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LIBRARY

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G 2446 .E424 G88 Grundemann, R. Allgemeiner

1867 1836-1924 . Missions-Atlas nach Originalquellen

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ALLGEMEINER

MISSIONS-ATLAS

NACH ORIGINALaUELLEN

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BEARBEITET

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VON ^'

R. GRUNDEMANN

PREDIÜEK.

AFRIKA. y

GOTHA: JUSTUS PERTHES. 1867.

DIE

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MISSIONEN IN AFRIKA

IN ZWANZIG KAKTEN

MIT

ERLÄUTERNDEM TEXTE

DARGESTELLT

R. GRUNDEMANN

PREDIGER.

GOTHA: JUSTUS PERTHES. 1867.

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https://archive.org/details/allgemeinernnissiOOgrun

VORWORT.

Der allgemeine Missiousatlas, dessen Herausgabe mit vorliegendem Hefte beginnt, soll einem vielfach ausgesprochenen Bedürfniss entgegenkommen. Der Mangel an aus- reichenden kartographischen Hilfsmitteln zum Studium der Missionssache wird von Allen, die sich damit beschäftigt haben, anerkannt. Wie sehr derselbe jenes Studium hindert und erschwert, liegt auf der Hand. Es wird selten Jemanden gelingen, sich von den Verhältnissen fremder Gegenden eine klare Vorstellung zu machen, wenn ihm nicht die Karte die Grundlage dazu geliefert hat. Da für viele Missionsfelder die letztere (in genügendem Maassstabe) so gut wie ganz fehlte, so ist es erklärlich, wie selbst eifrige Missionsfreunde sich von wichtigen Gebieten des Werkes durchaus kein entsprechendes Bild zu maclien im Stande sind.

So viel Missionsberichte man auch über solche Missionen liest, so bleiben die Ein- drücke, die sie geben, in unsrer Vorstellung nicht haften, weil wir nicht durch Kennt- niss der verschiedenen Ürtlichkeiten, von denen sie handeln, uns gleichsam ein Schema gemacht haben, wo wir jene Eindrücke eintragen und sammeln könnten. So bleiben wir denn in vielen Fällen gerade nur bei dem stehen, was eben der vorliegende Be- richt uns giebt, und vermögen nicht die einzelnen Züge desselben nach einem bereits gewonnenen Gesammtbilde zu verstehen und zu beurtheilen.

Sehr naclitheilig ist dies insbesondere für den Geistliclien, der durch Missions- stunden seiner Gemeinde die Missionssache nahe zu bringen hat. Vielen jener Stunden hört und fühlt man es arl), dass sie nicht aus lebendiger Sachkenntniss hervorfliessen. Oft verschwindet dieser j\Iangel unter der weit ausgeführten erbaulichen Seite, womit dann fast eine Predigt an Stelle der Missionsstunde tritt. Oder er wird zugedeckt mit einer Auswahl von Missionsanekdoten, die in ihrer Allgemeinheit, oft durch traditio- nelle Fortpflanzung der Wirklichkeit ganz fern gerückt, zur Förderung eines gesunden Missionsinteresses nicht viel beitragen können. So überträgt sich jener Mangel von dem Pfarrer, der die Mission wie Alles, was er der Gemeinde bringt, stndirt hahen

II

sollte*), auf die letztere und richtet überhaupt für die Sache einen zwiefachen Schaden an. Einmal führt er leicht zur Gleicligiltigkeit ; denn was ich nicht genau kenne, dafür habe ich auch kein sjiecielles und anhaltendes Interesse. Das Fehlen des letzteren er- weist sich ja in vielen Fällen, wo ein specielles Wirken für dieses oder jenes Missions- gebiet (geschweige denn für eine besondre Station) gar nicht stattfindet, sondern nur der im Allgemeinen anerkannten Nothwendigkeit der Mission ein kleiner regelmässiger Beitrag gezollt ward, ohne dass man sich klar ist, wozu man denn mit seinen Gaben wirken helfen will. Dagegen lehrt die Erfahrung, dass, je weiter eine specielle Kennt- niss gefördert wird, desto mehr die der betreffenden Mission zugehenden Hilfsmittel wachsen.

Andrerseits aber führt jener Mangel an genauer Bekanntschaft mit dem Missions- werke bei gesteigerter Liebe für dasselbe zu einer unrichtigen Auffassung, die Alles in zu idealem Lichte betrachtet. So hoch und hehr aber der Bau des Reiches Gottes unter den Völkern zu achten ist, so wird das Werk hier doch durch schwache Menschenkräfte betrieben, in Folge dessen die Wirklichkeit nur zu oft jenes Licht mit starken Schatten kreuzt, deren Yerkennung dem Gedeihen der Mission nur gefährlich werden kann.

Nach beiden Seiten hin, um durch gesunden Eifer die in vielen, selbst christlich angeregten Kreisen noch grosse Gleichgiltigkeit gegen die Mission zu verdrängen, wie andrerseits, um durch rechte, nüchterne Auffassung eine schnell aufflackernde, aber viel- leicht vorübergehende Begeisterung in die rechten Bahnen zu leiten, thut eingehendes Studium der Missionssache noth.

Freilich, ein solches weitgreifend ins Leben zu rufen, dazu möchte das Zusammen- wirken mannigfacher Kräfte erforderlich sein. Der Verfasser darf nicht meinen, durch seine Arbeit in dieser Hinsicht etwas Neues erwecken zu können. Denen aber und namentlich denjenigen seiner Amtsbrüder, die wie er jene Lage der Dinge fühlen und an ihrem Theile derselben abhelfen wollen, bietet er hiermit eines der Hilfsmittel, deren sie bei jenem Streben nicht 'wohl w^erden entbehren mögen.

Wie der Atlas im Gebrauche sich bewähren wird, mag die Erfahrung lehren. Als fast erstes Werk seiner Art wird er nicht frei von ^längeln sein. Manches Erwartungen mag er nicht befriedigen, zumal da der ursprüngliche, mehr versprechende Plan des- selben bereits in die Öifentlichkeit gedrungen war, dessen Ausführung sich schliesslich bei dem Schwanken der Verhältnisse als unmöglich erwies. Dahin rechne ich beson- ders die systematische Einziehung genauer, erschöpfender Notizen über das ganze Mis- sionsgebiet durch die sämmtlichen Missionare, die sich nur theilweis verwirklichen Hess. Denjenigen Missionaren, die mich durch freundliche Zusendungen unterstützt haben, sei hiermit der beste Dank gesagt. Ebenso der noch grösseren Zahl derer, die mir durch ihre gütige Mittheilung auf specielle briefliche Anfragen eine bedeutende Hilfe

*) Dass die Mission, die thatsächlich im christlichen Leben unsrer Zeit eine hervorragende Stellung einnimmt, (mit wenigen Ausnahmen) nicht auf der Universität dem angehenden Geistlichen nahe gebracht wird, ist jedenfalls zu beklagen. Sie könnte vielleicht mit mehr Recht Berücksichtigung beanspruchen, als manches Andre, was in fa- turam oblivionem nur fürs Examen studirt wird.

geleistet liaben, wie sie in manchen Fällen aus keiner der vorhandenen Quellen zu er- halten gewesen wäre. Leider aber Hess das Ausbleiben der Antworten auf einen grösse- ren Theil der ausgesandten gedruckten Formulare eine gleichmässige Verarbeitung auch mancher eingetroffenen Notizen nicht zu. Dies besonders hinsichtlich der statistischen Daten, die bei einigermaassen vollständigem Eintreffen in den Erläuterungen zu einer allgemeinen Missionsstatistik verarbeitet sein würden. Indessen, die während des Fortganges der Arbeit stets sich erweiternde Verbindungen mit Vertretern der verschie- denen IVIissionen daheim und auf den Stationen lassen erwarten, dass ein derartiges Werk der Ausführung immer weniger Schwierigkeiten bieten wird, wie denn der Ver- fasser zur Bearbeitung eines solchen, sowie einer Jährlichen Missions-Chronik durch die Bremer Missions-Konferenz (Mai 1866) angeregt, und nach Abschluss des Mis- sionsatlasses dies_ell)e in Angriff zu nehmen gesonnen ist. Beide werden als weitere Hilfs- mittel des Missionsstudiums diesem Atlas zur Seite treten. Den diesem beigegebenen Er- läuterungen blieb für jetzt nur die Aufgabe, in kurzen Worten dem Leser ein Bild von den natürlichen Verhältnissen des betreffenden Landes, seiner politischen Lage, der bisherigen Entwicklung der Mission u. s. w. durch hervorstechende Züge ins Gedächtniss zu rufen, um beim Verständniss der neben der Karte gelesenen Missionsberichte behilf- lich zu sein. Selbstverständlich, dass dieselben nicht Erschöpfendes bieten, sondern nur anregen sollen, Weiteres aus der einschläglichen Litteratur nachzulesen.

Eine schwache Seite, für die der Verfasser noch um besondere Nachsicht bitten muss, ist die Schreibung der Namen. Trotz der redlichsten Bemühung war es ihm nicht möglich, dieses wüste Gewirr einigermaassen zu lichten, eine Aufgabe, die noch erst ihrer Lösung durch Jemanden, der ihr seine ganze Kraft widmen kann, harren muss. In einzelnen Fällen, wo sich etwas Genaueres darüber geben liess, ist in den betreffenden Erläuterungen darüber berichtet. Im Allgemeinen ist die gebräuchlichste Schreibung so viel möglich beibehalten worden. In fremden Namen ist das Englische ee durch i, 00 durch u ersetzt; dagegen ist das sh nicht in sch verändert. Ebenso hat ch und j, wo nichts anderes bemerkt ist, den Englischen Laut = tsch und dsch (Deutsch).

Vorliegendes Werkchen, obgleich von keinem Fachmann bearbeitet, wird auch von Geographen in die Hand genommen werden, und nicht umsonst, denn es wird sich auch für sie manches Neue darin finden. Ich durfte ja aus Quellen schöpfen, an die so bald sich kein Geograph machen möchte, wie jene Hunderte von Bänden ver- staubter Missionsberichte, in denen unter vielem (geographisch geurtheilt) Schutt man- ches werthvolle Körnlein vergraben lag, was dann und wann selbst zur Korrektur mancher Irrthümer, die sich Jahrzehnte lang von einer Karte zur andern fortschleppen, Gelegenheit gab. Ausserdem aber lagen für einige Gegenden Manuskriptkarten und Skizzen vor, so wie auch durch ausgedehnte Korrespondenz nach allen Erdtheilen und durch mündliche Besprechung mit Missionaren wichtige Angaben erlangt wurden. Alle solche Materialien sind sorgfältig und mit gehöriger Kritik benutzt worden. Gern hätte ich überall die betreffende Quelle angegeben, ja es würde mir zur grössten Freude ge- reicht haben, jedem Blatt einen Rechenschsrftsbericht über alle Einzelheiten beizufügen.

IV

Aber bei der grossen Zahl und Mannigfaltigkeit von Quellen, so wie bei meiner be- schränkten Zeit war es nicht möglich, da die Vorarbeiten nicht darauf angelegt gewesen waren. Ich kann jedoch auf die ,, Geographischen Mittheilungen" verweisen, die einige meiner Blätter mit genaueren Nachweisungen bringen werden. Für Vieles au der geo- graphischen Seite muss ich den Fachmann um Nachsicht bitten, freuen sollte es mich aber, wenn ich dennoch hier oder da die Überzeugung fördern hälfe, wie erspriesslich CS ist, wenn Geographie und Mission Hand in Hand gehen.

Schliesslich muss ich noch mein Bedauern aussprechen, dass ich zur Darstellung der katholischen Missionen bei weitem nicht ausreichende Quellen erlangen konnte. Wb es mir möglich war, habe ich die Stationen angegeben, doch sind diese Angaben keines- wegs als erschöpfend anzusehen.

Und so möge es hinausgehen, das Werk mancher ernsten Arbeitsstunde. Der Herr, an dessen Eeich es dienen soll, hat bisher in Gnaden sein Zustandekommen gefördert. Er geleite es hinaus mit Seinem Segen imd wolle ihm Frucht bescheren zu Seiner Ehre !

Gotha, Ende October 1866.

Der Verfasser.

>

Der Plan des Atlasses, (Jossen drei erste Lieferungen in der Zeichnung vollendet sind, ist fol- gendermaassen aufgestellt, obwohl hinsichtlich der späteren Hefte Änderungen in der Zahl der Blattei-, so wie in der Anordnung vorbehalten bleiben:

I. Abtheilung : Afrika.

I. Lieferung.

1. Afrika (Übersicht). Ersclieiut in der Itl. Lieferuug.

2. Gambia uud Pougas.

3. Sierra Leone.

4. Liberia.

5. Goldküsto, resp. Sklavcnküste.

6. Oku-Läiider.

7. Niger mit Calabar uud Camcrun.

8. Gabun-Länder.

U. Lieferung.

9. Naraaqualand. 10.) Kapland.

11.5 dto., östlicher Theil.

12. )

> Inneres Süd- Afrika.

13. ^

14. Die südlichen Kafer-Missionen.

15. Natal und Zululand.

III. Lieferung.

16. Ost- Afrika.

17. Madagaskar, Übersieht.

18. Ankova und Antananarivo mit Umgebung.

19. Abessinien.

20. Ägypten.

(Nr. 1. Afrika, Übersicht.)

II. Abtbeilung:

Asien mit Inbegriff der Türkei.

30 bis 40 Blätter.

III. Abtheiliing: Australien und Polynesien.

20 Blätter.

IV. Abtheilung: Amerika.

20 Blätter incl. Weltkarte zur allgemeinen Übersicht.

VI,

N». I. Afi'ika.

Übersiclit.

PHIHGJäTGIT THEOLOGICiLL/

Die vorstohoiide Karte zeigt uns Afrika nacli seinen Rcligioiisvorliältnisson, und zwar der Art, dass die Bevölkerungs-Dichtigkeit zur (rrundlage genommen ist. Diese Darstclhmgsweisc ist, so- viel uns bekannt, bisher für derartige Z^vecke noch nicht angewendet worden, daher die zahl- reichen Missionskarten , welche die Religionen durcli kolorirte Fläelien darstellen, insofern eine unrichtige Vorstellung hervorrufen, als sie in schwach bevölkerten Gegenden den Beschauer eine verhältnismässig zu grosse Zalil von Be- kennen! der betreffenden Religion verrauthen lassen. Diesem Ubelstande konnte luir so abzu- helfen versucht werden , dass die Farbenstärke für jedes betreffende Land dem Grade der Be- Vülkerungs - Dichtigkeit entsprechend gewählt wurde. Letztere ist freilich fih- Afrika nur an- qäherndzu ermitteln, vergl. die gründliche Unter- suchung von Dr. Behm: „Areal und Bevölkerung aller Länder der Erde", im Geographischen Jahr- buch, I, Gotha, J. Perthes, 1866, der wir hier ganz gefolgt sind. Wo Theile eines Landes un- verhältnismässig stärker als andere bevölkert sind, ist für die entsprechenden Stellen der Grad der Farbe erhöht, wie z. B. in Marokko, Algier und Ägypten (wo die den Nil zu beiden Seiten begleitenden, stärker bevölkerten Gürtel, um nicht ganz zu verschwinden, allerdings auch bedeutend breiter gezeichnet werden mussten, als es der Wirkliclvkeit entsprochen haben würde). Älin- liches möchte für die Zeichnung der Sahara zweckmässig gewesen sein, in der die Bevölke- rung überwiegend auf den zahlreichen Oasen koncentrirt ist, doch war hier eine einigennaassen consequente Durchfiihrung solcher Darstellungs- weise wegen fehlender Angaben nicht möglich. Länder, in denen verschiedene Religionen ver- treten sind , wurden mit der des herrschenden Volkes bezeichnet. Die andren sind durch Tüpfchen der betreffenden Farbe ausgedrückt.

rjnunlciimiiii : Missiontnilaa. I, 3.

und zwar so, dass, wo slatistische Angaben nicht gänzlich mangeln, durch die Grösse derselben ein ungefähres Zahlenverhältnis angedeutel isl. Dass dies nicht bestimmter geschehen konnte, hat seinen Grund in den unzureichenden Quellen. Für Marokko wih-de man aus unsrer Karte also ablesen können: „Herrschend mnhararaedanische Bevölkerung, 250 bis 500 auf die QMoile, ver- mischt mit 50,000 bis 500,000 Juden und 1000 bis 10,000 katholischen Christen". Für die Juden mag hierbei die höchste Angabe der Wahrheit am nächsten kommen, für die Katholiken vielleicht der mittlere Dui'chschnitt. Ähnliclie Schwan- kungen werden sich mehrfach herausstellen, docli haben wir die Stufen absichtlich so weit gesetzt, um nicht bei angesti'ebter grösserer Genauigkeit zu A'iel Unrichtiges zu geben.

Die Tüpfchen, welche mit Schraffirnng ver- sehen sind, bezeichnen kein Zahlenverhältnis, sondern deuten nur eine Mischung der Reli- gionsbekenner an.

Diese Karte soll zugleich zur Orientirnng für die Specialblätter über einzelne Missionsfelder dienen, die hier durch punktirte Jjinien umgrenzt und mit der betreffenden Nummer (in einem Ringe) versehen sind.

Der grössere Karton zeigt die ethnographische Vertheilung der Völker Afrika's und damit zu- gleich die verschiedenen Sprachfaniilien und Sprachen. Diese Darstellung folgt hau])tsächlich der „Anthropologie der Naturvölker" von TIi. Waitz.

In der Angabe der Missionen konnten nur die verschiedenen Gebiete, nicht aber einzelne Stationen in's Auge gefasst werden. Die be- treffenden Zeichen, die mit den anf den S]iccial- bliitlern gfn)ranch1en übereiiiKtinmicn, sind Avoiler unlen erklärt, ebenso die Ziffern, mit denen die verschiedenen Jnstilute, Congregationen und

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Gesellschaften, welche Römisch-katholische Mis- , siou treibeu, bezeichnet sind. Aus Mangel an j andren Quellen mussten wir uns hier mit we- ! nigen Zusätzen und Berichtigungen aus deii.lahr- bücher)! zur Vfi-bi-eituug des Glaubens auf die Angaben im „Dictionnairc des missions callio- j liques, par Dr. E. de Djunkowskoy", Th. II, Paris 1 864, beschränken. Leider ist das ganze Werk zu wenig gründlich gearbeitet , als dass ! es hinsichtlich der Richtigkeit und Vollständig-

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keit volles Vertrauen beanspruchen könnte. '

Seuegand)ien und Algerien finden sicii zur ' genaueren Darstellung der hauptsäcliliclisten ka- tholischen Missionsstatiöneu in den oberen Kar- tons. Die unteren zeigen St. Helena und As- ceusion in ausg(^delintem Maassstabe. Auf erstereu 1 ist durcli rothe Unterstreicliuug die Thätigkeit ' der 8oc. for tlie Propagation of the Gospel unter Europäischer Kolonial-Bevölkerung und befreiten | Negern angezeigt, durch Blau die Wirksamkeit

eines mit keiner Gesellschaft verbundenen Mis- sionars (Baptisten). Der Biscliof hat seinen Sitz in Jamestown, zu dessen Diöcese auch Ascension Island gehört , wo el)enfalls ein Arbeiter der S. P. G. für die Kolonial-Bevölkerung stationirt ist. Zur Orientirung über die Lage dieser und der andi'en zu Afrika gehöngeu Inseln sehe mau deu Karton für die Ethnographie. Die letz- teren finden sich in genauei'er Darstellung auf Blatt 16 u. 17.

Für die Arabischen Namen sind folgende be- sondre Zeichen angewendet :

.V' = - (<isch).

= ^ (ch guttural, schwach).

kh = ^ (ch guttural, stark).

)S' = (cei'ebral).

' _ ^ (sanfter Kehlliauch).

qh = i- (starker Kehlhauch).

^ (k, stark).

^ = ^ (schwach).

Missions -Atlas

Afrika >'? 2 .

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Sierra l.enn*^- siehe- NVS.

DAS GEBIET J)FK

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GOTHA : J USTU S PF. RTH E S

2. Die Missionsgebiete

Die obere Hälfte des vorliegenden Blattes führt uns das nördlichste der Westafrikanischen Missionsfelder vor, die Länder um den breiten Gambia-Fluss , der z-srischen seinen mit dichten Mangrovewäldern eingefassten Ufern still, doch majestätisch dahin zieht. Der im Gegensatz zur sandigen Küste hier so fruchtbare Boden würde einen weit ausgedehnteren Ackerbau gestatten, als er bisher von der hier Wohnenden, keines- wegs spärlichen Negerbevölkerung betrieben wird. Es sind vor Allen Mandengas (Mandingos), die seit Jahrhunderten das Land bis auf mehr als 100 Meilen ins Innere inne haben. Die Mehr- zahl derselben halten noch an ihrem ursprüng- lichen Heidenthum fest, leben fast ausschliess- lich vom Ackerbau und wei'den Sonninkies ge- nannt im Gegensatz zu den Marabüts, die sich dem seit geraumer Zeit eindringenden und stets au Einfluss gewinnenden Islam ergeben haben. Diese, meist fanatische Muhammedaner, treiben neben dem Ackerbau besonders Handel bis tief ins Innere des Landes , wobei sie als eifrige Missionare des Islam zu weiter Ausbreitung desselben beitragen. Ein anderer Negerstamm, die Jaloffen (Jolofs, Walufs), der seine Haupt- sitze nördlicher gegen den Senegal hat, reicht im Gebiete Barra und Salüm bis an den Gam- bia. Bei ihnen hat der Muhammedanismus den alten Fetischdienst wenig einscliränken können; man kann sie in diesen Gegenden noch als rei- nen Heideustamm betrachten. Trotz der son- stigen niedern Stufe der Kultur sind sie die Vertreter der einheimischen Industrie für ein weites Gebiet und bewähren sich in manchen Zweigen als geschickte Handwerker. Eine dritte Völkerschaft sind die Fullahs (Fulbe, Pullo, Fel- latah), die, sämmtlich Muhammedaner, in kleinen Schaaren von 100 bis 150 Familien nomadisch und zugleich handeltreibend am oberen Gambia umherziehen, einzeln aber auch in allen seinen Uferländern sich nicht selten unter den Man- dengas zerstreut finden.

An der Mündung des Flusses befinden sich seit Jahrhunderten Europäische Niederlassungen,

Grundemann : Missionsallas. I, 1.

am Gambia imd Rio Pongas.

I durch die lange Zeit zur Ausbreitung des Chri- ' steuthums nicht nur nichts geschah*), sondern sogar der Boden für die später eintretende Mis- I sion noch härter gemacht war. Jetzt befinden ' sie sich in Britischem Besitz (seit 1816). Ba- j thurst, ein Städtchen von schon fast Europäi- I schem Aussehen, bildet die Hauptstadt. Einige weiter im Innern vom Fluss gebildete Inseln gehören ebenfalls den Engländern, scheinen aber dem Europäischen Verkehr noch nicht sehr nahe gerückt zu sein.

Die ersten Missionsbestrebungen von Bedeu- tung auf diesem Gebiet sind mit dem Namen der edlen, für Afrika's Heil begeisterten Hanna Kilham verknüpft (seit 1823). Noch vor der Anlegung ihrer Schulen auf der Insel S. Mary hatte auch die Wesleyanische Methodisten-Mis- sion zu Mandanary begonnen, die, indessen eben- falls nach Bathurst verlegt, erst sich zu ent- falten begann, bis sie in den dreissiger Jahren in durchgi'eifenden Erweckuugen eine Blüte er- langte. In jener Zeit kam die zweite, auf der [ MacCarthy-Insel *•'") (die wir in grösserem Maass- ; stabe auf dem Karton rechts geben) gegrün- dete Station hinzu, auf der sich bald eine ver- j hältnissmässig zahlreiche Gemeinde sammelte. Später wurden noch Stationen zu Barra Point und Kap S. Mary angelegt (vergl. den grös- sern Karton links). Indessen bildet das Klima, das schon manchen Missionar in ein frühes Grab gestreckt hat, ein bedeutendes Hinderniss gegen den erspriesslichen Fortgang des "Werkes, das, wie schon angedeutet, auch wegen des um sich greifenden Islam einen harten Boden hat. Jetzt sind hier keine Europäischen Missionare thätig. Des Klima's wegen ist das "Werk eingebornen Predigern anvertraut. Die wenigen Berichte, die

*) Abgesehen von Versuchen äusserlichcv Ptlanzung der katholischen Kirche, von denen auch jetzt noch Spu- ren, doch fast völlig in das Heidenthum aufgegangen, übrig geblieben sind.

**) Den auf der Karte leider stehen gebliebenen Stich- fehler M= Carty woUe man daselbst corrigiren ; ebenso auf dem unteren Karton: Association für Assotiaton.

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darüber zu uns gelangen, sind meist allgemein gehalten , doch berichten sie von Zuwachs der Gemeinde, die auf allen Stationen zusammen im vorigen Jahre 997 volle Mitglieder zählte.

Zu Bathurst befindet sich auch eine katho- lische Mission der Kongregation „des heiligen Geistes und des unbefleckten Herzens Maria" und ein Institut der Schwestern „der unbefieck- tcu Empfiingniss".

Die Pariser Missiousgesellschaft (Sociute des missions evangeliques) hat vor einigen Jahren in der Fi'anzösischen Besitzung am Casamance zu Sedhiu eine Station errichtet, und arbeitet daselbst bereits erfolgreich unter verschiedenen Stämmen. Die Station befindet sich in dem be- nachbarten Dörfchen Dagorne.

Die untere Hälfte unseres Blattes rechts führt uns auf das gegen Südwesten gelegene nächste Missionsfeld am Kio Pongas. Hier war in frü- herer Zeit einer der Haupti)lätze des Sklaven- handels, der bis in die neueste Zeit in den man- nigfach verzweigten Plussarraen, die das Delta bilden, immer noch dann und wann einen Schlupf- winkel zu finden scheint; doch ist der geord- nete Handel mit Landesprodukten im Wachsen, den besonders die der Mission geneigten Häupt- linge befördern. Es giebt dort mehrere Franzö- sische Faktoreien. Die Bevölkerung in dieser Gegend besteht aus Susus (Sosos), einem vom Bio jN^uuez bis zum Scarcias und tief ins Innere wohnendeii Stamme. Nordwestlich von der Mün- dung des Bio Pongas Avohnt ein kleinerer Stamm, die Bagas, der mit den Bulloms und Timanis verwandt sein soll.

Schon um den Schluss des vorigen Jahrhun- derts wirkten hier vorübergehend zwei Edin-

burgcr Missionare zu Kondaia. Seit 1804 be- gann die Church Missionaiy Society mit Deut- schen Missionaren (meist Schülern von Jäniche) ' die Susu- Mission. Bis 1818 hat dieselbe bc- ' standen; 15 Missionare waren in derselben thä- I tig, deren 7 dort dem Klima zum Opfer fielen, j Die Stationen waren Bashia und Kanofi, von wo aus auch für einige Zeit eine Mission auf den Los-Inseln und in dem gegenüberliegenden Kapparu, Gambier, unterhalten wurde. Doch die Feindschaft der Sklaveiihändler liess dies Werk t nicht bestehen.

! Erst im Jahre 1855 ist dasselbe wieder be- j lebt worden, als in Westindien in kirchlichen 1 Kreisen ein reger Missionseifer erwachte und eine eigne Gesellschaft sich bildete, die Geist- liche Afrikanischer Abstammung nach / West- Afrika als Missionare sendet*). Dieselben haben am Pongas eine freundliche Aufnahme gefun- den, besonders durch einen Häuptling Bich. Wilkinsou, der als Jüngling mit zu den Schü- lern und Bükehrten der ersten Missionare ge- hört hatte und nun bis zu seinem vor einiger Zeit erfolgten Tode der Mission wesentliche Dienste geleistet hat. Es bestehen gegenwärtig zwei Stationen mit 459 Getauften. Die West- indische Gesellschaft hat ein eignes Missions- j Seminar (Codrington College) auf Barbados zur : Ausbildung ihrer Missionai'e. Die Society for the I Propagatiou of the Gospel unterstützt ihr Werk. I In neuester Zeit ist die Anlegung einer Sta- ' tion auf den von 4- bis 500 Susus bewohnten ' Los-Inseln ins Auge gcfasst worden.

*) West Indian Association for Jlissions in West Äfrica; Barbados.

N". 8. Sierra Leone.

Die gebirgige Halbinsel Sierra Leone war schon um die Mitte des 15. Jahrhunderts den Portugiesen bekannt, von denen sie ihren Na- men erhielt, wegen der mächtigen Brandung, die wie mit Löwenstimmen das äusserste Kap umbraust. Seit dem Aufblühen des Sklaven- handels wurde sie einer der bedeutendsten Sta- pelplätze desselben. Gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts dagegen ging sie in den Besitz der African Company über, die dort Kolonien befreiter Neger anlegte, deren Zahl durch meh- rere nach dem Amerikanischen Kriege aufgelöste Negerregimenter vermehrt wurde. 1808 kam Sierra Leone an die Britische Krone, die später auch ein weiteres Gebiet des Timne-Landes dazu erwai'b , in neuester Zeit noch die westliche Hälfte von Quia, das ebenfalls von Timnes be- wohnt ist. Bis auf den heutigen Tag wird die Halbinsel zur Ansiedlung der von Sklaven- schiffen befreiten Neger benutzt, daher die ur- sprüngliche Timne-Bevölkerung längst von einem Gemisch der verschiedensten Westafrikanischen Völkerschaften überwuchert ist. Über 100 oft sehr von einander verschiedene Dialekte werden auf dem kleinen Eaume gesprochen, doch bildet ein eigenthümlich gefärbtes Englisch die all- gemeine Umgangssprache.

Das Land ist sehr fruchtbar, doch lassen die bis 3000 Fuss sich erhebenden Berge wenig I für den Ackerbau geeigneten Boden übrig. Da- I her wendet sich die Bevölkerung bei weitem mehr j dem Handel zu, und nicht wenige Handlungs- häuser, die ganz selbstständig von Negern geleitet werden, haben einen weit bekannten Namen er-

i laugt. Viele Andre fangen klein, als Krämer an und erwerben doch mit der Zeit ein nicht ge- ringes Vermögen. Europäische Kultur in allen ihren Zweigen finden wir in Sierra Leone ein- gebüi'gert, obwohl Manches noch mit derselben in schneidendem Kontrast steht. Die angrenzen- den Gebiete, wie z. B. die der Bulloms nörd- lieh und südöstlich von SieiTa Leone, sowie die Timne-Länder sind den Europäischen Einflüssen noch bei weitem weniger zugänglich, während

Grundemiinn: Missionsatlas. I, 1.

die Muhammedanischen bereits grossen Erfolg gehabt haben. Es finden sich dort schon man- che ganz muhammedanische Städte. Doch sind diese Länder noch immer überwiegend als heid- nisch anzusehen. An vielen, namentlich Küsten- orten finden sich Niederlassungen christlicher Sierra Leone-Leute, welche eine geeignete Ver- mittlung für die Wirksamkeit der Mission in jenen Gegenden darbieten.

Die frühesten Versuche der Mission in die- sem ganzen Gebiet wurden bereits zu Ende des vorigen und zu Anfang dieses Jahrhunderts un- ternommen, und zwar von Baptisten, Methodi- sten, der Lond. Miss. Soc. und einigen Schot- tischen Gesellschaften, waren aber von kurzer Dauer und scheinbar ohne Erfolg, während ei- zelne Fälle sogar der Missionssache schwere Schmach bringen mussten. Der Church Miss. Soc. war es vorbehalten, hier zuerst seit 1804 eine erfolgreiche Wirksamkeit zu beginnen. Un- ter ihren ersten, meist Deutschen Missionaren erwähnen wir nur Nyländer, Düring und John- son (Jansen). Seit 1816 entfalteten auch die Methodisten eine ausgedehnte Thätigkeit. Die erstere Gesellschaft hat bereits vor einigen Jah- ren ihre Stationen grösstentheils zur selbststän- digen kirchlichen Konstituirung entlassen können, was um so leichter geschehen konnte, da Sierra Leone seit 1852 eine Kolonial-Diöcese der angli- kanischen Kirche ist mit eignem Bischof, und das theologische Institut an' der Fourah-Bai bereits manchen schwarzen Geistlichen gebildet hat. Wo noch eigentliche Missions-Stationen je- ner Gesellschaft bestehen , ist auf der Karte überall durch Ch. M. S. angedeutet. In Free- town besteht eine nicht geringe Zahl anglikani- scher und Wesleyanischer Kirchen, die meist nach den Stadtvierteln und Strassen benannt werden, wie Pademba Eoad, Kissey Eoad, Kroo- town (Ch. M. S.), Ebenezer, Zion, Bathurst- street, Gibraltartown , Buxton Chapel u. a. (W. M. S.), bei deren Erwähnung in den Mis- sionsblättern (für Neulinge verwirrend) oft nicht hinzugefügt wird, dass sie in Freetown liegen.

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Die Namen der grösseren Städte werden auf den betreffenden Distrikt ausgedehnt, in dem sich Ortschaften verschiedenen Namens befinden, die sich aber auch in andern Distrikten -wieder- holen, wie z. B. Kossotown, wodurch man sich ebenfalls nicht irre machen lassen darf. Von ' den zahlreichen Plätzen, an denen die Wesl. I Miss. Soc. wirkt, konnten wir nur die haupt- ' sächlichsten anführen.

Die Lady Huntingdon Connexion hat eine nicht geringe Zahl Bekenner unter den Schwar- zen und treibt unter den noch nicht christiani- sirteu Bewohnern der Kolonie Mission, wie dann von dort aus wieder in den angrenzenden Ländern missionirt wii'd (BuUom Shore [Strand] TindBompey in der Sherboi-o-Gegend). DieChurch Miss. Süc. hatte in dem ersteren Gebiet bereits j eine vorübergehende Thätigkeit, 1812 bis 1818, die in neuerer Zeit wieder aufgenommen ist und guten Erfolg verspricht. Ähnlich unter den Tim- nes zu Magbele 1833 und zu Port Lokkoh seit 1840, von wo später die Mission nach dem er- steren Ort wieder verlegt, aber 1860 in Folge von Kriegsereignisseu abgebrochen werden musste. Jetzt wird dieselbe zugleich mit der in Quia

erst begonnenen vorläufig von dem noch in Wa- terloo wohnenden Europäischen Missionar wieder kräftiger betrieben. Die United Methodist Free Church missionirt an mehreren Orten unter Lei- tung eines Europäischen Arbeiters, der nach den neuesten Berichten zurückkehren musste.

Aussei'dem hat die Foreign Evangelist So- ciety in Sierra Leone eine Thätigkeit begonnen, über die noch kein ausführlicher Bericht vor- liegt. Die Society for Promoting Female Edu- cation in the East hat ebenfalls dort einige Mädchenschulen, Asyl u, s. w.

Im Jahre 1860 bestand die Bevölkerung von Sierra Leone aus 41,624 Seelen, darunter 250 Weisse.

Aus der Statistik der Denominationen be- merken wir 12,954 Anglikaner,

15,170 Methodisten (3600 Afrika- ner, die übrigen Wes- leyaner),

2,146 Lady Huntingdon Connexion,

60 Katholiken, 1,734 Muhammedaner, 3,351 Heiden.

M issuiiiN - All:is

GOTHA :Jr^

Afrika VV l.

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N". 4. Liberia nebst der Slierboro- und Mendi-Gegeud.

Die Eepublik Liberia verdankt ihren Ur- sprung der regen christlichen Fürsorge, mit der man iu den Vereinigten Staaten das Loos der dort frei gewordenen Neger zu verbessern suchte. Schon zu Anfang dieses Jahrhunderts war ihrer eine grosse Zahl, zerstreut, gewerblos und in grösstera Elende lebend, denen mau durch Rück- versetzung in ihr Westafrikanisches Vaterland am besten aufhelfen zu können meinte. Erst 1817 kam für diesen Zweck eine Gesellschaft zu Stande, die nach zwei Jahren ihre Koloni- sationsversuche auf der Sherboro-Insel begann, doch mit sehr unglücklichem Erfolg. Die zweite Sendung ging 1821 nach dem Kap Mesurado, wo die Anlegung der Stadt Monrovia gelang, die in der Folge Hauptstadt der anfänglich un- ter vielen Schwierigkeiten, doch stetig wachsen- den Kolonie Liberia wurde, welche sich unter der Leitung der oben genannten Gesellschaft allmählich zu einer selbstständigen Republik ge- staltete und sich vom Rio Gallinas im Nordwesten bis jenseit des Kap Palmas im Südosten ausdehnte. Gegenwärtig umfasst dieselbe eine civilisirte Af- rikanische Bevölkerung von etwa 19,000 See- len. Die ursprünglichen Bewohner jener Gegen- den, die in verschiedene, auf der Karte angege- bene Stämme zerfallen, haben sich grösstentheils der Regierung unterworfen, wenigstens so viele an der Küste und etwa bis zu zehn Meilen ins Innere ihre Wohnsitze haben. Ihre Seelenzahl soll sich auf eine halbe Million belaufen. Nur unter Einem dieser Stämme, den Veys, hat der Muhammedanismus Wurzel gefasst.

Unter diesen Umständen hat die Mission hier eine doppelte Aufgabe: einmal, unter denr Liberianern geordnete kirchliche Zustände her-

Grundemann: Mitaionaatlas. I. 1.

beizuführen und aufrecht zu erhalten, andrer- seits, unter den eingebornen noch heidnischen Negern das Christenthum einzuführen. Ver- schiedene Gesellschaften sind nach beiden Sei- ten hin thätig. Die ersten Missionsbestre- bungen fallen mit der Gründung der Kolonie zusammen, doch stehen sie nur vereinzelt da. Einen weiteren Versuch machte die Baseler Mis- sionsgesellschaft 1827, der aber schon 1831, nachdem theils zu Monrovia, theils zu Bassa Cove nicht ohne guten Einfluss gewirkt worden war, des Klima's wegen abgebrochen werden musste. Von acht Arbeitern waren vier dem- selben erlegen.

Andauernder waren die Arbeiten Amerika- nischer Gesellschaften. Die American Baptist Missionary Union wirkte, nachdem sie früher schon einzelne Arbeiter nach Liberia geschickt, nameatlich unter den Bassas. Doch auch diese Mission ging im vorigen Jahrzehnt allmählich zu Ende. Der American Board begann 1835 am Kap Palmas, doch wurden die Stationen 1844, da die Arbeiter sich nach dem Gabun begaben, an die bereits mehrere Jahre unter den Grebos wirkende Protestant Episcopal Mission überlas- sen, die jetzt am Kap Palmas sowie unter den Stämmen, die östlich, und selbst unter denen, die weit im Innern wohnen, eine ausgedehnte und gesegnete Thätigkeit hat. Hier fasst diese Mission besonders die noch heidnischen Ein- gebornen ins Auge, während sie auf den wei- ter nordwestlich gelegenen Stationen, die auf der Karte angegeben sind, sich mehr den Libe- rianern zuwendet. Letzteres gilt vorzugsweise auch von der Methodist Episcopal Mission, die neben den auf der Karte vermerkten Haupt-

Stationen noch viele Nebenstationen hat; doch wirkt auch sie unter den Golas und unter den Kwias. Aus dem voi'igen Jahrzehnt wird auch von zahh-eichen Stationen der Southern Baptist Convention (fast an allen bedeutenden Plätzen Liberia' s) berichtet; doch war es uns trotz aller Anstrengung nicht möglich, zu" erfahren, ob diese Mission noch besteht oder wie sich dieselbe ge- staltet hat.

Nur aus einer flüchtigen Andeutung ersehen wir, dass auch Amerikanische Lutheraner in der Nähe von Monrovia eine Mission haben sollen; doch ist uns auch darüber etwas Näheres zu erfahren nicht gelungen.

In der Sherboro- *) und Mendi-Gegend **) be- steht seit 1842 eine Mission der späteren Ame- rican Missionary Association. Die sonst oft ge- nannten Stationen Kaw Mendi und Mo Tappan sind in dem letzten Jahresbericht der Gesell- schaft nicht erwähnt und es scheint sich die ganze Thätigkeit auf Good Hope und die Aus- senstationen zu beschränken. Auch die Church Missionary Society hat in Bendo eine Schule un- ter einem farbigen Lehrer.

*) Öfter geschrieben Sherbro ; der Original - Name soll Shebar sein.

**) Diese Gegenden gelten als Brittische Besitzungen, doch werden sie bis an den Sherboro-Fluss auch von Liberia beansprucht.

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PERTHES

N". 5. Die Goldküste und der westliche Theil der Sklavenküste.

Die Goldküste bietet eine eigenthümliche Er- scheinung dar durch die zahh'eicheu Forts Eu- ropäischen Ursprungs, mit denen sie eingefasst ist und die von der Ausdehnung des Handels, dem sie zum Schutze dienen sollten, Zeugniss geben. Jetzt stehen die meisten als Ruinen ne- ben den aus viereckigen Lehmhäusern beste- henden Negerdörfern. Wenige werden von den Holländern gehalten , mehr von den Engländern, in deren Besitz auch die früher Dänischen über- gegangen sind (seit 1851). Der Hauptsitz der Englischen Macht in diesen Gegenden ist Cape Coast Castle. Die sämmtlichen Küstenstämme stehen unter Britischer Protektion. In land- schaftlicher Hinsicht sondert sich der erste Kü- stenstrich mit seinen unfruchtbaren Sandtiächen und einzelnen Büschen sowie zalilreicheu mäch- tigen Termitenhaufen deutlich von der folgenden Zone, in der ein Hügelland mit dichten Wäl- dern und üppig gedeihenden Plantagen vorwal- tet. Weiter landeinwärts beginnt Gobirgsland von nicht unbedeutender Erhebung. Das Klima ist eines der gefährlichsten für den Europäer, und fast keinem bleibt das oft tödtliche Küsten- fieber erspart.

Die eingeborne Bevölkerung ist verhältniss- mässig stark. Sie zerfällt ethnographisch in mehrere Stämme mit mehr oder weniger ver- schiedenen Dialekten, deren Verwandtschaft eini- germaassen durch das Kolorit auf der Karte an- zudeuten versucht ist. In politischer Beziehung ist die Zersplitterung in zahlreiche kleine Stämm- chen mit je eignem Oberhaupte (?) noch grösser. Jenseit des Küstengebietes liegt das starke Kö- nigreich Ashanti, das den Einflüssen Britischer Macht und Civilisation noch immer mit Erfolg Trotz bietet und eine Burg heidnischer Greuel und Unmenschlichkeiten bildet. In früheren Zei- ten florirte an der ganzen Goldküste neben dem Handel mit Goldstaub, der dorther kommt, der Sklavenhandel. Nach der Beseitigung des letz- teren soll der Handelsverkehr überhaupt ab- genommen haben. Am meisten soll er jetzt von Amerikanern betrieben werden, die den Gold-

Grundemann: Missionsatlas. I, 1.

staub gegen die ausschliesslich von Ashanti ge- forderten Artikel : Rum, Tabak und Schiesspulver, eintauschen lassen.

Die ersten Anfänge der Mission auf der Gold- küste wurden vor hundert Jahren von der Brü- dergemeinde gemacht, nachdem fast ein zweihun- dertjähriger Verkehr der Europäer von einer aus- gedehnten Mission der schändlichsten Laster be- gleitet war, deren Nachwirkungen bis auf den heu- tigen Tag der Mission des Evangeliums die grössten Hindernisse entgegensetzen. Jener Versuch war aber sehr vorübergehend, da die neun Sendboten bald dem Fieber erlagen. Einzelne Missionsunter- nehmungen auch von Englischer Seite finden sich um dieselbe Zeit, doch ohne nachhaltigen Er- folg. Erst 1834 traten die Wesleyanischen Me- thodisten in dieses Arbeitsfeld ein, zu Cape Coast Castle, von wo aus eine nicht geringe Zahl von Gemeinden, namentlich aus dem Fanti-Stamme, gesammelt ist. Es sind dort jetzt bereits viele eingeborne Prediger thätig. Eine Zeit lang war diese Wirksamkeit sogar bis nach Kumasi, der Hauptstadt Ashanti's, ausgedehnt, doch sind die Stationen schon längst wieder verlassen, und Bemühungen in den letzten Jahren, sie wieder aufzunehmen, waren vergeblich. Die Zahl der Wesleyanischen vollen Gemeindeglieder ist (1865) 1555 unter acht Missionaren, iresp. Hilfsarbeitern.

Schon 1828 waren auch Baseler Missionare nach der Goldküste gekommen, doch die meisten, um fast sogleich vom Klima dahingerafft zu werden. Eine nachhaltigere Wirksamkeit dieser Gesellschaft beginnt erst zu Anfang der vier- ziger Jahre, wo man eine Kolonie christlicher Neger aus Westindieu unter Beihilfe der Däni- schen Regierung zu Akropong anlegte. Obgleich dem Werke auch von da an viele Hindernisse im Wege standen, ist es doch beständig gewach- sen, und die Karte kann eine ganze Reihe von Stationen unter verschiedenen Stämmen verzeich- nen. (In Akuapim wird der Otschi-Dialekt ge- sprochen, mit dem der von Akim verwandt ist. Der Akkra- oder Ga-Dialekt steht jenem ferner, doch ist er mit dem vom benachbarten Adangme

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verwandt. beide Dialekte sind Theile der heiligen Schrift übersetzt.) Die Zahl der Ge- meiudcglicder ist (1866) 1018 unter 33 Europäi- schen Arbeitern.

Östlich von dem mächtigen Volta-Stromc liegt die Sklavenküste, auf der sich noch manche ver- lassene neben einigen noch bestehenden"''') Skla- venfaktoreien befinden. Charakteristisch für diese Gegenden sind die grossen, liinter der Küste sich ausdehnenden Lagunen, die, zum Theil zu Zeiten trocken, weite Flächen einnehmen, deren Gren- zen hie und da noch sehr fraglich sind. Die Bevölkerung gehört dem Ewe-Stamme an, dessen östliche Hälfte das berüchtigte Königreich Da- home ausmacht, während die westliche in un- zählige kleine, von einander unabhängige Stäram- chen zerfällt, die oft nur 3 bis 4 oder 10 bis 12 Dörfer umfassen. Die meisten der betref- fenden Namen**) auf der Karte bedeuten nicht einzelne Ortschaften, sondern solche Stämmchen.

*) Trotz der Englischen Kreuzer wird von -Whyda und einigen andern Punkten (?) noch immer Sklavenhandel betrieben.

**) Wir konnten für dieselben durchgängig die Schreib-

Dieselbeu gruppiren sich wieder zu mehi'eren, verschiedene Dialekte sprechenden Äbtheilungen.

I Hier hat die Norddeutsche Missionsgesellschaft ihre Stationen. 1847 begann sie die Arbeit, zunächst in Pekyi, das aber wegen Kriegsunruhen später wieder aufgegeben werden musste. Seit 1854 wurde Keta die Station, von der aus die Wirk- samkeit sich wieder nach dem Innern aus- dehnte. Die Mission hat viele Opfer gekostet, ist aber in gutem Fortgange. Unter 15 Euro- päischen Arbeitern befinden sich 119 Getaufte, von denen 28 Kommunikanten sind.

Zu Whyda f Weida J und Popo haben auch

\ die Wesleyanischen Methodisten Stationen unter einem eingebornen Geistlichen, doch spricht der neuste Jahresbericht vom Zustande derselben

! nicht sehr ermuthigend.

{ Dort besteht endlich eine katholische Mis- sion der Jesuiten, und seit 1860 ist Dahome,

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in dessen Hauptstadt Abome dieselben ebenfalls eine Station haben, zum apostolischen Vikariat erhoben.

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art nach dem für die Ewe-Sprache eingeführten Alphabet anwenden.

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N". 6. Die Oku-Läuder (Yömba).

Unter dea ^Tarnen Oku *) - Länder begreifen wir die Wohnsitze der östlichen Zweige jenes West-Afrikanischen Volksstammes, Jessen west- liche Abtheilung im Ewc-Gebiet (wozu im wei- teren Sinne auch Dahome gehört) schon auf dem vorigen Blatte gegeben ist. Wie dort, so treten uns auch hier mehrere dialektisch verscliiedene ethnographische Abtheilungen ent- gegen, die auf der Karte durch besonderes Ko- lorit hervorgehoben sind. Unter denselben wa- ren früher die Ydrubas die bedeutendsten, die bis zum Anfang dieses Jahrhunderts ein gros- ses Reich hatten, das, bis zum iS'iger sich erstreckend, an Macht mit Dahome und As- hanti wetteiferte. Auch die übrigen Stämme waren ihnen unterworfen. Das alte Oyo war die Hauptstadt. Zu Anfang dieses Jahrhun- derts begannen die muhammedanischen Fella- tas in jene Gegenden einzudringen um, an Zwistigkeiten einzelner Stämme anknüpfend, all- mählich in blutigen Kriegen die wohlbevölkerten und bebauten Länder in Wüsten zu verwandeln, wobei der Sklavenhandel seinen höchsten Auf- schwung nahm. Bis in das zweite Jahrzehnt dauerten diese Verheerungen, bis die Eindring- linge als unbestrittene Herren des Gebietes um Illorin, das sie zur Hauptstadt machten, ihre Macht koncentrirten, während weite Gebiete ganz wüst blieben und sich nur an einzelnen Orten die Uberreste der aufgeriebenen Stämme wieder sammelten. Aus dieser Geschichte erklärt sich die eigenthümliche Erscheinung dieser Gegenden. Die ausgedehnten Ebenen, aus denen nur hie und da malerische Gruppen von schroffen Por- phyrfelskegeln**) aufragen, zeigen verhältniss- mässig wenig Wald, der schon vor Zeiten der Kultur gewichen, doch unabsehbare Prairien,

*) Der Name, von einem eigentliümlichen Gruss ent- lehnt und zum Theil von andern Stämmen als Spitzname gebraucht, mag nicht ganz bezeichnend erscheinen, doch ist er jedenfalls für die ethnographische Betrachtung zweck- mässig.

**) Nach Andern Granit. Grundemann ; Missionsatlas. I, 1.

mit mannshohem Grase bestanden, zwischen dem sich nur schmale Pfade hindurchwinden, nehmen die Stelle der einst mit Fleiss bebauten Flüren ein. Oft führen jene schmalen Pfade über niedrige Lelimhügel, auf denen die Canna indica mit ihren breiten dunkelen Blättern und rotheu Blumen üppig wuchert; doch sie kündet dem Wandrer nur, dass er über die Stätte einst blühender Städte und Dörfer hinschreitet, deren Lehm-Wälle und -Wäude die Regenzeit man- cher Jahre in jene formlosen Huinen verwandelt hat. An andern Orten findet sich auch wiederum Gebüsch anstatt der eben erwähnten Prairien.

So ausgedehnt aber auch jene Verödung nach Verlauf fast eines halben Jahrhunderts ist, so hat sich doch allmählich wieder eine in schnel- lem Aufschwünge begriffene Kultur eingestellt. Die Peste der aufgeriebenen Stämme sammelten sich bald an geeigneten Orten, wie namentlich die der Egbas in Abeokuta*), das ein Konglo- merat von nicht weniger als 130 Städten bil- det, die in den Pesten ihrer Bewohner zwischen den Felsen dort eine Zuflucht fanden und bei selbststäudiger Verfassung, aber unter gemeinsa- mem Oberhaupte, eine neue sociale und politische Entwicklung begannen. Ähnlich fanden sich zu Ibadan Überreste von Yo'rüba-Städten zusam- men und bildeten ein eignes Gemeinwesen, wäh- rend das alte Ydrüba-Peich (obwohl nur als Schatten von dem, was es einst war) wieder hergestellt wurde mit der Hauptstadt zu Ago- Oja, die nach der ehemaligen auch wohl Oyo genannt wird. Der König behauptet eine wie- wohl nur lose Herrschaft über die andern all- mählich sich erhebenden Ydrüba-Städte. Am schnellsten gelangte Abeokuta zur Blüte, das schon vor mehr als zwanzig Jahren gegen 100,000 Einwohner zählte und sich in weitem Umkreise mit reichen Fruchtfeldern und Plan-

*) Man halte es fest, dass die Bewohner von Abeo- kuta nicht Yörübas sind, wie häufig angegeben wird, durch welche Verwechselung aber ihr politisches Verhält- niss z. B. zu Ibadan unverständlich wird.

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tagen umgebeu hatte. Um jene Zeit war auch ! das Evangelium bereits dorthin gedrungen, durch mehrere Schaaren von Egbas, die, aus der Skla- verei befreit, in Sierra Leone Christen geworden [ und von dort nach längerem Aufenthalte in ihre l Heimat zurückkehrten. Auf ihren Wunsch folg- ten Missionare der Englisch-kirchlichen Gesell- schaft, die, wie bekannt, bereits wichtige Erfolge gehabt und ihr Werk auf verschiedene Statio- nen, die auf der Karte angegeben, ausgedehnt haben. Bedroht war diese Mission mehrere mal durch die feindlichen Dahoraier, die aber 1857 und 1863, das letzte Mal unter theilweiser Auf- reibung ihrer sonst gefürchteten, 10,000 Mann starken Armee, von den Egbas zurückgeschlagen wurden. Doch ist ein andrer Krieg seit meh- reren Jahren ein bedeutendes Hinderniss für diese Mission, nämlich der zwischen den Egbas und Ibadan, wobei das mit ersteren verbündete Ijaye von letzteren zerstört wurde. Der Krieg dauert bis jetzt fort und macht die Wege un- gangbar. In Abeokuta selbst sind die Missionare auf vier Stationen in Thätigkeit. Auch die Wes- leyan. Methodisten haben dort seit geraumer Zeit eine Station.

An der Küste dient Lagos dem Werke in

jenen Gegenden als Basis*), besonders seitdem diese alte Burg des Sklavenhandels vollständig Britische Besitzung geworden ist. Unter der ge- mischten Negerbevölkerung daselbst findet die Mission günstigen Boden und schon hat die Church Miss. Soc. dort drei Stationen (auch Bread fruit Station scheint in der Stadt selbst oder wenigstens auf der Insel zu liegen). Auch hat der voi' einigen Jahren eingesetzte Bischof Crowther dort seinen Sitz. Ota gehört dahin als Aussenstation. Die Wesleyan. Methodisten haben ebenfalls eine beträchtliche Gemeinde in Lagos; an andern Küstenpunkten scheint unter vorwie- gender Popo-Bevölkerung das Werk weniger er- giebig zu sein.

Eine dritte Gesellschaft, die Southern Bap- tist Convention, begann zu Anfang des vorigen Jahrzehntes ihre Wirksamkeit in den Oku-Län- dern und hatte bald mehrere, weit nach dem Innern vorgeschobene Stationen, welche die Karte zeigt. In Folge des Amerikanischen Krieges schei- nen dieselben aufgegeben zu sein , doch war es uns unmöglich, über diese Mission wie über- haupt über jene Denomination in neuester Zeit irgend welche sichere Mittheilungen zu erhalten.

*) Anfänglich hatte Badagry diese Aufgabe.

Miss ioiis -Alias

A&oIg« S': 7.

CrUTHA: JUSTUS PERTHES-.

N". 7. Die Missions-Gebiete am Niger, Alt-Calabar und Cameruns.

Die Niger-Mission verdankt ihren Ursprung j den Expeditionen, welche zur Beförderung Eu- i ropäischen Handels und Industrie, als wirksamen | Mittels zur Unterdrückung des West-Afrikani- I seilen Sklavenhandels, auf der tief ins Innere I reichenden Wasserstrasse jenes Stromes von Eng- land aus unternommen wurden. Hierdurch er- hielt dieses Werk sein eigenthlimliches Gepräge. Es blieben nur eingeborne Lehrer aus Sierra Leone auf den Punkten zurück, auf denen die Missionare der Englisch-kirchlichen Gesellschaft, welche die Expeditionen von 1857 begleiteten, solche zu Stationiren von den betreffenden Häupt- lingen die Erlaubniss erlangten. Es war schon viel für die Sache gewonnen dadurch, dass diese Männer in ihrer einsamen Stellung, mitten unter jenen Heidenvölkern, in deneu auch bereits der Muhammedanismus durch I^upe-Ansiedler seine i Vertreter hat, nicht allein selbst staudhafte Be- kenner ihres Glaubens blieben , sondern sogar der Art missioniren konnten, dass 1861 in Onit- sha und Igbebe sich eine Anzahl Taufkandida- ten vorfand. Seitdem sind an diesen Orten christliche Gemeinden gegründet, die durch re- gelmässige Besuche des nunmehrigen Bischofs Crowther gefördert werden. Derselbe pflegt das von Eernando Po den Niger hinaufgehende Dampfschilf zu benutzen, welches die Verbin- dung mit den angelegten industriellen Anlagen aufrecht zu erhalten hat. In den letzten Jahren ist auch unmittelbar an der Nun-Mündung, durch welche die Fahrt geht, eine Station in Akassa gegrändet, um eine Basis für die oberen Sta- tionen zu bilden. Bisher scheint dort unter den Küstenstämmen ein weniger erfolgreicher Boden als im Innei-n. Im Ganzen zählt die Niger-Mis- sion nach dem letzten Jahresbericht 202 ein-

Grundemann : Miasionsatlas. I, 1.

j geborne Christen, unter denen 76 Kommunikan- j ten. Neuerlich sind Idda und Lokoja als Statio- j neu hinzugekommen ; Igbebe dagegen wurde zer-

I stöi't, doch fanden die Vertreter der Mission mit

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! den Bekehrten in Lokoja eine Zufluchtsstätte. Diese letzteren Verhältnisse konnten auf der Karte nicht mehr angegeben werden. Benny ist zunächst mit einem eingebornen Lehrer als Station besetzt worden.

Die Küste der Bucht von Biafra, östlich von den Mündungen des Niger, ist seit Jahrhunder- ten schon im Verkehr mit Europäern gewesen. Der einst auch hier betriebene Sklavenhandel ist dem in neuei'er Zeit stark aufblühenden Han- del namentlich mit Palmöl gewichen, daher man auch bezeichnend diese Gegend die Palmölküste genannt hat. Die Hauptplätze dieses Handels j befinden sich an der breiten Mündung des Alt- Calabar (Gross River) oder an den vielfach ver- zweigten Wasser-Armen, die dieselbe mit dem Hauptstrom verbinden. Hier haben auch die United Presbyterians in Schottland eine vor 20 Jahren begonnene Mission, die jetzt die fünf auf der Karte angegebenen Stationen umschliesst. Auf denselben stehen sieben ordinirte Missio- nare, ein Buchdrucker u. s. w. Die ganze heilige Schrift ist bereits in die dort herrschende Efik- Sprache übersetzt worden ; auf die Heranbildung Eingeborner zum Missionsdieust wird besondre Sorgfalt verwendet.

Die Camerüns-Mission gehört den Englischen Baptisten an. Dieselben hatten 1841 auf der Insel Fernando Po ihre Arbeit begonnen und bald Erfolge gehabt, so dass die Gemeinde zu Carence gegen 80 Mitglieder zählte. 1845 je- doch machte Spanien seine Ansprüche auf die Insel geltend und vertrieb die evangelischen Mis-

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sionare aus ihrem Ärbeitsfelde. Eine Anzahl der Bekehrten folgte den letzteren nach dem gegenüberliegenden Festlande. Sie Hessen sich iu Bimbia (King William's town) nieder, wo schon früher eine Mission unter den Isubus be- absichtigt war. Von hier aus dehnte sie sich weiter östlich zu den Dualas aus, wo King Bell's town (jetzt Bethel town oder Camerüns ge- nannt) besetzt wurde, das jetzt den Mittelpunkt der Mission in jenen Gegenden bildet. In die

Isubu- wie in die Duala-Sprache ist das ganze Neue Testament bereits übersetzt worden. Auf Fernando Po wird noch immer durch Eingeborne und Besuche unter einer Zahl Zurückgebliebe- ner das eyangelische Bekenntniss vor dem Aus- sterben bewahrt. Zur Zeit der Vertreibung der evangelischen Missionare sollen dort zwei katho- lische eingezogen sein. Nach den uns zugäng- lichen Quellen scheinen jetzt solche nicht mehr anwesend zu sein.

GOTHA :,RTSTUS PERTHES.

N*'. 8. Die Corisco- und Gabun-Missionen.

Die Mission auf der Insel Corisco ist ein | Ableger der Amerikanisch-PresbyterianischenMis- j sion in Liberia. Sie wurde 1857 unter der etwa 4000 Seeleu starken Mbenga- (Benga-) Bevölke- | vwag begonnen, jedoch mit der bestimmten Ab- sicht, von hier aus auf denselben und andre Stämme auf der gegenüberliegenden Küste zu wirken. Die Hoffnungen, dass Corisco einmal für jene Gegenden Afrika's das werden möchte, was die Insel Jona einst für England war, sind al- lerdings zu kühn gewesen. Denn obgleich auf derselben drei Stationen angelegt werden konn- ten und zu Evangasimba verschiedene Schulen bestehen, in denen Jünglinge vom Festlande aus- gebildet werden, so scheint doch wenig Hoff- j nung vorhanden, dass auf Corisco bald das Evan- gelium einen vollständigen Sieg erringe ; viel- mehr giebt es dort bedeutende Hindernisse, in Folge deren nicht bloss die eine Station Ugovi wieder zu einer Nebenstation reducirt wurde, sondern auch von der Verlegung der ganzen Mission aufs Festland die Eede gewesen ist. Die vor einiger Zeit erhobenen Spanischen An- ' Sprüche auf die Insel, die Gründung einer klei- nen Spanischen Marinestation zu Ilobi, sowie einer katholischen Mission auf Corisco selbst mögen hierfür den Ausschlag geben. Die bisher auf dem Festlande bestehenden Ausseustationen [ stehen nur unter der Leitung von ISTatioual-Ge- hilfen und werden dann und wann von den ! Missionaren besucht. Nach den neuesten Nach- richten ist nun eine volle Station in Heybern Point gegründet, nachdem ein erster Versuch durch den Tod des betreffenden Missionars un- j terbrochen war. j

Am Gabun endlich finden wir die äussersten Vorposten der evangelischen Mission in West- [

Grundemano : Misiionsallas. I, 1.

Afrika. An dieser tief in die Küste einschnei- denden Bucht, die man anfänglich für die Mün- dung eines mächtigen Stromes hielt, während sich nur ein untergeordneter Fluss in dieselbe ergiesst, Hessen sich 1843 die Missionare des Amerikanischen Board nieder, welche zuvor vor- übei-gehend am Kap Palmas gearbeitet hatten. King Glass's town, das jetzige «Baraka, war die erste Station, zu der später eine zweite, Olan- debenk, jetzt bereits wieder aufgegeben, hinzu- gefügt wurde, wähi-end eine dritte, Nenge nenge, jetzt nur Aussenstation ist. Das Feld hat sich überhaupt nicht so günstig erwiesen, wie es zu- erst erschien.

Die Bevölkerung (an der Küste vorwiegend Mpougwes, während weiter nach dem Innern die Stämme der Shikanis, Bakeles [Bakalais, Bakalis] und die erst in neuerer Zeit von Osten her vordringenden Pangwes oder Fans gemischt leben) ist mehr den Einflüssen des Handels aus- gesetzt, als man vermuthete; Spirituosen spie- len dabei eine wichtige Eolle. Die Französische Besitzergreifung dieser Gegenden 1845 hat für die evangelische Mission keine besondren Nach- theile gehabt, vielmehr erweisen sich die Be- hörden derselben günstig. Dagegen ist derselben schon seit 1844 eine eifrig betriebene katholi- sche Mission von der Kongregation des heiligen Geistes und des unbefleckten Herzens Mariä (zu Paris), mit der ein Apostolisches Vikariat ver- bunden ist, gefährlich. Nonnen „von der un- befleckten Empfängniss von Castres" sind rühiüg im Schul- und Hospitaldienst und können sich nicht geringer Erfolge rühmen.

Unter diesen Umständen ist es für die evan- gelische Mission erwünscht, dass an einem an- dern Orte sich eine neue Thür aufthut, und

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zwar zu Kama am Fernand Vas Eiver, wo der bekannte Entdeckungsreisende Du Chaillu den Missionaren ein Gebäude behufs Anlegung einer Station geschenkt hat. Die Verhältnisse schei- nen dafür günstig zu sein und die Station ist

j bereits mit einem eingebomen Lehrer besetzt 1 worden. Für die Stämme am Gabun sind übri- gens bedeutende Theile der heiligen Schrift na- mentlich in die Mpongwe-Sprache übersetzt und 1 gedruckt worden.

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9. Gross -Namapalaiid.

Die Karte führt uns ein weites Wüstenland vor, durchzogen von Flüssen, die, wie die be- sondere Darstellung durch eine Punktenreiho andeuten soll, den grössten Thcil des Jahres hindurch nicht Adern tiiessendes Wasser bilden, sondern trockene Sandbetten, in denen hie und da kleine Tümpel bi'ackigen Wassers stehen bleiben, um die sich eine grüne Vegetation con- centrirt. Dasselbe ist auch der Fall bei den Quellen, von denen die wichtigsten auf der Karte angegeben werden konnten. Die meisten derselben haben Abliuss, aber der Bach, den sie entsen- den, verschwindet nur allzu bald in der öden Steppe, die sich wellenförmig von dem kahlen Bei'ggerippe herabsenkt. Weit und breit bietet j diese einen traurigen Anblick dar. Versengtes , Gras sieht man, etliche Akazienbäurae , die der Dürre trotzen und Dornengestrüpp , das mit 1 wiederhakigen Stacheln den unvorsichtigen Wandrer, der ihm nahe kommt, festhält und ihm seinen Namen einprägt: Wacht een bitjc*). Grösstentheils gehört das Land den Wüsten- thieren, Zebra's, Giraffen, Gnu's, Antilopen u. s. w., die oft in dichten Schwärmen an den Wasser- stellen sich sammeln, wo der König der Thiere aus ihrer Zahl seinen Tribut fordert. Der Mensch hat hier kein festes Daheim. Nomadisirend j leben die Bewohner in ihren Mattenhäusern an i den Quellen**), an denen sich für ihre Eindei*- j heerden Weide findet. Es sind einestheils Or- j lams, die von einem Mischlingsgeschlecht aus j Hottentotten und Holländern abstammend, die j Sprache der letzteren roden, und anderntheils j Namaqua***), ein reines Hottentottenvolk von I gelber Hautfarbe, das noch vorwiegend seine an Schnalzlauten reiche Sprache spricht. Diese i waren zu Anfang unseres Jahrhunderts die Be- sitzer des Landes, in dessen nördliclier Hälfte

*) Wart oiu Bischen. **) Desslialb konntou wir mit wenigen Äusnalimeii auf der Karte nicht das gewohnliche ürtszeichen anwenden, sondern mussten Quellenzoichen dafür wählen.

***) Der bedeutendste Stamm unter ihnen sind die Gei-"kau, gewöhnlich roode natie, d. i. rothes Volk genannt. Grundemann: Missionsailas. II, 2.

ein schwarzer (Neger-) Stamm, die Damaras, von ihnen seit lange schon unterjocht, so dass er selbst die Sprache seiner gelben Herren ange- nommen, ein kümmerliches Leben fristete. Um jene Zeit aber drang von Norden her ein ganz ■\-erschiedener schwarzer, den Käfern v(!rwandter Stamm, die Ovahererd, mit seinen Viehheerden hinein, die einst am Zambesi ihre Sitze gehabt haben sollen. Von den Namaqua werden sie auch Damaras genannt, aber von jenen erst- genannten, den Berg- oder Mistdamaras als Viehdamaras unterschieden. An Muth und Kraft waren sie den Namaqua's überlegen , die gegen sie die aus dem Kaplande gekommenen Orlara zu Hilfe riefen. Mit iln-en Feuerwaffen wurden diese Herreu der Eindringlinge , Hessen aber auch die Namaqua ihr Übergewicht fülilen. Doch blieben diese und jene, in verschiedenen Stämmen, die auf der Karte nach den Häupt- lingen angegeben sind, neben einander wohnen. Erst in neuester Zeit ermannten sich die in- zwischen auch mit Feuei-waffen verselienen He- rerd's und suchen in ernsten Kämpfen, in denen zum Theil auch Namaqua auf ihrer Seite sind, das Joch abzuschütteln, was ihnen zu gelingen scheint, obgleich ein bleibender Friede noch nicht eiTungen ist.

Dürr und öde wie das Land waren auch seine Bewohner in geistlicher Hinsicht. Mit Ausnahme von Aberglaube und Zauberei waren von Religion wenig Spuren vorhanden. Docli auch die Einöde hat Zeiten der timwandelung. Wenn bei uns des Sommers die Sonne höher steigt, breitet dort sich gemach ein Zelt von dichtem Gewölk über das ausgedörrte Land, als schützendes Dach gegen die sonst songende Sonnenglutli. Bald strömt mit rollendem Donner der liegen; die sonst lehren Flussbetten füllen sich. Die Steppen kleiden sich bald mit grünem Gi'asteppich ; essbare Zwiebeln und Wasserme- lonen wachsen heran; die einzelnen Bäume stehen erfrischt und selbst der „Wacht een bitjc" schmückt sich mit gelben Blüthen. Solche Er- neuerung war auch dem Volke durch das Evau-

8

gelium vorbehalten. Mit empfänglichem, leicht | zu rührendem Gemüth (das freilich auch viel •wankelmüthiges hat) ausgestattet, blieben die Namaquas und Orlams den Einflüssen der Mis- sion nicht verschlossen.

Nach der vorübergehenden Thätigkeit AI- i brecht's (1805), der später durch die Bekehrung des bekannten Afrikaner für das ganze Land viel Segen stiftete, machte Schmeleu einen weiter vordringenden Versuch in Bethanien , der aber 1828, doch nicht ohne dass reicher Same aus- gestreut worden wäre, auigegebeu wurde. Beide Missionare waren im Dienste der Londoner Mis- j sionsgesellschaft. Hiernach traten theils die i Wesl. Methodisten, theils die Rheinische Missions- gesellschaft ein. Erstere haben nach einer nicht andauernden Wirksamkeit im Norden (Concordia- ville bei Jonker Afrikaner und Wesley vale, 1845 1853), jetzt nur im Süden Nisbethbath, Hoole's Eountain und Jerusalem mit Natioualgehilfen besetzt, die dann und wann von dem Missionar aus Klein-Namaqudland (s. No. 10) besucht wer- den. Weitere Ausdehnung hat die Rheinische Mission gewonnen, die seit 1842 ilire Vorposten vom Klein - Namaquälande nach Bethanien und | bald in die nördlicheren Gegenden bis an den Zwachaub vorschob , woselbst sie sich der He- rerö's besonders annahm, während die hen'schen- den Orlam, die aus ihren früheren Wohnsitzen ' bereits viel christliche Einflüsse mitgebracht hatten, ihr gegenüber sich sehr unbeständig zeigten. Reich war aber der Segen ilirer Thä- tigkeit um Bethanien und dessen Filial Guld- \ brandsdalen *), wo eine weitgehende Erweckung ;

*) Diesen wie andere Norwegische Namen hat der 1 Norweger Kundsen eingeführt. |

herrliche Früchte brachte. Freilich, wie auf die fruchtbare Regenzeit immer wieder die Dürre folgt, so leidet auch Gross - Namaqualand mit seinen Leuten fortwährend an Schwankungen, nach denen sich manche Schatten in das Licht- bild der Mission zeichnen lassen. Dennoch ist in das Volksleben unverkennbar ein Sauerteig des Christeuthums eingedrungen, und man wird nicht umhin können Namaqualand, so viel Arbeit dort noch übrig bleiben mag, als ein überwie- gend christianisirtes Land anzusehen. Christ- liche Kultur hat gleichzeitig ihren Eingang ge- funden. Die Missionsstationen, die fast allein durch Ortszeichen auf der Karte als permanente Wohnsitze bezeichnet werden konnten, bilden die Mittelpunkte derselben, an denen auch be- reits nicht Wenige, ihr Nomadenleben aufgebend, sesshaft geworden sind. Hauptschwierigkeiten der Mission sind jetzt die Kämpfe im Norden, in denen die Jonker'schen Orlams und ihre Ge- nossen sich derselben ganz abgewendet haben, mehrere Stationen zerstört sind und das Be- stehen anderer in Frage gestellt ist. Ferner die anderweitig eindringenden Europäer, deren eine ganze Schaar schon vor Jahren durch die Entdeckung der Kupferminen, die ^sich jedoch für jetzt als nicht lohnend ergaben, in's Land gerufen sind. Händler, oft rechte Apostel der Schlechtigkeit, durchziehen das Land. Nur aus- nahmsweise gehen commercionelle Unternehmun- gen freundschaftlich neben der Mission, wie namentlich im Norden. Die] Rheinische Missions- gesellschaft hat aber selbst bereits begonnen, derartige Hebel zur Förderung ihrer Missions- thätigkeit in's Werk zu setzen.

Nachträge und Berichtigungen der Karte.

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ilen bezeichnen die Breite- und Längengrade.)

24. 11. 25. 25. 26. 26. 26. 26. 25. 25.

18. 11. 17. 18. 17. 17. 18. 17. 16. 16.

'Grui-"ganabis Ortszeichen zusetzen über das

„B" in "HAWÜ BIS) 24. IS

Goa-müs Uegt 25° 3'. 19° 6'.

Der NebenHuss des "Oub bei 'Gani-gois heist 'Asab.

Beersaba =; 'Ou-tsawisis.

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N**. 10 a. 11. Das Kapland mit den angränzenden Missionsgebieten

unter Käfern, Basuto u. a.

Das Kapland bildet das breite Südende des Afrikanischen Continents, dessen mächtiges Hoch- plateau dort in 3 Terrassen zum Meere abfällt. Die oberste hat einen dem Namaqualande sehr ähnlichen Charakter, daher die zu No. 9 an- gedeutete Naturschilderung für dieselbe grössten- theils zutrifft. Auch die zweite Terrasse, zu der man von jener durch einige Felsenthäler auf gefährlichen Wegen herabsteigt, ist davon nicht allzu verschieden, bietet aber womöglich noch einen sterileren Anblick dar. Es ist die Karroo - Ebene , Felsengrund mit einer dünnen Schicht braunen Thones bekleidet. Der aller- dings seltene, reichliche Regen zaubert auch hier sehr bald grüne, mit lieblichen Blumen geschmückte Flächen hervor, die indessen schnell der Dürre wieder weichen. Aus der Karroo endlich kommt man auf's neue durch schroffe Schluchten, Kloofs genannt, hinunter in das von permanenten Flüssen bewässerte Küstenland, das freilich, mit anderen Ländern verglichen, immer noch dürre genug erscheint, aber doch lohnenden Anbaues fähig ist. Im Nordwesten zeigt der Abfall nicht jene drei Stufen, sondern ist nur durch die erzreichen Gebirge des Klein- Namaqualandes vermittelt. Im Osten dagegen gewinnt das Land einen ganz andren Charak- ter und geht über in wilde, vielfach bewaldete Gebirge , von fruchtbaren Thäleru mit immer- fliessenden Bächen und Strömen durchzogen. In dem hohen Rücken des Kahlamba-Gebirges, das weithin gegen Norden fortstreicht, erreichen die Süd-Afrikanischen Berge ihre höchsten Gipfel.

Schon gegen Ende des fünfzehnten Jahr- hunderts war das Kap der guten Hoffnung von

Grundemanu: Missionsatlas. 11, 2.

den Portugiesen entdeckt, doch nur wenig Verkehr hatte seitdem mit den Eingebornen stattgefun- den, der wie in ähnlichen Fällen durch allerlei Gräuel gebrandmarkt ist. Erst um die Mitte des 17. Jahrhunderts errichteten die Holländer daselbst eine Kolonie. Das Land fanden sie im Besitze der gelben Hottentotten, denen es durch den wachsenden Strom der Einwanderer (Hollän- der, später, nach Aufhebung des Edicts von Nan- tes, Franzosen) in langen Kämpfen abgerungen wurde. Die Geschichte der letzteren ist an- gefüllt mit Beispielen scheusslichster Eohheit und Ungerechtigkeit seitens der Europäer, ob- gleich unter ihnen neben mancherlei Abschaum nicht wenige um ihres Bekenntnisses willen übergesiedelt waren. Die Hottentotten sind dem Kampfe erlegen"^'), nur ein armes Bastardgeschlecht ist von ihnen übrig geblieben. Andere, die lieber die Wildniss mit den Thieren theilen mochten , als ihren gehassten Unterdrückern dienstbar werden, sind als Buschmänner fast bis an die Grenzen eines thierischen Lebens herab- gesunken und finden sich noch jetzt in den öden Gegenden zerstreut *'^').

Noch zu Ende des vorigen und zu Anfang dieses Jahrhunderts hatte' die Kolonisation noch keine bedeutenden Verhältnisse erlangt. Die Ansiedler (Boers, Bauern) lebten, meist nur Vieh- zucht treibend, auf einzelnen Höfen.

*) R 0 i n e Hottentottea möehton sich im Kaplande kaum noch finden.

**) Manche Gruppe von Buschmännern mag- indessen schon früher nach unglücklichem Kampf mit andren Afri- kanischen Stämmen zu solcher Lebensweise gedrängt sein. Es giebt übrigens auch Buschmänner andrer Stämme, z. B. Betshuauen.

9

Weite Strecken Landes gehörten noch den Löwen, Elephanten, Ehinoceros (Ehinoster), den Antilopenheerden (Bokken), den Giraffen (Kameel). Alle diese Thiere sind jetzt von der Civilisation zurückgedrängt und leben im Kaplande nur in der Erinnerung und in manchen Ortsnamen. Letztere entstammen fast alle der Holländischen Sprache, die zugleich mit Holländischer Sitte, Kirchenform u. s. w. die Grundlage für die Entwicklung des Kapländischen kolonialen Lebens hergegeben hatte. Seit 1806 war Kapland zwar Englische Kolonie und erst nach diesem Zeit- punkt begann es den Aufschwung zu nehmen, durch den es jetzt einen ganz verschiedenen Anblick gegen früher darbietet. Doch ist das Holländische Element, wie es scheint, immer noch in vielen Beziehungen überwiegend. Zahl- reiche Städte sind entstanden (wenn sie bei der Grösse des Landes auch noch sehr zerstreut erscheinen), in denen Europäischer Handel und Wandel mit allen Formen der Kultur und des Luxus seine Stätte gefunden hat; wo die Thiere der Wildniss hausten, braust nun schon*) die Lokomotive einher, und Orte, die sonst durch monatlange Reise getrennt waren, sind durch den Telegraph bis auf Minuten einander nahe gerückt. Begreiflicher Weise gilt alles dies nur für die anbaufähigen Theile des Landes, wäh- rend in's besondere die beiden oberen Terrassen noch in mancher Beziehung sehr weit zurück sind.

Unter den erstereu aber haben sich beson- ders die östlichen Gegenden bewährt. Die Ko- lonisation, die dorthin erst später von Westen her vordrang, traf dort eine von den Hotten- totten ganz verschiedene Bevölkerung, schwarze starke Stämme, die selber eines gemeinsamen Namens entbehrend, mit dem von der islamisir- ten Ostküste hergekommenen Namen Käfern (Kafir, arab. Ungläubiger) bezeichnet werden. Die vei'schiedenen Stämme reden die gleiche

*) Wenigstens in den der Kapstadt nächsten Distrikten, während anderswo, wie bei Port Elisabet, die Eisenbahnen im Bau begriffen sind.

