4 1 von m prof 8 D. A nn . bei 5 & Beide in "Enger | Verlag von Strecker & Schröder in Stuttgart Naturwiſſenſchaftliche Wegweiſer Sammlung gemeinverſtändlicher Darſtellungen Herausgegeben von Profeſſor Dr. Kurt Lampert Vorſtand der K. Naturalienſammlung in Stuttgart Die Bände der Serie A umfaſſen bis zu 150 Seiten Text in Klein- Oktav (Taſchenformat), die Bände der Serie B bis zu 260 Seiten Text in Mittel⸗Oktav. Jeder Band iſt reich mit Tafeln und Ab— bildungen geſchmückt, für ſich abgeſchloſſen und einzeln käuflich. Die Preiſe ſind folgende: Serie A: geheftet M 1.—, ſchön gebunden M 1.40 70 B: 77 7 2.— 77 7 7 2.80 Mehr denn je ſteht heute die Menſchheit im Zauberbanne der Natur. Millionen von Menſchen ſind Naturfreunde geworden; ſie benutzen jede freie Stunde zu Wanderungen in Wald und Flur und ſuchen dort Erholung und Zerſtreuung von des Tages Laſt und Mühe. Aber erſt bei verſtändnisvoller Beobachtung auch des Lebens in der Natur wird der Naturfreund zahlreiche glückliche Stunden erleben; ſeine Sorgen werden ihm erträglicher, ſeine oft harten Berufspflichten angenehmer erſcheinen. Zu ſolchen Beobachtungen ſollen die Naturwiſſenſchaftlichen Wegweiſer anregen. Die hervorragendſten Naturforſcher wollen durch ſie das Verſtändnis für die Schönheiten und Wunder der Natur in die weiteſten Kreiſe des Volkes tragen. Wie urteilt die Preſſe über die Naturwiſſenſchaftlichen Wegweiſer? Die jetzt übliche ſchwatzhafte Populariſierungskunſt naturwiſſenſchaftlicher Tat— ſachen kommt in dieſen Bänden gottlob nicht zu Worte. Wie das wohltut nach jo viel garnierten Schüſſel ı und verzierten Torten, wieder einmal ehrliche natur- geſchichtliche Hausmanns“ ont aufgetiſcht zu bekommen. Auch daß die Belehrung des Leſers nicht dazu benutzt wird, ihm eine „Weltanſchauung“ aufzudrängen, iſt höchſt löblich. Wir empfehlen die Sammlung aufs beſte. (Propyläen, München.) Die beliebte Sammlung dient redlich der Aufgabe, die Freude an der Natur zu wecken und Aufklärung über deren Walten und Wirken zu geben. (Staatsanzeiger in Württemberg.) ] Zu beziehen durch alle Buchhandlungen; falls ſich keine ſolche am Orte OD] befindet, direkt vom Verlage Strecker & Schröder in Stuttgart E Verlag von Strecker & Schröder in Stuttgart | Wie urteilt der Leſerkreis über die Naturwiſſenſchaftlichen Wegweiſer? Ich kann wohl ſagen, daß ich nie beſſer ausgeſtattete Bücher für einen ſo billigen Preis erhalten habe. (Sanitätsrat Dr. R. H. in S.) So muß man dem Gebildeten wie dem Volke die Ergebniſſe der modernen Naturwiſſenſchaft darbieten, wie Sie es tun. (Paſtor M. i. H.) Ich beſitze alle bisher erſchienenen Bände. Jeder derſelben befriedigt außer— ordentlich, ſowohl textlich als auch durch die Abbildungen. Ich werde mir des— halb auch alle weiteren Bände ſofort nach Erſcheinen anſchaffen. (Bürgerſchullehrer F. in W.) Ich ziehe die „Naturwiſſenſchaftlichen Wegweiſer“ vor anderen Sammlungen vor, weil die Darſtellung mehr ausgearbeitet und lichtvoller iſt. (B. H. in B.) Die Sammlung verdient das Prädikat „ausgezeichnet“. (Lehrer W. v. B. i. W.) Wir empfehlen dieſe Bücher, da fie zur Vorbereitung für den biologiſchen Unterricht ſehr geeignet ſind. (Königl. Regierung, Abteilung für Kirchen- und Schulweſen, in Köslin, im „Amtlichen Schulblatt“.) Ein Verzeichnis der bisher erſchienenen Bände iſt dieſem Buche am Schluſſe beigegeben. Links Preißel- oder Kronsbeere, rechts Blau- oder Heidelbeere Abbildung aus: „Graebner, Heide und Moor“ Zu beziehen durch alle Buchhandlungen; falls ſich keine ſolche am Orte OU befindet, direkt vom Verlage Strecker & Schröder in Stuttgart om Illuſtrierte Völkerkunde Anter Mitwirkung von Dr. A. Byhan, W. Krickeberg, Dr. R. Laſch, Prof. Felix von Luſchan und Prof. Dr. W. Volz herausgegeben von Dr. Georg Buſchan. Oktav. 480 Seiten mit 211 Tafeln und Abbildungen. Geh. M 2.60, geb. M 3.50 Das prächtig ausgeſtattete Werk gibt in gemeinverſtändlicher Schreib: _ weiſe eine überſichtliche Darſtellung der Naturvölker und der noch nicht zu höherer Kultur entwickelten Volksſtämme. Wir erhalten hier ſachkundigen Aufſchluß über deren Geſchichte und Sprache, Raſſeneigentümlichkeiten, Obdach, Kleidung und Lebens— unterhalt, Ehe, Sklaverei, ſoziale Verhältniſſe und Rechtsleben, Waffen, Werkzeuge und Kriegsführung, Handel und Verkehr, religiöſe Anſchauungen und Zauber handlungen, Kunſt und Wiſſenſchaft. Einer beſonderen Empfehlung bedarf das Buch nicht, denn es gibt heute kaum ein zweites Werk, das fo viel Vorzüge beſitzt, wie dieſes. Es ſteht nach Inhalt, Aus— ſtattung und Preis faſt einzig da. Im Zeitalter der Entſchleierung unſe— res Erdballes gehört die Kenntnis frem— der Völkerſchaften zur allgemeinen Bil— dung. Das Buch gehört deshalb in jedes Haus. Alt und jung werden ihre Freude daran haben. Ich kann Sie zu dem prächtig gelungenen Werke nur aufrichtigſt beglückwünſchen. Ein ſolches Buch hat uns bisher gefehlt. (Dr. M. Haberlandt, Kuſtos am k. k. Natur— hiſt. Hofmuſeum in Wien.) Das Werk macht den denkbar beſten Eindruck und darf als ganz vortreffliche Ausführung einer gewiß nicht leichten, aber höchſt verdienſtlichen Aufgabe begrüßt werden. — Das alles in einem einzigen ſtarken Bande zu einem geradezu mini— malen, für jedermann leicht erſchwinglichen Mee ee e ee Preiſe. (Prof. Dr. M. Hoernes in Wien.) O0 Zu bezieben durch alle Buchhandlungen; falls ſich keine ſolche am Orte DD befindet, direkt vom Verlage Strecker & Schröder in Stuttgart Amphibien und Reptilien II (Anpaſſung der Organe an die Lebensweiſe) — L———————————————————————————————————————————ee, nn, nennen, Naturwiſſenſchaftliche Wegweiſer Sammlung gemeinverſtändlicher Darſtellungen Herausgegeben von Prof. Dr. Kurt Lampert Serie A (Kl.⸗Okt.): Jeder Band geh. M 1.—, kart. M 1.20, geb. M 1.40 Serie B (Mittel⸗Oktav): Jeder Band geheftet M 2.—, gebunden M 2.80 Jeder Band iſt für ſich abgeſchloſſen und mit zahlreichen, teils farbigen Tafeln und Text⸗ abbildungen verſehen. Anthropologie Menſchenkunde von Dr. G. Buſchan. 273 Seiten. B 2. Aſtronomie Die Erde als Himmelskörper von Prof. Dr. J. B. Meſſerſchmitt. 232 Seiten, DI: Die Welt der Sterne von Prof. Dr. 9.8. Klein is . Botanik Allgemeine Pilzkunde von Prof. Dr. Migula. 104 Seiten. A 8. Deutſche Mooſe und Farne von Prof. Dr. Migula. 149 Seiten. A 5. Die Bäume und Sträucher unſerer Wälder von Forſtaſſeſſor Feucht. 128 Seiten. A 4. Die Pflanzenwelt der Alpen von H. Marzell. 102 Seiten. A 7. Heide und Moor von Prof. Dr. P. Graebner. 102 Seiten. A 9. Parkbäume und Zierſträucher von Forſtaſſeſſor Feucht. 108 S. A 14. Praktiſches Pilz⸗Taſchenbuch von Prof. Dr. Migula. 144 S. A 20/21 (Doppelband). Chemie Das Radium von Prof. Dr. H. Kauffmann. 101 Seiten. A 12. Erdkunde Vulkanismus und Erdbeben von Prof. Dr. J. B. Meſſerſchmitt. 102 Seiten. A 13. Naturſchutz Die Naturdenkmalpflege von Prof. W. Bock. 117 Seiten. A 10. Sammel: und Anleitungs⸗ bücher Der Pflanzenſammler von R. Miß⸗ bach. 95 Seiten. A 18. Die Naturphotographie von R. Zim⸗ mermann. 98 Seiten. A 17. Zoologie Amphibien und Reptilien (Körper⸗ bau und Lebensweiſe) von Prof. Dr. F. Werner. 112 S. A 15. Amphibien und Reptilien II (An⸗ paſſung der Organe an die Lebens- weiſe) von Prof. Dr. F. Werner. 84 Seiten. A 16. Bilder aus dem Käferleben von Prof. Dr. K. Lampert. 124 S. A 2. Die Haustiere in Abſtammung und Entwicklung von Dr. M. Hilz⸗ heimer. 134 Seiten. A 11. Die Weichtiere Deutſchlands von D. Geyer. 116 Seiten. A 6. Naturgeſchichte der kleinſten Tiere v. Dr. W. Effenberger. 120 S. A 22. Tierleben des deutſchen Waldes von Prof. Dr. K. Eckſtein. 136 S. A 3. Unſer Flugwild von Dr. E. Schäff. 105 Seiten. A 19. Weitere Bände aus allen Gebieten der Naturwiſſenſchaft erſcheinen in raſcher Folge. — Illuſtrierte Spezialproſpekte ſtehen auf Wunſch koſtenlos und poſtfrei zur Verfügung. Um Weiterempfehlung der Bände wird gebeten. Anſichtskarten mit Bildern aus obiger Sammlung 50 Stück für M — .60, 100 Stück für M 1.— franko. Verlag von Strecker & Schröder in ige, II auge gd 91 V W bungapihnqp S uog joichliogd 3044 che d ss}4pouwe eıodıy I 1905 Naturwiſſenſchaftliche Wegweiſer Sammlung gemeinverſtändlicher Darſtellungen Serie A. Herausgegeben von Prof. Dr. Kurt Lampert Band 16. * * j Amphibien und Reptilien II er (Anpaſſung der Organe an die Lebensweiſe) Von Profeſſor Dr. F. Werner (Wien) Mit 1 Tafel und 40 Abbildungen im Text 1.—5. Tauſend Stuttgart Verlag von Strecker & Schröder Alle Rechte von der Verlagsbuchhandlung vorbehalten 218218 Druck von Strecker & Schröder in Stuttgart Holzfrei Autotypie⸗Druckpapier von Bohnenberger & Cie., Papierfabrik, Niefern in Baden Inhaltsverzeichnis. Seite ere REITEN d Su: Sr ehe. 1 Re REN a0 SR FE N NEE Einleitung.. ER A SE Die Haut der Amphibien und Repiilſen e Einiges von den Sinnesorganen unſerer Tiere 21 Vom Darm und von der Nahrung .. eee, EEE e Die Luftröhre und die Lungen der Reptilien: Atmung, Sommer: und Winterſchlafk „ Von der Vermehrung und Regeneration N e Lebensdauer, Eintritt und Erſcheinungen des Todes n e , f Er helle ray ee ,, . ET N Re 54 Verzeichnis der Abbildungen, a) Umſchlagbild. Junge Königsſchlange (Python regius). b) Tafel. Vipera ammodytes (Beiſpiel von Schutzfärbung), Titelbild. ee c) Abbildungen im Text. Een 1 Kopf der Vierſtreifennatter (junges und erwachſenes Tier). 7 2 Entſtehung des bunten Farbkleidmuſters der Korallennattern . 8 3 Entſtehung des bunten Far 555 bei einer e Nattern⸗ Goltung 5 3 4 Trichobatrachus 1 RE I 5 Schnitt durch die Haut des Sönangenfortjaes von nen darwini. . : ee 6 Spitze einer Rückenſchuppe einer Natter N n 7 Schuppe des Rückens von Coluber . „ 8 Rückenpanzer von Hydromedusa tectifera . 19 9 Kopf und Vorderkörper der Ringelnatter in Häutung begriffen, die alte Haut umgeſchlagen .. 20 10 Gehirn eines Karpfens, eines Froſches und eines Lungenfiſches 22 VI Abbildungen im Text Abb. Seite 11 Kopf von Dryophis fasciolatus (Baumſchlange von Sumatra) 23 12 Kopf einer ſüdamerikaniſchen Dämmerungsbaumſchlange .. 24 13 Auge von verſchiedenen Lacertiden .. >, 14 durch das Schädeldach einer auſtraliſchen Sie „ 26 15 Kopf a) von Lacerta, b) von Varanus nuchalis . 1 16 Kopf 5 Umerifaniſchen Woſſerneree ee 17 Kopf von Rang esenlents (Männcge nan 18 Kopf und Bruſt von Rana temporaria von unten. . 31 19 Larve von Salswandra maenla gs 20 Kopf von Herpeton tentsenlabh . en 21 Vipera ammodytes (Sando tte) ee 22 Zunge a) von Lacerta, b) von Calo tes 240 23. Kopf und Hals einer Kröte notte ar 24 Heloderma suspectum (Arizona) . . 42 25 Eierſchlange (Dasypeltis scabra), Vorderkörper, von n unten geöffnet 43 26 Luftröhre und Bronchien von Testudo pardalis . .. 49 27 Sandotter, Vipera ammodytes, Vorderkörper, von der Unter⸗ ſeite geöffnet. . 28 Kloakengegend der Sumpfſchildkröte (Binys orbicularis) „ 29 Längsſchnitt durch den Kopf eines jungen Nilkrokodiles .. 54 30 Männchen (a) und Weibchen (b) von Ceratophora stoddarti, einer Baumagame aus Ceyſonn)m”nnd 31 Männchen (a) und Weibchen (b) von Chamaeleon gallus von Mavagasfırı . . „ 32 17 9 des grünen Leguans (Iguana 8 a) Männchen, b) Weibchen 61 33 As pelviceps, Männchen, Hinterbeine und Schwanzwurzel Don unten 62 34 Hinterbein von Cinosternum odoratum Mofusfitrete) Männchen, von unten , . 2 63 35 Vorderbein des Männchens von u Leptoflactylus ocellatus „ 36 Männchen (a) und Weibchen (b) des kleinaſiatiſchen eee 65 37 Raſſel einer Klapperſchlangne . 66 38 Umriß der Eier verſchiedener Reptilien in natürlicher Größe so 39 Eiſchwiele von Crocodilus nilotieus (a) und porosus (b).. 69 40 Eizahn von Gecko vertieillatus" 7, 22, 02 ea Sr Vorwort. In dem erſten, den Amphibien und Reptilien gewidmeten Bändchen wurde zu zeigen verſucht, wie der Körperbau im allgemeinen durch die Anpaſſung an verſchiedenartige Lebensbedingungen beeinflußt wird und welche Veränderungen namentlich die erſtgenannten ſowohl im Laufe der Erdgeſchichte durchgemacht haben als in ihrer individuellen Entwicklung immer noch durchmachen. Nachſtehend ſollen nun, abgeſehen von der Körperbedeckung, die inneren Organe unſerer beiden Wirbeltierklaſſen ſoweit behandelt werden, als ſie durch die Außenwelt merklich beeinflußt werden; anhangsweiſe wurden auch den mit der Fortpflanzung ſowie mit dem Beginne, der Dauer und dem Ende des individuellen Lebens zuſammenhängenden Erſcheinungen einige Worte gewidmet. Auch diesmal bin ich außer dem Verlage, der alle nötigen Ab— bildungen bereitwilligſt bewilligte, Herrn K. u. K. Hauptmann G. Veith für einige gelungene Naturaufnahmen, dem Verlag A. Pichlers Wwe. & Sohn in Wien für die Erlaubnis zur Reproduktion einzelner Teile von Pfurtſchellers Wandtafeln, ſowie Herrn Dr. K. Mieſtinger und Frl. A. Mayer für ver— ſchiedene Aufnahmen zoologiſcher Objekte zu aufrichtigem Danke verpflichtet. Wien, 17. April 1910. Profeſſor Dr. F. Werner. e Einleitung. Ein ſchöner Frühlingsvormittag irgendwo draußen im Wiener— wald, wo der Normal-Sonntagsausflügler noch nicht im Hochgefühle, ein Held und die Krone der Schöpfung zu ſein, alles, was ihm über den Weg kreucht, zu Tode geprügelt und geſteinigt hat, ſondern wo die kriechende Tierwelt auch am Sonntag noch vor der Menſch— heit Ruhe hat . .. Schon am Fuße des erſten Bretterzaunes, an dem wir, die Eiſen— bahn verlaſſend, vorüberkommen, beginnt ſich das Kriechtierleben zu regen. Im Graſe liegt, den Körper nach Möglichkeit ausgebreitet und gegen die einfallenden Sonnenſtrahlen ſenkrecht geſtellt, ein Eidechslein. Rotbraun ſchimmert ſein Rücken, prächtig frühlings— grün, „laete viridis“, freudiggrün, ſind die Seiten. Man ſieht, der kleine Krieger — denn Krieger ſind alle ihres Stammes, ob Männ— lein oder Weiblein, und von einer Furchtloſigkeit, die, wenn der Weg zur Flucht abgeſchnitten iſt, auch dem größten Hunde ſtand— hält — hat ſein unſcheinbares Winterkleid abgelegt und ſein Hoch— zeitsgewand angetan. Aber auch ſeine Frau Gemahlin, obwohl weniger bunt und prächtig, iſt in ihrem hellgrauen Kleid mit den ſchwarzbraunen, innen weißen Ringflecken gar prächtig anzuſchauen. Aber keiner, der an ihnen vorbeigeht, denkt dabei, daß dieſe Kinder der Sonne, dieſe kleinen Raubritter im Schuppenpanzer in unſerer Heimat die Erben mächtiger Tiergeſchlechter ſind, die einſt die Erde beherrſchten und nun ausgetilgt ſind bis auf geringe Reſte: die heutigen Krokodile. Sie ſind zwar Zwerge im Vergleiche zu den Dinoſauriern der Jurazeit, ebenſo wie die zierlichen, farbenprächtigen fliegenden Drachen des oſtindiſchen Archipels gegen die mächtigen Flugeidechſen der Kreideperiode; aber ſie haben mit dem Sunda— drachen das gemeinſam, daß ſie Zweige eines kräftig gedeihenden Stammes vorſtellen, der in vielen Teilen unſerer Erde, ſoweit ſie nicht gerade mit Zinshäuſern und Fabriken bedeckt ſind, Ausſicht hat, ſich im Kampf ums Daſein zu erhalten und zu behaupten. NW. A 16 Werner II. 1 2 Anpafjung Die Zeiten der Rieſentiere unter den Reptilien find vorbei; auch die größten Ungeheuer der Vorwelt würden, hätte ſie ihr Ge— ſchick nicht bereits vor Jahrmillionen von der Erdoberfläche ver— ſchwinden laſſen, im Zeitalter der modernen Sprenggeſchoſſe ihr Leben laſſen müſſen. Aber ihre kleinen, ſchlanken, flinken Epigonen werden ſich erhalten können, ſolange noch dem Menſchen ſelbſt die freie Natur und grünende Gefilde ein Bedürfnis ſind. Wie ſehr ſich die Kleinreptilien und -amphibien auch der modernen Kul— tur anzupaſſen wiſſen, beweiſt die Vorliebe von Eidechſen (Zaun— und Mauereidechſen) für Eiſenbahndaämme, wo ſie namentlich an denjenigen Stellen, deren Betreten verboten iſt, in ziemlicher Menge vorkommen können, die Anpaſſung von Amphibienlarven an verunreinigtes Waſſer (namentlich der Kaulquappen unſerer beiden Unkenarten, von denen Bombinator pachypus überhaupt nicht emp— findlich iſt, dagegen B. igneus anſonſten zwar klares Waſſer liebt, ſich aber in der Umgebung von Wien bereits an die ärgſten Schmutz— wäſſer zu gewöhnen beginnt) und die Anſiedlung von Waſſernattern auch an regulierten Flußufern mit lückenloſen Ufermauern, ſofern nur die leiſeſte Anſchwemmung am Fuße derſelben das Gedeihen von etwas Pflanzenwuchs und damit auch zeitweiliges Ausruhen ermöglicht. Einen recht wirkſamen Schutz gerade gegen den Menſchen bildet die den meiſten Reptilien und Amphibien zukommende Anpaſſungsfärbung, d. h. die Übereinſtimmung der Färbung der Oberſeite mit der Umgebung. Dieſe übereinſtimmende Färbung wird daher auch Schutzfärbung genannt, und es unterliegt keinem Zweifel, daß ſie unſere Tiere bis zu einem gewiſſen Grade nicht nur gegen ihre Verfolger, alſo ſolche Tiere, welchen ſie als Nahrung dienen, ſchützt, als auch andererſeits denjenigen Raubtieren, welche Schutzfärbung beſitzen, das unbe— merkte Anſchleichen an ihr Opfer ermöglicht, oder verhindert, daß dieſes des unbeweglich lauernden Raubtieres gewahr wird. Während der Schutz, den die Tiere durch ihre Färbung gegen ihre Feinde genießen, nur ein bedingter iſt, da er von mancherlei Umſtänden abhängt (3. B. ob das Raubtier hungrig und dadurch zur Anſpannung aller Sinne genötigt oder ſchon geſättigt iſt, ob Beute oder Feind ein junges, unerfahrenes oder ein erwachſenes Tier iſt u. a.), kann man wohl im allgemeinen den Nutzen der Schutzfärbung gegen den ſinnesſtumpfen Kulturmenſchen, wenn ſie auch nicht zum Schutze Schutzfärbung 3 gegen ihn entſtanden iſt, ziemlich hoch veranſchlagen. Daher kommt es auch, daß derſelbe Kulturmenſch, wenn er auch noch dazu Zoologe iſt, überall Schutzfärbung wittert, weil er das lebende Tier ſo leicht überſieht, während gegen den Wilden, ebenſo wie gegen das Raub— tier, dem der knurrende Magen die Sinne ſchärft, eben nur unter Umſtänden die Schutzfärbung von Wert iſt. Am auffallendſten, weil der Beſchaffenheit des Bodengrundes am genaueſten entſprechend und außerdem weil bei einer überaus großen Menge von verſchiedenartigen Tierformen desſelben Gebietes übereinſtimmend, ſind die Schutzfärbungen großer, in ihrer Beſchaffen— heit gleichartiger Strecken (Wüſten, große Sumpfgebiete, die Meeres— oberfläche, aber auch der Waldboden, das dichte Laubgewirr des Ur— waldes, das Steingeklüft des Karſtes u. dgl.). Sandfarbig ſind zahl— reiche Reptilien der afrikaniſchen, weſt-, mittelaſiatiſchen und vorder— indiſchen Wüſten; aber wie verſchiedenartig iſt die Bodenfärbung aller dieſer Wüſten, wie ſehr unterſcheidet ſich ſchon die Libyſche Wüſte durch ihre lebhaft hellgelbe Färbung von der mehr graugelben Arabiſchen Wüſte, von der ſie nur durch das Niltal getrennt iſt! Und ein ge— treues Abbild der Wüſtenfärbung geben uns ihre Bewohner. Ebenſo iſt die Schlammfarbe der Sumpfbewohner, das Blaugrün der See— ſchlangen, das helle Grau der karſtbewohnenden Nattern und Ottern (bei allen nur die Oberſeite mit Schutzfärbung!) verſchieden nach dem beſonderen Aufenthaltsort. — Eine Farbenanpaſſung an eine ganz beſtimmte Unterlage, wie ſie z. B. die Übereinſtimmung von In— ſekten oder Inſektenlarven mit ihrer Futterpflanze vorſtellt, iſt bei Reptilien und Amphibien eigentlich nicht häufig; es mögen hier nur die rindenfarbigen Eidechſen, namentlich Geckos (Uroplatus, Ptycho- 200n, Mimetozoon), die grünen oder dürren Schlingpflanzenranken ähnlichen Baumſchlangen (Oxybelis, Dryophis) erwähnt werden. Man hat ſich lange Zeit damit begnügt, dieſe Schutzanpaſſung einfach auf die Wirkung der Selektion, der natürlichen Ausleſe, zurückzuführen, indem man ſich vorſtellte, daß diejenigen Individuen einer Art, deren Färbung der des Aufenthaltsortes am ähnlichſten war, von ihren Feinden am leichteſten überſehen wurden und ſich daher am eheſten erhalten und fortpflanzen konnten; daß unter ihren Nachkommen, da ja höchſt wahrſcheinlich mehrere Individuen beiderlei Geſchlechtes gleichzeitig dieſe beſſere Schutzfärbung beſeſſen haben, I 4 Einfluß der Außenwelt dieſes Merkmal nicht nur erhalten, ſondern in einzelnen Individuen ſogar noch geſteigert wurde, ſo daß im Laufe vieler aufeinander— folgender Generationen durch die Ausrottung der weniger gut und die Fortpflanzung der beſſer geſchützten im Kampfe ums Daſein die Anpaſſung eine immer vollkommenere wurde. Heute iſt man auf experimentellem Wege zu der begründeten Annahme gelangt, daß die Anpaſſungsfärbung unter dem direkten Einfluſſe der Unterlage und der Außenwelt (Licht oder Lichtmangel, Wärme oder Kälte, Trockenheit oder Feuchtigkeit) zuſtande kommt, und für die hier behandelten Tierklaſſen hat namentlich P. Kammerer den Nachweis geführt, daß Salamander unter der Einwirkung des Bodengrundes ganz auffallend ihre Färbung zu verändern imſtande ſind, ſo daß der bekannte ſchwarzgelbe Feuerſalamander (Salamandra maculosa) auf gelbem Lehmboden eine nahezu einförmig gelbe Fär— bung annimmt. Ebenſo konnte er die Wirkung von Licht, Wärme und Trockenheit auf Eidechſen aufs deutlichſte nachweiſen und durch Einwirkung hoher Temperatur bei trockener Luft ſchwarze Formen (Nigrinos) auch bei ſolchen Eidechſenarten experimentell hervorrufen, von denen ſolche im Freileben nicht bekannt ſind. Freilich darf nicht verſchwiegen bleiben, daß derartige Nigrinos auch auf anderem Weg entſtehen können und daß gerade eine derjenigen Eidechſenarten, mit denen Kammerer experimentierte (Lacerta oxycephala), auch durch Einwirkung von Feuchtigkeit ſchwarz werden kann; damit im Zu— ſammenhange ſteht die Tatſache, daß die hellſten Formen dieſer Ei— dechſe auf den heißen, waſſerarmen Inſeln Mitteldalmatiens, die ſchwarzen im ziemlich kalten, relativ regenreichen herzegowiniſchen Gebirgslande leben. Dieſe Veränderungen gehen aber immerhin ziemlich langſam vor ſich. Aber unter den Lurchen gibt es noch eine beträchtliche Anzahl von Arten, die unter Einflüſſen der obenerwähnten Art eine oft ſehr raſch eintretende Farbenreaktion erkennen laſſen, und zwar können wir bei Sonnenſchein, Wärme und Trockenheit in der Regel Aufhellung, in der Dunkelheit, Kälte und Feuchtigkeit Ver— dunklung der Färbung, wenigſtens der Oberſeite, erkennen. Dieſer Farbenwechſel iſt bei manchen Froſchlurchen ein ſehr raſcher, leb— hafter und mannigfaltiger, und unſer Laubfroſch iſt ſozuſagen das Chamäleon unter unſeren heimiſchen Lurchen; die Färbung ſeiner Farbenwechſel 5 Oberſeite kann vom hellſten Grün in Dunkelgrün, Blaugrün, Blau— grau, Graugrün, Olivengrün, Graubraun übergehen, ſogar in Gelb und Blau, manchmal mit dunkeln Flecken und mannigfachem Bronze— ſchimmer. Aber auch unſer Grasfroſch (Rana temporaria) kann eine nette Skala von Bernſteingelb zu Schokoladebraun, der Spring— froſch (R. agilis) von Hellgrau (nahezu Weiß) ebenfalls zu Schoko— ladebraun durchlaufen. Am geringſten iſt der Farbenwechſel bei den Unken und manchen Waſſermolchen. Nach meinen bisherigen Erfahrungen iſt er bei den tropiſchen Lurchen im allgemeinen weniger auffällig als bei den unſerigen. — Unter den Reptilien ſind die Chamäleons durch lebhaften, raſchen und mannigfachen Farbenwechſel ſeit langer Zeit bekannt, und ſie gelten in der Literatur als Sinnbilder charakterloſer, ihr Mäntelchen nach dem Winde hängender Perſönlichkeiten. Es ſcheinen aber zum mindeſten einige kleine Arten, die der afrikaniſchen Gattung Rham- pholeon und der madagaſſiſchen Gattung Brookesia angehören, nur ein ſchwaches Farbwechſelvermögen zu beſitzen. Dagegen iſt der Farbenwechſel noch ſehr lebhaft bei vielen Geckonen, bei dem mada— gaſſiſchen Rindengecko Uroplatus fimbriatus, den indiſchen Baum— und Gebüſcheidechſen der Agamidengattung Calotes, bei den bereits mehrfach erwähnten, eine ähnliche Lebensweiſe führenden tropiſch— amerikaniſchen Anolis, bei den in Sand- und Felswüſten, aber auch wie die Siedleragame, Agama colonorum, auf