U 5 Fr rec Se N 4 6 A 1 D 72 25 4 N EI } . 5 1 F Per} 192 DH ER Br ö 7 1 ** 1 . Yu e N 8 Ts | ; | FETTE 3 Ham. Anleitung zu Anbau, Ernte und Verwendung Arzneipflangen, — — Mit 26 fein colorirten Tafeln. — — Von Martin Fries, Oekonom, Verfaſſer achtzehn landwirthſchaftlicher Werke. Stuttgart, im Selbſtverlag des Verfaſſers. | 1876. 7 n. F, Ünrrede Die Pflanzen haben einen jo mannigfaltigen Nutzen, daß ſie uns ſtets Veranlaſſung geben, die Allmacht und Weisheit Gottes zu bewundern. Bei weitem der größte Theil davon dient den Menſchen und Thieren zur Nahrung, zur Kleidung und zu techniſchen Gewerben; aber auch viele der unbedeutend ſcheinenden Pflanzen ſind reich an Würze und Heilkraft. Wohl findet man überall, im Gebirge und Wald, im Thale und in der Ebene, an Flüſſen, Bächen und Seen wild wachſende Arzneipflanzen und Kräuter, doch gibt es auch deren, welche eine Kultur und Akklimatiſirung erforderlich machen, denn Aſien iſt immer noch das Land, welches uns mit nützlichen Pflanzen und Thieren bereichert. Aſien iſt nicht allein der Herd der älteſten hiſtoriſchen Erinnerungen, ſondern enthält auch die älteſten Zeugen der ewigen Schöpferkraft, welche die Erde bildete, ſie mit Pflanzen bekleidete und ſchmückte und mit Thieren belebte. — Ww — Einzelne Gegenden betreiben den Anbau der Arzneipflanzen in größerer Ausdehnung und finden darin einen ſehr einträglichen Erwerbszweig. Jenen aber, welche ſich mit Vortheil mit dem Anbau von Arzneipflanzen befaſſen wollen, iſt nicht nur eine gründliche Kenntniß der Pflanzen ſelbſt erforderlich, ſondern auch ihrer Beſtandtheile. In das Bereich der Arzneipflanzen gehören jene Gewächſe, die zur Heilung der Krankheiten bei Menſchen und Thieren angewendet werden. Ich habe daher in dieſem Werkchen nicht unterlaſſen, jede Pflanze nach ihren Kennzeichen, nach ihren Eigenſchaften und nach der Wirkung ihrer Heilkraft zu beſchreiben, ihr den geeignetſten Standort anzuweiſen und eine Belehrung über ihre Kultur und Ernte zu geben. Ich übergebe dieſes Werkchen mit dem Wunſche, daß ich Jenen, welche ſich mit deren Anbau befaſſen wollen, auch die hiezu erforderliche Belehrung gegeben haben möchte, um den Anbau der Arzneipflanzen auch mit Nutzen betreiben zu können. Der Verfaſſer. Einleitung, Oogleich Deutſchland ſehr reich an Arzneigewächſen iſt und ſchon die Natur viele Kräutlein zur Erhaltung und Wieder⸗ herſtellung der Geſundheit wildwachſend darbietet, wo wir das eine im Gebirge und Wald, das andere im Thale und auf der Ebene und wieder andere an Flüſſen und Seen finden, ſo hat doch die Kunſt, ſie mehr zu concentriren, aber auch zu akklimatiſiren geſucht, womit einzelne Gegenden ſchon längſt begonnen und den Anbau zum eigentlichen Geſchäft gemacht haben. | Pflanzenkenntniß bereichert den Geiſt mit höherer Kraft, ſie macht das Herz empfänglich für edlere Eindrücke und gewährt die Ueberzeugung von dem Daſein einer Gottheit und einer jenſeitigen Welt ſo wohl für Religion, als für Nächſten⸗ liebe. Pflanzenkenntniß trägt ſomit zur W und en des Menſchen bei. In dieſem Werkchen habe ich hervor zu heben geſucht, welchen Nutzen die Pflanzen gewähren und welche Heilkraft ſie beſitzen, verſäumte aber auch nicht, diejenigen Pflanzen ſämmtlich anzuführen, deren Genuß für Menſchen und Thiere tödlich iſt. Es dürfte daher dieſes Werkchen beſonders für die Schuljugend von höherem Nutzen ſein. Man könnte mir erwidern, daß der Landwirth ſeine Zeit beſſer auf den Getreidebau verwende, anſtatt ſeine Felder mit allem Möglichen anzupflanzen. Dagegen dürfte zu erwidern ſein: Begnügen ſich nicht die Arzneipflanzen mit einem Plätz⸗ chen in der Höhe oder Tiefe, im guten wie im geringen Boden, wie z. B. die Königskerze auf dem Schutthaufen und der Kalmus in Teichen und ſumpfigen Stellen? Der Anbau der Arzneipflanzen iſt auch für diejenigen, denen er Vergnügen macht, noch ein einträglicher, denn dieſelben verlangen keine beſondere Kultivirung, auch läßt ſich deren Bearbeitung in eine Zeit einſchalten, wo es weniger zu arbeiten gibt und man ihnen ſchon, ohne den anderen Pflanzenbau zu vernachläſſigen, einige Pflege widmen kann. Viele Arznei⸗ pflanzen bedürfen wenig oder gar keinen Dünger und werden gewöhnlich nur da angebaut, wo Getreide gar nicht gedeihen würde. Eine Hauptbedingung beim Anbau der Arzneipflanzen iſt, daß man einige Kenntniß in der Botanik beſitze, um zu wiſſen, wann die Pflanze ihre Reife erlangt hat und wann ſie geſammelt werden ſoll; welcher Theil der Pflanze als Heilmittel gebraucht werden kann; ob die Blumen, das Kraut, die Früchte, der Samen oder die Wurzeln, ſo daß man die Blumen ſammelt, wenn ſie in ihrem ſchönſten Flore prangen, das Kraut, wenn ſich ſolches vollſtändig ausgebildet hat, die Früchte und den Samen, wenn ſie ihre gehörige Reife erlangt haben, die Wurzeln, wenn ſie am ſaftreichſten ſind, im Frühjahr oder Herbſt. Die Erfahrung lehrt, daß die Kunſt im Stande iſt, alle Pflanzen an unſer Klima zu gewöhnen, allein wir müſſen alle ihre Eigenheiten, wie ſie ſolche in ihrem Vaterland beſitzen, künſtlich zu erſetzen ſuchen, wo möglich auch ihren Standort, Wärme, Licht, Luft und Waſſer; man räumt ſomit den Pflanzen der heißen Zone den wärmſten Standort und die geſchützteſte Lage des Gartens ein; den Waldpflanzen dagegen eine ſchattige Lage, ſomit in die Nähe der Bäume; Berg⸗ pflanzen dagegen räumt man einen Ort an einer Anhöhe ein, wo ſie der Sonne und der Zugluft ausgeſetzt ſtehen. Bei ſämmtlichen Pflanzen darf aber reichliche Düngung, fleißiges Lockern und Behacken und oftmaliges, aber immer nur ſchwaches Begießen nicht fehlen. Das Angewöhnen fremder Pflanzen kann am ſicherſten durch die Saat erreicht werden, wo man die jungen Pflanzen durch Umſetzen nach und nach an den für ſie ſpäter beſtimmten Ort gewöhnt. Dabei vergeſſe man aber nie, daß alle akklima⸗ tiſirte Pflanzen, wenn nicht immer, doch mehrere Jahre hindurch einen beſondern Schutz gegen Näſſe und Kälte erforderlich machen und es wäre deßhalb jedenfalls unklug, es an dem nöthigen Schutz fehlen zu laſſen, indem bei vielen Pflanzen eine Bedeckung mit ſtrohigem Dünger genügt, welcher zum Theil im Frühjahr wieder abgenommen, zum Theil als Düngung benützt wird, wo dann durch die Gährung dem — vm — Boden mehr Lockerheit und ein höherer Wärmegrad gegeben und ihm die erforderliche Nahrung zugeführt wird. Fleißiges Behacken iſt ſtets dringend geboten, damit Licht, Wärme und Luft in die Tiefe des Bodens einzudringen vermögen. —ͤ—— — — Klima. Bei weitem die meiſten Arzneipflanzen müſſen, damit fie ſich in ihren Hauptbeſtandtheilen und Arzneiſtoffen aufs vollkommenſte ausbilden, zur Zeit ihres größten Wachs⸗ thums und ihrer Ausreifung eine trockene, warme Witterung haben. Bei ſolchen Pflanzen dagegen, bei denen es mehr auf einen großen Blätter- und Krautreichthum abgeſehen iſt, iſt anhaltend feuchte Witterung oder ein feuchtes Klima geeigneter, nur muß dabei ſtets die erforderliche Wärme vorhanden ſein, wenn Blätter und Kraut einen ſtarken, angenehmen, eigen⸗ thümlich gewürzhaften Geruch und Geſchmack bekommen ſollen. Einzelne ſind aber ſo ſehr empfindlich, daß ſie nur unter einem milden Klima oder in einer warmen ſonnigen Lage ge— deihen und können namentlich zur Blüthezeit weder anhaltende Trockenheit, noch naſſe, am wenigſten naßkalte Witterung er⸗ tragen. Der Boden. Die Arzneigewächſe ſind nach ihrer Natur untereinander ſehr verſchieden, ihr Anbau erfordert, wenn ſie gedeihen und reichliche Erträge liefern ſollen, große Umſicht und einige Erfahrung in ihren Anſprüchen, denn einige ver⸗ langen, wenn ſie vollkommen gerathen ſollen, einen größeren, andere einen geringeren Grad der Kraft des Bodens. Gerade bei dem Anbau der Arzneipflanzen finden wir die größte Verſchiedenheit, manche trifft man am ſchönſten auf Anhöhen, ja ſogar auf ſteilen Bergen, ſogar noch im ſterilen Boden, andere nur an Waldrändern, wo Licht und Schatten im ſteten Wechſel ſind, während wir andere nur im dunkelſten Schatten in den ſtark bewachſenen Waldungen finden; einzelne begnügen . 1 „ ſich mit einem trockenen Stand und bei dem beſten Boden machen ſie auch noch den größten Anſpruch an Sonnenwärme, während andere ſo genügſam ſind, daß ſie noch auf Steinen fortwachſen, die Kalmuspflanze dagegen nur im Schlamme und Waſſer gedeiht. Es iſt daher ſtrengſtens darauf zu achten, bei dem Anbau der Arzneigewächſe ſtets nur ſolche Pflanzen⸗ gattungen zu wählen, die nach den beſtehenden Verhältniſſen der Bodenkraft angemeſſen ſind. Wie die Kraft des Bodens beſchaffen ſein müſſe, damit er geeignet ſei, dieſes oder jenes Gewächs vollkommen hervorzubringen, darüber laſſen ſich nur beim Anbau jeder einzelnen Pflanze ſpezielle Beſtimmungen geben. Reihenfolge im Feldbau. Die Erfahrung lehrt, daß viele von den früher wildwachſenden Pflanzen zu Kultur⸗ pflanzen umgeſchaffen wurden und ſich dadurch außerordentlich vervollkommnet haben, ſo daß ſie nun weit brauchbarer ſind, wie z. B. die Cichorie, die Möhre, der Kümmel ꝛc. Der Kultur iſt es gelungen, mit dem beſten Erfolg ſämmtliche Ge⸗ wächſe anzubauen und die Arzneipflanzen erreichen dabei noch eine weit höher Vollkommenheit, als ſie in ihrem frü⸗ heren wilden Naturzuſtande hatten. Da der Feldbau ſich auf die Ausübung eines beſtimmten Wirthſchaftsſyſtems gründet, welches eine beſtimmte Ordnung im Anbau der Feldgewächſe, wie ſie auf einem beſtimmten Felde hinter einander folgen müſſen, bedingt, ſo iſt die Natur des Gewächſes zu beachten, in wie fern es in die ſtattfindende Ordnung, ohne dieſelbe zu ſtören, aufgenommen werden kann, wodurch ſein Platz im Feldbau beſtimmt wird. Eine Einreihung in die Feldrotation iſt aber nur bei ſolchen Pflanzen möglich, welche keine außer⸗ gewöhnlichen Anſprüche machen, wie z. B. die Waldpflanzen am Schatten, die Waſſerpflanzen am Waſſer. Art der Fortpflanzung. Die Arzneipflanzen laſſen ſich durch Samen und Wurzeln fortpflanzen. Leichter gewöhnen u ſich aber die Pflanzen an ein Klima und einen Boden, wenn man ſich ſolche zuerſt aus Samen anziehet; will man fremden Samen nehmen, ſo wähle man ihn aus denjenigen Orten, wo die Pflanzen vollkommen gerathen und ſich aufs vollſtändigſte ausbilden. Dabei hat man die größte Sorgfalt dann zu ge— brauchen, wenn man den Samen von einem wärmeren Klima bezieht. Da gebietet es oftmals und bei mehreren Pflanzen die Vorſicht, dieſelben in eigens dazu eingerichteten, angelegten Pflanzenbeeten, ja ſogar in Miſtbeeten zu erziehen und dann zur geeigneten Zeit ein Verſetzen vorzunehmen. Bei denjenigen Arzneipflanzen, welche nicht durch den Samen, ſondern durch Wurzeln u. ſ. w. fortgepflanzt werden, kommt es ebenſowohl wie bei denjenigen, die durch Samen fort— gepflanzt werden, darauf an, daß diejenigen Theile, durch welche die Fortpflanzung erfolgt, die nach ihrer verſchiedenen Beſchaffenheit erforderliche Vollkommenheit haben, wenn voll: kommene Pflanzen erzogen werden ſollen. Durch die Kultur haben wir es in unſerer Hand, die Pflanzen an unſer Klima zu gewöhnen; wir können die Vegetationszeit der einzelnen Pflanze im Felde verlängern z. B. durch frühe Saat und Deckung, oder und hauptſächlich durch geſchützte Erziehung von Pflänzchen, um ſie ſpäter ins Feld zu verſetzen. Es läßt ſich auch oft⸗ mals das Wachsthum beſchleunigen, um in der wärmeren Jahreszeit die Entwicklung zu vollenden durch wiederholte Hackarbeiten, durch reichliches Düngen mit verrottetem, namentlich Streudünger, ſelbſt auch flüſſigem Dünger. Nicht weniger trägt es zu einem früheren Reifwerden bei, wenn man die ganze Pflanze nicht zur Entwicklung kommen läßt, damit das Wenigere, was man der Pflanze noch läßt, um ſo völliger er⸗ ſtarkt und vollkommen ausreift. Ernte. Bei der großen Mannigfaltigkeit der Arznei⸗ pflanzen laſſen ſich weder in Beziehung auf den richtigen Zeit⸗ punkt der Ernte, noch hinſichtlich der Erntegeſchäfte ſelbſt, RR ſo wie hinſichtlich des Abſchneidens, des Trocknens, des Auf: bewahrens und der Verwendung allgemeine Grundſätze und Regeln aufſtellen, ſondern dieſe ſind nach der Mannichfaltigkeit der Pflanzen und derjenigen Theile, durch welche ſie haupt⸗ ſächlich nützen, ſehr verſchieden; man hat entweder nur die Blüthen oder das Kraut, die Pflanzentheile oder die Wurzeln zu ſammeln. — Bei dem Sammeln der Blüthen hat man die Ernte vorzunehmen, ſobald ſich die Blume vollſtändig aus⸗ gebildet hat und die Zeit genau inne zu halten, wenn ſie ganz trocken iſt, das Abpflücken oder Abſchneiden hat mit Vorſicht und ohne allzuſtarken Druck zu geſchehen, damit die Blumen nicht zu ſehr zerdrückt, zerquetſcht oder zerriſſen werden, auch ſind ſie ſtets locker aufzubewahren und beim Trocknen dünn auszubreiten, damit ſich die Blüthen nicht auf dem Lager er- hitzen, und dadurch zu Grunde gehen. Ebenſo große Vorſicht erheiſcht das Trocknen, damit die Blüthen wie die Blätter und das Kraut thunlichſt bald trocknen und doch nicht dürre werden und damit nichts an Farbe, Aroma und Gehalt verloren geht. Das Einſammeln der Arzneipflanzen. Nach der Eintheilung der Pflanzen haben wir perennirende, d. h. ſolche, welche einmal angebaut, im Freien fortwachſen oder ſich durch Samenausfall oder Wurzelausſchlag von ſelbſt fortpflanzen und unter dieſen wieder ſolche, die den Winter im Freien nicht ausdauern, ſondern durch eine Bedeckung vor Froſt geſchützt werden müſſen, die aber einen mehrjährigen Stand erforderlich machen, bis ſie ſo erſtarken, daß ſie zum Arzneigebrauch tauglich ſind. Ferner haben wir noch einjährige, die ſich dann wieder in ſolche, welche ſogleich ins freie Land geſäet werden können und in ſolche, welche im warmen Beete ausgeſäet und dann erſt, wenn ſie die zum Verſetzen erforderliche Größe erreicht haben, im Freien angepflanzt werden müſſen, eintheilen laſſen. Sie machen zugleich die fleißigſte und ſorgfältigſte Kultur er⸗ forderlich, um ihre Reife noch frühzeitig genug, gleichſam zu Ar ER erzwingen, damit das Sammeln in der geeignetſten Zeit vor— genommen werden kann. Das Einſammeln der Arzneipflanzen und ihrer medieiniſch⸗ pharmaceutiſchen Theile hat zu einer Jahreszeit zu geſchehen, wo dieſelben am wirkſamſten ſind, und die Witterung zum Trocknen und Aufbewahren ganz geeignet iſt. Vor allem iſt trockene Witterung, ſowie auch Trockenheit der Pflanzen nöthig. Man ſammelt die Pflanzen zu einer Zeit, wo ſie nicht mehr vom Thau feucht ſind, aber ja nicht über die Mittagsſtunden, wo ſie durch die Sonnenhitze welk geworden ſind. Die Blätter und Kräuter von ſtarkem Geruch ſammelt man, wenn ſich ſolche vollſtändig ausgebildet haben und die Blumenknoſpen ſich zeigen, da beſitzt die Blume den größten Reichthum an Geruch, der mit der Zeit beträchtlich abnimmt. Auch beeinträchtigen ſtarke holzige Fibern (nämlich die fadenartigen Theile, welche die Gewebe bilden) der Blätter die Qualität beträchtlich. Das Einſammeln der einjährigen Pflanzen hat zu geſchehen, wenn ſie im ſchönſten Blütheſchmuck ſind; die zweijährigen ſammle man, ehe der Blüthenſtengel zu trocknen beginnt. Bei den aus⸗ dauernden Pflanzen dagegen läßt man die Blüthe nicht zu ihrer vollſten Ausbildung kommen. Bei Blumen, oder bei den Blättern derſelben ſchreitet man zum Einſammeln, ſobald ſie ſich entwickelt haben. Um kleine Blümchen vollſtändig zu be— kommen, ſammelt man noch die feinſten, zarteſten Theilchen ihres Krautes mit. Bei Früchten und Samen iſt zwar ihre volle Reife abzu⸗ warten, jedoch darf man ſie nicht überreif werden laſſen, denn dadurch nehmen ſie an Qualität immer wieder etwas ab. Wurzeln werden gegraben, ſobald ſie erſtarkt und im Beſitze ihres ihnen eigenthümlichen Saftes ſind; die einjährigen im Spätjahr, die zweijährigen können dann im Spätjahr des zweiten Jahres oder im darauf folgenden Frühjahr gegraben werden. Beim Graben der Wurzeln beſchleunigt trockener A Boden und warme Witterung die Arbeit ſehr; die Wurzeln ſind alsdann weit leichter zu trocknen und auch haltbarer. Das Trocknen und Aufbewahren der Arznei- pflanzen. Das Trocknen ſämmtlicher Arzneipflanzen erfordert ein eigenes Studium und ſehr viel Fleiß und Umſicht, denn es werden die verſchiedenartigſten Verfahrungsſyſteme nöthig. Doch trägt geeignete Zeit und warme Witterung weſentlich zum Trocknen bei, beſchleunigt und erleichtert die Arbeit ſehr, daher auch immer trockne Witterung abzuwarten iſt, namentlich aber iſt trockener Boden beim Graben der Wurzeln höchſt nöthig. Ganze Pflanzen, wie auch größere Blätter bedürfen zu ihrem Trockenwerden viele Wärme und dennoch den gehörigen Luftzug. An einem Ort, wo die Sonnenſtrahlen allzu ſtark auffallen und die Wärme einen allzuhohen Grad erreicht, dorren die Pflanzen allzu raſch und die Blätter ſchrumpfen zuſammen, ähnlich dem Heu, wodurch ſie an Gehalt, Aroma und Farbe verlieren. Fehlt dagegen die erforderliche Wärme und der Luftzug, ſo trocknet die Pflanze nicht nur langſam, ſondern es ſtellt ſich auch bei ſolchen Pflanzen, welche ſehr ſaftreich ſind, Fäulniß ein, beſonders wenn das Lokal feucht iſt, oder wenn feuchtes Wetter eintritt. Ferner darf zum Trocknen kein Lokal gewählt werden, wo die Luft nicht rein iſt, wo Dampf, Rauch, üble Gerüche von Brauereien, Brennereien, Seifenſiedereien, ſo wie von Stallungen zudringen können. Dadurch wird das Trocknen ſehr verzögert und die Pflanzen bekommen dadurch einen üblen Geſchmack oder Geruch und werden nicht ſelten gänzlich unbrauchbar. Je ſaftiger die Pflanzen oder Blätter ſind, deſto größere Vorſicht und Arbeit machen ſie beim Trocknen nöthig, daher ſie auch beim Trocknen von einander getrennt gelegt oder entfernt von einander aufgehängt werden müſſen. Bei dem Trocknen der Blumen oder Blätter können drei ver⸗ ſchiedene Berfahrungsarten ſtattfinden, entweder trocknet man ſie auf warmen, jedoch luftigen Bodenräumen oder auf Luft⸗ ES darren, oder durch das Trocknen mittelft Teuerung. Bei den Blumen und Blättern hat man auf gar vieles ſein Augenmerk zu richten, z. B. auf ihre Conſiſtenz, Güte, Aroma und auf ihre Farbe. Das Trocknen der Arzneipflanzen auf Trocken- boden. Die friſch gepflückten Blumen und Blätter werden in den Trockenboden möglichſt dünn aufgeſchüttet. Dieſe Trocken⸗ boden müſſen trocken und luftig, jedoch gegen den Zudrang der Sonnenſtrahlen ſowohl, als des Windes, Regens und der nächtlichen Feuchtigkeit durch Läden geſchützt ſein; denn durch die Sonne verflüchtigt das Oel, durch Zugwind werden die Blumen zuſammengeweht und aufgethürmt und durch Feuchtigkeit der Atmoſphäre würde das Abtrocknen erſchwert. Deßhalb müſſen bei Nebel und Regen die Läden oder Fenſter geſchloſſen bleiben. Mit dem fortſchreitenden Trocknen bringt man die Blumen immer etwas höher und zuletzt auf Haufen. Das Trocknen der Pflanzen, Blumen und Blätter auf Rahmen verdient alle Anerkennung, indem dadurch eine vollſtändige Lufttrocknung leicht möglich iſt, ohne beſonders große Koſten zu verurſachen. Dieſer Trockenapparat beſteht aus einem einfach konſtruirten Lattengeſtell von beliebiger Größe, wie es gerade der Vorrath an Pflanzen erforderlich macht, oder wie es die Größe des Trockenlokals geſtattet. Der Inbau dieſes Lattengeſtells oder Trockengeländes beſteht aus beliebig vielen Fächern, in welche die Rahmen, in denen die Arzneipflanzen zum Trocknen dünn ausgebreitet ſind, eingeſchoben werden. Der Boden dieſer Rahmen kann von Schnüren, Schilfrohr oder von Draht 2c. fein. Trocknen der Arzneipflanzen mittelſt Feuerung. Wollte man dem Anbau der Arzneipflanzen eine größere Aus⸗ dehnung geben, ſo könnte es in ſolchen Jahren, wo es viel regnet, räthlich fein, ein eigens dazu eingerichtetes Trockenlokal erbauen zu laſſen, wie ich ein ſolches in meinem Werkchen „Hopfen⸗ N ee bau“ genau angegeben habe. Die Darre zum Trocknen muß aufs beſte konſtruirt und aufs ſorgfältigſte verſchloſſen ſein, damit die Pflanzen, Blumen, Samen, Wurzeln und was immer getrocknet werden will, getrocknet und ſo gedörrt werde, wie es der Gebrauch zum Verkauf in die Apotheke oder zum Auf⸗ bewahren für den eigenen Gebrauch erforderlich macht. Daß dieſes Trocknen vor allem Pflanzenkenntniß erforderlich macht, aber auch Kenntniß von den Beſtandtheilen, welche die Pflanzen beſitzen und auf die gerade das Hauptaugenmerk zu richten iſt, um fie zum Arzneigebrauch recht tauglich zu machen, erhellt aus Allem. Zugleich verdient wohl erwogen zu werden, daß dieſes Trocknen auch Erfahrung in der Feuerung, verbunden mit der größten Sorgfalt, erforderlich macht. Beſonders geeignet iſt das Trocknen mittelſt Feuerung bei ſaftigen Früchten, ebenſo auch zum Trocknen der Wurzeln oder Wurzeltheile, wenn ſolche geſpalten oder in Scheiben geſchnitten ſind. Das Aufbewahren der Arzneipflanzennachäihrem Trocknen. Pflanzen, Blumen, Blätter, welche ſehr flüchtige Theile haben, müſſen nach der Trocknung in gut verſchloſſenen Gläſern oder andern Gefäßen aufbewahrt werden. Die Samen dagegen ſind an einem trocknen Ort entweder offen ſtehen zu laſſen, oder ſie können wohl eingepackt aufgehoben werden, ſollen aber nicht in luftdichten Gefäßen eingeſchloſſen bleiben. Oelige Samen darf man nicht zu alt werden laſſen, weil ſie gewöhnlich ranzig werden. Alles Gewürzhafte muß beim Aufbewahren vor dem Zutritt der Luft geſichert werden. Pflanzen, bei denen große Rückſicht auf die Erhaltung der Farbe zu nehmen iſt, dürfen nicht frei der Sonne und Luft ausgeſetzt fein, ſondern ſollen mehr verſchloſſen gehalten werden. een Der Alant. (Inula helenium.) Der Alant ift eine ausdauernde wildwachſende Pflanze, welche an feuchten Stellen der Wieſen, an Hecken, Geſträuchen, und an Ufern und Gräben zu finden iſt; er blühet im Juli und Auguſt. Der aufrechte, äſtige Stengel hat eiförmige, runzelige, unterſeits filzige Blätter von ziemlicher Größe. Die Blumen an den Spitzen der Stengel ſind groß mit gelben Strahlen und unten dickem Fruchtboden. Die Wurzel wächst ſenkrecht, iſt vielköpfig, äſtig, zolldick, außen braungelb, innen weiß und fleiſchig, hat einen ziemlich ſtarken, gewürzhaften Geruch und einen gewürzhaften, bitterlichen, ſcharfen, unan- genehmen Geſchmack. Klima und Lage. Klima und Lage bedingen beim Alant einen feuchten Stand; er gedeiht beſonders gut in wärmeren Gegenden, in feuchten Thälern, dagegen nicht auf Anhöhen, wo es ihm an der nöthigen Feuchtigkeit mangelt. Boden. Hat man ſchattige oder feuchte Stellen von tief— gründigem Boden mit waſſerfreiem Untergrunde, ſo iſt der Anbau des Alant immer lohnend, nur hat man darauf zu ſehen, daß man lange, dicke, geſunde Wurzeln bekommt. Die Wurzel im friſchen Zuſtand iſt außen braun und innen weiß. Feldbeſtellung und Zubereitung. Tiefe Lockerung des Bodens iſt nothwendig, wenn man lange und dicke Wurzeln erziehen will; es verdient daher das Rajolen den Vorzug. Soll die Bearbeitung mit dem Pfluge vorgenommen werden, ſo hat jedenfalls ein Doppelpflügen den Vorzug. Fortpflanzung. Die Fortpflanzung durch die Saat auf den bleibenden Ort iſt zwar thunlich, aber nicht üblich, weil dadurch allzuviel Zeit verſchwendet würde. Soll die Fortpflanzung dennoch mittelſt der Saat ausgeführt werden, ze RIO fo ift im Garten ein Beet anzuſäen und find. die Pflanzen erſt wenn ſie die erforderliche Stärke haben, an ihrem Beſtimmungs⸗ ort zu verſetzen. Am zweckmäßigſten geſchieht die Fortpflanzung mittelſt der Nebenſproſſen oder der dünnen Wurzeln, welche von dem Mutterſtock losgetrennt werden. Auch in gutem Boden braucht die Wurzel volle 3 Jahre bis ſie eine erwünſchte Größe hat; ſie wird dann im Frühling oder im Herbſt ausgegraben, wobei Nebenſproſſen im Uebermaaß gewonnen werden können, wenn man beim Graben einigermaßen behutſam verfährt. Das Verſetzen kann im Spätjahr ſogleich nach der Ernte geſchehen, oder die Wurzeln werden an einem trockenen, froſtfreien Ort im Keller in Sand über Winter aufbewahrt und im Frühjahr verſetzt; oder man nimmt erſt im Frühjahr die Ernte vor. Bei der Pflanzung, ſei es mit Pflanzen oder mit Wurzel⸗ ſproſſen, hat man genau eine Entfernung von ½ Meter einzu⸗ halten. Die Spätjahrspflanzung wird im September oder Oktober vorgenommen, die Frühjahrspflanzung hat aber ſehr bald zu geſchehen, damit der Boden auch noch die nöthige Feuchtigkeit beſitzt, im Zögerungsfall könnte ein mehrmaliges Begießen nothwendig werden. Pflege. In Folge davon, daß der Alant 2—3 Jahre nöthig hat, bis ſeine Wurzel völlig erſtarkt, ſo würde ohne Hack— arbeit eine Verunkrautung eintreten, die den Boden zuletzt mehr entkräften würde, als der Alant ſelbſt. Denn die Alantwurzel würde durch die Entkräftung des Bodens nicht allein an Größe, ſondern auch an Güte verlieren. Ein öfteres tiefes Behacken den Sommer hindurch begünſtigt das Wachsthum der Alant— wurzel ſehr, ſolche wird weit größer und ſaftreicher und gewinnt ſehr an Heilkraft. Ernte. Die Alantwurzel wird zur Herbſtzeit, gewöhnlich im dritten Jahre gegraben ſobald die Blätter welk zu werden anfangen. Bei der Ernte werden die zum Verkauf erhaltenen 1 Wurzeln ſehr gut gereinigt oder gewaſchen, aber nicht geſchält, denn an der Schale prüft der Käufer die Aechtheit der Wurzel. Nach dem Waſchen werden die Wurzeln zuerſt wieder etwas getrocknet, alsdann in Scheiben geſchnitten und mit großer Vorſicht mittelſt Feuerung vollſtändig in einem Trockenofen getrocknet, wobei man große Vorſicht darauf zu verwenden hat, daß ſie ſich nicht entfärben, ſondern ihre ſchöne Farbe beibehalten, daß ſie vollſtändig trocken ſind, ohne Brandflecken oder Kohlenan⸗ ſatz zu bekommen. Die Alantwurzel (radix Enula s. Helenii s. Inulae) ift ein gelbgrauer, ſcharf bitterlicher und etwas gewürzhaft ſchmeckender Pflanzenſtoff, welcher reizend auf die Schleimhäute wirkt, iſt auflöſend, Huſten ſtillend, ſtärkend, befördert den Auswurf ſehr und leiſtet als magenſtärkendes Mittel den beſten Erfolg. In der Thierheilkunde kommt die Alantwurzel öfters in Anwendung bei allen Bruſt⸗ und Lungenkrankheiten, beim Strengel, bei der Druſe, beim Dampfe, dem Keuchhuſten, der Lungenſeuche und anderen ähnlichen Krankheiten. Die Aloe. (Alo&.) Eine in Afrika, Aſien und Amerika einheimiſche Pflanze, die auch im ſüdlichen Europa im Freien ausdauert, im nördlichen da⸗ gegen vor Kälte geſchützt werden muß. Die Aloe zählt eine Menge Arten, von denen jedoch nur drei als officinell beſonders berückſichtigt und angebaut werden. Die gemeine Aloe. (Alo vulgaris.) 8 Ihr Stamm iſt der niederſte von ſämmtlichen Aloearten und erreicht ſelten die Höhe von einem Fuß, die Blätter, die 1 ſich aus der Wurzel erheben, find lanzett⸗ſchwertförmig, dornig, gezähnt, werden 1—1 ½ Meter lang, beinahe ſo dick als breit, 16 Ctm. Erſt nach zurückgelegtem ſechsten Jahre treibt ſie in der Mitte einen Meter hohen Stengel hervor, an deſſen äußerſten Spitzen ſchöne gelbe, glockenförmige Blumen prangen. Die Soccotrina⸗Aloe. (Aloë soccotrina.) Der Stamm iſt walzenförmig, 1 ½ —2 Meter hoch, Blätter auf: ſteigend, lineal⸗lanzettlich, faſt graugrün, am Rande mit kleinen weißen Dornen, Blumen lebhaft, ſcharlachroth mit grünlich gelben Spitzen. Auf der Inſel Sokotora und am Vorgebirge der guten Hoffnung einheimiſch, in Weſtindien plantagenweiſe kultivirt. Die ährige Aloe. (Alo spicata.) Der Stamm iſt weniger hoch, kaum 1— 1 Meter und walzenförmig, Blätter abſtehend, lineal-lanzettlich, dornig, gezähnt, gefleckt, die Blüthen weißlich mit grünlichem Saum an der Spitze. Einheimiſch am Vorgebirge der guten Hoffnung. Klima. Die Aloe verlangt zu ihrer Kultur eine beſondere Aufmerkſamkeit; auch auf Alles, was nur einigermaßen ihr Wachsthum hemmen könnte, muß man acht geben, ſie will einen warmen Standort und namentlich vor kalten Winden geſchützt ſein. Im Freien hat man dafür zu ſorgen, daß die Aloe einen warmen, vor ſtarkem Wind und Regen geſchützten Ort bekommt. Da ihr die brennende Mittagshitze ſchadet, ſo muß fie jo geſtellt werden, daß fie derſelben nicht ausgeſetzt iſt. Die Aloe wird wegen ihrer großen Empfindlichkeit und Zärt⸗ > 7 5 Wr 1 N e lichkeit bei uns auch nur in Töpfen als Zierpflanze gehalten, wo man dann mit dem Standort ſo wechſeln kann, wie es die Aloepflanze verlangt. Bloß in einem Treibhaus könnte man ihr ein Plätzchen geben, wo ſie das ganze Jahr auf ihrem Stand ſein könnte. Gewöhnlich kommt ſie, ſie mag in einem Treibhaus oder in einem Zimmer ſtehen, Ende Mai auf eine ſonnige, geſchützte Stellage ins Freie, wo ſie weder durch brennende Mittagshitze, noch durch Regen Noth leiden könnte; ſobald dann kalte Nächte zu befürchten ſind, ſo muß ſie an einen warmen Ort gebracht werden, denn die Aloe verlangt mindeſtens 6 Grad Wärme. Boden. Auf den Boden macht die Aloe beſondere An— ſprüche; die Mengung muß von der Art ſein, daß ſtets die erforderliche Trockenheit wieder möglichſt bald nach einem Be⸗ gießen oder im Freien nach Regen hergeſtellt werden kann, weil eine ſtauende Näſſe, auch nur von ganz kurzer Dauer, ihr dennoch ſchadet, da ſie nur wenig Feuchtigkeit vertragen kann. Am ſicherſten gedeiht die Aloe in einem ſehr kräftigen humusreichen Sandboden, in einer kraftvollen, gut gelockerten, mit grobem Sand vermiſchten Dammerde und Kiesunterlage, gerade weil fie wenig Feuchtigkeit verträgt. Wird Miſtbeet⸗ erde dazu verwendet, ſo iſt zuvor eine Miſchung mit Sand vorzunehmen. 8 Düngung. Friſche Düngung begünſtigt das Wachsthum der Aloepflanze nicht, weil die Aloe keine Düngerart vertragen kann. Die einzig mögliche Düngung könnte die ſein, daß man die magere obere Erde eines Topfes, oder wo immer ihr Stand ſein mag, wegnimmt und das Weggenommene durch eine gute kraftvolle Erde erſetzt. Fortpflanzung. Man vermehrt die Aloe leicht durch Nebenſproſſen oder Stecklinge, die man nach ihrer Abſonderung einige Tage abtrocknen nnd welken läßt, denn ſonſt faulen fie leicht. Dieſe ſtopft man in gemiſchte Dammerde und bringt 1 den Topf in ein lauwarmes Beet. Oftmals bedeckt man den Topf auch noch, indem man eine Glasglocke oder ſonſt ein hohes Glas mit einem breiten Boden darauf ſtürzt, damit der Steckling einen gleichwarmen Stand hat. Das Glas iſt aber innerhalb täglich auszutrocknen, damit ſich keine Feuchtigkeit anſammeln kann. 5 Beabſichtigt man die Fortpflanzung mittelſt Samen, ſo iſt ſolches ſchon thunlich und auch ſicher; allein die Züchtigungs⸗ art iſt eine ſolch' komplicirte und mühſame, daß man ſich nur in Nothfällen dazu entſchließen kann. Die Saat wird alsdann in einem Miſt⸗ oder ſonſt warmen und geſchützten Beet vor⸗ genommen. Das Verpflanzen findet aber erſt dann ſtatt, wenn die Pflanzen gehörig erſtarkt ſind. Dieſelben werden wie die Stecklinge in Töpfe geſetzt und in ein lauwarmes Beet gebracht. Pflege. Man verſetzt die Aloe alle 2, längſtens 3 Jahre je nach der Größe des Topfes, der jedoch nie zu groß ſein darf, damit nicht eine anhaltende Feuchtigkeit und in Folge hievon Fäulniß der Wurzel verurſacht wird. Es iſt daher bei jedem Verſetzen zu erwägen, um wie viel größer der Topf ſein darf, um der Wurzel ſo viel Raum zu gewähren, damit ſie ſich 2 bis 3 Jahre lang ungehindert ausbreiten kann. Wenn die Wurzeln den ganzen Raum im Topf einnehmen und ſich ſo ausgebreitet haben, daß ſie durch die Abzugs⸗ löcher zu dringen ſuchen, dann iſt es die höchſte Zeit, das Verſetzen vorzunehmen. Die günſtigſte Zeit hiezu iſt diejenige nach dem Verblühen. Wärme und Feuchtigkeit ſind nach dem Verſetzen dringend geboten, ſpäter iſt dann die Aloepflanze mehr trocken zu halten, da ſie beſonders im Winter gegen Feuchtigkeit ſehr empfindlich iſt und nur mit Vorſicht noth⸗ dürftig begoſſen werden darf. Verwendung. In den Blättern unter der Oberhaut iſt in beſonderen Gefäßen ein gelber, bitterer Saft enthalten, . welcher an der Luft verdickt und eintrocknet und unter dem Namen Aloe, als ein Arzneimittel in den Apotheken bekannt iſt. Um dieſen Saft zu gewinnen, werden die Blätter ver- wundet, worauf der Saft von ſelbſt ausfließt, oder er wird ohne Schonung der Pflanzen ausgepreßt. Der gewonnene Saft wird an einem ſtaubfreien Ort an die Sonne geſtellt, damit er von der Sonnenwärme nicht allein erwärmt, ſondern auch ſo verdunſtet wird, daß er mehr einen klebrigen Saft bildet. Der gewonnene Saft der Aloe hat einen harzigen, unangenehmen Geruch und einen bitterlich gewürzhaften Geſchmack und iſt ein ſehr ſtarkes Abführungsmittel, das namentlich in der Thierheilkunde häufige Anwendung findet und für das zuverläßigſte Abführungsmittel bei Pferden ge⸗ halten wird. Auch äußerlich thun die ſaftigen Blätter ſicher gute Dienſte gegen Schnitt- und Brandwunden, und bei Geſchwüren. Ferner wird die Aloe auch zu techniſchen Zwecken verwendet, zu Farben, zur Vertilgung von Inſekten, insbeſondere der Holzwürmer. Die Althee, der Eibiſch. (Althæa officinalis.) Der Althee findet ſich als wildwachſende Pflanze an feuchten, ſchattigen Stellen vor, am meiſten jedoch auf Wieſen. Ganz ſchöne Exemplare findet man öfters an feuchten, ſüdlichen Ab⸗ hängen der Waldungen. Der Eibiſch hat einen aufrechten, filzigen Stengel, herzförmige, gezahnte, filzige Blätter und fleiſchfarbige große Blüthen. Die Wurzel iſt ausdauernd, cylindriſch, dick, äſtig, vielköpfig, fleiſchig, weißlich mit dünner, glatter, grauer Oberhaut. Klima. Alle Pflanzen haben ihren Stammort da, wo für ſie das geeignetſte Klima, Lage und Boden iſt, man ſollte — 1 deßhalb glauben, ſolche Wurzelgewächſe würden ſich gerade dort am vollkommenſten ausbilden und bezüglich ihrer Qualität nichts zu wünſchen übrig laſſen. Dem iſt jedoch nicht ſo, die Althee wird zwar an feuchten, ſchattigen Stellen und Wieſen da und dort als wildwachſend gefunden, wo ſie aber ſogar im beſten Boden wohl eine Menge feinerer Wurzeln treibt, aber nie mit einem ſolch fleiſchigen Wurzelſtock angetroffen wird, wie da, wo ihrem Anbau die erforderliche Kultur ge— widmet wird. Doch muß die Lage immerhin eine feuchte ſein; die reichlichſten Erträge und beſten Wurzeln liefern aber feuchte, ſüdliche Abhänge. Boden. Der Eibiſch gedeiht in jedem tiefgründigen Boden, der nicht bindig iſt. Ein loſer, kräftiger Sandboden in einer feuchten Lage liefert die reichlichſten Erträge und die größten und ſchönſten Wurzeln; in einem ſolchen Boden liefert er, wenn man ihm einige Pflege . einen ganz zufrieden⸗ ſtellenden Ertrag. Fortpflanzung. Wo der Anbau der Eibiſchwurzel ſchon mehrere Jahre betrieben wird und Ernten vorgenommen werden, kann die Fortpflanzung leicht dadurch geſchehen, daß. man die ſchönſten Wurzelableger alljährlich in kräftigen Eibiſch⸗ Plantagen zu gewinnen ſucht und damit immer wieder ein friſches Stück Land anlegt. Wo man dagegen dieſe Wurzel⸗ ableger nicht vorräthig hat, gibt man ſich keine Mühe, ſolche zu bekommen, ſondern ſäet gewöhnlich im Frühjahr ein gut kulti⸗ virtes und ſtark gedüngtes Gartenbeet damit an. Hält man das Gartenbeet anfänglich warm und feucht, ſo bekommt man bald Pflanzen zum Verſetzen. Haben ſie dann die erforderliche Stärke, ſo werden ſie an ihren Beſtimmungsort in einer ziemlich weiten Entfernung von ½ Meter verſetzt. Pflege. Wenn beim Verſetzen die Pflanzen nicht ein⸗ gegoſſen werden, fo iſt es räthlich, daß es bald nachher geſchieht und wenn nöthig ein: bis zweimal wiederholt wird. Ebenſo Bi rat ift das Land recht rein von Unkraut zu halten, weßhalb es mindeſtens zweimal den Sommer hindurch zu behacken iſt. Eine Bedeckung über Winter mit Stroh iſt dem Eibiſch ſehr gut, weniger gut eine Bedeckung mit Dünger, ſelbſt nicht ein- mal mit langem Strohdünger. Dieſes Stroh wird dann im Frühjahr, wenn kein Froſt mehr zu befürchten iſt, weggenommen, am ſicherſten gleich nach den Mittag⸗Stunden, damit der Boden noch vor Abend abtrocknet und nicht mehr wund iſt, wenn je eine kalte Nacht darauf folgen ſollte. Die Blüthezeit des Eibiſch iſt Ende Juli und Auguſt. In dieſem Zuſtand werden häufig auch die übercompleten Pflanzen geſammelt, getrocknet und zu Thee benützt, ſie find beinahe geruch- los und haben einen ſchleimigen Geſchmack. Ernte. Da der Eibiſch ſeiner Wurzel wegen angebaut wird, ſo muß mit der Ernte auch ſo lange gezögert werden, bis die Wurzeln eine erwünſchte Stärke haben, was bei einer ſehr forgfältigen Kultur im guten Boden oftmals ſchon im zweiten, jedenfalls aber mit einem ſehr reichlichen Ertrag im dritten Jahr geſchehen kann. Ferner hat man zum Ausgraben eine Zeit zu wählen, wo die Wurzeln am meiſten ihren ſüßen Schleim beſitzen, wozu der Monat Oktober der geeignetſte iſt. Die Wurzeln werden gleich nach dem Ausgraben, ſo lange ſie noch friſch ſind, geſchält und getrocknet. Der Ort des Trocknens muß ſehr luftig und ſtaubfrei ſein, damit die Wurzel ihre ſchöne weiße Farbe behält. Die Eibiſchwurzel (Radix Althaeae) enthält ſehr vielen ſüßen Schleim, welcher ſehr erweichend, reizmildernd und ſchleimauflöſend wirkt, weßhalb ſie auch bei Katarrhen, Huſten, Koliken, Hals⸗ und Bruſtentzündungen mit beſtem Erfolg an⸗ gewendet wird. Abkochungen mit Waſſer, gemengt mit Milch, dienen zu Mund⸗ und Gurgelwaſſer und Einſpritzungen. Auch bedient man ſich einer ſolchen Abkochung zu Ueberſchlägen, zur Erweichung der Geſchwülſte. Beim Zahnen der Kinder 2 . gibt man ihnen häufig auch eine Eibiſchwurzel, um darauf zu beißen. Der Eibiſchzucker iſt eine Abkochung der Eibiſchwurzel mit arabiſchem Gummi, Zucker und Eiweiß und iſt unter dem Namen Huſtenleder oder Lederzucker (Pasta Althaeae) bekannt. Die Eibiſch- oder Altheeſalbe (Unguentum althaeae) beſteht aus einer Abkochung der Eibiſchwurzel, des Leinſamens und des Bockshornſamens in Waſſer mit Zuſatz von friſcher Butter und gelbem Wachs. Eine ſehr erweichende und ſchmerz⸗ ſtillende Salbe, die nicht allein bei Quetſchungen und Wunden, ſondern auch zum Erweichen der Geſchwüre angewendet wird. Häufige Anwendung findet ſie bei den Thieren und iſt geſchätzt als ein erweichendes, ſchmerzſtillendes, erſchlaffendes Mittel, das bei Abſchürfungen der Haut durch Geſchirre, durch Brandflecken, bei Satteldrücken, bei Biſſen, Riſſen und Quetſchungen mit dem beſten Erfolg angewendet wird. Ferner iſt ſie eine treffliche Hufſalbe beſonders gegen ſpröde und trockene Hufe, auch befördert ſie, auf die Krone derſelben geſtrichen, das Wachsthum des Hufhornes. Mit nicht weniger Erfolg dient ſie beim Mähnegrind, Rattenſchweife und bei der Mauke. Mit Kampher gemengt iſt die Altheeſalbe ein vorzügliches Mittel bei Euterentzündungen. Das Amberkraut, Maſtixkraut, Katzenkraut. (Teucrium Marum.) Eine nahezu Meter hohe, immergrüne ſtrauchartige Pflanze, die in Syrien, Spanien und Frankreich wild wächst, bei uns nur ſelten angebaut wird, und zwar in Blumentöpfen oder Gewächshäuſern, ſelten im Freien, weil ſie ſich nicht leicht überwintern läßt. Der äſtige aufrechte Stengel iſt weißfilzig, die Blätter ſind klein, graugrün, eirund und von ſtarkem — ae” maſtixartigem Geruche. Die purpurfarbigen Blüthen bilden lange Trauben und blühen von Juni bis Auguſt. Klima und Lage. Die Pflanze verlangt zu ihrem An⸗ bau ſchon ein warmes Klima und eine ſehr ſüdliche Lage, geſchützt vor kalten Winden, wenn ſie im Freien gehalten werden will; ſogar als Topfpflanze iſt ſie ſo zu ſtellen, daß ſie das ganze Jahr hindurch vor ſtarken Winden und Kälte geſchützt iſt. Boden. Einen kräftigen, lehmigen Sand oder ſandigen Lehmboden wähle man zu ihrem Anbau, nur muß dann, wenn der Boden ein mehr trockener iſt, das Klima etwas feucht ſein; ebenſo muß der Boden im kräftigſten Zuſtand ſein, damit dennoch die nöthige Feuchtigkeit vorhanden iſt. Die Fortpflanzung. Dieſe geſchieht ſtets durch die Saat. Der Samen wird in das Miſtbeet im Frühjahr geſäet, und zwar ſehr frühe um möglichſt bald Pflanzen zum Verſetzen zu be— kommen. Sind die Pflänzchen ſoweit gediehen oder kann man Ableger erhalten, ſo werden ſie entweder in Töpfe oder in ein gut zubereitetes Gartenbeet verſetzt. Daſſelbe muß aber eine ſehr geſchützte Lage haben und der Boden ein trockener ſein, namentlich wenn man die Pflanze über Winter im Freien ſtehen laſſen will. Um den Boden von Zeit zu Zeit lockern zu können, müſſen die Pflanzen jo entfernt von einander ge- ſetzt werden, daß man mit der Haue arbeiten kann. Dabei iſt ein vorſichtiges Ausjäten des Unkrautes ſtets damit zu ver⸗ binden. Ebenſo werden die Pflanzen nicht allein beim Verſetzen mit Vorſicht eingegoſſen, ſondern ſind auch, da der Stand ein ſehr warmer und der Boden von mehr trockener Beſchaffenheit ſein muß, den Sommer hindurch oftmals mit Vorſicht zu be— gießen. Im Spätjahr ſind die Pflanzen, wenn ſie nicht in Gewächshäuſer gebracht werden, hinlänglich vor Kälte zu ſchützen. In dieſem Fall iſt eine abhängige Lage ſehr geeignet, damit das Regenwaſſer, wenn man die Pflanzen mit Stroh bedeckt, am Stroh ſelbſt wieder ſchnellſtens abläuft, ohne in ET TS den Boden einzudringen. Das Stroh muß fo gelegt werden, daß die Spitzen nach unten gerichtet ſind und das Waſſer Ab⸗ fluß hat. Hat man weniger Pflanzen, ſo ſetzt man ſie in Töpfe und ſtellt dieſe an einen froſtfreien Ort, jedoch ſo, daß keine Katzen hinzukommen können, weil dieſe die Pflanzen verderben würden, welchen der Geruch des Amberkrautes ſo angenehm iſt, daß ſie ſich darüber werfen und hüpfen. Ernte. Da Blumen und Blätter officinell ſind, ſo erntet man das blühende Kraut mit den Blättern und trocknet es. Das Trocknen hat mehr im Schatten zu geſchehen, namentlich gegen Ende des Trockenwerdens; mit letzterem iſt auch das Amberkraut mehr anzuhäufen; iſt dann das Kraut vollſtändig trocken und kein Erhitzen mehr zu befürchten, ſo wird ſolches in verſchloſſenen Kiſtchen, Fäßchen oder Töpfchen aufgehoben. Da die beigemengten Stengelreſte vor Erhitzung ſchützen, ſo läßt man ſolche bis zum Gebrauche beigemengt und list ſie erſt vor dem Gebrauche ab. Das Amberkraut riecht angenehm, kampher⸗ und maſtixartig und ſchmeckt gewürzhaft ſcharfbitter. Beim Zerreiben der Blätter iſt der Geruch ſo ſtark, daß es Nießen erregt und nicht ſelten die heftigſten Kopfſchmerzen lindert, die Nerven ſtärkt, ebenſo ſchweiß⸗ und harntreibend iſt. Der Andorn, gemeiner Andorn. (Marrubium vulgare.) Eine krautartige, ausdauernde, auf Schutt, an ungebauten Stellen, Wegen und Mauern in ganz Europa vorkommende Pflanze. Der Stengel aufrecht, weiß, filzig, die Blätter ei⸗ rund, ungleich gekerbt, die obere Seite dunkelgrün, die untere bläſſer. Die Blumen klein weiß. Kima, Lage und Boden. Auf Klima, Lage und Boden macht der Andorn keinen Anſpruch und kann durch Samen 3 überall gebaut werden, wo er nur Boden findet, ſogar ohne beſondere Pflege. Saatzeit. Man ſäet den Andorn im Frühjahr, wo er eine ſchwache Erdbedeckung zu bekommen hat. Die Fortpflanzung kann aber auch durch Stecklinge geſchehen, doch iſt die dadurch vermehrte Arbeit durchaus nicht nothwendig. Dagegen iſt nicht in Abrede zu ſtellen, daß je beſſer das Land vorbereitet und der Boden kultivirt iſt, deſto reichlicher auch die Ausbeute ausfällt. Auch iſt über die Dauer der Vegetation keine Arbeit erforderlich, weil die Ernte bald zu geſchehen hat. Ernte. Die Ernte hat zu geſchehen, wenn die Pflanze in der ſchönſten Blüthe ſteht. Man ſchneidet die Pflanze zu einer Tageszeit, wo ſie vollſtändig trocken iſt und zwar in einer Tiefe, daß man den ganzen oberen Theil der blühenden Pflanze ſammt den Blättern bekommt. Das angenehm riechende Kraut behält zwar ſeinen Geruch im getrockneten Zuſtand, doch in einem verminderten Grade, man hat aber beim Trocknen die Vorſicht zu gebrauchen, daß man das Kraut nicht an der Sonne, ſondern an der Luft und im Schatten trocknet. Der Andorn riecht friſch ſtark balſamiſch, trocken viel ſchwächer aber angenehmer. Sein Geſchmack iſt gewürzhaft, balſamiſch, ſehr bitter. Die aromatiſchen Beſtandtheile wirken auflöſend, ſtärkend, harntreibend und zeigen ſich bei Huſten, Verſchleimung der Bruſt ſehr heilſam. Die Angelika, die Engelwurzel. (Archangelica officinalis.) Die Angelika findet man an feuchten Stellen, ſowohl in den Niederungen, wie auf den höheren Gebirgsgegenden. Sie hat einen 1—1 ½ Meter hohen, dicken, hohlen Stengel mit breiten doppelt gefiederten Blättern und gelblich grüne Blumendolden. . Die Wurzel, der wirkſamſte Theil der Pflanze, iſt ſpindel⸗ förmig, äſtig und beſteht aus dem ungefähr 12 Etm. dicken, geringelten Wurzelſtock und zahlreichen, oft verſchlungenen Faſern. Sie enthält einen gelblichen Milchſaft, der an der Luft getrocknet, röthlich gelb wird. Die getrocknete Wurzel iſt außen graubraun, innen ſchmutzig weißlich mit gelbrothen harzigen Punkten verſehen. Klima und Lage. Die Angelika gedeiht beſonders da vorzüglich, wo ihr die nöthige Wärme und Feuchtigkeit geboten iſt, in einem trockenen Klima und Lage bleibt ſie klein und arm an Milchſaft. | Boden. Zum Anbau der Angelika beſtimmt man einen tiefgründigen Boden von feuchter Beſchaffenheit, der aber dennoch nicht an ſtauender Näſſe leiden darf. Dagegen muß der Boden tiefgründig und auch ſehr tief gelockert ſein. Kultur. Der Anbau der Angelika ſetzt einen reichlich gedüngten, gut und tief gelockerten Boden voraus, welcher viel Kaliſalze, einigen Kalk und Phosphorſäure enthalten ſoll, Beſtandtheile, welche ihm durch den Dünger zugeführt wurden; auch darf es dem Boden wegen der nöthigen Feuchtigkeit nicht an Thongehalt fehlen. Auf magerem Boden iſt es räthlich, eine Düngung vorausgehen zu laſſen, deſſen Aufwand jedenfalls reichlich erſetzt wird. Eine Düngung nach der Pflanzung iſt aber mißlich und für die Wurzeln ſchädlich. Die Fortpflanzung. Hat man Gelegenheit, Wurzel⸗ ableger zu bekommen, ſo ſetzt man ſolche in ein tief und gut gelockertes Feld in Reihen, die ½ Meter von einander entfernt find; auch iſt in den Reihen ſelbſt die Entfernung von ½ Meter einzuhalten. Das Feld muß zu deren Anbau ſehr tief gepflügt und gelockert werden, insbeſondere ſollte zugleich auch der Untergrundspflug Anwendung finden, um dem Boden die nöthige tiefe Lockerung geben zu können. Die Pflanzung läßt ſich ſowohl im Spätjahr, als im FR | BE N jahr ausführen; man kann ſie ohne Bedenken zur Herbſtzeit vornehmen, wo die Wurzeln im friſchgeernteten Zuſtand ſogleich wieder zur neuen Pflanzung verwendet werden. Soll die Pflanzung erſt im Frühjahr vorgenommen werden, ſo iſt die Ernte auch erſt im Frühjahr vorzunehmen oder die Wurzelab— leger ſind in einem froſtfreien Keller auf Sand gelegt aufzu⸗ bewahren. Die Pflanzung muß aber im Frühjahr vorgenommen werden, ſobald als die Wärme und die Trockenheit des Bodens eine Ackerbeſtellung thunlich macht, damit ſich im Boden die zur Keimung nöthige Feuchtigkeit auch noch vor— findet. Soll die Fortpflanzung durch die Saat geſchehen, ſo wird der Samen gewöhnlich gleich nach der Reife im Auguſt ſo ſchwach ausgeſäet, daß die Pflanzen etwa Ye Meter entfernt zu ſtehen kommen, damit das Feld behackt werden kann. Die Reihenſaat verdient auch hier den Vorzug; die Entfernung von 1 Meter iſt einzuhalten. Pflege über die Dauer der Vegetation. Da die Angelikawurzel einige Jahre im Boden zu liegen hat, bis ſie geerntet werden kann, ſo iſt eine ſorgfältige Pflege dringend geboten. Bei der tiefern Lage der Wurzeln muß aber die Lockerung der oberen Krume öfters erneuert werden, damit die nöthige Feuchtigkeit, Wärme und Luft zutreten können. Dieſe Hackarbeiten ſind ſchon im erſten Jahre vorzunehmen und ſtets mit Genauigkeit das Unkraut auszujäten. Im zweiten Jahre haben die Arbeiten ebenfalls zu geſchehen und zwar mehrere mal. Oftmals zeigen ſich aber ſchon im erſten Jahre an den Pflanzen Samenknoſpen, die aber, ſobald ſie bemerkt werden und ehe ſie zur Blüthe kommen, abgeſchnitten werden müſſen, damit der Wurzel durch deren Ausbildung keine unnöthigen Kräfte ent⸗ zogen werden. Dieſes hat man auch im zweiten Jahre zu beobachten, außer man wollte zur Samenzucht einige ſtehen laſſen, alle übrigen werden aber im Mai und Juni, ſobald . ſie zum Vorſchein kommen, abgeſchnitten, worauf ſich an den Wurzeln junge Pflanzen bilden, welche zur Fortpflanzung benützt werden können, wodurch eine friſche Saat erſpart werden kann. Ernte. Die ganze Pflanze iſt gewürzhaft, beſonders die Wurzel, welche Ende Spätjahr einen harzartigen milchigen Saft enthält. Um die Wurzel mit ihrem vollem Saft zu er⸗ halten, wird ſie vor Eintritt des Winters des zweiten oder im Frühjahr des dritten Jahres, ehe ſie zu treiben anfängt, aus⸗ gegraben und geerntet, rein gewaſchen und ſorgfältig getrocknet und an einem trocknen Ort gut verſchloſſen aufbewahrt. Die Angelikawurzel (Radix Angelicae) iſt ein graubraun⸗ licher, ſtark gewürzhaft riechender, bitterlich ſchmeckender Pflanzen⸗ ſtoff, der zu den wirkſamſten, flüchtig erregenden und dabei ſtärkenden Mitteln gehört, die Nerventhätigkeit belebt, Schweiß⸗ treibend und die Verdauung befördernd iſt. Die Stengel, geſchält und mit Zucker überzogen, ſind magen⸗ ſtärkend und wegen des angenehmen Geſchmacks ſehr genießbar. Die Arnica, die Wohlverleih, Fallkraut. (Arnica montana.) Eine ausdauernde Pflanze, die ſowohl auf den Alpen, als auch auf niedrigen Gebirgen, Triften und Heiden in den meiſten Gegenden Deutſchlands wild wachſend gefunden wird, wo ſie an ihren ſchönen, großen Blumen von ferne ſchon erkannt werden kann. Der Stengel, der ½ Meter hoch wird, iſt haarig und etwas klebrig. Die Stengelblätter ſind eirund, glattrandig und ſtehen am Stengel paarweiſe ein⸗ ander gegenüber. Die ſchönen, großen, pomeranzengelben Blumen erſcheinen im Juni, prangen bis Auguſt und ſitzen an der Spitze des Stengels. Die gelb- oder ſchwarzbraune Wurzel iſt geſtreift und innen ſchmutzigweiß. Aus der Wurzel * er BEN wachſen zwei Blätter, die einander gegenüber ſtehen, bald kommen zwiſchen dieſen mehrere glattrandige, eiförmige Blätter hervor, nach dieſen folgt der Schaft. Klima und Lage. Die Hauptanſprüche, welche dieſe Pflanze an das Klima macht, ſind Feuchtigkeit, daher man auch bei ihrer Kultur ſtets darauf bedacht ſein muß, daß man ſie nur da anbaut, wo es ihr nicht an der nöthigen Feuchtigkeit mangelt, ſei es dann in Niederungen, oder auf Anhöhen, da⸗ gegen muß die Lage ſtets eine ſüdliche und vor kalten Winden möglich geſchützte ſein. Boden. Da die Arnica große Lockerheit und viele Feuchtigkeit im Boden nöthig hat, ſo eignen ſich zu ihrem Anbau beſonders Wieſenplätze, wo ſich deren Wurzeln ſogar noch auf Moorboden vollkommen ausbilden. Der Anbau der Arnica ge- ſchieht meiſtens um der Wurzel willen. Hat man Wieſen von geringerer Qualität, namentlich mit Moorboden, auf deſſen Ertrag man ſonſt gerne verzichtet, wo man auf die Güte des Futters keinen beſonderen Werth legt, (denn die Wohlverleih— pflanze wird vom Vieh nicht gerne gefreſſen, namentlich nicht im getrockneten Zuſtand, indem ſie ein hartes, rauhes Heu liefert). Blos in dem Fall, wenn die Wohlverleihpflanze einer jeweiligen Kultur unterworfen wird, wo man ſie in 3 bis 4 Jahren nach der Ernte ausrottet und wieder eine andere Stelle einſäet, damit der Stock und der Stengel nicht zu hart wird, freſſen dieſes Futter die Thiere, namentlich im grünen Zuſtande auch gerne. In Wieſen, die einem beſtändigen Wechſel unterworfen find, und etwa nach 3 — 4 Jahren wieder umgebrochen werden, dürfte die Arnicapflanze als Miſchung unter die verſchiedenen Grasſamen beſonders zu beachten ſein; während dieſer Zeit erſtarken die Wurzeln ſo ſehr, daß ſie einen ſehr hohen Ertrag abwerfen. Zubereitung des Feldes zur Saat. Sowohl bei der reinen Arnicaſaat, wie auch bei einer Miſchungsſaat, iſt — ee a es Bedürfniß, daß der Boden zuvor einer guten Kultur unter- worfen werde, indem ſolche nicht allein auf die Güte des Futters, ſondern auch auf die Größe und Güte deſſelben einen günſtigen Erfolg erwarten läßt. Vor allem iſt eine tiefe Lockerung nöthig, ebenſo muß der wunde Boden einige Zeit der freien Luft blosgeſtellt werden, damit Wärme und Luft bis in die Tiefe Zutritt haben. Wo eine Verunkrautung ſtattgefunden hat, ſollte ſtets ein Doppelflügen vorgenommen werden, das wo möglich im Herbſte geſchehen ſollte, damit über Winter durch den Froſt die Erde ſich zerſetzt und die Pflanzenreſte zur Moderung und Fäulniß gebracht werden; dann abwechſelnde Feuchtigkeit und warme Trockenheit, ins⸗ beſondere aber zur Winterzeit der Froſt, befördert die Zerſetzung außerordentlich. Im Frühjahr wird alsdann, ſobald es die Trockenheit des Bodens erlaubt, die Saat vorgenommen. Ein nochmaliges Pflügen vor der Saat bedarf es nur dann, wenn das Land im Spätjahr die erforderlichen Pflugarbeiten nicht bekommen hat, wodurch immerhin der Nachtheil entſtehen würde, daß durch ein Zuwarten, bis der Boden ſo trocken iſt, daß ein Pflügen vorgenommen werden kann, die Saatzeit ſich allzulange hinausſchieben würde. Dem Arnicaſamen werden ſtets noch andere, wie Klee- und Grasſamen beigemengt, wobei man aber nur wenig Arnicaſamen beimengt, ſo daß die Arnica⸗ pflanzen eine Entfernung von ½ M. bekommen. Das ſicherſte Verfahren iſt auch, daß man den Arnicaſamen erſt dann fäet, wenn zuvor der Klee- und Grasſamen geſäet iſt. Nach der Saat wird der Samen eingeeggt, und wenn der Boden trocken genug iſt, auch gewalzt. Ein Ausbleiben des Samens iſt auf lockerem Boden nicht zu befürchten, denn wo ein Samen reif wird und ausfällt, pflanzt ſich die Arnica von ſelbſt fort. Es iſt daher auch nicht räthlich, die Arnicapflanze bis zum Reifwerden des Samens ſtehen zu laſſen, damit kein Samenausfall vorkommt, ſonſt würde der Stand der Arnica ſo dicht, daß die Wurzeln a AN zu klein bleiben würden, was die Arbeit des Sammelns außer: ordentlich erſchweren würde. Pflege nach der Saat. Die Arnica iſt eine perenni⸗ rende Pflanze und verträglich mit allen übrigen Pflanzen und macht nach der Saat keine weitere Pflege erforderlich. Eine ganz andere Pflege muß die Arnica dann erhalten, wenn die Wurzeln gewonnen werden wollen, in dieſem Fall muß der Boden ſchon vor der Saat tiefer gelockert werden und iſt auch ſtets locker zu