Sprache bei dialektischen Abweichungen. Ihr bewaffneter Widerstand musste durch eine Reihe von Kriegen zwischen 1812 und 1851 gebrochen werden. 1848 wurde das vorläufig eine eigene Kolonie bildende Britische Kafraria annektirt, das in neuester Zeit aber der Kap- kolonie einverleibt ist. Jenseits des Kei sind die Käfern noch unabhängig, stehen aber doch bereits stark unter Englischem Einflüsse. In Britisch-Kafraria, wo in dem letzten .Jahrzehnte die Kolonisten - Bevölkerung bedeutend durch Einwanderung gewachsen ist, bildet sie immer den Eingeborneu gegenüber , die dort noch unter eignen Häuptliagen leben, einen noch nicht grossen Bruchtheil der Einwohner.

Im Kaplande dagegen halten Weisse und Farbige, unter denen allerlei Bastarde mit in- begriffen sind, sich der Zahl nach ziemlich das Gleichgewicht. Ausser den erwähnten Volks- stämmen finden sich dort auch Neger, Abkömm- linge früherer Sklaven aus Ost- und West- Afrika, so wie Malayen, die aus ihrer Heimath, dem Indischen Archipel, den Muhammedanismus mit- gebracht haben. Sie besitzen in der Kapstadt mehrere Moscheen und sind auch in George und Port Elisabeth vertreten.

Die Mission war im_ Kaplande lange ver- nachlässigt. Die armen Hottentotten wurden lange des Christenthuras für unwerth geachtet, und Versuche, sie zu bekehren, selbst von den Kolonisten , die ihrerseits auf christliches Be- kenntniss hielten, beargwöhnt und verhindert. 1709 kam der erste Missionar, der aber seine Thätigkeit bereits nach einigen Wochen ein- stellte. Erst 1737 gelang es dem Brüdermissionar (t. Schmidt Eingang zu finden, der aber nach etlichen Jahren, als sich die Früchte seines Wii'kens mehrten, durch die Kolonialregierung wieder entfernt wurde. Abermals verging ein halbes Jahrhundert, das die Scheusslichkeiten organisirter Buschmaunsjachteu, aber keine Frie- denspredigt fiu- die Heiden aufzuweisen hat. 1792 gelang es, die Brüdermission zu erneuern.

Doch erst unter Englischer Regierung fand sie den nöthigen Schutz, unter dem bald Baviaans- kloof (das jetzige Genadendal) in reichem Segen aufblühte. Das Werk ist stetig gewaclisen und hat sich 1818 auf die östlichen Gegenden, unter den Kafem namentlich Fingus und Tambukis ausgedehnt, von wo aus 1862 auch im freien Kaferlande unter Angehörigen des letzteren Stam- mes eine Station errichtet ist.

Von anderen Missionsgesellschaften war die Londoner im Kaplande mit am frühesteu thätig, seit 1798. Ihre ersten Arbeiter v. d. Kemp und Kicherer werden in der Missionsgeschichte stets unvergesslich bleiben. Jener gründete im östlichsten Theile der Kolonie die Hottentotten- Mission und bereitete die unter den Käfern vor, während dieser iinter Buschmännern arbeitete. Im Klein - Namaqualand war es ebenfalls die Londoner Gesellschaft, die die Mission begann, deren Fortsetzung der Rheinischen vorbehalten war. Von den jetzt bestehenden Stationen jener verdanken die in den östlichen Distrikten ihren Ursprung der Emancipation der Hottentotten, von denen mehrere Tausend an der Kat rivier (Katzenfluss) 1830 angesiedelt wurden, wo Philipton mit seinen Aussenplätzei» entstand. Von den zahlreichen Stationen, die diese Gesell- schaft in den andren Distrikten gründete, sind mehrere bereits zu selbstständigen Kirchgemein- den geworden.

Die "Wesleyan. Methodisten haben seit 1820 in allen Theilen der Kapkolonie und des Kafer- landes zahlreiclie Stationen. Ilire Wirksamkeit ist wie überall nicht bloss auf die Eiugebornen, sondern auch auf die Kolouistenbevölkerung ge- richtet. Lange waren diese Missionare die ein- zigen, die sich in die Wildnisse des freien Ka- ferlandes wagten.

Die Rheinische Mission ist seit 1829 thätig und hat eine Reihe von Stationen besonders in den westhchen Distrikten und Klein -Namaqua- land , darunter sind mehrere mit industriellen Instituten verbunden. In letzterer Gegend er-

j wachsen seit einiger Zeit durch den Betrieb der Kupferminen dem Werke Schwierigkeiten, aber auch neue Wirkungskreise wurden dadurch er- öffnet.

In Britisch - Kafraria finden wir die schotti- schen Arbeiter von der Free Church und Unit. Presbyt. , welche die Wirksamkeit der früheren Glasgow Missionary Society fortsetzen, auf einer Anzahl von Stationen. Zahlreiche Eingeborne haben in neuester Zeit ihre Wohnsitze auf An- regung der Regierung jenseit des Kei genommen, wohin beide Gesellschaften ihre Missionare zu senden im Begriff sind. Die Berliner Mission , (seit 1834) hat ihre meisten hierher gehörigen Stationen in Britisch-Kafraria ; ein anderes ihrer Gebiete fällt auch noch tlieilweise auf unsere Karte, nämlich unter den ! Korannas, wo auf der Station Bethanien jedoch auch Betshuanen und andre Stämme vertreten sind.

Das Pariser Missionsgebiet, Societe des mis- sions evangeliques, unter den Basuto , dem öst- \ liebsten Betshuauenstamm (vgl. Nr. 13 u. 14), ist ebenfalls noch auf diesem Blatte gezeigt. Hier hat die Mission trotz mancher Schwierig- keiten, die aus dem Verhältniss zu den Boers des Oranjc -Freistaat und der nur zum Theil geneigten Gesinnung des König Moshesh ent- sprangen, in vielem Segen gewirkt. Gegenwär- tig aber sind nach dem Siege der Beeren über Moshesh die meisten der Stationen abgebrochen, nur auf Thaba Bosigo, Berea und wie es scheint auf Bethesda wird die Wirksamkeit fortgesetzt. Es ist sehr fraglich, ob die in den von den Beeren annektirten Theilen des Basutolandes gelegenen Stationen jemals wieder besetzt wer- den können ; daher denn schon daran gedacht ist, die von dort vertriebenen Basuto zu' sammeln und wo anders hin (z. B. Xatal) überzusiedeln.

DieWesl. Methodisten haben in jenen Gegen- den auch eine Reihe von Stationen, zum Theil unter Basuto, zum Theil unter den diesen bisher unterworfenen Stämmen Betshuanen, Barolongs, Bataungs, Mantatis (ein wilder Stamm, der in

den ersten Decennien dieses Jahi-hundevts von Norden dringend sich auf die Baharutzen beim Kashaugebirge warf und jene Gegend in Be- sitz nahm, bis er von Silkats (Mosilikatsi), den Matebelen-König, vertrieben, zum Theil am oberen Caledon seine Wohnsitze wählte), !Ko- rannas und Griquas.

Endlich haben wir noch der Anglikanischen Kirche zu gedeukuii , die 1847 ihre Diöcese Kapstadt gegründet hat, von der 1853 die zweite Grahamstown *) abgetrennt wurde, wozu 1868 noch die des Orauje Riv.-Freistaat hinzugekom- men. Durch Vermittlung namentlich der Aus- breitungsgesellschaft (S. P. G.) missionirt sie im Kaplande unter Weissen und Farbigen mit besonderer Rücksicht auf Gemeindebildung. Wo das Heidenthura noch starker zu Tage tritt, wie in der Diöcese Grahamstown, ist ihre Wirk- samkeit mehr die der eigentlichen Heidenmis- sion "^'*). Sie hat in Britisch und in Frei- Kafraria eine Anzahl Stationen und ist be- schäftigt, solche neu anzulegen. Das Werk im Oranje Biv.-Freistaat ist noch in den Anfängen, dehnt sich aber schon nach Nomanslaud aus, dem Gebiete zwischen Natal und dem freien Kaferlande, das vor einiger Zeit von einem von Philippolis kommenden Griquastamm in Besitz genommen wurde bei dem nach den neuesten Berichten die Gründung einer Anglikanischen Mission im Werke. Zum Theil ist bei jenem Stamme auch die Wesl. Mission von Emfundis- weni aus thätig.

Neben den Fortschritten der Anglikanischen Kirche hat die m-sprüngiiche Holländisch - Re- formirte Kirche des Kaplandes, in der lange der Rationahsmus den Evangelisationstrieb gefan-

*) Dieselbe umfasst gegen Westen die Distrikte Hope- town, Colesberg, Middelburg, Graaf Reynet, Sommerset und Uitenhage , welche gegen die Diöcese Kapstadt die Grenze bilden.

**) Dort sind St. John's an der Kobusic (nicht zu verwechseln mit S. John's B.(aptist), Fort Beaufort, Uiten- hage, Winterberg, Adelaide, East Somerset, Graaf Reynet, Qucenstown Burghersdorp, Alice und St. Luke's Kolo- nial Missions- Stationen.

gen hielt , in neuerer Zeit eine lebendige Wirksamkeit für Innere Mission und Heiden- mis.sion entfaltet, die sie seit 1863 durch ein eigenes Comite (Synodale Zendings comissie in Zuid Afrika) ausüben lässt. Die dieser Kir- che angehörige Süd- Afrikanische Missionsgesell- schaft, die schon vor längerer Zeit, doch in beschränkterem Maasse thätig war, ist jetzt in jene aufgegangen.

In neuester Zeit sind die Deutschen Bap- tisten mit der Gründung einer Mission in Br.- Kafraria beschäftigt, wo schon früher einmal eine Baptistenmission vorübergehend bestanden hatte.

Die Katholische Kirche hat für's Kapland ein apostolisches Vikariat mit westlichem und östlichem Distrikt. In wie weit die betreffende Thätigkeit Heidenmission ist, darüber fehlten uns die eingehenderen Quellen. Als Stationen werden genannt: Kapstadt, Rondebosch, Simons- town, Graaf Reynet, Uitenhage, Fort Beaufort, King Williamstown.

Die Koloniale Mission (colonial missionary Society) der Independenten hat Stationen in: Beaufort W. , Bedfort, Kapstadt, Green Point, Grahamstown, Port Elisabeth, Queenstown. Die der Schottischen Freikirche in: Port Eli- sabeth, Beaufort W. und Victoria W. Der zahlreichen Muhammedaner begann vor einigen Jahren die Moslem Missionary Society sich an- zunehmen. Doch ist über fernere Thätigkeit oder selbst über das Bestehen dieser Gesellschaft ! in letzter Zeit nichts an die Öffentlichkeit ge- ] drangen. Die Reformirte Synode unterhält in der Kapstadt einen eigenen Missionar für die Muhammedaner.

Endlich können wir noch erwähnen, dass in 24 Riviers im Distrikt Piketberg zwei Hol- ländische Missionare wirken, die, mit keiner Ge- sellschaft in Verbindung stehend, nur von ein- zelnen Missionsfreunden unterstützt werden.

Die Schreibart der Süd- Afrikanischen Namen I hat ihre ganz besonderen Schwierigkeiten , in

sofern, als dieselben, meist Holländischen Ur- | Sprungs, im gewöhnlichen Gebrauch und selbst auf den als Autorität geltenden Karten (zum ' Theil durch Einflüsse Englischer Orthographie) j bis zur Unkenntlichkeit enstellt sind. | Wir versuchten, um aus dem Gewirr der ; verschiedensten Schreibarten herauszukommen, uberall für die Holländischen Xamen die ur- sprüngliche Orthographie festzuhalten, auch um konsequent zu sein , selbst da , wo der Usus anders fixirt zu sein scheint, z, B. nicht Graff Beynet, wie meistens geschrieben wird, sondern Graaf K. ; nicht Potschefstroom , sondern Pot- scherfstroom (Fluss der Topfscherben). Daher ist bei solchen Namen stets die Holländische Aussprache zu beobachten, namentlich hinsicht- lich der Vokale:

oe = ü, ou = au, eu = ö, ui =r eu;

y oder ij = i (ein zwischen i und e ste- hender Laut);

aa = ä, ee = e, oo = ö,

u = ü.

Eür die Kafernamen suchten wir die eigen- thümlichen Schnalzlaute durch die von den ! Missionaren eingeführten Zeichen, die auf jSTo. 1 1 angegeben sind, auszudrücken, da die Buch- staben c, X, q für die Aussprache nur ver- wirrend sind. „Ch" hat hier nicht den Eng- lischen Laut, für deu wir diesen Buchstaben | in Namen anderer Sprachen in diesem Werke gebrauchen, sondern den Kehllaut wie im Deut- schen „noch".

Da die bereits fertigen Platten durch später eingehendes Material über die neuen Divisionen der ausgedehntesten Umarbeitung ausgesetzt werden mussten, sind einige Unrichtigkeiten in die Karte gekommen, deren Korrektur hier folgt. (Die Ziffern bezeichnen die betreffenden Längen- und Breitengrade.)

Knysa 23. 34. muss heissen Knysna.

24 Eiviers 18. 32. muss heissen 24 Eivieren (24 Rivers).

Tebus R. 25. 31. muss heissen Theebus E.

Kai Glarieb 24. 29. muss heissen Gei-!Garieb. N!u-G!arieb 25. 29. sollte vor der ersten Sylbe den cerebralen Schnalzlaut haben (vgl. No. 9). Zu Aberdeen fehlt über dem „n" das Orts- zeichen.

Zu dem Ortszeichen unter dem E von Ka- manassie M** und E. 23. 33. fehlt der Name Hopedale und die Bezeichnung als Lond. Missions-Station. In Statiousuamen, wie St. John's, St. Luke's u. s. w., ist auf der Karte der Apostroph nachzutragen. Der Strich, welcher die Hauptstation bedeu- tet, fehlt bei Simonstowu 18. 34., Caledon 19. 34., Dysalsdorp 22. 33., Pakaltsdorp 22. 34., Amandelboon 21. 31., Colesberg 25. 30. No. 11: Fort Peddie 27. 33., East London 27. 33., Palmerton 29. 31. und S. Augustine's 28. 31., sowie auf No. 14: Fort Peddie, East London, Butter- worth 28. 32. Die punktirte Unterstreichung (Zeichen der Nebenstation) fehlt bei Berea und Tistwijk 19. 34., sowie auf No. 14: Seymour 26. 32., Amatola 27. 32., Farmerfield 26. 33., Port Alfred 26. 33., Durban 27. 33. und Addo Dr. 25. 33. Stellenbosch 19. 34. sollte drei volle Unter- streichungen haben, Moutague 19. 33. eine volle und eine punktirte. Sommerset 25. 32. drei volle, Glen Linden 26. 32. eine punk- tirte, Burgersdorp zwei volle, Alice 26. 32. eine volle und eine punktirte (W. M. S.), sowie auf No. 14: Glen Linden (nicht y) und Alice W. M. S. punktirte. Die neuen Divisions-Grenzen konnten nicht genau angegeben werden, da sie von der Ko- lonialbehörde selbst noch nicht fixirt sind; da- her wir uns darauf beschränken mussten, die betreffenden Hauptorte durch grössere Schrift und Kolorit hervorzuheben. Auf No. 14. sind nur aus Yersehen die durchgehenden Namen der alten Divisionen noch stehen geblieben.

Erklärung der Buchstaben

A. Marktplatz.

B. Paradeplatz.

C. Kaserne.

D. Caledon Square (Platz).

E. Kastell.

F. Neu -Markt.

G. Bahnhof.

H. H. Botanischer Garten.

I. Begräbniss - Plätze. K. Landungsplatz.

a. Regierungsgebäude.

b. Börse und Bibliothek.

c. Süd-Afrikanisches Kollegium.

d. Rathhaus.

0. Post.

f. f. Promenade.

g. Hospital.

IG. Freimaurer -Loge.

h. Weg nach dem Tafelberg.

1. Simonstown. k. ,, ,, Green Point.

und Ziffern auf dem Plane der Kapstadt.

Kirchen und Kapellen.

1. Kathedrale (S. Georg) i

2. Dreieinigkeits - Kirche , Anglikanisch.

3. S. Johannes - Kirche \

4. Holländische reformirte Kirche

5. S. Stephans - Kirche.

6. Neue Holl. Ref. Kirche

7. Burgstr. Kapelle und Mis- ) sionshaus

8. Sydney Str. Kapelle

9. Hope Str. Kapelle /

10. Schottisch Presbyt. Kirche.

11. Union Chapel, in Verbindung mit Lond. M. S. (In depend.).

12. Süd- Afrikanische Missions - Kapelle.

13. Lutherische Kirche.

14. (S. Martin).

15. Katholische Kirche.

17. Muhammedanische Moschee.

18. Sailors Home.

Holland. Reform.

Wesleyan. Methodist.

N". 12 11. 13. Die Betshiiauen- Gebiete mit der Trans vaalscheii Republik nebst Zulu- und Zwasi-Land.

Die auf den vorstehenden Blättern dargestell- ten umfangreichen Länderstrecken schliessen sich ihrem Charakter nach an das westlich benach- barte JSTamaquäland an (No. 9). Doch hier giebt es zunächst ein noch weit öderes und tristeres Gebiet, als wir es dort kennen gelernt haben. Die Wüste Kalahari, ein fast ganz ebenes Terrain, daher selbst der periodischen Flüsse beinahe entbehrend, hat auf ihrem Sandboden nur eine sehr arme Vegetation: spärliche Grä- ser und hie und da Strecken verkümmerten Dornengestrüpps. In der Regenzeit belebt sich j dieselbe einigermaassen und Wassermelonen und Zwiebelgewächse treten hervor; in natürlichen Cisternen sammelt sich dann unter der Sand- schicht etwas Wasser, das den Buschmännern selbst in dieser Einöde das Wohnen möglich macht. Die letzteren sind freilich verkommene Häuflein, bis zur niedersten Stufe des mensch- lichen Lebens herabgesunken, theils gelb, Hot- tentotten von Abkunft, theils schwarz, mit den ; Betshuanen verwandt. Letztei-e treiben zum ' Theil selbst noch eine Art von kümmerlichem Ackerbau und Viehzucht jene dagegen leben ausschliesslich von dem dann und wann mit vergiftetem Pfeile erlegten Wilde und der arm- seligen Pflanzenkost, die die Wüste darbietet.

Diesen ärmsten unter den armen Völkern Afrika's hat hier auch die Mission noch nicht nahe treten können, weil die Beschaffenheit des Landes unübersteigliche Hindernisse entgegen- stellte*). Unter ihren östlichen Nachbarn da- gegen ist die Mission schon seit langer Zeit

*) Der weiter östlich wohnenden Buschmänner hatte sich zu Anfang dieses Jahrhunderts die L. M. S. anzu- nehmen versucht, auf den auf No. 12 angedeuteten Orten Makunskr. und Malapitse, allein ohne dauernden Erfolg.

Grundemann: Missionsatlas. II, 2.

thätig. Es sind die Betshuanen. Ihr Land freilich zeigt auch einen ungleich günstigeren Charakter. Von der Ebene der Wüste steigt es durch Hügelland zu hohen Gebirgszügen an, zwischen denen hie und da ein permanenter Fluss ein fruchtbares Thal bildet, während zahlreiche Regenflüsse wenigstens in den meisten Gegenden Ackerbau und damit sesshaftes Leben, wenn auch unter mancherlei Noth der Dürre, möglich machen. Weiter nach Osten folgt auf dieses Übergangs- gebiet ein für die Kultur noch viel versprechen- i des Gebirgsland, dessen Metallreichthum bergende Höhen sich bis zu den mächtigen Drakenbergen steigern. Diese letztei'en Gebiete bilden jetzt den Oranje -Freistaat imd die Transvaal-Republik*").' Früher gehörten sie den Betshuanen -Stämmen, namentlich der östlichen Gruppe, den Basuto. Seit geraumer Zeit aber haben von Osten kom- mende Käfern die frühere Bevölkerung verdrängt oder zersplittert und sich zwischen denselben ; niedergelassen. Jetzt jedoch sind alle diese Ein- ' geborneu, wofern sie der Gewalt der Holländi- schen Einwanderer nicht gewichen, ihrer Selbst-

*) Diese Republiken sind bekanntlich von den Boers, Kolonisten Holländischer Abkunft, gegründet, die sich um die Mitte der dreissiger Jahre durch Auswanderung aus dem Kaplande der Britischen Oberhoheit entzogen. In kirchlicher Beziehung blieben dieselben in Connex mit der Holländischen reformirten Kirche des Kaplandes. In neuerer Zeit hat sich indessen eine Spaltung gebildet und die religiös regeren Kreise haben sich zu einer se- parirten Kirche zusammengeschlossen, deren Ausgestaltung noch nicht vollendet ist. Dieselbe steht in sofern mit der „christlyk afgescheidenen" Kirche in Holland in Verbindung, als ein von letzterer für die Heidenmission ausgesandter Arbeiter durch die Verhältnisse als Leiter in jene Bewegung gedrängt wurde. So gern man von dieser Seite auch besondere Heidenmission triebe , muss man darauf doch noch verzichten, da alle Kräfte von der Arbeit für die eigenen Gemeinden in Anspruch ge- nommen werden.

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ständigkeit beraubt und der Botraässigkeit je- ner unterworfen. Die westlichen Gegenden, welche als zu wenig versprechend von den Boers noch nicht in Besitz genommen sind, bilden die freien Betshuanen - Gebiete. Die Bevölkerung ist in zahlreiche kleine Stämme gespalten und durch verschiedene Ereignisse vielfach durch- einander gewürfelt. Im Süden , einschliesslich der jetzt zum Oranje-Freistaat gehörigen Länder, hatten sich seit vielen Jahrzehnten die aus dem Xaplande verdrängten Hottentottenstämme, ! Ko- ranna, und jene Mischlinge von Hottentotten und Europäern, Bastard-Hottentotten, hier nach einem ihrer Führer Griqua genannt, niedergelassen. Diese sind es, deren sich zuerst die Mission annahm und zwar die Londoner Gesellschaft seit 1801. Durch die Gründung von Griquastadt ist ein geordnetes Gemeinwesen hergestellt worden ; obgleich die Fortschritte einer christlichen Kul- tur auch noch manchen Schwankungen nacli innen und aussen ausgesetzt sind, so lassen sich doch Ei'folge bis in die neuesten Zeiten nicht verkennen. Eine andere Abtheilung der Griquas stand früher ebenfalls unter der Pflege der Lond. Miss. Soc, südwestlicli zu Philippolis (vergl. No. 10), ist aber seit einigen Jahren dem wachsen- den Einflüsse der Weissen gewichen und unter I'ührung des Adam Kok nach dem früheren Nomansland, jenseits der Drakenberge (No. 11), übergesiedelt. (In der Nähe hatte sich schon vorher ein Haufe Basuto unter Nehemia nieder- gelassen.) Die Anglikanische (S. P. G.) wie die Londoner Mission sucht sich dort ihrer anzu- nehmen.

Unter den IKoranna im Oranje-Freistaat hat die Berliner Mission gewirkt. Wegen der Unbestän- digkeit und Wanderlust des Volkes mussten meh- rere Stationen nach kurzem Bestehen aufgegeben werden. Pniel, wie das schon erwähnte (No. 11) Bethanien, um die sich auch Betshuanen verschie- dener Stämme gesammelt, während die IKoranna zusehend dahinschwinden, werden fortgeführt. Der Londoner Missionskreis zu Lekatlong seit

1841 hat ebenfalls gemischte Bevölkerung, doch bilden Betshuanen dort bei weitem das Über- gewicht. Wir erinnern hier nur daran , dass dieses ausgedehnte Volk, verwandt mit den Käfern, zu der grossen Süd - Afrikanischen Völ- kerfamilie, die man wohl mit dem Namen Bunda- Völker bezeichnet, gehören und bis tief ins Innere von Afrika seine Sitze hat. Die eben erwähnten Stämme sind die am weitesten nach Süden vorge- drungenen Theile desselben. Sie leben unabhängig von einander, Viehzucht und Ackerbau treibend, meist in Städten (nicht wie die Käfern in ein- zelnen Kralen), die oft eine bedeutende Ein- wohnerzahl wie 5000 oder selbst 10- bis 12000 aufweisen können. Die mit Lekatlong verbun- denen Stämme Barolong, Bamairi, Baharutsi sind jetzt freilich nur Überreste, die aus der Spal- tung grösserer hervorgegangen sind. Bedeutender sind schon die Batlapi, unter denen Kuruman das Gentrum der Mission bildet , wo indessen, wie auf der Französischen Station Motito , auch verschiedene andere Stämme vertreten sind. Kuruman hat mehrere Aussenstationen, wie z. B. unter den Batlaru. Weiter nach Norden treffen wir das Gebiet der Baharutsi, auf dem seit meh- reren Jahrzehnten viel Wechsel und Vermischung der Bevölkerung stattgefunden hat, namentlich durch die von Norden eingedrungenen Mantati, deren Reste jetzt an den Quellen des Caledon wohnen; später durch die von Osten unter Sil- kats (Mosilikatsi) gekommenen Matebele (Käfern), deren jetziges Gebiet (wenigstens den Südrand desselben) No. 13 noch eben andeutet, und auf die etwas nördlicher gelegene Missions - Station Nyati hinweist. Während dieselben als Eroberer im Baharutsen- Lande lebten, hatte der Ame- rikanische Board eine vorübergehende Wirksam- keit unter ihnen. Frühere Stationen, die die L. Miss. Soc. in jener Gegend hatte, sind, wie die Karte angiebt, 1852 aufgehoben, und zwar durch die Gewaltthätigkeiten der Boers aus der Trans- vaal-Republili. Diese Mission hatte namentüch unter den Bakwen die schönsten Erfolge gehabt,

die auch durch jene politische "Wendung nicht vernichtet werden konnten. Doch schien der Wirksamkeit Englischer Missionare durch die Feindschaft der Boers, die Englischerseits po- litische Einflüsse fürchteten, für immer die Thür verschlossen zu seiu. Einer anderen Gesellschaft indessen, welche keine Besorgnis erregen konnte, wurde von Seiten der Transvaal -Republik bald j darauf die Arbeit unter jenen Stammen gestattet, der Hermannsburger, die unter den Bakwen, sowie unter den nördlicher wohnenden Bamangwato ' mit Ereuden aufgenommen ward und bald Früchte ihrer Arbeit sehen durfte. Leider wurde das Werk schon nach wenigen Jahren durch den Bruch der betreffenden Arbeiter mit ihrer Gesellschaft gelähmt. In neuester Zeit hat diese zwar wieder die Betshuaucu- Mission auf- j nehmen können, doch ist die Londoner Mission, | obgleich die Boers noch immer zu fürchten sind, in ihr früheres Arbeitsfeld eingetreten*), und die Hermannsburger haben südlicher unter den Baharutzen und östlicher unter den Stämmen iu der Umgegend von ßustenburg ihr Arbeitsfeld gefunden.

Endlich ist unter den Betshuanen-Missionen der Wesleyaner zu gedenken , die seit langer Zeit, wiederholt unterbrochen durch die Wan- | tierungen des Stammes, unter den Barolongs | wirksam sind, mit denen sie jetzt selbst, wo der grössere Theil derselben bis tief ins Innere ge-

*) Setshele, der König der Bakwen, der früher in Kolobeng wohnte , dann , so lange die Hermannsburger bei ihm waren, in Liteyane, residirt jetzt in Logageng, ! ein Platz, dessen Lage nicht zu ermitteln war. I

wandert ist, von Thaba Unchu aus die Verbin- dung aufrecht erhalten.

Unter den östlichen Betshuanen haben wir hier zunächst die schon (No. 11) erwähnten Süd- Basuto- Missionen der Pariser und Wesl. Miss.- Gesellschaft aufzuführen.

W^eiter haben unter den zum Theil noch unab- hängigen Nord-Basuto, besonders unter dem Stamm der Bapeli , die Berliner seit mehreren Jahren eine gesegnete Wirksamkeit gehabt, die indessen gegenwärtig durch die Feindschaft des Häupt- lings unterbrochen ist. Doch wird sie auf der Station Botshabelo , die für viele flüchtige Ein- geborne ein Zufluchtsort geworden ist (wie auch der Name besagt), fortgesetzt*), während auf der andern Seite diese Mission sich in dem Zoutpausberger Distrikt ausdehnt und unter Matebelen wie Basuto einen günstigen Boden findet. In der Nähe des Hauptortes dieses Di- strikts, Schoemansdal, missionirt auch die refor- mirte Kirche des Kaplandes doch konnten wir nicht die Lage der Station genauer erfahren. Dieselbe hatte auch eine Zeit lang einen Ar- beiter in Eustenburg, der sich aber mehr der religiösen Bedürfnisse seiner Holländischen Glau- bensgenossen (vergl. oben über die Separation) als der Heiden-Mission anzunehmen scheint.

Hinsichtlich der Länder jenseits der Draken- berge verweisen wir auf Blatt 15, das dieselben in gi'össerem Maassstabe darstellt.

*) Einer von den Missionaren wirkt vorläufig in Lijdeuburg. Die als Makapanspoort bezeichnete Station wird neuerlichst (Cha-) Kha-Lekalekalc genannt. Ga Matlala sollte besser (Cha-) Kha-Matlale geschrieben sein.

Nachträge und Berichtigungen.

Zu Potscherfstroom (gewöhnlich geschrieben Potschefstrooin , vergl. sprachliclie Notiz zu No. 1(0 fehlt das Ortszeichen unter dem „P".

Zu AUisons Missions- Station, 26° S. Br., 30° Ö. L., fehlt das Zeichen einer aufgegebenen Station etwa unter dem „S". Der Name der Station war Mahamba ; sie bestand bis 1846.

Südöstlich von Stendal, 28° S. Br., 30° Ö. L., fehlt die Hermannsburger Station Empangweni (vergl. No. 15).

14. Die südwestlichen Käfern -Missionsgebiete.

Erläuterungen zu dieser Karte sind in dem Texte zu No. 10/11 mitenthalten.

N^ 15. Natal und das Zuliiland.

Die Terrassen Süd-Afrika's , die wir bereits beim Kaplande (vgl. zu Nr. 10 u. 11) kennen lernten, doch in den östlichsten Theilen dessel- ben durch uni'Ogelmässigere Berggruppirung un- terbrochen fanden, treten in Natal wieder deut- lich zu Tage. Ihrem Charakter nach steht die Gegend freilich jenen eben erwähnten östlichen Gebieten viel näher, da hier wie dort zahlreiche Bäche, die sich zu bedeutenderen Strömen sam- meln, das Land fortwährend bewässern, obwohl auch hier die trockene Jahreszeit die Wasser- menge mehr als man erwarten möchte, vermin- dert. Die untei'ste Terrasse bildet ein etwa 3 Meilen breiter, allmählich ansteigender Küsten- gürtel mit tropischem Klima. Dunkle Mangro- venwälder bezeichnen die Küsteulinie , darauf folgen dichte, von Schlingplianzen in Menge durchfiochtene Wälder, durch die einst der Elephant seine Wege brach, die aber jetzt immer mehr gelichtet werden, um ergiebigen Zucker- rohrptiauzungen Platz zu machen.

Hinter diesem tropischen Gürtel erheben sich von den schroffsten Thälern durchfurchte Berg- züge zwischen 2- und 3000 Fuss hoch, die zu der zweiten Terrasse überleiteu. Dort dehnen sich bei gemässigt warmem Klima weite wellen- förmige mit hohem Gras ])estandene Flächen aus, die nur seltener von Büschen und Wal- dungen unterbrochen sind. Hier liegen die Weidegründe der Kolonie, auch eignet sich diese Gegend zum Maisbau.

Die dritte Terrasse beginnt mit der Berg- kette, die den Mooi E. zur Rechten begleitet. Auf derselben herrschen wieder ausgedehnte Wälder vor, die ausgezeichnetes Bauholz und Nutzholz liefern. Weiterhin folgen die für den Anbau Euroi^äischer Getreide besonders geeig- neten Distrikte. Dann kommen die Vorberge des Drakengebirges , die eine vierte Terrasse bilden , welche nur von dem Kamm und den bis zu 10,000 F. hohen Gipfeln, die im Winter oft länger mit Schnee bedeckt bleiben, über- ragt wird. Ähnlichen Charakter hat auch das nordöstlich angrenzende Zululand. Die unzu-

Gruudemann: Missionsatlas. II, 2.

j länglichen Beschreibungen desselben liessen je- doch eine genauere Darstellung der Terrassen- formation auf der Karte noch nicht zu.

Die jetzige Kolonie Natal war bis zum Jahre 1837 der Europäischen Kultur wenig zugänglich. Damals überschritt eine Schaar Holländischer ] Boeren, um der Englischen Herrschaft im Kap- } lande zu entgehen, die Drakenberge und drang bis zur Bai vor, die durch ihren am Weihnachts- tage 1497 dort ankernden Entdecker Vasco de Gama den Namen Port Natal erhalten hat. Hier trafen sie mit einigen Englischen Ansied- lern zusammen und gründeten die Stadt d'Urban, j sowie das nach ihren Führern genannte Pieter- I Maritzburg. Die junge Kolonie hatte indessen viel von den Zulu zu leiden , die schon unter ' dem grausamen Tshaka diese Gegenden unter- j werfen hatten. Sein Nachfolger Dingan war es, der vertragsbrüchig die Ansiedler bei Weenen i (d. i. Weinen) überfiel und fast gänzlich auf- I rieb, worauf neue Schaaren von Boeren unter Pretorius über das Gebirge nachrückend blutige Rache nahmen uud den Dingan zum Frieden zwangen (1838).

Schon einige Jahre früher waren unter Din- gan's Volk Anfänge der Mission gemacht wor- I den und zwar von dem Kapitain Gardiner (vgl. zu No. 77*), der Englisch -kirchlichen Gesell- schaft und dem Amerikanischen Board, die in- dessen durch jene Ereignisse zerstört wurden. Bald dai-auf fand die Englische Besitzergreifung von Natal statt (1841), das 1845 zur Kolonie erklärt wurde. Die meisten Boeren liessen sich dadurch wiederum zum Auswandern bewegen j und gründeten die Transvaal-Republik. In Natal I aber befestigte sich bald die Sicherheit und zog Schaaren von Einwanderern verschiedener Na- j tionalitäten , darunter auch viel Deutsche , in's Land , mehr aber noch Käfern , die vor dem grausamen Regiment des Zulukönigs (jetzt Um- panda) dort Schutz suchten. Die Zahl der eingebornen Bevölkerung stieg auf diese Weise

*) Die Karte von Süd- Amerika.

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in wenigen Jahren von 10,000 bis auf 120,000. Hierdurch bot Natal eine sehr günstige Gelegen- heit für die Mission, die mit neuem Eifer vom Amerikanischen Board aufgenommen wurde, wo- zu auch die "Wesl. M. S. ihre von Südwest herauf rückende Kräfte gesellte. (Die Wesl.- Stationen in Faku's Gebiet, Palmertou und Emfundisweni , vgl. No. 1 1 , werden mit zum Nataldistrikt gerechnet und sind die ältesten in demselben.)

Beide Gesellschaften haben , wie die Karte zeigt, jetzt eine ganze Reihe von Stationen. Die letztere theilt indessen ihre Arbeit zwischen den Eiiigebornen und den weissen Kolonisten*).

Bald darauf schickte die Norwegische Mis- sionsgesellschaft ihre ersten Missionare auf dies Gebiet, 1845. Nach mancherlei vergeblichen Versuchen jenseits der Tugela gelang es densel- ben, die Gunst des Zuluköuigs zu gewinnen und bleibende Stationen dort zu gründen. 1847 kamen Berliner Missionare hinzu, die nach der Zerstörung der Stationen in Britisch - Kafcrland der Einladung nach Natal folgten. Die vier gegenwärtigen Stationen dieser Gesellschaft sind auf der Karte angegeben, wozu zu bemerken ist, dass von Christianenburg aus zugleich eine kleine Deutsche Gemeinde in New Germany bedient wird. Der frühere Missionar Dohne, der behufs seiner Übersetzungsarbeiten in Verbindung mit dem Amerikanischen Board trat, steht auf seiner Station Table M. einige Meilen von Pieter-Ma- ritzburg. Die Berliner Mission hat übrigens von hieraus einen Absenker in der Transvaal- liepublik gewonnen, vgl. No. 13.

Die zweite Deutsche Mission , die in Natal 1854 ihre Wirksamkeit begann, ist die Her-

*) Rev. Allison, der früher in Verbindung mit der Wesl. M. S. von dem Basutolande aus eine Station unter den Swazi gegründet, politischer Verhältnisse wegen aber hatte weichen müssen, führt jetüt in Pieter - Maritzburg seine W^irksamkeit auf eigene Hand fort, zum Theil unter Mitgliedern seiner früheren Station, die ihm gefolgt sind.

mannsburger. Nach vergeblichen Versuchen, zu den Gallas in Ost - Afrika zu kommen , wurde hier die Missionskolonic Hermannsburg gegrün- det, um die bald eine lleihe von Stationen ent- standen. Vier Jahre später folgte man der Einladung der Norweger in's Zululand, woselbst jene zur Besetzung der für Stationen geeigneten Plätze keine ausreichenden Kräfte hatten.

Die Zahl der Hermannsburger Stationen ist dort schnell gewachsen ; sie sind in zwei Kreise, in Nord- und Süd-Zulumission eingetheilt. Schon früher war von Natal aus nach Aufforderung der Transvaal-Eepublik die Betshuanen- Mission (vgl. No. 13) gegründet.

Die jüngste der Missionen in Natal ist die Anglikanische, die zunächst dui'ch Bischof Co- lenso ohne Verbindung mit einer Gesellschaft begonnen (1854), dann von der Ausbreitungs- gesellschaft aufgenommen \ind bis in's Zululand ausgedehnt wurde. Coleuso führt jetzt nach den bekannten Vorgängen, die natürlich ihn von jener Gesellschaft trennen mussten, seine Muster- station Ekuka3'eni bei Pieter - Maritzburg auf eigene Hand fort.

Endlich haben wir noch eine in der Kolonie selbst vor einigen Jahren gegründete Mission zu erwähnen , sie nennt sich die der Hollän- dischen Beformirten Kirche von Natal, zu La- djsmith, und hat in der Nähe eine Station, auf der der frühere Berliner Missionar Illing wirkt.

Ausser den Käfern, die auf besondern, von der Regierung ihnen zugetheilteu Lokationen leben, wo sie vor Verdrängung durch Kolonisten geschützt sind, zum Theil aber auch bei letzte- ren Beschäftigung linden, sind jetzt noch andere Heiden in nicht geringer Zahl in Natal, unter denen die Mission ihr Feld findet. Es sind die Indischen (meist Tamulischen) Kulies , die be- hufs des Plantagenbaues eingeführt sind, da die Käfern für denselben zu wenig Neigung zeigen. Nur die Wesl. - Methodisten unterhalten für sie einen in Indien selbst vorbereiteten Missionar.

Nachträge und Berichtigungen für die Karte.

Von Edendale S. S. W. am oberen Umlazi ist die "Wesl.- Etwas südlich von Sanday (am Tangaati), auf der an- Station Kwangubeni nachzutragen. ,^ d^ren Seite des Weges liegt die Stadt Victoria.

r, Z TT 1 ; 1 „r Name De Beers-Pass gehört an den nördlicheren

An der linken Seite des Urageni, da wo ihn der Weg ^^^^ yon Ladysmith nach Harrysmith; der südlichere

von Pieter-Maritzburg nach Ladysniith überschreitet, heisst Van Reenen's -Pass.

liegt der Ort Howiek. ; Die Stadt New-Castle liegt nördlicher am Incandu.

2i>

T.ith Anst vC.efllfarth.LVothi* .

(VOTHA: JUSTUS PERTHES.

m 16. Ost -Afrika.

Üst-AtVika gehörte bis in die uenesteu Zeiten /u den am wenigsten erforschten Ländern. Erst seit wenig mehr als einem Jahrzehnt hat sich diesem Theile des Continents eine rege Tliütig- keit Enro])äischer Entdecker zugewendet, die uns niclit bloss den wichtigen geographischen Aufschluss über die mächtigen See'n, aus denen der Nil seine Wassermasse schöpft, gegeben, sondern auch Interesse für die fruchtbaren, reichen Länder und ihre herrliehe, erhabene Natur ge- weckt liabeii. Leider scheinen diese Gebiete fiir's Erste der Europäisclien Kultur noch ziemlich verschlossen zu bkiibeu, denn der Sklavenhandel hat, je mehr er auf der Westküste untei'drückt wurde, hier seine abscheuliche Thätigkeit ent- faltet. Die Portugiesen, die noch immer weite Strecken von Ost-Afrika als ilin; Besitzungen in Anspruch nehmen, obwohl ihre dortigen Kolo- nien gänzlich in Verfall geratlien, sind so weit entfernt, in diesen Gegenden die civilisatorischen Aufgaben zu lösen, dass vielmehr jener eben erwähnte Feind der letzteren an ihnen wenig- stens indirekt seine Unterstützung findet. In den nördlicheren Gebieten liegt die Macht in den Händen der Araber, die von Maskat aus seit geraumer Zeit jene Küsten gross tentheils unterworfen hatten. Jetzt besteht ein eigenes Reich unter dem Sultan von Zanzibar, der die mohammedanischen Suaheli*) an der Küste be- herrscht, sowie ihm die an dei'selbeu lebenden heidnischen Stämme unterworfen sind. Auf der Insel Zanzibar selbst ist ein Sammelplatz für Verti'eter der verschiedensten Völker; nament- lich kommen nicht wenige Ansiedler von Indien herüber i^Banianen). Araber betreiben von hier aus auf bestimmten Karawanen - Strassen einen ausgedehnten Handel l)is tief in's Iniu>re Afrika's.

*) Ein Misclilin!J.svolk aus Arabern und Schwarzen. Gruiideiiiann ; Misitionsatlas, I. .'i.

j Die früheste Mission in Ost - Afrika war die der Jesuiten und Dominikaner, die sich an die Portugiesischen Kolonien anschloss. Von der

i Mitte des 16. bis in den Anfang des 17. Jahr-

I hunderts hatte dieselbe in dem Reiche Mono- motapa*) bei Senna ausgedehnte Erfolge, die aber jetzt fast völlig versehwunden sind ; noch mehr gilt letzteres von der Thätigkeit der Do- minikaner in Mozambique, Sofala, sowie d(>ra süd-

i lieher gelegenen Inhambano. An diesen Orten hat die katholische Mission auch niclit einmal solchen , vorübergehenden , Einfiuss gewonuen wie in den Portugiesischen Besitzungen auf der Westküste.

Die erste evangelische Mission an der Ost- küste ist die der Englisch-kirchlichen Gesellschaft, welche Krapf nach seiner Vertreibung aus Abes-

j sinien 1843 in der Nälic von Mombas unter dem Stamme der Wanika begann. Die Lage der nach mehrjähriger Unterbrechung**) wiederher- gestellten Station Kisoludini zeigen die Kartons.

j Ein wenig nördlicher ist unter einem verwandten Stamme von der ,, Vereinigton Methodisten -Frei-

j kirche" eine Mission zu Ribe gegründet (1863). Die Absicht war dabei, von hier aus zu den Gallas vorzudringen. In neuester Zeit wurde, nach einer vorangegangenen Untersuchungsreise in's Gebiet der südlichen Gallas, beschlossen, Ribe aufzugeben und eine Station in jeuen Ge- genden zu errichten. Der Ort derselben lässt sicli noch nicht angeben , vorläufig wohnen die Missionare zu Lammu, dessen Lage leider nicht bemerkt ist.

*) Seit der Mitte des vorigen Jahrliunderts ist dasselbe zerfallen und hat sieh in viele kleine Herrscliaften auf- gelöst. Die ehemalige Hauptstadt war Zimbavp.

**) Dieselbe war durch die Einfälle und Raubzüge der wilden Massai, IS.")! 1859, veranlasst.

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Den ebenfalls iiuf die Gallas gerichteten Vci'- suchen der Hcvmunnsbuvgor Mission standen ihrer Zeit unüberwindliche Hindernisse entgegen.

Endlich haben wir der Tliätigkeit einer eige- nen Gesellschaft zu gedenken, die von der Ost- kiiste Centrai-Afrika zu christianisiren sich zvir Aufgabe stellt. Die hochkirchliclie Gesellschaft der Universitäten Oxford, C!ambridge, Durham und Dublin ist in's Leben gerufen durch die Livingstonc'schen Forschungen am Schire, nach welchen jene Gegenden als sehr geeignet fih'Kolo- nisations- und Missions-TJntornehraungen ei'schie- nen. Die 1<SG1 18615 gemachten Vei'suche zu Magomero (später bei Clhibisa's Dorfe) sind, nach- dem sie schwere Opfer gekostet, so gänzlich an den Verliältuissen gescheitert, dass Rieses (Je- biet aufgegeben werden niusste. Dafiir liat die Gesellschaft nun die Insel Zanzibar zur Basis

genommen, um von hier aus eine weitere Wirk- samkeit nach Inner-Afrika zu eröffnen.

Seit I860 waren dort bereits katholische Mis- sionare von der Gesellschaft des Heil. Geistes und des Unbefleckten Herzeus Maria in Scliulen und einem Hospitale thätig. Schon vor längerer Zeit hatten dieselben einen Punkt an der Küste. Bagamoyo, fih- eine weitere Station in's Auge gefasst. Doch verlautete bisher nichts über die Ausführung der Absicht.

In einem Karton sind noch die Seychellen gezeigt, nicht sehr bedeutende In.selchen mit etwa 7000 Einwohnern, meist freien Negern. Die kleine anglikanische Gemeinde, der sidi die Ansbrcitungs-Gesellschaft annimmt, ist nach dem letzten Jahresbericht gegenwärtig ohne ansässigen Missionar. Die katholische Mission wird dort von Kapuzinern getrieben.

GOTHA: JUSTUS PERTHES.

N**. 17 u. 18. Madagaskar.

Madagaskar, nächst Borneo die grösste Insel der Erde, etwa um 1000 Deutsche Q.-Meileu grösser als Fraukreich, besteht aus eiuem reich- gegliederten Bergland. Dasselbe lehnt sich an einen die Insel der Länge nach durchziehenden Kücken au, der sich mit den höchsten Gripfeln bis zu 6000 Fuss über das Meer, meist je- doch nur 500 bis 600 Fuss über die nächste Umgebung erhebt, (irosse Strecken sind hier noch mit dichtem Urwald bedeckt, der auf den hier und da ausgebreiteten Hochplateaux grössten- theils der Kultur gewichen ist. Die letzteren sind von vielen i-eichlich Üiessenden Strömen durchfurcht, die sich in lachenden Thälern mit üppiger Vegetation liinschläugelu. Dies durch ein herrliches Klima ausgezeichnete (xebiet isi an der Küste vielfacii mit sumptigen Striclien gesäumt, in denen tödtliche Fieber hausen.

Die Bewohner, Malagasi, Malagaschen genannt, bilden zwei ethnograi)hisch verschiedene Gruppen. Die der westlichen Hälfte der Insel zeigen schon durch ihre schwarze Hautfarbe und ihr wolliges Haar die Verwandt hchaft mit den Afrikanischen Völkern, während die östliche Hälfte von oliveu- braunen Stämmen Malaiisclier Abkunft bewohnt ist. Unter jenen sind die Sakalavas die bedeu- tendsten , unter diesen werden gewöhnlich die Betsimasarakas , Betsileos, Betanimenas und die Hovas hervorgehoben, welche letztere seit 1810 die OberheiTschaft über die ganze Insel erlaugt haben , die früJier in den Händen vieler unab- hängigen Häuptlinge war. Radama L, der diese politische Umgestaltung bewirkte, gewährte auch zuerst Europäischen Einflüssen Kaum, besonders in der Abschaffung des Sklavetiliandels in Folge eines Vertrages mit der Englischen Kegieruug. Früher hatten nur vorübergehend die l^n'tugiesen 1508 und die Franzosen von 1612 an auf Mada- gaskar Niederlassungen gehabt , letztere lui- mentlich in der südöstlichsten Provinz Anosy zu Fort Dauphin), wo auch katholische Missio- nare (Lazaristen) bedeutenden EinÜuss erreichten, bis die heidnische Keaktion sich erhob und nach vielem Blutvergiessen die Aufhebung der Nieder- lassung zur Folge hatte (1672). Die evange- lische Mission fand an Kadama's civilisatorischen Bestrebungen die (Gelegenheit , in's Herz von Madagaskar einzudringen. Die Londoner Missions- gesellschaft durfte in der Hauptstadt Antanana- rivo selbst eine ausgedehnte Thätigkeit entfalten, besonders durch Schulen .sowie durch die Presse. Die Erfolge übeitrafen alle Erwartungen. Das Evangelium hatte bereits in dem ersten Jahr- zehnte im Volke so tiefe Wurzeln geschlagen, dass

Griindeniann: Missh'tiadtlu«. I. :i.

die Christenfeindin Kanavalona, die 1828 mit j Kadama's Ermordung sich des Thrones bemäch- tigte, zuerst durch Beschränkungen, dann durch blutige \'(!rfolgungen (seit 1835) es nicht wieder ' auszurotten vermochte, obgleich die letzteren ein Vierteljalirhundert hindurch dann und wann mit erneuter Gewalt betrieben wurden. Es ist be- kannt genug, welche Märtj-rerkronen damals auf i Madagaskar errungen sind. Die Zahl der ge- ! tödteten Christen übersteigt nach geringster Be- ! rechnuug 2000. Vielen andren gelaug es, in j unzugänglichen Wäldern eine Zutluchtsstätte zu finden, avo sie ihrem Glauben zu Liebe harte Entbehrungen ertrugen. Endlich starb die Kö- nigin (1861). Kadama II. befolgte sogleich eine andre Politik und gewährte den Europäern wie- der Zugang. Schaaren von Christen sammelten sich U7Ü die zurückkehrcniden Londoner Mis- sionare, n(^ben denen jetzt auch katholische auf- traten ^Jesuiten), die schon seit 1845 von Ke- union aus in der Stille gearbeitet hatten.

Die Hoffnungen, die maii zuerst auf Kada- ma's II. Geneigtheit fiir's Christenthum setzte, haben sich nicht A erwirklicht. Er ist nach kurzer Kegierung, in der er sich seines Amtes nicht sehr würdig erwies, 1863 einem Aufstande er- legen, d(!r wieder eine Königin, die sich zum Heidentlium bekennt, auf den Thron brachte. Rasoherina aber sucht den Verkehr mit den Eu- ropäischen Nationen zu erhalten ; namentlich ist vor Kurzem mit England ein Vertrag abgeschlos- sen, in dem ansdi-üeklich Religionsfreiheit garan- tirt wird. Die letzten .lahri- haben gezeigt, dass dieselbe in der That besteht und die Mission ungehindert hat fortarbeiteu können.

Da die Londoner Mission ihre unmittelbare Thätigkeit auf die Landschaft Ankova beschränkt, so haben andre (Jescllschaften in andren Theilen des Landes Stationen gegründet. Die Ausbrei- tungs-Gesellschaft (S. P. (j.) hat die Strecke vom Hivondrona bis Fenoarivo als besondres Arbeits- gebiet gewählt. Die Englisch-kirchliche hatte zwei Missiojiare in der Provinz Vohimare, die in- dessen, weil die Bevölkerung nur späi-lich ist und andrer Schwierigkeiten halber nach Ande- vorante (Audevorandro) übergesiedelt sind. Eiid- I lieh ist die Norwegische Missions-(resellschaft im ' Begriff, mit mehreren! Arbeitern, die bereits in der Hauptstadt mit der Erlernung der Sprache beschäftigt sind, zu Fort Dauphin und Mojanga Stationen zu errichten. Friends (Quäker) aus Ame- j vika und England haben in neuester Zeit ebenfalls I Arbeiter nach Madagaskar geschickt, die in Anta- nanarivo ihren Wohnsitz nahmen. Die Jesuiten-

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Mission, die von Burmherzigcn Schwestern unter- stützt wird, hat ihren Sitz in der Hauptstadt Tamatave und Umgegend, sowie in den benach- barten Französischen Besitzungen.

Auf No. 18 geben wir einen genaueren Plan der Hauptstadt, der die Lage der in den Missions- blättern erwähnten Örtlichkeiten zeigt, z. B. die verschiedenen Plätze, wo zur Zeit der Verfolgung die Hinrichtungen erfolgten, wie Ampamarinana, Ambolnpots}', Arabatonakanga u. a. Hier werden von der Lond. Miss. Soe. Gedäuhtnisskirchen er- richtet, deren erste an dein letztgenannten Orte bereits vollendet ist. Die Katboliken haben ihre Stationen in Andohalo und Anibohimitsim- bina; die Lage des letztgenannten Stadttheils konnten wir nicht ermitteln.

Ein andrer Karton zeigt die Provinz Imeriua und die Lage der Ortschaften, in welchen sich christliche Gemeinden befinden, die von den Missionaren der Hauptstadt besucht werden. Leider sind die vorhandenen Angaben über diese Ortlichkeiteu zu gering, als dass die Zeichnung auf Vollständigkeit und vöUige liichtigkeit An- sprucli machen könnte. Nur über diejenigen dieser Aussenstationen , die zu Amparibe ge- hören, lag ein Verzeichniss vor, daher nur diese durch eine Unterstreichung hervorgehoben wer- den konnten.

Der dritte Karton endlich dient zur Veran- scliaulichung der Reiseroute vom Hafenplatz Tamatave nach Antananarivo und zeigt zugleich [ das Missionsgebiet der Ausbreitungs-Gesellschaft in grösserem Maassstabe. i

Auf No. 17 fiuden sich noch zwei kleinere Inseln dargestellt, die zu Madagaskar überliaupt und b<;sonders als Missionsfeld in näherer Bezie- hung stehen: Mauritius und Reuuion. Beide \ sind vulkanischen Ursprungs und eignen sich mit dem fruchtbaren Boden ilu'er alten Lava- felder für die Erzeugung verschiedener Kolonial- Produkte. Seit mehreren Jahrhunderten sind sie Europäische Besitzungen. Mauritius, von Portu- giesen entdeckt, seit 1598 den Holländern ge- hörig, die ihm diesen Namen beilegten, den die Franzosen, als sie 1721 die Lisel erhielten, in Isle de France verwandelten und bis jetzt fest- halten, obgleich die Engländer, seit 181Ü Herren der Insel, den früheren Namen wiederherstellten. Die Bevölkerung besteht aus Weissen, meist Fran- zösischer Abkunft und katholisch, die in den verschiedeneu Theileu der Insel auf den Plan- tagen leben. Ausser ihnen findet sich eine etwa acht Mal grössere Negerbevölkerung, aus den Zei- ten d(!r Sklaverei stammend , und zwanzig Mal soviel Hindus (seit den letzten Jahrzehnt(ui), die als Kulies zur Plantagenarbeit hinübergebracht werden, sowie ;J()()() Chinesen.

Schon 1814 begann die Lond. M. Soc. hier die Mission unter den damaUgen Negersklaven.

Nach Abbruch der Wirksamkeit auf Madagaskar wurde dieselbe auf Mauritius fortgefiihrt , wo eine nicht geringe Zahl von Malagaschen zur Zeit der Verfolgung Zutlucht suchton. Für sie wurde j in Moka eine eigne Ansiedlung gegründet. Da Madagaskar auch durch den Handel stets mit Mauritius in Verbindung blieb, wurde dies die geeignete Basis zur Aufi-echterhaltung jener ge- fährdeten Mission. In neuerer Zeit bietet es mit seiner Menge heidnischer Kulies gleichfalls ein geeignetes Missionsfeld , auf dem besonders die Ch. M. S. wirkt. Zu Powder Mills steht ein Waisenhaus unter ihrer Leitung. Seit 1852 ist Mauritius Sitz eines anglikanischen Bischofs, unter dem auch Arbeiter von der S. P. G. in innerer wie äusserer Mission thätig sind. End- lich ist die Insel auch insofern ein Missionsfeld, als hier die durch die Englischen Kreuzer an der Ostküste von Afrika befreiten Neger ab- gesetzt werden.

Die katholische Mission wird hier von dei- Congregation des Heiligen Geistes und des ün- betieckten Herzens Maria getrieben, unterstützt von einigen kleineren Gesellschaften*). Dieselbe ist auf Bc'uniou thätig, woselbst ein katholischer Bischof zu S'- Denis seinen Sitz hat. An dieser Insel hat die katliolische Mission auf Madagaskar ebenso ihre Basis wie die evangelische an Mau- ritius. Zwei vor einigen Jahren erwähnte [nstitute zur Erziehung von Madagaschen-Kindern , Ees- source und Nazareth, konnten wegen mangelnder Angabe ihrer Lage auf dem Kärtchen nicht "ver- zeichnet werden. Was Reunion anbetrifft, so vergesse man nicht, dass es gegen Mauritius nur im halben Maassstabe gezeichnet ist. Die Erklärung der Zahlen konnte auf der Karte keinen Platz finden und folgt daher hier.

1

Pointe aux Piments.

13 LePouce-M.(28()0'

2

Powder Mills ^^Indi-

alter Vulkan).

sches Waisenhaus).

14 Peter Bott M.

3

Arsenal.

15 Piaines St-Pierre.

4

Baie aux Tortues

16 R. du Rempart.

(Turtle-B.).

17*Tamarind R.

5

B. & R. du Tombeau.

18 Black River M^

6

Eicheterre.

19 Terre Rouge M'*.

7

Piton M.

20 Le Petrin.

8

Ville Bag.ue.

21 R. des Anguilles.

9

Piaines de Roches.

22 Dragon R.

10

Eiviere seche.

2;5 S' Armand R.

11

Reduil.

24 Baraboo M'*.

12

Little Riv. Vil.

Distrikte.

1

Port Louis.

VI Moka.

11

Piaines Wiliielnis.

VII Flacq.

VIII Eiviere du Rem-

[II

Black River.

IV

Savanne.

part.

V

Grand Port.

IX Pampleniousses.

*) Vergl. zu No. 1.

N". 19. Abessinien.

Abcssinicn ist ein Hoohlaud , das sich gegen Osten und Nordosten terrasseufönuig zu den tiachcn Landstrichen licrabseukt, die es von dem Meere scheiden. Je ungünstiger das Klima der letzteren mit ihren ausgedörrten Sandsteppen ist, desto herrlicher erscheint dem Wanderer das jenes Alpenlandes, zu dem er durch wilde Schluch- ten emporsteigt. Dort erheben sich kühne Berg- zinken und schroffe Tafelberge, mächtige Felsen- hurgen, auf denen selbst im Sommer Schnee voi*- kommt, daher an ihrem Fusse, wo klare Bäche rinnen, die Sonnengluth durch kühlere Lüfte ge- mildert ist, denen kräftige Wälder, frische Wiesen ixnd üppige Kornfelder ihren Schmuck verdanken. Zwiscliendurch erblickt man hie und da ein Dörf- lein, in dessen Mitte die runde Kirche mit dem Kreuz auf ihrem spitzen Dach uns zeigt, dass wir in einem christlichen Lande sind. Freilich sind die braunen Abessinier Christen seit alter Zeit, indessen befinden sie sich seitJahrliunderteu in einer solchen kirchlichen Erstarrung und sitt- lichen Verkommenheit, dass ihre Belebung mit Eecht der Mission als Aufgabe zufällt. Als Monopliysiten verketzert , waren sie schon bald in ein unfruchtbares Formelwesen gerathen, das sich nur gesteigert und die Wirkungen leben- digen Christenthums fast verdrängt hat, seitdem die Finthen des Islams sich um ihre Grenzen ergossen und Abessinien als vereinsamte Insel vom Zusammenhange mit christlichen Ländern trennten. Lange Zeit hindurch errangen die dort in grosser Zahl lebenden Juden, Fallaschas, die Herrschaft (im IL und 12. Jahrhundert). Später erhoben die benachbarten Miiliammedaner fanatische Kämpfe gegen die Christen , deren Kirche, obgleich mit Eifer vcrthoidigt, dabei nur noch mehr in Erstarrung versank. Weiter trug das Eindringen heidnischer Galla-Stämme von Süden her nicht wenig dazu bei , Abessiiiiens Fall zu fördern Früher war das ganzc^ Land

*) Jetzt sind diese Uallas, die in den südliclien Land- Gruiuli'mann : •\fis^iiinxiillax. 1,3.

von eine m Herrsclnn", Negus, regiert, nachher hatten die drei Keiche Amhara, Tigre und Schoa neben einander bestanden ; indessen gewannen die untergeordneten Häuptlinge immer mehr Selbstständigkeit , und obgleich unter dem ge- meinsamen geistUcheu Oberhaupte Abuna sich die kirchliche Einheit erhielt, ward die politische Zersplitterung immer gTÖsser, bis in neuester Zeit (1855) Kaiser Theodoros sich wieder fast das ganze Land unterwarf. Vor ihm war in Tigre König Ubie zu ausgedehnter Macht gelangt. Unter des letzteren Herrschaft hatte die Eng- lisch-kirchliche Gesellschaft seit 1829 eine Wirk- samkeit [Gobat, Isenberg], die 1838 durch den Einfluss, den römische Missionare auf den König gewonnen , mit Ausweisung der Evangelischcai endete. Einige Jahre lang hielten sich die letz- teren (Krapf, zuerst auch Isenberg) noch in Schoa, 1842 aber musstc diese Mission auf- gegeben werden.

Erst 1854 kamen wieder evangelische Send- boten nach Abessinien. Durcli die Anstrengungen Gobat's (jetzt Bischof von Jerusalem) wurden Brüder von St. Krischona zunächst als Hand- werker dorthin gesandt, die bei Theodoros, der die katholischen Missionare vertrieb, eine gün- stige Aufnahme und Gelegenheit fanden, im evan- gelischen Sinne zu wirken und Bibeln zu ver- breiten*). Eine eigentliche Missionsthätigkcit aber durfte nur unter den Fallaschas getrieben werden, was die Londoner Juden -Missions -Ge- sellschaft sowie die Schottische Kirche zum Theil auch durch Krischona - Brüder that. Seit

Schäften sich niedergelassen haben, meist zum Islam über- gegangen. Nicht wenige andre Muhammrdanev wolim^n übrigens durch ganz Abessinien zerstreut und haben grösstentlieils den Handel in ihren Händen.

*) In der Abesslnisolien Kirche ist bis jetzt die alte .Ühiopische (Ge'ez) Ribeliibersetzung in (Jebranch, von der aber selbst die Priester wonig verstehen ; eine Übersetzung in die jetzige Landessprache (Aniharisch) hatte die Bri- tische Bibelgesellschaft bereits um 1820 herausgegeben.

15

einigen Jahren aber hat bekanntlich Theodovos, dem es von Anfang an wohl nur auf den Voi"- theil ankam, den er aus; der Industrie jener Laienbrüder zog, in tyrannischer Weise die Mis- sionare sammt andren Europäern (unter denen sogar der Englische KonsuP in Fesseln gelegt und erst in neuester Zeit steht durcli die Eng- lischen Rüstungen eine Änderung der Zustände in Abessinien in Aussicht.

TJnsre Karte zeigt uns noch zwei Stationen der Apostelstrasse (siehe zu 2so. 20), Khartüm (St. Thomas) und Matauimah (St. l'aulusX letz- tere wird jedoch wahrsclieinlich nach dem nord- östlich gelegenen Qedaref (nach dem Hauptorte Süq Abu Sin r) verlegt werden , wo bereits die Missionare in der Regenzeit sich aufhielten.

Andi-e Arbeiter der Krischona versuchen jetzt eine Station zu Fazoi[li am Blauen Nil zu grün- den, nachdem sicli dies am Weissen Nil bis jetzt wegen des Sklavenhandels als unmoglii-li licr- ausgestellt hat. Die Absicht war, von Khartüm aus nach den Ceutral-Afrikanischen Seeländern eine Statioueui'eihe anzulegen (Propheteustrasse), deren Ziel eine Mission in Uganda wäre. (Siehe Kartoit auf No. 20 u. No. 16.)

Vor 1 '/2 Jahren hat die Schwedische Missions- gesellschaft (Evangeliska Fosterlauds Stiftelseu) Missionare nach den mehr oder weniger unab-

hängigen Nord - Abessinischen Grenzländem ge- schickt, wo sicli dieselben unter dem heidnischen Kunama-Stamm \^gehört zu deu Sliannualas. wo- nach die Stellung des letzteren Namens auf der Karte zu berichtigen ist) niedergelassen haben.

Katholische- Mission ist schon im 16. Jahr- hundei't in Abessinien betrieben worden. Die- I selbe stellte sicli die Aufgabe, die Schismatiker zur katholischen Einheit zurückzuführen. Die Jesuiten hatten später darin so guten Erfolg, dass von 1626 bis 16.82 das römische Bekenntniss ! zur Staatsreligion erhoben war. Die dann ein- tretende Reaktion verschloss den Katholiken das Land auf lange Zeit. Erst 1838 fanden ihre Missionare in Tigre wieder Eingang, bis sie, wie bereits erwähnt, von Theodoros abennals vertrieben wurden. Dennoch setzen sie in deu Nachbarländern ihre Wirksamkeit fort, nament- I lieh die Lazaristen zu Keren im Bogozlande j sowie in Massua. Die Kapuziner dagegen ar- beiten unter deu südlichen Nachbani von Abes- ^ sinien, den grossentheils bereits zum Tslam be- I kehrteu Galla -Stämmen sowie den namenchrist- licheu Sidamas in Kafa. Als Stationen wei'den angegeben : Kafa , Uuera , Gammara und Barro. Dieselben liegen sämmtlich zu weit uach Süden, um auf unserer Karte angegeben zusein; siehe dali< r No. 1 .

Nachträge und Berichtigungen zur Karte.

Zu Seu'ar fehlt das Urtszeicheu. (ins uumiuelbar liinier da^ an den Blaueu Nil geset/l sein sollte. Tsaho L. muss heissen Tsado L. Über die Orthograpliie vgl. zu No. 20.

i

20. Ägypten und die Länder am oberen Nil.

Ägypten stellt der Mission eine zwiefache Aufgabe: unter den Muhanuuedanern nnd unter den Kopten. Letztere sind zwar Christen und halten fest au ihrem Bekenntnis, namentlich an ihren monopliysitisclien ünterscheidunoslehr-en. Doch zeigt sich darin gerade eine Erstarrung in dogmatischen Fonuein , die von einem tiefen Verfall des christlichen Lehens begleitet ist, der Anregungen zur Xeubelebuug von aussen her dringend erforderlich macht. Ihnen haben sich denn auch besonders die Missions-Unteriu'hmun- geu zugewendet. Unter den Muhammcdancrn wa- ren schon seit Jahrhunderten dann und wann von katholisclieu Missionai'en einzelne Versuche ge- maclit worden , die meist mit grausamem Mar- tyrium endeten. Im Anfang des vorigen Jahi'- hunderts aber begannen Jesuiten unter den Kopten zu ai'beiten, mit dem Erfolge, dass sie gros.se Schaaren dieser Schismatiker zur Einheit der katholischen Kirche zurückführten. Später ging diese Mission in die Hände der Franzis- kaner (Minoriten) über, vou denen die meisten auf der Karte angegebenen katholischen Missions- stationen besetzt sind. Jn Alexandrien sind auch Lazaristeu und Barmherzige Schwestern thätig, in Kairo Klosterfrauen vom Guten Hirten , an beiden Orten Schulbrüder.

Vor etwa 20 Jahren zählte man bereits 15,000 unirte Kopten unter einem zu Kaii'o residirenden Oberhirten; die (iesammtzahl der Kopteu über- haupt wird auf 150,000 geschätzt.

Vou evangelischer Missionsthätigkeit ist zu- nächst die der Brüdergeraeiudc in den Jahren 1752 bis 1772 zu erwähnen, die nicht ohne Segen blieb , obgleich sie keine Ti'ennung vou der koptischen Kirche veranlassen wollte. Seit 1826 liuden wir die Englisch - kirchliche Mis-

Grumleniann : Jlixsiovsiillai. 1, 3. '

j sions - (iesellschaft besonders durch Schulen in I Kaii'o wirksam , doch ist diese Mission im vo- I rigen Jahrzehnt aufgegeben. Au ihrer Statt sind die Sendboten der Vereinigten Presbyterianischen Kirche von Nord -Amerika eingetreten (1857), die ebenfalls unter den Kopteu ai'beiten. Sie lassen sich insbesondere die Bibelverbreitung angelegen sein, behufs deren regelmässige Reisen den Nil aufwärts in einem eignen Missionsboote unternommen werden, j Endlich ist eine für -Ägypten wichtige Mis- sionsunleruehmung die sogenannte Aijostclstrasse, eine l)eabsiehtigte Kette von zwölf Stationen, I deren jede den Namen eines der A])ostel*) trageu j soll nnd die, vom Mittelmeer nach Abessinien j reichend, die Mission in letzterem Lande zu f()rdorn bestimmt ist. Di(> Karte zeigt vier dieser I Stationen, die bereits eingerichtet sind; die in i Aussicht genommenen sind mit Ziffern ange- deutet.

Als einer Privat - Missionsanstalt haben wir

'. noch der Schule der Miss Whatly in Kairo zu

j gedenken, woselbst auch ein Schottischer Mis-

t sionar ausser Verbindung mit einer Gesellschaft

I auf eigne Hand wirkt. Auch der Thütigkeit

der Kaiserswerther Diakonissen in Alexandrien

und des dortigen Arbeiters des Jerusalem- Vei-eins

mag Envähnung geschehen , obgleich dieselben

nicht direkt Mission treiben.

Ein Karton unsrer Karte, der, wenn es der

t)

Kaum erlaubt hätte, besser auf No. 19 stände, zeigt die Länder am oberen Weissen Nil. Die

*) .\lexandrieii: Matthäus, Kairo : Markus, Siut: Lukas, Theben : Johannes, Esneh (frülier Assuan) ; Petrus, Qo- vnskci: .Vndveas, Semneh ; Jakobus, ed Dabheh; Philippus, Beibei' Ravtholomiius, Khartüm: 'l'homas, Abu Haräs; 'l'had<la'us, Matammah (Qedaref): Paulus.

16

katholische Mission des Marien- Vereins, die zu Gondokoro unter den Bari -Negern mehrere Jahre hindurch mit sehr bedeutenden Opfern an Menschenleben thätig war, hat aufgegeben wer- den müssen und hält jetzt nur noch die Station

Khartüm. Neuerlieh hat der Verein auch ein anderweit gegründetes Institut zur Erziehung losgekaufter Negerkinder zu Shellal in Nubien übernommen.

Erklärung der in der ersten Abtheilung vorkommenden Abkürzungen.

Die Abkürzuiif^on siud meistentheils nach Eiifilischi'n mlpr (in Süil-AIVikiO HoUiiiiilisLhen Ausilrückeii gewählt, was im folgenden Verzeiclinis durch (e.) und (h.) an^;od(^utet isl.

Britische Besitz imj;

und " bezeichnen den Pluralis , jenes in Englischen, dieses in HoUändisehen Wörtern. AR. = Araber.

B. = Bai.

bg. \ Br. j

Bushm. = Buschmänner.

C. = Cap. Col. = Colonio.

Cr. Creek (c.), Bach.

D'' = Drift (h.), l'urtli (hirch einen Fluss.

F. = Fähre.

Fet. = Fetisch-Platz (der Name des Götzen

dabei in Klammern! F" = Farm (e.), Bauernhof. F" = Fontein (h.), auelle. Fr. = Französische Besitzung. F' = Fort. G'. : G'ebel (Arab.), Berg. Gem. = Gemeinde. Gr. (G') Gross [Great (e.), Groot (h.)].

H. = Hill (e.), Hügel, Berg. H" = Hoek (h.), Winkel. H'" = Harber (e.), Hafen.

I. = Insel.

Kl. (im Anfang) = Klein.

Kl. (am Ende) = Kloof (h.), Schlucht.

Kr. = Kraal.

L. = Lake (c.), See.

Locat" ~ Location, bestimmtes, den Eingebor-

ncn angewiesenes Gebiet. L' = Little (e.), klein.

M. Moimtain (e.), Berg.

Mb. = Meerbusen. Mon. = Monasterium, Kloster. M"' = Mouth (e.), Flussmündung. N. Neu. O. = Oase.

P. = Port (e.), Hafen.

Pen. = Peninsula (e.), Halbinsel. P"^ = Peak (e.), Berggipfel.

PI. = Plaats (h.), Platz, Wohnort eines Häupt- lings.

(ininderraim : Miaaiomattas. I. A.

P'i Pau (e., h.l, Salzpfanne, ausgetrockneter Salzsee.

p'

Point (e.), Lands])itze.

R.

River (e.), Rivier (h.), Fluss.

Ra.

Range (e.), Bergkette.

Res.

Residenz.

Town (e.), Stadt.

t. )

t" )

ton, Stadt, in Zusammensetz u

s.

Süd.

S.P.

Salt Pau, siehe P".

Spr.

Spruit (Ii.), Bach.

St.

Station.

Val.

Valley (e.), Vallei (h.), Thal.

Vil.

Village (e.), Dorf.

Vole.

Volcano (e.), Vulkan.

W.

West.

W. (in Arabischen Namen) = Wadi, Thal. W.F. =r Wasserfall.

Die Missions -Hauptstationen sind ausser der farbigeu Unterstr(;ichuug mit einer schwarzen Linie bezeichnet, wie: Bathurst.

Die Aussenstationen, Zweigstationen oder re- gelmässig besuchten Predigtplätze, an denen sich schon eine christliche; Gemeinde befindet, haben eine Punktirung, wie : Bendo.

Aufgegebene Stationen sind folgendermaassen angegeben : Kumasi.

Letztere haben dann (mit einigen Ausnahmen in der ersten Lieferung) keine farbige Unter- streichung, sondern die botreffende Gesellschaft ist dabei durch eine Signatur angedeutet, wie: W. M. S. Derartige Signaturen mussten auch bei den Orten, an welchen verschiedene Gesell- schaften arbeiten, zur Aufnahme der verschie- denen Farben dienen.

In der Orthographie steht : sh für das Deutsche sch. s für das Deutsche ss.

ch ,, tsch. Z S, weich.

j » dsch. j' j.

Wo ein Buchstabe anders oder ein neues Zeichen gebraucht wurde, ist es in den betreffen- den Erläuterungen bemerkt.

Verzeichnis der in der ersten Abtheilung vorkommenden Missions- Gesellschaften nebst den für sie angewendeten Signaturen.

NJB. Niihorcs siehe in der am Sclilusse des

ganzen Werkes t'olgoudeu Übersicht über die siimmtlicheu Missions- Uesellschat'ten.

S. P. G. =

Cli.M. S. =

L. M. S.

Ii. M. S. ==

W. M. S.

L. H. C. =

U. M.M. =

M. C. A. =

F.Ch.M. = U. P. M. 1=

A. B.

A. B. U. P. E. M.

A. 1>. M. A. M. A.

A. U. P. S. B. C.

Brdo, B. M. G. Bcr. M.

Uli. M. N. D. M. H"«- M. K. D. K. P. M. J. V.

S. M. E. P. E. S.

N. M. S. Sw. M.

Society for the Propagation of the Gospcl iu Foreign Parts. (Ausbrei- tungs-Gesellschaft.) Church Missiouary Societ}'. (Eng- lisch-kirchliche Miss.-Ges.) London Missionary Society. (Lon- doner Miss.-Ges., independentisch.) Baptist Missionar)^ Society. Weslej'an Methodist Miss. Society. LadyHuntingdou's Connexion's Miss. United Methodist Free Churches' Mission.

Oxford, Cambridge, Durham & Du- blin Mission to Central Alrica. (Miss, der Engl. Universitäten, hochkirchl.) Free Church of Scotlaiid'n Foreign Mission. (Schottische Freikirche.) United Presbyter. Church's Foreign Mission. (Unirtc Presbyterianer in Schottland.)

Board of Comraissioners for Foreign Mission. Boston. (Amerikanischer Board, independentisch.) American Baptist Missionarj' Union. Protestant Episcopal Mission. (Bi- schöfl. Kirche der Verein. Staaten.) American Presbyterian Mission. American Missionary Association. (Undeuominational, abolitionistisch.) American United Presbyter. Mission. Southern Baptist Convention's Mis- sion. (Baptisten der Südstaaten.1

Mission der evang. Brildergeuieiude. Evangel. Miss.-Ges. zu Basel. Gesellschaft zur Beförderung der evangelischen Mission unter den Heiden. Berlin. Eheinische Miss.-Ges. Barmen. Norddeutsclie Miss.-Ges. Bremen. Hermannsburgev Miss.-Ges. Kaiserswerther Diakonissen- Anstalt. Pilgermission von St. Krischona. Jerusalem-Verein. Berlin.

S. Z. C. = Synodale Zendings Commissie. (Mis- sion der ref. Kirche des Kaplandes.)

L. M. J. = London Society for pi-omoting Chri- sti anity amongst the Jews. CLon- doner Judenmissions-Gesellschuft.)

P. G. J. = British Society for the Propagation of the Gospel among the Jews. (]{ri- tische Judenmissions-Gesellschaft.)

C. Sc. J. .— Church of Scotland's Mission to the Jews. (Schottisclie Judenmiss.-Ges.)

M. N. C.

Societcdesmiss. evangc'Ii([ues. Paris. Societe evangcHijue. Paris.

Norwegische Miss.-Ges. Stavanger. Schwedische Miss.-Ges. (E^ aiigeli^ka Füöterlands Stiftelseii). Sloc;kliüliu.

Mission ausser Verbindung mit ir- gend einer Gesellschaft.

Ii. C. M. Pömisch-katholische Mission. C. 1 = Schwestern vom Guten Hirteu. 2 = Kapuziner.

;} = Schwestern von der Unbefleckten

Empfiingniss. Castres. ,, 4 = Barmherzige Schwestern. 5 Congregation zum Heil. Kreuze. 6 = Dominikaner. 1 Schulbrüder. ,, 8 = Scliulschwestern. Nancy. „. S) = Congregation des Heil. Geistes und

des Unbelieckten Herzens Jlariii. ,,10 = Brüderschaft von der Unbelieckten

Empfäugniss. „11 " Brüderschaft St. Johannis. „12 = Jesuiten.

,, 13 Schwestern vom Heil. Joseph.

„14 = Schulbrüder, gestiftet von Lamenais.

,, 15 Lazaristen.

„16 = Lorettinerinnen.

„17 Töchter der Heil. Maria.

„18 = Minoi'iteu.

,,19 = Oblaten der Unbelieckten Jungfrau.

20 Prämonstratcuser.

,,21 = Trappisten.

22 = Trinitarierinnen.

23 = Ursulinerinnen.

24 Gesellscli. desheil. Vincent vonPaula.

,, 25 = Benediktiner.

,, 26 = Marien- Verein. Wien.