Bäumen lebenden Agamen, bei den Dornſchwänzen (Uromastix) und vielen anderen Vertretern der Agami den- und Iguanidenfamilie. Kaum noch merk— bar iſt der Farbenwechſel bei manchen wüſtenbewohnenden Waranen, bei einigen Glattechſen (Eumeces), dagegen fehlt dieſe Fähigkeit völlig den meiſten anderen Eidechſen, den Schlangen und allen übrigen Reptilien. Außer Temperatur-, Licht- u. dgl. phyſikaliſchen Reizen rufen aber auch innere Zuſtände einen Farbenwechſel hervor, wie Arger, Angſt, Hunger und Durſt, Krankheit u. dgl. Geärgerte oder ge— ängſtigte Chamäleons (Ch. vulgaris) werden häufig nahezu ſchwarz mit gelben oder hellgrünen Flecken; kranke ſehr hell, gelblich und weißlich. — Die Angabe, daß beim Laubfroſch der Taſtreiz der Unterlage den Farbenwechſel beeinfluſſe, daß nämlich rauhe Unter— lage dunkle, glatte helle Färbung hervorrufen ſoll, bedarf ſehr der 6 Unveränderlichkeit des Farbkleidmuſters Nachprüfung, da meine Erfahrungen an freilebenden Exemplaren keinerlei Beſtätigung ergeben haben. Während bei dem Farbenwechſel die Färbung von einem matten Gelbbraun zum brennendſten Rot, zum ſatteſten Blau, zum inten— ſivſten Gelb in kürzeſter Zeit ſich verändern kann, find farbenwechſelnde Tiere nicht imſtande, mit ihrer Zeichnung oder dem „Farbkleid— muſter“, d. h. der Art und Weiſe der Anordnung der Flecken und Streifen der Haut, dasſelbe zu tun. Die dunkeln Querbänder des Rückens, die ſtrahlenförmig vom Auge an die Kopfſeiten aus— gehenden Linien, die hellen Längsbinden der Körperſeiten, die runden, hell geränderten Flecken auf Schnauze und Hinterkopf des Chamäleons können die verſchiedenartigſten Abſtuſungen von Grün, Braun oder Gelb aufweiſen, die Flecken, Bänder und Linien ſelbſt behalten ſtets Stellung, Breite, Richtung und Abſtand unverändert bei. Dasſelbe gilt auch für andere farbenwechſelnde Reptilien; ebenſo ſind die bei Waſſerfröſchen, die dunkel, kalt oder feucht gehalten werden, auf— tretenden dunkeln Flecken der Bauchſeite beſtändig in ihrer Lage zu— einander, jedoch freilich einer Vergrößerung und eventuellen Ver— ſchmelzung fähig; ebenſo wie auch die Flecken des Feuerſalamanders nach Kammerer unter dem Einfluſſe des Bodengrundes ſich ver— größern und miteinander verſchmelzen oder aber andererſeits kleiner werden und ſich in einzelne Stücke auflöſen können. Mitunter wird auch von Schlangen ein Farbenwechſelvermögen angegeben. Dieſe irrige Angabe beruht einfach darauf, daß bei manchen Nattern die dünne Haut zwiſchen den Schuppen nament— lich am Halſe eine andere Färbung beſitzt als die Schuppen ſelbſt, (ſchwarz und weiß geſcheckt bei der grünen Peitſchenſchlange Indiens, Dryophis mycterizans, rot bei manchen Waſſernattern uſw.). Während des Verſchlingens einer Beute dehnt ſich der Hals ſehr aus, die bunte Zwiſchenſchuppenhaut wird ſichtbar und der flüchtige Beobachter konſtatiert einen Farbenwechſel. Ein ganz langſamer Farbenwechſel wird oft im Verlaufe der Entwicklung beobachtet, ſo daß junge Tiere dann vollſtändig den alten unähnlich ſind und früher lange Zeit für verſchiedene Arten gehalten wurden. Am häufigſten ſind die Fälle, wo die jungen Tiere aller Arten einer Gattung eine ähnliche Zeichnung beſitzen, die auch ſtammes— geſchichtlich von Bedeutung iſt und darauf hinweiſt, daß die gemein— Veränderungen während des Wachstums 7 ſame Stammform dieſer Arten eine derartige Zeichnung getragen hat, dieſe Zeichnung aber mit zunehmendem Alter mehr oder weniger voll— ſtändig verſchwindet und zwar durch Abblaſſen der Zeichnung oder durch Verdunklung der helleren Grundfärbung, erſteres z. B. bei der Askulapnatter (Coluber longissimus), letzteres bei dem nord— amerikaniſchen Coluber obsoletus. In anderen Fällen iſt die Jugend— zeichnung eine andere als die der erwachſenen Tiere; bei der ſüd— oſteuropäiſchen Vierſtreifennatter (Coluber quatuorlineatus [Abb. 1]) und bei der ſüdweſteuropäiſchen Treppennatter (Coluber scalaris) ſind die Jungen dunkel gefleckt (Flecken der Oberſeite in 5— 6 Längs— reihen, die des Rückens am größten, meiſt verſchmolzen, alſo nur in einer Reihe; Bauch dicht dunkel gefleckt; Kopf mit ſymmetriſcher dunkler Zeichnung); die er— wachſenen Tiere haben faſt keine Kopfzeichnung (nur ein dunkles Band vom Auge zum Mundwinkel), einen un— a e e gefleckten, hellen Bauch und 185 rn 1 ae vier bzw. zwei dunkle Längs— Tier. ſtreifen auf dem Rücken, die mit zunehmendem Alter in demſelben Grade hervortreten, als die Flecken verblaſſen. Auch die Färbung kann ſich gleichzeitig verändern, wie bei der Vierſtreifennatter, die in der Jugend hellgrau, im Alter gelb-, rot- oder graubraun iſt. Verſchiedene Eidechſen aus der Familie der Scinciden haben ſchwarze Junge mit fünf gold- oder blaugrünen Längsſtreifen und blaugrünem Schwanz (Mabuia quinquetaeniata, Eumeces quinquelineatus, Lygosoma cyanurum) und werden im Alter ganz einfarbig braun oder es bleibt noch eine Andeutung der hellen Längslinien. Manche Eidechſen ſind oberſeits in der Jugend breit quergebändert, im Alter mit ſchmalen Längslinien (an der Grenze der Schuppenreihen) geziert, wie das auf den Sundainſeln nicht ſeltene Lygosoma 8 Nigrinos olivaceum. Die Jungen des im Alter dunkel quergebänderten Scincus officinalis ſind oberſeits einförmig ſandfarbig. — Reptilien, die im erwachſenen Zuſtand einfarbig ſchwarz ſind (Nigrinos), laſſen in der Jugend in der Regel noch lichte Grundfärbung und die für die Art oder Gattung charakteriſtiſche Zeichnung erkennen; ſo ſind die Jungen der ſogenannten Höllenotter, der ſchwarzen Varietät der Kreuzotter, von normalen * Kreuzottern nicht zu unter— ſcheiden, und dasſelbe gilt für die ſchwarze Varietät der Pfeilnatter (Zamenis gemo- nensis var. carbonarius). In den Bereich der Schutz— färbung fällt nun auch die Mimikry, das iſt die auf— fallende Übereinſtimmung einer wehrloſen Tierart in Färbung, Zeichnung, Kör— perhaltung, Lebensweiſe und Aufenthaltsort mit einer anderen Tierart, welche durch „CCC irgendwelche Waffen vor Abb. 2. Entſtehung des bunten Farbkleidmuſters ihren Feinden geſchützt iſt der e e e an) „ und mit erſterer zuſammen . e e be edlen den an bortommt. Das Vorkommen ſchwarz, dann rot, ſchwarz geſäumt; b gelb, dann von Mimikry wurde und ſchwarz e e Figur) wird noch immer für ver⸗ ſchiedene Schlangen behaup— tet, und noch in neueſter Zeit werden Mimikryfälle von Stern— feld u. a. beſchrieben. Es iſt zweifellos richtig, daß viele tropiſch— amerikaniſche Nattern aus verſchiedenen Gattungen (Coronella [Abb. 3], Atractus, Lystrophis, Simophis, Urotheca, Homalo- cranium, Erythrolamprus) den meiſt dreifarbig (ſchwarz, gelb und rot) geringelten Giftnattern der Gattung Elaps desſelben Gebietes täuſchend ähnlich ſind (Abb. 2), daß verſchiedene Nattern Amerikas (Heterodon, Xenodon) von gewiſſen dortlebenden Ottern der Gattung ceddc BA SCHUNG eddece Mimikry 9 Ancistrodon und Lachesis, daß afrikaniſche Nattern (Dasypeltis, Rhamphiophis multimaculatus) von dortigen Ottern aus den Gat— tungen Echis und Bitis bei flüchtiger Betrachtung kaum zu unterſcheiden ſind, und man könnte die Reihe dieſer Ähnlichkeiten um eine ziem- liche Anzahl weiterer ver— mehren. Aber alle dieſe ſchein— baren Mimikryfälle fallen in nichts zuſammen, wenn man bedenkt, daß der Schutz, den die erwähnten „giftloſen“ Schlangen durch ihre Ahn— lichkeit mit Giftnattern und Ottern genießen, ein nur ſcheinbarer iſt, deswegen, weil dieſe letzteren ſelbſt durch ihre Waffen, die in erſter Linie dem Nahrungserwerbe dienen, keinerlei Schutz vor ihren regelmäßigen Feinden haben. Kein ſchlangenfreſ— ſendes Tier verſchont Gift— ſchlangen, ſich auf giftloſe beſchränkend, und wenn es auch flinken, biſſigen und kräftigen Schlangen gegen— über vorſichtiger vorgeht als gegen wehrloſe, ſo iſt das Ende des Kampfes doch nahezu immer die Nieder— lage der Schlange, gleich— gültig, ob ein Igel, eine Schleichkatze (Viverre) wie Abb. 3. Entſtehung des bunten Farbkleidmuſters bei einer giftloſen Natterngattung (Coronella, Untergattung Ophibolus). Die ſchwarzen Flecken der primitivſten Form find bei den übrigen rot— braun bis rot, ſchwarz gerändert, die hellen Zwiſchenräume hellgraubraun bis gelb. der „Rikitikiztawi“ Kiplings, ein Raubvogel, ein Reiher, eine Eidechſe, ein Krokodil oder eine Schlange 10 Keine Mimikry bei Schlangen ſelbſt der Gegner iſt. Nur wer von den allmählichen Übergängen zwiſchen dem nahezu wirkungsloſen Sekret der Giftdrüſe mancher opiſthoglypher (ſ. Bd. J. S. 40) Nattern und dem nahezu blitz— artig tötenden Gift anderer Nattern derſelben Gruppe keine Ahnung hat, kann behaupten, daß ein Schlangenfreſſer auf dieſe minuziöſe Verſchiedenheit eingehen oder die Grenze zwiſchen Giftſchlange und harmloſer Natter feſtſtellen könne. Um ein der— artiges Beiſpiel anzuführen, iſt z. B. die ſüdamerikaniſche opiſtho— glyphe, alſo anſcheinend harmloſe Natter Erythrolamprus aescu— lapii eine entſchieden gefährlichere Giftſchlange als die meiſten der ſü damerikaniſchen Elaps-Arten, die von den dortigen Indianern gar nicht einmal als Giftſchlangen betrachtet werden, da ſie gar nicht biſſig ſind. Alle in der Literatur angeführten Beiſpiele von Mimikry bei Schlangen fallen demnach einfach in das Gebiet der konvergenten Anpaſſung. Bei Tieren, die wie die Schlangen von vornherein eine ſo große Ahnlichkeit untereinander beſitzen, und bei welchen auch die Ausbildung des Farbkleidmuſters von denſelben Grundformen aus— geht, iſt es leicht einzuſehen, daß Formen von ähnlicher Lebensweiſe häufig in Färbung und Zeichnung miteinander übereinſtimmen; und da ähnliche Lebensweiſe auch auf die Körperverhältniſſe beſtimmend und ausgleichend wirkt, ſo iſt es klar, daß dadurch alle äußerlich ſichtbaren und auffallenderen Unterſcheidungsmerkmale ſich verwiſchen können; das iſt aber ebenſo der Fall bei Arten, die im ſelben Gebiete wie in weit getrennten Gebieten leben, wie aus der verblüffenden Ahnlichkeit des indiſchen Pryophis prasinus mit dem amerikaniſchen Oxybelis fulgidus (beides Baumſchlangen) hervorgeht. Auch gibt es etliche Beiſpiele von Schlangenmimikry, bei denen das „nach— geahmte Tier“ faſt ebenſo wehrlos iſt wie der Nachahmer (Typhlops floweri und Cylindrophis rufus) oder bei denen der Hauptfeind der nach— ahmenden Arten (Calamaria) die nachgeahmte (Callophis) iſt. Aber auch dann, wenn ein Tier aus einer ganz anderen Klaſſe einer Giftſchlange ähnlich ſieht, iſt noch immer kein Grund vorhanden, an Mimikry zu denken. Die überraſchende Ahnlichkeit, die ein dunkel gebänderter Aal (Ophichthys colubrinus) der Südſee mit einer dort lebenden See— ſchlange (Platurus) aufweiſt, iſt weder ein Schutz gegen die gemeinſamen Feinde beider (Haie) noch auch vor der Schlange ſelbſt, die mit Vor— liebe ihre Beute eben aus aalartigen Fiſchen (Muränen) auswählt. Haut der Amphibien 1 Die Haut der Amphibien und Reptilien. Da die Erſcheinung der Schutzfärbung mit der Ablagerung von Farbſtoffen (Pigmenten) in der Haut zuſammenhängt, ſo wird es ſich als nützlich erweiſen, die Zuſammenſetzung der letzteren und ihre Beſchaffenheit etwas näher kennen zu lernen, nachdem wir ſchon bei früheren Gelegenheiten die eine oder die andere Eigentümlichkeit der Haut bei den hier zu be— ſprechenden Tieren flüchtig geſtreift haben. Da aber Lurche und Kriech— tiere gerade in dieſer Beziehung ſich ſehr beträchtlich unterſcheiden, ſo wollen wir beide geſondert be— handeln. Die Amphibienhaut zeichnet ſich durch einen großen Reichtum an A Drüſen aus, die, über die ganze n Oberfläche des Körpers verteilt, bei j vielen Gattungen außerdem noch in größeren Gruppen, wie die Ohr— drüſen (Parotoiden) der Kröten und Salamander, angehäuft erſcheinen. Die Haut fühlt ſich daher meiſtens feucht, oft ſchleimig an. Es wäre Abb. 4. Trichoba- aber irrig, wenn wir dies für eine trachus robustus durchgehends den Amphibien zu- (ach Bontensen. kommende Eigenſchaft halten wür— den, denn bei manchen Arten, die ein verhältnismäßig geringes Feuchtigkeitsbedürfnis haben und imſtande find, ihr Leben längere Zeit ohne Waſſer zu friſten, iſt die Haut in dieſem Falle voll— kommen trocken und dabei ſehr dick; ſo z. B. bei den Kröten (Bufo) der Mittelmeerländer, von denen Bufo regularis auch bei warmem Wetter wochenlang ohne Waſſer aushalten kann. Da die Amphibien im allgemeinen als nackthäutige Tiere be— kannt ſind, ſo erweckte vor etlichen Jahren die Entdeckung eines Froſches in Weſtafrika (Gabun), deſſen Männchen ſich durch dichte 119) Schichten der Amphibienhaut — —— — — — ———— EEE —— Behaarung an den Körperſeiten und am Ober- und Hinterrande der Oberſchenkel auszeichnete und der deshalb von Boulenger als Trichobatrachus robustus beſchrieben wurde (Abb. 4), großes Intereſſe. Dieſe bei 100 mm Körperlänge 12 —15 mm langen Haut— anhänge haben aber freilich mit wirklichen Haaren nichts zu tun, ſind aber auch, da ihnen Nerven fehlen, nicht als Sinnesorgane zu deuten. Die Amphibienhaut (Abb. 5) läßt im weſentlichen zwei Haupt⸗ ſchichten erkennen, die ihrer Entſtehung und ihrer Funktion nach weſentlich verſchie— den ſind. Die obere Schichte iſt die Oberhaut oder Epidermis; fie be— ſteht bei den Lar— ven aus einer ein— zigen Lage von an der Oberfläche dicht mitFlimmer— härchen, die in früheſter Jugend f 5 N allein die Bewe— Abb. 5. Schnitt durch die Haut des Schnauzenfortſatzes von a Rhinoderma darwini. Ct Oberhäutchen (Cuticula), Co gung ermöglichen, Stratum corneum, Ge Stratum germinativum der Epi— beſetzten Zellen. dermis, Pi Pigment, Hd Hautdrüſen, Sp Stratum spongio- ö eh Cp Stratum compactum der Cutis. E Mit zunehmendem Alter vermehren ſich die Epidermiszellen durch Teilung, ſo daß die Epidermis bei älteren Larven (reich an einzelligen Drüſen) bereits aus zwei, bei den verwandelten Tieren aus mehreren Zellagen beſteht. Die unterſten Zellen find etwa von cylindriſcher Geſtalt, von oben geſehen, vieleckig, am Grunde mit zahnartigen Fortſätzen, die in die darunterliegende Lederhaut eingreifen, nach oben werden ſie allmählich platter, und die oberſten ſind mehr oder weniger ſtark verhornt. Bei der Häutung wird dieſe oberſte Schichte, die Hornſchichte (Stratum corneum), abgeſtoßen und dadurch erſetzt, daß die Zellen der unteren (Stratum germinativum, auch Stratum mucosum oder Malpighii) durch leb— hafte Teilung neue Zellſchichten bilden. Obwohl die oberflächliche Schichte der Epidermis bei den Amphi— Unterhaut 19 bien im allgemeinen von ſehr geringer Dicke ift (fie beſteht nur aus einer einzigen Zellage) und ganz glashell erſcheint, ſo ſind doch verhornte Stellen von beträchtlicher Stärke durchaus keine Seltenheit bei ihnen. So ſind die Warzen, auf denen die Hautdrüſen bei Kröten und Unken ausmünden, bei großen Exemplaren faſt regel— mäßig ſtark verhornt, oft direkt ſpitzige Stacheln bildend; ebenſo die Finger- und Zehenſpitzen, die ſogenannten Ferſenhöcker (innerer und äußerer Metatarſalhöcker, namentlich der innere, der bei vielen Froſchlurchen vergrößert iſt und eine große, ſcharfſchneidige Horn— kappe trägt, die beim Eingraben in den Erdboden als Schaufel dient — wie bei der Knoblauchkröte, Pelobates fuscus [ſ. Bd. I. S. 84], dem afrikaniſchen Grabfroſche Pyxicephalus adspersus und den Ver— wandten dieſer Arten —), weniger die Höcker auf der Unterſeite der Finger und Zehen (Subdigitalhöcker) und der Innenhand (Metacar— palhöcker). Eine enorme Verdickung der Hornſchicht der Epidermis findet ſich an den Zehen bei zwei Amphibiengattungen: dem japaniſchen Krallenſalamander, Onychodactylus japonicus, der alle Finger und Zehen mit ſpitzen Hornkrallen bewaffnet hat, und bei den tropiſch-afrika— niſchen Spornfröſchen (Nenopus und Hymenochirus), bei denen die drei Innenzehen, ausnahmsweiſe auch der innere Ferſenhöcker, eine ſcharfſpitzige Kralle tragen. Dieſe modernen Amphibienkrallen beſtehen einfach aus einer ſtarken Verhornung der Haut an den Finger- und Zehenſpitzen, während manche der ausgeſtorbenen Stegocephalen aus der Gruppe der Microſaurier wirkliche Krallen getragen haben dürften. Die Unterhaut, Lederhaut (Cutis, Corium), iſt derjenige Teil der Haut, welcher die Farbzellen, die Blutgefäße, Nerven, Drüſen, die etwaigen Knocheneinlagerungen enthält; ſie iſt von weit bedeu— tenderer Dicke als die Oberhaut. Alle Hautauswüchſe, wie drei— eckige Lappen auf der Schnauzenſpitze, den Augenbrauen, der Ferſe und oberhalb der Kloakenöffnung, Hautſäume am Außenrande des Unterarmes und Fußes, wie ſie bei ſo vielen Arten von Fröſchen auftreten und ihnen ein oft ſo abſonderliches Ausſehen verleihen ſind von der Lederhaut gebildet und werden nur von der Oberhaut überzogen; ebenſo entſtehen die Panzerbildungen des Schädels und Rückens bei Fröſchen (ſ. Bd. I, S. 8) ausſchließlich durch Verknöcherung in der Lederhaut. Die großen, flaſchenförmigen Hautdrüſen (kleinere Schleim- und größere Giftdrüſen) liegen ebenfalls in die Lederhaut u Farbſtoffe der Haut eingeſenkt, und nur ihr feiner Ausführungsgang durchdringt die Epidermis und mündet an deren Oberfläche aus. Schließlich haben auch die Farbzellen (Chromatophoren) ihren hauptſächlichen Sitz in der Cutis, obwohl ſie auch in der Epidermis, und zwar vorwiegend in ihrer unteren Schicht, gefunden werden. Die Zellen enthalten Farbſtoffe (Pigmente) in Form von Körnern oder Tropfen. Wir unterſcheiden nach Krukenberg ſchwarzbraune Pigmente (Mela— nome) die in entſprechender Verdünnung braun erſcheinen, gelbe oder rote Fettfarbſtoffe (Lipochrome); außerdem ein weißes oder weißgraues, im auffallenden Lichte manchmal blau erſcheinendes Pig— ment (Guanin) und demnach die Pigmentzellen als Melano-, Kantho— und Leucophoren. Die rundlichen oder vieleckigen Xanthophoren enthalten in der Regel auch Guanin und werden daher als Kantho— leucophoren bezeichnet; ſie liegen in einer zuſammenhängenden Lage dicht unter der Grenzſchicht zwiſchen der Epidermis und der oberſten faſerigen Lederhautſchicht. In den Melanophoren, welche ſternförmig veräſtelt ſind, iſt das braune Pigment beweglich und kann ſich bald in der Mitte der Zelle zuſammenballen, bald mehr oder weniger weit in die Ausläufer wandern. Die Chromatophoren ſtehen unter dem Einfluſſe des Nervenſyſtems. Grüne oder blaue Pigmente ſind bei den Amphibien wohl ebenſo ſelten wie bei den Reptilien; die blaue Färbung entſteht durch die Überlagerung einer ſchwärzlichen Pigmentſchicht durch eine Schicht luftführender Zellen, die grüne durch gelbliche Färbung der über dieſe noch darübergelagerten Epidermis. Daher werden Spritpräparate grüner Eidechſen, Schlangen, Fröſche häufig blau, da die horngelbe Epidermis durch den Alkohol entfärbt wird. Auch durch Interferenz des Lichtes an den die Guanin— körner umgebenden Melanophoren, die durch eine gelbe Lipochrom— ſchichte überdeckt werden, wird (bei Fröſchen) Grün hervorgerufen. Allerdings hat in letzter Zeit Magnan ein grünes Pigment bei Amphibien entdeckt, aber nicht etwa bei grünen Fröſchen, ſondern ge— rade in der Haut des braunen Grasfroſches und des Kammolches, und zwar neben einem gleichfalls noch unbekannt geweſenen gelbbraunen Pigment. Farbenwechſel (ſ. S. 4) entſteht im einfachſten Falle durch die Zuſammenziehung oder Ausdehnung des Pigments in Melano— phoren (Aufhellung und Verdunklung der Färbung) oder aber durch entſprechend abwechſelnde Tätigkeit von Farbzellen mit verſchieden ge— Femoraldrüſen 15 färbtem Inhalt, die in mehreren Schichten übereinanderliegen wie beim Chamäleon, wo wie beim Froſch nach Brücke ein braunes, ein gelbes und ein weißes Pigment vorhanden iſt. Weſentlich verſchieden von der Amphibienhaut iſt die der Rep— tilien, und zwar nicht nur dadurch, daß ſie beſchuppt oder ge— panzert iſt — dieſes Merkmal trifft zudem wahrſcheinlich für manche der ausgeſtorbenen Reptilien nicht einmal zu —, ſondern weil ſie der Drüſen ſogut wie vollſtändig entbehrt und weil ihre Oberhaut faſt durchwegs ſtärker verhornt erſcheint. Als die einzigen bei Rep— tilien vorkommenden Organe, die als Hautdrüſen aufgefaßt worden ſind, wären die auf der Unterſeite des Oberſchenkels in einer Längs— reihe oder mehreren Gruppen ausmündenden Femoral- (Schenfel-) Drüſen (Abb. 33), die vor der Kloakenſpalte in einer Querreihe oder zwei Gruppen angeordneten, mitunter mit den Femoraldrüſen eine zu— ſammenhängende Reihe bildenden Präanal- und die in der Weichen— gegend liegenden Inguinaldrüſen zu nennen. Wie Tölg gezeigt hat, handelt es ſich bei dieſen Organen, die durch eine runde Offnung auf einer oder zwiſchen mehreren Schuppen eine gelbliche Maſſe oft in langen Zapfen entleeren und beim Männchen entweder ſtärker als beim Weibchen oder überhaupt nur bei erſteren entwickelt ſind, um keine Drüſen, ſondern um hühneraugenartige Gebilde, ähnlich dem Paa— rungsausſchlag auf den Schuppen männlicher Karpfenfiſche (Leuciscus virgo), die abgeſchiedene Maſſe beſteht im weſentlichen aus verhornten Epidermiszellen. Aber auch die dieſen Organen vielfach zugeſchriebene Funktion, daß ihr Sekret nämlich bei der Vereinigung der beiden Geſchlechter zum Feſthalten des Männchens am Weibchen diene, be— ſitzen ſie nicht, denn das Weibchen wird bei allen Eidechſen mit dem Gebiß am Kopf oder vor den Hinterbeinen feſtgehalten und die angeblichen „Haftdrüſen“ berühren niemals den Körper des Weibchens. Es hat ſich demnach auch durch die genaue mikroſkopiſche Unterſuchung nichts über die Bedeutung dieſer Organe feſtſtellen laſſen. — Die Haut der Reptilien bildet bekanntlich in der Regel Schuppen, die bei den verſchiedenen Arten, Gattungen, Familien charakteriſtiſch, in Form und Anordnung verſchieden und für die Unterſcheidung der Reptilien, namentlich ihrer niederen Kategorien (Arten, Gattungen) von großer Wichtigkeit ſind. Die Schuppen werden von der Leder— haut gebildet und von der Epidermis überzogen. Die einfachſte 16 Schuppen der Reptilien Form ſtellen die ſog. Körnerſchuppen vor, die klein, gleichartig, etwas gewölbt, ſelten mehr flach und glatt ſind; ſie finden ſich namentlich bei vielen Eidechſen und den Krokodilen auf den Augenlidern, der inneren Hand- und Fußfläche, bei den Haftzehern oder Geckoniden vielfach auf der ganzen Oberſeite. Aus ſolchen Schuppen gehen die anderen Formen hervor, deren weſentlichſte auf ver— ſchiedenen Abbildungen (Bd. I, Abb. 22, 24, 29, 31, 32, 35, 38, Bd. II, Abb. 1, 11, 12, 15, 20, 32, 33, 34) erſichtlich ſind. Kalkeinlagerungen in der Leder— haut in Form einzelner Schuppen oder eines zuſammenhängenden Panzers (. Bd. J, S. 55) find bei den Reptilien ſehr häufig. Eine Verwachſung der Kopfhaut mit dem Schädel wie bei gewiſſen Fröſchen tritt ebenſo bei den Krokodilen wie bei verſchiedenen Eidech— ſen, wie z. B. manchen Geckos, auf. Die Beſchuppung der Reptilien hat aber nicht nur Bedeutung als Körperbedeckung und damit Körper— ſchutz, ſondern ſie ſpielt eine Rolle im Kapitel „Geſchlechtsdimorphismus“, indem ſich die beiden Geſchlechter ſehr = häufig durch ſtärkere Entwicklung ge— Abb. 1 einer Rückenſchuppe wiſſer Schuppen im männlichen Ge⸗ bender an lane ade, ſchleht unterscheiden, wie z. B. der. Schuppe, ſtärker vergrößert. jenigen, welche den Rückenkamm der Leguane bilden (Abb. 32), der Höcker⸗ ſchuppen an der Schwanzwurzel gewiſſer Eidechſen (Abb. 33) und anderer derartiger Bildungen, die ſpäter noch beſprochen werden ſollen. — Aber auch als Apparate zur Verhinderung des Rückwärtsgleitens dienen die nach hinten zugeſpitzten, gekielten und ſtark vergrößerten Schuppen an der Unterſeite der Schwanzwurzel gewiſſer Baumeidechſen, wie z. B. bei den fliegenden Drachen (Draco) des indomalaiiſchen Gebietes; es ift i 4 Mr ul 0 | il I N ! ll Inn: Beſondere Formen der