erhalten. Die Ernte. Dieſe findet zu verſchiedenen Jahreszeiten ſtatt, je nach dem Pflanzenbeſtandtheil, den man als Heil- mittel verwenden will, denn man benützt als Heilmittel das Kraut, die Blumen oder die Wurzeln. Alle Theile beſitzen zwar dieſelbe Heilkraft, aber nicht in gleichem Maßſtab, nur die Wurzeln ſind es, welche die Heilkraft im vollſten Maß beſitzen. Das Arnica⸗Kraut. (Herba Arnica.) Das Kraut beſitzt nur im friſchen Zuſtand ſeine volle Heilkraft, läßt aber, wenn feine Verwendung nicht eine alsbaldige iſt, be⸗ trächtlich nach. Dieſes Kraut wird in einzelnen Gegenden ſehr viel— fältig verwendet und als innerliches Mittel, als Thee verwendet, wo es als ſchweißtreibendes Mittel zu dienen hat, wird aber eben ſo häufig andern ſchweißtreibenden, belebenden und ſtärkenden Mitteln beigemengt. Beabſichtigt man, dieſes Kraut mehr zum innerlichen Gebrauch zu verwenden, ſo erntet man es, wenn die Pflanzen vollſtändig erſtarkt und in der vollen Blüthe ſind. Weniger geeignet ſind hiezu die Pflanzen, die ſchon zum Theil abgeblüht haben. Sehr häufig findet die Arnica zum äußerlichen Gebrauch Anwendung, zu welchem Zweck insbeſondere das Kraut, oder vielmehr die ganze Pflanze mit der Wurzel geſammelt wird. . Hiezu läßt man ebenfalls die Pflanze bis zur vollſten Blüthe kommen, ſammelt die Pflanzen, reinigt ſie aufs ſorg⸗ fältigſte und zerquetſcht oder wiegt ſie im friſchen Zuſtand zu einem förmlichen Brei und ſucht dieſen Brei durch Zugießen von Weingeiſt förmlich flüſſig zu machen. Dieſe Flüſſigkeit kommt ſodann in Flaſchen oder in Gefäße, die feſt zugepfropft oder vollſtändig und ſicher verſchloſſen werden können. Die Flaſchen werden mehrere Tage lang ein bis zweimal ſtark geſchüttelt, dann ſtehen gelaſſen, bis ſich der Satz von ſeiner Flüſſigkeit vollſtändig getrennt hat, dann wird die Flüſſigkeit abgegoſſen und der Rückſtand ausgepreßt. Dieſe Flüſſigkeit in einer gut verſchloſſenen Flaſche aufbewahrt, erhält ihre Wirkung Jahrelang zum äußerlichen Gebrauch gleich gut. Beim Gebrauch darf man noch 8 Waſſer beimengen und es wird dieſe ver⸗ dünnte Flüſſigkeit ſelbſt dann noch die nöthige Heilkraft beſitzen. Bleibt dagegen dieſe Flüſſigkeit ohne Beimengung, ſo beſtitzt fie ſo viele Kraft, daß ſie einen förmlichen Balſam bildet, der bei Quetſchungen, Verſtauchungen, Verrenkungen, beſonders da, wo Zerreißungen der kleinen Gefäße unter der Haut ſtatt⸗ gefunden und ſich Blutergießungen erzeugt haben, außerordent⸗ lich heilſam wirkt. (Häufige Anwendung findet ſie und mit dem beſten Erfolg bei der Thierheilkunde, bei Beſchädigungen durch Schlagen, Stoßen, Fallen, bei Quetſchungen, Verſtauchungen, Verrenkungen, bei den Pferden, bei Wunden, Satteldruck, Huf- leiden, Kronentritt, Buglöhnen, wobei dieſer Balſam überall gleich günſtig wirkt. Bei den meiſten dieſer Fälle wird dieſer Balſam pur ohne Beimengung von Waſſer 2c. angewendet.) Die Arnica⸗ oder Wohlverleihblumen. (Flores Arnicæ.) Nur die vollkommenſten, ausgebildetſten Blumen werden zum Gebrauch für Arzneien geſammelt; ihre Ausbeute iſt ſo gering, daß bei einem ſtärkeren Verbrauche der Bedarf ſich ah a ae nicht decken ließe. Erſt im zweiten Jahre bilden ſich die Blumen ſo vollkommen aus, daß ſie zum Arzneigebrauch ver⸗ wendet werden können. Wenn ſich auch hie und da einzelne Blumen ſchon im erſten Jahre fo ziemlich ausbilden, jo iſt es dennoch nie räthlich, ſolche abzupflücken, weil das Abnehmen einzelner Blumen eine Hemmung in der Vegetation des ganzen Stocks, ſomit den nachtheiligſten Einfluß ausüben würde; zu dem, daß die Blumen auch noch gehaltlos ſind und keine heilende Kraft beſitzen. Man ſammelt die Blumen mit dem Kelch, trennt ſie dann vom Kelch ab und trocknet ſie möglichſt ſchnell. Um das Trocknen zu beſchleunigen, müſſen ſie ſehr dünn ausgebreitet und oft gewendet werden. Das Trocknen auf Rahmen ver⸗ dient den Vorzug, es vereinfacht und beſchleunigt die Arbeit außerordentlich. Der Geruch der Blüthe iſt unangenehm, aromatiſch und beim Zerreiben erregt der Staub der Arnicablume Nießen. Der Geſchmack iſt bitter und ſcharf. Die Arnica⸗Wurzel. (Radix Arnicæ.) Die Wurzel der Arnica bildet ſich ſehr langſam aus, ſo daß ſie einige Jahre bedarf, bis ſie ſo erſtarkt, daß der Ertrag ein lohnender iſt. Erſt im dritten Jahre liefert ſie den vollen Ertrag, wo ſie dann bei trockner Witterung im Spätjahr oder im Frühjahr geerntet wird. Im Frühjahre muß jedoch das Ernten geſchehen, ehe die Wurzeln wieder anfangen zu treiben, denn ſobald letzteres eintritt, verlieren ſie täglich mehr an Kraft. Die Frühjahrsernte iſt ſomit immer riskirt, denn bei feuchter Witterung fangen ſie oftmals bälder zu treiben an, als trockene Witterung zum Ernten ſich einſtellt. Die Wurzeln ſind mit Vorſicht und Schonung auszunehmen, deßhalb auch der Boden tief zu graben. Sie ſind ſogleich zu 1 reinigen und ſo ſchnell als möglich zu trocknen und dann in gut verſchloſſenen Gefäßen an einem trocknen Ort aufzubewahren. Die Wurzel iſt federkieldick und mit dünnen Faſern beſetzt, außen gelbbraun oder ſchwarzbraun, geringelt oder geſtreift und gegen den Hals hin mit braunen Schuppen beſetzt, innen gelblich oder ſchmutzigweiß, fleiſchig, ſaftreich. Getrocknet iſt ſie runzlig, dunkelbraun, innen markig, leicht zerbrechlich. Sie hat einen gewürzhaften, bitterlichen, lange anhaltenden Geſchmack. Kraut, Blumen, wie Wurzeln beſitzen ein und denſelben Haupt⸗ beſtandtheil, doch beſitzen die Wurzeln die Heilkraft im vollſten Maß. Die Wurzeln enthalten ätheriſches Oel, Harz, einen der Arnica eigenthümlichen Stoff, Arnica genannt. Aus der Wurzel wird, ſeitdem die Homöopathie gebräuchlich iſt, eine Tinktur bereitet, die zum innerlichen Gebrauche ſehr häufige Anwendung findet. Sie wirkt auf die Verdauungswerkzeuge ſtark erregend und zugleich ſtärkend, ihre Anwendung iſt auch innerlich da vom beſten Erfolg, wo in den inneren Theilen des Körpers durch eine mechaniſche Gewalt Zerſtörungen, Zerrungen hervorgerufen wurden, wie z. B. Erſchütterung des Gehirns, Rückenmarks, Erſchütterungen und Quetſchungen der Bruſt, des Unterleibes. Zur Bereitung einer ſolchen Tinktur eignen ſich aber nur geſunde, reine Wurzeln, ſie mögen friſch oder getrocknet ſein. Die Anwendung einer ſolchen Tinktur erheiſcht aber die größte Vorſicht und darf zum innerlichen Gebrauch nur in wenigen Tropfen gereicht werden. Bei rheumatiſchen Leiden, wie bei rheumatiſchen Genick- oder Kreuzſchmerzen wird die Arnica oft innerlich gereicht und zugleich äußerlich angewendet, ſo daß an dem ſchmerzhaften kranken Theile Einreibungen mit der Arnica-Tinktur gemacht werden, wodurch die Schmerzen ſogleich ſich mildern. Auch bei Verbrennungen mindert dieſe Tinktur die Schmerzen, ſie iſt jedoch anzuwenden, ehe ſich Brandblaſen einſtellen. Der Anbau der Arnica iſt immerhin ein ſehr lohnender. Er Das Bahbungenkrant, Bachbungen⸗Ehrenpreiß. (Veronica Beccambunga.) Dieſe Pflanze iſt nicht felten, fie iſt ausdauernd und wächst an Quellen, Bächen und Sümpfen in ganz Deutſchland wild; hat einen kriechenden, gegliederten Stengel, glänzend grüne Blätter, die ſehr ſaftg ſind, lang geſtielte Seitentrauben und himmelblaue Blüthen. Die Kultur. Obgleich das Bachbungenkraut Häufig wild⸗ wachſend gefunden wird, ſo verdient deſſen Anbau dennoch volle Beachtung, da hiezu ſelbſt ſolche feuchte Stellen beſtimmt werden können, an denen nur wenige andere Pflanzen noch gedeihen würden. Die Pflanze ſelbſt kann durch Samen leicht kultivirt werden, es genügt eine ganz ſeichte Lockerung des Bodens und nach der Saat eine ſchwache Erdbedeckung, der Samen wird flach untergebracht, zu einer Zeit, wo es die Trockenheit an ſolchen feuchten Stellen zuläßt. Nach der Saat iſt dann keine weitere Pflege mehr erforderlich, und die Pflanze liefert dennoch mehrere Jahre reichliche Erträge. Das kulti— virte Bachbungenkraut verdient ſchon einigen Vorzug vor dem wildwachſenden, wird größer und ſaftreicher. In den Winkeln der Blätter bekommt dieſe Pflanze im Monat Mai Blumen⸗ trauben und blüht während des ganzen Sommers. Ernte. Man ſammelt die ganze Pflanze vor der Blüthe und verwendet ſolche nur im friſchen Zuſtand zu Kräuterſäften. Die Bachbunge hat keinen Geruch und einen ſalzigen, ſchwach bitteren Geſchmack. Der ausgepreßte Saft iſt von bitterlichem, etwas herbem Geſchmack, dient zu Frühlingskuren, als gelind auflöſendes Mittel gegen Stockung im Unterleib. Auch äußerlich beſitzt der Saft gegen tene 1 e Heilkraft. r Die Bärentraube. (Arctostaphylos officinalis.) Ein immergrüner kleiner Strauch, der in den Gebirgen Europas nicht ſelten vorkommt. Sowohl der Stamm, als die Aeſte liegen auf dem Boden, haben verkehrte, eirunde, kurz geſtielte, lederartige, ziemlich dicke Blätter, die oben eine dunkelgrüne und unten eine hellgrüne Farbe haben. Die Bären⸗ traube blühet vom Mai bis Juni; die weißröthlichen Blüthen ſtehen in Trauben an der Spitze der Zweige, worauf rothe Beeren folgen. Klima, Lage und Boden. Da dieſe Pflanzen immer auf Heiden und in ſandigen Nadelholzwäldern, aber auch auf Kalkgebirgen gefunden wird, ſo verlangt ſie zu ihrem Anbau nie den beſten Boden, ja ſie liefert auf dem geringſten Boden, wenn ihr nur eine ganz ſchwache Kultur und Düngung gegeben wird, doch einen erwünſchten Ertrag und man kann zu ihrem Anbau einen ganz entlegenen Ort mit ſehr geringem Boden wählen, wenn ſolcher nur etwas Kalk beſitzt. Die Fortpflanzung. Die einfachſte Verfahrungsart der Fortpflanzung iſt wohl die durch die Saat, wobei die Beeren im Spätjahr, ſobald fie vollſtändig reif find, abge⸗ nommen und trocken aufbewahrt werden. Iſt der Boden ſchon gepflügt oder umgeſpatet und zur Saat vorbereitet, jo kann ſolche ſogleich vorgenommen werden; es werden die Beeren in einer Entfernung von einem ſchwachen halben Meter gelegt. Wenn die Lage und der Boden auch noch ſo gut iſt, ſo werden die Pflänzchen, auch wenn der Samen ſchon im Spätjahr gelegt wurde, dennoch vor Mai nicht ſichtbar. Man kann aber dabei beruhigt ſein, die Saat kommt ſicher und ift jedenfalls der Frühjahrſaat vorzuziehen. Die Fortpflanzung kann auch durch Wurzeltheilung geſchehen, wozu das Spätjahr- 22 — ID — ebenfalls die geeignetſte Zeit iſt, da die Winterfeuchtigkeit das Gedeihen ſichert. Da von der Bärentraube ſowohl Blätter als Beeren offi⸗ einell find, jo dürfte davor zu warnen fein, die Blätter ab- nehmen zu wollen, ehe die Beeren reif ſind, denn ein frühes Blätterſammeln würde nicht allein das vollſtändige Ausreifen der Beeren beeinträchtigen, ſondern auch den ganzen Stock ſo ſehr entkräften, daß er zu Grunde gehen würde. Die Bärentraubenblätter (folia Uvae ursi) haben einen angenehmen Geruch und einen bitterlichen, zuſammenziehenden Geſchmack, man rühmt ſie als ein gelindes, zuſammenziehendes, ſchweiß⸗ und harntreibendes Mittel, das, in Aufguß angewendet, bei Nieren⸗, Blaſen⸗ und Grießkrankheiten ſehr gute Dienſte leiſtet. Auch geben die Blätter, unter den Rauchtabak gemiſcht, demſelben einen angenehmen Geruch und Geſchmack, und machen ihn für Raucher weniger ſchädlich. Die Beeren ſind fade von Geſchmack und können nur im gekochten Zuſtand gegeſſen werden. Der gemeine Bärlapp oder das Freſelmehlkrant. (Lycopodium clavatum.) Eine ausdauernde, in dichten, trocknen, moosreichen Waldungen und auf bergigen Heiden in Europa wildwachſende Pflanze. Sie hat öfters über ½ Meter lange, kriechende Stengel mit zerſtreut ſtehenden lanzettförmigen Blättern, welche in ein weißes Haar ausgehen; die fruchttragenden Aeſte ſtehen aufrecht und tragen die Aehren faſt immer zu zwei beiſammen. Schon mit dem Beginn des Frühlings werden zwei grünliche, walzenförmige Aehren ſichtbar. Im Auguſt haben dieſe kleinen, faſt kugeligen Aehrchen, Bärlappſamen, Semen Lycopodii genannt, ihre Reifheit erlangt, wo ſie dann mit ſammt dem Kraut geſammelt und getrocknet werden und zwar auf einem 3 Ra A reinen Tiſch, damit der ausfallende Staub geſammelt werden kann. Der Bärlappſamen wird ausgerieben und mittelſt eines Siebes von beigemengten Pflanzenfaſern und von anderen Ver⸗ unreinigungen befreit. Man erhält alsdann ein gelbes, zartes, ziemlich ſchweres, etwas fettes, ſehr bewegliches, an den Fingern hängenbleibendes, geruch- und geſchmackloſes Pulver, Hexenmehl, Streupulver, Blitzpulver genannt. In eine Flamme geworfen, verbrennt es mit Geräuſch und glänzender Lichtentwickelung, daher durch ein Kerzenlicht geblaſen, eine plötzliche Flamme entſteht. Die gemeine Bärlapp verdient durchaus nicht, daß man ſie kultivire, weil ſie als Heilmittel eine ſehr unbedeutende Rolle ſpielt, obgleich man deren Staub als ein wundreinigendes und heilendes Mittel anpreiſen will und nicht ſelten auch als ſolches benützt. Sie verdient jedoch da, wo ſie gefunden wird, daß man ſie ſammelt, indem ſie ſtets in den Apotheken eine Abnahme findet und ſomit die Sammelnden ſich einigen Verdienſt erwerben können. Der Baldrian, Katzenbaldrian. (Valeriana officinalis.) Iſt auf lichten, ſonnigen und trockenen, wie auf ſchattigen und feuchten Stellen der Gebirge und Niederungen beinahe in ganz Europa zu finden. Die Wurzel treibt einen / —1 M. hohen, hohlen Stengel; die Blätter ſind gefiedert, die Blümlein ſtehen in Doldentrauben und haben eine röthlich weiße Farbe. Es gibt mehrere Sorten, die ſich jedoch nur durch ihr Blätter unterſcheiden. Klima. Bei der Fortpflanzung des Baldrian hat ein mehr trockener, bergiger Standort großen Einfluß auf ſeine Güte. Hier werden ſeine Wurzeln viel aromatiſcher und gehaltvoller und ihre Wirkung iſt viel größer. Sim. m. Boden. Wer auf die Güte des Baldrian mehr Werth legt als auf einen höheren Ertrag, baut ihn nicht auf feuchtem, ſondern auf mehr trockenem Boden und wählt zu ſeinem Anbau ſogar Anhöhen, wo er dann noch in einem minder guten Boden reichliche Erträge liefert. Er gedeiht auch in allen Bodenarten. Fortpflanzung. Der Baldrian hat eine perennirende Wurzel und pflanzt ſich da, wo er einmal angebaut wird, von ſelbſt fort. Wo Wurzeln ausgegraben werden, kann die Fort- pflanzung durch die Wurzelableger geſchehen. Man gräbt, je nach Bedarf, wenn die Pflanzen einmal geblüht haben, einen Theil heraus, legt aber ſogleich wieder junge ein, welche man von den alten Stöcken abgenommen hat. ö Wo die Fortpflanzung durch die Saat zu geſchehen hat, ſäet man den Samen im Frühjahr und bringt denſelben nur ſchwach unter, weil er ſehr fein iſt. Die zu dicht ſtehenden Pflanzen werden, wenn das Feld gehackt wird, ausgezogen, um den Pflanzen eine gleichweite entſprechende Entfernung zu geben. Das Land ſoll durch mehrmaliges Behacken ſo viel wie möglich von Unkraut rein gehalten werden. Ernte. Die Ernte der Baldrianwurzel iſt entweder im Frühjahr vor dem Austreiben der Blätter, oder im Spätjahr, nachdem die Blätter abgeſtorben ſind. Die Wurzeln werden ſehr gut gereinigt und gedörrt, alsdann an einem trockenen Ort gut verſchloſſen aufbewahrt, wo keine Katzen beikommen können, weil dieſe die Baldrianwurzel als Leckerbiſſen verzehren würden. Die Baldrianwurzel (Radix valeriana) hat einen N dringenden, gewürzhaften, unangenehmen Geruch und einen ſehr bittern Geſchmack. Der Geruch iſt bei der getrockneten Wurzel ſtärker als bei der friſchen, der Geſchmack iſt dagegen gleich ſcharf, gewürzhaft und ebenſo bitter. Er iſt eines der kräftigſten, krampfſtillenden, reizenden, wurmtreibenden Mittel. BB Schöne, gut getrocknete Wurzeln werden von den Apothekern gern angekauft und ziemlich theuer bezahlt. Die wollige Ballote, wolliger Löwen fuß. (Ballota lanata, Leonurus lanatus.) Eine im ſüdlichen Siberien ausdauernde Pflanze mit einem ½ Meter hohen, krautartigen, dicken Stengel, der wie die un- tere Fläche der Blätter mit weißer Wolle bekleidet iſt, mit langgeſtielten, oben dunkelgrünen, unten weißen, wolligen Blät⸗ tern. Die ſehr behaarten, dichten Quirle ſtehen in dem Blatt⸗ winkel, die Krone iſt äußerlich weiß und ſehr behaart, inwendig gelb, die Oberlippe iſt löffelförmig, die Unterlippe herzförmig und iſt mit rothen Streifen bezeichnet. Kultur. Deren Anpflanzung iſt auch bei uns ausführbar und zwar durch das Legen der Samenkörner, die zuweilen in den Apotheken zu haben ſind, indem ſie oftmals in dem wolligen Kraut verborgen mit verſendet werden. Dieſer Samen iſt rauh und hat vertiefte Punkte. Um ihn zum Keimen zu bringen, bedarf er viel Wärme und Feuchtigkeit und verlangt, wenn man auf ſein Gedeihen ſicher rechnen will, ſchon eine mehr künſtliche und ununterbrochenen Wärme. Man ſäet den Samen im Frühjahr in ein warmes Miſtbeet und verſetzt die Pflanzen, wenn ſie die erforderliche Stärke haben, an einen ſonnigen, warmen Ort, wo ſie vor Winden geſchützt ſind, in einen gut gedüngten, mehr trocknen als feuchten Boden. Denn nur im trockenen Boden und in einer ſehr geſchützten Lage iſt eine Ueberwinterung im Freien möglich, weßhalb auch ein durchlaſſender, mit Sand gemengter Boden erforderlich iſt. Die Pflanzen werden ½ Meter entfernt geſetzt, das Land wenigſtens zweimal behackt und die Pflanze ſchwach mit Erde angehäuft. Nur wenn die Saat und das Verſetzen ſehr früh⸗ zeitig geſchieht, iſt im erſten Jahre noch eine Blätterernte zu En erwarten, im andern Fall bleibt das Kraut über Winter am Stock. Zum Schutze gegen das Erfrieren müſſen die Stöcke ſowohl im erſten, wie in den übrigen Jahren mit Stroh, oder was noch vorzuziehen iſt, mit ſtrohigem Dünger bedeckt werden, wovon das Strohige im Frühjahr zu entfernen, der kurze Dünger beim Hacken unterzubringen iſt. Officinell iſt das Kraut der wolligen Ballote (Herba ballotae lanatae). Es wird erſt dann abgeſchnitten, wenn es in der ſchönſten Blüthe iſt, wo es alsdann im Schatten ge— trocknet wird. Das Kraut riecht ſchwach, nicht unangenehm, ſein Geſchmack iſt bitter, etwas reizend und gilt als ein ſehr kräftiges, harn⸗ treibendes Mittel. Der Beifuß. (Artemisia vulgaris.) Eine ausdauernde Pflanze, die beinahe durch ganz Europa an unbebauten Plätzen gefunden wird. Aus der perennirenden Wurzel wachſen alljährlich mehrere / Meter hohe Stengel, die ſich bald in Aeſte theilen, mit eingeſchnittenen, unten filzigen Blättern, einfachen Blumentrauben und röthlichen Blümchen. Obſchon dieſe Pflanze ſehr häufig zu finden iſt, ſo wird ſie doch zuweilen angebaut und ihr, da ſie ſich mit jedem geringen, dürren Boden begnügt, auch ein Ort von geringer Bodenbe- ſchaffenheit zugedacht. Man pflügt oder hackt dieſe Stelle vor Winter, läßt ſie rauh liegen und nimmt die Saat im Früh⸗ jahr ſehr bald vor. Je trockener die Beſchaffenheit des Bodens iſt und je wärmer das Klima, deſto früher muß die Saat vorgenommen werden, damit der Samen zu ſeiner Keimung die nöthige Feuchtigkeit beſitzt. Die Pflanzen dürfen nicht zu dicht ſtehen, ſondern müſſen ½ Meter Entfernung bekommen. Stehen ſie zu dicht, ſo müſſen ſie ſo gelichtet werden, daß die a Pflanzen ½ Meter auseinander zu ſtehen kommen, wodurch auch die Hackarbeiten ſehr erleichtert werden. Die Ernte. Von dieſer Pflanze find offieinell die Blätter mit ſammt den blühenden Stengeln, Beifußkraut Herba Artemisiae genannt. Die Beifußwurzel (radix arthemisiae). Die Pflanze kann mehrere Jahre auf ein- und demſelben Felde ſtehen gelaſſen werden. Im Frühjahr treibt ſie ſehr bald Blätter, kaum ſind dieſe ausgebildet, ſo erſcheint auch der Blüthenſtengel, worauf die Blätter ſammt den blühenden Gipfeln abgeſchnitten und getrocknet werden. Wird dieſes getrocknete Beifußkraut nicht ſogleich in die Apotheke verkauft, ſo muß es in verſchloſ⸗ ſenen Gefäßen an einem trockenen Ort aufbewahrt werden. Dieſes Kraut, das von ſchwach gewürzhaftem Geruch und bit⸗ terlichem Geſchmack iſt, leiſtet als wundreinigendes Mittel gute Dienſte; iſt aber in den Apotheken nicht ſehr geſucht. Die Pflanze wächst bald wieder nach und zwar dichter, als zuvor und ſehr blätterreich. Ihre Blätter dürfen jedoch nicht wieder abgeſchnitten werden, weil ſonſt der Wurzelertrag zu ſehr geſchmälert würde. Beabſichtigt man, Samen zu erziehen, ſo dürfen die dazu beſtimmten Stöcke nicht abgeſchnitten werden, ſondern müſſen bis zur Samenreife beſonders gepflegt werden, um recht voll: kommenen Samen zu erhalten. Iſt der Samen reif, ſo werden die Stengel abgeſchnitten und derſelbe ausgeklopft oder ab: geſtreift. Die Beifußwurzel (radix artemisiae) iſt federkiel⸗ bis fingerdick und 15— 20 Centimeter lang, ringsum mit langen, ſtarken Faſern dicht beſetzt, in friſchem Zuſtand außen hell⸗ graubraun, getrocknet dunkelbraun, runzlich, innen weißlich, markig mit einem holzigen Kerne. Sie riecht eigenthümlich unangenehm und ſchmeckt ſüßlich, ſcharf reizend. Die Beifuß⸗ wurzel muß im Oktober oder November oder auch in der erſten 8 Frühlingszeit von älteren Pflanzen geſammelt, bei mäßiger Wärme getrocknet und wohl verwahrt werden. Die ſicherſte Aufbewahrungsart iſt wohl in geſchloſſenen Gläſern. Die Beifußwurzel wirkt krampfſtillend und nee und iſt mehr geſucht als das Kraut. Benedictenkraut, ſiehe Nelkenwurz. Die Bertramwurz, Speichel⸗Zahnwurz. 8 (Anthemis pyrethrum.) Die Bertramwurz iſt meiſtens nur an ſüdlichen Bergrücken zu finden, wird aber auch angebaut, und es werden dann ihre Wurzeln nicht nur größer, ſondern auch wirkſamer. Die Pflanze hat mehrere einfache, liegende, meiſtens einblumige Stengel und gefiederte, vielſpaltige Blätter, eine große Blume, die oben weiß und auf der unteren Fläche purpurröthlich iſt. Die Wurzel iſt ſpindelförmig, ſchwach fingerdick und mit wenigen Wurzfaſern verſehen. Klima und Lage. Ihr Gedeihen iſt nur in einem warmen Klima und in warmer Lage geſichert; namentlich ſind zu ihrem Anbau ſüdlich gelegene Abhänge geeignet; ſelbſt auch in einer ziemlich erhöhten Lage. Boden. Sie liebt einen warmen, trockenen Boden, am beſten ſagt ihr ein kräftiger Sandboden zu, wenn er nur tief⸗ gründig iſt, damit die langen Wurzeln eindringen können. Fortpflanzung. Die einfachſte Verfahrungsart bei der Fortpflanzung iſt die mittelſt der Saat, wozu die Pflug⸗ arten oder das Umſpaten des Bodens ſchon vor Winter zu geſchehen hat, damit die Saat im Frühjahr thunlichſt bald vorgenommen werden kann. Pflügt man erſt im Frühjahr, ſo hat ſolches ſehr frühzeitig zu geſchehen, der Samen wird ſehr bald auf das friſchgepflügte Feld geſäet und eingeeggt und, wenn . der Boden trocken zu werden ſcheint, auch gewalzt. Die Reihenſaat und ½ Meter weite Entfernung der Pflanzen iſt ſehr zu beachten, weil es beim Ausjäten des Unkrautes und der Lockerung des Bodens den Ertrag an Wurzeln ſehr vermehrt. Nach 2— 3 Jahren können die Wurzeln ausgegraben, getrocknet und als Arznei verkauft werden. Die Bertramwurzel (radix anthemis pyrethri) iſt ge ruchlos und hat einen ſehr ſcharfen, brennenden, lange an— haltenden, ſpeichelziehenden Geſchmack, ihr Genuß erregt Speichelfluß. Der perſiſche Bertram. (Pyrethrum roseum.) Eine in dem ſüdöſtlichen Kaukaſus einheimiſche, perennirende Pflanze, wurde in den jüngſten Jahren auch bei uns acclima= tiſirt und da ihre Verwendung alljährlich eine größere Dimen⸗ ſion annimmt, ſo verdient doch wohl auch ihr Anbau in dieſem Verhältniß eine größere Ausdehnung. Der nahezu 1 Meter hohe, glatte Stengel endet in eine Blume mit einem breiten Boden, ein Blüthenkörbchen darſtellend, auf deſſen nacktem Boden eine Menge weiblicher Strahlenblüthen ſtehen. Dieſe ſchöne, umfangreiche Blume iſt von gelber Farbe, die Zunge der Strahlenblüthen dagegen iſt roſenroth, der Fruchtknoten der einzelnen Blüthe dunkelbraun. Neben der erwähnten Hauptart, möchte ich ſagen, wird noch eine zweite Art angebaut, die in Hinſicht ihrer Wirkung gleich bedeutend iſt, daß ſie eben— falls verdient erwähnt und angebaut zu werden, es iſt dies der dalmaciſche Pyrethrum carneum. Dieſe unter⸗ ſcheidet ſich wenig von erſterer, der Stengel iſt mehr gefurcht, die Blumen in allen ihren Theilen etwas blaſſer und auf der Oberfläche mehr ſammtartig. N Die Blüthen beider Arten werden geſammelt, vollſtändig getrocknet und in die Apotheke verkauft oder an einem trockenen 3 Orte aufbewahrt. Zum Gebrauche werden ſie zu Pulver zer⸗ ſtoßen und dieſes Pulver als „perſiſches Inſektenpulver“ zur Tödtung von Inſekten angewendet. Das Pulver von erſterer iſt weit wirkſamer, daher iſt auch ſchon die Blüthe mehr geſucht und wird theurer verkauft. Die Farbe der Blüthe oder des Pulvers von beiden Arten hat eine gelbliche Farbe und hält ſich, trocken aufbewahrt, mehrere Monate. Die Fortpflanzung iſt in einem warmen, geſchützten Stand⸗ ort, in einem kalkhaltigen, kräftigen Boden ſicher. Die Kultur gebietet oftmalige Lockerung des Bodens und bei anhaltender Trockenheit oftmaliges Begießen. Das Erziehen der Pflanzen in einem Miſt⸗ oder einem Pflanzenbeet und das Verſetzen derſelben an ihren Beſtimmungsort iſt leicht thunlich und ſichert das Gedeihen. Der Bitterklee, Fieberklee, dreiblättrige Zottenblume. (Menyanthes trifoliata.) Eine krautartige, auf ſumpfigen Torf- und Moorwieſen, an Gräben und ſtehenden Waſſern wachſende Pflanze, blühet im Mai und Juni. Aus der perennirenden Wurzel wachſen alljährlich beinahe / Meter lange, kriechende, gegliederte, weißliche Stengel hervor, aus welchen die dreifachen, eirunden Blätter und der blattloſe Blüthenſtengel entſpringen, deſſen Blumen eine weiße oder mattröthliche Traube bildet und im Mai und Juni blühet. Klima und Lage. Da die Pflanze ſehr großen Anſpruch auf Feuchtigkeit macht, ſo iſt zu ihrem Anbau ſtets ein Ort zu beſtimmen, der eine niedere feuchte Lage hat, wozu ſogar noch ſumpfige Stellen als geeignet erſcheinen. N Boden. Die langen Wurzeln dieſer Pflanze verlangen einen ſehr lockeren, tiefgründigen, guten Boden und da ſolcher zugleich auch viele Feuchtigkeit beſitzen ſoll, jo iſt der Torf⸗ 3 und Moorboden zu ihrem Anbau ſehr geeignet, doch gedeiht der Bitterklee auch in andern Bodenarten, wo der Grund ein tiefer und feuchter iſt. Die Fortpflanzung. Dieſe geſchieht durch die Saat, die auf den wund gemachten Boden geſtreut und ſchwach unter⸗ gebracht, ſicher gedeiht. Zur Saat muß der Boden gut ab⸗ getrocknet ſein, wenn der Samen gleichmäßig untergebracht werden ſoll. Folgt nach der Saat feuchtwarme Witterung, ſo iſt die Vegetation eine außerordentlich ſchnelle, die Pflanze wuchert alsdann ſo ſehr, daß ſie bald den ganzen Boden überzieht. Ernte. Da die Pflanze ihrer Blätter wegen angebaut wird, ſo beginnt das Abſchneiden derſelben ſobald ſie ſich vollkommen ausgebildet haben. Dann werden ſie getrocknet. Die Blätter, die geruchlos find, ſchmecken ſtark und an- haltend bitter. Als Heilmittel angewendet, find fie magen- ſtärkend und ſchleimauflöſend, wirken ſehr heilſam bei Wechſel— fiebern und Leberleiden und können auch als Wurmmittel gebraucht werden. Der ausgepreßte Saft der grünen Blätter dient zur Heilung von Geſchwüren. Als Viehfutter iſt die Pflanze ſehr zu empfehlen, indem ſie für das Vieh ſehr geſund iſt, namentlich für die Schafe, welche ſie gegen Waſſerſucht und Leberverſtopfung ſchützt. Zuweilen wird der Bitterklee auch theilweiſe als Erſatz⸗ mittel anſtatt des Hopfens zum Bierbrauen genommen, um dadurch das Sauerwerden des Bieres zu verhüten. Bei dem Porterbier ſoll der ganz eigene Geſchmack davon herrühren. Zu dieſem Gebrauch werden die Blätter im Schatten getrocknet, gekocht und abgeſchäumt, um die ſcharfe Bitterkeit zu entfernen, und gießt man von dieſem Abſud, wenn dem Bier der Hopfen gegeben wird, einige Löffel voll hinzu. — 43 — Das Bitterſüß, ſteigender Nachtſchatten. (Solanum Dulcamera.) Eine ſtrauchartige, auf feuchten und ſchattigen Stellen, an Flußufern, in Gebüſchen und Wäldern wachſende Pflanze. Die holzigen Stengel find rankend, die Blätter ſtehen ab: wechſelnd, die unteren ſind eiförmig, die oberen dreilappig, die Blüthen ſind violettblau, die Frucht oder die Beeren ſind länglichrund und roth. Klima und Lage. Das Bitterſüß liebt einen feuchten, ſchattigen Ort, denn wildwachſend wird es nur an Hecken und Gebüſchen, wo es ſehr feucht iſt, gefunden, ſo auch an den Geſträuchen der Flußufer. Boden. Bloß in einem loſen Boden mit vieler Feuchtigkeit gedeiht das Bitterſüß, dann wächst es aber ſo ſchnell und wird ſo lang, daß ſich ſein Anbau namentlich bei Uferbauten und Dämmen empfiehlt, wo die tiefgehenden Wurzeln den Boden ſehr vor einem Rutſchen ſchützen. Fortpflanzung. Will man dieſer Pflanzung einige Aufmerkſamkeit ſchenken, ſo ſammelt man Samen und ſäet ihn im Spätjahr an einem der Pflanze geeigneten Ort, deſſen Boden, ſelbſt wenn er auch vor einiger Zeit noch ſo gut ge— lockert war, doch zur Saatbeſtellung wund gemacht werden muß, damit der Boden in gehöriger Tiefe untergebracht werden kann. Die dunkelvioletten Blumen ſtehen in Traubendolden, erſcheinen im Juni und hinterlaſſen rothe, ſaftige Beeren, von der Größe der Erbſen, welche fo wie die Pflanze zu den be— täubenden Giften gehören. Ernte. Die getrockneten einjährigen Aeſte ſind die ge⸗ bräuchlichen Bitterſüßſtengel (Stipites Dulcamarae), dieſe werden im Spätjahr geſammelt, getrocknet und aufbewahrt. Sie Ru. © wirken ſchwach narkotiſch, find jedoch im getrockneten Zuſtand nicht gefährlich, und werden ſchon in Apotheken angekauft. Der Bockshorn, Siebenzeiten, griechiſches Hen. (Trigonella, fœnum gr&cum.) Dieſe einjährige, im ſüdlichen Frankreich wildwachſende Pflanze, wird zuweilen auch in Deutſchland als Arzneipflanze kultivirt. Sie wird ½ bis ½ Meter hoch, aufrecht und äſtig, die abwechſelnden Blätter ſind dreizählig und die Hülſen ſind lang, ſichelförmig, zugeſpitzt und abwärts gebogen. Klima und Lage. Zu ihrem Anbau hat man eine trockene, warme Lage zu beſtimmen, welche ziemlich geſchützt iſt, ſonſt wird der Ertrag bedeutend geſchmälert. Boden. Der Bockshorn liebt einen reinen, milden Mittel⸗ boden, welcher nicht naß ſein darf, damit die Saat im Früh⸗ jahr bald vorgenommen werden kann. Kälte, Näſſe und ſchwerer Boden hemmen ſein Gedeihen und die Güte des Samens, denn je wärmer der Acker, deſto kräftiger wird der Bockshorn, daher verdient wohl ein in alter Kraft ſtehender ſandiger Lehm⸗ oder lehmiger Sandboden den Vorzug. Fruchtfolge. Er verlangt ein reines, gut gelockertes Feld, deßwegen gedeiht er am beſten nach gedüngten Hack⸗ früchten und iſt ein guter Vorgänger von Winterfrucht. Dünger. Ein fetter, friſch gedüngter Boden iſt dem Bockshorn zu üppig, weil er ſich leicht lagert, er verlangt nur alte Bodenkraft oder eine ſchwache Düngung ſchon vor Winter. Die Zubereitung und Beſtellung des Feldes. War ſein Vorgänger eine Hackfrucht, ſo iſt eine Pflugart vor Winter hinreichend, bei vorangegangener Halmfrucht dagegen ſind zwei Pflugarten erforderlich. Im Frühjahre, wenn das Feld abgetrocknet iſt, wird die Saat vorgenommen. Der Saat Ze hat, damit der Samen nicht zu tief untergebracht wird, ein Eggen voranzugehen. Die Saat. Die Saat kann breitwürfig geſchehen, darf aber nicht zu dicht ſein; eine Reihenſaat von einer Entfernung eines ſchwachen halben Meters iſt ſehr DREH. Saatbedarf: Auf das öſterreichiſche Joch ½ Metzen, „„ le dee Bei vorangegangener guter Kultivirung und gehörig gleicher Saat iſt bis zur Ernte keine weitere Pflege nothwendig, andernfalls könnte ein Ausjäten des Unkrautes, ſowie bei einer zu ſtarken Saat, das Verdünnen der zu dicht ſtehenden Pflänzchen nöthig werden. Ernte. Die Ernte wird vorgenommen, wenn der größte Theil der Hülſen reif iſt, was man an dem Gelbwerden der⸗ ſelben wahrnehmen kann. Die Pflanzen werden entweder, wo der Boden locker iſt, gerauft, oder wo der Boden ſo bindig und hart iſt, daß das Ausziehen nicht thunlich iſt, geſchnitten und auf Maden liegen gelaſſen und getrocknet. Sobald die Pflanze trocken ift, wird fie in Bünde gebunden und einge- fahren, wo dann das alsbaldige Dreſchen ſehr zu empfehlen iſt, damit ſich der Same nicht unter das Getreide oder Futter mengt wegen des widerlichen Geſchmacks, welchen er ſowohl dem Getreide, als dem Futter mittheilt. Daß nach dem Dreſchen die Tenne ſorgfältig zu reinigen iſt, verſteht ſich von ſelbſt. Es dürfte da von ganz beſonderem Werthe ſein, daß man dann, wenn wenn man mit einem Dreſchtuch verſehen iſt, den Bocks— horn ſogleich auf dem Felde ausdriſcht, was gerade hier viel⸗ ſeitigen Nutzen gewährt. Die Arbeit geht viel leichter und ſchneller von Statten und der Samen wird weit vollkommener ausgedroſchen, wenn der Samenſtengel ſehr trocken und in dieſem trockenen Zuſtand auf dem Felde an der Sonne aus⸗ gedroſchen wird, daß auch die kleinſten Samenkörner ſich los⸗ — 6 — trennen und aus ihren Hülſen ſpringen. Zweitens iſt das Einfahren, Abladen und Aufbewahren erſpart, und dann wie— der das Reinigen der Tenne und zuletzt iſt keine Untermi⸗ ſchung unter Getreide ꝛc. zu befürchten, wie dieß der Fall iſt bei dem Dreſchen in einer Tenne und an dem Auf- bewahrungsort. Fällt auf dem Felde auch Samen auf den Boden, ſo iſt dabei nie ein Schaden, viel weniger eine Gefahr zu befürchten. Der Acker iſt ſeicht zu pflügen und zwar ſo⸗ gleich nach der Ernte, in kurzer Zeit keimt der Samen und grünt dann noch ſo ſtark, daß er zur Grünfütterung oder als Gründüngung benützt werden kann. Will man den Bockshorn zur Grünfütterung benützen, ſo muß dieſes ſo frühzeitig, als möglich geſchehen, jedenfalls ſchon vor der Blüthe, ſonſt frißt ihn das Vieh wegen ſeines widerlichen Geſchmacks nicht mehr, ebenſo läßt ſich bei den Kühen eine nachtheilige Wirkung bei der Milch wahrnehmen. Der Bockshornſamen darf nach dem Dreſchen auf den Trockenböden nicht aufgeſpeichert werden, ſondern muß in der erſten Zeit möglichſt dünn zu liegen kommen und deſſen ungeachtet noch von Zeit zu Zeit gewendet werden, bis man ſich geſichert weiß, daß er vollſtändig trocken iſt. Sehr räthlich iſt es, den Bockshorn auf ganz abgeſonderte Böden von den Getreiden aufzubewahren, damit unter das Getreide ſich kein Bockshornſamen einmengt, was zu Mehl gemahlen, Krankheiten verurſachen könnte und als Saatfrucht ſolche verunreinigen würde. Der Ertrag iſt ein ſehr bedeutender: Auf dem öſterreichiſchen Joch 16 — 20 Centner „ das Ar 0,15 —0,20 Tonnen. Der Strohertrag iſt 0,20 — 0,25 Tonnen per Ar. Das Stroh iſt nur zum Einſtreuen tauglich. Officinell iſt der Samen (Semen foeni graeci) ein mehr eckiger, als runder Samen von gelber oder röthlichbrauner Farbe. Der Samen, wie die ganze Pflanze hat einen dem RT Steinklee ähnlichen Geruch, am meiſten jedoch der Samen, der noch dazu einen widerlich gewürzhaften, bitteren, mehligen Geſchmack hat. Er iſt wegen ſeiner Zähigkeit ſehr ſchwer zu zerſtoßen, enthält ätheriſches, fettes Oel, ſehr viel Schleim und bildet daher auch einen Hauptbeſtandtheil bei erweichenden Breiumſchlägen. Auch innerlich findet der Bockshornſamen in der Thierheilkunde häufige Anwendung als ſchleimiges und zugleich gewürzhaftes Mittel bei katarrhaliſchen und lymphatiſchen Leiden, Drüſen ꝛc. Ferner macht er einen Beſtandtheil des ſog. Strengelpulvers aus. Die Brunnenkreſſe. (Nasturtium officinale.) Eine ausdauernde krautartige Pflanze, die beinahe das ganze Jahr an Quellen, Waſſergräben und kleinen Bächen zu finden iſt. Der Stengel iſt aufſteigend, am Grunde wurzelnd, wenig äſtig, gefurcht, hohl und ſaftig. Die Blätter find ab⸗ wechſelnd hellgrün, eiförmig, rundlich mit am Grunde herz— förmigen Seitenblättchen und etwas größeren Endblättchen. Die vom Mai bis September erſcheinenden Blümchen bilden eine gedrängte Traube und hinterlaſſen kurze, runde Schötchen. Klima, Lage und Boden. Die Brunnenkreſſe anzu⸗ pflanzen iſt nur da thunlich, wo ſich Waſſergräben befinden, in denen ſtets fließendes, weiches Waſſer iſt, das nie zuge— friert. Je wärmer und weicher das Waſſer iſt, umſomehr iſt das Gedeihen geſichert. Die Fortpflanzung. Solche kann durch Samen oder Stecklinge geſchehen. Den Samen ſäet man im Frühjahr in die Böſchung zunächſt dem Waſſer, oder wo ſich über das Waſſer hervorragende lockere, ſchwammige Erde befindet. Der Samen braucht nur ſchwach untergebracht zu werden und bedarf u feiner Nachbehandlung, ausgenommen, daß das Unkraut jtets ausgerottet werden muß, weil ſolches die Brunnenkreſſe leicht unterdrücken könnte. Die Fortpflanzung durch Stecklinge geht leicht und ſchnell, man darf nur die Stengel abſchneiden und in Schlamm ſetzen, ſo wurzeln ſie ſchnell an, oder man hebt die Wurzeln vorſichtig aus, zertheilt und ſetzt ſie. Um den Boden zur Saat oder zum Setzen der Pflanzen vorzu⸗ bereiten, reinigt man die Gräben im Spätjahr von allem Unkraut, Steinen und ſchlechtem Grund, und wirft zur Saat etwas gut gedüngte Erde in den Graben. Dieſes Beimengen von ge⸗ düngter Erde (Kompoſt) iſt auch zum Setzen der Pflanzen rathſam. Die Brunnenkreſſe kann bei einiger Behandlung alle 5 — 6 Wochen abgeſchnitten werden, ſogar im Winter, wenn man ſie über die kälteſte Zeit mit Stroh bedeckt. Eine ſolch' kultivirte und öfters abgeſchnittene Brunnenkreſſe iſt viel zarter und feiner, als die gewöhnliche, in Gräben wildwachſende, weil ſie durch die Kultivirung an ihrer Bitterkeit verliert. Man pflanzt ſie auch in manchen Orten, namentlich bei Erfurt, wo ſie durch Kultur an Zartheit und Wohlgeſchmack ſehr gewinnt, in reinen Quellen und Bächen an, und zwar in ſolcher Menge, daß zu einer Zeit, wo es an friſchen Kräutern mangelt, großer Handel damit getrieben wird. Die Brunnenkreſſe (herba Nasturtii aquatici), welche einen ſcharfen, kreſſenartigen Geruch und einen bitterlich ſcharfen Geſchmack beſitzt, befördert Abſonderung, reinigt das Blut, ſtärkt die Eingeweide und iſt im Winter und Frühling ein ſehr angenehmes Gemüſe, auch dient es zu Kräuterſäften und iſt ein ſehr geſchätztes Mittel gegen Unterleibsſtockungen und Scorbut. 1 Die Cardobenedikte, gemeine Bitterdiſtel, Heildiſtel. (Cnicus benedictus.) Dieſe einjährige Arzneipflanze wächst in den Küſtenländern des mittelländiſchen Meeres wild, bei uns wird ſie in Gärten gepflanzt. Der Stengel iſt ausgebreitet und äſtig, die Blätter ſind länglich rund, dornigt gezahnt, hellgrün und wie der Kelch der Blumen mit einem klebrig ſpinnwebenartigen Gewebe ver— ſehen, die Kelchſchuppen mit langen, ſtarken, gefiederten Dor— nen beſetzt. Die Blüthen ſind gelb. Klima und Lage. Die Cardobenedikte gedeiht nur an einem warmen, trockenen Ort, daher auch zu ihrem Anbau ein trockener Ort zu beſtimmen iſt. Boden. Der Boden ſoll trocken, loſe und kräftig ſein, es iſt ſomit auch ein trockener, in gutem Kraftzuſtand befind⸗ licher Sandboden der geeignetſte. Zubereitung des Feldes zur Saat. Das zu ihrem Anbau beſtimmte Feld wird im Spätjahr ſchon zur Saat vorbereitet und gedüngt, ſo daß im Frühjahr die Saat möglichſt bald vorgenommen werden kann, ſo lange in dem trockenen Sandboden auch noch die nöthige Feuchtigkeit vor- handen iſt, jedoch muß der Boden zum Eineggen des Samens die nöthige Trockenheit beſitzen. Wenn ſich nach der Saat Trockenheit einſtellen ſollte, ſo iſt zuvor ein Walzen vorzuneh⸗ men, um die Feuchtigkeit in dem loſen, von Natur trockenen Sandboden zu erhalten. Pflege nach der Saat. Wenn ſich Unkraut einſtellen ſollte, ſo iſt alsbald ein Ausjäten deſſelben vorzunehmen; auch ſind Hackarbeiten nicht ohne günſtigen Erfolg, daher auch die Pflanzen einen ſolch' entfernten Stand zu bekommen haben, daß dieſelben vorgenommen werden können. Will man Samen 4 a ziehen, fo werden nur einige der ſchönſten Pflanzen ſtehen ges laſſen. Officinell iſt das Kraut (herba cardui benedicti), es ent⸗ hält reichlich bittern Extraktivſtoff und iſt ein kräftiges und auflöſendes Mittel. Das Cardobenediktenkraut muß zum Gebrauch als Heilmittel vor der Blüthe geſammelt, von den Stengeln befreit und im Schatten getrocknet werden. Friſch hat dieſes Kraut einen un⸗ angenehmen, trocken dagegen keinen Geruch. Der Geſchmack iſt ſehr bitter, etwas reizend und ſalzig. Diptam, weißer. (Dietamus albus.) Eine ausdauernde, an ſonnigen und ſteinigen Abhängen im ſüdlichen Europa häufig vorkommende Pflanze, die bei uns nicht ſelten als Zierpflanzen in Gärten angebaut wird. Die ausdauernde, fingerdicke, äſtige, außen blaßgelbe, innen weiße Wurzel treibt einen aufrechten Stengel, der nach oben mit röthlichen Drüſen beſetzt iſt und eine Höhe von ½ Meter bekommt. Die abwechſelnden Blätter ſind kahl und ſägezähnig, die großen ſchönen Blüthen bilden eine aufrechte Endtraube; ſie ſind weißlich und hellroth und mit purpurrothen Adern durchzogen. Die Drüſen der Staubfäden und des Fruchtknotens ſind dunkelroth und fett anzufühlen. Klima und Lage. Ein trockenes Klima ſichert den Anbau des Diptam recht gut im Freien, daher iſt auch ein warmer ſüdlicher Abhang zu ſeinem Anbau ſtets zu beſtimmen. Boden. Er verlangt einen lockern Lehmboden oder ſan⸗ digen Thonboden, begnügt ſich aber auch mit einem ſtark ge: düngten Sandboden. ERBE a Düngung. Um erſtarkte Wurzeln zu bekommen, iſt eine oftmalige Düngung nothwendig, ſelbſt wenn auch das Land noch ſo ſtark vor der Anpflanzung gedüngt wurde. Die Fortpflanzung. Die Fortpflanzung geſchieht durch den Samen, den man vor der Ausſaat zwei Tage in lauwarmes Waſſer legt. Das Land hiezu muß gut vorbereitet ſein und namentlich ſchon vor der Saat ſo gepulvert werden, daß der Samen, der nur ſchwach untergebracht werden darf, nicht zu tief in den Boden zu liegen kommt. Da, wo der Diptam ſchon angebaut war, gibt man ſich die Mühe mit der Saat nicht, zertheilt nur deren Wurzeln und vermehrt dadurch die Zahl der Stöcke. Werden die Wurzelableger in ein gut gedüngtes und gelockertes Feld etwas tief geſetzt und einigemal begoſſen, ſo iſt ihr Gedeihen ſo ziemlich geſichert. Die Wurzel wuchert dann in Bälde ſo, daß von ihr Ableger nach Bedarf gewonnen werden können. Beabſichtigt man den Diptam zum Gebrauch für die Apo— theke zu bauen, ſo umgräbt man das Land vor der Anpflan— zung ziemlich tief, und düngt dabei den Boden ſehr ſtark mit verrottetem Dünger, um ſtarke, kräftige Wurzeln zu erzeugen. Dieſelben beſitzen jo viel Heilkraft, daß fie als officinelle Pflanzen von den Apothekern angekauft werden. Bis ſie aber hiezu geeignet ſind und reichliche Ernten liefern, kann man bei der reichlichſten Düngung und ſorgfältigſten Pflege dennoch nicht vor dem fünften Jahre eine entſprechende Wurzelernte gewin⸗ nen, ſelbſt auch nicht in der wärmſten Lage und in dem ge⸗ eignetſten Boden. Deßhalb iſt auch der Anbau des Diptam durchaus nicht lohnend und geſchieht meiſtens nur des Ver⸗ gnügens halber. N Ernte. Mit der Ernte wird erſt dann begonnen, wenn man ſich überzeugt weiß, daß die Wurzeln auch erſtarkt genug ſind und ſich ihre Rinde vollſtändig ausgebildet hat, was im⸗ merhin 5 bis 6 Jahre erforderlich macht, dann aber werden * in einer warmen Lage und in gutem Boden ausgezeichnet ſchöne Wurzeln gegraben, deren Rinden ſich durch gutgedüng— ten kräftigen Boden und durch oftmalige Auflockerung deſſelben fo ausgebildet und vervollkommnet haben, daß eine ganz ent⸗ ſprechende Ernte gewonnen wird. Um die langen, dünnen, tiefgehenden Wurzeln beim Aus⸗ graben zu erhalten, muß der Stock vorher umgegraben und behutſam herausgenommen und zerlegt werden, ſo daß man die Wurzel in ihrer vollen Länge bekommt. Die Wurzeln werden dann abgezupft, gewaſchen und getrocknet. Sie ſind fingerdick, ca. 9 Ctm. lang, außen von gelblich weißer, dicker, ſchwam⸗ miger Rinde, die einen ſtrohhalmdicken Holzkern umſchließt. Die getrocknete Rinde, die für den mediciniſchen Gebrauch einzig und allein verwendet wird, iſt vor dem Gebrauche von dem Kern zu befreien. Dieſe Rinde hat einen eigenthümlichen, durchdringenden, balſamiſchen Geruch und Geſchmack und die Eigenſchaft, zu ſtärken und zu zertheilen. Der Doſten oder Wohlgemuth. (Origanum vulgare.) Der Doſten wächst auf ſonnigen, unbebauten Stellen, in Hecken, an Rainen und Wegen in ganz Europa wild. Die ausdauernde, krautartige Pflanze hat einen röthlichen, öfters ½ Meter hohen Stengel mit eirunden behaarten Blättern, die Blumen bilden eine röthliche, runde Aehre. Der Geruch der ganzen Pflanze iſt angenehm, gewürzhaft, dagegen der Ge— ſchmack ſcharf. Klima und Lage. Der Doſten liebt ein trockenes Klima, namentlich eine ſonnige hohe Lage, beſonders über die Dauer der Blüthe, die vom Juli bis September andauert, trockene Witterung. Der Doſten wird häufig in Gärten ge⸗ 55 pflanzt, wo man ihm ſtets einen ſonnig gelegenen, warmen Ort anweist. Boden. Auf die Güte des Bodens macht er keine großen Anſprüche, er wächst im leichten Boden, wenn er nur einige Kraft beſitzt und trocken iſt. Die Fortpflanzung. Die Fortpflanzung geſchieht meiſtens durch Samen, nachdem das Feld ſchon im Spätjahr vorbereitet wurde, ſo daß die Saat im Frühjahr ſehr bald vorgenommen werden kann. Tritt nochmals Froſt ein, ſo muß das Feld bedeckt werden. Um das Feld jäten und bearbeiten zu können, müſſen die Pflanzen ſo weit von einander zu ſtehen kommen, daß man den Boden zwiſchen den Pflanzen bearbeiten kann. i Soll die Fortpflanzung durch Setzlinge geſchehen, ſo werden im Monat März oder April bei etwas feuchter, jedoch nicht naſſer Witterung die Wurzeln, die kaum etwas mit Erde bedeckt ſind (ſo daß ſie zuweilen ſichtbar ſind und auf dem Boden herumflattern), zertheilt und in das dazu beſtimmte Land ver- ſetzt. Dieß geſchieht jedoch häufig auch dann, wenn Stöcke ausbleiben und ſich leere Stellen bilden; da zertheilt man an zu dichten Stellen die Wurzeln und ſetzt ſie in die kahlen Stellen. Eine Entfernung der Stöcke von ½ Meter iſt mehr als genügend Raum gegeben, die Stengel können ſich dennoch weit genug ausbreiten. | Die Nachbehandlung. Wo der Raum zu den Had: arbeiten gegeben iſt, iſt es immerhin räthlich, das Land über die Dauer der Vegetation einige Mal aufzulockern und das Unkraut auszujäten. Ernte. Zum Gebrauch für die Heilkunde ſammelt man die Blätter ſammt der Blüthe, wenn ſolche im ſchönſten Flor iſt, vom Monat Juli bis September, pflückt die Blätter mit der Blüthe ab, und trocknet ſie an einem luftigen Ort, bis die Blätter ſich leicht vom Stengel abſtreifen laſſen. Die ganze Pflanze riecht ſtark angenehm, gewürzhaft, ihr Geſchmack ift gewürzhaft, bitterlich, zuſammenziehend. Der gemeine Doſten dient als Theeaufguß bei Katarrhen und Krämpfen, ſeine Anwendung iſt jedoch weniger häufig, dagegen iſt der Doſten zu Bähungen und Bädern zu äußer⸗ lichem Gebrauch ein ausgezeichnetes auflöſendes und zertheilen⸗ des Mittel. Dreifaltigkeitskraut, dreifarbiges Veilchen, Stiefmütter⸗ chen, Je länger, je lieber, Freiſamkraut. (Viola tricolor.) Das Dreifaltigkeitskraut wächst in ganz Deutſchland auf Feldern, Rainen, in Grasgärten, ſo wie auf trockenen Wieſen; es hat ½ Meter hohen, eckigen Stengel, länglich eingeſchnittene Blätter, weiße, gelbe und purpurrothe Blumen, deren Farben in den Gärten vorzüglich ſchön werden, denn es gewinnt durch Kultur außerordentlich an Schönheit und wird, weil es den ganzen Sommer blühet, häufig an Böſchungen und Rainen der Gärten oder an ſonſtigen trockenen Stellen gebaut. Klima, Lage und Boden. Das Dreifaltigkeitskraut liebt einen warmen, geſchützten Standort, eine ſonnige, hohe Lage, einen lockern Lehmboden oder ſandigen Thonboden, auch Sandboden, wenn ſolcher kräftig iſt und die nöthige Feuchtig⸗ keit beſitzt. Dieſe Pflanze nimmt eigentlich mit jedem Boden vorlieb und pflanzt ſich in Gärten, in gutem fetten Boden und ſchattiger Lage durch Samenausfall fo ſtark fort, daß fie. bisweilen läſtig wird. In dieſem Boden ſind die einzelnen Blumen an der Spitze purpurroth, ihr eirunder Kelch iſt glän⸗ zend, ſeine Schuppen ſind braun oder ſchwärzlich, der vertiefte Fruchtboden enthält Spreublätter. Auf ſteinigt, ſonnigen, trocke⸗ nen Anhöhen findet man ſie ganz weißfilzig mit einfachen ein⸗ | = = blumigem und liegendem Stengel, mit ſchmalen ſpitzigen Blät⸗ tern und mit weißen Blumen. Fortpflanzung. Zur Saat ſammelt man Samen von ſchönen reifen Blumen und nimmt dieſelbe im Frühjahr ſehr bald vor. Sie wird nur ſchwach eingerecht. An ihrem Gedeihen iſt alsdann, wenn der Boden einigermaßen kulturfähig iſt, nicht zu zweifeln. In den Gärten eignet ſie ſich vorzüglich als Rabattenblume, wo ſie ſich ſtets durch den ausfallenden Samen vermehrt, und ſehr bald einen ſehr dicken Stand bekommt, den ſie auch behält. Verwendung. Die Blumen ſind den Bienen ſehr an- genehm. Das Kraut, das von Thieren gerne gefreſſen wird, iſt ihnen ſehr geſund, indem ſchon die grüne Pflanze reizend auf die Harnabſonderung wirkt. Die getrocknete Pflanze riecht ſchwach und ſchmeckt fade, ſchleimig, wirkt reizend, auflöſend, harntreibend, blutreinigend. Officinell iſt das Kraut unter dem Namen Herba Jaceae; man ſammelt die ganze blühende Pflanze ohne Wurzel und trocknet ſie. Eberreis, Eberraute, Stabwurz, Citronenkraut. (Artemisia Abrotanum.) Eine kleine, im ſüdlichen Europa wild wachſende, ſtrauch— artige Pflanze, häufig in Gärten gezogen, hat aufrechte äſtige Stengel, die nach unten holzig und rund, nach oben krautartig ſind. Die Blätter ſind gefiedert und fein punktirt, die Blu⸗ men geſtielt und von gelblicher Farbe. Klima, Lage und Boden. Dieſe kleine Pflanze ver⸗ langt einen ſonnigen, warmen Standort und eine geſchützte Lage; begnügt ſich dagegen aber auch mit jedem Boden, wenn er nur die nöthige Lockerheit und Feuchtigkeit beſitzt. Fortpflanzung. Die Fortpflanzung geſchieht einzig und allein durch die Saat. Dieſelbe wird im Frühjahr vor⸗ „„ genommen, kann aber auch mit gutem Erfolg im Spätjahr vorgenommen werden. Wenn die Pflanzen /½ Meter von einander zu ſtehen kommen, ſo iſt es am beſten. Ein engerer Stand wäre zu lichten. Dieſe Pflanze kann dann mehrere Jahre auf ein und demſelben Felde ſtehen bleiben, im Frühjahr treibt ſie ſehr bald wieder. Officinell iſt das Kraut (herba Abrotani), es iſt son bal⸗ ſamiſch gewürzhaftem Geruch und bitterlichem Geſchmack, wird kurz vor der Blüthe geſammelt, bekommt beim Trocknen eine ſchwarzbraune Farbe, dient als Theeaufguß, ſchweiß- und harn⸗ treibend und wirkt äußerlich, als Bähung, zertheilend. Die Eberwurz, ſtengelloſe Eberwurz. (Carlina acaulis.) Eine auf ſonnigen, trockenen Hügeln, Heiden, Gebirgstrif⸗ ten, zumal auf Kalkboden im mittleren Europa ſich häufig vor⸗ findende Pflanze; die lange, walzenförmige Wurzel treibt einen aufrechten, 3—9 Ctm. hohen Stengel, deſſen Blätter kahl find, die Blätter der Wurzel dagegen ſind lang, gefiedert und bilden einen Kreis, die äußerſten Hüllblätter ſind blattartig grün, die mittleren purpurroth, die innerſten an ihren ſtrahlenden Spitzen gelb- lichweiß und glänzend; die große, durch den Kelch weißſtrahlige Blume ſitzt in der Mitte und hat kleine, dichtgedrängte, violette Blümchen. Die Blume öffnet ſich nur bei Tage und zwar nur bei guter trockener Witterung, des Nachts aber ſchließt ſie ſich wieder und bleibt auch bei Regenwetter geſchloſſen. Klima, Lage und Boden. Wie Eingangs erwähnt, liebt die Eberwurz trockene, ſonnige Hügel und einen ſehr war⸗ men Standort und einen etwas ſteinigen, beſonders kalkigen Boden. i Die Fortpflanzung. Die Fortpflanzung geſchieht häufig durch Samen, der auf friſch umgebrochenen Boden geſäet a und ſchwach eingeeggt wird. Die Pflanzen haben einen ½ Meter weiten Stand zu bekommen, damit ſich ihre Wurzeln vollkom⸗ men ausbilden können. Die weitere Fortpflanzungsart iſt die durch Wurzelableger, die bei der Ernte gewonnen werden kön— nen, ſo daß da, wo die Wurzeln geerntet werden, die Fort⸗ pflanzung mittelſt Wurzelableger am leichteſten und ſchnellſten auszuführen iſt, welche dann im Spätjahr oder im Frühjahr in einen gut gelockerten Boden gelegt werden. Ernte. Die Eberwurzel wird im Spätjahr bei trockener Witterung geerntet. Das Graben hat namentlich dann ſehr tief zu geſchehen, wenn die Wurzelſproſſen zur Fortpflanzung benützt werden wollen. 