Die Farben zur Unterstreichung sind soviel als möglich so gewählt, dass die kirclilich gerich- teten Missionen roth, die methodistischen gelb, die independcntischen grihi, die baptistischen blau augegeben sind. Begreifliclier Weise liess sich dies iiiclit überall, besonders nicht auf den Hlätteni, wo viele Missionen darzustellen waren, cünse(|uent durchfuhren.

Nachträge zur I. Abtheilung.

Zu No. 2.

Der vor längerer Zeit vou Mac Carthy's I. aus besuchte Punkt Nyubantaug wurde vor Kurzem wieder erwähnt und scheint etwa 3 Deutsche Meilen südlich von der angegebenen Position zu liegen. Der unterwegs berührte Ort Nyanimaru liegt am Gambia und scheint mit dem auf dem Karton gegebenen Yannamaru identisch zu sein.

Die Insel Fotubar ist nunmehr als Aussen- station der Pongas-Mission zu bezeichnen.

Die Bemerkung in den Erläuterungen über Codrington College ist dahin zu berichtigen, dass die Gesellschaft an diesem längst bestehen- den Seminar Einrichtungen zur Ausbildung für mehrere Missionare getroffen hat.

Zu No. 3.

Prince Alfred's Town wäre als die wichtigste Stadt iu Britisch - (iuia (Sitz des Regierungs- Bevollmächtigteu) hervorzuheben.

Na(;hträglich ist die katholische Mission in Sierra Leone zu erwähnen, die in neuester Zeit viele Anhänger gewonnen hat. Siehe auf No. 1.

Zu No. 4.

Die A. B. U. geht damit um, ihre frühere Mission in Liberia wieder aufzunehmen.

Zu No. 5.

Zu Jilofi, 2 '/2 St. SW. von Odumase, ist eine neue Ausseustation errichtet worden.

Bei Akropong ist die Aussenstatiou Adukrum (1 St. NO.) nachzutragen, sowie die betreffende Unterstreichung bei Doburo, Mamfe, Date und Tutu.

In Agbome ist neben der ßöraisch-katholischen Mission noch die der Lady Huntingdon's Con- nexion (vergl. zu No. A) anzugeben. Dieselbe hat dort einen farbigen Geistlichen statioiiirt.

I Zu No. fi.

Igbessa (SW. vou Otta) ist als Station der Ch. M. S. zu bezeichnen.

' Durch ein Versehen fehlt auf mehreren Exem- plaren zu dem + im südlichsten Theile vou Abeokuta (Plan) die Bezeichnung: W. M. S.

j In der Nähe des Thores, durch das der Weg

I nacli Oshielle führt, ist die Station der S. B. C.

' nachzutragen, ebenso zu Abeokuta auf der Hauptkartc.

Zu No. 7.

Die grosse Stadt Igbebe (Gbebe) ist zerstört, j Die Station befindet sich in Lokoja.

Zu No. 10.

I Hemel en vVarde ist als frühere Station der Brüdergemeinde, Philippolis als solche der Lon- ' doner M.-G. zu bezeichnen.

Zu No. 12.

, Bei Hardecastle und Campbell fehlt in einigen Exemplaren die grüne Unterstreichung.

Zu No. 13.

Zu Ga Matlala fehlt auf einigen Exemplaren die rothe Unterstreichung als Berl. Missions- station. Auch sollten die Farben für die Her- mannsburgcr und Berliner Mission mehr von einander abstechen. Praetoria gehört zu der letzteren.

Zu No. 15.

Missionar Dölme macht, nach vorübergehen- der Verbindung mit dem A. B. , seine Zulu- ' Übersetzung im Auftrage der Berliner Missions- Gesellschaft. Die norwegische Station Unod- wengu wird öfters nach der betreffenden Land- schaft Emathlabatini genannt.

Zu No. 17 u. 18. Voibohazo bei Andevorante ist als Aussen- stalion der Ch. M. S. zu bezeichnen.

Gruiiilcaiann : Musi'insuHas. I, 3.

ALLGEMEINER

MISSIONS- ATLAS

NACH ORIGINALQÜELLEN

BEARBEITET

VON

/

R. GRUNDEMANN

PFARRER ZU MÖRZ BEI BELZIG.

ZWEITE ^ETI3:EIIL,XJ3>TC3-i

ASIEN.

GOTHA: JUSTUS PERTHES. 1869.

DIE

MISSIONEN IN ASIEN

IN NEUNUNDZWANZIG KARTEN

MIT

ERLÄUTERNDEM TEXTE

DARGESTELLT

VON

R. GRUNDEMANN

PFARRER ZL' MÖRZ BEI BELZIG.

GOTHA: JUSTUS PERTHES. 1869.

NHssious At3as

zurUliersiclrt der vpi-schiedewii RpHgioiien

imMaasfstaliP 1 :40 000 ,000 Heilen ChTistPji

resf> iVaturreliffioii

MMjtöm Cathnl

V .'. .

1> '

'tr/ir/ruSrilUS

GOTHA JU;

Khodon, -welche nur auf diesem Blatte gezeigt werden konnten. Nach der Vertreibung der Missionare durch die Russische Regierung (1840) haben sich dennoch einige Spuren ihrer Arbeit erhalten , über die ein treuer Katechist dann und -wann berichtet.

Über die Missionen der griechischen Kirche konnten wir nicht wagen, auf der Karte irgend welche genauere Angaben zu machen, da einer-

seits es noch immer an der nöthigen Auskunft über diese Arbeiten fehlt, die letzteren aber selbst ihrer ganzen Art nach nicht durch Be- zeichnung einzelner Stationen dargestellt werden kann. In allen mit der Signatur dieser Kirche bezeichneten Gebieten ist ihre Mission thätig, um die zahlreichen aber dünnen Völkerstämme zu gleicher Zeit zu russificiren und zu christia- nisiren.

Mlsslons. Atlas

Asien N?2.

Wti Amenc Board CFM UUÜ^ämeric Jtefomi. Tnshyt Mss

Ckurch Mss Society Itrtil SocietfProp.Cosp among the Jetrs

^^j^meric.IYotfStJipismp MLv i^ZirnJ/irvSoaPrani, Chjist .. , ., WM . Mafiodist ., CZ:iMatrcalMssion,arr\S-ociefr TLiBi OiurctvofScotland JI/.iestaiZ.i^^ .Terusa/gms.V^^/i^ ES Fru>aumli,iScorL'Miss. Emsa-sTimher Duihomssen

^:^Irist}uPrrshyrUTuai. FU^rrmi-rsian v St O-Ischona,

J^ilmTir l^teilPrvjihyt.liUss SBÜBtsrliof GobaL Mission, mULPa/a/me Christ Un.Miss HM Röm. Cathol Mss

40

ji . tsiii. dl , uch z - sIwuc/li

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llth Anst V CHellfdrfli CKitha

im:hthes.

N^ 2. Die Türkei und die angrenzenden Länder.

Das vorliegende Blatt nimmt, nebst den bei- den folgenden, eine ausnahmsweise Stellung in diesem Werke ein, insofern die Missionen der hier dargestellten Gebiete sich vorzugsweise auf Bekenner des Christenthums beziehen, während die Wirksamkeit unter iluhammedanern be- schränkter ist und eigentliche Heiden - Mission hier fast ganz fehlt. Wollten wir consequent sein, so müssteu wir, dem entspi-echend, auch die sonstigen Missionen einer christlichen Konfession im Gebiete der anderen darstellen, also z. B. die der Amerikanischen Baptisten und Methodisten in Deutschland , und hätten selbst die Innere Mission mit ihrer unübei'sehbar verzweigten Wirksamkeit nicht ausschliessen dürfen. Zur Entschuldigung unserer Inkonsequenz können wir allerdings auf den erstorbenen Zustand der orien- talischen Kirchen hinweisen, die, der Keime eines neuen Lebens fast entbehrend, einer Einführung lebendigen Christeöthums von Aussen her be- dürfen. Zudem werden in diesen Ländern auch mehr und mehr die Thüren zur Einwirkung auf die Bekenner des Islam geöffnet, die, obwohl den Christen gegenüber in der Minderzahl, doch in allen diesen Gebieten mit den Prätensionen der herrschenden Bevölkerung auftreten. Durch den bekannten Fanatismus der Muhammedaner war der Mission hier die grösste Schwierigkeit in den Weg gelegt. Deshalb suchte man von neutralem Boden aus auf jene, um das Mittel- meer und in den angrenzenden Ländern woh- nende Völker christlichen Einfluss zu gewinnen. Einen solchen Boden bot die Insel Malta dar, wo seit 1811 die Londoner Missions-Gesellschaft, bald darauf die Englische kirchliche und 1822 der Amerikanische Board ihre Arbeiter statio- nirten. Letztere beiden wirkten besonders durch die Presse in den verschiedenen orientalischen Sprachen. Später wurde daselbst eine Anstalt, das Malta College, gegründet, in der junge Leute aus den verschiedenen Jsationen eine chi'istliche Erziehung erhalten sollten, um, in ihr Vaterland zurückgekehrt, dem lebendigen Christenthum Bahn brechen zu helfen. In neuester Zeit ist diese Anstalt, nach segensreicher Wirksamkeit, aufgehoben, da die betreffenden Gebiete selber zugänglicher geworden sind. Eben so haben sich die genannten Gesellschaften längst von Malta zurückgezogen. Eben so vorübergehend waren die Arbeiten verschiedener Gesellschaften auf den Jonischen Inseln, unter denen die der Amo-

Griindemann : Missionsatlas. II, 7.

rikanischen Baptisten zu Korfu*) sich am läng- sten (bis 1852) behaupteten.

In Griechenland unterhält der Amerikanische Board seit geraumer Zeit einen Missionar, der mit seiner direkten Missionsai'beit nur beschränk- ten Einfluss hat gewinnen können, während die indirekte Einwirkung einer von der Amerikani- schen Bischöflichen Mission unterhaltenen höhe- ren Töchterschule sich bedeutend weiter erstreckt. In ähnlicher Weise wirkt die Englisch-kirchhche Gesellschaft auf Syra.

In der Europäischen Türkei und den Donau- Fürstenthümern hat es die Mission auch noch vorzugsweise mit Bekennern der griechischen Kirche zu thun, unter denen auch die römische grosse Anstrengungen macht, die Union durchzu- führen; so besonders unter den Bulgaren. Die unter denselben über ein Jahrzehnt bestehende Ame- rikanische Methodisten-Mission ist noch auf kleine Dimensionen beschi'änkt geblieben. Dasselbe gilt von den Stationen des Amerikan. Boai'd, die (nach der Eintheilung dieser Gesellschaft) zum Gebiet der westlichen Türkei gerechnet werden. Ausserdem zeigt die Karte Juden-Missionen, zu denen auch die der Schottischen Kirche gehören.

Constantinopel mit seinen ausgedehnten Vor- städten und seiner aus so verschiedenen Nationen und Konfessionen (resp. Beligionen) gemischten Bevölkerung bildet das Centrum der Mission. Hier treffen wir deshalb Vertreter einer ganzen Reihe von Gesellschaften. Die meisten der be- treffenden Anstalten resp. Wohnungen sind auf dem Plane angegeben, wobei jedoch zu bemerken ist, dass sie meistentheils in gemietheten Gebäu- den bestehen und daher leicht einem Wechsel unterworfen sind.

Die Mission unter den Türken selbst hat auch hier immer noch grosse Schwierigkeiten und muss sich fast auf die Verbreitung von Bibeln und Traktaten beschränken.

Auch die Griechische Kirche war wegen der ausgedehnten Macht des Patriarchen schwer zu- gänglich. Mehr Erfolge hat die Mission bereits unter den (auf 80,000 geschätzten) Juden der Hauptstadt gehabt. Bedeutender aber noch sind dieselben unter den Armeniern, deren 160,000 in Constantinopel leben und durch ihren Handel zum einflussreichsten Theile der Bevölkerung

*) Sie hatten auch eine Zeitlang in Janina eine Station.

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gehören. Durch die Missionai'e des Amerikan. Board wurde seit 1831 eine reformatorische Be- | wegung unter ihnen angeregt, die auch durch den heftigsten Widerspruch der Geistlichkeit nicht gedämpft wurde. Anfangs beabsichtigte man , die Angeregten der Armenischen Kirche nicht zu entziehen, doch wurde durch jene Feind- seligkeiten die Gründung einer eigenen prote- stantisch-Armenischen Kirche nöthig. Dieselbe ist jetzt selbststäudig und ausser Verbindung mit der Mission, deren Arbeiten sie ihr Entstehen verdankt, da in dem Verhältniss der Geistlichen zu den Missionaren sich Differenzen und Schwie- rigkeiten herausstellten. Jene dagegen haben durch fortgesetzte Arbeiten ebenfalls evangelische Gemeinden aus den Armeniern gesammelt, die fortwährend im Wachsen begriffen sind.

Eben so haben die übrigen Stationen in Klein-Asien, welche zum Gebiet der westlichen Türkei gehören (Brusa, Nicomedia, Smyrna, Mai-sovau, Sivas und Cäsarea), vorzugsweise ihre Arbeit unter Armeniern. Das ganze Gebiet um- fasst jetzt über 3000, die sich zur evangelischen Kirche bekennen.

In Smyrna verharrt auch die Englisch-kirch- liche Gesellschaft in ihrer mehr als dreissigjäh- rigen Arbeit, trotz geringer Erfolge. Indirekt wirken die Kaiserswerther Anstalten, namentlich eine Mädchenschule, neben der wir hier noch eine unter einem eigenen Comite stehende deutsche Knabenschule erwähnen können, welche in den verschiedenen Klassen der Bevölkerung evange- lische Bildung zu verbreiten bestimmt ist. i

Die übrigen Missionen in Klein-Asien und den angrenzenden Ländern gehören (mit unbe- j deutender Ausnahme) dem Amerikan. Board an, dem sich zur Hilfe in diesen Theilen eine Eng- lische Gesellschaft (Turkish Missions Aid Society) angeschlossen hat. Sie werden nach besonderen [ Gebieten eingetheilt in:

1) die Centrai-Türkei (Adana Aintab, Aleppo, 1 Antiochia und Urfa). Hier leben über 6000*) Protestanten ; i

2) die Östliche Türkei (Bitlis, Diarbekir, Er- | zerum und Harput) mit über 4000 Protestanten. In Diarbekir und Umgegend hat ein mit dem ' Bischof von Jerusalem in Verbindung stehender | Armenischer Prediger einige Gemeinden nach j Anglikanischem Kitus eingerichtet;

3) die Nestorianer-Mission am Orumia-See und

*) Die Zahlen konnten leider nicht nach den neuen Reports gegeben werden.

4) die Mission in Syrien.

Schliesslich ist auch an die ehemalige Basler Mission zu Schuscha (1822 1835) zu erinnern, deren Schauplatz auf der Karte angedeutet ist.

lieber die Mission in Syrien siehe Näheres zu No. 3 und 4, wo auch Bemerkungen zu dem des Raumes wegen auf die vorliegende Karte gesetz- ten Plan von Jerusalem gegeben werden.

Die Erklärung der auf demselben befindlichen Ziffern folgt hier:

I. Christliches Quartier.

II. Armenisches Quartier.

III. Juden-Quartier.

IV. Muhammedanisches Quartier.

1) Christus-Kirche.

2) Hospital der Londoner Juden-Mission.

.3) Inquirers Home der Londoner Juden-Mission.

4) House of Industrie der ,, ,,

5) Knaben- und Mädchen-Schule derLond. Juden-M.

6) Hospital der Kaiserswerther Schwestern.

7) Preussisches evangelisches Pilgerhospiz (dem Jo-

hanniter-Orden gehörig).

8) Evangelischer Kirchhof.

9) Omar-Moschee.

10) Moschee El-Aksa.

11) Birket es-Serain (Bethesda der Legende).

12) St. -Anna-Kirche.

13) A'ia dolorosa (der Legende).

14) Grosses Lateinisches Kloster.

15) Grosses Griechisches Kloster.

16) Grosses Armenisches Kloster.

17) Klageplatz der Juden.

18) David's Grab (der Legende).

19) Maria-Quelle.

Für den Plan von Constantinopel ist die Erklärung folgender Ziffern nachzutragen:

1) Gülhane Kiosk.

2) Sophien-Kirche (jetzt Moschee).

3) Palast (Hohe Pforte).

4) Achmed-Moschee.

5) Atmeidan (Hippodrom), fi) Markthallen.

7) Altes Serai.

8) Suleiraanieh-Moschee.

9) Mehnied-Moschee.

10) Admiralit.it.

11) Arsenal.

12) Englisches \

13) Oesterreichisches /

14) Französisches > Gesandtsehafts-Palais.

15) Russisches V

16) Preussisches j

NB. Die Haupt - Stationen des Amerikan. Board, auf denen Amerikanische Missionare thä- tig sind, wurden auf der Karte durch eine schwarze Linie neben der farbigen Unterstrei- chung hervorgehoben. Die Orte, bei denen sich letztere allein findet, sind Aussen-Stationen, auf denen eingeborne Prediger oder Lehrer arbeiten.

criTHA- .TPS-n'S l'KUTIIF'-'

W. 3. Die Missionen der sogenannten Centrai-Türkei und unter den

Nestorianern.

Die Karte zeigt uns das südöstliche Klein- j Asien, so wie einen Theil von Kurdistan, Meso- i potamien und Syrien. Hier finden wir Stationen I des Amerikan. Board, welche die Mission der sogenannten Central - Türkei umfasst. Harput, Diarbekir, Bitlis, Mardin und das nördlich über die Grenzen des Blattes hinaus gelegene Erze- rum werden zur östlichen Türkei gerechnet. Alle weiter nach Osten gelegenen Stationen gehören zur Nestorianer-Mission. Überall gilt die Arbeit ! hier vorzugsweise den alten, in Verfall gerathe- j neu christlichen Kirchen. Auf den ersten Blick i möchte man freilich die wilden, nur sehr aus- serlich dem Islam anhangenden Kurden-Stämme als geeigneteres Missionsobjekt betrachten. Diese ! haben sich indessen weniger zugänglich gezeigt. Nach Norden zu leben unter ihnen Armenier, unter denen hier mit grossem Erfolge gearbeitet wird , wie die Station Harput beweist mit ihren vielen Filialen (54), welche auf unserem Blatte, des Raumes wegen, nicht vollständig ge- geben werden konnten. Weiter nach Süden hin ; leben die Beste der Jakobiten, von denen ein ' Stamm seinen Hauptsitz bei Mardin und östlich davon hat, unter den im Kloster Sa'farani resi- direnden Patriarchen. Ein anderer Stamm lebt in Syrien unter dem zu Aleppo wohnenden Pa- triarchen von Antiochien. Das westliche Kurdi- stan ist der Sitz der Nestorianer. Man unter- scheidet Berg-Nestorianer von den in der Ebene lebenden. Letztere haben die weite Ebene um den Orumia-See (schon auf Persischem Gebiete) inne, die ihr Fleiss mit Wäldern von Prucht- bäumen geschmückt hat. Sie sind fortwährend den Bedrückungen der Kurden ausgesetzt; des- halb hatten andere sich in die wilden, vom Zab durchströmten Gebirge auf Türkisches Gebiet zurückgezogen. Der Patriarch nahm seinen Sitz in Djulamerk. Hier jedoch sind sie selbst ver- wildert und ihren Feinden an Grausamkeit ähn- lich geworden, mit denen sie in unaufhörlichen

firundeiiiann : MUsionsatlas. 11,7.

Kämpfen lagen. Die Türkische Regierung, die sie unterwerfen wollte, hat durch die letzteren 1843 ein furchtbares Blutbad anrichten lassen. Jetzt haben sie sich der Regierung gefügt, deren Besatzungen in den Bergfesten die Ruhe in der Gegend aufrecht erhalten.

Diese schwachen Reste einer einst mächtigen Kirche, deren Theologen einst in Edessa (Urfa) hohe Gelehrsamkeit pflegten und deren Missio- nare einst mit grossem Erfolge in Indien und China wirkten, die aber nun Jahrhunderte lang unter dem Druck des Islam ein verkümmertes Leben fristen, sind insbesondere für die evan- gelische Mission geeignet. Die Nestorianer haben sich, trotz ihrer verketzerten Lehre, von manchen Missbräuchen der anderen orientalischen Kirchen frei gehalten. Ihre Geistlichen sind arm und fühlen der unverstandenen Alt-Syrischen Kirchen- sprache gegenüber wohl ihre Unwissenheit. Da- her die Mission des Amerikan. Board, von man- chen von ihnen wohlaufgenommen, bald einen bedeutenden Einfluss unter dem Volke erreicht hat. An sechzig Orten sind bereits kleine evan- gelische Gemeinden gegründet*).

Rom hat allerdings schon grössere Resultate erlangt, aber auch seit Jahrhunderten aufs Eifrigste gearbeitet, diese orientalischen Ketzer in den Schooss seiner Kirche zurückzuführen. Es ist diess mit einem Theil der Jakobiten ge- lungen, die sich in der Union mit Rom Syrer nennen und ihren Patriarchen in Diarbekir haben. Ein noch grössei-er Theil der Nestorianer wurde zu gleicher Union bewogen und hat nun einen eigenen Patriarchen zu El-Kusch bei Mosul (im Kloster St. Hormisdas). Sie nennen sich Chal- däer, sind aber noch nicht so eng mit Rom ver- wachsen, dass sich nicht hie und da die unter

*) Hauptsitz der Mission ist Orumia mit Druckerei und allerlei Bildungs-Änstalten. Die ganze Bibel ist be- reits in die aus Syrischen und Persischen Elementen ge- bildete Volkssprache übersetzt worden.

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ihren freien Brüdern sich regende evangelische Bewegung mittheilt.

Wir dürfen hier die Reste wirklichen Heiden- thums nicht übergehen, die sich auf diesem Ge- biete finden. Es sind die von den alten Parsen abstammenden Yeziden (Jcsiden) oder Schem- sieh's, die das Feuer anbeten, obgleich sie man- ches Muhammedanische oder Christliche von ihrer Umgebung angenommen haben. Sie leben süd- lich von Mardin.

Ferner lebt ein Stamm auf den Bergen längs der Syrischen Küste, zwischen Antakieh (Antio- chia) und Latakieh (Laodicea), dessen Religion [ähnlich wie die der Drusen, vgl. No. 4] als verheidnischter Islam zu bezeichnen ist. Sie nennen sich Nusairis und nach ihnen wird die ganze Gegend, namentlich das Gebirge, JSTusai- rieh genannt. Die Mission der Reformirten Pres- byterianer von Amerika, die seit 1859 in Lata- kieh besteht, hat nicht ohne Erfolg, vorzugsweise unter ihnen, gearbeitet. Die frühere Mission der Unirten Presbyterianer von Schottland zu Aleppo mit Filialen in Killis und Idlib, die besonders die Juden im Auge hatte, ist vor Kurzem an jene Amerikanische Mission übergegangen.

Südlich von Latakieh leben ebenfalls als eine besondere Sekte Abkömmlinge der einst so gefürchteten Assassinen, jetzt Ismaeliten genannt. Von besonderer Mission unter ihnen ist nichts bekannt geworden.

Die Christen in diesem nördlichen Theil von Syrien gehören meist der Griechischen Kirche an, sprechen aber Arabisch.

Ausser ihnen leben nicht wenig Armenier in den Städten, namentlich diesen hat sich die Mission des Amerikan. Board an den angegebe- nen Stationen zugewendet.

Zur Ergänzung der Karte sind hier einige Abkürzungen für Orte im Gebiete der Berg- Nestorianer zu erklären, die Missionsplätze sind.

! 1. Chardewar.

2. Keyet.

3. Memikan.

4. Zier.

5. Makhteya.

6. Muzina.

7. Ina de Nune.

8. Beulata.

9. Ärbash. 10. Heish.

Die Distrikte Gawar, Tjal (Chal) und Berwer haben gemischte Bevölkerung bei vor- wiegenden Nestorianern ; in Nerwa, Rakem und Sat dagegen leben nur wenige Nestorianer unter den Kurden zerstreut.

Djelu, Baz, Tehoma, Tal, Diz und Tiary sind ausschliesslich Nestorianisch.

Folgende Kurden-Stämme sind mit Nummern j bezeichnet: Akenanish (I), Artush (II), Muz- I zuri (III).

W. 4. Syrien

und Palästina.

Diess Blatt, welches uns für Syrien und Pa- lästina übrig blieb, glaubten wir, trotz des be- schränkten Raumes, zum grösseren Theil der Darstellung des Libanon - Gebietes widmen zu müssen, obgleich dadurch Palästina auf einen kleineren Maassstab beschränkt wurde. Jene Gegend ist jedoch jedenfalls der für die Mission bedeutsamste Theil von ganz Syrien. Unter der vorwiegenden muhammedanischen Bevölkerung findet sich hier nicht bloss wie im ganzen Lande eine bedeutende Zahl Arabisch redender Beken- ner der Griechischen Kirche, sondern mancherlei andere christliche und muhammedanische Sekten. Von den ersteren sind besonders die Maroniten zu nennen, ein Völkchen von 200,000 Seelen, das einst in den unzugänglichen Vorgebirgen des Libanon mit seiner monotheletischen Ketzerei eine sichere Zufluchtsstätte fand, in der sie im Laufe der Kreuzzüge dennoch von römischen Bestrebungen gewonnen wurden. So sind sie nun schon Jahrhunderte hindurch, unter Bei- behaltung vieler Eigenthümlichkeiten , mit der römischen Kirche unirt. Ein eigener Patriarch hat in Deir Kanobin seinen Sitz. Es zeigen aber die katholischen Missions - Stationen in ihrem Gebiet, dass auch jetzt noch die Bemühungen, das Volk enger an Rom zu binden, nicht fehlen dürfen. Die Todfeinde der Maroniten sind die Drusen, die ebenfalls in den Thälern des Liba- non wohnen, jedoch mehr nach Osten zu, und sich auch zerstreut im weiteren Umkreise finden. Sie sind ein kriegerisches Geschlecht, zu toll- kühnen Raubzügen geneigt und durch die Blut- rache zu fortwährendem Streite getrieben. Ihre Religion wird geheim gehalten und ist nur einem Kreise von Geweihten völlig bekannt. Sie ist ein sonderbares Gebilde , heidnischer Elemente, die auf islamischem Boden erwuchsen. Die ähn- liche Sekte der Nusairis hat auch hier im Norden ihre Vertreter. In den Küstenstädten bilden auch die Armenier und Juden eine nicht geringe Zahl.

Grundemann : Müsionsatlas. II, 7.

Die evangelische Mission wurde hier 1823 durch den Amerikan. Board begonnen und zwar zu Beirut, das bis jetzt das Centrum derselben geblieben ist, wie es als Hafenplatz eine immer grössere Bedeutung erlangt. Die ersten Arbeiten waren trotz mancherlei Hindernisse unter Drusen und Maroniten nicht ohne Erfolg. Letzterer aber steigerte sich in der Zeit der Aegyptischeu Herr- schaft (1832—1840). Die Türkische Regierung war in den folgenden Jahren dem Werke we- niger günstig, doch hat es seinen stillen Fort- gang gehabt, auch trotz der eifrigen römischen Bemühung, die Maroniten vor dem Evangelium zu bewahren. Die ganze Art und Weise dieser Mission ist überhaupt mehr die des Verbreitens evangelischer Saat durch verschiedenartige Schu- len , so wie durch eine christliche Arabische Literatur, und die Früchte davon zeigen sich mehr und mehr , wenn leider auch Fälle vor- kommen, in denen hoffnungsvolle Schüler später einer dorthin bereits vorgedrungenen unchrist- licher Aufklärung verfallen. Ein grosses Hinder- niss für die Mission bleiben immer die Streitig- keiten der Maroniten und Drusen, bei denen die Schuld auf beiden Seiten zu suchen ist. 1860 loderten dieselben in den hellsten Flammen auf und ergaben das bekannte Blutbad, in dem 20,000 Christen ihr Leben verloren haben sollen. Namentlich die aus demselben geretteten Waisen gaben zur Gründung mehrerer Anstalten Veranlassung, die auch missionirenden Charakter haben. Dahin gehört das Waisenhaus der Kai- serswerther zu Beirut und die Schulen der Bowen Tompson*), die sich ausser Beirut auch auf die Umgegend erstrecken. Eine Anzahl von Knaben wurde nach Jerusalem gebracht, wo von der Crischona aus das Syrische Waisenhaus für

*) Sie werden von einer Englischen Association for the Social and Religious Improyement of Syrian Females unterhalten.

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sie gegründet wurde. Auch ist das Krankenhaus j des Johanniter -Ordens zu Beirut hier zu er- ; wähnen.

Ein selbstständiges Institut, das in demselben Sinne wirkt wie die Mission des Amerikan. Board, ist das Syrian Protestant College. Volks- schulen werden in der Umgegend von einem eigenen, meist der Schottischen Freikirche an- j gehörenden Vereine unterhalten. Die vornehm- 1 liebsten sind auf der Karte angegeben*). !

Der Arbeiter des Jerusalem-Vereins in Beirut | ist zunächst für die evangelische Gemeinde j Deutscher und Französischer Sprache da, hat aber auch gelegentlich auf die Arabische Be- völkerung einzuwirken.

In Damaskus finden wir zwei Presbyteria- nische Missionen thätig. Die der Unirten Pres- byterianer der Vereinigten Staaten, die von hier aus auch Katechisteu auf einer Reihe von Aussen- Stationen leiten, welche die Karte zeigt, und andererseits die Irischen Presbyterianer, welche hier eine Juden-Mission haben.

In Palästina hat die Church Miss. Soc. eine ; Station mit Aussen - Stationen zu Nazareth, wo namentlich auch ein Missions - Arzt wirkt (der andererseits von der Medical Miss. Soc. unter- stützt wird). In Jerusalem unterhält sie einen i Arbeiter ohne besondere Missions-Institute, daher j auf dem Plan (No. 2) keine Angabe. Derselbe ist

I

*) Da es uns trotz verschiedener Bemühungen nicht möglich war, den Originalbericht dieses Vereins zu er- halten, so können wir nicht dafür einstehen, ob diese Schuleu nicht etwa mit den erwähnten der Mrs. Tompson identisch sind.

in manaichfacher Weise thätig, besonders auch

unter den Beduinen der Umgegend, unter denen

bereits der Versuch einer wandernden Schule

*

gemacht ist. Unter der sesshaften Bevölkerung sind eben so wie von Nazareth aus mehrere evangelische Gemeinden gestiftet worden.

Einen grossen Vorschub hat die evangelische Sache durch Gründung des protestantischen Bis- thums (von England und Preussen) in Jerusalem erlangt. Der Bischof Gobat hat nicht allein die vorher genannte Gesellschaft zu jener Thätigkeit veranlasst, sondern unterhält selber in Jerusalem und an anderen Orten eine Anzahl evangelischer Katechisten und Schullehrer. Auf seine Anregung ist ebenfalls die Kaiserswerther Anstalt (vergl. No. 2) entstanden, die Krankenhaus, Waisen- haus, Lehrhaus und Kosthaus umfasst. Aus- gedehnt sind namentlich die Institute der Lon- doner Juden-Mission, die der Plan zeigt*).

Endlich haben wir noch des Jerusalem-Ver- eins zu erwähnen, der hier mit seinen Schulen zu Bethlehem und Beit-Djala eine eigentliche Missions-Thätigkeit übt.

Schliesslich ist noch ein vor wenigen Jahren begründeter Verein zu nennen, der sich als Pale- stine Christian Union Mission bezeichnet, weil seine Mitglieder verschiedenen christlichen Deno- minationen angehören. Er hat seine Thätigkeit mit einer Station in Nabulüs begonnen, auch mit Rücksicht auf die Samaritaner, von denen dort noch ein kleines Häuflein übrig ist

*) Die J uden- Mission einer anderen Englischen Ge- sellschaft zu Vafa ist auf No. 2 angedeutet.

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9^0

PERTHE S

Liäi. st V C HflU'MIli , G. ,4 a

N. 5 u. 6. Vorder -Indien.

Da wir durch eine Anzahl folgender Blätter die hauptsächlichsten Gebiete Indiens mit aus- führlicherer Terrainzeichnung darstellen konnten, begleitet von kurzen , die physikalischen Ver- hältnisse des Ganzen charakterisirenden Schilde- rungen , so meinten wir bei der vorliegenden Übersichtskarte von dieser Seite absehen zu dürfen und entwarfen dieselbe nur aus dem für die Mission so wichtigen Gesichtspunkte der bestehenden Religionsverhältnisse dieses aus- gedehnten Landes. Wie bei unserer Karte von Afrika wurde die Bevölkerungsdichtigkeit als Maass für die Stärke der Farbe angenommen. Eine besondere Darstellungsweise jedoch musste hier gefunden werden, um eine entsprechende Anschauung von der in den verschiedenen Thei- lensehr verschiedenen Mischung der heidnischen und mohammedanischen Bevölkerung zu geben. Leider fehlen über manche Tlieile die dazu er- forderlichen statistischen Angaben (wie nament- lich über Bengalen), während sie für andere nur unvollständig vorhanden sind. Im Ganzen aber dürfte der Zweck, durch eine Vertheilung des Raumes die wirklichen Zahlenverhältnisse aus- zudrücken, mit ziemlicher Annäherung erreicht sein. Natürlich mussten hierbei immer ganze Gebiete auf ein Mal ins Auge gefasst werden. Es darf also nicht aus einem jener gelben Qua- drate geschlossen werden, dass die betreffende Stelle von Moliammedanern bewohnt sei; es sind vielmehr die nach den verschiedenen Seiten hin folgenden nächsten Quadrate mit hinzuzu- nehmen, dann wird man leicht das Verhältniss

*) Znr schnelleren Oricntirung diene folgende Tabelle

V2 73 'A

Grunilemann : Missionaatlaa. II. 2.

derselben zu dem zwischenliegenden Raum her- I ausfinden*).

] Die Vertheilung der Mohammedaner über ' Indien steht im Zusammenhange mit ihrem Ein- [ dringen von Persien her. Schon um das Ende des zehnten Jahrhunderts gingen von dort die j Eroberungszüge der Gasnaviden aus, die, Anfangs I nur Raubzüge, s])äter zu fester Niederlassung in den unterworfenen Gegenden und Gründung I verschiedener Reiche führten. In den westlichen Gegenden gelang es dabei , die Masse der Be- völkerung zum Islam zu bekehren, was in an- deren nur in beschränkterem Maasse stattfand. Im Jahre 1396 wurde Indien zum ersten Mal durch das Eindringen der Mongolen erschüttert. Delhi wurde in furchtbarer Weise zerstört. Doch hatten die früheren Sultanate noch eine län- gere selbstständige Entwickelung , bis Babcr 1525 das mächtige Reich des Grossmoguls grün- dete , das durch seine Statthalter ganz Indien unter seinem Scepter hielt und so den Islam auch in die entlegensten Thcile brachte.

Bald hatte dasselbe seinen sprichwörtlich gewordenen Glanz und Reichthum erreicht. Mit Anfang des vorigen Jahrhunderts begann die Zersetzung, mit der die Engländer in steigen- dem Maasse Herren des Landes wurden. Eine Handelsgesellschaft, die Englisch - Ostindische Compagnie, hatte diese politische Aufgabe zu lösen, da ihr das Privilegium des Verkelirs mit Indien gesichert war. Erst 1857, auf dem Gipfel ihrer Macht, erreichte die Gesellschaft ihr Ende durch den Militäraufstand, in dem noch ein Mal

Vo Vi 2

B

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die brechende Macht mohammedanischen Wesens das Europäische Joch abzuwerfen suchte. Seitdem ist Indien Kolonialgebiet der Britischen Krone.

Es ist bekannt, wie die Corapagnie mit grösster Ängstlichkeit alle Missions -Unterneh- mungen zu hindern versuchte, durch welche sie ihre Interessen bedroht glaubte. Von der Por- tugiesischen Kolonie Goa waren frühzeitig ka- tholische Missionen mit extensivem Erfolge be- trieben Die alte Hallische Mission fand An- fangs des 18. Jahrhunderts in dem Dänischen Trankebar ihre Stätte. Als in Europa das Mis- sionsleben der neueren Zeit erwachte, bot wie- der nur das Dänische Serampur für die von der Compagnie verfolgten Missionare einen Zu- fluchtsort, von wo aus die Vorbereitungen für weitere Wirksamkeit gemacht wurden. Erst 1813 wurde jene Gesellschaft, die Heidenthum und Mohammedanismus in liberaler Weise unter- stützte, gezwungen, evangelische Mission zuzu- lassen. Seitdem hat denn die letztere eine weite Ausdehnung gefunden, wie die hier grün unter- strichenen Orte, die nur die hauptsächlichsten Stationen andeuten, beweisen. Der Erfolg der- selben nach einem halben Jahrhundert mag zu- folge unserer Darstellung verschwindend er- scheinen. Nur in den südlichsten Gebieten (Ma- dura Tinnevelli) konnte ein noch reichlich be- merkbarer Prozentsatz verzeichnet werden. Im Verhältniss zu der Masse von 193,000,000 Ge- saramtbevölkerung müssen aber die 187,000 evangelischen Christen, wie das Diagramm No. 6 zeigt, fast verschwinden. Für das Jahr 1862 (Dr. Mullen's statistische Tafeln) galt die Zahl 153,000. Neuere Angaben sind nur vereinzelt, machen es aber wahrscheinlich, dass die Zu- nahme der evangelischen Christen nicht nur fortschreitet, sondern im Wachsen begriffen ist. Nimmt man das Verhältniss der Zunahme in den Jahren von 1852 bis 1862 zum Maassstab, 80 beträgt jetzt die Zahl etwa 187,000. Die

*) Näheres siehe zu No. 12, 14 u. 15.

Zahl der katholischen Christen ist nach den Angaben des Madras Catholic Directorj^ (1868) zu 730,000 angenommen. Nach denselben bildet die katholische Bevölkerung namentlich im Apo- stolischen Vikariate Verapoli sogar '/a der Be- völkerung. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass dieselbe grossentheils aus Schaaren von Abkömmlingen der früheren Massenbekehrungen besteht, die oft fast nur den christlichen Namen tragen, wie auch die unirten Thomas-Christen*) ein bedeutendes Contingent bilden. In neuerer Zeit ist die katholische Mission bedeutend be- lebt worden. Sie ist organisirt nach den Apo- stolischen Vikariaten, welche sich auf unserer Karte nach den Bischofssitzen angegeben finden.

Anglikanische Bisthümer sind bekanntlich Calcutta, Madras, Bombay und Colombo.

Eine wesentliche Ergänzung zu unserer Karte bildet die ethnographische Skizze auf No. 6. Es kommt darauf an, den Unterschied der Arischen Inder und der Dravidischen Völker (von jenen Nischada genannt) zur Anschauung zu bringen**). Die ersteren sind die Träger der bekannten alten Indischen Kultur, die mit der Brahma-Religion und ihren mannichfachen Zweigen verknüpft ist. Die letzteren stehen auf viel tieferer Kultur- stufe. Ihre Religion ist ein wenig ausgebildeter Dämonendienst, mit dem sich mehr oder weniger Brahmanische Elemente gemischt haben. Es sind nämlich auch in den betreffenden Gebieten Arische Inder als herrschende Klasse in gerin- gerer Zahl verbreitet, doch ist z. B. die Kasten- ordnung eine andere als im Norden. Die Sudras, die dort eine niedere Stellung einnehmen, gelten hier nächst den Brahmanen als die höchste Kaste. Dem Arier erscheinen die Nischäda dem Prinzip nach als kaum zur menschlichen Gattung zu rechnende Wesen. Dieser Unterschied ist für

*) Siehe zu No. 14 u. 15. **) Die Arischen (Sanskritischen) Völker sind verwandt mit der grossen P'amilie, . die uns in den Gräco-Koma- nischen, Slavisehen, Germanischen und anderen Zweigen entgegentritt , die Dravidischen dagegen gehören cthuo- grnplu.sch zu den Finnisclien Völkern.

die Mission höchst wichtig. Auf denselben ist die ungleich grössere Fruchtbarkeit der süd- lichen Missionsfelder Indiens zurückzuführen. In den rein Arischen Gebieten bilden die aus- gebildeten Kultur- und Keligionsformen für die Mission ein weit grösseres Hinderniss.

Es finden sich indessen auch innerhalb dieser Gebiete weite Striche, die von ganz verschieden- artigen Stämmen bewohnt sind, namentlich un- zugängliche Bergländer, in denen dieselben im Zustande sehr niederer Kultur hausen. Sie sind sprachlich zum Theil mit den Dravidas ver- wandt, zum Theil gehören sie einer ganz an- deren Gruppe an, über welche der Untersuchung noch ein weites Feld offen steht. Dazu sind die Bhilla (Bheels), Köli, Khond, Santhal und zum Theil die Kol zu rechnen. Wir haben die- selben mit besonderer Schrift und Unterstreichung unterschieden. Diese Stämme, bis jetzt nur einem ganz rohen Dämonendienst ergeben, sind besonders empfänglich für das Evangelium, wie namentlich die Erfolge der Kol-Mission zeigen.

Eine besondere Schwierigkeit für die Arbeit über Indien bildet die Orthographie. Die Eng- lische, welche schon seit lange eingebürgert ist, muss als sehr wenig passend zur Wiedergabe der Indischen Laute erscheinen, daher sich von verschiedenen Seiten her das Bestreben zeigt, eine angemessenere Schreibart einzuführen. Es giebt indessen noch kein Werk, welches uns sämmtliche geographische Namen Indiens in einer die Originallaute fixirenden Schrift wie- dergäbe. Das ist auch um so schwieriger, als viele Namen vom Englischen Organ sehr ver- ändert wurden. Auf den offiziellen Karten ver- misst man ebenfalls eine einheitliche Schreibung. Oft ist auf einem Blatt des grossen Atlas von Indien ein Buchstabe völlig anders gebraucht als auf einem anderen. Bei der hierdurch entstehen- den Unsicherheit, die sich selbst auf die besten Englischen Karten übertragen hat, war es un- möglich, mit Genauigkeit die Namen der Ori- ginal-Aussprache gemäss wiederzugeben. Wir

mussten uns daher darauf beschränken, die ge wohnlich angewandte Schreibart beizubehalten, um so mehr, da dieselbe meistentheils in den Englischen Missionsschriften festgehalten ist. Für die sämmtlichen Spezialblätter von Indien gilt also :

au

ow = au

ch

tsch

ai

u = ä (NB !)

j

= dscl

ei

y zu Anfang =j

sh

scb

ee

y als betonter Vokal

ore

= ür

00

= u

ai

oor

= nr

ou

= au

y zu Ende = \

Eine Ausnahme wurde bei den- Stationsnamen gemacht, die durchgängig oder überwiegend in den Missionsschriften in anderer Weise geschrie- ben sind (hauptsächlich mit den Italienischen Vokalzeichen). Für diese wurde letztere Schreib- art meistentheils beibehalten.

Auf der vorliegenden Ubersichtskarte, die nur die hauptsächlichsten Namen giebt, glaubten wir jedoch eine Transskription wagen zu dürfen. Wir benutzten dazu eine in Indien erschienene Karte in Ddvanägari- Schrift, nach der wir die Namen mit Lepsius' Standard-Alphabet wieder- gaben.

Der Erklärung bedürfen nur folgende Zeichen : n = ng in singen, c = tsch, ] dsch,

11 = gn in regner (Französisch),

die eigenthümlichen Cerebral- Laute ; t und (1 am leichtesten zu bezeichnen als mit einem r verschmolzen, z. B. Dodclabetta = Dorddabetta, sch, = j-

Unsere Blätter mussten noch den Raum her- geben für einige speziellere Darstellungen, die auf anderen Blättern keinen Platz fanden. Auf No. 5 geben wir Assam, das fruchtbare breite Brahmaputra-Thal , mit seiner hinduisirten Be- völkerung, zu dessen beiden Seiten waldige Gebirge sich erheben, von zahlreichen, zum

Theü noch sehr wilden Stämmen bewohnt, deren hauptsächlichste unser Carton angiebt; diese sind von der Mission besonders ins Auge gefasst. Es arbeiten hier neuerlichst namentlich die Amerikanischen Baptisten mit besonderem Erfolge unter den Garros.

Die Theekultnr hat viele Arbeiter aus an- deren Tlieilen Indiens angezogen, unter Ande- ren auch von den Kols aus Chota Nagpore (Tschota Nagpür), in Folge dessen hier auch Katechisten aus jenem Stamme thätig sind.

Auf No. 6 findet sich ferner ein Plan von Madras, dem wir hier nur die folgende Erklä- rung der Ziffern beizugeben haben.

Erklärung der Ziffern anf dem Plane von Madras,

Black To^m.

1 Magazin.

2 Münze.

3 Wasserwerke.

4 Gefiingniss.

a Wcsleyanische Kapelln.

6 Ober-Zollamt.

7 Aj)pellations-(ilcri('lit.

8 Pagode.

9 Missionshaus und Kirche der Church Miss. Soe.

10 Bischof Corrie's höhere Schule (Grammar Schoo!).

1 1 Schule der London Miss. Society.

12 Kapelle ,, ,, ,,

i:? Missions-Gehliude der Schottischen Stantskirchc. 14 ,, ,, Freikirche.

1. "} Armenische Kirche und römiseh-kathol. Kathedrale.

16 Trinity Chapel.

17 Allgemeines Hospital.

18 Obelisk.

19 Leuc^itthurm.

20 Fortkirche.

21 Munroc's Statue.

22 St. Mary's Friedhof.

2. '5 Hindu-Hegräbnissplatz.

■Nördliche und Avestliche Vorstiidtc.

1 St. Pctorskirchc, rJimisch-katholisch.

2 Missions-Grundstiick (früher dem A. B. gehörig, jetzt der Fr. Gh.), Medical Miss. College und Hospital.

.3 Gottesdienst-Lokal der luthcr. Mission (TiCipzig).

4 Pulvermühle.

5 Schlachthaus.

6 Salz-JJepot.

7 Matthäus-Kirche (anglikaniscli)-

8 Vepory-Kirche.

9 Londoner Missions-Gebäude.

10 Lutherische (Leipziger) Missions-Kirche,

1 1 Lutherischer Friedhof.

12 Lutherisches Missions-llaus.

13 Irrenanstalt.

14 Doveton College (S. P. G.?). 1.5 St. Andreas-Kirclic (Schottiscli)

16 Waisenhaus für Knaben.

17 Lutherisches Missions-Lokal.

18 Presbyterianisches College.

19 Zuchthaus.

t'Iiliitadlipet, Triplicanc, <lie südM ostliclioii Vor- städte und St.-Tlioine.

1 Munroe's Brücke.

2 Sternwarte.

3 College und Hall (?).

4 Musjeed Dowlah (Moschee).

.5 St. Gi'orge's Kathedrale (anglikaniscli)

6 S. P. G. College (SuUivan's Oardens).

7 Royapettah, Wesleyanische Mission.

8 Harris' Schule (Ch. M. S ).

9 Christus-Kirche.

10 Polizei-Bureau.

11 Haupt-Moschee.

12 Nabob's Palast.

13 Regierungs-Gebäude.

14 Ilindu-Bcgräbnissplatz. 1.5 Freimaurer-Loge.

St.-Thome-Katheilrale (anglikanisch).

1 7 St. Domingo R. C.

18 Begräbnissplätze.

Ausserdem ist noch auf einige Missions- felder hinzuweisen, für die eine speziellere Darstellung nicht nöthig zu sein schien, da sich die erforderlichen Namen alle auf der vorliegenden Karte geben Hessen. Es ist die Mission der Schottischen Freikirche zu Nagpür, die in neuerer Zeit besonders unter den Gonds zu wirken angefangen hat, dann die der Pres- byterianer von Irland in Gudjerät; ferner die der Englisch-Kirchlichen Mission in Jubbulpore (Dschabalpür) , die sich auch vorzüglich der in jener Gegend vorhandenen Stämme annimmt, welche zu der oben erwähnten dritten ethnogra- phischen Gruppe gehören. Endlich sind zu er- wähnen die Stationen der Gossner'schen Hindu- Mission am mittlem Ganges und einige Statio- nen der Baptisten im nördlichen Bengalen.

Die Christian Vernacular Education Society (Gesellschaft für christliche Erziehung in der Landessprache) hat eine ausgedehnte Wirksam-

keit, die sich meist an Stationen verschiedener Gesellscliaftcn anschliesst. Deshalb , und weil zur Verzeichnung der zahlreichen Orte, in denen ihre christlichen Patschalas bestehen, weder der Raum unserer Karten noch die Quellen ausreichten, fehlen auf denselben die betreffen- den Angaben.

Eben so haben wir die Thätigkeit mehrerer Frauenvereine (Society for Promoting Female Education in the East, London, Frauenverein für christl. Bildung des weiblichen Geschlechts im Morgenlande, Berlin, und andere) aus dem er- steren Grunde nicht besonders angegeben, obgleich dieselben für die Zenana-Mission **) besondere Wichtigkeit haben. Letztere gewinnt seit neuerer Zeit fast in allen Theilen Indiens, besonders in den grossen Städten, immer mehr an Bedeutung.

Schliesslich folgt hier die Erklärung der auf

allen Karten angewendeten Abkürzungen :

b'' ~ ~ bail (Ort, Stadt),

Bg = Bungalow (Ueischaus).

B-^ Bazar (Markt).

Bur. Gr. = Burying grnund (FriedLol).

c" = - Cotta (Wohnung).

Cant' (oder Ct') =: Cautoument (Trupptnstation). Ch. = Choke [jokc] (Platz eines Büsscrs). Ch* Clioultry (Reisehaus für Eingeboruo). eil* = cherry.

c' = coil [covil] (üämonoutemijülcben). c'"' = euUaiu (auf Ceylon : coloni). Custoin llo. Custom'llouse (Zollhaus). D- = Uoorg oder droog (Bergfeste). G. (G'») = Gate (Thor).

*) Patscbala, die eigenthünilicli liidiseiic Klenieutar- scliule.

**) Zcnaua sind ilie gesonderten l''rauengemiiuher.

g' guuga (Fluss).

gh*" = gherry (Berg),

gj = gunj.

e'" . = e'"!'"! Dorf.

gaon i

o » o

~ gurli (Burg).

=: Head (Landspitze).

KU

Klias.

Kb'

Kheyl.

Kh"

== Khan.

K'

Kote (Wohnung, Festung).

L. Ho.

Light Housc (Leuchtthurni).

Lun. As. = Luniatic Asyluni (Irrenhaus).

ni

mutty.

■■ ~ III Uli LI ^ VJ l-lltiy U j ±J\fl l J ,

N.

Nuddee (Naddi, Bach, Fiuss).

IS

n'

nugur (nagai*) fetadt).

1'"

poora (Stadt) .

rag-

Pagode.

Tl''

1>

!'

~ pallam (Dorf).

i.„,

I'

polliani

1>

" pully (Teinptd).

1'

' l (Stadt).

p"'"

patanaui )

P'

= |)oor (pur), in einigen Fällen autb l'iir pore

(pur) gesetzt (Stadt).

Pass.

P'

=: pett, pettab (offene Stadt).

-P'^

= putty.

-p;

^ pilly.

San.

= Sanitariuni ((iesundheitsstution in den Bergen).

K"

Road (Weg).

KaiP

=; Raihvay (Eisenbahn).

Terui

= Terminus (Bahnhof).

—V*

villy.

.— w'>

= :wully.

w'

= warra.

w"

= warree.

w'^

= wutty.

Für die übrigen Abkürzungen möge mau das am Schluss des zweiten Bandes (Asien) beigegebene Verzeichniss vergleichen.

Nachträge und Berichtigungen für No. 7 bis 16.

(Die Zahlen yerweisen auf die Grade.)

No. 7. 24 N.Br. 85 Ö. L. Gya (Gaia), ünterstreichung als Missions-Station der Schottisehon Staatski rohe, die auf einigen Exemplaren fehlt, ist nachzutragen. 24 ,, Sf) u. 86 0. L. Der südwestlich strömende Fluss sollte auch in seinem unteren Laufe bis zum Eiufluss in die Damoodah als Burrakur bezeichnet sein. Wo ihn die Eisenbahn zu über- schreiten hat, entsteht jetzt eine Station gleichen Namens. 24 87 Ö. L. Bei der Eisenbahn- Station Rampr (vollständiger Rampore Haut) ist eine neue Station

der Beerbhoom-Baptisten- Mission mit Namen Ebenezer gegründet. 22 ,, 88 Meerpore sollte die rothe Unterstreichung als Station der S. P. G. haben. No. 9. 10° 26' N. Br. 84° 54' Ö. L. ist Conchoor als Aussen-Station der Gen. -Bapt. -Mission nachzutragen. No. 10. 27 N.Br. 78 Ö. -L. Wo die Eisenbahn nach Agra sich abzweigt, ist die Station Tundlah Junction nachzu- tragen.

.'iO ,, 77 u. 78 0. L. Die starke Linie, welche die Jumna mit dem Ganges verbindet, ist zu tilgen.

30 ,, 78 0. L. Pouree ist zu ändern in Paoree.

Auf dem gleich rechter Hand zu unterst folgenden Carton ist dicht über dem ,,o" in Luknow die Station der Method. Episc. Mission, Nawabgunj, nachzutragen.

Auf dem Plane von Delhi ist der südwestlichen Ecke des Bahnhofs gegenüber das Missionshaus der S. P. G. nachzutragen. Die zugehörige Stephanskirche liegt gleich rechts von dem letzten ,,e" des Nanitns luitch- pooree. Der letztere gilt übrigens nicht für ein ganzes Stadtviertel , sondern nur für eine in demselben belegene Moschee.

St. Stephen's College ist an der linken Seite des Chandnee Choukee, nahe dem östlichen Ende. Calameer G. sollte heissen Cashmeer Gate (Kaschnur-Thor). Südöstlich davon auf dem freien Platze liegt die Englische St. Jaraes-iCirche.

Die Baptisten-Kapelle liegt auf der anderen Seite der Strasse.

Auf dem Garton von Rajpootana ist die braune Unterstreichung von Neeraaj zu tilgen. No. 11. 32 N.Br. 74 Ö. L. Die Orte Sealkote, Goojranwala und Zuferwal sind uicht Stationen der Amerikanischen Presbyterianer, sondern der American United Presbyterian Mission und sollten als solche durch das in der Tabelle gegebene blassere Kolorit erkenntlich sein.

31 ,, 77 Kotgurh sollte geschrieben sein: Kotgoor.

No. 12. Auf dem Carton Bombay I. ist die fehlende Strecke der Baroda- Eisenbahn nachzutragen. Sic führt bei Koombhawarra vorüber, überschreitet von dem südöstlichsten Vorsprung nach dem Zollhause (Custom Ho.) zu den Meeresarm, läuft dann an der östlichen Seite der Stadt Mahim entlang (zum Theil dicht neben der Gr. Indian and Peninsular Railway) und bleibt im weiteren Lauf 1 bis '4 Engl. Meile vom Ufer entfernt, bis sie das schon verzeichnete Stück erreicht.

No. 14. 11 N.Br. 78 0. L. Salem (Selem) und Yercaud sollten auch als Aussen-Stationen der Leipziger M.-G. bezeichnet sein.

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7 u. 8. Bengalen.

Beugaleu zeigt uns den unteren Lauf des mächtigen Ganges-Sti'oraes, der seine dem Hindu heiligen Wasser durch die weite Ebene und zu- i letzt in Hunderten von Armen durch das Delta dem Meere zuführt. Alte volkreiche Städte, i überragt von den Gipfeln künstlich geschmückter j Pagoden und den schlanken Minarets der Mo- scheen, erheben sich hie und da an seinen Ufern, während unabsehbare Felder, ergiebig an Cerea- lien und Ölfrüchten, so wie üppige Pflanzungen von Zuckerrohr, Indigo, Mohn (zur Opiumberei- tung) u. s. w. sich zu beiden Seiten ausdehnen, bis dort, wo der tropische Wald (Jungle) ihnen Schranken setzt. Der letztere herrscht in grosser Ausdehnung auf dem südwestlichen Hügel- und Gebirgsland vor, das in seinem Schoosse reiche Metalladern und Kohlenlager birgt. Doch auch hier dringt die Kultur weiter und weiter vor. Eben so in den oberen Gegenden des Ganges- Delta, wo die zahlreichen Dörfer mit ihren zu- gehörigen Feldern und Pflanzungen oft noch mitten im Waldesdickicht liegen und nur durch die natürlichen Wasserstrassen, welche das dichte Netz der Flussarme und Kanäle bildet, unter einander Verbindung haben. Je näher dem Meere, desto langsamer ziehen die Wassermassen dahin, die sich hie und da in flache sumpfartige See'n verlieren, welche bei grosser Hitze wohl ganz trocken gelegt sind, während in der nassen .Jahres- zeit die Gegend weit und breit überschwemmt ist. Am vollständigsten werden die südlichsten Striche überfluthet, die Sunderbunds, ein Laby- rinth von Inseln mit undurchdringlichem Jungle, der sonst den gefürchteten Tigern so wie Ebern, anderem Wilde und zahllosen Aff'enheerden zum Aufenthalt dient. Der Mensch erscheint hier fast nur angezogen durch den unerschöpflichen Holzreiclithum so wie in der Nähe des Meei-es j der Salzbereitung wegen. Die Versuche , den j Boden der Kultur zu gewinnen, sind bisher sehr beschränkt geblieben. Anders in dem angrenzen- den Distrikt der 24 Pergunnahs (nach der alten - Eintheilung in 24 Bezirke genannt), dessen süd- lichsten Theil die sogenannte „Reisebene" bildet, in der zahlreiche, auf künstlichen Erhöhungen gebaute Döi-flein aus den grünen Saatfeldern oder zu Zeiten der Überschwemmung über den weiten Wassei'spiegel hervorragen.

Nöi'dlich davon liegt Kalkutta, die Haupt- stadt des Britischen Indiens, am westlichsten Mündungsarme des Ganges, dem Hügly (siehe No. 8). Dort, wo zu Anfang des vorigen Jahr- hunderts noch das Dorf Khalighatti stand, dehnt

Grundomann: Missionxatlas. U, 1.

jetzt die Weltstadt ihr Häusermeer aus , mit ihren Kirchen neben den Pagoden und Moscheen und ihren öffentlichen Gebäuden , die manche Stadttheilc denen einer Europäischen Hauptstadt ähnlich machen. Im Hafen liegen die zahlreichen, aus den verschiedensten Weltgegenden gekom- menen Schiffe; rings um die Stadt ziehen sich die weiten Vorstädte, zum Theil mit duftenden Gärten, mit denen reiche Hindus oder Britten ihre prächtigen Landhäuser umgeben. Viele der letzteren indessen fliehen auch aus diesen Sitzen aller Annehmlichkeit vor dem unerträglichen Klima des Sommers nach den ,, Sanatorien", auf die kühlen Vorberge des Himalaja. In der Um- gegend von Kalkutta hat die Kunst zwar viel für die Gesundheit der Gegend gethan, doch in jenen flachen Delta -Landen hausen dann die feindlichen Fieber und die Sonne, die vom wol- kenlosen Himmel auf den hart gedorrten Boden brennt, erzeugt eine selbst fiir den Eingcbornen drückende Hitze.

Die letzteren bilden einen besondern Stamm der Hindu-Nation und reden ihre eigene Sprache, das Bengali ; doch wird auch viel Hindustani gesprochen. Die mohammedanischen Abkömm- linge der eingewandorten Mongolen bilden etwa den fünften Theil der Bevölkerung. Nicht un- bedeutende Reste der Urbevölkerung finden sich auf dem Hochlande in den Kols, die in meh- reren Stämmen zum grossen Theil in Abhängig- keit von Hindustanischen Landbesitzern (Zemin- dars) leben, während die Santlials besonders auf den Rajmahal-Bcrgen sich in weitem Maasse in ihren Wäldern frei erhalten haben. Hierher ge- hören auch die wilden Bergstämme der Khossias, deren Gebiet uns der obere Carton vorfühi't. Dasselbe war bis in die neueste Zeit den Ein- flüssen der Kultur noch ziemlich verschlossen, jetzt ist der Theebau in ausgedehnter Weise dort eingeführt.

Um hiermit auf die Mission überzugehen, erwähnen wir sogleich die seit 2\ Jahrzehnten betriebenen Arbeiten der Welsh Calvinistic Me- thodists (von Wales), die trotz ihrer bedeuten- den Erfolge sehr wenig bekannt werden, da die Missionsschriften und Jahresberichte nur in Wel- scher Sprache erscheinen.

Die frühesten Missions - Unternehmungen in Bengalen sind die Portugiesischer Priester im 17. Jahrhundert. Später haben namentlich Je- suiten viel zur Ausbreitung des Katholicismus gewirkt, wobei die Französische Besitzung zu Chundernuggur (Tscliandcrnaggar) einen An-

22

knüpfungspunkt bot. Jetzt giebt es über 25,000 ' Katholiken in Bengalen unter den vier Aposto- lischen Vikariaten: Patna, West-Bengalen (Kal- kutta), Ost-Bengalen (Dacca) und Centrai-Bengalen.

Die ersten evangelischen Missionsversuche im ! vorigen Jahrhundert waren nur vereinzelt, bis die Englischen Baptisten [Carej-, Marshnian] das Werk mit Eifer angriffen. Aber durch die feind- selige Eichtung der Ost - Indischen Compagnie blieben sie auf die Dänische Besitzung Seram- pore (Sirampur) beschränkt, von wo sie jedoch [ namentlich dui'ch ihre Presse eine weitgehende Wirksamkeit erlangten, der später die Gründung zahlreicher Stationen in den verschiedenen Di- strikten Bengalens folgte. Auch die Londoner i Missions - Gesellschaft fand nur in dem HoUän- , dischen Cliinsurah Eaum für ihre Thätigkeit. Erst 1814 wurde Indien der Mission erschlossen durch ausdrückliche Bestimmung im erneuerten Freibriefe der Compagnie. Zugleich ward das erste evangelische Bisthum in Indien zu Kalkutta ge- gründet. In Anschluss an dasselbe begannen all- mählich die Ausbreitungs-Gesellschaft und die Eng- lisch-Kirchliche ihre Arbeiten, beide zunächst in Kalkutta und Umgegend. Die letztere dehnte die- selben im Laufe der zwanziger Jahre nach Burd- wan aus, von wo im nächsten Jahrzehnt im Krish- naghar- Bezirke die überraschend schnellen Er- folge errungen und eine Anzahl Stationen gegrün- det wurden, die später und bis jetzt allerdings jenen ersten Hoffnungen nicht in gleichem Maasse entsprachen. Ein anderes, in neuester Zeit sehr versprechendes Gebiet dieser Gesellschaft ist das bei Eajmahal unter den Santhals. Auf der Karte konnten die Orte, in denen Schulen für diesen Stamm gegründet sind, nur theilweise angegeben werden.

Die Londoner Missions-Gesellschaft hat seit 1826 durch ihren trefflichen Arbeiter Lacroix in Kalkutta so wie südlich in der Eeisebene eine bedeutende Wirksamkeit begründet. Derselbe war anfänglich im Dienste der Eotterdamer Missions- Gesellschaft in dem Holländischen Cliinsurah thätig, bis diese Mission um jene Zeit den Lon- donern übergeben ward. Später ging dieselbe an die Schottische Freikirche über. Diese hatte durch ihre ausgezeichneten Unterrichts-Anstalten zu Kalkutta [Dr. Duff] seit Anfang der dreissiger Jahre einen tiefen christlichen Eiufiuss gewonnen. Weiter wurden von ihr auch nördlicli, zwischen Chinsurah und Culna, eine beti'ächtliche Anzahl

' Schulen gegründet und in neuester Zeit wird aucli die Indische Volksschule (Patschala) unter diesen Einfluss gebracht*). Dabei fehlt auch von dieser Seite nicht die eigentliche Missions- ! thätigkeit. Die Schottische Staatskirche führt nach der Trennung ihre eigenen Unterrichts-Anstalten fort. Ausser Kalkutta hat sie noch zu Gya (Gaia) in Biliar eine Missions-Station.

Endlich haben wir der blühenden Gossner'- schen Mission unter den Kols in Chota Nagpur [ zu gedenken, die ihr Centrum in der Station Bethesda in Eanchi hat, zu welcher 9600 Be- kehrte gehören, unter denen 2100 Communikan- ten. Die als Aussen-Stationen angegebenen Orte i enthalten nur Schulen. Mit einer besondern Un- ^ terstreichung sind alle die Orte angedeutet , in denen (resp. Umgegend) Bekehrte leben.

Die Station Chaj^abassa in Singbhüm ist der jüngste Spross difeser Mission, der es eben so wie auch Purulia (Friedrich Wilhelmsstadt) mit Kols**) zu thun hat. In Hazaribagh gilt die Arbeit den Santhals. Ganz im Süden zeigt unsere Karte auch noch das Gebiet der Amerikanischen Free Will-Baptisten, die seit geraumer Zeit in Bala- sore (Bälesar), Jelasore (Jalesar) und Midna- pur arbeiten. Letztere Station, nach längerer Unterbrechung wieder aufgenommen, bildet den Mittel])unkt für viele Schulen unter den um- wohnenden Stämmen, die auf der Karte „Kola" genannt werden, was durch Santhals zu berich- tigen ist.

Die Wesleyanische Mission begann erst 1860 in Barrackpur und galt zunächst den dort sta- tionirteu (Europäischen) Truppen. In neuester Zeit arbeitet sie zu Kalkutta auch unter den Eingebornen.

Die verschiedenen Missions-Institute der Stadt sind auf dem Plane No. 8, so weit darüber Aus- kunft zu erhalten war, angegeben. Auch konnten dort bei dem grössern Maassstabe die verschie- denen Stationen und Aussen - Stationen in der Umgegend von Kalkutta angegeben werden,' für welche No. 7 keinen Eaum bot.

*) Ausschliesslich wird dieser Zweck verfolgt von der Christian Vernacular Education Society, die ihre Thätig- keit an andere schon bestehende Missionen anschliesst.

**) Um Ranchi ist es der Dravidische Stamm der Urau, die sich selbst Konz nennen, nebst den ethnographisch verschiedenen Mundari und Kharia; um Chayabassa sind es Larka Kols.

Berichtigung.

Die Aussen- Station Metrapur liejit 8 Engl. Meilen gerade westlich von Balasore; Santipur 7 Engl. Meilen westlich von Jelasoro. 25 Engl. Meilen nordwestlich von Midnapur ist die Aussen-Station Bogerie nachzutragen. Bei Barasot ist die Untorstroichung zu tilgen.

Anstatt llaTuakal Choke sollte Bchala und Kaorapukur als wichtigere Plätze der L. M. S. angegeben sein. (Vergl. No. 8.)

Von Soory aus wird eine neue Baptisten-Station in Rampoor Haut angelegt.

N«. 9.

Orissa.

Orissa ist eiu Landschaftsname, der mit der jetzigen politischen Eintheilung nicht überein- stimmt und sowohl die südlichsten Theile der Präsidentschaft Bengalen bis gegen Miduapur als die nördlichsten von Madras umfasst. Der dadurch bezeichnete, hier schmälere, dort brei- tere Küstenstrich wird zum Theil durch das be- deutende Delta des Mahanaddi und Brahmini gebildet, welches mit seinem Netze von Pluss- armen und ihren Alligatoren und den Jungles an die Sunderbuuds erinnert (No. 7) , nur dass hier stellenweis der fruchtbare Boden von einer starken Bevölkerung unter Kultur gebracht ist. Andere Striche sind sandig und unfruchtbar, besonders südlich und um den Chilka-See, eine seichte Lagune, an deren Ufern viel Salz ge- wonnen wird. Hinter diesem Küstenstriche er- hebt sich ein Hügel- und Gebirgsland, gebildet von den letzten Ausläufern der östlichen Ghats, deren höchste Spitzen 4000 Fuss erreichen. Hier herrscht noch in weiter Ausdehnung dichter Jungle, bevölkert mit Elephanten, Büffeln, Leo- parden, Schakals und anderen wilden Thieren. Das feuchte Klima bei grosser Hitze ist nicht weniger gefährlich als das des flachen Küsten- landes, daher Europäische Einflüsse nur in sehr geringem Maasse bis in jene Gegenden gedrungen sind. Weite Gebiete gehören ausschliesslich den Ureinwohnern, andere, die von Arischer Bevöl- kerung in Besitz genommen sind, bilden kleine eigene Staaten, jetzt unter Britischem Schutze und tributpflichtig. Die erstercn, Khonds, sind in ethnographischer Beziehung den Kols und San- thals verwandt, der Kultur nach stehen sie aber noch weit tiefer. Bekannt ist ihre grausame Sitte der Meriahs, Menschenopfer, durch welche ihrem Lande Eruchtsegen geschafft werden soU. Theil- weise ist dieselbe durch Britische Waffen bereits

Grundemann : Missionsattas. II, 1.

unterdrückt. Seit einigen Jahren hat sich aber die Mission (General Baptists) gerade dieser Stämme angenommen, wozu die Station Russelkonda ge- gründet wurde. Es muss erwähnt werden, dass mau, obgleich die Khonds theilweis die Uriya- Sprache verstehen, ihre Muttersprache als Ver- mittlerin des Evangeliums anzuwenden sucht.

Unter der jene Sprache redenden Orissa- Bevölkerung wurden schon im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts von Sirampur aus Missions- versuche unternommen. Sie hatten ihre beson- deren Schwierigkeiten, da in dieser Gegend einer der festesten Haltpunkte des Indischen Heiden- thums sich befindet, Juggernaut (Dschaganat) mit seinen bekannten Festen. Schon damals zeig- ten sich Erfolge, doch blieb die Mission später wieder mehrere Jahre abgebrochen, bis die Allge- meinen Baptisten (General Baptists, so genannt im Gegensatz gegen die Lehre von der partikularen Gnadenwahl) 1822 ihre Arbeit begannen. Die- selbe hat sich auf die in der Karte angegebenen Stationen ausgedehnt. Doch sind durch eifrig betriebene Eeisepredigt so wie durch eine Reihe tüchtiger Nationalprediger, die durch das Semi- nar sich regelmässig erweitert, durch eine voll- ständige und bereits revidirte Uriya-Übersetzung der ganzen Bibel, durch Waisenhäuser und Schu- len bereits weitere Einflüsse gewonnen, als man nach der Zahl der Stationen oder der der Be- kehrten (etwa 400 Communikanten) vermuthen möchte.

Die katholische Mission arbeitet ebenfalls unter den Hindus so wie auch unter den Khonds. Besondern Erfolg scheint sie in Sooradah zu haben. Die übrigen Stationen sind nach dem Madras Catholic Directory angegeben. Diese Mission gehört unter das Apostolische Vikariat von Vizagapatam.

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DIE DIVISIONEN

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UND

UMGEBUNG

liai^st.vCHdlfaTth.Gutlu

pb:rthes.

N'. 10. Die Missions-Gebiete der Nord -West -Provinzen.

Die Nordwest-Provinzen umfassen das mitt- lere und obere Strom - Gebiet des Ganges und Jumna (Dschamna) mit einer Eeihe von Land- schaften, die unter einer Vice - Präsidentschaft, mit dem Sitze der Verwaltung in Agra, vereinigt sind. Einige derselben, wie Gharwal, Dehra- [Western-] Diin und Kumaon im Norden, Sägor und die Nerbadda-Gebiete im Süden, Ajmeer und Mairwara (Adschmir und Merwara) im Westen, gehören zu den sogenannten Non Regulation Pro- vinces, die vorläufig noch ohne eine durchgehends eingeführte Gesetzgebung nach besonderer An- weisung der Oberbehörde meist von militärischen Beamten verwaltet werden. Die anderen mit or- ganisirter Civil -Verwaltung sind in die Divisio- nen Delhi, Mirat, Rohilkand, Agra, Allahabad undEenares eingetheilt, die in je 5 bis 6 Distrikte zerfallen. Das frühere Königreich Audh (Oude) steht direkt unter dem General-Governor.

Es ist schwierig, diese weiten Gebiete von vielfach verschiedener Beschaffenheit zusammen- fassend zu charakterisiren. Die nördlichen Theile reichen in die Alpenlandschaften des Himalaya hinein, an die sich nach Süd -Westen zu die fruchtbaren Gegenden der Vorberge desselben anschliessen. In jenen macht sich schon ein Tübetanisches Element in der Bevölkerung merk- lich, während ausser den weniger bekannt ge- wordenen Bergstämmen dieselbe überwiegend aus eingewanderten Hindus besteht, deren auf majestätischen Gipfeln gebaute Tempel als Wall- fahrtsorte weithin berühmt sind. Nach der Ebene zu folgt dann weiter ein 2 bis 6 Meilen breiter Gürtel von flachem Sumpfland mit dichten Wäl- dern, Terai genannt, eine furchtbare Pestgegend, zum grossen Theil unbewohnt. Nur Elephant und Rhinoceros, Bär und Eber haben dort un- belästigt ihre Heimath, während gezähmte Thiere vom Klima bald weggerafft werden.

Auf der anderen Seite dieses Gürtels liegt das weite Flachland, das vom Jumna und Gan-

Grundemann: Misaionsallas. II, 1.

ges so wie ihren zahlreichen Nebenflüssen be- wässert ist. Manche Striche desselben sind von üppiger Fruchtbarkeit, während andere, trocken und sandig, hie und da selbst den Boden mit Salzkruste bedeckt haben. Durch die Anlage von Kanälen sind auch solche Gegenden einer ergiebigen Bodenkultur gewonnen. Dieselbe ist hier überhaupt vorherrschend und nur in einigen Distrikten findet sich noch der Dschangel ver- treten. Eine dichte Bevölkerung, Hindustani (Urdu) sprechend, von der etwa ein Sechstel dem Islam bekennen, lebt in zahlreichen Orten, unter denen die mit 10,000 Einwohnern und dariiber nicht selten sind. Jene prächtig gebauten Städte aber, wie Delhi, Agra, Allahabad, Benares, Lak- nau U.S.W., zählen über 100,000 und bis 200,000 Einwohner. Doch ist die Pracht, die einst frü- here Herrschaften in diesen Gegenden entfal- tete, zum grossen Theil vergangen und es finden sich weite Städte in Ruinen.

Gegen Süden hin folgen auf das eben be- sprochene Flachland die Bcrglandschaften , die ihre grösste Erhebung in dem Vindhya-Gebirge erreichen. Diese Gegenden lassen sich mit den zu No. 7 beschriebenen Gebirgs-Distrikten ver- gleichen.

Die Mission in den Nordwest-Provinzen hat bereits über ein halbes Jahrhundert hinter sich. Die bis jetzt durch dieselbe gesammelten Ge- meinden möchten im Verhältniss zu diesem Zeit- raum gering erscheinen. 400 eingeborne Christen in Benares, 800 bis 900 in Agra, 600 bis 700 in Delhi u. s. w. verschwinden fast neben der grossen Einwohnerzahl. Doch muss man in Rech- nung nehmen, dass gerade hier die Mission eins der härtesten Gebiete vorfand. Hier hat in den Wallfahrtsorten am Ganges das Indische Heiden- thum seine festesten Burgen, wie z. B. Benares. Andererseits aber hatte der Islam durch die mohammedanischen Dynastien während mehrerer Jahrhunderte den Boden so hart getreten, dass

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auch aus diesem Grunde schnelle Erfolge nicht zu erwarten waren. Dennoch zeigt gerade dieses Missionsfeld eine Stetigkeit des Fortschrittes, die ilni , wenn er auch laugsam, als sicher er- weist. Von Jahi'zehnt zu Jahrzehnt sind neue Gesellschaften mit ihrer Arbeit eingetreten und immer weiter dehnen dieselben die lleihe ihrer Stationen aus. Die Anfänge wurden von der Engl.-Kirchlicheu Ges. schon 1813 zu Agra ge- macht, 1816 zu Mirat (Meerut), 1817 zu Be- nares, während die Englischen Baptisten fast gleichzeitig zu Delhi begannen, wo sie nun, wie der Plan dieser Stadt zeigt, eine ausgedehnte, verzweigte Thätigkeit haben, die mit Hülfe ein- geborner Pi-ediger geübt wird. Die Mission der Ausbreitungs-Gesellschaft ist hier eine der jün- geren (1854), während die Station derselben zu Känpur (Cawnpoor) schon seit 1838 besteht. Leider fehlten über die betreffenden Lokalitäten in Delhi für unseren Plan die erforderlichen Angaben.

Die Londoner Mission war 1822 zu Benares eingetreten. Die Lage des Missionshauses (siehe den Plan) wird nach dem benachbarten Orte auch als Schiiipura angegeben, während das Centrum der Englisch - Kirchlichen Mission zu SigTa ist*).

In den dreissiger Jahren kamen die Ameri- kanischen Presbyterianer hinzu, die allmählich eine Reihe der bedeutendsten Städte besetzt haben. Noch schneller aber hat sich das "Werk der Bischöflichen Methodisten von Amerika aus- gedehnt, die, obgleich erst im vorigen Jahrzehnt beginnend, jetzt bereits 19 Stationen haben und

*) An tleu innerhalb der Stadt mit Cii. M. S. bezeich- neten Orten befinden sich Lokale für die Bazaar-i'redigten.

unter den 841 Besuchern ihrer Gottesdienste sclion 323 Communikanten zählen. Die jüngste dieser Stationen fällt über das Gebiet unserer Karte hinaus, doch ist auf dieselbe noch ver- wiesen: Paori*) in Gharwal, wo an besuchten Wallfahrtsörtern eine geeignete Gelegenheit für die Mission sich darbietet. Mehrere Stationen sind in Vei'bindung mit Sanatorien, wie Almorah [der London. Miss.] und Naini Tal (Nyne Tal) [Meth.], die zum Theil mit auf weniger im Hin- duismus gewurzelte Bergbewohner berechnet sind, eben so wie die Missionen im Westl. Dun und in den südlichen Gebirgen die Londoner Mission in Singröli zu Dudhi.

Dasselbe ist bei der seit 1860 bestehenden Mission der Unirten Presbyterianer von Schott- land in Eadschputana der Fall, deren Gebiet wir in einem besonderen Carton darstellen, die namentlich zu Nyanagar und Todgurh unter Stämmen arbeitet, bei denen sich die aus dem Bra- manismus entspringenden Schwierigkeiten nicht finden. Die unabhängige Mission in dem benach- barten Jeypur ist mit der eben genannten nahe verbunden. Ausserdem konnten wir eine zweite unabhängige Mission in Beuares andeuten, die von Englischen Friends (Quäkern) getrieben wird. Die zahlreichen katholischen Stationen sind nach dem zu Madras erscheinenden Almanach ein- getragen. In demselben wird die katholische Be- völkerung des Apostolischen Vikariats Agra, das ausser den Nordwest - Provinzen noch das Pan- dschab umfasst, auf 14,300 angegeben.

*) So schreibt der letzte Jahresbericht, nicht Pouree, wie die früheren und die Karte.

N^ 11. Das Punjab (Pandschab).