Reptilienſchuppen 17 dies eine ganz ähnliche Einrichtung wie die großen Hornſchuppen auf der Unterſeite des Schwanzes der afrikaniſchen Flugeichhörnchen (Ano- malurus). — Stachelſchuppen verſtärken die Wirkung der Schwanz— ſchläge verſchiedener Eidechſenarten (ſ. Bd. 15, S. 47), ſeitliche Franſen— ſchuppen der Finger und Zehen verhindern bei wüſtenbewoh— nenden Eidechſen das Einſinken in den Sand (Bd. I, S. 82), Schuppen mit geſägten Kielen an den Körperſeiten mancher Wüſtenſchlangen (Bd. I, S. 85) wirken beim Eingraben in den Sand als Sandpflüge; platte, quererweiterte, aufſtellbare Schuppen (Lamellen) auf der Unterſeite der Finger und Zehen der Haftzeher (Gecko— niden) und Anoliseidechſen fungieren als Haftapparate an glatten oder überhängenden Flächen uſw. Schließlich ſind die Schup— pen und zwar die großen, querverbreiterten, in einer a Abb. 7. Schuppe des Rückens von Coluber quatuorlineatus. Längsreihe den Bauch be— Darunter ein Stück deckenden Bauchſchilder oder n Bauchſchuppen auch bei der ge— 2 P Schuppenporen wöhnlichen Laufbewegung der . Schlangen von großer Bedeu- A Schuppe. tung. Reh hat auf die in Lehrbüchern allgemein verbreitete, aber gänzlich irrige Darſtellung hin— gewieſen, daß die Schlangen „auf den Spitzen der unter der Haut verborgenen Rippen“ laufen ſollten, was praktiſch ganz unmöglich iſt, und er hat eine Erklärung gegeben, welche für die gewöhnliche Form des Laufens der Schlangen zweifellos richtig und ausreichend iſt, für die eigentümliche Art und Weiſe und unglaubliche Schnelligkeit, mit der gewiſſe Wüſtenſchlangen, wie die Hornvipern (Cerastes), auch NW. A 16 Werner II. 2 18 Schuppenſkulptur auf glattem Boden und anſcheinend mit unveränderter Beibehaltung einer beſtimmten Körperhaltung in ſchiefer Richtung dahineilen, allerdings nicht genügt. Die langſame Bewegung auf dem (unebenen) Boden ſowie beim Klettern wird einzig durch abwechſelndes Aufſtellen, Anſtemmen und Umlegen der freien Hinterränder der Bauchſchilder bewirkt, während eine Bewegung mit Hilfe der Rippen ohne Schlänge— lung des Körpers nur ausnahmsweiſe bei gewiſſen Ottern (Puffotter) vorkommt, ſowie beim Kriechen in engen Löchern und während der Häutung (die ja auch ein Herauskriechen aus einem engen Loch, nämlich aus der alten Haut, vorjtellt). Bei dieſen Gelegenheiten ſieht man auch die Rippenbewegung deutlich. Aber nicht nur die grobe Oberflächenſtruktur der Reptilienhaut iſt eine mannigfaltigere als bei den Amphibien, auch die Schuppen ſelbſt bieten in ihrem feineren Bau vieles Intereſſante. So iſt bei vielen Schlangen und Eidechſen das ſogenannte Oberhäutchen (Cuticula, Epitrichium) durch ein Syſtem zahlreicher überaus feiner, manchmal verzweigter Längsleiſtchen, die durch viele parallele Querbälkchen ver— bunden ſein können (Schlangen), oder durch ein Netz ſolcher Leiſtchen ausgezeichnet (Abb. 6, 7). Dieſe feinen Leiſtchen ſind es, welche bei friſch gehäuteten Exemplaren im Sonnenſchein den wundervollen Metall— oder Regenbogenſchimmer erzeugen, der namentlich bei gewiſſen Rieſen— ſchlangen, aber auch bei Eidechſen ſo auffallend iſt. Es iſt dies eine phyſikaliſche Erſcheinung, welche auf Interferenz der Lichtſtrahlen beruht. Ferner finden ſich vor der Spitze der Rückenſchuppen vieler Schlangenarten und auch anderer Reptilien einfache oder paarige helle Flecken, ſog. Taſtflecken, die als Hautſinnesorgane gedeutet werden. Die Häutung der Reptilien geht wie bei den Amphibien durch Abſtoßung der oberen, verhornten Schichten der Oberhaut vor ſich, wobei an den Zellen der Trennungszone eigentümliche ſehr feine und dichtſtehende Härchen (Häutungshärchen) auftreten, welche den abzuſtoßenden Teil der Oberhaut von der Unterlage abheben und dadurch die Ablöſung vorbereiten. Bei manchen Schlangen (Rieſen— ſchlangen) und einigen Eidechſen unterſtützt ein klebriges, übel— riechendes Sekret unbekannter Herkunft, welches zwiſchen dem unteren und dem abzuſtoßenden oberen Teil der Epidermis ſich ausbreitet, die Wirkung der Häutungshärchen; ſolche Schlangen können ſich auch ohne das vor der Häutung ſonſt unerläßliche Bad ohne Schwierigkeit häuten. Häutung 19 Bei den Krokodilen iſt eine Häutung nicht zu beobachten; bei Schildkröten kommt ſie nur ausnahmsweiſe vor. Eine Häutung des ganzen Hornpanzers, wobei die ſehr rauhen, ſtrahlig gefurchten, ein— farbigen Hornſchilder durch glatte, dunkler gefleckte erſetzt werden, hat Lorenz Müller bei der argentiniſchen Schlangenhalsſchildkröte (Hydromedusa tectifera) beobachtet (Abb. 8). Bei Eidechſen geht die Haut in der Regel in kleineren und größeren Fetzen ab, nachdem ſie ſich gelockert hat und wie ein weiter, Abb, 8. Rückenpanzer von Hydromedusa tectifera, jung (a) und alt (b). lockerer Sack den Körper umgibt. Mitunter gelingt es der Eidechſe, wenigſtens den ganzen Rumpf aus der Haut herauszuziehen; Zehen und Schwanz brauchen in der Regel länger; bei Eidechſen, bei denen die äußere Körperhaut auch die Augen überzieht (Geckoniden, Pygopo— diden), häuten ſich ebenſo wie bei den Schlangen auch dieſe. Manche Eidechſen, welche ſchlangenartig, fußlos oder ſtummelfüßig ſind, ſtreifen die Haut in einem Stück ab, ſo die Doppelſchleichen (Amphi— ſbänen), ferner die Wirtelſchleichen (Anguiden), zu denen unſere Blindſchleiche gehört; hier wird die ganze abgeſtreifte Haut zu einem kurzen Ring zuſammengeſchoben. Die Floſſenfüße, wenigſtens Pygo— pus, häuten ſich wie die Schlangen, indem ſich die Haut umkehrt, ſo daß die Innenſeite nach außen kommt. Wie ſich Schlangen häuten, iſt allgemein bekannt, ſoll daher nur kurz mit Hervorhebung einiger weſentlicher Eigentümlichkeiten hier 2 * 20 Häutung der Schlangen erzählt werden. Nach einer Zeit genügender Nahrungsaufnahme, bei regelmäßiger und gleichmäßiger Ernährung in Abſtänden, die oft nur um einen Tag verſchieden ſind (bei manchen der großen Rieſen— ſchlangenarten allmonatlich, bei Wüſtenſchlangen oft nur ein- bis zwei— mal im Jahre), beginnt die Haut unſcheinbar, düſter, glanzlos zu werden. Das Auge wird — infolge Flüſſigkeitsabſonderung zwiſchen der alten und neugebildeten Horn— ſchichte — trüb, bläulich, ſchwarze Stellen der Haut werden ebenfalls bläulich, gelbe weiß; die Nahrungs— aufnahme meiſt geringer. Dieſes iſt der erſte Abſchnitt. Dann beginnt das Auge allmählich wieder klar zu werden, die Körperfarben werden wieder reiner, ſo daß man mitunter im Zweifel ſein kann, ob die Häutung ſchon ſtatt— gefunden habe oder nicht; ſchließ— lich wird die Schlange unruhig und beginnt herumzuwandern, wobei ſie ihre Schnauze beſtändig an harten Gegenſtänden (Baumrinde, Steine) reibt, bis die Haut von der Ober— Abb. 9. Kopf und Vorderkörper der un Arien nn BL 4 Hi Ringelnatter, in Häutung Mafffen, ex der Schnauzen⸗ und Kinnſpitze C0 5 ar ne. oder nauzen⸗ un ymphyſiale card tafel von Mrurtfgelten) oder Kinnwinkelſchild) ſich lockert und endlich umſchlägt (Abb. 9). Iſt dies ge— ſchehen, ſo kriecht die Schlange zwiſchen Moos, Gezweig, Steinen hin— durch, zuerſt die Kopfhaut weiter umſtülpend (deren Ablöſung dadurch befördert wird, daß durch Füllung von Bluträumen im Kopfe dieſer ſelbſt etwas anſchwellen kann), dann auch die Körperhaut; hier helfen Bewegungen der Rippen und Ausdehnung des Körpers vor der Umſchlageſtelle der alten Haut, wodurch dieſe nach rückwärts rutſcht, wirkſam mit, jo daß bei genügender Feuchtigkeit der Haut der ganze Vorgang in einer Viertelſtunde vollzogen ſein kann; im anderen Falle können Wochen vergehen, bis die Haut ganz abge— Verzehren der eigenen Haut 21 gangen iſt, was freilich im Freien faſt niemals, um ſo öfters in Ge— fangenſchaft bei kranken oder ſchlecht genährten Schlangen vorkommt. Dann kann es ſogar geſchehen, daß eine Häutung gar nicht zuſtande kommt und bei der nächſten eine doppelte Haut abgeſtreift wird. In dieſem Falle muß der Pfleger auch in der Regel nicht nur durch Verabreichung reichlicher warmer Bäder, ſondern auch durch vor— ſichtiges Abziehen der Haut an Lippen, Augen und am Körper mit— helfen. — Bekanntlich hinterlaſſen die Schlangen die abgeſtreifte, meiſt glashelle (bei genauer Betrachtung aber die Körperzeichnung in blaſſem Braun wiederholende, bei ſchwarzen Schlangen — Nigrinos — aber trüb rauchbraune) Haut auf Wieſen und Feldern, im Heidekraut oder Geröll und verraten dadurch ihre einſtige Anweſenheit, was freilich bei ihrer unſteten Lebensweiſe nicht viel ſagen will, da ſie nur an ſehr geſchützten und ſicheren Orten ihre Schlupfwinkel dauernd beibehalten. Wir wiſſen aber von anderen Reptilien, nämlich den kleinen Haftzehern (Geckoniden), daß ſie nach der Häutung ihre abgelegte, ſehr zarte, milchweiße Haut auffreſſen, und dasſelbe kann man bei Fröſchen, Kröten und Molchen faſt regelmäßig beobachten, ja bei den unge— ſchwänzten Amphibien iſt die Häutung und das Verzehren der Haut meiſt ein einziger Akt, indem mit Hilfe der Hinterbeine, namentlich der langen vierten Zehe, die Haut unter fortwährendem Maulauf— ſperren, Augenzudrücken, Drehen und Winden abgezogen und direkt von beiden Seiten aus ins Maul befördert wird. Möglicherweiſe iſt dieſer Akt, dem gewöhnlich die Bedeutung zugemeſſen wird, daß dadurch die Spur des betreffenden Tieres für ſeine Feinde ver— nichtet wird, nichts anderes als die Ausnützung der Haut in bezug auf ihre letzten verdaulichen Beſtandteile. Damit hängt es auch wohl zuſammen, daß die Beſitzer einer ſtark verhornten Epi— dermis dieſe niemals auffreſſen. Einiges von den Sinnesorganen unſerer Tiere. Von den Amphibien an finden wir eine immer mächtigere Aus- bildung des Gehirnes im Vergleich zum Rückenmark und ebenſo des Vorderhirnes im Vergleich zu den übrigen Gehirnabſchnitten. DD 2 Gehirn Wenn wir das Gehirn einer Forelle oder eines Karpfens mit dem— jenigen eines Molches oder Froſches vergleichen, ſo fällt uns ſofort auf, daß im erſteren Falle das Vorderhirn noch erheblich kleiner iſt als das Mittelhirn, beim Lurch aber ſchon ganz merklich größer. Dieſer Unterſchied fällt allerdings hinweg, wenn wir einen der Lungenfiſche mit einem Lurch vergleichen, da bei den erſteren ſchon 1 A Abb. 10. Gehirn eines Karpfens (a), eines Froſches (b) und eines Lungenfiſches (e). Man vergleiche die Größe des Vorderhirnes (h) zu den anderen Gehirnteilen. eine weſentliche Entwicklung des Vorderhirnes zu bemerken iſt, das dem der Amphibien an Größe kaum nachſteht (Abb. 10). Noch mäch— tiger iſt die Entwicklung des Vorderhirnes bei den Reptilien, wo es ſchon beginnt, den nachfolgenden Hirnabſchnitt zu überdecken. Freilich haben nicht nur manche von den ausgeſtorbenen Reptilien einen im Verhältnis zu dem maſſigen Körper ſehr kleinen Kopf, ſondern es ergibt auch noch Ausguß der Gehirnkapſel vielfach ein recht kleines Gehirn, zu dem bei manchen Rieſentieren unter ihnen, die über einen äußerſt kräftigen und langen Schwanz verfügten, wahr— ſcheinlich ein zweites Nervenzentrum in Form einer Anſchwellung Sinnesorgane 23 in der Kreuzgegend hinzukam, welches dieſes mächtige Organ diri— gierte. Noch etwas iſt in der aufſteigenden Reihe der Wirbeltiere zu bemerken: Von den in regelmäßiger Anordnung an jeder Seite des Rückenmarkes entſprechend der Zahl der Wirbel und der Muskel— abſchnitte (Myotome) entſpringenden Nerven (Spinalnerven) rücken die vorderſten, die bei den Fiſchen noch wahre Rückenmarksnerven vorſtellen, in den Schädel hinein und werden zu den letzten Gehirn— nerven. Dies nur zur oberflächlichen Orientierung über die wichtigſten Merkmale des Amphibien- und Reptiliengehirns. Wir wollen uns nun die Sinnesorgane, und zwar nur ſoweit betrachten, als ſie durch die aa der Außenwelt einer Ver⸗ änderung ausgeſetzt ſind, ohne uns in die Behand— lung des feineren Baues weiter einzulaſſen. Weder Amphibien noch Reptilien fallen durch bes Abb. 11. Kopf von Dryophis fasciolatus (Baum- ſondere Schärfe irgendeines ſchlange von Sumatra) mit horizontaler Pupille. Sinnes beſonders auf, wenn wir von dem allerdings außerordentlich feinen, an den Taſtſinn der Blinden erinnernden Zungenſinne der Schlangen abſehen; auf keinen Fall gilt dies jedoch für den Geſichtsſinn, ſo mächtig auch die Augen bei manchen Arten entwickelt ſein mögen, wozu noch der Umſtand kommt, daß viele Amphibien und Reptilien bewegungsloſe Objekte, wenn es auch Beutetiere ſind, mit Hilfe des Geſichtsſinnes allein nicht mit Sicherheit zu erkennen imſtande ſind. Die Pupille iſt bei den Amphibien rund, dreieckig oder hori— zontal oder vertikal elliptiſch; in letzteren beiden Fällen kann ſie bei Einwirkung namentlich grellen Lichtes zu einem haarfeinen Spalt zuſammengezogen werden. Während eine wagerechte Pupille die Regel bei ſolchen Froſchlurchen iſt, welche auch bei Tage ihrem Nahrungserwerb nachgehen, iſt die ſenkrechte Stellung der Pupillen charakteriſtiſch für nächtliche Tiere (unſere Knoblauchkröte, Pelobates, manche Laub- und Baumfröſche uſw.). Ganz dasſelbe können wir auch für die Reptilien annehmen, obwohl hier die horizontal ellip— 24 Auge tiſche Pupillenform überaus jelten und eigentlich auf die Baum: ſchlangen der Gattung Dryophis beſchränkt iſt (welcher der bekannte prachtvoll grüne indiſche Baumſchnüffler [D. mycterizans] angehört), die bei Nacht wirklich ſchlafen (Abb. 11). Hier wiegt bei den Tag— räubern die runde Pupille bei weitem vor, welche bei manchen Nattern bei Tag zu einem Punkt zuſammengezogen werden kann. Vorwiegend nächtliche Tiere unter den Reptilien, wie die Krokodile, die Rieſen— ſchlangen, Vipern, viele Nattern, die meiſten Geckoniden oder Haftzeher, ſind durch ſenkrechte Pupille ausgezeichnet; bei grellem Tageslicht iſt ſie bei dieſen letztgenannten Eidechſen viel— fach nicht wie ſonſt bei den Nachtreptilien auf einen einfachen Spalt reduziert, ſondern bildet eine Reihe von mit den Spitzen auf einanderſtehenden kleinen Rauten. Die Iris iſt bei den Amphibien häufig rot= oder grüngoldig, meſſinggelb oder ſilber— farbig, ſeltener ſchwarz, bei den Reptilien ſeltener mit Metallglanz, häufig gelblich, gelb oder braun oder ſogar rot, in den verſchiedenſten Abſtufungen, zweifarbig bei manchen Rieſen— ſchlangen, indem die untere Hälfte dunkel, die Abb. 12. Kopf einer fün- obere hell gefärbt iſt (Boa). Bei den meiſten amerikaniſchen Dämme⸗ Krokodilen iſt fie olivengrün, bei dem weſt⸗ rungsbaumſchlange 5 8 (Leptognathus)mitweit afrikaniſchen Stumpfkrokodil (Osteolaemus) vorſpringenden Augen. aber dunkelbraun; eine Verſchiedenheit der Irisfärbung iſt bei den beiden Geſchlechtern unſerer Sumpfſchildkröte (Emys orbicularis) erkennbar. Mächtig entwickelt ſind die Augen bei manchen in der ewigen Dämmerung dichter Urwälder der Tropen lebenden Reptilien; ſie treten bei ihnen oft halbkugelig aus dem Kopf hervor und ſind auch ver— hältnismäßig weit nach vorn gerückt. Solche Teleſkopaugen be— ſitzen vor allem verſchiedene Baumſchlangen, wie die Amblycepha— liden (z. B. Amblycephalus in Südoſtaſien, Leptognathus im tropiſchen Amerika, Abb. 12), manche Nachtbaumſchlangen (Dipsado- morphus), aber auch Tagſchlangen, wie Dendrophus formosus, grandoculis u. a. Rückbildung des Auges 25 Im Gegenſatz hierzu finden wir bei Reptilien und Amphibien, die unterirdiſch leben, nicht nur eine Verkümmerung des Auges in verſchiedenem Grade, ſondern auch eine Überdeckung desſelben, die gleichfalls verſchieden weit gehen kann. Es kann ſich entweder ein— fach die äußere Körperhaut über das Auge ziehen (die verſchiedenen Vorſtadien dieſes Prozeſſes wollen wir etwas ſpäter behandeln) und infolge ihrer Durchſichtigkeit oberhalb des Auges immerhin wenigſtens die Unterſcheidung von hell und dunkel ermöglichen; dies iſt bei den Doppelſchleichen oder Amphiſbänen, den Wurmſchlangen (Typhlopiden und Glauconiiden), den Blindwühlen und den Grottenmolchen (Proteus und Typhlomolge) in verſchiedenem Grade der Fall, je nach der Dicke der das Auge überdeckenden Haut, ſo daß das Auge entweder noch deutlich hindurchſchimmert oder aber nicht mehr wahrgenommen werden kann; oder aber es iſt ſogar von den Schädel— knochen überdeckt, wie bei manchen Blindwühlen, und dann wohl völlig funktionslos oder im Be— griffe, es zu werden. Der Übergang von großen, mit freien Lidern verſehenen Augen, wie ſie die meiſten Reptilien beſitzen, zu verkümmerten Augen, die unter der Haut liegen, iſt ein ziemlich allmählicher, und es ed ſind uns gerade wie für den Übergang von Ei- tiven, dieEntwicklung dechſen mit wohlentwickelten fünfzehigen Glied- — des glashellen maßen zu fußloſen Formen zahlreiche Übergänge Augenlid zeigend. erhalten (Abb. 13). Alle derartigen Tiere leben (ertlärung im Text.) wenigſtens zeitweiſe im Sande oder in der Erde oder ſind von ſolchen abzuleiten. Das erſte Stadium wäre das— jenige, wie wir es bei den Steppen- und Wüſteneidechſen der Gattung Eremias finden. Das untere, normal beſchuppte Augen— lid (13 a), das hier ausſchließlich in Betracht kommt, trägt bei manchen Arten dieſer Gattung in der Mitte eine Querreihe ver— größerter, durchſichtiger Schuppen (13 b); bei anderen ſind dieſe Schuppen zu zwei größeren, durch eine ſenkrechte Grenzlinie getrennten, 26 Fenſter im unteren Augenlid glashellen Fenſtern verſchmolzen (136); bei der nordafrikaniſchen Lacerta perspicillata (13 d), bei vielen Arten der Gattung Lygosoma und Mabuia iſt ein einheitliches, rundes Fenſter im unteren Augenlide vorhanden, das bei den verſchiedenen Arten verſchieden groß ſein kann. Aber noch immer iſt das untere Augenlid frei beweglich. Bei vielen anderen Eidechſen nun, bei den Haftzehern, Floſſenfüßern, einzelnen Gattungen verſchiedener Eidechſenfamilien (Ophiops [13 e], Ablepha- rus) ſowie bei den Schlangen iſt nun das untere Augenlid ganz und = Af Abb. 14. Längsſchnitt durch das Schädeldach einer auſtraliſchen Eidechſe (Moloch hor- ridus), nach Spencer. Ab Parietalauge, Li Linſe desſelben, Ep Epiphyſe (oberer Hirnanhang), Op. L Sehlappen, C. K Großhirn, Ak Baſis des Riechnervs, Pa Scheitel— bein (Parietale), Pi Pigment in der Unterhaut, Co durchſichtige Haut (Cornea) über dem Parietalauge, Ct Unterhautbindegewebe. dauernd über das Auge gezogen und mit dem rudimentären oberen feſt verwachſen. Wo es noch am Rande beſchuppt iſt, kann man es als Augenlid noch leicht erkennen; wo es aber, wie bei den Schlangen, in ſeiner ganzen Ausdehnung als glashelle Kapſel das Auge bedeckt, da kann man leicht zur Meinung kommen, als hätten dieſe Tiere überhaupt keine Augenlider. Bei allen Reptilien aber, welche ein ſolches Glasfenſter über dem Auge haben, häutet ſich auch dieſes, ſo bei den Geckoniden, den Floſſenfüßern und den Schlangen (Abb. 9), wie jedermann weiß, der einmal ein vollſtändiges „Natternhemd“ genauer angeſehen hat. Nun brauchen auch dieſe Augen-Uhrglasdeckel einen Schutz, und da Parietalauge 1 nach dem von Dollo aufgeſtellten Geſetze der Nichtumkehrbarkeit der Entwicklung ein früherer Zuſtand, deſſen Neuauftreten für die Exi— ſtenz der betreffenden Tierform notwendig iſt, niemals durch ein— fache Rückkehr auf die urſprüngliche Form erreicht wird, ſo trennen ſich auch die verwachſenen Augenlider nicht mehr, ſondern es werden, bei manchen Geckos (Aelurodactylus in Indien, Ptenopus in Südweſtafrika) ſowie bei den geckoähnlichen Eublephariden, neue Augenlider gebildet, die von einer ſchon bei den Geckoniden vor— handenen, ringförmigen, beſchuppten Haut— falte um das Auge ihren Ausgang nehmen. Hinter dem glashellen Augendeckel beſpült die waſſerhelle Tränenflüſſigkeit das Auge. Sie reinigt bei den Reptilien mit freien Lidern die Hornhaut von Fremdkörpern, welche das Auge trü— ben. Bei den Geckos iſt aber noch ein Glas— deckel vor dem Auge, welcher durch die Tränenflüſſigkeit wohl von innen, nicht aber Dan außen ge⸗ Abb. 15. Kopf a von Lacerta, b von Varanus nuchalis; reinigt werden kann. von oben. P Parietalauge. Die Reinigung von außen geſchieht durch die Zunge — alle Geckoniden und ebenſo die Floſſenfüßer können ihre Augen ſelbſt ablecken! Im Schädeldach der ausgeſtorbenen Panzerlurche, der Stego— cephalen, ſowie vieler Eidechſen, und zwar in der Mittellinie, findet ſich ein Loch, welches die Anweſenheit eines merkwürdigen Sinnes— organes, des Parietalauges, ſo genannt nach ſeiner Lage im Parie— tale (Scheitelbein), anzeigt, da durch dieſes Loch der Nerv hindurchtritt, der die Epiphyſe, den ſogenannten oberen Gehirnanhang, mit dieſem Sinnesorgan verbindet (Abb. 14). Es iſt bei den Eidechſen noch häufig nachweisbar und z. B. mit einiger Aufmerkſamkeit bei unſeren größeren Lacerta-Arten im ſogenannten Interparietalſchildchen leicht 28 Accommodation auffindbar. Das Parietalorgan iſt bei dem neuſeeländiſchen Spheno— don punctatus, beſonders aber noch bei den großen Waran-Eidechſen (Varanus) und Leguanen (Iguana und Verwandte), ja auch noch bei unſeren Lacerta-Arten (Abb. 15) als wirkliches Auge mit allen weſentlichen Beſtandteilen eines ſolchen entwickelt und die Oberhaut über ihm glashell, durchſichtig, ſo daß es wohl kaum zweifelhaft iſt, daß eine Lichtempfindung durch dieſes Organ vermittelt werden kann. Immerhin aber ſind die paarigen Augen der Wirbeltiere ältere Bildungen als die hier erwähnten Organe, und dieſe letzteren treten auch in der Entwicklung ſpäter auf, erreichen auch niemals auch nur annähernd dieſelbe Entwicklung wie die Seitenaugen, denen ſie übrigens ſowohl ihrem Bau nach als auch durch ihre Entſtehung aus demſelben Gehirn— abſchnitt (Mittelhirn) vollkommen entſprechen, ſondern bilden ſich auch meiſt mehr oder weniger vollſtändig zurück. Ein hellgefärbter, meiſt gelber Fleck zeigt vielfach auch bei denjenigen Reptilien, die keine Spur eines Parietalorgans mehr erkennen laſſen (wie bei vielen Schlangen, ſ. Abb. 16), die Abb. 16. Kopf einer einſtige Stelle desſelben an, wie wir überhaupt a nicht ſelten beobachten, daß ſich Lücken im Schädel— saurita). P Letzte dach äußerlich in beſonders gefärbten Zeichnungen „ darüberliegenden Haut bemerkbar machen, wie etonſtanten gelben dies namentlich bei den Schnauzen- und Hinter⸗ Fleckes. hauptsfontanellen der Chamäleons auffällt. Die Accommodation, das iſt die Einſtellung des Auges für das möglichſt ſcharfe Sehen, wird auf verſchiedene Weiſe bewerkſtelligt; fie fehlt den nächtlichen Amphibien und Rep— tilien, bei denen auch auf Lichtreiz ſtarke Verengerung der Pupille (ſ. S. 23) eintritt. Nach Beer ſind die waſſerbewohnenden Am— phibien auf dem Lande ſtark kurzſichtig, dagegen die landlebenden im Waſſer ſtark weitſichtig. Die Accommodation kann auf zweierlei Weiſe erfolgen: entweder dadurch, daß die Entfernung zwiſchen der Linſe und der Netzhaut des Auges verändert wird (Schlangen und manche Amphibien) oder durch Veränderung der Wölbung der Linſe (Schildkröten, Krokodile und Eidechſen). 2 N 44 2 2 Arm 2 n ir N NE 2999 I 2 * 5 N! K 5 ie ed. 8 r A F 5 Pi 2 5 71 . 