5 Die Eberwurzel, Radix Carlinae s. Cardopatiae, bekommt eine Länge von 18 — 24 Ctm., iſt im grünen Zuſtand ſtark finger: dick, im dürren Zuſtand, da ſie ſtark ſchrumpft, bis ſie trocknet, wird ſie anſehnlich dünner und runzlich, behält innen ziemlich ihre weiße Farbe, außen dagegen wird ſie bräunlich. Sie hat einen unangenehmen, gewürzhaften Geruch und ſüßlichen, ſtark gewürzhaften, ſogar beißenden Geſchmack, ihr ätheriſches Oel und Harz, welches ſie in reichem Maße beſitzt, wirkt erregend auf die Verdauungsorgane und auf die Nerven, auch wirkt ſie harn⸗ und ſchweißtreibend. Die Eberwurzel findet beſonders bei der Thierheilkunde Anwendung und kommt häufig zum Gebrauch im Strengel— pulver der Pferde beigemengt vor, aber auch bei andern Thier- gattungen iſt ihre Anwendung nicht ſelten, namentlich bei den Schweinen. Der Edelwermuth. (Artemisia pontica.) Eine auf ſonnigen, trockenen Plätzen in ganz Deutſchland wildwachſende Pflanze, aus deren Wurzel alljährlich mehrere — Stengel von 1 Meter Höhe wachſen. Die Blätter ſind oben weißgrau, unten weißfilzig. Die Blumen, die Trauben bilden, ſind klein, filzig und grau. Klima, Lage und Boden. Der Wermuth verlangt zu ſeinem Anbau ein trockenes Klima; Feuchtigkeit kann er nicht ertragen, daher iſt ſein Anbau auch nur auf ſonnigen Abhän⸗ gen oder Bergen geſichert. Er gedeiht in jedem Boden, wenn er nur Kraft beſitzt, ganz beſonders aber in einem kalkreichen Boden. Die Fortpflanzung. Die Fortpflanzung geſchieht theils durch Samen, theils durch Wurzeltheilung. Im erſteren Falle hat man den Boden zu einer Zeit zu kultiviren, daß die Saat noch im Spätjahr vorgenommen werden kann, damit die Pflan⸗ zen, durch die Winterfeuchtigkeit begünſtigt, bis Frühjahr ſo ziemlich erſtarken. Die Fortpflanzung iſt aber auch durch Wurzeltheilung ausführbar, die alsdann keiner weitern Mühe bedarf, als daß man die Wurzel freigräbt, ohne ſie jedoch zu beſchädigen und ſie im Spätjahr oder ſehr bald im Frühjahr in den dazu kultivirten Boden legt, mit Erde bedeckt und etwas angießt. Legt man dieſe Wurzeln im Spätjahr, ſo iſt ein Be⸗ decken mit friſchem Stalldünger nothwendig, um ſie vor Froſt zu ſchützen. Ernte. Das Kraut wird geſammelt, wenn es ſeine beſten Heilkräfte beſitzt, zu Anfang der Blüthezeit, im Juli oder an⸗ fangs Auguſt. Zum Sammeln des Krautes hat man gute, trockene Witterung abzuwarten; wohl kann man es auf dem Felde welken laſſen, nicht aber vollſtändig an der Sonne trock⸗— nen, weil es ſonſt zuviel an ſeinem Aroma verlieren würde. Getrocknet wird es entweder gleich an die Apotheker verkauft, oder wohl verſchloſſen aufbewahrt. Sein Geruch iſt zwar ſtark, aber doch angenehm, der Ge— ſchmack ſtark aromatiſch bitter. Das Edelwermuthkraut (Absinthii pontici herba) iſt ver⸗ 5 ee möge ſeiner Bitterkeit und des in ihm enthaltenen ätheriſchen Oels ein magenſtärkendes und erhitzendes Mittel, das jedoch nicht gerne von den Apothekern gekauft wird, weil es ſelten mehr in Anwendung kommt. Zu Kräuterkiſſen iſt der Edel⸗ wermuth ausgezeichnet, und bei Entzündungen ſehr zertheilend. Der Ehrenpreis. (Veronica officinalis.) Eine krautartige perennirende Pflanze, die an trockenen Stellen, in den Wäldern, auf Heiden und Waideplätzen in ganz Europa gefunden wird. Es gibt deren zahlreiche Arten, von denen jedoch der gemeine, der ächte Ehrenpreis, am meiſten Heilkraft beſitzt. Der Ehrenpreis treibt alljährlich friſche Sten⸗ gel hervor, die behaart und meiſtens kriechend find. Die Blü- then bilden ährenähnliche Trauben, die Blumenkrone iſt hellblau oder röthlich, ſelten weiß. Die kurz geſtielten Blätter ſind gegenüberſtehend, ſägeartig auf beiden Seiten behaart und von hell oder graulich grüner Farbe. Die Blumen ſind hellblau oder röthlich, ſeltener weiß. Der Ehrenpreis blühet im Juni und Juli. Klima, Lage und Boden. Dieſe Pflanze liebt einen ſonnigen Stand, gedeiht in jedem lockern, nahrhaften, nicht naſſen Boden; ſie findet ſich nur auf trockenen, ſandigen Wieſen vor, am häufigſten findet man ſie in lichten Wäldern, nament⸗ lich auf Holzſchlägen, oder Vorſäumen der Waldungen, an auf⸗ geworfenen Gräben und auf Anhöhen. Da ſich dieſe Pflanze ſo häufig in den Waldungen vorfindet, ſo wird ſie ſelten kul⸗ tivirt, doch dient ſie auch in Gärten zu Einfaſſungen der Beete, namentlich an der äußern Seite der Beete zunächſt den Hecken und Umzäunungen. | Fortpflanzung. Daß der Ehrenpreis gerne gedeiht, geht ſicherlich daraus hervor, daß wir die Pflanzen an verſchie⸗ ERBE Me denen Orten finden. Der Ehrenpreis kann ſowohl durch Sa— men, als auch durch Wurzeltheilungen vermehrt werden; doch dürfte die Fortpflanzung mittelſt der Saat den Vorzug verdie⸗ nen, die alsdann im Frühjahr, nachdem das Land vorerſt gut gelockert iſt, vorzunehmen iſt. Je trockener das Klima und der Boden iſt, deſto früher muß die Saat vorgenommen wer⸗ den. Nur iſt bei der Pflanzung mit Wurzeltheilung der Bo- den in der erſten Zeit feucht zu halten. Ernte. Das friſche Kraut, das einen ſchwachen, gewürz— haften, balſamiſchen Geſchmack und Geruch hat, der ſich beim Trocknen etwas vermindert, jedoch ſtets balſamiſch bitter und zuſammenziehend iſt, wird während der Blüthezeit abgeſchnitten und an der Luft getrocknet. Das Kraut mit der Blüthe iſt officinell und kann in die Apotheke verkauft werden, wo es als Thee benützt wird und wegen ſeiner ſchleimauflöſenden Eigenſchaft als Bruſtmittel und bei Nierenkrankheiten dient. Auch in der Thierheilkunde wird der Ehrenpreis als Be: ſtandtheil von Arzneien bei Huſten, Bruft- und Leberleiden bei⸗ gegeben. Der Ehrenpreis ſollte in keiner Hausapotheke fehlen, indem er gepulvert, mit Salz vermengt, eine ſehr geſunde Salz⸗ lecke, namentlich für Schafe, iſt. Das Kraut, obſchon es bal- ſamiſch ſchmeckt, wird dennoch gerne vom Vieh gefreſſen. Das Eiſenkraut. (Verbena officinalis.) Das Eiſenkraut iſt eine auf Oedungen, an Wegen, auf Schutt und an Mauern wildwachſende, einjährige Pflanze, die ſich beinahe in ganz Deutſchland, in der Nähe der Dörfer vor— findet, mit aufrechtem % Meter hohen Stengel, kurz geſtielten, länglichrunden, gekerbten, ſchmutzig grünen Blättern und einer tellerförmigen, hellrothen Blumenkrone. 8 Die Pflanze wird ſo häufig wildwachſend gefunden, daß ſie keinen Anbau erforderlich macht, was übrigens durch die Ausſaat auf Oedungen ganz leicht möglich wäre und nur ein ſchwaches Unterhacken nothwendig machen würde. Sie blühet im Juni und Juli. Das Kraut wird, wenn die Blüthe im ſchönſten Flor iſt, abgeſchnitten und an der Luft getrocknet. Das Eiſenkraut hat keinen Geruch und einen etwas zuſam⸗ menziehenden Geſchmack, wirkt ſtärkend und ſchmerzſtillend. Als Futterpflanze iſt das Eiſenkraut weniger geeignet, weil es vom Vieh nicht gerne gefreſſen wird. Der Enzian. (Gentiana.) Der Enzian zählt mehrere Arten, wovon alle mehr oder weniger Aehnlichkeit haben, auch alle ſo ziemlich annähernd die— ſelben Heilkräfte beſitzen, nur nicht in dem ausgezeichneten Maße, wie der gelbe Enzian, daher die übrigen wohl ange— deutet, jener aber genau beſchrieben und zur Kultur empfohlen zu werden verdient. Der gelbe oder edle Enzian, Bitterwurz. (Gentiana lutea) wird am häufigſten auf höheren Gebirgen des ſüdlichen und mittleren Europas gefunden. Die Wurzel wird ½ Meter lang, 3 Etm. dick, iſt walzig, ſchwammig, außen braun, innen gelb. Der Stengel wird 1 Meter hoch, iſt dick, glatt und hohl, die unterſten Blätter find über ½ Meter lang, die obern ſchnell an Größe abnehmend, die Blume goldgelb. | — 62 — Der purpurrothe Enzian. (Gentiana purpurea.) Außer der Farbe der mehr purpurröthlichen Blumenkrone iſt die im Allgemeinen kleinere Pflanze, die auch eine kleinere, dünnere Wurzel hat, der gelben ganz annähernd ähnlich. Sie findet auch da, wo ſie vorgefunden wird, wie auf den Alpen der Schweiz und Piemonts, auf den Pyrennäen und in Nor⸗ wegen überall ihre Verwendung. Der ungariſche Enzian. (Gentiana pannonica.) Auch bei dieſer gibt die Blume das Hauptmerkmal dieſer Art beſonders an und zwar durch den 6⸗kantigen, 6⸗zähnigen Blumenkelch. Die ebenfalls purpurrothe Blumenkrone iſt groß und ſchön, ſchwärzlich violett punktirt. Die Wurzel tft von dunkler Farbe, etwas dünner, mit dem beſondern Kennzeichen, daß die Runzeln der Wurzeln der Länge nach ziehen, ſtatt quer ſind. Der Hauptfundort dieſer Art iſt Ungarn und Siebenbürgen. Der punktirte Enzian. (Gentiana punctata.) Der punktirte Enzian iſt in allen Theilen die kleinſte Art, an Kraut wie an Wurzel. Er hat häufig eine ſtrohgelbe Blu⸗ menkrone und iſt ſeltener purpurröthlich. Die Wurzel iſt von dunkler Farbe. Sie findet ſich auf Grasplätzen der Alpen und Voralpen, wo ſie von den Alpenbewohnern der Schweiz gegra⸗ ben und in den Handel gebracht wird; ſteht aber der gelben Enzianwurzel weit an Güte nach. Der Anbau des gelben Enzian (Gentiana lutea.) Klima und Lage. Wir finden den Enzian ſtets in einem trockenen Klima und in erhabener Lage, wo die tief⸗ EN gehende Wurzel nicht auf Näſſe ſtößt, denn ſtockende Näſſe im Boden kann die Enzianpflanze mit ihrer empfindlichen Wurzel nicht ertragen; ein trockenes Klima und ſelbſt in der trocken— ſten Lage hemmt die Vegetation der Enzianpflanze durchaus nicht, indem die tief eindringende Wurzel ſtets die erforderliche Feuchtigkeit in der Tiefe des Bodens findet. Boden. Der Anbau des Enzian ſetzt einen guten und tiefgründigen Boden voraus, derſelbe ſoll, um die nöthige Lockerheit zu geben, einen großen Theil loſen Sandes beſitzen, es darf aber auch das erforderliche Kali und ein geringer Kalkbeſtandtheil nicht fehlen, ſowie die Phosphorſäure. Schließ— lich muß auch noch ſo viel Thon beigemengt ſein, als erforder— lich iſt, um auch die nöthige Feuchtigkeit bieten zu können, aber auch, um den loſen Sandboden mehr zu binden. Die tiefgehende Wurzel verlängert und erſtarkt bald, wo ſie lockern Boden findet, Steine hingegen oder allzuzäher bindiger Letten⸗ boden hindert das Eindringen der Wurzeln außerordentlich und bietet der Enzianpflanze keinen gedeihlichen Standpunkt. Düngung. Ein kraftvoller Boden iſt unumgänglich noth- wendig, es iſt daher auch räthlich, das zum Anbau beſtimmte Land ſchon vorher ſtark zu düngen, damit der gedüngte obere Boden auch mit dem der Tiefe gemengt werde, denn die En— zianwurzel ſucht auch noch die Nahrungstheile der Tiefe auf. Zubereitung des Landes zum Anbau des En— zian. Bei dem tiefen Eindringen der Wurzeln muß auch die Lockerung des Bodens eine ſehr tiefe ſein. Dieſe darf ſich nicht allein auf die obere Krume beſchränken, ſie hat noch viel tiefer zu geſchehen, jedenfalls ebenſo tief, als die Wurzeln ein⸗ dringen, ſonſt könnten ſie in der Tiefe auf Steine ſtoßen, auf ſtauende Näſſe, oder große leere Spalten und Höhlen, wo als⸗ dann die Wurzeln keine Nahrung mehr fänden und dadurch verkümmern würden. Es iſt daher zu ihrem Anbau ein tieferes Rajolen ſehr zu empfehlen, oder, bei dem Anbau einer größe⸗ Fe > ren Fläche jedenfalls ein Doppelpflügen. Iſt das Land nicht vorher ſchon im beſten Kraftzuſtand, ſo hat das Düngen bei der Zubereitung des Landes zu geſchehen, und iſt der Dünger dann gleichmäßig mit dem Boden zu mengen. Die Fortpflanzung. Die Fortpflanzung kann durch die Saat oder durch das Setzen von Wurzelablegern geſchehen. Bei dem Saatverfahren iſt der Samen frühzeitig in ein Gartenbeet zu ſäen, deſſen Boden ſehr tief gelockert und reich— lich mit Dünger gemengt ſein muß, ſo daß die Pflänzchen ſchon hier eine möglichſt lange und erſtarkte Wurzel bekommen. Sobald die Pflanzen die nöthige Stärke haben, müſſen ſie in das Land verſetzt werden, und zwar in einer Entfernung von ½ Meter, damit der Boden durch wiederholte Hadarbeiten im lockern Zuſtand erhalten bleibt, und die erforderliche Feuchtig⸗ keit, Wärme und Luft zu jeder Zeit zutreten können. Soll die Pflanzung mittelſt Wurzelableger geſchehen, ſo iſt das Land, wenn der Boden ein loſer iſt, durch ein Doppel⸗ pflügen thunlichſt tief zu pflügen; iſt der Boden dagegen ein etwas bindiger oder ſteiniger, ſo iſt das Land zu rajolen, bindiger Boden mit loſem möglichſt zu mengen, und wo ſich Steine vorfinden ſollten, ſind ſolche zu entfernen. Findet ſich irgendwo ſtehendes Waſſer, ſo muß man ſolches abzuleiten ſuchen. Pflege einer Enzianplantage. Ueber die Dauer von 3—4 Jahren, bis die Enzianwurzel vollkommen erſtarkt iſt, macht der Boden alljährlich ein mehrmaliges Auflockern erforderlich. Iſt man vor dem Erfrieren nicht ganz ſicher, ſo iſt es immerhin räthlich, die Pflanzen vor Winter mit ſtrohigem Dünger zu bedecken, der dann im Frühjahr beim erſten Behacken mit in den Boden gebracht wird. Ernte. Man ſammelt die Enzianwurzel von älteren Pflanzen im Herbſte, oder zu Anfang des Frühjahrs, nur nicht zur Blüthezeit, vom Juni bis September. Die Mutterpflanzen werden ſehr gut gereinigt und getrocknet; ſo lange ſie noch . weich, zähe und biegſam ſind, ſind ſie noch nicht vollkommen ausgetrocknet. Die Nebenſproſſen werden zur Fortpflanzung geſammelt und ohne ſie zu reinigen in das dazu bereitete Land in einer Entfernung von ½ Meter geſetzt. Die friſche Wurzel riecht widerlich, die getrocknete hat einen ſchwachen, etwas gewürzhaften Geruch; ihr Geſchmack iſt im Anfang ſüßlich, dann ſehr anhaltend bitter. Die Enzianwurzel (Radix Gentiana) gilt für eines der ausgezeichnetſten, kräftigſten Heilmittel und leiſtet ſehr gute Dienſte bei Schwäche der Verdauungsorgane und bei Krämpfen. Mit dem beſten Erfolg wird ſie in der Thierheilkunde bei Verſtopfungen, bei Krankheiten der Gedärme angewendet und wird den meiſten Freß⸗ und Drüſenpulvern beigegeben. Der Flohſamen, Wegetritt, Flöhkraut. (Plantago Psyllium.) Eine einjährige, ſüdliche Pflanze auf ſandigen Stellen, an den Küſten des mittelländiſchen Meeres, die aber auch in Deutſchland, in Gegenden mit Sandboden, zu finden iſt. Der aufrechte, äſtige Stengel wird 1 Fuß hoch, die Blätter ſind zottig, klebrig, etwas zurückgekrümmt; die Kelchblättchen ſind ſchmal und zottig und haben grünlich weiße Blüthen. Die Samen ſind klein, auf der einen Seite gewölbt, auf der andern vertieft, und haben Aehnlichkeit mit den Flöhen, daher ſich dieſer Name datiren mag; ſie ſind hart und glänzend dunkelbraun, haben keinen Geruch und einen ſchleimigen Geſchmack. Klima, Lage und Boden. Beim Anbau verlangt der Flohſamen einen warmen, trockenen Standort, namentlich auf Anhöhen, und einen ſandigen Boden, wie auch Kalkboden. Fortpflanzung. Die Fortpflanzung geſchieht einzig und allein durch die Saat. Das Land wird zur Saat gut und tief gebaut und ſtark gelockert. Die Saat, welche gewöhnlich 5 . breitwürfig vorgenommen wird, darf nicht zu dicht ſein, damit das Land den Sommer hindurch ein- bis zweimal behackt wer⸗ den kann. Deßhalb möchte ich die Reihenſaat vorziehen, wo dann die Saatreihen einen / Meter entfernt zu ſtehen haben. Ende Auguſt kann, wenn die Saat frühzeitig vorge⸗ nommen und durch ſorgfältige Pflege begünſtigt wurde, die Ernte vorgenommen werden, im andern Fall öfters erſt gegen Ende September. Wenn der Samen ſeine Reife erlangt hat, ſo werden die Pflanzen ausgezogen oder geſchnitten, und dann zum Nachreifen auf dem Felde kurze Zeit liegen gelaſſen, jedoch nur bei günſtiger Witterung. Die getrockneten Pflanzen wer⸗ den, wenn ſie eingefahren ſind, ſogleich ausgedroſchen, und der Samen kurze Zeit an einem warmen, luftigen Ort dünne aus⸗ gebreitet und vollends getrocknet. Der Flohſamen (Semen Psyllii), in den Apotheken ſeines Schleimes wegen gebräuchlich, ſondert, in Waſſer eingeweicht, einen Schleim ab, wie die Quittenkerne. Er findet ſeine An⸗ wendung als linderndes Mittel innerlich und äußerlich, nament⸗ lich bei Entzüudungskrankheiten. Der Flohſamen wird theilweiſe auch wegen ſeines techniſchen Gebrauches angebaut, indem er zum Schwarzfärben und Ap⸗ pretiren ſeidener Zeuge verwendet und an die Färbereien und Kattundruckereien verkauft werden kann. Die Gicht⸗ oder Pfingſtroſe. (Pæonia officinalis.) Eine in den Gebirgswäldern des ſüdlichen Europa's mehr zur Zierde in Gärten gezogene Pflanze, beſitzt insbeſondere in der Wurzel ſo viele heilkräftige Beſtandtheile, daß dieſelbe auch unter den officinellen Pflanzen bezeichnet iſt. Die Gichtroſe hat 1 Meter hohe äſtige Stengel und ebenſo hohe krautartige Blätter, die unmittelbar aus der Wurzel kom⸗ men. Die einzelnen, ſehr ſchönen, roſenartigen Blüthen ſind von dunkelrother Farbe, doch finden ſich aber auch Exemplare von hellrother und weißer Farbe vor, ſo wie halb und oft ganz gefüllte, die zwar auch einige Heilkraft beſitzen, aber in bedeutend vermindertem Grade. Die Fruchtknoten, 2—3, find kantig und weißlich. Die Narben ſind roth. Die eirunden, glänzend rothſchwärzlichen Samen ſind von der Größe einer mittelmäßigen Erbſe. Die Gichtroſe blühet im Mai und Juni. Klima, Lage und Boden. Als eine mehr ſübliche Pflanze verlangt die Gichtroſe eine ſonnig, warm gelegene und geſchützte Lage, ſüdliche Abhänge ſind ſehr geeignet; ebenſo muß der Boden tiefgründig und im beſten Kraftzuſtand ſein, Thonboden mit der nöthigen Kalkmengung iſt ſehr geeignet, aber auch ein ſehr kräftiger lehmiger Sand- oder ſandiger Lehmboden läßt ſich zu ſeinem Anbau beſtimmen, nur muß ſolcher die nöthige Feuchtigkeit haben, doch darf keine ſtockende Näſſe vorhanden ſein. f Die Fortpflanzung. Da die Wurzeln vielköpfig ſind und leicht getheilt werden können, ſo gewinnt man bei einer Ernte jo viele Nebenknollen zu Ablegern, die ſich zur Fort— pflanzung eignen, daß jede andere mehr umſtändliche Verfah— rungsart überflüſſig, und nur da, wo die Pflanzung das erite- mal ſtattfindet, das Saatverfahren anzuwenden wäre. Die Pflanzung mittelſt Ableger wird gewöhnlich Ende Auguſt oder September vorgenommen, nämlich zur Zeit der Knollenernte. Bei der Knollenernte iſt man nicht allein auf die Mutterknollen bedacht, ſondern auch auf deren Nebenwurzeln, die kaum gegra⸗ ben, wieder zur Fortpflanzung gelegt werden. Nachdem das Land tief gepflügt, wo möglich durch ein Doppelpflügen, oder durch den Untergrundspflug und durch ein ſtarkes Eggen voll⸗ kommen gelockert iſt, macht man zum Legen der Wurzeln 12—15 Ctm. tiefe Gruben, zieht wieder etwas feine Erde in dieſelben, legt die Knollen hinein und bedeckt ſie ſtark mit Erde. Zu RN beachten iſt noch, daß man an jeder Knolle noch einen Stengel läßt, an deſſen Holz 1— 2 Augen ſind. Man bezweckt dadurch eine baldige Vegetation und eine ſehr frühzeitige Blüthe. Da zur Ernte trockene Witterung nöthig iſt, was gewöhnlich im Monat Auguſt der Fall iſt, ſo muß dem Boden durch ein Begießen die nöthige Feuchtigkeit gegeben, oder die Pflanzen wenigſtens nur ſtark eingegoſſen werden. Pflege nach der Saat. Die erſte Arbeit nach der Pflanzung iſt die Lockerung des Bodens durch ein Behacken. Die zweite Arbeit iſt ein Bedecken und Beſchützen vor Froſt. Um die Pflanze vor dem Erfrieren zu ſchützen, bedeckt man ſie vor eintretendem Froſt mit Strohdünger, der dann im Früh⸗ jahr zum Theil weggezogen, zum Theil auch untergehackt wird. Dieſe bedeckte Wurzel erzeugt ſchon im erſten Winter eine neue Wurzel, es treiben im nächſten Frühjahr die Augen und die Pflanze blüht öfters ſchon im erſten Jahre. Die ſämmt⸗ lichen Arbeiten müſſen alljährlich mit aller Sorgfalt und Pünkt⸗ lichkeit ausgeführt werden, namentlich die Hackarbeiten und das Bedecken und Beſchützen vor Froſt. Nach dem vierten Jahre iſt wieder eine neue Verpflanzung vorzunehmen, im günſtigſten Fall oftmals ſchon im dritten Jahr. Ernte. Beabſichtigt man nach der Ernte noch eine Pflan⸗ zung vorzunehmen, ſo beginnt man mit der Ernte ſchon An⸗ fangs September und ſucht wo möglich noch im Monat Sep— tember die Ernte zu beendigen und die Pflanzung auszuführen. Die Hauptwurzeln, die für die Apotheker beſtimmt ſind, wer⸗ den nach der Ernte ſogleich gewaſchen, getrocknet und an die Apotheker verkauft. ö Die Gichtroſenwurzel Radix Paeoniae. Der Wurzelſtock beſteht aus einer Menge Ableger, die zolldick und öfters 3 Zoll lang werden. Die Oberhaut iſt außen hell, gelbbraun, glatt, innen weiß, fleiſchig und ſaftig. Die getrocknete Wurzel iſt ſtark zuſammengeſchrumpft und hat eine dunkelbraune Farbe, . auch das Innere wird graulich weiß, hart und ſpröde. Die friſche Wurzel riecht ſtark, widerlich ſcharf, die getrocknete hat beinahe kei⸗ nen Geruch und ſchmeckt widerlich, Anfangs ſüßlich, dann bitter. Der wirkſamſte Beſtandtheil iſt ein ſcharf narkotiſcher Stoff, der ſich jedoch größtentheils mit dem Trockenwerden der Wurzel verliert, ſo daß ſie dann noch bittern Extraktivſtoff, Stärkemehl und Schleimzucker enthält, und als krampfſtillendes Mittel dient. Guadenkraut, Gottesgnadenkraut, weißer Aurin, Gicht⸗ kraut. (Gratiola officinalis.) Eine ausdauernde, in den wärmeren Gegenden Europas auf feuchten Weideplätzen, Wieſen und an Ufern wachſende Pflanze, hat / Meter hohen, viereckigen, aufrechten, ſaftigen Stengel mit lanzettförmigen, blaßgrünen Blättern. Die Blu- men ſtehen auf beſonderen Stielen, find einzeln und von blaß⸗ rother oder weißer Farbe und blühen vom Mai an den gan- zen Sommer hindurch. Klima, Lage und Boden. Das Klima ſoll zu ihrem Anbau ein feuchtes und die Lage eine warme fein. Der Bo- den ſoll zwar feucht ſein, aber nicht naß, und muß viele Lockerheit beſitzen, daher auch der Sandboden der geeignetſte iſt. Fortpflanzung. Das Gnadenkraut kann angepflanzt werden, ohne daß man ſich mit ihm viel Mühe gibt, und zwar am leichteſten durch die Saat. Man darf an Ort und Stelle, wo man die Saat vorzunehmen beabſichtigt, den Boden wund machen, den Samen ausſtreuen und ſchwach unterzubringen ſuchen; ſobald feuchte Witterung eintritt, wird die Saat bald ſichtbar und wächst ohne Stillſtand fort. Die Fortpflanzung kann aber auch leicht durch Wurzelableger geſchehen, man darf dieſe nur an einen feuchten Ort, in warmer Lage ſetzen. Ernte. Zum Gebrauch für die Apotheker ſchneidet man die ganze Pflanze, wenn ſie am ſchönſten blühet, ziemlich nahe ER VAR am Boden ab, und trocknet fie mit fammt dem Stengel, doch darf dabei der Kopf der Wurzel nicht beſchädigt werden. Sind bei einzelnen Pflanzen die Stengel ſehr erſtarkt, ſo hat man ſie gleich beim Schneiden von dem Kraut zu trennen und zu entfernen, denn dieſe würden das Trocknen des Krautes außer⸗ ordentlich verzögern und den Werth desſelben verringern. Das getrocknete Kraut muß blaßgrün ſein und nur Blätter und feine Blumenſtengel haben. Das Gottesgnadenkraut (Herba Gratiolae) iſt beinahe geruchlos und ſchmeckt ſtark widerlich bitter, anhaltend ſcharf; es dient als gelindes Abführungsmittel und iſt zugleich ſtär⸗ kend. Es wird aber auch als Hauptbeſtandtheil zu Bereitung des Extrakts, Extractum gratiolae, gebraucht und wird als ein ſehr kräftig auflöſendes Mittel bezeichnet, und leiſtet, na⸗ mentlich äußerlich angewendet, bei offenen Geſchwüren gute Dienſte. Die Graswurzel, Quecke, kriechender Waizen. (Triticum repens.) Ein ausdauerndes, krautartiges Wurzelunkraut der Aecker und Gärten, das wohl eines der verbreitetſten Unkräuter iſt, denn es findet ſolches ſich nicht nur in Europa, ſondern auch in Amerika vor. Der Halm, der öfters über 1 Meter hoch wird, iſt aufrecht und glatt, die Blätter ſind ſteif, auf der obern Fläche und an den Seiten ſcharf anzufühlen; die meiſt fünfblüthigen, 10—15 Ctm. langen Aehrchen ſitzen abwechſelnd an den beiden Seiten der Spindel, wie beim Weizen; die faſerigen Wurzeln und die gegliederten Halme kriechen unter den Erdreiche fort, werden über 1 Meter lang, ſtrohhalmdick, äſtig gegliedert, haben alle 3 Ctm. entfernte Knoten mit Wur⸗ zelzaſern und Schuppen beſetzt. Im friſchen Zuſtand iſt die Wurzel weich, fleiſchig und weiß, getrocknet runzlig hart, ſtroh⸗ „ ähnlich; hat keinen Geruch und einen ſüßlichen, reizenden Ge⸗ ſchmack. Dieſes läſtige Wurzelunkraut wird durch naſſe Jahre und gelinde Winter öfters ſo begünſtigt, daß man allen Fleiß an⸗ wenden muß, es zu vertilgen und kann nur durch ein öfteres Pflügen bei trockener Witterung ausgerottet werden. Dabei muß das Land ſtark geeggt, die Wurzeln herausgeriſſen und zuſammengeſtreift werden. Man ſammelt und verbrennt ſie, um ſie zu vertilgen, oder man ſammelt und verkauft ſie in die Apotheke, oder beſtimmt ſie für die eigene Hausapotheke. Sie iſt unter dem Namen Quecken⸗ oder Graswurzel (Radix Graminis canini s. arvensis) bekannt. Ihre Beſtandtheile ſind Schleimzucker, Satzmehl und ver⸗ ſchiedene andere Theile, namentlich auch Spuren von Salz; ſie wirkt gelinde abführend, harntreibend und auflöſend, und gehört unter die blutreinigenden Mittel. Werden die Quecken⸗ wurzeln geſtoßen, dann mit friſchem Waſſer einige Stunden zugeſetzt, ſtark aufgekocht, und durch ein Tuch geſeihet, fo be: kommt man einen Saft von ſüßem Geſchmack und angenehmem Geruche, der ſehr auflöſend und blutreinigend iſt. Trocknet man dieſe Wurzel und ſtößt ſie zu Staub, ſo bekommt man ein Pulver, welches den Thieren, namentlich den Pferden ge— füttert, ſehr dienlich iſt. Die Haſelwurz. (Asarum europæum.) Sie wächst in ſchattigen Hecken und Laubholzwäldern bei⸗ nahe in ganz Europa, hat eine perennirende, kriechende, faſerige Wurzel von graubrauner Farbe, die Blätter ſind dunkelgrün, die Blumen purpurroth. Klima, Lage und Boden. Obgleich die Pflanze einen ſchattigen Ort verlangt, ſo ſoll das Klima doch nicht kalt ſein, „ und eine Lage haben, die vor kalten Winden geſchützt iſt. An den Boden macht fie ziemlich viel Anſpruch, dieſer ſoll kräftig und loſe ſein und ziemlich viel Feuchtigkeit beſitzen. Anbau. Ihr Anbau kann durch die Saat und durch Wurzelableger geſchehen. Bei der Fortpflanzung durch Samen verdient die Reihenſaat den Vorzug, wo hernach den Pflanzen ein gleich entfernter Stand von 12 Ctm. gegeben wird. Man baut die Haſelwurz meiſtens an Hecken und Geſträuchen, in mehr leichterem, bindigen Boden gedeiht ſie beſſer, als in einem trockenen Sandboden. Wenn der Boden gut gelockert und der Samen ſchwach, aber ſorgfältig mit Erde bedeckt wird, ſo iſt bei einigermaßen günſtiger Witterung, doch das Gedeihen ſo ziemlich ſicher und macht keine beſondere Pflege mehr erforderlich. Ernte. Zum Verkauf an die Apotheker eignen ſich nur die Wurzeln. Das Ausgraben der Wurzeln kann im Frühjahr und im Herbſt geſchehen, doch ſollen die im Auguſt eingeſam⸗ melten Wurzeln die wirkſamſten ſein. Die Haſelwurzel wird namentlich als Abführungsmittel bei Thieren gebraucht. Die Blätter geben getrocknet und gepulvert ein kräftiges Nießmittel, gleich dem Schneeberger Schnupftabak, doch findet deren Ver— wendung hiezu nicht ſtatt. Der Kalmus. (Acorus Calamus.) Eine ausdauernde, krautartige, an Sümpfen, Teichen, über⸗ haupt an allen waſſerreichen Stellen in Europa, Aſien und Nord⸗ amerika wachſende Pflanze, mit kriechendem, zolldickem, geringel⸗ tem Wurzelſtocke, mit 1 ½ — 2 Meter langen, ſchwertförmigen, grasgrünen Blättern, zuſammengedrücktem Schafte mit kegel⸗ förmiger, an der Mitte des Schaftes ſtändiger, aufwärts ge⸗ krümmter Aehre und bräunlich gelben Blüthen, die ſich im Juli zeigen. ee a Klima, Lage und Boden. Der Kalmus iſt eine ſchilfartige Waſſerpflanze, deren längliche, fingerdicke Wurzeln in den Moräſten der Sümpfe, Teiche und waſſerreichen Stellen überall da gedeihen, wo der Moraſt ſtets gleichmäßig und hin- länglich mit Waſſer geſättigt iſt. Der Kalmus läßt ſich ſomit noch an ſolchen Stellen mit dem größten Nutzen anbauen, welche man wegen ihrer Verſumpfung gar nicht mehr zum Anbau anderer Pflanzen benützen kann. Um die Wurzel vor Froſt zu ſchützen, find die ſchilfartigen, langen Pflanzenſten⸗ gel, welche ſich oberhalb aufgelagert vorfinden, genügend. Fortpflanzung. Ihre Fortpflanzung iſt leicht möglich und verurſacht wenig Mühe. Man nimmt nur ſchwache, un⸗ brauchbare Wurzeln oder Nebenſproſſen von der Kalmuswurzel und ſetzt ſie in wagerechter Richtung einige Zoll tief, die dann ſehr gerne anwachſen. Weiter hat man ſonſt keine Mühe da⸗ mit, man kann ſie alsdann ohne alle Pflege bis zur Ernte an Ort und Stelle laſſen. Um eine reichliche Wurzelernte zu ge— winnen, ſteht es aber immerhin 4 Jahre an. Die Blüthezeit des Kalmus iſt im Juni oder Juli, die Ernte am Anfang des Frühjahrs oder im Herbſte. Ernte. Die Kalmuswurzel iſt in dem ſchlammigen Boden leicht zu gewinnen, man zieht mit der Haue die Erde und den Schlamm behutſam weg, bis man die Wurzel erreicht hat, hebt dann die auslaufende Wurzel nach und nach empor, ohne ſie abzureißen und nimmt ſie heraus. Die Wurzel, welche nicht ſelten über 1 Meter lang iſt, wird rein abgewaſchen, von allen Faſern gereinigt und an der Luft getrocknet. Vom Kalmus iſt nur die Wurzel als Heilmittel zu gebrauchen. Die Kalmuswurzel (Radix calami aromatici), welche über 1 Meter lang, 4 Cm. dick, flach gedrückt, gegliedert, unten mit vielen langen, einfachen Wurzelfaſern beſetzt, außen hell⸗ braun, grünlich oder röthlich, innen weiß, ſchwammig, fleiſchig, weich und biegſam iſt, wird dann im grünen Zuſtand geſchält, „ wo fie eine grauweiße Farbe mit ſchwärzlichen Narben bekommt. Sie riecht ſtark gewürzhaft, friſch weniger angenehm, als getrock⸗ net, ihr Geſchmack iſt gewürzhaft ſcharf, nachher bitter, wirkt reizend, magenſtärkend, Schleim auflöſend, und wird deßhalb bei Magenſchwächen, Blähungen und Verſchleimungen angewendet, bald in der Form als Pulver, bald im Aufguß mit Waſſer oder Wein, oder mit Zucker überzogen. In der Thierheilkunde liefert der Kalmus einen ſehr ſchätzbaren Men⸗ gungstheil unter das Strengelpulver, und leiſtet überhaupt beim Keuchhuſten, bei der Druſe, beim Strengel, bei den meiſten Krankheiten der Verdauungsorgane ausgezeichnete Dienſte. Die Kamille. (Anthemis. ) Die Feldkamille, auch Mutterkraut genannt. (Matricaria Chamomilla.) Die gemeine ächte Kamille iſt eine einjährige Pflanze, die allgemein auf Fruchtfeldern wild wächst und ſtets ein kaltes, ziemlich naſſes Feld verräth. Sie blühet vom Mai bis in September. Die Stengel werden 40—80 Cm. hoch, aufrecht, glatt oder zottig behaart, die Blätter ſind dreifach gefiedert, getheilt, hochgrün, die Blumen klein mit gelber Scheibe, wei⸗ ßem Strahl, der Fruchtboden iſt beſonders bei der vollſten Reife kegelförmig gewölbt. Wo für ihren Bau keine Zeit verwendet wird, pflanzt ſie ſich alljährlich von ſelbſt fort, theils durch Samenausfall, theils verjüngt ſie ſich von ſelbſt an Stellen, wo die Wurzeln durch Bearbeitung des Bodens nicht nothgelitten haben. Die weißen Strahlenblüthen, anfangs abſtehend, biegen ſich ſpäter rückwärts, was das Zeichen der vollkommenen Reife iſt. SUB, Be Die Kamillen riechen angenehm, ziemlich ſtark, gewürzhaft, ihr Geſchmack iſt unangenehm, bitter gewürzhaft. Sie müſſen ſchnell und im Schatten getrocknet werden, damit ſie ihr Aroma beibehalten, wenn ſie gleich ſtark zuſammenſchrumpfen. Die Kamille (flores Chamomillae vulgaris) hat die näm⸗ lichen Eigenſchaften und Heilkräfte, wie die folgende und wird, da ſie ohne Anbau gewonnen werden kann, häufiger geſammelt und angewendet. Die edle oder römiſche Kamille. (Anthemis nobilis.) Sie wächst im ſüdlichen Europa wild und wird in weniger heißen Gegenden angebaut, blühet von Juli bis September, hat liegende Stengel, welche 40 Ctm. lang werden und an welchen einzelne wohlriechende Blumen mit gelber Scheibe und weißen Strahlen und weißrandigen Kelchſchuppen zu finden ſind. Keine Pflanze iſt ſo dankbar, wenn man ſie einigermaßen pflegt, als die Kamille. Denn auf ein- und demſelben Felde kann in einem Jahr, wenn die Witterung günſtig iſt und die Lage und der Boden ihr zuſagen, viermal geerntet werden. Klima und Lage. Die Kamille liefert ſehr reichliche Erträge in einem feuchteren Klima, dabei muß aber die Lage eine warme ſein. Trockene Stellen oder ſolche, welche rauhen Winden ausgeſetzt ſind, eignen ſich nicht zu ihrem Anbau. Boden. Sie verlangt einen feuchten, fetten, ſehr ge- lockerten Boden, dann Düngerreichthum und tiefe Kultur ſind die erſten Bedingungen, welche ſie an den Boden macht, ſodann eine geſchützte, ſonnenreiche Lage. Rotation. In der Rotation wird ſie nie gebaut, ei fie das Feld gewöhnlich 4 Jahre einnimmt, auch erſchöpft ſie den Boden ſo ſehr, daß ſie viele Jahre nicht mehr auf dem⸗ ſelben Felde folgen darf. N Zubereitung des Landes zum Kamillenbau. Das erſte Pflügen hat ſchon im Vorwinter, und das zweite, ſo— bald es im Frühjahr die Trockenheit erlaubt, kurz vor der Saat zu geſchehen. Der Saat geht ein ſtarkes Eggen voraus, dem ſogleich der Säemann zu folgen hat. Der Samen wird alsdann mit einer leichten Egge untergeeggt, und, wenn das Feld etwas abgetrocknet iſt, auch gewalzt. Damit jedoch das Land während einer Reihe von Jahren nicht ſo ſehr verunkrautet, ſo iſt die Reihenſaat vorzuziehen, damit das Land alljährlich durch das Behacken vom Unkraut ſoviel wie möglich reingehalten wird. Häufig ſäet man den Samen in ein Gartenbeet und verſezt die Pflanzen, wenn ſie erſtarkt ſind, auf den Acker, in einer Entfernung von ½ Meter, damit das Land den Sommer über bearbeitet und von Unkraut reingehalten werden kann. Ernte. Die erſte Ernte kann häufig ſchon im Juni vor⸗ genommen werden, welcher dann noch 2— 3 folgen können. Da man bei der Kamillenernte blos auf die Reifezeit der Blu- men zu ſehen hat, ſo beginnt ſolche, ſobald die Blume ausge⸗ bildet iſt, und wiederholt man dieſelbe ſo oft, als ſich friſche Blumen bilden. Wird die Kamille ſpät geſäet, erſt nach Halm⸗ früchten, ſo tritt die Ernte dann zur Herbſtzeit ein. Ernteverfahren. Da das Abpflücken jeder einzelnen Kamillenblume zu viel Zeit erfordern würde, ſo bedient man ſich zum Einſammeln der Blumen eines Kammes oder einer Hechel. Zum Trocknen ſtreut man die Blumen Anfangs ganz dünne auf den Boden, nach 2 Tagen werden ſie gewendet, was in kurzer Friſt einige Mal wiederholt werden muß, dann können ſie höher auf einander gebracht werden. Wenn ſie ganz getrocknet ſind, werden ſie in Käſten feſt eingepackt, damit ſie den Geruch behalten. Der Ertrag. Der Ertrag an Kamillenblumen kann, wenn der Boden kraftvoll, die Vegetation durch fleißiges Be: arbeiten den Sommer über begünſtigt wurde (denn ſowohl N Re Verunkrautung, als allzu geſchloſſener Boden beeinträchtigen den Ertrag ſehr), einen ſehr bedeutenden Ertrag liefern, ſo daß man vom Morgen 3 — 4 Centner getrocknete Blumen erntet. Die edle, auch römiſche Kamille (flores Chamomillae ro- manae), wie auch die gemeine Kamille (flores Chamomillae vulgaris) find von eigenthümlichem, ſtarkem balſamiſchen Ge- ruch, ſehr bitterem, aromatiſchen Geſchmack, und enthalten äthe— riſches Oel, bittern Extraktivſtoff und Gerbeſtoff. Die Kamille, ein flüchtig⸗gewürzhaft riechender und bitterlich-gewürzhaft ſchmecken⸗ der Pflanzenſtoff, meiſt im Theeaufguß (als Kamillenthee), wirkt flüchtig reizend, die Lebensthätigkeit des Nerven- und Gefäßſyſtems erregend, ſehr krampfſtillend bei nervöſem Magen⸗ krampf, bei eintretendem Froſt im Wechſelfieber ein ſehr vor— zügliches Mittel, und iſt dabei gelinde ſchweißtreibend. Aeußerlich wirkt die Kamille erweichend und ſchmerzlindernd, man gebraucht ſie zu Kräuterkiſſen bei Geſchwülſten, den Ka⸗ millenabſud zu Mundwaſſer und Klyſtieren, zu Bähungen und Umſchlägen vorzüglich gegen unreine, faulige, brandige Ge⸗ ſchwüre. | Die getrocknete Kamille ſollte in keinem Haus fehlen, am wenigſten aber da, wo auch noch ein Viehſtand vorhanden iſt. In der Thierheilkunde findet die Kamillenblume ſehr häufige Anwendung; auch als Aufguß zum Einſchütten in allen Thier- krankheiten, wo nur einigermaßen Lebensſchwäche bemerkbar iſt. Vorzüglichen Nutzen leiſten ſie aber beim Geburtsgeſchäfte, bei Koliken und bei nervöſen Umſtänden. Auch wirken ſalzige Ab- führungsmittel im Kamillenaufguß aufgelöst und eingeſchüttet viel ſicherer, als diejenigen im warmen Waſſer aufgelöst. Die Form ihrer Anwendung iſt immer in Aufguß, theils innerlich als Einſchüttung, theils als Klyſtiere und theils zu Waſchun⸗ gen, Bädern, Bähungen ꝛc., wo ſie ſich wundreinigend und zertheilend empfiehlt. | . Die Käſepappel, das Pappelkraut. (Malva rotundifolia.) Eine ausdauernde, an Wegen, Mauern und unbebauten Stellen wild wachſende Pflanze. Sie blühet vom Juni bis Oktober. Der Stengel iſt niederliegend und äſtig, die Blätter ſind herzförmig zugerundet, die Blüthen ſtehen in den Blatt⸗ achſeln büſchelförmig zuſammengedrängt, die Blüthenkrone iſt weiß und röthlich geädert. Die Blätter und das Kraut (folia 8. Herba Malvae) haben keinen Geruch und einen krautartigen, ſchleimigen Geſchmack. Durch das Aufkochen geben ſie ein ſüßes, ſchleimiges, auflöſendes und reizmilderndes Mittel, das ſehr häufig zum Gurgeln bei Halsentzündungen angewendet, als Thee getrunken wird. Aeußerlich angewendet dient dieſe Pflanze als ſchmerzſtillend bei Rothlauf, Gicht und Krämpfen. In der Thierheilkunde wird dieſelbe ſehr geſchätzt, und findet häufige Anwendung, namentlich als Abkochung zu Einſpritzun⸗ gen in den Rachen und Hals bei Halsentzündungen. Aeußer⸗ lich wird die Malve zu Bähungen bei Geſchwülſten, eiternden Wunden und Geſchwüren, ferner noch zu erweichenden, ſchmerz⸗ lindernden Bädern bei Huf- und Klauenübel angewendet. Die Kaiſerwurz, ächte Meiſterwurz. (Imperatoria Ostruthium.) Eine auf den Alpen und mehreren anderen höheren Ge— birgen im ſüdlichen und mittleren Europa wildwachſende Pflanze, mit einem kurzen, dicken, vielköpfigen Wurzelſtock, iſt außen braun, innen röthlich weiß; der Stengel erreicht eine Höhe von 1 Meter, iſt rund und unbehaart; die Blätter ſind dreizählig gefiedert, Blättchen breit, eiförmig gelappt. Die Dolden ſind groß und reichſtrahlig ohne Hülle; die Blumen⸗ . blätter verkehrt herzförmig, weiß oder röthlich, blühet im Juni und Juli; die Früchte flachrund, blaßgelb und braun. Kulturverfahren. Da ſich die Kaiſerwurz ſehr ſchnell ausbreitet, ſo findet die Fortpflanzung am leichteſten durch Wurzelableger ſtatt und erfordert einen kräftigen, gut und tief gelockerten Boden, in einer etwas erhöhten, trockenen Lage. Anfänglich kann nach der Anpflanzung ein Begießen ſehr räthlich fein; auf weitere Pflege macht fie dann nur in fo ferne An: ſpruch, daß der Boden von Zeit zu Zeit gelockert wird. Officinell iſt die Wurzel (radix Imperatoriae albae). Sie wird von mehrjährigen Pflanzen im Winter oder Frühjahr eingeſammelt, wo ſie alsdann von Erde und ihren Zaſern be— freit und getrocknet wird. Trocken iſt ſie fingerdick und 18 Ctm. lang, hin- und hergebogen, längs runzelig, höckerig, warzig, hart und rauh, innen weißlich mit gelben harzreichen Punkten. Geruch ſtark, Geſchmack ſcharf aromatiſch, beißend, jpeichel- ziehend; enthält ätheriſches Oel und ſcharfes Harz, und findet als ſtärkeres Reizmittel oftmalige Anwendung. Die gemeine Klette. (Aretium Lappa.) Die Klette iſt eine allbekannte Pflanzengattung und kommt in verſchiedenen Abarten vor; ſie iſt eine zweijährige, aus⸗ dauernde, krautartige Pflanze, die in ganz Europa an öden Plätzen und Wüſtungen wild wächst, und ſich namentlich auf trockenen Wieſen, denen nicht die gehörige Sorgfalt gewidmet wird, als ein ſehr verderbliches Wurzelunkraut einſtellt. Sie bekommt eine ziemlich dicke, äſtige Wurzel mit ca. 1 Meter hohen, äſtigen, kurzwolligen Stengeln, mit großen, langgeſtiel⸗ ten, herzförmigen, weißlich filzigen, etwas klebrigen Blättern, und meiſtens purpurröthlichen Blumen, deren Kelch haken⸗ förmig, ſchuppig, glatt oder ſpinnwebenartig filzig iſt; ferner ee längliche, zuſammengedrückte Schließfrüchte, mit einer ſcharfen, vielreihigen, kurzen, borſtigen Fruchtkrone. Die Samen ſind rippig, kantig und haben eine kurze Haarkrone. Man unterſcheidet 3 Arten: 1) Die große Klette (Arctium majus s. Arctium Lappa), welche ſich durch ihre Größe von 1½ —2 Meter aus: zeichnet, und durch ihre weit größern Blätter. 2) Die kleine Klette (Arctium minus), die kaum eine Höhe von 80 Ctm. erreicht. 3) Die filzige Klette, auch Wollklette genannt (Arctium Bardana). In der Größe ſteht dieſe zwiſchen den bei⸗ den eben gennanten und erreicht nur im beſten Boden eine Höhe von 1 Meter. Sie iſt durch das filzige Anſehen leicht zu erkennen. Von dieſen 3 Arten wird obne Unterſchied die gebräuchliche Klettenwurzel (Radix Bardanae) geſammelt. Man gräbt die ganzen Stöcke im Frühling des zweiten Jahres in ihrer ganzen Tiefe aus, um die 30 — 60 Ctm. lange Wurzel in ihrer gan⸗ zen Länge zu bekommen. Da das Kraut zu nichts benützt werden kann, ſondern nur die Wurzel, ſo hat man der Wurzel alle Aufmerkſamkeit zu widmen; man ſchneidet ſie ſorgfältig vom Kraut ab, waſcht ſie rein und trocknet ſie nun an einem ſtaubfreien Ort. Sobald ſie nun vollſtändig getrocknet iſt, kann man ſie an die Apotheker verkaufen. Die Wurzel hat im friſch gegrabenen Zuſtand einen ſtarken, ſogar betäubenden Geruch, der jedoch mit dem Trockenwerden gänzlich ſchwindet; ſie iſt außen dunkelgrau, zuweilen auch braun, innen aber ſchön weiß; ihr Geſchmack iſt ſüßlich, ſchlei— mig und ſogar ſchwach bitter, denn ihr Hauptbeſtandtheil iſt Zucker und Schleim, mit wenig bitterem Extraktivſtoff. Die Klettenwurzel findet in der Apotheke vielſeitige Anz wendung, theils innerlich, als ein auflöſendes, ſchweißtreibendes Mittel, theils äußerlich, als ein ausgezeichnetes Mittel bei ce ke Flechten und Hautausſchlägen, und dient namentlich zur Be: reitung von Haaröl. N Kulturverfahren. Die Fortpflanzung geſchieht durch die Saat, der Samen wird im Frühjahr auf friſch gelockerten Boden geſäet und eingerecht. Derſelbe muß aber tiefgründig ſein, damit die langen Wurzeln in die Tiefe dringen und ſich daſelbſt ausdehnen können. Da die Klette weniger Anſpruch auf die Lage macht, ſo kann man jeden entlegenen Ort zu ihrem Anbau beſtimmen, wenn nur der Boden die nöthige Lockerheit beſitzt und tiefgründig genug iſt. Ueber die Dauer der Vegetationszeit iſt es räthlich, den Boden durch mehrmalige Hackarbeiten locker und zugleich rein von Unkraut zu erhalten, wodurch die Wurzel bedeutend an Größe und Güte gewinnt. Die Wurzeln dürfen aber erſt im zweiten oder dritten Jahre gegraben werden; doch taugen die Wurzeln von älteren Pflan⸗ zen nicht mehr; ſchon diejenigen vom vierten Jahre ſind nicht mehr zu gebrauchen. Das Knabenkraut, die Kuckucksblume, die Ragwurz, Salepwurz. (Orchis Morio.) Ein namentlich im Morgenlande ſehr beliebtes Knollen⸗ gewächs, wovon es eine Menge Arten gibt, die ſehr verbreitet ſind und ſich auf Wieſen und Weiden, bald auf hohen Triften, bald auf dem Flachlande vorfinden und ſich über ganz Europa ausdehnen. Sämmtliche haben zwei fleiſchige Wurzelknollen, einen krautartigen Fuß, hohen Stamm, länglich lanzettförmige, gedrängt ſtehende, dunkelgrüne Blätter; die Blüthen ſtehen in lockerer Aehre an der Spitze eines Stammes, die Kelchblätter ſind purpurfarben, zweilippig, die eine Lippe mit der Säule verwachſen, die andere frei, wie im 3 aufſteigend, blüht im Mai und Juni. | 6 . Von den verſchiedenen Arten verdienen beſonders erwähnt zu werden: 1) Das gemeine Knabenkraut auch Salepknabenkraut genannt (Orchis Morio). 2) Das männliche Knabenkraut (Orchis mascula). 3) Kleines Knabenkraut (Orchis ustulata). 4) Helmblättriges oder großes Knabenkraut (Orchis mili- taris). 5) Schwarzes Knabenkraut (Orchis nigra). 6) Geflecktes Knabenkraut (Orchis maculata). 7) Breitblättriges Knabenkraut (Orchis latifolia). Alle beſchriebenen Orchisarten find perennirende, faftige Gewächſe, die leicht erkenntlich ſind an ihren ſchönen Blumen, und namentlich zum Blumenflor der Wieſen beitragen, jedoch immer nur auf Wieſen zu finden ſind, die einen ſehr kräftigen und guten Boden haben; im mageren, flachgründigen Boden gedeihen ſie ebenſo wenig, als in einem allzu trockenen oder allzu feuchten. Von den knolligen, zu zwei nebeneinander ſte⸗ henden Wurzeln ſtirbt alljährlich die ältere, nämlich die zwei⸗ jährige davon ab, ſie wird aber durch eine andere wieder erſetzt. Die Knollen haben kaum die Größe einer mittleren Birne, ſind bald kugelig, bald länglich rund, einzelne jedoch auch plattgedrückt; die äußere Farbe iſt gelblich braun, nach innen aber ſind ſie ſchön weiß, etwas hell durchſcheinend, fleiſchig, ſaftig. Zu den eigentlichen und wahren Orchisarten dürften beſonders zu zählen ſein: das Salepknabenkraut (Orchis Morio), mit purpurrother Blume und das dreiblättrige Knabenkraut, das eine gerade, dicke, faſt handförmige Zwiebel hat; doch können ſämmtliche oben angeführten 7 Arten, welche in Deutſchland zu finden find, als Salepwurzel (Radix Salep) geſammelt werden. Obgleich jede Pflanze zwei Knollen hat, ſo iſt es dennoch von dieſen beiden an jeder Pflanze vorkommenden Knolle nur einer, nämlich der feſte, jüngere, der die Knoſpe für N den Stengel des nächſten Jahres trägt und zur Bereitung des Saleps brauchbar iſt. Sie wird nach der Blüthezeit ausge— graben, wo alsdann der alte, verſchrumpfte Knollen zu ent⸗ fernen iſt. Kulturverfahren. Obgleich die Salepwurz da und dort auf Wieſen zu finden iſt, jo iſt es nicht jedem Wiefen- beſitzer genehm, einen ſchönen Raſenſtand durch das Ausſtecken der Salepknollen verwunden zu laſſen, was oftmals Veran— laſſung gibt, die Salepwurz im Garten zu pflanzen. Sie ver- dienen, da ſie alle ſchöne Blumen bilden, wohl auch in den Blumenflor der Gärten aufgenommen zu werden; ihre Wurzel— brut iſt eine ſolch' beſcheidene, daß kein zu ſtarkes Ueberhand— nehmen von Knollen, viel weniger ein allzu dichter Krautwuchs zu befürchten wäre, namentlich wenn man auch noch Knollen zur Bereitung von Salep gewinnen will. Zu ihrer Anpflanzung wählt man einen zwar warmen, aber dennoch beſchatteten Ort und einen gut und tief gelockerten Boden, welcher viele Kaliſalze, einigen Kalk und reichen Dünger, darin beſonders Phosphorſäure enthält und wegen der erfor— derlichen Feuchtigkeit thonhaltig iſt. Das Land muß hiezu ſehr gut und tief gelockert werden und muß ſehr viel Dung— kraft beſitzen. Zum Verpflanzen hebt man die Stöcke tief mit Erde im Frühjahr aus und ſetzt ſie an ihren Beſtimmungsort; tritt anhaltende Trockenheit ein, ſo müſſen die Pflanzſtellen mehreremals begoſſen werden. Bei der tieferen Lage der Wur— zeln und Knollen muß aber die Lockerung der oberen Krume öfter erneut werden, damit die nöthige Feuchtigkeit, Wärme und Luft zutreten kann. Das Anhäufen der Stöcke im Spät⸗ jahr ſichert vor allzugroßer Feuchtigkeit und vor dem Erfrie⸗ ren; vor letzterem ſchützt namentlich das Ueberdüngen mit ſtrohigem Mift. Die ſchleimigen Wurzeln des Saleps ſind nährend, und man bereitet aus ihnen den bekannten Salep; die Türken da⸗ „ gegen dehnen ihre Verwendung noch weiter aus und machen ein daſelbſt ſehr beliebtes Getränke daraus, das von dem Mehl der Salepwurzel gefertigt und in Honigwaſſer gekocht wird. Die Zubereitung des Salep beſteht darin, daß man die gereinigten Knollen einige Miuuten in kochendes Waſſer taucht, und dann, in Fäden gereihet, möglichſt ſchnell trocknet, wenn nöthig ſogar durch Ofenwärme. Sie bekommen durch das Trockenwerden eine runzelige Oberfläche, eine gelblich braune Farbe und harte, hornartige Konſiſtenz. Im Waſſer oder im Munde quellen ſie aber wieder auf und löſen ſich in eine ſchlüpfrige, beinahe geruch- und geſchmackloſe ſchleimige Maſſe auf. Der Salep kommt nur als Knollen in den Handel, in den Apotheken wird er alsdann erſt gepulvert, wo er aber nur beim ſorgfältigſten Verſchluß länger aufbewahrt werden kann. Der Salep wird mit heißem Waſſer, Milch oder Fleiſch⸗ brühe angerührt und gilt als ein ſehr nährendes, erweichendes und reizminderndes Mittel und findet ſeine häufigſte Anwen⸗ dung bei Durchfällen und Ruhren. Der Knoblauch. (Allium sativum.) Der Knoblauch iſt eine in Sizilien einheimiſche, bei uns in Gärten kultivirte Pflanze. Die Zwiebel beſteht aus vielen kleinen Zwiebeln, die in eine weißliche Haut eingeſchloſſen ſind. Aus dieſer Zwiebel wächst ein 1 Meter hoher, aufrechter Schaft, umgeben mit flachen, gleichbreiten Blättern von dunkel⸗ grüner Farbe. An der Spitze des Schafts iſt eine Dolde, in welcher ſich viele zwiebelartige Körper und einzeln ſtehende weiße Blümchen befinden. Klima, Lage und Boden. Der Knoblauch verlangt ein warmes Klima und eine Lage, die zwar frei, aber dennoch vor kalten Winden geſchützt ſein muß. Ferner will er einen guten, tiefgeloderten Boden, der wo möglich das Jahr zuvor ſtark gedüngt worden iſt, mehr loſe als bindig und mehr trocken als feucht iſt. Kulturverfahren. Die Fortpflanzung, welche durch das Setzen der abgetheilten Zwiebeln leicht geſchehen kann, macht jede weitere Bemühung überflüſſig, indem das Samen- ziehen und die Saat ſchon mehr Zeit erfordert, und der Sa- men ohnehin blos in den wärmſten und trockenſten Jahren ſeine volle Reife erlangt. Soll die Fortpflanzung dennoch durch die Saat geſchehen, ſo hat ſolche im Frühjahr ſehr bald in einem ſehr tief und ſtark gelockerten Boden zu geſchehen und wo mög— lich an einem ſüdlich gelegenen Abhange. Die geeignetſte Zeit der Fortpflanzung mittelſt abgetheilter Zwiebeln iſt ebenfalls im Frühjahr. Ernte. Im September kann mit der Knoblauchernte begonnen werden; man wartet hiezu trockene Witterung ab, gräbt die Zwiebeln vorſichtig heraus, reinigt ſie und läßt ſie zum Abtrocknen an der Sonne liegen; dadurch wird das Kraut ſo welk, daß es ſich zuſammenbinden läßt. Man flicht nun ganze Bündel zuſammen und hängt ſie an einem luftigen Ort auf. Vor eintretendem Froſte find fie dann in ein Zimmer zu hän- gen, wo ihnen die Kälte nicht ſchaden kann. Bei der Ernte ſondert man die zur Fortpflanzung beſtimm⸗ ten Zwiebeln ab, legt ſie dann, wenn man ein dazu vorberei— tetes Land hat, ſogleich wieder, oder man hebt ſie gegen Froſt geſichert vorſichtig auf und legt fie im Frühjahr etwa 6 Etm. tief und 16 bis 20 Ctm. entfernt in ein gut dazu vorberei- tetes Land. Ein mehrmaliges Behacken iſt, um den Boden locker und von Unkraut rein zu erhalten, nothwendig. Wenn man Samen erzielen will, ſo müſſen im Frühjahr die Zwiebeln ſehr bald ausgeſteckt werden, ſonſt reift der Sa⸗ men, wie ſchon erwähnt, nicht. Deßhalb verdient, um Samen zu erzielen, das Ausſtecken der Zwiebeln im Spätjahr den TE Vorzug, nur müſſen dann die Zwiebel, damit fie nicht erfrie⸗ ren, ſehr gut zugedeckt werden. Der Knoblauch hat einen ſtarken, eigenthümlichen Geruch, der nicht von Jedermann geliebt wird und einen ſüßlichen und ſcharfgewürzhaften Geſchmack. Der Zucker und die ſchleimigen Stoffe, welche die Wurzel in reichlichem Maße enthält, ſind nährend und erweckt der mäßige Genuß deſſelben den Appetit, { ſtärkt den Magen, ſchützt vor Blähungen und Krämpfen, wirkt harn⸗ und ſchweißtreibend und dient zugleich zum Abtreiben der Würmer, leiſtet bei Bruſtkrankheiten gute Dienſte, ſowohl innerlich, als äußerlich, denn nicht ſelten wird den Kindern bei Huſten, Krämpfen und Bruſtkrankheiten Knoblauch in die Herzgrube oder in die Fußſohlen eingerieben. Knoblauch mit Milch abgeſotten leiſtet öfters als Klyſtir ſehr gute Dienſte, indem folches die kleinen Würmer im Maſtdarme tödtet. Wegen ſeines ſtarken Geruchs und Geſchmacks wurde der Knoblauch ſchon von den älteſten Völkern als Gewürze an ver⸗ ſchiedenen Speiſen hoch geſchätzt und findet noch heut zu Tage als ſolches Anwendung, namentlich im Orient, wo er als Lieb⸗ lingsſpeiſe genoſſen wird, wie auch in mehreren anderen Län⸗ dern Europas. Nicht ſelten wird zerquetſchter Knoblauch auf aufgeſpeicherte Früchte gelegt, um den Kornwurm abzuhalten, auch meiden die Erdflöhe deſſen Geruch. Die Königskerze, Himmelskerze, Himmelbrand, Wollkraut. (Verbascum Thapsus.) Eine auf öden, trockenen, ſandigen Stellen, auf ſteinigen Hügeln und auf Mauern wildwachſende Pflanze, hat einen 1½ bis 2 Meter hohen, aufrechten, einfachen Stengel mit großen, länglichen, filzigen, herablaufenden Blättern, deren untere ſehr groß ſind, aber gegen die Spitze der Pflanze hin ſtets kleiner werden; am Blattanſatz erſcheinen die goldgelben, ARE: wohlriechenden Blumen, wie eine Roſe geſtaltet, mit 5 Blät⸗ tern; ſind nun die Blumen abgepflückt, ſo bilden ſich runde, haarige Samenkapſeln. Klima, Lage und Boden. Da die Königskerze nur Anſpruch auf einen warmen, trockenen Standort macht, dage— gen keine Anſprüche auf guten Boden oder ſorgfältige, müh— ſame Kultur und auf den trockenſten Bodenarten wächst, ſo kann man ſie auf geringem Boden, auf ſandigen und kieſigen Stellen bauen, nur ſollte der Boden auch Kalk beſitzen. Wie ſehr die Königskerze den Kalkboden liebt, iſt ſchon daraus er— ſichtlich, daß wir auf abgebrochenen Mauern, wo der Kalk den Hauptbeſtandtheil des Bodens bildet, ſtets die ſchönſten und üppigſten Königskerzen treffen. Im Sandboden gedeiht ſie nur dann, wenn eine reichliche Düngung vorangeht. Fortpflanzung. Die Fortpflanzung geſchieht am leich: teſten und ſchnellſten durch Samen, wo die Saat in ein auf— gelockertes Land vorgenommen wird. Zur Saat genügt ein einmaliges Hacken des Bodens, welches derſelben unmittelbar voranzugehen hat; dabei hat man zu ſorgen, daß der Boden ſo fein als möglich gelockert wird. Der Samen geht auf, wenn er auch nur ſchwach mit Erde bedeckt wird, und die Sämlinge werden namentlich dann ſehr bald ſichtbar, wenn ſich nach der Saat rechtzeitig feuchtwarme Witterung einſtellt, ſo daß die erforderliche Feuchtigkeit hiezu gegeben iſt. Die Pflan⸗ zen müſſen ſo entfernt zu ſtehen kommen, daß man zum Sam⸗ meln der Blüthe Raum hat, ebenſo auch zu den erforderlichen Hackarbeiten, wenn man ſolche, um das Unkraut zu beſeitigen, vornehmen muß, welch' letzteres ſich namentlich dann häufig einſtellt, wenn das Land zur Saat friſch gedüngt wurde. Die Ernte. Wie die Pflanzen einmal anfangen zu blü⸗ hen, muß das Land füglich durchgegangen und die Blüthen abgepflückt werden. Das Blühen beginnt mit dem Monat Juli und endet im September. Bei trockener Witterung wer: 3 den die Blumen geſammelt und ſchnell getrocknet. Damit ſie beim Trocknen ihre ſchöne gelbe Farbe behalten, werden ſie an⸗ fänglich dünne ausgebreitet und können, je trockner ſie werden, ſtets mehr aufgeſchichtet und feſt verſchloſſen aufbewahrt werden. Benützt werden von ihr in der Heilkunde: 1) Die Wollblumen (Flores Verbasci). Sie haben einen angenehmen, ſchwach gewürzhaften, honigartigen Geruch und einen ſüßen, ſchleimigen Geſchmack und ſind im Theeaufguß als ein minderndes und gelinde ſchweißtreibendes Mittel ſehr beliebt. Bei Katarrhen und Bruſtkrankheiten nimmt man ſtets einen ſehr guten Erfolg wahr. Nur muß der Wollblumenthee ſtets geſeihet werden, um die Wollhaare der Staubfäden zu entfernen, ſonſt würden ſolche im Halſe kratzen und gerade zum Huſten reizen. 