Fünf Ströme durchziehen das Gebiet, welches die vorliegende Karte darstellt, und geben dem- selben seit alter Zeit den aus deu Persischen Wor- ten für „fünf und „Wasser" zusammengesetz- ten Namen Pandschab. Die Landstriche, welche von je zwei und zwei derselben in ihrem mitt- leren und unteren Laufe umschlossen werden, sind die Düäbs, deren jedes seinen besonderen Namen trägt. Dieselben sind ganz flach und bieten den trostlosen Anblick weiter Einöden und Steppen, zum Theil sandig, zum Theil mit Graswuchs und niederem Gebüsch bedeckt, spär- lich durchzogen von räuberischen nomadisirenden Hirten Stämmen, während noch seltener sich ein festes Dörfchen, der Wohnsitz halb barbarischer Ureinwohner, zeigt. Einstmals freilich war auch hier eine nicht geringe Kultur vorhanden, wie die zahlreichen Ruinen von Städten mit Trüm- mern von Tempeln beweisen. Jetzt aber haben diese Striche nur dadurch für die Städte des Pandschab Wichtigkeit, dass sie dieselben reich- lich mit Holz und Gras versorgen. Städte näm- lich und wohlbevölkerte Dörfer fehlen auch nicht, da die genannten Ströme mit fruchtbaren Gür- teln gesäumt sind, die zwar wenig Baumwuchs, aber üppige Kornfelder in Fülle haben und von einem kräftigen, betriebsamen Landvolk bewohnt sind. Das westlichste Duäb wird in die Quere von der Salzkette getheilt, die sich auch jenseit des Indus fortsetzt. Dieselbe bietet einen uner- schöpflichen B-eichthum an Steinsalz. Nördlich davon besteht das Düäb in einer felsigen Hoch- ebene, unterbrochen von angebauten Thälern und Schluchten.

Gehen wir aber dem Lauf der Flüsse weiter entlang bis zu den Bergen, denen sie entströ- men, so kommen wir in das heiTliche Gebirgs- land, das dem mächtigen Himalaja vorgelagert ist. Dieser Theil des Pandschab ist von dem bisher besprochenen ganz verschieden. Den zahlreichen Flüsschen, die ihn allenthalben be-

Grnndemann: Missionsatlat. II, 1.

I wässern , verdankt derselbe eine Fruchtbarkeit I und einen geförderten Ackerbau , dass man ihn als den Garten Indiens bezeichnen möchte. Die Bevölkerung ist daher hier in zahlreichen Dör- fern und Städten eine ungleich stärkere. Das gesunde Klima bietet am Fusse der Bergriesen mit ewigem Schnee genug Orte dar, die immer mehr als Sanatorien aufgesucht werden von denen, die von der Hitze der Ebene Erholung suchen. Dasselbe gilt von den kühlen Himalaya- Landschaften in den zwischen den Ketten des Gebirges sich hinziehenden fruchtbaren Längeu- thälern.

Die Bewohner des Pandschab sind zu zwei Drittheilen Mohammedaner, deren überwiegende Anzahl jedoch von Hindu -Blut. Die Minder- zahl sind Abkömmlinge der eingewanderten Ara- ber und Mongolen, die sich noch jetzt von jenen durch ihren grösseren Fanatismus unterscheiden. Ein Drittel der Bevölkerung umfasst ziemlich zu gleichen Theilen Anhänger des Brahmanis- mus und jener von Nanak im 15. Jahrhundert gestifteten Sikh-Sekte, die ursprünglich eine unter mohammedanischen Einflüssen vollzogene mono- theistische Reformation des Brahmanismus dar- bot, im Laufe der Zeiten jedoch so weit zurück- gegangen ist, dass jetzt auch dem Stifter selbst göttliche Verehrung erwiesen wird. Die meisten Sikhs gehören zum Stamme der Dschats (Jats), die, als Krieger wie als Ackerbauer ausgezeich- net, ihre Stammsitze um Amritsar (TJmritsur) haben, von wo aus sie verschiedene Theile des Pandschab bevölkerten. In den südlichen sind sie seit Aurangzeb's Zeiten Mohammedaner. Ausser diesen sind die Gadschers (Gujurs), Hir- ten und Ackerbauer, eine ethnographische Haupt- abtheilung im Pandschab. In einigen nördlichen Landstrichen wiegen Eadschputen vor. Unter den rein mohammedanischen Stämmen sind die Patans zu erwähnen, hauptsächlich in der Ge- gend von Multan. Jenseit des Indus finden sich

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fast nur rein mohammedanische Stämme, unter denen die Yuzufzai nördlich von Pischuwar (Pe- schawur) zu den Afghanen (Paschtus) gehören. Sonst finden sich gerade in jener nordwesthchen Ecke viele Mischstämrae.

Die alte mohammedanische Herrschaft hatte allmählich die Sikhs überwunden. Ihr Reich nahm 1849 mit der Einverleibung in das Bri- tische Ostindien ein Ende. Seitdem hat das Pandschäb zunächst unter der Leitung trefflicher Männer wie Henry und J. Lawrence grössere Fortschritte gemacht, als man erwarten konnte. Die Mission war durch Amerikanische Presby- teriancr in Lndhiana schon seit 1835 vertreten. Als das ganze Land nach der Eroberung er- schlossen wurde, haben sie durch dasselbe eine Reihe von Stationen errichtet, auf denen bereits kleine Gemeinden gesammelt sind und besuchte Schulen bestehen. In Kapurthala wird das Werk vom Radja, der selbst Christ ist, unterstützt. Seit 1852 hat die Church Missionarj^ Society die Hauptplätze des Pandschäb mit ihren Arbeitern besetzt, anfangend mit Amritsar, der heiligen Stadt der Sikhs. Mehrere ihrer Arbeitsgebiete wurden in Folge der eifrigen Bemühungen Eng- lischer Beamten in Angrifi' genommen, wie Pi- schawar, die grosse, mit buntem Völkergemisch gefüllte Grenzstadt, von wo aus Bergstämme wie die Yuzufzai berücksichtigt werden, ja selbst schon ein Mal der Weg zu den fernen Heiden- stämmen von Kafiristan gefunden wurde. Im Derajat (Dera Ismailkhan) hat die Mission eben- falls die noch ziemlich wilden Stämme der be- nachbarten Berge im Auge. In Sialköt (Sealcote) arbeiteten schon 1856 Schottische Missionäre, die während des Aufstandes weichen mussten. Doch wurde die Station 1861 aufgenommen, nachdem sich schon vorher Unirte Presbyterianer von Nord -Amerika dort niedergelassen hatten. In Kaschmir, dem so oft als paradiesisch geschil- derten breiten Alpenthal mit überwiegender mo-

hammedanischer Bevölkerung, das derzeit einer bleibenden Mission noch verschlossen ist, übt die Church M. S. durch einen Schottischen Missions- arzt jeden Sommer ihre Wirksamkeit. Auch ar- beitet dort ein selbstständiger Missionar, der sich der Society Prop. Gosp. angeschlossen hat. Der erstere besucht auch Chamba, wo ein mit keiner Gesellschaft verbundener Missionar vor einigen Jahren eine von sehr schnellen Erfolgen beglei- tete Thätigkeit begann. Von den weiteren Missionen in den Himalaya-Landschaften*) mögen noch die der Church M. Soc. zu Kangra und Kotghur genannt werden. Die letztere war früher von einer in Simla (seit 1841) bestehenden Lokal- Missions-Gesellschaft gegründet. In dieser Stadt ist seit Kurzem eine Baptisten-Mission entstan- den. — Endlich zeigt unser Blatt noch das schon jenseit einer der Hauptketten des Hima- laya in dem buddhistischen Klein-Tibet gelegene Missionsfeld der Brüdergemeinde, die ursprüng- lich hier nur einen Weg zur Erreichung der Mongolen suchte. Diese 9000 Fuss über dem Meere gelegenen Landschaften, die einen grossen Theil des Jahres allem Verkehr mit Indien ent- zogen sind, haben selbstverständlich einen von den bisherigen Gebieten ganz verschiedenen Cha- rakter. Obgleich wegen der Schwierigkeiten, die der Buddhismus mehr als irgend eine andere Art des Heidenthums dem Evangeliiim entgegen- stellt, jene Brüdermission in bald zwei Jahr- zehnten nicht über die Anfänge hinausgekom- men ist, hat sie doch schon in einigen Bekehrten ihre Erstlinge aufzuweisen ; auch konnte das Werk durch Anlegung der neuen Station in Pu (Poo) erweitert werden.

Die katholischen Missionen stehen unter dem Apostolischen Vikariate Agra, das im Ganzen 25 Stationen, so wie 14,300 Katholiken zählt.

*) Über die anderen siehe zu No. 10.

Berichtigung.

Die Lage von Laiulour nnd Miisoorci' ist nach No. 10 ?,« berichtiijen.

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12. Das Mahratt

Vom Arabischen Meere kommend betreten •wir das Mahrattenland zunächst in der Provinz | Konkan, welche sich von dem niedrigen Küsten- striche bald zu den 2000 bis 4000 Fuss hohen Westlichen Ghauts (Ghäts) erhebt, die hie und da einen schroff abfallenden Ausläufer bis in die Nähe des Meeres senden. Schroff und zer- rissen ist überhaupt der Charakter dieser Ge- gend. Durch wilde, enge Schluchten brausen ! unzählige Waldbäche, manchen Wasserfall bil- dend, herab; über ihnen sind unzugängliche Hö- hen, die entweder, mit dichtem Urwald bedeckt, dem gierigen Tiger und anderen Eaubthieren eine sichere Zuflucht gewähren, oder zu schroff, ' um eine Vegetation zu tragen, nur die nackten, dunkelen Felswände zeigen. Auf solchen Höhen j liegen aber hie und da auch jene zahlreichen malerischen Burgen, in denen die Mahratten- Fürsten lange erfolgreich ihre Unabhängigkeit ver- theidigten. So wild indessen diese Gegend, hat sie doch manches fruchtbare Thal, das, von fischrei- chem Flusse durchströmt, auf seinem rothen Thon- boden Pflanzungen tropischer Gewächse trägt, die um so üppiger gedeihen, als hier der Süd- west-Monsun (vom April bis Oktober) eine ausser- gewöhnliche Eegenmenge bringt und die Luft stets mit feuchtem Nebel erfüllt. Steigen wir in dieser Jahreszeit über einen der vielen Pässe oder Ghauts**) auf das jenseit des Gebirges gelegene Hochland, so befinden wir uns bald in einer gänzlich verschiedenen Landschaft. Hügel- reihen, die sich allmählich nach Südosten sen- kend in der Ebene verschwinden , zeigen wie

*) Richtiger wäre m schreiben Marätha, wir behalten { jedoch die üblich gewordene Schreibart bei. 1 **) Nach diesen haben die Engländer das ganze Gebirge ^ genannt, das hier bei den Eingebornen Syadree heisst.

Grundemann : Missionsattas, II, 1.

a*)- Missions -Grebiet.

diese eine bräunliche Färbung, die auf grosse Trockenheit schliessen lässt. Wälder fehlen, nur hie und da erblickt man Gruppen einer Eschenart oder Cactus und Euphorbien. Ein seltsam trockner Wind weht von Osten her über die Felder, die in manchen Stücken das Gepräge einer Deutschen Herbstlandschaft tragen. Erst vom Oktober bis April bringt der Nordost-Monsun hier dann und wann einen Regentag, der den Acker zum Anbau von Getreide tauglich macht. In den südlichen Distrikten wird auch nicht unbedeutender Baum- wollenbau getrieben.

Die Mehrzahl der Bevölkerung lebt vom Ackerbau. Sie besteht grösstentheils aus Mah- ratten, jenem Volke, das, obwohl unter vielen Fürsten gespalten, den seit dem 14. Jahrhun- dert eindringenden mohammedanischen Herr- schern zum Theil mit Erfolg Widerstand leistete, bis es, zu einem kräftigen Eeiche vereinigt, im vorigen Jahrhundert eine Blüthe erlangte, die erst 1817 von der Englischen Macht gebrochen werden konnte. Die Mahratten sind Arischen Ursprungs, daher wir unter ihnen die di-ei Haupt- kasten wiederfinden, nur dass hier die Wanis (Banianen, Kaufleute) die dritte Kaste einneh- men. Die vierte und zahlreichste umfasst hier die Sudra, Ackerbauer, denen noch mehrere Kasten (eigentlich Klassen von Kastenlosen) folgen, unter denen die Mahars und Mangs zu den niedrigsten gehören. Ausserdem aber giebt es in den Gebirgen viele Nachkommen der Ur- bevölkerung , unter denen die Kolies (nicht zu verwechseln mit Kols) und die Bheels (Bhils) auf der Karte hervorgehoben sind. Letztere bil- den in der Provinz Khandesh den achten Theil der ganzen Bevölkerung. Sonst finden sich auch im Mahrattenlande zahlreiche Mohammedaner so wie namentlich in den grossen Städten Par-

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sen *), meist reiche Kaufleute, und Bene Jisrael, welche von Einigen als Juden bezeichnet werden, die seit langer Zeit im Lande allerlei Heidnisches angenommen haben, nach Anderen aber mit den | Pashtus (Afghanen, in Indien Pattans genannt) [ identisch sein sollen.

Die frühesten Missions-TJnternehmungen der neueren Zeit in Indien schliessen sich an die Niederlassungen der Portugiesen in Goa an. Dort wurde 1534 das erste Bisthum begründet, j dem später als Erzbisthum mehrere weitere Bis- thümer untergeben wurden.

Hier wirkten zuerst Dominikaner und Fran- ziskaner, dann Fr. Xaverius, der sich später dem Süden zuwandte. Seine Ordensgenossen setzten mit Erfolg die Mission auf der Halbinsel Salsette bei Goa fort, nachher waren sie auf der gleichnamigen Insel bei Bombay thätig. Hier entstand der zweite Hauptpunkt der ka- | tholischen Mission für die in Rede stehenden Gebiete. An beiden Punkten wirkten das 17. Jahrhundert hindurch verschiedene Orden (ausser den genannten auch Augustiner, Karmeliter, Theatiner). Von Goa wurde die Wirksamkeit in das benachbarte Eeich von Beejapur ausgedehnt. Grosse Schaaren waren bereits bekehrt und das Seminar zu Goa bildete zahlreiche Priester heran. Aus jenen Zeiten haben sich denn zahl- reiche Gemeinden bis auf den heutigen Tag er- halten. Zu Goa sollen 312,000, zu Bombay 20,300 Katholiken gehören (die Nachkömmlinge der Portugiesen mit eingerechnet). Seit 1833 befindet sich das Erzbisthum Goa wegen Patro- natsstreitigkeiten mit Rom im Schisma, doch sind seit 1861 Verhandlungen im Gange, um es zur katholischen Einheit zurückzuführen.

Die erste evangelische Mission begann hier der Amerikanische Board zu Bombay 1812. Fast zwei Jahrzehnte blieb dieselbe auf die Gebiete diesseit der Ghauts beschränkt. Mahim, Tannah und Cliowul (Choule) wurden als weitere Sta-

*) In der Stadt Bombay allein 114,000.

tionen besetzt, aber 1826 wieder aufgegeben. Erst 1831 fing man die mehr Erfolg verspre- chende Arbeit auf dem Hochlande in Ahmed- nuggur*an, einer Stadt von 30,000 Einwohnern, die 1842 ein selbstständiges Missions - Centrum wurde. Von hier aus entstanden die angegebe- nen Stationen , um die sich zahlreiche Aussen- Stationen gruppiren. Sholapur ist die neueste von ihnen, Malcolm Peth bei Mahabalishwar dient als Sanatorium, daher befinden sich nur zeitweise Missionare dort*). Die Englisch-Kirch- liche Gesellschaft schickte seit 1820 mehrere Missionare nach Bombay. Ihre Wirksamkeit blieb aber fürs erste Jahrzehnt durch Krank- heit und andere Hindernisse sehr beschränkt. Tannah, Bandora und Bassein wurden nach ein- ander, doch alle nur vorübergehend, als Missions- plätze gewählt, 1832 aber die Mission zu Nasik, dem berühmtesten Hauptort des Brahmanismus in ganz Dekhan (über 30,000 Einwohner), gegrün- det, der sich vielseitige Arbeit darbot. In dem nahen Sharanpur ist eine Erziehungsanstalt für befreite Afrikanische Kinder. 1846 kam die Station Juuir und 1848 Malligaum dazu. Ein vor wenigen Jahren gemachter Versuch, zu Yeo- lah ausschliesslich mit eingebornen Kräften zu missioniren, ist nicht gelungen. Auch hat eine Bewegung namentlich unter den Mangs in der Gegend von Aurangabad, in Folge deren Bool- dana und mehrere Aussenstationeu besetzt wur- den, nicht so schnelle und nachhaltige Erfolge gehabt, wie man anfänglich erwartete. Booldana blieb einige Zeit verlassen, ist jetzt aber wieder besetzt. In Bombay und Umgebung wirkt die Ch. M. S. durch verschiedene Schulen, von denen die wichtigsten auf der Karte mit der Signatur der Aussenstationen verzeichnet sind. Ein eigener Arbeiter wird hier für die Mohammedaner unter- halten.

Die Schottische Mission nahm 1823 im süd- lichen Konkan ihren Anfang. Bankot und dann

*) Ein mehrjähriger Versuch in Kolapur (südlich von Satara, siehe No. 5) wurde 1859 aufgegeben.

Suvarndl'ug •waren die ersten Stationen, die man später, als Hauptkrüfte in Bombay in Anspruch genommen wurden, aufgab. Hier wirkt die Schot- | tische Mission, wie überhaupt, namentlich durch höheren Unterricht. Nach der Trennung der Kirchen hat jede derselben ein derartiges In- stitut. Die 1839 entstandene Mission zu Puna aber hat sich ausschliesslich der Freikirche angeschlossen. Die Karte zeigt noch eine An- zahl weiterer Stationen, die meistentheils Schulen, | einige besonders für die Beni Jisraeel, enthalten. !

In neuester Zeit beginnt die Freikirche auch | unter den in der Nähe von Damün wohnenden Waraües*) eine Mission. Die Station konnte noch nicht angegeben werden**).

Die Ausbreitungs-Ge.sellschaft, hier seit 1840 thätig, beschränkt sich auf Bombay, woselbst sie unter Indo - Britischer Bevölkerung [aucli Schiffs - Mission] , so wie unter Eingebornen ar- beitet. In neuester Zeit hat die Medical Miss. Society daselbst ein Institut angelegt, dessen

*) Sie gehören zu den Abkömmlingen der Urbevölke- J rung.

**) Eine privatim unterhaltene Aussen- Station ist zu Ratanagiri (siehe No. 0). i

Lage auf dem Plane noch nicht verzeichnet werden konnte. i

Die auf dem oberen Carton dargestellten Missionen in Süd-Mahratta wären besser zu den Kanaresischen (No. 14) gezogen worden, weim es der Raum gestattet hätte, da die Bevölkerung dieser Gegenden Kanaresisch ist. Auch sind in den Städten viele Tamulen und Telugus. Die Londoner Mission ist in Belgäm seit 1820 thätig und hat eine kleine Gemeinde aus Ka- naresen und eine aus Tamulen gesammelt. Die Basler begann 1837 zu Dharwar, 1839 und 1841 kamen Hubli und Bettigeri hinzu. Die jüngste Station ist Guledgudd (18.51), auf der eine nicht unbedeutende Industrie (Weberei) von der gesammelten Gemeinde betrieben wird. In Nord-Kanara war die Station Honore seit 1845 zwei Mal besetzt, aber in letzter Zeit wiederum aufgegeben. Jetzt ist ein dritter Ver- such gemacht worden. Auch die frühere Sta- tion Shimoga (siehe No. 14) ist derzeit unbe- setzt, doch wird eine Wiederaufnahme derselben so wie Gründung einer neuen zu Sirey (nord- östlich von Honore) beabsichtigt.

Nachträge.

Ambelohol liegt nach neueren Angaben 12 Engl. Meilen westlich von Aurangabad. Booldana sollte durch rothe Unterstreichung als besetzte Station bezeichnet sein. Die Station Junir ist gegenwärtig unbesetzt. Die Station Teolah ist aufgegeben worden.

Die unabhängige Mission, welche durch den 1864 verstorbenen Mr. White gegründet war, wird jetzt in dem 2 Deutsche Meilen entfernten Saswur (Sassoor) fortgeführt.

I

September 1868,

Nachtrag zum AllgeiueiDen Missioiis -Atlas. Asien, N" 12.

(NB. Zu den Erläuterungen II. 1, 20 einzuheften.)

Durch Verseilen war die Erläuterung der Zahlen im Plan von Bombay weggeblieben. Die- selbe folgt hiermit:

1. Kathedrale.

2. Christus-Kirche.

3. Kapelle der S. P. G. in Kamateepoor.

4. Trinitäts - Kapelle (den Gottesdienst besorgt nicht mehr die Ch. M. S., sondern die S. P. G. ; darnach ist die Unterstreichung zu ändern).

5. Peterskirche in Mazagaon (jetzt von der Ch. M. S. bedient; darnach ist Signatur und Unterstreichung zu ändern).

6. Schottische (Staats-) Kirche.

7. Schottische Freikirche.

8. Kapelle des Americ. Board. (Eine Schule derselben Gesellschaft liegt nördlich am Parel Uoad, da, wo das „1" dieses Namens steht.)

9. Missions-Institut der Schottischen Staats- kirche.

10. Missions-Institut der Schott. Freikirche.

11. Robert Money School (grosse Schule der Ch. M. S.; kleinere Schulen derselben Gesellschaft liegen a) dem Cläre Bunder gegenüber, jenseits der Eisenbahn, b) links von No. 14 im zweiten Häuserviertel, etwas tiefer, und c) bei der Peters- kirche in Mazagaon).

12. Neue Münze.

13. Sir James Jijibhoy's*) Hospital.

14. Asyl für Bedürftige.

15. Medicinisches Seminar.

lü. Das neue, inzwischen errichtete Missionshaus der Ch. M. S. liegt südlich von der Strasse, die von Mazagaon aus die Stadt nach Westen durchschneidet, da, wo dieselbe den Hand unseres Cartons erreicht. Man möge es nachtragen mit No. 16.

In dem im Hafen angegebenen Kirchenschiffe ver- anstaltet nicht allein die S. P. S., sondern auch andere Gesellschaften, namentlich die Fr. Ch., Gottesdienste für die Schiffsmannschaften.

*) Dieser Herr ist ein Parsi von bedeutendem Ileich- thum und grosser Wohlthätigkeit.

N". 13. Das Telugu

Die vorliegende Karte führt uns auf ein von den bisher besprochenen ganz verschiedenes Ge- biet. Hier sind wir nicht mehr unter Arischen Indiern, sondern unter Dravidischen Stämmen (vergl. zu No. 5 u. 6), deren zahlreichste Ab- theilung von den Telugu*) gebildet wird. An Kultur stehen dieselben den südlicher wohnen- den Tamulen bei weitem nach, wie die spär- lichere, meist nur Sanskrit -Übersetzungen um- fassende Telugu - Literatur beweist. Auch das Land an sich hat nicht die Spuren alter Kultur- staaten aufzuweisen, wie andere Theile Indiens. Die im Innern auf dem Hochlande von Dekhan gelegenen Länder, welche jetzt grösstentheils zur Herrschaft des Nizam (Nizam's Dominions oder Haiderabad) gehören, haben einen ähnlichen Charakter wie die in der vorigen Nummer dar- gestellten Theile des grossen Plateau's. Obwohl es nicht an Flüssen fehlt, so verlieren doch die kleineren in der trockenen Jahreszeit ihr Was- ser fast gänzlich, wodurch hier die Dürre der Landschaft noch mehr wie dort bedingt ist. Die östlicheren Theile jenseit des Godavari, die be- reits zum Gebiete der Gonds**) (Gondvana) ge- hören, bilden die ödesten Wildnisse ganz In- diens, die südlicheren, wie Kaddapa (Cuddapah), wo die Hochebene in gegliedertes Gebirgsland übergeht, sind besser kultivirt und liefern na- mentlich bedeutende Baumwollenerträge. Fol- gen wir dem Lauf der mächtigen Wasserstrassen des Godavari, Kistna und Pennär (Pen Air), so kommen wir, nachdem diese sich durch die Thal-

*) Diese Form des Namens ist die gebräuchlichere, die andere, Telinga, kommt der entsprechenden Sanskrit- form naher. Die Bevölkerung des Gebietes wird auf 13 bis 15 Millionen geschätzt.

**) Gonda, zu unterscheiden von den verwandten Khonds (Khanda, vergl. zu No. 9), in den Gebirgen von Orissa. Die Gebiete beider Völker grenzen an einander. Grundemann: Misaionsatlas. 11,12.

- (Telinga-) Gebiet.

spalten der Ostghäts gezwängt haben, in die den letzteren vorgelagerte Küstenebene. Mit der fruchtbaren Vorhügelzone begrüsst uns eine ganz andere, üppige Landschaft, in der sich jedoch bis jetzt auf weite Strecken tödtliche Fieber im Schoosse der Urwälder erfolgreich gegen die um- gestaltende Bodenkultur verschanzt halten. Die letzten Küstenstriche sind sandig und steril ; wo aber menschlicher Fleiss, wie namentlich im Süden des vorliegenden Gebietes, das Land mit Wasser- Adern und - Behältern versehen hat, da macht die fahle Sandfläche dem lichtgrünen Teppich der Reisfelder Platz. In den nördliche- ren Uferstrecken überwiegt jene und liefert hier neben kärglichen Ernten nicht unbedeutende Erträge an Kochsalz, -zu dessen Gewinnung die unerträgliche Sonnengluth helfen muss. Die Küste ist flach und damit verheerenden Uber- schwemmungen ausgesetzt. Seehäfen fehlen ganz und der Mangel an Gelegenheit zur Schifffahtt ist jedenfalls die Ursache, dass diese Gegenden hinter anderen Theilen Indiens in der Kultur zurückstehen.

Obgleich, was damit zusammenhängt, die Kasten Arischen Ursprungs verhältnissmässig schwach vertreten sind, hat das Land im Ganzen das Gepräge des Brahmanif='nus bekommen. Lei- der suchten wir vergeblicli nach Angaben dar- über, wie weit sich hier der alte Dämonendienst der Dravidas erhalten habe. Bei den Gonds und den unten zu nennenden Kois ist derselbe dem Brahma-Dienste nur in sehr beschränktem Maasse gewichen. Mohammedaner giebt es in den Küstendistrikten verhältnissmässig wenig*). So auch in Haiderabad (Hyderabad); in der ; Hauptstadt aber bilden sie einen bedeutenden Theil der Bevölkerung.

*) 'Ao Iiis '/eo der Gesaramtbevölkerung.

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Die Londoner Mission zu Vizagapatam ist die älteste*) auf diesem Gebiet [seit 1805], für das sie im Laufe des zweiten Jahrzehnts die Telugu-Bibeliibersetzung lieferte. Nach der Zahl der Bekehrten ist sie jedoch von der später be- gründeten Kaddapa-Mission (S. P. G. 1817, L. M. S. 1822) bedeutend überflügelt worden. Nel- lur (Nellore) wurde 1837 von der Schottischen (jetzt Freikirche) besetzt und bald folgten Ame- rikanische Baptisten, deren Arbeit in neuerer Zeit ihren Schwerpunkt in Ongul (Ongole) ge- funden hat. Bald darauf erhielt das Kistna-Delta seine Missions-Stationen von den Amerikanischen Lutheranern (General - Synode der evangelisch- lutherischen Kirche in den Vereinigten Staaten) zu Guntur (von wo sich das Werk westlich zum Palnäd-Distrikt, nordöstlich nach Radschamandri und Samalcotta ausdehnte "'"''')) und von der Eng- lisch - Kirchlichen Gesellschaft Masulipatam, wo durch Unterricht namentlich auf die höheren Kasten gewirkt wird, während die später (1854) gegründete Ellür-Mission (Ellore) vorzüglich die Malas (Parias) im Auge hat***). Dieselbe Ge- sellschaft arbeitet seit 1860 unter den auf den

*) Neuere Zweige derselben sind die Stationen Tschi- kakul (Cliicacole) [seit 1844] und Vizianagram [seit 1852].

**) Dank den vollständigen Mittlieilungeu des Missio- nars ünangst haben wir alle Aussen-Stationen dieser Mis- sion verzeichnen können. Die Namen mussten in Abkür- zungen gegeben werden, deren Erklärung hier folgt :

Guntur.

Paln äd.

A.

Ännavaramu.

R.

= Rayavaramu.

U.

UpaUipadu.

T.

= Terala.

T.

Torlapadu.

V.

= Veldurti.

r.

Panidaramu.

K.

= Kolagotla.

K.

Kattamuru.

M.

= Mutkürü.

N.

Nevallikallu.

B.

= Bodilavoedu.

L.

Lingapuraniu.

A.

= Adiguppala.

J.

Jonnalagada.

R.

Rayapudi.

***) Die betreftendcu Aussen -Stationen sind ebenfalls vollständig aufgeführt.

Gebirgen am Godavari wohnenden Kols, die in manchen Beziehungen der Mission weniger Schwierigkeiten bieten als die unter brahma- nisehem Einflüsse stehenden Telugu, aber in ihren zerstreuten Dörfern nicht leicht zugäng- lich sind. Dumagudiem ist das Centrum, von dem aus in mehreren Koi- Dörfern Schulen ge- gründet sind. Die bereits erwähnte Mission zu Kaddapa hat sich 1855 erfolgreich nach Nun- dial (L. M. S.) so wie in neuerer Zeit nach Matyalapäd und Kalsapäd (S. P. G.) ausgedehnt, hauptsächlich unter Anhängern niederer Kasten.

In Secunderabad (dem Wohnsitze der Be- amten von Haiderabad) arbeitet die Ausbreitungs-

y

Gesellschaft bereits seit 1841 und hat dort und auf den Aussen-Stationen eine nicht unbeträcht- liche Gemeinde gesammelt. Zwanzig Jahre später trat die Schottische Staatskirche zunächst für ihre Angehörigen unter dem dort stationirten Militär ein, dehnt nun aber die Arbeit auch auf die Eingebornen aus.

Seit längerer Zeit sind in Ifarsapuram und Palikul im Godavari - Delta einige unabhängige Missionare mit grossem Eifer thätig. Die jüngste Mission unter den Telugu ist die Hermanns- burger, die im südlichsten Theile dieses Gebie- tes ihre Stationen hat. Jenseit Arambakam be- ginnt das Tamulen-Laud. Ganz im Osten zeigt unsere Karte auch noch die alte Londoner Sta- tion Bellary (gegründet 1810), die schon in Kanaresischem Gebiete liegt. Die Christen- gemeinde umfasst 254 Glieder.

Die angegebenen katholischen Stationen ge- hören tlieils zum Apostolischen Vikariate Hai- derabad, theils zu Vizagapatam. Ersteres um- fasst fast 7000, letzteres 8760 Mitglieder der katholischen Kirche.

Berichtigung.

In der Farbcntalol sollte für die Schottische Staatskirche eine Kcihe lothcr tiuadratc gesetzt sein, wie bei Secunderabad.

Missioivs-j\tlas

DIE MITIXEREN DISTRIKTE DER PRAESIDENTSCHArX

MADRAS

imMaasrstabe li'i.000.000

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Sodetv fc/r iht Fropaijation. ot ifie QospA SSa Oiurch iBssianary- Sodetfr LoTulon Jt'SsIet'an

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iTCTi ^jTneriaui üoard of ComissiomTS forForeign Msswn Ch^itwj^^iA r I Tte/brmall^oUstantlhUch Church' ofS. America, WTO^ Jivangel. Missions. GcseliscJuifl zu Sasel r-~i E\-anqel.Liithej-ische iEssißn zuiLeipzig JJtadsähtMisswns- Gesettsdi-atl MfrmanTtsiurger Missions desellsdiaA BMmisch . taäwUsche Mission, Tortuffies (iißidlisdif Mission,

GOTHA, .TT';

Asien ^Jr 14.

PJiRTRES.

Lith.Anstvr.Hiaifajiiiim Gotha.

14 11. 15. Das südliche Vorder-Indieii.

(14. Die mittleren Distrikte der Madras-Präsidentschaft. 15. Die Missions- G-ebiete von Tinnevelly, Travancore und Madura.)

Der Südrand des weiten Tafellandes von Dek- han, der uns hier zunächst entgegentritt, ist eingenommen von dem Reiche Mysore (Maisür), das, nominell ein Britischer Sehutzstaat, in Wirk- lichkeit vollständig unter Britischer Herrschaft steht. Weithin dehnen sich hier fruchtbare Ebenen aus, theilweis noch von üppig wuchernder Wal- dung bedeckt; denn hier gedeiht die Vegetation ■um so mehr, als die beiden Monsuns ihre Regen bringen können. Viele Adern durchziehen daher das Land , die in der nassen Jahreszeit den Hauptkanälen (im Süden dem Cauvery [ Kaveri]) eine Wassermasse zuführen, welche sie zu Strö- men von mehreren Engl. Meilen Breite an- schwellen lässt. Zahlreiche kleine See'n, natür- liche und künstlich angelegte, sind über die Hochfläche verbreitet, aus der sich hier und dort plötzlich schroffe Granitfelsmassen *) bis 2000 Fuss und darüber, bei Umfang einer Stunde, erheben, gekrönt mit uneinnehmbaren Bergfesten, deren Mauern indessen zu Ruinen geworden, seitdem der zähe Widerstand eines Hyder Ali und Tippoo doch endlich der Britischen Macht weichen musste. Die Bewohner, von denen ränkevolles, betrügerisches Wesen bei äusserer Freundlichkeit als charakteristisch angegeben wird , sind Kanaresen ; Mohammedaner finden sich unter ihnen nur in geringerer Zahl. Die ausgedehnteste Missionsthätigkeit ist hier die der Wesleyaner, die schon seit etwa vierzig Jahren mehrere Stationen inne haben, eine aus- gedehnte Reisepredigt betreiben, durch die Presse in Bangalore viele christliche Schriften in der Landessprache liefern und eingeborne Prediger heranzuziehen bemüht sind. Von den gesam- melten kleinen Gemeinden lassen sich jedoch noch nicht besondere und stetige Fortschritte berichten. In der erwähnten Hauptstadt hat die Londoner Missions -Gesellschaft eine Thätigkeit auch unter den zahlreichen dort angesiedelten Tamulen, so wie bereits seit 1817 die S. P. G.

*) Droogs (Drugs) oder Durgs genaDDt. Gruudemann: Missiomatlas. II, 2.

Das Tafelland von Maisür hat nach Kanara und Malabar zu einen schroffen Übergang durch die westlichen Ghäts, die mit plötzlichem Ab- fall vereinzelte Rippen in den schmalen Strich Flachlandes hinausstrecken, der sich allmählich zur Küste hinabzieht. Obgleich die Ghäts hier bedeutend niedriger (1000 bis 2000 Fuss) sind als im Norden und erst im Coorg- (Kurg-) Lande ihre grössten Höhen erreichen , gilt doch von der Natur dieser Gegenden im Wesentlichen dasselbe, was zu No. 12 erwähnt ist. Gegen Süden , da wo das Hochland des Dekhan sein Ende erreicht, ist demselben eine mächtige Bergiusel vorgelagert, die Blauen Berge, Nila- ghiri (Neilgherry) , welche die West-Ghfits bei weitem überragen. Diese letzteren setzen sich weiter südlich in den Aligherry bis zum Kap Comorin fort.

Der nördliche Theil des erwähnten schmalen Küstenlandes ist Kanara. In den Gegenden Süd-Kanara's indessen, die für die Mission zu- nächst in Betracht kommen , wiegt das Tuluva vor, eine dem Tamulischen näher stehende Sprache, die von den niederen Kasten der Billa- war und Bants (die den Tiern und Nayern in Malabar gleichstehen) gesprochen wird, wäh- rend das schwächer vertretene Kanaresische Regierungssprache ist. Das Sprachgebiet von Malabar (Malayalim) beginnt südlich von Kan- nanür und erstreckt sich bis zu den süd- lichen Distrikten von Travancore , die bereits Tamulisch sind. Der grösste Theil der Be- völkerung gehört hier ebenfalls den genannten niederen Kasten (Palraweinbauern und Land- bauern) an. Brahminen (hier Namburis genannt) sind verhältnissmässig gering an Zahl, starker die Sudras, Grundbesitzer, und die Mapillas, von Arabischen Vätern und inländischen Müt- tern abstammend, fanatische Anhänger des Islam. Sonst besteht neben dem Brahmanismus hier noch in ausgedehntem Maasse der ursprüngliche Dämonendienst der Dravidischen Stämme.

28

Die Baf3ler Mission ist auf diesem Felde seit 1834 thätig. Mangalür bildet das Centrum, wo bereits eine beträchtliche Gemeinde gesammelt ist. In dem südöstlich gelegenen (Kanaresischen) Kurglande, das früher durch sein kriegerisches Räubervolk bekannt war, hat die Mission durch Anlegung des freundlichen Christendörfleins Anandapur ihre Wurzeln geschlagen. Wie die Karte zeigt, hat dieselbe Gesellschaft eine noch grössere Zahl von Stationen in Malabar, von wo sie ihre Arbeit auch nach den Nilaghiri, be- sonders zu den Bergstämmen (Badagas, Todas&c), ausgedehnt hat.

Weiter nach Süden zu gewinnt die West- küste durch einen ausgedehnten Lagunencom- plex (Backwaters genannt) eine eigenthümliche Gestalt. Es sind flache Ästuarien , die in der Nordost-Monsunzeit theilweis austrocknen, beim Eintritt des Regens aber oft sehr plötzlich und bedeutend anschwellen, gespeist von den zahl- reichen Waldströmen der Aligherry. Rings um diese Lagunen ist das Land sehr flach , zum Theil sumpfig, doch von ungemeiner Fruchtbar- keit, reichlich besetzt mit Kokos- und Sago- Palmen zwischen ergiebigen Reisfeldern. Zwei unabhängige Schutz- und Bundesstaaten umfas- sen diese Gegenden: Cotshin und Travancore. In dem ersteren und dem nördlicheren Theile des letzteren hat die Englisch -Kirchliche Mis- sions - Gesellschaft ihre schon vor 50 Jahren begonnene Mission,' die namentlich die Thomas- Christen ins Auge fasste, welche hier einen nicht geringen Bruchtheil der Bevölkerung ('/g bis V7) bilden. Der grössere Theil derselben ist seit der Synode von Diamper (1599) mit der römischen Kirche unirt, mit Beibehaltung der Syrischen Kultusform. Etwa 70,000 sind in Verbindung mit dem Jakobitischen Patriarchen in Antiochien. Die Hoffnungen auf die Evan- gelisation der letzteren sind nicht inderaMaasse, wie man sie einst meinte hegen zu dürfen, verwirklicht worden. Indessen hat die Mission neben dieser Aufgabe ein günstiges Feld unter den niederen Kasten (zum Theil Sklaven), den Chogans, Palaver und Parias, gefunden, von denen nun schon zahlreiche Dorfgemeinden unter ein- gebornen Predigern bestehen. Unsere Karte so wie die Quellen reichten nicht aus, alle diese Neben-Stationen, etwa 50 an der Zahl, zu ver- zeichnen.

Das Gebirge, welches in seinem nördlichen Theile ein noch wenig erforschtes Tafelland bil- det, ist der Sitz wilder Stämme, der Arrier, jedenfalls Abkömmlinge der UrbevölkeruDg, die ihre Hütten in den Zweigen der Bäume bauen, um mit den wilden Thieren den Wald theilen zu können. Um Mundakayam hat die genannte Gesellschaft unter denselben schon überraschende Erfolge gehabt.

Noch grösser aber sind die Erfolge der Mis- sion in Süd -Travancore und Tinevelly, bedeu- tender als in irgend einer anderen Gegend In- diens. In der ersteren Landschaft hat die Lon- doner Missions- Gesellschaft seit 1805 (Ringel- taube) namentlich unter den Schanars der Südecke (wo vom Kap Comorin bis Neyoor die Bevöl- kerung schon Tamulisch ist) so wie unter den niederen Malayalim- Kasten*) eine Schaar von 20,000 Christen in etwa 200 Gemeinden ge- sammelt. Leider konnten wir auch hier nur die Hauptstationen angeben.

Wenden wir uns nunmehr den östlichen Landschaften zu , die sich auf unsern Blättern dargestellt finden, so haben wir das weite Ge- biet der Tamulischen Sprache vor uns. Es ist ausgedehntes Flachland , das durch die niedri- geren und verhältnissmässig sanfter ansteigenden östlichen Ghats mit dem Hochlande des Dekhan verbunden ist. Fast in der Richtung dieser von Südwest nach Nordost streichenden Gebirgszüge sind aber vor denselben verschiedene zerrissene Berggruppen hingebreitet, die sich beträchtlich höher aus der Ebene erheben. Für die letztere ist nach dem Meere zu die Deltabildung der Flüsse charakteristisch. An Ausdehnung über- trifft darin keiner den Kaweri, der nur einen Theil seiner Wassermasse durch seinen Haupt- arm (Coleroon , Kolerün) dem Meere zuführt, während die übrige gegen Südosten und Süden in mehreren Betten, die sich in ein Netz zahl- loser Kanäle und Gräben verlieren, der weiten Fläche eine unübertroffene Fruchtbarkeit ver- leiht. Welch' ein Unterschied zwischen den Wildnissen der Sunderbunds im Ganges -Delta und hier den unabsehbaren grünen Reis- und Zuckerrohr-Feldern, zwischen denen hinter Ba- nanengärten versteckt und von schlanken Pal- men überragt die zahlreichen Dörflein zerstreut

*) Diese wie jene sind einem rohen Däraonendienst ergeben.

liegen ! Andere Theile des Tamulen-Landes sind freilich auch steriler, indessen wird überall viel Fleiss auf den Boden verwandt, wie die künst- lichen Teiche zeigen, die, zur Ansammlung des Wassers in der Regenzeit angelegt, namentlich gegen Süden sich in grosser Menge finden. In der trockenen Jahreszeit gewährt dort die Land- schaft mit ihrem schwarzen Boden, von dem längst alle Spuren von Wald verschwunden sind, einen traurigen Anblick. Im Januar aber ist Alles bereits mit grünen Baumwollenpflan- zungen und wogenden Kornfeldern bedeckt. In Tinnevelly muss diese Kultur zum Theil ver- schwinden , namentlich auf dem rothsandigen Landsti"iche längs der Küste, die dagegen wieder mit Waldung bekleidet ist, mit Akaziengebüsch, belebt durch das Girren von Tauben und das Blöken der Schafheerden, die hier trotz Abwe- senheit aller Weidegründe von den Blättern ihre reiche Nahrung finden, so wie mit weiten Palmenwäldern, in denen Hunderte von grünen Papageien ihr Geschwätz treiben. Die Palmyra- Palme giebt dem grösseren Theile der Bevölke- rung hier ihre Arbeit, nämlich die Gewinnung des aus dem Saft bereiteten Zuckers , welcher ihre Hauptnahrung bildet. Es sind die schon erwähnten Schanars, die sich damit befassen. Es ist bekannt, wie auch hier das Christenthum unter ihnen eine gute Stätte gefunden hat, und schon kann man die Dörfer zu Hunderten zäh- len , die anstatt des zerstörten Tempels mit einem christlichen Kirchlein geschmückt sind. Die Englisch-Kirchliche so wie die Ausbreitungs- Gesellschaft haben diese Früchte ihrer Arbeit sammeln dürfen, nachdem bereits die alte Hal- lische Mission unter Schwarz die Aussaat zu streuen angefangen.

Hindu-Tamulen, die sich von den Schanars durch ihren Sanskritisch gefärbten Dialekt unter- scheiden, giebt es in Tinnevelly nur in gerin- gerer Zahl. In dem nördlich angrenzenden Ma- dura mit seinem fruchtbaren Hügellande*) sind dieselben, in mancherlei Kasten unterschieden, stärker vertreten. Dort hat der Amerikanische Board seine Mission, die als ein Spross der älteren, auf Ceylon 1834 gegründet, sich bis auf 14 Stationen ausgedehnt hat, mit Einrich- tungen für die verschiedenen Zweige der Mis-

*) So ist wenigstens die westliche Hälfte zu bezeichnen.

sions-Thätigkeit. Gegen Nordosten finden wir den Schauplatz der ersten evangelischen Mission in Indien , der Dänisch - Hallischen , mit ihrem Centrum in Trankebar, die neuerlichst, durch die lutherische Missions-Gesellschaft zu Leipzig wieder aufgenommen, sehr ausgedehnte Erfolge erlangt [westlich bis Coimbatur]. Ein anderer derselben entsprossener Stamm ist die Angli- kanische Mission, die beim Abblühen der Hal- lischen mit der Society for Promoting Christian Knowledge hier eintrat und später von der Ausbreitungs-Gesellschaft (S. P. G.) übernommen wurde. Von den Gemeinden, die ihren Ursprung der lutherischen Mission verdanken , hat sich eine Anzahl nun den Leipzigern wieder an- geschlossen. Der confessionelle Unterschied hat auf diesem Gebiete nicht geringe Bedeutung erlangt. Die Wesleyaner haben in dieser Ge- gend ihre Stationen, deren einige schon zu Anfang der zwanziger Jahre gegründet wurden.

Weiter nach Norden begegnen wir im nörd- lichen Arkat- (Arcot-) Distrikte der Mission der Holländisch-reformirten Presbyterianer von Nord- Amerika, die, früher in Verbindung mit dem Amerikanischen Board, seit 1857 selbstständig, in den letzten Jahren eine weite Ausbreitung erfahren durfte , wie die angegebenen Aussen- Stationen beweisen.

Madras ist eben so wie Kalkutta und Bom- bay ein Sammelplatz für Missionare, der ver- schiedenen Denominationen und Gesellschaften, wie es denn meistentheils als Basis für die Missions -Thätigkeit im südlichen Indien dient. Zur Veranschaulichung der Lage der verschie- denen Missions-Institute geben wir einen Plan der Stadt, der des Raumes wegen auf No. 6 verlegt werden musste. Den Hauptkern von Madras bildet Blacktown, wo sich auch die ver- schiedenen Missionen am meisten concentriren. Die Hauptstrassen haben ansehnliche Häuser, die Gässchen , welche sie verbinden , sind eng und ».unsauber. Am Strande entlang sind eine Reihe öffentlicher Gebäude und Comptoire. Nörd- lich liegt die Vorstadt Royapuram, ein Complex ärmlicher Fischerhütten mit schmutzigen Gassen. Vepery und Pursawaukum (Parsavükam) sind die besseren Stadtthcile, umgeben von den Gär- ten und Villen der Europäer. Triplicane, süd- lich vom Flusse Küm, ist das Viertel der Mohammedaner, während in den übrigen die

Tamulische Bevölkerung bei beträchtlicher An- zahl von Telugu vorherrscht.

In Royapettah liegt die Anglikanische Ka- thedrale nebst dem Sitz des Bischofs von Ma- dras, dessen Diöcese, die Präsidentschaft gleichen Namens umfassend, 1835 vom Bisthum Kalkutta abgelöst wurde.

Die Angaben über die verschiedenen Missio- nen sind von dem Plane zu entnehmen. Sta- tionen in der Nähe und Aussen-Stationen haben namentlich die S. P. G., die Schottische Frei- kirche und Staatskirche, so wie die Wesleyaner.

Schliesslich haben wir noch, um den Kreis der evangelischen Missionen auf den vorliegen- den Gebieten zu erschöpfen, die Londoner Sta- tionen im Salem- und Coimbatür- Distrikt, so wie die der Dänischen Missions-Gesellschaft in der Nähe von Cuddalore zu erwähnen. Die er- steren haben eine Reihe von Aussen-Stationen, deren Namen und Lage zu erfahren (mit einigen Ausnahmen) uns leider nicht gelungen ist.

Was die zahlreichen katholischen Missionen in diesen Ländern betrifft , so verdanken sie ihren Ursprung der rastlosen Thätigkeit des Franz Xavier, durch die sich derselbe den Namen des Apostels von Indien erworben hat. Der Schauplatz seiner Arbeit war besonders die sogenannte Fischerküste in der Gegend von Tut- corin, am Golf von Manaar, um die Mitte des 16. Jahrhunderts; ihm folgten viele Jesuiten, ohne jedoch das Werk mit stetigem Erfolge fort- setzen zu können. Wie später an der west- lichen Küste die römische Kirche aus den Tho- mas-Christen grossen Zuwachs erlangte, ist be- reits oben erwähnt. Zu Anfang des 17. Jahr- hunderts ist Roberto dei Nobili mit seiner

Accommodations-Methode bemerkenswerth, die er in Madura mit Erfolg ausübte, die aber später durch päpstliche Dekrete verboten wurde.

So waren im Laufe der Zeit in Indien be- reits grosse Schaaren eingeborner Christen ge- sammelt. Je mehr aber die Portugiesen, welche der Mission förderlich waren, ihren Einfluss verloren an manchen Orten durch die Hollän- der mit kirchlicher Reaction verdrängt , desto mehr verfiel die römische Kirche unter den Ein- gebornen. Die Gemeinden hielten zwar äusser- lich fest an den Gebräuchen, durch die sie als eine Kaste neben den anderen Kasten dastanden. Den letzteren näherten sie sich in vielen Be- ziehungen durch Zurücksinken in allerlei heid- nisches Wesen. In einzelnen Gegenden wurde zwar auch im vorigen Jahrhundert die katho- lische Missionsarbeit mit Eifer fortgesetzt, doch erst in neuerer Zeit ist dieselbe in höherem Maasse belebt worden, als in weiteren Kreisen bekannt geworden ist. Es war uns daher lieb, nach offiziellen Quellen hier den gegenwärtigen Bestand angeben zu können. Zu vielen der an- gegebenen Stationen gehören zahlreiche Aussen- Stationen, die unser Raum nicht zu verzeichnen gestattete. Über das Besetzungsrecht der In- dischen Bisthümer ist bekanntlieh zwischen der Krone Portugal und dem päpstlichen Stuhle seit etwa 30 Jahren ein Streit ausgebrochen , der zu einem Schisma führte. Die unter dem Erz- bischof von Goa verharrenden Gemeinden konnten wir durch besondere Signatur angeben. (Über die Vertheilung der Stationen unter die verschie- denen Apostolischen Vikariate und die Grenzen der letzteren sehe man die Ubersichts - Karte No. 5 u. 6.)

Berichtigungen.

I'utaraaukam (11° 79°) soll lieissen rutambaukum (Putanibäkam).

Kisfanaghi-y (12° 78°) sollte als Römisch-kathoUscUc Station bezeichnet sein.

Caroor (10° 78°) sollte als Wesleyanische Station bezeichnet sein.

Statt der grünen Unterstreichung bei St. Thomas Mount ist eine I)rauue zu setzen.

Beypoor (11° 7.0°) sollte südlich vom Flusse liegen.

GOTHA JUSTrs PERTHES

N». 16.

Ceylon.

Die Insel Ceylon besteht aus einem Kerne mächtigen Gebirgslandes, dessen dicht bewaldete Kuppen und Kegelgipfel sich zum Theil mehr als 7000 Fuss über die Mecresfläche erheben. Hieran schliesst sich ein welliges Hügelland, das sich nach Westen, Süden und Osten zu einem mehr oder weniger breiten, niederen Kü- stensaume herabsenkt. Gegen Norden dagegen geht es in ein weithin gestrecktes Tiefland über, dessen äusserster Theil, von Korallen aufgebaut, durch vielverzweigte Lagunen in eine Gruppe flacher Inseln aufgelost wird. Uberhaupt findet sich diese Lagunen - Formation oft längs der Küste, so dass sie mit Hülfe einiger Kanäle eine ausgedehnte Biunenschifffahrt gestattet. Ob- gleich beide Monsuns die Insel befeuchten, findet sich auf der erwähnten flachen Nordhälfte die Fülle tropischer Vegetation nicht in dem Maasse, als man sie erwarten möchte. Der dürre Sand- boden ist vielmehr meistens mit einer Wildniss von dornigem Gebüsch, Akazien und anderen Bäumen von dünnem und spärlichem Wuchs, so wie Euphorbien und fleischigen Strauch- gewächsen bedeckt. Hie und da jedoch wech- seln mit derselben weite Grasflächen ab. Da und dort überragt ein einzelner Fels die Ebene, einst durch kunstvolle Steinarbeit und Bau- kunst in einen Tempel verwandelt, der nun in Ruinen liegt, in deren Mauern Fledermäuse und Schlangen hausen und der Bär sein Obdach sucht. Selten bedient noch ein einsamer Priester das ver- ödete Heiligthum. Eben so zeugen weite Städte- ruinen von der vergangenen Herrlichkeit dieser Gegenden, die jetzt nur spärlich bevölkert sind. Der Ackerbau, der einst in Blüthe war, liegt jetzt darnieder; die weiten, zur Bewässerung der Eeis- felder angelegten Teiche sind verfallen, ihr ge- ringes Wasser ruht unter der dichten Decke

(Jruudeiuanu : Uissionsatlaa. II, 2.

breiter Lotosblätter. Ganz anders an den Küsten so wie im ganzen südlichen Theile der Insel. Die erstereu tragen den Schmuck der Kokos-Palmen zu Tausenden, unter denen zahl- reiche Städte und Dörfer sich zeigen, umgeben von lichtgrünen Reisfeldern. Die Hügelzone ist mit dichtem tropischen Urwald bedeckt, der in den Thälern ebenfalls dem Reisbau gewichen ist. Hier finden sich die einst so berühmten Zimmetwälder, freilieh ohne den erfabelten Duft. Der Wald weist uns eine Fülle mannigfaltig- ster Blätter und Blumen, zwischen denen die kletternden Schlingpflanzen die Stränge ihres Netzes geflochten haben. Dort weilt der wilde Elephaut nebst Rudeln von feisten Hirschen; zwischen den Zweigen treiben Schaareu von Afien und buntgefiederte Vögel ihr Wesen. In den höheren Regionen wird der Wald oft plötz- lich durch weite Matten unterbrochen , deren frisches Gras, nachdem vor dem Regen das alte verbrannt war, den Viehheerden Weide giebt. Doch für weitere Kultur sind diese sogeuannten Patenas, wie es scheint, verloren. Dieser muss der Urwald weichen, an dessen Stelle jetzt in weiten Distrikten um Kandy üppige Kaft'ee- pflanzungen getreten sind.

Diese Gegenden blieben am längsten die Wohnsitze der Urbewohner Ceylon's, der Yak- kos und Nagas, roher Jägervölker mit Dämonen- (resp. Schlangen-) Dienst. Von den ersteren haben sich noch jetzt Reste , die sogenannten Weddas , erhalten , die zum Theil in Dörfern am Strande, nördlich von Batticaloa, wohnend einigermaassen Kultur angenommen haben, zum Theil in den Bergen und Wäldern nach ihrer alten Weise leben. Ein Versuch der Regierung (1840 1845), die letzteren mit Hülfe der Wesl. Mission an ein sesshaftes Leben zu gewöhnen,

29

ist mislungen. Die nördliche Ebene dagegen wurde seit dem 6. Jahrhundert vor Chr. von Bengalischen Einwanderern in Besitz genommen, die sich langsam mit den Urbewohnern zu der Singhaie sischen*) Nationalität amalgamirten. Es entstand ein weites Reich mit der Hauptstadt Anarajapura, dessen Herrscher über viele Vasal- len gebot, unter denen sich auch eingeborne Geschlechter befanden. Dasselbe erreichte bald eine nicht geringe Blüthe, deren übrig geblie- bene Spuren bereits erwähnt sind, und dehnte sich allmählich über die ganze Insel aus. Ein und dieselbe Dynastie herrschte acht Jahrhun- derte hindurch (seit 307) als eifrige Vertreterin des damals eingeführten Buddhismus, durch den Ceylon seinen eigenthümlichen, in den zahlrei- chen Dagobas**) und dem Bo - Baum noch heut zu Tage tretenden Charakter erhielt. Schon früh aber drangen vom Festlande Schaaren von Tamulen ein, zuerst von Singhalesischen Herr- schern selbst als Söldner herbeigerufen, die all- mählich an Macht gewinnend jene nach und nach zur Verlegung ihrer Hauptstadt nach Süden zwangen, bis sie zuletzt zu Kandy in den Ber- gen einen sicheren Sitz für ihre geschwächte Herrschaft suchten.

Die Tamulen hatten zunächst um Jaffna ein selbstständiges Reich gebildet. Nach und nach aber kam die ganze Nordhälfte der Insel in ihre Hände, so dass in diesen Gegenden noch jetzt Tamulische Sprache so wie brahmanischer Gottesdienst überwiegend herrschen, obwohl letz- terer vielfach vermischt ist mit dem alten Dä- monendienst, den auch der Buddhismus noch nicht auszurotten vermocht hatte. Die Grenz- linie des Tamulischen und Singhalesischen Ge- bietes zieht sich von der Mündung des Dedrü

*) Sihala oder Singhala hiess das von den Einwan- derern gegründete Reich, woher der Name Ceylon (Silon). In den meisten Indischen Sprachen heisst die Insel Lanka.

**) Kuppelartige , von einer Spitze überragte Heilig- thümer, aus Backsteinen gebaut, die nur zur Aufbewah- rung von Buddha's Reliquien dienen.

**") Ficus religiosa, der heilige Baum des Buddhismus.

Oya nach Norden in weitem Bogen um das Gebirgsland bis zum Ende der Lagunen südlich von Batticaloa *).

So trafen die Portugiesen die Verhältnisse, als sie 1505 zuerst eine Niederlassung auf Cey- lon gründeten und bald die ganze Westküste in ihre Gewalt brachten. In diesem ihrem Ge- biete gelang es ihnen in ausgedehntem Maasse das Christenthum auszubreiten, das namentlich Franz Xavier unter den Perlenfischern bei Ma- naar mit Erfolg verkündete. Um 1636 rief der Singhalesische König von Kandy die Holländer gegen die Portugiesen zu Hülfe. Diese wurden verdrängt, jene aber gewannen nur einen um so weiteren und tieferen Einliuss. Sie Hessen sich alsbald die Bekehrung der Eingebornen zum reformirten Bekenntniss, freilieh in nicht weniger äusserlicher Weise, als die Katholiken es ihrerseits gethan hatten , angelegen sein. Auch die Bekehrten der letzteren sollten mit Gewalt zum Confessionswechsel bewogen werden. Bei vielen gelang es, doch blieben auch manche standhaft, so dass damals 70,000 Katholiken gezählt wurden. Diese Zahl hob sich aber später bei Gestattung der Religionsfreiheit sehr bald so, dasB in den beiden Bisthümern Colombo und Jaffna**) heute noch über 156,000 Glieder der katholischen Kirche vorhanden sind, was etwa 9 Prozent der Gesammtbevölkerung von Ceylon beträgt. In wie weit dieselben aber nur den Namen beibehalten und ins Heidenthum zurück- gefallen sind, ist schwer zu sagen. Erst in neuerer Zeit sind wieder ernstere Anstrengungen für katholische Mission auf Ceylon gemacht worden, und zwar im Apostolischen Vikariate Colombo durch Benediktiner so wie PP. der Congregation des heiligen Philippus Neri , zu Jatfna durch Oblaten der Unbefleckten Jungfrau.

*) Ausserdem gjebt es auf Ceylon seit alter Zeit viele Arabische und Malayische Ansiedler, die den Islam ver- treten, so wie Afrikanische (Käfern vom Zambesi), durch die Portugiesen zum Kriegsdienst herübergebracht, Chi- nesen und andere Orientalen. **) Gebildet 1838, resp. 1849.

Die äusserlichen Erfolge der Holländer scheinen noch bedeutender gewesen zu sein. Schon 1688 zählten sie 180,000 Getaufte, fünfzig Jahre später 300,000. 1795 -wurden die Engländer Herren von Ceylon, die sich 1815 mit der Erobe- rung Kandy's die ganze Insel unterwarfen. Sie gestatteten völlige Religionsfreiheit, ohne für die gesammelten protestantischen Gemeinden irgendwie zu sorgen, deren Glieder daher bald schaarenweise zum Heidenthum zurückkehrten. Unter den 150,000 aber, die den Christennamen beibehielten, riss bald wieder viel heidnisches Wesen ein.

Seit 1813 wurde die evangelische Mission durch Englische Baptisten belebt, denen bald die Wesl. Methodisten, die Ausbreitungs-Gesell- schaft und die Englisch-Kirchliche Gesellschaft folgten, alle unter den Singhalesen, die letztere zu Kandy beginnend, die anderen zu Colombo und an anderen Orten der West- und Süd-Küste, die Methodisten auch gleich Anfangs an der Ost-Küste zu Batticaloa und im Norden zu Jaffna unter Tamulen. An letzterem Orte gründete 1816 der Amerikanische Board unter dieser Be- völkerung sein ausgedehntes Missionswerk, dem bald auch die Englisch - Kirchliche Gesellschaft zur Seite trat. In Verbindung mit diesen Be- strebungen waren 1862 15,273 Bekehrte, unter ihnen 385'J Communikanten. Trotz der bedeu-

tenden Schwierigkeiten, die der christlichen Mission aus dem Buddhismus erwachsen , der sich in neuerer Zeit mit den Waffen Europäischer Wissenschaft und ihrer Kritik vertheidigt und dafür die Presse benutzt, sind diese Zahlen in

1

: den letzten fünf Jahren jedenfalls nicht un- j bedeutend gestiegen, da die S. P. G. einen Zu- j wachs der mit ihr verbundenen eingebornen i Christen von 3231 auf 7419, die Ch. M. S. i den der Communikanten von 492 auf 742, eben so die Baptisten den ihrer Mitglieder von i 437 auf 900 angeben, wenn auch die Anzahl der Methodisten nach ihren Jahresberichten in Folge mancher Schwankungen im Ganzen von 2188

i

[ auf 1562 gesunken ist. Es mag noch erwähnt werden, dass in den Centrai-Provinzen (Kandy) die Arbeit sich insbesondere auf die zu Kaffee- bau in neuerer Zeit übergesiedelten Tamulischen Kulies (150,000 bis 200,000 an Zahl) bezieht, unter denen namentlich die Ch. M. S. wirkt.

Der alten, noch aus der Holländischen Zeit bestehenden Gemeinden hat sich die Schottische (Staats-) Kirche angenommen in Verbindung mit ihrer Kolonial - Mission unter den auf Ceylon I lebenden Schotten. Die betreffenden Orte sind j auf der Karte angedeutet. In einigen dieser I Gemeinden wird auch durch Schulunterricht christlicher Einfluss auf die umgebenden Heiden gewonnen.

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DER INDISCHE ARCHIPEL

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7i^9Sion misser Yrrtjrnilunij mit einer OcseRsrhaB- l) Rounsr], CoOludsrhC MtS.viOTi

ybifBarneo bedeutet

N". 17. Hinter-Indieu mit dem Indisclien Archipel.

Hiuter- Indien kanu man sich vorstellen als Vermittelungsglied dreiei' verschiedener Gebiete und ihres eigenthümlichen Wesens. Es ist das eigentlich fndische, das in den beiden letzten Abschnitten dieses Werkes dargestellt wurde, ferner das Chinesische und endlich das Malaio- pelagische, welchem letzteren die folgenden Blätter i gelten. Wiewohl der Ausdruck nicht allgemein | gebraucht wird , möchte er doch sehr geeignet sein, das in Rede stehende (Jebiet zu charak- tei'isiren und den Gegensatz gegen jene beiden . anderen anzudeuten. Nicht mit einer compakten Landesmasse, wie bei Indien und China, son- dern mit einem luselmeer haben wir es hier zu thun. Freilich bestehen mehrere dieser Inseln selbst aus ausgedehnten Strecken mit Gebirgs-

!

land und Hochplateaux, so wie weitem Alluvial- ! Flachland ; doch es bilden hier überwiegend die Küsten, oder (wie auf Borneo) der untere Lauf grosser Ströme, den Schauplatz des eigenthüm- lichen Lebens , dessen Träger die Malaien sind.

Ausgegangen von Sumatra, wo ihr Stamm- land Menangkabau am Fusse der Vulkane Sin- galang und Merapi liegt, haben sie sich auf der nach ihnen benannten Halbinsel Mäläka nieder- gelassen, wo sie, namentlich seitdem sie im 1.3. i Jahrhundert den Islam angenommen, zu grosser | Macht gelangten. Als fanatische Anhänger des letztern haben sie sich nun allmählich durch den ganzen Archipel verbreitet, überall an den Küsten Niederlassungen gründend. Dabei wurden j die weniger entwickelten Eingebomen theils assi- ; milirt, theils in die Berge zurückgedrängt, wo ' sie auf lange Zeit den Einflüssen des Weltver- kehrs fern gerückt blieben. Nur wo eine selbst- ständige Entwickelung des Islam Statt fand, gilt das Letztere nicht, wie auf Java und zum Theil Sumatra. Die betreffenden Völker aber sind selbst

Gi iimleiminn : Mi.isiunsatlat. I, 4.

den Malaien verwandt und ihrer Natur nach wie diese ein geeigneter Zunder, in dem der Funke nuihammedanischer Lehre bald zünden musste. Jene zurückgedrängten Stämme aber scheinen eine besondere ethnographische Gruppe zu bilden, obgleich hier die Foi'schung noch viel aufzu- klären hat. Ein eigener Name für dieselbe ist nicht vorhanden. Auf Sumatra gehören die Bä- taks dazu, auf Borneo die Daj'aks , auf Celebes und den Molukkeu die Alifuren. Die Religion zeigt sich überall unter ihnen als Geisterdieust. Allen ist eine Wildheit eigen , die sich vom Kopsnellen bis zum sanktionirten Kannibalis- mus steigert. Ackerbau und Viehzucht wird getrieben, doch meist nicht mehr, als das nächste Bedürfniss erfordert, daher bei der sehr dünnen Bevölkerung**") die üppig gedeihende Vegetation wenig das Gepräge der verändernden Menschen- hand trägt. Dadurch ist der Charakter der Land- schaft bedingt, mit deren tropischer Fülle nur etwa Brasilien und West-iudien wetteifern sollen. Herab von deii bewaldeten Kuppen , zwischen denen hie und da ein vulkanischer Kegel seine Rauchwolke kräuselnd zum tiefblauen Himmels- zelt sendet, oft bis ans Ufer ist Alles weit und breit bedeckt mit dichtem Wald , in dem kräf- tige Schlingpflanzen , lei(;ht durch das Gezweig kletternd, ihre undurchdringlichen Netze gewoben haben. Da und dort gewahren wir jedoch nicht fern vom Strande Spuren menschlicher Wohn- sitze, majestätische Palmen •■'**), die ihre Wi])iel

*) Der Terinmus technicu.s für die Sitte, nach welcher Einer dem Andern mit, oft auch ohne Veranlassung auf- lauert und den Kopf abschlägt.

.**) 'Hm Java maclit eine Ausnahme, für das mit sei- ueu geförderten Kulturen deshalb die weitere Schilderung nicht zutrift't. (Vergl. zu No. 21.)

***) Meist die Kokos- Palme, Klapperboom, nach dem XEalaiischcn kalapa.

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gemessen in den das Klima so mildernden regel- mässigen Winden wiegen. Dort liegt der Kam- pong*), eine Anzahl Häuser, aus Bambu auf Pfählen gebaut, hinter dem sich am Ufer eines Flüsschens lichtgrüne Reisfelder ausbreiten. Bei grösseren Orten fehlt in der Regel nicht die Chinesische Niederlassung mit ihren weissen Häuschen mit rothen Dächern. Auf vielen In- seln (namentlich im Westen von Borneo) haben die Chinesen sehr ausgedehnte Kolonien, spora- disch aber finden sie sich durch den ganzen Archipel verbreitet als Kaufleute, namentlich Üpiumhändler. Sie halten überall an ihrer väter- lichen Sitte und Religion fest. Neben ihnen giebt i!S mehrere Stämme, die ebenfalls in diesen Ge- wässern sich aller Orten zerstreut finden: ein besonderer Zweig der Malaien, Orang-laut (Was- serleute) genannt, und die Orang - biadju, deren Ethnographie noch nicht bestimmt zu sein scheint. Beide leben und sterben auf dem Wasser, wo sie ihre auf Flössen ruhenden Häuser haben. Die Bugginesen (vergl. No. 23) lassen sich auf dem festen Lande nieder. Einige wenige sol- cher Kampongs, wie die eben beschriebenen, bil- den oft ein Reich, an dessen Spitze, bei patriar- chalischer Verfassung, ein Radja steht. Ein Theil der Unterthanen pflegt aus Sklaven zu bestehen, unter denen gewöhnlich viele Pandelingen sind, die durch Schulden ihre Freiheit verloren. Einen charakteristischen Zug für das Leben im Archi- pel dürfen wir nicht vergessen : die Seeräuberci, ausgeübt von wohlorganisirten Piratenbanden, die indessen durch Holländische Anstrengungen immer mehr in Schranken gehalten werden.

Mit der Entdeckung des Seeweges nach In- dien begann der Archipel seine Anziehungskraft auf die Europäer zu äussern. Die Portugiesen hatten bald eine ergiebige Herrschaft erlangt, die ihnen im 17. Jahrhundert durch die Hol-

*) Gewöhnlicher Ausdruck für Dorf, Ortschaft; im östlichen Tlioilo des Arcliipols scheint der Ausdruck No- gery vorzuhcrrsclicu , der nichts mit Neider, sondern nur mit dem Indischen na(,'ar (Stadt) zu thun hat.

länder abgenommen wurde. Über die Art der Mission, welche damit Hand in Hand ging, siehe zu No. 24. Jetzt gehört mit Ausnahme der Philippinen, die seit 300 Jahren im Spanischen Besitze sind, eines Theils von Timor, der den Portugiesen verblieb, und einiger unabhängiger muhammedanischer Reiche der ganze Archi- pel*) den Holländern, obwohl viele Theile des- selben vom Holländischen Einflüsse noch gar nicht berührt sind. Derselbe, auf Java concen- trirt, erstreckt sich demnächst auf Amboina, Banda, die Minahassa, Makassar und einige Theile von Sumatra.

Auf diesen Gebieten, obgleich dieselben nicht insgesammt unter unmittelbarer Holländischer Verwaltung stehen, wird ausgedehnte Produk- tion von Reis, Zucker, Kaffee (Java), Gewürz- nelken (Amboina) und Pfeffer (Sumatra) getrie- ben. An den anderen Orten beschränkt sich die Kolonialgewalt darauf, Produkte, die keine Kul- tur erfoi-dern, wie Kampfer, Rotang (Spanisches Rohr) &c., von den Eingebornen herbeischaffen zu lassen.

Über die Kolonialpolitik vergl. zu No. 21. Aus derselben ist erklärlich, wie die Sache des Christenthums in diesen Ländern zurückgeblieben ist, während die Missionare des Islam, fanatische Hadjis**')i überall mit Erfolg geschäftig die Lehre ihres Propheten verbreiten.

Erst in neuerer Zeit scheint die Kolonial- Regierung, etwas weniger ängstlich, der Mission einen weiteren Spielraum zu gewähren, und ein seit einem Jahrzehnt erwachtes neues Missions- Interesse in Holland, dem fünf neue Missions- Gesellschaften ihre Entstehung verdanken, beeilt sich, denselben zu benutzen. Die ältere Rot- terdamer Missions-Gesellschaft so wie die Rhei- nische sind schon länger in Thätigkcit, und ver-

*) Nur Labuan, die Englische Kohlon-Station, und das Reich des Hadja ürooko, das sich an dieselbe auschliesst, haben wir noch auszunehmen.

**) Diese Mekka -ril^or zälilcn nach Tausenden und jährlich mehrt sich ilirc Zahl.

einzelto Gossaer- Brüder, zum Theil im Dienste der Regierung, sind hie und da thätig, während die Englische Ausbreitungs-Gesellschaft in Sara- wak mit angreift.

Alle diese Kräfte sind aber bei weitem nicht der Aufgabe gewachsen. Und doch ist hier ein Missionsfeld so einladend, so baldiger Hülfe be- dürftig wie wenig andere. Mehrere Millionen Heiden harren der Verkündigung des Heils. Es sind lebensfähige Stämme, die einen besonders fruchtbaren Boden für den Samen des Evange- liums bilden. Nicht wie die Südsee -Insulaner müssen sie in der elften Stunde noch gerufen werden, um nur vor ihrem nahen Aussterben noch des Heilands Gnade zu erfahren, sondern in ihnen kann dieselbe eine Lebenskraft werden, aus der ein erneuertes kräftiges Volksleben mit tüchtiger Entfaltung socialer und politischer Kräfte hervorgehen möchte. Viele aber werden mit jedem Jalu'e, ehe die bessere Hülfe erscheint, in den Schlingen des Islam gefangen, der sie in die tiefe Entsittlichung verstrickt, wie sie den Keim zum Verderben eines Volkslebens in sich trägt.

Manche Missious-Gesellschaft wählt sich eine harte Arbeit unter Völkern, in denen eine heid- nische Kultur durch lange, still wirkende Ein- flüsse der Europäischen erst zertrümmert werden muss, ehe ein geeigneter Boden für die christ- liche Mission in ausgedehnterem Maasse vor- handen ist. Sicher würde die Arbeit auf diesen Inseln viel erspriesslicher sein. Auf jenen Ge- bieten hat man über 20 oder 50 Jahre noch dieselbe, wo nicht bessere Gelegenheit, hier dagegen ist Gefahr im Verzuge.

Holland freilich arbeitet jetzt verhältnissmäs- sig viel, und andere Gesellschaften, mit Ausnahme der Rheinischen, werden nicht zugelassen. Doch könnten Englische und Amerikanische Mittel durch bestehende Holländische Gesellschaften sich leicht dieser Völker annehmen. Eine Mis- sion, die mit solcher nationalen Selbstver- leugnung das Reich Gottes zu jenen Inseln

brächte, dürfte sicher auf des Herrn Segen hoffen.

Die Strasse von Malaka bietet in den Bri- tischen Besitzungen geeignete Plätze für die evangelische Mission. Namentlich Malaka selbst, eben so aber auch Pulo Pinang und Singapur wurden benutzt , den Chinesen , die auch hier zahlreiche Kolonien haben, nahe zu kommen, ehe China selbst zugänglich war. Die Malaien wurden weniger ins Auge gefasst. Nach der Öffnung China's wurden die Stationen dorthin verlegt. Noch jetzt aber sind Missionare ausser Verbindung mit einer Gesellschaft dort thätig. Auch hat die Ausbreitungs-Gesellschaft in neue- rer Zeit in Singapur eine Station gegründet.

Einige besondere Bemerkungen sind ferner über die Philippinen hinzuzufügen , mehr als 400 bewohnte Inseln und Inselchen , die , ob- wohl dem Malaiischen in vielen Beziehungen verwandt, einen Archipel für sich bilden. 15'21 von dem kühnen Magellan entdeckt, erhielten ihre Bewohner schon damals die ersten Ein- drücke des katholischen Kultus. Doch vergingen fast 50 Jahre, bis die Spanier, in der Absicht, dieselben zum Christenthum zu bekehren, die Inseln in Besitz nahmen und Kolonien gründe- ten, von denen aus Augustiner, Franziskaner und Dominikaner mit Eifer und grossem Erfolg die Missionsarbeit trieben. Später kam das Werk vorwiegend in die Hände der Jesuiten, die durch ihre Einmischung in Handel und Kolonial- Verwal- tung, so wie durch äussere Gewaltmaassregeln gegen rückfällige Eingeborne &c. demselben wenig förderlich waren. Nach Beseitigung derselben waren hauptsächlich Dominikaner auf den Phi- lippinen thätig. Doch scheint nach verschiedenen Berichten gegenwärtig die Mission dort wenig in Blüthe zu stehen, obgleich über 3 Millionen Eingeborne sich als Christen bekennen*), die

*) Manila ist Sitz eines Erzbischofs , unter dem die Bischöfe von Nueva Segovia, Nueva Caceres und Zebu stehen.

abei' uebcu den katholischen Formen ziemlich viel von ihrem alten Heidenthum beibehalten haben. Sie werden Tagalen genannt und sind wahrscheinlich stammverwandt mit den Alifuren. Doch nicht Alle haben sich bekehrt. Verschie- dene Stämme, vermuthlich mit einer Seelenzahl von 1 Million, haben sich in die Berge zurück- gezogen, wo sie, von den Spaniern Indios ge- nannt, meist wenig belästigt leben. Auf Luzon rechnet man 200,000, auf Mindanao 800,000. Ausserdem aber giebt es in den unzugänglichsten Theilon, besonders der beiden genannten Inseln, etwa 25,000 Negritos (Austral - Neger , Papuas; vergl. Polynesien No. 1), wie sie sich noch, ausser in Neu-Guinea, auf den Andamaneu fin- den und auch im Innern der Halbinsel Malaka*) und vielleicht Borneo's vorhanden sein sollen. Sie scheinen der Mission noch ganz fremd geblieben zu sein.

Endlich haben wir hier noch eines anderen, erfreulicheren, katholischen Missionsfeldes zu ge- denken, das unsere Karte zeigt: Anuam, das, von Märtyrerblut getränkt, gewiss auf die Theil- nahme eines jeden Christen rechnen darf. Unter jene Indo-Chinesi sehen Völker (vergl. zu No. 18) wurde im Laufe des 17. Jahrhunderts durch Jesuiten (Franzosen, seit Stiftung der „Congre- galion für auswärtige Missionen" meist mit dieser

*) Unter dem Namen Samangis.

in Verbindung) und 'Dominikaner (Portugiesen und Spanier) das Christenthum in erfolgreichster Weise eingeführt, trotz mancher schweren Ver- folgung und unglückhcher, aus Portugiesischen Ansprüchen entstandener Patronatsstreitigkeilen. In dem nördlichen Theile, Tongking, dessen östliche Hälfte den Dominikanern übertragen ist, sollen in den ersten 1.3 Jahren 82,000 Bekehrte getauft worden sein, während in dem südlichen, Cochinchina, die Zahl derselben diese Höhe nicht erreichte. Zeitweise waren die politischen Verhältnisse der Ausdehnung der Gemeinden günstig, doch blieben die Missionare dann öfters nicht frei von einer Einmischung in dieselben, welche eine Reaktion mit den grausamsten Ver- folgungen hervorrief. Die ganze weitere Geschichte dieser Mission ist überhaupt eine Kette von Ver- folgungen, die trotz eines von Frankreich und Spanien erzwungenen Dulduugsvertrages im In- nern noch jetzt fortdauern und aus denen viele Beispiele edelster Standhaftigkeit und Märtyrer- freudigkeit berichtet werden. Trotz aller auge- wandten Mittel ist es keineswegs gelungen, die Christenzahl zu vermindern, vielmehr ist dieselbe fortwährend gewachsen und beträgt nach den neuesten Angaben (nach dem Madras Catliolic Directory, 18G8) über 1,280,000 mit 53 Euro- päischen Missionaren und 205 Nationalpi-iestern.

Die Apostolischen Vikariatc siud auf der Karte selbst angegeben.

Amen N? 19.

N**. 18 u, 19. Birma und Siara.

