna. Wimpern, cilia. Wimperringe, circles of cilia. Wimperschopf, tuft of cilia. Wurzelscheiben, suckers. Wurzelschopf, tuft of anchoring spicules. Wurzelstock, rootslock, rhizome. z. Zahlwerk, counter, Zechstein, same word. Zechsteinkalke, Zechstein lime- stones. Zechsteinmeer, sea of the Zech- stein period or Zechstein sea. Zenitflut, zenith-tide. zonar, living in zones, zonal. Zonaria, same word. zonarisch, zonal. , - l)eatb'6 /^^o^ern Xanauage Series. GERMAN GRAMMARS AND READERS. Nix's Brstes deutsches Schulbuch. For primary classes. Illus. 2oz pages. 35 CU. Joynes-Meissner German Grammar. A working Grammar, elementary, yet complete. Half leatlier. j^i.ia. Alternative Exercises. Can be used, for the sake of change, instead of those in \iieJoynes-Meiss>ier itself. 54 pages. 15 ct». Joynes'8 Shorter German Grammar. Part I of the above. Half leather. 80 cts. Harris's German Lessons. Elementary grammar and exercises for a short course, or as introductory to advanced grammar. Cloth. 60 cts. Sheldon's Short German Grammar. For those who want to begin reading as soon as possible, and have had training in some other languages. Cloth. 60 ct«. Babbitt's German at Sight. A syllabus of elementary grammar, with sugges- tions and practice work for reading at sight. Paper. 10 cts. Faalhaber'8 One Year Coarse in German. 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With vocabulary and questions in German on the text. Cloth. 162 pages. 60 cts. Gnerber's Marchen and BrzKhlungen, II. With vocabulary. Follows the above or serves as independent reader. Cloth. 202 pages. 65 cts. Joynes'S German Reader. Pro^essive, both in text and notes, ha; a complete vocabulary, also English exercises. Half leather, 90 cts. Cloth, 75 cts. Peatsch's CoUoqaial German Reader. Ancedotes, table of phrases and idioms, and selections in prose and verse, with notes and vocabulary. Cloth, go cts. BtiMQ'S German Prose Reader. Easy and interesting selections of graded prose, with notes, and an index which serves as a vocabulary. Cloth. 90 cts. Sass'S German Reader. Easy and slowly progressive selections in prose and verse. With especial attention to cognates. Cloth. 233 pages. 70 cts. Spanhoofd's Lehrbach der deatschen Sprache. Grammar, conversation and exercises, with vocabulary for beginners. Cloth. 312 pages, ^i.oo. Heath's German-English and English-German Dictionary. Fully adequate for the ordinary wants of the student Cloth. Retail price, |i. 50. 1beatb*5 /II^o^ern Xanoua^e Scries, ELEMENTARY GERMAN TEXTS. Grimm's Marchen and Schiller's Der Taacher (van der Smissen). Notes and vocabulary. Aldrchen in Roman type. 65 cts. Andersen's Milrchen (Super). With notes and vocabulary. 70 cts. Andersen's Bilderbuch ohne Bilder. With notes and vocabulary by Dr. Wilhelm Bernhardt, Washington, D.C. 30 cts. Leander's TrSumereien. Fairy tales with notes and vocabulary by Pro- fessor Van der Smissen of the University of Toronto. 40 cts. Volkmann's (Leander's) Kleine Geschichten. Four very easy tales, with notes and vocabulary by Dr. Wilhelm Bernhardt. 30 cts. Easy Selections for Sight Translation. (Deering.) 15 cts. Storm's In St. Tiirgen. Notes and vocabulary by Prof. A. S. Wright, Case School of Applied Science. 30 cts. Storm's Immensee (Bernhardt). With notes ar.d vocabulary. 30 cts. Heyse's Niels mit der ofienen Hand. Notes, vocabulary and English exercises by Prof. E. S. Joynes. 30 cts. Heyse's L'Arrabbiata (Bernhardt). With notes and vocabulary. 25 cts. Von Hillem's Hdher als die Elirche (Clary). With vocabulary. 25 cts. Haufi's Der Zwerg Nase. With introduction by Professor Grandgent of Harvard University. No notes. 15 cts. Banff's Das kalte Herz. Notes and vocabulary by Professor Van der Smissen, University of Toronto. (Roman type.) 40 cts. Ali Baba and the Forty Thieves. With introauction by Prof. Grand- gent of Harvard University. No notes. 20 cts. Schiller's Der Taucher. With notes and vocabulary by Professor Van der Smissen of the University of Toronto. 12 cts. Schiller's Der Nefie als Onkel (Beresford- Webb). Notes and vocab. 3° cts. Baumbach's Waldnovellen. Six little stories, with notes and vocabulary by Dr. Wilhelm Bernhardt. 35 cts. Spyri's Rosenresli. With notes and vocabulary for beginners, by Helene H. Boll, of the High School, New Haven, Conn. 25 cts. Spyri's Moni der Geissbub. With vocabulary by H. A. Guerber. 25 cts. Zschokke's Der zerbrochene Krug. With notes, vocabulary and English exercises by Professor E. S. Joynes. 25 cts. Baumbach's Nicotiana und anderc Erzdhlungen. Five stories, with notes and vocabulary by Dr. Wilhelm Bernhardt. 30 cts. Elz's Er ist nicht eifersiichtig. With vocabulary by Prof. B.W.Wells, as cts. Carmen Sylya's Aus meinem Kdnigreich. Five short stories, with notes and vocabulary by Dr. Wimelm Bernhardt. 3s cts. GerstScker's Germelshausen (Lewis). Notes and vocabulary. 25 cts, Wichert's Als Verlobte empfehlen sich . Notes and vocabulary by Dr. Geo. T. Flom, Iowa State University. 25 cts. Benedix's Nein. With notes, vocabulary and English exercises by A. W. Spanhoofd. 25 cts. Benedix's Der Prozess. With notes, vocabulary, and list of irregular verbs by Professor B. W. Wells. 20 cts. Zschokke's Das Wirtshaus zu Cransac. Introduction, notes and English exercises by Prof. E. S. Joynes, So. Carolina College. %o cts. 15- THE LIBRARY UNIVERSITY OF CALIFORNIA Santa Barbara THIS BOOK IS DUE ON THE LAST DATE STAMPED BELOW. JC SOUTHERN REGIONAL .SRAB' FlCiL'^" |||lllll|| I llll III nil II llll I ll|l||l L^CUUu^ ; A 000 556 064 4 Ot^ UL L - UL ^ o JL^ u- a. Ul