+l es (4 “ir MN Pes rat 4 [7 ri or taratetrte “ Bee i Het, . oe Seen ole ie RR | ur, Perse * u. 2 RR « i Pel 9 76, « u N +. nA ge ¢ > ; 252525 Pyrat pa 8.6 PP. ‘ate ote of O19, Le) Ne iS SPS be Beer, +) oe , 2 [7 pfs? et CH) ere tote eotet Wale) is e307, rr eteo tate nr Be | bat RR LRRHR Er Tretbisteneraetetenrevetetertceeteteceteletts hp ” „Le site cere eaehe * > en * ” en Rok Moh ee hene cs on N * siete H WERRORR vie 7m ’* leitete ar % Ts t : 1 RS “ BR Kosens done neon rneoehe oc pe pcene se SET RR REERR totes +} BER sretenecinl payee RR RLLGE one Dhak a De aE On Th 1698 2008 3 RAC aR eo eR OK Dh GA ©, + Poe ened te * ON hte hi he ‘Siete UK opteraeg Te sr er ANATOMISCHER ANZEIGER CENTRALBLATT FUR DIE GESAMTE WISSENSCHAFTLICHE ANATOMIE “ AMTLICHES ORGAN DER ANATOMISCHEN GESELLSCHAFT HERAUSGEGEBEN VON Dr. KARL von BARDELEBEN PROFESSOR AN DER UNIVERSITAT JENA 48. BAND MIT 257 ABBILDUNGEN IM TEXT UND 3 TAFELN JENA VERLAG VON GUSTAV FISCHER 1915—1916 ‘ : zer rk Seer? Inhaltsverzeichnis zum 48. Band, Nr. 1—24. I. Aufsätze. Ballowitz, E., Uber Erythroiridosome und Erythromelaniridosome in der Haut von Knochenfischen. Mit 6 Abbildungen. S. 582—586. Birkner, F., Ein angeblich fossiles menschliches Femurfragment aus dem Rheintaldiluvium. Mit einer Abbildung. S. 183—188. Bolk, L., Über die Entstehung des Schmelzseptum. Mit 10 (139) Abbildungen. S. 20—31. S. 33—54. —, Uber ein Gebiß mit vaskularisierten Schmelzorganen. Mit 6 Ab- bildungen. S. 328—335. Bolkay, St. J., Beiträge zur Osteologie einiger exotischer Raniden. Mit 10 Abbildungen. 8S. 172—183. Bonnet, R., Moritz Nusspaum +. S. 489—495. Bregmann, L. E., Neue Untersuchungen zur Kenntnis der Pyra- midenbahn. 1. S. 75—80. —, Neue Untersuchungen zur Kenntnis der Pyramidenbahn. 2. Die Oblongatapyramide des Elephanten. Mit 3 Abbildungen. S. 235 bis 240. Cohn, Ludwig, Die orbitale Frontomaxillarsutur beim Menschen. Mit 7 Abbildungen. S. 365—384. —-, Notizen über den Menschenschädel. 1. Die orbitale Maxillarnaht. S. 519—525. v. Ebner, V., Über ein Blutextravasat im Nagelkörper. Mit 2 Ab- bildungen. S. 128—133. Eisler, P., Aupert OppeL +. S. 414—415. Fernandez, Miguel, Uber einige Entwickelungsstadien des Peludo (Dasypus villosus) und ihre Beziehung zum Problem der speziti- schen Polyembryonie des Genus Tatusia. Mit 10 Abbildungen, davon 8 auf einer Doppeltafel. S. 305—327. were IV Fiebiger, J., Über Eigentümlichkeiten im Aufbau der Delphinlunge und ihre physiologische Bedeutung. Mit 13 Abbildungen. S. 540 bis 565. v. Frisch, Bruno, Zum feineren Bau der Membrana propria der Harnkanälchen. Mit einer Tafel und 5 Abbildungen im Text. S. 284—296. Grahn, Erik, Uber Differenzierungserscheinungen der Linse während des embryonalen Lebens. Mit 7 Abbildungen. S. 81—92. Greschik, Eugen, Das Mitteldarmepithel der Tenthrediniden- Larven; die Beteiligung des Kerns an der blasenförmigen Sekretion. Mit 11 Abbildungen. S. 427—448. ; Grosser, Otto, Die Beziehungen zwischen Eileiter und Ei bei den Säugetieren. Mit 4 Abbildungen. S. 92—108. Hanke, H., Uber die Brustflosse von Mesoplodon bidens (Sow.). Mit 2 Abbildungen. S. 59—62. Honigmann, H., Das Primordialkranium von Megaptera nodosa Bonnat. Mit einer Tafel. S. 113—127. Jacobshagen, Eine Umrandungsfalte an den Agmina Peyeri des Dünndarms menschlicher Embryonen. Mit 7 Abbildungen. S. 65 bis 75. —, E, Zur Morphologie des Spiraldarms. Mit 16 Abbildungen. S. 188—201. S. 220—235. S. 241—254. —, Eine spiralfaltenähnliche Reliefbildung im Mitteldarm der Schild- krötenfamilie Trionyx und ihre Stellung zur echten Spiralfalte. Mit 11 Abbildungen. S. 353—365. Jaekel, Otto, Die Flügelbildung der Flugsaurier und Vögel. Mit 6 Abbildungen. S. 1—19. Keibel, Franz, A. A. W. Husrecat +. S. 201—208. —, Uber die Grenze zwischen miitterlichem und fetalem Gewebe. Mit einer Abbildung. S. 255—260. —, Der Ductus endolymphaticus (Recessus labyrinthi) bei Schildkröten. Mit 5 Abbildungen. S. 466—474. Kolmer, Walter, Uber einige durch Ramon ¥ Casav’s Uran-Silber- methode darstellbare Strukturen und deren Bedeutung. Mit 20 Ab- bildungen. S. 506—519. S. 529—540. Lichal, Franz, Beiträge zur Anatomie und Histologie des Tränen- nasenganges einiger Haussäugetiere. Mit 6 Abbildungen. S. 296 bis 303. S. 341-352. ana ete Nusbaum-Hilarowicz, Joseph, Uber den Bau des Darm- kanals bei einigen Tiefseeknochenfischen. Mit 7 Abbildungen. S. 474—484. S. 497—506. Sankott, Alfons, Uber einen eigenartigen Fall von Stenose des Isthmus aortae. Mit 5 Abbildungen. S. 261—271. S. 273—284. Schiller, Antonie, Das Relief der Agmina Peyeri bei Tapirus americanus. Mit 4 Abbildungen. S. 54—59. Schlaginhaufen, Otto, Über einige Merkmale eines neolithischen Pfahlbauerunterkiefers. Mit 5 Abbildungen. S. 209—219. Schreiner, K. E., Über Kern- und Plasmaveränderungen in Fett- zellen während des Fettansatzes. Mit 24 Abbildungen. S. 145—171. v. Schumacher, Siegmund, Über eine besondere Form des bla- sigen Stützgewebes vom chordoiden Typus mit Fetteinlagerung. Mit 7 Abbildungen. S. 385— 396. Stieve, H., Über Hyperphalangie des Daumens. Mit einer Abbil- dung. S. 565—581. Studnicka, F. K., Ein weiterer Beitrag zur Kenntnis der Zell- verbindungen (Cytodesmen) und der netzartigen (gerüstartigen) Grundsubstanzen. Mit 8 Abbildungen. S. 396—413. S. 417—427. Stuurman, F. J., Die Lokalisation der Zungenmuskeln im Nucleus hypoglossi. Mit 16 Abbildungen. S. 593—610. Triepel, Hermann, Alter menschlicher Embryonen und Ovulations- termin. S. 133—140. Vonwiller, Paul, Die Sphäroplasten von Amoeba proteus. Mit 3 Abbildungen. S. 485—488. Wallenberg, Adolf, Abnorme Bündel des Fornix und der Pyra- midenbahn beim Meerschweinchen. Mit7 Abbildungen. S. 141— 144. Wegner, Richard N., Hermann KraatscHh f. Mit einem Bildnis von Hermann Kraansch S. 611—623. Wiedersheim, R., Hans von Arten, Nachruf. S. 109—112. Ziegler, H. E., Das Kopfproblem. Mit 7 Abbildungen. 8. 449—465. Zimmermann, K. W., Über das Epithel des glomerularen Endkammer- blattes der Säugerniere. Mit 2 Abbildungen. S. 335—341. II. Literatur. Aa 162 Nele ga Na, HNO, 8. 33 48. — Nr. 18/19, S. 49—64. VI III. Anatomische Gesellschaft. Bekanntmachung. S. 32, 416. Quittungen. S. 63—64, 80, 112, 144, 528, 590—591, 624. Postaufträge. S. 64. Neues Mitglied. S. 80. IV. Personalia. Hubrecht, Prof. Dr. A. A. W., S. 80. — Zander, Prof. R., S. 112. — Dependorf, Prof. Dr. Theodor, S. 144. — Zander, Prof. R., Berg, Prof. W., S. 272. — Oppel, Prof. Dr. Albert, S. 384. — Boveri, Prof. Th., S. 416. — Nussbaum, Prof. Dr. Moritz, S. 448. — Klaatsch, Prof. Hermann, S. 528. — Fürbringer, Geheimrat Prof. Dr. Max, S. 591. — Hasse, Geh. Med.-Rat Prof. Dr., S. 591. — Frohse, Dr. Fritz, S. 624. V. Sonstiges. Bücheranzeigen, S. 32, 63, 271—272, 415, 495—496, 526—527, 587 bis 590. An die Herren Mitarbeiter, S. 64, 303 —304, 592. Berichtigung, S. 112. Versammlungen, S. 272. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt fiir die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der „Anatomische Anzeiger“ erscheint in Nummern von zwei Druckbogen. Um ein rasches Erscheinen der Beiträge zu ermöglichen, werden die Nummern aus- gegeben, sobald der vorhandene Stoff es wünschenswert macht, ev. erscheinen Doppel- nummern. Der Umfang eines Bandes beträgt etwa 46 Druckbogen, oder Ausgleich durch Tafeln, der Preis 16 Mark. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 48. Bd. >= 9, März 1915. % No. 1. Insart. Aufsätze. Otto Jaekel, Die Flügelbildung der Flugsaurier und Vögel. Mit 6 Abbildungen. S. 1—19. — L. Bolk, Uber die Entstehung des Schmelzseptum. Mit 10 (139) Abbildungen. (Schluß folgt.) S. 20—31. Bücheranzeigen. Nachtrag zu der Besprechung von MERKEL, S. 32. Anatomische Gesellschaft, S. 32. Aufsätze. Nachdruck verboten. Die Flügelbildung der Flugsaurier und Vögel. Von Otto JAEKEL, Greifswald. Mit 6 Abbildungen. Die Umbildung der vorderen Gliedmaßen zu Flügeln ist sowohl bei den Pterosauriern wie bei den Vögeln noch ungeklärt, insofern noch durchaus strittig ist, welche der fünf primären Finger zu Flug- stützen umgeformt sind. Beide Probleme sind in neuerer Zeit dadurch noch in engeren Konnex gekommen, daß die meisten Autoren, die sich mit diesen Fragen beschäftigten, die Deutung des einen Typus auch auf den anderen übertrugen. In beiden Fällen ist der Hauptpunkt der Differenz, ob der erste Finger verkümmert ist oder nicht. Danach wur- den die krallentragenden Finger sowohl bei den Pterosauriern wie bei Archaeopteryx entweder zu den Fingern I II III oder zu II IIL 1V und Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze 1 2 demgemäß der Flugfinger der Pterosaurier zum 4. oder 5., die drei rudimentären Finger der Vögel zum 1. bis 3. oder zum 2. bis 4. Ich glaube, daß uns Jetzt aus der Paläontologie und Embryologie genügend Material vorliegt, um diese Frage im Zusammenhang zu entscheiden. Wenn ich hierbei die vergleichende Anatomie nicht erwähne, so liegt es daran, daß ich sie nicht für ein Wissensgebiet, sondern für eine Methode halte, die wir in gleicher Weise auf fossiles wie rezentes Material über- tragen müssen. In der Beurteilung des Pterosaurier-Flügels lassen sich die gegen- sätzlichen Auffassungen durch die Abb. 1A und B am klarsten er- läutern. Die in Abb. A dargestellte Auffassung rührt von Cuvier her, ist dann von dem ausgezeichneten Kenner fossiler Reptilien HERMANN v. MEYER sowie von THomas HUxLEY übernommen und in. neuerer Zeit besonders von SAMUEL Wiuuiston, Haton und ABEL gestützt worden. Die durch Abb. 1B anschaulich gemachte Auffassung ver- traten namentlich Rico. Owen, O. C. Marsu, C. v. Zirren, R. G. SEELEY, F. PLIENINGER, E. STROMER v. REICHENBACH und viele andere. Die letztgenannte, gerade bei den deutschen Paläontologen herr- schende Meinung (Abb. 1B) nimmt also die vorn gelegene, von der Handwurzel ausgehende Knochenspange als ersten Finger, zählt dem- gemäß die drei bekrallten Finger als zweiten bis vierten und den großen Flugfinger als fünften. Andererseits hatte, wie gesagt, schon Cuvier die vorn gelegene Knochenspange als Neubildung und zwar als Sehnenverknöcherung im proximalen Vorderrand der Flughaut gedeutet. Im Sinne dieser Auffassung wurde also die vordere Sehnen- verknöcherung zu einem „Spannknochen“, und demgemäß wurden die drei bekrallten Finger als erster bis dritter, der Flugfinger als vierter gezählt. Der letzte Finger war nach dieser Zählweise verkümmert. Die Gründe, die in neuester Zeit PLIENINGER, einer der besten Kenner der Pterosaurier, für seine Meinung geltend machte, waren in Kürze folgende. Er sagt, das allgemeine Reduktionsgesetz von GEGEN- BAUR, wonach die Rückbildung der Zehen an der ulnaren Seite ein- setze, sei nicht allgemein maßgebend, weil bei Seps chaleides nach den embryologischen Untersuchungen von SEWERTZOFF die vorhandenen, 2, 3, 3 Phalangen tragenden Finger nicht der erste bis dritte, sondern der zweite bis vierte sein müßten, und daß somit außer dem fünften auch der erste Finger reduziert sei. Nun wird man einem einzelnen Reduktionsvorgange, durch den auch einmal die erste Zehe betroffen würde, doch bei weitem nicht die Bedeutung beimessen können, wie 3 der sonst häufigen Reduktion der ulnaren fünften Zehe, um so mehr, als im Falle von Seps auch gleichzeitig die fünfte Zehe reduziert ist. Auf die Gründe, die PLIENINGER für seine Ansicht aus der Deu- tung des Flügelskeletes der Vögel herleitet, komme ich später zurück, und will jetzt nur die Momente erwähnen, die er aus der vergleichenden Anatomie des Reptilskeletes entnimmt. Er bezweifelt, daß die Glied- maßenanlage innerhalb der Reptilien soweit geklärt sei, daß man eine bestimmte Ausbildung der Reptilgliedmaßen als iiypus ansehen müsse, und möchte sogar an Stelle der jetzt wohl allgemein ange- nommenen Phalangenfor- mel der Reptilien 2.3.4. 5.4—8 lieber 2.3.4.4.3 setzen. Solche Zweifel sind aber kaum mehr berechtigt. Ebenso sicher wie die fünf- fingerige Anlage der ganzen Reptilhand ist die Gliede- rungsformel ihrer Finger und Zehen. In einer Zu- sammenstellung der älte- sten Funde von Wirbeltier- gliedmaßen habe ich für die paläozoischen Reptilien die oben angegebene Formel 2.3.4.5. 4—3 festlegen können. Abweichungen von diesem Normaltypus sind Abb.. 1. Die gegensätzlichen Auffassungen des erst das Ergebnis späterer Flugskeletes der Pterosaurier. Sp Die Spannkno- chen. I— V Die verschiedene Zählung der Finger. Anpassungen an besondere Funktionen der Gliedmaßen. Wenn PLIENINGER für seine Anschau- ungen dabei auf den triadischen Proneusticosaurus verweist, so ist das eben ein solcher jüngerer, dem Wasserleben angepaßter Sauropterygier, der für unser Urteil über die Grundform des Reptilfußes in keiner Weise maßgebend sein kann. Übrigens sind auch dessen distale Phalangen mangelhaft erhalten und bei rundlichem Umriß so weit voneinander getrennt, daß man aus ihrer Erhaltung keinen sicheren Rückschluß auf ihre Anlage und einstige Form ziehen kann. W. Vouz, der diesen Fund durchaus objektiv beschrieben hat, gibt überdies an, daß bei beiden Arten in ihrer ,,Schwimmhand“ der 1* 4 vierte Finger der längste ist. Das stimmt mit der primitiven Anlage des Reptilfußes überein und ist auch von C. Rast ganz allgemein für die Ontogenie der Reptiliengliedmaßen bestätigt worden. Dieser im allgemeinen größeren Länge des vierten Fingers entspricht eben ihre normal höhere Phalangenzahl. Welchen Schwierigkeiten die von PLIENINGER vertretene Auf- fassung begegnet, kennzeichnet am besten folgender Passus bei ihm selbst: ‚Nehmen wir nun bei den Vorfahren der Pterosaurier eine mit der Normalphalangenzahl 2. 3. 4. 5. 3. versehene Hand an, so müssen wir, falls wir den fünften Finger als Flugfinger zählen, am zweiten bis vierten Strahl je Reduktion um eine Phalange annehmen, welche hervorgerufen ist durch verminderte Funktion. Am fünften Finger sind wir genötigt, mit Vermehrung um eine Phalange zu operieren, welche hervorgerufen wird durch dessen so enorm gesteigerte Funk- tionsleistung. Gehen wir aber von der mir richtiger erscheinenden Normalzahl 2. 3. 4. 4. 3. als der ursprünglichen Phalangenzahl der Hand der Vorfahren dieser Tiere aus, so wäre beim vierten Finger die Reduktion um eine Phalange noch nicht eingetreten, und es scheint mir in der Tat die, bei allen jurassischen Pterosauriern beobachtete, außerordentlich verkürzte Mittelphalange dieses Fingers zu beweisen, daß sie noch in Reduktion begriffen ist.“ Dieser Auffassung gegenüber war der Standpunkt von Sam. WILLISTON viel einfacher. Er sagte, daß der Flugfinger seme Endklaue verloren habe, und unter dieser Annahme die Zahl der Phalangen der vorhandenen Finger der Normalzahl des zweiten bis vierten Fingers der Reptilien durchaus entspräche. Würde man — so folgert er — den Flugfinger als fünften annehmen, so müßte man seine Endphalange als eine sehr verlängerte Endklaue betrachten; einer solchen Annahme widerspräche aber die Tatsache, daß sich innerhalb der Pterosaurier eine Tendenz zur Verlängerung der proximalen und einer Verkürzung der distalen Glieder geltend macht. Auch vom physiologischen Stand- punkt werden wir kaum annehmen können, daß die Endklaue an dem Flugfinger erhalten bleiben konnte. Auch bei den Vögeln verschwinden sie ja sehr bald. Den Wıruıston gegenüber von E. STROMER ge- machten Einwänden, daß er sich bei der Beurteilung dieser morpho- genetischen Vorgänge auf die jüngsten Flugsaurier der amerikanischen Kreide stütze, kann ich hierbei ebensowenig anerkennen, wie seinen Hinweis darauf, daß Sesambeine wohl an der ulnaren, nicht aber an der radialen Handseite aufträten, und der Spannknochen der Flug- jor saurier am Carpus verdickt sei, was auch bei den Sehnenverknéche- rungen nicht vorkäme. Nun, ich meine, die Flügelbildung der Ptero- saurier ist doch so eigenartig, daß man sie einerseits als Ganzes auch in den jüngeren Gliedern beurteilen kann und andererseits auf ihre Spezialisierungen die Schablone anderer Differenzierungen nicht ohne weiteres übertragen darf. In dem Streit der Meinungen über das angeschnittene Problem wird nun die morphogenetische Bedeutung nicht zu bestreiten sein, die die Handbildung der älteren Dinosaurier für den Bau des Ptero- saurier-Flügels hat. Es ist zwar von einzelnen Autoren aus diesen oder jenen Gründen darauf hingewiesen worden, daß die Flugsaurier sowie die Vögel von primitiveren Reptilien abstammen müßten, als die Dinosaurier sind, aber erstens kannte man früher die Organisation der älteren triadischen Dinosaurier nur recht unvollkommen und zweitens wird bei solchen Verwandtschaftsproblemen gewöhnlich der onto- genetische Reduktionsprozeß unterschätzt, den die meisten Typen bei ihrer phylogenetischen Entstehung erfuhrent). Es kann jedenfalls keinem Zweifel unterliegen, daß die primitiven Dinosaurier sowohl dem Pterosaurier- wie auch dem Vogeltypus am nächsten stehen, und daß wir uns auch theoretisch einen wesentlich anderen Ausgangspunkt für die Entstehung dieser Gruppen kaum vorstellen können. Zur näheren Erläuterung der Eigenart des Flügelskeletes, das bei den Pterosauriern in allen wesentlichen Punkten übereinstimmt, diene die beistehende Abb. 2, die schematisch gehalten ist, sich aber hinsichtlich der Carpalia und des Gelenkes an der ersten Flügelphalange bei G2 auf F. Prienineer’s Darstellungen von Rhamphorhynchus Kokeni Pl. und Pterodactylus suevicus Qu. stützt. Sie zeigt das distale Ende des Mittelarmes mit Ulna (U) und Radius (R), das große proximale Carpale, das, wie ich annehme, aus dem Ulnare und Inter- medium durch Verwachsung entstanden ist. Daß das Intermedium hier nicht wie bei den Vögeln mit dem Radiale verwächst, schließe ich aus der geringen Funktion, die der radiale Strahl bei der kleinen Aus- bildung des ersten Fingers hat. Andererseits dürfte der Zug des Flügels durch das große Metacarpale TV den ulnaren Strahl funktionell so stark belastet haben, daß sich das Ulnare stark entwickelte und zur Verschmelzung mit dem Intermedium gedrängt wurde. Als ein hierbei 1) O. JAEREL, Über verschiedene Wege phylogenetischer Entwickelung. Gust. Fischer, Jena 1902. 6 seitlich verdrängtes Radiale möchte ich den ersten stets kurzen Spann- knochen deuten, der bei konstanter Lage proximal immer verbreitert ist und dadurch schon E. STROMER in der Deutung als Sehnenverknöche- rung befremdlich erschien. Als solche betrachte ich nur noch den distalen Spannknochen (Sp), der also zur Versteifung des Vorderrandes eines Propatagiums diente. Starke seitliche Vorragungen von Fuß- wurzelknochen sind ja keineswegs selten und bisweilen so frei, daß sie Abb. 2. stellung des Handskeletes der Flugsaurier, linke Hand. de Schematische Dar- distale Carpalia G, primäres Armgelenk. G, Gelenk des Flugfingers. mc Metacarpalia. r Radiale. R Radius. sp Spann- knochen. wu.i Ulnare und Intermedium. UUlna. I bis IV Der erste bis vierte Finger. sogar als überzählige Finger oder Zehen ge- deutet wurden. Die Größe des einen dista- len Carpale entspricht der Größe des Meta- carpale IV. Daß es aber nur aus einem distalen Carpale 4 hervorgegangen sei, ist wenig währscheinlich; es wird wohl auch die Anlage des Carpale 5 bei der Ver- kümmerung des fünften Fingers in sich aufgenommen haben. Das kleinere distale Carpale würde dann wohl die Carpalia 1—3 umfassen. In den Metacarpalien hat das Me IV als Träger des Flugfingers die Stütz- funktion der ganzen Hand übernommen, so daß die übrigen Metacarpalien I—III zu dünnen Spangen verkümmern konnten. Die Phalangenzahl der ersten, krallen- tragenden Finger 2, 3, 4 fügt sich klar dem Schema der Reptilhand ein, wenn wir eben diese Finger als ersten bis dritten deuten. Am vierten, dem riesigen Flugfinger ist die Ausbildung der großen Gelenkrolle zwi- schen Me IV und der ersten großen Pha- lange IV1 schon vielfach bemerkt und in seiner physiologischen Bedeutung geklärt worden. Es beweist, daß der Flügel hier eingeklappt werden konnte. Er war im übrigen Verlaufe, wie ABEL gezeigt hat, bei den Longicaudata steif, bei den Brevicau- data beweglicher. Das gilt wenigstens in erster Linie von den Pterodactylen, während die jüngeren Pteranodonten mit ihren fast 4 m langen Riesen- flügeln wohl auch steifere Segel besaßen. Von dem fünften Finger ist keine Spur erhalten. Das kann aber in keiner Weise auffallen. Reduktionen des letzten Fingers sind durchaus häufig und ein Vergleich mit dem Handskelet der älteren Dinosaurier (Abb. 3) wird die Ursache der Rückbildung bei ihren Nachkommen, den Ptero- sauriern, noch leichter verständlich machen, weil der fünfte Finger dort schon rudimentär und von der übrigen Hand scharf nach innen abgezweigt war. Mit der Bildung einer Flughaut von dem ursprünglich und sicher auch in der Embryonalanlage der Pterosaurier längsten, vierten Finger wäre die weitere Erhaltung des fünften in der schon für die Dinosaurier charakteristischen Stellung nicht nur sinnlos, sondern geradezu störend gewesen. Ebenso zwecklos wäre die Er- haltung der Kralle am Flugfinger gewesen. Flughäute schließen die aus der Haut vorragenden Krallen nicht ein, können sie also auch nicht in ihren Bereich ziehen und umgestalten. Ihre Rückbildung, die in gleicher Weise auch bei den Vögeln eintritt (vgl. S. 17), ist also am Ende des Flügels auch hier durchaus naturgemäß. Die Pterosaurier treten uns zwar schon in ihren ältesten uns bis- her erhaltenen Resten als nahezu fertiger Typus entgegen, trotzdem können wir nicht im Zweifel sein, daß ihr phylogenetischer Ausgangs- punkt bei triadischen Dinosauriern liegen muß. Daß von diesen einer der bisher bekannten Typen als direkter Vorfahr der Flugsaurier gelten könnte, ist nicht anzunehmen. Diese mußten wohl kletternde, insektenfressende kleine Baumbewohner sein, deren Reste auch leichter verwesen als die aller Bodenbewohner, deren Kadaver der Zufall leichter zur schnellen Einbettung und fossilen Erhaltung führt. Aber als Organisationstypus können wir die älteren Dinosaurier zum morphologischen Ausgangspunkt der Pterosaurier nehmen, und wenn uns von diesen auch jetzt nur die Plateosauriden vollständig bekannt geworden sind, so stehen diese doch offenbar dem Ausgangspunkt der Dinosaurier selbst noch ziemlich nahe. Unter diesen Umständen wird der beistehend abgebildeten Hand, die als Typus der älteren Dinosaurierhand dienen kann, ebenso wie dem später abgebildeten Fuß eine grundlegende Bedeutung für die Auffassung der Pterosaurier-Gliedmaßen nicht abzusprechen sein. Diese Hand (Abb. 3) zeigt uns nun eine sehr kräftige Ausbildung des ersten Fingers, eine normale Ausbildung des zweiten, eine schwächere des dritten, eine sehr schwache des vierten und eine fast völlige Reduktion des fünften, der bei seiner rechtwinkeligen Ab- spreizung aus der Reihe der normalen Finger vollständig herausfällt. 8 An den mir vorliegenden Armen von Plateosauriden aus dem Keuper Halberstadts liegen drei Carpalia vor, ein mittleres proximales, das wohl unbedenklich als Intermedium aufzufassen ist, und zwei distale über dem ersten und zweiten Metacarpale. Daß die letz- genannten Knochenkerne in knorpeligem Zustand weiter ausgebreitet S T Abb. 4. Abb. 3. Linke Hand eines Dinosauriers (Plateosaurus d. p. Ex. Nr. XXV). 14/, nat. Größe aus der oberen Trias (mittlerer Keuper) von Halberstadt. Abb. 4. Linker Hinterfuß eines großen Plateosauriden (Nr. XXX) aus dem Keuper von Halberstadt. A Astragalus. C Calcaneus. F Fibula. 7 Tibia. Mt I—V die Metatar- salia. 1/,) natiirl. Größe. waren, ist wohl sehr wahrscheinlich, da auch der erste und zweite Finger ziemlich kraftig entwickelt waren. Ob auBerdem hier noch ein distinktes Radiale und Ulnare vorhanden waren, ob noch gesonderte Carpalia 4 und 5 existierten, ist zunächst wohl kaum klarzustellen, und wird auch aus einer gelegentlich größeren Zahl von Ossifikationskernen kaum mit Sicherheit zu entnehmen sein, da diese die Gesamtform 9 der Stücke und deren sekundäre Verschmelzungsprozesse nicht er- kennen lassen. Am vierten Finger habe ich bisher bei keinem Indi- viduum eine Endklaue beobachtet. Ob der rechte Winkel zwischen dem vierten und fünften Finger vielleicht schon hier durch eine kutikulare Flächenbildung geschlossen war? Der Daumen war hier jedenfalls schon beweglich gegenüber der Hand, die wohl mehr als Schlagfläche diente, und deren Finger sich an meinen Funden immer in gleicher Lage befinden. Wie nahe die Pterosaurier an die Dinosaurier heranreichen, zeigt sich auch in ihrem Fußskelet, das ja als der konservativere Teil der Gliedmaßen, deren Typus auch in diesem Verwandtschaftskreise zum Ausdruck bringt, wenn auch schon bei den Dinosauriern die Speziali- sierung der vorderen Gliedmaßen als typische Arme zu einer weit- gehenden Differenzierung der Vorder- und Hinterbeine geführt hat. - Abb. 4 zeigt den linken Hinterfuß eines großen Plateosauriden aus dem Halberstädter Keuper in der Lage, in der ich ihn fand und unver- sehrt aus dem Gestein herauslösen konnte. Die Fußfläche ist gegen den Unterschenkel ziemlich scharf angezogen, so daß die Fußwurzel im inneren Winkel sehr verkürzt erscheint, an der äußeren Fersenseite ist sie wohl doppelt so hoch. Das gilt besonders von dem großen Astragalus (A), der hier nur mit seiner schmalen Vorderfläche sichtbar wird. An seiner gerundeten Unterfläche erfolgte die Drehung der Fußfläche, die zwar stark nach unten eingekrümmt werden konnte, aber sich im übrigen stets geschlossen wie die Fläche eines planti- graden Fußes verhält. Im besonderen ist die Lage des Fußes dadurch etwas alteriert, daß die letzte Zehe (V) etwas nach der Fibula zu verschoben ist, und die Endslieder an diesem Metatarsale dabei etwas abgekniekt sind. Die erste bis vierte Zehe zeigen auch hier die ganz normale Phalangen- zahl 2. 3. 4. 5., die letzte Zehe ist verkümmert, trägt hier aber noch zwei Phalangen, während ich sonst gewöhnlich nur eine solche ver- knöchert finde. Mit diesem Dinosaurierfuß stimmt der von Pterodactylus in allen wesentlichen Punkten überein, er ist nur gestreckter in den Metatarsalien, so daß wir daraus auf größere Hüpffähigkeit schließen können, und in der vierten und fünften Zehe macht sich die Ein- schaltung kurzer Phalangen bemerkbar; in der dritten Zehe ist eine, in der vierten sind zwei solcher kurzen Glieder an zweiter bzw. zweiter und dritter Stelle eingeschaltet. Daraus, daß diese kurzen Glieder in 10 derselben Zone der Fußfläche eingeschaltet sind, wird man auch wieder als Ursache auf eine besondere Biegungsfähigkeit des Fußes an dieser Stelle verwiesen. Bemerkenswert ist, daß bei Rhamphorhynchus und seinen Ver- wandten, die ich als Longicaudati den kurzschwänzigen Pterodactylen und Pteranodonten gegenüberstellte, die letzte Zehe nicht jene Ver- kürzung wie bei Plateosaurus zeigt, sondern bei einigen Formen wenigstens ziemlich normal ausgebildet ist. Ich möchte damit aber keineswegs für eine phylogenetische Selbständigkeit der Longicaudata und Brevicaudata eintreten, wie dies Herr von Huene kürzlich für die Dinosaurier wegen ihrer divergenten Beckenbildung für die Praepubici (Saurischia) und Postpubici (Ornithischia) versucht hat. Die gesamten Beziehungen zwischen Dinosauriern und Pterosauriern sind meines Erachtens so innige, daß die phylogenetische Basis für die Entstehung der letzteren aus den ersteren sehr eng sein muß. Auf so enger Grundlage stellen sich aber oft auch später gleichsinnige Vor- gänge ein, die man als weitere Homologie oder als engere Analogie bezeichnen kann, je nachdem man die Differenzierung aus der gleich- artigen Embryonalanlage der betreffenden Organe, oder aus der Neu- heit des physiologischen Anreizes herleitet. Beides greift Hand in Hand, und keines der beiden Momente würde für sich allein zur Er- klärung solcher Ubereinstimmungen ausreichen. In unserem besonderen Falle zeigt sich auch innerhalb der ver- schiedenen Vertreter der longicaudaten Pterosaurier ein weitreichender Wechsel in der Größenentwickelung der letzten Zehe und gerade ältere Typen wie Campylognathus PLıEn. zeigen kurze fünfte Zehen, während Dimorphodon Owen an der fünften Zehe zwar nur zwei, aber sehr verlängerte Phalangen trägt. Hier mag also ein spezifisches Organisationsmoment der Pterosaurier besonderen Einfluß gewinnen, und vermutlich hat RicHarp Owen schon das Richtige getroffen, wenn er die Flughaut und zwar das Postpatagium an dieser Stelle des Fußes ansetzt und deren differente Gestaltung für die Ausbildung der letzten Zehe verantwortlich macht. Auffällig und mehrfach diskutiert sind im Fuß- wie auch im Handskelet der Pterosaurier und dem der Vögel (Archaeopteryx und Embryonen lebender Vögel) relative Verkürzungen einzelner Phalangen, im Vergleich zu der außerordentlichen Länge der übrigen. Die Differenzierung ist so ausgeprägt, daß es sich dabei nicht um eine einfache Erhaltung embryonaler Zustände handeln kann, sondern dab il diesem Vorgange ein funktioneller Sinn innewohnen muß. Mit einem allgemeinen Reduktionsprozeß der hinteren Zehen, von dem Prır- NINGER Spricht, kommen wir einer solchen funktionellen Aufklärung nicht näher. Im Fuß der Pterosaurier, wo diese Erscheinung am auf- fälligsten ist, weil sie in zwei Zehen auftritt und in der vierten sogar zwei Phalangen betrifft, fällt sie mit einer ungewöhnlichen Längen- ausgleichung aller Zehen zusammen. Diese ist so ausgeprägt, daß die Fußfläche wie die eines Säugetieres aussieht. Es mag mit der digitigraden Bewegung eines vor- her plantigraden Fußeszusammenhängen, daß die Länge der Zehen auf das gleiche Maß gebracht wurde, um unter Berück- sichtigung ihrer Spreizungsfähigkeit gleichzeitig auftreten zu können. Hierzu war nun eine Umbildung des Reptilfußes, in dem die Zehenlänge sonst bis zur vier- ten erheblich ansteigt, nötig, wie sie ana- log aus demselben Grunde wohl auch bei den Vorfahren der Säugetiere eingetreten sein mag. Warum nun in diesem Falle bei den Pterosauriern und Vögeln nicht die den Krallen ansitzenden letzten nor- malen Phalangen, sondern die vorher- gehenden in ihrer Größenentwickelung zurückblieben, ist schwerer zu sagen, wird aber vielleicht mit der Sehnenbildung der Endkrallen im Zusammenhang stehen. Die Ähnlichkeit des Pterosaurierfußesmit dem ,,, le ent der Däugetiere wie z. B. der Katzen ist Größe. A Astragalus. C Cal- dadurch noch mehr verstärkt worden, Frpibi, a nr re daß von mehreren Autoren ihre Pha- langenformel mit 2. 3. 3. 3. 2. angegeben wurde. Ich habe eine solche Abbildung auch in meinem System der Wirbeltiere, Abb. 184 p. 165 gegeben, bin aber jetzt überzeugt, dab es sich hier und bei anderen Angaben dieser Art um einen Beobachtungs- fehler handelt, da die Grenzen der kurzen Phalangen sehr leicht zu übersehen sind, und der ganze Fuß in seinem Gliederungsverhältnis auf das Schema des Säugetierfußes zugeschnitten ist. Ich möchte T 12 ferner glauben, daß obige Erklärung, die für den PterosaurierfuB ausreichen dürfte, auch auf die Flughand der Pterosaurier und Vögel ausgedehnt werden kann, daß also auch hier die Neigung zur Längen- ausgleichung die Verkürzung mittlerer Phalangen verursachte. Wenn schon bisher das Flügelskelet der Pterosaurier meist mit dem der Vögel im Zusammenhang erörtert wurde, so sind wir nun hierzu besonders berechtigt, weil der geschilderte Bau der Dinosaurier- cliedmaBen uns auch den morphogenetischen Maßstab für die Deutung des Flügelskeletes der Vögel abgibt. Wenn auch einzelne Forscher die Spezialisierung der Vogelorganisation sc überschätzten, daß sie glaubten, ihren Ausgangspunkt bei noch primitiveren Reptilien als den Dinosauriern suchen zu müssen, so können doch nach allem, was wir über die Entwickelung der Reptilien, ihre historische Ver- breitung und die Anpassungsfähigkeit an neue Funktionsverhältnisse wissen, nur triadische oder jurassische Dinosaurier an den Ausgangs- punkt der Vögel gestellt werden und zwar solche, die wie die Vor- fahren der Pterosaurier kleine Baumkletterer waren und zunächst zu Fallschirmtieren wurden. Auch bei der Beurteilung des Flügelskeletes stehen sich, wie ich schon eingangs bemerkte, zwei Auffassungen diametral gegenüber. Die einen zählen die jetzigen rudimentären Finger der Vögel als ersten bis dritten, die anderen als zweiten bis vierten. Beide ziehen dabei zur Stütze die Verhältnisse des Handskeletes der Flugsaurier heran, obwohl dies wesentlich andere Entwickelungswege einge- schlagen hat. Nicht die Pterosaurier, sondern die Dinosaurier geben die Aufklärung für das Flügelskelet der Vögel. Einzelne Überein- stimmungen zwischen diesen und den Flugsauriern beruhen auf analogen funktionellen Anpassungen, die deshalb so ähnlich erscheinen, weil sie eben beide von einer eng geschlossenen gemeinsamen Basis, eben der Organisation der Dinosaurier ausgingen. Die morphogene- tische Bedeutung des ,,Urvogels“ im besten Sinne, der Archaeopteryx, darf hierbei auch von Embryologen nicht unterschätzt werden. Die vergleichend-anatomische Methode veranlaßt uns, überall die primi- tiven Ausbildungsformen zum Ausgangspunkt der Vergleiche zu nehmen, und das ist in diesem Falle unbestreitbar Archaeopteryx. Das Berliner Exemplar von Archaeopteryx, das W. Dames nach- träglich zum Typus einer besonderen Art, A. Siemensii machte, zeigt das beistehende Flügelskelet (Abb.6 A). Der Humerus (H) und das Mittel- 13 armskelet mit der Ulna (U) und dem Radius (R) zeigen als Besonder- heit nur eine leichte Streckung, sonst ist die Ähnlichkeit ihrer Teile, namentlich des Humerus mit den entsprechenden Elementen des Dinosaurier-Armes (Abb. 3) unverkennbar. Im Carpus sind an- scheinend nur zwei Knorpel ossifiziert, ein kleinerer in der Verlänge- rung des Radius, den man wohl unbedenklich als Radiale (r) an- sprechen kann, und ein größeres, der nach seiner Lage und seiner Ähnlichkeit mit dem großen Knorpel der distalen Carpalreihe rezenter Vogelembryonen als ein Verschmelzungsprodukt distaler Carpalia erscheint. Wie viel soleher in ihn aufgenommen sind, ist nicht zu sagen, um so weniger als wir seine knorpelige Fortsetzung nach der ulnaren Seite nicht beurteilen können. Er muß hier aber mindestens das Carpale 1 und 2 umfaßt haben. Ob C3 noch separat blieb, wie ich es schematisch rekonstruierte, oder ob es in einem knorpeligen Fortsatz von C1 und 2 bereits wie bei rezenten Embryonen (Abb. 6B) ein- geschlossen ist, ist dabei auch ganz nebensächlich. Bei den erwachsenen Vögeln ist dieser Verwachsungsprozeß ‘der distalen Carpalia jedenfalls weiter entwickelt und dadurch ausgedehnt, daß dieser ganze Komplex mit den verschmolzenen Metacarpalien verwächst. Daß in dem relativ großen Raum am Ende der Ulna ein besonderes Ulnare vorhanden war, ıst wohl sicher, um so mehr, als ein solches auch nach den neuesten eingehenden Untersuchungen SIEGLBAUER’S bei Embryonen wieder- kehrt. Ob nun ein Intermedium (i) noch selbständig war, oder ob es wie SIEGLBAUER dies bei Embryonen (G, B) annimmt, bereits mit dem Radiale verwachsen war, muß dahingestellt bleiben. Letzteres möchte ich nach dem diesen Stücken bei Archaeopteryx zur Verfügung stehenden Raum für wahrscheinlicher halten. Die Erhaltung und Klarstellung dieser Teile ist bei Archaeopteryx an dieser Stelle durch Kalkausscheidungen ungünstig geworden. SIEGLBAUER sieht den bei lebenden Vögeln in der Verlängerung der Ulna liegenden Knochen (Abb. 6C, u) nicht als Ulnare, sondern im wesentlichen als Pisiforme an. Aus seinen Abbildungen geht jedenfalls hervor, daß außer dem relativ kleinen Ulnare der Embryonen noch eine Knochenanlage vor- handen ist, die bei seitlicher Lage größere Bedeutung erlangt als das Ulnare. Ob diese nun aber mit SIEGLBAUER als Pisiforme anzusprechen sel, ist mir sehr fraglich. Diesen Säugetierknochen möchte ich über- haupt nicht auf den Carpus der Reptilien übertragen, glaube aber in diesem Falle für das vorhandene Element eine andere Erklärung zu finden aus dem Handskelet der Dinosaurier (Abb. 3, Me V). Dort 14 liegt nämlich das Metacarpale V ganz abgesondert von den übrigen Metacarpalien an derselben Stelle. Da das entsprechende Stück der Embryonen nach SIEGLBAUER’s Darstellungen eine nicht unerhebliche Längenausdehnung gewinnt und sich dann mit seinem Ende in eigen- tiimlicher Weise unter das übrige Handskelet hinunterschiebt, scheint mir seine Deutung als rudimentärer letzter Finger sehr wahr- scheinlich. Dies um so mehr, als V. H. LEIGHTon und F. SIEGLBAUER auch eine schwache Anlage des vierten Metacarpale (Abb. 6B Me IV) fanden, die sie allerdings entsprechend einer anderen Zählung als Reste des fünften Fingers deuteten. Ich habe diese und die vorher genannten in Abb. 6Ba mit Me V bezeichnete Knorpelanlage auch in der Zeichnung von Archaeopteryx inpunktierten Umrissen wieder- gegeben. Alle diese Punkte sind aber nebensächlich gegenüber der Hauptfrage, wie die vorhandenen Finger der Vögel zu deuten sind. FELIX SIEGLBAUER, der dieses Problem zuletzt nicht nur vom embryologischen, sondern auch vom vergleichend -anatomischen Standpunkt untersucht hat, schließt sich der früher von Humpury und Owen, in neuerer Zeit von Norsa, LEIGHTON, MEHNERT und Hurst vertretenen Anschauung an, daß die erhaltenen Finger der rückgebildeten Vogelhand der zweite bis vierte seien, nicht, wie früher Cuvier, MECKEL, GEGENBAUR, HUXxLEY, Dames, ZITTEL, FÜRBRINGER, JACKSON, ZEHNTER, Nassonow und viele andere an- nahmen, der erste bis dritte. Für die erstgenannte Ansicht wurden zumeist anatomische Ver- gleiche geltend gemacht. So kam Owen zu seiner Zählung 2—4 durch den Vergleich mit dem Vogelfuß, an dem ja die zweite bis vierte Zehe den eigentlichen Fuß bilden, die erste als Sporn rückwärts abgesondert ist und mehr oder minder verkümmert. Aber die Funktionen des Vogelfußes divergieren so weit von denen des Flügels, daß man aus einem formalen Vergleich unmöglich genetische Schlüsse rechtfertigen kann. Auch der Hinweis auf die Reduktion der beiderseitigen äußeren Zehen bei den Huftieren kann für die Flügelbildung der Vögel unmög- lich einen Maßstab abgeben. Auch SIEGLBAUER wurde zur Annahme der Owen’schen Zählweise durch den Vergleich mit dem Vogelfuß veranlaßt, insofern in der Embryonalanlage des Fußes der vierte Strahl den übrigen voraneilt und nach C. Rast’s neueren Unter- suchungen auch in der Ontogenie der Reptilienhand dieser vierte Finger am stärksten und frühesten entwickelt sei. So kam er dazu, auch im Flügel der Vögel den zuerst angelegten Strahl als den vierten 15 anzusehen, während er in der u. a. von GEGENBAUR, DAMES und mir vertretenen Zählung der dritte wäre. Nun braucht man aber nur die Dinosaurierhand, Abb. 3 8. 8, ins Auge zu fassen, um zu sehen, daß schon bei der Umbildung des Vor- derfußes zur freien Hand der vierte Strahl verkümmer- te. Im Fuß der Di- nosaurier ist die dritte Zehe die läng- ste (Abb. 4) und in deren Hand die zweite. Im Skelet der Vogelhand ist nun auch unver- kennbar die mittel- ste — also zweite — die längste (Abb. 6 B, C) und so dürfte wohl auch in ihrer Ontogenie die zeit- liche Intensität der Anlage der Strahlen nach der radialenSei- te verschoben sein. Jene allgemei- nen Gründe stoßen also auf den Wider- spruch der vorlie- genden historischen Tatsachen, nach denen wir den Ent- wickelungsgang des Vogelflügels verfol- gen müssen. Wich- tig ist, daß LeicH- UY 2 Abb. 6. A Flügelskelet von Archaeopteryx Siemensi Dames aus dem lithographischen Kalkstein von Eichstaedt. B Schematisches Bild der Embryonalanlage des Vogel- flügels, wesentlich aufGrund der Darstellungen SizeLBaur’s. C Die Skeletteile des Flügels erwachsener Vögel. de Dis- tale Carpalia. H Humerus. Intermedium. Me I-V Metacarpalia, 1—4 Phalange der Finger. R Radius. r Radiale. U Ulna. u Ulnare. TON, der sich auch der Owzn’schen Zählweise anschließt, bei seinen embryologischen Untersuchungen wohl die Anlage eines später 16 verkümmernden weiteren ulnaren Strahles fand (des vierten nach Maßgabe der Dinosaurierhand! vgl. Abb. 3 und Abb. 6B Me IV), aber von einer Anlage eines vorderen, in seiner Deutung ersten Fingers nichts finden konnte. Auch SIEGLBAUER hat von einem solchen „ersten“ Finger offenbar niehts beobachtet, während seine Beschreibungen der Embryonalanlage des Flügels verschiedener Vogelformen (Enten, Strauße, Pinguine), die ich der schematischen Zeichnung Abb. 6B zugrunde leste, in allen Einzelheiten so vortrefflich zu dem Bau der Dinosaurier-Hand und des Archaeopteryx-Flügels passen, daß ich an ihrer morphogenetischen Richtigkeit nicht zweifeln kann und von dieser paläontologisch und embryologisch fundierten Basis aus den näheren Vergleich durchführen möchte. Kehren wir zu der Hand von Archaeopteryx zurück (Abb. 6A), so sind an dieser offenbar nur drei Finger vorhanden. Auch von rudi- mentären Anlagen anderer ist, wenigstens an dem Berliner Exemplar — das Londoner zeigt diese Teile nicht mehr im Zusammenhang — nichts zu bemerken und dieser negative Befund ist deshalb maßgebend, weil die Erhaltung dieses Tieres in dem feinsten lithographischen Kalkstein ja wirklich nichts zu wünschen läßt. Der äußere an der radialen Seite gelegene Finger zeigt nun ein kurzes kräftiges Metacarpale fast genau von der Form, wie es für dıe älteren Dinosaurier absolut normal ist (vgl. Abb. 3), nur die proximale Außenecke ist bei Archaeopteryx gemäß seiner Biegung an dieser Stelle des Armes etwas abgerundet. An dieses Metacarpale schließt sich nun eine normale Phalange, die nur die normale Streckung fast aller Flügelglieder teilt. Daran schließt sich als Endglied eine kräftige Klaue, die wie bei den Dinosauriern kräftiger und stärker gekrümmt ist als die übrigen. Der mittelste längste Finger (II der Abb. 6A) besteht aus einem schlanken Metacarpale, zwei ihm ähnlichen Phalangen und einer etwas schlankeren Endklaue, der kleinere dritte Finger wieder aus einem langen Metacarpale, zwei kürzeren Phalangen, wie wir sie auch bei den Pterosauriern fanden, einer längeren und einer mäßig starken Endklaue. Die Phalangenformel der drei Finger ist sonach 2. 3. 4. Der letzte Finger ist kürzer als der zweite. Auch in diesem Punkte herrscht Übereinstimmung mit der Dinosaurierhand (Abb. 3), in der das sonst durchaus ungewöhnliche Größenverhältnis der drei vorderen Finger das gleiche ist und auch innerhalb der phyletischen Entwickelung der Dinosaurier nahezu konstant bleibt. Nur der Daumen wird bei einigen zu einer Art Stoßwaffe umgebildet. Das wesentliche ist aber, 17 daß auch bei den Dinosauriern als Vorfahren der Vögel der zweite Finger der längste und der erste mit auffallend kurzem Metacarpale der kräftigste ist. Weiter ist bemerkenswert, daß bei den Dinosauriern der vierte Finger verkümmert und der fünfte so klein und abgespreizt war, daß er aus dem Rahmen des Handskeletes herausfällt. Auch End- klauen habe ich an den beiden letzten Fingern niemals mehr beobachtet. Vergleichen wir nun mit diesen phylogenetisch doch überaus wichtigen Funden die Embryonalanlagen des Flügelskeletes lebender Vögel, so scheinen mir die neueren und speziell die SIEGLBAUER’schen Befunde trotz ihrer anderen Deutung durch diesen Autor vollkommen zu dem paläontologischen Dokument zu passen. Es wäre ja auch zu sonderbar gewesen, wenn durch jene klassische Urform der Vögel das ,,ontogenetische Reproduktionsgesetz‘, wie ich es statt des ,,bio- logischen Grundgesetzes‘ nennen möchte, in diesem wichtigen Punkte der Vogel-Morphogenie nicht bestätigt wäre. Was zunächst die drei vorhandenen Finger der Vogelhand betrifft, so sind die früheren ontologischen Befunde durch SIEGLBAUER vor allem darin bereichert worden, daß die Phalangenformel der drei Finger geklärt wurde. Andemradial gelegenen kürzesten Finger (Abb. 6B I) ist die Endklaue schon vielfach nachgewiesen worden, ebenso ist eine solche an dem längsten mittleren Finger bei verschiedenen Formen beobachtet, während an dem ulnaren Finger (IlEderAbb. B)bishernurzwei Phalangen nachweisbar waren. Nun hat SIEGLBAUER in einiger Entfernung von dem sichtbaren Ende der beiden kurzen Phalangen einen epidermalen Höcker beobachtet, der durchaus der Anlage der anderen Endklauen gleicht (vgl. die Textabb. 8,9 8. 287 seiner Arbeit). Er zeigte an 12tagigen Embryonen von Anas boschas, daß in dem ulnaren (von ihm als vierter gedeuteten) Finger zwei kurze Phalangen deutlich an- gelegt werden, daß dann ein Zug zum Teil ziemlich derber Binde- sewebsfibrillen zu einer Stelle des Außenrandes führt, die eine ,,auch äußerlich als vorspringende Ecke erkennbare, umschriebene Ver- hornung“ zeigt, die nach ihm ,,wohl als eine rudimentäre Kralle“ auf- gefaßt werden kann. Dadurch erhält die ältere Angabe ParKsEr’s, daß er auch bei dem Strauß drei Krallenanlagen beobachtet habe, ihre anatomische Konsolidierung. Der Konnex der Kralle mit dem letzten Finger, auf denesankam, erscheint nach SIEGLBAUER ,,wie eine Straße, auf der die Rückbildung der Phalangen allmählich erfolgt ist“, sie ist vielleicht als Rest einer Sehne des vierten Fingers aufzufassen. Auffallend ist, wie zähe die Epidermis in der Phylogenese allmählich Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 2 18 _ rückgebildete Eigentümlichkeiten wie die Krallenbildung festhält, trotzdem die eigentliche Fingeranlage nicht bis zur Verhornungsstelle heranreicht“ (l.c. p. 288). Nun ich glaube, daß dieser Befund jetzt eine andere Deutung erfahren muß, und danach keineswegs mehr auffällig erscheint. Die vermeintliche Sehnenanlage ist nichts anderes als die dritte Phalange selbst, die einst den relativ langen Raum bis zur Krallenanlage aus- füllte. Vielleicht hat SIEGLBAUER an ihrer Länge Anstoß genommen, aber gerade diese paßt genau zu der Länge der entsprechenden Pha- lange des dritten Fingers von Archaeopteryx (Abb. 6A), bei dem eben auch die erste und zweite Phalange kurz und die dritte lang ist. Ich habe bei dieser Übereinstimmung mit Archaeopteryx auch kein Bedenken getragen, den Fund SIEGLBAUER’s nach dieser Umdeutung in das Schema der embryonalen Flügelanlage (Abb. 6B) einzutragen. Hiernach gestaltet sich nun aber die Handanlage der lebenden Vögelso, daß siein den morphologisch wichtigen Elementen mitArchaeo- pteryx übereinstimmt und in einigen schon bei dieser rudimentären Anlage noch auf das Stadium der Dinosaurier-Hand zurückgreift. Die Übereinstimmung mit Archaeopteryx zeigt sich nun nicht nur in der Größenentwickelung und der Phalangenformel der drei erhaltenen Finger — 2. 3. 4. — sondern auch in der relativen Größen- “ entwickelung der einzelnen Fingerglieder. Mehr Übereinstimmung zwischen dem Urvogel und der Ontogenie seiner lebenden Nach- kommen kann man wirklichnichterwarten. Aufdie Dinosaurier-Hand greift indes zurück vor allem die rudimentäre Anlage des vierten Fingers (Mc IV der Abb. 6B). Weil aber alles das so vorzüglich zu- einander paßt, so scheint mir auch meine früher geäußerte Annahme wahrscheinlich, daß das sogenannte Pisiforme SIEGLBAUER’s, das Ulnare anderer Autoren, nebst seinem von SIEGLBAUER abgebildeten äußeren Teile dem fünften Finger der Dinosaurier entspricht, und als dessen rudimentäre, zur Stärkung des Handskeletes von neuem ver- wendete Anlage auftritt. Indessen lege ich auf diesen Vergleich keinen entscheidenden Wert, da die Befunde an Embryonen zu unklar sind. Für eine Rückbildung spricht allerdings der Umstand, daß diese Anlage bei einigen Formen proximal, bei anderen auch distan verlängert ist und in letzterem Falle (bei Anas, Taf. XIII, Abb. 8 bei SIEGLBAUER) sich sogar unter die Anlage der anderen Metacarpalien hinunterschiebt. Das wäre mit einem Carpale nicht wohl vereinbar, würde aber mit 19 einer Anlage des rudimentären fünften Fingers der Dinosaurier sehr gut in Einklang zu bringen sein. Nach alledem scheint mir nun das Flügelskelet der lebenden Vögel nur so zu deuten, wie es in Abb. 6C geschehen ist, daß der Hauptfinger der zweite, der vordere radiale der erste, der hintere ulnare der dritte ist. Mit den Metacarpalien dieser drei Finger sind die distalen Carpalia verschmolzen, die schon bei Archaeopteryx über dem ersten und zweiten Metacarpale zu einem großen Stück ver- wachsen waren. Literaturverzeichnis. Cuvier, G., Reptile volant. Paris 1801. Owen, R., Monograph of the Fossil Reptilia of the liassic Formations. Part II. Pterosauria. London 1870, 1874. Marsu, O. C., The Wings of Pterodactyls. Am. Journ. Science, Vol. XXIII, 1882, S. 255. Zirret, Kart, A. Über Flugsaurier aus dem lithographischen Schiefer Bayerns. (Palaeontographica. Bd. XXIX.) Cassel 1882 —83. ZITTEL, Kart, A. Handbuch der Paläontologie III, 1887 —90, S. 784. SEELEY, H. G., On the Organization of the Ornithosauria. (Linn. Soc. Journ. Zool. Vol. XIII, S. 101.) 1878. Damzs, W., Über Archaeopteryx. 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Als Ausgangspunkt für die Beschreibung desselben zitierte ich ebenda einen Satz aus Tome’s „Manual of Dental Anatomy“ und aus WAL- DEYER’S „Untersuchungen über die Entwickelung der Zähne“, aus welchem hervorgeht, daß bezüglich der Entstehungsweise der Schmelz- pulpa die Ansicht herrscht, daß die Differenzierung dieser Masse im Zentrum des Schmelzkeimes anfangen sollte. Dieser Ansicht bin ich dann entgegengetreten, indem nachgewiesen wurde, daß die Pulpa- bildung nicht an einer einzigen Stelle im Zentrum des Schmelz- organes ihren Anfang nimmt, sondern von zwei Punkten aus, welche als ein bukkaler und lingualer zueinander gelegen sind. Infolge dieser paarigen Entstehung des Pulpaorganes behält gerade in der Mitte des Schmelzorganes ein Teil der Zellen seine undifferenzierte Ge- stalt bei, wodurch während einer gewissen Phase der Entwickelung — allerdings zeitlich ziemlich beschränkt — der Zahnkeim zwei Pulpa- massen zu besitzen scheint, welche durch eine an Dicke wechselnde Schicht von nicht differenzierten Zahnkeimzellen voneinander getrennt sind. Diese Schicht stellt eine in mesio-distaler Richtung verlaufende Scheidewand dar, der ich den Namen „Schmelzseptum‘ beigelegt habe. Das Schmelzseptum ist eine temporäre Bildung. Anfänglich ist es nur kenntlich durch den Gegensatz zwischen den Zellen in der Mitte des Zahnkeimes und jenen im Zentrum der lingualen und buk- kalen Hälfte, indem letztere anschwellen und heller werden, während erstere dichter gedrängt bleiben und daher mehr den Charakter von 1) Die Ontogenie der Primatenzähne. Versuch einer Lösung der Gebiß- probleme. Jena 1913. 21 Elementen der peripheren Schicht beibehalten, in welche sie sich einerseits fortsetzen, während sie andererseits in die Elemente der intermediären Schicht übergehen, welche sich gleichzeitig bemerkbar macht. Da es zwei Zentren der Pulpabildung gibt, ein bukkales und ein linguales, erstreckt sich anfänglich das Septum in mesio-distaler Richtung durch die ganze Länge des Zahnkeimes. Bei der weiteren Entwickelung machen sich nun zwei Erschei- nungen geltend. Erstens wird bei Vergrößerung des Zahnkeimes der Gegensatz zwischen Septumzellen und Pulpaelementen immer deut- licher. Das beruht auf zwei Ursachen: es erreichen die Pulpazellen immer mehr ihre definitive Gestalt, es werden die Septumzellen, welche die Form der ursprünglichen Zahnkeimzellen mehr bewahren, stärker tingierbar. Infolgedessen durchläuft das Schmelzorgan ein Stadium, wobei die Scheidewand sich deutlich vom äußeren Schmelz- epithel bis zum inneren erstreckt. Dieser Zustand hat jedoch nur kurzen Bestand. Das Septum ist ein rudimentäres Gebilde, und indem nun das Emailorgan weiter wächst, wobei hauptsächlich eine Ver- längerung in mesio-distaler Richtung stattfindet, ordnen sich die Sep- tumelemente immer mehr zu einem strangartigen Gebilde, das von der meist erhabenen Stelle des inneren Schmelzepithels Ausgang zu nehmen scheint, um unter steter Verjüngung meistenteils an dem Gipfel des Schmelzorganes in das äußere Epithel überzugehen. In dieser Form ist das Gebilde zum erstenmal von REnAUuT beobachtet und als „Cöne adamantin directeur“ beschrieben wordent). Ist die ursprüngliche morphologische Bedeutung als Scheidewand einmal ver- loren, dann bildet sich die strangartige Natur des Gebildes sehr rasch immer schärfer aus. Die Anheftungsstelle am äußeren Epithel wird immer mehr beschränkt, und da nun gleichzeitig die Pulpazellen sich zu den bekannten Sternzellen differenzieren und die interzellulären Räume sich formieren, schwillt das Schmelzorgan stark an. Aber an der- Stelle, wo sich das Schmelzseptum am äußeren Epithel festheftet, leistet dasselbe diesem inneren Druck einen Gegendruck, so daß an der Anheftungsstelle die äußere Wand des Organes nach innen ge- zogen zu werden scheint. Es entsteht eine mehr oder weniger stark ausgesprochene Vertiefung, welche ich als „Schmelznabel“ beschrieben habe. Wenn das Schmelzseptum immer mehr reduziert wird, bis- weilen in konzentrisch angeordnete Zellglomerate sich auflöst, ver- streicht der Schmelznabel wieder. 1) Traite d’Histologie, Paris 1897, Tome II, p. 248. 22 Das ist in ganz kurzen Ziigen die Darstellung der Erscheinungen, wie ich dieselben im ersten Heft der „Odontologischen Studien“ aus- führlicher beschrieben habe. Gegen diese Darstellung ist durch AHRENS Einspruch erhoben worden, in dem Sinne, daß er die ursprüngliche Natur der Bildung als Scheidewand und dadurch den paarigen Charakter des Schmelzorganes leugnet, und die bezügliche Bildung von Anfang an als einen Strang von der Basis des Schmelzorganes auswachsen läßt. Der Autor akzeptiert dann auch meine Bezeichnung Schmelz- septum nicht und spricht von dem Schmelzstrang. Meiner Meinung nach stellt dagegen die strangartige Gestalt der Bildung nicht die primäre, sondern die abgeänderte Form dar. Wenn es sich bei diesem Meinungsunterschied nur um eine differente Ansicht histogenetischer Vorgänge handelte, welche vielleicht an einem Objekt sich in etwas mehr abgekürzter Weise abspielen als beim anderen, und daher eine Verschiedenheit der Auffassungen veranlassen, dann wäre kaum ein zwingender Grund da, die Beschreibung von AHRENS in einem speziellen Aufsatz zu berichtigen. Aber der Autor bekämpft die von mir gegebene Beschreibung der Entstehungsweise des Schmelzseptums hauptsächlich, weil die Deutung, welche ich demselben beigelegt habe, in Widerspruch steht mit seinen theoretischen Ausichten über die Zahngenese Herr AHRENS ist ein prinzipieller Gegner der Zahn- konkreszenz in jeder Hinsicht. Und so würde er auch die Deutung jeder Erscheinung, die mit einem solchen Vorgang in Beziehung steht, von der Hand weisen. Da nun in der von mir in den beiden ersten Heften meiner Odontologischen Studien ausführlich begründeten Dimertheorie der Zahnentwickelung auch das Schmelzseptum einen Grund darstellt, worauf diese Theorie sich stützt, so liegt es mir ob, da die Haltbarkeit dieses Grundes angefochten wird, denselben zu verteidigen und wenn mög- lich, durch neue Beobachtungen fester zu begründen. Dem Unter- sucher, der sich die Mühe genommen hat, durch das Studium meiner beiden obengenannten Arbeiten in den Gedankengang und den Auf- bau meiner Gebiß- und Zahntheorie sich einzuarbeiten, wird es übri- gens deutlich sein, daß die Dimertheorie nicht steht und fällt mit der Deutung des Schmelzseptums, dasselbe stellt nur einen der Stütz- punkte der Theorie dar. Ich werde mich in diesem kurzen Aufsatz von jeder theoretischen Betrachtung fernhalten und nur tatsächliche Beobachtungen bringen zum Beweis, daß das Schmelzorgan der Säuge- tiere in den jüngeren Phasen seiner Entwickelung in der Tat ein 23 paariges Organ ist, und daß das Schmelzseptum wirklich von Anfang an darin vorhanden ist, sich aber erst infolge des zur Entwickelung der Emailpulpa führenden Vorganges bemerkbar macht. Merkwürdiger- weise ist es AHRENS selber, der durch eine höchst interessante Be- obachtung einen Beweis für diese paarige Natur des Zahnkeimes beigebracht hat, der von mir bei meinen Untersuchungen übersehen war, und auf welche ich, ehe ich mich zu der Beschreibung der Schmelzseptumentwickelung wende, besonders die Aufmerksamkeit lenken möchte. Um diese Beobachtung im rechten Licht erscheinen zu lassen, muß ich hier einige Sätze aus dem ersten Heft der „Odontologischen Studien“ zitieren, welche über den diesbezüglichen Punkt orientieren. Sie haben bezug auf die genetischen Beweise für die Doppelnatur der Schmelzorgane. Auf Seite 83 der genannten Schrift findet sich die folgende Bemerkung: „Deutlich spricht die Doppelnatur der An- lage sich aus in der doppelten Verbindung des Schmelzorganes mit der Zahnleiste. Weiter in dem Auftreten zweier Bildungszentren von Pulpazellen in dem Organ, und schließlich in dem Auftreten des Schmelzseptums.“ Auf Seite 84 heißt es dann: „An der Schicht der Ameloblasten ist keine Grenzmarke zu sehen zwischen dem bukkalen und dem lingualen Abschnitt. Das Schmelzepithel zeigt keine histo- logische Abgrenzung zwischen den beiden Komponenten. Bekannt- lich ist solches jedoch in funktioneller Hinsicht wohl der Fall.“ Und schließlich auf S. 85: „Das Protomer bekommt den Schmelzüberzug getrennt vom Deuteromer und etwas früher. Und darin äußert sich die funktionelle Doppelnatur der Ameloblastenschicht, aus welcher, wie gesagt, strukturell nichts von einer Zusammenfließung zweier einstmals getrennter Stücke zu sehen. ist.“ Auf diese Behauptung nun muß ich Nachdruck legen. Denn indem nachgewiesen werden konnte, daß die Doppelnatur des Zahnkeimes in seinen Beziehungen zum Zahnleistenapparat durch die doppelte Verbindung sich verrät, und in seiner inneren Differenzierung durch das zweifache Pulpa- zentrum und die Bildung des Schmelzseptums, war es mir nicht ge- lungen, an der Ameloblastenschicht strukturelle Beweise für deren Doppelnatur beizubringen, nur funktionelle. Diese Lücke wird nun durch eine Beobachtung von AHRENS in erfreulicher Weise ausgefüllt. Denn dieser Autor hat eine wirkliche Unterbrechung der Amelo- blastenschicht an einer Stelle beobachtet, die in unmittelbar topo- graphischer Beziehung zum Schmelzseptum — das in der bezüglichen 24 Entwickelungsphase jedoch schon zu einem Strang konzentriert ist — steht. Am unzweideutigsten äußert der Untersucher sich darüber auf Seite 33 seiner Habilitationsschrift!), wo er sagt: „Im Stadium der Fig. 16 ist immer noch an einzelnen Stellen am Grunde der Schmelz- rinnen keine Spur eines Epithels vorhanden, so daß das Schmelz- stranggewebe von dem mesodermalen Papillengewebe nicht geschieden erscheint. Ja man könnte an diesen Stellen, wenn nicht allgemeine Griinde dagegen spriichen, bei rein objektiver Betrachtung der Schnitte sogar zu der Ansicht kommen, daft hier Zellen aus dem Schmelz- stranggewebe in das Papillengewebe hineingepreßt würden. Später regeneriert sich auch an diesen Stellen das Epithelgewebe.“ Aus diesem Satz verdienen zwei Punkte besondere Hervorhebung. Erstens, daß der Untersucher eine Unterbrechung der Ameloblastenschicht an der Stelle konstatieren konnte, wo sich das schon zum Schmelzstrang konzentrierte Schmelzseptum mit der genannten Schicht verbindet, und zweitens, daß an der genannten Stelle die Abgrenzung zwischen dem anstoßenden Mesenchymgewebe — in casu der Zahnpapille — und das Septumgewebe vermischt zu sein scheint. Diese beiden vor- urteilsfreien Beobachtungen vervollstiindigen in gliicklicher Weise die von mir gemachten. Es ist also nicht mehr richtig, daß, wie ich im ersten Heft der „Odontologischen Studien‘ schrieb, an der Amelo- blastenschicht keine Grenzmarke zwischen bukkaler und lingualer Kom- ponente des Zahnkeimes besteht; an der Stelle, wo dieselbe theoretisch sich finden müßte, ist sie tatsächlich von Aurens beobachtet worden. Und es ist in hohem Maße interessant, daß die Gewebsverhältnisse an den beiden Stellen, wo sich das Schmelzseptum mit der: Wand des Schmelzorganes verbindet, so überraschend gleichen Charakter tragen. Denn die Unterbrechung der Ameloblastenschicht, auf welche AHRENS hinweist, findet sein Gegenstück in der Unterbrechung des äußeren Schmelzepithels an der Stelle, wo sich das Septum an demselben fest- heftet, wie ich dieselbe bei Propithecus habe wahrnehmen können, und auf S. 53 des ersten Heftes der ,,Odontologischen Studien“ be- schrieben und abgebildet habe. Ja die Übereinstimmung geht sogar noch weiter. Ich verweise dazu auf Abb. 41 der genannten Schrift. Es macht nämlich den Eindruck, als strömen Mesenchymzellen in den Schmelznabel ein, so daß auch hier eine scharfe Trennung zwischen 1) Anrens, Die Entwickelung der menschlichen Zähne. Habilitations- schrift. Wiesbaden. ; 25 Septalzellen und Bindegewebszellen zu fehlen scheint, wie es von Aurens an der Festheftungsstelle der Ameloblastenschicht konstatiert worden ist. Nach dieser Bemerkung können wir zum Studium der Genese des Schmelzseptums selber übergehen. Für dieses Studium eignen sich, wie es wohl mit allen rudimentären Bildungen der Fall ist, nicht alle Tierformen in gleichem Maße. Und die Primaten lehrten mich wohl alle Einzelheiten desselben kennen, aber immerhin nur durch ange- stellte Kombination der Beobachtungen bei verschiedenen Geschlechtern dieser Gruppen. Ich habe mich nun bemüht, bei einem anderen Säugetier die Ent- stehungsweise des Schmelzseptums in möglichst vollständiger Weise zu verfolgen. Gleiches ist auch von Aurens versucht worden. Er wählte sich dazu Schweineembryonen, welche, wie der Autor meint?), für diese Untersuchungen sehr geeignetes Material darstellen sollten. Die Be- gründung dieser Behauptung rechtfertigt jedoch diese Ansicht gar nicht. Es ist von vornherein klar, daß, wenn man über die internen histologischen Differenzierungen des Schmelzorganes Auskunft erlangen will, es eine notwendige Bedingung ist, solche Objekte zu wählen, bei denen das Schmelzorgan schon bei der ersten Anlage ein vollständiges, gegen die Umgebung gut abgegrenztes Organ darstellt, ringsum von mesenchy- matösem Gewebe umgeben. Und wie verfährt nun Anrens? Er wählt sich für die Untersuchung die Anlage von Schweinemolaren, welche in den ersten Stadien einer Zahnleiste vollständig entbehren und unmittel- bar aus dem Mundhöhlenepithel ihren Ursprung nehmen. Sie stellen in den ersten Stadien der Entwickelung schwierig abzugrenzende, gleich- mäßige Einsenkungen des Oberflächenepithels dar, später bilden sie sich zu breiten Auszackungen des Fpithels um, welche ohne etwaige Ab- grenzung mit dem Mundhöhlenepithel zusammenhängen und an denen man somit von einem äußeren Schmelzepithel gar nicht reden kann. Wie sollte man an solchen Gebilden die primitiven Beziehungen vom Schmelzseptum zum äußeren Epithel studieren können? Und im Gegensatz zu der Äußerung von AHRENS möchte ich es hier als meine Überzeugung aussprechen: mehr ungeeigneteres Material als die Molaren von Schweineembryonen für das Studium der normalen Entstehung des Schmelzseptums läßt sich kaum denken. Es ist die Untersuchung vom 1) Die Entstehung des Schmelzstranges im Schmelzorgan von Schweine- embryonen. Sitzungsber. d. Gesellsch. f. Morph. u. Phys. in München 1913, 8. 3. 26 genannten Autor immerhin sehr wertvoll fiir die Kenntnis der Weise, in welcher die Entstehung dieses rudimentären Gebildes verläuft, bei Zähnen, deren Anlage in den ersten Stadien von dem gewöhnlichen Entwickelungsgang abweicht. Und es ist nicht von der Hand zu weisen, daß die Schilderung, welche Aurens uns von.dem bezüglichen Gebilde in den Anlagen der Schweinemolaren gibt, in der Tat die Behauptung dieses Forschers zu bestätigen scheint, daß es von Anfang an als ein strangartiges Gebilde aus der Basis der Anlage emporwächst. Ohne in eine Kritik auf die Beobachtungen und Darstellungen selber einzu- gehen, möchte ich nur wiederholen, daß eine von der Basis bis zum Dach entstehende Scheidewand doch schwerlich in normaler Weise entstehen kann bei Organen, welche einen Dachabschluß nicht besitzen. Aus diesem Grunde konnte man das Vorkommen einer Zahnleiste bei Säuge- tieren zurückweisen, weil bei den Schweinemolaren das Schmelzorgan unvermittelt aus dem Kieferepithel entsteht. Die Entstehungsweise des Schmelzseptums bei den Schweinemolaren ist eine Anpassung an die etwas veränderte Weise der Anlage des Schmelzorganes dieser Zähne und darf daher nicht als für die Entstehungsweise jener Bildung über- haupt maßgebend betrachtet werden. Als Untersuchungsobjekt wählte ich das Schaf, da mir von diesem Säugetier eine Reihe von Entwickelungsstadien zur Verfügung standen. Die von diesem Material angefertigten lückenlosen Serien sind nach dem Entwickelungsgrad des Objektes von A—Z und weiter von AA—ZZ unterschieden. Die uns interessierenden Entwickelungsstadien liegen zwischen J’ und AA. Da ich es mir bei dieser Untersuchung zur Auf- gabe gestellt hatte, prinzipiell festzustellen, daß das von mir als Schmelz- septum beschriebene Gebilde nicht als ein Strang, sondern wirklich als eine den ganzen Zahnkeim in mesio-distaler Richtung durchsetzende Scheidewand sich differenziert, konnte ich meine Untersuchung auf einen einzigen Zahn beschränken. Der Vollständigkeit wegen werde ich jedoch zwei Zahnkeime der nachfolgenden Beschreibung zugrunde legen und wähle dazu den medialen unteren Incisivus und den vierten Zahn des Unterkiefergebisses, das ist der bekanntlich sehr gering ent- wickelte incisiforme Eckzahn. Der gestellten Aufgabe entsprechend ist es notwendig, die Be- schreibung der Entwickelungsstadien durch Wiedergabe der lückenlosen Serien von den bezüglichen Zahnanlagen zu dokumentieren, der Leser ist dann imstande, sich den tatsächlichen Zustand selber zu rekon- struieren. Zum Beweise, daß es sich um eine vollständige Scheidewand Re. 7 6 — 27 handelt, reicht natürlich die Wiedergabe eines einzigen Schnittes nicht aus. In Abb. 1 ist die Anlage durch den unteren medialen Incisivus von Ovis aries Serie 7’ wiedergegeben. Der Kopf dieses Objektes, der eine Länge von 15 mm aufwies, war in Frontalschnitte von 10 u Dicke zerlegt worden. An dem jüngeren dieser Serie vorangehenden Stadium S war von einer Anlage von Zahnkeimen noch nichts Be- stimmtes zu sehen. Und auch an der vorliegenden Serie kann von einem wohlausgeprägten, scharf abgegrenzten Zahnkeim noch kaum die Rede sein. In den Schnitten 2 bis 6 deutet eine Anschwellung, welche in 2 die ganze Zahnleiste umfaßt, in 6 auf das Ende derselben beschränkt ist, auf den im Erscheinen begriffenen Zahnkeim hin. Die Anlage des zweiten Incisivus lieferte nahezu die gleichen >" Bilder. Von einer internen Differenzierung des Zahnkeimes kann selbstverständlich in diesem Stadium noch nicht die an Rede sein. Die ganze Anlage besteht aus einer Masse ~” gleichmäßig dicht gedrängter Epithelien, mit runden Kernen und wenig Protoplasma. Nur an der Peripherie liegen die Zellen zu einer einzigen Schicht angeordnet, deren Kerne sich etwas stärker tingieren und mehr elliptisch sind. Diese Schicht bildet die Fortsetzung der Basalzellenschicht des Oberflachenepithels. Unter Hinweis auf die detaillierte Beschreibung, welche in „Odontologische Studien I* gegeben worden ist, erinnere ich daran, daß wir es bei dieser Anlage nicht ausschließlich mit jener des Schmelzorgans strictiori sensu zu tun haben, sondern daß aus dieser Anlage ebenfalls der ganze spezielle Leistenapparat hervorgehen wird, der in der bezeichneten Abb. 1. Arbeit als laterale und mediale Schmelzleiste beschrieben worden ist. Es empfiehlt sich, um Mißverständnissen vorzubeugen, die morphologischen Bildungen, welche gänzlich verschieden sind, durch eine besondere Namengebung zu unterscheiden. Neue Namen brauchen daher nicht eingeführt zu werden. Die erste Anlage, wie sie in Abb. 1 skizziert ist, hat die meist umfassende morphogenetische Bedeutung, man könnte für sie die Bezeichnung Zahnkeim reservieren, und dabei besonders wohl in Betracht ziehen, daß dieser Zahnkeim nicht durch ein- fache Vergrößerung zum Schmelzorgan auswächst. Denn es ist dieser Keim der Sitz von Entwickelungsvorgängen, welche in „Odontologi- sche Studien I* ausführlich beschrieben worden sind, und welche 28 schließlich dazu führen, daß aus einem Teil des Zahnkeimes zwei Leisten entstehen, — eine mediale und laterale, welche den restieren- den Teil des Zahnkeimes mit der „generellen“ Zahnleiste verbinden, oder direkt mit dem Oberflichenepithel, wenn letztere fehlt. Für den restierenden Teil des Zahnkeimes nun — also nach Abzug des im Leistenapparat aufgegangenen — ist es wohl am meisten angebracht, den Namen Schmelzorgan zu reservieren. In der Folge dieses Auf- satzes haben also die Bezeichnungen Zahnkeim und Schmelzorgan nicht mehr identische Bedeutung. Noch einfacher als jene des medialen Incisivus gestaltet sich bei Embryo 7 die Anlage des Caninus, wie aus Abb. 2 ersichtlich. Von einem wohl abgegrenzten Zahnkeim ist sogar hier noch EA nicht einmal die Rede, es verrät nur eine konische An- <= schwellung mit einer etwas eingedrückten Basis, daß wir ca uns im Gebiet einer Zahnanlage befinden. =: A Wir konstatieren somit, daß bei der ersten Anlage I der Zähne von einem Schmelzseptum nichts zu sehen ist. as Dieses darf uns nicht wundern. Denn die in Abb. 1 und 2 oe skizzierten Anschwellungen sind, wie schon hervorgehoben, nicht als die Anlagen der Schmelzorgane zu deuten, sie sind Vorstufen dieser Organe, welche hier noch in un- FF differenzierter Weise mit den beiden speziellen Zahnleisten, : die sich ebenfalls aus diesen Anschwellungen noch heraus- differenzieren miissen, eine Masse bilden. Dieses Stadium lehrt uns somit tiber die Entstehung des Schmelzseptums noch nichts. Nino, Als folgendes Objekt wähle ich, die Serie U über- gehend, den Embryo V mit einer Kopflänge von 20 mm. Die Zahnleiste des Unterkiefers erstreckte sich über 605 Schnitte von 10 u. Dicke. In Abb. 3 sind die 21 aufeinanderfolgenden Schnitte durch den Zahnkeim des medialen Ineisivus skizziert. Die erste Andeutung der Anlage findet sich im Schnitte 2, während es distalwärts unsicher erscheint, wo der Zahnkeim endet. Denn es darf fraglich sein, ob die hakenförmige Umbiegung in den Schnitten 16 bis 20 zur Zahnanlage gehört, oder Umbiegungen der Zahnleiste darstellen. Wir werden darüber erst am nächst älteren Objekt Sicherheit erlangen können. Verfolgt man der Reihe nach die Schnitte, dann fällt es sofort 29 auf, daß die äußere Konfiguration der Anlage im Vergleich mit dem vorangehenden Objekt stark alteriert ist, denn es haben sich hier die Anlage des Leistenapparates und jene des eigentlichen Schmelzorganes voneinander abgesetzt. Zum leichteren Verständnis der vorgeführten Schnittbilder werde ich das hauptsächlichste in der äußeren Differen- zierung des Zahnkeimes, wie dieselbe in den ,,Odontologischen Studien“ I ausführlich geschildert ist, kurz wiederholen. Die früheste Anlage des Zahnes wird bei den Primaten durch die bekannte kolbenförmige Ver- dickung der Zahnleiste gebildet. Diese Anschwellung entspricht jedoch Abb. 3. nicht einfach der Anlage des Schmelzorganes in einem jungen Stadium, wie es in der Literatur irrtümlicherweise bis jetzt dargestellt war, sondern aus dieser kolbenförmigen Anschwellung gehen das Schmelz- organ sowie eine doppelte Leiste, welches dieses Organ mit der generellen Zahnleiste verbindet, hervor. Die Entstehuug dieses Leisten- apparates kommt in der Weise zustande, daß entweder an der mesialen oder distalen Fläche der kolbenförmigen Verdickung eine Einsenkung entsteht, welche, während der Vergrößerung der Anlage immer tiefer werdend, eine Nische bildet, medial und lateral von einer dünnen Wand begrenzt. Da beide Wände konvergieren, ist die Nische bei den 30 vorderen Zähnen nach hinten geschlossen, da die Nische hier an der mesialen Fläche entsteht, und bei den Molaren nach vorn, da hier die Vertiefung an der distalen Fläche beginnt. Diese Vertiefung wurde als die Schmelznische beschrieben. Bei der weiteren Entwickelung werden mediale und laterale Begrenzungswand der Nische voneinander getrennt, es ist ein kanalartiger Raum entstanden, und das unterhalb der Schmelznische sich findende Schmelzorgan steht jetzt mittels zweier Leisten, einer medialen und einer lateralen, mit der generellen Zahnleiste in Verbindung. Es ist dieser Entwickelungsgang hier kurz rekapituliert worden, da aus der Beschreibung der folgenden Entwickelungsstadien hervor- gehen wird, daß beim Schaf der nämliche Vorgang wie bei den Pri- maten stattfindet. Die Schnittbilder in Abb. 3 und folgende werden jetzt auch jenen Lesern verständlich sein, welche mit dem Inhalt der „Odontologischen Studien“ I nicht vertraut sind. In Abb. 3, ı ist von der Zahnanlage noch nichts zu sehen, die Schnitte 2 bis 6 durchstreifen das Gebiet der in Entstehung be- griffenen Schmelznische. Es ist deutlich, daß diese fünf Schnitte, dem vorderen Teil der kolbenförmigen Anschwellung in Abb. 1 ent- sprechen. Man hat sich, um die Bilder in Abb. 3,2 bis 3,6 verstehen zu können, nur zu denken, daß die konische Anschwellung in Abb. 1, 2 und Abb. 1,3 sich zwei- oder dreifach vergrößert hat, und daß in derselben eine Einsenkung entstanden ist. Angefangen mit dem Schnitt 3, 7 ist das Gebiet der eigentlichen Anlage des Schmelzorganes angeschnitten. Anfänglich ist dieselbe noch konischer Gestalt, wohl als Vorbereitung dazu, daß die Schmelz- nische auch noch zum Teil in diesem Gebiet weiter vordringen wird. Mehr distalwärts aber nimmt die Anlage die Form eines scharf abge- bogenen Stückes der Zahnleiste an. Und wie schon früher erwähnt, ist es schwierig zu entscheiden, ob essich hier um Zahnleistenmaterial oder um eine etwas eigentümliche Art von Schmelzorgananlage handelt. Das kann erst durch das Studium des weiter entwickelten Embryo sichergestellt werden. Wir sehen somit die ersten Differenzierungserscheinungen der Zahnanlage beim Schaf in ganz derselben Weise vor sich gehen wie bei den Primaten, es kommt zur Ausbildung der Leistenapparate mittels der Nischenbildung und der eigentlichen Schmelzorgane. Wenn man nun letzteres in seiner Struktur näher betrachtet, dann ist zu konstatieren, daß es nach außen durch die Fortsetzung 31 der Basalzellenschicht des Mundhöhlenepithels abgegrenzt wird. Eine Differenzierung von Ameloblasten und äußerem Schmelzepithel ist in diesem Stadium noch nicht eingetreten. Das Innere der Schmelz- organanlage besteht noch aus undifferenten Zellen, zu einer Ausbil- dung von Pulpazellen ist es noch nicht gekommen. Die Zellen liegen sehr dicht gedrängt. Es ist aber unzweifelhaft, daß, angefangen mit dem Schnitt 8, an einer gewissen Stelle die Elemente etwas dichter gedrängt liegen, während die Kerne an dieser Stelle kleiner zu sein scheinen als im übrigen Teil. Dieses sich etwas dunkler hervor- hebende Fleckchen im Schmelzorgan war bis zum Schnitt 13 zu ver- folgen, also durch jenen Abschnitt der Schmelzorgananlage, in welchem dieselbe schon eine kegelförmige Gestalt angenommen hat. Durch diesen Teil stellt die etwas dichter gedrängte Zellenmasse einen Streifen dar, der von der Basis des Kegels bis zur gegenüberliegenden Wand reicht. Von einer spezifischen Differenzierung der Zellen ist aber noch nichts zu bemerken. Es besteht wohl kein Zweifel, daß es sich bei dieser noch kaum sichtbaren Bildung im Inneren des Schmelzorganes um die erste An- deutung des Schmelzseptums handelt. Und es sei besonders hervor- gehoben, daß dasselbe sich mithin bemerkbar macht, sobald die ge- meinschaftliche Anlage sich in jener des Leistenapparates und des Schmelzorganes zu trennen angefangen hat. Und weiter verdient es nicht weniger scharf betont zu werden, daß die Septumanlage sich in diesem Stadium durch alle Schnitte erstreckt, welche unzweideutig die Schmelzorgananlage durchstreifen. Am deutlichsten war die Kon- zentrierung im vorderen Teil des Schmelzorganes, besonders in Schnitt 9; in den weiteren Schnitten wurden die Differenzen allmählich mehr verwischt. Beiläufig mache ich darauf aufmerksam, daß beim Schaf nichts von jener Bildung zu sehen ist, welche von Aurens beim Schwein und auch beim Menschen als „Schmelzknoten“ bezeichnet worden ist. Bei gewissen Affenarten habe ich diese Bildung dagegen wohl beobachten können. (Schluß folgt.) 32 Bicheranzeigen. Nachtrag zu der Besprechung von MERKEL, Bd. 47, Nr. 22/23, S. 607: Von befreundeter Seite werde ich darauf aufmerksam gemacht, daß schon vor MERKEL die „endokrinen Organe“ in einem besonderen Abschnitt zusammengestellt worden sind, nämlich von Testur im Lehrbuche der Ana- tomie und von E. A. ScHÄrer in der Mikroskopischen Anatomie, beide 1912, Die „zeitgemäße Neuerung“ ist eine solche aber jedenfalls für die deutsche Literatur. BE. Anatomische Gesellschaft. Der Vorstand der Anatomischen Gesellschaft ist der Ansicht, daß der für das Jahr 1915 in Aussicht genommene internationale ver- einigte Anatomenkongreß bis auf weiteres zu verschieben sei und hat einstimmig den Beschluß gefaßt, daß sich die Anatomische Gesellschaft an einem solchen Kongreß 1915 nicht beteiligen wird. Der Vorstand hat ferner einstimmig beschlossen, daß 1915 auch keine Jahresversammlung der Anatomischen Gesellschaft stattfinden soll. Da 1915 die Amtsdauer der auf vier Jahre gewählten vier Vor- sitzenden endet und eine Neuwahl auf schriftlichem Wege kaum durchführbar (auch in den Satzungen nicht vorgesehen) ist, soll der ständige Vorstand, bestehend aus den Herren WALDEYER und voN BaRDELEBEN, die Geschäfte bis zur nächsten Versammlung weiter- führen. Im Februar 1915. (gez.) WALDEYER. Rickert. von FRorIEp. Bonner. V. von EBNER. K. von BARDELEBEN. Abgeschlossen am 28. Februar 1915. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt für die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der „Anatomische Anzeiger“ erscheint in Nummern von zwei Druckbogen. Um ein rasches Erscheinen der Beiträge zu ermöglichen, werden die Nummern aus- gegeben, sobald der vorhandene Stoff es wünschenswert macht, ev. erscheinen Doppel- nummern. Der Umfang eines Bandes beträgt etwa 46 Druckbogen, oder Ausgleich durch Tafeln, der Preis 16 Mark. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 48. Bd. 3 27. März 1915. 3% No. 2. In#art. Aufsätze. L. Bolk, Uber die Entstehung des Schmelzseptum. (Schluß.) S. 33-54. — Antonie Schiller, Das Relief der Agmina Peyeri bei Tapirus americanus. Mit 4 Abbildungen. S. 54-59. — H. Hanke, Über die Brustflosse von Mesoplodon bidens (Sow.). Mit 2 Abbildungen. S. 59—62. Bücheranzeigen. G. LEDDERHOSE, S. 63. — Franz Nisst, S. 63. Anatomische Gesellschaft, Quittungen; Postaufträge, S. 63—64. An die Herren Mitarbeiter, S. 64. Aufsätze. Nachdruck verboten. Über die Entstehung des Schmelzseptums. Von Prof. Dr. L. Bork, Amsterdam. (Schluß.) Sehen wir jetzt, welchen Entwickelungsgrad der untere Caninus dieses Embryo aufweist. In Abb. 4 sind 16 aufeinanderfolgende Schnitte abgebildet worden, welche uns darüber belehren. Vergleicht man diese Abbildung mit der Abb. 1, dann fällt sogleich die ganze Übereinstimmung zwischen beiden ins Auge. Es findet sich beim Embryo V die Anlage des Caninus fast auf gleicher Stufe wie jene des medialen Incisivus bei Embryo 7. Auch hier stellt die konische Anschwellung nicht ausschließlich die Anlage des Schmelzorganes dar, sondern dieselbe enthält tatsächlich auch noch die Anlage des Leisten- apparates, muß also noch in Übereinstimmung mit der vorher auf- gestellten Bezeichnungsweise als Zahnkeim angedeutet werden. Ich Anat. Anz, Bd. 48. Aufsätze. 3 34 brauche auf diese Abbildung nicht näher einzugehen, es würde nur eine Wiederholung von schon Bekanntem sein. Das folgende Entwicke- lungsstadium wird von Em- bryo X geliefert, mit einer Kopflänge von 23 mm. Auch von diesem Objekt wurde der Kopf in Frontalschnitte zer- legt, mit einer Dicke von 15y.. In Abb. 5 sind die 24 Schnitte abgebildetworden, welchedem Gebiet der Anlage des media- len Ineisivus entsprechen. Auch hier werden wir zu- nächst die äußere Form der Anlage näher betrachten. Wie es im vorangehenden Stadium schon der Fall war, ist auch bei diesem älteren Objekt die Anlage des Leistenapparates und jene 35 des eigentlichen Schmelzorganes wohl voneinander zu unterscheiden, aber hier viel besser. Es ist mir bei der Untersuchung der Zahn- entwickelung des Schafes wohl deutlich geworden, daß die Diffe- renzierung des Leistenapparates bei diesem Säuger in ungemein viel klarerer Weise verläuft als bei den Primaten, da hier zeitlich der Leistenapparat einen größeren Abschnitt des Zahnkeimes zu be- anspruchen scheint als das eigentliche Schmelzorgan. Das geht aus einer Betrachtung der Schnittbilder in Abb. 5 am deutlichsten hervor. In Abb. 5,2 ist die laterale Schmelzleiste tangential angeschnitten, und von diesem Schnitt bis einschließlich Schnitt 5, 10 be- steht die Anlage nur aus dem Leistensystem. Im letzterwähnten Schnitt ist die Schmelznische voll- ständig geschlossen. Erst in dem jetzt folgenden Schnitt darf ein Teil der Anlage, und zwar dort, wo die mediale und laterale Schmelzleiste ineinander übergehen, dem eigentlichen Schmelzorgan zugehörig betrachtet werden. Inden Schnitten 12, 13 und 14 nähert man sich dem Grunde der Schmelznische, und erst der Schnitt 15 durchstreift ausschließlich die Anlage des Schmelzorganes. Indem ich auf dieselbe später noch zurückkomme, möchte ich hier im An- schluß an die Abbildungen 1, 3 und 5 einige allge- meine Bemerkungen über die Zahnanlage einschalten. Wenn jemand, ausgerüstet mit der Kenntnis der Anlage der Zähne, wie dieselbe sich bis jetzt wohl allgemein in Lehr- und Handbüchern findet, die Entstehung der Incisivi beim Schaf studiert, dann wird es ihm wohl schwer sein, eine Übereinstim- mung zwischen der geläufigen Darstellung dieser VL T7 7 Entwickelungsgeschichte und dem von ihm beobach- Abb. 5, 19-24. teten Entwickelungsgang zu finden, wenigstens was das Stadium betrifft, welches als sogen. kolbenförmiges Stadium bekannt ist. Wenn nur ein einziges, sehr junges Stadium, wie jenes in Abb. 1 skizzierte, vorlag, so könnte man der Ansicht sein, es liege hier das sogenannte kolbenförmige Stadium der Schmelzorgananlage vor, und man würde erwarten, daß in einem etwas älteren Embryo, der Be- schreibung gemäß, diese kolbenförmige Anschwellung durch die Zahn- papille eingebuchtet sein würde. Aber wie uns die Abb. 3 und 5 3* 36 ~ lehren, ist solches gar nicht der Fall. Gerade in jener kolbenförmigen Anschwellung der Abb. 1,2, 1,3 und 1,4 entsteht die Schmelznische, und das Schmelzorgan scheint sich zu bilden aus dem mehr distal- wärts folgenden, hakenförmig abgebogenen Abschnitt der Zahnleiste. Dieser Abschnitt macht sich in den Abb. 1,5, 1,6 und 1,7 schon bemerkbar, hat beim Embryo V (Abb. 3) schon merklich an Länge gewonnen und hat beim Embryo X (Abb. 5) in jeder Richtung an Umfang zugenommen. Denn es geht aus Abb. 5 wohl unzweideutig hervor, daß das in einem scharfen Winkel abgebogene Stück der Zahnleiste wirklich eine Vorstufe des Schmelzorganes darstellt. Man darf daher bei der Anlage der Schafineisivi von einem kolbenförmigen Stadium eigentlich gar nicht reden. Es besteht hier eine ziemlich bald sich kennbar machende Sonderung der Zahnanlage in dem den Leistenapparat hervorbringenden Teil und dem eigentlichen Schmelz- organ. Ersterer hat eine kolbenförmige Vorstufe, während letzteres sich aus einer Platte bildet, welche sich in einen scharfen Winkel zur generellen Zahnleiste stellt. Diese Eigentümlichkeiten sind mir nur vom Schaf bekannt; daß bei verwandten Säugern Übereinstimmendes auftreten soll, scheint mir nicht unwahrscheinlich. Es sei im Vorübergehen konstatiert, daß bei den übrigen Incisiven ganz gleiche Erscheinungen zu beobachten sind. Daß es sich aber bei der Anlage der Schafineisivi nicht um prinzipielle Abweichungen von der gewöhnlichen Zahnanlage, wie dieselbe in „Odontologische Studien“ I geschildert worden ist, handelt, ist deutlich. Das Kennzeichnende im Entwickelungsgang ist die sehr scharf ausgesprochene Weise der Ausbildung von lateralen und medialen Schmelzleisten, deren Entstehung jedoch prinzipiell in nichts von jener bei den Primaten abweicht. Kehren wir nach diesen Be- merkungen wieder zu der Betrachtung der Schnittbilder in Abb. 5 zurück. Die äußere Form der Zahnanlage ist uns jetzt verständlich geworden, die vordere Hälfte wird hauptsächlich durch die Schmelz- nische, mediale und laterale Schmelzleiste eingenommen, die hintere Hälfte durch die Schmelzorgananlage, welche mehr plattenförmig sich gestaltet, je nachdem die Schnitte weiter distalwärts liegen. Die interne Differenzierung der Schmelzorgananlage ist kaum weiter fortgeschritten als jene beim Embryo V (Abb. 3). Die ganze Anlage wird ringsum abgegrenzt durch eine Schicht etwas erhöhter Epithelien von der Gestalt wie jene des Stratum germinativum, mit welchem sie noch durch Vermittelung der generellen Zahnleiste zu- 37 sammenhängt. Diese Begrenzungsschicht der Schmelzorgananlage wird in dem vorliegenden Stadium noch wohl die gleiche funktionelle Be- deutung haben wie die Schicht der Basalzellen des Mundhöhlen- epithels, d. h. sie wird die inneren Zellen der Schmelzorgane produ- zieren. Diese Funktion kam anfänglich wohl der ganzen Begrenzungs- schicht zu, später, wenn diese Schicht sich in ihre beiden Derivate: Ameloblastenschicht und äußeres Schmelzepithel differenziert hat, muß sie diese Funktion eingebüßt haben, und es will mir scheinen, daß die Zunahme der inneren Zellen durch die Tätigkeit der intermediären Schicht zustande kommt. Diese Schicht hat anfänglich eine größere Ausdehnung als später. Daß schon zu wirklichen Pulpazellen diffe- renzierte Elemente sich noch zu teilen vermögen, glaube ich nicht, ich habe wenigstens niemals einen derartigen Vorgang wahrnehmen können. Betrachten wir nun weiter die Anlage des Schmelzorganes, dann treffen wir auch hier wieder die eigentümliche Verdichtung von Zellen an, welche uns schon beim vorangehenden Objekt (Abb. 3) begegnete. Die ersten Spuren dieser Anhäufung von Kernen waren zu sehen in Schnitt 13, und ist mit Sicherheit zu verfolgen bis in Schnitt 19; in Schnitt 20 war sie vielleicht noch spurweise vor- handen, aber hier hat die Schmelzorgananlage die plattenförmige Ge- stalt angenommen, wobei zwischen den einander parallel verlaufenden Wänden die inneren Zellen gleichmäßig und sehr dicht gedrängt lagen. Denn ich muß wohl darauf aufmerksam machen, daß der Gegen- satz zwischen dunkleren und helleren Stellen im Inneren der Schmelz- organanlage zustande kommt durch eine Aufhellung der letztgenannten und nicht durch eine stärkere Konzentrierung der Elemente an der mehr dunklen Stelle. Das wird durch den Umstand bewiesen, dab im plattenförmigen Abschnitt der Schmelzorgananlage die Zellen gleich dicht gedrängt liegen wie an den dunkleren Stellen in dem mehr angeschwollenen Abschnitt des Schmelzorganes. Und es ist somit die Vorstellung, daß im Inneren des Schmelzorganes zwei Auf- hellungszentren entstehen, eine dem tatsächlichen Vorgang mehr ent- sprechende. Resumieren wir das Obenstehende, dann hat es sich herausgestellt, daß auch im Stadium X die Anlage des Septums sich in mesio-distaler Richtung bemerkbar macht an allen Schnitten, welche die Anlage des Schmelzorganes durchstreifen, soweit dieses nicht die Form der dünnen, leistenartigen Platte besitzt, d. h. in der ganzen vorderen Hälfte der Schmelzorgananlage. 38 Untersuchen wir jetzt die Anlage des unteren Caninus dieses Embryo. Die Schnittserie durch diesen Zahn ist in Abb. 6 zur Dar- stellung gebracht. Es ist deutlich, daf dieser Zahn in seiner Ent- wickelung nicht unbeträchtlich gegen jene des medialen Ineisivus zu- rücksteht, denn die ganze Anlage streckt sich nun über zwölf Schnitte aus. Zufälligerweise zählte auch die Anlage dieses Zahnes beim vor- angehenden Objekt (Abb. 4) eine gleiche Anzahl Schnitte. Diese hatten aber eine Dicke von 10 u, während jene des Embryo X (Abb. 6) 15 yp. dick waren. Folglicherweise entspricht somit jeder Abb. 6. Schnitt in Abb. 6 dem gleichzähligen in Abb. 4. Hierdurch wird es sehr leicht, sich eine Vorstellung von dem Charakter des Ent- wickelungsganges der Zahnanlage in dieser ganzen Phase der Diffe- renzierung zu bilden. Bei den Incisivi haben wir schon zu zeigen versucht, daß das Hauptmerkmal in dieser Periode der Entwickelung die Ausbildung der Schmelznische mit dem Leistenapparat war. Und eine Vergleichung der Abb. 4 und 6 kann diese Behauptung in treffender Weise bestätigen. Beim Embryo V (Abb. 4) war noch keine Andeutung der Schmelznische zu sehen, nur eine hakenförmige Um- 39 biegung, die in Schnitt 4,4 zu einer kolbenförmigen Anschwellung geworden war, verriet, daß man in dem Gebiet einer Zahnanlage war. Diese Anschwellung setzte sich als kompakte Masse bis in Schnitt 4, 10 fort. Dann wird die Anlage wieder leistenförmig. Fast jeder Schnitt in Abb. 6 gleicht nun in seiner äußeren Umgrenzung dem gleich- zahligen Schnitt in Abb. 4. Es sind nun zwei Verschiedenheiten zu verzeichnen. Erstens ist die Anlage in Abb. 6 größer (beide Schnitt- serien wurden bei gleichstarker Vergrößerung gezeichnet), und weiter hat sich in der kompakten kolbenförmigen Anschwellung die Schmelz- nische entwickelt, wodurch jeder dieser Schnitte jetzt ringförmig er- scheint. Ein zuverlässigerer Beweis, daß beim Schaf die früheste Phase der Zahnentwickelung fast ganz durch die Ausbildung des Leistenapparates bedingt ist, läßt sich kaum denken. Der Abschnitt, aus welchem das eigentliche Schmelzorgan hervorgehen wird, tritt hier noch ganz in den Hintergrund. Selbstverständlich ist daher auch in diesem Stadium von einer Differenzierung des Schmelzseptums noch nichts zu sehen. Die Anlage des Schmelzorganes ist kaum noch angedeutet und von einer internen histio-genetischen Differenzierung muß daher noch jede Spur fehlen. Sehr lehrreich in jeder Beziehung ist das nächstfolgende Stadium, zu dessen Beschreibung ich jetzt übergehe, nämlich der Embryo Z. Die Kopflänge desselben betrug 25 mm. Auch dieser wurde in Frontalschnitte von 15 p. Dicke zerlegt. Die Länge der unteren Zahn- leiste betrug 1162 u. Die Anlage des medialen Incisivus dehnte sich über 32 Schnitte aus, welche in Abb. 7 in einer lückenlosen Serie abgebildet worden sind. Der Fortschritt in der Entwickelung ist ein ziemlich großer, wie aus einer Vergleichung der Abb. 5 und 7 am besten hervorgeht. Diese Vergleichung sei in systematischer Weise vorgenommen. Wir haben gesehen, daß in den vorangehenden Stadien die Dit- ferenzierung des Leistenapparates das Hauptmerkmal des Entwicke- lungsganges war, es trat ziemlich scharf eine Sonderung der vorderen und hinteren Abschnitte der Anlage zu Tage, wobei der vordere Ab- schnitt Schmelznische und Leistenapparat entstehen ließ, der hintere besonders erwies sich mehr als zum eigentlichen Schmelzorgan ge- hörig. Eine Betrachtung der Schnittbilder in Abb. 7 lehrt nun, dab diese Beziehungen während der weiteren Entwickelung eine wesentliche Abänderung erfahren. Um das zeigen zu können, müssen wir zunächst die homologen Schnitte in den Serien 5 und 7 festzustellen versuchen. 40 Wal Eee HAND Bei Embryo X erstreckt sich die Anlage des medialen Ineisivus Schnitte von 15 p. und bei Embryo 7 durch 34 solcher durch 23 41 Schnitte, beim erstgenannten Embryo hat die bezügliche Anlage daher eine Länge von ungefähr 350 p, beim zweiten eine solche von un- gefähr 500 p, nahezu somit ein Verhältniss von 1:1,5. Die Ent- fernung des Vorderrandes der Anlage bis zum Grunde der Schmelz- nische beträgt beim Embryo X 14 Schnitte von 15 u, das ist 210 p, beim Embryo L 18 Schnitte von 15 p, das ist eine Länge von 240 p. Die Schmelznische ist daher wohl tiefer geworden, aber in einem etwas Abb. 7, 25-34. 34 Be: geringeren Maße als die Längezunahme der ganzen Anlage. Es er- gibt sich hieraus, daß der hintere, dem eigentlichen Schmelzorgan zugehörige Abschnitt sich stärker vergrößert hat als der vordere, den Leistenapparat bildenden Teil. Diesem Unterschied gesellt sich jedoch noch ein zweiter mehr bedeutender zu. Es ist nämlich die Anlage des eigentlichen Schmelzorganes so weit in der Entwickelung fort- geschritten, daß es sich auf dem von LecHE sogenannten kappen- förmigen Stadium findet. Das ganze Gebilde bietet dabei ein etwas anderes Vorkommen als wir es bei den Säugern zu beobachten ge- wohnt sind. Die Einstülpung der Zahnpapille im Organ findet nämlich nicht wie es die Gewohnheit bildet, von unten nach oben statt, son- 42 dern die mediale Wand wird eingebuchtet, und die Einbuchtung des Schmelzorganes ist nicht nach unten, sondern medialwarts offen. Damit steht wohl die eigenartige Gestalt des ganzen Zahnkeimes in Verbin- dung. Die Zahnleiste ist ziemlich horizontal gestellt, und am Ende der- selben hängt gleichsam das Schmelzorgan nach unten. Dieses eigen- tümliche Verhalten macht uns jetzt auch die Bilder der Zahnanlage in Abb. 5, dem jüngeren Embryo entlehnt, mehr verständlich. Eine weitere Eigentümlichkeit ist, daß beim Schaf die Verbindungsstelle der Zahn- leiste mit dem Mundhöhlenepithel, in Gebiet des medialen Incisivus so weit von der Medianlinie gerückt ist, wogegen bei den Primaten z. B. in den jüngeren Stadien, der Leistenabschnitt, der die Anlage des medialen Incisivus trägt, fast unmittelbar neben der Medianebene sich ans Mundhöhlenepithel heftet. Über die Grenze der Entfernung beim Schaf kann man sich durch die Abbildungen leicht orientieren, denn das Mundhöhlenepithel ist bis zur Medianebene skizziert. Die Bedeutung der Sprosse, welche kurz neben der Medianlinie aus dem Epithel hervorgeht, ist mir nicht bekannt. Auf die Bedeutung der äußeren Formerscheinung werden wir nicht weiter eingehen, und wenden uns zu den inneren Differenzierungs- erscheinungen im Emailorgan. Das wichtigste, was uns dabei sofort trifft, ist, daß die Bildung der Schmelzpulpa in diesem Stadium un- verkennbar angefangen hat. Und es läßt ebenfalls an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig, daß die Pulpadifferenzierung nicht von einer einzigen zentral liegenden Stelle aus beginnt, sondern von zwei, welche als eine obere und untere sich verhalten. Bei einer der Norm entsprechenden Lagerung und Einstülpung des Schmelzorganes würden von diesen Zentren von Pulpabildung eines medial, das zweite lateral gelagert sein. Die sich einstellenden Bildungen von Pulpazellen sind kennbar durch eine Aufhellung im Inneren des Organes. Zwar sieht man auch in diesem Stadium von typischen Sternzellen noch nichts, die Aufhellung wird verursacht durch einen vermehrten Plasmagehalt der Zellen, wodurch die Kerne weiter auseinander zu liegen kommen. Verfolgt man die in Abb. 7 abgebildeten Schnitte der Reihe nach, dann erkennt man die erste Andeutung der beiden Pulpazentren in Schnitt 10, in dem nächstfolgenden wird sie dann deutlicher, um in Schnitt 24 zu enden. Der meist vordere und hintere Abschnitt des Schmelzorganes ist noch aus indifferenten Zellen aufgebaut, die Pulpa- bildung fängt somit in der mittleren Zone des Organes an. 43 Durch des Auftreten der beiden Pulpazentren ist nun gleichzeitig das Schmelzseptum deutlicher in Erscheinung getreten, als es bei den vorangehenden Objekten der Fall war. Die vorliegende Serie liefert von dem Anfangsstadium des Schmelzseptums ein so deutliches Bild, wie man sich es nur wünschen darf. Es bestätigt diese Serie die Entstehungsweise des Septums, wie ich dieselbe im ersten Heft meiner „Odontologischen Studien“ gegeben habe. Das Septum kommt in seinem Anfangsstadium zustande infolge des Indifferentbleibens einer Schicht von inneren Schmelzorganzellen zwischen den beiden Zentren der Pulpazellenbildung. Nach diesen Zentren hin ist natür- lich das Septum nicht scharf abgegrenzt. Eine zweite Tatsache, welche durch die vorliegende Serie wohl über allen Zweifel festgestellt wird, ist, daß es sich bei der vorliegenden Bildung um ein wirkliches, sich in Längsrichtung durch das Schmelzorgan erstreckendes Septum handelt, und nicht um einen Strang. Zwar ist im vordersten und hintersten Abschnitt des Schmelzorganes noch nichts davon zu sehen, aber das ist die Folge davon, daß jene Abschnitte keine gewebliche Ditfe- renzierung aufweisen. Selbstverständlich kann erst mit dem Auftreten von Pulpazellen, von einer die Bildungszentren dieser Elemente trennenden Schicht von indifferent bleibenden Zellen die Rede sein. Ich mache ausdrücklich darauf aufmerksam, daß somit das Septum beim Schaf nicht entsteht durch einen aktiven Wachstumsvorgang, sondern im Gegenteil durch eine Nichtbeteiligung an einer histo- logischen Entwickelung. Ich lege besonders Nachdruck darauf, weil AHRENS in seinem früher zitierten Aufsatz mir eine Entstehungsweise des Septums zugeschrieben hat, welche nicht ganz meiner früher ge- gebenen entspricht. Der Autor schreibt |. c. Seite 3: „Ich vermisse an der Bork’schen Arbeit erstens eine genaue Beobachtung der Ent- stehung des Schmelzseptums aus dem Schmelzepithel, und zweitens den Nachweis, daß es sich bei dieser Zellverdichtung überhaupt um ein echtes Septum handelt.“ Was nun letzteres betrifft, so meine ich, daß die Abb. 7 den tatsächlichen Beweis bringt, daß es sich hier um eine Scheide- wand handelt, und nicht um einen Strang. So weit die Zentren der Pulpabildung in diesem Stadium erkennbar sind, sind beide durch eine Schicht undifferenter Zellen getrennt. Nach der Basis hin geht diese Schicht unvermittelt in das Zellenlager über, welches sich zur Schicht der intermediären Zellen ausbilden wird, nach oben fließt sie mit dem Zellenlager zusammen, welches sich zum äußeren Schmelzepithel differenzieren wird, in dem vorliegendem Stadium sich jedoch eben- 44 falls noch im undifferenten Zustand befindet. Die hier geschilderte ontogenetische Entstehung des Septums entspricht somit in jeder Beziehung jener, welche ich schon in meiner ersten Beschreibung dieser Bildung gegeben habe. Was nun die erstere Behauptung von Aurens betrifft, daß er in jener Arbeit eine genaue Beobachtung der Entstehung aus dem äußeren Schmelzepithel vermißt, ist richtig, aber der Autor hat mich offen- bar mißverstanden. Ich habe immer behauptet, daß ontogenetisch das Septum eine interne Differenzierungserscheinung im Zahnkeim ist, welche sich von Anfang an vom Boden bis zur Spitze des Schmelz- organes erstreckt. Die Beziehung zwischen Schmelzseptum und äußerem Epithel kann natürlich erst deutlich werden, wenn das äußere Epithel als solches sich differenziert hat. Das ist aber erst der Fall, nachdem inzwischen am Schmelzseptum jene Veränderungen aufge- treten sind, welche ich in meiner Arbeit als die Konzentrierung des Schmelzseptums zum Schmelzstrange beschrieben habe. Von einer ontogenetisch nachweisbaren Entstehung des Septums aus dem äußeren Epithel kann daher selbstverständlich niemals die Rede sein, da das bezügliche Gebilde nicht mehr als Septum, sondern schon als strang- förmiges Gebilde vorkommt, wenn die Deckschicht des Emailorganes sich zum äußeren Epithel differenziert hat. Höchstens kann nur ein primärer Zusammenhang zwischen jenen Bildungen nachgewiesen werden. Nun habe ich in meiner weiteren Beschreibung des Schmelz- septums besonders die Aufmerksamkeit auf die histologische Beziehung zwischen Schmelzseptum (zum Strang reduziert) und äußerem Epithel gelenkt und nachgewiesen, daß wohlgelungene Schnitte an vorzüg- lich erhaltenem Material beweisen, daß an der Stelle, wo sich das Septum (Strang) mit dem Epithel verbindet, letzteres in dem Strang sich abbiegt. Und diese noch eben bemerkbare histologische Be- ziehung zwischen dem Deckepithel vom Schmelzorgan und Septum ist dann von mir in Übereinstimmung gebracht mit meiner Lehre von der Duplizität des Schmelzorganes. Von einer ontogenetischen Ent- stehung des Septums aus dem äußeren Epithel konnte schon aus dem Grunde bei mir niemals die Rede sein, weil für mich das Schmelz- organ von Anfang her ein Doppelgebilde ist, und es nicht erst wäh- rend der Entwickelung wird. Phylogenetisch entspricht diese Scheide- wand Teilen vom äußeren Epithel zweier nicht mehr selbständig werdender primärer Zahnanlagen. Ihre Beziehung zum äußeren Epithel des dimeren Säugerzahnes, die unmittelbare Fortsetzung dieser 45 Epithelien im zum Strang konzentrierten Septum, wurde dann als Be- weis dafür angeführt. Und in diesem Sinne schrieb ich dann auch S. 54 der „Odontologischen Studien“ I: Für den Primaten darf es wohl als feststehend betrachtet werden, daß das Septum nicht als eine Wucherung des äußeren Epithels zu deuten ist, sondern dadurch ent- steht, daß letzteres nach innen biegt, um in das Stratum intermedium sich fortzusetzen. Der Ausdruck „biegen“ ist hier natürlich nicht im aktiven Sinne gemeint. Es kann vielleicht meine Ausdrucksweise in meiner ersten Arbeit über diese Bildung an gewisser Stelle etwas unklar oder gezwungen sein, und daher leichter zu Mißverständnissen des Geschriebenen führen. Dem ist nun einmal nicht immer vorzubeugen, wenn man in einer fremden Sprache schreibt, man hat dann immer nur eine be- schränkte Zahl von Ausdrucksweisen und Wörtern zur Verfügung, wodurch es oft schwierig ist, seine Darstellung in jener klaren und unzweideutigen Weise zu geben, welche für wissenschaftliche Ar- beiten immer erwünscht ist. Ich hoffe jedoch mit dem Obenstehenden ein Mißverständnis aus dem Wege geräumt zu haben, wozu meine Darstellung bei Aurens offenbar Anlaß gegeben hat. Daß übri- gens der Übergang von äußerem Epithel im Schmelz- Abb: &. septum, und von diesem sogar in der Ameloblasten- schicht, an geeigneten Objekten bisweilen in überraschend einleuchten- der Weise hervortreten kann, beweist die Abb. 8. Diese Abbildung stellt einen Schnitt durch den hinteren Teil des Schmelzorganes vom oberen mg eines Dasyurus viverrinus dar. Es will mir scheinen, daß ein stärkerer Beweis für die Doppelnatur des Schmelzorganes kaum zu finden ist. Das äußere Epithel biegt sich nach innen, durchsetzt das Organ, und setzt sich in der Ameloblastenschicht fort!). Das Präparat macht ganz den Eindruck, als wären hier zwei Schmelzorgane mitein- ander verklebt. Die obenstehende Abbildung beweist weiter, daß der Schmelznabel bei diesen mehr primitiven Formen nicht durch Ein- ziehung mittels des Septums entsteht, denn die Septalzellen liegen senkrecht zur Achse des Septums im Gegensatz zum Septum bei den Plazentaliern. 1) Der Bequemlichkeit einer Kontrolle eventueller Interessenten wegen, gebe ich hier die Signatur dieses Präparates in meiner Sammlung: Dasyurus viverrinus, Serie F, Glas 7, Reihe 2. 46 Wie von den vorangehenden Entwickelungsstadien folgt auch vom Embryo Z noch eine kurze Beschreibung des unteren Caninus. Der Fortschritt in der Entwickelung dieser Zahnanlage wird aus einer Vergleichung mit Abb. 6 (Embryo X) leicht ersichtlich. Es trigt dieser Fortschritt den nämlichen Charakter als jener der medialen Incisivi. Bei Embryo X stellt die Anlage des Caninus noch fast ganz jene des Leistenapparates dar, vom eigentlichen Schmelzorgan ist noch sehr wenig zu sehen. Beim Embryo Z dagegen ist, wie aus Abb. 9 er- Abb. 9. sichtlich, der Leistenapparat ebenfalls vollständig entwickelt, aber es ist jetzt auch die Anlage des Schmelzorganes fast durch alle Schnitte zu verfolgen. Man hat hier jedoch ebenso wenig mit der bekannten typischen Form der früheren Anlage der Organe zu tun, als bei den Ineisivi. Denn weder von einer kolbenförmigen, noch von einer kappenförmigen Gestalt kann hier die Rede sein. Im Niveau seiner größten Ausdehnung erscheint der Zahnkeim steigbügelförmig, die sehr dicke Fußplatte stellt das eigentliche Schmelzorgan dar. Distalwärts schwindet dann die Emailnische, und das Schmelzorgan scheint un- vermittelt mit der Zahnleiste zusammenzuhängen. 47 In dieser noch sehr niedrigen Entwickelungsstufe kann selbst- verständlich von einer internen Differenzierung noch kaum etwas be- obachtet werden. Es war aber die erste Andeutung des Schmelz- septums unzweifelhaft in den Schnitten 6 bis 9 schon angedeutet, als eine Verdichtung der die Mitte des Schmelzorganes einnehmenden Zellenmasse. Weiter bot diese Anlage nichts Besonderes. Ich hoffe, mit dem Obenstehenden die mir gestellte Aufgabe zur Genüge vollbracht, und den Beweis geliefert zu haben, daß das Septum sich nicht als Strang anlegt, sondern als eine wirkliche das Schmelz- organ in der Länge durchlaufende Scheidewand. Diese Wand wird erst sichtbar, wenn die Pulpazellenbildung angefangen hat und entsteht infolge der Tatsache, daß im Emailorgan diese Differenzierung an zwei Stellen, einer lateralen und einer medialen einsetzt. Auf die weiteren Entwickelungserscheinungen im Inneren des Schmelzorgans beim Schafe, insbesondere die Konzentrierung des Septums zu einem Strange, brauche ich nicht einzugehen, da die- selben vollständig mit jenen übereinstimmen, welche für die Zahnanlage der Primaten früher hinlänglich von mir geschildert worden sind. Der Vollständig- keit wegen aber gebe ich in Abb. 10 einen Schnitt durch das Schmelzorgan des Caninus eines viel älte- ren Embryo (Serie AA) wieder. Es war hier das Septum schon zu einem noch wenig scharf abgegrenzten Strang kon- zentriert, in welchem der Zellkern sich schon merkbar in Längsrich- tung gestellt hat. Ich möchte jetzt noch etwas näher auf den Inhalt des von AHRENS im Juli 1913 gehaltenen Vortrages eingehen, und einige da- selbst sich findende Punkte berichtigen. Ich möchte anfangen mit der Berichtigung einer chronologischen Darstellung, welche sich in dem genannten Vortrag von AHRENS, sowie in seiner ausführlicheren Schrift über die Entwickelung der menschlichen Zähne findet. Es handelt sich um den Standpunkt, den ich bezüglich der sogenannten prälaktealen Zahnanlagen vertrat und vertreten habe. Die Darstellung, welche vom Autor davon gegeben wird, entspricht nicht der Wirk- lichkeit. In dem zitierten Vortrag heißt es S. 2: „Während ich schon 1911 dartun konnte, daß es sich hier (d. h. bei prälaktealen Anlagen. Ref.) stets um Faltungen in der Zahnleiste und im Schmelz- organ handelte, nahm Botk noch 1912 auf dem Münchener Anatomen- kongreß die Existenz der prälaktealen Anlagen an, schränkte dann 48 1912 in einer Arbeit über Gaumenentwickelung diese Angabe wesent- lich ein, und erklärt jetzt in seiner neuesten Publikation!) die An- nahme einer prälaktealen Dentition auch aus theoretischen Gründen als unhaltbar.“ Und auf S. 90 seiner Untersuchungen über die Ent- wickelung der menschlichen Zähne heißt es: „Meine Untersuchung finde ich ferner in einer neuen Arbeit Botx’s bestätigt. In der Zeit- schrift für Morphologie und Anthropologie 1912 gibt er in einer Fußnote, allerdings ohne meinen doch schon im Februar 1911 gehal- tenen Vortrag zu zitieren an, daß er „weder beim Menschen noch beim Affen, auch nur ein einziges Mal eine Anlage eines prälaktealen Zahnes gefunden habe. Dagegen manches was als solches angeführt wird, doch mit prälaktealen Zähnen nichts zu tun hat“. Dann folgt an genannter Stelle noch ein Zitat einer angeblichen zweiten Fuß- note, welche in meiner bezüglichen Abhandlung vorkommen sollte, welche man darin aber vergebens suchen wird. Wie gesagt, werde ich mir zu dieser Darstellung eine Berich- tigung erlauben. Es schaltete Anurens die Bemerkung ein, daß ich von seinem schon im Februar 1911 gehaltenen Vortrag in einer von mir angeblich in 1912 erschienenen Abhandlung keine Mitteilung ge- macht habe. Ich glaube ein wenig berechtigt zu sein, dem Autor diese Bemerkung übel zu deuten, erstens dem psychologischen Unter- grund der Bemerkung nach, und zweitens auf Grund von unrichtigen Zeitangaben. Wenn Herr Aurens mit jener Interkalation ausdrücken will, daß ich von einem eventuellen Einfluß einer seiner Ansichten auf die meinigen absichtlich geschwiegen habe und ihm ein Recht vor- enthalte, worauf er Ansprüche zu haben meint, dann irrt der genannte Autor sich in meiner Person zu einem Male. Jeder Streit über be- hauptete Prioritätsrechte von Beobachtungen ist meiner Meinung nach dem wissenschaftlich arbeitenden Menschen unwürdig. Der Fortschritt der Wissenschaft ist an Gedanken und nicht an Beobachtungen ge- bunden. Und betreffs der ersteren hat man im Grunde niemals das Recht, über Priorität zu kämpfen, entlehnen wir nicht alle den Stoff für unsere Gedanken und die Bausteine für unsere Gedankenkonstruk- tionen aus vielem, was eine Menge unserer Vorgänger vor uns ge- dacht und gesehen haben? Wenn wir etwas in einer bestimmten Weise sehen oder deuten, dann kann das nur geschehen, weil andere vor uns es in anderer Weise gesehen haben. Der Gedankengang der Wissenschaft ist in ununterbrochenem Fortschreiten begriffen, 1) Gemeint ist: „Odontologische Studien“ I. 49 nirgends gibt es hier einen Anfang, es ist immer Weiterbildung; die Weise, in der wir ein Problem ansehen, ist eine Funktion der Zeit und des heutigen Standes der Wissenschaft, unsere eigene Person ist daran nur zu einem verschwindend kleinen Teil beteiligt. Für unsere Gedankenkonstruktion sind nicht an erster Stelle wir, sondern alle unsere Vorgänger in größerem oder geringerem Maße verantwortlich. Daher erscheint mir Priorität in der Wissenschaft als etwas Unwesent- liches, weil Undenkbares. Das ist kurz mein Standpunkt hinsichtlich sogenannter Prioritätsfragen in der Wissenschaft, welche meiner Mei- nung nach gar keine Fragen sind. Es liegt mir daher jeder Gedanke fern, daß ich in diesem speziellen Fall Herrn Aurens nicht gegeben haben sollte, was ihm mit Recht zukam. Daß ich es nicht tat, ist nur scheinbar und die Folge davon, daß die chronologische Dar- stellung, welche der Autor gibt, eine falsche ist. Zunächst der Vor- trag, vom Autor im Februar 1911 gehalten. Wie konnte ich dem Inhalt dieses Vortrages Rechnung tragen — selbst wenn es richtig war, daß meine Abhandlung 1912 erschien — wenn ich von jenem Inhalt erst 1913 Kenntnis erlangte! Die Sitzungsberichte der Ge- sellschaft für Morphologie und Physiologie in München sind hier nicht zu erhalten, und der im Februar 1911 gehaltene Vortrag wird wohl nicht sofort zum Druck gelangt sein. (Der im Juli 1913 gehaltene Vortrag scheint erst im Februar 1914 veröffentlicht zu sein.) Aber selbst wenn solches der Fall war, dann hätte ich doch in meiner be- züglichen Abhandlung von dem Inhalt jenes Vortrages keine Mitteilung mehr machen können. Anrkss behauptet, daß meine Abhandlung über die Gaumenleiste 1912 erschienen sein sollte. Das ist ein Irrtum. Die bezügliche Abhandlung ist erschienen im September 1911, wie auf dem Umschlag des Heftes zu ersehen ist. Die Revision ging dem Verleger schon im Mai oder Juni zu. Wie konnte ich also in dieser Abhandlung von einem Vortrag Mitteilung machen, der wahrscheinlich damals noch nicht einmal gedruckt war. Diese Abhandlung erschien somit sechs Monate vor dem Münchener Kongreß, und nicht, wie AHRENS es darstellt, nachher. Schließlich will ich hierzu noch be- merken, daß der Inhalt meiner bezüglichen Abhandlung -über die Gaumenbildung beim Menschen der Hauptsache nach schon veröffent- licht ist in einem Vortrag, gehalten in der Königl. Akad. d. Wissen- schaften zu Amsterdam im Juni 1910. Ich mache aber AHRENS gar keinen Vorwurf daraus, daß er in seinem Vortrag vom Februar 1911 von dem Inhalt dieser Mitteilung keine Meldung macht. Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 4 50 Es muß mir weiter noch die Bemerkung vom Herzen, daß die Art, in welcher der Autor zitiert, nicht die geeignetste ist, um beim Leser eine möglichst getreue Vorstellung der Meinung vom Untersucher zu erwecken, gegen welchen der Autor sich wendet. An Vollständigkeit lassen die Zitate zu wünschen übrig, und zwar insofern, daß die Tendenz eine andere wird, als ich gemeint habe. Auf S. 90 seiner Abhandlung über die Entwickelung der mensch- lichen Zähne schreibt Auress: „Einige Seiten weiter beschreibt er (Bork) eine Abbildung, auf der ein Schmelzorgan scheinbar durch zwei Stränge mit der Zahnleiste in Verbindung steht. Dazu bemerkt er in einer zweiten Fußnote: Auch diese Erscheinung ist irrtümlicher- weise oftmals mit prälaktealer Zahnanlage in Verbindung gebracht.“ Ich möchte den Autor bitten, meine Abhandlung noch einmal nach- zusehen; es wird ihm wohl Mühe kosten, diese zweite Fußnote zu finden. Eine solche gibt es einfach nicht! Aber es finden sich im Text und im unmittelbaren Zusammenhang mit den vorangehenden Auseinandersetzungen folgende Sätze auf S. 293: „Nur muß ich an dieser Stelle schon mitteilen, daß bei allen daraufhin untersuchten Primaten, inklusive des Menschen, diese Beziehung (n. b. zwischen Zahnleiste und Zahnanlage, Ref.) nicht so einfach ist, als sie von Röse geschildert worden ist. Die Abhebung der Zahnleiste von dem Schmelzorgan der Milchzähne ist ein ziemlich komplizierter Vorgang, und ohne Ausnahme hängen immer die Organe durch zwei Epithel- brücken oder besser Epithelleisten mit der dento-gingivalen Leiste zu- sammen. Das ist aus mehreren der in diesem Aufsatz veröffentlichten Abbildungen schon zu sehen, besonders in Abb. 47. Auch diese Er- scheinung ist irrtümlicherweise oftmals mit sogen. prälaktealer Zahn- anlage in Verbindung gebracht. Daß diese Ansicht verfehlt ist, werde ich in meiner Abhandlung über die Zahnentwickelung der Primaten darzutun versuchen.“ Aus diesem Passus folgt somit, daß meine Auf- fassung über die Bedeutung der prälaktealen Zahnanlage beim Men- schen nicht eine a posteriori nach dem Vortrag von AHRENS ge- wonnene ist. Ich habe dieselbe nicht wie eine im Vorübergehen hin- zugefügte Fußnote ohne Zusammenhang mit dem Inhalt meiner dies- bezüglichen Abhandlung hinzugefügt, sondern es war dieselbe ein Resultat vorangehender ausgiebiger Untersuchungen. Aus dem Öbenstehenden ist es wohl deutlich, daß der Autor eine nicht ganz richtige Darstellung gibt, wenn er schreibt: „daß ich in 1912 auf dem Münchener Anatomenkongreß die Existenz von prä- 51 laktealen Anlagen noch annahm, dieselbe dann in 1912 in einer Arbeit über Gaumenentwickelung wesentlich einschränkte und in meiner neuesten Publikation die Annahme einer prälaktealen Dentition auch aus theoretischen Gründen als unhaltbar erklärte“!). Ich habe als den von mir vertretenen Standpunkt schon 1911 unzweideutig zum Ausdruck gebracht, daß bei den Primaten prälakteale Zahn- anlagen nicht vorkommen. Auf dem Münchener Anatomenkongreß wurde das Problem nur ganz oberflächlich von mir in Verbindung mit dem Reptiliengebiß berührt, indem ich nur die Bemerkung ein- schaltete, daß „das sogenannte prälakteale Gebiß der Säuger dem Parastichos der Reptilien entspricht“ (l. c. S. 66). Ich gestehe, daß diese kurze Äußerung zu Mißverständnissen Anlaß geben konnte. Aber schon in der Diskussion, welche auf meinen Vortrag gefolgt ist, und wobei Kollege Rückerr hervorhob, daß durch Untersuchungen von AHRENS nachgewiesen war, daß prälakteale Zahnanlagen beim Menschen nicht existieren (eine Tatsache, welche ich, wie oben gezeigt, eben- falls schon im vorangehenden Jahre festgestellt und veröffentlicht hatte), erwiderte ich, daß ich, was die Primaten betrifft, darin mit ihm einig war, aber daß ich ein eventuelles Vorkommen solcher An- lagen bei den aplazentalen Säugern nicht von der Hand weisen konnte. Und dieser Ansicht habe ich auch in meiner kurz nachher erschienenen Arbeit über die Ontogenie der Primatenzähne Ausdruck gegeben. Es stimmt dann auch nicht ganz mit dem Inhalt jener Arbeit überein, wenn AHrEns behauptet, daß ich in meiner neuesten Publikation die Annahme einer prälaktealen Dentition auch aus theo- retischen Gründen als unhaltbar erklärte. Ich verweise dazu auf 8. 92 letzter Satz und auf S. 93 erster Satz meiner „Odontologischen Studien“ I. Ich hätte diese etwas ausführliche Polemik nicht eingeschaltet, wenn die Darstellungsweise von AHRENS und seine Behauptung, daß ich seinen im Februar 1911 gehaltenen Vortrag nicht zitiert habe, mich nicht zu dieser Berichtigung gezwungen hätte. Jetzt werde ich noch kurz auf einige weitere Äußerungen und Darstellungen in dem Vortrag von Aurens über die Entstehung des Schmelzstranges eingehen, da ein Leser, der meine Arbeit nicht kennt, über meine Ansichten nicht immer durch den Anrezns’schen Vortrag ganz genau unterrichtet wird. Ich nehme Ausgang von dem vor- letzten Passus des genannten Vortrages, der wie folgt lautet: „Auch 1) Vortrag vom 22. Juli 1913. 4* 52 auf die von Bork sogenannte laterale Zahnleiste muß ich noch mit einigen Worten zurückkommen. Schon der Umstand, daß sie ebenso wenig wie der Schmelznabel auf den von mir gegebenen Abbildungen trotz des Vorhandenseins des Schmelzstranges zu finden ist, läßt mich den Schluß ziehen, daß die Beziehungen zwischen Schmelzstrang und Schmelznabel und „lateraler Zahnleiste“ keinesfalls so innig sein können, wie man nach der Borx’schen Publikation eigentlich annehmen müßte und wie es auch für die Botx’sche Theorie nötig wäre. Botx’s Theorie kann nur richtig sein, wenn am Schmelzorgan ein richtiges Schmelzseptum, der Schmelznabel und die „laterale Zahnleiste von Anfang an vorhanden sind. Das ist nun ganz zweifelsohne nicht der Fall.‘ Ich muß nun annehmen, daß beim Autor von diesem Passus weder ein klares Bild meiner theoretischen Ansichten noch eine treue Erinnerung meiner tatsächlichen Darstellung besteht. Was zunächst letzteres betrifft, ist von mir an mehreren Stellen im ersten Haupt- stück meiner ,,Ontogenie der Primatenzähne‘“ betont, daß die Ansatz- stelle der lateralen Schmelzleiste am Schmelzorgan keine fixierte ist. Anfänglich findet sie sich mehr der lateralen unteren Ecke des Or- ganes genähert, wandert jedoch allmählich zur Spitze des Organes und nähert sich daher der Stelle, wo sich der Schmelznabel befindet. So’ findet sich in meiner zitierten Arbeit auf S. 21 folgender Satz: „Die laterale Leiste hat sich scheinbar infolge der Vergrößerung des Or- ganes vom lateralen Rand zurückgezogen und die Anheftung am Organ ist dadurch ein wenig auf die Seitenfläche nach oben geschoben.“ Ich begnüge mich mit diesem Zitat, es würde leicht sein, demselben mehrere zur Seite zu stellen. Es ist mir vollkommen unverständlich, auf welche Beschreibungen in meiner Arbeit Anrens sich berufen kann, um mir die Darstellung einer festen Beziehung zwischen late- raler Leiste und Schmelzseptum zuzuschreiben. Und wenn der Autor sagt, daß eine solche innige Beziehung für meine Theorie nötig wäre, da kann ich nur erwidern, daß gerade eine solche Beziehung mit meiner Theorie absolut unvereinbar wäre. Ich kann zum Beweise dafür eintreten mit einer Verweisung auf die halbschematische Abb. 61 in meinen ,,Odontologischen Studien“ I. Daraus ist sofort zu ent- nehmen, daß Septum und laterale Leiste zwei Bildungen sind, welche genetisch ganz verschiedener Bedeutung sind, ersteres betrachte ich als das Homologon von Wandteilen phylogenetisch ursprünglich ge- sondert gewesener Schmelzorgane, letzteres als die spezielle Zahnleiste des bukkalen von zwei Schmelzorganen. 53 Des weiteren schreibt der Autor, daß meine Theorie nur richtig sein kann, wenn am Schmelzorgan ein richtiges Schmelzseptum, der Schmelznabel und die „laterale Zahnleiste‘ von Anfang an vorhanden sind, das ist nun nicht der Fall und damit fällt die von mir inaugu- rierte Form der Konkreszenztheorie. Auf diese Behauptung von AHRENS möchte ich nur kurz folgendes erwidern. Ob die Dimer- Theorie richtig oder unrichtig ist, wird erst in Zukunft entschieden werden können, auf Grund von genauen Untersuchungen durch For- scher, welche zuvor durch das Studium meiner diesbezüglichen Ar- beiten sich ganz in das Wesen derselben und die Begründung ein- gearbeitet haben. Zu solchen ist es mir leider nicht möglich Herrn AHRENS zu rechnen. So nur kann ich mir erklären, daß der Autor die oben zitierte Bedingung für die Richtigkeit anstellt, wobei in sonderbarer Weise ein von mir deduzierter phylogenetischer Vorgang, als ontogenetische Tatsache erfordert wird. Übrigens sei für meine Auffassung über die Natur der sogenannten Konkreszenzerscheinungen, auf das dritte Hauptstück meiner ,,Odontologischen Studien“ II verwiesen. Ich habe soeben die Meinung ausgesprochen, daß Herr AHrEns nicht genügend Kenntnis genommen hat vom Inhalt meiner Arbeit, die er so ablehnend kritisiert, und will mit dem Beweis der Richtig- keit dieser Behauptung diese Abhandlung abschlagen. Der Autor schreibt in seinen in Juli 1913 gehaltenen Vortrag auf S. 12: „Ferner hat Bork eine wichtige Beobachtung übersehen. Der Schmelzstrang tritt nämlich niemals in der Mitte des Schmelzorganes auf, wie es Bork in seinen sämtlichen Figuren abbildet. Auch dieses eigen- tümliche Verhalten scheint mir wichtig bei der Beurteilung der Bork- schen Ansicht. Auf keinen Fall wird die Annahme aus zwei gleichen Teilen durch sie gestützt.“ Als Erwiderung auf diese Behauptung möchte ich den Autor bitten, noch einmal die Abb. 36, 41, 63 und 68 meiner ,,Odontologischen Studien“ I nachzusehen, und noch einmal S. 87 und 88 dieser Arbeit zu lesen, wo es wörtlich lautet: „Die Abb. 68 illustriert sehr schön ein Verhalten, das auch wohl bei Primaten beobachtet wurde, wovon jedoch keine Meldung gemacht worden ist, da aus gewissen Gründen eine spezielle Untersuchung un- entbehrlich ist. Es betrifft nämlich die Tatsache, daß das Septum nicht immer das Schmelzorgan in zwei gleich große Hälften trennt, bis- weilen verläuft es sehr schräg durch die Schmelzpulpa. Es ist nicht ganz ausgeschlossen, daß diese Erscheinung in Verbindung steht mit der ungleichen Entwickelung des lingualen und bukkalen Zahnkom- 54 ponenten, ich möchte jedoch darüber kein Urteil aussprechen, da ich besondere Untersuchungen in dieser Richtung noch nicht angestellt habe. Ein sehr schönes Beispiel einer sehr exzentrischen Stellung liefert das Schmelzorgan der großen Schneidezähne von Sciurus wie aus Abb. 60 ersichtlich.“ Es folgt dann die Beschreibung der Ab- bildungen, wonach der Passus im Text folgenderweise abgeschlossen wird: „Versucht man nun den abgebildeten Zustand sich räumlich vorzustellen, dann ist es deutlich, daß hier das Septum als eine Lamelle sich vortut, welche sehr kurz hinter der Vorderwand des Schmelz- organes und diesem parallel gestellt ist.‘ Amsterdam, November 1914. Nachdruck verboten. Das Relief der Agmina Peyeri bei Tapirus americanus. Von Cand. med. ANTONIE SCHILLER. Mit 4 Abbildungen. (Aus der Anatomischen Anstalt in Jena.) Hin eigentümliches Verhalten der Pryzr’schen Haufen bei einem Tapirus americanus konnte ich mit gütiger Erlaubnis von Herrn Ge- heimrat MAURER im anatomischen Institut in Jena untersuchen. Dafür wie für seine freundliche Teilnahme und Beratung bei meiner kleinen Arbeit möchte ich ihm auch hier aufrichtigen Dank sagen. Der auffällige Befund war von Herrn Prof. v. EGGELING vor Jahren bei der Sektion eines erwachsenen Tapirus americanus beobachtet worden. Er konservierte einige Stücke aus dem Ileum des schon seit längerer Zeit gestorbenen Tieres und übergab mir diese zu näherer Untersuchung. Ich danke ihm auch an dieser Stelle für Überlassung dieser interessanten Arbeit und für die gütige Anleitung bei Aus- führung derselben. Es lag mir eine Anzahl von acht Haufen vor, die 5—8 cm lang und 1—1,5 cm breit sind. Aus welchen Abschnitten des Ileum die- selben stammen, läßt sich nicht mehr genau feststellen. Die Längs- achse der Agmina Peyeri ist in der Längsrichtung des Darmrohres orientiert. Sie heben sich scharf begrenzt von der übrigen Schleim- haut ab und zeigen auf ihrer Oberfläche kleine Vertiefungen. Die Schleimhaut des Ileum ist, wie die Mikrophotographie des Darmreliefs 55 zeigt (Abb. 1), dicht mit Zotten besetzt, die sich entweder ganz unverän- dert oder kaum merklich vergrößert auch über die Haufen hinwegziehen. Auffallend ist nun eine Falte, die an beiden, zuweilen nur an dem einen Ende des Haufens sich gebildet hat und sich über das- selbe herüberlegt, indem sie wie ein Pantoffel eine kleine Höhle be- grenzt. Auf der beigegebenen Photographie (Abb. 2) ist diese Falte an dem einen Ende des Haufens deut- lich zu sehen. Das andere Ende des photographierten Haufens zeigt eine Faltenbildung, wie sie in dieser Art nur in diesem einen Fall gefunden wurde. Die Falte legt sich wie eine Brücke über den Peyer’schen Haufen hinüber und läßt denselben noch unter ihrem äußeren Rande hervortreten. In der Literatur suchte ich ver- geblich nach Angabe eines gleichen oder ähnlichen Befundes bei den es gen een Abb. 1. Flächenansicht eines PryER- Haussäugetieren. Weder ELLEN- schen Haufens in fast natürl. Größe. BERGER noch einer seiner Schüler erwähnt eine solche Faltenbildung. Auch in den Werken von Cuvigr, MeckeL, Minne Epwarps, OPPEL und in der „Untersuchung der PryEr’schen Drüsen und der Darmschleim- haut“ von Hıs (Zeit- schr. f. wissenschaftl. Zoolog. Bd. 11, 1862) suchte ich vergeblich nach derartigen An- gaben. Beide Arten der Faltenbildung wurden von mir einer mikrosko- pischen Untersuchung unterzogen. Ich färbte das Ende eines Haufens, das die pantoffelartige Bildung zeigte, mit Boraxkarmin, machte Längsschnitte von 20 p» Dicke und färbte mit Hämalaun nach. Von der brückenartigen Falte machte ich 10 p. dicke Abb. 2. Zottenrelief des Ileums. 56 Querschnitte und wandte mehrere Farbemethoden an. Einige Objekt- träger färbte ich mit Hämalaun und Pikrofuchsin nach van GIESsoN, einige nach MALLORY-RIBBERT, um auf kollagene Fasern, und einige mit WEIGErRT’s Blastinfärbung und mit Orcein, um auf elastische Fasern zu prüfen. Die Darmwand besteht aus Serosa, Muscularis, Submucosa und Mucosa. Die Muscularis setzt sich aus einer äußeren Längsschicht und einer inneren Ringschicht glatter Muskulatur zusammen, von denen die erstere etwas, wenn auch kaum bemerkenswert, dünner ist als die letztere. Diese wird von Bindegewebsfasern, die aus der Submucosa kommen, durchzogen. Die Submucosa setzt sich aus verschiedenem Bindegewebe zu- sammen. An die Ringmuskulatur schließt sich eine Schicht Binde- gewebe von rein fibrillärem Charakter an, während sie zentralwärts mehr einen adenoidartigen Charakter besitzt. Die Submucosa ist so dick wie die Ringmuskelschicht und zeigt an ihrem peripheren Teil einen positiven Ausfall der Kollagenfärbung. Mit der WEIGERT’schen Elastinfärbung hatte ich hier kein Ergebnis, aber mit Orcein ließen sich deutlich, wenn auch nur sehr wenige elastische Fasern nach- weisen. Im zentralen Abschnitt gaben Kollagen- und Elastinfärbungen nur schwach positive Resultate. Die zentral sich an die Submucosa anschließende Muscularis mucosae besteht aus einer dünnen Lage Muskelzellen, die sich aus einer Rings- und einer Längsschicht zusammensetzt. Fasern in diago- naler Richtung konnte ich nicht mit Sicherheit feststellen. Sie ist von wechselnder Dicke. Das Bindegewebe der Mucosa hat rein adenoiden Charakter, gab also keine Elastin- und auch keine ausgesprochene Kollagenfärbung. In seine Maschen finden sich überall spärliche Lymphzellen ein- gelagert. An der Stelle der Pryer’schen Haufen liegen in diesem Bindegewebe Lymphknötchen, die sich nur wenig von der Umgebung abheben. Ihre Grenzen sind verwaschen, und an den wenig gut er- haltenen Präparaten habe ich keine Keimzentren bemerken können. Sie durchbrechen die Muscularis mucosae und erwecken dadurch an Stellen, wo sie dichter auftreten, den Anschein, als wäre keine Mus- cularis mucosae vorhanden. Die Lamina propria und das Epithel sind leider nicht mehr gut erhalten. 57 ‘gsoonmqng $ "ssoonwang g -ınyepnysnuadug WS ınyernysnusung WAY "oRsoonur StIeINoSnm JY inyepngsnwssug] MT ‘oypezuoyon ag erp yo np Yrugosıend) °F “qqVy “9esoonur stemosnp PY myernysnussuwf AT ayfeprayorueg eure yoanp rayosssug] € “qqy "esoon]t op sqemosopulg UT ‘esommp ep oqamoesepulgq WE 58 Was nun die eigentiimlichen Falten anbetrifft, so konnte ich fest- stellen, daß bei der pantoffelartigen ebenso wie bei der brückenartigen in gleicher Weise die ganze Schleimhaut einschließlich der Submucosa an der Bildung derselben beteiligt ist. Die Längsschnitte durch die pantoffelartige Falte (Abb. 3) zeigen, daß dieselbe dadurch zustande kommt, daß die Schleimhaut sich erhebt und eine Duplikatur bildet, die sich als Dach der Höhle über die Haufen herüberlegt. Die Sub- mucosa der beiden Lamellen der Duplikatur ist verschmolzen und bildet eine einheitliche, zentral gelegene Schicht. Peripher von dieser lagern sich beiderseits die Muscularis mucosae und die übrige Mucosa an. Die Lymphfollikel der Pryrer’schen Haufen hören nicht an der Basis der Falte auf, sondern setzen sich in der der Höhle zugekehrten Lamelle beinahe bis zum freien Umschlagsrande in gleicher Dichtig- keit fort. Bei der brückenartigen Bildung zeigt sich derselbe Befund wie bei der eben beschriebenen. Auch hier bilden zwei Lamellen, die an der Submucosa verschmolzen sind, das Dach der Höhle (Abb. 4). Sie spannen sich von der einen Seite des Haufens zur anderen hin- über. Die innere Lamelle steht am Rande der Brücke im kontinuier- lichen Zusammenhang mit dem Haufen selbst. Die Lymphfollikel des- selben setzen sich ganz oder beinahe bis zur höchsten Erhebung der Falte fort. Auf den Querschnitten. die dem Anfang und dem Ende der Brücke entsprechen, läßt sich erkennen, daß die äußere Lamelle der Schleimhautduplikatur sich auf der Höhe des Brückenbogens in die innere umschlägt. Die Brücke mag sich dadurch gebildet haben, daß von beiden Seiten des Haufens sich je eine Falte erhob, die mit ihren freien Rändern verschmolzen sind, oder dadurch, daß diese Brücke ursprünglich ein Pantoffel war, dessen Spitze sich zurück- gebildet hat. Über die Entstehungsursache der Falten läßt sich nichts aussagen. Bemerkenswert ist, daß am Rande der Brücke ebenso wie an der Spitze des Pantoffels größere Gefäße in der Submucosa verlaufen, die der Ausdehnung des Pryzr’schen Haufens einen mechanischen Widerstand entgegengesetzt haben mögen. Wenn man die Bildung der Schleimhautoberflache at Säugetiere überblickt, so erkennt man zwei grundverschiedene Typen. Bei dem einen handelt es sich um die Erhebung der gesamten Schleimhaut. Zu diesem gehörten bisher allein die nur vom Menschen bekannten KErkrıng’schen Falten. Jetzt können wir ihnen die Falten am An- 59 fang und am Ende des Pryer’'schen Haufens des Tapirs an die Seite stellen. Der zweite Typus wird von den Zotten dargestellt, die nur eine Erhebung der eigentlichen Mucosa ohne Beteiligung der Muscu- laris mucosa und Submucosa sind. Es ist zu hoffen, daß entwicke- lungsgeschichtliche und vergleichend-anatomische Untersuchungen der Agmina Peyeri weitere Aufklärungen über die Bedeutung unseres vor- läufig ganz vereinzelt stehenden Befundes bringen. Nachdruck verboten. Über die Brustflosse von Mesoplodon bidens (Sow.) Von Dr. H. Hanke. Mit 2 Abbildungen. Aus dem zoologischen Institut der Universität Breslau. Zu den seltensten Walarten gehört Mesoplodon bidens. In den mehr als 100 Jahren seit seiner Entdeckung sind nach einer von KÜKENTHAL (1914) veröffentlichten Zusammenstellung nur 33 Exemplare bekannt geworden, und von diesen konnten nur einige wenige ana- tomischer Untersuchung unterworfen werden. So war es mir sehr willkommen, daß mir die Brustflossen des ersten an deutscher Küste erbeuteten Exemplares zur Bearbeitung überlassen wurden, welches KUKENTHAL (Jen. Zeitschr. 1914, Bd. 44), eingehend beschrieben hat. Trotzdem der Kadaver des Tieres etwa 2 Wochen lang im Moor- boden vergraben gewesen war, ehe er in den Besitz des Breslauer zoologischen Instituts gelangte, waren die später in Formol, dann in Alkohol konservierten Brustflossen noch verhältnismäßig gut erhalten. Der Untersuchung wurde die linke Brustflosse zu Grunde gelegt. In der Länge maß die Brustflosse am Außenrande vom Humerusende an 360 mm, am Innenrande 350 mm, und ihre größte Breite, die sie in der Höhe der Carpalregion erreichte, betrug 90 mm. Der Verlauf der Blutgefäße und Nerven ließ sich nur unvoll- ständig feststellen und es soll daher von einer eingehenden Beschrei- bung abgesehen werden. Dagegen war die Muskulatur wohl er- halten. Bereits Turner (1886 Journ. of Anat. a. Physiol. v. 20) hat die Muskulatur der Mesoplodonflosse eingehend beschrieben. Meine eigenen Befunde weichen aber von seinen Angaben in vielen und 60 sehr wesentlichen Punkten ab. Auf der Flexorseite fanden sich zwei getrennte Muskeln, auf der Extensorseite nur einer, der aber be- deutend stärker ausgebildet war. Beiden Seiten gemeinsam ist ein am ulnaren Rande verlaufender Muskel, der vom Olecranon zum Pisiforme verläuft. Mit Turner bezeichne ich ihn als Flexor carpi ulnaris. Von den beiden Muskeln der Flexorseiten (Abb. 1) läuft der eine über den Radius, an der Grenze der Lücke zwischen den beiden Unterarmknochen, zieht sich dann über das Intermedium hinweg und teilt sich alsdann in 3 Äste. Der erste geht über das Carpale distale ,ı „nach dem zweiten Metacarpale und zieht den zweiten Finger- strahl entlang bis zu dessen distalem Ende. Der mittlere geht eben- falls über Carpale distale, +, den dritten Finger entlang, und der dritte biegt zum Carpale distale,+, ab, um von da zum vierten Metacarpale und dem vierten Fingerstrahl zu gelangen. TURNER hat diesen Muskel als M. flexor digitorum radialis bezeichnet. Der zweite Muskel liegt der Ulna auf und verschmilzt scheinbar an seiner Ursprungsstelle mit dem zuerst beschriebenen. Seine Sehne geht über das Ulnare und das Carpale distale,+, und teilt sich alsdann in 2 Äste, von denen der erste bis zum Metacarpale, geht, hier endigend, während der zweite sich zum Metacarpale, begibt und den fünften Finger entlang zieht. TURNER hat diesen Muskel als M. flexor digitorum ulnaris bezeichnet. Es ist nun sehr auffallend, daß bei dem von TURNER beschrie- benen Exemplare Größenverhältnis und Ausdehnung der Sehnen dieser beiden Muskeln sich gerade umgekehrt verhalten wie bei dem mir vorliegenden. Während der M. flexor digitalis radialis als schwacher Muskel zum Metacarpale, zieht und einen Zweig zum Metacarpale, sendet, sendet der M. flexor d. ulnaris seine Sehnen am 2., 3., 4. und 5. Finger entlang. Bei dem mir vorliegenden Exemplare fand sich weder auf der Flexorseite noch auf der Extensor- seite ein Muskel oder eine Muskelsehne, die mit dem ersten Meta- carpale in Beziehung treten. Auch auf der Extensorseite finden sich ähnliche tiefgreifende Unterschiede zwischen TuRNER’s und dem mir vorliegenden Exemplare. An meinem Präparate (Abb. 2) sieht man einen einzigen großen Muskel von der Ulna, von der er seinen Ursprung nimmt, zum Inter- medium ziehen, wo er sich in drei Äste teilt. Von diesen teilt sich der am meisten ulnar gelegene über dem Carpale distale,+, in 61 zwei Zweige, von denen der eine nach dem fiinften Metacarpale und über den fünften Finger zieht, während der andere zum vierten Meta- carpale und vierten Finger geht. Der mittlere Ast begibt sich über Carpale distale,+, zum dritten Finger, der dritte, radial gelegene geht den zweiten Finger entlang. Dieser Muskel ist als M. extensor Abb. 1. Abb. 2. Abb. 1. Rechte Brustflosse von Mesoplodon bidens. Extensorseite. Abb. 2. Rechte Brustflosse von Mesoplodon bidens. Flexorseite. digitorum ulnaris zu bezeichnen. TURNER dagegen unterscheidet auf der Extensorseite zwei verschiedene Muskeln, einen M. extensor digit. radialis und einen M. ext. d. ulnaris, von denen der erstere nach dem zweiten und dritten Metacarpale, der letztere nach dem vierten und fünften zieht. 62 Meine eigenen Befunde weichen nun so erheblich von denen TURNER’s ab, daß es mir nicht möglich ist, eine Erklärung dafür zu finden, will man nicht annehmen, daß eine außerordentlich große Variabilität in der Muskulatur der Vorderextremität bei diesem Wale existiert. Ich muß mich hier darauf beschränken, diese ganz erheb- liche Differenz aufzudecken. Was das Carpalskelet anbetrifft, so hat bereits KÜKENTHAL für dieses Exemplar auf Grund von Röntgenaufnahmen die Formel aufgestellt: M, m; M, M, 4% % A | i; +3 Cres T ~ ae EN Bar R U Natürlich konnten dabei nur jene Carpalelemente in Betracht kommen, die verknöchert waren. An einer Extremität fand sich auch ein kleiner Knochenkern des Pisiforme. Die Präparation zeigte nun, daß außerdem ein Centrale als knorpeliges Element vorhanden ist. Das Centrale erscheint nur auf der Flexorseite zwischen Intermedium und Carpale distale,. Die vollständige Formel für diesen Carpus lautet also: M, “MS oe SM ie es Sa Cy Co+3 Cats So Mi z 4 si u pi R U In gleicher Weise wie die rechte Brustflosse wurde auch die linke präpariert, es zeigten sich aber keine irgendwie erwähnenswerten Abweichungen. Bücheranzeigen. Die Arthritis deformans als Allgemeinerkrankung. Von G. Ledderhose. Straßburg 1915. Karl J. Trübner. Schriften der Wissenschaftlichen Gesell- schaft in Straßburg. 24. Heft. 40 S. Preis 2 M. Die früher vielfach im Gegensatz zur „Gicht“ oder „Arthritis divitum“ als „Arthritis pauperum“ bezeichnete Erkrankung ist, wie wir jetzt wissen, durchaus nicht auf die Kreise der Armen oder schlecht genährten Leute — ferner aber nicht auf ein oder einzelne Gelenke beschränkt, sondern eine, be- sonders im höheren Alter weitverbreitete Allgemeinerkrankung. So begegnen dem „normalen Anatomen‘ bekanntlich oft Skeletteile, die an und in der Nähe der Gelenke Rauhigkeiten und Auswüchse (,„Exostosen‘“) besitzen, wir finden Verwachsungen von Nachbarknochen, besonders an der Hand- und Fußwurzel, an den Finger-, vor allem den Zehengliedern. Ref. hat schon wiederholt hier darauf hingewiesen, daß dem normalen Anatomen die Kenntnis pathologischer Dinge sehr nützlich ist, daß er vor allem wissen muß, wo das Normale auf- hört und das Krankhafte anfängt, schon um nicht Krankhaftes als Norm zu nehmen, wie es wohl oft geschehen ist. Verf. bringt eigene Erfahrungen über die klinische Bedeutung der Arthritis deformans. Von der Behandlung ist nicht die Rede. Bilder werden nicht gegeben. Der Preis (2 M für 2!/, Bogen) ist auffallend hoch. (Eingegangen am 1., besprochen am 9. März.) Beiträge zur Frage nach der Beziehung zwischen klinischem Verlauf und anatomischem Befund bei Nerven- und Geisteskrankheiten. Bearbeit. u. herausgegeb. von Franz Nissl. I. Bd., H. 3. Mit 59 Fig. Berlin, Julius Springer. 1915. (S. 208—311.) Preis 4 Mark 60 Pf. Das dritte Heft dieser hier beim Erscheinen der beiden ersten Hefte besprochenen Nissu’schen „Beiträge‘‘ enthälteinen Fall von Paralyse mit dem klinischen Verlauf einer Dementia praecox und zwei Fälle mit „akuter Er- krankung“ der Nervenzellen. Den normalen Anatomen werden vor allem die schönen Bilder von normalen Hirnschnitten interessieren, aber auch die krank- haften Veränderungen der Nervenelemente sind für die normale Anatomie von Interesse, da bekanntlich pathologische Zustände oft neues Licht in den verwickelten Bau gerade der Nervenzellen werfen. Man vergleiche auch die Bemerkung in der Besprechung von LEDDERHosE. — Der Preis erscheint in Hinsicht auf die zahlreichen guten Abbildungen angemessen. (Eingegangen am 8., besprochen am 9. März.) B. Anatomische Gesellschaft. Quittungen. Die Jahresbeiträge für 1915 (sechs Mark) zahlten seit Anfang Februar (vgl. Nr. 23, Bd. 47) die Herren TuiLentus (5 M), JACOBSHAGEN (5 M), Hover, MARCHAND, BALDWIN, RÜCKERT, MOLLIER, NEUMAYER, RoMEIS, HASSELWANDER, MARCUS, WASSERMANN, HEISS, STIEVE, AHRENS, APOLANT, BENDER, FÜRBRINGER, KRONTHAL, SCHAXEL, AUERRACH, DissELHoRST, Hern, LUBOSCH, THOMA, SPEMANN, Baum, Krauss, RUFFINI, Lech. 64 Die auf wiederholt (Mitte März) an dieser Stelle öffentlich und persönlich erfolgte Aufforderung nicht eingehenden Beiträge werden, soweit die Bestimmungen der Post und die Verkehrshindernisse des Weltkrieges es zulassen, durch Postauftrag eingezogen werden. Jena, 20. März 1915. Der ständige Schriftführer: K. v. BARDELEBEN. An die Herren Mitarbeiter. 1. Korrekturen von Satz und Abbildungen sind nicht an den Herausgeber, sondern erstere an die Druckerei, Herrn R. Wagner Sohn in Weimar, letztere an den Verlag zurückzusenden. 2. Seit dem Bande 24 werden nicht mehr ganze Sätze, sondern nur noch, wenn es den Herren Mitarbeitern unbedingt nötig erscheint, einzelne Worte durch den Druck (entweder gesperrt oder fett} hervor- gehoben. Daß man wichtige Dinge ohne Hilfe des Sperrens durch die Stellung des betreffenden Wortes im Satze hervorheben kann, zeigt z. B. der ScHwaLBe’sche Jahresbericht, in dem nicht gesperrt wird. Auch sind bekanntlich viele Leser geneigt, nur gesperrte Stellen zu lesen; das Fehlen solcher wird Anlaß geben, die ganze Arbeit zu lesen. 3. Polemik findet im Anatomischen Anzeiger nur Aufnahme, wenn sie rein sachlich ist, persönliche Polemik ist prinzipiell ausgeschlossen. Die Entscheidung über die bekanntlich schwer zu ziehende Grenze zwischen „sachlich“ und „persönlich“ behält sich der Herausgeber vor. 4. Die Verlagsbuchhandlung liefert bis zu 100 Sonderabdrücken der Beiträge unentgeltlich, weitere Exemplare gegen Erstattung der Herstellungskosten. Wird kein besonderer Wunsch ausgesprochen, so werden 50 Abdrücke hergestellt. Bestellungen sind nicht an den Herausgeber, sondern an die Verlagsbuchhandlung, Herrn Gustav Fischer in Jena, zu richten. 5. Nicht oder ungenügend freigemachte Sendungen werden nicht angenommen. 6. Literarische Zusendungen seitens der Herren Verleger oder Ver- fasser werden auf Wunsch, falls sie geeignet erscheinen, besprochen. Rücksendung kann nicht erfolgen. 7. Die Adresse des Unterzeichneten ist nach wie vor einfach Jena (nicht „Anatomie“; Wohnungsangabe überflüssig). Der Herausgeber. K. v. BARDELEBEN. Abgeschlossen am 22. März 1915. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt fiir die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der „Anatomische Anzeiger“ erscheint in Nummern von zwei Druckbogen. Um ein rasches Erscheinen der Beiträge zu ermöglichen, werden die Nummern aus- gegeben, sobald der vorhandene Stoff es wünschenswert macht, ev. erscheinen Doppel- nummern. Der Umfang eines Bandes beträgt etwa 46 Druckbogen, oder Ausgleich durch Tafeln, der Preis 16 Mark. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 48. Bd. 2% 14. April 1915. = No. 3. Innatt. Aufsätze. Jacobshagen, Eine Umrandungsfalte an den Agmina Peyeri des Dünndarms menschlicher Embryonen. Mit 7 Abbildungen. S. 65-75. — L. E. Bregmann, Neue Untersuchungen zur Kenntnis der Pyramidenbahn. 8. 75—80. Anatomische Gesellschaft. Neues Mitglied. — Quittungen, S. 80. Personalia. S. 80. Literatur. S. 1—16. Aufsätze. Nachdruck verboten. Eine Umrandungsfalte an den Agmina Peyeri des Dünndarms menschlicher Embryonen. Von Dr. med. JACOBSHAGEN, Assistent am Anatomischen Institut Jena. Mit 7 Abbildungen. Kürzlich (Anat. Anz. Bd. 48, H. 2, $. 54—59) beschrieb Fräulein A. ScHILLER an den beiden Polen der Agmina Peyeri von Tapirus americanus eigenartige Faltenbildungen. Es handelte sich um eine die Pole der Follikelhaufen bogenartig umfassende Falte, deren freier Rand kürzer als die Basis ist, so daß die Follikelenden von der Falte wie von einer Kappe überdacht werden. Es kommt eine pantoffel- ähnliche Bildung zustande. In einem Falle war am Polende gerade die Falte durchlocht — der Pantoffel war durchgestoßen —, so daß hier eine Brückenfalte quer über den Haufen hinwegzog. Da Fräulein ScHILLER ihre Arbeit in unserem Laboratorium anfertigte, bekam Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 5 66 ich die Präparate zu Gesicht und jene Bildungen erregten mein be- sonderes Interesse, da ich gerade mit einer umfangreichen Arbeit über das Rumpfdarmrelief der Wirbeltiere beschäftigt bin und die Homologisierung der polaren Randfalten mir Schwierigkeiten machte. Zufällig untersuchte ich gerade das Darmrelief menschlicher Embry- onen, um die Entstehung und weitere Ausbildung der Zotten aus eigener Anschauung kennen zu lernen. Ich verwertete Präparate des ganzen Darmes, die nach der SEMpER’schen Trockenmethode be- arbeitet waren, die sich für solche Zwecke vorzüglich eignet. Bei diesem Zottenstudium wurdeich aufs Höchste überrascht durch eigen- tümliche Randfalten um die ganzen Agmina Peyeri herum, die mich sogleich lebhaft an die Befunde vom Tapir erinnerten. Eine kurze vorläufige Mitteilung des Befundes scheint mir an- gezeigt, wenngleich ein Verständnis dieser Bildung wohl nur im Rahmen einer vergleichenden Darstellung der Reliefverhältnisse im Darm der Säugetiere zu gewinnen wäre. Lediglich eine knappe Wiedergabe des Sachverhaltes soll geboten werden, ausführlicher wird darauf an anderer Stelle noch einzugehen sein. Schneidet man den Darm eines menschlichen Embryo von 19 cm Länge (Scheitel—Steiß) auf und betrachtet das Dünndarmrelief, so sieht man anfangs bereits hohe, fadenförmige Zotten, die sich von denen des Erwachsenen nicht erheblich mehr unterscheiden. Von ihrer Basis gehen gar keine oder höchstens ganz kurze, leistenartige Fältehen in der Richtung auf die Nachbarzotten aus als Reste eines zarten Faltennetzes. Auch KErckrıng’sche Falten sind bereits sehr gut sichtbar. Sie stimmen in allem Wesentlichen mit denen des Er- wachsenen überen. Das betrifft auch ihre kraniokaudale Verbrei- tung, über die ich einiges nebenbei bemerken möchte. Aus alter Zeit übernehmen unsere anatomischen Lehrbücher ehrerbietig immer wieder die Bezeichnungen: Duodenum, Jejunum und lleum, obwohl histologisch keiner dieser Abschnitte abgrenzbar ist. Die meiste Berechtigung hat es natürlich, das Duodenum als besonderen Dünndarmabschnitt aufzuführen. Ihm fehlt das Mesen- terlum. Wo aber bleibt die vergleichende Anatomie mit solchen Be- nennungen? Was kann es für einen Sinn haben, wenn 1914 ein Zoologe beim Wels und ähnlichen Tieren vom Duodenum spricht ? Man sollte auf jenen Ausdruck gern verzichten, denn er bezeichnet doch keine hemologen Abschnitte, wie schon allein die Verbreitung ‘der Brunner’schen Drüsen bei den Säugetieren klar zeigt. Schon 67 beim Menschen unhaltbar aber ist die weitere Unterscheidung am Dünndarm in em Jejunum und Ileum. Man sagt im allgemeinen: Kerckrine’sche Falten fehlen dem Ileum, das wieder aggregierte Follikel besitzt, die dem Jejunum fehlen. Beides ist aber nicht richtig. Manchmal reichen die KErckrIng’schen Falten — ich sah es diesen Winter auf dem Präpariersaal bei 14 Leichen schon 2mal — bis zur Ileo-coecal-Klappe, oder sie reichen bis ganz in ihre Nähe. Ferner gab 1873 schon HENLE an, daß Prver’sche Haufen in einzelnen Fällen „bis gegen das Duodenum“ (BöHm), nach MIDDELDORPF sogar noch Abb. 1. Abb. 2. Abb. I. Zotten aus der Nähe des ersten Payer’schen Haufens eines 5monat- lichen menschlichen Embryo. Abb. 2. Zotten vom Dünndarmende eines 5monatlichen menschlichen Embryo. bis ,„ın die untere Flexur des Duodenum‘“ vorkämen. Auch von manchen Säugetieren kennt man (bei Capromys nach Dosson, bei Equus nach ELLENBERGER) eine Verbreitung der Follikelhaufen bis ins „Duodenum‘“ hinein. Ich selbst sah gestern an einer mensch- lichen Leiche von 13 Agmina nur 5 hinter den Valvulae conniventes liegen, alle übrigen lagen zwischen den Falten. Beim Embryo von 19 cm Scheitel-Steißlänge sah ich die beiden ersten Follikelhaufen noch im Bereich wohlentwickelter KErckrıng’scher Falten. Sowohl die KErckrıng’schen Falten als auch die Zotten nehmen allmählich im Dünndarm an Höhe ab. Waren die Zotten anfangs faden- förmig, drehrund, so ändern sie später auch ihre Gestalt und werden 5* 68 von vorn nach hinten abgeplattet, bandartig. Abb. 1 zeigt solche Zotten aus der nächsten Nachbarschaft des ersten PrYver’schen Follikelhaufens. Wir sehen an ihrer Basis häufigere und höhere Leistchen, die zu den Nachbarzotten laufen und darunter Schräg- und Querfältchen überwiegen. Je näher an den Diekdarm, um so niedriger und breiter werden die Zotten, dazu ändern sie ihre Form weiterhin. Es läuft ihr freies Ende spitzer zu, die Zotten werden dornähnlich, dreieckig (Abb. 2). Die Querrichtung der Zottenbasen tritt mehr in den Vordergrund, sehr selten sieht man sie durch Längs- leisten verbunden. Soweit das Dünn- darmrelief! Uberblickt man den Dünndarm, so erkennt man schon mit bloßem Auge bis zu 5 mm lange und 2 mm breite Inselchen, die Agmina Peyeri. Sie haben recht verschiedene Größe und ein wechselndes Aussehen. Abb.3 stellt den ersten PEvEr’schen Haufen schwach vergrößert dar. Man sieht den Follikelhaufen rings von ziem- lich hoher Randfalte umzogen, deren freier Rand kürzer als die Basis ist, so daß der Rand den Haufen seitlich etwas überdacht. Besonders am kau- dalgerichteten Pol ist dies doch sehr ausgeprägt und erinnert hier recht an Se Adios Tan ie ene ae ee a falte (schwach vergrößert). tümlich ist der freie Faltenrand. Er ist mit flachen Buckeln und Fort- sätzen versehen und zeigt links neben dem vorderen Pol eine tiefe Aus- kerbung. Innerhalb der Randfalte sieht man auf der gegen die Um- gebung leicht vertieften Oberfläche des Agmen ungewöhnlich große Zotten. Sie gehen von breiter, sehr oft längsgestellter Basis aus und haben breitschwertförmige Gestalt. Der zweite Prver’sche Haufen bietet einige Abweichungen. Im ganzen ist der freie Rand der Randfalte mit deutlicheren Fortsätzen versehen. An einer Seite zeigt die Falte eine bedeutende Lücke (Abb. 4). In ihr sieht man 6—7 einzelne Zotten stehen, deren längsgestellte Basis genau in der Riehtung der Randfalte verläuft. Diese Basis 69 ist meist sehr lang, und einige der breiten Zotten enden oben in 2—3 Spitzen aus. Die Zotten hängen teilweise unter sich durch niedrige Leisten zusammen, teilweise sind sie zusammenhanglos. Man gewinnt den Eindruck, als sei wohl einst eine vollständige Randfalte dage- wesen, die sich dann aber stellenweise rückbildete und so in eine Kette zottenähnlicher Fortsätze zerfiel. Auch auf dem zweiten Agmen sind die Zotten durchschnittlich größer als in der Nachbarschaft. Abb. 4. Ansicht des 2. Pryer’schen Haufens mit recht unvollständiger Randfalte. Der dritte, vierte und fünfte Peyer’sche Haufen sind unter sich recht ähnlich gebaut. Fig. 5 gibt ein Übersiehtsbild der größeren Hälfte des 5. Haufens bei schwacher Vergrößerung. Die Zotten sınd niedriger, mehr dornähnlich und seltener in der Umgebung geworden. Ebenso ist die Randfalte des Follikelhaufens flacher und die nicht sehr zahlreichen Zotten auf ihm desgleichen. Letztere haben ihre Basen in verschiedener Richtung orientiert, wodurch die Oberfläche des Haufens ein eigenartiges Ansehen bekommt. Ich halte es für 70 möglich, daß HenitE bei Neugeborenen gelegentlich ähnliche Bilder gesehen hat, denn er gibt an (Handbuch d. Eingeweidelehre d. Menschen, II. Aufl. 1873, 5.188), daß die aggregierten Follikel des Neugeborenen „ein stark vorspringender Wall umgibt, ‚von welchem feine, die Oberfläche der Drüse in allen Richtungen durchziehende Fältchen aus- gehen“. Die Randfalte ent- spricht an Höhe etwa den Zot- ten der Umgebung, mit denen sie an einigen Punkten auch in kontinuierlicher Verbin- dung sich befindet. Ihre Vor- sprünge haben die Form der Zottenkuppen jener Region. Das meiste Interesse be- Abb. 5. Ansicht des unteren Teiles des 2, 5. Payer’schen Haufens (schwach vergrößert). ®0Sprucht der 6. Follikel- haufen. Er war mit bloBem Auge kaum zu erkennen. Erst bei schwacher Mikro- skopvergrößerung trat er deutlich hervor. Er fiel auf durch seine ansehnlich brei- ten Zotten, die scharf sich von denen der Umgebung ab- hoben. Die Zottenform ließ deutlich den ganzen PEYER- schen Haufen umreißen, dem fast überall eine Randfalte vollkommen abging. Nur an einer Seite sah man auf fast der halben Linie eine deut- liche Andeutung von ihr. Sie machte sich kenntlich als sehr flache. nieht überall Abb. 6. Rechter Rand des 6. Pryrr’schen : ei A Haufens (stärker vergrößert) mit niedriger gleich hohe Leiste, auf der in Randfalte, aber hohen, zottenartigen Fortsätzen. ZA gewissen Abständen (vgl. Abb. 6) Zotten sich erhoben, die denen der Nachbarschaft glichen oder noch schlanker waren. Von der Basis der Zotten gingen auch seitliche Äste aus, sowohl auf die Oberfläche des Haufens und zur Basis hier stehender, ansehnlicherer Zotten als auch in die dem Plaque benachbarte Gegend, zu dort stehenden Darmzotten. Es bestand also kein scharfer Gegensatz von Rand- falte und Zotten. An den meisten Stellen fehlte eine Falte über- haupt oder nur wenige Zotten an der Grenze des Psver’schen Haufens waren unter sich durch einen flachen Längswulst verbunden. Wo die Zotten isoliert standen, hatten ihre Basen am Rande des Plaque aber häufig Längsrichtung oder Quer- und Längsrichtung. Randfalte und Zotten haben also ganz offenkundig die engste Beziehung zu einander. Man bekommt den Eindruck, als vereinigten sich erst alle Zotten des Plaque-Randes mit einander durch eine flache Längsleiste, die in der geringen Vertiefung der Oberfläche der PEYER- schen Haufen gegen die Umgebung begründet sein mag, die wir um diese Zeit beobachten. Danach schemt ein Emporwachsen der flachen Verbindungsleiste einzusetzen, ein Emporwachsen, an dem sich die Zotten selbst nicht beteiligen. So kann man sich ein Bild wie in Abb. 3 entstanden vorstellen. Wir fänden demnach die älte- sten Zustände an den letzten Pryer’schen Haufen, den höchst- entwickelten am ersten. Das würde durchaus den ontogenetischen Erfahrungen am Dünndarm auch sonst entsprechen. Natürlich untersuchte ich die Pryer’schen Haufen auch an Schnitten, um die Richtigkeit meiner Ableitung zu prüfen, daß die Randfalte den Zotten homolog sei. Ich benutzte vorzüglich fixiertes Material eines Embryo, der etwas älter als der erste war und vom Scheitel bis zum Steiß 26 em maß. Er war in Sublimat-Pikrinsäure nach den ScHarrer’schen Angaben fixiert in geschlossenem Zustand des Darmes. Bei vorsichtigem Aufschneiden des Dünndarmes sah ich 4 Peyer’sche Haufen nach dem Muster unserer Abb. 3 gebaut. Es war also die Bildung der Randfalte hier auf höherer Stufe als beim 19 cm langen Embryo. Das Gleiche zeigten die Zotten, die auch weiter hinten höher und schmaler geworden waren. Ein PEYER- scher Haufe wurde in Serie längsgeschnitten, der zweite quer. Den Befund erläutere ich in Abb. 7 an einem Querschnitt, der nahe dem Pol eines Haufens geführt ist. Er zeigt von der Schleimhautober- fläche sich erhebende Zotten, 3 rechts, 4 links und in der Mitte zwischen ihnen den leicht eingesunkenen Pryver’schen Plaque, auf dessen Ober- Re fläche kurze, stumpfe Zotten zu sehen sind. Der ganze Haufen wird überbrückt durch die Randfalte, deren freie Enden in der Mitte verwachsen sind, denn der Schnitt ging durch die pantoffelartige Kappe. Der Aufbau der Darmwand ist nahe den Pryer’schen Haufen um diese Zeit kurz folgender: Zu äußerst befindet sich das Peritoneum, unter dessen einschichtigem Plattenepithel eine ziemlich ansehnliche Lage von ungemein zartem, jugendlich-fibrillärem Bindegewebe liegt. Die äußere Längsmuskulatur und innere Ringfaserschicht haben fast gleiche Dicke. Sie sind durch einen schmalen Bindegewebsstreifen Abb. 7. Querschnitt durch die von vollständiger Randfalte umfaßte Polgegend eines Pryer’schen Follikelhaufens. L.M. Langsmuskelschicht. M.M. Muscularis mucosae. AR.M. Ringmuskelschicht. * überdachende Randfalte (,,Pantoffelfalte‘). (Das Präparat entstammt dem Darm eines 5monatlichen menschlichen Embryo.). von einander geschieden. Auch dies Bindegewebe ist jugendlich- fibrilläres mit außerordentlich zierlichen Fibrillenbindeln. Es um- schließt neben Blutgefäßen auch die großen Ganglienzellen des Plexus myentericus. Innerhalb der Ringmuskulatur folgt die Submucosa, die 6—7mal so dick wie die Längsmuskelschicht ist. Sie zeigt sehr interessante Zustände. Gegen die Muscularis mucosae zu bemerke ich stellenweise, zumal in der Nähe kleinerer Venen, in direktem An- schluß an deren Wände, Zonen rein embryonalen Charakters. Gegen die Nachbarschaft aber sieht man dies Gewebe ziemlich rasch in jugendliches fibrilläres Bindegewebe übergehen. Anfangs hat dies 73 nur wenige, meist um die Kerne gelagerte Fibrillenbüschel, dann aber gegen die Muscularis hin werden die in verschiedener Richtung kreuz und quer oft sich lagernden Fibrillen zahlreicher und wir beob- achten an den Eintrittsstellen großer Arterien in den Darm um diese Gefäße herum schon wenige Züge kollagenen, fibrillären, fertigen Bindegewebes. Groß ist der Gefäßreichtum der Submucosa und nicht unbeträchtlich die Zahl von Lymphzellen, die zwischen dem Bindegewebe liegen. Nahe der Ringmuskulatur sieht man vereinzelte ‚Ganglienzellen des Mrissner’schen Plexus. Die Muscularis der Mu- cosa ist ziemlich schmal und enthält glatte Muskelzellen sowohl ın Längsanordnung als auch ringförmig gruppiert. Indessen konnte ich eine reinliche Scheidung der Fasern in zwei Schichten nicht fest- stellen. Zarte Blutgefäßäste verlaufen der Muscularis mucosae eng angelagert und parallel, deren Untersuchung erschwerend. Die Pro- pria bildet eine dünne Schicht, die etwa der Längsmuskulatur an Dicke entsprechen mag. Sie scheint aus rein adenoidem Gewebe zu bestehen, in dessen Maschen Lymphzellen liegen. In schlanken Zapfen bildet sie das Stützgerüst auch der Zotten, in denen ich ganz ver- einzelt glatte Muskelzellen bereits antraf. Das Epithel ist mäßig hoch, hat typischen Kutikularsaum. In den kurzen LIEBERKÜHN’schen Drüsen schien es mir ebenso gebaut. Hier traf ich sehr viele Mitosen, die sonst an den gemusterten Schnitten große Seltenheiten waren. Ich schob das Vorkommen der vielen Mitosen auf das Wachstum der Drüsen, nicht auf eine Tätigkeit im Sinne Bızzozeros. Schleim- zellen finden sich sowohl in den Drüsen als an den Zotten- basen, einzeln auch bis zur Zottenspitze. Wanderzellen im Epithel sind häufig, doch nicht übermäßig oft zu sehen. Fettzellen habe ich nirgends gesehen. An den Agmina Peyeri zeigt sich nun eine gewisse Störung in den Schichten. Wie beim Erwachsenen gehen die Follikel von der Propria aus, durchbrechen die Muscularis mucosae und ragen tief in die Submucosa hinein. Da zeigt nun zu unterst die Submucosa verändertes Verhalten. Wie sonst lediglich nahe der basalen Eintrittsstelle großer Blutgefäße in sie, hat sie unter dem ganzen Follikelhaufen ihre unterste Schicht in fertiges fibrilläres Bindegewebe umgewandelt, was auch Abb. 7 an- deutet. Dies Gewebe färbt sich bei Kollagenfärbung. Offenbar bildet die Schicht, die seitlich allmählich sich im jugendlichen Ge- webe verliert, eine Art Polster für die Follikel und es mag sein, daß 74 der mechanische Reiz der blutreichen, schweren Lymphorgane als die auslösende Ursache für die hier frühzeitig erfolgende Ausbildung von fibrillärem Gewebe in Frage kommt. Das Vorkommen des fibrillären Gewebes war an meinen Objekten unter den PryeEr’schen Haufen so typisch, daß sich ohne weiteres aus dem Auftauchen dieses Gewebes in den Serienschnitten die Plaque-Nähe ersehen ließ. Wie schon erwähnt, durchbrechen die Follikel die Muscularis mucosae. Nicht überall geschieht das mit der Gründlichkeit wie das in Abb. 7 dargestellt ist. Hin und wieder gelang es mir, namentlich an Längsschnitten, einzelne Muskelzellen als Fortsetzung der Mus- cularis mucosae auch in lichteren Stellen zwischen den Follikeln nach- zuweisen, wie man es ja auch beim Erwachsenen findet. Die Propria ist ganz erfüllt von Lymphzellen. Die Lymph- follikel lassen kein eigentliches Keimzentrum erkennen, sondern bilden ziemlich gleichmäßige Kugeln, in deren Zentrum Mitosen häufiger sichtbar sind als an der Peripherie. Die Infiltration in die Umgebung ist groß. Die Mehrzahl der Lymphzellen wandert aber dem Lumen zu. Das Stützgerüst der Zotten ıst dicht erfüllt mit Lymphozyten, die die Zotte direkt aufquellen lassen und die Ursache der großen Zotten auf den Perver’schen Haufen abgeben. In den Zotten wie zwischen ihnen durchwandern die Lymphzelien auch in Mengen das Darmepithel und kommen ins Lumen hinein. Wie die Follikel keine scharf ausgeprägten Keimzentren zeigen, so scheinen sie eine peri- phere Kapsel nicht zu besitzen. Jedenfalls wäre diese dann äußerst zart und nicht kollagen. Wie aber verhält sich nun unsere Randfalte? Ein Blick auf Abb. 7+) lehrt es. Sie wird ausschließlich von der Propria gebildet und weder die Muscularis mucosae noch die Submucosa beteiligen sich an ihrem Aufbau. Im Epithel und Stützgerüst entspricht sie den gewöhnlichen Darmzotten völlis. Auch hinsichtlich ihres Gehaltes an Lymphzellen aller Art zeigt sie Übereinstimmung mit den Zotten der Nachbarschaft des Agmen, Unterschiede aber von denen der Ober- fläche der Haufen. Es stellt somit in der Tat die Randfalte der PEyEr’schen Haufen ein Homologon der Zotten dar. Ihre wahrscheinliche ontogenetische Ableitung aus Zotten wurde oben näher skizziert. 1) Abb. 7 wurde von Herrn KörscHau der lithographischen Anstalt Giltsch in dankenswerter Weise gezeichnet. 75 Zu welcher Zeit sie emsetzt, kann ich noch nicht angeben, voraus- sichtlich vor dem 3. Monat und zwar ziemlich viel früher. Sie besteht bekanntlich nicht ewig. Bei 3 Neugeborenen, die ich daraufhin unter- suchte, fand ich keine Randfalte mehr, wenngleich Hrntes oben zitierte Angabe vermuten läßt, daß sie auch dann noch gelegentlich vorkommt. Wann sie im Durchschnitt verschwindet, kann ich nicht sagen, ebensowenig etwas über die Ursache ihres Vorkommens in embryonaler Zeit. Hier muß vergleichende Untersuchung beson- ders einsetzen und ich hoffe, später im Zusammenhang einiges zur Lösung der Rätsel der Randfalte beitragen zu können. Jena, den 5. Februar 1915. Nachdruck verboten. Neue Untersuchungen zur Kenntnis der Pyramidenbahn. 1. Der Anteil der Pyramide am Rückenmarksquerschnitt bei verschie- denen Tieren und seine Entwickelung beim Menschen. Von L. E. Breemann, Abteilungsvorstand am städtischen Krankenhaus Czyste-Warschau. Aus dem Neurologischen Institute der Universität Frankfurt a. M. Direktor: Professor EpINGER. Durch die Pyramidenbahn, Tractus cortico-spinalis, werden Leistungen der Hirnrinde auf tiefere Nervenzentren übertragen. Die Bahn bildet den einzigen ganz direkten Weg aus dem Neencephalon zum Rückenmark. Sie fehlt allen Tieren unterhalb der Säugerreihe, ist aber innerhalb dieser immer vorhanden. Am bekanntesten ist sie aus naheliegenden Gründen beim Menschen geworden. Hier besitzt sie, seit TÜRK sie zuerst nach Degenerationspräparaten richtig be- schrieben und seit FLecHsiG sie nach entwickelungsgeschichtlichen Daten näher geschildert hat, bekanntlich eine ganze Literatur. Ihre Größe und Lage, ihre Variationen sind studiert. Wiederholt ist in der Literatur die Meinung geäußert, daß die Rückenmarkspyramide bei dem Menschen und den Affen deshalb so gut ausgebildet ist, weil hier die Extremitäten mehr als sonst vom Großhirn her zu beeinflussen sind. Ist der’ Tractus cortico-spinalis wirklich von der angeführten Bedeutung, dann wäre es von großem Interesse zu erfahren, wie groß die Fasermasse ist, die bei verschiedenen Tieren in ihn eingeht, denn während die einen gleich dem Menschen die Hände sehr vielfach zu 76 geistig angeregten Verrichtungen benutzen, gibt es doch auch zahl- reiche Tiere, deren Extremitäten kaum anders als zur Vorwärtsbe- wegung und zum Tragen des Rumpfes benutzt werden. Kann man nun ermitteln, wie groß der Anteil der Pyramidenfaserung am Rücken- marksquerschnitt bei Säugern verschiedenster Lebensweise ist, dann wird man der Beantwortung der hier auftauchenden Fragen nahe kommen. Ich habe das im folgenden versucht. Bei dieser Arbeit trat die neue Frage auf, wie viel von der Pyramide etwa in der Oblongata bleibt, wenn von dort aus besondere Organe zu innervieren sind. Ihrer Beantwortung wird in einem zweiten Teil dieser Studien näher ge- treten. Doch mag das Resultat voraus kurz dahin mitgeteilt sein, daß, wenn, wie beim Elefanten, der Rüssel viel mehr als die Beine das Effektivorgan des Großhirnes ist, dann der allergrößte Teil des Tractus cortico-spinalis sich nicht um die Nervenkerne der Spinalnerven, sondern um die des Facialis aufzweigt. | Was bisher vergleichend-anatomisch über die Pyramide der ver- schiedenen Säuger bekannt ist — es ist nicht wenig — bezieht sich fast ausschließlich auf den früh von GUDDEN schon erhobenen Befund, daß vielfach, so bei den Nagern, das sonst im Vorder- und Seitenstrang verlaufende Bündel in den Hintersträngen einherzieht. Später hat man — EDINnGeEr u..a. — gefunden, daß auch die Beutler dieses Ver- hältnis haben. In dem ZıeHen’schen Handbuch und in den EDINGER- schen Vorlesungen, 8. Auflage, sind die bekannten Daten zusammen- gestellt. Aus den bisher gesammelten Erfahrungen ist für unsere Fragestellung nur weniges wichtig, so etwa die durch eine spätere Untersuchung von Kine und Simpson bestätigte Angabe von DEXLER und Mareutizs, daß von der relativ kräftigen Oblongatapyramide der Schafe und Ziegen nur wenige Anteile in das Riickenmark gelangen, wo sie 1m wesentlichen im Halsteil verloren gehen. Dann ware zu er- wähnen, daß man beim Igel wiederholt vergeblich nach emer Rücken- markspyramide und beim Maulwurf vergeblich nach einer Kreuzung am kaudalen Oblongataende gesucht hat. Die Fragestellung also, welche diese Arbeit hervorrief, ist: Wie groß ist der Anteil der aus dem Großhirn kommenden Faserung am Gesamtquerschnitt des Rückenmarkes? Lassen sich aus den ge- wonnenen Zahlen etwa Schlüsse auf die Wichtigkeit des Großhirnes für die Funktion der vom Rückenmark innervierten Muskeln ziehen ? Das Neurologische Institut der Unversität Frankfurt hält eine sehr reiche Sammlung von Schnittserien zur Verfügung seiner Mit- arbeiter. Diese konnte ich benutzen und dadurch in relativ kurzer Zeit zu den weiter zu schildernden Resultaten kommen. Meine Aufgabe war also, zu ermitteln, wie viele von den in den Hirnstamm eintretenden Pyramidenfasern bis in das Rückenmark gelangen und einen wie großen Anteil am Rückenmarksquerschnitt diese Fasermasse einnimmt. Da sich die Pyramidenfasern kaum von den anderen unter- scheiden, so lassen sie sich direkt am Querschnitt reifer Tiere nicht bestimmen, wohl aber treten sie deutlich hervor, solange sie noch marklos sind oder im Falle ihrer Degeneration. Die erstere Methode ist von LENHoSSER schon 1889 zu gleichem Zweck benutzt. Er hat gefunden, daß bei den Feten folgende Verhältniszahlen herrschen: Beim Menschen nimmt die Pyramide 11%, bei der Katze 7 Kaninchen 5,3, beim Meerschweinchen 3 und bei der Maus 1,14%, des Querschnittes ein. Schon früher hatte Frecnsis beim Neuge- borenen gefunden, daß in der Höhe des dritten Halssegmentes die Pyramide 22% des Querschnittes einnimmt. Wenn es darauf ankommt, bei sehr vielen Tierarten zu ermitteln, wie viel Großhirnfasern in das Rückenmark gelangen, dann können diese Methoden offenbar nicht angewendet werden. Man kann aber das Ziel wohl erreichen, wenn man im kaudalen Oblongataende das Areal der Pyramide genau bestimmt, denn von hier aus gehen nur noch Fasern in das Rückenmark und hier sind Ja auch alle versammelt, welche in das Rückenmark gehen. Wenn man im Verhältnis dazu dann einen Rückenmarkschnitt nach vollendeter Durchkreuzung der Pyra- midenbahnen ausmißt, so läßt sich die Verhältniszahl von Pyramiden- areal zu Rückenmarksareal natürlich leicht und überall feststellen. Gewisse Fehler oder doch Unsicherheiten birgt diese Methode aller- dings. Einmal ist das Pyramidenareal nicht immer genau zu umgrenzen. Es liegen am dorsalen und manchmal auch am lateralen Ende der Oblongatapyramide da und dort Bündelchen, von denen es nicht ganz sicher ist, ob sie dem Tractus cortico-spinalis zuzurechnen sind ; nament- lich lateral finden sich solche Stellen, doch kann es sich hier immer nur um ganz geringe Unsicherheiten handeln. Dann waren vielleicht nicht alle Rückenmarke genau senkrecht zur Längsachse geschnitten. Dadurch erhielte man also Schrägschnitte, deren Areal natürlich größer ist als das der Querschnitte. Vor größeren Fehlern in dieser Richtung bewahrt aber die Beobachtung des Querschnittsbildes. Ich habe alle Schnittserien, an denen dieses nicht ganz zweifelsfrei war, aus der Messungsreihe ausgeschieden. Aber es kommt ja hier nicht auf eine ‚ beim 78 mathematisch bis in die Dezimalen richtige Ausmessung an, sondern auf relativ grobe Verhältnisse. Immerhin waren die Verhältnisse doch an einigen Säugern so unsicher, daß ich für meine Zwecke nicht. die gesamte Sammlung ausnutzen konnte. Es wurden also am kaudalen Ende der Oblongata die Umrisse der Pyramiden möglichst genau festgestellt und mit Hilfe des Zeichen- prismas auf Papier übertragen. Diese Zeiehnungen, die meistens bei Lupenvergrößerung, bei kleineren Tieren, wie der Maus etwa, natür- lich bei stärkeren Vergrößerungen aufgenommen wurden, sind auf Bleiplatten von einem Millimeter Dicke übertragen worden. Dann wurden sie ausgeschnitten und die Platten, welche also die Gesamt- areale wiedergaben, gewogen. Ebenso wurde mit der Zeichnung des Rückenmarksquerschnittes verfahren. Dieser wurde an der Stelle gewählt, wo die Pyramidenkreuzung vollendet war. Aus dem Vergleich der beiden Zahlenreihen mußte sich das Ver- haltnis von Pyramidenbahn zu Rückenmarksquerschnitt ergeben. Das Resultat geht aus der nebenstehenden Tabelle hervor. Man sieht hier, daß, wie zu erwarten war, der Mensch mit seinem mächtigen Vorderhirn und der Wichtigkeit, welche dieses für seine Extremitätenbewegungen hat, in erster Linie steht. Die Pyramiden- bahn nimmt fast den dritten Teil des Rückenmarksquerschnittes ein, dann folgen die Affen mit ihren geschickten Hand- und Beinbewe- gungen. Erst in weiter Entfernung folgen andere Säuger. Es ist nieht die Gesamtheit der sogenannten geistigen Höhe, die hier in Betracht kommt, sondern offenbar der Umstand, wie diese bei der Extremi- tätenbewegung verwertet wird. Es ist bereits erwähnt, daß die geringe Größe, welche die Rückenmarkspyramide des Elefanten bietet, da- durch bedingt ist, daß in der Oblongata mehr als zwei Drittel der Pyramidenfasern bestimmt sind, die Rüsselzentren zu innervieren; für die plumpen Extremitäten, die fast ohne Zehenbewegung sind, bedarf es nicht mehr vieler Fasern. Bei den Raubtieren, die sich bekanntlich ihrer Vorderextremitäten vielfach geschickt bedienen, finden sich noch Zahlen bis zu 9%, ebenso bei einigen Grabern und auch bei dem großen Känguruh, dessen Armgeschicklichkeit bekanntlich neuerdings. im Zirkus zur Vorführung von Boxerkämpfen benutzt wurde. Bei anderen Beutlern aber, dem kleinen Aepyprymnus und bei der Beutel- ratte Didelphis, sind die Zahlen viel geringer. Auffallend groß ist die Pyramide bei der Robbe, fast so groß wie bei den Affen. Aus dem Naturleben dieser Tiere ist nichts bekannt, was darauf hinwiese. Es hat aber die Dressur (im Zirkus ballspielende Robben) gezeigt, daß 79 GEENA: | Verhältnis des Gewicht der | 3 Pyramiden- Tierart Pyramiden- 0B LL areals z. Riicken- platte in g HS SELB a markquerschnitts- platte ing | areal in Prozent IMenschrf, Nr 160%. 10% 58,0 193,0 30,0 Cebus fatuellus . . . . 16,1 76,5 20,1 Died me a et 31,5 162,0 19,4 Cebus capueinus .. . 14,3 98,5 14,5 Cynocephalus. . . 27,5 198,0 13,9 Stachelschwein (Hystrix) 93 99,0 9,4 Arctomys ee : 6,4 69,5 9,2 Hermelin . . ; 2,5 27,5 9,1 Macropus (Kaneardh) : 5,5 62,0 8,9 Halmaturus (Känguruh) 11,4 135,0 8,4 Putorius (Wiesel) . . . 127 20,5 8,3 Miverra ms) ni 4,4 54,5 8,1 Elma 155) -< aly: 9,8 145,5 6,7 Dipus (Sprivemaus) u 16,0 263,0 6,1 min iu 6. Sy 2,25 37,5 6,0 ae Sites sly. oe fe 8,4 157,5 5,3 Hamster. . . ee 14,0 263,5 5,3 Phocaena (Wal) . Se 4,9 95,0 5,2 Kaninehen. : o.oo 5. 2,95 59,0 5,0 Hichhomehen ._.. .-. 23,8 478,5 | 4,9 Elephant .. . 9,5 195,0 4,8 Aepyprymnus Beatie). 2,2 51,0 4,3 Cavia = .._. 1,4 37,5 3,7 Coelogenes re meen) 4,4 | 119,0 3,7 Didelphis (Beutler) . . 