Diu vurlicgeiiden Blätter sttdlco uns die Indo- chinesischen Gebiete dar, so weil dieselben bis- her Schauplatz evangelischer Missionsthätigkeit geworden sind. Im Norden ist die sie umfas- sende Hinter-Indische Halbinsel von jenen mäch- tigen Gebirgssystemen eingehegt, die nach We- sten zu mit dem Himalaja zusammenhängen und gleicherweise sich bis jn die Regionen des ewigen Eises erheben. Von diesen streichen mehrere, immer noch bedeutende, Ketten gegen Süden (wie die westlichen und östlichen Yomadoung), breite Ebenen zwischen sich führend. Zahlreiche Bäche winden sich durch die letzteren den mächtigen Strömen*) zu, welche majestätisch dahin ziehen, bis sie in viel gespaltener Deltabildung das Meer erreichen. Es ist ein herrlicher Blick, von einem der Vorhügel jener Ketten über die unabsehbare Fläche mit üppiger Vegetation nach rechts und links zu schauen, durch die sich wie ein breites Silberband in gemessener Bewegung der Strom schlingt; an seinen Ufern grosse Städte, über- ragt von den Kuppeln und Spitzen buddhistischer Pagoden, jenseits die dunkelblauen Berge, wie in Duft gehüllt. Nach der anderen Seite gewandt, gewahrt man dagegen ein wellenförmig bis zu den Gipfeln aufsteigendes Gebirgsland, von dich- tem Urwald überzogen, über den hie und da eine Rauchsäule die einsame Lage eines Dorfes andeutet. Dort hausen verschiedene Stämme, deren Unterschied von den vorherrschenden Ebe- nenbewohnern , namentlich in Birma , und mit Hinsicht auf die Mission charakteristisch ist. Gemeinsam haben beide jenen oben angedeuteten Indo - Chinesischen Typus. Die Verwandtschaft mit China tritt besonders in den agglutiniren-

*) Irawaddi, Sittang, Monam, während der SalwSn seine Bahn durch eine engere Gobirgsspalte gebrochen hat. Grumiemann: Missionsatlas. I, 4.

den"*) Sprachen hervor, die hier indessen mit alphabetischen , aus Indien entiehnlen Zeiclicu geschrieben werden. Der Hauptunterschied be- ruht auf der verschiedenen Kulturstufe. In der Ebene ist der Buddhismus mit seiner eigen- thümlichen Kultur seit vielen Jahrhunderten hei- misch, während auf den Bergen (wie in den nördlichsten Gegenden überhaupt) sich ein roher, unbestimmter Dämonen- [Nat-] Kultus erhalten hat. Die Anhänger desselben sind entweder sanfte, von den herrschenden Buddhisten seit langer Zeit unterdrückte Völkchen, wie die Ka- renen, oder wilde Stämme, wie die Rothen Ka- renen'**) (Karen -ni), die muthig ihre Freiheit aufrecht erhalten haben. In Siam sind auch die Bergbewohner mehr oder weniger einem, jedoch sehr mit anderen heidnischen Elementen ver- setzten Buddhismus zugethan. Überhaupt ist derselbe in Hinter- Indien keineswegs rein er- halten, trotz der Tausende von Klöstern (Kyoungs), in denen Schaaren von Mönchen wohnen, die allein der Religion zu leben vorgeben, ernährt von dem Eifer des Volks, das mit diesen ver- dienstlichen Werken das Heil zu erwerben meint. Durch derartige Leistungen wird aber jener die Buddhisten bezeichnende Stolz erzeugt, mit dem sie sich über die Bekenner anderer Religionen weit erhaben dünken und der christlichen Mis- sion so grosse Schwierigkeiten machen. Die frü- hesten Anfänge der letzteren von katholischer Seite reichen bis ins 17. Jahrhundert zui-ück (Pegu, Siam). Mit abwechselnden Zeiten der Verfolgung und der Duldung sind diese Arbeiten von den Jesuiten (?) und der Congregation für

*) Aus lauter einsylbigon, nicht flektirten Wörtern be- stehend.

**) Nach den rothcn Beinkleidern genannt.

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aiiswürtigo Missionen bis in die neuesten Zeiten fortgesetzt wordoji.

Die evangelische Mission aber hat hier wie auf anderen Indischen Gebieten ihre Wurzeln in Seramimr. Einige Jahre (1811 bis 1814*)) wirkte der jüngere Dr. Carey in Birma. Darauf trat Judson ein, der mit Recht als Apostel Bir- ma's bezeichnet wird. So lange kein Britischer Besitz in diesen Gegenden vorhanden war, blieb die Mission sehr beengt, obgleich der tyranni- sche König (damals in Ava, S2>äter wurde Ama- ra])ura und neuerlichst Maudalay [-leh] die Resi- denz) einen Missiousarzt begünstigte. Im ersten Birmanischen Kriege wurden Arakan und Te- nasserim von den Engländern erobert (1826) und alsbald Moulmein zum Centrum der Birma- nischen Mission gemacht. Zwei Jahre später kam die letztere zuerst mit den Karcnen, einem da- mals fast ganz unbekannten Volksstamme, in Berührung, unter denen sie überraschend schnelle Erfolge cri-eichen sollte. Eine Bewegung unter diesen Waldbewohnern jjflanzte sich bald durch ganz Tenasserim fort bis Mergui hin. Auch in dem noch Birmanischen Pegu war diess der Fall. Da dort eine Station nicht angelegt werden durfte, so wurde Sandoway der Sitz der betref- fenden Thätigkeit. Im zweiten Kriege gewannen die Engländer dann auch Pegu und damit wurde Rangun die Hauptstadt, das Centrum der Mis- sion , von wo aus die auf der Karte angegebe- nen Stationen gegründet wurden.

Damit verloren die Stationen in Arakan an Bedeutung und wurden, da auf den anderen Fel- dern die Kräfte maugelten , von der Amerika- nischen Baptist Union aufgegeben. Die kleine Gemeinde in Akyab wii'd gelegentlich von Chit- tagong aus besucht.

*) Gleichzeitig wurde die. Mission in Chittagonj; bo- j^onncn, das aber in vielen Beziehungen noch zu Bengalen zu rechnen ist. Nur die Mugs [Mughs , eigentliche Ara- kaner] sind dort neben Hindus und Muhanimedaneru An- hänger des Buddhismus. Dieses fehl ist trotz der langen Bearbeitung auch bis jetzt für das Evangelium noch recht wenig fruchtbar geblieben.

' Es ist vielleicht das gesegnetste unter allen Missionsfelderu, das wir hier vor uns haben. In wenigen Jahrzehnten wurde eine Schaar von Pre- digern herangebildet, tüchtige, zum Theil bedeu- tende Männer, welche in treuer Arbeit auf be-

I

j schwerlicheu Missionsreisen die gesammelten Ge- j meinden verpäegen und zugleich in den Schulen I als Lehrer wirken oder unermüdlich weiter I durch die engen, pfadlosen Thalschluchten und durch das Dickicht der unzugänglichen Berge ihre Wege suchen , um den noch heidnischen Volksgenossen das Heil zu verkündigen. Schon vor fünf Jahren zählte man 58, ()()() bekehrte Karenen. Seitdem liegen keine allgemeinen An- gaben vor, doch lässt sich ein fortwährender Zuwachs wahrnehmen.

Es war unmöglich, alle Aussen-Stationen auf unseren Blättern zu verzeichnen. Zu Toungu gehören z. B. 130 bis 140 solcher christlichen Dörfei". Wir mussten uns dalier mit Angabe der bedeutendsten begnügen. Zu diesem Zwecke waren die betreft'enden Materialien von den an- deren Stationen gütigst geliefert. Nur über Bas- sein war es uns nicht möglich, noch rechtzei- tige Angaben zu erhalten, und wir konnten nur einige der mehi* erwähnten Aussen-Stationen an- führen.

Dort wie zu Rangun hatten wir eine Spal- tung der Karenen -Mission anzugeben. Einige Missionare waren wegen Differenzen über Ver- waltungs-Angelegenheiten aus dem Dienste der ! Baj)tist Union ausgetreten und wurden fortan von der Free Mission Society unterhalten. Auf beiden Stationen war die Arbeit unter den Sgaus*) ihnen zugefallen, während die Pwos (Pghos)"') den Missionaren, der Baptist Union verblieben. In Bassein erscheint diese Spaltung

*) Zwei ziemlich verschiedene Stämme, die ihre eigenen Sprachen haben, aber nicht auf scharf getrennten Gebieten leben. Im Norden bei Toungu heissen die Sgaus Paku.s, I während dort die Bghais .ilcn Pwos entsprechen. Nur in , geringerer Zahl linden sich ICarcnen, die mehr oder we- niger den Buddhismus angenommen haben, und zwar lie- i sonders im llangun- und Basscin-Distrikt.

jetzt durch das brüderlichste Zusammenarbeiten fast beseitigt.

Ganz getrennt von diesem Werke ist die Birmanen - Mission der letzteren Gesellschaft, welche die buddhistischen Talains (Talengs, die Hauptbevölkerung von Pegu) und die eigent- lichen Birmanen ins Auge fasst. Hier sind bei weitem nicht ähnliche Erfolge zu berichten, obgleich doch auch an einigen Orten Birmanische Christengemeinden gesammelt sind.

Im Norden ist endlich in neuester Zeit ein dritter, viel versprechender Zweig zu dieser Mis- sion hinzugekommen. Auf der unter den Ka- rcnen so erfolgreichen Station Toungu siedelten sich vor einigen Jahren Flüchtlinge aus dem Shan- (Schan-) Lande an, die, der Birmanischen Bedrückung *) entfliehend, auf Britischem Boden Schutz fanden. Unter ihnen erlangte das Evan- gelium Aufnahme und bahnte sich durch diese Vermittclung den Weg bis in die verlassene Shan-Heimath, wobei es gelang, unter den zwi- schcnliegenden Bergstämmen der Gekhos, Saukus, Jlrcks, Padoungs und Rothen Karenen der Mis- sion ebenfalls Einfluss zu verschaffen, wie die angegebenen Ausseu-Stationen zeigen.

Schliesslich ist über die Amerikanische Bap- tisten-Mission zu bemerken, dass sie in Itangun eine ausgedehnte Druckerei und in Kemendein [KemeudiueJ ein Seminar zur Ausbildung ein- geborner Prediger besitzt.

Die Anglikanische Mission (S. P. G.) wurde 1859 in Moulmein angefangen und hat jetzt eine zweite Station mit Schulen in Rangun. Es wurden auch in Henthada und einigen andern Orten am Irawaddi Schulen errichtet und neuer- lichst ist es gelungen, eine solche unter den ver- sprechendsten Aussichten in Mandaleh zu gründen.

In Siam hat die evangelische Mission noch grössere Schwierigkeiten als unter den buddhi-

*■) Die Shaii (in Siam Laos f,'cnannt) zerfallen in eine Ueiho kleiner Staaten und sind zum Theil Uirma, zum Thoil Siam tributpHiclitig. Jlive llelif^ion ist eine rohe Nuance des Buddhismus.

stischcn Birmanen. Auf Gützlaffs Empfehlung wurde sie von Amerikanischen Baptisten 1834 begonnen, denen später der Board und die Ame- rikanischen Prcsbytcrianer folgten. Die Missio- nare des Board traten bei der Bildung der Aracr. Miss. Association aus, um sich der letztgenann- ten Gesellschaft anzuschliessen. Es ist viel ge- arbeitet worden, besonders durch Verbreitung christlicher Schriften. Die Erfolge sind jedoch bis jetzt verschwindend. Die Amerikanischen Baptisten arbeiten auch unter den zahlreichen Chinesen, die an den Küsten des Golfes von Siam angesiedelt sind. Die Presbyterianer da- gegen haben in neuester Zeit ihr Augenmerk auf die Laos gerichtet und mit Gründung der Station zu Chieng-mai eine mehr versprechende Wirksamkeit begonnen.

Die römische Kirche dagegen rühmt sich ausgedehnter Erfolge und zählt auf deu angege- beneu Stationen über 7000 Anhänger. In grosser Zahl sind dieselben Abkömmlinge von Portugie- sen und deren Bekehrten, von welchen letzteren das von Indien und Ceylon Gesagte gelten mag.

Eine consequentc Schreibart der Namen Hess sich für diese Gebiete kaum durchführen. Für Birma wurden sie nach Yule wiedergegeben, wo- bei nur in u und ee in i umgesetzt wurde. Folgende Regeln mögen tVir die Aussprache ge- merkt werden:

üu = au, von den Europäern meist wie o ge- sprochen.

ai = ä oder e.

ay = eh.

u in der geschlossenen Sylbe = e.

0, wenn dem folgenden Consonanten ein stum- mes e zugefügt ist = u.

1, wenn dem folgenden Consonanten ein stum-

mes i zugcfiigt ist = ei. Das Schluss-n ist mehr oder weniger nasa- lirt.

ein, fast = eng.

Das X in den Siamesischen Nnrnen entspricht unserem ch.

N". 20.

Sumatra.

Sumatra*), nächst Java die wichtigste, nächst Eorneo die grösste Insel in Niederländisch - In- dien, wird von den Inländern Puio Pertja oder Pulo Andalas genannt. Sie ist ihi-er ganzen Länge nach von Nordwest nach Südost von Gebirgen dnrclizogen, die raeistentheils mehrere pai'allele Ketten neben einander bilden, zwischen denen sich fruchtbare Hochthäler befinden. In diesen hat die Bodenkultur, ergiebig an Reis, Pfeffer und Kaffee, ihre weiteste Ausdehnung, während die Bergabhänge, die nach der Südwest- Küste schnell abfallen, der Art mit Wald bestanden sind, dass man sagt, ein Affe würde, von Zweig zu Zweig .steigend, die ganze Länge der Insel durchwan- dern können, ohne den Boden zu berühren. An einigen Stellen gehen die Bergketten in Hoch- plateaux über, auf denen bei 3- bis 4000 Fuss Höhe das tropische Klima bedeutend gemildert ist. Die höchsten Gipfel aber, deren einige thä- tige Vulkane siud, erheben sich bis zu 10,000 Fuss über den Meeresspiegel. Nach Nordosten fallen die Gebirge allmählicher ab und gehen in ein von grossen Flüssen durchströrates Flachland über, das zum Theil einen ähnlichen Charakter hat wie das von Südost-Borneo (vergl. No. 22).

Ln ethnographischer Hinsicht lässt sich Su- matra charakterisiren als die Heimath der Ma- laien (vergl. zu No. 17), obwohl dieselben nicht die ursprüngliche Bevölkerung bilden, welche im Norden durch die Bätäks und im Süden durch die Passumas und Lampongs (?) vertreten ist. Mit Ausnahme der letzteren sind diese Stämme über- wiegend heidnisch, und zwar einem wenig aus- gebildeten Dämonendienste ergeben , obwohl sie keineswegs auf der niedrigsten Kulturstufe stehen, wie denn die Bätaks ihre eigene Schrift und Literatur haben , bei denen freilich andererseits (so weit sie unabhängig sind) noch bis jetzt der Kannibalismus, in aller Form legalisirt, geblie- ben ist. übrigens lassen sich auch bei ihnen Einflüsse Indischer Kultur und Religion erken- nen, die, wie deutliche Spuren beweisen, schon in alter Zeit in weiter Ausdehnung auf Suma- tra Fuss gefasst hatten. Bei den Malaien machte

*) Siimiitra, umgebildet aus Saiiumtara , dem Namen eines früheren kleinen Reiches an der Nurdost- Küsto, der von den Portugiesen auf die ganze Insel übertragen wurde.

Griin(l<'ni;uin : Missionsatlas. II, 0.

der Brahmanismus im 12. Jahrhundert dem Is- lam Platz , dem jetzt die grosse Mehrzahl der Bewohner Sumatra's angehöi't. Nur der Malai- ische Stamm der Redjangs verharrt noch gi'ossen- theils bei dem ursprünglichen Dämonendienst.

Politisch ist Sumatra von jeher sehr zer- splittert gewesen. Neben einigen grösseren Ma- laiischen Staaten, unter denen im Norden Atji (Atschi) bisher allein seine Unabhängigkeit be- wahrt, aber sehr in Verfall gerathcn ist, bestellt eine grosse Zahl kleiner Gemeinweseu unter eigenen Sultanen, deren manche selbst nur cin- bis zweitausend Untei'thanen beherrschen. Alle diese Staaten, mit der eben erwähnten Ausnahme, stehen unter Oberhoheit der Holländer, die um 1620 zuerst Fuss auf der Insel fassten und all- mählich ihre Macht ausbreiteten, bis sie 18.58 auch das Reich Siak und die nördlicher gele- genen kleinen Küstenstaaten ihren Besitzungen einverleibten. Diese Gebiete wurden mit der Residenz Riouw (Riau) vereini'gt. Die übrigen sind eingetheilt in die Residenzen Palcmbang, Lampong'sche Distrikte, Benkulen*'), Padang, Padang'sche Bovenlanden (Oberländer) und Ta- ' panuli. Die drei letzteren bilden das Gouverne- ment „Sumatra's Westküste". Tapanuli umfasst diejenigen Bätak - Gebiete , welche die Holländi- sche Oberhoheit anei-kennen und die nebst den angrenzenden freien Distrikten auf unserem Blatt in grösserem Maassstabe gezeichnet sind. Die letzteren befinden sich in noch weit grösserer politischer Zersplitterung als die erwähnten Ma- laien-Staaten, denn dort bildet fast jedes Dorf ein unabhängiges Gemeinwesen unter einem Oberhaupt (Radja) von geringem Einflüsse. Nur der Radja von Toba hat über eine Anzahl der- selben eine nominelle Obergewalt. Fortwährende Ki-iege zwischen den einzelnen, stets mit Palis- saden und Bambushecken befestigten Dörfern sind bezeichnend für die dortigen Zustände.

Nur die äusscrste Noth konnte einen Theil dieses freiheitsliebenden Volkes bewegen, sich der Holländischen Herrschaft zu unterwerfen. Vor einigen dreissig Jahren nämlich drangen nniliammedanische Malaiiiu, von fanatisdien An-

*') Ist nur Assistent- Residenz.

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fiihreru zur sogenannten Padri-Sckto organisirt, von Süden her in die Bfitak - Länder ein , um dieselben sich und dem Islam zu unterwerfen. Alle , die dazu nicht geneigt , wurden nieder- gemacht, und so verwandelten sie bald die blü- hende Provinz Ankola in eine Wildniss, wo noch jetzt das blassgrüne Allang - allang- Gras weite Strecken bedeckt, die einst menschlicher Fleiss aus Urwald in fruchtbare Felder verwandelt hatte. Ein Stamm nach dem andern würde dieses Loos getheilt haben , wenn nicht die zunächst Beidrehten die Holländer zu Hülfe gerufen hät- ten, welche die fanatischen Feinde niederwarfen und hier wie dort ihre Herrschaft befestigten. Hieraus ergiebt sich, dass Ankola das Grenzgebiet des Islam gegen das Batakische Heidenthum bil- det, doch kommen auch in Sipirok bereits Mu- liammedanfsr vor, während die muhammedani sehen Rätaks in Ankola keineswegs durchweg feste Anhänger des Islam sind. Die Grenze zwi- schen den freien und den Holländischen Bätäks ist schwer anzugeben, da die offiziellen Berichte selbst darüber schwanken. Die Karte zeigt die Grenze, über welche thatsächlich der unmittelbar Holländische Eintiuss nicht hinausgeht. Tapa- nuli umfasst mehrere hinter einander liegende ' bewaldete Bei'gketten mit geringer Bevölkerung. Um Sibogha sind allerlei Kolonisten des Indi- schen Archipels vertreten (vergl. zu No. 17). Sipirok ist ein stärker bevölkertes Hochplateau, umgeben von höheren Bergen. Sigorapulan ist ein schmales Thal, vom reissenden Batang-torru durchströmt, mit zahlreichen Seitenthälern, Silin- dong endlich ein breites Hochthal, wohlbewässert, mit üppigen Reisfeldern und starker Bevölkerung.

Hiermit haben wir den Schauplatz der evan- gelischen Mission auf Sumatra angedeutet, die, erst in neuester Zeit begonnen, bald einen schö- nen Aufschwung genommen hat. 1819 bis 1825 hatte zwar die Englische Baptisten- Mission in I'adang, Benkulen und Sibogha Arbeiter gehabt, die aber, als Sumatra aus dem vorübergehenden Englischen Besitz wieder an Holland kam, wei- chen mussten, ohne viel Früchte gesehen zu haben. 18;5.'} machte der Amerikanische Board einen Versuch, doch die beiden Missionare Muuson und Lyman fielen bald als Märtyrer bei Sisakak. Erst 18.50 sandte die Missionsgemeinde Ennelo in Holland (>inen Missionar nach Sipirok, der aber wie sein bald l'olgeinder Genosse später zur

Rheinischen Mission überging, die nach Acr Nie- derlage auf Borneo sich den Bataken zuwendete, in deren Sprache durch die Holländische Bibel- gesellschaft bereits Theile der Heiligen Schrift übersetzt waren. Die Zahl der auf der Karte angegebenen Stationen deutet den guten Fort- gang des Werkes an. Namentlich wächst die Zahl der Bekehrten in Silindong schnell. Zwei andere von Ermelo ausgegangene Missionare, die in Ober -Ankola thätig sind, werden jetzt von der Gesellschaft für Innere und Äussere Mis- sion zu Batavia und dem mit derselben verbun- denen Java-Comite unterhalten. Zu Padang und Benkulen arbeiten römisch-katholische Missionare.

Schliesslich haben wir noch hinzuweisen auf das im Carton dargestellte neueste Arbeitsfeld der Rheinischen Missions -Gesellschaft auf der Insel Nias. Ein den Bataken verwandter, noch heidnischer Stamm, 2- bis 300,000, nach ande- ren Schätzungen 800,000 Seelen stark, bewohnl die gebirgige fruchtbare Insel. Auf der Nord- küste hatten lange Zeit die Atjinesen ihre Herr- schaft befestigt und betrieben aufs Stärkste die Sklaveuausfuhr. Dadurch waren viele Niaser nach Padang gekommen, wo sich Missionar Den- ninger ihrer annahm, ihre Sprache lernte, um dann schliesslich nach Nias selbst überzusiedeln (1865). Zu Gunong Sitoli wurde die Hauptsta- tion gegründet. Eine zweite ist vor Kurzem in Fagulö unter dem Stamme der Ono Limbu au- gelegt. — Die Bevölkerung der Insel zerfällt in viele Stämme, von denen wir die hauptsächlich- sten auf der Karte mit Ziffern angeben konnten, deren Erklärung hier folgt:

X. Garamo.

XI. Ironodjo.

XII. Madjinga.

XIII. Ononamalo.

I. Larago.

II. Ironogco.

III. Ironodjei.

IV. Laha^'o.

V. Onodjihura.

VI. Ironodjono. VII- Lahomi.

VIII. Ironolasf.

IX. Ironohuna.

XIV. Maroo.

XV. Nojo.

XVI. Lafau (Lapauw).

XVII. Modjai (Modjeija). XVm. Ono Limbu.

Anmerkung. Dio Spezialkarte der Bätük - Gcliiete, obwohl nach den besten vorhandenen (iuellon bearbeitet, wird, sobald die Gegenden erst genauer topographisch aufgenommen werden, einige CoiTekturpn erfahren. Nach Abschluss unseres Elattes erhalten wir die Notiz, dass in der Ecke oben links und so in der unten rechts die Distancen im Verhiiltniss doppelt zu gross seien. Von l'andjuranapittu bis Saitnihuta z. B. sei es nur eine Meile. Da die vorhandenen Karten, so wie die in den Kheiuischen Missionsbl.'itteni verarbeiteten unpublicirtcn Skizzen von den Uelsen der Missionare in dieser Beziehung noch un- lösbare Schwierigkeiten bieten, so enthielten wir uns jeden Versuches einer abermaligen Bearbeitung der Karte, die erst bei nnsreicliondorem Material möglich sein wird.

21.

Java.

Mit Recht ist Javti*) iil« die köstlichste Perle in Hollands Krone bezeichnet wurden. Denkt man an die herrliche Natur, die dort er- habene Pracht mit üppigster Fülle verbindet, oder an die reiclien Erträge , auf die sich der bekannte Wohlstand des herrschenden Volkes stülüt, so mag man jenen Ausdruck riclitig fin- den. Auch hat Holland an Java alle Sorgfalt gewendet, die man einem theuern Kleinod zu Theil werden liisst, und das Ergebniss, was Eu- ropäischer Einfiuss auch in jenen Ländern wirken kann , S2)ringt bei' Java im Vergleich mit den anderen Inseln des Archipels auffallend in die Augen. Doch eins fehlt noch: dieser Juwel glänzt noch nicht im Lichte der Gnadensonne, das doch durch keine menschliche Kultur ersetzt werden kann. Die ernstlicheren Bcsti'ebungeii, unter dem hier so üppig wuchernden Muham- medanismus dem Evangelium die Thüren auf- zuthun , sind , wie wir sehen werden j neueren Datums.

Die Insel kommt mit ilirer Länge der Ent- fernung von Wien bis Paris gleich (140 Meilen). An der Südseite ist die Küste schroff und hat wenig Häfen; diese finden sich mehr an der Nordküste, wo wenig unterbrochene Mangrove- Wäldcr ein flaches AUuvialufbr säumen. Dem Terrain nach scheidet sich Java in eine west- liche und östliche Hälfte, welcher Unterschied in den verschiedensten Bezieliungeu maassgebend bleibt. Im Westen haben wir ein Bergland vor uns, das bei mächtigen Erhebungen bis zu 12,000 Fuss weite Hochplatcaux I- bis 2000 Fuss über dem Meere bildet. Im Osten dagegen steigen aus einem Tiefiande vereinzelte Berggruppen mit noch liöhcren Gipfeln auf. Hier wie dort sind melirere Vulkane noch thätig. Die flachen Re- gionen, die also vorzugsweise östlich liegen, He- fern Reis und Zucker in Fülle, während auf jenen Plateaux mit ihrem vulkanisclien Boden die sauber gehaltenen Kaffeepllanzungen , be- schattet von luftigen Dadapbäuracn, gedeihen.

*) Tanna Djava der Eingeborneii, daher richtiger Dschava auszusprechen.

firundemann : Missionsattas. II, (i.

Die 13 Milliuueu übersteigende Bevölke- rung*) scheidet sich, abgesehen von den an vielen Orten lebenden Malaien, Chinesen &c., in zwei Stämme mit verschiedener S[)rache and Sitte. Westlich wohnen die kräftigen Sundanesen, öst- lich die schlafferen **) eigentlichen Jävanen. Unter diesen hat der Islam zuerst und am tief- sten Wurzel gefasst; jene sind zwar auch durch- gängig nominell demselben ergeben , doch ist unter ihnen das heidnische Wesen, das er auch unter den Javanen nicht ganz überwunden hat, in noch stärkcrem Maasse vorhanden. Java war, wie noch zahlreiche Denkmäler zeigen , vorher durch den Brahmanismus hindurchgegangen, dann durch den Buddhismus, der im 14. Jahr- hundert ausgerottet wurde ***). Erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts begannen die Portugiesen sich niederzulassen , deren Herrschaft bald der Holländischen weichen musste. Mit Erlangung der Oberhoheit über das grosse Reich von Ma- taram (Djokdjokarta) wurde letztere über die ganze Insel ausgedehnt. Die Holländer haben nach einer sehr erfolgreichen Politik die alte Verfassung , Gesetze , Rechtspflege &c. bestehen lassen, überall durch Vermittelung der inländi- schen Fürsten die Zügel straff anziehend. Von allen Erzeugnissen des Bodens wird ein bestimm- ter Theil beansprucht und zu den eingeführten Kulturen werden Dienstleistungen gefordert. Da- durch ist es möglich geworden, Java zu der er- giebigsten Kolonial -Besitzung zu machen. Für die inländische Bevölkerung ist diess Verfahren nicht gerade drückend , vielmehr hat es durch die Zucht, in welclie hier ein Volk niedriger Stufe genommen wird, entschiedene Vorzüge vor einer Kolonial- Verwaltung, welche unentwickelte Stämme behandelt wie Glieder eines entwickelten politischen Lebens. Wie aber angedeutet, fehlt

*) Die Bevölkerungs-Dichti^'kcit Java's ist fünfzehn bis dreissig Mal grösser als die der anderen Inseln des Indischen Archipels.

**) Besonders durch Opium und Wollust. ***) Es bestehen nur sehr t;eringe llestc buddhistischer Bevölkerung in Bantam (Baduincn) und brahnianischer am Tenger - Gebirge.

34

das Eine iiuf Juva. Buö Eostc, was aus- Europa dorlliiu kümmcii solilc, christliche Gesittung, hat mau nicht bloss gleichgültig hiutaugesetzt, son- dern sogar ängstlich verliiudert oder heschräiikt, wähi'end dem Islam ausgedehnter Vorschub ge- leistet wurde, aus liesorgniss, dass nicht der Fa- natismus misövergnügter Moslems die Sicherheit der Herrschaft erschüttere. Zwar waren in frü- herer Zeit auch auf Java einige Christengemein- den in der zu No. 24 charakterisirten Weise gesammelt worden, doch nur in beschränkterem Maasse. Reste derselben haben sich noch erhal- ten zu Batavia und Depok (Malaiisch)*). Die neuere Mission aber konnte Java erst berühren, als die Engländer auf einige Jahre (1811 bis 1815) die Herrschaft hatten. Arbeiter der Londoner Mission und der Englischen Baptisten**) stell- ten sich bald ein, wendeten sich aber mehr den Chinesen und Malaien als den Javanen zu. Auch nach Wiedereintritt der Holländischen llegierung durften sie bleiben , doch war die Wirksamkeit durch vielerlei Einschränkungen selir gehindert, bis endlich 1842 allen nicht Holländischen Mis- sionaren jegliche Thätigkcit in den Holländischen Besitzungen untersagt wurde. So blieb nur die llotterdamer üesellschaft , die seit 1820 in Ba- Lavia und Umgegend Arbeiter hatte, in Thätig- kcit. Diese erhielt jedoch erst nach der Visita- tionsreise des Inspektors einen neuen Aufschwung. Samarang wurde Missions-Station und es wurde ein zweites, durch die gesegnete Wirksamkeit des Uhrmachers Emde in Surabaya in seltener Weise vorbereitetes Feld in Angriff genommen. Modjo Warno ist dort das Centrum, von wo aus sich die Mission auch nach Kediri und Malang ausbreitete ***).

1851 bildete sich in Batavia selbst ein Verein

*) Zu Tugu ist aus alter Zoit eine Portuf^iosischc Gemeinde iibrifi geblieben.

**) Zuüatavia; lotütero spater zu Saniaraujj, vorübcr- ^eliond iu Salatiga.

***) Wir übergelieu liier die neueren Vorgiiuge in der gcnauuten Gesollscliaft, die auch auf ihre Mission auf Java nicht ohne Rückwirkung blieben. Darüber sehe man die Bemerkungen zu der Liste sämmtliehcr Missions- Qcsellschaftcn, die am Schlüsse folgen soll.

für Innere und Äussere Missi,on , dem sich als Holländische Abtheilung das Java - Comite zu Amsterdam anschloss. Derselbe wirkt in Batavia und Umgegend , namentlich unter Malaien und Chinesen, und nahm mehrere Gossner'sche Brü- der in seinen Dienst. Seit 1854 begann der mennonitische Missions - Verein zu Amsterdam (Doopsgezinde Vereeniging) sein Werk zu Dja- para, während die 1858 gegründete Nederl. Zendingsvereeniging insbesondere die Sundaue- sen in's Auge gefasst hat, denen sie vor allen Dingen eine Bibel-Ubersetzung in ihrer Sprache zu liefern bemüht ist; zu Cheribon uud ludra- maju aber wirkt sie vorzugsweise uuter Chinesen.

Endlich hat auch die Nederl. Gereformeerdo Zendingsvereeniging auf Java ihr Feld gefunden, zu Tagal (die Station wird Klein - Bethesda ge- nannt), wozu nun auch Purbolingo in Banjumas gekommen ist, während ihre bisher zu Ungaraug bestehende Station jetzt nach Samarang verlegt wird.

Die Utrecht'sche Mission hat nach mancher- lei Schwierigkeiten in neuester Zeit die Missions- Arbeit auf dem benachbarten Bali in Angriff genommen, wo grösstentheils noch der Buddhis- mus licrrscht.

Alle diese Bestrebungen , die grösstentheils noch zu jung sind , um ausgedehntere Erfolge darzubieten, berechtigen doch zu der Hoftuung, dass auch auf Java die lange Versäumniss der Missionssache wieder gut gemacht werden wird; denn Holland hat angefangen, die schwere Ver- nachlässigung seines besten Kleinodes einzusehen. Seitens der Regierung freilieh wird die Mission immer noch wenig unterstützt, oft sogar be- schi'änkt, während sie sich von humanistisclien Bestrebungen mehr zu versprechen scheint. Da- hin ist ein neuerlichst gegründetes Seminar zur Ausbildung inländischer Lehrer zu Bandong zu rechnen, an dessen Sintze ein Mann steht, der mit unermüdlichem Eifer für die Hebung der Sundauescu auf rein liumanistischem Wege ar- beitet. Schliesslich werden aber auch solche Unternehmungen doch dem Ileiclie Gottes mit dienen müssen.

GOTHA .IL'STl'S PKKTHKS.

l

22. Boriieo.

Bornoo, die zweilgröasle luscl der gauzuii Erde, trügt ihren Naiueu bei den Eiiropiieru nach dem jetzt Bruuoi gcuannieii, auf der Nordwest- «eite gelegenen Reiche, während sie auf Ma- laiisch Tanna Kalarnatan (K'lema(an) heisst. Sie besteht aus einem bisher noch wenig erforschten Hochlande, das sich an markirto Gebirgszüge anlehnt, welche von einem Kern in der Mitte nach verschiedenen Richtungen streichen. Wilre <li(!ses Bergland überall von einem glcichmässi- gen Alluvialrandc umgeben, so würde die Insel eine verzweigtere Gestalt, hie und da mit tief einschneidenden Buchten , darstellen. Letztere sind jedoch durch Flachland ausgefüllt, durch- strömt von mächtigen Flüssen, die, in der Regen- zeit übertretend, die ganze Gegend weit und breit unter Wasser setzen. Dadurch ist die ge- ringe Bevölkerung des Landes bedingt, die sich in diesen Theilen lediglich an den Flussufern niedergelassen hat, während weiter nach innen nur dichter Urwald gefunden wird. Auch an den breiten Flüssen ist derselbe nur den auf liühen rtahlen gebauten Kampongs (Dörfern) und einigen Reisfeldern gewichen. Grosse Strecken weit aber beschattet auch dort üppige Wildniss die Ränder der Wassermasse, welche die ein- zige Strasse zur Verbindung der menschlichen Wohnsitze darbietet.

Die Bewohner Borneo's werden als Dayak bezeichnet, eine gemeinsame Benennung, welche die verschiedenen Stämme umfasst, die sich als Ngadju*), Ot-Danom &c. bezeichnen, von denen noch nicht ausgemacht ist, ob sie alle ethno- grai)hisch zusammen gehören. Sehr fraglich ist j diess bezüglich der im Innern auf sehr niedriger j Kulturstufe stehenden Orang - Ot , die man zu- ' weilen für Papuas gehalten hat. Überwiegend sind aber die eigcnthümlichen Bewohner Bor- neo's jedenfalls verwandt mit den Alifuren auf |

*) Woraus die Europäer Biadju gemacht haben. Grundeniann : Miasionsatlm. II, 6.

Celebes, den Bataken auf Sumatra &c. Frei leben sie nur im Iimern der Insel. Die Küsten- striche sind meistentheils von eingewanderten inuhammedanischcn Malaien eingenommen , die eine ganze Reihe von kleineu Staaten bilden, jetzt unter Botmässigkeit der Holländer. Letz- tere haben seit der Mitte des 17. Jahrhunderts auf Borneo Fuss gcfasst und dasselbe, mit Aus- nahme der nördlichen und nordwestlichen Ge- biete, allmählich ihrem Kolonialbesitze zugefügt. Die Eintheilung scheidet die beiden Resideutien : Wester Afdeeling und Zuider en Oester Af- deeling. In der erstei'en, namentlich um Sam- bas, bilden eingewanderte Chinesen, die ursprüng- lich als Goldwäschcr gekommen waren, einen beträchtlichen Bruchtheil der Bevölkerung (über 20,000). In der letzteren sind mehrere der kleinen Staaten von Bugiiiesen von Celebes be- völkert, die mit yVrabern auch in anderen Theilen der Insel als Kolonisten vorkommen und wie diese Muhammedauer sind. Die Zahl der auf Borneo lebenden Eurojjäer ist sehr gering (1857 260).

Die Mission hat erst vor 30 Jahren auf Bor- neo ihre Anfänge gemacht, abgesehen von einer vorübergehenden katholischen Mission in Bandjer- massin zu Ende des 17. Jahi'hunderts. 1835 begann dort die Rheinische Missions-Gesellschaft, fand aber unter der rauhammedanischen Bevölke- rung einen wenig günstigen Boden, so dass ihre Wirksamkeit bald überwiegend den Dayaken von Pulopetak zugewendet wurde, unter denen der letzte der Hallischeu Missionare (Berger) um jene Zeit schon eine Station gegründet hatte, mit der er später selbst in den Dienst der ge- nannten Gesellschaft übertrat. Von dort aus dehnte sich die Thätigkeit allmählich nach dem Kahayan so wie nach dem nördlichen Sihong und Patei aus. Die Erfolge waren langsam, doch gab es auf allen Stationen schon kleine Gemein- den, als der bekannte Aufstand von 1859 das

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ganze Werk zerstörte, wobei siebeu Personen aus den Missions -Familien als Mäi'tyrer fielen. Seitdem hielt die Rheinische Mission durch einige ihrer Missionare den Posten zu Bandjermasing iu zuwartender Stellung, wiihrcnd die übrigen

I

nach Sumatra übersiedelten (vgl. No. 20). Erst I in neuester Zeit hat die liegierung die Wieder- auJ'nahme einer Station in Kwala Kapuas ge- stattet, wo die llesle der zerstörten Gemeinden gesammelt sind. An einigen anderen Orten sind vorläulig nur eingcborne Lehrer thätig.

In den westlichen Gebieten arbeitete der Amerikanische Board seit 1839 vorzüglich unter den Chinesen zu Sambas, Poutianak und Mon- tradü. Nur zu Karangan wurden Anfänge unter den Dayaken gemacht; 1850 jedoch gab man das Feld wegen geringen Erfolges auf.

Das früher zu Brunei gehörige Saräwak ge- hört seit 1841 dem Engländer J. Brooke, der

sich hier zum liadja emporzuschwingen gewusst und sich mit seinem Lande unter Britischen Schutz gestellt hat. Unmittelbar Britisch ist das Inselchen Labuan, wo eine Kohlen - Station er- richtet wurde. Fiir diese Kolonie ist seit 1855 ein eigener Bischof angestellt, der aber zu Sa- räwak seinen Sitz hat, wo er schon seit 1848 als Missionar unter den Dayaken thätig war. I Diese Mission hat sehr guten Fortgang und zählt bereits auf den sieben angegebenen Stationen 1683 Bekehrte aus verschiedenen Stämmen. Darunter sind iu Saräwak selbst auch Chinesen. Das Werk wurde früher von einer eigenen Ge- sellschaft getrieben, hat sich aber nachher an die Ausbreitungs-Geselischaft angeschlossen. Endlich haben wir noch der katholischen } Mission auf Labuan zu erwähnen , die auch in I der Stadt Brunei eine Station haben soll.

Berichtigung.

Paiigko sollte aul dum i echten TItei iles Kuliajaii liegen, üi derselben Höhe, wo es die Karte jetzt auf dem linken zeigt.

&OTHA : JUSTUS PERTHES.

N«. 23. Celebes und die

(Vergl. pjrläutcrung

Unter dwi grossen Sunda-Tnsolii zcifthiiot sich ; Celebes durch seine sonderbare Gestalt aus, hat j aber mit Borneo dem ganzen Baue nach grosse j Ähnlichkeit. Hier wie dort nämlich laufen von | einem Knotenpunkte aus Gebirgszüge nach vor- ; schiedenen Richtungen, zwischen denen sich auf Borneo grosse , zum Thcil noch sehr sumpfige j Flachländer gebildet haben, während auf Celebes di(!se Bildung noch bevorzustehen scheint. Die Meerbusen, welche die von den erwähnten Ge- birgszügen gebildeten Landzungen trennen, sollen nämlich allmählich au Tiefe verlieren. Das In- nere der Insel ist noch sehr wenig ertbi'scht. Die Gebirge, die, zum Theil schroffe Küsten bil- dend, bis au's Meer vordringen, zum Theil aber mit einem flacheren Streifen umgeben sind, haben ausgedehnte Wälder; doch finden sich auch die sonst auf diesen Inseln selteneren Wcidegründe. Die Bevölkerung ist sehr dünn*) und concen- trirt sich am meisten auf der südwestlichen inid der nördlichen Halbinsel. Die erstere (siehe den mittleren Carton links) wird von zwei Stämmen bewohnt, die mit den Bataken auf Sumatra und den Daj'^aken auf Borneo gleicher Abkunft sind: Makassaren und Bugis (Buginesen). Beide haben ihre von einander ziemlich abweichenden, wohl- lautenden S])rachen und stehen auf nicht gerin- ger Kulturstufe ; sie waren aber noch lange Zeit nach dem ersten Besuche der Portugiesen (152.'j) Heiden. Erst im Laufe der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts nahmen sie den Islam an, zu dessen Ausbreitung die letzteren viel beigetragen haben, da sie, ein seefahrendes und handels- lustiges Volk, sich ähnlich wie die Malaien durch

*) Gewöhnlich, aber unsiclier, auf 3 Millionen ge- scliätzt. Wäre Celebes bevölkert wie Java, so würde es 1.5 Millionen zählen.

Gnindpmann : Mi.t.iionsatlas. II, G.

Residentschat't Ternate.

/u Asien, No. 17.)

den ganzen Archipel verbreiten und von Aljin bis Neu-Guinea auf allen bemerkenswerthen In- seln Ansiedelungen gegründet haben , die mi) dem Mutterlande in regem Verkehr sü^hen.

Dort wie unter den Makassarcsn ist jetzt der Islam neben sehr bedeutenden heidnischen Re- sten*) fest eingewurzelt. Das einst mächtige Reich von Makassar ist sehr gesunken, seitdem es sich der Holländischen Macht unterwerfen musste (1669). Es herrscht dort eini' Art Lehnswesen, durch welches das Land in viele kleine Fürsten- thümer zersplittert ist, in denen die Edlen (iin schwelgerisches Leben tührcn . während das grossentheils leibeigene Volk durch Wollust, Spiel und Opium sehr entsittlicht ist. An einigen Orten giebt es schon lange kloine christliche («cmeinden, die aber jetzt sehr verkommen sind.

Seit 1847 Hess die Niederländische; Bibel- Gesellschaft eine Makassarische Übersetzung durch den an Ort und Stelle gesandten Dr. Matthes anfertigen, auf dessen Anregung die Niederlän- dische Mis.sions-(iesellschaft (Zendelinggenoot- schap) 1852 dort eine Mi.ssion zu Bonthain und Bulekomba begann, die aber 1864 mit dem Tode des zuletzt allein gebliebenen Goudswaard ihr Ende fand, ohne bis jetzt (n-neuert zu werden.

Gossner'sche Brüder wirkten in Makassar selbst unter manchen Beschränkungen, bis sie 18.'j8 wegen politischer Verhältnis.sc ihre Schule zu schliessen angehalten wurden.

Von den anderen Theilen von Celebes deuten wir nur an, dass die Küsten hie und da mit kleinen Malaiischen, rcsp. Buginesischen Reichen besetzt sind, mit denen das Gouvernement nur

'') Es kommt sopjav hie und ila noch oll'onbarer Uötzen- (lienst vor.

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laue Verbindungen unterhält und oft nur mit Mühe den bestimmten Tribut (z. Th. in (lold- , staub) einziehen kann , während einzelne sogar rechte Schlupfwinkel für Seei'äuber sind , alle aber Sitze des Islam. Im unerforschten Innern dagegen leben heidnische Alifuren (Alfuren), meist noch auf niedriger Kulturstufe. Sie sind ebenfalls verwandt mit den Bätaks und Dayaks, denen sie näher stehen als die oben erwähnten Stämme. Wir lernen sie näher kennen in dem interessantesten Theile von Celebes (vielleicht des ganzen Archipels), der Minahässa von Me- nado, welche den äussersten Theil der nördlichen Halbinsel einnimmt (siehe den oberen Carton links). Herrlich ist die tropische Landschaft. Bis an's Meer drängen sich die dicht bewaldeten Berge, die immer mehr reichen Kaffee*)- und Kakao -Gärten Platz machen, während frische Reisfelder die von klaren Bächen durchströmten Thäler fiillen. Von fern schauen blaue Gipfel herüber, deren einige stets durch kräu.selnde Rauchsäulen ihre vulkanische Thätigkeit verkün- den, während sich zu ihren Füssen Hochebenen mit lachenden Feldern und Pflanzungen aus- dehnen. Ein freies Volk, in vielen mit einander verbündeten Stämmen**), lebte hier seit Alters, das schon im 15. Jahrhundert die Versuche des andringenden Islam standhaft abgewehrt hatte, um bei seinem hergebrachten Dämonendienste zu verharren. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts gründeten die Portugiesen eine Niederlassung, (loch gelang es ihnen nie, ihre Herrschaft über die nächsten Küstenplätze hinaus auszudehnen. Sie versuchten auch eine katholische Mission, die jedoch nur vorübergehend und ohne blei- benden Erfolg war. Den Holländern, die sich im folgenden Jahrhundert hier festsetzten, ge- lang eine; weitere Unterwerfung des Landes

■) Das liiesige Produkt ist in neuester Zeit sclinell IjerüLnit geworden und gilt auf dem Jiuropäisclicn Markt sclion als <lie zweitbeste aller Sorte«.

**) Daher der Name MinaLiissa = Bundosgenossen- scliaft; früher acliricb man Mcnahasse, neuer! icbst lindet man Minabäsa.

I eben so wenig; doch schien der Erfolg ihrer Geistliehen grösser, die von Java aus ab und zu die Besitzungen bereisten und bald zu Menado, Kema, Amurang und Mogondo (Mongondau) einige hundert Getaufte zählten. Leider waren dieselben dadurch erzielt, dass sämmtlichen unterworfeneu Häuptlingen bei Gelegenheit solchen Besuches

! aufgegeben wurde, je nach der Kopfzahl ihrer Dörfer eine Anzahl Leute zur Taufe zu stellen. Missionar Kam fand auf seinen Reisen die so entstandenen Gemeinden in kläglicher Lage. 1822 wurde ein vorübergehender Anfang ge- macht; jedoch erst mit Hellendoru (1827) be- gann die eigentliche Missionsarbeit, für die nun, nachdem die sämmtlichen Stämme sich den Hol- ländern untergeordnet hatten, auch die inneren Landschaften geöffnet waren. Als Apostel der Minahässa verdienen J. G. Schwai'z und J. F. Riedel (Schüler Jänicke's) genannt zu werden, die, in Einfalt namentlich der letztere in der sehlichten Weise eines Deutschen Stundenhal- ters — wirkend, Schaaren von Alifuren für das Evangelium gewonnen haben. Jener wohnte in Langowaug , dieser in Tondano , am Ufer des prächtigen See's. Seitdem ist das Werk schnell gewachsen und bildet den Kern der alten Rotter- damer Mission. Neben den angegebenen eilf Hauptstationen, auf denen Europäer thätig sind, unterhält dieselbe über 120 Schulen, während eine etwas kleinere Zahl von der Regiennig unterhaltener unter Aufsicht der Missionare steht. Nach dem letzten Jahresbericht hatten die Ge- meinden im Laufe eines Jahres durch die Taufe einen Zuwachs von 412 Erwachsenen und 1S78 Kindern erhalten. Die Gesammtzahl der Christen beträgt 63,397, die der Communikanten 12,21'.). Heiden sind unter den Alifuren 37,976, Muham- mcdaner 2657, Chinesen 1493. Machen sich in den jungen (Jemeinden nun auch immer noch mancherlei Mängel fühlbar, da das Volk von Natur dem Müssiggang und Trunk ergeben, sinu- lich und sehr reizbar ist &c., so zeigt doch ein Blick auf die gedeihenden Gärten und Felder,

so wie auf die freuudlicheu Dörfer mit ihreu von immer blühenden Eoseuheckeu umgebeneu weissen Häuschen in deren Mitte das schlichte Kirchlein nicht fehlt , dass hier ein tiefgrei- fender Umschwung vor sich gegangen ist.

Südwestlich von der Minahüssa liegt das Eeich holäang Mongoudau, dessen Fürst jetzt nahe daran ist, Muhammedaner zu werden, wäh- rend das Volk, 40, 000 Seeleu stark, mit gerin- gen Ausnahmen noch im Heidenthume verharrt. Doi'thin drängt die Mission sich auszubreiten und die Gründung einer Station ist in Vorbe- reitung.

Nördlich von hier liegen die Saugir - Inseln (Cartou oben rechts), die im IB. Jahrhundert, als eben erst der Islam auf sie einzudringen anling, von den Portugiesen christianisirt wurden. Als später die Holländer auch hier die Hei-r- schaft gewonnen hatten, verfuhren die rundrei- senden Prediger der Compagnie ähnlich wie in der Minahässa. Jedoch politisch vernachlässigt, waren die Gemeinden auch kirchlich noch mehr als dort in Verfall gerathen. Zum Thcil waren sie schliesslich doch Muhammedaner geworden; andere , bei weniger christlichen Fonnen , nicht besser als Heiden. Hierher lenkten sich beson- ders die Bestrebungen des Dom. Heldring, der zusammen mit Gossner mehrere Brüder dorthin sandte, die noch auf dem harten Acker in treuer Arbeit stehen. Ähnlich verhält es sich mit den Talaut - Inseln, zu denen von der Missions -Ge- meinde zu Ermelo in Holland (Dom. Witteween) zwei Brüder geschickt sind und noch dort unter- halten werden.

Weiter zeigt uusere Karte noch die wenig bekannte, ebenfalls von Alifureu bewohnte Insel Djilolo, von den Ternatanen Almaheira genannt, die zur R^ideutschaft Ternate unter dem Gou- vernement der Molukken gehört. Erst in neue- ster Zeit hat der Utreeht'sche Missions - Verein

dort eine Missious-Statiou zu Galeki gegründet, mit der ökonomische Versuche in Dokolamo ver- bunden sind. Für eine zweite Station ist Popilo I in Aussicht genommen. Die Verbindung mit den j Missionaren wird über Ternate unterhalten, eben ! so wie nach Neu-Guinea , das deshalb , so weit j es für's Erste der Mission wegen in Betracht ' kommt, ebenfalls auf vorliegendem Blatte zur Darstellung gebracht ist (Carton unten links).

Dieses Land gehört zu den bisher von Eu- ropäern am wenigsten besuchten. Grosse Küsten- strecken desselben hatten im Laufe der letzten 200 Jahre kein einziges Europäisches Schiff ge- sehen, bis sie in neuester Zeit eine Holländi- sche Expedition aufsuchte. In's Innere vorzudrin- gen, ist überhaupt noch nicht gelungen. Es gilt als Holländisches Gebiet, doch beschränken sich die Beziehungen auf die durch den Sultan von Tidore unterhaltenen Verbindungen mit der Küste von Neu-Guinea, die früher durch die Sklaven- jachden seiner berüchtigten Hongi- Flotte sehr verderblich waren und auch jetzt wohl nicht den besten Einfluss üben. ])urch dieselben hat der Islam hie und da an den Küstenplätzen bereits Grund gewonnen. Die Einwohner, Papuas, ge- hören zu den rohesten und wildesten aller jetzigen Völker. An das schwere Werk, unter ihnen das Evangelium zu pÜanzen, machten sich zuerst zwei Gossner'sche Brüder (1855), die mit grosser Ausdauer unter den äussersten Schwierigkeiten aushielten, wobei ihnen die Holländische Eegie- rung einige Unterstützung gewährte. Vor einigen Jahren hat sich der Utreeht'sche Missions-Verein des Werkes angenommen und Arbeiter (zum ! Theil ebenfalls durch die Gossner'sche Mission vermittelt) dorthin gesandt, so dass jetzt bereits ' die vier angegebenen Stationen : Doreh (Dorey), Mansinama (Dorf auf der kleinen Insel Manas- wari), Meoswar und Ron (Röhn, Rhun), gegrün- det sind.

24. Die mittleren und siidlichen Molukken nebst Timor und den benachbarten Inseln.

Seit der Entdeckung des Seeweges nach Ost- Indien wurden die Molukken durch ihren Ge- würzreichthum ein besonderer Anziehungspunkt für die seefahrenden Nationen Europa's. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts bemächtigten sich die Portugiesen dieser Inseln, deren Bewohner, meist Alifuren, sie noch wenig von dem Islam berührt fanden, welcher in den westlichen Thai- len des Archipels bereits zur Herrschaft gelangt war. Die Heiden wurden, so weit möglich, zum Christenthum bekehi't und die Inquisition (von Goa aus) wusste ihre Mittel anzuwenden, um den neuen Glauben aufrecht zu erhalten. Diese mit Gewalt herbeigeführte schnelle Umwandlung hat dem Christennamen in jenen Gewässern und im ganzen Archipel unauslöschliche Schandmale aufgebrannt, die bis jetzt der christlichen Mis- sion dort die grösste Schwierigkeit bereiten und sicherlich auch mit beitragen, der muhammeda- nischen Mission manchen Vorschub zu leisten. In jener Portugiesischen Zeit gab es gute Chri- sten, die als eben so tüchtige Kopsneller bekannt waren, und irgendwo soll die Sitte, an der Brühe gekochter Feindesköpfe sich Kraft zu trinken, auch unter den Christen fortbestanden haben. Das Schicksal dieser Bekehrungen traf jedoch nur die Punkte, an denen die Portugiesen Nie- derlassungen und Forts gründeten ; somit wurden auf den grösseren Inseln, wie etwa Ceram, Buru, nur die äusseren Ränder der Bevölkerung be- rührt. Die Stämme, welche zwischen den wal- digen Bergen des Inneren wohnen, sind bis auf den heutigen Tag in ihrem alten Heidenthum geblieben, andere kleinere a,ber, wie Amboina und Banda, waren alsbald völlig zu jenem Na- menchristenthum hinübergezogen. Jene erst- genannten bieten ein weites, dringend zur Ar-

Gnindemann : ilisiionsaHas. 11,6.

! beit aufforderndes Missions - Gebiet dar. Die \ Portugiesen hatten sich mit jenem Verfahren j keineswegs die Herzen gewonnen. Da sie aus- serdem eine drückende Tyrannei über die Ein- geborneu ausübten, so waren diese froh, in den Holländern, die zu Anfang des 17. Jahrhunderts sich bei diesen Inseln öfters zeigten, ihre Retter herbeirufen zu können, die nach der Erobei-ung Amboina's die Herrschaft an sich brachten. Diese setzten an Stelle des katholischen alsbald das reformirte Bekenntniss, ein Unterschied, von dem die Eingebornen sehr wenig verstanden. Eine höchst unzureichende Anzahl Geistlicher sollte für die geistlichen Bedürfnisse der aus- gedehnten und weit vertheilten Gemeinden sor- gen, deren Sprache sie nicht verstanden, wofür das Malaiische mit seiner im gelehrten Styl ab- gefassteu Bibelübersetzung wenig Ersatz bot, da schon das Vulgär-Malaiisch vielen jener Christen unverständlich blieb. Auch die Holländer wussten sich im Übrigen eben so wenig wie ihre Vor- gänger die Liebe ihrer Untergebenen zu gewin- nen. Vielmehr hat auch von ihnen die Geschichte Züge kaum glaublicher Grausamkeit zu berichten. Dadurch wurde das Christenthum natürlich wenig gefördert, bürgerte sich aber im Laufe der Zeiten als etwas Gewohnheitsmässiges ein , zumal da mit demselben gewisse äussere Vortheile ver- I knüpft waren.

So gingen zwei Jahrliunderte hin , während deren der Islam , still wirkend , einen Posten nach dem andern zu erobern wusste (namentlich \ durch die Küsten-Ansiedelungen der Malaien und Buginesen), und jetzt zählt er auf manchen In- j sein eben so starke Gemeinden wie die christ- lichen, während er die letzteren auf anderen übertrifft. Seine Bekeluteu fand er sowohl aus

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den Heiden als aus deu Nameuehristeü. Erst mit 1815 begann hier eine Belebung der evan- gelischeu Mission durch den rastlosen Eifer Jos. Kam's, der, wenn er auch oft etwas zu sangui- nisch verfuhr, doch 18 Jahre hindurch, mau kann sagen, eine apostolische Thätigkeit entfal- tete. Er stand im Dienste der Regierung, war | aber Missionar der llotterdamer Missions-Gesell- j sehaft (Zeudeliuggenootschap), die ihm eine Reihe von Arbeitern nachsandte, welche zum Theil von Amboina aus auf Kundreisen die zerstreuten Gemeinden regelmässiger besuchten , zum Theil sich auf einzelnen Inseln niederliessen, z. B. auf Buru, Ceram, den Uliassers (d. i. Haruku, Sapa- rua, Nusalaut), Letti, Moa, Kisser. Letzteres ge- schah jedoch oft nur für einige Jahre, indem man- cherlei Schwierigkeiten die Aufhebung solcher Stationen veranlassten und die Thätigkeit in diesen Gemeinden wieder auf einzelne Besuche beschränkten. Eine anhaltendere Missions-Thä- tigkeit fand zu Knpaug auf Timor und dem be- t nachbarten Kotti Statt. Am erstgenannten Orte ist ein früherer Missionar der genannten Gesell- schaft jetzt als Regierungs-Hülfsprediger zugleich j für die Mission thätig, auf Rotti der (rossner'- sche Bruder Pape.

Das Ceutrum der Mission in diesem Theile

des Archipels war immer Amboina. Dort er- richtete die Rotterdamer Gesellschaft eine Reihe von Stationen und ein Seminar zur Ausbilduug inländischer Lehrer. In deu letzten Jahren aber sind diese Anstalten so wie die Stationen auf deu benachbarten Inseln (Ceram, Uliassers) von jener Mission losgetrennt und unter die prote- stantische Kirchenverwaltung zu Batavia ge- stellt worden , da die Gesellschaft ihre Kräfte mehr concentrii'en zu müssen meint. Die Mis- sionare sind vorläufig noch in ihrer Thätigkeit und wir haben die betreffenden Orte angedeutet. Die Regelung dieser Verhältnisse Seitens der Regierung ist noch nicht erfolgt.

So kommen wir denn zu dem traurigen Schluss , dass diese heri'lichen Inseln mit ihrer majestätischen und doch üppigen Natur, mit ihren Tauseuden von Namenchristen, die so sehr der evangelischen Leitung bedürfen, und mit ihren hie und da 10- bis 20,000 Seelen zählenden heidnischen Völkern, die mit jedem Jahre dem Muhammedanismus mehr und mehr in die Hände zu fallen drohen, nach einer Zeit regerer Missions - Thätigkeit jetzt wieder stark vernach- lässigt werden. Gott gebe, dass die Sache seines Reiches auch hier bald wieder aufs Neue und nachhaltiger belebt werde!

UND JAPA

mUtjvm^al Sauptstadi

oDürtrirt

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5 PERTHES

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W. 25. Asien.

China und Japan.

China (richtiger Tschina), von seinen Bewoh- nern das „Reich der Mitte" genannt, hatte sich his vor Kurzem im stolzen Selbstgefühl, das seine uralte Kultur ihm verlieh, schroff abge- schlossen gegen alle Einflüsse christlicher Na- tionen, die ihm nur als Barbaren des Westens erschienen. In Bezug auf diess ausgedehnte Reich, dessen Fläche die Europa's um Bedeutendes über- trifft, während es fast ein Drittheil sämmtlicher Erdbewohner umfasst, musste daher unsere Kenntniss sehr beschränkt bleiben. Die Vor- stellungen, die wir uns davon zu machen pflegen, liegen der Wirklichkeit oft um so ferner, als die über einzelne Theile gelieferte Schilderungen auf das Ganze übertragen worden sind, wodurch Unrichtigkeiten veranlasst wurden, wie sie etwa bei Anwendung einer Beschreibung Spanischer Zustände auf ganz Europa, also z. B. auch auf Russische Verhältnisse, der Pall sein würden. Immerhin hat das Chinesische Regierungssystem Jahrtausende hindurch viele Unterschiede jenes grossen Völkerkomplexes erfolgreich zu nivelliren gewusst. In einem Reiche jedoch, das einerseits die Tropen-Zone erreicht, während andei'e seiner \ Gebiete dem nordischen Klima nahe kommen, bleiben Verschiedenheiten genug, die ein ein- heitliches Urtheil auch über das Volksleben sehr beschränken müssen*).

Dennoch giebt es Vieles, was allen Chinesen ! in den 18 Provinzen gemeinsam ist. Die Masse ! der Bevölkerung lebt vom Ackerbau. Die aus- ' gedehnte Industrie mit ihren bewunderungs- würdigen Erfindungen findet sich im ganzen Reiche. Dieselbe Schriftsprache bildet das Ver- kehrsmittel für die Gelehrten in allen Gegenden, während die Volksdialekte doch so weit ab-

*) Daher muss man vorsichtig sein, ivenn man etwa das Elend des Chinesischen Heidenthums durch Einzeln- heiten illustriren will. Es ist eine grohe Unwahrheit, wenn man den Kindermord als charakterische Illustration für ganz China anführt. Derselbe kommt nur in be- schränkten Gebieten und beschränkt durch Zeit- und an- dere Verhältnisse vor.

Grandemann : Mitaioniailas. II, 7.

weichen, dass ein ungebildeter Mann von Amoy etwa in Futschan so wenig als in Kwang tung (Canton) sich verständlich machen kann*). Die Religion, wie sie im Volksleben zur Erscheinung kommt, ist überall die gleiche, wenn sie auch aus sehr verschiedenen Quellen entsprungen ist. Koug-fu-tsz (Confucius) war es (im 6. Jahrhun- dert vor Chr.), der die alte Verehrung der Geister und Dämonen nicht verdrängte, aber ihr nur eine beschränkte Stellung in seinem rationali- stisch-moralischen System gewährte. Neben die- sem hat der wenig jüngere Täuismus (Taismus) des Lau tsz (Lao tse) nicht in so weitem Maasse Eingang gefunden. Die Anhänger desselben, einem groben Mysticismus ergeben , leben in Klöstern und als Einsiedler. Sie sind als Zau- berer und Geisterbeschwörer reuoramirt und haben in der Provinz Kiang si ihre Hauptsitze. Viel später drang von Indien her der Buddhismus ein. Hier wird er Lehre des Fo genannt und ist mehr als irgendwo veräusserlicht und zu todtem Formelwesen erstarrt. Er hat das Land mit seinen Klöstern übersäet und neben die Erinnerungshallen des Kong-fu-tsz die zahlreichen Buddha-Pagoden erbaut. Aus diesen Elemen- ten hat sich die Chinesische Volksreligion ge- bildet, die bei den niederen Klassen sich na- mentlich als Aberglaube zeigt, während sie bei den gebildeten einer flachen Aufklärung mit allerlei Tugendschwätzerei Platz gemacht hat. Doch sind die Opfer, welche mit Verbrennung von Goldpapier den Ahnen und Geistern dar- gebracht werden, allgemein.

Die Schäden des socialen Lebens finden sich besonders in den dichtbevölkerten Gegenden der östlichen Provinzen, wo Städte von mehreren Hunderttausend Einwohnern nicht selten sind. Die Mittel, denselben entgegenzuwirken, fehlen

*) Da die Dialekte für die Mission von der grössten Wichtigkeit sind, so wurden dieselben nach den von ihnen beherrschten Gebieten durch verschiedene Parbentöne an- gedeutet. Die Erklärung der betreffenden Ziffern siehe am Schluss.

41

nicht ganz; es giebt vielmehr zahlreiche An- stalten für Waisen, Kranke, Altersschwache, Blinde u. s. w. Auf dem Lande, wo die Bevöl- kerungs-Dichtigkeit nicht sehr gloichmässig ist, herrscht vielfach eine völlige Unsicherheit, der gegenüber auch die Behörden sich als ohnmäch- tig erweisen.

Der Bildungszustand ist begreiflicher Weise auch nicht überall gleich. Die einen fristen in grosser Unwissenheit unter den einfachsten For- men ihr armes Leben, während audere aus der ausserordentlich reichen Literatur eine Menge von Kenntnissen sammeln, durch Examina Bang und Würde erlangen und an complicirte gesel- j lige Formen gewöhnt sind, welche selbst die i Spitzen europäischer Etiquette zu überbieten vermögen.

Die Industrie hat bei den Chinesen eine be- deutende Höhe erreicht, und mit ihrer Geschick- lichkeit in allerlei Handwerken stehen sie den europäischen Völkern nicht nach. Ein reger Handel wird im ganzen Reiche getrieben und bewunderungswürdige Kanalbauten, die natür- lichen Wasserstrassea verbindend und ergänzend, begünstigen ihn. Auch für die Seefahrt fehlt dem Chinesen das Geschick nicht, und seine Dschunken sind seit Jahrhunderten im Indischen Archipel und an dessen Küstenländern regel- mässige Besucher gewesen, was dort die Grün- dung zahlreicher Kolonien , die meistens von Fuh-kien*) ausgingen, veranlasst hat. In neuerer Zeit hat sich die Chinesische Auswanderung nach Californien und Australien gelenkt, angezogen vom Golde. Trotzdem bleiben manche Gegenden so stark bevölkert, dass viele Familien keinen Wohnplatz auf festem Boden finden, sondern auf Flössen und Böten ausschliesslich auf dem Wasser leben.

Die ursprünglichen ethnographischen Unter- schiede sind, wie angedeutet, abgeschliffen. Den- j noch haben sich in verschiedenen Provinzen die j ursprünglicheren Bewohner in Sprache und Sitte selbstständig erhalten. Sie sind entweder ganz j unter Chinesischen Behörden, oder stehen unter eigenen Häuptern, die der Regierung untergeben sind, oder sie leben frei in den Bergen. Sie

*) Der betreffende Dialekt ist in den Hinter-Indischen | Kolonien herrschend. Auch Kwangtung hat eine bedeu- tende Auswanderung. Hier namentlich schliesst sich der Kulihandel an dieselbe an. '

werden überhaupt Miau-tsz' genannt, die ersteren mit dem Zusatz schuk, „reife, gebildete", die letzteren schang, „grüne, rohe". Diese sind auf bestimmte Gebiete beschränkt, deren Grenzen mit Wachtposten an allen Thal- Ausgängen wohl verwahrt sind. Sie finden sich zumeist in Kwang si, Kwei tschau, Sz'tschuen und Yünan. In letz- terer Provinz giebt es viele Muhammedaner, die, unter dem Namen der l'an si, seit einiger Zeit die westliche Hälfte der Provinz zu einem un- abhängigen Reiche gemacht haben. Uberhaupt finden sich im ganzen Reiche Muhammedaner in nicht geringer Zahl"^'), die schon seit 750 ein- drangen und sich still und allmählich durch alle Provinzen verbreiteten, was um so weniger Wider- stand fand, als sie möglichst vollständig die Chi- nesische Sitte annahmen.

Juden finden sich seit alter Zeit an einigen Orten. Kaifung in Honan ist als ihre Haupt- Kolonie zu nennen. Sie sind ebenfalls den Chi- nesen gleich geworden, i-eligiös, aber sehr ver- wahrlost.

China hat eine alte Geschichte und zählt verschiedene Dynastien, die es seit 2600 Jahren beherrschten. Im 13. und 14. Jahrhundert er- langten Mongolen die Herrschaft; im 17. Jahr- hundert ist dieselbe nach längerer Regierung der Chinesischen Mings an die noch jetzt regie- renden Mantschus übergegangen. Dieselben sind aber völlig in Chinesisches Wesen eingegangen und haben keinerlei Änderung in der Continuität des Chinesischen Reiches hervorzurufen vermocht.

Ausser dem aus 18 Provinzen bestehenden eigentlichen Reich gehören zu China weit aus- gedehnte unterworfene Gebiete, wie Tibet, die Mongolei, ein Theil von Turkestan, so wie das Stammland der Dynastie, die Mantschurei. Da diese Länder der Mission noch ferner liegen, verzichten wir hier auf eine specielle Besprechung derselben. Von den beiden letztgenannten sind in neuerer Zeit grosse Theile durch stillen be- harrlichen Kampf unter Russlands Herrschaft gekommen, das dem stolzen Reich der Mitte immer bedrohlicher nahe rückt. Von der Sec- seite her haben die übrigen eui'opäischen Natio- nen, vor Allem die Engländer, ihre Einflüsse und in mehreren Kriegen die Oeffnung einer Anzalil von Häfen für den Handel nebst aus-

*) In Canton sollen ihrer .lO.OOO leben.

gedehnten Zugeständnissen erlangt. Leider war die Veranlassung zum ersten dieser Kriege das von Christen den widerstrebenden Heiden auf- gedrungene verderbliche Opium, ein Makel, der, noch ungesühnt, seine Schatten auf den bereits so regen Verkehr Europa's mit China werfen muss. Noch reger fast ist dieser Verkehr mit Amerika, das in neuester Zeit durch die regel- mässige DampfschifFfahrt über den grossen Ocean dem chinesischen Reiche bis auf 25 Tagereisen nahe gerückt ist. Eine Reihe von Handelshäfen*) ist nun den Fremden geöifnet und selbst bis in's Herz des einst so verschlossenen Landes können auf der breiten Wasserstrasse des Yang- tsz'-kiang**) die schnellen Flussdampfer Ameri- kanischer Construction in regelmässigen Fahrten vordringen.

Dadurch sind denn auch der Mission die lange ängstlich verriegelten Thüren weit auf- gethan. In früheren Zeiten hatte allerdings dieselbe in China bereits ausgedehnten Eingang gefunden. Schon um's Jahr 636 kamen Nesto- rianisehe Missionare dorthin, die, unter der Gunst des Kaisers, dem Christcnthume bereits eine weite Verbreitung verschaffen konnten. Sicher- lich aber musste dasselbe mit manchen Chine- sischen Elementen versetzt werden, um sich halten zu können. Manche der folgenden Kaiser verboten es und suchten es zu unterdrücken. Andere duldeten es. Um 1294 kamen die ersten katholischen Missionare (Franciscaner) nach Peking und erreichten unter der damaligen Mon- golen-Dynastie nicht unbedeutende Erfolge, die jedoch durch die Verfolgungen der Miug-Dynastie ebenso wie das Nestorianische Christenthum fast vernichtet wurden. In der Mitte des 16. Jahr- hunderts konnte die katholische Mission er- neuert werden. Es waren Jesuiten, die von der Portugiesischen Besitzung Macao aus eindrangen und bald einen solchen Einfluss beim kaiser- lichen Hofe erhielten, dass in den verschiedenen Provinzen bald zahlreiche Kirchen entstanden. Durch eine Duldung des Confucischen Ahnen-

*) Den auf der Karte angedeuteten ist auch Wan-cliau beizufügen.

**) Nicht Blauer Fluss, sondern Tochter des Oceans. Der Gelbe Fluss Hwang ho ergiesst sich nicht wie früher m's Gelbe Meer, sondern mündet seit etwa 10 Jahren in den Golf von Peh-tschi-li.

dienstes, der sicher bald mit der Heiligenver- ehrung vermengt wurde, verschafften sie ihrer Lehre um so leichteren Eingang. Am Hofe wussten sie sich durch ihre raathematischen und astronomischen*) Kenntnisse und technischen Fer- tigkeiten zu halten. Zwei Männer Ricci (f 1610) und Schall (f 1666) sind besonders unter diesen Jesuiten-Missionaren als bedeutend hervorzuheben. Die Begünstigungen, die ihnen zu Theil wurden, waren allerdings unter den verschiedenen Re- gierungen sehr wechselnd. Besonders gestaltete sich ihre Lage ungünstig, seitdem ihre Gegner, die Dominikaner, hauptsächlich die angedeutete Accommodations-Methode **) zu einer Handhabe machten, um hier auf fremdem Felde über ihre Nebenbuhler den Sieg zu erringen. 1722 be- gannen die Verfolgungen , welche die Zahl der Christen im ganzen Reiche bedeutend vermin- derten; doch sollen ihrer immerhin noch 200,000 übrig geblieben sein. Am Hofe wurden einige Jesuiten in ihren Ämtern gehalten , die nach Aufhebung des Ordens den Lazaristen Platz machten. Bis in die neuere Zeit fristete die katholische Kirche in China meist eiu kümmer- liches Dasein. Vor etwa 30 Jahren wusste man ihr wieder ein Duldungs - Edikt zu ver- schaffen. Durch die neuesten Verträge hat sie dagegen (namentlich in der Herausgabe aller früher confiscirten Güter) bedeutende Vortheile erlangt. Darnach ist die Missionsthätigkeit rüstig wieder aufgenommen und die Zahl der Katholiken in schnellem Wachsen.

Da es trotz aller Bemühungen nicht ge- lungen ist, die Angabe der hauptsächlichsten Orte dieser Missionsthätigkeit in Erfahrung zu bringen***), so müssen wir uns begnügen, hier eine allgemeine Uebersicht des gegenwärtigen Standes derselben nach dem Madras Catholic Directory 1868 mitzutheilen.

*) Siehe No. 29 das noch jetzt stehende Observa- torium in Peking.

**) Nebst einer päpstlichen Bulle dagegen.

***) Der Bischof von Canton antwortete auf directe Befragung, dass jede Departements-Stadt im ganzen Reiche 1 2 katholische Priester habe. Gute Autoritäten vor- sichern , dass dies mindestens eine sehr starke Übertrei- bung genannt werden müsse, da mehrere Departements- Städte ihnen bekannt seien, in denen kein katliolisdier Priester wohne.

Apostolische Vicariate.

Europäische Priester.

Fuh kien (Fo kien)

Shan tung (Chan-tong)

Yün nan

Kwai chau (Kouy tcheou)

Ost-Sz'chuen (Sutchuen)

West-Sz'chuen

Süd-Sz'chuen

Kiang nan (umfasst Kiang su und Ngan

hwui)

Nord-Peh-chili (Pe-tche-li)

Süd-Peh-chili

Ost-Peh-chili

Ho nan

Kiang si

Cbe-kiang (Tche keang)

Hu nan

Hu peh

Shen si (Chen si) . . . Shan si (Chan si) . . . Ap. Präfeetur Kwangtung ,

Hai nan

Ap. Präfeetur Heng kong .

Kwangsi und

16 Spanische Dominicaner

5 Italienische Franciscaner ....

6 Franz. Congregat. des Miss, etrangires

» » I) )) ^ )) »> » yy 10

40 Franz.

5 p

4

3

4 3

Jesuiten . Lazaristen

Jesuiten . Lazaristen

3 Italienische Franciscaner . . . .

7 . . . .

8 . . . . 5 . . . .

9 Franz. Congregat. des Miss, etrangeres 8 Italienische Franciscaner

158

Chinesische Priester.

GemeindegUeder.

10

40j000

8

8,000

1 Semin.

3

5,000

1 ,,

2

3,000

1

)J

U

21,000

2

20

30,000

1

10

25,000

1

10

75,000

2

12

?

20,000

3

j

10,000

4

3,000

10

10,000

6

3,000

Waisenhaus der Barmherzigeu

Schwestern (Ningpo).

5

2,000

1 Seniin.

13 15 17

18,000 22,000 1 18,000 1

(1

j 9,000| 1 2 I 3,000| 1 Waisenhaus der Barmher- zigen Schwestern.) 169 |325700(), 15

In den zugehörigen Ländern finden sich folgende katholische Missionen ;

Mongolei

3

10

5,000

Shing king (Leau tung) und Mantschurei

8

Congregat. Miss, etrangeres

5,000

Tibet *)

5

yy yy yy yy

4

9,000

3

» yy yy »

15,000

Gegen die evangelische Mission war China bis zum Frieden von Nanking (1842) hartnäckig verschlossen geblieben. Man hatte sich begnügen müssen, den Chinesen im Indischen Archipel das Evangelium nahe zu bringen, wobei Malakka das Centrum bildete. Der Gründer der dortigen Anstalten, Morrison, im Dienste der Londoner Mission, hatte allerdings zuvor (seit 1807) im Geheimen in Canton zeitweise seinen Wohnsitz genommen und dort sich befähigt, die nothwen- digsten vorbereitenden Arbeiten, namentlich die chinesische Bibelübersetzung, zu liefern. Nur eine kleine Schaar Bekehrter konnte von ihm gesammelt werden. Dagegen wurden von ihm theils von Macao, theils von Canton aus zahl- reiche Schriften verbreitet, ein Säen auf Hoff- nung. In dieser stillen Weise wirkten auch die ei'sten Missionare des Amerikanischen Board, die 1830 eintrafen. Neben ihnen suchte Gützlaff als Dolmetscher der Britischen Regierung auf alle Weise mit glühender Begeisterung das Mis- sionswcrk zu fördern.

Endlich 1842 ward China geöffnet und die

*) Der Apostolische Vicar hat seinen Sitz in Sz'chuen.

Arbeiter verschiedener Gesellschaften fanden sich allmählig ein , um ihren Wirkungskreis zu suchen. Derselbe blieb vorläufig indessen sehr beschränkt, da nur eine Anzahl Hafenorte den Fremden geöffnet, jeder sonstige Aufenthalt im Lande aber streng verboten war. Durch diese Verhältnisse wurde Gützlaff zu dem Plan ge- trieben, China durch Chinesen zu bekehren. Er gründete den Chinesischen Verein in Hongkong und bald wanderten seine Agenten durch alle Provinzen. Leider passte das System nicht für den chinesischen Charakter, und musste bald nach Gützlaff's Tode (1857) unter schweren Ent- täuschungen aufgegeben werden. Es galt zu- nächst in den gegebenen Schranken zu arbeiten. Es gab in denselben auch genug zu thuu, und zu Anfang des vorigen Jahrzehnts fanden bereits Missionare von 20 verschiedenen Gesellschaften auf Hongkong, in Canton, Amoy, Fuh tschau, Ningpo und Shang hai ihre Beschäftigung.

Damals wurde China von einem Ereigniss erschüttert, das zuerst allgemein von den Mis- sionsfreunden als die Vorbereitung einer Evange- lisirung des Reiches begrüsst, nachher aber von

den meisten als Gegenstand bitterer Täuschung abgewiesen wurde. Es war die Taiping-Eebellion, die das morsche Gebäude des alten Staates nahe daran war, zum Falle zu bringen, hätten nicht die Fremden es wieder gestützt, indem sie Die, welche sieh als ihre Brüder und als Diener des- selben Gottes betrachteten , zu Grunde richten halfen. Die Taipings mussten fallen; so wollte es das Handelsinteresse. Gerne konnte man ja auch mit dem eignen Vortheil eine den ge- demüthigten Mantschu's zu leistende Unter- stützung verbinden , da diese eben erst durch den Frieden von Peking sich die ausgedehntesten Zugeständnisse hatten abringen lassen. China ist durch die letzteren der Mission erst völlig ge- l öffnet worden und die folgenden Blätter sollen | uns zeigen, welche ausgedehnten Wurzeln sie | bereits geschlagen hat. 1

Die Orthographie der Chinesischen Namen verursacht viel Schwierigkeit, um so mehr, als die verschiedenen Dialecte die Bestandtheile der- selben bis zur Unkenntlichkeit verändern. Die vorliegende Karte folgt in ihrer Schreibart durch-

weg der anotii/men : Topograph/ of China, Umif]- kong 1864, welche alle Namen nach dem Punti- Dialcct giebt*).