17 5 75 5 I 7 Si 1 7 7 5 ar 20 N 7 — Fr r 8 R 5 N 2 8 Gehör, Stimme 29 Das Gehörorgan der Reptilien und Amphibien, nach außen durch das Trommelfell abgeſchloſſen, entbehrt einer Ohrmuſchel ſowie eines eigentlichen äußeren Gehörganges, doch iſt immerhin bei vielen Eidechſen das Trommelfell ziemlich tief eingeſenkt. Als Schutz für das Ohr fungieren auch wieder bei zahlreichen Eidechſen vergrößerte, vom vorderen Ohrrand nach hinten ragende, meiſt dreieckige Schuppen, bei den Krokodilen aber ein anſehnlicher auf— klappbarer Ohrdeckel. Bei vielen Amphibien iſt das Gehörorgan nach außen durch Muskulatur überdeckt, und dasſelbe gilt für viele Eidechſen und alle Schlangen. Aber auch bei den meiſten Eidechſen mit freiliegendem Trommelfell iſt es ſchwierig, eine Reaktion auf Töne und Geräuſche irgendwelcher Art zu beobachten, und alle gegenteiligen Angaben von muſikaliſchen Eidechſen, Schlangen und Schildkröten dürften auf Beobachtungsfehler und Selbſttäuſchung zurückzuführen ſein. Jedem Reptilienfänger iſt es ja bekannt, daß man beim Fang zwar jedweden Lärm vollführen, aber weder ſich ſelbſt noch ſeinen Schatten zeigen darf ſowie auch Erſchütterungen des Bodens vermeiden muß. Es iſt aber möglich, daß dieſe Tiere nur auf ſolche Geräuſche reagieren, die ihnen im Freileben normaler— weiſe vorkommen, dagegen ungewohnte eben überhaupt nicht hören; damit ſteht freilich im Widerſpruch, daß ſie auch von heftigen Donner— ſchlägen keine Notiz nehmen. Dagegen hören Krokodile ebenſo gut, als ſie ſehen, ſie gehören, einmal gewarnt und ſcheu gemacht, zu den vorſichtigſten Reptilien, wie ſich überall zeigt, wo regelmäßig Jagd auf ſie gemacht wird. Daß ſie eine Stimme beſitzen, welche bei den Jungen quakend, bei den Erwachſenen dagegen ein mächtiges Fauchen oder Brüllen iſt, iſt bekannt. Durch ihr Quaken machen auch die aus dem Ei kriechen wollenden Krokodiljungen ihre Mutter darauf aufmerkſam, damit dieſe ſie aus dem Neſt ausgräbt und befreit (ſ. Bd. I. S. 29). Eine laute Stimme beſitzen auch viele der Haftzeher oder Geckoniden, und der Name „Gecko“ iſt ja nichts anderes als die Nachbildung des Rufes einer ſolchen Eidechſe. Der große javaniſche Gecko verticillatus ruft „Tokee“. Einen mäch— tigen Lärm ſoll ſogar der relativ kleine, aber in großer Menge in den Wüſten Deutſch-Südweſtafrikas lebende Sandgecko Ptenopus garrulus vollführen. Ein Gecko Zentralaſiens, Teratoscincus, vermag dadurch, daß er die großen, in einer Längsreihe die 30 Schallblaſen Schwanzoberſeite bedeckenden Schuppen gegeneinander reibt, ein lautes zirpendes Geräuſch auszuführen. Andere Reptilien bringen es freilich nicht über ein mehr oder weniger lautes Ziſchen hinaus. — Daß dagegen nicht nur manche Molche, wenn man ſie berührt, einen quakenden Laut ausſtoßen können, der freilich vielleicht nur durch Austritt von Luft aus den Lungen entſteht, ſondern daß die i. N Abb. 17. Kopf von Rana esculenta (Männchen), die inneren (i.S) und äußeren (a. S) Schallblaſenſchlitze zeigend. a. N äußere, i. innere Naſenöffnungen (Choanen), Vz Zähn⸗ gruppen am Pflugſcharbein (Vomer). T Trommelfell, E Öffnungen der euſtachiſchen Röhren, Sr Stimmritze, Z Zunge, Zs musfulöfer Zungenſtiel. Männchen der bei weitem meiſten Froſchlurche tüchtige Muſikanten ſind, iſt wohl bekannt. Die Verſtärkung der Stimme geſchieht durch Reſonanzorgane, Schallblaſen, welche paarige Ausſtülpungen eines Muskels der Kehlgegend (Musculus mylohyoideus) (Abb. 18) ſind. Wenn wir die Schallblaſe eines männlichen Waſſerfroſches betrachten, ſo finden wir, daß ſie aus zwei ineinanderſteckenden Säckchen beſteht, einem der äußeren Körperhaut angehörigen, mehr oder weniger ge— färbten (beim Seefroſch, Rana ridibunda, meiſt rauchgrauen) und einem Molekulare Schalleitung 31 inneren, weißen, welches als ſeitliche Vorſtülpung des obengenannten Muskels aufzufaſſen iſt. Beim Quaken tritt aus einer Längsſpalte hinter dem Mundwinkel (Abb. 17) die prall mit Luft gefüllte Schallblaſe hervor, um nachher wieder ſich in die Spalte zu verſenken, einzuſtülpen. Manche Fröſche haben die Schallblaſenſchlitze am Innenrande des Unterkiefers (wie der gemeine afrikaniſche Waſſerfroſch, Rana masca- reniensis); bei unſerem Laubfroſch ſtoßen beide Schallblaſen in der Mitte aneinander, eine einzige große, die gelbbraune, im Ruhezuſtande gefaltete Kehlhaut vortrei— ben deBlaſe bildend; bei dem chileniſchen Naſenfroſch, Rhinoderma darwini, bil⸗ det der unter der Bauchhaut weit nach hinten reichende Kehlſack des Männchens die Brutſtätte für die ſich ent⸗ wickelnden Jungen (ſiehe S. 31) und bei der ſüd— amerikaniſchen Paludicola fuscomaculata beſteht der mächtige Kehlſack aus zwei hintereinander liegenden Abteilungen, die mit einem Luftſackunter der Bauchhaut in Verbindung ſtehen. Tre⸗ Abb. 18. Kopf und Bruſt von Rana temporaria ten die beiden Schallblaſen von unten, mit den inneren Schallblaſen. mmh. bes Mannen nicht, wie ewe p. aer, men Galli Ces beim Waſſerfroſch, beim num (Bruftbein). Quaken durch beſondere Schlitze hervor, ſondern liegen ſie unter der Haut, dieſe beim Quaken vorwölbend, jo ſpricht man von inneren Schallblaſen (Unken, Gras— fröſche [Abb. 180). Während wir nun bei den auch mit freiliegendem Trommelfell und gut entwickeltem Gehörorgan verſehenen Reptilien vielfach keine Spur einer Gehörsempfindung nachweiſen können, unterliegt es anderer— ſeits keinem Zweifel, daß auch Amphibien mit völlig verborgenem Trommelfell gut hören, wie dies ſchon aus den Konzerten der Unken und 32 Geruch anderer hierher gehöriger Froſchlurche hervorgeht. Hier ſcheint die Schall— leitung auf molekularem Wege durch die Kopfknochen vor ſich zu gehen. Ein ähnlicher Fall, der ſich aber auf Reptilien, und zwar auf die ausgeſtorbene Gruppe der Fiſchſaurier (Ichthyosauria) bezieht, iſt von Dollo mitgeteilt worden. Bei dieſen erfolgt die Schall— leitung ebenfalls nicht durch das Trommelfell, ſondern durch das einzige Gehörknöchelchen der Reptilien, die Columella, welche eine beſonders mächtige Entwicklung genommen hat, und ebenſo iſt bei einer anderen meerbewohnenden ausgeſtorbenen Eidechſe, bei Plio— platecarpus aus der Familie der Moſaſaurier, das Trommelfell zwar nicht rückgebildet, aber infolge Verkalkung als ſchalleitender Apparat in Wegfall gekommen und es wird auch hier die Schall— leitung durch die Columella allein vermittelt. Sehr auffallend find bei den Geckonen die Sacci endolymphatici, große, gelblich gefärbte Wülſte, von denen einer an jeder Seite des Halſes unter der Haut gelegen iſt. Es ſind dies Säckchen, die mit kleinen Kriſtallen von phosphorſaurem (2) Kalk erfüllt find und mit dem Gehörapparat in Verbindung ſtehen. Sie entſprechen demjenigen Teil des Gehörapparates, der als ſtatiſches Organ, alſo als Organ des Gleichgewichtsſinnes betrachtet wird, und ſind wegen ihrer be— deutenden Größe aus dem Schädel herausgerückt und nach hinten verlagert. Die in dieſen Säckchen abgelagerten Kriſtalle werden als Statolithen (früher als Otolithen, Gehörſteinchen) bezeichnet; eine ähnliche Funktion haben die Kalkſäckchen zu beiden Seiten der Wirbelſäule der Fröſche, die ebenfalls in Beziehung zu dem ſtatiſchen Teil des Gehörapparates ſtehen. Vom Geruch- und Geſchmackſinn unſerer Tiere pflegt man im allgemeinen keine hohe Meinung zu haben, immerhin ſind beide Sinne, wenn auch nicht hervorragend entwickelt. Der Geruchſinn, deſſen Sitz in der Naſenhöhle ſich befindet, deren Sinnesnerven durch den erſten Gehirnnerv, den Olfactorius (der eigentlich wie der Sehnerv einen beſonderen Abſchnitt des Vorderhirnes ſelbſt vorſtellt), mit dieſem in Verbindung ſtehen, dürfte bei den waſſerlebenden Amphibien und Reptilien kaum eine große Bedeutung haben, wie man daraus erſieht, daß bei zunehmender Anpaſſung an das Waſſerleben die von den Sinneszellen eingenommene Oberfläche der Naſenhöhle immer kleiner wird. Die bedeutende Abnahme des Geruchſinnes iſt Geſchmack 33 namentlich bei den waſſerbewohnenden Schildkröten im Vergleich zu den Landſchildkröten recht auffällig. Der die äußeren Naſenlöcher mit den inneren, den Choanen, verbindende Gang iſt in erſter Linie ein Luftleitungsweg, der die Atmung bei geſchloſſenem Rachen ermög— licht. Die Naſenlöcher liegen bei allen echten Waſſertieren ſo, daß beim Auftauchen nur ein ſehr kleiner Teil der Schnauze aus dem Waſſer vorgeſtreckt zu werden braucht, und ſind vielfach durch häutige Klappen oder durch ein ſogenanntes Schwellgewebe, wie bei den waſſerbewohnenden Schlangen, automatiſch verſchließbar (Krokodile, Amphibien). Beim Atmen werden die Naſenlöcher durch Muskeln, welche dieſe Schwellgewebe zuſammendrücken, geöffnet. Am deutlichſten merkbar iſt der Geruchſinn noch bei den Schlangen, bei welchen er den Taſtſinn der Zunge beim Aufſuchen der Beute nicht unweſentlich unterſtützt, wenn die Beutetiere einen Abb. 19. Larve von Salamandra maculosa, die in Reihen angeordneten Hautſinnes— organe zeigend. (Nach Malbrane.) ſpezifiſchen Geruch beſitzen, wie Nagetiere oder Amphibien. Der Geſchmackſinn, an die Mundhöhle und die Zunge gebunden, ſoweit dieſe letztere nicht verhornt iſt, läßt ſich bei Amphibien und Reptilien faſt durchwegs wenigſtens in Spuren nachweiſen. Bittere oder andere, auch unſerem Geſchmacke widerliche Inſekten werden bereits von den Amphibien unter allen Zeichen des Ekels aus dem Maule entfernt und dieſes durch Reiben der Schnauze am Boden oder mit Hilfe der Vorderfüße zu reinigen verſucht. Dieſe Symptome des Unbehagens finden wir vielfach auch bei Schlangen, welche Amphi— bien mit ſtarker Drüſenausſcheidung, die für ſie keine gewöhnliche Nahrung bilden (Unken, Erdmolche), zu freſſen verſuchten. Daß Eidechſen, bei denen ja die Zunge ſelten weiter als an der Spitze verhornt und oft ſehr ſtark entwickelt iſt, einen wohl— ausgebildeten Geſchmack beſitzen, iſt jedem Reptilienliebhaber, der NW. A 16 Werner II. 3 34 Taſtſinn die großen Glattechſen Auſtraliens gepflegt hat, wohl bekannt. Die Vorliebe für Süßigkeiten, ſeien es Früchte oder Fruchtſäfte, ſowie ſüße Mehlſpeiſen und Backwerk, wenn dies nicht etwa hart und trocken iſt, iſt bei den großen Auſtraliern, der Stutzechſe (Trachysaurus), den Glattechſen (Tiliqua) und den Kielſkinken (Egernia) unverkennbar, aber in bezug auf ſüßes Obſt kaum weniger auch bei den großen Leguanen Amerikas ſowie bei den größeren Lacerta-Arten ausgeſprochen. Als beſondere Sinnesorgane müſſen die Hautſinnesorgane der Panzerlurche und Amphibienlarven, die Taſtflecken auf den Schuppen der Reptilien und die Zunge der Schlangen und mancher Eidechſen (namentlich Varanus) betrachtet werden. Die erſtgenannten, in regelmäßigen Längslinien an den Seiten des Körpers und des Schwanzes ſowie in Linien von ganz be— ſtimmtem Verlauf auf dem Kopfe angeordnet (Abb. 19), laſſen ſich auf die entſprechenden Organe der urſprünglichen Fiſche (Haie, Schmelz— ſchupper) zurückführen oder es können wenigſtens dieſe Linienſyſteme ſtückweiſe mit entſprechenden Abſchnitten derſelben bei dieſen Fiſchen verglichen werden. Die alten Panzerlurche vermitteln in dieſer Be— ziehung den Übergang von den Ganoiden (Schmelzſchuppern) zu den Larven der Amphibien, die dieſe Organe noch deutlich zeigen (Abb. 17), während ſie bei den verwandelten Tieren nicht mehr erkennbar ſind. Es handelt ſich bei dieſen Sinnesorganen jedenfalls um Einrichtungen, welche Anderungen im Waſſerdruck dem Gehirn zur Kenntnis bringen. Eigentliche Taſtempfindungen vermittelt bei unſeren Tieren der ganze Körper, anſcheinend ſogar noch an gepanzerten Stellen. Ein beſonders feines Taſtgefühl beſitzen aber alle zarthäutigen Teile der Körperoberfläche, ſo die Bindehaut und Hornhaut des Auges, die Naſenſchleimhaut, die Oberfläche des Trommelfells und bei den Reptilien die feinbeſchuppte Umgebung der Achſelhöhle und Flanke; ſogar große, ſtark gepanzerte Tiere, wie Krokodile, ſind an dieſen letztgenannten Stellen außerordentlich kitzlig und eine große Schild— kröte, hier mit dem Finger gekitzelt, zieht ihre Beine mit einer ſolchen Vehemenz ein, daß man eine tüchtige Quetſchung davon— tragen kann, ehe man den Finger wieder herauskriegt. Möglicherweiſe ſind auch die weichen beſchuppten oder glatten Hörner, welche manche Eidechſen (Ceratophora, Chamaeleon nasutus und Verwandte) und Schlangen (Vipera ammodytes, Herpeton ten- 1 Zunge 35 taculatum) (Abb. 20, 21) auf der Schnauze tragen, als Taſtorgane aufzufaſſen. Genaue Beobachtungen darüber liegen nicht vor. Als beſondere Taſtorgane der Reptilienhaut ſind die bei Kro— kodilen und vielen Schlangen beſonders leicht zu beobachtenden, aber auch ſonſt verbreiteten Taſtflecken der Schuppen der Körperoberſeite anzuſehen. Die betreffenden Hornſchuppen (Abb. 7) zeigen, im durch— fallenden Licht unter dem Mikroſkop betrachtet, nahe dem Hinterende einen, bei Schlangen vielfach zwei nebeneinanderſtehende helle Flecken, wo alſo die Oberhaut erheblich dünner iſt als ſonſt auf der Schuppe. Unter jedem dieſer Flecken liegt ein ſolches Hautſinnesorgan. Auch die über— aus gebrechlichen Schwänze der plattköpfigen felſenbewohnenden Mauereidechſen tragen nach Méhely auf den Schuppen der Oberſeite der— artige Sinnesorgane (ſ. Bd. J, S.73), während dieſe an den Schwänzen der dickköpfigen, meiſt grünen, grasbewohnenden Formen der Mauereidechſen— gruppe fehlen oder ſchwach entwickelt ſind. Schließlich wäre noch die Zunge als Taſt— organ zu erwähnen. Die Krokodile, bei denen die Zunge auf dem Boden der Mundhöhle feſtgewachſen iſt, die Schildkröten und manche f Eidechſen benützen ihre Zunge nicht in dieſer merpeton 0 ee Weiſe, und man ſieht ſie bei den letztgenannten tum (Süßwaſſer⸗ Reptilien nur während des Freſſens und Trinkens a gen in Bewegung. Dagegen ſtrecken viele andere Schnauzenfortſätzen. Eidechſen die Zunge häufig, manche, wie die Warane, bei jedem Schritt und Tritt, und zwar ſehr weit vor, ohne dabei immer irgendeinen Gegenſtand damit zu betaſten und ohne daß man dabei den Eindruck hat, als wäre überhaupt ein Betaſten dabei beabſichtigt. Bei den Schlangen beſitzt die weit nach hinten über die beiden Spitzen hinaus verhornte Zunge (ſ. Abb. 9) eine ganz außerordentliche Beweglichkeit, wie ſie keiner Eidechſenart zukommt, eine Beweglichkeit, die ſo weit gehen kann, daß man die mit den Spitzen lebhaft auf und ab ſchwingende Zunge überhaupt nicht mehr unterſcheiden kann, wie dies namentlich bei hochgradiger Erregung zu bemerken iſt. Hier iſt die Zunge von 3 * 36 Zunge der Schlangen außerordentlicher Wichtigkeit als das bei weitem am beſten entwickelte aller Sinnesorgane, dasjenige, deſſen Verluſt auch im Freileben den Hungertod nach ſich zieht, weil die Schlange ohne Zunge nicht mehr imſtande iſt, dem Nahrungserwerb nachzugehen, ſie iſt dann ſo gut wie blind, „zungenblind“. Man ſieht bei aufmerkſamer Beobachtung, daß die Schlange mit Hilfe ihrer Zunge nicht nur erkennt, ob ein Abb. 21. Vipera ammodytes (Sandotter), Naturaufnahme von G. Veith. Beutetier tot oder lebendig iſt, daß ſie nicht nur damit die leiſeſten Bodenbewegungen ſpürt, wie ſie etwa durch ein grabendes Nagetier verurſacht werden, ſondern daß ſie auch von der Exiſtenz feſten Bodens unter oder einer Wand vor ſich, wahrſcheinlich durch den Widerprall der durch die Zunge bewegten Luft ebenſo mit Sicherheit Kenntnis erhält, wie der Blinde, der ohne Hilfe und ohne auf ſeinem Wege mit Hand oder Stock die Wände zu berühren, nicht nur geradeaus geht, ſondern auch um Ecken biegt, offene und ge— ſchloſſene Türen unterſcheidet und die Richtung, aus der geräuſchlos Grubenartige Hauteinſenkungen 37 herannahenden Perſonen auf ihn zukommen, beſtimmt. — Während des Höhepunktes der Häutungsperiode, wenn die Schlange faſt völlig blind iſt, iſt die Zunge überhaupt das einzige weſentliche Sinnes— organ für ſie und muß auch für das Auge eintreten. Schließlich wären auch hier noch als möglicherweiſe hierher— gehörig grubenartige Vertiefungen der Haut bei verſchiedenen Eidechſen und Schlangen anzuſchließen. Ein Zuſammenhang mit einem Nerven wurde nur bei der tiefen, zwiſchen Naſenloch und Auge gelegenen Grube der daher ſo genannten Lochottern (zu denen auch die Klapperſchlangen gehören) von Weſt gefunden; wahr— ſcheinlich führt ein Nerv auch zu den tiefen Gruben im Schnauzen— ſchild, in den vorderen Ober- und hinteren Unterlippenſchildern vieler Rieſenſchlangen (namentlich Python). Eine mehr oder weniger tiefe, mit ſehr kleinen, farbloſen Schuppen ausgekleidete Grube (Achſeltaſche) findet ſich in der Achſelhöhle vieler Chamäleons und des in mancher Beziehung an dieſe erinnernden madagaſſiſchen Blattſchwanzgeckos (Uroplatus fimbriatus). Klaptocz, der dieſe Achſeltaſchen bei verſchiedenen Chamäleon-Arten genauer unterſuchte. konnte keinen zu dieſen Taſchen hintretenden Nerven auffinden, wie dies ſein müßte, wenn etwa ein Sinnesorgan vorliegen würde, und die Bedeutung der Achſeltaſchen, die jedenfalls gegenwärtig keine Funktion mehr beſitzen, iſt vollkommen unklar. Schließlich finden ſich ſeichte Einſtülpungen der Haut an der Kehle und an der Schwanzwurzel auch noch bei wenigen bodenbewohnenden Leguanen; über ſie iſt aber gar nichts bekannt geworden. Vom Darm und von der Nahrung. Wenn wir die Leibeshöhle eines recht langgeſtreckten Tieres aus einer der beiden Klaſſen, mit denen wir uns hier beſchäftigen, öffnen, ſo finden wir ſtets, daß der Magen in der Längsrichtung des Körpers gelegen iſt und der darauffolgende Darmabſchnitt im weſentlichen höchſtens geſchlängelt, nicht aber in große Schlingen gelegt iſt. Es folgt alſo auf die Mund- und Rachenhöhle eine Speiſeröhre, die bei den Amphibien kurz, bei den Reptilien aber im Zuſammenhang mit der bedeutenderen Länge des Halſes mehr oder weniger langgeſtreckt iſt, darauf der Magen, mit dem der 38 Bunge der Amphibien Zwölffingerdarm (das Duodenum) eine U-förmige Schlinge bildet, in der ſtets die Bauchſpeicheldrüſe eingebettet iſt und in welche auch der gemeinſame Ausführungsgang der ſtets mit einer Gallenblaſe ver— ſehenen Leber und der Bauchſpeicheldrüſe ei nmündet, dann der eigent— liche Dünndarm und ſchließlich, von dieſem durch eine ringförmige Klappe getrennt, der ſackförmig erweiterte Endd arm, das Rectum. Dieſes mündet mit den Ausführungsgängen der Har en- und Fortpflanzungs— organe in einen gemeinſamen Raum, die Kloake, ein, welche meiſt mit einer Spalte am Ende des Rumpfes, bei den geſchwänzten Kriech— tieren und Lurchen auf der Unterſeite (längsgerichtet bei Krokodilen und Schildkröten, ſowie bei den Schwanzlurch en, quer bei Eidechſen und Schlangen), bei den Schleichenlurchen etwa am Hinterende des Körpers, bei den Froſchlurchen aber etwas nach aufwärts von dieſem ſich öffnet. Wir beginnen bei der Betrachtung des Nahrungskanales mit der Mundhöhle, in der wir als die auffallendſten und wichtigſten Organe die Zähne und die Zunge erblicken. Die erſteren wurden bereits bei Beſprechung der Waffen unſerer Tiere (ſ. Bd. J, S. 33) ausführlich behandelt; es erübrigt alſo nur noch, auch der mannigfachen Ge— ſtalt und Funktion der Zunge in Kürze zu gedenken, wenngleich ich ſchon bei Gelegenheit der Beſprechung der Taſtorgane der Reptilienzunge (S. 35) einige Worte gewidmet habe. Bei nur ſehr wenigen Amphibien, den „zungenloſen Froſchlurchen“ (Agloſſen), die durch die Wabenkröte (Pipa) im nördlichen Südamerika, durch die Krallenfröſche (Nenopus und Hymenochirus) im tropiſchen und ſüdlichen Afrika vertreten ſind, fehlt die Zunge vollſtändig, bei anderen iſt ſie auf dem Boden der Mundhöhle, mit Aus— nahme des Randes, feſtgewachſen wie bei den Unken; dieſe Froſch— lurche, ob zungenlos oder mit feſtgewachſener Zunge, ergreifen ihre Beute mit den Kiefern; dies iſt auch bei der großen Zahl der geſchwänzten Lurche der Fall. Bei anderen wieder iſt die Zunge vorn am Kieferwinkel frei und am Hinterende feſtgewachſen, kann alſo etwa wie bei einem Säugetier vorgeſtreckt werden; nur die mexikaniſche Naſenkröte (Rhinophrynus) unter allen ungeſchwänzten Amphibien beſitzt eine derartige Zunge. Oder es iſt die Zunge vorn am Kieferwinkel feſtgewachſen, hinten frei und kann aus dem Maul herausgeklappt werden (Abb. 17); infolge ihres Drüſenreich— Form der Zunge 39 tums iſt fie ſehr klebrig und fungiert als Fangapparat, da ſie nach Inſekten und anderen kleinen Tieren vorgeſchleudert und mit der anhaftenden (mitunter ſogar mit den Zungenenden umwickelten) Beute wieder in die Mundhöhle zurückgeklappt werden kann. Da die Augen nur durch die Mundſchleimhaut von der Mundhöhle getrennt ſind, kann ein Froſch durch Niederdrücken bzw. Zurück— ziehen der Augen mit Hilfe eines beſonderen Muskels einen Druck auf die im Rachen befindliche Beute ausüben, ſo daß dieſe nach hinten gegen die Speiſeröhre geſchoben wird. Gewiß ein merk— würdiger und einzig daſtehender Fall, daß ein Tier ſeine Augen beim Verſchlingen der Beute benützt. — Die Klappzunge iſt bei den Froſchlurchen eine überaus verbreitete Zungenform, ob ſie nun kreisförmig, elliptiſch, herzförmig, hinten ganzrandig, eingekerbt oder tief eingeſchnitten oder endlich, wie beim Gras- und Waſſerfroſch und ſeinen Verwandten, in zwei Lappen ausgezogen iſt. Manche dieſer Froſchlurche beſitzen eine große Virtuoſität im Gebrauch ihrer Zunge, die nicht nur nach vorn, ſondern ſogar nach der Seite vorgeſchleudert werden kann, wie beſonders bei unſeren echten Kröten (Bufo). — In anderer Weiſe fangen die Molche aus der vor— wiegend amerikaniſchen, in Nord- und Zentralamerika artenreichen Gruppe der Plethodontinen (nur eine Art, Spelerpes fuscus, in Italien) ihre Beute mit Hilfe ihrer Zunge. Dieſe iſt hier pilzförmig und beſteht aus einem muskulöſen Stiel, dem eine klebrige Scheibe, die eigentliche Zunge aufſitzt. Der Zungenſtiel kann bei Spelerpes, wie man ſchon bei der europäiſchen Art ſehen kann, weit vorgeſchnellt werden, und die Treffſicherheit, mit der dieſe Molche z. B. Fliegen fangen, erinnert ſehr an das Chamäleon. Auch der in Portugal und Nordſpanien lebende zierliche Goldſtreifſalamander (Chioglossa) beſitzt allein unter den altweltlichen Salamandrinen eine derartige Schleuderzunge. — Die Reptilien haben die Zunge entweder, wie bei den Krokodilen, am Boden der Mundhöhle angewachſen, meiſt iſt ſie aber vorn frei und vorſtreckbar (Abb. 22 a); doch wird ſie bei vielen Eidechſen faſt nur beim Trinken, welches eben durch leckende Zungen— bewegungen ausgeführt wird, vorgeſtreckt (Abb. 22 b) (Geckos, Agamen, Leguane uſw., alſo bei den ſogenannten „Dickzünglern“); bei den Land— ſchildkröten iſt die dicke, fleiſchige Zunge recht beweglich und ſpielt während des Freſſens eine weſentliche Rolle beim Umkehren und Ver— 40 Zunge des Chamäleons ſchieben der Nahrung, die ja ziemlich gründlich durchgekaut wird, in der Mundhöhle. Die Funktion der Zunge als Taſtorgan bei gewiſſen Eidechſen, namentlich bei den Waranen, in geringerem Grade bei den Lacerten und Teju⸗Eidechſen, aber auch bei allen übrigen Formen mit deut- lich zweiſpaltiger Zunge, habe ich ſchon früher erörtert; es bleibt nur noch die Schleuderzunge der Chamäleons zu erwähnen, eines der merkwürdigſten Organe dieſer an ſich ſo merkwürdigen Eidechſen. Brücke hat die Art und Weiſe des Funktionierens der Chamäleon— zunge etwa folgendermaßen klargemacht, wie dies Tornier in ſeinem hübſchen Aufſatze „Wie lebt das Chamäleon?“ wiedergibt. „Dem ſpiegelblanken, ſpitz— kegligen Zungenbeinkörper ſitzt die Zunge in der Ruhe wie eine Düte auf, während ihre klebrige Spitze zu— ſammengefaltet iſt; mit jtar= n ken Muskelringen umfaßt ö ſie dabei den Zungenbein— a 5 körper, und ſoll ſie hinaus, Abb. 22. Zunge a) von Lacerta, b) von Calotes. dann ziehen ſich dieſe Muskel⸗ Beiſpiel eines Spalt- und Dickzünglers. ringe zuſammen und gleiten auf dem Zungenbeinkörper wie auf einer Rutſchbahn und mit ihnen zugleich auch die ganze Zunge zum Munde heraus; an der Unterſeite der Zunge ausgebreitete Muskeln aber, die in der Ruhe gefaltet ſind und beim Vorſchnellen paſſiv geſtreckt werden, holen ſie dann wieder zum Munde zurück.