9,6 267,0 3,6 15 Lee I RAMS ge eae 2,6 72,0 3,6 raruluse) Seg, 2,9 84,0 3,5 Nika I PR ee No 5,9 | 168,5 3D Gazelle see Bn 3,1 | 111,0 2,8 die Vorderextremitäten zu vielerlei Bewegungen gebraucht werden können. Nähere Untersuchungen wären erwünscht. Denn es wäre möglich, daß hier der oben erwähnte Fehler sich eingeschlichen hat, daß der Rückenmarksquerschnitt nicht senkrecht zu der Rückenmarks- achse lag, daß ich also einen natürlich zu großen Querschnitt aus- gemessen hatte. Wie zu erwarten, ist der Rückenmarksanteil der Pyramide bei den verschiedenen Nagern ganz gering. Die allerkleinsten Werte aber hat er bei einigen Huftieren, wie den beiden aufgeführten Gazellen- arten, dann bei Hyrax. Die Körpergröße selbst spielt, wie ein Blick 80 auf die Tabelle sofort lehrt, bei dem Einfluß des GroBhirnes auf das Rückenmark keine Rolle. Angesichts der hier geschilderten Verhältnisse, welche doch ein klares Licht auf die Bedeutung des GroBhirnes für die Bewegungen der einzelnen Tierarten werfen, ist es von Interesse zu ermitteln, wie sich die Pyramidengröße gestaltet im Verhältnis zu dem während der Ent- wickelung doch zweifellos zunehmenden Einfluß des Rückenmarks auf unsere Bewegungen. Ich habe nur 5 menschliche Oblongaten auf diese Verhältnisse untersuchen können, es hat sich aber in der Tat das Erwartete herausgestellt. Denn während beim achtmonatlichen Embryo das Pyramidenareal nur 12,2% des Rickenmarksquer- schnittes betrug, war es beim Neugeborenen schon 14,5, bei einem Kinde unbestimmten Alters 15% (wahrscheinlich war es ein ein- bis zweijähriges Kind), und bei den zwei Erwachsenen nahm die Pyramide gar 30,0 bzw. 29,6% des Riickenmarksareales ein. Diese Unter- suchungen am Menschen, welche zweifellos von weittragender Be- deutung auch für die Pathologie sein können, sollen im Laboratorium an reicherem Material fortgesetzt werden. Anatomische Gesellschaft. In die Gesellschaft ist eingetreten Prof. Dr. K. E. SCHREINER, Direktor des Anatomischen Instituts in Kristiania (Norwegen). Quittungen. Den Jahresbeitrag für 1915 (sechs Mark) zahlten ferner die Herren ELLENBERGER, KaPPERS, v. ALTEN, Unna, Veit, Minsazzını, TORNIER, P. Martin, Mirrens, SPENGEL (15, 16), v. Korrr, Levi (Palermo), Vom, HeivericH, R. Krause. — Ablösung (75 M) bewirkte Herr SCHREINER. Der ständige Schriftführer: K. v. BARDELEBEN. Personalia. Utrecht. Professor Dr. A. A. W. Husrecut, Direktor des Zoologi- schen Instituts, langjahriges Mitglied der Anatomischen Gesellschaft, ist am 21. März gestorben. Husrecut hat sich vor allem auf dem Ge- biete der vergleichenden Entwickelungsgeschichte einen Namen gemacht. Abgeschlossen am 7. April 1915. _ Weimar. _ Diack” von R. Wagner Sonne ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt fiir die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der „Anatomische Anzeiger“ erscheint in Nummern von zwei Druckbogen. Um ein rasches Erscheinen der Beiträge zu ermöglichen, werden die Nummern aus- gegeben, sobald der vorhandene Stoff es wünschenswert macht, ev. erscheinen Doppel- nummern. Der Umfang eines Bandes beträgt etwa 46 Druckbogen, oder Ausgleich durch Tafeln, der Preis 16 Mark. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 48. Bd. == 11. Mai 1915. & No. 4. — Innatt. Aufsätze. Erik Grahn, Uber Differenzierungserscheinungen der Linse während des embryonalen Lebens. Mit 7 Abbildungen. S. 81—92. — Otto Grosser, Die Beziehungen zwischen Eileiter und Ei bei den Säugetieren. Mit4 Abbildungen. S. 92—108. — R. Wiedersheim, Nachruf, Hans von ALTEN. S. 109—112. Berichtigung. S. 112. Anatomische Gesellschaft. Quittungen, S. 112. Personalia. S. 112. Aufsätze. Nachdruck verboten. Über Differenzierungserscheinungen der Linse während des embryonalen Lebens. Von ERIK GrAHNn. Mit 7 Abbildungen. Histolog. Institut des Karolinischen Instituts in Stockholm. In seiner Arbeit „Über den Bau und die Entwickelung der Linse“ (1900) macht Ragı darauf aufmerksam, daß er bei seinen Untersuchungen gefunden hat, daß die Linsenkapsel gewisser Prä- parate von der übrigen Linsenmasse abgesprungen ist, und daß eine flache Grube unregelmäßiger Form beim hinteren Linsenpol zu finden ist. Derleere Raum, der auf soleheWeise entsteht, wird von zahlreichen blassen, feingranulierten Kugeln verschiedener Größe ausgefüllt. ' Bei der Untersuchung eines etwas älteren Embryo fand er, daß die eben erwähnte Körnermasse nicht zu finden war, und daß hier die Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 6 82 Kapsel unmittelbar an der Linsenfläche lag. Er zieht daraus den Schluß, ,,daB sie“, nämlich die Kugeln, „hier nur unter der Einwir- kung der Fixierungsflüssigkeit entstanden sind“. Auch daß die Faser eine gewisse Neigung zu verschrumpfen und dabei die oben erwähnte Körnermasse auszupressen haben, konstatiert RaBu. An einer anderen Stelle derselben Arbeit schreibt er weiter: „Ahnlich wie bei der in Abb. I Taf. II abgebildeten Kaninchenlinse, hat sich auch hier die Kapsel in großem Umfang von der hinteren Fläche der Linse abgehoben, und zwischen ihr und den Linsenfasern liegen zahlreiche blasse, feingranulierte, offenbar bei der Fixierung ausgepreßte Kugeln.“ Die mangelnde Wahrscheinlichkeit einer solehen Deutung von diesen Strukturen werde ich unten näher aufweisen. Bei Studien über andere strukturelle Verhältnisse habe ich auch die oben erwähnten, von Ras wahrgenommenen Kügelchen gesehen, nämlich auf einem Kaninchenembryo von 3 cm Länge. In diesem Falle habe ich nicht völlig die Angaben Rast’s bestätigen können. Statt dessenhabe ich kleine blasenförmige, mit einer feingranu- lierten Masse gefüllte Bildungen, die in Verbindung mit den Linsen- fasern standen, gefunden. Durch diese Wahrnehmung angeregt, habe ich die Frage auf- genommen, ob irgendein differenzierender Prozeß der Linse vorhanden sein könne. Die Untersuchung hat verschiedene Tierformen umfaßt, nämlich: Kaninchen-, Hai-, Meerschweinchen-, Schaf-, Schwein- und Menschen- embryonen in verschiedenen Phasen der Entwickelung. Auch Schnitte durch fünf Fledermausembryonen habe ich Gelegenheit gehabt zu untersuchen. Bei einigen dieser Tierformen ist die von mir vermutete Diffe- renzierung vorhanden gewesen, bei anderen nicht, wahrscheinlich weil sie sich nur während gewisser Zeit des intrauterinen Lebens vor- finden, was ich später zeigen will. Verschiedene Fixierungsmethoden sind gebraucht worden, wie Carnoy, Helly, 10% Formalin und Regaud I, um den Einfluß der verschiedenen Fixierungsflüssigkeiten auf das Material und darauf beruhendes eventuelles Schrumpfen untersuchen zu können. Die Färbungen der Präparate sind mit Mallory, Htx-Eosin und Fe-Htx ausgeführt, einige auch mit May-Grünwald und Toluidin-Eosin. 83 Wie schon vorher gesagt, war das erst untersuchte Material ein Kaninchenembryo von 3 cm Länge, mit Carnoy fixiert, in Serien ge- schnitten und mit Mallory gefärbt. Auf diesen Präparaten sieht man Abb. 1. Bi Bläschen. Z Linsenfaser. Lk Linsenkapsel. Tvl Tunica vasculosa lentis. an der hinteren Fläche der Linse um deren Pol, wie es Abb. 1 angibt, daß die Kapsel nicht unmittelbar an der hinteren Linsenfläche liegt, sondern daß es einen Zwischenraum zwischen dieser und den Linsen- 6* 84 fasern gibt. Ein Teil dieses Raumes ist von blasenférmigen Bildungen, mit feingranulierter Masse gefiillt, eingenommen. An mehreren Stellen sieht man die Wände der Blasen in die Epithelzellen übergehen, andere zeigen keinen Zusammenhang mit diesen. In verhältnis- Abb. 2. K Kerne (im Zerfali). L Linsenfaser. mäßig großer Anzahl findet man Kügelchen, welche solche Strukturen aufweisen, daß sie zweifelsohne im Leben zerrissen worden sind, und dabei der Umgebung ihren Inhalt abgeliefert haben. Es besteht eine gewisse Übereinstimmung zwischen diesem Prozeß und der sogenannten blasenähnlichen Sekretion. 85 Auch auf Schnitten, durch einen etwas älteren Kaninchenembryo von 9 cm Länge gelegt, in 10 proz. Formalin fixiert und mit Fe-Htx. gefärbt, sind dieselben Bildungen vorhanden. Hier kann man auch eine deutliche Degeneration der Linsenfaser und damit zusammen- hängendes Zerfallen derselben wahrnehmen. Die Kerne werden SEND Abb. 3. Dp Differenzierungsprodukte. Z Linse. Zk Linsenkapsel. nämlich pyknotisch und gehen zugrunde, wodurch Kernbestandteile im Protoplasma verbreitet werden (s. Abb. 2). Besonders wo das Zerfallen der Zellen am lebhaftesten ist, erscheinen sehr häufig, wie Abb.3 angibt, blasenförmige, große Körnermassen enthaltende Bildungen, die aus der Linse dringen. Die abgeschiedene Substanz 86 füllt hier fast völlig den Zwischenraum zwischen der Kapsel und der Hinterfläche der Linse aus. Innerhalb der abgeschiedenen Bläschen sieht man auch deutliche Körnchen, die wahrscheinlich aus zer- fallenden Kernen stammen. Abb, 4. Bl Bläschen. Dh Detritushöhle. Le Linsenepithel. Bei Färbung mit May-Grünwald oder Toluidin-Eosin stellt sich der körnige Inhalt als azidophil heraus. An den Vespertilien-Embryonen, die ich Gelegenheit gehabt habe zu untersuchen, kann man deutlich ähnliche Erscheinungen wahr- 87 nehmen, die auf eine differenzierende Fähigkeit während des intrauterinen Lebens hinzeigen. Schnitte durch Köpfe von Schafembryonen geben auch das- selbe Bild. Bei den Tierformen, die ich oben beschrieben habe, war das Differenzierungsprodukt wie eine Schicht an der Hinterfläche der Linse gelegen. Dies ist jedoch nicht der Fall mit den folgenden. Bei diesen liegt die Körnermasse wie ein Kegel in die Linse eingeschoben, die Spitze gegen die Vorderfläche der Linse gewandt, und die in Ent- wickelung befindlichen Bläschen an der Seite der Körnermasse geordnet. Diese Tatsache zeigt darauf hin, daß die Erscheinung kein Schrumpfungsphänomen sein kann, sondern wahrscheinlich ein diffe- renzierender Prozeß ist. Was für einem Zweck dieser dienen sollte, ist schwer zu sagen, aber ich will doch später einige Theorien zur Erklärung desselben aufstellen. Wenn man nun einen Schnitt durch einen Hai-Embryo von 2 em Länge, in Carnoy fixiert, mit Mallory gefärbt, untersucht (Abb. 4), sieht man, wie schon oben erwähnt worden ist, eine Körnermasse in der Form eines Kegels, der in der Mitte der Linse liegt, mit der Spitze gegen die Vorderfläche der Linse gewandt, und an der Seite der Körner- masse liegen kleine blasenförmige Bildungen, dieselbe granulierte Masse wie der körnige Kegel enthaltend. Besonders an der Base des Kegels sind die obenerwähnten Bildungen reichlich zu finden. In diesem Falle kann ja nicht davon die Rede sein, daß die Bildungen durch Schrumpfen bei der Fixierung entstanden sind, weil: 1. die Kapsel dicht an der ganzen Linsenfläche liegt: 2. die Körnermasse sich in der Mitte der Linse befindet; 3. das Präparat auch übrigens keine Erscheinungen aufweist, die auf Schrumpfen beruhen können. Daß diese spezielle Differenzierung nur während eines "Teiles des intrauterinen Lebens vorhanden ist, halte ich für bewiesen, weil ich auf Schnitten durch noch zwei Hai-Embryonen von.bzw. 7 und 15cm Länge, in Helly fixiert, keine Bildungen habe wahrnehmen können, welche den schon vorbeschriebenen ähnlich sind, wiewohl hier eine Neigung zum Schrumpfen vorhanden war. Die Kapsel war nämlich an mehreren Stellen von der Linsenfläche abgesprungen, die hier und dort eingebaucht war. 88 Bei einem Schweine-Embryo von 7 cm Länge, in Helly fixiert und mit Mallory gefärbt (s. Abb. 5), kann man auch den vorbeschrie- benen Kegel wahrnehmen. Hier ist er aber doch nicht so hoch und dringt nicht so weit gegen die Mitte der Linse ein. Die Bläschen sind hier nicht nur um den Kegel herum geordnet, sondern eine Menge Abb. 5. Bl Bläschen. D Detritus. Dh Detritushéhle. Lk Linsenkapsel. solcher werden auch an der ganzen Hinterfläche der Linse entlang gepreßt. Ein lebhaftes Zerfallen der Linsenfaser und damit zusammen- hängendes Vermehren der Körnermasse wird hier wahrgenommen. Wenn wir nun die Bilder betrachten, dieich von Schnitten durch einen 13 mm langen Menschen-Embryo in Carnoy fixiert, mit Htx- 89 Eosin gefärbt, bekommen habe, zeigen auch diese auf die gleiche Wirk- samkeit der Linse hin wie die vorher beschriebene, hier jedoch, der Lage der Sekretmasse bezüglich, etwas abweichend. Was diese Bilder so wertvoll macht, ist daß alle postmortalen Veränderungen hier aus- Abb. 6.. Z Linse. M Membran. S Stiel. geschlossen werden können, weil das Material bei der Operation er- halten und direkt in Carnoy fixiert ist. Auf den vorhergehenden Präparaten findet sich die Detritus- masse an dem hinteren Pol der Linse gelagert. In diesem Falle aber findet man ein ganz entgegengesetztes Verhalten. Hier scheint es 90 = | | | | I Ph D&S D Detritus. Z Linse. Ph Phagocyt. Abb. 7. Ähn- auch bei anderen Formen, z. B. beim Kaninchen, in nämlich, alsob die Differenzierung gegen den vorderen Pol ginge. liches habe ich Dieses Verhalten einem gewissen Entwickelungsstadium gesehen. 91 zeigt also darauf hin, daß in gewissen Perioden die Differenzierung gegen den vorderen Pol hin gehen kann. Beim Menschen aber werden, wie die Abbildung zeigt, eine große Menge von Blasen mit Differenzierungsprodukten gefüllt gegen den vor- deren Polgepreßt. Hier kann man auch, dem Aussehen der Bilder ge- mäß, in Frage stellen, ob die genannte Detritusmasse durch blasenähn- liche Sekretion abgeschnürt wird oder ob hier nur ein direktes Ab- schnüren des äußersten Gliedes der degenerierten Linsenfaden statt- findet. Gewisse Verhältnisse sprechen für das letztere. Pro primo: Der langausgezogene Stiel, der den Linsenfaden mit dem blasen- ähnlichen Teil verbindet. Siehe Abb. 6. Pro secundo: Die Membran, die hier als Grenze gegen die soeben abgeschnürte Detritusmasse ge- bildet wird, und die also den Schlußstein der Linse bildet und ihm eine Begrenzung nach außen gibt. Auf Abb. 7, aus derselben Serie genommen, kann man auch ein sehr bedeutungsvolles Verhalten sehen, nämlich aus der Membrana vasculosa lentis ausgewanderte Leukozyten mit zahlreichen Proto- plasmaausläufern versehen, die auf ihre phagocytäre Wirksamkeit hinweisen. Sie sollten also hier an dem Fortschaffen und an der Zer- störung der während der Differenzierung gebildeten Produkte teil- nehmen. Dies Verhalten weist also darauf hin, daß die Erscheinung keines- wegs ein Kunstprodukt sein kann, sondern ein ganz physiologischer Prozeß ist. Wozu dient denn diese Abscheidung der krümeligen Masse ? Wenn man die Linse während des intrauterinen Lebens unter- sucht, findet man, daß diese am Anfang desselben am größten ist, um später mehr und mehr abzunehmen, bis sie endlich ihre endgültige Größe erreicht hat. Es könnte somit hier von einer natürlichen Aus- lese die Frage sein, bei welcher gewisse Linsenfasern zerstört wurden, andere dagegen lebensfähig blieben. Dieser 'heorie zugunsten redet das Zerfallen der Linsenfaser, was man sehr leicht wahrnehmen kann. Es waren somit die Produkte von dem Zerfallen dieser Linsenfaser, die aus der Masse der Linse eliminiert und dann durch die Blutgefäße der Tunica vasculosa lentis eventuell weggeführt wurden. Man kann sich auch denken, daß der von mir nun beschriebene Differenzierungsprozeß dazu dienen sollte, die Produkte wegzuführen, welche beim Umwandeln der ursprünglichen Epithelzellen zu hyalinen 92 Stäben gebildet wurden, die während des extrauterinen Lebens die lichtbrechende Substanz der Linse ausmachen. Bekanntlich stellt in der Regel die zuerst entwickelte Struktur eines etwaigen Organes nur ein Provisorium dar, indem die ein- leitungsweise angelegten Gewebe zerstört werden, um durch definitive Gewebe ersetzt zu werden; so z. B. die Schleimhaut des Digestions- kanals, der quergestreiften Muskulatur des Skeletgewebes usw. Meiner Meinung nach erleidet auch die Linse eine sekundäre Differenzierung, wodurch das Spezifische in Aussehen und An- ordnung ihrer Elemente sich endlich entwickelt. Zum Schluß will ich Herrn Prof. Dr. E. Hotmeren meinen herzlichsten Dank aussprechen sowohl für die Anregungen, die er mir bei dieser Arbeit gegeben hat, wie für das Interesse, das er mir stets während meiner Arbeit gezeigt hat, als auch für die unschätzbare Auskunft, die mir von ihm zuteil geworden ist. Nachdruck verboten. Die Beziehungen zwischen Eileiter und Ei bei den Säugetieren. Von O. GROSSER, Prag. Mit 4 Abbildungen. Sopotta hat vor kurzem (1914) an dieser Stelle unter anderem meine aus der Literatur zusammengestellten Angaben (1914) über die Dauer der Wanderung des Säugetiereies durch den Eileiter beanstandet, und ich muß zu meinem Bedauern zugeben, daß mir in zwei Fällen, bei den Angaben für Maus und Meerschweinchen, ein Irrtum unter- laufen ist — ich habe in die Daten zur Berechnung des Alters junger Embryonen bei diesen Spezies an Stelle der für die Tubenwanderung erforderlichen Zahl von Tagen die ganze von der Ovulation bis zur Implantation in die Uterusschleimhaut verstreichende Zeit eingesetzt und deshalb für die Tubenwanderung zu hohe Zahlen angegeben. Die übrigen Bemängelungen Soporrta’s hätten sich richtiger an die von mir zitierten Gewährsmänner wenden sollen — daß sie nur teil- weise berechtigt sind, wird sich im folgenden ergeben. Ich hatte angegeben, daß die Durchwanderung der Tube bei der weißen Maus 5—6 Tage, beim Meerschweinchen 7 Tage, bei Katze und Hund, Schaf und Schwein 8—10 Tage dauere. Tatsächlich dauert sie bei der weißen Maus nach Soportta (1895) bis zum Anfang des 4. Tages 93 (ungefähr 80 Stunden), nach Meuissınos (19071) 64—66 Stunden, nach Soporra (1914) 60—80 Stunden. Bis zur Implantation vergeht aber noch längere Zeit; das Uterusepithel schwindet nach SosBotrA (1903) in der zweiten Hälfte des 6. Tages, nach MELissınos zu Beginn des 5. Tages, 104 Stunden nach der Begattung, und eine feste Verbindung mit der Decidua ist nach SoBoTTA erst zwischen 6. und 7. Tag, nach MELIssINos nach Vollendung des 5. Tages erfolgt. Beim Meerschweinchen (Graf SPpEE, 1883 [nicht 1885!] und 1901) tritt das Ei Anfang oder Mitte des 4. Tages in den Uterus über, die Implantation erfolgt aber erst am 7. Tage, „schätzungsweise 6 Tage 8—12 Stunden nach dem Belegen, selten später, gegen Ende des 7. Tages‘. — Sopotra hat nun auch meine anderen Angaben, für die ich mich auf Bonnet berief, mit einer einzigen Aus- nahme rundweg als falsch bezeichnet. BoNNET macht (1912) folgende Angaben: „Der abgefurchte Keim des Schafes und Schweines muß etwa am achten bis zehnten Tage nach der Begattung im Uterus ankommen“, und weiter: „Die Keime der Katze und des Hundes brauchen 8—10 Tage zur Passage durch den Eileiter und kommen völlig abgefurcht im Uterus an.“ SoBoTTA führt nun die Untersuchungen von AssHETON (1895 und 1898) an, der beim Schaf das Ei gewöhnlich schon am Ende des dritten Tages im Uterus fand und beim Schwein ebenfalls den Moment des Übertrittes des Eies in den Uterus auf den dritten Tag verlegt. Ganz sicher ist übrigens diese Frist nach den mitgeteilten Befunden gerade beim Schwein nicht, wenn auch der mögliche Spielraum sicher nur ein kleiner ist. Hinzufügen könnte man noch eine Beobachtung AssHETON’s (1908) an einem weiteren Paarhufer, der Ziege, bei der nach 5 Tagen und 20 Stunden ein bläschenförmiger Keim im Uterus auf- gefunden wurde. Bonnet’s Angaben für Huftiere sind demnach zu hoch gegriffen. Weniger sicher ist dies von der Katze, wenn auch die von SOBOTTA zitierten Beobachtungen von R. Van DER STRICHT (1911) bei diesem Tiere tatsächlich für eine Tubenwanderung von nur 3—4 Tagen sprechen, da nach dieser Zeit die Eier im Stadium einer vielzelligen Morula bereits das uterine Ende der Tube erreicht haben. Doch hat VAN DER STRICHT überhaupt nur Tubeneier beschrieben (die Angabe bei Ei Nr. 62, „auf dans le tiers moyen de l’uterus‘‘, ist offenkundig ein Schreibfehler), und es bleibt der Moment des Übertrittes in den Uterus unbestimmt. Überdies erhellt gerade aus den sehr sorgfältigen Angaben des Autors, wie schwierig eine exakte Zeitbestimmung ist. 1) Soporra beanstandet meine Schreibweise MELISSENos; man vergleiche hierzu den Band 67 des Arch. f. mikr. Anat., 1906, S. 267: Über die Fett- körnchen und ihre Bildung in der Placenta bei den Nagern und der Katze, von Dr. Konst. Metissenos. (Bd. 70 steht Merıssınos; bekanntlich wird im Neugriechischen das e wie i ausgesprochen. Herausgeber.) 94 Aufrecht bleibt jedenfalls die Angabe, daß das Hundeei wesentlich länger als das anderer Säuger zur Passage durch die Tube braucht, und mit der Zeitbestimmung Bonner’s (8—10 Tage) stimmt die von Sosorra herangezogene alte Mitteilung Biscnorr’s (1842), der sich außer auf eigene Beobachtungen auch auf Privost und Dumas sowie auf Coste beruft, überein; wenigstens indirekt sprechen für eine so lange Tubenwanderung auch die Untersuchungen von SCHOENFELD (1903), der 14 Tage nach der letzten Begattung die Keimblasen noch frei im Uterus fand. Es ist also zweifellos möglich, daß ein Säuge- tierei eine längere Reihe von Tagen in der Tube verweilt — und damit sind auch für den Menschen gleiche Möglichkeiten gegeben). Unter dem von mir zitierten Tatsachenmaterial hat SoBoTTA noch zwei weitere Angaben Bonner’s beanstandet, die über die Größe der Eier bei Maus und Ratte und beim Menschen. Für die genannten Nager ist Bonner’s Größenangabe (0,09—0,12 mm) allerdings, wie ich mich in- zwischen überzeugt habe, zu hoch gegriffen, wenn auch ziemlich große Überschreitungen des von SoBoTTA angegebenen Mittelwertes von 0,06 mm, bis zu 0,08 mm und etwas darüber, vorkommen können. Bonnet hat sich bei seiner Angabe wohl auf die ältere Literatur bezogen; BiscHoFrrF (1842), LEuUcKART (1853) und Hensen (1881) geben ziemlich übereinstimmend für die Maus bzw. für Meerschweinchen, Ratte und Maus ein Maß von !/,, Linien bzw.0,12 mm an. Für den Menschen aber kann Bonner’s Maß (0,22—0,30 mm) nicht einfach als unrichtig, ja nicht einmal als unwahrscheinlich bezeichnet werden, trotzdem es so sehr aus der Reihe herausfallt. KOELLIKER (Handbuch der Gewebelehre, 5. Auflage, 1867), dem v. EBNER (6. Auf- lage des Handbuches, 1902) folgt, führt sogar eine noch höhere Grenz- zahl?) an, nämlich 0,22—0,32 mm, und WALDEYER (1906) bemerkt hierzu: ‚Mir sind Eier von über 0,25 mm nicht begegnet.“ H. Frey (1876) gibt als Durchmesser an: 0,28, 0,22—0,1897 mm. Eine ganze Reihe von Autoren hat also offenbar eine nennenswerte Überschreitung der von anderen Autoren angeführten und von SoBoTTA jetzt?) als 1) Erwähnt sei, daß BıscHorr (1892) für den Menschen eine 12—14 tägige Tubenwanderung annimmt. 2) Die Zahl ist etwas höher als die in den älteren Auflagen, in denen 1/,—1/,, Linien als Maß angegeben werden. 3) Sopotta hat 1911 einen Eidurchmesser von etwa 2—300 u angegeben und hinzugefügt, daß sprungreife Follikel beim Menschen noch nicht mit Sicherheit beobachtet ‘worden seien. Darin liegt auch offenbar einer der Grii nde für die Verschiedenheit der Befunde. Man könnte ferner an die Be- obac htungen von Hasan (1910) denken, wonach bei verschiedenen Wirbel- tieren (Fischen, Amphibien, Reptilien) mit zunehmendem Alter der Mutter 95 wahrscheinlich bezeichneten Zahl (0,15—0,2 mm) wirklich beobachtet. Neben solehen positiven Angaben müssen alle Erwägungen zurücktreten, und der Mensch hat offenbar von allen untersuchten Placentaliern die größte Eizelle. Es mag dies ein primitives Merkmal menschlicher Or- ganisation sein — wie es deren so viele gibt. Es fragt sich nun, inwieweit die hier besprochenen Richtig- stellungen geeignet sind, die von mir in der eingangs zitierten Arbeit gezogenen Schlüsse zu beeinflussen. Ich ging von der anatomisch be- gründeten Annahme aus, daß die Ovulation etwa in der auf die Menstruation folgenden Woche, die Implantation aber im prä- menstruellen Stadium der Uterusschleimhaut, also 14 Tage danach oder noch später erfolge, und unterschied in der Entwickelung junger menschlicher Embryonen zwei Abschnitte, die Tubenwanderung und die Implantation mit nachfolgender Placentabildung. Diese Einteilung ist aber noch nicht genügend genau — und darin liegt der eigentliche Grund für die mir unterlaufene Verwechselung zweier Termine Denn tatsächlich haben wir bis zum Moment der Implantation wieder zwei Zeit- abschnitte zu berücksichtigen: den für die Tubenwanderung notwendigen und den für Wanderung und Aufenthalt im Uterus bis zur Erreichung der Implantationsreife erforderlichen. Bei Maus und Ratte sind beide Abschnitte fast gleich lang (s. vorn); beim Meerschweinchen ist der zweite nicht viel kürzer, beim Kaninchen ist er sogar beträchtlich länger. Doch ist das Kaninchen (ebenso wie Huftiere und Raubtiere) hier nicht weiter zu berücksichtigen, da es in der Art seiner Im- plantation von dem menschlichen Typus sehr verschieden ist (zentrale gegen exzentrische Implantation nach Bonner). Es ist nun von vorn- herein klar, daß auch beim Menschen ein Teil der von mir (in der in Rede stehenden Schrift) nur der Tubenwanderuung zugerechneten Zeit auf den Aufenthalt im Uterus bis zum Moment der Implantation entfällt — und danach braucht also die Tubenwanderung beim Menschen nicht länger zu dauern als beim Hund. Die Hauptfrage der damaligen Untersuchung, die Altersbestimmung menschlicher Embryonen, wird durch diese Änderung der Zeiteinteilung nicht berührt; es muß aber im Text und in Punkt 2 meiner Schlußsätze statt „Dauer der Tuben- die Größe der Eizellen und, bei Säugetieren und dem Menschen, die Größe der Neugeboren, auch der Erstgeborenen, zunimmt. — Das größte von O. Van DER STRICHT (1905) beobachtete Ei, das selbstverständlich noch nicht reif ist, mißt im fixierten Zustand 0,171 x 0,131 mm bei einer Weite des Antrum folliculi von 5 x 3,5 mm. 96 wanderung“ richtig heißen „Zeitraum vor der Ovulation bis zur Im- plantation“. Von diesem etwa 14 tägigen Zeitraum können ganz gut (entsprechend der Verteilung beim Meerschweinchen) 8—10 Tage auf die Tubenwanderung, der Rest auf die Wanderung und das freie Ver- weilen an der Implantationsstelle im Uterus entfallen. Meine Gewährsmänner für den Ovulationstermin waren vor allem R. Meyer und C. Rugs, die in einer kurzen gemeinsamen Mitteilung (1913) sagen: Die Follikelreifung fällt „wahrscheinlich unmittelbar hinter die Menstruation, etwa bis zum 8. Tage nach deren Beginn, wenn nicht schon in die Zeit der Menstruation selbst“, und die Follikelberstung er- folgt „unmittelbar oder bald nach der Menstruation“. Die Einidation wird „etwa in die Mittelzeit zwischen zwei Menstruationen, also in den Beginn der prämenstruellen Schleimhautschwellung‘‘ verlegt, das wäre etwa der 16. oder 17. Tag vom Beginn der letzten Menses. (Ich selbst habe ein etwas späteres Datum für die Nidation eingesetzt, nämlich die letzte Woche vor Eintritt der neuen Menses.) In der ausführlichen, von Rue allein veröffentlichten Mitteilung (1913) heißt es, die Follikel- berstung falle ‚in die ersten 14 Tage vom Beginn der Menstruation an gerechnet“. ,,Die Fälle verteilen sich ganz regellos auf diesen Zeitraum, so daß es nicht möglich ist, einen bestimmten Tag für den Follikelsprung anzugeben.“ Von weiteren neuen Publikationen ist die von SCHRÖDER (1914) zu erwähnen, der den 14.—16. Tag hierfür annimmt, und die von Marcorry (1914), der sich auf $. 77 ausdrücklich Meyer und Rue an- schließt, an anderen Stellen aber den 15. Tag als den des Follikelsprunges angibt. Alle Autoren haben mit großen Materialschwierigkeiten zu kämpfen, und die sehr wünschenswerte Voraussetzung, nur genital gesunde Fälle zu verwenden, konnte keiner bisher erfüllen. Sollte der Follikelsprung wirklich erst am 14.—16. Tag erfolgen, wie dies auch FRANKEL seit 1911 annimmt (vgl. hierzu meinen Aufsatz 1914), dann wäre allerdings die Basis meiner Zeitrechnung verschoben, und der Zeitraum, der vom Follikelsprung bis zur Implantation verstreicht, wäre wahrscheinlich kürzer als ich 1914 annahm, vielleicht 10 Tage, vielleicht weniger. Es würde dies der in den letzten Jahren üblichen Schätzung entsprechen; auf die Tuben- wanderung entfiele aber dann wieder nur ein Teil, etwa */,—%/, dieser Zeit. — Voraussetzung ist bei solehen Erwägungen immer, daß im all- gemeinen die zyklische Entwickelung der Uterusschleimhaut in der Zeit zwischen Befruchtung und Einbettung durch den Einfluß des sich furchenden Eies nicht wesentlich abgeändert wird. Von vornherein ist freilich sowohl Beschleunigung (bei früher Ovulation) als Hemmung dieser Entwickelung (im entgegengesetzten Falle) denkbar; daß solche Beein- flussungen in bestimmten Fällen vorkommen müssen, wurde 1914 näher 97. ausgeführt. — Hinsichtlich des Termines für den Follikelsprung möchte ich übrigens vorläufig ebenso wie 1914 der Autorität von R. MEYER folgen und für einen sehr frühen Zeitpunkt eintreten. Mit einer nur dreitägigen Dauer der Tubenwanderung, wie dies SOBOTTA auch für den Menschen annehmen will, ist nun dieser Termin überhaupt nicht, der obenerwähnte spätere schwerlich in Einklang zu bringen. — Die von mehreren Autoren auch in neuester Zeit für einen relativ späten Ovu- lationstermin angeführte Angabe, daß bei den orthodoxen Juden auch nach Aufhören der Menses noch eine relativ lange sexuelle Abstinenz (von im ganzen 12 Tagen nach Eintreten der Menses) vorgeschrieben sei, ist nach den Ausführungen Hrnsen’s (1881, S. 72) nicht richtig oder doch nur für einzelne Fälle gültig. Man findet gelegentlich in der Literatur die Annahme, daß das Ei während der Tubenwanderung und des Ablaufes der Furchung an Größe zunehme. Dies ist offenbar nur bei einzelnen Spezies der Fall, so beim Hunde (BiıscHhorr 1842) und bei der Katze (R. VAN DER Stricut 1911). Beim Meerschweinchen (Graf Spr 1911), bei der Maus (SoBoTTA 1895), dem Igel (KUNSEMULLER [nicht KUNsSENMULLER!] 1906), dem Maulwurf (HEAPE 1886), bei Vespertilio (VAN BENEDENn 1911), bei Tarsius (HUBRECHT 1902), beim Schwein (AssHETON 1898), um nur die wichtig- sten zu nennen!), wird das Ei während der Furchung nicht größer, eher kleiner, ja beim Meerschweinchen ist es selbst nach erfolgter Implantation zunächst, bis zum Auftreten des Blastocoels, trotzdem es vermutlich während der Implantation Zerfallsstoffe resorbiert, nicht gewachsen. Das Ei verwendet also hier auch die frei im Uteruslumen verbrachte Zeit nicht zur Größenzunahme, sondern nur zur Erreichung einer Entwickelungs- stufe, die wir als Implantationsreife bezeichen, ohne sie derzeit näher definieren zu können. Nach den Bildern des Grafen SpEE hängt diese Reife offenbar mit der Sonderung von Trophoblast und Embryonalknoten zusammen. — Diese Verhältnisse sind nicht unwichtig wegen der Analogie mit dem Menschen und der Frage, wie groß das Ei im Moment der Implantation, wie groß dementsprechend die Implantationslücke sein dürfte. SosorTA hat weiterhin die Frage nach den Kräften erörtert, welche das Ei zur Wanderung durch die Tube veranlassen, und ist dabei zu Folgerungen gelangt, welche eingehende Beachtung erfordern, wenn wir ihnen auch nicht vorbehaltlos zustimmen können. Als herrschende Lehre kann man wohl kaum eine andere bezeichnen als 1) Eine besondere Stellung nimmt das Kaninchenei ein, das in der Tube durch Ausbildung der Gallerthülle wesentlich umfangreicher wird (vgl. die Bilder bei AssHeTon [1895)). Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. Ü Gsm die auch von mir (1914) herangezogene Ansicht, daß das Ei durch den Flimmerstrom des Tubenepithels fortbewegt wird. Nun gibt es allerdings Autoren, die der Tubenmuskulatur eine gewisse Rolle zu- weisen — Sozorra nennt BiscHorr!) und weist auf eigene Angaben (1895) über die Maus hin; man könnte nach Lope (1894) noch Caupanı (1784) und Kusrer (1863), von Neueren nach ScHarrer (1908) noch WENDELER (1898), Manor (1897) und Vomor (1900), ferner SELLHEIM (1906) und schließlich, für die weiße Ratte, Fischer (1914) hinzu- fügen ; trotzdem haben auch Untersucher, welche sich eingehend mit der Frage beschäftigt haben, wie Lopr (1894) vom physiologischen und SCHAFFER (1908) vom anatomisch-histologischen Standpunkt, schließ- lich doch dem Flimmerstrom den Transport des Eies zugewiesen. (Krömer (1906) macht den Flimmerstrom dafür verantwortlich, daß das Ei nicht in die Divertikel der Tube hineingerate.) Sosorra führt hiergegen hauptsächlich drei Argumente an: 1. daß wenigstens bei manchen Tieren (Maus, Ratte) der uterine (isthmische) Teil der Tube kein Flimmerepithel besitze, und daß daher zumindest bei diesen eine Fortbewegung des Eies durch den Flimmerstrom für den isthmischen Abschnitt ausgeschlossen sei, 2. daß das Ei die einzelnen Tuben- abschnitte mit sehr verschiedener Geschwindigkeit passiere und den größten Teil der Wanderungszeit in der Pars isthmica verbringe, 3. daß die Dauer der Wanderung keine Beziehung zur Länge der Tube zeige, da einerseits trotz gleicher Länge der Tube diese Dauer bei verschiedenen Arten (Katze und Hund) sehr verschieden, anderer- seits aber bei sehr verschieden langer Tube wie bei Schaf und Kaninchen, großen und kleinen Hunderassen, doch gleich sein könne?). Die An- 1) Bıschorr (1842) stellt Kontraktionen des Eileiters und Flimmer- bewegung ziemlich auf die gleiche Stufe. Er nennt die Muskelwirkung zwar an erster Stelle, macht aber in Bezug auf sie wieder gewisse Einschränkungen und hat wohl (vgl. seine S. 24) nur vom Uterus gegen das Ovar gerichtete Kontraktionen wirklich gesehen. Wir kommen darauf noch zurück. — Die Arbeit von FiıscHeL (1914) wird auch von SoBoTTA selbst in einem nach Ab- sendung unseres Manuskriptes hier eingelangten Nachtrage zu seinem Auf- satze berücksichtigt. 2) Was Sozsorta über den möglichen Einfluß der Eigröße auf die Schnelligkeit der Tubenwanderung sagt, ist uns nicht ganz klar geworden. Ein großes Rad läuft doch nicht unter allen Umständen, sondern nur bei entsprechender Umdrehungszahl schneller als ein kleines. Man wird aber bei unserem Vorgang schwerlich einen Faktor finden, der gerade auf diese Zahl Einfluß nimmt. setae nahme so großer Verschiedenheiten der Flimmergeschwindigkeit sei aber ganz unwahrscheinlich. Sogorra schreibt daher im allgemeinen der Flimmerbewegung, wenn überhaupt, so nur einen ganz geringen Einfluß auf den Wanderungsvorgang des Eies zu und macht für diesen Vorgang die Peristaltik der Tubenmuskulatur verantwortlich. Ganz ähnlich, mit noch genauerer Darlegung des Mechanismus, spricht sich Fischer (1914) hinsichtlich der weißen Ratte aus. Nun muß zunächst zugegeben werden, daß bei manchen Spezies, z. B. bei den Muriden und einigen anderen Nagern, wie Dipus vgl. ZucKERKANDL (1897), ganz besondere Verhältnisse vorliegen, da sie einen abgeschlossenen Periovarialsack mit besonderer Muskulatur (Fischer) besitzen!). Trotzdem ließe sich gegen sämtliche beigebrachte Argumente von vornherein wieder mancherlei einwenden. So gegen Punkt 1, daß der Flimmerstrom in dem mit Flüssigkeit gefüllten spaltförmigen Tubenlumen seine Wirkung nicht auf die mit Flimmer- epithel bedeckten Strecken und nicht auf die Grenzfläche der Schleim- haut beschränken kann, sondern jedenfalls den gesamten Tubeninhalt, wenn auch langsam, fortlaufend weiterbefördern muß; eine Wirkung auf den flimmerfreien Abschnitt ist also ganz gut verständlich. Daß die Geschwindigkeit des Eies in den einzelnen Abschnitten der Tube wechselt (Punkt 2), muß damit nicht notwendig in Widerspruch stehen. Denn das Ei findet, wie weiterhin noch ausgeführt werden soll, in der Tube Widerstände, die nicht in allen Abschnitten gleich und wahrscheinlich im isthmischen Teil größer sind als im ampullären. Ohne solche Widerstände würde unter dem alleinigen Einfluß der Flimmerung das Ei die Tube viel rascher passieren als dies tatsächlich der Fall ist (s. später unser Zitat aus C. Lupwie); so schätzt z. B. Lope die Geschwindigkeit von eigroßen Körpern im Flimmerstrom des ampullären Teiles beim Kaninchen auf 4,5 mm per Stunde. Auch der Einwand, daß die Dauer der Wanderung von der Länge der Tube unabhängig ist (Punkt 3), spricht nicht unter allen Umständen gegen die Flimmerbewegung. Einerseits wären erst die eben berührten Widerstände, die das Ei überwinden muß, bei den einzelnen Spezies vergleichend zu prüfen, andererseits hängt die Schnelligkeit der Strö- mung jedenfalls neben der Intensität der Bewegung der einzelnen Zelle auch von der absoluten Weite der Tube und von der Form des Lumens, der Zahl und Verzweigung der Falten, also vom Verhältnis 1) Über analoge Befunde bei Chiropteren vgl. Rosin (1881). 7* 100 des Umfangs zur Fläche des Tubenquerschnittes ab. Denn je zahl- reicher die Falten, desto zahlreicher die Flimmerzellen, während die Masse der zu bewegenden Flüssigkeit von der Querschnittsfläche ab- hängt. Diese Dinge sind bis jetzt ebenfalls nicht vergleichend unter- sucht; dabei sei noch besonders darauf aufmerksam gemacht, daß die physikalischen Vorgänge in kapillaren Röhren besonders wegen der enorm vermehrten Reibung gar nicht leicht zu beurteilen sind. Lopez (1894) hat in Übereinstimmung mit älteren Angaben KEHRER’S darauf hingewiesen, daß ein Körper durch die Flimmerbewegung desto rascher befördert wird, je kleiner er ist und je inniger er den Cilien an- liegt. Doch müssen die Verhältnisse in einem ringsum geschlossenen Rohr andere sein als an einer freigelegten Oberfläche (HENLE 1873); man kann sich kaum vorstellen, daß in einem kapillaren Spalt an den Grenzflächen eine konstante Strömung bestehen könnte, während die Flüssigkeit in der Mitte in Ruhe wäre. Die Verhältnisse sind hier zweifellos dieselben wie bei einer etwa auftretenden Peristaltik, für die wiederum Lope angibt, daß sie „die Gesamtflüssigkeit, die in der Tube vorhanden ist, bewegt und somit auch das in derselben suspendierte Ei mitreiBt“. Immerhin kann man sich vorstellen, daß die Strömung in den engen Spalträumen zwischen den Mukosafalten eine raschere ist als in dem (unregelmäßigen) Hauptlumen der Tube; und ein solches Lumen scheint wenigstens im Falle der Anwesenheit befruchteter Eier vorhanden zu sein (s. später S. 103). SoBoTTA legt als Argument gegen den Flimmertransport auch Ge- wicht darauf, daß bei der Maus kein Untersucher Eier im Bereiche der Fimbrien und des Ostium abdominale gesehen hat, ‚weil die Eier hier vielleicht nur den Bruchteil einer Sekunde verweilen“. Für den Hund ist aber derartiges ausdrücklich beobachtet (BiscHorr 1842, 8. 50), und die Befunde an der Maus können gerade wegen des Vorhandenseins eines geschlossenen Periovarialsackes nicht ohne weiteres auf andere Säuger übertragen werden. Hiernach ist also die Möglichkeit des Flimmertransportes nicht widerlegt; andererseits gibt es eine ganze Reihe alter und neuer Einwände, welche von vornherein gegen die Wirkung der Tuben- peristaltik sprechen. Einmal kennen wir bisher keinen peristaltischen Vorgang, der so langsam abläuft als dies für die Erklärung der Tuben- wanderung besonders im isthmischen Teil notwendig wäre; ein Fort- schieben der Eier (samt der sie umgebenden Flüssigkeit) würde in einem der anderen muskulösen Hohlorgane für die gleiche Strecke schwerlich soviel Stunden, ja Minuten in Anspruch nehmen, als für 101 die Tubenwanderung Tage erforderlich sind. Dies hat schon ©. Lupwie (1856) bemerkt, denn er sagt: „Durch welche Einrichtungen die Be- wegung (der Eier in der Tube) so verlangsamt wird, ist nicht bekannt; denn sie müßte rascher vor sich gehen, wenn das Ei dem Strom der Flimmerhaare oder der peristaltischen Bewegung der Muskeln folgte.“ Auch würde eine peristaltische Welle im Falle der nicht streng gleichzeitigen Lösung mehrerer Eier für die dem ersten nachfolgenden ein schwer überwindliches Hindernis schaffen und die gedrängte An- häufung in der Pars isthmica nicht erklären!). Ferner muß hervor- gehoben werden, daß wenigstens für den zweiten und dritten Ein- wand Sosorta’s mit der Substitution der Flimmerbewegung durch die Peristaltik nichts gewonnen ist, solange nicht noch weitere Hilfs- annahmen gemacht werden, nach denen diese Peristaltik reguliert bzw. zeitweilig gehemmt ist. Es ist nicht ohne weiteres einzusehen, warum eine peristaltische Welle am Isthmus Halt machen oder sich unverhältnismäßig verlangsamen, oder erst nach Tagen wieder ein- setzen soll, warum sie bei einem Tier (und zwar auch innerhalb der- selben Spezies, je nach der Körpergröße) langsam, bei dem anderen schnell ablaufen soll. Durch entsprechende Hilfsannahmen wird aber das Problem jedenfalls ein sehr verwickeltes. Noch schwieriger wird die Frage, wenn wir das diesbezüglich bekannte Tatsachenmaterial heranziehen. Zunächst wird vom ana- tomischen Standpunkt niemand bestreiten, daß die Tube der Ausbil- dung ihrer Muskulatur nach zu einer energischen Peristaltik befähigt ist. Auf die Leistungsfähigkeit dieser Muskulatur beim Menschen haben besonders Manpt (1897) und BAYer (1908) hingewiesen; ersterer sieht in der Verschränkung der Muskelfasern, letzterer in gewissen spiralig verlaufenden Muskelbündeln einen für die Peristaltik beson- ders geeigneten Mechanismus. Daraus kann man aber noch nicht ohne weiteres folgern, daß diese kräftige Muskulatur gerade für die Beförderung der Eier bestimmt sei; denn hierfür würde wohl ein kleiner Bruchteil derselben genügen. Es wäre naheliegend, auf dem Wege der Beobachtung des lebenden Individuums hierüber Klarheit anzustreben. Die vorliegenden physiologischen Beobachtungen über die Tubenmuskulatur ergeben nun ganz eigentümliche, teilweise wider- 1) Weniger stichhaltig erscheint mir der schon von KıwıscH (1851, zit. nach LoDE) erhobene und von anderen Autoren wiederholte Einwand, daß wegen der Trichterform des Tubenlumens bei einer Muskelkontraktion der Inhalt gegen das Ovar ausweichen müßte. 102 spruchsvolle Erscheinungen. C. Lupwie (1856) sagt ausdrücklich: „Die Bewegungen, welche der Eileiter darbietet, nehmen immer die Form von fortschreitenden an; das Weiterschreiten kann ebensowohl in der Richtung vom Eileiter zum Fruchthalter als in umgekehrter Richtung geschehen .... Die Muskeln des Eileiters verhalten sich also ähnlich denen des Darmes.‘“ Dagegen beschreibt Bıschorr (1842) die Bewegungen folgendermaßen: „An dem Eileiter kann man sie nicht sowohl peristaltisch nennen, d. h. es sind keine stellenweise sukzessiven Verengerungen und Erweiterungen, sondern es findet eine rasche fortschreitende Verengerung in der Richtung von der Scheide nach dem Eierstock hin statt.“ Ob Bischorr eine entgegengesetzt gerichtete Kontraktion überhaupt gesehen hat, bleibt zumindest zweifel- haft; Hyeıu und Funke geben nach Lope (1894) nur gegen das Ovar hin laufende Kontraktionen an. Nach freundlicher mündlicher Mitteilung von Herrn Prof. KiEmuans, Prag, ist an der bei Operationen bloßgelegten Tube des Menschen überhaupt keine Kontraktion zu sehen und, im Gegensatz zum Ureter, auch nicht durch mechanische Reize hervorzurufen. Das Verhalten der Tubenmuskulatur bietet also jeden- falls noch eine Reihe ungelöster Probleme dar. Den zum Ostium abdominale verlaufenden Kontraktionen der Tube wird von älteren und neueren Autoren, z. B. BiscHorr (1842) und Koss- MANN (1903, zit. nach SELLHEIM 1906) die Funktion zugeschrieben, den Samen in die Nähe des Ovarıums zu befördern. Es ist interessant, daß BiscHoFF’s oben zitierte Beschreibung fast wörtlich auf die Art der Kon- traktion des Samenleiters paßt (vgl. Nace 1906), und daß in beiden Fällen die Richtung des Fortschreitens der Kontraktion der Richtung der Samenbeförderung entspricht. Für den Menschen mag ein solcher Transport des Samens durch die Tube wenig wahrscheinlich sein. Die Tube ist aber jedenfalls ein Organ mit zwei natürlichen Eingangspforten und zwei einander entgegengesetzten Fortbewegungsrichtungen des In- halts, je nach der Art desselben, und man wird schon deshalb die an anderen, mit glatter Muskulatur ausgestatteten Hohlorganen gewonnenen Vorstellungen nicht einfach auf sie übertragen dürfen. Schließlich bleibt auch nach Sosorra wenigstens für den Eintritt des Eies in die Tube der Flimmerstrom beim Menschen und bei allen Säugern ohne geschlossene Ovarialtasche (wie übrigens auch bei allen Non-Mammalia mit Ausnahme vielleicht einiger Knochenfische) unentbehrlich. Gerade zur Wirksamkeit des Flimmerstromes bietet nun die mehrfach zitierte Arbeit Lopes (1894) sehr interessante Be- lege. Aus beliebigen Teilen der Bauchhöhle, ohne Zusammenhang mit 103 Follikelsprung und Brunst wandern beim Kaninchen körperliche Ele- mente (Ascarideneier) in die Tube ein, sie rücken auch anfangs in der Tube schnell weiter (LopDe schätzt die Geschwindigkeit auf 4,5 mm per Stunde), häufen sich aber überraschenderweise in der Pars isth- mica in einiger Entfernung vom Uterus ‘fiir längere Zeit an. Sie verhalten sich hierin, wie schon Lope bemerkt, wie die eigenen Eier der Spezies, und wir können somit für die Bewegung des Tubeninhalts nicht irgendeinen vom Follikelsprung abhängigen Mechanismus in Anspruch nehmen. An eine Auslösung der Peristaltik am Infundi- bulum durch direkte Reizung der Schleimhaut seitens der sehr kleinen Fremdkörper zu denken, haben wir keine Veranlassung; es ist der Flimmerstrom, der die Körper bis zur Tube und zunächst bis zum Isthmus derselben führt. Daß auch die menschliche Tube durch abwechselnde Kontraktion und Erschlaffung, wie dies für die Muriden nicht unwahrscheinlich ist, oder durch Erektion infolge starker Gefäßfüllung das Ei ansaugen bzw. das Ovar umfassen könne, wurde — im einzelnen in verschiedener Weise formuliert — schon wiederholt behauptet. HENLE (1873) hat derartige Vorstellungen in, wie wir glauben, abschließender Weise widerlegt. Trotz des hier beigebrachten Materiales bleibt aber doch noch ein bisher von keiner Seite berücksichtigter Grund bestehen, der auch der Muskulatur einen wesentlichen Anteil an der Fortbewegung des Eies zuzuschreiben drängt. Zumindest bei einigen Spezies ist nämlich das Ei zu groß, bzw. die Tube zu eng, um eine Fortbewe- gung durch den Flimmerstrom allein wahrscheinlich zu machen. Man geht gewöhnlich von der Vorstellung aus, als ob ganz allgemein die Größe des Eies gegenüber dem Tubenlumen keine wesentliche Rolle spielen könne Am ehesten trifft dies noch für die meist unter- suchten Tiere, Maus und Ratte, mit ihren sehr kleinen Eiern zu. Aber auch bei diesen liegt das Ei nicht eigentlich in der Tiefe einer Schleimhautrinne, sondern eher mitten im Lumen. Noch auffälliger ist diese Lagerung, soweit ich dies an meinem Material ersehe, bei Talpa und den Fledermäusen; bei Talpa ist eine Art Zentrallumen der Pars ampullaris vorhanden, in dem die Eier liegen, während die Falten sich an der Wand zusammendrängen, und bei einer Vesperugo discolor ist das Ei mit den umgebenden Granulosazellen am Beginn der Tube ein so massiger Körper, daß er die Tube unter Verdrängung der Falten fast ganz erfüllt. Beim Menschen muß, wenigstens wenn wir das Querschnittsbild der fixierten Tube der Betrachtung zugrunde- 104 legen, das Ei ebenfalls erst durch Verdrängung der Falten sich Platz schaffen, besonders solange es noch von Granulosazellen umgeben ist, oder es muß dort, wo die Falten niedrig sind, wie in der Pars isth- mica und besonders in der Pars intramuralis, das Lumen unter Ab- plattung der Falten nahezu ausfüllen, so daß wir uns sehr gut vor- stellen können, daß der Flimmerstrom allein die Fortbewegung nicht mehr oder nur schwierig bewältigen könnte. Keinesfalls kann man Abb. 2. Abb. 1—3. Querschnitte durch die Pars isthmica der mensch- lichen Tube, an verschiedenen Stellen geführt, von verschiedenen Individuen. Vergr. 20fach. Abb. 4. Dimensionen des menschlichen Eies ohne Follikel- epithel bei gleicher Vergrößerung und bei Annahme eines Durch- messers von 200, 250 und 300 u. für die Pars isthmica des Menschen annehmen, daß das Ei hier in einer der Schleimhautrinnen noch Platz habe — auch wenn man für den Durchmesser desselben die kleinsten Grenzwerte einsetzt (siehe vorn 8. 94). Ein ähnliches Mißverhältnis zwischen Ei und Tuben- isthmus findet sich auch bei Talpa und Vesperugo und wohl noch bei anderen, daraufhin bisher nicht untersuchten Arten, und wir möchten in ihm denjenigen Umstand erblicken, der allgemein die Ver- zögerung der Eiwanderung im Isthmus bedingt. Daß die Muriden 105 auch hierbei eine Sonderstellung einnehmen, miissen wir allerdings zugeben. Allen genannten Faktoren dürfte nun folgende Darstellung des Verlaufes der Vorgänge beim Menschen Rechnung tragen. Das Ei gelangt durch Wirkung des Flimmerstromes verhältnismäßig rasch durch das Ostium abdominale bis in die Pars isthmica der Tube. Hier bleibt es mit Rücksicht auf die Enge des Rohres entweder liegen oder es rückt unter der Wirkung des Flimmerstromes nur ganz lang- sam weiter; dabei schreitet die Furchung fort. Die Anwesenheit des Eies im Tubenlumen bedeutet nun einen zunächst unter dem Schwellen- wert liegenden Reiz für die Tubenmuskulatur, der durch Summation schließlich die Peristaltik anregt und zur Ausstoßung des Eies aus der Tube führt. Diese Tubenperistaltik kann man sich entweder sehr schwach und langsam wirkend vorstellen, oder man könnte auch daran denken, daß die Ausstoßung mit einer gewissen Energie erfolgt, ähnlich der Entbin- dung aus dem Uterus am Schlusse der Gravidität. Im Uterus ist während der Gravidität die Peristaltik eine zumindest stark gehemmte, bis schließlich energische Kontraktionen, deren unmittelbare Auslösung noch rätselhaft ist, den Inhalt ausstoßen. Die Dauer der Tubenwanderung bildet nun ein ganz ähnliches Problem wie die Schwangerschaftsdauer überhaupt; auch diese ist beim Vergleich verschiedener Spezies oder ver- schieden großer Individuen und Rassen derselben Spezies nicht auf einen der bekannten einfachen Faktoren, wie Größe des Muttertieres oder des Fetus, Reife des Fetus usw. unmittelbar zu beziehen. Sie dauert ver- schieden lange bei gleichgroßen Tieren verschiedener Spezies, gleich lange bei verschieden großen Individuen derselben Spezies. Wir müssen für das Tubenei den Begriff der Reife zum Übertritt in den Uterus ein- führen, der dem Begriff der Implantations- und Geburtsreife analog ist, und können vielleicht auch geradezu von einer Tubarentbindung bei Erreichung dieser Reife sprechen. Die von SoBoTTA erwähnte Erschei- nung, daß die Eier manchmal früher als gewöhnlich und dann auch auf einem früheren Entwickelungsstadium in den Uterus gelangen, kann diese Anschauung nicht von vornherein widerlegen; denn ähnliches kommt ja schließlich auch bei der Geburt am Schwangerschaftsende vor, bei der doch eine feine Einstellung des ganzen Mechanismus von viel größerer Bedeutung für die Spezies ist als bei der „Tubarentbindung‘“. Schließlich mögen noch ein paar Worte zu Sosorra’s Hypothese, daß der Flimmerstrom der Tube eine Schutzvorrichtung gegen das Überschreiten der Tubengrenze durch die Samenfäden darstelle, Platz 106 finden. Eine ganz ähnliche Meinung hat schon Hentz (1873, S. 496) geäußert; noch weiter geht Bayer (1896), der im Flimmerstrom über- haupt ein konzeptionshemmendes Moment sieht-und der Menstruation die Bedeutung zuschreibt, „die phylogenetisch zum Zweck der Eiablage überkommene Flimmerung im Interesse der Konzeption zeitweilig zu unterbrechen“. Alle diese Annahmen sind wenig wahrscheinlich, wenn man bedenkt, daß die Spermien sich rund 40—50 mal so schnell bewegen als der Flimmerstrom (nach der von LopE gegebenen Zahl), ja daß sie durch einen bestehenden Strom demselben entgegen- gerichtet und zu erhöhter Tätigkeit gereizt werden — wofür der Begriff der Rheotaxis eingeführt wurde (vgl. die Handbücher von KeigeL-MaArt und NaAsEL). Wir sehen ja die Spermien trotz des Flimmer- stromes bis an das Ostium abdominale, wir sehen sie in flimmernde Uterindriisen eindringen. Der Flimmerstrom ist also ein konzeptions- förderndes, die Spermien orientierendes und anregendes Moment, und er mag überdies zur Auslese unter den Spermien beitragen, da die beweglichsten am raschesten das durch ihn gegebene Hindernis über- winden und an den Konzeptionsort gelangen'). Wenn die Spermien aber den Schleimhautbereich der Tube normalerweise wirklich nicht überschreiten, so mag dies eher chemotaktisch bedingt sein. Literaturverzeichnis. 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WINIwARTER (1912) annimmt, daß die männlichen Spermien eine Chromatinschleife weniger enthalten, und weiter, daß sie dementsprechend vielleicht etwas leichter beweglich sind als die weiblichen. 102 Fiscuzet, A., Zur normalen Anatomie und Physiologie der weiblichen Ge- schlechtsorgane von Mus decumanus sowie über die experimentelle Er- zeugung von Hydro- und Pyosalpinx. Archiv f. Entwickelungsmechanik, Bd. 39, 1914. Frey, H., Handbuch der Histologie und Histochemie des Menschen, Leipzig 1876. GROSSER, O., Altersbestimmung junger menschlicher Embryonen; Ovulations- und Menstruationstermin. Anat. Anzeiger Bd. 47, 1914. Hazan, J., Die Größenzunahme der Eier und Neugeborenen mit dem fort- schreitenden Alter der Mutter. Archiv f. Entwickelungsmech., Bd. 29, 1910. Hears, W., The development of the mole (Talpa europaea), the ovarian ovum, and segmentation of the ovum. Quart. Journ. Micr. Sc., Vol. 26, 1886. HENLE, J., Handbuch der Eingeweidelehre des Menschen. 2. Aufl. Braun- schweig 1873. 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April d.J. starb nach längeren Leiden Dr. med. et phil. Hans von ALTEN, erster Assistent des anatomischen und vergl. anatomischen Instituts zu Freiburg i. Br. Mit ihm wurde mir eine meiner besten, hin- gebendsten Hilfskräfte entrissen, und die anatomische Wissenschaft betrauert in ihm einen ihrer begabtesten und hoffnungsvollsten Vertreter, alle aber, die ihm nahe standen, haben mit Hans von ALTEN einen Freund von auf- richtigster und treuester Gesinnung verloren. Es möge mir gestattet sein, meinem Herzenswunsch Ausdruck zu verleihen und ihm an dieser Stelle ein Wort der Erinnerung nachzurufen. Hans von ALTEN, einer alten niedersächsischen Familie entstammend, wurde am 6. Januar 1887 zu Salder (Herzogtum Braunschweig) geboren als Sohn des 1896 verstorbenen Oberamtsrichters AUGUST VON ALTEN und seiner Gattin, geb. Rauch. Er besuchte von Ostern 1896 bis Ostern 1905 das Gymnasium Martino Katharineum zu Braunschweig und bezog darauf die Universität Freiburg i. Br, wo er zunächst ein Semester Jura studierte. Nachdem er behufs sprachwissenschaftlicher Studien einen Teil der Sommer-Herbstferien 1905 in Grenoble zugebracht hatte, gab er, seiner Neigung folgend, die juristische Laufbahn auf und ließ sich im Oktober 1905 als Student der Medizin in Freiburg i. Br. immatrikulieren. Nach weiteren zwei Semestern ging er nach München, bestand dort Ostern 1908 das Tentamen physicum und kehrte zum Sommersemester wieder nach Freiburg zurück. Hier widmete er sich weiterhin den medizinischen Studien, blieb aber im Grunde seines Herzens viel mehr der Biologie zu- gewandt. In dieser seiner Neigung fand er die lebhafteste Förderung durch AUGUST WEISMANN, den damaligen Direktor des zoologischen In- stituts, welcher ihm auch persönlich näher trat und ihn in seine Familie einfiihrte. Obgleich ich selbst auch schon in früheren Semestern im ana- tomischen Institut mit ALTEN in Berührung gekommen war, so habe ich ihn doch erst bei seinen Besuchen im WEISMANN’schen Hause näher kennen gelernt und ihn von Herzen lieb gewonnen. Das Bindeglied zwischen uns und — ich darf wohl sagen: auch zwischen uns beiden und WEISMANN — bildeten nicht nur die gleichen wissenschaftlichen Interessen, sondern auch die Musik. Letztere fand von seiten ALTEN’S auch während der folgenden Jahre dadurch eine eifrige Pflege, daß er sich im Freundeskreis am Trio- und Quartettspiel beteiligte. Eine Frucht seiner Studien im zoologischen Institut war eine größere, von ihm sehr selbständig verfaßte Arbeit über die Phylogenie des Hymeno- pterengehirns, die sich, wie verschiedene in neuester Zeit erschienene, ähnliche Gebiete behandelnde Schriften zeigen, durch ihre präzise und 110 scharfe Fragestellung geradezu als grundlegend erwiesen hat. War doch darin der Weg klargelegt, den die allmähliche Herausbildung der spezi- fischen, für das Instinktleben charakteristischen Unterschiede zwischen Männchen, Weibchen und Arbeiterinnen bei den sozialen Hymenopteren eingeschlagen hat. Mit dieser Arbeit, welche ein beredtes Zeugnis dafür ablegt, mit welcher Liebe und Gewissenhaftigkeit ALTEN die ihm vor- liegende Aufgabe zu lösen verstand, erwarb er sich im Jahre 1910 in Freiburg den philosophischen Doktorgrad!). Nach Beendigung seiner medizinischen Studien veröffentlichte er eine, unter der Leitung von Prof. TH. v. WASIELEWSKI verfaßte Abhandlung?) über die Entwicklung und systematische Stellung des Erregers der Vogel- malaria [Plasmodium (Proteosoma) praecox]. Sie stammte aus der para- sitologischen Abteilung des Heidelberger Instituts ftir wissenschaftliche Krebsforschung (Direktion Exzellenz CzERNY)*%), in welchem ALTEN einige Monate seines Medizinalpraktikantenjahres zubrachte. Dieses beendigte er im Wintersemester 1911/12 im anatomischen Institut zu Freiburg und rückte hier, nachdem er noch zum Dr. med. promoviert worden war, in den folgenden zwei Jahren vom dritten zum ersten Assistenten auf. Sein freundliches Wesen gewann ihm rasch die Zuneigung der Studierenden, und was er mir durch seine treue Hilfe bei Leitung der praktischen Kurse geleistet hat, bleibt ihm unvergessen. Trotz dieser mühevollen Arbeit aber fand er immer noch Zeit, sich in die vergleichende Anatomie der Wirbeltiere und in die Entwicklungsgeschichte einzuarbeiten, worin er auch von meinen damaligen Prosektoren, FRANZ KEIBEL und ERNST GAUPP, unterstützt wurde. Abgesehen von seiner Mitarbeiterschaft an den SCHWALBE’schen Jahresberichten, sowie von kleineren Publikationen, wie z. B. über die linksseitige Lage der V. cava inferior*), konzentrierten sich seine letzten Untersuchungen im wesentlichen auf die Entwicklungsgeschichte des Kiemendarmes der Schildkröten, eine Arbeit, deren Resultate im ver- gangenen Jahr eine vorläufige Veröffentlichung?) erfuhren, von welcher er aber hoffte, sie später, in erweiterter Fassung, als Habilitationsschrift ver- wenden zu können. Es hat nicht sollen sein, ein dunkles Verhängnis warf plötzlich seine Schatten in das zuvor so blühende Leben. Eines beginnenden Lungenleidens wegen mußte ALTEN im Sommer 1914 Baden- weiler und später Davos aufsuchen, jedoch lauteten seine Berichte von dort nicht ungünstig, so daß eine völlige Wiederherstellung nicht aus- geschlossen schien. Bestärkt wurde ich in dieser Meinung, als er mir im August die überraschende Nachricht schickte, daß er sich, dem Rufe des Vaterlandes folgend, als Freiwilliger nach Rastatt begeben habe, um 1) Die Arbeit wurde in demselben Jahr in der Jenaischen Zeitschr. f. Naturw. Bd. 46, N. F. 39, Heft 2, veröffentlicht. 2) Sie hat erst kürzlich wieder von PRowazek (Handb. d. Pathog. Proto- zoen) mehrfache Berücksichtigung gefunden. 3) Zentralbl. f. Bakteriologie u. Parasitenkunde I. Abt., 1911. 4) Anatom. Anzeiger Bd. 43, 1913. 5) Schriften der Naturf. Gesellsch. z. Freiburg i. Br., Bd. 20, 1914. tt zunächst mit der Waffe zu dienen und dann später als Unterarzt in das dortige Garnison-Reservelazarett einzutreten. Daß er aber seine Kräfte doch überschätzt hatte, und seine Gesundheit den Anstrengungen des Dienstes nicht gewachsen war, zeigte sich im vergangenen Februar, wo er sich im Interesse des Genusses günstigerer klimatischer Verhältnisse in ein Reserve- lazarett nach Badenweiler versetzen lassen mußte. Kaum dort angekommen, erkrankte er schwer an einer Leber- und Darmaffektion, die wohl mit seinem früheren Leiden in ursächlichem Zusammenhang stand. Als sich sein Zustand immer mehr verschlimmerte, wurde er noch in das Diakonissen- haus nach Freiburg gebracht, wo er am Abend des 3. April verschied. Am Vormittag des 5. April habe ich ihm noch, bevor die Leiche nach Braunschweig transferiert wurde, in der Totenkapelle des Freiburger Fried- hofs die letzten Abschiedsgrüße zugerufen. So mußte ein junges Leben enden, für das sich die Zukunft in sonnigen Weiten zu breiten schien. Vor Weihnachten, und dann noch einmal im Januar hatte ich mich seines Besuches in Freiburg zu erfreuen gehabt. Sein Aussehen war nicht schlecht, und ich konnte nicht ahnen, daß sich alles bald zum Schlimmen wenden würde. Voll guten Humors sprach er damals noch von seiner Absicht, im Frühjahr Urlaub nehmen und den- selben auf seinem geliebten Feldberg verbringen zu wollen, an welchen sich für ihn die Erinnerung an so viele schöne, in trautem Freundeskreis verlebte Stunden knüpfte. Ja, noch weiter flogen seine Gedanken voraus in die Zukunft, voraus bis in die kommenden Sommertage, die er, so wie dies früher schon einmal geschehen war, mit mir und den Meinigen am Bodensee zubringen sollte. Das letztemal war er im August 1913 bei uns gewesen, und ich erinnere mich noch sehr genau unserer damaligen Gespräche, die nicht nur die herrliche, uns umgebende Natur mit See und Bergen, sondern auch die Urgeschichte, die Diluvial- und Gletscherperiode des alemannischen Landes zum Gegenstand hatten. Die Liebe zur Natur beherrschte das ganze Denken und Fühlen meines jungen Freundes, und nicht selten hat sie auch in seinem Leben in größeren Reisen, die ihn in den Jahren 1905—1912 nach Südfrankreich, Spanien, Italien, Korsika und Norwegen führten, eine weitere Betätigung gefunden. Der Aufenthalt in Korsika wurde von ihm und seinen Begleitern zum eifrigen Studium über die Fauna und Flora des Hochgebirges benützt, und in Norwegen hatte er sich schon anno 1908 zu Bergen an einem Ferienkursus am In- stitut für Meeresforschung beteiligt. Rückschau haltend sehe ich das Bild HANS von ALTEN’S vor mir als das einer Persönlichkeit, ausgestattet mit einer seltenen Fülle von Gaben des Herzens und des Geistes, und bei alledem von einer liebenswürdigen Bescheidenheit und zarten Zurückhaltung, die ihm die Herzen gewannen. Wir alle aber, die wir ihn kannten und lieb gehabt haben, werden ihm nicht nur ein treues Andenken bewahren, sondern in herzlicher Teilnahme auch der armen Mutter gedenken, die mit ihm ihren einzigen Sohn verloren hat. Ich mache mich wohl keiner Indiskretion schuldig, wenn ich zum Schlusse noch einige Worte aus einem Briefe zitiere, den ich von ihr in den letzten Tagen 112 erhielt. Sie lauten: „Am 8. April haben wir meinen lieben Sohn zur ewigen Ruhe gebettet, den Sarg geschmückt mit den Kränzen lieber Freunde und Gönner, wofür das Mutterherz so dankbar ist. Die Frühlingssonne strahlte, und ich mußte immer an die Worte GoETHE’s denken, die mir Hans in seinem 21. Lebensjahr als Trost zum Totenfest schrieb und die er schon damals für sich selbst als dereinstigen Grabspruch wünschte: Sie eilen fort, der Sonne Licht zu trinken, Vor sich den Tag, und hinter sich die Nacht.“ R. WIEDERSHEIM. Berichtigung: In dem Aufsatze von A. ScHILLER (Nr. 2 d. Z.) sind die Unterschriften von Abb. 1 u. 2 umzustellen. Anatomische Gesellschaft. Quittungen. Seit dem 8. April zahlten den Jahresbeitrag (sechs Mark) für 1915 die Herren v. GENERSICH, GEROTA, KOPSCH, LANGELAAN, RICHTER, ÜORI, GEMELLI, V. SUSSDORF, HELD, LÜHE, Sawa. Abgesehen von dem feindlichen Auslande fehlen noch immer etwa 50 Zahlungen aus Deutschland, Österreich-Ungarn und den neutralen Ländern. Der ständige Schriftführer: K. v. BARDELEREN. Personalia. Königsberg Pr. Professor R. ZANDER, Prosektor an dem anato- mischen Institut, ist zum ordentlichen Honorarprofessor ernannt worden. Abgeschlossen am 2. Mai 1915. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt fiir die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der „Anatomische Anzeiger“ erscheint in Nummern von zwei Druckbogen. Um ein rasches Erscheinen der Beiträge zu ermöglichen, werden die Nummern aus- gegeben, sobald der vorhandene Stoff es wünschenswert macht, ev. erscheinen Doppel- nummern. Der Umfang eines Bandes beträgt etwa 46 Druckbogen, oder Ausgleich durch Tafeln, der Preis 16 Mark. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 48. Bd. eB. Juni 1915. x No. 5/6. Innatt. Aufsätze. H. Honigmann, Das Primordialkranium von Mega- ptera nodosa Bonnar. Mit einer Tafel. S. 113—127. — V. v. Ebner, Uber ein Blutextravasat im Nagelkérper. Mit 2 Abbildungen. S. 128—133. — Hermann Triepel, Alter menschlicher Embryonen und Ovulationstermin. S. 133—140. — Adolf Wallenberg, Abnorme Bündel des Fornix und der Pyramidenbahn beim Meerschweinchen. Mit 7 Abbildungen. S. 141— 144. Anatomische Gesellschaft. S. 144. Personalia. S. 144. Literatur, S. 17— 32. Aufsätze. Nachdruck verboten. Das Primordialkranium von Megaptera nodosa BONNAT. Von H. HoNnIGMAnNnN. Mit einer Tafel. Aus dem Zoologischen Institut der Universität Breslau. Vorwort. Schon vor geraumer Zeit hat mir Herr Hontemann das Manuskript einer größeren Arbeit über das Primordialkranium des Buckelwales als Dissertation übergeben; seine Einberufung zum Heere verschiebt aber die Drucklegung auf unbestimmte Zeit, und ich erfülle nunmehr gern einen Wunsch meines jetzt im Felde stehenden Schülers, einen Auszug aus seiner Arbeit zu ver- öffentlichen. Breslau, 17. Februar 1915. W. KüÜkENTHAL. Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 8 114 Zur Untersuchung des Primordialkraniums des Buckelwales standen mir die Querschnittsserien durch die Köpfe zweier Embryonen zur Verfügung, die das für diese Aufgabe wichtigste Entwickelungs- stadium boten. Sie gehörten beide den von KÜKENTHAL (Jen. Zeit- schrift Band 51, 1914) beschriebenen großen Serien von Megaptera- Embryonen an und sind dort als Stadium V mit 49 mm Körperlänge und Stadium IX mit 69 mm Körperlänge aufgeführt. Es wurden Rekonstruktionen von Wachsplattenmodellen angefertigt und als Ver- gleichsmaterial diente mir eine Schnittserie von Balaenoptera rostrata von 20,1 cm Länge. Während der Ausführung meiner Arbeit erschienen die beiden Abhandlungen von DE BURLET über den Primordialschädel von Phocaena und von Balaenoptera rostrata, die mir Anhaltspunkte für eine Reihe von vergleichenden Betrachtungen gaben. Regio ethmoidalis. Im Gegensatz zu anderen Primordial- schädeln zerfällt die Regio ethmoidalis des Bartenwalschädels in zwei ganz verschiedene Abschnitte. Ein vorderer Teil des freien Septum oder Rostrum steht als recht umfangreiche Knorpelmasse der kaudal liegenden und wesentlich kürzeren Nasenkapsel gegenüber, bei der die Begrenzungen des Nasenlumens allerdings stark reduziert sind. Eine Zona annularis (Gaupp) fehlt völlig, ebenso eine vordere Nasenwand; der Boden ist auf eine median gerichtete Umknickung des kaudalen Teiles der Nasenseitenwand beschränkt und von dieser Wand selbst ist in der Mitte ein flaches dreieckiges Stück von unten her gleich- sam ausgeschnitten. Deutlich lassen sich an der Nasenkapsel eine Regia olfactoria und eine Regia respiratoria unterscheiden, erstere mit Anfängen von Muschelbildungen und Siebbeinspangen, letztere als ein sich unmittelbar daran anschließendes vorn frei schwebendes Dach, das die Verbindung mit dem Nasenseptum beinahe vollständig ver- loren hat. Dieses Tectum anterius setzt sich lateral jederseits in eine Seitenwand fort, die in zwei Fortsätze ausgezogen ist, einen oberen kleinen und einen unteren größeren. Dieser besteht aus zwei Teilen: der obere verläuft vom Ansatz schräg nach unten vorn zum Septum und entspricht der Lamina transversalis anterior. Er ist abgeknickt gegen eine vordere, als drehrunde Spange ein gutes Stück parallel zum Rostrum verlaufende Knorpellamelle, die ich als Cartilago ductus nasopalatini homologisiert habe. Ein kräftiger dorsaler Zapfen, die Spina mesethmoidalis, liegt unterhalb des vordersten Teiles des Vorder- hirnes, ähnlich wie das KÜkentHAL (1893) von Balaenoptera rostrata 115 berichtet und abbildet (Tafel 24). Diese Spina ist bis jetzt ausschließ- lich bei Wassersäugetieren gefunden worden. Später verschwindet sie wieder, und über ihre Funktion läßt sich nichts aussagen. Morphologisch ist sie als ein stets unpaarer, in der Mittellinie und am Vorderrande des Foramen cribrosum (oder der Lamina cribrosa) vor oder unterhalb des Vorderhirns liegender Knorpeldorn zu bezeichnen. In Bezug auf weitere Einzelheiten muß auf die später erscheinende ausführliche Arbeit verwiesen werden, doch mögen noch die Muschel- und Siebplattenanlagen kurz Erwähnung finden. Eine halbkugelige Einrollung der Paries inferior ist als Maxilloturbinale aufzufassen. Ferner erscheinen die Anlagen eines Recessus lateralis und das Ethmo- turbinale I, in häutiger Anlage auch das Ethmoturbinale II. Regio orbito-temporalis. Während die Ethmoidalregion der Bartenwale vom allgemeinen Säugertypus stark abweicht, zeigt ihre Orbitotemporalregion auffallende Ähnlichkeit mit den Verhältnissen bei den anderen Säugern. Eine eingehendere Beschreibung der in betracht kommenden Teile, insbesondere auch der Lücken, soll später erfolgen. Regio otica und R. occipitalis. Drei Merkmale geben der Regio otica ihr charakteristisches Gepräge, erstens die Stellung der Schneckenkapseln, die einander stark genähert und nach unten ver- lagert sind, zweitens die auffallende Loslösung der Pars canalicularis vom umgebenden Knorpelkomplex und drittens die ungewöhnliche Höhe und Steilheit der Schiidelseitenwand dorsal von der Capsula auditiva. Der Eingang zur Paukenhöhle ist so eng, daß sie durch Amboß und Steigbügel fast hermetisch von der Außenwelt abgeschlossen erscheint. Von Einzelheiten mag erwähnt werden, daß eine vollständige Unter- lagerung der Kuppel durch den enorm verbreiterten Processus para- condyleus stattfindet. Eng mit der Regio otica ist die R. occipitalis verbunden; so geht die Lamina alaris ganz kontinuierlich in die eigentliche Lamina supracapsularis über. Die Orientierung der Schneckenachse zur Hauptachse ist bei Megaptera völlig verschieden von der bei Balaenoptera rostrata. Bei letzterer Art liegt sie nach BURLET nahezu vertikal, bei Megaptera dagegen rostro-kaudal. Deckknochen. Beim kleineren Stadium sind die Deckknochen noch sehr unentwickelt. Die Lagebeziehungen der einzelnen Elemente sind zum Teil ganz anders als beim erwachsenen Schädel. Auf Einzel- heiten gehe ich hier nicht ein. 8* 116 Nur einige Resultate meiner Untersuchungen habe ich hier vor- bringen können und muß zu ihrer Begründung auf meine ausführ- liche Arbeit verweisen, die auch die nötigen Abbildungen bringen wird; doch möchte ich nicht die Gelegenheit vorübergehen lassen, um in einem vergleichenden Teil eine Zusammenfassung zu geben. Vergleichender Teil: Es war zu erwarten, daß der Schädel einer Tierart, die zu einer vom allgemeinen Säugertypus so überaus stark abweichenden Tiergruppe gehört, auch in seinem knorpeligen Zustande schon erhebliche Besonderheiten und deutliche Hinweise auf die in der Ontogenese zu erreichenden Merkmale zeigen würde. Trotzdem überrascht die Fülle von Einzelheiten, die unverkenn- bar als Eigentümlichkeiten der Ordnung aufzufassen sind: die Massig- keit des gesamten Schädels — besonders in seinen basalen Teilen und in der Anlage der Deckknochen — die exzessive Länge der auch hier schon schnabelartig verlängerten Kiefer, die Rückbildung und Unvoll- ständigkeit des Nasenskelets und schließlich die schon recht weit fort- geschrittene Loslösung der Ohrkapsel aus dem umgebenden Knorpel- komplex. Alle diese Züge verdecken aber dennoch nicht den Gesamt- eindruck; nämlich den, daß wir es hier mit einem — wenn auch nicht typischen, so doch unverkennbaren — Säugerkranium zu tun haben. Von den dafür charakteristischen Merkmalen ist die gute Aus- bildung des Hirnschädels, die kräftigen Verbindungen der viszeralen und neuralen Schädelteile und eine Reihe typischer Lagebeziehungen sofort auffällig. Der Vergleich mit dem Primordialschädel von Zahnwalen zeigt uns, daß auch jetzt schon ganz erhebliche Unterschiede zwischen den beiden Walgruppen vorhanden sind, die natürlich noch ausführlich besprochen werden müssen. Als auffälligste Differenz ist die Rück- bildung der Pars olfactoria der Nase zu nennen, die bei Bartenwalen beginnt und bei Zahnwalen außerordentlich weit fortgeschritten ist. Erfreulicherweise konnte auch ein genauer Vergleich mit dem Kranium eines anderen Bartenwales vorgenommen werden. Die mehr- fach genannte Arbeit von BURLET über Balaenoptera gab mir oft die Möglichkeit, meine Schlüsse auf eine breitere Basis zu gründen, als sie die Kenntnis nur eines Schädels geboten hätte. Die hervorstechendsten Verschiedenheiten zeigen sich einmal in der Gesamtform beider Knorpelschädel und ferner besonders in der Regio otica. Es muß als diagnostisch wichtig bezeichnet werden, daß 117 bei zwei Arten der gleichen Familie sich schon wihrend der Anlage der Ohrkapsel diametral entgegengesetzte Ziige finden. So wird bei Balaenoptera zuerst die Pars cochlearis, bei Megaptera zuerst die Pars canalicularis vom übrigen Knorpelkomplex gelöst; ferner ist bei Balaenoptera die Achse der Schnecke horizontal, bei Megaptera vertikal. Deutlich verschieden ist auch das Längen-Breitenverhältnis der Knorpelschädel beider Arten. Bei Megaptera ist er etwa doppelt so lang, bei Balaenoptera mehr als doppelt so lang wie breit. Es ist nun eine höchst bemerkenswerte Tatsache, daß bei den erwachsenen Schädeln sich ein prinzipiell ähnliches Verhältnis der beiden Längen-Breitenquotienten findet (d. h. der Balaenopteraschädel ist stets relativ länger und schmäler als der von Megaptera), während die Quotienten selber sich im Laufe der Ent- wickelung in ganz überraschender Weise ändern. Die Länge des erwachsenen Schädels verhält sich nämlich zur Breite bei Balaenoptera etwa wie 2:1, bei Megaptera wie 3:2. Gegen alles Erwarten sehen wir also, daß jeder der beiden er- wachsenen Bartenwalschädel im Laufe der Ontogenese relativ (d.h. hier im Verhältnis zum Primordialschädel) kürzer und breiter ge- worden ist. Ganz verfehlt wäre es nun meines Erachtens, daraus Schlüsse auf die Stammesgeschichte der beiden Arten zu ziehen und etwa zu sagen: die Vorfahren von Megaptera müßten (erwachsen) einmal einen relativ längeren Schädel besessen haben als Megaptera selber, weil wir noch jetzt finden, daß in frühen Stadien der Entwickelung die Breite etwa zweimal, beim fertigen Schädel aber nur etwa ein und einhalbmal in der Länge enthalten sei. (Entsprechendes gilt für Balaenoptera. ) Diese Tatsachen sind meiner Meinung nach vielmehr dadurch bedingt, daß die im Laufe der Stammesgeschichte am stärksten modifizierten Bestandteile eines Organismus in seiner Ontogenese auch am frühesten abgeändert hervortreten, ein Vorgang, der — wie ich glaube — als eine typische Form der Heterochronie auf- zulassen ist. Bei den Walen ist das nun die enorme orale Verlängerung der Regio ethmoidalis, die ganz unverhältnismäßig früh auftritt und uns zu Irrtümern verleiten kann. In Wahrheit jedoch haben wir keinen Anlaß zu der Annahme, daß das Prinzip der Irreversibilität während der Stammesgeschichte der Bartenwale verletzt worden sei. 118 1. Regio ethmoidalis. Septum. Die größte Schwierigkeit bei der Homologisierung einzelner Teile bietet die so stark reduzierte Pars anterior der Nasenkapsel und deren Derivate. Uber das Rostrum, das wir in vollig entsprechender Weise auch bei Zahnwalen entstehen sehen, ist freilich kaum ein Wort zu verlieren; es ist hier überall zweifellos eine ganz unmittelbare Fortsetzung des Nasenseptums, nichts weniger, aber auch nichts mehr. Irgendwelche andere Gebilde sind nichtin ihm aufgegangen, wie dies etwa von FREUND angenommen wurde. Über die relativ sehr starke Sichtbarkeit des Septums selber und deren mutmaßliche Gründe hat Burrer (1914, 1, S. 158) Gedanken vorgetragen, denen ich mich völlig anschließen kann. Zu bemerken wäre nur noch, daß die Erscheinung bei Megaptera noch stärker aus- geprägt erscheint als bei Balaenoptera. Die Lagebeziehungen zwischen Septum und Tectum anterius stimmen bei den Knorpelschädeln der beiden genannten Bartenwale überein, indem stets ein freier, vom Septum losgelöster Dachteil dieses überlagert, während bei Zahnwalen von einem freien Dachteil nie die Rede sein kann, da hier das Tectum nasi überhaupt auf ein Minimum reduziert ist. Die Lageverhältnisse am Primordialkranium von Lage- norhynchus albirostris, die BurLEer (1914, 2) in einer soeben er- schienenen Arbeit schildert, erinnern insofern etwas an das bei Bartenwalen übliche Verhalten, als sich hier zwischen dem vordersten Teile des Daches und dem darunter liegenden Nasenseptum eine Off- nung befindet. Derivate des vordersten Teiles der Nasenkapsel. Verfolgen wir während des Embryonallebens die Entwickelung der beiden vordersten Zipfel des Tectum anterius, die ich als homolog der beiderseitigen Cartilago cupularis anderer Säuger ansehe, so gewinnen wir hier, wie ich glaube, eine gute Vorstellung von den Wandlungen, denen diese Gebilde im Laufe der Stammesgeschichte unterworfen wurden. Wir können ein „indifferentes Säugerstadium“ annehmen, wo diese Fortsätze nach unten hingen (wie wir dies jetzt etwa noch bei Lepus und anderen Formen sehen) oder auch ohne Biegung in das eigentliche Nasendach übergingen. Ein solches Verhalten ist bisher freilich bei Walen noch nicht beobachtet worden, aber höchst wahrscheinlich nur deshalb, weil die untersuchten Embryonen schon zu alt waren. Später kam es dann zu einer seitlichen Hebung dieser Fortsätze durch die nach oben und hinten verschobenen Nasen- 119 öffnungen und die dadurch bedingte Verlagerung der distalen Nasen- gänge. Die Nasengänge traten dann wohl ihre Wanderung dorthin an, wo sie am wenigsten Widerstand fanden, also jederseits in die Einbuchtung zwischen der Cartilago cupularis und dem (auch beider- seits vorhandenen) lateralen Fortsatz, den wir wohl als Processus alaris superior bezeichnen dürfen. In diesem Momente der Ent- wickelung, wo also die Processus alares noch nicht modifiziert, die Cartilagines cupulares lateral nur wenig gehoben erscheinen, war der Embryo offenbar gerade angelangt, den KÜkENTHAL als Stadium V bezeichnete. Wollen wir nun die weitere Entwickelung der oralen Nasenteile verstehen, so müssen wir einige Tatsachen berücksichtigen, auf die KUKENTHAL kürzlich (1914) zum erstenmal aufmerksam gemacht hat. Bei den Zahnwalen verschmelzen die äußeren Nasenöffnungen sehr früh, bleiben aber bei ihrer Wanderung nach hinten stets (vor wie nach der Verschmelzung) transversal gestellt, wodurch meiner Meinung nach erklärlich wird, daß die Dachpartie hier in ihrer ganzen Breite zur Rückbildung gelangt. Ein einheitliches sagittal gestelltes Nasen- loch mit entsprechend in rostro-kaudaler Richtung am meisten aus- gedehntem äußeren Nasengang hätte wohl in der Mittellinie eine Ein- buchtung des Tectum bewirkt, aber die weiter lateralen Dachteile in ihrer Entwickelung wohl wenig gestört. Bei den Bartenwalen, wo die Nasenlöcher bekanntlich stets ge- trennt bleiben, kommt es nun nicht zu so starken Abweichungen vom typischen Verhalten. KÜKENTHAL hat aber gezeigt, daß nicht nur die Lagebeziehung der Nasenöffnung zur Gesamtheit der übrigen Teile sich ändert, sondern daß auch eine fortschreitende Änderung in der Anordnung der beiden Nasenlöcher zueinander erfolgt. Die zuerst annähernd transversal gestellten Schlitze konvergieren immer mehr, bis sie schließlich — wenigstens vorn — fast parallel stehen (vgl. die Abbildungen bei KükzntHuaL, 1914, Tafel I, Abb. 1, 5; Tafel II, Abb. 18. — Die Verhältnisse bei einer erwachsenen Balaenoptera sind sehr gut zu sehen bei DrraGe, 1886, Tafel VI, ferner bei TRUE, 1904, Tafel XV, Abb. 4). Es ist nun zweifellos, daß die von KÜKENTHAL aufgedeckte Aus- bildung der Konvergenz der Nasenöffnungen auf das werdende Skelet einen bestimmenden Einfluß ausübt. Die Änderungen am Tectum anterius von Megaptera IX sind nun ohne weiteres verständlich: die hinten sich einander nähernden, immer mehr sagittal verlaufen- 120 den Spalten haben die seitlich schon angehobenen Cartilagines cupu- lares von beiden Seiten her förmlich zusammengedriickt, so daß beide Lamellen jetzt steil nach oben, stellenweise vertikal verlaufen. Die seitlichen Fortsätze des Daches (Processus alares superiores) sind auch jetzt wieder relativ wenig modifiziert worden. Sie erscheinen bei Megaptera IX etwas nach hinten gedrückt. Die sehr merkwürdigen kurzen Knorpelspangen, die sie hier nach hinten und oben entsenden, könnten durch Umklappen der bisher nach vorn gerichteten proximalen Enden der Processus alares entstanden sein. Ich neige jedoch mehr zu der Ansicht, sie als eine erst jetzt entstehende Bildung anzusehen, zumal auf dem Schnittbilde der Knorpel noch jung und wenig scharf begrenzt erscheint. Die Funktion dieser Fortsätze besteht wohl darin, die Nasengänge mit zu stützen. Nun ist es vielleicht nicht ohne weiteres einleuchtend, daß die Verlagerung von Weichteilen auf die scheinbar so konservativen Ele- mente des werdenden Skeletsystems einen formativen Reiz ausüben soll. Um alle Zweifel an der Möglichkeit eines solchen Vorganges zu beheben, möchte ich auf eine Bildung hinweisen, die sich bei einer den Walen ganz fernstehenden Tiergruppe vorfindet, und die doch an das eben beschriebene, dem vordersten Nasendache der Bartenwale aufgelagerte Stützgerüst auffallend erinnert. Bei einer Gruppe der einheimischen Fledermäuse, den Rhino- lophiden, findet sich nämlich eine Verlagerung der äußeren Nasen- öffnungen, wenn auch lange nicht so ausgeprägt wie bei Barten- oder gar bei Zahnwalen. GROSSER (1902, S. 34) schreibt über diese Verlagerung folgendes: „Die äußeren Nasenöffnungen liegen verhältnismäßig weit auseinander und nicht an der Spitze der Schnauze, sondern ziemlich weit von der- selben entfernt.‘ Die Hufeisennasen besitzen nun aber in gewissen Stadien der Entwickelung ganz ähnliche Bildungen wie die Bartenwale, nämlich schräg nach außen und oben divergierende Knorpelstücke auf dem Nasendache, die GROSSER Cartilagines accessoriae genannt hat. Es handelt sich aber nicht etwa um frei im Bindegewebe liegende iso- lierte Knorpelstücke — wie etwa die paarige Knorpelplatte, die im „Hufeisen“ selbst liegt — vielmehr erklärt. Grosser ausdrücklich, daß diese Cartilagines accessoriae sämtlich mit dem Septum knorpelig zu- sammenhängen. Statt des Zusammenhanges mit dem Septum hätte GROSSER wohl ebenso gut oder richtiger von einem Übergang ins 121 Nasendach sprechen können, wie ein Blick auf die Abbildungen 12 und 13 der Grosser’schen Arbeit zeigt. Leider läßt sich aus der Beschreibung nicht ermitteln, ob die akzessorischen Knorpel GRossER’s in ihrer ganzen Ausdehnung in die dorsale knorpelige Begrenzung der Nase kontinuierlich übergehen, oder ob sie nur gleichsam zufällig aufgesetzt und verschmolzen erscheinen. Jedenfalls erscheint mir aber die Tatsache, daß wir auch hier einmal eine Verlagerung der Nasenöffnungen finden (die mit dem gleichen Vorgang bei Walen, der durch Anpassung ans Wasserleben entstand, ursächlich nicht das geringste zu tun hat), ferner aber Ge- bilde auf dem proximalen Nasendache antreffen, die an die bei unserem Bartenwal herrschenden Verhältnisse auffallend erinnern, ein Beweis mehr dafür zu sein, daß die oben ausgesprochene Ansicht berechtigt ist, und daß sich in der Tat schon bei relativ so jungen Stadien der cänogenetische Einfluß von Weichteilbildungen auf das knorpelige Schädelgerüst deutlich nachweisen läßt. Vordere basale Nasenknorpel. Wir kommen nun zur Be- sprechung der ausgedehnten knorpeligen Spange, die — von der Grenze von Nasenseitenwand und Nasendach ausgehend — schräg nach vorn und unten zieht, immer nahe am Septum, ohne freilich jemals mit ihm in Verbindung zu treten. Ich stehe nicht an, die Frage nach der Bedeutung dieses Ge- bildes als die schwierigste von allen zu bezeichnen, die sich bei der Bearbeitung der gesamten Regio ethmoidalis ergeben haben. Während ich noch an der Fertigstellung des Modells arbeitete, erschienen die beiden Arbeiten von BurLer (1913, 1-2) über die Primordialschädel von zwei Phocaena-Embryonen. Diese Arbeiten konnten jedoch auch nicht zur Klärung des Problems beitragen. Der jüngere Embryo besaß überhaupt kein entsprechendes Gebilde, und das Schädelmodell des älteren Fetus zeigte ein Knorpelstück, das zwar von oben oder unten gesehen (1913, 2, Tafel 1—2) unserer Bildung nicht unähnlich, auf der Lateralansicht dagegen (Tafel 3) als breite Knorpellamelle erschien. Der Burter’schen Deutung dieser Lamelle als Cartilago paraseptalis konnte ich nun durchaus nicht zustimmen (siehe weiter unten), so daß also meines Erachtens — selbst wenn die beiden Knorpel homolog sein sollten — damit für ihre Erklärung nichts gewonnen war. Eine gewisse Ähnlichkeit mit unseren Bildungen zeigte sich an der Regio ethmoidalis des von Matrues (1912, Abb. 1 und 3) be- 122 arbeiteten Primordialkraniums von Manatus latirostris. Wir sehen auch hier jederseits eine schmale Spange am Rostrum (hier gleich Processus incisivus) nach vorn ziehen und die Homologie dieser Knorpel als Cartilagines ductus nasopalatini ist klar und überzeugend durchgeführt. Leider aber zeigen sich im Bau des proximalen Nasen- gerüstes von Manatus und Megaptera so starke Verschiedenheiten, daß an eine unmittelbare Vergleichung nicht zu denken ist. Setzt sich doch hier die Cartilago ductus nasopalatini an eine typische Lamina transversalis an, die eben bei Walen anscheinend vollständig fehlt. Jedenfalls ist oral absolut keine Verbindung mit dem Septum vorhanden. Zur Klärung der uns beschäftigenden Frage möchte ich die Er- gebnisse einiger älterer Arbeiten in den Kreis der Betrachtung ziehen. Es ist nicht immer leicht, sich in der dort herrschenden Terminologie zurechtzufinden, da fast jeder Forscher neue Bezeichnungen einführt. Zu beachten ist hierbei stets, daß eine wirklich klare Darstellung der räumlichen Verhältnisse nicht immer gegeben wurde und mit den da- maligen Methoden auch nicht erhalten werden konnte. Denn auch das Studium der besterhaltenen Schnittserien vermag die Anschaulich- keit der jetzt üblichen plastischen Rekonstruktionen nicht zu ersetzen. Freie Präparation andererseits führt bei der Kleinheit der hier zu analysierenden Gebilde auch nur selten zum Ziel. Die auf diesem Wege erhaltenen Präparate lassen, wie die Abbildungen von HERZFELD, DECKER u. a. zeigen, viel zu wenig Einzelheiten erkennen. Immerhin sind schon damals eine Reihe von wertvollen Ergeb- nissen erzielt worden, die jedoch aus den oben angedeuteten Gründen (abweichende Nomenklatur) nicht die verdiente Aufnahme gefunden zu haben scheinen. Eine recht klare und vor allen Dingen vollständige Beschreibung der vorderen basalen Nasenknorpel gibt Grosser (1902), der sich dabei der von SpurGAT (1896) und HERZFELD (1889) gemachten Be- funde bedient. Zunächst bespricht er nur (S. 14) die Verhältnisse bei Fledermäusen: „Die Knorpel des Nasenbodens lassen sich leichter mit HERZFELD’s Bezeichnungsweise als mit der SPURGAT’schen Auf- fassung in Einklang bringen. Sie bilden die Ergänzung des harten Gaumens im Bereiche seines vorderen Abschnittes, sie verraten aber andererseits ihre Bedeutung als Gebilde, welche dem SrEenson’schen Gange und dem Jacopson’schen Organe angehören. Was dieses letztere betrifft, so sei hier gleich vorweg bemerkt, dai... keine 123 einzige glattnasige Fledermaus ein JaAcopson’sches Organ besitzt; aber bei allen ist der Ductus incisivus vorhanden, ja sogar weit offen. Wir werden daher eine Reduktion des Jacogson’schen Knorpels er- warten, ohne Rückbildung des Knorpels des Srenson’schen Ganges.“ Die hier von GROSSER geschilderten Zustände verdienen unser besonderes Interesse, da zufällig bei Bartenwalen ähnliche Verhältnisse vorhanden sind. Die Srenson’schen Gänge erhalten sich nämlich viel länger als das Jacosson’sche Organ. Beim ausgewachsenen Tiere fehlen allerdings beide, aber sehr deutliche Rudimente des Ductus incisivus bei Bartenwalen hat nicht nur WEBER (1886, S. 145 und Abb. 22—24) wie BURLET berichtet, sondern auch EscHricHt (1849, S. 108) und KükEntHaL (1893, S. 349) aufgefunden, letzterer sogar auch bei Zahnwalen. Ein Jacospson’sches Organ war nun bei Walen bisher noch nicht festgestellt worden. Erst in seiner Arbeit über das Primordialkranium von Balaenoptera wies BURLET auf eine „Kerbe in dem Schleimhaut- bezuge des Septums“ hin. Diese Kerbe entsteht beim Verstreichen des dorsal gerichteten Wulstes, der dem vorderen Lumen der Pars respiratoria der Nasenhöhle das — offenbar für Bartenwale typische — M-förmige Querschnittsbild gibt. Buruet hält es nun, gestützt auf eine vielleicht etwas allzu weite Definition von MisArkovics (1899) für wahrscheinlich, daß die Rinne, die sich zur medialen Seite des beschriebenen Wulstes befindet, als ein rudimentäres Jacopson’sches Organ aufzufassen ist. Zunächst erscheint die Lage des Organs bedenklich. Denn die von BurLer zitierte Definition (1914, 1, S. 169) (Mrsarkovics 1899, S. 3) läßt zwar, wie gesagt, der Auslegung einen gewissen Spielraum, aber Misaukovics selbst gibt in der gleichen Arbeit weiter unten (S. 95) eine schärfer präzisierte Erklärung, indem er feststellt, daß bei allen Wirbeltieren das Jacogson’sche Organ aus einer Ausstülpung des Nasenhöhlenepithels in den ventralen Teil des medialen Nasen- fortsatzes hinein entstünde. Nun liegt zwar das von Burter als Jacogson’sches Organ be- zeichnete Gebilde ausgesprochen dorsal, ja geradezu am dorsalen Ende des hier gerade ins Nasendach übergehenden Septums. Trotz alledem glaube ich, daß diese Gründe nicht gegen die Burter’sche Homo- logie sprechen. Es ist nämlich sehr wahrscheinlich, daß wir das Septum der Wale nicht in seiner ganzen dorsoventralen Ausdehnung der Nasenscheidewand anderer Säuger gleichsetzen dürfen und jedenfalls 124 erscheint es mir sicher, daß die Pars respiratoria wenigstens in ihrem oralen Teil bei den Walen in Bezug auf ihre Orientierung zum Septum stark dorsal vorgelagert erscheint. Es darf uns also nicht wundernehmen, wenn die ersten Anlagen eines etwa vorhandenen Jacopson’schen Organs mit der Regio respiratoria dorsal verschoben worden wären. Obgleich also die Lage mich nicht gestört hätte, so machte mich doch die Form des angeblichen Organs skeptisch. Eine einfache Schleimhautkerbe entsteht doch so außerordentlich leicht durch Faltung und Schrumpfung des Epithels während der Fixierung des Präparates, und die Burter’sche Abbildung (1914, 1, Abb. 25 u. 26), auf der leider fast nichts zu sehen ist, konnte meine Zweifel nicht beheben. Dazu kam noch, daß ich bei der Untersuchung meiner ersten Schnittserie keine Spur eines ähnlichen Gebildes feststellen konnte. — Der Wulst verstrich hier nach hinten zu ganz glatt ohne jede Spur einer Kerbe oder Rinne. Zu meiner Freude kann ich nun berichten, daß meine weiteren Untersuchungen die Vermutung von BurtLer doch bestätigt haben. Der Embryo meiner ersten Serie (Stadium V) war nur noch zu unentwickelt, denn an den entsprechenden Schnitten meiner zweiten Serie (Stadium IX), in der alle Einzelheiten vorzüglich erhalten sind, zeigt sich nicht nur die von BurLET gesehene Rinne, sondern stellen- weise sogar ein vom Epithel allseitig umschlossenes Rohr! Nach dieser Feststellung zweifle ich nun nicht mehr an der Bedeutung dieser Epithelabschnürung — denn das ist es in unserem Falle. Der Befund von BurLer wäre also noch dahin zu erweitern, daß wir hier nach der Terminologie von Mimarkovics nicht nur die unvollkommene, sondern sogar die vollkommene Form des J acosson’schen Organs vor uns haben — freilich nur in den ersten Anfängen. Die Genese des Jacopson’schen Organs scheint übrigens bei Säugern nach zwei verschiedenen Prinzipien zu erfolgen. Nach SEYDEL (1899) ist die Entwickelung der einer Drüse sehr ähnlich, indem die zuerst angelegte Grube sich vertieft, nach hinten und innen immer tiefer einsinkt und so in die Schlauchform übergeht. „Die anfänglich weite Öffnung der Grube“, fährt Seypen fort (S. 482) „ver- engert sich und läßt den Einführungsgang hervorgehen. Theoretisch besteht allerdings noch die zweite Möglichkeit, daß die grubenförmige Anlage zunächst in eine längsverlaufende Rinne übergeführt wird, deren Lichtung dann durch Verschmelzung der Ränder zu einem 125 Schlauch abgeschlossen wird.‘ ServpeL hält diese letztere Bildungsart für sehr selten. Als abweichend von seinem Bildungsschema war ihm nur die Entwickelung des Jacopson’schen Organs der Ratte (GarnavLtT) bekannt. Aber schon Mmarxovics (1899, S. 89) bestätigte die Angabe von GarnavuLt auch für Katzen und Eichhörnchen, so daß wir jetzt die Seyper’sche Auffassung nicht mehr als allein gültig betrachten dürfen. Jedenfalls geht aus den späteren Befunden hervor, daß die zunächst rinnen- und nicht grubenförmige Anlage des Organon Jacobsoni bei Bartenwalen durchaus nichts atypisches darstellt. Ehe wir nun daran gehen können, den Bauplan für das knorpelige Nasengerüst unseres Bartenwales zu analysieren, müssen wir noch die Reduktionen besprechen, welche die Cartilago paraseptalis erleiden kann. Wir wissen, daß der Paraseptalknorpel, wenn er ganz erhalten ist, sich zwischen den beiden Laminae transversales ausspannt, so z. B. bei Lacerta, Halmaturus, Lepus, Manatus — also bei ganz heterogenen Tiergruppen. Tritt nun eine Rückbildung ein, wie das aus verschiedenen Gründen möglich sein kann, so löst er sich meist von der Lamina transversalis posterior ab. GAaupp hat diesen Vor- gang mit der Fixierung der hinteren Partie der Nasenkapsel — bei Echidna — in Zusammenhang gebracht, und Vorr hat ihm bei- gestimmt, da sich beim Kaninchen eine freie hintere Kuppel und ein vollständiger Paraseptalknorpel findet. Ich glaube übrigens, daß doch auch die Beziehungen des Knorpels zum JACoBSoN’schen Organ hier stark mitsprechen. Diese Beziehungen sind ja, wie gleichfalls Gaupp gezeigt hat, erst von den Säugern er- worben, denn der Knorpel war bei Reptilien (Lacerta) doch schon längst vorhanden. In den allermeisten Fällen löst sich nun, wie ich glaube, der Paraseptalknorpel hinten ab, weil das Jacosson’sche Organ im vorderen Teile der Nasenkapsel liegt (Ausnahme: Rhino- lophiden). Zu einer Degeneration in der Mitte kann es dagegen kommen, wenn das Organ selbst funktionslos wird, da der Knorpel dann natürlich dort noch am längsten erhalten bleibt, wo er mit anderen Knorpelmassen zusammenhängt. Ich halte es daher für nicht unwahrscheinlich, daß der von Buruer (1913, 2, Fig. 23) als Pro- cessus paraseptalis posterior bezeichnete Vorsprung wirklich den Rest eines früher „vollständigen“ Paraseptalknorpels darstellt. Was BuRLET 126 dagegen als Cartilago paraseptalis bezeichnet, hat — wenigstens in seiner Gesamtheit — mit dem typischen Paraseptalknorpel nichts zu tun. Wir kehren jetzt endlich zum Ausgangspunkt unserer ver- gleichenden Betrachtung zurück, nämlich zur Frage nach der Homo- logie des langen Fortsatzes dicht am Septum, wie ihn das Modell des „Septum V“ zeigt. Die bisher angestellten Untersuchungen an anderen Primordial- schädeln machen es unwahrscheinlich, daß wir es hier mit einer völligen Neubildung zu tun haben. Es bleiben also nur zwei Mög- lichkeiten: entweder haben wir hier einen Processus anterior s. Carti- lago ductus nasopalatini SPURGAT’sS vor uns, und es ist dann unsere Aufgabe, den ,,Knotenpunkt‘‘, wie HERZFELD den Verschmelzungs- punkt von der Lamina transversalis anterior und Cartilago ductus incisivi mit dem Paraseptalknorpel und dem Processus palatinus nennt, zu ermitteln — denn wir müssen den ganzen Fortsatz dann natürlich, wie ein Blick auf die Abbildungen 1 und 3 lehrt, als Cartilago ductus nasopalatini -- Lamina transversalis anterior auf- fassen — oder aber wir haben es hier mit der Anlage einer enorm rostral verlängerten Lamina transversalis anterior allein zu tun, deren oraler Übergang ins Septum noch fehlte und zu ermitteln wäre. Ich muß gestehen, daß diese Annahme mir früher ziemlich plausibel erschien, und die damals erscheinende Arbeit BurLET’s über den Primordialschädel von Balaenoptera bestärkte mich in meiner Ver- mutung. Ein Blick auf die Abb. 27 oder 30 der eben genannten Arbeit wird meine damaligen Zweifel an der Richtigkeit der Bezeich- nungen BurreEr’s als berechtigt erscheinen lassen, wozu noch kommt, daß BURLET die von ihm gewählten Bezeichnungen überhaupt nicht begründet. Überdies fehlen leider einige Schnitte in Burrrr’s Schnitt- serie, so daß, wie BURLET sagt (Anm. S. 166) „leider nicht festgestellt werden kann, wie weit sich der Knorpel in proximaler Richtung er- streckt und ob er weiter nach vorn mit dem Septum verbunden ist“. Auf die letzten Worte lege ich besonderen Wert, denn sie zeigen doch, daß BurLET einen oralen Übergang ins Septum durchaus nicht für unmöglich hielt. Damit wäre aber, wie ich ausdrücklich betonen möchte, die Homologie der Spange als Cartilago ductus nasopalatini zweifellos unvereinbar gewesen, und BURLET war also gar nicht be- rechtigt, sie auszusprechen, ehe er den Nachweis geführt hatte, daß es zu keiner Verschmelzung mit dem Septum käme. Anatomischer Anzeiger Bd.48. Honigmann, Primordialkranium von Megaptera. Fig. 2. Ansicht des Primordialkraniums von Megaptera nodosa, von rechts. oo Fig. Ventralansicht des Primordialkraniums yon Megaptera nodosa. Verlag von Gustav Fischer in Jena. u et ett nana eh Se Mi eal) Nearer, RAE spaltförmig sich verengernde Raum a EEE % endete auf der ulnaren Seite am Quer- Abb. 2. Querschnitt des Nagel- schnitte (Abb. 2) ungefähr in der Mitte körpers im distalen Drittel des Blut- der Dicke der Nagelplatte, während er es yon ec. an der radialen Seite eine dünne Boden- schwarz, der Boden derselben in platte und eine sehr dicke Deckplatte nn ve spine von Nagelsubstanz zur Begrenzung hatte. Die Bodenplatte war hier nur 0,1 mm, die Deckplatte dagegen bereits 0,5 mm dick. Am 29. Januar brach beim Waschen die Nagelsubstanz über dem Extravasate am ulnaren Rande des Fleckes durch und zwar deshalb, weil vom freien Rande her das spaltförmige Ende des Hohlraumes proximal sich sehr nahe an die Oberfläche der Nagelplatte fortsetzte. So klappte nun die Decke des Extravasates um die radiale Begrenzung wie in einem Scharnier um und wurde nun mittels eines Scheren- schnittes entfernt. Man konnte nun an diesem Deckstücke, dessen Unterseite dicht von Schöllchen getrockneten Blutes bedeckt war, sehr deutlich die keilförmige Form erkennen und nach Aufstellen des Stückes in vertikaler Stellung mittels Klebwachs, die Dicke des proximalen Randes mit 0,1 mm, die des distalen Randes mit 0,4—0,5 mm bestimmen. Die keilförmige Gestalt dieser Decke von Nagelsubstanz steht ın verständlicher Übereinstimmung mit den bekannten Befunden an Längsschnitten der Nagelwurzel. An diesen zeigt sich im Bereiche 9# 132 der Nageltasche die verhornte Nagelplatte in ihrem proximalen Teile sehr diinn. Sie nimmt aber noch im Bereiche der Tasche rasch an Dicke zu und erreicht noch im Bereiche der Lunula nahezu ihre größte Dicke, wenigstens so weit, daß jenseits der Lunula keine merk- liche Dickenzunahme nachweisbar ist. In dem vorliegenden Falle war offenbar gerade in jenem Teile der Matrix des Nagels, in welchem die Hauptmasse der Nagelsubstanz gebildet wird, der Blutaustritt er- folgt: nämlich in einer Strecke von etwa 3mm distal und ungefähr ebensoweit proximal vom Nagelwalle — im Bereiche der eigentlichen Nagelwurzel. In die bereits verhornte Nagelsubstanz vermochte das Blut nicht einzudringen; wohl konnte es die weichen Matrixzellen zertrümmern und auseinander drängen und teilweise zwischen schon in Verhornung begriffene Zellen eindringen. In der Tat konnte im hinteren Teile des schwarzen Extravasatfleckes, nachdem er mit seinem proximalen Rande über den Nagelwall vorgerückt war, aus den ober- flächlichen Schichten des Nagelkörpers durch Schaben neben Nagel- zellen auch Gruppen von roten Blutzellen erhalten werden. Das war die Region des Endes der Nagelwurzel, die nur eine ganz dünne Decke des Extravasates gebildet hatte, die dann später unter Bildung einer Furche (Abb. 1,f) durchgebrochen war. Ursprünglich war selbstverständlich das Extravasat im Bereiche der Lunula nur auf der dorsalen Seite von Nagelsubstanz überlagert, während auf der volaren Seite erst nach dem Trauma, während der Periode des Stillstandes des Längenwachstums des Nagels, eine neue Schicht von Nagelsubstanz, die nun den Boden der Extravasathöhle bildete, sich anlegte. Nur so war es möglich, daß dann später, beim Wiederbeginn des Längen- wachstums des Nagels, das Extravasat in die Nagelsubstanz von allen Seiten eingeschlossen mit diesem vorrücken konnte. Der ganze Vorgang scheint mir ferner noch deshalb von Interesse zu sein, weil er entschieden dafür spricht, daß das Wachstum der Nagelsubstanz, abgesehen vom proximalsten Teile der Wurzel, ausschließlich von der volar gelegenen Nagelmatrix, nicht aber auch vom Eponychium, von dem dorsal gelegenen Epithel der Nageltasche Zuwachs erhält. Denn ohne Zweifel wird die Blutung sich nicht auf die Hautseite des Nagel- falzes und auf die volare Platte der Nageltasche beschränkt haben; es erscheint dies schon durch die Art der Verletzung ausgeschlossen. Es muß also das Blut auch zwischen die Keimzellen des Eponychiums eingedrungen sein. Wenn nun aus solchen Nagelsubstanzzellen her- vorgegangen wären, so hätte man nicht bloß am proximalsten Rande, 133 sondern auch weiter nach vorn am Extravasatflecke, so weit er ur- sprünglich in der Nageltasche sich befand, oberflächlich rote Blutzellen zwischen verhornten Zellen finden müssen, was jedoch tatsächlich nicht der Fall war. Hier konnte man nur auf der volaren, nicht aber auf der dorsalen Seite der Decke des Extravasates rote Blutkörperchen zwischen verhornten Nagelzellen in einer im Maximum 0,06 mm dicken Schichte auffinden, während weiter dorsalwärts überall nur reine Nagelsubstanz zu finden war. Wenn auch die merkwürdige Art der Entfernung einer Blutung in die Nagelmatrix und die daraus sich ergebenden Folgerungen für das Nagelwachstum in erster Linie meine Aufmerksamkeit fesselten; so handelt es sich doch zugleich um einen kasuistischen Beitrag zur Pathologie der Nägel. Es wäre daher von Interesse, ähnliche Fälle in der Literatur aufzufinden, was mir jedoch — bei allerdings flüch- tigem Suchen — nicht gelungen ist. Jedenfalls sind solche Fälle selten. Ich schließe dies aus einer Bemerkung des Monographen der Krankheiten der Nägel, JuLıus HELLER, welcher schreibt: „Erfolgt eine Hämorrhagie, selbst mäßigen Grades, in die Matrix, so fällt der Nagel ab“ (in Handbuch der Hautkrankheiten von Mracex, IV. Bd., II. Hälfte, S. 576). Dieser ohne Einschränkung hingestellte Satz läßt sogar vermuten, daß die im vorstehenden mitgeteilte Beobachtung vorläufig allein dasteht. Nachdruck verboten. Alter menschlicher Embryonen und Ovulationstermin. Von HERMANN TRIEPEL. Aus der entwickelungsgeschichtlichen Abteilung des anatomischen Instituts in Breslau. Im 46. Bande dieser Zeitschrift habe ich festzustellen gesucht, in welcher Weise sich die Ergebnisse, zu denen L. FRAENKEL durch Beobachtungen frischer Corpora lutea gekommen war, für die Be- stimmung des Alters junger menschlicher Embryonen verwerten lassen!). FRAENKEL hatte bei Operationen, die er an Frauen mit ge- sunden Genitalien vornahm, ein ganz frisches Corpus luteum, das „groß und prominent, leicht blutend, hochrot und weich“ war, nur dann gefunden, wenn die Laparotomie in dem intermenstruellen Zeit- 1) TRIEPEL, H., Altersbestimmung bei menschlichen Embryonen. Anat. Anz. Bd. 46, 1914, S. 385ff. 134 raum stattfand. Als mittlere Zahl ergab sich der 18. bis 19. Tag nach Einsetzen der letzten Menstruation als Termin für die Neubildung des Corpus luteum, es kamen aber Schwankungen vor vom 11. bis zum 26. Tag. Hierauf gestützt, glaubte ich wenigstens annähernd den Zeitpunkt des Schwangerschaftsbeginns ermitteln zu können, wenn ich von dem Tag des Abortus bzw. der operativen Gewinnung eines Embryos nicht die ganze Zeit, die seit dem Beginn der letzten Men- struation verflossen war, sondern 18 Tage weniger zurückrechnete. Hiermit habe ich dann das Alter der Embryonen, das ich, von ganz anderen Gesichtspunkten ausgehend, abgeschätzt hatte, verglichen, und ich fand eine bemerkenswerte Übereinstimmung. In ähnlicher Weise habe ich etwas später mich in einem Vortrag und in einem zweiten kleinen Aufsatz geäußert!). Gegen meine Ausführungen wen- det sich GroSsER in einer sehr sorgfältigen kritischen Besprechung). Er hält sich darin wesentlich an die Arbeiten von R.MEYER und Rugs IT), die die Corpora lutea an exstirpierten Ovarien untersuchten und die Ovulation früher als FRAENKEL ansetzen zu müssen glaubten. RuceE sagt 1913, daß Ovulation und erste Stadien des Corpus luteum in die ersten 14 Tage nach dem Beginn der Menstruation fallen. GROSSER schließt aus den Befunden von MEYER und Rues, daß die Ovulation in der Woche nach Ablauf der Menstruation stattfinden muß, im Mittel 8 Tage nach ihrem Beginn. Ich kann die Darlegungen GrossEr’s nicht unerwidert lassen, will mich aber möglichst kurz fassen und nur einige Punkte heraus- greifen, die mir für die Beurteilung der diskutierten Frage besonders beachtenswert zu sein scheinen. (GROSSER meint, die mikroskopischen Beobachtungen von MEYER und RuGe seien wertvoller als die makroskopischen Befunde FRAEN- KEL’s. Hierzu sei erwähnt, daß FRAENKEL die Befunde der beiden anderen Autoren beanstandet hat, weil sie nicht an vollkommen nor- malem Material erhoben worden seien, während Meyer sich dahin äußerte, aus den festgestellten Tatsachen gehe hervor, daß Menstrua- tion und Ovulation von dem Leiden der operierten Frauen nicht beein- 1) TRıEPEL, H., Das Alter menschlicher Embryonen. Berl. klin. Wochenschr., 1914, Nr. 33. 2) GROSSER, O., Altersbestimmung junger menschlicher Embryonen; Ovu- lations- und Menstruationstermin. Anat. Anz., Bd. 47, Nr. 9/10, 1914, S. 264ff. 3) Weitere Literaturangaben finden sich in den Arbeiten von GROSSER und mir. 135 flußt wurden. Ich will es nicht bestreiten, daß die mikroskopisch beobachteten Fälle MEver’s und Rucr’s bei einer sorgfältigen Sich- tung, die ja auch Rucz selbst vornimmt, als Material für eine Be- stimmung des Ovulationstermines verwandt werden können. Aus ihnen würde sich ergeben, daß die Ovulation früher erfolgen kann, als FRAENKEL annimmt, was mit der großen, auch von GROSSER anerkannten Variabilität des Ovulationstermines übereinstimmen würde. Bei ihrer Mitberücksichtigung müßte der mittlere Wert für den Follikelsprung, den FRAENKEL angibt — der 18. bis 19. Tag nach Beginn der Menstruation —, zurückverlest werden, wenn auch nicht um viel, wie sich weiterhin ergeben wird. Übrigens erwähnt Ruck (1913, S. 44) selbst zwei Fälle, bei denen die Ovulation im Intervall stattfand, nämlich am 19. bzw. 21. Tag nach dem Beginn der Men- struation. In demselben Sinne zu beurteilen ist eine andere Ausstellung, die RugE und nach ihm Grosser an den Ableitungen FRAENKEL’s macht. Beide Forscher sind nämlich der Ansicht, daß die Corpora lutea, die FRAENKEL als ganz frisch ansah, doch in Wirklichkeit nicht mehr ganz frisch waren. FRAENKEL selbst (1911, S. 7 des 8. A.) hält in Rücksicht hierauf Unterschiede von 1—8 Tagen in den einzelnen Fällen für möglich. (Die 4 Tage, von denen auf der nächsten Seite die Rede ist, und auf die Grosser hinweist, beziehen sich offenbar nicht auf die Ausbildung des hochroten sanguinolenten ,,Corpus luteum‘.) Die Frage würde in ein neues Licht gerückt werden, wenn wirklich, wie MEYER und Rue angeben, in der Regel beim Follikelsprung keine größere Blutung in die Follikelhöhle erfolgt; dann würden natür- lich die FRAENKEL’ schen frischen Corpora lutea nicht jüngsten Datums sein. Ich gebe wiederum zu, daß der Zeitpunkt, zu dem FRAENKEL frische gelbe Körper gesehen hat, nicht ohne weiteres mit dem Ovu- lationstermin gleichgesetzt werden darf, daß dieser vielmehr etwas zurückliegt. Aber beträchtlich kann der Unterschied beider Termine keinesfalls gewesen sein, und wenn der Mittelwert etwas verschoben werden müßte, so könnte es sich wohl nur um wenige Tage handeln. Wenn so einige Gründe dafür angeführt werden können, daß der FRAENKEL sche Mittelwert für den Ovulationstermin etwas zurück- gesetzt werden sollte, so spricht doch ein anderes Moment, auf das GROSSER selbst (S. 276) hinweist, nämlich die Statistik, dafür, daß die Ovulation nicht selten verhältnismäßig spät erfolgt. Ich denke an diejenigen ‚Fälle, in denen eine Befruchtung nachweislich später, 136 als etwa 10 Tage vor Eintritt der Menses (z. B. bei neuvermählten Frauen) erfolgt ist und schon diese ersten Menses der Graviditätszeit unterdrückt hat“. Ferner bemängelt Grosser die von mir vorgenommenen Schät- zungen des Alters junger menschlicher Embryonen. Er meint, daß unter den Grundlagen, auf denen die Altersberechnung beruhe, sich zwei Faktoren befänden, die für den Menschen unbekannt und nur schätzungsweise eingesetzt sind, nämlich die für die Tubenwande- rung des Hies und seine Implantation erforderliche Zeit. Ich habe keine Veranlassung, gegen die sich hierauf beziehenden Ableitungen Grosser’s zu polemisieren!), zumal ich bei meinen Schätzungen anders vorgegangen bin, als es den Anschein haben mag — leider habe ich versäumt, mich in meiner ersten Abhandlung eingehend darüber aus- zusprechen. Von den Embryonen, die ich in einer Reihe zusammen- stellen wollte, habe ich zunächst diejenigen herausgesucht, von denen es bekannt ist, wann die Kohabitation stattgefunden hat, die wahr- scheinlich die befruchtende gewesen ist. Am wichtigsten waren für mich diejenigen Fälle, bei denen überhaupt nur eine einzige Kohabi- tation in Frage kommen konnte (BrycE-TEACHER, ETERNOD, Rash W, Marz 26). Hierzu kamen in zweiter Linie die 5 Fälle, in denen mehrere Kohabitationen für die Befruchtung verantwortlich gemacht werden konnten; darunter habe ich denjenigen Coitus ausgewählt, der am weitesten zurücklag.. Wenn ich nun annehme, was wohl der Wahrheit ziemlich nahekommen wird, daß die Spermien zu dem Weg, den sie zurücklegen müssen, (beim Menschen!) mindestens mehrere Stunden, also etwa !/, Tag brauchen, so komme ich in den genannten Fällen mit großer Wahrscheinlichkeit auf den frühesten Termin, der überhaupt für den Beginn einer Entwickelung in Anspruch genommen werden kann, wenn ich von dem Kohabitationstermin einen Tag vor- rücke. Es scheint mir nicht allzu schwierig zu sein, jetzt unter Berücksichtigung der Eihüllen und des Entwickelungsgrades der einzelnen Embryonen deren Alter näherungsweise zu bestimmen. So entstanden zunächst die erste und dritte Kolumne der folgenden kleinen Hilfstabelle. (In ihr sind dort, wo überhaupt nur ein einziger Coitus in Frage kommt, die einzelnen Werte fett gedruckt.) 1) Soporra (Anat. Anz., Bd. 47, S. 448ff.) führt sehr gewichtige Gründe dafür an, daß für die Tubenwanderung der Eier eine wesentlich geringere Zeit anzusetzen ist, als GROSSER annimmt. 137 Frühester | Wahrer Größtes mög- | Geschätztes möglicher O : : vulations- Autor liches Alter Alter Ovulations- | t : termin oo Tage Tage Tage | Tage BRyYcE-TEACHER . 16 | 14 99 24 ETERNOD . . . 20 19 14 15 EhseBB.... 5 39 25 9 | 23 KoLLMANN . . 37 | 33 13 iX EISEN Se 44 | 35 13 | 22 GUA TAP, Er 32 (?) | 40 23.) 15 smb res. 2% 52 | 43 11 20 HOARE SW. co 2s 46 | 43 19 22 MATT 262 ea a: 55 | > 20 20 Bei Ragı P habe ich hinter den Zahlen 32 und 23 ein Frage- zeichen gemacht, weil hier der Termin des Coitus nur unbestimmt angegeben ist. In der dritten Kolumne der vorstehenden Tabelle ist für die neun erwähnten Fälle der früheste überhaupt mögliche Ovu- lationstermin verzeichnet (in Tagen nach dem Beginn der letzten Menstruation). Diese Zahl ist die Differenz zwischen dem Men- strualalter der Embryonen (s. meine erste Publikation, S. 390ff) und dem größten möglichen Alter. Der wahre Ovulationstermin kann un- möglich früher liegen, wahrscheinlich liegt er in mehreren, vielleicht den meisten Fällen später; er findet sich in der letzten Kolumne, die sich als Differenz zwischen dem Menstrualalter und dem (geschätzten) wahren Alter ergibt. Beiläufig entspricht die Differenz der in den beiden letzten Kolumnen angeführten fettgedruckten Zahlen, ver- mehrt um einige Stunden, der Zeit, während der in den entsprechenden Fällen sich die Spermien innerhalb der weiblichen Genitalien be- fruchtungsfähig erhalten haben. In der Hilfstabelle waren nun noch die fehlenden Glieder meiner Reihe unter Berücksichtigung der Eihüllen und des Entwickelungs- grades der Embryonen einzutragen, was wiederum nicht allzu schwer erschien. In meiner ersten Publikation habe ich mich zwar dahin ausge- sprochen, daß man die Angaben der Frauen über Kohabitationen nur mit Vorsicht verwenden solle, aber trotzdem glaube ich nicht, dab man sich dieses wichtigen Hilfsmittels bei den Altersschätzungen ganz entschlagen müßte. 138 Natürlich bin ich weit von der Annahme entfernt, daß ich bei allen Schätzungen das absolut richtige getroffen habe, doch will es mir scheinen, als sei ich von der Wahrheit nicht sehr weit entfernt geblieben. GROSSER kommt zu der Ansicht, daß das schätzungsweise bestimmte Alter der Embryonen „um 4—11 Tage, wahrscheinlich nahezu um den Höchstbetrag dieser Zahl“ erhöht werden muß. Seine Ausführungen haben mich nicht von der Notwendigkeit dieser Maßnahme überzeugt (vgl. auch S. 136, Anm.). Ich habe nun die Zahlen meiner Reihe bzw. die sich aus ihnen ergebenden Ovulationszeiten mit dem mittleren Ovulationstermin ver- glichen, der nach der FRAENKEL’schen Regel anzunehmen ist, und fand eine auffallende Übereinstimmung. Grosser hat meine Reihe vergrößert, indem er noch einige Hier einfüst, deren Beschreibung aus jüngerer Zeit stammt, sowie einige andere, die ich aus verschiedenen Gründen zurückgewiesen hatte. Ich will hiergegen nicht polemisieren, will vielmehr mitteilen, zu welchem Ergebnis jetzt die Vergleichung der auf zwei verschiedenen Wegen gefundenen Ovulationstermine führt. Die Übereinstimmung ist wiederum auffallend: von 31 Objekten oder, wenn man mit GrossER die Embryonen über 40 Tage wegen Un- sicherheit der Altersschätzung wegläßt, von 27 Objekten lassen nur 5 sich nicht mit der FRAENKEL’schen Regel in Einklang bringen, näm- lich die Fälle von FRTZER, BENEKE, MERTTENS, (BOERMA), TANDLER. Unter den elf Fällen, die, weil sie in meiner Tabelle fehlen, von GROSSER ausführlich besprochen werden, sind nur zwei, bei denen verwendbare Angaben über Kohabitationen vorliegen, es sind die Fälle von DELPORTE und TAnpDLEer. Im Falle DeLrorrtE hat der Coitus, der vermutlich befruchtend war, 19 Tage vor dem Curettement des Uterus stattgefunden, das größte mögliche Alter des Embryos beträgt somit 18 Tage. GRossER schätzt unter der ‚vorläufigen‘ Annahme, meine Schätzungen seien richtig, den Embryo auf 19 Tage, was gut mit meinen Ableitungen übereinstimmen würde; die letzten Menses begannen 38 Tage vor dem Curettement, ‘also Alter =ca.38—18 = ca. 20 Tage. Im Falle TAnpLer fand zwischen der letzteren Menstruation und der Totalexstirpation des Uterus nur ein Coitus statt, nämlich 38 Tage vor der Operation, das größte mögliche Alter des Embryos beträgt demnach 37 Tage, was der von GROSSER vorgenommenen Einordnung des Embryos in meine Tabelle (38 Tage) entspricht. Die Menstruation begann 42 Tage vor der Operation, und der früheste mögliche Ovulationstermin würde 5 Tage nach dem Menstruations- 139 beginn liegen. Wenn der Fall verwendbar ist — woran ich zunächst gezweifelt hatte —, so wäre hier die Ovulation ungewöhnlich früh erfolgt, wie sich zeigt, wenn man die Fälle meiner oben wieder- gegebenen Hilfstabelle zum Vergleich heranzieht. Es wäre nun sehr erwünscht, wenn sich die Gegenprobe auf das Exempel machen ließe, d.h. wenn man den Ovulationstermin, der sich aus den Darlegungen von MEYER-RUGE-GROoSSER ergibt — im Mittel den 8. Tag nach Beginn einer Menstruation —, mit demjenigen Termin vergleichen könnte, der aus GrossER’s Altersschätzungen folgt — 4—11 Tage höher als meine Schätzungen. Ich habe mich vergeblich bemüht, aus der zweiten Kolumne in Grosser’s Tabelle (5. 271) durch Verminderung der Zahlen um 4—11 vergleichbare Werte für den Ovu- lationstermin herauszurechnen. Nur das will ich erwähnen, daß bei der höheren Altersschätzung und bei dem entsprechenden Zurück- verlegen des Ovulationstermines dieser mehrfach in die prämenstruelle Zeit fallen würde. Meine Rechnungen wurden zwar durch die Arbeiten FP RAENKEL’S angeregt, aber diese bilden doch für sie keine notwendige Voraus- setzung. Ihre Ergebnisse sprechen mehr für die Anschauungen FRAENKEL’s über die mittlere Lage des Ovulationstermines als für diejenigen Meyer’s und Rugr’s. An dieser Stelle habe ich auch noch einer Mitteilung ZANGE- MEISTER’s!) über die Lage des Befruchtungstermines zu gedenken. ZANGEMEISTER führt aus, daß man eine Wachstumskurve zeichnen kann, wenn man das geschätzte wahre Alter junger Embryonen und ihre Größe bzw. die Größe der Eier in ein Koordinatennetz einträgt, daß sich dagegen eine solehe Kurve nicht zeichnen läßt, wenn man bei der Altersbestimmung von der letzten Menstruation ausgeht. Er schließt daraus mit Recht, daß in den einzelnen Fällen die Befruchtung zu sehr verschiedenen Zeiten nach der Menstruation erfolgt sein muß. (Daß, wie der Autor meint, die häufigste Befruchtungszeit im Mittel etwa eine Woche vor der ausbleibenden Periode liegt, vermag ich aus dem Material nicht zu folgern.) Wenn ich die vorstehenden Ausführungen überblicke, so ergeben sich für mich folgende Schlußfolgerungen: 1. Es kommen beträchtliche Schwankungen in der Lage des Ovulationstermines vor. 1) ZANGEMEISTER, Demonstrationen. Verh. d. deutsch. Gesellsch. f. Gynä- kolog., 15. Vers., 1913, S. 209ff. 140 2. Der mittlere Wert, der sich fiir dieselbe aus den Untersuchungen FRAENKEL’s ergibt — der 18. bis 19. Tag nach Beginn einer Menstrua- tion —, muß etwas verkleinert werden, aber wahrscheinlich nur um wenig. Genaues läßt sich zur Zeit noch nicht angeben, und zum Zwecke einer vorläufigen Orientierung kann man immer noch, wie ich es getan habe, die mittlere Differenz zwischen dem wahren Alter eines Embryos und seinem Menstrualalter (Zeit zwischen dem Beginn der letzten Menstruation und dem Abortus bzw. der operativen Ge- winnung des Objektes) = 18 Tage setzen. Wenn man noch vor- sichtiger sein will, mag man die Differenz im Mittel zu ungefähr 2 Wochen angeben. 3. Die Erscheinungen der Ovulation und Menstruation des Menschen haben sich aus den Erscheinungen der tierischen Brunst unter Eintritt tiefgreifender Veränderungen entwickelt. Vielleicht ist in der Gegenwart der Prozeß der Abänderung noch nicht abge- laufen, worauf möglicherweise die großen Variationen in der Lage des Ovulationstermines zurückzuführen sind. Daß Unterschiede der in Rede stehenden Vorgänge bei Mensch und Tier bestehen, habe ich bereits in meiner ersten Abhandlung angedeutet (5. 397), und auch GROSSER hat darauf hingewiesen (S. 278). Es wäre sehr wünschenswert, wenn in Zukunft in embryologischen Lehrbüchern und Monographien bei Angaben über das Alter mensch- licher Früchte mitgeteilt würde, wie die aufgeführten Daten zu ver- stehen sind, insbesondere, sofern das nicht ohne weiteres ersichtlich ist, ob es sich um das wahre Alter (,,w. A.‘‘) oder das ‚‚Menstrualalter‘ (,,M.A.‘‘) der Embryonen handelt. Schon eine flüchtige Durchsicht der Literatur läßt erkennen, daß durch die Unzulänglichkeit der Alters- bestimmungen viele entwickelungsgeschichtliche Darstellungen in auffallender Weise an Anschaulichkeit verlieren. 141 Nachdruck verboten. Abnorme Biindel des Fornix und der Pyramidenbahn beim Meerschweinchen. Ludwig Edinger zum 60. Geburtstage gewidmet. Von ADoLF WALLENBERG in Danzig. Mit 7 Abbildungen. Bei zwei Meerschweinchen, die ich zum Zwecke der Verfolgung des basalen Riechbündels operiert und nach dem Tode mit der Marcut- Methode untersucht habe, zweigten sich vom Fornix bzw. von der Oblongata-Pyramide Faserzüge ab, deren Verlauf und Endigung mir um so mehr der Beschreibung wert erschien, als meines Wissens bei niederen Säugern abnorme Bündel der cortico-fugalen Bahnen, wie sie beim Menschen nicht selten sind, bisher noch nicht zur Darstellung gelangten. Das erste Bündel zweigt sich von der linken Fornixsäule ab an der Stelle, wo sie die vordere Kommissur kreuzend ventral- wärts zieht. Es löst sich hier medial vom Fornix los und wendet sich direkt zur Basis (a Abb.1). Aufdem Wege zum Corpus mamillare 142 bleibt es dann stets ventro-medial vom Querschnitt der Fornixsäule sichtbar, zerfällt aber bald in mehrere kleine Fasergruppen (Abb. 2), die zum Teil dieselben Endigungen wie das Gros der Fornixfasern be- Abb. 2. sitzen, insbesondere in dem Ganglion laterale des Mamillare auf- splittern. Einige kleinere Bündelchen gehen aber weiter kaudalwärts und endigen, abwei- chend von den ersten, an der ventro-latera- len Grenze des kau- dalen Mamillarepoles (a Abb. 3). Das zweite ab- norme Bündel gehört der linken Pyramide an. Da diese infolge einer Vorderhirnlä- sion durchtrennt war, konnten die Marcut- Schwarzungen derPy- ramidenfasern leicht in das Rückenmark hinein verfolgt werden. Da zeigte sich, daß in der Höhe der Pyramidenkreuzung, die be- 143 kanntlich beim Meerschweinchen zur Basis der Hinterstränge hin erfolgt, ein Faserzug mit den übrigen Pyramidenfasern bis nahe an die Basis des rechten Burpacu’schen Kernes gelangt (Abb. 4), dann.aber statt spinalwärts umzubiegen, eine Drehung in frontaler Richtung ausführt und ventral von der Furche zwischen GoLL- schem und Burpacu’schem Kerne cerebralwärts zieht (x Abb. 5). Es liegt in der Höhe der Eröffnung des Zentralkanals ventro-medial von der spinalen IX-X-Wurzel, dem Solitärbündel, gelangt weiter RspiXX R.spV IN frontal in die mediale Nachbarschaft dieses Bündels (x Abb. 6), zieht dann in der Höhe der größten Ausbildung des Hypoglossuskernes plötzlich lateralwärts, zwischen der spinalen IX-X-Wurzel und der spinalen VIII-Wurzel hindurch und endigt in dem zwischen beide Wurzeln eingelagerten Grau, dessen Zugehörigkeit zur Vestibularis- wurzel wahrscheinlicher als zur Vaguswurzel ist (2 Abb. 7). Im Beginne des frontalwärts gerichteten Verlaufes zweigt sich ein kleineres Bündel y ab, das medialwärts zieht, die Medianlinie 144 innerhalb des Ganglion commissurale überschreitet, dabei wieder in zwei kleinere Faserzüge zerfällt und an der linken lateralen Grenze des Höhlengrau aufsplittert (y Abb. 5). An die gleiche Stelle gelangt auch ein direkter, also ungekreuzter Faserzug der linken Pyramide. Das Bündel x bietet in seinem Verlaufe eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Pıck’schen Bündel beim Menschen, und es wäre wichtig, fest- zustellen, ob nicht auch hier eine Endigung an der Verbindungs- stelle des Kernes der spinalen Vestibulariswurzel und der spinalen Vagus-Glossopharyngeuswurzel stattfindet. Von Interesse erscheint mir auch der Umstand, daß von einer Pyramide aus nicht allein die gekreuzte Seite, sondern durch Rückkreuzung und direkte Verbin- dung auch analoge Stellen der gleichen Seite versorgt werden. Anatomische Gesellschaft. Seit der letzten Quittung (Nr. 4) zahlten den Jahresbeitrag die Herren TERRY, VONWILLER, Voit, ManGIAGALLI und Mrs. Gage. Der ständige Schriftführer: K. v. BARDELEBEN. Personalia. Leipzig. Auf dem Felde der Ehre fiel Professor Dr. THEODOR DEPENDORF, Direktor des zahnärztlichen Institutes. D. hat sich durch seine hervorragenden Arbeiten über die vergleichende Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Zähne u. a. einen Namen in der morpho- logischen Wissenschaft gemacht. Er habilitierte sich in Jena und wurde einige Jahre später als Professor der Zahnheilkunde nach Leipzig berufen. Abgeschlossen am 23. Mai 1915. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt fiir die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der „Anatomische Anzeiger“ erscheint in Nummern von zwei Druckbogen. Um ein rasches Erscheinen der Beiträge zu ermöglichen, werden die Nummern aus- gegeben, sobald der vorhandene Stoff es wünschenswert macht, ev. erscheinen Doppel- nummern. Der Umfang eines Bandes beträgt etwa 46 Druckbogen, oder Ausgleich durch Tafeln, der Preis 16 Mark. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 48. Bd. 3% 22. Juni 1915. & No. 7/8. InHAaLt. Aufsätze. K. E. Schreiner, Uber Kern- und Plasmaveränderungen in Fettzellen während des Fettansatzes. Mit 24 Abbildungen. 8. 145—171. — St. J. Bolkay, Beiträge zur Osteologie einiger exotischer Raniden. Mit 10 Ab- bildungen. S. 172—183. — F. Birkner, Ein angeblich fossiles menschliches Femurfragment aus dem Rheintaldiluvium. Mit einer Abbildung. S. 183—188. — E. Jacobshagen, Zur Morphologie des Spiraldarms. Mit 16 Abbildungen. (Fortsetzung folgt.) S. 188—201. — Franz Keibel, Nachruf, A. A. W. Hup- RECHT. S. 201 - 208. Aufsätze. Nachdruck verboten. Über Kern- und Plasmaveränderungen in Fettzellen während des Fettansatzes. Ein Beitrag zur Frage nach der Natur der sogen. Chromidien und Plastosomen. Von K. E. SCHREINER, Kristiania. Mit 24 Abbildungen. Bekanntlich kommen im Cytoplasma zahlreicher Gewebszellen färb- bare Körperchen verschiedener Gestalt vor, deren einige sich mit größerer oder geringerer Gewißheit zu den Zellfunktionen in Beziehung bringen lassen, während uns von der Bedeutung anderer an eingehenderen Kennt- nissen noch vieles fehlt. Die Beobachtungen über diese Plasmaeinschlüsse, von denen wohl die Drüsengranula am besten bekannt sind, datieren zum Teil schon aus recht alter Zeit und gehen auf die 60er und 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück. Erst seit den grundlegenden Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 10 146 Untersuchungen ALTMANN’s wurde aber diesen Zellbestandteilen eine ein- gehendere Aufmerksamkeit seitens der Zellforscher gewidmet. Obwohl die allgemeinen theoretischen Ansichten dieses Forschers über die Zell- struktur und die Zellphylogenese heute wohl als verfehlt betrachtet werden können, bleibt es immer das große Verdienst ALTMANN’s, durch seine treffliche Technik, seine umfassenden Untersuchungen und seine geistreichen Theorien dem Studium der Plasmastrukturen neue und frucht- bare Arbeitsfelder geöffnet zu haben. Über den Ursprung der chromatischen Plasmakörper sind die Mei- nungen immer äußerst geteilt gewesen. Während sie nach der Auf- fassung zahlreicher Forscher in letzter Instanz aus dem Zellkern her- stammen (aus dessen Chromatin, Kernkörperchen oder Kernsaft), stellen sie nach der Meinung anderer Autoren reine cytoplasmatische Gebilde dar, die entweder als konstante Zellorgane oder Produkte solcher auf- gefaßt werden, oder auch als Elemente, die aus dem Cytoplasma immer wieder aufs neue herausdifferenziert werden, wenn sie während der Zell- tätigkeit verbraucht worden sind. Während der letzten Jahre haben besonders zwei einander scharf entgegenstehende Auffassungen über den Ursprung und die Natur dieser Plasmakörper unter den Zellforschern viele Anhänger gewonnen. Diese verschiedenen Auffassungen werden unter den Namen der Chromidial- theorie und der Plastosomentheorie dem Leser bekannt sein. Die Chromidialtheorie von GOLDSCHMIDT geht von den Beob- achtungen dieses Verfassers an verschiedenen Zellen des Ascaris-Körpers aus (1904). In verschiedenen Muskelzellen, resorbierenden Epithelien und Drüsenzellen entdeckte GoLDSCHMIDT Elemente, denen er den Namen „Chromidialapparat‘‘ gab. ‚‚Derselbe besteht in einem System von Fäden (Chromidialfäden, Chromidialsträngen), die typische Reaktion, Struktur und Anordnung innerhalb des Cytoplasma zeigen. Sie färben sich stets intensiv chromatisch, im gleichen Farbenton wie das Chromatin des Kerns. Die einzelnen Fäden verlaufen meist stark gewunden durch das Cytoplasma, sind von wechselndem Umfang und meist fein vakuolisiert. Am dichtesten sammeln sich die Fäden immer um den Kern, den sie völlig umspinnen können. Auch direkte Beziehungen zum Kern sind nachzuweisen, Auflagerung der Fäden auf die Kernmembran, wahrschein- lich auch Eindringen in den Kern. Sodann treten aus den Kernen bis- weilen chromatische Körper aus, die mit der Neubildung der Chromidien zusammenhängen.‘ (8. 48.) Diese Beobachtungen GoLDSCHMIDT’s schließen sich den bekannten Untersuchungen seines Lehrers, R. HErTwıg’s, bei Actinosphaerium Eichhorni und Arcella vulgaris, eng an. Herrwıg fand (1899) bei diesen Radiolarien außerhalb des Kerns im Plasma kleine Körperchen und Fäden, 147 die sich wie Chromatin färben, und die er später (1902) Chromidien ge- nannt hat. Sie nehmen, wie es HERTWIG sicher nachzuweisen gelang, aus dem Kern ihre Entstehung. Sie treten nach Perioden starker Ernährung ganz besonders reichlich auf, auch Hunger begünstigt ihre Bildung. HErT- wig rechnete bei seinen Untersuchungen über Actinosphaerium mit der Möglichkeit, daß auch bei den Zellen vielzelliger Tiere Chromidienbildung vorkommen möge und wies auf die Tatsache hin, daß im Laufe des Ei- wachstums ein Austritt von Kernteilen in das Protoplasma stattfindet. Von seinen oben erwähnten Beobachtungen an den Ascaris-Zellen aus- gehend hat nun GOLDSCHMIDT versucht, den Beweis zu führen, daß die Bildung von Chromidien eine Eigentümlichkeit aller stark funktionierenden Zellen sei. Die von den verschiedenen Verfassern unter verschiedenen Namen (Nebenkern, Ergastoplasma, Dotterkern, Archoplasmaschleifen, Pseudochromosomen, Mitochondrien, Trophospongien, apparato reticolare usw.) beschriebenen Plasmagebilde stimmen nach GoLDScHMIDT alle durch ihre Beziehungen zur Zellfunktion untereinander wie mit dem Chromidial- apparat von Ascaris überein. Von allen diesen Strukturen läßt sich der Beweis erbringen, daß sie sich mit der Funktion der Zelle ändern können, daß sie neugebildet werden und wieder verschwinden können. Sie haben noch weiteres Gemeinsame in ihren Beziehungen zum Kern und dessen Chromatin. Von vielen dieser Bildungen liegen nach GOLDSCHMIDT in der Literatur sichere Angaben vor, daß sie aus dem Kernchromatin hervor- gehen, von anderen (wie den Mitochondrien) ist allerdings nichts der- artiges bekannt, GOLDSCHMIDT zweifelt aber nicht, daß dies festgestellt werden wird. Dieser seiner Chromidialtheorie, die nur sagt, daß in allen funktions- tätigen Zellen im Cytoplasma neben dem Kern eine besondere chroma- tische Einrichtung nachzuweisen ist, der Chromidialapparat, der die engsten Beziehungen zum Kernchromatin wie zur Zellfunktion aufweist, hat GoLD- SCHMIDT eine zweite Theorie angeknüpft, die TheorievonderDuali- tätdesKerns. Nach dieser Theorie soll jede tierische Zelle ihrem Wesen nach doppelkernig sein. Sie sollen zweierlei spezifische Kernsubstanzen enthalten, eine generative oder Geschlechtssubstanz und eine funktionie- rende oder somatische Substanz. Der Chromidialapparat soll von der somatischen Kernsubstanz herstammen. Was die Entwickelung der Plastosomentheorie betrifft, so können wir auf die sehr ausführliche zusammenfassende Darstellung hin- weisen, die DUESBERG, einer der eifrigsten Anhänger dieser Lehre, neu- lich (1912) geliefert hat. Bekanntlich geht diese Theorie auf die Unter- suchungen Benpa’s (1897—1901) über die Plasmakörner der Samenzellen der Maus zurück. Brnpa nannte die von ihm mittels einer besonderen Methode zur Darstellung gebrachten Körnchen „Mitochondria“. Die- 10* 148 selben waren schon früher (1884) von v. Brunn bei Vögeln gesehen worden. Mittels der von BEnDA angegebenen Methode, sowie auch mittels anderer älterer und neuerer Fixierungs- und Färbemethoden, vor allem der von ALTMANN empfundenen, wurde in den nächstfolgenden Jahren das Vorhandensein ähnlicher Plasmaelemente in zahlreichen Zellen, sowohl Geschlechts- wie Gewebszellen, bei den verschiedensten Tieren nachgewiesen, und es wurde von diesen Gebilden angegeben, daß sie in vielen somatischen Zellen das Material zur Bildung verschiedener para- plasmatischer Differenzierungen liefern oder jedenfalls beim Entstehen derselben tätig sind. Meves (1910) hat ihnen deswegen den Namen „Plastosomen‘ gegeben. Die Anhänger der Chromidialtheorie stimmen nun mit denen der Plastosomentheorie darin vollkommen überein, daß die Chromidien und Plastosomen die nämlichen Gebilde sind. Während aber, wie wir ge- sehen haben, nach der Meinung von R. HERTWIG und GOLDSCHMIDT diese Plasmaelemente aus der Kernsubstanz entstehen und bei der Zelltätigkeit verbraucht werden, somit vergängliche Gebilde sind, stellen sie nach der Plastosomentheorie, wie diese von MEVES, DUESBERG und ihren Schülern verfochten wird, integrierende Bestandteile des Cytoplasma aller Zellen, oder jedenfalls aller indifferenten Zellen dar. Alle Plastosomen eines Organismus stammen aus dem Plastosomen- material der befruchteten Eizelle, das durch die Vereinigung der väter- lichen und mütterlichen Plastosomen zusammengesetzt wird. Von der Eizelle werden die Plastosomen auf die Blastomeren und von diesen wieder auf die späteren Embryonalzellen übertragen. ‚Sie gehen nicht nur in die künftigen Geschlechtszellen, sondern auch in die Zellen anderer Gewebe über, wobei sie sich differenzieren und spezialisieren.“ „Der Kreislauf der Plastosomen ist ein ununterbrochener, vollständiger.“ „Man hat nicht mehr Ursache, ihren Ursprung zu untersuchen, wie den des Kerns: alle Plastosomen stammen von einem früheren Plastosom“, und „allein die Elemente, welche von den Plastosomen der Embryonalzellen abstammen, verdienen in den somatischen Zellen den Namen Plasto- somen‘ (DUESBERG, 1912, S. 766—767). „In der Tat gebührt Mevzs, der diese Untersuchungen inauguriert hat, die Ehre, der Plastochondrial- theorie eine solide Grundlage gegeben zu haben.“ Die Lehre von dem nukleären Ursprung der Plastosomen (oder Chromidien) beruht nach DUESBERG auf groben Irrtümern. Wenn der Ursprung der Chromidien aus dem Kern erwiesen wäre, so würde das nach DursBere (S. 904) ein Argument gegen ihre plastochondriale Natur sein. Von Mevzs (1908, 1911) wird den Plastosomen weiter die Bedeutung von Trägern erblicher Eigenschaften beigelegt: sie stellen die idioplas- matische Substanz des Protoplasma dar, sie sind die Träger der erb- 149 lichen Eigenschaften des Cytoplasma, wie die Chromosomen die Träger der erblichen Eigenschaften des Kerns sind. ‚Aus theoretischen Gründen muß angenommen werden, daß, nachdem die männlichen und weiblichen Plastochondrien sich gemischt haben, früher oder später je ein männ- liches und weibliches Korn miteinander verschmelzen“ (1911, S. 698). Obwohl die Plastosomentheorie sich in den letzten Jahren merkbar zahlreiche Anhänger erworben hat, und der Urheber dieser Theorie, der hervorragende Histologe in Kiel, Prof. FRIEDRICH MEvEs, sowie sein Schüler und Mitarbeiter Prof. J. DUESBERG in Lüttich, in ihren Arbeiten nicht nur behaupten festgestellt zu haben, daß die Plastosomen ‚‚die Elementarstruktur des Protoplasma darstellen“ (Meves, 1911, S. 708), sondern sogar jede weitere Diskussion über die Frage nach dem Ursprung der Plastosomen als überflüssig bezeichnen (DUESBERG, 1912, S. 766), so hat diese Lehre auch ihre Gegner, und zwar nicht nur unter den An- hängern der Chromidialtheorie, gefunden. In erster Reihe muß hier GuSTAF RETZIUS genannt werden, bei dem die weitgehenden Verallgemei- nerungen von Mrves und DUESBERG entschiedenen Widerspruch ge- funden haben. In seiner neulich erschienenen Schrift: „Was sind die Plastosomen‘‘? (1914) gelangt Rerzıus, nachdem er die ganze Plasto- somenlehre einer eingehenden und sachlichen Kritik unterworfen hat, zu dem Ergebnis, daß die cytologische Forschung durch die neue Lehre auf falsche Wege zu geraten in Gefahr ist. „Was in ihr (der Plastosomen- lehre) richtig sein kann, ist nicht neu, und was in ihr als neu erscheint, ist nicht richtig, aber unklar und schwankend.“ (8. 211). Wir kommen weiter unten auf diese Kritik von RETZIUS zurück. Um mir eine selbständige Meinung über die Natur der hier in Frage kommenden Cytoplasmaelemente bilden zu können, habe ich mich in den letzten drei Jahren mit Studien über die Plasmastruktur zahlreicher Gewebszellen (Drüsen-, Fett-, Pigment-, Bindegewebs-, Blut-, Knorpel- und Sinneszellen) sowie auch der Geschlechtszellen von Myxine glutinosa beschäftigt. Von meinen Untersuchungen sind einige noch im Gang, andere aber sind abgeschlossen und sollen dem- nächst in einer ausführlichen Arbeit veröffentlicht werden. Da ich bei diesen Untersuchungen zu Ergebnissen gelangt bin, die wie ich glaube für die weitere Forschung auf diesem Gebiete nicht ohne Bedeutung sein werden, gebe ich hier eine kurze Mitteilung über meine Befunde an den Fettzellen des subkutanen Gewebes von Myxine, einem Objekt, das in vieler Hinsicht als hervorragend günstig be- zeichnet werden kann. Über die allgemeinen Strukturverhältnisse des subkutanen Ge- webes von Myxine muß auf meine ausführliche Arbeit sowie auf 150 frühere Arbeiten, die den feineren Bau der Myxinehaut schildern (vor allem die Untersuchung von BLonrFIeLp, 1882) hingewiesen werden. Es soll hier nur erwähnt werden, daß die Fettzellen des subkutanen Bindegewebes mächtige, blasenförmige Zellen sind, die in einem aus fibrillärem Bindegewebe bestehenden Balkenwerk gelegen sind. Ihre Zelleiber enthalten zahlreiche, kleinere und größere, rötlichgelb ge- färbte Ölvakuolen und einen großen, gewöhnlich zentral gelegenen Kern. Die Präparate, die unten näher beschrieben werden sollen, stammen vorwiegend aus Material, das in den Kaliumbichromat-For- malingemischen von Korsch und Recaup fixiert ist. Nach Benutzung dieser Fixierungsflüssigkeiten wird bekanntlich während der nach- o o> \ Se °% oO 5 8 eo oon 4 \:@ N. Oo Abb. 1 träglichen Alkohol-Xylolbehandlung des Materials das Fett gelöst. Wenn es darauf ankommt, auch das Fett zur Darstellung zu bringen, müssen Osmiumgemische in Anwendung gebracht werden. Als solche habe ich bei diesen Untersuchungen vornehmlich die Gemische von ÜHAMPY, ALTMANN-METZNER und Fiemminc-Benpa benutzt. Gefärbt wurde mit Hemennain’s Hämatoxylin oder Autmann’s Säurefuchsin. Die Autann-Farbung wurde im letzten Jahre fast immer nach den An- gaben von Kutt (1913) ausgeführt. Man erhält durch diese Färbung wunderschöne Ergebnisse und vor allem eine sehr wertvolle Kontrast- färbung der verschiedenen Kernbestandteile. Daß neben den hier erwähnten Untersuchungsmethoden zur Kontrolle auch verschiedene andere in Anwendung gebracht wurden, ist selbstverständlich. Wenn man in den Schnittserien durch die Haut der Myxine eine größere Anzahl von Fettzellen studiert, wird man gleich auf das äußerst 151 verschiedene Aussehen derselben aufmerksam. Nicht nur ist ihre Größe, ihre Gestalt und ihre Fettmenge sehr wechselnd, auch die Kerne und das Cytoplasma der verschiedenen Zellen zeigen sehr auffallende Strukturdifferenzen. Wir wollen uns zunächst mit denjenigen des Cytoplasma beschäftigen. | In den nebenstehenden Abb. 1 und 2 sind die Kerne und die perinukleären Gebiete des Cytoplasma zweier Fettzellen wiedergegeben. Der Fettinhalt der Zellen ist bei der Einbettung extrahiert. Die fein- gekörnten, in den Schnitten nur blaßgefärbten Plasmastränge sind in diesen Bildern ebensowenig wie in den folgenden gezeichnet. Nur die mittels des Säurefuchsins oder des Eisenhämatoxylins distinkt ge- färbten Elemente des Kerns und des Cytoplasma sind mit der möglichst größten Genauigkeit unter Benutzung des Zeichen- prisma in den Bildern wiedergegeben. Die beiden hier gezeichneten Zellen stammen nicht nur von demselben Tiere, sondern von demselben Hautstück und demselben Paraffinblock. Außerhalb des Kerns der ersteren ae OF °o me Zelle sehen wir zahlreiche Stäbchen ge- 2. g ove 7 legen. Dieselben sind teils gerade, teils ‘Se j leicht gebogen. von recht verschiedener E Länge; sämtliche sind vollkommen ho- Abb. 3. mogen und gleichmäßig dick. Auch im übrigen Teil des Cytoplasma dieser Zelle lassen sich zahlreiche, ganz ähnliche Stäbchen nachweisen. Andere gefärbte Plasmaelemente gibt es hier keine. Ein ganz anderes Aussehen haben die den Kern dicht umgebenden Plasmakörperchen der in Abb. 2 wiedergegebenen Zelle. Diese be- stehen aus größeren und kleineren Kügelchen und Körnchen. Die ersteren lassen eine stärker gefärbte Randschicht und einen schwächer gefärbten Kern unterscheiden, während die kleineren Körnchen gleich- mäßig intensiv gefärbt sind. In dem peripheren Teil der Zelle kommen hier keine gefärbten Körperchen vor. Sie sind auf die den Kern umgebende Plasmaschicht streng beschränkt. Von Stäbchen läßt sich in dieser Zelle kein einziges nachweisen. Es fragt sich nun, ob wir diese beiden äußerst verschiedenen Bilder zueinander in Beziehung zu bringen vermögen, ob uns der 152 Nachweis möglich ist, daß die Plasmastäbchen der ersteren Zelle aus Kügelchen und Körnchen wie denen der letzteren hervorgegangen .-o Abb. 4. Abb. 6. eo. | . é seien, oder umgekehrt, daß diese Gebilde von homogenen Stäbchen wie denen der zuerst beschrie- benen Zelle stammen. Auf diese Frage läßt sich eine absolut sichere Antwort geben. Zahl- reiche Bilder erzählen uns mit einer Deutlich- keit, die jeden Zweifel ausschließt, daß die ho- mogenen Plasmastäbchen der Fettzellen aus Kügel- Ichen und Körnchen her- vorgehen, die denen ganz ähnlich sind, die wir im Cytoplasma der in Abb. 2 gezeichneten Zelle An der Hand einiger Abbildungen wollen wir zunächst vorfanden. diesen Prozeß genauer verfolgen. 153 Die Plasmaelemente, die wir in der in Abb. 3 wiedergegebenen Zelle vorfinden, stimmen, wie wir sehen, sowohl was ihre Gestalt wie ihre Anordnung betrifft, mit denen der in Abb. 2 gezeichneten in hohem Maße überein. Auch hier haben wir es mit Kügelchen und Körnchen zu tun. Betrachten wir nun genauer die einzelnen Kügel- chen dieser beiden Zellen, so werden wir gleich auf ein sehr wich- tiges Verhältnis aufmerksam. Vielen der Kügelchen sitzt ein kleines, intensiver gefärbtes Körnchen, ganz wie eine kleine Knospe auf. An- dere Kügelchen sind mit einem ähnlichen Körnchen durch eine dünne Substanzbrücke verbunden. Wo diese letztere mit dem Kügelchen in Zusammenhang steht, ist das Kügelchen oft etwas zugespitzt, und seine Substanz geht ohne scharfe Grenze in die der Brücke über. Man bekommt c durch das Studium dieser Bilder den be- stimmten Eindruck, daß die Körnchen 4 aus den Kügelchen gebildet werden. Daß u diese Auffassung in der Tat auch das jg 4 f Richtige trifft, wird durch die in den Abb. 4—6 wiedergegebenen Bilder, die N li etwas spiitere Stadien darstellen, bewiesen. Wir sehen in sämtlichen drei Zellen N \ ) die Zahl der Kügelchen erheblich ver- ) ringert, während die der Körnchen ent- 7 Br, sprechend vergrößert ist. Vonden wenigen Abb 7 hier noch vorhandenen Kügelchen tragen einige kleine Körnchen, die ein ganz ähnliches Verhalten zu den Kügelchen darbieten, wie wir es bei den zuletzt besprochenen Zellen (Abb. 2—3) fanden. Die Körnchen haben wie die Kügelchen eine wechselnde Größe. Was bei ihnen jedoch vor allem auffällt, ist ihre Anordnung. Nur wenige von ihnen treten nämlich im Plasma vereinzelt auf. Ihre überwiegende Mehrzahl ist mit Nachbarkörnchen verbunden, ent- weder sind je zwei zu kleinen Hanteln vereinigt, oder sie bilden je drei oder vier zusammen kurze Ketten. Die einzelnen Glieder dieser Ketten sind teils von verschiedener, teils von derselben Größe. Wäh- rend sie in einigen Ketten eine vollkommen sphärische Form haben und nur durch ganz dünne, schwächer gefärbte Substanzbrücken mit- einander vereinigt sind, zeigen sie in anderen Ketten eine mehr läng- liche Gestalt und eine weniger scharfe Abgrenzung gegeneinander. Ketten der letzteren Art bilden alle Übergänge zu Stäbchen und 154 Faden, die ein ganz homogenes Aussehen haben und den in der zu- erst besprochenen Zelle (Abb. 1) vorhandenen ähnlich sehen. Wenn man ein größeres Untersuchungsmaterial zur Verfügung hat, ist es nicht schwer, die Veränderungen der Kügelchen, die zur Bildung der homogenen Plasmafäden führen, Schritt für Schritt zu verfolgen. In Abb. 7 habe ich einige Bilder, die diese Umbildung illustrieren, aus mehreren verschiedenen Zellen zusammengestellt und in der schematischen Abb. 8 zu veranschaulichen versucht, wie nach meinen Untersuchungen diese verschiedenen Bilder zueinander in Be- ziehung zu bringen sind. Es muß aber gleich hervorgehoben werden, Sethe ee 1 laa A Abb. 8. B daß die Entwickelung der Plasmastäbchen der Fettzellen noch zahl- reiche weitere Variationen als die in diesen beiden Bildern wieder- gegebenen aufweisen kann. Hier haben nur die am häufigsten vor- kommenden Berücksichtigung finden können. Wie das Schema zeigt, nehmen die meisten Plasmastäbchen ent- weder von einem Kügelchen oder von zwei solchen ihren Ursprung. Im ersteren Falle (A) wird sich nun die Entwickelung der Stäbchen schon von Anfang an, je nach der Art, auf welche die Kügelchen ihre Substanz auf Körnchen zu verteilen beginnen, recht verschieden- artig gestalten können. Bei der ganz überwiegenden Zahl der Kügel- chen findet die Bildung der Körnchen nur von dem einen Pole der- 155 selben statt; bei einigen Kiigelchen läßt sich aber eine „Knospen- bildung“ an zwei einander entgegengesetzten Polen sicher nachweisen. Bei der ersteren wie bei der letzteren Art der Substanzverteilung der Kügelchen wird der weitere Verlauf der Entwickelung von der größeren oder geringeren Regelmäßigkeit der Körnchenbildung und von der Anzahl der Kérnchen abhängig sein, die aus dem Kügelchen gebildet wird. Diese Zahl liegt in den meisten Fällen zwischen zwei und fünf und scheint im großen ganzen von der Größe des Mutterkügel- chens abhängig zu sein. Wenn die Stäbchen aus zwei Kügelchen gebildet werden (Abb. 8, B), wird der Verlauf ihrer Entwickelung in erster Reihe davon abhängig sein, ob die Körnchenbildung der beiden Kügelchen zu gleicher Zeit einsetzt und während der folgenden Zeit parallel verläuft, oder ob die Differenzierung des einen Kügelchens der des anderen mehr oder weniger vorauseilt. Je nach der Größe und der Entwickelungsart der beiden zueinander in Beziehung tretenden Kügelchen und dem Zeit- punkt, in dem ihre Vereinigung stattfindet, eröffnen sich hier, wie leicht einzusehen, fast zahllose Variationsmöglichkeiten, Von diesen habe ich in dem Schema nur auf die wenigen Rücksicht genommen, die unter den in Abb. 7 wiedergegebenen Entwickelungsstadien ver- wirklicht sind. Wie die Kügelchen nicht alle gleich groß sind, lassen sich auch unter den Stäbchen, die aus ihnen hervorgehen, nicht selten gewisse Größenunterschiede beobachten: noch größer können natürlich in dieser Hinsicht die Unterschiede zwischen den Stäbchen sein, die aus einem Kiigelchen und denjenigen, die aus mehreren solchen hervorge- gangen sind. — Wir haben oben die Bildung der homogenen Plasmastäbchen der Fettzellen aus färbbaren Kügelchen, die im Protoplasma dieser Zellen auftreten, Schritt für Schritt verfolgen können. Es erhebt sich nun die weitere Frage: Woher stammen diese Kiigelchen? Auch hierauf gestatten uns die Präparate, eine unzweideutige Antwort zu geben. Wenn wir die in Abb. 2 wiedergegebene Zelle nochmals be- trachten, so nehmen wir links oben nahe bei der Kernmembran ein Kügelchen wahr, das mittels einer dünnen, aber vollkommen deut- lichen Substanzbrücke mit einem innerhalb der Kernmembran gele- genen Körperchen verbunden wird. Dies Körperchen ist ganz wie der große Nucleolus des Kerns vom Eisenhämatoxylin intensiv schwarz 156 gefärbt und ist neben dem letzteren auch der einzige Kernbestandteil dieser Zelle, der eine solche Färbung zeigt. Dieser Befund legt die Annahme nahe, daß das betreffende Kügelchen und auch alle übrigen, sich auf ähnliche Weise färbenden Plasmakügelchen der Fettzellen, aus Kernbestandteilen stammen könnten. Für eine solche Annahme Abb. 11. könnte weiter auch der Umstand sprechen, daß die Plasmakügelchen immer dicht an der Kernmembran in größter Zahl vorgefunden werden. Um in diesem wichtigen Punkte volle Klarheit zu gewinnen, wollen wir den Kernen der Fettzellen eine genauere Unter- suchung widmen und vor allem ins Reine zu bringen suchen, ob sich innerhalb der- Abra selben Veränderungen feststellen lassen, die mit der Bildung der Plasmakügelchen in gesetzmäßigen Zusammenhang gebracht werden können. Zu diesem Zweck wollen wir einige Kernbilder (Abb. 9—19) betrachten, die aus Präparaten stammen, die teils mit Säurefuchsin (Abb. 9, 10, 11, 16, 157 18 und 19), teils mit Eisenhämatoxylin (Abb. 12, 13, 14, 15 und 17) gefärbt wurden. In sämtlichen Abbildungen sind alle gefärbten Kern- bestandteile, die bei der gegebenen Einstellung zu beobachten waren, möglichst treu wiedergegeben. Fangen wir mit dem in Abb. 9 wiedergegebenen Kerne an, so sehen wir, daß sein einziger gefärbter Inhaltskörper ein großer, sphä- rischer Nucleolus ist. An seinem einen Pole trägt dieser eine kleine Hervorragung, deren Lage im Bilde durch die hellere Partie ange- deutet ist. Die Kernvakuole selbst hat eine leicht gelappte Form. Der Nucleolus des in Abb. 10 wiedergegebenen Kernes zeigt ein sehr bemerkenswertes Verhalten. Es geht von ihm ein dünner Faden aus, der an seinem Ende ein kleines Kügelchen trägt. Diese beiden Gebilde zeigen dieselbe Färbung wie der Hauptnucleolus. Zahlreiche Bilder lehren auch, daß sie aus dem letzteren hervorgegangen sind. Wie man gleich bemerken wird, erinnert dies Bild von dem „sprossenden‘“ Nucleolus in hohem Maße an die Plasmakügelchen, die im Begriff sind Körnchen zu bilden. Der in Abb. 11 wiedergegebene Nucleolus zeigt ein ähnliches Verhalten wie der zuletzt erwähnte, nur gehen von ihm nach drei Richtungen Ausläufer aus, die an ihren Enden „Tochternukleolen‘“ tragen. Von diesen ist der eine erheblich größer als die beiden anderen und wird mittels eines kurzen, breiten Stieles mit dem Haupt- nucleolus vereinigt. Einer der kleineren Tochternukleolen liegt der Kernmembran dicht an. Neben diesen drei mit dem Hauptnucleolus verbundenen Tochternukleolen bemerkt man rechts oben noch einen vierten, der keine solche Verbindung aufweist. Sämtliche Kerne der nächstfolgenden Abbildungen (12—15) be- sitzen Nukleolen von sehr auffallender Gestalt. Während vom Haupt- nucleolus der Abb. 12 ein dicker Fortsatz gegen die Kernmembran ausgeht, der ähnlich wie ein Knollengewächs wieder mehrere Neben- nukleolen trägt, sehen wir die Nukleolen der Abb. 14 und 15 mit- einander durch dünnere Verbindungsfäden vereinigt. Von dem Nu- cleolus der Abb. 13 geht endlich, ähnlich wie es auch mit dem der Abb. 6 der Fall ist, eine kürzere verzweigte Sprosse aus. Auch in einigen dieser Kerne sind neben den mit dem Hauptnucleolus in Zusammenhang stehenden Tochternukleolen freie Nebennukleolen vor- handen; von diesen zeigt einer in Abb. 13 eine ähnliche Sprosse wie die des Hauptnucleolus. 158 Die Kernvakuole der Abb. 16 wird durch eine besonders in der Mitte tief einschneidende Querfurche in zwei Läppchen geteilt, die je einen großen Nucleolus enthalten, welcher ähnliche Sprossen trägt wie die Nukleolen der in Abb. 10 und 11 wiedergegebenen Kerne. Außer den beiden großen Nukleolen mit ihren Sprossen sind hier noch drei isolierte Nebennukleolen sichtbar, einer im linken Kern- läppchen rechts oben am tiefsten Teil der Querfurche und zwei im rechten Läppchen unten. Der größere der beiden letzteren ist in „* Abb. 18. Abb. 19. einer etwas tieferen Kernebene gelegen und im Bilde deswegen weniger scharf als die übrigen Nukleolen gezeichnet. Alle drei Nebennukle- olen liegen der Kernmembran dicht an. Während aber derjenige des linken Läppchens sich an der Innenseite der Membran flach aus- breitet, bauchen die beiden anderen Nebennukleolen die Kernwand leicht aus. Der kleinere dieser letzteren zeigt nun das sehr be- merkenswerte Verhalten, daß er durch einen dünnen Stiel mit einem kleinen Kügelchen in Zusammenhang steht, das außerhalb der Kern- membran im Protoplasma gelegen, auf genau dieselbe Weise aber wie die Nukleolen gefärbt ist. 159 Die noch stärker gelappten Kerne, die in Abb. 18 u. 19 wieder- gegeben sind, enthalten zahlreiche größere und kleinere Nebennukle- olen, die der Kernwand dicht angepreßt sind, und die teils isoliert liegen, teils mit größeren Nukleolen durch kürzere oder längere Stiele verbunden sind. Auch hier lassen sich an einigen Stellen Verbin- dungen zwischen diesen Nebennukleolen und extranukleären Kör- perchen sicher feststellen. Rechts unten in der Abb. 18 bemerkt man einen Nebennucleolus, der ähnlich wie der Hauptnucleolus dieses Kerns zwei kleinere Kügelchen trägt, die aber beide extranukleär liegen. In Abb. 17 haben wir endlich einen Kern vor uns, der wieder eine vollkommen sphärische Form hat und sich somit von den zuletzt erwähnten Kernen recht erheblich unterscheidet. Er ist von derselben Serie gebolt, aus der auch der in Abb. 2 wiedergegebene Kern stammt. Von den beiden, in diesem Schnitte sichtbaren Nukleolen, deren einer hantelförmig ist, gehen mehrere dünne Fäden gegen die Kernwand aus, und von diesen setzen sich drei durch die Membran ins Cyto- plasma fort, wo sie mit einem kleinen Körnchen oder Kügelchen endet. Von ganz ähnlichen Kügelchen, die aber ohne Zusammenhang mit den Nukleolen sind, liegen mehrere in der Nähe der Kernwand frei im Cytoplasma. Die dem Leser oben vorgeführten Kernbilder, zu denen sich in meinen Schnittserien zahlreiche Parallelen auffinden lassen, beweisen, daß innerhalb der Kerne der Fettzellen zu gewisser Zeit ein inten- sives Wachstum der Nukleolen stattfindet, wodurch zahlreiche neue Nukleolen gebildet werden. Während dieser Vermehrung der Nukle- olarsubstanz nehmen die Kernvakuolen eine gelappte Form an, und zwar läßt sich feststellen, daß diese Lappung des Kerns gewöhnlich um so ausgesprochener ist, je rascher die Produktion neuer Nukleolar- substanz innerhalb des Kerns vor sich geht. Bei dem jungen (12 cm 1.) Tiere, von dem die in Abb. 9—11, 16, 18 u. 19 wiedergegebenen Kerne stammen, haben fast sämtliche untersuchten Fettzellen des subkutanen Gewebes stark gelappte Kerne, die sich sowohl durch eine rege Nukleolarproliferation wie eine leb- hafte Ausscheidung von Nukleolarsubstanz auszeichnen. Es lassen sich dementsprechend im Cytoplasma dieser Zellen häufig die verschie- densten Entwickelungsstadien der Plasmastäbchen nebeneinander nach- weisen. Aus der ganzen Struktur des Fettgewebes dieses Tieres geht deutlich hervor, daß bei ihm ein sehr intensiver Fettansatz zu der Zeit, als es gefangen und getötet wurde, stattgefunden haben muß. 160 Bei anderen Tieren, wo der Fettansatz im Augenblick des Todes offenbar viel träger stattgefunden hat, findet man die verschiedenen Kernveränderungen der Fettzellen voneinander deutlicher getrennt. Es läßt sich bei diesen sicher nachweisen, daß die Lappbildung des Kerns mit der Zunahme der Nukleolarsubstanz zusammenfällt (vgl. Abb. 6, 13—15), und daß die Kerne nach dem Aufhören des Wachstums der Nukleolen ihre sphärische Gestalt oft wieder angenommen haben, ehe die Ausscheidung der Nukleolarsubstanz angefangen hat (Abb. 12) und diese Form auch beibehalten, bis die Nukleolaremigration beendigt ist (Abbe 17020. 3): Eben solche Fettzellen, bei denen die Kernveränderungen mit einer gewissen Langsamkeit vor sich gehen, haben nun für unsere Untersuchung ein großes Interesse, weil sie uns diese Kernverände- rungen zu den früher beschriebenen Umbildungen der färbbaren Plasmakörperchen in konstante Beziehung zu bringen gestatten. Das Studium eines solchen günstigen Materials lehrt uns, daß diejenigen’ Fettzellen, die in ihrem Cytoplasma zahlreiche große Kügelchen enthalten, sphärische Kerne mit ebenfalls runden Nuklevlen aufweisen (Abb. 2—3), während diejenigen Zellen, deren Plasma- kügelchen sich zu Stäbchen zu entwickeln angefangen haben, in der Regel gelappte Kerne besitzen, die Nukleolen enthalten, deren unregel- mäßige Gestalt von ihrer wieder beginnenden Proliferation deutlich zeugt (Abb. 6). Wenn das Wachstum der Nukleolarsubstanz beendigt ist, und der Kern seine sphärische Form wieder angenommen hat, lassen sich in der Zelle keine Plasmakügelchen mehr nachweisen. Diese treten erst mit der Auswanderung der Nukleolarsubstanz auf (Abb. 17). Es läßt sich somit nicht nur der Beweis dafür bringen, daß in den Fettzellen von Myxine mit gewissen Zwischenräumen Nukleolar- substanz in das Cytoplasma übertritt, sondern auch, daß die ins Plasma übergetretenen Nukleolarteile zur Bildung derjenigen Plasmakügelchen Anlaß geben, aus welchen wir die Plasmastibchen hervorgehen ge- sehen haben. Über die Weise, auf welche die Ausscheidung der Nukleolar- substanz ins Cytoplasma erfolgt, läßt sich vorläufig schwer etwas sicheres aussagen. In manchen Fällen können die Bilder, welche man von den Nukleolen zu Gesichte bekommt, die eben im Begriff stehen die Kernmembran zu passieren, sehr an diejenigen erinnern, die man von Leukocyten kennt, welche Basalmembranen oder ähnliche Häute 161 durchwandern. Es könnte demnach nahe liegen, den Nukleolen eine Art amöboider Bewegung zuzuschreiben. In den Fettzellen von Myxine treten niemals größere Nukleolen als solche ins Plasma über, immer sind es, wie wir gesehen haben, kleinere Nukleolarteile, die die Kernmembran passieren. Nachdem diese ins Cytoplasma gelangt sind, nehmen sie an Größe etwas zu; offenbar findet gleichzeitig eine Veränderung ihrer Struktur statt. Diese Strukturveränderung gibt sich dadurch kund, daß die Nukleolar- körnchen, welche ursprünglich, ähnlich wie die innerhalb des Kerns gelegenen Nukleolen, von Eisenhämatoxylin intensiv und gleichmäßig schwarz gefärbt wurden, bald eine schwächer färbbare zentrale Partie unterscheiden lassen (vgl. Abb. 2). Es könnte vielleicht seitens der Anhänger der Chromidialtheorie gegen unsere Darstellung der Nukleolarausscheidung der Einwand er- hoben werden, daß es aus den oben gelieferten Abbildungen nicht überall klar hervorgeht, daß die ins Cytoplasma ausgetretenen und austretenden Kernbestandteile wirklich nur aus Nukleolarsubstanz und nicht auch aus Chromatinteilen bestehen. Gegen einen solchen Ein wand läßt sich anführen, daß wenn in denjenigen Kernen, die einen sphärischen Nucleolus enthalten, von dessen Natur niemand im Zweifel sein kann, dieser, wie oben erwähnt, der einzige Kernbestandteil ist, der nach den hier in Anwendung gebrachten Methoden die Farbe auf- genommen hat. So läßt sich schon hieraus mit großer Wahrschein- lichkeit schließen, daß auch in den übrigen Kernen, die aus denselben Serien stammen und auf genau dieselbe Weise wie die ersteren ge- färbt sind, das Chromatinnetz ungefärbt geblieben ist. Daß dies in der Tat auch der Fall ist, beweisen Präparate, die nach der Fuchsin- färbung mittels Thionin nachgefärbt wurden. In den Kernen der Fettzellen sind hier die Nukleolen sowie die ins Cytoplasma aus- tretenden Kernbestandteile leuchtend rot gefärbt, während das feine Kernnetz einen blaugrünen Farbenton angenommen hat. Diese Prä- parate werden in meiner ausführlichen Arbeit eine genauere Er- wähnung finden. — Wir sind bei unserer Untersuchung über den Bau der Fettzellen von Myxine jetzt so weit gelangt, daß wir den Nachweis dafür haben liefern können, daß die im Cytoplasma dieser Zellen vorkommenden färbbaren Stäbchen aus Nukleolarsubstanz gebildet sind, die aus dem Kern ausgeschieden ist. Es bleibt uns nur noch übrig, das weitere Schicksal dieser Plasmastäbchen zu verfolgen, und vor allem zu unter- Anat, Anz. Bd. 48. Aufsätze. 11 162 suchen, ob sich vielleicht an denselben Veränderungen beobachten lassen, die mit der Funktion der Zellen in Zusammenhang gebracht werden können. Wir haben schon oben gesehen, daß die Plasmastäbchen eine recht verschiedene Länge haben können, was nach ihrer Bildungs- weise leicht begreiflich ist (vgl. Abb. 8). Die längsten Fäden zerfallen später durch Querteilung in eine wechselnde Anzahl von Segmenten; am häufigsten habe ich zwei bis drei solche gezählt. Diese Segmente brauchen nicht immer dieselbe Länge zu haben. Wenn man die einzelnen schlanken Plasmastäbchen einer Zelle genauer betrachtet, so wird man oft darauf aufmerksam, daß einige Stäbehen an ihrem einen Ende etwas intensiver gefärbt sind. Man wird in solchen Fällen gewöhnlich auch feststellen können, daß dies Endstück leicht verdickt ist. Bei anderen Stäbchen zeigt sich das Endstück vom übrigen Teil des Stäbchens durch eine Einschnürung mehr oder weniger deut- ) \ J > "N, lich abgesetzt. Diese letzteren Stäbchen führen nun zu solchen über, deren einem Ende ein er kleines, freies Granulum mittels einer dünnen BER } > Substanzbriicke angeheftet ist. Neben diesen RUN Stäbchen, die nur an ihrem einen Ende diese \ } Strukturveränderungen erkennen lassen, kom- Abb. 20. men auch solche vor, deren beide Enden ver- dickt sind oder Endgranula tragen. Bei den aus zwei verschiedenen Zellen gezeichneten Stäbchen, die in Abb. 20 zusammengestellt sind, lassen sich die hier geschilderten Verände- rungen der homogenen Stäbchen leicht beobachten. Einige der hier abgebildeten Stäbchen zeigen nun auch eine mehr oder weniger aus- gesprochene Segmentierung ihres Mittelstücks und bilden somit alle Übergänge in die Körnerreihen, die zwischen den Stäbchen vorgefun- den werden und aus einer verschiedenen Anzahl von Körnchen be- stehen können. Wir lernen aus diesen Bildern, daß die homogenen Plasmastäbchen der Fettzellen einer nachträglichen Segmentierung anheimfallen. Man könnte vielleicht bei der ersten Betrachtung der oben ge- gebenen Abbildungen im Zweifel sein, ob man nun hier auch wirk- lich Stadien der Segmentierung der Stäbchen, und nicht solche der Stäbehenbildung vor sich habe. Eine genauere Untersuchung löst jedoch jeden solchen Zweifel. Die Körnerketten, die man hier vor- 163 findet, haben ein von demjenigen der bei der Stäbchenbildung auf- tretenden ganz verschiedenes Aussehen. Es fehlen auch zwischen ihnen die Plasmakügelchen ganz, die wir während der Stäbchen- bildung konstant auftreten sahen. Auch der Kern hat in den Zellen, wo die Segmentierung stattfindet, ein von demjenigen ganz verschie- denes Aussehen, das wir von den Zellen kennen, innerhalb deren Cytoplasma die Stäbchen gebildet werden. Betreffs dieses letzteren Punktes muß auf meine ausführliche Arbeit verwiesen werden. Schon die genauere Betrachtung der Granula, die mit einem Stäbchen in Zusammenhang stehen oder Glieder einer größeren oder kleineren Körnerkette bilden, gestattet uns aber, in vielen Fällen sicher zu ent- scheiden, ob wir mit Körnchen, die durch Segmentierung eines Stäbchens hervorgegangen sind, oder mit solchen, die im Begriff stehen miteinander zur Bildung eines Stäbchens zusammenzufließen, zu tun haben. Manchmal gelingt das schon in den gewöhnlichen Präparaten, die nach Fixierung in Kaliumbichromat-Formalingemischen mit Säurefuchsin oder Eisenhämatoxylin gefärbt sind, indem man hier nicht selten beobachten kann, daß die Granula, welche aus den Stäbchen hervorgegangen sind, eine ungleichmäßige Färbung zeigen, und aus einem intensiv gefärbten Teil und einem viel schwächer gefärbten bestehen. Es ist dies z. B. mit dem einen Granulum der Fall, das dem Stäbchen rechts oben in der Abb. 20 an- geheftet ist. Volle Sicherheit liefern uns aber in diesem Punkt erst solche Präparate, die aus osmiumfixiertem Material stammen und mit Säure- fuchsin gefärbt sind. Zwischen den zahlreichen größeren und klei- neren, von der Osmiumsäure geschwärzten Fettvakuolen, die in diesen Präparaten den größten Teil des Protoplasma der Zellen einnehmen, finden wir die verschiedenen färbbaren Plasmaelemente, die wir oben kennen gelernt haben, gelegen. In vielen Zellen bestehen diese, ganz wie in den zuletzt erwähnten, aus Kaliumbichromat-Formalinmaterial stammenden Zellen aus homogenen Stäbchen, solchen die Endgranula tragen, und aus Körnerketten und Einzelkörnern. Während nun auch in diesen Präparaten die homogenen Stäbchen und viele Körnchen vom Säurefuchsin leuchtend rot gefärbt sind, zeigen andere Körnchen die verschiedensten Übergangstöne von roter in schwarze Farbe. In den Körnerketten läßt sich z. B. oft ein rotgefärbtes Körnchen zwischen zwei größeren ganz oder fast ganz schwarzen nachweisen. Oder man findet zwei Körnchen miteinander verbunden, von denen das kleinere ile 164 rot gefärbt, das größere geschwärzt ist. Auch die den Stäbchen noch anheftenden Granula können ähnliche Farbenübergänge aufweisen. Mittels der für diesen Aufsatz benutzten einfachen Strich- und Punktausführung der Abbildungen lassen sich natürlich die oben beschriebenen Veränderungen des färberischen Verhaltens der Plasma- körnchen nicht in befriedigender Weise bildlich darstellen. In der nebenstehenden Abb. 21, wo einige Körnchen mit solchen Farben- übergängen wiedergegeben sind, haben sie deswegen nur angedeutet werden können, und zwar sind die Körnchen hier, so weit sie vom Säurefuchsin rot gefärbt waren, wie in allen übrigen Abbildungen, schwarz gezeichnet, soweit sie aber von der Osmiumsäure geschwärzt waren, weiß gelassen. Die kleinen Fettgranula sind als Ringe ge- zeichnet. Von den kleinen Fettgranula läßt sich in vielen Zellen dieser Präparate nachweisen, daß sie sich dicht aneinander legen und durch ihr Zusammenfließen zur Bildung größerer Fettvakuo- a len Anlaß geben. Re 2 Aus der oben gelieferten kurzen Schilderung der ea Veränderungen der homogenen Plasmastäbchen der ei © großen Fettzellen von Myxine geht hervor, daß der Abb. 21. Fettansatz innerhalb dieser Zellen an Plasmagranula gebunden ist, welche durch Segmentierung der Plas- mastäbchen gebildet werden. Wenn man eine methodische Untersuchung aller derjenigen Fett- zellen, innerhalb deren Cytoplasma homogene Stäbchen vorgefunden werden, unternimmt, so wird man in der ganz überwiegenden Mehr- zahl dieser Zellen neben den homogenen Plasmafäden auch solche nachweisen können, die entweder in Bildung oder in Segmentierung begriffen sind. Es kommen aber auch Zellen vor, die nur homogene Stäbchen enthalten. Eine solche Zelle ist in Abb. 22 wiedergegeben. Der Kern ist fast vollkommen kugelig, er enthält einen kleinen, eben- falls kugeligen Nucleolus und ein dichtes Chromatinnetz. Trotzdem daß das letztere ungefärbt ist, tritt es mit seinen groben Netzknoten ganz deutlich hervor und ist deswegen in der Abbildung eingezeich- net. Einen sehr ähnlichen Bau zeigt auch der Kern der in Abb. 23 wiedergegebenen Knorpelzelle, deren Cytoplasma auch nur homogene Stäbchen enthält. Ein von diesen beiden Zellen sehr verschiedenes Aussehen zeigt die Fettzelle der Abb. 24, die nicht nur von demselben Tiere, sondern 165 auch von demselben Objektglase wie jene stammt. Der Kern ist hier außerordentlich stark gelappt, die Nukleolen in großer Zahl vorhanden, Abb. 22. zum Teil im Auswandern be- griffen. Von einem Chromatin- netz sieht man hier nichts, offen- « bar weil das Chromatin staub- förmig fein verteilt ist. Im Cytoplasma finden sich keine homogenen Stäbchen. In seiner dem Kern am nächsten gelege- nen Partie kommen dagegen zahlreiche Plasmakügelchen vor. Diese Bilder haben des- wegen ein großes Interesse, weil Abb. 24. sie als Typen, einerseits der ruhenden, untätigen, andererseits der stark funktionierenden Zellen dienen können und über die in der Literatur vorliegenden zahlreichen Angaben über Kernveränderungen stark funktionierender Zellen neues Licht zu werfen imstande sind. Wir sind mit der Darstellung unserer wichtigsten Befunde über die Veränderungen der Fettzellen von Myxine zu Ende. Als das wichtigste Ergebnis unserer Untersuchung hat sich herausgestellt, daß die färbbaren Plasmastiibchen, aus denen die Granula hervorgehen, 166 welche zur Bildung der Fettvakuolen Anlafi geben, aus Kernbestand- teilen, und zwar aus Nukleolarsubstanz gebildet werden. Diese Plasma- stäbchen gehen während der Zelltätigkeit zu Grunde, werden aber immer wieder aufs neue aus den ins Cytoplasma ausgewanderten Nukleolarteilen aufgebaut. Unter den färbbaren Plasmagranula der Fettzellen muß demnach zwischen solchen, die durch ihre Vereinigung Plasmastäbchen bilden, und solchen, die von den Stäbchen gebildet werden, scharf gesondert werden. Angesichts dieser Tatsache dürfte es wohl angemessen sein, für die verschiedenen Plasmagranula auch verschiedene Bezeichnungen zu wählen. Für die ersteren, welche aus den ins Cytoplasma ausgetretenen Nukleolarteilen gebildet worden sind, wäre vielleicht der von ARNOLD eingeführte Name „Plasmosomen“ eine passende Bezeichnung, man könnte sie auch einfach „Primärgranula“ nennen. Die Stäbchen, die aus ihnen hervorgehen, könnte man mit ALTMANN als „vegetative Plasmafäden“ bezeichnen, und den Granula endlich, die aus ihnen ent- stehen, vorläufig den Namen „Sekundärgranula“ geben. Für die verschiedenen Plasmagranula verschiedene Bezeichnungen zu wählen, scheint mir um so mehr wünschenswert, als die meisten Autoren noch nicht darüber im klaren zu sein scheinen, daß die innerhalb des Plasma der Zellen nachweisbaren Granula nicht, weil sie dieselbe Größe haben, sich auf ähnliche Weise färben und eine ähnliche An- ordnung zeigen, derselben Natur zu sein brauchen. Durch die Be- zeichnungen, die ich für die Plasmagranula der Fettzellen vorschlage, wünsche ich vor allem hervorzuheben, daß uns allein das genaue Studium der Genese jeder einzelnen Granulaform über ihre Natur etwas auszusprechen gestatten kann. Eine Frage von größtem Interesse ist natürlich, inwieweit die bei den Fettzellen von Myxine über die Entstehung der vegetativen Fäden gewonnenen Ergebnisse auch für andere Zellarten Gültigkeit haben. Hierüber können natürlich nur weitere, eingehende Unter- suchungen Aufklärung geben. Meine Untersuchungen gestatten mir jedoch schon jetzt zu sagen, daß ein Austreten von Nukleolarsubstanz sowohl in Pigment-, Bindegewebs- und Blutzellen als in vielen Drüsen- zellen und in den männlichen Geschlechtszellen von Myxine sicher nachgewiesen werden kann. Bei gewissen Drüsenepithelien ist es mir auch gelungen, die Bildung der vegetativen Fäden aus der ausgetrete- nen Nukleolarsubstanz durch alle Stadien zu verfolgen. Es soll über diese Befunde in meiner ausführlichen Arbeit näher berichtet werden. > * 167° Ehe ich zu einigen allgemeimen Betrachtungen übergehe, zu denen meine Ergebnisse Anlaß geben, will ich einen kurzen Blick auf die in der Literatur vorliegenden sparsamen cytologischen Untersuchungen über die Fettbildung werfen. Wir dürfen wohl sagen, daß unsere jetzigen Kenntnisse von den feineren Vorgängen bei der Fettbildung auf die grundlegenden Untersuchungen von ALTMANN und seinen Schülern fußen. Bekanntlich wird von den genannten Autoren behauptet, daß die Fett- umsetzungen in der Zelle sich in und mit der Substanz der Zellgranula oder Bioblasten vollziehen. KreEHu (1890) versuchte zu beweisen, daß die Fettresorption im Darmkanal durch die Bioblasten der Epithelzellen der Darmzotten ausgeführt wird, und METZNER (1890) glaubte in den Fettzellen des Unterhautzellgewebes und in den Leberzellen verschiedener Säuger eine Fettumwandlung der Substanz fuchsinophiler Granula nachweisen zu können, während AuTMmann selbst (1890) die Fettabsonderung in verschie- denen Drüsen studierte, ohne jedoch sichere Beweise für die Umbildung der Zellgranula in Fettkügelchen darbrmgen zu können. Eine wichtige Stütze fand die AuTMANN’sche Lehre von der granulären Fettsynthese durch die Untersuchungen Arnorp’s (1914). Dieser Autor hat bei sehr verschiedenen Objekten nachweisen können, daß die Synthese des in gelöster Spaltungsform aufgenommenen Fettes an die Zellgranula gebunden ist. TRAINA (1904), der das Verhalten der Plasmagranula und des Fettes bei chronischem Marasmus und Hunger untersuchte, fand da- gegen die Rolle, welche die Bioblasten ALTMANN’s in Bezug auf die Fett- bildung und Fettumwandelung spielen, keineswegs klar, obwohl er in den Talg-, Schweiß-, MrıBom’schen Drüsen, Leber- und Nierenzellen Bilder sah, die zu Gunsten einer direkten Teilnahme der Granula an der Fett- bildung und dem Fettwechsel sprechen könnten. Kreuu’s Befunde über die Fettresorption durch die Plasmagranula sind später von CHampy (1911) bestätigt worden, wie METZNER’s Ergebnis durch die Untersuchungen von Dusreuı (1911) über die Fettzellen des Bindegewebes des Hodensackes von Schafembryonen ihre Bekräftigung gefunden haben. DUBREUIL sah auch in den Fettzellen kurze Plasmastäbchen, die an ihrem einen Ende verdickt waren. Die kurze Mitteilung ist leider durch keine Abbildungen erläutert. Eine sehr wertvolle Mitteilung über die Fettbildung in den Drüsen- zellen der Mamma vom Meerschweinchen verdanken wir Hoven (1911). Er fand, daß die vegetativen Fäden der Drüsenzellen durch ihren Zerfall zur Bildung von Körnern Anlaß geben, von denen sich einige in kleine Fettröpfchen verwandeln. Die vegetativen Fäden der Mammazellen waren schon im Jahre 1892 von STEINHAUS beschrieben. Es sei schließlich an den Untersuchungen Poporr’s (1910) über die 168 Fettbildung bei den Musciden erinnert. Sowohl in den Fettzellen wie in den Oenocyten und den Pericardialzellen der Hausfliege findet dieser Autor eine sehr reichliche Chromidienbildung. Vor der Chromatinausscheidung ballt sich in den Fettzellen ein Teil des Chromatins zu einer großen Zentral- masse zusammen, während ein anderer Teil desselben sich der inneren Kernwand anlegt. „Das dicht der Kernmembran angelagerte Chromatin beginnt dann allmählich herauszuquellen, so daß oft Chromatinbrocken zu sehen sind, deren einer Teil noch im Kern liegt, während der andere aus demselben herausragt.