2) Das Wollkraut (Herba Verbasci). Die Blätter müſ⸗ ſen mehr im Schatten und bei geringerem Luftzug getrocknet werden, ſonſt werden ſie ſehr brüchig und verlieren an ihrer Heilkraft. Im friſchen Zuſtand riechen fie unangenehm, be: täubend, was aber mit dem Trockenwerden ſich vermindert; ſie haben wie die Blüthen einen ſchleimigen, bitterlichen Geſchmack. Die Blätter, welche hauptſächlich äußerlich zu erweichenden Breiumſchlägen verwendet werden, enthalten einen ſeifenartigen Saft, der bei Geſchwülſten und Geſchwüren nicht nur erweicht, ſondern auch die Schmerzen vermindert. In der Thierheil⸗ kunde leiſtet eine Abkochung der Wollblume ſehr gute Dienſte bei der Maul: und Klauenſeuche. Die Krauſemünze. (Mentha crispa.) Eine ausdauernde, krautartige Pflanze, die zwar in Europa wildwachſend angetroffen, jedoch ſehr häufig in Gärten ange⸗ baut wird. Sie hat eine kriechende Wurzel, einen aufrechten, N viereckigen Stengel mit ſitzenden, herzförmigen, gezähnten, dun⸗ kelgrünen Blättern, ährenſtändigen, röthlichen Blüthen. Die Krauſemünze mit ihrer perennirenden Wurzel trägt 3—4 Jahre ſehr reichliche Erträge. Klima, Lage und Boden. In einem warmen Klima gedeiht die Krauſemünze namentlich dann ſehr gut, wenn die Lage eine ſchattige iſt; der Sonne allzuſehr ausgeſetzt zu ſein iſt ihr nicht zuträglich. In einer trockenen Lage bleibt ſie klein, in einer naſſen Lage verunkrautet ſie. Die Krauſemünze verlangt einen guten Boden, der mehr feucht als trocken fein ſoll; ein lehmiger Sandboden oder ſandiger Lehmboden mit alter Dungkraft iſt zu ihrem Anbau erforderlich. Das Land ſoll ſchon vor Winter gedüngt und tief gepflügt werden. Doch ſchadet der Krauſemünze friſcher, ſogar hitziger Dünger nicht, namentlich wenn die Lage eine feuchte iſt und der Boden reich an Thon. Die Fortpflanzung. Dieſe kann durch Samen oder durch Zertheilung der Wurzel geſchehen, doch iſt diejenige mit⸗ telſt Samen die häufigſte. Zur Saat beſtimmt man im Garten ein ſehr warm gele⸗ genes Gartenbeet und richtet und bereitet es ſchon im Spät⸗ jahr zu derſelben vor, ſo daß man im Frühjahr die Saat baldmöglichſt vornehmen kann; dann bedeckt man dieſelbe dünne mit feiner fruchtbarer Erde, damit fie leicht keimen kann, deckt. bei eintretender Kälte das Pflanzenbeet zu und gibt den Pflan⸗ zen durch Begießen die nöthige Feuchtigkeit. Haben die Pflan⸗ zen die nöthige Stärke zum Verſetzen, ſo ſäume man ja nicht, wenn der Boden die nöthige Feuchtigkeit hat, die Verpflanzung vorzunehmen. Die Fortpflanzung durch Zertheilung der Wurzeln kann im Frühjahr oder im Späthjahr geſchehen; man gräbt die Wurzeln aus, vertheilt ſie und ſetzt ſie an den neuen Beſtim⸗ „ mungsort, wo ſolche, wenn der Boden einigermaßen kultivirt iſt, leicht fortwachſen. 5 Die Entfernung der Pflanzen wie der Wurzeln beträgt 30 Ctm. Sollte es nach der Pflanzung längere Zeit trocken werden, ſo iſt ein Begießen, wobei 2 Theile Waſſer und 1 Theil Gülle das Wachsthum ſehr begünſtigen, ſowie auch ein öfteres Be— hacken und Reinhalten vor Unkraut ſehr räthlich. Die Krauſe⸗ münze erträgt auch die härteſten Fröſte; gehen Stöcke über Winter zuweilen aus, jo müſſen dieſe Stellen durch Zertheis lung der Wurzeln wieder ergänzt werden, jedoch iſt es nicht rathſam, eine Pflanzung über 4 Jahre alt werden zu laſſen. Ernte. Das Kraut wird alljährlich zweimal geſammelt; das erſtemal vor oder während der Blüthe im Juni, das zweitemal Ende Sommers. Das letztemal wird das Kraut am Boden abgeſchnitten, zu Hauſe dünne ausgebreitet und ge⸗ trocknet. Wird die Krauſemünze zum Deſtilliren des Oels benützt, ſo findet das Abſchneiden erſt dann ſtatt, wenn die Pflanze in der vollſten Blüthe iſt. Sie iſt bei trockener Witterung zu ſchneiden und im Schatten zu trocknen. Vor Winter wird das ganze Pflanzenbeet mit verrottetem Dünger überſtreut, oder mit Kompoſt, der dann im folgenden Frühjahr umgehackt wird. Das vor oder während der Blüthe abgeſchnittene Kraut (herba menthae crispae) iſt von balſamiſchem Geruch und bitterlich gewürzhaftem, anfangs brennendem, dann kühlendem Geſchmack, iſt nerven- und magenſtärkend, und vertreibt Blä- hungen. Gewöhnlich wird die. Krauſemünze als Thee getrun— ken. Aeußerlich dient die Krauſemünze zu Umſchlägen, Bä⸗ hungen, Bändern und Kräuterſäckchen, wo ſie örtliche Schmer⸗ zen ſehr lindert. Die Krauſemünze kann an die Apotheker immer gut ver⸗ kauft werden, weil dieſe das ſogenannte Krauſemünzenöl (oleum menthae crispae) daraus gewinnen. Ebenſo gewinnen Br fie durch Deſtillation das Krauſemünzewaſſer (aqua menthae crispae). In der Thierheilkunde wird ein Aufguß der Krauſemünze nicht ſelten bei der Blähkolik angewendet, ſowie äußerlich bei Geſchwülſten und Geſchwüren; auch bei Verrenkungen und Verſtauchungen, ſowie bei beginnender Steifigkeit der Gelenke leiſtet ſie, wie alle Münzearten, ſehr gute Dienſte. Krenzwurz, bittere Kreuzblume. (Polygala amara.) Eine ausdauernde, krautartige, auf Wieſen und Weiden im mittleren und nördlichen Europa wachſende Pflanze. Die Kreuz⸗ blume treibt alljährlich 12 — 15 Ctm. hohe, fingerdicke Stengel hervor. Dieſe Stengel haben kurze, hinten ſchmale, vorne breit: runde Blätter. Die Blätter, welche unmittelbar aus der Wurzel hervorkommen, bilden eine Roſette, ſie ſind größer als die andern Blätter, verkehrt eiförmig, lederartig hellgrün. An den Spitzen der Stengel ſtehen in einſeitigen Trauben die dunkelblauen, hellblauen, blaßrothen oder auch weißlichen Blu- men, die vom Mai bis Juni floriren. Die Pflanze wechſelt je nach ihrem Standort außerordentlich; ſie wird nicht nur größer, ſie bildet ſich auch in allen ihren Theilen mehr aus, ihre Farbe wird lebhafter und die Blume bekommt eine be— trächtliche Größe, ſo daß ſie als Zierpflanze in Gärten ange⸗ baut werden kann, indem ſie ſich als Weg- und Beeteinfaſſung ziemlich gut eignet. Klima, Lage und Bo den. Auf das Klima und die Lage macht die Pflanze weniger Anſpruch, ſie liebt mehr eine nördliche, als eine ſüdliche Lage. Dagegen hat nicht allein die Güte des Bodens und deſſen Düngerreichthum Einfluß auf die Größe der Blumen, ſondern es hat auch die Farbe des Bo⸗ dens auf die Farbe der Blume eine nicht unbedeutende Wir⸗ Is kung, woher auch der verſchiedene Farbenwechſel der e zu kommen ſcheint. Fortpflanzung. Ihre Fortpflanzung geſchieht am ſchnellſten und ſicherſten dadurch, daß man ſehr bald im Früh: jahr Wurzelſtöcke auf Weiden oder Wieſen ausgräbt, ſie zer⸗ theilt und die Wurzeltheile ſehr bald ſetzt, die aber, bis fie an- gewachſen ſind, ſtets feucht erhalten werden müſſen. Die Saat iſt zwar ausführbar, aber nicht üblich, weil ſie mit mehr Zeit und Mühe verbunden iſt und dennoch kein günſtigerer Zweck erreicht wird. Officinell iſt die ganze Pflanze ſammt der Wurzel (herba cum radice Polygalae amarae). Man ſammelt die ganze Pflanze während der Blüthezeit mit der Wurzel, waſcht die Wurzel ſehr rein, jedoch ſo, daß das Kraut mit der Blüthe verſchont bleibt. Sie hat keinen Geruch, dagegen einen ſehr bittern, lange anhaltenden, etwas reizenden Geſchmack, wirkt ſchwach reizend, dabei gelinde ab— führend und magenſtärkend, und iſt ein blutreinigendes Mittel. Die Küchenſchelle, Oſterblume, Bocksbart, grünes Bergmännchen. (Pulsatilla vulgaris.) Iſt eine ansdauernde, krautartige Pflanze, die durch ganz Europa auf ſonnigen Kalk- und Sandhügeln, öden, trockenen Feldern, auf Gebirgen und in Wäldern wild wächst. Sie hat eine große, holzige, äußerlich ſchwärzliche Wurzel, aus welcher viele langgeſtielte, doppeltgefiederte Blätter und die Blumen⸗ ſtiele wachſen. Die Blätter, Blumen und Blumenſtiele haben weiße Haare. Die Blumen ſind glockenförmig, den Tulpen ähnlich, wechſeln mit den Farben, ſind N purpurroth, dann blaßroth. Be 1. Klima, Lage und Boden. Die Küchenſchelle gedeiht am ſicherſten in einem warmen Klima, in einer ſehr ſonnigen Lage, ſomit an ſonnigen Bergen. Sie liebt beſonders Kalk⸗ boden, ebenſo auch ſandige, fruchtbare Erde, die warm und mehr trocken als naß iſt; ferner ſollte nie die nöthige Kalk⸗ mengung fehlen. Fortpflanzung. Die Fortpflanzung iſt leicht ausführ⸗ bar durch die Saat, aber auch durch die Theilung von Wur⸗ zelablegern. Bei dem Saatverfahren ſäet man den Samen, ſobald er reif iſt, in Töpfe und ſtellt, wenn Froſt zu befürchten iſt, die Töpfe in ein warmes, froſtfreies Lokal. Das Begießen mit lauwarmem Waſſer muß ſo oft wiederholt werden, als erfor— derlich iſt zur Keimung und zum Fortwachſen der Pflänzchen. Sind dann die Pflänzchen im nächſten Frühjahr vollſtändig zum Verſetzen erſtarkt, ſo müſſen ſie zuerſt an die freie Luft gewöhnt werden, alsdann darf erſt das Verſetzen vorgenommen werden. Die Fortpflanzung kann aber auch durch Wurzelableger ge⸗ ſchehen, wozu das Spätjahr die geeignetſte Zeit iſt. Die Wur⸗ zeln müſſen tief in den Boden gelegt werden. Das Küchenſchellenkraut (Herba pulsatillae), das zu einem Arzneimittel verwendet wird (denn hauptſächlich ſind es die Blätter, welche ſehr viel Heilkraft beſitzen, am wenigſten zeich⸗ nen ſich die Wurzeln dadurch aus), iſt im grünen, wie im getrockneten Zuſtand geruchlos, hat einen brennend ſcharfen Geſchmack. Beim Trocknen iſt einige Vorſicht geboten, damit es nicht unter andere Kräuter gemengt wird, weil die Pflanze narko⸗ tiſch iſt; legt man ſie auf die Haut, ſo zieht ſie Blaſen, es iſt daher der Vorſicht halber rathſam, ſie, ſobald ſie getrocknet iſt, an den Apafheter zu verkaufen. “> DE Der gemeine Lauch, Porre. (Allium porrum.) Ein beliebtes, in den meiſten Gärten mit Sorgfalt bebau⸗ tes Zwiebelgewächs. Es treibt aus einer einfachen, kleinen, läng— lichen, häutigen Zwiebel einen ca. 60 Ctm. hohen Stengel mit lan⸗ gen, breiten und flachen Blättern, die der Länge nach zuſammen⸗ gelegt ſind. An der Spitze des Stengels befinden ſich weißröthliche oder blaugeſtreifte kleine Blumen in einer kugelrunden Dolde. Blätter und Zwiebel dieſer Pflanze ſind, möchte ich ſagen, beinahe ein unentbehrliches Küchengewächs und als Würze und Zuſatz an Speiſen mehr noch als die andern Laucharten be— liebt. Es gibt daher wohl auch keinen Küchengarten, wo nicht der gemeine Lauch angebaut wird, und, damit er das ganze Jahr zu haben iſt, baut man den langblättrigen oder Sommer⸗ lauch, und den kurzblättrigen oder Winterlauch und eine Abart, den man den Perllauch nennt. Der Sommerlauch, der im Frühjahr ſehr bald gepflanzt wird, muß vor dem Eintreten des Froſtes ausgegraben werden und kann in einem warmen Keller, wenn die Knolle ſchwach mit Erde bedeckt wird, über Winter aufbewahrt werden. Der Winterlauch kann im Freien überwintert werden, wenn er nur eine ſchwache Strohbedeckung bekommt. Den Perllauch erhält man, wenn man von den ſtengeltreibenden Lauchpflanzen den Stengel abſchneidet; es wachſen dann bis zur Zeit der Ernte aus der Wurzel eine Menge kleiner Zwiebeln, welche man bei der Ernte, die zu geſchehen hat, wenn die Blätter ſich zu entfärben und trocken zu werden anfangen, gewöhnlich im Monat September, gleich beim Ausgraben wieder ſetzt, in einer Entfernung von 18 Ctm. Werden ſie nun im Winter gut bedeckt mit Stroh oder ſtrohigem Dünger, was beides im Frühjahr wieder abgenommen werden muß, ſo erhält man im folgenden Jahre ſchon den ſogenannten Perllauch. | . Klima, Lage und Boden. Der Lauch liebt ein Klima, das warm aber auch feucht iſt; es iſt ihm daher auch eine warme, mehr niedere Lage gedeihlicher, als eine hohe Lage. Er will einen gut gelockerten, tiefgründigen, in Kraft ſtehenden, ſandigen Lehmboden, dem es aber nicht an der nö— thigen Feuchtigkeit mangelt. Doch begnügt er ſich beinahe mit jedem Boden und jeder Lage; ein guter Gartenboden, der nicht zu ſehr bindig iſt, verdient aber den Vorzug. Fortpflanzung. Um frühzeitig Pflanzen zu bekommen, ſäet man im Frühjahr den Lauchſamen in ein Miſtbeet oder in ein ſüdlich gelegenes warmes Gartenbeet. Hat man zum Verſetzen erſtarkte Pflanzen, ſo werden ſie in das Land ver— ſetzt, in einer Entfernung von 18 — 24 Ctm., und bei trocke⸗ nem Wetter reichlich begoſſen. Ein mehrmaliges Behacken trägt zu einem ſchnelleren Wachsthum ſehr viel bei, ebenſo, wenn man, durch das Anziehen der Erde gegen die Pflanze, ſolche etwas anhäuft. Zur Samenerzielung läßt man einige der ſchönſten Pflanzen im Samenbeet ſtehen, die aber ſo weit von einander ſtehen müſſen, daß man Raum hat, den Boden von Zeit zu Zeit zu behacken, um jedesmal mehr Erde zu geben; damit aber die Stengel in dieſem lockeren Boden mehr Halt bekommen, bindet man ſie an einen Pfahl. Im Spät⸗ jahr, wenn die Samen anfangen ſchwarz zu werden, ſchneidet man die Stengel ab und hängt ſie zum Nachreifen auf. Man ſchreibt dem Lauch einige Heilkräfte zu, er wird jedoch als Heilmittel wenig oder gar nicht benützt, obſchon 3. B. der Abſud gegen Griesſchmerzen dienen und der Samen urintreibende Kraft haben ſoll. Der Lavendel, Spicke. (Lavendula, Spica.) Eine aus dem ſüdlichen Europa ſtammender, 35 — 60 Ctm. hoher Strauch, von graugrünem Anſehen, mit lanzettlich⸗ N linealen Blättern und ſchönen blauen, wohlriechenden Blumen, in nackten Aehren, welcher bei uns gewöhnlich in den Gärten gepflanzt wird, und zu Einfaſſungen dienen muß. Der La⸗ vendel gehört zu denjenigen Sträuchern, welche einen holzigen Stengel haben. Er kann ſomit die größte Kälte ertragen, wenn der Boden trocken iſt. Klima, Lage und Boden. Eine Hauptbedingung bei ſeinem Anbau iſt ein kräftiger, lockerer, mäßig feuchter Boden und eine warme, ſonnige Lage, denn in zu feuchtem Boden leidet die Pflanze ohne Bedeckung vom Froſte, und in winter⸗ licher Lage iſt der Blütheanſatz ſpärlicher und geht auch lang⸗ ſam von Statten. Im Freien gepflanzt ſind trockene ſüdliche Abhänge für den Lavendel ſehr geeignet und in den ſteilſten Bergen iſt ſein Anbau nicht gefährdet. Die Fortpflanzung kann durch die Saat geſchehen, oder durch das Setzen der Ableger (Sprößlinge), wo man durch Zertheilung der alten Stöcke viele Ableger gewinnen kann. Die häufigſte Verfahrungsart iſt jedoch folgende: man ſäet im Frühjahr, ſobald es die Trockenheit des Bodens er: laubt, ein Miſtbeet damit an, und ſetzt die Pflanzen, wenn keine Nachtfröſte mehr zu befürchten ſind, in das für ſie gut und tief gelockerte, kräftige Feld, in einer Entfernung von 50 Ctm. Ein öfteres Behacken während des Sommers beför⸗ dert das Wachsthum der Pflanzen ſehr, und wenn nach dem Setzen trockene Witterung einfällt, ſo kann namentlich an ſtei⸗ len Abhängen ein öfteres Begießen nothwendig werden. Alle 4 Jahre wird der Lavendel durch Zurückſchneiden verjüngt und dadurch der Strauch zu einer größeren Zweig⸗ und Blüthenentwicklung gereizt. Ernte. Man ſammelt die ganzen Blüthen, ehe ſie voll⸗ ſtändig ausgeblüht haben und trocknet ſie mit großer Vorſicht. Die Blüthezeit iſt im Juli und Auguſt. el Zum Arzneigebrauch dienen die Blüthen und das Kraut (flores et herba Lavandulae), deſſen Geruch angenehm, ſtark gewürzhaft, und deſſen Geſchmack gewürzhaft kampherartig iſt. Als Arzneipflanze verdient der Lavendel große Beachtung, denn er hat in allen Theilen einen ſtark aromatiſchen Geruch und kampherartigen Geſchmack, wirkt innerlich flüchtig reizend und belebend. Aeußerlich findet der Lavendel häufige Anwen—⸗ dung, z. B. in Kräuterkiſſen, mit anderen balſamiſchen Mitteln wirkt er ſehr zertheilend, ebenſo in der Form von Umſchlägen, Bädern und Bähungen. Ferner wird aus den friſchen Blumen das Lavendelöl (Oleum Lavandulae) durch Deſtillation gewonnen. Das Lavendelöl, welches zu Einreibungen bei gichtiſchen und rheumatiſchen Leiden ſehr gute Dienſte leiſtet, wird auch zu techniſchen Gewerben benützt, z. B. zur Bereitung von Fir: niſſen. Ebenſo wird aus dem Lavendel noch ein wohlriechen— des Waſſer gezogen. Legt man den Lavendel zwiſchen Kleider, ſo leiſtet er da— durch einen Dienſt, daß ſolche von den Motten verſchont bleiben. g Das Leinkraut, Flachskraut, Marienflachs, gelbes Löwenmaul. (Linaria vulgaris. Antirrhinum Linaria.) Eine ſehr ſchöne, ausdauernde Zierpflanze, welche in ganz Europa auf Aeckern, an Grabenböſchungen und an Zäunen, überhaupt an ſandigen, ſteinigen Stellen ſich wild vorfindet, mit aufrechtem, äſtigem Stengel, mit dicht gedrängt ſtehenden, lanzettförmigen, oben dunkelgrünen und bläulichgrünen Blät⸗ tern, mit ſehr großen, ſchönen, ſchwefelgelben, fünflappigen, geſpornten Blumen, die von Juni bis Anfangs Oktober blühen. 7 a un Klima, Lage und Boden. Zu ihrem Anbau wähle man ein Feld von warmer, geſchützter Lage, namentlich eine ſonnige Lage, einen mehr trockenen als feuchten Boden, jedoch keinen Boden, welcher an Näſſe leidet, denn ein ſolcher läßt ſicherlich ein Erfrieren bei naßkaltem Winter befürchten. Der Anbau. Im Anfang iſt der Leinkrautbau auf die Saat beſchränkt. Man ſäet den Samen ſehr frühe in ein Miſt⸗ oder Gartenbeet; find dann die Pflanzen zur erforder⸗ lichen Größe herangewachſen, ſo werden ſie verſetzt. Durch Wurzelableger, die man im Frühjahre oder zu An⸗ fang des Spätjahrs vorſichtig abnimmt und an geeignete Stellen verpflanzt, läßt ſich das Leinkraut anbauen; durch die weit umherkriechende Wurzel vermehrt ſie ſich ſtark. Die ſtarke Vermehrung und die weit umherkriechenden Wurzeln ſichern das Gedeihen der Pflanze ſo, daß ſie außer dem Reinhalten vor Unkraut keiner weiteren Pflege bedarf. Das Leinkraut, welches ebenfalls von den Apothekern angekauft wird, riecht im friſchen Zuſtand unangenehm, das getrocknete beinahe gar nicht und ſchmeckt widerlich ſalzig, ſchakf und bitterlich. Das Leinkraut wirkt ſtark zertheilend, ſchmerzſtillend und harntreibend, und wird beſonders äußerlich in Abkochung mit Milch bei ſchlaffen Geſchwülſten angewendet. Der Liebſtöckel. (Levisticum officinale, Ligusticum Levisticum.) Eine ausdauernde, im ſüdlichen Europa wildwachſende Pflanze, die in Deutſchland kultivirt wird. Dieſe Pflanze, die 1½ — 2 Meter hoch wird, hat aufrechte, ſtarke Stengel, mit großen, gefiederten Blättern. Die Dolden haben gelbe Blu⸗ menböden und weiße Blumenblättchen. 5 # Zee Klima, Lage und Boden. Der Liebſtöckel gedeiht bloß in einer ſüdlichen, warmen, etwas feuchten Lage, und in einem gut kultivirten, kräftigen Thon- oder Lehmboden; in einem Sandboden nur dann, wenn er reich an Kraft iſt und die erforderliche Feuchtigkeit beſitzt. Fortpflanzung. Hat man Wurzelableger, fo werden ſolche im Frühjahr in einer Entfernung von 35 Cim. geſetzt, in einen Boden, der ſehr tief und gut kultivirt iſt; hat man keine Wurzelableger und muß man ſeine Zuflucht zur Saat nehmen, jo kommt man wohl am ſchnellſten und ſicherſten da: durch zum Ziel, daß man den Samen im Frühjahr in ein Miſtbeet ſäet, wo die Saat oftmals, wenn die Witterung einigermaßen es erlaubt, ſchon im Februar vorgenommen wird, weil die Pflanzen ſehr lange Zeit bedürfen, bis ſie zum Ver⸗ ſetzen erſtarkt genug ſind. Bei dem Verſetzen dieſer Pflanzen hat man ebenfalls darauf zu achten, daß ſie mindeſtens 35 Ctm. Entfernung be⸗ kommen; einzelne geben ihnen ſogar eine Anpflanzung von . 50 Ctm., was dann eine Raumverſchwendung wäre, wenn man nicht das Kraut alljährlich zu Gemüſe oder im getrockneten Zuſtand als Theeaufguß verwenden wollte. Das Feld wird alljährlich öfters bearbeitet und wenn gleich der Boden zu deſſen Anbau gedüngt wurde, iſt es doch oft—⸗ mals räthlich, das Land vor Winter zu überdüngen, um den Pflanzenſtock vor dem Erfrieren zu ſchützen. Dieß iſt dann nothwendig, wenn das Kraut zu Hense oder als Thee ver⸗ wendet werden ſoll. Ernte. Obgleich die ganze Pflanze einen ſtarken, gewürz⸗ haften Geruch und Geſchmack hat, ſo wird ſie doch nicht ſelten als Gemüfe zubereitet und gegeſſen. Häufig wird fie auch ge⸗ trocknet und als Thee benützt. Der Liebſtöckel wächst ſehr langſam, und es ſteht, wenn . man bei der Wurzelernte einen entſprechenden Ertrag bekom⸗ men will, immerhin 4 Jahre an. Die Wurzeln (Radix levistici) werden im Frühjahr, ehe ſie zu treiben anfangen, ausgegraben, gewaſchen oder rein ge—⸗ ſchabt, damit ſie leichter getrocknet werden können. Die Liebſtöckelwurzel iſt von ſcharfem, durchdringendem Ge— ruch und von widerlichem Geſchmack; ein auflöſendes, reizendes Mittel, deſſen Anwendung namentlich in der Thierheilkunde nicht ſelten vorkommt. Wurzel und Samen wirken ſchleimauflöſend und werden mit Erfolg bei Bruſtkrankheiten, Schwäche und Kolik ange: wendet. Die Lilie, die weiße Lilie. (Lilium candidum.) Eine ausdauernde, in Paläſtina, Syrien und Arabien ein⸗ heimiſche, bei uns in Gärten gezogene Pflanze; doch findet man häufig auch Prachtexemplare an den Böſchungen ſonnig gelegener Weinberge. Die Blume gehört auch bei uns unter die ſchönſten Zierpflanzen. Die Lilie wurde ſchon bei den alten Heiden ſehr hoch geſchätzt, jo daß fie der Göttin Juno ges weiht wurde. Im Mittelalter und in der neueren Zeit dient ſie als Sinnbild der Reinheit und Unſchuld. Aus der weißen, ſchuppigen Zwiebel kommt ein Blätterbündel und ein zwiſchen ½ bis 1 Meter hoher, hohler, aufrechter, faſt fingerdicker, ſtark beblätterter Stengel hervor, der alle Frühjahr neu aus der Wurzel treibt und gegen das Spätjahr hin abſtirbt. Auf der Spitze des Stengels bilden ſich 15 bis 20 Blumen, die eine glockenförmige, inwendig glatte Blumenkrone mit zerſtreut ſtehenden Blättern haben. Die Blumen ſind weiß, zuweilen röthlich geftreift, von ſtarkem, angenehmen, aber betäubenden Geruche. Die Blüthezeit iſt von Mai bis Juli. } Pa — 101 — Klima, Lage und Boden. Eine warme, geſchützte Lage, der Sonne den ganzen Tag ausgeſetzt, iſt vor allem nothwendig, ſomit ein ſonniger, warmer, jedoch offener, freier, gegen heftige Winde geſchützter Standort; daher ſieht man ſie auch an ſüdlich gelegenen Weinbergabhängen in ihrer ſchönſten Pracht. Ferner macht die Lilie auf einen ſehr kräftigen, mehr ſchweren, als leichten Boden Anſpruch. Ein gut gemengter Thonboden iſt zu ihrem Anbau ganz geeignet; der Boden muß ſo kräftig ſein, daß keine Düngung nothwendig wird, weil friſche Düngung ſtets verſpätet wirkt. Fortpflanzung. Die Fortpflanzung geſchieht durch die Vermehrung der Zwiebeln, die man nach verwelktem Stengel im Monat September ausnimmt und ſogleich wieder pflanzt. Ich ſage „ſogleich“, denn ein langes Liegen an der Luft kön— nen ſie nicht ertragen, ſo wenig als ein ſeichtes Legen. Die Zwiebel muß ca. 12 Ctm. mit Erde bedeckt werden. An einem geeigneten Standort macht ſie wenig Anſpruch auf weitere Pflege. Ein mehrmaliges Behacken den Sommer hindurch genügt, um das Land vor Unkraut rein zu halten, und das Bedecken der Zwiebel im Spätjahr mit ſtrohigem Dünger, um dadurch die Zwiebelwurzel üppiger zu machen, damit ſie ſtärkere Stengel mit zahlreicheren Blumen treibt. Wird nun der Dünger im Frühjahr bei dem Hacken mit dem Boden gemengt, jo hat dieß durchaus keine nachtheilige Wir- kung zur Folge; ſehr ſchädlich wirkt dagegen eine friſche Dün— gung im Frühjahr und über die Sommermonate. So lange ſie auf dieſem Standort kräftige Blumen treibt — etwa bis zum vierten Jahre — bleibt ſie daſelbſt ſtehen. Sobald die Zwiebel ſich zu ſtark vermehrt {und mehrere, aber ſchwache Stengel treibt, müſſen die Zwiebeln herausgenommen, zertheilt und ſogleich geſetzt werden. Die Blätter ſind officinell; ſolche im friſchen Zuſtand auf Brandwunden gelegt, lindern die Schmerzen. — 102 — Die Zwiebel (Bulbus Lilii albi seu condidi) wird zer⸗ quetſcht auf Wunden und Geſchwüre gelegt, ferner auch bei Verbrennungen angewendet. Die gebratenen Zwiebeln find als ein erweichendes Mittel empfehlenswerth, werden auch in ein⸗ zelnen Gegenden gekocht oder gebraten genoſſen, wo ſie auf den Harn wirken und ein Mittel gegen Wechſelfieber find. Die Blüthe (Flores Liliorum alborum) ſind Beſtandtheile einer erweichenden Salbe, auch wird von ihnen ein Oel ge⸗ wonnen. Die Linde, gemeine Linde. (Tilia europæa.) Ein in Europa einheimiſcher Baum, welcher ſich durch ſeine frühere oder ſpätere Blüthe, oder durch größere oder kleinere Blätter in zwei Arten unterſcheidet, nemlich: 1) Die großblättrige, auch Sommerlinde (Tilia grandi- folia), die im Monat Juni blüht. 2) Die kleinblättrige, oder Winterlinde (Tilia parvifolia), welche erſt im Juli blüht. Die Linde findet ſich ſelten in Hochwaldungen, ſondern ſtets in Mittel⸗ und Niederwaldungen, und auch hier immer mit andern Holzarten gemiſcht. Dagegen findet ſich die Linde häufig an Alleen und in Dörfern einzeln, und bildet gewöhn⸗ lich den Verſammlungsort der Ortſchaften, weßhalb ſie mit großer Sorgfalt gepflegt werden. Der herrliche Wuchs, die dicht belaubte Krone, das Ausbreiten der Aeſte, das große prachtvolle Blatt gewährt zur Sommerszeit einen erwünſchten Schatten; ſie wird auch ihres ſchönen Wuchſes und ihrer pracht⸗ vollen Krone wegen häufig in Dörfern zur Zierde angepflanzt. Der Geruch der Blüthe, die im Juni nnd Juli florirt, iſt ſehr lieblich und angenehm. Sie werden ſehr alt und erreichen eine — 103 — N | außerordentliche Größe und Dicke; es finden ſich welche vor, die einen Umfang von 10 Meter haben und der Seltenheit halber in den Chroniken aufgezeichnet werden. Einige Er⸗ wähnung verdient die große Linde zu Neuenſtadt am Kocher, im Königreich Württemberg. Dieſe Linde mag ſchon 700 Jahr oder älter ſein, denn ſie ſoll ſchon nach einer alten Urkunde im Jahr 1229 ein großer Baum geweſen ſein, indem damals die neue Stadt hinauf an die Heerſtraße, in nächſte Nähe dieſes Baumes gebaut wurde, nachdem ſchon im Jahr 1226 die alte Stadt Helmbundt, deren Ruinen man noch zwiſchen Neuenſtadt und Sulzbach ſieht, in einem Aufruhr zerſtört war. Vom Jahr 1408 heißt es: „Vor dem Thor eine Linde ſteht, die 67 Säulen hat.“ Den ſpäteren Säulengang mit 115 ſtei⸗ nernen Säulen ließ Herzog Chriſtoph im Jahr 1558 bauen. Seit neueſter Zeit ſtirbt das Holz allmälig ab, ſowohl am Stamme, als an ſeinen Aeſten. Die Aeſte, die ſich über 120 Meter im Umkreiſe ausbreiteten, reduciren ſich bald auf 100 Meter, obſchon man ſich Mühe gab, die Aeſte geſund zu er— halten. Auch verdient eine Linde zu Nürnberg erwähnt zu werden, die 14 Meter im Umfang hat und 20 Meter hoch iſt. Der Stamm der Linde iſt knotig, die Rinde ſchlängend aufgeriſſen und, ſo lange ſie noch jung iſt, grünbraun, und wird mit dem Alter ſtets brauner; ſie hat große, dicke, lange, weit ausgebreitete Aeſte und ſchlanke Zweige. Die Blätter, namentlich der Sommerlinde, find groß, herzförmig, ſcharf ſäge— zähnig; ihre Oberfläche iſt glänzend dunkelgrün, glatt, die untere mattgrün, dünnbehaart. Die wohlriechenden Blüthen ſtehen in endſtändigen Afterdolden; die Blüthenſtiele der groß- blättrigen Linde tragen 2—3, die der kleinblättrigen 5—7 Blüthen; ſie ſind je mit einem weißgrünen, länglichen, netz⸗ artig geaderten, mit dem Blüthenſtiel zum Theil verwachſenen Deckblatt verſehen; der Kelch iſt fünfblätterig, die Staubfäden zahlreich. Die Frucht, die gewöhnlich nur aus einem einzigen — — 104 — Samenkorn beſteht, iſt in einer runden, lederartigen, fünf⸗ fächerigen Kapſel. Klima. Hinſichtlich des Klima's unterſcheiden ſich die beiden Arten weſentlich von einander; die großblättrige oder Sommerlinde liebt mehr einen warmen Stand und findet ſich nicht nur im mittleren Europa häufig, ſie wächst auch noch in den Wäldern des ſüdlichen Europa wild, dagegen gedeiht ſie gegen Norden nur bei einer ſorgfältigen Pflege; die klein— blättrige oder Winterlinde dagegen iſt weniger empfindlich gegen Froſt; man findet ſie weit gegen Norden, dagegen weniger weit gegen Süden, weil ihr die Hitze mehr ſchadet. Lage. Am beſten gedeiht ſie in der Ebene, obſchon ſie auch auf den Gebirgen gut fortkommt. Boden. Sie wächst zwar in jedem Boden, nur bleibt ſie auf geringem Boden ſtets klein und dürftig, dagegen wächst ſie ſchnell und üppig auf lockerem, ziemlich tiefgründigem, kraftvollem, lehmigem Sandboden oder ſandigem Lehmboden. Im trockenen, ſteinigen Boden kommt die Linde nicht fort; ſie macht zu ihrem Gedeihen einige Feuchtigkeit erforderlich, in zu feuchtem Boden dagegen ſteht ſie bald ab. Fortpflanzung. Man pflanzt die Linde durch Samen und Ableger fort. Die Samenreife beider Arten fällt in den Monat Oktober. Der Samen der Sommerlinde fällt ſchon im November ab, wo er dann bei guter, trockener Witterung ge— ſammelt werden kann. Der Samen der Winterlinde dagegen fällt erſt den Winter über ab und iſt ſchwer zu ſammeln; er wird häufig, obſchon es ſehr läſtig iſt, durch das Abbrechen der einzelnen Samenkörner gewonnen, und an einem trockenen Ort, in Kiſten oder Säcken aufbewahrt, wo er den Winter über öfters umgewendet werden muß, wenn er die Keimkraft einige Jahre erhalten ſoll. Saatzeit. Die geeignetſte Saatzeit der Linde iſt gleich nach der Einſammlung des Samens im Spätjahr, wo der Sa⸗ RE men dann im nächſten Mai keimt, bei der Frühjahrſaat dagegen etwas ſpäter. Eine Hauptbedingung bei der Lindenſaat iſt tief gelockerter Boden, der ganz rein von Unkraut iſt. Auch muß die Saat eine ziemlich ſtarke Erdbedeckung bekommen. Wenn auch Alles aufgeboten iſt, was zu einem ſchnelleren Wachsthum bei- tragen könnte, ſo wachſen die Bäumchen in den erſten Jahren doch ſehr langſam. Im dritten Jahre werden ſie von der Samenſchule in die Baumſchule, in einer Entfernung von Ya bis 1 Meter verſetzt. Haben die Bäumchen dann die Größe und Stärke zum Verſetzen ins Freie erlangt, ſo umgräbt man das Bäumchen ſorgfältig und hebt es behutſam aus, ſchneidet das Stämmchen bis zur Kronenhöhe rein aus, ſtutzt die Kro— nenäſte etwas ein, läßt aber den Gipfel unbeſchnitten. Die Linde läßt ſich nöthigenfalls auch durch Ableger fort— pflanzen, die man bekommt, wenn man zweijährige Stamm— lohden mit Erde bedeckt und ſolche etwas feucht erhält, wo— durch ſie ſchon im erſten Jahre Wurzeln bekommen; jedoch wird ſelten ein erwünſchter Erfolg erzielt, weil die Bäume nie den ſchönen Wuchs erhalten, wie die durch Samen gezogenen. Im guten Boden, mit der nöthigen Feuchtigkeit und im Schat: ten wurzeln auch Stecklinge an. Benützung. Als Heilmittel iſt die Blüthe bekannt, wozu ſie mit den Deckblättern kurz nach dem Aufblühen geſammelt wird. Die friſchen Blüthen riechen ſtark, angenehm, die ge— trockneten riechen dagegen ſchwach und ſchmecken ſüßlich ſchleimig. Die Lindenblüthe (Flores Tiliae) iſt ein ſehr ſchätzbares Hausmittel und findet im Aufguß oder im Waſſer abgekocht als Thee ſehr häufige Anwendung, namentlich bei rheumati⸗ ſchen Leiden, gegen Krämpfe, Gicht ꝛc. Sie iſt durch den an⸗ genehmen Geſchmack ein ſehr liebliches, wohlriechendes Ge tränke und iſt gelinde Schweiß erregend. Das Lindenblüthenwaſſer (Aqua Tiliae). Dieſes wohl riechende Waſſer wird gewonnen, indem man einen Theil Lin⸗ N, — 106 — denblüthe mit achtzehn Theilen Waſſer deſtilliren läßt, und dann abzieht. Es iſt dabei nur zu bedauern, daß deſſen Geruch nicht von längerer Dauer iſt. Die innere Rinde gibt, im Waſſer gekocht, ein angenehm ſchmeckendes, ſchleimiges, nahrhaftes Getränke, das ſehr küh— lend, ſchleimauflöſend und bei Fieberkranken ſehr beſänftigend iſt. Legt man die Rinde in wenig Waſſer, ſo wird ſolches ſchleimartig, was auf Brandwunden gelegt ſehe kühlend iſt und iſt überhaupt bei Wunden und Geſchwüren kühlend und heilſam. Auch aus dem Holz wird ein Arzneimittel durch das Aus⸗ glühen gewonnen, denn die Kohle des Lindenholzes iſt als Heilmittel allgemein anerkannt. Ferner wird deſſen Kohle auch zum Zeichnen und zur Ver⸗ fertigung des Schießpulvers verwendet. Die Bienen lieben den Honigſaft der Lindenblüthe ſehr; ein einziger Baum liefert den Bienen eine Menge Honig und Wachs; in Schaaren ſtrömen ſie auf die blühenden Linden⸗ bäume zu, was ſie durch das Summſen Tag und Nacht kund thun. Aus den Früchten läßt ſich ein ſchönes Oel preſſen, jedoch ſehr wenig. Die Blätter ſind ein gutes Futter für Schafe und Ziegen. Der zähe Baſt zwiſchen dem Splint und der äußern Rinde eignet ſich vortrefflich zum Flechten von Fußdecken oder zu Körben, Schuhen, Hüten und Stricken, oder zu Baſtmatten, die zum Einpacken der Kaufmannswaaren ſehr häufig verbraucht werden. In Rußland ernähren ſich viele Tauſende durch das Flechten ſolcher Matten, indem dort der Lindenbaum in Wäl⸗ dern ſehr häufig zu finden iſt. Man gewinnt dieſen Baſt, wenn man die Rinde ſo lange einweicht, bis ſich derſelbe da— von trennt. Die Rinde darf übrigens nicht zu lange im Waſ⸗ ſer liegen, ſonſt verliert der Baſt an ſeiner Zähigkeit. Ne ne 2 Das Holz ift wegen feiner Leichtigkeit und Weichheit weder gut zum Brennen noch zum Bauen geeignet, dagegen dient es vorzüglich zu Schnitzwerk und Tiſchlerarbeiten; es wirft ſich nicht, wird nicht leicht wurmſtichig und läßt ſich ſehr leicht ſchneiden, es kann zum Ausſchneiden von allerhand kleinen Arbeiten, auch von Drechslern und Tiſchlern ſehr gut benutzt werden. Die aus ſolchem Holz geſchnittenen Bretter lieben die Sattler und Schuhmacher, um das Leder darauf zu ſchneiden. Der Löwenzahn. (Leontodon Taraxacum.) Eine auf Grasplätzen, an Wegen und auf Wieſen in ganz Europa ſich häufig vorfindende Pflanze, mit einer ſpindelför— migen, langen Wurzel, die ſehr viele Blätter treibt, welche auf dem Boden herumflattern und einen Büſchel oder eine Roſette bilden. Die einfachen, aufrechten Schäfte ſind länger, als die Blätter, nackt, rund und röhrig; auf ihnen befindet ſich eine große hochgelbe Blume, die bei Regenwetter und des Nachts ſich ſchließt und über die Dauer der Nacht und des Regens geſchloſſen bleibt; blühet von April bis September. Klima, Lage und Boden. Der Löwenzahn iſt eine Pflanze, welche bezüglich des Klimas keinen großen Unterſchied macht, denn wir finden dieſe Pflanze ſowohl im Norden, als im Süden; das gleiche Verhältniß findet aber auch ſtatt in Beziehung auf den Boden, indem wir ſie ſowohl auf feuchten, als auf trockenen Wieſen finden. Doch iſt es Thatſache, daß durch die Kultur in geeigneter, warmer Lage, in einem guten, fruchtbaren, mäßigfeuchten, tiefgründigen Boden nicht nur reich⸗ liche Erträge, ſondern auch Kraut und Wurzeln gewonnen wer⸗ den, welche die wichtigſten officinellen PR im reichſten Maße beſitzen. = Fortpflanzung. Da die Fortpflanzung gewöhnlich durch die Saat geſchieht, ſo hat man dafür zu ſorgen, daß man hiezu Samen von den ſtärkſten Pflanzen bekommt und läßt dieſen vollkommen reif werden, was man wahrnimmt an den bräunlichen Blumenköpfen, die geſchnitten und zum voll⸗ ſtändigen Austrocknen an einen luftigen Ort gelegt werden, bis ſie leicht auszudreſchen ſind. Die Saat iſt im Frühjahr auf gut und friſch gelockerten Boden vorzunehmen und ſchwach unterzubringen. Ertrag. Im erſten Jahr liefert die Pflanze einen ſchwachen Ertrag an Kraut, erſt im zweiten und dritten Jahr iſt der Krautertrag ein erheblicher; auch die Wurzeln ſollten mehrjährig ſein, wenn man kräftige Wurzeln erhalten will. dan ſchneidet das Kraut mit der Blüthe, wenn fie am üppig⸗ ſten daſteht, und trocknet es; die Wurzeln dagegen werden im Frühjahr oder im Spätjahr gegraben. ’ Der vorwaltende Beſtandtheil dieſer Pflanze ift der bittere Extraktivpſtoff, Schleimzucker und mehrere Salze; daher iſt fie als ein gelinde reizendes, die Verdauung beförderndes Mittel zu betrachten und bildet einen Beſtandtheil der Frühlingskuren. Die grünen Blätter können das ganze Jahr zu Gemüſe benützt werden. Die 3 Centimeter dicken Wurzeln ſind außen braun⸗ gelb, innen weißlich, fleiſchig und reich an Milch, welche beim Trocknen ziemlich runzlich werden. Die Maiblume, Maiglöckchen. (Convallaria majalis.) Eine ausdauernde, in ſchattigen Wäldern ganz Deutſchlands ſehr häufig vorkommende Pflanze. Die gegliederte, kriechende Wurzel treibt gewöhnlich 2 eirund⸗lanzettförmige, glattrandige Blätter, einen nackten, aufrechten Schaft, der weniger lang iſt, =, 108 als die Blätter, deſſen Blumenähre eine einfache, ſchlaffe Traube bildet, mit glockenförmigen, ſechstheiligen, weißen, erbſengroßen Blümchen, deren Geruch ſehr angenehm und deren Geſchmack ſcharf und bitter iſt, und von Mai bis Juni blühet. Die Frucht iſt eine rothe, dreifächerige Beere. Kultur. Die gemeine Maiblume, welche bei uns ſehr einheimiſch iſt, und im Freien ſehr gut ausdauert, iſt gerade in jenen Gegenden, wo ſie ſo häufig gefunden wird, dennoch höchſt undankbar für die beſte und fleißigſte Kultur und auch ſelten von Dauer; ſie wird daher auch ſelten kultivirt; doch findet man an ſchattigen Anlagen prächtige Exemplare, wo man nicht ſelten auch noch häufig verſchiedene Spielarten fin⸗ det, mit hellrothen, weiß und rothen, mit einfachen und ge⸗ füllten Blumen. Will man ſie aber dennoch anbauen, ſo kann ſie durch Verſetzen der Zwiebeln angebaut werden. Klima, Lage und Boden. Sie lieben einen ſchatti⸗ gen, gegen rauhe Winde geſchützten Standort, und kommen in allen lockern, mäßig feuchten Bodenarten ſehr gut fort, ſogar im Torfboden, wenn ſolcher mit Sand und Lehm gemengt iſt. Fortpflanzung. Die Fortpflanzung geſchieht am leich⸗ teſten durch das Verſetzen der Zwiebeln, die ſammt der Erde ausgehoben und verſetzt werden. Das Verſetzen wird im Früh⸗ jahr ſo bald vorgenommen, als es die Trockenheit des Bodens erlaubt, jedenfalls ſchon im Monat März. Um das Fort⸗ wachſen zu begünſtigen, muß der Boden durch Begießen ſtets etwas feucht erhalten werden. Droht noch Froſt einzutreten, ſo iſt ein Bedecken mit Stroh unumgänglich nothwendig, wenn man noch im Pflanzungsjahr blühende Maiblümchen erwartet. Die Maiblumen (Flores Convallariae) beſitzen Heilkräfte. Sie werden beim Trocknen gelblich und verlieren den Geruch, dagegen theilen die friſchen Blüthen dem Waſſer einen ſehr angenehmen Geruch mit. Deſtillirt geben die Maiblümchen einen ausgezeichnet wohlſchmeckenden und geſunden Liqueur. * — 110 — Die getrockneten und pulveriſirten Blumen können zu Schnupf⸗ tabak verwendet werden. Die Malve. (Malva.) Die Malve hat mehrere Varietäten, die ſich nicht allein hinſichtlich ihres Krautes, Stengels, der Blätter und Blüthen, ſondern auch durch ihren Geruch, Geſchmack und durch ihre Beſtandtheile von einander unterſcheiden. Während eine Art bei uns wild wächst, auch die ſtrengſte Winterkälte ertragen kann, und mit dem geringſten Boden vorlieb nimmt, verlangt eine andere guten Boden, die ſorgfältigſte Pflege und jeweilige Düngung, und wieder andere verlangen als Zierpflanzen ſehr gute Erde, eine Ueberwinterung im Zimmer oder Treibhaus, und ſogar och im Sommer eiuen warmen, geſchützten Ort. Von ſämmtlichen Arten verdienen bloß zwei eine beſondere Erwähnung, wovon bereits eine, „die Käſepappel“, mitgetheilt iſt. Die ſchwarze Malve. Roſenpappel, Stockroſe, Roſen⸗ Eibiſch. (Malva arborea. Althæa rosea.) Sie ſtammt aus dem Orient, wurde in früheren Jahren in Deutſchland zur Zierde in Gärten in den verſchiedenartig⸗ ſten Sorten, von den mannigfaltigſten Farben, die ſich durch reiche Füllung auszeichneten, angebaut, und findet ſich auch jetzt noch nicht ſelten als Zierpflanze vor. In Gegenden jedoch, wo man den Nutzen der ſchwarzen Malve nicht allein als Arznei- ſondern auch als Farbepflanze kennt, wird ihr Anbau im Großen betrieben. Man wählt hiezu die Varietät mit ſchwarzrothen Carollen, die an der Baſis gelblich weiß ſind. Sie iſt eine zweijährige — 4 - > N EEE — 111 — Pflanze, die aus der Wurzel mehrere hellgrüne, hohle Stengel in einer Höhe von 1— 2 Meter treibt, mit dunkelgrünen, haari⸗ gen Blättern. Die ſchwarzrothen Blüthen ſind im getrockneten Zuſtand ſchwarz, haben keinen Geruch und einen ſchleimigen, ſchwach ſüßlichen Geſchmack. Klima und Lage. Die Roſenmalve gedeiht am beſten in einem warmen Klima und in einer ſonnigen, geſchützten Lage, namentlich an ſchwachen Anhöhen; in Niederungen oder auf hohen Bergen ſollte ihr Anbau nur im Nothfall ſtatt⸗ finden, weil hier das Gedeihen unſicherer iſt. Boden. Die Roſenmalve begnügt ſich zwar mit jedem Boden, liefert aber in einem ihr weniger geeigneten Boden nicht nur bedeutend geringere Erträge, ſondern auch ſehr ver— minderte, gehaltloſe Blumen. Ein kräftiger, warmer, gut ge— lockerter Thonboden mit der nöthigen Beimengung von Kalk, oder ein humusreicher, ſandiger Lehm- oder lehmiger Sand: boden liefert die ſchönſten, und zwar ſehr große, gefüllte Blu— men, deren Farbe ſchön ſchwarz iſt; ein magerer, oder naß— kalter Boden, dagegen liefert ſchwache Stengel mit wenigen, kleinen und einfachen Blumen, deren Farbe matt und zu fei- nem Gebrauche tauglich iſt. Düngung. Es iſt unumgänglich nothwendig, den Boden durch reichliche Düngung möglichſt üppig zu machen. Friſche Düngung, beſonders mit unvergohrenem Miſte ſagt ihr nicht zu; der Dünger muß jedenfalls ſo bald aufgebracht und mit dem Boden vermengt werden, daß keine nachtheiligen Folgen mehr zu befürchten ſind. Man düngt das Feld ſchon im Spätjahr zuvor und bringt den Dünger flach unter, damit er mit dem Boden gehörig gemengt, und der in demſelben ſich vorfindende Unkrautſamen vertilgt wird. Frühzeitig aufgefahren laſſen ſich alle Düngerarten mit Nutzen anwenden. Zubereitung und Beſtellung des Feldes. Bei dem Anbau der Malve hat man, wie ſchon erwähnt, ein Feld⸗ * — 112 — oder Gartenland zu wählen, das eine ſonnige, warme und ge⸗ ſchützte Lage hat und deſſen Boden alte Bodenkraft beſitzt. Soll eine Düngung dem Malvenbau vorangehen, ſo muß ſolche unmittelbar nach der Vorfrucht folgen. Der aufgefahrene Dünger iſt gleichmäßig zu verbreiten und ſchwach unterzupflügen. Der mit dem Dünger untergebrachte Unkrautſamen keimt, wächst bald und muß noch vor Winter durch ein tiefes, zweites Pflügen vertilgt werden. Wo man einigermaßen ſtockende Näſſe zu befürchten hat, iſt es ſehr nothwendig, daß man den Untergrundspflug zugleich gehen läßt, um den Boden möglichſt tief zu lockern und die übermäßige Feuchtigkeit zu verſenken, wenn es genügend iſt. Mit beſonderer Sorgfalt hat man auch größere Steine zu beſeitigen, die dem Eindringen der Wurzeln hinderlich ſind und der Pflanze den feſten Halt nehmen können. Da, wo die Arbeit, anſtatt mit dem Pfluge, mit dem Spaten vorgenommen werden ſoll, genügt in den meiſten Fällen die Tiefe von einem einfachen Spatenſtich nicht; es iſt immerhin ein doppelter Spatenſtich räthlich, und ſogar in einem mehr bindigen Thonboden dringend geboten. Dadurch wird der Boden genügend kultivirt, und ſowohl zur Saat als auch zur Pflanzung ſo zubereitet, daß im nächſten Frühjahr eine Pflugart genügend iſt. Die Saat auf das Feld. Beabſichtigt man die Saat ſogleich auf das Feld vorzunehmen, ſo hat ſie im Frühjahr ſehr bald zu geſchehen. Hieraus erhellet, wie nothwendig. es iſt, das Land im Spätjahr zuvor ſchon dazu vorzubereiten, daß einfaches, ſeichtes Pflügen genügt. Nach dem Pflügen wird das Land ſtark geeggt, hernach gewalzt und um gerade Linien und gleich weite Entfernung zu bekommen, markirt. Dann ſteckt man alle halbe Meter Entfernung einige Samen⸗ körner. 5 Die Ausſaat in das Ackerland hat gewöhnlich den Nach⸗ theil, daß die Malve im erſten Jahre keine, oder nur eine | — 113 — ſehr ſpärliche Ernte liefert, weil man da ſtets abzuwarten hat, bis keine Nachtfröſte mehr eintreten und der Boden zur Saat trocken genug iſt. In Jahren, wo man ſehr frühzeitig warme Witterung hat, ſowie in einer mehr trockenen als feuchten Lage, ferner, wenn die Witterung gleich Anfangs im Frühjahr einen mehr trockenen Charakter anzunehmen ſcheint, kann die Ausſaat ins Freie ſogar räthlich ſein. Wurde das Feld im Spätjahr gut und tief kultivirt, ſo wird das Land im Früh— jahr ſobald als möglich zur Saat gepflügt, ſtark geeggt, und wenn es die erforderliche Trockenheit hat, auch gewalzt und die Körner ausgeſteckt, wobei man, wie bei der Saat der Zuckerrübe in's Freie, verfährt. Die Saat in ein Miſt⸗ oder Gartenbeet. Die zweite Verfahrungsart der Saat iſt das Säen in ein Miſt⸗ oder Gartenbeet, um im Frühjahr möglichſt bald verſetz⸗— bare Pflanzen zu bekommen, wozu die Saat ſobald als mög- lich vorgenommen wird, namentlich in einem Miſtbeet, weil man in ſolchen die Pflanzen ſtets vor Froſt ſchützen kann, und bis ſie zum Verſetzen die erforderliche Stärke bekommen, ſich keine Nachtfröſte mehr einſtellen. Vor Froſt und Näſſe ſind die Saatbeete zu ſchützen, doch dürfen die Pflanzen nicht ver: zärtelt, ſie müſſen nach und nach an rauhes Klima, an Wind und Regen gewöhnt werden. Die Pflanzenbeete ſind rein von Unkraut und gegen alles, was das Pflanzenwachsthum beein⸗ trächtigen könnte, geſchützt zu halten. Zur Anlage der Saatbeete, wenn man keine Miſtbeete dazu verwenden will, wählt man einen etwas mehr feuchten, als trockenen Boden und eine Lage, die warm und geſchützt vor kalten Winden iſt. In dieſe ſäet man den Samen entweder in 12 Ctm. von einander entfernte Reihen, die ſchön parallel laufen, oder man ſäet breitwürfig, ſo daß die Pflanzen 3 Ctm. von einander zu ſtehen kommen. Es erfordert ſchon einen tüchtigen und gewandten Säemann, um eine gleichmäßige und 8 — 114 — geeignete Entfernung der Pflanzen zu bekommen. Der Sa⸗ men darf nicht ſtark mit Erde bedeckt werden, es iſt deßhalb auch räthlich, nur ganz feine Erde hiezu zu verwenden. Ein jeweiliges Begießen befördert nicht nur das Keimen des Sa⸗ mens, ſondern auch das Wachsthum der Pflanzen. Durch das Erziehen der Pflanzen in Beeten wird ſehr viel Samen er- ſpart und man kann, wenn die Saat im Frühjahr recht bald vorgenommen wird, die Verpflanzung noch ſo bald vornehmen, daß noch im erſten Jahre eine Ernte erzielt wird. Sobald die Pflanzen die nöthige Stärke haben, muß das Verſetzen vorgenommen werden, was wohl, wenn je im erſten Jahre noch eine Ernte gewonnen werden ſoll, ſehr bald ge— ſchehen muß. Beim Verſetzen bekommen die Pflanzen eine Entfernung von I Meter. Behandelt werden fie beim Ber- ſetzen mit der größten Sorgfalt, damit ſowohl beim Aus- rupfen, als beim Verſetzen der Wurzelſtock nicht Schaden lei⸗ det. Sollte das Pflanzenbeet zum Verrupfen der Pflanzen etwas trocken ſein, ſo muß man dem Beet durch Begießen die nöthige Feuchtigkeit geben. Eine Hauptbedingung iſt es wohl, nie mehr Pflanzen auszuziehen, als in der kürzeſten Zeit ver⸗ ſetzt werden. Die Pflanzen ſind tief genug zu ſetzen, mit feiner Erde zu umgeben und etwas anzudrücken, und im Fall der Boden etwas zu trocken ſein ſollte, auch zu begießen. Da ſo zu ſagen nur durch künſtliche Hülfe im erſten Jahre der Ver⸗ pflanzung eine Blüthenernte gewonnen werden kann, ſo darf eine ſolch' baldige Ernte, d. h. eine Ernte im erſten Jahr, nur als eine Seltenheit betrachtet werden. Pflege nach der Saat auf das Feld. Die Aus⸗ ſaat der Malve auf den Acker iſt nur dann geſichert, wenn der Boden zur Saat durch die nöthige Düngung und Kultivirung auch empfänglich gemacht worden iſt. Tritt nach dem Körner⸗ ſtecken trockene Witterung ein, ſo kann ein mehrmaliges Be⸗ gießen mit verdünnter Jauche räthlich ſein; ich ſage mehrmals, — 115 — denn einmal nur könnte das Begießen eine Lockſpeiſe zum Kei⸗ men ſein; der Keim tritt dann hervor und verdorret, wenn trockene Witterung fortdauern ſollte und das Begießen nicht wiederholt wird. Fehlende Pflanzen ſind ſtets zu ergänzen und zu dicht ſtehenden iſt ein weiterer Stand zu geben; ſtehen mehrere Pflanzen beiſammen, ſo zieht man die ſchwächeren aus und läßt die ſtärkſten ſtehen. Der Boden iſt durch das Be— hacken ſtets locker und rein von Unkraut zu halten. Pflege der Pflanzen nach dem Verſetzen. Auf die geſetzten Pflanzen muß man einige Sorgfalt wenden, bis ſie angewachſen ſind, namentlich darf bei eintretender trockener Witterung das Begießen nicht verſäumt und kein Unkraut ge— duldet werden. Kränkliche Pflanzen müſſen durch geſunde er— gänzt werden, ebenſo ſchwache durch kraftvolle; man muß ſtets Pflanzen zum Verſetzen in der Reſerve haben. Eine mehr⸗ malige Auflockerung durch Behacken trägt zum Wachsthum der Pflanzen weſentlich bei. Im Spätjahr hat man fein Augen⸗ merk darauf zu richten, die Pflanzen vor Froſt und Feuchtig⸗ keit zu ſchützen. Sollte eine Düngung nothwendig ſein, ſo iſt zu einer ſolchen das Spätjahr die geeignetſte Zeit, namentlich bei einer Miſtdüngung. Der Dung wird im Spätjahr aus⸗ gefahren, gebreitet, die Pflanzenſtöcke damit angehäuft und da— durch den Winter über vor Froſt geſchützt. Im Frühjahr, ſobald warme, trockene Tage eintreten, und kein Froſt mehr zu befürchten iſt, wird das Land gehackt, der Dünger mit in den Boden gebracht und der Stock wieder etwas freier geſtellt. Im zweiten und in den folgenden Jahren beſchränkt ſich die Bearbeitung der Pflanzung auf das Behacken, Düngen und Reinhalten von Unkraut. In einer günſtigen Lage, im guten, geeigneten Boden und bei ſorgfältiger Pflege, liefern die Malven 4 — 5 Jahre einen hohen Ertrag, andernfalls aber kaum 3 Jahre. Die entſtehenden Lücken müſſen durch beſtändiges und ſorgfäl⸗ tiges Nachpflanzen ausgefüllt werden. — 116 — Ernte. Die Blüthe der Malve (Flores Malvae arbo- reae) liefert den Hauptertrag. Im Juli tritt die Pflanze in die Blüthe, womit die Ernte beginnt, die ununterbrochen meiſt bis in den Oktober fortdauert. Die Ernte beginnt, wenn die Blüthen vollkommen ausgebildet ſind; man darf alsdann nicht ſäumen, dieſelben alsbald abzunehmen und zu trocknen. Die Blüthen werden täglich, jedoch nicht bei Regenwetter, wenn ſie vom Thau trocken ſind, mit den Kelchen abgepflückt und auf luftigen Böden oder auf Horden im Freien getrocknet, wobei öfteres Wenden nothwendig wird, weil ſie ſonſt leicht ſchimm⸗ licht werden. Das Trocknen muß möglichſt ſchnell vor ſich gehen. Man breitet die Malve anfänglich ganz dünne aus, häuft ſie nach dem Grade der Trockenheit immer mehr an und bringt ſie, wenn kein Erhitzen mehr zu befürchten iſt, auf große Haufen, die jedoch von Zeit zu Zeit umgeſtochen werden müſſen. Will man ſie zur Verſendung verpacken, ſo breitet man an einem feuchten Tage die Haufen dünne aus; ſobald ſich nun die Blüthen etwas angezogen haben, werden ſie in Säcke, Kiſten oder Fäſſer eingefüllt und feſt eingedrückt. Einige Feuch⸗ tigkeit müſſen die Blüthen beim Verpacken beſitzen, ſonſt wür⸗ den ſie ſich zu Staub zermalmen; hat man ſie aber zu feucht gepackt, ſo werden ſie leicht warm und verderben. Bemerkt man ein Warmwerden, was in Säcken weniger der Fall iſt, als in Kiſten, ſo müſſen ſie ſo ſchnell als möglich wieder ausge⸗ packt werden. Die getrockneten Blüthen laſſen ſich auf einem trockenen Boden, welcher der Sonne und der Zugluft nicht zu ſehr aus⸗ geſetzt iſt, ohne Nachtheil für Qualität und Quantität ein ganzes Jahr aufbewahren. Wo die Malve in größerer Aus⸗ dehnung angebaut wird, lohnen ſich beſondere Trockeneinrich⸗ tungen, wie ſolche näher beim Hopfenbau bezeichnet ſind, wo durch deren Facheinrichtung ſehr an Raum gewonnen, die Ar⸗ 7 beit dadurch ſehr erleichtert und das Trocknen beſchleunigt wird, ohne alle Gefahr einer Verunreinigung oder eines ungleichen Trockenwerdens. Ertrag. Die Malve hat bis jetzt immer einen ſehr reichen Ertrag geliefert, dem Morgen nach berechnet nicht ſelten 8— 10 Centner auf dem württembergiſchen Morgen, per Centner zu 35 Mark gerechnet, würde einen Ertrag von 280 bis 350 Mark abwerfen. Es kam ſchon vor, daß der Centner zu 50 Mark bezahlt wurde, wenn aber auch nur 6 Centner vom Morgen gewonnen wurden, ſo war der Ertrag dennoch ein außerordentlich günſtiger. Wenn man berechnet, daß die Malve mehrere Jahre ohne Ausſaat einen ſolchen hohen Er- trag liefert, ſo kann deren Anbau gewiß mit allem Recht empfohlen werden. Jedoch iſt er nur für einen Mann ge— winnreich und räthlich, der das Sammeln der Blüthe, das Trocknen und Aufbewahren mit der größten Sorgfalt beſorgt und die nöthigen Räumlichkeiten zum Trocknen hat; denn ich kann nicht umhin, zu erwähnen, daß das Trocknen ſchon einige Er— fahrung, große Genauigkeit und viele Arbeit erforderlich macht. Die Blumen (Flores malvae arboreae), welche geruchlos ſind und einen ſüßen, ſchleimigen Geſchmack haben, ſind wegen ihrer ſchleimigen Beſchaffenheit in Aufguß und Abkochung bei katarrhaliſchen Bruſtaffektionen, Heiſerkeit und Huſten ein ſehr beliebtes Mittel, namentlich auch als Mund- und Gurgelwaſſer, bei Halsentzündungen, mit etwas Honig gemengt. Würde ihr Nutzen und ihre Verwendung blos als Heil— mittel ſtattfinden, ſo wäre ihr Verbrauch ſo gering, daß ſich ihr Anbau nicht lohnen würde; allein ſie wird in neueſter Zeit zur techniſchen Verwendung immer mehr geſucht, nament⸗ lich zur Färberei. Die Blüthe der ſchwarzen Malve, als Farbe— pflanze. Wohl wurde ſchon früher die Blüthe der Malve zum Blaufärben für die Leinen⸗, Wollen und Baumwollen⸗ — 118 — Färberei verwendet; da ihre Farbe jedoch nie haltbar war, ſo kam man ſtets wieder davon ab, dagegen wurde dieſe Blüthe namentlich in Frankreich zum Färben der Rothweine, der Li- queure und des Eſſigs verwendet. Bei dem Weine ſoll die Malvenblüthe ſogar den Vorzug vor den getrockneten Heidel⸗ beeren verdienen, weil bekanntlich der Wein von der Bei⸗ miſchung der getrockneten Heidelbeere einen herben Geſchmack erhalten ſoll, während die Malvenblüthe den Wein rein läßt. Dadurch, daß es gelang, den Farbeſtoff aus der ſchwarzen Malvenblüthe für die Zeugfärberei vollkommen haltbar zu machen, ſo daß er einigermaßen als Erſatz des theuren Indigo dient, wird der Verkauf dieſer Blüthe einen immer größeren Umfang nehmen und deren Anbau einen ſtets mehr geſicherten Ertrag liefern. Die Samenzucht. Die Pflanzen, welche zum Samen⸗ gewinn beſtimmt werden ſollen, werden mit Vorſicht ausge⸗ ſucht; man wählt hiezu nur Prachtexemplare, deren Blumen. geſund und ſehr ſchwarz ſind. Da der Samen nicht jedes Jahr die erwünſchte Reife bekommt, ſo ſollte das Sammeln deſſelben in günſtigen Jahren nicht verſäumt werden. Bei einer ſorgfältigen, trockenen Aufbewahrung bleibt der Samen mehrere Jahre keimfähig, nur darf man dann bei der Saat mit älterem Samen nicht geizen und muß ſolchen viel dichter ſäen. Außer der Blüthe gewährt die Malve einen ganz geringen Ertrag; der Baſt an dem Malvenſtengel iſt unbedeutend und nicht gut, ſo daß er das Sammeln nicht lohnt; er ſteht dem Baſt des Hanfes weit nach. Nicht einmal zum Verbrennen eignet ſich der Malvenſtengel, weil er nie ein reines Feuer gibt; dagegen eignet er ſich mehr zu Kompoſt, wozu er bald geſammelt, mit anderen Pflanzenreſten, deren es im Spätjahr eine Menge gibt, und mit Kalk, Gyps, Erde, Dung 2c. ge⸗ mengt, zu einem Kompoſthaufen aufgeſetzt wird. Die Stengel, — 119 — ‚auf dem Felde als Düngung liegen gelaſſen, nützen als ſolche, wenn fie auch zu kleinen Stücken zerſchnitten und in den Bo: den gebracht werden, nur wenig, außer daß ſie zur Lockerung des Bodens und zum Schutze vor dem Erfrieren des Mutter- ſt ockes dienen. Der Meerrettig, die Kene, das ſcharfe Löffelkraut. (Cochlearia armoracia.) Man trifft den Meerrettig in ganz Europa an Gräben und feuchten Stellen wildwachſend an; ſeines ökonomiſchen Nutzens wegen wird er aber auch ſehr häufig angebaut. Die Wurzel wird ½ Meter lang und 5 Ctm. dick. Der aufrechte kahle Stengel iſt äſtig und Meter hoch; feine kahlen Blät- ter ſind geädert, die Wurzelblätter lang geſtielt und / Meter lang. Die ſchlaffe Endtraube enthält weiße Blüthen; die weißen Kronenblätter ſind noch einmal ſo lang als der Kelch. Es gibt nur wenige Pflanzen, bei denen die Eigenſchaften der Wurzeln durch die Kultivirung ſo ſehr veredelt werden, wie