“ Mit welcher unglaublicher Schnelligkeit und mit welcher Treffſicher— heit die Chamäleonzunge vorgeſchleudert wird, davon kann nur der— jenige ſich einen Begriff machen, der geſunde Exemplare dieſer intereſſanten Tiere bei der Jagd auf Fliegen beobachten konnte. Zu den Organen der Mundhöhle würden auch noch die Schall— blaſen der männlichen Fröſche (ſ. Abb. 17 u. 18) gehören, ſchließlich aber noch eine Anzahl von Mundhöhlendrüſen, welche bei den Rep— tilien bereits als Oberlippendrüſe, Unterkiefer- und Unterzungen⸗ ſpeicheldrüſe (Submaxillaris und Sublingualis) unterſchieden werden, wozu bei den Ottern noch eine Drüſe in der Zungenſcheide hinzu— Giftdrüſen, Speicheldrüſen 41 kommt. Von ihnen iſt die bemerkenswerteſte die Oberlippenſpeichel— drüſe, die bei Giftnattern und Ottern in ihrem hinteren Abſchnitt zur Giftdrüſe geworden iſt, die von einer ſehnigen Scheide umhüllt und deren Ausführungsgang bei den Ottern etwas geſchlängelt iſt, wodurch er genügenden Spielraum hat, um bei den Bewegungen des Giftzahnes, mit deſſen Baſis ſein Ende ja feſt verbunden iſt, nicht einer Zerrung oder Zerreißung ausgeſetzt zu ſein; er iſt auch mit einem erweiterten Abſchnitt mit gefalteter Wandung (Giftreſervoir) verſehen und leitet das Gift zu der am Grunde des von einer Falte Abb. 23. Kopf und Hals einer Krötenotter (Causus). gk. Giftkanal, gd. Giftdrüſe. EN N (Scheide) der Mundſchleimhaut umgebenen Giftzahnes befindlichen Offnung des Giftkanales (Ottern) oder zu der Giftrinne am Vorder— rande des Zahnes (Giftnattern) hin (ſ. Bd. I. S. 39). Das Aus- quetſchen des Giftes geſchieht entweder durch den Druck eines faſerigen Bandes (Jochband) oder eines Muskels (des vorderen Teiles des Schläfenmuskels). Die Giftdrüſe erreicht bei manchen Schlangen eine enorme Länge, ſo reicht ſie bei den afrikaniſchen Ottern der Gattung Causus (Abb. 23) mehrere Kopflängen weit unter der Haut des Halſes nach hinten, bei den tropiſch-aſiatiſchen Bauchdrüſennattern Doliophis find ſie bei entſprechender Verlängerung des Ausführungs- ganges ſo weit nach hinten verlagert, daß ſie das ſonſt bei den Schlangen etwa am Ende des erſten Körperdrittels gelegene Herz weit nach hinten drängen. 49 Speiſeröhre der Eierſchlange Aber auch die eigentlichen Speicheldrüſen haben bei den Schlangen eine große Bedeutung, da das Einſpeicheln großer Beuteſtücke, die ja unzerſtückelt verſchlungen werden, für das Verſchlingen eine un— erläßliche Vorbedingung iſt. Es geſchieht aber nicht etwa, wie Un— kundige annehmen, vor dem Verſchlingen, ſondern erſt im Rachen während des Schlingaktes, und es ergießt ſich das Speichelſekret um ſo reichlicher, je größer infolge des Umfanges der Beute ihr Druck auf die Drüſen iſt. Daß bei den giftigen Eidechſen der Gattung Helo- derma (Abb. 24) nicht die Oberlippendrüſenals Giftdrüſen funktionieren, ſondern die der Unterlippe, wurde bereits erwähnt (Bd. J, S. 38). Aus der Mund- und Rachenhöhle führt die Speiſeröhre gerade— wegs in den Magen. Sie iſt bei Krokodilen und Schildkröten relativ dickwandig und in Längsfalten gelegt, bei den Seeſchildkröten mit langen Zotten, die eine kegelförmige Hornkappe tragen, beſetzt, bei den Schlangen dagegen oft außerordentlich dünn— Abb. 24. Heloderma suspectum (Arizona). wandig und ebenjo wie n der Magen einer enormen Ausdehnung fähig. In ganz beſonderer Weiſe iſt die Speiſeröhre zweier Schlangenarten, der afrikaniſchen Dasypeltis scabra und des indiſchen Elachistodon westermanni an eine bemerkenswerte Art des Nahrungserwerbes angepaßt; freilich hat man nur bei der erſteren die Nahrungsauf— nahme verfolgen können und ſchließt aus der gleichartigen Organi— ſation der anderen auf gleiche Lebensweiſe. Dasypeltis, eine in Afrika weitverbreitete und nicht ſeltene kleine Natter (Abb. 25), beſitzt ein ſehr ſchwaches Gebiß, dagegen auf der Unterſeite des 22. bis 26. Wirbels ſtärker, an den vorhergehenden und folgenden weniger deutlich verlängerte, nach hinten gerichtete Knochen— fortſätze, welche die obere Wandung der Speiſeröhre durchbohren und in dieſe hineinragen. Die Schlange ernährt ſich von Vogeleiern, die, unverletzt verſchlungen, in der Speiſeröhre, an den Schlundzähnen vorbeigleitend, von dieſen aufgeſchnitten werden, wobei die Schlange Magen 45 durch beſondere Bewegungen einen Druck auf das Ei ausübt; der flüſſige Eiinhalt gelangt dann durch einen ſehr engen Abſchnitt in den Magen, während die Eiſchalenſtücke, wie Edith Durham beobachtete, zu einem kleinen Klumpen zuſammengeballt, vor dem verengerten Teil der N mu? We audi Abb. 25. Eierſchlange (Dasypeltis scabra), Vorderkörper, von unten geöffnet, ebenſo auch der erweiterte Teil der Speiſeröhre (Oe.); Sz. Schlundzähne, T. Trachea (Luft- röhre), R. A. rechter, LA. linker Aortenbogen, R. C. rechte, L. C. linke Halsſchlagader (Carotis), A. d. abſteigende Aorta (A. descendens), V. c. i. untere Hohlvene (Vena cava inferior), A. p. Lungenarterie, V. p. Lungenvene, I. . Zunge. Speiſeröhre ſich anhäufen und durch den Mund wieder ausge— worfen werden. Während der Magen der langgeſtreckten, ſchlangenähnlichen Am— phibien und Reptilien, wie ſchon erwähnt, in der Längsrichtung des Körpers liegt, womit wahrſcheinlich die Leichtigkeit zuſammenhängt, 44 Magenſteine mit der Schlangen bei der geringſten Beunruhigung ihren Magen- inhalt erbrechen können, finden wir andererſeits bei gedrungen ge— bauten Formen, daß der Magen mehr oder weniger ſich querſtellt; ſchon bei den Froſchlurchen iſt dies zu ſehen, noch deutlicher aber bei den Schildkröten und Krokodilen; bei dieſen letzteren gleicht er in der Geſtalt ſowie in der Dicke der muskulöſen Wandung dem Vogelmagen, und ſo wie viele Vögel verſchlingen auch die Krokodile häufig Steine, und zwar Kieſel in großer Zahl und von beträchtlicher Größe, welche die mechaniſche Zerkleinerung der Nahrung beſorgen. Solche Magenſteine (Gaſtrolithen) kennt man aber nicht nur (ab— geſehen von den antarktiſchen Ohrrobben) von verſchiedenen Krokodil— arten, ſondern auch von verſchiedenen ausgeſtorbenen Reptilien Nord— amerikas, und zwar aus den Ordnungen der Dinoſaurier und Pleſio— ſaurier. Die Gaſtrolithen der Dinoſaurier ſind aber durch die lang— dauernde Abrollung im Magen in einem hohen Grade abgeſchliffen und poliert und dadurch von Kieſelſteinen, die durch die Einwirkung von Wind oder Waſſer geſchliffen ſind, leicht zu unterſcheiden; durch die organiſchen Einſchlüſſe, welche ſie enthalten, nämlich Reſte von Bryozoen (Moostierchen), läßt ſich nachweiſen, daß ſie aus dem Meere ſtammen; wahrſcheinlich wurden ſie von dieſen großen Reptilien entweder an einer alten Strandlinie oder an einem dieſe durchſchneidenden Fluſſe, der dieſe Kieſel mit ſich führte, aufgeleſen. Wieland hat über dieſe merkwürdigen Magenſteine, die man in der unmittelbaren Nähe von Dinoſaurier- und Pleſioſaurierſkeletten in verſchiedenen Teilen Nordamerikas gefunden hat, ausführlich berichtet. Nicht zu ver— wechſeln ſind damit die ſog. Koprolithen, foſſil gewordene Exkre— mente verſchiedener Wirbeltiere, von denen namentlich die ſpiralig gefurchten Koprolithen gewiſſer, namentlich permiſcher Stegocephalen und der Ichthyoſaurier bemerkenswert ſind; dieſe Spiralfurche deutet nämlich darauf hin, daß dieſe Tiere, wie viele primitive Fiſche (Haie und Rochen, Schmelzſchupper), eine ſog. Spiralfalte oder Spiralklappe des Enddarmes beſeſſen haben, die ebenſo eine Ver— größerung der reſorbierenden Oberfläche des Darmes bewirkt, wie dies bei manchen Schlangen durch vorſpringende Längs- und Querfalten des Enddarmes und bei den pflanzenfreſſenden Reptilien durch einen im Vergleich zu den Fleiſchfreſſern längeren Dünndarm erzielt wird. Am deutlichſten zeigt ſich dies bei den Landſchildkröten, deren Dünn⸗ Vegetariſche Reptilien 45 darm die Geſamtlänge des Körpers mehrfach übertrifft. Man darf aber weder die Landſchildkröten für reine Vegetarier noch die übrigen Reptilien etwa für ausſchließlich auf tieriſche Nahrung angewieſen ſich vorſtellen. Allerdings ſcheinen die ſchwarzen Rieſenſchildkröten des Galapagos- und des Maskarenen-Archipels wirklich nur pflanz— liche Nahrung zu ſich zu nehmen, dagegen verſchmähen die meiſten übrigen Arten, wie gerade die europäiſchen, Regenwürmer und ſogar rohes Fleiſch durchaus nicht. Andererſeits ſind von den jetztlebenden Reptilien im ganzen genommen nur die Krokodile, Schlangen und Chamäleons ausnahmslos Raubtiere, von den Schildkröten faſt alle waſſerbewohnenden (Ausnahme die oſtaſiatiſchen Dornſchildkröten, Heosemys spinosa, häufig verzehren auch die indiſche Kachuga tectum, die nordamerikaniſchen Schmuckſchildkröten, Chrysemys, u. a. Waſſerpflanzen). Zahlreiche Pflanzenfreſſer finden ſich unter den Eidechſen in der Gruppe der Leguane, und zwar ſind es die großen Arten, die, wie Iguana, Metopocerus und Ctenosaura, vorwiegend Früchte und ſaftige Blätter verzehren. Weniger verbreitet iſt die vege— tariſche Lebensweiſe bei den Agamiden, Lacertiden, Teiiden und Scinciden, und ſtets ſehen wir, daß nicht nur überall gerade die größten Arten — ſo bei den Agamiden Liolepis und Uromastix, bei den Lacertiden Lacerta viridis, ocellata, galloti, simonyi, bei den Teiiden Tupinambis, bei den Scinciden Trachysaurus, Tiliqua, Egernia und der ausſchließlich vegetariſche Macroscincus —, ſondern von den großen vielfach auch wieder nur die ganz erwachſenen ſich von Pflanzenſtoffen ernähren, in der Jugend aber Inſekten freſſen (Lacerta). — Unter den ausgeſtorbenen Reptilien werden nament— lich manche der großen Dinoſaurier, wie Iguanodon, Diplodocus, Brontosaurus, als Pflanzenfreſſer angeſehen. Diplodocus ſoll nach Hay mit ſeinen langen, dünnen Vorderzähnen beſonders Waſſer— pflanzen (Characeen) abgerauft haben. Neuerdings bringt aber Verſlujs für die Annahme, daß dieſe Eidechſe ſich von Fiſchen ernährt habe, einleuchtende Gründe vor. Unter den Amphibien gibt es im verwandelten Zuſtande keine Pflanzenfreſſer; im Larvenſtadium ſind alle Molche, ebenſo die Krallenfröſche (Xenopus) Raubtiere, bei den Kaulquapppen der übrigen Fröſche läßt der überaus lange, ſpiralig aufgerollte Darm, der ſich erſt während der Verwandlung, ehe der Froſch zum Raubtier wird, 46 Nahrungsaufnahme allmählich verkürzt, bereits auf die Pflanzennahrung ſchließen; frei— lich nehmen die Kaulquappen neben dieſer oft beträchtliche Mengen tieriſcher Nahrung zu ſich, und es iſt ja bekannt, daß ſie beſſer als jeder menſchliche Präparator, große Kaulquappen ſauber zu ſkelet— tieren vermögen. Die Raubtiere unter den Reptilien haben eine zum Teil außer— ordentlich gründliche Verdauung, der nur harte Chitinpanzer von Inſekten und anderen Gliedertieren ſowie Horngebilde (Haare, Federn, Schuppen) zu widerſtehen vermögen. Sprichwörtlich geworden iſt in dieſer Beziehung der Schlangen— magen, und zwar mit Recht. Eine Rieſenſchlange von etwa 2 m Länge vermag zwei Kaninchen im Geſamtgewicht von etwa 1 kg durchſchnittlich binnen fünf Tagen vollſtändig zu verdauen, und ein Zeitraum von acht bis neun Tagen genügt in der Regel zur Ver— dauung der größten Nahrungsmenge, die eine Schlange überhaupt bei einer Mahlzeit zu verſchlingen imſtande iſt. Dabei erſcheint es ſonderbar, daß trotzdem nicht ſelten die Eier legereifer Eidechſen oder Vögel vollkommen unverdaut den Nahrungskanal paſſieren. Wie das Verzehren der Nahrung vor ſich geht, iſt ſo allgemein bekannt, daß ich wohl nicht weiter darauf einzugehen brauche. Alle Amphibien verzehren ihre Nahrung unzerſtückelt, doch ge— brauchen Molche ebenſo wie viele Eidechſen häufig den Ausweg, Würmer durch Abdrehen (wobei zwei Tiere, die z. B. einen Wurm an den beiden Enden gefaßt und ſo weit hinuntergewürgt haben, daß ihre Schnauzen ſich berühren, in entgegengeſetzter Richtung um ihre Längsachſe ſich drehen) zu teilen. Eidechſen zerkleinern ihre Beute durch heftiges Schütteln und Aufſchlagen auf den Boden, Schildkröten mit Hilfe der Vorderbeine, indem ſie den Biſſen ent— weder mit dieſen feſthalten und Stücke davon mit dem Maul ab— reißen, oder indem ſie, wie die Süßwaſſerſchildkröten, mit den ſcharfen Krallen Stücke von dem im Maule gehaltenen Biſſen ab— trennen. Die Krokodile verſchlingen kleinere Nahrungsbrocken un— zerteilt, größere werden durch heftiges Schütteln und Anſchlagen an den Boden zerkleinert; große Krokodile können auch Stücke einer Beute direkt abbeißen. Die größte Arbeitsleiſtung beim Freſſen vollbringen die Schlangen, und zwar namentlich diejenigen unter ihnen, welche Säugetiere oder Vögel verzehren, deren Durchmeſſer Hungerfähigkeit 47 mehrmals größer iſt als der des Schlangenkopfes; bei dieſen Schlangen iſt die Ausdehnbarkeit des Rachens am größten und der Oberkiefer kann während des Freßaktes mit dem Unterkiefer einen Winkel von 135 und mehr bilden. Eine völlige Erſchöpfung nach dem Ver— ſchlingen einer noch ſo großen Beute tritt bei Schlangen nicht ein, wohl aber legen ſie ſich, wenn ſie geſättigt ſind, zur Ruhe, ohne ihre Bewegungsfähigkeit vollſtändig zu verlieren. Bei höherer Tempe— ratur tritt die Zerſetzung der im Magen angeſammelten Tiere und damit ſtarke Gasentwicklung früher ein als die Verdauung, wodurch die Schlange oft in unglaublicher Weiſe aufgebläht und genötigt wird, einen Teil des Mageninhaltes wieder zu erbrechen. Anderer— ſeits iſt die Fähigkeit des Hungerns bei Amphibien und Reptilien außerordentlich ausgebildet, was ja mit dem weniger regen Stoff— wechſel zuſammenhängt. Manche Schildkröten und Schlangen können, wenn ſie nur vollkommen geſund ſind und Trinkwaſſer er— halten können, ohne Schaden über ein Jahr hungern; nach dieſer Zeit ſieht man z. B. einer ſonſt geſunden Rieſenſchlange noch nichts von ihrer Hungerperiode an, wie ich mich mehrfach überzeugen konnte. Im Pariſer Pflanzengarten ſoll eine Madagaskar-Boa ſogar vier Jahre gehungert haben, was ich freilich etwas bezweifeln möchte. Bei Mangel von Trinkwaſſer erliegen alle Reptilien viel ſchneller dem Hunger; Eidechſen halten auch, wenn ſie Trinkgelegenheit haben, kaum ein Jahr, die kleineren Arten kaum einige Monate ohne Nahrung aus; Amphibien zeigen nach mehrmonatigem Hungern ſehr deutliche Ab— magerung, doch können die größeren Arten wohl ein Jahr hungern. Bekannt iſt der im Volke weit verbreitete Glaube, daß man lebende Kröten in Stein oder in Bäumen ringsherum eingeſchloſſen gefunden habe, denen demnach ein ungeheueres Alter zugeſchrieben wurde. Verſuche mit Kröten haben aber gezeigt, daß ſie, ohne Nahrung und Luftzutritt eingeſchloſſen, nicht einmal ein Jahr lebten, daß alſo ſolche Funde ungenau geprüft worden ſein müſſen. Wahrſcheinlich haben ſolche Tiere aus irgendeinem Grunde ein Aſtloch oder eine Felshöhle, die ihnen als Schlupfwinkel dienten, nicht mehr verlaſſen können und durch eine kleine, von den Findern überſehene Offnung dennoch Nahrung erhalten. 48 Lunge Die Luftröhre und die Lungen der Reptilien: Atmung, Sommer: und Winterſchlaf. Wenn wir bei einem Froſch oder Salamander verſuchen, die Luftröhre aufzufinden, ſo werden wir damit wenig Glück haben. Auf die von Knorpelſpangen, den Vorläufern des Kehlkopfes der höheren Wirbeltiere, begrenzte, längs gerichtete Stimmritze (Abb. 17), die in der Tiefe der Rachenhöhle auf der Bauchſeite gelegen iſt, folgt ein ſo kurzer und weiter, als Luftröhre (Trachea) zu bezeichnender Abſchnitt, daß man den Eindruck gewinnt, daß die beiden Lungen— ſäcke direkt dem Vorderdarm anſitzen. Auch bei den Lungen ſehen wir wieder die weitgehende Einfluß— nahme der Körpergeſtalt auf die Form dieſer Organe. Bei den Froſchlurchen mit ihrer gedrungenen, breiten Geſtalt ſind beide Lungen gleich große, anſehnliche Säcke, welche durch ins Innere vorſpringende Falten eine Oberflächenvergrößerung erfahren; dasſelbe iſt auch bei den geſchwänzten Amphibien, ſoweit ſie überhaupt Lungen beſitzen (ſ. Bd. I, S. 10), im allgemeinen der Fall, doch find hier die Lungen mehr langgeſtreckt. Bei den ſchlankſten Amphibien kommt es nun zu einer Verkürzung der linken Lunge bis zur Hälfte der rechten (wie bei Grottenolm, Proteus) oder zu einer noch weitergehenden Re— duktion (bei den Blindwühlen); in dieſem Fall iſt die längere Lunge langgeſtreckt, ſchlauchförmig und im größten, hinteren Abſchnitte glattwandig, hat alſo keinen eigentlichen Bezug zur Atmung, ſondern dient als Luftreſervoir. Ganz dasſelbe iſt auch bei den Reptilien zu beobachten; auch hier haben die mehr gedrungenen Formen kurze, im Umriß eiförmige oder dreieckige Lungen, die Langgeſtreckten, ſchlangenähnlichen dagegen auch langgeſtreckte Lungen, von denen die eine entweder verkürzt oder vollſtändig rückgebildet iſt. Die Reptilien haben aber bereits einen gut entwickelten Kehlkopf und durchweg eine lange, von knorpeligen oder knöchernen Ringen geſtützte Luftröhre; auch iſt in vielen Fällen bereits ein deutlicher Kehldeckel (Epiglottis) vorhanden, der auch das ziſchende Geräuſch, das ſowohl Schildkröten als Eidechſen und Schlangen durch Aus— ſtoßen von Luft durch die ſpaltförmige Stimmritze hervorbringen. können, erheblich verſtärken kann. Luftröhre 49 Die Luftröhre kann bei den Schlangen während des Freßaktes unterhalb des zu verſchlingenden Tieres, welches ja bei bedeutenderer Größe die ganze weit ausgedehnte Mundhöhle ausfüllt, vorgeſtreckt werden, ſo daß die Atmung während des mitunter ſehr lange (nicht ſelten über eine Stunde, ausnahmsweiſe ſogar mehrere Stunden) dauernden Freßaktes keine Unterbrechung erfährt. — Bei einer afrikaniſchen Landſchildkröte (Testudo pardalis) beſitzt die Luftröhre ebenſo wie die Bronchien eine ganz gewaltige Länge und bildet mehrere Windungen (Abb. 26); das iſt auch bei einer anderen afrikaniſchen Landſchildkröte, Cinixys crosa, der Fall, während bei einer zweiten afrikaniſchen Testudo-Art (T. oculifera) die Luftröhre außerordentlich kurz iſt. Überall, wo zwei deutliche Lungen vorhanden ſind, ſpaltet ſich die Luftröhre in zwei meiſt kurze Aſte (Bronchien), die bei Krokodilen und Schildkröten ver— hältnismäßig am weiteſten in das Lungengewebe ſich erſtrecken. Die Lungen ſelbſt entbehren entweder eines weiten inneren e e ee Hohlraumes und ſind durch e ein kompliziertes Syſtem von Balken und Wänden in kleinere, wabige oder zellige Hohlräume geteilt (Schildkröten, Krokodile) oder es ſpringen wie bei den Amphibien nur an den Wänden Falten vor, während der innere Hohlraum erhalten bleibt (Eidechſen, Schlangen). Die Ausbildung dieſer von der Wand des Lungenſackes vorſpringenden höheren und niedrigeren Leiſten iſt nun bei der neuſeeländiſchen Tuatera: Echſe und einigen echten Eidechſen noch ſehr primitiv und erinnert an die Verhältniſſe bei den Amphibien, doch finden wir alle Über— gänge bis zu einem recht komplizierten Syſtem von durch Leiſten getrennten größeren (Alveolen) und kleineren (Krypten) Abteilungen, NW. A 16 Werner II. 4 50 | Tracheallungen in welche die bei den Varaniden ſogar gegabelten Bronchien ein— treten. Schon bei den langgeſtreckten Eidechſen ſehen wir nun, daß genau ſo wie bei den entſprechenden Amphibien nicht nur die eine (meiſt die rechte) Lunge das Übergewicht über die andere gewinnt, ſo daß ſie mehr als doppelt ſo lang iſt als dieſe, ſondern daß auch wieder der hintere Abſchnitt einfach, glattwandig iſt und ein Luft— reſervoir vorſtellt, welches auch beim Schwimmen gute Dienſte leiſtet. Die linke Lunge der Rieſenſchlangen iſt noch vollkommen erhalten, zwar nicht mehr als halb ſo lang als die rechte, aber immerhin funk— tionsfähig (nur bei den kleinen tropiſch-amerikaniſchen Ungalia-Arten fehlt ſie); ſonſt aber finden wir bei den Schlangen eine Rückbildung der linken Lunge bis zum völligen Schwunde, dagegen iſt bei den Wurmſchlangen gerade nur die linke erhalten. — Es ſcheint aber bei manchen Schlangen doch wieder in verhältnis— mäßig neuerer Zeit das Bedürfnis nach Wiederherſtellung der zweiten Lunge entſtanden zu ſein, und da nach dem Geſetz der Nichtumkehr— barkeit der Entwicklung die einmal verloren gegangene Lunge nicht wieder auftreten konnte, ſo half ſich die Natur auf andere Weiſe — aus dem übriggebliebenen Lungenſacke wuchs nach vorne, längs der Luftröhre bis zur Kehle, eine neue Lunge hervor, die in ihrem Bau vollſtändig mit der übriggebliebenen rechten übereinſtimmt. Eine ſolche Tracheallunge, die mit der Luftröhre ihrer ganzen Länge nach in Verbindung ſtehen kann, iſt bei Schlangen aus den verſchiedenſten Familien (Wurmſchlangen, Nattern, Vipern) gefunden worden und wahrſcheinlich jedesmal ſelbſtändig entſtanden (Abb. 27). Bei der indiſchen Hamadryasſchlange (Naia bungarus), die mit über 4 m Maximallänge die größte bekannte Giftſchlange iſt, ſoll die Luftröhre nach Beddard mit 30—40 Luftſäcken in Verbindung ſtehen. Während nun die langgeſtreckte Schlangenlunge, ob jetzt die rechte oder die linke, in ihrem ganzen hinteren Abſchnitte glattwandig und für die Atmung ſelbſt bedeutungslos iſt, ſehen wir bei den Chamäleons, daß die beiden Lungen an ſich zwar gleich entwickelt und entſprechend dem gedrungenen Körper ſelbſt wenig mehr als doppelt ſo lang wie breit ſind, daß ferner das Balkenwerk der Innenwand nach hinten immer weitmaſchiger wird und ſchließlich die Lunge nach hinten in eine größere Anzahl langer, glasheller, Oe. L. = L.C. L. A. R. A. ER R. J. G. HA Abb. 27. modytes, Vorderkörper von der Sandotter, Vipera am- Unterſeite geöffnet. Vorderer Zipfel der Lunge (Tracheallunge), in offener Verbindung mit der Luft⸗ röhre (Trachea, J.), die eigentliche Lunge, einen bloßen Luftbehälter bildend, . Zungenbaſis, . Speijeröhre, Magen, ebe linke Halsſchlagader (Carotis), linker rechter Lungenvene, rechte Jugular-(Drof Vene, obere Lungenarterie (für die Tracheallunge), untere Lungenarterie. Aortenbogen, el⸗) 52 Atembewegungen ſchlauchartiger Zipfel ausgeht, welche ebenfalls als Luftbehälter an— zuſehen ſind (Bd. I, Tafel I, BS). Dieſe Lungenzipfel find nicht nur bei den Chamäleons, ſondern auch bei einer madagaſſiſchen, geckoähn— lichen Eidechſe (Uroplatus) gefunden worden, die in bemerkenswerter Weiſe Merkmale der Geckos und Chamäleons verbindet. Auf ähnliche ſchlauchförmige Fortſätze der Lungen iſt man geneigt die bis in die Oberarmknochen ſich erſtreckenden und für den Flug ſo wichtigen Luftſäcke der Vögel zurückzuführen. — Wir haben ſchon früher, bei Gelegenheit der Beſprechung der Panzerbildungen der Reptilien, auch der Atmungsbewegungen der— ſelben gedacht (ſ. Bd. I, S. 56). Bei allen denjenigen, die entweder ungepanzert ſind oder deren Panzer eine freie Beweglichkeit der Rippen zuläßt, wird der Luftwechſel in den Lungen durch die Bewegung der Rippen mit Hilfe der Rumpfmuskulatur bewirkt. Daneben finden wir aber ganz ähnliche Bewegungen der Kehlhaut, wie ſie von den lungenatmenden und lungenloſen Amphibien ausgeführt werden, bei den Geckonen und zum mindeſten den jungen Krokodilen, doch ſind dieſe ſchwingenden Bewegungen weder ſo ſchnell noch auch ſo gleichmäßig wie bei Fröſchen und Molchen. Die Krokodile beſitzen auch ein muskulöſes Zwerchfell, welches Bruſt- und Bauchhöhle von— einander trennt und ſchon bei der Atmung wie bei den höheren Wirbeltieren mitwirkt, während bei den Schildkröten durch das Vor— ſtrecken und Zurückziehen der Vorderbeine die Luft in den Lungen gewechſelt wird. — Die Amphibien, bei denen niemals lange Rippen vorkommen, ſondern höchſtens kurze Stummel von ſolchen an den Querfortſätzen aller (Schwanzlurche) oder der vorderen Rumpfwirbel (manche Fröſche), können natürlich dieſe Rippenrudi— mente nicht zur Ausführung von Atembewegungen heranziehen; hier geſchieht die Einatmung durch die Bewegung der Kehlmuskulatur, die Ausatmung durch die Zuſammenziehung des ſehr elaſtiſchen Lungen— gewebes und durch den Druck der Bauchmuskeln und der inneren Or— gane; bei den geſchwänzten Amphibien ſcheint das Vorhandenſein des vom Vorderrande des Beckens nach vorn gerichteten „ypſilonförmigen Knorpels“ mit der Lungenatmung in Zuſammenhang zu ſtehen, da man beobachtet hat, daß er bei allen lungenloſen Salamandern fehlt. Bekanntlich atmen die Reptilien ausſchließlich durch Lungen, und die waſſerbewohnenden unter ihnen müſſen daher nach kürzerer oder Atmung bei Weichſchildkröten 53 längerer Zeit an die Oberfläche kommen, um Luft zu ſchöpfen. Es wäre aber verlorene Mühe, wollte man auf der Jagd nach irgend— einem aquatiſchen Reptil etwa warten, bis es ſich zum Zwecke des Atemholens an der Waſſeroberfläche zeigt. Auch wenn ſie nicht gewarnt ſind, alſo unter normalen Umſtänden, ſind wohl alle Waſſer— reptilien imſtande, viele Stunden lang unter Waſſer auszuhalten, wobei den Schlangen ihr Luftreſervoir ebenſo wichtige Dienſte leiſtet wie beim Schwimmen an der Oberfläche; ſie können unter Waſſer ebenſowohl ruhen wie freſſen. Es gibt aber zwei von der Natur beſonders zum Tauchen ausgerüſtete Reptilformen, das ſind die Weich— ſchildkröten (Trionychiden) und die Seeſchlangen (Hydrophiinen). Bei ihnen iſt die Möglichkeit des Auf— enthaltes unter Waſſer durch eine Art Kiemenatmung ganz bedeutend vergrößert. Der Schlund der Weich— ſchildkröten iſt nämlich durch blut— gefäßreiche Zotten zu einem Atmungs— organ umgeſtaltet, das imſtande iſt, der im Waſſer verteilten atmoſphä— riſchen Luft den Sauerſtoff zu ent— ziehen, und ebenſo ift die Mund⸗ Abb. 28. Kloakengegend der Sumpf— ſchleimhaut der Seeſchlangen, nament— ſchildtröte (Emys orbieularis). ich das Zahnfleifh, überaus reich d e deen we au an fein veräſtelten Blutgefäßen, welche einer Wandtafel von Pfurtſcheller.) dieſelbe Bedeutung haben. Wenn wir bedenken, daß es ſich in beiden Fällen um Reptilien handelt, die das Waſſer freiwillig mit wenigen Ausnahmen niemals verlaſſen und bei ungünſtiger Witterung wahrſcheinlich tagelang auf dem Grunde der Gewäſſer liegenbleiben, ſo iſt die Wichtigkeit dieſer neuen Atmungs— einrichtung einleuchtend. Ahnliche Hilfsorgane der Atmung ſind auch die ſogenannten Analſäcke vieler Waſſerſchildkröten (Abb. 28), große, dünnwandige, San Gaumenſegel der Krokodile reich mit Blutgefäßen verſehene Blaſen, die von der Rückwand der Kloake entſpringen und bei manchen Arten weit in die Leibeshöhle vor— ſpringen, ja ſogar mit den Lungen in Verbindung ſtehen ſollen. Sie können von der Kloakenöffnung aus mit Waſſer gefüllt werden, welches oft gewechſelt wird, und der Waſſerſtrahl, den friſch gefangene oder überhaupt erſchreckte Waſſerſchildkröten aus der Kloake aus— ſpritzen, kommt nicht, wie man gewöhnlich glaubt, aus der Harnblaſe, ſondern aus dieſen Analſäcken. 