‘““ Die aus dem Kern ausgetretenen Chromatin- teile entfernen sich allmählich von ihm und kommen frei im Zellkörper zu liegen. Mit der Zeit gehen sie einer regressiven Metamorphose ent- gegen und geben dabei den Ursprung von Fettropfen. Über diese „regres- sive Metamorphose‘‘ der Chromidien erfährt der Leser leider nichts ge- naueres, weder aus dem Text noch aus den Abbildungen des Verfassers. Es würde uns hier zu weit führen, wenn wir auf die in der Literatur vorliegenden zahlreichen Angaben über eine Ausstoßung von Nukleolar- substanz und die verschiedenen Auffassungen über den Bau und die physio- logische Bedeutung der Nukleolen hier näher eingehen wollten. Wir stehen offenbar hier Erscheinungen und Fragen gegenüber, die für unsere Einsicht von dem ganzen Leben der Zelle von grundlegender Bedeutung sind, denen bis jetzt aber eine viel zu geringe Aufmerksamkeit seitens der Cytologen gewidmet worden ist. * * Wie stimmen nun unsere oben mitgeteilten Befunde über die Bildung und die Veränderungen der färbbaren Plasmaelemente in den Fettzellen von Myxine mit dem Inhalt der Plastosomen- und Chromi- dialtheorien überein ? Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß die Anhänger der Plasto- somentheorie die Granula und die vegetativen Fäden der Fettzellen als „Plastosomen‘“ auffassen würden. Eine Autorität wie DUESBERG hat ja auch bei seiner Erwähnung der Untersuchungen von METZNER ausgesprochen, daß „seine Granula sicher Äquivalente unserer Plasto- somen sind“ (1912, S. 798). Die Sache ist in so weit klar. Nun habe ich den nukleären Ursprung dieser Plasmaelemente nachweisen können, und ich darf meine Ergebnisse über diesen Punkt als un- anfechtbar bezeichnen. Wie lassen sich diese Resultate mit den ver- schiedenen Sätzen der Mrves-Dunspere’schen Plastosomenlehre in Einklang bringen? Wie stimmen sie mit der Theorie von der „plasto- chondrialen Keimbahn“ und von der Konjugation der väterlichen und mütterlichen Plastosomen überein? 169 Ich überlasse dem Leser und den Herren MrEves und DuESBErG die Antwort. Retzius hat in seiner kritischen Studie (s. 0.) von der Plasto- somenlehre ausgesprochen, dafi was in ihr richtig sein kann, nicht neu ist, und was in ihr als neu erscheint, nicht richtig ist. Seiner Ansicht nach wäre es „in der Tat für die Wissenschaft am glück- lichsten, wenn man alle die neuen Namen, von den Mitochondrien an bis auf die Plastosomen, deren Begriffe teils mit denen von schon längst bekannten und benannten Zellelementen mehr oder weniger zusammengehören, teils untereinander synonym, teils vor allem sehr schwankend und unklar sind, fallen lassen wollte“. Die Untersuchungen, deren wichtigste Ergebnisse oben mitgeteilt sind, scheinen mir für die volle Berechtigung dieser Worte neue Belege gebracht zu haben. Mit der Chromidialtheorie stehen meine Befunde insoweit in schönster Übereinstimmung, als sie nicht nur den nukleären Ursprung der vegetativen Fäden der Fettzellen beweisen, sondern auch die engen Beziehungen dieser Plasmaelemente zur Zellfunktion und ihr schließliches Verschwinden während der Zellfunktion, in unzweideu- tiger Weise darlegen. Da ich das Material, bei dem GouLpscumipr (1904) die Beobach- tungen machte, welche die Grundlage seiner Chromidialtheorie bilden (die Gewebszellen der Ascariden), nicht aus eigener Untersuchung kenne, wage ich zu den verschiedenen Meinungen, die über die Natur seiner Chromidialstränge von verschiedenen Seiten (Vespovsky, 1907: Bırzk, 1909—1910; Durspere, 1912 u. a.) geäußert sind, keine Stellung zu nehmen. Doch muß ich gestehen, daß es mir schwer fällt zu glauben, daß sich GoLDSCHMIDT von seinen Präparaten der- maßen hat täuschen lassen, wie die genannten Autoren behaupten. Es mag nun damit sein, wie ihm wolle; in zahlreichen anderen Fällen haben sicher die Verfasser, die die Ausstoßung von Chromatinsubstanz aus dem Kern und die Bildung von Chromidien schildern, ähnliche Bilder vor sich gehabt wie die von mir bei Fettzellen beschriebenen. Der Chromidiallehre liegen meiner Ansicht nach richtige Beobach- tungen zugrunde, es muß aber GOoLDSCHMIDT und seinen Schülern der Vorwurf gemacht werden, daß sie bei ihren Studien über das Heraustreten von Kernteilen ins Cytoplasma nicht immer genug daran gedacht haben, daß der Kern noch aus mehr als aus Chromatin besteht; auch scheint mir, nach vielen Abbildungen der Münchener 170 Schule zu urteilen, daß ihre Technik nicht immer einwandfrei ge- wesen ist. In dieser Hinsicht hat offenbar die Mevzs’sche Schule ent- schieden einen Vortritt. Nur schade, daß Technik und Hypothesen allein nicht genügen, um cytologische Fragen zu lösen! * * Die im vorliegenden Aufsatz mitgeteilten Ergebnisse sind bei einem Material gewonnen, das für diesbezügliche Untersuchungen als ganz besonders günstig bezeichnet werden muß. Dies Material wird aber vielen meiner Fachgenossen, die sich über die Richtigkeit meiner Beobachtungen durch eigene Untersuchungen zu überzeugen den Wunsch hegen möchten, sicher nicht leicht zugänglich sein. Der Verfasser wird deshalb gern bereit sein, während des kommenden Sommers denjenigen Kollegen Material zu fixieren, die ihm einen solchen Wunsch brieflich mitteilen. Kristiania, Februar 1915. Erklärung der Abbildungen. Sämtliche Abbildungen sind von der Zeichnerin des anatomischen Instituts, Frl. S. Mörch ausgeführt. Von dem Schema der Abb. 8 abgesehen sind alle Ab- bildungen mit Zeiß-Apochromat 1,5 mm (Apertur 1,30) und Kompensationsokular 8 unter Benutzung des Asge’schen Zeichenapparates entworfen. Die Vergrößerung beträgt etwa 1300. Die Abb. 1—7, 12—15, 17 u. 20 betreffen Schnitte durch Fettzellen des sub- kutanen Gewebes einer 28cm |, Myxine, deren Haut mit dem Kaliumbichromat- Formalingemisch von Kopsc fixiert wurde. Die Schnitte sind mit Eisenhämatoxylin gefärbt worden. Die Abb. 9—11, 16, 18—19, 22 u. 24 geben Schnitte durch Fett- zellen aus der Schwanzregion einer 12 cm |, Myxine wieder, die mit dem Gemisch von Resaup fixiert wurde. Färbung der Schnitte mit Säurefuchsin-Pikrinsäure nach Aurmann. Abb. 23 gibt eine Knorpelzelle eines Flossenstrahls desselben Tieres wieder. Abb. 21, Plasmakörnchen einer Fettzelle des subkutanen Gewebes einer 24 cm |. Myxine, Fixierung der Haut mit der Flüssigkeit von FLemmine-Benpa, Färbung mit Säurefuchsin-Thionin-Aurantia nach Kutt. Verzeichnis der zitierten Literatur. ALTMANN, R. (1890), Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig. ARNOoLD,J. (1914), Uber Plasmastrukturen und ihre funktionelle Bedeutung. Jena. BENDA, ©. (1897), Neuere Mitteilungen über die Histogenese des Säugetier- spermatozoen. Verh. d. physiol, Ges., Berlin. Brenpa, C. (1898), Uber die Spermatogenese der Vertebraten und höherer Evertebraten. Ibid. Brnpa, ©. (1903), Die Mitochondria. Ergebn. d. Anat. u. Entwickelungsgesch., Bd. 12, 1902. BitEK, F. (1909), Über die fibrillären Strukturen in den Muskel- und Darm- zellen der Ascariden. Zeitschr. f. wiss. Zool., Bd. 9. 171 BiL£x, F. (1910 a), Noch ein Wort über die fibrillären Strukturen in den Darm- zellen der Ascariden. Anat. Anz., Bd. 36. BiL£x, F. (1910 b), Die Muskelzellen der großen Ascarisarten. Anat. Anz., Bd. 37. Buiomrietp, J. E. (1882), The Thread-cells and Epidermis of Myxine. Quart. Journ. of Micr. Sc., Vol. 22. Cuampy, Chr. (1911), Recherches sur l’absorption intestinale et le röle des mito- chondries dans l’absorption et la sécrétion. Arch. d’anat. micr., Tome 13. Duvpreoır, G. (1911), Transformation directe des mitochondries et des chondrio- contes en graisse dans les cellules adipeuses. Compt. rend. de la Soc. de biol., Paris. DuvesBerg, J. (1912), Plastosomen ,,Apparato reticolare interno“, und Chromidial- apparat. Ergebn. d. Anat. u. Entwickelungsgesch., Bd. 20, 1912. GOLDSCHMIDT, R. 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Cyto- logische Studien am Hühnerembryo. Arch. f. mikr. Anat., Bd. 72, Mevss, Fr. (1910), Über Strukturen in den Zellen des embryonalen Stütz- gewebes sowie über die Entstehung der Bindegewebsfibrillen, insbeson- dere derjenigen der Sehne. Ibid., Bd. 75. Meves, Fr. (1911), Über die Beteiligung der Plastochondrien an der Befruch- tung des Eies von Ascaris megalocephala. Ibid., Bd. 76. Poporr, M. (1910), Ein Beitrag zur Chromidialfrage. Festschr. f. R. Hertwie, Bd. 1, Jena. Rerzıus, G. (1914), Was sind die Plastosomen? Arch. f. mikr. Anat., Bd. 84. STEINHAUS, J. (1892), Die Morphologie der Milchabsonderung. Arch. f. Anat. u. Physiol., Jahrg. 1892, Suppl.-Bd. z. Physiol. Abt. Traina, R. (1904), Über das Verhalten des Fettes und der Zellgranula bei chronischem Marasmus und akuten Hungerzuständen. ZuıseLer’s Bei- träge, Bd. 35. Vespovsky, F. (1907), Neue Untersuchungen über die Reifung und Befruch- tung. Kgl. Böhm. Ges. d. Wiss., Prag. 172 Nachdruck verboten. Beiträge zur Osteologie einiger exotischer Raniden. Von Dr. St. J. BoLkay, Assistent an der biologischen Fakultät des Kgl. Ung. Pädagogischen Institutes zu Budapest. Mit 10 Abbildungen. In vorliegender Abhandlung beabsichtige ich Bericht über jene Ergebnisse zu erstatten, zu denen ich durch das Studium einiger afri- kanischer und südöstlich- asiatischer Froschskelete gelangte und welche zum Ziele haben, etwas mehr Licht auf die phyletische Entwickelung des Schul- tergürtels der firmisternen Batrachier zu werfen. Es ist bekannt, daß die afri- kanische Rana occipitalis GTHR. und die indische Rana tigrina Daub. in Bezug auf ihre äußeren morphologischen Charak- tere einander so nahe stehen, daß BouLENGER Abb. 1. Fejervärya occipitalis Grur. Obere in seinem „Cat. of the Schadelansicht. Schirati (Deutsch-Ost- Afrika). Lee. Batr. Sal. in the Coll. of K. Kirrenpercer. 1!/, X nat. Größe. the British Museum, 1882“ keine vollständige Beschreibung der ersteren Art gibt, und als einzigen Unterschied die am Occiput derselben befindliche Querfalte erwähnt. Diese große äußere Ähnlichkeit bewog mich, das Skelet der ge- nannten Arten einer eingehenden Untersuchung zu unterwerfen, um mich zu überzeugen, welche die osteologischen Unterschiede sind, falls solche überhaupt vorhanden sein würden. In letzter Zeit erhielt ich je ein schönes Exemplar von Rana oceipitalis und R. tigrina. Nach einer eingehenden Besichtigung ihrer äußeren Merkmale ging ich an 173 das Präparieren ihrer Skelete. Es ergab sich dann, daß der zwischen den Skeleten obwaltende Unterschied ein so bemerkenswerter ist, wie man es nur bei miteinander bloß in weiterer Verwandtschaft stehenden Arten erwartet hätte. Der stark knöcherne Charakter des Schädels, welcher bei R. occipitalis in geringerem Maße auftritt, ist gleich im ersten Augenblick wahrnehmbar. Das Kopfskelet der Rana occipitalis (Abb. 1 u. 2) ist mehr platt- gedrückt, der vordere Teil ziemlich zugespitzt; an der Berührungs- stelle der Maxillaria und Praemaxillaria befindet sich je ein rundliches Loch (Foramen odontoideum mihi),in welches dieProces- sus odontoidei des Unter- kiefers hineinpassen. Die Processus ascendentes der Praemaxillaria sindbogen- förmig nach rückwärts ge- krümmt; Margines ante- riores der Nasalia bilden miteinander einen etwas | kleineren Winkel als 90°; | ihr vorderer Berührungs- punkt ist von der Schädel- - . . 2 Abb. 2. Fejervärya occipitalis Grur. Untere spitze ziemlich entfernt; Schädelansicht. Schirati. K. Kirrenpereer, 11/,X Sutura internasalis mihi nat. Größe. lang. Am freien Vorderrande (Margo anterior) der Nasalıa befindet sich je ein flacher, breiter Fortsatz. Da dieser Fortsatz in der anatomischen Literatur mit keinem Namen belegt wurde, schlage ich für denselben die Benennung Processus parachoanalis vor. Die Frontoparietalia sind im vorderen Teile der Augenhöhlen am schmalsten und nehmen an Breite nach hinten allmählich zu; der Interorbitalraum ist flach, und nur entlang der Sutura sagittalis etwas eingesunken. Am hinteren Ende der Frontoparietalia ist eine zartgebaute verästelte Knochen- leiste sichtbar, deren mediane Spitze dem Tectum synoticum zu ge- richtet ist, und einer dreispitzigen Harpune ähnelt. Der Vorderrand der Frontoparietalia ist nahezu geradlinig und steht in seiner ganzen Breite mit den Nasalia in Verbindung. 174 Es ist interessant, daß die Frontoparietalia so stark miteinander verknöchert sind, daß sie als ein einziger Knochen erscheinen, und nur hie und da ist die Sutura sagittalis spurenweise angedeutet. Am vorderen Ende der Frontoparietalia ist ein schmaler Zwischenraum vorhanden, welcher die dorsale Fläche des Ethmoids teilweise un- bedeckt läßt. Der ein wenig einwärts gebogene Processus zygo- maticus des Tympanicum reicht mit seiner Spitze etwas weiter als die Hälfte der Orbita. Der hintere Ast des Tympanicum ist lang, so daß die Condyli oceipitales die zwischen den Kiefergelenken gedachte Linie nicht erreichen. Der innere Rand der Praemaxillaria ist stark eingesunken. Die Choanae sind relativ klein. Die Zähne der Pflugscharbeine (Vomeres) bilden zwei in einem stumpfen Winkel konvergierende Gruppen zwischen den Choanae; sie errei- chen die zwischen den Hinter- rändern der Choanae gedachte Linie. Die laterale Hälfte der Gaumenbeine (Palatina) ist breit, flach, die mediane hingegen viel schmaler. Als eine in der Osteologie der Gattung Rana selten vor- kommende Erscheinung sei er- iR) wähnt, daß das Flügelbein (Ptery- vitalis aus ee goideum) mit den Nasenbeinen nat. Größe. bzw. den Gaumenbeinen in kei- ner Verbindung steht. Foramen magnum in horizontaler Richtung oval. Im Gegensatz zu dem hier Gesagten ist der Schädel von Rana tigrina (Abb. 4, 5) viel höher und knöcherner; der vordere Teil des- selben ist stumpf abgerundet; Processus ascendens des Praemaxillare vertikal; Foramen odontoideum mihi kleiner; die Nasalia berühren sich in einem spitzen Winkel, ihr vorderes Ende liegt den Processus ascendentes der Praemaxillaria sehr nahe; Sutura internasalis sehr lang; Processus parachoanalis klauenartig; die Frontoparietalia sind in ihrem hinteren Abschnitt am schmalsten und werden nach vorn zu graduell breiter. Die schon vorher bei R. occipitalis erwähnte harpunenähnliche Knochenleiste ist stark hervorragend. Fronto- 175 parietalia sind zwischen die Nasalia emgekeilt und bilden somit eine A-ähnliche Naht. Frontoparietalia sind so miteinander verschmolzen, daß vom Ethmoideum nichts zu sehen ist. Die Spitze des Proc. zygomaticus reicht auch hier etwas weiter als die hintere Hälfte der Orbita. Hinterer Ast des Tympanicum lang, so daß die Condyli die zwischen den Kiefergelenken gedachte Linie nicht erreichen. Innerer Rand der Praemaxillaria weniger eingesunken. Choanae mindestens zweimal so groß wie bei R. occipitalis. Die Zähne der Pflugscharbeine bilden zwei in einem rechten Winkel konvergierende Gruppen; die zwischen den Hinterrändern der Choanae gedachte Linie durchkreuzt die Zahn- gruppen der Pflug- scharbeine in deren Mitte. Palatinajenen von R. occipitalis sehr ähn- lich; der einzige Unter- schied ist, daß die knö- cherne Leiste sich hin- ter den Choanae be- findet, wodurch die Palatina einen Bufo- ähnlichen Charakter er- langen. Abb. 4. Fejervärya tigrina Daup. Obere Schädel- ansicht. Indien. (Kauf von ScHoLze und POETZSCHKE, Der vordere Ast der Berlin.) 11/,x nat. Größe. Pterygoidea erreicht weder die Nasalia noch die Palatina. Parabasale unterscheidet sich von demjenigen der vorigen Art durch den scharf gekielten mittleren Ast, weiterhin befindet sich an der Berührungsstelle der drei Para- basaläste eine viereckige, platte, knöcherne Erhebung. Foramen magnum rundlich und kleiner als bei R. occipitalis. Endlich sind die Augenhöhlen von R. occipitalis viel schmäler wie bei R. tigrina. Was die übrigen Skeletteile anbelangt, so können noch an der Wirbelsäule und am Beckengiirtel besondere Unterschiede konstatiert werden. Der Atlas von R. oceipitalis (Abb. 3) ist kurz und breit, jener von R. tigrina hingegen (Abb. 6) lang und schmal, d. h. schlank gebaut, und weist an seiner dorsalen Seite einen starken Mediankiel auf. 176 Die Processus spinosi der Wirbel von R. occipitalis sind gewöhnlich kürzer und mehr zylindrisch, während dieselben bei R. tigrina viel länger und plattgedrückt sind. Die Processus transversi des 9. Wirbels sind bei R. tigrina aufwärts gebogen und der obere Knochenkamm (Crista) des Urostyls ist viel höher als bei R. oceipitalis. Ein charakteristisches Merkmal der Pelvis von R. oceipitalis (Abb. 7) ist, daß die vor dem hinteren Ende (in der Gegend der Radix alae) gelegene Einschnürung des lleum (Collum ilei mihi) so breit ist, wie seine vor dem Tuber superius gemessene Höhe. Die Crista ossis ilei steht zu dem in die Richtung der Spina pelvis Abb. 5. Abb. 6. Abb. 5. Fejervärya tigrina Daun. Untere Schädelansicht. Indien. 1*/, X nat. Größe- Abb. 6. Atlas von Fejervärya tigrina Daun. Dasselbe Exemplar. 51/, x nat. Größe. posterior gelegenen Rande des Collum ilei in sehr stumpfem Winkel. Spina pelvis anterior kurz und stumpf. Hingegen ist das Collum ilei bei R. tigrina (Abb. 8) viel schmaler als seine vor dem Tuber superius gemessene Höhe. Die Crista ossis ilei steht zu dem in der Richtung der Sp. pelvis post. gelegenen Rande des Collum ilei im rechten Winkel; Sp. pelv. ant. länger und mehr zu- gespitzt. Zur Wirbelsäule zurückkehrend, können folgende Merkmale an beiden Arten wahrgenommen werden: Am vorderen Rande der Proc. transversi des zweiten Wirbels befindet sich ein breiter Knochen- kamm (Crista trapezoidea mihi), weiterhin ist in der Medianlinie des a hinteren Randes der Proc. transv. des dritten Wirbels eine starke hervorspringende Knochenleiste vorhanden, welche sich bis zur Basis der Proc. transv. hinzieht!). Proc. transversi des 7. und 8. Wirbels sind in dorsoventraler Richtung plattgedrückt. Obwohl der Brustbeinapparat auf den ersten Blick demjenigen der typischen Rana gleicht, besitzt er doch einen genügend ausgepräg- ten Charakter, auf Grund dessen R. tigrina, hexadactyla und limno- charis als in ein separates Subgenus gehörend von Rana abgetrennt werden können. Dieser Charakter besteht darin, daß das Omosternum bei den soeben erwähnten Arten gabelförmig gespalten ist. Durch Abb. 8. Abb. 7. Ileum von Fejérvarya oceipitalis Grur. Dasselbe Exemplar. 31/, nat. Größe. Abb.8. Ileum von Fejervärya tigrina Daup. Indien, 31/,x nat. Größe. ein gewohnliches Präparieren kann dieses Merkmal noch nicht ganz klar beobachtet werden, nach sorgfältiger Mazeration fällt jedoch der Knorpel heraus, und das Omosternum weist eine gabelartige Ge- stalt auf. Akromion stark entwickelt. Das Metasternum ist in Hyalin- knorpel eingebettet. Fenestra intercoracoidealis mihi schmal. Zu dieser Beschreibung möchte ich noch eine kurze Charakterisierung des Skelets von Rana 1) BOLKAY, On the systematic value of Rana chinensis Osb., Proc. of the Washington Acad. of Sciences. Vol. XIII, p. 73, 1911. Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze 12 178 limnocharis und Rana hexadactyla hinzufügen, sowie einige Bemer- kungen betreffs des Schultergürtels von einer Chiromantis(Xerampe- lina ?)-Art?). Der Schädel von R. limnocharis steht am nächsten zu dem von R. tigrina. Er ist jedoch mehr zugespitzt, die Processus ascendentes der Praemaxillaria stehen senkrecht; es sind zwei Foramina odontoidea vorhanden; die vorderen Enden der Nasalia stehen der Schädelspitze Abb. 9. Abb. 9. Schultergürtel von Fejer- varya limnocharis WIEGM. Annam, Laos. 5X nat. Größe. Abb. 10. Schultergürtel einer Chiro- mantis-Artaus Schirati. 5X nat. Größe. RS Abb. 10. recht nahe, berühren sich in einem spitzen Winkel und die Sutura internasalis ist lang; Frontoparietalia flach, nach hinten zu verbreitert, ihr vorderes Ende steht mit den Nasalia nicht in Berührung, so daß das Ethmoid teilweise ersichtlich ist. Tympanicum berührt das Prooticum nur mittels eines schwachen Fortsatzes, während derselbe bei Rana trigina und occipitalis stark entwickelt ist und das Prooticum 1) Dieses Exemplar stammt aus Schirati (Deutsch-Ostafrika). Es ist wahr- scheinlich Xerampelina. Eine exakte Bestimmung des stark zusammenge- schrumpften Tieres war unmöglich. 179 teilweise bedeckt. Condyli occipitales reichen über die zwischen den Endpunkten der Kiefergelenke gedachte Linie hinaus. Pars palatina der Praemaxillarıa stark eingebuchtet. Choanae verhältnismäßig breit, die Zahngruppen der Pflugscharbeine stehen in stumpfem Winkel zuemander und reichen nicht weiter als die zwischen den hinteren Rändern der Choanae gedachte Linie. Palatina flach. Pterygoidea berühren die Palatina, jedoch nicht die Nasalia. Parasphenoid ganz dasselbe wie bei Rana tigrina. Die den Occipitalia lateralia entsprechenden Teile, welche die lateralen Äste des Para- sphenoids tragen, sind blasenartig aufgetrieben. Foramen occipitale magnum rundlich. Für die Wirbelsäule sind folgende Merkmale charakteristisch: Atlas kurz und breit; an dem vorderen Rande der Proc. transv. des zweiten Wirbels ist die Crista trapezoidea bloß spurenweise angedeutet; die an den Proc. transv. des dritten Wirbels beschriebene Knochenleiste, welche bei R. tigrina und oceipitalis erwähnt wurde, ist hier nicht vorhanden. Der Beckengürtel unterscheidet sich von jenem der R. tigrina bloß durch die weniger entwickelte Crista ossis ilei. Am Schultergürtel ist erwähnenswert, daß das Omosternum gabel- artig gespalten ist, weiterhin ist der mediane, verbreiterte Teil der Coracoidea viel schmaler als bei Rana tigrina. Fenestra intercoracoi- dealis mihi ebenfalls viel schmaler. Der Schädel von R. hexadactyla ist jenem der Rana tigrina sehr ähnlich, jedoch mehr zugespitzt und Proc. ascendentes der Prae- maxillaria breiter; vorderes Ende der Nasalia der Schädelspitze recht nahe liegend ; Nasalia berühren sich in einem ziemlich stumpfen Winkel, ihre medianen Ränder berühren sich in einer Naht (Sutura internasa- lis); ein Teil des Ethmoids bleibt unbedeckt. Processus zygomaticus des Tympanicum sehr kurz; der mediane (innere) Tympanalast ist sehr lang, zieht sich entlang der hinteren Prooticumkante und berührt nahezu die äußere hintere Ecke der Frontoparietalia. Condyli oceipitales erreichen eben die zwischen den Endpunkten der Kiefergelenke gedachte Linie. Pars palatina der Praemaxillaria stark eingebuchtet. Choanae verhältnismäßig klein, die Zahngruppen der Pflugscharbeine stehen im rechten Winkel zueinander, und reichen nicht über die zwischen den hinteren Choanae-Rändern gedachte Linie hinaus. Palatina glatt. 12+ 180 Medianer Ast des Parasphenoids flach, die Enden der lateralen Aste sind scheibenartig verbreitert. Columella ziemlich lang, nach vorn gebogen, und aus der Tym- panicum-Höhlung klar hervorragend. Foramen occipitale magnum rundlich. Die Wirbelsäule unterscheidet sich von jener der Rana tigrina durch den kürzeren und breiteren Atlas. Alae ossis ilei einen niedrigen Bogen bildend, welcher schon beim Collum ilei anfängt. Als ein charakteristisches Merkmal des Schultergürtels erweist sich, daß die Scapula kürzer und robuster ist als bei Rana tigrina, weiterhin, daß das Akromion stark entwickelt erscheint. Omosternum gabelförmig gespalten. Fenestra intercoracoidealis auch hier schmal. Was nun den erwähnten Chiromantis-Schultergürtel anbelangt, kann ich als am charakteristischesten bezeichnen, daß das Omosternum eine Bifurkation aufweist. Dem sei noch beigefügt, daß eine be- deutende Länge des Sternums konstatiert werden kann, an dessen Ende sich eine rundliche Knorpelplatte befindet; die Länge des Sternums ist der zwischen den beiden Akromia befindlichen Ent- fernung gleich. Die Scapula ist auch auffallend lang und schlank, ihre vom Akromion bis zur Suprascapula gemessene Länge ist größer als jene des Sternums. Die Suprascapula bildet eine Platte, welche unproportioniert breiter ist als die Scapula. Clavicula schlank gebaut. Fenestra intercoracoidealis halbkreisförmig. Das Omosternum weist einen feinen Mediankiel auf. Ein gleicher Kiel kann auch am Omo- sternum der Rana tigrina beobachtet werden. Diese anatomischen Einzelheiten ergänzen die Charakterisierung der Gattung Chiromantis. Von den oben besprochenen osteologischen Merkmalen ist jeden- falls die Bifurkation des Omosternum am interessantesten, welche so- wohl an den drei erwähnten Rana-Arten als auch an Chiromantis konstatiert werden kann. Diese Fälle stehen mit jener ebenfalls bei einigen Gattungen der Familie Ranidae vorkommenden Erscheinung in innigem Zusammenhange, wo ebenfalls ein gabelförmig gespaltenes Omosternum vorhanden ist. Solche Gattungen sind: Trichobatrachus Brer. (= Astylosternus Werner; Gabun, Kamerun), Chiromantis Prrs. (West- und Ostafrika), Petropedetes Ruicum. (Kamerun), Cornufer Tschudi (Südöstlich asiatische Inseln), Dimorphognathus Buer. (Kamerun, Gabun). An diese reiht sich nun das neue Subgenus, 181 das ich auf jene Rana-Arten gründe, welche ein gabelförmig gespal- tenes Omosternum besitzen. Ich benenne das neue Subgenus ‚Fejervärya‘‘ zu Ehren meines Freundes und Kollegen Baron G. J. v. Frsérvary. Nach eingehender Untersuchung der Skelete aller Formen, welche bis heute zu der Gattung Rana gezählt werden, werden wir wohl noch einige Arten in das neue Subgenus einreihen miissen. Derzeit möchte ich folgende Arten aus der Gattung Rana heraus- nehmen: R. tigrina Davup., R. limnocharis WıeEgm. und R. hexa- dactyla Less. Die kurze Charakterisierung des neuen Subgenus ist wie folgt: am nächsten mit dem Genus Rana verwandt, ohne laterale Haut- falten, Omosternum gabelförmig gespalten. Die übrigen Merkmale des Skeletes gegenwärtig nicht berück- sichtigend, möchte ich den systematischen und phyletischen Wert des Brustbeinapparates hervorheben. Was das gegabelte Omosternum als ein systematisches Unterscheidungsmerkmal anbelangt, so be- trachte ich es für genügend gerechtfertigt, die mit diesem Charakter ausgestatteten Formen vom Genus Rana abzutrennen, ungeachtet dessen, daß dieselben auch noch ein äußerlich-morphologisches Merk- mal besitzen, nämlich das Fehlen der drüsigen Seitenfalten (Palaeo- ranae mihi). * * Solch eme Entwickelung des Omosternums kann als ein wertvoller Leitfaden betreffs der Frage der Entwickelung des firmisternen Schul- tergürteltypus gelten. Der ganze Entwickelungsproze kann folgender- weise gedacht werden: Den Anfangspunkt in der Evolution stellt jene Phase dar, in welcher der Sternalapparat noch aus den wenigsten Komponenten besteht. Als solchen müssen wir den Schultergürtel jener hypothetischen Urform annehmen, aus welcher sich einerseits die Urodelen, andererseits die Anuren entwickelten. Diese hypothetische Ahnenform war gewiß areifer. Einen Beweis erbringt hierfür, daß die gegenwärtigen Urodelen einen auf arciferem Grundplan aufgebauten Schultergürtel besitzen, und weiterhin, daß die firmisternen Frösche in ihren ersten Entwickelungsstadien einen arciferen Brustbeinapparat aufweisen. Und eine noch wichtigere Tat- sache ist, daß die jungen firmisternen Frösche nach Beendigung ihrer Metamorphose neben dem Coracoid und der Clavicula, welche schon 182 wohl entwickelt sind, ein durch Knorpel präformiertes Omosternum und Metasternum haben. Wie ich also schon früher bemerkte, stellt der arcifere Schulter- gürtel den Urtypus dar, welcher gleichzeitig den letzterwähnten Cha- rakter (nämlich das durch Knorpel vorgebildete Omosternum und Metasternum) besaß. Von diesem Urtypus angefangen war die Evo- lution des Schultergürtels schon bestimmt. Als ein Zweig entstanden die arciferen Batrachier der Gegenwart, während der andere durch die firmisternalen dargestellt wird. Den heutigen Endpunkt dieser Entwickelungslinie repräsentiert die Gattung Rana, welche demnach als der höchstentwickelte Firmisternen-Typus angesehen werden kann. Von dieser gemeinschaftlichen hypothetischen Urform angefangen bis heute ist als ein wohl ersichtliches Resultat der Evolution die graduelle Verknöcherung des Sternalapparates zu bezeichnen. Das gegabelte Omosternum veranschaulicht ein Zwischenstadium in dieser graduellen Verknöcherung. Eine kurze Rekapitulation dieses Entwickelungsganges, welcher gegen die Mitte der Tertiärperiode beginnt, könnte durch die heute lebenden Gattungen der Engystomatiden und Raniden hindurch ver- folgt werden, nämlich in äquatorial-polarer Richtung, und zwar in folgender Weise: Am Pectoralgürtel der Engystomatiden-Gattungen Mantophryne Buer., Metopostira M£n. und Copiula Méu. sind nur die Suprascapulae, Scapulae und Coracoidea vorhanden, und eine knorpelige Sternalplatte. An diese schließt sich dann im Laufe der Evolution der praecoracoideale Knorpel, und die Clavicula erscheint hier am vorderen freien Rande des bogenförmigen Knorpels in der Form eines dünnen Knochensplitters: Dieser splitterförmige Knochen steht mit der Scapula bei Sphaenophryne Prrs. et Doria noch in keiner Verbindung. In einem späteren Entwickelungsstadium schließt sich der praecoracoideale Knorpel der Scapula an‘), wie dies bei Oreophryne Brrer. zu beobachten ist, und endlich bei Chaperina Moog. findet ein unmittelbarer Anschluß der Clavicula an die Scapula statt. Diese Einzelheiten, den Schultergürtel der Engystomatiden betreffend, wurden in einer vorzüglichen Abhandlung von M£HELy’s bekannt ge- macht?). Bis zu dieser Entwickelungsstufe erscheint das Metasternum 1) Bei Sphaenophryne findet diese Verbindung bloß durch ein Ligamen- tum statt. ; 2) M&HeLy, Beitrag zur Kenntnis der Engystomatiden von Neu-Guinea, Természetrajzi Füzetek, Bd. XXIV, 1901. 183 bloß als eine knorpelige Platte, in deren Mitte im späteren Laufe der phyletischen Entwickelung das eigentliche Metasternum als ein ver- knöcherter Teil wahrgenommen werden wird. Das Omosternum als letzter Komponent ist ein phylogenetisch rezenterer Erwerb. Am Schultergürtel der Arciferen ist das Omosternum entweder gar nicht vorhanden, oder durch eine dünne knorpelige Platte dargestellt. Das Omosternum der Firmisternia muß sich auch aus solch einer knor- peligen Platte gebildet haben, innerhalb deren sich das knöcherne Omosternum in der Form eines A entwickelte. Die oben erwähnten afrikanischen und südöstlich - asiatischen Gattungen der Ranidae und das neue Subgenus Fejervärya hat diesen ursprünglichen Zustand das Omosternum betreffend bewahrt. Das letzte phylogenetische Stadium wird durch die Ausfüllung des zwischen der Bifurkation des Omosternums vorhandenen Zwischen- raumes durch harte Knochensubstanz dargestellt, und damit haben wir den vollständig entwickelten Ranoidenschultergürtel vor uns. Ich möchte noch hinzufügen, daß ich die Arciferen im Gegensatz zu den Firmisternen als eine epistatische Gruppe betrachte, nämlich insofern es sich um den Brustbeinapparat handelt, und somit nicht aus- schließend, daß dieselben in anderer anatomischer Hinsicht nahezu ebenso hoch stehen können, wie die Firmisternia. Nachdruck verboten. Ein angeblich fossiles menschliches Femurfragment aus dem Rheintaldiluvium. Von Univ.-Professor Dr. F. BIRKNER-München. Mit einer Abbildung. In Nr. 21, Bd. 47, dieser Zeitschrift wurde von WALTER Lustig ein Aufsatz über ein Femurfragment veröffentlicht, das bei Bagger- arbeiten in der Gegend von Ludwigshafen zu Tage gefördert worden ist und das er in Übereinstimmung mit Prof. Kuaarscu der Neandertal- rasse zuschreibt. An anderer Stelle werde ich den Fund in Zusammenhang mit einem weiteren in der anthropologisch-prahistorischen Sammlung des Staates in München seit längerer Zeit befindlichen, ebenfalls bei Bagger- 184 arbeiten im Rhein bei Ludwigshafen gefundenen Oberschenkelfragment eingehend behandeln; hier sei nur in Kürze auf die Bedenken hinge- wiesen, welche gegen Lustie’s Schlußfolgerungen erhoben werden müssen. Lustig geht von der unbegründeten Voraussetzung aus, daß der Knochen fossil sei. Aber die bedeutende Schwere und die eigentümliche Färbung, die als Beweis dafür angegeben werden, können ohne strati- graphische Anhaltspunkte der Fundstelle nicht für das fossile Alter maßgebend sein. Es darf als sicher angenommen werden, daß die gleichen Eigentümlichkeiten an der einen Fundstelle erst ım Laufe vieler Jahrtausende entstehen, während in anderen Schichten schon wenige Jahrhunderte genügen, um das gleiche Ergebnis zu erzielen. Die Oberflächenverletzungen rühren wohl kaum von Raubtieren her, sondern dürften teils auf pflanzliche, teils auf rein chemische Wir- kungen zurückzuführen sein. Aber auch die morphologische Beweisführung leidet in dem er- wähnten Aufsatze an verschiedenen Mängeln. Die von Lustig zur Bestimmung des Pilasterindexes ge- wählte Stelle, die ‚intakte Schaftmitte ist willkürlich, sie ist weder die wirkliche Diaphysenmitte, noch auch ist sie diejenige Stelle, an welcher es sich nach LeHmann-NitscHeE bei defekten Oberschenkeln empfiehlt, den Pilasterindex zu bestimmen, d. h. die Stelle, an welcher der sagittale Durehmesser die größte Ausdehnung erreicht, wo also die Linea aspera ihre stärkste Ausbildung erfährt. An dieser Stelle des Ludwigshafener Femurfragmentes, welche 7!/, cm distal von der von Lustıe gewählten Stelle liegt, ergibt sich ein Pilaster- index von 100 (Sag.-Durchmesser = 30 mm, Transversal-Durchmesser — 30 mm), der Umriß hat hier die von Lustie Abb. 16 a. a. 8. 574 mitgeteilte Form. Da nach BumutuueEr der Mittelwert des Pilasterindexes bei 415 Bayernfemora 100,72 ist, so liegt keine Berechtigung zu dem Schlusse vor, daß es sich nicht um einen rezenten, sondern um einen diluvialen Knochen handle; das Ludwigshafener Oberschenkelstück kann von einem verhältnismäßig neuzeitlichen Europäer stammen. Aber auch ein Pilasterindex von 90,3 würde nicht den Schluß Lustig’s rechtfertigen, daß das Knochenstück in dieser Hinsicht, da es über die bisher bekannten Neandertalerfemora mit einem Pilaster- index von 100—103 noch hinausgeht, „eine Konvergenzähnlichkeit 185 zu Anthropoidenzuständen“ liefere. Denn es geht nicht an, die Ab- weichung eines einzelnen Stückes so zu verwerten, wie es Lustig tut; in einem solchen Falle darf man das einzelne Objekt nicht mit dem Mittelwert einer Serie allein vergleichen, es muß vielmehr die ganze Variationsbreite der Serie berücksichtigt werden. Da nach BumüLner von 343 Bayernfemora 51 = 14,9%, einen Pilasterindex unter 90 und 56 = 16,3 % einen solchen von 90—100 be- sitzen, würde ein Oberschenkel mit emem Pilasterindex von 90,3, wie ihn Lustie für das Ludwigshafener Femur annimmt, noch innerhalb die Schwankungsbreite bei den heutigen Bayern fallen. Selbst in diesem Falle könnte der Ludwigshafener Oberschenkel von einem ver- hältnismäßig neuzeitlichen Bewohner der dortigen Gegend stammen. Auch die Pilasterform gibt uns keinen sicheren Aufschluß über das Alter des Fundes, da diese Eigentümlichkeit ebenfalls eine große Variabilität aufweist. Der Index platymericus beträgt beim Femur von Ludwigs- hafen 70,3; der Oberschenkel ist also hyperplatymer. Auch diese Hyperplatymerie kann nicht als Beweis für die Ähnlichkeit mit der platymeren und schwach hyperplatymeren Neandertalerfemora ver- wertet werden. Unter 127 Femora von alten Bayern (Bajuvaren) waren nach LEHMANN-NITScHE 28,3%, hyperplatymer. Daß die schwach ausgebildete Linea obliqua (intertrochanterica) nicht als Vergleichsmerkmal mit der Neandertalerfemora herangezogen werden kann, beweist die Tabelle Lustia’s selbst; denn er gibt dort an, daß unter 23 Oberschenkeln aus der Heidelberger Sammlung 2 eine schwache, 3 eine unvollständige Linea obliqua besaßen und unter 8 Femora aus der Bonner Sammlung zeigten zwei die gleiche Eigen- tümlichkeit, also trotz der schwachen Linea obliqua kann der Ludwigshafener Oberschenkel einem relativ modernen Anwohner des Rheines angehört haben. Die von Lustig Fossa vasti medii genannte leichte Ver- tiefung unter der schwach angedeuteten Linea obliqua fand ich bei 50 Oberschenkeln aus Neukirchen in Oberbayern 13 mal, also in 26 °%, deutlich ausgeprägt. Die regelmäßige Oberflächengestalt an dieser Stelle des Femurs scheint eine ebene Fläche zu sein, die Konvexität findet sich verhältnismäßig selten. Besonders stark ausgeprägte Ver- tiefung ist meist mit starker Platymerie verbunden. Die von KraarscH und Lusrıg besonders betonte starke ,, Kamm- form“ der Linea aspera distal von der Mitte, in der Gegend des unteren 186 Ernährungsloches tritt bei modernen Europäeroberschenkeln so häufig auf, daß sie als Regel bezeichnet werden kann. Lustig nimmt an, daß das untere Ende des Ludwigshafener Stückes die für Neandertalerfemora charakteristische Trompeten- form besaß. Auch diese Annahme scheint mir nicht gerechtfertigt, da es meiner Meinung nach nicht ausgeschlossen ist, daß die Bruch- stelle an der vorderen Fläche noch ca. 12 cm von der unteren Gelenk- 0. Au. Ser Wagers G2 ol. Abb. 1. Sagittalschnitte durch die Femora von Neandertal (N), Spy (Sp), Ludwigs- hafen (L), Aurignac-Combe Capelle (Ag), eines Australiers (Au). (Z neu orientiert und ergänzt, das übrige nach W. Lusrıe.) fläche entfernt war. Ein Versuch, in Abb. 17 (8.575) durch Deckung das untere Ende des Ludwigshafener Stückes zu ergänzen, gelingt nicht mit den Sagittalschnitten von Neandertal, Spy und Aurignac (= Combe Capelle), sondern nur mit dem des Australiers. Auch in diesem Falle beträgt das Ergänzungsstück ca. 13 cm. Ist das untere, fehlende Ende des Ludwigshafener Femurstückes noch 12—13 em lang, dann erscheint 187 die Wahrscheinlichkeit sehr groß, daß die medialen und lateralen Flächen nicht plötzlich, sondern ganz allmählich auseinanderweichen. Die Neandertaleigentümlichkeit der Trompetenform des distalen Gelenkendes ist nicht vorhanden, jedenfalls nicht mit Sicherheit nachzuweisen. Die große Ähnlichkeit des Ludwigshafener Femurs mit denen von Neandertal und Spy hinsichtlich des Sagittalschnittes kann ich nicht zugeben. Wie oben erwähnt, lassen sich die Sagittalschnitte des Ludwigshafener Stückes und die von Neandertal und Spy nicht zur Deckung bringen, auch scheint mir die dem Ludwigshafener Oberschen- kelfragment in Abb. 17 (8. 575) gegebene Richtung zur Senkrechten falsch zu sein. Aus der Abbildung entnehme ich, daß Lusrig die senk- rechte Achse durch die Mitte des Condylus legen will, bei dem Lud- wigshafener ist sie aber viel zu weit nach hinten verlagert, die Achse würde die hintere Fläche des fehlenden Condylus berühren. Eine richtigere Stellung ergibt sich, wenn man das Fragment nach dem Australierfemur ergänzt und danach die senkrechte Achse einzeichnet (Abb. 1). Auch nach der Krümmung der Diaphyse läßt sich der Ober- schenkel von Ludwigshafen nicht mit “Neandertalfemora vergleichen. Wir haben somit gesehen, daß ein Teil der Eigentümlichkeiten, nach denen das Ludwigshafener Oberschenkelfragment dem Neander- taltypus angehören sollte, auch bei modernen Europäern vorkommt und daß diejenigen Eigentümlichkeiten, welche für die bisher bekannten Neandertalerfemora besonders charakteristisch sind, beim Ludwigs- hafener Stück sich nicht einwandfrei nachweisen lassen. Wir besitzen keinen einzigen Anhaltspunkt dafür, daß dieses dem Neandertalertypus zuzurechnen wäre. Da noch dazu das hohe Alter äußerst zweifelhaft ist, darf das Ludwigshafener Femur nicht als der Neander- talrasse zugehörig bezeichnet werden; es hat somit auch der Schlußsatz von Lustre’s Abhandlung keine Berechtigung, daß der Fund den direkten Beweis liefere für das Vorhandensein der Neander- talmenschen am Oberrhein. Wenn Lusrıe schreibt: „Die Möglichkeit der morphologischen Verwertung selbst eines solchen Fragmentes zeugt für die Vervoll- kommnung unserer Methodik“, so muß im Interesse der Bewertung der deutschen Methodik dagegen Verwahrung eingelegt werden, daß durch eine derartige Beweisführung einem dem Alter noch ganz un- 188 sicheren Funde ohne einwandfreie Beweise ein hohes Alter zuge- schrieben wird. Ich kann hier nur wiederholen, was ich in der Dis- kussion zu den Ausführungen von H. Kuaartsou, F. W. ELswer und W. Lustie über die menschlichen Skeletreste aus dem Hohlen Fels bei Happurg (Bez. A. Hersbruck) auf der Nürnberger Versammlung der Deutschen anthropologischen Gesellschaft (Korr. Bl. der Deutsch. Anthr. Ges. 1913, 8. 118) ausgeführt habe: „Vom lokalpatriotischen Standpunkt aus würde ich es begrüßen, wenn die Knochenreste vom Hohlen Fels (hier von Ludwigshafen) sehr alt wären; aber die Fund- umstände scheinen nicht ganz klar zu sein (hier überhaupt unsicher) und gegen die Verwertung morphologischer Eigentümlichkeiten zur Feststellung der Zugehörigkeit von Skeletteilen zu bestimmten prä- historischen Kulturstufen kann ich Bedenken nicht unterdrücken. Wir besitzen noch nicht genügend Material vom fossilen Menschen, um die Variationsbreite der morphologischen Eigentümlichkeiten mit Sicherheit festzustellen.‘‘ Ich kann noch hinzufügen, es fehlen uns für eine Reihe von Eigentümlichkeiten am Skelet auch noch Unter- suchungen an einem genügend großen modernen Material, um die schwierige Frage nach der Rassenzugehörigkeit eines Knochenfundes zu lösen, dessen Alter stratigraphisch nicht festgestellt werden kann. Nachdruck verboten. Zur Morphologie des Spiraldarms. Von Dr. E. JACOBSHAGEN, Assistent am Anatomischen Institut Jena. Mit 16 Abbildungen. Seit alter Zeit hat der Spiraldarm als anatomisches Kuriosuin segolten. Man hat allerlei Aufzeichnungen über sein Vorkommen und seine Formverhältnisse gemacht, hat sein Schleimhautepithel unter- sucht und seine Ontogenie, ja, hat an Fossilen über seine Verbreitung in verflossenen Perioden der Erdgeschichte Studien unternommen. Aber trotz allem ist die Morphologie des Spiraldarms, der heutzutage nur bei Petromyzonten, Selachiern, Dipnoern und Ganoiden vor- kommt, sehr wenig geklärt. Epınger, dessen kleine Arbeit auf die darmanatomische Forschung einen so ungemein anregenden Einfluß 189 auf vier Jahrzehnte ausgeübt hat, ist der erste, der sich die Frage vorgelegt hat, was der Spiraldarm denn eigentlich sei. Er sah bei Petromyzonten niederste Zustände eines solchen. Die Spiralfalte SW ET Abb. 1. Modelle des epithelialen Darmrohres dreier Pristiurus-Embryonen ver- schiedenen Alters nach RÜckerr (aus Orrper). c Ductus choledochus. g Gallenblase. p Ductus pancreaticus. v Ductus vitello-intestinalis. der Petromyzonten sollte den übrigen Relieffalten dieser Tiere homo- log sein, es sollte die Spiralfalte eine echte Schleimhautfalte sein. Der 1907 Spiraldarm sollte ein Darm sein, der eine Schleimhautfalte anders als die übrigen entwickelt zeigt, der sie zur Spiralfalte umgebildet hat. OPPEL dürfte in neuerer Zeit derjenige sein, der sich am lautesten zur Epvinger’schen Auffassung bekannt hat. Angenommen, diese Ansicht sei richtig, so wäre die Lösbarkeit des Spiraldarmproblems nur erschwert statt erleichtert. Warum eine beliebige Relieffalte auf den Einfall kommen sollte, sich in solch unerhörter Weise von ihrem Urzustand zu entfernen, während alle übrigen unverändert blieben, ist unerfindlich und würde es wohl immer bleiben. Solche Sorgen sind aber weder bei OppEı noch bei EvıngEr zu bemerken. Dem Verständ- nis ist der Spiraldarm durch beide Forscher nicht im geringsten näher gerückt. Von anderer Seite näherte sich RÜCKERT der Spiraldarmfrage. Er studierte die Ontogenie des Spiraldarms von Pristiurus und kam zu dem Resultat, daß der Spiraldarm vorzüglich durch eine Achsen- drehung des ursprünglich geraden Darmes bei gleichzeitigem Längen- wachstum desselben zustande komme. Ursprünglich war der Darm gerade, dann trat an seinem hinteren Ende eine Spiralwindung des Lumens auf, die von da nach vorn um sich griff. An Modellen wurde der Befund in glücklicher Weise festgelegt. RÜckerr’s Hauptergeb- nisse sind: 1. In einem mittelalten Entwickelungsstadium (B oder C) ist die erste, am meisten oral gelegene Spiraltour relativ nicht nur, sondern auch absolut kürzer als in früheren Stadien. 2. Am kaudalen Darmende verschiebt sich später noch die Richtung der Windungen, indem letztere näher zusammenrücken und mehr horizontal verlaufen (vgl. Abb. 1B und C). 3. Der Ductus choledochus zeigt seine Ein- miindungsstelle später um 180° verschoben. Keins dieser Ergeb- nisse ist seither angefochten, ja, die Drehung der Ductus chole- dochus-Mündung wurde von Kantorowicz ausdrücklich bestätigt und dabei wurde von ihm betont, daß die endgültige Mündungs- stelle sicherlich nur durch eine Darmdrehung im Peritonealrohr, nicht aber durch eine Wanderung des Ductus zustande gekommen sein dürfte. In diesen drei Feststellungen beruht meines Erachtens der Wert der Rückerr’schen Arbeit. Aus ihnen wird jeder Un- befangene entnehmen müssen, daß der Spiraldarm eine Achsen- drehung durchgemacht habe. Wenn das nicht geschehen ist und OppEL gegen RÜCKERT auftrat, so liegt die Schuld allerdings wohl großenteils an RÜckERT, der eine 191 meines Erachtens sehr seltsame Erklärung seiner Befunde auf mecha- nischem Gebiete versuchte, die OPPEL zur Entgegnung reizte. Daß OpPEL indessen zu obigen drei sachlichen Punkten nicht Stellung nahm und aus der Theorie heraus eine eigene Hypothese schuf, muß aufs höchste verwundern! War es durch Rückerr in der Tat sehr wahrscheinlich gemacht, daß der Spiraldarm ein spiral aufgewundener Darm sei, so ist doch nie versucht worden, das vergleichend - anatomisch einmal nachzu- prüfen. Hierzu entschloß ich mich, angeregt durch Untersuchungen an Reptiliendärmen. Bei Trionychiden studierte ich eine schon von HorrMann angegebene wulstartige Längsfalte des Mitteldarmes, die äußerlich die allergrößte Ähnlichkeit mit manchen Spiralfalten hatte. Lag eine Spiralfalte vor oder nicht? Um das zu wissen, mußte ich den Bau der echten Spiraldärme kennen. Die Literatur zeigte gähnendste Leere. So entschloß ich mich rasch zu eigener Untersuchung. Zu Gebote standen mir gut fixierte Därme von Chimaera, Heptanchus, Seyllium canicula, Trygon pastinaca, Torpedo marmorata, Protopte- rus annectens und Calamoichthys calabaricus, freilich jeder nur in einem Exemplar. Dazu hatte ich weniger gut fixiert Callorhynchus antarcticus, Chlamydoselachus anguineus, Carcharias obtusirostris, Mustelus laevis, Zygaena malleus, Amia und Acipenser ruthenus. Ich gebe zunächst alle für unsere Frage wichtigen Punkte an, und darüber hinaus werde ich nur da berichten, wo ich selbst beobachtete und unbekannte Dinge sah. I. Petromyzonten. Im III. Teil meiner Untersuchungen über das Darmsystem der Fische und Dipnoer habe ich Angaben über die makroskopische Ana- tomie des Rumpfdarms der Petromyzonten gemacht und gezeigt, daß die wulstartige Spiralfalte vom Darmrelief unverändert gerade wie bei Haien überzogen ist, daß sie also durchaus nicht, wie EDINGER wollte, einer einzelnen Relieffalte zu homologisieren ist. Nach BizzozEro’s Angaben baut sich die Spiraldarmwand von Petromyzon folgendermaßen auf: Außen liegt eine zarte Serosa, unter der sich eine dünne Bindegewebslage findet. Ihr folgt eine ziemlich dicke Schicht von lymphoidem, kavernösem Gewebe und darauf erst die Muskulatur (Abb. 2). Über letztere gehen die Angaben der Forscher auseinander. LANGERHANS und BizzozERo behaupten, außen 192 läge eine Ringmuskulatur, innen eine Längsschicht, Vogt und Yune fanden 1894 dagegen das Umgekehrte. Sorgfältige Untersuchung zeigte ihnen gleiche Muskellagen wie bei allen übrigen Wirbeltieren. Nach innen zu liegt der Muskulatur eine dünne Bindegewebs- lage auf und dann folgt das Epithel. Sehr zu beachten ist nun der Bau der Spiralfalte! Aufdem Querschnitt sieht man die zwischen der Serosa und der Muscularis gelegene ‚‚kaver- / nose Schicht“ stark verdickt. Während die Serosa mit der anschließenden Bin- Abb.2. Querschnitt durch den Spiraldarm von Ammo- degewebslage unver- coetes nach LangERHANS (aus OrpeL). Aa Arterien. Über ändert bleibt, wird A Spiralfalte. g Ganglienzellen. M Cavernöse Schicht. ml ; i Längsmuskulatur. mf Ringmuskulatur. S Serosa. v Vene. die Muscularis samt der zentralen Binde- gewebslage (Mucosa) und dem daraufsitzenden Epithel ins Darmlumen vorgestülpt. Es wird also die Spiralfalte nicht allein von der Schleim- haut, sondern auch von der Darmmuskulatur gebildet. Diese schon LANGERHANS bekannte Tatsache sei allen Freunden der EDINGER- OprEL’schen Ansicht einmal nachdrücklich vorgehalten! Il. Selachier. Bei den Selachiern tritt bekanntlich die Spiralfalte in 2 Typen auf, dem „‚gerollten“ und dem ,,gedrehten‘‘. Bei ersterem ist die Basis der Spiralfalte eine gerade oder nur sehr schwach spiral durch den Darm gehende Linie und die Falte selbst ist sehr hoch und um die ideale Darmlängsachse spiral aufgerollt, bei letzterem ist die Falte niedriger und die Basis verläuft in mehr minder enger Schraubenlinie an der inneren Darmwand entlang (siehe Abb. 3). Bei manchen Spiral- 193 darmbesitzern, so bei den Crossopterygiern, ist die erste Spiraltour des „„gedrehten‘‘ Darmes sehr langgezogen und RÜckerr scheint ge- neigt, sie als der ,,Rollfalte’ nahe verwandt anzusehen. Das ist auch auf alle Fälle richtig, wovon ich mich bei einem Exemplar von Chi- maera deutlich überzeugen konnte. Es ist dasjenige, von dem Abb. 7 und Abb. 8 stammen. Während gewöhnlich im Spiraldarmanfang bei Chimaera, wie bei Callorhynchus, eine richtig gerollte Spiralfalte von gerader Längslinie als Ursprungs- fläche ausgeht, war hier die Basis die gleiche, die Faltenhöhe aber weit geringer und die Falte darum nicht eigentlich ‚‚gerollt“ (Abb. 7); kurz vorm letzten Darmdrittel ging sie dann sehr plötzlich in zweieinhalb stark gewundene Touren des ,,ge- drehten“ Typus über. Wie ich schon früher betonte (Teil III), gestatten die Befunde bei Holoce- phalen uns, den ,,Rolltypus als einen solchen aufzufassen, bei dem die Spiralen lang, sehr lang gestreckt sind und dafür die Faltenhöhe zu- nahm. Die nahe Verwandtschaft beider Typen bestätigt sich auch im feineren Aufbau des Spiraldarmes. Die Darmwand der Selachier hat folgenden Bau: Zu äußerst liegt I die Serosa. Ihr Epithel ist flach- ed) kubisch bei Callorhynchus, Hept- Be anchus, Segilium, Mustelus, Trygon pAb Brute Spirallan vo und Torpedo und steht dem Platten- Typus der Spiralfalte). Hinten durch epithel schon genähert. Hochkubi- ae Windungem der Spiralialto” eine : : : ? orste geführt. sches, ziemlich schmalzelliges Epi- thel mit sehr großen, ovalen Kernen traf ich jedoch bei Chimaera. Eine meist sehr dünne, zartfibrilläre Bindegewebslage folgt unmittel- bar unter diesem Epithel. Sie geht rasch in eine zweite Bindegewebs- schicht über, die ich als Tunica subserosa bezeichnen will. Diese liegt Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 13 194 zwischen Serosa und äußerer Längsmuskulatur. Nur sehr dünn bei Heptanchus, Scyllium, Mustelus und Trygon, erreicht sie bei Callo- rhynchus, besonders aber bei Torpedo und Chimaera ansehnliche OM some Ah Ss ake DES DR — CANALS ry Peeriny TUR =. ‘ ELLI, VRQ SPOS rs AN KERTT EHER nt NEST PTFE nid ore ‘ts, tan EIER, ID: * tan ke 5 AND, SVS N TE = > ™ 4 . E Abb. 4. Stück eines Querschnittes durch die Spiraldarmwand von Heptanchus cinereus (Leitz Obj. 3, Ok. 2) LM Längsmuskulatur. MM Muscularis mucosae. P Propria. RM Ringmuskulatur. S Submucosa. Se Serosa. St.c. Stratum com- pactum. T.i. Tunica intermuscularis. 7.S Tunica subserosa. Dicke. Das Bindegewebe der Schicht hat ein ungemein zartes fibril- läres Gerüst zur Grundlage. Die Bindegewebszellen haben mit em- 195 bryonalen noch große Ähnlichkeit, liegen, wie sie, wenig dicht und haben nur sehr wenige Fibrillen ausgeschieden. Dies zarte Gewebe wird nun allgemein von mehr minder derben Fibrillenbündeln durch- zogen, die lediglich aus kollagenen Bündeln sich zusammensetzen, wie ich mit Hilfe der Manutory-Risspert’schen Kollagen- und Unna- TAENZER’schen Orceinfärbung feststellte. Die Dicke der Fibrillen- bündel schwankt. Bei Heptanchus, Zygaena, Torpedo und Trygon sind sie mäßig dick. Ihre Verlaufsrichtung ist sehr verschieden. Bei Seyllium und mehr noch bei Carcharias, Callorhynchus und Chimaera überwiegt bei weitem die Längsrichtung, zugleich sind bei ihnen die “ Fibrillenbündel ungewöhnlich kräftig. Diesen derben Bündeln sitzen nur hin und wieder flache Kerne seitlich auf. Reiche Gefäße sind stets in diese Schicht eingeschlossen, dazu bei Chimaera zahlreiche Chromatophoren, die sogar stellenweise die Längsmuskulatur durch- setzen und bis in die Ringmuskulatur vordringen. Bei letzterem Tier beobachtete ich auch sehr viele markhaltige Nerven in der Sub- serosa, wie in allen anderen Bindegewebsschichten des Darmes. An die Subserosa schließt sich die äußere Längsmuskulatur an, die stets aus Bündeln glatter Muskelzellen besteht. Wenngleich ich sie an alten Präparaten von Chlamydoselachus, Zygaena und Carcha- rias nicht mit Sicherheit nachweisen konnte, dürfte sie hier in zarter Form vielleicht doch vorhanden sein. Im allgemeinen ist die Längs- muskulatur der Selachier recht schwach. Nur bei den Holocephalen, wo sie nur wenig hinter der mäßig dicken Ringmuskulatur zurück- bleibt, ist sie ansehnlich (vgl. Abb. 7). Häufig ist der Faserverlauf in ihr nicht rein längs. Untersuchungen über die Verhältnisse der Spiraldarmmuskulatur an Flächenpräparaten würden gute Dienste leisten können. Oft sitzen (Chimaera, Callorhynchus, Trygon) Längs- und Ring- muskelschicht dicht aufeinander, sind nur durch eine sehr schmale Bindegewebslage getrennt. Bei Torpedo, Scyllium und besonders bei Heptanchus ist diese Trennungsschicht, wie Abb. 4 lehrt, aber von sehr erheblicher Dicke und es mag gerechtfertigt erscheinen, diese bisher nur bei Tieren mit Spiraldarm beschriebene Schicht als Tunica intermuscularis zu bezeichnen, um so mehr, als sie, wie wir sehen werden, bei den Dipnoern ihren rein bindegewebigen Charakter streckenweise aufgegeben hat. Die Intermuseularis besteht also bei Holocephalen und fast ebenso bei Trygon aus einer dünnen Lage fibrillären Gewebes. Bei Torpedo und Seyllium sieht man hier derbere, 13* 196 in verschiedener Richtung gelagerte Fibrillenbiindel mit Gefäßen da- zwischen und gewahrt in den Lücken überall das oben von der Sub- serosa beschriebene, sehr zarte Bindegewebe. Am eigenartigsten ist der Gegensatz von sehr derbfibrillärem und sehr zartfibrillärem Binde- gewebe durch- und ineinander bei Heptanchus (Abb. 5). Überall in der Intermuscularis sah ich einzelne sympathische Ganglien. Abb. 5. Ein kleiner Ausschnitt aus der Tunica intermuscularis von Heptanchus cinereus, um die verschiedenen hier nebeneinander bestehenden fibrillären Binde- gewebsformen zu zeigen (Zeiss Obj. D, Ok. 3, Tubl. 14,7 cm). Sehr verschieden ist die Dicke der Ringmuskulatur. Am dünn- wandigen Darm von Carcharias und Zygaena ist auch sie dünn. Bei Chimaera und Callorhynchus wird sie ansehnlicher. Bei Trygon und 197 Torpedo, wo sie gewöhnlich in eine Reihe einzelner, durch fibrilläres Bindegewebe getrennter Schichten zerfällt, ist sie noch dieker und mächtig bei Heptanchus, Scyllium und vor allem Chlamydoselachus. Ich färbte mit der Orceinmethode, hatte aber merkwürdig wenig Glück damit. Bei fast allen fand ich lediglich in den Blutgefäßen stark gefärbte elastische Fasern, sonst aber nirgends. Nur bei Trygon fand ich solche. In dem die einzelnen Biindelchen der Längs- muskulatur trennenden fibrillären Bindegewebe ließ sich auch ein Flechtwerk ziemlich derber, geschlängelt verlaufender elastischer Fasern feststellen und ebenso begegnete ich ihm in der Ringmuskulatur. Nur war es an dieser Stelle, wie auch das kollagene Gewebe, viel spärlicher, und seine Fasern waren zarter. Auch im Umkreis großer Blutgefäße fand ich in der Intermuseularis ein zierliches Geflecht. Dagegen habe ich es zu meiner Überraschung in der Museularis mucosae vermißt (vgl. die Befunde bei Protopterus). Trotzdem stets die Elastica der Blutgefäße stark an den Präparaten gefärbt war, bin ich zu der Annahme geneigt, daß im Spiraldarm der Selachier mehr elastische Fasern vorkommen als ich finden konnte, und empfehle neue Untersuchungen. Die Schleimhaut des Selachierdarmes ist allgemein in eine Sub- mucosa, Muscularis mucosae und Propria gesondert. Nur bei Chimaera sind diese Schichten nicht überall deutlich. Während der ersten, lang- gezogenen Spiraltour (Abschnitt der Rollfalte) besteht hier freilich sehr deutlich eine sogar ziemlich dicke, vorwiegend aus Längsmus- kulatur gebildete Muscularis mucosae, während der ersten „‚gedrehten“ Spiraltour aber fand ich sie in der Darmwand an meinen Präparaten nahezu überall rückgebildet. Lediglich im Anschluß an die Basis der Spiralfalte, in der sie sehr mächtig entfaltet ist, traf ich hier noch eine Strecke weit Muscularis mucosae, die dann plötzlich oder nach und nach verschwand. Dagegen konnte ich in der letzten „gedrehten“ Spirale wieder fast überall Muscularis mucosae nachweisen, wenngleich sie durchweg sehr viel dünner und stellenweise unterbrochen war. Diese Zustände bei Chimaera sind, wie wir sehen werden, theoretisch von Bedeutung. Wenden wir uns nun zur Betrachtung der einzelnen Schleimhaut- schichten! Allgemein ist die Submucosa von mäßiger Dieke, wenngleich sie die Schicht der äußeren Längsmukulatur stets wohl an Stärke über- trifft. Am breitesten sah ich sie bei Zygaena malleus, doch war der 198 Darm dieses Tieres sehr mäßig fixiert, so daß der Befund in einer Binde- gewebsquellung seine Ursache haben mag. Wir dürfen wohl annehmen, daß die Dicke der Submucosa in Wahrheit überall nahezu gleich ist. Wie die Intermuseularis setzt sie sich allgemein aus einem sehr derb- fibrillären Bindegewebe zusammen, in dessen Lücken ein ungemein zartfibrilläres von jugendlichem Charakter Platz findet. Recht spärlich sah ich das zartfibrilläre Bindegewebe in der Submucosa von Chlamy- doselachus und Trygon entwickelt, sodann bei den Holocephalen. Auch noch sehr gering ist seine Verbreitung bei Heptanchus, Scyllium, Carcharias und Torpedo. Größere Verschiedenheiten in der Dicke der Fibrillen und ihrer Lagerung verrät das derbfibrilläre Gewebe. Die derbsten Bündel besitzen Callorhynchus, Chimaera, Chlamydoselachus, Heptanchus, Seyllium und Carcharias. Bei ihnen verläuft bei weitem die Mehrzahl in Längsrichtung. Auch bei Torpedo sind die Fibrillen- bündel noch recht kräftig, aber ihr Verlauf ist regelloser und bevorzugt eher transversale Richtung. Zygaena hat dünnere Bündel und diese zeigen regellose Anordnung. Hinsichtlich der Faserrichtung ähnelt ihm Trygon, doch sind hier die Fibrillenbündel dünner. Die Muscularis mucosae ist verhältnismäßig ziemlich dick und bildet äußerlich gewöhnlich eine einheitliche Lage. Indessen können kleine Muskelzweige etwas abgesprengt in der Propria liegen. Das traf ich namentlich bei Heptanchus, auch bei Trygon und Torpedo hier und dort. Während bei Callorhynchus, Chimaera und Carcharias von mir fast reine Längsrichtung der Muskelbündel beobachtet wurde und auch bei Scyllium und Heptanchus diese wenigstens erheblich überwog, waren bei anderen zwei Richtungen deutlich. Vielleicht verlaufen die Bündel hier in Spiralen und Gegenspiralen. Untersuchungen an Flächenpräparaten, die ich nieht vornahm, können gewiß leicht dar- über Aufschluß verschaffen und wären für eine Einsicht in die mechanischen Leistungen des Spiraldarmes von Bedeutung. Eine _ doppelte Lage von Muskeln bemerkte ich in der Muscularis mucosae von Chlamydoselachus fast überall. Die Propria läßt allgemein drei Schichten erkennen. Peripher, also der Museularis mucosae angeschlossen, liegt eine derbfibrilläre Bindegewebslage, in der bei Holocephalen, Heptanchus und Seyllium Längsbündel vorherrschen, während bei anderen regelloser Bündel- verlauf oder eine transversale Faserrichtung überwiegen. An sie schließt sich stets eine zartere Mittelschicht und zuletzt die binde- 199 gewebige Basalmembran des Epithels. Im einzelnen ist die Propria nach 3 Typen ausgebildet. Den ersten trifft man bei den Holocephalen, bei Scyllium und Torpedo z. B. Die periphere Fibrillenschicht ist hier sehr an- sehnlich und rast stellenweise bis fast ganz an die Basalmembran heran, dem adenoiden Gewebe hier und da meist nur eine sehr schmale Zone überlassend. Wo diese aber breiter wurde, ist sie meist doch von einzelnen Fibrillenbündeln durchsetzt und vor allem nur lokal verbreitert. Derselbe Bau der Propria besteht auch in den Relieferhebungen. Hier rückt das fibrilläre Gewebe in die Achse der Erhebung und das adenoide liest peripher davon. Von der Basis gegen die Spitze verlaufende glatte Muskelzellen sah ich in ziemlicher Zahl in den Zotten von Chimaera, auch bei Callorhynchus. Ein Zusammen- hang mit der Muscularis mucosae wurde in keinem Fall für sie fest- gestellt. Ihre Herkunft bleibt, wie die der Muscularis mucosae, zu erforschen. Die lokalen Propriaverdiekungen zeigen in dem ver- mehrten adenoiden Gewebe immer auch stärkere Lymphzellinfiltrate. Zentralwärts bietet die bei Callorhynchus besonders derbe Basal- membran den Abschluß. Den zweiten Typus der Propria sah ich bei Zygaena und Car- charias, am entwickeltsten aber bei Trygon pastinaca (Abb. 6). Hier ist die adenoide Zone allgemein viel breiter und geht peripher in fast haarscharfer, gradliniger Begrenzung rasch in die Fibrillenschicht über. Sie ist überall gleichmäßig ausgebildet, höch- stens nahe größeren Gefäßen können Fibrillen in ihr auftreten. Zumal bei Trygon ist die adenoide Schicht überall ganz ungeheuer mit Lymphozyten beladen, so daß es am Schnittpräparat Mühe kostet, den Aufbau des adenoiden Stützgerüstes zu erkennen. Nach dem dritten Typus ist die Propria von Heptanchus cine- reus gebaut. Hier ist die fibrilläre Zone sehr dick und zeigt noch im wesentlichen den Bau der Submucosa und Intermuscularis. Fast plötzlich aber hellt sich dies Gewebe spaltartig auf und läßt überall sehr spärliche Maschen adenoiden Gewebes erkennen, das aber nur hin und wieder unter den Faltenbasen deutlicher wird und an Dicke zunimmt. Dann pflegt es auch zahlreichere Lymphozyten in seinen Maschen zu beherbergen. Auf diese höchst unbedeutende Schicht folgt ein kollagenes Stratum compactum oder es treten auch zwei solcher Strata auf — das dem Lumen zugekehrte dann viel schmaler und durch eine von zartem Adenoid erfüllte Spalte getrennt. Das x 3 LE, % y Se N mt 72 rc daB Su. € 2 m. 08 a - BD ET BE EFT ee Abb. 6. Querschnittstück durch die Spiraldarmwand von Trygon pastinaca (Leitz Obj. 5, Ok. 2). L.M. Längsmuskulatur. M.M. Muscularis mucosae. P Propria. R.M. Ringmuskulatur. S Serosa. Sm. Submucosa. 7.i. Tunica inter- muscularis. Elastische Fasern in der Muskulatur durch schwarze, geschlängelte Linien angedeutet. 201 Stratum compactum ist fast hyalin und enthalt Kerne nur auf der Ober- und Unterseite. Elastische Fasern konnte ich in ihm nicht nachweisen. Das Stratum wölbt sich ein Stück weit mit in die Basen der Fältchen hinein (Abb. 4). Die Faltenkuppen enthalten zentral sehr spärliches Bindegewebe. Ebenso liegt dem Stratum compactum nur ein schmaler Saum adenoiden Gewebes auf. Dann folet die Basalmembran des Epithels. Das Epithel ist typisches einschichtiges Zylinderepithel mit Cuti- cularsaum. Ersatzzellen, zumal in den Krypten häufig, liegen zwischen den basalen Seitenflächen dieser Epithelzellen. Schleimzellen kommen überall vor, wenn ich sie bei Heptanchus und Trygon auch nicht häufig sah. Für die Häufigkeit ihres Vorkommens scheint die augen- blickliche Funktion des Darmes bei der Fixierung eine Rolle zu spielen. Ein näheres Eingehen auf die allzu oft beschriebenen Epithelbefunde versage ich mir. LIEBERKÜHN’sche Drüsen fehlen immer trotz der Angaben PILLIBT’s. (Fortsetzung folgt.) Nachdruck verboten. A. A. W. Hubrecht. Ein Nachruf von Franz KEIBEL. Am 21. März verschied zu Utrecht der Professor der Zoologie A. A. W. HUBRECHT, ein Forscher, dessen ausgedehnte Untersuchungen über die vergleichende Entwickelungsgeschichte der Wirbeltiere und besonders der Säuger ihn auch mit der vergleichenden Anatomie und mit der Anatomie des Menschen in nähere Beziehung gebracht haben. Von besonderer und bleibender Bedeutung sind für die Entwickelungs- geschichte des Menschen vor allem seine Arbeiten über die Plazen- tation. Sie trugen wesentlich dazu bei, daß die Festsetzung des mensch- lichen Eies. im Uterus und die erste Entwickelung der menschlichen Plazenta richtig gedeutet werden konnten. HUBRECHT wurde am 2. Mai 1853 zu Rotterdam geboren. Er wollte zunächst Ingenieur werden und begann seine Studien für die Ingenieurwissenschaft in Delft. Dann ging er zur Zoologie über; er studierte zuerst bei Harrına in Utrecht, später bei SELENKA in Leiden. SELENKA hat er nach seinem Tode einen warmen Nachruf gewidmet. In Utrecht promovierte er 1874 mit einer Dissertation über Anatomie, Histologie und Entwicke- lungsgeschichte der Nemertinen zum Doktor. 1876—1882 finden wir ihn als Konservator des zoologischen Museums in Leiden, 1882 wurde er ordentlicher Professor der Zoologie in Utreeht. Diese Stellung legte er 1910 nieder, um sich mit mehr Muße wissenschaftlichen Arbeiten 202 widmen zu können, blieb aber bis zu seinem Tode als außerordent- licher Professor im Verbande der Universität. Von größter Bedeutung für ihn und für die Wissenschaft wurde eine Reise nach Ostindien, die er 1890 unternahm. Er kehrte mit reicher Ausbeute zurück, und vor allem hatte er das Sammeln seltenen Materials dort so mustergültig organisiert, daß ihm nach seiner Rück- kehr in die Heimat noch lange die wertvollsten Präparate zugingen. Vor allem waren das Embryonen von Affen, von Tarsius, von Galeo- pithecus und Nycticebus. Dieses kostbare Material verwandte er nun nicht nur für eigene Untersuchungen, sondern machte es in der freigebigsten Weise auch anderen Forschern zugänglich, denen er in seinem Institut und in seinem Hause die herzlichste Gastfreundschaft gewährte. Jeder der dort am Janskerkhof in Utrecht geweilt, wird stets in Dankbarkeit HUBRECHT’s und seiner Gattin gedenken. Die gemeinsame Arbeit auf dem Gebiet der vergleichenden Embryologie zu sichern und zu fördern, das war sein Herzenswunsch, und um eine feste Grundlage für diese ge- meinsame Arbeit zu schaffen, gründete er das internationale Institut für Embryologie. Dies Institut hat außer seiner begründenden Sitzung in Utrecht 1912 noch 1913 in Freiburg i. Br. und 1914 in Cambridge (England) getast. Obgleich schon schwer leidend, setzte er sich mit Feuereifer für die Verwirklichung seiner Ideale ein. So unternahm Husrecur noch im Jahre 1914, um Material von seltenen Embryonen, besonders auch.von Orycteropus zu sammeln, eine Reise nach Südafrika. Der große Krieg machte dieser Reise, die unter den günstigsten Auspizien nach langer, gründlicher Vorbereitung unternommen wurde, ein vorzeitiges Ende. Trotz allem blieb Husprecut seiner Arbeit treu und hat bis zuletzt heldenhaft gegen seine Krankheit angekämpft. Am 21. März ist er sanft entschlafen. Seine gesamte Forschertätigkeit zu würdigen, ist hier nicht der Ort; auch bin ich nicht dazu imstande, da ich nur eine Seite seines Schaffens überblicken und beurteilen kann. Eine diesen Zeilen an- gefügte Liste von HugrecHr’s Veröffentlichungen, die ich, ebenso wie manche Notizen über sein Leben seinem Nachfolger Prof. NIERSTRASZ in Utrecht verdanke, gibt einen Überblick über das Gebiet, auf dem er schöpferisch tätig war. Husrecut’s Lebenswerk fällt in ein für die Biologen außerordent- lich glückliches Zeitalter. Die durch Darwin angeregte, großartige Belebung der biologischen Forschung trug auch Husrecut; in thr lebte und webte er. Er war reich an originellen Gedanken, die er mit großer Kühnheit zu den äußersten Konsequenzen verfolgte, ein Feind jeden Dogmas. So konnte man mit ihm in der anregendsten Weise diskutieren; nie nahm er Widerspruch persönlich. Seine vollkommene Beherrschung des Deutschen, Englischen, Französischen und Itali- enischen unterstützten ihn in hohem Maße in seinem Bestreben, die 203 internationale Wissenschaft zu fördern. Die Wissenschaft hat schon dadurch sehr viel an ihm verloren; wir werden ihn in der Zukunft schwer entbehren. HUBRECHT war Mitelied vieler Akademien und wissenschaftlicher Gesellschaften in Holland, Belgien, Deutschland, England, Frankreich, Rußland und den Vereinigten Staaten von Amerika; Ehrendoktor von St. Andrews (L.L.D. 1886), Princeton (L.L.D. 1896), Cambridge (Sc.D. 1898), Glasgow (L.L.D. 1901), Gießen (Dr. med. 1907) und Dublin (Se.D. 1908). Wer das Glück hatte, ihm persönlich nahe zu treten, dem wird er als Mensch und Freund stets unvergeßlich sein. Verzeichnis der Arbeiten A. A. W. Husrecut’s. 1874. Aanteekeningen over Anatomie, Histologie en Ontwikkelingsgeschiedenis van eenige Nemertinen. Dissertation. Acad. Proefschrift. Utrecht 1874. 1875. Untersuchungen über Nemertinen aus dem Golf von Neapel. Niederländ. Arch, f. Zoologie, Bd. 2. Some remarks about the minute anatomy of mediterranean Nemertians. Q. Journ. Micr. Sc. Vol. 15, N. S. 8. 1876. New Species of Coris. A. en M. Nat. Hist. Das Kopfskelet des Holocephalen. Niederl. Arch. f. Zool. Bd. 2. Bronn’s Fische. Afl. 1, 2, 3. Certain Tortoises. Leyden Museum Notes Vol. 3. Herpetology of Sumatra. Notes 1879. Gobius Faalmanhipii. Tijdschr. Ned. Dierk. Ver. Handleiding bij het opsporen en verzamelen van voorwerpen uit het dierenrijk. ook in Oost- en West-Indie. Leiden. Brill. 1879. 8°. Vorläufige Resultate fortgesetzter Nemertinenuntersuchungen. Zool. Anz. Nr. 37, p. 474, 476. Voorloopig Overzigt van het natuurhist. Onterzoek. in het zoöl. Station te Napels. Tijdschr. Nederl. Dierk. Ver. The Genera of European Nemerteans critically revised, with descriptions of sev- eral new species. Notes from the Leyden Museum, Vol. 1, Note XLIV. On a new genus and Species of Pythonidae from Salawatti. Notes from the royal zoöl. Museum at Leyden, Note III, p. 14. Liasis Petersi n. sp. Ibid. Note IV, p. 16—18. On the geographical range of Erebophis asper GÜNTHER. Ibid. Note V, p. 19. Over Lophocalotes interruptes GUNTHER. Tijdschr. Neder]. Dierk. Vereen. 4. Deel. 1879, p. CVI. 204 1880. Researches of the nervous System of Nemertines. Q. Journ. Micr. Se. (N. S.). Vol. 20. Etudes sur les Némertiens. I. Résultats préliminaires des recherches. Archiv. zool. expérim. T. 8, p. 521—527 (uit d. Zool. Anz. 1879, p. 474—476 vert.) Zur Anatomie und Physiologie des Nervensystems der Nemertinen. Mit 4 Taf. u. 47 p. Amsterdam 1880. (Aus: Natuurkundige Verhandl. k. Akad. Wet. deel 20.) (Auszug in Quart. Journ. Microse. Se. Vol. 20, p. 274—282.) New species of European Nemerteans. Notes from the Leyden Museum Vol. 2, p- 93—98. i The peripheral nervous system in Palaeo- and Schizonemertini, one of the layers of the body wall. With 2 pl. Quart. Journ. Microse. Se. Vol. 20. p- 431—442. Im Auszug mitgeteilt in: Zur Nemertinenanatomie. Zool. Anz. 1880, p. 406—407. Kruipende Dieren en Visschen van Midden-Sumatra (Estr. dalla Spediz.’. 1881. On the affinities of Proneomenia. Report. Brit. Ass. 1881. Het peripherisch Lemurstelsel der Nemertinen. Tijdschrift Ned. Dierk. Ver. 5. Dl. Seat ps 131,137. Proneomenia Sluiteri Gen. et sp. n. With remarks upon the anatomy and his- tology of the Amphineura. With 4 pl. Niederl. Arch. f. Zool. Supplem. pe List of Fishes, collected during the two cruises of the «Willem Barents » 1378— 79. Niederl. Arch. f. Zool., Supplem.-Bd. enth. die Ergebn. der in den Jahren 1878—79 mit dem Schooner «Willem Barents» untern. arktischen Fahrten. (Os =; On a Collection of Fishes from the St. Paul River, Liberia, with Description of 3 new Species. Notes from the Leyden Museum Vol. 3, 1881, Arch. XVII, p- 66—78. On a Collection of Reptiles and Amphibians from Beluchistan made by Dr. C. DUKE in April and May 1877. With a note by W. F. BLANFORD. Proc. Zool. Soc. London 1880, IV, p. 620—621. 1882. Notiz über die während der zwei ersten Fahrten des «Willem Barents » gesammelten Nemertinen. 2 S. mit Fig. A und B auf Taf. Echinodermen. Niederländ. Arch. Zoologie. Suppl.-Bd. 1. Studien zur Phylogenie des Nervensystems. II. Das Nervensystem von Pseudo- nematon nervosum n. g. etsp. Mit 2 Taf. Verhand. k. Akad. Wetensch. Amsterdam. 22 Dl. 19 pp. ; Nachtrag zu den Untersuchungen über das Nervensystem von Pseudonematon nervosum. Proc.-verb. Acad. Wet. Amsterdam, 27. Mai 1882, p. 7—8. List of Reptiles and Amphibians brought from British India by M. Francıs Day. Notes of Leyden Museum Vol. 4, p. 138—144. 1882. 205 1883. Fish-culture as seen at the London Exhibition, with special References to its History, Apparatus, and the methods used in the United States, Bull. U. S. Fish Comm. Vol. 3, p. 337—348. Pubblicato originariamente nel giornale „de Gids“ di Utrecht N. 7 col titolo: Een verwaarloosd Volksbelang. De Hypothese der versnelde Ontwikkeling door Erstgeboorten hare plaats in de Evolutieleer. Utrechter Antrittsrede. Leiden 1882. 35 p. Nature Vol. 27. p. 279—281. 301—304. 1. On the Ancestral Form of the Chordata. Q. Journ. Micr. Sc. Vol. 23, p. 349—368 1 Taf. 2. Over de vooronderlijke Stamvormen der Vertebraten. (Original zu 1.) Verh. koninkl. Akad. Wet. Amsterdam. Deel 23. 20 p. Contribution & la morphologie des Amphineura. Trad. par G. DutiLLeuL. Bull. Sc. Dept. du Nord. 5 Ann. 1882, p. 213—232. (übers. d. Abh. Nr. 57 im Bericht f. 1882, III.) 1884. 1. Oestercultuur in afgesloten ruimten. Vergelijkende bespreking van buiten- landsche resultaten en van proefnemingen in Nederland. ‘Tijdschr. Ned. Dierk. Ver. Suppl. 1, p. 319—368. 2. De physische gesteldheid van de Oosterschelde in verband met oesters en oester- eultuur. Ibid., p. 369—480, T. 7—15. Batrachia; Systematische Lijst. Midden-Sumatra. Reizen en Onderzoekingen der Sumatra Exp. 1877—1879 red. v. P. F. Vertu, Nat. Hist. 2. Abt., p. 8—9. Reptilia; Systematische Lijst. (als boven.) Nat. Hist. II. Abt., p.1—8, 1 Taf. 1885. 1. Over de Ontwikkelingsgeschiedenis der Nemertinen. Tijdschr. Ned. Dierk. Ver. (2) 1 Deel Versl., p. 46—48. 2. Zur Embryologie der Nemertinen. Zool. Anz. 8. Jahrg., p. 470—472. 3. Proeve eener ontwikkelingsgeschiedenis van Lineus obscurus. Barrois Prijs- verhandeling met goudbekroond en uitgev. door het Provinciaal Utrechtsch Genootschap van Kunsten en Wetenschappen. Utrecht. 50 p. On a new Pennatulid from the Japanese sea. Proc. Z. Soc. London, p. 512—518. 2 Taf. Der excretorische Apparat der Nemertinen. Zool. Anz. 8. Jahrg., p. 51—53. {Nemertinen]. Narrative Challenger Exp. Vol. 1, p. 830—833. 1886. 1. Over de Ontwikkelingsgeschiedenis van het Lemurstelsel van Lineus obscurus. Tijdschr. Ned. Dierk. Ver. (2) 1 Deel, p. CXXXI—CXXXII, (= einem Teile von Nr. 2). 2. Contributions to the Embryologie of the Nemertea. Q. Journ. Micr. Sc. (2) Vol. 26, p. 417—448, T. 22. 1887. Reifung d. Eier v. Engraulis (Autorenregister 1886—1890) ? ? 206 1, Report on the Nemertea collected by H. M. 8. «Challenger» during the years 1873—1877. Rep. «Challenger» Vol. 19, Part 54. 150 pp. Fig. 16 Taf. 2. The Relation of the Nemertea to the Vertebrata. Q. Journ. Mier. Se. (2) Vol. 27, p. 605—644, Taf. 42. 1888. Dondersia festiva gen. et sp.nov. DoNDErs’ Feestbundel. Ned. Tijdschr. Geneesk., p. 324—339, T. 8—9. Keimblätterbildung und Placentation des Igels. Anat. Anz. 3. Jahrg., p. 510—514. Die erste Anlage des Hypoblastes bei den Säugetieren. ibid. p. 906—912. 4 Fig. 1889. Studies in Mammalian Embryology. 1. The Placentation of Erinaceus europaeus, with Remarks on the Phylogeny of the Placenta. Q. Journ. Micr. Se. (2) Voallaz0; p. 283404, 7. 25227: > Over het Weefselverband tusschen moeder en vrucht bij de Zoogdieren. Handel. van het. 2. Nederl. Nat. en Geneeskundig Congres. Leiden, E. F. Brill. 1890. Studies in Mammalian Embryology. 2. The Development of the germinal Layers of Sorex vulgaris. Q. Journ. Micr. Se. (2) Vol. 31, p. 499—562, T. 36—42. 1892. The nephridiopores in the Earthworm. Tijd. Ned. Dierk. Ver. (2). 3. Deel, p. 226 —234, T. 12. Ontwikkeling van Tupaja. Tijdschr. Ned. Dierk. Ver. (2). 3. Deel Versl., p. 113. [Placenta; vorläufige Mitteilung. ] 1893. De placentatie van de Spitsmuis (Sorex vulgaris). Verh. Akad. Amsterdam (2). Deel 3, Nr. 6, 56 p., 9 Tat. 1894. 1. Studies in Mammalian Embryology. 3. Placentation of the Shrew (Sorex vul- garis L.). Q. Journ. Micr. Se. (2) Vol. 35, p. 481—537, T. 31—39. (Vertaald.) 2. Spolia Nemoris. Ibid. Vol. 36, p. 77—125, T. 9—12. 3. Het Trophoblast der Zoogdieren. Vers]. Akad. Amsterdam f. 1895—94, p- 4—8. 1895. 1. Die Phylogenese des Amnions und die Bedeutung des Trophoblastes. Verh. Akad. Amsterdam (2), Deel 4, Nr. 5, 66 p., 4 Taf. On the Didermic Blastocyst of the Mammalia. Rep. 64. Meet. Brit. Ass. Adv. Se. Oxford, p. 681—683. [In Nr. 1 enthalten.] 3. Embryologische Onderzoek van Zoogdieren uit Nederlandsch-Indie, aldoor in 1890 en 1891 aangevangen in opdracht van de koninkl. Natuurk. Ver. Nat. Tijd. Ned. Indie Batavia. 54. DL, p. 25—92, T. 1—4. bo 207 1896. Die Keimblase von Tarsius. Ein Hilfsmittel zur schärferen Definition gewisser Säugetierordnungen. Festschrift GEGENBAUR, Leipzig. 2 Bde., p. 147—178, 15 Fig. Taf. 1897. Over de kiemblaas van Mensch en Aap en hare beteekenis voor de phylogenie der Primaten. Verh. Akad. Amsterdam, Deel 5. Relations of Tarsius to the Lemurs and Apes. Science N. S. Vol. V, Nr. 118, p- 23—25. 1898. Über die Rolle des embryonalen Trophoblastes bei der Placentation. Verh. Ges. D. Naturf. Ärzte, 69. Vers., 2. Teil, 1. Hälfte, p. 172—174. La Formation de la Decidua reflexa chez les Genres Erinaceus et Gymnura. Feest Nr. Treub. Ann. du Jardin Zool. Buitenzorg 1899. 1899. 1. Uber die Entwickelung der Placenta von Tarsius und Tupaja nebst Bemer- kungen über deren Bedeutung als hämatopoetische Organe. Proc. 4, Inter- nation. Congress. Z., p. 345—411, T. 4—15. 2. Bloedvorming in the Placenta van Tarsius en andere Zoogdieren. Versl. Akad. Amsterdam, DI. 7, p. 225— 228. 3. Blattumkehr im Ei der Affen? Biol. Centralbl. 19. Bd., p. 171—174, 2 Fig. 4. The Descent of the Primates. New York 1897, 41 p. 7 Taf. 1902. 1. Keimblattbildung bei Tarsius spectrum. (Vorl. Mitt. von 2.) Verh. 5. Internat. Z. Congress, p. 651—657, 2 Taf. 2. Furchung und Keimblattbildung bei Tarsius spectrum. Verh. Akad. Amster- dam (2); “Dies; Nr. 6, 115 p:. 12 Taf, 1904. De genetische verwantschap van verschillende Invertebraten-phyla. Versl. Akad. Amsterdam (3), 12 Dl., p. 900—908. (Vorl. Mitt.) Die Abstammung der Anneliden und Chordaten und die Stellung der Ctenophoren und Plathelminthen im System. Jena. Zeitschr. Naturw., 39. Bd., p. 151 — 176. The Trophoblast. A rejoinder. Anat. Anz., 25. Bd., p. 106—110, auch in Science (2), Vol. 20, p. 367—370. 1905. 1. Die Gastrulation der Wirbeltiere. Anat. Anz. 26. Bd., p- 353—366. 10 Fig. 2. The Gastrulation of the Vertebrates. Q. Journ. Micr. Se. (2), Vol. 49, p. 403 —419. 7 Fig. 1907. Het ontstaan van roode bloedlich aampjes in de placenta van de Vliegende Maki (Galeopithecus). Versl. Akad. Amsterdam, Dl. 15, p. 793—798. 208 HUBRECHT und F. KrıBer: Normentafeln zur Entwickelungsgeschichte des Kobold- maki (Tarsius spectrum) und des Plumplori (Nycticebus tardigradus). Jena, 16: P., 38. hig. Aga, 1908. Early Ontogenetic Phenomena in Mammals and their Bearing on our Interpre- tation of the Phylogeny of the Vertebrates. Q. Journ. Micr. Se. (2), Vol. 53, p. 1—181, 160 Fig. 1909. Die Säugetierontogenese in ihrer Bedeutung für die Phylogenie der Wirbeltiere. Jena. 247 p., 186 Fig. (wie 1908.) 1910. 1. The Foetal Membranes of Vertebrates. Q. Journ. Micr. Se. (2), Vol. 55, p. 177 —188. (wie 1908.) 2. Is the Trophoblast of Hypoblastie Origin as Assheton will have it? Ibid., p.585 —594, 7 Fig. 1911. De jonge kiemblaas van Eutheria en Metatheria. Versl. Akad. Amsterdam, DI. 19, p. 1236—1242, Taf. 1912. Frühe Entwickelungsstadien des Igels und ihre Bedeutung für die Vorgeschichte (Phylogenese)des Amnions. Z. Jahrb. Suppl., 15. Bd. 2, p. 739— 774, 35 Fig. T. 33—36. 1913. Über die Bedeutung des Haftstiels bei den Säugetieren. Bericht Naturf. Ver. Wien. 1913. Quelques mystéres de l’ontologenése. Bull. de la Soc. Zoologique de France XX assemblee Gentve, Tome XXXVIII, Nr. 2. Außerdem viele Artikel in de Gids en Proces Verbaal kon. Akad. v. Wet. Amsterdam. Eine Normentafel von Galeopithecus, welche er zusammen mit Prof. NIERSTRASZ zu schreiben unternommen hatte, blieb unvollendet. Abgeschlossen am 15. Juni 1915. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt fiir die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der „Anatomische Anzeiger“ erscheint in Nummern von zwei Druckbogen. Um ein rasches Erscheinen der Beiträge zu ermöglichen, werden die Nummern aus- gegeben, sobald der vorhandene Stoff es wünschenswert macht, ev. erscheinen Doppel- nummern. Der Umfang eines Bandes beträgt etwa 46 Druckbogen, oder Ausgleich durch Tafeln, der Preis 16 Mark. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 48. Bad. >= 17. Juli 1915. & No. 9. ——} In#sarLt. Aufsätze. Otto Schlaginhaufen, Uber einige Merkmale eines neolithischen Pfahlbaverunterkiefers. Mit 5 Abbildungen. S. 209—219. — E. Jacobshagen, Zur Morphologie des Spiraldarms. Mit 16 Abbildungen. (Fortsetzung.) S. 220—235. — L. E. Bregmann, Neue Untersuchungen zur Kenntnis der Pyramidenbahn. 2. Die Oblongatapyramide des Elephanten. Mit 3 Abbildungen. S. 235—240. Aufsätze. Nachdruck verboten. Über einige Merkmale eines neolithischen Pfahlbauerunterkiefers. Von Dr. OTTO ScHLAGINHAUFEN, a. 0. Professor der Anthropologie an der Universität Zürich. Mit 5 Abbildungen, Andem Unterkiefer des neolithischen Pfahlbauskeletes von Egolz- wil (Kt. Luzern, Schweiz), das mir von dem Konservator des Natur- historischen Museums in Luzern, Herrn Prof. Dr. H. BaAcumAnn zur Bearbeitung übergeben worden ist, sind mir einige Besonderheiten auf- gefallen, die aus der Gesamtdarstellung herausgenommen und beson- ders beschrieben zu werden verdienen. Das Skelet, dem der Unterkiefer zugehört, entstammt einem weiblichen Individuum von sehr kleiner Statur, aber durchaus normalem Knochenbau. Die wohlentwickelte Schädelkapsel läßt über die Zugehörigkeit zur Spezies Homo sapiens im Sinne G. ScHwALBE’s keinen Zweifel. Auf diese kurzen Bemer- Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 14 210 kungen glaube ich mich hinsichtlich des Skeletes beschranken zu dürfen, da ich demnächst die ausführlichen Untersuchungen der Egolz- wiler Knochen veröffentliche. Im übrigen verweise ich auf eine vor- läufige Mitteilung von RupoLr Martin (1909, 35). 1. Das erste Merkmal, das mir beim Vergleich des Egolzwiler Unterkiefers mit anderen menschlichen Unterkiefern auffiel, ist die schmale langgestreckte Form des Zahnbogens. Ich sage aus- drücklich, daß diese Besonderheit mir erst bei vergleichenden Betrach- tungen zum Bewußtsein kam; denn die kräftige Diekenentwickelung des Kieferkörpers im Bereich der Mo- laren läßt diese Er- scheinungen weni- ger stark in die Augenspringen, als sie tatsächlich aus- gepragtist (Abb.1). Zu ihrer exakteren Fassung bediente ich mich der kürz- lich von G. SCHWAL- BE (1914, 344) in seiner Beschrei- bung des Ehrings- dorferKiefers ange- Abb. 1. Ansicht des Unterkiefers von Egolzwil von oben bei Einstellung in die Alveolarhorizontale. ®/, nat. Größe gebenen Methode. Von der Vorder- fläche des medialen Incisivus') bzw. bei dessen Abwesenheit vom Vorder- rand seiner Alveole bis zur Hinterfläche des 3. Molars wurde (gerad- linig) die Länge und von der Innenfläche des einen zur Innenfläche des anderen 3. Molaren die Breite gemessen. Diese in Prozenten der Länge ausgedrückt ergibt den Index des Zahnbogens. In dieser Weise unter- suchte ich außer dem Egolzwiler Unterkiefer die Gipsabgüsse der Unter- kiefer von Spy I, LeMoustier, Combe-Capelle, Hohleriels, ferner 10 Unter- kiefer von rezenten Schweizern, 5 von Pfahlbauern, 6 von Eskimo und 8 1) SCHWALBE sagt nur: „der Abstand vom medialen Schneidezahn“; doch ergaben Messungen am Gipsabguß des Unterkiefers von Ehringsdorf, daß offen- bar die Vorderfläche des Zahnes als Ausgangspunkt genommen wurde. 241 von Melanesiern; schließlich je einen Kiefer von Schweizersbild, eines Battak, eines Orang Utan sowie eines Gorilla und fügte dazu noch die von G. ScHwALBE für einen Schimpansen, für Ehringsdorf, Mauer, Krapina und La Chapelle berechneten Zahlen. Die Werte des Index (von den Serien nur die Mittel- und Grenzwerte) finden sich in folgen- der Tabelle zusammengestellt: Gorilla, männlich . . ... . 36,95 Le Moustier (Gipsabg.). . . . . 76,47 Orang Utan, männlich. . . . 37,08 Eskimo, Mittel. ....... 77,41 Schimpanse (nach SCHWALBE)!) 54,6 Melanesier, Maximum. .... 77,59 Melanesier, Minimum ... . 65,63 Spy I (Gipsabg.)....... 79,37 Epolzwih re ra Syed ae. sa 65,74 Pfahlbauer, Mittel ...... 79,65 Ehringsdorf (n. SCHWALBE) . 69,5 Krapina H (n. SCHWALBE). . . 80,00 Eskimo, Minimum. ..... 69,5 Schweizersbild Nr. 12. .... 80,00 Melanesier, Mittel. . ... . 71,52 Rezente Schweizer, Mittel. . . 82,16 Combe Capelle (Gipsabg.). . . 71,67 Battak Nr.39 ........ 83,93 Hohlerfels (Gipsabg.) . . . . 72,88 Rezente Schweizer, Maximum . 85,45 Pfahlbauer, Minimum . . . . 74,14 Eskimo, Maximum ...... 87,10 Mauer (nach SCHWALBE). . . 75,7 Pfahlbauer, Maximum. ... . 87,76 Rezente Schweizer, Min.. . . 76,27 La Chapelle (n. SCHWALBE). . . 100,00 Das Objekt von Egolzwil, für das sich rechts ein Index von 66,66, links von 64,81 berechnen ließ, fällt somit an die untere Grenze der menschlichen Variationsbreite. Von den fossilen Formen steht ihm der Unterkiefer von Ehringsdorf mit 69,5, von den rezenten Kiefern die Gruppe der Melanesier am nächsten. Von dem melanesischen Ein- zelobjekt, das Egolzwil gleichkommt, ist allerdings zu sagen, daß bei ihm die starke Schmalheit und Länge des Zahnbogens zum Teil die Folge einer ausgesprochenen alveolären Prognathie ist, während dem Egolzwiler Objekt eine solche fehlt. Bemerkenswert ist die Fest- stellung, daß der Unterkiefer von Egolzwil weit ab von der Gruppe der rezenten Schweizer und der Schweizer aus der Pfahlbauzeit steht und auch noch durch eine ansehnliche Kluft von den Objekten von Combe Capelle und Hohlerfels getrennt ist. Das in Abb. 2 enthaltene Schema, worin das Längenbreiten-Verhältnis des Zahnbogens auf gleiche Länge reduziert dargestellt ist, zeigt, wie die extremen Zahnbogenformen zu- einander stehen. Auffallend bleibt, daß La Chapelle-aux-Saints als sehr breite Kieferform so isoliert dasteht und auch keinen Anschluß an die übrigen Vertreter von Homo primigenius zeigt. 1) Meine eigenen Messungen an einem Schimpansekiefer ergaben einen Index von 46,48. 14* 212 2. Auf das zweite Merkmal ist man schon bei der Betrachtung des ersten aufmerksam geworden. Es handelt sich um die ansehnliche Corpusdicke im Bereich des 2. Molars oder besser in der Gegend der Prominentia lateralis. Mit dieser Bezeichnung versieht Rascus (1913, 11) die „höchste Erhebung der fazialen Corpus- seite kurz vor dem Ramus“. Ich möchte hier auf diese Bildung im allgemeinen nicht näher eingehen, aber wenigstens die Vermutung äußern, daß dieselbe nicht in allen Fällen morphologisch gleichwertig ist. An manchen Objekten erscheint E e' , der Knochenwulst Cc as iL | Rn c’ wie ein Ausläufer der Nia Tr ~~ 7 Linea obliqua, an N ' / anderen dagegen un- DZ FR s N : abhängig von dieser \ = / als selbständigeKno- ‘ é i chenanschwellung des Kieferkörpers. Den letzteren Cha- rakter trägt die Pro- minenz auch am Egolzwiler Kiefer (Abb.3.) Nach mei- nen bisherigen Ver- gleichungen stimmt ihre Form am ehe- sten mit der entspre- Abb. 2. Schematische Darstellung des relativen Breiten- chenden Bildung verhältnisses der Kieferbogen von La Chapelle-aux-Saints beim Unterkiefer CIC’, vom Pfahlbau Locras (Maximum des Homo sapiens) M übers: PIP’, von Egolzwil EIE‘ und vom Orang Utan 070‘. Yon Mauer uberein. Die Breitenmaße sind auf gleiche Kieferlänge reduziert, Ihre Oberfläche ist d. h. die Strecken CI, PI, EI und OI sind unter sich ] Die dj gleich lang. glatt. Die Lage der Prominentia latera- lis entspricht bei den meisten Kiefern dem freien Knochenfelde zwi- schen dem Ansatz des M. masseter auf der einen und den Ursprüngen der Gesichtsmuskeln auf der anderen Seite. Sowohl beim Egolzwiler als auch beim Heidelberger Unterkiefer ist die Dieke des Corpus jedoch nur zum Teil diesem Knochenwulst zu verdanken; denn an beiden Stücken ist das Corpus an sich von erheblicher Dicke, 213 Zum Zweck der Messung wurde der Kieferkörper samt Alveolar- fortsatz so zwischen die breiten Enden des Gleitzirkels gefaBt, daB die Querstäbe dieses Instrumentes einer Ebene parallel liefen, welche von der Mitte der Molarenkaufläche zum Basalrand des Kiefers zieht. Da sich diese Ebene meist von oben innen nach unten außen neigt, sind die Querstäbe des Instrumentes nicht parallel zur Medianebene ge- richtet. Das so gewonnene absolute Maß würde bei der Kleinheit unseres Kiefers nicht viel besagen, weshalb ich es in Prozenten der im Bereich der Prominentia lateralis gemessenen Unterkieferbreite, d. h. des von RascHe (1913, 25) als „Entfernung der beiderseitigen Promi- nentiae laterales‘‘ bezeich- neten Maßes ausgedrückt habe. Die Arbeit von Rascae enthält die abso- luten Zahlen der beiden Maße für mehrere Men- schengruppen und einige fossile Individuen, und so blieb mir nur übrig, den Index zu berechnen. Für die Unterkiefer von Le Moustier, La Chapelle, Hohlerfels und Combe Capelle stellte ich aller- dings die absoluten MaBe selbst an den Gipsabgüssen fest; auch ein Unterkiefer von Schweizers- bild wurde in die Untersuchung einbezogen. Die drei verwendeten menschlichen Gruppen bestanden aus 26 rezenten Schweizern, 28 Agyp- tern und 24 Melanesiern. Abb. 3. Ansicht der rechten Hälfte des Unter- kiefers von Egolzwil. °/, nat. Größe. Corpusdickenindex. LETTER 0% ANNE TER PEN UERRRGRAENE. 29,0 9 VEeHMoUustIers ne ee 212315 LOT wlan. sn, 24:65: Combe, Capellei le, ...2 8.1.1.3 23,072) Melanesier, Maximum . . . . 23,811) Alt-Ägypter, Maximum. . . . 23,07 1) Bezüglich zweier von RASCHE gemessener Kiefer (siehe Individualtabelle „Australien und Oceanien“ Nr. 875 und 1002) ergab meine Nachprüfung, daß das erstere Objekt einem noch jugendlichen Individuum entsprach und das absolute Dickenmaß des letzteren nicht 19, sondern 15 mm beträgt. Den ersteren Fall ließ ich daher unberücksichtigt. 2) Hier wurde die an der Innenseite des Alveolarfortsatzes befindliche Exo- stose nicht mitgemessen. Schweizer, Maximum Solutrésj ci 1 Renee)» Cro-Magnon II La /Chapelle. „wen... » Melanesier, Mittel Schweizersbild Nr. 12 ... Hohlerfels a, Tikes jelly el) ei Br, io Sey eer oe 6s ede SD) On 5 Oe SORES 214 23,07 Alt-Agypter, Mittel. ..... 20,02 22,78 Schweizer, Mittel. ...... 19,39 22,22) SPycH fel ey sss ee eee 18,68 21,59) ) “Cro-Magnon III. ., 22. ee 18,60 21,54 Melanesier, Minimum ..... 17,64 21,05 Schweizer, Minimum ..... 15,29 20,24 Alt-Agypter, Minimum .... 15,02 Unter den 88 Objekten ist es nur ein einziges, nämlich der Heidel- berger Unterkiefer, das den Unterkiefer von Egolzwil in der relativen Corpusdicke erreicht und sogar übertrifft. Von den fossilen Formen steht dem Egolzwiler Objekt der Kiefer von Le Moustier, von den GR M' Abb. 4. Frontaler in der Ebene der Mitte des zweiten rechten Molars geführter Schnitt durch den Unterkiefer der neo- lithischen Pfahlbauerin von Egolzwil und eines re- zenten Schweizers ------ AI Alveolarhorizontale, GE Gna- thion des Egolzwilers, GR Gna- thion des rezenten Schweizers, I Incision, MM‘ Medianebene. 3/, nat. Größe. Man erkennt, daß das Corpus mandibulae des Egolzwilers bei größerer Dicke sich von der Medianen weniger weit entfernt (Index 24,65) als dasjenige des rezenten Schwei- zers (Index 20,0). rezenten Gruppen diejenige der Melane- sier am nächsten. Vom Typus der rezen- ten Schweizer entfernt sich der Unter- kiefer von Egolzwil beträchtlich, wenn auch unter den 26 Kiefern je einer die Zahlen 23 und 22 erreicht (Abb. 4). 3. Diese Feststellungen haben mich nun noch zu Untersuchungen über die Knochendicke an verschiedenen Stellen des Unterkieferkörpers geführt. Man erhält schon bei oberfläch- licher Betrachtung den Eindruck, daß die Volumenabnahme des Kieferkörpers, die man bei rezenten menschlichen Kiefern in der Regel von der Symphyse nach der Gegend zwischen dem 2. Prämolaren und dem 1. Molaren konstatieren kann, beim Egolzwiler Objekt nicht statthat. Zur exakteren Feststellung dieser Erscheinung verwandte ich Henri Marrın’s (1913, 221—226) Methode der Gewinnung des Corpusumfanges, und zwar maß ich ihn mittels eines Nähfadens: 1. an der Sym- physe und 2. zwischen dem Prämolar und dem ersten Molar. Die Zahl des letzteren Maßes drückte ich in Prozenten der Zahl des ersteren aus. Bestätigte sich die Richtigkeit unserer Beobachtung, so mußte bei den rezent menschlichen Kiefern der Index in der Regel 215 kleiner als 100, beim Egolzwiler Objekt dagegen 100 oder mehr be- tragen. Was meine eigenen Messungen an letzterem, sowie an je 10 Melanesiern und Schweizern ergeben haben und was sich ferner aus H. Martin’s Zahlen für einige fossile Unterkiefer berechnen ließ, findet sich in folgender Liste zusammengestellt: Beolzwil. . ..'.. 105,97 Mauer 102,22 Aus Re hee 100,— | H. MaArTIN’s La Quina H.9 . . . 99,46 Zahlen La, Quma El by 12,2 .71293,92 be- La Naulette: 5) 5... 89,02 rechnet. 10 Melanesier . . . . 92,47 (87,01—95,59) 10 Schweizer . . . . 91,35. (88,76—96,25) Tatsächlich nimmt also bei allen rezent menschlichen Kiefern, Schweizern und Melanesiern, der Corpusumfang von der Symphyse bis zum ersten Molaren ab, wie dies H. Martin (1913, 225, Abb. 3) auch für einen Araber, eine Französin, einen Greis und ein drei- jahriges Kind festgestellt hat. Auch für den Kiefer von La Naulette und einen solehen von La Quina hat dies Geltung, während bei einem anderen aus der letztgenannten Fundstätte, sowie bei Spy der Corpus- umfang sich nicht ändert. Eine ausgesprochene Zunahme zeigen nur der Kiefer von Mauer und — in noch höherem Grade — der Kiefer von Esolzwil. 4. Die vierte Erscheinung, deren hier gedacht werden soll, bezieht sich auf die Innenfläche der Mittelpartie des Unterkiefers. Ich beobachtete, daß der obere Teil dieser Fläche (Abb. 5, III) sich gleich vom Hinterrande der Schneidezahnalveolen an zuerst nur leicht nach hinten und unten neigt und weiter hinten erst durch Vermittelung einer gerundeten Grenzpartie in den fast senkrecht abfallenden unteren Teil übergeht. Vergleichende Beobachtungen überzeugten mich davon, daß diese Bildung an den Kiefern der heute lebenden Menschenrassen höchstens in schwächeren Ausprägungsformen vorkommen kann. Wenigstens können Befunde an melanesischen Kiefern so gedeutet werden, wogegen der Unterkiefer des erwachsenen rezenten Schweizers nach meinen bisherigen Untersuchungen nicht zu dieser Bildung neigt. Indessen möchte ich nicht unerwähnt lassen, daß ein kindlicher Pfahl- bauerkiefer in diesem Punkte Anklänge an das Verhalten des Egolz- wiler Objektes zeigt. Lag es nahe, diese obere, schwächer geneigte Partie der Innenfläche des Egolzwiler Unterkiefers als Überbleibsel der 216 entsprechenden, aber weit stärker in die Linge gestreckten Fläche des Anthropoidenkiefers aufzufassen, so wurde die Erscheinung mir erst durch die Entdeckung G. ScawAuse’s (1914, 342) am Ehringsdorfer Kiefer ins richtige Licht gerückt. An diesem bedeutungsvollen Funde tritt die Gliederung der Innenfläche des Corpusmittelstückes in eine obere leicht geneigte und eine untere steil abfallende Partie in einer Schärfe zutage, wie an keinem der menschlichen Unterkiefer. — SCHWALBE nennt den oberen geneigten Teil Planum alveolare und den wulstigen Rand, der dasselbe von der steiler abfallenden unteren Partie trennt, Margo terminalis. Das Planum alveolare ist — in etwas anderer Ausprägung — auch beim Heidelberger Unterkiefer vorhanden; denn SCHOETENSACK (1908, 30) sagt: ,, Von der Innenseite der Incisivi senkt sich die mediale Fläche schräg abwärts. Ihre im ganzen konvexe Be- schaffenheit wird durch eine ganz minimale, nur bei genauerer Be- trachtung zu bemerkende Einsenkung unterbrochen, die sich hinter den Ineisivi befindet; links ist dies etwas deutlicher als rechts.‘ In einer kürzlich erschienenen Arbeit beschreibt nun G. Sergı (1914, 122) die dem Planum alveolare entsprechende Partie am menschlichen Unterkiefer. Er sagt: „La curva, dunque, incominciando dall’ incisione interna, cio& punto alveolare fra i due incisivi mediani, ma dalla parte interna (l’incisione di KLAATscH é esterna), discende piuttosto in forma concava, benché leggermente concava, per assumere la convessita in un rigonfiamento, che chiamerei promontorio. Questo & nella massima convessita curvilinea, e fa un angolo, col piano alveolare da 15° a 35° il massimo.‘“ G. SERGI nimmt also das Planum alveolare grundsätzlich in die deskriptive Anatomie des Unterkiefers auf. Um den Entwicke- lungsgrad des Planum alveolare exakt zu fixieren, muß 1. die Neigung der Fläche und 2. die sagittale Ausdehnung der Fläche im Verhältnis zum unteren Abschnitt der Innenfläche des Corpus festgestellt werden. Beide Merkmale sind am besten an einem mediansagittalen Diagramm zu bestimmen (Abb. 5). Nach Einstellung des letzteren in KLaarscH’s Alveolarebene wird der hervorragendste Punkt des ScHwALBE’schen Margo terminalis (Serer’s Promontorium) mit dem Linguale durch eine Gerade verbunden, welche mit der Alveolarhorizontallinie den Nei- gungswinkel einschließt. Die in Abb. 5 enthaltenen Diagramme, von denen dasjenige des Unterkiefers von Mauer SCHOETENSACcK entlehnt ist, dasjenige des Ehringsdorfer Kiefers von mir am Gipsabguß und diejenigen der übrigen zwei Kiefer an den Originalen genommen wurden, zeigen, daß der Ehringsdorfer Kiefer die weitaus leichteste 217 Neigung des Planum alveolare, 29°, besitzt!) und daß der Winkel beim Heidelberger Unterkiefer schon um 8° größer ist, beim Egolzwiler Objekt um noch weitere 4° anwächst und daß zwischen diesem und dem Melanesier eine Kluft von 20° besteht. Beim Europäer schließlich steht das Planum alveolare so steil, daß es in eine Richtung mit dem unteren Abschnitt fällt und sich von diesem gar nicht mehr unterscheiden läßt. Um die relative Größe der sagittalen Ausdehnung des Planum alveolare kennen zu lernen, fälle ich (Abb. 5,IlI) vom Punkte m des Margo terminalis eine Senkrechte auf eine Tangente t—t‘, welche parallel zur Alveolarebene an den untersten Punkt des Basalrandes angelegt wird. Drückt man den Abstand m—I in Prozenten der Senkrechten m--b 29° £ 42° ö a /aa°\ : \\ IT Vv Abb. 5. Mediansagittaldiagramme der Unterkiefer von I. Ehringsdorf, II. Mauer, III. Egolzwil, IV. Melanesien. Die gestrichelte Kurve von I entspricht einem Sagittal- schnitt durch den medialen Incisivus. AA Alveolarhorizontale, mb Senkrechte vom unteren Grenzpunkt m des Planum alveolare auf die Tangente ¢¢‘, ml Planum al- veolare; tt’ ist parallel zur Alveolarhorizontale an den tiefsten Punkt des Diagramms angelegt. %/, nat. Größe. — Es sei hier auf die charakteristische Medianschnittform des Egolzwiler Unterkiefers aufmerksam gemacht. aus, so erhält man einen Index, dessen Größe mit der relativen Größe des Planum alveolare wächst. Wir finden daher den größten Index beim Ehringsdorfer Kiefer 97,61, einen wesentlich kleineren schon beim Heidelberger 71,74. Der Egolzwiler zeigt 55,0 und der als Vertreter rezenter Menschenrassen gewählte Melanesier 39,11. Es steht mir zur Wertung der Verhältnisse des Planum alveolare kein größeres Ver- gleichsmaterial zur Verfügung; aber soweit darf ich in meinen Schliissen gehen, daß ich ein Planum alveolare, bei dem sich eine so geringe Nei- 1) SCHWALBE (1914, 342 und Abb. 4) findet für die auf eine andere (wahr- scheinlich dem Basalrande entsprechende) Horizontale bezogene Neigung 45°. 218 gung mit einer so großen sagittalen Ausdehnung kombiniert, wie beim Egolzwiler Objekt, bei den erwachsenen Individuen des rezenten Men- schen als äußerst seltene Vorkommnisse bezeichnet). Soweit die heuti- gen Kenntnisse reichen, werden sie nur von den Kiefern von Mauer und Ehringsdorf übertroffen. Doch halten uns die Erfahrungen, die wir in Bezug auf andere Merkmale mit den Melanesiern gemacht haben, die Möglichkeit vor Augen, daß diese Gruppe vielleicht mit einzelnen Varianten dem Egolzwiler Schädel hinsichtlich der in Frage stehenden Erscheinung nahe- oder gleichkommen. — Was die Form des Planum alveolare betrifft, so wird es von einer leichten Delle eingenommen (Abb. 1), die sich seitlich etwas deutlicher bemerkbar macht als in der Medianlinie. Über das Planum alveolare der Vertreter von Homo primigenius habe ich keine zahlenmäßigen Untersuchungen angestellt, aber nach der deskriptiven Betrachtung muß man einen engeren Anschluß an die rezent menschlichen Kiefer annehmen. Jedenfalls entfernt sich der Ehringsdorfer Kiefer in Bezug auf dieses Merkmal von den neander- thaloiden Unterkiefern so stark, daß die systematische Abtrennung von der Spezies Homo primigenius vielleicht doch gerechtfertigt er- schiene. Zusammenfassend ist also zu sagen, daß sich im neolithischen Pfahlbaukiefer von Egolzwil folgende vier, an dem rezenten Schweizerunterkiefer noch nicht beobachtete Erschei- nungen kombinieren: l. Langeschmale Form des Zahnbogens, die diejenige des Ehringsdorfer Kiefers noch etwas übertrifft, aber auch bei vereinzelten melanesischen Unterkiefern zur Beobachtung kam; 2. beträchtliche relative Massenentwickelung des Corpus im Bereich des 2. Molaren, die einzig vom Heidel- berger Kiefer noch übertroffen, aber von den Unterkiefern von Le Moustier und einzelnen melanesischen Objekten nicht ganz erreicht wird; 3. Zunahme des Corpusumfanges von der Symphyse bis in die Gegend zwischen Prämolaren und Molaren, eine Eigenschaft, die die rezenten Kiefer nicht mit dem Egolzwiler 1) Die von Serer (1914, 122) mitgeteilten Winkelwerte müssen sich auf eine andere Technik beziehen, da ich auch an seinen Diagrammen (p. 16) Winkel von weniger als 50° nicht feststellen konnte. 219 Objekt teilen und von den fossilen nur der Heidelberger mit ihm gemein hat; 4. Planumalveolareimobersten Teilder Innenfläche des Corpusmittelstückes, dessen Neigungs- und Größenverhält- nisse bei rezenten Unterkiefern ungewöhnlich sind und nur durch die Objekte von Mauer und Ehringsdorf übertroffen werden. Der Unterkiefer von Egolzwil besitzt somit in mehr als einer Hin- sicht Beziehungen zu den fossilen Kiefern von Mauerund Ehringsdorf, trotzdem daß sich in der Schädelkapsel — deren spezielle Merkmale in der Hauptpublikation behandelt werden sollen — deutlich die Eigenschaften von Homo sapiens aussprechen. Es mag diese Tatsache darauf hindeuten, daß einzeln aufgefundene Unterkiefer vorsichtige Beurteilung erheischen und bei primitivem Charakter einzelner Merkmale nicht ohne weiteres auch auf eine primitive Be- schaffenheit der Schädelkapsel schließen lassen. Zürich, 30. März 1915. Imerabur: Martin, HENRI, A propos de la robusticite du maxillaire inferieur de ’homme néanderthalien. Bull. Soc. Préhist. Francaise, t. 10, N. 4, p. 221—226, 1913. Martin, Ropotr. (Vorläufiger Bericht über das Skelet von Egoizwil.) Erster Jahresber. d. Schweiz. Ges. f. Urgeschichte, S. 35—36, 1909. RaAscHE, WALDEMAR, Beiträge zur Anthropologie des Unterkiefers. Aus dem Anthrop. Inst. d. Universität Zürich. Inaug.-Diss., Zürich 1913. SCHOETENSACK, OTTO, Der Unterkiefer des Homo Heidelbergensis aus den Sanden von Mauer bei Heidelberg. Ein Beitrag zur Paläontologie des Menschen. Leipzig, W. Engelmann, 1908. SCHWALBE, Gustav, Über einen bei Ehringsdorf in der Nähe von Weimar ge- fundenen Unterkiefer des Homo primigenius. Anat. Anz. Bd. 47, S.337—345, 1914. SERGI, GIUSEPPE, La mandibola umana. Rivista di Antrop., Vol. 19, S. 119—168,. 1914. 220 Nachdruck verboten. Zur Morphologie des Spiraldarms. Von Dr. E. JACOBSHAGEN, Assistent am Anatomischen Institut Jena. (Fortsetzung.) Spiralfalte. Fassen wir den Bau der Spiralfalte nun ins Auge! Einfachste Zu- stände finden wir bei Chimaera und Callorhynchus im Bereich der ersten Faltentour (Abb. 7), der ,,Rollfalte“. In der Gegend des Ansatzes der Rollfalte sehen wir Serosa, Subserosa, äußere Längsmuskulatur und einen Teil der Ringmuskulatur der Darmwand unbeirrt weiter- ziehen und keinerlei Veränderungen eingehen. Der zentrale Teil der Ringmuskulatur entsendet indessen von den beiden Seiten her mächtige Muskelbündel in die Achse der Spiralfalte hinein, die miteinander verschmelzen. Als meist einheitlicher Keil reichen sie bei Chimaera bis zum Knie der Falte, während sie bei Callorhynchus, wo die Rollfalte viel höher und stark gerollt ist, sehr weit gegen den Kopf zu verfolgt werden können, durch die Submucosa fast überall sehr deutlich von der Muscularis mucosae getrennt. Der Faserverlauf in beiden Muskelsystemen ist entgegengesetzt, was die Unterscheidung natürlich noch sehr verein- facht. Ist es bei Chimaera zweifelhaft, ob und wieviel der im Kopf der Spiralfalte befindlichen Muskulatur (vgl. Fig. 7 und Fig. 11) von der inneren Ringschicht stammt, so stammt bei Callorhynchus fast die ganze innere Lage im Spiralfaltenkopf aus der Ringmuskulatur des Darmes. Doch gehen wir zur Spiralfaltenbasis zurück. Peripher des zen- tralen Muskelkeils, der aus der Ringmuskulatur der Spiraldarmwand stammt, sehen wir von rechts und links die Submucosa der Wand sich unverändert in die Spiralfalte begeben. Ihr liegt außen die Museularis 221 mucosae und darüber die Propria auf, beide ihren Charakter bei Callorhynchus kaum, bei Chimaera bis zum Faltenknie wenigstens kaum irgendwie ändernd. Bei Chimaera berühren sich hinter dem Knie im Kopfteil der Spiralfalte wegen des Fehlens des axialen Mus- kelbündels beide Submucosae und zugleich erfahren sie eine Zunahme ihrer Dicke. Der Faltenkopf ist verdickt. Auch die Muscularis mucosae ist in diesem Teil der Spiralfalte verdickt. Es treten zahlreiche neue Muskelbündel an ihrer Innenseite auf in wenig geregelter Weise. Zu- mal nach dem Faltenzentrum zu ist die Anordnung regellos. Der größere Teil der in die Submucosa vorgedrungenen Muskelbündel verläuft wie die Bündel der Muscularis mucosae in der Richtung der Darmachse längs, ein kleinerer Teil schräg oder ganz transversal. Diese Beobachtung macht es zweifelhaft, ob ein Teil der Muskelbündel als Rest des axialen Muskelkeils der Falten angesehen werden darf, zu- mal da auch im äußersten Kopfteil von Callorhynchus diese Anteil- nahme fraglich ist, wenngleich hier, wie erwähnt, ein bedeutend weiteres Eindringen des axialen Keils festgestellt werden konnte. Die Propria ist unverändert. Einen Schnitt durch den Darm von Chimaera in der Höhe der ersten „gedrehten‘“ Spiraltour zeigt Abb. 8. Hier ist der Befund ein anderer geworden. Das von der Ringmuskulatur ge- bildete axiale Bündel ist in seiner Ausdehnung sehr stark reduziert und entbehrt an vielen Stellen, wie unsere Figur zeigt, den Zusammen- hang mit der Ringmuskulatur ganz, während an anderen noch einzelne feinere, sehr selten einmal auch ein gröberes Bündel zu ihr hinüberzieht und sich in ihr auflöst. Die Submucosa bietet ähnliche Zustände wie in der ersten Windung, doch ist ihre Verdickung am Faltenkopf nur unerheblich. Dagegen ist die Muscularis mucosae in interessanter Weise verändert. Sie ist viel dieker geworden und bildet jederseits der Spiralfaltenachse zwei Schichten. Und zwar er- hebt man diesen Befund schon nahe der Faltenbasis. Kurz gesagt stellt sich hier in den meisten Schichten schon ein ähnlicher Zustand ein, wie er in Abb. 7 erst hinter dem Faltenknie, also tiefer in der Spiralfalte einsetzt. Es hat sich in der gedrehten Falte also der hier weniger dicke Kopfteil gewissermaßen bis fast an die Spiral- faltenbasis ausgedehnt. Die Propria bietet im wesentlichen gleiche Zustände wie früher. Die Rückbildung weiter Strecken der Mus- cularis mucosae in der Spiraldarmwand dieser Gegend wurde oben bereits erwähnt. Im weiteren Verlauf der Spiralfalte von Chimaera fallen grundsätzliche Änderungen nieht mehr auf. Bun (jepuviuin yoryure ueueA ‘eddop purs ueLıeJıYy ‚noyueyfeg USyOrUyRUeZej[[o1 uslsı9 dep eyOH sep ur 481 ZIEMUOg) '9esoonur sLrepnosnp Sip ners “myemnysnwsung oreuur pun -Säuer] eragny erp 81ogwıy) uoA wraepjesdg uep yornp Yıuyosaend “2 "gay 233 Alle untersuchten Squalaceen und Batoideen weichen von den Holocephalen insofern ab, als hier niemals mehr ein Ein- Bezeichnungen Der der Ringmuskulatur entstammende axiale Muskelkeil ist in der Spiralfalte bis auf einen Rest geschwunden (vgl. Abb. 7). SEIEN An: F' Lymphzelleninfiltrate. Abb. 8. Querschnitt durch den Spiraldarm von Chimaera im Bereich der gedrehten Spiralfalte. wie in Abb, 7. dringen von Teilen der Ringmuskulatur der Darmwand in die Spiralfalte nachzuweisen ist. Es zeigt sich äußerlich 224 die Spiralfalte hier also zum ersten Mal in der Tat (vgl. 8. 1) als eine Erhebung der gesamten Darmschleimhaut. Ich habe in Abb. 9 den Befund an einem Spiraldarm mit Rollfalte, am Spiraldarm Abb. 9. Querschnitt durch den Spiraldarm von Carcharias obtusirostris. Be- zeichnung wie in Abb. 7. (Spiraldarm mit Rollfalte.) von Carcharias obtusirostris, dargestellt, in Abb. 10 den Befund am Darm von Scyllium, der eine Spiralfalte nach dem gedrehten Typus 225 enthalt. Submucosa, Muscularis mucosae und Propria ziehen nahezu unverändert in die Spiralfalte hinein und, indem die Submucosae von rechts und links verschmelzen, bilden sie eine einheitliche axiale Bindegewebsplatte, an deren Peripherie die Muscularis mucosae ver- Abb. 10. Querschnitt durch den Spiraldarm von Scyllium canicula. Bezeich- nung wie in Abb. 7. Nahe dem freien Faltenrand am Innenrand Lymphinfiltrate der Propria, weiter proximal auch ein submuköses Infiltrat. (Spiraldarm mit „gedrehter“ Falte.) läuft, die wie auch gewöhnlich in der Darmwand häufige, kurze Unter- brechungen aufweist. Wesentliche Verdickungen der Muscularis mu- cosae finde ich nur gelegentlich am Kopf der Spiralfalte. Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 15 226 ‘ Bei Zygaena und Carcharias sieht man hier gar keine oder nur geringe Verdickung der Schleimhautmuskulatur (Abb. 9). Seyllium zeigt an der Außenseite und ein kurzes Stück auch an der Innenseite des Spiralfaltenkopfes lokale Muskelverdickungen. Bei Callorhynchus (Abb. 11) sind diese ungewöhnlich entfaltet. RY N A FR id Ny ir LL) ZZ CS O68 ape alg. EN Abb. 11. Querschnitt durch das Kopfende der Spiralfalte von Callorhynchus antarcticus mit Lymphzellinfiltraten in der Propria. Die Muscularis mucosae ist wie in Abb. 7 grau gehalten (vgl. Abb. 8). Schon in der Darmwand hatte die Mittelschicht der Propria uns in ihren adenoiden Maschen Lymphzellanhäufungen gezeigt. Solche entsprechende Infiltrate sind auch an der Spiralfalte zu finden. Bei Chimaera (1. Propria-Typus) und Trygon (2. Propria-Typus) sieht man das besonders schön. Allein schon im hinteren Abschnitt des Spiral- 227 darmes von Chimaera fällt auf, daß eine bestimmte Stelle Lieblings- sitz solcher Lymphinfiltrate ist, und das ist die Innenseite des Spiral- faltenkopfes. Bei Seyllium, Heptanchus und vor allem Callorhynchus konnte ich das schön beobachten. Keins dieser Tiere zeigte hier In- filtrate, die die Muscularis mucosae durchbrochen hätten, obgleich bei Callorhynchus und vor allem bei Hept- anchus hin und wie- der ein Zurückdrän- gen dieser Schicht kaum zu leugnen ist. Niemals grenzen die Infiltrate direkt auf die Muskelschicht, wie PILLIET meinte, der diese Infiltrate in seiner ,,Note sur la distribution du tissu adenoide dans le tube digestif des poissons cartilagi- neux“ zum ersten Mal beschrieben hat, sondern sie finden in der basalen Fibril- lenlage auf dieser Schicht ihr Wider- lager. Eine zweite Art von Lymphinfil- traten, die PILLIET nur für den Zwi- schendarm von Tor- pedo,Scyllium, Lam- na und Squatina an- gibt, fand ich nur einmal bei Scyllium Abb. 12. Querschnitt aus dem Innenrande der Spiral- falte von Heptanchus cinereus nahe dem Kopfende (Leitz Obj. 5, Ok. O). Starkes Lymphzelleninfiltrat des peri- pheren Teiles der Propria mit durchziehendem Stratum compactum (vgl. Abb. 4.) in der Wand des Spiraldarmes, häufiger aber in der Spiralfalte. Es han- delt sich um lediglich in der Submucosa gelegene Lymphzellanhäu- fungen in Inseln adenoiden Gewebes. In zarter Andeutung sah ich sie 15* 228 in Anlehnung an manche Arterienwände schon bei Chimaera im vor- deren Spiraldarmteil, ansehnlich im zweiten Abschnitt. Heptanchus und besonders Scyllium zeigten sie auch. Bei Scyllium sah ich Wander- zellen von da aus bis in die Muscularis mucosae und die Propria dringen. Richtige Follikel, die Prutinr im Zwischendarm fand, habe ich im Spiraldarm nicht gesehen. Ihnen begegnete ich nur bei Proto- pterus. Doch mag es sein, daß sie gelegentlich auch bei Haien vor- kommen. Ein eisentümliches Verhalten bieten die Propriainfiltrate am Spiralfaltenkopf von Heptanchus, indem das Stratum compactum mitten durch sie hindurch zieht und sie in einen zentralen und peri- pheren Teil zerlest. Es scheint da von den Lymphzellen das Stratum compactum durchwandert werden zu können (Abb. 12). Aus diesen kurzen anatomischen Angaben erhellt, daß die Spiralfalte durchaus nicht ein Iymphoides Organ darstellt. Sie zeigt im wesentlichen die Strukturen der übrigen Darmwand. Für die von uns beregte Frage der Natur der Spiralfalte der Selachier aber ergibt sich, daß diese bei Holocephalen von einem Teil der Ringmuskulatur und der darüberliesenden Schleimhaut gebildet wird, während bei Squalaceen und Rajaceen ein Eindringen der Ringmuskulatur nicht feststellbar ist und die Spiralfalte äußerlich als Schleimhautfalte auftritt. Ill. Dipnoer. Der Spiraldarm der Dipnoer ist nach dem gedrehten Typus ge- baut. Bei Ceratodus sollen 5—9 Spiralwindungen vorhanden sein, ebensoviel bei Lepidosiren, während für Protopterus 3—4 angegeben werden. Für Ceratodus fehlen nähere Angaben über den Darm leider gänzlich. Protopterus hatte ich selbst zu untersuchen Gelegenheit. Ein Schnitt durch die Darmwand zeigt folgenden Befund (Abb. 15): Unter dem an meinem Präparat fehlenden Serosaepithel folgt eine ansehnlich breite Bindegewebslage, die ich wie bei Selachiern als Tunica subserosa bezeichnen will, um anzudeuten, daß hier eine Schicht vorliegt, die dem serösen Bindegewebe der höheren Verte- braten nicht ohne weiteres entspricht. Die Subserosa besteht aus ge- schlängelt ringförmig verlaufenden, mittelkräftigen Bindegewebsfibril- len. An Dicke entspricht die Zone etwa der inneren Ringmuskulatur. Es folgt nach innen die dünne Schicht der Längsmuskulatur, an die sich eine neue Bindegewebslage, die Tunica intermuscularis, anschließt. Die Intermuscularis zeigt zweierlei Zustände. Oft, ja meist wird sie 229 illen- Yl -erlaufenden Fib im ganzen \ bündeln gebildet, in die hin und wieder, besonders in der Nähe von förmig , ring lich derben von Zlem An den cestreut sind. T ren ein IE Ro er ae So ig ce: BluteefaiBben, einzelne Chromatopho DA | ae S 5 Sat Ir FE OFS vn” Sax 23.2 er Seel >| 7H SS =. SS S Submukosa, L.M. Längsmuskulatur. R.M. Ringmuskulatur. Pigmentzellen tiefschwarz. Querschnittstiick aus der Spiraldarmwand von Protopterus mE oO mm en oO = zen el re n 3 m} 8 > oc =) a 5 ae M zus Ouse Bo „ru on. a ey ae 2 20a 8 oe “unge >} ae Orten, wo sie diesen Bau aufweist, ist die Intermuscularis ziemlich schmal und oft nicht einmal so breit wie die Ringmuskelschicht. 230° Einige Stellen aber sind anders gebaut. Hier sieht man nur peripher, also der Längsmuskulatur eng anliegend, eine fibrilläre Bindegewebs- lage und ebenso zentral, der Ringmuskulatur benachbart. Ist die Intermuscularis sehr dick, so tritt auch in ihrer Mitte manchmal eine derbe, ringförmig verlaufende Fibrillenlage auf. Diese transversalen Bindegewebslagen sind durch ein feines fibrilläres Bindegewebs- netz miteinander verbunden, das geräumige Maschen umschließt. Diese Maschen sind erfüllt von Blut und Lymphzellen, oft mit Chro- matophoren dazwischen. Es handelt sich um sinusartige Räume, die mit Blut- und Lymphelementen angefüllt sind und mit Blutgefäßen in offener Kommunikation stehen. Unter den Blutelementen sieht man viele mit Mitosen. Ayers sprach von Lymphoidkapseln. Indessen handelt es sich beim Inhalt größtenteils um Erythrocyten, zum kleinsten Teil um Lymphocyten. Die physiologische Bedeutung dieser Schicht lasse ich hier einstweilen unberührt, da sie für unser Thema ohne Belang ist. Zwischen dem zuletzt geschilderten Zustand und dem alleinigen Be- stehen einer rein fibrillären Bindegewebsschicht kommen Zwischen- stufen vor, wie unsere Abb. 13 zeigt. An die Intermuscularis schließt sich die Ringmuskulatur, die 3—4mal so dick wie die Längsmuskulatur zu sein pflegt. Ihre Muskel- bündel liegen dieht geschlossen und nur wenig Bindegewebe befindet sich in ihr. In diesem spärlichen Bindegewebe vermochte ich eine ganze Anzahl elastischer Fasern mit Hilfe der Orceinmethode nach- zuweisen. Mehr noch fand ich in der an Bindegewebe viel reicheren Längsmuskulatur, wogegen ich sie in der Subserosa, Intermuscularis ‘und Submucosa ganz vermißte. Die Submucosa hat peripher immer eine dieke Lage ringförmiger, wellig verlaufender und durcheinander sich flechtender Bindegewebs- fibrillenbündel, in denen nur vereinzelt sinusartige Räume mit Blut- und Lymphelementen vorkommen. Dann erst folgt in einer breiten Mittelzone das mit Blutelementen so reich durchsetzte Gewebe, das genau denselben Bau hat, den ich bei der Intermuseularis kurz kenn- zeichnete. Auch hier sind Pigmentzellen sehr häufig. Die zentralste Submucosalage ist wieder fibrillär und schließt verstreute, sehr mächtige Längsbündel von Bindegewebe ein. Die Breite der Sub- mucosa schwankt ungemein (vgl. Abb. 14), denn auch diese Schicht kann streckenweise — wenn auch nicht so häufig — rein bindegewebig bestehen und ist dann schmal, während sie andererseits zur weitaus dicksten Schicht des Darmes werden kann (vgl. Abb. 14). 231 Überwiegend aus Schrägfasern und Längsfasern besteht dic äußerlich einheitliche Muscularis mucosae, die hinter der Längs- muskulatur des Darmes an Dicke kaum zurückbleibt. Ziemlich reich- liches Bindegewebe findet sich zwischen den Muskeln und in ihm ent- deckte ich elastische Fasern in größerer Zahl. Das Vorkommen elasti- scher Fasern nur im Zusammenhang mit Muskelgewebe war mir bei Protopterus sehr in die Augen fallend. Nur hier und in den Blutgefäß- wänden — wo die Bedingungen ja dieselben sind — traf ich elastische Fasern. Die Propria ist dreischichtig. Der Muscularis mucosae sitzt eine ziemlich schmale Schicht von fibrillärem, ringförmig angeordnetem Bindegewebe auf, darauf folgt eine überall gleichmäßig breite Schicht adenoiden Gewebes, dessen Maschen mit reichlichen Lymphozyten erfüllt sind, und darauf dann eine zartfibrilläre bindegewebige Basal- membran für das Schleimhautepithel. Das Schleimhautrelief war an manchen Darmstrecken vollkommen glatt. Wo aber Falten bestanden, zeigte sich in ihrem Zentrum das adenoide Gewebe stark vermehrt und nahe den Gefäßen von einigen Zügen von Fibrillenbündeln, die gegen das Epithel zu laufen, weiterhin gestützt. Das Epithel ist einschichtiges typisches Darmepithel mit Kuti- kularsaum. Seine Zellen sind sehr hoch und recht schmal. Ersatz- zellen sind sehr reichlich vorhanden. Schleimzellen sind gleichfalls häufig, auch hoch und schmal, ähnlich denen, die aus dem Vorderdarm mancher Ganoiden bekannt sind. Im Epithel sind Chromatophoren weit verbreitet. Ein näheres Eingehen auf diese Dinge liest nicht im Plane dieser Arbeit, zudem sind ja Epithelverhältnisse fast das einzige, was andere Darmarbeiten beschäftigt und vorerst wohl bekannt genug. Darmdrüsen fehlen ebenso wie bei den Selachiern. Die Arbeiten von Ayers und PArkER über Protopterus enthalten nichts für uns hier wesentliches mehr, was nicht genannt wäre. Und nun die Spiralfalte! Sie verhält sich im ganzen wie die der Haie und Rochen. Keine Darmmuskulatur dringt weiter in sie hinein. Nur die Submucosa, Museularis mucosae und Mucosa bauen sie auf. An einzelnen Stellen konnte ich aber doch Spuren dafür sehen, daß die Nähe der Spiralfalte nieht ohne Einfluß auf den Verlauf und die Ordnung der inneren Ringmuskulatur des Spiral- darmes ist. Es zieht nämlich manchmal die Ringschicht der Wandseite, als deren Fortsetzung gleichsam die Spiralfalte die 232 Seitenwand des Darmes verläßt, geradenwegs auf die Mitte der Spiralfaltenbasis zu und endet hier oder ein geringes Stückchen in den Fuß der Falte eingedrungen, frei. Von der anderen Darmseite her Abb. 14. Querschnitt durch den Spiraldarm von Protopterus annectens. Die zwei äußeren schwarz angedeuteten Schichten bezeichnen die Muscularis, die schwarze Schicht nahe unter dem Epithel die Muscularis mucosae. Lymphfollikel sind punktiert. Eh läuft die Muskulatur wie sonst und kommt darum unter dem Spiral- faltenansatz peripher von der der Gegenseite zu liegen. Das periphere Ende sieht man dann ganz plötzlich unter sehr spitzem Winkel zentral- wärts und rückläufig in den Spiralfaltenfuß hinein umbiegen, wo es meist rasch endet. An solchen Stellen ist also die Ringmuskulatur an der Faltenbasis in ganzer Dicke unterbrochen und man hat den Eindruck, als habe sich einst hier eine Vorwölbung dieser Schicht in die Spiralfalte hinein befunden, deren Spitze dann durchbrach. Größere Gefäße benutzen dann die Lücke und neben ihnen sah ich mit inter- muskulärem Bindegewebe auch einzelne der so charakteristischen Blut-Lymphraume in die Submucosa hinaufragen. Gewöhnlich aber ist, wie erwähnt, ungestörter Verlauf der unse Eolzchiehi: festzu- stellen, wie bei Haien und Rochen. Die Ausbildung der Submucosa zeigt nichts Spezifisches in der Spiralfalte. Wie auch sonst kann sie rein bindegewebig ausgebildet sein oder aber — und das ist das häufigere — sie enthält mit Blut- und Lymphelementen, unter denen Mitosen reichlich zu sehen sind, erfüllte sinusartige Räume. Im Spiralfaltenkopf ist sie sehr ansehnlich verdickt. Die Muskulatur der Schleimhaut zeigt im ganzen keine Verdickung. Ein im Sinne der Längsachse des Darmes verlaufendes Muskelbündel im Kopf der Spiralfalte (vgl. Abb. 14) nahe der großen, hier gelegenen Arterie darf wohl großenteils als ein Abkömmling dieser Schicht angesehen werden. Dies Bündel, das bei Selachiern und Ganoiden Seitenstücke findet, dürfte funktionell sehr wichtig sein. Die Propria zeigt gleiche Befunde wie in der Darmwand. Submuköse Lymphocytenanhäufungen sind selten. Häufiger sah ich an verschiedensten Stellen der Spiralfalte echte Follikel, die dicht unter dem Epithel von der Propria ihren Ausgang nehmen und die Muscularis mucosae durchbrechend bis tief in die Submucosa hinein- ragen. Eine dünne Bindegewebskapsel umschließt sie. Von ihr zieht sich durchs Follikelinnere ein adenoides Maschenwerk, das mit Lym- phocyten dicht erfüllt ist. Sehr interessant ist das stets beobachtete Ver- halten des Epithels zu diesen Follikeln. Es bildet sich über ihrer Mitte eine kleine muldenartige Einsenkung (vgl. Abb. 15), wie dies in ähn- licher Art von manchen Säugetieren bekannt ist. Daß es sich bei diesen Einsenkungen nicht einfach um Lieserkünn’sche Drüsen handelt, sondern um eigene Bildungen, mag Protopterus (Abb. 14) deutlich zeigen. Solche Follikel sind in der Spiraldarmwand seltener, fehlen ihr aber nicht. 234 IV. Ganoiden. Wir betrachten zuerst die Crossopterygier, die eine voll- ständige Spiralfalte besitzen, deren Windungszahl ich bei Polypterus bichir wie Calamoichthys auf 5 feststellte, während für Polypterus Beide von älteren Autoren 8 Windungen angegeben wurden. Längsmuskelbündel in der Spiralfalte tiefschwarz an- Lumina mit feinpunktiertem Inhalt stellen gefüllte Blutgefäße dar. Abb. 15. Querschnitt durch den Spiraldarm von Calamoichthys calabaricus in Höhe der ersten Spiraltour. gedeutet. Tiere zeigen hinsichtlich ihres Spiraldarmes makroskopisch die aller- größte Übereinstimmung. Ich konnte nur Calamoichthys mikro- skopisch untersuchen und vermisse bei Polypterus Angaben in der Literatur. 235 Ein Schnitt durch den Spiraldarm von Calamoichthys in der Héhe der ersten, sehr langgezogenen Spiralwindung ist in Abb. 15 abgebildet. Außen liegt ein ungemein zartes einschichtiges Plattenepithel, das Serosaepithel, dem eine sehr zarte Bindegewebslage angeschlossen ist, in der indessen einzelne gröbere Fibrillenbündel vorkommen. Dann kommt als nächste Schicht eine sehr dünne Längsmuskulatur, und nach innen davon, abgetrennt durch eine sehr dünne Lage fibrillären Bindegewebes, die etwa 1!/,mal so dicke Ringmuskulatur, deren Mus- kelzellen im Gegensatz zu den locker gelagerten der Längsschicht, dicht aufeinander liegen und kaum Bindegewebe zwischen sich ent- halten. Die Mucosa ist ungesondert, eine Muscularıs mucosae fehlt ihr. Ihr größter, peripherer Teil besteht aus ziemlich derben, fibrillären recht unregelmäßig verlaufenden Bindegewebsbündeln; eine äußerst schmale Zone nahe dem Epithel aus spärlichem adenoiden Gewebe, dem die zarte Basalmembran direkt aufsitzt. Die adenoide Schicht wird nur in den Faltenbasen breiter und deutlicher und pflegt auch hier allein einigermaßen zahlreiche Lymphzellen zu enthalten, während diese sonst sehr spärlich sind. Die Basalmembran hat ziemlich große, an glatte Muskelzellen erinnernde Kerne und ist äußerst dünn. Das Epithel ist typisches Darmepithel mit Kutikularsaum. Einige Schleim- zellen trifft man fast überall in ihm. Darmdrüsen fehlen. In späte- ren Darmwindungen ändert sich der Bau der Darmwand nicht be- merkenswert. (Schluß folgt.) Nachdruck verboten. Neue Untersuchungen zur Kenntnis der Pyramidenbahn. 2. Die Oblongatapyramide des Elephanten. Von L. E. BREGMANN, Abteilungsvorstand am städtischen Krankenhaus Cyste-Warschau. Mit 3 Abbildungen. Aus dem Neurologischen Institute der Universität Frankfurt a. M. Direktor: Professor L. EDINGER. Der Tractus cortico-bulbaris ist bisher genauer fast nur vom Men- schen bekannt, wo sein Verlauf aus dem Hirnschenkelfu8 durch die Lage der Schleifenschicht bis in die Gegend der Facialis- und der Hypoglossuskerne wiederholt an Degenerationspräparaten studiert ist. 236 worden ist. Am Tiergehirn ist er kaum studiert. Man wird aber von vornherein erwarten dürfen, daß, wenn an einem Tiere die Facialisinnervation eine besondere Rolle spielt, dann zu dem Facialis- kern mehr Rindenbahnen gelangen als zu Teilen, die im Gesamt- mechanismus seltener oder weniger Gebrauch von der Arbeit des Großhirnes machen. In der Tat betreffen die wenigen Fälle, wo bisher bei Tieren cortico-bulbäre Fasern gefunden sind, bisher nur die Fleder- mäuse, deren Gesichtsmuskulatur bekanntlich ganz besonders ent- wickelt ist. Zwar ist den ersten, die die Facialispyramide der Fleder- mäusesahen, ihre wirkliche Bedeutung noch entgangen. HatscHEK?) be- schreibt eine merkwürdig starke obere Kreuzung der Pyramidenbahnen bei Pteropus sehr genau, aber er hält sie nur für eine interessante Variation der Pyramidenbahn. Später beschrieb DrÄsEcKE?) die eigen- tümliche ,,proximale‘‘ Kreuzung der Pyramidenfasern bei Vesperugo und Pteropus, ohne jedoch gleichfalls ihre wirkliche Bedeutung er- faßt zu haben; er sucht sie morphologisch durch starke ventromediale Entwickelung der Oliven und dadurch bedingte Verlagerung der Pyra- miden zu erklären, muß aber selbst eingestehen, daß diese Erklärung nur für die Vesperugo, nicht aber für den Pteropus anwendbar ist. Die proximale Kreuzung ist keine vollständige, ein Teil der Fasern kreuzt weiter spinalwärts — distale Pyramidenkreuzung. Richtig klargelegt wurde die Bedeutung des Fasersystems von MERZBACHER und SPIELMEYER?), es ist eine cortico-bulbäre Bahn, ein Analogon für die zentrale Bahn der motorischen Hirnnerven, speziell des Facialis, welche sich im Bündel vom Fuß zur Haube von der Pyramidenbahn abzweigt. Diese cortico-bulbäre bzw. cortico-faciale Bahn stellt bei der Vesperugo das Gros der eigentlichen Pyramidenbahn vor. Ob außerdem eine cortico-spinale Bahn vorhanden ist, wird von den Autoren in Zweifel gezogen. Viel klarer müssen diese Verhältnisse aber sein bei dem einzigen Tiere, von dem wir wissen, wie viel es vom Facialis innervierte Gebiete auf psychisch hochwertige Vorgänge hin benutzt, bei dem Elefanten, 1) HarscuEK, Uber eine eigentümliche Pyramidenvariation in der Säugetier- reihe. Arbeiten aus dem Neurologischen Institut von OBERSTEINER. Bd. X. 1903. 2) DRÄSECKE, Zur mikroskopischen Kenntnis der Pyramidenkreuzung der Chiropteren. Anatomischer Anzeiger. Bd. XXIII. Nr. 18/19. 1903. 3) MERZBACHER u. SPIELMEYER, Beitrag zur Kenntnis des Fledermaus- gehirns, bes. der corticomotorischen Bahn. Neurologisches Zentralblatt 1903, Nr. 22. 237 dessen Riissel ja vom siebenten Nerven innerviert wird. Ja es wire möglich, daß bei diesem Tiere die plumpen Extremitäten, deren Zehen so unendlich viel weniger als etwa unsere Hand benutzt werden, kaum besonderer Bahnen vom Großhirn her bedürften, daß sie mit dem zu- gehörigen Eigenapparat des Urhirnes auskommen. Ist unsere bis- herige Auffassung vom Wesen der Pyramidenbahnen richtig, so dürfen wir bei dem Diekhäuter unendlich mehr Fasern zu den Facialiskernen als zu den Beinen erwarten. An den zwei ziemlich kompletten Schnitt- serien durch das Elefantengehirn, welche das Frankfurter Neurolo- gische Institut aus seinen großen Sammlungen mir zur Verfügung stellen konnte, war diese Frage um so besser zu studieren, als die eine, ein Geschenk DEXLER’s, eine völlig lückenlose Schnittreihe durch die Oblongata enthält. Es sind die gleichen Serien, an denen MEyER- soHN!) bereits die übergroße, eben auch durch den Rüssel bedingte Trigeminusentwickelung zahlenmäßig festgestellt hatte. Schon der Facialiskern selbst übertrifft an Ausdehnung beim Ele- fanten weitaus die Facialiskerne aller anderen Säuger. Wer ihn nur vom Menschen kennt, ist überrascht, die ungeheure Ansammlung allergrößter Ganglienzellen zu sehen, die den für den Kern typischen Platz erfüllen und sich von der kaudalen Oblongata bis weithin in die Brücke hinein erstrecken. Die Zellen sind in mächtige Gruppen geteilt, einmal durch die dorsalwärts strebenden Wurzelfasern, mehr aber noch durch ziem- lich dicke markhaltige Fasern, welche aus der Umgebung des Kernes in ihn einstrahlen. Sie entstammen einem Lager markhaltiger Fasern, das an der Ventral- und ventralen Lateralseite am mächtigsten ist, das sich aber auch an der Medialseite nachweisen läßt. Diese Faser- kapsel des Facialiskernes entstammt, wie man unten sehen wird, der Pyramidenbahn. Sie besteht auf den Querschnitten der Oblon- gata fast ganz aus quergetroffenen Fasern, aus deren Menge sich dann die in den Kern dringenden, oft ihn ein Stück konturierenden heraus- heben. Es war leider versäumt, die Schnittdicke unserer Serien zu notieren, so daß es nicht möglich ist, durch Rechnung die Gesamt- länge des Kernes zu bestimmen. Eine solehe Zahl hätte aber auch nur Wert, wenn sie auf die Gesamtlänge der Oblongata bezogen werden könnte, und auch diese blieb unbekannt. Für die von uns aufgenommene Frage bietet der Elefant aus 1) F. MEYERSoHN, Die Dicke der spinalen Trigeminuswurzel bei verschie- denen Säugetieren. Folia neuro-biologica. Bd. VII, Nr. 3. 1913. 238 einem besonderen Grunde ein günstiges Objekt: es bleibt nämlich bei ihm die Pyramide während ihres ganzen Verlaufes innerhalb der Brücke ganz isoliert und in toto als ein einziges starres Bündel dorsal von den Brückenfasern liegen, während sie ja sonst bei den meisten Tieren bekanntlich in einzelne Bündel zersprengt zwischen den Brücken- fasern zu liegen kommt, wodurch die Beurteilung ihrer Größe und ihres Verlaufes erheblich erschwert wird. Auf Abb. 1 ist die Lage der Pyramide auf einem Querschnitt durch die vordere Brückenhälfte Abb. 1. Elefant. Frontaler Ponsabschnitt. Die Pyramiden schwarz. deutlich zu sehen. Medial von der mächtigen Pyramide liegen eine größere Anzahl kleiner zersprengter Bündel, welche gleichfalls zur Pyramide gehören und ihrer Lage nach annähernd dem Bündel vom Fuß zur Schleife entspreehen dürften. Einzelne von diesen zerspreng- ten Bündeln schieben sich etwas ventralwärts dicht bis an die dor- salsten Brückenfasern oder sogar zwischen die letzteren. Im mittleren Drittel der Brücke, auf Schnitten, wo vom Facialis- kern noch nichts zu sehen ist, tritt dorsal von der Pyramide ein Zug sich kreuzender Fasern auf, welcher weiter spinalwärts immer stärker wird und etwa in den dem Austritt des N. facialis entsprechen- 239 den Schnitten seine größte Entwickelung erreicht (vgl. Abb. 2). Die sich kreuzenden Fasern entspringen zum teil aus den zersprengten Bündeln, welche dementsprechend spinalwärts immer schmächtiger und spärlicher werden und schließlich ganz ver- schwinden. Zum größe- ren Teil entstammen sie der Pyramide selbst: sie treten vorzugsweise am medialen Rande dersel- ben heraus, überschrei- ten die Mittellinie und können dann eine ziem- lich große Strecke weitin lateraler Richtung ver- folgt werden. Sie über- queren dabei die Schleife und streben deutlich dem Facialiskern zu, den sie von der ventra- len und der ventromedia- len Seite umfassen, um sich in ihm, namentlich in seinen Grenzschichten zu verlieren. Einzelne Faserbündel ziehen längs des medialen Randes des Facialiskernes ziemlich hoch hinauf und ver- senken sich in den dor- salen Teil des Kernes. Der Verlauf der uns hier interessierenden Fa- sersysteme läßt keinem Zweifel Raum,daB es sich dabeitatsächlich um den Abb. 2. Aus der Kreuzungsgegend der Facialis- pyramide. Abb. 3. Der zum Rückenmark ziehende Rest der Pyramide. zum Facialis gehörigen Teil der Pyramidenbahn, um die Facialis- pyramide handelt. Über die Mächtigkeit dieses Pyramidenanteils und sein Verhältnis zur Rückenmarkspyramide können wir uns ein Urteil 240 verschaffen, wenn wir einen Vergleich ziehen zwischen der Größe der Pyramiden auf einem Schnitt durch die vordere Brückenhälfte (Abb. 1), wo sie die supranukleären Facialisfasern noch alle enthalten und ihrer Größe auf einem Schnitte durch das kaudale Brückenende (Abb. 2), wo bereits ein großer Teil derselben, oder durch die Medulla oblongata (Abb. 3), wo alle supranukleären Fasern die Pyramide ver- lassen haben. In diesem letzteren Schnitte sind allerdings auch die Faserbündel zu den anderen Oblongatakernen ausgetreten; indes ein Blick auf Abb. 2 und 3 zeigt schon zur Genüge, daß diese Fasern im Verhältnis zu denen des Facialis bei der Reduktion des Pyramiden- umfanges wohl nur in relativ geringem Maße beteiligt sein können. Um das Verhältnis der Facialispyramide zur Gesamtpyramide in Zahlen ausdrücken zu können, habe ich die Pyramide von 2 den Abb. 1 und 3 entsprechenden Schnitten mit Hilfe des Zeichenokulars bei Lupenvergrößerung gezeichnet, die betreffenden Abbildungen auf dicke Pappe übertragen, herausgeschnitten und gewogen. Die be- züglichen Gewichte betrugen 33 * 320 und 11'105 g. Demnach stellt sich das Verhältnis der Rückenmarkspyramide (des Tractus cortico- bulb.) zur Gesamtpyramide beim Elefanten wie 3:1. Das heißt also: Bei dem Elefanten dienen ?/, alleraus der Großhirn- rinde in der Pyramidenbahn herabziehenden Fasern nur der Funktion des Riissels. Und nur !/, der Großhirnfaserung wirkt auf die Inner- vation des Rumpfes und der Extremitäten. Gewiß ein unerwartetes Resultat für denjenigen, der, wie es allgemein bisher geschah, die Pyramidenfaserung im wesentlichen dem letzteren Zweck zuteilte. Abgeschlossen am 6. Juli 1915. ‘Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt fiir die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der „Anatomische Anzeiger“ erscheint in Nummern von zwei Druckbogen. Um ein rasches Erscheinen der Beiträge zu ermöglichen, werden die Nummern aus- gegeben, sobald der vorhandene Stoff es wünschenswert macht, ev. erscheinen Doppel- nummern. Der Umfang eines Bandes beträgt etwa 46 Druckbogen, oder Ausgleich durch Tafeln, der Preis 16 Mark. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 48. Bd. >= 23. August 1915. & No. 10. In#aLt. Aufsätze. E. Jacobshagen, Zur Morphologie des Spiraldarms. Mit 16 Abbildungen. (Schluß.) S.241—254. — Franz Keibel, Über die Grenze zwischen mütterlichem und fetalem Gewebe. Mit einer Abbildung. S. 255 bis 260. — Alfons Sankott, Über einen eigenartigen Fall von Stenose des Isthmus aortae. Mit 5 Abbildungen. (Schluß folgt.) S. 261-271. Biicheranzeigen. Zoologische Annalen, S. 271—272. — Fr. Siemunp, 8. 272. Versammlungen, S. 272. — Personalia, S. 272. Aufsätze. Nachdruck verboten. Zur Morphologie des Spiraldarms. Von Dr. E. JACOBSHAGEN, Assistent am Anatomischen Institut Jena. Mit 16 Abbildungen. (SchluB.) Am Aufbau der Spiralfalte sehen wir nur die Schleimhaut be- teiligt, gerade wie bei Rochen und Haien. Aber es ist doch ein Unter- schied da dureh die fehlende Muscularis mucosae. Die Achse der Spiralfalte wird von derbfibrillärem Gewebe gebildet, das völlig dem der peripheren Schleimhautlage entspricht, aus dem es sich auch in die Falte emporwölbt. Blutgefäße sind in der Achse auffallend groß und zahlreich. Peripher, dicht unter dem Epithel, liegt eine schmale, nur an der Abgangsstelle von Seitenfältchen deutlichere adenoide Lage, wie in der Darmwand. Der Spiralfaltenkopf ist durch Gefäße Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 16 242 und leichte Zunahme der fibrillaren Schleimhautlage verdickt. Eine größere Arterie nahe der Spitze fällt wie bei den meisten Spiralfalten auch hier auf. Im Anschluß an ihre Adventitia bemerkt man, nicht überall im Zusammenhang mit ihr und wohl nicht aus der Adventitia entstanden, einige dieke, nahe beisammenliegende Muskelbündel. Sie haben nahezu alle reinen Längsverlauf im Sinne der idealen Darm- achse, nur äußerst wenige Zellen verlaufen transversal oder schräg. In Abb. 15 sind die Muskelbündel durch schwarze Farbe hervorgeho- ben. Wie man aus ihr ersieht, sind sie nicht die einzigen ihrer Art in der Spiralfalte. Versprengte kleinere Bündel sieht man wenigstens in der ersten Spiralwindung — später habe ich sie vermißt — noch an manchen anderen Stellen, nämlich unten an der Basis fast aller Seitenfältehen. Auch sie zeigen Längsverlauf. Wenn sich auch vorerst Bestimmtes über die Ableitung der in der ersten Windung der Spiral- falte vorkommenden Muskelbündel — das periarterielle erhält sich dureh den ganzen Darm — nicht sagen läßt, so ist doch meines Er- achtens die Wahrscheinlichkeit sehr groß, daß es sich um Reste einer rückgebildeten Muscularis mucosae handelt. Doch darauf wird später noch einzugehen sein. Lymphinfiltrate der adenoiden Schleimhautzone sind in der Darm- wand bei Calamoichthys calabaricus niemals umfangreich, niemals follikelartig abgeschlossen und stets spärlich. Genau so verhält sich im ganzen die Spiralfalte. Lediglich im Kopf finden sich an der be- liebten Innenseite auch hier stärkere diffuse Infiltrationen der ver- breiterten adenoiden Zone, eine Verdickung bedingend. Sie dehnen sich gegen die periarterielle Muskelmasse stark aus und können zwi- schen einzelne ihrer Bündel eindringen, wobei sie den Weg längsseits kleiner Blutgefäße wählen. Über die Zustände bei Holosteern sehe ich mich leider fast ganz auf die Angaben Hırron’s angewiesen, da ich kein sehr brauchbares Material hatte und die Literatur ja sich meist nur für Epithelien inter- essiert, die morphologisch eine im ganzen recht bescheidene Rolle spielen. Bei den Holosteern Lepidosteus und Amia, namentlich ersteren, ist die Spiralfalte auf einen ziemlich späten Darmabschnitt allein beschränkt. Auf einen langen Zwischendarm folgen bei Amia 3—5, bei Lepidosteus 2—31/, Spiralwindungen. Bei Amia ist der Aufbau der Darmwand folgender: die Längsmuskulatur ist ziemlich dünn und wird von schlanken Bündeln glatter Muskelzellen in mehr minder unregelmäßiger Anordnung gebildet. Die Ringschicht ist außer- 243 ordentlich dick und überall gleichmäßig ausgebildet. Indessen ist hier wenig Bindegewebe entwickelt, während dies in der Längsschicht ziemlich reichlich vorkommt. Die nun folgende Schleimhaut besitzt eine Muscularis mucosae und also eine Sonderung in eine Submucosa, Muscularis mucosae und Propria. Die Submucosa soll nach Hınron’s nicht klaren Angaben entweder ganz oder doch nahezu ganz von einer derben Bindegewebslage mit längsverlaufenden Fibrillen ge- bildet werden. Dieser Schicht, die der Längsmuskulatur des Darmes an Dicke gleichkommen soll, glaubt Hinton den Namen eines Stratum compactum zulegen zu dürfen. Ihre Dicke soll im ganzen Spiraldarm die gleiche sein. Die Muscularis mucosae ist nach Hızron sehr deutlich und im Spiralfaltenabschnitt des Darmes dicker als im Zwischendarm. Ihre Muskelbündel liegen dicht gelagert. Die Propria besteht aus ziemlich engmaschigem adenoidem Gewebe und dringt so auch in alle Zotten ein. Hier sieht man einzelne glatte Muskelzellen von der Basıs gegen die Zottenspitze verlaufen, die nach Hınron’s Meinung von der Muscularis mucosae ausgehen und wie bei „Vögeln und Säugetieren‘ wahrscheinlich deren Derivate darstellen. Lymphfollikel sollen in der Darmwand fehlen, statt dessen besteht nur ,,diffuses Lymphgewebe‘', womit wohl stärkere Infiltrationen der Propria verstanden sind. An manchen Stellen sollen sich Züge der Submucosa in die Zotten er- strecken. Das Epithel ist typisches Darmepithel mit Kutikularsaum und Becherzellen. Leider stand mir nur sehr schlechtes Material von Amia zur Ver- fügung, diese stellenweise einer Aufklärung sehr bedürftigen Angaben nachzuprüfen. Ich betone die Dürftigkeit meiner Kontrollschnitte nach- drücklichst. Starke Zweifeläußere ich über die Richtigkeit der Beschrei- bung des Stratum compactum. Ich halte die ganze Submucosa für derbfibrillär. Ich sah hier sehr derbe Fibrillen schichtweise übereinander lagern. Es waren etwa zehn Schichten. Ihre Fibrillen laufen vorwiegend längs, indessen würde ich, wenn überhaupt, höchstens die drei am meisten zentral liegenden Schichten geradezu als Stratum compactum bezeichnen, die peripheren und sehr dünnen zentralen aber keineswegs. Das ist an meinen Präparaten jedenfalls fibrilläres Gewebe. Insgesamt erinnert das Bild sehr an die von SunpvıK abgebildeten und be- schriebenen Befunde bei Cypriniden, wo zwar Vorstufen eines Stratum compactum bestehen, aber noch kein eigentliches Stratum. Sodann kann ich die ganze Propria nicht als adenoid bezeichnen, sondern finde peripher jedenfalls wie bei allen Selachiern, Dipnoern und den anderen 16* 244 Ganoiden, eine fibrilläre Schicht. Ein Eindringen von Zügen der Sub- mucosa (oder nach Hızron des Stratum compactum) in die Zotten habe ich nirgends gesehen und glaube es bis auf weiteres nicht. Seit wann ziehen Teile der Submucosa durch die Muscularis mucosae in Zotten? Dazu noch ein Stratum compactum? Sollten da nicht Gefäß- wände mit Submucosagewebe identifiziert sein? Kehren wir zu Hırron’s Angaben über die Spiralfalte von Amia zurück! Unter ihrer Basis soll die Muskulatur der Darmwand glatt ver- laufen, ohne Störung. Auch die Submucosa soll unbeirrt weiterziehen. Dann aber folgt über ihr in der Achse des Fußes der Spiralfalte ein an- sehnliches Bündel glatter, in transversaler Richtung verlaufender Mus- kelzellen, das Hitton geneigt ist, als einen aus der Ringmuskulatur ab- gesonderten Zug anzusehen, wie wir es oben in Abb. 8 von Chimaera mit dem axialen Bündel auch tun mußten. Einen Zusammenhang dieses Bündels mit der Ringmuskulatur hat Hinton nicht gesehen. Peripher dieses axialen Muskelkeiles, der nicht weit reicht, lag die Submucosa, dann die Muscularis mucosae und zuletzt die Propria. Es sind also das alles Zustände, die mit den in Abb. 8 von Chimaera dargestellten ganz übereinstimmen. Nun kommt aber der Unterschied! Nach den Angaben Hırron’s würde wenig später die Spiralfalte ganz anders aussehen. Es würde axial alle Muskulatur liegen, also die Muscularis mucosae und vor allem der axiale, wie HıLrTon meint, der Ringschicht entstammende Muskelkeil. Peripher sollen un- glaublicherweise die beiden Submucosae liegen und dann die Propria mit ihren Zotten. Die in diese Zotten gelangenden glatten Muskel- zellen sollen das Stratum compactum von innen nach außen durch- wandern. Trotzdem eine mehr wie dürftige Skizze Hınron’s den Über- gang darstellt, kann ich nicht anders als den lautesten Zweifel an der Richtigkeit der Angabe äußern. Ein Stratum compactum oder eine der von mir allenfalls als solches angesehenen drei derben Schichten der Submucosa vermisse ich in der Spiralfalte. Hier liegen die beiden Musculares mucosae fast zusammen, aber das trennende fibril- läre Gewebe besteht doch und ist ein Stück der nicht vollentfalteten Submucosa. Außerhalb letzterer Schicht sehe ich statt kompakter Submucosa nur die basale Fibrillenlage der Propria, also im ganzen Befunde wie bei Chimaera in der gedrehten Falte. Über den axialen Muskelkeil der Faltenbasis möchte ich mir auf Grund meiner schlechten Präparate kein Urteil erlauben. Besteht er in der Art wirklich, woran ich nicht zweifeln will, so stimmen die Befunde mit 245 denen in der gedrehten Spiralfalte von Chimaera (Abb. 8) überein; entstammt er der Muscularis mucosae, was nach Hinton’s bestimmten Angaben kaum anzunehmen ist, so wären die Befunde die gleichen, wie bei Squalaceen, Batoideen und Protopterus. Bei Lepidosteus soll nach Evınger die Darmmuskulatur nicht in die Spiralfalte eindringen. Die dritte Gruppe der Ganoiden, die Chondrosteer, haben auch einen ansehnlichen Zwischendarm, indessen ist der Spiralfaltenab- schnitt immer länger und die Falte beschreibt zwischen 6 und S!/, Windungen. Auf einem Schnitt durch die Spiraldarmwand von Acipenser ruthenus sehe ich außen ein kubisches Serosaepithel, dem eine äußerst schmale zartfibrilläre Bindegewebslage mit überwiegend ringförmiger Faseranordnung angeschlossen ist. Dann folst die derb- fibrilläre Subserosa. Ihre Bündel verlaufen ziemlich regellos, ihre Breite ist nur da erheblicher, wo große Gefäße liegen, sonst schmal. In der Subserosa liegen zahlreiche Chromatophoren. Manche Gefäße zeigen schöne Lymphscheiden. Die Längsmuskulatur, die auf die Subserosa folgt, ist eine dünne Schicht von ungleich dicken, durch kräftiges Bindegewebe umhüllten glatten Muskelbündeln. Ihr sitzt die Ringmuskulatur, sie etwa um das fünffache an Dicke übertreffend, eng auf. Eine Tunica intermuscularis ist also nicht vorhanden. Die Ringschicht besitzt zwischen ihren Bündeln Bindegewebszüge, die rela- tiv dicker als beiden anderen Ganoiden sind. So kommt die Andeutung einer Bänderung dieser Schicht zustande. Die Schleimhaut besitzt eine Sonderung in Submucosa, Muscularis mucosae und Propria. Ihre Gesamtbreite bleibt hinter der der Längsmuskulatur zurück. Peripher liegt die derbfibrilläre Submucosa, die sehr dünn ist und vorwiegend Längsbündel enthält. Dann schließt sich eine sehr schmale Museularis mucosae an, deren Zellen fast ausschließlich längs verlaufen. Die Propria enthält im weitaus größten peripheren Teile nur derbfibrillires Bindegewebe, dann zentralwärts eine unbedeutende adenoide Lage, die durch eine dünne Basalmembran abgeschlossen wird. Fibrilläre und adenoide Schicht bauen gemeinsam auch die ziemlich hohen, sehr schlanken Faltchen der Darmschleimhaut auf, so, daß erstere wie so oft, in der Faltenachse gelagert ist. Nur lokal weist das adenoide Gewebe Verdickungen auf, so besonders nahe den Faltentälern Das Epithel, das bisweilen auch flimmern soll, hat den Charakter des typischen Darmepithels und einen Kutikularsaum. Es ist nicht sehr hoch. Sehleimzellen sind sehr häufig in ihm, Drüsen dagegen fehlen voll- kommen. 246 Am Aufbau der Spiralfalte beteiligt sich fast überall die Ring- muskulatur des Darmes, das kann ich nach Untersuchung zweier Därme mit Bestimmtheit sagen. Fast überall bestand eine runde, bucklige Verdickung dieser Schicht gerade unter der Abgangsstelle der Spiralfalte. Große Gefäße pflegen, den Buckel durchsetzend, in die Spiralfalte zu verlaufen. Durch sie erscheint der Verlauf der Muskelzellen oft gestört und seitliche versprengte Muskelzüge am An- fang der Spiralfalte könnten möglicherweise auch noch der Ring- muskulatur und nicht der Muscularis mucosae entstammen. Meine Präparate zeigten die Spiralfalte merkwürdig schlecht erhalten und gaben wenig befriedigenden Einblick in ihren Bau. Daß auch Sub- mucosa und Muscularis mucosae in die Spiralfalte ziehen, konnte ich feststellen, sonst aber wenig Sicheres. Ich beschränke mich darum vorzugsweise auf die Angaben Macatuum’s über den Befund in der Spiralfalte von Acipenser rubicundus. Dieser Forscher findet in der Spiralfaltenachse eine Masse glatter Muskelzellen, die sich zu regel- losen Bündeln vereinigen. Ob sie wohlentwickelte Teile der Muscularis mucosae sind, konnte Macatuum nicht entscheiden. Auf Längs- schnitten durch den Spiraldarm sah er die Falte durch große Hohl- räume gekammert. Es handelte sich um große Gefäße, die ange- schnitten waren. MACALLUM meint, es seien wohl Lymphräume. Mir scheint die Angabe Kuntscuitzky’s richtiger, daß es sich um Venen handelt. Lymphfollikel sind in der Spiralfalte häufig. MacaLuum zählte einmal auf einem einzigen Längsschnitt 17 Follikel. Meist sind sie in Epithelnähe rund oder oval, dringen sie aber tief in die Spiralfalte ein, so ist ihre Gestalt unregelmäßig. Sie sind von bindegewebiger Kapsel umschlossen und besitzen im Inneren ein adenoides Gerüst, in dem massenhafte Lymphocyten liegen. Acipenser steht also Amia offenbar recht nahe, wenngleich die Follikelbildung nur Acipenser zuzukommen scheint. Hyrrı will bei Acipenser ruthenus statt mehrerer Hinzelfollikel ein ansehnliches, kompaktes lymphoides Organ gefunden haben. Was hat uns unsere Untersuchung über die Natur der Spiralfalte gelehrt? Zunächst hat sie den von Raja elavata entnommenen und einfach verallgemeinerten Satz Epınger’s stark eingeschränkt, daß die Spiralfalte eine spiral verlaufende Schleimhautfalte sei. Bei Petromyzonten ist sie vielmehr eine intraperitoneale Ein- 247 stülpung der ganzen Darmwand, wobei die vorgebuckelte Partie durch kavernöses Gewebe der Subserosa ausgefüllt wird. Bei Holocephalen ist sie eine Schleimhautfalte, in deren Achse ein von der Ringmuskulatur der Darmwand sich abzweigender Muskelkeil gelegen ist. In geringerer Ausbildung besteht er noch bei Chondrosteern und offenbar bei Amia. Sein einstiges Bestehen bei Protopterus macht der stellenweise in kaum anderer Weise erklärbar gestörte Verlauf der Ringschicht an der Spiralfaltenbasis wahrschein- lich. Nur bei Haien, Rochen und Crossopterygiern ist die Spiralfalte allein eine Erhebung der Schleimhaut. Wenn wir also die Spiralfalten der Petromyzonten mit denen der Holocephalen, Chondrosteer und Amia und diese mit denen der Squalaceen, Batoideen, Crossopterygier und Dipnoer homologisieren wollen, müssen wir in der Lage sein, wahrscheinlich zu machen, daß sie sich alle von der gleichen Grundlage aus durch gleiche Vorgänge etwa gleichzeitig phylogenetisch entwickelt haben. Ist ein soleher Nachweis möglich? Unter Berücksichtigung der bisher durch nichts erschütterten ontogenetischen Feststellungen Rückerr's glaube ich, unbedenklich mit ja antworten zu können. Die Befunde bei Amphioxus, den Myxinoiden und den Everte- braten, die den Wirbeltieren nicht allzu fern zu stehen scheinen, in Verbindung mit RUcKert’s ontogenetischen Ergebnissen am Spiral- darm von Pristiurus zwingen uns zu der Annahme, daß der Spiral- darm sich aus einem einfachen Darm der Proselachier entwickelt hat. Dieser einfache Darm kann nicht nur aus einem Epithelschlauch und einem darübersitzenden Serosaüberzug bestanden haben, sondern so- wohl die ungemein hohe Entwickelung der Darmschleimhaut der Spiraldarmbesitzer als auch die sehr differenzierte Muskulatur der- selben weisen deutlich darauf hin, daß schon die Proselachier Mucosa und Muscularis, wenn auch in einfacher Form, besessen haben müssen. Ein solch einfacher Darm machte nun eine spiralige Achsendrehung durch, wie sie Rückerr’s Modelle vom epithelialen Darmrohr der Pristiurus-Embryonen schön veranschaulichen. Die von außen als Furchen zu sehenden Grenzen zwischen zwei benachbarten Spiral- touren (vgl. Abb.1) imponieren im Lumen natürlich als Vorwölbungen und stellen dort die sogenannte Spiralfalte dar. Am einfachsten macht man sich das an einem wie in Abb. 1A gedrehten Schlauche klar. Würde man durch ihn in diesem Stadium einen Querschnitt etwa im Anfang des letzten Darmdrittels machen, so hätte man fast 248 genau den Befund wie in Abb. 2 von Ammocoetes, d. h. die Spiral- falte würde sich als breite Vorwölbung nicht bloß der Schleimhaut, sondern auch der ganzen Muskulatur dazu darstellen. Daß die Ver- diekung der kavernösen Schicht in Abb. 2 in unserem idealen Falle natürlich wegfiele, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Mit zunehmender spiraliger Aufwindung des Darmes würde die „Spiralfalte“ natürlich, zumal an ihrer Basis, schmaler werden (vgl. Abb. 1B und C) und die in ihr gelegene Darmmuskulatur nach und nach zu einem axialen Muskelkeil zusammenschmelzen. Teil- weiser Schwund dieses Keiles ist bei Holocephalen, Chondrosteern und Amia erfolgt, völliger bei Squalaceen, Batoiden, Crossopterygiern und bei Protopterus. Ist es nicht bemerkenswert, daß gerade die Squalaceen, Batoideen und Crossopterygier auch äußerlich betrachtet den Spiral- darm in höchster Entwickelung zeigen? Hier ist der Höhepunkt der Spiraldarmentwickelung erreicht, gegen den sich die Befunde bei den Holocephalen, Holosteern und Chondrosteern als primitiver darstellen. Primitiver? Jawohl, möchte ich unbedenklich sagen. Gar kein sachlicher Grund als die herkömmliche Behauptung der Anatomen sieht die Spiraldärme der Holosteer und Chondrosteer als in Rück- bildung begriffen an. Bei Chimaera sahen wir, daß die erste Spiral- tour eine weit regere Beteiligung der Ringmuskulatur an ihrem Aufbau aufzuweisen hatte als die späteren Windungen (Abb. 7 und 8). Sie zeigte altertümliche Zustände. Stellten aber etwa die Muskelbündel in der ersten Spiralwindung von Calamoichthys (Abb. 15) Reste der einst vorhandenen Muscularis mucosae dar, so wären auch hier einfachere Zustände als in späteren Windungen dieses Tieres, wo bis auf das an Umfang reduzierte periarterielle Muskel- bündel des Faltenkopfes alle übrigen Muskelbündel geschwunden sind. Und die Annahme eines Schwundes der Muscularis mucosae scheint mir kaum abweisbar. In den letzten Windungen von Chimaera ist die Muscularis mucosae in der Darmwand im Schwund begriffen (Abb. 8). Der Prozeß hat in der Darmwand weit um sich gegriffen. In der Spiralfalte und nur nahe ihrem Fuß ist sie erhalten geblieben. Sollte bei anderen dieser Prozeß nicht fortgeschritten sein können ? Woher wollte man sonst die verstreuten, aber doch regelmäßig ge- ordneten Muskelbündel in der ersten Spiralfaltenwindung von Cala- moichthys ableiten? Es wäre wohl auch Calamoichthys ein Hinweis darauf, daß vorn am Spiraldarm einfachere Zustände bestehen. Diese 249 müssen darum besonders gewiirdigt werden, weil Rickert und Kan- Torowicz die Spiraldarmentwickelung hinten einsetzen und nach vorn fortschreiten sahen. Vorn liegen phylogenetisch die jüngsten Windungen vor, deren einfacherer Bau noch den Weg zeigt, den die Spiraldarmentwickelung einst gegangen ist. Wenn wir die Zustände am Spiraldarm der Holocephalen, Holo- steer und Chondrosteer hinsichtlich der Darmdrehung als primitiver ansahen, so besagt das natürlich nicht, daß diese Tiere als Vorfahren der übrigen zu gelten hätten. Schon der allgemeine Aufbau des Darm- kanales und der Darmwand verböte das. Sehr weit steht zunächst der Spiraldarm der Petromyzonten ab- seits von dem der Selachier, Dipnoer und Ganoiden, und es ist mir aus gewissen Gründen, über die ich mich einstweilen noch nicht äußern möchte, nicht unwahrscheinlich, daß er zwar unter ähnlichen Ein- flüssen, aber auf selbständigem Wege entstand. Ich neige zur An- nahme einer diphyletischen Abstammung des Spiraldarmes und sehe eine Linie zu den Petromyzonten, die andere zu den Gnathostomen führen. In einer späteren Mitteilung denke ich begründend auf diese Ansicht zurückzukommen. 1 Die Gnathostomen besitzen den Spiraldarm schon in soleher Aus- bildung, daß man mit Notwendigkeit auf ein außerordentlich langes Bestehen dieser Einrichtung schließen muß. Das zeigen nicht bloß die Verhältnisse der allgemeinen Anatomie der Spiralfalte, sondern das lehrt auch der Bau der Darmwand, der weit komplizierter als bei Gymnophionen, Anuren und den meisten Reptilien ist. Die Muscu- laris mucosae, lediglich bei Calamoichthys fehlend, hier aber offenbar rückgebildet, die Verbreitung von hochspezialisierten Zotten bei an- deren (Chimaera, Amia) und dann erst das Vorkommen umschriebener lymphoider Organe, das sonst nur bei Säugetieren bekannt ist, sind Eigentümlichkeiten von morphologisch hohem Rang. Und welche Fülle von Variationen in all diesen und zahlreichen anderen Dingen! Vor uralter Zeit von Proselachiern erworben, hat der Spiraldarm bei Holocephalen, Holosteern, Chondrosteern, Crossopterygiern, Di- pnoern, Squalaceen und Batoideen eine verschiedene Ausbildung er- fahren. Selachier, Dipnoer und Ganoiden lassen sich schärfer ab- grenzen, besonders Squalaceen und Batoideen stehen sich nahe und gestatten auch ganz gut einen Anschluß an die Holocephalen. Aber trotz mancher Differenz bieten auch die Ganoidengruppen die Möglich- keit eines gemeinsamen Zusammenschlusses. Außerordentlich 250 weit von den drei Gruppen der Gnathostomen entfernt stehen die Teleosteer. An sie erinnern die Ganoiden nur von weitem durch allerlei Äußerlichkeiten. So ist die Magenform der Ganoiden manchmal (Crossopterygier, Amia) der der Teleosteer etwas ähnlich. An Teleosteer erinnern mehr noch die nur Amia fehlenden Appendices pyloricae. Und doch kann die Magenform ebenso gut von Selachiern hergeleitet werden und ebenso das Bestehen der auch den Laemargi zukommenden Appendices pyloricae. Zweifellos bezeichnen Magenform und Appendices der Ganoiden Konvergenzen und keine Stammverwandtschaft. Schon vonden Proselachiern her muß die Entwickelung der Teleosteer von den übrigen diver- gent gewesen sein. Durchweg haben die Teleosteer ja viel ein- fachere Befunde, die ich darum nicht als durch Rückbildung entstan- den auffassen mag, weil sie alle einen gemeinsamen Typus verraten, der sichere Rückbildungen nirgends erkennen läßt. Ganz insonderheit haben wir keine Anzeichen dafür, daß der Teleosteerdarm durch Rückbildung aus dem Spiraldarm entstanden sei. Die Teleosteer besitzen weder den Spiraldarm noch eine Spur von ihm. Auch NEUMAYER’S Untersuchungen werden daran nichts ändern können. Nichts wie eine rein äußerliche Ähnlichkeit haben die Rumpf- darm-Quer- und Schrägfalten vieler Malacopterygier (Clupeiden, Sal- moniden) mit Spiralfalten. v. EGGELING und ich haben Angaben ge- macht, die das hätten zeigen müssen. Ihnen füge ich nun noch hinzu, daß jene Pseudospiralfalten der Malacopterygier sich von den übrigen Relieffalten und Fortsätzen durch nichts in ihrem Aufbau unter- scheiden. Nicht einmal die ganze Mucosa dringt in sie ein, sondern nur ihr zentralster Anteil, während der periphere mit dem Stratum compactum unbeirrt weiterzieht. Solche Pseudospiralfalten, die ich demnächst auch von Reptilien beschreiben und abbilden werde, stellen Sonderungen aus gewöhnlichen Faltennetzen dar und haben mit dem Spiraldarmproblem nichts zu tun. So sehr das Bestreben zu begrüßen ist, die Paläontologie für anatomische Fragen ausgiebig zu benutzen, so ist doch allergrößte Behutsamkeit dabei von Nöten. Müssen wir den Spiraldarm auf Grund unserer anatomischen Be- funde ebenso wie einst RÜCKERT auf Grund ontogenetischer Beobach- tung, als einen spiralgedrehten, ursprünglich geraden Darm auffassen, so entsteht natürlich gleich die Frage nach den Ursachen dieser Spiraldrehung. Das Unzulängliche der: mechanischen Ableitung RÜckErT’s ist 251 von OPPEL und mir neuerdings betont worden. RUcKERT’s mechanische Ursachen bestehen auch beim Menschen und anderen Tieren, die keinen Spiraldarm haben. Ich selbst versuchte im III. Teil meiner Untersuchungen über das Darmsystem der Fische und Dipnoer eine andersartige Ableitung, auf die ich verweise (Jenaische Zeitschrift f. Naturw., Bd. 53). 5 _ _ Abb. 16. Schemata zur Erklärung der Entstehung der Windungstypen bei Fischen und Dipnoern. a, b,c, f, 9, h bezeichnen Stufen der hypothetischen Spiral- darmentstehung. Bei Knochenfischen hatte ich bestimmte Darmwindungsver- hältnisse trotz wechselnder Vorderdarmzustände sich immer wieder- holen sehen. Diese Entdeckung zwang zu Gedanken über die Ursachen dieser Dinge. Ich sah bald, daß sich leicht einfache mechanische Mo- mente heranziehen ließen. Die Schwimmbewegung der Fische hat mit der Körperform auch die der Bauchhöhle stark beeinflußt. Ent- weder ist letztere lang und spindelförmig und nur nahe dem Schulter- 252 gürtel von einiger Breite, oder bei kaudokranialer Verkürzung findet sich eine dorsoventrale Vertiefung bei seitlicher Abplattung. Mit ver- schwindend wenigen Ausnahmen ist sie sehr eng und bietet allen Bauchorganen nur notdürftig Platz, und zwingt sie oft zu erheblichen Verlagerungen. Diesen räumlichen Bedingungen muß sich natürlich der Darm durch raumsparende Lagerungsweise anpassen. Nun hat, ~ wie die äußere Form, auch die Länge und Weite des Darmes im Laufe der Stammesgeschichte mannigfache Änderungen erfahren müssen. Mag eine Verkleinerung der Bauchhöhle auch hin und wieder mit einer Verkürzung des Darmes einhergegangen sein, sehr oft war das sicher- lich nicht der Fall, sondern der Darm blieb so lang wie er war, oder wurde länger. In diesen Fällen mußte er sich dann stärker in Win- dungen legen und die enge Bauchhöhle ließ ihm hierzu nur sehr be- scheidene Möglichkeiten. Aus solchen Konflikten entsprangen die mechanisch sehr leicht ableitbaren Darmwindungstypen, wie ich im einzelnen in der genannten Arbeit ausgeführt habe. In den schemati- schen Abbildungen 16a, b und c sehen wir das Zustandekommen der häufigsten Windungsform der Teleosteer dargestellt. Von Stadium e aus leitete ich dann auch hypothetisch den Spiraldarm ab. In f sehen wir den dritten Darmschenkel den zweiten überlagern und so eine Schlinge sich bilden. In g hat sich dieser Vorgang bei weiterem Wachs- tum des Darmes mehrmals wiederholt. Stellen wir uns nun vor, im Stadium g erfolgte eine Kompression der Windungen durch dreidimen- sionale Verkleinerung der Bauchhöhle, so entsteht das Bild wie in Abb. 16h. Der Darm erscheint spiralförmig aufgerollt wiean RUCKERT'S Modellen, und von ihm wäre nach Analogie unserer oben beschriebenen Befunde spielend die weitere Ausbildung des Spiraldarmes ableitbar (mel. Teil II). Damals glaubte ich, bei der Spiraldrehung des Darmes ein Mit- einbezogenwerden des Peritonealschlauches annehmen zu müssen und glaubte, dies sich dann einklemmende Peritoneum bilde sich im Inneren der Windungen später zurück, so daß schließlich ein einheit- licher, aber komplizierter entstandener Peritonealschlauch glatt den ganzen Spiraldarm wieder überziehe. Diese Annahme ließ die von RÜckerr wie Kantorowicz betonten Verschiebungen des Darmes im Peritonealschlauch während der Ontogenese unberücksichtigt. Meine Untersuchungen an Reptilien haben mich inzwischen gelehrt, in diesem Punkte anderer Ansicht zu werden. Bei Schlangen sieht man deutlich den Peritonealschlauch erweitert und alle Darmwindungen 253 in ihm liegen. Die Windungen rücken so natürlich eng aufeinander und es konnte Stannrus zu dem Glauben kommen, bei Python läge ein Spiraldarm vor, ein Irrtum, den man bald einsah. Offenbar ist die enge Bauchhöhle alleinige Ursache dieser Darmlagerung bei Schlangen, und es ist mir wahrscheinlich, daß auch bei den Proselachiern solche Zustände sich gefunden haben. Dafür spricht der Befund bei Petro- myzon, wo das Peritoneum ungestört verläuft. Von jenen ersten Anfängen der Spiraldarmentwickelung bis zu dem bei den Rezenten endlich erreichten Zustand ist ein ganz un- geheuer langer Weg zurückgelegt. Werden Ontogenie und Phylogenie des Spiraldarms auch viel parallele Momente aufzuweisen haben, so dürfen wir andererseits von der Ontogenie nicht eine bis ins einzelne gehende Aufklärung der Stammesgeschichte erwarten. Wie sie in raschem Fluge die Phylogenese wiederholt, so wird sie nicht alle ur- sächlichen Momente jener wieder in der Kürze der Zeit darbieten können. Es mag der physiologische Gang in der Ontogenie eigene Wege gehen, phylogenetisches Interesse bieten die morphologischen Grundtatsachen allein. Daß sie zwanglos mit den Ergebnissen vergleichend-anatomischer Betrachtung in Einklang gesetzt werden können, scheint mir die Richtigkeit meiner Auffassung des Spiral- darmproblems einigermaßen zu bestätigen. Viele Fragen harren hier noch der Beantwortung. Es war nicht der Zweck dieser kurzen Abhandlung, ein erschöpfendes Eingehen auf das ganze Gebiet darzubieten. Sie wollte eine Antwort suchen auf die Frage: Was ist die Spiralfalte, was der Spiraldarm? Alles übrige mag der Zukunft vorbehalten sein'). Jena, den 20. März 1915. Literatur. 1. Ayers, Beiträge zur Anatomie und Physiologie der Dipnoer. Inaug.-Diss. Freiburg 1885. 2. BizzozERo, Über die schlauchförmigen Drüsen des Magendarmkanals und die Beziehungen ihres Epithels zu dem Oberflächenepithel der Schleimhaut. 3. Mitteilung. Archiv f. mikr. Anat. Bd. 42, 1893. 3. EDINGER, Über die Schleimhaut des Fischdarmes, nebst Bemerkungen zur Phylogenese der Drüsen des Darmrohres. Archiv f. mikr. Anat. Bd. 13, 1876. 4. Hırron, On the intestine of Amia calva. The American Naturalist Vol. 34, 1900. 1) Die obigen Zeichnungen verdanke ich Herrn Kérscuav, dem ich auch an dieser Stelle herzlichen Dank sagen möchte. 254 . JACOBSHAGEN, Untersuchungen über das Darmsystem der Fische und Di- pnoer. T.1. Beitrage zur Charakteristik des Vorder-, Mittel- und Enddarmes der Fische und Dipnoer. — T. 2. Materialien zur vergleichenden Anatomie des Darmkanals der Teleostomen nebst einer einleitenden Übersicht. — T. 3. Über die Appendices pyloricae, nebst Bemerkungen zur Anatomie und Mor- phologie des Rumpfdarmes. Jenaische Zeitschr. f. Naturwissenschaft Bd. 47, 49, 53, 1911—1915. . Kantorowicz, Über Bau und Entwickelung des Spiraldarms der Selachier. Zeitschr. f. Naturwissenschaft Bd. 70, 1897. . LANGERHANS, Untersuchungen über Petromyzon Planeri. Freiburg, Troemer 1873. . LEYDIG, Anatomisch-histologische Untersuchungen über Fische und Reptilien. Berlin 1853. . MACALLUM, The alimentary canal and pancreas of Acipenser, Amia and Lepi- dosteus. Journal of Anatomy and Physiology Vol. 20, 1886. . MAYER, P., Über den Spiraldarm der Selachier. Mitteilungen aus der zoologi- schen Station zu Neapel, Bd. 12, 1897. . NEUMAYER, Die Entwickelung des Darmkanals, von Lunge, Leber, Milz und Pankreas bei Ceratodus Forsteri. Denkschr. d. med.-nat. Gesellschaft Jena, Bd. 4, 1904. . NEUMAYER, Vergleichende Anatomie des Darmkanals der Wirbeltiere. Ver- handl. der Anat. Gesellschaft, XXVIII, 1914. . OPPEL, „Verdauungsapparat“ in Ergebnisse der Anatomie und Entwickelungs- geschichte. 1900. . PARKER, J., On the intestinal spirale valve in the genus Raja. Proc. of the zool. Society of London, 1889. . PARKER, W. N., Zur Anatomie und Physiologie des Protopterus annectens. Berichte der naturf. Gesellschaft zu Freiburg, Bd. 4, 1889. . PARKER, W. N., On the Anatomy and Physiology of Protopterus annectens. Proc. of the Royal Society Vol. 49, 1891. . Petersen, Beiträge zur Kenntnis des Baues und der Entwickelung des Se- lachierdarmes. 2. Teile. Jenaische Zeitschr. f. Naturw. Bd. 43 u. 44, 1908. . PILLIET, Sur la structure du tube digestif de quelques poissons de mer. Bulletin de la Société zool. de France Vol. 10, 1885. . PıLııer, Note sur la distribution du tissu adenoide dans le tube digestif des poissons cartilagineux. Compt. rend. de la Soc. de biologie T. 3, 1891. . RÜckErT, Über die Entwickelung des Spiraldarmes bei den Selachiern. Archiv für Entwicklungsmechanik Bd. 4, 1896. . Vogr und Yung, Lehrbuch der praktischen vergleichenden Anatomie. Braunschweig 1894. . Yune et FuHrMmann, Recherches sur la digestion des poissons (Scyllium). Archive d. Zool. expér. et général, Année 819, Ser. 3, T. 7. 255 Nachdruck verboten. Uber die Grenze zwischen miitterlichem und fetalem Gewebe. Von Franz KeiıBer-Straßburg i. Els. Mit einer Abbildung. Die Abgrenzung des miitterlichen gegen das fetale Gewebe macht bei der Untersuchung junger und älterer menschlicher Hier die größten Schwierigkeiten, und eine Einigung ist in dieser Frage noch durchaus nicht erzielt. GRossER hat in seinem Lehrbuch!) und im 7. Kapitel meines und Matu’s Handbuchs der Entwickelungsgeschichte?) den heutigen Stand der Frage so klar und übersichtlich dargestellt, daß ich auf Einzelheiten und auf die Literatur hier nicht weiter einzu- gehen brauche, vielmehr auf Grosser’s Darlegungen verweisen kann. Ich selbst habe mich mit der Abgrenzung des mütterlichen gegen das fetale Gewebe schon früher eingehend beschäftigt, als Frassı bei mir über ein junges menschliches Ei in situ arbeitete. Frassı hat über unsere Befunde in zwei Arbeiten 1907?) und 1908*) berichtet, von welcher der zweiten, da Frasst wegen Erkrankung plötzlich abreisen mußte und auch nicht Sorge trug, daß mir die Korrekturen zugesandt wurden, die letzte Überarbeitung fehlt. Ich war damals zu der Ansicht ge- kommen, daß es im allgemeinen wohl möglich ist, eine Grenze zwischen mütterlichen und fetalen Elementen zu ziehen. An einzelnen Stellen ist sie einwandfrei festzustellen; aber auch an anderen Stellen glaubte ich sie erkennen zu können, wenn ich die Elemente, welche an gün- stigen Stellen die Unterscheidung erlaubten, genauer beachtete. Außer dem Vorhandensein von Kapillaren, Drüsen und Drüsenresten usw. legte ich damals auf die Infiltration mit Leukozyten besonderen Wert. Am Ende der ersten Arbeit von Frassı heißt es: ,, Dieses para- 1) Grosser, Orro, Vergleichende Anatomie und Entwicklungsgeschichte der Eihäute und der Placenta. Wien und Leipzig. 1909. 2) Keren u. Matt, Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen, Bd. 1, 1910. 3) Frassı, L., Über ein junges menschliches Ei in situ. Arch. f. mikr. Anatomie, Bd. 70, 1907. 4) Frassı, L., Weitere Ergebnisse des Studiums eines jungen mensch- lichen Eies in situ. Ebenda, Bd. 71, 1908. 256 sitare Vordringen des Hies ist auch, worauf ich schon hindeutete, der Grund, daß ich das Vorhandensein von Leukozyten im Gewebe fiir die mütterliche Natur des Gewebes sprechen lasse und annehme, daß die Grenze der Leukozyten annähernd jedenfalls die Grenze zwischen mütterlichem und fetalem Gewebe bezeichnet. Die Leukozyten dürften sich dem Ei wie einer vordringenden bösartigen Geschwulst gegen- über verhalten. Sie kommen von allen Seiten herbeigeeilt, am stärksten dürften sie sich an der Grenze des vordringenden Eies, der Grenze des fetalen Gewebes ansammeln, daß sie „bei einem normalen Hi‘, füge ich hinzu, ‚in das Gewebe des vordringenden Eies eindringen, ist höchst unwahrscheinlich“. Es ist mir heute möglich, die Grenze zwischen mütterlichem und fetalem Gewebe mit völliger Sicherheit zu bestimmen, und zwar machte ich die entscheidenden Beobachtungen an einem Ei, das etwas älter, aber nicht viel älter sein dürfte als das von Frassı seiner Zeit be- arbeitete. Mein Freund SELLHEIM sandte mir ein Ausschabsel zur Fahndung auf etwaige Eireste und einen Embryo zu. Bei der Unter- suchung der in Zenkerformol fixierten Stücke fanden sich nun sowohl Chorion als Chorionzotten vor. Einen Embryo konnte ich leider, trotz- dem ich tausende von Schnitten nach ihm durchsucht habe, nicht finden. Nach dem Embryo läßt sich also das Stadium des Eies nicht charakterisieren. Immerhin wird man das Alter des Eies, wenn man das des Frassi’schen mit Bryce und TEACHER auf 18—20 Tage annimmt, auf 3 Wochen oder auf wenig älter als 3 Wochen schätzen dürfen. Das Ei ist insofern weiter entwickelt, wie das von Frassı bearbeitete, als sich in den Mesenchymkernen der Zotten bereits deutliche, wenn auch durchweg leere Blutgefäßanlagen nachweisen lassen, doch finden wir andererseits noch sehr gut entwickelte Zellsäulen und eine deutliche Trophoblastschale. Ein Vorteil der Ausschabung ist der vorzügliche Fixierungszustand, ein Nachteil, daß nicht nur der Embryo nicht ge- funden werden konnte, sondern daß auch die fetalen und mütterlichen Teile meist nicht in ihrer gegenseitigen Lage geblieben waren. An den meisten Stellen hatte sich die Trophoblastschale von dem mütter- lichen Gewebe abgelöst, aber an einzelnen Stellen war der Zusammen- hang glücklicherweise doch erhalten geblieben. Ich habe nun die er- baltenen Schnitte mit den verschiedensten Methoden behandelt, unter anderen auch mit Methoden zur Darstellung des Bindegewebes und von diesen gab die Methode nach BıeLscHows&Ky überraschend gute Resultate. 