beim Meerrettig. Die wildwachſende Varietät, die man an Bach- und Flußufern, an Gräben und ſonſt feuchten Stellen verwildert findet, iſt ſo ſcharf, daß ſie nicht genoſſen und auch nicht als Arzneimittel gebraucht werden kann. Derjenige Meer— rettig dagegen, der in einem ohnehin ſchon bearbeiteten Boden ſich von ſelbſt fortpflanzt, wie in Weinbergen oder Gärten, wird ſchon genießbarer, doch hat er bei Weitem nicht das weiße zarte Fleiſch und den Zuckergehalt, wie derjenige, dem bei ſeiner Kultivirung alle Aufmerkſamkeit gewidmet wird. In den Gegenden von Nürnberg und Erlangen in Bayern, von Raſtatt in Baden, wo der Meerrettigbau im Großen im Be⸗ triebe ſteht, wird ein ſchätzbares Gut erzeugt und ein ſehr hoher Ertrag erzielt, ebenſo in Böhmen und Sachſen. — 120 — Klima und Lage. Der Meerrettig gedeiht zwar in. jedem Klima, doch darf es weder zu trocken, noch zu naß ſein, wenn ein günſtiges Reſultat erzielt werden ſoll. Eine ſonnige, warme Lage trägt zu den guten Eigenſchaften der Meerrettig⸗ wurzeln ſehr viel bei, namentlich ein mehr niedriger oder ſüd⸗ licher Abhang, als bergige, nördlich gelegene Stellen. Boden. Der Meerrettig verlangt ein feines, tief bear⸗ beitetes, ſchweres und kraftvolles Erdreich; am beſten ſagt ihm ein Lehm⸗ oder Thonboden zu, wenn er tiefgründig iſt und ſich in gutem Kraftzuſtand befindet. Auf einem leichten Bo⸗ den kommt er nur dann fort, wenn das Klima feucht und der. Boden ſehr humusreich iſt. Im ſteinigen Boden iſt ſein Anbau durchaus nicht lohnend, ja ſogar unmöglich. Fruchtfolge. Obſchon der Meerrettig ſehr verträglich mit ſich ſelbſt iſt, ſo läßt man ihn doch auf demſelben Felde nicht vor dem ſechſten Jahre wieder folgen; denn die Wurzeln bleiben alsdann ſchwächer, vermindern den Ertrag und bekom⸗ men Roſtflecken. Sein Anbau findet namentlich in Außen⸗ feldern, Weinbergen, Krautländern und in Gärten ſtatt. In denjenigen Gegenden, wo ſein Anbau im Großen betrieben wird, läßt ihn der Dreifelderwirth im Sommerfeld folgen. Düngung. Er verlangt alte Bodenkraft, oder vor ſeiner Anpflanzung eine ſtarke Düngung mit ſchon etwas verrottetem Rindviehmiſt, nur nicht mit Pferde-, Schaf⸗ oder Schweinemiſt; dagegen eignen ſich ſehr gut Knochenmehl, zerhackte, mit Jauche. geſättigte Lumpen, Lederabfälle, Hornſpäne, Abfälle von Ger⸗ bereien ꝛc. Zubereitung und Beſtellung des Feldes. Da der Meerrettig einen reinen und ſehr tief gelockerten Boden verlangt, ſo verdient das Runten (Rigolen) den Vorzug, durch welches das Feld ½ bis Meter tief umgearbeitet wird. Im Sand⸗ oder milden, tiefgründigen Boden kann das Rajolen durch tiefes Pflügen, beſonders durch Doppelpflügen, erſetzt — 121 — werden. Sowohl das Rajolen, als auch das Doppelpflügen muß ſchon vor Winter geſchehen, damit man die Pflanzung im Frühjahr, ſobald es die Witterung und die Trockenheit des Bodens erlaubt, beginnen kann. Die Verpflanzung. Solche geſchieht durch Wurzel- zweige, die man beim Ausgraben von den größeren Wurzeln im Herbſte abgenommen hat. Es werden nämlich zu dieſem Behufe die unterſten Wurzeln, die ſich an der Meerrettig— ſtange befinden, zum Verpflanzen abgeſchnitten, wenn ſie finger⸗ dick find und wo möglich eine Länge von / Meter haben; denn je länger die Ableger ſind, deſto ſchönere Meerrettig— ſtangen können erzielt werden; doch ſollen ſie auch eine weiße Farbe, kurze Faſern, einen ſtarken, ſcharfen, ſüßlichen, aber nicht bitterlichen Geruch und Geſchmack haben, dürfen nicht roſtfleckig, nicht ſchadhaft und welk ſein, ſondern ſollen ein fri— ſches Ausſehen haben, ſaftreich und feſt ſein. Das Pflanzen wird vorgenommen, ſobald es die Witterung im Frühjahr er— laubt, entweder im Monat März oder im April. Ehe man das Verpflanzen beginnt, reibt man die Pflanzen mit einem wollenen Lappen ab, damit kein Schimmel, keine Faſern oder Nebenwurzeln daran bleiben. Dann macht man quer auf dem Felde Reihen, welche / Meter von einander entfernt ſind, in dieſe ſetzt man die Wurzeln ½ Meter von einander ent⸗ fernt, indem man in dieſer Entfernung mit einer langen Haue eine ſchmale, tiefgehende Grube macht, in welche man die Wur⸗ zel in ſchiefer Richtung hineinlegt, ſo daß ſie am untern Theil etwa 12 Ctm. und am obern 3 Ctm. mit Erde bedeckt iſt. In dieſe Gruben werden, wenn die Pflanze eingelegt iſt, zer: hackte Lumpen, Knochenmehl, Hornſpäne, Gips und dergleichen geſtreut, dann mit Erde zugedeckt und das untere Ende der eingelegten Wurzel mit dem Fuße gut eingetreten, damit die Wurzel nicht hohl liegt. Zuweilen wird auch ein ſchiefgehen⸗ des Loch (in einem Winkel von 20 — 30 Grad) von der Dicke — 12 — der Wurzel gemacht, in welches dieſe eingeſtoßen wird. Diele Manipulation hat übrigens den Nachtheil, daß der Fuß der Pflanze öfters hohl zu liegen kommt und dadurch nicht gehörig anwächst. Pflege nach dem Verpflanzen. Haben dann die Pflänzchen etwas angetrieben, ſo wird das Feld zum erſtenmal behackt und von Unkraut gereinigt. Die Hauptarbeit, welche man „aufräumen“ heißt, findet im Monat Juli ſtatt. Da werden die Wurzeln unterſucht und von den oberen Neben⸗ wurzeln befreit. Zu dieſem Behufe tritt der Arbeiter mit einem Fuß auf die Stelle, wo das Wurzelende einer Pflanze im Boden ſich befindet, räumt die Erde von der Wurzel bis auf den unterſten Theil auf, und reibt dann alle Nebenwurzeln, welche ſich auf den Seiten gebildet haben, mit einem wollenen Lappen ab, damit dieſe den Hauptwurzeln die Nahrung nicht entziehen, vielmehr letztere ſtärker werden und ſich gehörig aus⸗ bilden können. Nach dem Abreiben wird häufig in die Grube ebenfalls wieder Gips geſtreut, dann die Pflanze ſorgfältig hin⸗ gelegt und mit Erde bedeckt. Das Feld muß, ſo oft ſich Un⸗ kraut einſtellt, oder der Boden eine Kruſte bekommt, gehackt und gelockert werden. Ebenſo hat man ſtets genau nachzu⸗ ſehen, ob ſich das Kraut nicht entfärbt; iſt dies der Fall, ſo iſt der Stock aufzugraben und der Feind zu ſuchen; häufig ſchaden Engerlinge, Mäuſe ꝛc., die ſchnellſtens zu beſeitigen geſucht werden müſſen, um möglichſt bald mit der Ernte be— ginnen zu können. Ernte. Die Ernte tritt gewöhnlich Ende Oktober ein, wozu eine trockene Witterung, um alle Wurzeln rein aus dem Boden zu bringen, ſehr wünſchenswerth iſt. Man macht längs den Reihen tiefe Gräben und entblößt den Meerrettigſtock ſammt ſeinem Wurzelwerk, ſticht alsdann mit dem Spaten unter den Stock tief hinein und hebt denſelben ſammt den Ne⸗ benwurzeln heraus. Die Hauptwurzel wird von den Neben⸗ Be a wurzeln befreit und entweder an Händler gleich in der Ernte verkauft oder im Keller in Sand eingeſchlagen. Die feinen einjährigen Nebenwurzeln von der Dicke eines Fingers, der Länge von ½ Meter und frei von Knoten, werden geſammelt, von allen Nebenwürzelchen wohl gereinigt, in Büſchel gebuns den und bis zum Setzen über Winter im Keller in Sand oder in feuchter Erde eingeſchlagen, jedoch ſo, daß die Wurzeln nicht verkehrt eingeſchlagen werden. Beim Ausgraben müſſen alle Wurzeln ſorgfältig geſam⸗ melt und in Körbe gebracht werden, weil jede einzelne, wenn auch noch fo kleine Wurzel, doch das künftige Jahr wieder aus⸗ ſchlägt. Die größern werden dann zum Verkauf und die ab—⸗ gebrochenen in die Haushaltung beſtimmt. Ertrag. Der Ertrag richtet ſich nach einem mehr enge ren oder weiteren Stand, nach dem Kraftzuſtand und der Güte des Bodens und einer geeigneten Lage, jo daß alle Wurzeln. gehörig erſtarken und verkauft werden können. Man rechnet auf den württembergiſchen Morgen 8000 bis 10,000 zum Verkauf erſtarkte Wurzeln. Der Preis von 100 Wurzeln ſchwankt zwiſchen 5 und 7 Mark, und von den Ablegern, die zu Setzlingen beſtimmt werden, und welche ſich ſehr vermehrt haben, koſtet das Hundert 2 Mark. Aufbewahrung. Um den Meerrettig längere Zeit friſch und geſund zu erhalten, ſchlägt man ihn im Keller in Sand ein, und feuchtet dieſen öfters etwas mit Waſſer an; doch nimmt er nach einem halben Jahre ſtets an Güte ab, wird zuletzt holzig, rauh, unſchmackhaft. Bei der Anpflanzung hat man darauf zu achten, Setzlinge zu erhalten, die eine ſchöne, weiße, glatte Schale haben und ſüß und mild ſind. Die Wurzel des Meerrettigs (Radix Armoracia s. Raphani rusticani) beſitzt ein flüchtig ſcharfes, ätheriſches Oel, ferner Stärkemehl, und findet als Heilmittel ſowohl innerlich als äußerlich ſeine Anwendung. Hiezu darf aber nur der kultivirte — 124 — Meerrettig verwendet werden. Der Meerrettig entwickelt beim Reiben einen ſehr ſcharfen, durchdringenden, zu Thränen rei⸗ zenden, flüchtigen Dunſt, ſchmeckt ſehr ſcharf brennend, röthet die Haut und ziehet beim längeren Auflegen Blaſen. Inner⸗ lich dient der geriebene Meerrettig mit Fleiſchbrühe bei ſchwachen, trägen Magen, verbunden mit Blähungsbeſchwerden, als eine geſunde Speiſe, die ſehr kräftig wirkt. Der ausge⸗ preßte Saft mit Zucker, Wein oder Branntwein gemiſcht dient gegen den Magenkrampf und wird als ein verdünnendes, Ab: ſonderung beförderndes Mittel angewendet, beſonders bei Scor- but und chroniſchen Krankheiten. Aeußerlich dient der geriebene Meerrettig als ein ſchnell und kräftig wirkendes Hautreizmittel. Man ſtreicht hiezu den geriebenen Meerrettig auf Leinwand und legt ihn auf den Oberarm, auf den Vorderarm zunächſt dem Handgelenk, auf die Waden, Fußſohlen und den Nacken und läßt ihn ſo lange liegen, bis der Kranke ein beträchtliches Brennen verſpürt. Hier leiſtet er öfters ſehr gute Dienſte bei heftigen Kopf- und Zahnſchmerzen, Schwindel, Ohrenſauſen, Krämpfen und Schmer⸗ zen aller Art. Durch das Kochen verliert er an ſeiner Schärfe; er wird daher auch in verſchiedener Geſtalt zubereitet und zu anderen Speiſen, namentlich zu Fleiſch als Zugehör gegeben. Der Meerrettig wird nemlich gerieben in Fleiſchbrühe oder in Milch mit zerſtoßenen Mandeln kurze Zeit gekocht und als Gemüſe dem Fleiſche beigegeben; eine Speiſe, die ſehr gerne gegeſſen wird. Die gemeine Meerzwiebel. (Seilla maritima.) Die gemeine Meerzwiebel hat ihre Heimath an der Küfte des mittelländiſchen Meeres, beſonders in Spanien, Italien, Sizilien und Syrien, und iſt eine große, eiförmige Zwiebel, ae die mehrere Pfund ſchwer wird, und aus dicken, fleiſchigen, übereinander liegenden Häuten oder Schaalen beſteht, welche nach innen dicker, weiß und ſaftig, nach außen trocken und von braunrother Farbe ſind. Sie treibt einen ca. 1 Meter hohen Schaft, der an ſeiner Spitze eine ſehr lange Traube mit klei⸗ nen, weißen, dunkel- oder blaßrothen ſternförmigen Blüthen trägt, die im April und Mai erſcheinen. Die kleinen lanzett⸗ förmigen Schuppen zwiſchen den Blüthen ſind gefärbt und aufwärts gebogen und haben umgeſchlagene Spitzen. Die drei⸗ kantige Kapſel enthält platte, ſchwarze Samen. So wie der Samen zu reifen anfängt, erſcheinen die dicken, ſteifen Blätter, die etwas fleiſchig und lanzettförmig ſind. Sie dauern den Winter durch und vertrocknen vor der Erſcheinung des Schaftes. Lage und Boden. Die Meerzwiebel liebt einen ſon⸗ nigen Standort und kräftigen, lockern, mehr feuchten, als trockenen Boden. Alle 3 —4 Jahre werden die Zwiebeln nach dem Abwelken der Blätter aus der Erde genommen und im Auguſt oder September wieder in ein tief kultivirtes, kräftiges Land eingepflanzt. Wenn auch die Lage noch ſo warm und geſchützt vor kalten Winden iſt, ſo kann man ſie ohne ſtarke Bedeckung im Freien nicht überwintern. Deßhalb wird ſie meiſtens auch nur als Topfpflanze behandelt, wo ſie über inter im Zimmer oder Glashaus aufbewahrt wird. Die Fortpflanzung. Die Fortpflanzung iſt ausführ⸗ bar durch die Saat, indem man den Samen frühzeitig in ein Miſtbeet ſäet oder in einen Topf, den man in ein warmes Zimmer ſtellt und den Boden ſtets etwas feucht erhält. Eine weitere Fortpflanzungsart iſt diejenige mittelſt Nebenbrut. Um junge Pflanzen zu bekommen, legt man einige Zwiebeln im 3—5 Ctm. tief in Töpfe, ſtellt dieſe bis Ende Januar an einen froſtfreien Ort, dann aber innerhalb des Fenſters eines mäßig warmen Zimmers; das Wachsthum geht dann ſehr raſch. Die Meerzwiebel läßt ſich zur Blüthe dadurch zwingen, daß * ey man fie in ein Gefäß, deſſen Boden meiftens aus Triebſand beſteht, ſetzt und dieſen hernach fleißig mit Salzwaſſer begießt. Officinell iſt die Zwiebel und heißt Radix Scillae. Sie wird groß, eirund, 18—24 Ctm. lang, 14— 18 Ctm. dick, mehrere Pfund ſchwer; ſie beſteht aus konzentriſchen, dachziegel⸗ artigen Schuppen; friſch zerſchnitten verbreitet ſie einen ſchar⸗ fen, die Augen zu Thränen reizenden Geruch und ſchmeckt ſcharf, bitterſüßlich. Für den Arzneigebrauch werden die in— neren, fleiſchigen Schuppen, nach Entfernung der äußeren, pa- pierartigen, der Länge nach zerſchnitten und ſchnell, meiſtens durch Röſten, getrocknet. Sie ſind dann grauweiß, braunröth⸗ lich durchſcheinend, ſpröde und müſſen in wohlverſchloſſenen Gefäßen aufbewahrt werden. Sie ziehen ſehr leicht Feuchtigkeit aus der Luft an, werden zuerſt weich und zähe und verderben dann; ſie haben keinen Geruch und einen eckelhaften, bittern, ſcharfen Geſchmack. Die Zwiebel enthält einen weißlichen, milchigen, dickſchleimigen, äußerſt ſcharfen, auf der Haut Jucken, Brennen und Blaſen bewirkenden Saft. Innerlich wirkt die Meerzwiebel harntreibend, die Abſonderung befördernd, Brechen erregend und wird daher auch von Landleuten häufig mit Honig gemengt, als Brechmittel angewendet. Aeußerlich dient die Meerzwiebel als Zuſatz zu einer zertheilenden Salbe, nament⸗ lich bei veralteten Drüſengeſchwüren. Der Melilotenklee, Steinklee. ö (Nelitotus officinalis.) Findet ſich oftmals einzelſtehend auf Wieſen, Weideplätzen und an Waldrändern. Die ſpindelförmige Wurzel treibt 1—1½ Meter hohe, glatte, äſtige Stengel, mit geſtielten Blättern, welche aus drei ovalen, ſägezähnigen Blättern be⸗ ſtehen. Die gelben, ſelten weißen, wohlriechenden Blümchen — 127 — find ſehr zahlreich, zweiſamige, runzelige, ſpitze Hülſen, die bei der Reife hellbraun oder ſtrohgelb ſind. Klima, Lage und Boden. Feuchtwarme Witterung, ſonnige, warme Lage und ein fruchtbarer, kalk- und mergel— haltiger Lehm- und Thonboden iſt dem Melilotenklee beſonders zuſagend; doch gedeiht er in allen Bodenarten, wenn ſie nicht allzu trocken, aber auch nicht naß find, aber Kalk- und Mergel— beſtandtheile enthalten. Die Boden- und Saatbeſtellung. Der Meliloten- klee, wie alle Kleearten, verlangt einen kräftigen und vorzüglich reinen Boden, daher er auch nach Behackfrüchten am zweck— mäßigſten folgt. Die Bodenbearbeitung muß eine gründliche und tiefe ſein. Die Saatbeſtellung muß möglichſt frühzeitig erfolgen; der Samen kann, wie aller Kleeſamen, mit oder ohne Ueberfrucht geſäet werden. Derſelbe wird bei der alleinigen Saat ſehr dicht geſäet und der Samen kann ſo tief als der Luzerneſamen untergebracht werden; doch iſt es räthlich, daß dem Säemann ein ſchwaches Eggen vorangehe, damit der Sa— men um ſo gleichmäßiger untergebracht wird. Benützung. Die Benützung des Melilotenklees zu Grün- futter muß im vollſaftigen Zuſtande geſchehen, denn ſobald er mehr erſtarkt iſt, wird er von dem Rindvieh nicht mehr gerne gefreſſen; man muß daher auf den höchſten Ertrag verzichten und mit der Benützung beginnen, ſo lange er noch ſehr jung iſt; dieß iſt auch der Fall, wenn er zum Dörren benutzt werden wollte. Officinell ſind die Blätter und blühenden Spitzen (Herba S. summitates Meliloti), die einen angenehmen, den Tonga— bohnen ähnlichen Geruch und ſchleimigen, etwas bittern Ge— ſchmack haben. Ihre Verwendung findet theils zu Abkochungen, beſonders zu Waſchungen, Bähungen und Umſchlägen ſtatt, wo fie beruhigend und erweichend wirken; am häufigſten wird je- doch aus ihm das bekannte Melilotenklee-Pflaſter (Emplastrum Meliloti) bereitet. — 128 — Die Meliſſe. (Melissa officinalis.) Eine ausdauernde, krautartige Pflanze des ſüdlichen, zum Theil auch mittleren Europas, welche bei uns in Gärten an- gepflanzt wird. Sie blühet im Juli und Auguſt. Aus der Wurzel wachſen mehrere aufrechte, äſtige, / — ½ Meter hohe viereckige Stengel, mit eirunden, ſägezähneartigen, behaarten Blättern und weißen Blumen. Klima und Lage. Daß die Meliſſe einen mehr trocke⸗ nen, warmen Standort liebt, iſt ſchon daraus zu erſehen, daß ſie im ſüdlichen Europa auf hohen Gebirgen wild wächst. Boden. In einem kalkhaltigen, ſandigen Lehmboden, wenn ſolcher trocken und die Lage eine ſonnige iſt, erntet man die beſte, aromatiſche Meliſſe. Ein feuchtes und warmes Klima und ein tiefgründiger und kräftiger Thon: oder Lehmboden da⸗ gegen erhöht den Ertrag bedeutend. Bodenbearbeitung und Fortpflanzungsver⸗ fahren. Reinigung, Kräftigung und tiefe Lockerung des Bo⸗ dens ſind Hauptbedingungen zum Gedeihen der Meliſſe. Die Fortpflanzung geſchieht meiſtens durch die Wurzelableger, die im Spätjahr geſammelt und über Winter gut aufbewahrt wer⸗ den; im Frühjahr werden ſie alsdann in das dazu gut und tief zubereitete Land geſetzt, fo weit, daß jede Pflanze Js Meter von der andern entfernt ſteht. Will man die Fortpflanzung der Meliſſe durch die Saat bezwecken, ſo wird die Saat im Frühjahr, ſobald der Boden ganz abgetrocknet iſt, vorgenommen und tief untergehackt; die Saat muß nemlich recht frühzeitig geſchehen, damit der Mes liſſenſamen vollſtändig aufgeht. Am geeignetſten iſt es jedoch, wenn man den Samen in ein Miſtbeet ſäet und, wenn die Pflanzen die Stärke zum Verſetzen haben, ſie aufs Land — 129 — ½ Meter weit entfernt verſetzt. Die Meliſſe liefert 4 Jahre lang den vollſten Ertrag; dann nimmt ſie aber alljährlich mehr ab; es iſt deßhalb auch räthlich, nach 4 oder 5 Jahren die Anlage zu erneuern, oder die alten durch neue Ableger zu verjüngen. Doch dürfte eine friſche Anlage ſtets den Vorzug verdienen. Pflege. Nach der Saat wird, wenn die Pflanzen ſicht⸗ bar ſind, gehackt und die fehlenden Pflanzen durch ſolche, die zu dicht ſtehen, erſetzt. Die Meliſſe wächst alsdann ohne Stillſtand fort, wenn der Boden ihr nur einigermaßen zu⸗ ſagend iſt. Verwendung. Zum Gebrauche ſammelt man die Blät⸗ ter, wenn ſie im ſchönſten Flor ſind, noch vor der Blüthe, was alljährlich zweimal geſchehen kann, in günſtigen Jahren und auf jehr kräftigem, guten Boden ſogar dreimal. Nach dem Abſchneiden wird die Meliſſe ſchnell getrocknet, und damit ſie die Kraft nicht verliert, zwar an einem hellen, luftigen, trockenen Ort aufbewahrt, doch darf ſie der Sonne nicht zu ſehr ausgeſetzt ſein, aber auch nicht an einem Ort, der nicht verſchließbar iſt, indem des Nachts oder bei Regenwetter ſolche Trockenlokale ſtets verſchloſſen werden müſſen, um jedem Ein⸗ dringen von Feuchtigkeit vorzubeugen, indem die Meliſſe ſonſt viel von ihrer Kraft verlieren würde. Gut getrocknet und wohl verſchloſſen behält die Meliſſe Jahre lang ihren angenehmen, gewürzhaften Geſchmack. Dieſes ſehr ſchätzbare Kraut gibt einen e Thee, der gelinde reizt, ſchweißtreibend und krampfſtillend iſt, den Magen ſtärkt und Blähungen vertreibt. Durch Deſtillation erhält man daraus den Meliſſengeiſt, das Meliſſenwaſſer und das Meliſſenöl. — 130 — Der Mohn. (Papaver.) Der Kelch iſt meiſt zweiblätterig, bei einigen Arten ſehr hinfällig; die Blumenkrone vierblätterig, Staubgefäße zahlreich; die Frucht, eine einfächerige oder mehrfächerige, vielſamige Kapſel. Die Kapſel iſt durch viele Scheidewände, welche aber nur bis in die Mitte derſelben hinabreichen, unvollſtändig, vielfächerig, ſchließt eine große Menge von Samen ein, und öffnet ſich bei ihrer Reife durch mehrere unter der Narbe ſich bildende Löcher, durch welche die öligen Samen herausfallen. Die Blätter ſind kraus, gezähnt oder gelappt. Man unterſcheidet zwei Arten, von denen die eine wild wächst, die andere aber kultivirt wird. Wilder Mohn, Klatſchmohn, Ackermohn, Klatſchroſe. (Papaver Rheas.) Der Ackermohn iſt in manchen, namentlich aber in feucht⸗ warmen Jahren ein recht läſtiges Unkraut unter der Saat, und kann ſchon von der weiteſten Ferne durch ſeine ſchönen, großen Blumen wahrgenommen werden. Die Hauptblüthezeit fällt auf die Monate Juni und Juli und dehnt ſich zuweilen noch auf den Monat Auguſt aus. Die Blätter fallen ab und laſſen eine eiförmige, glatte Kapſel zurück. Obgleich die Blät⸗ ter zum Arzneigebrauch verwendet werden können, ſo werden ſie dennoch nicht geſammelt, weil der wildwachſende Mohn den nöthigen Bedarf für die Apotheke liefert, und da der kultivirte Ackermohn keine beſondere Vorzüge beſitzt, ſo iſt deren Kultur durchaus nicht üblich, obgleich ſeine Kultur keine beſonderen Schwierigkeiten macht. Bei der Kultur des Ackermohns iſt Nachſtehendes zu beachten: Er gedeiht namentlich in allen fruchtbaren und war⸗ — 131 — men Thalgründen in einem fruchtbaren, lockern Boden. Die Ausſaat iſt im Frühjahr ſehr bald vorzunehmen und zwar in Reihen, damit nöthigenfalls Hackarbeiten vorgenommen werden können. Wenn der Samen auch nur ſchwach untergebracht wird, genügt es, namentlich wenn der Boden noch etwas feucht iſt, folgt aber nach der Saat Trockenheit, ſo iſt das Land zu walzen, um die Feuchtigkeit anzuhalten. Benutzung. Die Benutzung dehnt ſich rein nur auf die Blumenblätter aus, indem die getrockneten Blumenblätter, Klatſch⸗ roſen⸗Blumen genannt, (Flores Rhoeados, Papaveris Rhoeados 8. Pavar. erratici) in der Medizin angewendet werden. Das Sammeln der trockenen Blumenblätter darf blos vor— genommen werden, wenn ſie im trockenſten Zuſtand ſind; nie des Morgens, aber auch nie bei Regenwetter. Im friſchen Zuſtand ſind ſie weich und fettig anzufühlen; ſo lange ſie noch grün ſind haben ſie einen nicht gerade angenehmen Geruch, der ſich aber mit dem Trockenwerden gänzlich verliert. Das Trocknen hat in geſchloſſenen Räumen im Schatten zu geſche— hen; alle Anerkennung verdient hier das Trocknen auf Rah⸗ men, indem dadurch eine vollſtändige Lufttrocknung leicht möglich iſt und zwar ohne beſondere große Koſten, ähnlich wie das Trocknen des Hopfens auf Rahmen (Fries, Hopfenbau Seite 76). N Die Hauptbeſtandtheile der Klatſchroſen ſind Farbſtoff und Schleim; ſie ſind geruchlos und von bitterlichem, ſchleimigem Geſchmacke. Der Mohn, Magſamen, Oelmagen. (Papaver somniferum.) Der Magſamen ſtammt aus Aſien, iſt aber auch im ſüd⸗ lichen Europa und im Orient einheimiſch und wird daſelbſt, wie im mittleren Europa, in größerer Ausdehnung angebaut. — 132 — Es gibt mehrere Varietäten, welche ſich durch Farbe der Blüthe, des Samens und die Konſtruktion der Kapſeln unterſcheiden. Er hat einen einfachen 1½ —2 Meter hohen Stengel, mit großen, abwechſelnd ſtehenden Blättern, große, röthliche, weiße oder bläuliche Blumen. Die Frucht, beſtehend aus einer rund⸗ lichen Kapſel, enthält eine große Anzahl kleiner Samen von hechtblauer, oder ſchwarzer, auch weißer Farbe. Der ſchwarze Mohn (Papaver somniferum nigrum), deſſen Blumenblätter lila oder blaßröthlich ſind, hat eine Kapſel, die mehr kugelförmig iſt und meiſt unter der Narbe in Löchern ſich öffnend, mit einem blauen oder ſchwärzlichen Samen. Der ſchwarze Mohn mit offenen Köpfen iſt dem Verluſte an Sa⸗ men weit mehr ausgeſetzt, daher auch weniger tauglich. Der weiße Mohn (Papaver somniferum album). Seine Blumenblätter ſind ganz weiß, zuweilen auch am Grunde lila; die Kapſeln ſehr groß, mehr eiförmig, bleiben geſchloſſen; die Samen ſind weißlich und ſchmackhafter, und geben ein beſſeres Oel, als der ſchwarze Samen. Klima und Lage. In einem warmen Klima und in geſchützter Lage, namentlich in einer feuchtwarmen Gegend, iſt ſein Anbau nicht nur ſicher, ſondern auch ſehr ergiebig. Man wähle ein kräftiges Land, das gegen Winde geſchützt iſt. Boden. Der Mohn verlangt zu ſeinem Anbau einen reinen, reichen, kräftigen Boden, milden Lehm, ſandigen Lehm, und lehmigen Sand, mit einer erforderlichen Kalkbeimengung. Schwerer Thonboden bietet dem Eindringen der Wurzeln all⸗ zu viele Hinderniſſe, daher iſt dieſer zu ſeinem Anbau nicht geeignet; allzu leichter Sandboden paßt ebenſowenig, nicht nur, weil er zu wenig Nahrung bietet, ſondern weil er auch dem hohen Stengel den nöthigen Halt nicht geben kann und leicht umgeweht wird. Fruchtfolge. Der Mohn gedeiht nach Winter: oder Sommergetreide nur in dem Fall, wenn der Boden gut und im kräftigſten und reinſten Zuſtand iſt. Da er einen wohl: gemürbten, friſch gedüngten Boden verlangt, ſo gedeiht er am beiten nach Hackfrüchten, jedoch auch nach Klee und Weideum— bruch, wenn der Boden rein von Unkraut und im beſten Kraft⸗ zuſtand iſt. Düngung. Obſchon ihm jede Düngung willkommen iſt, ſo verdient doch alte Bodenkraft den Vorzug; denn friſche Düngung ſchadet oftmals mehr, als ſie nützt. Aus dieſem Grunde düngt man lieber zu ſeinen Vorfrüchten, oder wenig— ſtens ſchon vor Winter. Verrotteter Rindviehdünger verdient auch hier den Vorzug, oder gemengt mit Schaf- oder anderem Dünger. Vorbereitung des Feldes. Zum Mohnbau muß die beſtmögliche Bodenbearbeitung gegeben werden, denn er liebt einen wohlgearbeiteten, tiefgründigen, mürben, von Unkraut ge⸗ reinigten Boden. Um dieſem zu entſprechen, pflügt man ſchon vor Winter und zwar ſehr tief. Wenn der Boden von bin— diger Beſchaffenheit iſt, ſo ſollte ſtets ein Doppelpflügen vor⸗ genommen werden, oder es ſollte ein Untergrundspflug folgen. Wurde das Feld kurz vor Eintritt des Winters gut gelockert und von Unkraut vollſtändig gereinigt, ſo genügt es oftmals, im Frühjahr vor der Saat blos zu eggen, damit der Boden gepulvert wird. Iſt dagegen der Boden nicht rein und hin⸗ länglich gelockert, ſo muß im Frühjahr nochmals gepflügt und ſtark geeggt werden. Saatzeit. Die Saat. beginnt, wenn das Feld gehörig abgetrocknet iſt, und die Witterung die Beſtellung erlaubt, ſchon im Monat März oder Anfangs April. Auf größeren Gütern wird gedrillt, auf kleineren Gütern breitwürfig geſäet. Das ſehr dünne und gleichmäßige Säen erfordert einen geüb⸗ teren Säemann, damit ſich der Samen weder zu dünne noch zu dicht ſtellt. Eine etwas zu dichte Saat iſt gerade nicht wachtheilig und gewährt wenigſtens doch den Vortheil, daß bei der erſten Hackarbeit die überzähligen Pflanzen ausgezogen werden können, und dadurch den Pflanzen ein gleichmäßiger und gleichweiter Stand gegeben wird, ſo daß jede Pflanze mindeſtens 18 Ctm. und doch nicht über 35 Ctm. von der andern entfernt ſteht. Je gleichmäßiger und dünner er ſteht, deſto größer werden die Köpfe. Damit der Samen nicht zu tief in den Boden gebracht wird, iſt das Feld vorerſt ſtark zu eggen, dann erſt die Saat vorzunehmen und mit einer leichten Egge ſchwach unterzubringen. Der Saatbedarf iſt auf den württembergiſchen Morgen 1½ bis 2 Pfund Samen. Pflege nach der Saat. Wenn vor Winter zum zwei⸗ tenmal in voller Tiefe gepflügt wurde und die rauhe Furche der Wärme, der Feuchtigkeit und dem Froſt preisgeſtellt wird, ſo wird der Boden dadurch ſo ſehr gelockert, daß im Frühjahr ein Pflügen gerade nicht abſolut nöthig iſt, wobei oftmals noch der Nutzen erreicht werden kann, daß die Winterfeuchtigkeit nicht allzu ſchnelle verloren geht, was in einem mehr ſandigen Boden, der ohnehin an Trockenheit leidet, wohl zu beachten iſt. Allein in Folge davon, daß im Frühjahr kein Saatpflügen mehr vorgenommen wurde, ſieht man oftmals das Unkraut ſchon vor dem Magſamen keimen. In dieſem Fall muß ein Aus⸗ jäten oftmals den Hackarbeiten vorangehen, damit das Unkraut nie die Oberhand bekommt. Da die Pflanzen nicht zu dicht ſtehen dürfen, ſo iſt wohl die zweite Arbeit, welche ebenſo nothwendig iſt, dieſe, daß die Pflanzen ſo verdünnt werden, daß ſie nach allen Richtungen hin einen gleich weiten Stand bekommen; 18 bis 25 Ctm. iſt die zweckmäßigſte Entfernung, um die nöthigen Hackarbeiten vornehmen zu können. Bei der Reihenſaat iſt die Entfernung der Reihen 32 bis 36 Etm., die Pflanzen in den Reihen dagegen 15 bis 18 Ctm. Wenn die Mohnpflänzchen ſo groß ſind, daß man jedes einzelne genau ſieht, ſo muß die erſte Hackarbeit vorgenommen werden, die aber, wie auch die folgende, nur bei trockener Witterung vor⸗ — 135 — genommen werden darf; dabei iſt das Unkraut ſorgfältig aus⸗ zujäten. Wenn die Pflanzen erſtarkt ſind und eine Höhe von ½ Meter erreicht haben, jo werden ſie angehäufelt, was na⸗ mentlich auf einem loſen, leichten Boden dringend geboten iſt, um die Pflanzen mehr vor dem Umfallen zu ſchützen und der Wurzel friſche Nahrung zuzuführen. Zuweilen kömmt es auch vor, daß einzelne Köpfe in ihrer Vegetation zurückbleiben und viel ſpäter zum Blühen und oftmals gar nicht zur Reife fom- men; damit ſie nun dem Stocke keine unnöthigen Kräfte ent⸗ ziehen, ſo ſind ſie rechtzeitig auszubrechen. Ernte. Seit einigen Jahren wird der Anbau des Mohns in dem ſüdlichen Deutſchland um ſo mehr beachtet, als man ſich von der Gewinnung des Opiums überzeugt hat, ſo daß man im Stande iſt, ohne den Samenertrag bedeutend zu be— einträchtigen, bei der nöthigen Vorſicht, Opium und Mohn: ſamen zugleich zu gewinnen. Alle Theile der Pflanzen ent: halten einen betäubenden Milchſaft, beſonders aber ſind es die Mohnköpfe, welche dieſen Milchſaft in ſolch' reichem Maße be: ſitzen, daß durch einen Einſchnitt jo viel herausquillt und ſich an der Wunde anhäuft, daß es ſich wohl lohnt, dieſe Opera: tion an den Mohnköpfen vorzunehmen und den feſt gewordenen Milchſaft abzulöſen, zu ſammeln und daraus kleine Kuchen zu formiren und zu verkaufen. Das daraus bereitete Opium findet in der Medizin häufige Anwendung als ein ſchmerz⸗ ſtillendes Arzneimittel. Wegen ſeiner berauſchenden Eigenſchaft bereiten die Muhamedaner ein Getränke daraus, deſſen ſie ſich ſtatt des Weines bedienen; es werden die Mohnpflanzen daher auch in der Türkei, in Perſien und Arabien, wie auch in Oſt⸗ indien in größerer Ausdehnung angebaut. Das Klima und der Boden ſind daſelbſt ganz geeignet zu ihrem Anbau, was ſchon aus den hohen Pflanzenſtengeln und aus der Größe der Samenkapſeln leicht erſichtlich iſt. In jenen Gegenden iſt die Gewinnung des Opiums ſchon ſeit den älteſten Zeiten in — 136 — großem Maßſtab verbreitet, daß das Opium daſelbſt einen be⸗ deutenden Handelsartikel ausmacht. Zur Gewinnung des Opiums genügt ein ganz einfaches Verfahren, das darin beſteht, daß man in die unreifen Mohnköpfe Einſchnitte macht, um den Saft hervorquellen zu laſſen, wo er dann an der Luft ge⸗ trocknet ſchon das rohe Opium bildet und nur geſammelt und geformt zu werden braucht, um ihn in den Handel zu bringen. Die Gewinnung dieſes rohen Opiums verdient die größte Be⸗ achtung, denn durch ſie kann ein werthvolles Produkt gewon⸗ nen werden, und es gewährt dieſelbe noch den weiteren Vor⸗ theil, daß bei der nöthigen Vorſicht und bei einiger Gewandt⸗ heit in der Operation, nebſt dem hohen Ertrag, welchen das Opium gewährt, auch noch ein großer Ertrag an Samen ge⸗ wonnen werden kann, indem die Opiumausbeute durchaus dem Samenertrag keinen Eintrag thut. Dieſer Kapſelüberzug beſteht nemlich aus zwei Häuten, welche in ihrer Mitte einen Milch⸗ ſaft einſchließen. Wenn nun der Same ſich der Reife nahet und trocken zu werden beginnt, ändert auch der zwiſchen dieſen beiden Häuten eingeſchloſſene Milchſaft ſeine Conſiſtenz, wird von dieſen beiden Häuten förmlich eingeſaugt und die beiden Häute vereinigen ſich mit dem Trockenwerden des Milchſaftes in eine lederartige Haut. Mit dem Eintrocknen verändert aber dieſer Milchſaft ſeine Hauptbeſtandtheile, indem zum Theil nur noch Spuren von den wichtigſten Beſtandtheilen vorhanden ſind, wie die der ſogenannten Mohnſäure, und der flüchtig narko⸗ tiſche Grundſtoff. Hieraus erhellet nun, daß mit dem allzu⸗ langen Verzögern der Opiumernte weder an Menge, noch an Güte etwas gewonnen wird, ſondern im Gegentheil ſowohl an Quantität, als auch an Qualität nur Verluſt zu befürchten iſt, denn nach der völligen Reife des Samens enthält die Mohn⸗ pflanze kein Opium mehr. Opium⸗Ernte. »Mit der Ernte des Opiums kann be⸗ gonnen werden ungefähr 8 Tage nach dem Abfallen der Blu⸗ — 137 — menblätter. Hält man die Gewinnung des Opiums noch für zu frühe, ſo hat ſolche ſchleunigſt dann zu geſchehen, wenn der loſe, wollige Ueberzug der Samenkapſeln nach und nach durch das Trockenwerden mehr ſchwindet, und ſolcher ein weißes, lederartiges Anſehen bekommt und aus der unbedeutendſten Ver⸗ wundung der milchartige Saft in reichem Maße ausſtrömt und augenblicklich eine zähe Beſchaffenheit annimmt und ſich zu Opium bildet. Die Operation beſteht darin, daß man mit einem Meſſer, welches eine ſehr ſcharfe Spitze hat, die oberſte Haut in thun⸗ lichſter Länge aufſchneidet und ſo ſpaltet, daß der Milchſaft ausfließen kann. Am ſicherſten verfährt man mit einer Art Lanzette, wo dieſelbe im Verborgenen iſt, jedoch durch ein Schräubchen mehr oder weniger, je nach Belieben, vor oder rückwärts geſchraubt werden kann. Nöthigenfalls genügt es auch, die Meſſerklinge mit einem Leder ſo zu umbinden, daß nur die Spitze ſo weit hervorſchaut, daß damit die oberſte Haut der Mohnkapſel durchſchnitten wird, ohne die unterſte Haut zu durchſchneiden. Wo der Anbau des Mohns und die Gewinnung des Opiums in größerem Maßſtabe ſtattfindet, da bedient man ſich der verſchiedenartigſten Inſtrumente, und es gibt deren ganz vorzüglich konſtruirte, womit ſogar mehrere gleichlaufende Einſchnitte auf einen Zug gemacht werden kön⸗ nen, wodurch die Arbeit außerordentlich erleichtert und be— ſchleunigt werden kann. Man hat bereits ſchon eigens dazu verfertigte Inſtrumente, „Mohnritzer“ genannt, die dem Zwecke ganz entſprechen, auch wird man nicht ermangeln, dem In⸗ ſtrument eine ſtets beſſere Konſtruktion zu geben. Zur Gewinnung des Opiums hat man eine ganz geeignete Witterung zu wählen und den erforderlichen Wärme- und Trockenheitsgrad zu beobachten. Dabei iſt aber große Hitze, namentlich Sonnenſchein über die Mittagsſtunden, der Arbeit gerade ſo nachtheilig, wie wenn man die Arbeit bei Thau, * — 138 — Regen und Wind vornehmen wollte. Man beginnt mit der Arbeit früh Morgens und fährt damit fort bis gegen Mittag. Alsdann muß man aber einige Stunden ausſetzen, bis die größte Hitze vorüber iſt. Damit der Ausfluß des Milchſaftes auch vollſtändig ſtattfindet und ſolcher ſich zu Opium verdickt und ausbildet, bedarf es ſchon einiger Zeit. Dann kommen die Sammler nach und nehmen das an der Kapſel erhärtete Opium mit einem Meſſer ab und bringen es in eine Blech— büchſe. Das auf dieſe Art gewonnene Opium kommt nun in eine Form, welche von Glas, Porzellan oder Blech ſein kann. Nun wird dieſes Opium durch Wärme, entweder durch Sonnen⸗ oder künſtliche Wärme ſo weit flüſſig zu machen geſucht, daß man ihm eine Form, gewöhnlich die eines dünnen Kuchens, geben kann. Dann läßt man es wieder erhärten. Bei dieſer Arbeit iſt die größte Reinlichkeit zu beobachten, und namentlich Alles vor Staub zu bewahren. Denn da die Waare nach ihrer Reinheit, Farbe und ihrer Beimengung höher oder niederer geſchätzt wird, jo muß man alles Unreine zu ver: meiden ſuchen. Auch gebietet es die Vorſicht, die Arbeiter ſtrengſtens zu beaufſichtigen, daß nichts hievon genoſſen wird, und die Gefäße nicht allein vor ihrem Gebrauche, ſondern auch nach demſelben mit großer Sorgfalt gereinigt werden. Von einem Morgen laſſen ſich oftmals 6 Pfund Opium gewinnen und im günſtigen Fall ſogar 8 Pfund; das Pfund zu 25 Mark berechnet, wird ſchon ein bedeutender Ertrag gewonnen. Da nun das Feld zugleich noch Samen liefert, ſo iſt der Ertrag ein außerordentlich geſteigerter, wodurch dieſer Anbau ſehr zu empfehlen ſein dürfte. Samen⸗Ernte. Sobald die Kapſel trocken wird, trennt ſich der Samen von den Wandungen derſelben, wird frei und macht bei jeder Bewegung ein Geräuſch. Die Ernte fällt meiſtens in den Monat Auguſt. Beim Anbau im Kleinen werden die einzeln reifenden Kapſeln ſorgfältig abgeſchnitten — 139 — und in Säcke gethan. Im Großen werden aber ſämmtliche Kapſeln zu gleicher Zeit abgeſchnitten, in Säcke gethan und zum Nachreifen einige Tage an luftigen Stellen aufbewahrt, oder auf der Bühne an einer gereinigten Stelle getrocknet. Beim offenen Mohn kann der Samen ausgeſchüttelt werden, was aber bei ungleich reifen wiederholt werden muß, um ſämmt⸗ lichen Samen zu bekommen. Bei geſchloſſenem Mohn wird die Krone der Kapſeln mit einem Meſſer abgeſchnitten und der Samen ausgeſchüttelt. Beim Anbau im Großen hat man Maſchinen, durch welche die Kapſeln zerſchnitten, zerquetſcht oder ausgedroſchen werden. Der Samen wird mit dem Sieb von den Hülſen und auf der Windmühle vom Staube gereinigt. Nachdem nun der Samen reinlich geputzt iſt, wird er auf einem luftigen Boden dünn ausgebreitet und zuweilen umgearbeitet. Ertrag. Der Ertrag iſt, wenn nicht eine ganze Miß⸗ ernte eintritt, immer ſo ziemlich ergiebig und kann man an⸗ nehmen: Auf dem württembergiſchen Morgen 3—4 Scheffel oder 225 bis 250 Pfund. Das Simri Mohn wiegt 28 bis 30 Pfund und giebt 11 bis 12 Pfund Oel und 15 bis 16 Pfund Oelkuchen. Wird das Mohnöhl kalt geſchlagen, jo gibt es ein ſehr gutes Speiſeöl, ſo daß es auch ſtatt Baumöl ge⸗ braucht werden kann. Zur ferneren Ausſaat müſſen gleich im Herbſte die größten und ſchönſten Kapſeln ausgeſucht und an einem trockenen Orte aufbewahrt werden. In den Kapſeln läßt man den Samen und nimmt ihn nicht eher heraus, als bis man ihn ſäen will. Der Nelkenwurz, Benediktwurz. (Geum urbanum.) Eine in ganz Europa ausdauernde, krautartige Pflanze, die ſtets im Schatten, an feuchten Hecken und in Wäldern zu fin⸗ — 140 — den tft. Der aufrechte, behaarte Stengel wird / —1 Meter hoch, hat gefiederte Blätter und an den Spitzen der aufrechten Stengel ſtehen einzelne, fünfblätterige, ausgebreitete gelbe Blu⸗ men, welche die Größe eines Markſtücks haben und im Juni oder Juli blühen. Obſchon dieſe Pflanze auch ein gutes Weide⸗ futter iſt, namentlich für Schafe, ſo qualifizirt ſie ſich dennoch nicht in dem Maße, daß ſie als Futterpflanze beſonders ange⸗ baut zu werden verdiente, und die wildwachſenden liefern hin⸗ länglich den Bedarf für den mediziniſchen Gebrauch, wozu nur die Wurzel verwendet werden kann. Wo jedoch der Bedarf nicht gedeckt werden ſollte, und man wollte die Nelkenwurz kul⸗ tiviren, ſo iſt das Kulturverfahren mittelſt der Wurzeltheilung durchaus nicht ſchwierig, man hat nur hiezu einen warmen, aber dennoch ſchattigen Ort zu wählen, deſſen Boden tiefgründig und gut gelockert iſt. Räthlich iſt es, den Boden nach dem Legen der Wurzeln zu begießen und in den erſten 14 Tagen etwas feucht zu halten. Um erſtarkte Wurzeln zu bekommen, darf die Nelkenwurzel erſt nach dem vierten Jahr gewonnen werden, früher erſtarken ſie nicht. Das Ernten kann vor oder nach dem Winter geſchehen, doch iſt es räthlicher, wenn man die ſchwächeren wieder zur Fortpflanzung benutzen will, das \ Ernten im Anfang des Frühjahrs vorzunehmen, wo alsdann die ſtärkeren Wurzeln für die Apotheke geſammelt, gewaſchen und getrocknet werden, die ſchwächeren aber ohne vorherige Reinigung alsbald an ihren Beſtimmungsort zu bringen find. Die Nelkenwurz (Radix Caryophyllatae) beſteht aus 3 Ctm. dicken, meiſtens mehrköpfigen, 9 bis 15 Ctm. langen, bald hellern, bald dunkler braunen, geringelten, rundum mit Faſern beſetzten Stücken. Die kultivirten Wurzeln bekommen jedoch weniger Faſern und werden auch größer, ſonſt beſitzt jedoch die kultivirte Wurzel für den Gebrauch der Apotheke keine beſondern Vorzüge. Sie hat einen ſchwachen, angenehm nelken⸗ artigen Geruch und ſchmeckt bitterlich zuſammenziehend, enthält — 141 — ätheriſches Oel und Gerbeſtoff und wird wegen ihrer aroma⸗ tiſch bittern Beſtandtheile in Aufguß oder Decoct oder auch als Extrakt, als Surrogat der Chinarinde, überhaupt zur Stärkung benutzt und iſt ein vorzügliches Mittel bei Durch⸗ fällen, Ruhren ıc. Dem Biere theilt dieſe Wurzel einen angenehmen Geſchmack mit und ſichert es vor dem Sauerwerden. Sie gibt ein ſehr wohlriechendes, ätheriſches Oel. In jenen Gegenden, wo man die Nelkenwurz kultivirt, wird das Kraut im kräftigen, gut gelockerten Boden viel größer und üppiger, und kann recht gut auch als Gemüſe benutzt werden, und, ſo lange das Kraut noch ſehr jung iſt, als Salat. Das Abnehmen des Krautes beeinträchtigt den Ertrag an Wurzeln nicht, außer das Kraut wäre ſchon bis zur Samen⸗ reife erſtarkt. Die Oſterluzei. (Aristolochia clematitis.) Eine namentlich an Weinberg- und Ackerrändern ſehr häufig wildwachſende Pflanze, mit einer ſehr langen, weit umherkriechen⸗ den, gänſekieldicken, äftigen, gegliederten Wurzel. Die Stengel ſind über 7 Meter hoch, aufrecht, geſtreift, glatt; die Blätter ab⸗ wechſelnd geſtielt, herzförmig abgerundet; die Blumen geſtielt, grünlichgelb, gehäuft in den Blattwinkeln; die Krone iſt in der Mitte zuſammengezogen, die Kapſel 6fächerig, vielſamig. Die Kultur. Die Oſterluzei iſt ein ſolch' läſtiges Un⸗ kraut, daß man mehr auf deren Ausrottung, als auf deren Anbau bedacht ſein muß. Letzterer dürfte etwa nur da Be⸗ achtung verdienen, wo die Wurzeln zur Haltung des Bodens zu dienen haben, z. B. an ſtarken Abhängen ꝛc.; denn, wo ſie einmal angewurzelt iſt, wuchert die Wurzel jo Pe um ſich, daß ſie bald eine ganze Strecke einnimmt, aber auch allen nahe ſtehenden Pflanzen allzu viel Kraft raubt. Will man ſie den⸗ — 142 — noch aubauen, ſo geſchieht dies einfach durch das Ausſäen des Samens, welcher ſchwach unterzubringen iſt. Ihr Gedeihen iſt dann geſichert in jedem Klima und Boden. Officinell ſind die Blätter oder das Kraut und die Wur⸗ zeln. Die Blätter werden geerntet, wenn ſie vollſtändig er⸗ ſtarkt ſind, das Kraut mit ſammt dem Blüthenſtengel, wenn ſich die Blümchen ausgebildet haben, Ende Mai bis gegen Ende Juni; es wird dann am Boden abgeſchnitten und zu Hauſe an einem luftigen Ort dünne ausgebreitet und getrocknet, wobei ein mehrmaliges Umkehren nothwendig wird. Die Ernte der Wurzel findet entweder im Früh- oder im Spätjahr ſtatt. Die Wurzeln werden alsdann gewaſchen und wieder getrocknet. Der Geruch des Krautes und der Wurzel iſt eigenthümlich widerlich, aromatiſch, ähnlich dem des Wurmſamens; der Ge— ſchmack iſt ebenfalls widerlich, aromatiſch, ſtark bitter. Obgleich das Kraut etwas weniger bitter iſt, dagegen etwas mehr ſalzig ſchmeckt, ſo wird es doch nicht gerne vom Vieh gefreſſen. Als Heilmittel iſt die Wurzel am häufigſten im Gebrauch; ihre An⸗ wendung findet namentlich in der Thierheilkunde häufig ſtatt. Die Peterſilie, Peterſilge, Peterlein, Peterling. (Apium petroselinum hortense.) Eine in Kleinaſien und Südeuropa einheimiſche, zweijährige Pflanze, die bei uns in allen Küchengärten als Gewürzpflanze gezogen wird. Die ſpindelförmige, fleiſchige, weiße Wurzel treibt mehrere ca. 1 Meter hohe Stengel mit vielen Aeſten, an deren Spitze ſich grüngelbliche Blumen anſetzen, die kleine, gekrümmte Samen tragen. Die Peterſilie zählt 3 Varietäten, die ſich durch ihre Blätter oder Wurzel unterſcheiden. 1) Die Kraut: oder Schnittpeterſilie, von der man nur die Blätter zum Würzen der Gemüſe braucht. — 143 — 2) Die krausblätterige oder gefüllte Peterſilie, mit viel⸗ ſpaltigen, gekräuſelten Blättern, deren Anbau in ſo ferne Beachtung verdient, als ſie wegen ihrer krauſen Blätter leicht mit dem Gartenſchirrling (Hundspeterſilie) ver⸗ wechſelt werden kann. 3) Die breitblättrige Peterſilie, welche man hauptſächlich ihrer großen, fleiſchigen, eßbaren Wurzel wegen gerne anbaut. Klima, Lage und Boden. Zum Anbau der Peter- ſilie wählt man gerne einen Ort, wo die Lage etwas ſchattig, der Boden kraftvoll, gut und tief gelockert und mehr feucht als trocken iſt. Gut gedüngter Thonboden mit Kalkgehalt iſt be- ſonders geeignet. Leichter Boden muß durch ſtarke Düngung gebunden, Thonboden muß durch langen, friſchen, ſtrohigen Dünger gelockert und erwärmt werden. Fortpflanzung. Die Fortpflanzung findet ſtets durch die Saat ſtatt. Die Peterſilie hat zu ihrer Ausſaat keine be⸗ ſondere Zeit, ſie kann zu jeder Jahreszeit ſtattfinden, ſogar im Winter, wenn der Boden nicht gefroren und ſo weit abgetrocknet iſt, daß die Unterbringung des Samens leicht ausführbar iſt. Den Samen ſäet man reihenweiſe ſo entfernt, daß man, um ihn vor Unkraut rein zu halten und die nöthige Lockerung zu geben, ihn behacken kann. Wird die Saat im Sommer vorge— nommen, ſo iſt das Saatbeet durch öfteres Begießen feucht zu halten; wird die Saat im Vorwinter vorgenommen, ſo muß das Beet im Winter ſorgfältig bedeckt werden. Die Pflege. Die Pflege der Peterſilie nach der Saat beſteht ſomit bei eintretender Trockenheit in öfterem Begießen, bei eintretender Kälte im Bedecken, ferner darin, das Land ſtets von Unkraut rein und locker zu halten. Samenzucht. Zur Samenzucht läßt man im Frühjahr mehrere durchwinterte Pflanzen ſtehen, damit ſie Samenſtengel treiben. Dieſe bekommen dann im Mai an den Enden der Zweige flache, gelbliche Blumendolden mit ſehr kleinen, beſon⸗ deren Doldenhüllen, deren Samen im Auguſt reift und eirund und von graubrauner Farbe iſt. Verwendung. Der Samen, deſſen Geruch gewürzhaft und deſſen Geſchmack ſcharf iſt, wirkt reizend, auflöſend und harntreibend. Wurzel und Blätter. Beide dienen in der Haus⸗ haltung als ein angenehmes Gewürze an Speiſen und Suppen, ſie ſind geſund und ſollen nur Perſonen von ſchwachen Nerven und beſonders ſolchen, die an Epilepſie leiden, nachtheilig ſein. Die friſchen Blätter wie die Wurzeln dienen als Haus⸗ mittel. Das Peterſilienkraut, das als Theeaufguß harntreibend und ſchmerzſtillend wirkt, iſt auch für die Thiere, ſowohl im grünen, als im getrockneten Zuſtand beachtenswerth, indem es zu einer geregelten Verdauung ſehr viel beiträgt. Im grünen Zuſtand den andern Futterkräutern beigemiſcht, ſchützt das Peterſilien⸗ kraut die Thiere vor dem Auflaufen. Die Abkochung des grünen Krauts iſt ein beliebtes Waſchwaſſer gegen Sommer⸗ ſproſſen. Dem Ungeziefer iſt der gepulverte Peterſilienſamen ſehr gefährlich; mit Schweineſchmalz gemengt, dient ſolcher als Salbe gegen Ungeziefer, namentlich gegen Läuſe. Die Pfeffermünze. (Mentha piperita.) Eine ausdauernde, krautartige Pflanze, die im ſüdlichen Europa wild wächst und bei uns in Gärten kultivirt wird, namentlich in einer mehr ebenen, als bergigen Lage. Der Stengel ift aufrecht, ziemlich äſtig, viereckig, mit zerſtreut und abwärts ſtehenden Haaren beſetzt. Die Blätter ſind gegenüberſtehend, geſtielt, lanzettförmig, mehr oder weniger ſpitz, ungleich ſcharf geſägt, oben flaumhaarig, dunkelgrün, unten mit kurzen, zer⸗ — 145 — ſtreuten Haaren beſetzt. Die Blüthen ſtehen in Quirlen, welche länglicht⸗cylindriſche Aehren bilden, der Kelch iſt braunroth, die Blumenkrone blaß violett. Klima, Lage und Boden. Eine mehr feuchte Lage ſichert den Anbau der Pfeffermünze, daher ſind Niederungen ſtets geeigneter zu ihrem Anbau, als hohe Berge. Der Boden muß ein feuchtwarmer, kraftvoller, mürber, tiefer und rein von Unkraut ſein. Derſelbe darf weder lettig, noch ſumpfig ſein, ein kräftiger, warmer Lehmboden ſagt ihr am beſten zu; Sandboden iſt für ſie zu trocken und mager. Fruchtfolge. Man pflanzt die Pfeffermünze gerne nach Hackfrüchten, oder nach einer Frucht, durch die der Boden bis zur vollſten Tiefe gelockert und von Unkraut rein iſt, und dennoch noch alte Kraft zurückläßt. Fortpflanzung. Obgleich die Saat nicht ohne gün⸗ ſtigen Erfolg iſt, ſo iſt dennoch die Fortpflanzung durch Wur— zelausläufer nicht ſelten. Der Saat hat eine tiefe und ſorg— fältige Kultur des Bodens voranzugehen, der Boden muß hiezu tief gelockert und alles Unkraut vollſtändig zu beſeitigen geſucht werden. Der Samen wird alsdann im Frühjahr in ½ Meter weite Reihen geſäet und ſchwach untergeeggt, oder eingerecht. Auch läßt ſich die Fortpflanzung durch Wurzelausläufer aus⸗ führen, die im Frühjahre vom Mutterſtock getrennt und ſogleich in ein gut dazu vorbereitetes Land, in einer Entfernung von Meter, gelegt werden. Pflege. Die Pflege nach der Saat erheiſcht es nament⸗ lich, daß man den Boden rein von Unkraut und durch ein mehrmaliges Behacken in einem ſolchen Lockerungszuſtand er⸗ halte, daß auch bei dichterem Stand der Pflanzen dennoch die nöthige Feuchtigkeit, Wärme und Luft Zutritt haben und keine ſtockende Näſſe entſteht, wodurch die Wurzeln erkranken und in Fäulniß gerathen könnten. Damit die Pfeffermünze ſich nicht gar zu dicht ſtellt, muß ein Verziehen der Pflanzen vorgenom⸗ 10 — 146 — men und alle zu dicht ſtehenden entfernt werden, was während der erſten Hackarbeit ſehr leicht ausführbar iſt. Düngung. Bei dem mehrjährigen Stand, den die Pfef⸗ fermünze einnimmt, iſt eine jeweilige Düngung ſchon räthlich und auch lohnend. Will man eine Düngung vornehmen, ſo iſt bloß kurzer Dünger zu empfehlen, und die Düngung im Spätjahr vorzunehmen, die dann zugleich gegen den Froſt ſichern kann. Ernte. Das Pfeffermünzkraut, das vor der Blüthe zu ſammeln iſt, riecht ſtark gewürzhaft und ſchmeckt ſchwach bitter⸗ lich, erzeugt im Munde zuerſt ein leichtes Brennen, dann ein Gefühl von Kälte. Es muß im Schatten getrocknet und gut verſchloſſen aufbewahrt werden, damit es auch im getrockneten Zuſtand ſeine ſchöne grüne Farbe und ſeinen ſtarken Geruch beibehält. Auf gutem, kräftigem Boden kann das Pfeffermünz⸗ kraut den Sommer hindurch zwei- bis dreimal abgeſchnitten werden. Nimmt der Ertrag ab, was gewöhnlich nach dem dritten, oftmals auch erſt nach dem vierten Jahr der Fall iſt, ſo wird ein neues Beet angelegt. Officinell iſt das Pfeffermünzkraut (Herba menthae pipe- ritae), das vor der Blüthe geſammelt und getrocknet wird; es iſt ein nerven- und magenſtärkendes, blähungtreibendes, krampf⸗ ſtillendes Mittel, das innerlich als Pulver, jedoch am häufig⸗ ſten als Thee (2 Gramm mit einem Schoppen Waſſer) An⸗ wendung findet, namentlich bei Blähungsbeſchwerden und Kolik. Aeußerlich wird es zu Kräuterkiſſen, Ueberſchlägen, Klyſtieren und Bädern gebraucht. Ferner wird aus der Pfeffermünze durch Deſtillation das Pfeffermünzöl (Oleum menthae piperitae) gewonnen. Das Pfeffermünzwaſſer (Aqua menthae piperitae). In der Thierheilkunde wird die Pfeffermünze häufig ange⸗ wendet, daher auch ihr Anbau auf keinem größeren Gute unter- bleiben ſollte. Innerlich als Aufguß gegeben, bethätigt ſie die Verdauung, ſtärkt den Magen und thut bei geſunkener Lebens⸗ thätigkeit des Gefäß⸗ und Nervenſyſtems, bei Blähſuchten, in Koliken mit Nervenzufällen ſehr gute Dienſte. Aeußerlich wirkt die Pfeffermünze als Beiſatz zu aroma⸗ tiſchen Bädern und Bähungen und thut, bei Verrenkungen und Verſtauchungen, beim Beginnen der Steifigkeit der Gelenke, nach allzu ſtarken Anſtrengungen und Strapazen, ausgezeichnete Dienſte, und wird auch bei alten Geſchwüren und Geſchwülſten mit Nutzen angewendet. Das Poleykrant, Poleymünze, Flohkraut. (Mentha Pulegium, Pulegium vulgare.) Eine ausdauernde, krautartige Pflanze, welche im ſüdlichen und mittleren Europa auf feuchten Wieſen, an Flußufern und auf überſchwemmt geweſenen Plätzen wächst. Sie findet ſich bei uns nicht wildwachſend vor, ſondern wird kultivirt. Der Stengel iſt niederliegend, kriechend, mehr oder weniger wur— zelnd, aufſteigend, äſtig, kurz behaart. Die Blätter ſind gegen⸗ überſtehend, kurz geſtielt, länglicheirund, ſchwach geſägt, unten punktirt und auf beiden Seiten mehr oder weniger behaart. Die achtſtändigen Blüthen ſind in vielblüthige, dichte, kugelige Quirle zuſammengedrängt. Der Kelch iſt röhrig, fein behaart, die Blumenkronen doppelt ſo lang als der Kelch, lilafarben, hellpurpurroth oder weißlich. Die Pflanze blühet im Juli oder Auguſt. Klima, Lage und Boden. Das Poleykraut ver⸗ langt beſonders ein feuchtes Klima oder wenigſtens eine feuchte Lage und einen mürben, tiefgründigen Boden; ein lehmiger Sand- oder ſandiger Lehm iſt zu ſeinem Anbau geeigneter, als ein Thonboden, dagegen bietet der reine Sandboden die ſo nothwendige Feuchtigkeit nicht. Sollte der Anbau dennoch in einem nicht ganz entſprechenden Boden ausgeführt werden — 148 — wollen, ſo vermag die Kunſt doch das Fehlende theilweiſe zu erſetzen und den Boden in einen geeigneten Zuſtand zu brin⸗ gen. Damit z. B. die Feuchtigkeit leichter eindringen und ſich im Boden mehr anhäufen kann, vermag eine tiefe Lockerung ſehr viel zu leiſten. Nicht mindere Vortheile gewährt eine zweckmäßige Erdmiſchung, wodurch dem Thon durch Sand mehr Lockerung, dem Sand durch Thon mehr Bindung gegeben wer⸗ den kann. Beſondere Vortheile gewährt auch reichliche Düngung, die den ſchweren Thonboden erwärmt und lockert; verrotteter, ſpeckiger Dünger aber macht den loſen Sandboden bindiger und fruchtbarer. Fortpflanzung. Die Fortpflanzung kann durch Samen oder durch Wurzeltheilung geſchehen, doch iſt die erſtere die üblichſte Manipulation. Man düngt und kultivirt ſchon im Spätjahr ein Gartenbeet und nimmt die Saat im Frühjahr ſo frühzeitig als möglich vor, was um ſo thunlicher iſt, weil die Poleymünze mehr feucht, als trocken will; nur muß die Saat anfangs bedeckt werden, damit ihr die Nachtfröſte nicht ſchaden. Im erſten Sommer iſt ein öfteres Ausjäten des Un⸗ krautes ſehr nothwendig, und wenn es geſchehen kann, ohne die Pflanzen zu verletzen, auch ein Behacken. Wo die Pflan⸗ zen zu dicht ſtehen, können ſie ausgezogen und verſetzt werden, ſo daß ſie / Meter weit entfernt zu ſtehen kommen. Im folgenden Frühjahr wird das Land behackt und, wenn es nothe wendig werden ſollte, vor der Ernte das Behacken nochmals wiederholt. Da die Pflanzung mehrere Jahre auf ein- und demſelben Felde reichliche Ernten zu tragen hat, ſo iſt eine Düngung vor Winter ſehr anzurathen, um zugleich die Pflan⸗ zen vor dem Erfrieren zu ſchützen. Der Dünger wird alsdann im Frühjahr bei der erſten Hackarbeit mit in den Boden ge⸗ bracht. Da das Poleykraut als Heilpflanze für die Apotheke be⸗ ſtimmt iſt, ſo hat man es zu ernten, wenn das Kraut, das — 149 — hiezu verwendet wird, am geeignetſten hiezu iſt, namentlich zur Zeit der Blüthe. Das Poleykraut (Herba pulegii), das durch ſein ätheriſches Oel und durch ſeinen eiſengrünenden Gerbeſtoff Heilkraft beſitzt, wird