Ch, j und sh haben den englischen Laut = tsch, dsch uud sch.

Die Vocale stimmen mit den deutschen über- ein. Um das Wiedererkennen der Namen in an- derer Schreibart zu erleichtern, sei bemerkt, dass au anderwärts geschrieben ist eu (oder ow Engl.) äu = ao, ui = oei, ian = ien, hwa und kwa = hoa und kua, eh und oh = ek uud ok, j = sch u. s. w.

Es ist noch zu bemerken, dass die den Orts- namen beigefügte Eangunterscheidung

Fu = Departements - Hauptstadt I. Klasse Chau tcheu II.

hien (hian) Distrikt hier überall weggeblieben ist, da sie nach dem Ortszeichen leicht ergänzt werden kann.

*) Hier im Texte schien es geeignet, die Deutsche Bezeichnung festzuhalten. Es wurden nur einige, wahrscheinlich durch die verschiedenen Töne bezügliche Zeichen fortgelassen , die nur für den, der Chinesischen Sprache mächtigen, Werth haheu können.

Die auf der Karte befindlichen Römischen Nummern im braunen Druck bezeichnen die ver- schiedenen Dialecte folgendermassen :

I. Westlicher Mandarin-Dialect.

II. Nördlicher

III. Südlicher

IV. Alter Mittler Dialect (umfasst auch den Ningpo-Dialect).

V. Hwui-chau- (Hoei-cheu-) Dialect.

VI. Nan-chang Dialect.

VII. Nord-Fuh-kien-Dialect.

VIII. Süd-Fuh-kien- od. Amoy-Dial. (Mit demselben ist der Hok-lo-Dial. verwandt.)

IX. Hakka-Dialect.

X. Punti-Dialect.

Nachtrag.

Die Mission in Japan ist bisher noch auf wenige Punkte dieses Reiches beschränkt. Sie bedarf daher noch nicht einer specielleren karto- graphischen Darstellung. Dieses in vielen Be- ziehungen mit China verwandte Gebiet hat den Einflüssen des Auslandes länger zu trotzen ver- mocht als jenes; doch scheint die Zeit nicht fern, in der auch Japan nicht bloss dem jetzt von Amerika her immer mächtiger andringenden Handel, sondern auch dem Christenthume ge- öflnet sein wird. Dasselbe hatte vor Jahrhun- derten dort schon weiten Eingang gefunden. F. Xavier sammelte ausgedehnte Gemeinden, die bis gegen Ende des 1 6. Jahrhunderts auf 150,000 Mitglieder anwuchsen, und auch unter den um jene Zeit beginnenden Verfolgungen sich mehrten, bis 1635 die völlige Absperrung des Landes gegen die Portugiesen und die blutige Ausrot-

tung des Christenthums vom Kaiser angeordnet wurde. Die letztere ist scheinbar gelungen, doch kommen in neuester Zeit Reste von Ge- meinden zu Tage, die unter der Hülle heid- nischen Bekenntnisses ihr Christenthum im Ver- borgenen bewahrt hatten und nun sich wieder mit Freuden an die katholische Mission anzu- schliessen trachten.

Kanagava mit Yokohama und Nagasaki sind die Punkte, auf denen, so lange sie dem Handels- verkehr geöffnet sind, die Arbeiter verschiedener Amerikanischer, evangelischer Gesellschaften wir- ken. Lange schien dies vergeblich, doch sind nun schon Erstlinge getairft. In Nagasaki hat nun auch die Englisch - Kirchliche Gesellschaft eine Mission begonnen.

Auf der Karte ist darnach No. 2 an der betreffenden Stelle nachzutragen.

N". 26. Die Provinz KwangtuDg (Cantoii).

Vergleiche den Carton auf No. 25.

Canton ist der aus Kwangtung abgeschliffene Europäische Name der süd-süd- östlichsten unter den 18 Provinzen China's. Die Hauptstadt, die ebenso genannt wird , heisst bei den Ein- geborneu Kwang-chau-fu.

Unsere Karte zeigt den grössten Theil der Provinz , die sich nur nach Westen hin noch beträchtlich ausdehnt und das Küstenland bis zur Grenze von Tonking umfasst. Im Norden ist sie durch die Nan - ling - Kette begrenzt (1000 2000 Fuss hoch), an die sich nach Süden zu ein vielgegliedertes Gebirgslaud anschliesst, dessen meist kahle Granit- oder Kalkberge zum Theil die doppelte Höhe erreichen. Viele Bäche und Flüsse bewässern die breiten Thäler, die sich mit ihren üppigen Reis- und Zuckerrohr- feldern stark von den unbebauten Höhen ab- heben. Drei grosse Ströme sammeln alle jene Zuflüsse , um sie durch ungezählte Arme in einem mächtigen Delta dem Meere zuzu- führen. Sie bilden die immer mit Fahrzeugen aller Art belebten Verkehrsstrassen der Provinz, die bei der Hauptstadt sich vereinigen. Diese ist seit alter Zeit eine bedeutende Handelsstadt. Hier fand auch der erste ausgedehntere Verkehr der Europäer mit China seit der Mitte des vo- rigen Jahrhunderts seine Stätte, der zuvor auf das schon 1580 den Portugiesen abgetretene Macao beschränkt war. Unsere Kenntniss von China knüpfte sich daher bis zur neuesten Zeit vorzugsweise an diese Gegenden. Erst durch den Opiumkrieg wurden den Ausländern dasRecht der Niederlassung errungen und nun ent- standen die ausgedehnten Neuen Faktoreien, während in den alten nur privilegirte chinesi- sche Kaufleute, Hongs genannt, den Verkehr in Händen hatten.

Die Stadt umfasst mit ihren weiten Vor- städten über 1 Million Einwohner.

In sprachlicher Hinsicht besteht die Provinz aus sehr disparaten Gebieten. Der vorwaltende (Canton-)Dialekt ist das Punti, das im "Westen ausschliesslich gesprochen wird. Das von dem- selben sehr verschiedene Hakka hat seine Hei- inath im Nordosten in Kia yiag chau und wird von den ursprünglichen Bewohnern anderer Distrikte, die jetzt mehr oder weniger einge- wanderte Punti-Bevölkerung haben, gesprochen. Die Karte zeigt die Gebiete, wo es jetzt aus-

Grundemann : Miasiontatlas. II, 7.

schliesslich gesprochen wird*) und wo es uuter Punti gemischt ist. Die Hakka-Chiuesen gelten als roh, ungebildet und herunter gekommen, und wohnen meist in den vom Verkehr weniger be- rührten Gegenden.

In den östlichen Theilen endlich findet sich der wiederum ganz verschiedene Hok lo-Dialekt, der auf's engste sich dem Süd-Fiih kien (Amoy-) Dialekt anschliesst. Vertreter desselben sind in geringerer Zahl auch in den westlicheren Distrikten meist in der Nähe der Verkehrsstrassen zu finden. Man charakterisirt sie als leicht, gewandt, listig und verschlagen.

Es ist zu bemerken, dass jeder dieser Dia- lekte noch wieder verschiedene Mundarten um- fasst. In Nanhiung reicht das Gebiet des Mandarin-Dialekts bis in die Canton - Provinz. In Lieu chau und Lien shau giebt es noch starke Miäu tsz'-Stämme, von denen man jedoch wenig mehr weiss, als dass sie der Regierung oft viel zu schaffen machen.

Die Mission begann mit geringen Anfängen. Nur im Verborgenen hatte Morrison in der Haupt- stadt die ersten Versuche machen dürfen. Nach dem Kriege fanden sich bald die Boten Englischer und Amerikanischer Gesellschaften, um von dem Niederlassungsrecht Gebrauch zu machen. Die Thätigkeit im Hospital wurde alsbald als Hilfs- mittel der Mission angewendet. Jetzt haben die in dem am Schlüsse folgenden Verzeichniss ange- gebenen sechs evangelischen Gesellschaften, nebst zwei unabhängigen Missionaren die näher be- zeichneten Institute, deren Nummern mit denen des Planes von Canton übereinstimmen.

Von der Hauptstadt aus hat sich die Mis- sion in's Innere ausgedehnt, und hier meist rei- chere Erfolge gefunden als dort. Die Londoner haben um Pok lo ihre Gemeinden unter den Hakkas der Umgegend (Che, Märtyr. 1861). Die- selben und die Wesleyaner arbeiten in der grossen Fabrikstadt Fat schan. Letztere haben weit nach Norden bis in die Departements-Stadt der wildgebirgigen Gegend von Shau chau (Schau tschau) ausgedehnt. Die südlichen Baptisten dagegen sind dem Westfiuss gefolgt und haben ihren äussersten Punkt in Wu chau (Wu tschau),

*) Nur für den Pok lo-Distrikt müssen wir bemerken, dass sich iu demselben ^ Punti findet und zwar an den I Ufern der Ströme.

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das schon zur Provinz Kwaog si gehört. Am Ostfluss haben sie zwar auch die angedeutete Aussenstation unter Hakkas, sonst wirken sie wie die vorher genannten unter Puutis.

Die Arbeiter des Berliner Hauptvereins, die ihre Station von der südöstlichen Halbinsel seit einiger Zeit auch in die Hauptstadt verlegt haben, haben namentlich in Fa yuen (Hwayuen) ihre Gemeinden und Schulen, besonders unter Hakkas.

Die Basis des ganzen europäischen Verkehrs in diesem Theile China's ist jedoch die 1842 an die Engländer abgetretene Insel Hongkong mit der Hauptstadt Victoria*).

Auch hier hatten sich bald nach der Ab- tretung die Missionare verschiedener Gesellschaften eingefunden, nachdem sie zum Theil schon auf Malakka gearbeitet, von wo sie eine Anzahl Chinesischer Christen mit übersiedelten. Später gründete Gützlaff hier seinen Chinesischen Verein und zog die Arbeiter von drei Deutschen Ge- sellschaften heran. Jener erreichte in trauriger Weise sein Ende, diese dagegen fanden ihr Feld auf der gegenüberliegenden Halbinsel, im Si ngon- (Si non oder Sa non) Kreis*''') und zwar die Basler unter den Hakkas, die Barmer unter den Puntis, die Berliner unter beiden. Die Letzteren haben eine ausgedehnte Wirksamkeit in Dorfschulen. Die Basler endlich erlangten von hier aus erfolgreichen Eingang in dem weit im Innern gelegenen Choug lok- (Tschong-lok) Kreis, in gebirgiger Gegend unter durchgängiger Hakka - Bevölkerung.

Ein ganz von dem bisher besprochenen ge- trenntes Missionsgebiet zeigt unsere Karte im N.-O. bei Swatau. Dasselbe schliesst sich an die auf No. 27 dargestellte Amoy- Mission an. Die Bevölkerung besteht durchgehends aus Hoklos und der Dialect ist ein Zweig des Fuh kien- Dialects. Die Englischen Presbyterianer sind seit 1857 dort und weiter im Innern in Chäu-Chau (Tschau-tschau) thätig. Später fanden sich auch die Amerikanischen Baptisten ein, die einen Theil ihrer Bekehrten aus Siam hierher über- siedelten. Sie nennen den letzteren Ort in dialectisch verschiedener Form Tie-chiu.

Erklärung der Zahlen auf dem Plane von Oanton.

1. In der Kam Ii fau-Strasse 2 Wohnhäuser,) -j^^^^^^^^

Apotheke, Kapelle, Depot der britischen? .

, , 1 i Mission.

Bibclf^csellschait. j

2. Tai tsäk p'o (7te Wache), Kapelle.

3. Tai p'in t'ong, 2 Wohnhäuser.

4. Tai shap p'o (lOte Wache), Kapelle,! Knabenschule.

.5. Tsang sha (Sand street), 2 Wohnhäuser, Knabenschule, Mädchenschule, Kapelle.

o .2 'S

;äd-^

Wcsley- anische Mission.

Anierikan. Board.

American Unit. Pres- byterian.

Southern Baptist Conven- tion.

*) Siehe die Cartons; die Erklärung der Zahlen folgt hier am Schlüsse.

**) Siehe den Carton auf Nr. 25.

6. Tai suu kai (Great New Str.), Kapelle.

7. Ko tai kai (High Str.), Kapelle, Bücher-^ laden, Knabenschule , Mädchenschule

8. Fuk lun kai, Kapelle.

9. Kuk ts'ong kai (Rice granary Str.), Mäd chenschule.

10. Wang sha-Str., Wohnhaus, Kapelle.

11. Shap sam p'o (13te Wache), Knaben- schule, Kapelle.

12. Ha kau po (untere 9te Wache), Kapelle.

13. Yan tsai-Str., 2 Wohnhäuser, Kostschule und Tagesschule für Knaben.

14. Yan tsai-Str., Hospital und Kapelle.

15. Tsang sha (Sandstr.), Wohnhaus.

16. Treasury-Str. , Kapelle, Buchladen.

17. Tsang sha (Sandstr.), Wohnhaus.

18. Si pai lau Str, Kapelle, Knabenschule.

19. Tung shäk kok, Wohnhaus und Kapelle von J. G. Roberts. Nicht in Verbindung mit einer Gesellschaft.

20. Shak ki Ii, Wohnhaus und Kapelle. |

21. Pwan yu ch'it kai, Kapelle. [

22. Kau tsong hong (Old Granary Str.), Ka-f pelle. )

23. Wang sha, Wohnhaus und Kapelle von Dr. Vrooraan, jetzt Agent derBrit. Bibel- gesellschaft.

24. Tsang sha (Sandstr.) , 2 Wohnhäuser, 2 Kostschulen für Knaben resp. Mäd- chen vom Berliner Hauptverein.

25. Shameen, Christus-Kirche mit Pfarrhaus von der Engl. Gemeinde zu Canton un- terhalten, mit sonntäglichem Gottes- dienst in Chinesischer Sprache.

26— 28. Tai sin kai (New Street), Wohnhaus, j Römisch- Kostschulc für Knaben, Findelhaus, Ka- catlmiiscli pelle, Kathedrale (im Bau). \ (französ.).

Erklärung der Zahlen auf dem Plane von Victoria.

1. Missionshaus der Church Miss. Soc.

2. ,, nebst Kapelle und Schule der Basler Miss. -Ges.

3. Anglikanische Diöcesan- Schule für Mädchen.

4. Findelhaus des Berliner Frauenvereins.

5. Kapelle der Church Miss. Soc.

6. ,, ,, London

7. 2te ,, ,, ,,

8. Union Chapel.

9. Gefängniss.

10. Römisch-katholische Kirche.

11. Post- und Gerichtsgebäude.

12. Zeitungsbureaux (China Mail, Dailv Press).

13. St. Pauls College „...H^anisch

14. Kathedrale ( an^ikanisch.

15. Gouvernementsgebäude. IG. Parade-Platz.

17. Haupt- Wache.

18. Marine-Depot.

19. Arsenal.

20. Marine-Hospital.

21. Hospital für Eiugeborne.

22. 3te Kapelle der London M. Sor.

23. Seemanns-Hospital.

24. Friedhöfe, kathol., evaugel. und parsi.

A. Praya.

B. Queens Read.

C. Park.

D. Hollywood Read.

E. Caine

F. Bonham

G. Moschee.

H. Muhammedan. Friedhof.

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GOTHA .llTi'mS l'MTEliS.

N^. 27. Die Provinz Fiih kieu.

Fuh kien (Fokien) ist die an die Nordost- grenze von Kwaugtung sich anschliessende Provinz, welche, in gerader Richtung gemessen, einige 70 Deutsche Meilen der Chinesischen Küste umfasist. Letztere erhält durch die zahlreichen Buchten in Wirklichkeit eine viel grössere Aus- dehnung. Sie ist meist steil und eingefasst von vielen öden Inselchen. Die nördlichen und west- lichen Theile der Provinz sind wildgebirgig, im Anschluss an die Nan ling-Kette, die auch hier die Grenze bildet. Der Min ist hier der Hauptstrom. Seine Bedeutung als Verkehrs- strasse erhellt daraus, dass 27 bedeutende Städte an seinen Ufern liegen, unter denen die Haupt- stadt Fuh chau fu allein eine Million Einwoh- ner zählt. Sie liegt in einiger Entfernung vom Nordufer des Min, an den jedoch die wachsenden Vorstädte heran reichen. Die grösseren See- schiffe können nicht bis hieher kommen, sondern ankern bei Pagoda poiut; doch ist der Fluss mit Fahrzeugen mancherlei Art und schwim- menden Wohnungen bedeckt. Eine 420 Schritt lange Brücke führt nach dem südlichen Ufer, wo sich die Niederlassungen der Ausländer be- finden. Die Umgegend ist überaus fruchtbar und schön. Im Norden ist die Stadt von ma- lerischen Bergen im Halbkreis umgeben.

Die Bevölkerung der Provinz wird auf 15 Millionen Seelen angegeben. Im Unterschiede von den nördlicheren Gegenden findet man hier einen düsteren, zurückhaltenden Charakter. Der Fuh kien-Dialect zerfällt in verschiedene Mund- arten. Die der Hauptstadt (der Nord Fuh kien- Dialecte) ist rauh, die von Amoy stark nasalirt. Im "Westen findet sich auch der Hakka-Dialect (siehe zu No. 26).

Im Norden der Provinz sind bei den Wu-i- Bergen die berühmten Thee - Distrikte , welche den schwarzen Thee zur Ausfuhr liefern.

Qrundemann : Missionsatlas. II, 7.

Die evangelische Mission in der Hauptstadt wurde 1846 durch den Americ. Bo.ard aufge- nommen. Im folgenden Jahre traten die Amerik. Episkopal-Methodisten und bald die Engl.-Kirch- lichen Missionare hinzu. Eine Schwedische Mission war nur sehr vorübergehend. Die an- deren drei aber hatten zwar einen harten An- fang, konnten ihr Werk jedoch fortwährend aus- dehnen, wie die zahlreichen Missionsinstitute in der Stadt und die sich stets mehrenden Aussenstationen beweisen. Unter den erstcren ist von besonderer Bedeutung die bedeutende Druckerei. Die letzteren finden sich nicht bloss in der Nähe der Hauptstadt, sondern bereits tief im Innern der Provinz. Im Süden reicht die Kette derselben bis nahe an die Grenze eines andern Missionsgebietes, des von Amoy.

Diese Mission ist von der ersteren schon darum verscliieden , weil die Mundarten von einander abweichen. Amoy, der auf der Insel gleichen Namens belegene Hafenort der Depar- tements-Stadt Chaug chau fu am Drachenflusse, war schon seit langer Zeit eine Stätte regen Handelsverkehrs. Durch den Krieg 1842 wurde es den Ausländern völlig geöffnet und 1844 Hessen sich Missionare der Londoner Gesellschaft wie der Englischeu Presbyterianer dort nieder. Mit den letzteren verbanden sich bald die Boten der Holländisch - reformirten Kirche von Nord- Amerika. Alle wirken bis jetzt in schönster Ein- tracht mit einander.

Diese Mission scheint bisher unter allen evangelischen in China die gesegnetste zu sein. In vielen Dörfern auf dem Festlande sind be- reits beträchtliche Christengemeinden gesammelt.

Von Amoy aus hat in neuerer Zeit dann die Mission auch auf Formosa (Tai wan) (siehe No. 25 mit dem Carton daselbst) Eingang ge- funden. Die westliche von Chinesischen An-

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Siedlern bewohnte Hälfte dieser Insel gehört zu Fuh kien und hat den Amoy-Dialect. Die östliche Hälfte wird von Stämmen einer nie- deren Kulturstufe bewohnt, die mit den Ein- geborenen der Philippinen verwandt zu sein schei- nen. Mit holländischen Handelsverbindungen, die die spanischen nebst einer Dominicanermis- sion verdrängten , war auf der Chinesischen Seite schon im 17. Jahrhundert eine erfolg- reiche evangelische Mission verknüpft gewesen,

die mit der Abnahme der ersteren wieder in Verfall gerieth. 1865 nun ist durch die Eng- lischen Presbyterianer in der Nähe von Takäu wieder eine Station begründet Bald verbreitete sich das Evangelium auch in die Umgegend, und es bildete sich schon eine kleine Gemeinde, die neuester Zeit durch Verfolgung heimgesucht ist, bei der ein evangel. Katechist zum Mär- tyrer wurde.

N". 28. Die Missionen in

Diese beiden Provinzen , welche unter dem Namen Kiang nan zusammengefasst werden, bilden den reichsten und am weitesten entwik- kelten Theil des ganzen Chinesischen Reiches. Für die erstere ist das, von zahlreichen grossen und kleinen See'n unterbrochene Flachland cha- rakteristisch. Tausende von Canälen durch- schneiden dasselbe und geben hier wie iu Hol- land Zeugniss von dem Fleisse der Bewohner. Deiche und Dämme haben hier wie dort dem Meere selbst fruchtbares Land abgezwungen. Verkehr und Handel wird durch die natürlichen und künstlichen Wasserstrassen begünstigt, unter denen der Yang tsz kiang und der grosse nach Peking führende Kaiser-Canal hervorragen. Der Fruchtbarkeit des Landes entsprechen die zahl- i-eichen grossen Städte, deren mehrere die See- lenzahl einer Million überschreiten. Industrie und Cultur steht in entsprechendem Verhältniss. Das Centrum des hier besonders schnell gewach- senen Verkehrs mit den Ausländern ist Schang- hai. Derselbe erstreckt sich bis tief in's Innere, da ihm auch mehrere Orte am Yang tsz kiang geötfnet sind, daher die genannte Stadt immer mehr die wichtigste Stelle unter allen Handels- häfen einnimmt.

Die Provinz Che kiang ist vorwiegend ge- birgig. Die Südgrenze bildet die nach dem Meere zu sich verlaufende Nan ling-Kette, die nach Norden zu in ein mannigfaltiges Bergland übergeht. Ergiebige W^älder und Baumpflan- zungen wechseln mit fruchtbaren Feldern.

Die ausgedehnte Industrie liefert Seide, Pa- pier, Porzellan etc. Die Hauptstadt ist Hang chau, der Sitz chinesischer Gelehrsamkeit. Ning- po (eigentlich Nging-po) dagegen ist der Mit- telpunkt des ausländischen Verkehrs.

üruDdemann: il issionsaUas. II, 7.

Kiang su und Che kiang.

Bald nach Beendigung des ersten chinesi- schen Krieges begann auch hier die evangelische Mission ihre Thätigkeit. Während desselben war die benachbarte Insel Chusan (Tschusan) von den Engländern besetzt gewesen und hatte so bereits Gelegenheit für verschiedene Versuche geboten. Nach Eröffnung der Hafenstädte aber wurde Ningpo der Hauptsitz. Amerikanische Baptisten und Presbyterianer entfalteten bald eine bedeutende Thätigkeit. Letztere besonders, sowohl durch ihre ärztliche Praxis als auch durch ihre Presse unterstützt, die sich um die Vereinfachung des Druckes der Chinesischen Schrift bedeutende Verdienste erworben hat.

1860 wurde dieselbe nach Shanghai verlegt. 1848 kam auch die Englisch-Kirchliche Mission nach Ningpo.

Alle diese Gesellschaften haben nach und nach auch in der Umgegend Eingang gefunden und zahlreiche Aussenstationen angelegt. Na- mentlich der dicht bevölkerte Sanpo - Distrikt nördlich von der Stadt bot ein ergiebiges Feld für die Presbyterianische und Kirchliche Mission ; die Baptisten dagegen fanden in dem ferneren (S. - W.) Kinghwa erfreuliche Erfolge. Diese Arbeiten wurden durch die Taipings, welche

1861 Ningpo eroberten und die ganze Um- gegend hart mitnahmen, sehr gestört. Nachdem jene aber durch die Engländer zurückgeschlagen und die Gegend wieder beruhigt war, haben sich die Gemeindlein der Aussenstationen wieder zusammengefunden und sind in stetiger Zunahme begriffen, wenn sie auch hinter denen der Amoy- mission zurückstehen.

Neuer und noch minder ausgedehnt sind die Arbeiten der Englischen Unirten Methodisten (seit 1864), sowie der Unirten Presbyterianer

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aus Schottland (seit 1865), die sich beiderseits auf die Stadt beschränken. Letztere haben ein Hospital.

Von Ningpo aus haben in neuerer Zeit verschiedene Gesellschaften die Hauptstadt der Provinz, Hang chau fu, besetzen können.

In Shanghai wurde die evangelische Mis- sion zuerst von der Londoner Gesellschaft auf- genommen (1843). Sie ist die einzige, welche ihre Thätigkeit nicht auf die Stadt beschränkt, sondern eine Anzahl Aussenstationen in der Umgegend besitzt, deren wichtigste im Carton angegeben sind*). In der Stadt haben sie Ho- spital und Druckerei. Die Amerikanische Epis- copale Mission fand hier nach lOjähriger Vor- bereitung in Batavia und Macao ihr Arbeits- feld , auf dem Bischof Boone lange im Segen wirkte. An der Heranbildung eingeborner Geist- licher ist mit Erfolg gearbeitet. Auch konnte von hier aus diese Mission sich in neuerer Zeit nach Peking und Wuchang ausdehnen.

Sonst sind aus Amerika hier Presbyterianer thätig seit 1848, sowie Methodisten und Bap- tisten aus den Südstaaten (Meth. Episcop. Church South und Southern Bapt. Convention) , welche letztere trotz des Krieges, obwohl unter grossen Schwierigkeiten, ihr Werk fortführten, das nun aus ihi"er Heimath allmählig wieder kräftiger unterstützt wird. Die Methodisten arbeiten auch in Su chan und einigen anderen Aussensta- tionen. Die Baptistischen Sabbatharier (Seventh Day Baptists) wq-ren in der letzten Zeit nur

*) Auch das entferntere Su ihau gehört dazu.

durch einen eingebornen Arbeiter vertreten, ebenso die Chui'ch Miss. Society. Die Britische Bibelgesellschaft hat hier einen eigenen Vertreter, I der eine Zahl von eingebornen Colporteuren leitet.

In neuester Zeit ist in den beiden in Kede stehenden Provinzen eine ausgedehnte, energisch beginnende Mission eingetreten: Die Englische China-Inland-Mission, deren Arbeiter mit grosser Hingabe sich den Eingebornen in Tracht, Sitte

i u. s. w. möglichst accommodiren , um an tiefer

t

! im Innern gelegenen und vom europäischen Ver-

I kehr noch entfernten Plätzen ihren Wohnsitz

[ zu nehmen.

Wie die Karte zeigt haben sie in wenigen

j Jahren eine bedeutende Anzahl Stationen gegrün- det, und wenn sie auch kürzlich in Yang chau

j eine schwere Anfechtung betraf, so ist doch schon von manchem gesegneten Erfolge zu be- richten. Shanghai und Ningpo bilden die Basis für diese Unternehmungen im Innern.

Der schnell steigende Handelsverkehr auf dem Yang tsz kiang, dem bereits mehrere Plätze geöffnet sind, hat auch der Mission schou die Wege gebahnt. Londoner und Wesleyaner wir- ken seit einigen Jahren schon in Hankau, von wo aus die ersteren auch Aussenstationeu in der Umgegeud gründeten; die letzteren aber die grosse Nachbarstadt Wuchang besetzten. Die Amei'ik. Episcopalen haben sich neuerlichst da- selbst, sowie auch in Kiu kiang, niedergelassen.

(Siehe JSTo. 25 und den Carton daselbst oben links.)

^\ 29. Nord -China.

Das vorliegende Blatt zeigt uns das jüngste der evangelischen Missionsfelder in China, das erst nach dem Friedensschluss von Peking (1860) eröffnet wurde. Hier bietet die Hauptstadt den wichtigsten Punkt, der auch für die Missions- arbeit im ganzen Reiche von der höchsten Be- deutung ist. Die zwei Millionen Einwohner zäh- lende Stadt liegt nicht fern vom Pei ho, in einer flachen, sandigen Ebene, die sich weit gegen Süden erstreckt und den minder fruchtbaren Theil des Reiches ausmacht. Der früher nach Osten Üiessende Hwang (Hoang)- ho hat seit etwa einem Jahrzehnt seinen Weg in nordöst- licher Richtung erhalten und mündet nun in den Meerbusen von Peh chi Ii. Südlich von dem letzteren springt, ein breites Gebirgsland, das die Provinz Shantung ausmacht, in's Meer vor. Die- ses bildet den Übergang von jener Ebene zu den, auf dem vorhergehenden Blatte dargestellten fruchtbarsten Theilen Chiua's.

Chi fu (Cheefoo) und Teng chau (Tung chow) sind die beiden Hafenstädte an der Küste von Shantung, die für den Verkehr mit Ausländern von Bedeutung sind. Hier wurden zuerst die Erfolge des letzten Krieges wahrgenommen, um evangelische Missions-Stationen zu gründen, und zwar von Baptisten, Englischen und Amerika- nischen aus den Südstaaten, so wie von Ame- rikanischen Presbyterianern. Ein Versuch der Pariser Gesellschaft war von sehr kurzer Dauer. Überhaupt wurden diese Missionen schon im ersten Jahre ihres Bestehens bedeutend gestört durch das Vordringen roher Rebellenhorden, denen zwei Missionare zum Opfer fielen. Später jedoch gedieh das "Werk und verbreitete sich in die Umgegend, wo nunmehr bereits auf verschie-

Giundeiuanu : HiaiionnaUas. II, 7.

denen Aussen - Stationen Gemeinden gesammelt sind, die sich, trotz der neuerlichst wiederholten Unruhen, gehalten haben.

Der zweite Posten, den die Mission auf ihrem Wege zur Hauptstadt besetzte , war Tientsin, eine Stadt von 200,000 Einwohnern und Hafen von Peking, in der sich Missionare der Londoner Gesellschaft so wie der New Connexion Metho- dists niederliessen (1861). Die letzteren fanden später in dem südlich gelegenen Lauling-Distrikt ein sehr ergiebiges Missionsgebiet, auf dem bald verhältnissmässig zahlreiche Gemeinden sich zu- sammenfanden. Dieselben haben bereits harte Prüfungskämpfe zu bestehen gehabt. Auch die Londoner Mission konnte in jener Gegend er- folgreiche Aussenstationen anlegen.

Das Hauptziel der Mission in China war die Hauptstadt Peking, in der bereits 1861 die letztgenannte Gesellschaft ein Hospital errich- tete. In den folgenden Jahren fanden sich die Arbeiter der übrigen auf der Karte angedeuteten Gesellschaften ein. Die Riesenstadt würde frei- lich noch für mehr Kräfte Raum haben. Die Katholische Mission hat hier an den bedeutenden Grundstücken und Gebäuden, die in früheren Zeiten confiscirt waren, nun aber zurückgegeben sind, ihren Vorschub. Die Russisch-Griechische Mission besteht schon über ein Jahrhundert für gefangene Kosaken, die hier angesiedelt wurden, und ihre Nachkommen. Es soll ihr kaum ge- lungen sein, diese vor dem Verfall in Chinesi- sches Heidenthum zu bewahren.

Der Amerikan. Board hat endlich einen Vorposten bereits weit nach Nordwesten bis an die Grenzen der Mongolei vorgeschoben, in Kai- gan, einer Handelsstadt au der grossen, durch

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Sibirien führenden Karawanen-Strasse. Auch in dem südwestlich gelegenen Pau ting fu ist eine Aussenstation errichtet.

Nach der anderen Seite dehnte der hoch- verdiente Missionar Bums die Mission aus, in-

dem er das "Werk in Niu chwang dem nörd- lichsten der geöffneten Hafenplätze, dem Golfe von Liän tong begann. Nach seinem bald dar- auf erfolgten Tode haben die Irischen Presby- terianer dieses Arbeitsfeld aufgenommen.

ALLGEMEINER

MISSIONS-ATLAS

NACH ORIGINALQUELLEN

BEARBEITET

. VON

V

R. GRUNDEMANN

PFAKßEH ZU MÖRZ BEI UELZIG.

POLYNESIEN.

GOTHA:

JUSTUS PERTHES. 1870.

DIE

MISSIONEN IN POLYNESIEN

IN ZWÖLF KAETEN

MIT

ERLÄUTERNDEM TEXTE

DARGESTELLT

VON

R. GRUNDEMANN

l'FARKEK ZU MÖRZ BEI BELZIG.

GOTHA:

JUSTUS 1870.

PERTHES.

Alissions Atlas.

Polvnes, X? l

i 3T0NGA

MAIfOAlA

ni .irkv rHelffiivIli

'I PERTHES.

N". 1. Die Inseln des Grossen Oceans.

Der Grosse Ocean, dessen oft vom Sturm gepeitschte Finthen mit Unrecht „Stilles Meer" genannt werden, so wenig als er, weit nach Norden sich erstreckend , als Südsee bezeichnet werden kann, ist eingefasst von zwei "Weltthei- len, die er früher wie eine mächtige Kluft zu trennen schien , während er nun immer mehr das geeignete Mittelglied für einen regen Ver- kehr derselben bildet. So hat auch erst die neue Zeit den dichten Schleier aufgehoben, der lange über der Inselwelt gebreitet lag, die er um- schliesst. Es ist eine eigene Welt. Unbedeutend scheinen die Eilande, deren viele wir in der Idee ihrer Fläche nach zehnfach vergrössern raussten, um sie nur als Pünktchen in unserem Maassstabe darstellen zu können. Und doch fehlt ihnen nicht die Mannigfaltigkeit, die eine sel- tene Fülle landschaftlicher Schönheit erzeugt. So besonders bei den Hohen Inseln. Diese Klasse verdankt ihren Ursprung vulkanischer Thätig- keit. Es sind die höchsten Gipfel der reich- gegliederten unterseeischen Gebirge, die bis jetzt noch einer genaueren Erforschung sich entzogen haben. Diese Gipfel aber ragen in einigen Fällen bis an 14,000 Fuss über den "Wasserspiegel hervor, umgeben von massigeren Höhen. An manchen Orten findet sich eine fortdauernde vulkanische Thätigkeit, während fast alle Hohen Inseln Spuren erloschener Vulkane zeigen. Das Tropen-Klima, hier gemildert durch die kühlende Fluth , kleidet die Berge mit unverwelklichem Grün, während die Schluchten und Thäler nie versiegende Bäche führen. Die Vegetation ist reichhaltig. Schlanke Palmen wiegen ihre Wedel in den Lüften; üppig wuchern die breitblätte- rigen Bananen; kräftige Brodfruchtbäume liefern die Fülle treölicher Früchte, und manche Knol- lengewächse geben reichliche Nahrung (Yams, Taro etc.). Ärmlicher war ursprünglich die Thier weit vertreten. Mannigfache schön befie- derte Tauben -Arten und andere Vögel freilich girren in den Zweigen, doch von Vierfüsslern waren nur Schwein , Hund und Ratte vor- handen. Seit der Entdeckung sind Europäische

Grundemann : Misaionsallas. III, S.

Hausthiere und manche Kulturpflanzen ein- gefiilirt worden.

Das Innere dieser Inseln ist meist nicht be- wohnt; selbst da, wo es wohlzugänglich wäre, und wo auch Ruinen zeigen, dass frühere Gene- rationen dort ihren Wohnsitz hatten, leben die jetzigen Insulaner fast nur am Strande. An manchen Stellen ist derselbe- schroff mit Basalt- Felsen abfallend, an denen die Brandung furcht- bar tobt, oft aber legt sich ein fl.acher Gürtel fruchtbaren Landes um den Fuss der Berge, dessen Sandrand von einer spiegelglatten Lagune umgeben ist, die durch einen starken Korallen- Damm vor der Macht der Wogen geschützt wird. Jener Damm, von den bekannten Thierchen auf- gebaut, übersteigt die Oberfläche des Wassers wenig, ja wird oft von der Fluth überstiegen. Hie und da aber haben sich Stellen gebildet, die von jener nicht mehr erreicht werden. Weis- ser Korallensand von den zerriebenen Felsen bedeckt sie. Auf demselben sprosst niederes Ge- sträuch und die Kokos-Palme, die für jene Insel- welt so bezeichnend ist.

Mit dieser Beschreibung aber kommen wir schon zu einer anderen Gattung der Inseln, den Niedrü/en Korallen - Inseln. Sie bestehen lediglich aus solch' einer Korallen - Mauer , auf der sich jene grünen Inselchen oft in grösster Zahl finden. Bei andern ist diese Mauer so weit gehoben, dass sie eine zusammenhängende Insel bildet, die, bei mehreren Seemeilen Länge, in der Breite nur einige hundert Schritt misst. Gewöhnlich schliesst sich der Korallen-Damm zu einem Ringe zusammen, dessen Mitte dann die oben erwähnte Lagune einnimmt. Herrlich prangen in dem klaren Wasser derselben die animalischen Wälder der Korallen in leuchtenden Farben blau, gelb und roth, während schillernde Fische flink zwischen ihren Ästen dahinschiessen. Diese Schönheit der Lagune ersetzt einigermaassen, was sonst den niedrigen sandigen Inseln in ihrer Eintönigkeit mangelt. Die Vegetation, obgleich nicht karg, ist in ihren Arten hier sehr be- schränkt, während die Hohen Inseln eine viel

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reichere Auswahl bieten. Quellen fehlen, Trink- wasser lässt sich nur durch Sammeln des Regen- wassers gewinnen, doch auch die Kokosnuss mit ihrem frischen Safte beugt dem drohenden Durste vor.

Endlich haben wir aber noch eine dritte Klasse von Inseln zu erwähnen. Wie in ande- ren Gegenden ein Steigen oder Fallen des Lan- des wahrgenommen wird, so auch im Grossen Ocean. Wird eine niedrige Insel der Art ge- hoben, so kommt der Grund ihrer Lagune all- mählich in den Bereich der Korallen - Arbeit ••') ; dadurch wird dieselbe nach und nach ausgefüllt. Geht die Hebung fort, so sterben die Thierchen über dem Wasser ab und bilden den Korallen- Felsen , wie überhaupt da , wo sie den tiefsten Wasserstand überschreiten. Der Art finden wir Korallen - Inseln mit schroffen , zum Theil von der Brandung zu den sonderbarsten Gestalten unterwühlten Felswänden, die 200 300 Fuss über das Wasser hervorragen **) ; man nennt sie „Hohe Korallen - Inseln". Bei manchen ist die Erhebung noch geringer, und es finden sich die Spuren der verschwindenden Lagune als ein Sumpf mit brackigem Wasser.

Der fruchtbare Boden, der bei diesen Hohen Korallen-Inseln zum grossen Theil an die Stelle des Korallensandes tritt, hat eine reichhaltigere Vegetation zur Folge.

Diess sind die verschiedeneu Gestalten, welche die festen Plätze im Grossen Ocean aufweisen.

Ein interessantes Volk bewohnt dieselben, selbst noch ein Käthsel für die Forscher. Be- deutungsvoll dafüi", wie überhaupt Menschen auf diese Eilande kamen, sind die Strömungen, die noch jetzt Gruppen der Eingebornen nicht selten Tausende von Meilen zu entlegenen Inseln füh- ren. Woher aber kamen jene lichtbraunen Men- schen mit den schlichten schwarzen Haaren, jene schönen Gestalten mit intelligenten Gesichtern, die so vielfach durch bewunderungswürdige Fer- tigkeiten andere Völkerstämme übertrefifen , ja denen eine originale Kultur-Entwickelung nicht abgesprochen werden kann? Aus den dunkelen

*) Dieselben bauen nicht tiefer als etwa 100 Fuss. Die Inseln sind daher nicht vom Meeresgrunde aufgebaut, sondern auf Erhöhungen im Meere. Die Ringforni liisst auf Krater schliessen.

**) Z. B. die Loyalty- Inseln , die Vavau- Gruppe und andere.

Andeutungen ihrer Mythologie lässt sich nichts Genaues ermessen, doch vermuthet man meist einen Zusammenhang mit den Malaien und durch diese mit den Indiern, daher man die Race als Austral-Indier bezeichnet hat. Ihre Sprache, die sich in acht verschiedene Dialekte mit bestimm- tem Lautwechsel entfaltet hat, ist überaus weich und vokalreich. Weich ist im Ganzen auch der Volkscharakter, obwohl oft entfesselte Leiden- schaften sie von einer ganz anderen Seite ken- nen lehren. Wie wäre es sonst möglich, dass dieses Volk die grausigsten Tiefen menschlichen Verderbens erreicht hat, die kaum irgend sonst sich so wiederfinden? Der Kannibalismus mit seinen Gräueln hat zwar nicht auf allen Grup- pen Eingang gefunden, Menschenopfer aber waren wohl einst überall üblich, wie auch der Kinder- mord in engster Verbindung mit der Polynesi- schen Hauptsünde, der Unkeuschheit.

Die Verfassung ist patriarchalisch mit hie- rarchischen Elementen, welclie letztere beson- ders im Tabu zu Tage treten, jenem Bann, durch den irgend etwas für alle übrigen Men- schen gleichsam nicht mehr da und nur noch für den Häuptling vorhanden ist. Da die Be- völkerung auch kleinerer Inseln in viele Stämme zersplittert ist, ja oft jedes Dorf unter seinem Haupte ein eigenes Gemeinwesen ausmacht, so fehlte es in der vorchi-istlichen Periode nicht an fortwährender Fehde mit blutigen Kämpfen. Eine Aristokratie, die dem Häuptling zur Seite steht, bildet eine völlige Kastentheilung. Nur auf einigen Gruppen (Tonga, Hawaii Tahiti) haben es kräftige Charaktere zur Herstellung einheitlicher Reiche gebracht.

Die Religion wurzelte in einer complicirten Mythologie, die bei gemeinsamen Anklängen auf den verschiedenen Gruppen sich verschieden ge- staltet hatte. Unförmliche Götzen von Holz verehrte man an jenen einsamen Plätzen der Marals, die nur zu oft mit dem Blute der Schlachtopfer besudelt wurden.

Doch die Zeiten sind vergangen. Nirgends sonst hat in neuerer Zeit das Christenthum einen durchgreifenderen Umschwung hervorgerufen als unter den Polynesischen Stämmen. Bei Ver- gleichung der Berichte Europäischer Entdecker mit den Scliilderungen der gegenwärtigen Zu- stände muss man erstaunen über die schroffe Kluft, die sich zwischen dem „Sonst" und „Jetzt"

aufthut, um so mehr, da jeues bis iu den An- fang, ja selbst die weiteren Jahrzehnte unseres Jahrhunderts hineinreicht.

Magellan (Maghalhaes) war der Erste, der sich durch das weite Meer gewagt hatte (1519). In den nächsten Jahrhunderten fand er nur ver- einzelte Nachfolger. Der berühmte Cook erst erschloss die Inselwelt den Europäischen Ein- flüssen. Ihm folgte bald (1796) das erste Mis- sions-Schiff, der „Duff", der nach Tahiti, den Mar- qucsas- und Tonga -Inseln eine Anzahl Missio- nare der Londoner Gesellschaft brachte. Die letzteren Stationen waren jedoch nur von kurzer Dauer, und auch auf der ersteren hatte das Christenthum manche Kämpfe zu bestehen, bis es den Sieg erlangte. Von dort aus breitete es sich dann seit dem zweiten Jahrzehnt nach den anderen Gruppen aus, wobei der rastlose Apo- stel Polynesiens, John Williams, der 1839 als Märtyrer fiel, nicht übersehen werden darf. Von anderer Seite begannen die Methodisten ihre erfolgreichen Arbeiten auf den Tonga-Inseln und der Amerikanische Board auf den Hawaii-Inseln, während die Englisch-kirchliche Gesellschaft sich der Poljmesier Neu-Seelands annahm.

Die Erfolge sind grossartig. Die meisten jener Inselgruppen können als christianisirt an- gesehen werden. Die verschiedenen Dialekte sind zu Schriftsprachen*) erhoben. Lesen und Schreiben ist allgemein bekannt, die Bibel und eine chi-istiiche Literatur ist verbreitet und selbst Zeitschriften fehlen nicht. Die Wirkungen des Christenthums insbesondere können ermessen werden an der Aufopferungsfreudigkeit, mit der sich Eingebornc zu Missionaren selbst auf ge- fährlichen Posten hergeben **), während die Ge- meinden reichlichere Beiträge für kirchliche Zwecke und die Mission aufbringen, als man nach ihren Verhältnissen erwarten möchte.

Doch fehlt es den heutigen Zuständen Poly- nesiens nicht an Schatten. Es war nicht allein die Mission, die Europäische Einflüsse dorthin

*) Die Laute, deren Zahl meist auf IG bis be- schränkt ist, werden mit den entsprechenden Zeichen un- seres Alphabets geschrieben; für ng wird jedoch nur ,,g" gesetzt.

**) Die kleineren und entlegeneren Inseln werden mit eingebornen Predigern, die iu besonderen Seminaren ge- bildet werden, besetzt. Andere gehen nach Melanesien, wo für das Cbristenthum der erste Grund zu brechen ist.

brachte. Gleichzeitig begann die Handelsschiff- fahrt durch den Grossen Occan. Sandelholz, Trepang*), Schildpatt, vor Allem aber der Wal- fischfang gewährte reiche Ausbeute. Der dadurch hervorgerufene Verkehr mit den Eingebornen wirkte auf diese höchst nachtheilig. Einzelne weggelaufene Seeleute Hessen sich auf dieser und jeuer Insel nieder und gewannen grossen Einfluss, der oft nur zu verderblich angewendet wurde. Solche „Eunaways" oder andere Aben- teurer finden sich fast auf allen, auch den ent- legensten Inselchen.

In neuerer Zeit gewinnt ein gediegenerer Handel, besonders mit Kokos-01 und -Fasern, grosse Bedeutung. Ein Hamburger Handelshaus hat seine zahlreichen Agenten für denselben auf den verschiedenen, auch kleineren Inseln. Vor einigen Jahren aber erreichten die verderblichen Einflüsse wohl ihren Gipfel mit den Sklaven- schiffen aus Peru, die manches Inselehen fast entvölkert haben, indem sie die Eingebornen oft durch die schändlichsten Mittel in ihre Gewalt brachten.

Auf der anderen Seite dürfen aber auch Schatten nicht verschwiegen werden, die in Ein- seitigkeiten der Mission ihren Grund haben. Das übertriebene gesetzliche Wesen , das auf Äusserlichkciten ein Gewicht legt, das Verbot des Tabakrauchens, die mit der Kirchenzucht verbundenen Bussleistungen, die den Häuptlin- gen, ja, man sagt auch den (eingebornen) Pre- digern, Vortheil gewähren, u. s. w. gehören mit zu der unvollkommenen Schale, in die der edle Kern des Christenthums auch dort gekleidet ist.

Hier haben die Feinde der Mission immer ihre Anknüpfungspunkte gesucht. Aber auch die katholische Mission hat sich hie und da mit Erfolg einer dort einhetzenden Polemik bedient. Ihr „heiteres Christenthum" freiüch geht auch, der Zügellosigkeit Thor und Thür öffnend, ins andere Extrem über, so dass das „Lotu popi"**) unter den evangelischen Polynesieru keinen guten Klang haben kann. Die katholische Mission be- gann 1834 auf Mangareva (Gambier-Inseln, vgl. No. 9), wo sie Anfangs ihr Centrum errichtete.

*) Seewalzen (Mollusken), die gedörrt als Leckerbissen nach China gebracht werden.

**) Papst -Evangelium, so wird der Eatholicismus ge- nannt , während die evangelische Uonfession Lotu oder Lotu Beritani, Britisches Evangelium, heisst.

Später ist dasselbe nach Uea (Wallis -Inseln, i vergl. No. 6) verlegt, von wo aus der eifrige j Bischof Bataillon auf den benachbarten Gruppen Einfluss zu gewinnen sucht, da und dort frei- lich vergeblich, wie auf den Tonga - Inseln , wo das Evangelium so fest gewurzelt ist, dass selbst Französische Drohungen und Gewaltthaten dem Ifatholicismus keinen Nachdruck verleihen konn- ten. Mehr Anhang hat derselbe auf den Hawaii- Inseln erlangt.

Traurig aber ist es, dass nicht allein die Evangelischen und Katholischen einander gegen- j über stehen, sondern dass auch unter den erste- | ren Streitigkeiten verschiedener Denominationen entstanden sind, und zwar wegen der Arbeits- gebiete auf den Samoa-Inseln (vergl. zu No. 8), oder jener neue Eingriff der Anglikanischen Mission in das alte Feld der Amerikanischen } Independenten auf den Hawaii-Inseln. Die Ein- 1 geborneu, sobald sie Partei ergriffen haben, er- scliweren jegliche Beilegung solchen Streites.

Alles bisher Gesagte bezieht sich zunächst auf die Polynesicr im engeren Sinne*). Nicht alle Inseln des Grossen Oceans sind jedoch von ! diesen bewohnt. Die westlichen Gruppen süd- lich vom Äquator bezeichnet man als Melane- sien, die entsprechenden nördlich von demselben ^ als Mikronesien. (Vergl. No. 4 und No. 12.)

Das erstere Gebiet zeigt ethnographisch den entschiedensten Unterschied von dem eben be- sprochenen. Die Papuas, diese fast schwarzen muskellosen Gestalten mit dem ausdruckslosen Gesicht und dem Wust gekräuselter Haare auf dem Kopfe, stechen auffallend von den oben geschilderten Polynesiern ab. Sie stehen auf einer viel tieferen Stufe der Kultur und reden 1 eine ganz abweichende, in unzählige Dialekte zersplitterte Sprache. Nur an wenigen Punkten hat unter ihnen das Christenthum entscliiedene Siege gewonnen; zum grössten Theil sind die Gräuel des rohesten Heidenthums in vollem Schwange.

Diess Gebiet der Inselwelt steht im nächsten Zusammenhange mit Australien, resp. Neu-Guinea. Mikronesien aber, obgleich den echten Polyne- siern näher verwandt, lässt auf Beziehungen zu Ost-Asien schliessen. Die früheren katholischen

*) Auch unter diesen sind u. B. ilie Marquesas-lnsu- lancr weit hinter den anderen zurück.

Missionen auf dem letzteren Gebiete haben nicht sehr segensreiche Früchte geliefert. Die evange- lische Mission dagegen steht hier noch in ihren Anfängen.

Die übrigen Insel-Gruppen des Grossen Oceans, mit Ausnahme der hei len eben erwähnten Ge- biete, machen Polynesien im engeren Sinne aus. Zu erwähnen ist jedoch , dass die Viti - (Fiji -) Gruppe eine mittlere Stellung zwischen Melane- sien und Polynesien einnimmt. Die Bevölkerung wird als Mischlingsrace angesehen, die einerseits mit ihren östlichen Nachbarn nach Sitte, Mytho- logie, Struktur der Sprache verwandt ist, wäh- rend sie in Grausamkeit, Kannibalismus u. s. w. den westlichen Nachbarn gleicht. Bei ihr hat das Christenthum zum Theil bereits herrliche Triumphe gefeiert , während andere Theilc der Gruppe mit vollem Heidenthum ihm schroff ent- gegenstehen. Was wir von jenen anderen Insel- gruppen als das scharf geschiedene „Sonst" und „Jetzt" erwähnten, finden wir auf Viti heute noch im schneidendsten Gegensatz neben einander.

So Verschiedenes aber von den verschiedenen Gebieten des Grossen Oceans zu sagen war, zum Schluss ist noch ein Zug zu erwähnen, der alle in gleicher Weise trifft. Es ist das Aussterben der Eiugebornen. Feinde der Mission haben diese dafür verantwortlich machen wollen , mit Unrecht, denn in einzelnen Fällen lässt sich schlagend nachweisen, wie ein bei'eits schleu- nigeres Aussterben seit den Einflüssen der Mis- sion verlangsamt wurde. Auf einigen Gruppen scheint sogar seit einigen Jahren die Seeleuzah] sich gleichmässig halten zu wollen. Es ist nach- gewiesen, dass die Abnahme der Bevölkerung schon vor der Zeit der Europäischen Entdeckungs- reisen eingetreten wai". Dass sie durch den Ver- kehr mit Europäern beschleunigt wurde, steht fest. Schreckliche Epidemien (Pocken , Masern, Scharlachfieber) decimiren hie und da das Volk, still siechen Viele , oft gediegene Christen , an der Schwindsucht dahin, und Andere, namentlich die der Zucht des Wortes Gottes widerstreben, werden von dem ekelhaften Gifte der Lustseuche verzehrt. Diese zeigen die Verwüstungen des Verkehrs mit gottlosen Ausländern, jene erin- nern wehmüthig an die welkende Blume, die nach der schönsten Zeit der Blüthe alsbald hin- schwindet. Ob das Christenthum, welches das Polyuesische Volksleben innerlich so kräftig um-

gewandelt hat*), luicli äussorlicli einige dieser Stamme so weit kraftigen wird , dass sie Theil nelimeu dürfen an der noch bevorstehenden Weltentwickelung r oder ob es nur das goldene Abendroth ist, das nach stürmischem, kampf- bewegtem Leben das Ende dieser Völker mit iriedlich-mildeni Glänze erleuchtet ? Wir wissen es nicht, doch die moderne Kultur, leider viel- fach losgelöst vom Christenthum, findet unauf- haltsam ihren Weg auch zu jener Inselwelt, um so mehr, als nun auch regelmässige Dampfer die mächtigen Finthen durcheilen und immer zahlreichere, in dem dürren Australien enttäuschte Kolonisten von jenen grünen Inseln angezogen

*) Natürlich ist nicht zu vergessen, wie eben angedeu- tet, dass auch hier Unkraut und Waizen gemischt sind.

werden. Frankreich hat ihren Werth wohl erkannt, es war nicht blöde, üesitz zu ergreifen. Das empörende Verfahren auf Tahiti und neuer- dings auf den Loyalty - Inseln braucht nur an- gedeutet zu werden. Andere Inseln hat Ame- rika annektirt, das, nach Vollendung der grossen Pacific - Eisenbahn dem Zuge der Kultur von Osten nach Westen folgend, einst sein ganzes Ge- wicht dem Grossen Ocean zuwenden wird. Wie sich die politischen Verhältnisse auf den Inseln gestalten werden, das verhüllt noch der Schleier [ der Zukunft. Sollten aber auch die Insulaner unrettbar dahinschwinden, so würde man doch auch nach dem, was das Evangelium bis jetzt an ihnen gewirkt hat, sagen müssen, dass die Mission unter ihnen nicht vergeblich gewesen ist.

Zur Erläuterung des Cartons der Hervey- und Austral - Inseln

fügen wir folgende Bemerkungen hinzu.

Diese Gruppen gehören grösstenthcils zu den hohen vulkanischen Inseln. Nur einige, wie Atiu und Maugaia, haben als hohe Korallen- Inseln eine weniger beträchtliche Erhebung über das Meer und Mitiero, so wie die unbewohn- ten HuU - und Sands -Inseln sind ganz niedrig. Auf allen waltet eine üppige Vegetation, die aber namentlich auf den Hervey-Inseln zuweilen von furchtbaren Stürmen verheert wird. Die Bevölkerung bildet hier einen besonderen Zweig der Polynesischen Völkerfamilie und unterschei- det sich durch ihren härteren Dialekt. Die Be- wohner der Austral -Inseln dagegen sind mit denen der Gesellschafts - Inseln nahe verwandt. Die frühere heidnische Keligion zeigt dieselben Grundzüge, die man bei den verschiedenen Poly- nesischen Völkern findet. Den Sitten nach ge- hörten die Hervey-Insulaner zu den grausameren und auch Kannibalismus kam unter ihnen vor.

Obgleich von Cook der Mehrzahl nach ent- deckt (daher auch Cook's Gruppe genannt), wur- den die Hervey-Inseln wenig von Europäischen Schiffen besucht*), bis zur Einführung des Chri- stenthums (1823), durch die John Williams' Name unvergesslich geworden ist. Auf einigen der Inseln ging dieselbe schnell von Statten , wie

*) Was auch jetzt wegen des Mangels an u;uten Häfen nur selten geschieht.

namentlich auf Aitutaki, das in Jahresfrist völlig umgewandelt war, auf anderen waren erst manche Kämpfe zu überstehen, wie auf Mangaia. Gegen- wärtig sind die drei bezeichneten Stationen mit Europäischen Arbeitern besetzt, doch bestehen ausserdem noch sechs andere Gemeinden mit eigenen Kirchen, in denen eingeborne Geistliche wirken. Auf ßarotouga befindet sich das Semi- nar zur Ausbildung derselben. Der letzte Be- richt der Londoner Missions - Gesellschaft zählt 2117 Communikanten ; die Beiträge für die Mis- sion sind bedeutend.

Auch hier schmilzt die Bevölkerung schnell zusammen, wie folgende Ziffern zeigen:

Earotonga 1823: 6-bis7000, 1863: 2500, Mangaia 1861: 2000, 1863: 1400.

Die Austral-Inseln , die nach der einen von ihnen auch Tubuai-Inseln genannt werden, wur- den von Tahiti aus durch eingeborne Lehrer christianisirt (nur Rurutu erhielt das Evangelium von Rajatoa). Es besteht jetzt dort eine nicht geringe Zahl evangelischer Gemeinden unter der Leitung von Eingeborncn. Auf Tubuai und Ra- vaivai hat die Französische Okkupation, wie auf Tahiti, nicht ohne Schaden für die Sache des Christeuthums bleiben können.

Dazu haben dort die Mormonen ihre Ver- wüstung angerichtet. Sonst finden die Missionare

auf den regelmässigen Besuchsreisen manche erfreuliche Zustände.

llapa, das geographisch betrachtet gewöhn- lich nicht zu den Austral-Inseln gerechnet wird, gehört, was die Mission betrifft, ganz zu den- selben. In neuester Zeit ist dort eine Kohlen- Station für die Dampfer der Linie Neu - Seeland Panama errichtet, so wie Dampfer-Verbindung j mit Tahiti.

Auf alleu diesen Inseln finden sich einge- borne Lehrer.

Von den Hervcy-Inscln wurden Aussen-Sta- tionen auf den Manihiki-Insoln gegründet, so wie 1

auf Pukapuka, das zu den Tokelau - Inseln ge- rechnet wird. Durch Peruvianische Sklavenschiffe sind dieselben zum Tlieil nahezu entvölkert wor- den. Die Lage dieser Inseln ist auf Xo. 7 über- sichtlich mit augegeben, hier wurden sie spe- zieller gezeichnet. Doch lagen keine Aufnahmen vor, sondern verschiedene Beschreibungen, aus denen die ungefähre Lage und Gestalt der ein- zelnen Inselchen entnommen werden musste. Rakaanga ist zwar nach einer Zeichnung von Bellingshauseu , doch muss sie zweifelhaft blei- ben, da eine Beschreibung der Missionare auch hier von zwei Inselchen spricht.

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N". 2. Australien.

Der Australische Continent war uoch vor wenigen Jahrzehnten ein ganz unerforschtes Land. Obgleich vor mehr als di'itihaibhundert Jahren entdeckt, hatte es bis gegen den Anfang unseres Jahrhunderts die Europäische Kolonisation nicht anzuziehen vermocht. Die Anlegung der Eng- lischen Verbrecher - Kolonie an der Botany-Bai (1788) wurde der erste Verbindungspunkt mit Europa. Günstige Erfolge freiwilliger Kolonisten in Ackerbau und Viehzucht lenkten später den Strom der Auswanderung dorthin, durch den in neuerer Zeit, seit dem Aufhören der Verbrecher- Ansiedelungen (1843), Neu-Süd-Wales mit aus- serordentlicher Schnelligkeit sich zu einer Kultur erhob , welche in mancher Beziehung diejenige anderer Länder übertrifft, die Jahrhunderte lang unter den Einflüssen der Kolonisation gestanden haben. In grossen Städten herrscht eine gross- artige Industrie, an deren Seite Reichthum und Luxus stehen. Für Eisenbahnen und andere Ver- kehrsmittel, so wie alle Einrichtungen des moder- nen Lebens ist gesorgt; Ackerbau und namentlich Schafzucht mit ausgedehntem Wollhandel bilden ergiebige Hülfsquellen des Landes. Ähnliche Zustände finden sich in den anderen Kolonien auf der östlichen Hälfte des Continents, wäh- rend West - Australien zurückgeblieben ist und in keiner Weise sich zu besonderer Bedeutung aufgeschwungen hat. Es muss jedoch bemerkt werden, dass auch die erstgenannten Kolonien bei weitem noch nicht das ganze innerhalb ihrer Grenzen belegene Gebiet unter Kultur ge- bracht haben. Weite Strecken liegen noch ganz wüst, bald gänzlich ausgedörrt, bald überfluthet von Wasserläufen einer sehr abnormen Beschaffen- heit. Andere Theile sind mit einer sonderbar gestalteten Vegetation bekleidet. Mit diesen Be- merkungen wird überhaupt der Zustand des

Orundemann, Missionsutlas. III, >i.

Innern angedeutet, das noch immer, obgleich viel Entdeckuugs- Arbeit bereits daran gewandt wurde, der Forschung wichtige und schwie- rige Probleme bietet. Eine Übergangszone zwi- schen den kultivirton Thcilen und dem lunern bilden die Strecken, die freilich mit wechselndem Erfolge schon als Weideland benutzt werden und hie und da eine einsame Hirtenstatiou auf- j weisen, deren Bewohner nöthigenfalls auch dem Nomadenleben sich fügen. Au den äussersten Grenzen der sesshaften Kultur, wie sie allmäh- lich gegen die Wildniss vordringt, finden sich ähnliche Zustände des Squatter-Lebens, wie sie von Nord-Amerika her bekannt sind.

Auch in den bereits kolonisirten Distrikten sind Klima und Bodenverhältnisse nicht gleicli günstig, und vielfach haben enttäuschte Ansied- ler sich wieder zurückgezogen, so namentlich aus Victoria, das durch die Entdeckung seiner Goldfelder mit erstaunlicher Schnelligkeit eine ungeheuere bunt gemischte Bevölkerung ange- zogen hatte, zu der die Chinemi ein beträcht- liches Contingent lieferten. Die letzteren haben in dem Maasse, als das Goldöeber verschwindet, um so mehr Bedeutung, als sie mehr als Euro- päische Abkömmlinge mit zähem Floisse den ungünstigen Ackerbau -Verhältnissen trotzen zu können scheinen.

Die Eingebornen nehmen gegen die Einge- wanderten solche zurücktretende Stellung ein, wie die nun folgenden Bemerkungen dem bereits Gesagten gegenüber. Sie werden vielfach Papua genannt, sind aber von diesem (durch die Be- wohner Neu-Guinea's repräsentirten , auch als Pelagische Neger oder Negritos bezeichneten) Stamme ganz verschieden. Sie sind weit schwäch- licher und stehen in allen Beziehungen auf einer tieferen Stufe, wie sie denn überhaupt die nie-

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drigste Form des menschlichen Lebens aufweisen, j Ihr Herumstreifen, von dem sie kaum zu ent- [ wohnen sind, steht tief unter dem Nomaden- leben anderer Völker. Ihre geistigen Fähigkeiten werden im Ganzen auch von besonneneu Be- richterstattern fast so gering geschildert, wie es eine materialistische Naturforschung zur Stützung ihrer Ansichten bedurfte.

Schon bei der Entdeckung des Landes war die Bevölkerung sehr dünn. Die gräuliche Be- handlung seitens der Kolonisten, welche die analogen Vorgänge in anderen Ländern noch überbieten mochte, hat vollends in furchtbarster Weise aufgeräumt. Mehr als die Mensclienjagden richteten die Lustseuche und der Branntwein das Volk zu Grunde, von dem in den Kolonien nunmehr nur noch sehr spärliche Reste im elen- desten Zustande übrig sind, obgleich in neuerer Zeit vielfach daran gearbeitet wird, sie zu schützen und ihre Lage zu verbessern.

Die Mission hat sich dieser Ärmsten unseres Geschlechts zu verschiedenen Malen und von verschiedenen Seiten anzunehmen versucht. Fast alle diese Versuche aber endeten mit traurigen Ergebnissen. Die treueste Arbeit schien vergeb- lich zu sein und die meisten Missionare wandten sich später von dem geringen, dem Aussterben nahen und so unzugänglichen Häuflein an die grosse Schaar der Kolonisten, die dem Namen nacli Christen, hier aber wie eine Heerde ohne Hirten waren. So nahm denn die Mission immer mehr die Gestalt an, welche in England als Colonial Mission bezeichnet wird und die darin besteht, die dem Christenthum noch anhängen- den Elemente der Kolonial-Bevölkerung zu Ge- meinden zu sammeln und aus deren Umgebung durch missionirende Thütigkeit andere zum An- ! schluss an diese Gemeinden zu bringen.

Die Anglikanische Kirche wie die Englischen Methodisten treiben diese Mission in ausgedehn- tem Maasse, nachdem sie sich ft-üher an den Eingebornen viel Mülie gegeben hatten. Die er- Btere hat zwar noch (in Verbindung mit der

j Society for the Propagation of the Gospel und, wie es scheint, einer besonderen Gesellschaft in den Kolonien) einige Stationen, namentlich Er- ziehungs-Anstalten für Schwarze, die Spärlichkeit der Berichte über dieselben lässt aber auch jetzt nicht hervorstechende Erfolge vermuthen*). Die Methodisten bci'ichten über Mission unter den Eingebornen seit geraumer Zeit gar nichts.

Eine Deutsche Mission wurde von der luthe- rischen, jetzt Leipziger Gesellschaft in Süd- Au- stralien errichtet ; doch auch hier wendeten sich die Arbeiter bald den verlassenen Deutschen Kolonisten zu, bei denen sie reichlichere Erfolge fanden. Ähnlich erging es den von Gossner ausgesandten Brüdern , die in der Nähe von Brisbane in Queensland eine Station Zionhill an- legten und die jetzt ebenfalls vorwiegend unter den weissen Ansiedlern arbeiten, obwohl die Bemühungen um die Schwarzen von ihnen nicht ganz aufgegeben sind.

Dennoch scheint das arme Volk nicht aus- sterben zu sollen, ohne dass wenigstens ein Rest von ihnen noch als Zeugniss übrig bleibt, dass auch sie Menschen mit unsterblicher Seele und der beseligenden Wirkungen des Evangeliums fähig sind. Unterstützt von einem presbyteria- nischen Missions- Vereii\ sandte die evangelische Brüdergemeinde (1850) Missionare nach Victoria, die zwar zuerst auch einen vergeblichen Ver- such am Boga-See durchzumachen hatten, nach- her aber (1859) die erfolgreiche Station Ebene- zer anlegten, auf der eine Anzahl Schwarzer nicht bloss zum sesshaften Leben gebracht wor- den ist, sondern ihrer melu'ere sich nach em- pfangener Taufe in einem christlichen Leben standhaft erweisen. Eine zweite Station wurde ! in Gippsland angelegt, wo sich ähnliche Erfolge finden.

*) Wir konnten nicht genauere Auskunft darüber er- langen, ob die Anstalt zu l'oiut Macleay in Süd-Austra- lien hierher gehört oder ob dieselbe ausser Verbindung mit solcher Gesellschaft steht. Von dorther wurde vor einigen Jahren die Taufe einer Anzahl Eingeborner be- richtet.

Durch diese Erfolge angeregt beschloss man, weiter zu gehen und den von der Kolonisation weniger berührten Eingebornen das Evangelium zu bringen. Mit den grössten Schwierigkeiten wurden ebenfalls Arbeiter der Brüdergemeinde in die Gegend des Cooper Creek geschickt (1866), denen bald Hermannsburger nach derselben Ge- gend folgten, unterstützt von den lutherischen Gemeinden Süd- Australiens. Nach vielen Hinder- nissen musste die Mission jedoch bei der feind- lichen Haltung der Eingebornen aufgegeben werdeu, und zwar seitens der Brüdergemeinde, auf entschiedenes Andringen des erwähnten Ver- eins, gänzlich (1868), während die Hermanns- burger, nachdem die Lage wieder günstiger und sicherer geworden war, auf ihre Station zurück- kehrten. Die schwierigen sprachlichen Arbeiten schreiten vorwärts, auch wird bereits von Früch- ten der Predigt berichtet.

Die nördlichen Theile Australiens sind bis- her noch nicht in erfolgreicher Weise in den Kreis der Kolonisation gezogen worden, obgleich bereits Versuche gemacht wurden. Die dortigen Eingebornen scheinen von den bisher erwähnten ganz verschieden, dagegen mit den Alfuren des Indischen Archipels verwandt zu sein. Äussere Schwierigkeiten haben es bis jetzt in diesen Gegenden nicht zu einer Mission kommen lassen, die ungleich erfolgreicher sein dürfte als die unter den südlichen Eingebornen. Im Anschluss an die kleine Kolonie Somerset auf der grossen nördlichen York-Halbinsel hatte vor einiger Zeit eine anglikanische Mission begonnen. Die dor- tigen Eingebornen scheinen den Papuas auf Neu- Guinea verwandt zu sein und erwiesen sich nicht unzugänglich. Infolge der durch das Verhalten der Kolonisten zu den Eingebornen gefährdeten Lage musste dieser vielversprechende Anfang wieder aufgegeben werden.

Ein ganz neues, aber höchst wichtiges Feld hat sich der Mission in Australien unter den Chinesen eröffnet. Je mehr dieselben für die Zukunft des Landes Bedeutung haben, sollten die evangelischen Denominationen alle Kraft daran setzen, sie dem Evangelium zu gewinnen. Bis jetzt arbeiten namentlich die Methodisten und Anglikaner unter ihnen, und zwar mit Er- folg. Doch sollten mehr Kräfte auf das Werk verwendet werden.

Auf unserer Karte haben wir nur die auf die Eingebornen und die Chinesen bezüglichen Missionen näher bezeichnet, dagegen die Kolo- nial-Mission , für die ohnehin das vorstehende Blatt nicht ausführlich genug gewesen wäre, übergangen. Es mag jedoch bemerkt sein, dass sich viele Denominationen daran betheiligen, unter anderen auch Independenten , Baptisten, die United Metliod. Free Church und die Pri- mitive Methodists und Method. New Connexion, so wie die verschiedenen presbyterianischen Kirchen, deren Angehörige sich jedoch meist zu einer presbyterianischen Kirche zusammenge- schlossen haben.

Die jungen Kirchen, welche Ergebniss jener Mission sind, erstarkten bereits so weit, dass sie selbst nach aussen kräftig Mission treiben, wie z. B. die auf den Neu-Hebriden. Die Au- straUsche Conferenz der Wesleyanischen Metho- disten hat sogar die Leitung der gesammten Missionen dieser Denomination in der Südsee, während die Independenten die Londoner Mis- sion daselbst in ausgedehntem Maasse unter- stützen.

Tasmanien, eine blühende Kolonie, die mit zu Australien gehört, gaben wir im Carton, weil sie für die Kolonial - Mission wichtig ist. Ein- geborne finden sich auf dieser Insel schon lange nicht mehr.

N«. 3. Neu

-Seeland*).

Neu -Seeland verdient in mehrfacher Hin- sicht, den oft gemachten Vergleich mit Gross- britaunien. Wie dieses ist es ein Inselland mit reich gebuchteten Küsten und damit fiir aus- gedehnten Schiffsverkehr günstig. Dabei ist je- doch zu bemerken, dass auf der Nord-Insel nur die steile Ostküste gute Häfen bildet, während die grossen Einschnitte der Westküste flache Ästuai'ien und nur für kleine Fahrzeuge zugäng- lich sind. Die Gebirgskette, welche beide Haupt- Enseln von Nordost nach Südwest durchzieht, erreicht in den südlichen , mit ewigem Schnee und Eis bedeckten Alpen ihre höchsten Gipfel (13,000 Fuss). Auch auf der Nord-Insel errei- chen einige Vulkankegel die Schneeregion. Vul- kanische Kräfte zeigen sich in kochenden Quellen, Geisern , Rolfataren und öfteren Erdbeben. Den fruchtbaren Boden bedeckt auch jetzt noch grösstentheils Wildniss. für die jene hohen Baura- ftirne, so wie der Neu-Seeländische Hanf (eine breitblätterige Pflanze) charakteristisch sind. Krautartige Vegetation mit bunten Blüthen und Gräser fehlen fast ganz, daher der Mangel an Wiesengründen, den erst die Europäische Kultur zu ersetzen beginnt. Bäume kommen mehr in einzelnen Gruppen als in geschlossenen Wal- dungen vor. Die 100 Fuss hohe Kauri -Fichte zeichnet sich unter ihnen aus und ihr Harz bil- det einen bedeutenden Handelsartikel. Ausser

*) Die Eingebornen nennen die nördliche Insel Te Ika a Maui , der Fisch des Maui , in Bezug auf einen Schöpfungs-Mythos. Die südliche wird Te Wahi Punamu, der Ort des Grünsteins, genannt. Bei den Europäern hiesscn sie früher New Munster und New Ulster , die kleine Stewart -Insel aber New Leinster. Diese galt als südliche Insel Neu - Seelands , während New Ulster als mittlere bezeichnet wurde. Jene drei nach Irländischen Proyinzen beigelegte Namen gehören bald der Vergessen- heit an. Passender werden jetzt die Hauptinseln als die nördliche und südliche bezeichnet.

Grundemann : Sfhsionsatlas. III, 8.

Hunden und Ratten war kein vierfüssiges Thier auf Neu- Seeland einheimisch. Vogelarten da- gegen , durch Farbe und Gesang ausgezeichnet, sind zahlreich. Die mächtigen Riesenvögel (Moa) sind wahrscheinlich schon vor zwei Jahrhundei*- ten ausgerottet. Die Eingebornen (Maori) haben eine Sage, nach der sie vor etwa 500 Jahren von Nordosten (Hawaiki) her eingewandert sein sollen. Sie gehören der grossen Polynesischen Völkerfamilie an, doch finden sich Abweichun- gen, die durch Vermischung mit bereits ange- troffenen anderen Stämmen erklärt werden. Reste derselben vermuthet man in den sogenannten Maero. Die ganze Nation theilt sich in siebzehn Stämme, deren ursprüngliche Sitze wir auf der Karte mit den unten erklärten Nummern bezeich- net haben. In dem letzten Jahrzehnt sind die- selben vielfach durcheinander geworfen. Die süd- liche Insel ist erst spät besiedelt worden und scheint nie über eine sehr spärliche Maori-Bevöl- kerung hinausgekommen zu sein., Die Stämme zerfielen in kleinere Gemeinschaften unter eigenen Häuptlingen. Kastenartige Stände schieden den Adel, den gemeinen Manu und den Sklaven von einander. Das sociale Leben hatte ein commu- nistisches Gepräge, 'daher die durch Landver- käufe entstehenden Streitigkeiten, welche für die neueste Geschichte so wichtig geworden sind. Kriege der einzelnen Stämme waren häufig und der dabei geübte Kannibalismus hat seiner Zeit die Neu - Seeländer bekannt gemacht. Ihre Sprache ist ein Polynesischer Dialekt, der här- teste von allen, und zerfällt selbst in verschie- dene Mundarten, unter denen die von Waikato die verbreitetste ist. Für die Englische Sprache sind sie unzugänglich. Die Eui'opäischen und bibli- schen Namen müssen sie sonderbar umgestalten : William = Wiremu, David = Rawiri, Jeru-

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salem = Hiruharama u. s. w. Die heid- nische Religion der Neu - Seeliindei' hatte eine ausgedehnte Mythologie, Tempel fehlten. Zaube- rei und Aberglaube spielten eine grosse Rolle und die abgeschiedenen Geister der Edlen , mit deren in Holz geschnitzten Bildern man die verschanzten Wohuplätze (Pa) schmückte, wur- den göttlich verehrt.

Tasman entdeckte Neu -Seeland 1642, aber erst über ein Jahrhundert später ward es durch Cook's wiederholte Besuche in Europa bekannt. Damals wurden Hausthiere, Korn und Kartoffeln eingeführt. In den folgenden Jahrzehnten mehrten sich die Besuche, namentlich der Walfischfahrer, die oft zu Blutvergiessen führten. Entlaufene Matrosen, entflohene Sträflinge aus Neu -Süd- Wales und Abenteurer aller Art bildeten zu Anfang unseres Jahrhunderts schon eine Art Kolonie zu Kororareka in der Inselbai. Dort (zu Rangihua) begann auch die Mission ihr Werk auf Betreiben des eifrigen Kaplans Marsden (1814). Die Englisch - kirchliche Gesellschaft stellte die Arbeiter. Zunächst waren die Erfolge gering und beschränkten sich auf jene Umgegend. Erst 1834 konnte man weiter nach Süden in die Hauraki- Gegend vordringen, dann aber folgte eine Zeit der Erweckungen und die Mission erreichte einen erfreulichen Aufschwung, indem sie auch ins Innere zu den See'n (Rotorua) und in das Taupo- Gebiet vorrückte. Seit 1822 waren auch Metho- disten thätig, die einer Übereinkunft gemäss die westlichen Gegenden besetzten. Auch sie hatten bald weitgehende Erfolge. Freilich fehlte es nicht an Schwierigkeiten. Europäische Kolo- nisten mehrten sich. Eine eigene Compagnie trieb systematisch den Ländererwerb *) für Spott- preise, woraus Streitigkeiten und Kriege ent- standen. Dieselben wurden geschürt durch Hongi, den einstigen Beschützer der Mission, der nach seinem Besuche in England ein eifriger Gegner

*) Wir dürfen nicht verschweigen , dass in diesem Stücke auch einige Vertreter der Mission nicht makellos blieben.

derselben wurde. Man veranlasste einige Häupt- linge , Englische Protektion nachzusuchen , die aber nicht den gewünschten Erfolg hatte ; ebenso wenig half der Versuch einer selbstständigen politischen Organisirung. Endlich schien nur eine völlige Annahme der Britischen Herrschaft die Wohlfahrt Neu-Seelands sichern zu können. Der Vertrag von Waitangi, der 1842 jene herbei- führte, kam wesentlich durch den Einfluss der Missionare zu Stande. Aber nicht alle Häupt- linge hatten den Vertrag angenommen, und darin lag der Keim jener traurigen Verwicke- lungen, durch die zwei Jahrzehnte später herr- liche Blüthen der Mission geknickt wurden. Zu- nächst zwar entfalteten sich jene wie nur auf wenigen Gebieten. Das Volksleben war bald von Grund aus umgestaltet. Krieg und Kannibalis- mus (letzter Fall 1843) verschwanden, überall entstanden Kirchen und Schulen. Die Bibel war grösstentheils übersetzt (vollendet 1857) und zwei Druckerpressen sorgten für christliche Lite- ratur. Die Englisch-kirchliche Gesellschaft dehnte ihr Gebiet über den Osten und Süden aus, die Me- thodisten waren namentlich nach Taranaki gegan- gen, wo auch die Norddeutsche Missions-Gesell- schaft eine blühende Station hatte. Jene waren auch auf der Süd-Insel thätig, während diese die entfernteste Position auf dem Inselchen Ruapuki besetzte. Von dort aus erstreckte sich die Mis- sion bald auch auf die benachbarte Küste.