257 Die diesen Zeilen beigegebene Abbildung stellt einen Schnitt dar, in dem an der wiedergegebenen Stelle das mütterliche und das fetale Gewebe in ungestörter Lagerung sich befinden. Rechts sehen wir die Trophoblastschale des Eies, mit T bezeichnet. Sie besteht an dieser Stelle nur aus Zellen. Eine Synzytiumbildung ist noch nicht erfolgt. In den Kernen der Zellen finden sich oft Silber- niederschlige. Ebensowenig wie Synzytium sind an dieser Stelle Eine Uterusdrüse der Pars spongiosa der Uterusschleimhaut und von rechts her gegen sie vordringendes fetales Gewebe der Trophoblastschale. Vergr. 360: 1. Bg. Fasergeriist des Bindegewebes. Bl. miitterliche rote Blutkörperchen. Dr. E. Driisenepithel. Dr. L. Drüsenlumen. 7. Trophoblastschale. Riesenzellen vorhanden. Die Zellen stehen durch vielfache Fortsätze miteinander in Verbindung. Auf der linken Seite der Abbildung haben wir mütterliches Ge- webe vor uns, im wesentlichen eine Uterusdrüse mit den typischen Schwangerschaftsveränderungen, wie sie in der Substantia spongiosa der Uterusschleimhaut in diesem Stadium vorkommen. Das Lumen der Drüse ist mit Dr. L. bezeichnet, in ihm liegt ein Häufehen mütter- Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 17 258 licher roter Blutkörperchen. Das Lumen der Drüse wird von mütter- lichen Epithelzellen, Dr. E., umgeben, die noch keine merklichen Zeichen von Degeneration zeigen. Rings um die Drüse finden wir nun ein überaus reiches Netz von Bindegewebsfibrillen Bg., welche sich tiefschwarz gefärbt haben. Gegen dieses Gerüst von Bindegewebs- fibrillen dringt von links her der Trophoblast vor. Er hat die Epithel- schicht der Drüse nahezu erreicht und wird jedenfalls in kürzester Frist in sie einbrechen, ein Vorgang, der bei dem Frasst’schen Ei ja genauer beschrieben wurde. Links und oben in der Abbildung liegen reichliche mütterliche rote Blutkörperchen Bl., hier sind die natürlichen Verhältnisse des Gewebszusammenhanges zerstört. Man kann hier die Grenze zwischen mütterlichem und fetalem Gewebe mit aller Sicherheit nach dem Verhalten der Bindegewebs- fasern beurteilen. Die Zellen, zwischen denen sich das Bindegewebs- gerüst befindet, gehören dem mütterlichen Organısmus an; es sind Deciduazellen; die ihnen anliegenden Zellen ohne Bindegewebsgerüst sind fetaler Herkunft, sie gehören zu den peripheren Teilen der Zellsäulen und zu der Trophoblastschale. Die Grenze ist eine durchaus scharfe. An den Stellen, an denen das Bindegewebe des Uterus kleine Arterien enthält, leisten diese mit ihrer Umgebung dem Vordringen des Tropho- blasten größeren Widerstand. Nur in der Umgebung dieser Arterien, — man findet meist mehrere Durchschnitte dicht nebeneinander gelegen, — konnte ich übrigens mit WEIGERT’S Fuchselinfärbung elastische Fasern nachweisen. Eine Durchdringung und Durcbmengung mütterlichen und fetalen Gewebes findet, wenigstens in diesen Entwickelungs- stadien, nicht statt; so kann man hier von einer ,, Umlagerungszone‘‘ im Sinne früherer Autoren nicht sprechen. Die einzigen mütterlichen Zellen, welche zentral von der Bindegewebsgrenze noch in Frage kommen könnten, wären die Zellen der mütterlichen Drüsen und die Endothelien der mütterlichen Gefäße. Diese beiden Zellarten aber degenerieren und gehen vor dem andringenden Trophoblast bis auf spärliche, leicht erkennbare Reste von Drüsenzellen (vgl. Frassı 1908, Abb. 3 und 4 der Tafel 46) zu Grunde, somit ist es also, um dies noch einmal hervorzuheben, mit Hilfe der BreLschowsky’schen Methode möglich, in den jungen Stadien der Eientwickelung eine scharfe Grenze zwischen mütterlichem und embryonalem Gewebe zu ziehen. Ob das auch bei älteren Stadien und in der ausgebildeten und reifen Plazenta möglich ist, das müssen weitere Untersuchungen, welche ich mir vor- behalte, entscheiden. 259 Ich bemerke hier noch, daß auch einige Schnitte durch das Ei von Frassı, welche ich nachträglich der BreLschowsky’schen Ver- silberung unterwarf, mir durchaus entsprechende Bilder zeigten. Leider sind die Schnitte des Frassi’schen Eies mit ihren 15 p etwas zu dick, da ja bekanntlich die BieLscHhowskY-Methode besonders bei ganz dünnen Schnitten (5 y—7 py) die schönsten Bilder gibt. So sind die zelligen Elemente in den Schnitten nicht gut zu erkennen und zu charakterisieren. Das Flechtwerk der Bindegewebsfasern aber tritt mit aller wünschenswerten Deutlichkeit und in seinem ganzen Reich- tum im ganzen Gebiete der Uterusschleimhaut bis dicht unter das Öberflächenepithel in die Erscheinung. Gegen die Grenze des embryonalen Gewebes hin erscheint das Faserwerk vielfach gequollen. Auch auf das Synzytium und die synzytialen Riesenzellen wird durch die Untersuchungen mit der BIELSCHowsKY’schen Methode noch weiteres Licht geworfen. Man hat über die Bedeutung des Synzytiums verschiedene An- sichten geäußert. Nach der Ansicht der einen Autoren soll das Syn- zytium und die synzytialen Riesenzellen gerade im Vordertreffen bei dem Vordringen des fetalen gegen das mütterliche Gewebe stehen; eben das Synzytium soll das Deciduagewebe, die mütterlichen Drüsen und die mütterlichen Gefäße anfressen und verdauen. Andere Au- toren nehmen an, daß es vor allem die Aufgabe der Aufnahme und der Verdauung der aus dem mütterlichen Gewebe hervorgehenden Zerfallsprodukte habe. Eine dritte Gruppe von Autoren schreibt dem Synzytium wesentlich die Aufgabe zu, die Gerinnung des mütterlichen Blutes zu verhindern, eine Aufgabe, welche in den Gefäßen ja den Endothelien zukommt. Man hat in der dem Synzytium wohl zweifellos zukommenden Fähigkeit, die Gerinnung des Blutes zu verhindern, sogar einen Grund dafür finden wollen, es von dem Endothel der mütterlichen Gefäße abzuleiten, eine Anschauung, die sicher irr- tümlich ist. Die drei hier charakterisierten Anschauungen wurden freilich nun nicht immer auseinander gehalten, und man hat in der Tat, soweit ich urteilen kann, guten Grund anzunehmen, daß dem Synzytiumüber- zug der Zotten neben ihrer gerinnungshemmenden Eigenschaft auch die Aufgabe der Aufnahme und Verdauung von Embryotrophe und den Nährstoffen des mütterlichen Blutes zukommt. So kann man die Chorionzotten, wie ja auch GROSSER ausführt, auf dessen Darstellung 17* 560 ich auch fiir diese Frage verweise, weitgehend mit den Zotten des Darmkanals vergleichen. Für das Anfressen und die Zerstörung mütterlichen Gewebes scheint mir dagegen das Synzytium und die Riesenzellen jedenfalls nicht allein in Frage zu kommen. Das scheint nach meinen Befunden auch durch Elemente der Trophoblastschale, beziehungsweise wo diese geschwunden ist, durch Elemente der Zellsäulen besorgt zu werden, welche dazu ihre individuelle Selbständigkeit als Zellen nicht verloren zu haben brauchen. Es sind solche zelligen Elemente, welche direkt an das mütterliche Gewebe angrenzen und denen man seine Zerstörung zuschreiben muß. In der beigegebenen Abbildung ist das ja deutlich zu erkennen. Was dann die synzytialen Riesenzellen anlangt, so ergeben meine Untersuchungen einen weiteren Beweis für die fetale Natur dieser Ge- bilde, einen Beweis freilich, den ich auch durch frühere Untersuchungen bereits für genügend erbracht halte. Sicherlich findet man ja die synzytialen Riesenzellen oft tief im mütterlichen Bereich, oft deut- lich in Gefäßen. Es dürfte sich vielfach um eine Verschleppung durch den Blutstrom handeln. Einen Einfluß auf die Auflösung des mütter- lichen Gewebes möchte ich ihnen, sofern es sich um im Blutstrom weithin verschleppte Elemente handelt, nicht zuschreiben. Im Gegen- teil bin ich der Ansicht, daß solche synzytiale Riesenzellen dem Unter- gange bestimmt sind. Erwähnt mag schließlich noch werden, daß sich sowohl bei dem Frasst’schen Ei, dessen Embryonalanlage sich ja im Primitivstreifen- stadium befindet und noch keinerlei Andeutungen von Ursegment- bildung zeigt, in dem mesodermalen Kern der Zotten mit der BIEL- scHowsky schen Methode bereits ein Gerüst von Bindegewebsfasern nachweisen läßt. Ebenso tritt ein solches Gerüst von Bindegewebs- fasern in den Zotten und in der mesodermalen Membrana chorialis bei dem Ausschabsel in die Erscheinung, von dem meine Untersuchungen ihren Ausgang nahmen. Straßburgi. Els., den 9. Juni 1915. 261 Nachdruck verboten. Uber einen eigenartigen Fall von Stenose des Isthmus aortae. Von stud. med. ALFONS SANKOTT. Mit 5 Abbildungen. Aus dem ie Anatomischen Institut der Wiener Universitit. Das Präparat, über welches hier berichtet werden soll, stammt von einer weiblichen Frühgeburt, die am 2. Juli v. Jahres a. m. ge- boren wurde und am 4. VII. 1914 mit der Diagnose ,,Debilitas vitae‘ ad exitum gekommen ist. Die Frucht wog 1786 g. Weder den Geburts- helfern noch auch mir fiel an der Leiche irgend etwas Außergewöhn- liches auf. Die Proportionen des Rumpfes und der Extremitäten waren dem Alter der Frucht entsprechend normale. Die Leiche war dazu bestimmt worden, aus ihr ein Korrosions- präparat des Aortensystems und der Hauptstämme der Hohlvenen und des Pfortadersystems herzustellen. Als Injektionsmasse diente die von SToRcH (56) angegebene Celluloidkorrosionsmasse. Es wurde nach Fortnahme des Sternums und beiderseitiger Unter- bindung der A. mammaria interna das Herz bloßgelegt, an dem äußer- lich keinerlei Abnormität zu sehen war. Ein Grund, die Verhältnisse der Scheidewände, der Vorkammern und der Kammern genau zu unter- suchen, lag nicht vor und so vermag ich nicht auszusagen, ob an diesen Scheidewänden irgend ein Defekt vorhanden war oder nicht. Nach Spaltung der linken Kammer, links vom Septum ventriculorum, und nach Eröffnung der rechten Vorkammer, wurden die vorhandenen Blutgerinsel entfernt und das in der Aorta und den großen Venen- stämmen vorhandene Blut, so gut als möglich, ausgespült. Dann wurde das Aortensystem durch Einführen und Einbinden einer Kanüle in die Aorta ascendens mit roter und die Venen, von den beiden Hohlvenen aus, mit blauer Masse injiziert. Die Injektion verlief ohne Zwischenfall. Doch fiel mir während der Injektionsdauer auf, daß in der Aorta asc. und in der A. pul- monalis eine Druckdifferenz zu konstatieren war. Das heißt, der Druck erschien in der Aorta asc. stets höher als in der A. pulmonalis, was unter normalen Verhältnissen, bei ähnlichen Injektionen, nicht der 262 Fall ist. Nach beendigter Injektion wurde das Präparat in FrEUD- scher Flüssigkeit (18) korrodiert. An dieser Stelle erachte ich es für angebracht, einiges über die Be- handlung der mit Celluloidkorrosionsmasse injizierten Präparate vor der Mazeration, über die Mazeration selbst, soweit sie hier in Betracht kommt, über die Behandlung der Präparate nach der Mazeration und schließlich über die Erfahrungen mit der Freup’schen Flüssigkeit, die Prof. HocH- STETTER mit bestem Erfolg zur Herstellung von Gefäßkorrosionspräparaten verwendete und die auch mir vorzügliche Dienste leistete, zu sagen. Nach vollendeter Injektion, die in üblicher Weise mit TEICHMANN’schen Spritzen erfolgt, verfahre ich nach den Angaben meines Lehrers folgender- maßen: Wenn ich in Wasser zu mazerieren beabsichtige, lege ich das Präparat 1—2 Tage — je nach der Größe — in fließendes, kaltes Wasser, nachdem ich vorher eventuell vorhandene Hohlräume eröffnet habe. So werden z. B. bei Kindesleichen die Bauchhöhle, die Schädelhöhle und, wenn es ohne Ge- fahr für das herzustellende Präparat durchführbar ist, auch die Seitenven- trikel des Gehirnes eröffnet. Dies geschieht, um in die Gewebe etwa aus- getretenes oder in die Hohlräume diffundiertes Azeton, dessen Anwesenheit die Mazeration verzögert, wenigstens zum größten Teil zu entfernen. Dann schneide ich das Intestinum tenue et crassum gegenüber dem Mesenterial- ansatze der Länge nach auf und eröffne auch den Magen. Dies tue ich, weil diese Eingeweide infolge ihres entweder schon von Hause aus zum größten Teile gasförmigen Inhaltes oder weil sich während der Fäulnis Gase in ihnen ansammeln auf dem Wasser schwimmen würden und leicht Darm- sefäße abreißen könnten. So vorbereitet, lege ich die Objekte nun in ein Gefäß, das Wasser von Körpertemperatur enthält und erhalte die Tempera- tur mit Hilfe eines Thermostaten auf gleicher Höhe. Während die Mazeration im Gange ist, erweist es sich als notwendig, gewisse Organe, z. B. die Leber und die Nieren, des öfteren mit einem zarten Wasserstrahl zu bespülen, was zur Folge hat, daß dadurch von ihrer Oberfläche immer kleine Par- tikelchen weggeschwemmt und so die Gefäßausgüsse rascher von dem Ge- webe befreit werden. Die genannten Organe zerfallen nämlich längere Zeit hindurch nicht und so besteht die Gefahr, daß sie, sobald die Gebilde in ihrer Umgebung mazeriert sind, durch ihr Eigengewicht die in ihr Inneres eintretenden Gefäße abbrechen. Die Bespülung nehme ich mit einer Pipette vor, an der ein Gummiballon befestigt ist. Durch stärkeren oder geringeren Druck auf letzteren vermag ich die Kraft des Strahles nach Bedarf zu regeln. Die Spülflüssigkeit entnehme ich dem Gefäße, in dem das Präparat sich befindet. Es kann aber auch warmes, reines Wasser dazu verwendet werden. Sobald das Präparat mazeriert ist, lege ich es, um es auszuwaschen, für einen Tag in fließendes, kaltes Wasser. Hierauf wird es, nachdem es sorgfältig 263 von allen etwa noch an ihm haftenden Gewebsteilchen befreit wurde, ge- trocknet. Auch entferne ich vor dem Trocknen die größeren Wassertropfen durch sorgfältiges Absaugen mit Filtrierpapier, um das Zusammenkleben kleinerer Gefäßverzweigungen zu verhindern. Ist das Präparat trocken, so werden, wenn es sich um ein Gefäß-Knochenpräparat handelt, die Kno- chen entfettet und in H,O, gebleicht. Die Behandlung des Präparates mit kochendem Benzin und H,O, schadet der Korrosionsmasse in keiner Weise. Es können dabei sogar in den Gefäßen zurückgebliebene Blutkoagula, die sich als schwarze Flecke an den Gefäßstämmen des mazerierten Präparates unangenehm bemerkbar machen, durch H,O, entfärbt werden. Nach dieser Behandlung und wenn das Präparat neuerdings getrocknet ist, werden die Gefäßausgüsse mit durch Benzinzusatz verdünntem Leinöl, die Knochen mit verdünntem Spirituslack bestrichen. Dies geschieht, weil die korro- dierten Gefäße dadurch eine gleichmäßige Färbung erhalten, während der kaum sichtbare Lacküberzug der Knochen, Staubpartikelehen an ihnen weniger leicht haften läßt. Auch bekommen die Präparate durch diese Be- handlung ein gefälligeres Aussehen. Sollte das Präparat in der Folgezeit verstauben, so kann es, in der angegebenen Weise vorbehandelt, durch rasches Eintauchen in Benzin wieder gereinigt werden. Bei dem Auftragen des Leinéles ist darauf zu achten, daß nicht etwa kleinere Gefäße mit- einander verkleben. Handelt es sich nur um ein Gefäßkorrosionspräparat, so kann dieses auch auf kurze Zeit in verdünntes Leinöl hineingehängt und dann das über- schüssige Öl durch rasches Eintauchen in Benzin entfernt werden. Die im vorausgehenden geschilderte einfache Mazerationsmethode hat neben anderen vor allem den Vorteil, daß an mit ihrer Hilfe gewonnenen Präparaten die Beziehungen des Gefäßsystemes zum Skelett festgehalten werden können. Wird dieses aber nicht gewünscht und handelt es sich darum, nur die Gefäbausgüsse zur Darstellung zu bringen, dann wird das Erhaltenbleiben der Knochen bei der Mazeration manchmal recht störend empfunden werden, weil ihr nachträgliches Entfernen unter Umständen den Bestand des Präparates gefährden kann. Zur Herstellung reiner Korrosionspräparate verwende ich deshalb neuer- dings fast ausschließlich die von FrruD (18) zur Herstellung von Nerven- präparaten angegebene Flüssigkeit. So groß aber die Vorteile sind, die die Verwendung dieser Flüssigkeit auch durch Zeitgewinn und Schonung der Präparate bietet, so erwies sie sich doch anfänglich als recht unzuverlässig. Ich mußte nämlich die Beob- achtung machen, daß die klare, leicht gelblich gefärbte Flüssigkeit, die jedesmal frisch und genau nach Vorschrift bereitet worden war, sich mit- unter schon wenige Stunden nach der Zubereitung zu verändern beginnt. Sie nimmt unter Erwärmen eine grüne Färbung an und beginnt unter 264 weiterer Steigerung ihrer Temperatur lebhaft zu wallen und zu schäumen. Dabei entsteigen ihr grünlichgelbe, dichte Dämpfe. Es handelt sich an- scheinend um einen heftigen Reduktionsprozeß, während dessen zwar in der Flüssigkeit befindliche Präparate rasch korrodiert aber auch zu gleicher Zeit vernichtet werden. Es fiel mir nun auf, daß die Zersetzung der Flüssig- keit nur bei etwas größerer Wärme, also hauptsächlich während der Sommer- monate, eintrat. Herr Hofrat Ernst Lupwie, den ich wegen dieser Sache um seinen Rat fragte, bestätigte mir zuvorkommend, wofür ich ihm herz- lich danke, daß meine Meinung, daß die Zersetzung der Flüssigkeit durch Steigerung der Temperatur hervorgerufen werde, richtig sei. Und in der Tat habe ich, seitdem ich die Frmup’sche Flüssigkeit vor und während ihrer Verwendung kühle, keine Mißerfolge mehr zu verzeichnen. Präparate, die in Freup’scher Flüssigkeit korrodiert werden sollen, dürfen vorher nicht in fließendes Wasser gelegt werden, weil die Gewebe Wasser aufnehmen und dadurch die Konzentration der Flüssigkeit geändert werden würde. Nach beendeter Korrosion unterscheidet sich die Weiter- behandlung der Präparate nur dadurch von der durch einfache Mazeration gewonnenen, daß sie bedeutend länger in fließendem Wasser ausgewaschen werden müssen, damit nicht etwa später durch noch anhaftende Säure Metallstäbe, mit deren Hilfe die fertigen Präparate montiert zu werden pflegen, angegriffen werden. Erwähnen möchte ich noch, daß die FREUD- sche Flüssigkeit auch zur Korrosion von Präparaten, die mit der HyRTL- schen Harzwachskorrosionsmasse injiziert wurden, mit sehr gutem Erfolg verwendet werden kann. Natürlich muß auch in diesem Falle die Flüssigkeit vorher gut gekühlt werden. Zur Korrosion kleinerer mit Celluloidmasse injizierten Präparate wird in unserem Institute mit Vorteil auch konzentrierte rohe Salzsäure ver- wendet. Doch dürfen mit roter Masse injizierte Präparate nach meinen Erfahrungen nicht länger als 36 Stunden in der Säure verbleiben, weil sie durch längeres Liegen in Salzsäure Schaden leiden. Warum dies der Fall ist, weiß ich nicht anzugeben. Die blaue Masse scheint dagegen nicht zu leiden, doch betone ich, daß ich auch mit dieser Masse hergestellte Präparate nie länger als 48 Stunden in Salzsäure liegen hatte. Um die Celluloidmasse rot zu färben, wird in unserem Institut Zinn- ober (Marke Vermillon) verwendet. Zur Blaufärbung fand ich feinst ver- riebenes Berlinerblau (= Pariser Blau), in Stücken käuflich, vollkommen geeignet. Ich verwende es seit einem Jahre mit dem besten Erfolg. Die Menge des Farbstoffes, der dem in Azeton aufgelösten Celluloid hinzugefügt wird, richtet sich nach dem gewünschten Farbenton. Nach beendigter Korrosion fiel sofort das eigentümliche Verhalten der Aorta im Bereiche jenes Abschnittes des Aortenbogens auf — vergl. Abb. 1 und 2 —, den man als Aortenenge zu bezeichnen pflegt und der 265 in der Folge noch genauer beschrieben werden soll. Da an den großen Venenstimmen keinerlei nennenswerte Abweichung von der Norm wahrzunehmen war, wurden die Venen vollständig entfernt, und auf diese Weise ausschließlich die Hauptstämme des Aortensystems zur Darstellung gebracht. Das so gewonnene Präparat ist überaus übersichtlich und lehrreich, Es zeigt Verhältnisse, die recht eigenartig sind und mit den Verhält- “nissen keines der bis- her beschriebenen Fälle von Isthmusstenose,so- Avert. ge 37 com. weit sie mir bekannt ge- Tr. ce th. ie N \ “N | / ZI --- Avert. worden sind, vollkom- ‘ FE Jf-----Tr.th.c men übereinstimmen. Artcarot sin. x Dieses ist auch der : Grund dafür, daß ich A7étsubcl.sin.----% das Präparat im nach- > folgenden ausführlicher beschreibe. Abb. 1 zeigt uns eine Ansicht der für uns in Betracht kommen- den Teile des Präpara- tes von rückwärts. 3 Bei ihrer Betrach- tung fällt vor allem auf, daß kein eigentlicher Aortenbogen vorhan- den ist und daß die Aorta desc. aus der A. pulmonalis entspringt. Die Aorta ascendens erscheint im Vergleiche zur Aorta ascendens ähnlicher, aber normale Verhältnisse zeigender Präparate — eine grö- Bere Zahl solcher nach der gleichen Methode hergestellter Präparate liegt vor mir — nicht enger als gewöhnlich, aber sie ist etwas steiler gestellt. Dieses Verhalten wurde auch in anderen Fällen von Isthmus- stenose — HABERER (20), ROKITANSKY (48), FLETCHER (17), RAUCHF US8 (46) — von den betreffenden Autoren hervorgehoben. Aus dem Gefäß- abschnitte, der dem Anfangsteile des Arcus aortae entspricht, ent- springen die großen Gefäße für Kopf, Hals und die oberen Extremitäten. Isthmus aortae ZEN Ka Dany --A.int. 3u.4 Aorta desc. 266 Doch erfolgt dieser Ursprung auf eine Art und Weise, die am besten gekennzeichnet wird, wenn man sagt, daß in dem vorliegenden Falle die Aorta ase. zu ihnen im Verhältnisse eines kurzen gemeinsamen Stammes steht, der sich gewissermaßen an einem Punkte in seine Äste teilt. (Abb. 1.) Dadurch, daß der nach links gewendete, konkave Rand der auf- steigenden Aorta unmittelbar in die laterale Wand der A. subelavia sin. übergeht, ist scheinbar die Steilstellung der Aorta asc. noch ver- mehrt. Daß dem so ist, kann man dadurch der Vorstellung näher bringen, daß man die Konturen und die Verlaufsrichtung eines nor- malen Isthmus aortae in die Abb. 1 und 2 einzeichnet. Das Lumen der A. anonyma beträgt ungefähr die Hälfte des Aortenlumens. Sie entläßt aus ihrer vorderen Wand — knapp unter ihrer Teilungsstelle in die A. subelavia und A. carot. com. dext., kurz nacheinander — zwei Arterien für die Glandula thyreoidea. Da außer- dem noch die 4 normalen Arterien vorhanden sind, besitzt in dem vorliegenden Falle diese Drüse sechs ziemlich gleich starke Arterien. Die A. subel. sin. ist von den Ästen des Arcus aortae der schwächste. ErrinGer (15) berichtet in seiner Arbeit ,,Stenosis Aortae con- genita seu Isthmus persistens., daß die großen Gefäße des Arcus aortae in seinen Fällen einen stark nach links konvexen Verlauf auf- weisen. Auch an meinem Präparat ist dieses Verhalten der Gefäße, wenn auch nur in geringem Maße, zu sehen. Besonders gilt das für die A. carot. com. sin. und die A. subel. sin., während von der A. anonyma eigentlich zu sagen ist, daß sie sich sofort nach ihrem Ent- stehen in leichtem Bogen nach rechts wendet. Es wird nämlich der Eindruck, als ob die Gefäße an ihrem Beginne beträchtlich nach links hin ausbiegen würden, durch die abnormalen Isthmusverhältnisse vor- getäuscht. Sobald man aber Abb. 1 und 2 in der Weise korrigiert, daß man an Stelle des stenosierten Isthmus einen normalen Isthmus zeichnet, dann sieht man sofort, daß der Verlauf der A. subel. sin. und der A. carot. com. sin. ein fast gestreckter, normaler ist. Der Anfangsteil der A. pulmonalis — Abb. 2 — ist etwas steiler als unter normalen Verhältnissen. Ihre Teilung erfolgt an normaler Stelle und zeigt keine Besonderheit. Der Ductus art. Botalh ist sehr mächtig. Er entspringt wie gewöhnlich aus dem Ramus sin. der A. pulmonalis, nahe ihrer Teilungsstelle. Anfänglich besonders weit, wird er gegen die Aorta desc. zu etwas enger. Dadurch erscheint an der Stelle, wo er in die an ihrem Beginne leicht erweiterte Aorta dese. 267 übergeht, besonders an seinem kaudalen Umfange, ein stumpfer, leicht einspringender Winkel — in Abb. 2 —. Die Aorta descendens geht unmittelbar aus dem Ductus Botalli hervor und erscheint als seine direkte Fortsetzung. Ihr Anfangsteil verläuft eine kurze Strecke weit horizontal in der Verlaufsrichtung des Ductus art. Bot. Dann biegt sie kaudal um. Die beiden Gefäßgebiete der Aorta ascendens und der Aorta des- cendens stehen durch ein gleichmäßig weites, 7 mm langes, einen Durchmesser von 1!/, mm aufweisendes, drehrundes Gefäßrohr mit- einander in Verbindung. Dieses Hohr seht von der A.subel- sin, -. Ue A.car.com. 1/, em über ihrem Ursprunge € aus dem Arcus aortae ab und mündet in die Aorta desc. ein. Es entspricht jenem Abschnitte #/ der Aorta normaler Individuen, er £& l_.Artsubel.sin. den man als Isthmus aortae zu bezeichnen pflegt. Die Abbil- dungen zeigen das geschilderte Verhalten deutlich. Außerdem erkennt man an ihnen aber auch, daß dieser abnorm enge Isthmus zweimal abgeknickt erscheint. Duct.Bot. Diese Kniekungen halte ich — +B vergl. weiter unten — für künst- lich erzeugte. Auch dürfte der Abb. 2. Ansicht von links. Isthmus vor der Injektion eine andere Verlaufsrichtung gehabt haben, als er sie nun am fertigen Präparate zeigt. Ich möchte dies auf die Art und Weise zurück- führen, in der die Injektion vorgenommen wurde. Ich hatte näm- lich, um die Gefäße des Halses in einem, der Norm entsprechen- den, geraden Verlaufe zu erhalten, einerseits den Hals während der Injektion in Streckstellung fixiert, andererseits aber auch durch die eingebundene Kanüle an der Aorta ascendens einen Zug in kaudo- ventraler Riehtung ausgeübt. Dadurch dürften die Knickungen und die abnorme Stellung des Isthmus aortae hervorgerufen worden sein. Sie müssen daher als Artefakte betrachtet werden. Der Isthmus aortae dürfte in dem vorliegenden Falle, an der frischen Leiche, in leichtem Bogen zur Aorta descendens verlaufen und der Winkel « — siehe 268 Abb. 1 — zwischen der Wurzel der A. subel. sin. und dem Isthmus größer gewesen sein. Zur Vervollständigung des Bildes wären noch zwei kleine Arterien zu erwähnen, von denen die eine aus dem Anfange des stenosierten Isthmus, die andere aus der A. subel. sin. entspringt. Beide über- kreuzen sich nahe ihrem Ursprunge. Leider konnte ich nicht mehr ermitteln, welches das Verbreitungsgebiet dieser beiden Arterien war. Was die übrigen Äste der Aorta unseres Falles anbelangt, so ist zu bemerken, daß rechts 13, links dagegen nur 11 segmentale Äste vor- handen waren. Es fehlen die Aa. intercostales 3 dext., 3 und 4 sin. als selbständige Äste der Aorta. Die Erklärung für die von der Norm abweichende Anzahl der segmentalen Gefäße des vorliegenden Falles glaube ich aus dem Verhalten der ersten aus der Aorta entspringenden Interkostalarterie geben zu können. Der Stamm dieser Arterie der rechten Seite ist etwas stärker als die übrigen Interkostalarterien- stämme derselben Seite. Er teilt sich nach kurzem Verlaufe in zwei Äste, von denen der eine den 3., der andere den 4. Interkostalraum versorgt. Links liegen die Dinge ähnlich. Auch hier ist die erste aus der Aorta entspringende Interkostalarterie stärker als die folgenden und versorgt mit drei Zweigen, drei Interkostalräume. Es entspringen also aus ihr die Aa. intercostales 3, 4 und 5. Die beiden A. vertebrales sind ungleich stark, die rechte stärker als die linke. Dabei gibt die letztere in der Höhe der Bandscheibe zwischen Epistropheus und 3. Halswirbel in dorsaler Richtung einen starken Muskelzweig ab. Die übrigen Arterien des Präparates zeigen, wenn ich von dem hohen Ursprunge der A. radialis dextra und der links höher gelegenen Teilungsstelle der A. iliaca com. in die A. iliaca ext. und int. absehe, keinerlei bemerkenswerte Abweichung von der Norm. Bei der Betrachtung des im Vorausgehenden beschriebenen Prä- parates drängten sich mir folgende Fragen auf: 1. Warum ist in dem vorliegenden Falle eine Stenose des Isthmus aortae aufgetreten ? 2. In welche Zeit des Embryonallebens fiel ihr Auftreten ? 3. Wie hätte sich die Stenose in der Folgezeit verhalten, wenn das Individuum nicht ad exitum gekommen wäre und 4. Wie verhält sich der von mir beobachtete Fall zu den als Isthmusstenose in der Literatur angeführten Fällen ? 269 Auf die Frage 1 vermag ich keine Antwort zu geben. Nichts an dem Präparate ersichtliches läßt auch nur eine leise Vermutung über die Ursache, die in unserem Falle zur Stenosierung des Isthmus aortae geführt haben könnte, aufkommen. Auch auf die Frage 2 ist eine sichere Antwort nicht zu geben. Aber es scheint mir doch einigermaßen wahrscheinlich, daß die Stenose des Isthmus aortae in unserem Fall schon recht früh in die Erschei- nung getreten sein dürfte. Allerdings freilich erst in einer Zeit, in der sich die Verhältnisse des Aortenbogens und seiner Äste im wesent- lichen so gestaltet hatten, wie sie sich uns beim neugeborenen Kinde darbieten. Also jedenfalls erst nachdem die Abgangsstelle der A. sub- clavia sin. herzwärts an der Mündung des Ductus Bot. oder die letztere schwanzwärts an der ersteren vorbeigewandert war (24). Diese Vor- beiwanderung erfolgt aber während der ersten Hälfte des zweiten Embryonalmonates und so würde also der Beginn der Stenosierung frühestens für die zweite Hälfte des zweiten Embryonalmonates an- zusetzen sein. Jedenfalls ist es sicher unrichtig, wenn BRUNNER (9) unter anderem sagt: ,,... Die Stenoset) bildet sich aus, zur selben Zeit, in der sich normalerweise der Ductus Bot. schließt, d. h. in der ersten Zeit nach der Geburt... “ Das beweist ja schon der von mir beschriebene, ebenso wie die von MEckEL (35) und CHevers (10) beschriebenen Fälle, bei denen neben der Isthmusstenose ein noch weit offener Ductus Bot. vor- handen war. Wenden wir uns nun der Beantwortung der 3. Frage zu, so können wir sagen, daß, hätte das Individuum weitergelebt, folgendes hätte ‚eintreten können. A. Der Ductus Bot. und der stenosierte Isthmus aortae hätten beide durchgängig bleiben können. B. Der Ductus Bot. hätte offen bleiben können, während der stenosierte Isthmus .aortae obliterierte. C. Der Ductus Bot. wäre obliteriert, der stenosierte Isthmus aortae dagegen offen geblieben und schließlich D. Hätten beide, sowohl der Ductus Bot. als auch der Isthmus obliterieren können. 1) Wenn darunter eine wirkliche Isthmusstenose gemeint ist. 270 Untersuchen wir nun, welche von den vier Möglichkeiten wahr- scheinlicherweise realisiert worden wäre, so läßt sich darüber folgendes sagen. A. Bekanntlich kann, wenn dies auch relativ selten ıst, der Ductus art. Bot. persistieren (60). In einem solchen Falle würde natürlich keinerleiGrund dafür vorliegen, daß der stenosierte Isthmus obliterieren müßte, da erfahrungsgemäß die Obliteration des Isthmus — vergl. die . Fälle von Hornune (25), HABERER (20), ROKITANSKY (48), RÖMER (49) STRASSNER (57), PALTAUF (40) u. a. — nur im Gefolge der Obliteration des Ductus art. Bot. erfolgt. Da nun aber das Offenbleiben des Ductus Bot. doch eine relativ seltene Erscheinung ist und auch in der Literatur nur vier derartige Fälle kombiniert mit Isthmusstenose — vergl. von MeckEt (35) Fall Il, Ravcuruss (46), CHEvVERS (10) und v. ETLINGER (16) — beschrieben wurden, ist zwar die Möglichkeit, daß Fall A ein- getreten wäre, zuzugeben, aber als nicht besonders wahrscheinlich zu bezeichnen. Diese Annahme gewinnt noch an Wahrscheinlichkeit, wenn man in Erwägung zieht, daß die von den genannten Autoren beschriebenen Präparate von Kindern stammen, von denen bloß eines — Fall v. ErzLineer (16) — ein Alter von 18 Monaten erreichte. Es ist deshalb nicht möglich zu behaupten, daß in diesen Fällen, voraus- gesetzt, daß die Individuen weitergelebt hätten, keine nachträgliche Obliteration des Ductus art. Bot. erfolgt wäre. Daß die Möglichkeit B realisiert worden wäre, erscheint nach dem - vorhin Gesagten im höchsten Grade unwahrscheinlich und dies um so mehr, als, soweit mir bekannt ist, nur der einzige!) Fall von CHIARI (11) etwas ähnliches zeigt. CHIArı (11) sagt über das Präparat, das von einem 4!/, jährigen Knaben stammt, folgendes: s... Die Aorta ist unmittelbar über ihrem Ostium 13 mm weit, hat als Aorta asc. eine Länge von 30 mm und gibt im 20 mm langen Bogenstück wie gewöhnlich einen Truncus anonymus, eine A. carot. und subel. sin. ab. Hierauf jedoch verengt sie sich nach links hin sehr rasch und inseriert vollkommen blind am Anfangsstücke des Aorta desc. Die Pulmonalarterie ist über ihrem Ursprung 30 mm weit, gibt 2 je 12 mm weite Pulmonaläste ab und übergeht mittels eines 10 mm weiten, 5 mm langen Ductus Bot. in die im Anfange 15 mm, dann nach 1) Der von MeckEL (35) beschriebene Fall I erscheint mir deshalb hier nicht verwendbar, weil nichts über den Ductus Bot. ausgesagt wird. 271 1,5 cm langem Verlaufe, 10 mm weite Aorta desc., so daß diese als direkte Fortsetzung der Pulmonalarterie erscheint... .“ Dagegen scheint mir die Wahrscheinlichkeit, daß eine von den beiden in Punkt C und D angeführten Möglichkeiten realisiert worden wäre, besonders groß. Unter diesen beiden Möglichkeiten wieder scheint nun die unter D angeführte die größte Wahrscheinlichkeit für sich zu haben. Denn erstens würde sich in unserem Falle der Obliterationsprozeß vom Ductus art. Bot. besonders leicht auf den ohnehin sehr engen Isthmus aortae haben fortsetzen können und zweitens handelt es sich ja, wenn ich von dem Falle Cutart absehe, in allen Fällen von solchen Isthmusobliterationen, die bisher bekannt geworden sind, um ein Über- greifen des Obliterationsprozesses von dem Ductus Bot. auf den Isthmus aortae. Ich glaube daher, daß es, falls das Individuum am Leben ge- blieben wäre, zu einer Obliteration nicht nur des Ductus Bot., sondern auch des Isthmus aortae mit Ausbildung eines entsprechenden Kol- lateralkreislaufes gekommen wäre, wobei auch der Abschnitt der Aorta descendens bis zum Abgange des ersten größeren Astes, also der A. intercostalis für den 3. und 4. Interkostalraum der rechten Seite mit obliteriert wäre. Ein Fall, der dem oben beschriebenen gleich wäre, ist in der Literatur, soweit ich sehen konnte, bisher nicht beschrieben worden. Denn über Fälle von Isthmusstenose bei Feten wurde bisher über- haupt noch nicht berichtet. (Schluß folgt.) Bücheranzeigen. Zoologische Annalen. Zeitschrift für.Geschichte der Zoologie. Herausgeg. von Max Braun. Bd. VII, H. 1. Würzburg, Curt Kabitzsch. 1915. 98 SS. (Preis des Bandes 15 M.) Das erste Heft des siebenten Bandes der hier beim Erscheinen neuer Hefte regelmäßig angezeigten Zeitschrift enthält folgendes: 1. B. Szaray (Hermannstadt, Ungarn), Der Wisent in Ortsnamen. Ein Beitrag zur Kennt- nis der Verbreitung dieses Tieres sowie des Ures im Mittelalter (S. 1—80); — 2. F. Pax (Breslau), Über das Aussterben der Gattung Parnassius in den Sudeten (S. 8L—93); — 3. Rupotr Zaunick (Dresden), Ein kleiner Beitrag zur Geschichte der Urzeugung (S. 95 u. 96). — Bücherbesprechungen: Locy, Biologie S. 97; Kultur d. Gegenwart, Bd. I, S. 98. 272 Als sehr anerkennenswert ist hervorzuheben, daß auch der Verlag von C. Kabitzsch in Würzburg, wie die große Mehrzahl der deutschen Verleger, trotz des Krieges die Zeitschriften weiter erscheinen läßt. Physiologische Histologie des Menschen- und Säugetier-Körpers, dargestellt in mikroskopischen Originalpräparaten mit begleitendem Text und er- klärenden Zeichnungen von Fr. Sigmund (Teschen). Lief. 9 u. 10: Organe der Verdauung. 2. Aufl. Als Beilage 2 Mappen mit je 10 Präparaten. Preis je 10 Mark. Franckh’sche Verlagshandlung (W. Keller u. Co.), Stuttgart 1915. Von diesem hier bei Erscheinen (Empfang) der Lieferungen besprochenen Werke liegen jetzt die letzten beiden Lieferungen vor, die den früheren nicht nachstehen. Abgesehen von kleinen technischen, schwer vermeidbaren Fehlern (Einreißen dünner Schnitte, Überfärbung) sind auch diese Präparate vom Ver- dauungstraktus durchweg gut gelungen und geben bereits bei schwächeren Ver- größerungen klare Bilder, vertragen aber auch mittlere, z. T. stärkere Linsen. Als „Fortsetzung“ des Werkes erscheint seit kurzem von demselben Ver- fasser und in demselben Verlage eine „Anatomie und Entwicklungsgeschichte der Phanerogamen“. B. Versammlungen. Die Schweizerische Naturforschende Gesellschaft wird am 12.—15. September dieses Jahres in Genf ihre 97. Jahresversammlung abhalten und gleichzeitig die Jahrhundertfeier ihrer Gründung begehen. Mit Rücksicht auf die gegenwärtigen Umstände hat das Komitee der Ge- sellschaft beschlossen, diese Feier in sehr bescheidenem Rahmen zu halten und die üblichen Einladungen an die gelehrten Gesellschaften des Aus- landes und die außerhalb der Schweiz wohnenden Naturforscher zu unter- lassen. Der Präsident des Jahreskomitees Prof. Dr. Auf PicTer. Personalia. Königsberg. Prof. R. Zanper ist zum Abteilungsvorsteher, Prof. W. Bere zum II. Prosektor am Anatom. Institut ernannt worden. Abgeschlossen am 1. August 1915. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt fiir die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der „Anatomische Anzeiger“ erscheint in Nummern von zwei Druckbogen. Um ein rasches Erscheinen der Beiträge zu ermöglichen, werden die Nummern aus- gegeben, sobald der vorhandene Stoff es wünschenswert macht, ev. erscheinen Doppel- nummern. Der Umfang eines Bandes beträgt etwa 46 Druckbogen, oder Ausgleich durch Tafeln, der Preis 16 Mark. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 48. Bd. >= 2. September 1915. No. 11/12. In#art. Aufsätze. Alfons Sankott, Über einen eigenartigen Fall von Stenose des Isthmus aortae. Mit 5 Abbildungen. (Schluß.) 8. 273—284. — Bruno v. Frisch, Zum feineren Bau der Membrana propria der Harnkanälchen. Mit einer Tafel und 5 Abbildungen im Text. S. 284—296. — Franz Lichal, Beiträge zur Anatomie und Histologie des Tränennasenganges einiger Haus- siugetiere. Mit 6 Abbildungen. (Schluß folgt.) S. 296—303. An die Herren Mitarbeiter, S. 303—304. Literatur, S. 33—48. Aufsätze. Nachdruck verboten. Über einen eigenartigen Fall von Stenose des Isthmus aortae. Von stud. med. ALFONS SANKOTT. Mit 5 Abbildungen. Aus dem II. Anatomischen Institut der Wiener Universität (SchluB.) Möglicherweise waren zwei von MEcKEL (35) beschriebene Fälle, einer bei einem 5 Tage und einer bei einem 8 Monate alten Kinde, dem von mir beschriebenen sehr ähnlich. Wenn ich möglicherweise sage, so liegt dies in der sehr ungenauen Beschreibung der beiden Fälle durch MEckeı. Er sagt über die Fälle folgendes: (5 Tage alter Zwilling) ,,... Die normale Aorta endigte sich nach Abgabe der gewöhnlichen drei großen, aus ihrem Bogen entspringenden Stämme, in einem sehr kleinen Ast, Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 18 274 der nur in einem Teile seines Verlaufes zur absteigenden Aorta offen war.“ Fall II. (Der Knabe hatte ein Alter von 8 Monaten erreicht.) »,... Das Herz groß und viereckig, seine Gefäße sehr groß, das eirunde Loch erweitert, die Lungenarterie weiter als die Aorta und entsprang aus beiden Kammern, doch mehr aus der rechten. Auch hier zog sich die Aorta nach Abgabe der drei großen Stämme zu einem kleinen Aste zusammen, der sich in die absteigende Aorta öffnete, die als ein Ast der Lungenarterie, in der Richtung des arteriösen Ganges verlief und nach ihrer Verbindung mit der aufsteigenden sich zu ihrem gewöhn- lichen Durchmesser erweiterte.‘ Dieser II. Fall wurde von Cooper MECKELN mitgeteilt. Es ist, wie leicht einzusehen ist, aus diesen beiden Beschrei- bungen nicht möglich, ein genaues Bild der Isthmusverhältnisse zu rekonstruieren. Fälle von Isthmusstenose bei Individuen, die längere oder kürzere Zeit post partum gelebt hatten, sind in größerer Zahl beschrieben. Doch zeigte sich an allen diesen Fällen der Isthmus mehr oder weniger gleichmäßig verengt — Hornune (25), RaucHruss (46), KrıEgH (27), Bary (4), STRASSNER (58) u. a. — das heißt, der in toto enge Isthmus nimmt, wie unter normalen Verhältnissen, vom Abgange der Art. subel. sin. an allmählich an Weite gegen die Einmündung des Ductus Bot. hin ab. Dagegen ist an meinem Präparat eine solche Verjüngung des steno- sierten Isthmus gegen den Ductus Bot. hin nicht festzustellen. Das heißt, er ist überall gleich eng und daher an seinem Beginne stärker verengt, als an seinem Ende. Außerdem wurden aber auch Fälle beschrieben, die entweder am kaudalen Ende des Isthmus oder aber schon früher lokale Einschnü- rungen und Einziehungen aufwiesen. Auffallend ist, daß in allen diesen Fällen diese Einschnürungen und Einziehungen sich regelmäßig an der konvexen Wand des Isthmus befinden. [v. ErLincer (16), Krincu (27), Eppınger (15), Erman (14) u. a.] In allen diesen und den sonst noch hierher gehörigen Fällen setzt sich der konkave Rand des Aortenbogens kontinuierlich auch entlang dem als Isthmus bezeichneten Abschnitte bis zur Einmündung des Duetus Bot. resp. der Insertion des Lig. art. Bot., ohne eine Abknik- kung oder eine Einbiegung zu erleiden, fort. An unserem Präparate dagegen sehen wir den Isthmus aortae herzwärts scharf durch einen in Abb. 1 deutlich sichtbaren stumpfen 275 Winkel gegen den konkaven Rand des übrigen Arcus abgegrenzt. Dieser Winkel ist zum Teil dadurch entstanden, daß der Isthmus gleichmäßig verengt beginnt und daher auch im übrigen scharf gegen den ersten Abschnitt des Arcus aortae abgegrenzt ist. In der Literatur wird nun noch eine ganze Menge von Fällen als Isthmusstenose beschrieben, die mit dem Isthmus aortae eigentlich nichts zu tun haben. Ich betrachte als Isthmus aortae, wie ich dies schon auf der Schul- bank von meinem Lehrer übernommen habe, jene Strecke des Aorten- bogens, die sich zwischen Abgang der Art. subel. sin. und der Ein- mündung des Ductus art. Bot. in die Aorta befindet und von der Ab- gangsstelle der Art. subel. sin. an gegen die Einmündung des Ductus art. Bot. zu immer enger und enger wird, um unmittelbar über dieser Mündung ihre größte Enge zu erreichen. In der Literatur findet sich der Begriff ,,Isthmus aortae‘ in den Schriften einer Reihe bekannter Autoren!) definiert und da erscheint es mir wichtig, festzustellen, daß diese unter in Frage stehendem Aus- drucke genau das verstanden wissen wollen, was ich auch darunter verstehe. So schreibt z. B. Roxıtansky (48) an der betreffenden Stelle: „In einer frühen Fötalperiode stellt die Aorta einen bloß für den Kopf und die oberen Extremitäten bestimmten Gefäßstamm dar, während die Lungenarterie als nachheriger Ductus Bot. zur Aorta desc. umbiegt. Von der in die Subel. sin. auslaufenden Aorta geht ein sehr enges Gefäßstück ab, das sich in den Bogen der Lungenarterie einsenkt und zwar am linken Umfange derselben, höher oder tiefer oder mehr weniger schief, mit einer leichten Einknickung am oberen Umfange der Einsenkungsstelle. Auch in der späteren Fötusperiode bis zur Geburt hin, nachdem sich ein Aortenbogen allmählich ent- wickelt hat, ist dieser eng; namentlich bleibt bis zur Geburt hin jenes Stück enge, welches als sogenannter Isthmus der Aorta zwischen der Subel. sin. und dem Bogen der Lungenarterie, das ist dem als Aorta desc. umbeugenden Ductus Bot. liegt.“ Aus dieser Beschreibung geht eindeutig hervor, daß der ganze Absehnitt der Aorta zwischen dem Abgange der A. subel. sin. und der Einmündung des Ductus art. Bot als Isthmus aortae aufzufassen ist. 1) Leider konnte ich trotz eifrigen Suchens nicht feststellen, wer den Aus- druck Isthmus aortae als erster verwendet hat. 18* 276 Einige Jahre später sagt LANGER (29) in ,,Zur Anatomie der f6- talen Kreislauforgane“: »».... weil der linke fötale Aortenbogen, später aufsteigende Aorta genannt, mit dem rechten fötalen Aortenbogen, später pulmonalis, ductus Botalli und absteigende Aorta genannt, hinter der Abgabe der Subelavia sin. nur durch ein enges Gefäßstück, den Isthmus aortae, in Verbindung steht, daher kaum ein Drittel des Blutes liefert, welches durch die absteigende Aorta passiert.‘ LANGER will also ebenfalls unter Isthmus aortae das enge Stück der Aorta zwischen Abgang der A. subel. sin. und dem Ductus Bot. verstanden wissen. Dann folgt Luscuxa (32), wenn er in seinem Lehrbuche sagt: „Dieser (Ductus art. Bot.) setzt im frühen Embryonalleben die gesamte Art. pulmonalis in die Aorta descendens fort, vermittelt also die Strömung des Blutes in die untere Körperhälfte, sowie in die Pla- centa, indessen die Aorta ascendens das Blut zum Kopfe und zu den oberen Gliedern leitet und durch ein verhältnismäßig nur dünnes Ge- fäßstück — Isthmus aortae — mit dem Ende des späteren Aorten- bogen anastomosiert.‘‘ In ähnlicher Weise, wie Roxitansky, LANGER und LuUscHkA, faßt MERKEL (37) den gleichen Begriff: »,... Hinter diesen abgehenden Ästen endet an der konvexen Seite das Lig. arteriosum und es ist die Strecke der Aorta zwischen der Subelavia sin. und dieser Endigung besonders eng, Isthmus aortae. Dies kommt daher, daß während des Bestehens des Placentarkreis- laufes gerade dieses Stück des Arterienrohres am wenigsten benützt und ausgeweitet wird. Die Engigkeit kann auch beim Erwachsenen noch stark bemerkbar sein... .“ Und ebenso äußert sich Göprperr (19): »... Beim Fötus wird die Aorta nach Abgabe der größeren Ge- fäße des Arcus etwas enger, um bald darauf mit der Einmündung des Ductus art. Bot. wieder an Umfang zuzunehmen. Zwischen dem Ur- sprunge der Art. subclavia sin. und dem Ductus besteht der Isthmus aortae. Andeutungen dieser Enge erhalten sich nicht selten dauernd...‘ Aus allen vorstehenden Beschreibungen geht einheitlich hervor, daß unter Isthmus aortae die ganze Strecke des Arcus zwischen demAbgange der A. subel. sin. und der Einmün- dung des Ductus art. Bot. zu verstehen ist. 277 Dem gegenüber schreibt aber ErrınGeEr (15): „Ganz bestimmt und unumstößlich ist die Tatsache, daß der Stenose der Aorta im Niveau der Insertion des Ductus art. Bot. die Persistenz des Isthmus aortae zu Grunde liegt. Unter diesem letzteren wollen wir aber bloß die Insertionsstelle des Arcus aortae in die Aorta descendens betrachtet wissen, da, wenn man zahlreiche neugeborene Kinder auf diesen Gegenstand untersucht, man finden wird, daß gerade in besonders hohem Grade nur diese Stelle eine Verengung erleidet, während das übrige Stück zwischen der Art. subel. sin. und dieser Insertionsstelle des Arcus aortae eine gleiche Weite mit der übrigen Aorta haben kann.“ Nach dieser Auffassung wäre also nur das distale Ende dessen, was die vorher zitierten Autoren und ich unter Isthmus verstehen, mit Isthmus aorta zu benennen. Es ist zwar ohne weiteres zuzugeben, daß die von EprpıngEr bezeichnete Stelle besonders eng ist, wie ich weiter oben auch schon hervorgehoben habe, aber sie weist keineswegs den Charakter einer plötzlichen zirkulären Einschnürung auf, wie man nach der Beschreibung Hppincers etwa annehmen könnte, sondern sie stellt das Ende eines Kegelstumpfes dar, dessen Basis von dem Ursprunge der Art. subel. sin. unmittelbar distal gelegen zu denken ist, so daß der Isthmus aortae, wie ihn z. B. LAnGer beschreibt, eine bedeutend größere Längsachse in der Richtung des arteriellen Blut- stromes als Querachse aufweist. Daß dem so ist, zeigen Ausgüsset) der Aorta deutlich. In besonderem Maße eignen sich hierfür Aorten Neugeborener, obgleich dieses Verhalten auch an Aorten Erwachsener, doch weniger hervortretend, zu beobachten ist. Nach diesen Aus- führungen glaube ich, daß unter Isthmus aortae im allgemeinen und insbesondere für das Kriterium der Isthmusstenose der Aorta die von ROKITANSKY, LANGER, LUSCHKA, MERKEL und GÖPPERT vertretene Auffassung beizubehalten ist. Naturgemäß wird es in Fällen, in denen der Isthmus aortae schon von Hause aus besonders enge ist, bei der Obliteration des Ductus art. Bot. besonders leicht auch zu einem Fortschreiten des Oblite- rationsprozesses auf den Isthmus aortae kommen können. Solcher Fälle wird es eine größere Anzahl — HABERER (20), Hornune (25), SCHEIBER (51), PALTAUF (40), RoKITANSKY (47), RÖMER (49) u. a. — 1) Solche scheint EPPINGER nicht untersucht zu haben. 278 beschrieben. Ich will hier jedoch nur über drei von ihnen genauer berichten. Der erste Fall ist einer der von RokITAns&KYy mitgeteilten Fälle — vergl. Textabb. 3. RokITAnsky beschreibt den Fall, der einen 57jährigen Mann betraf, folgendermaßen: » ... Aus dem unteren Umfange des in die Subel. sin. verlaufenden Bogenstückes, setzt sich ein Gefäß von 9 Länge fort, ziemlich vor der Mitte der Wirbelsäule fast senkrecht herabsteigend (a), welches l | | | Abb. 4. Abb. 3. nächst seinem Abgange 10‘ Umfang hat, sich aber bald um 5—6” verjüngt, und, in seiner Endstrecke von 11/,—2 vollständig ob- literiert (b), in die, an der Stelle seines Zusammentreffens mit dem etwas schräg von links heraufsteigenden kaum 2” langen obliterierten Ductus Bot., wie mit einem Spitzengewölbe beginnende Aorta dese. sich einpflanzt... .“ Zweifellos handelt es sich hier um einen Fall von Obliteration der kaudalsten Strecke eines stark stenosierten Isthmus und an- schließende Obliteration des Anfangsstiickes der Aorta descendens. Ein Vergleich der Abb. 3 mit Abb. 2 zeigt uns dies auf das deut- 279 lichste, denn die Abgangsverhältnisse der großen Aste des Aorten- bogens sind in beiden Fällen ähnliche. Dies läßt mich vermuten, daß die Verengerung des Isthmus, die, wie schon erwähnt, eine ziemlich hochgradige gewesen sein dürfte, insofern eine ungleichmäßige war, als das Anfangsstück des Isthmus weniger stark verengt gewesen sein dürfte als sein Ende. Fall II betrifft einen 28jährigen Mann. Die Aorta ascendens und die vom Arcus entspringenden Gefäße waren stark erweitert. Vergl. Abb. 4. Der Ductus art. Bot. war von der Aorta descendens her eine Strecke weit durchgängig, sein an die Lungenarterie sich anschließendes Ende dagegen obliteriert. Ich lasse nun RoKITANSKY selbst sprechen: ,,..-Alsbald nach Abgabe dieser letzteren (Art. subel. sin.) und ihrem Ostium gegenüber, biegt sich das Bogenstück rasch senkrecht ab und bildet ein Gefäß (a), welches denselben Umfang als die Art. subel. sin. hat, etwa 10’ lang, an seinem unteren Ende einerseits mittels des etwa 3“ langen obsoleten Ductus art. an die Lungenarterie herangezogen, während es andererseits links in die Aorta descendens unter einer scharfwinkeligen tiefen Einschnürung (b) verläuft. Hier, somit gleich (etwa 1“) unter der Insertion des arteriellen Bandes findet sich ein ganz kurzer (1 langer) für eine dünne Sonde durch- gängiger Kanal.... Dieser Kanal verband den Aortenbogen mit der Aorta descendens. .. .“ In diesem Falle handelt es sich um eine vom Ductus Bot. aus- gehende Obliteration des distalen Abschnittes des ehedem normal weiten oder aber, was mir wahrscheinlicher erscheint, gleichmäßig verensten Isthmus. Der III. Fall, von einem 50jährigen Manne herrührend, wurde von EICHLER aufgefunden und von Römer (49) folgendermaßen be- schrieben. (Abb 5)!): »--- Der Bogen der Art. aorta war bis zur Ursprungsstelle der Art. innominata stark erweitert; die Art. innominata fast noch einmal 1) An Abb. 5 fällt zweierlei auf. Erstens, daß die Aorta desc. ventral vom Ramus sin. der A. pulmonalis verlaufend dargestellt ist und zweitens, daß der Ductus art. Bot. aus dem Teilungswinkel der A. pulmonalis hervorgehend ge- ‚zeichnet wurde. Das erste ist wohl so zu erklären, daß diese falsche Lagerung der Aorta desc. gewählt wurde, um das Verhalten der kritischen Stelle deutlich genug darstellen zu können. Das zweite aber ist ein Fehler, denn ein derartiges Abgangsverhältnis kommt in Wirklichkeit niemals vor. 280 so weit, als im normalen Zustande. Das gleiche zeigte sich auch an der Art. subel. sin., die carot. com. sin. war normal weit.... Von der Ursprungsstelle der Art. innominata an wurde der Bogen der Aorta immer enger und von da, wo sich der Ductus Bot. mit dem Bogen verbindet,’ kaum einen Zoll breit. Von dieser Stelle aber fing die vollkommene Verwachsung der Art. aorta an und erstreckte sich abwärts einen halben Zoll. Das Brust- und Bauchstück der Aorta waren in ihrem Durchmesser kaum so weit, als bei einem Knaben von 10—12 Jahren....“ Die obersten Interkostalarterien waren stark erweitert. In allen diesen drei Fällen fand sich selbstverständlich ein ausgedehnter Kollateralkreis- lauf vor. Was nun den dritten Fall anbelangt, so ist über ihn das- selbe zu sagen wie über den zweiten, nur unterscheidet er sich von diesem dadurch, daß die Obliteration des Ductus Bot. und des Anfangsabschnit- tes der Aorta desc. bis zur Ab- gangsstelle des ersten Inter- kostalarterienpaares eine voll- kommene war. Wenn man einen Fall von so hochgradiger Isthmusstenose be- schreibt, wie es der meinige ist, von dem man annehmen darf, daß die Stenose schon in der 2. Hälfte des 2. Embryonalmonates sich aus- gebildet hat, darf man auch jene nicht unerwähnt lassen, in denen es zu einer vollständigen Obliteration und Rückbildung des Isthmus aortae gekommen ist. Solche Fälle sind von VıERoRDT (60) zitiert. Einen davon greife ich heraus. Er wurde von RAaucHruss (46) beschrieben. Das Präparat entstammt einem neugeborenen Kinde, dessen genaues Alter nicht angegeben ist. Bemerkenswert ist das seltene Zusammentreffen der Isthmusobliteration mit dem Situs vis- cerum inversus totalis, der an der Leiche dieses Kindes konstatiert wurde. Der Fall ist wie folgt beschrieben: Abb. 5. 281 „... Verlauf des Ductus art. Bot. und der Aorta descendens: über dem rechten Bronchus. Unmittelbar am unteren Grenzsaum des durch beginnende Wucherung und Runzelung seiner Intima und Media gekennzeichneten Ductus art. entdeckte man eine feine schlitz- förmige Öffnung, in die sich nur eine feine Nadel einführen läßt; sie gerät in ein für sie kaum Raum gebendes kurzes Gefäß, welches in der Richtung zum Ursprung der Art. subel. dextr. verläuft, diese aber nicht erreicht, sondern kurz zuvor im umgebenden Zellsewebe blind endet. An der Intima des Ursprungs der Art. subel. dextr. keine Andeutung eines entsprechenden feinen Ostiums. Der eine linke Ano- nyma, rechte Carotis und Subelavia absendende Aortenstamm schließt daher mit letzterem Gefäße ab und die Aorta descendens bildet die unmittelbare Fortsetzung des Ductus art. und der Lungenarterie. Dieser Fall bildet den Übergang der angeborenen Verengerungen und Verschließungen des Isthmus aortae zum gänzlichen Mangel desselben.“ Offenbar ist es in diesem Falle in der 2. Hälfte des 2. Embryonal- monates zu einem vollständigen Verschlusse und Schwund des als Isthmus aortae bezeichneten Aortenabschnittes gekommen. Stenosen der Aorta in der Gegend der Mündung des Ductus art. Bot. kommen, wie besonders die Zusammenstellung von VIERORDT (60) zeigt, ziemlich häufig vor. Als Isthmusstenosen dürfen aber doch wohl nur Verengerungen der Aorta bezeichnet werden, die sich tat- sächlich im Gebiete des Isthmus vorfinden. Meinem verehrten Lehrer und Chef, Herrn Professor Dr. FER- DINAND HOCHSTETTER, der mir bei der Abfassung dieser Arbeit mit Rat und Tat beistand, danke ich hier aufrichtig. Wien, im April 1915. Literaturverzeichnis. l. ARNHEIM, Persistenz des Ductus Botalli. Berl. klin. Wochenschr. Jahrg. 40, Nr. 27. 2. ARNOLD, Mitteilungen aus dem pathol.-anat. Institut zu Erlangen. VIROCHOW’S Arch. 1870, Bd. 51, S. 16. 3. Barık, Du retrécissement congénital de l’aorte descendante. Revue de Medecine. Avril, Mai et June 1986. 4. 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Wenn ich nun trotz der vorliegenden und, wie ich gleich bemerken will, zum Teil vollkommen zutreffenden Angaben über den feineren Bau der Membrana propria der Harnkanälchen, diese Frage dennoch 285 zum Gegenstand meiner Untersuchung gemacht habe, so glaube ich dies damit rechtfertigen zu können, daß ich unabhängig und ohne Kenntnis von den hier in Betracht kommenden Angaben, anläßlich der Untersuchung eines in ®/, proz. NaCl zerzupften menschlichen Nieren- präparates an der ihres Epithels beraubten Membrana propria eine durch ihre Regelmäßigkeit und Zartheit auffallende Struktur auffand, die mit den Darstellungen der meisten Lehrbücher nicht übereinstimmt, wodurch ich veranlaßt wurde, den Gegenstand weiter zu verfolgen. Dann stellte sich beim Studium der einschlägigen Literatur heraus, daß nicht nur die Angaben in den Lehrbüchern nicht den Tatsachen entsprechen, sondern auch die Ergebnisse der Spezialuntersuchungen teils einander widersprechen, teils — und gerade in diesem Falle die maßgebenden — nicht zur allgemeinen Kenntnis gelangt sind. So schien es mir der Mühe wert, auf Grund meiner eigenen Unter- suchungen und mit Berücksichtigung der mir zugänglichen Literatur eine zusammenhängende Darstellung der ganzen Frage zu geben. Im allgemeinen lassen sich die Anschauungen über den feineren Bau der Membran der Harnkanälchen in drei Gruppen teilen: 1. Die Membrana propria ist eine strukturlose, glashelle Haut, Dies war im allgemeinen die Anschauung der älteren Autoren, entsprechend dem Eindruck, den die Membrana propria an frischen oder in MÜLLER’s Flüssigkeit untersuchten Objekten macht. So sagt GERLACH (1), daß die Harnkanälchen aus einer wasserhellen, voll- kommen strukturlosen Membran bestehen, die besonders deutlich nach Austritt des Inhalts der Röhren hervortritt und sich dann in Falten lest, die den Schein einer Faserung hervorrufen. Ebenso erscheint Levvıc (2) die Membrana propria als klare, strukturlose Haut, die am leeren Kanälchen sich gern faltet und dadurch ein streifiges Aussehen erhält. Auch Lupwie (3) meint, daß sich ‚‚in der Regel die Grundhaut unseren Zerlegungsmitteln gegenüber als homogen erweist‘, daß sie glashell, elastisch und für Quellung sehr empfänglich ist. Daß er die Membrana propria als ‚elastisch‘ bezeichnet, dürfte wohl nur so auf- zufassen sein, daß man früher manche homogene, strukturlose, so- genannte Glashaut als elastisch bezeichnete, die es in Wirklichkeit, d. h. nach ihrem physikalischen, chemischen und färberischen Ver- halten nicht war. Ich erinnere z. B. an die Elastica anterior und posterior der Hornhaut. Daß die Membrana propria nicht elastischer Natur in unserem heutigen Sinne ist, läßt schon das Ergebnis der Färbung mit saurem Orcein nach UNNa vermuten, wobei niemals eine 286 deutlichere Aufnahme des Farbstoffes zu sehen ist, sondern die Mem- brana propria ganz blaß gefärbt erscheint, im Gegensatz zu den tief braunroten elastischen Fasern der umgebenden Gefäße. Maßgebend für den elastischen Charakter der Membran kann übrigens nur ihr Ver- halten gegen Säuren und Alkalien sein, worauf ich bei der Darstellung meiner Untersuchungen noch zurückkomme. Die Auffassung, daß die Membrana propria strukturlos sei, ist im wesentlichen auch in die meisten Lehrbücher übergegangen; so finden wir bei B6um-Daviporr (4), Saymonowicz-KrauszE (5), SOBOTTA (6), Stönr (7) und Renaur (8) stets die Membrana propria als strukturlose Glashaut geschildert. 2. Die Membrana propria besitzt einen gekreuztfaserigen oder retikulären Bau. Zu dieser Auffassung kam man durch eingreifendere Methoden [Rünre (9), Dısse (10), Boccarpi u. Cıreıuı (11), Marz (12), Disse (18), MeTzZner (14)], weshalb v. Esner (15) auch die Vermutung aus- sprach, daß es sich in der von diesen Autoren beschriebenen Struktur um ein durch Schrumpfung und Fältelung der im Leben struktur- losen Haut hervorgerufenes Trugbild handle. In Wirklichkeit hat es sich aber in diesen Fällen in der Tat um ein dem interstitiellen Gewebe der Nierenkanälchen angehöriges Netzwerk gehandelt, welches der eigentlichen Membrana propria aufliegt, ihre Form wiedergibt und daher mit ihr verwechselt worden ist. Die Zugehörigkeit dieser fälschlich als Membrana propria be- zeichneten Schicht des interstitiellen Bindegewebes der Kanälchen wird von RÜnue (9) betont. Er sagt, daß die Membrana propria aus lauter feinen rings und längs verlaufenden Fasern bestehe, die nur eine etwas stärkere und regelmäßiger angeordnete Lage des interstitiellen, reti- kulären Gewebes der Niere sind. Marz (12) ist es gelungen, durch Ver- dauung mit Pankreatin aus Nierenschnitten sämtliche Gewebe mit Ausnahme des Stroma zu entfernen und er fand nun, daß ,,das ganze Gewebe mit Einschluß der Basalmembranen von der Kapsel bis zum Becken eine einzige Masse anastomosierender Fibrillen ist“. Auch Disse (10) findet ebenso wie BoccArDI und Cıreuuı (11) mit der Silber- imprägnation, daß das Nierenstroma aus einem Netzwerk feiner Fasern besteht. Die Netze, welche die Wand der Harnkanälchen bilden, sind engmaschig, sehr fein und manchmal aus ringförmigen Fasern ge- bildet. Diss (13) bestätigt die Angaben Rtun’s (9); er sagt: „wo das Rindenkanälchen breiter wird, tritt ein Flechtwerk längslaufender 287 | und zirkulärer, feiner Fäden auf; ... .. . es besteht das Retikulum der Membrana propria der Rindenkanälchen hauptsächlich aus Ringen, die durch kurze Fäden miteinander verbunden sind.“ Metzner (14) erwähnt in Nacer’s Handbuch der Physiologie, daß die Membrana propria ein aus einem Netzwerk feiner Fäden gewobener Schlauch ist und daß die Fäden ihrerseits wieder mit dem Retikulum des Nieren- stroma zusammenhängen. 3. Die Membrana propria ist eine selbständige Glashaut, die aber an ihrer Innenfläche eine feinste Struktur in Form zartester, eigen- tümlich starrer, paralleler oder unter spitzen Winkeln ineinander über- gehender Streifen oder Fäserchen besitzt. Der erste, welcher von dieser Struktur etwas gesehen hat, scheint C. Wepı (16) im Jahre 1850 gewesen zu sein, der im Anschluß an seine Abhandlung ‚Über die traubenförmigen Gallengangsdrüsen“ eine Notiz erscheinen ließ ,,Uber die Struktur der bis jetzt als strukturlos angenommenen und benannten Haut der Nierenkanälchen‘“. Er ma- zerierte Nieren und an solchen Präparaten, ‚wo sich das Epithel um so leichter aus den Nierenkanälchen ausquetschen läßt und man sodann die Umhüllungshaut der Kanälchen in einer größeren Ausdehnung vor sich liegen hat“ sieht er nun eine zarte, in regelmäßigen Abständen liegende Querstreifung, die sich bei verschiedener Einstellung über die ganze Breite des Kanälchens verfolgen läßt. Nach ihm hat Hrnur (17) an Chromsäurepräparaten die Basalmembran ,,von sehr feinen und dichten Querfasern durchzogen‘ gesehen, ,,die in der Dicke der Wand und näher der inneren Oberfläche liegen, als der äußeren“. Er unter- scheidet bereits diese Innenstruktur von den oft zirkulär verlaufenden und der Membrana propria außen dicht anliegenden Fäserchen des interstitiellen Gewebes. Eine vollkommen zutreffende Schilderung der Verhältnisse hat dann 1900 EH. Bızzozero (18) gegeben. Und zwar findet er, daß die Membrana propria im aufsteigenden Schenkel der Hrnue’schen Schleife sehr feine, zirkuläre Streifen zeigt, die eng aneinanderliegend, untereinander parallel sind und an der Innenfläche als feine Leistchen gegen das Lumen des Kanälchens vorspringen. Besonders deutlich ist dies im optischen Querschnitt zu sehen, wo diese Leistehen wie eine feine Zähnelung an der Innenseite der Membrana propria erscheinen. Auch trennt er diese Strukturen streng von den zirkulären Fasern des Bindegewebes nach RünLz (9), indem er anführt, daß die von ihm ge- sehene Streifung viel regelmäßiger ist als die des interstitiellen Ge- 288 webes, einerseits in ihrem Verlauf, andererseits auch im Abstand der Streifen voneinander. In einer zweiten Arbeit (19) beschreibt er diese Struktur auch in der Membrana propria der Tubuli contorti. Mit dieser inneren Belagschicht zirkulärer Fäserchen scheint eine von M. HEIDENHAIN (20) in der Mausniere und von Mawas (21) in der Rattenniere beschriebene Struktur zusammenzuhängen. M. HeıpEnHaın (20) beschreibt nämlich bei seinen Untersuchun- gen über die Stäbehenstruktur in der Mausniere ‚an der basalen Zell- grenze im optischen Längsschnitte der Epithelien zahlreiche feinste, in einfacher Reihe angeordnete Knötchen, die beim Wechsel der Ein- stellung nicht verschwinden. Man erkennt, daß in ihnen lediglich die Querschnitte feiner, reifenartiger Gebilde vorliegen, die zirkulär an der Außenfläche der Epithelien herumlaufen“. Diese Gebilde nennt er „Basalreifen“. Ebenso zeigt Mawas (21), daß in Präparaten von der Rattenniere, die in TELLYESNICZEI’s Flüssigkeit fixiert und mit Hisen- hämatoxylin gefärbt sind, die Membrana propria der Tubuli contorti zirkulär gestreift erscheint. Besonders an Schrägschnitten ist diese Streifung von großer Klarheit und in Gestalt paralleler Reifen zu sehen, während die Membrana propria quergeschnitten eine Reihe von Er- hebungen an der Innenseite und eine Art Verdickung in Form von Zähnen zeigt. Schließlich sei noch PREnAnT (22) erwähnt, der einerseits die An- gaben RUHLE’s (3) bestätigt, andererseits aber streng davon das Ergeb- nis der Untersuchungen BizzozERo’s (18) scheidet, indem er sagt, daß zwischen einer fibrillären Lage und den Zellen sich eine sehr feine, homogene und hyaline Membran befindet, an deren Innenseite feine Leisten zirkulär verlaufen. Indem ich mich zu meinen eigenen Beobachtungen wende, sei be- tont, daß sie die Angaben E. Bızzozero’s vollinhaltlich bestätigen. Von dem Vorhandensein einer selbständigen Membrana propria an den Harnkanälchen, die den Charakter einer Glashaut besitzt, wie sie auch die Grundlage der Bowman’schen Kapsel der Gefäßknäuel bildet, kann man sich leicht an jedem Isolationspräparat einer frischen menschlichen Leichenniere überzeugen. Man findet sie hier vielfach in Form leerer, oft in Längsfalten gelegter Schläuche, welche bei schwächerer Vergrößerung strukturlos erscheinen. Dasselbe Bild ge- währen Zupfpräparate in MürLLer’s Flüssigkeit oder schwacher Chrom- säure mazerierter Nieren. Aber schon bei einer etwa 350fachen Ver- größerung, genauer Beobachtung und richtiger Abblendung kann man 289 an der scheinbar homogenen Haut, nicht immer, aber oft ein Bild sehen, wie es Abb. 1 darstellt. Man sieht einen doppelt konturierten Schlauch, der an einzelnen Stellen am Rande eine feine Punktierüng zeigt, die dem optischen Querschnitt der „Belagreifen‘, wie ich sie nennen will, entspricht. Bei hoher oder tiefer Einstellung, die eine Flächenansicht der oberen oder unteren Wand gibt, sieht man eine gleichmäßige, parallele Streifung, die über die ganze Breite des Kanälchens hinwegzieht. Die Dicke dieser Belagreifen beträgt durchschnittlich 0,57 p. Setzt man einem solchen in 3/, proz. NaCl angefertigten Zupfpräpa- rat verdünnte Essigsäure zu, so sieht man die Struktur der Membrana propria niemals verschwinden. Dies und das Ergebnis mit der Bindegewebsfär- bung nach MarLory, auf das ich noch zu sprechen komme, mögen vielleicht ein Beweis sein, daß die Membrana propria nicht kollagener Natur ist. Setzt man an Stelle der Essigsäure 5proz. Kali- lauge zu, so sah ich öfters die Struktur der Membrana propria deutlicher werden und dabei schien sie mir eine leichte Quellung zu zeigen. Inwieweit nun die Leichenfäulnis — bei der ja der Grad der Alkaleszenz zunimmt — für das Deut- R ee ae in licherwerden der Struktur sprechen BL lehnen a würde, kann vielleicht die folgende Tat- Menschen. Vergr. 500. sache ergeben. Ich habe einige Male an menschlichen Nieren, die ein paar Stunden post mortem der Leiche ent- nommen waren, die Struktur der Membrana propria undeutlich, ja manchmal überhaupt nicht gesehen. Ließ ich nun die Niere 24 Stunden bei kühler Temperatur und vor Austrocknung geschützt stehen, so fand ich in den dann angefertigten Präparaten die besprochene Struk- tur sehr deutlich und auch eine leichtere Isolierbarkeit der Kanälchen. Das Nierenmaterial stammte von Leichen aus dem pathologisch- ‚anatomischen Institut und sei es mir an dieser Stelle erlaubt, Herrn Hofrat Prof. WEIcHsELBAUM für die liebenswürdige Überlassung des- selben ergebenst zu danken. Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 19 290 Nicht unerwähnt darf ich lassen, daß fast alle Nieren von patho- logischen und zwar hauptsächlich von pyämischen und septischen Prozessen herrührten. Die Nieren kamen 4h—-9h post mortem in ZENKER’s oder MÜLLER’S Flüssigkeit; in letzterer wurden sie bis zu 14 Tagen belassen, dann gründlich ausgewaschen und Gefrierschnitte angefertigt. Diese sind teils geschüttelt, teils direkt unter der Lupe vorsichtig ausgepinselt Abb. 2. Schrägschnitt durch ein in Mürrrr’s Flüssigkeit ma- zeriertes Nierenkanälchen des Menschen. Eisenhämatoxylin. Vergr. 380. Abb. 3. Teil der Membrana propria mit ihren zwei Lamellen aus einem Schnitt durch die Niere des Menschen, fixiert in ZENKER’S Flüssigkeit. Eisenhämatoxylin. Vergr : Zeiss t/, homog. Imm., Okul. 12. A hohe Einstellung, B tiefe Einstellung, a Belag- reifen, 5 homogenes Blatt. Abb. 3. worden. Gefärbt wurden die Schnitte, deren Dicke zwischen 5 vp. bis 20 pr. betrug, entweder mit Fisenhämatoxylin nach M. HEIDENHAIN oder mit dem Chromhämatoxylin nach O. ScHhuutze (23). Speziell mit der letzteren Färbung bekam ich sehr klare Bilder. Und zwar kamen die Schnitte auf 3 Stunden in ein Gemisch von 2proz. Kaliumbichromat und 96proz. Alkohol aa ins Dunkle und dann auf 12 Stunden in !/, proz. Hämatoxylinlösung in 70 proz. Alkohol. Hierauf wurden sie in 70 proz. Alkohol solange ausgewaschen, bis keine gelbbraunen Farbwolken mehr weggingen; dann 96 proz. Alkohol, Origanumöl, Dammarlack. 291 Die Abb. 2 zeigt die Membrana propria als Schlauch, durch die Mazeration in MÜLLErs Flüssigkeit befreit von den Epithelzellen. Am unteren Teil der Abbildung sieht man die Belagreifen als dunkle, paral- lele Streifen, während an den Stellen, wo sie abgerissen ist, diese Reifen als Zähnchen gegen das Lumen des Kanälchens vorspringen. Am oberen Teil, wo man die Membrana propria nieht von der inneren Fläche sieht, sondern vorgewölbt die äußere Fläche zur Ansicht kommt, erscheinen die Belagreifen als kurze Fäserchen an der dem Lumen des Kanälchens zugewandten Seite. Abb. 3 zeigt die Membrana propria auf eine größere Strecke, ohne Epithel, das nach Mazerieren in MüÜLzer’s Flüssigkeit und Schütteln entfernt wurde. Es erscheinen die Belagreifen stellenweise von ver- schiedener Dicke, speziell in der Mitte des Schlauches. Doch dürfte dies nur durch eine leichte Knickung des ganzen Rohres zustande- gekommen sein, so daß die benachbarten Reifen stellenweise eng an die vorhergehenden zu liegen kommen. Deutlich lassen sich diese Belag- reifen einzeln über die ganze Fläche der Membran verfolgen. Einen viel regelmäßigeren und zarteren Verlauf zeigen die Belag- reifen im nächsten Bilde (Tafel, Abb. 2), das nach der ganzen Lage und Umgebung im Schnitt, wohl ein Tubulus contortus sein dürfte. Wie ich auch an frischen Präparaten, wo die Membrana propria nur teil- weise von ihrem Epithel befreit war und nach den vorhandenen Zellen aber doch noch ein Urteil über die Herkunft des Kanälchens möglich war, stets an den Tubuli contorti eine viel feinere und regelmäßigere Struktur vorfand, als im dicken Schenkel der Hrnue’schen Schleife. E. Bızzozero (18) gibt an, daß die Membrana propria aus einer Glashaut besteht, die an der Innenseite diese Querstreifen besitzt. Er scheint demnach diese letzteren als eine Struktur der Glashaut selbst aufzufassen. Mir machen es meine und andere Beobachtungen hingegen wahr- scheinlich, daß die Membrana propria eigentlich aus zwei Blättern be- steht, aus einem homogenen, das die äußere Wand des Kanälchens bildet und einem inneren, das diese Belagreifen trägt. Dies soll die Abb. 3 anschaulich machen. A gibt das Bild bei hoher Einstellung wieder und zwar: bei a sieht man das innere Blatt mit den Belagreifen als kurze Zähnchen und dar- über dunkler die homogene, äußere Lamelle, durch die schwach durch- schimmernd der Verlauf der Belagreifen zu sehen ist. Geht man mit der Einstellung in die Tiefe (B), so wird das homogene Blatt der Membrana 19* 292 propria undeutlich (b), während die Belagreifen deutlich hervortreten und gegen das Lumen als Leistchen vorspringen. Noch augenfälliger wird die Selbständigkeit dieser inneren Belag- schicht an Tangentialschnitten durch die Wölbung der Membrana propria, welche von innen her zur Beobachtung kommen. Man sieht dann eine ovale Insel dunkelgrau gefärbt mit den deutlich hervor- tretenden Reifen sich scharfrandig begrenzt von einer homogenen, kaum rauchgrau gefärbten Außenzone abheben. Erstere ist die ge- kappte Belagschicht, letztere die Glashaut. Mit dieser inneren Belagschicht der Membrana propria scheinen die von HEIDENHAIN (20) zuerst in der Mausniere beschriebenen Basalreifen zusammenzuhängen. Diese Basalreifen fand ich außer- demin der Niere von Ratte, Meer- schweinchen und Katze, und zwar — wie Mawas (21) in der Ratten- niere — ausschließlich in den Tubuli contorti. Bei der Niere von Kanin- chen, Hund, Schwein und Rind hin- gegen waren diese Basalreifen nicht nachweisbar. Fixiert wurden die Stücke entweder in ZENKER’S oder Mürner’s Flüssigkeit, in dem CAR- NOY-VAN GEHUCHTEN’s Gemisch oder in der Chrom-Essig-Osmium- _ Abb. 4. Zwei Tubuli contorti aus säure-Mischung von FLEMMING und einem Schnitt durch die Niere der Ratte ues ; RE, ee fixiert in Carnoy’s Gemisch. Eisen. teils in Paraffin, teils in Zelloidin hämatoxylin. Vergr. 380. eingebettet. Davon wurden Schnitte in der Dicke von 5 »—10 p. angefer- tigt. Was die Färbemethoden anbelangt, so habe ich die besten Resultate mit dem Eisenhämatoxylin von M. HEıpEnHaın erzielt. Doch bei in FLemmıne’s Gemisch fixierten Stücken lieferte auch die Mitochondrienfärbung nach BenpA gute Bilder. Mit saurem Orcein nach Unna hingegen, ebenso wie mit 0,1 proz. Toluidinblau, Thiazin- rot oder -braun und Thionin habe ich niemals ein gutes Resultat erzielt. 293 In Abb. 4 sieht man an dem linken Tubulus contortus am Rande zwischen Membrana propria und der Basis der Zellen stellenweise eine Reihe von Punkten; an anderen Stellen, wo das Kanälchen nicht gerade verläuft, sondern eine geringe Drehung oder Knickung erfährt, erscheinen diese ‚„‚Basalreifen‘“ als kurze Fäserchen, die aus der Tiefe kommend zwischen Membrana propria und Außenfläche der Zellen zirkulär herumlau- fen. Am unteren Ende des rechten Tubuluscontortus, wo das Kanälchen flach angeschnit- ten ist, sieht man diese, ,Basalreifen‘“ quer über den Schlauch hinweg- ziehen ; dort wo sie im optischen Quer- schnitt getroffen sind, erscheinen sie als Punkte. Auf- fallend ist ihre un- regelmäßige An- ordnung, da sie manchmal in grö- ßerer Zahl eng an- einander liegend zu finden sind, an an- deren Stellen wie- der auf ziemliche Abb. 5. Tubuli contorti aus einem Schnitt durch die Niere der Katze, fixiert in Zenker’s Flüssigkeit. Eisen- Strecken vollkom- hämatoxylin. Vergr. 380. men fehlen. Viel regelmäßiger in Bezug auf ihre Anordnung und zahlreicher finden sich die Basalstreifen in der Katzenniere (Abb. 5). An diesem Schnitt, wo nach starker Differenzierung mit Eisen- alaun die Basalreifen die schwarze Färbung vollkommen behielten und sich von der hellgrauen Umgebung besonders deutlich abhoben, sieht man sie am rechten Tubulus contortus fast durchweg im Querschnitt als Punkte. Links hingegen sind sie entsprechend der Krümmung des RT 294 Kanälchens am Schrägschnitt von der Fläche zu sehen. Die durch- schnittliche Dicke dieser ‚‚Basalreifen‘ beträgt 0,68 p. Ähnliche Verhältnisse finden sich auch beim Meerschweinchen. Daß es sich bei den Fasern, die RüHte (9) und die anderen Autoren als Struktur der Membrana propria bezeichneten, um etwas ganz anderes handelt als die eben beschriebenen Belagreifen, ist mir an einem Präparat von der menschlichen Niere nachzuweisen gelungen. Diese war in ZENKER’s Flüssigkeit fixiert; es wurden Gefrierschnitte von 15 yp. Dicke angefertigt und mit der Bindegewebsfärbung nach MaArvory behandelt. An einem dieser Schnitte fand ich an einem Kanälchen bei hoher Einstellung, wie aus dem interstitiellen Binde- gewebe tiefblau gefärbte Fäserchen über die Breite des Harnkanälchens hinwegzogen. Ihre Anordnung war vollkommen unregelmäßig, stellen- weise ein lockeres Netzwerk bildend. Ging man mit der Einstellung in die Tiefe, so erschienen unter diesen Fasern, an den Stellen, wo das Geflecht nicht so dicht war, helle, parallele, in regelmäßigen Ab- ständen angeordnete Streifen, die der Struktur der eigentlichen Mem- brana propria entsprachen. Die folgenden Abbildungen sollen deutlich machen, daß die zarte, regelmäßige Struktur der selbständigen Mem- brana propria wohl niemals so aussieht, wie die Bindegewebsfasern, welche nach Rünue (19) die Membrana propria bilden sollen. In Tafel Abb. 3 sieht man quer über das Kanälchen in der Mitte dicke, zwar regelmäßig angeordnete Fasern, die aber stellenweise sich direkt in das interstitielle Gewebe verfolgen lassen. Rechts davon liest ein Kanälchen, welches nur in seiner unteren Hälfte diese Faserung, aber deutlich als gekreuzt erkennen läßt, während im vorderen Ende die eigentliche Membrana propria als homogenes, graues Häutchen, das gegen die Mitte mit scharfem Rand abbricht, zu sehen ist. Noch deutlicher ist der Ursprung dieser Fasern aus dem Gewebe des Nierenstroma in der nächsten Abbildung (Tafel Abb. 4) zu er- sehen, wo auch die unregelmäßige, sich teilweise überkreuzende An- ordnung besonders auffällt. Das nächste Bild (Tafel Abb. 5) zeigt die verschiedene Dicke und den welligen Verlauf dieser Fasern. * * Fasse ich die Ergebnisse meiner Untersuchungen kurz zusammen, so komme ich zu folgenden Schlüssen: Die Harnkanälchen, und zwar die Tubuli contorti und die dicken Schenkel der Hrnue’schen Schleifen, sind von einem dichten Faser- 295 werk von Bindegewebe umgeben, das seinen Ursprung aus dem inter- stitiellen Gewebe des Nierenstroma nimmt und stellenweise zirkulär um die Kanälchen zieht. Zu innerst dieses Flechtwerkes befindet sich die selbständige Membrana propria, die aus zwei Lamellen besteht, einer äußeren glasartigen, homogenen, und einer inneren, die die Belag- reifen trägt. Es liegt nahe, daß es sich bei den ,, Basalreifen™ der Tiernieren und den Belagreifen der menschlichen Niere um eine analoge Struktur der Membrana propria handelt. Es ist vielleicht möglich, daß durch die quere Anlage beider ein Haftpunkt für die Zellen geschaffen ist, d. h. daß sie eine Rolle für die Verbindung zwischen den Epithelien und der Membrana propria spielen. An dieser Stelle sei es mir gestattet, meinem verehrten Herrn Vorstand Prof. J. ScHAFFER und den Herren Assistenten für ihre gütige Unterstützung meinen ergebensten Dank auszusprechen. Literatur. 1. GERLACH, J., Handbuch der allgemeinen und speziellen Gewebelehre des menschlichen Körpers. 1848. 2. Leypie, F., Lehrbuch der Histologie des Menschen und der Tiere. 1857. 3. Lupwie, C., StrickER’s Handbuch der Lehre von den Geweben des Men- schen und der Tiere. 1871. 4. Boum, A., u. Daviporr, M., Lehrbuch der Histologie des Menschen. 189. 5. SZYMONOWICZ, L., u. KRAUSE, Histologie und mikroskopische Anatomie. 1909. 6. SoBOTTA, J., Atlas und Grundriß der Histologie und mikroskopischen Anatomie des Menschen. 1902. Stéur, PH., Lehrbuch der Histologie. 1912. Renaut, J., Traité d’histologie pratique. 1911. Rüstsk, Archiv für Anatomie und Physiologie. 1897. 10. Dissg, Sitzungsbericht der Gesellschaft zur Förderung der gesamten Natur- wissenschaften in Marburg, Nov. 1898. Zur Anatomie der Niere. 11. Boccardı, G., u. CITELLI, S., Sul connettivo del rene e sulla membrana propria dei tuboli. Monitore zoolog., Vol. XI, 1900, p. 314. 12. Maui, Fr. G., Note on the basement membranes of the Kidney. John Hopkins Hosp. Bull., Vol. XII, 1901. 13. Dissz, J., v. BARDELEBEN, K., Handbuch der Anatomie des Menschen, Band VII, 1902. 14. Merzner, R., Uber die Niere. In: Naser’s Physiologie des Menschen. 1905, 15. v. Esner, V., in A. KorLuiker’s Handbuch der Gewebelehre des Menschen, 1902, S. 351. so GO NI 296 16. Wen, C., Uber die Membrana propria der Harnkanälchen. Aus dem Dezemberheft des Jahrganges 1850 der Sitzungsberichte der math.-naturw. Klasse der K. Akademie der Wissenschaften. 17. Henze, J., Handbuch der Hingeweidelehre des Menschen. 1866. 18. 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Abb. 3. Ausgepinselter Schnitt, fixiert in ZEnker’s Flüssigkeit. MauLory. Abb. 4. Ausgepinselter Schnitt, fixiert in Zexker’s Flüssigkeit. MarrorY. Abb. 5. Ausgepinselter Schnitt. Zesker’s Flüssigkeit, SchuLtzE's Chrom- hämatoxylin. Nachdruck verboten. Beiträge zur Anatomie und Histologie des Tränennasenganges einiger Haussäugetiere!). Von Tierarzt Dr. Franz LicaaL. Mit 6 Abbildungen. Aus dem histologisch-embryologischen Institut der Tierärztlichen Hochschule: in Wien. Über die mikroskopische Anatomie der tränenabführenden Wege der Haussäugetiere finden sich in der Literatur nur spärliche Angaben vor. Nach den Angaben WALzBERG’s (6), der zum ersten Mal genauere Untersuchungen über diesen Gegenstand in der preisgekrönten Schrift: ,, Uber den Bau der Tränenwege der Haussäugetiere und des Menschen", Rostock 1876, veröffentlichte, hat REINHARD (4) zuerst die Grundlage 1) Dissertation, angenommen vom Professorenkollegium über Referat von a. 0. Prof. Dr. Skopa und Hofrat Prof. Dr. STRUSKA. Anatomischer Anzeiger Bd. 48. v. Frisch, Membrana propria. Ne) 5) : = a is) =) < = 2 = = = ~ = 16. September 1915. & No. 13/14. In#aLt. Aufsätze. Miguel Fernandez, Über einige Entwickelungsstadien des Peludo (Dasypus villosus) und ihre Beziehung zum Problem der spezifi- schen Polyembryonie des Genus Tatusia. Mit 10 Abbildungen, davon 8 auf einer Doppeltafel. S. 305—327. — L. Bolk, Uber ein Gebiß mit vaskulari- sierten Schmelzorganen. Mit 6 Abbildungen. S. 328—335 — K. W. Zimmer- mann, Uber das Epithel des glomerularen Endkammerblattes der Säugerniere. Mit 2 Abbildungen. S. 335—341. — Franz Lichal, Beiträge zur Anatomie und Histologie des Tränennasenganges einiger Haussiugetiere. Mit 6 Ab- bildungen. (Schluß.) S. 341—352. Aufsätze. Nachdruck verboten. Über einige Entwickelungsstadien des Peludo (Dasypus villosus) und ihre Beziehung zum Problem der spezifischen Polyembryonie des Genus Tatusia. Von MıGUVEL FERNANDEZ (Museo, La Plata), Argentinien. Mit 10 Abbildungen, davon 8 auf einer Doppeltafel. Wenn etwas geeignet ist, das Problem der spezifischen Poly- embryonie des Genus Tatusia (FerNanpEz 1909, 1914, 1915, Newman, H. H. u. Parrerson, J. Ta. 1910, Parrerson 1912, 1913) einer Lösung näher zu bringen, die nicht nur spekulativen Charakter trägt, so scheint dies in erster Linie eine Untersuchung verschiedener Vertreter der Gürteltiere zu sein. Ich sammelte daher Material vom Peludo (Dasypus villosus Desm.), von dem gewöhnlich angenommen wird, daß Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze, 20 306 er eine primitivere Form als das Genus Tatusia darstellt. Ganz ab- gesehen davon, dafi der Peludo in der Provinz Buenos Aires recht häufig ist, veranlaßte mich, gerade ihn zur Untersuchung zu wählen, daß Heck!) (Breum’s Tierleben, 4. Aufl., 1912) auf Grund von Be- obachtungen, die bei der Zucht von Peludos in zoologischen Gärten gemacht wurden, annimmt, der Peludo bringe immer „echte“ — und daher gleichgeschlechtliche — Zwillinge zur Welt. Er nimmt diese Angabe sogar in die Definition der Subfamilie Dasypodinae auf, aller- dings mit Fragezeichen (während ihm die spezifische Polyembryonie von Tatusia leider unbekannt geblieben ist), und führt außerdem an, daß auch die im Berliner zoologischen Garten geworfenen Jungen „immer Zwillinge‘ gewesen seien, was nach dem Zusammenhang mit der übrigen Darstellung offenbar heißen soll: immer „echte“ Zwillinge. Unter den 120 gesammelten Uteri des Peludo enthielten nur 34 Embryonen. Die jüngsten Embryonen (schon mit Primitivstreifen) wurden am 7. August 1914 konserviert. Eines der an demselben Tage getöteten Weibchen enthielt dagegen schon zwei fast ausgetragene Feten; doch ist dies eine Ausnahme; alle übrigen im August kon- servierten Stadien waren relativ jung. Ein am 5. September 1914 er- haltenes Tier warf während des Transports zwei Junge; ein anderes derselben Sendung hatte kurz vorher geworfen, wie aus dem Aussehen des Uterus deutlich hervorging. Alle Weibchen einer am 3. Oktober 1914 erhaltenen Sendung hatten bereits geboren. Zwei Jahre früher gebar ein einige Tage gefangen gehaltenes Tier am 2. Oktober. Die Trächtigkeitsperiode scheint demnach im allgemeinen von Ende Juli bis Anfang Oktober zu reichen, und die Trächtigkeit etwas über zwei Monate zu dauern. In einem am 24. Dezember 1913 konservierten Uterus fanden sich mittlere Entwickelungsstadien, so daß es wahr- scheinlich ist, daß auch im Freileben noch ein zweiter Wurf vor- kommt. Beides stimmt gut mit den von SIGEL und von HEcK (BREHM’S Tierleben, 4. Aufl.) veröffentlichten Beobachtungen in zoologischen Gärten überein, gemäß welchen ebenfalls ein zweiter Wurf beobachtet wurde und die Tragzeit um zwei Monate schwankt, jedenfalls aber nicht länger als 74 Tage sein kann. Sie ist also nur etwa halb so lang wie die der Mulita (Tatusia hybrida), die von Ende Mai oder 1) Die dort für Dasypus villosus Desm. gebrauchte Bezeichnung ,,Tatu poyu ist unrichtig; dieser Name bezieht sich vielmehr auf D. sexcinctus L. (vgl. Azara, 1801). oe Anfang Juni bis Anfang Oktober reicht. Die Tragzeit der Mulita ist nicht nur im Vergleich zu der des Peludo, sondern überhaupt für ein Tier ihrer Größe abnorm lang. Ich glaube, man geht nicht fehl, wenn man dies mit der spezifischen Polyembryonie in Verbindung bringt. Entweder benötigt die Teilung des ursprünglich einheitlichen Keimes in verschiedene eine längere Zeit; oder die Ernährung der Embryonen durch das mütterliche Blut ist nicht reichlich genug, um ein Wachstum in dem gewöhnlichen Tempo zu ermöglichen. Man muß bedenken, daß, wenn bis zu 12 Embryonen in einem Uterus simplex liegen — der also ursprünglich doch wohl nur für einen einzigen Embryo be- stimmt war — hier wahrscheinlich ganz andere Ernährungsbedingungen vorliegen, als wenn sie hintereinander in den sehr langen Hörnern eines Uterus bicornis angeordnet sind, wie das bei Tieren mit zahl- reichen Embryonen fast immer der Fall ist. Wahrscheinlich sind beide hier angeführten Faktoren für die Langsamkeit der Entwicke- lung der Mulita verantwortlich zu machen. Wie schon bekannt, wirft der Peludo im allgemeinen zwei Junge, oft jedoch auch nur eines, und ich fand unter 34 trächtigen Uteri 5, die nur einen Embryo enthielten. Der Größenunterschied zwischen den beiden Embryonen ist meist nicht beträchtlich, wie man aus den Maßen (in mm) für die größte Länge und die Kopflänge der 10 ältesten Embryonenpaare ersieht. Die Embryonen des gleichen Uterus stehen auf derselben Zeile; für jeden Embryo ist das Geschlecht angegeben. größte größte Uterus Embryo Länge Kopflänge Embryo Länge Kopflänge 1 3 41,5 19,5 Q 39 19 2 3 48 22 Q 48 21,5 3 3 53 23 Q 50 22 4 Q 62 26 Q 64 26 5 3 = 27 Q 28 6 Q 66 28 Q 61* 27 7 6 74 30 3 75 30 8 3 77.5 30,5 ® 68* 29 9 3 == 31,5 Q == 32,9 10 3 92 35 ® 87 36 Bei den Embryonen 5 und 9 konnte die größte Länge nicht angegeben werden, da Kopf und Rumpf getrennt konserviert wurden. Die größte Länge ist überhaupt für ältere Embryonen der verschieden starken Krümmung wegen kein gutes Maß. Die Krümmung war bei den 20* 308 9-Embryonen 6 und 8 besonders stark; (ihre Länge ist in der Tabelle mit * bezeichnet) sie sind also länger als die Zahlen angeben. Wie aus den- Angaben über das Geschlecht der Würfe hervor- geht, waren unter den 10 Embryonenpaaren 7 mal je ein Männchen und ein Weibchen, zweimal beides Weibchen und einmal beides Männchen. Also ist unrichtig, daß die Embryonen eines Wurfes gleichgeschlechtlich seien, und mit dieser Feststellung wurde auch a priori unwahrscheinlich, daß es sich um eineiige Zwillinge handeln werde. Die aufgeschnittenen Uteri, oder bei älteren Stadien die heraus- präparierten Keimblasen, wurden in Rasr'schem Pikrinsublimat kon- serviert. Die Keimblasen der beiden jüngsten Stadien wurden mit der umgebenden Uterusschleimhaut in 15 p dicke Schnitte zerlegt. In dem Uterus, der das jüngste Stadium enthielt (Uterus 314), befand sich nur eine Keimblase, deren Embryo bereits einen deut- lichen Primitivstreifen gebildet hatte. Die Keimblase weist alle Charaktere der Keimblattinversion auf; sie zeigt nichts von spezifischer Polyembryonie und ist infolgedessen, wenigstens bei oberflächlicher Betrachtung, der Keimblase eines Nagers auf entsprechendem Stadium eher ähnlich als einer solchen von Tatusia; nur ist der Diplotropho- blast (hinfälliges Ektoderm) bereits vollkommen geschwunden. Man kann an dieser Keimblase unterscheiden (Abb. 1 und 5): Das Trophoderm (fr. z.), das eine weite Trophodermhöhle (tr. h.) um- gibt und embryowiirts eine Trophodermplatte (tr. pl.) bildet; den Dotter- sack (ds), der sich proximal!) an das Trophoderm festheftet; ein weites Exocoel (ex. c.), das sich zwischen dem Dottersack und der Tropho- dermplatte ausdehnt; und zuletzt die Ektodermblase, die dem Dotter- sack angeheftet im Exocoel liegt. Die Trophodermhöhle ist an ihrer Basis proximal auf den meisten Schnitten nicht gegen die mütterlichen Gefäße abgeschlossen, so daß es scheint, als ob mütterliches Blut die Trophodermplatte bespülen könnte. Obgleich nirgends mit Sicherheit festzustellen ist, daß die Basalwand der Höhle bei der Konservierung durchrissen wurde, ist dies aber wahrscheinlich doch geschehen; denn die Begrenzung der mütterlichen Gefäße in der Schleimhaut wird fast immer nur durch dünne Endothelien gebildet (Abb. 7) (s. u. bei Stadium 318). Frei 1) Proximal und distal werden hier bezogen auf das Muttertier gebraucht; proximal also = dem Fundus uteri zu. 309 im Lumen der Höhle liegen knotenförmige dunkle Zellmassen, möglicher- weise Teile der ursprünglichen Abschlußmembran gegen die miitter- lichen Blutgefäße. Sie werden oft von kernhaltigen Membranen um- kleidet, die ein ähnliches Aussehen haben wie die Trophodermplatte. Außer der Basissindan der Trophodermhöhle die Seitenwände und die Eetoplazentarplatte zu unterscheiden. Letztere (Zr. pl.) ist eine dünne (ca. 5). Membran aus sehr fein granuliertem Plasma, in der bald in kleineren, bald in weiteren Abständen große Kerne (ca. 10><16p.) hervortreten. An einer Stelle weist die Platte einen ca. 75p. dicken Knoten auf, der viele größere und kleinere Kerne enthält, ähnlich wie sie auch bei der Mulita, Tatusia hybrida, vorkommen. Das Aus- sehen der Platte stimmt mit dem der Mulita durchaus überein. Die Seitenwände der Trophodermhöhle werden durch ein Epithel von sehr großen, zylindrischen Zellen gebildet (vgl. Abb. 5 an der Basis und Abb. 6, tr. z.), deren Protoplasma mit dem Kern peripher gerichtet ist, während die der Höhle zugekehrten Teile (etwa 2/3) der Zelle durch eine große Vakuole, ev. auch durch eine Anzahl kleinerer, eingenommen werden. Die Gesamthöhe der Zellen ist etwa 40 u, die Breite etwa 30. In der Gegend der Vakuole ist das Proto- plasma auf eine nur sehr dünne Membran reduziert. Der Kern ist groß, wie bei den Zellen der Trophodermplatte. Dies Verhalten ist auffällig von dem der Mulita verschieden. Bei ihr ist die die Tropho- dermhöhle seitlich begrenzende Schicht der Trophodermplatte durchaus ähnlich. Man kann meistens keine deutlich abgegrenzten Zellen er- kennen und Vakuolen fehlen vollkommen (vgl. z. B. Keimblase 148 oder 109 der Mulita [Fernanpez 1915]. Dagegen liegen bei Rattenkeimblasen der basalen Hälfte des Ei- zylinders hohe Zylinderzellen des Entoderm an, die ein ganz ähnliches Aussehen haben (vgl. z. B. die Abbildung von Grosser!) und Be- schreibung bei Metisstnos), obgleich sie einem anderen Keimblatt an- gehören. Sie bestehen ebenfalls aus einem basalen protoplasmatischen Teil, der den Kern enthält, und einem äußeren hellen vakuolären Ab- schnitt, der viel höher ist als der protoplasmatische. Das gleichartige Aussehen beider Zellarten spricht für eine ähnliche Funktion und hängt möglicherweise damit zusammen, daß sowohl beim Peludo wie bei der Ratte der Embryonalzylinder viel weniger tief in die Schleim- haut eingelassen ist als bei der Mulita. Bei dieser liegen die Seiten- 1) In Orper, Leitfaden für das embryologische Praktikum. Jena 1914. ens wände der Trophodermhöhle ganz in der Uterusschleimhaut, während sie beim Peludo und der Maus außerhalb derselben liegen. Ein wesent- licher Unterschied zwischen Peludo und Maus besteht darin, daß bei letzterer das Entoderm viel weiter basal reicht als bei ersterem, so daß beim Peludo das Trophoderm der Seitenwand der Trophoderm- höhle die Abgrenzung der basalen Partie der Keimblase gegen die — Uterushöhle bildet. Das Entoderm bedeckt also bei der Maus die seitlichen Partien des Trophoderm, während es beim Peludo ebenso wie bei der Mulita nur bis an die Umschlagszone der seitlichen Trophodermwand in die Trophodermplatte reicht. In dieser Zone besteht das Trophoderm, ähnlich wie bei der Mulita, aus kleinen dicht liegenden Zellen mit dunklen Kernen. Ein Diplotrophoblast ist nicht vorhanden. Ebenso wie bei der Mulita wird er wahrscheinlich früh rückgebildet. Das Ektoderm bildet eine geschlossene Blase, die auf 315p Aus- dehnung im Schnitt getroffen und deren größte Breite auf dem Schnitt 370 py. ist. Wie bei der Mulita fehlt also, wenigstens auf diesen Stadien, dem Peludo ein Amnionnabelstrang, wie er bei den Mäusen deutlich ist. Die dicke Außenwand der Ektodermblase bildet die Medullar- platte, deren Dicke vor dem Primitivstreifen ca. 28 u beträgt (auf dem abgebildeten Schnitt ist die Medullarplatte nur am Rande getroffen und daher dünner). Die Medullarplatte (Abb. 5, m. p.) ist nicht eben, wie bei der Mulita, sondern beinahe halbkreisförmig, konvex gegen den Dottersack gebogen. Dies rührt erstens von der relativ geringeren Größe des Dottersacks und zweitens auch daher, daß die Medullar- platte einer anderen Partie des Dottersacks aufliegt als bei der Mulita. Bei der Mulita liegen nämlich die Medullarplatten fast: an der Basis des Dottersacks, nahe seiner Verwachsungszone mit dem Trophoderm, während beim Peludo die einzige Medullarplatte am distalen Pol der Keimblase liegt, an dem die Krümmung viel stärker ist. Das Ver- halten der Mulita ist jedenfalls sekundär und wird durch die spezifische Polyembryonie bedingt. Ein Primitivstreifen (Abb. 5, pr. st.) ist vorhanden; da er jedoch schief getroffen, ist seine wahre Länge nicht feststellbar. Das Mesoderm umschließt ein weites einheitliches Exocoel. Beim Übergang in den Primitivstreifen wird das Mesoderm mehrschichtig. Unter dem Kranialende der Medullarplatte liegt wie bei der Mulita ein mesodermfreier Bezirk. Es ist weder ein kaudaler Amnionblindsack noch ein Haftstiel oder eine mesodermale oder entodermale Allantois nachzuweisen. Beträchtlich größer als die eben beschriebene Keimblase sind die beiden des Uterus 318. Die Embryonen sind älter, zeigen aber eben- falls noch Medullarplatte und Primitivstreifen (Textabb. 1). Keimblase 1 wurde auf 3150 p. vom Schnitt getroffen. Der Schnitt, der die größte proximo-distale Länge — 1,7 mm — zeigt, trifft den Embryo nicht. Die größte Breite der Keimblase ist 1,6 mm. Keimblase 2 (Abb. 6) ist auf 2200 u. getroffen. Ihre größte Länge auf dem Schnitt beträgt 1,2 mm, die größte Breite etwa ebenso viel. Die Wände beider Keimblasen sind sehr stark gefaltet; es sind also beide Blasen wesentlich größer als die Maße angeben. Beide Keimblasen haben sich sehr dicht nebeneinander im Fundus uteri festgeheftet; Keimblase 2 buchtet Keimblase 1 tief ein, und der Abstand zwischen den Anhef- tungsstellen beider beträgt aus der Anzahl der dazwischen liegenden Schnitte berechnet etwa 450 y. Die Keimblasen sind der vorigen sehr ähnlich (vgl. Abb. 5 u. 6). Wie dort ist die Trophodermhöhle nicht in die Schleimhaut eingelassen, sondern sie sitzt dieser nur auf. Die dünne einschichtige Trophodermmembran, welche die Seitenwände der Höhle bildet, ist also deren einzige Ab- grenzung gegen den Uterushohl- raum. Nur an der Basis liegt das Trophoderm dem Uteringewebe auf, dessen Schleimhautepithel ver- schwunden ist. Abb. 1. Schematischer Längsschnitt durch eine Keimblase des Uterus 318. Der Pfeil gibt die Richtung an, in der der Haftstiel gegen die Trophodermplatte vorwachsen wird. all.ent. entodermale Allantois; am.h. Amnionhöhle; ent. Ento- derm; ex.c. Exocoel; h.st. Haftstiel ; mes. Mesoderm; m.p. Medullarplatte ; pr.st. Primitivstreifen ; tr. Trophoderm; tr.h. Trophodermhöhle; Zr.pl. Tropho- dermplatte. Das Trophoderm ist hier meist dünn und nur stellen- weise nachzuweisen, während fast überall zwischen den Uterindrüsen 312 die mütterlichen Blutgefäße mit der Trophodermhöhle kommunizieren. Wie bei der zuerst beschriebenen Keimblase ist es auch hier unwahr- scheinlich, daß diese Kommunikationen während des Lebens bestanden haben; vielmehr wird es sich um beim Konservieren entstandene Risse handeln. Zwischen Trophodermhöhle und Gefäßlumen liegt, wie wir unten sehen werden, nur die einschichtige Trophodermmembran und das sehr dünne Gefäßendothel, und ein Zerreißen dieser kann wohl schon durch die beim Konservieren unvermeidlichen Diffusionsströme leicht zustande kommen. An einigen Stellen war die beschriebene Abgrenzung durch Endothel und Trophodermmembran noch vorhanden. Die Zellen der Seitenwände der Trophodermhöhle besitzen die- selbe Struktur wie bei der vorigen Keimblase. Dasselbe gilt für die Trophodermmembran und für die Zone, in der jene in die Seitenwand der Trophodermhöhle übergeht und in der sich das Entoderm anheftet. In der Trophodermhöhle jedes der beiden Embryonen liegt ein Körper von unregelmäßig rundlich-birnförmiger Gestalt, der aus zusammen- geballten mütterlichen Leukocyten besteht (Abb. 6, k). Er ist scharf nach außen abgegrenzt, bei dem einen Embryo sogar teilweise durch angelagerte Trophodermzellen. Außerdem finden sich in dem einen einzelne ganze Trophodermzellen mit großen Vakuolen, in dem anderen Teile von solchen, zwischen den Leukocyten, und ab und zu, wenn auch selten, eingesprengte Massen von kernlosen roten Blutkörperchen. Der Körper ist bei dem einen Embryo etwas über 700 u, bei dem anderen etwas weniger als 700 » lang, während die Querdurchmesser des einen 550 und 370 p, die des anderen 350 und 250 p sind. Der Körper entstand wohl postmortal, durch Zusammenballen der in die Trophodermhöhle eingedrungenen Leukocyten. Das in die Trophodermhöhle eingedrungene mütterliche Blut ist durch Risse an der Basis der Seitenwand der Höhle ins Uteruslumen gelangt und bildet nun an der Außenseite der Embryonen ein dichtes Coagulum (Abb. 6, co). Derartige Risse sind beim Peludo infolge der Feinheit der Gefäßwände und der freiliegenden Seitenwände der Trophodermhöhle sehr häufig, und mehrere etwas ältere Keimblasen wurden durch solche Extravasate für die Untersuchung unbrauchbar gemacht. Bei der Mulita dagegen kamen derartige Blutergüsse nie- mals vor, da bei ihr weniger Gefäße in der Schleimhaut verlaufen und sie auch in viel reichlicheres Bindegewebe eingebettet sind (s. u.). Ein Diplotrophoblast fehlt als geschlossene Membran. Das sehr starke den Keimblasen aufliegende Extravasat läßt aber nicht ganz ere i sicher ausschließen, daß noch vereinzelte Reste desselben vorhan- den sind. In jeder Keimblase liegt nur ein Embryo, der sich auf einem mittleren Medullarplattenstadium mit gut entwickeltem Primitivstreifen befindet. Der Embryo der Keimblase 2 (Abb. 6) ist eher quer, der- jenige von 1 eher längs geschnitten. Ein größerer Unterschied im Entwickelungsgrad zwischen beiden Embryonen besteht nicht. Die Länge der Medullarplatte und des Primitivstreifens beträgt bei Embryo 2 nach den Schnitten berechnet 750 u; doch ist die Messung nicht genau, da die vordere Partie anscheinend in Bezug auf die kaudalere abge- knickt ist, so daß die vorderen Teile der Medullarplatte ungünstig ge- troffen wurden. Bei Embryo 1 beträgt die größte auf einem Schnitt gemessene Länge 550 p, doch ist die wirkliche Länge größer, da er nicht genau längs getroffen ist. Das Amnion ist bei beiden Embryonen vollkommen geschlossen : weder ein Amnionnabel noch ein Amnionverbindungskanal finden sich. Ein Bauchstiel ist gut ausgebildet (Abb. 6 und Textabb. 1); sein Mesenchym ist bei Embryo 1 sehr dicht, bei Embryo 2 weniger, etwa wie auf entsprechenden Stadien der Mulita. Der Bauchstiel ist bei Embryo 1 vom Kaudalende des Embryo aus oral gerichtet, wobei seine Basis dem Kaudalteil der Dorsalwand des Amnion angeheftet ist, während sein freies Ende, das bisher noch keinen Anschluß an das Trophoderm erhalten hat, oral liegt. Der kaudalste Teil zeigt eine Zusammensetzung aus einem rechten und linken Wulst. Die ento- dermale Allantois dringt als eine 140—150 wu lange, mit deutlichem 10 ». weitem Lumen versehene Röhre in den Bauchstiel. Bei Embryo 2 ist die Lage des Bauchstiels im wesentlichen dieselbe; auch bei ihm ist er der Dorso-Kaudalseite des Amnion angeheftet und sein freies Ende nach vorn gerichtet. Die entodermale Allantois (Fig. 6, all. ent.) ist hier fast doppelt so lang (300 w). Wie viel von dem Bauchstielmesoderm eigentlich als mesodermale Allantois zu bezeichnen wäre (d. h. von der Splanchnopleura geliefert wird) und wie viel wirkliches Bauchstielmesoderm ist (d. h. von der Somatopleura sich herleitet), läßt sich leider nicht feststellen. Das Vorwachsen des Bauchstiels (oder der mesodermalen Allantois) in kranialer Richtung über der Dorsalseite des Amnion stimmt auffällig mit dem Verhalten der mesodermalen Allantois bei den Nagern mit Keimblattumkehr überein. Bei Tatusia ist die Lage des Bauchstiels eine wesentlich andere. 314 Er zieht hier etwa in der Fortsetzung der Medullarplatte kaudalwärts und ist nicht dorsal über ihr wieder nach vorn umgeschlagen. Ferner zieht auf seiner Dorsalseite eine Fortsetzung des Amnion, der sog. kau- dale Amnionblindsack, so daß der Bauchstiel im Vergleich zum Amnion eigentlich in ventrale Lage kommt. Später heftet er sich kaudal vom Embryo an das Trophoderm. Die Anheftungsstellen aller Bauchstiele einer Keimblase liegen in einem Kranz, an der Trophoderm-Dottersack- grenze, während das Trophodermzentrum frei bleibt. Da das Verhalten des Bauchstiels beim Peludo so viel Ähnlichkeit mit dem bei den Nagern hat, halte ich es für primitiv und das von Tatusia für abge- leitet. Als wirksamer Hauptfaktor kommt meines Erachtens für das Zustandekommen des Verhaltens der Mulita vor allem die andersartige Lage ihrer Embryonalanlagen auf dem Dottersack in Betracht. Während ursprünglich, d. h. solange als nur ein Embryo vorhanden war, dieser, wie beim Peludo, am distalen Pol der Keimblase lag, wird dieser Pol jetzt bei Tatusia durch die ursprüngliche gemeinsame Anlage, die ge- meinsame Amnionhöhle, eingenommen!) und die Embryonen liegen nahe der Grenze des Dottersackes gegen das Trophoderm. Dessen Peripherie lag dem Haftstiel nun näher als sein Zentrum, und um sie zu erreichen, mußte er kaudal und nicht dorso-kranial auswachsen. Man muß sich dazu noch die große Volumenausdehnung vergegen- wärtigen, die die Keimblase, d. h. ihr Dottersack und ihr Trophoderm infolge der spezifischen Polyembryonie gewinnt, sowie daß jedem Embryo nun nicht mehr die ganze Trophodermplatte, sondern nur noch ein kleiner Bezirk derselben zur Anheftung zur Verfügung steht. Ganz auffällige Unterschiede bestehen im Aussehen und in der Struktur der Uterusschleimhaut zwischen Mulita und Peludo. Bei der Mulita (vgl. 1915, Taf. 1, Abb. 3) ist die Schleimhaut auch beim trächtigen Uterus glatt, von samtartigem Aussehen; man kann an ihr keine größeren Zotten, sondern höchstens einige Falten erkennen: im allgemeinen bildet sie einige wenige große glatte Kissen; beim Peludo ist sie dagegen nur beim unbefruchteten Tier glatt, und schon bei Uteri mit ganz jungen Keimblasen außerordentlich stark zottig (Abb. 1), so daß es sehr schwer ist, kleine Keimblasen innerhalb des Zotten- gewirrs aufzufinden. Distal setzt sich die Schleimhaut scharf gegen 1) Vgl. hierzu die schematischen Längsschnitte durch Mulitakeimblasen in 1909, 1914 oder 1915. 315 die mit groben Längsfalten versehene und beim iebenden Tier hoch- gelb gefärbte der Vagina ab. Auf den Zotten der Uterusschleimhaut erkennt man bereits bei schwächsten Vergrößerungen deutlich tiefe Furchen, die eine eigenartig mäandrische Zeichnung der Zottenober- fläche erzeugen: die Mündungen der Uterindrüsen (Abb. 1). Auf Schnitten zeigt die Schleimhaut bei den beiden beschriebenen Uteri (314, 318) folgenden Bau (Abb. 7): Die ganze Schleimhaut wird fast ausschließlich durch das Epithel der Uterusdrüsen und durch Blutgefäße gebildet; Bindegewebe fehlt fast vollkommen. Die Drüsen (dr) verlaufen meist etwas wellig; ihr Lumen ist wechselnd; im Mittel ist sein Durchmesser geringer als 150 p, aber weiter als 60 p. Ihr Epithel besteht aus 20 p. hohen zylindrischen Zellen, deren Kerne die obere, d. h. der freien Oberfläche zugekehrte Hälfte der Zelle ein- nehmen, so daß die basale Hälfte hell und kernlos erscheint. Das Aussehen aller Zellen ist durchaus gleichartig. An der Basis des Drüsenepithels findet sich meist direkt, ohne jede Zwischenlage von Bindegewebe das Gefäßendothel, nur selten sind noch einige wenige lockere Bindegewebszellen vorhanden. Die überall zwischen den Drüsen liegenden Gefäße sind oft sehr weit (ge) (bis etwa 400 p.), so daß sie als Lückenräume erscheinen. Sie sind stets von ihrem dünnen Endothel ausgekleidet. Die Gefäße bilden auch die Wülste zwischen den Drüsen- mündungen (vgl. Fig. 1). Die Außenwand dieser Wülste wird also nur durch das Uterusepithel gebildet (das dasselbe Aussehen hat wie dasjenige tiefer innen in den Drüsen) und durch das darunter liegende Gefäßendothel. Der Bau der Schleimhaut läßt erkennen, daß reichlich mütterliches Blut zur Ernährung des Embryo zur Verfügung gestellt wird, und daß, eben infolge des starken Blutreichtums, die ganze Schleimhaut als elastisches, weiches „Wasserkissen“ zum Schutz des Embryos wirken muß. Demgegenüber nimmt in der Schleimhaut der Mulita das Bindegewebe einen viel größeren Raum ein (vgl. 1915, Abb. 38 bis 47). Die Gefäße treten in ganz auffälliger Weise zurück und erscheinen nur als dünne Kapillaren in dem reichlichen lockeren Bindegewebe. Die Uterusdrüsen sind weniger*dicht gelegen als beim Peludo; auch sind sie viel enger; ihr Lumen ist nur selten über 20 u. weit. Ihre Zellen sind niedriger als beim Peludo, etwa 12 u hoch, und ihre Kerne liegen an der Basis, so daß der helle Protoplasmasaum gegen die Oberfläche gerichtet ist, wie gewöhnlich bei Epithelzellen. Auf jeden Fall ist die Durchblutung der Schleimhaut bei der 316 Mulita viel geringer als beim Peludo. Damit ist noch nicht ohne weiteres gesagt, daß die Mulita-Embryonen schlechter ernährt sein müßten als die des Peludo. Bei der Mulita ist nämlich die Keim- blase sehr tief in die Schleimhaut eingelassen; sie reicht schon auf Primitivstreifenstadien bis auf die Muscularis, während, wenigstens bei den beschriebenen Stadien, die Keimblase des Peludo sehr oberfläch- lich liegt. Immerhin scheint die Art der embryonalen Ernährung bei beiden Formen sehr stark abzuweichen, und eine genauere Unter- suchung würde vielleicht lohnend sein. Die Embryonen des nächstfolgenden Stadiums (Uterus 322) sind schon weit vorgeschritten (Abb. 2), etwa so weit wie die der Keim- blase 124 der Mulita (vgl. 1915, Abb. 29, Taf. 5). Ich will nur die Embryonalhüllen beschreiben. Die beiden Keimblasen liegen einander sehr nahe. Jeder Embryo liegt an der proximalen Wand der Keimblase, also an der Trophoderm- platte, an die er durch einen kurzen Haftstiel befestigt ist. Die An- heftung des Haftstiels am Trophoderm erfolgt noch unter dem Kaudal- teil des Embryo, und etwa in der Mitte des trophodermalen Teils der Keimblase. Innerhalb des Amnion ist bereits ein noch kurzer und dicker Nabelstrang ausgebildet; da sich aber das Amnion am Haut-. nabel noch nicht so weit ventral gesenkt hat, um mit der Keimblasen- wand zu verwachsen, so ist der Haftstiel noch nicht vollständig in den Nabelstrang aufgegangen (vgl. Textabb. 2). Der Hautnabel ist demnach noch offen, wennschon nicht sehr weit. Große Umbilikal- gefäße sind vorhanden. Der Darmnabel setzt sich in einen sehr langen Darmnabelstrang fort, der fadendünn, bei dem einen Embryo 15 mm lang, bei dem anderen etwas kürzer ist (Abb. 2, Textabb. 2 d.n.st.). Er zieht frei durch das Exocoel, bei jedem der Embryonen an seiner rechten Seite verlaufend, und erreicht den Dottersack etwa am distalen Pol der Keimblase. Um seine Befestigungsstelle am Dottersack findet sich bei beiden Embryonen ein gut entwickeltes Dottersackgefäßnetz (Abb. 2 und Textabb. 2, v. vit.). Seine Gefäße bilden ein Netzwerk, dessen Maschen um die Insertionsstelle des Darmnabelstranges enger, an der Peripherie weiter sind. Weniger als die Hälfte des Dotter- sackes wird von dem Gefäßnetz bedeckt, das also nicht bis an die Dottersack-Trophodermgrenze reicht. Seine Gefäße gehen peripher nicht in einen Ringsinus über, sondern sie werden allmählich undeut- lich. Von der Insertionsstelle des Darmnabelstranges dehnt sich das. Gefäßnetz nicht gleichförmig nach allen Richtungen aus, sondern die 317 Maschen erscheinen in einer Richtung etwas verlängert. Bei dem einen Embryo liegt diese Längsrichtung des Dottersackgefäßnetzes eher der Quer-, bei dem anderen eher der Längsrichtung des Embryo parallel. Zwischen der Längsrichtung des Embryo und der des Ge- fäßnetzes scheint demnach keine Beziehung zu existieren; immerhin läßt sich das an der konservierten und aufgeschnittenen Keimblase nur schwer beurteilen. Bei einem Paar jüngerer Embryonen, etwa Stadium 176 (1915, Taf. 4, Abb. 25) der Mulita entsprechend, deren Embryonalhüllen stark zerrissen waren, so daß ich von einer genaueren Beschreibung ab- sehen mußte, war das Dotter- sackgefäßnetz wie bei den so- eben beschriebenen Keim- blasen ausgebildet. Dagegen war hier der Darmnabelstrang noch kurz, bei dem einen Embryo nicht länger als bei der Mulita, bei dem anderen etwa 4 mm lang. Die Em- bryonen lagen also noch dem Dottersack auf. Wie erwähnt, liegt bei Stadium 322 und allen älteren der Embryo dicht an der Tro- phodermplatte (Textabb. 2). Er kehrt dieser dabei seine Ventralseite zu, während die Abb. 2. Schematischer Längsschnitt durch Dorsalseite gegen den distalen eine Keimblase des Uterus 322. Uterusschleim- : . haut gestrichelt. Trophodermplatte punktiert. Pol der Keimblase gerichtet am. Amnion; d.n.st. Darmnabelstrang; ent. ist. Der Embryo ist also in Entoderm; ex.c. Exocoel; A.st. Haftstiel; mes. : : Mesoderm; n.st. Nabelstrang; pl.z. Placentar- Bezug auf die Pole der Keim- zotten; tr. Trophoderm ; v.vit. DottersackgefiiBe. blase umgekehrt orientiert wie auf den vorigen Stadien (Textabb. 1). Wie kommt nun diese Lageveränderung des Embryo in der Keimblase und der eigentümliche, lang ausgezogene Darmnabelstrang zustande? Bei den Primitivstreifenstadien (Abb. 5 u. 6, Textabb. 1) liegt die Embryonalanlage dem Dottersack breit auf, und zwar am distalen Pol der Keimblase. Nun befestigt sich der Haftstiel (h. st.) an der Trophodermplatte (tr. pl.) d. h. am proximalen Pol, und es WEN bilden sich in ihm die Umbilikalgefäße aus, die beim Eintreten der Plazentarernährung bald viel stärker werden als die Dottersackgefäße. Hierdurch wird der Embryo stärker am trophodermalen Pol festgehalten als am Dottersackpol, und wenn nun die ganze Keimblase sich aus- dehnt, so wird der Embryo an jenem Pol liegen bleiben, und die Verbindung zwischen ihm und dem Dottersack wird sich in einen langen Schlauch ausziehen (Abb. 2 und Textabb. 2). Gleichzeitig verschiebt sich, infolge der Ausbildung der Schwanzregion, die Ab- gangsstelle des Haftstiels, die ursprünglich ganz am Kaudalende des Embryo lag und eine Strecke weit mit der Kaudo-Dorsalpartie des Amnion verwachsen war, mehr und mehr ventralwärts, gegen den Hautnabel hin, was zur Folge hat, daß der Embryo, der ursprünglich seine Dorsalseite dem proximalen Pol der Keimblase zukehrte, diese jetzt gegen den distalen richtet. Die Amnia sind vollkommen geschlossen; wiederum ist nichts von einem Amnionverbindungskanal noch von einem kaudalen Amnion- blindsack zu sehen. Vom Amnion ziehen keine Mesenchymfäden zur Dottersackwand, so daß das geräumige Exocoel vollkommen einheitlich ist. Das Amnion ist nicht mit dem Dottersack verwachsen, auch nicht auf der Ventralseite des kranialsten Abschnitts, wie das bei der Mulita immer der Fall ist. Nur am Kaudo-Ventralende wird das Amnion- mesoderm durch den Bauchstiel mit dem trophodermalen Mesoderm verbunden. Am interessantesten sind die Verklebungen, die sich bereits jetzt zwischen den beiden Keimblasen geltend machen. Betrachtet man die beiden von der Uterusschleimhaut abpräparierten Keimblasen vom proximalen Pol aus, so sieht man, daß die Plazentarzotten ein einheitliches Feld bilden. Jeder Embryo besitzt also eine Placenta simplex, aber die beiden Areae placentales liegen einander so nahe, daß man erst bei genauerem Zusehen eine Grenze zwischen ihnen erkennt. Diese wird durch eine sehr schmale, fast linienförmige Schleimhautzone von 16—17 mm Länge gebildet, die nicht gerade, sondern an beiden Enden etwas geknickt ist, und an die sich auf jeder Seite das Trophoderm eines Embryo ansetzt. Auch bei diesem Uterus haben sich also die beiden Keimblasen sehr nahe nebenein- ander festgesetzt, aber eine Berührung des Trophoderms der einen mit dem der anderen findet nicht statt. Dagegen beginnen die Dottersäcke miteinander zu verkleben. Die Verklebungen finden sich nur pro- ximal, nahe der Trophoderm-Dottersackgrenze, und die ganze distale 319 Partie der Dottersäcke ist noch frei. Auch in der Partie kaudal von den Embryonen hat eine Verklebung noch nicht stattgefunden, da hier die zwischen beiden Keimblasen gelegene Schleimhautzone etwas breiter ist. Dagegen findet sich eine lange Verklebungszone kranial von den Embryonen und zwei weitere zwischen diesen, die eine mehr kranial, die andere mehr kaudal. An diesen beiden Stellen ist die Verklebung am weitesten gegen den Distalpol vorgeschritten. Sie ist schon jetzt sehr fest; man kann an den Verklebungsstellen die Dottersäcke nicht voneinander trennen, ohne sie zu zerreißen. Ich möchte hier die Abbildung eines etwa gleichaltrigen Embryo vom Mataco (Tolypeutes conurus) einschalten (Abb. 3), des einzigen jüngeren Embryo dieser Art, der sich in meinem Besitz befindet?). Man erkennt ohne weiteres, daß der Embryo der trophodermalen Kappe (dem proximalen Pol) der Keimblase dicht anliegt. Auch sieht man, daß aus dem Hautnabel ein sehr langer und dünner Darmnabelstrang hervortritt, der schließlich am Dottersack inseriert. Um die Insertions- stelle liegt ein Gefäßnetz, das genau denselben Charakter zeigt wie beim Peludo und keinen Ringsinus hat. Das Amnion zeigt keinen kaudalen Amnionblindsack und auch sonst keine Besonderheiten, die etwa Beziehungen zu denen der Mulita böten. Wie man sieht, sind die Embryonalhüllen dieses Embryo denen des Peludo ganz außer- ordentlich ähnlich. Man darf daher wohl auch annehmen, daß die jüngeren Stadien im wesentlichen übereinstimmen werden. Alle trächtigen Uteri des Mataco führen nur einen Embryo. Ebenso wie bei der Mulita und beim Peludo bildet der Dottersack die äußere Abgrenzung der Keimblase gegen das Uteruslumen: eine Capsularis fehlt bei ihm ebenso wie bei jenen. Der nächstfolgende Uterus des Peludo (347) enthält zwei Keim- blasen, deren Embryonen, sowohl was Ausbildung der Viszeralbogen als auch der Extremitäten betrifft, etwas weiter entwickelt sind als Stadium 222 der Mulita (1915, Taf. 5, Abb. 30), aber noch bedeutend weniger weit als Stadium 150 (1915, Taf. 5, Abb. 31). Das Amnion- Embryo ist wesentlich weiter geworden. Bei Embryo 1 ist es auf jedes 1) Herr Leon STEINER in Quimili (Prov. Santiago del Estero) war so gütig, mir während der Jahre 1909—10 über 50 Uteri dieses seltenen Materials zu konservieren, wofür ich ihm auch hier bestens danken möchte. 320 der Ventralseite rings um den Embryo herum mit dem Dottersack verwachsen; sonst ist es aber noch frei, und es ziehen keine Mesen- chymfäden von ihm zum Dottersack. Dagegen gehen vom Dottersack und vom trophodermalen Mesoderm mehrfach „Membranfetzen“ in das sehr weite Exocoel. Das Mesoderm beginnt also bereits in das Exo- coel hinein zu proliferieren. Diese Proliferation ist bei Embryo 2 noch weiter vorgeschritten. Bei ihm wird das Amnion auch auf der rechten Seite und dorsal durch membranartige Mesodermwucherungen an der Dottersackwand befestigt, und auf der linken Seite des Embryo zieht ein breites Mesodermband vom ventralen zum dorsalen Pol des Exocoel, dabei dicht dem Amnion anliegend. Der Bauchstiel ist vollkommen in den Nabelstrang übergegangen. Der Darmnabelstrang ist jetzt ein noch dünneres Fädchen als beim vorigen Stadium, das infolge des Wachstums der Keimblase noch mehr in die Länge gezogen wurde. Seine Länge beträgt beim Embryo 2 = 22—23 mm. Er verläuft in dem oben erwähnten breiten Mesen- chymband links vom Embryo und inseriert am distalen Pol des Dotter- sackes. Hier ist um seine Insertionsstelle immer noch das Dottersack- gefäßnetz vorhanden, das ein weitmaschiges Netzwerk bildet, dessen Gefäße aber wesentlich schwächer ausgebildet sind als beim vorigen Stadium, also bereits rudimentiir werden. Das Gefäßnetz scheint wieder in einer Richtung etwas stärker ausgedehnt als senkrecht dazu. Auch bei Embryo 1 tritt der zu einem sehr dünnen Fädchen ge- wordene Darmnabelstrang nach Austritt aus dem Hautnabel in eines der Mesenchymbänder im Exocoel ein, das jedoch nicht so breit und unregelmäßig ist als das des anderen Embryo.: Am letzten Abschnitt des Darmnabelstranges, ehe er an den Dottersack inseriert, ist statt des Bandes nur eine unregelmäßige, dünne Mesenchymmasse vor- handen, die den Darmnabelstrang umgibt. Die Länge des Stranges ist dieselbe wie beim anderen Embryo (23 mm). Auch hier liegt um seine Insertionsstelle auf dem Dottersack ein weitmaschiges, bereits in Rückbildung befindliches Gefäßnetz. Die Verklebung der beiden Dottersäcke miteinander ist viel weiter vorgeschritten; sie sind nun auf der ganzen Fläche, längs der sie einander berühren, miteinander verlötet. Die Plazenten bilden eine einzige unregelmäßig begrenzte Fläche gleichartiger Zotten. Sie haben sich soweit ausgedehnt, daß von der Schleimhautseite aus be- trachtet keine Grenzlinie zwischen ihnen festzustellen ist. Auf späteren Stadien schreitet die Proliferation des Mesoderms 321 der Exocoelwand weiter und weiter. Bei Embryonen (Uterus 247), die etwa denen der Keimblase 185 (1915, Taf. 5, Abb. 33) oder 206 (1915, Taf. 6, Abb. 34) der Mulita entsprechen, füllt das Mesoderm das Exocoel bereits fast ganz aus. Die Proliferation geht vor allem vom Dottersackmesoderm aus, und dadurch wird die Dottersackwand jetzt zu einem dicken, weichen Gewebe, das nur außen glatt begrenzt ist. Stellenweise ist sie immerhin noch eine dünne durchsichtige Membran. Die Amnionwand dagegen ist überall da noch dünn, wo sie nicht durch das erwähnte, gewucherte Dottersackmesoderm mit dem Dottersack ver- bunden ist. In der Mesodermmasse ist der Darmnabelstrang nicht mehr aufzufinden. Auch bei einem Uterus (340) mit wenig älteren Embryonen (noch nicht so weit entwickelt wie Stadium 30 der Mulita (1915, Taf. 6, Abb. 35) sind die Amnia verglichen mit dem Volumen der Keim- blasen sehr bedeutend gewachsen. Allerdings liegen sie den Dotter- sackwänden nicht überall, sondern nur in den proximalen Partien dicht an, während sich distal noch ein weites Exocoel findet, das aber vollständig durch das gewucherte Mesoderm ausgefüllt wird. Beim vorigen Stadium (347) waren zwar die beiden: Dottersäcke an ihrer Berührungsfläche vollkommen miteinander verklebt, die Amnia aber noch selbständig. Bei diesen Keimblasen hat sich jedes Amnion in der Berührungszone dem entsprechenden Dottersack angelegt, so daß nun die verklebten Dottersäcke und Amnia eine einheitliche Wand bilden. Ob in dieser Wand das Dottersackentoderm noch vorhanden ist oder ob es bereits resorbiert wurde, läßt sich makroskopisch nicht feststellen. Äußerlich machen die beiden Keimblasen bereits einen ebenso einheitlichen Eindruck wie auf den späteren Stadien. Auch an ihren Plazenten, die den vereinigten Keimblasen als Kappe auf- sitzen, ist eine Grenze nicht zu erkennen. Bei älteren Embryonen von etwa 35 mm Länge, deren Ausbildung etwa derjenigen des Stadiums 24 der Mulita entspricht (1915, Taf. 6, Abb. 37), ist die Vereinigung beider Keimblasen eine derartig enge geworden, daß sie als eine einzige erscheinen (Abb. 4). Die proxi- male Hälfte der Keimblase oder noch etwas mehr wird durch die Placenten kappenförmig überdeckt; nur der proximale Pol der Keim- blase, der in der Mitte des Fundus uteri liegt, ist zottenfrei. Bei anderen gleichaltrigen Keimblasen fanden sich auch hier Zotten, An der Plazenta ist äußerlich keine Trennung zwischen den jedem Embryo zugehörigen Bezirken zu erkennen. Anat, Anz. Bd. 48. Aufsätze. 21 322 Die distale, nicht von der Plazenta eingenommene Hälfte der Keimblase wird vom Dottersack gebildet. Die beiden Dottersäcke sind so eng miteinander vereinigt, daß sie nur noch einen einheitlichen Sack bilden, dem sich innen die Amnia beider Embryonen ebenfalls fest angelegt haben, so daß beide Hüllen eine einzige derbe, feste Membran bilden. Die Wände, längs deren die beiden Keimblasen sich verlötet haben, sind zu einem Septum geworden, das also aus den Wänden beider Amnia und beider Dottersäcke aufgebaut sein muß. Obgleich es aus mehr Schichten besteht als die Außenwand der Keim- blase, ist es wesentlich dünner als diese. Dies rührt daher, daß längs dieser Wand sich Amnion und Dottersack jedes Embryo früher an- einander legten, als an den distalen Partien, so daß hier das Meso- derm nicht so stark wuchern konnte wie dort. Wo dies Septum an der Außenwand der vereinigten Keimblasen inseriert, ist meist äußer- lich eine deutliche Furche zu erkennen; dies ist bei diesen alten Stadien das einzige Anzeichen dafür, daß es sich beim Peludo um zwei ursprünglich getrennte Keimblasen handelt, die sich erst nach- träglich vereinigt haben. Je nach der Lage, die die beiden Keimblasen ursprünglich im Uterus einnahmen, ist die Lage des Septum verschieden ; meistens zieht es in der Längsrichtung (des mütterlichen Körpers), aber nicht in der Medianebene, sondern schief. In diesem Falle liegt die eine Keimblase mehr auf der rechten, die andere mehr auf der linken Seite. Doch ist dies nicht immer der Fall. Bei den abgebildeten Keimblasen des Uterus 254 (Abb. 4), deren Embryonen 31—33 mm lang sind, liegt der eine Embryo fast proximal, der andere distal, und das Septum steht ziemlich genau quer. Man könnte die Keimblase auf diesen alten Stadien auch folgender- maßen beschreiben: Beide Embryonen liegen in einer Blase, die durch ein Septum in zwei Hälften geschieden wird. In jeder Hälfte liegt ein Embryo. Jede der Hälften wird nur durch die Hüllen des Embryo der entsprechenden Seite aufgebaut. Dabei wird der proximale Teil der Blase durch das Trophoderm außen, durch das Amnionektoderm innen und durch das dazwischen liegende Mesoderm gebildet. Der distale wird außen durch den Dottersack, innen durch das Amnion gebildet. Das Septum besteht aus den Amnionwänden der Embryonen, die die Dottersackwände zwischen sich genommen haben. Wie aus der Beschreibung hervorgeht, haben die Amnionhöhlen im Vergleich zu den Keimblasen derart stark an Volumen zugenommen, daß sie nun die ganze Keimblase ausfüllen. Dadurch wurde auch das 323 das Exocoel ausfüllende Mesoderm zu einer festen Membran zusammen- gepreßt. Legt man durch die Region, in der das Septum und die äußere Keimblasenwand sich treffen, einen Schnitt, so erhält man folgendes Bild (Abb. 8): Die Keimblasenwand (%k. w.) besteht außen aus dem flachen Dottersackepithel, das so fein ist, daß man es auch bei starker Vergrößerung nur schwer erkennt; darauf folgt eine Bindegewebs- schicht (d. mes.) von etwa 120 p Dicke, und schließlich das Amnion- epithel (am). Das Bindegewebe erscheint bei mittleren Vergrößerungen faserig; aus Stellen, an welchen es etwas auseinander gerissen ist, geht aber hervor, daß es sich nicht um Fasern, sondern um dünne, zwiebelschalenförmig übereinander liegende Membranen handelt. Die Amnia sind mit den Dottersäcken nicht sehr eng verbunden; sie sind auf allen Schnitten durch einen weiten Zwischenraum vom Dottersack getrennt. Dabei begleiten das Amnionektoderm immer 1—2 Bindegewebsmembranen, die wahrscheinlich aus der Amnion- somatopleura hervorgingen, und stellenweise wieder zum Dottersack- mesoderm hinüberziehen (Abb. 8, mf.). Das Septum (s) ist viel dünner als die Keimblasenwand; seine Dicke beträgt kaum 40 p. Man kann an ihm nur die Amnionepithelien und das zwischen ihnen liegende Bindegewebe unterscheiden, während das Entoderm beider Dottersäcke darin nicht aufzufinden ist; es wird also- wohl resorbiert sein. Am Septum ist das Amnionektoderm nicht von dem darunter liegenden Bindegewebe abgehoben. An der In- sertionsstelle des Septum: an die Keimblasenwand wird das Binde- gewebe viel dicker. Diese Stelle ist es, die sich äußerlich manchmal als Trennungsfurche zwischen den beiden Keimblasen markiert. Auch in dieser Zone ist in keiner Weise mehr zu erkennen, daß hier die beiden Keimblasen zusammenstoßen. Die inneren Blätter des Binde- gewebes der Keimblasenwand gehen in das Septum über, während die äußeren Schichten kontinuierlich über diese Zone hinwegziehen, ohne daß irgend etwas an eine frühere Selbständigkeit beider Hälften erinnerte. Auf diesem Stadium läßt sich also nicht mehr nachweisen, daß es sich beim Peludo ursprünglich um zwei getrennte Keimblasen handelt, die erst nachträglich verschmelzen. Die Keimblase macht einen genau so einheitlichen Eindruck wie entsprechend alte Keim- blasen von Tatusia hybrida oder novemcincta, und wenn man, ohne jüngere Stadien zu kennen, die Keimblase ausgehend von der von Tatusia beurteilen wollte, so würde man wohl annehmen, daß es sich hier 21* 324 ebenfalls um spezifische Polyembryonie handelte. Es ist höchst eigenartig, daß bei Angehörigen einer so scharf begrenzten Gruppe wie die der Gürtel- tiere, sich zwei diametral entgegengesetzte Entwickelungstendenzen her- ausbilden konnten, nämlich bei Tatusia die Aufspaltung eines einheit- lichen Keimes in mehrere, und bei Dasypus die nachträgliche Verlötung ursprünglich freier Keimblasen. Eine Hauptbedingung für das Ver- kleben der Keimblasen liegt beim Peludo jedenfalls in der Form des Uterus, in dem die beiden Keimblasen dicht nebeneinander liegen und bei etwas weiterer Entwickelung sich weitgehend berühren müssen. Bei jungen Peludos ist der Uterus von deutlicher Bicornisform. Die Hörner sind zwar nur kurz, aber das gemeinsame Endstück tritt ihnen gegenüber verhältnismäßig doch sehr stark zurück. Bei vielen jungen Tieren ist der Fundus stark eingebuchtet, so daß dann die beiden Hörner besonders klar hervortreten; in anderen Fällen ist die Proximal- wand des Fundus gerade und die Seitenpartien lange nicht so auf- fällig. Die Embryonen setzen sich aber nicht in den Hörnern, sondern ausschließlich im Fundus fest. Sobald die Tiere einmal trächtig sind, ist der Zentralteil des Uterus groß und die Hörner treten ganz zurück. Auch nach der Geburt bleibt der zentrale Teil groß!). Wenn nun auch der Fundus niemals so hoch gewölbt ist wie bei der Mulita, so verhält sich also dieser Uterus funktionell doch durchaus als Uterus simplex. Jedenfalls ist bei der Anordnung der Keimblasen dicht neben- einander in der einheitlichen Höhle ein Verkleben der Embryonal- hüllen viel eher möglich, als wenn bei langgestreckt röhrenförmigem Uterus, wie beispielsweise bei Raubtieren, Nagern oder dem Schwein die Embryonen in Abständen hintereinander liegen. 1) Weser (1904) spricht die Ansicht aus, daß bei Dasypus eine Vagina nicht entwickelt sei, sondern daß der Uterus bis an die Mündung der Harn- blase reiche. Hierzu möchte ich folgendes bemerken: Äußerlich ist allerdings zwischen Uterushals und Vagina absolut kein Unterschied zu erkennen. Da- gegen ist die Schleimhaut desjenigen Teils, den man gewöhnlich als Vagina, nach WEBER als Pars cervicalis uteri auffassen müßte, sehr scharf gegen die übrige Schleimhaut abgegrenzt und von wesentlich anderem Aussehen als jene. Die Schleimhaut des Uterus ist beim unbefruchteten Tier samtartig glatt, beim trächtigen Tier, auch wenn es nur junge Embryonen enthält, ja möglicherweise schon ehe die Embryonen sich festsetzen, erhebt sich die Schleimhaut zu großen, weichen Zotten (s. o.), und ist im Leben immer grau- rötlich gefärbt. Die Vaginalschleimhaut ist dagegen stets in grobe Längs- falten gelegt, die wiederum sehr viele kleine, dünne Zöttchen tragen. Beim lebenden Tier ist diese Schleimhaut von einer ganz auffälligen dunkelgelben Farbe. Die Abgrenzung und das so sehr abweichende Aussehen der Schleim- haut scheinen mir nicht zugunsten der WEger’schen Auffassung zu sprechen. 325 Fiir die Beurteilung menschlicher Zwillinge mit getrennten Amnia und gemeinsamem Chorion geht aus dem Verhalten des Peludo her- vor, daß man, selbst wenn sie gleichgeschlechtlich sind, nicht ohne weitere Beweise annehmen darf, daß es sich um eineiige Zwillinge handelt, da ja auch Verschmelzungen ähnlich wie beim Peludo zum selben Resultat hätten führen können. Die Ähnlichkeit des oben beschriebenen Stadiums von Tolypeutes mit dem entsprechenden des Peludo macht es wahrscheinlich, daß die bei letzterem gefundenen Charaktere als ursprünglich allen Gürtel- tieren (vielleicht mit Ausnahme des sehr entfernt stehenden Chlamydo- phorus) zukommend angesehen werden dürfen. Für die Gürteltiere scheinen primitiv also unter anderem: 1. Die Keimblattumkehr. 2. Die Lage des Embryo ursprünglich am distalen, später am proximalen Pol der Keimblase. 3. Der nach dorsal und vorn dorsal über das Amnion weg aus- wachsende Haftstiel. 4. Die enge rohrförmige entodermale Allantois. 5. Der sehr lange und dünne Dottersacknabelstrang. 6. Das retikuläre Dottersackgefäßnetz ohne Ringsinus. Dagegen scheinen folgende Charaktere, in denen Tatusia vom Peludo abweicht, durch die spezifische Polyembryonie bedingt zu sein; ganz abgesehen von der gemeinsamen Amnionhöhle und den Amnion- verbindungskanälen, die selbstverstiindlich damit verknüpft sind: 1. Die Lage der Embryonen (noch auf dem Dottersack) dicht an der Trophodermgrenze. 2. Der nach kaudal in gerader Linie auswachsende Haftstiel. 3. Der kaudale Amnionblindsack. 4. Die Kürze des Darmnabelstranges. Es liegt nahe, aus dem Verhalten des Peludo den Schluß zu ziehen, daß die Gürteltiere ursprünglich zwei oder mehrere Junge hervorbrachten. Bei vielen reduzierte sich diese Zahl dann auf eines (z. B. bei Tolypeutes und wahrscheinlich auch bei Dasypus gymnurus [= Xenurus = Lysiurus unicinctus] nach KoELLIKER (1876) und Dasy- pus sexcinctus nach CHapman (1901), von welchen beiden jedoch nur je eine Keimblase bekannt ist) und daraus ging wieder sekundär die spezifische Polyembryonie des Genus Tatusia und möglicherweise seiner nächsten Verwandten hervor. Weitere Aufschlüsse über die (phylo- genetische) Entstehung der Polyembryonie würde man vielleicht durch eine Untersuchung der anscheinend sehr seltenen Formen der Familie 326 Tatusiidae Scleropleura Bruneti (aus Cearä, Brasilien) und Crypto- phractus pilosa FiTzinGEer (Praopus hirsutus Burm.) aus Ecuador und Perü erhalten, möglicherweise auch durch Untersuchung der vielen unsicheren Varietäten der Tatusia novemcincta (T. Kappleri u. a.) aus dem Norden Südamerikas, da es doch möglich wäre, daß eine von ihnen eine geringere Anzahl von Embryonen hervorbrächte als die typische Tatusia novemeincta. Daß ich die spezifische Polyembryonie bei Tatusia für abgeleitet, dagegen die bei Säugern wie überhaupt bei Metazoen allgemein ver- breitete Entwickelungsweise, bei der mehrere Embryonen aus je einem Ei entstehen, für primitiv halte, glaube ich nicht weiter begründen zu müssen. Die gegenteilige Annahme, daß die spezifische Poly- embryonie vielleicht phylogenetisch älter sein könnte, als die Befruch- tung mehrerer gleichzeitig ovulierter Eier (SoBorta 1914), halte ich nicht für wahrscheinlich. Auch durch die bei Wirbellosen sehr ver- einzelten Fälle von spezifischer Polyembryonie und der dieser Ent- wickelungsart eng verwandten Teilung bzw. Knospung junger Larven, läßt sich diese Anschauung nicht stützen. Die in Frage kommenden Formen (drei parasitische Hymenopteren, der Regenwurm Lumbricus trapezoides, die Bryozoa cyclostomata, die Tunicaten Diplosoma Listeri und Pyrosoma) gehören weder unter die Ahnen der Wirbeltiere, noch sind sie primitive Formen. Ich möchte diese Mitteilung nicht schließen, ohne Herrn Ingenieur VLADIMIR WEISER für seine unablässige, energische Hilfe bei der Materialbeschaffung ganz besonders zu danken, ohne die ich das Material schwerlich in so kurzer Zeit zusammengebracht hätte. La Plata, 28. April 1915. Literatur. Azara, F. pe, 1801. Essais sur l’histoire naturelle des quadrupedes de la province du Paraguay. Paris. 2. Band. Breum’s Tierleben 1912, 4. Aufl. Säugetiere. Bd.1. Bearbeitet von L. Heck. Cuapman, C. H., 1901. Observations on the placenta and young of Dasypus sexcinctus. Proc. Acad. nat. Sc. of Philadelphia, Vol. 53, S. 366—69. FERNANDEz, M., 1909. Beiträge zur Embryologie der Giirteltiere. 1. Zur Keim- blätterinversion und spezifischen Polyembryonie der Mulita. (Tatusia hybrida Dssm.) Morph. Jahrb. Bd. 39, S. 302—333. FERNANDEZ, M., 1914. Die Entstehung der Einzelembryonen aus dem einheit- lichen Keim beim Gürteltier Tatusia hybrida Desm. 9. Congres Intern. de Zool. Monaco 1913, S. 401—414. FERNANDEZ, M., 1915. Die Entwicklung der Mulita. La embryologia de la Mulita. Rev, Mus. La Plata, Bd. 21 (im Druck). je ian eS as A Eaten) ee a ae er ir ser ee es ag i ig ) Fu ei 5 j vt A = AM — = ' \ . fs v 3 ; z Es : E + + Pi en er ee = 1 4 Anatomischer Anxeiger Bd. 48. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Fernandex, Peludo (Dasypus villosus). - ‘tapi! ae 3 i rie, idee = a ns fr na 1 ww | Jin { Pr 5 r iy en ; i i i u DR 2 ; 2 u ?.% r . i ; Y es ee E D R = i UN | | | 1, e zz n 7 7 iv . Al f if 1: h aa : ape d = fo a = | A Tal | | . i | ' ; * j ee ar 327 KOoELLIKER, A., 1876. Lehrbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen. 2. Aufl. (Nach der französischen Übersetzung.) Meriıssınos, K., 1907. Die Entwicklung des Eies der Maus. Arch. mikr. Anat. Bd. 70, S. 587—628. Newman, H.H. u. Parrerson, I. Ta., 1910. The development of the nine- banded Armadillo from the primitive streak stage to birth, with special reference to the question of specific polyembryony. Journ. Morph. Phila- delphia, Vol. 21, S. 359—423, Patterson, I. Tu., 1912. A preliminary report on the demonstration of poly- embryonic development in the Armadillo (Tatu novemcinctus). Anat. Anz. Bd. 41, S. 369—381. Parrerson, I. Tx., 1913. Polyembryonic development in Tatusia novemcinctus. Journ. Morph. Vol. 24, Nr. 4, 8. 561—682. SOBOTTA, J., 1914. Eineiige Zwillinge und Doppelmißbildungen des Menschen im Lichte neuer Forschungsergebnisse der Säugetierembryologie. Studien zur Pathologie der Entwicklung, Bd. 1, S. 394—427. Jena. WEBER, M., 1904, Die Säugetiere. Jena. Erklärung der Doppeltafel. Abb. 1. Dasypus villosus. Uterus 314. Keimblase in der Aufsicht, einer Zotte aufliegend. Die Ektodermblase schimmert durch die Dottersackwand. Auf der Zotte sind die mäandrischen Öffnungen der Drüsen sehr deutlich. Die Schleimhaut proximal von den Zotten ist abpräpariert, ihre äußere Struktur also nicht erkennbar. x 15. Abb.2. Dasypus villosns. Uterus 322, Keimblase I. Man beachte den Darm- nabelstrang und das Dottersackgefäßnetz. Links vom Darmnabelstrang ist durch den Dottersack hindurch der Embryo der zweiten Keimblase undeutlich erkennbar. x 4,5. Abb. 3. Tolypeutes conurus. Keimblase 5. Der Embryo ist jünger als der der Abb. 2. Sehr langer Darmnabelstrang (die beiden Blasen rechts von ihm unter dem Dottersack sind Luftblasen). Das Dottersackgefäßnetz tritt auf der Photographie nicht deutlich hervor. X 5. Abb. 4. Dasypus villosus, Beide Keimblasen des Uterus 254 geöffnet. x 1,5. Abb. 5. Dasypus villosus. Längsschnitt durch Keimblase 314. Der Schnitt trifft die Proximalwand der Trophodermhöhle stark tangential, so daß ihre Grenze gegen die Zotte schon durch hochzylindrische Zellen gebildet wird, die sonst nur die Seitenwände der Trophodermblase bilden. Die Medullarplatte ist ebenfalls stark seit- lich getroffen ; sie ist auf anderen Schnitten dicker. X 90. ds. Dottersack; ex.c. Exocoel; m.p. Medullarplatte; pr.st. Primitivstreifen; tr.h. Trophodermhöhle; £r.pl. Tropho- dermplatte; ¢v.z. zylindrische Trophodermzellen mit Vakuolen. Abb. 6. Dasypus villosus. Schnitt durch Keimblase 2 des Uterus 318. x 68. all.ent. entodermale Allantois; co. Coagulum; ds. Dottersack; ex.c. Exocoel; A.st. Haftstiel; & Körper aus koaguliertem Blut; pr.st. Primitivstreifen ; Zr.h. Trophoderm- höhle; tr.pl. Trophodermplatte; fr.z. zylindrische Trophodermzellen mit Vacuolen (der Seitenwand der Trophodermhöhle). Abb. 7. Dasypus villosus. Längsschnitt durch die Schleimhautzotte, der der Embryo der Abb. 1 (314) aufsitzt. x 52. ge Gefäß; dr. Drüse. Abb. 8. Dasypus villosus. Schnitt durch die Keimblasenwand und das Septum zweier vereinigter Keimblasen (Uterus 342). x 35. am Amnion; d.mes. Dottersack- mesoderm; %.w. Keimblasenwand (Dottersack + Amnion); m.f. Mesodermlamellen, die den Dottersack mit dem Amnion verbinden; s. Septum. 328 Nachdruck verboten. Uber ein Gebiß mit vaskularisierten Schmelzorganen. Von Prof. L. BoLk, Amsterdam. Mit 6 Abbildungen. Im Laufe einer Untersuchung über die Entwickelung des Gebisses der Marsupialier wurde meine Aufmerksamkeit auf eine Erscheinung eigentümlicher Art gezogen, welche mir bisher noch nicht begegnet war, und die auch, soweit mir bekannt, bis jetzt in der Literatur unerwähnt ist. Es handelte sich um eine sehr evidente Vaskularisation der Schmelzorgane bei einem etwas älteren Beuteljungen von Phas- colarctos cinereus. Der gewiß großen Seltenheit der Erscheinung wegen werde ich hier kurz über meine Befunde berichten. Bekanntlich tritt in den weitergerückten Entwickelungsstadien der Säugerzähne das Gefäßsystem in eine bestimmte Beziehung zum äußeren Epithel des Schmelzorganes. Wenn das Zahnsäckchen sich gebildet hat und die Schmelzpulpa fast ganz verschwunden ist, ent- wickelt sich um die äußere Schmelzmembran ein Gefäßnetz, das Schlingen aussendet in der Richtung der Ameloblastenschicht. Ist äußeres Epithel und Schmelzpulpa ganz verschwunden, dann treten diese Gefäßschlingen somit in direkte Berührung mit dem Lager der intermediären Zellen. In dieser Weise wird die nutritive Funktion, welche die Schmelzpulpa zweifelsohne in Bezug auf die Ameloblasten- schicht besitzt, von einem Gefäßnetz übernommen. Diese Übertragung der Nahrungsfunktion der Ameloblastenschicht geschieht jedoch wohl immer derart, daß von einer gleichzeitigen Anwesenheit eines noch gut entwickelten Schmelzorganes und eines Gefäßnetzes wohl niemals die Rede ist. Ein Eindringen von Gefäßen in ein noch völlig ent- wickeltes Schmelzorgan hatte ich wenigstens bis jetzt noch niemals beobachtet. Letzteres ist nun in hohem Maße bei Phascolarctos der Fall, so daß man hier von einer wirklichen Vaskularisation des Schmelz- organes reden darf. Bei dieser Vaskularisation treten bemerkenswerte Beziehungen zum Schmelzseptum zum Vorschein. Letzteres ist schon aus Abb. 1 ersichtlich. Diese Abbildung gibt einen Schnitt durch die Anlage des zweiten und dritten Incisivus 329 des Oberkiefers wieder. Die Anlage des letzterwähnten Zahnes, welche in der Entwickelung weiter fortgeriickt ist als jene der erstgenannten, ist in ihrem hinteren Teil getroffen, weshalb von der Emailpulpa wenig mehr zu sehen ist. Am zweiten Incisivus dagegen ist das Schmelzorgan noch stark angeschwollen und reichlich von Pulpa ausgefüllt. Von einer Differenzierung des Zahnsäckchens ist noch nichts zu sehen. Betrachten wir zunächst nur den zweiten Ineisivus. Ungefähr in der Mitte der Anlage dieses Zahnes trat das Schmelz- septum auf. In der unmittelbaren Umgebung der Stelle, wo dasselbe sich an dem äußeren Epithel ansetzt, er- scheint im umgeben- den Bindegewebe ein GefaBnetz. Und es dringen aus diesem Netze einige Gefäbe unmittelbar hinter- “3 einanderinsSchmelz- septum ein. In Abb.2 ist der bezügliche Teil von Schmelzor- gan und Zahnanlage in vergrößertem Maß- stabe wiedergegeben. Das Organ hat sich von dem umgebenden Bindegewebe etwas ay retrahiert, mit Aus- Abb. 1. nahme gerade jener Stelle, wo das Septum ins äußere Epithel übergeht. An dieser Stelle ist die von mir früher als Schmelznabel beschriebene Einziehuug der Oberfläche des Schmelzorganes deutlich ausgeprägt. Auch an beiden Seiten der bereits kräftigen Dentinkappe ist durch Retraktion der Zahnpapille bzw. des Schmelzorganes eine Spalte entstanden. Eine eigent- liche Emailschicht ist noch nicht ausgebildet. In Abb. 2 ist nun deutlich ersichtlich, wie in der Tiefe der Schmelznabel ein Gefäß im Begriff steht, ins Septum einzudringen, wie es schon vorher von einem anderen geschehen ist. Der Durchschnitt desselben ist innerhalb des Septums ersichtlich. So treten in unmittelbarer Nähe voneinander 2330 drei Gefäße ins Septum ein. Verfolgt man nun die Anlage dieses Zahnes weiter, dann tritt dreißig Schnitte von 20 u weiter nach hinten von neuem ein Gefäß ins Septum ein. Dann endet auch das Septum, der Schmelznabel gleicht sich aus, und am Schmelzorgan ist weiter nach hinten nichts mehr von dieser eigentümlichen Bildung zu sehen. Die ins Septum eindringenden Gefäße bleiben eine kurze Strecke in dasselbe verlaufend, fangen dann an sich zu ver- ästeln, und die Äste dringen von dem Septum in die Pulpa- masse des Organes ein. Im allgemeinen sind sie dabei nach der Tiefe des Organes gerichtet, erreichen jedoch bei diesem Zahn die Ameloblastenschicht noch nicht, wie aus Abb. 3 er- sichtlich. Diese Abbildung stellt einen Teil eines Schnittes durch das Schmelzorgan des zweiten Incisivus dar, nachdem das Septum verschwunden ist. Inmitten der Pulpa sind einige Gefäße angeschnitten. Wie aus dieser Abbildung ersichtlich, steht das Organ noch nahezu auf dem Höhepunkt seiner Ent- wickelung und es weicht daher dieses Bild der Vaskularisation des Schmelzorganes gänzlich ab von jenem, welches man zur Aha. Ansicht bekommt, wenn bei anderen Formen in weiter fort- gerückten Stadien der Zahnentwickelung Gefäße bis an die Amelo- blastenschicht vordringen. Denn dann ist wohl immer die Pulpa bis auf wenige Reste verschwunden. Bei Phascolarctos dagegen ist das Organ noch ganz intakt, und auch das äußere Epithel bildet noch eine vollständig abschließende Membran. Die Beziehung der ins Schmelzorgan eindringenden Gefäße zum 331 Schmelzseptum war aber nicht an allen Zähnen so deutlich zu sehen wie am zweiten Incisivus. Das kann die Folge davon sein, daß das Septum nicht mehr an allen Zähnen in gleicher Deutlichkeit zu sehen war, aber es kann auch die Folge davon sein, daß diese Beziehung nicht eine so feste ist als der zweite Incisivus es vermuten läßt. Wie solches auch sein dürfte, es bleiben allerdings die Verhältnisse, wie dieselben oben für den zweiten Incisivus kurz skizziert worden sind, von Bedeutung für das Septum, da es wenigstens als Prädilektions- stelle für den Eintritt der Gefäße sich immerhin als etwas besonderes kennzeichnet. Daß es vielleicht nur Prädilektionsstelle und nicht die einzige Stelle ist für den Eintritt von Gefäßen ins Schmelzorgan, dürfte aus Abb, 4 hervorgehen. Diese Abbildung stellt einen Schnitt dar durch die Anlagen des ersten und zweiten Prämolaren und einer bukkal von letzterem liegenden rudimentären Zahnanlage, die bereits schon zum Teil resorbiert war. Am ersten Prämolar ist das Schmelzorgan schon zum größten Teil rückgebildet, am zweiten Prä- 332 molar dagegen fand es sich auf dem Höhepunkt seiner Entwickelung. In diesem Organ waren jedoch von einem Septum keine deutlichen Reste mehr zu sehen, und es dringen die Gefäße, wie Abb. 4 eır- kennen läßt, durch das äußere Epithel in das Innere des Organes ein. Auch an dieser Abbildung ist zu ersehen, daß die Gefäße der Schicht der Ameloblasten zustreben, sie haben dieselbe aber noch nicht erreicht. Wie die Gefäße, einmal eingedrungen ins Schmelzorgan, sich weiter verhalten, lehrt besonders die Anlage der Molaren. Die Ab- bildung 5 gibt einen Schnitt vom zweiten oberen Molaren. Es ist sehr bemerkenswert, daß die Entwickelung der Dentinkappe bei allen Abb. 5. Zahnanlagen, bis einschließlich der zweiten Molaren, auf ungefähr gleicher Höhe steht, eine Erscheinung, welche auch bei anderen Beut- lern zu verzeichnen ist. Differente Entwickelungsstufen zeigen nur die jüngeren Stadien der Entwickelung, und auch dann noch weitaus geringer als bei den monodelphen Säugern. Die verschiedenen Kompo- nenten des Gebisses, mit Ausnahme natürlich des Wechselzahnes, er- reichen bald einen gleichen Entwickelungsgrad. Es hat nun, wie aus Abb. 5 ersichtlich, das Emailorgan des zweiten Molaren seine höchste Ausdehnung schon überschritten und ist auf dem Wege der Reduktion. Allerdings wird dieselbe infolge von Retraktion in Abb. 5 ansehnlicher scheinen als .dieselbe in der Tat ist. Sehr schön ist nun aber zu sehen, wie die ins Schmelzorgan einge- drungenen Gefäße in der Tiefe des Organes ein dichtes Netz bilden, 333 das die Ameloblastenschicht überlagert. An den Stellen, wo die Dentinspitzen am meisten hervorragen, und die Ameloblastenschicht sich dem äußeren Epithel bis in kurze Entfernung genähert hat, so daß die Pulpa verschwunden ist, lagert dieses Netz zwischen dem noch intakten äußeren Epithel und der Ameloblastenschicht. An der Gefäßschicht sind sehr deutlich zwei Lager zu unter- scheiden, ein mehr oberflächliches, aus größeren Gefäßen zusammen- gesetztes, und ein tieferes, dem inneren Epithel genähertes. Betrachtet man letztere genauer bei stärkerer Vergrößerung, dann läßt sich eine eigentiimliche anatomische Tatsache feststellen, über welche die TT ay Abb. 6. Abbildung 6 näher unterrichtet. Die Abbildung stellt ein Stück der Gefäßschicht dar mit dem Pulpagewebe, in dem es eingebettet ist, und der anstoßenden Ameloblastenschicht. Es ist aus derselben er- sichtlich, daß die kleineren Gefäße und Kapillaren bis an die letzt- genannte Schicht herantreten. Sie sind dabei von einer sehr ge- räumigen Lymphscheide umgeben. Dadurch erhält das Ganze einen etwas spongiösen Charakter. Bei der weiteren Entwickelung schwindet das Pulpagewebe immer mehr, aber der Rückgang des Emailorganes trägt bei Phascolarctos und auch wohl beianderen Beutlern, einen etwasabweichenden Charakter von dem gleichen Vorgang bei monodelphen Säugern. Denn das 334 äußere Epithel bleibt hier viel länger als eine zusammenhängende Membran vorhanden. Die Folge davon ist, daß die Gefäßschicht, wenn das Pulpagewebe verschwunden ist, als eine mehr weniger spongiöse Schicht zwischen dem Ameloblastenlager und dem äußeren Epithel gefaßt liegt. Das ist z. B. ersichtlich an der in Abb. 1 durch- schnittenen Anlage vom dritten Incisivus. Nach dieser kurzen Beschreibung der Tatsache werden wir der Frage nach deren Bedeutung etwas näher treten. Wenn die Über- schrift dieser Abhandlung lautet: Über die Vaskularisation des Schmelz- organes, da braucht es kaum besonderer Betonung, daß diese Um- schreibung nicht allzu pünktlich aufgefaßt werden darf. Denn der Zweck der in das Schmelzorgan eindringenden Gefäße ist natür- lich nicht die Zufuhr von Nährstoffen zu dem das Organ aufbauenden Pulpagewebe. Denn dieses Gewebe wird in gewöhnlicher Weise resor- biert. Der Umstand, daß die Gefäße der Adamantoblastenschicht zu- streben und auf derselben eine Gefäßschicht bilden, stellt einen ge- nügenden Hinweis dar, daß diese besondere Einrichtung eine nutritive Bedeutung hat, besonders in Hinsicht auf diese Zellschicht. Nun erhebt sich natürlich die Frage: Warum treten bei Phascol- arctos in einer so frühen Periode der Zahnentwickelung Gefäße mit der Schicht der Schmelzbildner in Beziehung? Es wird wohl nicht einem Zweifel unterworfen sein, daß die Bedeutung der Schmelzpulpa, wohl nicht ausschließlich, aber immerhin in hohem Maße darin er- blickt werden darf, daß dieselben den Ameloblasten, wenn einmal mit der Schmelzbildung angefangen, das notwendige Material dazu liefert. Und es liegt auf der Hand, zu meinen, daß bei Phascol- arctos das Pulpagewebe bald für diesen Zweck unzureichend ist. Dab zwischen Pulpagewebe und Gefäßschicht eine Beziehung hin- sichtlich der Ernährung der Ameloblastenschicht besteht, dürfte auch hervorgehen aus einer Beobachtung, die Herr Kollege von EBNER so freundlich war mir brieflich mitzuteilen. Aus einer Korrespondenz über den in dieser Mitteilung behandelten Gegenstand hebe ich folgendes hervor: „Über Vaskularisation des Schmelzorganes erinnere ich mich nur eines Befundes an den Nagezähnen der Ratte, an welcher beim erwachsenen Tiere eine Schmelzpulpa fehlt, und Gefäß- schlingen durch das äußere Epithel des Schmelzorganes bis an die Adamantoblasten vordringen.“ Auch in dieser Beobachtung tritt die korrelative Beziehung zwischen Gefäßentwickelung und Pulpagewebe zu Tage. Die Gefäße übernehmen die Funktion des Pulpagewebes, 335 woraus man wieder auf die nutritive Bedeutung des Pulpagewebes schließen darf. Aber damit ist nur ein Prinzip angegeben, die Frage, warum bei Phascolarctos das Gefäßsystem so früh in Beziehung mit der Ameloblastenschicht tritt, ist damit nicht erledigt. Ich glaube dazu weiter auf eine andere Erscheinung hinweisen zu dürfen, welche auch aus mehreren der beigegebenen Abbildungen ersichtlich. Vergleicht man die Struktur des Schmelzorganes von Phascolarctos mit jener der monodelphen Säugetiere, dann weicht sie insoweit ab, daß eine Schicht der intermediären Zellen fehlt. Außer an den anderen Abbildungen, ist das besonders deutlich aus Abb. 6 zu ersehen. Zwar sind die Adamantoblasten von dem eigentlichen Pulpagewebe durch eine äußerst dünne Schicht von mehr indifferenten Zellen mit abgeplattetem Kerne abgegrenzt, aber diese Schicht ist allein bei starker Vergrößerung zu unterscheiden und trägt einen ganz anderen Charakter, als die Schicht der intermediären Zellen. Ist in diesem Fehlen der intermediären Schicht die Ursache zu erblicken, weshalb die Gefäße so rasch in das Schmelzorgan eindringen und eine Gefäßschicht um die Ameloblasten bilden? Ich möchte mich auf diese Fragestellung beschränken, und einer Beantwortung mich enthalten, denn diese Antwort kann erst gegeben werden, wenn man über die Bedeutung der intermediären Schicht im Schmelzorgan genauer unterrichtet sein wird, als man es tatsächlich zur Zeit ist. Nachdruck verboten. Über das Epithel des glomerularen Endkammerblattes der Säugerniere. Von K. W. ZIMMERMANN. Mit 2 Abbildungen. Aus dem Anatomischen Institut der Universität Bern. Wie ich in meiner Arbeit „Zur Morphologie der Epithelzellen der Säugetierniere‘‘t) am Schluß angegeben habe, ist es mir schließlich doch noch gelungen, auch das Epithel des glomerularen Blattes der Endkammer in der Säugetierniere darzustellen. Da die Arbeit jedoch schon gedruckt war, konnte ich nur noch eine kurze, den Fund be- 1) Archiv f. mikr. Anat. Bd. 78, 1911. 336 treffende Endbemerkung anbringen, aber keine Abbildungen mehr bei- fügen. Sehr viele Präparate von nach Gouci-Kopscu behandelten Nieren verschiedener Säuger, in welchen z. B. die Epithelzellen des glomerularen Isthmusschenkels massenhaft imprägniert waren, zeigten doch keine Spur der fraglichen Zellen. Augenscheinlich sind dieselben aus gewissen Gründen, die mir jedoch unbekannt sind, sehr schwer darstellbar. Übrigens konnte ich vollständige Zellen dieser Art nur bisher bei der Katze auffinden, bei welcher mir die Darstellung auch anderer Epithelzellen der Niere besonders vom Isthmus immer am besten und reichlichsten gelungen ist. Außerdem habe ich auch noch beim Igel vereinzelte Glomerulusepithelzellen nachweisen können, welche mir jedoch hier nicht vollständig imprägniert zu sein schienen, im übrigen aber denjenigen der Katze so ähnlich waren, daß ich mich auf die Beschreibung der letzteren beschränken kann. Die beiden beigefüsten Abbildungen stellen Teile verschiedener Glomeruli der Katze dar. Der Glomerulus selbst, sowie das periphere Blatt der Endkammer sind grau dargestellt und ohne Details gelassen, während nur die imprägnierten Glomerulusepithelzellen schwarz aus- geführt sind. Die betreffenden Präparate sind nach der in der Haupt- arbeit angegebenen Weise fixiert und liegen schon seit mehreren Jahren ohne sich irgendwie verändert zu haben unter Deckglas, was für die Zuverlässigkeit der Fixierungsmethode spricht, da unfixierte Präparate unter dem Deckglas längst verdorben wären. Die Vergrößerung der Zeichnungen betrug ursprünglich 1500 (SEIBERT, apochromat. Öl-Im- mersion 2 mm, Comp.-Okular 8, Agge’scher Zeichenapparat), wurde aber bei der Reproduktion auf 1360 herabgesetzt. Die Zeichnungen wurden so sorgfältig ausgeführt, daß keines der feinen Fortsätzchen zu viel und keines zu wenig ist. Am besten läßt Abb.1 die einzelnen Zellen erkennen; es sind deren 3 vorhanden, welche jedoch nicht vollständig gezeichnet werden konnten, da sie sich der Wölbung der Blutkapillaren anschmiegend diese teilweise umgreifen. Trotzdem, und wenn auch die linke untere Zelle an ihrem rechten Ende unvollständig zu sein scheint, läßt sich der allgemeine Zellcharakter doch sehr gut erkennen. Schwieriger ist die Zellabgrenzung in der Abb. 2. Die gesamte ge- schwärzte Zellmasse ist hier etwas größer als in Abb. 1. Ich glaube, daß es sich mindestens um 2, wahrscheinlicher um 3 handelt. Zu- nächst sieht man ungefähr in der Mitte der Gesamtabbildung eine größere schwarze Masse und links unten eine etwas kleinere. Die erstere ist durch einen schräg gerichteten aber glatt durchgehenden feinen Spalt in zwei gleiche Teile geteilt. Es fragt sich nun, ob es sich hier um einen künstlichen Rif oder Bruch in der etwas dickeren Masse des Zelleibes handelt, oder um einen Interzellularspalt. Was die erstere Möglichkeit anbelangt, so beobachtet man ja gelegentlich bei mit Chromsilber imprägnierten Ganglienzellen das Querdurchbrechen eines Fortsatzes. Ich kann mich jedoch nicht erinnern, in den zahl- reichen Isthmuszellen des gleichen Präparates und anderer vom gleichen Block Brüche gesehen zu haben. Ferner war der Glomerulus, soweit er im Schnitt lag, wie gewöhnlich nur an einer schmalen Stelle mit der Umgebung in Verbindung, so daß bei Faltungen oder Knik- kungen des ganzen Präparates während der Behandlung eine solche Abb. 1. am Glomerulus nicht notwendig einzutreten brauchte. Es wäre jedoch möglich, daß der Bruch schon beim Schneiden eingetreten wäre, was z. B. bei in Paraffin eingebetteten, mit Chromsilber imprägnierten Leberstücken häufig zu beobachten ist. Was die Möglichkeit der Zell- grenze betrifft, so ist der Spalt wohl zu glatt und regelmäßig gegen- über den überaus komplizierten Grenzen in der Nähe; man müßte denn annehmen, daß die Zellteilung eben erst stattgefunden habe. Dagegen spricht jedoch der Umstand, daß in Nieren erwachsener Tiere mitotische Zellteilungen selten sind. Wohl finden sich gelegentlich, und zwar besonders im Epithel der Sammelrohre zwei Kerne und zwei Zentralgeißeln in einer Zelle, woraus man auf Amitose schließen könnte, wobei ein Zerfall des Protoplasmas in zwei Teile in kurzem eingetreten wäre. Dann müßte man aber auch noch nicht abgelaufene Teilungs- Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 22 338 erscheinungen verschiedenen Grades an Kernen anderer Zellen finden, was mir bisher jedoch nicht gelungen ist. Es scheint sich also bei Zellen mit doppelten Organen um solche zu handeln, bei denen früher zwar eine Teilung beider Zellorgane, aber ohne nachfolgende Proto- plasmateilung stattgefunden hat. Was nun wieder den fraglichen Spalt betrifft, so ist es nach dem Gesagten doch wahrscheinlicher, daß es sich um einen Riß handelt. Nun wäre aber ein dritter Fall möglich: wenn auch der sichtbare Spalt ein Kunstprodukt ist, so kann doch die große Masse aus zwei natürlichen Teilen bestehen, welche mit komplizierter Verzahnung in- einander greifen, wobei dann der Riß ganz ohne Rücksicht auf die Abb: 2. wahren Zellgrenzen eingetreten wäre. Es müßte dann der kernhaltige Abschnitt beider Zellen ganz exzentrisch liegen, was ja auch in Abb. 1 allgemein der Fall ist. Diese Lösung scheint mir am plausibelsten zu sein, zumal die Gesamtmasse mit allen Ausläufern wohl viel zu groß für eine Zelle wäre. Links unten in Abb. 2 findet sich noch eine Verdickung, welche sehr wohl einem besonderen Zelleib entsprechen kann, wobei die Ab- grenzung gegen die andere geschwärzte Zelle in dem dicken nach rechts gehenden Fortsatze liegen müßte, aber nicht erkennbar ist. Die in Abb. 1 von den 3 schwarzen Zellen umgebene helle Figur stellt ebenfalls eine vierte Zelle dar, deren Grenzen rechts unten nicht erkennbar sind, die aber auch einen exzentrisch gelegenen Zelleib zu besitzen scheint. In diesem Falle liegen die kernhaltigen Teile von 339 3 Zellen dicht beieinander, sind aber auch ineinander verzahnt, was wieder für die Annahme, daß die große Masse in Abb. 2 zwei Zellen angehöre, spricht. Was nun die Zellform selbst anbelangt, so besteht jede Zelle aus einem den Kern tragenden Zelleib, aus Haupt- und aus Nebenfortsätzen. Der mehr oder weniger verbreiterte Zelleib liegt, wie an gewöhnlichen mit Hämalaun gefärbten Präparaten erkennbar ist, häufig in einer von zwei dicht aneinander stoßenden Kapillarschlingen des Glomerulus gebildeten Rinne, diese teilweise ausfüllend bzw. abrundend, wobei der Kern die Zelloberfläche mehr oder weniger stark vorwölben kann. Es sei hier noch hervorgehoben, daß man in Eisenhämatoxylin- präparaten wie in den Zellen des glomerularen Isthmusschenkels dicht neben dem Kern regelmäßig eine Zentralgeißel nachweisen kann, wobei wie dort eines der Körnchen des Diplosoms die freie Zelloberfläche be- rührt, und ein gut ausgebildeter sehr feiner Außenfaden frei vorragt. Die Hauptfortsätze der Zellen zeigen, wie die Abbildungen lehren, wechselnde Verhältnisse: bald sind sie kurz wie in Abb. 2 links, bald lang wie in Abb. 2 rechts. Auch kann ein und dieselbe Zelle lange und kurze Hauptfortsätze haben wie die rechte obere der drei geschwärzten in Abb.1. Die Fortsätze sind bald einfach, bald einmal oder mehrere Male verzweigt wie in Abb. 2 rechts. Der Verlauf kann ein gerader oder gleichmäßig gebogener, aber auch stark geschlängelter sein; . letzterer zeigt eine in Abb. 2 links gelegene von geschwärzten Zellen umgebene helle Stelle. Die Breite der Fortsätze ist eine mäßige, aber nicht überall gleich; so sind kurze Fortsätze oft breiter als die längeren. Oft sind sie dicht am Zelleib ganz schmal, um gegen das freie Ende zu wieder etwas breiter zu werden. Die Höhe (Dicke) der Ausläufer läßt sich an Stellen messen, wo sie um eine Kapillare herum auf die vom Beschauer abgewendete Seite ziehen; ich fand Dimensionen von 0,5—0,8 v.. Die feinen Nebenfortsätze zeigen im allgemeinen an Form und Verteilung an den Hauptfortsätzen sehr regelmäßige Verhältnisse. Sie sind zwar im großen ganzen sehr verschieden lang, während die Breite weniger schwankt. Was die letztere betrifft, so kann man an einem Hauptfortsatz auf eine Strecke von 10 p 12—16, im Mittel 14 Nebenfortsätzchen zählen. Da nun zwischen zwei Fortsätzen aber immer je ein solcher einer Nachbarzelle liegt, so kommen im ganzen ungefähr 28 Fortsätze auf eine 10 p-Strecke, woraus sich eine mittlere Breite von ca. 0,36 vp. für einen Fortsatz ergibt. Die Fortsätze laufen 22% 340 bald spitz zu, bald sind sie am freien Ende abgerundet und dann meist etwas breiter als am festsitzenden. Verzweigte Fortsätzchen kommen vor, treten aber gegen unverzweigte ganz in den Hintergrund. Sie stehen meist senkrecht auf dem Hauptzweige; finden sich hiervon Abweichungen wie in Abb. 1 links unten, dann bleibt der Winkel auf größere Strecken hin gleich, so daß die Regelmäßigkeit der Anordnung gewahrt bleibt. Ich möchte die allgemeine Anordnung mit derjenigen von Nadeln an den Zweigen der Edeltanne vergleichen. Die Gesamtverhältnisse der beschriebenen Zellen erinnern am meisten an diejenigen der Epithelzellen im glomerularen Isthmus- schenkel der Hundeniere (Abb. 12 und 13 der zitierten Hauptarbeit), weniger der Katzenniere selbst (Abb. 19—31 1. c.). Jedenfalls besitzen die Isthmuszellen bedeutend größeren Zelleib und kürzere Haupt- fortsätze, aber meist längere und häufiger verzweigte Nebenfortsätze. Sollte noch jemand Zweifel hegen, ob die beschriebenen Zellen wirklich auf der Oberfläche des Glomerulus liegen, also Epithelzellen seien, so muß zunächst konstatiert werden, daß in Präparaten des gleichen Blockes, welche mit Hämalaun nachgefärbt waren, die überall leichte Auffindbarkeit des kernhaltigen Zellabschnittes beweist, daß das Epithel nicht verloren gegangen ist, ferner daß an Goucı-Prä- paraten auf den geschwärzten Stellen nichts mehr darauf liegt, daß sie also das Lumen der Endkammer unmittelbar begrenzen, wie man wohl erkennen kann, wenn man so einstellt, daß die Sehachse die Oberfläche eines um eine Kapillare herumbiegenden Zellfortsatzes tangiert. Hier- bei sieht man auch, daß der Oberflächenkontur einer geschwärzten Zelle unmittelbar und ohne Knickung in die Grenzlinie der zwischen diesen Zellen liegenden Substanz übergeht, daß also auch hier Epithel- zellen liegen müssen. Der Glomerulus ist also mit einem epithelialen Überzug versehen, der aus distinkten Zellen besteht und kein Syn- cytium bildet, wenn es mir bisher auch nicht gelungen ist, an Eisen- hämatoxylinpräparaten Kittlinien auch nur andeutungsweise nachzu- weisen. Dieser letztere Umstand ist nicht weiter befremdend, wenn man die Tatsache berücksichtigt, daß, wie in der Hauptarbeit dargetan ist, die Kittlinien im allgemeinen um so mehr zurücktreten, je kompli- zierter die Zellgrenzen sind. Diese Komplikation der Zellgrenzen spricht für ein sehr ausgedehn- tes Interzellularspaltensystem. Sollte dies nicht für die Frage, wie die vom Glomerulus abgesonderte Flüssigkeit in das Endkammerlumen ge- langt, von Bedeutung sein? Sollte dies vielleicht interzellular stattfin- den? Den Herren Physiologen sei diese Frage bestens empfohlen! 34 In der Hauptarbeit habe ich die Vermutung ausgesprochen, dab die Zellformen des peripheren Endkammerepithels sehr komplizierte seien. Dies hat sich bisher jedoch nicht bestätigen lassen. Vielmehr habe ich in seltenen Fällen in der peripheren Endkammerwand eckige schwarze Flecke gesehen, welche der Größe nach wohl Zellen sein könnten. Es würde dieser Befund mit den längst mit Argi nitrie. dargestellten gradlinigen Netzen gut übereinstimmen. Da jedoch in meinen Fällen Niederschläge, welche mit Zellen nichts zu tun haben, nicht ausgeschlossen sind, müssen weitere Untersuchungen zur Klä- rung der Frage angestellt werden. Nachdruck verboten. Beiträge zur Anatomie und Histologie des Tranennasenganges einiger Haussäugetiere. Von Tierarzt Dr. Franz LicHAL. Mit 6 Abbildungen. Aus dem histolog.-embryolog. Institut der Tierärztlichen Hochschule in Wien. (Schluß.) Mikroskopische Befunde: Pferd. Die Tränenröhrehen und der Tränensack besitzen ein geschichtetes, nicht flimmerndes Zylinderepithel. Auf eine Reihe von Basalzellen mit größeren runden Zellkernen folgen mehrere Schichten von läng- lichen Zellen mit elliptischen Kernen. In der obersten, dem Kanal- lumen zugekehrten Zellage sitzen einzelne Becherzellen. Das Epithel wird von reichlichen Lymphozyten durchsetzt. Auf das Epithel folgt eine Tunica propria, welche elastische Fasern und kleine Gefäße ent- hält. Unmittelbar unter dem Epithel trifft man stellenweise eine An- häufung von Lymphozyten an. In den unteren Abschnitten der Trä- nenröhrchen treten diese Lymphozytenanhäufungen immer stärker auf, bis sie die Röhrchen vollständig umgeben und eine lymphoide Gewebszone darstellen, so daß man von einer Tränenröhrchentonsille sprechen kann. Wie an anderen Tonsillen, so sieht man auch hier massenhafte Lymphozyten zwischen den Epithelzellen, so daß die Grenzen zwischen Epithel und lymphoidem Gewebe stellenweise ganz verwischt erscheinen. Keimzentren sind allenthalben nachweisbar; ebenso findet man viele ziemlich scharf abgegrenzte Follikel. Einige 342 Millimeter vor der Einmündung der Tränenröhrehen in den Tränen- sack fand ich die ersten Schleimdrüsen, deren Beschreibung weiter unten erfolgt. In dem Iymphoiden Gewebe finden sich zahlreiche Ausführungsgänge dieser Drüsen vor. Je nach der Schnittrichtung, in der die Gänge getroffen wurden, bemerkt man rundliche oder unregel- mäßig gestaltete, von einfachem kubischen Epithel ausgekleidete Hohl- räume, die mit Sekret erfüllt sind. Studiert man an Schnittreihen den Verlauf dieser Ausführungsgänge, so sieht man, wie sich der Anfangs- Abb. 1. Erster Abschnitt des im knöchernen Kanal liegenden Teiles des Tränen- nasenganges vom Pferl. Hämatoxylin-Eosin. Vergr. 40 fach. teil des Ganges allmählich zu mehr oder minder mächtigen Hohlräumen erweitert, die sich gegen das Lumen des Tränenkanals hin wieder stark verengern, um in den Kanal zu münden (Abb. 1). Die Hohlräume sind meistens von Sekret erfüllt. Auf die adenoide Zone folgt eine Binde- gewebsschicht, welche die Drüsen und die zahlreichen Gefäße enthält. Die Drüsen haben den Charakter der Schleimdrüsen. Sie sind aus einzelnen, deutlich unterscheidbaren und durch Bindegewebssepten . geteilten Läppchen zusammengesetzt. Die einzelnen Drüsenzellen 343 sind länglich und sind um eine kleine Öffnung radiär angeordnet. Der Kern ist wandständig, aber nicht abgeflacht. Bei der Färbung mit Mucikarmin nahmen einzelne Drüsenläppchen den Farbstoff an, wäh- rend andere Läppchen derselben Drüse keine Färbung zeigten. Wahr- scheinlich befindet sich nur ein Teil der Drüsenzellen im gleichen Stadium der Tätigkeit. Abb. 2. Tränensack vom Pferd. Hämatoxylin-Eosin. Vergr. 40 fach. Die Drüsen sitzen in der Umgebung des letzten Teiles der Tränen- röhrchen, in der Mittelschicht des Tränensackes und im Anfangsteil des im knöchernen Kanal liegenden I. Abschnittes des häutigen Tränen- kanals. Während sie in den Tränenröhrchen und im Tränensack um das Lumen stehen, kommen sie im Anfangsteil des I. Abschnittes nur an zwei gegenüberliegenden Stellen vor. Nasalwärts werden die Läpp- 344 chen immer kleiner, bis sie ganz verschwinden. Diese Driisen will ich mit „Tränensackdrüsen, Glandulae sacci lacrimalis‘‘ bezeichnen. Die in zahlreiche Falten gelegte Schleimhaut des Tränen- sackes, womit man die nur beim Pferd ausgeprägte Erweiterung des Tränennasenkanals nach der Einmündung der Tränenröhrehen be- zeichnen kann, zeigt ein ausgesprochen zweischichtiges Zylinder- epithel, das ebenfalls einige Becherzellen enthält. Diese Form des Epithels ist nun für den ganzen übrigen Teil mit Ausnahme der letzten Partie unmittelbar vor der Ausführungsöffnung charakteristisch. Nur die Anzahl der Becherzellen nimmt im II. und III. Abschnitt des häu- tigen Kanals zu. Bevor noch die Tränenröhrchen in den Sack münden, verschmelzen die die Röhrchen umgebenden lymphoiden Schichten zu einem einzigen Ring, welcher nun auch das Epithel des Tränensackes in ziemlicher Dicke (bis zu 2 mm) umgibt und schon makroskopisch beim Betrachten der gefärbten Schnitte als dunkle Zone wahrgenommen werden kann. Diese Zone besteht aus aneinandergereihten großen Lymphfollikeln. Der ganze Bau erinnert, wie es auch WALZBERG er- wähnt, an die Struktur der Tonsille, weshalb man sie auch als Tränen- sacktonsille bezeichnen könnte (Abb. 2). Die Lymphfollikel sind von runder oder birnförmiger Gestalt. An einzelnen Stellen ist das Epithel verschwunden, so daß die Lympho- zytenschicht bis an das Lumen des Kanals heranreicht. Die mittlere, auf die Follikelzone folgende Schicht führt lockeres Bindegewebe, welches ziemlich große Gefäße, besonders Venen enthält. Hauptsächlich um die Gefäße herum findet sich Fettgewebe in typischer Ausbildung vor. Außerdem fällt aber das von Kırr beschriebene Maschenwerk auf, welches stellenweise die adenoide Schicht umgibt und von Kırr für Saftbahnen gehalten wurde. Diese von Bindegewebssträngen um- gebenen Lücken sind nichts anderes als im Gewebe verstreute Fett- inseln, wie man sich leicht an mit Osmiumsäure fixierten Präparaten überzeugen kann (Abb. 3). Außerdem finden sich einzelne größere, von Endothelzellen ausgekleidete Hohlräume vor. Das Bindegewebe ist reich an elastischen Fasern, die zum Teil parallel zur Achse des Kanals verlaufen. Gegen die äußere periostale Schicht konnte ich an einigen Exemplaren quergestreifte Muskel- fasern nachweisen. Am Übergang vom Tränensack zum Tränennasengang besitzt der Kanal einen fast kreisrunden Querschnitt. Das Lumen bildet auf Querschnitten eine 1/,, mm lange Spalte. Bis zum Austritt aus dem knöchernen Kanal behält er ungefähr diese Form bei. Die lymph- oide Zone des Tränensackes setzt sich in diesem Abschnitt fort. Die Lymphfollikel nehmen allmählich an Zahl ab. In den ersten Partien zeigen sich noch die bereits erwähnten Schleimdrüsen (Abb. 1), welche an den beiden Enden des spaltförmigen Lumens ihren Sitz haben. Ziem- lich häufig sieht man die zu kugeligen oder birnförmigen Hohlräumen erweiterten Ausführungsgänge der Drüsen. In der mittleren Schicht Abb. 3. Erster Abschnitt des im knöchernen Kanal liegenden Teiles des Tränennasenganges vom Pferd. Osmiumsiure. Vergr. 