im Juli oder Auguſt, während der Blüthezeit, vom Boden abgeſchnitten, geſammelt und getrocknet. Wenn nach dem Ab— ſchneiden des Krautes nicht bald Regen eintreten ſollte, ſo kann ein öfteres Begießen erforderlich werden; das Kraut wächst dann wieder ſchnell heran und kann im Herbſte noch— mals abgeſchnitten werden. Nach dem vierten Jahr nimmt der Ertrag bedeutend ab, wenn man auch alljährlich im Spätjahr gedüngt hat. Es iſt dann nothwendig, daß man ein neues Beet anlegt, was durch die Saat geſchehen kann, oder man gräbt die Wurzeln des alten Beets ſorgfältig aus, zertheilt ſie und ſetzt ſie in das friſch angelegte Beet. Das Poleykraut hat getrocknet einen ſtark gewürzhaften, nicht angenehmen Geruch, und einen gewürzhaften, ſtechenden, ſchwach zuſammenziehenden und bittern, kühlenden Geſchmack. Man benützt die Poleymünze beinahe bei ähnlichen Krank heiten, wie die übrigen Münzearten, als krampfſtillend und nervenſtärkend, doch wird die Pfeffermünze ſtets vorgezogen. Die Blätter der Poleymünze können auch als Gewürz zu Gemüſe benützt werden. Der Quendel, Feldthymian, wilder Thymian. (Thymus Serpyllum.) | Den Quendel findet man auf allen Hügeln, Heiden, trocke⸗ nen Grasplätzen, lichten Waldſtellen, an Ackerrainen, wo er kaum einige Zoll hoch wird und mit ſeinen niedlichen Blumen einen niedlichen, runden Buſch bildet, aus welchem die kleinen, ſtumpfen Blätter ſchwach hervorſchimmern, die ſehr angenehm — 150 — und gewürzhaft riechen. Der Quendel kommt in vielen Ab⸗ änderungen vor; es gibt nicht leicht eine Pflanze, deren Güte und gewürzhafte Beſtandtheile ſo viel von Lage und Boden abhängen, als der Quendel. Daher kommen auch die vielen Abarten, die jedoch alle gewürzhaft ſind und Heilkräfte be⸗ ſitzen. Hievon zeichnet ſich die ebengenannte Abart ganz be⸗ ſonders durch einen ſehr angenehmen, citronenartigen Geruch aus, daher ſie auch nicht allein als Heilmittel, ſondern auch als Gewürze vielſeitige Verwendung findet. Lage und Boden. Daß der Quendel eine ſonnige, freie, etwas erhöhte Lage verlangt, gibt er dadurch kund, daß er nur auf Hügel und an Rainen wild wächst, wo er ſich ſtets durch Samen vermehrt. Zu ſeinem Anbau laſſen ſich die ſteilſten Anhöhen verwenden, wenn die Lage nur eine ſon⸗ nige und auch ſo viel Grund und Boden vorhanden iſt, daß die Pflanzenwurzeln ihre Nahrung finden. Anbau. Bei der Kultivirung des Quendels wird das Land zuerſt dazu vorbereitet, ſtark gedüngt, gut gelockert, dann die Saat vorgenommen und der Samen ſchwach untergebracht. Die Reihenſaat verdient den Vorzug, ſo daß die Reihen 1 Meter von einander entfernt kommen, was für den Quen⸗ del die geeignetſte Entfernung iſt, weil ſo der Boden gelockert und das Unkraut vertilgt werden kann. Schöne, große, buſch⸗ reiche Pflanzen werden erzeugt, wenn man dieſelben im Garten⸗ beet erzieht und ſie dann auf den Acker verſetzt. Solche Pflanzen liefern alsdann bei einiger Pflege mehrere Jahre reichliche Erträge. Im Allgemeinen liefert der Quendel 2 Jahre lang einen ſehr reichen Ertrag, im dritten Jahre dagegen kann man auf einen hohen Ertrag nicht mehr mit Zuverläſſigkeit rechnen; man thut deßhalb klug daran, wenn man alljährlich etwas Samen nachzieht. Das Land wird, um es vor Unkraut rein zu hal⸗ ten, bei trockener Witterung mit der Haue bearbeitet. N — 1 = Ernte. Mit der Ernte des Quendels wird ſo lange ge— wartet, bis die Blüthezeit vorüber iſt; alsdann werden die Pflanzen nahe am Boden abgeſchnitten, auf Schwaden zum Trocknen liegen gelaſſen; befürchtet man Regen, ſo darf man mit dem Einheimſen nicht zögern, nur muß man ihn zu Hauſe ausgebreitet hinlegen, bis er völlig trocken iſt. Dann wird er, damit er ſein Aroma beſſer behält, in verſchloſſenen Kiſten oder Tonnen aufbewahrt. Zur Gewinnung des Samens läßt man von den ſchönſten Pflanzen ſo viele Stöcke ſtehen, als etwa Samen erforderlich iſt. Hat nun der Samen eine braune Farbe, was als Zeichen der Reife angenommen werden kann, ſo werden die Stengel behutſam abgeſchnitten und auf Tücher zum Trocknen gelegt. Benützung. Der Quendel iſt den Bienen, die ſeinen Geruch lieben, ſehr willkommen. Manche Bienenzüchter bauen den Bienen zu lieb auch Quendel in die nächſte Umgebung der Bienenſtöcke und reinigen mit deſſen Kraut die Bienenkörbe. Das kampherartige Salz, das der Quendel beſitzt, theilt ihm ſeine Heilkräfte mit; der Thee davon iſt ſchweißtreibend, auflöſend und nervenſtärkend. Der Quendel liefert auch ein ätheriſches Oel, welches für ſehr nervenſtärkend gehalten wird. Aeußerlich wirkt der Quendel reizend und nervenſtärkend und wird namentlich zu Kräuterkiſſen, Mund: und Gurgel⸗ waſſer, zu Umſchlägen und Bädern meiſt mit bert aroma⸗ tiſchen Kräutern vermiſcht benutzt. Gemeiner Raiufarren. (Tanacetum vulgare.) Eine perennirende Pflanze, welche aus der Wurzel mehrere ½ — 1 Meter hohe Stengel hervortreibt, ſo daß ſie förmliche Büſche bilden. Die Blätter find doppelſiedrig, geſpalten, ein⸗ — 152 — geſchnitten, geſägt, ihre Farbe iſt ſtark grün, auf beiden Seiten drüſig punktirt und beſitzen die Blätter den der Gattung eigen⸗ thümlichen Geruch. An den Enden der Stengel erſcheinen im Monat Auguſt viele halbkugelige, goldgelbe Blumen in Dolden⸗ trauben. Die Blumen bilden mit den ſchönen, gefiederten, nicht ſelten gekräuſelten Blättern einen ſehr ſchönen, angenehm riechenden Blumenflor, weßhalb dieſe Pflanze nicht ſelten zu engliſchen Anlagen verwendet wird und noch viel häufiger dazu benutzt würde, wenn man nicht zu befürchten hätte, daß ſie allzu ſehr wuchert, daher wird ſie auch nur an ſolchen Orten angebaut, wo dem allzu ſtarken Wuchern vorgebeugt werden kann. Klima, Lage und Boden. Er gedeiht am beſten in einem trockenen und warmen Klima, denn ſein Anbau leidet nicht durch Trockenheit und Hitze, ja er liebt ſogar mehr trockene Witterung und beſonders einen trockenen, ſandigen Lehmboden; doch gedeiht er auch in weniger warmen Gegen— den und in einem magern, lehmigen Sandboden, wenn ſolcher auch noch die nöthigen Kalkbeſtandtheile beſitzt. Fortpflanzung. Die Fortpflanzung iſt durch die Saat ausführbar, oder durch Theilung der Wurzeln. Die Saat gedeiht, wenn der Samen nur ſchwach in den wunden Boden zu liegen kommt, denn er behauptet ſeinen ihm ange⸗ wieſenen Ort ſo ſehr, daß er ſich auch von keiner andern Pflanze unterdrücken läßt. Wenn auch die Saat im erſten Jahre dünne zu ſein ſcheint, ſo beſtaudet ſie ſich doch im zweiten Jahre mehr als genügend. Seine Vegetation beginnt im Frühjahr ſehr bald, auch erſtarkt er gewöhnlich, ehe noch die wärmſte und trockenſte Jahreszeit eintritt. Das iſt auch der Grund, warum der Rainfarren nicht an Trockenheit und Hitze leidet. Die Vermehrung durch Theilung der Wurzeln iſt ebenſo leicht ausführbar; denn die Wurzeln laſſen ſich zu allen Zeiten — 153 — theilen und können in den trockenſten Boden gelegt werden, wenn man nur in den erſten Tagen durch Begießen den Boden feucht zu erhalten ſucht. Einmal angebaut, genügt ihm ein günſtiger Boden für alle Zeiten, daher auch der Rainfarren in allen Gegenden der Welt, ſowohl in den ſüdlichen, als in den nördlichen angetroffen wird, und zwar in fruchtbarem Bo— den, an trockenen Stellen, wo der Boden viel Lockerheit beſitzt, auch ſehr üppig iſt, namentlich an Ackerrändern, wo ihm einige Pflege durch Lockerung des Bodens gewidmet wird, oder an ſolchen Stellen, wo er dann wiederum Schutz hat vor kalten Winden ꝛc. Zur Heilkraft ſind verwendbar Blume, Blätter und Kraut, ſogar noch der Same. Die Rainfarren⸗Blumen (Flores Tanaceti). Die Blüthen⸗ köpfe werden, wenn ſie im ſchönſten Flor ſind, geſchnitten und getrocknet. Die Blätter, Rainfarrenkraut (Herba Tanaceti), werden, wenn ſie im ſchönſten Flor ſind, geſchnitten und getrocknet. Da die Blätter vor dem Anfange der Blüthezeit, wenn ſie als Heilmittel verwendet werden wollen, zu ſammeln ſind, etwa im Monat Juli, ſo muß man auf das Sammeln der Blüthen⸗ köpfe alsdann verzichten, weil die Blüthenköpfe, ſobald der Stock ſeiner Blätter beraubt iſt, zu trauern anfangen und ſich nicht mehr vollkommen ausbilden. Noch viel weniger läßt ſich an ſolchen Stöcken Samen gewinnen, denn dieſer gelangt dann gar nicht mehr zu ſeiner Reife. Hieraus erhellet, daß von einem Stock nur eines in feiner ganzen Vollkommenheit ge: ſammelt und für den Gebrauch der Apotheke getrocknet und verkauft werden kann. Alle Theile haben einen ſtarken, we⸗ niger angenehmen, aber ſehr gewürzhaften Geruch, und einen widerlich bittern, gewürzhaften Geſchmack; wegen ihres äthe⸗ riſchen Oeles, bittern Extraktivſtoffs wirkt deren Genuß außer⸗ — 154 — ordentlich ſtark auf die Verdauung und kann zu den wirkſam⸗ ſten Wurmmitteln gezählt werden. Die Raute, das Gartenrautenkraut. (Ruta graveolens.) Eine ausdauernde, krautartige, im ſüdlichen Europa wild⸗ wachſende, bei uns in Gärten angebaute Pflanze. Der Stengel iſt aufrecht rund, glatt, unten holzig, oben krautartig, weiß⸗ lich bereift. Die Blätter ſind geſtielt, faſt dreieckig, doppelt zuſammengeſetzt oder zweifach gefiedert und graugrün. Die Blüthen ſtehen in lockern Afterdolden; die Blumenkrone iſt gelb. Klima, Lage und Boden. Die Raute eignet ſich wegen ihrer buſchigen Geſtalt ſehr gut zu Einfaſſungen der Rabatten, und bekommt im Monat Juni an den Enden der Zweige Riſpen mit hellgrünen Blumen; dabei verlangt ſie aber eine freie, ſonnige Lage und einen guten, kräftigen Boden, der tiefgründig iſt, damit die Wurzel (bei Einfaſſungen) ihre Hauptnahrung aus der Tiefe holen kann, deren ſie oftmals weniger auf der Oberfläche findet. In einer freien Lage und in einem Boden, der einige Dungkraft mit nöthiger Feuchtigkeit verbunden beſitzt, iſt ihr Wachsthum geſichert. Fortpflanzung. Obſchon die Fortpflanzung durch Wurzeln und Pflanzenableger geſchehen kann, ſo iſt es doch nicht zu mißbilligen, wenn man geſunden Samen hat, daß man im Frühjahr, ſobald wie möglich, ein Land damit anſäet; dann bekommen die Pflanzen bis zum Monat Mai die Größe zum Verſetzen. Bei dem Verſetzen ſollen die Pflanzen wieder fo tief in den Boden kommen, als ſie geſtanden ſind. Man gießt die Pflanzen etwas an und behackt das Land den Sommer hindurch ein bis zweimal. Hat man Stöcke, durch deren Thei⸗ lung man dieſelben vermehren kann, ſo kann die Arbeit, welche die Saat verurſacht, erſpart werden. — 15 — Das Wuchern der Pflanze macht es ſchon nothwendig, daß nach 3, längſtens 4 Jahren ein Verſetzen vorgenommen werden muß, wodurch man dann genug Wurzelableger bekommt. Um kräftige Pflanzen zu bekommen, iſt ein jeweiliges Düngen ſehr zu empfehlen. Man düngt gewöhnlich im Spätjahr und bringt im Frühjahr beim Behacken den Dünger in den Boden. Verwendung. Das Kraut oder die Blätter werden während der Blüthezeit geſchnitten und getrocknet. Die ganze Pflanze iſt von ſtarkem, balſamiſchem Geruche, bitterem, ſchar— fem, gewürzhaften Geſchmacke, krampfſtillend, blähung und ſchweißtreibend. Die friſchen Blätter dienen, fein geſchnitten und auf dem Butterbrod gegeſſen, als ein magenſtärkendes und blähung⸗ treibendes Mittel. Ebenſo wird aus der blühenden Pflanze das Rautenöl (Oleum Rutae) deſtillirt. Der ſtarke Geruch dieſer Pflanze, ihre Bitterkeit und Schärfe machen ſie geeignet zu verſchiedenen heilſamen Mi⸗ ſchungen. Die Rhabarber, die ächte, wahre Rhabarber. (Rheum palmatum.) Eine ſehr ſchätzbare, auf den Gebirgen in Aſien aus⸗ dauernde, krautartige Pflanze, die in den ſüdlichen Gegenden, wie in der Tartarei und in Sibirien wild wächst, von wo aus ſie auch durch Handel zu uns gebracht wird. Sie wird zwar auch bei uns gebaut, bekommt aber bei aller Kunſt und bei der ſorgfältigſten Pflege nie den ihr ſonſt eigenthümlichen gewürzhaften Geruch und Geſchmack, und iſt auch bei weitem nicht ſo kräftig. Die dicke, knollige Wurzel treibt einen 1½ — 2 Meter hohen Stengel mit handförmig zertheilten, großen Blättern, deren Abſchnitte lang zugeſpitzt ſind und eine lange, riſpenförmige, röthliche Blumentraube haben. — 156 — Klima, Lage und Boden. Wie bereits erwähnt, macht die Rhabarber beſonders große Anſprüche auf Klima, Lage und Boden, beſonders auf ein ſehr warmes Klima und ſonnige Lage. Bei dem tiefen Eindringen der Wurzeln muß die Lage eine feuchtwarme ſein, ohne daß im Boden eine ſtockende Feuchtigkeit vorhanden wäre. Der Boden muß vor allem bis zur beträchtlichen Tiefe ein ſehr loſer ſein; ſehr ge— eignet ſind zu ihrem Anbau tiefe Auffüllungen oder Anhäu⸗ fungen loſer Erde. Auch tiefe Anſchwemmungen, wie z. B. da, wo der berühmte Saager Hopfen gebaut wird, auf einer ſehr tiefen Anſchwemmung des Egerfluſſes in einem ſeichten Thalkeſſel, deſſen Grund aus dem Thon aufgelösten Baſaltes beſteht und durchdrungen iſt mit den Salzen, welche der Karls— bader Strudel durch Jahrtauſende in die Eger ergoſſen hat. Im Allgemeinen iſt ein tiefgründiger, ſandiger Lehmboden der geeignetſte, nur muß ſolcher ſehr tiefgründig ſein, entweder noch alte Kraft beſitzen oder durch reichliche Düngung erſetzt erhal- ten. Ein Boden zu dieſer Tiefe, wie es die Rhabarber ver⸗ langt, muß wenigſtens 1½ —2 Meter tief umgebrochen und bis zu dieſer Tiefe mit Dünger gemengt werden, weßhalb die Meiſten von ihrem Anbau abgeſchreckt werden, und dürfte auch, wo ſich nicht eine ganz ſchickliche Gelegenheit dazu bietet, ihr Anbau nicht zu empfehlen fein, außer da, wo ohnehin Nivel- lirungen von dieſer Tiefe vorgenommen werden; denn es ver— dient wohl auch noch beachtet zu werden, daß vor dem ten oder Sten Jahre keine entſprechende Ernte gewonnen wird; glückt ſie aber, ſo wirft ſie einen ſo hohen Ertrag ab, daß ſie dann Alles reichlich erſetzt. Auch laſſen ſich die Zwiſchenräume des Landes recht gut mit Zwiſchenfrüchten anbauen, die eben⸗ falls einigen Ertrag abwerfen, doch darf nicht jedes Jahr eine Zwiſchenfrucht gebaut werden, ſondern immer nur alle 2 Jahre, wenn deren Anbau nicht auf Koſten der Rhabarber geſche⸗ hen ſoll. | | = WR Anbau. Die Anpflanzung geſchieht gewöhnlich auf fol⸗ gende Art: Den Samen, den man aus China oder Sibirien beziehen ſollte, aber ſelten ächt von da erhält, ſäet man im September oder Oktober in ein Miſtbeet, das in Beziehung auf die nöthige Wärme und Feuchtigkeit mit aller Sorgfalt den Winter hindurch zu behandeln iſt. Im Monat April oder Mai ſind dann die Pflanzen ſo erſtarkt, daß ſie in das für ſie ſo tief rajolte Feld geſetzt werden können. Bei dem Ausheben und Setzen der Pflanzen muß man fehr: vorſichtig ſein, daß die Wurzel nicht abgebrochen wird oder⸗ ſonſt Schaden leidet. Die Pflanzen werden mit dem Wurzel: ſtock ausgehoben, ſchön vertheilt und in einer Entfernung von 1 Meter ins Quadrat geſetzt. Beim Setzen hat man fehr Acht zu geben, daß die Wurzel ſenkrecht bis zur äußerſten Spitze in den Boden kommt, auch daß fie nicht verkehrt ein- geſetzt wird, was bei einiger Aufmerkſamkeit nicht vorkommt, denn der obere Theil iſt leicht zu erkennen, da am obern Theil der Wurzel ein ſchwaches Knötchen oder Köpfchen be— merkbar iſt; dabei darf nichts abgezwickt werden, denn ein Ab⸗ zwicken der Wurzel wäre ſehr nachtheilig. Will man die Anpflanzung mit Wurzelablegern vornehmen, ſo wähle man hiezu geſunde, lange, ſchon ziemlich erſtarkte Ab⸗ leger, die keine ſtarke Verletzung haben, und ſetze ſie in einer Entfernung von 1 ¼ Meter ſehr tief ein. Eine Verjüngung geſchieht gewöhnlich durch Setzlinge, die auf folgende Art ge= wonnen werden: man nimmt im Herbſte von den Mutterſtöcken. Seitentriebe ab, und ſetzt ſie ein. In den erſten Jahren, wo man noch eine Zwiſchenfrucht baut, wird ſchon dadurch das Feld bearbeitet und von Unkraut rein gehalten; iſt dieß in den letzten Jahren nicht mehr der Fall, ſo iſt das Feld ebenſo locker und ſo rein zu halten und den Sommer hindurch we⸗ nigſtens zweimal zu behacken. Das letzte Behacken wird in der Regel erſt gegen den Herbſt hin vorgenommen und das Feld — 158 — über den Winter rauh liegen gelaſſen. Wie im Spätjahr die Blätter gelb zu werden anfangen, werden ſie abgeſchnitten und der Stock mit ſtrohigem Dung und etwas Erde zugedeckt. Sind dann im Frühjahr keine Fröſte mehr zu befürchten, ſo deckt man die Stöcke auf und bedeckt ſie wieder mit friſcher Erde. Ernte. Eine äußerſt ſchwierige Arbeit iſt die Ernte, um die ſenkrechte Wurzel, die bis zu einer Tiefe von ca. 2 Meter eindringt, zu gewinnen; die Arbeit wird noch mehr erſchwert, wenn die Wurzel noch viele Nebenäſte hat. Das Ausgraben wird entweder vorgenommen zur Herbſtzeit, ſobald die Blätter verwelkt ſind, oder im Frühjahr, ehe die Wurzel wieder treibt. Die Wurzel, die am Kopfe 8— 10 Ctm. im Durchmeſſer hat, bekommt nicht ſelten ein Gewicht von 18 bis 20 Pfund. Die Wurzeln werden ſorgfältig gereinigt, dabei ſind aber alle Ab: fälle von der Wurzel ſtets zu ſammeln und zu trocknen und können mit dem ganzen Ernteertrag verkauft werden. Nachdem die Wurzeln gut gereinigt worden ſind, werden ſie nach Haus gebracht und ſogleich noch im friſchen Zuſtand geſchält. Die äußere Haut wird nemlich, ohne daß die innere Schaden leidet, abgezogen. Außen ſieht die Wurzel gelblich, innen dunkelgelb und roth geädert aus. Die geſchälte Wurzel wird alsdann in runde Stücke geſchnitten, und da ſie ſo äußerſt langſam an der Luft trocknet, durch künſtliche Wärme getrock⸗ net, wobei immerhin eine Wärme von 30“ R. nothwendig iſt. Bei allzu ſtarker Wärme verliert die Wurzel ihre ſchöne Farbe und wird mehr bräunlich. Als Arzneipflanze dient die dicke, äſtige Wurzel (Radix Rhei), die äußerlich braun und inwendig gelb und roth ge⸗ ſtreift iſt, einen ſtarken, unangenehmen Geruch und einen bit⸗ terlich zuſammenziehenden Geſchmack hat, als ein gelinde ab⸗ führendes Mittel, das zugleich ſtärkt. In der Thierheilkunde iſt ſie ein ſehr ſchätzbares Mittel, denn da wirkt die Rhabarberwurzel für die größeren Gras freſſenden — 159 — Hausthiere als Abführungsmittel zwar nur gering, dagegen ift fie für kleine und junge Thiere das beſte Abführungsmittel, weil ſie neben ihrer abführenden Eigenſchaft auch noch eine geſchwächte Verdauung ſtärkt, die in Unordnung gerathene Gal⸗ lenabſonderung regelt und eine geſunde, natürliche Aufſaugung des Nahrungsſaftes begünſtigt. Beſonders verdient ihre An⸗ wendung empfohlen zu werden beim Durchfall der Fohlen und Kälber und in der Ruhr der Lämmer. Die Form ihrer An⸗ wendung iſt entweder mit Flüſſigkeiten vermiſcht als Einſchütt, oder mit Honig als Latwerge. Die Ringelblume, Goldblume. (Calendula officinalis.) Eine im ſüdlichen Europa wildwachſende und in Deutſch⸗ land in Gärten einheimiſche Pflanze, die ſich, wo ſie ſich ein⸗ mal eingeniſtet hat, von ſelbſt durch Ausfall fortpflanzt, in jedem Boden gedeiht und vom Juni bis Oktober blüht. Die Blüthe iſt einzelſtehend, endſtändig; der gemeinſchaftliche Kelch halbkugelförmig, vielblätterig, zweireihig geſchuppt; die Blumen ſind feurig⸗orange, blaßgelb, einfach oder gefüllt; der Strahl der einfachen iſt mit dreizähnigen Blümchen verſehen; ihr Same iſt ring: oder halbmondförmig eingerollt. Klima, Lage und Boden. Die Ringelblume liebt ein warmes Klima und einen kräftigen, ſandigen Thon- oder Lehm⸗ boden. Die Fortpflanzung. Die Fortpflanzung, die ſtets und wohl am leichteſten durch Samen geſchieht, bedingt keine beſtimmte Zeit; fie kann ſowohl im Früh⸗ als im Spätjahr geſchehen. Sie verlangt einen kräftigen, lockern Boden; in ſolchem einmal angepflanzt, pflanzt ſie ſich, wenn das Feld alljährlich behackt wird, durch ihren Samenausfall von ſelbſt fort. Dabei bedingt ſie aber eine warme, ſonnige Lage, ſonſt — 160 — wird der Samen nicht reif und die Fortpflanzung wird da⸗ durch gehemmt. Verwendung. Als Heilmittel werden verwendet: Die Blumen (Flores calendulae). Die Ringelblumen⸗ riechen eigenthümlich balſamiſch und ſchmecken bitterlich, ſalzig, etwas zuſammenziehend. Die Blumen, die ſich des Morgens öffnen und des Abends wieder ſchließen, müſſen geſammelt werden ſo lange ſie offen ſind, über die Mittagsſtunden. Sie werden dann dünn ausgebreitet und ſchnell getrocknet, damit ſie ihre ſchöne gelbe Farbe behalten; deßhalb ſollte auch dabei greller Sonnenſchein und ſtarker Luftzug vermieden werden. Das Ringelblumenkraut (Herba calendulae), deſſen Blät⸗ ter abwechſelnd, länglich, ſpatelförmig, ſtumpf, ganz randig oder ſchwach ausgeſchweift, klebrig, hellgrün und ſaftreich ſind, riechen unangenehm balſamiſch harzig und ſchmecken bitterlich, etwas ſalzig und zuſammenziehend. Bei den getrockneten Blät⸗ tern ſind Geruch und Geſchmack weit ſchärfer. Die Beſtand⸗ theile ſind: eigenthümlicher, bitterer Extraktivſtoff und mehrere Salze, die harntreibend wirken und bei längerer Anwendung gegen Scropheln ſehr dienlich find. Die Blumen dienen zur Färbung der Butter und als Erſatzmittel des Safrans zum Färben. Die Roſe. (Rosa.) Die Gartenroſe, hundertblättrige Roſe. (Rosa centifolia.) Ein im Orient, namentlich in Perſien, auch in Macedo⸗ nien und am öſtlichen Kaukaſus einheimiſcher, bei uns allge⸗ mein in Gärten gepflanzter Strauch, der im Juni zu blühen beginnt und mehrere Wochen andauert. Der Strauch wird 1 —2 Meter hoch und hat Neigung, ſich ſehr zu veräften — 161 — und zu verzweigen. Die alte Rinde iſt roſtbraun, die jüngere glänzend grün; ſie iſt mit kleinen und großen, an der Baſis breit gedrückten Stacheln beſetzt. Die Blätter beſtehen aus unpaarig gefiederten, rundlich ovalen Blättchen, die doppelt⸗ ſägezähnig und drüſig ſind, die Oberfläche iſt dunkelgrün; die Mittelrippe hat, wie der Stiel, rothe Drüſen und der letztere auch einzelne Stacheln. Die lanzettförmigen Nebenblätter ſind ſcharf zugeſpitzt und haben auf der Unterfläche und am Rande rothe Drüſen. Die ſchönen, großen, dichtgefüllten, halbkugeligen, wohlriechenden Blumen ſtehen meiſt zu zwei, doch auch zu meh- reren an den Spitzen der Zweige auf langen Stielen, die, wie die Fruchtknoten und die äußern Kelchabſchnitte, dicht mit ge— ſtielten rothen Drüſen beſetzt ſind. Die Roſen ſind eine der ſchönſten Zierden der Gärten, ſie gewähren auch mannigfaltigen Nutzen. Die Gartenroſe iſt die⸗ jenige Art, welche am häufigſten bei uns gezogen wird und von welcher es die meiſten Spielarten gibt. Sie iſt auch in der That eine der ſchönſten Blumen der ganzen Gattung, ihre Größe und ſtarke Füllung von nahezu hundert Blättern, ihr ſchönes Roth, ihr angenehmer Geruch haben ſie zur Königin der Blumen erhoben. Die Dichter machen ſie zum Sinnbild der Jugend, Schönheit, Unſchuld und Liebe. Klima und Lage. Obgleich wir die Roſen in allen Klimaten finden, ſo verlangen ſie dennoch zu einem erwünſchten Anbau eine freie, ſonnige, gegen rauhe Winde geſchützte, aber nicht eingeſchloſſene, nicht ſtark beſchattete Lage. Iſt der Roſen⸗ ſtock den Winden zu ſehr ausgeſetzt, ſo wird die Dauer der Blüthezeit dadurch außerordentlich verkürzt; in einer beſchatte⸗ ten Lage wächst der Stock ſehr in's Holz, wird ſehr blätter— reich, dagegen bleiben die Blumen klein, die Farbe matt und von ganz unvollkommener Ausbildung und Geſtalt. Boden. Der geeignetſte Boden zu einer Roſenpflanzung iſt ein lockerer, tiefer, nahrhafter, kühler, weder zu feuchter, J 11 — 162 — noch zu trockener Gartenboden. Beſonders zuträglich iſt eine geeignete Mengung von Thon, Kalk und Sand, wie der kalk— haltige Lehmboden, oder auch ein lehmiger Sandboden, wenn ſolcher die nöthige Feuchtigkeit beſitzt, jedoch nicht naß iſt. Etwas zu bindigen Boden muß man durch friſchen, ſtrohigen Dünger locker zu erhalten ſuchen, wozu ſich eine Mengung mit Rindvieh- und Pferdedünger am beſten eignet, und, um ſchneller zum Ziele zu kommen, mit einer Beimengung von Sand. Die Fortpflanzung. Die Fortpflanzung der Roſen geſchieht gewöhnlich durch die Vermehrung der Wurzelbrut. Die Veredlung geſchieht durch Pfropfen hinter der Rinde, fo- bald ſich dieſe löst, durch Copuliren im zeitigen Frühjahr oder durch Okuliren im Juli und Auguſt in diesjähriges Holz. Auf hochſtämmige Wildlinge ſetzt man nur ſtark treibende und groß⸗ blumige, auf halbſtämmige dagegen ſchwächer treibende und kleinblumige Roſenarten. Will man die Roſen hochſtämmig ziehen, ſo nimmt man zur Unterlage die gemeine Heckenroſe, die man einige Jahre vorher auf ein halbſchattiges Beet in tiefen, fetten, feuchten Boden pflanzt. Man kann auch ver⸗ ſchiedene Arten auf einen und denſelben Wildling veredeln, wo dann keine allmählige Verſchmelzung der Farbe ſtattfindet, es bleibt jede Art ſo ziemlich konſtant. Die Fortpflanzung durch Samen. Wenn nun gleich, wie bereits dargethan, die Fortpflanzung der Roſen ſtets durch Vermehrung der Wurzelbrut zu geſchehen pflegt, ſo iſt doch auch die Fortpflanzung mittelſt der Saat ausführbar, aber nicht üblich, weil das Saatverfahren allzu zeitraubend iſt, indem es ſtets mehrere Jahre anſteht, bis man zum Ziele gelangt. Wohl wird man wieder einigermaßen dafür entſchädigt, weil man dadurch mittelſt künſtlicher Befruchtung leicht neue Varie⸗ täten bezwecken kann. Man ſäet den Samen in Töpfe oder Kiſtchen, die mit gutem, kräftigen Boden angefüllt ſind und — 163 — zwar im Spätjahr, ſobald der Samen reif iſt. Doch kann auch die Ausſaat in ein gut gelockertes, kräftiges, warm ge— legenes Gartenbeet geſchehen, das dann über die Wintermonate mit Stroh bedeckt werden muß, um die Pflänzchen vor Froſt zu ſchützen. Der Samen darf nur ſchwach untergebracht wer— den, und da er ſehr lang nicht keimt, ſo muß man das Keimen dadurch zu begünſtigen ſuchen, daß man den Bodenſatz ſtets feucht erhält, und bei eintretender Kälte Töpfe oder Kiſtchen an einen warmen Ort ſtellt, ebenſo nur mit lauwarmem Waſ— ſer begießt und im Freien aber bedeckt hält oder hinter Glas. Bei gehöriger Feuchtigkeit und Wärme können nach 6—8 Mo: naten die Pflänzchen die Größe und Stärke zum Verſetzen be— kommen, jo daß die im Spätjahr geſäeten im günſtig— ſten Fall bis Monat Mai verſetzt werden können. Dieſe ſo zärtlich erzogene Pflanze bleibt auch mehrere Jahre zärt— lich und verlangt eine warme geſchützte Lage und einen warmen, ſehr kräftigen, tiefgründigen Sandboden, welcher ſehr tief gelockert und rein von Unkraut ſein muß. Die warme Lage und der warme Sandboden machen aber auch nothwendig, daß nach dem Verſetzen die Pflanzen längere Zeit begoſſen werden müſſen. Mit gleicher Vorſicht hat man ſie auch vor Kälte und ſonſtigen Einflüſſen zu ſchützen, bis man ſich ihrer Dauerhaftigkeit ganz geſichert weiß. Die Unterhaltung der Roſenſtöcke iſt einfach und leicht; wo ein Roſenſtrauch einmal angepflanzt iſt, da erhält er ſich eine Reihe von Jahren, na- mentlich wenn die Erde rings um den Strauch durch das Behacken locker und rein von Unkraut gehalten wird; bekommt der Stock dann noch einige Düngung und wird er durch das Beſchneiden von ſeinem überflüſſigen Holz befreit, ſo bringt er mehrere und ſchönere Roſen. Ein Verſetzen der Roſen alle 4 Jahre iſt ſehr nothwendig, wozu die geeignetſte Zeit der Oktober oder das Frühjahr (ſchon Anfangs März) iſt. Man nimmt das alte, ſchwache Holz und — 164 — die Ausläufer weg, beſchneidet fie auf 4—6 Augen und pflanzt ſie tiefer ein, als ſie vorher geſtanden haben. Das Einſchläm⸗ men iſt beim Verſetzen ſtets anzurathen, wie auch das Be⸗ gießen, das einige Zeit fortgeſetzt werden muß. Tritt nach dem Verſetzen trockene Witterung ein, ſo hat das Begießen längere Zeit und mehrmals in der Woche zu geſchehen. Das Beſchneiden der Roſen wird alle Jahre im März vorgenommen, wodurch der Stock nicht nur einen ſchönern Wuchs bekommt, ſondern auch ſchönere Roſen erzielt werden. Im Vorwinter werden die Roſenbäume langſam und mit größter Vorſicht niedergelegt mit einigen hölzernen Haken, die man aus äſtigem Reiſach macht, an die Erde befeſtigt und mit Stroh ſo bedeckt, daß ſolches dachförmig aufliegt, damit es keinen allzu großen Druck ausübt und das Waſſer ablaufen kann; durch die erhöhte Lage iſt auch genau der Ort bezeich⸗ net, wo das Roſenbäumchen liegt und ſomit vor jedem Druck verſchont werden kann. Die Roſen ſind nicht allein als Zierde der Gärten hoch zu ſchätzen, ſie gewähren auch, wie ſchon erwähnt, noch man⸗ nigfaltigen Nutzen. Neben ihrem angenehmen Geruch beſitzen ſie auch noch Heilkräfte, z. B. führt ein Thee von Roſen⸗ blättern gelinde ab und iſt zugleich ein liebliches Getränke. In den Apotheken werden die Roſenblätter der blaß- oder fleiſchrothen Roſe gerne angekauft. Bei dem Sammeln der Roſenblätter darf man die ge⸗ eignete Zeit nicht überſehen und hat daſſelbe bei einem größeren Roſenflor täglich zu geſchehen. Sie werden von den völlig geöffneten Blüthen genommen und entweder friſch, ſogleich nach dem Sammeln verwendet, oder ſorgfältig getrocknet. Das Trocknen der Roſenblätter auf Trockenböden iſt in ſo ferne weniger geeignet, weil doch die nöthige Reinlichkeit dabei nicht beobachtet werden kann, denn ſie bedingen ſchon das größte Reinhalten. Bei dem Trocknen breitet man die Roſenblätter dünne aus an einem reinen Ort, wo weder die Sonne allzu grelle aufliegt noch ſtarke Zugluft eindringen kann. Man wendet auf dem Lager, wenn auch ſelbſt noch ſo' dünne ausgebreitet, dennoch alle Tage die Blätter, und vermeidet ſorgfältig allen Staub im Zimmer. Das Trocknen auf Rahmen verdient bei den Roſenblättern auch alle Anerkennung, indem dadurch eine vollſtändige Lufttrocknung leicht möglich iſt, ohne das täg- liche Wenden oder ſonſtige viele Geſchäfte dabei zu haben. Der Boden dieſer Rahmen kann von Schnüren, Schienen Schilfrohr oder von Draht ꝛc. ſein. Soll dabei noch viel Raum erſpart werden, ſo läßt ſich ſolcher leicht dadurch ge— winnen, daß man dieſe Rahmen aufbeugt, indem auf ein einfach konſtruirtes Lattengeſtell beliebig viele Rahmen geſtellt werden können. Die Länge und Breite der Rahmen richtet ſich nach der Größe des Geſtells und das Geſtell nach dem Trockenlokal. Um die Blätter längere Zeit im friſchen Zuſtand aufbe⸗ wahren zu können, bedient man ſich einer weiteren Berfahrungs- art, nemlich des Einſalzens der Blätter. Beim Einſalzen der Roſenblätter pulveriſirt man das Salz und legt dieſelben, die man ſchwach mit feinem Salz beſprengt, in ein ſteinernes reines Gefäß, jedoch ſo, daß die Blätter eben und ſatt zu liegen kommen; beſonders hat man auch darauf zu ſehen, daß das Salz ganz gleichmäßig verbreitet und nirgends zu ſtark aufgetragen wird, wodurch die Qualität der Roſenblätter eben⸗ falls beeinträchtigt würde. Im Hinblick auf verſchiedenes Riſiko dürfte dieſe Aufbewahrungsart die wenigſt zu empfeh⸗ lende ſein. v Die Roſenblätter werden zu verſchiedenen Präparaten an- gewendet, z. B. zu: N Roſenwaſſer (Aqua rosarum). Dieſes wird gewonnen, indem man über 10 Gramm friſche oder von dem Salzwaſſer be⸗ freite Roſenblätter 80 Gramm Waſſer gießt und die Flüſſigkeit — 166 — abzieht. Dieſes ſtark und angenehm wie Roſen riechende Waſſer bekommt aber den angenehmen Geruch erſt einige Zeit nach der Deſtillation vollkommen und findet häufige Anwen⸗ dung an verſchiedenen Speiſen und Backwerken, ſo wie in der Me diein. Der Roſeneſſig (Acetum rosarum) wird namentlich von der rothen Roſe (Eſſigroſe, Rosa gallica) gewonnen, durch das Uebergießen dieſer Blätter mit heißem Eſſig. Dann werden die Blätter 14 Tage lang der Einwirkung der Sonne oder ſon— ſtiger Wärme unterworfen, die Flüſſigkeit ausgepreßt und der Eſſig filtrirt. Der Roſenhonig (Mel rosarum). Die Roſenblätter, friſche⸗ oder getrocknete (nur keine geſalzene), werden mit ſiedendem Waſſer übergoſſen, dann gut verſchloſſen, wenigſtens 12 Stun⸗ den ſtehen gelaſſen und die Flüſſigkeit durch ein Tuch gepreßt. Zu ½ Kilogr. von dem ſo erhaltenen Roſenwaſſer wird 1 Kilogr. gereinigter Honig beigegeben und dieſe Maſſe zu einer Syrup⸗ dicke am gelinden Feuer unter beſtändigem Umrühren einge⸗ dämpft. Der Roſenhonig iſt ein ſehr gelindes und heilfames. Mittel bei Geſchwüren im Munde. Das Roſenöl (Oleum rosarum) wird aus den Blumen⸗ blättern durch Deſtillation gewonnen. Es iſt ein ſehr ſtark und angenehm roſenartig riechendes Oel von gewürzhaſtem Geſchmack. Die Roſenpomade (Unguentum rosatum). 16 Gramm zuſam⸗ mengeſchmolzenes Schweinefett wird zuerſt mit Roſenwaſſer ab⸗ gewaſchen und die Flüſſigkeit abgeſondert, dann 6 Gramm fri⸗ ſches Roſenwaſſer beigegeben und durch anhaltendes Reiben in einer hölzernen Schale zu einer ſehr weißen Salbe gemiſcht und mit wohlriechendem Oel parfümirt. Dieſe Miſchung iſt als Haarpomade ſehr häufig im Gebrauch und läßt ſich bei gutem Verſchluß auch längere Zeit aufbewahren. . Die Hundsroſe. (Rosa canina.) Dieſe Roſe, auch Heckroſe, wilde Roſe oder Hagebutten⸗ ſtrauch genannt, wächst in ganz Europa wild. Da ſie ſehr gerne bei anderem Geſträuche wächst, ſo eignet ſie ſich gut zu Hecken (woher auch ihr Name Hagebuttenſtrauch), wo ſie unter anderes Heckengeſträuche verflochten und mit ſolchem geſchoren werden kann. Durch ſeine ſtarken, gekrümmten Stacheln iſt der Hagebuttenſtrauch eine gute Schutzwehr gegen das Eindringen von Menſchen und Thieren. Die Frucht iſt eiförmig, die Blumenſtiele find unbehaart, die Stacheln zerſtreut und zurück— gebogen, Blättchen einfach geſägt, mit blaßrothen oder auch weißen Blumen. Klima, Lage und Boden. Dieſer Roſenſtrauch macht ſo wenig Anſpruch auf Klima, Lage und Boden, daß wir ihn auch in allen Bodenarten wildwachſend finden; doch nimmt man an der Ueppigkeit dieſes Strauches auch zugleich eine beſſere Bodenbeſchaffenheit wahr, namentlich auch einen weit höheren Ertrag ſeiner Früchte, Hagebutten genannt. Fortpflanzung. Die Anpflanzung geſchieht gewöhnlich durch die Wurzelableger, weil man damit am ſchnellſten zum Ziele kommt; denn wollte man ſich Setzlinge durch die Saat erziehen, ſo ſtände es 3 Jahre an, bis die Pflanzen zum Ver⸗ ſetzen tauglich wären, weil der Samen erſt im zweiten Jahre zu keimen anfängt. Um keine Zeit zu verlieren, legt man noch im Spätjahr die ganze Frucht ſogleich beim Abpflücken in das Pflanzenbeet und bedeckt ſie ſchwach mit feiner Erde. Beabſichtigt man dieſen Roſenſtrauch zum Zwecke einer Hecke zu erziehen, ſo verdienen dieſe Pflanzen, durch die Saat er⸗ zogen, immerhin den Vorzug, indem ſie einen weit ſchöneren Wurzelſtock erhalten und deren Aeſte vom Boden aus hinge: — 168 — zogen werden können, wo man ſolche zu haben wünſcht, ſo daß ſich gleich vom Boden anfangend ein ganz geſchloſſener Haag bildet, der ſich namentlich dahin gut eignet, wo man Wege dadurch abzutreiben beabſichtigt. Soll dieſer Strauch zu einer Hecke herangezogen werden, ſo muß man mit dem Ein⸗ flechten in den erſten Jahren viele Zeit verwenden, weil ſonſt die ſchlanken, langen Zweige unbiegſam werden. Dieſer Strauch blühet im Mai und Juni, und obſchon ſich ſogleich Beeren anſetzen, ſo wird es doch Ende Oktober, bis die Frucht reif iſt. Die reifen Fruchtkelche, Hagebutten, Hainbutten, Hiften (Fractus Cynosbati) beſtehen aus einer lederartigen, fleiſchi⸗ gen, becherförmigen, hellrothen, glatten, glänzenden Scheibe, die eine Menge Samenkörner mit feinen Härchen umſchließt. Das Fleiſch hat keinen Geruch und ſchmeckt ſäuerlich ſüß, ſchwach zuſammenziehend. Für den mediziniſchen Gebrauch werden die Hainbutten zerſchnitten, von den in ihrem Innern befindlichen, ſtehenden Haaren und den Samenkörnern befreit und getrocknet, wodurch ſie braunroth werden. Dieſe Samen⸗ körner ſind ein ſehr harntreibendes Mittel und für diejenigen, die am Stein leiden eines der beſten Mittel. Wenn die Kerne wie Kaffee geröſtet werden, ſo eignen ſie ſich auch zum Kaffee, oder unter andern Kaffee gemengt, theilt er ſolchem einen Vanillengeſchmack mit. Die Hagebutten, nöthigenfalls auch die Blätter, Stengel und Wurzeln klein ge⸗ ſchnitten, werden nicht ſelten als Thee benützt und leiſten bei Magenleiden und bei dem Magenkrampf treffliche Dienſte. Häufig werden auch die gereinigten Hagebutten zum Ein⸗ machen und zu verſchiedenen Speiſen verwendet, denen ſie einen angenehmen Geſchmack ee namentlich dem gekochten Dürrobſt. Zum Einmachen werden die ee nicht getrocknet, ſondern nach dem Entkörnen und Enthaaren im kalten Waſſer mehremal gewaſchen, worauf man ſie in reinem Flußwaſſer ſo — 169 — lange kochen läßt, bis ſie weich anzufühlen ſind. Dann wird das Waſſer abgegoſſen, läutert dann ſo viele Pfund Zucker als Hagebutten, kocht den gewonnenen Zuckerſaft ſtark ein und gießt ihn, wenn er etwas abgekühlt iſt, über die Hagebutten, läßt die ganze Maſſe einen Tag gut verſchloſſen ſtehen, als⸗ dann wird das Ganze gekocht, in Gläſer gefüllt und mit einer Papierdecke gut verwahrt. Das feine, langfaſerige, dichte, gelbe Holz eignet ſich zu eingelegten Arbeiten ſehr gut; es wird von Tiſchlern und Drechslern geſucht. An dem Strauche findet man zuweilen Auswüchſe, die jo: genannten Schlafäpfel (Spongia Cynosbati), welche ihre Ent- ſtehung von dem Stiche eines Inſektes, des Cynips rosarum haben. Die Zuckerroſe, Eſſigroſe. (Rosa gallica.) Ein im ſüdlichen Europa und angrenzenden mittleren Europa an Acker⸗ und Weinberg-Rainen oder an lichten An⸗ höhen der Waldungen ſich vorfindender Roſenſtrauch, der eine Höhe von 1—1½½ Meter bekommt. Die Wurzeln dehnen ſich ſehr aus und treiben eine Menge Wurzelſproſſen. Die grünen runden Zweige ſind reichlich mit Stacheln beſetzt. Die ab⸗ wechſelnden Blätter find länglich-rund, deren Oberfläche kahl, die untern mit feinen, kurzen Haaren beſetzt. Die Blumen einfach groß, ausgebreitet, dunkelroth, ſelten hellroth. Von der Zuckerroſe werden die rothen Roſenblätter (Flo- res rosarum rubrarum) geſammelt, welche insbeſondere zu Roſenwaſſer, Roſeneſſig und Räucherpulver verwendet werden. Das Kultur verfahren iſt, wenn dieſe Roſe ange⸗ pflanzt werden wollte, daſſelbe, wie bei den ebengenannten Roſenartan, namentlich durch die Wurzelbrut, die in allen Bodenarten ſich ſchnellſtens ausdehnt und wirklich in einer — 170 — feuchtwarmen Lage und gutem Boden wie Unkrautwurzeln fort⸗ wuchert und ſich von ſelbſt fortpflanzt. Die wohlriechende oder Weinroſe. (Rosa rubiginosa.) Ein auf ſteinigen, ſonnigen Anhöhen, Ackerrainen ſehr häufig ſich vorfindender Roſenſtrauch, der aber gewöhnlich nur einzelſtehend angetroffen wird. Der Strauch erreicht im Freien ſelten eine Höhe über 1 Meter, macht jedoch in Wäldern oder da, wo er kultivirt wird, eine Ausnahme, indem da eine Höhe von 1½ —2 Meter keine Seltenheit iſt. Seine Zweige haben eine braunrothe Farbe und ſind mit großen, gelblich— weißen Stacheln beſetzt. Die jungen Zweige ſind mit ſteifen Härchen beſetzt, welche aber bald trocken werden und verſchwin⸗ den. Die abwechſelnden Blätter haben wie die mittelgroßen, röthlichen Blumen einen renettenartigen Geruch, der ſogar bei den Blättern noch ſtärker iſt, als ſelbſt bei den Blumen. Dieſer Roſenſtrauch verdient in fo fern noch beachtet zu wer— den, als er auch zu Hecken verwendbar iſt und noch auf ſtei— nigem Boden üppig wächst, wo andere Geſträuche kaum mehr fortkommen, dagegen im beſſeren Boden um ſo üppiger gedeiht und die Blumen auch gefüllter werden. Der Rosmarin. (Rosmarinus officinalis.) Ein immergrüner Strauch, der an ſonnigen Stellen, auf Felſen und altem Gemäuer, in den Ländern am mittellän⸗ diſchen Meere bis zum ſüdlichen Theile Deutſchlands und der Schweiz wild wächst, bei uns häufig im Topfe gezogen wird; jedoch kann er auch bei uns, wenn er einigermaßen eine geſchützte Lage hat, in den Gärten überwintert werden. Dieſer Strauch bekommt eine Höhe bis zu 2 Meter, mit ſchmalen linienför⸗ — 11 — migen, am Rande zurückgebogenen Blättern, deren obere Fläche dunkelgrün, deren untere weiß iſt. Die rachenförmige Blume, die vom März bis Mai blühet, iſt klein, hellblau, in's Röth⸗ liche ſchimmernd. Klima, Lage und Boden. Als fünlihe Pflanze be= darf der Rosmarin ein warmes Klima; eine warme, ſüdliche Lage iſt ihm ſehr erwünſcht, deſſen ungeachtet ſoll ſie doch etwas erhaben und luftig ſein. Ferner verlangt er zu ſeinem Wachsthum kräftigen, guten Boden, der weder zu bindig noch zu locker iſt; die geeignetſte und ihm am beſten zuſagende Erde iſt eine Miſtbeeterde mit Sand gemengt; auch bei jedem andern fetten, kraftvollen Boden iſt eine Beimengung von Sand ein Bedürfniß, wenn er nicht ſchon vorher viel Sand beſitzt. Fortpflanzung. Die Fortpflanzung geſchieht theils durch Samen, theils durch Ableger. Der Rosmarin wird in warme, gut vorbereitete Beete im Frühjahr geſäet, mit friſcher Erde ſtark bedeckt, dann etwas angedrückt und öfters begoſſen und des Abends wegen Froſt bedeckt. Den ganzen Sommer hindurch muß das Begießen ſehr oft geſchehen und durch mehr— maliges Behacken des Bodens das Unkraut fern gehalten wer⸗ den. Geſchieht die Fortpflanzung durch Ableger, ſo werden die Stengel in 12 Ctm. lange Stecklinge geſchnitten und als⸗ bald in ein dazu gut vorbereitetes, ſtark gedüngtes Gartenbeet ca. 10 Ctm. von einander in gleiche Reihen geſetzt. Da ſie ſehr langſam anwachſen, ſo iſt der Boden durch Begießen im⸗ mer etwas feucht zu halten, und damit die Feuchtigkeit dem Setzling des Nachts durch Froſt nicht ſchadet, ſo bedeckt man das Beet bei kalten Nächten. Ein Behacken könnte den ſchwachen Würzelchen nachtheilig werden, weßhalb das Unkraut durch das Ausjäten zu beſeitigen iſt. Bei dem Beſchneiden der Zweige hat man ſein Augenmerk darauf zu richten, der Staude ſo viel wie möglich eine ſchöne Form zu geben. Will man Samen ziehen, ſo ſchneidet man im Auguſt die Spitzen der 1 Zweige, an denen ſich Samen befindet, ab und trocknet den⸗ ſelben. Im Spätjahre, ſobald die Nächte kälter zu werden anfangen, ſetzt man die jungen Pflanzen in Töpfe und ſtellt ſie an einen Ort, wo ſie nicht erfrieren. An einem ſolchen Ort würde ihnen viele Näſſe ſchaden, daher darf das Begießen nur ſchwach und ſeltener geſchehen. Mit dem Beginne des Frühjahrs ſetzt man die Pflanzen wieder in ein Gartenbeet, welches den Winter zuvor durch öfteres Bearbeiten gelockert und zugleich gedüngt wurde. Man kann ſie zwar auch in Töpfen ſtehen laſſen, allein das Wachsthum der Pflanzen iſt dann ſehr gehindert, wenn man auch die Erde in den Töpfen düngt und bearbeitet. Der Rosmarin, von dem man hauptſächlich die Blätter zum Würzen der Gemüſe und zur Bereitung von Arzneien und Oelen benützt, hat einen ſtarken, gewürzhaften, kampher⸗ artigen Geruch und einen ſcharfen, bittern Geſchmack. Die Rosmarinblumen (Flores Rosmarini), die ebenfalls angewendet werden, ſammelt man ſammt dem Kelche. Der Rosmarin empfiehlt ſich wegen ſeiner balſamiſchen Blüthen und Blätter, namentlich als äußerliches, zertheilendes Mittel, ferner zu einem balſamiſch riechenden, flüchtigen Oel, das Rosmarinöl (Oleum Anthos), das durch die Deſtillation aus den Blättern und Blüthen gewonnen werden kann. In Ungarn wird beſonders aus den Blättern und Blüthen, über die man ſtarken Weingeiſt mehreremal abgießt, ein Spiritus — das ſogenannte ungariſche Waſſer — gewonnen. In manchen Gegenden iſt es üblich, daß die Männer bei verſchiedenen Feierlichkeiten einen Rosmarinſtrauß in der Hand tragen; in andern Gegenden dienen die jungen Triebe zu Kränzen. In ſeinem Vaterland ſoll der Rosmarin eine Höhe von 4 Meter erreichen und das Holz des Stammes ſo erſtar⸗ ken, daß muſikaliſche Inſtrumente daraus verfertigt werden können. Die Schalotte, Schalottenzwiebel. (Allium ascalonicum.) Dieſes kleine Zwiebelgewächs, das ſeinen Namen von der Stadt Askalon in Paläſtina hat, wo es zuerſt kultivirt wurde, und von wo es die Kreuzfahrer mitgebracht haben, iſt eine Gattung Lauch, hat kleine, längliche Zwiebeln, pfriemenförmige, röhrige Blätter, einen aufrechten runden Schaft mit rothblauen Blumen in einer kugelrunden Dolde. Klima, Lage und Boden. Eine warme, ſonnige Lage und ein kraftvoller, tiefgründiger, kalkhaltiger, lehmiger Sand— boden, der in guter Dungkraft ſteht, ſichert bei einiger Pflege ſeinen Anbau ſowohl in qualitativer wie auch in quantitativer Hinſicht ſein Gedeihen. Fortpflanzung. Die Fortpflanzung geſchieht durch die Zertheilung der Zwiebeln; man ſteckt ſie entweder im Frühjahr oder im Spätjahr auf ein vorher gut kultivirtes Feld, in einer Entfernung von 18 Ctm. Bei der Pflanzung im Frühjahr hat man bei eintretender Trockenheit für die nöthige Feuchtig⸗ keit zu ſorgen, es iſt deßhalb räthlich, die Pflanzung ſo früh als möglich vorzunehmen, damit im Boden auch noch die nöthige Feuchtigkeit vorhanden iſt und auch noch längere Zeit bleibt; tritt aber dennoch Trockenheit ein, ſo muß das Be⸗ gießen oftmals wiederholt werden. Bei der Anpflanzung im Spätjahr iſt dagegen für den nöthigen Schutz vor Froſt zu ſorgen, wobei eine Bedeckung mit friſchem Rindviehdünger wohl das Geeignetſte iſt. Pflege. Während des Wachsthums der Pflanzen muß das Land öfters behackt und von Unkraut reingehalten werden, was bei einer Ueberdüngung um ſo nothwendiger iſt, um das Land locker und rein zu erhalten. | Ernte. Sobald die Blätter anfangen, ſich zu entfärben, zu welken und zu verdorren, können die Zwiebeln geerntet — werden. Bei dem Graben hat man ſich in Acht zu nehmen, daß man die Wurzeln nicht beſchädigt erhält. Sie werden, wenn ſie nicht rein ſind, gewaſchen und wieder vollſtändig ge— trocknet, was einige Zeit erfordert, weil ſie ungerne trocknen. Die Schalottenzwiebeln ſind wegen ihres gelinden und an— genehmen Geſchmacks beliebt und werden zu vielen Speiſen gebraucht; ſie haben einen angenehmeren, weit feinern Geſchmack als der Knoblauch oder die Zwiebel, und ſind daher auch für Viele eine Lieblingsſpeiſe. Sie wirken erregend auf die Ver⸗ dauung, ſchweiß- und harntreibend. Die größern dieſer Zwie⸗ beln ſind in der Küche oder ſonſt zu verwenden, die kleineren werden im Herbſte gleich nach dem Einernten gut getrocknet, trocken aufbewahrt, und im Frühjahr zur neuen Pflanzung benützt. Die Schafgarbe, Garbe, Tanſendblatt. (Achillea Millefolium.) Die Schafgarbe findet man in ganz Europa auf Triften, an Rainen und Grabenböſchungen wild, blühet vom Juni bis September mit weißen oder röthlich weißen Blumen in dichten Doldentrauben an den Spitzen der Stengel. Die Blätter kom⸗ men in Menge unmittelbar aus der Wurzel und ſind je nach dem günſtigen Standort der Pflanze mehr oder weniger ge— fiedert, von dunkel⸗ oder graugrüner Farbe, je nachdem die Blätter behaart ſind. Klima, Lage und Boden. Da ſich die Pflanze nur in trockenen, erhöhten Stellen vorfindet, ſo iſt daraus zu ſchließen, daß ihr Gedeihen auf trockenem Lande mehr ge⸗ ſichert iſt als im feuchten, doch ſoll der Boden nicht zu ſand⸗ haltig ſein, damit der Pflanze nicht die nöthige Feuchtigkeit mangelt, dagegen iſt ein kalkhaltiger Boden zu ihrem Anbau unübertrefflich. — 175 — Fortpflanzung. Dieſe geſchieht ſtets durch die Saat. Der Samen wird im April geſäet, ſchwach mit Erde bedeckt und in der erſten Zeit etwas feucht gehalten; ihr Gedeihen iſt dann geſichert und ſie liefert viele Jahre reichlichen Ertrag. Verwendung. Die Pflanze iſt in mediziniſcher Hinſicht von großer Wichtigkeit, indem alle ihre Theile als ein ſehr wirkſames Arzneimittel bekannt ſind. Die Schafgarbenblüthen (Flores millefolii) riechen ſchwach und ſchmecken herb, bitterlich gewürzhaft. Das Schafgarbenkraut (Herba millefolii) riecht gewürz⸗ haft und ſchmeckt bitterlich, etwas ſalzig und zuſammenziehend. Es dient als Aufguß als gelind ſtärkendes Mittel bei ſchwachen Verdauungskräften, namentlich in Verbindung mit Kamille. Wenn man dieſen Thee einige Zeit trinkt, ſo iſt ſeine Wir⸗ kung ſtets vom beſten Erfolg begleitet, ein ſtärkendes Mittel für ſchwache Kinder, und ſoll eines der beſten Mittel für Kinder ſein, die im Bett nicht reinlich ſind. Der ausgepreßte Saft gibt eine ausgezeichnete Frühlingskur. Die Schlüſſelblume, Himmelsſchlüſſel. (Primula veris.) Eine perennirende, bei uns in Grasgärten, auf Hügel⸗ rainen, Wieſen und auf Vorſäumen von Laubholzwaldungen häufig vorkommende Pflanze. Sie hat eine weiße, faſerige, ausdauernde Wurzel, eirund-längliche Blätter, einen 18 bis 24 Ctm. hohen, kahlen, runden Schaft. Die Blüthen ſtehen in überhängenden Dolden, der Kelch iſt röhrig, fünfzähnig, die Blumenkrone trichterförmig mit fünftheiligem, vertieftem Rand, citronengelb, am Schlund mit fünf dunklen, gelben Flecken verſehen. | | Klima, Lage und Boden. Auf geſchützten, ſonnig gelegenen Abhängen finden wir die Schlüſſelblume ſtets in — 176 — ihrer ſchönſten Geſtalt und Farbe, und in einem mehr feuchten als trockenen kalkhaltigen Thonboden. Der Anbau. Die Schlüſſelblume, die ſo häufig wild⸗ wachſend gefunden wird, iſt für ihren Anbau nicht beſonders lohnend. Ihr Anbau iſt durch die Wurzeltheilung leicht mög⸗ lich und gewährt namentlich als Einfaſſung an den Umzäu⸗ nungen, ſo wie auch bei Rabatten einen ſchönen Anblick. Die Wurzeln werden ſehr bald im Frühjahr gegraben und die ge- theilten Wurzelableger an den betreffenden Ort, der übrigens gut und tief gelockert ſein muß, in einer Entfernung von 20 Ctm. eingelegt, mit Erde bedeckt und begoſſen. Wenn nicht feuchte Witterung das Wachsthum begünſtigt, ſo muß das Begießen ſo lange wiederholt werden, bis das Wachsthum ganz geſichert iſt; iſt ſie aber einmal angewachſen, ſo pflanzt ſie ſich ohne alle weitere Pflege von ſelbſt fort, namentlich auf einem etwas thonigen Boden. Verwendung. Man ſammelt zum Gebrauche für die Apotheke die Blumenkrone ohne Kelch, trocknet ſie möglichſt ſchnell im Schatten und bewahrt ſie an einem trockenen Ort auf. Die friſchen Blüthen riechen angenehm, honigartig, die getrockneten nur ganz ſchwach und ſchmecken ſüßlich. Die Schlüſſelblumen (flores Primulae veris) geben einen ſehr guten und wohlſchmeckenden, ſtärkenden Thee und ſollen bei Nervenleiden kräftig wirken. In Schweden wird aus den friſchen Blüthen durch Gährung mit Zucker und Citronen ein. ſchmackhafter Wein bereitet, der unter dem Namen Schlüſſel⸗ blumenwein bekannt iſt. Der Schnittlauch. - (Allium Schenoprasum.) Der Schnittlauch, der auf den Gebirgswieſen der Alpen und anderer hohen Gebirge in der Schweiz, Salzburg, Tyrol, Bayern und Sachſen gefunden wird, wird ebenfalls in allen — 177 — Gärten angebaut. Aus der einfachen, länglichen Zwiebel wach— ſen eine Menge pfriemenförmige, ſtielrunde Blätter und ein röhriger, / Meter hoher Schaft mit blaß⸗-purpurröthlichen Blumen in einer kugelrunden Dolde hervor. Eine größere Spielart hievon iſt der Johannislauch, der ſich durch ſeine grö— ßere Wurzel vom gewöhnlichen Schnittlauch unterſcheidet. Klima, Lage und Boden. Der Schnittlauch liebt eine warme, ſonnige Lage und obgleich er beinahe auf jedem Boden gedeiht, jo ſcheint doch ein fetter, lockerer, etwas kieſi⸗ ger, mäßig feuchter Boden der geeignetſte. Fortpfanzung. Man vermehrt den Schnittlauch durch die Wurzelbrut, an der es nie mangelt, denn der Schnittlauch ſetzt alle Jahre ſehr viel an, die dann im Frühjahr oder im Spätjahr getheilt und davon Ableger oder Zwiebelchen reihen— weiſe in einer Entfernung von 12 — 15 Ctm. verſetzt werden. Häufig wird der Schnittlauch auch zu Beeteinfaſſungen verwendet, wo dann die Pflanzen einige Jahre ſtehen gelaſſen werden können. Als Beeteinfaſſung genügt beim Setzen eine Entfernung von 6 Ctm.; der Schnittlauch wuchert bald ſo ſtark um ſich, daß er einen Raſen bildet. Sobald die Blätter 6 — 9 Ctm. groß geworden find, werden fie zum Gebrauche abgeſchnitten. Je öfter er dann abgeſchnitten wird, deſto mehr beſtaudet er ſich; deſſenungeachtet ſoll aber alle 3, längſtens 4 Jahre eine neue Verpflanzung vorgenommen werden. Ein Ueberdüngen alle Spätjahr mit friſchem Rindviehdünger trägt dazu bei, daß man im Frühjahr ſehr bald Schnittlauch ſchnei⸗ den kann und die Wurzel wird dadurch um ſo kräftiger. Man benützt vorzüglich ſeine Blätter, welche klein gehackt zu allerlei Speiſen verwendet, auch roh auf Butterbrod, oder mit Eſſig und Oel als Salat gegeſſen werden. Der Schnittlauch wirkt als Heilmittel gleich andern Lauch: arten erregend auf die Verdauungsorgane und auf den Harn. 12 — 178 — Das Seifenkraut. (Saponaria officinalis.) Eine an Wegen, in Hecken und Gebüſchen in ganz Deutfch- land wild wachſende Pflanze, die zuweilen ¼ Meter hoch wird, gelenkig und äſtig iſt, die Blumen ſind doldentrauben⸗ artig, büſchelig geſtellt, nelkenartig, blaßroth oder weißlich. Wegen ihrer gefüllten, roſenrothen, den Nelken ähnlichen Blu⸗ men wird die Seifenwurzel häufig in Gärten gezogen und kultivirt. Klima, Lage und Boden. Das Seifenkraut iſt durch⸗ aus, was Klima und Lage betrifft, nicht anſpruchsvoll. Es gedeiht gerne und in jedem Gartenboden. Kulturverfahren. Man nimmt von alten Pflanzen nur die Wurzelausläufer, welche ſich ſtets in Menge finden, und ſetzt ſolche im April auf ein kräftiges, friſch gedüngtes Land, das ſchon im Vorwinter durch fleißiges und tiefes Be⸗ arbeiten dazu vorbereitet wurde. Dieſe Pflanze wuchert dann ſo ſchnell um ſich, daß ſie in kurzer Zeit das ganze Land einnimmt, deßhalb kann ſie auch zu Einfaſſung der Wege em⸗ pfohlen werden. Den ganzen Sommer hindurch macht ſie keine Arbeit erforderlich. Verwendung. Zum Gebrauch für die Apotheker kön⸗ nen zwar ſchon im Herbſte des erſten Jahres die Wurzeln ge⸗ ſammelt werden, namentlich wenn die Setzlinge ziemlich er⸗ ſtarkt waren, aber ſie ſind vorſichtig herauszugraben, zu reini⸗ gen, zu waſchen und zu trocknen. Häufig werden die zarten Wurzeln von älteren Pflanzen im Herbſte oder im Anfang des Frühjahrs geſammelt und von den älteren holzigen nien und den Wurzelfaſern befreit. Die Seifenwurzel (Radix Saponariae), die etwa ½ Meter hoch, Federkiel dick, außen braunroth, innen gelblich iſt, iſt geruchlos und hat einen ſüßlichen, nachher ſcharfen, reizenden, a, bitterlichen Geſchmack und enthält einen feifenartigen Stoff, welcher im Waſſer leicht auflösbar iſt, daher die zerquetſchte Wurzel im Waſſer leicht aufgelöst und umgeſchüttelt ſtark ſchäumt und zum Waſchen benützt werden kann. Im Abſud dient ſie im Thee als auflöſendes, blutreinigendes Mittel und ſoll namentlich bei Leberleiden gute