9 IL Abb. 29. Längsſchnitt durch den Kopf eines jungen Nilkrokodiles. g Gehirn, Rm Rücken— mark, Rn Anſchwellung des Riechnerves, Nm Naſenmuſcheln, Ne äußere Naſenöffnung, Ch Choane (innere Naſenöffnung), A Auge, Zk Zwiſchenkiefer, Uk Unterkiefer, Z Zunge, gs Gaumenſegel, St Stimmritze, Lr Luftröhre, Spr Speiſeröhre. Auf eine Eigentümlichkeit der Krokodile ſoll noch hingewieſen werden, welche es ihnen ermöglicht, unter Waſſer beim Atmen den Rachen offen zu halten, wenn nur die Naſenöffnungen über dem Waſſer— ſpiegel hervorragen. Es beſteht dieſe Einrichtung in der Ausbildung einer Art von Gaumenſegel (Abb. 29, gs), einer vom hinteren Teil der Mundhöhle bis zum Zungengrunde vorſpringenden Hautfalte, welche die Mundhöhle hinten vollſtändig abſchließen kann, ſo daß man gar keine Offnung bemerkt. Die Luft geht durch die Naſenöffnungen, den Naſengang und die inneren Naſenlöcher (Choanen) direkt in den nach vorn völlig abgeſchloſſenen Rachenraum und von hier zu den Atmungs— Kopfarterien tauchender Reptilien 55 organen, eine Einrichtung, die wir auch bei den Walen, wo der Kehlkopf bis zu den Choanen vorgeſchoben werden kann, wieder antreffen. Wir haben alſo außer den Lungen noch verſchiedene Atmungsorgane waſſerbewohnender Reptilien kennen gelernt, die für die das Süßwaſſer und das Meer bewohnenden, aber nicht in bedeutende Tiefe tauchenden Tiere ausreichen. Wir kennen nun aber verſchiedene, durchwegs ausgeſtorbene Reptilien, die zweifellos in bedeutende Meerestiefen hinabtauchen konnten, ja vorwiegend in tieferen Regionen des Meeres lebten; bei dieſen iſt zwar außer der Lungenatmung keine andere vor— handen geweſen, wohl aber finden ſich Schutzeinrichtungen gegen den enormen Waſſerdruck bei ihnen ausgebildet, die namentlich das Blut— gefäßſyſtem betreffen. Schon der Ring von Knochentafeln, der bei den Ichthyoſauriern das Auge umgibt, iſt eine ſolche Schutzeinrichtung, aber beſonders bemerkenswert iſt es, daß bei dieſen Reptilien, ganz wie bei den eine ähnliche Lebensweiſe führenden Walen, diejenigen Gefäße, welche das Blut dem Gehirn zuführen bzw. von ihm weg— leiten, ſo gelagert ſind, daß durch den beim Tauchen in größere Tiefen außerordentlich geſteigerten Waſſerdruck keine Störung in der Blutverſorgung des Gehirnes eintritt. Bei den Zahnwalen (Del— phinen uſw.) geſchieht dies in der Weiſe, daß, während die Hals— ſchlagadern (Carotis interna), die ſonſt dieſe Funktion haben, ſich zu Fadendünne reduzieren, gewiſſe im Wirbelkanal, der Einwirkung des Waſſerdruckes vollkommen entzogen verlaufende Arterien (Arteriae meningeae spinales) beſonders ſtark ſich entwickeln und in der Verſorgung des Gehirnes mit Blut die Stelle der Carotiden ein— nehmen; ſie treten durch das Hinterhauptsloch in die Schädelhöhle ein. Nun finden wir, geradeſo wie wir geſehen haben, daß bei den Walen, bei dem Ichthyoſaurier Ophthalmosaurus und dem Moſa— ſaurier Plioplatecarpus das Trommelfell als ſchalleitender Apparat nicht in Betracht kommt, da es entweder durch Verkalkung oder Verſtopfung des Gehörganges ſchwingungsunfähig geworden, zu Erſatz dafür aber eine molekulare Schalleitung durch die übermäßig entwickelte Columella (S. 32) eingetreten iſt, daß auch bei allen dieſen drei tauchenden Meeresbewohnern in gleicher Weiſe die das Gehirn ver— ſorgenden Blutgefäße durch Verlegung in die Tiefe, in den der Einwirkung des Waſſerdruckes entzogenen Wirbelkanal geſchützt ſind 56 Bluttemperatur und durch eine kleine Einkerbung des oberen Hinterhauptsbeines (Occipitale superius) in den Schädel eintreten können (Dollo). Da wir nun glücklich beim Blutgefäßſyſtem angelangt ſind, wollen wir noch einige beſonders bemerkenswerte, in dieſes Gebiet fallende Erſcheinungen betrachten. Wenig bekannt iſt es wohl, daß die Blutgeſäße bei der Häutung eine Rolle ſpielen, wie dies Bruner nachweiſen konnte. Es kann nämlich durch Füllung von venöſen Bluträumen im Kopf dieſer zu einer derartigen Anſchwellung ge— bracht werden, daß nach dem Zurückfließen des Blutes aus dem Kopf eine Lockerung der alten Haut angebahnt wird. Auch eine andere merkwürdige Erſcheinung, die oft beſchrieben, ebenſo oft aber wieder ins Fabelreich verwieſen worden iſt, wäre hier anzureihen. Es iſt dies das Blutſpritzen der Krötenechſen (Phrynosoma), das ich ſchon in Bd. I, S. 53 erwähnt habe. Daß die Amphibien und Reptilien rotes kaltes Blut haben oder richtiger, daß ſie wechſelwarm (poikilotherm) ſind, d. h. daß ihre Bluttemperatur nur wenige Grade über die der Umgebung ſich erhebt, iſt wohl jedem Schulkind bekannt. Weniger bekannt dürfte dagegen aus den Unterſuchungen von Sutherland ſein, daß nicht nur einerſeits manche auſtraliſche Säuge— tiere ein geringes Schwanken der Körpertemperatur entſprechend dem der Umgebung erkennen ließen, ſondern daß andererſeits die Temperatur gewiſſer auſtraliſcher Eidechſen, die den bereits mehrfach bei ver— ſchiedenen Gelegenheiten erwähnten Gattungen Tiliqua und Trachy- saurus angehören, geringeren Schwankungen unterliegt, als es nach denen der Außentemperatur zu erwarten wäre. Es laſſen dieſe Eidechſen demnach nicht nur durch das Auftreten eines geringen Zahnwechſels (ein Zahn in jeder Kieferhälfte wird bei den Jungen gewechſelt) ſowie die Art und Weiſe der Ernährung der Jungen im Mutterleib Säugetiermerkmale erkennen, wenngleich dieſe Über— einſtimmung natürlich nicht auf eine nähere Verwandtſchaft zurück— zuführen iſt und die das Mittelmeergebiet bewohnenden Skinke der Gattung Chalcides in der Ausbildung des ernährenden Apparates für die Embryonen ſich viel mehr ſäugetierähnlich verhalten (ſ. S. 72). Hier wäre auch der Ort, einer regelmäßig auftretenden Erſcheinung im Lebenslauf ſowohl der Amphibien als der Reptilien zu gedenken, näm— lich des Winter-bzw. Sommerſchlafes. (Vergleiche auch das betreffende Winterſchlaf | 97 Kapitel in Geyers trefflichem Büchlein: „Die Weichtiere Deutſchlands“ (Bd. 6 dieſer Sammlung). In den Ländern der nördlichen gemäßigten Zone tritt bekanntlich mit dem Sinken der Temperatur im Herbſt und dem damit zuſammenhängenden Verſiegen der Nahrungsquellen ein ſchlafähnlicher Zuſtand ein, während deſſen für die Dauer des ganzen Winters die Nahrungsaufnahme und Ausſcheidung gänzlich eingeſtellt, der Blutkreislauf und die Atmung auf das Nußerſte vermindert er— ſcheinen. Dieſen Winterſchlaf verbringen die Tiere an Orten, die vor Froſt geſchützt ſind, da ſie zugrunde gehen, wenn die Bluttemperatur unter 0° ſinkt. Ein vollkommenes Steif- oder Hartwerden des Körpers tritt während des Winterſchlafes aber nicht ein, und Tiere, deren Gliedmaßen und Körper bereits ganz unbeweglich ſind, können ohne weiters als erfroren betrachtet werden. Amphibien verbringen den Winter meiſt eingegraben im Schlamm, in tiefen Erdlöchern zwiſchen Baumwurzeln oder von Säugetieren gegrabenen und verlaſſenen Löchern, ferner unter tiefen Lagen von Moos oder dürren Blättern; Reptilien ſuchen ſtets tiefe Erdlöcher, Felsſpalten u. dgl. als Winterquartier auf. Nach dem Wiedererwachen im Frühling iſt das im Körper aufgeſpeicherte Reſervematerial an Fett aufgebraucht; gewöhnlich er— folgt dann zuerſt eine Entleerung des Darmes und der Harnorgane, eine Häutung gewöhnlich erſt nach der erſten Mahlzeit. — In den Tropenländern, aber ſchon im Umkreis des Mittelmeeres tritt eine andere, ähnliche Erſcheinung auf, die als Sommer-, richtiger Trockenzeitſchlaf bezeichnet wird. In den Mittelmeer— ländern beginnen ſich die meiſten Reptilien, namentlich aber Schlangen, längſtens Anfang Juli in die Tiefe ihrer Schlupfwinkel zurückzuziehen, ſo daß man auch an Orten, wo ſie im Mai ſehr häufig ſind, nichts von ihnen zu ſehen bekommt. Dieſer Sommerſchlaf der Mittelmeer— reptilien iſt aber nicht ununterbrochen, ſondern man kann in den erſten Morgen- und ſpäten Nachmittagsſtunden, auch nach einem warmen Regen immerhin einzelne Exemplare zu ſehen bekommen. Dabei iſt aber ein echter Winterſchlaf, wenigſtens für Schlangen, Schildkröten und Chamäleons, faſt ſtets vorhanden. Anders liegt die Sache bei dem Trockenzeitſchlaf der Reptilien in gewiſſen Tropenländern. Er entſpricht dem Winterſchlaf der ge— mäßigten Zone, doch iſt er keine allgemeine Erſcheinung, indem auch hier wieder die Schlangen das Hauptkontingent zur Zahl der 58 Trockenzeitſchlaf Schläfer ſtellen, nebſt den in den Schlamm ſich einwühlenden Kroko— dilen und Waſſerſchildkröten. Eidechſen bleiben aber in der Regel auch in der regenloſen Periode munter. Der Natur der Dinge ent— ſprechend iſt die Erſcheinung des Trockenzeitſchlafes vorwiegend auf Steppen und Savannen beſchränkt; der ſogenannte tropiſche Regen— wald mit ſeinem feuchtwarmen Klima beherbergt das ganze Jahr hindurch eine wenig verſchiedene Menge von Arten und Individuen, ebenſo wie auch Sümpfe, die groß genug ſind, um bei der größten Dürre nicht auszutrocknen, in ihrem Tierleben zur Trockenzeit eher noch Zuwachs aus der Umgebung erhalten. — Von der Vermehrung und Regeneration. Alle Amphibien und Reptilien ſind getrennten Geſchlechtes, wie dies normalerweiſe überhaupt für alle Wirbeltiere gilt, dagegen ſprechen auch die wenigen Fälle hermaphroditiſcher Fortpflanzungs— organe nicht, die von Fiſchen und zwar gewiſſen meeresbewohnenden Stachelfloſſern (Chrysophrys, Serranus) bekannt ſind, da auch dieſe ihrer Funktion nach richtige Männchen oder Weibchen ſind, die freilich auch eine Keimdrüſe des anderen Geſchlechtes mit ſich herum— tragen; ein ähnliches Vorkommnis iſt auch das Bidderſche Organ männlicher Kröten, ein der männlichen Keimdrüſe angelagerter Eier— ſtockreſt ohne Funktion. Männchen und Weibchen ſind meiſtens durch äußerliche, ſogenannte ſekundäre Geſchlechtsunterſchiede, die mit der Fortpflanzung nicht direkt zu tun haben und deren Mannigfaltigkeit eine überaus große iſt, voneinander mehr oder weniger leicht zu unterſcheiden. Wir wollen davon abſehen, dieſe vielen Formen hier Revue paſſieren zu laſſen, da wir über ihre eigentliche Bedeutung wenig oder nichts wiſſen und ich eine ziemlich vollſtändige Zuſammenſtellung im Biolog. Cen— tralblatt XV 1895 gegeben habe. Einige auffallende Beiſpiele mögen aber hier wenigſtens durch Abbildungen vorgeführt werden. Häufig unterſcheiden ſich die Geſchlechter in der Größe vorwiegend zugunſten des Weibchens. Beim Waſſerfroſch und bei der Erd— kröte iſt das Weibchen ſogar erheblich größer als das Männchen, während bei ihren nächſten Verwandten, dem Seefroſch und der Wechſelkröte, ein Größenunterſchied oft kaum bemerkbar iſt. Ebenſo Sekundäre Geſchlechtsunterſchiede 59 ſind bei den Schlangen, Schildkröten, Chamäleons die Weibchen, da— gegen bei den Eidechſen, wenn nicht beide Geſchlechter annähernd gleiche Größe beſitzen, die Männchen größer oder zeichnen ſich wenigſtens durch größeren Kopf, längeren Schwanz oder längere Gliedmaßen aus. Häufig ſind auch beſondere Anhänge oder Fortſätze des Kopfes beim Männchen, wie Kehlſäcke, die in vertikaler Ebene fächerförmig aufgerichtet werden können (bei baumlebenden Leguanen und Aga— miden), Schnauzen- oder Augenbrauenhörner und zwar unbeſchuppte (Ceratophora stoddarti, Abb. 30) und mit Schuppen bedeckte (Cha- maeleon gallus, Abb. 31) weiche Schnauzenfortſätze oder aber wirkliche knöcherne Hörner. Dieſe beſitzen entweder geringelte Hornſcheiden (ein Abb. 30. Männchen (a) und Weibchen (b) von Ceratophora stoddarti, einer Baum— agame aus Ceylon. Horn auf der Schnauze und je eines ebenſo wie dieſes nach vorn und etwas aufwärts gerichtet am vorderen Augenbrauenrand bei dem weſt— afrikaniſchen Chamaeleon owenii und mehreren oſtafrikaniſchen Ver: wandten; zwei Schnauzenhörner nebeneinander bei dem weſtafrikani— ſchen Chamaeleon montium; vier Schnauzenhörner bei Ch. quadri- cornis, wie voriges aus Kamerun) oder ſie ſind kantig und mit Schuppen bedeckt (Chamaeleon fischeri von Oſtafrika, Ch. bifidus von Madagaskar u. a.). Dagegen ſind die Hörner verſchiedener Schlangen (bei Langaha, Herpeton, Vipera ammodytes, Bitis nasicornis, gabonica auf der Schnauze, bei Cerastes cornutus, Bitis cornuta und caudalis und anderen Ottern über jedem Auge) faſt ausnahmslos in beiden Geſchlechtern in gleicher Weiſe vor— handen, daher nicht in dieſe Kategorie gehörig. Einen weiteren ſekundären Geſchlechtsunterſchied ſtellen Schuppen— kämme der Rückenfirſte vor, die entweder beim Männchen allein 60 Schnauzenhörner und Rückenkämme oder in bedeutend ſtärkerer Entwicklung vorkommen; ſie beſtehen aus verlängerten, zugeſpitzten, aufrechtſtehenden Schuppen, die im äußer⸗ ſten Falle auf Nacken, Rücken und wenigſtens dem vorderſten Teile des Schwanzes ſtehen und nach hinten immer kleiner werden. Dieſer oft wirklich imponierende Schmuck, das den betreffenden Eidechſen das Ausſehen eines alten Indianerhäuptlings verleiht, findet ſich namentlich bei den grünen Leguanen (Iguana) des tropiſchen Amerikas (Abb. 32) und den Kantenköpfen (Gonyocephalus), den Vertretern dieſer Eidechſen unter den Agamiden, im Sundaarchipel und Papuaſien. Andere Eidechſenmännchen beſitzen floſſenartige Hautſäume auf der Oberſeite des Schwanzes, die durch die verlängerten Dornfortſätze der Schwanzwirbel geſtützt werden. Auch dieſe männliche Zierde Abb. 31. Männchen (a) und Weibchen (b) von Chamaeleon gallus von Madagaskar (vergr.) kommt ſowohl bei einem neuweltlichen Leguan (Basiliscus) als auch einer altweltlichen Agame, der Segelechſe (Lophura) von den Mo— lukken und Philippinen, vor; beide Eidechſen ſtimmen auch im Beſitz eines geſägten Schuppenkammes an den Seiten der Finger und Zehen und in ihrer Vorliebe für das Waſſer überein. Einen ganz ähnlichen Floſſenſaum auf der vorderen Schwanzhälfte beſitzt auch das Männchen des Bergchamäleons (Chamaeleon montium). Aber Hörner, Kämme und Floſſenſäume ſind nicht die einzigen Zierate, mit denen männliche Reptilien ſich ſchmücken. Auch andere Körperteile geben uns vielfach gute Anhaltspunkte zur Unter- ſcheidung der beiden Geſchlechter, wobei gleich bemerkt werden ſoll, daß bei den Schlangen die ſekundären Geſchlechtsunterſchiede ſehr ſpärlich ſind und ſich auf gelegentliche Farbenverſchiedenheiten (Kreuz— otter, Schlingnatter) beſchränken, jo daß wir hier die Männchen faſt ausſchließlich an dem am Grunde verdickten, mehr rübenförmigen (beim Weibchen nach hinten ganz allmählich ſich verſchmälernden) N) rs) \ T a b a Männchen, b Weibchen. * ata) ana tubercul 5 5 (Igu grünen Leguan opf des K Abb 62 Zirpapparate bei Schildkröten Schwanz erkennen können; nur bei den größeren Rieſenſchlangen tritt noch die bedeutendere Größe der ſogenannten Afterſporne (ſiehe Bd. I. Abb. 22) beim Männchen im Vergleich zum Weibchen als Unterſcheidungsmerkmal hinzu. — An der Schwanzwurzel mancher Eidechſen finden ſich beim Männ— chen entweder kegelförmig nach der Seite wegſtehende Höcker, ent— weder einer oder mehrere in einer Längsreihe an jeder Seite der angeſchwollenen Schwanzwurzel vor dem After, wie bei manchen Geckonen, oder aber lange, ſtachelförmige Sporne, wie bei den Abb. 33. Centropyx pelviceps, Männchen, Hinterbeine und Schwanzwurzel von unten um die Schenkelporen und die Spornſchuppen vor der Kloake zu zeigen. Teju⸗Eidechſen (Cnemidophorus, Centropyx, Abb. 33); einen veri= tabeln Zirpapparat, aus je einer gerieften hornigen Platte am Ober— und Unterſchenkel beſtehend, hat Sieben rock kürzlich beim Männchen amerikaniſcher Klappſchildkröten (Cinosternum) entdeckt und be— ſchrieben (Abb. 34). Bei dem auſtraliſchen Floſſenfuß (Pygopus) und bei dem wie dieſer langgeſtreckten, ſchlangenförmigen Dibamus, einer von den Sundainſeln bis Neuguinea verbreiteten Eidechſe, ſind die einzigen Gliedmaßenſtummel, nämlich die der Hinterbeine, beim Männchen bedeutend länger als beim Weibchen. Schließlich gehören auch die Sekundäre Geſchlechtsunterſchiede bei Amphibien 63 ihrer Funktion nach höchſt myſteriöſen Schenkeldrüſen (Abb. 33) und ähnliche Organe der Eidechſen in die Gruppe der ſekundären Ge— ſchlechtsunterſchiede, denn ſie ſind entweder beim Männchen allein oder bei ihm wenigſtens viel ſtärker als beim Weibchen entwickelt. Aber man darf nach obiger Zuſammenſtellung, die ja nur die auffälligſten dieſer Charaktere für die Reptilien in Betracht zieht und die vielfach ſtark verſchiedene, beim Männchen der Eidechſen häufig viel buntere und lebhaftere Färbung eben nur erwähnen kann, nicht glauben, daß den Amphibien ſolche Unterſcheidungs— merkmale nicht zukommen, ſie ſind ſogar kaum weniger mannig— faltig als die der erſteren. Ab— geſehen von der bereits eingangs erwähnten häufig ſtark verſchie— denen Größe, der ſeltener verſchie— denen Färbung (Bufo viridis, Pelobates fuscus u. a.) wären noch zu nennen die Schallblaſen der männlichen Froſchlurche (ſ.S. 30), die ebenfalls bei verſchiedenen Fröſchen verbreiteten Brunſtſchwie— len des Männchens an den Fin— n namentlich an dem fälſchlich Abb. 34. Hinterbein von Cinosternum Daumen genannten inneren Fin⸗ en (ꝰNoſchusſchildkröte), Männchen, ger (ſ. Abb. 4), am Arm und an von unten. 2 Zirporgan. der Bruſt, ferner die beiden zwei— zipfligen Bruſtwarzen des männlichen Fünffinger-Pfeiffroſches (Lepto- dactylus pentadactylus), den außer dieſem kurioſen Bruſtſchmuck noch ein merkwürdiger, fingerartiger Seitenſproß des Innenfingers (daher ſein Artname) und die enorm verdickten Vorderbeine kenn— zeichnen (ſein ebenſogroßer Verwandter, der Schmuckfroſch, Lepto- dactylus ocellatus Abb. 35], trägt außerdem einen mächtigen Sporn am Grunde des Innenfingers). Dabei haben wir die geſchwänzten Amphibien noch gar nicht in Betracht gezogen, in deren Klaſſe die Rücken— kämme unſerer männlichen Waſſermolche (ſ. Abb. 36) allbekannte Bei- ſpiele ſekundärer Geſchlechtsdifferenzen ſind. Aber auch der Schwanzfaden der kleinen Molche aus der Verwandtſchaft des weſtdeutſchen Leiften- molches (M. palmata, deſſen Männchen auch durch die Schwimmhäute 64 Lautäußerungen der Männchen zwiſchen den Zehen der Hinterbeine ebenſo auffällt wie das ſeines Vetters M. vulgaris durch den Lappenſaum der Zehen), die verſchiedenen Anhänge und Fortſätze am Hinterrande des Unterſchenkels bei ver— ſchiedenen Waſſermolchen (Hautfalte bei M. vittata Abb. 35], Ferſen⸗ ſporn bei M. rusconii, Ferſenſcheibe bei M. montana), ſogar Brunft- ſchwielen an den Vorderbeinen bei M. waltlii, dem Rippenmolche, ge- hören hierher, ebenſo wie die Halswarze des männlichen japaniſchen Feuerbauchmolches (M. pyrrhogastra) und der nach vorn gerichtete Fortſatz auf der Schwanzwurzel des Männ— chens der beiden weſtaſiatiſchen Salamander (S. caucasica und luschani). Freilich ſind manche dieſer Merkmale außerhalb der Paarungszeit oft ſchwierig zu ſehen, wie z. B. die häutigen Rückenkämme der Männchen, die dann zu einer ganz niedrigen Leiſte einſchrumpfen können; in dieſen Fällen ſind die dick angeſchwollenen Kloakenlippen des Männchens das einzige ſichere Merkmal . zur Unterſcheidung vom Weibchen, was auch für diejenigen Molche zutrifft, die überhaupt keine ſekundären Unterſchiede erkennen laſſen, wie z. B. unſeren Erdſalamander, bei dem das Männchen zwar großköpfiger und lang— ſchwänziger iſt als das Weibchen, aber nur Männchens von Leptodac. dann merkbar, wenn man beide Geſchlechter tylus ocellatus. nebeneinander vergleichen kann. Abgeſehen davon, daß zweifellos ſchon manche der vorgenannten Zierden des Männchens, wie die Rücken- und Schwanzkämme der Waſſermolche, Baumleguane und Baumagamen, die Kehllappen der vorgenannten Baumeidechſen, die Hörner gewiſſer männ- licher Chamäleons, ſowie die prächtigeren Farben des Männchens an ſich für die betreffenden Weibchen als Anlockungsmittel gelten können, wie ſich aus dem Verhalten derſelben ergibt, wiſſen wir, daß den meiſten männlichen Froſchlurchen ſogar eine aktive Verſtändigung, ein Herbei— rufen des anderen Geſchlechts, möglich iſt. Die langdauernden und lauten Konzerte der Laub- und Waſſerfröſche und Unken haben zwar durchaus nicht immer dieſe Bedeutung, wie dies ſchon aus dem Abb. 35. Vorderbein des — ualouary (eoryAaydo “BA bien Slo) sopjomualısa wm ca wopluagng oa +9 uaplızoylouag e (4) vopguagz aun (r) uopuu 99 nr (6 "98 "998 NW. A 16 Werner II. 66 Raſſel der Klapperſchlangen Umſtande hervorgeht, daß ſie auch den Sommer über, wenn die Fort— pflanzungszeit lange vorüber iſt, mit demſelben Eifer fortgeſetzt werden und daß bei den Geſangsübungen des Waſſerfroſches ausſchließlich männliche Tiere beiſammenſitzen (ich zählte einmal am Neuſiedlerſee in Ungarn gegen 60 Männchen auf einem Gebiet von kaum mehr als 4 Quadratmetern); im Frühling können dieſe Sänger dagegen wohl ſtets mit Recht als minneheiſchende Männchen betrachtet werden. Daß Reptilien mit Stimm⸗ begabung, wie Geckos und Krokodile, zur Zeit der Fort— pflanzung von ihr Gebrauch machen und einander rufen, iſt wohl mit Sicherheit an— zunehmen. Aber auch die Schwanzraſſel der Klapper⸗ ſchlangen, der man bis in die jüngſte Zeit die ver⸗ ſchiedenſten Bedeutungen zu— geſchrieben hat, iſt höchſt— wahrſcheinlich nichts anderes 5 als ein beiden Geſchlechtern Abb. 37. Raſſel einer Klapperſchlange. a Ende zukommendes Mittel der Ver⸗ der Klapper einer le RAR ſtändigung zum Behufe leich⸗ MingerenGrempinses, Se. Shwangenberi.K. eftes terer gegenſeitiger Auffin- (ältestes), 6. K. ſechſtes (älteftes) glapperglied: dung. Daß ein ſolches hier de algen. ds le Ba ne de dernde, beidengeſchlahternzulommt, Häutung und ſitzt noch direkt dem Schwanzende auf. bei anderen Schlangen aber gar nicht, iſt kein Gegen- beweis gegen dieſe Annahme; wir ſehen ja auch unter den Heuſchrecken, daß es neben ſolchen mit in beiden Geſchlechtern ganz gleich aus— gebildeten Zirporganen (Ephippiger) auch ſolche mit Zirporganen beim Männchen allein und in beiden Geſchlechtern ſtumme Arten gibt. Weniger bekannt als die Benützung der Raſſel bei den Klapper— ſchlangen (engliſch „rattle-snakes“, Raſſelſchlangen, was den Laut richtiger als der deutſche Name wiedergibt) iſt der Umſtand, daß viele Schlangenarten, denen ein derartiger Apparat am Schwanz durchaus fehlt, in der Erregung den Schwanz überaus ſchnell hin 2 Abb. 38. Umriß der Eier verſchiedener Reptilien in natürlicher Größe. a Brookeia baileyi (Süßwaſſerſchildkröte aus Borneo), b Testudo ibera, e Caiman selerops, d Lepidodactylus lugubris (Gecko), e Lacerta oxycephala, f Calotes jubatus, g Chamaeleon dilepis, h Coluber leopardinus. 