40 fach. tritt wieder reichliches Fettgewebe auf, das in Gruppen von wenigen Fettzellen, die durch Bindegewebsstränge getrennt sind, auftritt. Auf Längsschnitten erscheint dieses Fettgewebe sehr deutlich; in den Ge- webssträngen verlaufen kleinere Gefäße. Parallel zum Kanal ziehen die großen Gefäße, wobei die Venen in überwiegender Anzahl ange- troffen werden. Von diesen gehen einzelne Zweige zur adenoiden Bie” Schicht und verzweigen sich hier zu einem reichen Kapillarnetz, welches diese Zone umspinnt. Den Abschluß nach außen bildet wieder eine periostale Gewebsschicht. Nasalwärts löst sich die lymphoide Zone allmählich in eine diffuse Lymphozyteninfiltration auf. Vereinzelt erscheinen noch ab- gegrenzte Lymphfollikel. In dem lockeren - Bindegewebe sitzen ver- einzelte Gruppen von Fettzellen und etwas häufiger die mit Endothel ausgekleideten Hohlräume. Mit dem Austritt des häutigen Kanals aus dem Knochenkanal verliert er bedeutend an Querschnitt und bildet einen flachen Schlauch, der stellenweise von dem Knorpel der Nasenmuschel umgeben ist. Un- ter dem zweischichtigen Zylinderepithel treten noch kleine Gruppen von Lymphozyten auf. In der darauffolgenden Bindegewebsschicht ziehen noch einige kleine Gefäße, nur an den beiden Enden des spalt- förmigen, 2 cm breiten Kanalquerschnittes bemerkt man einige größere Gefäße und Hohlräume. Die perichondrale Bindegewebsschicht stellt die Verbindung des Kanals mit dem Knorpel her. Die letzten unter der Schleimhaut liegenden Teile des Kanals weisen einen ähnlichen Bau auf. Die gefäßreiche Propria der Nasen- schleimhaut, welche auch viele Schleimdrüsen enthält, trennt die bei- den Epithelien. Das Lumen des Kanals hat sich stark verkleinert. Kurz bevor der Tränenkanal in den Nasenvorhof mündet, trıfft man auf einzelne Ausführungsgänge von Schleimdrüsen, die vollkommen identisch mit jenen Drüsen sind, welche ihr Sekret in die Nasenhöhle ergießen. Das Zylinderepithel geht allmählich in das geschichtete Plat- tenepithel über, welches sich in der Umgebung der Ausführungsöffnung befindet. Irgend welche Anlagerung von quergestreifter Muskulatur an die Kanalwand findet nicht statt. Rind. Die beiden Tränenröhrchen des Rindes führen ein mehrfach ge- schiehtetes Übergangsepithel, das allmählich in ein mehrschichtiges Zy- linderepithel übergeht. In den einzelnen Zellagen sitzen Becherzellen von kugeliger bis birnförmiger Gestalt. Die Tunica propria enthält ein- zelne Gefäße und elastische Fasern. Die beiden Tränenröhrchen legen sich aneinander und vereinigen sich zu dem häutigen Kanal, ohne eine auffällige Erweiterung zu bilden. Ausgekleidet sind diese Teile von einem drei- bis mehrschichtigen Zylinderepithel, welches zahlreiche 347 Becherzellen enthält. Die beim Pferde vorkommende lymphoide Zone ist beim Rinde nur durch einen größeren Reichtum an Lympho- zyten unter dem Epithel vertreten. In der Propria verlaufen die größeren Venen und Arterien. Der häutige Kanal besitzt in seinem I. Abschnitt eine ziemlich dicke Wandung, welche hauptsächlich aus drei Schichten besteht: 1. Aus dem Epithel, einem zwei- bis mehrschichtigen Zylinderepithel, welches sehr reich an Becherzellen ist, so daß fast eine Becherzelle neben der anderen sitzt; 2. aus der gefäßreichen mittleren Schicht und 3. aus der periostalen Schicht. Die mittlere Schicht enthält ein reiches, venöses Gefäßsystem. Parallel mit der Achse des Kanals ziehen kleinere und kleinste Gefäße bis an das Epithel. Zwischen den Gefäßen sind einzelne Fettinseln gelagert. Gegen die Peripherie des Kanals zu verlaufen zahlreiche Bündel von elastischen Fasern in der Längsachse. Sobald der Tränenkanal aus dem knöchernen Kanal heraustritt, verliert er seine Dicke und wird zu einem nur von der Nasenschleim- haut bedeckten 1 cm breiten Spalt, dessen Wandungen aufeinander- liegen. Die Schleimhaut dieses II. Abschnittes besteht aus einem zweischichtigen, flimmerlosen Epithel und einer kleine Gefäße und elastische Fasern enthaltenden Propria. Unmittelbar unter dem Epithel konnte ich bei einem Tiere das Auftreten von Pigment nach- weisen. Ab und zu findet man an einzelnen Schnitten die mit Endo- thelzellen ausgekleideten Hohlräume. Medial vom Kanal liegt die Nasenschleimhaut, welche kleine Schleimdrüsen enthält, lateral ver- bindet die periostale Schicht den Kanal mit dem Knochen. Im letzten Abschnitt liegt der Kanal zum größten Teil zwischen zwei dem Nasenknorpel angehörigen Knorpeln, weshalb auch sein Lumen klafft. Bis in die Nähe der Ausführungsöffnung bleibt das zweischichtige, becherzellenreiche Zylinderepithel erhalten, wo es dann allmählich in ein geschichtetes Plattenepithel übergeht. Die Drüsen der Nasenschleimhaut erscheinen in der Umgebung des Kanals, ohne aber in denselben zu münden. Eine Anhaftung von quergestreiften Muskeln ist nicht nachweisbar. Ziege, Das Epithel der Tränenröhrchen zeigt in seinem Anfangsteil densel- ben Charakter wie das der Conjunctiva palpebrarum. Erst in den letzten 348 Partien vor der Vereinigung der beiden Tränenröhrchen erscheint das zweischichtige Zylinderepithel, welches nun den Kanal bis nahe vor seiner Ausmündung auskleidet und stets Becherzellen in mehr oder minder großer Anzahl enthält. Namentlich in dem I. Abschnitt des häutigen Kanals sitzen sie dicht neben einan- der. Die beigegebene Abb. 4 zeigt die ver- schiedenen Sekretions- stadien der Becherzel- len an einem Längs- schnitt des Tränen- nasenkanals. Auch bei der Ziege kann man von einem Tränensack nicht spre- chen, da der aus der Vereinigung der beiden Röhrchen entstandene Teil keine augenfällige Erweiterung zeigt. Der häutige Kanal besitzt einen 5 mm langen und 3 mm brei- ten Querschnitt. Wie beim Rind unterschei- den wir auch hier die drei bekannten Schich- ten; die mittlere, ge- fäßführende Schicht fällt durch ihren Reich- tum an großen, dünn- wandigen Venen auf. Abb. 4. Aus dem im knöchernen Kanal liegenden Diese in der Längsachse Teile des Tränennasenganges von der Ziege. Muci- des Kanals verlaufen- karmin. Vergr. 400 fach. den Gefäße machen ebenfalls vielfache Win - dungen, wovon man sich auf Längsschnitten überzeugen kann. Ähnlich wie beim Rinde, versorgt ein Netz von kleinen Gefäßen das 349 Epithel und die darunter liegenden, in geringer Anzahl vorkommenden Lymphfollikel. Mit dem Austreten des Tränenkanals aus dem Knochen verbreitert er sich und verliert die bedeutende Dicke seiner Wandung. Der Bau gleicht dem des Rindes vollkommen. Im letzten Abschnitt liegen zwischen Perichondrium und Epithel zahlreiche mit Endothel ausgekleidete Hohlräume und dünnwandige Venen. Die Ausführungs- öffnung trägt wieder ein mehrschichtiges Pflasterepithel mit reich- lichen Becherzellen. Unter dem Epithel trifft man auf Anhäufungen von Lymphfollikeln. Schwein. Von den Tränenröhrchen des Schweines besitzt nur das obere Röhr- chen eine Öffnung nach außen, während das untere meist blind endigt. Abb. 5. Querschnitt durch ein Tränenröhrchen des Schweines. Hämatoxylin- Bosin.£4Vergr. 40 fach. Das Epithel besteht anfangs aus geschichtetem Plattenepithel. * Unter dem Epithel, von dem Bindegewebe deutlich abgegrenzt, liegt nun ein Gewebe, welches in Gestalt von zwei Halbmonden das Lumen des oberen Tränenröhrchens umgibt (Abb. 5). Schon beim Schneiden des ungefärbten Präparates erkennt man diese Stellen an der helleren Färbung. An sämtlichen vier untersuchten Schweinen konnte ich den- Abb. 6. Bindegewebsknorpel aus dem Tränenröhrchen des Schweines. Häma- toxylin-Eosin. Vergr. 250 fach, selben Befund machen. Dieses Gewebe besteht aus einem Netzwerk von Bindegewebsfasern, in dessen Lücken größere, blasige Zellen mit deutlichen Zellkernen eingelagert sind (Abb. 6). Ausgefüllt sind die Lücken mit einer homogenen, mit Hämatoxylin blaugefärbten Masse, die ich für hyaline Knorpelgrundsubstanz ansprechen möchte. Es würde sich demnach um Bindegewebsknorpel handeln. Nähere Angaben über Gestalt und Vorkommen dieser Knorpel- einlagerungen bei den einzelnen Rassen möchte ich mir für eine spätere 351 Arbeit vorbehalten. Die beiden Tranenréhrchen treten gesondert in die knöchernen Kanälchen ein. Als auskleidende Schicht findet man ein Epithel von dem Charakter des Übergangsepithels. Die Propria hat schnell an Dieke zugenommen. Dies hat seine Ursache in dem Reichtum an Venen. Im allgemeinen kann man nachweisen, daß das obere im Gebrauch stehende Röhrchen größere Gefäße aufzuweisen hat als das blind endigende untere Röhrchen. Schon in diesem Teil treten die von WALZBERG für das Schwein beschriebenen Drüsen auf, die nun den Kanal bis zur Ausmündung begleiten. Sie sind zum Unterschied von den Tränensackdrüsen des Pferdes nicht so deutlich gelappt. Die einzelnen Endstücke zeigen eine mehr längliche Gestalt und sind aus einer größeren Anzahl von Drüsenzellen zusammengesetzt. Die sehr deutlich ausgeprägten Drüsenlichtungen vereinigen sich zu Ausführungsgängen, welche mit einfachem, kubi- schem Epithel ausgekleidet sind, aber nie eine den Verhältnissen beim Pferd ähnliche Erweiterung zeigen. Unter dem Epithel liegen einzelne Lymphfollikel oder kleinere Anhäufungen von Lymphozyten. Nach der Vereinigung der beiden Röhrchen besteht das Übergangsepithel weiter. Die einzelnen Drüsen sitzen rund um das Lumen des Kanals. Im Epithel befinden sich zahlreiche Becherzellen. In der zwischen Epi- thel und Periost liegenden Bindegewebsschicht liegen die Venen, welche ich aber nie in der Größe gefunden habe, wie sie WALZBERG beschrieb. Gegen die Nasenhöhle zu findet man noch immer Übergangsepithel. Nun tritt der Kanal in die Nasenhöhle ein. Die mediale Wandung ver- schwindet und nur der laterale Teil des Kanals kann eine Strecke weit als seichte Einbuchtung der Nasenschleimhaut erkannt werden, bis sich diese Rinne ebenfalls verliert. Erst einige Millimeter vor der Stelle, wo der Kanal zwischen die Nasenknorpel tritt, beginnt eine seichte Rinne in der Nasenschleimhaut, welche sich zu dem dünnhäu- tigen Kanal schließt und nun zwischen die Nasenknorpel tritt. In diesem vorderen Abschnitt findet man durchwegs Übergangsepithel mit Becherzellen; Lymphfollikel liegen vereinzelt unter dem Epithel. Auch vereinzelte Schleimdrüsen kommen vor. Das Epithel des Tränen- kanals geht nun an der Ausführungsöffnung in das Epithel der Nasen- schleimhaut über. Ergebnisse: 1. Die bei Schwein. und Hund vorkommende Unterbrechung im Tränenkanal tritt erst nach der Geburt des Tieres in den ersten Mo- naten auf. 352 2. Im Epithel des Tränennasenganges vom Pferd, Rind, Ziege und Schwein kommen mehr oder minder zahlreiche Becherzellen vor. 3. Das von Kırr für den I. Abschnitt des häutigen Tränenkanals des Pferdes beschriebene und für Saftbahnen gehaltene Maschenwerk ist Fettgewebe. 4. Im Tränensack und den anliegenden Teilen der Tränenröhrchen und des häutigen Tränenkanals des Pferdes sitzen Schleimdrüsen mit erweiterten Ausführungsgängen. 5. In der Umgebung des oberen Tränenröhrchens kommt beim Schwein ein Bindegewebsknorpel vor; er hat offenbar den Zweck, das Lumen klaffend zu erhalten. Zum Schluß dieser Arbeit sage ich den Professoren v. ScHU- MACHER und SKoDA für die große Unterstützung und Hilfe, die sie meinen Untersuchungen angedeihen ließen, herzlich Dank. | Literatur. 1. Kirt, Zur Anatomie und Physiologie der Tränenwege des Pferdes und Rindes. Zeitschr. f. vergl. Augenheilk., Leipzig 1883, II. Jahrg., S. 31. 2. Lesar, E., Zur Entwickelung des Tränennasenganges bei Säugetieren. Diss. Breslau 1881 (zitiert nach TüÜrrErs). 3. MaıeErR, R., Über den Bau der Tränenorgane, insbesondere der tränenleitenden Wege. Freiburg 1859 (zitiert nach WALZBERG). 4. REınHARD, Hugo, De via lacrimali in homine ceterisque animalibus. Anat. et physiolog. collectae. Diss. 1840 (zitiert nach WALZBERE). 5. Türrers, Die Entwickelung des nasalen Endes des Tränennasenganges bei einigen Säugetieren. Anatomische Hefte von MERKEL-BoNNET, Bd. XLIX, Heft 1/2. 6. WauzpEre, Uber den Bau der Tränenwege der Haussäugetiere und des Menschen. Rostock 1876, 7. ZIETZSCHMANN, Das Sehorgan. In: ELLENBERGER, Handbuch d. vergl. mikr. Anat. d. Haustiere, Bd. I, S. 546. Abgeschlossen am 2. September 1915. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt fiir die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der „Anatomische Anzeiger“ erscheint in Nummern von zwei Druckbogen. Um ein rasches Erscheinen der Beiträge zu ermöglichen, werden die Nummern aus- gegeben, sobald der vorhandene Stoff es wünschenswert macht, ev. erscheinen Doppel- nummern. Der Umfang eines Bandes beträgt etwa 46 Druckbogen, oder Ausgleich durch Tafeln, der Preis 16 Mark. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 48. Bd. +2 6. Oktober 1915. % No. 15. Inpatt. Aufsätze. E, Jacobshagen, Eine spiralfaltenähnliche Relief- bildung im Mitteldarm der Schildkrötenfamilie Trionyx und ihre Stellung zur echten Spiralfalte. Mit 11 Abbildungen. S. 353—365. — Ludwig Cohn, Die orbitale Frontomaxillarsutur beim Menschen. Mit 7 Abbildungen. S. 365— 384. Personalia, p. 384. Aufsätze. Nachdruck verboten. Eine spiralfaltenähnliche Reliefbildung im Mitteldarm der Schildkrötenfamilie Trionyx und ihre Stellung zur echten Spiralfalte. Von Dr. med. E. JACOBSHAGEN, Assistent am Anatomischen Institut Jena. Mit 11 Abbildungen. In Bronn’s ‚Klassen und Ordnungen des Tierreiches‘““ (Abt. III) erwähnt Horrmann 1890 eine eigenartige Reliefbildung im Mitteldarm von Trionyx chinensis. Er sagt, die Mitteldarmschleimhaut dieses Tieres sei im ganzen Darmabschnitt glatt mit Ausnahme einer einzigen hohen, an der Spitze abgerundeten, der Länge nach verlaufenden Falte. Auf ihr sollen die im ganzen Dünndarm zu findenden LIEBER- Künn’schen Drüsen besonders zahlreich sein und hier auch ansehn- lichere Größe besitzen. Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 23 354 Als ich kürzlich zu einer größeren Arbeit über das Rumpfdarm- schleimhautrelief der Wirbeltiere gerade die Gruppe der Reptilien be- arbeitete, begegnete ich im Mitteldarm einer kleinen Trionyx ferox der erwähnten Falte, die ich dann auch bei Trionyx aegypticus zu stu- dieren Gelegenheit hatte. Mich interessierte die Falte sogleich in hohem Maße, denn es handelte sich um eine konstante Reliefbildung, die in ähnlicher Weise bei keinem mir bekannten Reptil oder Amphibium vorkommt und kein Analogon zu haben scheint als die Spiralfalte der Petromyzonten, Selachier, Ganoiden und Dipnoer. Die Ähnlichkeit mit einer Spiralfalte wurde bedeutend vermehrt durch das feinere Ver- halten der Falte, das kei- neswegs sich einfach mit den Angaben HorrMann’s deckt. Die übrige Schieim- haut des Mitteldarmes ist nicht glatt, sondern besitzt auch ein eigenes Relief, das gleichfalls über die Längs- falte hinwegzieht. Diese Ähnlichkeit mit einerSpiral- falte ließ es lohnend erschei- nen, die Stellung der Falte zur echten Spiralfalte ein- mal näher zu untersuchen. Der makroskopischen Beschreibung lege ich die Abb. 1. Relief des Mitteldarmanfanges von PBeobachtuno an einem Trionyx aegypticus, mit Längswulst. Obj. 1 Ok. 0. cola 31 cm langen Exemplar von Trionyx aegypticus zu Grunde (gemessen von der Schnauzenspitze bis zur Schwanzspitze). Am Übergang des Kopfdarmes in den Rumpfdarm wird eine Pylorusklappe vermißt, aber ein plötzlicher Reliefwechsel der Schleimhaut bezeichnet die Grenze doch sehr scharf. Der Rumpfdarm ist 91,2 cm lang, also etwa 3 mal so lang als das Tier. Die letzten 9,2 cm entfallen davon auf den durch eine kräftige Klappe vom Mitteldarm getrennten Enddarm, dessen Kaliber das des mäßig weiten Mitteldarmes nur eben über- trifft. An der Ventralseite des Enddarmes mündet nahe dem Anfang die Harnblase. Ihr schließt sich der Urogenitalsinus und der mit doppelter Furche versehene Phallus an, dessen distales Ende 4,2 cm vor dem After eine kleine Clitoris bildet. Ein nur wenig größeres Exem- plar hatte relativ gleiche Rumpfdarmlänge, der Enddarm indessen war länger. Während der Mitteldarm beim ersten Exemplar den Enddarm um das 8,8lfache übertraf, übertraf er dies Maß hier nur um das 5,24fache. Mein 8,2 cm langes Exemplar von Trionyx ferox erreichte im Rumpfdarm nur 1,83 seiner Länge. Der Enddarm aber war kurz und wurde 9mal vom Mitteldarm an Länge übertroffen. Auf eine nähere Beschreibung des Enddarmes will ich nicht eingehen und mich sogleich dem Mitteldarm zuwenden. Dieser ist mäßig weit und hat von vorn bis hinten fast dieselbe Weite. Seine Wände sind nicht sehr muskulös. Er liest in ziemlich regelloser Weise zwischen die übrigen Baucheingeweide gela- gert und zeigt da Befunde wie alle mir bekannten Chelonier, Crocodilier und Lacertilier. Schneidet man längs des Mesen- terialansatzes vorsichtig den Mitteldarm auf, so fällt emem sogleich ein grobes, sonderbares Relief der Schleimhaut in die Augen. Gerade gegenüber dem Mesenterialansatz erhebt sich eine rundliche, wulstartige Längsfalte, die anfangs bis 2 mm Höhe erreicht und fast ‘a 4 Abb. 2. Relief des letzten Mitteldarm- schnurgerade abwärts verläuft. drittels von Trionyx aegypticus. Leitz Übereine Darmstreckevon4d6em Ob 1, Ok. 0. hin bildet sie die einzige grobe Relieferhebung, obgleich ihre Höhe bereits zuletzt etwas abgenommen hat. Von hier an läßt sich die Falte, rasch niedriger werdend, zwar noch ganz bis zur Bauuin’schen Klappe verfolgen, ist aber in der zweiten Mitteldarmhälfte nicht ganz ohne Konkurrenz. Rasch nach- einander erheben sich neben ihr 5—7 neue flache Längswülste, gegen die unsere Hauptfalte bis zum 60. cm noch durch größere Höhe sich auszeichnet, ihnen später aber völlig gleicht und etwa auch nur !/, mm Höhe besitzt. Das größere Exemplar von Trionyx aegypticus zeigte einzelne durch Darminhalt gedehnte Mitteldarmabschnitte. Gleich hinter dem Pylorus lag ein 7—8 cm langer derartiger Abschnitt, ein 23* 356 zweiter vom 33.—39. cm und ein dritter gegen das Mitteldarmende vom 74.—82. cm. An den beiden ersten Stellen war mit dem hernach zu beschreibenden feineren Relief auch die Längsfalte stark abgeflacht, aber doch noch deutlich sichtbar, an der dritten Stelle war das von 8 Längsfalten gebildete grobe Relief fast spurlos, wenigstens an einem Punkte, geschwunden. Es flacht sich somit das grobe Relief im Mittel- darm bei Darmfüllung ab, schwindet aber im Anfang wenigstens nicht spurlos. Trionyx ferox bot fast gleichen Befund. Nur bestand die Hauptfalte länger allein und war relativ höher. Sie reichte fast bis zum letzten Mitteldarm- viertel kaudalwärts, verschwand dann allerdings sehr rasch unter plötzlich auf- tauchenden neuen Parallelfalten. Das feinere Relief des Mitteldarmes un- tersuchte ich an Prä- paraten, die nach der Semper’schen Trok- kenmethode bearbei- tet waren. Man kann das feine Relief kurz als ein doppeltes Faltennetz bezeichnen, das aber Abb. 3. Relief des Mitteldarmanfanges neben der Eigentümlichkeiten Langsfalte bei stärkerer Vergrößerung. Leitz Obj.1, Ok. 3. aufweist. Aı meisten fällt das aus sehr schmalen Falten gebildete Hauptnetz in die Augen. Am längs auf- geschnittenen Darm verlaufen seine am besten entwickelten Falten parallel zueinander und schräg, bilden am geschlossenen Darmrohr innen also eine Menge paralleler Spiralen. Ihre Zahl mag etwa 20 be- tragen (vgl. Abb. 1, 4, 5 und 6). Sie sind streng mathematisch, aber lange nicht alle Spiralfalten, da manche sich stellenweise mit be- nachbarten verbinden, was man auch in unseren Abbildungen 3 und 4 erkennen kann. Mit diesen spiral verlaufenden Falten kontrastieren anfangs meist erheblich die Längsfalten (Abb. 3 und 4), die sie mit- 357 einander verbinden. Diese Längsfalten sind fast durchweg viel niedriger als die Spiralfalten. Teils stellen sie schwache Leistchen dar, die von der Basis der einen Falte zur nächsten ziehen und hier enden, oder sich an ihren Flächen in gleicher Höhe bis zum freien Faltenrand ziehen, teils sind sie nahe der einen Spiralfalte von ansehnlicherer Höhe, er- reichen aber in mäßigster Höhe kaum die Basis der Nachbarfalte, teils haben sie endlich fast gleiche Höhe wie die Spiralfalten, sind höch- stens in der Mitte etwas niedriger. Im Darmanfang sind diese Falten am freien Rande nun niemals glatt, sondern mit mehr minder stumpfen, lappigen Anhängen versehen, die selten einmal die schmale Zungen- form annehmen. In den ersten 6 cm des Mitteldarmes sind diese Fortsätze am höchsten, werden dann allmählich kürzer und stumpfer und schwinden kurz vor der Darmmitte ganz. Im Bereich ihres Vorkommens zeigen sie sich am meisten auf den Schrägfalten und da besonders an Maschenecken, kommen aber auch zwischen den Ecken vor und gehen oft auch von Längs- falten aus (siehe Abb. 3). Mit der Abnahme der Fortsätze geht auch eine Abnahme der Höhe der Spi- ralfalten selbst einher und eben- is Mh eK : : 1 Abb. 4. Relief neben der Längsfalte so eine geringe Zunahme in der dicht vor der Mitteldarmmitte. Leitz Höhe der Längsfalten. So kommt a; m ein Bild zustande wie in Abb. 4, das ich kurz vor der Mitteldarmmitte antraf. Man sieht, hier ist der Ver- lauf der Spiralfalten weniger horizontal, sondern langgestreckter als in Abb.3. Dieses Längerwerden der Spiralen verändert weiterhin das Relief stark. Auch verlaufen die Falten nicht mehr so regelmäßig und die Längsfältehen werden flacher. Dadurch, daß die ehemaligen Spiraltal- ten nach und nach Längsverlauf annehmen (Abb. 5), kommt ein lang- gestrecktes Netz zustande wie bei vielen Urodelen. Die Faltenhöhe nimmt fortgesetzt ab und gegen das letzte Mitteldarmviertel sieht man (Abb. 6) das Netz überhaupt aufhören. In dem soeben beschriebenen Abb. 5. Mitteldarmrelief mit Längsfalte. Leitz Obj. 1, Ok. 3. 3. Viertel des Mitteldarms. “> me, .' Abb. 6. darmviertels. Leitz Obj. 1, S88 PREY: tel ee. “ [23 KUN ct ON + ny x ng. Ege user „+ ex x > wi nd * san ws * Vv &at ~ a ee 4 AS Aus dem « ins ty, 2? a Relief vom Anfang des Jetzten Mittel- Ok. 3. ,,Hauptnetz‘ fin- den wir nun aber im ganzen Mitteldarm noch ein engmaschi- ges, zartes Drüsen- netz, wie es die Ma- und ähnliches bei ande- ren Wirbeltieren umschließt. Es ist flach und besitzt rundliche Maschen. Schon in Abb. 3 sehen wir es. Nach dem Schwund des Hauptnetzesimletz- ten Darmviertel sehen wir es dann allein das ganze Dauerrelief bilden (Abb. 7.) Es zeigt fast überall das nämliche Bild. 4—12 Maschen zu Anfang, später aber mehr finden sich in je einer Masche des Hauptnetzes. Das feine Netz setzt sich an kei- ner Stelle auf die Sei- tenflächen der Falten des Hauptnetzes fest, besitzt auch nirgends Fortsätze an den freien Faltenrändern. Vonsei- nem Boden nehmen die LIEBERKÜHN’ schen Drüsen von Trionyx den Ausgang. — Das Haupt- und das Drü- gengribchen 359 sennetz bilden nun auch über die wulstartige alleinige Längsfalte der ersten Mitteldarmhälfte einen nicht wesentlich irgendwo beeinflußten Überzug. Auf dieser Falte entspricht das Relief ganz dem der Nach- barschaft. Dadurch bekommt dieser Längswulst große äußere Ähn- lichkeit mit der Spiralfalte des Spiraldarms der Petromyzonten (vgl. meine kürzlich erschienene Arbeit: ,,Uber die Appendices pyloricae, nebst Bemerkungen zur Anatomie und Morphologie des Rumpf- darmes.“ (Jen. Zeitschr. f. Naturw., Bd. 53, 8. 545 u. 546 und da- selbst die Textabb. Nr. 67). Abb. 2, 7 und 8 zeigen, daß auch die in der zweiten Darmhälfte bestehenden neuen Längswülste in der gleichen Weise vom feinen Relief überzogen werden. ne SE Sam, fy, = eins Cr sya : Abb. 7. Abb. 8. Abb. 7. Mitteldarmrelief aus dem letzten Viertel. Leitz Obj. 1, Ok. 3. Abb. 8. Längsfalte mit Relief. Obj. 1, Ok. 3. Wie verhielt sich nun der feinere Bau des Mitteldarmes, wie ins- besondere der des höchst sonderbaren Längswulstes ? Diese Frage habe ich an Querschnitten durch den Darm einer Trionyx ferox in der Hauptsache untersucht, während meine für histologische Zwecke wenig geeigneten Trionyx aegypticus nur vergleichsweise benutzt wurden. Zu äußerst finden wir ein flachkubisches Epithel, das nahezu den Charakter des Flattenepithels besitzt. Unter diesem Serosa-Epithel (vgl. Abb. 9) befindet sich eine dünne Lage von fibrillärem, lockerem Bindegewebe. Dann folet die ziemlich dünne äußere Muskelschischt, 360 deren glatte Muskelzellen wie bei allen höheren Wirbeltieren einen Längsverlauf nehmen. 1—1'/,mal so dick wie sie ist die ihr innen eng aufliegende Ringmuskulatur. Das nun foleende Schleimhautbinde- gewebe hat einen eigenartigen Charakter. Zu äußerst findet sich ein ziemlich lockeres Flechtwerk von Fibrillenbündeln, das unregelmäßige, geräumige Lücken umschließt, in denen man regelmäßig verteilt spär- liche Lymphzellen findet. Dies Gewebe ergibt mit der MALLoRY- Fr 2 0700o, ee = as. er —a aT - ER 2 EB @ S. R.M. LM Abb. 9. Querschnitt aus der Mitteldarmwand von Trionyx ferox. LM. Langs- muskulatur. P. Peritoneum. Pr. Propria. RM. Ringmuskulatur. $. Submucosa. An der Grenze von Submucosa und Propria, sowie vereinzelt in letzterer glatte Muskelzellen. RısBerr’schen Kollagenfärbung dunkelblauen Farbton. Es kann als Kollagengewebe angesprochen werden, in dem ich mit der Orcein-. methode keine Spur von elastischen Fasern nachweisen konnte, obwohl solche in den Arterienwänden der Darmquerschnitte stark gefärbt hervortraten. Ich möchte diese Zone, deren Dicke die der Längs- 361 muskelschicht 3mal übertraf, als die Submucosa bezeichnen. Nahe ihrem zentralen Rande erkennt man in ihr fast überall vereinzelte glatte Muskelzellen als Ansätze emer Muscularis mucosae. Die meisten Zellen zeigen ringförmige Anordnung. Indessen ist der Gesamtring dieser Zellen nicht ohne Lücken und von wechselnder Dicke. An den dicksten Stellen zählte ich drei Muskelzellagen! Man sieht also, wie spärlich die Muskeln sind. Weiter peripher habe ich niemals Muskel- zellen gefunden, wohl aber weiter zentral m dem nun folgenden fein- Abb.10. Querschnitt durch den Mitteldarmanfang von Trionyx ferox (vgl. Abb. 9). Die Propria ist punktiert, die Submucosa mit Strichen angedeutet. maschigeren Gewebe der Propria. Hier besteht adenoides Gewebe, in dem ich keine elastische Faser habe nachweisen können, das auch mit der Kollagenfärbung indifferenten Ausfall gab. In den Maschen- bälkchen fand ich einige Kerne eingestreut und hin und wieder schien es, als hätten auch die Bälkchen feinfibrilläre Struktur, das besonders, wenn ich die 10 proz. Phosphormolybdänsäure etwas länger als vor- geschrieben einwirken ließ. In jeder Masche liegen Lymphzellen, aber nur wenige, 1—3 im Durchschnitt. Das adenoide Gewebe der Propria reicht fast unverändert an das Epithel, unter dem es stellen- weise eine schwachfibrilläre Basalmembran erkennen läßt. Es wölbt sich in die Falten hinein in gleicher Art. In dem adenoiden Gerüst 362 konnte ich nahezu überall sehr vereinzelte glatte Muskelzellen nach- weisen. Sie liegen in verschiedenen Ebenen und nahe den Falten- gipfeln wie am Boden der Faltentäler. Arterien, Venen und Chylus- gefäße zeigen das bekannte Verhalten. Das Epithel ist typisches Rumpfdarmepithel mit deutlichem Kutikularsaum. Schleimzellen sind kaum irgendwo aufzufinden. Unverändertes Verhalten des Epi- thels finde ich in den unbedeutenden Ansätzen von LIEBERKÜHN’schen Drüsen. Schleimzellen vermißte ich hier, ebenso fand ich keine Mitosen, auch die Zellen des Grundes waren nicht tinktoriell von den anderen verschieden. Fast alle Drüsen sind unverzweigt, selten sind zwei von gemeinsamer Krypte ausgehend zu finden! So der allgemeine Aufbau der Darmwand. Betrachten wir nun den Querschnitt unserer Längsfalte! Und zwar studieren wir erst einen Schnitt durch den Rumpfdarmanfang. Abb. 10 zeigt bei schwacher Vergrößerung das Verhalten der einzelnen Schichten angedeutet. Wir sehen, daß sich die ganze Schleimhaut, nicht aber die Muskulatur am Aufbau der Falte beteiligt. Im Zentrum treffen wir die fibrilläre Bindegewebsschicht der Submucosa und peri- pher davon die adenoide Schicht der Propria. Letztere bildet die sekundären Fältchen der wulstartigen Längsfalte und ist nahe der Faltenkuppe stellenweise mächtiger entfaltet. Hier pflegen dann auch Lymphocyten in den adenoiden Maschen häufiger zu sein. Die glatten Muskeln verhalten sich genau wie in der übrigen Darmwand. Auch das Epithel und die Drüsen sind unverändert, was ich gegen die An- gaben Horrmann’s bei Trionyx chinensis feststelle, wonach die LIEBER- KUHN’schen Drüsen hier dichter gehäuft und schöner entwickelt zu finden wären. Es treten naturgemäß größere Gefäße in der Längsfalte auf, natürlich auch bis an die breite Kuppe heran. Besonders mächtige Gefäße habe ich jedoch nicht feststellen können. Verfolgen wir die Längsfalte auf Querschnitten weiter, so bietet ein Schnitt durch das letzte Mitteldarmviertel besonderes Interesse (Abb. 11). Hier bestehen ja neben der Hauptfalte einzelne flache Nebenwülste, die bald die Höhe der flacher gewordenen Hauptfalte erreichen. In Abbildung 11 sind neben der Hauptfalte noch zwei solcher Nebenwülste getroffen. Wir stellen fest, daß die Hauptfalte sich nicht wesentlich verändert hat, in ihrem allgemeinen Aufbau über- haupt nicht; wir sehen aber gleich zu unserer Überraschung, daß die neuen Konkurrenzfalten das gleiche Verhalten darbieten. Auch bei 363 ihnen handelt es sich um Vorwölbungen der gesamten Darmschleim- haut, die unveränderte Zustände bewahrt. Es entsprechen sich also Haupt- und Nebenfalten völlig in ihrem Aufbau. Durch diesen etwas überraschenden Befund wird die Beurteilung des spiralfaltenähnliehen Längswulstes der Trionychiden erschwert. Ist sie eine Spiralfalte oder nicht ? In einer kürzlich im Anatomischen Anzeiger (Bd. 48, 1915) er- schienenen Arbeit über den Spiraldarın habe ich diesen als einen spiral- gedrehten Darm bezeichnet. Die Spiralfalte entstand dureh die spiralige Aufrollang des Darmrohres. war aber inihrem Aufbau recht verschieden. Bei Petromyzonten eine in- traperitoneale Einstülpung der ganzen Darmwand, tritt sie bei den Holocephalen als eine Erhebung der Schleim- haut auf und besitzt nur in ihrer Achse noch einen der Ringmuskulatur des Darmes entstammenden Muskelkeil. Ähnliche Befunde wurden bei Chondrosteern und Holo- steern erhoben, während bei Protopterus nur noch Hin- weise auf den soeben erfolg- ten Schwund dieses axialen Muskelkeiles bestanden. Squalaceen, Batoideen und Crossopterygier, die den Spi- Abb. 11. Querschnitt durch den Anfang raldarm in höchster Ent- des letzten Mitteldarmviertels desselben Exem- . : ; plares von Trionyx ferox (gleiche Vergrößerung wickelung besitzen, zeigen wie in Abb. 10). die Falten als eine aus- schließliche Erhebung aller Schleimhautschichten. Es ist die Spiral- ‘falte also nur nach ihrem Werdegang zu charakterisieren, nicht nach ihrem fertigen Aufbau, denn wer sagt uns, ob es nicht Wirbeltiere gab, bei denen vielleicht auch noch die Submucosa, wie zuvor erst die Längsmuskulatur und dann die Ringmuskulatur, sich aus der Spiral- falte zurückzog? Es müßte also versucht werden, für Trionyx den Nachweis einer Drehung des Darmrohres ontogenetisch zu führen. Dazu war ich nicht in der Lage. Eine andere Möglichkeit scheint es 364 nicht zu geben, denn auch der Verlauf der Falte sagt nur sehr wenig aus. Die Ansatzfläche der Rollfalte — und nur eine solche könnte hier in Frage kommen — ist bekanntlich eine gerade Linie oder steht ihr doch sehr nahe. So lange die Ontogenie uns nicht anders belehrt, müssen wir es meines Erachtens als das Wahrscheinlichste ansehen, daß die wulst- artige Längsfalte des Mitteldarmes der Trionychiden als eine schwach entwickelte Spiralfalte anzusprechen ist. Es mag dem entgegengehalten werden können, daß ja doch die Parallelfalten des letzten Mitteldarmviertels denselben Bau hätten wie die Hauptfalte, während sie doch unmöglich auf Spiralfalten zurück- zuführen seien; daß wahrscheinlich doch wohl die Hauptfalte den Parallelfalten homolog, und nur besser entwickelt sei. Wenn auch schwerlich richtig, ist der Gedanke doch nicht einfach abzuweisen. Höchst wahrscheinlich haben wir die Nebenfalten als ephemere Längs- runzeln zu beurteilen, die bei stärkerer Darmfüllung verschwinden, ähn- lich den bekannten Kontraktionsrunzeln der Magenschleimhaut, die ja auch Erhebungen der ganzen Schleimhaut über der Muskulatur darzu- stellen pflegen. Solche Kontraktionsfalten (längsgerichtet) sind am Rumpfdarm bei Fischen, Amphibien und Reptilien nicht selten. Ihr Ab- stand von konstantenReliefbildungen ist nicht sehr groß und wird durch Übergänge vermittelt. Wie jede Einzelfalte eines konstanten Rumpf- darmreliefs durch einfaches Höhenwachstum aus ephemerer Einzel- falte entstanden ist (vgl. JACOBSHAGEN, „Zur Morphologie des Ober- flächenreliefs der Rumpfdarmschleimhaut der Amphibien“, Jenaische Zeitschr. f. Naturw. Bd. 53), so können auch breite, wulstartige Er- hebungen größere Schleimhautpartien — die dann also von einem zarten Relief von Fältchen überzogen werden, zu konstanten Bil- dungen auf gleichem Wege werden. Solch immerhin seltenes Vor- kommen ist am bekanntesten aus den KErKrIng’schen Falten des menschlichen Mitteldarmes. Es wäre denkbar, daß die Hauptlängs- falte des Mitteldarmes der Trionychiden nur eine solche besonders aus- gebildete und im Anfang sicher konstant gewordene Kontraktionsfalte sei. Indessen ist diese Annahme darum unwahrscheinlich, weil sich kein Grund sehen ließe, aus dem die höhere Ausbildung einer einzelnen von diesen Längsfalten erfolgt sein könnte. Ontogenetische und vielleicht auch paläontologische Befunde können uns wahrscheinlich den Beweis bringen, ob im Mitteldarm von Trionyx ein Spiraldarm vorliegt oder nicht. Außerstande, den Gegen- 365 stand nach einer dieser Richtungen hin zu verfolgen, möchte ich doch aufs Nachdrücklichste auf die eigenartige Stellung der Längsfalte des Trionychiden-Mitteldarmes hingewiesen haben. Sollte sie sich als Spiralfalte erweisen, so müßte ihr Vorkommen bei Reptilien mit Rück- sicht auf alte Streitfragen neue Anregungen darbieten. Daß mit diesem Befund eine Homologie zur Spiralfalte der Cyclostomen, Selachier, Ganoiden und Dipnoer nicht ohne weiteres als bewiesen zu gelten hätte, liegt bei dem weiten verwandtschaftlichen Abstand der Reptilien von den Spiraldarmbesitzern nach bekannten methodischen Grundsätzen auf der Hand. Es müßte dann auch die Möglichkeit einer Konvergenz- bildung ins Auge gefaßt werden. Jena, den 23. März 1915. (Eingegangen am 25. März 1915.) Nachdruck verboten, Die orbitale Frontomaxillarsutur beim Menschen. Von Dr. Lupwie Coun, Bremen. Mit 7 Abbildungen. Als sehr seltene Variation im Bau der Wandung der Augenhöhle ist beim Menschen das Auftreten einer orbitalen fronto-maxillaren Naht beobachtet worden. Während normalerweise die Lamina papyracea des Siebbeins sich mit ihrem Vorderrande in mehr oder weniger breiter Naht an den Hinterrand des Tränenbeins anlegt, schieben sich bei den Schädeln, welche die genannte Variation aufweisen, Fortsätze des Stirnbeins und des Processus orbitalis des Oberkiefers zwischen Lacrimale und Ethmoideum und trennen sie vollständig von einander, indem sie sich mit einander vereinigen. Die trennenden Fortsätze können verschieden stark ausgebildet sein, und dementsprechend erscheint denn auch die Frontomaxillarnaht in zwei verschiedenen Formen: sind die beiden Fortsätze, die den betreffenden Knochen immer mit breiter Basis aufsitzen, dreieckig und am Ende spitz auslaufend, so erreichen sie sich mit den Spitzen, die sich aneinander um ein weniges vorüberschieben; sind sie hingegen von mehr rechteckiger Form, so entsteht an der Stelle, wo sie zusammenstoßen, eine richtige querverlaufende Naht von wechselnder Länge. Die Zahl der bisher bekannten Fälle solchen Verhaltens ist ‚gering, und immer handelte es sich dabei um Schädel von Angehörigen 366 niederer Rassen. Resnaurt!), der die Frontomaxillarnaht als „abso- lument exceptionelle“ bezeichnet, erwähnt je einen Fall von einem Australier und einem Mann von den Neuen Hebriden, Turner?) hat zwei Fälle an Schädeln von Buschmännern beobachtet und hiervon den einen abgebildet, Tuomson*) desgleichen zwei bei je einem Pata- gonier und einem Salomonier. Ein weiterer Fall, den wir bei Maca- LISTER?) finden, gehört, wie ich noch des näheren zu belegen haben werde, nicht eigentlich hierher, da bei dem von ihm erwähnten Schädel das Auftreten der Frontomaxillarnaht durch das atypische vollständige Fehlen des Tränenbeins veranlaßt wird. Es war mir daher von Interesse, daß sich unter den Schädeln, die ich 1912 auf den Admiralitäts-Inseln sammelte, einer vorfand, der hinter dem Tränenbeine die seltene Verbindung von Oberkiefer- fortsatz und Stirnbein aufweist. Wiederum wäre das also bei einem Vertreter einer niederen Rasse der Fall. Der betreffende Schädel (Signatur L. C. Bb. der Bremer Sammlung) stammt von einem jüngeren Manne aus dem Dorfe Ndrakot an der Nordküste der Hauptinsel Manus und ist sonst normal gebaut (kein Stirnfortsatz des Schläfen- beins, wie er sonst bei den Manus häufig ist). Auffallend ist an der Orbita die in ganzer Länge beträchtliche Weite der Fissura orbi- talis inferior sowie das Verhalten des Canalis infraorbitalis, der in der linken Orbita bis über die Hälfte seiner Länge, rechts sogar bis zu drei Vierteln des Orbitalbodens als tiefe offene Rinne verläuft. Auf der rechten Seite ist außerdem die Sutura infraorbitalis in ganzer Länge erhalten, — ein Verhalten, das bei Manus-Schädeln übrigens häufig zu beobachten ist. In der linken Orbita ist die Innenwand fast normal, zeigt aber bereits einen Übergang zu der rechts auftretenden Frontomaxillar- sutur. Die Lamina papyracea ist links für einen Neu Guinea-Mann durchaus nicht schmal (16 mm), spitzt sich aber nach vorne scharf 1) ResnAautt, F., Suture lacrimo-ethmoidale. Bull. Soc. d’Anthropol. Paris. T. V., Serie 4, 1894. p. 413 ff. Suture orbito-fronto-maxillaire. Bull. et Mém. Soc. anatomique de Paris. LXX, VII, 1902. Série 6, T. IV. 2) TURNER, W., Report on the Uman Crania. Voyage of H. M.S. Chal- lenger. Zoology. Vol. X. 3) Tomson, A., The orbito-maxillary frontal suture in man and the apes. Journ. anatom. physiol. Vol. XXIV, New Series, Vol. IV, London, 1890. 4) MACALISTER, A., Notes on the Varities and Morphology of the Human Lachrimal Bone and its Accessory Ossicles. Proceed. Royal Soc. London, Vol. XX XVII, 1884. 307 zu, so daß sie nur mit einer ganz schmalen Spitze eben noch die obere hintere Ecke des Tränenbeins erreicht: in den freien dreieckigen Raum, der so unterhalb dieser Verbindung entsteht, schiebt sich ein dreieckiger Fortsatz des Maxillare hinein, der das Stirnbein mithin beinahe erreicht. Leider sind gerade an diesem Schädel die Nähte in der Orbita, wie meine Abbildung zeigt, etwas auseinandergewichen, doch läßt sich die Art und Weise, wie einzelnen Knochen mit ein- ander verbunden wären, noch mit hinreichender Sicherheit erkennen. i= Is, Tage Abb. 1. Schädel eines Admiralitäts-Insulaners, Rechte Orbita mit Fortsätzen von Stirnbein und Oberkiefer, die sich hinter dem Lacrimale berühren. Vorder- ende des Os planum abgetrennt. In der rechten Orbita ist nun die links beinahe zustande ge- kommene Trennung von Lacrimale und Ethmoideum ganz durchge- führt. Die Lamina papyracea hat hier die gleiche, nach vorne drei- eckig auslaufende Form, doch fehlt ihr die Spitze, mit der sie links das Lacrimale eben noch erreichte; dafiir tritt hier auch vom Stirn- bein ein Fortsatz ab, der sich mit demjenigen des Oberkiefers veı- bindet. Beide Fortsätze sind spitz und schieben sich ein wenig an einander vorüber, — das Bild ist genau das gleiche, wie die Abb. 4 Tafel I bei Turner |. c. Als weitere Abweichung von der Norm ist 368 eine Querteilung der Ethmoidalplatte zu verzeichnen, durch welche das vordere Ende des Os planum als unregelmäßig viereckiger Knochen abgetrennt wird; diese Erscheinung ist an Menschenschädeln bereits mehrfach beobachtet worden; beim Gibbon tritt sie sogar, was später noch näher zu berücksichtigen sein wird, recht häufig auf. Das rechte Tränenbein ist zum Teil zerstört, doch kann es nicht zweifelhaft sein, daß es vom Ethmoidale vollständig getrennt war. In der Erklärung und Bewertung der Frontomaxillarsutur gehen die Ansichten der Autoren weit auseinander. Da die beim Menschen seltene Naht beim Schimpansen und dem Gorilla häufig auftritt und beim Menschen nur bei tiefstehenden Völkerschaften gefunden worden ist, trat Reanautr dafür ein, daß sie ein pithecoides Merkmal sei, ein Standpunkt, den vor ihm schon Turner eingenommen hatte: Thomson dagegen widerspricht dem und will der Frontomaxillarnaht keine phylogenetische Bedeutung beigemessen sehen. Reenaurt faßt die orbitale Frontomaxillarnaht als extremen Fall einer verkürzten Naht zwischen Lacrimale und Os Planum auf, wie man sie bei verschiedenen Völkern findet; er verweist darauf, daß man diese Nahtverkürzung mit jener anderen zwischen Ala magna und Parietale in Parallele stellen könne, die ihrerseits in ihren extremen Fällen einen Übergang zum Processus frontalis des Schläfenbeins bilde. Erstens hätten gerade Gorilla und Schimpanse die meisten Frontomaxillarnähte, diejenigen beiden Anthropoiden, die auch die meisten Stirnfortsätze aufweisen; zweitens treten auch bei dem Menschen die Frontomaxillarnähte gerade bei denjenigen Volksstämmen auf, die sich auch durch Häufigkeit der Stirnfortsätze auszeichnen, — aus- genommen seien nur die Neger, die zwar in hohem Prozentsatz den Stirnfortsatz aufweisen, dabei aber noch keinen Beitrag zu den bekannt gewordenen Fällen von Frontomaxillarsuturen geliefert haben, sondern sich im Gegenteil durch eine relativ sehr breite lacrimo-ethmoidale Sutur auszeichnen. Für Reexaurt, der diesen Widerspruch betreffs der Neger nicht weiter aufzuklären sucht, sind Frontomaxillarsutur und Processus frontalis gleicherweise Merkmale niederer Rasse: er führt beide auf ein übermäßiges Wachstum des Stirnbeins zurück, das eben eine Folge der niederen Stellung der betreffenden Völker sei. Er schreibt: „On peut considérer comme tenant a une meme cause l’empiötement de l’os frontal sur les autres os et & la fois: la diminution de la suture lacrimo-ethmoidale, la fréquence de la suture fronto-temporale, l’abaissement de la suture fronto-nasale....... Le frontal n’ayant pas dans les races inférieures & s’élargir outre 369 mesure pour permettre le développement du front et des bosses fron- tales, se développe plus rapidement a sa circonférence et refoule les autres os, qui eux aussi résistent d’une facon variable.“ Wird also hier die Entstehung der Frontomaxillarnaht auf ein ge- steigertes Stirnbeinwachstum in der Orbita zurückgeführt (eine Kritik dieser These folgt weiter unten), und dieser Erscheinung weitgehende stammesgeschichtliche Bedeutung beigelegt, so kommt THomMson im Gegensatz dazu zum Schlusse, daß es sich hier um eine ganz zufällige und phylogenetisch bedeutungslose Variation handele. „All thinks considered, it would appear that little reliance can be placed on the occurence of such an orbito-maxillary frontal suture as evidence of a reversion or sign of degradation; us must rather regard its presence as due to purely accidental circumstances.“ Er geht zur Erklärung der Frontomaxillarnaht auf die verschiedenen von Macauister 1. c. be- schriebenen Nahtknöchelchen zurück, die als häufigere atypische Ge- bilde rings um das Lacrimale auftreten, und zwar zieht er die hinter dem Tränenbein liegenden Ossicula ethmo-lacrimalia superiora und inferiora zur Erklärung heran; daneben verwertet er noch die gelegent- lich beobachtete (auch an meinem Manus-Schädel abgebildete) Ab- spaltung des Vorderendes des Os planum sowie das an, einzelnen Schädeln festgestellte Fehlen des Lacrimale. Aus diesen drei Ele- menten deduziert er drei Entstehungsmöglichkeiten der Frontomaxillar- sutur: 1. es treten zu gleicher Zeit obere und untere Ossicula ethmo- lacrimalia auf, die untereinander und zugleich mit Frontale und Maxillare verschmelzen ; 2. das vom Os planum zu einem selbständigen Knochen abgespaltene Stück verwächst oben oder unten mit dem Stirnbein oder dem Orbitalfortsatz des Oberkiefers, und 3. Frontale und Maxillare springen kompensierend für das fehlende Lacrimale ein und schließen, indem sie über ihre normalen Grenzen hinauswachsen, das freigeblie- bene Loch, wie dies Loch sonst, in anderen Fällen fehlenden Tränen- beins, durch einen hineinwachsenden Vorsprung des Processus nasalis des Oberkiefers geschlossen wird. Da nun die Ossicula ebenso wie das Spaltstück des Ethmoidale ganz atypische Bildungen seien, so könne auch dem Resultat ihrer Verwachsungen keinerlei phylogenetische Be- deutung beigemessen werden. Daß die wenigen Fälle von Frontomaxil- larsuturen alle bei Vertretern niederer Rassen gefunden worden sind, beweise nichts: „it by no means follows that we might not meet with instances of its occurrence in skulls of the highest development.‘ Auch THomson zieht eine Parallele zwischen der orbitalen Fronto- maxillarsutur und dem Processus frontalis des Schläfenbeins, aber in Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 24 370 ganz anderer Richtung, wie Recnavtt, — eine Folge davon, daß ihm auch der Processus frontalis nur eine Folge von Verwachsungen der Schläfenbeinschuppe mit Nahtknochen ist. Auf seine Ausführungen einzugehen erübrigt sich wohl, da eine Auffassung, die auf der An- nahme beruht, der Stirnfortsatz entstehe durch Verschmelzung von Fontanell- oder Nahtknochen, seit den Arbeiten von VircHow und RANKE über diesen Gegenstand als erledigt betrachtet werden kann. Beide oben skizzierten Erklärungsversuche für das Zustande- kommen der orbitalen Frontomaxillarsuturen scheinen mir nicht aus- reichend begründet zu sein. Die Erklärung von ReenAuLt arbeitet mit einer Annahme bezüg- lich des Wachstums des Stirnbeins, die wohl kaum der Kritik stand- halten kann. Da soll sich das Stirnbein bei den niederen Menschen- rassen darum an der Schläfe, am Nasenrücken und in der Orbita in das Gebiet der angrenzenden Knochen hineindrängen, weil es nicht, wie bei den höheren Rassen, zu weiterer Ausdehnung seiner Flächen- teile infolge weiteren Wachstums des Gehirns gezwungen sei. Erstens ist es nun gar nicht richtig, daß das Frontale bei den niederen Rassen in der Schläfe vordrängt: ein solches Vorgehen könnte doch nur zur Bildung von Schläfenfortsätzen des Stirnbeins führen (nicht von Stirn- fortsätzen des Schläfenbeins), — und gerade die Schläfenfortsätze sind (im Vergleich mit den Stirnfortsätzen) sehr seltene Erscheinungen. Zweitens aber: was liegt denn für ein Grund zur Annahme vor, daß ein Stirnbein, welches unter dem Druck des wachsenden Gehirns in seinen medialen Partien (längs der Naht seiner beiden elementaren Hälften) zuzunehmen begonnen hat, nach Aufhören dieses Reizes nun- mehr diese Wachstumstendenz von dem medialen Teile nach anderen Teilen an seiner Peripherie verlegen werde, um nun seinem Wachs- tumsdrange etwa in der Orbita zu genügen? Soll diese Verlegung stattfinden, weil weiteres Wachstum in den medialen Teilen überflüssig geworden ist? — aber irgendwo an der Peripherie, wo gar kein An- reiz vorhanden ist, ist es doch zum mindesten ebenso überflüssig ! Gesteigertes Knochenwachstum, das an irgend einer Stelle durch einen Reiz ausgelöst worden ist, kann zwar auch nach Aufhören des Reizes fortdauern und an der betreffenden Stelle eventuell sogar zu Exzessiv- bildungen führen, — für die Annahme eines solchen Umlenkens der Wachstumstendenz aber, wie REGNAULT es unterstellt, liegt doch ab- solut kein Anlaß vor. Zudem wäre auch erst zu beweisen, daß bei den in Betracht kommenden primitiven Völkern gerade das Stirnhirn früher zu wachsen aufgehört hat, wie bei den höherstehenden, und es 371 ist mir sehr fraglich, ob sich das überhaupt beweisen läßt. In letzter Linie wäre aber noch zu bemerken, daß doch eine gar zu große In- kongruenz zwischen der Ursache, die, wenn wirksam, bei allen primi- tiven Völkern allgemein wirksam sein müßte, und der nur mit größter Seltenheit auftretenden Folge bestehen würde. Auf solche allgemein gehaltene und unklare Vorstellungen von Ver- schiebungen im Knochenwachstum, denen kein tatsächliches Material zugrunde liegt, läßt sich eine Erklärung für das Entstehen der Fronto- maxillarsutur meines Erachtens nicht begründen, — große Bedenken erheben sich aber auch gegen den Erklärungsversuch von THomson, der zufällige Verwachsungen für die Ursache hält. Erstens kann man seit Vırcnow’s Bearbeitung dieser Frage nicht mehr mit Verwachsungen rechnen, die Fontanellknochen oder Naht- knochen mit benachbarten Knochen eingehen. „Es ist gerade das Eigentümliche dieser Bildungen, daß, nachdem sie einmal entstanden sind, sie sich ganz nach Art anderer Schädelknochen verhalten und daß namentlich die sie umgebende Naht ebenso dauerhaft zu sein pflegt, wie die anderen typischen Schidelnahte.“") Vircuow spricht hier zwar speziell von Fontanellknochen, aber die sind ja in bezug auf das Atypische ihrer Erscheinung den aus ähnlichem Anlaß entstehenden Nahtknochen ganz gleichwertig. Fontanell- wie Nahtknochen synosto- sieren wohl mit den sie umgebenden Knochen, aber nur infolge zunehmen- den Alters, zugleich mit den auch an den typischen Schädelnähten ein- tretenden Verwachsungen. Was berechtigt uns da anzunehmen, daß in einer Orbita, in der alle anderen Nähte noch vollständig erhalten sind, gerade nur diejenigen zwischen den Ossicula und den angrenzen- den Knochen bis zum völligen Schwunde verwachsen sind ? Zweitens wäre TxHomson zu erwidern, daß, wenn Frontomaxillar- suturen unter Teilnahme von Ossicula ethmo-lacrimalia in der von ihm angenommenen Weise zustande kämen, man unter den weitaus zahlreicheren Fällen frei gebliebener Ossicula auch solche finden müßte, wo diese nicht nur zu gleicher Zeit oben und unten vorkommen (was beobachtet ist), sondern auch solche Dimensionen haben, daß sie sich hinter dem Lacrimale ganz oder beinahe erreichen, denn solche Dimensionen der Ossicula wären doch notwendige Vorbedingung für die Entstehung der Frontomaxillarsutur auf dem von Tnuonsox gewie- senen Wege: Fälle so großer Ossiculapaare sind aber nicht bekannt; die Ausmessungen der Ossicula sind immer bedeutend kleiner, da sie 1) VırcHow, R., Uber die Merkmale niederer Menschenrassen am Schädel. Berlin 1875. 24* 372 sich eben auf die Winkel beschränken, in denen Lacrimale, Eth- moideum und Frontale resp. Maxillare zusammenstoßen. Drittens wären aber Fälle wie der in meiner Abb. 7 abgebildete Schimpansenschädel nach Taonmson’s Erklärung nicht möglich. Hier erreicht das Maxillare dicht hinter dem Lacrimale mit einem langen Fortsatze unmittelbar das Frontale, während hinter dem Fortsatze noch ein oberes Ossiculum liegt. Wenn man sogar annehmen wollte, daß hier ein abnorm großes Ossiculum mit dem Oberkiefer ver- schmolzen ist (eine Möglichkeit, die ich, wie gesagt bestreiten muß), — so bliebe immer noch die Frage zu beantworten, warum denn gerade das untere Ossiculum mit seinem Nachbarknochen verschmolzen sein sollte, während nicht nur alle anderen Nähte der Orbita offen sind, sondern auch das obere Ossiculum seine Selbständigkeit völlig ge- wahrt hat. Txomson’s erste Entstehungsmöglichkeit der Frontomaxillar- sutur (Verschmelzung von Ossicula ethmo-lacrimalia) kann also meines Erachtens nicht anerkannt werden. Wie aber steht es mit Punkt 2, dem Verschmelzen des vorderen, abgesprengten Teiles des Os planum mit Stirnbein oder Oberkiefer? auch wenn wir davon absehen, daß ein solches Verwachsen, wie so- eben ausgefiihrt, an sich sehr wenig wahrscheinlich ist. Da das ab- gelöste Stück des Ethmoids mehr oder weniger regelmäßig viereckige Form hat, so könnte allerdings bei seiner Verwachsung mit Stirn- bein oder Oberkiefer eine querverlaufende Sutur zwischen dem Ver- wachsungsresultat und dem anderen Knochen entstehen, — nur daß die Sutur dann eine andere Lage haben müßte, als es in den beobach- teten Fällen in Wirklichkeit ist. Die Sutur erstreckt sich in THomson’s schematischen Abbildungen 2B und 2C etwa von der Mitte des Vorder- randes des Ethmoideum zum Hinterrande des Lacrimale; wäre aber hier das vordere abgespaltene Stück des Ethmoids mit dem oberen oder dem unteren Knochen verwachsen, so müßte doch fraglos die Sutur entweder mit dem oberen oder mit dem unteren Rande des Ethmoideum selbst in einer Linie liegen. In Betracht zu ziehen wäre außerdem, daß die in Frage stehende Abspaltung des Ethmoids, eine beim Menschen immerhin seltene Er- scheinung, bei dem Gibbon häufig auftritt, — und doch gehört der Gibbon gerade zu den beiden Anthropomorphen, bei denen noch nie eine Frontomaxillarnaht gefunden worden ist. Das abgespaltene Vorder- ende des Ethmoids hat also hier gar keine Tendenz, mit einem Nach- barknochen zu verschmelzen, und es liegt kein Grund vor, beim Menschen in dieser Hinsicht abweichende Verhältnisse anzunehmen. 373 Also weder fiir die Fille, wo die frontomaxillare Verbindung aus zwei spitz aneinander stoßenden Knochenfortsätzen besteht (Er- klärungsversuch: Verwachsung von oberen und unteren Ossicula), noch für die anderen, wo eine querverlaufende Naht zwischen Fron- tale und Maxillare verläuft (Annahme: Verwachsung eines vom Eth- moid abgesprengten Vorderstiickes), kann man THomson’s Erklärung als genügend erachten. Nur seine dritte Entstehungsmöglichkeit — das kompensierende Hineinwachsen von Frontale und Maxillare in den bei fehlendem Lacrimale frei bleibenden Raum — wäre zuzulassen, wenn es sich erweist, daß ein völliges Fehlen des Lacrimale in der Tat vorkommt. In der Literatur wird es mehrfach behauptet, fand aber auch gerade in letzter Zeit Widerspruch!). OPPENHEIM meint, in- folge der früheren Nahtobliteration sei es schwer zu sagen, ob ein Lacrimale wirklich gänzlich fehle. „Sogar möchte ich eher durch das Studium an Primaten zu glauben geneigt sein, daß das Fehlen des Os lacrimale nur scheinbar ist, wenigstens was den von WoLr zitierten Fall betrifft, den ich selbst zu untersuchen Gelegenheit hatte; danach will es mir eher vorkommen, als wenn hier eine genau unter einer Gefäßfurche verlagerte Naht auffallend früh verstrichen ist. Auch Zapen erwähnt drei Fälle, wo am menschlichen Schädel das Tränenbein gänzlich fehlte. Es ist aber nicht damit das Fehlen eines Knochens bewiesen, wenn die Nähte nicht vorhanden sind. Anzu- nehmen, daß das Tränenbein embryonal sich gar nicht angelegt hat, scheint mir nicht berechtigt.“ Sollte sich dieser Standpunkt OPPpex- HEIM’s bestätigen, so würde damit auch dem dritten Erklärungsver- suche THowson’s der Boden entzogen werden. Und zuletzt noch eines: sollte hier wirklich ein blinder Zufall das Agens sein, wie THomson es annimmt? Wir sehen unter den Anthropoiden eine strenge Scheidung in zwei Gruppen, von denen die eine (Gorilla und Schimpanse) häufig eine Frontomaxillarsutur hat, die andere aber (Orangutan und Gibbon) sie niemals aufweist: da ist beiden Menschenaffen jedenfalls nicht ein Zufall maßgebend, sondern es wirkt ein inneres, in die Entwickelung der Orbita eingreifendes Moment mit. Was aber bei den Menschenaffen auf inneren Gründen beruht, kann bei dem Menschen nicht als Ausfluß des Zufalls betrachtet werden; für das Auftreten der gleichen Bildung hier wie dort werden auch in beiden Fällen die gleichen Ausgangspunkte nachzuweisen sein. * * 1) OPPENHEIM, St, Zur Typologie des Primatencraniums. Zeitschr. f. Morphologie und Anthropologie, Bd. XIV, Heft 1, 1911. 374 Insofern möchte ich mich dem Standpunkte von RE@NAULT an- schließen, als auch ich annehme, daß die Frontomaxillarsutur die Folge des übermäßigen Wachstums eines der die Orbita begrenzen- den Knochen ist. Nun heißt es aber erst auf vergleichend-anato- mischem Wege festzustellen suchen, welcher der Knochen es ist, der die Variation veranlaßt; die vage Hypothese Rrenavut’s genügt nicht, führt auch, meines Erachtens, zu einem falschen Resultat. Betrachten wir die Augen-Schläfen-Grube bei den verschiedenen Säugetieren, indem wir zunächst von den Primaten und dem Menschen absehen wollen, so finden wir im allgemeinen einen einheitlichen Typus im Aufbau der Wand, wenn auch mit nicht unerheblichen Differenzen im ein- ) zelnen. Diese beruhen in der Hauptsache darauf, daß bald der | eine, bald der andere der beteiligten Kno- | chen in höherem Mage am Aufbau der Wand partizipiert; die Unterschiede tre- ten zwischen den ver- schiedenen Familien in höherem Grade auf, doch finden sich Abb. 2. Canis jubatus, Brasilianischer Wolf. Rechte iR halbızd Schläfe und Augengrube. Breite, ununterbrochene Fronto- Auch Innerna BE palatinalsutur. F. Frontale, L. Lacrimale, M. Oberkiefer, einzelnen Spezies oft N. Nasalia, P. orbitale Oberfläche des Palatinum, S. Or- beirichtlich Var bitalfortsatz des Sphenoids. eträchtliche ars ationen. Ich will hier keine umfassende Darstellung der betreffenden Verhältnisse geben, da dies zur Durchführung meines Beweises nicht notwendig ist, sondern nur einige Typen herausgreifen, an die ich beim Übergang zu den Primaten und dem Menschen anknüpfen kann. Bei den Raubtieren, Paarhufern, Einhufern usw. sind es vier Knochen, die regelmäßig die Hauptbestandteile der Innenwand der Grube bilden: Tränenbein, Stirnbein, Orbitalfortsatz des Palatinum und Orbitalfortsatz des Keilbeins. Hierzu kommt noch, als stark vari- ierender Bestandteil, das Os planum des Ethmoids, — wenn wir die auch bei den Säugetieren gelegentlich, wenn auch seltener, als beim Menschen, auftretenden Ossicula in den Lacrimalenähten ganz beiseite S75 lassen; als atypische Bildungen kommen sie fiir mich hier nicht in Betracht. Das Os planum variiert in doppelter Hinsicht: erstens ist sein Verhalten bei den verschiedenen Familien wechselnd, indem es bei den einen an der Bildung der Innenwand sichtbar teilnimmt, bei den anderen nicht, so tritt es z. B. unter den Raubtieren bei den Feliden auf, bei den Caniden nicht; zweitens finden sich innerhalb der gleichen Spezies nicht unbeträchtliche Schwankungen in Größe und Lage dieses Knochens. Abb. 3. Jaguar. E. Os planum des Ethmoids. Das Os planum ist in allen Abbildungen quer gestrichelt. Die anderen Buchstaben wie in Abb. 2. Das Zusammenstoßen der genannten vier Hauptknochen geschieht in der überwiegenden Zahl der Fälle auf die Weise, daß Stirnbein und Gaumenbeinfortsatz, die ihrerseits mit einer wechselnd langen Naht aneinander grenzen, das Tränenbein vom Keilbeinflügel trennen. Die Rolle des Os planum ist hierbei, wenn es überhaupt auftritt, von geringerer Bedeutung, — es tritt dann entweder innerhalb der Fronto- palatinalsutur selbst auf, diese also unterbrechend, oder aber es liegt über der genannten Sutur in den Orbitalfortsatz des Stirnbeins ein- geschlossen, mit seinem unteren Rande sich an der Sutur beteiligend, so daß es also an dieser Stelle auch an das Palatinum grenzt. Im 376 Falle es innerhalb der Sutur liegt, grenzt es meist mit seinem Außen- rande an das Tränenbein; oberhalb der Sutur gelegen, rückt es oft nicht unbeträchtlich von dem Lacrimale nach hinten ab. Nirgends aber erscheint es so groß, daß es die Naht zwischen Stirnbein und Palatinum ganz verdrängen würde und eine direkte Brücke zwischen Tränenbein und Keilbein bildete. (Bei Dasyprocta azarae ist aller- dings eine solche Querverbindung zwischen Tränenbein und Keilbein vorhanden, so daß Stirnbein und Gaumenbein ganz voneinander ge- trennt erscheinen; doch kommt diese Querverbindung nicht durch erheblichere Größe des Os planum zustande, sondern es zeigt sich bei kleinem Os pla- a num eine erhebliche Streckung des Orbi- talfortsatzes des Keil- beins, der bis dicht an das Tränenbein heranreicht, so daß das kleine Os planum nur eine kurze Lücke zwischen diesen bei- den Knochen aus- füllt.) Im Gegensatz hier- zu sehen wir bei den Primaten (und auch bei dem Menschen) als ersten grund- legendenUnterschied Abb. 4. Mandril, Mormon maimon L. Rechte Orbita, das Palatinum so gut Einblick von oben her. Affentypus der Orbita mit schma- > lem Orbitalfortsatz des Oberkiefers. Buchstaben wie in WIe ganz aus dem Abb. 2. Z. Orbitalfortsatz des Zygomaticum. Verbande der Kno- chen ausscheiden, die die Innenwand der Orbita bilden. Auf die Vorgänge in der Ent- wickelung des Primatenschädels, die zu diesem Resultat führten, gehe ich hier nicht ein, sondern beschränke mich auf die Darlegung der rein tatsächlichen Verhältnisse. Da sehen wir denn, daß dieses Zu- rücktreten des Palatinum bei den Primaten z. T. sogar noch in weiterem Maße durchgeführt ist als beim Menschen, so daß der Orbitalfortsatz des Gaumenbeins bei manchen. Affenarten bei äußerem Einblick in die Orbita überhaupt nicht mehr sichtbar ist. Die Kante des Pala- 377 tinum, an der Umbiegungsstelle vom basalen zum orbitalen Teil, bildet bei den tiefer stehenden Säugetieren den unteren Rand der inneren Orbitalwand: bei den Primaten tritt nun an seine Stelle in der Hauptsache das mächtig an Größe zunehmende Os planum des Ethmoids. Da zu gleicher Zeit der hintere Abschluß der Augengrube gegen die Schläfengrube durchgeführt ist und an die Stelle der früheren offenen Verbindung beider die Fissura infraorbitalis getreten ist, so bildet das Os planum nunmehr den vorderen Teil der oberen Begrenzung dieser Fissur. Sehen wir einstweilen von den Anthro- pomorphen ab, so ist bei den Primaten die Fissur außen vom Joch- beinfortsatz begrenzt, während ihr vorderer Abschluß durch die Kante des schmalen Oberkieferfortsatzes gebildet wird; ihr Hinterrand hin- gegen wird in seiner vorderen Hälfte durch das Os planum, in der hinteren durch den Orbitalfortsatz des Keilbeins begrenzt. Ethmoid und Keilbein sind dabei, wie ich betonen möchte, zu etwa gleichen Teilen an dem Fissurrande beteiligt, d. h. die Sutur zwischen ihnen stößt etwa gegen die Mitte der Fissur. Bei den platyrhinen wie den katarhinen Affen sehen wir diese zusammenhängende Knochenserie Keilbein-Ethmoid-Tränenbein als ausnahmslose Regel auftreten; Frontomaxillarsuturen sind bei ihnen nicht vorhanden. Das Os planum ist dabei recht hoch ausgebildet, an der der Fissur anliegenden Basis am breitesten, dabei aber auch von nicht unbeträchtlicher Länge, so daß Tränenbein und Keilbein weit von einander getrennt erscheinen. Da es sich nach oben hin ver- schmälert, entsteht zwischen ihm und dem Keilbein hinten oben ein dreieckig einspringender Winkel, in welchensich ein je nach der Spezies verschieden stark ausgebildeter Fortsatz des Stirnbeins hineinsenkt, ohne doch jemals die Fissur zu erreichen. Ähnliche Verhältnisse, die aber eine bedeutende Weiterbildung erkennen lassen, finden sich bei den Anthropomorphen; im Interesse der Übersichtlichkeit werde ich auf diese lieber erst bei Besprechung der Menschenorbita eingehen. Sie scheiden sich aber, wie zu Anfang bereits erwähnt, in der Hinsicht in zwei Gruppen, als Gibbon und Orangutan immer die zusammenhängende Knochenbrücke Keilbein- Ethmoid-Tränenbein besitzen, bei Gorilla und Schimpansen dagegen neben dieser Bildung auch Frontomaxillarsuturen, und zwar weit häufiger, als beim Menschen, auftreten. Um nun den Übergang von der Konfiguration der Orbita bei Affen, Orang und Gibbon einerseits, Gorilla, Schimpanse und Mensch andererseits zu finden und die Ent- stehungsweise der Frontomaxillarnaht zu erklären, müssen wir zunächst 375 kurz die Umänderungen betrachten, welche zu der spezifischen Form der menschlichen Orbita führten. Ein Hauptunterschied ist die abweichende Form des Orbitalbodens. Die Affenorbita ist, wenn wir von ihrer äußeren Umrandung absehen, im Inneren ein oben breit abgerundetes Gewölbe, während sie sich nach unten hin keilförmig von links und rechts her verengert; am Grunde erscheint sie infolgedessen als ein enger Graben, dessen hinteren Teil die Fissura infraorbitalis bildet. Der eigentliche horizon- tale Teil des Orbitalbodens wird durch den nur sehr schmalen Orbital- fortsatz des Ober- : 4, kiefers gebildet, der GF bei manchen Spe- Z zies, so z. B. bei Inuus, so schmal ist, daß er von dem inihm verlaufenden rinnenförmigen Teil des Canalis infra- orbitalis fast ganz in Anspruch ge- nommen erscheint, Beim Menschen sehen wirim Gegen- satz hierzu ein sehr breites unteres Pla- num der Orbita, das durch den stark Abb. 5. Gibbon. Langgestreckter Orbitalfortsatz des verbreiterten Ober- Sphenoids. Kleines viereckiges Os planum, starke Breiten- : atz eebil- entwickelung des orbitalen Maxillarfortsatzes, breite Orbital- wann te 8 oberfläche der nasalen Fortsätze des Oberkiefers. det wird. Sind auch die anderen sie be- grenzenden Knochen gegenüber den bei den Affen beobachteten Verhältnissen beim Menschen ebenfalls nicht unbeträchtlich verändert, so ist doch diese gewaltige Verbreiterung des Maxillarfortsatzes und die dadurch bedingte Erweiterung des Orbitalbodens das Dominierende an der Umgestaltung der Orbita. Und eine Mittelstufe zwischen Affen und Menschen nehmen in Hinsicht auf die Ausbildung des planen Orbitalbodens die Anthropoiden ein. Gibbon und Orangutan stehen in dieser Hinsicht dem Menschen niher als Gorilla und Schim- panse, die zwar in der Jugend ebenfalls einen recht breiten Orbital- 379 boden haben, mit zunehmendem Alter aber die innere Hälfte des Oberkieferfortsatzes an der Innenwand der Orbita recht steil aufrichten, so daß die Breite der horizontalen Bodenfläche abnimmt und sekundär eine der Affenorbita ähnlichere, nach unten sich keilförmig verengernde Form entsteht. Wir können also konstatieren, daß bei den Anthropoiden eine starke Verbreiterung des Orbitalfortsatzes des Oberkiefers einsetzt, die sich beim Menschen noch weiter steigert. Vergleichen wir nun, auf Kosten welcher anderer Knochen der Orbita diese Verbreiterung haupt- sächlich erfolgt ist, so finden wir, daß es das Ethmoid ist. Der Orbi- talfortsatz des Jugale wird dabei selbst beiden- ER jenigen Menschenaffen, die den breitesten Au- genboden haben, weni- ger in Mitleidenschaft gezogen; die Naht zwi- schen diesem und dem Maxillarfortsatze ver- läuft auch bei Gibbon und Orang noch recht geradlinig, — erst beim Menschen wird sie durch noch weitere Aus- dehnung des Oberkiefer- fortsatzes in ihrem mitt- leren Teile nach außen = i Ss ul 1) Wat zackenformig ausge- Abb. 6. Junger Schimpanse. Breiter Orbitalfort- buchtet. Das im Auge satz des Oberkiefers. Ein Ossiculum ethmo-lacrimale F inferior. Keine Frontomaxillarsutur. F.i. — Fissura der Affen hingegen so infraorbitalis. stark in vertikaler Rich- tung ausgedehnte Os planum wird dadurch in der Höhe eingeschränkt, daß der Oberkieferfortsatz, die beim Affen bestehende tiefe Rinne am Augenboden mit einer planen Fläche überbrückend, die lichte Höhe der Orbita verringert. Die Maxillarplatte dehnt sich beim Menschen aber nicht nur in der Breite aus, sondern auch nach der Tiefe der Orbita, nach innen zu. Während sie bei den Affen, wo sie nur schmal und kurz ist, eben nur an das vordere Ende der Fissur heranreicht, so daß ihr Hinterrand den vorderen Abschluß der Fissur bildet, erstreckt sie sich 380 nun lings des Innenrandes der Fissur weiter nach hinten. Bei den Menschenaffen kommt dies noch wenig zum Ausdruck, so daß bei diesen die innere Begrenzung der Fissur noch durch Os planum und Keil- bein zu fast gleichen Teilen gebildet wird; beim Menschen hingegen hat sich der Oberkieferfortsatz so weit an der Fissur nach hinten ent- langgeschoben, daß das Os planum nur noch auf eine ganz kurze Strecke an das hinterste Ende der Fissur heranreicht, obgleich es sich, dem auf ein Minimum verkiirzten, nur noch das hinterste Ende ye Abb. 7. Alter Schimpanse. Schmale Frontomaxillarsutur, durch eine lange Zacke des Orbitalfortsatzes des Oberkiefers gebildet. Abgesprengtes Vorderende des Os planum. der Fissur umgrenzenden Keilbeinfortsatz folgend, viel weiter nach hinten erstreckt als bei den Anthropomorphen. Wenn wir also die Vorgänge analysieren, welche sich bei der Umwandlung der Affenorbita zur menschlichen abspielen mußten, so finden wir eine starke Wachstumstendenz des orbitalen Oberkiefer- fortsatzes in die Breite und nach hinten. Hier hätten wir also eine mit der Anthropoidenwerdung einsetzenden Tendenz zu gesteigertem Wachstum bei einem der die Orbita begrenzenden Knochen, eine Tendenz, die dann bis zur Bildung der menschlichen Orbita weiter fortwirkt. Wenn wir den bei Orang und Gibbon sowie bei der über- Bst wältigenden Mehrheit der Menschen resultierenden Zustand der Keil- bein-Os planum-Tränenbeinbrücke, der ja auch bei der Mehrheit der Schimpansen und der Minderheit der Gorilla konstatiert ist, als Norm be- trachten, bei deren Erreichung die Wachstumstendenz des Maxillare zu wirken aufhörte, so bewegen wir uns durchaus auf dem Boden auch sonst gemachter entwickelungsgeschichtlicher Erfahrung, wenn wir annehmen, daß die Wachstumstendenz in vereinzelten Fällen beim Menschen (und häufiger bei Gorilla und Schimpanse) über diese Grenze hinaus fort- gedauert haben mag, so daß beim Menschen der Oberkieferfortsatz sich zwischen Tränenbein und Ethmoid hineindrängte und zur Bildung einer Frontomaxillarsutur führte. Was beim Menschen dabei als überaus seltene Exzessivbildung erscheint, ist beim Gorilla so häufig aufgetreten, daß wir es dort als Normalzustand bezeichnen können. Im Gegensatz zu ReenauLrt schreibe ich also das Zustandekommen der Frontomaxillarsutur einer abnormen Wachstumstendenz nicht des Stirnbeins, sondern des Oberkieferfortsatzes zu. ResnauLr’s oben zitierte Annahme einer Umorientierung der Wachstumsenergie des Stirnbeins ist, da auf keinerlei tatsächliche Grundlage gestellt, eine vollständig in der Luft schwebende Hypothese; was ich nunmehr voraussetze, das scheint mir besser begründet zu sein. Der Ober- kieferfortsatz hat sich in der ganzen über den Affen hinausgehenden Entwickelungsreihe fortschreitend in die Breite und in die Tiefe weiter entwickelt; seine mächtig angefachte Wachstumstendenz, die bereits zur Bildung des breiten Orbitalbodens des Menschen geführt hatte, braucht nur in derselben Richtung, in der sie doch zweifellos lange Zeit gewirkt hat, bei einem Teil der Anthropoiden (und in seltenen Ausnahmefällen auch beim Menschen) weiter wirksam zu sein, damit ein Zusammenschluß von Oberkiefer und Stirnbein, also eine Fronto- maxillarsutur zustande kam. Bei Gorilla und Schimpanse blieb die Wachstumsenergie des Oberkieferfortsatzes, auch nachdem er eine Breitenentwickelung er- ‘ reicht hatte, welche für Orang und Gibbon den Abschluß bedeutet, noch weiter lebendig. Der Fortsatz fuhr fort, sich auf Kosten des Os planum auszudehnen, indem er sich zwischen dieses und das Lacri- male drängt. So erklärte es sich auch, daß bei dem von mir ab- gebildeten Schimpansenschädel die Verbindung zwischen Maxillar- fortsatz und Stirnbein durch den ersteren allein bewerkstelligt wird, ohne daß das Stirnbein sich durch einen Fortsatz daran beteiligt. Gerade dieses Verhalten scheint mir das Ursprüngliche zu sein; die anderen Fälle, zu denen sämtliche beim Menschen beobachteten Fronto- 382 maxillarsuturen gehören, in denen dem Maxillarvorsprung auch ein Fortsatz des Stirnbeins entgegenwächst, sind wohl von jener Form ab- zuleiten. Wir brauchen dabei keine besondere, an dieser Stelle dokumen- tierte Wachstumsenergie des Stirnbeins anzunehmen, für welche keine solche, auf die ganze Entwickelungsrichtung gestützte Erklärung vor- handen ist, wie bei dem Maxillare; um die Entstehung der vom Stirn- bein dem Maxillarfortsatz entgegenwachsenden Zacke zu erklären, ge- nügt es, auf die an vielen Knochen des Schädels beobachtete Tendenz hinzuweisen, in einen benachbarten freien Raum, der aus irgend einem Grunde von einem Nachbarknochen nicht auf normale Weise ausge- füllt wird, kompensierend hineinzuwachsen, — hierfür möchte ich auf meine Arbeit hinweisen: Der Processus frontalis des menschlichen Schläfenbeins, im laufenden Jahrgange der Zeitschrift für Morphologie und Anthropologie. Durch das Hineinwachsen des Oberkieferfortsatzes wurde hier eine solche Lücke geschaffen, indem das Ethmoid an seinem Vorderende sich nicht mehr so weit wie früher, d.i. bis an das Lacri- male heran, ausdehnte. Prinzipiell ist also zwischen der Form der Frontomaxillarsutur bei dem abgebildeten Schimpansenschädel und bei Menschenschädeln kein Unterschied. Wie haben wir aber nun den so weitgehenden Unterschied in der Häufigkeit der Frontomaxillarfortsätze bei Gorilla und Schimpanse einerseits, bei dem Menschen andererseits aufzufassen? Man könnte ja die Seltenheit dieser Bildung beim Menschen entweder damit er- klären, daß sie beim Menschen erst in der Entwickelung begriffen und noch nicht so weit verbreitet ist, wie bei den genannten Anthropo- morphen, oder aber annehmen, daß sie in der Rückbildung begriffen sei und kurz vor dem völligen Verschwinden stehe. Die erste Erklärung scheint mir keine Wahrscheinlichkeit für sich zu haben. Es ist nicht anzunehmen, daß beim Menschen auch heute noch in der Gegend hinter dem Tränenbeine ein weiteres Vordrängen des Maxillarfortsatzes stattfindet; wir beobachten im Gegenteil, daß die Sutur zwischen Lacrimale und Os planum bei den hochstehenden Völkerschaften breiter ist als bei den primitiven: dieses spricht für einen völligen Stillstand im Vordringen des Oberkieferfortsatzes in der Richtung nach oben. Betrachten wir hingegen die Frontomaxillarsutur als Reste einer aufgegebenen Entwickelungsrichtung, dann ist es auch erklärlich, warum diese Reste gerade bei den zu Anfang genannten primitiven, unter dem Einflusse der Isolation stehenden Völkerschaften sich er- halten haben. Bezüglich der Wirkung, welche die Isolation hier haben 383 muß, verweise ich wiederum auf meine soeben zitierte Arbeit über den Processus frontalis, den ich dort ebenfalls als eine verschwindende Er- scheinung behandle, — nur daß die Ausmerzung der Frontomaxillar- suturen beim Menschen bereits noch viel weiter vorgeschritten ist als die der Stirnfortsitze?). Daß die Häufigkeit des Vorkommens der Frontomaxillarsutur bei den verschiedenen Arten der Menschenaffen und beim Menschen eine so verschiedene ist, könnte man darauf zurückführen, daß die Wachs- tumstendenz des Oberkieferfortsatzes nach oben, in dem Raum zwischen Lacrimale und Os planum, verschieden lange angedauert hat. Während sie beim Orang Utan und Gibbon am frühesten erloschen ist (die Folge ist, daß wir bei ihnen überhaupt keine Frontomaxillarsutur finden), hat sie jedenfalls beim Gorilla, bei welchem etwa zwei Drittel der Individuen die Sutur besitzen, am längsten angedauert; vielleicht dauert sie hier sogar noch immer fort. Das Schicksal einer Neubildung aber, welche das Resultat gesteigerten Wachstums eines Knochens ist, wird immer davon abhängen, ob die Wachstumstendenz so lange an- dauert, bis die resultierende Neubildung einer Mehrheit der Individuen der betreffenden Art eigen ist, oder ob sie bereits früher erlischt. Erlischt sie früher, so wird die Neubildung (selbstredend nur wenn sie keinen selektorischen Wert hat) infolge der Kreuzung wieder zum Verschwinden gebracht werden; weist im Zeitpunkte des Erlöschens bereits die Mehrheit der Individuen die Neubildung auf, so wird die kreuzweise Vererbung gerade die entgegengesetzte Wirkung ausüben und der Neubildung allmählich zur Alleinherrschaft verhelfen. Der erstere Fall (vorzeitiges Erlöschen der Wachstumstendenz) ist beim Menschen eingetreten: die Folge ist, daß die Frontomaxillarfortsätze bei ihm bereits wieder bis auf einen geringfügigen Rest ausgemerzt sind. Als Vertreter des zweiten Falles sehen wir den Gorilla; er wird jedenfalls, ob nun die Wachstumstendenz des Maxillarfortsatzes bei ihm noch immer andauert oder nicht, allmählich zur ausschließ- lichen Herrschaft der Frontomaxillarsutur gelangen, da für ihn die kreuzweise Vererbung bei diesem selektorisch bedeutungslosen Merk- male nur in dieser Richtung wirken kann. Was den Schimpansen 1) Ich führte dort unter anderem aus, daß wir für die Neger keine körperlichen Erscheinungen auf die Wirkung von Isolation zurückführen können, da bei ihnen im allgemeinen Kreuzung innerhalb größerer Volks- bestände möglich ist. So sind denn auch unter den Negern niemals Fronto- maxillarsuturen beobachtet worden; sie sind hier, ebenso etwa wie bei der weißen Rasse, bereits völlig ausgemerzt. 384 anbelangt, so haben wir keinen Anhalt dafiir, ob bei ihm die Haufig- keit der Frontomaxillarsuturen noch in der Zunahme begriffen ist, oder ob er sich in derselben Richtung bewegt wie der Mensch, d. h. ob bei ihm die genannten Suturen abnehmen. Ich meinerseits glaube, daB eher das erstere richtig ist, er also in dieser Hinsicht dieselbe Entwickelungsrichtung verfolgt wie der Gorilla, — ich möchte dies daraus schließen, daß, wie erwähnt, bei dem Schimpansen mit zu- nehmendem Alter der innere Teil der orbitalen Maxillarplatte sich auf- richtet. Die Tendenz zur weitergehenden Beteiligung des Maxillar- fortsatzes an der inneren Orbitalwand ist also vorhanden. Aus all dem Vorausgeschickten möchte ich zusammenfassend folgern, daß REGNAULT mit seiner Ansicht recht hat, wenn er der Frontomaxillarsutur des Menschen phylogenetische Bedeutung zuspricht; andererseits fiihre ich ihre Entstehung gegen ihn nicht auf das Fron- tale, sondern auf den orbitalen Maxillarfortsatz zurück. Wenn sie auch beim Menschen und den Menschenaffen durch das gleiche Agens hervorgerufen wird, so ist sie doch beim Menschen und dem Gorilla in der Hinsicht von verschiedener Wertigkeit, daß die Frontomaxillar- sutur bei dem Gorilla in fortschreitender Entwickelung begriffen ist, beim Menschen hingegen nahe vor der völligen Ausmerzung steht. Bremen, 12. Juli 1915. (Eingegangen am 15. Juli 1915.) Personalia. Halle a. S. Professor Dr. ALBERT OppEL ist am 5. September gestorben. Nachruf folgt. Abgeschlossen am 28. September 1915. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt fiir die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der „Anatomische Anzeiger“ erscheint in Nummern von zwei Druckbogen. Um ein rasches Erscheinen der Beiträge zu ermöglichen, werden die Nummern aus- gegeben, sobald der vorhandene Stoff es wünschenswert macht, ev. erscheinen Doppel- nummern. Der Umfang eines Bandes beträgt etwa 46 Druckbogen, oder Ausgleich durch Tafeln, der Preis 16 Mark. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 48. Bd. >= 6. November 1915. No. 16. InHatLt. Aufsätze. Siegmund v. Schumacher, Uber eine besondere Form des blasigen Stützgewebes vom chordoiden Typus mit Fetteinlagerung. Mit 7 Abbildungen. S. 385--396. — F. K. Studniéka, Ein weiterer Beitrag zur Kenntnis der Zellverbindungen (Cytodesmen) und der netzartigen (gerüst- artigen) Grundsubstanzen. Mit 8 Abbildungen. (Schluß folgt.) S. 396—413. — P. Eisler, ALBERT OppeL +. S. 414—415. Bücheranzeigen. WALTER VON OETTINGEN und VON SCHEURLEN, S. 415. Anatomische Gesellschaft, S. 416. — Personalia, S. 416. Aufsätze. Nachdruck verboten. Über eine besondere Form des blasigen Stützgewebes vom chordoiden Typus mit Fetteinlagerung. Von SIEGMUND v. SCHUMACHER in Innsbruck. Mit 7 Abbildungen. Gelegentlich der Untersuchung der Zehen verschiedener Vogel- arten auf das Vorkommen von arterio-venösen Anastomosen!) fand ich regelmäßig und zwar bei allen untersuchten Arten (Anser domesticus, Tetrao urogallus, Tetrao tetrix, Bonasa sylvestris, Gallus domesticus, Athene noctua, Nucifraga caryocatactes, Garrulus glandarius, Turdus viscivorus, Enneoctonus collurio, Passer domesticus, Cuculus canorus) in den plantaren Zehenballen und in der Schwimmhaut der Gans und 1) Die Arbeit wird demnächst im Archiv für mikroskopische Anatomie erscheinen. Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 25 386 Ente ein eigentümliches Gewebe, das einerseits dem typischen Fett- gewebe nahesteht, ja bei oberflächlicher Betrachtung wohl für solches gehalten werden kann, andererseits die Eigenschaften des chordoiden Stützgewebes (SCHAFFER) in mehr oder weniger ausgesprochener Form erkennen läßt. Seinem Wesen nach darf das in Frage stehende Ge- webe als chordoides Stützgewebe mit mehr oder weniger hochgradiger Verfettung angesprochen werden. SCHAFFER!) gibt als charakteristische Eigenschaften für das blasige Stützgewebe vom chordoiden Typus folgende an: 1. die Zusammen- setzung aus blasigen oder kugeligen Zellen, deren Form und Druck- elastizität durch den Turgordruck der enthaltenen Flüssigkeit bedingt ist; 2. die Differenzierung von Membranen an der Oberfläche dieser Zellen, die um so mehr elastischen Widerstand leisten müssen, je mehr der Turgordruck sinkt; 3. die Isolierbarkeit der Zellen infolge Mangels einer Interzellularsubstanz. Alle drei Eigenschaften zeigt das Gewebe in den Zehenballen und der Schwimmhaut der Vögel, allerdings nicht immer in gleich aus- gesprochener Weise. Die blasigen Zellen sind dadurch ausgezeichnet, daß sie mit Fett- trépfchen erfüllt sind, die zu größeren Tropfen anwachsen können, wobei aber die einzelnen Tropfen — zum Unterschiede von gewöhn- lichen Fettzellen — wenig Tendenz zeigen, zusammenzufließen. Die Membranen an der Oberfläche der Zellen sind namentlich dann stark ausgebildet und deutlich nachzuweisen, wenn die Zellen nur kleine Fettröpfehen enthalten; ebenso gelingt die Isolierung der Zellen im letzteren Falle leichter, als wenn sie durch Einlagerung von großen Fettmengen einen bedeutenden Umfang erreicht haben. Sicher hat schon Leypie?) dieses Gewebe gesehen, wie aus fol- gender Bemerkung hervorgeht: „Bezüglich der Art, wie die Zellen mit Fett gefüllt sind, fällt mir auf, daß bei manchen Fischen (Stör z. B.) und Vögeln (z. B. bei der Taube unter der Zunge) die Fettzellen ein maulbeerförmiges Aussehen haben, indem nur einzelne dichtgedrängte Fettklümpchen in der Zelle liegen, die so selbständiger Natur sind, daß selbst ein starker Druck nicht vermag, sie aus dieser Form zu ver- drängen und etwa zum Zusammenfließen zu bringen.“ 1) Über das Verhältnis des Chordagewebes zum Knorpelgewebe. Anat. Anz. Bd. 37, 1910. 2) Lehrbuch der Histologie des Menschen und der Säugetiere, 1857. 387 Auch ScHAFFER!) hat im Epiglottisskelet der (14 Tage und 21/, Monate alten) Katze neben gewöhnlichen Fettzellen solche gesehen, ' die embryonalen Charakter zeigen, indem zwischen den extrahierten Fettropfen ein Protoplasmanetz vorkommt. SCHAFFER bezeichnet der- artige Fellzellen als „plurivakuoläre“. Auf die nahe Verwandtschaft zwischen Fettgewebe und chordo- idem Stützgewebe weist namentlich SCHAFFER?) hin. Das Fettgewebe vermag nach SCHAFFER durch die Druckelastizität seiner großen, von Membranen umhüllten, mit Flüssigkeit gefüllten Zellblasen eine ähn- liche mechanische Rolle zu spielen wie das typische chordoide Stütz- gewebe. Es kann auch Organe zusammensetzen, welche bei anderen Tieren aus blasigem Stützgewebe oder Knorpelgewebe bestehen. Nach SCHAFFER ?) können sowohl blasige Stützzellen (s.str.) als Knorpelzellen soviel Fett aufspeichern, daß das ganze Gewebe einem Fettgewebe sehr ähnlich wird (blasiges Stützgewebe bei Vögeln, Ohr- knorpel und andere Knorpel kleiner Nager und Fledermäuse). Weiterhin erwähnt SCHAFFER das Vorkommen von kleineren und größeren Fett- trépfchen in den Zellen des perimeningealen Füllgewebes bei Ammo- coetes und Petromyzon, welch letzteres dem chordoiden Stützgewebe zuzurechnen ist. Neben den Fettröpfchen finden sich aber in diesen Zellen noch große vakuoläre Räume, die mit einer wasserlöslichen und in Jod-Jodkalium sich braunfärbenden Substanz erfüllt sind. Ebenso fand SCHAFFER?) in den Auflagerungen der Sehne des tiefen Zehenbeugers von Sciurus und Myoxus zwischen sich durch- flechtenden Sehnenbündeln teils rein blasige, teils mehr oder minder stark fetthaltige solche Zellen. Hier würde es sich um blasige Zellen vom chondroiden Typus handeln. Die funktionelle Bedeutung des fetthaltigen chordoiden Stütz- gewebes in den plantaren Zehenballen der Vögel liegt klar zutage. Betrachtet man die Lage dieses Gewebes (Abb. 1), so sieht man die 1) Zur Histologie, Histogenese und phylogenetischen Bedeutung der Epiglottis. Anat. Hefte, H. 101, 1907. 2) Über das Verhältnis des Chordagewebes zum Knorpelgewebe. Anat. Anz. Bd. 37, 1910. 3) Über den feineren Bau und die Entwickelung des Knorpelgewebes und über verwandte Formen der Stützsubstanz. III. Teil. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bde ot. 1,1910: 4) Anatomisch-histologische Untersuchungen iiber den Bau der Zehen bei Fledermäusen und einigen kletternden Säugetieren. Ein weiterer Beitrag zur Kenntnis der Bindesubstanzen. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 83, 1905. 25* 388 größte Anhäufung derselben in Form eines mächtigen Polsters gerade an der Stelle im subkutanen Bindegewebe gelegen, wo die von ScHAFFER!)?) näher beschriebenen Sperrschneiden der Sehnenscheide des M. flexor profundus gelegen sind®). Umklammert der Vogel beim Sitzen mit seinen Zehen einen Ast, so werden durch das Körpergewicht die Sperrschneiden der Sehnenscheide gegen die mit Knorpelhöckern versehene Sehne des tiefen Zehenbeugers gepreßt. Es handelt sich nach SCHAFFER somit um ein Zahngesperre. Der sperrende Teil (Sperrklinke) sind die Schneiden der Sehnenscheide, der gesperrte die Sehne. Bei dieser Sperrung der Profundus-Sehne spielt sicher das druck- elastische Kissen des Ballens eine Rolle, indem der vermöge des Körpergewichtes auf die hohen Papillen der plantaren Ballen ausgeübte Druck durch die Einlagerung des druckelastischen Gewebes in günstiger Weise auf die Sehnenscheide übertragen werden kann und die Sperr- schneiden in die Furchen zwischen den Knorpelhöckern des Sehnen- belages hineingedrängt werden. Wir hätten demnach in diesen plan- taren druckelastischen Polstern eine Sicherungsvorrichtung für das Zahngesperre an den Zehen der Vögel zu suchen. An der Mittelzehe des Sperlings fand ich das chordoide Gewebe nur in den Ballen der drei distalen Phalangen, aber keine derartige Einlagerung im Bereiche der basalen Phalange. Hier fehlen aber auch die Sperrschneiden. Letztere kommen nach SCHAFFER an der Hinter- zehe nur entsprechend der basalen Phalanx vor, an den übrigen drei Zehen — ohne Rücksicht auf die Zahl ihrer Phalangen — entsprechend den zwei vorletzten. Weniger umfangreiche Einlagerungen von fetthaltigem chordoiden Gewebe als im Bereiche der Sperrvorrichtung finden sich außerdem gewöhnlich im Bindegewebe des distalen plantaren Zehenballens, also plantar vom letzten Interphalangealgelenk (Abb. 1, ch FT). Auch in 1) Eine Sperrvorrichtung an den Zehen des Sperlings (Passer domesti- cus L.). Vorläufige Mitteilung. Biol. Centralbl. Bd. 22, Nr. 11, 1902. 2) Über Sperrvorrichtungen an den Zehen der Vögel. Ein Beitrag zur Mechanik des Vogelfußes und zur Kenntnis der Bindesubstanz. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 73, 1903. 3) Moser (Die Haut des Vogels. In: ELLENBERGER, Handb. d. vergl. mikr. Anat., Bd. 1) erwähnt, daß das Fett bei den Vögeln in den Zehenballen die srößte Dicke erreicht. 389 der Subcutis der dorsalen Schuppen (wie es scheint, nur in den am weitesten distal gelegenen) kommen — wenigstens bei manchen Arten (Sperling, Eichelhäher) — kleinere Einlagerungen von fetthaltigen chor- doiden Zellen vor (Abb. 1, ch FIIl). Die Zellen sind hier im all- gemeinen zu kleineren Gruppen geordnet und bilden nur selten größere zusammenhängende Massen, zei- gen also hier eine mehr diffuse Verteilung. Typisches Fettgewebe fehlt in der Zehenhaut der Vögel und wird durch das in Rede stehende Gewebe ersetzt. Nur das Knochenmark in den Pha- langen besteht aus gewöhn- lichem Fettgewebe. Auch die Schwimmhaut der Gans und Ente zeigt Einlage- rungen von fetthaltigem chordo- iden Gewebe. Es bildet große zusammenhängende Massen am Übergang der Zehenhaut in die Schwimmhaut, findet sich aber in den übrigen Teilen der Schwimmhaut nur in kleineren Abb. 1. Dorsoplantarer Längsschnitt durch die Hinterzehe vom Sperling. Formol; Hämatoxylin nach DELAFIELD + Eosin. Vergr. 20 fach. ch FI chor- doides fetthaltiges Gewebe im distalen Ballen; ch F II chordoides fetthaltiges Kissen im proximalen Ballen ; ch F III Einlagerung von chordoiden fetthalti- gen Zellen in einer dorsalen Schuppe; F'p die mit Knorpelhöckern versehene Sehne des M. flexor profundus; PhI Grundphalanx; Ph Il Krallenphalanx ; Sch Sehnenscheide mit Sperrschneiden. Inseln und fehlt vollständig in der Nähe des freien Randes derselben. Dieses Gewebe ersetzt auch hier das typische Fettgewebe, indem es in den mittleren Schichten der Schwimmhaut gelegen ist, dort, wo man das subkutane Fettgewebe zu erwarten hätte. 390 Dre Souza Fontes!) erwähnt das Vorkommen eines Panniculus adiposus in der Schwimmhaut der Ente, gibt aber an, daß dieser nicht überall nachzuweisen ist. Daß es sich hier nicht um gewöhnliches Fettgewebe handelt, ist DE Souza FoNTEs entgangen, was leicht begreif- lich erscheint, da auf den ersten Blick das fetthaltige chordoide Ge- webe, namentlich wenn sein Fettgehalt ein großer ist, leicht für typi- sches Fettgewebe gehalten werden kann. Beim Gehen der Entenvögel, namentlich auf einer höckerigen Unterlage, wird die Schwimmhaut mechanisch jedenfalls stark in An- spruch genommen und es erscheint auch hier die Einschaltung eines druckelastischen Gewebes sehr zweckmäßig. Daß dem fetthaltigen chordoiden Gewebe nicht nur eine mecha- nische Aufgabe zukommt, sondern daß es für die Ernährung dieselbe Rolle zu spielen hat wie das gewöhnliche Fettgewebe, ist selbst- verständlich. Je größer der Fettgehalt des chordoiden Stützgewebes ist, um so näher steht es dem Fettgewebe; ja es ist überhaupt eine scharfe Grenze zwischen beiden Gewebsarten nicht zu ziehen, da sie durch alle möglichen Übergänge miteinander verbunden sind. Betrachtet man etwas näher den feineren Bau des in Rede stehenden Gewebes, so sieht man, daß sich dasselbe aus mehr oder weniger kugeligen, blasigen Zellen zusammensetzt, die an ihren Be- rührungsflächen etwas abgeflacht erscheinen. Die Zellen sind gewöhn- lich zu Läppchen geordnet, die durch stärkere Bindegewebslagen zusammengehalten werden ; in die Läppchen dringen nur verhältnis- mäßig geringe Mengen von Bindegewebe mit kleinen Blutgefäßen, namentlich Kapillaren, ein. Stellenweise liegen die fetthaltigen Zellen nur zu ganz kleinen Gruppen vereint oder auch einzeln zerstreut im Bindegewebe. An Schnitten (und isolierten Zellen) sind die Zellmembranen als starke Konturen sichtbar und namentlich dort, wo zwei Zellen sich berühren, kann man mitunter deutlich sehen, daß jede Zelle von einer eigenen Kapsel umgeben wird, die nicht mit der der benachbarten Zelle verschmilzt. Durch Zerzupfen gelingt, wie schon eingangs er- wähnt, die Isolierung der einzelnen Zellen; eine vollständige Isolierung ist allerdings nicht gerade leicht. An freigelegten Zellen erscheint die Membran als stark lichtbrechende, mitunter ziemlich dicke Kontur. 1) Beiträge zur anatomischen Kenntnis der Hautdecke des Ornitho- rhynchus paradoxus. Dissertation. Bonn 1879. 391 In Abb. 2 habe ich mehrere durch Zerzupfen eines in Formol gehärteten Zehenballens vom Haselhuhn freigelegte Zellen abgebildet. Alle chordoiden Zellen sind mit Fettröpfehen sehr verschiedener Größe vollgepfropft. Mitunter sind die Fettropfen sehr klein, alle ziemlich gleich groß (a), oder es kommen neben mehreren großen auch einzelne ganz kleine Fettropfen in einer Zelle vor (d,c,d). Andere Zellen ent- halten nur zwei (e) oder gar nur einen (f) großen Fettropfen. In letzterem Falle zeigen die Zellen die größte Ähnlichkeit mit gewöhn- lichen Fettzellen ; der Kern und Protoplasmarest erscheint an die Wand Abb. 3. Abb. 2. Isolierte fetthaltige chordoide Zellen aus dem Zehenballen vom Hasel- huhn. Formol; ungefärbt. Vergr. 500 fach. a maulbeerförmige chordoide Zelle mit zahlreichen kleinen Fettropfen; 6, c, d Zellen mit verschieden großen Fettropfen ; e Zelle mit zwei großen Fettropfen ; f Zelle mit einem großen Fettropfen und wand- ständigem Kern; g Zelle, aus der die Fettropfen ausgetreten und die Vakuolenwände etwas zusammengesunken sind. Abb. 3. Aus einem Schnitte durch den Zehenballen vom Auerhahn. Osmium- säure; Pikrinsäure-Säurefuchsin. Vergr. 500 fach. Chordoide Zellen mit verschieden großen Fettropfen. Zum Teil sehen die Zellen maulbeerförmig aus. gepreßt, genau wie in einer Fettzelle. Mitunter treten beim Isolieren die Fettropfen aus den Zellen aus, die leeren Zellen fallen dann zu- sammen und lassen zwischen den Vakuolen Protoplasmareste erkennen (g). Daß die Inhaltstropfen der Zellen tatsächlich aus Fett bestehen, geht aus osmierten Präparaten hervor. An dem in Abb. 3 abgebildeten 392 Schnitt aus dem Zehenballen des Auerhahns sieht man wieder die (ge- schwärzten) Fettropfen in sehr verschiedener Größe und Zahl die einzelnen Zellen erfüllen. Um jeden Fettropfen findet sich ein heller Hof, der wohl auf eine Retraktion des Tropfens infolge der Fixierung zurückzuführen ist. Es füllen also hier die Fettropfen nicht voll- ständig die für sie bestimmten Hohlräume im Protoplasma aus. Finden sich sehr zahlreiche, dichtgedrängte Fettropfen in einer Zelle, so be- dingen sie Vorwölbungen an der Zelloberfläche, so daß die Zelle Maul- beerform annimmt. An nicht osmierten, in Zelloidin eingebetteten Schnittpräparaten (Abb. 4) fällt zunächst der vakuoläre Bau des Protoplasmas der chor- doiden Zellen in die Augen. Die in den sehr verschieden großen Vakuolen gelegenen Fettropfen wurden durch die Äther-Alkoholbehandlung ex- trahiert. Man erkennt, zum Unterschied von gewöhnlichen Fettzellen, daß in der Regel die meist zahlreichen in einer Zelle gelegenen Fettropfen nichtzu einem großen Tropfen zusammengeflossen sind, son- dern daß jede Vakuole von einem feinen Protoplasma- mantel umgeben ist, der das 04 Abb. 4. Ein Läppchen von chordoidem fetthaltigen Gewebe aus den Zehenballen vom Steinkauz. Formol; Hämatoxylin + Pikrin- Verschmelzen der kleinen säure-Säurefuchsin. Vergr. 500 fach. Die Zellen : 3 EN sind von starken Membranen umgeben und mit Fettropfen zu einem größeren sehr verschieden großen Fettvakuolen erfüllt. verhindert. Allerdings sieht Die Kerne sind größtenteils geschrumpft. 2 man nicht an allen Stellen des in die Ballen eingelagerten Polsters eine derartige Mannigfaltigkeit bezüglich der Größe der Fett- vakuolen, sondern es können die Zellen eines Läppchens mit größten- teils sehr großen, die eines anderen mit zahlreichen, dafür aber sehr kleinen Vakuolen versehen sein. Auch je nach der Art wechselt Größe und Zahl der in die einzelnen Zellen eingelagerten Fettropfen. Die Zellkerne liegen — ebenfalls zum Unterschied von gewöhn- lichen Fettzellen — nicht randständig, sondern mehr oder weniger in der Mitte. Namentlich gilt das für alle Zellen, die zahlreiche kleinere 393 Fettropfen enthalten. In Zellen, die nur eine große Vakuole führen, muß natürlich der Kern gegen die Kapsel hin verdrängt erscheinen. Ebenso kann der Kern randständig in jenen Zellen liegen, die nur wenige, dafür aber große Fettropfen beherbergen. Die Zellkerne erscheinen zum Teil gut erhalten, zum Teil pykno- tisch geschrumpft oder zeigen Zeichen von Chromatolyse. Namentlich finden sich geschrumpfte Kerne in jenen Zellen, die große Fettmengen enthalten. Fettröpfehen in Zellkernen (Lochkerne H. Ras) konnten niemals nachgewiesen werden. Die Zellmembranen treten deutlich hervor und färben sich mit Säure- fuchsin intensiv rot, mit Hämatoxylin nach DELAFIELD dunkelblau. Das fetthaltige chordoide Stützgewebe in der Schwimmhaut der Gans und Ente zeigt denselben Bau wie in den Zehenballen und hängt auch mit letzterem am Übergang der Zehenhaut in die Schwimm- haut unmittelbar zusammen. Die Zellen der einzelnen Läppchen sind in sehr verschieden hohem Grade verfettet. Die in Abb. 5, 6 und 7 abgebildeten Stellen stammen aus der Schwimmhaut ein und desselben Tieres — einer mäßig gemästeten Gans — und sind bei gleich starker Vergrößerung gezeichnet. Abb. 5 zeigt ein Läppchen mit mäßig großen Zellen, die alle mit kleinen, ziemlich gleichgroßen Fettvakuolen vollgepfropft erscheinen. Die meisten Zellkerne sind gut erhalten und lassen keine Degene- rationszeichen erkennen, nur einzelne erscheinen geschrumpft. Die Kapseln sind deutlich nachweisbar und verhältnismäßig stark. Die in Abb. 6 abgebildeten Zellen enthalten bedeutend größere Vakuolen, sind dadurch auch im ganzen größer geworden; die Kerne sind geschrumpft, die Zellmembranen infolge der Ausdehnung der Zellen an vielen Stellen dünner geworden. Abb. 7 zeigt höchstgradig verfettete Zellen. Die Vakuolen sind hier noch größer geworden, die Zellen infolgedessen sehr bedeutend angewachsen, die Zellkerne stark geschrumpft. Membranen sind nur mehr stellenweise in Form ziemlich feiner Zellgrenzen nachzuweisen, an anderen Stellen sind aber die benachbarten Zellen nicht mehr von- einander abzugrenzen, sondern es liegen die Fettvakuolen der einen Zelle unmittelbar an denen der benachbarten und sind nur mehr durch einen feinen Protoplasmasaum voneinander geschieden, ebenso wie die einzelnen Fettropfen innerhalb einer Zelle. Trotz dieser hochgradigen Verfettung ist es aber nicht zu einer weitgehenden Verschmelzung der Abb. 6. Abb. 7. Abb. 5. Ein Läppchen von chordoidem fetthaltigen Gewebe aus der Schwimm- haut der Gans. Formol; Hämatoxylin + Pikrinsäure-Säurefuchsin. Vergr. 500 fach. Die mit starken Membranen versehenen Zellen enthalten große Mengen kleiner, ziem- lich gleichgroßer Fettvakuolen. Die Kerne sind in den meisten Zellen gut erhalten. Abb. 6. Stark verfettete chordoide Zellen aus der Schwimmhaut der Gans. Formol; Hämatoxylin nach DerArıeLp 4 Eosin. Vergr. 500 fach. Die Zellen er- scheinen infolge Einlagerung größerer Fettropfen vergrößert; die Membranen sind dünner als in Abb. 5, die Zellkerne geschrumpft. Abb. 7. Höchstgradig verfettete chordoide Zellen aus der Schwimmhaut der Gans. Formol; Hämatoxylin nach DerLarıeLnp + Eosin. Vergr. 500fach. Die stark vergrößerten Zellen enthalten sehr große Fettvakuolen, die Kerne sind hochgradig geschrumpft, Zellgrenzen nur mehr stellenweise zu sehen. 395 in einer Zelle enthaltenen Fettropfen gekommen, sondern alle Zellen haben ihren multilokulären Charakter bewahrt.. Im ganzen zeigen die chordoiden fetthaltigen Zellen eine große Ähnlichkeit mit Talgdrüsenzellen, nur daß die ersteren nicht die gesetz- mäßige Schichtung in periphere, weniger verfettete und zentrale hoch- gradig verfettete Zellen, wie wir sie in den Talgdrüsen finden, er- kennen lassen. Den randständigen Talgdrüsenzellen würden die mit kleinen Fettropfen versehenen chordoiden Zellen mit guterhaltenem Kern, den zentralen die hochgradig verfetteten mit geschrumpftem Kern versehenen Zellen entsprechen. Das fetthaltige chordoide Gewebe in den Zehenballen der Vögel scheint erst verhältnismäßig spät seine typische Ausbildung zu er- langen. Bei einem Hühnerfetus knapp vor dem Ausschlüpfen aus dem Ei findet sich in den Zehenballen anstelle des späteren fetthaltigen Gewebes auffallend locker gefügtes embryonales Bindegewebe aus spindelförmigen und verzweigten Zellen bestehend, deren Ausläufer in gegenseitigem Zusammenhange stehen. Von einer Fetteinlagerung in das Protoplasma der Zellen ist noch keine Spur zu sehen. Auch bei einem eben flügge gewordenen Finken haben die Zellen noch im allgemeinen ihren verzweigten, embryonalen Charakter bewahrt. Von einer scharfen Abgrenzung der einzelnen Zellen durch Membranen kann nicht die Rede sein. Ob es hier schon zu einer teilweisen Fett- einlagerung gekommen ist, mag dahingestellt bleiben, da mir kein osmiertes Material zur Verfügung steht. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß in der Zehenhaut (und Schwimmhaut) der Vögel das typische Fettgewebe ersetzt erscheint durch ein Gewebe, dessen Zellen zwar fetthaltig sind, sich aber vor — allem von gewöhnlichen Fettzellen dadurch unterscheiden, daß in ihrem Protoplasma — wenigstens in der Regel — nicht nur ein großer, Kern und Protoplasma an den Rand drängender Fettropfen enthalten ist, sondern daß die Zellen von einer größeren oder kleineren Menge von Fettropfen erfüllt sind, die durch protoplasmatische Scheidewände am Zusammenfließen gehindert werden und der Kern mehr oder weniger in der Mitte der Zelle liegt, ähnlich wie dies in Zellen anderer Stützgewebe, z. B. im chondroiden Gewebe der Sesamknoten bei Vögeln, in der Epiglottis der Katze (SCHAFFER) der Fall ist. Steht somit das Gewebe einerseits dem Fettgewebe nahe, so zeigt es anderer- seits die Eigenschaften, die den Zellen des chordoiden Stützgewebes 396 im engeren Sinne zukommen: Hine mehr oder weniger ausgesprochene Kugelform der Zellen, die Ausbildung von meist derben Membranen, den Mangel einer Interzellularsubstanz, so daß eine Isolierung der einzelnen Zellen gelingt. Auch die mechanische Bedeutung ist die- selbe wie die des typischen chordoiden Stützgewebes, indem das be- sprochene Gewebe in den Zehenballen druckelastische Polster bildet. die für die Sperrung der tiefen Zehenbeugersehne von Bedeutung sind. Wir dürfen demnach dieses Gewebe in die Reihe der Übergangs- formen stellen und müssen es als ein Übergangsgewebe zwischen chordoidem Stützgewebe im engeren Sinne und Fettgewebe bezeichnen. Innsbruck, Mitte Juni 1915. Nachdruck verboten. Ein weiterer Beitrag zur Kenntnis der Zellverbindungen (Cyto- desmen) und der netzartigen (gerüstartigen) Grundsubstanzen. Von F. K. SrupniéKa-Briinn. Mit 8 Abbildungen. Die Cytodesmen, welche im Epithel- und im Chordagewebe die Zellen untereinander verbinden, können zweierlei Art sein. Es gibt lamellenartige (lamelläre, interalveoläre) Cytodesmen, zwischen denen sich kleine interzelluläre Alveolehen befinden, und brücken- artige Cytodesmen, eigentliche Zellbrücken, welche eine zusammen- hängende Interzellularliicke überbrücken). Am Epithelgewebe hat man?) festgestellt, daß die lamellären interalveolären Cytodesmen das 1) Vergl. meine Mitteilung im Anat. Anz. Bd. 40, 1912, S. 497, wo die Literatur des Gegenstandes angegeben ist. Die Anwendung des Namens ,,Cytodesmen“ in der tierischen Histologie, statt des von STRASSBURGER ursprünglich für Plasma- verbindungen der Pflanzen benützten Namens ,,Plasmodesmen“, habe ich in der- selben Abhandlung vorgeschlagen. Ich habe darauf hingewiesen, daß sich die Zellverbindungen der tierischen Zellen in den meisten Fällen wesentlich (be- kanntlich auch was ihre Entstehung betrifft!) von den Plasmodesmen der Pflanzen unterscheiden. 2) An der Epidermis; F. E. SCHULZE, Sitzungsber. d. Akad. Berlin 1896. 397 erste Entwickelungsstadium vorstellen und daß sich aus ihnen später die fädchenförmigen entwickeln können. Ähnliche Beobachtungen konnte ich!) am Chordagewebe von Belone acus machen, derselben Teleostierart, deren Chordazellen mir auch unlängst noch einmal als Objekt einer cytologischen Studie?) gedient haben. Die blasigen Zellen der peripheren Partie der Chorda dorsalis sind mittels lamellenartiger Cytodesmen verbunden und diese zerreißen am Übergang zu der mittleren (epidermoiden) Partie des Gewebes und zerfallen schließlich in einfach brückenartige. Neue Präparate, nach Paraffineinbettung geschnittene, mit Eisen- hämatoxylin gefärbte, und verschieden nachgefärbte Schnitte durch die Chorda von Belone, erlaubten mir jetzt das Beobachten einiger weiterer Details an den Cytodesmen und zwar solcher, die nach meiner Überzeugung für die Kenntnis des extrazellulären Protoplasma über- haupt von Bedeutung sind. Die vorliegende Mitteilung kann somit auch als eine Ergänzung der seinerzeit an dieser Stelle veröffentlichten Abhandlung über das ‚„Extrazelluläre Protoplasma‘‘%) aufgefaßt werden. Während sich die gewöhnlichen, durch lamelläre Cytodesmen untereinander verbundenen blasigen (vesikulösen) Zellen der Chorda- peripherie von Belone ganz nahe aneinander befinden — die Schicht der sie trennenden Vakuolchen (Abb. 1) ist stellenweise kaum bemerk- bar —, sind die epidermoiden Zellen in der zentralen Partie des Ge- webes, an den von mir untersuchten Präparaten ®), voneinander mehr oder weniger entfernt. Es kommen dort stellenweise sehr breite, zu- 1) Anatom. Hefte Bd. 21, 1903, S. 415. 2) Vergl. Anat. Anz. Bd. 45, 1913, S. 433. 3) Vergl. Anat. Anz. Bd. 44, 1913, S. 561. 4) Ich untersuchte das Chordagewebe von zwei Exemplaren von Belone und ich fand die Bilder, welche ich unten genauer beschreiben werde, nur an einem derselben ganz deutlich. Man muß bedenken, daß das Chordagewebe, wie ich es vielfach beobachtete, bei verschiedenen Exemplaren einer und derselben Form ziemlich variabel sein kann. Es gibt sonst gewisse Unterschiede zwischen dem Aussehen des Gewebes bei jüngeren und älteren Tieren, in dem vorderen Teile der Wirbelsäule und dem hinteren usw. Auch wenn es sich nur um einen Ausnahmefall handeln sollte, was unwahrscheinlich ist, verliert der Fall nicht seine Bedeutung. Leider war es mir — zu dieser Zeit — nicht möglich, neues Material, an dem ich das Thema weiter verfolgen könnte zu erhalten. (Vgl. auch „Biol. listy“‘, 1913.) 398 sammenhängende Interzellularlücken vor, welche durch in die Länge sehr ausgedehnte Cytodesmen oder Zellbriicken überbrückt werden. In anderen Fällen, vor allem in der Epidermis einiger niederer Vertebraten, wandeln sich unter ähnlichen Umständen die typischen „Stachelzellen‘‘ in ‚„‚sternförmige Zellen‘ um, meist so!), daß die ein- zelnen feinen Zellbrücken miteinander stellenweise verschmelzen, viel- leicht hie und da auch bersten, bis schließlich die unterdessen von- einander sich (durch den Druck einer Gewebsfliissigkeit) entfernenden Zellen nur eine geringe Anzahl von dickeren Ausläufern besitzen und so „sternförmig‘‘ werden. Zu dieser Modifikation kommt es im Chorda- gewebe von Belone nicht, vielleicht auch deshalb, daß sich hier die Zellen doch nicht so weit voneinander entfernen und sich vor allem nicht so verkleinern wie dort. Dennoch kann man beobachten, daß die immer noch fadenförmigen und nur hie und da durch dünne Lamellen untereinander verbundenen?) Zellverbindungen jetzt etwas dicker sind als an jenen Stellen, wo die Zellen nahe aneinander liegen. Es scheint, daß sie hie und da kleinen Gruppen von Cytodesmen ent- sprechen; es sind in ihnen hie und da mehrere Faserungen (Tono- fibrillen) enthalten, während sonst die Zellbrücken der typischen Stachelzellen de norma nur je einer Tonofibrille entsprechen. Viel- leicht ist es also doch, wenigstens teilweise, zum Verschmelzen der Zellbrücken gekommen. Jedenfalls muß man auch zulassen, daß sich die Tonofibrillen, und ähnlich auch die Zellbrücken, durch Längs- spaltung vermehren können. Trotz alledem behält die Zelle immer eine so große Anzahl von Zellbriicken, daß man sie auch jetzt noch für eine „Stachelzelle‘‘ halten muß. Die infolge der außerordentlichen Erweiterung der Interzellular- lücken auffallend lang gewordenen Zellbrücken treten aus den Zell- körpern der an der betreffenden Stelle etwas größeren Zellen ziemlich weit voneinander aus. Man kann somit die Strukturen, die im folgen- den besprochen werden sollen, an solchen Stellen ziemlich bequem studieren. 1) Wie ich es vor Jahren beschrieben habe: „Über Stachelzellen und stern- förmige Zellen in einigen Epithelien‘, Sitzungsber. d. Kgl. Ges. d. Wiss. in Prag, 1901. — Es gibt, wie ich daselbst zeige, verschiedene Typen der Umwandlung der Stachelzellen in sternförmige Zellen. 2) Die Interzellularlücken sind an jenen Stellen, wo sich die Lamellen noch erhalten haben, nicht so durchsichtig, wie dort, wo solche fehlen; die homogene Substanz der Lamellen färbt sich ein wenig. Die Zellbriicken sind in den zentralen — epidermoiden — Partien des Chordagewebes vorwiegend einfach fadenformig!). Zwischen einigen Zellen an der Peripherie des epidermoiden Gewebes, manch- mal zwischen ganzen Gruppen von Chordazellen, findet man in noch ziemlich engen Interzellularlücken knétchenformige Anschwellungen in der Mitte der einzelnen Zellbrücken (Abb. 2). Diese Knötchen, die sich intensiver als das übrige Protoplasma färben, bzw. die Eisen- hämatoxylinfärbung besser behalten, sind die ,,Zwischenkérperchen‘ (auch „Brückenkorn‘‘), Gebilde, die man vielfach in irgendeinen Zu- sammenhang mit dem Zellteilungsprozesse zu bringen geneigt ist?). Sie sind eine sehr häufige Erscheinung im Chordagewebe, wo man sie — jedoch vielfach auch in der Epidermis — auch an solchen Stellen zwischen den Zellen beobachtet, wo sich die Interzellularvakuolchen überhaupt nicht nachweisen lassen und wo solche vielleicht überhaupt fehlen, so daß die Exoplasmen (oder überhaupt das Plasma) der Zellen sonst unbedingt miteinander verschmelzen müßten. In den etwas längeren Cytodesmen haben die Zwischenkörperchen die Gestalt langer spindelförmiger Gebilde, die (auch was ihre Färbung betrifft) an ihren Enden in die übrige Substanz der Cytodesmen über- gehen. In den längsten Cytodesmen, an jenen Stellen, die unten vor allem zur Besprechung kommen sollen, fehlen sie bis auf wenige Aus- nahmen (Abb. 3—8). Welche Bedeutung ihnen im Gewebe zukommt, läßt sich auch nach diesem Objekte nicht beurteilen?). Schon an jenen Stellen, wo die Zellen verhältnismäßig nahe an- einander liegen und vor allem dort, wo sie sich voneinander entfernen, beobachtet man besondere Strukturen, welche die Zwischenkörperchen, und wo solche fehlen, die Zellbrücken überhaupt, untereinander ver- binden. Es scheint. als ob die Interzellularlücke im Niveau der 1) Soweit man beurteilen kann. Die sie untereinander verbindenden Lamellen können stellenweise minimal dünn sein, sie fehlen jedoch bestimmt an den meisten Stellen. 2) Vergl. H. Rast, Arch. f. mikr. Anat. 48, 1897, S. 438. Dieser Autor ver- gleicht sie mit den ,,Dermatosomen‘ der sich teilenden Pflanzenzellen. Vergl. auch meine Abhandlg. in Anat. Hefte Bd. 21, 1903, S. 422. 3) Nur nebenbei bemerke ich, daß man sowohl im Chordagewebe, wie in der Epidermis, nach Eisenhämatoxylin hie und da an der Ursprungsstelle der Zellbrücken stark sich färbende Knötchen vorfindet. Ob sie mit den Zwischen- körperchen etwas gemeinschaftlich haben, läßt sich nicht entscheiden. Vergl. Anat. Hefte Bd. 39, 1909, Taf. 5/6, Abb. 44. 400 Zwischenkörperchen durch eine „Zwischenmembranelle‘ in zwei Hält- ten geteilt wäre. Bei schwächerer Vergrößerung haben derartige, in die Interzellularlücke eingelagerte Strukturen, auch da, wo die Lücke schon breiter ist und wo man bei starker Vergrößerung weitere Details sieht, das Aussehen einer die Cytodesmen quer teilenden feinen Linie. Derartige ,, Verbindungslinien“ wurden vielfach in der Epidermis der Wirbeltiere beobachtet, wo (und in Epitheikarzinomen) sie zuerst H. Ragı!) gesehen hat und bereits als Querschnitte feiner Scheide- wände deutete ?). Die Befunde, die ich im folgenden beschreiben werde, sprechen dafür, daß es sich in jenen queren plasmatischen Ver- bindungen um Strukturen handelt, denen offenbar eine mechanische Rolle, festere Verbindung der Zellbrücken untereinander, zukommt. An solehen Stellen des Chordazentrums, wo die epidermoiden Zellen besonders weit voneinander entfernt sind, wo die interzellulären Lamellen meist schon zerrissen sind, und wo man die Zwischenkörper- chen bis auf einige Ausnahmen vermißt, sieht man bei starker Ver- größerung an den Zellbrücken feine Seitenzweige (Abb. 5, 6). Es handelt sich um Fadchen, die, wie es ihr Aussehen und ihre Färbung beweisen, ebenfalls aus Protoplasma bestehen, so wie die eigentlichen Zellbrücken. Sie treten unter ungefähr rechtem Winkel von der Cyto- desme aus, meist genau in der Mitte derselben, seltener der einen Zelle näher als der anderen, oder an mehreren Stellen, und sie verbinden sich in gleichem Niveau mit den benachbarten Cytodesmen. Ein anderes Mal kann man sie weiter in die Interzellularlücke hinein ver- folgen, wo sich dann ihre Endigung, wohl an einer anderen Cytodesme, nicht immer beobachten läßt®). Einige von ihnen sind bogenförmig oder arkadenartig gekrümmt, andere verlaufen ziemlich geradlinig. Vielfach haben sie auch das Aussehen von den Zellbrücken voll- kommen unabhängiger Gebilde, doch auch in solchen Fällen findet man manchmal, nach einiger Anstrengung, den Zusammenhang mit solchen. Sie sind entweder einfach, oder man kann an ihnen wieder kurze, gleich dicke oder feinere, Ausläufer oder Seitenzweige beob- achten, die womöglich wieder senkrecht zu den ersteren orientiert sind. 1) Lc. 82439 Taf XIX, Abbe, S—o: 2) Vergl. auch die neueren Abhandlungen über die Epidermis von RosEN- STADT, Arch. f. mikr. Anat. Bd. 75, 1910 und MEURMAN, Anat. Hefte Bd. 45, 1912. 3) Vergl. meine Abb. 20 im Anat. Anz. Bd. 45, 1913, S. 444, wo ich diese Querverbindungen aus der Chorda von Belone bereits abgebildet habe. 401 Sie sind ganz bestimmt fadenförmig. Oft sieht man sehr deutlich ihre Querschnitte. Es scheint, daß sich von den alten Trabekeln des ersten und zweiten Grades sogar auch neue abspalten können. Ich sehe vielfach, besonders an den Stellen, wo sich drei Zellen begegnen, ringförmige, von den Zellen ziemlich unabhängige Reifen, deren Vorhandensein ich mir nur auf die soeben angegebene Weise erklären kann (Abb. 3, 7). Auch zur Längsspaltung der Cytodesmen kommt es, wie mir scheint, hie und da. So erkläre ich mir auch das Vorhandensein von an der Wurzel zerspaltenen Zellbrücken an solchen Stellen, an denen man an das Zusammenschmelzen von Zellbrücken schon nicht mehr denken kann. In den oben erwähnten Strukturen handelt es sıch, und dies muß ich hier besonders betonen, um wirkliche Protoplasmafädchen, und nicht um Fragmente einer bei der Fixierung durch Schrumpfung zer- störten Schaumstruktur. Dafür spricht ganz entschieden das Aus- sehen der Strukturen, welches ich in den Abbildungen möglichst naturgetreu darzustellen versuchte!). Wenn es sich um Reste einer ehemaligen Schaumstruktur, Wände von an der Zellgrenze in zwei oder mehreren Schichten übereinander liegenden Alveolchen handeln würde, würde man hier z. B. nicht einmal eine einzige Struktur, ein anderes Mal zwei ganz nahe aneinander oder in verschiedenen Entfernungen voneinander liegende erblicken können. Übrigens muß man bedenken, daß es sich um kein flüssiges Protoplasma, sondern um das ziemlich feste, starre Exoplasma handelt, das sich bei möglichen Schrum- pfungen — die man schließlich nicht ganz bestreiten kann — kaum zu dünnen Fadchen zusammenziehen würde, wie man sie hier in der Tat findet). Viel natürlicher wäre es, wenn man das Vorhandensein von Lamellen annehmen und die oben erwähnten Fädchen als in ihnen liegende Strukturen auffassen würde, doch auch zu einer solchen An- nahme haben wir keine Veranlassung). 1) Es war nicht gut möglich, in den Abbildungen anzudeuten, daß die Tra- bekeln, um die es sich handelt, in verschiedenem Niveau liegen. Auf diese Weise sind die Abbildungen doch etwas unvollkommen ausgefallen. 2) Man sieht, wie ich schon sagte, dort vielfach Querschnitte derselben! 3) Ich habe im Vorhergehenden dasjenige im Sinne gehabt, was unlängst RHUMBLER (Ergebn. d. Physiologie Bd. 14, 1914) über Alveolar-, oder wie er sie nennt, Spumoidstruktur des Protoplasma geschrieben hat. RHUMBLER ist (I. c. S. 520) der Ansicht, ,, daß eine nach der Konservierung erhaltene Schaumstruktur Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 26 402 = ita via 403 Die Seitenzweige der primären Cytodesmen (Zellbrücken) bauen nun, das einfachste Verhalten, das offenbar dem aus der Epidermis bekannten entspricht, in der Mitte der Interzellularlücke ein feines protoplasmatisches Netz, bzw. ein Geflecht, welches den Interzellular- raum in zwei, meistens, nicht immer, gleich große Hälften teilt. Manch- mal kommt an der angegebenen Stelle sogar eine, soviel sich erkennen läßt, kontinuierliche Schicht (‚‚Zwischenmembranelle‘‘) vor, welche den Raum vollkommen teilt. Sie ist offenbar aus jenem Netze bzw. Ge- flecht durch ein weiteres Verdichten desselben entstanden (vgl. Abb.6). In jenen Fällen, in denen die Interzellularlücken besonders breit sind, beobachtet man oft statt einer einzigen, aus Querfortsätzen der Cytodesmen zusammengesetzten Struktur, zwei bis drei Zwischen- netze oder meist recht unvollkommene Zwischenmembranellent). Viel- fach befindet sich zu jeder Seite einer mittleren, die Interzellular- lücke teilenden Struktur, und zwar wieder ungefähr in der Mitte des zugehörigen Teiles der Interzellularlücke, eine neue Schicht von Proto- plasmafädchen und Querverbindungen von derselben Bedeutung. Anderswo findet man mehrere gleichwertige Netze, so daß der Inter- zellularraum in ziemlich gleich großen Entfernungen voneinander durch feine protoplasmatische Strukturen geteilt wird. (Abb. 4, 7). Auf diese Weise hat sich hie und da, auf der Grundlage der ursprüng- lich ganz einfachen lamellären Cytodesmen, ein protoplasmatisches interzelluläres, oft ziemlich regelmäßig gebautes Netz, richtiger Ge- Abb. 1—8. Interzellularstrukturen aus dem Chordagewebe von Belone acus. Abb. 1. Kleine interzelluläre Vakuolchen aus dem peripheren blasigen Chorda- gewebe. Abb. 2. Zellbrücken mit Zwischenkörperchen aus der Peripherie des zentral in der Chorda gelegenen epidermoiden Chordagewebes. Abb. 3—8. Verschiedene Formen der interzellulären Strukturen aus der Mitte des epidermoiden Chorda- gewebes. Vergrößerung überall dieselbe: Zeiss, Apochr. homog. Imm. 1,5, Komp.- Okular 12. — Bei der Wiedergabe ein wenig verkleinert. sehr viel weniger den Verdacht eines nachträglichen Artefaktes verdient als eine fädige oder auch granuläre.“ In jedem Falle ist dem wohl nicht so. Ich verweise z. B. auf die wunderschöne Alvolarstruktur, die man in der Grundsubstanz des jungen Hyalinknorpels manchmal nach Fixierung erhält und die doch eine artifizielle ist (vgl. RUPPRICHT, Arch. f. mikr. Anat. Bd. 75, 1910). Hier ist die fibrilläre Struktur die ursprüngliche. 1) Hier und da bleiben jedoch auch und zwar sogar die längsten Zellbrücken, die man sieht — oft jedoch zwischen offenbar stark geschrumpften Zellen! — einfach und zeigen keine Seitenäste. Das Verhalten der Zellbrücken ist eben großen Variationen unterworfen. 26* 404 rust, ausgebildet, das aus stärkeren Zellbrücken und deren diinneren Querverbindungen besteht. Dieses Netz, welches so wie die Oberfläche der epidermoiden Chordazellen, mit der es zusammenhängt, aus Exo- plasma besteht, ist gewiß sehr resistent. Man kann es auch als eine Anlage einer Interzellular- oder Grundsubstanz auffassen. Das Proto- plasma, aus dem es besteht, und jenes, welches die Fädchen untur- einander verbindet, ist selbstverständlich „extrazellulär‘. Verfolgt man die Genese des Netzes und der Zellbrücken bis zu dem Stadium der Interzellulärvakuolchen und noch weiter zurück, so erkennt man den Modus, auf dem dieses extrazelluläre Protoplasma aus dem Plasma der Zellen und zwar in letzter Reihe auf der Grundlage einer Art Al- veolarstruktur entstanden ist. Die Genese des extrazellulären Proto- plasma kann, wie man leicht begreifen wird, in verschiedenen Fällen eine verschiedene sein 4). Manchmal konnte außer dem, was bereits erwähnt wurde, noch die folgende Erscheinung beobachtet werden: Infolge fortschreitender Bildung feiner Seitenzweige, vielleicht auch (dies kann ich jedoch nicht bestimmt behaupten) infolge der Spaltung von Protoplasmatrabekeln des Zellbrückennetzes, entstehen statt einfacher Zwischenmembra- nellen dicke, oft deutlich fibrilläre Schichten im Zellbrückennetz, entweder in einiger Entfernung von den Zellkörpern, oder unmittelbar an ihrer Oberfläche (Abb. 8, 8.)?). Solche dicht gewordene Partien bzw. Schichten des Zellbrückennetzes, welche an nicht gerade minimal dünnen Schnitten schon relativ wenig durchsichtig sind und allmählich das Aussehen des Autexoplasmas der naheliegenden Chordazellen annehmen, schließen sich ganz den Zellen an, denen sie streng ge- nommen zugehören. Die Zellen vergrößern auf diese ganz ungewöhn- liche Weise, durch Apposition, ihren Umfang. Es handelt sich, wie ich sagte, um besondere Schichten; der übrige Inhalt der Interzellular- lücke, in der es zu etwas ähnlichem gekommen ist, ist unverändert ge- 1) Auch in der Epidermis entstehen auf der Grundlage von zuerst einfachen und anfangs gewiß auch lamellären Cytodesmen, kompliziertere Zellbrückennetze, doch hier handelt es sich um modifiziertes ,,retikulires“ Epithelgewebe ver- schiedener Art — vergl. unten die Bem. auf S. 406, während in dem jetzigen Falle ein sonst ziemlich normales Gewebe in Betracht kommt. Interzelluläre Netze im Epithel fand z. B. auch Battowrrz. Vergl. S. 249, Abb. 132 bei HEIDENHAIN, „Plasma“ 1907. 2) In der Abb. 3 sieht man die Faserungen in den betreffenden Schichten quergeschnitten, in der Abb. 8 sieht man sie unten in der Abbildung auf längere Strecken in der Schicht verlaufen. 405 blieben und die veränderte Schicht ist ihm gegenüber scharf abgegrenzt. Manchmal enthält die auf die angegebene Weise reduzierte Interzellular- lücke bloß einfach fädchenförmige Brücken, ohne Seitenzweige, ein anderes Mal ein locker gebautes Netz. Auch dieses Verhalten der Zell- brückennetze läßt sich nicht durch Artefakte erklären. Kennt man die zuletzt angeführte Eigentümlichkeit der Zell- brückennetze, so kann man sich jetzt ganz gut einen Fall vorstellen (den ich jedenfalls an meinen Präparaten nicht verwirklicht finde!), indem sich die Interzellularlücke durch ein äußerst feines Trabekelwerk, bzw. ein Filzwerk, oder sogar durch weitere Umbildung eines solchen entstandenes homogenes (bzw. so aussehendes) Exoplasma füllen würde. Man hätte dann schließlich eine mehr oder weniger kompakte, aus dem Synexoplasma des Zellbrückennetzes und den ursprünglichen Autexoplasmen der Zellen bestehende Grundsubstanz vor sich, in der sich die Endoplasmazellen als Grundsubstanzzellen ausnehmen würden!). Die ursprünglichen Cytodesmen — Zellbrücken — enthalten wirkliche, das ist auf weitere Strecken im Gewebe verlaufende, stärker sich färbende Protoplasmafasern (Tonofibrillen), bzw. sie entsprechen, wenn man das Verhalten der Faserung der mit ihnen zusammen- hängenden Exoplasmen berücksichtigt, als Ganzes solchen. Ihre sekundären Verbindungen, die oben erwähnten Netzbildungen und Zwischenmembranellen enthalten jedenfalls, wie wir sagten, auch feine Faserungen, bzw. haben sich in solche direkt umgewandelt. Diese kann man seltener auf weitere Strecken verfolgen und so kann man sie weniger gut mit dem oben erwähnten Namen bezeichnen, obzwar es auch nicht ausgeschlossen ist, daß sie sich, wenigstens stellenweise, in Tonofibrillen ähnliche Gebilde umwandeln. Man kann sich jetzt einen Fall vorstellen, in dem sich starke Tonofibrillen, statt in den ursprüng- lichen Zellbrücken, den Querverbindungen der einzelnen Zellkörper, in den sekundären Trabekeln des Zellbrückennetzes bzw. in den Zwischenmembranellen bilden würden, sogar einen solchen, in dem es zur Bildung von wirklichen Bindegewebsfibrillen kommen würde, der jedenfalls im Chordagewebe nirgends verwirklicht‘ wird. Man hätte 1) Man darf also, wie wir aus diesem Beispiel ersehen, nicht in einem jeden Falle die Grundsubstanz eines Gewebes von ähnlichem Aussehen für ein ein- faches „zusammenhängendes Verschmelzungsprodukt der von den Bildungszellen geschaffenen Exoplasmen“ (FLEMMING in O. Hertwie’s Handbuch d. vergl. u. exper. Entwicklungslehre, Bd. II, T. 2, 1902, S. 13,) halten. 406 dann wieder Zellen (mit Autexoplasmen) und zwischen ihnen eine fibrillenführende, diesmal netzartig oder gerüstartig angeordnete, Grundsubstanz vor sich. In jenen Fällen, in denen sich, wie wir oben sahen, der Körper einer Zelle durch Apposition besonderer Schichten vergrößert hat, kann man vielfach in der Appositionszone sehr deutlich die in den Zellkörper eindringenden, den ehemaligen Zellbrücken an Zahl entsprechenden Protoplasmafasern beobachten. Diese mit Rücksicht auf die Zell- oberfläche radiären Strukturen biegen erst im Niveau der ursprüng- lichen Zelloberfläche in die Tangentialrichtung ein. In der Literatur finde ich Angaben über einen Fall, in dem sich ein ebenfalls aus großen Stachelzellen bestehendes Gewebe auf eine ähnliche Weise verhält, wie das im vorangehenden beschriebene modifizierte epidermoide Chordagewebe von Belone. Es handelt sich um das ,,epitheloide Stützgewebe‘ von Sipunculus nudus, das H. v. Mack!) sehr ausführlich beschrieben hat. Dieses Gewebe, das offenbar vom Ektoderm abstammt und die Bedeutung einer Art stark ver- änderten, die nervösen Zentralorgane außen umhüllenden Neuroglia- gewebes hat, besitzt zwischen seinen großen Zellen stellenweise einfache Zellbrücken, an anderen Stellen umfangreiche Zellbrückennetze, in denen man jedoch die primären und die sekundären Trabekeln nicht voneinander unterscheiden kann. Der Verfasser macht ausdrücklich darauf aufmerksam, daß es sich nicht um eine Alveolarstruktur handelt. In dem Zellbrückennetze entstehen lange Fasern, die man auf weite Strecken bisin das eigentliche Nervengewebe der Zentralorgane hinein verfolgen kann. Durch den Vergleich mit anderen Fällen gewinnt das an sich sehr einfache Faktum, daß nämlich die Cytodesmen der Chordazellen (und jene der von v. Mack beschriebenen Zellen) in einigen Fällen Seiten- zweige, Zellbrückennetze und kompaktere Schichten bilden können, eine gewisse Bedeutung. Ich konnte bereits früher?) darauf hinweisen, daß das Verhalten des Epithel- und des Chordagewebes (in beiden handelt es sich um aus ziemlich großen Zellen bestehendes Gewebe) 1) Arbeiten aus d. zool. Instituten d. Univ. Wien, Bd. 13, 1902. 2) Vergl. meine Abhandlungen: „Über einige Modifikationen des Epithel- gewebes“ Sitzungsber. d. Kgl. Ges. d. Wiss. in Prag, 1899, „Über Stachelzellen und sternförmige Zellen“, ,,Die Analogien der Protoplasmafaserungen usw.“ Daselbst 1902, und „Untersuchungen über die Epidermis‘, Anat. Hefte Bd. 39 1909, S. 106. 407 vielfach einen Schlüssel bietet zum Verständnis einiger Verhältnisse der Mesenchym- und der Grundsubstanzgewebe. In den betreffenden Abhandlungen wurde vor allem auf stark modifizierte, ,,retikulare‘‘ Epithelgewebe hingewiesen, jetzt bin ich in der Lage, was die Größe der Zellen betrifft, ein ziemlich normal aussehendes Gewebe mit ande- ren vergleichen zu können. Ich vergleiche hier, und dies halte ich für wichtig, ein Gewebe von bekanntem Bau, mit unzweifelhaft proto- plasmatischen Cytodesmen, bzw. mit plasmatischen Zellbrückennetzen, und Fasern mit anderen Geweben, in denen die protoplasmatische Natur der zwischen den Zellen vorhandenen Strukturen zu beweisen ist, bzw. von einigen Seiten bestritten wird. In erster Reihe kann man auf das ,,Mesostroma‘‘!) aufmerksam machen. Es ist das?) ein anfangs locker, dann — eigentliches Meso- stroma — dicht gebautes Zellbrückennetz, welches entweder einzelne Keimblätter des Embryonalkörpers und deren ‚direkte kompakte Derivate‘‘®), oder einzelne Mesenchymzellen untereinander verbindet und das man (Matt, SzıLı, STUDNICKA) für eine protoplasmatische netzartige, richtiger gerüstartige Grund- oder Interzellularsubstanz, wenigstens jedoch für die Anlage einer solchen halten muß. Von anderen ,,Zellbrickennetzen“, es gibt ja verschiedene Arten von solchen, unterscheidet sich das Mesostroma besonders dadurch, _ daß es sich gleich nach seinem Entstehen, sogar noch im Zustande des ganz lockeren Netzes, gegen die im Epithelial- bzw. im Organverbande gebliebenen Zellen, welche ihm ja ehemals (wenigstens zum Teil) Ur- sprung gegeben haben — nicht dagegen gegen die möglicherweise vor- handenen Mesenchymzellen —, durch eine scharfe Grenze, eine feste „Membrana limitans“ oder ,,terminans‘‘ abgrenzt und selbständig wird. Zweitens dadurch, daß es in jedem Falle, oft massenhaft, in seinen Trabekeln®), bzw. aus diesen eine besondere Art von Tono- fibrillen, die Bindegewebsfibrillen®) zu bilden fähig ist®). Diese Fi- brillen können sich in allen Trabekeln des Netzes ohne Unterschied, bilden und sie verlaufen vielfach, ohne jede Rücksicht auf die vielleicht 1) Szıtr'sche Netze und Netze zwischen Mesenchymzellen. 2) Vergl. meine Abhandl. im Anat. Anz. Bd. 40, 1911, S. 35, 503, Bd. 44, 1913, S. 563. 3) Vergl. Anat. Anz. Bd. 47, 1913, S. 391. Anm. unter d. Zeile. 4) Die Trabekeln können ebenso gut lamellär wie fadenförmig sein. 5) Präkollagene, Retikulum-, kollagene, elastische, Fibroglia- usw. Fasern. 6) Die außerdem auch die Zellen, d. i. die Zellkörper, bilden! 408 vorhandenen Mesenchymzellen, auf weite Strecken im Gewebe. Sonst können die Trabekeln des mesostromatischen Zellbrückennetzes, im Unterschied zu den oben erwähnten Fällen (Epithel- und Chordage- webe), verschleimen und es kann auf diese Weise eine kompakte schleimartige, sekretartige Substanz zwischen den Fibrillen und den Zellen zustande kommen (Gallertgewebe). Im Mesostroma sind ge- wöhnlich die meisten Trabekeln des Netzes, aus dem es besteht, ab- gesehen davon, was soeben gesagt wurde, von ziemlich gleichem Aus- sehen und von ungefähr gleicher Dicke, wohl deshalb, da sie sich hier schneller nacheinander bilden, als in den Zellbrückennetzen des von uns beschriebenen Chordagewebes und da hier die Unterschiede so- gleich ausgeglichen werden. Die Anordnung der primären und sekun- dären Trabekeln in zwei Richtungen, unter rechtem Winkel zueinander, kann man trotzdem manchmal auch hier, am Anfang der Mesostroma- bildung, wo das Netz noch ganz locker ist, beobachten. Ich verweise auf viele der Abbildungen von Szitr), wo das aus ebenfalls fädchen- artigen Strukturen bestehende Netz fast genau so aussieht, wie an unseren jetzigen Abbildungen. Auch im Mesostroma können sich — ich wiederhole das einmal schon Gesagte — einzelne Trabekeln des Netzes als Ganzes in Tono- fibrillen, junge Bindegewebsfibrillen, verwandeln, doch hier beobachtet man schon, daß die Bindegewebefibrillen eher in den Trabekeln, als ausihnen entstehen. Es kommt, nach meinen Erfahrungen, beides vor. Die übrigens ziemlich geringen Unterschiede zwischen dem Zell- brückennetz des Chordagewebes und dem Mesostroma und die Eigen- tümlichkeiten dieses letzteren, sind offenbar durch die Bestimmung des Mesostromas in erster Reihe als Füllgewebe des Embryonalkörpers bedingt. Ich sagte oben, daß man sich einen Fall vorstellen kann, in dem das Zellbrückennetz des Chordagewebes, entweder durch einfache Verdichtung seiner Struktur, oder durch Fibrillenbildung, in eine Grund- bzw. Interzellularsubstanz verwandelt werden kann. Für das Mesostroma sind eben diese Vorgänge charakteristisch. Aus dem „extrazellulären‘ Zellbrückennetz des Mesostroma, in dem sich gleich anfangs Bindegewebsfibrillen bilden, entsteht in den meisten Fällen die Grundsubstanz?) ‚welche dann bekanntlich in verschiedenen Grund- 1) Anat. Hefte Bd. 35, 1908. 2) Die Anlage der Grundsubstanz kann übrigens, wie ich gerade unlängst darauf hingewiesen habe, verschiedener Natur sein. Vergl. Anat. Anz. Bd. 47, 1914, S. 386. 409 substanzgeweben verschiedenes Aussehen erhalten kann. Es gibt, darauf mache ich erst hier aufmerksam, auf der einen Seite retikulär, bzw. gerüstartig gebaute, auf der anderen Seite kompakte Grundsub- stanzen, und man kann nicht sagen, daß die einen davon primitiver wären als die anderen. Schon im ganz primitiven Mesenchym kann zwischen den Zellkernen eine von Anfang an kompakte Grundsubstanz entstehen. Sowohl die kompakten wie die retikulären Substanzen verändern sich in vielen Fällen weiter, dadurch, daß sich in ihnen weitere Produkte — Bausekrete verschiedener Art — ablagern. Man kann dann „primäre“, „sekundäre‘‘ und sogar „tertiäre‘‘!), richtiger sekundär oder tertiär veränderte Grundsubstanzen dieser und jener Art voneinander unterscheiden. Schließlich solche, in denen die Fi- brillen und solche, in denen die Interfibrillärsubstanz prävaliert. Eine Dauerform des gerüstartigen Mesostromas stellt bekanntlich?) das Glaskörpergewebe des Seitenauges der Wirbeltiere vor. Es han- delt sich vor allem um jene Partien dieses Gewebes, wo es einen rein gerüstartigen Bau behält und wo die eigentlichen, auf weite Strecken verfolgbaren Glaskörperfibrillen nicht prävalieren. Das hier in Be- tracht kommende, sehr interessante Gewebe wurde neuestens sehr genau von SZENT Gy6rey1%) untersucht und man muß jetzt einsehen, daß seine Übereinstimmung mit dem Mesostroma noch viel größer ist, als man bisher geahnt hat. Im eigentlichen ,,Glaskérperstroma", von der oben erwähnten gerüstartigen Struktur, entstehen, wohl auf genau dieselbe Weise, wie man es überall anderswo beobachtet, auf weite Strecken verlaufende ‚Glaskörperfibrillen‘‘, die im Gewebe eine gesetzmäßige, sehr zweekmäßige Anordnung haben (GyörcYı). Beim Vergleiche dieses Objektes mit dem vorangehenden und mit dem von uns oben beschriebenen, ist wieder der Umstand sehr auf- fallend, daß sich auch hier die zuerst — diesmal, wie im Mesostroma überhaupt, durch Auswachsen aus den Zellen — entstehenden radıiären Trabekeln (die senkrecht an der Oberfläche der Netzhaut und der Linse verlaufen) von den später entstehenden tangentialen unterscheiden lassen. Besonders in den allerersten, von Szırı dargestellten Ent- 1) In Betreff der „primären“, „sekundären“ usw. Grundsubstanzen ver- gleiche dasjenige, was ich darüber im Anat. Anz. Bd. 34, 1909, S. 491 geschrieben habe. 2) SzıLı im Anat. Anz. Bd. 24, 1904, meine Abhandlg. im Anat. Anz. Bd. 44. 1913, S. 565. 3) Arch. f. mikr. Anat. Bd. 85, 1914. 410 wickelungsstadien sieht man die unter rechtem Winkel sich kreuzenden Systeme der Protoplasmatrabekeln sehr deutlich, sie erhalten sich jedoch auch in etwas späteren Entwickelungsstadien!). Erst viel später schwindet diese Anordnung. Das gewöhnliche embryonale Mesostroma — zum größten Teil — und das Glaskörpermesostroma, entstehen bekanntlich nicht auf der Grundlage eines Lamellenwerkes, so wie wir es bei den Cytodesmen des von uns besprochenen Chordagewebes beobachtet haben. Es handelt sich um fadenförmige, größtenteils ‚sekundäre‘, Cytodesmen. Trotzdem verhalten sich die Protoplasmatrabekeln, um die es sich handelt, in beiden Fällen, was die Bildung der Seitenäste betrifft, auf genau dieselbe Weise. Abgesehen vom Glaskörpergewebe findet man auch anderswo, in Dauergeweben, vielfach Beispiele von netzartigen bzw. gerüst- artigen Grundsubstanzen, die jedoch selten so rein die Form des Meso- stroma behalten. Es gibt z. B. alle möglichen Formen des lockeren („areolären‘‘) fibrillären Bindegewebes, in denen exoplasmatische, vielfach gewiß auch rein protoplasmatische, Bindegewebsfibrillen führende Netze — netzartige oder gerüstartige Grundsubstanz —, zwischen den Zellen vorkommen. Vielfach scheint es, als ob in solchen Geweben die Bindegewebsfasern ganz frei verlaufen würden; die zwischen ihnen vorhandenen einfach trabekelartigen Teile des Gerüstes können wohl sehr leicht übersehen werden ?). Bei niederen Wirbel- tieren, den Teleostiern z. B. sind derartige Baugewebe sehr verbreitet — jedoch auch bei anderen Wirbeltieren — und man findet Übergänge von ihnen zu solchen, die aus miteinander zusammenhängenden exoplasmatischen Lamellen bestehen?), oder die vollkommen azellulär sind®). Hier handelt es sich vor allem um ,,trockene“ (sit venia verbo!) 1) Vergl. Lennossex, „Über die Entwickelung des Glaskörpers‘, 1902 und die Abhandlung von SzıLı in den Anat. Heften Bd. 35, 1908. 2) v. Korrr hat z. B. unlängst (Anat. Anz. Bd. 35, 1910, S. 278) die Ansicht ausgesprochen, daß im Bindegewebe die Bindegewebsfasern nur durch die Gewebs- flüssigkeit voneinander getrennt werden können — er hat die im Entstehen be- griffene Zahnpapille im Sinne gehabt. Auch früher schon haben einige Autoren das Bindegewebe auf ähnliche Weise gedeutet. 3) „Lamelläres Baugewebe“. Vergl. LAGUESSE, Arch. d’anatom. microscop. Bd. 16, 1914. 4) Wie derartige vor kurzem RANkE (Sitzungsber. d. Akad. Heidelberg, 1912) beschrieben hat. 411 Zellbrückennetze, zum Unterschied zu den ‚verschleimten‘‘ der im Entstehen begriffenen Gallertgewebet). Bekanntlich findet man in Grundsubstanzen vielfach Bindege- websfasern, die senkrecht zu den Zellfortsätzen der Bindegewebszellen verlaufen. Solche Fälle wurden früher immer als ein Beweis gegen die Auffassung, die Bindegewebsfasern entständen auf der Grundlage von Protoplasma, aufgefaßt. Stellen wir uns nun vor — darauf machten wir eigentlich schon oben bei anderer Gelegenheit aufmerksam —, daß sich die Tonofibrillen in dem von uns beschriebenen Chordagewebe, statt in den eigentlichen Cytodesmen, den unmittelbaren Fortsätzen der einzelnen Zellen, in ihren sekundären Querverbindungen, also senkrecht zu den ersteren und parallel mit der Zelloberfläche bilden würden, so hätten wir dasselbe vor uns, wovon wir gerade gesprochen haben. Wenn dann Jemand in einem solchen Falle das Vorhanden- sein der protoplasmatischen Querverbindungen der Zellbrücken, bzw. Zellfortsätze unbekannt wäre, müßte er unbedingt annehmen, daß die Tonofibrillen außerhalb des Protoplasma, vielleicht in einem die Interzellularlücke füllenden Sekret ihren Ursprung nehmen. Ich erlaube mir jetzt auf einen weiteren Fall hinzuweisen. Es handelt sich um das aus Mesenchym entstehende glatte Muskelgewebe. Von mehreren Seiten wurden vor Jahren feine Zellbrücken be- schrieben, welche die glatten Muskelzellen untereinander, auf genau dieselbe Weise, wie man es z. B. im Epithelgewebe vorfindet, unter- einander verbinden sollten?). Später hat man erkannt), daß sich zwischen den Muskelzellen netzartig oder auf andere Weise (geflecht- artig) angeordnetes feines, fibrilläres, kollagenes (interstitielles) Binde- gewebe vorfindet, dessen Fasern verschieden, meistens quer zu der Richtung der Muskelzellen, seltener parallel mit der Längsrichtung derselben, orientiert sind. Man hat vielfach darauf hingewiesen, daß dieses Bindegewebe da, wo es quer zu den Muskelzellen orientiert ist, 1) Manche Autoren betrachten noch heute das Gallertgewebe und das „em- bryonale Bindegewebe“ als identisch. Das ist entschieden unrichtig. 2) KuLtscHitzkı, Biol. Zentralbl. Bd. 7, 1888. Die Literatur über solche und das glatte Muskelgewebe überhaupt findet man z. B. bei HEIDENHAIN, Ergebnisse d. Anat. u. Entw. Bd. 10, 1900, S. 138—185 und in „Plasma und Zelle“, 1911, S. 521—523 zusammengestellt. 3) Zuerst DE BRUYNE, Arch. de biol. Bd. 12, 1892. Vergl. auch SCHAFFER, Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 66, 1899. 412 das Vorhandensein von Zellbriicken vortäuschen kann!) und dies desto eher, da in ihm eigentliche Bindegewebszellen sehr spärlich vorkommen können.‘ Auf der anderen Seite hat man beobachtet, daß auch durch Schrumpfung der Muskelzellen die (an Querschnitten sichtbaren) Bilder der Zellbrücken hervorgerufen werden können?). Alle in der neueren Zeit veröffentlichten Abhandlungen berichten über das Vorhandensein eines feinen interstitiellen Bindegewebes, bzw. von Bindegewebsfasern, im glatten Muskelgewebe, das mit allen spe- zifischen Methoden als solche ohne weiteres erkannt werden kann. Es handelt sich vor allem um kollagene oder ‚„kollagenähnliche‘ Fasern, die manchmal sehr dicht gebaute Geflechte zwischen den Muskelzellen bauen. SCHAFFER hat?) das Vorhandensein dieses Binde- gewebes mit Hilfe der Van GIEson’schen Doppelfärbung nachgewiesen, doch beschreibt er nicht genauer die einzelnen Fasern desselben. McGiLL®) hat diese Fasern mit Hilfe der Methode von MArLory deut- lich gemacht und zeigte, daß sie einmal lockere Netze, ein anderes Mal dichte Massen zwischen den Zellen bilden. Kazaxorr®) hat das Geflecht „kollagenähnlicher‘‘ Fasern, wie er sagt, und zwar in den Dünndarmzotten mit Hilfe sowohl der Methode von MALLORY, wie jener von BIELSCHo wskKY dargestellt. Außer den kollagenen gibt es da auch elastische Fasern. Houm- GREN®) fand zahlreiche feine Fasern dieser Art, die quer zu der Längs- richtung der Muskelzellen, dicht an ihrer Oberfläche verlaufen. SCHAFFER und McGirz (l. ¢.) finden vereinzelt stärkere elastische Fasern, die inmitten des kollagenen Bindegewebes in der Längsrichtung des Gewebes verlaufen. SCHAFFER hat die Anordnung des interstitiellen Gewebes genauer beschrieben. An Nabelstranggefäßen des Menschen z. B. findet er ein „Zwischen‘- oder ,,Interzellulirgewebe‘‘, von ,,schaumigem oder schwammigem Aussehen“. An der Oberfläche der Muskelzellen ver- 1) Die Abbildungen der .,Zellbriicken“, die z. B. BOHEMANN (Anat. Anz. Bd. 10, 1894) geliefert hat, stellen in der Tat nicht solche, sondern das ,,inter- stitielle“ Bindegewebe vor. 2) Die betreffenden Artefakte: Schrumpfung der Zellen ,,in der Haut“ und Schrumpfung ,,mit der Haut“, hat sehr genau M. HEIDENHAIN (Ergebnisse d. Anat. u. Entw.-Gesch. Bd. 10, 1910) untersucht und als solche erkannt. 3) 1899, 1. c. 4) American Journal of Anat. Bd. 9, 1909. 5) Anat. Anz. Bd. 41, 1912, S. 33. 6) Arch. f. mikr. Anat. Bd. 65, 1904. 413 dichtet sich dasselbe zu Membranen, zu schlauchartigen Hüllen der Muskelzellen. Die Hauptmasse dieses Zwischengewebes ist ein ,,viel- fach durchbrochenes Wabenwerk oder Alveolensystem dünner Häut- chen“. Es sind da aber auch drehrunde Fasern zu sehen. HEIDENHAIN!) ergänzt die bisherigen Beschreibungen. Im glatten Muskelgewebe gibt es „ein Gefüge primärer, sekundärer und tertiärer Muskelbündelchen‘“. Nur in den breitesten Interstitien des Gewebes eibt es wirkliches Bindegewebe, sonst findet man da zwischen den Muskelzellen die von SCHAFFER und früher von R. HEIDENHAIN be- schriebenen lamellären Verbindungen, die nicht von der Zelloberfläche der Muskelzellen direkt, sondern von den von R. HEIDENHAIN zuerst gesehenen membranösen Hüllen der Muskelfasern ausgehen und die er demnach weder für eigentliche Zellverbindungen, noch für binde- gewebige Strukturen hält. Es gibt dort „Längsmembranellen‘, so nennt er die schlauch- förmigen Hüllen der Muskelzellen und breite, oft perforierte ,, Quer- membranellen‘*. Da, wo in den Bündeln des letzten Grades die Muskel- zellen ganz dicht aneinander liegen, gibt es zwischen ihnen nur einfache, den benachbarten Zellen gemeinschaftliche Längsmembranellen. Da wo sich die Zellen weiter voneinander entfernen, entwickelt sich aus den Quermembranellen das wabige Gewebe, das SCHAFFER beschrieben hat. Die elastischen Fasern von HouMGREN verlaufen offenbar (Heı- DENHAIN) in den Längsmembranellen, die kollagenen Fasern, die ein Geflecht bilden, das man mit verschiedenen Methoden nachweist — neuestens KazaKkorr in den Dünndarmzotten nach BIELSCHO WSKY —, darüber spricht sich jedoch HEIDENHAIN nicht genauer aus, in den Querm »mbranellen?) und den Längsmembranellen. Kazaxorr?) be- streitet vollkommen das Vorhandensein der Quermembranellen. An den von ihm untersuchten MALLoORY- und BIELSCHOwsKY-Präparaten der Dünndarmzotten sah er offenbar nur die Fibrillen. 1) Ergebnisse Bd. 10, 1900, „Plasma“, S. 521. 2) Die Quermembranellen hat schon R. HEIDENHAIN in den Dünndarm- papillen sehr deutlich beobachtet. Hier verbinden diese vielfach perforierten Membranellen die weit voneinander entfernten Muskelzellen und bilden in der Papille ein eigentümliches bis zur Oberfläche derselben (Limitans) reichendes Ge- rüst, in dem auch Bindegewebszellen eingelagert sind. Vergl. R. HEIDENHAIN, Pflügers Arch. Bd. 43, 1888, Reprod. seiner Abb. siehe bei M. HEIDENHAIN in „Plasma und Zelle‘, S. 567, Abb. 313. 3) L. c. S. 44. (Schluß folgt.) 414 ALBERT OPPEL Y. Am 5. September starb in Halle Professor ALBERT OPPEL, der sich auf dem Gebiete der menschlichen und vergleichenden Gewebe- lehre und Entwickelungsgeschichte einen Namen gemacht hat. Nach Abschluß seiner in Tübingen, Berlin und München betriebenen ärzt- lichen Ausbildung hatte er als Assistent an der Anatomischen Anstalt in München (1888—1891) die Hauptanregung zu seinem Hauptfache durch Cart v. Kuprrer erhalten. Im Herbst 1891 folgte er einem Rufe als Prosektor an der anatomischen Anstalt in Freiburg i. B. und habilitierte sich dort für das Fach der Anatomie. Drei Jahre später wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt. Damals reifte in ihm der Plan, ein großes Lehrbuch der vergleichenden mikroskopischen Anatomie der Wirbeltiere zu verfassen. Das Bedürfnis nach einem solchen war offenkundig, denn das 40 Jahre früher von LEYDI@ ge- schriebene Werk reichte bei weitem nicht mehr aus. Die Schwierig- keiten der Sammlung, Ordnung und Verarbeitung der umfangreichen Literatur und die Notwendigkeit von Ergänzungen durch eigene Unter- suchungen bewogen OPPEL, zunächst seine Prosektur, später auch sein Lehramt niederzulegen. Er arbeitete in der Folge an der Zoologischen Station in Triest, dann im eigenen Laboratorium in München und siedelte 1902 nach Stuttgart über, wo er neben fortgesetzter wissen- schaftlicher Tätigkeit auch als Arzt wirkte. Auf die Dauer jedoch fand er darin nicht volle Befriedigung; die Sehnsucht nach der Rück- kehr in die akademische Laufbahn wuchs in ihm, dem Sohne eines Universitätsprofessors, immer stärker. So nahm er 1907 die ihm von W. Roux angebotene Stelle eines Oberassistenten an der Anatomischen Anstalt in Halle an, wo er auch ohne weitere Förmlichkeiten in den Lehrkörper der Universität eingereiht wurde. Unter dem Einflusse Roux’ wandte er sich nun hauptsächlich Versuchen zur Erforschung der Ursachen des Geschehens im lebenden Körper zu und erzielte dabei schöne und vielversprechende Ergebnisse. Ihr weiterer Ausbau war ihm leider nicht vergönnt. Ein unerwartet früher Tod unter- brach auch die Vollendung des großen Lehrbuches, in dem OPPEL sein Bestes hatte geben wollen. Von den bisher erschienenen acht Bänden hat er vier (1896—1905) selbst geschrieben; für die übrigen waren einige gleichgesinnte Mitarbeiter gewonnen. Es ist zu hoffen, daß einer von diesen die Fortführung des Werkes übernimmt. Unter den zahlreichen sonstigen Veröffentlichungen OPper’s hat ein zu- sammen mit Boum verfaßtes, zuletzt aber allein bearbeitetes Taschen- buch der mikroskopischen Technik sechs Auflagen erlebt und große Verbreitung, auch durch Übersetzung in das Französische, Englische und Russische, gefunden. Der erst im vergangenen Jahre erschienene 415 Leitfaden für das embryologische Praktikum und Grundriß der Ent- wickelungsgeschichte des Menschen und der Wirbeltiere ist aus den von OPPpEL abgehaltenen Übungen hervorgegangen und bekundet sein großes Lehrgeschick. Wie in seiner Forschung, so war OPPEL auch als Lehrer von peinlicher Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit und dadurch bei seinen Schülern allgemein beliebt. Seine Freunde und Kollegen schätzten an ihm seine ruhige Liebenswürdigkeit und seine Aufrich- tigkeit. Noch nicht 53 Jahre alt, erlag er einem schweren Leiden, gegen das seine zähe Natur viele Monate lang vergeblich angekämpft hatte. Ein vollständiges Verzeichnis der Arbeiten Opper’s wird der aus- führliche Nachruf von Roux in dessen Archiv bringen, auf den hier verwiesen wird. (P. Eıster, Saale-Zeitung, Halle, mit kleinen Änderungen des Herausgebers.) Bücheranzeigen. Leitfaden der praktischen Kriegschirurgie, von Walter von Oettingen. Vierte, wesentlich erweiterte Auflage (9. u. 10. Tausend). Mit einem Anhang: die Heereskrankheiten und ihre Bekämpfung, von von Scheurlen. Dresden und Leipzig, Theodor Steinkopff, 1915. XVIII, 400 S. Anhang 828. 136 Ab- bildungen. Preis geb. 12 Mark. Obwohl dies Buch nicht in den Bereich des Anatomischen Anzeigers gehört, so soll es hier doch besprochen und empfohlen werden, da eine große Anzahl von Anatomen und sogar Zoologen seit Ausbruch des Weltkrieges in der Heimat und im Felde chirurgisch tätig sind, — ein Teil auch sich der Behandlung innerer Krankheiten widmet, die im Anhange ihre Stelle fanden. Die erste Auflage des Werkes erschien 1912. Verfasser war im Russisch- Japanischen Kriege 1904/5 Chefarzt des livländischen Feldlazaretts, dann 1912 Chefarzt in Belgrad, 1913 beratender Chirurg in Nisch und ist im jetzigen großen Kriege als Chirurg im deutschen Heere tätig. Das Buch zeigt auf jeder Seite den erfahrenen Kriegschirurgen und ist eine weitere Empfehlung des Werkes, das beim Ausbruche des Weltkrieges die zweite, Anfang 1915 aber bereits die vierte Auflage erlebte, überflüssig. Der bekannte Name des Verfassers, seine ausgedehnte vielseitige Erfahrung in großen Kriegen sind Gewähr für einen ebenso reichen, wie sicheren. zweck- mäßig angeordneten und eingeteilten, durch zahlreiche Bilder erläuterten Inhalt. Das handliche Format trägt dazu bei, das Werk zu einem wahren chirur- gischen Vademecum zu machen. Allen Kollegen, die Gelegenheit zu chirurgischem Handeln oder zur Bekämpfung der Heereskrankheiten haben, sei das Buch von OETTINGEN auf das wärmste empfohlen. K. v. BARDELEBEN (Generalarzt a |. s.). 416 Anatomische Gesellschaft. Der bisherige Vorstand der Gesellschaft ist der Ansicht, daß seine Berechtigung als solcher nach Ablauf der vierjährigen Wahl- periode erloschen ist, mit Ausnahme seiner beiden auf Lebenszeit ge- wählten Mitglieder, des Ehrenvorsitzenden und des ständigen Schrift- fiihrers. Vom 1. Oktober d. J. an besteht sonach der Vorstand, bis zu der auf der nächsten Versammlung der Gesellschaft vorzunehmenden Neuwahl, aus den beiden Unterzeichneten. Die nächste Versammlung soll, wie bereits früher beschlossen war, in Bonn stattfinden; die Zeit ist wegen des Weltkrieges einstweilen noch nicht festzusetzen. Außer den Wahlen wird die Gesellschaft über einige grundlegende Fragen ihrer Organisation zu beschließen haben, wozu bereits ein Antrag eingegangen ist. Anträge, Mitteilungen und Anfragen sind nach wie vor an den ständigen Schriftführer zu richten, — ebenso die Beitragszahlungen: für das laufende Jahr sechs Mark, für 1916 — bis Ende Januar — fünf Mark, später sechs Mark. Berlin und Jena, im Oktober 1915. Der einstweilige Vorstand: WALDEYER. K. v. BARDELEBEN. Personalia. Würzburg. Professor Tx. Boveri ist, 53 Jahre alt, nach schweren Leiden gestorben. Abgeschlossen am 23. Oktober 1915. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt fiir die gesamte wissenschaftliche Anatomie, Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der „Anatomische Anzeiger“ erscheint in Nummern von zwei Druckbogen. Um ein rasches Erscheinen der Beiträge zu ermöglichen, werden die Nummern aus- gegeben, sobald der vorhandene Stoff es wünschenswert macht, ev. erscheinen Doppel- nummern. Der Umfang eines Bandes beträgt etwa 46 Druckbogen, oder Ausgleich dureh Tafeln, der Preis 16 Mark. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 48. Bd. >= 30. November 1915. No. 17. Insart. Aufsätze. F. K. Studniéka, Ein weiterer Beitrag zur Kenntnis der Zellverbindungen (Cytodesmen) und der netzartigen (gerüstartigen) Grund- substanzen. Mit 8 Abbildungen. (Schluß) S. 417—427. — Eugen Greschik, Das Mitteldarmepithel der Tenthrediniden-Larven ; die Beteiligung des Kerns an der blasenförmigen Sekretion. Mit 11 Abbildungen. S. 427—448. Personalia. S. 448. Aufsätze. Nachdruck verboten. Ein weiterer Beitrag zur Kenntnis der Zellverbindungen (Cyto- desmen) und der netzartigen (gerüstartigen) Grundsubstanzen. Von F. K. SrupniéKa-Brinn. Mit 8 Abbildungen. (Schluß.) Vergleiche ich die Angaben der verschiedenen Autoren damit, wasich an Präparaten nach verschiedener Färbung und nach der Me- thode von BIELSCHo wskY gefunden habe, kann ich im glatten Muskel- gewebe der Wirbeltiere folgende ‚interstitielle“ Bestandteile unter- scheiden: erstens, die Längsmembranellen, die von der eigentlichen Grenzschicht des Sarkoplasma, dem Sarkolemm verschieden sind. Sie sind wohl nicht immer kontinuierlich, sondern können vielleicht auch gefenstert sein. Zweitens die Querverbindungen derselben. Sie sind einmal kurz und lamellär, ein anderes Mal stellen sie ein interzelluläres Wabenwerk vor, oder — das muß ich annehmen, ein noch kompli- Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 27 418 zierteres interzelluläres Gerüst. Sowohl die Längs- wie die Quer- membranellen und die interstitiellen Gerüste sind exoplasmatisch?). In ihnen und nicht außerhalb ihnen, in den Lücken, verlaufen die faserigen Strukturen, die man z. B. nach der Methode von BiEr- SCHOWSKY ohne jeden Zweifel nachweisen kann. Sie sind, wie wir oben sagten, verschiedener Art. Schließlich gibt es da, ebenfalls in dem Gerüst, kleine Bindegewebszellen bzw. ‚nackte‘ Zellkerne. Die Lücken des auf die soeben angegebene Weise gebauten interstitiellen Gerüstes sind während des Lebens mit Gewebslymphe ausgefüllt. Die gegenseitigen Beziehungen dieser Bestandteile und ihre eigent- liche Bedeutung können nur durch histogenetische Untersuchungen ge- nügend erklärt werden. Solche verdanken wir KAROLINE McGiLL?). Die erste Anlage des Gewebes stellt ein normal aussehendes Mes- enchymgewebe dar. McGiur beschreibt es als aus sternförmigen Zellen und ziemlich kurzen strangförmigen Cytodesmen bestehend. Sie be- zeichnet es, wie es bei den amerikanischen Autoren in solehen Fällen üblich ist, als ein „„Syneytium‘, was man nicht für zutreffend halten kann. Man sieht ganz deutlich die ‚Zellen‘ und die Zellverbindungen, der „Zellenaufbau‘, von dem die zelluläre Histologie spricht, ist also doch erhalten. Einige von den Mesenchymzellen werden länger und größer und sie wandeln sich in Muskelzellen um, andere, viel spärlichere, werden zu Bindegewebszellen. Aus den zuerst einfachen Zellverbindungen entwickelt sich später ein Zellbrückennetz, ein ‚‚interzelluläres Meso- stroma‘‘, wie ich es nenne. Es besteht in den jüngsten Entwickelungs- stadien aus Fädchen, hie und da jedoch wohl schon (dies gebe ich zu) aus lamellenartigen Cytodesmen. In diesem entstehen die Bindege- websfibrillen. ‚Le tissu conjonctiv intermusculaire n’envahit done pas secondairement le muscle, mais se forme ‚in situ‘,‘‘ bemerkt PRENANT®), indem er über die Befunde von McGiur berichtet. Die „Quermembranellen‘“, die McGıru jedenfalls nicht erwähnt, können demnach nichts anderes sein als flache, aus homogenem Exoplasma bestehende Cytodesmen. Es ist übrigens meiner Ansicht nach nicht ganz ausgeschlossen, daß sich da, und zwar vor allem bei späterem 1) Sie sind, wie HEIDENHAIN sagt, homogen. Die Zellularhistologen waren früher geneigt, alles was fest und homogen ist, besonders wenn sie es außer- halb der Zellen fanden, für ein Sekret zu halten. j 2) Internat. Monatschr. f. Anat. u. Physiol. Bd. 24, 1907. 3) Journal de I’ Anatomie Bd. 48, 1912. ae Wachstum des Muskelgewebes, bei dem man ja doch mit der Ver- mehrung der Muskelzellen durch Längsspaltung rechnen muß!), von anfang an lamelläre Cytodesmen bzw. interzellulire Vakuolchen bilden?). In diesem Falle wären die interstitiellen Strukturen des Muskelgewebes denen des Chordagewebes noch ähnlicher. Es handelt sich jetzt um das spätere Verhalten des interzellulären Mesostroma bzw. der lamellären Cytodesmen zu den Zellen, die man in dem Gewebe vorfindet. Darüber gibt McGiL weder in ihrer ersten noch in der zweiten Arbeit genauere Nachrichten. Es gibt, wie wir oben gesagt haben, Unterschiede in dem späteren Verhalten der extrazellulären Strukturen zu den Bindegewebszellen und zu den Muskelzellen. Mit den Körpern der sehr spärlich und nur stellenweise häufiger vorhandenen Bindegewebszellen, von denen hier vielfach nur die Zellkerne erhalten bleiben, verbinden sich die Cytodesmen un- mittelbar, dagegen bilden sie, an der Oberfläche der glatten Muskel- zellen angekommen, mit denen sie früher ja auch kontinuierlich ver- bunden waren, feste Hüllen, die Lingsmembranellen. Es sind das Exoplasmaschichten, vielfach mit Bindegewebsfibrillen, die denen ähnlich sind, die das Mesostroma an der unteren Grenze der Epithel- zellen, bzw. der im Epithelverbande gebliebenen Zellen, an der Ober- fläche der Zerebrospinalröhre usw., bildet. Es ist das, streng genommen, ein Analogon der Membranae limitantes (terminantes), das hier den der Zellbrückensubstanz bzw. dem interstitiellen Bindegewebe fremd- gewordenen protoplasmatischen Inhalt der glatten Muskelfasern, der Jetzt auch seine eigene Hülle, eine plasmatische Grenzmembran, das eigentliche Sarkolemm erhält, von dem Zellbrückennetz trennt. Das interstitielle Bindegewebe des glatten Muskels entsteht kurz gesagt auf der Grundlage des extrazellulären Protoplasma. Nicht die Bindegewebszellen, sondern die Cytodesmen und die an die Membranae limitantes erinnernden Hüllen der einzelnen Muskelzellen, sind seine Bildner. Es gibt jedenfalls auch Bindegewebszellen, vielfach, wie ich sagte, nur ‚nackte‘ Zellkerne — wie schon SCHAFFER?®) gefunden hat — doch kann man sich ohne weiteres auch einen solchen Fall vor- stellen, in dem jene Zellen bzw. Zellkerne vollkommen fehlen. Wie in anderen Fällen kann wohl auch in diesem das extrazelluläre Proto- 1) Dies wird schon von HEIDENHAIN (1900, S. 183) angenommen. 2) Vergl. das, was ich über ein ähnliches Thema im J. 1903, Anat. Hefte Bd. 21, S. 415, sagte. L. c. Textabb. 3) 1899, S. 238. 277 420 plasma von den „Zellen“ bzw. den Zellkernen, denn diese sind doch hier das wichtigste, unabhängig sein. Es wächst offenbar selbständig und bildet selbst die Bindegewebsfibrillen in zweckmäßiger Anordnung. Auch hier kann also der Hinweis auf das oben von uns beschriebene Chordagewebe, dessen Zwischenmembranellen und andere Strukturen dem interstitiellen Gerüst des glatten Muskelgewebes analog sind, von Nutzen sein. Ich begnüge mich mit einem ausführlicheren Hinweis auf das glatte Muskelgewebe, über welches ich, wie ich sagte, auch über eigene Erfahrungen verfüge, und welches schließlich hier das lehrreichste ist. Auf andere Fälle soll nur flüchtig hingewiesen werden. Man könnte jetzt auch das Myokard des Wirbeltierherzens er- wähnen, dessen Muskelgewebe bekanntlich auch auf der Grundlage des Mesenchyms entsteht!) und in dem sich im fertigen Zustande ebenfalls ein interstitielles Bindegewebe befindet, etwa derselben Art, wie in dem vorangehenden Falle. Dieses ,,Perimysium internum‘ des Herz- muskels bildet ebenfalls an der Oberfläche der eigentlichen Muskel- substanz festere Schichten?). Daneben kann man auch das querge- streifte Muskelgewebe der Wirbeltiere berücksichtigen. Was das letztere betrifft, so spricht alles dafür, daß auch hier das interstitielle Bindegewebe — ich sage vorläufig Bindegewebe, nicht Bindegewebs- bzw. Mesenchymzellen — ‚in situ“, das ist zwischen den im Entstehen begriffenen Muskelfasern auf ähnliche Weise ent- steht, wie es im glatten Muskelgewebe festgestellt wurde. Von den Bindegewebszellen, die man immer als Bildner der Bindegewebsfasern betrachtet, ist es wenigstens sehr wahrscheinlich, daß sie zum Teil wenigstens dem Gewebe nicht fremde Elemente vorstellen. Die An- gaben von GODLEWSKI®) und von MiopowskA®) und besonders die Resultate der neuestens erschienenen Abhandlung von Asa1®) zeigen, daß hier in jungen Entwickelungsstadien (bei Amnioten, die alle jene Autoren untersucht haben!) ein direkter, durch Cytodesmen und Zellbrückennetze vermittelter Zusammenhang zwischen Myoblasten und gewöhnlichen Mesenchymzellen besteht. Das Bindegewebe, 1) Vergl. die Abhandlung von GODLEWSKI v. J. 1902. 2) Vergl. HEIDENHAIN’S „Plasma“ 1911 und die Arbeiten der Schule von ZIMMERMANN in Arch. f. mikr. Anat. Bd. 75, 1910. 3) Arch. f. mikr. Anat. Bd. 60, 1902. 4) Anz. d. Akad. d. Wiss. Krakau 1908. 5) Arch. f. mikr. Anat. Bd. 86, 1914. - A421 „Perimysium internum‘ des Muskels, entsteht auch in diesem Falle „in situ‘ und braucht nicht von außen in den Muskel hineinzuwachsen. Auch in diesem Falle gibt es an der Oberfläche der einzelnen Muskel- fasern, wie neuestens Asaı überzeugend nachweist, eine Art binde- gewebige, das ist Bindegewebsfasern führende Limitans, die auch hier, wie im glatten Muskelgewebe, an eine der Muskelfaser eigene feinere, homogene Membran, das eigentliche Sarkolemm, grenzt. Auch in diesem Falle legen die Autoren auf das Vorhandensein von Bindegewebszellen im Perimysium internum, meiner Ansicht nach, allzuviel Nachdruck; das extrazelluläre mesostromatische Bindegewebe könnte wohl aucli hier ohne solche entstehen und bestehen. Bevor ich den den ‚‚interstitiellen‘‘ Strukturen, wie sie viel- fach genannt werden, gewidmeten Abschnitt der vorliegenden Ab- handlung schließe, mache ich noch auf einen Fall aufmerksam, m dem es sich wieder um Epithelgewebe handelt. Es handelt sich um eigen- tümliche Pseudokutikulargebilde, die ,, Haftborsten‘‘, die man auf der Oberfläche der Haftlappen an den Extremitäten der Geckoniden vor- findet. Sie wurden vor Jahren von CARTIER!) und neuestens von H. R. Scumipt (bzw. W. J. Scumipt)*) beschrieben und mit Rück- sicht auf ihre Hatstehung untersucht. Es handelt sich hier nicht um auf der Oberfläche eines Epithels, in diesem Falle der Epidermis, ausgeschiedene Kutikularschicht, son- dern die feste Substanz jener Struktur entsteht interzellulär, zwischen zwei nacheinander folgenden Schichten von großen, etwa kubischen Epidermiszellen des Stratum Malpighii. Wie andere Epidermiszellen, sind auch diese untereinander mittels zahlreicher Cytodesmen ver- bunden. An der Grenze zwischen jenen zwei Schichten werden die Cytodesmen länger und schließlich entsteht auf der Grundlage der Cytodesmen eine selbständige Schicht, in der die stark in die Länge ausgezogenen, schief liegenden Cytodesmen dicht aneinander sich be- finden. Die Cytodesmen, oder wenn man will, Protoplasmafasern ?), befinden sich gruppenweise dieht aneinander. Das Protoplasma der Cytodesmen wandelt sich in ein festeres Exoplasma um und auch die benachbarten Partien des Zellplasma beteiligen sich an der Bildung des extrazellulären Protoplasma. Nachdem jetzt die oberflächliche 1) Verh. phys.-med. Ges. Würzburg N. F. III, 1872. 2) Züricher Dissert. 1904, vgl. W. J. Scumipr in Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 100, 1912, S. 162. 3) W. J. ScHMmiDT, |. c., S. 237. 422 Lage der Epidermiszellen zerstört, bzw. abgeworfen wird, hat man freiliegende ,,Haftborsten“, von denen eine jede einer Gruppe von ehemaligen Cytodesmen entspricht, vor sicht). Sie machen dann voll- kommen den Eindruck von Kutikularbildungen. Während es sich im vorhergehenden um Gewebe und deren inter- zelluläre, oder, wie man es in jenen Fällen oft nennt, ‚‚interstitielle‘‘ Strukturen gehandelt hat, kommen im folgenden solche in Betracht, in denen es sich um Auswüchse aus der freien Oberfläche der Zellen verschiedener Art handelt. Ich habe schon früher darauf hingewiesen?), daß sich die interzellulären Strukturen und die Strukturen der freien Fläche der Zellen in mancher Hinsicht analog verhalten. Ich mache erstens auf die sog. ,,Cupula terminalis‘‘ der Cristae acusticae der Wirbeltiere aufmerksam. Die Cupulae bestehen bekannt- lich aus feinen protoplasmatischen Fortsätzen der Sinneszellen der Cristae acusticae, den Hörhaaren, die annähernd an jene der Geißel- zellen erinnern, von denen sie sich jedoch durch wichtige Unterschiede unterscheiden. Die Hörhaare sind in diesem Falle besonders lang und verlaufen parallel miteinander. Indem sie in eine gallertartige Substanz eingelagert sind, bauen sie ein weiches Gebilde von charakteristischer Gestalt. Ich selbst habe diese „Cupula‘‘ an Präparaten von älteren Feten von Spinax niger untersucht und konnte mich davon überzeugen, daß sie, an diesem Objekt wenigstens, nicht für ein Artefakt gehalten werden kann?). Hier konnte ich beobachten®), daß sich zwischen den parallel mit- einander verlaufenden Hörhaaren, welche in diesem Falle den pri- mären Cytodesmen der Chorda von Belone entsprechen würden, ganz feine Querverbindungen befinden. Es sind das Strukturen, die ich für bloße Koagulate einer früher vorhandenen zusammenhängenden 1) W. J. ScHMIDT bezeichnet sie mit dem Namen ‚‚Epithelfaserborsten“ bzw. „Haare“. 2) Vergl. Sitzungsber. d. Kgl. Ges. d. Wiss. in Prag, 1897 und 1898, Anat. Anz. Bd. 44, 1913, S. 578. 3) Man hält die Cupula bekanntlich meistens, nach dem Vorgange von HENSEN (Arch. f. Physiol. An. Abt. 1878, 1881) für ein Artefakt. Die Hörhaare sollen durch eine sekundär entstehende Gallerte miteinander verbunden sein und das Gebilde soll am lebenden Objekte — HENSEN untersuchte erwachsene Teleostier — aus frei verlaufenden Hörhaaren bestehen. An meinem Objekte besteht, wie ich anderswo schon sagte (Anat. Anz. Bd. 42, 1912. S. 560) die Cupula bestimmt aus den Hörhaaren und einer Zwischensubstanz. 4) Vergl. Anat. Anz. Bd. 42, 1912, S. 560. 423 Gallertsubstanz nicht halten könnte, und die offenbar aus verschleim- tem Protoplasma bestehen. Offenbar handelt es sich um dasselbe, wie in dem Chordagewebe. Feine Stränge von Protoplasma, in diesem Falle die Hörhaare, werden untereinander zu einem festen Gebilde verbunden und die sekundär aus ihnen entstehenden Querverbindungen verschleimen später, wie man es übrigens auch in den Trabekeln des Mesostroma in so vielen Fällen beobachtet. Zu etwas ähnlichem kommt es auch an anderen Stellen im Gehör- organ der Wirbeltiere, bei der Entwickelung anderer Otosomen. Die sog. Otolithen- und die Otoconienmembranen entstehen ganz bestimmt auf der Grundlage von Hörhaaren und Zellfortsätzen überhaupt, und die später sie untereinander verbindende, öfters ebenfalls gallertartige Substanz entsteht kaum auf eine andere Weise als durch Verschlei- mung von protoplasmatischen, durch Verzweigung jener Fortsätze ent- stehenden Netzen!). Vielleicht werden auf eine ähnliche Weise auch die einzelnen Flimmerzilien der Flimmerzellen miteinander verbunden, wie man gewöhnlich sagt, ,,verklebt‘‘; in jenen Fällen, in denen es zur Bildung von zentralen Geißelgebilden verschiedener Art kommt. Man nimmt da immer das Vorhandensein einer besonderen, von der Zelloberfläche ausgeschiedenen ,,Kittsubstanz‘‘ an, welche die Zilien miteinander verklebt. Die Genese einer solchen durch Sekretion hat natürlieh bisher niemand beobachtet. Viel wahrscheinlicher ist es, daß es das Protoplasma (Morphoplasma) selbst ist, welches die festere Verbindung jener Teile untereinander besorgt. Ich wenigstens bin jetzt nicht geneigt, die Rolle der Sekrete als „Kittsubstanzen“ im Tierkörper auch in anderen Fällen dieser Art anzunehmen. Die An- nahme, daß die Sekrete größere plasmatische Teile miteinander ver- kleben, stellt einen Teil der Sekretionstheorie überhaupt vor. Ein weiterer Fall, auf den ich da hinweisen will, betrifft ver- schiedene Cuticulae, vor allem die feine Cuticula, welche die Ependym- zellen der Tela chorioidea des Gehirns niederer Wirbeltiere bedeckt. Diese ganz weiche und ohne Zweifel protoplasmatische (exoplasma- tische) Kutikularschicht befindet sich außerhalb der Zellkörper der Ependymzellen, was man am besten daraus erkennt, daß sich die Schlußleisten der Interzellularlücken unterhalb ihr befinden. Beob- achtet man an einigen Objekten (Petromyzon z. B.) diese Cuticula am Querschnitte des Ependyms, so scheint es, als ob sie aus kurzen 1) Vergl. Anat. Anz. Bd. 42, 1912, S. 529. 424 dicken Stäbchen bestehen würde, zwischen denen die Flimmerzilien der Ependymzellen nach außen treten. Beobachtet man sie an Hori- zontalschnitten, so erkennt man leicht, daß es sich um eine konti- nuierliche perforierte Schicht, um eine wirkliche Cuticula handelt). In einigen Fällen, bei anderen Tierformen, gibt es an derselben Stelle, wie ich selbst schon vor Jahren fand?) und wie es neuestens GRYN- FELTT und EuUZIErE°) beschreiben, keine zusammenhängende, von der Ependymoberfläche nach Fixierung leicht sich abhebende Cuticula, sondern einen ‚„Stäbehen- oder Bürstensaum‘‘, der aus kurzen dickeren oder dünneren, unabhängig voneinander aus der Zelloberfläche aus- wachsenden, Zellfortsätzen besteht *). Ich habe keine Veranlassung, an der Richtigkeit beiderlei Befunde zu zweifeln. Es scheint mir, daß sich die Divergenz zwischen ihnen in Übereinstimmung damit, was wir oben gehört haben, auf etwa folgende Weise erklären läßt: Die Zellen bilden an ihrer äußeren freien Fläche Zellfortsätze, Stäbchen, bzw. einen Stäbehensaum. So wie die Cyto- desmen und so wie die Hörhaare, verbinden sich vielleicht in einigen Fällen, vielleicht gleich bei ihrer Entstehung, jene Zellfortsätze durch plasmatische Querverbindungen untereinander und es entsteht so — in einigen Fällen — eine extrazelluläre perforierte protoplasmatische Kutikularschicht. Sie wäre demnach ursprünglich ein feines Gerüst- werk von Protoplasmafädchen. Eine spongiöse bzw. retikuläre Struk- tur beobachtet man in der Tat an der Cuticula des Ependyms, und da, wo man sie nicht beobachtet, kann man immer daran denken, daß — sie durch Hyalinisierung*) unsichtbar geworden ist. Nach dieser Theorie wären also die Stäbehensäume und wenigstens einige Kutikularschichten miteinander eigentlich nahe verwandt und in der Tat kann man beobachten, daß sich beiderlei Bildungen auch in anderen Fällen vielfach gegenseitig vertreten können. Diese Deutung ist nicht neu. Vor mehreren Jahren hat schon Nıns HoLMGREN ®) 1) Vergl. meine Abhandlungen: Sitzungsber. d..Kgl. Ges. d. Wiss. in Prag, 1899, N. XXXV, S. 12, Taf.-Abb. 5—8; Anat. Hefte Bd. 15, 1900, Taf. 38/39. 2) Vergl. Anat. Hefte Bd. 15, 1900, S. 373, Taf. 36/37, Abb. 9. 3) Bei Selachiern, Comptes rendus de Assoc. des anatom. 1912. 4) Die Literatur über den Stäbchensaum vergl. z. B. bei PRENANT (Bibliogr. anat. 1899), STUDNICKA (Sitzungsber. Prag, 1898), VIGnoN (Arch. zool. exper. Bd. 9, 1902, S. 488) und bei MERKEL, Ergebn. d. Anat. Bd. 18, 1908). 5) Das ist: Durchtränkung durch ‚„Bausekrete“. 6) Anat. Anz. Bd. 21, 1902. 425 ähnliche Ansichten ausgesprochen und er hat sogar die Flimmerbesätze der Zellen mit allen vertikalgestreiften Chitinbildungen gleichstellen wollen. Vielleicht ist er dabei etwas zu weit gegangen, ganz richtig hat er jedoch in seiner Abhandlung auf die Cuticula des Darmkanals von Ascaris hingewiesen. Diese besteht wirklich, wie ich früher schon!) gefunden habe und wie es dann auch andere bestätigten, wirklich aus ganz feinen, dicht liegenden Stäbchen, die ich in der betreffenden Arbeit als unbewegliche Flimmerzilien — ‚Stereozilien‘ sagen wir heute nach dem Vorgange von LENHOSSER — aufgefaßt habe. Früher hat man das Vorhandensein einer besonderen aus den Zellen aus- geschiedenen ,,Kittsubstanz‘‘ zwischen den Stäbchen der Stäbchen- säume angenommen, es ist jedoch sehr wahrscheinlich, daß auch hier das Protoplasma (NB.: das festere Morphoplasma) die Rolle einer solchen besorgt. Man kann sich vielleicht auch jetzt einen solchen Fall vorstellen, in dem sich in dieser Zwischensubstanz besondere, parallel mit der Zelloberfläche verlaufende und sich unter rechtem Winkel kreuzende Fibrillensysteme bilden, wie man sie so oft auch in sehr dünnen und primitiven Kutikularschichten vorfindet. Die Sekrete sind, wie ich bereits oben sagte, wenig dazu geeignet, etwas im Tierkörper zu ,,verkitten‘‘ und sind kaum fähig Fibrillen zu bilden. Nur mit einigen Worten will ich noch auf die eigentümliche Cuticula von Lepadogaster hinweisen, welche bei diesem Teleostier die zu einer Art Saugnapf umgewandelten Brustflossen auf ihrer unteren Seite bedeckt?). Die Genese dieser, offenbar protoplasmatischen Schicht kann ich mir auf keine andere Weise als ungefähr diejenige, die ich im vorhergehenden erwähnt habe, zu erklären. Eigentlich gehört auch die, oben schon bei anderer Gelegenheit erwähnte Oto- lithenmembran und die Otoconienmembran in dieselbe Reihe der „Kutikulargebilde‘“. Ich habe im vorhergehenden einige Hypothesen ausgesprochen. Es geschah dies deshalb, um auf Möglichkeiten aufmerksam zu machen, mit denen die Histologie gewöhnlich nicht zu rechnen gewöhnt ist. Es soll dadurch zu weiteren Untersuchungen Anregung gegeben werden. Die Histologie hat, als sie noch vollständig unter dem Einfluß der Sekretionstheorie stand, immer auf die Kutikularschichten hinge- wiesen und sie hat, indem sie bei diesen die Entstehung durch Sekretion 1) Sitzungsber. d. Kgl. Ges. d. Wiss. in Prag 1899. 2) Vergl. meine Abh. im Anat. Anz. Bd. 29, 1906, Abb. 12 und Anat. Heite Bd. 39, 1909, Taf. 13/14, Abb. 83, 84. 