Dienſte leiſten. Die florentiniſche Schwertlilie, Veilchen oder Violen⸗ wurzel. (Tris florentina.) Eine im ſüdlichen Europa an ſonnigen, etwas feuchten Bergabhängen wachſende, perennirende, krautartige Pflanze, die aber auch bei uns in Gärten als eine Zierde gezogen wird und im Mai und Juni mit prächtigen, großen, weißen, gelblich geäderten Blumen blüht. Die Blätter ſind graulich grün, % Meter lang, degenförmig. Die Blüthenſtengel werden höher als die Blätter, oben mit zwei weißen, ungeſtielten, großen, wohlriechenden Blumen mit gelblichen Adern durchzogen. Wegen des Wohlgeruches der Wurzel, der dem Veilchengeruch ähnlich iſt, hat dieſelbe den Namen Veilchenwurzel erhalten. Klima, Lage und Boden. Die Schwertlilie verlangt zu ihrem Anbau ein mildes Klima, einen lockern, nahrhaften, mäßig feuchten Gartenboden, der durch Umſpaten ziemlich tief umgegraben wird. Steht das Feld nicht ſchon vorher in gutem Kraftzuſtand, ſo iſt eine Düngung nothwendig, wozu ſich bei⸗ nahe jeder Dünger eignet. | Fortpflanzung. Die Fortpflanzung kann durch die Wurzeltheilung leicht geſchehen und von einem einzigen Wurzel⸗ ſtock laſſen ſich eine Menge Ableger gewinnen. Der Wurzel⸗ ſtock wächst in waagerechter Richtung, er iſt knollenartig, ge- gliedert, die einzelnen Glieder ſind eiförmig, geringelt, unten mit zahlreichen, langen und ſtarken Faſern beſetzt, daher ſie — 180 — auch, wenn an einer Knolle nur noch ein Auge iſt, dennoch zur Fortpflanzung gut gebraucht werden können. Man legt die Wurzeln im September oder Oktober 6 Ctm. tief in einen ſehr tief gelockerten und auf's ſorgfältigſte vorbereiteten und gedüngten Boden, in einer Entfernung von / Meter. Folgt nach dem Legen längere Zeit Trockenheit, ſo kann ein mehr⸗ maliges Begießen nothwendig werden. Immerhin dient es zur Sicherheit, wenn die Stöcke vor Eintritt des Froſts bedeckt werden, ſei es mit ſtrohigem Dünger oder nur mit Stroh. Ein ſtrohiger Rindviehdünger ſichert aber nicht allein vor Froſt, er dient auch im Frühjahr, wenn er bei der erſten Hackarbeit mit dem Boden gemengt wird, zur Lockerung des Bodens. Ernte. Im dritten Jahre werden die Wurzeln gegraben, davon werden dann die größeren für die Apotheke und die kleineren zur Fortpflanzung beſtimmt. Die florentiniſche Veilchenwurzel (Radix iridis florentinae) iſt etwa daumendick, fleiſchig, feſt, außen gelbbraun oder röth- lich, innen weiß, ſaftreich und hat einen ſtarken, unangenehmen. Geruch und einen mehligen, ſcharfen, etwas bittern Geſchmack. Die Wurzel wird im Herbſt geſammelt, gewaſchen, dann gleich nach ihren einzelnen Gliedern zerſchnitten und von ihren Faſern gereinigt, dann werden ſie getrocknet. Die getrocknete Wurzel iſt außen ſchmutzig, weißgelb, innen weiß, fleiſchig, hart und ziemlich ſchwer. Dieſe Wurzel wird häufig zu Nießpulver ver⸗ wendet; ebenſo den zahnenden Kindern zum Kauen gegeben. Ferner bildet dieſe Wurzel einen Beſtandtheil der Räucher⸗ pulver und Parfüms. Das Schwalbenwurz, gemeine Schwalbenwurz. (Asclepias Vincetoxicum.) Dieſe Pflanze, die häufig an gebirgigen, ſteinigen und fel⸗ ſigen Stellen, aber immer nur an ſchattigen Plätzen von lichtem — 181 — Gebüſch und Wald häufig gefunden wird, hat eine perennirende Wurzel, aus welcher alle Jahre ½ — 1 Meter hohe, krautartige Stengel hervorkommen, die kurzgeſtielte, eiförmige, geſpitzte, hellgrüne Blätter haben; die lang geſtielten, weißen Blümchen ſtehen in den obern Blattwinkeln in unregelmäßigen, etwas hängenden Trauben. Die Samen ſind braun, flach und ge- randet. Klima, Lage und Boden. Die Schwalbenwurz ge— deiht am beſten in einem zwar geſchützten, warmen, aber den— noch ſchattigen Ort in einem lockern, tiefgründigen, ſandigen Boden. Das Kultur verfahren. Die Fortpflanzung kann durch die Saat geſchehen, die im Frühjahr vorgenommen, in einer ſchattigen Lage und gutem Boden, wenn die Lockerung des Bodens auch möglichſt tief vorgenommen wurde, ſtets ſicher iſt. Da die Pflanze ſehr häufig als wild wachſend getroffen wird und die Wurzel außerordentlich ſtark wuchert, ſo kann die Fortpflanzung auch mittelſt ſolcher Wurzelableger geſchehen, deren Fortwachſen geſichert iſt, ſobald ſie in Aulfjungten Boden gelegt werden. Dieſe Pflanze verlangt aber auch, wie alle Pflanzen, von denen die Wurzeln geſammelt werden, eine jeweilige Auf— loderung des Bodens und auch im Herbſte ein Anhäufeln, um ſie vor Froſt und Näſſe zu ſchützen. Da von dieſer Pflanze in der Apotheke die Wurzel An⸗ wendung findet, ſo gräbt man ſolche, wenn ſie erſtarkt genug iſt, im Spätjahr aus, waſcht und trocknet ſie und bringt ſie zum Verkauf. Da das Kraut wegen ſeines widerlichen Ge⸗ ruches vom Vieh nicht gerne gefreſſen wird, ſo iſt ſeine Kultur durchaus nicht lohnend. — 182 — Der Stephan⸗Ritterſporn, Stephauskraut, Läuſekraut. (Delphinium Staphisagria.) Im ſüdlichen Europa trifft man den Ritterſporn als eine zweijährige, wildwachſende Pflanze mit aufrechtem, behaartem Stengel. Die ziemlich großen Blätter find kahl und haben be: haarte Stiele; die Blumen ſind blauviolett mit grünlichem Nerv und ſtehen an den Spitzen der Zweige in lockeren End— trauben. Die Samen ſind erbſengroß, dunkelgraubraun und enthalten einen harten, öligen Kern. Klima, Lage und Boden. Dieſer Pflanze hat man einen warmen, geſchützten Ort von gutem, mildem Boden, der die nöthige Feuchtigkeit beſitzt, einzuräumen. Kulturverfahren. Das Land muß zu deren Anbau wo möglich ſchon im Spätjahr zuvor gepflügt oder umgeſpatet werden, um den Samen im Frühjahr ſchon im März ſäen zu können. Iſt die Lage und die Bodenbeſchaffenheit mehr eine trockene, ſo iſt es wohl rathſamer, die Saat ſchon im Spätjahr vorzunehmen, weil der Samen zu ſeinem Keimen ſehr viele Feuchtigkeit bedarf; die weitere Pflege iſt alsdann, den Boden den Sommer hindurch einigemal zu lockern und von Unkraut rein zu halten. Um die Pflanze vor Froſt zu ſchützen, muß man das Land vor Eintritt des Winters mit ſtrohigem Rind⸗ viehmiſt bedecken. Im Frühjahr iſt der Boden wieder durch Behacken zu lockern und von Unkraut zu reinigen. Die Vermehrung kann auch durch die Wurzeltheilung ge— ſchehen, wo man dann gleich im erſten Jahre eine Ernte ge⸗ winnen kann. Die Ernte. Die Ernte wird vorgenommen, ſobald die Körner reif ſind, die als Pulverform mit Fett gemengt zur Tödtung des Ungeziefers angewendet werden. — 183 — Das Süßholz, Lakritzenholz. (Glycyrrhiza glabra.) Ein krautartiges, ſehr nützliches Wurzelgewächs, das im ſüdlichen Europa wild wächst, jedoch ebendaſelbſt, namentlich in Frankreich, Italien, Spanien, ſowie in einigen Gegenden Deutſchlands im Großen angebaut wird. Die tiefdringende, ausdauernde, fingersdicke, holzige Wurzel mit ebenſo dicken und langen Ausläufern, welche alljährlich ſtets neue treiben, deren Mutterwurzel außen braun, innen gelb iſt, liefert uns das be— liebte Süßholz. Die kriechende Wurzel treibt jedes Frühjahr meh— rere ca. Meter hohe Stengel, mit gegenüberſtehenden, gefiederten, dunkelgrünen, auf der Oberfläche glänzenden, unten klebrigen, länglich lanzettförmigen und an der Spitze etwas eingedrückten Blättern, zwiſchen denen im Monat Juli braune oder purpur⸗ rothe Blumentrauben zum Vorſchein kommen, welche kurze, rauhe Schoten mit linſenförmigem Samen hinterlaſſen. So: bald ſich im Spätjahr kalte Nächte einſtellen, ſtirbt der Stengel allmählig ab. Unter allen Medikamenten iſt wohl das Süßholz derjenige Pflanzenſtoff, der durch ſeine verſchiedenen Präparate theils für ſich allein, theils als Zugabe und Beimiſchung unter an⸗ dern Arzneien am häufigſten verwendet wird. In Folge deſſen wird eine gute Waare auch einen guten Abſatz und einen ho⸗ hen Preis ſichern und ſein Anbau ſtets lohnend ſein. Die Anpflanzung des Süßholzes geſchieht der Wurzel wegen, deren Beſtandtheile Süßholzzucker, Glycyrrhizen und Stärkemehl ſind. Klima und Lage. Je geeigneter für den Anbau des Süßholzes Klima und Lage ſind, und je mehr namentlich der Boden dem Zwecke entſpricht, deſto mehr bilden ſich die Eigen⸗ ſchaften aus, wobei nicht allein die Qualität, ſondern auch die Quantität gewinnt, denn die Wurzeln werden länger, dicker, feſter und ſchwerer. Das Süßholz verlangt ein mäßig feuch⸗ — 184 — tes, warmes Klima, eine ſonnige, ebene Lage, oder einen ſüd⸗ lichen Abhang, der jedoch nicht zu ſtark abhängend ſein darf, damit er die nothwendige Feuchtigkeit behält; eine mulden⸗ förmige, tiefe Lage kann aber ebenſo nachtheilige Folgen haben, indem in deren Vertiefungen nicht ſelten ſtockende Näſſe Scha⸗ den verurſachen kann. Boden. Ein tiefgründiger, lehmiger Sandboden oder ſandiger Lehmboden, der den nöthigen Kalkantheil hat, und, was namentlich auch noch zu beachten iſt, Kaliſalze beſitzt, dem es jedoch, um die Feuchtigkeit zu haben, auch nicht an Thon fehlen darf, ſichert den Anbau und giebt auch ſehr reichliche Erträge. Ein ſchwerer, bindiger Boden läßt den Anbau gar nie zu, ebenſo ein naſſer Boden, oder wenn das Feld bei der angegebenen Tiefe nicht von gleich guter Bodenbeſchaffenheit iſt, denn die Stammwurzel geht in die Tiefe und ſaugt ihre meiſte Nahrung von der Tiefe, während die Nebenwurzeln mehr auf der Oberfläche herumflattern. Düngung. Zu ſeinem Anbau iſt ein kräftig gedüngter, tief gelockerter Boden nothwendig; wenn auch gleich alte Bo- denkraft vorhanden iſt, ſo iſt doch ſelten die erforderliche Bo⸗ denkraft in der Tiefe vorhanden, es muß daher noch eine ſtarke Düngung gegeben werden. Das Süßholz iſt gerade nicht empfindlich in der Düngernahrung und verträgt ſogar eine zweifache Düngung, namentlich im Herbſte vor der Pflanzung, was den großen Nutzen gewährt, daß der Düngung Zeit zu ihrer Auflöſung gegeben iſt; hiezu eignet ſich beſonders der Stalldünger, welcher die nöthigen Salze, beſonders Kali ent⸗ hält; doch können auch noch andere Düngerarten mit ſehr gutem Erfolge angewendet werden, wie das Knochenmehl, zer: hackte mit Jauche geſättigte Lumpen, Geflügelmiſt, Guano, Aſche ꝛc., wobei auf eine möglichſt gleiche Vertheilung zu ſehen iſt, was bei einer Düngung von dieſer Tiefe beſondere Pünkt⸗ lichkeit bedarf. — 185 — Zubereitung des Landes zum Süßholz-Anbau. Um den vielen Dünger mit der Ackerkrume gehörig zu miſchen und ſeine Zerſetzung zu beſchleunigen, iſt ein öfteres und ſogar ein Doppelpflügen unumgänglich nothwendig; die Anwendung des Untergrundpfluges verdient hier keine Beachtung, weil es ſich hier nicht allein um Bodenlockerung, ſondern auch zugleich um eine Mengung mit dem Dünger handelt. Da das Süß⸗ holz einen ſehr tief gelockerten und einen ſo tief gedüngten Boden zu ſeinem Anbau nöthig hat, ſo verdient das Rauten oder Rigolen den Vorzug, durch welches das Feld ca. 1 Meter tief umgearbeitet wird. Auf Sand- oder mildem, tiefgründi⸗ gem Boden kann das Rauten durch ein ſehr tiefes Doppel⸗ pflügen nöthigenfalls erſetzt werden, wenn der Boden ſchon früher einmal zum Anbau zu Süßholz rajolt wurde und noch ſo weit die Wurzeln einzudringen vermögen die nöthige Locker⸗ heit, aber auch den nöthigen Kraftzuſtand beſitzt, damit ſich die Wurzeln ausbreiten und die erforderliche Nahrung ſammeln können. Sowohl das Rauten wie auch das Doppelpflügen ſollte wo möglich vor Winter geſchehen, damit man mit der Pflanzung im Frühjahr, ſobald es die Witterung und die Trockenheit des Bodens erlaubt, beginnen kann. Je bindiger der Boden iſt, deſto tiefer muß er gelockert werden, was jedoch nur dann nothwendig iſt, wenn das Feld das erſtemal mit Süßholz angebaut wird, bei dem folgenden Anbau genügt ein weniger tiefes Rauten. Fortpflanzungsverfahren. Die Fortpflanzung des Süßholzes geſchieht durch Wurzelableger, auch Fechſer genannt, welche man beim Graben des Süßholzes im Frühjahr oder Herbſt erhält. Es ſind dies die unterſten Wurzeln, die ſich an der Mutterwurzel befinden und welche, wenn ſie gehörig erſtarkt ſind, ein Alter von 3—4 Jahren haben müſſen. Sie werden mit einem ſcharfen Meſſer an der Stelle, an welcher ſie mit andern Wurzeltheilen hängen, ſo durchſchnitten, daß — 186 — keine Wurzel geſchlitzt wird, denn eine geſchlitzte Wurzel ift als Fechſer unbrauchbar, ebenſo wenn ſich kranke, ſtark verletzte Theile daran befinden. Die Fechſer ſind ſo zu ſchneiden, daß fie eine Länge von ½ —2/ Meter bekommen, dabei hat man womöglich darauf zu achten, daß jedes einzelne Stück ungefähr 2 Ctm. vor einem Auge abgeſchnitten wird. Werden Wurzeln im Spätjahr gegraben und die Fechſer nicht ſogleich geordnet, ſo müſſen ſie an einem froſtfreien Orte in trockener Erde auf— bewahrt werden. Will man dieſe Ableger verſenden, ſo muß man, damit ſie durch Reiben nicht beſchädigt werden, ſie mit Stroh umbinden. Zeit der Pflanzung. Das Pflanzen wird vorgenom⸗ men, ſobald es die Witterung im Frühjahr erlaubt, entweder im März oder im April, doch kann nöthigenfalls die Pflanzung auch noch im Monat Mai vorgenommen werden, wenn die Rajol⸗Arbeiten erſt im Frühjahr haben geſchehen können. Bei einer ſolch' verſpäteten Pflanzung find aber die Wurzelableger an einem kühlen Ort aufzubewahren, daß ſie in ihrer Vegeta— tion gehemmt werden. Ehe man mit dem Pflanzen beginnt, reibt man die Fechſer mit einem wollenen Lappen ab, damit kein Schimmel, keine Faſern oder Nebenwurzeln daran bleiben, was namentlich dann der Fall iſt, wenn die Wurzeln im Spät⸗ jahr gegraben und in einem feuchten Keller aufbewahrt wurden. Iſt das Land im Vorwinter beträchtlich tief umbrochen worden und hat ſich der aufgelockerte Boden wieder vollſtändig geſetzt, ſo iſt das Gedeihen um ſo ſicherer, weil die Wurzel nicht tiefer zu liegen kommt, als erforderlich iſt, während ſich die Wurzel in einem friſch umgebrochenen Feld immer ſenkt. Nachdem das Feld gehörig tief umgebrochen und dabei gedüngt wurde, wird es geebnet, alsdann wird mit einer langen Haue eine tiefe ſchmale Grube gemacht, in welche die Wurzel gelegt wird und eine ſolche Lage bekommt, daß ſie ſo ſchräg liegt, daß das untere Ende etwa /. Meter unter der Erde liegt, während das obere Ende — 187 — etwa 10 Ctm. mit Erde bedeckt iſt. Die Grube wird mit feiner Erde angefüllt, die ſtets an die Wurzel angedrückt wird, was anfänglich um ſo nothwendiger iſt, weil, wenn ſich unten Höhlungen vorfinden und der Mutterſtock deßhalb keine Wur⸗ zeln ziehen kann, der Stock beim Eintritt trockener Witterung nothleiden und die Pflanze dadurch gehemmt würde auch ober⸗ halb Wurzeln anzuſetzen, wodurch der Mutterſtock eintrocknen müßte. Wenn auch gleich in einem kräftigen Boden Nahrung genug vorhanden iſt, die Pflanzen ſattſam zu ernähren, ſo dürfte ein Einſtreuen von Aſche mit nur ganz wenig Salz gemengt gewiß vom beſten Erfolg begleitet ſein, denn einmal wird dadurch eine alsbaldige Düngung gegeben und zweitens dient dieſes Streupulver zugleich als Zerſtörungs- und Ver⸗ tilgungsmittel der verſchiedenen Feinde, welche ſich oftmals noch an den Wurzeln befinden und mit in den Boden ge⸗ bracht werden, oder diejenigen zu beſeitigen und zu vertilgen, welche ſchon im Boden ſind. In einem magern Boden werden auch, wenn die Pflanze in die Grube gelegt iſt, zerhackte und mit Gülle getränkte Lumpen, Knochenmehl, Hornſpäne, Guano, Geflügeldung mit Aſche und Salz und dergleichen eingeſtreut und dann mit Erde vollends angefüllt. Das Anlegen einer neuen Süßholzplantage. Nachdem das Land auf das Sorgfältigſte 1 Meter tief rajolt wurde, dabei alle vorgefundenen Steine nicht in die Tiefe ver⸗ ſenkt, ſondern ſorgfältig ausgeleſen und bei Seite geſchafft worden ſind, muß beſonders Rückſicht auf den Grad der Feuch⸗ tigkeit des Bodens genommen werden. Beſitzt der Boden viel Thon, welcher die Feuchtigkeit länger anhält, ſo muß ſolche dadurch zu beſeitigen geſucht werden, daß man den Boden um ſo tiefer lockert, denn die Süßholzwurzel kann auch einen ge⸗ ringen Grad von ſtockender Näſſe nicht ertragen. Ein 1 Meter tief gerotteter Boden bedarf ſchon einiger Wochen, bis er ſich wieder ſattſam gelagert hat und fi keine Höhlungen mehr — 188 — bilden, daher verdient auch das Rajolen im Spätjahr den Vorzug, weil ſich über die Wintermonate der Boden wieder gehörig ſetzen kann. Wenn nun die Pflanzung beginnen ſoll, wird der Boden ſchön geebnet und möglichſt gepulvert, dann hat ſogleich das Legen der Wurzeln zu geſchehen, damit ſolche auch noch in den friſch wund gemachten Boden zu liegen kom⸗ men. Die Wurzeln, welche eine Länge von ½ — 2% Meter haben ſollen (doch laſſen ſich auch im Fall der Noth noch kürzere Wurzeln legen), müſſen gehörig mit Abſätzen, Knoten und mehreren Augen verſehen ſein. Nun wird ein ½ Meter tiefer Graben von unten nach oben gezogen; alsdann nimmt man einen Setzling und legt ihn auf die ſchräge Seite des Grabens, daß er ſo zu liegen kommt, daß das Fußende auf der Sohle liegt, der Kopftheil dagegen nur 6 Ctm. mit Erde bedeckt wird. Die Wurzeln werden in der Reihe ſo gelegt, daß fie ½ — ½ Meter weit von einander entfernt zu liegen kom⸗ men; dabei muß das Kopfende immer nach oben ſchauen, auch in der Plantage ſelbſt; ſind nun dieſe Wurzeln mit aller Sorgfalt und Genauigkeit gelegt, ſo werden ſie bedeckt; man zieht nämlich 2j Meter entfernt parallel mit dieſer Reihe einen zweiten Graben von gleicher Tiefe und bedeckt mit dieſer ausgeworfenen Erde die Wurzeln und zwar ſtets ſo, daß die feinſte und dungreichſte Erde die Wurzel umſchließt; iſt der zweite Graben auf ähnliche Art wie der erſte mit Wurzeln belegt, jo wird der dritte Graben gezogen und mit deſſen ge— wonnener Erde der zweite Graben wieder gefüllt, und ſo wird dann fortgefahren, bis die ganze Plantage gelegt iſt. Eine Arbeit, die namentlich auch dadurch ſehr beſchleunigt werden kann, daß man ſchöne, lange Wurzelableger, oftmals von 2½ Meter Länge dazu verwendet. Wurzelableger von dieſer Länge müſſen aber, ehe ſie zur Pflanzung verwendet werden, ganz genau unterſucht werden, ob auch alle Augen geſund und keimfähig ſind und ob ſich überhaupt keine kranke Stelle an — 189 — der Wurzel vorfindet, die ſich mehr ausdehnen und über den ganzen Wurzelſtock verbreiten und ihn zu Grunde richten könnte. Auch hat man die Wurzel nach dem Beſtand ihrer Augen zu legen, wie man auf alles ſein Augenmerk zu richten hat, denn wenn man beachtet, daß das Süßholz das Land 3 bis 4 Jahre in Beſitz nimmt, fo dürfen keine unnützen und unbebauten. Stellen ſich vorfinden. Es iſt deßhalb auch dringend geboten, nach der Pflanzung die Plantagen recht oft zu begehen, um alsbald da nachzuhelfen, wo der Stand der Pflanzen mangel- haft wäre und ſich Lücken vorfänden. Pflege der Süßholz-Plantage. Dadurch, daß der Boden 1 Meter umgebrochen und gelockert werden muß, wird auch das Unkraut ſo ziemlich zerſtört und wenn ſich je ſolches wieder eingeſtellt hat, ſo wird es wieder bei der letzten Be— ſtellung zur Pflanzung zerſtört. Nur wenn ſich feuchtwarme Witterung nach der Pflanzung einſtellt, ſo kommt auch bald Unkraut zum Vorſchein, welches ſofort zerſtört werden muß. Aber auch die gelegte Wurzel braucht nicht lange Zeit und ſie beginnt ſchon ihre Augen zu treiben. Das oberſte Auge, ſomit dasjenige, welches den äußern Einflüſſen der Luft und Wärme am meiſten ausgeſetzt iſt, bildet ſich zuerſt und am ſchnellſten aus, richtet ſich nach oben, durchbricht den Boden und zeigt ſich bald als Pflanze. Kaum haben ſich an dieſer Pflanze einige Blättchen ausgebildet, ſo ſind ſie ſchon fähig, aus der Luft Nahrung einzuziehen und dem Wurzelſtock zuzuführen. In welch' reichem Maße dieſe Blätter dem Mutterſtock Nah⸗ rung zuführen, läßt ſich daraus erſehen, daß gerade dieſer Theil der Wurzel viel dicker und umfangreicher wird. Alle übrigen Augen dehnen ſich im Boden nach allen Richtungen aus und ſaugen da als Wurzeln im Erdreich Nahrung ein, um ſolche dem Mutterſtock zuzuführen, wobei ſie ſich zugleich ſo ausbilden, daß ſie zur Vermehrung und weiteren Fortpflan⸗ zung beitragen. | — 190 — Um den Boden in der erforderlichen Fruchtbarkeit zu er— halten und damit die nöthige Feuchtigkeit, Wärme und Luft bei der tiefern Lage der Wurzeln dennoch zutreten kann, muß die Lockerung der oberen Krume über die Dauer der Vegeta⸗ tion öfters wiederholt werden, ſo daß ſogar ſchon im erſten Jahre, ſomit im Jahre der Pflanzung, eine zweimalige Lockerung des Bodens ſehr dienlich ſein kann; dabei läßt ſich das Feld noch recht wohl im erſten Jahre zu einer Zwiſchen⸗ frucht benützen, z. B. zum Anbau von Zwiebeln, Salat ꝛc., was ſogar bei reichlicher Düngung noch im zweiten Jahre ohne Nachtheil geſchehen kann, nur dürfen Zwiebeln, Salat und was immer nicht bis zur Samenreife in dieſer Süßholzplan⸗ tage ſtehen bleiben. Vom zweiten Jahre an iſt alljährlich we: nigſtens einmal die Hackarbeit ſehr tief vorzunehmen, wobei die Lage der Wurzeln genau zu beachten iſt, damit dieſe geſchont werden, aber deſſen ungeachtet Luft und Wärme einzudringen vermögen und zwar bis zu den Wurzeln ſelbſt. Die Boden⸗ lockerung hat auf das Wachsthum der Süßholzwurzel und auf die Vermehrung in ihren Hauptbeſtandtheilen des Zuckers einen ungemein günſtigen Einfluß. Die Bildung einer größeren tenge von Kohlenſäure im Boden ſcheint die Vermehrung von Zucker beſonders zu begünſtigen, auf dieſe muß daher durch Beförderung des Zutritts der Luft mittelſt oftmaliger Lockerung des Bodens, namentlich durch Hackarbeiten, beſonders hingewirkt werden. Die öftere Bodenlockerung kann bei dem Süßholzwurzelbau nicht dringend genug empfohlen werden, indem durch eine oftmalige Lockerung in 3 Jahren erreicht wird, was ſonſt nur in 4 bis 5 Jahren zu erreichen wäre, ſo daß in 6 Jahren eine zweimalige Ernte gewonnen werden kann. Es handelt ſich ſomit bei dieſem Anbau nicht etwa darum, daß eine Bearbeitung des Bodens vorgenommen werden muß, wenn ſolcher verunkrautet iſt, oder um jeder Begrünung vorzubeugen; eine ſorgfältige Kultur der Süßholzwurzel ſtellt — 191 — vielmehr noch andere Bedingungen, wenn ihr Anbau ein nütz⸗ licher ſein und ſich ihre Hauptbeſtandtheile auf's vollkommenſte ausbilden ſollen. Bildet ſich durch anhaltende Trockenheit eine harte undurchlaſſende Kruſte des Bodens, die eine Hemmung in der Vegetation herbeiführen könnte, ſo muß durch eine Lockerung der Boden wieder aufgeſchloſſen werden, damit Feuch— tigkeit, Licht und Wärme einzudringen vermögen; denn wird der Boden nicht rechtzeitig gelockert, ſo ſtellt ſich, wie bereits erwähnt, Hemmung der Vegetation ein, was dann in der Regel zur Folge hat, daß ſich auch Inſekten einſtellen. Anhal⸗ tende Feuchtigkeit iſt die ſtete Begleiterin von Unkraut, das nur durch wiederholte Hackarbeit vertilgt werden kann, ehe ſolches dem Boden ſeine Kräfte raubt. Vor Eintritt des Winters eines jeden Jahres werden die Stengel etwa 10 Ctm. hoch abgeſchnitten und mit Dünger zuge— deckt, wozu ſich ein ſtrohiger Rindviehdünger am beſten eignet, um die Pflanzen vor dem Erfrieren zu ſichern. Im Frühjahr, wo das Land ohnehin umgeſtochen wird, wird der Dünger, nachdem er zuvor gleichmäßig verbreitet iſt, mit untergebracht. Bis die Wurzeln des Süßholzes einen erwünſchten Ertrag liefern, ſteht es immerhin 3 Jahre an. Es iſt nicht immer ein Schaden, wenn ſich die Ernte um ein Jahr verzögert, denn nicht immer ſind die Preiſe gleich hoch, deßhalb thut man oft gut daran, wenn man ſich vor der Ernte nach dem Preis erkundigt, und in Jahren, wo die Preiſe ſehr nieder ſtehen, noch ein Jahr zögert. Auch iſt zur Ernte trockene Witterung abzuwarten, denn das Graben der Wurzel bei naſſer Witterung beläſtigt die Arbeit außerordentlich und dennoch werden viele Wurzeln nicht aufgefunden, wodurch dann ein Verluſt entſteht und zugleich eine Verunreinigung des Feldes. Ernteverfahren. Die Ernte des Süßholzes hat 105 weder im Spätjahr des dritten oder im Frühjahr des vierten Jahres ſchon ſo frühzeitig zu geſchehen, ehe die Augen in's ee ie Leben treten, wo dann die Mutterwurzeln ſammt den an ihnen befindlichen Seitenwurzeln herausgenommen werden. Um die Wurzeln mit ihren Nebenwurzeln vollſtändig zu bekommen, muß der Boden bis zu ſeiner vollen Tiefe umgegraben werden; denn man muß durch Nachgraben die Wurzeln ganz heraus⸗ zubringen ſuchen und darf ſie nicht abreißen, ſonſt bekommt man keine ſchönen, langen Setzlinge und riskirt dabei noch, daß durch die abgeriſſenen Wurzelſtücke das Land verunkrautet wird, indem man nicht leicht wieder in dieſe Tiefe zu graben kommt. Um bei dem Ausgraben den ganzen Stock zu erhalten, müſſen die Arbeiter mit der Lage und mit dem Stand der Wurzeln ganz vertraut fein, damit dieſelben beim Nachgraben nicht ab- gehauen oder beim Herausziehen nicht abgeriſſen werden. Es muß beim Gewinnen der Wurzeln von der einen Seite ange— fangen und ſo tief gegraben werden, als die Hauptwurzeln gehen, bis man ſich überzeugt hat, daß man im Stande iſt, die Seitenwurzeln und jungen Triebe mit der Hand auszu⸗ ziehen. Am leichteſten und ſchnellſten geht die Arbeit, wenn man das ganze Land bis zur vollen Tiefe umgräbt, dann er- hält man auch die Nebenſproſſen ohne beſondern Zeitaufwand und Mühe und das Feld wird ſogleich vollſtändig rein und bleibt auch rein; will man das Land nach wenigen Jahren wieder zum Süßholzbau benützen, ſo iſt keine tiefe Lockerung zuvor mehr erforderlich. Dieſes Verfahren iſt namentlich da ſehr empfehlenswerth, wo man nicht gar zu ſehr an Dünger zu ſparen hat. Ein ſo tief kultivirter und gedüngter Boden trägt viele Jahre die reichſten Ernten, auch kann man ohne den geringſten Nachtheil ſogleich wieder auf's neue Süßholz auf demſelben Felde anlegen, ohne daß dadurch die Fruchtbar⸗ keit Schaden leiden würde. Bei der Ernte werden die Wurzeln ſogleich ſortirt, wobei man zunächſt diejenigen Wurzeln unterſcheiden muß, welche zur Fortpflanzung dienen, und diejenigen, welche zu arzneilichem — 193 — Gebrauch verwendet werden ſollen. Die erſtarkten dicken Wur⸗ zeln werden geſammelt und wo möglich ſogleich in die Apotheke verkauft, nachdem ſie gehörig gereinigt, von allen Nebenwurzeln befreit, gewaſchen und wieder vollſtändig getrocknet ſind. Die Wurzeln müſſen aber vollſtändig trocken ſein, wenn man ſie verkaufen will; ebenſo dürfen ſie nicht feucht aufbewahrt wer— den, weil ſich ſonſt Schimmel und Fäulniß anſetzt. Diejenigen Wurzeln, die zur Fortpflanzung verwendet werden ſollen, wer: den, wenn ſie nicht ſogleich verſetzt werden, zuſammengebunden und an einem froſtfreien Orte aufbewahrt. Der Ort darf aber nicht warm, ſondern kühl, aber dennoch froſtfrei, nicht feucht, ſondern trocken ſein, dabei liebt man aber beim Transport ſchon einige Feuchtigkeit, es iſt deßhalb auch räthlich, ſie etwas anzufeuchten; man hat jedoch bei Verſendungen die Vorſicht zu gebrauchen, ſie in Stroh einzupacken, um ſie vor jeder Ver— letzung, namentlich der Augen, zu ſchützen. Ertrag. Der Ertrag bei einer dreijährigen Plantage ſchwankt zwiſchen 6 bis 10 Centner und der Preis per Cent⸗ ner zwiſchen 35 bis 50 Mark. Die kriechende, äſtige Wurzel iſt über 1 Meter lang, einen Finger bis 3 Ctm. dick, außen graubraun, innen gelb, ſehr zähe und faſerig. Sie hat einen ſchwachen, ſüßlichen Geruch und einen ſüßen, dann etwas bitterlichen, ſchwach reizenden Geſchmack und iſt ein beliebtes Arzneimittel, vielfach angewen⸗ det und als mehliger und zuckerhaltiger Pflanzenſtoff auflöſend, mildernd und beſänftigend. Die Süßholzwurzel (Radix liquiritiae) findet häufige An⸗ wendung als Linderungsmittel bei Huſten und Heiſerkeit, ſie befördert den Auswurf, giebt den übelſchmeckenden Arzneien einen beſſern Geſchmack. Sie bildet namentlich auch einen Hauptbeſtandtheil des Bruſtthees. Allgemein bekannt iſt die Anwendung des durch Auskochen mit Waſſer erhaltenen en Saftes, der verkauft wird 13 — 194 — unter dem Namen: Lakritzenſaft, Süßholzſaft (Succus Liqui- ritiae). Um ihn zu gewinnen, kocht man aus den zerquetſchten Süßholzwurzeln den Saft aus, ſiedet den daraus gewonnenen Extrakt bis zur teigartigen Conſiſtenz ein und formt den aus dem Keſſel gewonnenen Teig zu 15 bis 18 Ctm. langen und 2 Ctm. dicken Stangen. Dieſe Stangen kommen in Lorbeer⸗ blätter eingewickelt, um das Zuſammenkleben mit den übrigen Stangen zu verhüten, in den Handel, ſind braunſchwarz, mehr oder weniger glänzend, hart, feſt, in der Wärme zähe, in der Kälte zerbrechlich und zeigen einen faſt ebenen, glänzenden Bruch. Der Geruch iſt fade, meiſt durch das Auskochen etwas brenzlich, der Geſchmack ſüß, ein wenig reizend. In den Apotheken wird dieſer Saft von allen Unreinigkeiten geklärt und gereinigter Süßholzſaft (Succus Liquiritiae depuratus) genannt. Das Tauſendguldenkraut, Bitterkraut, Fieberkraut. (Erythræa Centaurium, Gentiana Centaurium.) Dieſe Pflanze, die beinahe in ganz Europa an lichten, etwas feuchten Waldſtellen gefunden wird und für den Gebrauch als Arzneipflanze keinen beſondern Anbau nothwendig macht, hat einen / Meter hohen, aufrechten, viereckigen Stengel mit eilänglichen, meiſt fünfrippigen Blättern; die Blumen ſind büſchelig⸗-ſchirmtraubenartig, meiſtens blaßgelb, ſelten weiß. Ihres Nutzens wegen verdient dieſe Pflanze doch einige Auf: merkſamkeit, denn ſie iſt nicht nur als Arzneipflanze ſehr ge⸗ ſchätzt, ſondern auch ein ſehr geſundes Futter für das Vieh. Klima, Lage und Boden. Das Tauſendgulden⸗ kraut liebt eine ſchattige Lage und ſtets feuchten Boden, Torf⸗ boden, und gedeiht ſogar auf geringen Waldwieſen. Fortpflanzung. Die Fortpflanzung geſchieht ſtets durch die Saat. Der Samen wird mit anderen Grasſamen — 195 — geſäet und ſchwach untergebracht; einmal eingeſäet iſt für jede Zeit genügend, indem es ſich durch den Samenausfall ſtets von ſelbſt fortpflanzt. Das Tauſendguldenkraut wird zum Gebrauche als Heilmittel geſammelt, wenn es in der ſchönſten Blüthe ſteht und wird ſogleich an die Apotheker verkauft. Zum Selbſtgebrauch wird das Kraut fein geſchnitten und getrocknet und meiſtens zu Thee verwendet, wo es bei Schwäche der Verdauungsorgane, ſowie bei Krämpfen ſehr gute Dienſte leiſtet. Bei den Thieren wirkt das Tauſendguldenkraut im grünen Zuſtand gelinde abführend, es iſt daher auch ein ſehr geſundes Futter für das Weidevieh. Aber auch im getrockneten Zuſtand läßt es ſich innerlich und äußerlich recht gut anwenden; innerlich findet es Anwendung in allen Arten von Magenbeſchwerden und äußerlich dient es als Zuſatz zu we ealchlägen bei ſchlaffen Geſchwüren. Tormentill, Heilwurz, Blut⸗ oder Ruhrwurzel. (Tormentilla erecta.) Eine nützliche Pflanze, die man häufig an trockenen Stel⸗ len, auf Wieſen und in Waldungen antrifft. Ihre 3 Ctm. dicke, walzige, knotige Wurzel iſt überall mit feinen Faſern beſetzt, außen braunroth, innen röthlich weiß, und treibt meh— rere aufſteigende, äſtige Stengel mit großen und blattähnlichen 4 — 6⸗ſpaltigen, lanzettförmig eingeſchnittenen Nebenblättern. An den Enden der Zweige erſcheinen im Juli gelbe, viel- blättrige Blumen. Klima, Lage und Boden. In Gegenden, wo die Tormentillwurzel weniger wildwachſend gefunden wird, verdient ſie beſonders angebaut zu werden; man beſtimmt für ſie eine feuchte Lage, einen mehr feuchten, als trockenen Boden, der aber ziemlich tiefgründig iſt und auch die nöthige Lockerheit beſitzt. — 196 — Die Fortpflanzung kann ſicher durch die Saat aus⸗ geführt werden, wo der Samen zu ſäen nnd feiht unterzu⸗ hacken iſt. Soll die Fortpflanzung durch das Legen von Wurzel⸗ ſproſſen ausgeführt werden, ſo muß die Lockerung des Bodens eine viel tiefere und gründlichere ſein. Im Früh- oder im Spätjahr können die Wurzelſproſſen dann gelegt werden. Als Heilmittel iſt die Wurzel (Radix Tormentillae) ge⸗ bräuchlich, die einen angenehmen, roſenartigen Geruch und mehr ſüßlichen, als bitteren Geſchmack hat; durch ihre zuſammen⸗ ziehende Kraft leiſtet ſie bei Durchfällen und Ruhren vorzüg⸗ liche Dienſte, daher auch ihre Anwendung in der Thierheil— kunde ſehr häufig iſt. Die Wurzel beſitzt ferner ſo viel Gerbe⸗ und Färbeſtoff, daß fie gleich der Eichenrinde als Gerbematerial benützt wird und iſt ferner fo reich an rothem Farbſtoff, daß Leder und Tuch damit roth gefärbt werden können. Der Waſſerfenchel, Roßfenchel, Rebendolde. (Oenanthe Phellandrium.) Eine in Gräben und Sümpfen in ganz Europa perenni⸗ rende Pflanze mit ſehr dickem, hohlem, äſtigem, / — 1 Meter hohem Stengel, doppelt zuſammengeſetzten Blättern, glatten, lanzettförmigen Blättchen und weißen Blüthen. Dieſes öfters läſtige Wurzelunkraut, das allen Thieren, in Menge genoſſen, ſchädlich iſt, und der Milch und Butter einen unangenehmen, bittern Geſchmack gibt, bedarf keiner Anpflan⸗ zung, im Gegentheil hat man darauf hinzuwirken, daß man es durch Trockenlegen der ſumpfigen Stellen zu vertilgen ſucht. Als wirkſames Mittel gelten die Samen (Semen Phel- landici s. foeniculi aquatici), welche ſo viel ätheriſches Oel beſitzen, daß ſie bei reichlichem Genuß narkotiſch wirken. Der grünlich gelbe, zuweilen auch bräunliche Samen iſt länglich geſtreift, hat einen eigenthümlichen, unangenehmen, betäubenden Geruch und einen ſcharfen, aromatiſchen, widerlichen Geſchmack — 197 — und findet als Aufguß oder in Pulverform in der Thierheil⸗ kunde häufige Anwendung bei innerlichen Krankheiten der Pferde. Auch äußerlich findet der Waſſerfenchel Anwendung, namentlich als Abkochung zu Waſchungen und Bähungen von Geſchwülſten und bei alten und krebsartigen Geſchwüren. Ferner wird durch die Deſtillation mit Waſſer aus dem Samen des Waſſerfenchels ein ſtark riechendes und ſchmeckendes Oel gewonnen. Die friſchen Blätter werden zur Vertreibung der Wanzen empfohlen. Der Wermuth, Beyfuß. (Artemisia Absinthium.) Der Wermuth iſt eine perennirende Pflanze, die man an Flußufern, auf unbebauten Stellen, an Wegen und Zäunen, aber jederzeit nur an erhabenen, trockenen Stellen findet, und wird ſeines mannigfaltigen Nutzens wegen häufig in Gärten angebaut, wo ihm aber ſtets nur ein entlegener Platz angewieſen wird. Der weißfilzige, äſtige Stengel wird 1 Meter hoch und noch höher, die Blätter ſind abwechſelnd geſtielt, vielſpaltig und auf beiden Seiten graulich ſeidenhaarig. Die Blüthenköpfchen ſind traubenartig und herabhängend. Klima, Lage und Boden. Der Wermuth liebt eine warme, geſchützte Lage; obgleich er wenig Anſpruch auf einen guten Boden macht, ſo wächst er doch beſonders üppig im Thon⸗ und Sandboden, wenn dieſe Bodenarten auch zugleich den nöthigen Bedarf an Kalk haben. Kultur⸗Verfahren. Man kultivirt die hiezu beſtimmte Stelle vor Winter, läßt ſie rauh liegen und nimmt die Saat im Spätjahr oder im Frühjahr ſehr bald vor. Stehen die Pflanzen zu dicht, ſo müſſen ſie ſo gelichtet werden, daß der öfters mehr denn 1 Meter hohe äſtige Stengel Raum hat. — 198 — Die Pflanzen dürfen / bis ?/ Meter von einander entfernt zu ſtehen kommen. Auch laſſen ſich die Pflanzen leicht verſetzen, wo ſie in einem Pflanzenbeet erzogen und auf's Feld verſetzt werden; nebſt dieſer Verfahrungsart iſt die Fortpflanzung noch ausführbar durch Theilung und Setzen der Wurzeltheile, wozu aber der Boden gut und tief gelockert ſein muß und viele Bodenkraft beſitzen ſollte. Der Wermuth kann mehrere Jahre auf ein und demſelben Felde ſtehen gelaſſen werden; nach 3 Jahren bleiben zwar öfters Stöcke aus, die aber wieder durch ein Nachſetzen von Wurzelablegern ergänzt werden müſſen. Das Land iſt alljährlich wenigſtens einmal mit Vorſicht zu behacken und das Unkraut auszujäten. Im Frühjahr treibt der Wermuth ſehr bald, dadurch kann auch das Kraut den Sommer hindurch wohl zweimal abgeſchnitten werden. Das Abſchneiden hat zu Anfang der Blüthezeit zu geſchehen, ſonſt würde die Blüthe ſowohl von ihrem Aroma, als von ihrer Kraft verlieren. Der Wermuth riecht ſtark ge⸗ würzhaft und ſchmeckt ſcharf und ſehr bitter. Er muß im Schatten getrocknet werden, damit er ſeine grau-grüne Farbe und ſeinen Geruch und Geſchmack behält, ebenſo muß auch der Aufbewahrungsort ſehr trocken ſein. Der Wermuth wird als Theeaufguß bei Schwäche der Ver⸗ dauung, bei Wechſelfieber, ebenſo gegen Würmer ſehr häufig getrunken. Auch wird aus dem Wermuth ein ätheriſches Oel deſtillirt. Aeußerlich dient der Wermuth in Kräuterkiſſen als. zertheilend. In der Thierheilkunde findet der Wermuth ſeine Anwendung in Magenſchwächen, in chroniſchen und fauligen Diarrhöen, in Leberleiden, Waſſerſucht, in der Harnruhr, bei Würmern, in der Reconvalescenz und bei Schwächen. Seine Anwendung iſt in Pulvern als Zuſatz unter Freßpulper oder 1 mit Honig, im Aufguß zum Einſchütten. — 199 — Man thut zuweilen den Wermuth zu dem Bier, um ihm die Säure zu benehmen und es ſtark zu machen, ferner um das aromatiſche Hopfenbier zu erſetzen, bringt man ihn entweder in die Fäſſer, auf welchen das Bier gährt, oder man hängt ihn in einem leinenen Säckchen durch das Spundloch einige Zeit in das Bier und ſpundet inzwiſchen das Faß zu. Mit Moſt gegohren gibt er den Wermuthwein, wobei man auch ein Säd- chen mit Wermuth gefüllt über die ganze Gährzeit in das Faß hängt. Der Yſop oder Iſop. (Hyssopus officinalis.) Der Mop, eine im ſüdlichen Europa wild wachſende Pflanze, die bei uns ſehr häufig in Gärten angebaut wird. Sie wurde ſchon in den älteſten Zeiten zu verſchiedenen Zwecken angebaut, ſogar zu religiöſen, z. B. bei den Israeliten wurde das Kraut bei religiöſen Feierlichkeiten zur Beſprengung gebraucht, was wohl der Grund ſein mag, daß dieſe Pflanze ſehr häufig in Galiläa gefunden und daſelbſt hoch geſchätzt wird. Die ge— trockneten Blätter und blühenden Gipfel ſind das gebräuchliche Mop⸗ oder Iſopkraut (Herba Hyssopi), das zuweilen als Heil⸗ mittel dient, dagegen weniger als Gewürz. Die ſtrauchartige Pflanze hat einen / Meter hohen, auf⸗ rechten, äſtigen Stengel, lanzettförmige, ganzrandige, oben dunkel⸗ grüne, unten graue Blätter; die blauen, ſelten roſenrothen oder weißen Blumen, ſtehen am Ende des Stengels und blühen im Monat Juli und Auguſt. Dieſer hübſche Strauch mit ſeinen ſchönen Blumen dient zur Zierde eines Gartens und eignet ſich zur Einfaſſung der Rabatten. Klima, Lage und Boden. An Klima macht der Njop zwar keine großen Anſprüche, aber dennoch ſoll die Lage eine warme ſein; im Thonboden iſt das Gedeihen namentlich dann — 200 — ſicher, wenn er Lockerheit genug beſitzt und Kalkgehalt, im Sand⸗ boden dagegen, wenn er kräftig iſt. Ein bindiger und naſſer Boden eignet ſich nicht zu ſeinem Anbau. Das Kultur » Verfahren. Die Fortpflanzung ge⸗ ſchieht gewöhnlich durch Samen, weniger durch Ableger oder durch die Wurzeltheilung. Man ſäet den Samen im Frühjahr ſehr bald, wie der Boden abgetrocknet iſt, in ein Pflanzenbeet, ſind die Pflanzen dann zum Verſetzen herangewachſen, ſo werden ſie ſorgfältig in einer Entfernung von Meter, zu den Ra⸗ batten in den Gärten jedoch 12 Ctm. entfernt geſetzt; damit ſie aber leichter anwachſen und ſchneller im Wachsthum fort⸗ ſchreiten, ſo müſſen ſie öfters begoſſen, das Unkraut in ihrer Umgebung ausgejätet und der Boden durch Behackung gelockert werden. Ernte. Bei dieſer Behandlung kann der Iſop ſchon im Juli zum erſtenmal und im September zum zweitenmal abge⸗ ſchnitten werden. Nach dem vierten Jahre nimmt der Ertrag bedeutend ab, wenn man nicht eine jeweilige Düngung folgen läßt und bei den Hackarbeiten den veralteten Dünger mit dem Boden mengt. Iſt jedoch der Boden ausgemagert, ſo kommt man am ſchnellſten zum Ziele, wenn man eine neue Pflanzung vornimmt. Man nimmt die Stöcke mit dem Spaten heraus, zertheilt die Wurzeln (wenn man ſich nicht mit der Samen⸗ erziehung und Saat beſchäftigen will) und ſetzt ſie auf ein gut gedüngtes und gut kultivirtes Land, cee tief in die Erde, als ſie vorher geſtanden haben. Das Iſopkraut wird, wenn die Pflanze im ſchönſten Blüthen⸗ flor iſt, wie ſchon erwähnt, geſammelt, dann gut getrocknet und wohl verſchloſſen aufbewahrt. Sein Geruch iſt angenehm, ge⸗ würzhaft, kampherartig und der Geſchmack gewürzhaft, ein wenig bitter. Dieſes Kraut gibt einen vorzüglichen Thee und iſt ein ſehr ſtärkendes und auflöſendes Mittel bei Bruſtkrankheiten, bei — 201 — Huſten und katarrhaliſchen Leiden, bei Bruſtkrampf und Rheu⸗ matismen. Aeußerlich dient der Iſop in Abkochung zu Bädern, bei Quetſchungen, Wunden, als Mund- und Gurgelwaſſer, zu Bä- hungen bei Geſchwülſten. Die Zannrübe. (Bryonia.) Die gemeine, weiße Zaunrübe, Gichtrübe (Bryonia alba) iſt eine ausdauernde, krautartige Pflanze, die ſich an Zäunen und Hecken überall vorfindet. Die dicke, ſpindelförmige Wurzel iſt weißlich und treibt mehrere krautartige, äſtige, rankige Stengel hervor mit herzförmigen, fünflappigen Blättern und blaßgelb⸗ lichen, grün geäderten, traubenſtändigen Blüthen, die halb ge: trennte Geſchlechter enthalten. Die kugelrunde Beere iſt bei der Reife ſchwarz, ſie iſt dreifächerig und enthält in jedem Fach gewöhnlich zwei Samen, die eirund und ſchwach runzlich ſind. Die Blüthezeit iſt in den Monaten Juni und Juli. Die rothbeerige Zaunrübe, Gichtrübe (Bryonia dieeca) Die rothbeerige Zaunrübe, Gichtrübe (Bryonia dioeca) liebt mehr ein wärmeres Klima, daher fie nur im ſüdlichen Deutſchland gefunden wird. Dieſe beiden Arten haben ſo ziem⸗ lich alles mit einander gleich und unterſcheiden ſich nur dadurch von einander, daß die Blumen der letzteren zweihäuſig und die Früchte oder Beeren im reifen Zuſtand roth ſind. Die Wurzeln beider Pflanzen find rübenförmig, werden !ls bis % Meter lang und 6—9 Etm. dick, runzelig, geringelt, zum Theil mit warzigen Erhabenheiten beſetzt, außen gelblich — 202 — grau, innen weiß, fleiſchig, milchend. Die getrocknet im Handel befindliche Wurzel bildet gewöhnlich gerunzelte, leichte, ſpröde, außen graugelbe oder graubraune Scheiben. Die friſche Wurzel riecht widerlich, getrocknet hat ſie keinen Geruch; friſch ſchmeckt ſie ſcharf, eckelhaft bitter, beim Trocknen geht ihre Schärfe ver⸗ loren. Die friſche, ſaftige Wurzel wirkt daher auch ſtark und heftig, abführend und urintreibend. Aeußerlich leiſtet die friſche, zerquetſchte Wurzel gegen Geſchwülſte und Quetſchungen ſehr gute Dienſte. Getrocknete Zaunrüben find durch ihren Reich- thum an Stärkemehl gänzlich unſchädlich. Kulturverfahren. Beim Anbau hat man für dieſe beiden Rübenarten einen ſchattigen, jedoch warmen Ort zu wäh: len, mit einem lockern, kraftvollen Boden; im bindigen Boden bekommen die Wurzeln ſehr viele Zaſern. Die Fortpflanzung kann durch Samen und Wurzeltheilung geſchehen, jedoch iſt das erſtere das häufigſte Verfahren. Der Same wird im Frühjahr baldmöglichſt in ein warm gelegenes Gartenbeet geſäet und wenn die Pflanzen erſtarkt ſind, an einen warmen, geſchützten Ort verſetzt, wozu der Boden gut und tief gelockert und reich— lich gedüngt werden muß. Nach der Pflanzung iſt der Boden rein und locker zu halten und dieß um ſo ſorgfältiger, je bin- diger der Boden iſt. Soll die Fortpflanzung durch Theilung der Wurzeln geſchehen, ſo“ kann man nur dann mit Sicherheit auf ein Gelingen und reichliche Ernte-Ausbeute hoffen, wenn hiezu der beſte Gartenboden beſtimmt wird. * Beerenſträncher. — Der Attich, Zwerghollunder, Stinkholder. (Sambucus Ebulus.) Ein wild wachſender Strauch, der in ganz Europa an feuchten und ſandigen Stellen, an Wegrändern, Hecken und auf Aeckern mit Thonboden zu treffen iſt. Der Stengel iſt kraut⸗ artig, gefurcht, mit gefiederten, lanzettförmigen, geſägten, an der Baſis drüſigen Blättern. Die weißen, am Rande ſchwach röthlichen, ſtark riechenden Blumen bilden Afterdolden, erſchei— nen im Juni, blühen bis Auguſt und hinterlaſſen im Oktober ſchwarzbraune, runde Beeren. Der Attich bringt nicht ſo viel Nutzen, daß er einen Anbau lohnen würde, da er ohnehin überall als wildwachſend gefunden wird und nur mit Sorgfalt, fleißi⸗ ger Bearbeitung des Bodens, ferner durch das Trockenlegen mit Hülfe des Drainirens ausgerottet werden kann. Die kugelrunden, erbſengroßen und röthlichſchwarzen Beeren (Baccae Ebuli) enthalten einen purpurrothen, bitterlich-ſüßen, widerlich ſchmeckenden Saft, der nur zur Bereitung des Attich⸗ mußes (Roob ebuli) verwendet wird. Hiezu werden die reif⸗ ſten Beeren gepflückt und von Stielen, Blätterreſten ꝛc. ſorg⸗ fältig befreit, weil durch dieſe das Muß einen äußerſt unan⸗ genehmen Beigeſchmack erhalten würde. Dieſe Beeren kommen ohne vorerſt zerquetſcht zu werden in die Preſſe und werden möglichſt ſchnell ausgepreßt. Der dadurch gewonnene Saft bleibt ſo lange ſtehen, bis er ſich geklärt hat, alsdann gießt man ihn mit Zurücklaſſung des Bodenſatzes in einen kupfernen Keſſel und kocht ihn bei mäßiger Feuerung bis zur Syrupdicke oder zum Muß ein. Dieſes Muß iſt ſehr geſund, wirkt harn- und ſchweißtreibend. Die Beeren, mit Zuſatz von Eſſig und Alaun, färben Leder und Leinwand blau. Der widerliche Geruch der friſchen Blätter vertreibt Mäuſe, Wanzen und andere Inſekten. Der Stengel ſammt dem Laub in die Fruchthaufen geſteckt, vertreiben ſowohl den ſchwarzen, als auch den weißen Kornwurm. Die gemeine Brombeere. (Rubus fruticosus.) Dieſer Strauch wächst an Wegen, Rainen und Ackerrändern, in Hecken und Wäldern wild, mit langen, mehr aufrechten Stengeln und Trieben, an deren Aeſtchen ſich die Blüthen be⸗ finden; ſeine Blätter ſind eiförmig, die Blumen weiß oder blaß⸗ roth, in lockerer Riſpe, auf ſtark behaarten oder weichſtachligen Stielen, Früchte ſchwarz. Die blaue, oder Ackerbrombeere (Rubus caesius) wird oft auf fruchtbaren Aeckern ein höchſt läſtiges Unkraut und verräth meiſtens einen mergelhaltigen Untergrund. Sie hat einen lie⸗ genden, äſtigen, feinſtachligten Stengel mit dreizähligen Blät⸗ tern, die Blumen ſind weiß oder röthlich, die Früchte ſchwarz⸗ blau, grau bereift. Angebaut wird keine von beiden, wo ſie ſich aber einmal eingeniſtet haben, ſind ſie ſorgfältig auszurotten. Weder ein tiefes Pflügen, noch ein mehrjähriger Hackfruchtbau, noch Weide⸗ benützung ſind zur Ausrottung hinlänglich, nur ein ſorgfältiges Ausgraben und Beſeitigen der Wurzeln machen eine gänzliche Vertilgung möglich. — 205 — Die Brombeeren (Baccae Rubi fruticosi) werden häufig geſammelt und zum Küchengebrauche verwendet. Im reifen Zuſtand find die Brombeeren geruchlos und von ſäuerlich-ſüßem Geſchmacke. Durch das Kochen geben ſie einen Syrup, der ſehr geſund iſt, einen guten Wein, Eſſig und in der Schweiz macht man aus ihnen einen vortrefflichen Branntwein. Der Bruſtbeerenſtrauch. (Rhamus Zizyphus.) Ein im Orient einheimiſcher und im ſüdlichen Europa wild wachſender Strauch, der jedoch auch ſehr häufig ſeiner Früchte wegen kultivirt, 3 bis 5 Meter hoch wird und blaurothe Aeſte hat, welche ſich in zarte Zweige mit paarweisſtehenden Dornen theilen; der eine daran iſt gerade und lang, der andere kürzer und rückwärts gekrümmt. Die Blätter ſind eiförmig geſägt, etwas eingedrückt, auf beiden Seiten glatt, die Blüthen grünlich⸗ gelb, büſchelweis in den Winkeln der Blätter befindlich, die Früchte größer als Schlehen, mit dicker, runzlichter, rother Haut. Klima, Lage und Boden. Der Bruſtbeerenſtrauch gedeiht nur in einer ſüdlichen, warmen Lage, wo er vor kalten Winden geſchützt iſt. Es eignen ſich für ihn namentlich ſüd⸗ liche Weinberg-Anlagen oder Gärten, wo er im Winter an der Südſeite einer Mauer Schutz hat. Dieſer Strauch verlangt, wenn er reichliche und ſchöne Früchte tragen ſoll, einen guten, kräftigen, tiefgründigen, mehr bindigen, als zu loſen Boden. An einer für ihn geſchützten, warmen Lage eignet er ſich auch als Heckenſtrauch, bedarf aber ſtets einer ſorgſamen Pflege. Kultur⸗Verfahren. Die Fortpflanzung kann durch Samen geſchehen, die Saat geſchieht im Frühjahr, in ein gut gelockertes und gedüngtes Gartenbeet. Die Pflänzchen werden dann darin zwei Jahre lang ſorgfältig gepflegt und im dritten — 206 — Jahre an den für ſie beſtimmten Ort geſetzt. Die Vermehrung kann jedoch auch durch Ableger geſchehen. Bei dem Verſetzen muß der Strauch wie der Wurzelballen etwas beſchnitten werden. Das fernere Beſchneiden richtet ſich ganz nach dem Zwecke, dem der Strauch dienen ſoll. Die Frucht, welche im Nachſommer reift, iſt eine fleiſchige Steinfrucht von der Größe einer kleinen Pflaume, länglichrund, glatt und von hellrother Farbe. Sie hat ein wohlſchmeckendes, ſüßlich-weinartiges und ſchleimiges Fleiſch, das keinen Geruch hat. Die rothen Bruſtbeeren (Injubae s. Baccae) werden, wenn ſie ganz reif ſind, geſammelt und vorſichtig getrocknet. Beim Eintrocknen dürfen ſie wohl eine braunrothe Farbe bekommen, aber nicht ſchwarzbraun werden, ſonſt würden ſie an ihrem friſchen Anſehen, an ihrem Fleiſchgehalt und an Süßigkeit ver: lieren. Die Bruſtbeeren find ein reizminderndes Bruftmittel und werden entweder in der Abkochung für ſich allein benützt, oder anderem Bruſtthee zugeſetzt. Die unreifen Beeren, wie die Rinde, können zum Gelbfärben benützt werden. Auch die Wurzel enthält Farbeſtoff und gibt eine ſchöne Olivenfarbe. Die Rinde mit Butter gekocht, gibt eine Salbe zur Ab⸗ löſung von Schuppen, oder wird in der Raude der Hunde und Schafe als bewährtes Mittel angewendet. Die Erdbeere. 7 (Fragaria.) Eine beinahe in ganz Europa, Südamerika und Nordaſien wild wachſende Pflanze. Man findet fie namentlich in Wäldern, Vorhölzern, an ſonnigen Böſchungen und auf Triften. Die Stammmutter der vielen Arten, die man aufzählt, iſt: Die gemeine Erdbeere, Walderdbeere, wilde Erdbeere (fragaria vesca fr. vulgaris). Sie hat eine perennirende Wurzel mit — 207 — kriechenden Wurzelſproſſen, ſehr kurze Stengel, dreifache, lang: geſtielte, ſägenartig gezahnte Blätter und weiße Blumen, welche den ganzen Sommer hindurch zu ſehen ſind und rothe, wohl— ſchmeckende Früchte tragen. Dieſe Früchte ſind gewürzhafter, als die in Gärten gezogenen. Die reinen Sorten, die in Gär⸗ ten angebaut werden, jind: 1) Die Ananas-Erdbeeren (fragaria grandiflora) iſt eine große, an der Sonnenſeite bleichrothe und an der Schattenſeite weiß⸗ oder gelblichgrüne Frucht, hat einen ſehr kräftigen Geſchmack und angenehmen Geruch. 2) Die Zimmt- oder Garten-Erdbeere (fragaria elatior) iſt auf der einen Seite grünlich und auf der andern dunkelroth, ebenfalls eine ſehr gewürzhafte Beere. 3) Die Virginiſche oder ſcharlachrothe Erd— beere (fragaria Virginiana). Die eiförmige Frucht iſt zuge⸗ ſpitzt und hellroth, fie reift ſehr frühe und hat einen wein⸗ ſäuerlichen Geſchmack. 4) Die Alpen- oder Monats-Erdbeere (fragaria semper florens). Sie blühet vom Mai bis Oktober und trägt ebenſo lang Früchte. Sie hat eine kegelförmige, dunkelrothe Frucht, iſt zwar überall auf höheren Gebirgen zu finden, haupt- ſächlich aber auf den Alpen und gehört wohl zu den fruchtbarſten. 5) Die Rieſen⸗Erdbeere (fragaria chiliensis). Sie ſtammt aus Chili in Südamerika, hat die größte Beere mit einem härtlichen Fleiſch von angenehmem Geſchmacke, iſt aber nicht ſo fruchtbar. 6) Die Muskateller oder engliſche Erdbeere (fragaria moschata) hat runde, auf der Sonnenſeite purpur⸗ rothe, auch violette, auf der Winterſeite hellere und gelb oder weißlich gefleckte, zwar feſte, aber nicht ſehr ſaftreiche Beeren, deren Fleiſch von biſamartigem Geruch iſt. Kultur: Verfahren. Die Erdbeere gewinnt durch die Kultivirung mehr an Menge, als an Güte, denn den feinen, — 208 — gewürzhaften Geſchmack der wild wachſenden Erdbeere hat feine von ſämmtlichen kultivirten. Wenn man ihnen von Zeit zu Zeit die Abläufer abſchneidet und ſie von der Blüthezeit an bis zur Reife, namentlich bei warmer, trockener Witterung öfters begießt, ſo werden ſie fruchtbarer und tragen mehr. Sie etwas gewürz⸗ hafter zu machen, iſt nur dadurch möglich, daß man fie in einer ſehr warmen, ſüdlichen Lage anbaut, wo ſie einen guten, kräftigen Boden mit mäßiger Feuchtigkeit findet, wie ihn die Erdbeere liebt. Bei dem Anlegen einer Erdbeer-Anlage merke man ſich vor Allem, daß die Erdbeeren nicht länger als 4 Jahre auf ein- und derſelben Stelle angebaut, einen gleich hohen Ertrag liefert, nach dieſer Zeit aber alljährlich abnimmt und ſomit eine neue Anpflanzung nothwendig macht und da die Erdbeeren nicht verträglich mit ſich ſelbſt iſt, ſo ſoll ſie auch auf ein⸗ und demſelben Felde vor dem 6. Jahre nicht mehr folgen. Die erſte Hauptbedingniß bei einer Anlage iſt, daß der Boden tief gelockert wird und wenn derſelbe nicht vorher ſchon im beſten Kraftzuſtand iſt, muß voher gedüngt und der Dünger beim Rajolen mit untergebracht werden. Soll die An⸗ pflanzung im Frühjahr geſchehen, ſo muß das Beet ſchon im Vorwinter umgebrochen und zur Aufnahme der Pflanzen zu⸗ bereitet worden ſein, ſo daß ſchon im Anfang des Frühjahrs, wenn die Witterung und die Trockenheit des Bodens es erlaubt, das Verpflanzen beginnen kann. Wird das Land aber erſt ſpät im Frühjahr umgebrochen, ſo ſollte das Verſetzen erſt im Spät⸗ jahr vorgenommen werden. Um nun doch das nächſtfolgende Jahr einen Ertrag zu bekommen, nimmt man zum Verſetzen alte Stöcke, die ſich in einem friſchen und nahrhaften Boden verjüngen und das Gedeihen ſichern. Einige Sorten bilden keine Läufer oder Ranken, dieſe können nur durch Zertheilung der Stöcke fortgepflanzt werden. Dabei muß man beachten, daß es unter dieſen Stöcken auch ſolche mit männlichen, un⸗ — 209 — fruchtbaren Blüthen gibt, von denen nur wenige zu ſetzen ſind und zwar zwiſchen einer weit größeren Anzahl anderer. Eine Anlage von jungen Pflanzen liefert im erſten Jahr einen geringen Ertrag. Großen Vortheil gewährt die Nachzucht neuer Pflanzen und Sorten aus Samen, wodurch man ihrem Ausarten vorbeugt. Um Samen zu gewinnen, nimmt man ſchöne, vollkommen reife Früchte, entfernt von ihnen das Mark und ſäet die reinen Körner im Spätjahre noch in ein Miſtbeet, oder in einen mit Kompoſterde gefüllten Kaſten, begießt dann von Zeit zu Zeit das Samenbeet, erhält es immer etwas feucht und ſchützt es vor Froſt. Sobald nun im Frühjahr die Pflanzen die zum Verſetzen nöthige Größe haben, werden ſie verpflanzt in einer Entfernung von ½ Meter; je nach der Sorte können ſie etwas enger, oder müſſen ſie etwas weiter geſetzt werden. Die Erdbeere verlangt eine ſorgfältige Pflege, namentlich ein beſtändiges Reinhalten vor Unkraut; iſt der Boden ohnehin ſchon trocken und von leichter, ſandiger Beſchaffenheit, ſo iſt das Ausjäten des Unkrautes ohne Behacken vorzunehmen; will man das Land dann dennoch behacken, jo muß, wenn das Un⸗ kraut verdorret iſt, das Land öfters begoſſen werden. Iſt der Boden bindig, ſo iſt ein öfteres Behacken räthlich. Ferner muß man dafür Sorge tragen, daß jeder Stock vom andern abge⸗ ſondert bleibt, deßhalb müſſen auch die Ausläufer ſtets von den alten Stöcken entfernt werden. Nach der erſten Ernte im Juli ſchneidet man die Stengel und alten Blätter ab und begießt ſie fleißig, dann kann man bei günſtig warmer Witterung noch eine zweite Ernte, die nicht ſelten reichlicher, als die erſtere iſt, gewinnen. Andauernde Trockenheit kann die Erdbeere nicht ertragen, deßhalb muß auch bei trockener Witterung das Land zweimal begoſſen werden, namentlich vor und nach der Blüthe. 