In dieser lichten Periode der Neu-Seeländi- schen Mission fehlen jedoch die Schatten nicht. Confessionelle Zwiste waren es, die sie stark her- vorriefen. 1837 hatte die geschäftige Römisch- katholische Mission begonnen (unter Bischof Pom- pallicr), die unter den angeregten Maori reiche Ernten hielt. Seit 1842 erhielt die anglikanische Kirche, die sich mehrfach mit den Methodisten im Conflikt befand, durch Bischof Selwyu eine festere Gestaltung.

Neu -Seeland aber ist nicht mehr, was es vor 20 30 Jahren war. Der Strom Europäi- scher Kolonisation überschwemmt das Land, ins-

besondere nach der Süd-Insel durch goldene Lock- speise gezogen. Dort waren die Eingeborueu zu spärlich, um überhaupt gegen die Einwanderer in Betracht kommen zu können. Anders auf der Nord - Insel , die bei ihrer Entdeckung eine Bevölkerung von mehr als 100,000 Seelen zählte. Die Europäischen Einflüsse hatten dieselbe schon in der angedeuteten Blüthezeit der Mission auf 70- bis 60,000 reducirt. Mit der beschleunigt stei- genden Einwanderung wurde auch ihre Abnahme beschleunigt. Dazu vermochte die Mission nicht mehr den Einflüssen einer Kolonistenschaar, die grossentheils dem Christenthum selbst sehr ent- fremdet war, zu steuern. Eine äusserliche Kultur mit religiöser Gleichgültigkeit, selbst beim Fest- halten der bereits angenommenen kirchlichen Formen, griff immer weiter um sich. Es ist ein sonderbares Gemisch, das dadurch entsteht. Man sieht es am Maori mit der Büchse in einer, dem Wurfkolben in der anderen Hand, geschmückt mit bunter Tätowirung und dem Federmantel, zugleich aber auch mit dem künstlich geknüpften Halstuch, das ein Hemd von modernem Schnitt zusammenhält. Gegensätze, wie sie in Europa mehr als 1000 Jahre auseinander liegen, ver- einigt dort die Gegenwart. Der Kampf beider reibt die Nation auf, freilich nicht in stillem Daliinsiechen wie anderwo. Das markige Ge- schlecht, das seinen unvermeidlichen Untergang durch die fremde Macht vor Augen hat, raffte noch einmal seine Kraft zusammen. Der Land- verkauf und die mit ihm verbundenen Ungerech- tigkeiten der Weissen*), wenn sie auch einen Schein des Rechtes gesucht, führten jenen Krieg herbei, in dem die Angelsächsische Race mehr- fach einem ihr gewachsenen Gegner gegenüber- stand. So lange die kämpfenden Maori mit ihren geistlichen Leitern in Verbindung blieben, er- schien ihre Lage nicht zu ungünstig. Werden doch Züge von christlichem Leben aus den La-

*) Die Absicht der Regierung, das Hecht der Maori zu schützen, war zwar im Ganzen nicht zu verkennen, doch waren die Rechtsbegriile beider Racen zu verschieden.

gern der Maori berichtet, die fih- ihre Angreifer nur beschämend sein konnten. Aber die Missio- nare, aus Furcht, selbst als Rebellen behandelt zu werden, zogen sich von ihren Pfleglingen zurück, dadurch schwanden die christlichen Elemente mehr und mehr. Heidnische Reminis- cenzen erwachten wieder und wurden in eigen- thümlicher Weise mit katholischen Anklängen ver(|uickt. So entstand die fanatische Sekte der Hauhaus oder Pai Marirc, die den Krieg nach alter Maori -Weise mit allen Scheusslichkeiten wieder belebte*).

Jetzt ist der Kampf so gut wie entschieden, obgleich im Innern noch eine grosse nationale Partei sich nur zurückgezogen, nicht aber be- ruhigt hat. Die meisten Missions-Stationen waren abgebrochen. Einige von ihnen sind in neuester Zeit wieder aufgenommen, aber die Gemeinden sind zerstreut. Spärlich muss man hie und da übrig gebliebene Reste sammeln. Zum grossen Theil ist das Vertrauen geschwunden. Nur die nördlichsten und südlichsten Theile der Nord- Insel hatten sich nicht am Kriege bctheiligt. An vielen Stellen geht die Mission zur Pflege der Kolonial-Bevölkerung über**) (so namentlich die Methodisten, welche die Maori-Mission bald ganz fallen lassen werden, und die Soc. P. G.). Auf der Süd -Insel bieten ihr ohnehin nur noch ge- ringe Gruppen von Maori (zusammen 1500 See- len) eine Aufgabe. Sollte es ihr aber wirklich gelingen, noch einmal das Vertrauen des Volkes

*) Alles diess gilt nur von der Nord-Insel. Die we- nigen Maori der Süd-Insel sind ruhig geblieben und die Mission , namentlich der Norddeutschen Gesellschaft , ist nicht abgebrochen worden, vielmehr wirkte auch ein von der Nord-Insel verdrängter Missionar dieser Gesellschaft in der Nähe von Port Chalmers, Otago , unter den Ein- gebornen, nach dessen Tode jetzt von der presbyteriani- schen Kirche jener Provinz ein Missionar der Schottischen Freikirche angestellt worden ist.

Die kleine Maori - Gemeinde auf Ruapuki , obgleich nicht frei von mancherlei Schwankungen, zeigt doch ein liebliches Bild von der umgestaltenden Kraft des Evan- geliums und bildet einen wahrhaften Lichtpunkt unter dem jetzigen Dunkel Ncu-Seeländischer Zustände. **) Vergl, über die Kolonial-Mission zu No. 2.

zu gewinnen, so würde sie nur den Dienst des Seelsorgers am Sterbebette haben, denn nach den neuesten Zählungen ist die Zahl der Maori bereits auf 38,000 zusammengeschmolzen. Um sie her strömt eine auf den Gipfel gesteigerte Kultur mit dem ganzen Apparat moderner In-

dustrie, unter deren Lärm die letzten Klagen einer Nation, die edler Anlage nicht entbehrt, verhallen müssen. Und doch hat jene Kultur die gleiche Heimath wie die Mission, die den Elenden den letzten Trost gewähren soll.

Erklärung der Ziffern für

1 . Äopomi.

2. Rarawa.

3. Ngapuhi.

4. NgatiwhaUia.

5. Waikato.

G. Ngatipaoa (iucl. Ngatimaru).

7. Ngatitama (inol. Ngatiwakawe).

8. Natiawa.

9. Natipehi.

Noch ist die neben der Süd-Insel auf einem Carton gezeigte Chathara - Insel zu erwähnen, welche zu Neu -Seeland gerechnet wird. Über die Lage sehe man No. 1. Hier siedelte sich vor einigen Jahrzehnten ein aus der Heimath verdrängter Maori-Stamm an, der die vorgefun- denen dunkleren Einwohner bis auf wenige aus- rottete. Gossner'sche Missionare wurden dort 1843 bereitwilligst aufgenommen, fanden aber

ie Stämme auf der Karte.

10. Ngatiruarmi

11. Ngatihau.

12. Ngatitabi.

13. Ngatiapa.

14. Ngatiraiikawa.

15. Rangitani.

16. NgatikahuDgunu.

17. Ngatiporou.

trotz einer geringen, sehr äusserlichen Bekannt- schaft dieser Maori rail dem Christenthum ein sehr schwieriges Arbeitsfeld, von dem sich einige nach Jahren zurückzogen; über andere, die noch zurückbliebeu, fehlen in neuerer Zeit die Nach- richten; dagegen haben die Methodisten noch jetzt dort eine Mission unter Leitung eines Maori-Predigers.

MissioiiN- Atlas.

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Polynesien 5? 1.

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N". 4. Melanesien.

Unter Melanesien versteht mau die Insel- gruppen des Grossen Oceans westlich von den Fidji- Inseln und südlich von den Carolinen, welche von Eingebornen der Papua-Race bewohnt werden. Unser Blatt zeigt nur die östlichsten dieser Gruppen, da nur diese für die Mission bisher in Betracht gekommen sind.

Die Neuen Hebriden mit den Banks -Inseln bilden eine Kette hoher vulkanischer Inseln mit vielen erloschenen und mehreren thätigen Kra- tern, heissen Quellen u. s. w. Die Berge sind bis zum Gipfel mit üppiger Vegetation bedeckt, die Thäler haben Bäche und fruchtbares Land, das zum Theil für Yams- und Taro-Pfianzungen urbar gemacht ist. Auch die Kokos-Palme und der Brodfruchtbaum fehlen nicht. Ähnliches wäre von den übrigen auf unserem Blatte ge- zeigten Gruppen zu sagen, mit Ausnahme der Loyal ty -Inseln, welche sämmtlich die gehobene Korallen-Formation *) zeigen, nur an Einer Stelle (auf Mare) mit vulkanischen Spuren. Die Korallen- felsen bilden hier manche schroffe Küsten und erheben sich zum Theil 150 Fuss über den Meeresspiegel.

Die fast schwarzen Eingebornen mit wolligem Haar sind von den braunen Insulanern Polyne- siens durchaus verschieden ■^'*). Ihre Sprache hat mit der über alle östlichen Gruppen der Südsee verbreiteten nichts gemein. Sie ist in viele Dialekte zersplittert, deren mehrere sogar auf einer und derselben Insel ohne gegenseitiges Verständniss gesprochen werden.

Die Kulturstufe der Melanesier ist sehr niedrig. Die Männer gehen meist ganz nackt, die Frauen tragen nur ein kurzes Gewand von Blättern oder Pflanzenfasern. Krieg zwischen den einzelnen kleinen Stämmen einer Insel ist häuüg und auf vielen herrscht bis auf den heu- tigen Tag der Kannibalismus. Von der Religion lässt sich nicht viel sagen, es sind weder Tempel noch Götzen vorhanden, doch haben sie heilige

*) Vergl. zu No. 1. **) Nur die Bewohner von Futuna und Amiva stammen von Polynesiem ab.

Grunderaunn : Missionsatlaa. III, 8.

Orte und Priester, deren Wii'ksamkeit aber zu- nächst in Zauberei besteht.

Obgleich schon mehrere Jahrhunderte seit der Entdeckung mancher von diesen Inselgruppen verflossen sind, waren dieselben bis vor wenigen Jahrzehnten vom Verkehr mit Europäern noch nicht berührt. Der gewinnbringende Sandelholz- handel zog dieselben erst besonders nach den Neuen Hebriden, wo das theure Holz unter oft unerhörter Gewaltthätigkeit und Grausamkeit gegen die Eingebornen fiir die Chinesischen Märkte gesammelt wurde. Die dadurch entstan- dene Feindseligkeit gegen alle Weissen wird in neuester Zeit aber noch erhöht durch jenen (geradezu gesagt) Sklavenhandel, der unter dem Vorwande , freie Arbeiter in die Australischen Kolonien zu importiren, die Eingebornen durch Gewalt oder falsche Vorspiegelungen von ihren heimathlichen Inseln fortschleppt. Noch ist zu bemerken, dass seit dem Verkehr mit Europäern starke Epidemien die Zahl der Bevölkerung schnell lichten.

Inzwischen ist nun aber auch die Mission hier eine Macht geworden, und wenn auch viele Inseln von ihren Einflüssen noch wenig oder kaum berührt sind, so wei'den doch fast überall die Missionsschiffe von jenen Handelsschiffen wohl unterschieden und Missionare verkehren vertraulich mit jenen Wilden , unter welchen andere Weisse nicht eine Stunde ihres Lebens sicher sein wüi-den.

Dreissig Jahre sind verflossen, seitdem der Apostel der Südsee, John Williams, im rastlosen Streben, auch diesen Inseln das Evangelium zu bringen, auf Eromanga*) als Märtyrer fiel. Zwei Jahre später schickte die Londoner Mission ein- geborne Lehrer von den östlichen Gruppen auf mehrere der Neuen Hebriden, die namentlich auf der südlichsten, Aneityum (sprich : Anityum), eine günstige Aufnahrae fanden. 1842 wurde ein kurzer Versuch von Europäischen Missio- naren auf Tanna gemacht, der wegen der

*) Es wird auch Eromaugo geschrieben,

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Feindseligkeit der Eingcborneu bald abgebrochen werden musste. Einige der eingebornen Lehrer wurden umgebracht (Futuna), andere blieben und arbeiteten, doch ohne viele sichtbare Erfolge. Die Londoner Gesellschaft aber Hess durch ihr Missionsschiff dann und wann diese Inseln be- suchen, schickte neue Lehrer und erhielt so das begonnene, wiewohl noch schwache Missionswerk.

In ein neues Stadium trat die Neu-Hebriden- Mission, als 1848 die i-eformirten l'resbyterianer liier in die Arbeit eintraten. Zunächst waren es die Vertreter dieser Denomination in Neu-Schott- land, die einen Missionar nach Aneityum schick- ten, an den sich bald (1852) ein anderer von Schottland anschloss, nachdem er längere Zeit auf Neu -Seeland gearbeitet hatte. Es begann nun eine wunderbare Umwandelung. In zehn Jahren waren auf dieser Insel die Gräuel des Heidenthums verschwunden und die ganze Be- völkerung (damals 3500) hatte sich unter die Unterweisung der Missionare begeben. Bis jetzt zeigen sich dort fortgehend erfreuliche Früchte des Evangeliums (500 Personen sind Communi- kanten), doch ist die Bevölkerung auf 1800 See- leu *) zusammengeschmolzen.

1856 kam Missionar Gordou aus Neu-Schott- land nach Eromanga und arbeitete mit Erfolg. Doch stand der von ihm gesammelten , dem Evangelium geneigten Schaar eine starke Partei ei'bitterter Feinde gegenüber, denen er mit sei- ner Gattin 1861 als Opfer fiel**). Die doppelt mit Märtyrerblut getränkte Insel konnte von der Mission nicht wieder aufgegeben werden und der Bruder des Erschlagenen arbeitet jetzt daselbst mit einem zweiten von Schottland aus- gesandten Missionar. Die Bevölkerung betrug 1867 gegen 5000. Hundert Personen hatten lesen gelernt und 15 waren getauft.

Tanna mit seinen 15- bis 20,000 Bewohnern erhielt 1858 ebenfalls eigene Missionare, nach- dem längere Zeit eingeborne Lehrer daselbst gewirkt hatten. Aber auch diessmal wurden sie durch die Wildheit der Eingebornen und durch das ungesunde Klima verdrängt. Doch ist das Werk in neuester Zeit mit neuen Kräften wieder aufgenommen, wie die zwei auf der Karte be- zeichneten Stationen andeuten.

*) Notiz von 1867. **) An der üillon8-Bai, wo auch Williams ermordet Trard,

Efat, gewöhnlich Vate (Fate) genannt, hatte auch schon längere Zeit hindurch Polynesische Lehrer gehabt, die unter der Leitung der Lon- doner Missions- Gesellschaft mit Erfolg wirkten. Seit mehreren Jahren aber sind auch hier Mis- sionare der reformirten Presbyterianer thätig ge- wesen. In neuester Zeit sind selbst Vorberei- tungen zum Beginn der Mission auf der grössten Insel dieser Gruppe, Santo (Tierra dcl Espiritu Santo), getroffen worden.

Dieses wichtige Missionswerk auf den Neuen Hebriden wird , wie bemerkt , gemeinschaftlich von einer Denomination in verschiedenen Län- dern betrieben. Dem kleinen Häuflein der refor- mirten Presbyterianer haben sich jedoch zu die- sem Zwecke auch andere Presbyterianer ange- schlossen und gegenwärtig sind folgende presby- terianische Kirchen bei dieser Mission betheiligt:

1. die in den niederen Provinzen von Britisch- Nord- Amerika,

2. die von Neu-Süd-Wales,

3. die von Victoria,

4. die von Neu-Seeland,

5. die von Otago und Southland.

Ein eigenes Missionsschiff, der Dayspring, dient dieser Mission und hält die Verbindung mit den Australischen Kolonien aufrecht.

Auf den Loyalty - Inseln (Inseln der Treue) waren ebenfalls bald nach Williams' Tode ein- geborne Lehrer stationirt worden, die zum Theil unter grossen Schwierigkeiten, aber mit reichem Erfolge wirkten. Erst 1856 (auf Marc) und 1859 (auf Lifu) traten Europäische Missionare von der Londoner Gesellschaft ein, denen dorthin sogleich katholische Priester folgten, die auch Uea be- setzten, wo erst seit 1853 evangelische einge- borne Lehrer waren. Politischen Zwiespalt be- nutzend und Häuptlinge der bisherigen heid- nischen Partei gewinnend setzten sich die Ka- tholiken bald fest, ohne jedoch die Bevölkerung auf ihre Seite bringen zu können. Auf Lifu sind von 7000 Bewohnern 6400 evangelisch, die übrigen katholisch; auf Uea, das später auch eigene Europäische evangelische Missionare er- hielt, sind 1100 evangelisch und 800 katholisch, während etwa 100 im Heidenthum verharren.

Auf Mure sind von 4- bis 5000 Seelen 1241 evangelisch. Hier begann die katholische Mis- sion erst 1866.

Dieselbe hatte schon einige Zeit vorher für

diese ganze Gruppe eine besondere Unterstützung erhalten durch die Französische Besitzergreifung von Neu - Caledonien. Als Zubehör zu dieser Insel beanspruchten die Französischen Behörden auch die Loyalty - Inseln , mischten sich in die politischen Parteiungen auf denselben, die jetzt zugleich den Unterschied von Katholisch und Evangelisch repräsentirteu , und begannen eine Verfolgung, bei der Kirchen und Kapellen zer- stört oder als Nationaleigenthum den Katholiken überwiesen wurden, Gemeinden während des (iottesdicnstes überfallen und Lehrer misshandelt und eingekerkert wurden u. s. w. Wenn auch die schlimmsten Ausbrüche dieser Verfolgung vorüber sind, so dauert sie doch bis jetzt fort, aber die Evangelischen zeigen sich ti'eu und standhaft, ja das Missionswerk gewinnt unter dieser Trübsal.

Die dritte hier zu erwähnende Missions- thätigkeit steht mit der anglikanischen Kirche in Verbindung und wird von der Ausbreitungs- Gesellschaft unterstützt. Bischof Selwyn* von Neu - Seeland hatte bereits öfter verschiedene Melanesische Inseln besucht und einige Einge- borne mit nach Neu -Seeland gebracht, um sie dort unter die Einflüsse eines christlichen Le- bens zu stellen. Weiter ausgebildet wurde der Plan durch den eigens fiir Melanesien ordinirten Bischof Patteson, der von Freunden unterstützt, zum grossen Theil aber mit Aufwendung eigener Mittel eine grössei'e Zahl von Knaben von jenen

Inseln mit sich nimmt, die, wenn mit der christ- lichen Lebensweise vertraut und in den Anfangs- gründen christlicher Lehre unterwiesen, in ihre

j Heimath zurückgeführt werden. Zuerst diente zu diesem Zweck eine Anstalt zu Kohimarama bei

I Auckland (Neu-Seeland), kürzlich ist dieselbe je- doch nach der kleineu Norfolk - Insel verlegt worden. Viele Inseln, von denen die hauptsäch-

t liebsten auf der Karte angegeben sind, werden von hier ans regelmässig in dem Missionsschiff

I („Südliches Kreuz") besucht und die Bevölkerung

j derselben zeigt sehr merkliche Früchte dieser Thätigkeit. Auf Mota (Banks -Inseln) ist sogar schon mehrere Monate hindurch ein Gehilfe des Bischofs zurückgeblieben und hat eine zahlreiche Schule gehabt. Da das ungesunde Klima dieser Inseln das bleibende Wohnen der Europäer in gewissen Jahreszeiten gefährdet, so ist es der Plan, nach und nach in dieser Weise den Inseln

I das Evangelium nahe zu bringen. Eine grosse

[ Schwierigkeit für dieses Werk besteht in der

' Unzahl verschiedener Melauesisclier Sprachen. Doch der wackere Bischof, ausgestattet mit reicher Sprachengabe, weiss auch dieser Schwierigkeit

I erfolgreich zu begegnen, und es liegen bereits für mehrere Inseln die Anfänge einer Literatur vor. Nach den neuesten Nachrichten ist bereits ein Melanesier, der von Anfang bei dem Bischof geblieben, so weit ausgebildet, dass er zum

' Prediger für seine Landsleute ordinirt werden konnte.

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PoJyiies.N"5.

N". 5. Die Fiji-

(Fidschi-) Inseln.

Die Viti- oder Fiji - Inseln bilden die grösste und volkreichste aller Polynesischen Inselgruppen. Zwei von ihnen , Viti und Vanua levu *) , sind beträchtliche Länder. Die erstere kommt der Bodenfläche nach dem Kirchenstaate gleich. Die übrigen, von denen einige achtzig bewohnt sind, haben einen ungleich geringeren Umfang, ja manche erreichen nur eine für unseren Maass- stab verschwindende Grösse. Alle zusammen übertrefi'en jedoch an Flächengehalt das König- reich Württemberg ■^■*). Mit wenigen Ausnahmen sind alle diese Inseln sehr gebirgig und zwischen den bewaldeten Schluchten jener grössten entste- hen breite Ströme, die der Schifffahrt den Weg ins Innere gestatten und an ihrer Mündung flache Deltas bilden. Unabsehbare Mangroven- Wälder säumen diese fruchtbaren Ebenen. Auch fehlen den Küsten meistens nicht die Korallen- •gürtel mit ihrer stillen klaren Lagune.

Schon aus diesen Andeutungen kann man schliessen, welch' eine Vielseitigkeit hier die Keize erhöht, die man sonst den Inseln Polyne- siens nachrühmen mag. Nirgends aber zeigt sich die Kluft zwischen hen-licher Natur des Landes und der grässlich verderbten Art und Sitte seiner Bewohner schroffer und entsetzlicher als hier. Nirgends ist der Kannibalismus, einer der äussersten Gipfel menschlicher Entartung, raffinirter ausgebildet worden als hier. Jene dunkelbraunen, fast schwarzen Insulaner***), die bei geringer Bekleidung das krause Haupthaar mit Tüchern turbanartig schmücken und ihr Ge-

*) „Gross -Viti" uud ,, Grosses Laud". **) Württemberg 354 Geogr. QMcilen , die i'iji-lnseln 378 Geogr. QMeilen.

**") Sie werden als Mischliugsrace aus Papuas» uud l'olynesiern betrachtet. Ihre Zahl auf der ganzen Gruppe beträgt nach den neuesten Schätzungen 200,00(1, wovon auf die beiden grossen Inseln je 40,000 kommen. (Irundemann : Misaionsatlas. III, b.

sieht mit auffallenden Figuren roth, schwarz und weiss bemalen, leben in viele kleine Stämme und Reiche zersplittert, die stets zu Feindselig- keiten bereit sind und darum für ihre Dörfer möglichst gesicherte Plätze, namentlich auf Berg- kuppen, gewählt haben. Die zahlreichen Opfer ihrer Kriege bilden, in grossen Ofen gebacken, den Schmaus der Sieger. Aber auch die Ge- fangenen werden mit teuflischer Berechnung ge- mästet, um den friedlichen Mahlzeiten zu dienen, bei denen der Vorwand einer religiösen Cere- monie nicht fehlt. Die kleinen Könige aber, die sich in allen Stücken als die furchtbarsten Ty- rannen erweisen, stehen nicht an, nöthigenfalls aus ihren Unterthauen die gräulichen Lecker- bissen zu wählen. Das Gesagte gilt nicht bloss von vergangenen Zeiten, sondern bezeichnet die Zustände, die namentlich auf Viti und Vanua levu zur grösseren Hälfte noch bis jetzt herr- schen. Die östlichen Inseln dagegen sind täsl vollständig dem Christenthum gewonnen, welches hier die deutlichsten, auch von Gegnern der Mission nicht zu leugnenden Beweise seiner umwandelnden Kraft an den Tag gelegt hat.

Schon in früheren Zeiten standen jene In- seln, namentlich Lakemba, mit Tonga in Verbin- dung, da man von hier aus das Holz zu den Fahrzeugen bezog. Auf der genannten Insel war eine vollständige Tonganische Kolonie. Diese wurde der Anknüpfungspunkt für die Mission. Nachdem das Mutterland dem Evangelium ge- wonnen, erhielt auch die Kolonie einen Anstoss zur Bekehrung, und als nach vorangegangener Arbeit eingeborner Helfer zwei Methodisten- Missionare von Tonga nach Lakemba kamen (1835), fanden sie bald Eingang. Bei der poli- tischen Verbindung der kleinen Fiji-Könige, über die der von Mbau eine gewisse Oberhoheit aus-

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übt, verbreitete sich das Werk nach einigen 1 Jahren auch in dessen Nähe, so wie nach So- raosomo und Mbua, überall zunächst mit den grössten Schwierigkeiten. Es zeigte sich jedoch auch sogleich, welch' ein geeigneter Boden für das Evangehum in den Insulanern vorhanden war. Auf vielen der Inseln hat dasselbe bereits seit geraumer Zeit den vollständigen Sieg er- rungen. Freilich fehlt jenen Massenbekehrungen in vielen Beziehungen die Tiefe, doch ist die Entschiedenheit der Umwandlung charakteristisch. Die ganze Bibel ist bereits in die Fiji-Sprache *) übersetzt. Von den fünfzehn vorhandenen Dia- lekten wurde der von Mbau zur Schriftsprache erhoben. Nach den obigen Bemerkungen ist es erklärlich, dass Kriege zwischen bereits christ- lichen Stämmen und heidnischen schwer zu ver- meiden waren. In manchen Fällen haben die- selben zur weiteren Verbreitung des Christen- thums beigetragen. Folgende Zahlen sind für das schnelle Wachsthum der Kirche sprechend:

volle Mitglieder Theilnehmcr am Gottesdienste 1864 . 8,915 35,000,

1869 . 18,550 105,878.

Die katholische Mission (der Maristen) hat

sich von diesem ergiebigen Gebiete nicht fern

gehalten. Sie hat Ovalau zu ihrem Mittelpunkt

und Bischofssitz gemacht. Hie und da haben sie

mit der heidnischen Partei gegen christliche

Stämme gemeinsame Sache gemacht und die

*) Die Sprache zeigt bei mancher Abweichung des Wortschatzes ganz die Struktur der Polynesischen Dialekte.

erstere zu sich herüber gezogen. Die Zahl ihrer Bekehrten war nicht zu erfahren.

In neuester Zeit ziehen die herrlichen, frucht- baren Inseln immer mehr Europäische Kolonisten an, um so mehr, da viele in Australien sich nicht befriedigt finden. Schon seit einer Reihe von Jahren wohnte auf Ovalau eine beträcht- liche Zahl von Weissen, meist mit eingebornen Frauen verheirathet, die die Missionare zu einer Englischen Gemeinde gesammelt haben. Die Zahl der (Mulatten-) Kinder in ihrer Schule wurde schon auf 200 angegeben. In den letzten Jah- ren aber haben die Alluvial-Ebenen Viti levu's Viele herbeigelockt, die dort sehr lohnenden Baumwollen- und Kaffeebau treiben. Bis nach Viria im Innern ist solche Ansiedelung vorge- drungen.

Die Mission hat in neuester Zeit auch gerade im Innern der grossen Insel viele Fortschritte gemacht, leider aber fiel der Missionar Baker in seinem Eifer, mit der Predigt bis zur entgegen- gesetzten Küste durchzudringen, unter dem ersten heidnischen Stamme den Kannibalen von Navosa zum Opfer (21. Juli 1867).

Zur Fiji- Mission gehört noch die verein- zelte Insel Rotuma, 75 Geogi-. Meilen nordnord- östlich von den Fiji - Inseln, deren 3000 Bewoh- ner ethnographisch den Samoanern am nächsten stehen. Da unser Blatt keinen Raum für die ausführlichere Darstellung derselben bot, so lassen wir das Kärtchen hier folgen.

IIOTUM 12" 30 S.lj,177°15 Ü.X. MiisJstJ.: 42D, 000

Die Berge zeigen vulkanischen Charakter, obgleich nicht thätig- Seit 5 ist die Insel fler Methodisten - Mission überwiesen, während vorher eingeborne Lehrer der Londoner Mission von Samoa neben Tonganischen gearbeitet hatten. 1846 kamen katholische Priester. Da noch kein Europäischer evangelischer Missionar dort seinen Wohnsitz nahm, so schienen jene das Über- j gewicht zu erlangen. Die Bevölkerung war in Parteien gespalten und es kam zu Kcligions- kriegen. Die evangelische Partei erstarkte je- doch so, dass die Katholiken, ihre geringere Zahl unter eingebornen Predigern zurücklassend, das Feld räumten. Jetzt ist ein Europäischer ! Methodisten-Missionar dort, der zu Noatau seine

Station hat. Zum Heidenthum bekennt sich auf der Insel Niemand mehr.

Zur Orthographie der Fiji-Namen ist zu be- merken, dass hier die der Aussprache am näch- sten kommende Schreibart gewühlt wurde. In den Missionsschriften findet mau sie auch in den für die Fiji- Sprache recipirten Lauten. Nach derselben gilt

b = mb, k*)= gg (ein hartes,

c = th (Englisch), dem K-Laut sich nä- d = nd, hcrndes g),

g = ng, q = Qgg-

*) Hier beibehaltou.

6. Die Tonga- oder Freundschafts -Inseln.

Die zahlreiche Gruppe der Tonga -Insehi theilt sich in drei Abtheihingen : Vaväii im Nor- den , Tougatabu im Süden und in der Mitte Haahai, welches die kleineren Gruppen von No- muka, Kotu und die Haabai-Inseln im engeren Sinne iimfasst. Alle diese Inseln gehören der Korallen-Formation an. Vaväu hat die gehobene Form""). Sanft ansteigende Hügel wechseln hier mit breiten Thäleru, die bis an die vielgebuch- tete Küste herabführen, wo Tausende von See- vögeln die von den brandenden Wogen zu selt- samen Gestalten unterwaschenen Korallen - Fel- sen umschwärmen. Die kleineren Inseln, mit denen diese Gruppe in buntem Gewirr sich nach Süden erstreckt, sind meist unbewohnt; sie ragen mit ähnlichen Felswänden über das Was- ser; ihren flachen Rücken kleidet reichliches Grün.

Die weiteren Inseln, unter denen bis Tonga- tabu keine eine Ausdehnung erreicht, die den Flüchenraum einer unserer Grossstädte gleich- käme, sind niedrige Koi'allen-Inseln. Über den weissen Sand aber, der nur am Strande zu Tage tritt, hat sich eine 20 30 Fuss mächtige Hu- musschicht gelagert, die dem üppigsten Pflanzen- wuchse Nahrung giebt. Wandelt man jetzt da- hin in den schattigen Alleen zwischen Palmen oder Brodfruchtbäumen, wo zur Rechten und Linken unter dichtem Bananeugebüsch die Wohn- plätze der Eingebornen mit ihren sauberen rothen Zäunen versteckt sind, so meint man sich in einem grossen Garten zu betinden. Zahlreiche ! Inselchen sind wie leuchtende Smaragde über die benachbarten Rifife zerstreut.

Neben diesen niedrigen Inseln zur Linken zieht sich eine Kette vou mehreren hohen vul- kanischen, unter denen Kao sich .5000 Fuss über das Meer erhebt, während die etwa halb so hohe Tufoa, so wie Late und Fonualai und hoch im Norden Niuafoou Mittelpunkte andauernder vulkanischer Thätigkeit bilden, mit der die Erd- beben diese Gruppe häufig heimsuchen.

*) Vfrgl. zu Nn. 1. Grundemann : Missionsatlas. 111,8.

Die Tonganer*) gehören zu dem grossen Polynesischen Stamme, zeichnen sieh aber durch ihre helle Hautfarbe und regelmässigen Körper- bau aus. Ihre milden Sitten und das freundliche Benehmen, mit dem sie den Europäischen Ent- deckern entgegenkamen, brachten ihrer Heimath den Namen der Freundschafts - Inseln (Friendly Islands) ein. Dennoch waren sie der heidnischen Rohheit und Grausamkeit nicht fremd, und im vorigen Jahrhundert herrschte sogar längere Zeit der von den Fidji-Iuseln eingeschleppte Kanni- balismus. Die despotische Regierung des Tui- tonga, der auf Tongatabu (der „heiligen Tonga") seinen Wohnsitz hatte und zugleich oberster Priester war, vereinigte in früheren Zeiten alle Inseln. Später erhoben sich auf den einzelnen Gruppen besondere Könige. Eine kastenmässig gesonderte Aristokratie in mehreren Stufen bil- dete das Gegengewicht gegen die Despotie. Seit 1845 ist die ganze Tonga-Gruppe wieder unter Einem politischen Haupte, dem König Georg (von Haabai), vereinigt, unter dem früher schon auf den nördlichen Gruppen das Christenthum schnellen Eingang gefunden hatte und nun auch auf Tongatabu zur Herrschaft kam.

Die ersten Missionsversuche fallen noch in die drei letzten Jahre des vorigen Jahrhunderts, als der „Duff" zehn Missionare nach Tongatabu bi'achte, deren drei aber in den nächsten Jahren als Märtyrer fielen, worauf die anderen ent- muthigt zurückkehrten. 1822 machten die Me- thodisten einen neuen, gleichfalls vergeblichen Versuch. Eingeborne Lehrer von Tahiti aber waren es, die dem Evangelium auf Tonga den ersten Halt verschafften. 1826 kamen dann wie- der methodistische Missionare, die, unter vielen Schwierigkeiten ausharrend, in der Folge zu- nächst auf Haabai und Vaväu weiteren Eingang fanden, während auf Tongatabu noch lange die Macht des Heidenthums sich hielt. Doch bildete

*) Die Zahl derselben betrügt jetzt etwa -20,000. Ob- gleich sie seit der Entdeckuno abgenommen hat, war die damals angegebene Zahl von 200,000 jedenfalls Ubertrieben.

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sich auch dort allmählich eine christliche Partei. Durch politische Verwickelungen kam es zum Kriege, der zuletzt den Ausschlag über die Reli- gion geben musste. Derselbe war um so trau- | riger, als die heidnische Partei sich mit den j Katholiken verbündete, die seit 1S41 durch | einige von Uvea gekommene Priester in Bca ge- wonnen waren. So wurde jener Krieg zugleich ein Kampf der Evangelischeu gegen Katholiken. Durch Georg's Energie wurde er zu Gunsten der ersteren entschieden (1852). Danach be- kannten sich die meisten der Überwundenen zum ; Evangelium, nur wenige hielten am Katholicis- ; mus fest. Seitdem bilden die Tonga-Inseln ein | christliches Reich mit christlicher Gesetzgebung, i in der leider Staat und Kirche nicht genügend 1 gesondert sind, so wie die Auswüchse eines über- I triebeuen Puritanismus nicht fehlen. Das Chri- stenthum aber ist den Tonganern keineswegs i nur von aussen aufgedrungen. Von Zeit zu Zeit I gingen tiefgreifende Erweckungen über die In- ^ sein, von denen manche nachhaltige Frucht zu- j rückblieb, während immer wieder in nicht ge- ringer Ausdehnung eine Gleichgiltigkeit , Lax- heit der Sitten u. s. w. Platz gegriffen haben, die der Mission trotz des herrschenden Namen- Christenthums genug zu arbeiten gaben. Eine ; ganze Schaar Eingeborner ist zum Theil zu sehr tüchtigen Lehrern und Predigern heran- 1 gebildet, so wie König Georg es nicht ver- ' schmäht, seine Kräfte der Predigt, für die er \ hohe Begabung zeigt, mit Ernst und Eifer zu widmen. Er ist jedenfalls einer der bedeutend- sten Männer in Polynesien, wo nicht der bedeu- i tendste von allen. Seine Feinde werfen ihm zwar j vor, dass er das Evangelium nur zum Mittel für seine politischen Zwecke mache, von der anderen Seite dagegen wird sein Name nur mit der höchsten Anerkennung genannt.

Es ist nicht zu verwundern, dass Frankreich nach seinen sonstigen Maassregeln in der Süd- see aucli diesen König nicht unbelästigt Hess. 1858 wurde er gezwungen, Römische Priester

*) Das Seroinav liclindet sich zu Nukualot'a auf Tongatabu.

auf Vaväu und Lefuka aufzunehmen, ihnen Häuser und Kapellen zu bauen , so wie denen in Tongatabu ähnliche Vortheile zu gewähren. Georg ertrug diese Demüthigung, um nicht das Schicksal einer Pomare zu theilen. Die katho- lischen Priester aber mühen sich umsonst, die durch evangelische Kräfte errichtete Kapelle zu füllen; nur etwa 20 Personen bilden ihren Anhang.

Zu der Tonga -Gruppe gehören nach den Uber lief er ungen, so wie nach dem vorwiegenden Typus der Bewohner auch die nördUcheren In- seln Niuafoou, Niuatabutabu , Uvea (Wallis-In- seln) und Fotuna, obwohl sie jetzt politisch selbstständig unter eigenen Häuptern stehen. Die beiden ersteren sind von Tonga aus zum Christenthum und somit zur Denomination der Methodisten geführt. Jene ist neuerlichst wieder, wie schon öfter, durch heftige vulkanische Aus- brüche erschüttert. Die Bewohner gedachten schon ihre Heimath zu verlassen. Diese eine flache Insel enthält mehrere Dörfer mit Kirchen, deren Namen und Lage leider nicht angegeben werden konnte; das benachbarte hohe Tafahi hat nur wenige Bewohner. Uvea und Fotuna sind vollständig kathoHsirt. Auf der ersteren hat der apostolische Vikar von Central-Oceanien (Mr. Bataillon) seinen Sitz. Der erste Versuch, die Insel dem Christenthum zu gewinnen, wurde von Gogo, dem Könige von Niuatabutabu, schon 1835 gemacht, der dabei sein Leben einbüsste. Einige Wenige fielen dem Evangelium zu, dit später aber, als Uvea der katholische Muster- Staat wurde, mancherlei Bedrückungen zu er- dulden hatten, bis sie endhch auswanderten und auf Vaväu Aufnahme fanden. Ihre Zahl hatt* sich bis auf 150 Personen vermehrt. Sie wohnen zu Falaleu bei Neiafu. Ein Versuch, sie in ihre Heimath zurückzuführen, ist neuerdings ge- scheitert.

Das gebirgige Eua, zu Tongatabu gehörig, hat nur etwa 200 Einwohner. Die Lage des Wohnplatzes mit Kirche und ansässigem Predi- ger koiuite leider nicht ei'mittelt werden.

N'. 7. Die Samoa- oder Schiffer -Inseln.

Schon mancher Beschreibe!- der Polynesischen Inseln hat hmsichtlich der Samoa - Gruppe die Unmöglichkeit, in Worten eine entsprechende Darstellung ihrer Schönheit zu geben, eingestan- den. Erhabenheit, mit Lieblichkeit gepaart, über- j bietet hier selbst Alles, was von der Königin iler Südsee , von Tahiti , gerühmt werden mag. Die stille Lagune, durch ihren RiiFgürtel vom brandenden Meere getrennt, umschliesst frucht- bare Ebenen mit Kokos - Wäldern. Weiterhin schliessen sich sanft ansteigende Höhen an, be- kleidet mit den mächtigen Baumkronen des Ur- waldes , unter denen hier nicht das wirre, un- durchdringliche Dickicht sich findet, wie es sonst in den Ti'open herrscht, sondern wo im kühlen Schatten nur eine losere Vegetation (z. B. die gefiederten Farne) ihr Gebiet hat, während in den Zweigen lieblich girrende Taub'en und an- dere Vögel im prächtigsten bunten Federschmuck hausen. Hie und da aber erhebt sich über den Bergrücken ein mächtiger Gipfel , der früher Feuer und Verderben drohte, jetzt aber erloschen ist. Da und dort tritt eine malerische Gruppe von schroffen Basalt -Felsen zu Tage, an denen muntere Bäche rauschende Wasserfälle bilden, wähi'end an anderen Stellen das Wasser im porö- sen Tuffstein sich seine unterirdischen Betten gehöhlt hat. Das Gesagte bezieht sich besonders auf Upolu und Tutuila ; Savaii ist mehr wildes Gebirgsland und fällt oft in schroffen Klippen- Küsten (iron bound coasts) zur See ab.

Der Flächeninhalt, den die vier Hauptinseln umfassen, kommt dem des Herzogthums Koburg- Gotha nahe. Die Wohnplätze liegen mit wenigen Ausnahmen nur an der Küste, während im In- nern Spuren alter Dörfer aus früherer Zeit sich erhalten haben. Die Zahl der Bevölkerung hat abgenommen, aber, wie man aus jenem Umstände schliessen kann, bereits vor der Berührung mit den Europäern, denn schon die Entdecker fan- den die Eingebornen auf Küstenwohnplätzo be- schränkt. Jetzt beträgt die Zahl 34,700*-). Es ist wahrscheinlich, dass dieselbe in dem letzten Jahrzehnt wieder zugenommen hat. Die Samoa- ner gelten nach den Tonganern für die schönsten Polynesier. Ihr Dialekt ist weicher als der rauhe Neu -Seeländische und kräftiger als der etwas weichliche von Tahiti. In Kunstfertigkeiten stan- den sie hinter den anderen nicht zurück ; ihr heidnischer Kultus war jedoch weniger ausgebil-

*) Zur Vergleichung fügen wir die BevölkfiTungszaLl von Koburg-Gotha bei: 1C4,.500.

Gnmdomann : Afj'i^xtnvxottnu. III, h.

det als der der anderen Gruppen. Samoa ist nie über eine politische Zersplitterung hinausgekom- men und selbst in den einzelnen Distrikten fän- den fast fortwährende Streitigkeiten verschiede- ner Parteien um die Hegemonie statt. Eine Zeit lang waren die Eingebornen als besonders wild verrufen , und zwar nach der Ermordung des unglücklichen De Laugle von der La Peyrouse'- schen Expedition '''"), die der damals verbreiteten Ansicht einen Stoss gab, nach welcher man in der paradiesischen Einfalt dieser Naturkinder viel höheres Menschenglück zu sehen sich gewöhnt hatte, als Christenthum oder Bildung zu geben vermöchten. Die Samoaner waren aber nicht wilder als andere Polynesier, können im Gegen- theil nachweislich des Kannibalismus nicht be- schuldigt werden, obgleich ihre Kriege von Grau- samkeit und Mordlust zeugen.

Jetzt ist auch hier längst ein völliger Um- schwung eingetreten. Die Samoa-Mission ist eine der jüngeren, die aber sehr schnelle Fortschritte gemacht hat. Anfangs war durch Eingeborne der Tonga -Inseln die Kunde vom Evangelium bereits dorthin gelangt. 1830 aber besuchte Wilhams zuerst die Gruppe und liess eingeborne Tahiti'sche Lehrer dort, deren Wirksamkeit so erfolgreich war, dass er bei seinem Besuche in Europa (1835) die Londoner Gesellschaft bestim- men konnte, sich dieser Mission kräftig anzu- nehmen. Dieselbe hatte mit den Methodisten die Ubereinkunft getroffen, welche jenen die Tonga- und Fidschi - Inseln , ihr selbst aber Samoa und die östlicheren Gruppen als Arbeitsgebiete sicherte. Inzwischen hatten auch Wesleyanische Tonga- Lehrer bei einigen Häuptlingen auf Samoa Ein- gang gefunden. Daraus erwuchs eine um so grös- sere Schwierigkeit, als neben dem politischen Streit, der noch zwei Jahrzehnte lang in hef- tigen Flammen loderte und in dem bald die Christen den Heiden entgegenstanden, die erste- ren nun selbst in zwei Parteien zerfielen, die oft schroff einander gegenüberstanden. Die Über- einkunft der beiden Gesellschaften wurde zu- nächst in Kraft erhalten. Die methodistischen Samoaner aber weigerten sich, den Londonern beizutreten. Viele wurden von den Katholiken, die sich 1845 eingefunden hatten, gewonnen**).

Inzwischen war die Wesleyanische Mission in Polynesien mit unter die Australische Confe-

*) 1787 in der Massacre Bay. **) In neuerer Zeit sind auf Tutuila sogar die Mor- monen eingedrungen, ohne aber viele Anhänger zu finden.

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reuz gestellt uud diese erachtete sich au die obige Übereinkunft nicht gebunden , sondern sandte 1857 wieder ihre Missionare nach Samoa, wo sie von der betreftenden Partei mit Freuden begrüsst wurden. Um jene Zeit endeten auch die blutigen Kriege der Samoaner, obgleich po- litische Zwistigkeiten bis jetzt noch nicht ganz abgcthan siud. Seit jener Zeit aber schwand schnell der Rest der Heiden hin und in neuester Zeit bekennt sich die ganze Bevölkerung zum Christenthum, leider zerspalten durch jenen Deno- minatious-Unterschied. Die Methodisten zählen 1000 volle Kirchenglieder (Communikanten), die Londoner gegen 5000. Die Katholiken sollen nach einigen Nachrichten keine ausgedehnten Erfolge erreicht haben, in den „Annales" dagegen wird die katholische Bevölkerung auf 4150 angegeben. Besoudei"s erfreulich ist, was die Londoner von der Opferfreudigkeit ihrer Angehörigen bei'ichten können, die jährlich neben nicht unbedeutenden Beiträgen in baarem Gelde über 13,000 Thlr. in Produkten für die eingebornen Prediger aufbrin- gen. Samoa hat für den Handel der Südsee eine wichtige Bedeutung gefunden. Der Werth des ausgeführten Kokos-Öls beläuft sich auf 2- bis ;300,000 Thlr. jährlich. Hauptort für diesen Handel ist Apia auf Upolu.

Zu Malua befindet sich neben der Presse, die bereits die vollständige Samoa -Bibel geliefert hat, das Seminar für eingeborne Lehrer, aus dem tüchtige Missionare für andere Gruppen (namentlich auch für die Loyalty - Inseln und Neu - Hebriden) hervorgegangen sind. Mehrere solcher Gruppen aber sind der Pflege der Samoa'- schen Mission zugewiesen. Diese haben wir auf der unteren Abtheilung unseres Blattes zur Dar- stellung gebracht. Die Lagunen-Inseln im Westen wareu bis in die neueste Zeit dem Christenthum noch fern, obgleich auf einigen Inseln in Folge der Aufforderung eines Schiffskapitäns der Götzen- dienst abgestellt worden und Verlangen nach Missionaren erweckt war. Durch einige von den Manihiki - Inseln nach Nukulailai verschlagenen Eingebornen wurde dort diess Verlangen gestei- gert und die Niederlassung christlicher Lehrer von Samoa aus bewirkt, bei deren Ankunft vor

4 bis 5 Jahren sich die meisten Bewohner dem Christenthume zuwandten. Nur Nanomena und Niutao bleiben demselben verschlossen, obgleich auf letzterer der Götzendienst abgeschafft ist. Die Inseln , welche früher gewöhnlich EUices- Inseln genannt wurden, gehören zu den ring- förmigen Riff-Inseln (siehe zu No. 1). Die Be-

j wohner stammen von Samoa her. Dieselben sind leider von mehreren Inseln durch Peruvianische Sklavenschiffe (vergl. No. 1) bis auf geringe Reste weggeschleppt worden, noch ehe die Mis-

I sion Fuss fasste.

I Weiter nach Osten folgt die Tokelau-Gruppe, deren bedeutendste Inseln Oatafu Nukonono und Oatafu sind. In früheren Berichten wurden auch auf diesen Samoa'sche Lehrer erwähnt. In neue-

j rer Zeit ist davon nicht die Rede, dagegen hat

i die katholische Mission dort Eingang gefunden. Pukapuka, wo 1864 der „John Williams" unter- ging, hat einen evangelischen Lehrer von Raro-

' tonga aus erhalten, ebenso die östlichere Mani- hiki-Gruppe, die wir hier der Übersicht wegen mit aufführen. (Vergl. die Cartons auf No. 1.) Alle diese Aussen - Stationen werden durch

! regelmässige Besuche des Missionsschiffes mit den betreffenden Hauptstationen in Verbindung gehalten.

Endlich gehört im Süden zur Samoa-Gruppe noch eine Insel, deren Lage auf der Übersichts- karte von No. 6 gezeigt ist, während wir sie hier in grösserem Maassstabe haben. Niue wurde I von Cook entdeckt und wegen der besonderen Wildheit seiner Bewohner Savage Island (Wil- den-Insel) genannt.

Auch der Einführung der Mission widersetz- ten sie sich hartnäckig, bis durch einige ausser- halb bekehrte Volksgenossen dem Christenthum Eingang geschafft wurde. Seit 1858 errang das- , selbe den Sieg und die Insulaner verlangten j dringend noch einen Europäischeu Missionar, I nachdem eingeborne Lehrer unter ihnen gear- I beitet hatten. Seit 1861 haben sie einen solchen j erhalten, und nun bekennt sich die ganze Be- völkerung (4- bis 5000 Seelen) zum Christen- I thume, während 1200 Communikanten gezählt I werden.

I

8. Die Gesellschafts -Inseln.

Diese Inseln werden iu zwei Gruppen ge- theilt: die über dem Winde oder Georgische In- seln und die unter dem Winde oder Gesell- bchafts-lusclu im engeren Sinne. Mit Ausnahme der niedrigen Korallen-Inseln Tetuaroa und Tubai sind sie alle hoch. Die höchsten Punkte (bis zu 10,000 Fuss) bilden die mächtigen Berge von Tahiti*). Die immergrüne Vegetation zeigt eine i seltene Pracht und Fülle. Die Bewohner, ein | besonderer Zweig der Polynesischen Völker- familie, sind den verwandten Stämmen gegen- über durch eine gewisse Weichheit charakteri- sirt, die in der heidnischen Zeit in Weichlich- keit und Wollust herrschte. Auch ihr Dialekt unterscheidet sich von dem mehr männlichen Gepräge des Neu - Seeländischen und Raroton- j gischen.

Über die frühei'e Religion und Sitte vergleiche man, was im Allgemeinen über Polynesien ge- sagt ist. Es sei hier nur bemerkt, dass auf den Gesellschafts - Inseln der Kannibalismus fremd, doch Kindesmord und Menschenopfer au der j Tagesordnung waren. Die Hauptplätze des Götzen- [ dienstes, an denen die meisten der letzteren dar- j gebracht wurden, sind auf der Karte durch ein j besonderes Zeichen angedeutet (bei Papara auf i Tahiti und bei Opoa auf Rajatea).

Obgleich schon 1606 von Quiros entdeckt (seine Sagittaria ist jedenfalls Tahiti) und einige Male noch vor Cook von anderen Europäern besucht, wurden die Gesellschafts - Inseln erst durch jenen berühmten Seefahrer in Europa be- kannt. Seine Schilderungen erregten viel Auf-

*) Richtiger zu schreiben Taiti; wir behalten die ge- bräuchliche Schreibweise bei. Otaheiti mit Deutscher Aus- sprache zu sagen, ist ganz verkehrt; Cook gebrauchte jene Form mit vorgesetztem Artikel und nach Englischer Orthographie.

Grundemann : Misaionaatlas. III, ».

sehen und zogen bald das Interesse des jungen Missionseifers in England auf sich. Mit dem ersten grösseren, in Folge davon ins Werk ge- setzten Missions - Unternehmen war die Bildung der Londoner Missions - Gesellschaft verknüpft. 1797 brachte das MissionsschifiF „DufF" 16 Mis- sionare nach Tahiti. Die Geschichte dieser Mis- sion hat für die erste Zeit von vielen Schwierig- keiten und entmuthigenden Zügen zu berichten. 1808 linden wir die Missionare nach Eimeo ge- flohen, 1810 nur zwei von ihnen dort Stand haltend. Doch erstarkte allmählich die kleine christliche Partei unter Pomare. Ihr Sieg über die Feinde, da, wo diese bereit waren, sie aus- zurotten, bezeichnet den entscheidenden Fall des Heidenthums (1815). Seitdem machte die Ein- führung des Christenthums schnelle Fortschritte. In wenigen Jahren waren die Zustände auf Ta- hiti völlig umgewandelt, und ähnlich ging es auf den übrigen Inseln.

Die Blüthe dieser Mission, iu der sich na- türlich auch dann und wann Schwankungen ein- stellten, erstreckt sieh bis in die dreissiger Jahre. Die wegen der Ausweisung katholischer Missio- nare herbeigeführten Kämpfe mit der Französi- schen Macht, die trotz tapferer Gegenwehr der Eingebornen in der Französischen Besitzergrei- fung (1842) unter dem Namen des Protektorates ihren Abschluss fanden, haben dem blühenden Werke schweren Schaden gebracht. Um diese Zeit bestanden auf Tahiti die auf der Karte angegebenen, von Europäischen Missionaren be- setzten Stationen. (Wir haben den Originalnamen der Orte , in deren Nähe dieselben lagen , die Englischen Namen beigefügt, mit denen die Missionare ihre Stationen benannten.) Ausser- dem war allmählich eine Schaar oingeboruer Prediger herangebildet. Seit 1852 nahm die

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Französische Regierung die Anstellung derselben in die Hand und die Missionare wurden der Art beschränkt, dass ihnen nur der Gewalt zu wei- chen übrig blieb. Nur einer blieb für die Kolo- nisten und Schiffer in Papeiti zurück. Für letztere besteht daselbst eine sogenannte Bethel- Kirche.

Die Franzosen haben von ihrer Besitznahme wenig Vortheil erlangt. Bis vor einigen Jahren wollten die Kolonisirung und die industriellen Unternehmungen nicht recht in Gang kommen. In neuester Zeit sind bedeutende Anstrengungen für den Zuckerbau gemacht, wobei von Einfüh- rung Chinesischer Kulies die Rede war. Die nachtheiligen Einflüsse auf die Sittlichkeit der Eingebornen dauern fort. Die katholische Mis- sion hat nach den verschiedensten Berichten hier keine glänzenden Erfolge gehabt, obgleich sie von der Regierung stark unterstützt wird. Die meisten Anhänger hat sie in dem Gebiete von Papara gefunden. Trotz aller Hindernisse kann aber in neuerer Zeit wieder von einer Zunahme der evangelischen Kirchenglieder gesprochen wer- den. Dazu hat auch die Pariser Gesellschaft Ar- beiter nach Tahiti geschickt (1861), welche die bezeichneten Stationen besetzt und dafür gesorgt

haben , dass die anderen tüchtige Prediger aus den Eingebornen erhielten.

Auf den Inseln unter dem Winde ist das Bestehen der Londoner Mission gesichert, da über diese das Französische Protektorat vertrags- mässig sich nie ausdehnen darf. Gegenwärtig sind nur die Stationen auf Rajatea und Tahaa, letztere nach längerer Störung durch Krieg, mit Europäischen Missionaren besetzt. Die anderen völlig organisirten Gemeinden werden von ein- gebornen Pastoren bedient, zu deren Ausbildung auf Tahaa ein Seminar errichtet war, das jetzt wahrscheinlich auch wieder in Thätigkeit sein wird. Reichliche Gaben für die Mission zeugen j auch hier von lebendigem christUchen Eifer, *

wenn auch andererseits Zeichen von Gleichgiltig- I keit und Verweltlichuüg zu finden sind.

Die Karte zeigt auf dem Übersichtsblatte die I Bevölkerung einer jeden Insel nach den neuesten I statistischen Berichten (in der Revue maritime et I coloniale). Da vor einigen Jahrzehnten die Be- völkerung aller Gesellschafts - Inseln noch auf 50,000 gerechnet werden konnte, so sieht man auch hier das traurige Dahinschwinden der Poly- nesier.

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N". 9. Die Tuamotu- (Paimiotu-) Inseln.

Dieser ausgedehnte Archipel besteht aus einer Menge niedriger Korallen-Inseln, die, von Riffen umgeben , an denen das Meer in wilder Bran- dung seine Macht zeigt, mit ihren Kokos-Palmen wie grüne Kränze stille Lagunen umschliessen, deren glatter Spiegel gegen das aufgeregte Meer eigenthümlich absticht. Oft ziehen sich diese Inseln, deren Boden nur wenige Fuss das Wasser überragt , bei sehr geringer Breite in beträcht- liche Länge hin. Wenige der Lagunen haben einen Kanal in dem umgebenden Korallenriff, der sie als Häfen für grössere Schiffe zugäng- lich machte. Nur einige Inseln, die auf der Karte angegeben sind, haben die hohe Formation. Das tropische Klima ist durch die Seewinde sehr ge- mässigt. Die Produkte bieten weniger Mannich- faltigkeit als andere Südsee-Inseln.

Die Bewohner sind den Talütieru nahe ver- wandt , auch ihrem Dialekte nach. Schon seit lauger Zeit hatten die nordwestlichen Inseln zu Tahiti viele Beziehungen. Von dort aus erhielten (Muige auch das Clnistenthum , das nach Anaa (irrthümlich Aana genannt und von der Ketten- Insel, mit der sie identisch, unterschieden) dui-ch einen bekehrten Eingebornen schon bald nach 1815 gebracht wui-de, in ähnlicher Weise später nach Aurora (Makatea oder Metia), Byam Martin (Pinaki?), den Bow- Inseln (Hao) und manchen

anderen. Anaa wurde der Mittelpunkt für diese vorzüglich durch eingeborne Lehrer betriebene Mission. Um 1830 begann auch auf der süd- lichsten Gruppe des Archipels, auf den hohen Gambier-Inseln (Mangareva), ein versprechendes

j evangelisches Missionswerk. Die katholische Mis- I .

sion nahm aber bald dieses Feld für sich in Anspruch und machte es zum Centrum ihrer Operationen in jenen Gewässern. Sie wird von Arbeitern der Picpus-Gesellschaft betrieben.

Seit der Französischen Occupatiou , die sich über den ganzen Archipel erstreckte, ist die Entwickelung der evangelischen Mission stark beschädigt. Auf Anaa, das der Hauptsitz Fran- zösischen Einflusses wurde, haben sich zudem

die Monnoueu eingefunden und bei den Einge-

' . . .

bornen nicht geringen Eingang erlangt. Die

I katholische Mission scheint dort weniger Erfolge i als auf Mangai'eva gehabt zu haben. Von Tahiti aus sind auch hier die evangelischen Ge- meinden in neuester Zeit wieder belebt und mit Predigern versorgt worden.

Auch auf diesen Inseln schwindet die Be- ( völkerung schnell dahin. Auf einigen derselben I ist sie noch vollständig uncivilisirt, ja selbst I dem Kannibalismus ergeben, namentlich wird diess von Vairaatea, Moräne, Tematangi und Akiaki berichtet.

rrriiudeiimiiii s Minsinnsattas. Iii, 8.

55

GOTHA: JUSTrS PERTHES.

N". 10. Die Marquesas- Inseln.

Die Marquesas - Inseln bestehen aus zwei Gruppen : der nordwestlichen und südöstlichen, deren Grenze zwischen üapou und Uauka einer- seits und Hivaoa und Fatuhuku andererseits sich hinzieht. Dieselben sind (mit Ausnahme der kleinen Korallen-Insel ganz im Norden) allesammt lioch und vulkanischen Ursprungs, doch ist die vulkanische Thütigkeit erloschen. Die höchsten Punkte erheben sich nicht viel über 3000 Fuss. Steile Eücken durchziehen die grösseren Inseln, Seitenzweige nach den Küsten sendend, zwischen denen fruchtbare Thäler, scharf von einander getrennt, die Wohnsitze verschiedener Stämme bilden. Über den Besitz derselben finden häufige Kämpfe statt, jetzt mit Feuerwaffen geführt. Die Bewohner sprechen einen besonderen Poly- nesischen Dialekt, obgleich auf den verschiedenen Inseln noch Unterschiede der Mundart bestehen. Sie werden zu den schönsten Stämmen der Süd- see gerechnet, doch schwinden sie auch vor den anderen sclmell dahin (vergl. die Bevölkerungs- zahlen für Nukahiva auf der Karte).

Obgleich mit am frühesten von den Seefah- rern christlicher Länder besucht (der Spanier Mendana entdeckte sie 1595 und nannte sie nach dem Marquis von Canete, dem Vicekönig von Peru), befinden sich diese Inseln noch in der tiefsten Finsterniss des Heidenthums, und jene Greuel des Kannibalismus u. s. w., die auf anderen Gruppen schon lange der Vergessenheit angehören, sind hier bis zur Gegenwart in vollem Gange geblieben.

Schon der „Dutf" brachte bei seiner ersten Fahrt Missionare, die sich indessen nur kurze Zeit auf Tauata aufhielten. Erst 1825, nachdem ein auf Tahiti bekehi'ter Marquesaner günstige Hoffnungen erweckt hatte, Hess die Londoner Gesellschaft durch eingeborne Lehrer die Mission

GriiiidHiuann ; Miaaionsatlas. IH, H.

wieder aufnehmen. Auch dieser Versuch war vorübergehend, jedoch wurden in den folgenden Jahren die Inseln öfters von Missionaren be- sucht, bis 1835 zwei dei'selben sich wieder blei- bend auf Tauata niederliessen und mehrere .lahre in Segen wirkten. Diess Wei'k wurde jedoch durch die auf Französische Macht gestützten katholischen Missionare gestört, die 1838 ein- drangen und denen die evangelischen endlich (1841) weichen mussten. Im folgenden Jahre wurde die Gruppe von Frankreich in Besitz ge- nommen. In Vaitahu, dem Aufenthaltsorte der (katholischen) Missionare*), wurde ein Fort an- gelegt. Bald rühmten sich dieselben der grössten Erfolge auf Tauata, so wie auch auf Hivaoa, Nukahiva und Fatuiva**). Die erstgenannte Insel wurde jedoch 1849 von ihnen verlassen und die heidnischen Zustände kehrten zurück. Ebenso wurde die Station auf Fatuiva 1855 wieder aufgegeben.

Der Sitz des Französischen Gouverneurs war nach Nukahiva verlegt, das bald zum Bischofs- sitz erhoben wurde. Das ganze Verhältuiss der Mission aber musste zu Ende des vorigen Jahr- zehnts von einem Französischen Berichterstatter als auf äussere Macht gegründet bezeichnet wer- den. Auf Uapou nur sollte sie weitere Einflüsse auf das Volk erlangt haben. Nach späteren Nach- richten sollten die beiden aufgegebenen Inseln, so wie auch Uauka wieder besetzt werden.

Trotz aller Begünstigungen der katholischen Mission hat aber auch eine rege evangelische Missions - Thätigkeit sich der Marquesas - Inseln

*) Auch die evangelische Station war an diesem Orte gewesen.

**) Trotz der Inconsequenz haben wir diese Schreib- art beibehalten, weil die Haw. Evang. Soc. den Namen so schreibt. Für Nukahiva wird auch Nukuhiya geschrieben.

56

wieder annehmen können. 1853 kam ein Häupt- ling von Fatuiva nach den Hawaii - Inseln , um dort einen Missionar zu erbitten. Die Hawaiian Evangelical Society entsprach dieser Bitte aufs Bereitwilligste und sendete mehrere Hawaii'sche Geistliche, die sich nicht bloss auf Fatuiva nieder- liessen , sondern auch auf Hivaoa und Uapou Stationen gründeten. Obgleich über diese Mis- sion nur seltener Berichte zu uns gelangen, er- sieht man doch, dass sie nicht ohne Erfolg ist. In den verschiedenen Gemeinden, welche auf der Karte angegeben sind, befinden sich (1869) 96 volle Mitglieder, während 47 im Laufe des letz- ten Jahres neu aufgenommen waren. Auch der

American Board unterstützt dieses übrigens ganz selbstständige Werk und das Missionsschiff „Mor- ning Star" vermittelt die Verbindung mit den Hawaii - Inseln.

Für Nukahiva folgen hier die Namen der

auf der Karte nur mit Ziffern angedeuteten Stämme :

1. Taioa. V. Haaeka.

II. Teil. I VI. KamiLo.

III. Taipivai. Vll. Puioho.

IV. Avangi. | Vlll. Hatitoka.

IX. Pua.

1. Tekea. i 3. Tetaievao.

2. Mataua. i 4. Naiiki.

Miäsions -Alias

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"S PERTHES.

TiUi. Anst C. HeOfarth.Gotli;!

11. Die Hawaii -Inseln.

Die Hawaii - Inseln , von ihrem Entdecker Cook nach dem damaligen Chef der Britischen Admii'alität Sandwich-Inseln genannt, sind sämmt- lich vulkanischen Ursprungs und erheben sich j an mehreren Punkten zu einer Höhe von 10- | bis 15,000 Fuss über dem Meere. Sie haben | eine Anzahl thätiger und erloschener Krater, unter welchen letzteren Haleakala auf Maui der | grölsFe unter allen bisher bekannten ist. Cha- rakteristisch ist, dass nur die Windseite der Inseln (NO.) reichlich mit Bächen versehen ist und in Folge davon eine üppige Vegetation hat, während die andere Seite grösstentheils wasser- arm und steril ist.

Die Bewohner bilden einen besonderen Zweig j des Polynesischeu Stammes und werden Kanakas genannt. Ihr Dialekt ist kräftiger als der Tahi- j ti'sche, ohne die Härte des Neu - Seeländischen zu erreichen. Was im Allgemeinen über die ur- j sprüngliche Religion und die Sitten der Polyne- sier gesagt ist (vergl. zu No. 1), gilt auch hier. Die Einflüsse Europäischer Kultur haben sich unter allen Grupjjcn der Südsee auf den Hawaii- Inseln am stärksten geltend gemacht. Die poli- tischen Verhältnisse sind in Europäischer Weise geordnet, indem die ehemals von verschiedenen j Häuptlingen regierten Inseln, die schon 1781 unter Kamehameha's I. Herrschaft vereinigt wur- den, jetzt ein coustitutionelles Königreich bilden. Die Zahl der Kolonisten, die der Handel und industrielle Zwecke (namentlich Zuckerbau) dort- hin geführt, belief sich schon im Jahre 1866 auf mehr als 4000, meist Amerikaner, doch sind auch Engländer, Franzosen, Deutsche, Chinesen XL. s. w. vertreten. Sie finden sich grösstentheils auf Oahu. Von ihnen und den Eingebornen bil- det sich eine Mischlingsrace.

Griindemiinn : Mtssionsaltas. III, b.

Die Mission, die hier 1820 durch die Ame- rikanische Gesellschaft (A. B. C. F. M.) begon- nen wurde, fand bereits das Heidenthum offi- ciell unter dem ganzen Volke abgeschafft, nach- dem kurz zuvor die politische Partei , die das Heidenthum vertrat, gänzlich überwunden war. Hierdurch erhielt die Einführung des Christen- thums, welches die Königliche Familie zuerst an- nahm, auf diesen Inseln einen besonderen Cha- rakter. Zu Anfang ihrer Arbeit hatten die Ame- rikanischen Missionare eine bedeutende Hülfe durch den Londoner Missionar Ellis , der von den Gesellschafts-Inseln herübergekommen war. Die ersten Stationen waren die zu Kailua auf Hawaii und die zu Honolulu auf Oahu. 1825 dagegen bestanden ausser diesen auch Stationen zu Waimea, Waiakea (Hilo) und Kaawaloa auf Hawaii und zu Lahaina auf Maui. Die folgende Zeit hat stetige Fortschritte des Missionswerkes aufzuweisen. 1832 war das ganze Neue Testa- "ment, 1838 die ganze Bibel in die Landessprache übersetzt. Bedrohlich wurde für dasselbe die ein- dringende katholische Mission (von der Picpus- Gesellschaft), deren Arbeiter, bei den ersten Ver- suchen nach den Landesgesetzen zurückgewiesen, 1836 durch Französische Gewalt eingeführt wur- den. Sie haben eine rege Thätigkeit mit Erfolg entfaltet. Seit 1856 sind die Hawaii-Inseln ein besonderes apostolisches Vikariat geworden. Die Zahl der Katholiken wurde 1860 von ihnen selbst auf 23,000 angegeben. Indessen hatte das evangelische Bekenntniss trotzdem in der Bevölkerung immer festeren Grund erhalten. Ein Lehrer- und Predigerstand ist aus den Eingebor- nen seit geraumer Zeit herangebildet und die Gemeinden haben sich der Art consolidirt, dass die Mission als solche ihre Aufgabe vollendet

57

hat. Deshalb hat die Amerikanische Missions- Gesellschaft Yor einiger Zeit bereits den Über- gang ihres Hawaii'schen Gebietes in eine selbst- ständige Hawaii'sche Kirche herbeigeführt*), ob- wohl sie auf den in der Karte bezeichneten Stationen ihre früheren Arbeiter noch erhält oder unterstützt. Die Leitung der kirchlichen Ange- legenheiten liegt in den Händen der Hawaiian Evangelical Association, die auch die selbststän- dige äussere Mission auf den Man[uesas - Inseln und in Mikronesien (vergl. die betreffenden Blät- ter) durch ihre eingeborneu Missionare betreibt. Auch missionirt sie unter den eingewanderten Chinesen, deren Zahl bereits 1300 beträgt, so wie unter einer Anzahl nach Californien aus- gewanderter Kanaken. Im Ganzen bringt diese Gesellschaft von ihren Mitgliedern jährlich etwa :)0,000 Dollars für kirchliche Zwecke auf.

Auf dem östlichen Maui hat die Amerika- nische Missionary Association zwei Stationen unter der Leitung eines früher zum Amerikanischen Board gehörigen Missionars, der mit Bezug auf die Behandlung gewisser socialer Verhältnisse,

*) Dieselbe zählt nach den letzten Angaben 12,407 -Mitglieder.

die mit der Sklavenfragc verwandt schienen, sich

[ von jeuer Gesellschaft getrennt hatte.

Eine Mission der Amerikanischen Methodi- sten-Episkopal-Kirche, die vor einigen Jahren zu- nächst im Anschluss an Kolonisten dieser Deno- mination zu Honolulu begonnen wurde, ist nur sehr vorübergehend gewesen. Ihre Kirche ist von der anglikanischen Mission angekauft, die, unterstützt von der S. P. G., unter Bischof Staley, der sich als Vertreter der „reformirten katholi- schen Kirche" bezeichnet, 1862 begonnen hat,

: und zwar nicht ohne mancherlei Beeinträchtigung

j der bereits gesammelten Gemeinde.

j Die Mormonen haben schon lange auf den

1 Hawaii-Inseln Eintluss zu erlangen gesucht. Sie haben auf der Insel Lanai eine beträchtliche Niederlassung, doch liegen uns keine Angaben

j darübej; vor, ob es ihnen gelungen ist, viele der Eingebornen zu gewinnen.

j Auch bei den Kanakas ünden wir das trau- rige Zusammenschmelzen des Polynesischen Stam- mes. Die Bewegungen desselben in den Jahren 1820 1866 stellt die Karte durch ein Diagramm dar. Nimmt man die Schnelligkeit der Abnahme im mittleren Durchschnitt, so würde bei der- selben das Volk kaum das Jahr 1900 erleben.

N". 12. Mikronesien.

Unter Mikronesieu begreift man die Gruppen, welche (mit Ausnahme eines Theiles der Gilbert- Inseln) nördlich vom Äquator liegen, so wie west- lich und südwestlich von den Hawaii - Inseln. Die meisten hierher gehörigen Inseln sind von sehr geringer Grösse. Die niedrige Korallen- Formation mit Lagune (vergi. zu No. 1) ist bei weitem vorherrschend. Nur einzelne, wie na- mentlich Ponape und Kusaie, sind hohe Basalt- berge, dicht mit üppigster Vegetation bedeckt. Merkwürdig sind die auf einigen Inseln sich findenden Ruinen grossartiger alter Bauwerke aus mächtigen Basaltblöcken. Dieselben lassen auf eine nicht mehr vorhandene Urbevölkerung schUessen. Die jetzige Bevölkerung weicht bei manchen Übereinstimmungen mit den Polyne- siern*) von letzteren doch bedeutend ab. Na- mentlich ist die in verschiedene Dialekte**) zer- fallende Sprache von der Polynesischen sehr ver- schieden. Wahrscheinlich sind die Mikrouesier aus einer Mischung von Malayopolynesiern mit Mongolen entstanden***). Diese Mischung mag auf den verschiedenen Gruppen in verschiedenem Grade stattgefunden haben, da auf einigen die Eingebornen durch manche Züge auf den ersten Blick mit den Japanesen verwandt erscheinen, während sie auf anderen sich scheinbar von den Polynesiern kaum unterscheiden. Kannibalismus findet sich nicht in Mikronesien, doch sind die Insulaner leicht erregbar und grausam in ihrem Zorn. Ihre Religion ist eine unklare Verehrung von Geistern, denen zu Ehren Steine aufgerich-

*) Die Gilbert-Insulaner stellen diesen am nächsten. **) Der Dialekt der Marshalls-lnseln, der der Gilbert- Inseln, der von Ponape u. s. w. erlauben aucli kein f;egen- seitiges Verständniss.

Nach anderer .Vulfassuni; sind sie mit den Taga- len der Philippinen verwandt.

Gnindeniann : Minsionsfitla.i. III. ~^

tet werden. Götzenbilder kommen nicht vor. Weisse Ansiedler, Spanier und Amerikaner, fin- den sich auf vielen dieser Inseln, um mit Kokos- öl zu handeln. Von Walfischfiingern werden sie oft besucht. Die von dieser Seite ausgeübten Einflüsse .sind jedoch meist sehr nachtheilig. Unzucht, Unmässigkeit und Epidemien reduciren schnell die Zahl der Bevölkerung.

Auf der Gruppe der Marianeu oder Ladronen j (vergl. No. 1) hat das Aussterben der Eingebor- I nen schon lange sein Ziel erreicht. Vor 200 Jahren machten Spanische Priester dort die ersten

I

Anfänge, den Insulanern des Grossen Oceans das I Christenthum zu bringen. Bald berichteten sie von l.'5,ÜOO Getauften. Die Bevölkerung der Marianen wurde damals auf 73,000, nach An- deren auf 300,000 geschätzt. Zwei Jahre dar- j auf erhob sich jedoch die Reaktion. San Vit- tore, der Leiter der Mission, wollte sie mit Spa- I nischen Wafien niederhalten. Daraus entspannen ! sich lange blutige Kriege , bei dei-en Ende nur ein Rest von Insulanern in Verzweiflung dem Christenthum sich fügte. Doch auch diese siech- j ten schnell dahin , und bald nach dem Beginn unseres Jahrhunderts war keine Familie unge- mischten Blutes meh)- übrig. Jetzt leben auf j jener herrlichen Gruppe , deren meiste Inseln : ganz unbewohnt sind, nur ö600 Spanische Ab- kömmlinge und allerlei von den Philippinen her- übergekommene Vertreter dortiger Stämme, mit denen sich die letzten Uberreste der Ureinwohner vermischt haben. I Der Anfang der Carolinen-Mission (von den Philippinen aus) fällt in das Jahr 1710. Damals I erlangte sie auf Sansorol (südwestlich von den I Palaos-Inseln) nur die Märtyrerkrone. 1731 folgte von den Marianen (Guajan oder Guam) aus ein zweiter Versuch auf Ulithi mit gleichem Ausgang.

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Seitdem ist nichts von katholischen Missio- nen in Mikronesicn verlautet.

Die evangelische Mission, die sich bis jetzt nur auf die westlichen Gebiete bezieht, welche unsere Karte zeigt, ist ein selbstständiger Spross derjenigen auf den Hawaii-Inseln. 18ft2 wurden die ersten eingebornen Missionare von dort unter Leitung einiger Amerikanischer nach den Gil- bert-Inseln, nach Kusaie (Streng Island, sonst auch Ualaii genannt") und Pönape geführt. Die Ha- waii'scheu Gemeinden hatten einen beträchtlichen Beitrag zur Ausrüstung dieses Unternehmens ge- liefert. Später wurden die südlichsten Marshalls- Inseln ebenfalls besetzt. Es hat auf den ver-

schiedenen Inseln nicht an Schwierigkeiten ge- fehlt , die Mission hat aber allmählich einen tiefen Grund gewonnen und befindet sich in er- freulicher Entwickelung. Verschiedene Dialekte sind durch die Schrift fixirt und Ubersetzungen der heiligen Schi-ift in denselben begonnen. Gegenwärtig zählt man auf allen Stationen zu- sammen 341 Communikanten , im letzten .lahre war der Zuwachs 54. Ein eigenes Schiff, der „Morning Star" („Morgenstern") dient dieser Mission, die gemeinschaftlich vom Amerikanischen Board und der Hawaii'schen Evangehschen Ge- sellschaft betrieben wird.

ALLGEMEINER

MISSIONS- ATLAS

NACH ORIGINALQUELLEN

BEARBEITET

vox

v/

R. GRUNDEMANN,

PFARRER ZU MÖRZ BEI BELZIG.

AMERIKA.

GOTHA: JUSTUS PERTHES. 1871.

DIE

MISSIONEN IN AMERIKA

IN EILF KAUTEN

MIT

ERLÄUTERNDEM TEXTE

DARGKSTELLT

VON

R. GRUNDEMANN,

PFARRER ZU MÖRZ BEI BELZIG

GOTHA:

JUSTUS 1871.

PERTHES.

1

TrOTHA Jl'ST

1 u. 2. Nord -Amerika

und die Indianer -Missionen.

Indem wir über die Britischen Besitzungen in Nord-Amerika auf die zu No. 3 (resp. No. 4 und No. 5) gegebenen Bemerkungen verweisen, haben wir es hier vorzugsweise mit den Ver- einigten Staaten zu thun.