426 als selbstverständlich vorausgesetzt hat, auch die ihnen analogen Grundsubstanzen für einfache Sekretablagerungen gehalten. Heute ist es umgekehrt. Man konnte sich in vielen Fällen und ziemlich genau von der protoplasmatischen Anlage der Grundsubstanzen überzeugen und nichts ist natürlicher, als daß man jetzt auch die Kutikularsub- stanzen von diesem Standpunkt aus zu begreifen versucht. Bei einigen von ihnen hat man übrigens schon früher die Anlage in um- gewandeltem Protoplasma angenommen. Es ist im voraus sehr wenig wahrscheinlich, daß es sich da um zwei voneinander grundverschiedene Substanzen handeln würde. Noch etwas anderes erkennen wir aus den, besonders im ersten Teile dieser Abhandlung besprochenen Beispielen. Das Protoplasma hat die Tendenz, unter sehr verschiedenen Umständen feine extra- zelluläre Fadchen zu bilden, die sich durch Bildung von Seitenzweigen in komplizierte gröbere oder feinere Netze und Gerüste umwandeln können. Diese ,,filose activity‘ des Protoplasma — ich benütze hier einen Ausdruck von ANDREWS — ist eine ziemlich allgemein ver- breitete Erscheinung. Schon bei Protozoen kann man bekanntlich in zahlreichen Fällen etwas ähnliches beobachten. Die umfangreichen und komplizierten Filopodiennetze einer Gromia z. B. — ich habe die jedem bekannte Abbildung von MAx ScHULTZE im Sinne — stellen etwas vollkommen ähnliches vor. Bei den Rhizopoden handelt es sich in den Pseudopodien um ‚‚mobiles‘‘ Protoplasma (HEIDENHAIN), in den von uns hier besprochenen Fällen um ziemlich festes Exoplasma, aber die Erscheinung ist schließlich dieselbe. Die auf diese Weise ent- stehenden Strukturen sind etwas anderes als jene, welche auf der Grundlage der Schaumstruktur des Protoplasma eventuell entstehen, aber es können sich beide auch später kombinieren. Besonders am Chordagewebe des von uns beschriebenen Falles von Belone kann man dies beobachten. Die Cytodesmen und die von ihnen gebildeten Netze, von denen im vorhergehenden gesprochen wurde, findet man, und dies betone ich am Ende dieser Abhandlung, nur in tierischen Geweben. Hier gibt es erstens die durch das Vorhandensein der Zellkerne und der Zentriolen bedingten, oft scharf umgrenzten Protoplasmaklümpchen, die wir unter dem Namen der ‚„Zellen‘‘ kennen (abgesehen von den Symplasmen und den Syneytien!) und neben ihnen verschiedene 427 Arten des ‚extrazellulären Protoplasma‘‘. Ganz anders verhält es sich mit dem Körper der höheren Pflanzen. Hier kommt im Gegen- teil dazu nur das in feste Zellmembranen eingeschlossene ‚‚Zellplasma“ vor und die Plasmaverbindungen, die ‚Plasmodesmen‘“, die man dort vorfindet, liegen, da sie durch die ganze Dicke der Zellmembran durch- treten müssen, in ihrem ganzen Verlaufe im Bereich der ‚Zelle‘. Ein wirklich ,,extrazellulares‘‘ Protoplasma findet man bei höheren Pflanzen überhaupt nicht!); die Zellen und die Zellfusionen, die es da gibt, liegen meist dicht aneinander. Vergegenwärtigt man sich noch das Vorkommen verschiedener, oft sehr selbständig auftretender Fibrillen im Protoplasma tierischer Zellen und Gewebe und das fast vollstän- dige Fehlen von mit ihnen vergleichbaren Strukturen im Körper der Pflanze, so hätte man die wichtigsten Unterschiede zwischen der feine- ren Struktur des Tierkörpers und des Pflanzenkörpers vor sich. Man legt immer viel Nachdruck auf die „Übereinstimmung in der Struktur und dem Wachstum der Tiere und Pflanzen‘, man sollte sich jedoch immer auch die wichtigen Unterschiede zwischen beiden gehörig ver- gegenwärtigen. Brünn, Anfang Mai 1915. (Eingegangen am 19. Mai.) 1) Das sog. ,,extramembranése“ Protoplasma, das nur bei einigen niederen Algen vorkommt, ist etwas anderes als das „extrazelluläre‘ Protoplasma der tierischen Gewebe! Nachdruck verboten. Das Mitteldarmepithel der Tenthrediniden-Larven; die Beteiligung des Kerns an der blasenförmigen Sekretion. Von Dr. Evern Greschik, I. Assistent. Mit 11 Abbildungen. Histologisches Laboratorium der Kgl. Ungarischen Ornithologischen Zentrale zu Budapest. Eingehendere Untersuchungen über die Teilnahme des Kerns bei physiologischen Prozessen sind trotz der ungeheuer angeschwollenen Literatur immer noch spärlich vorhanden. Sogar über die Beziehungen der Kernsubstanz zum Zellkörper sind die Meinungen verschieden. Während die Arbeiten aus Prenant’s Schule eine intensive Beteiligung des Kerns an den Sekretionsvorgängen beschreiben — hierher ge- 428 hören auch die Arbeiten R. Herrwie’s und Gorpschmipr’s über Chro- midien, sind andererseits Autoren, die von derartigen Vorgängen nichts wissen wollen. So schreibt z. B. HeipEnnarn in seinem ausgezeichneten Werke „Plasma und Zelle“ dem Kerne der Gewebszellen in der Tei- lungsruhe einen „ganz auffallenden Zustand der Untätigkeit“ zu. So- gar bei sezernierenden Zellen sollen die Zustandsänderungen der Kerne nur in indirekter Weise mit der Funktion zusammenhängen, sie stehen in einer näheren Beziehung zur inneren Regeneration der Zelle, welche die Ergänzung des während der Bildung geformten Sekret- materials zum Teil verbrauchten Plasmas bezweckt. Monreomery (1898) fand zwar an den einzelligen Hautdrüsen von Piscicola ein Ausstoßen von Nukleolarsubstanz aus dem Kern in großartigem Maßstabe, aber auch bei diesem Objekt fehlen direkte Beziehungen zur Bildung der Sekret- körperchen, diese differenzieren sich aus einer im Zellkörper befind- lichen homogenen Masse heraus. Jörsensen (1913) beobachtete an demselben Objekt unter anderem ein basophiles Prosekret, aus dem sich die Drüsengranula bilden und welches morphologisch unabhängig vom Kern entsteht. Die basische Ohromatinfärbung des Plasmas sei kein Beweis für Chromatinaustritt (= Chromidienbildung). Der Kern bildet viel Chromatin aus, das während der Drüsentätigkeit langsam aufgebraucht zu werden scheint. Hierbei scheint der Kern Substanz in gelöstem Zustande abzugeben. Eben weil gelöste Stoffe sich be- teiligen, ist es nicht zu erweisen, noch zu widerlegen. Mazıarskı (1910) kam nach eingehenden Untersuchungen an den Zellen der Mitteldarm-. caeca von Sphaeroma (Isopode) zu sehr interessanten Ergebnissen. Hier eliminiert der Kern Chromatin ins Cytoplasma, aus dem ent- weder direkt Sekretvakuolen entstehen oder welches zur Bildung von Sekretkörnern Material liefert, wobei die granuläre Kernstruktur in eine retikuläre oder vakuoläre übergeht. Die Änderungen der Struktur des Kerns hängen vom Wechsel seiner Funktion ab, so daß man von einem ruhenden Kern nicht reden sollte. Für das Studium der hier in Frage kommenden Prozesse scheinen die Kerne der Insekten ganz besonders geeignet zu sein — schon Carnoy (1884) schätzte sie in dieser Beziehung hoch. In der Tat finden wir in der blasenförmigen Sekretion des Insektendarmes einen Prozeß, bei welchem eine Beteiligung des Kerns, in Übereinstimmung mit fast allen Autoren, wohl nicht zu leugnen ist. Seit Van GenucHhten (1890) bei den Larven von Ptychoptera contaminata an den Zellen bläschenförmige Erhebungen beschrieb, 429 sind diese Gebilde bei vielen anderen Insekten beschrieben worden. So um nur die wichtigsten Arbeiten zu erwähnen: von Heyscuen (1904) bei Bombyx rubi, von Bıeperuann (1908) bei der Larve von Tenebrio molitor, von DEEGENER (1908— 1909) bei den Raupen von Malacosoma eastrensis und Deilephila euphorbiae, von Runerus (1911) bei Dytiscus marginalis, von Horrz (1909) bei Nematus, von Gorka (1913) bei Gnaptor usw. Hierher gehören auch eine große Menge Arbeiten, welche sich mit der Metamorphose und Häutung des Darmkanales der Insekten beschäftigen, besonders Braun (1912). Außer bei Wirbel- losen wurden diese Bläschen auch bei Wirbeltieren gefunden, so be- sonders von Mıstawsky (1909) in der Glandula mandibularis super- ficialis des Kaninchens, von Brinkmann (1912) in den Hautdrüsen der Säugetiere, ich (1913) konnte sie in der Unterkieferdrüse der Vögel beobachten. Einige Autoren betrachten zwar diese Ausstülpungen für Kunstprodukte, so Vienon (1899), Sumicnon (1903), PErErsen (1912) und ihnen scheint sich neuestens auch LortE (1914) anzuschließen. Alle diese bläschenförmigen Erhebungen aber einfach für Kunstpro- dukte erklären zu wollen, scheint mir zu weit gegangen. Die Versuche Steuper’s (1913) zeigten, daß diese Sekretionserscheinungen mit be- stimmten Phasen der Eisenabscheidung zusammentreffen und so die Abschnürung der Bläschen als normaler Vorgang beim Sekretionsakte anzusehen ist. Diese Angaben konnte auch Loeue (1914) bestätigen. Ich beschäftigte mich gleichfalls mit der Frage, inwieweit es sich um Kunst- produkte an meinem Objekt handelt: Mitteldarm der Tenthrediniden- Larven und kam zu folgenden Ergebnissen. An lebendfrischen Därmen, ohne Zusatzflüssigkeit und unter Schutz gegen jeden Druck untersucht fand ich an einigen Zellen sehr schön die bläschenförmigen Er- hebungen. Ich fand weiter, daß ein Teil tatsächlich Kunstprodukt ist und zwar entweder durch Druck oder Quetschung (Vorsicht beim Abkneipen mit der Schere!) oder aber durch Fixierungsflüssigkeiten verursacht, wie bereits von Prrersex (1912) eingehender beobachtet. Wenn aber Petersen schreibt, daß Kalibichrom-Formol-Essigsäure keine derartigen Kunstprodukte liefert, so traf das bei meinem Objekt nicht zu. Auch nach Fixieren mit dieser Flüssigkeit fand ich Bläschen. Die künstlich entstandenen Bläschen sind jedoch immer gut von den wirklichen zu unterscheiden. Die Kunstprodukte sind entweder hyalin oder aber vom Aussehen des Zelleibes, während die Sekretionsbläschen einen sich anders als der Zelleib färbenden körnigen Inhalt oder aber eine gefällte Flüssigkeit besitzen. Jorpan (1913) hat darum voll- 430 kommen recht, wenn er bemerkt, dafi es sich in verschiedenen Fallen um verschiedene Protuberanzen handelt, und hyaline Protuberanzen seien nicht mit sekreterfiillten Blasen zu verwechseln. Ich möchte noch bemerken, daß wahrscheinlich auch nicht alle hyalinen Er- hebungen auf Rechnung der Fixierungsflüssigkeiten zu setzen sind, da diese auch bei Degenerationserscheinungen auftreten, wobei sich z. B. der ganze Stäbehensaum abheben und dadurch bei anderen Objekten zur Bildung einer peritrophischen Membran Anlaß geben kann. Die meisten Bläschen zeigten sich in den Präparaten, welche in Carnoy- scher Flüssigkeit fixiert waren, der größte Teil war Kunstprodukt. Bläschen konnte ich nach allen von mir gebrauchten Fixierungsflüssig- keiten beobachten; es zeigte sich aber auch hier, daß bei Anwendung der gleichen Fixierungsflüssigkeit das eine Mal mehr, das andere Mal weniger Protuberanzen erschienen. Es scheinen hier Faktoren mit- zuwirken, welche wir noch nicht kennen und welche wohl von dem jeweiligen physiologischen Zustande der Zelle abhängen. Unter dem Namen „blasenförmige Sekretion‘‘ darf man sich weiter nicht immer genau den gleichen Vorgang vorstellen. Gemeinsam ist nur, daß da- bei an der Zelloberfläche Blasen entstehen, während in Wirklichkeit wahrscheinlich sehr verschiedene Prozesse diese Blasenbildung ver- ursachen. So fand ich bei meinem Objekte, wie ich weiter unten ausführlicher berichten werde, das eine Mal den Inhalt des Kernhofes direkt eine Blase verursachen, das andere Mal aber Körnchen aus dem Kern in das Cytoplasma wandern und an der Oberfläche sich fest- setzend, erst dann eine Blase bilden. Wie Drxerner, fand auch ich, daß nach kürzerem Hungern die Bläschen sich vermehrten, während nach längerem Fasten nur der Kernhof noch in intensiver Tätigkeit sich befand, und die gewöhnliche Bläschenbildung an der Zellober- fläche vollständig verschwunden war. Dies ist auch ein Beweis, daß wir es in der Bläschenbildung mit einem physiologischen Prozeß zu tun haben. Er ist besonders, wie aus den obigen Angaben hervor- geht, im Insektendarm weit verbreitet und spielt dort eine wichtige Rolle, transportiert nämlich, wie allgemein angenommen wird, Enzyme in das Darmlumen. Die meisten Beobachter sind der Ansicht, daß mit der Sekretion gleichzeitig auch im Kern gewisse Veränderungen vorgehen, über welche sie jedoch keine näheren Angaben machen konnten. Von der Wichtigkeit der Angelegenheit überzeugt, beschloß ich, der Sache näher nachzuspüren und wählte als Untersuchungsobjekt die Mitteldarmepithel- 431 zellen der zu den Hymenopteren gehörenden Tenthrediniden-Larven (Blattwespen-Afterraupen), welche als Feinde unserer Pflanzen über- all auftreten, erstens wegen der Größe der Zellen, und zweitens, weil bei denselben, nämlich bei Nematus bereits Horrz (1909) den Sekre- tionsvorgang eingehend schilderte, ohne freilich sagen zu können, welche Elemente des Kerns eigentlich an dem Prozeß teilnehmen. Ich untersuchte Larven folgender 4 Arten: Nematus salicis, Nematus ventricosus, Macrophya albicincta und Macrophya ribesii. Von lebend- frischem Material machte ich sehr ausgiebigen Gebrauch, kontrollierte jedes fixierte Präparat am frischen Objekt. Freilich mußte ich mich dabei meistens mit den gröberen Strukturverhältnissen begnügen, die oft sehr feinen Unterschiede mußte ich an fixierten und gefärbten Präparaten studieren. Außer eigenen Beobachtungen verwertete ich besonders die Angaben Frexzer’s (1886), welche zum Teil an Material im frischen Zustande bewerkstelligt, besonders wertvoll sind, und auf welche nach meiner Meinung in den späteren Arbeiten viel zu wenig Bezug genommen worden ist. Fixiert wurde in Sublimat-Eisessig, „Subtrie“ nach HEIDENHAIN, Sublimat-Osmium, Frexzer’schem Gemisch, Carnoy, Freummng’scher Flüssigkeit (starke), Formol-Salpetersäure nach Apatuy, Platinchlorid- Formol-Sublimat, Kalibichrom-Formol-Essigsäure, Alkohol absolut, Bourn, Zenker. Die beiden letztgenannten Gemische waren unbrauch- bar, besonders gut konservierte Formol-Salpetersäure nach APATHY und Platinchlorid-Formol-Sublimat. Für farbenanalytische Zwecke, zur Erschließung der Kernstruktur gebrauchte ich vorzugsweise EnruicH-Bioxpı, ein ausgezeichnetes Farbstoffgemisch, welches bei feinen cytologischen Studien geradezu Hervorragendes leistet. Bei Schnitten, welche nicht aus Sublimat stammten, gebrauchte ich zur Kontrollierung immer auch sublimathaltige. Außerdem Marrory, nach welchem Chromatin und Nukleolen sich scharf different färbten, dann Kristallviolett nach Brenpa, Eisenalaun-Hämatoxylin nach HEIDENHAIN mit Thiazinrot-, Chromotrop-Nachfärbung oder um die Angaben früherer Autoren zu prüfen mit Van Greson; oft Vorfärbung mit Bordeauxrot (Centrosomen), Azokarmin-Pikroindigokarmin. Ich machte auch Pilo- carpinisations- und Hunger-Versuche. Um möglichst sicher zu gehen machte ich von fast sämtlichen Objekten Parallelreihen, die eine voriges Jahr, die andere diesen Frühling. Einbettung durch Schwetel- kohlenstoff in Paraffin oder in Celloidin und Paraffin nach APATHY. Trotz der riesigen Größe der Zellen, war die Analyse des Sekre- 432 tionsvorganges nicht eben leicht. Es zeigte sich nämlich nach längerem Studium, daß in dem Mitteldarmepithel der Tenthredo-Larven mehrere Prozesse vorkommen: 1. Sekretion, 2. Chromatolyse, 3. Resorption, 4. Amitose oder besser Kernzerschnürung. Wir haben hier mit einer Vielseitigkeit der Funktion zu tun, welche ihren Grund zum Teil darin hat, daß das Darmepithel hier noch auf sehr niedriger phylo- genetischen Stufe steht: dieselbe Zelle macht alle diese Prozesse durch. Diese Vielseitigkeit bedingt es, daß hier nicht wie bei der Drüsen- zelle eine Ausschließlichkeit und Einseitigkeit der Funktion (GURWITSCH) vorliegt, sondern daß das Bild kompliziert erscheint. Trotzdem war die Beteiligung des Kerns an der blasenförmigen Sekretion klar zu verfolgen. Abb. 1. Teil eines Längsschnittes aus dem Darm der Larve von Macrophya albicincta, etwas schematisch. JZ Längsmuskeln; charakteristische Lage der Ring- muskeln R; Re Resorptionsstreifen am Stäbehensaum. Auf einigen Zellen Bläschen. Vergr. 190 x. Das Epithel ist homomorph, es ist noch nicht in vorgenannte „Becherzellen“-Schleimzellen, ,,Calycocyten“ DEEGENEr’s und „Sphaero- cyten* (DEEGENER) differenziert. Regenerations- oder Ersatzzellen sind sehr spärlich vorhanden. Die Zellen des Mitteldarmes sind meistens höher als breit, prismatisch und sitzen einer gut sichtbaren Membrana basalis auf, welche sich mit MALtory blau färbt und daher wohl aus Bindegewebe besteht. Am frischen Objekt bemerkte ich in der Auf- sicht zwischen den Zellen Interzellularbrücken. Meistens werden die Darmwände ganz eben beschrieben, dem ist jedoch nicht so, es ent- sprechen den auch äußerlich am Darm sichtbaren feinen Querein- schnürungen von innen Erhebungen, zwischen welchen ringförmige 433 Gräben verlaufen, besonders gut auf Längsschnitten zu beobachten (Abb. 1). In diesen Gräben findet man die meisten Zellen kubisch, auch Übergänge bis zu den auf den Wällen sitzenden prismatischen Zellen sind zu sehen. Scuremenz (1883) unterschied Basis- und Rand- zellen am Bienendarm, diesen Unterschied kann ich an meinem Ob- jekt nicht gelten lassen. Zug- und Druckwirkungen bedingen auch hier die Gestalt der Zellen. Die Muskulatur besteht aus Ring- und Längsmuskeln. Die Ringmuskeln sind oft so angeordnet, daß je ein Muskel knapp der Membrana basalis anliegend an die Grenze je einer Zelle zu liegen kommt. Zwar fand ich gegen Hourz, daß Zellgrenzen nicht scharf zu unterscheiden sind, im unteren Teile, an der Basis sind sie aber immerhin gut wahrnehmbar. Jeder Muskel ist von feinen Bindegewebsfasern umgeben. Solche sind auch zwischen der Ring- und Längsmuskulatur, welch letztere stellenweise stärker aus- gebildet ist, anzutreffen. Der Raum zwischen Ring- und Längsmuskeln ist besonders merkwürdig, weil sich da die durch die Zellen hin- durchgekommene, resorbierte Nahrung aufstapelt. Die Längsmuskeln werden von außen gleichfalls von Bindegewebsfibrillen bedeckt. Auf weiter Entfernung voneinander sieht man hier und da die von den Autoren beschriebenen Regenerationszellen zwischen den Zylinder- zellen an der Basis. Beim Imago scheinen sie viel häufiger zu sein, die Abbildung LoeLe’s von Allantus läßt darauf schließen. Nach meinen Untersuchungen können sie bei den Larven kaum eine große Rolle bei der Regeneration der Zylinderzellen spielen, schon ihre geringe Zahl schließt dies aus. Möglich, daß diesen Elementen bei der Häutung eine größere Rolle zukommt, obzwar auch dies nach den Untersuchungen Braun’s (1912) bei Arge nicht zuzutreffen scheint. Das Zellplasma ließ nach allen von mir gebrauchten Fixierungen Fibrillen und Waben erkennen, besonders deutlich nach Fixierung in Carnoy. Am basalen Teile der Zelle, unter dem Kern ist die Struktur vorwiegend fibrillir. Bei stärkerer Vergrößerung lösen sich die Fibrillen in feine Körnchen auf. Diese Körnchenreihen konnte ich auch am lebendfrischen Objekte sehr deutlich beobachten, sehr schön wurden sie durch das FLemuıng’sche Gemisch und durch Kalibichrom- Formol-Essigsäure erhalten. Die Plasmafibrillen sind oft so angeord- net, daß sie den Kern freilassen und an den Seitenteilen der Zellen hinziehen. Die von Braun (1912) bei Arge beschriebene „nutritorische Zone“ unterhalb des Stäbchensaumes aus dichtgelagerten Körnchen bestehend, ist nur in den Zellen, welche eben Nahrung resorbieren, Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 28 434 zu beobachten, sie kann das Niveau des Kerns erreichen, ja ist oft noch weiter unten bemerkbar. FRENZEL (1886) fand am frischen Objekt Krümel von breiten Zwischenräumen voneinander getrennt oberhalb des Kerns und spricht sie als Sekretkörper an. Diese Krümel fand ich ebenfalls. BIEDERMANN (1898) meint, daß diese Kinschlüsse Reservestoffe sind. Lok LE hält sie für geformtes Sekret, weil sie nach Maßgabe der fortschreitenden Resorption verschwinden, wie dies SENI- cHon fand. Die Beantwortung der Frage ist wegen Mangel genügen- den Vergleichmateriales am frischen Objekte schwer. Mir scheint es, daß diese Einschlüsse bei den einzelnen Tierformen sehr verschiedenes vorstellen. Den fixierten (CArnoy)-Präparaten nach, wo diese Ein- schlüsse als gröbere Brocken erkennbar sind, oft von Vakuolen unter- brochen, würde ich sie mit BIEDERMANN für Reservestoffe halten und eher in den Vakuolen Sekret erblicken. Sie dürften aus der resor- bierten Nahrung synthetisch in den Zellen gebildet werden. Außer obigen Krümeln sind im unteren Teil, wie auch FRENZEL fand, kleinere Körnchen zu beobachten. Den Fettkugeln FRENZEL’s entsprechen im nach FLEemMMine fixierten Präparate offenbar jene ovalen oder rund- lichen, schwarzen Einschlüsse, welche besonders im oberen Teile der Zellen oft anzutreffen sind. Einigemal fand ich, daß die untere Hälfte der Zellen mit Van Greson gefärbt, die Farbe der Pikrinsäure an- genommen hatte und zwischen den Fibrillen zahlreiche feine, runde Vakuolen vorhanden waren. Die Zellen des Mitteldarmes besitzen einen stark ausgebildeten Stäbchensaum, oder wie ihn FRENZEL nennt „Härchensaum, der oft von kolossaler Länge ist. Obzwar ihn alle Autoren aus dem Darm der Hymenopteren erwähnen, scheint doch keiner auf seine feinere Struktur näher eingegangen zu sein. Dieser Saum besteht aus sehr feinen Stäbchen, welche plasmatischer Natur sind. Dies scheint mir aus folgenden Gründen hervorzugehen: 1. Die Stäbchen sind von sehr wechselnder Höhe. 2. In den oben beschriebenen Gräben, also den tiefsten Partien des Darmes, sind sie am längsten, sie strecken sich sozusagen der verdauten Nahrung entgegen. 3. Sie erleiden Ver- änderungen, werden netz- oder wabenförmig; oft sieht man gar keine Stäbchen, nur Körnelung oder eine verklebte Masse. Es ist an diesen Stäbchen mehr-weniger parallel der Oberflächengestaltung des Darmes eine Streifung zu beobachten (s. Abb. 1), welche schon Hourz (1909) beschrieb und mit der Absorption in Zusammenhang brachte. Nach Hourz ergreift wahrscheinlich ein Teil der Pseudopodien eine Schicht 435 der Nahrung und verkürzt sich, zieht die Schicht näher dem Zell- körper. Man bemerkt nämlich im Darm der Larven in der Mitte die eben verzehrte Nahrung, Blätterteile mit noch deutlich erkennbarer Struktur. Durch die Einwirkung der Verdauungssäfte lösen sich Streifen von der festen Nahrung ab, so daß in der Nähe der Zellen digerierte Substanzen zu liegen kommen, diese gehen in den Bürsten- besatz hinein. Je weiter die Schichten vom Zellkörper entfernt sind, desto schärfer und deutlicher sind sie. Hourz folgert daraus, daß die Pseudopodien gleichzeitig damit, daß sie sich verkürzen auch Nahrung resorbieren, wodurch die Schichten an Mächtigkeit verlieren. In der Tat zeigen die Präparate deutlich, daß der Stäbehensaum mit der Resorption verknüpft ist. BIEDERMANnN (1911) wendet gegen die Hortz’sche Auffassung ein, daß das Er- greifen der Nahrung doch nicht wohl anzunehmen sei, die aufzunehmende Nahrung sei doch flüssig vorzustellen und dieser Einwand ist sehr berechtigt. Ich meine aber, daß man sich die Sache so 9 erkären kann, daß der Stäbchensaum zur Vergrößerung der Oberfläche dient und | die flüssige (verdaute) Nahrung wandert 3 streifenweise den Stäbchen entlang dem | Zellkörper zu. Die Grenzen dieser Strei- ii | fen finden wir dann im fixierten Pri- Me: et parat je nach dem Fixiermittel oder der Vergrößerung mit Resorptions- Menge der flüssigen Nahrung entweder an rn ara in Form feiner Körnchen oder als zu- und nehmen gegen den Zellkörper sammenhängende Linien (Abb. 2). Daß a Bera u: diese Streifen tatsächlich mit der Re- rechts kontinuierliche Linien. sorption zusammenhängen, dafür fand ich eine wichtige Stütze, daß ich sie im Stäbchensaum pilocarpini- sierter oder länger hungernder Zellen nicht bemerkte. Die den Stäben entlang fließende Nahrung scheint es auch zu verursachen, daß man oft knapp an der Oberfläche der Zelle eine durch Häma- toxylin stärker färbbare schmale Zone erhält (nicht mit Schluß- leisten zu verwechseln), welche später schwindet. Es scheint, daß die resorbierte Nahrung, soweit sie nicht schon von den oberen Teilen des Stäbchensaumes aufgenommen wurde, an der Zelluberfläche an- gelangt, hier vorerst Halt macht. Abb. 2 zeigt einen schematischen 28* 436 Entwurf des Stäbchensaumes der Tenthredo-Larven während der Re- sorption. Der oberste Streifen enthalt noch viel fliissige Nahrung, ist darum am deutlichsten, der folgende schon weniger, denn während er den Weg von 1 nach 2 zurücklegte, haben die Stäbchen bereits einen Teil der Nahrung resorbiert. Streifen 3 enthält aus eben dem- selben Grunde noch weniger Nahrung als Streifen 2. Ohne hier auf die vielen Ansichten über den Stäbchensaum ein- zugehen, bemerke ich bloß, daß neuestens Quack (1913) der Sache eine andere Wendung zu geben versuchte. Sie fand an Sclerostomum den Stäbchensaum aus 2—3 Stockwerken bestehend, diese sollen, aus sehr zarten Lamellen gebildet, Wände von Alveolenreihen sein. Die Stockwerke werden von je einer querlaufenden Lamelle getrennt. Es soll eine dunkle körnige Masse aus den Wabenröhrchen des Stäb- chensaumes herausgepreßt werden. Die Resorptionsstreifen an unserem Objekte kann man sehr gut mit den Stockwerken Quack’s vergleichen, jedoch verhält es sich bei unseren Larven gewiß anders, da am lebendfrischen Objekte tatsächlich feine Härchen zu beobachten sind, Möglich, daß Quack’s Alveolarschicht zwischen Stäb- chensaum und „Deckschicht“ (letztere eine Tren- Abb.3. Stäbchen. Mungsschicht zwischen Zellplasma und Stäbchen- saum mit stiftchen- saum) mit meiner oben erwähnten stärker färbbaren ee Zone übereinstimmt. Eines ist gewiß: die Stäbchen nach Pilocarpin. haben mit Chitinbildungen nichts zu tun. Trotz der Länge der Stäbchen und Ähnlichkeit mit Flim- mercilien fand ich am frischen Objekte nie eine Flimmerbewegung. — Basalkörperchen fand ich oft besonders an in FLEMMING fixierten und mit Eisenhämatoxylin gefärbten Präparaten in der Grenzschicht der Zellen. Bemerkenswert ist, daß ich die sonst als runde Körner erscheinenden Basalkörperchen nach Pilocarpinisierung in Form von Stiftehen fand (Abb. 3). Nach längerem Hungern waren die Basal- körperchen ebenfalls stiftchenartig, ja noch länger und setzten sich in Fasern bis in die Nähe des Kernes fort. Unter den Basalkörper- chen war nur eine schmale homogene Zone vorhanden. Bevor ich mit dem Stäbchensaum schließe, wäre noch die Frage zu beantworten: ist derselbe eine stationäre Bildung oder geht er zugrunde, noch während die zugehörige Zelle am Leben bleibt? Nach meinen Beob- achtungen geht er während der Sekretion nicht zugrunde, weil die Bläs- chen sich zwischen den einzelnen Stäbchen bilden, wie es auch Houtz 437 fand. Trotzdem kann die Blasenbildung eine so rege werden, Blase an Blase liegt dann nebeneinander, so daß sich der obere Teil der Zelle abhebt und so auch der Stäbchensaum zugrunde geht. In diesem extremen Falle stirbt aber auch die betreffende Zelle ab. Sonst ihn als pseudopodienartig ansprechend, dürfte infolge einer etwaigen Be- schädigung Ersatz des betreffenden Teiles bald eintreten. Schluß- leisten konnte ich an manchen Stellen beobachten. Was das Mikro- zentrum betrifft, so ist sein Nachweis schwierig, schon HEIDENHAIN (1896) sprach sich dahin aus, daß das Darmepithel zu derartigen Untersuchungen nicht geeignet ist. Hier bei der Fülle von allerhand Einschlüssen und Granulationen ist doppelte Vorsicht nötig. Ich glaube aber mit einiger Sicherheit annehmen zu können, daß das Mikrozentrum hier als „Diplosoma“ zwischen Kern und Zelloberfläche in einem kleinen Hof gelegen, vorkommt. In mit Bordeauxrot vor- gefärbten und dann mit Eisenhämatoxylin nachgefärbten Präparaten entfärbte sich der Plasmaleib sehr stark und nur die Diplosomen be- hielten den Lack zurück. Kern. Der Kern des Mitteldarmepithels ist gewöhnlich von runder Form, aber oft auch länglich und liegt meistens etwas über der Mitte der Zelle, gegen den Stäbchensaum. Außer diesen zwei Hauptformen kommen noch verschiedene andere vor, schon seine wechselnde Ge- stalt verrät, daß er in reger Tätigkeit sich befindet. Oft liegt der längliche Kern quer zur Hauptaxe der Zelle. Neben Kernen, bei welchen der Inhalt der Kernmembran anliegt, findet man auch solche, welche einen Hof haben (s. Abb. 1), d. h. der festere Inhalt ist von der Kernmembran entfernt in der Mitte gelagert, und diese letzteren sind für das Darmepithel der Tenthredo-Larven sehr charakteristisch. Man würde im ersten Augenblicke meinen, es handle sich bei diesen gehöften Kernen um Schrumpfungen, dem ist jedoch nicht so. Wie ich mich überzeugen konnte, sind diese Höfe auch am lebendfrischen Objekte zu beobachten (Abb. 4). Bereits Leypia (1883) beschrieb einen „freien Raum um den Kern“ und FrexzeL (1886) fand frisch bei Bienenlarven im Mittelpunkte des Kerns „einen großen kompakten Klumpen“. Solche gehöfte Kerne sind weiter von DEEGENER bei Raupen, von Braun bei Arge usw. beobachtet worden, sind außerdem an vielen Abbildungen zu sehen. Meine Untersuchungen ergaben, daß der Hof als eine Zone binnen der Kernmembran zu betrachten 438 ist, in welcher verschiedene Substanzen aus dem Kern in Lösung enthalten sind, welche — wie wir weiter unten sehen werden, bei der Sekretion eine wichtige Rolle spielen. Diese Hofflüssigkeit wird von einigen Fixierern nicht gefällt. In einigen Fällen kann man noch ein sehr feines Gerüst, bis an die Kernmembran reichend, außerdem Granula, vom eigentlichen Kerne stammend, im Hofe beobachten. Oft, besonders an dickeren Schnitten, konnte ich nach Färbung mit EHRLICH- BıonpI eine leichte Rotfärbung bemerken. Der Kern selbst ist folgenderweise aufgebaut. Das Chromatin besteht aus feinen Körnern, welche sich mit EHrrıcH-BıoxDI grün, mit MırLory blau färben: Basichromatin. In einigen wenigen Kernen sind auch etwas größere derartige Körner zu bemerken. RonHpe (1903) nennt diese Körner Mikro- und Makrosomen. Manchmal war auch wenig Oxychromatin zwischen dem Basichromatin vorhanden, beiläufig Abb. 4. Gehöfte Kerne aus dem Mitteldarmepithel von Macrophya albicincta frisch; a und 0 ohne jede Zusatzflüssigkeit, ce mit stark verdünnter Essigsäure, bei c Hervortreten der Nukleolen. Vergr. ca. 500 x. so viel, wie ROHDE (1903) in einigen Spinndrüsenkernen der Raupen fand. Von einem Liningerüst war bei der Dichte der chromatischen Substanz nichts zu sehen. Sehr deutlich waren die in Mehrzahl vor- handenen Nukleolen. Sie färbten sich mit Euruicn-Bronpi rot und ich halte sie für echte Nukleolen. Mit MALLorY färbten sie sich gleichfalls rot, sie entsprechen FrexzeEL's Nukleoliden. Interessant war das Verhalten dieser Nukleolen gegen Eisenhämatoxylin nach gewissen Fixierungen. Während sie sich nämlich nach allen übrigen von mir gebrauchten Fixierern mit Eisenhämatoxylin tief schwarz färbten, nahmen sie diesen Lack nach Fixierung in Formol-Salpeter- säure nicht an, mit Bordeauxrot-Vorfärbung blieben sie weiß und stachen sehr gut von der Umgebung ab. Bei Nachfärbung mit Thiazin- rot nahmen sie etwas von dieser Farbe an. In den Nukleolen war oft in der Mitte ein feines Korn zu beobachten. Aus obigem geht 439 hervor, daß die Struktur dieser Kerne sehr an diejenigen der Spinn- drüsen der Raupen erinnert. Bekanntlich entstanden über letztere vor Jahren zwischen KorscHeut (1896— 97) und Meves (1897) Meinungs- verschiedenheiten, auf welche später Ronpe (1903) einging und sie auszugleichen versuchte. Meine Beobachtungen stimmen diesbezüglich auf vorliegendem Objekte vollständig mit denjenigen Ronpe’s überein. Im Kern der „Ersatzzellen“ ist das Chromatin in größeren Körnern sehr spärlich und gewöhnlich nur ein einziger Nukleolus nahe der Membran. Kern und blasenförmige Sekretion. Dieser Vorgang ist in neuerer Zeit von Horrz bei Nematus be- schrieben worden. Da meine Beobachtungen in einigen Punkten von den seinen abweichen, will ich hier darauf näher eingehen. Houtz unterscheidet 3 Phasen. Während der ersten Phase verändert der Kern seine Lage und Gestalt, zieht sich länger in die Innenzone und liegt zuletzt dicht unter dem Kutikularsaume. Entsprechend der Lage des Kerns erhebt sich das Protoplasma zu einem Kegel, welcher ins Lumen hineinragt und Kutikularsaum und Pseudopodien vor sich hin- schiebt. Am inneren Pol verändern sich die Kernbestandteile. Die anfangs großen Schollen oder Körner teilen sich in eine große Menge feiner Körner, die sich am inneren Pol sammeln. Nur an einem Pol sind die Kernbestandteile verändert worden. Durch Bersten der Kern- membran am inneren Pol entstehen mehrere Öffnungen und die Körner werden wahrscheinlich mit einer Flüssigkeit aus dem Kern gestoßen. Alle diese Bestandteile sitzen zuerst an der Spitze des Kegels, welcher noch ganz ist. Bald entsteht an demselben eine Öffnung in der Weise, daß der Kutikularsaum an der Spitze des Kegels gespalten wird, durch diese Spalte wird die Sekretblase heraus- geschoben. Der Kutikularsaum wird dabei nur auseinandergeschoben. Die Sekretblase besteht aus einer dünnen Wand aus Protoplasma und aus einer großen Anzahl von Körnern in irgendeiner Flüssigkeit. Die Blase wird durch einen Plasmastiel mit dem Zellkörper verbunden. Oft steht die Blase mit den Öffnungen der Kernmembran in Verbin- dung und man sieht Körner aus dem Kern in die Blase wandern. Jetzt ist die zweite Phase, das Abstoßen des Sekretes aus der Zelle beendigt. In der dritten Phase platzen nun die Sekretblasen durch irgendeine Kraft, die Körner treten heraus und mischen sich mit dem Darminhalt. Sie werden immer kleiner und lösen sich auf. Die Zelle bekommt ihr normales Aussehen wieder, der Kern seinen alten Platz. Der Plasmakegel sinkt zurück. Außer den hier geschilderten Vor- gängen beschreibt HorLtz noch einen, wo die Beteiligung des Kerns nicht so deutlich ist. Er stößt die Körner aus dem inneren Pol ins Protoplasma aus und diese müssen eine Strecke gegen die Zellober- fläche wandern. Sobald sie diese erreichen, rufen sie Kegelerhebungen hervor, in welche die Körner hineintreten. Es entstehen oft 7—8 Kegel an derselben Zelle. Durch die Kegelspitzen werden Sekret- blasen hinausgestoBen, welche abgeschnürt werden und platzen. Dieser letztere Vorgang soll besonders bei wenig intensiver Sekretion ein- treten. Wenn ich nun auch in einigen Fällen den Kern gegen den oberen Zellrand gerückt fand, scheint es mir doch, daß dies von der Druck- wirkung verursacht wird. Ohne seine Ge- stalt merklich zu ändern, denn es kommen schon im Ruhezustand in die Länge gezogene Kerne vor und ohne seinen Platz zu ver- lassen, nimmt der Kern am Sekretions- prozesse teil. Meinen Beobachtungen zu- folge ist das Punctum saliens bei diesem Vorgang im Kernhof zu suchen. Ichrichtete RE un daher meine Aufmerksamkeit ganz besonders Mitteldarmepithel von Nema- Auf dieses Gebilde, ob man nicht etwas über tus salicis mit vakuolisierten dessen Entstehung erfahren könnte Nun ee ele en ae glaube ich tatsächlich etwas gefunden zu Kernhofes geben.Vergr.1000x. haben, was auf die Entstehung des Hofes Licht wirft. Wie oben bereits bemerkt, gibt es Kerne, welche noch keinen Hof besitzen. An einigen solchen konnte ich entweder am oberen oder unteren Pole oder aber an den Rändern Vaku- olen bemerken, welche ihren Ausgangspunkt in einem Nukleolus haben (Abb. 5). Diesen Fund halte ich auch darum besonders wichtig, weil der größere Teil der bei der Sekretion hinausbeförderten Masse sich aus den Nukleolen ergibt. Die Vakuolen verbreiten sich durch Lösung weiterer Kernbestandteile immer mehr, liegen der eigentlichen Kern- membran dicht an und ergeben endlich einen den Kern ringförmig umgebenden Hof. In diesem Hofe lösen sich also die Kernbestand- teile, hauptsächlich Nukleolarsubstanz, daneben aber auch Chromatin. Außerdem ist naturgemäß auch der Kernsaft in der Lösung vertreten. Charakteristisch ist, daß während des Prozesses die meisten Nukleolen 441 eine Randstellung einnehmen, wie ich es auch am frischen Objekte sah (s. Abb. 4c); ganz dieselben Bilder erhält man an fixierten Prä- paraten. Die zu lösenden Substanzen erscheinen zuerst als feine Körnchen, gehen dann ganz in Lösung, obzwar immerhin einige Körn- chen noch im Strome mitschwimmen können. Ich fand gegen Houtz, daß nicht nur am inneren Pole des Kerns Substanz sich löst, sondern ringsherum an allen Teilen. Es ist zwar meistens am inneren Pole Abb. 6. Die gelöste Substanz beginnt aus dem Kernhof gegen die Zelloberfläche zu fließen. Nematus salicis. Vergr. 1000x. “Abb. 7. Weiter fortgeschritte- nes Stadium des ausfließenden Stromes als bei Abb. 6. Durchtritt des Stromes zwischen den Stäbchen : des Saumes in einer Blase endigend. a aS ee Um den Kern nur ein Teil des Zell- = plasmas gezeichnet. Nematus sa- E licis. Vergr. 1000 x. a Abb. 7. eine dichtere feine Körnelung zu beobachten, aber nur, weil sie sich dem Strome folgend hier ansammelte. Wenn nun genügend Substanz in Lösung ist, begibt sich ein Strom gegen die Oberfläche der Zelle (Abb. 6 u. 7). Entweder muß der Strom durch die Kernmembran hindurchdiffundieren (Abb. 7), oder aber diese ist nicht mehr zu beobachten (Abb. 6). Dieser Strom ist sehr gut zu verfolgen, färbt sich mit Enruicu-Bionpi blaßrosa. Die obere Zellgrenze erreichend. 442 durchdringt er diese und tritt zwischen den Stäbchen des Saumes hinaus, meistens in einer Blase endigend (Abb. 7), welche dann platzt und ihren Inhalt dem Lumen abgibt oder sich abschnürt und dann in Lösung geht. Es erübrigt noch, auf die von Houtz als zweite Art beschriebene Körnerausstoßung und Kegelerhebung einzugehen. Auch ich fand an der Oberfläche vieler Zellen oft zahlreiche Bläschen. Ein Teil ist sicher Kunstprodukt im Sinne Perersens (1912), der Inhalt solcher Bläschen stimmt vollkommen mit dem des Protoplasmas überein: „Die Oberfläche bekommt einen Rif, der Inhalt stülpt sich hernienartig heraus und gerinnt natürlich sofort an der Oberfläche.“ In anderen Fällen bemerkte auch ich, daß mit Eisenhämatoxylin sich schwarz färbende Körnchen aus dem Kern ins Zellplasma treten (auch Nukleolar- substanz), welche an der Oberfläche Kegel bilden und blasenförmige Erhebungen verursachen. Wahrscheinlich entstehen die Kegel dadurch, daß sich mehrere Körner an einer Stelle sammeln und Quellungsdruck auftritt. Die Blasen haben einen feinkörnigen Inhalt, welcher sich mit Eisenhämatoxylin schwarz färbt, mit EurLicH-Bıonpı aber rot, auch mit MALLoRY rot, also jedenfalls mit Mucin nichts zu tun hat, da Eisenhämatoxylin für Mucin bekanntlich kein gutes Reagens ist. Manchmal sammeln sich diese Blasen dicht unter der Zelloberfläche, dieser anliegend, an und können auch verursachen, daß der ganze Stiibchensaum von der Zelle abgetrennt wird. FrLemmin@’sche Präpa- rate gaben Bilder, welche schließen lassen, daß es sich bei der Ent- stehung dieser Bläschen um eine Vakuolenbildung handelt, welche durch das Auflösen der aus dem Kerne stammenden Körnchen an der oberen Zellgrenze entstehen. Alles zusammenfassend was zu beobachten war, sehen wir, daß die Nukleolarsubstanz in hohem Grade auflösende Eigenschaften be- sitzt, welche entweder schon im Ringhof, oder erst am Zellsaume zur Geltung kommen und in beiden Fällen zu einem Sekret führen, welches bei der Verdauung eine große Rolle spielen mag, da hier an diesem auf niedriger Stufe stehenden Darm, Drüsen, welche sonst diesem Zwecke dienen, nicht vorkommen. Es ergibt sich nun weiter von selbst die Frage, bis zu welchem Grade nimmt der Kern an diesen Prozessen teil. Ich fand, daß der Kern durch Abgabe von Substanz immer mehr von seiner Größe einbüßt, dies dauert bis zu einem gewissen Grade fort. Zuletzt bleibt nur noch ein Nukleolus übrig, von dem aus sich wieder neue Nukleolen zu bilden scheinen. Ist auch der letzte Nukleo- lus verschwunden, so geht auch die Zelle zugrunde. Ich machte diesbeziiglich an Nematus ventricosus auch Versuche mit Pilocarpin. Es zeigte sich, daß die Einwirkung von Pilocarpin sehr bemerkens- werte Veränderungen an Zellen und Kern verursacht. In den meisten Zellen trat eine dichte feine oder gröbere Vakuolisation auf, ein Teil der Vakuolen, besonders im oberen Teile der Zellen hatte mit EHrLıcH- Bıonpı basophile Färbung angenommen (Abb. 8), ja es fanden sich sogar Zellen, wo grün gefärbte Substanz in Gestalt von Körnchen, im oberen Teile, in der Nähe des Kerns vorhanden war (Abb. 9). Der Kern trat aus der Umgrenzung des Hofes in das Cytoplasma. Das Chromatin war nach stärkerer Pilocarpinisation nicht in so deutlichen Körnern wie in normalen Kernen, sondern, zu einer dichteren Masse N if Abb Area) Abb. 8. Zelle aus dem Mitteldarmepithel von Nematus ventricosus nach Pilo- earpin. Die dunkleren Vakuolen im Zellkörper basophil. Vergr. ca. 500 x. Abb. 9. Wie Abb. 8, nach stärkerer Pilocarp. Basophile Substanz in Körn- eo Zellplasma. Chromatin, Nukleolen eine dichte Masse bildend. Vergr. ca. a zusammengetreten, Nukleolen kaum zu unterscheiden (Abb. 9). Der- artige Zellen, in welchen der Kern im Begriffe stand, ins Cytoplasma zu treten, hatten gegen das Lumen eine buckelförmige Erhebung, an welcher der Stäbchensaum viel dichter stand als anderswo. In anderen Zellen war der größte Teil des Kerns bereits in Lösung gegangen, im Hofe lag nur ein dünner Streifen noch übrig, es saßen ihnen 3—4 große Blasen auf. In einigen kleineren Bläschen bemerkte ich leicht basophilen Inhalt, ein Zeichen, daß durch Pilocarpin bedeutend mehr basophile Substanz, also Chromatin aus dem Kern entfernt wird. Der Austritt der Kernsubstanz kann sich so weit fortsetzen, bis nur ein bee: schwach sichtbares Netzwerk mit einem Nukleolus übrigbleibt, in einigen Fällen war auch dieses verschwunden und nur ein Gerinnsel zu bemerken. Nach einem 48 Stunden dauernden Hungerversuch zeigten die Darmzellen von Macrophya albicincta keine Bläschen auf ihrer Oberfläche. Der Kernhof aber war in höchster Tätigkeit und es war das Ausströmen seines Inhaltes zwischen den Stäbchen auf das schönste zu verfolgen. Oft konnte man ganze Nukleolen im Hofe bemerken. Gehen die Zellen nach einmaliger Sekretion zugrunde? Dies scheint nicht der Fall zu sein, wenigstens fand ich nie etwas, woraus man darauf hätte schließen können, auch nie abgestoßene Zellen. Neben den geschilderten Vorgängen ist sehr gut noch ein anderer zu unterscheiden, welcher an älteren, gewöhnlich größeren Kernen zu beobachten ist, eine Art Chromatolyse. Der Kern ist bei diesem Prozeß meistens quer gelagert. Das Chromatin ist in sehr feine Körner zerfallen, Nukleolen gleichfalls mehrere Körner enthaltend und es tritt in die Zelle Chromatin aus (Abb. 10). Derartige Zellen scheinen dem Untergang geweiht zu sein, in ihrem unteren Teile tritt starke Vakuolisation auf. Ich möchte hier bemerken, daß SCHIMMER (1909) bei Myrmecophila etwas ähnliches in weit größerem Maßstabe beobachtete, diesen Vorgang, welcher schließlich zur Zellauflösung führt, jedoch mit Abb. 10. Chromatin- Sekretionserscheinungen in Zusammenhangbringen austritt aus dem Kern : ? 3 £ einer Mitteldarmzelle will. Gewöhnlich strömt die Masse am distalen von Nematus salieis. Po] des Kerns in die Zelle. Es scheint also, daß, Vergr. 1000 x. ‘ nachdem der Kern mehrmals an der Sekretion teilgenommen hat, er durch den hier beschriebenen chromatolytischen Prozeß zugrunde geht und mit ihm die Zelle. Resorption. Die resorbierenden Zellen haben folgendes Aussehen. Der Stäb- chensaum ist dunkel tingiert, Resorptionsstreifen deutlich. In der oberen Hälfte der Zelle eine dichte feinkörnige Masse, intensiv gefärbt, welche sich auch weiter nach unten verfolgen läßt. Kern chromatin- reich, dunkel. Lichte Kerne verraten sogleich, daß sie im Dienste 445 der Sekretion stehen. Es scheint, als ob den schon oben erwähnten Ringmuskeln eine Rolle bei der Resorption, besonders bei der Ab- gabe der resorbierten Nahrung aus den Darmzellen, zukommt. Die Ringmuskeln nehmen nämlich besonders während der Resorption ihre charakteristische Stellung an den Zellgrenzen ein (s. Abb. 1). Nun sieht man oft Zellen, welche an der Basis sich ausbuchten und an beiden Seiten dieser Ausbuchtung die Ringmuskeln tief eingeschnitten. Durch Anziehen der Ringmuskeln mit Hinzukommen eines Seiten- druckes durch die Längsmuskulatur wird die resorbierte Nahrung in die Hohlräume sozusagen hineingepreßt. Die Frage, ob Resorption und Sekretion zeitlich vollständig getrennte Prozesse seien, möchte ich mit LOELE beantworten, daß beide gleichzeitig vorkommen können, und zwar „je mehr Sekrete, desto weniger Absorpta“ und umgekehrt. Amitose. Dieser Vorgang ist sehr häufig an den Kernen zu beobachten. Entweder schnüren sich nur kleinere Teilchen vom Kern ab (Abb. 11 a) ee | BEN 4 AG : on 4 “ te MD rn DR at KIT 4 east a ar ae? Abb. 11. Amitosen der Kerne des Mitteldarmepithels von Macrophya albicincta. Vergr. 750 x. oder aber es teilt sich der Kern in zwei ziemlich gleiche Stücke (Abb. 115). In den seltensten Fällen geschehen die Teilungen in der Hauptaxe der Zelle, die meisten vollziehen sich in der Richtung der Nebenaxen, senkrecht zur Darmlänge, darum sind sie fast nur in der Aufsicht, von der Oberfläche aus zu sehen. Diese amitotischen Teilungen sind hier nicht nur etwa in dem Sinne zu betrachten, daß es sich um Vermehrung der Kernsubstanz handelt, oder daß sie gar degenerativer Natur seien. Um die abgeschnürten Kernteilchen herum sind bald auch Zellgrenzen zu bemerken. Sie bezwecken also auch neuen Ersatz für abgestorbene Zellen, spielen aber auch wahrscheinlich während des Wachstums eine Rolle durch Vermehrung des Epithels. 446 Neben der Amitose dürfte den, wie gesagt, sehr seltenen „Ersatzzellen“, die gleiche Rolle, wenn auch in geringerem Maße, zukommen. Das Epithel steht bei diesen Larven, wie bemerkt, auf niedriger phyloge- netischer Stufe und so mag noch die Amitose bei dem Ersatz der Zellen vorwiegen. Am Schlusse meiner Arbeit angelangt möchte ich noch betonen, daß eine Verallgemeinerung der hier mitgeteilten Befunde über die Beteiligung des Kerns bei der Sekretion verfrüht wäre. Nicht ein- mal bei der blasenförmigen Sekretion wird dies überall der Fall sein. Ich bemerkte bereits oben, daß unter diesem Namen in Wirklichkeit sehr verschiedene Prozesse sich vollziehen werden. Wir haben es hier mit einem speziellen Falle zu tun. Das Epithel befindet sich hier noch auf sehr niedriger Stufe, eine Arbeitsteilung ist noch nicht eingetreten. In diesem erblicke ich die Mannigfaltigkeit der Kern- titigkeit. Der Fall mit den Ersatzzellen zeigt uns hier wieder ein- mal, wie wenig wir über die Phylogenese einzelner Zellformen wissen. Es wäre zum Beispiel sehr wünschenswert gewesen, zu wissen, wo diese Zellform bei den Arthropoden zum erstenmal auftritt und welche Bedeutung ihr dort zukommt. Man könnte nämlich annehmen, daß vorerst in den Därmen nur Amitose vorhanden war, nach Auftreten der sogen. Ersatzzellen übernahmen einen Teil der Arbeit der Amitose diese Zellen und verdrängten sie ganz usw.: aus der Amitose ging als neuer Zweig die Mitose hervor, welche besonders in den Wirbel- tierdärmen vertreten ist usw. Probleme in Hülle und Fülle! Hoffent- lich haben wir in nicht allzuferner Zeit genügend Material beisammen, um wenigstens die Genese einiger Zellen zusammenstellen zu können. Dadurch würden viele Dinge in ganz anderem Lichte erscheinen. Literaturverzeichnis. BIEDERMANN, W., Die Verdauung der Larve von Tenebrio molitor. PFLüsER’s Archiv f. d. ges. Physiol. Bd. 62, 1898. BiEDERMANN, W., Die Aufnahme, Verarbeitung und Assimilation der Nahrung in: WINTERSTEIN, H., Handb. d. vergl. Physiologie. Jena 1911. Braun, M., Das Mitteldarmepithel der Insektenlarven während der Häutung. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 103, 1912. Brinkmann, A., Die Hautdrüsen der Säugetiere. 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Professor der Biologie und Vorstand des biologischen Instituts der Universitit, ist am 16. Nov., fast 65 Jahre alt, gestorben. Nachruf folgt. Abgeschlossen am 19. November 1915. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt fiir die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der „Anatomische Anzeiger“ erscheint in Nummern von zwei Druckbogen. Um ein rasches Erscheinen der Beiträge zu ermöglichen, werden die Nummern aus- gegeben, sobald der vorhandene Stoff es wünschenswert macht, ev. erscheinen Doppel- nummern. Der Umfang eines Bandes beträgt etwa 46 Druckbogen, oder Ausgleich durch Tafeln, der Preis 16 Mark. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 48. Bd. + 29. Dezember 1915. 3 No. 18/19. Innatt. Aufsätze. H.E. Ziegler, Das Kopfproblem. Mit 7 Abbildungen. S. 449—465. — Franz Keibel, Der Ductus endolymphaticus (Recessus laby- rinthi) bei Schildkröten. Mit 5 Abbildungen. S. 466—474. — Joseph Nus- baum-Hilarowicz, Über den Bau des Darmkanals bei einigen Tiefseeknochen- fischen. Mit 7 Abbildungen. (Schluß folgt.) S. 474—484. — Paul Vonwiller, Die Sphäroplasten von Amoeba proteus. Mit 3 Abbildungen. 8S. 485—488. — R. Bonnet, Morirz Nusspaum +. S. 489—49. Biicheranzeigen. JuLius ScHaxer, 8. 495—496. — H. MıEHE, 8. 496. — J.M. VERWEYEN, S. 496. Literatur, S. 49—64. Aufsätze. Nachdruck verboten. Das Kopfproblem. Von H. E. ZIEGLER. Mit 7 Abbildungen. Da der übrige Wirbeltierkörper eine deutliche Segmentierung aufweist, hat man schon in älterer Zeit versucht, auch den Kopf als segmentiert anzusehen. Zuerst entstand der Gedanke, daß der Schädel sich auf einige Wirbel zurückführen lasse (GonTHE-OxKeEn’sche Schädel- theorie). Als man aber erkannte, daß der knöcherne Schädel phylo- genetisch aus einem ungegliederten Knorpelschädel entstanden ist und auch ontogenetisch aus einem solchen hervorgeht, mußte man darauf verzichten, aus den Skeletteilen die ursprüngliche Segmentierung er- kennen zu wollen. Die neuere Morphologie hält sich bei dieser Frage Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze; 29 450 an die Gehirnnerven, an die Neuromeren, an die mesodermalen Kopf- höhlen und an die Ursegmente. Meiner Ansicht nach muß man von den Ursegmenten ausgehen. Denn es zeigt sich bei Amphioxus und bei den Tunikaten, daß die ganze Segmentierung der Wirbeltiere durch die Ursegmente bedingt ist; die segmentalen Spinalnerven folgen aus der Segmentierung der Muskulatur. — Was die Neuromerie betrifft, sieht man bei Amphi- oxus wohl segmentale Kopfnerven, aber keine segmentale Gliederung des Medullarrohrs. Die Gliederung des Gehirns ist also jedenfalls jünger als die Ursegmente und die segmentalen Kopfnerven. Man darf also die Neuromerie (fmsofern man darunter die Abschnitte der Medullarplatte oder des Gehirns versteht) nicht in den Vordergrund stellen. Ich bezweifle, daß die in der Ontogenie der Kranioten zu beobachtenden Querfalten der Medullarplatte überhaupt phylogenetisch verwertet werden können. Es sind embryologische Gebilde ohne ver- gleichend-anatomische Bedeutung. Gegenüber den Ursegmenten sind die Neuromeren jedenfalls von untergeordnetem Wert. Für die moderne Betrachtungsweise des Kopfproblems waren die Arbeiten von BALFoUR (1878) und van WısHE (1883) grundlegend. Zahlreiche Forscher haben sich seither mit dem Problem beschäftigt (MILNES MARSHALL, BEARD, A. Donrn, FRORIEP, W. A. Locy, J. B. PLATT, C. KUPFFER, G. KiLLIAN, SEWERTZOFF, MITROPHANOW, KOLTZOFF, C. K. HorrmMann, ZIMMERMANN, Rast, FÜRBRINGER, Braus, H. V. Neat, R. Gast, BELOGOLOWY u. a. m). Vor sieben Jahren habe ich eine Theorie der Segmentierung des Wirbeltierkopfes aufgestellt, welche auf mehrjährigen Studien an Selachierembryonen beruhte, die ich in Gemeinschaft mit meinen damaligen Schülern KLINKHARDT, GUTHKE und BROHMER unternommen hattel). Für die Kiemenregion führte ich den Gedanken durch, daß 1) Die Arbeit von KLINkHARDT bezieht sich auf Spinax niger und auf Torpedo ocellata, diejenige von GUTHkE auf Torpedo ocellata, diejenige von BROHMER auf Chlamydoselachus anguineus und auf Torpedo ocellata. In allen diesen Schriften sind Rekonstruktionen enthalten, deren Richtigkeit von mir genau geprüft wurde. WERNER KLINKHARDT, Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Kopf- ganglien und Sinnenlinien der Selachier. Jenaische Zeitschrift, 39. Bd., 1905, mit 3 Tafeln. — Ernst GUTHKE, Embryologische Studien über die Ganglien und Nerven des Kopfes von Torpedo ocellata, Jenaische Zeitschrift, 42. Bd. 1906, mit 3 Tafeln. — Pau, BRoHMER, Der Kopf eines Embryos von Chlamydo- selachus und die Segmentierung des Selachierkopfes. Jenaische Zeitschrift, 451 ursprünglich jeder Kiemenbogen einem Ursegment entspricht, so daß also die Kiemenspalten jeweils zwischen zwei Ursegmenten liegen (Abb. 1). Während manche frühere Autoren (DoHRN, SEWERTZOFF, KıLLıan) auf eine sehr große Anzahl von Kopfsegmenten gekommen waren, indem sie jede kleine Höhle im Mesoderm des Kopfes als eine segmentale Kopfhöhle ansahen, betonte ich die Tatsache, daß die echten Kopfsomiten im Bereich der Kiemenspalten der branchiomeren Gliederung entsprechen, und daß man in den Kiemenbögen die zu- gehörigen Verbindungen mit dem Pericardium nachweisen kannt). Die Reihe der Myomeren verläuft dorsal von den Kiemenspalten ?), und die Spalten liegen zwischen den Mesomeren von VAN WIJHE oder Urwirbelkommunikationen Rasis (Abb. 1). — Von BROoHMER und mir wurde auch gezeigt, daß das 3. und 4. Segment von vAN WIJHE in Wirklichkeit nur einem einzigen Somit angehören, wodurch die Ursegmente mit den Kiemenspalten in Einklang gebracht wurden). — Nun ließ sich jedem Segment ein Ganglion zuordnen, nämlich dem Kieferbogen das Trigeminusganglion, dem Hyoidbogen das Facialis- ganglion, dem folgenden Bogen das Glossopharyngeusganglion und den drei folgenden Bögen drei Vagusganglien (Abb. 2). Vor dem Kiefer- bogen liegt nur ein einziges Segment, das prämandibulare, und ihm gehört das Ciliarganglion mit dem Ramus ophthalmicus profundus des Trigeminus zu (Abb. 1, 2 u. 5). — Zwei Reihen von Sinnesorganen gehören ursprünglich der Kiemenregion an, die Seitenorgane oder Lateralplakoden, und die Kiemenorgane, welche durch die epibranchialen Plakoden dargestellt sind (Abb. 5). 44. Bd., 1909, mit 4 Tafeln. — H. E. Zıeeuer, Die phylogenetische Entstehung des Kopfes der Wirbeltiere, Jenaische Zeitschrift, 43. Bd. 1908, mit 1 Tafel. 1) Auch bei Amphioxus liegen die ersten Kiemenspalten metamer, und durch jeden Kiemenbogen geht eine Fortsetzung der Leibeshöhle. Bei Tor- pedo ocellata läßt sich der Zusammenhang der Kopfhöhlen mit der Pericardial- höhle am schönsten an dem Mandibularbogen und an dem Hyoidbogen zeigen (siehe in meiner früheren Schrift S. 658 u. f.). 2) Die Reihe der regelmäßigen Myotommuskeln läßt sich bei Torpedo von hinten her bis in das erste Vagussomit verfolgen (Abb. 1). Bei dem vorhergehenden Somit, dem Glossopharyngeussomit, ist das Myomer in Mes- enchym aufgelöst; die in Abb. 1 an diesem Somit gezeichnete große Höhle beruht auf einer Schematisierung; das nicht schematisierte Bild ist in meiner früheren Schrift enthalten (1. c. Tafelabb. 1). 3) In meiner früheren Schrift S. 664, in Broumers Schrift S. 686— 690 (40—44), Textabb. 13—15. ” 29" 452 Diese Theorie, beziiglich deren genauerer Begriindung ich auf meine frühere Schrift und auf die genannten Arbeiten von KLınk- HARDT, GUTHKE und BROHMER verweise, ist von WIEDERSHEIM in die neue Auflage seines Lehrbuches der vergleichenden Anatomie (7. Aufl. 1909, S. 93—95) aufgenommen worden. — BürscHLı geht in seinen „Vorlesungen über vergleichende Anatomie“ (2. Lieferung 1912) nicht auf die einzelnen Ansichten der früheren Autoren ein, stimmt aber in folgenden wesentlichen Punkten mit meiner Auffassung überein: Die Visceralspalten sind ursprünglich metamer angeordnet, und die spinale Natur der Hirnnerven zeigt sich in ihrer metameren Beziehung md. --— Abb. 1. Schema des Kopfes eines Haifisch- Embryos (aus meinem Artikel „Leibeshöhle‘“‘ in dem Handwörterbuch der Naturw., 6. Bd., 1912). c. Leibeshöhle, ks. Kiemenspalte, m. Mund, md. Mandibularhöhle, ms. Muskel- streifen des Myotoms, o. Ohrblaschen, p. Perikardialhöhle, pr. Prämandibularhöhle, sp. Spritzloch, v. Verbindungskanälchen des Myomers mit der Leibeshöhle (Urwirbel- kommunikation). zu den Somiten. Den Trigeminus rechnet BürscHLı größtenteils zum Kieferbogen, wenigstens den Ramus maxillaris und den Ramus mandi- bularis, während er hinsichtlich des Ramus ophthalmicus profundus denjenigen Autoren zustimmt, die diesen Ast dem vorhergehenden Segment zuweisen, welchem auch das Ganglion ciliare und der Oculo- motorius angehören. Den Facialis ordnet BürscaLı dem Spritzloch zu, den Glossopharyngeus der folgenden und den Vagus mehreren folgenden Kiemenspalten. — Den Trochlearis faßt BürschLı als ven- trale Wurzel des Trigeminus auf. Der eigentiimliche dorsale Austritt des Trochlearis läßt sich allerdings zur Zeit noch nicht genügend er- klären; die Trochlearisfasern steigen im Mittelhirn dorsalwärts auf, kreuzen sich an dessen Decke mit denen der Gegenseite und treten dann ziemlich hoch dorsal, etwa auf der Grenze von Mittel- und Klein- hirn aus. H. V. Nea?) stimmt insofern mit meiner Theorie überein, als er dem prämandibularen Segment den Ophthalmicus profundus mit dem Ciliarganglion zuordnet, sowie dem Mandibularsegment das Tri- geminusganglion, und das folgende Segment dem Hyoidbogen zuweist. NEAL legt aber großen Wert auf die Neurome- 08. re. ae fac. gl. Sk oe = ren, und da solcher mehr 3 vorhanden sind, als es Kiemenbögen gibt, so ist es fiir ihn ausgeschlos- sen, die Neuromerie mit der Branchiomerie in Einklang zu bringen, also jeden Kiemenbogen als ein Segment zu betrach- en, ten. Er schaltet also zwi- Abb. 2, Schema der ursprünglichen Segmentie- schen dem Segment des rung des Wirbeltierkopfes mit Einzeichnung der . 3 später entstehenden Augenmuskeln. Hyoidbogens und dem cil, Ciliarganglion, fac. Facialis-Acusticus, gl. Ohrblaischen noch ein Close PB h. Hyoidbogen Gira FF x OR ieferbogen (Mandibularsomit), op. Ramus ophthal- Segment ein; ich kann micus profundus, 07. Obliquus inferior, os. Obliquus ihm darin nicht zustim- superior, pr Prämandibularhöhle, re. Rectus externus, . fc ri. Rectus internus, rs. Rectus superior, s. Spritzloch, men, weil das Ohrbliis- s8. das achte Somit (das 5. postotische), trig. Trige- chen stets dem einheit- minus, vag I. erster Vagusast, v III. dritter Vagusast. lichen Facialis-A custi- cus-Ganglion anliegt, das sicherlich zum Hyoidbogen gehört, und weil ich, wie gesagt, die Neuromeren nicht als sichere Zeichen der ur- sprünglichen Gliederung anerkenne?). — Near hält ferner das kleine 1) H. V. Neat, The Morphology of the eye-muscle nerves. Tufts College Studies, Vol. III, Journal of Morphology, Vol. 25, 1914. 2) Ich verweise auch auf die Ausführungen von BELoG0LOwy. „Wenn wir uns auf den Standpunkt Neats stellen und als Hauptmerkmal eines Neu- romers dessen histologische Struktur ansehen, so läßt sich das Vorhanden- sein von Neuromeren nur im vierten Ventrikel anerkennen, was ihre Be- 454 Bläschen, welches MiB Piarr entdeckt hat, für das erste Kopfsegment, so daß es bei ihm fünf präotische Segmente gibt, während ich nur drei gelten lasse. Das genannte Bläschen („anterior head cavity“) ist nach der Auffassung von BROHMER und mir nur ein Divertikel der Prämandibularhöhlet), also kein Somit. Neat legt besonderen Wert auf die motorischen Nerven, und hat deren Entstehung eine eingehende Untersuchung gewidmet. Dem angeblichen ersten Segment, also dem Puart’schen Bläschen, schreibt er aber keinen motorischen Nerv zu. Der Oculomotorius ist der motorische Nerv (somatic motor nerve) des Prämandibularsomits. Er versorgt diejenigen Augenmuskeln, welche aus dem Prämandibular- somit hervorgehen. Als zugehörige dorsale Wurzel (somatic sensory nerv) ist der Ophthalmicus profundus anzusehen, mit dem das Ciliar- ganglion zusammenhängt. — Den Trochlearis rechnet NEAL zu dem Mandibularsegment und faßt ihn als den motorischen Nerv dieses Segmentes auf, wie auch viele frühere Autoren den Trochlearis trotz seines dorsalen Ursprungs als die ventrale Wurzel des Trigeminus angesehen haben. „There is practically a consensus of opinion, that in its most essential relations, namely in its relation to a nidulus in the somatie motor column of the hindbrain, the relations of the troch- lear are comparable with those of spinal somatic nerves“. — Als den motorischen Nerven des Hyoidsegments betrachtet NEAL einen wieder verschwindenden Nerven, welchen BELogoLowy bei Hühnchenembry- onen beobachtet hat. Der Abducens entspringt nach NEAL als ventrale Wurzel (somatic motor nerve) unter dem Öhrbläschen und wird dem deutung als Kriterium der Segmentierung überhaupt völlig aufhebt und die metamere Anordnung der Neuromeren überhaupt anzweifeln läßt. Wenn wir dagegen nur die allgemeine Formveränderung des Neuralrohrs als charak- teristisch betrachten, so müssen wir auch die vorderen großen Erweiterungen des Neuralrohrs und die sekundären Abteilungen derselben als Neuromere anerkennen und gleichzeitig auch die Erweiterungen der Höhlung des Rücken- marks, die dem Einfluß der längs dem Neuralrohr gelegenen Somiten unter- worfen sind, als ihnen homolog ansehen. Dieser letztere Umstand führt uns notgedrungen zu der Überzeugung von dem sekundären Ursprung der, Seg- mentierung der Neuromeren und der Abhängigkeit ihrer Bildung von sekun- dären, mit der metameren Anordnung der umliegenden Organe im Zusammen- hang stehenden Ursachen“ (L. BkrocoLowy, Zur Entwickelung der Kopf- nerven der Vögel, Moskau 1910, S. 516). 1) Vgl. in meiner Schrift S. 660, in BroHner’s Schrift S. 681—686 (35—40). 455 ersten postotischen Somit zugeordnet. Er innerviert den Rectus ex- ternus, welchen Neat mit DoHurn von zwei Somiten ableitet. Ich komme unten auf das Problem des Abducens zurück (S. 457). In der Arbeit von REINHARD Gast!) wird gegen meine Theorie lebhafter Widerspruch erhoben. Gast ist von der Absicht geleitet, die Ansichten DoHrNs zu verteidigen. Wie DoHrn will auch Gast am Vorderkopf vor dem Mandibularbogen noch eine größere Zahl von Segmenten aufstellen. Die umfangreiche Arbeit von Gast bringt je- doch für diese Theorie keine neuen Beweise bei. Gast beschäftigt sich mit der Entstehung des Oculomotorius und des Ganglion ciliare („Ganglion mesocephalicum“); er rechnet beide zu einem einzigen Metamer (I. c. S. 419) oder zu zwei Metameren, „wenn man das Mittelhirn als aus zwei Neuromeren und die Prämandibularhöhle aus zwei segmentalen Mesodermabschnitten komponiert annimmt“. Die letztere Alternative muß ich ablehnen, weil die Prämandibularhöhle offenbar ein einziges Segment repräsentiert, und weil ich auf die et- waige Ableitung des Mittelhirns aus zwei Neuromeren aus den ein- gangs erwähnten Gründen keinen Wert legen kann. Ich stimme also der ersteren Alternative von Gast insofern zu, als auch ich das Ciliarganglion und den Oculomotorius einem einzigen Segment, dem Prämandibularsegment zurechne. Die Polemik, welche Gast gegen meine Theorie richtet (l. c. S. 422—425) geht gar nicht von seinen eigenen Befunden aus, sondern beruht auf den früheren Arbeiten Dourns, welche mir bei der Veröffentlichung meiner Theorie schon bekannt waren. Gast macht BROHMER und mir einen Vorwurf daraus, daß wir die Theorie Donrns nicht anerkennen, nach welcher der Trochlearis und der Abducens je aus mehreren segmentalen Teilen bestehen; diese Meinung Donrns hat aber auch bei den meisten anderen Autoren keine Zustimmung gefunden. — Gast greift mich ferner aus dem Grunde an, weil ich die Augenmuskeln nicht für geeignet halte, um die ursprüngliche Segmentierung zu erkennen. Aber man braucht nur an Amphioxus und an die Tunikaten zu denken, so ergibt sıch, daß die paarigen Augen der Kranioten ein jüngerer Erwerb in der Chordatenreihe sind. Die Augenmuskeln haben sich also aus Teilen 1) RemHarn Gast, Die Entwickelung des Oculomotorius und seiner Ganglien bei Selachier-Embryonen. Mitteilungen aus der Zoolog. Station zu Neapel. 19. Bd. 1908— 1909. 456 der vorher bestehenden Myomeren herausgebildet. Die regelmäßige An- ordnung der Augenmuskeln ist sekundär. Da ich in meiner früheren Schrift (1908) die Augenmuskeln und die zugehörigen Nerven nur kurz berührt habe, will ich sie hier etwas genauer ins Auge fassen. Die von dem Oculomotorius innervierten Augenmuskeln gehen aus dem Prämandibularsomit hervor, wie schon van WIJHE angab (Abb. 2). Ihre Bildung ist von Miß Prarr?!) und nachher von Lams?) bei Acanthias genau beobachtet worden; ich habe in Abb. 3 eines der Bilder von Lamp etwas vereinfacht wiedergegeben; es ist so ge- zeichnet, daß es sich auf das a. op. trig. os. abd. linke Auge bezieht, das a Pele ce: durchsichtig gedacht und von außen gesehen ist. Man erkennt die Prämandibular- höhle, an welcher oben der Rectus superior und der Rectus internus nebenein- ander angelegt sind, unten der Obliquus inferior und der Rectus inierior beisam- | men entstehen. Durch Ver- schiebungen der Muskeln bil- Pe det sich dann die bekannte Abb. 3. Die Entstehung der Augenmuskeln Anordnung, welche das sche- bei Acanthias nach Lams. matische Bild Abb. 2 zeigt. a. Grenzlinie des linken Augapfels, der durch- sichtig gedacht ist, so daß man dahinter die An- Das folgende Somit, das lagen der Muskeln sieht. — abd. Abducens, cig. Mandibularsomit: liefert den Ciliarganglion, m. Mandibularsomit, oc. Oculo- _ ; motorius, op. Ramus ophthalmicus profundus, Obliquus superior (Abb. 2), oi. Obliquus inferior, os. Obliquus superior, pr. der vom Trochlearis inner- Prämandibularhöhle, re. Rectus externus, rif. Rec- tus inferior, ri. Rectus internus, rs. Rectus su- viert ist. Faßt man den Ronipz mars engel Trochlearis als eine ventrale Wurzel auf und ordnet man ihn dem Trigeminus zu, wie dies die meisten Autoren (vAn WIJHE, KoLTZoFF NEAL u. a.) tun, so steht diese Ansicht mit meiner Theorie im Einklang. Leitet man aber den Trochlearis von der Ganglienleiste \ | I J ! | I | 1) JuzLıa B. Piatt, A Contribution to the morphology of the vertebrate head. Journal of Morphology, Vol. V, 1891. 2) ArrHUR B. Lams, The development of the eye muscles in Acanthias, Tufts College Studies, The American Journal of Anatomy, Vol I, 1902. 457 ab (im Sinne von FrorRIEP u.a.), so würde er einer dorsalen Wurzel entsprechen und urspriinglich ein sensibler Nerv gewesen sein; die Innervation des Obliquus superior wäre dann sekundär entstanden und könnte folglich für die Frage der ursprünglichen Segmentierung des Kopfes nicht verwendet werden!). Der Rectus externus ist bei seitlicher Stellung des Auges der hinterste Muskel am Augapfel (Abb. 2). Es ist also begreiflich, daß er nicht aus dem Prämandibularsomit, sondern aus einem folgenden Somit sich bilde. Er entsteht am hinteren Teil des Mandibular- somits, sozusagen am Übergang zum Hyoidsomit?). Er wird aber von einem Nerven innerviert, der weiter von hinten herkommt, nämlich von dem Abducens, welcher von manchen Autoren dem Hyoidsomit, von manchen dem Glossopharyngeussomit zugerechnet wird. Es liegen also offenbar keine ursprünglichen Verhältnisse vor, und es ist eine Hilfshypothese nötig. Die einfachste Annahme scheint mir die zu sein,’ daß an dem Rectus externus ursprünglich zwei oder mehrere Segmente beteiligt waren, und daß der Muskel von dem letzten beteiligten Segment aus innerviert wurde. GuTHKE sah den Ursprung des Ab- ducens bei Torpedo ocellata dicht hinter dem Ursprung des Ganglion acustico-faciale. Es ist mir jetzt wahrscheinlich, daß die ventrale Wurzel, welche BROHMER bei Chlamydoselachus vor dem Glosso- pharyngeus beobachtet hat (Abb. 4 abd.), ebenfalls der Abducens ist. H. V. Near sah den Ursprung des Abducens an derselben Stelle unter dem Ohrbläschen. Jedenfalls liegt der älteste Ursprung des Abducens zwischen dem Facialis-Acusticus und dem Glossopharyngeus (Abb. 5), wie auch schon manche frühere Autoren angaben, und man kann ihn also nach Willkür dem Hyoidsegment oder dem Glossopharyngeus- 1) Die umfangreiche Literatur über den Trochlearis ist bis zum Jahre 1902 sehr gut in der Schrift von FÜRBRINGER zusammengefaßt: Morphologische Streitfragen, Morphologisches Jahrbuch, Bd. 30, 1902. — Eine etwas neuere Zusammenfassung gibt GUTHRE |. c. S. 43—-49. 2) A. B. Lamp gibt an, daß dieser Muskel aus dem Ee pidge ied entstehe (l. c. S. 287). Die verschiedene Auffassung ist daraus zu erklären, daß das Mesenchym des Hyoidsomits in das Mesenchym des Mandibularsomits ohne Abgrenzung übergeht. Manche Autoren (Doarn, H. V. Near u. a.) leiten den Rectus externus von zwei Segmenten ab, von dem Mandibularsomit und von dem Hyoidsomit. Miß Prarr beschrieb einen Muskel, der aus dem Mandibularsomit entsteht und von dem sie dachte, daß er rudimentär würde. DoHRN gibt an (1904), daß dieser Muskel sich erhält und einen Teil des Rectus externus bildet (vgl. H. V. Near 1. c. S. 123). 458 segment zuordnen. Aber es ist festzuhalten, dafi der Abducens ur- spriinglich nur einem einzigen Segment zugehörte, und daß ein sekundär erworbener Zustand vorliegt, wenn er von mehreren Seg- menten ausgeht; z. B. steht der Abducens bei den Vögeln (nach BELOGoLOWY 1. c.) mit einer ganzen Reihe von ventralen Wurzeln in Verbindung, welcher Zustand offenbar durch eine Ausbreitung der - Wurzel oder durch eine Vereinigung der ventralen Wurzeln mehrerer Segmente entstanden ist. Zusammenfassung. Meine Ansicht über die ursprüngliche Gliederung des Kopfes der Kranioten ist also folgende. Das erste Segment ist das Prämandibularsegment (Abb. 1 u. 2). Es liegt vor dem Munde, der von Anfang an ein unpaares Gebilde ist und nicht aus Kiemenspalten abgeleitet werden kann!). In diesem Segment liegt die Prämandibularhöhle; die beiden lateralen Teile derselben fließen vor dem Mund zusammen?). Das Prämandi- bularsomit war schon Batrour bekannt und wurde schon von VAN WIJHE als Somit I bezeichnet. Zu diesem Segment gehört das Ciliarfeld, welches den Wert einer Plakode hat und an der Bildung des Ciliarganglions beteiligt ist). Nach FRroRIEP, KLINKHARDT and GUTHKE entsteht das Ciliarganglion an dem vorderen Teil der Trigeminusanlage, aus welchem der Ramus ophthalmicus profundus hervorgeht?). Es nimmt also seinen Ursprung auch von der Ganglien- leiste, und man darf den Ramus ophthalmicus profundus mit dem Ciliarganglion als eine segmentale dorsale Wurzel betrachten, wie dies schon van WiJHE und andere Autoren getan haben (Abb. 5). Als ventrale Wurzel gehört zu diesem Segment der Oculomotorius. Er hat ursprünglich keine Verbindung mit dem Ciliarganglion und 1) Die Embryologie liefert gar keinen Grund für die landläufige Theorie, daß der Mund der Kranioten durch Vereinigung zweier Kiemenspalten ent- standen sei. Diese Theorie beruht auf einer Spekulation Doarns und ent- spricht auch der älteren Meinung GEGENBAURs, daß die Labialknorpel rudi- mentäre Kiemenbögen seien. Nach der Embryologie sind die Labialknorpel keine Kiemenbögenknorpel und ist der Mund kein paariges Gebilde (vgl. in meiner früheren Schrift über den Kopf der Wirbeltiere S. 675 u. 679). 2) Die mediane Verbindung der beiden Prämandibularhöhlen ist oft ab- gebildet worden (Broumer, |. c. Textabb. 9, Tafelabb. 5, 6 u. 23, GUTHKEE, l. c. Abb. 9). Lamp (l. c.) nennt sie „stalk connecting the premandibular- somites of the two sides“. 3) KLINKHARDT, |. c. 8. 428 (6) und 436 (14), Tafelabb. 2 u. 4; GUTHkE, Jie. 9:0, Tafelabb. 1, 3/6 uc: 4) GUTHKE, |. c. Textabb. 3, Tafelabb. 1. 459 geht an das Prämandibularsomit (KLINKHARDT, |. c. S. 437 (15) und 447 (25), GUTHKE, |. c. S. 15 u. 25). Er tritt aber dann mit dem Ciliarganglion in Beziehung, und BROHMER sah die Verbindung des Oculomotorius mit dem Ciliarganglion bei Chlamydoselachus in Form eines kleinen Ganglienknötchens, das der Prämandibularhöhle anlag (Abb. 4*). — Das Auge liegt größtenteils auf dem Prämandibular- segment, und folglich bilden sich die meisten Augenmuskeln aus dem Prämandibularsomit (Abb. 2 u. 3), und zwar alle diejenigen, welche von dem Oculomotorius innerviert werden. Das zweite Segment ist das Kiefersegment. Das Man- dibularsomit zieht durch den Kieferbogen hindurch und enthält jederseits die Mandibularhöhle, welche oberhalb des Kieferbogens liegt. Das Mandibularsomit kommt von oben und hinten an den Augapfel heran (Abb. 2) und liefert zwei Augenmuskeln, den Obli- quus superior und den Rectus externus (vgl. S. 457). Dem Kiefer- segment gehört der Trigeminus an (Abb. 2 u. 5). Der Ramus mandi- bularis desselben verhält sich in seinem Verlauf an der Außenseite des Mandibularsomits ebenso wie die Ramus hyoideus des Facialis oder der Glossopharyngeus und die Kiemenbogenäste des Vagus. In einem frühen Stadium besitzt der Trigeminus eine Verbindung mit dem Ektoderm (Abb. 5), welche man mit Wahrscheinlichkeit als Lateralplakode ansehen darf; GuTHKE sah sie bei Torpedo!), NEU- MAYER in ähnlicher Art beim Hühnchen). — Der Trochlearis, welcher den aus diesem Segment entstehenden Obliquus superior innerviert, ist auch diesem Segment zuzurechnen. Das dritte Segment ist das Hyoidsegment. Über ihm liegt das Ohrbläschen ?). Der segmentale Nerv ist der Facialis-Acusticus, 1) Guraxe, 1. c. S. 8, Textabb. 4, Tafelabb. 1, 9 u. 10, Guraxe sah bei Torpedo zwei Verbindungen mit dem Ektoderm, eine größere und eine dar- unter gelegene kleinere. Man kann die obere als Lateralplakode, die untere als Epibranchialplakode ansehen. Ich lege aber auf diese Beziehung keinen großen Wert. Denn der Mund ist nach meiner Ansicht nicht aus Kiemen- spalten hervorgegangen. Folglich ist nicht zu erwarten, daß sich der Kiefer- bogen in Bezug auf die Plakoden ebenso verhalte wie die folgenden Bögen. Ich lasse es also unentschieden, ob die von GUTHKE gesehene zweite Verbin- dung eine Epibranchialverbindung ist, habe sie aber in Abb. 5 eingezeichnet. 2) L. Neumayer in O. Hertwies Handbuch, 2. Bd. 1906, S. 595, Abb. 247 u. 246. 3) Ebenso wie die paarigen Augen sind die Ohrbläschen bei Amphioxus und bei den Tunikaten noch nicht vorhanden. Das Ohrbläschen ist also in der Reihe der Kranioten entstanden und kommt für die Frage der ursprüng- lichen Segmentierung nicht in Betracht. 460 dessen Ramus hyoideus am Spritzloch eine epibranchiale Plakode?) bildet und dann an der Außenseite des Hyoidsomits (Abb. 2) durch den Hyoid- bogen herabläuft. Die Lateralplakode des Facialis-Acusticus haben KLINKHARDT und GUTHKE bei Torpedo beobachtet?). Da die Lateral- plakoden des Vagus zu der Bildung der Seitenlinie in Beziehung stehen, so kann man erwarten, daß die Lateralplakode des Facialis in 08. tr. fac. ac..abd. gl. d. vg. Abb. 4. Rekonstruktion der Kopfnerven eines Embryo von Chlamydoselachus anguineus GArm. Nach Broumer. abd. Abducens, ac. Acusticus, cil. Ciliarganglion, d. Ductus endolymphaticus, fac. Facialis-Acusticus, ggl. Reste der Ganglienleiste, gl. Glossopharyngeus, nl. Ner- vus lateralis vagi, ducc. Ramus buccalis, hy. Ramus hyoideus, md. Ramus mandibularis, mx. Ramus maxillaris, oc. Oculomotorius, o.s. Ramus ophthalmicus superficialis, sp. Spinalganglion, Zr. Trigeminus, vg. Vagus, vgs. letzter Vaguszweig. i.v. erste ventrale Wurzel d. Vagus. — J. erste Kiemenspalte (Spritzloch), J7—YV. folgende Kiemenspalten. 1) Die epibranchiale Plakode (das ,,Kiemensinnesorgan“) des Facialis wurde bei Torpedo schon 1886 von BEArD und 1887 von FrorıEP beschrieben (Anat. Anz., 2. Jahrg., S. 489), neuerdings von GUTake (l. c. Tafelabb. 3 u. 18). 2) KLinkHarpr, |. c. S. 473 (51), Tafelabb. 4, Guraxg, 1. c. S.10, Tafelabb. 1. 461 einem ähnlichen Verhiltnis: zu den Sinneslinien des Kopfes steht. Daher ist zu beachten, daß nach den Figuren von GUTHKE (I. c. Tafel 1, Abb. 1 u. 2) die Sinnesäste des Facialis, welche die Sinnes- linien des Kopfes versorgen, eben von der Stelle entspringen, wo sich die Lateralplakode befand (vgl. Abb. 5/f.). Die Sinnesäste des Facialis (der Ramus ophthalmicus superficialis und der Ramus buccalis) wachsen, wie KLINKHARDT zeigte, in ganz ähnlicher Weise wie der Ramus lateralis des Vagus im Ektoderm weiter1); sie greifen weit auf den abd. Ri. Abb. 5. Schema der segmentalen Kopfnerven. Die lateralen und die epibran- -chialen Ektodermverbindungen (Plakoden) sind durch Punktierung angegeben. abd. Abducens, cil. Ciliarfeld und Ciliarganglion, fac. Facialis - Acusticus, gl. Glossopharyngeus, Jf. Lateralplakode des Facialis, lv. Lateralplakode des dritten Vagusastes, oc. Oculomotorius, Ri. Ramus intestinalis vagi, Rop. Ramus ophthalmicus profundus, sp. Spinalganglion, tr. Trigeminus, tro. Trochlearis, v. ventrale Wurzel, vag. Vagus. vorderen Teil des Kopfes über (Abb. 4), worin man wohl keinen ur- sprünglichen Zustand sehen darf. — Der Abducens liegt ursprüng- lich zwischen diesem und dem folgenden Segment und kann also dem einen oder dem anderen zugerechnet werden (Abb. 4 u. 5 abd.). Das vierte Segment ist das Glossopharyngeussegment (Abb, 2). Der Glossopharyngeus zeigt bei den Selachiern die ein- 1) KLinkHaRDt, 1. c. Abb. 17 u. 18. In beiden Fällen erscheinen große ‚blasige Zellen im Ektoderm, ehe der Nervenstrang zu sehen ist. 462 fachsten und ursprünglichsten Verhältnisse (Abb. 5). Seine epibran- chiale Plakode war schon den älteren Forschern bekannt!); die La- teralplakode wurde von KLINKHARDT beschrieben ?). Der Glossopharyn- geus besitzt einen kleinen Ramus praetrematicus. Der Ramus post- trematicus verläuft an der Außenseite des Glossopharyngeussomits (Abb. 2) durch den Kiemenbogen. Nun folgen die drei Vagus-Segmente (5.—7. Segment). Jedes einzelne verhält sich ebenso wie das Glossopharyngeussegment. Zu jedem gehört ein Vagusast, welcher eine Lateralplakode (Seitenorgan) und eine epibranchiale Plakode (Kiemenspaltenorgan) besitzt?) und dann an der Außenseite des Somits durch den Kiemenbogen herabläuft (Abb. 5). Aus den Lateralplakoden des Vagus geht die Seitenlinie hervor*). Die drei Vagusäste sind untereinander verbunden (was in Abb. 5 nicht dargestellt ist). Zu jedem Vagusast gehörte ursprünglich eine ventrale Wurzel (Abb, 5). Die letzte Kiemenspalte der pentanchen Haie liegt hinter dem dritten Vagussomit (Abb. 2 u. 5). Der dritte Vagusast spaltet sich und entsendet einen Ast an den Hinterrand der letzten Kiemenspalte, welcher hier noch eine epibranchiale Plakode bildet und hinter der Kiemenspalte herabläuft (Abb. 5). Bei den hexanchen Haien findet noch einmal eine ähnliche Spaltung statt (Abb. 4). Ich bin daher der Meinung, daß die letzte Spalte der pentanchen und die beiden letzten der hexanchen Haie phyletisch jünger sind als die vorher- gehenden Kiemenspalten. Eine große Zahl von Kiemenspalten ist offenbar nichts ursprüngliches, weder bei den hexanchen Haien, noch 1) J. Bearp, Branchial sense organs of Ichthyopsida, Quart. Journ. micr. Sc. Vol. 26, 1885, Studies from the Biol. Lab. of the Owens Coll. 1886, p. 180. — FRrorıer, Zur Entwickelungsgeschichte der Kopfnerven, Verhandl. d. Anat. Ges. 1891. 2) KLINKHARDT, |. c. 8. 452 u. 467, Tafel XV, Abb. 15. 3) Froriep hat die beiden Plakoden abgebildet (l. c. 8. 62, Abb. 5). Auch KLINKHARDT, GUTHKE und BRoHMER haben die beiden Plakoden beschrieben. (KLINKHARDT, |. c. S. 472, Tafel XIV, Abb. 3, GuTake, |. c. S. 40, Tafel I, Abb. 3, Tafel III, Abb. 19 u. 23, BRoHumkER, |. c. Tafel 35, Abb. 11). 4) Wie die Abbildungen von GUTEEE zeigen (l. c. Abb. 19 u. 23), ent- steht aus jeder lateralen Plakode ein Nervenästchen (Ramus dorsalis), wenn sich das Ganglion vom Ektoderm entfernt. Diese Ästchen enden an Sinnes- organen der Seitenlinie. Aus dem Ramus dorsalis des letzten Vagusastes geht der Ramus lateralis vagi hervor (GUTEEE, 1. c. S. 41); er wächst intra- epithelial nach hinten (KLInkHARrpr, |. c. S. 475 (53) und Abb. 18) und löst sich erst später aus dem Ektoderm heraus. 463 bei dem Myxinoiden Bdellostoma, der 13—14 Spalten besitzt, noch bei Amphioxus, bei welchem die Zahl sehr groß wird. Man braucht die hexanchen Haie in dieser Hinsicht nicht für ursprünglicher zu halten als die pentanchen Haie und kann auch bei den letzteren die letzte Spalte als weniger alt ansehen!). Es gab also ursprünglich hinter dem Spritzloch nur 4 Kiemenspalten. Die Vermehrung gleichartiger Organe ist ja in der Phylogenie sehr häufig (z. B. Zähne der Cetaceen, Rippen der Schlangen, Segmente der Myriapoden). Der letzte Vagusast übernahm die wichtige Aufgabe, die Kiemen- region mit dem Magen und Darm in nervöse Verbindung zu setzen. Diese Aufgabe erfüllt der Ramus intestinalis. Ursprünglich gehörte er nur zu dem letzten Vagusast (Abb. 5), aber durch die eintretende Verbindung der drei Vagusäste kann er Fasern aus allen Ästen er- halten (Abb. 4). Das Somit, welches hinter der letzten Kiemenspalte der pentanchen Haie liegt (Abb. 2 s8) ist von besonderer Bedeutung, denn es ist das erste, welches nicht von der Ganglienleiste bedeckt ist, bei welchem also die Spinalganglien an der medialen Seite des Somits liegen?). Es ist das achte in der Reihe, das fünfte postotische. Freilich bleibt es nicht erhalten, und das zugehörige Spinalganglion ist rudi- mentär, aber für die ursprüngliche Gliederung des Kopfes ist es um so wichtiger. Dieses Somit und mehrere folgende verschwinden samt den zugehörigen Ganglien und Nerven, wie Braus (Morphol. Jahr- buch 1899) eingehend gezeigt hat. Schließlich will ich noch einige Bemerkungen über die Kiemen- bögen und die Aortenbögen beifügen. Ich gebe zwei schematische Bilder, welche sich zwar auf bekannte Vorgänge beziehen, aber doch in dieser Form in keinem Lehrbuch enthalten sind. Man muß die Beziehungen zu den Kiemenblättchen hervorheben, welche die eigent- lichen Respirationsorgane sind. Ursprünglich waren an jeder Kiemen- spalte Kiemenblättchen vorhanden, und zwar sowohl an der vor- deren wie an der hinteren Fläche jeder Spalte (Abb. 6), wie man dies bei den Selachiern sieht. Die Ganoiden, Teleosteer, Dipnoer, Amphibien 1) Meine Ansicht ist also derjenigen von GEGENBAUR gerade entgegen- gesetzt; GEGENBAUR geht von einer größeren Zahl von Kiemenspalten aus und läßt von hinten her eine Reduktion eintreten. GEGENBAUR, Vgl. Ana- tomie, 2. Bd. 1901, S. 223. 2) Ich habe schon in meiner früheren Schrift (l. c. S. 666) auf die be- sondere Stellung dieses Segmentes hingewiesen. 464 und Amnioten stammen von solchen Fischen ab, welche außer dem Spritzloch fünf Kiemenspalten besaßen wie die pentanchen Haie (Abb. 6). In den Kieferbogen und in jeden Kiemenbogen ging eine Kiemenarterie, und dieser phyletisch primitive Zustand wird ontogenetisch wiederholt, IIT TVs Vn VI VEG \ \ | : \ III. IV. V. VI.a. vie | Seale T: Abb. 7. p: Abb. 6u. 7. Schemata der Gefäße der Kiemen- bögen. Abb. 6 bei Selachiern, Abb 7 bei Amphi- bien und Amnioten. Die verschwindenden Gefäße sind punktiert angegeben. I. Kiemenarterie des Kieferbogens, JJ. Kiemen- arterie des Hyoidbogens, J//. Kiemenarterie des Glos- sopharyngeusbogens (später Carotidenbogen), I V. Kie- menarterie des ersten Vagusbogens (später Aorten- bogen), V— VI1. folgende Kiemenarterien. — a. Aorta descendens, p. Arteria pulmonalis, sp. Spritzloch. indem die Embryonen der Amnpioten in jedem Kie- menbogen einen Gefäß- bogen zeigen. — In der phyletischen Entwicke- lung begann von vornher ein Schwund der Kiemen- blättchen. Zuerst ver- schwanden die Kiemen im Spritzloch, und damit ver- lor die Arterie des Kiefer- bogens (Abb. 6/7) ihre respiratorische Bedeu- tung. Schon bei manchen Selachiern wird dasSpritz- loch verschlossen; unter den Ganoiden haben Aci- penser, Polyodon und Po- lypterusnochSpritzlöcher, und findet sich bei Lepi- dosteus wenigstens noch die Spritzlochkieme(Pseu- dobranchie) in veränder- ter Lage vor (nach F.W. MüLLer 1897). Bei den Teleosteern und bei den Amphibienlarven gibt es kein Spritzloch mehr; aber bei manchen Tele- osteern erhält sich die Spritzlochkieme in ver- änderter Form und Lage (nach DoHurn 1886 und MAURER 1888). Mit dem Schwunde des Spritzloches und der Spritzloch- kieme wird die Kiemenarterie des Kieferbogens rudimentär (Abb. 7 1). 465 Im weiteren Verlaufe der phylogenetischen Entwickelung ver- schwindet auch die Kieme am Hinterrand des Hyoidbogens, also die Kiemendeckelkieme (Operkularkieme); dadurch verliert die Kiemen- arterie des Hyoidbogens (Abb. 6 JJ) ebenfalls ihre respiratorische Be- deutung. Bei Acipenser und Lepidosteus, sowie bei Protopterus und Lepidosiren ist noch eine Kiemendeckelkieme vorhanden, bei den Teleosteern und Amphibien fehlt sie. Gibt es keine Kiemendeckel- kieme mehr, so verschwindet die Kiemenarterie des Hyoidbogens (Abb. 7 ID). Indem die Septen verkürzt werden und die Kiemenblättchen in- folgedessen an den Außenrand der Kiemenbögen rücken, wie man dies bei den Ganoiden, Teleosteern, Dipnoern und Amphibienlarven sieht, ver- schwinden auch die Kiemenblättchen am Hinterrand der letzten Kiemen- spalte: folglich geht auch das zugehörige Kiemengefäß (Abb. 6 VIZ) zugrunde. Es gibt nun nur noch vier funktionierende Kiemenbögen, wie man dies bei den Teleosteern und den Amphibienlarven sieht. Von diesen vier Kiemenbögen gehört dem ersten der Glossopharyngeus zu, den drei folgenden die drei Vaguswurzeln (vgl. Abb. 2). Die Kiemen- arterie des ersten von diesen vier Bögen wird der Carotidenbogen (Abb. 7 III), diejenige des zweiten gibt den Aortenbogen (Abb. 7 IV) der Amphibien und der Amnioten. — Das Gefäß des folgenden Bogens (Abb. 7V) neigt zur Rückbildung; der Gefäßbogen wird schon bei der Metamorphose der Amphibien rückgebildet und verschwindet bei den Embryonen der Amnioten so bald wieder, daß er der Aufmerksam- keit der älteren Autoren entging und folglich in den älteren Schemata (RATHKE u. a) nicht berücksichtigt ist. — Die Kiemenarterie des folgen- den Kiemenbogens (Abb. 7 VI) entsendet einen Ast zu den Einge- weiden, und aus diesem wird bei der Entstehung der Lungenatmung die Lungenarterie (Abb. 7 »). Stuttgart, Zoolog. Institut der K. Techn. Hochschule, 15. August 1915. (Eingegangen am 1. September 1915.) Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 30 466 Nachdruck verboten. Der Ductus endolymphaticus (Recessus labyrinthi) bei Schildkröten. Von Franz KeisEL, Straßburg 1. E. Mit 5 Abbildungen. Während ich gerade mit dem Abschluß einer Arbeit über die Entwickelung des Ductus endolymphaticus bei den Schildkröten beschät- tigt bin, kommt mir ein eben erschienener Aufsatz von PERovic und Aust (Anatom. Hefte, Bd. 52, Heft 3, 1915) in die Hand. Er ver- anlaßt mich, meine Befunde bei Schildkröten schon vor Veröffentlichung der größeren Arbeit kurz mitzuteilen und einige allgemeinere Bemer- kungen daran zu knüpfen. PErovIic und Aust sagen, daß die von mir im Handbuch der Entwickelungsgeschichte des Menschen von KerpeL und MALL ausgesprochene Ansicht über die Abschnürung und die Bedeutung des Recessus labyrinthi von ihnen „nicht nur bekräftigt, sondern zugleich auch gezeigt werden“ kann, „daß die Abschnürungs- stelle des Labyrinthbläschens von der Epidermis streng im Gebiete der Anlage des Ductus resp. Saccus endolymphaticus gelegen ist.“ Auch kündigen sie weitere Untersuchungen über die Entwickelung des häutigen Labyrinthes an. Auf eine Besprechung der gesamten Literatur und eine ein- gehendere Auseinandersetzung mit den Ansichten der Autoren ver- zichte ich hier und verweise dafür auf die ausführlichere Arbeit, die ich im Arch. f. mikr. Anatomie zu veröffentlichen beabsichtige. Die Serien von Chrysemys marginata, welche der Arbeit zugrunde liegen, stellte mir teils mein Freund, Herr Privatdozent Dr. v. BEREN- BERG-GOSSLER zur Verfügung, teils stammen sie aus dem Nachlaß meines verstorbenen Freundes v. ALtEn. Herrn von BERENBERG-GOSSLER sage ich auch an dieser Stelle meinen besten Dank. Auf den Schnitten, Abb. 1—4, durch Embryonen, welche ich hier zur Darstellung bringe, sieht man, daß die Abschnürung des Ohr- bläschens von seinem Mutterboden erst erfolgt, nachdem die erste Anlage des Ductus endolymphaticus am dorsalen Pol des Ohrbläschens deutlich geworden ist. 467 Abb. 1 gibt einen Schnitt wieder, auf dessen linker Seite das Ohr- blaschen nur tangiert ist; rechts ist die schon ziemlich enge Offnung des Ohrbläschens an der Stelle ihrer größten Ausdehnung getroffen. Während die ventrale Lippe des Öhrbläschens stark entwickelt ist, fehlt die dorsale, oder ist doch ein problematischer Begriff. Man könnte wohl, wenn man das Bild, ohne es deuten zu wollen, betrachtet, von einer kleinen dorsalen Lippe reden. Ich möchte aber glauben, daß es sich um keine rechte „Verschlußlippe“ handelt, sondern daß eine solche vorgetäuscht wird durch eine Wucherung medial von der Eingangsöffnung in das ÖOhrbläschen, und daß wir es schon hier mit Abb. 2. Abb. 1. Chrysemys marginata v.G.2. (1.4.15.) Vergr. 100:1. Abb. 2. Chrysemys marginata v.G.4. (4.3.9.) Vergr. 100:1. der Anlage der peripheren Teile des Recessus labyrinthi zu tun haben. Kernteilungen sind übrigens in diesem Gebiet durchaus nicht spärlich. Abb. 2 zeigt Schnitte durch ein in der Entwickelung etwas weiter vorgeschrittenes Ohrbläschen. Auf der rechten Seite der Abbildung ist die Verbindung zwischen dem Hohlraum des Obrblaschens und der Außenwelt nicht mehr ge- troffen. Diese Verbindung ist auf dem vierten und fünften Schnitte vorher noch vorhanden (Schnittdicke 7,5 p). Man erkennt, wie das Ohrbläschen sich dorsalwärts in eine enge Tasche auszieht, das ist die Anlage des Recessus labyrinthi. 30* 468 Auf der linken Seite der Abbildung ist eine Verbindung des Ohrbläschens nach außen vorhanden, sie liegt nahe dem oberen Pol. Auch auf dem Schnitt vorher und auf dem folgenden Schnitt ist eine solche Verbindung noch nachzuweisen. Hier er- scheint die Ausbildung einer „dorsalen Lippe“ noch deut- licher als in der Abb. 1, doch gilt von ihr das gleiche, wie von der dort beschrie- benen, auch sie dürfte vor- getäuscht werden durch die Entwickelung des periphe- ren Teiles des Recessus la- byrinthi. Bei dem Embryo, dem der in Abb. 3 dargestellte (2. 2.7.) Schnitt entnommen ist, hat Abb. 3. Chrysemys marginata O. ‘ Vergr. 75:1. das Lumen des Ohrblischens seine Verbindung mit der Aubenwelt eben verloren, aber auf vier Schnitten von 7,5 p. ist die Verbindung der Ohr- bläschenwand mit der Epider- misanlage noch vorhanden. Stellt man sich vor, daß auch mit dem Lumen noch eine kleine Verbindung vorhanden | ist, so würden solche Bilder sehr an die Verhältnisse er- | innern, wie man sie bei Se- @) lachiern findet. Freilich kommt etwas hinzu, eine Fortsetzung des Recessus, in der Richtung Abb. 4. Chrysemys marginata B. (9. 5. 7.) auf das Dach des vierten Ven- Vergr. 75:1. trikels hin. In angrenzenden Schnitten sehen wir, daß diese noch weiter reicht, wie in dem dargestellten, und in älteren Stadien erreichen die Recessus labyrinthi von beiden Seiten die dorsale Mit- 469 tellinie. Lateral ist die Basis des Ductus endolymphaticus gegen die noch unbedeutende Anlage des oberen Bogenganges bereits deutlich ab- gegrenzt; auch eine mediale Abgrenzung läßt sich erkennen, und zwar an benachbarten Schnitten deutlicher als an dem in der Abb. 3 dar- gestellten. An Schnitten durch ältere Stadien erkennt man, daß die letzte Verbindung des Ohrbläschens mit dem Ductus bzw. Saccus endo- lymphaticus weit dorsal liegt. Abb. 4 zeigt einen solchen Schnitt. Rechts im Bilde erkennt man den Ductus endolymphaticus und seine Abgrenzung gegen den ventralen Teil des Ohrbläschens, links Abb. 5. Chrysemys marginata E. (5. 4.4.) Vergr. 75:1. steht der Saccus endolymphaticus noch mit der Epidermis in Verbin- dung. Diese Verbindung besteht auf drei Schnitten von 10 p Dicke. Die ventrale Verbindung des Ductus endolymphaticus mit ven übrigen Öhrbläschen ist nur tangiert. Abb. 5 schließlich zeigt einen Schnitt durch ein älteres Stadium, in dem die Verbindung der Öhrbläschenwand mit ihrem Mutterboden völlig geschwunden ist. Die Anlagen der Lagena und der Bogen- gangtaschen sind vorhanden und nicht zu verkennen. Sehr deutlich treten die Lageverhältnisse der oberen Bogengangtasche zum Ductus endolymphaticus hervor. 470 Es kann schon nach den mitgeteilten Schnitten nicht zweifelhaft sein, daß dem Ductus endolymphaticus der Schildkröten im Gegensatz zu den Angaben, welche Freıissıe für Platydactylus mauretanicus, einen Gecko (Anat. Hefte, Bd. 37, 1908) macht, ein reges Eigenwachstum zukommt. Die Anlagen schieben sich bis weit auf die Decke des vierten Ventrikels. Auch Kernteilungen sind im Gebiet des Recessus endolymphaticus durchaus nicht selten anzutreffen. Da gerade bei den Ascalaboten, zu denen doch Fiertssie’s Unter- suchungsobjekt gehört, wie WIEDERSHEIM schon 1876 (Morph. Jahrb., Bd. 1) gezeigt hat, der Ductus endolymphaticus ein ganz besonders großes Ausbreitungsgebiet besitzt, so möchte ich doch bezweifeln, ob FLeIssigé mit seinen Annahmen recht hat. In seiner vergleichenden Anatomie der Wirbeltiere (7. Auflage, 1909) sagt WIEDERSHEIM, daß „das freie Ende des Ductus endolymphaticus bei vielen Reptilien dicht unter die Schädeldecken (Parieto-Occipital-Naht) zu liegen“ kommt, „ja bei Ascalaboten verläßt der Gang sogar die Schädelkapsel, drängt sich zwischen die Nackenmuskeln hinein und schwillt im Bereiche des Schultergürtels zu einem großen gelappten Sacke an, von dem sich wurstförmige Ausläufer bis zur Ventralfläche der Wirbelsäule und zum submukösen Gewebe des Pharynx hinunterziehen. Auch bis in die Orbita hinein kann sich das Kanalsystem labyrinthisch verzweigen.“ Es ist, wie wir später sehen werden, ebenso von Interesse, daß auch bei den Amphibien eine weite Ausbreitung des Ductus endo- lymphaticus vorkommt. „Der Ductus endolymphaticus“ heißt es bei WIEDERSHEIM (l.c.S. 434), „kann“ (bei Amphibien) „eine sackartige Er- weiterung erfahren, und indem die Otholithenmassen enthaltenen Säcke von beiden Seiten entweder an der dorsalen oder zugleich auch an der ventralen Cirkumferenz des Gehirns enge zusammentreten, kann letzteres in einen förmlichen Kalkgürtel zu liegen kommen. Dieses gilt z. B. für die Anuren. Zugleich zieht sich hier der dorsale Teil jenes Kalkgürtels nach rückwärts in ein unpaares Gebilde aus, welches sich dorsal vom Rückenmark liegend durch den ganzen Spinalkanal bis zum Steißbeine erstreckt und in der Höhe der Foramina inter- vertebralia paarige Querfortsätze erzeugt. Diese begleiten die Wurzel der Spinalnerven durch die Foramina, erreichen die Spinalganglien und bedecken dieselben verschiedenartig, indem sie die sog. „Kalk- säckchen“ bilden.“ Doch kehren wir zur Betrachtung der Schnitte zurück. Aus ihnen ergibt sich, wie mir scheint auch bereits, daß eine Bildung des 471 Ductus endolymphaticus durch Abschniirung von der medialen Wand des Ohrblischens, wie sie von mehreren Autoren für verschiedene Wirbeltierklassen angegeben bzw. angenommen wird, bei Chrysemys, wenn überhaupt, so doch gewiß nicht in hervorragender Weise bei der Bildung des Ductus endolymphaticus beteiligt sein kann. Eine solche Abschnürung von der medialen Wand könnte nur für das ventralste Ende in Betracht kommen. Wenn dann aus der verschiedenen Lage der Abschnürungsstelle des Ohrbläschens bei verschiedenen Wirbeltieren geschlossen wird, daß der Ductus endolymphaticus bei den Wirbel- tieren morphologisch nicht miteinander zu vergleichen sei, so glaube ich dem widersprechen zu müssen. Bei Lacerta würde nach den An- gaben von PETER (Arch. f. Ohrenheilkunde Bd. 51, 1901), die Ab- schniirungsstelle, wenn auch nach meiner Auffassung der PETER’schen Bilder noch im Bereiche der Anlage des Ductus endolymphaticus, so doch wesentlich weiter ventral als bei Chrysemys liegen; bei Coluber natrix nach Krause (Anat. Anz. Bd. 29, 1901) — freilich scheint nur ein vereinzelter Befund vorzuliegen — ganz an der Basis dieses Ganges. Wenn man die Bedenken, welche PFTER auf Grund seiner Befunde gegen die Vergleichung des Ductus endolymphaticus der Reptilien mit dem der Selachier geltend macht, anerkennt. so würde man mit gleichem Rechte sich gegen die Vergleichung des Ductus endolym- phaticus bei Lacerta, Chrysemys und Coluber wenden müssen. Daß aber der Ductus endolymphaticus in der Klasse der Reptilien morpho- logisch gleichwertig ist, das in Frage zu stellen, wird doch wohl nie- mandem beifallen. Ebenso möchte ich mich gegen die Schlußfolge- rungen ALEXANDERS (Arch. f. Ohrenheilkunde Bd. 52, 1901) wenden. ALEXANDER Sagt: „Wenn (daher) bei einer Reihe von Wirbeltieren (Axolotl, Rana, Bdellostoma, Lacerta) ein allerdings ähnlich gelagerter Kanal als selbständige Ausstülpung des Labyrinthbläschens zur Ent- wickelung kommt, die mit der ursprünglichen Verbindungsregion nichts zu tun hat, so kann diese Bildung der oben erörterten, an Hühnchen und Meerschweinchen nachgewiesenen nicht homolog sein, und es ist daher nur für eine der beiden ‘Formationen — und zwar nach der historischen Auffassung nur für jene, welche aus dem ursprünglichen ektodermalen Verbindungsrohr hervorgeht — (Säuger, Vögel) der Name ,Ductus endolymphaticus‘ zulässig.“ Demgegenüber möchte ich hervorheben, daß mich auch PETER’s und Krause’s Befunde nie daran irre machen würden, daß der Ductus endolymphaticus bei Reptilien, Vögeln und Säugern als homologe lan Bildung zu betrachten ist; zur Begründung dieser Überzeugung ge- nügen mir bereits die vergleichend anatomischen Gründe, welche für die Homologisierung sprechen, und das gleiche gilt mir auch für die Amphibien. Weniger sicher würde ich ohne die Entwickelungs- geschichte bei den Selachiern sein, und bei den Knochenfischen will ich mir auch nach den neuesten entwickelungsgeschichtlichen Untersuchungen kein sicheres Urteil erlauben; sie stehen zu weit ab- seits. Immerhin scheint es mir auch da wahrscheinlich, daß der Gang, welchen man bei vielen Teleostiern findet, den Namen Ductus endo- lymphaticus mit Recht trägt. Es scheint sich um eine rudimentäre Bildung zu handeln. Daß der Gang bei manchen Arten fehlt oder — worauf Krause (Anat. Anz. Bd. 29, 1901) großen Wert legt —, „daß es niemals an seinem Ende zur Bildung eines Saccus endolymphaticus kommt“, würde jedenfalls in keiner Weise gegen die Homologisierung sprechen. Ebenso wenig bin ich mit R. Krause gleicher Ansicht, wenn er meint — und Freıssıc (l. c. 1908) stimmt ihm lebhaft darin bei —, daß die Befunde, welche uns bei Säugern, Vögeln und Reptilien ein- wandfrei zeigen, daß die letzte Verbindung des Öhrbläschens mit seinem Mutterboden im Gebiete des Ductus endolymphaticus liegt, ohne Bedeutung sind. Daß es für die Frage nach der Homologisierung des Ductus gar nicht darauf ankomme, an welcher Stelle sich das Ohr- bläschen von der Epidermis abschnüre. So liegen die Dinge denn doch nicht. Können wir in einer Reihe von Fällen bei Säugern, Vögeln und Reptilien einwandfrei nachweisen, daß die letzte Verbindung des Ohrbliischens mit der Epi- dermis im Bereich des Ductus endolymphaticus liegt, so ist das sicher von morphologischer Bedeutung. Von größerer Bedeutung, wie zahl- reiche andere Fälle, in denen das nicht nachzuweisen ist, in denen aber schließlich ebenso wenig sicher nachzuweisen ist, daß die Zellen, welche den Ductus entstehen lassen, nicht doch solche Zellen waren, welche ursprünglich im Bereiche der Abschnürungsstelle des Ohr- bläschens gelegen haben. Immer wird noch viel zu sehr erwartet, daß die Ontogenie die Phylogenie womöglich auch in der zeitlichen Folge genau wiederholen soll. Wir müssen aber froh sein, wenn wir nur Bruchstücke der Phylogenie in der Ontogenie wiederfinden und diese noch dazu in Verwerfungen. Solche Bruchstücke sind darum nicht weniger be- deutungsvoll. Und nun kommt noch eines hinzu. Der Ductus 473 endolymphaticus hat bei den Amphibien und Reptilien den Se- lachiern gegenüber seine Funktion geändert. Bei den Selachiern setzte er die Flüssigkeit des Ohrblischens in Verbindung mit der Flüssigkeit, in der das Tier lebte. Diese Verbindung ist bei den Amphibien, Reptilien, Vögeln und Säugern geschwunden, weil sie eben zeitweilig oder dauernd das Leben im Wasser aufgaben. Aber eine andere Funktion ist erworben worden. Darauf weist die mächtige periphere Ausbildung des Recessusgebietes bei Amphibien und Rep- tilien hin, wie ich sie nach WIEDERSHEIM bereits zitiert habe. Welche Funktion diese peripheren Ausbreitungen des Ductus haben, ist physiologisch wohl noch nicht einwandfrei festgestellt. Nahe liegt der Gedanke, daß es sich um Vermittelung von Druckverhältnissen handelt. Funktionslos werden diese Bildungen, wo sie so mächtig entwickeit sind wie bei Anuren und Ascalaboten, sicher nicht sein. Bei Vögeln und Säugern ist die periphere Ausbreitung des Ductus bzw. Saccus endolymphaticus eine weniger bedeutende, ohne daß sie darum funktionslos zu sein braucht. Der Saccus endolymphaticus wäre sogar beim Menschen noch wohl geeignet, die Druckverhältnisse in der Schädelkapsel dem inneren Ohr zu übermitteln. Und es findet sich sogar ein Hinweis darauf, daß sich ursprünglich der Recessus labyrinthi beim Menschen über das Gebiet des Saccus ausgedehnt hat und diesen Hinweis, der wieder den Schluß erlaubt, daß bei den Vor- fahren des Menschen das Gebiet des Ductus sich über den Saccus ausgedehnt hat, liefert die Ontogenie. TAnnter (in der Normentafel zur Entwickelungsgeschichte des Menschen von KEısen und Erze, Jena 1908, Tabelle 55 und 65) hat bei zwei menschlichen Embryonen nachgewiesen, und ich habe das bei anderen bestätigen können (Kempen und Mann, Handbuch der Entwickelungsgeschichte des Men- schen Bd. 2, S. 259), daß der Recessus labyrinthi sich ursprünglich über das Gebiet des Saccus endolymphaticus hinaus ausdehnt, dab aber sein peripheres Ende fadenförmig ausgezogen wird und zu- srunde geht. Nach dem, was wir nun von dem Zusammenhange zwischen Phylo- genie und Ontogenie wissen, werden wir auch annehmen können, daß die Teile des Recessus labyrinthi, welche z. B. bei den Anuren und den Ascalaboten beim erwachsenen Tiere so bedeutungsvoll sind, sich auch besonders frühzeitig anlegen und deutlich werden etwa als Aus- sackung peripher von der Abschniirungsstelle. Diese Teile haben natürlich bei den Selachiern noch keine speziellen Homologa, aber sie 474 stecken im noch indifferenten Zustande doch auch schon im Ductus endolymphaticus der Fischvorfahren der Sauropsiden und Säuger, die ja freilich keineswegs Selachier im heutigen Sinne gewesen zu sein brauchen. Ihrer Lage nach können wir diese Teile mehr oder weniger genau in den Fällen bestimmen, in denen die Abschnürung des Ohr- bläschens erst nach der Bildung des Ductus endolymphaticus erfolgt ist. Sie müssen peripher von dieser Stelle gelegen sein. (Eingegangen am 27. Oktober 1915.) Nachdruck verboten. Über den Bau des Darmkanals bei einigen Tiefseeknochenfischen. Vorläufige Mitteilung. Von Prof. Dr. Joseph NusBaun-HiLarowıicz?). Direktor des Zoolog. Instituts der k. k. Universität Lemberg. Mit 7 Abbildungen. Aus den wissenschaftlichen Expeditionen S. H. des Prinzen von Monaco, Albert I. Seit längerer Zeit beschäftige ich mich mit der Anatomie und Histologie der Tiefseefische, zu welchem Zwecke ich ein schön kon- serviertes und sehr reiches Material aus den wissenschaftlichen Tief- see-Expeditionen S. H. des Prinzen von Monaco zur Bearbeitung be- komme. Es sei mir erlaubt, auch an dieser Stelle S. H. dem Prinzen von Monaco meinen tiefsten Dank dafür auszusprechen. Der erste Teil meiner großen Monographie über diesen Gegen- stand, mit vielen Tafeln ausgestattet, war schon vor Beginn des Krieges im Druck, der aber jetzt unterbrochen worden ist. Der zweite Teil, den ich dank der Befreiung von den Vorlesungen durch den Krieg in meinem Institut in Lemberg zu Ende gebracht habe, wird wahr- scheinlich auf lange Zeit hinaus nicht im Druck erscheinen können. Beide Teile, event. auch noch die weiteren Teile, werden in den „Resultats des Campagnes Scientifiques accomplis sur son yacht par Albert I® Prince S. de Monaco, publiés sous sa direction avec le concours de M. Jules Richard“ erscheinen. Im ersten Teil meiner Monographie habe ich ü. a. die Beschrei- 1) Verfasser hat bei der weitaus größten Mehrzahl seiner bisherigen wissenschaftlichen Publikationen nicht diesen seinen vollen Namen, sondern nur den verkürzten Namen Nuspaum gebraucht. 475 bung des Darmkanals bei Cyclothone signata, Argyropelecus hemi- gymnus, Sternoptyx diaphana, Chauliodus Sloanei und Malacosteus niger gegeben. Vorläufig möchte ich hier die wichtigsten Ergebnisse meiner Untersuchungen über den Bau des Darmkanals bei den drei besonders interessanten Tiefseefischen: Gastrostomus Bairdii (GıuL a. RypEr), Melamphaés mizolepis (GüntHER) und Stomias boa (Risso) darstellen, indem ich eine ausführliche Beschreibung dieser Verhältnisse, mit zahlreichen Tafeln, im zweiten Teil meiner Monographie veröffentlichen werde. Der Darmkanal!) beim Gastrostomus Bairdii (Gitn a. Ryoer). Im Darmkanale des Gastrostomus unterscheiden wir folgende Abschnitte: 1. eine kolossale Mundhöhle (Mundsack), 2. eine Schlund- röhre, 3. einen Magen, 4. einen Pylorusdarm oder Duodernum, 5. einen Mitteldarm und 6. einen Afterdarm oder Rektum (Abb. 1, Nr. 2). Im physiologisch-anatomischen oder nur im topographischen Zusammen- hange mit dem Darmkanal befinden sich: 1. Pankreas, 2. Leber, 3. Milz und 4. ein Organ, das ich als Nebenmilz oder Paralien bezeichnen möchte. Die Mundhöhle, ein kolossaler Sack, ist begrenzt seitlich und ventral durch eine große Membran, die sich zwischen dem Maxillare, Hyomandibulare, Quadratum und Mandibulare einer jeden Seite und zwischen den beiden Ästen der Mandibel hinzieht und einen Sack bildet, der als ein Reservoir für den Detritus dient, welcher die wichtigste, wenn nicht die einzige Nahrung dieses eigentümlichen Fisches zu bilden scheint. Die Membran ist gebildet durch die Haut, und von innen ist sie von Epithel ausgekleidet, welches denselben histologischen Bau hat, wie das Hautepithel. Zwischen beiden Epithelschichten, der äußeren und der inneren, befindet sich eine Schicht von fibrillärem Bindegewebe, in welcher zahlreiche kurze, in verschiedensten Rich- tungen verlaufende (meistens aber in der zirkulären, transversalen Richtung) Muskelfasern liegen und eine große Kontraktilität der Mem- bran bedingen. Mittels der Weıiserr'schen Resorcin-Fuchsin-Methode fand ich auch eine große Anzahl von äußerst feinen, in verschieden- 1) Eine nur sehr kurze Beschreibung, ohne histologische Details, dieses Darmkanales gab ich schon in meiner Arbeit: „Beiträge zur Kenntnis der Organisation des Tiefseefisches Gastrostomus Bairdii GıLL a. RyDEr“. Anzeiger d. Akad. Wiss. Krakau, Mat. Nat. Kl. S. B., Februar 1914. 476 sten Richtungen zwischen den Muskelfasern verlaufenden elastischem Fasern. Die große Kontraktilität und Elastizität der Mundmembran: ist äußerst wichtig für ihre physiologische Rolle. Das innere Epithel sowohl wie das äußere besteht aus mehreren Zellenschichten und ist sehr reich an einzelligen Drüsen, zwischen welchen zwei Arten zw Abb. 1. Darmkanäle von 1. Stomias boa (X 3/,), 2. Gastrostomus Bairdii,- die Leber wurde künstlich umgebogen (x 3/,), 3.—5. Melamphaös mizolepis (X 3/6); ap. Appendices pyloricae, h. Leber, 2.p. Pylorusdarm, .m. Mitteldarm, i. Afterdarm, oe. Osophagus, p. bindegewebige Stränge, welche Pankreasschläuche enthalten, v.f. Gallenblase. unterscheiden sind: 1. schleimbildende, ovoide Becherzellen mit alveo- lärem Plasma und abgeplattetem Kern, der basal oder lateral liegt, 477 ° 2. seröse Drüsenzellen von ähnlichem Bau, wie ich sie mit meinem Mitarbeiter Dr. W. Kurczyckı!) bei Tinca beschrieben habe. Die Schlundröhre ist sehr kurz und ihre Mukosa bildet viele Längsfalten. Das Epithel besteht, wie in der Mundhöhle, aus mehreren Zellenschichten, von welchen die basale hoch, fast zylindrisch er- scheint. Die serösen Drüsenzellen sind hier schon gar nicht vor- handen; im Gegenteil, die schleimbildenden ovoiden ungestielten Becher- zellen sind äußerst zahlreich. Die Schicht des subepithelialen Binde- gewebes ist kompakt. Die quergestreiften Muskelfasern bilden haupt- sächlich eine dicke zirkuläre Schicht; isolierte Muskelfasern verlaufen ‚aber auch in anderen Richtungen, ohne ei- ne begrenzte Schicht zu bilden. Der Magen ist sehr geräumig, sack- formig. Wir können in demselben einen vorderen, breiteren ‘Teil, wo die Mukosa- falten sehr niedrig sind, und einen hin- Abb. 2. Teil eines Querschnittes durch den Magen teren, etwas engeren von Gastrostomus Bairdii; gl. Drüsenschichten, m.m. Mus- : : cularis mucosae, m.c. zirkuläre Muskelschicht, m.J. longi- Abschnitt, wo ‘ die tudinale Muskelschicht, t.c. Bindegewebe, v. Blutgefäße. Mukosafalten höher (Ok. 1. Sa, Zeiss, verkl. auf ?/,.) und verästelt sind, unterscheiden. Das Magenepithel besteht aus einer Schicht von hohen zylindri- schen Zellen, die mit den charakteristischen „Pfröpfen“ an den inneren Enden versehen sind. Der ,,Pfropf einer jeden Zelle ist nicht homo- gen, vielmehr zeigt er eine feine longitudinale Streifung, was ich auch bei einigen anderen Tiefseefischen beobachtete. Die Magendrüsen sind überall gleichmäßig entwickelt, indem sie eine kontinuierliche Schicht bilden. Wir finden kurze Gruben oder Ausführungsgänge der Drüsen, von kubischem oder zylindrischem Epithel ausgekleidet, dessen Zellen mit einem Bürstensaum ausge- 1) J. Nuspaum u. W. Kurczvekı, Materialien zur vergl. Histologie der Hautdecke der Wirbeltiere. I. T. Anat. Anzeiger 1906. _ 478 stattet sind. Der Ausfiihrungsgang geht in den Driisenschlauch iiber, der ungeteilt ist oder in zwei oder drei Schläuche zerfällt. Die sekre- torischen Epithelzellen sind kubisch oder etwas abgeplattet, mit kör- nigem Plasma, mit einem homogenen Plasmasaum auf der freien Oberfläche und mit einem ovoiden Kern nahe der Basis. Die Körn- chen sind hauptsächlich in dem basalen Plasmaabschnitt angehäuft; nahe der freien Oberfläche zeigt das Plasma sehr feine longitudinale Streifen. Zwischen die Drüsenschläuche dringt reichlich das fibrilläre Bindegewebe hinein, welches außerhalb der Drüsenschicht eine dicke Abb. 3. Teil eines Querschnittes durch den Magen, Pylorusdarm (Anfangs- . abschnitt, noch in der Wand des Magens gelegen), Mitteldarm und Pankreas von Gastrostomus; i.m. Mitteldarm, f. radiäre Septen (Längsfalten), gl. Drüsenschich- ten, d. Pylorusdarm, m.p.d. eigene Muskulatur des Pylorusdarmes, m.c. zirku- läre, m.l. longitudinale Muskelschicht, p. Pankreas, v. Blutgefäße. (Ok. 1. Sa, Zeiss, verkl. auf 3/,.) Schicht bildet, reich an Zellen, Fasern, Kapillaren und schwarzen Pig- mentzellen ist, welch letztere sich auch peripherisch von der Muskel- schicht befinden und die tief schwarze Farbe der Magenwand be- dingen. Die Muskulatur der Magenwand ist sehr stark entwickelt. In der Mukosa, direkt unter der Drüsenschicht, befindet sich eine feine Muskelschicht (Muscularis mucosae), die aus isolierten, hauptsächlich longitudinalen, glatten Muskelfasern besteht; es gibt hier nur wenige 479 Muskelfasern, die auch in anderen Richtungen verlaufen, z. B. zirkulär oder radial (Abb. 2). Die Muscularis (Abb. 2) besteht gewöhnlich aus einer inneren, dickeren Schicht von zirkulären Fasern und einer äußeren, dünneren von longitudinalen; überall sind die Muskelfasern glatt. In dem vor- deren Abschnitt des Magens, hauptsächlich da, wo das Duodenum be- ginnt, sind die Verhältnisse etwas verschieden. Die äußere Schicht von longitudinalen Muskelfasern kann z. B. unterbrochen sein und besteht aus Bündeln, die voneinander ganz isoliert und überhaupt schwach entwickelt sind; an anderen Stellen treffen wir hier manch- mal eine Inversion der Muskelschichten: die Schicht von longitudi- nalen Muskelfaserbündeln ist eine innere und die Schicht von zirku- lären Muskelfasern eine äußere. Die Serosa ist reich an dicken Ge- fäßstämmen. Endlich müssen wir noch bemerken, daß hier und da in der äußersten Partie der bindegewebigen Schicht, die peripher- wärts von der Muscularis liegt, dicke, isolierte, quergestreifte, longi- tudinale und schiefe Muskelfasern erscheinen, die ohne Zweifel der Schlundwand entstammen. Der Darm. Der Anfangsabschnitt des Darmes, d. h. der Py- lorusdarm oder das Duodenum, entspringt vom Magen rechts, in der Gegend, wo die große Arteria gastrica in die Magenwand eintritt. Der Pylorusdarm verläuft nach vorn, bildet einen Bogen, in dessen Mitte eine verengte Stelle, ein Sphinkter sich befindet; dann richtet er sich nach hinten, um in den Mitteldarm überzugehen. Dieser letztere verengt sich etwas hinterwärts, bildet zwei oder drei kurze Schlingen und geht in den kurzen Afterdarm über. Es ist sehr interessant, daß der Anfangsteil des Pylorusdarmes sehr eng ist und in der Magenwand selbst zieht, umgeben von der Muskelschicht (der zirkulären und longitudinalen), die hier für den Magen und den Anfangsteil des Darmes gemeinsam ist (Abb. 3). Diese Tatsache ist von großer physiologischer Bedeutung, da die Zu- sammenziehung dieser beiden Organe eine gleichzeitige sein muß. In dem ersten Teil meiner „Etudes“, der, wie erwähnt, zur Zeit im Druck ist, habe ich eine Annahme ausgesprochen, daß bei zahl- reichen Tiefseefischen die harten unverdauten Nahrungsteile sehr wahrscheinlich durch den Mund nach außen ausgeworfen werden, und zwar infolge der starken Zusammenziehung der Magenwand. Die oben angeführte Tatsache spricht in hohem Maße für die Richtig- keit dieser Annahme, weil hier die starke Zusammenziehung der zirku- 480 laren Magenmuskeln gleichzeitig den Anfangsabschnitt des Pylorus- darmes schließt. Ich meine, daß eine Zusammenziehung der Muscu- laris mucosae und eine schwache Kontraktion der zirkulären Muskel- fasern der Muscularis ausreicht, um die halbflüssigen Nahrungsteile aus dem Magen in den Darm übergehen zu lassen, während die stär- keren Kontraktionen dieser Muskelfasern, indem diese letzteren gleich- zeitig den Anfangsteil des Pylorusdarmes schließen, hier als ein Sphinkter wirken und die härteren Nahrungsteile in den Darm nicht hinein- treten lassen, vielmehr dieselben nach außen auswerfen. Wir unterscheiden im Duodenum drei Abschnitte: einen vorderen, der ausschließlich von Magenepithel mit Magendrüsen ausgekleidet ist, 2. einen zentralen, der noch, samt dem ersteren, in der Magenwand selbst verläuft und in seiner linken Hälfte von Magenepithel mit Magendrüsen, in der rechten dagegen von Darmepithel ausgekleidet ist, 3. einen hinteren, der den Bogen bildet und schon ausschließlich von Darmepithel ausgekleidet ist. In direkter Nachbarschaft der gastro-duodenalen (Pylorus-)Offnung ist die Darmhöhle in drei schlitzförmige Abschnitte, durch zwei binde- gewebige von Epithel ausgekleidete (Abb. 3d) Septen geteilt, was um so mehr zu einer hermetischen Schließung dieser Öffnung während der starken Zusammenziehung der zirkulären Magenmuskeln dient. Die eigenen Muskeln des Duodenums, welche der Muscularis mucosae des Magens entsprechen, bestehen aus inneren zirkulären Muskelfasern, aus äußeren longitudinalen und noch aus einer gewissen Anzahl von radialen, wie auch von Muskelfasern, die sich in ver- schiedenen Richtungen durchkreuzen. Alle diese Muskelfasern sind glatt. Diejenigen, die sich durchkreuzen, sind hauptsächlich an der linken Seite gelagert, wo diese Muskulatur sich mit der Muscularis mucosae des Magens verbindet. In der Gegend, wo am Bogen des Duodenums eine Verengung sich befindet, gibt es starke zirkuläre Muskelfasern, die hier einen Sphinkter bilden. In den Bogen eröffnen sich die Ausführungsgänge der Leber und der Bauchspeicheldrüse. Das Duodenum geht, wie erwähnt, in den „Mitteldarm“ über, und zwar zuerst in einen vorderen Abschnitt desselben, der breiter ist als das erstere. In diesem vordersten, etwas verbreiterten Abschnitte des Mittel- darmes bildet die Schleimhaut eine gewisse Anzahl von Längsfalten, welche so hoch sind, daß sie sich in der Mitte der Darmhöhle miteinander verbinden (Abb. 3f); zwischen diesen Längsfalten be- 481 finden sich auch hier und da Querfalten. Infolge der obigen Ver- hältnisse ist hier die Darmhöhle nicht einheitlich, sondern erscheint an Querschnitten in einer Anzahl von sekundären, durch radiäre Septen voneinander isolierte Höhlen geteilt, was die Verdauungsfläche des Darmes in hohem Grade vergrößert (Abb. 3). Diese Septen sind von fibrillärem Bindegewebe gebildet und von Epithel ausgekleidet; Muskelfasern dringen in dieselben nicht hinein. Mehr hinterwärts sieht man schon eine einheitliche Darmhöhle und die Falten bilden nur ein Netz von Septen in dem peripherischen Abschnitte dieser Höhle. Die Darmwand ist sehr dünn, wie bei der Mehrzahl der Tief- seefische nach meinen vorigen Untersuchungen. Das Verhältnis zwischen der Dicke der Epithelschicht und derjenigen des Restes der Mitteldarmwand (Bindegewebs- und Muskel- schichten) ist wie 1:5. Was für eine ko- Br! lossale Differenz finden wir in dieser Hin- Gay TR up sicht bei anderen Fischen und überhaupt aa . anderen Wirbeltieren! ees eees 28 AR ai ee eer ee Die Muskulatur des Mitteldarmes ist sehr We eH schwach entwickelt. Wir finden hier keine VA LEA dicken Schichten wie bei der Mehrzahl ande- oe rer Fische, vielmehr isolierte glatte dünne Muskelfasern, eingebettet im fibrillären Bin- degewebe. Wir unterscheiden eine innere Deren (a ES N zirkuläre und eine äußere longitudinale wand von Gastrostomus; Muskelfaserschicht, beide äußerst dünn und m.c., m.i. zirkuläre und longi- tudinale Muskelfaserschicht. schwach (Abb. 4). (Ok. 4 S. hom. Imm. 3/;, Die Darmepithelzellen sind sehr hoch, Zeiss, verkl. auf */,.) zylindrisch, basal verengt, mit alveolärenı oder fein granuliertem Plasma, mit rundlichen oder ovoiden Kernen, die in der Mitte liegen und chromatinarm sind. Oberhalb des Kernes ist das Plasma blaß und enthält Alveolen und helle Schlitze, die ohne Zweifel ein Negativ des GoLes!’schen Apparates darstellen, der nach den Untersuchungen meiner Schüler (WEIGL u. a.) fast in allen zylindrischen Epithelien oberhalb des Kernes gelagert ist. Die Epithelzellen sind mit einem schönen Bürstenbesatz versehen. An den mit HEIDEnHAINS Eisenhämatoxylin gefärbten Präparaten sieht man an der Basis eines jeden Bürstenelements ein intensiv gefärbtes Körperchen, wie ein Basalkörperchen einer Wimper. Auch sieht man ein schön entwickeltes Schlußleistennetz. Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. i 31 482 Die schleimbildenden Zellen sind hoch, zylindrisch und sehr zahl- reich, der Kern liegt basal. Im Afterdarm ist die Bindegewebs- und Muskelschicht dicker als im Mitteldarm; die Kerne der Epithelzellen sind mehr verlängert und liegen der Basis näher. Die zirkulären Muskelfasern bilden eine äußere Schicht, während die longitudinalen eine innere darstellen. Die zahlreichen schwarzen Pigmentzellen bedingen die schwärzliche Farbe dieses ganzen Darmabschnittes. Die Leber ist sehr groß und besteht aus zwei Lappen, einem vorderen und einem hinteren fast von gleicher Größe. Von jedem Lappen führt ein Gang und beide Gänge vereinigen sich mit dem Gallenblasengang. Die Gallenblase ist winzig klein, was zu seltenen Ausnahmefällen bei den Teleostiern gehört. Die gröberen Gefäße der Leber sind mit ungewöhnlich dicken Wänden ausgestattet, was durch die sehr starke Entwickelung des fibrillären Bindegewebes in diesen Blutgefäßen bedingt ist. Eine nähere histologische Beschreibung gebe ich nicht (s. Melamphaés). Die Bauchspeicheldrüse besteht aus einer großen Anzahl von verästelten Schläuchen, die in einem lockeren Bindegewebe zer- streut liegen und stellenweise miteinander anastomosieren; dieses Bindegewebe bildet einen prismatisch-triangulären Körper, gelagert zwischen dem Magen und dem vorderen verbreiterten Abschnitt des Mitteldarmes und verbunden mit diesen Organen durch eine Anzahl von Fortsätzen. Die Pankreasschläuche sind von einer Schicht pyra- midaler, am Grunde erweiterten Epithelzellen gebildet; die enge zen- trale Höhle ist von den „zentroazinären“ Zellen ausgekleidet, die hier so plasmaarm sind, daß nur die abgeplatteten Kerne dieser Zellen zu Gesicht kommen. Die Sekretzelle enthält alveoläres Plasma und die charakteristischen Granula, die in dem proximalen, verengten Zellen- abschnitt angehäuft sind; der runde Kern liegt am Grunde und ist chromatinarm. Dünne Ausführungswege sind nur von einer Schicht kubischen Epithels gebildet, die dickeren sind auch mit einer speziellen Bindegewebsschicht und einer dünnen Schicht von zirkulären glatten Muskelfasern ausgestattet. Im Ductus pancreaticus befinden sich außer- halb der zirkulären Muskelschicht isolierte longitudinale glatte Muskel- fasern. Endlich finden wir zwei oder drei große Inseln von soliden zellu- laren LangerHans’schen Strängen, die sehr reich an Blutkapillaren sind. Die Milz erscheint in sehr innigem, anatomischem Zusammen- hange mit der Bauchspeicheldriise, weil sie am Innenrande (gegen den ee Magen gerichtet) des prismatischen triangulären bindegewebigen Körpers sich befindet, der die pankreatischen Schläuche enthält und mit diesem Körper fest verbunden ist. An der äußeren Oberfläche der Milz befindet sich eine äußerst dünne fibrillär-bindegewebige Membran, die nach innen in ein feines Retikulum mit verlängerten Kernen übergeht. Das Retikulum stellt ein kontinuierliches System von verästelten Zellen dar, die miteinander verbunden sind. In den Maschen des Retikulums befinden sich zahlreiche Leukocyten, die reich an Plasma sind. Ein solches Retikulum befindet sich nur an der Peripherie des Organs, wo es eine ziemlich dünne Schicht bildet, während der meist größte zentrale Teil des Organs aus Trabekeln des fibrillären, kompakten Bindegewebes und aus Blutlakunen zwischen diesen Trabekeln, vom Endothelium ausgekleidet, besteht. Im Gewebe der Trabekeln befinden sich zahlreiche Blutkapillaren. Die Kerne dieses Gewebes sind stark verlängert, oft an einem Ende verästelt. In den Blutlakunen finden wir neben den Erythrocyten überall zahl- reiche Leukocyten. Bei zwei Individuen von Gastrostomus fand ich vor der Milz, direkt verbunden mit dieser, ein an Querschnitten trianguläres Organ, das ich, obwohl es eine andere Struktur zeigt, für eine Art einer ak- zessorischen Milz oder Paralien halte. Es besteht aus einem Gallert- gewebe, welches äußerst zahlreiche Blutkapillaren, Leukocyten und verlängerte ramifizierte Zellen mit ovoiden oder stark verlängerten Kernen enthält; in diesem Gewebe finden wir außerdem zahlreiche feine Bindegewebsfibrillen. Die physiologische Rolle dieses Organes ist mir unklar. Der Darmkanal bei Melamphaés mizolepis (GÜNTHER). Makroskopisch ist der Darmkanal von Melamphaés folgendermaßen gebaut (Abb. 1, Nr. 3—5). Die Mundhöhle führt in eine ziemlich lange und breite Schlundröhre über, welche, ohne den Durchmesser zu ändern, direkt in den Magen übergeht. Rechts und vor dem hinteren blinden Ende dieses letzteren nimmt der Pylorusdarm oder das Duodenum seinen Anfang, richtet sich nach vorn und rechts, wo sich der Lebergang eröffnet. Das Duodenum ist am Hinterende mit einem zirkulären Sphinkter versehen und geht dann in eine viel breitere Darmabteilung, den Mitteldarm über, der sich zuerst hinter der Leber hinzieht und mit 4—5 großen Appendices pyloricae ver- sehen ist, die nach hinten gerichtet und am Grunde nicht vollständig 31* 484 voneinander isoliert sind. Diese breite Darmpartie richtet sich nach hinten, bildet hier einen Bogen, zieht sich dann nach vorn, sich wieder nach hinten umbiegend bildet sie einen zweiten Bogen, dann nach vorn sich richtend einen dritten, um endlich nach der Bildung eines vierten Bogens nach hinten als Afterdarm zu verlaufen. Mit einem Worte, der Darmabschnitt zwischen dem Duodenum und Rektum bildet vier Bögen, Schlingen: zwei vordere und zwei hintere. Die Leber bildet zwei große Lappen, einen rechten und einen linken, die ihrerseits in mehrere Läppchen geteilt sind; auch hier ist die Gallenblase äußerst klein. Der histologische Bau des Darmes. Die Schlundröhre ist von mehrschichtigem Epithel ausgekleidet; die basalen Zellen sind etwas höher als die anderen, rundlichen oder polygonalen. Das Epithel ist sehr reich an sackförmigen ungestielten Becherzellen (Shleimzellen). Die Schleimhaut bildet zahlreiche niedrige Längsfalten. Im subepithe- lialen Bindegewebe können wir zwei Schichten unterscheiden: a) eine innere Schicht, sehr kompakt, fast vollkommen ohne Zellen (Stratum compactum) und b) eine äußere lockere Schicht, reich an Zellen und Blutgefäßen. Unter dieser Schicht befindet sich eine zirkuläre Schicht von quergestreiften Muskelfasern. Nur am Grunde der Falten findet man auch isolierte longitudinale Muskelfasern in geringer Anzahl. Die Bindegewebsschicht außerhalb der Muskulatur ist im allgemeinen dünn, aber an der rechten Seite ist sie stark verdickt und sehr reich an Leukocyten, und zwar eosinophilen und zyanophilen, welche große Anhäufungen um die Blutgefäße bilden. Diese Verdickung verlängert sich nach hinten unter der Form eines bindegewebigen Körpers, welcher zwischen dem Magen, Duodenum, Mitteldarm und Appendices pyloricae gelagert ist und zahlreiche Bauchspeicheldrüsenschläuche und Leukocyten enthält. Ohne äußerliche Grenze verlängert sich der Schlunddarm in den Magen. Die größte Mehrzahl der Magendrüsen ist gelagert in der linken Seite und am Grunde des Magens; alle diese Drüsen kann man als „Fundusdrüsen“ bezeichnen. An der rechten Seite, vor der Ursprungsstelle des Duodenums, liegen nur zwei Gruppen von Magen- drüsen mit ihren zwei Hauptausführungsgängen; das sind „Pylorus- drüsen“. Diese zwei Arten von Magendrüsen unterscheiden sich fast gar nicht durch ihre Struktur; die Pylorusdrüsen besitzen nur nicht so reiche Verästelungen der Ausführungsgänge und der sekretorischen Schläuche wie die Fundusdrüsen. (Schluß folgt.) Ba Nachdruck verboten. Die Sphäroplasten von Amoeba proteus. Vorläufige Mitteilung. Von Prosektor Dr. med. et phil. PAUL VONWILLER. Mit 3 Abbildungen. Aus dem anatomischen Institut der Universität Würzburg. Merkwürdigerweise ist über Vorkommen und Eigenschaften von Sphäroplasten bei Amoeba proteus noch nichts bekannt geworden. Und doch wäre es wichtig, zu wissen, wie es sich damit bei dem so oft untersuchten Tier verhält, da doch so viel weittragende Gedanken- reihen an den Bau und das Leben dieser niedersten Wesen geknüpft werden und die Frage der Plasmosomen und der offenbar nahe mit ihnen verwandten Sphäroplasten von Tag zu Tag an Bedeutung gewinnt. Ich folgte deshalb mit Freuden dem Rat meines verehrten Lehrers und Vorgesetzten, Herrn Prof. Dr. O. SCHULTZE, Amöben auf diese Ge- bilde hin zu untersuchen. Daß solche zu finden sein müßten, war sehr wahrscheinlich angesichts ihrer allgemeinen Verbreitung bei anderen Protozoen und einiger Literaturangaben über andere Amöben. So finden wir „fuchsinophile Körner‘ in Amoeba limax bei ZoJa (1891) beschrieben und abgebildet, FAuURG-FREMIET (1910) sah Sphäro- plasten in lebenden, wahrscheinlich der Amoeba gorgonia nahestehen- den Tieren und stellte fest, daß sie sich mit Osmiumsäure grau färben, und neuestens hat Arnpr (1914) „Mitochondrien“ in einer neuen Amoeba chondrophora gefunden. Überdies findet sich in der Literatur eine Angabe von METCALF (1910), der in der Nähe der kontraktilen Blase von Amöben auf- fallend angeordnete Körner sah, die er nicht genau deuten konnte, die wir aber mit ziemlicher Sicherheit für Sphäroplasten ansehen dürfen. Denn was Mercaur dort schildert, scheint mir nicht eine Aus- nahme, sondern bei Amoeba proteus durchaus die Regel zu sein. Wenn man mit genügender Blendung die Gegend der kontrak- tilen Blase von Amoeba proteus absucht, so kann man schon mit Leitz Objektiv 7 deutlich eine Zone schwach lichtbrechender, dicht 486 beieinander liegender, ungefähr gleichgroßer Körner sehen, besonders deutlich, wenn man den Tubus von der scharfen Einstellung auf den Vakuolenrand aus langsam hebt und die dünne Schicht zwischen Vakuole und Körperoberfläche untersucht. Bei Immersion wird das Bild noch deutlicher. Man stellt auch leichte Verschiedenheiten in der Form fest. Die meisten Körner sind rundlich, einzelne unregel- mäßig bis länglich. Durchsucht man den Zelleib, so findet man allent- halben, bis in den hyalinen Rand der Pseudopodien hinein, ähnliche Körner verstreut. Durch ihren matten, graulichen Ton unterscheiden sie sich von den glänzenden grünlichen Eiweißkugeln, deren kleinere und kleinste bis zur Größenordnung der Sphäroplasten herabsteigen oder noch kleiner sind. Der durchschnittliche Durchmesser der Sphäro- plasten beträgt 1 p. Die Sphäroplasten können fixiert und gefärbt werden. Osmiumsäure, Formol, Pikrinsäure, Silbernitrat usw. erhalten die Form =—=—_a“c“_Vr“ —— = a rg : ao Of, © eure = x = a | e © @° 792 © [93 I .£ OQ © ze j at by hook as Sea aaa Abb. 2. Eiweißkugel. Kristalle. Abb. 1. Abb. 1. Vakuolengegend mit Sphäroplasten am lebenden Tier. Freihand- zeichnung. Abb. 2. Randschnitt durch die Vakuolengegend. Fixierung mit Osmium- bichromat. Färbung mit Hämatein, 2 u. Zeichenapparat. (In der Mitte Lumen der Vakuole [Randschnitt], rund herum Sphäroplasten.) Beide Abbildungen gezeichnet bei Zeiss Cp. Ocul. 4, Imm. Y/,s, Tubus 15. der Gebilde. Faurt-FREMIET wies schon bei anderen Protozoen auf ihr starkes Anziehungsvermögen für Eosin nach Osmium- fixierung hin. Das gilt auch für Amoeba proteus. Aber nicht nur nach Osmiumfixierung wird Eosin besonders von ihnen angezogen, sondern auch nach Fixierung mit zahlreichen anderen Mitteln, unter denen mir besonders die verdünnte Salpetersäure auffiel. Außer für Eosin zeigen die Sphäroplasten unter ähnlichen Be- dingungen auch eine auffallende Anziehungskraft für Hä,matein 487 (7/.°% in 70% Alkohol). Auf diese Weise also, mit Hosin oder Hämatein, kann man nach geeigneter Fixierung die sonst schwer sichtbaren Sphäroplasten schon am ganzen, noch nicht eingebetteten und in Schnitte zerlegten Tier scharf sichtbar machen, besonders wenn es in recht dünner Schicht ausgebreitet ist (Abb. 3). Mittels der Hämateinfärbung gelingt es auch, sie in Schnitt- präparaten darzustellen. Zur Einbettung diente ein auf die ScHuLTzn’sche Kollodium- paraffinmethode aufgebautes Verfahren, nachdem die Tiere vorher nach der ScHhuLtze’schen Hämateinfärbung behandelt waren. Außer- dem wurde die Kurr’sche Mitochondrienfärbung angewandt. Bei beiden Eiweißkugeln Er | q Os | oo fet?) oe w 3 | i © ~~ Sphäroplasten | nn | > : oa 9 8 } \®) i O @) be 1) oe © 5 © 6) Nahrungsvakuole mit ke SUISSE OC Nahrungsballen und ._L_ vu, , Ve erfüllt von Gerinnseln |. , f i L 2 ro) E - N Rs R me / EN £ a SS) 6s ? F / o oO ‘ Keser ie / sae Ante 22 Nahrungsballen Abb. 3. Zeiss Cp. Ocul. 4, Imm. 1/,,, Tubus 15, Abbé. Zeichentisch. Verfahren ließen sich die Sphäroplasten in großer Zahl im ganzen Körper der Amöben nachweisen und auch die eigentümliche Anord- nung der Gebilde am Rand der Vakuole wurde auf entsprechenden Schnitten wieder gefunden (Abb. 2). Nun untersuchte ich das chemische Verhalten der Sphäro- plasten, insbesondere auch um festzustellen, ob vielleicht eine Ver- wechslung mit kleineren Eiweißkugeln möglich sei. Aber es erwies sich, daß die chemischen Eigenschaften dieser beiden Arten von Inhalts- körpern grundverschieden sind und eine Verwechslung durchaus aus- geschlossen ist. 488 Gegen Farben verhalten sie sich völlig verschieden. Die Sphäroplasten ziehen Eosin an, die Eiweißkugeln Hämatoxylin; Hämatein färbt jene grau, diese schwarz, in KuLL-Präparaten sind die Sphäro- plasten rotgelb, die Eiweißkugeln hellblau. Das Verhalten gegen verdünnte Säuren ist entgegengesetzt: verdünnte Mineralsäuren lösen die Eiweißkugeln, während die Sphäro- plasten erhalten bleiben; ähnlich verhalten sich verdünnte Laugen. Somit ist eine Verwechslung ausgeschlossen; denn am lebenden und toten und fixierten Tier sind sie in jeder Hinsicht verschieden. Es ergibt sich also, daß der Zelleib von Amoeba proteus reich- lich typische Sphäroplasten von etwa 1 u. Durchmesser enthält, die sich in einer leicht kenntlichen Ansammlung um die kontraktile Blase und verstreut im ganzen Zelleib vorfinden. Würzburg, 13. August 1915. (Eingegangen am 18. August 1915.) Literatur. Zosa, L. u. R., Intorno ai plastiduli fuscinofili. Memorie del reale istituto lombardo di scienze e lettere, Bd. 16, 1891. Faur&-Fremier, Etude sur les mitochondries des protozoaires et des cellules sexuelles. Archives d’anatomie microscopique Bd. 11, 1909—1910. ARNDT, A., Über generative Vorgänge bei Amoeba chondrophora n. sp. Archiv für Protistenkunde Bd. 34, 1914. METCALF, a) Studies upon Amoeba. b) the life-cycle in Amoeba. Journal of exper. Zool. Bd. 9, 1910. ScHUuLtze, O., Über die Anwendung der Osmiumsäure und eine neue Osmium- hämatoxylinmethode. Ztschr. f. wiss. Mikrosk. u. mikr. Technik Bd. 27, 1910. 489 Nachdruck verboten. MORITZ NUSSBAUM T. Von R. Bonnet. Am Nachmittag des 16. November erlöste ein sanfter Tod den Geheimen Medizinalrat und ordentlichen Professor der Biologie an der Universität Bonn Dr. Moritz NussBaum von mehrwöchigem Leiden. Zu Hoerde in Westfalen am 18. November 1850 geboren, erhielt NUSsBAUM mit Ausnahme zweier auf der Universität Marburg verbrach- ter Semester seine ganze wissenschaftliche Ausbildung in Bonn, und wurde hier 1874 zum Doktor der Medizin promoviert. Er war dann zuerst als Assistent, später als Privatdozent und Prosektor, außerordent- licher Professor und seit dem 18. Februar 1907 als Inhaber eines persönlichen Ordinariates für Biologie und Vorstand des biologischen Laboratoriums am hiesigen anatomischen Institut bis zu seinem Tode, also 40 Jahre, als Lehrer und Forscher tätig. Die richtige Würdigung der Bedeutung eines Gelehrten verlangt die Berücksichtigung der Lehrer, denen er seine Ausbildung verdankt, und des Standes der Wissenschaft in der Zeit, wo er seine Forschungen begann. Es waren günstige Sterne, die über der Ausbildung des Stu- dierenden und des jungen Forschers leuchteten. Glänzenden Lehrern verdankt er seine Unterweisung in den Naturwissenschaften und die Anregung bei seinen ersten wissenschaftlichen Arbeiten. Ich nenne nur die Namen des Chemikers KEKULE, des Physikers CLaupius, der Anatomen Max SCHULTZE und LIiBERKÜHN, sowie des Physiologen PrLüser. Auch dem von ihm sehr verehrten feinsinnigen LEYDIG trat er später näher. Die Zeit, in der NUSSBAUM seine eigenen Forschungen begann, war eine außerordentlich anregende und an neuen Aufgaben reiche. Die Lehre von der Konstanz der Arten war durch die siegreich durchdringende Deszendenztheorie erschüttert. An die Stelle trockener Formbeschreibung trat das Bedürfnis der Erkenntnis der die Organismen umwandelnden Bedingungen und der Untersuchung verwandtschaftlicher Zusammenhänge. Wenn der Organismus durch innere Einflüsse (Vererbung) geprägt und durch äußere Existenzbe- dingungen auf dem Wege der Anpassung beeinflußt wird, dann lag der Gedanke nahe, durch zielbewußte Abänderung der äußeren Lebens- verhältnisse einen Einblick in die formbildenden Gesetze erreichen zu können. Experimentelle Eingriffe in den Organismus zur Lösung verschiedener Fragen waren zwar schon im 18. Jahrhundert durch SPALLANZANI, REAUMUR und Bonnet gemacht worden. Aber die Er- gebnisse dieser Versuche mußten durch den Rahmen des damaligen 490 Wissens selbstverständlich mehr oder minder eingeengt sein. Anders und günstiger lagen die Verhältnisse Mitte der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, wo der Ausbau der Zellenlehre und die Kennt- nis der ersten embryologischen Vorgiinge den Blick erweitert hatten und die Möglichkeit operativer Eingriffe durch eine im hohen Grade verfeinerte Technik befriedigendere Erfolge und neue Fragestellungen in Aussicht stellten... Das Experiment wurde nicht nur zur Erkenntnis der Leistungen der Organe, sondern auch zur Entschleierung der die Form der Organismen bedingenden Gesetze in der Folge immer mehr herangezogen. Unter den Forschern, die sich dieser Methoden bedien- ten, wird der Name NussBAuMm stets mit Ehren genannt werden. Aus- gestattet mit scharfem Verstande, mit reichem Wissen, mit feinen Sinnen, mit einer geschickten Hand und unermüdlicher Geduld, war er ganz besonders berufen, die subtilen Eingriffe in den empfindlichen tierischen Körper, welche ein wohlüberlegter Gedankengang forderte, mit Erfolg vor- zunehmen, die Folgen klar zu beobachten und logisch zu verwerten. So wurde er Mitbegründer der wissenschaftlichen Disziplin, die er treffend „experimentelle Morphologie‘ getauft hat. In unermüdlichem Fleiße hat er über hundert größere und kleinere Arbeiten veröffent- licht, die sich, wie den Herren Fachkollegen bekannt ist, alle mit wich- tigen meist fundamentalen Problemen beschäftigten, und abgesehen von neuen Ergebnissen manche wertvolle Bestätigung oder Klärung noch schwebender Fragen brachten. Neben den Vorgängen bei der Sekretion fesselten der Bau und Lebensverhältnisse der Drüsen und ihrer Zellen unseren Forscher, nicht minder die Struktur und die Lebensverhältnisse des Zellkörpers und der Zellkerne, die künstliche und spontane Teilbarkeit der tierischen Substanz, die Differenzierung in die Gewebe und die Regeneration. Die Ergebnisse dieser Arbeiten bewiesen unter anderem, daß die Drü- senzellen bei der Sekretion nicht zugrunde gehen müssen, sondern wiederholt ihre Tätigkeit entfalten können. Es ergab sich weiter, daß Gewebsdefekte auf dem Wege der indirekten Zellteilung, zum Teil unter amöboider Bewegung der Ersatzzellen, und zwar stets nur Gleiches aus Gleichem, sich ergänzen. Durch Zerschneidungsversuche von Infusorien wurde gefunden, daß nur kernhaltige Teilstücke rege- nerations- und auf die Dauer lebens- und wachstumsfähig sind. Das Verhältnis des Nerven zum Muskel, die Entwickelungsgeschichte und Anatomie des Auges und seiner Hilfsorgane wurden wiederholt unter- sucht. Neue Entdeckungen, unter anderem der Nachweis der Ent- wickelung des Sphincter pupillae und des Linsenmuskels der Fische aus dem Epithel der sekundären Augenblase waren das Ergebnis dieser Studien. Vor allem aber beschäftigten unseren Forscher die fundamentalen Probleme der Zeugung und "Vererbung. Die Bildung, Ausreifung und Bedeutung der Samen- und Eizellen, ihre Vereinigung bei der Befruchtung, die er entgegen anderen Meinungen als eine Verschmelzung zweier Zellen auffaßte und mit der Konjugation der 491 Infusorien verglich, die Frage nach der ersten Anlage der Keimstöcke und der, wie sie die Ausbildung der männlichen und weiblichen Körperformen sowie deren eigentümliche Veränderungen bei der Brunst und nach der Kastration auf dem Wege der inneren Sekretion beeinflussen, die Parthenogenesis waren Gegenstand eingehender und fein ausgedachter Versuche. Gelegentlich der Prüfung des Einflusses des Hungers auf die Gewebe, die Körpergröße und die Geschlechts- bildung gelang der Nachweis, daß bei einem Rädertierchen (Hydatina senta) durch Hunger willkürlich männliche Nachkommen erzeugt werden können. Alle diese Arbeiten zeichnen sich durch große Gründ- lichkeit aus. Wie die Biene zu der Blüte, aus der sie schon einmal Honig gesogen hat, immer wieder zurückkehrt, so kehrte Nusspaum immer wieder zu schon bearbeiteten Problemen zurück, um sie zu ver- tiefen und ihnen neue Seiten abzugewinnen. Durch die, zum Teil auch in dem von ihm mit KARSTEN und WEBER herausgegebenen, schon nach zwei Jahren in zweiter Auflage erschienenen „Lehrbuch der Biologie für Hochschulen‘ zusammengefaßten Ergebnisse seiner Lebensarbeit hat Morirz Nusspaum seinen Namen dauernd in die Ge- schichte der Biologie eingetragen. Vorlesungen und Institutsgeschäfte empfand NussBAUM, wie er mir oft klagte, als unerfreuliche Unterbrechungen seiner neue Versuche erwägenden Gedankengänge. Um so mehr betätigte er sich als Lehrer und Berater im Laboratorium. Dort wußte er einen Kreis begabterer und strebsamer Studierender und junger Gelehrter um sich zu ver- sammeln, deren Interesse für wissenschaftliche Arbeit zu wecken und ihre Untersuchungen zu fördern. Viele seiner Schüler verwerten das durch die Laboratoriumsarbeit geförderte scharfe naturwissenschaft- liche Beobachten und logische Denken als tüchtige Ärzte zum Heil ihrer Patienten. Andere befinden sich jetzt in akademischen Stellungen und wuchern mit glänzendem Erfolge mit dem Pfunde, das sie ihrem Meister verdanken, in erfolgreicher Arbeit. Ich erinnere nur an die bahnbrechenden Arbeiten Harrisons. Außer durch die üblichen Orden und Ehrenzeichen sowie durch die Verleihung des Charakters eines Geheimen Medizinalrates wurde NUssBAUM seitens verschiedener Akademien durch Wahl zum korre- spondierenden oder ordentlichen Mitgliede geehrt. So können wir den dankbaren Blick von der Lebensarbeit des Entschlafenen beruhigt in die Zukunft richten. Seine Ideen werden, von seinen Schülern und von der Wissenschaft weiter gesponnen, noch reiche Früchte tragen. Nachstehend gebe ich ein Verzeichnis der Veröffentlichungen M. Nusspaums. Da keine Liste oder Sammelheft darüber vorliegt, fehlt möglicherweise die eine oder andere Arbeit, doch hoffe ich die wichtigeren vollständig verzeichnet zu haben. Hierzu kämen noch eine große Anzahl Schülerarbeiten, die nicht aufgeführt werden konnten. 492 Untersuchungen über die Atmung der Lunge. PFLÜGERS Archiv 7, 1873. Experimentelle Untersuchungen über die Leitungsverhältnisse zwischen Ge- hirn und Rückenmark. Ebenda 1874. Uber die Lage des Gefäßzentrums. Ebenda 1875. Ein Beitrag zur Lehre der Flimmerbewegung. Arch. f. mikrosk. Anat. 1877. Über den Bau und die Tätigkeit der Drüsen. Arch. f. mikrosk. Anat. 1877. I. Mitteilung: Uber die Fermentbildung in den Drüsen. Über die Sekretion der Niere. PFLÜGERS Archiv 1873. Fortgesetzte Untersuchungen über die Sekretion der Niere. PFLÜGERS Archiv 1878. Experimentelle Bestätigung der Lehre von der Regeneration im Hoden ein- heimischer Urodelen. Ebenda. Über den Bau und die Tätigkeit der Drüsen. Arch. f. mikrosk. Anat. II. Mit- teilung: Die Fermentbildung in den Drüsen. Über den Bau und die Tätigkeit der Drüsen. III. Mitteilung: Die Ferment- bildung in den Drüsen. Ebenda. Nachweis der den Labzellen ähnlichen Zellen in den Pylorusdrüsen bei Hund, Schwein und Triton. Arch. f. mikrosk. Anat. 1879. Über Endigung der Wimpertrichter in der Niere der Anuren. Anat. Anz. 1880, Nr. 67. Differenzierung des Geschlechtes. Arch. f. mikrosk. Anat. 1880. Über Entwicklung der samenableitenden Wege bei den Anuren. Zool. Anz. 1880, Nr. 66. Über den Bau und die Tätigkeit der Drüsenzellen. Internat. mediz. Kongr. London 1881. Beiträge zur Kenntnis des feineren Baues und der Funktion der Drüsen- zellen. Zool. Anz. Jahrg. 1882, Nr. 114. Bau und Tätigkeit der Drüsen. Arch. f. mikrosk. Anat. 1882. Zur Differenzierung des Geschlechts im Tierreiche. Arch f. mikrosk. Anat. 1880. Über die Veränderungen der Geschlechtsprodukte bis zur Eifurchung, ein Beitrag zur Lehre von der Vererbung. Die Bedeutung der einzelnen Teile der Samenzellen. Arch. f. mikrosk. Anat. 1884. Über Teilbarkeit der lebendigen Materie. Die spontane und künstliche Teilung der Infusorien. I. Mitteilung. Arch. f. mikrosk. Anat. 1886. Über den Bau und die Tätigkeit der Drüsen. Arch. f. mikrosk. Anat. Zur Kenntnis der Nierenorgane. 1886. Fortgesetzte Untersuchung über spontane und künstliche Teilung der lebenden Substanz. II. Mitteilung. Beiträge zur Naturgeschichte des Genus Hydra. Arch. f. mikrosk. Anat. 1887. Regenerationsvermögen abgeschnittener Polypenarme. Sitzber. d. niederrh. Ges. f. Nat. u. Heilk. 1887. Über Vererbung. Bonn, M. Cohen u. Sohn. 1888. — On the first changes in the feconded ovum of Lepas. The annals and magaz. of nat. history Ser. VI, Vol. I. February 1888. Bildung und Anzahl der Richtungskörper bei Cirripedien. Zool. Anz. Nr. 301, 1889. Das Ei der Fische und seine Befruchtung. Jahresber. d. Rhein. Fischerei- Ver. 1889/90. Die Umstülpung der Polypen, Erklärung und Bedeutung. Arch. f. mikrosk. Anat. 1890. Vergleichend-anatomische Beiträge zur Kenntnis der Augenmuskeln. Anat. Anz. 1890. 29. 30. 3. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 4). 493 Zur Mechanik der TREMBLEYschen Umstiilpungsversuche. Arch. f. mikrosk. Anat. 1891. Beiträge zur Lehre von der Fortpflanzung und Vererbung. Arch. f. mikrosk. Anat. 1892. Demonstration des HoRNERschen Muskels und des Tränennasenganges. Ver. d. Ges. d. Naturf. u. Ärzte. 64. Vers., Halle 1891. T. II, Abt. 9. Leipzig 1892, Bau und Entwicklung der Fischflosse. Vortrag, gehalten in der Generalver- sammlung des Rhein. Fisch.-Ver. zu Bonn am 8. Juli 1893. Zeitschr. f. Fischerei u. deren Hilfswissenschaften. Mitt. d. deutsch. Fisch.-Ver. 1893. Nerv und Muskel: Abhängigkeit des Muskelwachstums vom Nervenverlauf. 8. Vers d. anat. Ges. in Straßburg. Ergbd. d. Anat. Anz. 1894. Uber den Verlauf und die Endigung peripherer Nerven. 9. Vers. d. anat. Ges. in Wesel. Ergbd. d. Anat. Anz. 1895. Zur Mechanik der Eiablage von Rana fusca I. Arch. f. mikrosk. Anat. 1895. Über Muskelentwicklung. 10. Vers. d. anat. Ges. in Berlin. Ergbd. d. Anat. Anz. 1896. Nerv und Muskel. I. Mitteilung. Arch. f. mikrosk. Anat. 1896. Eine Methode zur Erläuterung der Lage der Harn- und Geschlechtswerkzeuge beim Manne. Anat. Anz. 1896. Zur Mechanik der Eiablage bei Rana fusca II. Arch. f. mikrosk. Anat. 1897. Vom Überleben lufttrocken gehaltener eucystierter Infusorien. Zool. Anz. 13, 1897. Die Entstehung des Geschlechtes bei Hydatina senta. Arch. f. mikrosk. Anat. 1897. Der Geschlechtsteil der Froschniere. Zool. Anz. 1897. Notiz zu dem Aufsatze FRANKLS ‚Die Ausführwege der Harn-Samenniere des Frosches“. Arch. f. mikrosk. Anat. 1898. Nerv und Muskel II. Der Oberschenkel einiger anurer Batrachier. Arch. f. mikrosk. Anat. 1898. Zur Parthenogenese bei Schmetterlingen. Arch. f. mikrosk. Anat. 1899. . Entwicklungsgeschichte des menschlichen Auges. Handb. d. ges. Augen- heilkunde von GRAEFE-SAEMISCH. 1899. Unbefruchtete Eier von Ascaris megalocephala. Zool. Anz. 1899. . Die pars ciliaris retinae des Vogelauges. Arch. f. mikrosk. Anat. 1901. Zur Rückbildung embryonaler Augen. Arch. f. mikrosk. Anat. 1901. Die Entwicklung der Binnenmuskeln des Auges der Wirbeltiere. Arch. f. mikrosk. Anat. 1901. Nerv und Muskel. III. Ergebnisse d. Anat. u. Entwicklungsgesch. Bd. 11, 1902. Zur Anatomie der Orbita. Verh. d. anat. Ges. 16. Vers. in Halle. Ergbd. d. Anat. Anz. 1902. Umlagerung der Augenmuskeln an erwachsenen und embryonalen Haussäuge- tieren und dem Menschen. Ebenda. Über Kern- und Zellteilung. Arch. f. mikrosk. Anat. 1902. Die Kernformen bei der Spermatogenese der Batrachier. Vers. d. Anat. Ges. in Heidelberg. Ergbd. d. Anat. Anz. 1903. Zur Entwicklung des Urogenitalsystems beim Huhn. Extr. des ,,Comptes rendus de l’Assoc. des Anatomistes“ V. Lession. Liege 1903. Über Drüsenformen. Anat. Anz. 1905. Zur Physiologie des Nierenglomerulus. PFLÜGERS Archiv 1906. Zur Funktion des Nierenglomerulus. Arch. f. Anat. u. Physiol., Physiol. Abt. 1906. 75. 494 Fortgesetzte Untersuchungen über den Einfluß des Hungers auf die Ent- wicklung der männlichen Geschlechtsorgane der Rana fusca. Anat. Anz. Bd. 29, 1906. Befruchtung und Vererbung. Anat. Anz. Bd. 23, 1906. Innere Sekretion und Nerveneinfluß. Anat. Anz. Bd. 29, 1906. Dasselbe. Ergebnisse d. Anat. u. Entwicklungsgesch. Bd. 15, 1905. Über den Einfluß der Jahreszeit, des Alters und der Ernährung auf die Form der Hoden und Hodenzellen der Batrachier. Arch. f. mikrosk. Anat. 1906. Mutationserscheinungen bei Tieren. Bonn 1906. Experimentelle Bestätigung der Lehre von der Regeneration im Hoden ein- heimischer Urodelen. PFLÜGERS Archiv 1907. Zur Knospung und Hodenbildung bei Hydra. Biol. Zentralbl. Bd. XXVII, 1907. Franz v. Leypic. Anat. Anz. 1908. Hoden und Brunstorgane des braunen Grasfrosches. PFLÜGERS Archiv 1908. Zur Mechanik der Eiablage bei Rana fusca und Rana esculenta. Ebenda Bd. 124, 1908. E. F. PrLüger als Naturforscher. Verzeichnis der veröffentlichten Werke und Schriften nebst kurzer Inhaltsangabe I. Bildnis. Bonn. Verlag von Martin Hager 1909. Hoden und Brunstorgane des braunen Landfrosches (Rana fusca). PFLÜGERS Archiv 1909. Über die Beziehung der Keimdrüsen zu den sekundären Geschlechtscharak- teren. PFLÜGERS Archiv Bd. 129, 1909. Uber Geschlechtsbildung bei Polypen. PFLÜGERS Arch. 1909. ADOLF Freiherr von LA VALETTE St. GEORGE. Anat. Anz. 1911. Experimentelle Morphologie: Zusammenstellung der wichtigsten Tatsachen der Regeneration und ihrer Bedeutung für die speziellen Probleme der Biologie in: Lehrbuch der Biologie für Hochschulen von NUSSBAUM, KARSTEN und WEBER 191]. Zweite Auflage 1914. Über Bau und Tätigkeit der Drüsen. Arch. f. mikrosk. Anat. 1912. Entwicklungsgeschichte des menschlichen Auges. 3. Aufl. im Handb. d. ges. Augenheilkunde von GRAEFE-SAEMISCH 1912. Zur Frage von-der Entstehung und Bedeutung der Geschlechtszellen. Anat. Anz. Bd. 47, 1914. In den Verhandlungen des naturhist. Vereins der preußischen Rheinlande und Westfahlens und den Sitzungsberichten den niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Bonn finden sich folgende Demonstrationen und Mit- teilungen verzeichnet: Präparat von Hernia adiposa Bd. 32. Über die Bildung der Fermente in spezifischen Drüsenzellen Bd. 33. Über Endigung der Wimpertrichter in der Anurenniere Bd. 34. Über Durchgängigkeit der Epithelien für Farbstoffe Bd. 34. Über die Blutzirkulation in der Tritonenniere Bd. 34. Über die Sekretion der Niere und die Verbindung der Samen und Harn be- reitenden Drüsenschläuche in der Niere der Batrachier Bd. 34. Über die Niere der Wirbeltiere Bd. 35. Über Differenzierung der Geschlechter Bd. 35. Über die Homologie der Zeugungsstoffe Bd. 36. Über die Bedeutung der Bauchhöhle bei Amphibien Bd. 37. Über die Nebenkerne der Zellen Bd. 38. Über den Bau und die Tätigkeit der Drüsen Bd. 39. Über Kern- und Zellteilung Bd. 39. Schädelmißbildung infolge von Unterkieferverrenkung Bd. 39. 495 15. Uber Kern- und Zellteilung Bd. 40. 16. Uber Nervenendigungen in der Haut der Wirbeltiere Bd. 40. 17. Uber Befruchtung Bd. 40. 18. Fortgesetzte Untersuchungen über spontane und künstliche Teilung der lebenden Substanz Bd. 1885. 19. Uber Regeneration der Geschlechtsstoffe. 1905. 20. Einfluß des Hodensekretes der Brunstorgane. 1904. 21. Über Regeneration der Geschlechtsorgane. 1906. 22. Über Experimente zur Vererbungsfrage. 1908. 23. Experimentell erzeugter Zwerg- und Riesenwuchs. 1910. Bücheranzeigen. Die Leistungen der Zellen bei der Entwicklung der Metazoen. Von Julius Schaxel (Jena). Mit 49 Abbildungen. Jena, Gustav Fischer, 1915. VII, 336 S. Preis 9 M. Verf. beabsichtigt weder eine lehrbuchartige noch eine referierende Dar- stellung aller den Gegenstand betreffenden Tatsachen und Probleme zu geben. Er berichtet nur über die Ergebnisse seiner Untersuchungen und bringt sie zu den Fragen der allgemeinen Biologie in Beziehung. Eine ausführliche Behandlung erfährt vor allem das ‚„Determinations“-Problem der ontogeneti- schen Entwickelung, dessen Lösung Verf. zu fördern sucht. Die mitgeteilten Tatsachen spielen, da es sich um theoretische Er- örterungen handelt, nur die Rolle von Belegen. Deshalb sind solche aus- gesucht, über die in früheren Veröffentlichungen Eingehenderes nachgelesen werden kann. Wenn dadurch die Beispiele etwas einförmig geworden sind, so hat durch die Beschränkung auf wenige Objekte der innere Zusammenhang der Folgerungen entschieden gewonnen, deren prinzipielle Bedeutung selbst- verständlich nicht von der Anzahl der genannten Tiernamen abhängig sein kann. Auch wegen der hier gebotenen Sparsamkeit mit Abbildungen zieht Verf. es vor, weitere Tatsachen anderen Ortes darzulegen. Die Abschnitte des Buches sind folgende: I. Methodik der Cytomorpho- logie; II. Die Eibildung als Vorentwickelung der Furchung; III. Die Bedeu- tung der Besamung und der Befruchtung für die Furchung; IV. Die Deter- mination der Furchung; V. Die Determination der Bildung der Organanlagen ; VI. Die Determination der histogenetischen Differenzierung; VII. Ausblicke auf Funktion, Senescenz, Tod und Restitution; VIII. Die Zellentheorie. — Ein Literatur-Verzeichnis (9 S.) und ein Register beschließen das Ganze. Kein Forscher auf den ebenso interessanten wie schwierigen Gebieten der allgemeinen Zellen- und der Entwickelungslehre wird an dem an tatsäch- lichen Inhalt, vor allem an theoretischen Erörterungen und neuen Gedanken reichen Werke von ScHAxEL vorübergehen können. Aber auch weitere Kreise der Biologen, insbesondere die Anatomen und Zoologen, werden nicht nur klare Zusammenfassungen des jetzigen Standes der hier berührten großen 496 Fragen, sondern vor allem auch neue Anregungen zu deren Lösung — und, wie das nun einmal in der Wissenschaft unvermeidlich! — zu neuen Problemen finden. Die Ausstattung des Buches ist die bekannte vorziigliche des Gustav Fischer’schen Verlages, der Preis ein sehr geringer. Allgemeine Biologie. Einführung in die Hauptprobleme der organischen Natur. Von H. Miehe (Leipzig). 2. Aufl. der „Erscheinungen des Lebens“. B. G. Teubner, Leipzig und Berlin 1915. (Aus Natur und Geisteswelt. 130. Bändchen.) 144 S. 52 Abbildungen. Nicht nur für akademisch gebildete Laien, sondern auch für Fachleute in den Spezialgebieten der Biologie dürfte diese „Allgemeine Biologie“ eine erwünschte Einführung und Übersicht abgeben. Naturphilosophie Von J. M. Verweyen (Bonn). B. G. Teubner, Leipzig und Berlin. 1915. (Aus Natur und Geisteswelt. 491. Bändchen.) 113 S. Dies Büchlein aus der bekannten Teubnerschen Sammlung will dazu beitragen, Philosophen und Naturforscher einander näher zu bringen. Wir wünschen dieser Absicht den besten Erfolg, soweit dies ein gedrucktes Buch vermag. Persönliche und vor allem freundschaftliche Beziehungen zwischen Naturforschern und Philosophen, die zu regem Gedankenaustausch führen, sind leider ja nur selten und auf die Dauer des nur allzu kurzen Lebens be- schränkt, wie uns dies der frühe Tod (22. Oktober d. J.) WILHELM WINDEL- BANDS in Heidelberg leider wieder gezeigt hat. Und was könnten beide, Naturforscher und Philosoph, voneinander lernen, wie sich gegenseitig an- regen und verstehen! Man möchte den Philosophen zurufen : „mehr Natur- wissenschaft!“ — den Naturforschern: „mehr Philosophie!“ — aber wirkliche, wissenschaftliche, keine Dilettanten- oder „Naturphilosophie‘“ im alten Sinne (OKEN u. a.)! B. Abgeschlossen am 15. Dezember 1915. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt fiir die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der „Anatomische Anzeiger“ erscheint in Nummern von zwei Druckbogen. Um ein rasches Erscheinen der Beiträge zu ermöglichen, werden die Nummern aus- gegeben, sobald der vorhandene Stoff es wünschenswert macht, ev. erscheinen Doppel- nummern. Der Umfang eines Bandes beträgt etwa 46 Druckbogen, oder Ausgleich durch Tafeln, der Preis 16 Mark. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 48. Bd. >= 21. Januar 1916. = No. 20. Darmkanals bei einigen Tiefseeknochenfischen. Mit 7 Abbildungen. (Schluß.) S. 497—506. — Walter Kolmer, Uber einige durch Ramon y Casar’s Uran- Silbermethode darstellbare Strukturen und deren Bedeutung. Mit 20 Abbil- dungen. (Schluß folgt.) S. 506-519. — Ludwig Cohn, Notizen über den Menschenschädel. 1. Die orbitale Maxillarnaht. S. 519—525. Bücheranzeigen. ArtoR Brept u. R. Pattavr, 8. 526. — MıGUEL FERNANDEZ u. Karı FERNANDEZ- MARCINOWSKI, S. 527. — J. TANDLER, S. 527. Anatomische Gesellschaft. S. 528. — Personalia. S. 528. Aufsätze. Nachdruck verboten. Uber den Bau des Darmkanals bei einigen Tiefseeknochenfischen. Vorläufige Mitteilung. Von Prof. Dr. Josept NusBAuUM-HILAROWICZ, Direktor des Zoolog. Instituts der k. k. Universität Lemberg. Mit 7 Abbildungen. Aus den wissenschaftlichen Expeditionen S. H. des Prinzen von Monaco, Albert]. (Schluß) Das Magenepithel besteht aus sehr hohen Zylinderzellen, die am Grunde etwas verengt und mit einem „Pfropf“ versehen sind, der hier kleiner als bei anderen Formen erscheint; die Kerne liegen in der Mitte. Ohne seine Struktur zu ändern, bildet das Epithel in der Gegend, wo die Drüsen vorhanden sind, röhrenförmige Vertiefungen, d.h. Haupt- Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 32 2:4 ausführungsgänge, die sich dichotomisch in zwei, vier, acht usw. Gänge teilen; in diesen sekundären, tertiären usw. Gängen wird das Epithel graduell niedriger, die „„Pfröpfe‘‘ verschwinden und endlich wird das Epithel kubisch. Diese Gänge, wie auch der Hauptausführungsgang, sind von einer dünnen Bindegewebsschicht umgeben, wie es besonders schön an Präparaten, die mit Krücer’s Hämatoxylin gefärbt worden sind, zu sehen ist. Die Gänge verlängern sich in die sekretorischen Drüsenschläuche, die sich auch mehrere Male dichotomisch teilen und Windungen machen, weshalb in jeder Drüsengruppe, welche einen einzigen Hauptausführungsgang besitzt, an Querschnitten durch die Magenwand die Drüsenschläuche vielmals zu sehen sind; zwischen den Drüsenschläuchen sieht man sehr zahlreiche Blutgefäße. Die Endteile der Drüsenschläuche verzweigen sich in zwei sehr kurze, etwas erweiterte Blindschläuche. Der Bau der Drüsenzellen ist sehr ähnlich demjenigen bei Gastrostomus. Im subepithelialen Bindegewebe der Magenwand finden wir isolierte, glatte, hauptsächlich longitudinale Muskelfasern (muscularis mucosae), die jedoch überall da verschwinden, wo die Magendrüsen zur Entwickelung gelangen. Die eigentliche Muskelschicht (muscularis) besteht ebenfalls aus glatten Muskelfasern; auf der rechten Seite der Magenwand finden wir nur eine zirkuläre Schicht von Muskelfaser- bündeln, die longitudinale Schicht fehlt hier. An der linken Seite da- gegen und am Grunde des Magens sehen wir zwei Muskelschichten: eine innere zirkuläre, gruppiert in Bündeln, und eine äußere, longitudinale. Der hintere Magenabschnitt, verengt und nach rechts gerichtet, hat den Habitus eines Magens, aber vom histologischen Standpunkte ist das schon ein Duodenum, weil hier keine Magendrüsen vor- handen sind, obwohl das Epithel noch den Charakter des Magen- epithels behält („Pfröpfe“ an den inneren Zellenden). Die Wand des Duodenums (Pylorusdarmes) ist stärker als die des Magens und speziell die Muscularis ist hier viel stärker ent- wickelt. Wir unterscheiden eine Muscularis mucosae, hauptsächlich aus longitudinalen Muskelfasern bestehend, und in der Muscularis eine äußere, longitudinale und eine innere, zirkuläre Schicht; diese letztere bildet eine kontinuierliche Schicht (nicht aus Bündeln bestehend) von sehr verschiedener Dicke an verschiedenen Stellen. Am Ende des Pylorusdarmes bildet die zirkuläre Schicht einen starken Sphinkter, hinter welchem ein viel breiterer Darmabschnitt — der Mitteldarm — beginnt. 499 Der Bau des Mitteldarmes, mitgerechnet die Appendices pyloricae, ist überall gleich: ein hohes Zylinderepithel (Abb. 7) mit alveolärem Plasma, in dessen Maschen ziemlich große, sphärische, lichtbrechende Granula liegen. Am inneren, etwas verbreiteten Zellende ist ein schöner Bürstenbesatz entwickelt; am Grunde eines jeden Elementes dieses letzteren färbt sich mit Eisenhämatoxylin ein Basal-Körperchen. Der ovoide Kern liegt nahe der Basis. Zahlreiche Becherzellen sind mit einem Stiel versehen. ; Der Afterdarm zeigt einen ähnlichen Bau; seine Wand ist aber dicker als die des Mitteldarmes, was durch eine stärkere Ent- wickelung des subepithelialen Bindegewebes bedingt ist. Eine dünne, direkt dem Epithel anliegende Schicht dieses Gewebes ist fast homogen und enthält ovoide Kerne; das ist eine Art Membran basilaris. Die Muscularis besteht aus einer inneren zirkulären und einer äußeren, longitudinalen Schicht, welch letztere ziemlich starke lokale Ver- dickungen zeigt. Die Leber. Die Leber von Melamphaés stellt, wie bei anderen Teleostiern, ein System von epithelialen Strängen dar, die in ver- schiedenen Richtungen verlaufen und sich miteinander verbinden. Zwischen diesen Strängen sind überall Blutkapillaren vorhanden. Jeder Strang enthält ein äußerst enges, nur bei stärksten Vergrößerungen sichtbares Lumen, welches an Querschnitten von 5—6 Zellen begrenzt erscheint. Die Zellen sind vieleckig, ein wenig abgerundet; der zentrale Abschnitt einer jeden Zelle ist verengt, der periphere er- weiter. In dem zentralen, viel kleineren Zellenabschnitt, ist das Plasma sehr fein granuliert, in dem weit größten, peripheren hat es eine schöne alveoläre Struktur. An der Grenze beider Abschnitte liegt der kleine rundliche Kern. Der Durchmesser einer Leberzelle beträgt ca. 10 u. Zwischen den Zellensträngen trifft man oft charak- teristische Zellen, deren Plasma (nach Hämatoxylin-Eosinfärbung) sich schwach bläulich und deren Granula sich tief bläulich färben. (Bei dieser Färbung tingiert sich das Plasma der Epithel-Leberzellen röt- lich und auch die Granula nehmen eine rötliche Farbe an.) Diese Zellen sind oval, länglich-oval und ihr rundlicher oder etwas ver- längerter Kern liegt nahe der Zellenperipherie. Man kann annehmen, daß diese Zellen vielleicht den sog. Sternzellen der Säugetierleber ent- sprechen, weil sie, wie diese letzteren, in innigem Zusammenhange mit den Wandungen der kleinen Blutgefäße stehen, 32* 500 Aus dem Obengesagten geht hervor, daß die Gallenkapillar-Lumina von den Epithelzellen der Stränge selbst begrenzt wird. Die kleinsten Ausführungsgänge besitzen schon ihre eigene Wand, die eine Plasma- schicht mit rundlichen Kernen darstellt. Der Hauptausführungsgang ist von Zylinderepithel ausgekleidet und mit glatten zirkulären Muskel- fasern versehen. Rings um die größeren Blutgefäße, die sich hauptsächlich nahe der Peripherie der Leber befinden, sieht man sehr oft viele kleine Gefäße, die die ersteren umspannen, und zwischen diesen umspannenden Blutgefäßen sieht man sehr zahlreiche eosinophile Lymphocyten, wie auch Zellen, die man als Erytroblasten bezeichnen kann, da man ver- schiedene Übergänge von diesen letzteren bis zu den Erythrocyten findet. Ziemlich reich ist die Leber auch an Bindegewebe. Dieses letztere befindet sich zwischen den Epithelsträngen in Gestalt von spindel- förmigen Zellen mit stark verlängerten Kernen. An Schnitten, die in Wasser stark gewaschen wurden und infolgedessen viele isolierte Epithelzellen enthielten, sieht man, daß stark verlängerte Kerne einem feinen Fibrillennetz angehören, wobei die Substanz, welche die einzelnen Epithelzellen miteinander verbindet, eine Art Kittsubstanz, mit diesem feinen Bindegewebsnetz in direkter Verbindung zu sein scheint. Die Pankreasschläuche sind im Bindegewebe zerstreut, das zwischen dem Magen, Duodenum, dem Vorderteil des Mitteldarmes und den basalen Teilen der Appendices pyloricae ausgebreitet ist. Der Darmkanal bei Stomias boa (Risso). Im Darmkanal von Stomias boa unterscheiden wir (Abb. 1, Nr.1): 1. den Schlunddarm, 2. den Magen, 3. den Pylorusdarm (Duodenum), 4. den Mitteldarm, 5. den Afterdarm, 6. die Leber samt einer großen Gallenblase, 7. die Bauchspeicheldrüse. Der Schlunddarm, dessen Wand wie diejenige des Magens tief schwarz erscheint, geht in diesen letzteren über, ohne den Durchmesser zu verändern. Der Magen ist sehr lang, schlauchförmig. Der Pylorusdarm entspringt vorn rechts vom Magen, unterscheidet sich von diesem durch seine weiße Farbe, richtet sich nach vorn bis zur Leber, wo er sich verengt und in einen zugespitzten Blindsack übergeht, an dessen Grunde ein Ast dieses Darmes entspringt, der sich nach hinten richtet und direkt, ohne jede Grenze in den Mittel- darm sich verlängert. 501 Der Mitteldarm zieht sich nach hinten in gerader Linie parallel dem Magenschlauch und geht ohne distinkte Grenze in den kurzen Afterdarm über. Die Leber ist ziemlich groß, von länglicher Gestalt, sehr wenig gelappt, vorn erweitert und hinten verschmälert. Eine verhältnis- mäßig sehr große Gallenblase ist S-förmig, zwischen der konkaven (inneren) Leberfläche und der Schlunddarmwand gelagert. Der Ductus hepaticus und cysticus verbinden sich zu einem Ductus choledochus, der sich in das Duodenum eröffnet. Längs des Darmes und bei manchen Exemplaren auch längs des Magens ziehen sich bandförmige Stränge von Fettgewebe, in welchem zahlreiche, sich verästelnde und stellenweise miteinander anastomo- sierende kurze Schläuche der Bauchspeicheldrüse zerstreut liegen. Endlich ist zu bemerken, daß an der Ventralseite des Schlund- darmes, im innigsten Zusammenhange mit dessen Wand ein besonderes drüsiges Organ liegt, das teilweise der Thyreoidea zu entsprechen scheint, wie wir weiter unten näher sehen werden. Der histologische Bau des Darmkanals stellt bei Stomias viele sebr interessante Einzelheiten dar. Der Schlunddarm hat eine ziemlich dicke Wand und zeigt viele Längsfalten der Schleim- haut. In dem mehr vorderen Abschnitte des Oesophagus hat das Epithel einen anderen Bau als in dem mehr hinteren. In dem ersteren finden wir eine große Anzahl von schleimbildenden Becherzellen (unge- stielten) mit Kernen am Grunde; die Anzahl dieser Zellen ist eine weit überwiegende; gewöhnliche Epithelzellen bilden überall zwei Schichten: basale, höhere Zellen und obere, etwas abgeplattet. Außer- dem finden wir hier vereinzelte Drüsenzellen mit großen Körnchen, die sich mit Eosin stark rot färben. In dem hinteren Abschnitt des Oesophagus ist die Anzahl der Becherzellen viel geringer und die ge- wöhnlichen Epithelzellen bilden auch hier überall zwei Schichten, aber die basale Schicht besteht hier aus stark abgeplatteten Zellen (die Kerne dieser Zellen sind auch unter den Becherzellen sichtbar), die obere Schicht dagegen besteht aus sehr hohen Zylinderzellen, oben etwas verbreitert, mit ovalen Kernen in der Mitte. Unter dem Epithel bildet das Bindegewebe zwei Schichten, eine innere, mehr kompakte und eine äußere, lockere. Die äußere ist be- grenzt gegen die Peripherie durch eine tief schwarze Pigmentschicht, die aus länglichen Pigmentzellen gebildet ist. In dieser äußeren 502 Bindegewebsschicht liegen auch isolierte, quergestreifte Muskelfasern, die in zirkulärer und schiefer Richtung verlaufen. Zentralwärts von dieser Muskelfaserlage, aber nur an der rechten Seite des Schlund- darmes, sieht man isolierte, quergestreifte Längsmuskelfasern von Pig- menthüllen umgeben, Das suboesophageale Drüsenorgan (Thyreoidea?). Das lockere Bindegewebe bildet an der Ventralseite der vordersten Abteilung des Schlunddarmes eine Verdickung, in welcher ein sehr interessantes Drüsenorgan liegt (Abb. 5, A). In seinem vorderen Abschnitt ist das Organ paarig und besteht aus zwei Anhäufungen Abb. 5. Das suboesophageale Drüsenorgan von Stomias boa. A Querschnitt durch den Schlunddarm (85), an dessen Ventralseite in einer Verdickung des Binde- gewebes das hier paarige Suboesophagealorgan (D) liegt, B Querschnitt durch einen Epithelstrang des Suboesophagealorganes (c Blutkapillar), © das die Drüsenschläuche bildende Epithel. (A schwache Vergr., Bu. C=Ok. 4. 8S. hom. Imm, 2 mm Zeiss, verkl. auf 3/,.) von an beiden Enden blind geschlossenen Drüsenschläuchen, die von zahlreichen Leukocyten, von besonderen drüsigen Epithelsträngen und vielen Kapillaren umgeben sind. In dem hinteren Abschnitt ver- einigen sich diese zwei Drüsenorgane zu einem einzigen unpaaren. In jeder Anhäufung ist die Anzahl der Schläuche, die einige Windungen machen, 2—4; jeder Schlauch ist von einem sehr hohen Zylinder- epithel (Abb. 5, C), mit Wimpern versehen, gebildet; im Plasma liegen Längsreihen von Mitochondrien, der Kern ist oval, in der Mitte gelegen; der Inhalt des Drüsenschlauches ist eine teils feinkörnige, 503 teils aus vielen Bläschen bestehende Masse (Kolloid?), die sich mit Eosin stark färbt. Die Epithelstränge (Abb. 5, B) bestehen aus einer Schicht lose nebeneinander liegenden birnförmigen Zellen (mit enger Basis und verdicktem freien Ende) mit runden, oft gelappten Kernen; eine solche drüsige Zellenschicht umgibt ein in der Mitte liegendes Blut- kapillar. Diese Stränge anastomosieren miteinander. Unter den Lympho- cyten des Organes unterscheiden wir: 1. kleine, mit homogenem Plasma und großen chromatinreichen Kernen in der Mitte, 2. große, körnchen- reiche, eosinophile, mit einen polständigen Kern von diversen Ge- stalten (rundlich, dreilappig, hufeisenförmig). Dem Bau nach entspricht vielleicht die Drüse nur teilweise einer Thyreoidea (blind geschlossene Epithelschläuche, aber mit Wimpern!) ; viele Eigentümlichkeiten des histologischen Baues (Epithelstränge, die die Kapillaren umgeben) und die topographischen Verhältnisse sprechen aber dafür, daß wir es hier mit einer sehr eigentümlichen, bisher unbekannten Drüse der inneren Sekretion zu tun haben. Der Magen. Die Schleimhaut bildet dicke Längsfalten. In der ganzen Länge des schlauchförmigen, langen Magens sind Magendrüsen vorhanden, aber nicht dichtgedrängt, sondern ziemlich weit vonein- ander gelagert. Nur hinten, wo der Magen einen Blindsack bildet, sind die Drüsen (Fundusdrüsen) dichter nebeneinander gelagert. Das Magenepithel unterscheidet sich von demjenigen bei anderen von mir untersuchten Fischformen darin, daß es in dem vorderen und mittleren Magenabschnitt eine große Variation zeigt. Wir finden hier außer hohen Zylinderzellen, die an der Basis (Abb. 6, B) gewöhnlich in 1—3 ziemlich lange Fortsätze übergehen, auch kubisches Epithel und sogar ein kubisch-abgeplattetes; alle diese Epithelzellen sind mit einem stark entwickelten „Pfropf“ versehen, der eine sehr distinkte Längsstreifung zeigt. Ein für den Magen typisches, hohes Zylinder- epithel ohne basale Fortsätze finden wir nur hinten in der Gegend des Blindsackes, Die Kerne der Epithelzellen sind ovoid und inso- fern charakteristisch, als die Chromatinkörnchen hauptsächlich an der Peripherie und im Zentrum angehäuft sind, wobei von einem Pole bis zum Zentrum eine aus Chromatin bestehende Achse sich hinzieht. Die weit voneinander (vorn und in der Mitte des Magens) ab- stehenden Magendrüsen zeigen des öfteren folgenden Bau (Abb. 6, A). Das Magenepithel bildet, ohne seine Struktur zu verändern, eine Ver- tiefung, an derem Grunde sich zwei Drüsengänge öffnen, von einem 504 zylindrischen oder kubischen Epithel ohne ,,Prépfe“ ausgekleidet. Jeder Gang verengt sich etwas gegen die Peripherie und teilt sich in zwei Kanäle, die in die sekretorischen Drüsenschläuche übergehen. In anderen Fällen geht der Ausführungsgang, ohne sich zu teilen, in den sekretorischen Abschnitt über, der sich seinerseits in zwei Schläuche teilt. Manchmal teilt sich jeder der zwei sekretorischen Schläuche nochmals in zwei, sehr kurze, blind geschlossene Schläuche. Die Sekretzellen sind kubisch, am Grunde gewöhnlich etwas verbreitert, ihr Plasma ist feinkérnig. An Präparaten, die mit der BIoxDI-HEIDEN- HAIN’schen Dreifärbelösung gefärbt sind, sieht man auch größere Abb. 6. Abb. 6. Magenepithel von Stomias boa. A Querschnitt durch eine Magen- driise, B indifferente Magenepithelzellen. (Ok. 4. S. hom. Imm. 2mm. Zeiss.) Abb. 7, Eine Darmepitkelzelle aus dem Mitteldarm von Melamphaés mizolepis. (Ok. 6. S. hom. Imm. 2 mm Zeiss.) Granula, die eine intensive dunkle Karminfärbung annehmen und nur in dem peripherischen Zellenabschnitt rings um den basal liegenden Kern angehäuft sind. In den Fundusdrüsen öffnen sich in je einer Epithelvertiefung ein oder zwei Ausführungsgänge, die sich gewöhnlich nicht verästeln und direkt in die sekretorischen Schläuche übergehen, welch letztere gewöhnlich eine Bifurkation in zwei Schläuche zeigen, die viel länger als in den Pylorusdrüsen und dabei gewunden sind. Im subepithelialen Bindegewebe unterscheiden wir, wie im Schlunddarm, zwei Schichten: eine innere mehr kompakte und eine 505 äußere lockere. Außerhalb von dieser letzteren sehen wir mehrere- Schichten von schwarzen Pigmentzellen. Die Muskulatur ist glatt und bildet zwei Schichten: eine innere dickere, zirkuläre und eine äußere dünnere, longitudinale, die überhaupt sehr schwach entwickelt ist. Der Pylorusdarm oder das Duodenum. Die Schleimhaut bildet hier, wie im Magen, dicke Längsfalten. Das Epithelium zeigt die Struktur des Magens (kubisches, kubisch abgeplattetes, zylindri- sches Epithel mit Pfröpfen). Das subepitheliale Gewebe bildet eine dicke Schicht; auch die Muskelschicht ist dick und besteht nur aus zirkulären glatten Muskelfasern. Der Mitteldarm hat eine viel dünnere Wand als der Pylorus- darm. Die Schleimhaut bildet sehr niedrige Längsfalten. Hohes Zylinderepithel mit einem Bürstenbesatz, mit ovalen Kernen in der Mitte, gestielte Schleimzellen. In der dünnen Schicht des subepithe- lialen Bindegewebes liegt die schwach entwickelte Muskelschicht, und zwar stellenweise nur eine zirkuläre, an anderen Stellen auch eine äußere longitudinale. Die Dicke des Epithels zu allen übrigen Schichten der Darmwand verhält sich wie 1,5:1. Im Afterdarm, der eine wenig dickere Wand besitzt, finden wir eine innere zirkuläre- und eine äußere longitudinale Muskelschicht. Interessante Verhältnisse fand ich im Bau der großen Gallen- blase und des Ductus hepaticus,cysticus und choledochus. Die Leber selbst zeigt nichts besonderes. Im Gegensatz hierzu, was wir bei anderen Fischen und überhaupt bei den Wirbeltieren kennen, ist das die Gallenblase auskleidende Epithel sehr niedrig, polygonal, mit einem alveolären Plasma und mit birnenförmigen, etwas ab- geplatteten Kernen versehen, die nahe der freien Zellenoberfläche liegen! Im subepithelialen fibrillären Bindegewebe finden wir stark langgezogene Zellen und isolierte zirkuläre glatte Muskelfasern in ge- ringer Anzahl. Im Ductus,cysticus ist das Epithel kubisch, mit rundlichen Kernen; das subepitheliale fibrilläre Bindegewebe bildet eine dickere Schicht; auch hier sieht man glatte zirkuläre Muskel- fasern. In dem hinteren Abschnitte des Ductus cysticus wird das Epithel zylindrisch und bildet longitudinale niedrige Falten. Ductus hepathicus hat dieselbe Struktur wie der hintere Abschnitt des Duct. cysticus; denselben Bau zeigt auch der gemeinschaftliche Gang: Ductus choledochus. 506 Langs des Magens und des ganzen Darmes ziehen sich gelblich- weißliche, abgeplattete Stränge eines fibrillären Bindegewebes, in welchem die zahlreichen Pankreasschläuche und deren Aus- führungsgänge eingebettet liegen. Die Pankreaszelle ist pyramiden- oder birnförmig, am Grunde erweitert, gegen das enge Drüsenlumen verschmälert oder sogar zugespitzt; im Plasma, und zwar nur im zen- tralen, verschmälerten Teile desselben liegen zahlreiche Körnchen und größere Körner (Zymogen); der runde, chromatinreiche, mit einem zentralen Kernkörperchen versehene Kern liegt sehr nahe der Basis des Zellenkörpers. Zentroazinäre Zellen sind sehr gut entwickelt. Auch einige Inseln von LAnGErHAnNSs’schen Zellen, als solide Epithelbildungen (Epithelstränge) sehr reich an Kapillaren, erscheinen neben den Pan- kreasschläuchen. (Eingegangen am 10. August 1915.) Nachdruck verboten. Uber einige durch RAMON Y CAJAL’s Uran-Silbermethode dar- stellbare Strukturen und deren Bedeutung. Von WALTER KoLMEr. Mit 20 Abbildungen. (Aus dem Institut für Anatomie und Physiologie der Hochschule für Boden- kultur in Wien.) Vor einigen Jahren wurde von R. y CAJaL eine neue Methodik angegeben, welche es erlaubte, die zuerst von GoLGIund seinen Schülern als ,, Apparato reticolare‘‘ bezeichneten Bildungen in besonders klarer Weise darzustellen. Der Nachweis solcher Strukturen war auch früher schon in einzelnen Organelementen durch die Chromsilbermethoden, Kopscu’s Osmiummethode und deren Modifikationen und durch die älteren Silbermethoden CAsar’s (10) möglich gewesen. Damals war der letztgenannte geneigt, die gefundenen Strukturen mit den als Tropho- spongien bezeichneten Bildungen Houmeren’s (18) zu identifizieren. 