5 * DB | — und her bewegen und dabei, namentlich wenn dies im dürren Laub geſchieht, ein ganz ähnliches Geräuſch hervorrufen. Ich habe es ſelbſt bei der braſilianiſchen Caninanha (Spilotes pullatus), bei der Ketten— natter (Coronella getula), ja ſogar einmal bei unſerer Askulap⸗ ſchlange beobachtet. Die Entſtehung der Raſſel hängt mit der Häutung der Klapper— ſchlange eng zuſammen. Die Schwanzſpitze dieſer Schlangen iſt mit einem großen, etwas zuſammengedrückten Hornſchild kuppenartig be— deckt, welches eine tiefe ringförmige Einſchnürung aufweiſt. Bei der erſten Häutung reißt die alte, das Schwanzſchild bedeckende Haut ab und bildet, am Schwanze hängenbleibend, das erſte Klapperglied; bei jeder folgenden Häutung geſchieht dasſelbe, indem das Schwanz— ſchild immer wieder ein neues Klapperglied erzeugt, welches das vorhergehende, innerhalb deſſen es entſtanden iſt, etwas nach hinten drängt; dieſes umgreift aber mit ſeinem freien Rand die Ringfurche des neugebildeten, ſo daß es mit dieſem in Verbindung bleibt, und ſo entſteht mit der Zeit eine ganze Kette von Raſſelgliedern, die, wenn unverſehrt, die Zahl der überſtandenen Häutungen angeben würde. Sowohl die Amphibien als die Reptilien ſind vorwiegend eier— legend, doch gibt es unter den jetztlebenden Hauptgruppen beider Klaſſen nur wenige, die nur eierlegende Arten enthalten, wie die Krokodile und Schildkröten. Die Eier der Amphibien ſind meiſt klein, ſelten bis erbſengroß (am größten und am wenigſten zahlreich die der brutpflegenden mit Brutſäcken) und beſitzen eine glashelle, im Waſſer außerordentlich ſtark aufquellende kugelige Gallerthülle, welche ſowohl gegen das Eintrocknen als gegen viele Feinde ſchützt und den auskriechenden Larven anfangs zur Nahrung dient, vielleicht ſogar wie ein Brennglas die Sonnenſtrahlen auf das Ei konzentriert. Die bedeutend dotterreicheren Eier der Reptilien ſind dagegen ſtets durch eine zähe pergamentartige oder kalkige Schale ausgezeichnet. Kalk— ſchalig ſind z. B. die Eier der Krokodile, Schildkröten, Geckonen und mancher Glattechſen. Die Anzahl der Eier eines Geleges iſt unter den Amphibien am größten bei den Froſchlurchen, am geringſten bei den Apoden. Am kleinſten unter den Reptilien dürfte ſie bei den Geckonen ſein, die immer nur 2 Eier ablegen, während anderer- ſeits manche große Rieſenſchlangen-, Krokodil- und Schildkröten— arten bis 100 Eier ablegen. Eizahn und Eiſchwiele 69 Ein eigentümliches Organ, das als Eizahn bzw. Eiſchwiele be— ſchrieben wurde, findet ſich bei den Embryonen eierlegender Reptilien. Er entſpringt vom Zwiſchenkiefer aus und unterſcheidet ſich der An— lage und Richtung nach anfänglich nicht von den übrigen Zähnen, iſt entweder paarig, wie bei den Geckoniden (Abb. 40), oder aber zwar paarig angelegt, aber der rechte Zahn entwickelt ſich ſtärker und ſcheint, obwohl er immer im rechten Zwiſchenkiefer verbleibt, in der Mittel- linie gelegen zu ſein; der linke Eizahn bleibt klein und iſt nicht nach vorn gerichtet, ſondern ſteht wie die anderen Zähne vertikal im Kiefer; dies iſt bei unſeren einheimiſchen Echſen, wie bei der Zaun— eidechſe und Blind— a ſchleichen der Fall. a 4 Endlich findet ſich bei den Schlangen und manchen Eidechſen, wie dem javaniſchen Calotes jubatus, der S Eizahn unpaar genau in der Mitte des Zwiſchenkiefers ge— legen. Bei Schild⸗ Abb. 39. Eiſchwiele von Crocodilus niloticus (a) und kröten und Kroko— porosus (b), dahinter die ſpaltförmigen Naſenöffnungen. dilen iſt anſtatt des (b nach Sluiter.) Eizahnes eine Ei— ſchwiele (Abb. 39) vorhanden, bei letzteren der Anlage nach paarig. Der Eizahn iſt das Inſtrument, mit welchem die aus dem Ei kriechenden jungen Reptilien und Vögel — denn auch dieſen kommt dieſes Organ zu — ihr Gefängnis eröffnen. Allerdings hat Hoch— ſtetter bei unſerer europäiſchen Sumpfſchildkröte beobachtet, daß die Jungen zuerſt mit den Krallen des rechten, dann mit denen des linken Vorderfußes die Eiſchale öffnen und daß die Eiſchwiele nur bei dem Durchbrechen der Verbindungsbrücke der beiden Löcher ge— braucht wird. Es gibt nun eine beträchtliche Anzahl von Arten aus beiden Klaſſen, die ihre Jungen lebend zur Welt bringen, und zwar gehören dieſe lebendiggebärenden Arten den verſchiedenſten Gattungen und Familien an; in allen Fällen dürften die äußeren Umſtände, unter 70 Lebendgebärende Reptilien denen die Tiere leben, die Urſache des Lebendgebärens ſein, obwohl unter anſcheinend gleichen Verhältniſſen nicht ſelten lebendgebärende und eierlegende Formen nebeneinander leben. Unter den Amphibien ſind ſolche, die entfernt von Gewäſſern leben, in denen ſie ihre Eier ablegen könnten, wie der ſchwarze Alpenſalamander (Salamandra atra), der hoch an Eichen in Rindenſpalten hauſende kaliforniſche Baumſalamander (Autodax lugubris), der italieniſche Höhlen ſalamander (Spelerpes fuscus), freilich aber auch der ſeine Larven ins Waſſer ablegende ſchwarzgelbe Feuerſalamander lebendgebärend. Der Grottenolm (Proteus) iſt nach mehrfachen Beobachtungen mit— unter vivipar und bringt dann zwei ziemlich große Junge zur Welt. Auch ein lebendiggebärender Froſch— lurch, Pseudophryne vivipara, iſt in jüngſter Zeit in Deutſch-⸗Oſtafrika gefunden und von Torn ier be— ſchrieben worden, ſeither noch weitere durch Krefft. Unter den Reptilien ſind es vorwiegend Hochgebirgstiere, denen die Sommertemperatur ihrer Hei— Ri aon ven Gecko dertiel. mat nicht genügt, um die Eier zur ler. lata, Mag Stuiter) Reife zu bringen (z. B. die zen- tralaſiatiſchen Krötenkopf-Eidechſen |Phrynocephalus]), von denen die Hochgebirgsarten lebendgebärend, die aus tiefer gelegenen Gebieten eierlegend ſind); ferner aber auch ſolche, die von Gebirgsbewohnern abſtammen, ſich aber über niedriger gelegene Gebiete verbreitet haben (wie vermutlich die afrikaniſchen ſchlangenähnlichen Chamaesaura-Arten), ebenſo ſolche, die in den nördlicheren Teilen der Erde ihren Urſprung genommen haben, deren Verbreitungsgebiet ſich aber mehr oder weniger nach dem Süden ausgedehnt hat (jo wahrſcheinlich die Vipern). Bei manchen tropiſchen Reptilien iſt der Zuſammenhang zwiſchen Höhenlage und Lebendiggebären direkt nachzuweiſen, wie bei den Chamäleons namentlich Oſtafrikas (von denen Ch. bitaeniatus, jacksoni, fuelleborni, werneri und andere im Bergland bzw. Hoch— gebirge lebende Arten vivipar ſind); die echt ſüdafrikaniſchen Chamäleons aus der Verwandtſchaft des Chamaeleon pumilus Placenta bei Reptilien 71 dagegen ſind lebendgebärend, ohne immer Gebirgsbewohner zu ſein. Lebendgebärend ſind auch faſt alle Ottern der Alten und Neuen Welt, viele Giftnattern (Elapiden), ausnahmslos ihre im Meere leben— den Abkömmlinge, die Seeſchlangen (Hydrophiinen), ſowie die Süß— waſſerſchlangen der vorwiegend ſüdoſtaſiatiſchen Familie der Homalo— pſinen und außerdem viele andere Waſſernattern aus der Gattung Helicops und Verwandten; ſchließlich auch noch die Mehrzahl der neuweltlichen Rieſenſchlangen z. B. Boa, die Waſſerrieſenſchlangen (Eunectes), die Hundskopfſchlangen (Corallus) und Schlankboas (Epicrates). Von Boa und Corallus ſind auch die madagaſſiſchen Arten vivipar. Bei den Seeſchlangen und Homalopſinen iſt dies von vornherein verſtändlich, da die erſtgenannten faſt ausnahmslos das Waſſer niemals verlaſſen, daher ihre Eier nicht ablegen könnten, was auch für die nahezu rein waſſerbewohnenden Homalopſiden gilt. Außer dieſer in ganzen Gattungen und Familien auftretenden Viviparität treffen wir einzelne lebendgebärende Arten unter eier— legenden, unter den kleinen Baumleguanen der Gattung Anolis (z. B. cristatellus), eine einzige in der Gattung Lacerta (die be— kannte Bergeidechſe, L. vivipara); ferner bei den Chamäleons (ſiehe oben), bei nordamerikaniſchen Tropidonotus-Arten, den grünen Baumſchlangen Südoſtaſiens (Dryophis mycterizans); andererſeits kommen in Familien mit vorwiegend lebendgebärenden Arten einzelne eierlegende Arten vor, wie z. B. unter den amerikaniſchen Rieſen— ſchlangen, die faſt ausnahmslos lebende Junge zur Welt bringen, bis auf Epicrates cenchris, eine im nördlichen Südamerika vorkommende Art; unter den Vipern die ſchwarzen Erdſchlangen der afrikaniſchen Gattung Atractaspis, die nordindiſche Lachesis monticola, unter den Glattechſen (Scinciden) die afrikaniſchen Arten Mabuia quinque- taeniata und occidentalis; ausnahmsweiſe ſind ſogar in manchen Ländern anderwärts vivipare Arten eierlegend, wie anſcheinend der bekannte Chalcides ocellatus in Agypten, und mitunter kommt es ſogar vor, daß ein und dasſelbe Weibchen pergamentſchalige Eier und lebende Junge gleichzeitig zur Welt bringt, wie ich dies bei der kubaniſchen Schlankboa, Epicrates angulifer, beobachten konnte. Im allgemeinen erfolgt nicht nur bei den eierlegenden, ſondern auch bei den ovoviviparen Reptilien (d. i. bei denjenigen, deren Ei— 72 5 Überwinterung im Ei ſchalen dünnhäutig ſind, bei der Ablage ſchon ein vollkommen ent— wickeltes Junges enthalten, das entweder noch ehe das Ei abgelegt iſt oder kurz danach das Ei verläßt) die Ernährung der Jungen durch den im Ei befindlichen Dotter. Der Dotterſack wird mit zunehmender Entwicklung des Embryos immer kleiner, bis ſchließlich der letzte Reſt durch eine Spalte an der Bauchſeite (an der Stelle, wo der Dotterſack mit dem Körper des Tieres zuſammenhängt und die er— nährenden Blutgefäße ein- bzw. austreten) in den Körper aufgenommen wird, bei der Sumpfſchildkröte nach Hochſtetter ſogar ſamt den Embryonalhüllen. Bei einigen wenigen Reptilien nähert ſich die Art und Weiſe der Ernährung des Embryos durch die Mutter derjenigen wirklich lebendgebärender Tiere; und zwar wird bei den auſtraliſchen Rieſenſkinken Tiliqua und Trachysaurus ähnlich wie bei dem Glatthai des Ariſtoteles (Mustelus laevis) durch eine ſogenannte Dotterſack— placenta die Ernährung bewerkſtelligt, indem der Dotterſack des Em— bryos durch ſeine Blutgefäße mit der Wand des mütterlichen, zu einem Fruchtbehälter (Uterus) erweiterten Eileiters in innige Verbindung tritt, ohne daß aber die beiderſeitigen Blutgefäßveräſtelungen inein— ander übergehen. Bei der Gattung Chalcides dagegen, ſoweit ſie lebendiggebärende Arten enthält (alſo vor allem Ch. tridactylus) iſt eine echte Allantoisplacenta vorhanden. Die Allantois, ein nur bei der Entwicklung der höheren Wirbeltiere (Reptilien, Vögel, Säugetiere) vorkommendes Organ, entſteht als ſack- oder blaſenartige Ausſtülpung auf der Bauchſeite des Embryos hinter dem Dotterſack, breitet ſich innerhalb der Eihaut immer weiter aus, bis ſie auch den Embryo ſelbſt vorn und hinten umwächſt. Ohne uns weiter in die Erörterung der Rolle dieſes Organs in der Entwicklungsgeſchichte einzulaſſen, wollen wir uns mit dem Hinweiſe begnügen, daß bei Chalcides die Allantois durch ein reich entwickeltes Gefäßnetz eben— ſo mit der Uteruswand in enge Beziehung tritt, wie dies bei der Placenta der Säugetiere der Fall iſt. In der Regel ſchlüpfen die Jungen im Jahre der Eiablage, oder genauer geſagt, noch innerhalb derſelben Vegetationsperiode aus, können daher noch ſelbſt ſich Nahrung ſuchen, nur bei zwei mit— einander durchaus nicht näher verwandten Reptilien finden wir, daß die ſpät im Herbſt bereits vollſtändig entwickelten Jungen ent- weder zwar das Ei verlaſſen, aber den Winter über in der Erde Baſtarde 73 — verbleiben, wie dies Rollinat in Frankreich bei der europäiſchen Sumpfſchildkröte beobachtete, oder aber überhaupt im Ei überwintern; dies iſt als normal ſowohl für dieſe Schildkröte als für die neu— ſeeländiſche Tuatera oder Brückenechſe (Sphenodon punctatus) ge— funden worden; hier iſt die Entwicklung im Ei ſchon vier Monate nach der Eiablage vollzogen und die junge Tuatera bereits vollſtändig ausgefärbt, verbleibt aber noch bis zum nächſten Frühling im Ei. Dieſe Erſcheinung iſt in beiden Fällen als Lokalanpaſſung an be— ſondere klimatiſche Verhältniſſe zu deuten. Während von Fiſchen, namentlich aus der Karpfen- und Lachs— familie zahlreiche freilebende Baſtardformen bekannt ſind, iſt Baſtardierung bei den Amphibien im Freileben ſelten, bei Reptilien kaum jemals mit Sicherheit beobachtet worden. Der bekannteſte freilebende Amphibienbaſtard iſt Molge blasii, ein in der Normandie neben ſeinen Stammeltern, dem Kamm- und Marmormolch, vorkommender, von Drenveuf de l' Isle entdeckter Waſſermolch, deſſen Baſtardnatur Peracca und ſpäter Wolterstorff überzeugend nachgewieſen haben. Sowohl die Baſtardform aus dem männlichen Kamm- und dem weiblichen Marmormolch, wie auch die aus umgekehrter Kreuzung hervorgegangene wurde von ihm gezüchtet und der Nachweis der Baſtardnatur des Blaſius ſchen Molches damit unwiderleglich er— bracht. Durch künſtliche Befruchtung wurden auch andere Amphibien— baſtarde, die aber nur ausnahmsweiſe die Metamorphoſe überſtanden, von Born, Gerhart, Pflüger, Lataſte, Héron-Royer u. a. erzielt; möglich iſt es, daß unſere beiden europäiſchen Unken (Bombinator igneus und pachypus) an den Grenzen ihres Ver— breitungsgebietes ſich kreuzen. In letzter Zeit iſt deutſchen Forſchern die Kreuzung verſchiedener Molcharten vollkommen geglückt. Von freilebenden Reptilbaſtarden kennen wir mit Sicherheit keinen einzigen. Jedoch iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß die Kreuz— otter und die Sandotter, wo ſie nebeneinander vorkommen, gelegent— lich ſich und zwar fruchtbar kreuzen, und dieſe Kreuzungsprodukte ſind von Vipera aspis, die in jeder Beziehung zwiſchen beiden Arten die Mitte hält, kaum zu unterſcheiden. Solche Baſtarde ſind in Kärnten (Frieſach), in Bosnien (Gola Jahorina) und in der Türkei (Konſtantinopel) jedesmal in einem einzigen Exemplar gefunden worden. Die angeblichen Baſtarde von Rieſenſchlangen (Epicrates 74 Regeneration striatus mit inornatus), die im Londoner Zoologiſchen Garten zur Welt gekommen ſind, unterſcheiden ſich nach Boulenger von der erſtgenannten Art in keiner Weiſe, ſo daß wohl beide Eltern der— ſelben Art angehört haben dürften. Kammerer gibt an, daß es in der Wiener Biologiſchen Verſuchsanſtalt gelungen ſei, verſchiedene Arten und Varietäten von Eidechſen (Lacerta) zur Kreuzung zu bringen, was um jo bemerkenswerter iſt, als im Freien Lacerta- Baſtarde niemals gefunden worden ſein dürften. Eine Vermehrungsart, die in der niederen Tierwelt eine große Rolle ſpielt, bei den Wirbeltieren nur mehr als Erſatz verloren ge— gangener Körperteile auftritt, iſt die Regeneration. Kein Wirbel— tier iſt mehr imſtande, aus einem abgetrennten Teil des Körpers ein neues Tier zu erzeugen, wie dies bei einzelligen Tieren, ferner bei Polypen und Schwämmen, Würmern, Seeſternen uſw. vorkommt; die Regeneration beſchränkt ſich bei den Fiſchen und auch hier nicht allgemein auf die Fähigkeit, verloren gegangene Stücke der Körper— haut und der Floſſen zu erſetzen. Größer iſt die Regenerationsfähigkeit bei den Amphibien, wo die Kiemenbüſchel, Gliedmaßen und der Schwanz der Larven nach Verluſt ſogar mit dem Achſenſkelett erſetzt werden können; auf dieſem hohen Grade erhält ſie ſich auch noch im verwandelten Zuſtande bei den Waſſermolchen, die nicht nur Schwanz und Gliedmaßen, ſondern auch Unterkiefer und Augenlinſe neu zu bilden vermögen; geringer iſt die Regenerationsfähigkeit bei den ungeſchwänzten Amphibien entwickelt, wo im erwachſenen Zuſtande keine Regeneration mehr ſtattfindet; Kammerer hat nach den Ergebniſſen ſeiner Experi— mente den Satz aufgeſtellt, daß die Regenerationsfähigkeit einesteils umgekehrt proportional der Entwicklungshöhe iſt, daß ſie alſo bei höher entwickelten Amphibienformen, wie z. B. bei echten Fröſchen (Rana) geringer iſt als bei niederen (Discoglossus, Pelobates) und daß ſie um ſo geringer iſt, je weiter die Larvenentwicklung vor— geſchritten iſt, ſchließlich, daß ſie unabhängig davon iſt, welche Größe die Arten im erwachſenen Zuſtand erreichen. So werden bei den Unken die Hintergliedmaßen noch nach der Verwandlung regeneriert, wenn die Amputation noch an Larven vorgenommen wurde, die eben vor der Verwandlung ſtanden; bei den etwas höher ſtehenden Froſchkröten (Pelobatiden) iſt Regeneration Transplantation 75 der Hinterbeine zwar während der ganzen Metamorphoſe, aber nicht mehr nach derſelben möglich; bei den Kröten, Laub- und echten Fröſchen (Rana) dagegen tritt Regeneration auch bei Larven nur ſo lange ein, als Ober- und Unterſchenkel noch einen ſtumpfen Winkel bilden. Auch die Larven der Froſchlurche können ihre Schwanzſpitze noch regenerieren, aber in der Regel nur, ſolange die Vordergliedmaßen noch nicht durchgebrochen ſind; neoteniſche (zwei- bis mehrſommerige) Larven regenerieren ihren Ruderſchwanz ebenſo wie normale, die Hinterbeine jedoch in einem Stadium nicht mehr, in welchem bei normalen die Regeneration noch eintritt. Daß bei den Schwanzlurchen der Erſatz aller überhaupt regene— rationsfähigen Körperteile bei ausgebildetem Zuſtande langſamer vor ſich geht als bei Larven, iſt nach dem Vorhergeſagten zu erwarten; es haben aber auch neoteniſche Molchlarven, die ſich in einem Stadium befinden, in dem normale Larven noch ſehr raſch regenerieren, nicht die Regenerationsgeſchwindigkeit dieſer, ſondern von verwandelten Tieren gleichen Alters. Auf die wunderbaren Ergebniſſe vorgeſchrittenſter Operations- technik, die, ausgehend von der Regeneration der Augenlinſe bei Fröſchen und Molchen, in den komplizierteſten Verpflanzungen der Linſe und Gehörblaſe an entſprechende Stellen anderer Tiere derſelben Art oder ſogar verſchiedener Amphibienordnungen, Vertauſchung der beiderſeitigen Organe derſelben Art und von Augen- und Ohrblaſen gipfeln (Lewis, Spemann), ſoll hier nicht näher eingegangen werden, ebenſowenig auf die von Born, Harriſon u. a. vollzogenen Ver— wachſungsverſuche von Kaulquappen, wobei zwei Tiere mit Vorder— oder Hinterenden, Bauch- und Rückenflächen mehr oder weniger voll— kommen zur Vereinigung gebracht werden konnten; in Hempelmanns lehrreichem Büchlein „Der Froſch“ findet der Leſer darüber das Wichtigſte auf S. 154 — 162 zuſammengeſtellt. Von den vielfachen geglückten Experimenten von Tornier, der durch beſtimmt gerichtete Schnitte oder Knickungen Doppelbildungen oder ſogar mehrfache Regenerate von Gliedmaßen und Schwänzen hervorrief, möge in Anbetracht des häufigen Vorkommens von Gabelſchwänzen bei Eidechſen wenigſtens mitgeteilt werden, daß Tornier bei Axolotlu Gabel- ſchwänze in der Weiſe experimentell erzeugte, daß er den Schwanz kurz vor dem Ausſchlüpfen der Larve aus dem Ei anſchnitt und 76 Regeneration ſekundärer Geſchlechtsunterſchiede zwar ſoweit, daß auch die Wirbelſäule noch getroffen wurde; das— ſelbe brachte Barfurth am Schwanz der Larve des Grasfroſches durch Anſtechen des Mittelſtücks mit einer heißen Nadel zuwege. Bei Eidechſen genügt die Einknickung des Schwanzes bis zur Wirbel— ſäule, wobei an der Knickungsſtelle ein überzähliger Schwanz hervor— ſproßt, ein im Freileben gar nicht ſelten eintretender Fall; auf die— ſelbe Weiſe, durch mehrfache Einwirkung oder Verletzung mehrerer Wirbel, kann auch noch mehr als ein Schwanz neben dem Haupt— ſchwanz ſproſſen oder bei Verluſt des urſprünglichen Schwanzes von der Bruchſtelle ein ganzes Bündel Schwanzregenerate entſpringen (ſ. Bd. I Abb. 29). Doppelgliedmaßen bei Amphibien wurden in der Weiſe hervorgerufen, daß quer über die Wundfläche der abgeſchnittenen Glied— maßen ein Faden geſpannt wurde; an dieſer bedeckten Stelle wird die Regeneration verhindert, während jeder der beiden freiliegenden Wundabſchnitte unabhängig vom andern die ganze Extremität zu re— generieren ſtrebt; auch andere vom ſelben Verfaſſer angegebene Me— thoden führen zu demſelben Ziele, ebenſo gibt er auch an, in welcher Weiſe man beim Kammolch, einem zu ſolchen Verſuchen wegen ſeiner geradezu unglaublichen Regenerationskraft beſonders geeigneten Tier, überzählige Zehen erzeugen kann. Kammerer hat Verſuche über die Regeneration der ſogenannten ſekundären Geſchlechtsunterſchiede ausgeführt, wie Schallblaſen bei Fröſchen, Brunſtſchwielen bei Kröten, Rückenkämmen bei Tritonen uſw. Er fand, daß eine Regeneration aller dieſer Körperteile ſtattfindet, und zwar entweder in derſelben Form oder unter beſtimmten Um— ſtänden entweder proviſoriſch oder dauernd von unvollkommener Form (hypotypiſche Regeneration); in einzelnen Fällen waren die Regenerate vollkommener als die urſprünglichen Organe (hypertypiſch); dabei werden mitunter Stadien wiederholt, die in der Ent— wicklungs- oder Stammesgeſchichte der Art auftreten. So tritt, wenn man die den gelben Rückenmittelſtreifen des weiblichen Kammolches tragende Hautſtelle abpräpariert, derſelbe bei der Regeneration inten— ſiv hervor (wie bei den Jungen). Ebenſo entſpricht das Fehlen der Einſattelung des Hautſaumes zwiſchen Rücken- und Schwanzkamm bei den Kammregeneraten des männlichen Kammolches einem früheren Stadium der Stammesentwicklung dieſes Molches; der ſcharf abgeſetzte Schwanzfaden des männlichen Leiſtenmolches 6 ER DL. F iſt bei der Regeneration durch eine allmähliche Verſchmälerung des Schwanzes in einen Endfaden (wie bei den ſüdlichen Teichmolchen) erſetzt. Bei den Reptilien finden wir, wie ſchon früher (Bd. I, S. 66), er- wähnt, faſt ausnahmslos nur Regeneration des Schwanzes und auch dies nur bei gewiſſen Eidechſen; in allen andern Fällen tritt nur Wund— heilung auf, teilweiſe allerdings in ſehr ausgedehntem Maße, wie namentlich bei Schildkröten zu beobachten iſt, bei denen große Stücke ſowohl des Panzers als auch vom Panzer unbedeckter Hautſtellen glatt verheilen; auf den Narben treten häufig nach einiger Zeit wieder kleine, aber unregelmäßige Schuppen auf, und zwar bei allen größeren und widerſtandsfähigen Reptilien, wie namentlich bei Waranen, Rieſenſchlangen, Schildkröten, aber auch größeren Nattern und La— terten.