Mehr als 200 Jahre sind verflossen, seitdem der Strom der Auswanderung aus christlichen Ländern sich nach diesen , in jeder Beziehung reich begünstigten, Gebieten zu ergiessen begann. Wie Süd- und Mittel-Amerika von Völkern Ro- manischer Abkunft in Besitz genommen wurden, die dorthin ihren Katholicismus verpflanzten, so war Nord - Amerika dem Anglo - Saxonischen Stamme vorbehalten. Sein evangelisches Christen- thum bestimmte somit das Gepräge der Kolonien, um so mehr, da die Auswanderer nicht bloss gewinnsüchtige Namenchristen waren , sondern zum grossen Theil ernste, um ihres Bekenntnisses willen verfolgte Männer, die als Pilgrime ihr Vaterland verliessen, um jenseit des Oceans ihrem Glauben leben zu können. Unter solchen Ver- hältnissen, sollte man meinen, hätte Nord-Ame- rika ein herrliches, fruchtbares Missionsfeld wer- den müssen, denn an der Missionsaufgabe fehlte es nicht. War doch weit und breit das Land besetzt von kräftigen Indianerstämmen, die nicht nur ihren Anlagen nach viel geeigneter für das Evangelium erscheinen konnten als andere minder begabte Völker, sondern auch durch manche Züge ihrer religiösen Anschauung, so wie ihres sitt- lichen Charakters insbesondere für dasselbe vor- bereitet zu sein schienen. Aber die Geschichte hat auch hier gezeigt, dass 'der Eifer für Be- kenntniss und Kirchenformen nicht identisch ist mit dem Eifer für den Bau des Reiches Gottes. Zwar führte ohnehin die Kolonisation zu viel weltlich gesinnte Elemente hinüber, als dass sie im Grossen zur Mission geworden wäre. Doch auch von jener anderen Seite trat man den In- dianern nicht entgegen als den verlorenen Schafen, die zum guten Hirten zu führen seien, sondern als den Kanaanitern, die der Herr in die Hand seiner Auserwählten zur Ausrottung gegeben habe, auf dass letztere ihr Land ererbten. So

Grundemann : Misaionaatia». IV, 9.

kam es denn von vorn herein zwischen den Kolo- nien und den ihnen benachbarten Indianerstäm- men zum Kampfe, in dem der Überlegenheit des weissen Mannes der Sieg nicht fehlen konnte. Mehr aber als der direkte Kampf mit allen Grau- samkeiten lichteten die von den Ansiedlern aus- gehende Krankheit und Verführung (Feuerwasser) die Reihen der Heiden , so dass manche starke Stämme in wenigen Jahrzehnten bis auf den letzten Mann verschwunden waren. Diess ist das traurige Bild, das sich aus der Ajnerikani- schen Geschichte nicht verwischen lässt. Doch hat es schon früh nicht an Männern gefehlt, die anders gegen die Rothhäute gesinnt waren und in treuer Missionsarbeit ihr Leben daran gesetzt haben; so namentlich John Elliot und Thom. Mayhew im 17. Jahrhundert, so wie im folgenden die Nachkommen des Letzteren und die Arbeiter der Brüdergemeinde, die alle in reichem Segen wirkten und christliche Gemeinden aus den Indianern sammelten. Erst zu Anfang un- seres Jahrhunderts gewann die Missionssache in Amerika weiteres Interesse. Verschiedeue Gesell- schaften begannen eine umfassende Thätigkeit, die auch von reichem Erfolge begleitet war. Doch die gesammelten Häuflein christlicher Indianer konnten zum Theil nicht den vernichtenden Ein- flüssen der Civilisation widerstehen, die seit der Abtrennung der Kolonien vom Mutterlande in der neuen staatlichen Gestaltung immer be- stimmter hervortraten. Auch die noch stärkeren Stämme wurden aus ihren Gebieten verdi-ängt und erhielten jenseit des Mississippi ihre Wohn- sitze. So sind die östlichen Staaten bis auf we- nige Überreste von den Indianern verlassen, seitdem jene Maassregel gesetzliche Kraft er- hielt (1830). Dabei ist manche schöne Frucht der Mission verloren gegangen. Blühende Sta- tionen wurden vernichtet und schon gesammelte Gemeinden bei der Übersiedelung zersprengt.

Jenseit des Mississippi hatten sich die Stämme wieder gesammelt. Während im Osten eine be- wundernswerthe Industrie das Land immer mehr umgestaltete und auf den Gipfel der moderneu

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Kultur erhob, schien für die Indianer eine Zeit der Ruhe gekommen zu sein. Doch auch in die neuen Gebiete folgte ihnen vielfach der Auswurf der weissen Bevölkerung, um durch Verführung und Rohheit weiter an ihrem Untergange zu arbeiten. Dem gegenüber wurde auch die Mis- sion zu neuen Anstrengungen angeregt. Auch hier entstand wieder eine Reihe von Stationen, viele derselben aber sind jetzt schon wieder verschwunden. Die Stämme schmelzen fortwäh- rend zusammen. Das ihnen zugewiesene Land wird wieder von der Kultur in Anspruch ge- nommen, und die Reste eines solchen einst zahl- reichen Stammes, die jetzt oft nur noch hun- dert und weniger Seelen zählen, werden weiter zusammengeschoben .

Dennoch muss man gestehen, dass der Con- gress in neuerer Zeit den Indianern gegenüber ein System verfolgt, das alle Anerkennung ver- dient. Die Indianer werden auf Reservationen gesammelt, erhalten daselbst reichlichen Land- besitz, der ihnen für immer gesichert ist, und empfangen Geldunterstützungen, wo es noth thut. Eigens angestellte Agenten (deren mehrere unter Aufsicht eines Superintendenten stehen) haben sich ihrer anzunehmen und sie vor den Über- griffen der Kolonisten zu schützen. Besondere Beamte sind ihnen beigegeben, um sie im Acker- bau und allerlei Gewerben zu fördern. Ausser- dem unterhält der Staat viele Schulen und unter- stützt die Missionen. Freilich hängt es sehr von den betreffenden Persönüclikeiten ab, wie alle diese Maassregeln gehandhabt werden. Auf einigen Stationen sieht mau eine erfreuliche Wirksam- keit, die aus dem Streben entspringt, an Resten der Rothhäute das an ihren Vätern begangene Unrecht möglichst wieder gut zu machen. Und wie einer jener Agenten schreibt, so meinen es wohl manche : „Wenn die Indianer dahin sterben müssen, so mögen sie sterben wie das Kind an der Mutterbrust." Doch auf anderen Reser- vationen sieht man leider, wie alle guten Ver- ordnungen nicht ausreichen, um die Indianer vor der Gewinnsucht und Schändlichkeiten aller Art zu schützen, die ihren Untergang in roher Weise beschleunigen. Jenes eben angedeutete bessere Loos wird ihnen überhaupt nur da zu Theil, wo das Evangelium an ilinen seine Kraft bewähren kann , und das Letztere ist doch vielfach recht

sichtlich geschehen. Es sind nicht bloss in ver- schiedenen Staaten und aus mancherlei Stämmen christliche Indianer so weit gefördert, dass sie als Staatsbürger alle politischen Rechte erlangen konnten und als fleissige verständige Leute ge- achtet und zu Wohlstand gelangt sind, nein, es sind die christlichen Stämme, wie namentlich die Cherokees, Choktaws und Creeks, soweit civi- lisirt, dass sie ein wohlgeordnetes Gemeinwesen bilden, mit ähnlicher selbstständiger Verfassung, Gesetzgebung u. s. w., wie die anderen Staaten. Diese Stämme zählen denn ihre Mitglieder noch zu 10- bis 14,000.

Auf dem Blatte No. 1 sind alle hauptsäch- lichen Indianer-Reservationen angegeben. In den j westlichen Staaten und Territorien leben noch j viele ihrer alten Sitte nach umherschweifenden j Stämme , deren Ansiedelung auf bestimmten i Reservationen noch nicht gelungen ist*), mit denen aber zum Theil darüber verhandelt wird. Bei der rasch fortschreitenden Kultivirung die- ser Gegenden, die nun durch die Vollendung der grossen Pacific-Eisenbahn beschleunigt wird, werden sie sich eben nicht lange mehr in der alten Freiheit halten können. In manchen Ge- genden werden die Reservationen bald bedeutend zusammengezogen werden. So geht man damit um, diejenigen in Kansas südlich in das Indianer- Territorium zu verlegen , sofern ihre Bewohner noch niclit als Staatsbürger aufgenommen werden können.

Als ein anderes Missions - Objekt wäre die nunmehr aus ihrer Sklaverei befreite Neger- Bevölkerung der Südstaaten zu erwähnen. Es finden sich in derselben allerdings so bedeutende Momente von heidnischem Wesen, dass die be- treffende Thätigkeit sehr wohl unter der Rubrik der Heiden - Mission aufgeführt werden dürfte. Nach dem ganzen Stande der Amerikanischen Verhältnisse liegt es jedoch näher, sie zu der „inneren Mission" zu rechnen, welcher Begriff dort in vielen Beziehungen weitere Grenzen als bei uns hat. Die meisten Denominationen haben diese „Freedmen"-Mission als einen besonderen Zweig ihrer missionirenden Thätigkeit seit der Emanci-

*) Dieselben sind durcli eine besondere punktirte Sig- natur angedeutet.

pation mit vielem Eifer betrieben. Ja, die grosse American Missionaiy Association widmet dersel- ben fast ihre gesammten Kräfte, während die wenigen Stationen derselben im Auslande immer mehr hinter diesem nächstliegenden Werke zu- rücktreten. Zu einer Darstellung desselben hätten unsere Karten weitaus nicht den genügenden Eaum geboten , wie denn eine solche auch die Grenzen unseres Atlas schon überschritten haben würde.

Mit wenigen Worten müssen wir endlich noch einer neuen Gestalt des Heidenthums er- wähnen, die in den Vereinigten Staaten bedenk- lich heranwächst. Tausende von Chinesen suchen dort ihr Arbeitsfeld oder eine neue Heimath. Arbeitsam, sparsam, nüchtern und an anderen Tugenden manchen weissen Mann übertreffend, gewinnen sie mehr und mehr Bedeutung und Einfluss. In San Francisco erregten ihre wohl- geschmückten Ahnenhallen, resp. Buddha-Tempel, schon lange Aufsehen. Jetzt dringt der Strom ihrer Wanderung in wachsendem Maasse nach Osten, und vielleicht ist jetzt schon neben den Kirchen New York's solch ein Tempel zu sehen. In der erstgenannten Stadt haben schon seit ge- raumer Zeit Presbyterianer und Methodisten unter den Chinesen missionirt. Doch dürfte die Amerikanische Christenheit unter den oben an- gedeuteten Erscheinungen zu weit grösseren An- strengungen veranlasst werden.

In Mexico sind die Indianer in ähnlichen Verhältnissen wie in den früheren Spanischen Besitzungen Süd-Amei'ika's. Viele Indianer sind dort seit lange zum katholischen Christenthum bekehrt und civilisirt. Nach den statistischen Angaben besteht über die Hälfte der Gesammt- Bevölkerung aus solchen reinen Indianern (4,800,000), während ein anderer Theil von Misch- lingen gebildet wird. In anderen Gegenden sind auch Indianer durch katholische Missionen in eigenen Dörfei'n gesammelt, die den Süd -Ame- rikanischen Reduktionen cutsprechen. Diess ist auch der Fall in den südlichen Theilen des jetzt zu den Vereinigten Staaten gehörigen Califor- nien und mit den Pueblos in Neu-Mexico. Im Norden leben noch viele vollkommen wilde Indianer, die als Indianos barbaros oder bravos bezeichnet wei-den, meist vom Stamm der Apachen

und Comanchen. Von evangelischer Bewegung in Mexico ist erst in neuester Zeit etwas zu vernehmen. Eine Amerikanische Missions-Gesell- schaft hat sich derselben angenommen.

Hinsichtlich des Blattes No. 2 ist noch zu bemerken , dass dasselbe in gewisser Weise als historische Karte dient. Alle auf die Indianer- Stämme und die Mission bezüglichen Bezeich- nungen sind in Roth gegeben. Die früheren Wohn- sitze der Stämme und Missionen, die nicht mehr bestehen, sind mit zurückgelegter Schrift, die jetzigen Wohnsitze und bestehenden Missionen mit vorwärts liegender Schrift bezeichnet.

Die genauere Angabe einiger noch in den östlichen Staaten bestehenden Indianer-Missionen findet sich auf No. 5.

Schliesslich folgt hier die Erklärung der Zeichen auf den in Rede stehenden Blättern.

Zu Jfo. 1.

Verzcichniss der Indianer-Stämme*), resp. Reser- vationen, in den Vereinigten Staaten, welche mit vorstehenden Ziffern bezeichnet wui'den.

1. Spokanc und Peud il'üreilles.

2. Puyallup Ros.

3. Skokomish, incl. Tonunda Res.

4. Maka Res.

5. Skokomish.

G. Grand RondeRes. (Thoüe von 15 vorschicdenen Stämmen).

7. Siletz, incl. Coose und Umpqua.

8. Alsea Res. 1 11

9. Uraatilla Res., incl. Wallawalla und Cayuse.J Stämme.

10. Wallawalla und Cayuse.

11. Warm Spring Res. (Wascos, Deschutes u. Ä.).

12. Klamath Res. Snakes.

13. Suakes und Modok.

14. Smith River Res. Wylackio.

15. Round Valley Res. und Nomelackee Res. (Wylackie,

Cowcow, Yuca).

16. Hoopa Valley Res.

17. Tulo Riv. Res.

18. Cohauila.

19. King's Riv. -Indianer.

20. Yuma, Yavapai, Moliave, Hualapai.

21. Pi-Ute.

22. Mohave.

23. Yuma.

24. Hualapai.

25. Pima und Maricopa Res.

26. Papago.

27. Walker Riv. Res.

28. Pyramid lake Ros. (Bannock,Shoshoue, Pi-üte,Washoe).

29. Uinta Res. Uta.

30. Östliche Shoshone, am Wind Riv., bei F' Bridger.

*) Die Namon der Stämme sind nach der gebräuch- lichen Englischen Schreibweise wiedergegeben, doch mit Weglassung der sonst meist hinzugefügten Plural-Endung, die , um IrrthUmer zu vermeiden , auch nicht durch eine entsprechende Deutsehe Endung ersetzt wurde.

31. Westlicho Shoshone.

32. Pahede und Pah Ute.

33. Shebaretche.

34. Mohuache-Uta und Jicarilla-Apache.

35. Abiquiu Agcncy (Weinenuche- und Capote-lnd.).

36. Mescalero Apache.

37. Andere wilde Apachen-Stämme.

38. Pueblos, in Dörfern ansässige Indianer (7000, kath.).

39. NaTajoe.

40. Tabequache und Grand Kiv. Uintas.

41. Yaukton Kes. Sious.

42. Lower Brule Res. Sioux.

43. Crow Creek Res. Sioux

44. Little Bend Location. Sioux.

4.5. Oncpapa, Yankton-Sioux, Blackfeet.

46. F' Berthold Res. (Assiuiboine, Grosventres, Arikarree,

Mandan, Sisseton und andere Sioux).

47. Dovils Lake Res. |

48. Traverse Lake Res. \ Sisseton, Warpetou u. A. 48a- Eed Wood Res. )

49. Verschiedene Sioux-Stämme.

50. Blackfeet, Piegeans, Blood-Iud., Crows.

51. Fladhead Reserv., incl. Pend d'Oreilles und Kootenay.

52. Bannock und Shoshone.

53. Bannock und Shoshone.

54. Nez Perces.

55. Coeur d'Alene.

56. Omaha Reserv., incl. Winnebagoe.

57. Santee Agency. Sioux.

58. Pawnee Res. und einige Sac- und Fox-Indianer.

59. Otoe Res., incl. Missouria.

60. Iowa-Indianer.

61. Arapahoe, Sheyenne, Ogalalla Sious u. A.

62. Kickapoo.

63. Potawatomie.

64. Kaw oder Kansa Res.

65. Sac- und Fox-Indianer vom Mississippi.

66. Reste der Peoria, Wea, Piankesha und Kaskaskia.

67. Miamie.

68. Osage.

69. Sheyenne und Arapahoe.

70. Comanche, Kiowa und Apache.

71. Cherockee.

72. Creek.

73. Seminole.

74. Chocktaw.

75. Chickasaw.

76. Verschiedene Stämme; Wichita, Shawnec, Caddoe,

Comanche u. A.

77. Oneida.

78. Menomonie und Stockbridge (Munsees).

79. L'anse Bay Re.s. Chippewa. 79a- Odanah Ues. Chippewa. 79b- Sandy Lake Res. Chippewa.

80. Traverse Bay-Indian. Chippewa und Ottawa.

81. Saginaw-Indian. Chippewa. 82 1

gg' j Chippewa, Ottawa, Potawatomie.

84. Winnebegoshish, Gass L., Leech L. Res.

85. Rod L. Res.

86. White Barth L.

87. Gull L.

88. Müle L.

89. Sencca Res.

90. Reste der Oneida und Onondaga.

91. Sac- und Fox-Indianer.

92. Reste der Cherockee.

93. Reste der Miamie.

94. Reste der Creek.

95. Sault S. Mary.

96. Walpole I.

Zu Xo. 3.

Verzeichniss der Missions-Gesellschaften, die mit vorstehenden Buchstaben bezeichnet wurden.

A. American Board C. F. M.

B. American Baptist Missionary Union.

C. Methodist Episcopal Miss.

D. Episcopal Board of Miss.

E. Presbyterian Board of Miss.

F. American Missionary Association.

G. Southern Baptist Board of Miss. H. I. K. L.

Chippewa

Southern Methodist Board of Miss. Southern Presbyterian Board of Miss. Evangelische Brüdergemeinde. Lutherische Missouri-Synode. Lutherische Iowa-Synode. Church Miss. Society.

Society Propag. Gospel. \ Vergl. Bl. 3 5. Canada Presbyterian Miss Wesleyan Miss. Society.

Zu Xo. 3.

Verzeichniss der mit vorstehenden Ziffern be- zeichneten Indianer- Stämme.

1. Chippewa.

2. Sioux oder Dakota.

3. Winnebago.

4. Cherokee.

5. Chocktaw.

6. Osage.

7. Pawnee.

8. Delaware.

9. Oneida.

10. Sac und Fox.

11. Omaha.

12. Ottawa.

13. Chickasaw.

14. Kickapoo.

15. Shawanoe (Shawuee).

16. Stockbridge (Munsee).

17. Potawatomie.

18. Kaw (Kansas).

19. Pawnee.

20. Otoe.

21. Iowa -Indianer.

22. Wyandot.

23. Kaskaskia, Wea, Piankeshaw und Peoria.

24. Miamie.

Sonstige Abkürzungen.

Agy = Agency, Sitz eines Agenten für Indianer. Br. =; Brauch, Nebenfluss. Cr. = Creek, Bach. Cy = City, Stadt.

Log. = Location, Platz, wo Indianer zeitweise angesiedelt waren.

Pg. = Portage, Tragplatz für Boote neben den Strom- schnellen. Res. Reservation (vgl. oben). ViU. = Village, Dorf.

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4

3 u. 4. Britisch -Nord -Amerika

Hudsoiiia oder Ruperts -Land ist der Name für die weiten uncivilisirten Gebiete des Briti- schen Nord-Amerika von den Grenzen Canada's an bis an die Felsengebirge. Als uncivilisirt müssen dieselben bezeichnet werden, denn trotz- dem sie nunmehr 200 Jahre unter Europäischem Einflüsse gestanden haben, ist doch (mit Aus- nahme der Niederlassungen am Rothen Flusse [Red River Settlements]) kein Dorf, geschweige denn eine Stadt, in diesem ausgedehnten Lande zu finden, das im Ganzen noch durchweg den Charakter des Naturzustandes an sich trägt. Eine Anzahl grosser und unzählige kleine See'n sind durch Flüsse und mächtige Ströme unter einander verbunden und bilden die einzigen Verkehrsstrassen. Im Süden durchschneiden die- selben noch dichte üppige Laub- und Nadel- holzwälder; weiter folgt eine Region der Prai- rien, noch nördlicher wird die Vegetation immer geringer und kümmerlicher, bis nur noch spär- liche Moose den Boden bedecken. Indianer sind die Einwohner des Landes, die ihrem un- stäten Jägerleben treu geblieben sind. In viele Stämme zersplittert, sind sie politisch unabhängig trotz der Englischen Oberhoheit. Die letztere wird hier nur durch eine Handels - Gesellschaft (Hudson's Bay Company) vertreten. Diese hat zur Betreibung des Pelzhandels sogenannte Forts*) oder kleinere Posten (Houses*)) angelegt. Nur einige Beamte mit ihren Dienern haben dort ihren festen Wohnsitz, die Indianer aber finden sich zu bestimmten Zeiten ein, um die erbeu- teten Felle abzuliefern und dagegen Jagdgeräth und Munition nebst anderen Europäischen Be- dürfnissen, an die sie sich im Laufe der Zeit

' gewöhnt haben, dafür einzutauschen. Geld ist j unbekannt ; das Biberfell bildet die Wertheinheit, nach der Alles berechnet wird. In jedem Som- mer wird dann eine Anzahl von Booten (brigade) ausgerüstet, um das Pelzwerk nach den Fak- toreien an die Bai zu schafi'eu und dafür die Europäischen Waaren , so wie die Postsendung aus der Heimath zurückzubringen, die, wenn sie sich verspätet, ein volles Jahr bis zur nächsten Beförderung zu warten hat. Die Ruderer bei diesen Fahrten sind Indianer, die auch dazu ihre aus Birkenrinde gefertigten Boote liefern. Letz- tere müssen an vielen Stellen, wo Stromschnellen die Fahrt verhindern, ausgeladen und zu Land bis zum nächsten Punkte des Fahrwassers ge- I schafft werden. Eine solche Stelle nennt man I Portage *), welche Bezeichnung in vielen Namen

I wiederkehrt. Im Dienste der Gesellschaft stehen

! . . . .

' viele Französisch redende Canadier, mit denen

sich jene Sprache, so wie die Anhaltepunkte für den Katholicismus durch das Land verbreitet j haben. Neben den Englischen Namen findet man i daher viele Französische Benennungen.

Ausserdem ist ein Geschlecht von Mischlingen

' entstanden , die sich ebenfalls meistentheils im

I

j Dienste der Gesellschaft befinden und , wenn ] nicht durch anderweitige Einflüsse gehoben, eine verwahrloste Klasse bilden.

Die Indianer sind von denen der Vereinigten i Staaten in ihrem früheren Zustande wenig ver- j schieden , daher die bekannten Schilderungen auch hier zutreffen. Der Stamm , welcher am weitesten verbreitet ist, sind die Crees (sprich: Krihs), auch Knistineaux genannt, die in meh- reren Unterabtheilungen andere Namen führen,

*) Auf der Karte abgekürzt Ft xmd Ho. Grandemann: Mitsionsatlas. IV, 9.

*) Auf der Karte abgekürzt Pg.

60

z. B. Muscaigos (Swampy Crces), deren Dialekte auch verschiedcu sind. Doch nimmt die Crec- Sprache in manchen Beziehungen die Stelle der Verkehrssprache ein. Mit den Crces verwandt sind die Saulteaux (Sotos)*). Beide gehören zu der einst grossen Nation der Algonquinen. Ihre alten Erzfeinde sind die Sioux oder Dakotas, mit denen sie oft blutige Fehde haben.

Im nordöstlichen Theile leben Indianer, die ethnographisch und linguistisch von den bisher genannten sehr verschieden sind und in engster Verwandtschaft mit den Stämmen in dem frü- heren Kussischen Gebiet ihre Mongolische Ab- kunft erkennen lassen. Es sind diess die Chipe- W}'ans, die von den Crees als Sklaven (Slave Indiaus) bezeichnet werden und verschiedene TJnterabtheilungen umfassen, so wie die Tukuthe (sonst Kutschin oder Loucheurs genannt). Nöi-dlich an der Küste des Eismeeres und an der nördlichsten Küste der Hudsons-Bai zu bei- den Seiten finden sich die ganz verschiedenen Eskimos, die mit denen von Labrador und Grön- land übereinstimmen.

Diess sind die Bewohner, welche, obgleich unter Eintiüssen eines christlichen Volkes , bis in den Anfang dieses Jahrhunderts so weit ver- nachlässigt waren, dass in dem ganzen weiten Gebiete kein einziges Gotteshaus vorhanden war. Um eine gedeihliche Entwickelung des Landes anzubahnen, legte Lord Selkirk im Jahre 1811 die schon erwähnten Kolonien am Red River an. Hier gewannen nun auch die katholische und die anglikanische Kirche (vertreten durch die Eng- lisch-kirchliche Missions-Gesellschaft) einen Aus- gangspunkt für ihre Missionen , die sich jedoch zwei Jahrzehnte lang nur auf den Red River- Distrikt beschränkten. Erst 1840 wurde die Wirksamkeit nach Nordwesten ausgedehnt, wo Devon oder der Pas (früher Cumberland oder

*) identisch mit Chippewas ('rschipi)ewiihs) oder Ojibwas.

Christ Church genannt) den Mittelpunkt bildet*). Zu gleicher Zeit begann die Wesleyan Methodist Mission ihre Wirksamkeit, zuerst an der James- Bai und in Norway House, wo der treffliche Evans die für diese Mission höchst bedeutende Sylben- schrift ausarbeitete, in welcher nun die ganze Bibel mehr, als es in Buchstabenschrift möglich ge- wesen sein würde, den Indianern zugänglich ist. Die Methodisten drangen bald weit nach Westen vor und besetzten Edmonton Ho. Die Hudson's Bay Company bewies sich dabei der Mission nicht abgeneigt, gewährte sogar Unterstützungen. Doch auch die römischen Missionare waren nicht un- thätig. Nachdem von ihrem Mittelpunkte, der Bonifacius-Kirche am Red River, aus, die 1847 zur Kathedrale des neuen Bisthums gleichen Na- mens erhoben wurde, mehrere Gemeinden in der Nähe gestiftet waren, wurde Ile a la Crosse (Krummstab-Insel) seit 1846 ein weiteres Ceu- trum, von dem aus mit grosser Energie, Selbst- verleugnung und Geschick Stämme der Indianer für die römische Kirche gewonnen und unter ihnen neue Stationen angelegt wurden. Der Sieg bleibt freilich oft sehr äusserlich. Marienbilder, Medaillen uud Kreuze, in Massen vertheilt, thun das Ihrige. Die evangelische Mission , die ihrerseits auch weiter und weiter vordringt und ebenfalls Männer voller Eifer und Selbsthingabe ins Feld stellt, muss mit jenen Bestrebungen oft in Wettstreit gerathen; so namentlich, seitdem 1858 auch der ausgedehnte Mackenzie- Distrikt zum Missionsfelde hinzugefügt wiu'de, in dem die gegen einander kämpfenden Vertreter der ver- schiedenen Kirchen oft zu gleicher Zeit in dem- selben Lager arbeiteten, ja sogar in demselben Boote zu reisen genöthigt waren. Fort Simpson ist dort der Hauptsitz der evangelischen. Fort Hope der der katholischen- Mission. Jene hat

*) Später folgte die Grrüudung der Station Fairford am Manitoba-Scc (1842), dann 1851 1854 Moose Fort und York Factory an der Hudson -Bai, so wie Stanley (früher Jinglisb River) an der Grenze der Chipewyans.

dann endlich am fernen Yoiikon (Jukon) ihre j Station unter den Loucheurs aufgerichtet, wäh- rend diese bei Fort Anderson aus den Eskimos eine Gemeinde sammelt.

Am Kothen Fluss, wo auch die Presbyte- riauer Canada's unter den Kolonisten Schottischer Abstammung eine Gemeinde gestiftet haben"'-"), lie- gen in neuester Zeit bereits geordnete Gemeinde- Verhältnisse vor. Auch die anglikanische Kii'che hat ihren Bischof dort bei der St. Andreas- Kirche. Eine eigene Indianer - Kolonie (Indian Settlement) bildet eine etwa 2000 Seelen umfas- sende evangelische Gemeinde, während kleinere an anderen Punkten gesammelt sind. Die übrigen Stationen dagegen haben bisher nur wenig von fester Ansiedelung zur Folge gehabt. Meist sind sie Sammelplätze der christlichen Indianer, die zu bestimmten Zeiten so aufgesucht werden wie die Forts der Company. Auch sind sie die Punkte, von denen aus der Missionar unter unsäglichen Mühen und Eeschwcrden (namentlich der auf- reibenden Winterreiseu) die ferneren Stämme aufsucht.

Die ganze Thätigkcit ist nicht ohne Segen geblieben und manche liebliche Züge der Wir- kungen des Evangeliums sind in der Geschichte der Hudson - Bai - Missionen niedergelegt. Doch auch hier geht das rothe Volk seinem schnellen Untergange entgegen. In neuester Zeit, bei ge- hobenen Verkehrsmitteln mit den Vereinigten Staaten , dringen von dort her Freihändler ein mit dem verderblichen Branntwein, dessen Ver- suchungen auch oft die bereits christlichen In- dianer zu Falle bringen, wälu-end sie die, welche keinen Hak im Evangelium haben, vollends schnell ruinireu. Epidemien thun das Ihrige.

Dazu kommt in neuester Zeit die Botschaft von einer am Red River ausgebrochenen Revo- lution, die nicht undeutlich einen Auschluss an die Vereinigten Staaten zu beabsichtigen scheint.

*) Ton wo aus im fernen Westen am Saskatschewan | aucb eine Missions-Station geleitet wird. I

Es lässt sich nicht absehen, wie diese WiiTen enden und welchen Einfluss sie auf die Mission haben werden. Diese aber wird auch in dem weiten Gebiete der Hudsonia immer mehr nur noch der Abendsonne gleichen , deren letzte Strahlen das Ende jener Stämme erhellen, deren elendes Leben einst dem stürmischen, von dunk- lem Gewölk verhüllten Tage glich*").

Auf unserer Karte haben wir endlich noch die Missionen in Britisch-Columbia vor uns. In Folge der Entdeckungen von Goldlagern am Fräser River wurde diese Englische Kolonie**^) sehr schnell bevölkert, und zwar mit Abenteu- rern aus allen Nationen. Auch viele Cliincscu haben sich eingefunden. Die Ureinwohner sind Indianer, verwandt mit den nordwestlichen Stäm- men (Tukuthe). Sie leben vom Fischfang und sind im Verhältniss noch zahlreich ; natürlich aber konnte die angedeutete schnelle Ansiede- lung auf sie nicht günstig wirken. Am unteren Fräser River und auf der Vancouver-Inscl sind Missionare der Ausbreitungs- Gesellschaft (Soc. Propag. Gospel) und Wesleyanische Methodisten, so wie Katholiken nicht ohne Erfolg unter ihnen thätig. Ein von der Ansiedelung noch weniger berührter Stamm am Thompson River hat, nach- dem bereits katholische Missionare Eingang ge- funden hatten , sich neuerlichst denen der erst- genannten Gesellschaft zugewendet. Die Thätig- kcit der genannten evangelischen Gesellschaften erstreckt sich aber nicht allein auf die Indianer, sondern auch auf die Kolonisten, aus denen schon einige Gemeinden gesammelt worden sind. In

*) Seitdem Obiges geschrieben wurde, ist die Ordnung' in jenem Gebiete wieder hergestellt und ist dasselbe zu einer Kolonie mit Namen Manitoba unter eigener Verwal- tung erhoben worden. Auch ist für die gesammten Hudson -Bai -Länder eine erhebliche Änderung dadurch eingetreten , dass die Company den Besitz derselben an die Britische Regierung abgetreten hat.

I **) Die Hauptstadt ist Victoria auf der Vancouver- I Insel. (Vprgl. den Carton auf No. 3.)

ähnlicher Weise wirken hier noch andere Deno- minationen, wie z. B. die Irischen und die Ca- nadischen Presbj'terianer.

Etwas weiter nördlich an der Küste bei Fort Simpson (nicht zu verwechseln mit dem gleich- namigen Fort am Mackenzie River) treibt seit 1856 die Englisch-kirchliche Gesellschaft ihr sehr er- folgreiches Werk unter den Tsimsheans. Ihre Niederlassung zu Metakahtlah darf wohl als die blühendste der jetzigen Indianer -Missionen an-

gesehen werden. Eine zweite Station ist vor Kurzem am Naas River angelegt worden.

Nur für einen historischen Rückblick sind endlich die früher so viel versprechenden Statio- nen des American Board in Oregon unter den Flat- heads (Plattkopf-Indianern) angegeben, die nach etwa zehnjährigem Bestehen 1847 ein trauriges Ende nahmen. Jetzt bestehen dort die angege- benen katholischen Stationen.

Auf No. 3 ist zu corrigiren:

Theina K. am Gr. Slave L. soll heissen : Thetina R. Indian Settlemi am Red R. Indian Settlement.

N«. 5.

Canada.

Die Britische Kolonie Canada ist ein grosses, fruchtbares, aber trotz bedeutender Einwande- rung noch sehr schwach bevölkertes Gebiet. Viel Urwald mit Stämmen seltener Stärke bedeckt weite Strecken des reichen Bodens, der trotz des Klima's mit sehr hartem, langem Winter, kurzem Frühling und Herbst und heissem Som- mer für die Kultur sehr geeignet ist, wie der Wohlstand der schon angebauten Gegenden be- weist. Die Bevölkerung hat sich aus Mischung sehr verschiedener Elemente gebildet. In Ober- Canada (Provinz Quebec) , das anderthalb Jahr- hunderte lang unter Französischer Herrschaft stand , überwiegt ein Fraüzösisch sprechendes Mischlingsgeschlecht mit selbststäudig ausgepräg- tem Charakter , die Französischen Canadier ge- nannt, die sich zur katholischen Kirche bekennen. In Unter -Canada (Provinz Ontario) waltet die Englische Sprache und das protestantische Be- keuntniss vor, durch viele Denominationen ver- treten. Zu einem grossen Theile aber sind die kirchlichen Verhältnisse der Kolonie erst in der Bildung begriffen und die koloniale Mission der verschiedenen Englischen und Schottischen De- nominationen entfaltet hier eine ausgedehnte Thätigkeit, um die Einwanderer zu geordneten Gemeinden zu sammeln. Diese Art der Mission, welche in Englischen Berichten der gleich zu berührenden Indianer-Mission gleichgestellt wird, konnte auf unserer Karte nicht berücksichtigt werden, da diese bei weitem nicht den Baum darbietet, die betreffenden Orte einzutragen.

Wir beschränkten uns auf die Indianer-Mis- sion. Auch hier gilt im Wesentlichen das unter No. 1 und 2 über dieselbe überhaupt Gesagte. Die Eingebornen schwinden auf ihren Reser-

vationen schnell dahin. Nach den letzten uns zugänglichen Berichten sollen noch 12,700 In- dianer übrig sein, während die koloniale Bevölke- rung etwa drei Millionen beträgt. Dabei ist jedoch in Betracht zu ziehen, dass die Indianer Unter-Canada's schon seit lauger Zeit fast sämmt- lich der katholischen Kirche einverleibt sind und meist ein sesshaftes Leben angenommen haben. Die heidnischen Indianer leben in kleinen Banden, zum Theil noch nach alter Sitte, doch sind unter ihnen durch die evangelische Mission auch sess- hafte Gemeinden gebildet. Alle hier noch vor- handenen Indianer sind elende Eeste des unter dem Namen Irokesen bekannten, einst mächtigen Völkerbundes*), so wie der Algonkinen, Dela- wareu und andei'er Stämme.

Als ein schmerzliches Denkmal der langjäh- rigen Thätigkeit der Brüder-Mission finden wir hier New Fairfield mit seinen stets mehr zusam- menschmelzenden 117 christlichen Delawareu.

Die ausgedehnteste Mission haben die Wes- leyanischen Methodisten, welche auf 22 Stationen noch 1300 christliche Indianer unter ihrer Pflege haben, deren Zahl sich zwar durch Bekehrungen immer vermehrt, aber dennoch durch das Aus- sterben in stetem Abnehmen ist. Kürzlich ist dieselbe durch den Übertritt einer katholischen Indianer-Gemeinde bis auf 2000 erhöht worden.

Die Society for the Propagation of the Gospel hat sowohl in Unter- als in Ober-Canada eine ausgedehnte Thätigkeit unter den Kolonisten. Hier sind nur ihre Indianer-Stationen angegeben, auf denen sich einige hundert Bekehrte fiuden.

*) Derselbe wurde gebildet von Senccas, Tusofirovas, Onondagas, Oiieidas, Kajugas und ^[ohawks; vornebm- lieh die letztgenannten sind jetzt noch vertreten.

Urundemann: ijissionsailas. IV, 9.

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W. 6. Labrador.

(Vergl. No. 1.)

Labrador bezeichnet im weiteren Sinne die grosse dreieckige Halbinsel, welche durch den tiefen Einschnitt der Hudsons-Bai von dem Nord- Amerikanischen Festlande getrennt wird, wäh- rend dieser Name im engeren Sinne nur der nordöstlichen Küste zukomjnt. Das wenig er- forschte Innere hat im Ganzen einen ähnlichen Charakter wie die unter No. 3 beschriebenen Hudsons -Bai -Länder. Die spärlichen Bewohner gehören zu den rothen Indianern. Stärker ist die Südküste bevölkert, auf der sich Europäische Ansiedler und Mischlinge finden, die insbeson- dere dem Kabeljaufang obliegen. Das eigentliche Labrador aber, so wie auch die Westküste der Halbinsel bis an den Grossen Walfischfluss (Gr. Whale E.), ist mit Eskimos bevölkert, die sich von den Bewohnern Grönlands (vgl. No. 7) wenig unterscheiden. Ihr Land, eine vielfach zerklüf- tete Felsenküste, mit vielen Inselchen umsäumt, gestattet keinen ausgedehnteren Anbau, obwohl die Vegetation nur in den nördlichen Theilen eine so beschränkte ist, wie mehr oder weniger in ganz Grönland. Doch steht dem dortigen Klima das von Labrador nicht nach, hat viel- mehr sogar härtere Winter aufzuweisen, wäh- rend der kurze, verhältnissmässig heisse Som- mer an den Schwärmen der Mosquitos hier noch eine stärkere Plage hat als dort. In dem- selben gehen auch hier die Eskimos, an der ganzen Küste zerstreut, dem Erwerbe ihres Lebensunterhaltes nach durch Fischen, Seehunds- fang u. s. w. Das Ausbleiben dieser Thiere, welches leicht Hungersnoth herbeiführt, nöthigt sie aber auch, auf der Jagd weiter im Innern des Landes ihre Nahrung zu suchen, wobei sie wohl mit jenen rotheu Indianern zusammen-

GrundemanD : M Uaionsatlas. IV, 9.

j treffen. Zwischen beiden Völkern besteht seit alten Zeiten die unversöhnlichste Feindschaft.

Die Brüder-Mission hatte seit 1752 mehrere erfolglose Versuche einer Niederlassung auf jener unwirthlichen Küste gemacht, bei deren erstem sogleich J. C. Erhardt als Märtyrer unter den Händen der Eskimos geblieben war. Erst 1771 kam es zur Gründung der Station Nain, der im nächsten Jahrzehnt die Anlegung von Okak und Hoffenthai folgte. Die Predigt hatte hier die- selben Schwierigkeiten wie anfänglich in Grön- land. Nach 34jähriger Arbeit aber entstand eine ausgedehnte Erweckung, in Folge deren die im Bereiche der genannten Stationen lebenden Es- kimos sich allmählich dem Christenthume zu- wendeten. Für die nördlicher wohnenden wurde 1830 Hebron gegründet. 1864 endlich kam für die bisher unzureichend versorgte Strecke zwi- schen Nain und Hoffenthai die Station Zoar hinzu. Die sämmtlichen Eskimos des ganzen in Rede stehenden Küstenstriches sind nun längst Christen. Nur im Norden von Hebron leben noch Heiden, gering an Zahl, zu deren Bekeh- rung in neuerer Zeit Manches gethan worden ist*).

Hungersnoth und Epidemien haben die Zahl der Labrador-Eskimos sehr verringert. Nach den neuesten Angaben umfassen die sämmtlichen Gemeinden nur noch 1077 Seelen. Die Gewöh- nung an Europäische Bedürfnisse macht auch hier Schwierigkeiten, die schon längst die Mis- sion nöthigten, den Handel mit den betreffenden Artikeln zu übernehmen. Diess Geschäft ist jetzt

*) Kurz vor dem Schluss der Correctur erfuhren wir die Anlegung der neuesten Station, Uama, an der Bucht Nullatatorusek (NuUatartok B.) , ein wenig nördlich vom 59°.

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in die Hände besonderer Agenten niedergelegt, was um so nöthiger war, als das Vordringen des Europäischen Handels, für den schon eine Anzahl Stationen errichtet sind, auf die Mission ungünstig einwirkte. Es kommen mehr und mehr Europäische Ansiedler und Mischlinge auch an jene Küste, die, iu grösster Unwissenheit lebend, der Mission ein neues Feld darbieten.

Unter ähnlicher Bevölkerung hat die Aus- breitungs-Gesellschaft an der Südküste ihre'Thä- tigkeit*), während die katholische Mission von Canada aus schon seit langer Zeit einen Ein- fluss auf die rothen Indianer im Innern ge- wann.

*) Siolio auf der Skizze unten links.

Auf der Karte ist zu corrigiren:

Nitcbekwu, auf dem Carton unten liuks, soll heissen : Nitcbekwuu. Auf demselben ist bei Fort Naskaiü nacbzutragen; 11. C. M.

N*'. 7. Grönlaud.

Die grosse Insel, welche beinahe die sieben- fache Fläche des Preussischen Staates einnimmt, besteht zum grössteu Theil aus . einem noch un- erforschten Hochlande, das mit ewigem Eis be- deckt ist. Nur die von zahlreichen Fjorden zer- klüftete und mit einer Menge von Inseln und Schären umgürtete Küste bietet einen schmalen bewohnbaren Streifen dar. Die nördlichen Theilc desselben haben eine kümmerliche, fast nur aus Moosen und Flechten bestehende Vegetation, während sich im Süden noch Bäume bis zu 18 Fuss Höhe finden und im Sommer Gräser und Kräuter so reichlich den Boden bedecken, dass der Name Grönland (Dänisch für „grünes Land") gerechtfertigt erscheint. Besonders wichtig aber sind die zahlreichen, noch hoch im Norden ge- deihenden Beeren-Gewächse. Unter den Thieren, die der Erhaltung des Menschen in diesen Ge- genden dienen , ist , ausser Fischen und See- geflügel, vor allen der Seehund zu nennen, der einst die meisten Bedürfnisse der Grönländer befriedigte.

Diese sind Eskimos, von anderen Stämmen dieser Völkerfamilie nur durch geringe Abwei- chungen des Dialektes und der Sitten unter- schieden. Die auffallend kleinen Menschen von dunkelgelber Hautfarbe, mit scharfen schwarzen Augen und dichtem straffen Haar sind kräftig und zu allerlei Kunstfertigkeiten geschickt, von einer gewissen Gutmüthigkeit, doch ausserordent- lich eingebildet, indem sie sich selbst y.uT t'io/fjy als Menschen betrachten. Ihre Sprache ist höchst complicirt und schwer zu erlernen. Die natio- nale, nur aus Seehundsfellen verfertigte Klei- dung weicht in neuerer Zeit schon vielfach dem Schnitt und Stoff der Europäischen Tracht. Weniger scheinen sich die Wohnungen geändert zu haben, die für den laugen Winter aus Steinen mit dazwischen gepacktem Moos gebaut sind, mit engem Eingange und wenig Licht, das durch

Grundemanu : Misiioniatlaa. IV, 9.

die trübe, auch zum Kochen dienende Thran- lampe schlecht ersetzt wird, und ohne Zutritt frischer Luft, so dass der Raum stets vom un- angenehmsten Dunste erfüllt ist. Im Sommer zerstreuen sich die Grönländer in kleinen Grup- pen auf die zur Jagd und zum Fischfang ge- eigneten Plätze, wo sie unter Zelten aus Fellen leben und ihreVorräthe für den Winter sammeln.

Vor Jahrhunderten war ein grosser Theil Grönlands schon einmal von dem nicht fernen Island aus durch Europäer kolouisirt worden, namentlich die, wegen des vorgelagerten Eises, schon gar lange kaum noch zugängliche Ost- küste. Bis ins 15. Jahrhundert stand die Kolo- nie, deren Kirche von eigenen Bischöfen gelei- tet wurde, in Blüthe. Danach aber ist sie aus der Geschichte verschwunden, ohne dass sich in den jetzt bekannten Theilcn andere Spuren als die zahlreichen Kircheuruinen vorfänden. Inwie- weit höher hinauf an der Ostküste noch Reste des Normanniscl;ien Stammes, vielleicht mehr oder weniger mit Eskimos vermischt, sich erhalten haben, ist noch nicht erforscht worden.

Mehrere Jahrhunderte hindurch blieb Grön- land ohne erwähnenswerthe Verbindungen mit Europa. Erst seit 1721 beginnen solche wieder, verknüpft mit dem Namen Hans Egede. Dieser von Missionseifer beseelte Norwegische Prediger führte damals in Verbindung mit einer vom frommen König Friedrich IV. angeregten Han- delsunternehmung seinen lange gehegten Wunsch aus, den heidnischen Grönländern das Evange- lium zu verkündigen. In der Nähe des späteren Godthaab (spr. Godthob) wurde die Station an- gelegt, auf der Egede unter vielen Schwierig- keiten und Entmuthigungen die Arbeit 1 5 Jahre lang fortsetzte, bis er, das Werk unter den Grön- ländern selbst seinem Sohne überlassend, an- scheinend fast ohne Erfolg gefunden zu haben, j nach Europa zurückkehrte. Die letzte Zeit seines

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Lebens widmete er der Ausbildung vou Leh- rern für Grönland.

Ehe er jedoch den fernen Strand verlassen hatte, waren dort andere Arbeiter eingetreten, die der Brüdergemeinde (Matth, und Christian Stach), welche 1733 nicht weit von der erwähn- ten Station Neu-Herruhut gründeten. Auch sie hatten unter vielen Geduldsprüfungen eine lange Wartezeit zu bestehen, bis sie 1739 dem ersten Bekehrten die heilige Taufe ertheileii konnten. Von da an aber fanden sich mehr und mehr Eskimos auf jener und den später von der Brüder- gemeinde angelegten Stationen*) ein, sowie auch auf denen der Dänischen Mission, die später mit der Eegierung der ausgedehnteren Kolonie Hand in Hand ging.

Nun ist schon seit vielen Jahrzehnten der grösste Theil der Bewohner der Westküste in die christliche Kirche aufgenommen. Nur auf der Ostküste finden sich noch Heiden, von denen dann und wann eine Schaar bei ihren Wande- rungen auf den südlichen Missions- Stationen nicht ohne Erfolg mit dem Christenthum in Berührung kommt. Endlich wohnt noch hoch im Norden, jenseit der Grenze des Dänischen Einflusses, ein Häuflein heidnischer Eskimos, die den Aufforde- rungen, sich weiter im Süden eine weniger müh- selige Heimath zu wählen, nicht nachkommen wollten.

Die Zahl der Grönländer beläuft sich jetzt, soweit bekannt, auf etwa lü,üüü und zeigt gegen früher sehr bedeutende Abnahme, die auch hier

*) Lichtenfels 1758, LicLtenau 1774 und Friedrichs- thal 1824.

das traurige Aussterben der Eingeborneu erken- nen lässt. Die immer weiter greifende Gewöhnung an Europäische Bedürfnisse ohne Eröffnung ent- sprechender Erwerbsquellen hat eine Verar- mung herbeigeführt, die jenen Vorgang nur be- schleunigt. Auch Epidemien raffen Viele dahin. Das Christenthum ist fest bei ihnen eingewur- zelt und bringt, nach einzelnen Seiten hin, an mancher Seele schöne Früchte. Doch fehlt es auch nicht an Schattenseiten, wie denn selbst die Besseren mehr gutartigen, aber sorglosen Kin- dern verglichen, doch nicht als kräftige christ- liche Charaktere bezeichnet werden dürfen. Immerhin aber sind einige tüchtige eingeborne Helfer im Segen thätig. Um ihre Zahl zu ver- mehren, sind in neuerer Zeit Gehilfen-Schulen in Neu-Herrnhut und Lichtenau angelegt, so wie auch die Mission durch Erhebung der Aussen- Stationen Umanak und Igdlorpait eine Kräfti- gung erfuhr.

Eben so ist die Dänische Mission, die lange Zeit liindurch des rechten Missionsgeistes erman- gelte, da die Behörden die zu Pfarrstellen ge- wordenen Missions - Stationen nicht immer mit den geeignetsten Kandidaten besetzten, in neuerer Zeit mit Erfolg wieder belebt worden, so dass die auf der Karte angegebenen Plätze unter der Zahl der Missions- Stationen nicht vergessen sein sollten. Schliesslich dai"f nicht unerwähnt bleiben, dass a^uch die unwirthlichen Küsten von Grönland Europäische Ansiedler angezogen haben, die besonders den reichen Erzlagern nachgehen, wenn dieselben auch während des langen Win- ters nicht bearbeitet werden können.

Auf der Karte ist zu corrigireu:

Igdlorpai, auf dem Carton uuLeu rechts, soll heissen : Igdlorpait.

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N". 8 u. 9. West -Indien und Central -Amerika.

West-Indien, der zuerst entdeckte Theil der Neuen Welt, der von Columbus als das bereits erreichte Indien begrüsst wurde, trägt daher noch heute seinen Namen. Es ist eine Insel- kette, die als die höchste Region eines nun ver- sunkenen Ländercomplexes betrachtet werden mag, der einst, wie Centrai-Amerika, Nord- und Süd-Amerika verband. In den vier Grossen An- tillen tritt noch jetzt ein grösseres Stück des- selben zu Tage, das sich mit den Gipfeln seiner Gebirge bis 7000 Fuss und darüber über den Meeresspiegel erhebt, während neben denselben sich auch ausgedehntere Ebenen finden. Die Kleinen Antillen sind meistentheils vulkanische Erhebungen , die mit steilen Küsten das Meer überragen. Der Boden ist fruchtbar, die Vege- tation üppig; doch leiden die Kleinen Antillen in Folge von Ausrottung der Wälder viel an DüiTe.

Einen ganz anderen Charakter haben die Lucayas oder Bahama - Inseln , welche sich mit mehr östlich gerichteter Streichungslinie von der genannten Kette abzweigen. Sie bestehen aus niedrigem Kalkfels und sind von ausgedehnten Untiefen und Kiffen umgeben. Obwohl die zu- erst von dem Entdecker betretenen Inseln, traten die Lucayas*) an Bedeutung bald hinter die Antillen zurück, deren reiche Produkte die Euro- päer anzogen und um den Besitz der Inseln viele Kämpfe veranlassten. Indenselben gingen manche zu verschiedenen Malen aus den Händen einer Nation in die einer anderen über.

Die Urbewohner, Indianische Stämme, be- sonders unter dem Namen Cariben bekannt, waren unter Spanischer Herrschaft bereits fast

*) Jetzt wird häufiger und von den Engländern durch- gängig der andere Name, Bahaina-lnseln, gebraucht. Grundemanii : Misaiomatlaa. IV, 3.

ausgerottet. Die wenigen Reste derselben , die sich bis jetzt auf Dominica erhalten haben, stehen da als ein Zeichen der Schmach, die sich ein christliches Volk an Heiden erworben hat. Der Sklavenhandel musste die Ausgerotteten ersetzen, und so bekamen die Inseln ausser den eingewan- derten Europäern eine Negerbevölkerung, zu der sich weiterhin durch Vermischung Farbige (Mu- latten, Kreolen) verschiedener Stufen gesellten. Die Zustände der Sklaverei in West- Indien sind zu bekannt, als dass sie hier einer besonderen Darlegung bedürften. Die vielfach nicht wie Men- schen behandelten Schwarzen lebten in Stumpf- heit dahin, dem heimathlichen Fetischdienst er- geben, auch da, wo man ihnen äusserlich christ- liche Formen aufgedrängt hatte, wie diess na- mentlich in den Besitzungen katholischer Sta- tionen geschah. Unter der Peitsche des Treibers schafften sie ihren Herren den bedeutendsten Reichthum und erwarben den Inseln jene wich- tige Stellung zu Europa, selber im Elende blei- bend, wenn sie nicht, wie es hie und da ge- schah, das Joch abschüttelten und in den Wäl- dern der Gebirge sich zu gefährlichen Banden (Maren -Neger) vereinigten.

Hier fand nun die Mission ein passendes Arbeitsfeld. 1732 begannen die vom Grafen Zin- zendorf ausgesandten Brüder auf dem Dänischen S' Thomas ihre Arbeit. Nach mehreren Jahr- zehnten, mit dem Erwachen des Missionsgeistes in England , traten von dort aus zunächst Me- thodisten ein (Thomas Coke, 1786), denen nach 27 Jahren die Baptisten folgten. Noch später kamen die bei Jamaica erwähnten Gesellschaften hinzu.

Schwere Kämpfe hatte die Mission mit dem Widerstande der Pflanzer zu bestehen, die durch

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die Christianisirung der Sklaven ihren Vortheil gefährdet wähnten. Die gesammelten Gemeinden erhielten meist sofort die Signatur des Marty- riums. Diesem Verhalten der Sklavenbesitzer ist es wohl zuzuschreiben, dass die Reaktion des christlichen Geistes gegen die Sklaverei mehr und mehr ins Extrem gedrängt wurde. Als die- selbe endlich den Sieg errang und den Schwar- zen die Freiheit schenkte (in den Englischen Besitzungen 1838), geschah der Übei'gang in die neuen Verhältnisse in so schroffer Weise, dass in verschiedenen Beziehungen schwere Folgen eintraten. Nicht bloss mussten die nun durch Mangel an Arbeitskräften zum grossen Theil an den Bettelstab gebrachten Pflanzer ihre alte Schuld büssen, sondern auch die Schwarzen, bei ihren geringen Bedürfnissen fast alle Arbeit ver- schmähend , kamen im falschen Genüsse der Freiheit meist in eine Stellung, die mit dem echten Christenthum nicht vereinbar ist. So hat denn die Mission seit der Emancipation ganz andere Kämpfe zu bestehen. Obgleich die Be- völkerung nunmehr äusserlich mehr oder weniger christianisirt ist, liegt noch eine ausgedehnte Aufgabe vor, nämlich ein christlich - sittliches Volksleben heranzuziehen , das seine Kraft in der Arbeit beweise und die jetzt verwilderten Inseln wieder zu dem blühenden Fruchtgarten mache, den sie vormals bildeten*). An dieser Aufgabe arbeitet jetzt die Mission, und allmäh- lich zeigen sich die Erfolge, wenn auch nur sehr langsam. Dabei ist in weiten Kreisen bereits ein reges christliches Leben vorhanden, welches jedoch einen überwiegend erbaulichen Charakter hat, während in anderen äusserlich angenom- mene christliche Formen mit Stumpfheit und

*) Die traurigen Folgen der Emancipation für den wirtli schaftlichen Wohlstand der Kolonien , von denen diese sich sehr langsam erholen, sind nicht zu leugnen. Um denselben zu begegnen, sind auch in West -Indien Kulis und damit neue Arten dos Hcidenthums eingeführt worden (vergl. zu No. 10). Denselben ist jedoch hier noch keine besondere Missionsarbeit entgegengetreten.

mit starken Besten des Heidenthums in Aber- glauben, Zauberei u. dergl. verbunden erscheinen.

Auf den Spanischen Inseln besteht noch die Sklaverei. Die evangelische Mission ist dort selbstverständlich ausgeschlossen, aber auch von katholischer Missionsthätigkeit an den dortigen Negern vernimmt man aus den Jahrbüchern zur Verbreitung des Glaubens Nichts.

Auf Haiti, dessen katholische Neger-Bevölke- rung unter politischen Kämpfen nicht zur Ruhe kommt, haben Baptisten und Methodisten Mis- sionen, die jedoch in den neuesten Wirren schwer geschädigt sind.

Auf den Kleinen Antillen entfaltet neben den angedeuteten evangelischen Missionen die katholische eine nicht unbedeutende Thätigkeit. Dieselbe steht unter dem Erzbischof von Puerto d'Espaua auf Trinidad , resp. dem Bischof von Roseau (Dominica). Einige der Inseln sind aus früheren Zeiten überwiegend katholisch.

Unsere Karte zeigt uns ferner zwei Missions- gebiete in Central - Amerika. In der Britischen Besitzung Belize auf der Halbinsel Yucatan haben die Methodisten eine Mission, ursprünglich unter den Negern und Farbigen, die den Haupttheil der Bevölkerung bilden. Diese Arbeit erstreckt sich auch auf die Inseln Ruatan und UtiUa im benachbarten Golf von Honduras. Seit längerer Zeit aber wird auch den Maya - Indianern auf dem Fcstlande mit Erfolg das Evangelium ver- kündigt.

Auf der südöstlich von hier gelegenen Mos- quito- Küste findet sich ebenfalls eine sehr ge- mischte Bevölkerung, die früher unter Englischem Schutze stand, jetzt aber zum Theil zu Nicara- gua gehört, während ein anderer Theil einen selbstständigen Staat bildet, der aber mehr und mehr von Nicaragua bedroht wird. Hier hat die Brüdergemeinde seit 1848 eine Mission, in der die sechs angegebenen Stationen gegründet wur- den, deren nördlichste jedoch schon bei dem

feindlichen Andringen des katholischen Nicaragua aufgegeben werden musste. Auch hier ist nicht bloss unter der buut gemischten farbigen Bevöl- kerung nicht fruchtlos gearbeitet worden, sondern j eben so unter den vornehmlich ins Auge gefassten Indianer-Stämmen, den Wulwas, Tunglas u. a.

Da der Maassstab der Karte No. 8 die In- seln nicht in genügender Grösse erscheinen lässt, um die Stationen der verschiedenen Missions- Gesellschaften zu verzeicljuen , so wurden die wichtigsten derselben mit Zunahme von No. 9 in vergrössertem Maasse beigegeben. Es ist je- doch zu beachten, dass der Maassstab dieser Cartons selber nicht der gleiche ist, daher sie nur mit Eücksicht auf denselben ihrer Grösse nach verglichen werden dürfen.

Über die für Jamaica im Besonderen ange- gebenen Missionen ist zu bemerken, dass die der Unirten Presbyterianer in Schottland von der ehemaligen Schottischen Missions-Gesellschaft schon 1824 begründet, 1847 von der genannten

I Denomination übernommen und sehr ausgedehnt wurde. Die Londoner Missions-Gesellschaft ar- beitet auf Jamaica seit 1834. Die zahlreichen j Gemeinden , welche durch die Baptisten-Mission gesammelt waren, bilden bereits seit längerer Zeit die selbstständige Jamaica Baptist Union. Für die Ausbildung der Prediger sorgt die früher bei Falmouth befindliche, jetzt nach Kingston verlegte Calabar Institution, welche noch unter der Leitung der Missious-Gesellschaft steht, die in neuerer Zeit auch die Station an der Morant Bay wieder aufgenommen hat. Die anglikanische Kirche, welche bisher mit grosser Bevorzugung den anderen kirchlichen Gemeinschaften gegen- übei'stand , ist nunmehr durch Entziehung der staatlichen Unterstützung denselben gleichgestellt worden.

Von der ganzen Bevölkerung von Jamaica steht bis jetzt nur der vierte Tlieil in Verbin- dung mit einer Kirche oder Mission. Fast die Hälfte der Bewohner können trotz oberflächlich angenommener christlicher Einflüsse als Heiden angesehen werden.

Nachträge und Correcturen.

Auf No. 8 ist in der l'^arbentafel das Braun als Bezeichnung der katholischen Stationen nachzutragen. Das „N" bei der Insel Nevis ist zu streichen.

Auf No. 9 ist IrwinhUl, Station der evangelischen Brüdergemeinde, etwa eine Deutsche Meile östlich von Mon- tego, nachzutragen.

N*^. 10. Guiana.

Der Name Guiana bezeichnet urspi-üuglieh sämmtliche Länder zwischen dem Orinoco und dem Amazonen - Strom , die durch ihre ausser- ordentliche Fruchtbarkeit bald nach der Ent- deckung die Europäischen Ansiedler herbeizogen. Nachdem in neuerer Zeit die Spanischen und Portugiesischen Ansiedelungen vom Mutterlande getrennt wurden, nennt man nur noch die Bri- tische, die Niederländische und die Französische Kolonie mit obigem Namen. Nur die beiden erstereu sind hier zu behandeln, da über die geringe Thätigkeit der Eömisch-katholischen Mis- sion, der einzigen im Französischen Guiana, keine näheren Angaben zu erlangen waren.

Eine nicht sehr breite TJferebene des reich- sten Alluvialbodens umsäumt das im Innern hüge- lige und zum Thcil gebirgige Land, das mit dichtem Urwald bedeckt ist. Die Niederländer waren es vornehmlich, welche im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts die Kultur jenes Küsten- saumes- durchführten, der für das Mutterland reiche Erträge abwarf. Das Innere jedoch blieb, mit Ausnahme eines kleinen Sti'iches an den Ufern der grossen Ströme, unangetastet von der Hand des Europäers, den eingeboruen Indianern überlassen oder wurde den sich befreienden Negersklaven eine Zuflucht, wie namentlich im Niederländischen Gebiet. Die zahlreichen Ströme allein machen dasselbe zugänglich, obwohl ilire Beschiffung, zu der man besondere, leicht ge- arbeitete Boote (Corjals) benutzt, durch viele Stromschnellen erschwert ist. Doch nur an Ufern schlägt der Mensch seine Hütte auf, das übrige Land ist mit fast undurchdringlichem Dickicht der üppigsten Vegetation bedeckt. Das ungesunde Klima hat bisher die Kultur von diesen Gegenden fem gehalten und es ist keine Aussicht, dass es bald anders werde.

Das Britische Guiana, welches 18ü3 von den Niederländern abgetreten wurde , umfasst drei Abtheilungen : Essequibo , Demerara und Berbice, nach den gleichnamigen Flüssen benannt. Über die raeist aus Negern und Kreolen beste- hende Bevölkerung gilt das zu West-Indien unter No. 8 Gesagte. Seit der Emancipation der Skla- ven ist der Wohlstand auch hier zurückgegangen und viele Zuckerplantagen liegen noch jetzt im Verfall. Um die verlorenen Arbeitskräfte zu er- setzen, sind seit einer Heihe von Jahren Kulies eingeführt, freie Arbeiter aus Ost-Indien und China, die sich für einen bestimmten Lohn auf eine gewisse Zeit zur Arbeit verpflichten, nach

Grandemann : Missiimsatlas. IV, 9.

Ablauf der letzteren aber in die Heimath zurück- kehren können. Da diess jedoch nur von wenigen geschieht, so besteht bereits ein nicht geringer Theil der Bevölkerung aus Hindus und Chinesen. Inwieweit jene Maassregel zu billigen ist und ob die Ausführung den oben aufgestellten Grund- satz überall zur Geltung kommen lässt, ist hier nicht zu erörtern. Hier kommt es nur auf die Mannigfaltigkeit an, die daraus der Mission in Britisch -Guiana erwachsen ist. Die erste Form derselben war die Indianer-Mission. Hier konnten sich die auf den Inseln so schnell hinschwin- denden Stämme besser als dort erhalten. Na- mentlich sind es Arawäken, Cariben, Waraus, Acowoios und Macusies , von denen zusammen bis heute 20- bis 21,000 Köpfe übrig sein sollen. Unter den Erstgenannten begann schon 1738 die Brüdergemeinde ihre Thätigkeit am Berbiceflusse, die sich später weiter östlich bis an den Corentj-u ausdehnte und nach vieler mühsamer und nicht ganz erfolgloser Arbeit bis 1812 fortgeführt wurde. Pilgerhut, Ephrem und Hoop sind die ehemaligen Stationen, welche unsere Karte zeigt. Die Englisch-kirchliche Gesellschaft hat von 1829 bis 1853 gearbeitet und zu Bartica und Wara- puta am Essequibo beträchtliche Gemeinden ge- sammelt, während eine solche zu Pinara durch Brasilianische und katholische Dazwischenkunft gestört wurde. Doch fand sich die Gesellschaft im genannten Jahre durch ungünstige Umstände bewogen, das Werk aufzugeben. Die Gemeinde zu Bartica besteht noch und wird vom Kaplan der nahen Strafstation versorgt. Die Ausbrei- tungs - Gesellschaft hat seit 1840 ihre auf der Karte angegebenen Stationen angelegt und ihre Arbeiten sind bis jetzt mit immer noch steigen- dem Erfolge gekrönt worden. Besonders befinden sich die Stationen am Pomerun in erfreulichem Zustande, und in neuerer Zeit ist auch bei Orealla die verlassene Brüder -Mission wieder aufgenommen. Endlich haben die Plymouth- Brüder, die in Britisch-Guiana unter den Weissen und Farbigen eine sehr rege Thätigkeit entfal- ten , auch einige Arbeiter unter den Indianern. Die eine Station derselben, Mattara, konnte mit einiger Sicherheit angegeben werden*), während

*) Dieselbe büdet wahrscheinlicli die Fortsetzung der von J. Meyer mit ausserordentlicher Hingabe zu Kuiuake betriebenen Mission. Der letztgenannte Ort kann niclit fern von dem für Mattara angegebenen Punkte sein. Im I Mission's Field, 18G8, p. 262, wird noch eine presbyteria-

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sie im Ganzen geflissentlich keine Angaben über ihre Arbeiten in die Oeffentlichkeit dringen lassen. Daher war es uns auch nicht möglich, die zahlreichen Punkte ihrer anderen Mission anzugeben.

Für die Schwarzen und Farbigen sind vor ihnen schon hauptsächlich die Londoner und die Wesleyanische Missions - Gesellschaft thätig gewesen, diese seit 1819, jene seit 1808. Bei- nahe zwei Drittheile der ganzen Einwohnerzahl (100,000) gehören dieser Art der Bevölkerung an , die zum grossen Theil bereits zu christ- lichen Gemeinden gesammelt ist, deren Pflege und Ausdehnung aber immer noch eine wich- tige Aufgabe der Mission bleibt. Auch die Aus- breituugs- Gesellschaft, die im Anschluss an die anglikanische Kirche der Kolonie wirkt, widmet sich dieser Aufgabe.

Die dritte Klasse der Mission ist die unter den Kulies. Mau schätzte 1868 25,000 Hindus und 3000 Chinesen. Die Christianisirung dieses Theilcs der Bevölkerung müsste von besonderer Bedeutung sein, da er in der Zukunft des Lan- des leicht eine grössere KoUe spielen könnte als die jetzt an Zahl überlegenen Neger. Dennoch hat nur die Wesleyanische Missions-Gesellschaft einen besonderen Missionar und ludische (Ta- mulische) und Chinesische Katechisten unter den Kulies, während die anderen sie mehr gelegent- lich in den Kreis ihrer Wirksamkeit ziehen, was namentlich auch die Ausbreitungs - Gesellschaft thut.

Die Zustände in dem benachbarten Nieder- ländischen Guiana, das gewöhnlich Suriname

nische Mission für die Indianer am Supinam erwähnt, über die uns sonst Nichts bekannt geworden ist.

genannt wird, sind von denen des Britischen verschieden, namentlich durch das längere Be- stehen der Sklaverei , die erst vor einem Jahr- zehnt abgeschafft wurde, mit Maassregeln, die mehr Garantien für die fernere Arbeitsamkeit der Neger boten, als diess bei der Britischen Emancipation geschah, und die sich bis jetzt bewährt haben. Die Indianer dieses Gebietes sind, abgesehen von den noch ganz unerforsch- ten Theilen des Innern, nur noch gering an Zahl, etwa 1000, meist Arawäken. Die Zone des Innern, welche zunächst auf die kultivirte Uferebene folgt, ist jetzt das Land der Busch- neger, der Nachkommen entlaufener Sklaveu, aus denen sich mehrere besondere Stämme: Saramacca-, Matuari-, Auka-Neger u. s. w., ge- bildet haben. Früher thaten sie von jenen Schlupfwinkeln aus der Kolonie viel Schaden, ja, sie unternahmen förmliche Kriegszüge gegen dieselbe, bis 1763 die Niederländische Regierung ihre Unabhängigkeit anerkannte.

1754 begann die ausgedehnte und gesegnete Mission der Brüdergemeinde unter den Neger- sklaven der Plantagen. Von der jetzt etwa 37,000 Seelen starken schwarzen und farbigen Bevölkerung gehören 24,000 mit zu den gesam- melten Gemeinden, die je ihr Centrum au der Sta- tion haben, von der aus die betreffenden Plan- tagen versorgt werden.

Auch den Busch- Negern wurde seit 1765 von der Brüdergemeinde das Evangelium ver- kündigt. Grosse Schwierigkeiten haben das Werk zwar vielfach gehindert, so dass es von 1813 bis 1 840 fast ganz abgebrochen blieb ; seitdem in- dessen ging es wieder vorwärts, wenn auch mit Schwankungen, und in neuerer Zeit hat es be- sonders unter den Matuari -Negern einen er- freulichen Aufschwung genommen.

11. Süd -Amerika.

Unser Atlas schliesst mit der Darstellung eines Continents, der jetzt nur iu vcrschwinden- dera Maasse den Schauplatz christlicher Mis- ! sionsthätigkeit bildet. Mit Ausnahme der auf 1 verhiiltnissmüssig kleinen Eaum beschränkten j Mission iu Guiana, die bereits unter No. 10 be- handelt wurde, wäre für direkte Heiden-Mission nur eine einzige Station, die Keppel - Insel, an- zuführen *). Und doch ist Süd - Amerika dem Flächeninhalt nach fast doppelt so gross wie Europa und 1 bis 1 '/2 Millionen seiner Bewohner sind noch fern von jeglicher christlichen Kultur, zum Theil sogar dem Kannibalismus ergeben. Von den übrigen dort lebenden 23 Millionen aber ist ein grosser Bruchtheil jedenfalls nur in ungenügender Weise in das Christenthum ein- geführt worden, während überhaupt der Katho- licismus hier vielleicht mehr als sonstwo sich von dem Kerne desselben entfernt hat.

Die Geschichte erklärt uns den jetzigen Zu- [ stand der Süd-Amerikanischen Bevölkerung. Die Europäischen Entdecker fanden zwei ganz ver- schiedene Klassen derselben vor." Auf der West- seite war durch das Reich der Incas eine ver- hältnissmässig hohe Kultur vertreten, während die übrigen Theilc von Indianern einer tiefen Kulturstufe bewohnt wurden. Beide mussten der Europäischen Herrschaft unterliegen, so weit sie sich nicht in die noch unbesetzten Gegenden zurückzogen. Während in Nord -Amerika die Europäische Ansiedelung die Eingebornen zurück- drängte und aufrieb, wurden sie hier als Ar- beitskräfte erhalten und von den Siegern zur Ausbeutung des fruchtbaren Bodens und der metallreichen Gebirge verwendet. Trotz der dabei

*) Seitdem Obiges geschrieben wurde, ist von dersel- ben aus eine weitere Station zu Usbuwia gegründet. Grundemann : Mistionsatiaa. IV, W.

verübten schmachvollen Grausamkeiten ist doch auf diese Weise ein grosser Theil der ursprüng- ! liehen Bevölkerung dem Untergange entzogen 1 und hat sich allmählich mit den eingewanderten j Spaniern und Portugiesen vermischt. Dieser Mischung entstammen die Mestizen, welche einen bedeutenden Bestandtheil der heutigen Bevölke- rung bilden. Als man später die unzureichenden Arbeitskräfte durch den Sklavenhandel zu er- gänzen suchte, wurde auch die Negerrace nach Süd- Amerika verpflanzt, die sich dort zum Theil rein erhalten , zum Theil aber mit Europäern oder Indianern (zu Mulatten) vermischt hat.

Die katholische Kirche hatte sogleich in den Spanischen so wie Portugiesischen Kolonien*) Wurzel gefasst, und zahlreiche Kirchen und Klö- ster waren gegründet. Auch der Indianer nahm sie sich bald au. Zum Theil waren dieselben zu den oben gedachten Arbeiten in sogenannte [ Comthureieu gesammelt und wurden in denselben ohne Weiteres äusserlich zum Christenthum ge- zwungen. Auch für die noch freien Indianer fanden sich bald Missionare von verschiedenen Orden ein, die aber, in der Einrichtung der Com- thureieu und den dort verübten Grausamkeiten ein starkes Hinderniss ihrer Thätigkeit erken- nend, andere Sammelplätze, die sogenannten Re- duktionen , anlegten , in denen die Eingebornen unter patriarchalischen Einrichtungen zu gleicher Zeit in der Kultur gefördert und christianisirt wurden. Namentlich die Jesuiten haben dabei ein ausserordentliches Geschick bewiesen. Schon der Ernst, mit dem sie für die Freiheit und das Recht der Indianer den Kolonisten gegenüber eintraten, verdient alle Anerkennung. Dadurch gewannen sie das Zutrauen der Art, dass ganze

*) Letztere das heutige Kaiserthuni Brasilien.

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Stämme sich unter ihr mildes väterliches Regi- ment stellten. So entstanden die blühenden Re- duktionen in Paraguay, wo man die sonst so unkultivirten Gixarani als iieissige Acker- bauer, gewandte Handwerker und sogar Künstler bewundern konnte. Dass sie dabei nach dem Sinne ihrer Leiter gute Katholiken waren, ver- steht sich von selbst. Bedroht von Portugiesi- scher Seite, von der die sogenannten Mamelucos auf Sklavenfaug ausgingen, schlössen sich jene Ortschaften unter Führung der Patres zu wohl- organisirten Truppen zusammen und erfochten manchen Sieg.

Ähnliche Erfolge hatten die Jesuiten unter den Moxos und Chiquitos, so wie unter den Stämmen am oberen Maranon und in der Fran- zösischen Kolonie Cayenne. An Feinden aber fehlte es ihnen nicht, die ihre Sache* verdäch- tigten ; ihre Macht konnte der Regierung leicht gefährlich werden. So wurde ihre Unterdrückung beschlossen und ausgeführt, womit die Ergeb- nisse einer Arbeit von anderthalb Jahrhunderten dem Untergange Preis gegeben wurden. Die Welt geistlichen, welche an die Stelle der Jesuiten gesetzt wurden, konnten die gesammelten Ge- meinden nicht zusammenhalten, um so weniger, da für die äusseren, bisher von den Patres ge- leiteten Angelegenheiten Beamte traten, die sich durch allerlei Härte kein Zutrauen erwarben. Manche Reduktionen fristeten nur noch ein küm- merliches Dasein ; in den Bewegungen aber, unter welchen die Kolonien sich vom Mutter- lande losrissen (in den ersten Jahrzehuten dieses Jahrhunderts), haben sich viele jener Gemeinden gänzlich zerstreut und der üppige Urwald ver- schlingt die einst fruchtbaren Felder und ver- deckt die spärlichen Uberreste der einst so freundlichen Dörfer. Auch die Wirksamkeit der anderen Orden hat unter jenen Bewegungen sehr gelitten, so dass die katholische Mission in Süd- Amerika seit einem halben Jahrhundert als ge- lähmt betrachtet werden kann. Auch in neuester

Zeit, wo dieselbe anderwärts neuen Aufschwung genommen hat, vermochte sie sich in jenen Ländern nicht wieder zu erholen. Manche weite Strecken des Innern hatte dieselbe noch nicht erreicht, so wenig die Kultur dahin vorgedrun- gen war. Dahin gehört namentlich die Brasilia- nische Provinz Matto Grosso, so wie das Peruani- sche Gebirgslaud und das weite, noch sich selbst überlassene Patagouien. Daher leben hier, wie üben angedeutet, noch grosse Völkerschaften aus- ser aller Berührung mit dem Christenthume.

Von evangelischer Mission galt allerdings der erste Versuch*), der überhaupt von dieser Seite unternommen wurde, der Ostküste Süd-Äme- rika's, schlug jedoch gänzlich fehl. Erst in der neuesten Zeit gelang es einem Englischen Marine-Offizier, Allen Gardiner, unter den Evan- gelischen Interesse für jene Länder zu wecken. Nach einigen anderen vergeblichen Versuchen fasste er Patagonien als sein Ziel ins Auge und brachte 1844 die Patagonische Missions -Gesell- schaft zu Stande, von der unterstützt er meh- rere Jahre rastlos wirkte, bis er an der unwirth- lichen Küste des Feuerlandes durch das Aus- bleiben der nöthigen Jfahrungsmittel und bei feindlicher Haltung der Eingebornen nach lang- wierigen Leiden dem Hungertode erlag (6. Sept. | 1857). Die Gesellschaft hat S'ich aber dadurch zu um so grösserem Eifer antreiben lassen. Da die Anlegung einer festen Station im Feuerlande (Tierra del Fuego) noch nicht möglich war, wurde die Keppel-Insel (eine der Falklands-In- sein) zur Operationsbasis ausersehen. Eingeborne, die dazu willig sind, werden dorthin auf einige Zeit übergesiedelt und dann in ihre Heimath zurückgeführt mit den empfangenen Eindrücken des christlichen und civilisirten Lebens. Dazu dient das Missionsschiff „Allen Gardiner". Diese ,

*) Der Französische Malteser-Ritter Villegagnon ver- suchte in der Nähe des jetzigen Rio de Janeiro eir.e Fran- zösische Kolonie anzulegen und von dort aus durch Genfer j Missionare unter den Indianern zu wirken.

Maassregel hat nun bereits den Erfolg gehabt, dass einer der Missionare sich längere Zeit auf der Navarin-Insel aufhalten konnte, wo nunmehr eine feste Station angelegt wird. Die Gesell- schaft hat sich seitdem zu der „Süd - Amerika- nischen" erweitert und die auf der Karte an- gegebenen Stationen angelegt, die aber meisten- theils die Wirksamkeit unter den an den be- treffenden Orten lebenden Engländern und hinter den Katholiken zum Zwecke haben. Nur von Lebu und von Patagones aus sucht man auch unter den Patagoniern (resp. Araucanern) zu wirken.

Die beiden anderen Missions-Gesellschaften, von denen wir einige Stationen angeben konnten,

treiben ebenfalls mehr ein Werk der inneren Mission, arbeiten aber nicht unter den heidnischen Indianern.

Schliesslich muss noch erwähnt werden, dass in den La Plata-Staaten, so wie in einigen Bra- silianischen Provinzen zahlreiche Deutsche Ko- lonien bestehen, für deren geistliche Bedürfnisse sehr wenig geschehen war, bis in neuester Zeit die Basler Missions-Gesellschaft, so wie auch ein mit der Rheinischen Mission in Verbindung ste- hender Verein ihre Arbeiter dorthin zu senden begannen. Doch würden auf dem weiten Felde noch weit mehr Kräfte ihre volle Beschäftigung finden.

Nachwort.

Beim Abschlüsse des Missionsatlas, der namentlich durch den Krieg fast um Jahresfrist ver- zögert worden ist, möge eine Bemerkung Platz finden über zwei Stücke, die manche Leser nach früheren Ankündigungen erwartet haben und nun vermissen werden, nämlich eine allgemeine Missions-Weltkarte und eine übersichtliche Zusammenstellung der Namen aller Stationen der ver- schiedenen Missions-Gesellschaften. Es lag anfänglich in der Absicht des Verfassers, beides diesem Werke beizufügen. Dabei war jedoch die Voraussetzung, dass ein anderes Werk inzwischen zum Abschluss gekommen sein würde, nämlich eine allgemeine Missions -Statistik, die einer jährlichen Missions-Chronik den Weg eröffnen sollte. Durch verschiedene Umstände ist jene schon auf der Missions-Conferenz 1866 angeregte Arbeit noch nicht zur Ausführung gekommen. Ohne sie würde die gedachte Weltkarte in sachlicher Beziehung kaum mehr leisten, als das bei Julius Klinkhardt, Leipzig 1869, in Commission gegebene Kärtchen zu den Werdauer Missionsblättem. Die Auf- zählung der Missions - Stationen aber würde einerseits ohne die beabsichtigte Hinzufügung der statistischen Daten wenig Werth besitzen, andererseits für einige Blätter der ersten Lieferungen weitere Ergänzungen erfordern.

Da nun das angedeutete Unternehmen keines Falles aufgegeben ist, sondern voraussichtlich in nicht zu ferner Zeit wird in's Leben treten können, so schienen die beiden genannten Aufgaben angemessener für jene Arbeit aufzuheben sein , in der sie eine ungleich vollständigere Lösung finden werden, als diess jetzt geschehen könnte. Und so sei denn hiermit diess Werk geschlossen. Es sind nun bald zehn Jahre vergangen, seitdem die ersten Keime zu demselben sich regten. Es hat ihm manche Schwierigkeit im Wege gestanden, es hat viel Arbeit erfordert. So wird man es verstehen, dass ich nicht anders schliessen mag als mit Dank gegen Den, der es hat gelingen lassen, und mit dem Wunsche, dass es helfen möge zur Förderung Seines Reiches!

Mörz, den 28. October 1871.

Der Verfasser.

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IN U. S. A.