507 Erst später hat Casan offenbar durch die neueren Angaben Gouct’s und seiner Schüler (21, 1, 2, 6, 9, 34, 35, 45) auf Grund der Arsen- silbermethode die Strukturen mit dem ,,Apparato reticolare‘‘ anstatt mit dem Trophospongium identifiziert. Es war inzwischen fraglich geworden, ob alle als Trophospongien gedeuteten Strukturen zu- sammengehören. Mit Hilfe dieser neuen Methode sind nun von OAJAL und seinen Schülern in der jüngsten Zeit in den verschiedensten Organen Angaben über das Verhalten des Netzapparates gemacht worden, welche die zahlreichen schon früher bekannten Details ergänzen. Auf Grund einer Anzahl von Erfahrungen!) mit CAsan’s Methode soll hier über deren Resultate und deren Deutung berichtet werden. Es liegt offenbar im Wesen der verschiedenen Methoden, welche zur Darstellung des Netzapparates angewendet werden, daß sie nur an einzelnen Zellen in einem Präparate vollständig isoliert den Netz- apparat zur Anschauung bringen, in den meisten Organen aber andere in den Zellen vorhandene Strukturen mit darstellen. Die neue von (AJAL angegebene Uransilbermethode ist etwas weniger wie alle bisherigen diesem Übelstande unterworfen, wenn auch sie manch- mal die Mitochondrien zur Darstellung bringt. Immerhin ist durch die Einführung dieser Methode die Frage nach dem Wesen der ein- zelnen Strukturelemente der Zellen ein gutes Stück weiter vorwärts gekommen, weil man an fast allen Organen leicht zu klaren Resultaten gelangt. Die Frage, ob der Netzapparat der Zelle mit den Mitochondrien etwas zu tun hat und seine sonstige Bedeutung, das Wesen der 1) Es ist mir mit Hilfe der Uransilbermethode gelungen, in folgenden Ge- weben den Netzapparat darzustellen: im Epithelgewebe der Oberhaut, des Oeso- phagus, des Magens und des Darmes, bei verschiedenen Säugern und beim Menschen sowie bei niederen Wirbeltieren, in den Epithelien des Uterus und der Tube, der Blase und des Ureters, in den Hodenelementen und den Spermatozoen, im Neben- hoden, in den Ovarialeiern und Elementen des Corp. luteum, in Speicheldrüsen, im Pankreas, in der Niere und in der Milchdrüse, in der Thyreoidea, im Binde- gewebe, im Gefäßendothel, in den Tapetumzellen des Katzenauges, in der Cornea, in Knorpelzellen verschiedener Regionen glatter Muskulatur, in der Niere, in den Ganglienzellen der Spinalganglien und des Zentralnervensystems (Großhirn- und Kleinhirnrinde, Ammonshorn, Bulbus olfact. und Rückenmark), in sympathischen Nervenzellen der Nebenniere und den anderen Elementen von Mark und Rinde der Nebenniere, in der Leber, in den Sinnesepithelien der Geschmacksorgane und des Labyrinths, in den indifferenten Epithelien des Labyrinths, in den verschie- densten Zellen des Meerschweinchenembrvos. 508 Mitochondrien an sich und die Beziehung beider Gebilde zu anderen Bestandteilen der Zelle ist schon auf Grund der früheren Befunde mit den älteren Methoden des öfteren erörtert worden, so von PER- RONCITO (39), WEIGL (49), DunsBere (19), NusBAUM (36), um nur die wichtigsten zu nennen, es ist aber nunmehr dank der Resultate, welche die Uransilbermethode an den verschiedensten Geweben er- zielen läßt, am Platze, neuerdings diese Fragen zu erörtern. Zuerst möchte ich unter den verschiedenen Geweben, in denen mir die Darstellung des Netzapparates gelang, speziell nur die hervor- heben, wo dessen Vorkommen nicht beschrieben oder zweifelhaft war (man vergleiche DursspEre’s Literaturangabe) (17, 18, 8). So finden sich überall in den ziemlich flachen niedrigen Epithelien der lact. Mamma desMeerschweinchens typische gegen das Lumen der Acini zu gerichtete netz- förmige Bildungen neben dem Kern, die keine Kanälchenstruktur aufweisen und ziemlich flächenhaft in der Zelle ausge- breitet sind (Abb. 1). Irgend eine Bezie- hung zu der Funktion der Sekretbildung und zu den dabei in den Zellen auf- tretenden großen Fettröpfehen ist mir nicht aufgefallen. Gleichzeitig mit dem Netzapparat in den Epithelien wird Z era nen häufig auch in den Bindegewebszellen des Meerschweinchens. Zeiss, des Stromas der Netzapparat zur Ansicht Apochr. 3 mm, Oc. 4. gebracht (Abb. 1). In der Niere konnte ich den Netz- apparat nicht nur in jenen Elementen darstellen, wo er schon von anderen Autoren (9, 44) beschrieben wurde, sondern auch in den Epithelien der Sammelröhren und in denen des Nierenbeckens. Es ist in den Epithelien der Sammelkanälchen der Apparat dicht unter der Oberfläche oberhalb des Kernes gelegen und greift nicht in die tieferen Partien der Zelle hinab. Im Nierenbeckenepithel liegen eigen- tiimlicherweise Teile des Netzapparates rings um den Kern. Er- wähnen möchte ich noch, daß ich den einfachen Netzapparat in den 1) Die Abbildungen 1, 3, 4, 5, 6,7, 9,12, 13, 14, 15, 17, 18, 19, 20 sind Mikrophotogramme. 509 Glomerulis sowohl in den epithelialen als in den bindegewebigen Ele- menten gleichzeitig dargestellt gesehen habe. In der Leber gelang es mir nur selten, den Netzapparat dar- zustellen. Es finden sich dann (bei einer neugeborenen Katze) neben den Kernen der Leberzelle und ohne eine konstante Lagebeziehung zu diesen aufzuweisen, manchmal ziemlich einfach gebaute Netze, aus wenigen Maschen bestehend, manchmal nur polygonale Einzelmaschen mit ein bis zwei langen Ausläufern (Abb. 2). Der Befund stimmt im allgemeinen mit dem von STROPENI (46) am Frosch überein. Imreifen Säugerhoden finden wir keinen typischen Netzapparat, wie PERRONCITO (39) ihn bei Wirbellosen beschrieb, sondern neben den Kernen aller Elemente an der Wand der Samenkanälchen zeigen sich der Hülle des Idiozoms entsprechende, runde scheinbar ziemlich homogene Gebilde, welche in den verschiedenen Zellgenerationen der Größe des Idiozoms entsprechend ausgebildet sind. Man kann diese Gebilde auch in die Spermatiden ver- folgen und bei deren Umbildung in die Spermien. Wir finden dann ein Stadium, bei welchem die Substanz in die Spermien überzugehen scheint. Neben diesen Elementen gelingt die Dar- stellung der Mitochondria in den Hodenelementen bei der Spermatogenese nur selten vollständig mit Silber, dagegen zeigen die sich entwickelnden Spermien, auch die in den Nebenhodenkanäl- Abb. 2. Netzappa- 3 h 3 rat der Leberzelle der chen befindlichen, häufig den Mitochondrien- Katze. Apochr. 2mm, belag rings um die Achse des Mittelstückes, 2 6 auch gestattet die Methode zuweilen den Achsen- faden von seiner Umhüllung deutlich zu trennen, was ja sonst ohne Anwendung von Mazeration ziemlich schwer fällt. Es dürfte sich also bei der in den Spermatogonien sich schwärzenden Substanz um eine der Lage nach dem um den Zentralapparat der Zelle herum- liegenden Zentroformienapparat homologe Masse handeln, der in diesen Zellen die Rolle des Netzapparates spielen würde, was meine Präparate in Übereinstimmung mit Nuspaum und Weıcı ergaben. Damit ließe sich mit diesen Autoren annehmen, daß so wie der Kern- apparat auf den Kopf des Spermatozoons, der Zentralapparat in die hinteren Abschnitte des Kopfes und des Mittelstückes, die Mito- chondrien auf das Mittelstück übergehen, auch die Netzapparat- substanz auf das Spermium übergeht. 510 Schon Weieu (49) hat am Spermium von Cavia eine am vorderen Teil des Mittelstückes gelegene Protoplasmamasse abgebildet, die ein Abb. 3. Apochr. 2 mm, Oc. 4. Netzapparat und Mitochondrien am Mittelstiick desMeersch weinchensamenfadens. Homologon des Netzapparates enthalten soll. Die Mikrophotographie, die ich er- zielen konnte, bestätigt diese Angabe durchaus (Abb. 3). Bei längerer Fixation färbte sich in den Spermatiden schon in der Gegend der Kopfmittelstückgrenze ein Körper dunkel und man konnte ihn bis in den hinteren Anteil des Kopfes ver- folgen, der ja schon von verschiedenen Autoren als ein differenter Abschnitt be- zeichnet wurde. Es erscheint hier auBer- ordentlich intensiv imprägniert, während der vordere Anteil des Kopfes unter der ganz leicht gebräunten Kopfkappe voll- ständig ungefärbt erscheint. Der hintere Anteil ist dann gegen den vorderen durch eine ungemein scharfe schnur- gerade Linie abgetrennt (Abb. 4). Es sei betont, daß keine der mir bekannten sonstigen histologischen Methoden einen so auffallenden Unterschied des vorderen und hinteren Spermatozoenkopfanteils nachzuweisen erlaubt, und es wäre wohl interessant, diese Tatsache auch bei anderen Tierarten zu unter- suchen. Im Anschluß daran möchte ich darauf hin- weisen, daß die Zellen des Nebennieren- markes, die von ver- schiedenen Autoren (HoLMGREN, PILAT usw.) untersucht wor- den sind, wie bei an- derer Gelegenheit näher geschildert werden soll, ähnlich wie die Sper- Abb. 4. Scharfe Färbung des hinteren Abschnittes des Spermakopfes beim Meerschweinchen. Vergröße- rung wie bei 3. = Bid matogonien eine die Diplosomen umschließende Sphäre (Idiozom) enthalten. Diese Centrosphäre wird von dem Netzapparat dicht um- schlossen, der hier genau dem Centrophormium (4, 5) entspricht. Häufig findet man Fortsätze von Bindegewebszellen und Binde- gewebsbälkchen selbst in die Zelle einschneidend, die die Netzapparat- substanz berühren, und so kann bei bestimmten Färbungen eine scheinbare Kontinuität vorgetäuscht werden, was vielleicht ältere Angaben HoLm6rens erklärt. Ganz eigenartig verhält sich der Netzapparat im Neben- hodenepithel, indem er hier bald im Positivbild, bald als nega- tives Kanälchensystem im dunkel gefärbten Zellprotoplasma bei Färbung der Mitochondrien durch die Methode dargestellt wird. In den einzelnen Abschnitten der Kanälchen zeigt sich der Apparat entweder flächenförmig im obersten Abschnitt der Zelle (Abb. 15). oder in zylindrischer Form tief in die Zelle hinabreichend angeordnet. Einen morphologischen Zusammenhang mit den Bildern der soge- nannten blasenfömigen Sekretion konnte ich niemals konstatieren. Während ich an den Eizellen der Säuger bisher keine guten Erfolge erzielte, an denen Rıo-HorrtEcA den Netzapparat darstellen konnte, gelang dies überraschend gut bei den Eierstockseiern des Sperlings. Es färbte sich ein außerordentlich dichtes, reich verzweigtes und eigenartig dornenbesetztes - Netzwerk nahe unter der Oberfläche der Eizelle, das man am besten auf tangentialen Schnitten der Eier zu Gesicht bekam. Meistens waren auch in den Zellen der Corona radiata die entsprechenden Gebilde gefärbt. Auf Querschnitten der Eier zeigte es sich, daß der Netzapparat in flächen- hafter Entwicklung anscheinend ganz ausschließlich oberflächlich ge- legen ist und nirgends in die Tiefe der Eizelle hinunterreicht (Abb. 5). Im Uterindrüsenepithel der Säuger (16) zeigt sich der Netz- apparatin Form von kleinen, nahe unter der Oberfläche der Zylinder- zellen gelegenen, ziemlich einfachen Ringformen. Häufig werden an- statt des Netzapparates die Mitochondrien dargestellt (Abb. 6), aber fast niemals in ein und derselben Zelle, wohl aber in benachbarten Teilen derselben Drüse. Auch im Uterusepithel werden fast immer in den einen Zellen die Netzapparate, in den anderen die Mito- chondrien dargestellt. Dasselbe gilt vom Tubenepithel der Säuger, beim Kaninchen zeigte sich im letztgenannten Epithel außer dem Netzapparat noch eine zweite konstant geschwärzte Bildung. 512 Eine besonders starke Ausbildung des Netzapparates findet sich in allen schleimerzeugenden Zellen, sowohl in den Becher- zellen, wie man sie im Darme der Wirbeltiere findet, als auch im Ovidukt der Amphibien, wo die Mucinbildung besonders intensiv Abb. 5. Netzapparat auf dem Tangentialschnitt durch die Oberfläche einer Oocyte des Sper- lings. Apochr. 3 mm, Oc. 6. Abb. 6. Mitochondrien in einer Uterindrüse des Meer- schweinchens. Vergrößerung wie bei 3. Abb. 7. Netzapparat auf dem Querschnitt der Tuben- driisen des Frosches. Apochr. 3 mm, Oc. 4. Abb. 7. ist. Hier sieht man ein typisches Verhalten des Netzapparates darin, daß er besonders gegen die seitliche Zelloberfläche hin entwickelt ist und die Seitenfläche scheinbar erreicht, was das Bild von Struk- turen vortäuschen kann, welche von einer Zelle in die andere hinüber- reichen würden, wie HoLMGREN es für seine Trophospongien in Zylinderepithelzellen beschrieben hat (Abb. 7 und 8). Bei stärkster Vergrößerung klärt sich diese Täuschung auf. Besonders einfach ist der Netzapparat in den flachen Zellen der indifferenten Labyrinth- auskleidung ausgebildet (Abb. 20). In den Sinneszellen des Laby- rinthes ist das verhältnismäßig einfache Gebilde von mir (25) schon vor 10 Jahren beschrieben worden und seine Identität mit dem sogenannten Hznsen’schen Körper in den Haarzellen des Corrr’'schen Organs vermutet worden. Vielleicht ist durch die Entdeckung Hensen’s der Netzapparat zum allerersten Mal beschrieben worden. Mit der Uransilbermethode kommen neben dem eigentlichen Strukturen des Netzapparates entweder gleichzeitig mit einer rudi- mentären Darstellung dieser Strukturen oder ganz ohne ihr Hervor- treten, wie schon erwähnt, typische Mitochondrialstrukturen in den verschiedensten Organen zur Darstellung. Casau (11) selbst, verschiedene andere Autoren (14, 15, 26), insbesondere aber auch DeEınzKA (17), haben diese Tatsache hervorgehoben und es kann kein Zweifel bestehen, daß die Formalin-Uransalzfixation nicht nur in vorzüglicher Weise die Chondriomiten fixiert, sondern auch die Versilberung sie in außerordentlich deutlicher Form hervorhebt (Abb=-9): Bei der groBen Launenhaftigkeit fast aller bisher angegebenen Mitochondriendarstellungsmethoden, die auBerdem mit dem Nachteil behaftet sind, nur an kleinsten Gewebsstücken, auch da oft ausschließ- lieh in den Randpartien gute Resultate zu geben, ist es erwünscht, in der Uransilbermethode ein Mittel zu besitzen, welches die Färbung dieser Strukturelemente im Stück mit ziemlicher Sicherheit ermög- licht. Es lassen sich dann an diesen Schnitten die Kerne auch ohne weitere Behandlung mit Thionin färben und nach vorhergehender Vergoldung noch die verschiedensten anderen Zellbestandteile färbe- risch darstellen. Es gelang mir auf diese Weise, die Mitochondrien im Epithel der Haut, des Ösophagus, im Zylinderepithel des Darmes, des Uterus, der Niere, in glatten und quergestreiften Muskeln (30), in Bindegewebszellen usw. darzustellen. Besonders deutlich sind die Bil- der in den Speicheldrüsen. Große Schwierigkeiten macht die Deutung der wechselnden und komplizierten Bilder, die sich bei der Behand- lung der Knorpelzellen sowohl bei Embryonen als erwach- senen Tieren ergeben. Die Angaben von PEnsa (38), Comes (14), LaGuzsse (28), RENAUD, Torraca (48) usw. haben nicht hingereicht, diese Frage zu klären. Tatsächlich färbt sich häufig in den Knorpel- Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 38 514 zellen ein dem Kern gewöhnlich dicht anliegender Substanzklumpen, der dem Netzapparat entspricht, aber selten dessen typische Struktur erkennen läßt. In anderen Fällen färbt sich gleichzeitig mit dem erst- genannten Gebilde eine große Reihe von eigentümlich starren, voll- kommen glatt konturierten, bogenförmig sich krümmenden und überkreuzenden Fäden, die in der oberflächlichen Lage des Knorpel- Abb. 8. Netzapparat auf dem Längs- schnitt der Tubendrüse des Frosches. Abb. 9. Netzförmige Anordnung der Plastokonten im oberflächlichen Epithel des menschlichen Magens. Ver- größerung wie bei 3. Abb. 10. Trachealknorpelzelle der Katze. Plastokonten neben Netzappa- rat dargestellt durch die Uran-Silber- methode. Apochr. 2 mm, Oc. 12. Abb. 10. zellprotoplasmas liegen. Sie scheinen mit dem Klumpen des Netz- apparates durch kurze Verbindungsstückchen zusammenzuhängen; in vielen Fällen hebt sich aber die Substanz dieses Klumpens von der der Fäden durch die Farbennuance deutlich ab (Abb. 10). In anderen Fällen allerdings ist kein merklicher Unterschied vorhanden und es ist begreiflich, daß einige Autoren sich verleiten ließen, eine 515 Identität beider Substanzen anzunehmen. Wie bekannt, ist die Knorpelzelle außerordentlich schwer unverändert zu fixieren, auch die für die Darstellung des Netzapparates verwendeten Reagentien sind nichts weniger als ideale Fixationsmittel dieser Zellart. Es ist darum begreiflich, daß bei der Schnittbehandlung allerlei Trugbilder durch Herauslösen und Verquellen einzelner Zellbestandteile häufig zustandekommen werden, als solche muß man wohl die netzartige Verbindung der Chondriomiten, wie sie von Comzs abgebildet wurde, bezeichnen, wenn auch, wie die Erfahrung lehrt, durch das Silber selbst auch in anderen Zellarten solche aus Chondriomiten bestehende Netzfiguren vorkommen können (vergleiche Magenepithel) (Abb. 9). In der glatten Muskulatur werden durch das Verfahren bald dem Netzapparat ähnliche und ihn wohl vertretende, wenn auch fast niemals typisch netzartig gebaute Protoplasmapartien rings um den Kern, hauptsächlich in der Längsachse der Zelle angeordnet, dar- gestellt. Viel häufiger aber sind unzählige kleine, genau der Fibrillen- streifung des Muskels eingefügte, offenbar den Mitochondrien ent- sprechende, kurz stäbehenförmige Gebilde gefärbt (41). In einzelnen Fällen stellt das Silber eine die Kernmembran der Muskelzelle an- scheinend dicht spiralig umwindende Struktur dar, die schon von Rıo- HorreEcA gesehen wurde. Diese Strukturen konnte ich beim Frosch ebenso wie bei Cavia und Homo finden. Diese Strukturen, die von den Schülern CAsar’s auch als Lininstrukturen bezeichnet wurden, finden sich auch überraschend stark in Epithelkernen der Zunge (Abbett): Abgesehen von der Darstellung des Netzapparates und der Mitochondrien gibt uns die Methode die Möglichkeit an die Hand, ge- wisse Gewebseleme nte unter Umständen mit einer ziemlichen Elektivität darzustellen, was bisher nur durch die Chromsilber- imprägnationsmethode, und da nur in Form einer Silhouettierung, meist unter gleichzeitiger Darstellung verschiedenster Kunstprodukte, möglich war. So ist, wie CAJAL in jüngster Zeit in so prachtvoller Weise ab- bildete, die Methode sehr geeignet, die Protoplasmakörper der Glia- zellen, die man sonst eigentlich nie recht zu Gesicht bekam, sehr vollständig darzustellen. In der Netzhaut kommt es beilängerer Ein- wirkung der Fixierungsflüssigkeit nicht mehr zur Darstellung des Netzapparates, sondern nur zur isolierten Färbung der Zapfen unter vollständiger Vernachlässigung der Stäbehen (Abb. 12). Diese 33% LAN EAN Tatsache ist sehr geeignet, die Vorstellung von der Wesensverschie- denheit der beiden Bildungen, die von den Physiologen schon lange postuliert wurde, mehr als die anderen bisherigen Darstellungsmethoden der Histologie zu stützen, da sonst immer nur graduelle Unterschiede der Färbung beider Sehelemente vorkommen. Häufig färbt die Methode in der Leber bei längerer Fixation eine Anzahl von intensiv gefärbten Körnchen in den Zellen, die in der Nähe der Gallenkapillare liegen. In anderen Fällen wird der In- halt der Gallenkapillare selber geschwärzt, so daß man ein gutes Über- Abb. 12. -Abb. 13. Abb. 14. Abb. 11. Lininfäden an den Kernen des Zungenepithels des Kaninchens. Apochr. 2 mm, Oc. 6. Abb. 12. Isolierte Färbung der Zapfen der Kaninchennetzhaut. Vergrößerung wie bei 3. Abb. 13. Korbzellen der Harper’schen Drüse des Kaninchens. Apochr, 4 mm, Oc. 4. Abb. 14. Innervation einer Korbzelle durch ein feines markloses Fädchen bei a. Apochr. 2 mm, Oc. 4. sichtsbild der Gallenkapillaren bekommt, manchmal gleichzeitig mit den eben erwähnten Körnchen, und man den Eindruck erhält, daß diese und der Inhalt der Gallenkapillaren dasselbe wären. Nicht selten färben sich isoliert sehr deutlich gewisse die eigentlichen Drüsenelemente umhüllende Bindegewebszellen spezifischer Ausbildung. So gelang es in der Orbitaldrüse des Kaninchens die bekannten Korbzellen in außerordentlich schöner Weise fast voll- zählig im Stück zu färben. Es treten in solehen Präparaten neben den Abb. 16. Abb. 15. Netzapparat der flach getroffenen Zylinderepithelien des Nebenhodens des Meerschweinchens. Apochr. 3 mm, Oc. 4. Abb. 16. Oberflächenbild der Elemente der Hente’schen Schleife beim Meerschweinchen. Apochr. 2 mm, Oc. 4. Abb. 17. Gitterfasern der Leber vom Meerschweinchen. Apochr. 4 mm, Oc. 4. nur leicht gelb gefärbten eigentlichen Drüsenepithe- lien die vielfach verzweigten und miteinander durch Fort- Abb. 17. sätze zu einem Netzwerk verbundenen Korbzellen in dunkelbrauner Farbe hervor (Abb. 13), gleichzeitig färben sich in höchst distinkter Weise, leider nur unvollständig, die marklosen Nerven, die die Membrana propria durchbohren und zu den Drü- senzellen zutreten. Dabei sieht man häufig, daß die in der 518 Schicht der Korbzellen mehrfach sich teilenden zarten Nervenfäser- chen einzelne feinste Abzweigungen ganz offenbar fiir die Korbzellen abgeben, die deren Protoplasmakörper sich dicht anschließen; wenig- stens war es an vielen Stellen, sowohl an dickeren als auch an dünneren Schnitten, auch mit den besten Immersionssystemen nicht möglich, ein Vorüberziehen der Nervenfädchen an der Korbzelle zu konstatieren (Abb. 14). Es ist von verschiedenen Autoren die Möglichkeit einer Kon- traktilität der Korbzellen ins Auge gefaßt worden. Die Strukturen, welche das Silber in den Korbzellen zur Darstellung bringen, haben einen einigermaßen radiä- ren Verlauf, ohne daß man von einer Struktur, einer typischen kontraktilen Ma- teriesprechen könnte. Auch die eigenartigen Bindege- webszellen zwischen den be- ginnenden Sammelkanäl- chen der Niere werden unter Umständen isoliert mit ihren vielfachen finger- förmig anastomosierenden Ausläufern dargestellt (Abb. 16). Es ergibt sich ein höchst sonderbar an- mutendes, ziemlich schwer zu deutendes Bild, manchmal wieder werden die Zellgrenzen selbst gefärbt und ergänzen das erstere Bild. Abgesehen von den Bindegewebszellen selber werden in manchen Fällen, insbesondere dann, wenn die Einwirkung der Fixie- rungslösung längere Zeit angedauert hat, Bindegewebsfaserstrukturen dargestellt und es erfolgt diese Färbung im Stück recht vollständig und meist mit vollständiger Vermeidung störender Niederschläge in elektiver Weise. So läßt sich vor allem in der Leber das Gitter- fasergerüst in einer ganz prachtvollen Weise sehr vollständig dar- stellen, anscheinend besser als mit irgendeiner der bisher dafür em- pfohlenen Methoden (Abb. 17). Ebenso vorzüglich läßt sich in lymphoi- den Organen, wie etwa Milz und Lymphdrüsen, das Bindegewebs- gerüst zur Anschauung bringen, insbesondere das retikuläre Binde- gewebe (Abb. 18). In den embryonalen Zahnanlagen lassen sich Abb. 18. Netzförmiges Bindegewebe (Zungen- balg) des Menschen. Apochr. 4 mm, Oc. 4. 519 die feinsten Ausläufer der Odontoblasten gut und vollständig darstellen (Abb. 19). In manchen Geweben färben sich neben den anderen Bestandteilen auch marklose Nervenfasern, was ich in manchen Drüsen und in der Magenschleimhaut beobachten konnte. (Schluß folgt.) Nachdruck verboten. Notizen über den Menschenschädel. Von Dr. Lupwie Conn, Bremen. 1. Die orbitale Sphenomaxillarnaht. Die Scheidung der Orbita von der Schläfengrube erfolgte bei den Primaten durch Fortsätze des Stirnbeins und des Jochbeins, die mit einander in Verbindung traten und, zusammen mit dem sich ent- wickelnden Orbitosphenoid sowie dem vergrößerten Orbitalfortsatz des Oberkiefers, die Augenhöhle nach unten und hinten abschlossen. Die Ausdehnung der einzelnen Knochen und somit auch die Art ihrer Verbindung untereinander ist bei Affen, Menschenaffen und Mensch recht verschieden, und selbst innerhalb der Gattung Mensch können wir in dieser Hinsicht zwei Varianten unterscheiden. Diese beiden beim Menschen vorkommenden Typen sind zwar durch zahlreiche Zwischenformen kontinuierlich untereinander verbunden, in ihren ex- tremen Ausbildungsformen erscheinen sie aber sehr different. Der Unterschied zwischen den beiden Typen besteht darin, daß bei dem ersten das Jochbein sich so weit in die Orbita hinein erstreckt, daß es die Fissura infraorbitalis inferior erreicht und deren vordere Begrenzung bildet, bei dem zweiten hingegen der Orbitalfortsatz des Oberkiefers und das Orbitosphenoid sich vor der Fissur miteinander vereinigen, so daß das Jochbein völlig von der Fissur zurückgedrängt ist. Die in diesem zweiten Falle entstehende sphenomaxillare Naht kann von sehr verschiedener Ausdehnung sein, woraus sich eine Reihe von Übergangstypen zwischen beiden Typen ergibt. Während in den gut ausgebildeten Fällen des Typus I das Jochbein mit sechs und mehr Millimeter breitem Rande an die Fissur grenzt, erreicht es in anderen Fällen die Fissur nur noch eben mit einer spitzen Zacke, die sich zwischen Orbitalfortsatz des Oberkiefers und Sphenoid drängt; 520 und ebenso variiert die Verbindung zwischen Oberkiefer und Sphenoid von einer kaum auffallenden dünnen Spange bis zu einer breiten, kompakten Brücke. Die Übergänge zwischen beiden Formen werden dadurch noch vollständiger, daß auch an der Außenseite der Orbitalwand ent- "sprechende Variationen auftreten. Betrachten wir das Vorderende der Infraorbitalfissur in der Schläfengrube, so finden wir zwei Arten des Verschlusses, die den für die Innenseite soeben beschriebenen ganz entsprechen: entweder reicht das Jochbein vorn oben an die Fissur heran, so daß es Ala magna des Keilbeins und Oberkiefer ganz von- einander trennt, oder aber Ausläufer von Ala magna und Oberkiefer verbinden sich miteinander und verdrängen das Jochbein von der Fissur. Das Auftreten jedes der beiden Typen in der Schläfengrube steht selbstredend mit dem Verhalten des Jochbeins im Innern der Orbita in direktem Zusammenhang, doch deckt sich das innere Bild nicht immer mit dem äußeren. Reicht das Jochbein innen mit breitem Rande an die Fissur heran, so erreicht es immer auch außen die Fissur; ebenso entspricht einer inneren breiten Brücke zwischen Orbito- sphenoid und Oberkieferfortsatz immer auch eine Verbindung zwischen Ala magna und Oberkiefer in der Schläfengrube. Die weniger gut ausgeprägten Fälle aber, in denen innen also die Sphenomaxillar- brücke sehr schmal ist oder aber das Jochbein die Fissur eben noch mit einer schmalen Zacke erreicht, zeigen nicht selten außen ein Ver- halten, das sich von dem inneren unterscheidet: so kann bei schmaler Jugale-Zacke im Innern sich außen bereits eine schmale Ala-Maxil- lare-Brücke vorfinden, und ebenso einer schmalen Sphenomaxillar- brücke im Innern eine spitze Jugale-Zacke an der Außenseite ent- sprechen. Ohne daß es möglich wäre, eine exakte zahlenmäßige Grenze zu setzen, kann man konstatieren, daß im allgemeinen (wenn auch nicht ausnahmslos) das Auftreten des einen oder des anderen Typus von der Breite der Fissur in ihrem vorderen Teile abhängt. Bei breiten Fissuren überwiegen die an sie heranreichenden Jugale-Fortsätze, bei schmaler Fissur die Sphenomaxillarsuturen. Da nun die Breite der infraorbitalen Sutur eines der Merkmale ist, durch welche die ver- schiedenen Rassen und Volksstämme sich voneinander unterscheiden, so kann dasselbe auch für die relative Häufigkeit des einen oder des anderen Typus des Fissurenabschlusses gelten. Höherstehende Völker mit überwiegend schmalerer Fissur werden einen höheren Prozentsatz 521 an Sphenomaxillarsuturen haben, niedere mit breiterer Fissur mehr Jugale-Zacken. Vergleiche ich daraufhin z. B. eine Serie von Bremer Schädeln des hiesigen Museums mit einer anderen, etwa ebenso groben aus Neu Guinea, so finde ich, während bei den aus Neu Guinea stammenden Schädeln im allgemeinen eine größere Weite der Fissur auffällt, daß bei den Bremer Schädeln die Zahl der Orbiten mit Jugale- Zacke sich zu der Zahl derer mit Sphenomaxillarbrücke wie 3:2 ver- hält, bei den Schädeln aus Neu-Guinea hingegen wie 3:1). Wie das Auftreten der beiden Fissurenverschlüsse beim Menschen aufzufassen ist, lehrt uns ein Vergleich mit den entsprechenden Ver- hältnissen bei Affe und Menschenaffe. Bei platyrhinen wie katarrhinen Affen ist immer nur der eine Typus vertreten: bei ihnen erreicht die Jugale-Zacke immer die Fissur; Sphenomaxillarsuturen habe ich hier überhaupt nicht beob- achtet. Dasselbe Bild zeigen unter den Menschenaffen Gibbon und Orang; der erstere wohl ausnahmslos, wie es bei der mächtigen Aus- bildung seines Jugale ja auch gar nicht anders sein kann, während beim Orang vielleicht auch Sphenomaxillarsuturen als seltene Aus- nahmen vorkommen mögen. Das mir zugängliche Material an Orang- Schädeln ist zu klein, um sicher darüber zu entscheiden. Beim Schimpansen dagegen kommt am erwachsenen Schädel die Spheno- maxillarsutur vor. Wie sich der Gorilla hierin verhält, kann ich nicht angeben, weil die betreffenden Nähte bei ihm zu früh synostosieren. In meiner Arbeit über die frontomaxillare Naht in der Orbita (im laufenden Jahrgang des Anatomischen Anzeigers) hatte ich bereits Gelegenheit, mich mit der starken Steigerung der Wachtumsenergie zu beschäftigen, welche der Orbitalfortsatz des Oberkiefers des Men- schen gegenüber demjenigen des Affen zeigt; die Menschenaffen bilden, wie ich dort bereits ausführte, hierin eine Zwischenstufe zwischen Mensch und Affe, und zwar trat die Wachstumstendenz bei Gorilla und Schimpanse bedeutend stärker in die Erscheinung, als bei Gibbon und Orang. Es liegt nun nahe, dieses Verhalten des menschlichen Oberkiefers auch zur Erklärung der beim Menschen relativ häufig auf- 1) Das Zählen nach Orbiten und nicht nach Schädeln empfiehlt sich deswegen, weil sich bei manchen Schädeln beide Orbiten verschieden ver- halten. Ihre Zahl ist allerdings nicht groß (bei meinem Material ca. 10 %), und zudem sind es immer nur die weniger gut ausgebildeten Fälle beider Typen, die sich an demselben Schädel vergesellschaftet finden. 522 tretenden Sphenomaxillarbriicken in der Orbita heranzuziehen. Wie der Oberkieferfortsatz an der Innenseite der Augenhöhle vordrängt und in den (beim Menschen allerdings nur seltenen) Fällen der orbitalen Frontomaxillarsutur seine Höchstentwickelung erreicht, so strebt er beim Menschen auch an der Außenseite danach, sich auszudehnen, und zwar prozentual in weit höherem Grade der Häufigkeit als an der Innenseite. Da er nun hier an das Jugale grenzt, so schiebt er sich dabei mit einem Ausläufer zwischen Jugale und Vorderende der Fissur, bis er das Orbitosphenoid erreicht und mit ihm eine Sutur bildet!). Gut zusammenstimmen würde mit solcher Erklärung, die die Bildung der Brücke auf gesteigertes Wachstum des Oberkieferfort- satzes zurückführt, die Tatsache, daß ich gerade bei Gibbon und Orang keine Sphenomaxillarbrücken finde, bei denselben beiden Anthropoiden also, die auch keine Frontomaxillarsuturen hinter dem Tränenbeine haben. Bei beiden käme auch hier die geringere Wachstumstendenz des Oberkieferfortsatzes gegenüber Schimpanse und Mensch in dem Fehlen der Suturen zum Ausdruck. Die Sphenomaxillarbrücke an der Außenwand der menschlichen Augenhöhle und die Frontomaxillarsutur an deren Innerfwand wären also korrespondierende Erscheinungen, die beide auf die bei Menschen- affe und Mensch hervortretende Ausdehnungstendenz des orbitalen Oberkieferfortsatzes zurückzuführen sind. Bei dem neugeborenen Menschen finden wir immer nur die eine Art des Fissurenverschlusses, die auch den Affen ausschließlich eigen ist: das Herantreten des Jugale an die Fissur. Diese letztere ist hier noch sehr weit offen, so daß das Jugale mit einem breiten Rande an die Fissur grenzt. Es wird nun bei den einzelnen Menschen von der individuell verschiedenen Wachstumsenergie des Oberkieferfortsatzes abhängen, ob es bei der beim weiteren Schädelwachstum erfolgenden 1) Wenn an der Brücke auch das Orbitosphenoid beteiligt ist, so sind dafür dieselben Erwägungen maßgebend wie für die Beteiligung des Frontale an der Trennung von Lacrymale und Os planum (siehe die schon zitierte Arbeit). Hauptsächlich trägt denn auch dementsprechend zur Bildung der Brücke der Maxillarfortsatz bei, dessen Zacke die des Sphenoids meist erheb- lich an Größe übertrifft. 523 Verengerung der Fissur zu der Ausbildung des ersten oder des zweiten Typus des definitiven Verschlusses kommt. * Die Annahme liegt nun nahe, daß die die Fissur abschließende Jugale-Zacke des menschlichen Auges und die entsprechende Bildung der Affenorbita identische Bildungen sind, daß man also diesen ersten Typus des Verschlusses (im Vergleich mit der Sphenomaxillarbrücke) als affenähnliche Bildung bezeichnen kann. Hiergegen erheben sich aber verschiedene Bedenken. Die Jugale-Zacke als Abschlußform tritt bei allen Menschenrassen weitaus in der Mehrzahl der Orbiten auf: als pithekoid pflegen wir doch aber sonst nur Bildungen zu bezeichnen, die nur noch bei einer Minderheit der Menschen als Rest eines einst häufigeren Vorkommens beobachtet werden. Doch wäre dies zuletzt nur ein Streit um Worte. Wichtiger ist, daß wir bei näherem Zu- sehen finden, daß die Jugale-Zacke bei Affe und Mensch überhaupt nicht in ganzem Umfange miteinander identifiziert werden können. Dies wäre nur dann möglich, wenn die infraorbitale Fissur, um deren vordere Begrenzung es sich ja handelt, bei Affe und Mensch voll- ständig dieselbe Bildung wäre; dies ist aber nicht der Fall. Nur die beiden hinteren Drittel der menschlichen Fissur entsprechen der Fissur der altweltlichen Affen (auf die neuweltlichen gehe ich später ein), das vordere Drittel der menschlichen Fissur hat in der Orbita der alt- weltlichen Affen überhaupt kein Analogon mehr. Die Fissura infraorbitalis inferior, die einen Rest der einst (auch noch bei den Halbaffen) weit offenen Kommunikation zwischen Augen- und Schläfengrube vorstellt, ist bei den Affen bereits weiter zurück- gebildet als beim Menschen; in dieser Hinsicht stellt also die Affen- orbita einen weiter vorgeschrittenen Typus dar als die des Menschen, ebenso wie bezüglich der Fissura infraorbitalis superior, die beim Menschen noch offen ist, beim Affen aber bereits ganz geschlossen erscheint. Die Tendenz, den in der Fissur persistierenden Rest der früheren Kommunikation immer weiter zu verringern und damit dem einstigen völligen Verschluß entgegenzuführen, besteht auch beim Menschen; denn daß hier die Verengerung der Fissur fortschreitet, erkennen wir daran, daß sie bei den weiter fortgeschrittenen Rassen enger ist als bei den primitiven, auch bei jedem Menschen während des postuterinen Lebens eine Verengerung stattfindet. Bei keiner menschlichen Rasse ist aber dieser Prozeß schon so weit gediehen wie bei den altweltlichen Affen, bei denen er für das vorderste Drittel bereits zu Ende geführt ist. Die platyrhinen Affen nehmen hierin 524 eine Mittelstellung zwischen den katarrhinen und dem Menschen ein, indem bei ihnen der vorderste Teil der Fissur noch als ganz enger Spalt (enger als bei irgend einer menschlichen Rasse) fortbesteht. ° Eben in Berücksichtigung dieses Verhältnisses können wir die Jugale-Zacke der Affen und des ersten menschlichen Verschlußtypus. nicht als gleichwertige Bildungen bezeichnen: indem die Zacke bei den Affen an das vordere Ende der Fissur heranreicht (bei den neu- weltlichen bis an deren mittleren Teil), reicht sie ja in Wahrheit viel weiter nach hinten als beim Menschen. Sie hat, zusammen mit dem Maxillarfortsatz, noch den ganzen vorderen Teil der Fissur ver- schlossen (oder fast verschlossen), der beim Menschen noch offen ist. Der Mensch zeigt also in dieser Hinsicht ein Verhalten, das man daher nicht als pithekoid bezeichnen kann, weil die Affen dieses. Stadium heute längst überwunden haben. Und daß der Mensch hierin einen Zustand aufweist, der primitiver ist als das, was wir heute bei den Affen finden, kommt auch darin zum Ausdruck, daß der Mensch auch in der individuellen Entwickelung bei seiner Geburt hinter dem Affen zurückbleibt: während beim neugeborenen Menschen, wie er- wähnt, die Fissur in ganzer Länge noch weit offen ist und sich erst im postuterinen Leben verengert, kommt der Affe bereits mit viel weiter entwickeltem Fissurenverschluß zur Welt. Wir haben also mehrere Richtungen zu unterscheiden, in denen sich das Wachstum der einzelnen Knochen beim Abschluß der Orbita bewegt hat. Bei den Vorfahren des Menschen wie auch der Primaten setzte zunächst ein erhebliches Wachstum des Jochbeins ein, beim Menschen kam es aber früher zum Stillstand als bei den Affen. Zu- gleich begann eine Größenzunahme des Orbitalfortsatzes des Ober- kiefers, der den unteren Abschluß der Orbita bewirkte; dieses Wachs- tum des Oberkieferfortsatzes kam, im Gegensatz zu demjenigen des Jochbeins, bei den Affen früher zum Stillstand als bei dem Menschen. Während in der Affenreihe das fortdauernde Wachstum des Jochbeins zur extremen Verengerung der infraorbitalen Fissur (bei den platy- rhinen) und dann zum völligen Verschluß ihres Vorderendes (bei den katarrhinen) führte, blieb beim Menschen der Vorderteil der Fissur wegen frühen Anhaltens des Jugale-Wachstums weiter offen; hingegen drängte beim Menschen der Maxillarfortsatz in seinem fortdauernden Ausdehnungsbestreben so weit nach außen, daß es zu der neuen Bil- dung der Sphenomaxillarbrücke kam. 525 Auf diese auch heute noch anhaltende Tendenz des Maxillar- fortsatzes ist auch die fortschreitende Verengerung der menschlichen Fissur zurückzuführen. Auch beim Menschen wird sie wohl dereinst in ihrem vorderen Teile ganz geschlossen werden, so dafi in dieser Hinsicht ein der Affenorbita gleicher Zustand erreicht sein wird; das gleiche Resultat wird dann aber bei beiden Linien auf verschiedenen Wegen erreicht sein. Bei den Affen erfolgte der Verschluß haupt- sächlich durch das wachsende Jugale, während beim Menschen die fortschreitende Verengerung durch das Maxillare bewirkt wird. Betrachten wir zum Schluß die Menschenaffen mit Rücksicht auf den Fissurenverschluß, so finden wir, daß sie auch hierin, ebenso wie bezüglich der Stirnfortsätze des Schläfenbeins und der Frontomaxillar- suturen an der Innenwand der Orbita, keine Einheitlichkeit aufweisen. Gibbon und Schimpanse stehen sich auch hierin als Vertreter zweier entgegengesetzter Richtungen gegenüber. Wie der Gibbon keine Stirnfortsätze des Schläfenbeins, keine Frontomaxillarsuturen hinter dem Lacrymale hat, so hat er auch keine Sphenomaxillarsuturen an der äußeren Augenwand. Der Schimpanse dagegen gehört zu den Menschenaffen mit einem hohen Prozentsatz an Stirnfortsätzen, und hat zugleich sowohl Frontomaxillarsuturen wie auch Sphenomaxillar- suturen im Innern der Orbita. Da in allen diesen Fällen stärkere Wachstumstendenz des einen oder des anderen Schädelknochens die Ursache ist, so kommt auch hierin also zum Ausdruck, daß sich innerhalb der Anthropomorphen zwei gesonderte Entwickelungs- richtungen finden, welche heute einerseits durch den Gibbon, anderer- seits durch den Schimpansen vertreten werden, und hierbei nähert sich der Orang dem Gibbon, während der Gorilla in engerer Beziehung zum Schimpansen steht. (Eingegangen am 27. Oktober 1915.) 526 Bücheranzeigen. Innere Sekretion. Ihre physiologischen Grundlagen und ihre Bedeutung für die Pathologie. Von Artur Biedl. Mit einem Vorwort von R. Paltauf. Dritte Auflage. Erster, neubearbeiteter Teil. Mit 132 Textabb. und 20 mehrfarb. Abbildungen auf 8 Taf., XII, 672 S. — Zweiter, mit Nachträgen ergänzter Teil. Mit 56 Textabb. und 13 mehrfarb. Abbildungen auf 6 Taf., IV, 989S. Berlin, Wien. Urban & Schwarzenberg. 1916 (November 1915). Preis geb. Mk. 64.—, geh. Mk. 60.—. Der Herausgeber verweist zunächst auf seine eingehende Besprechung der zweiten Auflage dieses hervorragenden Werkes in Bd. 43 d. Z.,S. 111—112. — Die vorliegende dritte Auflage ist nun der zweiten noch schneller ge- folgt, wie diese der ersten, ein Beweis für das allgemein vorhandene Bedürfnis einer monographischen Darstellung der erst in den letzten Jahren fast ge- waltsam aufgetretenen neuen Anschauungen, die man kurz als „innere Sekretion“ bezeichnet. Schon wenige Monate nach dem Erscheinen des zweiten Teiles der zweiten Auflage stellte sich die Notwendigkeit einer dritten Auflage heraus. Um das Erscheinen dieser nicht allzu sehr zu verzögern, hat Verf. dem Vorschlag des Verlages, nur den ersten Teil umzuarbeiten, zu- gestimmt und sollte die neue Auflage in dieser Form im Herbst 1914 er- scheinen. Da kam der Weltkrieg dazwischen und die Umarbeitung und Drucklegung des ersten Teiles — unter Berücksichtigung der Literatur von 1914 — konnte erst im Laufe des ersten Kriegsjahres vollendet werden, während der zweite Teil samt der Literatur bereits in dritter Auflage gedruckt vorlag. Da so die nötigen Berichtigungen und Ergänzungen nicht mehr Aufnahme im Text finden konnten, entschloß sich Verf., diesen durch Nach- träge am Schlusse zu vervollständigen, in denen unter Hinweis auf die be- treffenden Seitenzahlen Angaben der bis Ende 1914 erschienenen Arbeiten, sowie z. T. kurze Auszüge aus ihnen enthalten sind. In der gleichen Weise wurde die Literatur aus den Jahren 1913 und 1914 und z. T. auch aus dem Jahre 1915 in einem „Neuen Nachtrage zum Literaturverzeichnis“ zusammen- gestellt. — Die beiden Nachträge füllen die Seiten 657—900, umfassen also 344 Seiten oder über 16 Druckbogen! — So erscheint auch für Besitzer der zweiten Auflage die dritte als ein grofenteils neues Werk! Der Herausgeber weist nochmals auf die logische Schärfe in der Be- urteilung der in der Literatur weit zerstreuten Beobachtungen und ihrer Er- gebnisse, die Übersichtlichkeit der Schlußfolgerungen, sowie das freimütige Anerkennen bestehender Widersprüche und Lücken in der Kenntnis von der inneren Sekretion hin. Es ist eine Freude und ein Stolz, zu sehen, wie trotz des Weltkrieges die deutsche Wissenschaft — „Barbaren“ nennen uns dabei unsere so „hochzivilisierten“ Feinde! — ruhig ihren Weg weitergeht und daß auch die Verlagsbuchhandlung trotz der großen äußeren Schwierigkeiten ein so stattliches Werk von hundert Druckbogen uns auf den Weihnachtstisch legt! (25. Dez. 1915.) 527 Die Entwicklung der Mulita. La Embriologia de la Mulita (Tatusia hybrida Desm.). Von Miguel Fernandez. Centralnervensystem bearbeitet von Kati Fernandez-Marcinowski. Revista del Museo de La Plata, Tom. XXI. La Plata 1915. Depositarios en Europa: Karl W. Hiersemann, Leipzig. 516 S., 19 Tafeln gr. 8°. (Preis nicht angegeben und z. Zt. nicht festzustellen.) Verf. hat die seltene Gelegenheit, ein reiches Material (230 Weibchen) von Tatusia hybrida zu erhalten, benutzt, um die Entwickelung dieses Tieres zu untersuchen, die, wie die Leser d. Z. aus den hier veröffentlichten Arbeiten (zuletzt Nr. 13/14 dieses Bandes) wissen, nach vielen Richtungen hin von dem üblichen abweichende, hochinteressante Verhältnisse zeigt. Der Herausgeber kann hier nur auf die große Fülle des ziemlich lückenlosen Materials und seine ausgezeichnete Bearbeitung nach deutscher Methode (bei Lane und KorscHELrT) hinweisen. Jeder Embryologe, jedes Institut für Embryologie, Anatomie und Zoologie wird sich in den Besitz des sehr schön ausgestatteten, bei Werner & Winter in Frankfurt gedruckten Werkes (mit 19 Tafeln!) setzen müssen. — Das Centralnervensystem ist von Frau FERNANDEZ bearbeitet worden. (15. Dez. 1915.) Topographische Anatomie dringlicher Operationen. Von J. Tandler. Mit 56 zum großen Teil farbigen Abbildungen. Berlin, Jul. Springer. 1916. IV, 1208. Preis geb. 7 M 60 Pf. Der Wunsch, in dieser „Zeit der großen Not‘ zu helfen, war der Vater des Gedankens, dem dies Buch seine Entstehung verdankt. „Es stellt nicht mehr dar, als eine Reihe von Vorlesungen, die Verf. schon vor Jahren über die Topographie der dringlichen Operationen gehalten hat.‘ — „Wenn ope- rieren logisch handeln heißt, dann ist die anatomische Erkenntnis eine un- umgängliche Prämisse dieser Handlung.“ Die Darstellung in Wort und Bild ist ebenso klar wie ansprechend. Die Abbildungen sind, mit vereinzelten Ausnahmen, wo etwas zu viel Schatten die Klarheit beeinträchtigt, musterhaft klar, lehrreich und zugleich schön. Manche Bilder sind, wenigstens in der engeren anatomischen Literatur, neu. Daß die Chirurgie hier alles beherrscht. daß es sich also vor allem um die bildliche Darstellung von dringlichen Operationen, d. h. schnelle Freilegung von Gefäßen, Teilen des Atmungs- und Verdauungs-, sowie des Urogenitaltraktus am Lebenden handelt, liegt in der Natur der Sache. Am- putationen und Resektionen werden nicht berücksichtigt. Allen, die im Lande oder im Felde zu operieren haben, wird das TANDLER- sche Buch fiir die eben genannten, in den chirurgischen Operationslehren und -Atlanten weniger eingehend dargestellten Teile des Körpers ein hochwill- kommener, sicherer Führer sein. Aber auch Ärzte und Anatomen, die jetzt nicht als Chirurgen wirken, werden vieles aus dem Werke lernen und als Lehrer nutzbringend verwenden können. Der Preis ist angesichts der zahl- reichen vorzüglichen Abbildungen nicht hoch. (Werk erhalten und Anzeige geschrieben am 6. Januar.) B. 528 Anatomische Gesellschaft. Den Jahresbeitrag für 1915 zahlten die Herren SHELDON, AICHEL, Hamann, Rawırz, ROSCHER, Ruppricut, — für 1916 die Herren Krauss, KRONTHAL, RÜCKERT, THILENIUS, BRODERSEN, DISSELHORST, FÜRBRINGER, Hern, NEUMAYER, RAWITZ, ROSENBERG, SPEMANN, BAUM, ELLENBERGER (17), Fucus, MARCHAND, BENDER, HEIDERICH, SCHAXEL, Hoyer, KorscH, TRIEPEL, Vv. GENERSICH, GROBBEN, HASSE, LANGELAAN, LEcHE, THOMA, A. ZIMMERMANN, v. KORFF, MOLLIER, AUERBACH, SKODA, HENKEL (15), TORNIER. Vom 1. Februar an erhöht sich laut Bestimmung der Beitrag von 5 M auf sechs Mark. An alle durch die Post z. Z. erreichbaren Mitglieder ist die Auf- forderung zur Zahlung persönlich ergangen. Jena, 14. Januar 1916. Der ständige Schriftführer: K. v. BARDELEBEN. Personalia. Breslau. Professor HERMANN KLAATScH ist am 5. Januar ge- storben. Nachruf folgt. Abgeschlossen am 14. Januar 1916. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt für die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in -Jena. Der „Anatomische Anzeiger“ erscheint in Nummern von zwei Druckbogen. Um ein rasches Erscheinen der Beiträge zu ermöglichen, werden die Nummern aus- gegeben, sobald der vorhandene Stoff es wünschenswert macht, ev. erscheinen Doppel- nummern. Der Umfang eines Bandes beträgt etwa 46 Druckbogen, oder Ausgleich durch Tafeln, der Preis 16 Mark. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 48. Bd. . = 30. Januar 1916. & No. 21/22. In#aLt. Aufsätze. Walter Kolmer, Uber einige durch Ramon y Casar’s Uran-Silbermethode darstellbare Strukturen und deren Bedeutung. Mit 20 Ab- bildungen. (Schluß.) S. 529—540. — J. Fiebiger, Über Eigentümlichkeiten im Aufbau der Delphinlunge und ihre physiologische Bedeutung. Mit 13 Ab- bildungen. S. 540—565. — H. Stieve, Über Hyperphalangie des Daumens. Mit einer Abbildung. 8. 565—581. — E. Ballowitz, Über Erythroiridosome und Erythromelaniridosome in der Haut von Knochenfischen. Mit 6 Abbil- dungen. S. 582—586. Bücheranzeigen. Max KÜPrFER, S. 587. — Hueco Fucus, S. 588—590. Anatomische Gesellschaft. Quittungen. S. 590—591. — Personalia. S. 591. An die Herren Mitarbeiter. S. 592. Aufsätze. Nachdruck verboten. Über einige durch RAMON Y CAJAL’s Uran-Silbermethode dar- stellbare Strukturen und’ deren Bedeutung. Von WALTER KoLMERr. Mit 20 Abbildungen. (Aus dem Institut für Anatomie und Physiologie der Hochschule für Boden- kultur in Wien.) (Schluß.) Es liegen in der Literatur Angaben vor, bei welchen einerseits der Netzapparat der Zelle das Trophospongium und die Mitochon- drialsubstanz als drei verschiedene wohl charakterisierte Bestand- teile in der Zelle besprochen werden, andererseits aber glauben eine Anzahl von Untersuchern eine Identität des Netzapparates und des Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 34 530 Trophospongium annehmen zu müssen. Insbesondere hatHoLMGREN(24) in jüngster Zeit diese Ansicht speziell für die Ganglienzelle unter Beibringung sehr beweisender Abbildungen zu verfechten gesucht. Andererseits haben einzelne Autoren einen Übergang zwischen Elementen, die bald das Bild des Netzapparates, bald das Bild der Mitochondrien geben, beschrieben. Will man sich über diese Fragen ein Urteil bilden, so ist dies nur dann möglich, wenn man auf mög- lichst breiter Basis diese Fragen unter Zuhilfenahme der verschieden- sten für die Darstellung der genannten Gebilde angewendeten Methoden Abb. 19. Abb. 19. Odontoblasten einer neugeborenen Katze. Apochr. 4 mm., Oc. 4. Abb. 20. Netzapparat der indifferenten Auskleidungszellen des Labyrinths vom Frosch. Apochr. 3 mm, Oc. 6. an möglichst vielen Gewebsarten studiert. Hat man gut gelungene Präparate des Netzapparates in Epithelien und Bindegewebszellen, wie sie zuerst DEINERA (17) an den Geweben der Hornhaut beschrieben hat, vor sich, und vergleicht diese Strukturen mit den Bildern des Netzapparates in den Ganglienzellen der Hirnrinde und des Rücken- markes, so wird man ohne jeden Zweifel darüber sein, daß der Netz- -apparat eine besondere, durch diese Methoden darstellbare Substanz des Protoplasmas in den Zellen ist. Besonders deutlich wird die Ver- wandtschaft aller Netzapparate in den verschiedensten Zellarten, 531 wenn man, wie zuerst Ssövaın, Fananas (20) es beschrieben haben, gleichzeitig in den Zellen der verschiedensten Gewebe des Embryo den Netzapparat dargestellt sieht, man kann dann den einfacher ge- stalteten Netzapparat der embryonalen Zelle bis zu seiner größeren Komplikation im definitiven Zustande des Gewebselementes ver- folgen. Unter diesen Umständen wird man bald genügende Erfahrung besitzen, um eine Verwechselung mit Gebilden mitochondrialer Natur sowie mit jenen Strukturen, die als Trophospongien bezeichnet werden, mit Sicherheit zu vermeiden. Die Möglichkeit, den Netzapparat und die Mitochondrien als zwei verschiedene Erscheinungen einer und derselben Substanz zu deuten, ergibt sich nur ausnahmsweise bei einzelnen Geweben, wie z. B. in den Knorpelzellen. Diesbezüglich aber möchte ich ausdrücklich betonen, daß die Tatsache, daß häufig durch die Silberimprägnationsmethoden des Netzapparates im gleichen Ob- jekt bald dieser selbst, bald wieder in klarer Weise die Mitochondrien dargestellt werden, uns durchaus nicht veranlassen kann, hier die An- nahme der Identität beider zu machen, da man immer einen Unter- schied in der Färbung der Gebilde bemerken kann. So läßt sich z. B. sehr häufig an Geweben, wie etwa am Uterus oder an der Magen- schleimhaut, an den Speicheldrüsen, eine Partie finden, wo in einer Drüsengruppe der Netzapparat, in der anderen die Mitochondrien gleichzeitig in einer Zelle dargestellt sind, aber immer in einer ver- schiedenen Farbennuance. Der Erfahrene erkennt bald, daß es sich nur um verschiedene technische Zufälle, wie Lage zur Oberfläche, Eindringen der Fixationsflüssigkeit usw. handelt, die bald das eine, bald das andere bei der Darstellung begünstigen, nicht etwa um physiologisch verschiedene Zustände der Gewebe. Will man des- wegen die Identität beider Strukturen annehmen, so ist diese Über- legung ebenso unangebracht wie diejenige, welche dazu geführt hat, Übergänge zwischen den Mitochondrien und verschiedenen Plasma- produkten, wie Myo- und Neurofibrillen usw., daraus zu schließen, daß unter gewissen Umständen beiderlei Gebilde gleichzeitig gefärbt erscheinen, trotzdem man durch andere Methoden die Sicherheit ge- winnen kann, daß ausschließlich die eine oder ausschließlich die andere Substanz durch sie dargestellt wird. Gerade die Darstellung der Mitochondria durch die Uransilbermethode, auch in embryonalen Ge- weben, beseitigt diesen Zweifel, und ich möchte. mich dem Urteil Nusgaum’s (86) durchaus anschließen, daß es möglich ist, mit voll- ständiger Sicherheit die Zellbestandteile zu identifizieren. 34* 532 Es ist von mehreren Autoren (WetcL, FANANAs, Comgs) daran gedacht worden, daß die Mitochondrien den Netzapparat liefern könnten und umgekehrt. Es scheint aber diese Ansicht, je mehr Er- fahrungen wir mit den neueren Methoden gewinnen, um so mehr an Wahrscheinlichkeit zu verlieren. Noch strittig ist die Identifizierung von Trophospongien und Netzapparat. Kann man es heute nicht mehr in Zweifel ziehen, daß die von Barnowırz beschriebenen sogenannten Zentrophormien dem Netzapparat in einigen Zellarten entsprechen, in welchen er in einer klaren Lagebeziehung zu der Sphäre und dem Zentralkörper- apparat steht, so ist eine Verwechselung von Netzapparat mit den Trophospongienkanälchen nur an den wenigen Elementen möglich, bei welchen in der Substanz des Netzapparates Hohlräume auftreten, wie in den Ganglienzellen und in den Oberflächenepithelien des Ver- dauungstraktes. Sieht man aber die Disposition des Netzapparates etwa im Epithel der Hornhaut oder in den Bindegewebszellen der- selben, so ist eine Auffaßsung der Entstehung dieser Struktur durch Hineinwachsen fremder Zellfortsätze in die Zellen nach der Vor- stellung HoLm6GREN’s von vornherein ausgeschlossen. Bei der Dar- stellung des Netzapparates durch Silbermethoden in der Niere und im Magen-Darmepithel erhalten wir Bilder, welche bald ein kom- paktes Netzwerk von soliden, aus eben optisch nicht mehr auflös- baren Körnchen gebildeten Strängen zeigen, bald aber wieder in der Substanz der Stränge Hohlräume aufweisen. In vielen Zellarten habe ich dieses Vorkommen vermißt. Es kann sich dabei natür- lich ebensogut in dem einen Fall um die teilweise Färbung einer Randpartie solider, aus dicht gedrängten Körnchen bestehender Bälkehen handeln, als um die Verflüssigung ursprünglich solider Gebilde oder die Färbung präformierter Hohlräume. Mit Goucı und CAJAL muß ich einen Zusammenhang der Gebilde mit der freien Zelloberfläche vollkommen ın Abrede stellen, wenn es auch keinem Zweifel unterliegt, daß an manchen Orten, wie HoLMmGREN nach- gewiesen hat, Fortsätze fremder Zellen in andere einwachsen und dann durch Zusammenstoßen solcher Fortsätze mit der Netzapparat- substanz eine Kontinuität vorgetäuscht wird. Im Anschluß an die angeführten Befunde und zahlreicher anderer Beobachtungen möchte ich einiges hypothetisches zur allgemei- nen Zellphysiologie anschließen. 533 Die Zellanatomie hat in den letzten Jahren in systematischer Weise eine Reihe von Tatsachen über allgemein verbreitete Zell- bestandteile hervorgebracht, deren ganz konstantes Vorkommen im Reiche der Zellen früher nicht bekannt war. Es sind dies die soge- nannten Mitochondrien (22), Plastosomen (43, 32), und jene Gebilde, die heute unter dem Namen Netzapparat der Zelle zusammengefaßt werden, wenn auch manche von ihnen in einzelnen Zellarten teilweise schon früher unter anderem Namen beschrieben waren (12, 31, 33,37). Erst die Möglichkeit, in verschiedensten Ele- menten durch geeignete Methoden gleiche morphologische Gebilde in der Art einer Reaktion darzustellen, machte ihre Zusammengehörigkeit klar. Für die ersteren Gebilde, die Mitochondrien, darf nach den Re- sultaten einer großen Anzahl von Arbeiten angenommen werden, daß sie ganz allgemein in allen Zellen des Tier- und Pflanzenreiches ebenso wie die Kernsubstanz vorkommen (es sei auf die vielen hier nicht wieder- zugebenden Literaturangaben bei DUESBERG, NUSBAUM, ARNOLD (8) hingewiesen), wenn auch der Nachweis in einzelnen Zellarten gewisse Schwierigkeiten macht. Die verbesserten Methoden für den Nachweis jener sehr variablen Zellbestandteile, welche als Netzapparat in den Zellen bezeichnet werden, und die allgemein vielleicht heute als mor- phologisch variable Anordnung einer gewisse chemische Reaktionen gebenden Substanz definiert werden dürfen, lassen ebenfalls den Schluß auf ein allgemeines Vorkommen der ge- nannten Substanzen in allen Zellen zu. Für beide Substanzen, für Mitochondrien oder, wie die romanischen Forscher alle Form- erscheinungen dieser Substanz allgemeiner bezeichnen, das ,,Chon- driom“, wie für den Netzapparat liegen nunmehr Nachweise (PER- RONCITO, ÜOMES, DEINEKA) vor, daß nicht nur beide Substanzen bei der Teilung einer Zelle in wahrscheinlich gleichem Maße!) auf die Tochterzellen übergehen (47, 30), sondern daß sie ebenfalls wie die Kernbestandteile durch Ei und Sperma (Benpa (7), Mewes (32), Her) bei der Befruchtung auf den neugebildeten Organismus über- gehen und von der Eizelle (Rrio-HorTEGA) aus als Erbteil allen Zellen des neuen Individuums mitgegeben werden. Sind die morphologischen Eigenschaften beider genannter Zellbestandteile recht ausführlich be- kannt, so ist dagegen über die physiologische Bedeutung dieser beiden, nunmehr wie der Kern als allgemeine Zellbestandteile anzusehenden Ge- 1) Bei manchen Insekten läßt sich der Vorgang, wie ich beobachten konnte, teilweise auch schon an den überlebenden Spermatogonien klar verfolgen! 534 bilde nur weniges Hypothetische geäußert worden, ohne daß das Ge- äußerte irgendwie unwidersprochen allgemeine Annahme gefunden hätte. In neuester Zeit ist sogar an die Möglichkeit gedacht worden, daß die Mitochondrien in den Netzapparat übergehen könnten und umge- kehrt (WEıGL, Comzs). Die Annahme, daß die Mitochondrien durch Umwandlung ihrer Substanz die spezifischen Bestandteile der Zellen, wie Myofibrillen, Neurofibrillen, Sekretgranula, aus sich hervorgehen lassen, ist von einer Anzahl Forscher verteidigt, von anderen und, ich glaube auf Grund vielfacher Erfahrung mit Recht, abgelehnt worden. Es scheint da wohl immer eine infolge gewisser technischer Mängel der Methodik leicht mögliche Verwechselung der Mitochon- drien mit gleichzeitig gefärbten spezifischen Bestandteilen der Zellen vorzuliegen, die bei tierischen und bei pflanzlichen Objekten leicht entstehen kann. Die Entscheidung zu treffen, ob es sich in einzelnen Fällen um die Darstellung des Netzapparates der Zelle handelt oder um andere Strukturen beziehungsweise Einschlüsse im Protoplasma, scheint eini- gen Autoren mit Schwierigkeit verbunden zu sein, während sich WEIGL and neuerdings NusBAUM dahin aussprechen, daß es bei genügender Kritik nicht schwer fällt, die Identität des Netzapparates durch gewisse Merkmale festzustellen. So sieht man ım Falle der Leberzelle z. B., daß alle Teile des Netzapparates durch Fäden miteinander verbunden stehen, was bei anderen in der Zelle geschwärzten Strukturen nie in allen Fällen zu konstatieren ıst. Ferner sieht man, daß auch dort, wo der Netzapparat in der ausgebildeten Zelle des erwachsenen Tieres nicht mehr deutlich die polare Lage und die Beziehung zur Zellachse besitzt, er sich dennoch auf den embryonalen polar angeordneten Zellapparat der fetalen Zelle in der Entwickelung zurückverfolgen läßt. Denn ursprünglich ist der Netzapparat in der Zelle genau so wie das als Idiozom oder Sphäre um das Diplosom der Zelle ange- ordnete Gebilde in allen embryonalen Zellen polar gelagert und erst in der ausgebildeten Zelle kommt es oft zu nur scheinbaren Ver- lagerungen. Noch größere Schwierigkeit machte die Deutung der physiolo- gischen Rolle des Netzapparates der Zellen. Da in manchen Zell- arten das Material des Netzapparates in Kanälchenform auftritt, in anderen aber wieder nur kanälchenartige Formen vortäuscht, wurde die Hypothese geäußert, daß es sich um ein der pulsierenden Vakuole einzelliger Lebewesen ähnliches Exkretionsorgan der Zelle 585 handeln könnte, während die Identifizierung mit den Kanälchen- systemen, die HoLMGREN als Trophospongien bezeichnet, den Gedanken an ein die Zelle ernährendes Hohlraumsystem begünstigte. Beide Auf- fsasungen, die ausschließlich durch die Anordnungen der fraglichen Substanzen in einigen wenigen Zellarten gerechtfertigt wurden, er- weisen sich auf andere Zellarten angewendet als durchaus unbefriedi- gend, da es sich herausstellte, daß im allgemeinen ein Zusammenhang mit der Oberfläche der Zelle nicht besteht. Die vergleichende Betrach- tung der verschiedensten Zellen eines und desselben Organismus er- möslieht aber vielleicht einen Weg zum Verständnisse der Bedeutung der Zellbestandteile zu gewinnen. Während die Zellen der frühen embryonalen Anlagen der verschiedenen Organe annähernd in gleicher Weise die Mitochondrien enthalten und mit einem Netzapparat ver- sehen sind, ändert sich sowohl die Anordnung als der Reichtum der Entwickelung der Mitochondrialsubstanz als auch der Netzapparat- substanz in dem Maße, als die Zellen die Umwandlung in spezifische charakteristische Organbestandteile erfahren. So finden wir Zellen, die außerordentlich reichlich mit Mitochondrien versehen sind, wie etwa die Epithelien des Darmes (13), während wir am anderen Ende der Reihe, die über die Muskelelemente, die reichlich Mitochondrien enthalten, und Drüsenelemente sowie zahlreiche andere Gewebszellen, zu den Ganglienzellen des Nervensystems gelangen, bei denen die Mitochondrien beim ausgebildeten Tier derart spärlich vorhanden sind (SCHIROKOGOROFF, Anat. Anz. Bd. 43 usw.), daß ihr Vorkommen von einigen Untersuchern überhaupt bezweifelt wurde. In Bezug auf die Ausbildung der Substanz des Netzapparates der verschiede- nen Zellen herrscht ein fast genau reziprokes Verhältnis, indem gerade hier die Darmzellen eine geringe Ausbildung dieser Substanz zeigen, quergestreifte und glatte Muskelzellen davon verschwindend wenig enthalten, Drüsenzellen etwas mehr und die mitochondrien- armen Ganglienzellen diesen Zellbestandteil in der hervorragendsten Ausbildung aufweisen. Es ist schon von den Untersuchern der Mito- chondrien darauf hingewiesen worden, daß dieses Verhalten eine ge- wisse Parallelität mit dem Vermehrungs- bzw. Regenerationsvermögen der Zellarten zeigt, indem undifferenzierte, embryonale, vermehrungs- fähige Zellen großen Reichtum an Mitochondriensubstanz zeigen, differenzierte nicht mehr vermehrungsfähige daran arm sind. Der so auffallende Reichtum der Epithelien des Darmes an Mitochondrien läßt aber noch an etwas anderes denken. Sind es doch diejenigen 536 Zellen (nebenbei bemerkt ist dieser Reichtum der fremdes Eiweiß assimilierenden Entodermzellen an Mitochondrien ganz allgemein, selbst bei den Coelenteraten wie Hydra, wie ich nachweisen konnte, sehr auffallend), in deren Leib wir den Vorgang des Aufbaues der Abbauprodukte fremden Eiweißes zu arteigenem Eiweiß verlegen, und auch den mitochondrienreichen Muskelzellen werden wir die Funktion zubilligen, Eiweiß aufzubauen und festzuhalten. Machen wir uns nun die einmal von HoFMEISTER (23) ausgesprochene höchst ein- leuchtende Anschauung zu eigen, in der Zelle eine Art chemisches Laboratorium zu erblicken, in dem lokalisierte, vielleicht an gewisse Strukturen gebundene chemische Operationen ausgeführt werden, so liegt es nahe, in den Mitochondrien die Träger jener wohl fermentartig zu denkender Sub- stanzen zu sehen, welche den Aufbau des artspezifischen Eiweißes vollziehen. Gerade die Tatsachen, welche uns über die Übertragung der Mitochondrien durch die Spermien auf das Ei, über die Aussaat dieser Elemente und deren Vermischung mit den ent- sprechenden Bestandteilen der Eizelle, sowie über deren gemeinsame Weiterverteilung auf die Zellgenerationen bekannt sind, verleihen dieser Anschauung gewisse Stützen. Wenn es auch vorläufig nicht möglich erscheint, diese Anschauung zu beweisen, so ist es doch vielleicht berechtigt, sie als Arbeitshypo- these auszusprechen. Der von Mrves und einer Anzahl anderer Forscher (29, 30) zuerst ausgesprochenen Meinung, daß aus den Mito- chondrien durch direkte Umbildung Zellorgane, wie Neuro- und Myo- fibrillen, aus anderen Zellen wieder Sekretgranula hervorgehen sollen, ist in neuerer Zeit von zahlreichen Autoren widersprochen worden, die sich von einem derartigen direkten Übergang nieht überzeugen konnten. Auch ich selbst konnte sowohl in embryonalen Geweben bei Wirbeltieren und Insekten wie in den Zellen der Speicheldrüsen, des Pankreas und der Nebenniere usw. niemals mich einwandfrei von dem Vorkommen eines solehen Überganges überzeugen. Noch größere Schwierigkeiten macht es, die physiologische Rolle des Netzapparates zu beurteilen, nachdem man diesen als allge- mein verbreiteten Bestandteil der Zelle, der aber nicht mit den Troplo- spongien identisch ist, festgestellt hat. Es seien hier deshalb nur vor- läufig einige Tatsachen vorwiegend morphologischen Charakters zusam- mengestellt, die vielleicht später das Verständnis der physiologischen Funktion dieses Zellorganes anbahnen werden. So läßt sich bei der Ent- 537 wickelung eine gewisse Orientierung des Apparates zur Teilungsachse der Zelle und dem Zentralkörperapparate nachweisen, worin vollständige Übereinstimmung mit den als Zentrophormien bezeichneten Apparaten herrscht. In den verschiedensten Typen der Ganglienzellen, Spinal- ganglien, Vorderhornzellen, Pyramidenzellen der Hirnrinde und des Ammonshorns, kann man überall übereinstimmend konstatieren, daß die dem Netzapparat angehörigen Strukturen nicht nur den Kern rings umgeben, sondern auch in die Protoplasmafortsätze ziemlich weit hinein reichen, was speziell an den Purkınge’schen Zellen auffällt und man muß deshalb die Ganglienzellen als diejenigen Gewebselemente bezeichnen, bei welchen dieser Protoplasmabestandteil sowohl die srößte quantitative Ausbildung besitzt, als auch durch seine Verteilung im Zellkörper wohl auch funktionell mit den meisten Teilen des Protoplasma in Beziehung stehen kann. In dieser Hinsicht zeigt sich eine gewisse Verwandtschaft mit den aus dem äußeren Keimblatt wie das Nervensystem hervorgehenden Epithelien, indem auch in gewissen Plattenepithelien wenigstens manchmal das allseitige Um- gebensein des Kernes von den Netzstrukturen zu finden ist, während im Gegensatz dazu bei allen Elementen des inneren und mittleren Keimblattes eine auf die Längsachse der Zelle einseitige und polare Lagebeziehung des Netzapparates ähnlich wie beim Zentralapparat zu finden ist, die nur ausnahmsweise wie in den Zellen des Corpus luteum aufgegeben wird. In Zellen, in welchen das Sekret einen wesentlichen Teil des Zelleibes erfüllt, sehen wir immer den Netz- apparat als ganzes zusammenhängendes Gebilde verdrängt, und dabei zeigt sich am deutlichsten der feste Zusammenhang der Bälkchen (Becherzellen des Darmes, Tubendrüsen des Frosches). In Drüsen, die verschiedenartige Zellelemente enthalten, treten im einzelnen Falle nur in der einen Zellart die Netzapparate deutlich hervor, so bei Haupt- oder Belegzellen der Fundusdrüsen und bei den Halb- monden oder anderen Epithelien der Submaxillaris. Wie wir sehen, sind die Resultate der Casau’schen Uransilber- methode sehr vielseitige und geeignet, die Streitfragen, die sich be- züglich der Mitochondrien und des Netzapparates ergeben haben, viel- fach zu klären, aber auch zahlreiche andere Gebiete der Histologie werden von dieser Methode großen Nutzen haben. Immer aber wird es sich empfehlen, die Resultate dieser vielseitigen Methode mit anderen Fiarbungen zu kontrollieren. ae Literaturverzeichnis. 1) D’Agata. 1910. Sulle modificazione dell’ apparato reticolare interno del- V epitelio della muscosa gastrica. Boll. Soc. Med. Chir. Pavia. 2) D’Aeata, Uber eine feine Struktureigentiimlichkeit der Epithelzellen der Gallenblase. 3) ARNOLD. 1904. 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In beiden Fällen waren pneumonische Prozesse vor- handen. Als Ursache konnten in dem einen Falle Lungenwürmer (Strongyliden) festgestellt werden. Der mikroskopische Aufbau der Lunge erregte schon damals wegen verschiedener Eigentümlichkeiten meine Aufmerksamkeit. Eingehendere histologische Studien der letzten Jahre veranlaßten mich, weitere Untersuchungen anzustellen. Leider war es mir nicht möglich, frisches. Material zu erwerben, was sehr wünschenswert gewesen wäre, da die Formolfixation meiner Delphinlungen für das Studium von zytologischen 541 Details nicht zureichend war. Die Objekte dürften auch vor der Konservierung nicht ganz frisch gewesen sein, da das Epithel fast durchwegs abgefallen war. Die pathologischen Veränderungen großer Lungenpartien waren ebenfalls störend. Außerdem waren die Lungen nicht vollständig. Nichtsdestoweniger boten die Präparate in verschiedener Hinsicht so klare und unzweideutige Bilder, daß ich mich entschloß, über diese merkwürdigen Befunde zu berichten, um so mehr, als ich für absehbare Zeit keine Aussicht habe, neues und frisch konserviertes Material zu erwerben. Bei der Größe des Tieres und bei dem Umstande, daß Delphine nicht Gegenstand des gewerblichen Fanges sind, dürfte dies überhaupt seine Schwierigkeit haben und mehr Sache des Zufalles sein. Bei der Bearbeitung erfreute ich mich mannigfacher Ratschläge von seiten Herrn Professors Dr. SCHAFFER, sowie der besonderen Unter- stützung des Herrn Assistenten Dr. Leaner. Beiden Herren sage ich meinen besten Dank. Zur Ergänzung meiner früheren Präparate wurden Schnitte aus verschiedenen Teilen der Lunge, aus Bronchien und Trachea ange- fertigt und mit Hämatoxylin-Eosin. mit Orzein, sowie nach van GIESoN und MarLory gefärbt. Durch Herstellung von Schnittserien und durch Rekonstruktion mittels des Plattenverfahrens wurde ein weiterer Einblick in die Strukturverhältnisse gewonnen. Eine noch viel bessere Vorstellung gewinnt man auf bedeutend bequemerem Wege durch die Anwendung des Binokulärmikroskopes. Zu diesem Behufe fertigt man sich mit dem Rasiermesser von der durch die Formolkonservierung schneidfähigen Lunge !/, mm und darüber dicke Plättchen und behandelt sie mit verschiedenen Farb- stoffen. Am meisten bewährte sich die Färbung nach van Gizsox. Es darf jedoch nur schwach gefärbt werden. Das Präparat wird mit Glyzerinwasser aufgehellt und bei durchfallendem Licht mit dem Binokulärmikroskop ohne Deckglas betrachtet. Dabei kann auch mit den Präpariernadeln gearbeitet werden. Man kann aber auch mit Alkohol entwässern und mit Karbolxylol aufhellen. Man bekommt dann sehr instruktive Dauerpräparate. Über den feineren Aufbau der Lunge des Delphins, sowie der Wassersäugetiere überhaupt liegen, wie auch OPppeEL betont, nur spar- liche Angaben in der Literatur vor. Die meisten Beschreibungen beschränken sich auf die grob anatomischen Verhältnisse. Es wird 542 das Fehlen der Lappenbildung bei den Cetaceen, das Auslaufen der Lungenränder in membranöse Duplikaturen bei den Delphinen, die Dicke der Pleura, ferner der beträchtliche Umfang der Lungenbläschen bei den Sirenen hervorgehoben. Sransıus betont das Vorkommen ge- schlossener Knorpelringe bei tauchenden Säugetieren, besonders den Cetaceen, O. MürLer die Zunahme der elastischen Elemente. F. E. ScHurzE hebt die Kürze der Alveolarbäumchen beim Delphin hervor. In den letzten Jahren hat Pıck die Lunge von Halicore dugong näher beschrieben. Seine Angaben lassen auf gewisse Analogien im Aufbau mit der Delphinlunge schließen. Daneben finden sich aber auch Unter- schiede. Leider fehlen histologische Bilder. Trachea. Die Luftröhre des Delphins zeigt eine deutliche Abplattung an der dorsalen Zirkumferenz. Sie besitzt einen Durchmesser von 3 cm. Die Knorpelringe sind vollständig, Nach Srannrus ist die Luftröhre der Cetaceen sehr kurz. Es finden sich nicht einzelne Ringe oder Bögen, sondern ein Knorpelstrei- fen läuft spiralig um die Luft- röhre herum (Rarp). In meinem Präparat trifft diese Angabe für die Delphintrachea nicht zu. Es sind vollständige Ringe, die aber an zahlreichen Stellen anastomo- sieren (Abb. 1). Mitunter gehen so- gar drei Knorpelstreifen von einer er nach ASS note th verschmolzenen Knorpelplatte aus. Schleimhaut. Am besten vergleicht man das Knorpelgerüst mit einem sehr flachmaschigen unregelmäßigen Gitter. Da die einzelnen Streifen auch sonst bis zur Berührung aneinander rücken, ja sich sogar übereinander schieben, wird eine große Starrheit des Rohres bedingt. Eine Unter- brechung an der -ventralen Seite, wie sie O. Minter bei Phocaena konstatierte, konnte ich nicht feststellen. Die durchschnittliche Höhe der Knorpelstreifen beträgt 3 mm, die Dicke 2 mm. Wir unterscheiden, so wie bei den Landsäugetieren, drei Schichten: Adventitia,Knorpel-FaserschichtundSchleimhaut(Abb.2). Die Adventitia besteht aus einem lockeren Bindegewebsgefüge, in welches reichlich Fett eingelagert ist. Sie ist mit Bündeln längsver- 543 laufender elastischer Fasern ausgestattet. Sie enthält ferner zahlreiche dicke Gefäße und Nerven. Die Knorpel-Faserschicht besteht aus einer mächtigen elasti- schen Fasermasse, in welche die Knorpelringe eingelagert sind. Der Knorpel ist hyalin und zeigt keine Besonderheiten. Die elastische Fasermasse bildet gewissermaßen eine mächtige Füllmasse zwischen den Knorpelringen, bestehend aus hauptsächlich der Länge nach, aber auch schief, sich überkreuzend und entlang dem Knorpel zirkulär ver- laufenden elastischen Fa- / sern, welche zum größten Ir Teil in das Perichondrium Vest übergehen, wo sie als sehr feines Flechtwerk bis zur Knorpelsubstanz verlau- 7 | fen und sogar in die Rand- I; partien des Knorpels ein- dringen. Die Schleimhaut besteht aus folgenden Schichten: Nach innen von der Knorpelfaser- schicht und von ihr durch eine dünne, locker ge- webte Bindegewebsfaser- lage getrennt, befindet sich eine in der Knorpel- höhe 0,30—0,42 mm dicke Lage, welche fast nur aus m. See j ENG ; a Abb.2. Längsschnitt durch die Wand der Trachea. dicken, meistlängsverlau- 4 Arterie, E Elastische Fasern der Knorpel-Faser- fenden Gefäßen besteht. schicht, E, Elastische Längsfaserhaut, Hp Epithel, says : - K Kapill Kn K 1, N Nerv, V V d Sie ist auf Durchschnitten Senn 0ER erv, enen der schon mit freiem Auge wahrnehmbar. Zwischen den Knorpeln reichen die Gefäße tief in die Zwischenräume, auch zwischen das elastische Fasersystem. In ihrer unregelmäßigen Form erinnern sie an Gefäßlakunen. Die Gefäße sind bis zu 0,4 mm weit und außerordentlich dünnwandig. Die Wand be- sitzt nur eine geringe Menge von elastischen Fasern; glatte Muskel- fasern sind kaum nachweisbar. Die Gefäßschicht ist von der Propria durch eine 0,25 mm und Pd 544 ‚darüber dicke Lage von längsverlaufenden, sehr straffen elastischen Fasern getrennt. Vielfach strahlen jedoch elastische Fasern noch zwischen die Gefäße ein und setzen sich mit der elastischen Knorpel- faserhaut in Verbindung. Die Grundlage der Propria besteht aus längsverlaufenden straffen Bindegewebsfaserzügen, welche Drüsen enthalten. Letztere sind allerdings viel weniger zahlreich als bei den Haustieren. Sie sind tlächenhaft ausgebreitet, stellenweise liegen sie in der Elastica. Nie- mals sah ich sie bis zwischen die Knorpel verlagert, wie dies bei Haustieren der Fall zu sein pflegt. An ihrer Stelle finden wir in der Submukosa bloß die früher erwähnten großen Gefäße. Ein dickes Drüsenlager befindet sich an der seitlichen Wand, wo sie ein schon makroskopisch sichtbares, dickes Polster bilden. Neben dem Leuko- cytenreichtum ist ferner noch die große Menge kleinster Ge- fäße und Kapillaren zu erwähnen. Zusammenfassend können wir bezüglich des Aufbaues der Trachea hervorheben: Enge aneinanderliegende, geschlossene Knorpelstreifen, Fehlen eines membranösen Teiles, eine polsterartige Gefäßschichtin der Submukosa, besonderer Reich- tum an elastischen Fasern. Bronchialbaun. Von der Trachea geht zuerst ein 1 cm weiter rechter Bronchus ab. 4 cm weiter teilt sich die Luftröhre in sehr spitzem Winkel in ‘die beiden Hauptbronchien. Die weitere Verzweigung im Lungen- parenchym geschieht nicht rein dichotomisch, sondern auch auf dem Wege der Abzweigung. Dies gilt wenigstens für die aus den peri- -pheren Partien stammenden Teile, für welche in den Schnittpräparaten eine Abzweigung kleiner und kleinster Bronchiolen von größeren, dichotomisch entstandenen Bronchien festzustellen ist. Es können von derselben Stelle auch mehrere Zweige abgehen. Die auffallendste Erscheinung ist die Armierung aller Bronchien bis in die feinsten Bronchiolen mit Knorpel (Abb. 3). Dieser Knorpelreichtum verleiht den Schnittpräparaten schon bei oberflächlicher Betrachtung ein besonderes Gepräge, Bei den Haustieren sind bis zu einer Weite von 3 mm knorpelige Ringsegmente vorhanden. Diese machen bei abnehmender Weite kleineren Knorpel- -einlagerungen oder Knorpelherden Platz, welche schließlich ganz ver- 545 schwinden, und zwar beim Pferd (auch beim Menschen) bei einer Weite von 0,25, beim Hund von 0,3 mm. Die knorpellosen Zweige bezeichnet man als Bronchioli veri. Beim Delphin reicht die Armierung mit Knorpel, wie erwähnt, bis in die feinsten Verzweigungen, und zwar täuscht das makroskopische Bild die Ringform vor: An- nähernd gleich große Knorpelquerschnitte an korrespondierenden Stellen. Vielfach entsprechen jedoch einem längeren Knorpelquer- schnitte der einen Seite zwei Querschnitte der anderen Seite, was auf Abb. 3. Längsschnitt durch einen Bronchiolus. Al Alveolen, As Alveolar- säckchen, E Rlastische Fasern der Knorpel-Faserhaut, R Ringmuskeln. Verschmelzung hindeutet. Oder wir haben das Bild einer Röhre: Lange Querschnitte zu beiden Seiten. Die Plattenrekonstruktion (Abb. 4) eines 0,7 mm weiten Bronchiolenstückes zeigt uns folgende Details: Es ist ein röhrenartiges Knorpelstück rekonstruiert, dessen Wandungen kleine Lücken aufweisen. In gleicher Höhe finden sich an gegenüber- liegenden Stellen in der Knorpelwand runde Fenster von 0,2 mm Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 35 Durchmesser. Sie führen in abzweigende Bronchiolen!), und zwar auf der einen Seite in ein, auf der anderen Seite in zwei Astchen. Die ebenfalls rekonstruierten ersten Knorpelringe dieser Astchen stehen durch S-förmige Knorpelfortsätze, welche vom Stammbronchiolus aus- gehen, mit demselben in Verbindung. Die Durchmusterung von dickeren Platten mit dem Binokulär- mikroskop zeigt uns tatsächlich, daß es sich nicht um isolierte Knorpel- ringe handelt, sondern um ein zusammenhängendes Knorpelgerüst. Spiralig setzt sich eine Knorpelspange in die nächste Etage fort, oder der Zusammenhang wird durch S-förmige Stücke hergestellt. An Ab- Abb. 4. Abb. 4. Knorpelgerüst eines Bronchiolus; nach dem Plattenver- fahren rekonstruiert. Die Borsten führen in abgehendeZweigbronchiolen. Abb. 5. Längsschnitt durch einen Bronchiolus bei stärkerer Ver- größerung. A, Ringmuskel quer, R, längs getroffen, E, Elastische Fasern der Knorpel-Faserhaut, FE, Elastische Radiärfasern, E, Elasti- sches Innenhäutchen, gangsstellen von Ästchen ist die Spange wie ein steinloser Siegelring oder ein Steigbügel gestaltet. Mit abnehmender Weite der Bronchiolen verringert sich die Distanz der Knorpelspangen, der Knorpelreichtum nimmt also relativ zu. 1) Da Bronchioli veri und respiratorii bei der Delphinlunge fehlen, ge- brauche ich den Ausdruck „Bronchiolus“ für die kleinen mit Muskelringen ausgestatteten Bronchien. Ansonsten bediene ich mich der von F. E. SchuLze eingeführten Bezeichnungen „Alveolargänge“ und „Alveolarsäckchen“. 547 In Abb, 3 ist die Verzweigung ersichtlich. Ein 0,4 mm weiter Stammbronchiolus gibt seitlich kleine Äste im rechten Winkel, ja sogar rückläufig ab, welche Aste sich dichotomisch teilen. Daneben existieren direkte und ebenfalls von Knorpel gestützte Zugänge zu Alveolar- säckchen (Abb. 3 As). Schließlich teilt sich der Stammbronchiolus dichotomisch in Endbronchiolen. Der Knorpel ist durchwegs hyalin, wobei mit abnehmendem Kaliber die Grundsubstanz spärlicher wird, während der Zellreichtum zunimmt. Die kleinsten Knorpel bestehen bloß aus einem basophilen Konglomerat von gleich großen Knorpelzellen, deren Kapseln sich be- rühren. Eine weitere merkwürdige Erscheinung ist der Reichtum an glatten Muskelfasern sowie deren Anordnung (Abb. 5). Die Schleimhaut bildet im Innern der Bronchien beim Delphin keine Längsfalten wie bei den Landsäugetieren. Dagegen ist das Lumen der kleineren Bronchien durch regelmäßig aufeinanderfolgende zirku- läre Schleimhautwülste in Segmente geteilt, welche sich als kugelförmige Abteilungen aneinanderreihen. Je nach der Höhe des Wulstes ist der Zugang von einer Abteilung in die andere bald ziemlich weit, bald vollständig verschlossen. Die Wülste entsprechen im wesent- lichen den Intervallen zwischen den Knorpelringen. Ihre Grundlage wird von einem dicken, ringförmigen Bündel glatter Muskelfasern gebildet. Die einzelnen Fasern sind dünn und mit einem sehr dünnen langen Kern versehen. Der Kontraktionszustand der Muskelringe bedingt die Höhe der Wiilste. Die Dicke der Ringe beträgt im Zu- stande der Kontraktion 0,110 mm, die Distanz zwischen je zwei Muskel- ringen in kleinen Bronchiolen 0,23 mm. Bei einem 0,8 mm weiten Bronchus finden wir bloß unregelmäßig und zerstreut gelagerte zirku- lär verlaufende Muskelfaserbündel. Ich fand sie in der charakteristischen Anordnung erst bei einem 0,45 mm weiten Bronchus. Es war dies ein Ast eines 0,75 mm weiten Bronchus, an welch letzterem diese Anordnung noch fehlte. Die Muskelringe liegen, wie erwähnt, in der Regel zwi- schen den Knorpelsegmenten. Mitunter sehen wir sie aber auch im Bereich der Knorpelringe. Deshalb und wegen der geringen Distanz zwischen den Knorpelringen, auch wohl wegen der Anastomosen konnte ich in den Schnitten nie einen in seiner Gesamtheit, also quer zum Bronchus geschnittenen Muskelring finden, der nicht außen mehr oder minder ausgedehnte Knorpelanteile gezeigt hätte (Abb. 6). Auch an den Abzweigungs- und den Teilungsstellen der Bronchiolen finden 35* Ae sich regelmäßig solche Muskelringe. Diese liegen daher bei recht- winkligem Abgang in der Richtung des Verlaufes des Stammbronchiolus, bei spitzwinkligem Abgang (dichotomische Teilung) schief. Die beschriebenen Muskelringe entsprechen den zirkulären glatten Bronchialmuskeln der Landsäugetiere. Hier bilden sie jedoch keine distinkten Komplexe, sondern es handelt sich um gleichmäßig ver- teilte, gitterförmig angeord- nete, zirkuläre Muskelfaser- bündel, welche daher bei dem quer getroffenen Bronchus nicht als zusammenhängen- de Lage erscheinen. Sie finden sich daselbst bis in die feinsten Bronchiolen; nach manchen Autoren sollen sie sogar vereinzelt in den Alveolargängen vor- kommen. Dort konnte ich sie beim Delphin nicht finden. Da die Funktion der glatten Bronchialmuskeln bei den Landsäuge- tieren bis jetzt strittig ist, ist das, wie wir sehen werden, physiologisch bedeutungsvolle Vorkommen der glatten Muskelfasern beim Delphin vielleicht von phylogenetischer Bedeutung. Es wäre die Frage zu entscheiden, ob nicht der Typus der Delphinlunge über- haupt der primäre in der Säugetierreihe und die zirkuläre, gitter- förmige Bronchialmuskulatur der Landsäugetiere als rudimen- täre Bildung aufzufassen ist. Sehr interessant ist das Verhalten der elastischen Fasern im Bronchialbaum. Die elastische Längsfaserhaut der Schleim- haut der Trachea findet sich auch in der Mukosa der größeren Bron- chien (Abb. 7), nur ist die Lage erheblich dünner und verdünnt sich noch mehr bei abnehmendem Kaliber. Ihre Fasern treten immer mehr in direkte Verbindung mit dem Perichondrium und der elasti- schen Verbindungsmembran. Bei Auftreten der Muskelringe ver- schwindet sie vollständig; dafür findet sich eine sehr dünne, aber mit Orzein deutlich nachweisbare Auskleidung der Bronchiolen mit feinsten elastischen Fasern, welche ich als Elastica intima bezeichnen möchte. Sie ist die Basalmembran des Epithels, welches jedoch in unseren Präparaten fast durchwegs abgefallen ist, so daß ich über Abb. 6. Querschnitt durch einen Muskelring. 549 dessen Natur nichts aussagen kann. Dieses elastische Häutchen (Abb. 5 E,) tritt besonders an den Einschnürungsstellen im Längs- schnitt als ein feines Streifensystem, im Querschnitt als gerunzelte Linie hervor. Die elastische Verbindungshaut des Knorpels verhält sich in den großen Bronchien ähnlich wie in der Trachea. Bei abnehmendem Ka- liber umgeben diese Längsfasern hauptsächlich die Außenseite (Abb.7 E}) Zwischen den Knorpeln drängt sich in meinen Präparaten die elastische Membran sackartig in das Innere vor. Diese Säckchen können mit- Abb. 7. Längsschnitt durch einen Bronchus (Lumenweite 0,6 mm). unter ziemlich groß sein und Elemente der Umgebung, z. B. Aus- stülpungen von Alveolarsäckchen enthalten. Zum Teil von dieser Membran, zum Teil vom Perichondrium be- ziehen die Muskelringe ein höchst kompliziertes System von feinen elastischen Fasern (Abb. 5 u. 6 E,). Die Fäserchen entspringen in einem submuskulären, feinen Gewirr von feinsten elastischen Fasern, welche vom Perichondrium oder von der elastischen Fasermasse aus- gehen, und ziehen in radiärer Richtung in die Ringmuskulatur. Der Umstand, daß die elastischen Fasern zum größten Teil senkrecht auf die Verlaufsrichtung der Ringmuskelfasern ziehen, weist darauf hin, daß die Fasern nicht als Sehnen der Muskelfasern aufzufassen sind. Dadurch, daß die elastischen Fasern mittelbar oder unmittelbar einen Fixationspunkt an den Knorpeln finden, werden sie bei Kon- traktion der Ringmuskeln gespannt. Ein Ausdruck ihrer Spannung sind die tiefen Einziehungen der interkartilaginösen Membran. Diese Kräfte werden beim Nachlassen der Kontraktion der Muskelringe frei und erweitern dieselben daher ad Maximum. Diese Fasern wirken somit als Antagonisten der Ringmuskeln. Ihre Wirkung ist aber wieder nur möglich durch die Formkonstanz des knorpeligen Bronchialbaumes. Erwähnenswert ist ferner das Verhalten der Gefäße. Die großen Gefäße in der Submukosa der Trachea treffen wir auch in den Stamm- bronchien. Bei abnehmendem Kaliber und abnehmender Dicke der Submukosa machen sie dünneren Gefäßen Platz. Immerhin erreichen sie bei einem 8 mm weiten Bronchus noch eine Dicke von 0,4 mm. Bei 2,5 mm Weite sind noch 0,24 mm dicke Gefäße vorhanden. Die Gefäße sind hier dickwandiger durch Vermehrung der muskulären und elastischen Elemente. Auch bei kleineren Bronchien ist der Reichtum an größeren Gefäßen in der Submukosa und an kleineren Gefäßen und Kapillaren in der Propria bemerkenswert (Abb. 7). In den Bronchiolen sind bloß kleinste Gefäße und Kapillaren vorhanden. Letztere bilden im intermuskulären Abschnitt ein Kapillarnetz, welches an das Kapillarnetz der Alveolen erinnert. Es ist nahe- liegend, diesem Netz nicht bloß nutritiven, sondern auch funktionellen, d. h. respiratorischen Charakter zuzuerkennen, um so mehr, als es bloß durch eine sehr dünne Submukosa und das Epithel von der Oberfläche getrennt ist. Endgültigen Aufschluß könnten nur tadellos fixierte Präparate geben, an denen der Charakter des Epithels studiert werden kann. Erwähnen möchte ich, daß Pıck in den engsten Bronchiolen Plattenepithel gefunden hat. Im Bereiche der Muskelringe liegen kleinste Gefäße unter denselben. Die Zufuhr wird durch 10—15 u. dicke Gefäße besorgt, welche in großer Anzahl zwischen den Knorpeln und Ringmuskeln eindringen. Alle diese Verhältnisse sind infolge der natürlichen Injektion der Gefäße sehr deutlich zu sehen. Bezüglich der übrigen histologischen Details der Bronchien ist noch folgendes zu bemerken: Drüsen von gleichem Aufbau, wie in der Trachea, finden sich nur in den Bronchien von größerem Kaliber. Sie verlieren sich schon bei 2 mm Weite. Bei den Haustieren reichen sie bis in viel engere Bronchien (0,3—1,0 mm). Die Propria zeichnet sich auch beim Delphin durch einen großen Reichtum an Leukocyten aus, welche an manchen 551 Stellen umfangreiche Anhäufungen bilden, jedoch in den kleineren Bronchien spärlicher werden. Die Grundlage der Propria wird von einem lockeren Fasergewebe gebildet, in welche rundliche, spindelförmige und mit Ausläufern ver- sehene Bindegewebszellen eingelagert sind. Die Adventitia der großen Bronchien besteht aus einem dicken Bindegewebslager, in welches Fett eingebettet ist. Ferner sind zahlreiche, sehr dicke Ge- fäße und Nerven vorhanden. Reichliches Bindegewebe begleitet die Bronchien bis in die Tiefe des Lungenparenchyms, nimmt aber ent- sprechend der Kaliberabnahme ebenfalls an Menge ab. Der Reichtum der Lungen der Wassersiiugetiere an Knorpel, elastischem Gewebe und an glatten Muskelfasern wurde schon von verschiedenen Forschern betont. So fand O. MüLrer u. a. Knorpel bis zu den feinsten Ästen. Der Knorpelreichtum der Bronchien er- scheinen ihm als Mittel, um die Widerstandskraft des Bronchialbaumes gegenüber dem äußeren Druck zu heben. Auch das Vorkommen glatter Muskelfasern wird allgemein hervor- gehoben, und zwar von ScHuLzE nicht bloß bei Wassersäugetieren, sondern auch bei Amphibien. Pick gibt vom Aufbau der Bronchien bei Halicore augong folgende Beschreibung: Die großen Bronchien sind auch mit sekundären Knorpelstreifen, welche zwischen den primären liegen, ausgestattet, Knorpel findet sich bis in die kleinsten 0,3 mm im Durchmesser messenden Endzweige. Die größeren Bronchien sind von einer starken, dicken Schleimhaut ausgekleidet, welche zottenartig in das Innere vorragt. Die Mukosa ist ferner „von einer mächtigen Schicht von glattem Muskelgewebe unterlegt, welche bei den etwas größeren intrapulmonalen Bronchien in zwei Abschnitte, eine innere Längs- und eine äußere Ringmuskelschicht zerfällt, während bei den kleinen, lobulären Bronchien die Längsmuskeln zurücktreten und die Ring- muskulatur allein übrig bleibt“. Entsprechend den Längsmuskeln finden sich Schleimhautfalten, welche als spitz zulaufende Zipfel in das Innere vorspringen. Dazwischen befinden sich kleinere Zotten. Das Bindegewebe ist vielfach reich an elastischen Fasern. Muskel und elastische Fasern finden sich außer in den Wandungen der Bronchien auch sonst im Lungenparenchym. Namentlich die zirkuläre Muskellage ist stark verbreitet. Glatte Muskulatur durchzieht in dichten Bündeln die Wandungen zwischen den respiratorischen Räumen und erfüllt zum größten Teile die in das Lumen der Alveolen und End- 552 bläschen vorragenden Septen, die auch — offenbar infolge Muskel- kontraktion — häufig terminale, im Querschnitte keulenförmig ver- dickte Bildungen darbieten. Wie wir sehen, weicht diese Beschreibung, welche allerdings nicht ins Detail geht, bedeutend von meinen Befunden ab. Die Knorpeln reichen bei meinen Präparaten in viel engere Bronchien, eine Längsmuskulatur finde ich überhaupt nicht, andererseits berichtet Pick nichts von Muskelringen, welche den Zugang zu den Säck- chen und in regelmäßiger Folge das Lumen der Bronchiolen abzu- sperren in der Lage sind. Obwohl meine Befunde zu sinnfällig sind, um bei ihrem Vorkommen ein Übersehen zu gestatten, muß ich doch gestehen, daß die Zeichnungen in der Arbeit Picks mitunter an meine Bilder erinnern. Sekundäre Knorpelstreifen, d. h. bedeutend dünnere Knorpelquerschnitte, zwischen dickeren fand ich mitunter, aber durch- aus nicht konstant bei mittleren Bronchien. Lungengewebe. Die Lunge des Delphins besteht aus zwei ungelappten Lungen- fliigeln. Der dicke Pleuraüberzug läßt eine Läppchenbildung nicht erkennen. Der ventrale Rand der rechten Lunge läuft in eine dünne, membranartige Platte aus, welche nur stellenweise Lungenpar- enchym erkennen läßt. Das Herz ist mit der Spitze in eine Nische der medialen Fläche des rechten Lungenflügels eingelagert, im übrigen ist es fast vollständig von dieser Platte bedeckt (Abb. 8). Ein zungen- förmiges, ebenfalls ziemlich dünnes Läppchen schlägt sich über die Art. pulmonalis. Das Lungenparenchym zeichnet sich durch eine große Rigidität aus, was sich schon beim Durchschneiden bemerkbar macht — wohl eine Folge des starren, bis in die Verzweigungen knorpelhaltigen Bronchialbaumes. Ich habe schon früher das Fehlen von knorpellosen Bronchioli veri und von Bronchioli respiratorii betont, ferner, daß Alveolarsäckchen sich direkt in die Bronchioli öffnen, somit auch Alveolargänge fehlen. Dies bedeutet schon eine wesentliche Abweichung von dem ge- wöhnlichen Säugetiertypus. Bei den Landsäugetieren setzt sich ein intralobulärer, knorpel- loser Terminalbronchus (Bronchiolus verus) in einen schon Alveolen tragenden Bronchiolus respiratorius fort; dieser teilt sich in mehrere __ 658 Alveolargänge, von welchen jeder in mehrere Alveolarsäckchen (Infun- dibula) endigt. Die Verzweigung eines Bronchiolus verus nennt ScHurLzE Alveolarbäumchen. Nun führt F. E. SchuLzE an, daß beim Delphin die Alveolarbäumchen sehr kurz sind (etwa 0,6 mm) und nur aus wenigen, ein oder zweimal geteilten Ästen bestehen. Da unter „Ästen“ wohl Alveolarsiickchen zu verstehen sind, wird damit ebenfalls das Vorhandensein von Bronchioli veri und respiratorii ver- neint. Derselbe Autor schreibt übrigens an einer anderen Stelle: Abb. 8. Hautartiger Rand der rechten Lunge und Herz. Der Herzbeutel ist abprapariert. Vom Lungenrand ist ein viereckiges Stück herausgeschnitten. A Rand- -arterie, Ao Aorta, AP Art. pulmonal., Hb Herzbeutel, Z Lunge. „Die Verhältnisse sind keineswegs bei allen Säugetieren die nämlichen und können auch selbst in ein und derselben Lunge erheblich variieren. Die Bronchioli respiratorii können in einzelnen Fällen ganz ausfallen, indem an einen Bronchiolus verus gleich echte Alveolengänge schließen können, teils als seitlich einmündende Röhrensysteme, teils als Terminal- bäumehen“. 554 Die Größe und Gestalt der Alveolarsäckchen ist beim Delphin je nach der Lage in der Lunge verschieden. Die subpleuralen, also peripheren Säckchen sind eiförmig, mit senkrecht auf die Oberfläche gestellter Längsachse. Sie messen 0,8—1 mm in der Länge und 0,5 mm in der Breite. Hier finden wir mitunter im Schnitt ein der Länge nach zu der Wand ins Innere verlaufendes Dissepiment (Abb. 9), so daß wir hier noch am ehesten von einer Teilung eines Alveolar- ganges in zwei Alveolarsäckchen sprechen können. An Dickschnitten sieht man mit dem Binokulärmikroskop tatsächlich häufig den Bronchiolus in einen geräumigen Vorhof einmünden, von dem aus zwei Alveolar- säckehen abgehen. Die Mündung der Endbronchiolen ist von einem | Knorpelring gestützt und durch eine Schleimhautfalte eingeengt, deren Abb.9. Parietales Alveolarsäckchen mit zuführendem Bronchiolus. Kn Knorpel, Pi Pleura, R Ringmuskel. Grundlage wieder ein Muskelring bildet. Das Lumen der Mündung imponiert vom Säckchen aus gesehen als enges Loch. Die Bronchiolen. nähern sich der Pleura bis auf 0,4—0,5 mm. Sie sind dann seitlich in die Säckchen eingepflanzt. Mitunter hängen an einem End- bronchiolus mehrere neben einander liegende Säckchen. Dann weist der in dem Sporn des Dissepimentes liegende Knorpelkern auf einen knorpeligarmierten Zugang in den Endbronchiolus hin. Der Bronchiolus mündet hier mit mehreren, mit dünnem Knorpelrahmen versehenen und im Winkel zu einander gestellten Fenstern in die Alveolarsäckchen. Mitunter finden wir auch in ziemlicher Distanz vom nächsten Bron- 555 chiolus im Bereich der Alveolarsepten einen Knorpelquerschnitt, von dem ich nicht weiß, ob es sich tatsächlich um eine isolierte Knorpel- spange handelt oder ob ein Zusammenhang mit dem übrigen Knorpel- gerüst besteht. Pıck beschreibt und zeichnet für Halicore dugong palisadenartig neben einander liegende ‚‚Terminalbläschen“ an der Lungenoberfläche und gibt für sie eine Länge von 6—10 mm und eine Breite von 1—3 mm an. Sie sind also bedeutend größer als die analogen Gebilde beim Delphin. Die Alveolarsäckchen im Lungeninneren sind mehr kugelig, daneben finden sich aber entlang den Bronchiolen solche von sehr langgestreckter, schlauchförmiger Gestalt. Hier konnte ich auch mitunter die Hinmtindung von zwei Bronchiolen in ein Säckchen konstatieren (Abb. 10). Ein Kom- Abb. 10, Schlauchförmiges Alveolarsickchen mit zwei einmündenden Bronchiolen. ’ munikation von verschiedenen Bronchialgebieten mit einander auf dem Wege der Lungenbläschen wurde schon von verschiedenen Forschern behauptet. Auch O, MüLLer gelang es, dies experimentell festzustellen. Er bezieht aber dieses Vorkommnis auf pathologische Prozesse, verursacht durch die so häufigen und auch von mir be- obachteten Lungen würmer. Die von mir gesehenen Stellen er- schienen jedoch vollständig normal, so daß ich diese doppelte Ein- mündung als normal bezeichnen möchte. Die Alveolen, welche die Wand der Säckchen bilden, senden die sie scheidenden Septa meist ziemlich weit in das Lumen derselben. Sie besitzen meist eine Tiefe von 0,26 und einen Querdurchmesser von 0,14 mm. Sie sind demnach tiefer als breit. Die Größe ist also ähnlich wie die der Alveolen des Pferdes. Mitunter erscheinen sie dagegen bloß als recht flache Buchten. 556 Besonders groß sind die Lungenbläschen in der Lungenspitze (Abb. 11), vor allem deshalb, weil hier die Alveolen nur wenig tief Abb. 11. Schnitt durch die Lungenspitze. As Erweitertes Alveolarsäckchen, Br Broncbiolus. sind und das Lumen nicht durch radiär nach einwärts ziehende Septen eingeengt ist. Abb. 12. Durchschnitt durch den membranartigen Lungenrand. Eine besondere Betrachtung erheischen die dünnen Membranen, in welche die vorderen (unteren) (Abb. 8) Lungenränder auslaufen. Sie machen den Eindruck einer Pleuraduplikatur, lassen aber deutlich 557 dicke Gefäße und 1 mm starke, lange Bronchien durchschimmern. An letzteren lassen sich mit einander anastomosierende Knorpelringe erkennen. Auf dem Durchschnitt durch diese 1 mm dicken Häute sehen wir besonders weite Lufträume (Abb. 12). Die Länge eines solchen Alveolarsäckchens maß ich mit 3,4 mm. Die Alveolen sind wenig tief, unregelmäßig. Die Bronchiolen sind sehr zahlreich, zweigen oft spitzwinklig zu einander ab und zeigen daher oft nahezu parallelen Verlauf. Besonders schön ist hier die Ausmündung je eines Bronchiolus in ein Alveolarsäckchen zu sehen. Die Membran ist sehr gefäßreich. Abb. 13. Durchschnitt durch die Lungenoberfläche. Al Alveolen, As Alveolar- säckchen, E, Oberflächliche elastische Fasern der Pleura, E, Tiefe elastische Fasern, E, Elastische Fasern der Alveolarsepten, Pl Pleura. Im Rande verläuft eine dicke Arterie. Bezüglich des feineren Baues des Lungengewebes ist folgendes hervorzuheben: Das elastische Gewebe der Alveolen ist gegenüber den Land- säugetieren nicht in bedeutenden Maße vermehrt. Die elastischen Fasern stehen in Verbindung mit dem elastischen Fasersystem der Knorpelfaserschicht der Branchiolen. Sie umspinnen die Alveolen und sind besonders stark in den Septen entwickelt, an deren Kämmen sie sich zu dicken Ringen verdichten, welche die Alveolenmündungen um- 998 kreisen. Auf dem Durchschnitt erscheint der Septumrand knopfförmig verdickt. Im allgemeinen sind die Septen dicker als bei den Land- säugetieren. Sie enthalten besonders an der Basis zahlreiche Binde- gewebszellen. Reichliches Bindegewebe findet sich auch zwischen den einzelnen Alveolarsäckchen, besonders in der Lungenspitze. Anhäu- fungen von Leukocyten sind nicht selten, besonders an der Pleural- wand. Von letzterer ziehen auch ziemlich bedeutende Bindegewebs- züge, welche auch Bündel von elastischen Fasern enthalten, in das Lungengewebe zwischen die Alveolarsäckchen und Gruppen derselben, so daß ein lobulärer Bau doch vorhanden zu sein scheint. Das engmaschige Kapillarsystem ist strotzend mit Blut gefüllt, eine Eigentümlichkeit, die auch Pick bei Halicore dugong anführt. Sie mag mit der Todesart+) zusammenhängen. Auffallend ist das Vor- kommen von doppelten Kapillarnetzen in den Septen. Sie liegen an den entgegengesetzten Flächen des Septums. Bei den Landsäugetieren wird das Vorkommen bloß eines Kapillarsystems beschrieben, welches das Septum bald nach der einen, bald nach der anderen Seite vor- baucht und daher von beiden Sauerstoff bezieht. Pleuraüberzug (Abb. 13). Die Pleura pulmonalis zeichnet sich durch ihre bedeutende Dicke und den Reichtum an elastischen Fasern aus. Sie mißt mindestens 0,4 mm. Die Hauptmasse und Grundlage wird von parallel und wellig verlaufenden fibrillären Bindegewebs- fasern gebildet, in welche spärliche elastische Fasern eingelagert sind. Diese Lage wird von einer kompakten, 0,01 mm dicken, aus elasti- schen Fasern bestehenden Haut überzogen, welche sich innen, gegen die bindegewebige Propria, in ein lockeres, aus parallel verlaufenden elastischen Fasern bestehende Schicht auflöst. Auch nach innen, dem bindegewebigen Anteil, dem Lungenparenchym angrenzend, befindet sich eine wellige, ziemlich dichte Faserlage. Von ihr begeben sich Fasern zu den Alveolarsepten. Dichte Faserzüge dringen samt Binde- gewebsfasern septumartig in das Lungenparenchym ein. Die Pleura wird von zahlreichen, meist dickwandigen Gefäßen durchzogen. Die Endothelzellen sind abgefallen. Jedoch fiel mir ein an- scheinend homogenes mit Kernen versehenes Häutchen an der Ober- fläche auf. 1) Da ein so großes Tier beim Fang wohl immer erst gelandet werden kann, wenn der Tod im Wasser eingetreten ist, dürfte die letzte Todes- ursache stets auf eine Erstickung hinauslaufen. 559 Zusammenfassung. Zusammenfassend können wir folgende Eigentümlichkeiten des Aufbaues hervorbeben: ; 1. Knorpelreichtum. Dieser äußert sich in der Trachea und den Stammbronchien durch besondere Höhe der vollständigen Knorpelringe, die entweder eng aneinander liegen oder sogar anasto- mosieren, im übrigen Bronchialbaum durch Armierung mit Knorpel- ringen bis in die feinsten Bronchiolen. 2. Muskelringe in Bronchiolen von weniger als 0,5 mm Weite und an der Einmündung der Alveolarsäckchen. Durch Kontraktion ist vollständiger Abschluß möglich. 3. Elastisches Gewebe. a) Mächtiges Filzwerk in der Knor- pel-Faserschicht der Trachea und großer Bronchien. b) Das elastische Fasersystem, welches die Ringmuskeln in radiärer Richtung durchsetzt und als Antagonist der Ringmuskeln dient. c) Die dicke Elastica der Pleura. 4. Gefäße. a) Das submuköse Gefäßpolster in der Trachea und in den größeren Bronchien. b) Das subepitheliale Kapillarnetz der Bronchialschleimhaut. 5. Die großen Lufträume in den häutigen Lungenrändern und in der Lungenspitze. Physiologische Betrachtungen. Die Delphine zeigen in Bezug auf ihre Respiration manche Eigen- tümlichkeiten. Als Lungenatmer sind sie ebenso wie die übrigen Säugetiere auf die atmosphärische Luft angewiesen. Diese steht ihnen jedoch nur zur Verfügung, wenn sie an die Wasseroberfläche kommen und die Schnauze bzw. die Nasenöffnungen aus dem Wasser heraus- strecken. Unter blasendem Geräusch erfolgt aus den Nasengängen zuerst eine Exspiration, dann eine kürzere Inspiration. Durch eine ventilartige Hautfalte werden sodann mittels eines eigenen Muskel- systems die Nasenöffnungen geschlossen. Die Lufterneuerung erfolgt beim ruhigen Dahinschwimmen (Spielen der Delphine) in kurzen Zeit- intervallen, die Tiere können aber auch auf längere Zeit unter der Wasseroberfläche verschwinden (Balaenoptera im Mittel 31/, Minuten nach J. STRUHTERS), dabei auch jedenfalls in bedeutende Tiefe tauchen, besonders wenn sie auf der Flucht oder auf der Jagd nach Fischen begriffen sind. an Jedenfalls geht die Lufterneuerung sehr rasch vor sich, die Atem- pausen übersteigen die Tauchzeiten auch unserer besten Taucher. Nun ist das Sauerstoffbedürfnis der Delphine gewiß bei der Raschheit der Bewegung, welche die unserer Dampfschiffe übertrifft, sicher kein geringes, wenn wir auch die hochangepaßte Bauart des Tierkörpers und den Gewichtsverlust im Wasser in Betracht ziehen. Über die Respiration der Wassersäugetiere lassen sich naturgemäß nur schwer Untersuchungen anstellen. Dagegen haben verschiedene Forscher, zuletzt und in gründlichster Weise STIGLER die physiologi- schen Vorgänge beim schwimmenden und tauchenden Menschen studiert. Ich will daher kurz auf die Resultate dieser Untersuchungen eingehen. Der Nackttaucher schöpft zuvor einige Male, um sich für einige Zeit apnoisch zu machen, tief Atem, dann vollführt er eine tiefe In- spiration und sperrt im Moment des Untertauchens durch Verschluß ‘der Stimmritze die Luft in der Lunge ab. Im Wasser ist der Körper dem hydrostatischen Druck ausgesetzt, welcher mit zunehmender Tiefe ebenfalls zunimmt (je 10 m um eine Atmosphäre). Dieser Druck wirkt auf die ganze Oberfläche des Körpers (Thorax, Abdomen, Extremitäten) und pflanzt sich auf die tieferliegenden Organe fort, wird aber durch darüber liegende Decken in verschiedener Weise abgeschwächt. Der Thorax wird komprimiert, die Lungenluft sucht gegen die Trachea auszuweichen und preßt auf die ohnehin durch die maximale Inspi- ration unter erhöhtem Druck stehenden Stimmbänder. Der Außendruck pflanzt sich auch auf das Herz fort. Das Abdomen wird ebenfalls komprimiert, die Eingeweide drücken auf das Zwerchfell. Die Blut- gefäße der Extremitäten sind unter dem Einflusse des Druckes, welcher die elastischen Spannkräfte der Wand freimacht, bestrebt, ihren Inhalt nach Orten geringeren Druckes zu entleeren. Ist der Druck in der Lunge sehr stark, so kann es nach STIGLER zum gewalt- samen Klaffen der Stimmbänder kommen. Steht das Herz unter einem geringeren Druck als Teile des Kreis- laufes, so hat es eine Mehrarbeit zu leisten, welche zur Erlahmung des Herzens führen kann. Durch Druckdifferenzen werden also schwerwiegende Symptome erzeugt, welche Srrauer als Druckdiffe- renzkrankheit bezeichnet. Der Brustkorb des Menschen gibt dem Außendruck so lange nach, bis seine Gleichgewichtslage id est die Exspirationsstellung erreicht ist. Einer weiteren Verkleinerung setzt er einen Widerstand entgegen, welcher individuell und je nach dem Maße der Verkleinerung (Kom- 561 pression) verschieden ist. Die Lungenluft steht dann nicht mehr unter dem Druck p= Außendruck, sondern unter dem Druck p—p,, wobei p, den Thoraxwiderstand bedeutet. Dabei vernachlässigen wir freilich den anfänglichen, durch die maximale Inspiration hervorgerufenen Über- druck. Ich kann auch sagen, der intrathorakale Druck ist kleiner als der extrathorakale. Die Folge ist ein mächtigeres Einströmen von Blut in den Thorax; ferner, da auch das Herz unter einem geringeren Druck arbeitet, eine Mehrarbeit des Herzens. Nicht zu übersehen ist ferner folgender Umstand. Trachea und größere Bronchien sind als starre Rohre zu betrachten, welche den Außendruck nicht weiterleiten. Daher erleidet die Luft in ihrem Innern keine Kompression. Es wird daher Luft aus den Lungen in sie hineingepreßt, welche sonach der Respiration in den Alveolen ver- loren geht. Dadurch ist auch die Aufgabe der Lunge, ein Widerlager behufs präziser Übertragung des Druckes auf das Herz zu sein, nicht erfüllt. Das Ausweichen der Luft in die Trachea kann offenbar auch die vollständige Kompression von peripher liegenden und dem Druck am meisten ausgesetzten Lungenpartien begünstigen und dadurch wieder Störungen im kleinen Kreislauf nach sich ziehen. Die Trachea und die größeren Bronchien bilden also einen „schädlichen Raum“. Wie wir sehen, machen sich beim Tauchen des Menschen eine Reihe widriger Umstände geltend, welche daraus resultieren, daß der menschliche Organismus dem Wasserleben nicht angepaßt ist. Ich will folgende hervorheben: 1. Erstickung durch ungenügende Sauerstoffversorgung. 2. Versagen des Abschlusses der Lungenluft. 3. Auftreten von Druckdifferenzen. Wir wollen nun sehen, ob und wie der auf das Wasserleben an- gewiesene Delphinorganismus und speziell die beschriebenen Apparate diese widrigen Ereignisse vermeiden. Bei der kurzen Zeitpause, welche dem Delphin zum Luftwechsel zur Verfügung steht, handelt es sich darum, die Lunge möglichst rasch und gründlich zu entleeren und möglichst rasch und viel Luft aufzunehmen. Das nach tiefster Exspiration durch maximale Inspiration aufgenommene Luftquantum nennen wir Vitakapazität. Sie ist wieder abhängig von der Exkursionsfähigkeit des Thorax. Diesbezüglich gibt O. MüLrer (S. 168) für den Braunfisch, Phocaena vulgaris, einen nahen Verwandten des Delphin, an: „Der Brustkorb wird unter dem Einflusse des Wasserlebens beweglicher und erweiterungsfähiger.“ Anatomisch findet diese Eigenschaft ihre Anat. Anz. Bd, 48. Aufsätze. 36 562 Begründung in der Kürze des Brustbeins, mit welchem sich bloß fünf Rippen in direkte Verbindung setzen, ferner in einer Lockerung der Rippen an beiden Befestigungspunkten. Die Spannkräfte der dicken Elastica der Pleura, ferner des elastischen Fasersystems der Alveolen bilden die austreibende Kraft, welcher bei der Exspiration der nachgiebige Thorax keinen Widerstand entgegensetzt. Die Wirkung der elastischen Fasern in den Säckchen kann sich deshalb besonders entfalten, weil das Faser- system sich in direkte Verbindung mit Knorpeln, also relativ fixen Punkten setzt. Wichtig ist, daß die nach außen führenden Rohre vollständig wegsam sind. Zu diesem Zwecke müssen die Ringmuskeln bei Beginn der Exspiration völlig erschlaffen und von ihren Anta- gonisten, den radiären elastischen Fasern, an die Wand gezogen werden. Dazu sind letztere vermöge ihrer Insertion an den relativ starren Knorpeln wohl imstande. Die Folge ist ein Verstreichen der Ringfalten und eine Glättung des Rohres. In diesem Zustand folgt der Exspiration auch eine rasche maximale Inspiration, deren Aus- giebigkeit ebenfalls wieder durch die Exkursionsfähigkeit des Thorax gefördert wird. Die Vitalkapazität der Delphine ist daher jeden- falls eine sehr viel bedeutendere als bei den Landsäugetieren. F. E. Schutze hat ferner Berechnungen angestellt bezüglich der Anzahl der Alveolen bei den Landsäugetieren und beim Delphin. Er gibt schätzungsweise die Anzahl der Alveolen beim Menschen mit 150 Millionen, die respiratorische Fläche mit 30 m? an, für den Delphin findet er 437 Millionen und 43 m?. Dies würde auf eine bessere Ausnutzung des Sauerstoffes beim Delphin hindeuten. Jedoch hat SchurLze meiner Meinung nach zu wenig Rücksicht auf den eigentümlichen Bau der Delphinlunge genommen. Viel wich- tiger scheint mir die Vergrößerung der Vitalkapazität durch die ausgiebigeren Exkursionen zu sein. Nach erfolgter Inspiration schließen sich sofort die Nasenfalten und das Tier taucht unter. Zugleich wird die Luft durch Kontraktion der Ringmuskeln in den Lungensäckchen und kleineren Bronchien abgesperrt. Ein Abschluß der Luft an der Stimmritze findet schon deshalb nicht statt, weil die Delphine keine Stimmbänder besitzen). 1) Der Kehlkopf ist bei den Delphinen zu einer Röhre verlängert, deren Grundlage von der vergrößerten Epiglottis und den verlängerten Ary- knorpeln gebildet wird. Diese Röhre ragt durch das Velum in den Nasen- 563 Durch die Absperrung der Luft in den respiratorischen Teilen wird ein Ausweichen in den schiidlichen Raum der Bronchien und Tracheen vermieden. Die Luft wird zur Respiration viel besser ausgenutzt als beim tauchenden Menschen. Die abgesperrten Parenchymteile, zu welchen auch die großblasigen Lungenspitzen und die membranösen, bei der Inspiration aber ebenfalls geblähten Lungenränder gehören, bilden gewissermaßen ein abge- stepptes, sehr elastisches Luftpolster, das den Druck gleichmäßig, auch auf das Herz weitergibt. In dieser Hinsicht ergänzen die haut- artigen Lungenränder das Luftpolster in vollkommener Weise nach vorne, indem sie sich zwischen Thoraxwand und Herzbeutel schieben (Abb. 8). Das Herz steht somit unter demselben Druck wie das Blutgefäßsystem, hat also keine Mehrarbeit zu leisten. Der Abschluß der Lungensäckchen verhindert auch eine voll- ständige, zu Atelektase führende totale Kompression besonders der peripher gelegenen Teile, welche zu Störungen im kleinen Kreislaufe führen könnte. Die in den größeren Bronchien und in der Trachea von den Bronchiolen durch die Ringmuskeln geschiedene, nach außen durch die Nasenfalten abgeschlossene Luft ist dem Außendruck wegen der Starrheit der Rohre, welche bei zunehmendem Kaliber nahezu zu einer absoluten wird, viel weniger ausgesetzt. Es bildet sich also hier eine Druckdifferenz aus. Das Blut wird daher von außen in die intratrachealen Gefäße eindringen und sie mächtig erweitern, also von innen her das Volumen der Trachealluft verkleinern, bis die Druckdifferenz ausgeglichen ist. Tatsächlich fanden wir in der Sub- mukosa der Trachea ein Polster von außerordentlich großen Gefäßen. Da es sich um periodisch immer wiederkehrende Zustände handelt, können wir dies nicht als pathologisch betrachten. Ich halte dieses Gefäßpolster vielmehr für eine regulatorische Einrichtung. Die Gefäße sind auf das Maximum des Erfordernisses abgestimmt. Sobald die Druckdifferenz schwindet, also beim Luftwechsel, entleeren sich die rachenraum (intranariale Lage) und wird von dem M. palatopharyageus eng umfaßt, der diese Röhre auch abzuschnüren vermag. Nach der Ansicht WEBERS hat er aber, ebenso wie die Nasenfalten die Aufgabe, unter dem Druck allenfalls eindringendes Wasser abzuhalten. Dadurch daß der Kehlkopt den Verdauungsweg kreuzt, ohne mit ihm zu kommunizieren, läuft der Delphin auch nicht Gefahr, bei der Aufnahme von Nahrung (Fische) Wasser in die Luftwege zu bekommen. 36* 564 Gefäße, zum Teil durch den Druck der freilich recht dünnen Wandungen, zum Teil durch den Druck der elastischen Längenfaserschicht, welche, wie wir gesehen haben, sich auch mit den Knorpeln in Verbindung setzt, schließlich auch durch den negativen Druck, der bei der In- spiration auftritt. Beim Tauchen füllen sie sich allmählich wieder. Die physiologische Deutung der gemachten Beobachtungen ließe sich leicht noch weiter ausdehnen, ohne allzusehr in das Gebiet der Spekulation zu geraten. Ich will mich jedoch mit den gemachten Erörterungen begnügen. Ich bin mir wohl bewußt, daß sich durch physikalische Formeln und durch einige auf anatomische Details sich gründende Schlußsätze die Funktion eines Organes nicht erschöpfend abtun läßt. Bei der im Bauplan der Organismen herrschenden Korre- lation der Organe müssen eben auch die übrigen Organe berücksichtigt werden. Zum Teil habe ich das auch getan. Die Delphine sind an das Wasserleben im höchsten Grade ange- paßt. Das zeigt uns schon die dem Fischleib konvergente Körperform. Auch sonst sehen wir manche auf das Wasserleben Bezug habende Besonderheiten: Die 5 mm dicke Epidermis, die kurze Halswirbelsäule, die Muskelentwickelung des kurzen Halses und die Lagerung des Zungenbeins daselbst, das Herz und die Blutgefäße, bezüglich welcher manche Autoren auf die vielen Wundernetze aufmerksam gemacht haben, ferner die dicke Bauchmuskulatur, das durchaus muskulöse, dicke und schief gestellte Zwerchfell. Ich habe speziell diese Momente hervorgehoben, weil sie für die Respiration in Betracht kommen. Eine weitere Ausführung würde jedoch den Rahmen der Arbeit über- schreiten. Immerhin haben wir gesehen, daß die Lunge des Delphin mit einer Reihe von Apparaten und Einrichtungen versehen ist, welche dem Taucherleben angepaßt sind. Sie gibt uns ein Beispiel, in wie zweckmäßiger und vollkommener Weise die Anpassung an eigenartige Lebensverhältnisse in der Tierwelt erfolgt, auch bei Organen, die uns von vornherein für solche Lebensverhältnisse als nichtgeeigneterscheinen. 565 Literatur. ScHuuze, F. E., Beiträge zur Anatomie der Säugetierlungen. Sitzungsber. d. kgl. preuß. Akad. d. Wiss. 1906. Srannius, Lehrb. d. vergl. Anat. d. Wirbelt. 1846. MroKEL, System d. vergl. Anatomie 1835, 6. Teil, Vergl. Anatomie d. Atmungs- und Stimmwerkzeuge. Opper, Lehrb. d. vergl. mikroskop. Anatomie d. Wirbelt. 6. T. 1905. ELLENBERGER, Handb. d. vergl. mikrosk. Anatomie d. Haustiere, 1911. WINTERSTEIN, Vergleichende Physiologie. Pick, Zur feineren Anatomie der Lunge von Halicore dugong. Arch. f. Natur- Besche ion Je. "Balz 71907. KOELLIKER-EBNER, Handbuch der Gewebelehredes Menschen. 4. Aufl. Bd.3. 1899. Miter, O., Untersuchungen über die Veränderungen, welche die Respirations- organe der Säugetiere durch die Anpassung an das Leben im Wasser er- litten haben. Jenaische Zeitschr. f. Nat. Bd. 32. 1898. STIGLER, R., Die Taucherei. Fortschr. d. naturwiss. Forschung IX. 1913. WEBER, Die Säugetiere. 1904. (Eingegangen am 16. und 21. August 1915.) Nachdruck verboten. Über Hyperphalangie des Daumens. Von Dr. H. Steve (Assistenzarzt d. Res.) (Mit einer Abbildung.) Aus der anatomischen Anstalt in München. Unter allen angeborenen Mißbildungen der Hände gelangt neben der Ektrodaktylie die Hyperphalangie des Daumens wohl am selten- sten zur Beobachtung, so selten, daß Orro (1841) sie als ein Ereig- nis bezeichnet „quod rarissime fit“. Diese Tatsache mag zum Teil wohl ihre Begründung darin finden, daß eine unvollständige Drei- gliedrigkeit des Daumens vorhanden sein kann, ohne daß ihr Träger selbst, geschweige denn seine Umgebung eine Ahnung davon hat. Erst als es durch die allgemeine Einführung der Röntgenuntersuchung möglich wurde, die Hyperphalangie auch in solchen Fällen am Leben- den nachzuweisen, in denen äußerlich keinerlei Zeichen für das Vor- handensein einer mittleren Daumenphalanx sprachen, mehrten sich die Nachrichten über dreigliedrige Daumen. So berichtet JoACHIMSTHAL (1906) über 5 Fälle von Hyperphalangie des Daumens und Hmeen- REINER (1907) konnte durch eine Zusammenstellung fast der ganzen 566 Literatur über diesen Gegenstand nachweisen, daß Dreigliedrigkeit des Daumens bei weitem nicht so selten ist, als es im allgemeinen den Anschein hatte. Es gelang ihm, im ganzen 58 Fälle zusammen- zustellen, bei welchen 107 dreigliedrige Daumen beobachtet waren. Diese Zahl konnte er später (1910) noch durch 10 selbst beobachtete Fälle bereichern, gleichzeitig gelang es ihm, nachzuweisen, daß die Dreigliedrigkeit des Daumens eine „hochgradig vererbliche Mißbildung“ ist. Diese Tatsache verdient besonders betont zu werden, da sie bis- her trotz der zahlreichen diesbezüglichen Beobachtungen stets über- gangen wurde. So finden wir z. B. in dem Katalog der Gruppe Rassenhygiene der Dresdener internationalen Hygieneausstellung in der von GRUBER und Rüpm (1911) zusammengestellten Übersicht der wichtigsten erblichen Krankheiten und Mißbildungen, von Mißbildungen der Hände die Monodaktylie, Brachydaktylie und Spalthand aufgeführt, nicht aber die Hyperphalangie des Daumens. Auch Barzson (1914) und Prare (1913) erwähnen sie nicht bei der Zusammenstellung der vererbbaren Mißbildungen. Der Grund dieser auffälligen Unbekanntheit, die in keinem Ver- hältnis zu der Bedeutung steht, welche der Dreigliedrigkeit des Daumens vom wissenschaftlichen Standpunkt aus oft beigemessen wurde, liegt, wie schon oben erwähnt, hauptsächlich darin, daß ein dreigliedriger Daumen, der wie alle Monstrositäten von seinen Trägern gerne verheimlicht wird, im allgemeinen nur sehr wenig in die Augen fällt und außerdem kaum irgend welche Beschwerden verursacht. Die meisten angeborenen Verunstaltungen der oberen Extremitäten kommen ja wohl deshalb zur Beobachtung, weil ihr Träger durch sie im Ge- brauch seiner Hände beeinträchtigt ist und aus diesem Grunde den Rat und die Hilfe des Arztes aufsucht. Die reine Hyperphalangie des Daumens ohne Verbindung mit anderen Mißbildungen stört nun einerseits nicht, andererseits ist sie wohl niemals Gegenstand eines chirurgischen Eingriffes. Aus diesem Grunde ist sie keine Erschei- nung des Interesses für die Chirurgen, dem Anatomen jedoch bietet sie den Schlüssel zur Lösung wichtiger Fragen. Schon Gapen (zitiert nach Hyrru 1870) beschäftigte sich mit der Lösung der Frage, ob der menschliche Daumen ein zweigliedriges oder ein dreigliedriges Ge- bilde sei und entschied sich für das letztere, indem er das Os meta- carpi pollicis für die Grundphalanx hielt. Zahlreiche Gründe sind seit dieser Zeit für und wider diese Anschauung angeführt worden, 567 und bis auf den jetzigen Tag kann die Frage nicht als vollkommen gelöst gelten, obwohl die größere Mehrheit der Forscher heute den Daumen für zweigliedrig hält, hauptsächlich wohl im Anschluß an die Ausführungen von Prirzner (1890, 1892). Dieser wies zuerst auf Grund seiner Beobachtungen an der kleinen Zehe des Menschen und an einem Fall von dreigliedrigem Daumen nach, daß die Zweigliedrig- keit des Daumens aller Wahrscheinlichkeit nach dadurch entstanden sei, daß die ursprüngliche Mittelphalanx mit der Endphalanx ver- schmolzen sei und so zur Bildung der jetzigen, vergrößerten End- phalanx geführt habe. Die Endphalanx des Daumens mißt deshalb beim Erwachsenen 4—5 mm mehr als die Endphalanx der übrigen Finger. Allerdings gründet sich diese Prirzner’sche Assimilationshypothese lediglich auf Befunde an Mißbildungen und diese hält Krause (1909) offenbar für ungeeignet zu derartigen Schlüssen, „da man im einzelnen Fali nie übersehen kann, wieviel anderweitige Störungen der Ent- wickelung vorausgegangen sind“. Trotzdem erscheint es möglich, daß aus einer großen Anzahl von verschiedenen Fällen dreigliedriger Daumen, bei Berücksichtigung und Vergleichung aller anderweitigen Störungen Schlüsse auf die Entstehungsweise des zweigliedrigen Daumens gezogen werden können. Aus diesem Grunde und um die Vererblichkeit der Mißbildung möglichst klar zu stellen ist die Ver- öffentlichung jedes Falles von dreigliedrigen Daumen gerechtfertigt, besonders wenn auch eine genaue Untersuchung der Vorfahren des mit der Abnormität Behafteten ausgeführt wurde. Die für die nachfolgenden Untersuchungen notwendigen dia- graphischen Aufnahmen wurden im röntgenologischen Institut der inneren Abteilung des Krankenhauses München 1. d. Isar angefertigt. Ich möchte an dieser Stelle nochmals dem Chef dieses Institutes, Herrn Professor Dr. Rırper für die große Liebenswiirdigkeit, mit der er mich bei der Anfertigung der Aufnahmen unterstützt hat und be- sonders für die Überlassung zahlreicher Röntgenaufnahmen meinen allerverbindlichsten Dank aussprechen. Der im folgenden beschriebene Fall betrifft einen 19jährigen Landwirt, Valentin Recht. Er wurde mit einer teilweisen Atresia ani geboren und kam deshalb im Alter von einigen Wochen in chirur- gische Behandlung. Damals fiel auch die merkwürdige, weiter unten 568 näher beschriebene Form seiner Daumen auf. Der behandelnde Arzt schlug eine operative Streckung der Daumen vor, die jedoch von den Eltern verweigert wurde. Der große, robust gebaute Mann hat einen sehr kräftigen eben- mäßig entwickelten Körper. Mit Ausnahme einer am Damm sicht- baren, alten Operationsnarbe läßt sich am übrigen Körper keinerlei krankhafte Erscheinung nachweisen. Die beiden Hände sind groß und kräftig gebaut und der Be- schäftigung ihres Trägers entsprechend sehr breit. Der Daumen ist an beiden Händen auffallend lang, seine Spitze reicht bei zwangloser Anlehnung an den Zeigefinger ungefähr bis zur Mitte des 2. Gliedes dieses Fingers. Das Endglied des Daumens ist bei gestrecktem Finger nicht, wie normalerweise, die gradlinige Fortsetzung des 1. Gliedes, sondern bildet mit diesem einen stumpfen Winkel, ungefähr von 150 Grad gegen die ulnare Seite des Daumens zu in der Ebene der Achse des Interphalangealgelenkes. Am meisten fällt diese Erschei- nung auf, wenn die Hände mit den Handflächen vollkommen flach auf eine ebene Unterlage aufgelegt werden. In diesem Falle steht das Endglied des Daumens nach oben, und bildet mit der Unterlage einen Winkel von ungefähr 30 Grad sowohl in der Richtung der Daumenachse als auch gegen die übrige Hand zu. Diese Abweichung läßt sich auch durch kräftigen entsprechenden Druck auf Grund und Endphalanx nicht ausgleichen. Die Nägel der Daumen sind denen der übrigen Finger ähnlich und zeigen keine Besonderheiten. Beide Daumen sind im Carpo-Metacarpalgelenk vollkommen noı- mal beweglich, im Metacarpo-phalangealgelenk beträgt der aktive Beugungsumfang nur ungefähr 25 Grad, eine Überstreckung in diesem Gelenk ist weder aktiv noch passiv möglich. Im Interphalangealgelenk ist eine Beugung um ungefähr 40 Grad aktiv ausführbar, passiv ge- lingt sie ohne Schwierigkeiten bis zum rechten Winkel, dabei behält das Endglied stets seine ulnare winkelige Stellung zur Achse des Daumens bei. Die Muskulatur des Unterarmes und der Hand ist, dem Knochen- bau des Mannes entsprechend sehr kräftig entwickelt, irgend welche Abweichungen von der Norm lassen sich äußerlich nicht erkennen. Die Tabatiére ist gut ausgebildet. Im Verhältnis zur übrigen Musku- latur erscheint jedoch der Daumenballen und der Wulst des Interosseus 569 dorsalis primus etwas schwach entwickelt. Die Hautfalte zwischen Daumen und Zeigefinger ist gut ausgebildet, die Linien der Hand- fläche zeigen normalen Verlauf. An beiden Daumen findet sich an der Volarseite ca. 8 mm distal von der Beugefalte des Fingergelenkes eine zweite sehr deutlich ausgebildete Beugefalte. Was die Gebrauchsfähigkeit der Hände betrifft, so erscheint diese bei gesonderter Betrachtung der Beweglichkeit der einzelnen Gelenke nicht behindert. Beobachtet man den Mann jedoch bei einer etwas feineren Arbeit, z. B. nur beim Essen oder Schreiben, so fällt unbe- dingt eine große Ungeschicklichkeit im Gebrauch beider Hände auf, die das Maß derjenigen Ungeschicklichkeit weit übersteigt, die durch eine von Jugend an ausgeführte schwerste Arbeit bedingt wird. Über diese mangelnde Gebrauchsfähigkeit der Hände weil auch der Vater des Untersuchten zu klagen, da sein Sohn nicht imstande ist, das väterliche Schmiedehandwerk auszuüben, wegen zu großer Ungeschick- lichkeit und mangelnder Kraft in beiden Händen. Bei genauer Beobachtung erklärt sich diese Ungeschicklichkeit damit, daß spontan fast niemals eine Bewegung im Zwischenfinger- gelenk des Daumens erfolgt, und daß wegen der abnormen Stellung des Daumengliedes dieses zwar zum Ergreifen, nicht aber zum Fest- halten kleinerer Gegenstände benutzt werden kann. Das letztere ge- schieht stets, indem der betreffende Körper zwischen dem Grundglied des Danmens und dem Zeigefinger eingeklemmt wird. Das Röntgenbild zeigt folgenden Skelettbefund: Handwurzel- und Mittelhandknochen, außerdem die Phalangen des zweiten bis fünften Fingers zeigen keinerlei Abweichungen von der Norm; an der Arti- culatio metacarpo-phalangea findet sich beiderseits am Daumen ein gut entwickeltes radiales und ulnares Sesambein. Die beiden Daumen wurden genau in dorso-ventraler Richtung, getrennt von den übrigen Fingern aufgenommen und geben folgenden Befund (Abb. S. 570). Die Grundphalanx rtikuliert mit dem Metacarpus in normaler Weise. Dem äußeren Befund an der Hand entsprechend weicht die Achse der Endphalanx von der Grundphalanx ulnarwärts ab und bildet mit ihr einen Winkel von ungefähr 150 Grad. Das distale Ende der Grundphalanx verläuft nicht ungefähr gradlinig, rechtwinkelig zur Längsachse dieses Knochens, sondern zackig, in der ulnaren Hälfte spitzwinkelig zur Längsachse, dann scharf, ungefähr im rechten Winkel der bisherigen Verlaufsrichtung proximalwärts umbiegend, ebenfalls 570 spitzwinkelig zur Längsachse und nochmals umbiegend erst in seinem radialsten Teil in der gewöhnlichen Richtung. Das proximale Gelenk- ende der Endphalanx erscheint leicht dachgiebelförmig geknickt. Die beiden Phalangen liegen nur in der ulnaren Hälfte ihrer Gelenkflächen einander an. Radialwärts klaffen die beiden Gelenkflächen ungefähr im rechten Winkel auseinander. Auf diese Weise entsteht ein drei- eckiger freier Raum zwischen den beiden Knochen. Dieser ist durch einen dritten Knochen von ungefähr prismatischer Gestalt ausgefüllt, der sich in seiner, der Grundphalanx zugekehrten Seite vollkommen Nach der Röntgenplatte gezeichnet von Fräulein O. KoPpEtzkY. den Konturen dieses Knochens anpaßt, so daß ein Gelenkspalt hier nur sehr schwer, bei leichter Beugung im Fingergelenk zu erkennen ist. Zwischen der Endphalanx und diesem Knochen ist ein deut- licher Gelenkspalt zu sehen. Während aber die Endphalanx des linken Daumens ziemlich symmetrisch erscheint, tritt bei dem rechten Daumen hier eine deutliche Asymmetrie zutage, in der Art, daß die ulnare Seite der Endphalanx wesentlich länger erscheint als die ra- diale. Es macht fast den Eindruck, als wäre aus der Epiphyse dieses Knochens ein dreieckiges Stück ausgesprengt, das zur Bildung des prismatischen zwischengeschobenen Knochens gedient hat. 571 Zweifellos haben wir in diesem zwischengeschobenen prismatischen Knöchelchen eine rudimentäre Mittelphalanx zu erblicken, es handelt sich also um einen Fall von beiderseitiger Hyperphalangie des Daumens, verbunden mit Klinodaktylie mit radialer Konvexität. Die Maße der einzelnen Knochen der beiden Hände sind, nach dem Röntgenbild gemessen, folgende: Rechte Hand Linke Hand iL IL |) J0DE |) JAY V JE 108 a8 | IV V Metacarpale . . | 55,8, 70,6 | 69,5) 63,7 | 61,0 53,6 70,4 | 68,8 63,4 | 61,0 1. Phalanx . . . | 37,8, 41,3) 47,9! 45,2 | 35,9| 37,6 | 41,2) 47,6| 45,0! 35,7 2. Phalanx . . . | 11,5| 22,4) 29,8| 30,2| 21,6} 10,3 | 22,2| 29,7 | 30,1 | 21,6 3 Ehalanxz. . . 7226| 1741| 182| 18,4 | 12,9) 21,2 17,2. 18.2184 | 17.8 Einger 22.2. | (1.9) 808, 953,9 93,81 75,41 69,6 80,6| 95,5. | 93,5] 75,1 Strahl. . . . . [127,7 151,4 |165,4 |1157,5 |136,4 |123,2 [151,0 |164,3 |156,9 |136,1 Diese Maße entsprechen im allgemeinen den Prirzner’schen Ver- hältniszahlen, nur sind die einzelnen Knochen nicht unbedeutend länger als der Durchschnitt. Dies erklärt sich wohl daraus, daß wir es mit einem ziemlich großen Manne von 178 cm Körperlänge zu tun haben, der den schwer arbeitenden Volksklassen angehört. Die einzelnen Strahlen übertreffen die der Normalhand an Länge um 12—15 mm, der des Zeigefingers jedoch nur um 8,5 mm, dagegen der des Daumens um 31,7 mm. Durch diese Kürze des Zeigefingers kommt die relative Größe des Daumens noch mehr zur Geltung, da dieser nur um 23,7 mm kürzer als der benachbarte 2. Finger ist und nicht wie der Norm entsprechen würde, um 49,1 mm. Dieses Mißver- hältnis fällt auch am Röntgenbild stark in die Augen. Zu diesen wie zu den folgenden Maßangaben sei jedoch hier nochmals bemerkt, daß alle Messungen an diagraphischen Aufnahmen ausgeführt wurden. Die gewonnenen Zahlen wurden nach der von LamBertz (1900) angegebenen Methode umgerechnet. Wenn die Er- gebnisse dieser Rechnung auch den tatsächlichen Werten sicherlich sehr nahe kommen, so handelt es sich doch stets nur um annähernd genaue Zahlen, die aber für unseren Zweck wohl genügen, da es nur auf das Verhältnis der einzelnen Größen zueinander ankommt. Das Skelett der Füße des Untersuchten zeigt vollkommen nor- malen Bau, wie sich ja auch äußerlich an den Füßen und am ganzen übrigen Körper keinerlei Mißbildung nachweisen läßt, mit Ausnahme der oben beschriebenen und der jetzt vollkommen beseitigten teilweisen Atresia ani. Die beiden Eltern, außerdem ein Bruder und eine Schwester, besitzen vollkommen normale Hände, bei keinem von ihnen findet sich an der Volarseite des Daumens in der Gegend des Fingergelenkes eine 2. Beugefalte, weder ausgebildet noch angedeutet, oder auch nur ein verhältnismäßig langer Daumen. Nach den Angaben der Eltern ist auch bei keinem der Großeltern oder sonstigen Verwandten des von uns untersuchten Mannes eine ähnliche Veränderung an den Händen oder sonst irgend eine Mißbildung beobachtet worden. Zum Vergleiche seien hier die Maße der einzelnen Knochen der Hände der beiden Eltern angegeben. Vater. Rechte Hand Linke Hand Ty), | ced aye |. TE, | TE | me Metacarpale . . [453 | 71,7 678 | 61,2 56.7] 45,2| 69,8| 67,6) 60,9| 56,5 1. Phalanx . 30,7! 39,4| 45,0| 43.5! 35,0 30,5| 38,3| 44,2! 42.9] 33,2 2. Phalanx. . . | — | 265| oza| 262| 211] — | 210 961] 243) 21,0 3. Phalanx . 22,6| 15,4| 17,2, 17,8| 16,2] 224 15,21 17,4] 17,5| 16,0 Finger 53,3| 75,3| 89,6 87,5| 72,3| 52,9| 74,5| 87,7| 84,7| 70,2 Strahl . 98,6 |147,0 |157,4 148,7 1290 98,1 |144 3 |155,3 |145,6 |126,7 | | | | Mutter. Rechte Hand Linke Hand Z| IE) un |v |, v |, 2 20) eto ora Metacarpale 43,7 | 70,3 | 65,6| 58,2 53,1| 43,9! 65,8| 62,6 58,3 | 53,1 1. Phalanx . 29,0| 40,0| 44,0 42,5 32,0| 289! 39.8] 44,3 | 40,9| 32,0 2. Phalanx . — | 222] 279\265| 1932| — | 24,8] 28.7] 27,2] 20,2 3. Phalanx . 21,9| 17,4] 18,5| 189) 17,1].21,5| 18,7 | 19,2) 19,7) 18,6 Finger 50,9! 79,6/ 90,4| 87,9| 68,3| 50,4| 82,8| 92,2] 87,8 | 70,8 Strahl . 94,6 149,9 [156,0 146,1 121,4| 943 |148,6 154,8 |146,1 123.9 Abgesehen von der relativen Größe der einzelnen Knochen, für welche die gleiche Erklärung wie beim Sohn zutrifft, entsprechen diese Maße im großen und ganzen den Prrrzwer’schen Normalzahlen. Bi Beim Vater fällt allerdings die Kürze der Endphalangen an allen Fingern im Vergleich zu den übrigen Knochen auf, doch ist diese Erscheinung wohl die Folge der schweren gichtischen Veränderungen, die sich an allen Gelenken besonders aber an den Interphalangeal- gelenken nachweisen lassen. Als Folge dieser Erkrankung stehen die Endphalangen in leichter Krallenstellung und erscheinen deshalb auf dem Röntgenbilde etwas verkürzt. Bei keinem der beiden Eltern findet sich, ebenso wie bei den beiden Geschwistern eine übermäßig lange Endphalanx des Daumens, auch lassen sich an dieser nirgends Zeichen einer beginnenden Mittelphalanxbildung, wie etwa Einschnü- rung oder abnorme Form der Epiphyse auffinden. Eine Vererblich- keit der Mißbildung läßt sich bei dem hier beschriebenen Fall also nicht nachweisen. Reihen wir diesen in die Einteilung HiLsEnREiner's (1907) ein, so gehört er zu den Fällen von „gleichzeitiger Hyper- und Brachy- phalangie i. e. von vollkommener aber noch unvollständiger Drei- gliedrigkeit, die dadurch gekennzeichnet ist, daß die Abtrennung des basalen Teiles der Endphalange eine vollständige geworden, resp. die normalerweise eintretende Verschmelzung der rudimentären Mittel- und der Endphalange vollständig ausgeblieben ist, so daß man eine zwischen Grund- und Endglied eingeschobene rudimentäre Pha- lanx findet, deren gelenkige Verbindung mit dem Endgliede zumeist nur eine sehr beschränkte Beweglichkeit aufweist, wodurch sich die Zusammengehörigkeit der beiden Phalangen dokumentiert“. Im Gegen- satz zu dieser Schilderung HiteEnrerer’s besteht bei dem hier mit- geteilten Fall ein weit größerer Gelenkspalt zwischen der rudimen- tären Phalanx und der Endphalanx als zwischen der ersteren und der Grundphalanx. Auch die Beweglichkeit des überzähligen Knochens scheint gegen die 3. Phalanx zu größer zu sein als gegen die Grund- phalanx. Abgesehen von diesen, am Lebenden nur sehr schwer zu prüfenden Tatsachen bezeugt sich jedoch die Abhängigkeit der super- numären Phalanx wie oben erwähnt aus ihrer Form und dem ent- sprechenden Defekt an der radialen Seite der Epiphyse der End- phalanx. Ähnliche Fälle wie dieser wurden von Srrursers (1863), Joachıns- tan (1898), Varentı (1900), Hezusıse (1903), Wırmkower (1903), Gavanı (1905) und Hirsenreiner (1907) beschrieben. 574 STRUTHERS beobachtete einen Mann mit beiderseits sehr langen Daumen, deren Endglieder ulnarwärts abgelenkt waren. Diese Ab- lenkung wurde durch die Einlagerung einer überzähligen Mittelphalanx bedingt, die auf der radialen Seite länger als auf der ulnaren war. JOACHINSTAL beschreibt einen Fall, bei dem linkerseits ein Doppel- daumen mit Dreigliedrigkeit des ulnaren Zwillings vorhanden war. Die Endphalanx des rechten Daumens war ulnar abgelenkt. Diese Ablenkung wurde wieder durch eine keilförmige, eingeschobene Mittel- phalanx bedingt. Heusine beschreibt einen Mann mit beiderseitiger seitlicher Ab- biegung des Daumenendgliedes mit ulnarwärts offenem Winkel, der links 90 Grad, rechts 130 Grad betrug. Die Ursache der Ablenkung war beiderseits eine überzählige keilformige Mittelphalanx. Einen ähnlichen Fall beschreibt auch VAarent, nur betraf hier die Mißbildung außer den beiden Daumen auch die beiden großen Zehen. Wirrkower teilt einen Fall mit, bei dem ebenfalls beiderseitige Hyperphalangie und Klinodaktylie mit radialer Konvexität bestand, er bezeichnet die letztere als Valgusstellung der Endphalange des Daumens. Gavanı beschreibt zwei hierher gehörige Fälle. Ein Kind zeigte beiderseitige Klinodaktylie des Daumens, bedingt durch eine keilför- mige überzählige Mittelphalanx. Der Großvater dieses Kindes besaß die gleiche Mißbildung an der einen Hand, die andere bot äußerlich und im Röntgenbilde vollkommen normale Verhältnisse, soll jedoch bei der Geburt ebenfalls mit der gleichen Deformität des Daumens behaftet gewesen sein. HILGENREINER schildert ebenfalls zwei ähnliche Fälle: Ein 5jähriges Mädchen mit beiderseits sehr langen Daumen, deren Endglieder ulnar- wärts abgelenkt erscheinen. Auch hier ist die Ursache der Ablenkung die gleiche wie in den oben mitgeteilten Fällen. Die Mutter und Großmutter des Mädchens besaßen ebenfalls an beiden Händen drei- gliedrige Daumen, doch war hier nur an der rechten Hand das End- glied des Daumens abgelenkt, und zwar radialwirts. Der zweite Fall, bei dem sich auch noch andere Mißbildungen an den Händen nach- weisen ließen und auf den der oben zitierte Einwurf Krausr’s des- halb besonders anwendbar ist, betrifft einen Sjährigen Knaben mit Doppeldaumen an beiden Händen und vollständiger Dreigliedrigkeit 575 der überzähligen ulnaren Zwillinge. Diese wurden beiderseits exstir- piert und präpariert. Der anatomische Befund an den Gelenken des linken Daumens entspricht etwa demjenigen, den wir an den von uns untersuchten Händen zu erwarten hätten, doch fehlen jedwede Streck- und Beugesehnen. Die Mittelphalanx des linken Daumens artikulierte nämlich nur mit der radialen Hälfte der Endphalange, während die ulnare Hälfte dieser letzteren sich an der Bildung des 1. Inter- phalangealgelenkes beteiligte. In der gleichen Arbeit weist HILGENREINER auf die Ausnahme- stellung hin, welche das Endglied des Daumens in Bezug auf die Länge gegenüber den Endphalangen der übrigen Finger einnimmt. Diese Ausnahmestellung der Daumenendphalanx führt schon PrrrznER (1898) als Beweis für seine Assimilationshypothese an. Die 2. Pha- lanx des Daumens ist viel länger als die 3. der übrigen Finger, sie mißt durchschnittlich beim Mann 22—23 mm, im Mittel 22,6 mm, beim Weibe 20,4 mm, die Länge der 3. Phalange aber beträgt im Mittel am 2. Finger 17,7 mm, am 3. 18,6 mm, am 4. 19,1 mm und am 5. 17,3 mm. Wenn diese Erklärung auf Richtigkeit be- ruht, so müßte in allen Fällen, wo keine Verschmelzung stattgefunden hat, also bei vollständiger Hyperphalangie des Daumens die End- phalanx dieses Fingers wesentlich kürzer sein als gewöhnlich und in ihrer Länge ungefähr der 3. Phalanx der übrigen Finger ent- sprechen. Diese Annahme scheint einer der von Rreper (1900) mitgeteilten Fälle von vollständiger Hyperphalangie an beiden Daumen, verbunden mit teilweisem Verlust des Daumencharakters (Martina Zehntner) zu entsprechen. Dort ist nämlich die Endphalanx des Daumens wesent- lich kürzer als die des 3., 4. und 5. Fingers, nur die des 2. Fingers steht ihr an Länge etwas nach. Allerdings erscheinen die Endpha- langen III—V im Vergleich zu den übrigen Knochen der Hand länger als dies der Norm entspräche, während in dieser Hinsicht die End- phalanx I und II sich vollkommen normal verhält. Der von SALZER (1898) mitgeteilte Fall von vollständiger Hyperphalangie beider Daumen zeigt keine relative Verkürzung der Daumenendphalangen, bildet also gewissermaßen einen Gegenbeweis gegen die Prirzwer’sche Erklärung für die Länge der Daumenendphalanx. Auch bei dem von uns beschriebenen Fall finden sich wie aus den oben mitgeteilten Maßen ersichtlich ist, keine Verkürzung der 576 Endphalangen des Daumens, im Gegenteil, diese Knochen erscheinen an beiden Händen sogar besonders lang. Allerdings handelt es sich hier um keine vollkommen ausgebildete Dreigliedrigkeit und der über- zählige Knochen entspricht wenigstens der äußeren Form nach nicht der ganzen Mittelphalanx, sondern nur ihrem radialen Teil. Diese merkwürdige prismatische Form der überzähligen Mittelphalanx sowie ihre radiale Lage und die dadurch bedingte ulnare Ablenkung der Endphalanx findet sich, wie aus der obigen Zusammenstellung hervor- geht, fast stets bei unvollständiger Hyperphalangie des Daumens. Eine ulnare Lage der supernumären Phalanx mit radialer Ablenkung der Endphalanx ist nur zweimal beschrieben worden, von RIEDER (1900) (Fall Johann Zehntner) und von HILGENkEINER (1910) (Fall Franziska Untermüller). Bei dieser letzteren wird jedoch die radiale Ableitung nicht durch eine ulnare Lage der Mittelphalanx bedingt, diese ist vielmehr vollkommen mit der Endphalanx verschmolzen. Jedenfalls ist die ulnare Lage der unvollständig ausgebildeten überzähligen Phalanx wesentlich seltener als die radiale. Eine Erklärung für diese eigen- tümliche Form und Lage kann aus dem bisher bekannten Material nicht gegeben werden, jedenfalls aber bildet diese Erscheinung einen weiteren Beleg dafür, daß bei der Entstehung dreigliedriger Daumen bisher noch völlig unbekannte Momente mitspielen, welche die An- wendung dieser Mißbildung zur Erklärung normaler Verhältnisse höchst problematisch erscheinen läßt. Wenn auch bei dem hier mitgeteilten Fall sich weder bei den Eltern noch auch bei den Geschwistern des Untersuchten und schein- bar auch nicht bei den übrigen Verwandten eine ähnliche Mißbildung an den Händen nachweisen läßt, so liegen doch auch zahlreiche Mit- teilungen darüber vor, daß die Hyperphalangie des Daumens eine erbliche Mißbildung ist. Da jedoch diese Tatsache, wie schon oben betont, keineswegs allgemein bekannt ist, so möge hier eine kurze Zusammenstellung aller der Fälle folgen, bei denen sich Dreigliedrig- keit bei mehreren Familienmitgliedern nachweisen ließ. SALZER (1898) fand dreigliedrige Daumen bei einer Mutter und zwei von ihren Söhnen, zwei weitere Söhne hatten vollkommen normale Hände. In der oben zitierten Arbeit Srruruers (1863) betraf die Dreigliedrigkeit des Daumens den mitgeteilten Fall und eine Tante miitterlicherseits. Vacentı (1900) beschreibt die Mißbildung bei einem Mädchen, dessen Onkel väterlicherseits und dessen Großvater väterlicherseits. Gavanı (1905) konnte Hyperphalangie des Daumens bei einem Kinde und dessen Großvater nachweisen. OTTENDORF (1906) berichtet über einen Mann, der bei der Geburt links 6, rechts 5 Finger besaß. Der überzählige rudimentäre Finger an der Radialseite der linken Hand wurde operativ entfernt. Die radialwärts gelegenen Finger waren an beiden Händen dreigliedrig, konnten jedoch auf Grund des Befundes an den Knochen und an der Muskulatur als Daumen bezeichnet werden. Das Kind dieses Mannes besaß jederseits an der 5fingerigen Hand an Stelle des Daumens einen dreigliedrigen Finger. Farce (1886) beschreibt die Familie Cady, in welcher Polydak- tylie durch drei Generationen beobachtet wurde. Der Vater hatte statt der Daumen dreiphalangige Finger. Von seinen Kindern zeigten drei die gleiche Erscheinung, ebenso ein viertes, doch fanden sich bei diesen auch noch andere Mißbildungen an den Händen. Die Grob- mutter väterlicherseits hatte jederseits 2 Daumen, von denen jedoch nicht mitgeteilt wird, ob sie zwei- oder dreigliedrig waren. Rijprincer (1876) beschreibt einen Glasermeister, der beiderseits statt des Daumens 2 dreigliedrige Finger besaß. Bei der Tochter des Mannes fand sich die gleiche Mißbildung an beiden Händen. HILGENREINER (1910) berichtet über vollständige, unvollständige oder angedeutete Hyperphalangie des Daumens bei Großmutter, Mutter und drei Kindern, und weiterhin über vollständige Hyperphalangie bei zwei Brüdern, deren Vater die Mißbildung angedeutet besaß. Rırper (1900) endlich beschreibt eine Familie, deren fast sämt- liche Mitglieder dreigliedrige Daumen besaßen. Der Vater zeigt die Mißbildung unvollständig, die einzige Tochter aus erster Ehe voll- ständig ausgebildet. Von den fünf Kindern aus zweiter Ehe besitzt nur eins normale Hände, drei zeigen mehr oder weniger vollkommen ausgebildete dreigliedrige Daumen, das fünfte Kind weist an den Knochen der Hände keinerlei Mißbildungen auf, äußerlich ist jedoch. an beiden Daumen distal von der Beugefalte des Interphalangealgelenkes eine deutlich sicht- und fühlbare überzählige Beugefalte vorhanden, die Dreigliedrigkeit ist also auch hier nachweisbar, wenn auch nur angedeutet. Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 37 578 Zwei Enkelkinder aus dieser Familie wurden in diesem Jahre von uns untersucht. Die Tochter von Franziska (unvollständige Hyper- phalangie) zeigt weder äußerlich noch im Röntgenbilde irgend einen abnormen Befund an den Händen. Der neunjährige Sohn von Anna (angedeutete Hyperphalangie) besitzt ebenfalls vollkommen normal ge- baute Hände, weder an den Knochen noch an den Beugefalten des Daumens findet sich ein Zeichen der Dreigliedrigkeit. In dieser Zusammenstellung sind auch alle diejenigen Fälle mit angeführt, bei welchen beiderseits an Stelle des Daumens dreigliedrige Finger beschrieben wurden, nämlich die 5 Fälle Farges und das Kind in der Arbeit OTTENDORFs, dessen Vater an beiden Händen dreiglied- rige Daumen besessen hatte. Außerdem auch die beiden von RÜDINGER mitgeteilten Fälle, bei denen sich an Stelle des Daumens jederseits 2 dreigliedrige Finger vorfanden. Über derartige fünffingerige, sozusagen daumenlose Hände wurde schon ziemlich häufig berichtet, nämlich von ANNANDALE (1865), PARKER (1882), MosenGeis (1871), Kunnr (1872), Kümmer (1895), Menke (1899) und Krausser (1900). Im einzelnen Fall bleibt es ja wohl stets mehr oder weniger dem persönlichen Er- messen des Einzelnen” überlassen, ob er den dreigliedrigen radialen Finger lieber als Daumen mit dem Charakter eines dreigliedrigen Fingers oder als dreigliedrigen Finger mit mehr oder weniger Daumen- charakter bezeichnen will. Aus den Arbeiten von Voısın und Marcen (1902), Juracz (1895) und Jucıc (1906) geht jedoch hervor, daß so ziemlich alle Eigenschaften, die den Daumen von den übrigen Fingern unterscheiden, unter dem Einfluß der Dreigliedrigkeit verloren gehen können, so besonders die Oppositionsfahigkeit und Beweglichkeit, auch das radiale Abstehen des Metacarpale und dessen geringe Länge im Gegensatz zu den übrigen Mittelhandknochen. HitLGENREINER (1907) weist deshalb auf die Mög- lichkeit hin, daß in dem einen oder anderen Fall der Daumen alle Daumencharaktere entbehren kann und sich nur mehr durch die Muskulatur, vielleicht auch durch diese nicht mehr von den übrigen Fingern unterscheidet. Diese Erklärung dürfte auf die oben ange- führten Fälle zutreffen, besonders auf die beiden von OPPENHEIM mit- geteilten, wo der Vater noch beiderseits dreigliedrige Daumen besaß, das Kind jedoch an Stelle der Daumen dreigliedrige Finger. Wenn auch gerade hier der Befund an den Epiphysen stark gegen die 579 Daumennatur dieses radialen Fingers zu sprechen scheint, so ist es doch auch wohl möglich, daß ebenso wie an der Muskulatur, so auch an den Epiphysen und der Art und Weise ihrer Verschmelzung eine Annäherung an den Bau der dreigliedrigen Finger stattgefunden hat. Diese Annahme erscheint um so wahrscheinlicher, als zum Beispiel auch aus dem von JoACHIMSTAL (1903) mitgeteilten Fall von Hyperphalangie des Mittelfingers, den er während mehrerer Jahre im Röntgenbild beobachten konnte, hervorgeht, daß wesentliche Störungen der Ossi- fikation im Bereiche des ganzen übrigen Handskelettes eine Begleit- erscheinung derartiger Mißbildungen sein können. Unter Hinzuziehung dieser 8 Fälle, in denen die Daumennatur des dreigliedrigen radialen Fingers sich nicht mit absoluter Sicherheit nachweisen läßt, sind im Ganzen 33 Personen mit beiderseits drei- gliedrigen Daumen beschrieben worden, bei denen eine Vererblichkeit der Mißbildung vorliegt. Die betreffenden Fälle verteilen sich auf 10 verschiedene Familien, und zwar betrifft bei allen die Erscheinung beide Hände. Eine Ausnahme macht nur die eine Mitteilung von Gavanı (1905), doch soll der Großvater des betreffenden Kindes bei der Geburt ebenfalls die Deformität an beiden Händen besessen haben, ein Daumen hatte sich jedoch mit der Zeit korrigiert. Auch in der Arbeit STRUTHERS soll eine Tante mütterlicherseits an nur einem Daumen die Erscheinung der Klinodaktylie gezeigt haben, da die be- treffende Frau jedoch nicht röntgenologisch untersucht wurde, so kann von ihr auch nicht gesagt werden, ob an dem anderen Daumen nicht, wie sehr wahrscheinlich erscheint, Hyperphalangie ohne Klinodaktylie bestanden hat. Eine einwandfrei beobachtete Vererbung der ein- seitigen Hyperphalangie des Daumens ist demnach noch nie be- schrieben worden. Es scheint also, daß nur die bilaterale Hyper- phalangie des Daumens vererbbar ist. Aus dieser Tatsache erklärt sich auch das wesentlich häufigere doppelseitige Auftreten dieser Mißbildung, da bisher im Ganzen 39 Fälle bekannt sind, bei denen die super- numäre Phalanx an beiden Händen beobachtet wurde, gegenüber 16 Fällen, bei denen sie nur an einer Hand vorhanden war. Alle die- jenigen Fälle, bei denen die Hyperphalangie des Daumens mit wesent- lichen anderen Mißbildungen der Hände verbunden war, besonders mit Hexadaktylie oder mit Doppeldaumenbildungen wurden bei dieser Auf- zählung nur insoweit berücksichtigt, als sich bei ihnen eine Vererb- barkeit der Dreigliedrigkeit nachweisen ließ. Es handelt sich hierbei 37* 580 um den Glasermeister Rüdingers und seine Tochter, den von HILGEN- REINER veröffentlichten Fall Franz Scoda und um Farcss Familie Cady. Abgesehen von diesen drei Mitteilungen wurde Dreigliedrig- keit am Doppeldaumen in weiteren 22 Fällen, 12 mal bilateral und 10 mal unilateral beschrieben, ohne daß eine Vererbbarkeit der Mib- bildungen nachweisbar war. Auch hier findet sich also keine Beob- achtung darüber, daß sich eine einseitig vorhandene Hyperphalangie des Daumens vererbt hätte. Literatur. ANNANDALE, THomas, The malformations, diseases and injuries of the fingers and toes. Edinbourgh 1865. Edmonston and Douglas 8, XVI and 292 pp. Bateson, W., (Aus dem Englischen tibersetzt von ALMA WINKLER.) MENDELS Vererbungstheorien. Leipzig und Berlin 1914. Farce, Gaz. hebdom. de med. et de chir. 1886, Nr. 4, p. 61. Gavanı, G., Deformita del pollice. Eziologia e patogenesi. Bollettino delle science mediche di Bologna 1905. v. GruBER, M. und Rüpın, Fortpflanzung, Vererbung, Rassenhygiene. München, Lehmann, 1911, S. 191. HiLGENREINER, H., Über Hyperphalangie des Daumens. Beiträge zur klinischen Chirurgie 1907, Bd. 54, S. 585. 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Band dieses Anatomischen Anzeigers im Jahre 1912 erschienenen Mitteilung!) habe ich über eigenartige Vereinigungen von Iridocyten mit je einem Melanophor berichtet, die ich in der Abb, 1. 1) E. Batuowirz, Über chromatische Organe in der Haut von Knochen- fischen. Anat. Anz. Bd. 42, Nr. 7/8, 1912. Vgl. auch E. Barvowırz, Die chromatischen Organe in der Haut von Trachinus vipera Cuv. Ein Beitrag zur Kenntnis der Chromatophorenvereinigungen bei Knochenfischen. Zeitschr. f, wiss. Zool. Bd. CIV, Heft 3, 1913. Derselbe, Die chromatischen Organe, Melaniridosomen, in der Haut der Barsche (Perca und Acerina). Dritter Bei- trag zur Kenntnis der Chromatophorenvereinigungen bei Knochenfischen. Zeitschr. f. wiss. Zoologie Bd. CX, Heft 1, 1914. en Haut zahlreicher Knochenfische auffand und als Melaniridosome benannt habe. Ich deutete diese Bildungen als der Hautfärbung und dem Farbenwechsel dienende chromatische Organe. Eine meist größere Anzahl von mit Guaninkristallen beladenen Iridocyten hat sich hier zu einem von der Umgebung deutlich abge- setzten, kapselartigen Körper vereinigt, welcher in sich einen größeren Hohlraum einschließt: von diesem führen mehrere zwischen den Irido- cyten verlaufende Kanäle nach außen. Diese durch Zusammenschluß der Iridocyten entstandenen Körper habe ich als Iridosome bezeichnet. Der Hohlraum des Iridosoms wird von einer großen Schwarzzelle ein- genommen, welche ihre Fortsätze durch die Kanäle nach außen in das umliegende Bindegewebe sendet Hier verzweigen sich die Fort- Abb. 2. sätze und liegen als in ihrer Form beständige, permanente Zellbestand- teile in den Gewebsspalten der Haut. In den zahlreichen Kanälchen des Melanophorenprotoplasmas!) strömen nun die Pigmentkörnchen ein und aus. Bei Ballung des Pigmentes sammeln sie sich im Innern des Iridosoms an, bei Ausbreitung strömen sie in die Peripherie der Fortsätze. So wird der Metallglanz der Iridocyten modifiziert und die Färbung sowie der Farbenwechsel der Haut hervorgerufen. In der zitierten Mitteilung erwähnte ich schon, daß sich an der Ausbildung dieser chromatischen Organe nicht allein schwarze, sondern auch farbige Chromatophoren beteiligen. 1) Vgl. E. BarLowırz, Über die Pigmentströmung in den Farbstoffzellen und die Kanälchenstruktur des Chromatophorenprotoplasmas. Nach Beobach- tungen an der lebenden Pigmentzelle und nach kinematographischen Auf- nahmen. PrLüser’s Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 157, 1914. 584 Ein ganz prächtiges Beispiel hierfür entdeckte ich jüngst in der Haut eines aus Afrika stammenden Zierfisches, des Hemichromis bima- culatus GıLL. Besonders die Bauchhaut dieses Fisches ist sehr reich an Rotzellen und ihren Kombinationen. Anstelle des Melanophoren ist bei diesen chromatischen Hautorganen häufig eine große Rotzelle getreten und füllt den Binnenraum des Iridosoms aus; im übrigen gleichen diese Erythroiridosome, wie ich sie bezeichnen möchte, ganz den mehr verbreiteten Melaniridosomen. Letztere finden sich in der Haut von Hemichromis auch reichlich vor. Abb. 1 stellt ein Melaniridosom dieses Fisches in der Flächen- ansicht dar. Aus dem centralen, mehr rundlichen Iridosom sind zahl- reiche radiäre Fortsätze des Melanophoren hervorgetreten, die sich mit schwarzem Pigment gefüllt haben. Abb. 2 zeigt ein anderes Melaniridosom in Kantenansicht. Der Iridocytenkörper, welcher die große Schwarzzelle einschließt und verdeckt, besitzt in diesem Falle die Form einer bikonvexen Linse, aus deren Äquator die mit Melanin beladenen Fortsätze des Melanophoren ausstrahlen. Anstelle der Schwarzzelle findet sich nun bei den Erythroirido- somen eine große Rotzelle, wie die Abb. 3—5 veranschaulichen 585 können. In Abb. 3 ist das rote Pigment bis in die letzten peripheri- schen Enden der Fortsätze ausgeströmt, so daß ein feinstrahliger Stern entstanden ist; seine Strahlen verschwinden in dem centralen, rund- lichen Iridosom, weil der mittlere Teil der Rotzelle in letzterem ver- borgen liegt. Abb. 4 ist die Kantenansicht eines Erythroiridosoms mit be- sonders großem, fast kugeligem Iridocytenkörper, an dessen Rande das rote Pigment in die Fortsätze der im Innern befindlichen Rot- zelle eingedrungen ist. Abb. 5 stellt das andere Extrem dar mit centralwärts zurück- geflossenem rotem Pigment. Durch die Iridocytenkapsel schimmert das in ihrem Innern zusammengeballte rote Pigment hindurch, das sonst nur noch in den Basen der Hauptfortsätze angehäuft ist, sich aber aus den außerhalb der Kapsel liegenden Fortsätzen centralwärts zurückgezogen hat. Diese kleinen, roten, chromatischen Organe sind, wie erwähnt, in der Haut von Hemichromis, besonders der Bauchseite, sehr häufig. _583 Weit seltener ist eine andere, noch weiter gehende Farbzellen- kombination, die in Abb. 6 dargestellt ist. Man sieht das große, etwas abgeplattete, von zahlreichen Irido- cyten aufgebaute Iridosom von der Kante. In der Nähe seines Randes dringen die Fortsätze zweier verschiedener Farbstoffzellen hervor, nämlich eines Melanophoren und eines Erythrophoren, deren Körper im Innern des Iridosoms verborgen liegen. Die schwarzen und roten Fortsätze befinden sich in verschiedener Schicht, sind voneinander ge- trennt und fließen nicht zusammen. Wir haben es hier also mit einer Vereinigung des Iridosoms mit einem Melanophor und einem Erythro- phor, einem Erythromelaniridosom, zu tun. Die Iridosome erstrahlen unter dem Mikroskop gleich funkelnden Edelsteinen in dem schönsten blauen, grünen und rötlichen Glanze; besonders wird ein weißlich-stahlblauer Glanz beobachtet. Durch ihre Vereinigung mit den Rotzellen entsteht der schöne, rote, wechselnde Glanz und Schimmer, welcher die Haut dieses Fisches auszeichnet. In Betreff alles näheren verweise ich auf meine ausführliche, dem- nächst im Archiv für Zellforschung erscheinende Abhandlung?). 1) E. Batiowirz, Uber die Erythrophoren und ihre Vereinigungen mit Iridocyten und Melanophoren bei Hemichromis bimaculatus Git. Vierter Beitrag zur Kenntnis der Chromatophoren und der Chromatophorenvereini- sungen bei Knochenfischen. Arch. f. Zellforschung Bd. XIV, 1915. (Eingegangen am 29. September 1915.) Bücheranzeigen. Die Sehorgane am Mantelrande der Pecten-Arten. Entwicklungsgeschicht- liche und neuro-histologische Beiträge mit anschließenden vergleichend- anatomischen Betrachtungen. Von Max Küpfer (Zürich). Mit 18 Abbil- dungen im Text und 8 Tafeln. Jena, Gustav Fischer. V, 3128. Preis 20 M. Verf. hat an der Hand eines großen und vorzüglichen Materials die schon viel behandelte Frage von dem Bau des ausgebildeten sowie die noch wenig bearbeitete von der Entwickelung des Auges am Mantelrande der be- kannten Muschel wesentlich weiter gefördert. Die Sinnesorgane, vor allem das Auge, die Sehzellen, sind, und das rechtfertigt, ja erfordert eine An- zeige des Werkes an dieser Stelle, für Anatomen und Wirbeltier-Zoologen, ja nicht auf einzelnen Klassen beschränkt, wir finden ja gerade bei den Wirbellosen reiche Fundgrube für die sichere Begründung und das Ver- ständnis unserer Kenntnisse von den Zuständen bei Wirbeltieren bis zum Menschen hinauf. Das hatten schon in den 70er Jahren des vorigen Jahr- hunderts mit weitem Blicke die Gebrüder Hertwie erkannt, als sie die Sinnes- organe der Medusen studierten. Die Anregung zu den hier vorliegenden Forschungen ist auf RicHarp Hesse zurückzuführen, der 1902 den Wunsch aussprach, man möge dem Organsystem der Lichtempfindung auch weiterhin gebührende Beachtung schenken. Die Untersuchungen sind unter Lane und HESCHELER in dem Zoologi- schen Institut der beiden Züricher Hochschulen ausgeführt worden, der ent- wickelungsgeschichtliche Teil in der Neapeler Station. Außer den Zuständen bei Pecten bringt das Werk in einem besonderen vergleichend-anatomischen Teile Betrachtungen über die Sehorgane der Lamellibranchier, ferner über die Pecten-Augen und die Rückenaugen der Onciiden und die Stirnocellen der Libellen. Von allgemeinstem Interesse ist die hier wieder erfolgende Bestätigung der Lehre von den Neurofibrillen (Apatuy). Bei den Mollusken kommen nur Sehzellen mit freien Neurofibrillenen den vor, die man in poly- fibrilläre und monofibrilläre trennen kann. Auch für die histologische Technik werden Forscher, die an Sinnes- organen arbeiten, manche wertvolle Angabe finden. Die Ausstattung mit Abbildungen, auf die es ja vor allem ankommt, ist eine ganz vorzügliche. Die Zeichnungen hat Verf. selbst gemacht, der Steindruck stammt aus der bekannten Anstalt von K. Wesser in Jena. Der Preis ist im Hinblick hierauf mäßig. Daß während der Kriegszeit ein solches Werk erscheint, gereicht allen Beteiligten, Verfasser, Verlag, Druckerei, lithographischen Anstalt zur höchsten Ehre. Ein neuer Beweis für deutsche ,,Unkultur“ oder „Barbarei‘ ! (Erhalten und geschrieben am 17. Januar 1916.) B: 588 Uber den Bau und die Entwickelung des Schädels der Chelone imbricata. Ein Beitrag zur Entwickelungsgeschichte und vergleichenden Anatomie des Wirbeltierschädels. Erster Teil: Das Primordialskelet des Neurocraniums. und des Kieferbogens. Von Hugo Fuchs. (VoELTZKow, Reise in Ostafrika in den Jahren 1903—1905, Bd. V, S. 1-325. 6 Tafeln, 182 Textabbildungen.) Stuttgart 1915 (Schweizerbartsche Verlagsbuchhandlung, Nägele und Dr. Sproesser). Im 5. Band von VOoELTzKows großem und nicht überall leicht zugäng- lichen Reisewerk beginnt mitten in schwerer Kriegszeit eine breit angelegte Abhandlung zu erscheinen. deren erster umfangreicher Teil inhaltlich schon mehr bietet, als der Titel erwarten läßt. Die Aufmerksamkeit der Fach- kollegen auf diese große Untersuchung zu lenken, rechtfertigt sich vor allem daraus, als hier nicht nur eine gründliche monographische Darstellung der Ontogenie der Chelonidenschädel gegeben wird, sondern da und dort, bald in besonderen Abschnitten, bald in an die Beschreibung sich anschließenden Exkursen das Problem des Amniotenschädels Beleuchtung in mehrfacher Hin- sicht erfährt. Seiner schon in zahlreichen früheren Abhandlungen ange- wandten Arbeitsweise, die Bildungsgeschichte des Kopfes und innerhalb dieser jene des Schädels und seiner Bestandteile, zwar vorwiegend, aber durchaus nicht einseitig, durch die Analyse der Ontogenie zu erschließen und dabei die Ergebnisse der vergleichenden Morphologie und speziell auch der Palaeontologie ergiebig zu Rate zu ziehen, ist der Verfasser auch diesmal ge- treu geblieben. Diese vielseitige Arbeitsweise dokumentiert den bewußten Willen zu einheitlichem Erfassen des formbildenden Geschehens, für dessen Verständnis ja mehrfache Wege offen stehen, die aber alle, je n:ehr sie der Lösung der Probleme sich nähern, zusammenführen müssen. Die eingehende Schilderung des Primordialeraniums von Chelone im- bricata auf der Höhe seiner Gesamtentfaltung, zugleich aber Mitteilungen über jungere Entwickelungsstadien und das Verhalten beim aus dem Ei aus- geschlüpften jungen Tier geben das Hauptgerüst der Darstellung ab. Im vorliegenden Teil sind dabei das Neurocranium und der Kieferbogen behandelt. Die Schilderung des Hyobranchialskeletes, der Deckknochen und weitere vergleichende Betrachtungen über die Gesamtentfaltung des Knorpelschädels werden für später in Aussicht gestellt. An das Grundgerüst schließen sich eine Menge von tatsächlichen Angaben über die den Schädel benachbarten und mit ihm in Beziehung stehenden Organe wie eine Reihe von Exkursen an, welche teilweise Auseinandersetzungen mit den Angaben und Deutungen anderer Autoren bringen, teilweise aber auch mehr oder weniger spekulativer Natur sind, einen Einblick in die Denkart des Autors gewähren und seine Auffassung morphologischer Grundfragen beleuchten. Die Rahmenspannung geht bisweilen sogar sehr weit, und sowohl bei den literaturhistorischen Aus- führungen wie etwa bei der Auseinandersetzung mit FLEISCHMANNS anti- descendenztheoretischem Standpunkt und deren „philosophischer‘‘ Begründung durch den Autor wird der Leser unwillkürlich sich die Frage vorlegen, ob nicht durch Kürzungen und Ausschaltungen die Leichtverständlichkeit der 589 originalen Deduktionen und deren systematische Aufeinanderfolge erhöht worden wäre. Dies zumal, als jene Ausführungen die durch eigene Unter- suchungen belegten Anschauungen öfters inhaltlich höchstens von ferne streifen. Des Autors Verhalten wird auch einigermaßen begreiflich, sobald der Leser auf die Entgegnungen stößt, in welchen Fucus die teilweise scharfen Angriffe anderer Autoren auf seine Beurteilung der Verhältnisse in früheren Publikationen dort eingehend und sachlich zurückweist, wo ihm das Irren bei seinen Gegnern zu liegen scheint. Daß nicht die Lust am Polemischen, sondern die Liebe zu fortschreitender Erkenntnis ihm dabei die Feder führt, zeigen Stellen, wo sich die Annäherung an fremde Anschauungen vollzieht. Einen weiten Raum nehmen in der Abhandlung die an die Darstellung ge- knüpften Vergleiche und die daraus resultierenden Deutungen ein. Diese letzteren erfahren eingehende Begründung, ohne dabei freilich — wie dies bei morphologischen Deduktionen beinahe naturgemäß der Fall ist — alle als absolut zwingende zu erscheinen. Allen unseren geistigen Verknüpfungen morphologischer Erkenntnis fehlt die Schärfe mathematischer Folgerungen, sie stellen relative Werte dar, deren Dauerhaftigkeit von der Schärfe der Einzelerkenntnis wie der Weite der berücksichtigten Gesichtspunkte abhängt. Als besonders wertvoll sind die häufigen Vergleiche zwischen der Ontogenie des Cheloniden- und Säugetierschädels zu erachten. Diese werden aus dem klaren Bewußtsein gegeben, daß es nicht gilt, den „höheren“ Zustand aus dem der zur Vorfahrenreihe der Säugetiere abseits stehenden Schildkröten direkt ab- zuleiten, sondern daß isoliert stehende Gruppen oft in viel klarerer Weise den Einfluß anpassender Umgestaltung und Spezialisierung zu erkennen geben und ‚daher eher Rückschlüsse über die Reichweite und die Grenzen bestimmter umbildender Faktoren zulassen, als wenn wir uns im vergleichend morpho- logischen Folgen darauf beschränken, einfach Stufenfolgen der Umgestaltung vom Niederen zum Höheren zu geben. In der Tat zeigen ja die Säuger und die Chelonier z. B. in der Akinese ihres Schädels konvergente, aber doch nicht genetisch verknüpfte Zustände, die ihrerseits mancherlei damit zu- sammenhängende Parallelen erkennen lassen. Mit Interesse ist dem Schluß- teil des Werkes entgegenzusehen, der ja wohl die Folgerungen solchen Ver- gleiches noch schärfer ziehen wird als die vorliegende, manche Anregungen zu neuer Fragestellung vermittelnde Abhandlung. Es ist nicht möglich, hier all die wichtigen Teilprobleme des Schädels zu erwähnen, welche in Fucas’ Abhandlung berührt werden, aber einige wie jene nach der Beurteilung und Entstehung der Tropidobasie, nach der Ableitung der Säugetiercondylie, nach den Beziehungen zwischen Cavum epiptericum und Cavum cranii, dem Vergleich der Nasenmuschel der Chelonier mit dem Maxilloturbinale der Säugetiere und der Gaumenbildung bei diesen und jenen, sowie nach der Homologie des Kiefergelenkes in der Gnathostomenreihe möchte ich hier doch ‚erwähnen. Auch über andere die Cheloniermorphologie betreffende Fragen, die der Leser bei der Titelfassung kaum erwartet, finden sich da und dort Bemerkungen eingestreut (z. B. über Entstehung und Bedeutung des Chelonier- panzers u. a. m.). . 590 Die figürlichen Darstellungen sind reichlich und durchaus klar, besonders eingehend ist dabei die Ethmoidalregion des Kopfes berücksichtigt. Jeder Forscher, der sich mit Fragen des Chelonierkopfes und des Wirbeltierschädels überhaupt beschäftigt, wird diese eingehende, höchst dankenswerte Arbeit berücksichtigen müssen. Bıuntscauı (Frankfurt). Anatomische Gesellschaft. Seit dem 14. Januar zahlten Jahresbeiträge für 1916 (fünf Mark) oder 1915 (sechs Mark) und 1916 (5 Mark) die Herren BorkE (15), AHRENS, JACOBSOHN, TRAUTMANN, UNNA, MÄRTENS, Moser (15), RICHTER, WETZEL, BIELSCHOWSKY (15), DRÜNER (15), VONWILLER, HOLMGREN, W. Voer (15), HauschHiLo (15), LüHE, v. Sussporr, HELD, R. Krause, NUSBAUM-HILAROWICZ, RÜCKERT (17), MOLLIER (17), HASSELWANDER, Marcus, WASSERMANN, Romets, HEIss, STIEVE. Vom 1. Februar an erhöht sich, laut Beschluß der Gesellschaft (Versammlung in Greifswald), der Jahresbeitrag auf sechs Mark! Auf Wunsch zahlreicher Mitglieder folgen hier die Namen der noch mit der Zahlung der Beiträge rückständigen, wobei zu bemerken ist, daß viele Kollegen im Felde stehen, während andere infolge der Unterbrechung des Postverkehrs durch den Krieg nicht in der Lage sind, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Für 1915 und 1916 haben noch nicht gezahlt die Herren ADLoFrF, BöKER, BOTEZAT, BRACHET, BRINKMANN, BRODMANN, BUGNION, BUJARD, OROZEL, DE GAETANI, DOWNEY, ECKSTEIN, EISMOND, ELZE, EMMEL, FAur£-FREMIET, FEDOROW, FIRKET, FROHSE, GANFINI, GEDOELST, GIA- COMINI, GIGLIO-TOS, GOEPPERT, GREIL, HANSEN, HENNEGUY,HOWDEN,JOLLY, JOSEPH, KAJAVA, KASCHKAROFF, KOELLIKER, KOLMER, LACHI, v. LICHTEN- BERG (14), v. MÖLLENDORF, MoRITA, MoZEIKO, Nisui, PENSA, PATERFI, PETERSEN, PLENGE, PRENANT, RETTERER, ROSHDESTWENSKI, RUBASCHKIN, SCHILLING-TORGAU, SCHLATER (14), SCHMIDT, SCHUBERG, SHIINO, SHINDO, SPANDOW, STERZI, STOSS, STRECKER, STUDNICKA, SWAEN, TOLDT, TOURNEUX, TsUKAGUCHI, VAN BAMBEKE, WEISSENBERG, WICHMANN, Freih. v. WIESER. Für 1916 sind im Rückstande die Herren ANDERSON, AICHEL, ARIENS KaAPPERS, BALDWIN, BERTELLI, Cori, Favaro, Mrs. GAGE, GEMELLI, GEROTA, HAMANN, KAZZANDER, KINGSBURY, LAGUESSE, LEVI, 591 Low, LUBOSCH, MANGIAGALLI, MARTIN, MINGAZZINI, OGUSHI, PALADINO, RoSCHER, RUFFINI, RUPPRICHT, ST. HILAIRE, SALA, SHELDON, SIEGL- BAUER, SIMONETTA, TERRY, VEIT, VOIT. Jena, 27. Januar 1916. Der ständige Schriftführer: Dr. Karu v. BARDELEBEN. Personalia. Heute, am 30. Januar d. J. begeht Herr Geheimerat Professor Dr. Max FÜRBRINGER in Heidelberg seinen 70. Geburtstag. Seine Schüler und Freunde hatten vor Ausbruch des Krieges die Vorbereitungen zu einer Festschrift (50. Band des morphologischen Jahrbuches) und zu einem Porträt getroffen. Die Festschrift hat wegen Behinderung der Mitarbeiter durch den Krieg verschoben werden müssen, das Porträt hat der Jubilar mit Rücksicht auf die Zeitumstände abgelehnt. Prof. F. wünscht, daß in dieser schweren Zeit alles Entbehrliche dem Vaterlande gegeben werde und bittet „von jeder Art von Geburtstags- feier abzusehen‘. Der z. Z. aus dem Ehrenvorsitzenden und dem ständigen Schrift- führer bestehende Vorstand der Anatomischen Gesellschaft bringt dem hochgeehrten Forscher und Kollegen die Glückwünsche zahlreicher und hervorragender Anatomen des In- und Auslandes schriftlich dar. Das Festkomitee, in dem außer Deutschland, Österreich, Schweiz, Niederlande und Finland vertreten sind, schließt seine Mitteilung über das oben kurz wiedergegebene mit den schönen Worten: „Unsere Ver- ehrung und Freundschaft für den Jubilar ist nicht an einen Tag und an ein Jahr gebunden; sie wird ihn durch sein ganzes Leben begleiten.‘ Breslau. Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Hasse, welcher in diesem Jahre sein 50 jähriges Doktorjubiläum feiert, wurde auf sein Ansucben vom 1. Oktober d. J. ab von seinen amtlichen Pflichten entbunden. I An die Herren Mitarbeiter. 1. Korrekturen von Satz und Abbildungen sind nicht an den Herausgeber, sondern erstere an die Druckerei, Herrn R. Wagner Sohn in Weimar, letztere an den Verlag zurückzusenden. 2. Seit dem Bande 24 werden nicht mehr ganze Sätze, sondern nur noch, wenn es den Herren Mitarbeitern unbedingt nötig erscheint, einzelne Worte durch den Druck (entweder gesperrt oder fett) hervor- gehoben. Daß man wichtige Dinge ohne Hilfe des Sperrens durch die Stellung des betreffenden Wortes im Satze hervorheben kann, zeigt z. B. der SCHwALBE’sche Jahresbericht, in dem nicht gesperrt wird. Auch sind bekanntlich viele Leser geneigt, nur gesperrte Stellen zu lesen; das Fehlen solcher wird Anlaß geben, die ganze Arbeit zu lesen. 3. Polemik findet im Anatomischen Anzeiger nur Aufnahme, wenn sie rein sachlich ist, persönliche Polemik ist prinzipiell ausgeschlossen. Die Entscheidung über die bekanntlich schwer zu ziehende Grenze zwischen „sachlich“ und „persönlich“ behält sich der Herausgeber vor. 4. Die Verlagsbuchhandlung liefert bis zu 100 Sonderabdrücken der Beiträge unentgeltlich, weitere Exemplare gegen Erstattung der Herstellungskosten. Wird kein besonderer Wunsch ausgesprochen, so werden 50 Abdrücke hergestellt. Bestellungen sind nicht an den Herausgeber, sondern an die Verlagsbuchhandlung, Herrn Gustav Fischer in Jena, zu richten. 5. Nicht oder ungenügend freigemachte Sendungen werden nicht angenommen. 6. Literarische Zusendungen seitens der Herren Verleger oder Ver- fasser werden auf Wunsch, falls sie geeignet erscheinen, besprochen. Rücksendung kann nicht erfolgen. 7. Die Adresse des Unterzeichneten ist nach wie vor einfach Jena (nicht „Anatomie“; Wohnungsangabe überflüssig). Der Herausgeber: K. v. BARDELEBEN. Abgeschlossen am 30. Januar 1916. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt für die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der „Anatomische Anzeiger“ erscheint in Nummern von zwei Druckbogen. Um ein rasches Erscheinen der Beiträge zu ermöglichen, werden die Nummern aus- gegeben, sobald der vorhandene Stoff es wünschenswert macht, ev. erscheinen Doppel- nummern. Der Umfang eines Bandes beträgt etwa 46 Druckbogen, oder Ausgleich durch Tafeln, der Preis 16 Mark. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 48. Bd. ; >= 15. Februar 1916. & No. 23/24. Inuatr, Aufsätze. F. J. Stuurman, Die Lokalisation der Zungenmuskeln im Nucleus hypoglossi. Mit 16 Abbildungen. S. 593-610. — Richard N. Wegner, Hermann Kraatsch +. Mit einem Bildnis von Hermann KLAATsch. S. 611—623. Bücheranzeigen. O. MÜLLER-WıDnmAn, S. 623. Anatomische Gesellschaft, S. 624. — Personalia, S. 624. Aufsätze. Nachdruck verboten. Die Lokalisation der Zungenmuskeln im Nucleus hypoglossi. Von Dr. F. J. Sruurman, Irrenanstalt ,,Meerenberg“ (Holland). Mit 16 Abbildungen. Einleitung. Während ich beschäftigt war, den merkwürdigen Nucleus hypo- glossi des Ameisenfressers zu studieren, welcher vom Institut für Hirnforschung in Amsterdam zu meiner Verfügung gestellt war, wurde ich angeregt, zuerst eigene experimentelle Untersuchungen über die Lokalisation der verschiedenen Zungenmuskeln im obenerwähnten Kern anzustellen. Schon liegen einige experimentelle Arbeiten vor, namentlich von Kosaka und Yaaıra, über den Nucleus hypoglossi verschiedener Tiere (Vögel, Kaninchen, Hunde), während auch mehrere klinisch-anatomische Befunde beim Menschen (zumal Fälle von Carci- noma linguae) veröffentlicht sind (Parnoy, GoLDsTEIn, HUDOVERNIG U. a.), Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 38 594 aber die Ergebnisse sind so wenig übereinstimmend, daß die betreffende Literatur mir nicht genügende Auskunft über die Funktionen der ver- schiedenen Zellengruppen im Nucl. hypoglossi gab. Ich experimentierte an weißen Mäusen, den einzigen Tieren, welche ich zur Verfügung hatte. Die Kleinheit dieser Tiere ist so- wohl ein Nachteil, weil wegen der Feinheit der Nervenäste nicht alle beabsichtigten Operationen ausgeführt werden konnten, als auch ein Vorteil, weil außer der Billigkeit und der Fruchtbarkeit dieser Tiere, die Bearbeitung der Organe zu lückenlosen Schnittserien weniger zeit- raubend ist. Beschreibung des normalen Hypoglossuskernes. Der Hypoglossuskern dieser Tiere ist gut entwickelt und deshalb leicht zu studieren. Mehrere Normalserien, sowohl erwachsener als neugeborener Tiere und Föten, gefärbt mit NısstL’s Methylenblau, Toluidinblau, Unna-PappENHEIM’s Methylgrün -pyronin (dieses färbt die Ganglienzellen leuchtend rot, die Gliazellen blaugrün), Eisenhäma- toxylin van GIESoN, Silberimprägnation nach CAgar und nach BiEL- SCHOWSKY, lehrten mich, daß sehr deutlich zwei nach Zellenform und Zellengruppierung ganz verschiedene Teile, ein ventraler und ein dor- saler, zu unterscheiden sind. Der ventrale Teil hat plumpere, dicht nebeneinander liegende Zellen, der dorsale Teil schlankere, mehr verzweigte und zerstreut liegende. An Markscheiden- und Neuro- fibrillenpräparaten sieht man im ventralen Teile zwischen den Zellen einzelne dickere Faserbündel, im dorsalen Teile zahlreiche, ein feines Netz bildende Fasern. Weiter zeigt der ventrale Teil mehrere scharf getrennte Zellengruppen, der dorsale dagegen eine nur etwas künst- lich zu machende Trennung in zwei Gruppen (eine laterale und eine mediale). Am frontalen Ende der Pyramidenkreuzung fängt der Hypoglossus- kern an mit einigen Zellen, ventrolateral vom Centralkanal gelegen (Abb. 1). Diese sind ziemlich große, vieleckige Zellen mit einer typischen Tigroidformation, wie echte motorische Zellen. Frontalwärts vermehrt sich allmählich die Zellenanzahl; dann ist neben den erst- genannten Zellen (sog. centrale Gruppe) eine mediale Gruppe zahlreicher, etwas kleinerer und mehr spindelförmiger Zellen, wie auch eine laterale Gruppe einzelner sehr großer Zellen zu sehen (Abb. 2). 595 Die mediale Gruppe liegt ganz bis an die Raphe, so daß sie sich fast vereinigt mit der übereinstimmenden der anderen Seite zu einem Raphekerne, wie dieser bei den Edentaten so kräftig entwickelt ist. Noch etwas mehr frontal (Abb. 3) tritt eine vierte Gruppe auf, ventral von den erst beschriebenen, diese besteht aus zahlreichen, Abb. 3. Abb. 4. Abb. 1—6. Querschnitte des verlängerten Markes; Zellfärbung. Rechts ist der Hypoglossuskern gänzlich atrophiert, links normal (etwas schematisch gezeichnet nach Serie R). Abb. 1. Querschnitt im kaudalsten Abschnitt des Hypoglossuskerns. Abb. 2. Querschnitt etwas mehr frontal; die mediale, centrale und laterale Gruppe des ventralen Teiles sind zu erkennen. Abb. 3, Querschnitt im Niveau der größten Entwickelung des ventralen Teiles: mediale, centrale, laterale und ventrale Gruppe. Abb. 4. Querschnitt im Niveau des kaudalen Anfanges des dorsalen Teiles 38* 596 sehr dicht nebeneinander liegenden Zellen, welche auf Querschnitten eine rundliche Form zeigen, dagegen in Liingsschnitten eine langliche, so daß sie offenbar mit ihrer Längenachse in kaudofrontaler Richtung liegen. Der ventrale Teil zeigt jetzt seine größte Entwickelung. Während noch mehr frontalwärts (Abb. 4) der dorsale Teil an- fängt zu erscheinen, nimmt der ventrale Teil immer mehr in Zellen- Abb. 7. Abb. 8. Abb. 5. Querschnitt im Niveau der größten Entwickelung des dorsalen Teiles. Abb. 6. Querschnitt im frontalsten Abschnitt des Hypoglossuskerns. Abb. 7. Längsschnitt des verlängerten Markes, am medialen Rande des nor- malen Hypoglossuskerns. Abb. 8. Längsschnitt in der Mitte des Hypoglossuskerns (dorsaler Teil, cen- trale und ventrale Gruppe des ventralen Teiles). zahl ab, namentlich die mediale und ventrale Gruppe. Erstgenannte besteht bald aus nur einer einzelnen Zelle, letztgenannte ebenso, nur 597 tritt kurz vor dem frontalen Ende des Kernes noch ein deutliches Grüppchen auf (Abb. 5). Die centrale Gruppe ist immer mit mehr oder weniger Zellen zu finden, während die laterale Gruppe jedesmal als einzelne (3 oder 4) große Zellen vorhanden ist. Der dorsale Teil nimmt schnell in Zellenzahl zu und besteht dann aus zahlreichen, zerstreut liegenden, schönen, schlanken, verzweigten Zellen verschiedener Größe. Wie schon oben gesagt, ist an demselben nur etwas künstlich eine mediale und eine laterale Gruppe zu unter- scheiden. Noch weiter frontalwärts nimmt auch der dorsale Teil wieder in Zellenzahl ab, um weiterhin fast zugleich mit, oder etwas früher als m. Abb. 9. Abb. 9. Querschnitt wie Abb. 5: normales Markscheidenpräparat. Abb. 10. Querschnitt wie Abb. 5: rechts Atrophie der ventralen Gruppe nach Exstirpation des M. geniohyoideus (Serie £). Für alle Abbildungen 1—10 sind die folgenden Buchstabenbezeichnungen gültig: d. dorsaler Teil des Hypoglossuskernes. K.H. Kleinhirn. 7. laterale Gruppe des ventralen Teiles. m. mediale Gruppe des ventralen Teiles. N.XII Nervenwurzeln des Hypoglossus. v. ventrale Gruppe des ventralen Teiles. Xd. Nucleus dorsalis vagi. XII. Nucleus hypoglossi C.K. Centralkanal. c. centrale Gruppe des ven- tralen Teiles. die letzten Zellen des ventralen Teiles zu enden (Abb. 6). Dieses geschieht beim Anfang des vierten Ventrikels, am meisten etwas mehr frontal. Der dorsale Vaguskern, der Nucl. ambiguus superior, die Oliva inferior sind dann alle noch vorhanden, während der Nucl. Rolleri gerade erschienen ist. 598 Beschreibung der ausgeführten Versuche. 1. Reihe. Resektion der Hypoglossusäste. An jungen, nicht erwachsenen Tieren habe ich sowohl den Nervus hypoglossus selbst wie auch seine beiden großen Endäste oder einen derselben reseziert. Ich tat dies an jungen Tieren, um schnell eine ausgesprochene Degeneration des betreffenden Kernteiles zu erhalten. Nach 4 Wochen ist dieser ganz und gar atrophiert. Auf diese Weise ist ein deutlicherer Erfolg zu erzielen als mittels des Studiums der Anfangsstadien der Degeneration (der Tigrolyse), weil die Zellen bei der Maus viel kleiner sind als beim Kaninchen und weniger klar die Tigroidzeichnung zeigen. Der Nervus hypoglossus ist bei der Maus unschwer zu finden zwischen Kieferwinkel und Cornu ossis hyoidei. Wenn man den M. digastricus etwas zur Seite zieht, sieht man den Nerven sofort; peripherwärts den Nerven verfolgend sieht man ihn (beim auf dem Rücken liegenden Tiere) unter dem vorderen Bauch des M. digastricus sich in zwei Endäste teilen; der größere geht medialwärts unter den M. mylohyoideus, auf den M. hyoglossus und dringt dort in die Zunge hinein zwischen den M. hyoglossus und M. genioglossus; der laterale Ast ist noch weiter nach vorn zu verfolgen und verschwindet dann am Zungenrande in die Tiefe. Die Resektion dieser Äste ist also leicht auszuführen, nachdem die Haut des Mundbodens in sagittaler Richtung gespalten ist und die obengenannten über dem Nerven liegen- den Muskeln zur Seite gezogen sind. Zur Erleichterung der Operation wurden die Tiere narkotisiert mittels subkutaner Injektion einer Morphin-Skopolaminlösung (je nach der Größe 1/,—1 cbem der folgenden Lösung: Hydrobromas scopo- lamini 4 mg, Hydrochloras morphini 40 mg, Aqua destill. 20 g). Nach 5—10 Minuten sind die Tiere davon hochgradig betäubt und können während der Operation leicht von einem Assistenten regungslos ge- halten werden. 4—5 Wochen nach der Operation wurden die Tiere durch Ver- blutung getötet und hierauf wurden sowohl das Gehirn als auch die Zunge zusammen mit den vom Kiefer gelösten Zungen-Mundboden- muskeln nebst dem Kehlkopfe und dem Öberteil der Luftröhre mit ihren Muskeln als ein Ganzes herausgenommen. . Letzteres wurde nach Fixation in Formalin 10%, Hartung und Paraffineinbettung in eine lückenlose Serie Querschnitte zerlegt, auf- geklebt und gefärbt mit Eisenhämatoxylin-van Gizson zur Kontrolle über die Muskelatrophien infolge der Nervenresektion. Beim Studieren dieser Zungenpräparate habe ich einen erfolgreichen Gebrauch gemacht von dem vortrefflichen Atlas des Prinzen Lupwic FERDINAND von Bayern (7) und dem bekannten Handbuch von OPPEL (9). Beschreibung der normalen Mäusezunge. Wenn wir an der Zungenspitze anfangen, zeigen die Querschnitte uns die vertikalen und transversalen Muskelbündel, ringsum an der Peripherie umgeben von den longitudinalen, welche man zu einem M. longitud. sup., lat. und inf. abgrenzen kann. Die medialen verti- kalen Muskelbündel werden an der Rückenseite zu eirkulären (Abb. 11, die rechte Seite ist normal). Abb. 12. Abb. 11—16. Querschnitte der Zunge nach Resektion beider Hypoglossusäste der rechten Seite. Die rechte Zungenhälfte ist sehr atrophisch, die linke ist normal. Eisenhämatoxylin-van Greson-Farbung. Abb. 11. Querschnitt in der Nähe der Zungenspitze: Mi. longitudinalis, trans- versus, verticalis und circularis. Abb. 12. Querschnitt etwas mehr nach der Zungenwurzel; Mi. longitudinalis, transversus und verticalis, sowie der quergetroffene M. genioglossus. Weiter nach der Zungenwurzel hin sehen wir dieselben Muskel- bündel nebst den quer getroffenen Bündeln des M. genioglossus (Abb. 12). Noch etwas mehr basalwärts zeigt Abb. 13 uns die vertikale Ein- strahlung des M. genioglossus; darunter ist der M. mylohyoideus ge- troffen. Cirkuläre Fasern sind nicht mehr vorhanden, während die Menge der vertikalen gleichfalls sehr vermindert ist. Der M. longi- tudinalis lateralis hat sich schon etwas mehr nach unten verschoben, ist also lateroventral vom M. longitudinalis inferior gekommen; zu- 600 gleich zeigt er eine gewisse Differentiation in einen lateralen Teil (M. styloglossus) und einen medialen (M. hyoglossus). An den folgenden Schnitten wird diese Trennung beider genannter Muskeln immer deutlicher, während sie sich weiter nach unten ver- schieben bis ganz ventral vom M. longitudinalis inferior (Abb. 14). Der M. genioglossus ist jetzt wieder quer getroffen, ebenfalls quer der M. geniohyoideus, welchen man zwischen Genioglossus und Mylohyoideus sieht; unter dem letztgenannten noch der vordere Bauch des M. digastricus. Kurz vor dem basalen Ende der Zunge (Abb. 15) ist der M. hypoglossus zwischen den M. genioglossus und M. geniohyoideus ge- schoben; diese beiden Muskeln sind schon viel kleiner und die Zunge Abb. 13. Querschnitt durch die vertikale Einstrahlung des M. genioglossus; dieselben Muskeln — der M. mylohyoideus. Abb. 14. Querschnitt wieder etwas mehr basal; Mi. longitudinalis, transversus, verticalis, der wieder quer getroffene M. genioglossus, die jetzt getrennten M. stylo- glossus und M. hyoglossus und die Mundbodenmuskeln: M. geniohyoideus, M. mylo- hyoideus und der vordere Bauch des M. digastricus. hat sich stark abgeplattet. Zum Schluß zeigt Abb. 16 das Zungenbein mit dem Ende der Zungenmuskeln.. Die weiteren Schnitte durch Kehlkopf und Trachea haben für unseren Zweck keine Bedeutung. Atrophie der Zunge bei den operierten Tieren. Nach Durchschneidung eines Nervenastes sind die betreffenden Muskeln sehr deutlich atrophiert; nicht allein ist der ganze Umfang kleiner, die Zahl der Fasern stark vermindert, sondern auch sind die 601 übergebliebenen Fasern schmaler und zeigen weniger schön den nor- malen histologischen Bau. Durchschneidet man den Nervenstamm oder beide Äste in der Nähe der Spaltung, so wird die ganze Zungenhälfte atrophisch, wie die Abb. 11—16 zeigen. An der Zungen- spitze ist es immer am deutlichsten; zum Teil weil die ganze be- treffende Hälfte zurückbleibt und die Spitze also nach der atrophierten Seite umbiegt; selbstverständlich werden dann die beiden Hälften auf den Querschnitten nicht gleichmäßig getroffen. Nach Durchschneidung des medialen Astes atrophieren die Mi. verticales et circulares, die Mi. transversi, genioglos- sus und geniohyoideus; nach Durchschneidung des lateralen Astes die Mi. longitud., stylo- glossus und hyoglossus. Abb. 15. Querschnitt durch den hinteren Teil der Zunge: dieselben Muskeln wie Abb. 14. Der M. hyoglossus schiebt sich zwischen den M. genioglossus und den M. geniohyoideus. Abb. 16. Querschnitt durch Fi WERTE die Zungenwurzel mit Zungen- 22 ll 7 JRR Neu bein. Alle Muskeln enden. j Ne Ua Für die Abbildungen 11— 16 gelten die folgenden Be- zeichnungen: c. M. circularis linguae. D. Drüse. d.a. M. digastricus, venter anterior. 9.9. M. genioglossus. g.h. M. geniohyoideus. A.g. M. hyo- glossus. J. M. longitudinalis linguae. 1.7. M. longitudinalis inferior. J.J. M. longitudinalis lateralis. J.s. M. longi- tudinalis superior. m.h. M. mylohyoideus. - 0.4. Os hyoides. s.g. M. styloglossus. t. M. transversus linguae. v. M. verticalis linguae. Jede Operation ward an 3 Tieren vorgenommen; die Resultate stimmten vollständig überein. Atrophie im Hypoglossuskerne. . Die Medullae oblongatae dieser Tiere wurden in Schnittserien zer- legt und nach Nissi gefärbt. Aus dem Studium dieser Präparate ergibt sich, daß die Resektion des lateralen Astes den oben beschriebenen dorsalen Teil des 602 Nucl. hypoglossi degenerieren macht, die Resektion des medialen Astes den ventralen Teil, so daß nach Resektion beider Aste der ganze Hypoglossuskern zugrunde geht. Dies hatte ich nicht er- wartet, weil ich meinte, daß ein zum R. descendens hypogl. gehörender Teil verschont bleiben würde. Die Bedeutung und Ursache hiervon werde ich später eingehender besprechen in Verbindung mit anderen Experimenten. Sorgfältiges Studium dieser Serien ergibt auch schon einige An- gaben zu einer genaueren Lokalisation der einzelnen Muskeln. Die Ausführung derselben Operation an verschiedenen Tieren ist doch nie absolut gleichartig; die Resektion geschieht mitunter etwas mehr peripher oder central, die Gewalt des Trauma, die Heilung der Wunde, die Widerstandskraft können für bestimmte Muskeln bei den verschie- denen Tieren kleine Differenzen zeigen. Bei Vergleichung der Serien findet man wenigstens kleine Unterschiede im Grade der Atrophie der übereinstimmenden Muskeln. Ebenso findet man dann die Ent- artung der verschiedenen Zellengruppen im Hypoglossuskerne mehr oder weniger weit fortgeschritten. Also zeigt Serie P ein starkes Überwiegen der Zungenatrophie in den Mi. geniohyoideus und genioglossus; im verlängerten Mark sieht man nun, daß nur die ventrale Gruppe fast völlig verschwunden ist. Serie M dagegen zeigt einen Gegensatz in Betreff der Stärke der Atrophie der beiden erwähnten Muskeln: der M. geniohyoideus ist stark atrophiert, der M. genioglossus viel weniger; in der Oblongata ist jetzt nur der frontale Teil der ventralen Gruppe gänzlich ver- schwunden. Weiter ist die Serie P diejenige, in welcher die transversalen Muskeln sich sehr wenig atrophiert darbieten, während im Kerne die centrale Gruppe zahlreichere normale Zellen enthält als in irgend- einer anderen Serie. In der Serie A ist die mediale Gruppe am stärksten betroffen, während an der Zunge die Atrophie der vertikalen Muskeln stark hervortritt; dieses steht im Gegensatz zu der Serie M, in welcher die mediale Gruppe sowie die vertikalen Muskeln am wenigsten betroffen sind. Was den dorsalen Teil anbelangt, so ist von diesem in der Serie P, aber besonders in der Serie L frontal die mediale Gruppe einiger- maßen verschont. Die Zungenpräparate zeigen, daß in diesen Serien der M. hyoglossus weniger degeneriert ist als in den anderen. Im 603 Gegenteil zeigt die Serie O verschonte Zellen in der lateralen Gruppe und bei dieser ist der M. styloglossus weniger atrophiert als der M. hyoglossus. Deshalb bekommen wir hierdurch gewisse Anzeichen für eine genauere Lokalisation, nämlich: ventraler Teil: ventrale Gruppe: M. geniogl. und geniohyoid. ventrale Gruppe, frontal: M. geniohyoideus mediale Gruppe: M. verticalis centrale Gruppe: M. transversus laterale Gruppe: ? Die laterale Gruppe ist in allen Serien ziemlich wenig atrophiert, ausgenommen in der Serie R. Mit dieser kommt die Serie O am meisten überein, aber die laterale Gruppe ist hier nicht stark atro- phisch. Vergleichung der Zungenatrophie zeigt keinen deutlichen Unterschied; vielleicht sind die mittleren transversalen Muskelbündel mehr atrophisch in der Serie R. Dorsaler Teil, frontal: mediale Gruppe: M. hyoglossus laterale Gruppe: M. styloglossus. Wie oben gesagt, meine ich also gewisse Andeutungen für diese Lokalisation in den studierten Serien zu finden. Aber es sind immer nur Andeutungen, weil beim Urteil über Mehr oder Weniger leicht Irr- tümer begangen werden können. Ich habe daher gestrebt, die oben- genannten Resultate mittels weiterer operativer Versuche zu be- stätigen. 2. Reihe von Versuchen: Zungenhälftenresektion. Bei mehreren, sehr jungen (2—3 Wochen alten) Tieren habe ich den freien Zungenteil halbseitig reseziert. Dies geht sehr leicht, in der Mittellinie wird die Zunge so weit wie möglich mit der Schere ein- geschnitten und die eine Hälfte entfernt. Wiewohl also die Operation sehr einfach war und auch die Blutung — wenn nötig durch Ätzung — ohne Beschwerden unter- drückt werden konnte, gingen doch manche Tiere bald zugrunde, weil offenbar die Nahrungsaufnahme durch die Operation sehr erschwert war. Es gelang mir jedoch, sechs Tiere länger am Leben zu halten, nämlich drei während einer Woche, eins drei Wochen und zwei sechs Wochen. Bei den drei erstgenannten war die Atrophie noch wenig fort- geschritten, die drei anderen aber zeigten einen deutlichen Erfolg. Wir sehen den kaudalen Teil des Kerns ganz schwer atrophisch, namentlich die mediale, die centrale und die ventrale Gruppe, etwa bis an die Ebene des Durchschnittes, welchen Abb. 3 darstellt. Fragen wir uns, welche Zungenmuskeln bei dieser Operation betroffen sind, so ergibt sich, daß es die vertikalen und die transversalen Muskelbündel und der M. genioglossus sind. Also stimmt dieses Re- sultat genau mit den obenbeschriebenen Andeutungen, welche somit eine starke Stütze dadurch erlangen. 3. Reihe: Halbseitige Mundbodenresektion. Bei mehre- ren jungen Tieren habe ich die Mundbodenmuskeln halbseitig rese- ziert. Von diesen Muskeln wird nur der M. geniohyoideus vom N. hypoglossus innerviert. Um diesen zu erreichen sollen jedoch erst der vordere Bauch des M. digastricus und der M. mylohyoideus ent- fernt werden. Nach sagittaler Spaltung der Mundbodenhaut gelang dieses ziemlich leicht, aber eine starke Blutung verursachte mehrmals den Tod des Versuchstieres, wenn diese nicht durch Ätzung mit dem Höllensteinstift zu stillen war. Von Unterbindung konnte wegen der Kleinheit der blutenden Gefäße nicht die Rede sein. War einmal die Blutung überwunden, so wurde die Hautwunde geschlossen und die Tiere heilten glücklich. Nach 5—6 Wochen wurden die Tiere durch Verbluten getötet. Auf diese Weise wurden fünf Serien erhalten. Hiervon wurden vier gefärbt mit Nısst’s Methylenblau, eine mit der Markscheidenfärbung. Nicht bei allen war die Operation gleich gut gelungen; bei zwei der erstgenannten und bei der Markscheidenserie war die Atrophie im Kerne nicht vollständig, weil der M. geniohyoideus nicht gänzlich entfernt war; bei den beiden übrigen dagegen war die Resektion des M. geniohyoideus ganz gut gelungen, durch die Ätzung waren aber leichte Nebenläsionen aufgetreten, wahrscheinlich am medialen Aste des N. hypoglossus, welcher am lateralen Rande in der Rinne zwischen dem M. geniohyoideus und dem M. genioglossus liegt. Im Kerne findet man wenigstens an verschiedenen Zellengruppen Tigrolyse und Atrophie einzelner Zellen. Aber die Hauptsache ist doch nicht zweifel- haft: in allen Serien ist die Degeneration entweder allein oder allein vollständig im frontalen Teile der ventralen Gruppe zu finden, wie Abb. 10 (nach Serie E) zeigt. Ich meine deshalb, daß dieser frontale Teil der ventralen Gruppe den M. geniohyoideus innerviert, während der kaudale Teil den M. 605 genioglossus versorgt, wie sich aus den halbseitigen Zungenexstirpationen ergeben hat. 4. Reihe: Halbseitige Unterkieferresektion. Weiter habe ich versucht, bei sehr jungen Tieren mittels halbseitiger Unter- kieferresektion den M. geniohyoideus und den M. genioglossus ihrer Insertionspunkte zu berauben, und also außer Funktion zu setzen in der Hoffnung, daß bierdurch Degeneration der zu diesen beiden Muskeln gehörenden Zellengruppen im Hypoglossuskerne entstehen würde, aber — wie vielleicht vorher zu erwarten war — dieses miß- lang ganz und gar. Im Hypoglossuskerne war weder Atrophie noch Degeneration zu. sehen. 5. und 6. Reihe: Resektion desR. descendens, Exstir- pation des M. sternohyoideus (vgl. o.). Zum Schluß habe ich einige Operationen ausgeführt, um die Ursprungszellen eines R. des- cendens zu finden. Ob dieser bei der Maus vorhanden ist, habe ich auch am getöteten Tiere wegen der Feinheit der an dieser Stelle be- findlichen Nervenzweige, wodurch es so gut wie unmöglich wird, sie mit genügender Sicherheit zu verfolgen, nicht entscheiden können. Ich habe jedoch bei drei erwachsenen Tieren einen Zweig, welchen ich für den R. descendens hielt, durchschnitten und reseziert. Die Schnittserien der Med. oblongata zeigten aber nicht die mindeste Atrophie im Hypoglossuskerne. Bei einigen jungen Tieren habe ich weiterhin die Mi. sterno- hyoideus, sternothyreoideus und thyreohyoideus exstirpiert. Nach medialer Längenspaltung der Haut des Halses, muß die sehr große Schilddrüse in der Mittellinie durchschnitten werden, wonach die beiden Hälften zur Seite gezogen werden und also die Luftröhre mit den genannten Muskeln zu Gesicht gebracht werden können. Die Exstirpation dieser Muskeln gelingt dann leicht ohne starke Blutung. Die drei am Leben gebliebenen wurden nach 1—2 Monaten getötet. Auch diese Operation gab keinen Erfolg. Der Hypoglossuskern war bei allen vollständig normal. Dieser Befund, im Verband mit dem Ergebnis der ersten Experi- mentenreihe, nämlich daß nach Resektion beider Hypoglossusäste am Mundboden der ganze Hypoglossuskern atrophiert, zeigt deshalb, daß — wenn auch ein R. descendens hypoglossi bei der Maus besteht — dieser nicht im eigentlichen Hypoglossuskern seinen Ursprung nimmt. Leider habe ich das Halsmark dieser Serien nicht aufbewahrt aes und bearbeitet; nur den allerobersten an die Med. oblongata anschlie- Benden Teil habe ich also studieren können. In diesem fand ich keine Veränderungen, ausgenommen bei einer Serie, welche zufällig etwas weiter kaudalwärts zu verfolgen war. Dort trat eine deutliche Degeneration auf im Vorderhorn, in der Mitte des medialen Randes. Zusammenfassung. Bei der Maus finden wir also einen Hypoglossuskern, bestehend aus zwei leicht zu trennenden Teilen: einem ventralen Teil mit zu bestimmten Gruppen dicht nebeneinander liegendenZellen verschie- dener Größe und Gestalt, zwischen welchen an den Markscheiden- und Neurofibrillenpräparaten dicke Wurzelfaserbündel zu sehen sind, und einem dorsalen Teil mit meistens großen, schlanken Zellen, welche zerstreut liegen, so daß nur etwas künstlich eine mediale und eine la- terale Gruppe zu unterscheiden sind, und zwischen welchen sich ein dichtes Geflecht feinerer Nervenfasern befindet. Aus der ersten Versuchsreihe ergab sich, daß im ventralen Teile diejenigen Fasern ihren Ursprung nehmen, welche im medialen Hypo- glossusaste zu den Mi. verticalis et transversus linguae, dem M genio- glossus und dem M. geniohyoideus verlaufen; daß der dorsale Teil hingegen mittels des lateralen Astes die Mi. longitudinales, den M. hyoglossus und den M. styloglossus versorgt; letztgenannter hat wahrscheinlich seine Zellen in der lateralen Gruppe, der M. hyoglossus in der medialen Gruppe am frontalen Ende. Aus den Versuchen mit halbseitiger Zungenresektion ist her- vorgegangen, daß das kaudale Ende des ventralen Kernteiles die Muskeln des freien Zungenteiles versorgt, d. h. die Mi. verticalis et transversus und den M. genioglossus. Im Verband mit dem Befunde der ersten Versuchsreihe ist es jetzt wohl gewiß, daß die mediale Gruppe etwas kleinerer spindelförmiger Zellen die vertikalen Bündel innerviert; die größeren Zellen der centralen (und der lateralen?) Gruppe die transversen, während die zahlreichen und sehr nahe zusammenliegenden (auf dem Querschnitt) rundlichen Zellen der ventralen Gruppe den M. genioglossus versorgen. Aus den Versuchen mit halbseitiger Mundbodenresektion ergab sich, daß die ventrale Gruppe am frontalen Ende den M. genio- hyoideus innerviert. Die Experimente mit Resektion des R. de- scendens (?) und dieselben mit Exstirpation des Mi. sternohyoid., 607 sternothyr. und thyreohyoid. brachten im Hypoglossuskern keine Ver- änderung zustande, während bei den ersten Versuchen mit Resektion beider Hypoglossusäste am Mundboden der ganze Hypoglossuskern degeneriert war. ‘Bei der Maus nehmen also die Nervenfasern für die genannten Muskeln — ob ein R. descendens besteht oder nicht — ihren Ur- sprung nicht im eigentlichen Hypoglossuskern, sondern in einer Zellengruppe im Vorderhorn des Halsmarkes. Besprechung der Befunde. Wenn wir die oben mitgeteilten Befunde mit den Resultaten von Kosaka und Yasıraı (5) bei Hunden vergleichen, so scheint es auf den ersten Blick, als bestehe ein großer Unterschied zwischen beiden. Ich meine aber, daß dieser hauptsächlich scheinbar ist. Die japani- schen Untersucher haben im Hypoglossuskern keine besonderen Teile oder Gruppen unterschieden und für die Muskellokalisation nur den Ort im Kerne als Ganzes angewiesen. Dieses macht einen großen Unterschied; also braucht deshalb ihre Andeutung „dorsal‘ keines- wegs übereinzustimmen mit meinem „dorsalen Teile“, weil z. B. im kaudalen Ende mein dorsaler Teil noch nicht vorhanden ist. Außerdem ist der Hypoglossuskern des Hundes (und auch des Kaninchens) demjenigen der Maus nicht ganz gleich. Wenn man aber das obenstehende berücksichtigt, und vor allem ihre Zeichnungen studiert, so wird man den Eindruck bekommen, daß ihre Resultate der Hauptsache nach mit den meinigen sich decken. Die Exstirpation des M. genioglossus (S. 180) gab veränderte Zellen „zwischen dem lateralen Drittel und den medialen zwei Dritteln des Kerns, und zwar zahlreiche im dorsalen, spärliche im ventralen Gebiet desselben“. Ihre Abb. 12 zeigt aber die veränderten Zellen wohl in der dorsolateralen Ecke des ganzen Kerns, jedoch noch in der leicht zu erkennenden ventralen Gruppe, welche hier fast den ganzen Kern einnimmt. Die Exstirpation des M. geniohyoideus verursachte Degeneration „im oberen Drittel des Hypoglossuskerns. In dieser Gegend bilden die Zellen eine Gruppe, welche die ventrale Ecke des Kerns ein- nimmt und in manchen Schnitten je aus 6—7 Zellen besteht (Abb. 13)“. Diese Abbildung zeigt eine ventrale Gruppe am frontalen Ende. Die Exstirpation des M. hyoglossus (S. 181) hatte veränderte Zellen in der dorsolateralen Ecke des Kerns zur Folge. Ihre Abb, 14 zeigt diese als eine lateral gelegene dorsale Gruppe. Die Resektion des vorderen Drittels der Zungenhalfte ergab bei Hunden chromatolytische Zellen „im medialen Teil des Kerns, be- sonders in der unteren Hälfte desselben“. Dieselbe Operation bei Kaninchen ergab denselben Befund wie beim Hunde, nur mit dem Unterschiede, daß die entarteten Zellen „beim Kaninchen nicht haupt- sächlich gerade im medialen, sondern mehr im ventromedialen Ab- schnitt des Kerns sich befanden.“ Von diesen Befunden werden keine Abbildungen gegeben. Der Ursprung des R. descendens N. hypogl. wurde von Kosaka und YacıTa bei verschiedenen Tieren bestimmt. Früher hatten schon Parnon und GoLDSTEIN (10) darüber Experimente ‚angestellt und beim Hund gefunden, daß die Ursprungszellen dieses Nerven in der dorsolateralen Ecke der kaudalen Hälfte des Hypo- glossuskerns liegen. Diese Autoren hatten deshalb hieraus geschlossen, ‚daß die Fasern des R. descendens nicht — wie die älteren Autoren nach VOLKMANN (1840) alle gemeint hatten — dem Halsnerven, son- dern dem N. hypoglossus selbst entstammen. Kosaka und Yaaira fanden beim Hunde dasselbe wie PARHON und GoLDSTEIN, jedoch die Zahl der veränderten Zellen war nicht groß; in den meisten Schnitten war je eine vorhanden, in einigen aber zwei bis vier. Weiter wurden veränderte Zellen im Vorderhorn gefunden. Beim Affen fanden sie den R. descendens in keinerlei Be- ziehung zum Hypoglossuskern; er entspringt bei diesem Tiere nur ‚aus dem Vorderhorn. Dasselbe Verhältnis besteht wahrscheinlich beim Menschen (ArIENS KaPPpERs (1). Beim Kaninchen hingegen fanden Kosaka und Yasıra (6) durch spätere Untersuchungen, daß der R. descendens ganz aus dem dorsalen Teil des Hypoglossuskerns am kaudalen Ende desselben entspringt. In meiner Dissertation (15) habe ich selbst eine Serie eines Kaninchens beschrieben, bei welchem mit der Vagotomie der R. descendens mit lädiert war. Die Zellen am kaudalen Ende des Hypoglossuskerns waren alle tigrolytisch. Also steht mein Befund bei der Maus hiermit in scharfem Kon- trast. Eine Erklärung dieses großen Unterschiedes bei so nahe mit- einander verwandten Tieren als Kaninchen und Maus, weiß ich auch nicht zu geben. Ich will jedoch darauf hinweisen, daß auch der dorsale Teil des Hypoglossuskerns bei den beiden genannten Tieren einen großen Unterschied zeigt. Bei der Maus fängt der dorsale Teil 609 erst nach dem kaudalen Drittel des ganzen Kerns an, beim Kanin- chen dagegen mehr kaudalwärts als der ventrale Teil, so daß ich in meiner Serie mit Resektion des R. descendens das kaudale Ende des Kerns ganz und gar degeneriert fand. Wenn wir weiter meine Resultate bei der Maus mit den Be- funden der klinisch-anatomischen Fälle beim Menschen vergleichen wollen, so sind die Schwierigkeiten noch viel größer. Erstens gebrauchen die verschiedenen Forscher nicht dieselbe Nomenklatur. Einige verwenden die Ausdrücke ,,vorder“ (anterior) und „hinter“ (posterior) im Sinne von ventral und dorsal, andere in der Bedeutung von frontal und kaudal. Dasselbe ist der Fall mit den Terminus „ober“ (superior) und „unter“ (inferior), welche auch oft in beiden Bedeutungen gebraucht werden als dorsal- ventral und frontal-kaudal. Die von mir angewendeten Wörter: dorsal, ventral, medial, central, lateral, kaudal und frontal schließen, dünkt mich, jedes Mißverständnis aus und verdienen deshalb den Vorzug. Zweitens haben verschiedene Autoren auch beim Menschen wohl bestimmte Gruppen abgetrennt, doch auf andere Weise wie ich bei der Maus tat. Betrachten wir z. B. die Zeichnungen von HUDOVERNIG (4), so scheint mir seine externe Gruppe, wenigstens zum größten Teile, im frontalen Stücke übereinzustimmen, nicht mit meiner lateralen Gruppe, sondern mit meinem dorsalen Teil. Die Abb. 4 zeigt als externe Gruppe nämlich sehr zerstreute, dorsal liegende Zellen. Eben- so umfaßt seine mediale Gruppe zugleich meine centrale. Drittens zweifelte ich, ob die Muskelläsion wohl immer genügend sicher bekannt war. Ein Krebs wächst doch diffus nach allen Seiten, vernichtet deshalb mehrere Muskeln nur teilweise und es ist schwer zu ergründen, von welchen ein bedeutend großer Teil getroffen ist; zugleich können Nervenzweige vernichtet sein, was z. B. beim Kar- zinom des M. geniohyoideus sehr leicht der Fall sein kann. Es ist deshalb nicht befremdend, daß die Resultate der verschiedenen Fälle auch untereinander so stark verschieden sind. Ich meine, daß die oben von mir bei der Maus beschriebenen Gruppen auch beim Men- schen wohl zu finden sind. Ich will hierauf jetzt nicht weiter ein- gehen, da ich das Studium des menschlichen Hypoglossuskerns noch nicht beendet habe. Ich hoffe hierauf später ausführlich zurückzu- kommen. Von den verschiedenen Fällen stimmen die Befunde von PArHoN und Papınıan (13) und von ParHox und NADEJDE (14) am meisten mit den meinigen überein. Anat. Anz. Bd. 48. Aufsätze. 39 610 Beschreibung der histologischen Technik. Eine vollständige Beschreibung der bei den oben mitgeteilten Untersuchungen von mir angewendeten Bearbeitungs- und Färbungs- methoden wird bald in der Zeitschrift für wissenschaftliche Mikro- skopie veröffentlicht werden. 14, 15. Literaturverzeichnis. C. U. Arıkns Karppers, Die phylogenetische Entwickelung der motorischen Wurzelkerne in Oblongata und Mittelhirn. Folia Neurobiologica, Bd. 6, 1912. . F. pe Beute, Contribution a l’&tude des cellules de l’hypoglosse apres l’arrachement du nerf. La Nevraxe 3, 1901. . M. GoLDsTEIN et J. 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HERMANN KLAATSCH fF. Von Ricnarp N. Weener in Rostock. Mit einem Bildnis von HERMANN KLAATScH. Am 5. Januar verstarb plötzlich in Eisenach der etatsmäßige Honorar- professor der Anatomie und Anthropologie an der Universität Breslau und Direktor des Anthropologischen Instituts, Hermann Kraatsch, im 53. Lebens- jahre, in den besten Jahren seines Schaffens. — Ein unerwarteter und schmerz- licher Verlust hat seine zahlreichen Freunde und Schüler getroffen; ein un- gewöhnlich begabter Mann der Wissenschaft und ein glänzender Lehrer ist uns entrissen worden, der uns noch vieler Jahre segensreiches Wirken hätte schenken können. Bei einem Forscher, der seine Arbeitskraft so vielfach den Problemen der Abstammung des Menschen gewidmet hat, mag es nicht unangebracht sein, etwas über die eigene Abstammung zu berichten. Einer seiner Ahnen großmütterlicherseits war der alte Hem (1747-1843), der allbekannte Arzt Berlins und der größte Diagnostiker seiner Zeit. — Gemälde und Erinnerungen an denselben schmückten das Arbeitszimmer des Dahingegangenen. Der be- rühmte Berliner Chirurg RoßBErRT Witms war einer seiner Großonkel. Sein jung verstorbener Großvater hatte sich nebst seinen Brüdern in den Freiheits- kriegen hervorragend ausgezeichnet, unter anderem den Wagen Napoleons mit erbeutet; aus Dankbarkeit überließ man ihm einen Teil der darin vor- gefundenen Schätze. So kam es, daß noch der Enkel Hermann KLAATSCH aus einer Silberschüssel Napoleons getauft wurde. Auch sein Vater, A. H. M. Kraatsch (1827—1885), war ein sehr geschätzter Berliner Praktikus. Ein Schüler des großen JOHANNES MÜLLER, hatte auch er nach einer ausgezeichneten ana- tomischen Doktorarbeit!) sich schon der Universitätslaufbahn widmen wollen, als ihn äußere Rücksichten auf den Weg der Praxis führten; er wurde einer der beliebtesten Ärzte Berlins, wo er auch als Geheimer Sanitätsrat starb und sich noch an den wissenschaftlichen Erfolgen seines Sohnes erfreuen konnte. Seine Mutter, geb. ScHWENDLER (gestorben 1898), stammte aus Frankfurt a. M, So waren es altehrwürdige ärztliche Traditionen, die in dem Hause walteten, in dem Hermann Aveust Lupwie Kraatsch am 10. März 1863 in Berlin ge- boren wurde. Schon früh zeigte er ein großes Interesse für die Naturwissen- schaften, besonders fiir das Sammeln yon Amphibien und Reptilien. Als ca. 1) Kraatsch, H. M., De cerebris piscium Ostracantharum aquas nostras incolentium. c. 4 Tab. Halis 1850. 39* 612 6 jähriger Knabe brachte er von einer Harzreise eine derartige Sammlung von diesen Geschöpfen dem Berliner Aquarium mit, daß er in die Liste der Geber eingetragen wurde. Seine Schulbildung genoß er gleichfalls in Berlin auf dem Königl. Wilhelms-Gymnasium. Dort bestand er unter Befreiung von der mündlichen Prüfung im März 1881 das Abiturientenexamen. Seine Studien- zeit begann er auf der Universität Heidelberg, wo von Anfang an GEGENBAUR einen besonderen Einfluß auf ihn ausübte. Zu seinen Lehrern gehörte in Heidelberg unter anderen auch der Anatom G. Rugs, der Zoologe BürscaLi, . der Physiker Bunsen und der Pathologe Arnoıpd. In Heidelberg bestand er auch am 27. Februar 1883 das Tentamen physicum. Im S.-S. 1883 arbeitete er an einer kleinen wissenschaftlichen Arbeit: „Zur Morphologie der Säuge- tierzitzen“ (1, 1884). In den großen Ferien desselben Jahres reiste er zu Studien ans Meer und verweilte längere Zeit auf der südfranzösischen Station Villefranche bei Nizza. Hier beschäftigte ihn besonders der Bau der Coelente- * raten. Im W.-S. 1883/84 genügte er in Berlin seiner Dienstpflicht beim 2. Gardedragoner-Regiment, dann arbeitete er längere Zeit im RUDOLF VIRCHOw- Laboratorium und war auch mehrere Monate Volontär-Assistent am Augusta- Hospital bei Geheimrat Küster, auch v. BERGMANN und QUINCKE gehörten zu seinen Berliner Lehrern. Im März 1885 kam er einer Aufforderung Geheim- rat WALDEYERS nach und trat als Assistent am Anatomischen Institut der Universität Berlin ein. Diese Stelle hatte er vom 1. April 1885 bis zum Oktober 1888 inne, Im Oktober 1885 promovierte er zum Doktor der Medizin mit einer Inaugural-Dissertation über die Eihüllen von Phocaena communis (2, 1886). Im W.-S. 1885/86 bestand er auch das medizinische Staatsexamen. Seine Approbation datiert vom 4. März 1886. Im W.-S. 1886/87 diente er seine Militärarztzeit beim 2. Garde-Feldartillerie-Regiment ab, bis er im Oktober 1886 zum Assistenzarzt, 1894 zum Stabsarzt d. R. befördert wurde. Im Oktober 1888 folgte er einer Aufforderung GEGENBAURS, um als Assistent in das Heidelberger Anatomische Institut überzusiedeln. Hier pu- blizierte er zunächst einige kleinere mikroskopische Arbeiten (3 u. 4, 1887). Am 26. Juli 1890 habilitierte er sich in Heidelberg mit einer Arbeit über den Descensus testiculorum (8, 1890). Seine Probevorlesung hielt er über „Die Knochenbildung‘“. Im Juni 1895 wurde er dann Professor extraordinarius für menschliche Anatomie in Heidelberg. In den Jahren 1904—1907 unternahm er seine große Forschungsreise nach Australien zur Untersuchung der dortigen, im Aussterben begriffenen Eingeborenen, und zwar mit Unterstützung der Königl. Akademie der Wissenschaften in Berlin. Damals besuchte er sowohl Süd- wie im Oktober 1905 auch Westaustralien ; im Dezember 1905 reiste er dann nach Java, wo er gleichfalls anthropologische und zoologische Studien vornahm, auch an den berühmten Fundstellen des Pithecanthropus sammelte, Im März 1906 erkrankte er schwer an Malaria, um nach seiner Wieder- herstellung nochmals Nordaustralien aufzusuchen. Im April 1907 erhielt er bei seiner Rückkehr eine Berufung als etatsmäßiger Professor extraordinarius der Anatomie, Anthropologie und Ethnographie nach Breslau, und zu gleicher Zeit als. Kustos der dortigen Sammlungen des anatomischen Instituts und des ethnologischen Museums. Im S.-S. 1912 erhielt er auch einen Lehrauftrag für topographische Anatomie, nachdem er schon 1909 als Examinator für das 613 Doktorexamen in der philosophischen Fakultät amtierte. 1912 wurde er stell- vertretender Vorsitzender der ärztlichen Prüfungskommission; Anfang Juli 1914 erfolgte die Neueröffnung der unter seiner Leitung stehenden anthro- pologisch-ethnographischen Sammlung, welche in den Erdgeschoßräumen eines der Universität gehörigen Gebäudes in unmittelbarer Nähe der medizinischen Anstalten untergebracht wurde. Leider reichten die Mittel nicht aus, um die Sammlungen zu einem größeren Forschungsinstitut zu erweitern und die nötigen Arbeitsräume zu schaffen, an denen es hier mangelte. Dem Ausbau dieses Instituts galten seine letzten Bemühungen, ihm sind auch die wert- vollen Privatsammlungen des Verstorbenen testamentarisch anheimgefallen. Seine selten fruchtbare schriftstellerische Tätigkeit läßt sich zwanglos in zwei Perioden einstellen, deren Trennung etwa um die Jahrhundertwende fällt. In der ersten Periode beschäftigt KraartschH sich vorwiegend mit Pro- blemen der vergleichenden Anatomie und Stammesgeschichte der Wirbeltiere, insbesondere der Säugetiere, in der zweiten Periode seines literarischen Schaffens mit dem Menschen, dessen spezieller Stammesgeschichte und Rassenmorphologie. Seiner Erstlingsarbeit über die Morphologie der Säuge- tierzitzen (1, 1884) folgen eine Reihe von Arbeiten über die gleichen Organe bei den Marsupialiern und bei den Huftieren (9, 1891; 10, 1892). Auch die oben genannte Habilitationsschrift schließt hier an, da in ihr die wissen- schaftliche Bedeutung der Mammaorgane für die Hodenverlagerung dargelegt wurde. Als Nachtrag dazu wäre seine Arbeit „Über embryonale Anlagen des Scrotum und der Labia majora der Arctopitheken“ (11, 1892) zu nennen. Die Mitarbeit an den wissenschaftlichen Ergebnissen von RICHARD SEMoNs For- schungsreisen nach Australien gab ihm das erwünschte Material zu einer weiteren Arbeit „Über die Taschen- und Beutelbildungen am Drüsenfeld der Monotremen“ (22, 1895). Schon in seiner Berliner Zeit hatte er sich mit dem Tastapparat der Vola und Planta beschäftigt (6, 1888), wobei Betrachtungen über den Bau des Liniensystems der Hand- und Fußfläche gegeben wurden. Längere Zeit stand im Vordergrunde seines Interesses die Skelettbildung der Wirbeltiere. Bereits in Berlin hatte er eine kleine Mitteilung „Zur Färbung von Ossifikations- schnitten“ (4, 1887) veröffentlicht. In das wichtige Problem der Anfänge der Knochenbildung versuchte er dann in zwei ausgedehnten, sehr gründ- lichen Arbeiten einzudringen, 1. „Zur Morphologie der Fischschuppen und zur Geschichte der Hartsubstanzgewebe“ (7, 1890). Sie behandelt die Entstehung des Hautskeletts der niederen Wirbeltiere in vergleichend-anatomischer, em- bryologischer und palaeontologischer Hinsicht, eine Arbeit, deren Studium noch heute für jeden Palaeontologen unentbehrlich sein dürfte. Hierbei wurde die Frage nach der ersten Herkunft der Zellen, die Zahnbein- und Knochengewebe liefern, angeschnitten. Die Abstammung dieser Elemente aus dem Ektoderm suchte er dann in einer zweiten Arbeit nachzuweisen : „Über die Herkunft der Skleroblasten — ein Beitrag zur Lehre von der Osteo- genese“ (20, 1894). Der Anstoß, den diese Arbeiten bei einigen Anhängern der Keimblattlehre erregten, veranlaßte lebhafte Diskussionen, sie wurden der Anlaß zu einer Entgegnungsarbeit „Über die Bedeutung der Hautsinnesorgane für die Ausscheidung der Skleroblasten aus dem Ektoderm“ (25, 1895). Neben 614 den Problemen der Hautknochenbildungen übten Untersuchungen über die ersten Anfänge und Entfaltungen des Achsenskeletts einen besonderen Reiz auf seinen Forschertrieb aus. Damals entstanden die „Beiträge zur ver- gleichenden Anatomie der Wirbelsäule“ (21, 1895), insbesondere über den „Urzustand der Fischwirbelsäule“ (15, 1893), über die „Bildung knorpeliger Wirbelkörper bei Fischen“ (16, 189), „Zur Phylogenese der Chordascheiden und zur Geschichte der Umwandlung der Chordastruktur‘ (21, 1895), sowie „Über die Chorda und die Chordascheiden der Amphibien‘ (28, 1897). Für diese Chordastudien erwies sich eine gründliche Beschäftigung mit dem klassischen Objekt der Chordaten-Morphologie, dem Amphioxus als not- wendig. Das Studienmaterial lieferte ihm ein längerer Aufenthalt auf der zoologischen Station in Neapel im Jahre 1894, welche damals unter Leitung von Prof. Dourn stand. Er wurde für ihn zu einem bedeutenden Fortschritt in seiner Kenntnis der niederen Wirbeltiere. Auch in Messina arbeitete er über die Entwickelung des Amphioxus, insbesondere in der Meeresbucht am Faio, wo schon HarscHkk günstige Gelegenheit gefunden hatte, alle Entwicke- lungsstufen des Lanzettfischchens zu sammeln und zu beobachten. Als wissenschaftliches Ergebnis dieser Reisen veröffentlichte er „Bemerkungen zur Frage nach der morphologischen Bedeutung der Hypochorda“ (27, 1897); „Über die Gastrula des Amphioxus‘“ (29, 1897), „Über die Intercellularstruk- turen an der Keimblase‘ (30, 1898), sowie „Über den Bau und die Entwicke- lung des Tentakelapparates“ desselben (31, 1898). In Neapel hatte er sich auch mit Tunicaten und niederen Seetieren befassen können, insbesondere mit den Appendicularien ; als Ergebnis entstand seine Arbeit „Über die Kernverände- rungen im Ektoderm der Appendicularien bei der Gehäusebildung“ (23, 1895). Eine andere größere Reihe von Untersuchungen galt der Stammes- geschichte des Darmkanals der Landwirbeltiere, besonders den Mesenterial- bildungen. Diese Arbeiten entsprangen dem didaktischen Bedürfnis, nament- lich den komplizierten Zustand des menschlichen Situs peritonei auf morpho- logischem Wege dem Verständnis näher zu bringen. Seit JoHANNES MÜLLERS Zeiten war am Bauchfell nicht wieder mit solchem Erfolge vergleichend-ana- tomisch und teratologisch gearbeitet worden, als es in seinen Arbeiten zur Morphologie der Mesenterialbildungen am Darmkanal sowohl bei den Am- phibien und Reptilien, als auch bei den Säugetieren (12, 13, 1892) der Fall war. Die Diskussionen darüber auf dem Anatomenkongreß zu Göttingen 1892 führten zu einer neuen Arbeit: „Zur Beurteilung der Mesenterialbildungen“ (19, 1893). Die Anwendung seiner neuen Auffassung, die auch von chirurgi- scher Seite besondere Beachtung fand, führte zu besserer Beurteilung der Hemmungsbildungen. Ein auf dem pathologisch-anatomischen Institut von Prof. ArnoLp beobachteter Fall gab das Material zu einer weiteren Arbeit „Über die Persistenz des Ligamentum hepatocavoduodenale beim erwachsenen Menschen in Fällen von Hemmungsbildungen des Situs peritonei‘ (24, 1895). Eine Entdeckung, die er gelegentlich seiner mikroskopischen Studien am Darmkanal der niedersten Säugetiere, der Monotremen, machte, teilte er in einem Bericht „Über die Beteiligung der Drüsenbildungen am Aufbau der Pryer’schen Plaques“ (14, 1892) mit. Seine Untersuchungen über Skelett und Muskulatur der Gliedmaßen reichen bis in die Berliner Zeit zurück. Das praktische Interesse an der Leisten- und Schenkelregion regte zu vergleichend anatomischen Studien „Über den Arcus cruralis“ (5, 1888) an. Unter GEsEnBAURs Einfluß wandte er dann sein Interesse dem schwierigen Problem der Heranbildung der Land- gliedmaßen aus den Fischflossen zu. Da ihm auf Grund der Erwerbung von zwei Exemplaren eines für diese Frage höchst wichtigen und seltenen, aus der Bucht von Kamerun stammenden Ganoiden, Calamoichthys, bisher fast unerreichbares Material zur Verfügung stand, so konnte er in seiner Arbeit (26, 1896) „Die Brustflosse der Crossopterygier, ein Beitrag zur Anwendung der Archipterygiumtheorie auf die Gliedmaßen der Landwirbeltiere“, die in der Festschrift für seinen Lehrer GEGENBAUR erschien, neuartige Beiträge zu dieser Frage liefern. Nach Aufgabe der Assistentenstelle am Heidelberger anatomi- schen Institut gewann er die Möglichkeit zu ausgedehnten Studien auch in palaeontologischer und geologischer Hinsicht. Mit ihnen beginnt die zweite Periode seiner Forschertätigkeit. In diese Übergangszeit fallen seine ersten allgemein gehaltenen Publi- kationen und eine Reihe von Vorträgen in der Heidelberger medizinischen Gesellschaft: „Das Problem der Vererbung mit Rücksicht auf die Pathologie‘ (32, 1898); „Über den jetzigen Stand der Keimblattfrage mit Rücksicht auf die Pathologie‘ (34, 1899). Aus Volkshochschulvorträgen, die er im Auf- trage der Universität Heidelberg mehrere Jahre in Mannheim unter vielem Zuspruch hielt, entstanden die populär-wissenschaftlich gehaltenen „Grund- züge der Lehre Darwins“ (39, 1901). Seine Vorlesungen an der Universität Heidelberg über das gleiche Thema waren nicht weniger stark besucht. Hier zeichnete er sich auch durch die ihm eigene glänzende Begabung als Lehrer aus. Eine Begeisterung erweckende Lebhaftigkeit als Redner ließen ihn seine Ausführungen mit seltener Klarheit hinstellen, die überzeugend wirken mußte, auch verstand er es, seine Ausführungen durch schnell an die Tafel ge- worfene schematisierende, aber das Wichtigste prägnant heraushebende Zeich- nungen zu ergänzen. Seine Beschäftigung mit Geologie und Palaeontologie erhielt viele Anre- gungen durch den damals nach Heidelberg berufenen Geologen Professor Satomon. So entstand eine Spezialarbeit über Helicoprion (42, 1901), einmal hat er auch eine geologisch-palaeontologische Vorlesung gehalten. 1897 besuchte er auf Anregung WALDEYERS Zum erstenmal einen Anthro- pologenkongreß, und zwar in Lübeck. Kuaatsca konnte sich aber mit der damals noch unter RuporLr VırcHows Einfluß stehenden Richtung in der An- thropologie nicht befreunden. Seine zahlreichen Vorträge auf späteren Anthro- pologenkongressen zeigten, wie weit er selbst der Anthropologie und Prä- historie dann diese neuen Bahnen gewiesen hat. Die Fortführung seiner morphologischen Untersuchungen über die Mus- kulatur der Gliedmaßen nötigte ihn zu speziellerem Eingehen auf die Stellung des Menschen zu den Affen und besonders zu den Anthropoiden. Daher bildet seine Arbeit „Der kurze Kopf des Musculus biceps femoris und der Tenuissimus — Ein stammesgeschichtliches Problem“ (37, 1900) den Übergang zu seinen Arbeiten über die Stammesgeschichte der Menschheit, in derer an 616 einem speziellen Beispiel zeigen konnte, daß sich der Mensch manches primi- tive Merkmal bewahrt hat wie die Form des Biceps-Kopfes, die bei niederen Affen verloren gegangen ist. Ein Nachtrag zu diesem Aufsatz bildet eine spätere Breslauer Präpariersaalbeobachtung „Über eine dem Tenuissimus ähn- liche Variation am Biceps femoris des Menschen“ (70, 1911). Ein Vortrag in Heidelberg führte zu einer allgemeinen Besprechung des „Gegenwärtigen Standes der Pithecanthropusfrage“ (35, 1899). Im Anschluß daran erschien das Referat „Die fossilen Knochenreste des Menschen und ihre Bedeutung für das Abstammungsproblem“ (36, 1899). Auf Anregung ScHOETENSACKS legte er seine neuen Ansichten „Über die Stellung des Menschen in der Reihe der Säugetiere, speziell der Primaten und der Modus seiner Heranbildung aus einer niederen Form“ (33, 1899) auch auf dem Anthropologenkongreß in Lindau dar. Eine Fortsetzung dieses Themas bildet sein Vortrag „Über die Aus- prägung der spezifisch menschlichen Merkmale in unserer Vorfahrenreihe“ (40, 1901) auf dem Anatomenkongreß in Metz. Mittlerweile war das Thema des Neandertalmenschen aktuell geworden. Unabhängig voneinander hatte sich neben G. SCHWALBE auch KLAATSCH dieser so lange vernachlässigten fossilen Reste angenommen. Auf dem Anatomen- kongreß in Bonn 1901 trug SCHWALBE seine Ergebnisse über den Schädel vor, während KıaaAtsch über die Gliedmaßen sprach. Damit war die Lehre vom Neandertalmenschen neu begründet worden — wie durch keinen andern hat sie von da ab durch seinen unermüdlichen Fleiß, glückliche neue Entdeckungen und sorgfältige vergleichende anatomische Arbeit einen weiteren Ausbau er- fahren. Inzwischen waren die Funde aus Krapina bekannt geworden. Im Herbst 1901 konnte er dieselben in Agram persönlich untersuchen und ihre Zugehörigkeit zur Neandertalrasse bestätigen. Alles das reizte ihn, einmal systematisch die Museen und Fundstätten Europas zu bereisen, um alles das mit eigenen Augen prüfen zu können, was uns bisher die Erde an Überresten des Diluvialmenschen wiedergeschenkt hatte. 1902 führte er eine Unter- suchung der Überreste des Spymenschen durch, welche in Lüttich aufbewahrt werden und legte die gemeinsamen Charaktere des Schädels mit der Neander- talrasse dar. „Oceipitalia und Temporalia der Schädel von Spy verglichen mit denen von Krapina‘ (43, 1902). Dieselbe Studienreise machte ihn mit allen wichtigeren Fossilresten in den Museen Frankreichs und Englands bekannt, auch konnte er die klassischen Fundstellen des Diluvialmenschen im Vezere- tal in der Dordogne, sowie Solutré und andere besuchen. In einem Vortrage in Berlin über „Anthropologische und paläolithische Ergebnisse einer Studien- reise durch Deutschland, Belgien und Frankreich‘ (46, 1903) berichtet er darüber. Ihm folgte im nächsten Sommer der „Bericht: über einen anthro- pologischen Streifzug nach London“ usw. (47, 1903). Seine nunmehr auch aus eigenster Betrachtung gewonnenen Ansichten über den Skelettbau der einzel- nen Menschenrassen und deren genaue Vergleichung mit den Fossilresten führten zu dem ersten zusammenfassenden Versuch unter dem Thema „Über die Variationen am Skelett der jetzigen Menschheit in ihrer Bedeutung für die Probleme der Abstammung und Rassengliederung‘“ (44, 1902) — sein Thema auf dem Anthropologenkongreß in Dorpat. Die Grabungen, welche er 1902 nach Silex-Artefakten begonnen hatte, setzte er 1903 mit reichem Er- 617 folge fort. Seine Darlegungen „Über die tertiären Silexartefacte aus den sub- vulkanischen Sanden des Cantal‘ (49, 1905) führten sowohl auf dem nächsten Anthropologenkongreß als in der Berliner Gesellschaft zu lebhaften Dis- kussionen. Die Fortsetzung seiner Gliedmaßenstudien im Anschluß an die Neandertalreste geschah in einem Referat „Über die Fortschritte der Lehre von den fossilen Knochenresten des Menschen in den Jahren 1900— 1903“ (48, 1903). Die erste allgemein verständliche, in klassischem Stil geschrie- bene Darstellung seiner neuen Ergebnisse über die Entstehung und Ent- wickelung des Menschengeschlechts wurde im zweiten Bande des groß ange- legten Werkes „Weltall und Menschheit“ mit zahlreichen Abbildungen ver- öffentlicht und somit den weitesten Kreisen zugänglich gemacht. Zahlreiche Aufforderungen zu öffentlichen Vorträgen, denen er mit gleicher Liebens- würdigkeit aus dem Gefühl heraus, der Allgemeinheit auch hierin dienen zu müssen, nachkam, waren die Folge. Er hatte die Genugtuung, daß man seiner glänzenden und klaren Beredsamkeit reichen Dank entgegenbrachte. Seine Ergebnisse auf dem Boden Mitteleuropas drängten geradezu auf eine Forschungsreise nach Australien, da die dortigen Eingeborenen der palaeolithischen Menschheit offenbar sehr nahe stehen geblieben sind. KLAATSCH gebührt das Verdienst, die Bestätigung dieser Ansicht auch in körperlicher und kultureller Hinsicht erbracht zu haben. Über seine Ergebnisse auf dieser großen dreijährigen Forschungsreise berichtete er zuerst in einigen Bemer- kungen „Über eine wissenschaftliche Reise unter der schwarzen Bevölkerung des tropischen Australien“ auf dem Adelaide Meeting der Australian Asso- ciation for the Advancement of Science (53, 1907). Die Offenheit, mit der er auf dieser Versammlung gegen die Mißhandlung der Eingeborenen durch die Kolonisten auftrat, zog ihm die Feindseligkeit der englischen Regierung zu. Schon in Australien hatte er eine sehr ausgedehnte Untersuchung der Schädel australischer Eingeborener begonnen, die von dem damaligen Protektor der Eingeborenen in Queensland, Rots, ins Englische (57, 1908) übersetzt wurde. Schon von Australien aus hatte er eine Reihe brieflicher Mitteilungen nach der Heimat gesandt (50—51, 1905—1907). Neben reichen ethnologischen Sammlungen (jetzt zum Teil im Museum in Köln und im Anthropologischen Institut Breslau) hatte er bisher unerreicht große Samm- lungen von Schädeln und Knochenmaterial der Australier sowie sehr wert- volles Spiritusmaterial zusammengebracht. In Australien waren ihm auch seine geologischen Kenntnisse von großem Vorteil gewesen. Er hatte dort Überreste von Riesenformen australischer Beutler der Diluvialzeit, so vom Calabomasee, sammeln können ; sehr sorgfältig waren seine Untersuchungen des Sandsteins von Warnambul, von wo er einen Fußabdruck des Genyornis Newtoni mitbrachte (die geologischen Funde befinden sich jetzt zum größeren Teil im geologischen Institut der Universität Breslau). Nach einem Besuche Nordwestaustraliens machte Kraarsch im Dezember eine Reise nach Java und nach einigen Teilen des Archipels. Hier besuchte er die Fundstellen des Pithecanthropus und machte eine Reihe anthropologischer und ethnologischer Untersuchungen. Im Mai des Jahres 1906 kehrte er dann nach Nordaustralien zurück, wo es ihm gelang, auch Gehirnmaterial von Australiern für seine Untersuchungen zu sichern. Nach Deutschland zurückgekehrt, veröffentlichte 618 er vergleichende Untersuchungen über die ,,Steinartefacte der Australier und Tasmanier“ (54, 1908). Auf dem Anatomenkongreß 1908 sprach er über den „Vergleich des Gesichtsskeletts der Neandertalrasse und der Australier“ (55, 1908) und hob die wichtigen Unterschiede hervor. Die australischen Schädelstudien führten auch zu Grundlagen für ein neues System der „Kranio- morphologie und Kraniotrigonometrie‘‘ (60, 1909), nachdem er schon vorher eine sehr brauchbare Verbesserung des LissauvER’schen Apparates zur Auf- zeichnung von Schädelkurven eingeführt hatte. Seine neuen Methoden zur Erforschung der Rassenmorphologie des Unterkiefers wurden wesentlich auch durch den ungemein wichtigen Fund von Mauer veranlaßt, selbst ScHorTEN- SACKs morphologische Beschreibung des Kiefers vom Homo heidelbergensis be- ruht fast ganz auf KraarscH’schen Intuitionen. Eine ungemein reiche, un- erwartete Förderung seiner Studien erhielt Kraarsch durch die Grabungen Hausers in der Dordogne. Die erste Hebung und wissenschaftliche Beschrei- bung von Hausers Entdeckung des „Homo Mousteriensis Hauseri‘ (58, 1909), wurde ihm übertragen. Es war der erste Fund eines Neandertalers auf fran- zösischem Boden, dem dann erst weitere Entdeckungen durch französische Gelehrte folgten. Später kam noch die wichtige Entdeckung des „Homo Aurignacensis Hauseri‘“ (63, 1910) hinzu. Dieser Fund zeigte einen anderen Typus als die Neandertalrasse an und brachte so das wichtige Ergebnis, daß schon im Diluvium mehr als eine deutlich voneinander unterscheidbare Men- schenart in Europa vorhanden war. Vergleiche mit dem Schädel von Galley- Hill neben der schon vorher durchgeführten Erforschung der übrigen dilu- vialen Reste, Ergebnisse aus ausgedehnten Untersuchungen an einem reichen Schädel- und Spiritusmaterial von Menschenaffen, das er mit Unterstützung einiger Freunde und mit seinen Schülern zusammengebracht hatte, führten ihn auf das fundamentale Problem der Abstammung der Menschenformen und Menschenaffen (65, 1910; 67, 1910). Für die gleiche Feststellung, wie sie die Palaeontologen machten, daß fast alle Säugetiere sich in mehreren nebeneinander parallel laufenden Stämmen entwickeln, deren Anfänge geolo- gisch sehr weit zurückliegen, von deren Gliedern aber noch unterscheidbare Charaktere längst abgesunkener Nebenzweige trotz gleichartiger Höher- entwickelung beibehalten werden, glaubte KLAATScH zuerst eigenartige Belege in Gleichförmigkeiten von Orang und Aurignacenser einerseits, Gorilla und Neandertaler andererseits auch für die Menschenstammesgeschichte gefunden zu haben. Ausgangspunkt für diese Untersuchungen waren die Beobach- tungen, die er in seinem Vortrage „Die stammesgeschichtliche Bedeutung des Reliefs der menschlichen Großhirnrinde‘ (66, 1911) auf der Anthropologen- versammlung in Heilbronn niederlegte. Dann folgten einige Publikationen allgemeinverständlicher Art über die „Entstehung und Erwerbung der Menschenmerkmale“ (72, 1911 und 75, 1912) über „Die Anfänge von Kunst und Religion in der Urmenschheit“ (78, 1913). Einer Aufforderung der Leitung des internationalen Kriminalisten-Kongresses kam er mit einem Vortrag über „Die Morphologie und Psychologie der nie- deren Menschenrassen in ihrer Bedeutung für die Probleme der Kriminalistik“ (73, 1912) nach. 1913 erschien eine sorgfältige Bearbeitung der Turfanschädel (77, 1913). Auf dem Anatomenkongreß zu Greifswald 1913 sprach er „Über die Erwerbung der aufrechten Haltung und ihre Folgen‘ (79, 1913), auf dem Anatomenkongreß zu Innsbruck 1914 „Über einige Probleme der Morphologie des menschlichen Armskeletts“. Sein Vortrag über die „Bedeutung des Säuge- mechanismus für die Stammesgeschichte des Menschen“ (74, 1912) auf dem Anthropologenkongreß zu Weimar sollte nur eine vorläufige Mitteilung aus einer umfangreicher angelegten Arbeit bedeuten. Ein groß angelegtes Reise- werk über Australien befand sich neben anderen Manuskripten noch in den Anfängen, als ihm der Tod die Feder aus der Hand nahm. In Breslau er- freute er sich großer Beliebtheit, man drängte sich zu den Vorlesungen, die er im Humboldtverein für Volksbildung hielt. Auch die staatliche Anerken- nung fand er in Form mehrerer Ordensauszeichnungen. Als Forscher zeigte KLAATscH einen unermüdlichen Fieiß, durch nichts zu beirrende Begeisterung, immer neuen wissenschaftlichen Problemen nach- zugehen. Auf den zahlreichen von ihm besuchten wissenschaftlichen Ver- sammlungen sprach er mit größter Lebhaftigkeit und der ihm eigenen ein- dringlichen Beredsamkeit, konnte in sachlichen Diskussionen seine Ansichten auch mit Schärfe verteidigen, zuweilen mit einem Temperament, das einem ganzen Kongreß seine Stimmung aufprägte. Im persönlichen Leben war er von reicher Güte, und wohl kaum hat ihn einer seiner zahlreichen Freunde und Schüler mit unerfüllter Bitte verlassen; stets war er bereit, um seiner Wissenschaft willen alles Persönliche hintenanzusetzen. Auf seine Schüler wirkte er ungeheuer anregend, unversiegbar in neuen Ideen und Problemen. Auch dem Humor ließ seine fröhliche Natur gerne einen Platz, um mit einem tiefen, herzlichen Lachen einzustimmen. KraarscH hat vieles geschaffen, was von bleibendem Wert für die Wissen- schaft ist, vor allem aber der Anthropologie neue Bahnen gewiesen, sie aus der erstickenden Luft der Meßtabellen zu freierer morphologischer Betrach- tung führen helfen. Es ist ein reicher Besitz, den er uns geschenkt hat, der seinen Namen und seines Lebens Werk nicht untergehen lassen wird. Wenn wir auch vor vielen vernichteten Hoffnungen standen, als wir ihn angesichts der uralten Wartburg zur letzten Ruhe betteten, so wollen wir uns doch gleich der Sonne, deren Strahlen sich an jenem Tage durch die jagenden Winterwolken siegreich Bahn brachen, dieses goldenen Besitzes freuen, ihn zu wahren und stetig zu mehren suchen. Verzeichnis der Veröffentlichungen von HERMANN KLAATSCH!). 1. 1884. Zur Morphologie der Säugetierzitzen. Morphol. Jahrb. Bd. 9, S. 253 — 324. 2. 1886. Die Eihüllen von Phocaena communis. Inaug.-Dissertation Berlin. 50 S. u. 2 Tafeln. 3. 1887. Ein neues Hilfsmittel für mikroskopische Arbeiten (Radialmikro- meter). Anat. Anz. Bd. 2, S. 632. 1) Dieses Verzeichnis enthält nur die wichtigeren Arbeiten, die Aufzählung zahlreicher kleiner Notizen, Diskussionsbemerkungen in den Fachzeitungen und Sitzungsprotokollen, Aufsätze aus den Tageszeitungen unterblieb wegen Platzmangel. Sen 1887. 1888. 1888. 1590. 1590. 1891. 1892. . 1892. 1892. 1892. 1893. 1893. 1893. . 1893. 1894. 1895. 189. 1895. . 1895. . „1895, . 1896. 1897. 1897. 1897. 620 Zur Färbung von Ossifikationsschnitten. Zeitschr. f. wissenschaftl. Mikroskopie. Uber den Arcus cruralis. Anat. Anz. Bd. 3, S. 679—686. Zur Morphologie der Tastballen der Säugetiere. Morphol. Jahrb. Bd. 14, S. 407—435. Zur Morphologie der Fischschuppen und zur Geschichte der Hart- substanzgewebe. Morphol. Jahrb. Bd. 16, S. 97—202 u. 209-258. Über den Descensus testiculorum. Habilitationsschrift Heidelberg. Morphol. Jahrb. Bd. 16, S. 587--646. Über die Beziehungen zwischen Mammartasche und Marsupium. Morphol. Jahrb, Bd. 17, S. 483 —488. Über Mammartaschen bei erwachsenen Huftieren. Morphol. Jahrb. Bd. 18, S. 349—372. Uber embryonale Anlagen des Scrotum und der Labia majora bei Arctopitheken. Morphol. Jahrb, Bd. 18, S. 383. Zur Morphologie der Mesenterialbildungen am Darmkanal der Wirbeltiere. I. Amphibien und Reptilien. Morphol. Jahrb. Bd. 18, S. 885—450. II. Säugetiere. Morphol. Jahrb. Bd. 18, S. 609—716. Uber die Beteiligung der Drüsenbildungen am Aufbau der PEyYER- schen Plaques. Morphol. Jahrb. Bd. 19, S. 548—552. R. Beiträge zur vergleichenden Anatomie der Wirbelsäule I. Über den Urzustand der Fischwirbelsiule. Morphol. Jahrb. Bd. 19, S. 649 -—- 678. II. Uber die Bildung knorpeliger Wirbelkörper bei Fischen. Morphol. Jahrb. Bd. 20, S. 143—186. Neues über Mammartaschen. Morphol. Jahrb. Bd. 20, S. 112. Über Marsupialrudimente bei Placentaliern. Morphol. Jahrb. Bd. 20, S. 276—288. Zur Beurteilung der Mesenterialbildungen. Morphol. Jahrb. Bd. 20, S. 398—424. Über die Herkunft der Scleroblasten. Ein Beitrag zur Lehre von der Osteogenese. Morphol. Jahrb. Bd. 21, S. 153—240. Beiträge zur vergleichenden Anatomie der Wirbelsäule. III. Zur Phylogenese der Chordascheiden und zur Geschichte der Umwand- lung der Chordastruktur. Morphol. Jahrb. Bd. 22, S. 514—560. Studium zur Geschichte der Mammaorgane. Die Taschen- und. Beutelbildungen am Drüsenfeld der Monotremen. SEMons Reise- werk Bd. 2, S. 157—187. Über Kernveränderungen im Ectoderm der Appendicularien bei der Gehäusebildung. Morphol. Jahrb. Bd. 23, S. 142—144. Über die Persistenz des Ligamentum hepatocavoduodenale beim erwachsenen Menschen in Fällen von Hemmungsbildungen des Situs peritonei. Morphol. Jahrb. Bd. 23, S. 218—231. Über die Bedeutung der Hautsinnesorgane für die Ausscheidung der Scleroblasten aus dem Ectoderm. Verhandl. d. anat. Ges. 189. S. 122—134. Die Brustflosse der Crossopterygier, ein Beitrag zur Anwendung der Archipterygiumtheorie auf die Gliedmaßen der Landwirbeltiere. Festschrift für CARL GEGENBAUR, S. 261— 39. Zur Frage nach der morphologischen Bedeutung der Hypochorda. Morphol. Jahrb. Bd. 25, S. 156—169. Über die Chorda und die Chordascheiden der Amphibien. Ver- handl. d. anat. Ges. 1897, S. 82—91. a me über die Gastrula des Amphioxus. Morphol. Jahrb. 37. 38. 39. 40. 41. 49. 1838. . 1898. . 1898. 1899. . 1899. . 1899. . 1899. 1900. 1901. 1901. 1901. 1901. yet. 1902. 1902. 1902. 1903. 1903. . 1903. 1905. Die Intercellularstrukturen an der Keimblase des Amphioxus, Sitzungsber. d. Kgl. Preuß. Akad. d. Wiss. Bd. 51. Über den Bau und die Entwickelung des Tentakelapparates des _Amphioxus. Verhandl. d. anat. Ges. 1898, S. 184—195. Das Problem der Vererbung mit Rücksicht auf die Pathologie. Münch. med. Wochenschr. Nr. 14. Die Stellung des Menschen in der Reihe der Säugetiere, speziell der Primaten und der Modus seiner Heranbildung aus einer nie- deren Form. Globus Bd. 26, Nr. 21. Über den jetzigen Stand der Keimblattfrage mit Rücksicht auf die Pathologie. Münch. med. Wochenschr, Nr. 6. Der gegenwärtige Stand der Pithecanthropusfrage. Zool. Zentralbl. Bd. 6Nred Die fossilen Knochenreste des Menschen und ihre Bedeutung für das Abstammungsproblem. MERKEL-BonNETs Ergebnisse 99, S. 416 — 496. Der kurze Kopf des Musculus biceps femoris und der Tenuissimus. Ein stammesgeschichtliches Problem. Morphol. Jahrb. Bd. 29, S. 211-281 u. Sitzungsber. d. Kgl. Akad. d. Wiss. Bd. 38. Das Gliedmaßenskelet des Neandertalmenschen. Verhandl. d. anat. Ges. 1901, S. 121—153. Grundzüge der Lehre Darwıns. 175 S. 3. Aufl. Mannheim 1900 — 1904. Über die Ausprägung der spezifisch menschlichen Merkmale in unserer Vorfahrenreihe. Verhandl. d. anthropol. Ges. 1901, 32. Vers. in Metz. Die wichtigsten Variationen am Skelet der freien unteren Extre- mität des Menschen und ihre Bedeutung für das Abstammungs- problem. MEerKEL-BonNETs Ergebnisse 1901, S. 599—-719. Zur Deutung von Helicoprion. Centralbl. f. Mineralogie usw. Jahrg. 1901, S. 429— 436. Occipitalia und Temporalia der Schädel von Spy verglichen mit denen von Krapina. Zeitschr. f. Ethnol. Bd. 34, S. 392—409. Über die Variationen am Skelet der jetzigen Menschheit in ihrer Bedeutung für die Probleme der Abstammung und Rassen- gliederung. Entstehung und Entwickelung des Menschengeschlechts in Kramer, „Weltall und Menschheit“ Bd, 2, 340 S. mit zahlreich. Abbild. Anthropologische und palaeolithische Ergebnisse einer Studienreise durch Deutschland, Belgien und Frankreich. Zeitschr. f. Ethnol. Bd. 35, S. 92—192. Bericht über einen anthropologischen Streifzug nach London usw. Zeitschr. f. Ethnol. Bd. 35, S. 875— 920. Die Fortschritte der Lehre von den fossilen Knochenresten des Menschen in den Jahren 1900—1903. MERKEL-BoNNETs Ergebnisse 1903, S. 545 — 651. Die tertiären Silexartefakte aus den subvulkanischen Sanden des Cantal. Arch. f. Anthropol. n. F. Bd. 3, S. 153—160. 50—51. 1905—1907. Reiseberichte aus Australien. Mehrere briefliche Berichte, 52. 1907. Berlin. Zeitschr. f. Ethnol. 1905, S. 780; 1906, S. 764 usw. Ergebnisse meiner australischen Reise. Verhandl. d. anthropol. Ges. Bd. 38, Straßburg. Korresp.-Bl. d. D. anthropol. Ges. 1907, 15 S. 53. 73. 74. 1907. - 1908: 1908. 1908. . 1908. . 1909. . 1909. 1909. 1909. 1909. 1910. 1910. .. 1910. 1910. 1910. 1910. EI (Sine 1911. 1911. 1912. 1912. 622 Some notes of a scientific travel amongst the black population of tropical Australia 1904—1906. Adelaide Meeting of the Australian Association for the Advancement of Science, Januar 1907, S. 1—16. 16 Tafeln u. 1 Karte. Die Steinartefakte der Australier und Tasmanier verglichen mit denen der Urzeit Europas. Zeitschr. f. Ethnol. Bd.40, S. 407—428. Das Gesichtsskelet der Neandertalrasse und der Australier. Ver- handl. d. anat. Ges. Bd. 22, S. 1—51. Der primitive Mensch der Vergangenheit und der Gegenwart. Verhandl. d. Ges. deutsch. Naturforscher, Köln. The Skull of the Australian Aboriginal. 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Der Schädelausguß des Homo Aurignacensis Hauseri verglichen mit dem der Neandertal-Calotte. Festschr. f. Unna, Bd. 2. S. 519 —559. Menschenrassen und Menschenaffen. Die Umschau, Jahrg. 14, Nr. 36 u. 37. Frankfurt a. M. 1910. Der Aufbau des menschlichen Organismus auf Grund seines natür- lichen Werdeganges. 114 S. Leipzig 1910. Die stammesgeschichtliche Bedeutung des Reliefs der menschlichen Großhirnrinde. 42. Anthropol.-Vers. Heilbronn 1911. Korresp.-Bl. d. D. Ges. f. Anthropol. 1911, S. 81— 100. Über eine dem Tenuissimus ähnliche Variation am Biceps femoris des Menschen. Anat. Anz. Bd. 38, S. 305—310. Die Todespsychologie der Uraustralier in ihrer volks- und religions- geschichtlichen Bedeutung. Festschr. z. Jahrhunderf. d. Univers. Breslau. Breslau 1911. S. 401—439. Die Entstehung und Erwerbung der Menschenmerkmale. I. Ein- führung in die Geschichte der Hand. Fortschritte der naturwissen- schaftlichen Forschung, Bd. 3, S. 322-352. Berlin 1911. 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Wiss. 1912 (mit 4 Tafeln). 52 S. Berlin 1913. 78. 1913. Die Anfänge von Kunst und Religion in der Urmenschheit (mit 39 Textabbild.). 63 S. Leipzig 1913. 79, 1913. Die Erwerbung der aufrechten Haltung und ihre Folgen (mit 2 Abbild.). Abdr. aus Verhandl. d. anat. Ges. in Greifswald. S. 161 — 188. 80. 1914. Über einige Probleme der Morphologie des menschlichen Arm- skelets (mit 34 Abbild.). Abdr. aus Verh. d. anat. Ges. in Innsbruck. S. 249—274. Jena 1914. 81. 1914. u. Lustig, Morphologie der palaeolithischen Skeletreste des mitt- leren Aurignacien der Grotte von La Rochette, Dep. Dordogne. Aus: Arch. f. Anthropol. Neue Folge, Bd. 13, Heft 2, S. 81-129. Braunschweig 1914. Bücheranzeigen. Über die Behandlung von Kieferschußfrakturen. Bericht aus Abteilungen für Kieferverletzte in Wien und der Kriegszahnklinik der 4. österreichisch- ungarischen Armee auf dem östlichen Kriegsschauplatz. Von 0. Miiller- Widmann (Bern). Mit 56 Abbildungen im Text. Bern, A. Franke, 1916. 60 S. Preis 3 Mark 50 Pf. Diese Schrift, ein Bericht des Verfassers an die oberste Sanitätsbehörde der Schweiz, ist von höchstem Interesse für Zahnärzte und Chirurgen. Auch Anatomen, soweit sie für menschliche Anatomie, vor allem die Kiefer, größeres Interesse haben, werden aus Wort und Bild manches lernen, — u.a. daß selbst bei Einwirkung direkter Gewalt (Schuß) auffallend häufig eine Trennung des Unterkiefers in der phylogenetisch so alten, vom Ref. bereits vor über 10 Jahren beschriebenen und abgebildeten, aber immer noch wenig bekannten oder als solche anerkannten Naht zwischem dem eigentlichen Unterkiefer und dem „Mittelstück“, wie es Verf. nennt, also dem ,,Mentale“ des Ref. erfolgt! „Die wahre Ansicht der Natur nützt jeder Praxis‘‘ sagt GoETHE in seiner berühmten Abhandlung über den „Zwischenknochen“ (GoETHEs Werke, Aus- gabe der Großherzogin Sophie, II. Abt. 8. Bd., S. 109). B. 624 Anatomische Gesellschaft. Seit dem 27. Januar (s. Nr. 21/22 dieses Bandes) zahlten Jahres- beiträge für 1916 oder 1915 und 1916 die Herren ApLorF (15), Sross (15), Vorr, JACOBSHAGEN, PLENGE (15), Hansen (15), JosEPH (15), Srupniéxa (15). Seit dem 1. Februar beträgt der Beitrag für 1916 nicht mehr fünf, sondern sechs Mark, der für 1915 selbstverständlich gleichfalls sechs Mark. Die bis zum 1. März nicht eingegangenen Beiträge werden, soweit dies die Bestimmungen der Post und die Verhältnisse des Weltkrieges gestatten, durch Postauftrag eingezogen werden. Der ständige Schriftführer: K. v. BARDELEBEN. Personalia. Berlin. Am 29. Januar starb plötzlich am Herzschlag Dr. Fritz Fronse, Assistent an der Anatomischen Anstalt, erst 45 Jahre alt. Ein Nachruf vom Direktor der Anstalt, Herrn Geheimrat WALDEYER, folgt demnächst. Dieser Doppelnummer liegen Titel und Inhaltsverzeichnis zu Band 45 bei. Abgeschlossen am 4. Februar 1916. Weimar. — Druck von R, Wagner Sohn. Literatur 1914 °°’). Von Prof. Dr. Orro Hamann, Oberbibliothekar an der Königl. Bibliothek in Berlin. 1. Lehr- und Handbücher. Bilderwerke. Handbuch der Anatomie des Menschen in acht Bänden. Hrsg. v. Karu v. BArDE- LEBEN. Jena, Fischer. 28. Lief. (Bd. 6, Abt. 3, Teil 3.) Anatomie des Darmsystems. Bearb. v. Ivar Broman, J. Disse, F. MERKEL u. J. SoBOTTA. Abt. 3, Teil 3: Sosortta, Anatomie der Thymusdrüse (Glandula thymus). 20 Fig. V, 525. 2,40 M. Handbuch der Anatomie des Menschen in acht Bänden. Hrsg. v. Karu v. BARDE- LEBEN. Jena, Fischer. 29. Lief. (Bd. 6, Abt. 3, Teil 4) Anatomie des Darmsystems. Bearb. v. Ivar Broman, weil. J. Disse, F. MERKEL u. J. SOBOTTA. Abt. 3, Teil 4, Sonorra, Anatomie der Schilddrüse (Glandula thyreoidea). Hertwig, Oscar. Die Elemente der Entwicklungslehre des Menschen und der Wirbeltiere. Anleitung u. Repetitorium f. Studierende u. Ärzte. 5. Aufl. 416 Fig. Jena, Fischer 1915. IX, 464 S. 8%. 10 M. v. Langer, Carl, Lehrbuch der systematischen und topographischen Anatomie. 10. verb. Aufl. Bearb. v. C. ToLprt. Wien, Braumüller 1915. XIII, 8738. 3 War u. 6. Hiss 8°. ‘20° M. Martin, Paul, Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Bd. 2. 2. Hälfte: Ge- fäße, Nerven, Sinnes- und Hautorgane des Pferdes. 2. vollst. umgearb. Aufl. 45 Taf. u. 238 Fig. Stuttgart, Schickhardt u. Ebner 1914. VIII, 375 8. 8°. 20 M. Maurer, Friedrich, Grundzüge der vergleichenden Gewebelehre 232 Fig. Leipzig, Reinicke 1914. XX, 486 S. 8°. 14 M. Merkel, Friedrich, Die Anatomie des Menschen. Mit Hinweisen auf die ärztl. Praxis. 4. Abt. Eingeweidelehre. 2 Teile. Text u. Atlas. 336 Fig. Wies- baden, Bergmann 1915. IX, 225 S. u. V, 145 8. Sobotta, J., Atlas der deskriptiven Anatomie des Menschen. 2. Abt. Die Eingeweide des Menschen einschließlich des Herzens. 2, verm. u. verb. Aufl. 228 Fig. München, Lehmann. VII, S. 265—445. (= Lehmanns med. Atlanten, N. Aufl. Bd. 3.) 1) Wünsche und Berichtigungen, welche die Literatur betreffen, sind direkt zu richten an Prof. Hamann, Berlin NW, Königl. Bibliothek. 2) Ein * vor dem Verfassernamen bedeutet, daß der Titel einer Biblio- graphie entnommen wurde. 3) Den im Jahre 1915 erschienenen Abhandlungen ist die Jahreszahl 1915 hinzugefügt. Anat. Anz, Bd. 48, Nr. 3. Lit. April 1915. I 22 Soper Stöhr, Philipp, Lehrbuch der Histologie und der mikroskopischen Anatomie des Menschen mit Einschluß der mikroskopischen Technik. 16. verb. Aufl., bearb. v. Osx. ScHuLtze. 422 z. T. farb. Fig. Jena, Fischer 1915. XIV, 515 S. 8°. 8,60 M.- 2. Zeit- und Gesellschaftsschriften. Archiv für mikroskopische Anatomie. Abt. 1 f. vergl. u. exper. Histol. u. Ent- wicklungsgesch. — Abt. 2 f. Zeugungs- u. Vererbungslehre, hrsg. v. O. HERT- wie u. W. WALDEYER. Bd.86. 1915. H.3/4. 14 Taf.u.32 Fig. Bonn, Cohen. Inhalt: Abt. 1. Könıe, Die Regeneration des Auges bei Arion empiri- corum. — Turin, Ist die Grundmembran eine regelmäßig vorkommende Bildung in den quergestreiften Muskelfasern? — BrıLL, Untersuchungen über die Nerven des Ovariums. — EneEr, Uber die Gesetzmäßigkeit in der Aufeinanderfolge der Erythrocyten während des embryonalen Lebens der Wirbeltiere. — ZIETZSCHMANN, Beiträge zur Entwicklung von Hautorganen bei Säugetieren. 1. Die Entwicklung der Hautschwielen (Kastanie und Sporn) an den Gliedmaßen der Equiden. — GOoETScH, Über Hautknochenbildung bei Teleostiern und bei Amia calva. — Abt. 2. Lauche, Experimentelle Untersuchungen an den Hoden, Eier- stöcken und Brunstorganen erwachsener und jugendlicher Grasfrösche (Rana fusca Rös.). — Levy, Studien zur Zeugungslehre. 4. Mitt. Uber die Chromatinverhältnisse in der Spermatocytogenese von Rana esculenta. Anatomische Hefte. Beiträge und Referate zur Anatomie und Entwickelungs- geschichte. Hrsg. v. Fr. MERKEL u. R. Bonner. Abt. 1. Arbeit. a. anat. Instituten. H. 155 (Bd.51, H. 3). 7 Taf. u. 46 Fig. Wiesbaden, Bergmann. Inhalt: Asaı, Zur Entwickelung und Histophysiologie des Dottersackes der Nager mit Entypie des Keimfeldes u. z. Frage d. sog. Riesenzellen nach Untersuch. b. d. weißen Varietät d. Hausmaus. — PrEIn, Die Ent- wickelung des vorderen Extremitätengskeletes beim Haushuhn. — v. Korrr, Uber den Geweihwechsel der Hirsche, besonders über den Knorpel- u. Knochenbildungsprozeß der Substantia spongiosa der Bast- stangen. Gegenbaurs morphologisches Jahrbuch. E. Zeitschrift f. Anat. u. Entwick- lungsgeschichte. Hrsg. v. GEoRG Ruce. Bd. 49, H. 3. 1 Taf. u. 63 Fig. Leipzig, Engelmann. Inhalt: Freunp, Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Sirenen. — Frey, Ein vertebro-clavicularer Muskel aus der Gruppe der supraclavicu- laren Gebilde — pe Burter, Zur Entwicklungsgeschichte des Wal- schädels. 4. Über das Primordialcranium eines Embryo von Lagenorhyn- chus albirostris. — Kine, Uber die Variationen der Wirbelsäule, des Brustkorbes und der Extremitätenplexus bei Lacerta muralis Dum. u. Bibr. und Lacerta vivipara Jacq. Jahresberichte über die Fortschritte der Anatomie und Entwicklungsgeschichte. Hrsg. v. G. Scowatse. N. F. Bd. 19. Literatur 1913. Teil 1. Jena, Fischer 1915. 304 S. 8°. 16 M. Journal of Morphology. Ed. by J. S. Kinestey. Philadelphia. Wistar In- stitute of Anat. a. Biol. Vol. 25, N. 3. Inhalt: Hrener, Studies in Germ Cells. 1. The History of the Germ Cells in Insects with special Reference to the Keimbahn-Determination. — 2. The Origin and Significance of the Keimbahn-Determinants in Animals. — Siro, Some Features in the Development of the Central Nervous System of Desmognathus fusca. et Internationale Monatsschrift für Anatomie und Physiologie. Red. v. Fr. Korsch u. R. R. Bexstev. Bd. 31, H.7/9. 3Taf.u.22Fig. Leipzig, Thieme 1915. Inhalt (sow. anat.): Marrınorrı, Della corneificazioni dell’ unghia. — VASTARINI-ORESI, Chiasma gustativo (periferico) nella lingua dell’ uomo e di alcuni mammiferi. — Torraca, L’influenza dei raggi ultravioletti sulla rigenerazione dell’apparato pigmentario della cute dei tritone. 3. Methoden der Untersuchung und Aufbewahrung. Grosso, G., Über die Methylenblau-Pikrinsäure-Farbmethode zur Darstellung der Kernpersistenz bei reifen Erythrozyten der Säugetiere und über die Anwendung von Methylengrünpikrinat in der hämatol. u. histol. Technik. Folia haematol. Archiv Bd. 48, S. 71—76. Hitchings, Frederic Wade, A Method of Counting the actual Number of Purkinje Cells present in a given area of Cerebellum, and its Application in ten Clinical Cases. 1 Fig. Journ. of exper. med. Vol. 20, N. 6, S. 595 —598. Hofman, P., Vitale Färbung embryonaler Zellen in Gewebskulturen, Folia haematol. Bd. 18, 1914, Archiv, S. 136—139. Lindbom, Oscar, Om vitalfärgning af röda blodkroppar. 1 Taf. Nord. med. Arkiv 1914 (Inre Med.) H. 1/4, N. 25, 88. Roerdansz, Walter, Die Vorbereitung des Blutes zur Zählung seiner Form- elemente und die den einzelnen hierbei gebräuchlichen Methoden inne- wohnenden Unsicherheiten. Folia haematol. Archiv Bd. 18, 1914, H. 1, S. 1-42. Russell, D. G., The effect of gentian violet on Protozoa and on tissues growing in vitro, with especial reference to the nucleus. 1 Taf. Journ. of exper. med. Vol. 20, N. 6, 8. 545 —553. 4. Allgemeines. (Topographie, Physiologie, Geschichte etc.) Bulatnikow, Th. J., Regio latero-pharyngea. Topographie ihrer Arterien im Zusammenhang mit der Frage über gefährliche Blutungen bei operativen Eingriffen in der Regio tonsillaris. 4 Taf. u. 14 Fig. Arch, f. Laryngol. u. Rhinol. Bd. 29, H. 2, S. 225—281. Edinger, M. A. van GEHUCHTEN +, weil. Professor an der Universität Löwen. Deutsche med. Wochenschr. Jg. 41, 1915, N. 6, S. 171. de Feyfer, F. M. G., Lijst der Geschriften van ANDREAS VESALIUS met aantee- keningen voorzien. Nederl. Tijdschr. voor Geneesk. Jg. 1915, 1. Helft, N.1, S. 86—113. Knappert, L., Kerk en wetenschap in Vesarıus Dagen. Nederl. Tijdschr. voor Geneesk. Jg. 1915, 1. Helft, N. 1, S. 17—30. Koernicke, M., Die biologischen Wirkungen der Röntgenstrahlen auf den pflanzlichen Organismus. Verh. d. Deutsch. Röntgen-Ges. Bd. 10, S. 56—57. Lang, Arnold, Die experimentelle Vererbungslehre in der Zoologie seit 1900. Ein Sammelwerk und Hilfsbuch bei Untersuchungen. Mit e. Abschnitt: Anfangsgründe der Biometrik der Variation und Korrelation. 1. Hälfte. 4 Taf. u. 244 Fig. Jena, Fischer. VIII, 892 S. 8°. 28,50 M. T* re van Leersum, E. (., ANDREAS Vesauıus. Nederl. Tijdschr. voor Geneesk. Jg. 1915, 1. Helft, N. 1, S. 4—16. de Lint, J. G., Jets over de portretten von Vesarıus. 5 Taf. Nederl. Tijd- schr. voor Geneesk. Jg. 1915, 1. Helft, N. 1, S. 62—73. Mamlock, G., In Memorian Vesatu. Dtsche. med. Wochenschr, Jg. 41, 1915, INS Se 21: Przibram, Hans, Experimental-Zoologie. Eine Zusammenstellung der durch Versuche ermittelten Gesetzmäßigkeiten tierischer Formen und Verrich- tungen. 5. Funktion. (Auserbung, Wechselwirkung, Anpassung.) 12 Taf. Wien, Deuticke. VIII, 162 S. 8°. 12 M. Reifferscheid, Die Einwirkung der Röntgenstrahlung auf tierische und mensch- liche Eierstöcke. Verh. d. Deutsch. Röntgen-Ges. Bd. 10, S. 45—55. Krause, Paul, Die biologischen Wirkungen der Röntgenstrahlen auf tierisches und menschliches Gewebe. 6. Taf. Verh. d. Deutsch. Röntgen-Ges. Bd.10, S. 23—45. van Rijnberk, Anpreas Vesauıus. 1514—31. December 1914. Nederl. Tijd- schr. voor Geneesk. Jg. 1915. 1. Helft, N. 1, S. 2—3. Wachsner, Fritz, Zur Kenntnis der bilateralen Asymmetrie des menschlichen Körpers. Zugl. e. Beitr. z. Genese d. NAEGELE’'schen Beckens. Berlin. klin. Wehnsch. Jg. 51, N. 52, S. 1953—1956. 5 Fig. 5. Zellen- und Gewebelehre. Boresch, Karl, Über fadentörmige Gebilde in den Zellen von Moosblättern und Chloroplastenverlagerung bei Funaria. 1 Taf. Zeitschr. f. Bot. Bd. 6, S. 97—156. Brugnatelli, E., Cellules interstitielles et sécrétion interne de la mamelle. 1 Taf. Arch. Ital. de Biol. T. 61, Fasc. 3, S. 337—354. Celli, A., und Guarnieri, @., Zur Geschichte der sogenannten Vitalfärbung des Blutes. Folia haematol. Bd. 18, 1914, Archiv. S. 77—80. Hierzu Be- merk. v. PAPPENHEIMm, ib. S. 80. Engel, €. S., Uber die Gesetzmäßigkeit in der Aufeinanderfolge der Erythro- zyten während des embryonalen Lebens der Wirbeltiere. 3 Taf. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 86, 1915, Abt. 1, S. 345—375. Grosso, G., Uber die Methylenblau-Pikrinsäure-Farbmethode zur Darstellung der Kernpersistenz bei reifen Erythrozyten der Säugetiere und über die Anwendung von Methylgrünpikrinat in der hämatol, u. histol. Technik. (S. Kap. 3.) Haberlandt, G., Zur Physiologie der Zellteilung. 2. Mitt. 3 Fig. Berlin, Reimer. 16 S. 8°. (Sitzungsber. Preuß. Akad. Wiss.) 0,50 M. Helly, Konrad, Weitere Studien über den Fettstoffwechsel der Leberzellen. 2. Fettgehalt und Fettphanerose. Beitr. z. pathol. Anat. Bd. 60, H. 1, S. 1—21... 1 Fig. Hertwig, Richard, Uber Parthenogenesis der Infusorien und die Depressions- zustände der Protozoen. 5 Fig. Biol. Centralbl. Bd. 34, N. 9, 8. 557—581. van Herwerden, M. A., Uber die Nuklease als Reagens auf die Nukleinsäure- verbindungen der Zelle. 5 Fig. Anat. Anz. Bd. 47, N. 11/12, 8. 312—325. IE RER Hirschler, Jan, Über Plasmastrukturen (GoLer’scher Apparat, Mitochondrien u. a.) in den Tunicaten-, Spongien- und Protozoenzellen. 1 Taf.u. 3 Fig. Anat. Anz. Bd. 47, N. 11/12, 8. 289--311. Hitchings, Frederic Wade, A Method of Counting the actual Number of Purkinje Cells present in a given Area of Cerebellum, and its Application in ten clinical Cases. (S. Kap. 3.) Hofmann, P., Vitale Färbung embryonaler Zellen in Gewebskulturen. (S. Kap. 3.) Kersehner, L., Die sensiblen Nervenendigungen der Sehnen und Muskeln. Nach seinem Tode hrsg. v. O. Zorn. 16 Taf. u. 102 Fig. Wien, Deuticke. 23 S. 33,5>x<50,5 cm. 18 M. König, J., u. Rump, E., Chemie und Struktur der Pflanzen-Zellmembran. 9 Taf. u. 38 Fig. Berlin, Springer. 88'S. 8°. 2,80 M. Krause, Paul, Die biologischen Wirkungen der Röntgenstrahlen auf tierisches und menschliches Gewebe. (S. Kap. 4.) Kuö-Staniszewska, A., Zytologische Studien über die Harpver’sche Drüse. Zugleich ein Beitrag zur Fettsynthese. 1 Taf. Anat. Anz. Bd. 47, N. 15/16, S. 424—431. Levy, Fritz, Studien zur Zeugungslehre. 4. Mitt. Über die Chromatinverhält- nisse in der Spermatozytogenese von Rana esculenta. 3 Taf. und 15 Fig. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 86, 1915, Abt. 2, H. 3/4, S. 85—177. Lindbom, Oscar, Om vitalfärgning af röda blodkroppar. (S. Kap. 3.) McClendon, J. F., On the electric Charge of the Protoplasm and other Sub- stances in Living Cells. 1 Fig. Zeitschr. f. physik.-chem. Biol. Bd. 1, H. 3/4, S. 159—162. Maixner, Emerich, u. v. Decastello, Alfred, Klinische Untersuchungen über das gegenseitige Verhältnis der Leukozyten- und Blutplättchenzahlen. Med. Klinik Jg. 11, 1915, N. 1, S. 14—17. Maurer, Friedrich, Grundzüge der vergleichenden Gewebelehre. (S. Kap. 1.) Musser, J. H., and Krumbhaar, E. B., Studies of the Blood of normal Dogs. Folia haematol. Bd. 18, Archiv, S. 576—580. Painter, Theophilus S., Spermatogenesis in Spiders. 5 Taf. u. 4 Fig. Zool. Jahrb. Bd. 38, Abt. f. Anat. u. Ont. Bd. 38, H. 4, S. 509—576. Paladino, G., Les cellules nerveuses sont-elles des éléments perpétuels de Porganisme, et le pouvoir germinatif de l’épendyme est-il limité 4 la période embryonnaire? 2 Fig. Arch. Ital. de Biol. T. 56, Fasc. 3, S. 443—450. Pappenheim, Artur, Die Zellen der leukämischen Myelose (Leukämie-Zellen). Tafeln zum Studium der normalen und pathologischen menschlichen Blutzellen. 20 Farbenlichtdruck-Taf. Txtbd. Tafelbd. Jena, Fischer. IX, 2028.4° 56 M. Petrone, A., L’appareil réticulaire endoglobulaire de toutes les hématies. 1 Taf. Arch. Ital. de Biol. T. 62, Fasc. 1, S. 78—88. Roerdansz, Walter, Die Vorbereitung des Blutes zur Zahlung seiner Formelemente und die den einzelnen hierbei gebrauchlichen Methoden innewohnenden Unsicherheiten. (S. Kap. 3.) Stefanelli, A., La plaque motrice suivant les vues anciennes et suivant les nouvelles, avec observations originales. 1 Taf. u. 13 Fig. Arch. Ital. de Biol. T. 61, Fasc. 3, S. 369—395. a” WG Studnicka, F. K., Das Autexoplasma und das Synexoplasma. Anat. Anz. Bd. 47, N. 14, S. 386—400. Thulin, Ivar, Ist die Grundmembran eine regelmäßig vorkommende Bildung in den quergestreiften Muskelfasern? 1 Taf. u. 4 Fig. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 86, 1915, Abt. 1, S. 318—337. Uhlenhuth, Eduard, Cultivation of the Skin Epithelium of the adult Frog, Rana pipiens. 9 Taf. Journ. of exper. med. Vol. 20, N. 6, 8. 614-635. Winogradow, W., Zur Frage von der Herkunft der Blutplättchen. 1 Taf. Folia haematol. Bd. 18, Archiv, S. 207—218. 6. Bewegungsapparat. a) Skelet. Berwerth, Friedrich Helmuth, Über Vermehrung und Verminderung des Ge- bisses bei den Primaten. 3 Fig. Mitt. d. Anthropol. Ges. Wien. Bd. 44, H. 3/4, S. 152 —164. Bundschuh, Georg, Über den angeborenen doppelseitigen Hochstand der Ska- pula. Diss. med. Gießen 1914. 8°. de Burlet, H. M., Zur Entwicklungsgeschichte des Walschiidels. 4. Uber das Primordialeranium eines Embryo von Lagenorhynchus_ albirostris. 9 Fig. Morphol. Jahrb. Bd. 49, H. 3, S. 393—406. Fierro, Michele, Osservazioni sull’ apparato dentario degli indigeni della Colonia Eritrea. 9 Fig. Collez. di Pubbl. scient. sull’ Eritrea. Vol.1. Studi di med. trop. — Bergamo, 8. 165—183, Frassetto, Fabio, Lo scheletro degli arti nell’ uomo e nei vertebrati. Filo- genesi ed ontogenesi. 95 Fig. Bologna, Cappelli 1915, 163 S., 8° 7 M. v. Korff, K., Über den Geweihwechsel der Hirsche, besonders über den Knorpel- und Knochenbildungsprozeß der Substantia spongiosa der Bast- stangen. 2 Taf. u. 10 Fig. Anat. Hefte, Abt. 1, H. 155, (Bd. 51, H. 3) S. 691—732. Kühne, Konrad, Uber die Variationen der Wirbelsäule, des Brustkorbes und der Extremitätenplexus bei Lacerta muralis Dum. u. Bibr. und Lacerta vivi- para Jacq. 29 Fig. Morphol. Jahrb. Bd. 49, H. 3, S. 407—507. Lafrentz, Karl, Die Flughaut von Draco volans, ihr Bau, ihre Entwicklung und Funktion, nebst Bemerk. über d. Bedeutung. d. Kehlsiicke. 2 Taf. u. 4 Fig. Zool. Jahrb. Bd. 38, Abt. f. Anat. u. Ont. H. 4, S. 593—642. v. Luschan, Über das Vorkommen eines Os postmalare. 5 Fig. Zeitschr. f. Ethnol. Jg. 46, H. 2/3, S. 480—486. Prein, Fritz, Die Entwickelung des vorderen Extremitätenskelettes beim Haus- huhn. 2 Taf. u. 11 Fig. Anat, Hefte Abt. 1, H. 155 (Bd. 51, H. 3), S. 643 —690. Schwalbe, G., Über einen bei Ehringsdorf in der Nähe von Weimar ge- fundenen Unterkiefer des Homo primigenius. 6 Fig. Anat. Anz. Bd. 47, N. 13, 8. 337—345. Toldt, C., Brauenwiilste, Tori supraorbitales, und Brauenbögen, Arcus super- ciliares, und ihre mechanische Bedeutung. 6. Taf. u. 2 Fig. Mitt. d. An- thropol. Ges. Wien. Bd. 44, H. 5, S. 235—315. ae Totton, A. Knyvett, The Structure and Development of the Caudal Skeleton of the Teleostean-Fish Pleuragramma antarcticum. Proc. Zool. Soc. London 1914, P. 2, S. 251—261. b) Bänder, Gelenke, Muskeln, Mechanik. Frey, Hedwig, Ein vertebro-clavicularer Muskel aus der Gruppe der supra- clavicularen Gebilde 2 Fig. Morphol. Jahrb. Bd. 49, H. 3, S. 389—391. Gruber, Georg B., Beiträge zur Lehre vom kongenitalen Zwerchfellsdefekt mit besonderer Berücksichtigung des rechtsgelegenen. 13 Fig. VircHow’s Arch. f. pathol. Anat. Bd. 218, H. 1, S. 84—99. Sergi, Sergio, Die mimischen Gesichtsmuskeln einer Mikrokephalen. Arch. f. Anthropol. N. F. Bd. 13, 1915, H. 4, S. 358—364. Shann, Edward W., On the Nature of the Lateral Muscle in Teleostei. 3 Fig. Proc. Zool. Soc, Lordon 1914, P. 2, S. 319—337. Stein, Marianne, Über einen Fall von vollkommenem Mangel des vorderen Digastricusbauches. 2 Fig. Anat. Anz. Bd. 47, N. 13, S. 345—352. Virchow, Hans, Die Nackenmuskelfelder eines kindlichen Schimpanse. Fig. Zeitschr. f. Ethnol. Jg. 46, H. 2/3, S. 478—480. 7. Gefäßsystem. Goldstein, Manfred, Beitrag zur Anatomie und funktionellen Bedeutung der Arterien des Gehirns, insbesondere des Balkens. 8 Fig. Ztschr. f. d. ges. Neurol. u. Psych. Orig. Bd. 26, H. 4, S. 361—3%. Herrmann, Theodor, Das Gewicht der Neugeborenen-Milz. Anat. Anz. Bd. 47, N. 11/12, S. 325—331. O’Donoghue, Chas. H., Notes on the Circulatory System of Elasmobranchs. 1. The Venous System of the Dogfish (Scyllium canicula). 2 Taf. u. 4 Fig. Proc. Zool. Soc. London P. 2, S. 435—455. 8. Integument. Goetsch, Wilhelm, Uber Hautknochenbildung bei Teleostiern und bei Amia calva. 2 Taf. u. 3 Fig. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 86, 1915, Abt. 1, H. 3/4, S. 435—486. Hecht, Paul, Ein Beitrag zur Kenntnis von den Talgdrüsen der Labia minora. 4 Fig. Anat. Anz. Bd. 47, N. 15/16, S. 401—417. Martinotti, Leonardo, Della corneificazioni dell’ unghia. 1 Taf. Intern. Monatsschr. f. Anat. u. Physiol. Bd. 31, 1915, H. 7/9, S. 359—379. Schmidt, W. J., Studien am Integumeut der Reptilien. 6. Über die Knochen- schuppen der Krokodile 1 Taf. u. 11 Fig. Zool. Jahrb. Bd. 38, Abt. f. Anat. u. Ont. H. 4, S. 643—666. Torraca, Luigi, L’influenza dei raggi ultravioletti sulla rigenerazione del- Vapparato pigmentario della cute del tritone. Intern. Monatsschr. f. Anat. u. Physiol. Bd. 31, 1915, H. 7/9, S. 411—433. Zietzschmann, Otto, Beiträge zur Entwicklung von Hautorganen bei Säuge- tieren. 1. Die Entwicklung der Hautschwielen (Kastanie und Sporn) an den Gliedmaßen der Equiden. 2 Taf. u. 1 Fig. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 86, 1915, Abt. 1, H. 3/4, S. 371—434. poet aes 9. Darmsystem. a) Atmungsorgane. Cutore, Gaet., Sulla presenza o meno di cartilagine elastica nei bronchi intra- polmonari dei mammiferi. 2 Fig. Anat. Anz. Bd. 47, N. 13, S. 359—364. b) Verdauungsorgane. Alagna, G., Contributo allo studio delle inclusioni cartilaginee nella Tonsilla palatina umana. 1 Fig. Anat. Anz. Bd. 47, N. 11/12, S. 331—336. Berti, Antonio, e Giavedoni, Giuseppe, L’apparato digerente ai raggi X. Fi- siologia e patologia. Padova, Drucker. VII, 323 p. 8° Bulatnikow, Th. J., Regio latero-pharingea. Topographie ihrer Arterien im Zusammenhang mit der Frage über gefährliche Blutungen bei operativen Eingriffen in der Regio tonsillaris. (S. Kap. 4.) Burne, R. H., Palatal Growth in Mouth of Camel. 1 Fig. Proc. Zool. Soc. London 1914, P. 2, S. 476—478. Görs, Erich, Beiträge zur Entwicklung der Zunge. Entwicklung der Zunge der weißen Maus (Mus musculus var. alba). Diss. med. Greifswald 1914. 8° Helly, Konrad, Weitere Studien über den Fettstoffwechsel der Leberzellen. 2. Fettgehalt und Fettphanerose. (S. 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Cutore, Gaetano, Sul modo di originarsi delle arterie timiche nell’ uomo. 4 Fig. Atti Accad. Gioenia di Sc. nat. Catania. Ser. 5a. Vol. 8, 9 S. Herrmann, Theodor, Das Auftreten des Fettgewebes im menschlichen Thymus. Anat. Anz. Bd. 47, N. 13, S. 357—359. Miloslavich, Eduard, Uber Bildungsanomalien der Nebenniere. 7 Fig. VircHows Arch. f. pathol. Anat. Bd. 218, H. 1, S. 181—152. Sobotta, J., Anatomie der Thymusdriise (Glandula thymus). 20 Fig. Jena, Fischer. V, 52 S. 8. 240 M. (= Handb. d. Anat. d. Menschen. Hrsg. v. Karu v. BARDELEBEN. Lief. 28, Bd. 6, Abt. 3, Teil 3.) Trinei, Giulio, Sul reperto di I. Tuuxin di paragangli (corpi cromaffini) eso- fagei nell’ uomo. Anat. Anz. Bd. 47, N. 13, S. 352—356. Woerdemann, Martin W., Vergleichende Ontogenie der Hypophysis. 39 Fig. Arch. f. mıkr. Anat. Bd. 86, Abt. 1, S. 198291: 13a. Entwickelungsgeschichte. Asai, T., Zur Entwickelung und Histophysiologie des Dottersackes der Nager mit Entypie des Keimfeldes und zur Frage der sogen. Riesenzellen nach Unters. bei d. weißen Varietät d. Hausmaus. 3 Taf. u.25 Fig. Anat. Hefte, Abt. 1, H. 155 (Bd. 51, H. 3), S. 467—641. Blunck, Hans, Die Entwicklung des Dytiscus marginalis L. vom Ei bis zur Imago. 1. Teil. Das Embryonalleben. 31 Fig. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 111, H. 1, S. 76—151. de Banler: H. M., Zur een gegeschichke des Walschädels 4. Über das Pei oudialewanitina eines Embryo von Lagenorhynchus albirostris. (S. Kap. 6a.) Curtis, Maynie E., Studies on the Physiology of Reproduction in the Domestic Fowl. 6. Double- and Triple-Yolked Eggs. 4 Fig. Biol. Bull. Marine Biol. Lab. Woods Hole, Mass. Vol. 26, N. 2, S. 55—83. Engel, C. S., Uber die Gesetzmäßigkeit in der Aufeinanderfolge der Erythro- zyten wihrend des embryonalen Lebens der Wirbeltiere. (S. Kap. 5.) aes Ca Freund, Ludwig, Beitrige zur Entwicklungsgeschichte der Sirenen. 1 Taf. u. 22 Fig. Morphol, Jahrb. Bd. 49, H. 3, S. 353—388. 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Nachtsheim, Hans, Überdie Entwickelung von Echinaster sepositus (GRAY). 8 Fig. Zool. Anz. Bd. 44, N. 13, S. 600—606. Okkelberg, Peter, Volumetric Changes in the Egg of the Brook Lamprey, Entosphenus (Lamperta) Wilderi (Gage), after Fertilization. 2 Fig. Biol. Bull. Marine Biol. Labor. Woods Hole, Mass. Vol. 26, N. 2, S. 92—99. Prein, Fritz, Die Entwickelung des vorderen Extremitätenskelettes beim Haushuhn. (S. Kap. 6a.) Rex, A., Über die Anlage der Quintusmuskulatur der Lachmöve. 4 Taf. u. 39 Fig. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 110, H. 2, S. 151—252. Schlagenhaufer, Demonstration einer jungen menschlichen Eiimplantation. 2 Fig. Verh. Deutsch. Pathol. Ges. 17. Tag. München 1914, S. 508—510. Schneider, Johannes, Zur Entwickelung der Pionosyllis pulligera LANGERHANS. 4 Fig. Zool. Anz. Bd. 44, N. 13, S. 621—627. Silvestri, F., Primi fasi di sviluppo del Copidosoma Buyssoni (MAyr), Imenottero Calcidide. 30 Fig. Anat. Anz. Bd. 47, N. 1/2, S. 45—56. 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Jg. 1913/14, S. 9—16. Szombathy, J., Bemerkungen zur Messung der Schädelkapazität. 1 Fig. Sitzungsber. d. Anthropol. Ges. Wien. Jg. 1913/14, S. 17—26. Toldt, C., Brauenwülste, Tori supraorbitales, und Brauenbögen, Arcus super- ciliares, und ihre mechanische Bedeutung. (S. Kap. 6a.) Virchow, Hans, Halb Schädel — halb Maske. 2 Fig. Zeitschr. f. Ethnol. Jg. 46, H. 1, S. 180—186. Virchow, Hans, Uber den Lumbar-Index. 5 Fig. Zeitschr. f. Ethnol. Jg. 46, H. 1, 8. 146—154. Virchow, Hans, Halb Schädel — halb Maske eines Negers, 2 Fig. Zeitschr. f. Ethnol. Jg. 46, H. 2/3, S. 504—507. Virchow, Hans, Einfluß des Zahnmangels auf die Gesichtsbildung und auf die Ursprungsfelder einiger Gesichtsmuskeln. 2 Fig. Zeitschr. f. Ethnol. Jg. 46, H. 2/3, S. 527—529. Weißenberg, S., Armenier und Juden. Arch. f. Anthropol. N. F. Bd. 13, 1915, H. 4, S. 383— 387, Wiegers, Fritz, Über die prähistorische Untersuchung einiger deutscher Dilu- vialfundstätten. Zeitschr. f. Ethnol. Jg. 46, H. 2/3, S. 421—435. Zeidler, Heinrich F. B., Beiträge zur Anthropologie der Herero. 6 Fig. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 17, H. 2, S. 185— 246. 16. Wirbeltiere. Ballerstedt, M., Bemerkungen zu den älteren Berichten über Saurierfährten im Wealdensandstein und Behandlung einer neuen, aus 5 Fußabdrücken bestehenden Spur. 4 Fig. Centralbl. f. Mineral. Jg. 1914, N. 2, S. 48—64. Berwerth, Friedrich Helmuth, Über Vermehrung und Verminderung des Gebisses bei den Primaten. (S. Kap. 6a.) Broili, F., Uber den Schädelbau von Varanosaurus acutirostris. 1 Fig. Centralbl. f. Mineral. Jg. 1914, N. 1, S. 26—29. Carlsson, Albertina, On the Fossil Carnivores Cynodictis intermedius and Cynodon gracilis from the Phosphorites of Quercy. 1 Taf. Proc. Zool. Soc. London 1914, P. 2, S. 227—230. Drevermann, Fr., Über einen Schädel von Trematosaurus. Vorl. Notiz. Centralbl. f. Mineral. Jg. 1914, N. 20, S. 627—628. Hermann, Rudolf, Die Rhinocerosarten des westpreußischen Diluviums. Morphol.-Anat. u. biol. Unters. 2 Taf, 21 Fig. u. 1 Karte. Schriften d. Naturf. Ges. Danzig. N. F. Bd. 13, H. 3/4, S. 110—174. von Huene, Friedrich, Das natürliche System der Saurischia. 1 Fig. Cen- tralbl. f. Mineral. Jg. 1914, N. 5, S. 154—158. Tele c= von Huene, Friedrich, Neue Beschreibung von Ctenosaurus aus dem Göttinger Buntsandstein. 3 Fig. Centralbl. f. Mineral. Jg. 1914, N. 16, S. 496—499. von Huene, Friedrich, Coelurosaurier-Reste aus dem unteren Muschelkalk. 2 Fig. Centralbl. f. Mineral. Jg. 1905, N. 21, S. 670—672. v. Korff, K., Über den Geweihwechsel der Hirsche, besonders über den Knorpel- und Knochenbildungsprozeß der Substantia spongiosa der Bast- stangen. (S. Kap. 6a.) Lafrentz, Karl, Die Flughaut von Draco volans, ihr Bau, ihre Entwicklung und Funktion, nebst Bemerk. üb. d. Bedeutg. d. Kehlsäcke. (S. Kap. 6a.) v. Luschan, Über das Vorkommen eines Os postmalare. (S. Kap. 6a.) Martin, Paul, Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Bd. 2. 2. Hälfte: Eingeweide, Gefäße, Nerven, Sinnes- und Hautorgane des Pferdes. (S. Kap. 1.) Mollison, Th., Zur Beurteilung des Gehirnreichtums der Primaten nach dem Skelett. (S. Kap. 11a.) Nopesa, Franz, Die Lebensbedingungen der obercretaceischen Dinosaurier Siebenbiirgens. Centralbl. f. Mineral. Jg. 1914, N. 18, S. 564—574. O’Donoghue, Chas. H., Notes on the Circulatory System of Elasmobranchs. 1. The Venous System of the Dogfish (Scyllium canicula). (S. Kap. 7.) Pocock, R. J., On the Feet of domestic Dogs. 3 Fig. Proc. Zool. Soc. London 1914, P. 2, S. 478—484. Schmidt, W.J., Studien am Integument der Reptilien. 6. Über die Knochen- schuppen der Krokodile. (S. Kap. 8.) Stromer, Ernst, Die ersten fossilen Reptilreste aus Deutsch-Südwestafrika und ihre geologische Bedeutung. 2 Fig. Centralbl. f. Mineral. Jg. 1914, N. 17, S. 550— 541. Teppner, Wilfried, Trionyx pliocenicus Lawley—Trionyx Hilberi R. Hoernes. Centralbl. f. Mineral. Jg. 1914, N. 1, S. 29-31. Teppner, Wilfried, Zur phylogenetischen Entwicklung der „protringuiden Trionyciden“ des Tertiärs und Trionyx Petersi R. Hoernes var. trifailensis u. var. aus dem Miocän von Trifail in Steiermark. Centralbl. f. Mineral. Jg. 1915, N. 20, S. 628—638. Thompson, Joseph C., Further Contributions to the Anatomy of the Ophidia. Proc. Zool. Soc. London 1914, P. 2, S. 379 —402. Totton, A.Knyvett, The Structure and Development of the Caudal Skeleton of the Teleostean-Fish, Pleuragramma antarcticum. (S. Kap. 6a.) Virchow, Hans, Die Nackenmuskelfelder eines kindlichen Schimpanse. (S. Kap. 6b.) Wegner, Th., Brancasaurus Brancai n. g. u. sp., ein Elasmosauride aus dem Wealden Westfalens. 6 Taf. u. 10 Fig. Festschr. f. WınLaeLm Branca z. 70. Geburtstage 1914. Leipzig, Borntraeger. 8%. S. 235-305. Abgeschlossen am 5. März 1915. Literatur 1914 °°’). Von Prof. Dr. Otto Hamann, Oberbibliothekar an der Konig]. Bibliothek in Berlin. 2. Zeit- und Gesellschaftsschriften. Archiv für Entwicklungsmechanik der Organismen. Hrsg. v. WILHELM Roux Bd.40, H. 1, 5 Taf. u. 38 Fig. Leipzig, Engelmann. Inhalt: ADLER, Leo, Metamorphosestudien an Batrachierlarven. 1. Exstir- pation endokriner Drüsen. B. Exstirpation des Thymus. — HArTos, The True Mechanism of Mitosis. — AGGazzorti, Influenza dell’ aria rarefatta sull’ ontogenesi. 3. Le modificazioni che avvengono nei gas della camera d’ aria dell ovo durante lo sviluppo. — SE¢ERov, Uber einige Farben- wechselfragen. 3. Uber den Einfluß der Nahrungsmenge auf den Kon- traktionszustand der Melanophoren. — SECEROV, Uber die experimentell erzeugten Doppel-, Dreifach- und Mehrfachbildungen der Fühler bei den Schnecken, speziell bei der Limnea stagnalis (L.). — Exman, Zur Frage nach der frühzeitigen Spezifizierung der verschiedenen Teile der Augenanlage. — TORRACA, La rigenerazione della cellule pigmentate cutanee. Archiv für Entwicklungsmechanik der Organismen. Hrsg. v. WILHELM Rouvx. Bd. 40, H. 2, 1 Taf. u. 7 Fig. Leipzig, Engelmann. Inhalt: Fucus, On the Conditions of Self-Fertilization in Ciona. — Fucus, The Action of Egg-Secretions on the Fertilizing Power of Sperm. — PEPERE, Su la esistenza di un tessuto paratiroideo transitorio fetale nell’ uomo. (Svi- luppo, significato anatomico, funzione dell’ organo para-paratiroideo-timico). BARFURTH, Experimentelle Untersuchung über die Vererbung der Hyper- dactylie bei Hühnern. 5. Mitt. Weitere Ergebnisse und Versuch ihrer Deutung nach den MENDEL’schen Regeln. — Logs, Uber den Mechanismus der heterogenen Befruchtung. — LoEB, Über die paradoxe Verkürzung der Lebensdauer befruchteter Eier in abnormen Salzlösungen durch Verringerung der Giftigkeit der Lösung. — BRACHET, Bemerkungen zu J. LoEBs Buch: Artificial Parthenogenesis and Fertilization. — WEBER, A propos du travail de L. WAELScH intitulé: Ub. exper. Erzeug. v. Epithel- wucherungen u. Vervielfachungen d. Medullarrohres (Polymelie) bei Hühner- embryonen. Archiv für Entwicklungsmechanik der Organismen. Hrsg. v. WILHELM Roux. Bd. 40, H. 3. Leipzig, Engelmann. Enth. Arb. d. zool. Abt. d. Biol. Ver- suchsanst. d. K. Akad. d. Wiss. Wien. 12 Taf. u. 15 Fig. 1) Wünsche und Berichtigungen, welche die Literatur betreffen, sind direkt zu richten an Prof. Hamann, Berlin NW, Königl. Bibliothek. 2) Ein * vor dem Verfassernamen bedeutet, daß der Titel einer Biblio- graphie entnommen wurde. 3) Den im Jahre 1915 erschienenen Abhandlungen ist die Jahreszahl 1915 hinzugefügt. Anat. Anz. Bd. 48, Nr. 5/6. Lit. Juni 1915. ER ea Inhalt: KLıntz, Experimentelle Schwanzregeneration bei Bilchen (Myoxidae) und einigen anderen Säugern. — KORNFELD, Abhängigkeit der metamor- photischen Kiemenrückbildung vom Gesamtorganismus der Salamandra maculosa. — PRZIBRAM u. WALTHER, Keine Größenzunahme der frisch- geschlüpften Sphodromantis mit dem Alter der Mutter. Zugleich: Aufzucht d. Gottesanbeterinnen, 5. Mitt. — SZTERNn, Wachstumsmessungen an Sphodromantis bioculata Burm. 2. Länge, Breite und Höhe. Archiv für Entwicklungsmechanik der Organismen. Hrsg. v. WILHELM Rovx. Bd. 40, H. 4, 5 Taf. u. 37 Fig. Leipzig, Engelmann. Inhalt: Meyer, Curves of Prenatal Growth and Autocatalysis. — RUNNSTRÖM, Analytische Studien über die Seeigelentwickelung. 1. — ASCHNER, Uber den Kampf der Teile im Ovarium. — Romets, Experimentelle Untersuchung über die Wirkung innersekretorischer Organe. — 2. Der Einfluß von Thyre- oidea- und Thymusfütterung auf das Wachstum, die Entwicklung und die Regeneration von Anurenlarven. — FISCHEL, Über das Differenzierungs- vermögen der Gehirnzellen. The American Journal of Anatomy. Vol. 16, N. 3. Philadelphia, Wistar Institute. Inhalt: Huntineton, Development of the mammalian Jugular Lymphsae, of the tributary primitive Ulnar Lymphatic and of the Thoracic Ducts from the View Point of recent Investigations of Vertebrate Lymphatic Ontogeny, together with a Consideration of the Genetic Relations of Lymphatic and Haemal Vascular Channels in the Embryos of Amniotes. — Mack tin, The Skull of a human Fetus of 40 mm. The Anatomical Record. Philadelphia. Vol. 8, N. 9. Inhalt: JoRDAN, The microscopic Structure of Mammalian Cardiac Muscle with special Reference to so-called Muscle Cells. — BENSLEY, The Thyroid Gland of the Opossum. — Topp, Covers for Dissecting Tables. — Topp, A Tank for the Reservation of anatomical Material. — WEESE, A simple electrical heating Device for Incubators, ete. Zeitschrift für Morphologie und Anthropologie. Hrsg. v. G. SCHWALBE. Bd. 17, 1915, H. 3, 3 Taf. u. 50 Fig. Stuttgart, Schweizerbart. Inhalt: Frızzt, ERNST, Uber die Wirbelsäule der Baining (Neu-Pommern). — FORSTER, Zur Anatomie der Ligg. colli costae sup. ant. und colli costae sup. post. — Huser, Irrige Beziehurgen zwischen Eoanthropus, Pithecan- thropus, Heidelberger und Neanderthaler Mensch. — Histnerr-JAGER- SKIOLD, Die Fissura orbitalis inferior am Schädel der Lappen. — GoLD- BARTH, Untersuchungen an 94 ägyptischen Mumien aus EI Hesa. — SCHWALBE, Über die Bedeutung der äußeren Parasiten für die Phylogenie der Säugetiere und des Menschen. — FAHRENHOLZ, Läuse verschiedener Menschenrassen. — LEHMANN-NITSCHE, Der Sulcus medialis apicis nasi. — Botx, Bemerkungen über Wurzelvariationen am menschlichen unteren Molaren. — Box, Über Lagerung, Verschiebung und Neigung des Foramen magnum am Schädel der Primaten. (10. Beitr. z. Affenanatomie.) 3. Methoden der Untersuchung und Aufbewahrung. Ask, Fritz, Eine kleine Bemerkung zur Schnittserienmethode von SUZUKI. Zeit- schr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 31, 1915, H. 3, S. 367. j Breuning, Fritz, Eine einfache Wasserungsvorrichtung. 1 Fig. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 31, H. 2, S. 227 —228. Bruijning, F. F., Eine einfache Mikroskopierbeleuchtung, welche nicht inkummo- diert. 4 Fig. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 31, H. 3, 1915, S. 362—366. Drasch, Otto, Über die Herstellung von Delaminationspräparaten von Hühnerkeim- scheiben. 6 Taf. u. 3 Fig. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 31, H. 2, S. 193—20]. Erdmann, Rh., A new Culture Medium for Protozoa. Proc. Soc. exper. Biol. a. Med. Vol. 12, N. 3, S. 57—58. da Fano, Corrado, Modificazione del metodo di BIELSCHOWSKY per lo studio del cosidetto tessuto reticolare. Atti Soc. Lombarda Sc. med. e biol. Vol. 3, Fasc. 4, S. 305—319. Golodetz, L., Die Darstellung der Recuktionsorte und Sauerstofforte der Gewebe. E. Antwort an F. W. OELZE. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 31, 1915, H. 3, S..300—306. Hierzu Antwort von OELZE ib. S. 307—309. Harris, H. 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Wingate, A Tank for the Preservation of anatomical Material. 3 Fig. Anat. Record. Vol. 8, N. 9, S. 444—446. Unna, P. G., Eine gute Doppelfärbung für gewöhnliche und saure Kerne. 1 Taf. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 31, 1915, H. 3, S. 289—295. van Walsem, 6. C., Beiträge zur klinisch-morphologischen Hämatotechnik. 1 Taf. u. 8 Fig. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 31, 1915, H. 3, S. 310—337. Weese, A. 0., A simple electrical heating Device for Incubators, etc. 4 Fig. Anat. Record. Vol. 8, N. 9, S. 447—449. 0 Be es Wolff, Max, Klapp-Reflex-Kameras mit doppeltem Bodenauszug als Universal- instrumente fiir wissenschaftliche Makro- und Mikro-Photographie. 1 Taf. u. 4 Fig. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 31, 1914, H. 2, S. 202—217. Wolff, Max, Ein Objekthalter für Zeiß’sche anastigmatische Doppellupen. 4 Fig. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 31, 1915, H. 3, S. 380—383. Wolff, Max, Über die Verwendung des Zeichenprismas für Mikroprojektion auf horizontale und vertikale Flächen. 2 Fig. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 31, 1915, H. 3, S. 384—390. Wyehgram, E., Über neue Prinzipien der Mikroprojektion. 1 Taf. u. 4 Fig. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 31, 1914, H. 2, S. 218—223. 4. Allgemeines. (Topographie, Physiologie, Geschichte ete.) Ernst, Paul, Julius Arnold ae Deutsche med. Wochenschr. Jg. 41, 1915, N. 13, 8. 379—380. Ernst, Paul, Julius Arnold, + 2. Febr. 1915. Miinchen. med. Wochenschr. Jg. 62, 1915, N. 11, S. 369—372. Favaro, Antonio, e Giuseppe, A proposito dei tre primi quaderni di Anatomia di LEONARDO DA VINCI pubblicati da Ove C. L. VANGENSTEN, A. Fouaun, H. Hor- stock. Atti. R. Accad. Ven. di Sc., Lett. ed Arti. T. 73, 1913/14, Disp. 6, S. 887—924. Favaro, Giuseppe, La struttura del cuore nel quarto quaderno d’ anatomia di Leo- nardo. Venezia, Ferarri 1915.5 S. 8° (Aus: Atti R. Istit. Veneto di Sc., Lett. ed Arti. Anno Accad. 1914/1915. 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Busacea, Archimede, Sulle modificazioni dell’ apparato plastosomiale nelle cellule dell’ epitelio pigmentato della retina sotto I’ azione della luce e dell’ cscurita. Monit. Zool. Ital. Anno 25, N. 11, S. 255—257. Buseaino, V. M., Grassi, sterine e lipoidi nel systema centrale in condizione normali, sperimentali e patologiche. 1 Taf. Riv. di patol. nerv. e ment. Vol. 18, 1913, Fase. 11, 8. 673—708. Cevolotto, Giorgio, Sulla rigenerazione del tessuto muscolare striato normale e para- lizzato nei Mammiferi. Atti R. Ist. Veneto Sc. Lett ed Arti. T. 73, 1913/14, Disp..7, S. 1169-1196. Elkins, Marion, G. The Maturation Phases in Smilax herbacea. 3 Taf. Bot. Gaz. Vol. 57, N. 1, 8. 32—52. Erben, Siegmund, Das Verhalten des interstitiellen Bindegewebes beim untätigen Muskel. Ein Beitrag zur Funktion der Stützsubstanz (WALDEYER’s Grund- substanzgewebe). 3 Fig. Jahrb. f. Psychiatr. u. Neurol. Bd. 36, 1914 (Festschr. f. WAGNER-V. JAUREGG) S. 394— 404. 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R., The Thyroid Gland of the Opossum. 3 Fig. Anat. Record. Vol. 8, N. 9, S. 431—440. Betke, Experimentelle Untersuchung über die physiologische Bedeutung der Glan- dula carotica. Beitr. z. klin. Chir. Bd. 95, 1915, H. 2, S. 343—375. 21 Fig. Buscaino, V. M., La struttura della tiroide e le sue variazioni qualitative. M. Fig. Riv. di Patol. nerv. e ment. Vol. 19, Fasc. 7, S. 385—421; Fasc. 8, S. 449 —498. Bruni, Angelo Cesare, Sull’ origine e sullo sviluppo del peduncolo faringo- ipofisario. (S. Kap. 9b.) Buschi, Giuseppe, Ulteriore contributo allo sviluppo dell’ aorta umana: rap- porto tra il calibro del vaso e lo spessore della sua parete nelle varie eta. Nota prev. (S- Kap. 7.) Christeller, Erwin, Die Rachendachhypophyse des Menschen unter normalen und pathologischen Verhältnissen. VircHow’s Arch. f. pathol. Anat. Bd. 218, 1914, H. 2, S. 185—232. 4 Fig. Cotronei, Giulio, Ulteriori osservazioni sulle relazioni degli organi e sulla nutrizione con tiroide di mammiferi nell’ accrescimento larvale e nella metamorfosi degli Anfibi anuri. Rendic. R. Accad. Lincei. Cl. Sc. fis., mat. e nat. Vol. 23, Ser. 5, Sem. 1, Fase. 6/7, S. 453—457; S. 519—523. Flesch, Max jun., Experimentelle Thymusstudien. 1. Teil. Thymus und Milz bei der Ratte. Beitr. z. klin. Chir. Bd. 95, 1915, H. 2, S. 376—402. 1 Taf. u. 11 Fig. Fiore, G., e Franchetti, U., Studi sperimentali sul timo. Un nuovo metodo per lo studio dell’ evoluzione e delle funzioni del timo. 4 Taf. Sperimentale Anno 68, Fase. 2, S. 237 —254. Fulci, F., und Giannuzzi, A., Über die Regenerationsfähigkeit der Parathyreoideae. Centralbl. f. allg. Pathol. Bd. 26, 1915, N. 4, S. 97—99. Huntington, George S., The Development of the mammalian Jugular Lymph- sac, of the tributary primitive Ulnar Lymphatic and of the Thoracie Ducts from the View Point of recent Investigations of Vertebrate Lymphatic Ontogeny. we | pees together with a Consideration of the Genetic Relations of Lymphatic and Haemal Vascular Channels in the Embryos of Amniotes. (S. Kap. 7.) Kraus, Erik Johannes, Das Kolloid der Schilddriise und Hypophyse des Menschen. 1 Taf. u. 1 Fig. VircHow’s Arch. f. pathol. Anat. Bd. 218, 1914, H. 1/2, S. 107 — 130. Pepere, Alberto, Su la esistenza di un tessuto paratiroidea transitorio fetale nel- Puomo. (Sviluppo, significato anatomico, funzione dell’ organo para-paratiroideo- timico.) 1 Taf. Arch. f. Entwicklungsmech. Bd. 40, H. 2, S. 253—278. Schäfer, Edward, An Introduction to the Study of the Endocrine Glands and internal Secretions. Stanford Univ.: Univ. 1914. 94 S. 8. (Lane Medical Lectures. 1913.) (Leland Stanford Junior University Publications. Univ. Ser. (15).) 13a. Entwickelungsgeschichte. Acconci, G., Sulla fine struttura della placenta. 1 Taf. Folia gynaecol. Vol. 9, 1914, Fase. 3, 8. 515—539. Aggazzotti, A., Influenza dell’ aria rarefatta sull’ ontogenesi. Nota 3. Le modifi- cazioni che avvengono nei gas della camera d’ aria dell’ ovo durante lo sviluppo. 1 Fig. Arch. f. Entwicklungsmech. Bd. 40, H. 1, S. 65—97. v. Alten, H., Über die Entwicklung des Kiemendarms bei Schildkröten. Vorl. Mitt. Ber. d. naturf. Ges. Freiburg i. Br. Bd. 20, S. 99—105. Cavazzani, E., Observations sur I’ embryon du cobaye. Arch. Ital. de Biol. T. 42, Fase. 2, S. 208—211. Cotronei, Giulio, Ulteriori osservazioni sulle relazioni degli organi e sulla nut- rizione con tiroide di mammiferi nell’ accrescimento larvale e nella metamorfosi degli Anfibi anuri. (S. Kap. 12.) Drasch, Otto, Uber die Herstellung von Deliminationspräparaten von Hühner- keimscheiben. (S. Kap. 3.) Ekman, Gunnar, Zur Frage nach der frühzeitigen Spezifizierung der ver- schiedenen Teile der Augenanlage. (S. Kap. 11b.) Favaro, Giuseppe, L’ istogenesi dei vasi sanguiferi cardiaci e il suo signifacato morfologico. (S. Kap. 7.) Houssay,Frédéric, La circulation embryonnaire de l’Axolotl (Veines cardinale commune, procardinale et cardinale). (S. Kap. 7.) Levi, Giuseppe, Studi sulla grandezza delle cellule. 3. Le modificazioni della grandezza cellulare e nucleare e dell’ indice plasmodico nucleare, durante i pit precoci periodi dell’ ontogenesi dei Mammiferi. (S. Kap. 5.) Miller, Adam M., ad Mac Worter, John E., Experiments on the Devel- opment of Blood Vessels in the Area pellucida and embryonic Body of the Chick. (S. Kap. 7.) 13b. Experimentelle Morphologie und Entwickelungsgeschichte. Adler, Leo, Metamorphosestudien an Batrachierlarven. 1. Exstirpation endokriner Drüsen. B. Exstirpation der Thymus. 1 Taf. Arch. f. Entwicklungsmech. Bd. 40, Hees. 1-32. ELOY ee Barfurth, Dietrich, Experimentelle Untersuchung über die Vererbung der Hyper- daktylie bei Hühnern. 5. Mitt. Weitere Ergebnisse und Versuche ihrer Deutung nach den MEnDEL’schen Regeln. 7 Fig. Arch. f. Entwicklungsmech. d. Organ. Bd. 40, H. 2, S. 279—309. Brachet, A., Bemerkungen zu J. LoEB’s Buch: Artificial Parthenogenesis and Ferti- lization. Arch. f. Entwicklungsmech. Bd. 40, H. 2, S. 329—338. Cavazza, Filippo, Influenza di alcuni agenti chimici sulla fecondita del Bombyx mori e sul sesso delle uova prodotte. Atti Soc. Ital. progresso Sc., 7a riun. in Siena 1913, S. 921—924. Fischel, Alfred, Uber das Differenzierungsvermögen der Gehirnzellen. (8. Kap. 5.) Fuchs, H. M., On the Conditions of Self-Fertilization in Ciona. Arch. f. Entwick- lungsmech. Bd. 40, H. 2, S. 157 — 204. Fuchs, H. M., The Action of Egg-Secretion on the Fertilizing Power of Sperm. Arch. f. Entwicklungsmech. Bd. 40, H. 2, S. 205—252. Fulci, F., und Giannuzzi, A., Über die Regenerationsfähigkeit der Parathyreoi- deae. (S. Kap. 12.) Seéerov, Slavko, Über einige Farbenwechselfragen. 3. Uber den Einfluß der Nahrungsmenge auf den Kontraktionszustand der Melanophoren. (S. Kap. 8.) Stockard, Charles R., The artificial Production of Eye Abnormalities in the Chick Embryo. (S. Kap. 13b.) Torraca, Luigi, La rigenerazione della cellule pigmentate cutanee. (S. Kap. 5.) Weber, A., A propos du travail de L. WAELSCH intitulé: Uber exper. Erzeugung von Epithelwucherungen u. Vervielfachungen d. Medullarrohres (Polymyelie) bei Hühnerembryonen. (S. Kap. 11b.) 14. Mißbildungen. Bookman, Milton R., Congenital Malformations of the Rectum and Anus. (S. Kap. 9b.) Chowdry, B. K., Congenital Absence of Uterus and Annexa. (S. Kap. 10b.) Fanti, G., Uber Doppelbildungen der Harnréhre. (S. Kap. 10a.) Foster, G. S., An interesting Case of Hermaphrcditism. (S. Kap. 10.) v. Franqué, Otto, Seltene Mißbildung der inneren Genitalien. (S. Kap. 10b.) Kaarsberg, J., Einige Fälle von Mißbildung der weiblichen Geschlechtsorgane. (S. Kap. 10b.) Ziloechi, Alberto, Un’ idiota microcefala. Studio morfologico ed anatomo-pato- logico. 1 Taf. Il Morgagni. Anno 56, P. 1 (Archiv.), N. 10, S. 369—388. 15. Physische Anthropologie. Adloff, P., Noch einmal Watxuorr’s Thecrie der Zahnkaries und der stammes- geschichtlichen Umformung der Kiefer und Zähne beim Menschen. (S. Kap. 6a.) Arldt, Theodor, Die Stammesgeschichte der Primaten und die Entwicklung der Menschenrassen. 15 Fig. Berlin, Hirschwald V, 52 S., 1915. 8°. 2Mk. (Fortschr. d. Rassenkunde, H. 1). Birkner, F., Der Eiszeitmensch in Bayern. 10 Taf. u. 9 Fig. Beitr. z. Anthropol. u. Urgesch. Bayerns Bd. 19, H. 3/4, S. 105—134. 23 Sa Dillenius, Juliane A., Uber einige spätmittelalterliche Schädel aus Kempten. 10 Taf. u. 1 Fig. Beitr. z. Anthropol. u. Urgesch. Bayerns Bd. 19, S. 57—79. Fahrenholz, H., Läuse verschiedener Menschenrassen. 1 Taf. u. 6 Fig. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 17, 1915, H. 3, S. 591 —602. Goldbarth, Rudolf, Untersuchungen an 94 ägyptischen Mumien aus El Hesa. 5 Fig. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 17, 1915, H. 3, S. 551 —584. Gregory, William King, The Dawn Man of Piltdown, England. 1 Taf. u. 10 Fig. American Mus. Journ. Vol. 14, 1914, N. 5, S. 189—200. Hilber, V., Irrige Beziehungen zwischen Eoanthropus, Pithecanthropus, Heidel- berger und Neanderthaler Mensch. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 17, 1915, H. 3, S. 503—504. Kalkhof, J., Beschreibung einer Schädelserie von den Canarischen Inseln. (8. Kap. 6a.) Lehmann-Nitsche, Robert, Der Sulcus medialis apieis nasi. (S. Kap. 9a.) Neuhauss, Die Pygmäenfrage in Neu-Guinea. Zeitschr. f. Ethnol. Jg. 46, H. 4/5, S. 753— 754. Schlaginhaufen, Otto, Anthropometrische Untersuchungen an Eingeborenen in Deutsch-Neuguinea. 2 Taf. u. 90 Fig. Abh. u. Ber. d. k. zool. u. anthropol.- ethnogr. Mus. Dresden Bd. 14, N. 5, 82 S. Schwalbe, G., Über die Bedeutung der äußeren Parasiten für die Phylogenie der Säugetiere und des Menschen. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 17, 1915, H. 3, S. 585—590. Sera, G. L., Indirizzo morfologico e indirizzo morfometrico. Archiv. per ? Antropol. Vol. 44, 1914, Fasc. 2/3, S. 241—249. 16. Wirbeltiere. Broom, Robert, Further Observations on the South African fossil Reptiles. 7 Fig. American Mus. Journ. Vol. 14, N. 4, S. 139—143. Cockerell, T.D. A., Some fossil Fish Scales. Zool. Anz. Bd. 45, 1915, N. 4, 8. 189 — 190. Del Campana, Domenico, Resti di uccelli nella grotta di Cucigliana (Monti Pisani). Riv. Ital. di Paleontol. Anno 20, Fasc. 2, S. 59—69. Gilmore, Charles Whitney, Osteology of the armored dinosauria in the United States National Museum, with special reference to the genus Stegosaurus. Washington: Gov. Pr. Off. 1914. XI, 1368. 4°. (Smithsonian Inst. United States National Museum. Bulletin. 89.) Neumann, Friedrich, Zur Anatomie des Haubenhuhnkopfes. 1 Taf. u. 42 Fig. Jenaische Zeitschr. f. Naturw. Bd. 52, H. 2, S. 209—269. Osborn, Henry Fairfield, The Broom fossil Reptile Collection. 2 Fig. American Mus. Journ. Vol. 14, N. 4, S. 137—138. Pape, Carl, Beiträge zur Anatomie von Saccobranchus fossilis (GÜNTHER). 1 Taf. u. 24 Fig. Jenaische Zeitschr. f. Naturw. Bd. 52, H. 4, S. 445—520. Abgeschlossen am 18. April 1915. Literatur 1915°**°). Von Prof. Dr. Orro Hamann, Oberbibliothekar an der Königl. Bibliothek in Berlin. 2. Zeit- und Gesellschaftsschriften. Archiv für Zellforschung. Hrsg. v. RICHARD GoLDSCHMIDT. Bd.13, H.4. 10 Taf. u. 16 Fig. Leipzig, Engelmann. Inhalt: Levi, Il comportamento dei condrosomi durante i pit precoci periodi dello sviluppo dei Mammiferi. — KALTENBACH, Beitrag zur Kenntnis der Centrosomenbildung bei Thysanozoon Brocchii. — MARTINOTTI, Ricerche sulla fine struttura dell’ epidermide umana normale in rapporto alla sua funzione eleidocheratinica. — GEINITZ, Uber Abweichungen bei der Ei- reifung von Ascaris. Archiv fiir Entwicklungsmechanik der Organismen. Hrsg. v. WILHELM Rovx. Bd. 41, H. 1. 2 Taf. u. 63 Fig. Leipzig, Engelmann. Inhalt: Runnstrom, Analytische Studien über die Seeigelentwickelung 2. — Romeıs, Experimentelle Untersuchungen über die Wirkung innersekre torischer Organe. 2. Der Einfluß von Thyreoidea- und Thymusfütterung auf das Wachstam, die Entwickelung und die Regeneration von Anuren- larven. — ScHULTZ, Parallele von Bastardierung und Transplantation und Rückschlüsse auf die Vererbung, besonders bei mendelnden und Geschlechts- charakteren. — RAnD, Wound Closure in Actinian Tentacles with Reference to the Problem of Organization. Archiv für Entwicklungsmechanik der Organismen. Hrsg. v. WILHELM Rovx. Bd. 41, H. 2. 6 Taf. u. 10 Fig. Leipzig, Engelmann. Inhalt: Schutz, Die Hyle des Lebens. 1. Beobachtungen und Experimente an Astrorhiza limicola. — v. UBıscH, Uber den Einfluß von Gleichgewichts- störungen auf die Regenerationsgeschwindigkeit., (Versuche an Cleo di- ptera.) — Mast, What are Tropisms ? — BovErı, Uber die Entstehung der Evsster’schen Zwitterbienen. — FISCHEL, Uber chemische Unterschiede zwischen frühen Entwickelungsepochen. — WENGER, Beitrag zur Anatomie, Statik und Mechanik der Zwischenwirbelscheiben. Anatomische Hefte. Beiträge und Referate zur Anatomie und Entwickelungs- geschichte. Hrsg. v. FR. MERKEL u. R. Bonnet. Abt. 1. Arb. a. anat. Inst. H. 156 (Bd. 52, H. 1). 14 Taf. u. 21 Fig. Wiesbaden, Bergmann. 1) Wünsche und Berichtigungen, welche die Literatur betreffen, sind direkt zu richten an Prof. Hamann, Berlin NW, Königl. Bibliothek. 2) Ein * vor dem Verfassernamen bedeutet, daß der Titel einer Biblio- graphie entnommen wurde. 3) Den im Jahre 1914 erschienenen Abhandlungen ist die Jahreszahl 1914 hinzugefügt. Anat. Anz. Bd. 48, Nr. 11/12. Lit. September 1915. III a Inhalt: Corps, Uber das Primordialeranium von Perameles spec. unter Be- rücksichtigung der Deckknochen. — TANDLER u. FLEISSIG, Beiträge zur Entwickelungsgeschichte des Vertebratengehirns. 2. — HENNEBERG, Die Verbreitung der Sinushaare bei den Säugern und die Sinushaarreste beim Menschen. — SCHÖNBAUER, Beiträge zur Entwickelung des Septum trans- versum beim Hühnchen. Anatomische Hefte. Beiträge und Referate zur Anatomie und Entwicklungs- geschichte. Hrsg. v. FR. MERKEL und R. Bonnet. Abt. 1. Arb. a. anat. Inst. H. 157) Bd. 52, H. 2). 19 Taf. u. 38 Fig. Wiesbaden, Bergmann. Inhalt: Linpaun, Die Entwickelung der vorderen Augenkammer. — WASSEN, Beobachtungen an Thymuskulturen in vitro. — SHINDO, Uber die Be- deutung des Sinus cavernosus der Säuger mit vergl. anat. Berücksichti- gung anderer Kopfvenen. Gegenbaurs Morphologisches Jahrbuch. Hrsg. v. GEORG RuGeE. Bd. 49, 1915, H. 4. 4 Taf. u. 55 Fig. Leipzig, Engelmann. Inhalt: RApr, Em., Zur Morphologie der Sehzentren der Knochenfische. — SIEGLBAUER, Eine an primitive Verhältnisse anklingende Variation der menschlichen Wirbelsäule. — Kunze, Die Zungenpapillen der Primaten. Zeitschrift für Morphologie und Anthropologie. Bd. 18. Festschrift für Gustav SCHWALBE zur Feier seines 70. Geburtstages 1. August 1914. 28 Taf. u. 75 Fig. u. 1 Porträt. Stuttgart, Schweizerbart. 68 M. Inhalt: Avıcnı, Beiträge zur Anatomie der Japaner. — von BARDELEBEN, Messungen an Kopf und Gliedmaßen bei Schulkindern; das normale Überwiegen einer Körperseite. — Bere, Über periodische Veränderungen der Salamanderleber mit besonderer Berücksichtigung der Pigment- zellen. — Buinp, Das Massengrab von der Thumenau. — Bou, Über die Körperlänge der Niederländer und deren Zunahme in den letzten Dezennien. — Braus, Über die Entstehung der Kiemen, ein Beitrag zur Homologiefrage. — Cuiart, Uber senile Einsenkung der Schädelknochen in der Sutura coronalis. — Dwusoıs, Die gesetzmäßige Beziehung von Gehirnmasse zu Körpergröße bei den Wirbeltieren. — von EGGELING, Die Schenkeldrüsen der Anuren. — FiscHER, Die Rassenmerkmale des Menschen als Domesticationserscheinungen. — Forster, Beitrag zur Posthumous Distortion and Deformation. — Fucus, Bemerkungen über die Gastrulation der mesolecithalen Chordateneier, sowie iiber die Gastrulation und die Eier der Chordaten überhaupt. — Fürst, Uber die Entwicklung und Reduktion der Fibula beim Rinde. — GURWITScCH, Über die nichtmateriellen Faktoren embryonaler Formgestaltung. — HASSELWANDER, Über die Entwickelung des Processus posterior tali und des Os trigonum tarsi. — Hoyer, Über die Haut und Behaarung des Rhinoceros und Mammuts von Starunia in Galizien. — KEIBEL, Über die Veränderung desM. complexus der Vögel zur Zeit des Ausschlüpfens. — KOoHLBRUGGE, J. B. DE Lamarck und der Einfluß seiner Descendenz- theorie von 1809—1859. — Kronecker, Kompensationen der Geschmacks- empfindungen. — Rerzius, Wächst noch die Größe des menschlichen Gehirns infolge der Einwirkung der Kultur? — Sasse, Zur Anthro- pometrie der Bewohner der holländisch-friesischen Insel Terschelling. — ScHICKELE, Ovarium und Knochenwachstum. — ScHuLTzE, Bären- embryonen. — ScHwALBE, Proterogenetische und hysterogenetische Teratome. — UHLENHUTH und WeEIDAnNZz, Die biologischen Methoden im Dienste der anthropologischen Forschung mit besonderer Berücksich- tigung der Untersuchung von ägyptischem Mumienmaterial und von Mumien aus dem Bleikeller im Bremer Dom. — WALDEYER, Scholia topographica. — WEIDENREICH, Über partiellen Riechlappendefekt und Eunuchoidismus beim Menschen. — ZANDER, Über Metamerie am Rumpfe der Wirbeltiere. aaa 3. Methoden der Untersuchung und Aufbewahrung. © Galli-Valerio, B., La methode de CASARES-GIL pour la coloration des cils des bacteries. Centralbl. f. Bakt. Abt. 1, Orig.-Bd. 76, H. 2/3, S. 233 — 234. Knack, A. V., Die Untersuchung im künstlichen Dunkelfeld. Centralbl. f. Bakt. Abt. 1, Orig.-Bd. 76, H. 2/3, S.-235— 236. Liesegang, Raphael Ed., Exogene Fällungen bei der histologischen Färbung. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 30, H. 4, S. 466-471. Naumann, Einar, Über die Mikrophotographie auf Gaslichtpapiere in negativen Bildern. 2 Taf. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 30, H. 4, S. 472—474. Naumann, Einar, Über das Mikrophotographieren mit Gaslichtpapieren in direkt positivem Bild. 1 Taf. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 30, H. 4, S. 474—475. Peters, W., Ein neuer Schädelträger. 3Fig. Anat. Anz. Bd. 47, N. 19, S. 509—511. Tello, J. Franeiseo, Una variacion mas de los metodos de la plata fara la rapida impregnacion del tejido conectivo. Trabajos Labor. de investigac. biol. Univ. Madrid. T. 12, 1914, S. 285. Voss, G., Eine neue Mikroskopierlampe. 1 Fig. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 30, H. 4, S. 464—465. Wolff, Max, Das GEIGER’sche Universal-Tisch-Stativ für Mikroprojektion und Makrophotographie, sowie über einen neuen Präpariertisch. 4 Fig. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 30, H. 4, S. 448—463. Wolff, Max, Ein neuer Objekthalter zum Gebrauch mit anastigmatischen Doppel- lupen. 4 Fig. Centralbl. f. Bakt. Abt. 2, Bd. 43, N. 14/16, S. 454—457. Wychgram, Aus optischen und mechanischen Werkstätten 7. 6 Fig. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 30, H. 4, S. 441—447. 4. Allgemeines. (Topographie, Physiologie, Geschichte etc.) Abel, O., Atavismus. Verh. k. k. zool.-bot. Ges. Wien. Jg. 1914, Bd. 64, H. 9/10, S. 31—50. von Bardeleben, Karl, Messungen an Kopf und Gliedmaßen bei Schulkindern ; das normale Überwiegen einer Körperseitee Mit Anhang: Das Verhalten des Fußes bei zunehmender Belastung. 9 Tabellen. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd, 18 (Festschr. f. SchwALge), S. 241—300. Dubois, Eug., Die gesetzmäßige Beziehung von Gehirnmasse zu Körpergröße bei den Wirbeltieren. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 18 (Festschr. f. ScHWALBE), S. 323—350. Hofmeister, Franz, Vom chemisch-morphologischen Grenzgebiet. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 18 (Festschr. f. G. SCHWALBE), S. 717—724. Kappers, C. U. Ariéns, En commémoration de A. VAN GEHUCHTEN. 1 Portr. Folia Neuro-biol. Bd. 9, N. 4, S. 337—341. Kappers, C. U. Ariéns, LupwıG Eprnerr (1855 — 13. April — 1915). 1 Portr. Folia neuro-biol. Bd. 9, N. 4, S. 343—366. Kappers, €. U. Ariéns, LupwıG Epincer 1855—1915. Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 53, H. 6, S. 425—448. Kohlbrugge, J. H. F., J. B. DE Lamarck und der Einfluß seiner Descendenz- theorie von 1809—1859. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 18 (Festschr. f. G. SCHWALBE), S. 191 —206. EIT* Be RER Rothmann, M., Lupwie EDINGER zur Vollendung seines 60. Lebensjahres. Neurol. Centralbl. Jg. 34, N. 7/8, S. 210—212. Schickele, G., Ovarium und Knochenwachstum. 4 Fig. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 18 (Festschr. f. G. SCHWALBE), S. 525—536. Waldeyer, W., Scholia topographica. 1 Taf. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 18 (Festschr. f. G. SCHWALBE), S. 1— 14. Wiedersheim, R., Nachruf für Hans von ALTEn. Anat. Anz. Bd. 48, N. 4, S. 109 —112. Zander, Richard, Uber Metamerie am Rumpfe der Wirbeltiere. Zeitschr. f. Mor- phol. u. Anthropol. Bd. 18 (Festschr. f. G. SCHWALBE), S. 407—478. 5. Zellen- und Gewebelehre. Brodersen, Beobachtungen an der Ossifikationsgrenze des Knorpels. 2. Die Fär- bung frischen Knorpels mit Toluidinblau. 1 Taf. u. 1 Fig. Anat. Anz. Bd. 47, N. 22/23, S. 577—595. Downey, Hal, The origin and Development of Eosinophil Leucocytes and of Hae- matogenous Mast Cells in the Bone Marrow of adult Guinea Pig. 1 Taf. Folia haematol. Archiv Bd. 19, H. 2, S. 148—206. Evans, Herbert, M., and Schulemann, Werner, Über Natur und Genese der durch saure Farbstoffe entstehenden Vitalfärbungsgranula. Folia haematol. Archiv. Bd. 19, H. 2, S. 207—219. Kaltenbach, Beitrag zur Kenntnis der Centrosomenbildung bei Thysanozoon Brocchii. 6 Fig. Arch. f. Zellforsch. Bd. 13, H. 4, S. 525—529. Kluyver, A. J., De ultrafilternatuur van het levend protoplasma. Chemisch. Whi. Jg. 11 (1914), S. 574—576. Kreibich, C., Zellteilung in kultivierter Haut und Kornea. 1 Taf. Arch. f. Der- matol. u. Syph. Bd. 120, 1914, H. 4, S. 925—930. Levi, Giuseppe, Il comportamento dei condrosomi durante i piü precoci periodi dello sviluppo dei Mammiferi. 4 Taf. u. 7 Fig. Arch. f. Zellforsch. Bd. 13, H. 4, S. 471—524. Martinotti, Leonardo, Ricerche sulla fine struttura dell’ epidermide umana nor- male in rapporto alla sua funzione eleidocheratinica. 1 Taf. Arch. f. Zell forsch. Bd. 13, H. 4, S. 563—587. Merkel, Erwin, Kristalle in Epithelzellkernen bei Xerophila ericetorum Müll. 5 Fig. Zool. Anz. Bd. 45, N. 6, S. 267—271. Pensa, Antonio, Ancora sulla struttura della cellula cartilaginea (a proposito del Referat di J. DUESBERG ,,Trophospongien und Gouerscher Binnenapparat‘). 7 Fig. Anat. Anz. Bd. 47, N. 24, S. 627—631. Pisani, Sante, Über einen bisher wenig bekannten besonderen histologischen Befund im Blute. 1. Mitt. 3 Taf. Folia haematol. Archiv. Bd. 19, H. 2, S. 119 —131. Policard, M. A., Chondricontes et fibrilles plasmatiques dans les cellules du tube urinaire des Batraciens. 1 Fig. Anat. Anz. Bd. 47, N. 20, S. 539—543. Rothig, Paul, Weitere Erfahrungen iiber Vital-Scharlach 8. Neurol. Zentralbl. Jg. 34, N. 7/8, S. 265—266. See pe ee Schanz, Fritz, Die Wirkungen des Lichtes auf die lebende Zelle. 1 Fig. München. med. Wochenschr. Jg. 62, N. 19, S. 643 —645. Scherrer, Arthur, Untersuchungen über Bau und Vermehrung der Chromatophoren und das Vorkommen von Chondriosomen bei Anthoceros. 3 Taf. Flora, N. F., B. 107, 1914, S. 1—56. Schulemann, Werner, Über Metachromasie bei Vitalfarbstoffen. Diss. med. Breslau 1915. 8°. Ziveri, Alberto, Alcune considerazioni sulla cosidetta neuroglia adentritica (Tercer elemento di Casa). 5 Fig. Ann. di Nevrologia. Anno 32, 1914, Fasc. 6, (ersch. 1915), S. 285—256. 6. Bewegungsapparat. Jaekel, Otto, Die Flügelbildung der Flugsaurier und Vögel. 6 Fig. Anat. Anz. Bd. 48, N. 1, S. 1—19. Wenger, Friedrich, Beitrag zur Anatomie, Statik und Mechanik der Wirbelscheiben. 4 Fig. Arch. f. Entwicklungsmech. d. Organ. Bd. 41, H. 2, S. 323—369. a) Skelet. *Balli, Ruggero, L’architettura della mandibola umana. La Radiologia med. Vol. 1, 1914, Fase. 1, 29 S. Bertelli, Dante, I] labbro mediale del margine anteriore dei rami mandibolari nell’*uomo. Atti R. Istit. Veneto Sc. Lett. ed. Arti. Anno Acc. 1912/13, T. 72, P. 2, Disp. 10, 8S. 1475—1476. Bertolotti, M., Polidattilia, arresto di sviluppo nell’ acrometa genesi e distrofia ipofisaria concomitante. Giorn. Accad. med. Torino, Anno 77, 1914, N. 1, Ss. 6—20. *Berti, Giuseppe, Contributo allo studio delle coste cervicali. M. 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Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 18 (Festschr. f. SCHWALBE), Ss. 93—110. de Gregorio, A., Un caso di polidattilia in una bambina palermitana. Il Natura- lista sicil. Vol. 22, 1914, N. 1, S. 20. Bape |= ps Hanke, H., Uber die Brustflosse von Mesoplodon bidens (Sow.). 2 Fig. Anat. Anz. Bd. 48, N. 2, S. 59—62. Hasselwander, A., Uber die Entwicklung des Processus posterior tali und des Os trigonum tarsi. 1 Taf. u. 6 Fig. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 18 (Festschr. f. G. SCHWALBE), S. 553—578. Honigmann, H., Das Primordialkranium von Megaptera nodosa Bonnat. 1 Taf. Anat. Anz. Bd. 48, N. 5/6, S. 113—127. Kantorowicz, A., Die Progenie und ihre Vererbung. Autoreferat. 22 Fig. Deutsche Monatsschr. f. Zahnheilk. Jg. 33, H. 3, S. 105—128. Leche, Wilhelm, Zur Frage nach der stammesgeschichtlichen Bedeutung des Milchgebisses bei den Säugetieren. 2. Viverridae, Hyaenidae, Telidae, Musteli- dae, Creodonta. 126 Fig. Zool. Jahrb. Bd. 38, Abt. f. Syst., H. 5, S. 275— 370. Lustig, Walter, Ein fossiles menschliches Femurfragment aus dem Rheintaldilu- vium. 19 Fig. Anat. Anz. Bd. 47, N. 21, S. 563—576. Meyer, Arth. Will., Osteology redivivus. A Criticism. Anat. Record. Vol. 8, 1914, N. 5, S. 303—306. Milke, Julius, Treten die Dentin- oder Zahnbeinröhrchen in den Schmelz iiber? Arch. f. Zahnheilk. Jg. 15, 1914, N. 10, S. 111—114. *Mori, Antonio, Delle variazioni morfologiche della regione spinale (A proposito di un infortunio sul lavoro). Ramazzini, Anno 7, 1913, Fasc. 11/12, S. 657 — 709. Schickele, G., Ovarium und Knochenwachstum. (S. Kap. 4.) Sieglbauer, Felix, Eine an primitive Verhältnisse anklingende Variation der mensch- lichen Wirbelsäule. 1 Taf. u. 7 Fig. GEGENBAURS morphol. Jahrb. Bd. 49, H. 4, S. 537 —568. Trinei, Ugo, Due casi di alluce varo congenito. 10 Fig. Arch. di Ortoped. Vol. 31, 1914, Fase. 1, S. 1—17. Wegner, Richard, Zur Kenntnis des Gaumenbeins der Anthropoiden. Habili- tationsschrift Rostock. 8°. b) Bänder, Gelenke, Muskeln, Mechanik. Dino, Chiti, e Lanfranchi, Leo, Di un muscolo cranio-pleurale. 1 Fig. Monit. Zool. Ital. Anno 26, N. 1/2, S. 23—25. Favaro, Giuseppe, Musculus articularis genu. Nota prevent. Padova tip. Randi, Sse 180, Frassetto, Fabio, Lo scheletro degli arti nell’ uomo, e nei vertebrati. 95 Fig. Bo- logna, Cappelli. 1915. 163 S. 8% SL. Keibel, Franz, Über die Veränderung des M. complexus der Vögel zur Zeit des Aus- schliipfens. 5 Fig. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 18, (Festschr. f. G. SCHWALBE) 8. 73—84. Lo Cascio, Girolamo, Contributo alla morfologia dell’ arco ascellare di LANGER. 2 Fig. Ric. Laborat. di Anat. norm. R. Univ. di Roma ed in altri Laborat. Vol. 17, 1913, Fase. 1/3, S. 59—72. Schmidt, Walter, Die Muskulatur von Astacus fluviatilis (Potamobius astacus L.) Ein Beitrag zur Morphologie der Decapoden. 26 Fig. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 113, BH. 2, S. 165—251. *Stevani, A., Sulla morfologia del musculus levator scapulae. Boll. Soc. med. Parma. Ser. 2, Anno 6, 1913, Fase. 1, S. 16—18. TAC OIRO 7c Wamich, P., Die Entwicklung des Wirbelkörpergelenkes der Vögel. Ein Beitrag zur Sauropsidenfrage. 1 Taf. Diss. phil. Bern 1913/14. 8°. 7. Gefäßsystem. Adachi, B., Beiträge zur Anatomie der Japaner. 13. Die Varietäten der Ver- zweigung des Arcus aortae. 3 Fig. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 18 (Festschr. f. ScHwALBE), S. 227—240. Shindo, Tokuichi, Über die Bedeutung des Sinus cavernosus der Säuger mit ver- gleichend anatomischer Berücksichtigung anderer Kopfvenen. 6 Taf. u. 38 Fig. Anat. Hefte, Abt. 1, H. 157 (Bd. 52, H. 2) S. 319—495. 8. Integument. *Brugnatelli, Ernesto, Ulteriori osservazioni sul tessuto interstiziale della mam- mella. Nota 2. Boll. Soc. med.-chir. Pavia. Anno 26, 1913, N. 2, S. 87—91. *Brugnatelli, Ernesto, Cellule lipoidifere e Mastzellen nella mammella. Nota prev. Boll. Soc. med.-chir. Pavia. Anno 25, 1913, Nr. 4, S. 357 —361. v. Ebner, V., Über ein Blutextravasat im Nagelkörper. 2 Fig. Anat. Anz. Bd. 48, N. 5/6, S. 128—133. von Eggeling, H., Die Schenkeldrüsen der Anuren. 1 Taf. u. 11 Fig. Zeit- schr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 18 (Festschr. f. ScHwALsE), S. 301—322, Fritsch, Gustav, Das Haupthaar und seine Bildungsstätte bei den Rassen des Men- schen. Nachtrag. Diemenschliche Haupthaaranlage. Weitere Beobachtungen. 5 Taf. Berlin, Reimer. 1915. 20 S., 43,5 x 32 cm. 8 Mk. Henneberg, B., Die Verbreitung der Sinushaare bei den Säugern und die Sinushaar- reste beim Menschen. Anat. Hefte Abt. 1, 1, H. 256 (Bd. 52, H. 1) S. 145— 180. Martinotti, Leonardo, Ricerche sulla fine struttura dell’epidermide umana normale in rapporto alla sua funzione eleidocheratinica. (S. Kap. 5.) Sarasin, Paul, Über ein menschliches Schwänzchen. 3 Fig. Verh. d. naturf. Ges. Basel, Bd. 25, S. 112—123. 9. Darmsystem. a) Atmungsorgane. Larsell, Olof, The Devlopment of Recurrent Bronchi and of Air-sacs of the Lung of the Chick. 10 Fig. Anat. Anz. Bd. 47, N. 19, S. 481 —496. b) Verdauungsorgane. Arcangeli, Alceste, Osservazioni sopra le glandule mucipare ed i noduli linfatici dell’ Pesofago del colombo. Atti Soc. Ital. Sc. nat. e Museo civ. Milano Vol. 52, 1913, Fase. 2/3, S. 159—180. Berg, W., Uber periodische Veränderungen der Salamanderleber mit beson- derer Berücksichtigung der Pigmentzellen. 1 Taf. u. 5 Fig. Zeitschr, f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 18 (Festschr. f. Schwauer), S. 579—608. Bock, Eduard, und Trautmann, Alfred, Die Glandula parotis bei Ovis aries. 6 Fig. Anat. Anz. Bd. 47, N. 17/18, S. 433 —447. Comolli, Anormale evoluzione del peritoneo dell’ ansa ombilicale primitiva e dell mesentere comune. 9 Fig. Policlinico. Anno 20, 1913, Vol. 20—C., Fasc. 9, S. 418—432. ER a shea Giannelli, L., Nuove ricerche sulla repartizione delle isole di LANGERHANS nel pan- creas dei rettili e sulla loro invariabilité durante il digiuno. 4 Fig. Monit. Zool. Ital. Anno 25, 1914, N. 6, S. 132—144. Giannelli, Luigi, Sulla costituzione e sulla invariabilité durante il digiuno delle isole di LANGERHANS in Rana esculenta, con qualche cenno sui condotti escretori del pancreas e del fegato. 4 Fig. Monit. Zool. Ital. Anno 25, 1914, N. 12, S. 289 — 304. Greschig, Eugen, Die Entstehung der keratinoiden Schicht im Muskelmagen der Vogel. 1 Taf. Aquila. Jahrb. 1 (Jg. 21), 1914, S. 99—120. Greschig, Eugen, Histologie des Darmkanals der Saatkrähe (Corvus frugilegus L.). 1 Taf. u. 2 Fig. Aquila. Jahrb. 1, (Jg. 21), 1914, S. 121—136. Greschig, Eugen, A käräsz bélcsatornaja, különös tekintettel a rugalmas rostokra. (Darmkanal der Krausche, mit besond. Beriicks. d. elastischen Fasern.) 3 Fig. Allatani Közlemenyek. 13, 1914, S. 177—184. Hitzker, Hans, Über den Einfluß der Nervenleitungen auf das mikroskopische Bild der Glandula submaxillaris des Hundes. 1 Taf. Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 159, H. 9/10, S. 487 —513. Jacobshagen, Eine Umrandungsfalte an den Agmina Peyeri des Dünndarms mensch- licher Embryonen. 7 Fig. Anat. Anz. Bd. 48, N. 3, S. 65—75. Kunze, Gustav, Die Zungenpapillen der Primaten. 3 Taf. u. 34 Fig. GEGENBAURS. morphol. Jahrb. Bd. 49, H. 4, S. 569—681. Loebe, Kurt, Beiträge zur Kenntnis der Histologie und Funktion des Hymeno- pterendarmes. 1 Taf. u. 10. Fig. Zeitschr. f. allg. Physiol. Bd. 16, 1914, H. 1/2, S. 1—36. Perna, A., Sulla sviluppo della bocca. 25 Taf. Roma, tip. Frat. Pallotta 1913. 88 S. 8°. Schiller, Antonie, Das Relief der Agmina Peyeri bei Tapirus americanus. 4 Fig. Anat. Anz. Bd 48, N. 2, S. 54—59. Stoccada, Fabio, Sull’ aponevrosi palatina dell’ uomo. Nota prev. Atti R. Istit. Ven. Sc. Lett. ed Arti. Anno Accad. 1913/14, T. 73, 1914, Parte 2a, S. 649 —651. *Zagari, Luigi, Sopra alcune anomalie del crasso e delle valvole arteriose del cuore. Il Tommasi. Anno 8, 1913, N. 23, S. 488—492. 10. Harn- und Geschlechtsorgane. a) Harnorgane. Hada, Benzo, Studien zur Entwicklung, zur normalen und zur pathologischen A ..atomie der Prostata mit besonderer Berücksichtigung der sogenannten Pro- statahypertrophie. Schluß. Folia urol. Bd. 9, N. 2, S. 65—113. Meysen, Wilhelm, Kongenitalenge Ureteren. Diss. med. Bonn 1915. 8°. Salmony, Lony, Längenmessung der weiblichen Urethra. Dermatol. Zeitschr. Bd. 22, H. 4, S. 214—217. b) Geschlechtsorgane. de Crecchio, Giuseppe, Sopra due casi di pseudoermafroditismo. M. Fig. Giorn. intern. d. Sc. med. Anno 35, 1913, Fasc. 20, S. 913—921. Geinitz, Bruno, Über Abweichungen bei der Eireifung von Ascaris. 3 Taf. u. 1 Fig. Arch. f. Zellforsch. Bd. 13, H. 4, S. 588—633. LEO PARAS Grosser, Otto, Die Beziehungen zwischen Eileiter und Ei bei den Säugetieren. 4 Fig. Anat. Anz. Bd. 48, N. 4, S. 92—108. Kyrle, J., und Schopper, K. J., Über Regenerationsvorgänge im tierischen Neben- hoden. 3 Taf. VIRCHoWwS Arch. f. pathol. Anat. Bd. 220, H. 1, S. 1—19. Mobilio, Camillo, L’imene nella vitella e nella scrofa. 1 Taf. Monit. Zool. Ital. Anno 26, N. 1/2, S. 12—22. Monterosso, Bruno, Su l’origine e la costituzione dei materiali deutoplasmiei nel- Poocite in accrescimento dei Mammiferi. 2 Taf. u. 2 Fig. Arch. f. Zellforsch. Bd. 13, H. 4, S. 530—5. Nussbaum, M., Zur Frage der Entstehung und Bedeutung der Geschlechtszellen. Anat. Anz. Bd. 47, N. 17/18, S. 465—471. Pardi, U., Sur les cellules interstitielles ovariques de la lapine et sur les éléments de la théque interne de l’ovaire humain hors de la gestation et durant celli-ci. 3 Taf. Arch. Ital. de Biol. T. 62, Fasc. 3, S. 353—366. Vercesi, C., Sur le tissu interstitiel de Putérus (Glande myométriale ,,monster cells“) 2 Taf. Arch. Ital. de Biol. T. 62, Fasc. 3, S. 421—437. 11. Nervensystem und Sinnesorgane. a) Nervensystem (zentrales, peripheres, sympathisches). Achücarro, N., y Gayarre, M., La corteza cerebral en la demencia paralitica con el nuevo método del oro y sublimado de CAJArL. 15 Fig. Trabajos Labor. de investigac. biol. Madrid. T. 12, 1914, S. 1—38. Achücarro, N., Contribucion al estudio gliotectonico de la corteza cerebral. El asta de Ammon y la fascia dentata. 23 Fig. Trabajos Labor. de investigac. biol. Univ. Madrid. T. 12, 1914, S. 229—272. Biondi, G., Sulla presenza di sostanze aventi le reazioni isto-chimiche del ferro nei centri nervosi degli ammalati di mente. Riv. Ital. d. Neuropat.-Psich. ed Elett. Vol. 7, 1914, Fasc. 10. Bovero, Alfonso, Sulla fine struttura e sulle connessioni del ganglio vestibolare del nervo acustico. 1 Taf. Mem. R. Accad. di Se. Torino. Ser. 2, T. 64, Anno 1913/14, 37 S. Bovero, Alfonso, Connessioni simpatiche del ganglio vestibolare del nervo acustico. Arch. Ital. Otol. Vol. 25, 1914, Fase. 1, S. 41—55. Bregmann, L. E., Neue Untersuchungen zur Kenntnis der Pyramidenbahn. 1. Der Anteil der Pyramide am Riickenmarksquerschnitt bei verschiedenen Tieren und seine Entwicklung beim Menschen. Anat. Anz. Bd. 48, N. 4, S. 75—80. Cajal, S, R., Algunas variaciones fisiologicas y patologicas del aparato reticular de GorsI. 55 Fig. Trabajos Labor. de investigac. biol. Univ. Madrid. T. 12, 1914, 8. 127—228. Canfini, Carlo, Un caso di mancanza della Tela chorioidea ventriculi tertii. 1 Fig. Monit. Zool. Ital. Anno 26, N. 1/2, S. 7—11. Fedeli, Fedele, Ricerche istologiche sulla dura madre. Giorn. Accad. med. Torino. Anno 77, N. 5/6, S. 171—173. Giacomini, Ercole, I] nervo terminale dei Salmonidi. Boll. Sc. med. Anno 85, 1914, Ser. 9, Vol. 2, S. 438—440. Pais MOV) ks Giannuli, F., La segmentazione del giro precentrale e la interruzione del solco di Rolando. 3 Fig. Riv. di Antropol. Vol. 19, 1914, Fase. 1/2, S. 181—204. v. Haberer, H., Eine sehr seltene Varietät des Nervus ulnaris. 1 Fig. Anat. Anz. Bd. 47, N. 22/23, S. 596—602. Kosaka, K., und Hiraiwa, K., Zur Anatomie der Sehnervenbahnen und ihrer Zentren. 15 Fig. Folia Neuro-biol. Bd. 9, N. 4, S. 367—389. Lafora, Gonzalo, R. Neoformaciones dendriticas en las neuronas y alteraciones de la neuroglia en el perro senil. 11 Fig. Trabajos Labor. de investigac. biol. Univ. Madrid. T. 12, 1914, 8. 39—54. v. Monakow, C., Zur Anatomie und Physiologie der Pyramidenbahn und der Arm- region, nebst Bemerkungen über die sekundäre Degeneration des Fasciculus centroparietalis. 2 Fig. Neurol. Centralbl. Jg. 34, N. 7/8, S. 217 —224. *Morselli, Enrico, La cito-architectonia della corteccia cerebrale e le localizzazioni fisio-psicologiche. Genova, Bonifacio, Casa editr. tipo-litogr. 1914, 30 S. Rädl, Em., Zur Morphologie der Sehzentren der Knochenfische. 14 Fig. GEGEN- BAURS morphol. Jahrb. Bd. 49, H. 4, S. 509—536. Rebizzi, Renato, Sulla funzione dei lobi frontali. Nota anatomo-clinica. M. Fig. Vol. pubbl. in omaggio al Prof. C. Agostini. Perugia 1914. 28 S. Retzius, Gustaf, Wächst noch die Größe des menschlichen Gehirns infolge der Einwirkung der „Kultur“? Zeitschr. f. Morphol. u. Anthrpol. Bd. 18 (Festschr. f. ScHwALBE), S. 49—64. Rossi, Ottorino, Contributo alla conoscenza dei nuclei meso- e romboencefalici. M. Fig. Riv. di Patol. nerv. e ment. Vol. 18, 1913, Fasc. 9, S. 537 —577. Schaffer, Karl, Anatomischer Beitrag zur Frage der zerebellaren Pyramide. 4 Fig. Neurol. Centralbl. Jg. 34, N. 7/8, S. 248—253. Sergi, Sergio, Note morfologiche sulla superficie metopica del lobo frontale in cer- velli di Indiani e di Giapponesi. 5 Taf. Ric. Laborat. di Anat. norm. R. Univ. Roma Vol. 17, 1913, Fasc. 1/3, S. 109—182. Tandler, Julius, und Fleißig, Julius, Beiträge zur Entwickelungsgeschichte des Vertebratengehirns. 2. Die Entwickelungsgeschichte des Tarsiusgehirns. 6 Taf. u. 8 Fig. Anat. Hefte. Abt. 1, H. 156, (Bd. 52, H. 1), S. 85— 144. Tello, J. Francisco, Algunas experiencias de ingertos nerviosos con nervios con- servados in vitro. 2 Fig. Trabajos Labor. de investigac. biol. Univ. Madrid. T. 12, 1914, S. 273— 284. Wallenberg, Adolf, Abnorme Bündel des Fornix und der Pyramidenbahn beim Meerschweinchen. Lupwic EDINGER zum 60. Geburtstage gewidmet. 7 Fig. Anat. Anz. Bd. 48, N. 5/6, S. 141— 144. Weidenreich, Franz, Über partiellen Riechlappendefekt und Eunuchoidismus beim Menschen. 5 Fig. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. (Festschr. f. G. SCHWALBE) Bd. 18, S. 157—190. Ziveri, Alberto, Alcune considerazioni sulla cosidetta neuroglia adentritica (Tercer elemento di CAJAL). (S. Kap. 5.) b) Sinnesorgane. d Ajutolo, Giovanni, Alcune rare nuove forme di anomalie congenite del padiglione auricolare. 1 Taf. Boll. Sc. med. Anno 85, 1914, Ser. 9, Vol. 2, Fase. 10, S. 502—503. BORE En Grahn, Erik, Über Differenzierungserscheinungen der Linse während des embryo- nalen Lebens. 7 Fig. Anat. Anz. Bd. 48, N. 4, S. 81—92. Kronecker, Hugo, Kompensationen der Geschmacksempfindungen. 3 Fig. Zeit- schr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 18 (Festschr. f. G. SCHWALBE), S. 351— 356. Lindahl, €., Die Entwicklung der vorderen Augenkammer. 8 Taf. Anat. Hefte Abt.1, H. 157 (Bd. 52, H. 2), S. 195—276. Mobilio, Camillo, La glandola della faccia convessa della 3 palpebra in alcuni mammiferi. 1 Fig. Monit. Zool. Ital. Anno 25, 1914, N. 6, S. 144— 151. Mongiardino, P., Sulla questione riguardante la presenza di fibre elastiche nella cornea dei mammiferi. Ric. anat. M. Fig. Moderno Zooiatro. Anno 1914. 12 8. 12. 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G. SCHWALBE), S. 207 — 226. Jaekel, Otto, Die Flügelbildung der Flugsaurier und Vögel. (S. Kap. 6.) Janensch, W., Übersicht über die Wirbeltierfauna der Tendaguru-Schichten, nebst einer kurzen Charakterisierung der neuaufgestellten Arten von Sauropoden. 10 Fig. Arch. f. Biontol. Bd. 3, 1914, H. 1, S. 79—110. Leche, Wilhelm, Zur Frage nach der stammesgeschichtlichen Bedeutung des Milchgebisses bei den Säugetieren. 2. Viverridae, Hyaenidae, Telidae, Mustelidae, Creodonta. (5. Kap. 6a.) Nopesa, Franz, Über das Vorkommen der Dinosaurier in Siebenbürgen. Verh. k. k. zool.-bot. Ges. Wien Jg. 1914, Bd. 64, H. 9/10, S. 12— 14. Rutten, L. M. R., Elephas antiquus Fale. uit de Waal bij Nijmegen. Versl. wis- en natuurk. afd. kon. Akad. wetensch. dl. 22, 1914—13, dl. 2, S. 781—782; geill. Schlesinger, Günther, Ein neuerlicher Fund von Elephas planifrons in Nieder-. österreich. (Mit Beiträgen zur Stratigraphie der Laaerberg- und Arsenalterrasse) 2 Taf. u. 6 Fig. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. Bd. 63, 1913, H. 4, ersch. 1914, S. 711—741. Shufeldt, R. W., Contribution to the Study of the ‘Tree-Ducks’ of the Genus Den- drocygna. 16 Taf. Zool. Jahrb. Abt. f. System. Bd. 38, 1914, H. 1/2, S. 1—70. Abgeschlossen am 25. Juli 1915. Literatur 1915 °°). Von Prof. Dr. Orro Hamann, Oberbibliothekar an der Königl. Bibliothek in Berlin. 1. Lehr und Handbücher. Bilderwerke. Corning, H. K., Lehrbuch der topographischen Anatomie für Studierende und und Ärzte. 77 Fig. 6. Aufl. Wiesbaden, Bergmann. XVI, 817 S. 8°. 18 Mk. Hertwig, Oscar, Lehrbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen und der Wirbeltiere. 10. umgearb. u. erweit. Aufl. 696 teils farb. Fig. Jena, Fischer. >OV27182:8.1.80.- LO) Mk Szymonowiez, Ladisl., Lehrbuch der Histologie und mikroskopischen Anatomie mit besonderer Berücksichtigung des menschlichen Körpers einschließlich der mikroskopischen Technik. 3. verb. Aufi. 378 Fig. 8%. Würzburg, Kabitzsch. 1915. XIII, 50S. 15M. 2. Zeit- und Gesellschaftsschriften. Archiv für Entwicklungsmechanik der Organismen. Hrsg. v. WILHELM Rovx. Bd. 41, H. 3. 12 Taf. u. 25 Fig. Leipzig, Engelmann. Inhalt: WENGER, Beitrag zur Anatomie, Statik und Mechanik der Wirbel- säule des Pferdes, mit besonderer Berücksichtigung der Zwischenwirbel- scheiben. — ZWEIBAUM, La régénération des ovaires chez Policelis nigra (EHRENBERG). — SCHMIDT, Über den Einfluß der Domestikation auf die mechanischen Qualitäten der Pars compacta von Sus scrofa dom. nebst einigen Beiträgen zur Theorie der funktionellen Anpassung des Extremi- tätenskelets. — SCHULTZ, Schwarzfärbung weißer Haare durch Rasur und die Entwicklungsmechanik der Farben von Haaren und Federn 1. — Cv- CAGNA und NUSBAUM, Fragmente über Restitution bei den Nudibranchiern. — GOLDFARB, Experimentally fused Larvae of Echinoderms, with special Reference to their Skeletons. Part 2. Arbacia punctulata. Archiv für Entwicklungsmechanik der Organismen. Hrsg. v. WILHELM Rovx. Bd. 41, H. 4. 8 Kurventafeln. Leipzig, Engelmann. Inhalt: Scumipr, Uber den Einfluß der Domestikation auf die mechanischen Qualitäten der Pars compacta von Sus scrofa dom. nebst einigen Bei- trägen zur Theorie der funktionellen Anpassung des Extremitätenskelets. — Maas, Versuche über Umgewöhnung und Vererbung beim Seidenspinner. 1) Wünsche und Berichtigungen, welche die Literatur betreffen, sind direkt zu richten an Prof. Hamann, Berlin NW, Königl. Bibliothek. 2) Ein * vor dem Verfassernamen bedeutet, daß der Titel einer Biblio- graphie entnommen wurde. 3) Den im Jahre 1914 erschienenen Abhandlungen ist die Jahreszahl 1914 hinzugefügt. Anat. Anz. Bd. 48, Nr. 18/19. Lit. Dezember 1915. IV See Archiv für Zellforschung. Hrsg. v. RICHARD GOLDSCHMIDT. Bd. 14, H. 1. 7 Taf. u. 30 Fig. Leipzig, Engelmann. Inhalt: RAPPEPORT, Zur Spermatogenese der Süßwasser-Tricladen. — BUDER, Die Spermatogenese von Deilephila euphorbiae L. — SCHNEIDER, Die Ent- wicklung des Eierstockes von Deilephila euphorbiae. Anatomische Hefte. Beiträge und Referate zur Anatomie und Entwicklungs- geschichte. Hrsg. v. FR. MERKEL u. R. Bonnet. 1. Abt. Arb. a. anat. Inst. H. 158 (Bd. 52, H. 3), 11 Taf. u. 32 Fig. Wiesbaden, Bergmann. Inhalt: AGDuHR, Anatomische, statistische und experimentelle Unter- suchungen über N. medianus und N. ulnaris, besonders deren motorisches Innervationsgebiet im Vorderarm von Equidae, Cervidae, Bovidae,Suidae, Canidae und Felidae, speziell von Haustieren, nebst einigen Bemerkungen über die Muskulatur desselben Gebietes und über N. musculo-cutaneus. — Gors, Beiträge zur Entwicklung der Zunge. Entwicklung der Zunge der weißen Maus. — PERovVIC und Aust, Zur Entwicklungsgeschichte des Ductus endolymphaticus beim Menschen. Internationale Monatsschrift für Anatomie und Physiologie. Hrsg. v. Fr. KopscH u. R. R. Benstey. Bd. 31, H. 10/12. 8 Taf. u. 6 Fig. Leipzig, Thieme. Inhalt sow. anat.: VISENTINI, La fonction du pancréas et ses rapports avec la pathogénése du diabéte. — Kyss, The physiological Destruction of Erythrocytes in Birds. Zeitschrift fiir Morphologic und Anthropologie. Hrsg. v. G. SCHWALBE. Bd. 19, H. 1. 5 Taf. u. 58 Fig. Stuttgart, Schweizerbart. Inhalt: WEGNER, Zur Kenntnis des Gaumenbeins der Anthropoiden. — FORSTER, Beitrag zur Morphologie des Scalenussystems und des M. sterno- costalis. — SCHWALBE, Uber den fossilen Affen Oreopithecus Bambolii. — BoLK, Uber die Regio mentalis des Unterkiefers von Siamang. Zeitschrift für Morphologie und Anthropologie. Hrsg. v. G. SCHWALBE. Bd.19. H. 2. 5 Taf. u. 34 Fig. Stuttgart, Schweizerbart. Inhalt: FORSTER, Beitrag zur Morphologie des Scalenussystems und des M. sterno-costalis. — SCHULTZ, Form, Größe und Lage der Squama tempo- ralis des Menschen. — LorITz, Über Lagebeziehungen der Fissura petro- tympanica zur Mediansagittalen. — Coun, Der Processus frontalis des Schläfenbeins. — Hoyer, Die Untersuchungsergebnisse am Kopfe des in Starunia in Galizien ausgegrabenen Kadavers von Rhinoceros antiqui- tatis Blum. — Fürst, Diagraph und Kraniophor. — SCHWALBE, Nachtrag zu meiner Arbeit „Über den fossilen Affen Oreopitheeus Bamboli‘. Archiv für Anatomie und Physiologie. Hrsg. v. WILHELM WALDEYER und MAx RUBNER. Jg. 1915. Anat. Abt., H. 1/3. 1 Taf. u. 21 Fig. Leipzig, Veit u. Co. Inhalt: Hort, LEONARDO pa VINcI Quaderni d’Aatomia 4. — HaLLER, Beiträge zur Morphologie des Rautenhirns bei Acanthias. — GAuPpP, Das Schläfenbein und seine Darstellung im anatomischen, besonders im osteologischen Unterricht. — PFAUNER, Zur Frage der Defektbildungen im Mesocolon transversum bei chronischen Geschwüren. — HoLL, Vesats Anatomie des Gehirns. — WAGENSEIL, Uber eine Entwicklungs- hemmung der Mesenterien (sog. Mesenterium commune), verbunden mit anderweitigen Hemmungsbildungen. Archiv für mikroskopische Anatomie. Abt. 1 f. vergl. u. exper. Histol. u. Ent- wicklungsgesch. Abt. 2 f. Zeugungs- u. Vererbungslehre. Hrsg. v. O. HERTWIG u. W. WALDEYER. Bd. 87, H. 1. 16 Taf. u. 23 Fig. Bonn, Cohen. Inhalt: Abt. 1. KuktEnskı, Über das Vorkommen und die Verteilung des Pigmentes in den Organen und Geweben bei japanischen Seidenhühnern. — Lustie, Zur Entwicklungsgeschichte der menschlichen Brustdrüse. — Doms, Uber den Einflu8 der Temperatur auf Wachstum und Differenzierung der Organe während der Entwicklung von Rana esculenta. — UNNA, DieSauer- stofforte und Reduktionsorte. — Abt. 2. Lane, Experimentelle und his- tologische Studien an Turbellarien. — Mrvzs, Über Mitwirkung der Plasto- somen bei der Befruchtung des Eies von Filaria papillosa. Archiv für mikroskopische Anatomie. 1. Abt. f. vergl. u. exper. Histol. u. Ent- wieklungsgesch. 2. Abt. f. Zeugungs- u. Vererbungslehre. Hrsg. v. O. HERTwIG u. W. WALDEYER. Bd. 87, H. 2. 8 Taf. u. 8 Fig. Bonn, Cohen. Inhalt: Abt. 1. SEDINKO, Studien über funktionelle Architektur des Hyalin- knorpels. — BRESLAUER, Zur Kenntnis der Epidermoidalgeschwülste von Kaltblütern (Histol. Veränderungen des Integuments und der Mund- schleimhaut beim Stint, Osmerus eperlanus L.). — Weıss, Zur Histologie der Anurenhaut. — Meves, Was sind die Plastosomen ? (2. Bemerkungen zu dem Vortrag von C. BEnDA: Die Bedeutung der Zelleibstruktur für die Pathologie. — Abt. 2. Meves, Uber den Befruchtungsvorgang bei der Miesmuschel (Mytilus edulis L.). Archiv für mikroskopische Anatomie. 1. Abt. f. vergl. u. exper. Histol. u. Ent- wicklungsgesch. 2. Abt. f. Zeugungs- u. Vererbungslehre. Hrsg. v. O. HERTwIG u. W. WALDEYER. Bd. 87, H. 3. 7 Taf. u. 17 Fig. Bonn, Cohen. Inhalt: Abt. 1. v. SCHUMACHER, Arterio-venöse Anastomosen in den Zehen der Vögel. — SCHAEPPI, Über die Anheftungsweise und den Bau der Darm- epithelzellen. — Franz, Das Problem der uni- oder multizellulären Ent- wicklung der quergestreiften Muskelfasern (speziell untersucht an Isopoden und Urodelen. — SOBOTTA, Einige Bemerkungen zu der Veröffentlichung von F. Meves, Über die Mitwirkung der Plastosomen bei der Befruchtung des Eies von Filaria papillosa. Jahresberichte über die Fortschritte der Anatomie und Entwicklungsgeschichte. Hrsg. v. G. SCHWALBE. N. F. Bd. 19. Literatur 1913. Teil 2. Jena, Fischer. Ses) Sos | La Mike Jahresherichte über die Fortschritte der Anatomie und Entwicklungsgesebichte. Hrsg. v. G. SCHWALBE. Neue Folge. Bd. 19. Literatur 1913. Teil 3, Abt. 1. Jena, Fischer. 558 S. 8° 30 Mk. Jahresbericht über die Leistungen und Fortschritte in der Anatomie und Physiologie. Hrsg. v. W. WALDEYER u. C. Posner. Bericht f. d. J. 1914. Berlin, Hirschwald 19152111, 239° 85. 8°) 9,50 Mik. 3. Methoden der Untersuchung und Aufbewahrung. Ambronn, H., Über Stäbchendoppelbrechung im Zelloidin und in der Gelatine, Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 32, H. 1, S. 43--59. Fürst, Carl, M. Diagraph und Kraniophor. 5 Fig. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthro- pol. Bd. 19, H. 4, S. 493 —500. Herxheimer, Karl, Über die Darstellung membranartiger Bildungen im mensch - lichen Gewebe. Berl. klin. Wochenschr. Jg. 52, N. 40, S. 1040. Metz, €., Ein neuer Blutkörperzählapparat. 4 Fig. Dtsch. med Wochenschr. Jg. 41, 1915, N. 28, S. 825—827. Scheffer, W., Zur Objektbelevchtung für die Mikrophotographie mit kurzbrenn - weitigen photographischen Objektiven. 6 Fig. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 32 H. 1, S. 60—68. JAYS N ee Siedentopf. H., Uber das Auflésungsvermégen der Mikroskope bei Hellfeld- and Dunkelfeldbeleuchtung. 3 Taf. u. 5 Fig. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 32, H. 1, S. 1—42. Stange, Praktische Winke für die Mikrophotographie. 1 Fig. München. med. Wochenschr. Jg. 62, 1915, N. 34, p. 1010. van Walsem, G. C., Zur Blutkörperchenzählung und zur Differentialkammer- färbung. 3 Fig. Dtsche. med. Wochenschr. Jg. 41, 1915, N. 40, S. 1193—1195. van Walsem, 6. €., Der Arbeitsraum des Mikroskopikers. 4 Fig. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 32, H. 1. S. 69—79. Ziveri, Alberto, Metodo rapido di colorazione delle fibre connettive. Pathologica. Anno 7, 1915, N. 156, S. 222. 4. Allgemeines. (Topographie, Physiologie, Geschichte etc.) Disselhorst, Rudolf, Die Bedeutung der Anatomie und Physiologie in der Tierzucht. 3 Fig. Künn-Archiv Bd. 6, 1. Halbbd. S. 33 —50. Guttmann, Max, Einige Beispiele individueller körperlicher Entwicklung. Zeit- schr. f. Kinderheilk. Orig. Bd. 13, H. 3/4, S. 248— 256. Holl, M., LEONARDO DA VINCI. Quaderni d’Anatomia 4. Arch. f. Anat. u. Physiol. Jg. 1915, Anat. Abt., H. 1/3, S. 1—40. Holl, M., Vesats Anatomie des Gehirns. 2 Fig. Arch. f. Anat. u. Physiol. Jg. 1915, Anat Abt., H. 1/3, S. 115—192. Kappers, €. U. Ariéns, In memoriam A. VAN GEHUCHTEN. Psychiatr. en neurolog. bin., Jg. 15, 1914, S. 439—443; auch in: Folia neuro-biologica, Bd, 9, 1915. 8. 337—341. Keibel, Franz, A. A. W. HuBREcHT. Ein Nachruf. Anat. Anz. Bd. 48, N. 7/8, S. 201—208. Oeder, Gustav, Die GÄRTNERsche Normalgewichtstabelle für Erwachsene. 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Zellforsch. Bd. 14, H. 1, S. 26—78. Pr cr Franz, A. W., Das Problem der uni- oder multizellulären Entwicklung der quer- gestreiften Muskelfasern (spezielluntersucht an Isopoden und Urodelen). 4 Taf. u. 17 Fig. Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 87, Abt. 1, H. 3, S. 364—492. Heubner, O., Knochenmark und aplastische Anämie im frühen Kindesalter. Folia haematol. Bd. 19, Archiv, H. 3, S. 347—370, 1 Taf. Keibel, Franz, Über die Grenzen zwischen mütterlichem und fetalem Gewebe. 1 Fig. Anat. Anz. Bd. 48, N. 10, S. 255—260. Kreibich, C., Zeratohyalin. 1 Taf. Arch. f. Dermatol. u. Syph. Orig. Bd. 121, 1915, H. 2, S. 313—318. Krizenecky, Jar.. Über amöboidähnliche Bewegungen der Erythrozyten. 6 Fig. Zeitschr. f. allg. Physiol. Bd. 17, H. 1, S. 1—17. Kühn, Alfred, Analyse der Chromatinverhältnisse und der Teilungsmechanik des Amöbenkerns mit Hilfe mehrpoliger Teilungen. 17 Fig. Zool. Anz. Bd. 45, N. 12, S. 564—576. Kyes, Preston, The physiological Destruktion of Erythrocytes in Birds, 1 Tat. Internat. Monatsschr. f. Anat. u. Physiol. Bd. 31, H. 10/12, S. 543—551. Kuklenski, J., Uber das Vorkommen und die Verteilung des Pigmentes in den Or- ganen und Geweben bei japanischen Seidenhühnern. 2 Taf. Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 87, H. 1, Abt. 1, 8. 1-37. Martelli, Carlo, Su la genesi ed importanza delle piastrine. M. Fig. Pathologica. Anno 7, 1915, N. 151, 8. 77—80. Meves, Friedrich, Was sind die Plastosomen ? 2. Bemerkungen zu dem Vortrag von C. Benpa: Die Bedeutung der Zelleibstruktur für die Pathologie. Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 87, Abt. 1, H. 2 S. 287 —308. Rappeport, T., Zur Spermatogenese der Süßwasser-Tricladen. 1 Taf. u. 4 Fig. Arch. f. Zellforsch. Bd. 14, H. 1, S. 1—25. Reisinger, Ludwig, Postmortale Strukturveränderungen der Ganglienzelle. 2 Fig. Zool. Anz. Bd. 45, N. 13, S. 605—606. Schaeppi, Th., Uber die Anheftungsweise und den Bau der Darmepithelzellen. 1 Taf. Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 87, Abt. 1, H. 3, S. 341—363. Schreiner, K. E., Über Kern- und Plasmaveränderungen in Fettzellen während des Fettansatzes. 24 Fig. Anat. Anz. Bd. 48, N. 7/8, S. 145—171. Srdinko, O. V., Studien über die funktionelle Architektur des Hyalinknorpels 3 Taf. Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 87, Abt. 1, H. 2, S. 151—199. Uhlenhuth, Eduard, The Form of the Epithelial Cells in Cultures of Frog Skin, and its Relation to the Consistency of the Medium. 16. Taf. Journ. of. exper. med. Vol. 22, N. 1, S. 76—104. Unna, P. G., Die Sauerstofforte und Reduktionsorte. Eine histo-chemische Studie. 6 Taf. Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 87, H. 1, Abt. 1, S. 96 —150. Weiß, Otto, Zur Histologie der Anurenhaut. 1 Taf. u, 2 Fig. Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 87, Abt. 1, H. 2, S. 265—286. Woolsey, C. J., Linkage of Chromosomes correlated with Reduction in Numbers among the Species of a Genus, also with in the Species of a Locustidae. 6 Taf. Biol. Bull. Marine Biol. Labor. Woods Hole, Mass. Vol. 38, N. 3/4. ey eee 6. Bewegungsapparat. Schmidt, Ad., Uber den Einfluß der Domestikation auf die mechanischen Quali- täten der Pars compacta von Sus scrofa dom. nebst einigen Beiträgen zur Theorie der funktionellen Anpassung des Extremitätenskelets (Schluß). Arch. f. Ent- wicklungsmech. d. Organ. Bd. 41, H. 3, S. 472-534; H. 4, S. 605-671. Wenger, Friedrich, Beitrag zur Anatomie, Statik und Mechanik der Wirbelsäule des Pferdes mit besonderer Berücksichtigung der Zwischenwirbelscheiben. (Schluß). 9 Fig. Arch. f. Entwicklungsmech. d. Organ. Bd. 41, H. 3, S. 371 —429. a) Skelet. Bauer, Ludwig, Zur Kraniologie der Baining. 1 Taf. Diss. phil. München 1915. 57 S. 4° u. Arch. f. Anthropol. N. F. Bd. 14. Bolk, L., Über ein Gebiß mit vaskularisierten Schmelzorganen. 6 Fig. Anat. Anz. Bd. 48, N. 13/14, S. 328—335. Bolk, L., Über die Regio mentalis des Unterkiefers von Siamang. 12 Fig. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 19, H. 1, S. 255 —264. Boikay, St. J., Beiträge zur Osteologie einiger exotischer Raniden. 10 Fig. Anat. Anz. Bd. 48, N. 7/8, S. 172—188. Chiari, H., Beckenmißbildung bei Spina bifida occulta sacralis. 2 Fig. Zeitschr. f. angew. Anat. Bd. 1, 1914, H. 4/5, S. 426—431. Cohn, Ludwig, Die orbitale Frontomaxillarsutur beim Menschen. 7 Fig. Anat. Anz. Bd. 48, N. 15, S. 365—384. Cohn, Ludwig, Der Processus frontalis des Schläfenbeins. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 19, H. 4, 8. 391—418. Falk, Edmund, Zur Entwicklung der Halsrippen. 3. Fig. Berlin. klin. Wochenschr. Jg. 52, 1915, Nr. 27, S. 715— 718. Frizzi, Ernst, Über das Brustbein der Baining. 1 Fig. Korrespond.- Bl. d. Deutsch. Ges. f. Anthropol. Jg. 45, 1914, N. 6, S. 37—38. Gaupp, E., Das Schläfenbein und seine Darstellung im anatomischen, beson- ders im osteologischen Unterricht. 3 Fig. Arch. f. Anat. u. Physiol. Jg. 1915, Anat. Abt., H. 1/3, S. 62—105. Hauser, Heinrich, Zwei Fälle von sog. kongenitalem Femurdefekt. Diss. med. München 1915. 8°. Hornung, R., Ein Fall von angeborenem beiderseitigem Fehlen des Radiusknöpf- chens mit knöcherner Vereinigung des proximalen Endes des Radius mit der Ulna. 2 Fig. München. med. Wochenschr. Jg. 62, N. 36, S. 1216-1217. Lagally, Max, Zur Theorie der Wirbelschichten. M. Fig. München, Franz 1915. S. 79—107. (aus: Sitzungsber. d. Bayer. Med. Wiss.) —.60 M. Loritz, J.B., Über Lagebeziehungen der Fissura petrotympanica zur Mediansagit- talen. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 19, H. 2, S. 381—390. Lustig, Walter, Die Retroversion und Retroflexion der Tibia bei den Europäer- Neugeborenen in ihren Beziehungen zu den prähistorischen Menschenrassen. 28 Fig. Jen. Zeitschr. f. Naturw. Bd. 53, H. 3, S. 581—596. Schlaginhaufen, Otto, Über einige Merkmale eines neolithischen Pfahlbauerunter- kiefers. 5 Fig. Anat. Anz. Bd. 48, N. 9, S. 209—219. Schmidt, Ad., Uber den Einfluß der Domestikation auf die mechanischen Quali- eS ee bees täten der Pars compacta yon Sus scrofa dom. nebst einigen Beiträgen zur Theorie der funktionellen Anpassung des Extremitätenskelets. 2 Taf. u. 5 Fig. Arch. f. Entwicklungsmech. d. Organ. Bd. 41, H. 3, S. 472—534. Schultz, Adolf, Form, Größe und Lage der Squama temporalis des Menschen. 9 Fig. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 19, H. 2, S. 353 — 380. Schulz, Wilhelm, Untersuchungen über die sogenannten Synovialgruben, Fossae nudatae, beim Pferde. 2 Taf. Arch. f. wiss. u. prakt. Tierheilk. Bd. 41, H. 4/5, S. 245—271. Schwerz, Franz, Zwei Schädel von Buggisen aus Celebes. 5 Fig. Arch. f. Anthropol. IN. Er. Bd. 14, H. 2, 8. 89—97. Sicher, Harry, Ein Fall von prämaturer Synostose der beiden Zwischenkiefer, verbunden mit einer Durchbruchsanomalie der Zähne. 5 Fig. Zeitschr. f. an- gew. Anat. Bd. 1, 1914, H. 3, S. 238 — 244. Virchow, Hans, Nasenknorpel des Schimpanse. Zeitschr. f. Ethnol. Jg. 1915, Pe S. 65. Virchow, Hans, Schädel und Gesichtsmaske eines Schimpanse. 1 Fig. Zeitschr. f. Ethnol. Jg. 1915, H. 1, S. 65—67. Virchow, Hans, Der Unterkiefer von Ehringsdorf. 4 Fig. Zeitschr. f. Ethnol. Jg. 46, H. 6, S. 869—879. Wegner, Richard N., Zur Kenntnis des Gaumenbeins der Anthropoiden. 27 Fig. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 19, H. 1, S. 1—26. Wolff, Joseph, Uber die Lage der Schneidezahnkeime im Unterkiefer beim Men- schen. 1 Taf. Verh. d. phys.-med. Ges. Würzburg. N. F. Bd. 43, N. 3, 8. 137 — 150. Zietzschmann, Otto, Unterscheidungsmerkmale des Schädels von Hase und Ka- ninchen. 8 Fig. Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhyg. Jg. 25, 1914/15, S. 65. b) Bänder, Gelenke, Muskeln, Mechanik. Forster, A., Beitrag zur Morphologie des Scalenussystems und des M. sterno- costalis. 8 Taf. u. 27 Fig. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 19, H. 1, S. 27—148; H. 2, S. 271—352. Hauck, E., Besteht eine Beziehung zwischen der Muskelentwicklung und dem Vor- handensein der sogenannten Bulla mediana beim Hunde? Wiener tierärztl. Monatsschr. Jg. 2, 1915, H. 7, S. 312—314. Virchow, Hans, Gesichtsmuskeln des Schimpansen. 4 Taf. u. 10 Fig. Berlin. Akad. Wiss. 818. 4°. (aus: Abh. k. Akad. Wiss. Jg. 1915. Phys.-math. Kl. N. 1.) 7. Gefäßsystem. Askanazy, M., Uber die Lymphfollikel im menschlichen Knochenmark. VircHows Arch. f. pathol. Anat. Bd. 220, H. 3, S. 257—275. Beermann, Emilie, Uber angeborene Herzmißbildungen, unter Zugrundelegung zweier Fälle von Isthmusstenose der Aorta, der eine Fall kombiniert mit ge- meinsamem Ursprung der Aorta und der Arteria pulmonalis aus dem rechten Ventrikel Diss. med. München 1915. 8°. Maestrini, Dario, Su alcune particolaritä strutturali dei varii segmenti cardiaci. 2 Fig. Pathologica. Anno 7, N. 157, S. 238—243. Sankott, Alfons, Über einen eigenartigen Fall von Stenose des Isthmus aortae. 5 Fig. Anat. Anz. 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Kurze übersichtliche Darstellung des Ursprungs, Verlaufs und der Ausbreitung der Hirn- und Rückenmarksnerven sowie der Nerven des sympathischen Systems mit besonderer Berücksichtigung wichtiger pathologischer Verhälönisse. 2. Aufl. 57 Fig. Leipzig, Engelmann 1915. 57'S: 8°. 6M. b) Sinnesorgane. Alexander, G., Nachtrag zu: Das Gehörorgan der Kretinen. Arch. f. Ohren-, Nasen- u. Kehlkopfkr. Bd. 98, 1915, H. 2/3, S. 122—124. Behr, Carl, Uber die parenchymatöse Saftströmung im Sehnerven und in der Netz- haut. 1 Taf. GRÄFES Arch. f. Ophthalmol. Bd. 89, H. 2, S. 265—298. Geis, Georg, Uber einen eigenartigen Fall einer ausgedehnten Membrana pupil- laris persistens. Diss. med. München 1915. 8°. Hanke, Viktor, Studien über die Regeneration des Hornhautgewebes und die wahre Natur der Keratoblasten. 3 Taf. u. 10 Fig. GrÄFES Arch. f. Ophthalmol. Bd. 89, H. 2, S. 350—385. Harms, Wilh., Drüsenähnliche Sinnesorgane und Giftdrüsen in den Ohr- wülsten der Kröte. 8 Fig. Zool. Anz. 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Rothmann, M., und Teuber, E., Ziele und Aufgaben der Station sowie erste Beob- achtungen an den auf ihr gehaltenen Schimpansen. 2 Fig. Berlin, Reimer. 20 S. 8%. 1M. (Abh. k. preuß. Akad. Wiss. Phys.-math. Kl. Jg. 1915, N. 2. Aus der Anthropoidenstation auf Teneriffa.) Sehwalbe, G., Über den fossilen Affen Oreopithecus Bambolii. Zugleich ein Beitrag zur Morphologie der Zähne der Primaten. 26 Fig. Zeitschr. f. Morphol. ı. Anthropol. Bd. 19, H. 1, S. 149 — 254. Schwalbe, G., Nachtrag zu meiner Arbeit ,,Uber den fossilen Affen Oreopithecus Bambolii. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 19, H. 4, S. 501—507. Senna, A., Sull’ Heteroloplus glaber Rtrp. 2 Fig. Monit. Zool. Ital. Anno 26, IN 125-8: a= 7. S mioneseu, J., Resturi de Ichtyosaurieni in Triasul din Dobroges. 4 Fig. Publicat. Acad. Romana, Bukarest. T. 5, 1913, N. 35, 48. 4°. de Stefano, Giuseppe, Nuovo contributo alla dimostrazione che gli avanzi dei mammiferi fossili della raccolta Pisani appartengono all’isola die Pianosa. 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Wagner Sohn. y- ca EN sited if 4 x ER A Se NER HOI Library - Serials ae + « “ ee e.*,°, rar) .. .? +a ls rere? *, vye 7 ee) > EEE = bad * warn 2 Er Py EURER EEE + DIE FPP * * * Py us ‘ * « “ “ a Be De Bu « “ . * ry J Zu sete ae = 2 Te ; ca) J “ i? [? Yen EL 5 terete NE) ter KA OR) “re Dt er, te 29% pelts: “er ’ tel Fetes St SL a 27 nr en, 60) a Py) aa oe u. ’ er 25 “ er * 2°, Py? >! i? O rt test 2%