— Weismann meinte, daß Organe, die im Naturzuſtande einer Verletzung nicht oder ſelten ausgeſetzt ſeien, auch nicht auf Regene— ration eingerichtet ſein könnten, daß alſo das Regenerationsvermögen auf Anpaſſung an Verletzbarkeit der betreffenden Teile beruhe, und führt als Beiſpiel das Fehlen der Regeneration der männlichen und weiblichen Leitungsorgane ſowie der Lungen bei Triton an. Muftic fand aber bei verſchiedenen Amphibien, am ſchwächſten allerdings bei Triton, die Lunge regenerationsfähig. Lebensdauer, Eintritt und Erſcheinungen des Todes. Es iſt überraſchend, zu beobachten, in wie weiten Grenzen die Lebensdauer der einzelnen Arten der Lurche und Kriechtiere, ſogar innerhalb ein und derſelben Gattung ſchwanken kann. Man kann im allgemeinen ſagen, daß kleine Arten verhältnismäßig kurzlebig ſind, im Verlaufe weniger Jahre ihr Wachstum beendet haben und imſtande ſind, ſich fortzupflanzen, daß aber andererſeits große Arten zwar erſt nach einer längeren Reihe von Jahren fortpflanzungs— fähig werden, aber doch noch bis an ihr Lebensende weiterwachſen können. Als Beiſpiel für das erſtgenannte Extrem möchte ich die kleinen europäiſchen Waſſermolche aus der Verwandtſchaft unſeres be- kannten Teichmolches (Molge vulgaris), die kleinen Steppenlacerten 78 Dimenſionen der größten Reptilien Weſtaſiens (Lacerta parva, Ophiops elegans) anführen, die im äußerſten Falle zwei Jahre nachdem ſie das Ei verlaſſen haben, völlig erwachſen und fortpflanzungsfähig ſind; andererſeits die ſchwarzen Rieſenlandſchildkröten des Galapagos- und Maskarenen⸗ archipels, die Krokodile und die großen Arten unter den Rieſen— ſchlangen, bei denen zwar die Geſchlechtsreife durchſchnittlich noch vor Ende des zweiten Dezenniums eintritt, eine Altersgrenze hin— gegen gar nicht feſtzuſetzen iſt, auch ein Zuſtand, der mit Alters— ſchwäche zu vergleichen wäre, im Freileben kaum je beobachtet wurde. Bei dem Umſtande, daß das Wachstum dieſer Rieſen— reptilien unſerer heutigen Zeit zwar in den erſten Jahren ſehr raſch vor ſich geht, wie an gefangengehaltenen Rieſenſchlangen und Krokodilen bei guter Pflege leicht erſehen werden kann, daß es aber mit zunehmendem Alter immer mehr ſich verlangſamt und ſchließlich die Größenzunahme innerhalb eines Jahres kaum mehr meßbar erſcheint, können wir das Alter ganz großer Exemplare dieſer Reptilien auch dann, wenn keine genaueren Angaben vorliegen (nur für manche der großen Landſchildkröten gibt es weit zurückreichende Aufzeichnungen, welche ein Alter von über 200 Jahren ſicherſtellen), auf mehrere hundert Jahre veranſchlagen. Crocodilus porosus, das Leiſtenkrokodil der indopazifiſchen Küſtenländer und Inſeln, ſoll bis 10 m erreichen; dieſelbe Länge wird auch für das madagaſſiſche Rieſenkrokodil (Crocodilus robustus), wahrſcheinlich eine kurzſchnauzige Form des Nilkrokodils, angegeben, unter den Rieſenſchlangen erreicht die Anakonda (Eunectes murinus) ſicherlich gegen 10 m und faſt ebenſoviel die beiden ſüdoſtaſiatiſchen Pythonſchlangen (P. bivit- tatus und reticulatus), dagegegen P. Sebae, die afrikaniſche Hiero— glyphenſchlange ſelten mehr als 5 m, während unter den übrigen Rieſenſchlangen, mit Einſchluß von Python molurus und Boa con- strietor, nur relativ wenige über 4 m lang werden, eine Länge, die auch von verſchiedenen tropiſchen Nattern erreicht werden kann. — Im Freien werden Reptilien oder Amphibien, die eines natür- lichen Todes geſtorben ſind, jo gut wie niemals angetroffen, zweifel— los erliegen die meiſten von ihnen den Angriffen ihrer natürlichen Feinde, und die wenigen Exemplare, die dieſen entgehen, ſcheinen im Verborgenen ihren Tod zu erwarten. Daher ſind die Vorboten des Todes ebenſo wie die Erſcheinungen der Altersſchwäche nur bei Eintritt des Todes b 79 gefangenen Tieren zu beobachten. Die Altersſchwäche äußert ſich im Verluſt des Gebiſſes ohne Erſatz desſelben, in dem Nachlaſſen der Sinnesſchärfe (namentlich des Geſichtsſinnes), in unſicheren und ungeſchickten Bewegungen (z. B. häufigem Danebenſchnappen beim Freſſen), bei Reptilien vielfach in auffallendem Abſtehen der Schuppen, Aufhören der Erſatzfähigkeit verletzter Hautſtellen uſw. — Dem Eintritt des Todes, wenn er nicht auf gewaltſamem Wege veranlaßt wurde, alſo in erſter Linie nach längerer Krankheit oder infolge hartnäckiger Nahrungsverweigerung, gehen verſchiedene An— zeichen voraus, die bei den Reptilien mit großer Wahrſcheinlichkeit die Vorausſage des Ereigniſſes geſtatten. So verlaſſen Baumbewohner das Gezweig, um auf den Boden herabzukommen, ebenſo kommen grabende, im Boden eingewühlte Tiere aus dieſem hervor; die farben— wechſelnden Eidechſen erhalten eine auffallend helle Färbung; Schlangen, die ſich lange Zeit ſehr ruhig verhalten haben, durchwandern in der Nacht vor ihrem Tode häufig ruhelos ihren Käfig; dieſe Unruhe vor der nahen Auflöſung iſt eine Erſcheinung, die auch beim Menſchen nicht ſelten zu beobachten iſt. Auf die charakteriſtiſchen Stellungen, die von unſeren Tieren häufig im Tode angenommen werden, will ich nicht näher ein— gehen; bemerkt möge nur werden, daß ſie der natürlichen Schlaf— ſtellung um ſo näher kommen, je ruhiger der Tod eingetreten iſt. Schlußwort. Die zierliche Eidechſe, die in der Einleitung zu dieſem Büchlein erwähnt wurde und deren Betrachtung uns nacheinander zur Be— ſprechung der Schutzfärbung, der Haut und der inneren Organe der Vermehrungs⸗ und Todesarten geführt hat, mag noch immer im Graſe liegen und ſich ſonnen, wenn der Leſer ſeine Lektüre be— endet und das Buch zugeſchlagen hat. Und nun können wir uns zum Schluß als Andenken ſogar ihr Bild mitnehmen. Sie hält dem photographiſchen Apparat merkwürdig ſtill, wenn wir ſie nicht erſchrecken und beunruhigen. Sogar die flinke Mauereidechje kann in voller Freiheit auf die Platte gebannt werden. Wer als Freund der Reptilien⸗ und Amphibienwelt unſerer Heimat gleichzeitig über 80 Naturaufnahmen einen geeigneten Apparat verfügt, wird in der Kamerajagd eine unerſchöpfliche Quelle reinſten Vergnügens finden und ſich noch oft daheim im Winter in der Erinnerung an die gelungenen Aufnahmen ergötzen, einer Erinnerung, die durch den Umſtand, daß ſich das Tierchen vermutlich noch ſeiner Freiheit erfreut, natürlich noch erhöht wird. In unſeren Gegenden iſt es auch für den wiſſenſchaftlich arbeitenden Zoologen nicht mehr nötig, für das Vorkommen jeder unſerer Arten an jedem Orte ſeines Verbreitungsgebietes Beleg— exemplare zu ſammeln; die Photographie, am natürlichen Standorte aufgenommen, wird in vielen Fällen ſogar wiſſenſchaftlich wertvoller ſein — ſelbſtverſtändlich vorausgeſetzt, daß wirklich nur das frei— lebende Tier aufgenommen wird. Bilder von erſchlagenen und dann ins Freie gelegten Tieren haben keinen, Bilder von ſolchen, die aus dem Terrarium ins Freie mitgenommen und in einer aus— gewählten Stellung photographiert wurden, nur einen ſehr be— dingten Wert. Möge auch niemand glauben, daß man das „nicht kennt“. Man kennt es ſchon, und in den bisher erſchienenen photographiſchen Abbildungen von Reptilien (4. B. Ditmars) ſind die photographierten Schlangenleichen trotz aller gutgemeinten An— ordnung ſtets ſofort auffällig, die „geſtellten“ aber immerhin noch in vielen Fällen. Mögen die Freunde unſerer beiden hier behandelten Tierklaſſen, deren deutſche Vertreter bisher in ſo vielen Tauſenden von Exem— plaren im Terrarium dem Beobachtungstriebe zum Opfer gefallen find, nunmehr ſich der weit ſchwierigeren, aber wiſſenſchaftlich ſicherlich wertvolleren Beobachtung im Freileben widmen und dabei ihnen intereſſant erſcheinende Vorkommniſſe auf photographiſchem Wege feſthalten! Literaturnachweis. 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Gaſtrolithen 44 Gaumenſegel 54 Pseudophryne 70 Ptenopus 27 Ptychozoon 3 Pupille 23 Pygopus 19, 62 Ablepharus 26 Accommodation 28 Aelurodactylus 27 Gecko 29 Allantois 72 Geſchlechtsunterſchiede, ſekun— Analſäcke 53 däre 58 Augenlider 25 Atembewegungen 52 Autodax 69 Basiliscus 60 Baſtarde 73 Bombinator 73 Callophis 10 Causus 41 Centropyx 62 Ceratophora 59 Chamaeleon 5, 59, 70 Chioglossa 39 Chromatophoren 14 Cinosternum 62 Cnemidophorus 62 Coluber 7 Corium 13 Coronella 66 Cutis 13 Crocodilus, Eiſchwiele 69 — Lebensdauer 78 Cylindrophis 10 Dasypeltis 42 Dibamus 62 Doliophis 41 Dotterſack 71 Dryophis 3, 6, 10, 24 Eiſchwiele 69 Eizahn 69 Elachistodon 42 Elaps 8 Epicrates 73 Epidermis 12 Eremias 25 Erythrolamprus 10 Eumeces 5, 7 Eunectes 78 Sarbenmwechfel 4 Femoraldrüſen 15 Giftdrüſen 41 Gonyocephalus 60 Guanin 14 Hamadryasſchlange 50 Hautſinnesorgane 34 Häutung 18 Heloderma 42 Herpeton 35 Hörner bei Reptilien 59 Hydromedusa 19 Iguana 28, 60 Inguinaldrüſen 15 Iris 24 Kalkſäckchen 32 Klapperſchlangen 66 Koprolithen 44 Lacerta 4, 26, 73, 77 Leptodactylus 63 Lipochrome 14 Lophura 60 Lungen 49 Lygosoma 7 Mabuia 7 Mimetozoon 3 Mimikry 8 Melanome 14 Molge 73, 77 Ophiops 26, 27 Ophthalmosaurus 55 Oxybelis 3, 10 Paludicola 31 Parietalauge 27 Pigmente 14 Platurus 10 Plioplatecarpus 32, 55 Präanaldrüſen 15 Python 37, 78 Rana 5, 31 Regeneration 73 Rhinoderma 31 Rhinophrynus 39 Sacci endolymphatici 32 Salamandra 4, 64, 69 Schallblaſen 30 Schenkeldrüſen 15 Schuppen 15 Schuppenſkulptur 18 Schutzfärbung 2 Spelerpes 39, 70 Sphenodon 28, 72 Spilotes 66 Statolithen 32 Sumpfſchildkröte 24, 72 Taſtflecken 35 Testudo, Luftröhre 49 Tracheallunge 50 Trichobatrachus 11 Trockenzeitſchlaf 58 Typhlops 10 Aberwintern im Ei 72 Uroplatus 3, 5, 37, 52 Varanus 28 Vegetarier 45 Viviparität 69 Vipera (Baſtarde) 73 Winterſchlaf 57 Xenopus 45 BY⸗förmiger Knorpel 52 Zirpapparat 62 Zunge 3 1 Funde e 85 Ber Mensch der Te bw | Sprache und Kultur des vorgeshictlihen Menschen in . und Asien von Heinrich Driesmans. Mit 9 farbigen Tafeln und 60 Textabbildungen. Oktav. 236 Seiten. Be Geheftet M 2.—, gebunden M 2.80, 3 Vondemlrsprung des Feuers aus-“ gehend, als der einschneidend- | sten Entdeckung | der Menschheit, schildert der ber. fasser, wie der | Urmensch,dessen | Obdach noch die | Höhle ist, seine | - Werkzeuge, Ge-“ räte und Waffen aus dem Steine herstellt, wie er dann Pfahlbauten als Wohn- und Zufluchtsstätte errichtet, sich mit ee Hilfe des Feuers Kupfer, Bronze und Eisen für seine Zweke| dienstbar macht und so in jahrtausendlanger Entwicklung von Es einer Kulturstufe zur anderen schreitet. BR 2 „Hier ist Gelegenheit zu einer gründlichen Einführung in das reizvolle Gebiet der ersten Entwicklung des Menschentums. Eine Fülle wissenschaftlicher Kennt- nisse erschließt sich dem Leser und die trefflichen Bilder vervollkommnen die gewonnenen Einblicke. Dem Buche ist weite Verbreitung zu wünschen.“ 5 Kleine Presse, Frankfurt a. n. 9 In 3 Jahren 35 000 Exemplare verkauft! 2 u beziehen durch jede Buchhandlung oder direkt vom Verlage | | von Strecker & Schröder in Stuttgart Die Volker des erdballs eigentümlichkeiten, Obdadı, nn dung, Lebensunterhalt, Sitten und | = Gebräuchen veranschaulicht das | prächtige, hochinteressante Werk: Illustrierte Völkerkund Unter Mitwirkung vonDr.A.Byhan, | | | W. Krickeberg, dr. R. Lasch, | | Prof. Felix von Luschan, Prof. Dr. W. Volz herausge gegeben von Dr. 6. Buschan. 480 Seiten mit 211 Tafeln und Abbildungen. Geheftet nur M 2.60, gebunden Sn Wie wird über das Buch geurteilt? Se, Kgl. Hoheit Prinz Rupprecht von Bayern (i. H. Auftr. Grat Pappenheim): „ein ausgezeichnetes, vortrefflich ausgestattetes Werk.“ Dr. m. Haberlandt, Kustos am k. u. k. Naturhis torischen Me 1 „Ein prächtig gelungenes Werk. Ein solches Buch hat uns bisher gefe Wirkl. Geh. Rat Professor Dr. Ernst Häckel, Exz.: Darstellung 1 5 Illustration dieses reichhaltigen, populären Werkes sind vortrefflich; ich wünsche ihm weiteste Verbreitung.“ i Professor Dr. €. Seler, Direktor am Kgl. Museum für Völker kunde in Berlin: „Iich halte dies Buch für eine der dankenswertesten Be- I reicherungen unseres Büchermarktes.‘ H. Singer, Herausgeber des „Globus‘: „ein höchst verdienstliches Werk, das weiteste Verbreitung verdient. Selten ist in Deutschland für einen | so geringen Preis etwas inhaltlich und äußerlich Gleichwertiges auf Baar a einem Wissensgebiet geboten worden.“ 3 ein einzig dastehendes Buck für das deutsche haus! Vier Wochen nach Ausgabe erschien das 16.— 19. Tausend. Die Abstammung des Menschen schildert Dr. Ludwig Wilser in seinem Buche: „mensch- werdung, Ein Blatt aus der Schöpfungsgeschichte“, Mit 7 Tafeln und 21 Textabbildungen. 144 Seiten. Geheftet M 1.—, gebunden M 1.80. Eine zoologische Ent- wicklungsgeschichte des Menschen. Alle bisher gefundenen Vorfahren oder Verwandte des Menschen werden uns geschildert. Sämtliche Funde von Urmenschen erhalten, unterstützt durch ein ausgewähltes Bildermaterial, eine ein- gehende Darstellung. Aus dem Inhalt: I. Ab- stammung. I. Der Vormensch. Il. Der Urmensch. IV. Aus- blicke: Sprache und Schrift — Kampf ums Dasein —Naturzüchtung und Artenbildung — Einzelauslese und Rassenkampf — Fort- pflanzung — Vererbung — Zuchtwahl beim Menschen usw. „Die Schrift ist geeignet, manchen Nebel zu zerstreuen und der Erforschung der Wahrheit, des höchsten Zieles des Menschen, den Weg zu weisen. Gute Abbildungen fördern die Lektüre.‘ Globus, Braunschweig. In 2⅜ Jahren 24000 Exemplare verkauft! Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder direkt vom Verlage von Strecker & Schröder in Stuttgart‘ Ein Buch über die Zwergvölker . Die Stellung der Pygmäenvölker in der I Entwicklungsgeschichte des Menschen 3 Von P. W. Schmidt, S. /. D. Groß-Oktav. 315 Seiten. Geheftet M 9.60 Der Verfasser gibt zunächst einen Ueberblick über die Körpereigenschaften. der Zwergvölker und bespricht dann ausführlich ihre materielle und geistige Kultur: Körperschmuck, Kleidung, Wohnung, Bereitung des Feuers, Waffen | und Werkzeuge — geistige Befähigung, Sprache, Kunst, Religion, Sitten und Gebräuche. ? Schließlich gibt er eine Einteilung und Gliederung der Pygmäenvölker und zeigt, { daßdieseZwergrassenkeineVerkümmerungsformendarstellen, sondern unter die ältesten Völker der erde gezählt werden | müssen und überall dort, wo wir sie jetzt noch antreffen, als | die ältesten, die Urvölker, anzusehen sind. x Die Balkanvölker in Vergangenheit und Gegenwart Von Dr. Georg Buschan Oktav. 56 Seiten mit 18 Abbildungen. Geheftet M 13 Ausgehend von den Nachrichten der Alten über die vorgeschichtlichen Völker der Balkanhalbinsel schildert der Verfasser im ersten Teil seiner Arbeit die verschiedenen vorgeschichtlichen Stämme auf Grund ihres uns durch die Aus- | grabungen überkommenen Kulturbesitzes, der von ihnen erhaltenen Skelett- | überreste, der bildlichen Darstellungen auf dem Tropäum zu Adamklissi usw. | Sodann gibt er einen kurzen Rückblick über die Völkerbewegungen, die in der | geschichtlichen Zeit bis zur Besitzergreifung durch die Osmanen stattgefunden | haben, und beschäftigt sich im zweiten Teil ausführlich mit den heute x auf dem Balkan ansässigen Völkern, ihrer Körperbeschaffen- | heit, ihrer Tracht, Sprache, ihrenSittenundGebräuchen. e 3 lich streift er kurz die politischen Verhältnisse und versuch einen Ausblick in die zukünftige Verteilung der e 1 zu tun. i 5 Sn s 2 “ Die morphologische Abstammung des Menschen besen. Yon pr.. f. 5. 0 i | Groß-Oktav. 104 Seiten. Geheftet M 3.60 ES „Auf Grund reicher, durch langjährigen Aufenthalt in den Tropen gesammelter | Erfahrungen spricht der Verfasser die persönliche Ueberzeugung aus, daß es | keine minder- oder mehrwertigen Rassen gibf, sondern nur ein Anderssein, | ein zeitweises Zurückgebliebensein bei nicht gleicher, aber doch gleichwertigen“ Anlage.“ : Naturae Rapitatesi; 2] RER GREAT re Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder direkt; vom Verlage von Strecker & Schröder in Sedan f „ Z 2 An + N * a Freude, Unterhaltung und Belehrung verſchafft jedem Natur⸗ freunde ein richtig ein⸗ gerichtetes, wenig Pflege erforderndes, hübſches Zimmer⸗ Aquarium Verlangen Sie ſof. Katal. mit 230 Abbildungen über Aquarien, Fiſche, Pflan- zen uſw. und ausführliche Anleitung gegen 25 Pf. 5 IE in Marken oder illuftrierte Liſte 16 gratis v. größt. Aquar.- u. Terrarien-Verſandhaus A. Glaſchker, Leipzig 3. 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Durch die Verichiedenheit der Korngröße iſt der Liebhaber in den Stand geletzt, feinen Pfleglingen die ihnen zulagende Körnung ver- abfolgen zu können. ferner ilt das Futter im Verbrauch ſehr ſpar— ſam, da nichts im Waller, weil zu große oder zu kleine Brocken, verdirbt. en ie ä 5 1a 4 1/10 1/20 Liter Inhalt Cadenpreiſe MI... 1 05 0 Die ½b0 Doſen liefere nur dafür ſind: an Wiederverkäufer Wiederverkäufer erhalten hohen Rabatt. W ” \ LIHATITS * 2 Er “ . . 5 Alt 2 TAN } | | Verlangen Sie Proipekt vom Erfinder Chemiker G. Naberle, Ramburg 23 Wo nicht erhältlich, verſende nur gegen Voreinfendung von 1.70 Mark (Poitanweifung koitet 10 Pfg.) 2 Dofen a Yıo und 1 Doſe a ½o Liter franko als eingeichriebenes „Muſter ohne Wert“. Reichelts Tierexport Berlin N 24, Ellaßerſtraße 12 - Fernsprecher Amt II, 8131 empfiehlt Reptilien, Amphibien in grösster Auswahl F Hauptkatalog 500 Abbildungen 200 Seiten ſtark franko gegen M 1.20 (Ausland M 1.45) in Briefmarken & Verlag von Strecker & Schröder in Stuttgart Jedem Naturfreund ſei beſtens empfohlen: Die Naturdenkmalpflege Die Beſtrebungen zur Erhaltung der Naturdenkmäler und ihre Durchführung Von Profeſſor W. Bock Geſchäftsführer des Hannoverſchen Provinzial— und Bezirkskomitees für Naturdenkmalpflege Mit 8 Tafeln und 17 Abbildungen im Text. Oktav. 117 Seiten. Geheftet M 1.—, gebunden M 1.40 („Naturwiſſenſchaftliche Wegweiſer“, Serie A, Band 10) Der Schutz der Natur iſt die vornehmſte Aufgabe jedes wahren Naturfreundes. Mächtig hat in den letzten Jahren eine Bewegung Wurzeln gefaßt, die die Anterſtützung des ganzen Volkes verdient. Sie will die zum Teil ſchon im Verſchwinden und Ausſterben begriffenen Schönheiten der heimatlichen Natur, „die Natur demkmäler“, erhalten und ſchützen, gewiß ein Ziel, swie es vornehmer, nicht gedacht werden kann. Noch iſt die Zahl der Aufklärungsmittel verſchwindend gering, und es werfen ſich deshalb bei der Neuheit der Bewegung täglich die Fragen auff: Was find Naturdenkmäler ?: Warum ſollen ſie geſchützt werden? Wie iſt ihr Schutze zu erreichen?; In ſachkundiger Weiſe gibt das vorliegende Bändchen darüber Aufſchluß. Das Buch iſt ſein vortrefflicher Berater für jeden, dem die Erhaltung der nafür- lichen Schönheit am Herzen liegt, die kein Buch, kein Bild und kein Modell erſetzen kann. Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder direkt vom Verlage Strecker & Schröder in Stuttgart Verlag von Strecker & Schröder in Stuttgart Hawaii, Dſtmikroneſien und Samoa Meine zweite Südſeereiſe (18971899) zum Studium der Atolle und ihrer Bewohner. Von Marineoberſtabsarzt Prof. Dr. A. Krämer. Mit 20 Tafeln und 136 Textabbildungen. Groß-Oktav. 585 Seiten. Geh. M 10.—, geb. M 12.— Das Buch des unermüdlichen Erforſchers der Südſee iſt in einem angenehmen Plauderton geſchrieben, der ſich mit ſtrengwiſſenſchaft— licher Gründlichkeit paart. In dieſer glücklichen Vereinigung liegt die Garantie, daß das Werk von den zahlreichen Gebildeten, die ſich für Länder- und Völkerkunde intereſſieren, gern geleſen wird. Das Werk bringt aber auch für den Gelehrten, den Zoologen, Geologen, Kolonial- gelehrten manche Anregung. Die ethnologiſche Literatur iſt durch das Krämerſche Buch um eine wertvolle Arbeit bereichert worden. Krämer zählt zu den berufenſtenSchilde⸗ rern der Südſee. Jahrelang hat er auf der Perle der Südſee, Samoa, zu: gebracht, mit Land und Leuten vertraut wie wenige, und in⸗ nigen Anteilgenom⸗ men an dem unru⸗ big wechſelvollen Geſchick dieſes herr⸗ lichen Landes; auch in anderen Teilen Poly- neſiens und beſonders auch in Oſtmikroneſien iſt er zu Haus, und die Süd⸗ ſee bat es ihm angetan, ſie lockt ibn immer wieder binaus. Im vorliegenden Buch wendet er ſich an ein breiteres Publikum und gibt eine feſſelnde Schilderung ſeiner zwei— ten Südſeereiſe. Eine Fülle von Kultur- ſchilderungenfindet der Leſer hier, und auch ihn erfaßt bei⸗ nahe eine Sehnſucht nach der Südſee. Nichts entgeht Krämer. Mein Gewährsmann und Fiſcher Malaia von Siumu Aeber alles weiß er zu berichten, über Sitten und Gebräuche, Werkzeuge und Waffen, Spiel und Tanz (Schwäbiſcher Merkur.) OD DD Zu beziehen durch alle Buchhandlungen; falls fich keine ſolche am Orte befindet, direkt vom Verlage Strecker & Schröder in Stuttgart Dreißig Jahre in der Südſee Land und Leute, Sitten und Gebräuche im Bismarckarchipel und auf den deutſchen Salomoinſeln. Von R. Parkinſon. Herausgegeben von Dr. B. Ankermann, Direktorial-Aſſiſtent am Königl. Muſeum für Völkerkunde zu Berlin. Mit 56 Tafeln, 141 Textabbildungen und 4 Leberſichtskarten. Groß-Oktav. XXII, 876 Seiten. Geheftet M 14.—, gebunden M 16.— Der Bezug kann auch gegen Ratenzahlungen erfolgen. Wohl keiner der Lebenden hat in unſeren Südſeeſchutzgebieten mehr geſehen und erlebt als Richard Parkinſon. Er machte ſich im Jahre 1875 als einer der wenigen Koloniſten, die der deutſchen Flagge bahn— brechend vorausmarſchierten, auf Samoa anſäſſig, um im Jahre 1882 auf die Gazellehalbinſel überzuſiedeln. Von hier aus hat er, all die Gefahren nicht achtend, die ihn oft begleiteten, ſämtliche Küſten des Archipels auf zahlreichen Reiſen beſucht und immer wieder beſucht. Parkinſon hat dabei verſchiedene Inſeln entdeckt, die vor ihm noch kein Fuß eines Weißen betreten hatte. Da er außerdem durch ſeine Tätig— keit als Pflanzer in die Lage verſetzt war, Arbeiter anzuwerben, ſo war er in ſtändigem Verkehr mit zahlreichen Eingeborenen der ver— ſchiedenſten Landesteile und iſt im Laufe der Zeit der beſte Kenner der Eingeborenen geworden. Parkinſon beſaß ein angeborenes Talent, mit feindlichen und furcht— ſamen „Wilden“ umzugehen. Die Eingeborenen lernten ſeine Hilfe ſchätzen, welche er ihnen in ihren Nöten bot; ſie faßten großes Ver— trauen zu dem weißen Mann, der ſich ſtets als ihr Freund und Helfer erwies. Es iſt ſein Verdienſt, daß auf einem großen Teil der Gazelle— halbinſel friedliche und geordnete Zuſtände einzogen. Parkinſon hat die Sitten und Gebräuche der dortigen Völker bis in ihre intereſſanteſten und intimſten Einzel- heiten kennen gelernt und ſtudiert und weiß den Leſer durch ſeine lebenswahre, packende Darſtellung ſowie durch die Beigabe zahlreicher vorzüglicher Bilder von Anfang bis Ende zu feſſeln. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen; falls ſich keine ſolche am Orte befindet, direkt vom Verlage Strecker & Schröder in Stuttgart OD OD . .. Man darf das Parkinſonſche Buch ruhig als das Standardwerk über Mela— neſien bezeichnen; keines der bisher über dieſes Gebiet erſchienenen Werke reicht an die Bedeutung des Parkinſonſchen heran, und es wird vielleicht niemals überholt werden können . . . Es iſt gleich wertvoll für den Kolonialmann wie für den Geographen und Ethnologen. Durch die feſſelnde Darſtellung, das Lebendige und Unmittelbare der Schilderung muß es aber auch jeden Laien auf das lebhafteſte intereſſieren. So koſtbar und wertvoll wie die Mitteilungen ſind auch die Abbildungen, ſämtlich nach photo— graphiſchen Aufnahmen Parkinſons reproduziert ... (Deutſche Kolonialzeitung.) Es wäre vermeſſen, die Fülle auch nur des neueſten wertvollſten Materials im Rahmen einer Beſprechung hervorheben zu wollen; der unſchätzbare Wert dieſer wiſſenſchaftlichen Lebenser— fahrungen wird in vollem Umfang erſt ſpäteren Gene— rationen erkennbar werden, wenn die Möglichkeit per— ſönlicher Anſchauung der jetzt ſchon zum Teil wohl nur noch in Parkinſons eigenen Sammlungen ver— tretenen Zeichen ſeiner Süd— ſeezeit noch mehr dem Natur: leben entzogen ſind, und das geht, wie geſagt, nur all— zu ſchnell. „Dreißig Jahre in der Südſee“ bedeutet die Inſchrift eines unver— gänglichen Denkmals zum Ruhm eines genialen Kolo— niſten, dem die Wiſſenſchaft der Mitwelt, noch mehr aber der Nachwelt großen Dank ſchuldet. (Petermanns geographiſche Mitteilungen.) Hahnenmaske. Gazellehalbinſel Abbildung aus: „Parkinſon, Dreißig Jahre in der Südſee“ Zu beziehen durch alle Buchhandlungen; falls ſich keine ſolche am Orte DO befindet, direkt vom Verlage Strecker & Schröder in Stuttgart J SMITHSONIAN INSTITUTION LIBRARIES III 9088 00054 8206 FERIEN Nr BL PLIEPIITERER SE PESGEDINN 1 ee