14 — 210 — Verwendung der Erdbeere. Der Genuß der Erd⸗ beere iſt geſund und manchen Leidenden zu empfehlen, denn ſie enthält Apfelſäure, Citronenſäure, Zuckerſtoff, es werden ſogar die Waldbeeren zum mediziniſchen Gebrauch benützt, ſie wirken kühlend, auflöſend und dienen bei Kindern als Wurmmittel, müſſen aber ſtets friſch genoſſen werden; man kann ſie nicht allein genießen, ſondern ſie werden meiſtens mit Wein, Zucker, Milch oder Brod genoſſen. Wenn ſie nüchtern längere Zeit friſch, De alle andern Nahrungsmittel genoſſen werden, jo find fie eine ſehr heilſame Kur, ſie führen ohne alle Beſchwerde ab, wirken gelinde auf den Harn und auf die Nieren. Die Blätter geben im Schatten getrocknet einen guten Thee, der ſehr kühlend, ſchwach abführend und auf den Urin wirkend iſt. Das Erdbeerkraut wird im Vorſommer mit der Blüthe geſammelt und zwar dann, wenn es ganz trocken iſt. Das beſte und aromareichſte Kraut iſt das von hohen Gebirgsgegenden, überhaupt das von hohen, ſüdlich gelegenen Bergen. Das Trock⸗ nen geſchieht in der freien Luft im Schatten. Die Beeren eignen ſich zum Einmachen und geben einen guten Wein und Branntwein. Zum Einmachen pflückt man die Erdbeeren, wenn ſie reif, doch nicht überreif ſind, reinigt ſie von Stielen und Blättern, wäſcht und trocknet ſie. Hernach thut man in einen Keſſel ½ Kilogramm Zucker und ein wenig Waſſer, ſiedet es, daß die Maſſe ganz flüſſig wird, wo⸗ rauf dann die Erdbeeren bei ſchwacher Feuerung hineingelegt und langſam in Zucker eingerührt werden. Dann läßt man ſie ein wenig aufwallen und ehe die Beeren anfangen zu zer⸗ platzen, nimmt man ſie vom Feuer, läßt ſie abkühlen und füllt ſie ſpäter in Gläſer. Zur Bereitung des Erdbeerſaftes nimmt man reife Erdbeeren, zerdrückt ſie, läßt ſie einige Stunden ſtehen, dann preßt man fie durch ein Tuch. Zu 1½ Liter Saft nimmt man ¼ Kilog. Zucker, ſtoßt ihn fein zu Staub, — 211 — miſcht beides durch einander und kocht es eine halbe Stunde lang. Dieſer Saft kann alsdann in einem Glaſe, das ſtets gut verſchloſſen wird, längere Zeit aufbewahrt werden. Durch Gährung kann man auch von der Erbeere einen Wein bereiten, der zum Trinken ſehr lieblich iſt, allein da die Erdbeere weniger ſaftreich iſt, ſo iſt die Ausbeute eine ſehr geringe. Die Heidelbeere, Schwarzbeere. (Vaccinium Myrtillus.) Ein in ganz Europa auf den meiſten ſchattigen, dabei trockenen, waldigen Anhöhen wild wachſender, niedriger Strauch, blühet im Mai und Juni und trägt im Juli und Auguſt reife Früchte. Dieſer kleine Strauch wird / Meter hoch und be— deckt öfters ganze Strecken, wo er humoſes Erdreich mit etwas Kies findet, ſowie auch noch im kräftigen Sandboden. Die alten Zweige ſind rund und rothgrau, die jüngern grün und gewunden, vierkantig, die abwechſelnden Blätter ſind kurz geſtielt, ohne Nebenblätter und von hellgrüner Farbe; die Blüthen ſind röth⸗ lich⸗-weiß und die Früchte find kugelige, meiſtens dreiſamige, erbſengroße, glänzend ſchwarze, fein bereifte Beeren, welche in ſtark veräſtelten Afterdolden ſtehen. Ihr ſchwarzrother Saft hat einen ſchwachen ee und einen ſäuerlich⸗ſüßen, ſchwach bitteren Geſchmack. 8 Für Waldbewohner iſt dieſe Pflanze von größter Wichtig keit, ſie pflanzt ſich ohne alles Zuthun von ſelbſt fort, und gewährt mannigfaltigen Nutzen. Die Blätter ernähren zahme und wilde Thiere. Die jüngeren Blätter werden mit einiger Pünktlichkeit ge⸗ ſammelt und an der Luft im Schatten getrocknet, wodurch ſie mehrere Jahre genießbar bleiben. Sie werden gedämpft, um ſie längere Zeit im friſchen Zuſtand aufbewahren zu können und werden noch mehr verwendet zum Einmachen, zur Muß⸗ und Saftbereitung. Die Heidelbeeren nähren in Waldgegenden den Sommer hindurch viele Menſchen, ſie werden roh genoſſen, werden zu Koch- und Backwerk benützt, wie auch zur Fabrikation eines guten Weines, eines wohlſchmeckenden Branntweines und eines geſunden, ſcharfen Eſſigs. Das Trocknen. Zum Trocknen nimmt man nur ganz reife, geſunde Beeren, die im trockenen Zuſtand gepflückt wur⸗ den und ſchon etwas überreif ſind, ſondert ſie von Stielen und Blättern ab, legt ſie auf Bleche oder eigens dazu verfertigte Fächer und ſtellt ſie einige Tage an Sonne und Luft. Haben fie Runzeln, jo können fie, um vollends zu trocknen, in einen. mäßig warmen Ofen gebracht werden. Wollte man die Beeren gleich nach dem Abpflücken in den Ofen ſtellen, ſo würden ſie aufſpringen, der Saft würde ſich entleeren und man hätte zu⸗ letzt nichts, als pure Haut und dieſe wäre noch größtentheils verbrannt. Die friſchen Heidelbeeren dienen als gelindes und zuſammen⸗ zie hendes Heilmittel. Die getrockneten Beeren geben ein vor⸗ treffliches Hausmittel gegen Diarrhöe, Ruhren, Erbrechen, Magenkrämpfe und werden zu dieſem Zweck häufig nicht allein in der Apotheke, ſondern in vielen Haushaltungen aufbewahrt. Das Aufbewahren im friſchen Zuſtand iſt einige Wochen lang thunlich, will man fie aber länger conſerviren, jo muß man fie durch künſtliche Mittel zu erhalten ſuchen und dieß, kann geſchehen durch das Dämpfen. Das Dämpfen aber iſt ſehr leicht thunlich. Man füllt nämlich Glasflaſchen bis an den Hals mit geſunden, reifen, reinen Beeren, rüttelt ſtets die Flaſchen während des Einfüllens, damit ſich die Beeren in der Flaſche feſt zuſammenpreſſen und bedeckt dann die Flaſche. Nun legt man in einen Keſſel Stroh, ſtellt die Flaſchen darauf, füllt den Keſſel mit Waſſer, daß die Flaſchen kaum einige Zoll — 213 — oben herausſchauen und unterfeuert den Keſſel, bis die Beeren in den Flaſchen anfangen zu kochen, nimmt aber den Keſſel, ſobald man das Sieden bemerkt, vom Feuer. Iſt dann das Waſſer erkaltet, ſo nimmt man die Flaſchen heraus, trocknet ſie ab, verpicht den Pfropfen und ſtellt die Flaſchen an einen kühlen Ort, oder in dem Keller in Sand. Das Einmachen. Man nimmt Heidelbeeren, die rein geleſen ſind, wiegt ſie, ſo viel Kilogr. Heidelbeeren man hat, ſo viel mal 80 Gramm Zucker nimmt man, ſiedet den Zucker mit ſo wenig Waſſer, als möglich, legt, wenn der Zucker ſiedet, die Heidelbeeren hinein, läßt ſie ſchwach ſieden und ſchäumt dabei fleißig ab; zeigt ſich nun oberhalb kein Schaum mehr, jo iſt die Maſſe ſchaumrein. Man leert ſie in eine Schüſſel und bedeckt ſolche gut; läßt dann am folgenden Tage den Saft davon ablaufen, kocht ihn nochmals ſo lange, bis er dick wird, ab, ſchüttet dann die Beeren wieder hinein und läßt ſie einmal aufwallen, nimmt dann den aufſtoßenden Schaum ab und ſtellt den Keſſel zum Erkalten vom Feuer weg. Das Heidelbeermuß iſt ein aus rein gelefenen und gewaſchenen Heidelbeeren dick gekochtes Muß. Je nach Belieben nimmt man mehr oder weniger Zucker, Zimmt und Gewürz⸗ nelken dazu und kocht das Ganze in einem Keſſel bis zu einer beträchtlichen Dicke ab. Dabei muß es immerfort, jedoch nur ſchwach gerührt werden. b Die Heidelbeerſaftbereitung. Reine, vollſtändig reife Heidelbeeren werden in einem Keſſel oder einer Pflanne mit ſchwacher Feuerung ohne Waſſer ſo lange gekocht, bis die Beeren ſehr weich ſind und der Saft leicht durch ein leinenes Tuch ausgepreßt werden kann. Dieſen ausgepreßten Saft läßt man abkühlen, füllt ihn in Flaſchen und verpicht ſolche gut. Heidelbeerwein. Zu dieſem Wein werden die ſchönſten und reifſten Heidelbeeren ausgeleſen (denn die andern können zu Branntwein oder Eſſig verwendet werden), fein zerquetſcht = a und an einen kühlen Ort geſtellt. Nach 24 Stunden preßt man die zerquetſchten Heidelbeeren und füllt den Saft hievon in ein Fäßchen, läutert dann ſoviel mal ½ Kilogr. Zucker, als man Kilogr. Heidelbeerſaft hat und leert den geläuterten Zucker noch im warmen Zuſtand zu dem Saft ins Fäßchen, rührt den Saft, während man den Zucker einfüllt, beſtändig um und überläßt ihn der Gährung. Das Fäßchen ſoll, ſo lange die Gährung andauert, ſtets angefüllt ſein und muß von Zeit zu Zeit nach⸗ gegoſſen werden, deßhalb behält man zum Nachfüllen auch einige Liter Saft in Reſerve. Am Anfang der Gährung wird das Spundloch nur leicht zugedeckt, wenn die Gährung aber nachläßt, geſpundet. Nach vollendeter Gährung füllt man den Wein in Flaſchen. Heidelbeerbranntwein. Der Heidelbeerbranntwein, oder Heidelbeergeiſt iſt zwar nicht ſehr ſtark, hat aber ein eigen⸗ thümliches, angenehmes Aroma, das der Geſundheit ſehr zu⸗ träglich iſt. Er ſollte aber vor dem zweiten Jahre nicht ge— trunken werden, denn mit dem Alter wird er erſt zart und fein. Zu ſeiner Bereitung kommen die Beeren, wie ſie gepflückt werden, in ein Faß, ohne allen Zuſatz, werden der Weingährung überlaſſen und dann in einer gewöhnlichen Branntweinblaſe deſtillirt. Heidelbeereſſig. Die Ueberreſte bei der Saft⸗, Muß⸗ und Weinbereitung werden mit Waſſer zerſetzt und nochmals gequetſcht und der Saft hievon zur Eſſigfabrikation ausgepreßt. Dieſer Saft, der mit etwas warmem Waſſer gemengt werden kann, wird an einen warmen Ort geſtellt und der Gährung überlaſſen. An einem warmen Orte iſt dieſe Gährung in vier Wochen vollendet, alsdann wird die halbe Flüſſigkeit abgelaſſen. Wurden aber dieſe Ueberreſte vor der Gährung nicht ausgepreßt, ſordern der ganze Brei der Gährung überlaſſen, ſo hat das Auspreſſen nach der Gährung zu geſchehen. Die gewonnene ſäuerliche Flüſſigkeit wird nun mit Weineſſig und Branntwein e zugeſetzt, wodurch dann bei einer beſtändigen Wärme von 18 bis 20 Grad Réaumur die ganze Maſſe der Flüſſigkeit in Eſſig umgewandelt wird. Die Heidelbeeren dienen auch zum Färben. Die glänzend ſchwarzen, blaugepuderten Beeren enthalten ſehr viel Farbe— ſtoff. Sehr häufig werden damit Weine roth gefärbt, nament⸗ lich in Frankreich, welches namhafte Quantitäten getrockneter Heidelbeeren zu dieſem Zwecke bezieht. Sie geben dem Wein eine natürliche Farbe, machen ihn nicht nur unſchädlich, ſondern ſogar noch gehaltvoller. Ebenſo werden die Heidelbeeren zum Färben der Liqueure und zum Blaufärben der Papiere und Kleiderzeuge verwendet. Die Himbeere. (Rubus, Ideus.) Ein in Gebüſchen und Wäldern, namentlich auf ſteinigtem Boden in Gebirgsgegenden, in Europa und Nordaſien einhei— miſcher Strauch, deſſen Triebe und Stengel zerſtreute, borſtige Stacheln haben; die Blätter ſind gefiedert, die Blumen weiß, die Früchte zart, aber dichtflaumig, wie bereift, karmin⸗ oder roſenroth, ſeltener gelblich-weiß. Die Himbeere blüht im Mai und Juni und trägt im Juli und Auguſt reife Früchte. Es gibt hievon mehrere Varietäten, deren Früchte ſich theils durch die Größe, theils durch die Farbe und durch den Geſchmack unterſcheiden. Im Allgemeinen iſt die Frucht eine zuſammen⸗ geſetzte, halbkugelige, am Grunde rothe, gelbe, oder weißgefärbte Beere, welche durch die Vereinigung mehrerer kleiner, einſamiger, kugeliger, ſaftreicher, feinbehaarter Steinfrüchte gebildet iſt, die dicht an einander gedrängt ſind und auf gemeinſchaftlichem, mit weißen Hährchen beſetztem Fruchtboden ſtehen. Die Himbeeren enthalten einen Saft, welcher wie die Früchte ſelbſt, ſehr wohl riecht und einen höchſt angenehmen, ſäuerlich-ſüßen Geſchmack hat. — 216 — Der Himbeerſtrauch, welcher wie ein Unkraut weit um ſich wuchert, wächst in jedem Boden und gedeiht in jedem Stand⸗ ort, wo man ihn anpflanzt; jedoch iſt dabei wohl zu beachten, daß er in einem guten Boden und in einem luftigen, ſonnig gelegenen Standort nicht nur reichlichere, ſondern auch größere Früchte trägt, die weit mehr Süßigkeit bekommen. Will man eine Himbeeranlage machen, ſo wähle man für dieſen Strauch eine luftige, ſonnige Lage und einen Boden, der tiefgründig und kräftig iſt. Eine tiefe Bearbeitung muß dem Verpflanzen vorangehen, ſowie ein ſtarkes Düngen. Die Fortpflanzung geſchieht durch Wurzelſchößlinge, welche dieſe jeden Sommer ſehr reichlich treiben, nöthigenfalls kann ſie auch durch Samen geſchehen, was jedoch ſelten der Fall iſt. Zur Fortpflanzung, die man im Frühjahr unternimmt, ver⸗ wendet man Ausläufer von alten Stöcken, die man auf "2 Meter verkürzt. Man gibt dem Himbeerſtrauch eine Entfernung von je 1 Meter. Die erſte Pflege iſt alsdann dieſe, daß man den Sommer hindurch den Boden durch Behacken locker und von Unkraut rein hält. Im zweiten, wie in den übrigen Jahren, werden dann die ein Jahr alten Hölzer, welche Früchte tragen ſollen, im Frühjahr an Pfähle gebunden und die am Stamme befindlichen Triebe werden nachher vom Boden an bis etwa 1 Meter hoch ausgebrochen. An der Spitze der Fruchthölzer, wo die Knoſpen beſonders gehäuft ſtehen, wird nichts abgebrochen. Von dem aus dem Wurzelſtock im Frühjahr hervorkommenden, jungen Triebe läßt man nur zwei aufwachſen, die übrigen ſchneidet man bei dem öfteren Behacken, ſo daß dann jeder Stock zwei vorjährige Fruchttriebe und zwei Sommertriebe bekommt. Jeder Stock hat wenigſtens einen Pfahl zu bekommen, um die vor⸗ handenen Triebe ſtets anbinden zu können. Wenn nun der Boden ſeine nöthige Kraft nicht mehr be⸗ ſitzt und die Triebe ſchwächer und kleiner werden, ſo vermindert 1 — 217 — ſich auch der Ertrag und es iſt dann an der Zeit, eine neue Pflanzung anzulegen, was aber nicht an demſelben Ort ge ſchehen darf, denn der Boden muß durch mehrjähriges Bear⸗ beiten und öfteres Düngen zur Aufnahme wieder fähig gemacht werden. Verwendung und Nutzen. Die Himbeere iſt, friſch im rohen Zuſtand genoſſen, wohlſchmeckend und geſund, ſie wirkt erfriſchend und wird als Saft bei entzündlichen und fieberhaften Zuſtänden als erfriſchendes Getränke ſehr häufig benützt. Ihre Benutzungsart iſt mannigfaltig; ſie wird, wie ſchon erwähnt, im rohen Zuſtande genoſſen, in der Koch- und Backkunſt ver⸗ wendet, zum Einmachen, zur Bereitung des Himbeerſaftes, Him⸗ beerwein, Himbeerliqueur, Himbeereſſig, Himbeerwaſſer verwendet. Das Einmachen. Hiezu nimmt man 1½ Kilogr. Himbee⸗ ren und 1 Kilogr. Zucker, den man zuerſt am Kohlenfeuer ver⸗ gehen läßt, dann thut man die Himbeeren hinein und kocht die Maſſe am ſchwachen Feuer. So lange beim Kochen des Zuckers ein Schaum, der Unrath des Zuckers, ſichtbar wird, muß dieſer pünktlich abgeſchöpft werden, im Unterlaſſungsfall würde ſich das Eingemachte nicht halten. Wenn die Himbeeren zu ſinken anfangen und kein Schaum mehr darin zu ſehen iſt, werden ſie behutſam in eine Schüſſel gethan, bis ſie abgekühlt ſind, dann füllt man ſie in Gläſer. Der Himbeerſaft. Dieſer wird auf verſchiedene Art gemacht, mit und ohne Zucker: Bei dem mit Zucker werden die reifſten, ſchönſten Himbeeren in einen Hafen gethan, gut verſchloſſen und in Keller, oder an einen ſonſtigen kühlen Ort geſtellt und ſo lange ſtehen gelaſſen, bis ſich die Himbeeren aufwerfen, alsdann werden ſie durch ein Flanelltuch geſeiht und gepreßt, damit ſich die Flüſſigkeit vollſtändig entleert. Dieſen ausgepreßten Saft läßt man dann wenigſtens 24 Stun⸗ den ſtehen, damit er ſich reinigt. Dann wird er behutſam abgegoſſen und der trübe Bodenſatz entfernt. Zu 1 ½ Liter — 218 — reinen Saftes wird ein Kilogramm geläuterter Zucker gethan und dieſe Maſſe dann ſo lange gekocht, bis ſie ganz rein iſt und ſich kein Schaum mehr zeigt. Dieſen Saft läßt man kalt werden und füllt ihn in Flaſchen. Der Himbeerſaft ohne Zucker wird auf folgende Art gemacht: Man zerquetſcht die Himbeeren, füllt ſie in einen Topf und ſtellt ſolchen an einen kühlen Ort, oder in den Keller, etwa drei Tage lang, alsdann preßt man den Saft aus. Da⸗ mit ſich das Schleimige davon abſondert, läßt man den Saft abermals zwei Tage lang ſtehen, darauf ſeihet man ihn durch ein Flanelltuch und zuletzt wird dieſer gereinigte Saft in Fla⸗ ſchen gefüllt und in den Flaſchen gekocht. Hiezu nimmt man einen großen Keſſel, legt unten Stroh hinein, ſtellt in die Mitte des Keſſels die Flaſchen auf das Stroh und preßt außen, ſowie in den Zwiſchenräumen der Flaſchen das Stroh, damit die Flaſchen einen feſten Stand bekommen. Alsdann füllt man den Keſſel ſoviel mit Waſſer an, daß die Flaſchen bis an den Hals in das Waſſer zu ſtehen kommen. Es wird nun ein ſchwaches Feuer unter den Keſſel gemacht, welches man allmälig verſtärkt, bis der Saft in den Flaſchen anfängt zu kochen. Iſt alsdann die Siedperiode eingetreten, jo darf ſolche kaum / Stunde andauern und der Keſſel muß vom Feuer gebracht werden. Die Flaſchen dürfen aber über die ganze Dauer nicht zu⸗ pfropft fein, ſonſt zerſpringen fie. Nach / Stunde kommen die Flaſchen heraus, fie werden ſogleich feſt gepfropft, gut zus gebunden und verpicht. An einem kühlen Ort hält ſich dann dieſer Saft Jahre lang und bleibt immerhin, unter Waſſer getrunken, ein angenehmer und geſunder Trank. | Der Himbeerwein. Dieſes iſt zwar kein billiges, aber ein geſundes und angenehmes Getränke; hiezu zerdrückt man die reifen Beeren, preßt den Saft und läßt ihn einige Stunden ſtehen. Dann ſeihet man ihn durch ein Flanelltuch und gibt dem Safte einen Zuſatz von zu Staub geſtoßenem Zucker und 6 8 „ — 219 — zwar zu 3 Liter Saft 1 ½ Kilogr. Zucker. Dieſer Zucker wird mit dem Safte jo lange umgerührt, bis er ſich vollſtän⸗ dig aufgelöst und mit dem Saft ganz vereinigt hat. Dieſer Saft bleibt alsdann mehrere Tage lang gut zugedeckt ſtehen, und wird behutſam abgegoſſen, bis er trüber und dicker zu werden anfängt. Sodann wird zu dieſem Saft doppelt ſoviel Wein gegoſſen, als man Saft hat, miſcht dieſe Flüſſigkeit ge⸗ hörig unter einander und füllt ſie in Flaſchen. Himbeerliqueur. Der Himbeerliqueur iſt eine Mi⸗ ſchung von 1% Liter Spiritus, ½ Kilogr. Zucker und 1½ Liter Waſſer, aufgelöst mit ½ Liter Himbeerextrakt und das Ganze filtrirt. Den Himbeerextrakt erhält man, wenn man Himbeeren mit Spiritus verſetzt. 8 Himbeereſſig. Der Himbeereſſig iſt eine Miſchung von Himbeeren und Eſſig, der zuweilen auch noch eine Zugabe von Zucker erhält, doch kann letzterer weggelaſſen werden. | Bei der Bereitung des Himbeereſſigs ohne Zucker nimmt man ſo viel Eſſig, als man zerquetſchte Himbeeren hat und ſtellt ſie leicht bedeckt einige Tage in einen Luftzug, um eine Gährung hervorzubringen. Iſt dieß nun der Fall, jo übergießt man die Himbeeren mit ſiedendem Eſſig, deckt das Gefäß feit verſchloſſen zu und läßt es wenigſtens 24 Stunden lang ſtehen, alsdann wird die Flüſſigkeit ausgepreßt und in Flaſchen gefüllt. Die Bereitung des Himbeereſſigs mit einer Zugabe von Zucker, geſchieht auf nachfolgende Art: Es wird den Himbeeren. das gleiche Quantum Eſſig zugegeben, das Ganze in ein Ge⸗ fäß gethan und an einem gleich kühlen Ort, oder in den Keller 4 Tage lang geſtellt; dann wird die Flüſſigkeit hievon aus⸗ gepreßt und mehrere Stunden ſtehen gelaſſen, damit ſich das Unreine davon wieder ſetzt. Das Reine hievon wird nun ab⸗ gegoſſen und zu dieſem Quantum Flüſſigkeit ein gleiches Quan⸗ tum Zucker genommen und gekocht, dabei fleißig abgeſchäumt und da das Kochen nicht lange andauern darf, ſo iſt es räth⸗ . * PR — 20 — lich, den Zucker vorher fein zu ſtoßen. Der Eſſig bleibt noch längere Zeit zum Abkühlen ſtehen, alsdann wird er in Flaſchen gefüllt, die feſt zugepfropft werden. Das Himbeerwaſſer kann beſtehen aus einer Miſchung von ½ Kilogr. Himbeeren, 1 ½ Liter Waſſer, aus dem Saft einer Citrone und aus ½ Kilogr. Zucker. Das Himbeerwaſſer iſt ein ſehr wohlſchmeckendes und geſundes Getränke. Der Hollunder, Holder, Flieder. (Sambucus nigra.) Ein wohlbekannter, baumartiger Strauch, der beinahe in ganz Europa bis in die höheren Bergregionen, in ſchattigen Hecken, auf feuchten Waldplätzen, auf Schutthäufen, an ver⸗ fallenen Mauern wild wächst, und, wenn er einige Pflege be— kommt, leicht als Baum gezogen werden kann. Seine Aeſte ſind ſehr markreich, die Rinde iſt bei jungen Schößlingen ſchmutzig⸗weiß und glatt, mit den Jahren wird ſie mehr grau, riſſig und höckerig; die gegenüberſtehenden Blätter ſind gefiedert. Die Blumen find ſchmutzig-weiß mit hellgelben Staubbeuteln, ſtehen in flachen oder etwas ausgehöhlten Scheindolden und verbreiten einen eigenthümlichen, ſtarken, betäubenden Geruch; getrocknet ſind ſie blaßgelb, riechen milder, gewürzhaft und ſchmecken bitterlich. Die Beeren ſind kugelrund, dreifächerig, erbſengroß und ſchwarzglänzend und ſtehen in ſtark veräſteten Afterdolden. Ihr ſchwarzrother Saft hat einen ſchwachen Ge⸗ ruch und einen ſäuerlich⸗ſüßen, ſchwach bitteren Geſchmack. Kulturverfahren. Die Anpflanzung des Hollunder⸗ ſtrauches iſt jo ziemlich ſicher, ob die Lage ſüdlich oder nörd⸗ lich, ob der Boden trocken oder feucht, ob er im Thal oder auf dem Gipfel der Berge gepflanzt wird und hält auch überall den ſtrengſten Winter aus. Jedoch iſt bei der Anpflanzung ſein Wachsthum am ſchnellſten und ſein Gedeihen am ſicherſten * 5 Sn; Un U N N Ni AT, an in einem guten, lockern, mäßig⸗feuchten Boden, er trägt dann nicht nur mehr, ſondern auch größere und beſſere Beeren, deren Farbe mehr glänzend⸗ſchwarz iſt. Die Fortpflanzung kann durch Samen geſchehen, oder durch das Zertheilen und Setzen der Wurzeln, mit Schoſſen, oder durch das Zertheilen der Stöcke. Will man Setzlinge durch Samen erzeugen, ſo muß man da— rauf bedacht fein, einen guten Samen zu bekommen, der ge- hörig reif iſt und große Beeren hat, deren Saft ſchmackhaft und gehaltvoll iſt. Schon die Stiele müſſen eine rothe Farbe haben, denn es gibt auch Hollunderſträuche, an welchen die Stiele grün und die Beeren gehaltlos und wäſſerig ſind. Das ſicherſte Zeichen von Gehaltloſigkeit der Beeren ſind immer die grünen Stiele. 8 Die zur Saat beſtimmten Beeren werden entkernt, die Körner gut getrocknet und im Frühjahr in ein ſchon dazu kul— tivirtes Gartenbeet in Rinnen geſäet und flach eingehackt, oder man ſäet ſie im Spätjahr gleich beim Abpflücken, dann bedeckt man über den Winter die Saatreihen mit Stroh, oder ſtrohi— gem Dünger, den man im Frühjahr wieder abrecht, oder zwiſchen die Reihen einhackt. Haben nun die Setzlinge ihre erforderliche Stärke, ſo werden ſie bei etwas feuchter Witterung ausgenommen und an ihren Beſtimmungsort verſetzt. Schoſſe mit den nöthigen Wurzeln zu erhalten, iſt bei dem Hollunder leicht möglich, denn es iſt dieſer Pflanze eigenthümlich, daß von den Wurzeln immer eine Menge Schoſſe ſich bilden, ſo daß man eine größere Auswahl hat, man löst nur die ſchönſten mit einem nöthigen Theil Wurzeln ab und verſetzt ſie. Auf dieſe Art kann man dann ganze Stöcke zertheilen. Steckt man im Spätjahr ſchöne, kräftige Schoſſe an eine Stelle, wo der Boden gut und kräftig, mehr feucht als trocken iſt, ½ Meter tief in den Boden, ſo bilden ſich über den Winter Wurzeln und mit dem Frühjahr beginnt auch die Pflanze zu wachſen. N 8 u u Die Pflege des Hollunderſtrauchs iſt gewöhnlich nur die, daß man alljährlich die in Menge hervorkommenden Wurzel⸗ ſproſſen zu verringern ſucht und nur die nöthigen und ſchönſten davon ſtehen läßt, alle übrigen aber abſchneidet. Alte Bäume oder Stauden laſſen ſehr viel an ihrer Fruchtbarkeit nach; man ſäume daher nicht, den Hollunder, ſowie er durch Alter an der Fruchtbarkeit nachläßt, zu verjüngen. Man ſägt zu dieſem Behufe im Spätjahr alles alte Holz ab und läßt bloß die ſchönſten und kräftigſten Schoſſe zum künftigen Stamme ſtehen, will man jedoch keinen Baum, ſondern nur einen Strauch er⸗ ziehen, ſo läßt man ſo viel wie möglich ſchöne Sproſſen ſtehen. Der Nutzen, welchen der Hollunder gewährt, iſt vielſeitig und mannigfaltig, denn es iſt kein Theil der Pfanze, der nicht einigen Nutzen gewährt, wie z. B.: Die Blüthe. Sie wird theils zu Koch- und Backwerk und verſchiedenen Speiſen benützt, denen ſie einen angenehmen Geſchmack gibt, theils zu Hausmitteln und zwar innerlich und äußerlich. Innerlich wird ein Aufguß als Thee davon bereitet, deſſen Wirkung ſchweißtreibend, ſchleimauflöſend, nervenſtärkend und krampfſtillend iſt und ſchnell erwärmt; er iſt mithin bei denjenigen Krankheiten anzuwenden, welche durch Erkältung entſtanden ſind, namentlich bei Rheumatismus, Huſten, Schnupfen, überhaupt in Krankheiten von unterdrückter Ausdünſtung. Aeußerlich wird die Hollunderblüthe mit gutem Erfolg ange— wendet, theils im trockenen Zuſtand, bei katarrhaliſchen und rheumatiſchen Leiden, bei Geſchwülſten und Verhärtungen, wo ſie ſchmerzſtillend und zertheilend wirkt, durch warmes Auflegen von Säckchen, gefüllt mit Hollunderblüthe, theis mit Milch ge⸗ kocht zu erweichenden Umſchlägen. Man ſäume daher nicht, immer ſo viel wie möglich Blüthen zu ſammeln, breite ſie ſehr dünne aus und trockne ſie an einem luftigen, ſchattigen Ort; ſobald ſie gehörig getrocknet ſind, be⸗ * 9 > 0 1 90 f KR EG U ENT, wahre man fie in einem gut verſchloſſenen Gefäß an einem trockenen Ort auf. Die Hollunderblüthe dient ferner auch noch zur Bereitung von wohlſchmeckenden Weinen, z. B. die Blüthen in ein Säck⸗ chen gethan und in den Moſt gehängt, geben dem Wein einen eigenthümlichen Geſchmack, der von Vielen ſehr geliebt wird. Die Blüthenknoſpen und unreifen Beeren können mit Eſſig, Oel und Salz zu einem guten Salat zubereitet werden. Aus den Beeren wird das Hollundermuß, Fliedermuß, bereitet, das als ſchweiß⸗ und harntreibendes Mittel bei Katarrhen und ur matiſchen Leiden ſehr geſchätzt wird. Das Hollundermuß wird aus den ſchwarzrothen e des Hollunders auf folgende Art bereitet: Die reifen Beeren wer⸗ den mit Vorſicht abgepflückt, damit keine Stiele unter die Beeren kommen, dann zerquetſcht man ſie in ganz friſchem Zu⸗ ſtand und preßt den Saft aus, den Saft läßt man 12 Stun⸗ den lang ruhig ſtehen, damit ſich die dickere Maſſe zu Boden ſetzt, alsdann gießt man in einen Keſſel das Reine, Flüſſige, vorſichtig und behutſam ab, damit der Bodenſatz nicht damit eingemiſcht wird, denn dieſer muß zurückbleiben. Dieſem Saft wird der nöthige Bedarf an Zucker und Zimmt beigegeben und das Ganze fo lange gekocht (indem man immerwährend mit einem hölzernen Löffel umrührt) bis er nicht mehr fließt und etwa die Feſtigkeit eines ſteifen Honigs bekommen hat; alsdann wird er in Steintöpfe gefüllt und gut verſchloſſen aufbewahrt. Dieſes Muß iſt ein vortreffliches Hausmittel, es iſt ange⸗ nehm zu genießen und ſehr geſund, namentlich für Kinder, die es gelinde abführt und auf den Urin wirkt. Bei älteren Per⸗ ſonen hat es zwar die gleiche Wirkung, doch braucht man da ſchon ein größeres Quantum. Der Hollunderſaft. Die Bereitung des Hollunder⸗ ſaftes iſt nur wenig verſchieden von der Zubereitung der Muße. Die Beeren werden nicht ſogleich gepreßt, wie bei dem Muße, — 224 — ſondern kommen in einen ſteinernen Topf und werden ſo lange an einen kühlen Ort geſtellt, bis ſie anfangen ſaftig und wei⸗ nig zu werden; alsdann preßt man den Saft aus, läßt ihn wenige Stunden ſtehen, ſchüttet ihn, damit man keinen Boden⸗ ſatz bekommt, behutſam in einen Keſſel ab, nimmt dann zu 12 Liter Saft 1 Kilogr. geſtoßenen Zucker und kocht dieſe Maſſe ſo lange, bis ſie anfängt zähe zu werden, alsdann nimmt man ſie vom Feuer weg. Um eine Gleichmäßigkeit des Saftes zu bekommen und um das Anbrennen zu verhüten, wird wäh⸗ rend des Kochens mit einem hölzernen Löffel beſtändig gerührt. Iſt nun dieſer geſottene Saft abgekühlt, ſo wird er in Flaſchen gefüllt und gut zugepfropft. Dieſer Saft hat die nämliche Wirkung und kann viel länger aufbewahrt werden, als die Muße. Der Hollun derwein. Zu deſſen Bereitung werden die Beeren, die ohne Stiele abgepflückt wurden, im Waſſer gekocht; die Beeren entleeren ſich allmälig ihres Saftes, die Haut ſchrumpft ein und ſetzt ſich zu Boden, alsdann wird der Saft behutſam abgegoſſen, damit die eingeſchrumpften Beeren zurückbleiben. Dieſem reinen Saft gibt man eine nöthige Quan⸗ tität Zucker bei, kocht ſolchen wenigſtens eine Stunde lang und gießt ihn dann in ein hölzernes Gefäß. Um eine baldige Gährung zu bezwecken, werden einige Brodſchnitten auf Kohlen braun geröſtet, mit Hefe beſtrichen und in den Saft gelegt. In dieſem Gefäß läßt man den Saft drei Tage lang ſtehen, rührt aber die ganze Maſſe des Tags mehreremal um und füllt ſie dann in ein Faß im Keller zur Gährung, welche einige Monate dauert. Während der Gährzeit darf das Faß nicht geſpundet, ſondern nur mit einem Läppchen bedeckt werden. Nach vollendeter Gährzeit, aber nie vor dem vierten Monate, wird dann der Wein abgezogen und in ein anderes Faß oder in Flaſchen gefüllt. Zu Eſſig und Branntwein können die Hollunderbeeren auch verwendet werden. > — 225 — Heilkraft. Die geſchabte, innere, grüne Rinde und die jungen Blätter beſitzen auch Heilkräfte und werden häufig als äußerliches Mittel bei rothlaufartigen Auſchwellungen angewen⸗ det, wo ſie ſehr kühlend und ſchmerzlindernd wirken, beſonders zeichnet ſich die innere grüne Rinde in ihrer Wirkung aus. Die Kerne der Hollunderbeeren ſind ſehr purgirend und können als Wurmmittel benützt werden, da ſie insbeſondere ſtark auf die Würmer wirken. Die Hollunderbeeren ſind eine Lockſpeiſe für Vögel, die ſie ſehr gerne freſſen. Man nimmt hier folgende auffallende Wir: kung der Hollunderbeeren gewahr: Die Vögel freſſen ſolche gerne und freſſen ſie auch in Menge, ohne daß es ihnen ſcha⸗ det, während die Hühner, wenn ſie davon freſſen, ſterben, denn es iſt für dieſe ein tödtliches Gift. Hollunderſtengel ſammt den Blättern ins Korn geſteckt und ausgebreitet, vertreiben die Kornwürmer, ebenſo fliehen die Erd— flöhe, Raupen und Maulwürfe vor deren widerlichem Geruch. Mit dem Saft der Hollunderbeeren kann man den Wein roth, leinenes Tuch braun und mit Wismuth vermiſcht die Wolle blaugrau färben. Die Johannisbeere. (Ribes.) Die rothe Johannisbeere. (Ribes rubrum.) Der Johannisbeerſtrauch iſt eines der bekannteſten Geſträuche, die in Wäldern, an feuchten Stellen, in Hecken und Gebüſchen, ſehr ſelten wild wachſen, dagegen ſehr häufig in Europa und Nordamerika in Gärten angepflanzt werden. Er hat aufrechte, unbedornte Aeſte, langgeſtielte, mit faſt fünflappigen, in der Jugend zottigen, ſpäter kahlen, etwas runzeligen Blättern. Die 15 — — 226 — Blumen ſtehen in hängenden Trauben, blühen Ende Mai und tragen Ende Juni ſchon einfache Trauben, mit rothen, fleiſch⸗ farbigen, oder weißen Beeren. Sie haben nach Verſchiedenheit ihres Standorts, der Lage, der Witterung, der mehr oder weniger ſorgfältigen Pflege, einen angenehmen, rein-ſäuerlichen und ſüßlich-ſäuerlichen Ge⸗ ſchmack und ſchwachen Geruch. Die ſchwarze Johannisbeere. (Ribes nigrum.) Die ſchwarze Johannisbeere unterſcheidet ſich von der rothen durch größere Blätter, haarige Blumentrauben, große, ſchwarze Beeren, die, wie die ganze Pflanze, einen ſtarken, unangeneh⸗ men Wanzengeruch haben. Die Johannisbeere ſollte man wegen ihres anerkannt man⸗ nigfaltigen Nutzens beſſer pflegen, ihren Anbau vermehren und das Produkt zu veredeln ſuchen. Der Johannisbeerſtrauch iſt der tragbarſte Fruchtſtrauch, der alle Jahre trägt. Auch wenn er nicht kultivirt wird, liefert er bei nur einiger Pflege eine reichlichere Ernte, nament⸗ lich wenn er in einer ſonnigen, geſchützten Lage, in einem mäßig feuchten, kräftigen Boden gepflanzt und, wie es ihm gebührt, alle Jahre gedüngt, behackt und der Boden locker und von Unkraut rein gehalten wird. Nicht weniger nothwendig iſt das alljährliche Ausſchneiden des überflüſſigen Holzes, damit der Strauch Licht und Luft erhält. Klima, Lage und Boden. Der Johannisbeerſtrauch gedeiht in allen Bodenarten und in allen Lagen, ja ſogar in den rauheſten Gegenden, nur muß dann beim Anpflanzen da⸗ für Sorge getragen werden, daß er eine ſonnige, vor Winden geſchützte Lage bekommt und einen Boden, der mehr trocken als naß iſt; denn im naſſen Boden wäre bei ſtreng kalten Wintern, namentlich durch ſcharfen Wind, oder nach einem naſſen Som⸗ — 227 — mer, wo das Holz nicht völlig reif würde, ein Erfrieren zu befürchten. Ein Nichtreifwerden des Holzes des Johannisbeer⸗ ſtrauches gehört zu den Seltenheiten und verräth ſtets eine ganz ungünſtige Lage und kalten, naſſen Boden. Die Fortpflanzung kann geſchehen durch die Ausſaat, was jedoch ſeltener iſt. Will man Samen zur Saat gewinnen, ſo läßt man die ſchönſten, vollkommenſten Beeren überreif wer— den, um den Samen leicht gewinnen zu können, pflückt ſie dann ab, zerdrückt ſie und wäſcht den Samen und ſäet ihn in einen mit Erde angefüllten Hafen, den man an einen Ort ſtellt, wo es zwar kühl iſt, jedoch die Erde nicht gefriert. Im Spät⸗ jahr wird dann zur Aufnahme dieſes Samens ein Gartenbeet beſtimmt, das gut gedüngt und gelockert wird, ſo daß die Saat im Frühjahr — ſchon im März, wenn es die Trockenheit des Bodens erlaubt — vorgenommen werden kann. Sind nun an dem Samen Keimwürzelchen ſichtbar, ſo iſt es an der Zeit, denſelben in das Gartenbeet zu thun, wozu man einige Zoll von einander entfernte Rinnen macht, in welche man den Sa⸗ men ausgebreitet ſäet und mit feiner Kompoſterde bedeckt. Wird die Saat frühzeitig ins Freie vorgenommen, ſo dient zu Sicherheit und Schutz, daß man das Samenbeet mit Reiſig bedeckt, welches, wenn keine Fröſte mehr zu befürchten ſind, wieder abgenommen wird. Das Samenbeet iſt dann den Sommer über rein von Unkraut und durch mehrmaliges Be— hacken locker zu erhalten. Auch kann bei anhaltender trockener Witterung ein mehrmaliges Begießen, namentlich in der erſten Zeit, nothwendig werden. Im Oktober nach dem Laubfall nimmt man die Pflanzen aus dem Samenbeet und verpflanzt ſie auf ihren Beſtimmungsort. Werden ſie in ein Gartenland verpflanzt, ſo iſt eine Entfernung von 1 Meter von allen Seiten nothwendig. Bei dem Verſetzen werden die Triebe und Wurzelſpitzen etwas eingeſtutzt. Im folgenden Jahre treibt der Stock mehrere Triebe, die man ihm läßt, man hat alſo nichts — 228 — zu thun, als den Boden einigemal zu lockern. Das Lockern gewährt auch hier mehrere Vortheile, nicht allein, daß der Bo⸗ den gelockert wird, es beſeitigt auch das Unkraut und iſt ein ſicheres Abhaltungsmittel vor der Johannisbeerraupe. Wo ſich die Raupe einmal eingeſtellt hat, iſt der ganze Ertrag für jenes Jahr verloren. Das mehrmalige Ueberſtreuen mit Ofenruß und Holzaſche iſt ein ſicheres Mittel; ſolches muß aber nach einem Regen, oder Morgens beim Thau geſchehen, oder man über⸗ ſtreut den Stock ſehr ſtark und beſpritzt die Sträucher nach, einigen Tagen mittelſt der Brauſe, um den Ruß abzuflößen, was zugleich als Düngung gelten kann. Im Frühjahr des dritten Jahres ſchneidet man bis auf höchſtens vier der ſchönſten, geradeſten und ſtärkſten Triebe alle übrigen ab und zwar ſo tief als möglich. Im Monat Juni werden dann die Gipfel der Sommertriebe, jedoch nicht zu nahe an den oberſten Beeren, abgeſchnitten, damit Luft und Sonne auf die Frucht einwirken können, immerhin bleibt man jedoch 15 Ctm. von der oberſten Frucht entfernt. Die Vermehrung durch Stecklinge. Bei der Ver⸗ mehrung durch Stecklinge ſammelt man im Winter junge, ſchöne Triebe, an denen man am unteren Ende etwas von dem vor⸗ jährigen Holze ſtehen läßt und gräbt ſie an einem trockenen Orte bis zum Frühjahr ein, wo man ſie dann an den für ſie beſtimmten Ort verſetzt. Dieſe Stecklinge bekommt man leicht dadurch, daß man die im Frühjahr abgeſchnittenen, überflüſſigen Triebe ſammelt, eine Grube macht, ſie in horizontaler Lage hineinlegt und mit guter, kräftiger Erde ſtark bedeckt, ſo daß die Hälfte des Triebes in die Erde kommt. Im nächſten Frühjahr haben ſie dann die nöthigen Wurzeln und können verſetzt werden. Will man Bäumchen erziehen, ſo wähle man hiezu einen jungen, durch Samen erzogenen kräftigen Wurzelſtock, der ſtarke und kräftige Triebe hat und von einer Art mit den feinften — 229 — und größten Beeren. Von dieſem Strauch ſchneidet man im Frühjahr ſämmtliche Triebe nahe am Boden ab und von den ſich entwickelnden Trieben läßt man nur einen wachſen, den man für den geradeſten hält und zieht ihn an einem Pfahl gerade in die Höhe. Dieſem Triebe widmet man den ganzen Sommer über einige Zeit, um die Nachtriebe ſogleich wieder zu unterdrücken und den Boden durch das Behacken ſtets locker zu halten. An dem Triebe ſelbſt läßt ſich dann im erſten Jahre nichts mehr thun. Im zweiten Jahre hat man dem Triebe eine Form als Bäumchen zu geben. Die Höhe bedingt der Trieb, man ſchneidet ſämmtliche Seitentriebe weg und läßt die oberſten, welche die Krone bilden ſollen, ſtehen, ſtutzt je: doch, um der Krone eine ordentliche Form zu geben, die zu langen Triebe ab, was dann alljährlich zu geſchehen hat. Ausgezeichnet ſchöne große Früchte werden durch die Ver- edlung erzielt. Um die Johannisbeere durch Veredlung fortzupflanzen, pfropft man die erzogenen Stämmchen auf das zweijährige Holz mit Reiſern von den vorzüglichſten Sorten. Das Veredeln mißräth bei einiger Aufmerkſamkeit und Geſchicklichkeit nicht leicht und gelingt ebenſo gut auf dem Kopf der Wurzel, als auf zweijährigem Holze. Die ſicherſte Zeit hiezu iſt ſpät im Winter — ſchon gegen das Frühjahr zu. Werden nun die Stöcke älter und der Ertrag nimmt ab, ſo iſt ein friſches Beet anzulegen, was jedoch bei der Johannis⸗ beerſtaude nicht ſo bald erforderlich wird, denn ſie liefert bei guter Pflege eine Reihe von Jahren gleich hohen Ertrag. Dadurch, daß ſich die Johannisbeere zu verſchiedenartigen Speiſen und Getränken eignet, iſt ihr Nutzen um ſo größer. Die rothen Johannisbeeren (Baccae Ribis rubri) haben einen angenehmen, ſüßlich⸗ſſäuerlichen gang und ſchwachen Geruch. * — 230 — Die ſchwarzen Johannisbeeren (Baccae Ribis nigri) haben einen ſtarken, unangenehmen und wie ſchon bemerkt, wanzen⸗ artigen Geruch und weinſüßlichen, dabei etwas herben und un— angenehmen, gewürzhaften Geſchmack. Die rothe Johannisbeere wird ſehr gerne roh gegeſſen, die ſchwarze dagegen weniger häufig im rohen Zuſtand genoſſen. In der Medizin dient die Johannisbeere zur Bereitung eines Saftes, der anerkannt als ein kühlendes, harntreibendes, magenſtärkendes und die Verdauung beförderndes Mittel gilt. In der Bad: und Kochkunſt findet ſie ebenfalls häu⸗ fige Verwendung, man bäckt fie auf und in Kuchen, macht ſie mit Zucker ein und bereitet ein Gelée aus ihnen, ferner einen Johannisbeerſaft, einen Johannisbeerwein und Johannisbeereſſig. Zum Einmachen werden ſchöne Johannisbeeren abgepflückt, gänzlich von Stielen befreit und gewaſchen, alsdann läutert man. ſo viel ½ Kilogr. Zucker mit wenig Waſſer, als man Ye Kilogr. Johannisbeeren hat. Wenn der Zucker, deſſen Schaum pünktlich abgenommen wurde, keinen Schaum beim Kochen mehr wirft, ſo werden die Johannisbeeren in den Zucker geſchüttet und mitgekocht. Um zu prüfen, ob die Maſſe genug gekocht iſt, nimmt man einen Löffel voll heraus und läßt ſie kalt werden; wird ſie dann beim Abkühlen ſogleich dick, ſo iſt ſie genug gekocht, bleibt ſie aber flüſſig, ſo wird fortgefahren, bis ſie zu der gewünſchten Dicke eingekocht iſt. Als ſicheres Zei- chen kann man auch annehmen, daß, wenn ſich die Beeren ſenken und es oben helle und flüſſig wird, die Maſſe vom Feuer entfernen muß und wenn die Johannisbeeren abgekühlt find, fo kommen fie in Gläſer oder Steingefäße, die feſt zuge⸗ bunden werden. | Gelee. Deutſch Dickſaft, iſt vom eigentlichen Saft der Johannisbeere nur in jo ferne verſchieden, als zu dem Gelee kein Fleiſch wie zu dem Saft genommen wird. Die friſchen. Johannisbeeren werden ganz zerquetſcht und 24 Stunden lang — 231 — ſtehen gelaſſen, dann werden ſie durch ein Flanelltuch geſeiht. So viele ½ Liter von dieſem Saft genommen werden, ſo viele Ye Kilogr. Zucker werden rein geläutert. Hiezu nimmt man ſo viel Waſſer, als nöthig, dann gießt man den geläuterten Zuckerſaft in den Johannisbeerſaft, kocht das Ganze und ſchöpft fleißig den Schaum ab, wodurch die ganze Maſſe helle und bei— nahe durchſichtig wird. Steht der Saft, wenn man davon herausnimmt, fo iſt das Gelee reif, man nimmt es vom Feuer, läßt es abkühlen und bringt es in Gläſer. Der Johannisbeerſaft. Hiezu werden ganz reife Träubchen mit ſehr wenig Waſſer in einen Keſſel gethan, der ganz ſchwach unterfeuert iſt. Sind nun die Träubchen erhitzt, ſo werden ſie zerquetſcht und durch ein Haarſieb ſammt dem Fleiſch getrieben. Dieſe Maſſe, frei von Häuten, miſcht man und nimmt zu 1 ½ Liter 1 Kilogr. Zucker; kocht die Maſſe und ſchäumt ſie während des Kochens fleißig ab, bis der Saft anfängt dick zu werden; alsdann nimmt man ihn vom Feuer, läßt ihn abkühlen und gießt ihn in Flaſchen. Der Johannisbeerwein, der wohl der beſte nach dem Traubenwein iſt, würde in ſolchen Gegenden, wo der Weinſtock nicht mehr gedeiht, eine größere Verbreitung verdienen. Hiezu läßt man die Beeren völlig reif werden und bis in den Herbſt hängen, pflückt die reifen und geſunden Beeren ſorgfältig ab, zerquetſcht ſie und läßt ſie zwei Tage ſtehen, dann ſeihet man den Saft durch ein Tuch, nimmt ebenſo viele Liter Waſſer, als man Saft hat und ſetzt auf 3 Liter ½ Kilogr. Zucker hinzu. Dieſe Miſchung füllt man dann in ein Faß und erhält es immer ſpundvoll, ſo lange die Gährung dauert. Hat man keine Johannisbeeren mehr, ſo nimmt man Himbeeren oder Zuckerwaſſer. Dann läßt man das geſpundete Faß 5 bis 6 Monate liegen und zieht den reifen, fertigen Wein in Flaſchen, in welchen er ſich, wenn dieſe gut zugeſpundet werden, Jahre lang hält. Zu dieſer Manipulation eignen ſich namentlich die ſchwarzen Johannisbeeren, dieſe geben einen wohlſchmeckenden, ſüßen Wein, der dann einen, dem Muskateller ähnlichen Ge⸗ ſchmack bekommt. Bei einer anderen Verfahrungsart wird auf die ausgepreß⸗ ten Träber ebenſo viel Brunnenwaſſer gegoſſen, als man Saft hat. Man durchknetet das Waſſer öfters mit den Träbern und preßt nach mehrmaligem Durcharbeiten die Maſſe abermals aus. Dieſe letztgewonnene Flüſſigkeit ſchüttet man in einen Keſſel, nimmt fo viele / Kilogr. Zucker, als man Saft hat und kocht ſie, ſchäumt ſie fleißig ab und ſeihet ſie durch ein reines Tuch. Der zuerſt gewonnene Saft kommt gleich in das Fäßchen, der zweite oder der Nachdruck bekommt einen kleinen Zuſatz Zucker und reines Brunnenwaſſer und wird nochmals geſotten, hernach der ausgepreßte Saft im heißen Zuſtand zu dem bereits ſchon im Fäßchen befindlichen Safte. Während des Einleerens in das Fäßchen muß die ganze Maſſe beſtändig gerührt werden, damit ſie durch und durch gemengt wird. In der erſten Zeit muß das Fäßchen ebenfalls ſpundvoll gehalten werden. Der Spunden wird anfänglich nur ſchwach und erſt nach einigen Wochen, wenn die Gährung allmählig abnimmt, feſter darauf geſetzt. Nach 5 bis 6 Monaten kann dieſer Wein dann auch in Flaſchen gefüllt werden. Der Johannisbeereſſig. Reife Beeren werden gänz⸗ lich zerquetſcht, die Maſſe leicht bedeckt und an einem mäßig warmen Ort 2— 3 Tage ſtehen gelaſſen, dann ausgepreßt. In die ausgepreßten Träber gießt man ſo viel Liter Waſſer, als man Saft hat, knetet die Träber mehrere Mal durch und preßt fie abermals durch ein Tuch. Die beiden ausgepreßten Flüſ⸗ ſigkeiten mengt man mit einander, ſchüttet ſie in einen hohen Steintopf und ſtellt dieſen zum Gähren an einen mäßig warmen Ort. Nach einiger Zeit fängt die Flüſſigkeit an ruhig und kalt zu werden, ein Zeichen, daß ſich die Süßigkeit in Säure verwandelt hat und der Gährungsprozeß vorüber iſt. Wenn — 233 — man nun hierin geſichert iſt, ſo ſeihet man den Eſſig durch ein wollenenes Tuch, um die Hefe davon abzuſondern, füllt ihn in Flaſchen und ſtellt ſolche an einen kühlen Ort. Johannisbeer-Branntwein. Die zurückgebliebene Hefe und die Träber der Johannisbeere geben einen guten, ſtarken Branntwein. Die Preiſelbeere, Steinbeere, Mehlbeere. (Vaceinium Vitis idæa.) Ein im nördlichen Europa, beſonders in Bergwäldern vor— kommender, gegen ½ Meter hoher Strauch, in trockenen, ſan— digen Wäldern. Er überzieht auch ganze Strecken, wie der Heidelbeerſtrauch. Seine Zweige ſind rund, graubraun und weiß behaart und die Blätter glänzend hellgrün; die Blumen- trauben find hängend und blaßroth, blühen im Mai und tragen im Juli und Auguſt fleiſchige, dunkelrothe, runde, erbſengroße Beeren, die innen markig ſaftig ſind und einen ſäuerlich-ſüßen und herben Geſchmack haben. Dieſer Strauch eignet ſich vortrefflich in eine Anlage— pflanzung, denn dazu paſſen ſeine ſchönen, immergrünen Blätter, ſeine wohlriechenden Blüthen, die vom April an mehrere Mo— nate lang prangen, bis die rothen Früchte an deren Stelle treten, die ſich unter den grünen Blättern vortrefflich aus⸗ nehmen. Den Preiſelbeerſtrauch vermehrt man durch Wurzel- ſproſſen, die im Herbſt oder Frühjahr abgenommen und genau unterſucht werden, ob ſie an keiner Krankheit leiden; man rei⸗ nigt ſogar die Wurzeln von aller Erde, deßhalb iſt auch ein Anſchlammen bei der Anpflanzung nothwendig. Iſt dieſer Strauch einmal angewachſen, ſo wächst er im n Boden und in ſandigen Feldern. Die jungen, im Schatten getrockneten Blätter geben einen guten Bruſtthee. Die Beeren werden wie die Heidelbeeren roh — — 234 — gegeſſen, zu Koch⸗ und Backwerk, wie zum Einmachen benützt und davon Muß, Saft, Wein und Branntwein bereitet. Auf dem Harzgebirge kocht man ſie ohne allen Zuſatz einige Mal auf, packt ſie in Fäßchen und verſendet ſie. Der Handel damit iſt beſonders im hohen Norden nicht unbeträchtlich. Das Preiſelbeermuß mit Waſſer gibt ein Getränke, das ſehr kühlend iſt und bei entzündlichen Krankheiten gute Dienſte leiſtet. Die Stachelbeere. (Ribes grossularia.) Ein ſowohl im ſüdlichen, wie auch im nördlichen Europa wildwachſender Strauch, hat bedornte Aeſte und Triebe, mit dreilappipen, eingeſchnittenen, ſägezähnigen Blättern. Der Kelch iſt glockenförmig, von grüner Farbe mit rothrandigen Zipfeln, die Krone weißlich, die Frucht eine kugelige, nackte oder borſtige, grünlich⸗gelbliche oder rothe Beere. Die Beeren, die mit kleinen Härchen oder Borſten beſetzt ſind, erhalten davon ihren Namen und unterſcheiden ſich von den übrigen Beerfrüchten. Die Stachelbeere wächst im wilden Zuſtande an felſigen, ſteinigen Abhängen und unfruchtbaren Hügeln, zumal in der Kalkregion und nimmt an Güte gegen Süden zu und gegen Norden ab. Die Stachelbeere iſt in unzähligen Abarten vor⸗ handen; davon unterſcheidet man hauptſächlich: 1) Die haarige Stachelbeere (Ribes uva crispa). 2) Die rothe Stachelbeere (Ribes reclinatum). 3) Die gelbliche Stachelbeere (Ribes grossularia). Ferner gibt es frühreifende Sorten und ſpätreifende, erſtere übertreffen an Wohlgeſchmack die letzteren. Der Stachelbeer⸗ ſtrauch, der je nach ſeiner Art mit mehr oder weniger Stacheln beſetzt iſt und in ganz Europa wildwachſend getroffen wird, erreicht im wilden Zuſtand ca. 1 Meter Höhe, während er durch die Kultur beträchtlich höher wird. Der Stachelbeerſtrauch F 2 3 . 4 os * E 1 „C r — 235 — iſt der Veredlung ſehr fähig, wodurch man auch eine Menge vortrefflicher Sorten von beliebiger Farbe von ihm erhalten kann, denn es gibt weiße, gelbe, grüne, roſenrothe und dunkel⸗ rothe. Aber auch auf Form und Größe der Beere, ſowie auch auf die Güte (indem ſie faftreicher und ſüßer werden), hat die Veredlung Einfluß. Um jedoch dieſes zu erzielen, iſt eine warme, ſonnige Lage einer mehr nördlichen vorzuziehen, wenn die Lage auch hoch und rauh iſt. Der Stachelbeerſtrauch muß ſonnig gelegen ſein, dann iſt nicht nur das Gedeihen geſichert, die Beeren werden auch ſehr gut. In manchen Gegenden, in welchen der Wein⸗ ſtock nicht mehr gedeiht, könnte an einer ſüdlichen, ſonnig ge⸗ legenen Anhöhe eine größere Anlage des Stachelbeerſtrauches ein ganz erwünſchtes Erſatzmittel der Weinreben werden, ohne daß er ſo viele Mühe verurſacht, wie die Weinrebe. Um einen großen buſchigen Stock zu erzeugen, iſt dem Boden Kraft nöthig, beſitzt er ſolche nicht, ſo muß er ſie durch Dün⸗ gung erhalten; iſt der Boden bindig, ſo muß er durch öfteres Behacken gelockert werden, iſt der Boden feucht mit undurch⸗ laſſendem Untergrund, dann iſt ſein Gedeihen nicht von Dauer. Die Vermehrung des Stachelbeerſtrauchs kann am leichteſten durch Wurzelableger und Stecklinge geſchehen, indem es deren ſehr viele gibt und die Samenerziehung, welche dieſelbe, wie bei der Johannisbeere iſt, ſehr viele Mühe und Zeit verurſachen würde. Will man eine neue Anlage mit Stecklingen machen, ſo ſammelt mann ſchon im Winter ſchöne Triebe, indem man ziemlich viel Holz vom Mutterſtock ſtehen läßt und gräbt ſie an einem kühlen Ort ein, bis man im Frühjahr das Verſetzen vornimmt. Wurzelableger, Wurzelſproſſen ſammelt man un⸗ mittelbar vor dem Verſetzen. a 8 Das zur Aufnahme der Stecklinge wie der Wurzelableg beſtimmte Land muß gut und tief gelockert und wenn der Bo⸗ — 236 — den nicht ſchon vorher kräftig iſt, vorerſt ſtark gedüngt werden. Die Stöcke haben je 1½ Meter von einander entfernt zu ſtehen. Das Setzen muß mit Vorſicht geſchehen. Iſt der Boden, oder ſind die Pflanzenwurzeln der Setzlinge ſchon etwas trocken, ſo iſt ein Einſchlämmen rathſam. Sind die Wurzeln ſehr lang ſo werden ſie etwas abgeſtutzt. Je bälder im Früh⸗ jahr das Verſetzen vorgenommen werden kann, um ſo ſicherer kann man auf das Gelingen rechnen. Die Arbeiten im erſten Sommer ſind meiſtens nur die, daß man den Boden locker und von Unkraut rein erhält und um die Triebe gerade zu erziehen, ihnen bald einen Pfahl gibt, an den man ſie bindet. Im Frühjahr des zweiten Jahres läßt man jedem Stock etwa 4 Triebe, das übrige ſchneidet man weg und bindet ſie wieder an ihren Pfahl; die zweite Arbeit iſt dann das Be⸗ hacken. Iſt der Boden nicht mehr kräftig genug, ſo iſt es räth⸗ lich, dem Behacken eine Düngung vorangehen zu laſſen und den Dünger mit unterzuhacken. Dieß hat um ſo nothwendiger all⸗ jährlich zu geſchehen, wenn in dem mittleren Raum in den erſten Jahren der Stachelbeer-Anlagen Zwiſchenfrüchte, die wenig Schatten machen und keinen großen Raum einnehmen, gebaut werden. Hiezu eignen ſich namentlich Zwiebeln, niedere Bohnenarten, Salat ꝛce. Im Monat Juni werden die Seiten⸗ triebe der Staude ſchwach eingeſtutzt und, damit der Strauch eine geordnete Form bekommt, werden die Triebe thunlichſt zuſammengebunden. Der Stachelbeerſtrauch läßt ſich, wie die übrigen Geſträuche, in der Erziehung eine ganz beliebige Form geben. Die natürliche Form iſt die Buſchform, aber auch Spaliere kann man davon bilden, wie auch Bäumchen erziehen. Bei der Erziehung der Spaliere werden in den erſten Jahren Pfähle in der Art geſteckt, daß durch das Anbinden der Triebe an ſolche, die beliebige Spalierform gegeben werden kann. Nach einigen Jahren ſind die Sträucher dann ſchon ſo ſtark, daß ſie U as ſich von ſelbſt halten und machen dadurch die Pfähle entbehr⸗ lich. Dabei iſt jedoch wohl zu beachten, daß die Stachelbeere durch eine hohe Erziehung an ihrer Süßigkeit verliert; ferner, daß die Spaliere eine ſolche Richtung bekommen müſſen, in welcher die Sonne zwiſchen die Reihen ſcheinen kann, damit ſämmtliche Früchte auszeitigen können. Will man Bäumchen erziehen, ſo düngt man das Jahr zuvor ſtark, um den Boden kräftig zu machen, im Frühjahr darnach ſchneidet man ſämmtliche Zweige am Boden ab und wählt dazu ſolche Stöcke, welche die beſten Früchte geben. Von den ſich entwickelnden Trieben läßt man nur denjenigen ſtehen, welcher der kräftigſte zu ſein ſcheint. Dieſem gibt man, ſobald er etwas herangewachſen iſt, einen Pfahl und bindet ihn loſe an, damit er eine gerade Richtung bekommt. Den ganzen Sommer hindurch ſchneidet man ſämmtliche Triebe, die unter⸗ halb des Hauptzweiges herausgewachſen, ſtets ab, um dem Haupttriebe keine Säfte zu rauben. Im zweiten Jahr ſchnei⸗ det man dann von dieſem Hauptzweig ſämmtliche Aeſte weg, bis auf die oberſten, welche die Krone zu bilden haben. Der Krone kann man dann durch das Zuſchneiden eine beliebige Form geben, jedoch ſcheint eine kugelförmige die geeignetſte zu ſein. Dieſe Form kann man dann in einigen Jahren dem Stock geben, ohne daß ihm das Zurückſchneiden wehe thut. Ein dem Stachelbeerſtrauch ſehr ſchädliches Inſekt, die Stachelbeerraupe, verdient hier einige Erwähnung, um den Stachelbeerzüchter darauf aufmerkſam zu machen, daß er ſtets dem Strauche die nöthige Aufmerkſamkeit widmet, weil gewöhn⸗ lich eine nachläſſige Behandlung an ſeinem Verderben die Schuld trägt. Das erſte Vorbeugungsmittel iſt das öftere Umhacken des Stocks, wobei man nachſieht, ob ſich keine Blätter ent⸗ färben. Unterſucht man dieſe Blätter, ſo wird man ſtets fin⸗ den, daß unterhalb ſolcher Blätter eine Menge von Eiern ge⸗ rade dieſer Inſekten ſind. Dieſe Blätter ſind alsbald zu — 238 — ſammeln und zu verbrennen. Wo ſich jedoch das Inſekt ein- mal eingeniſtet hat, muß es vertilgt werden; man nimmt Ofen⸗ ruß und Aſche und überſtreut die Staude öfters, zu einer Zeit, wo ſie vom Regen oder Thau feucht iſt, beſpritzt jedoch des Abends den Strauch, um die Aſche wieder abzuſchwemmen und umhackt ihn am andern Tag. Die Stachelbeere wird auch, wie die übrigen Beerfrüchte, nicht bloß friſch verſpeist, ſondern auch mit Zucker eingemacht und zur Bereitung eines angenehmen Weines, oder ohne Bei⸗ ſetzung von Zucker zu Eſſig benützt. Aus dem Abgang läßt ſich auch noch ein guter Branntwein gewinnen. Das Einmachen der Stachelbeere. Es wird ein Kilogr. Beeren, die der Zeitigung ganz nahe, aber doch noch nicht völlig reif find, an der Seite mit einer Meſſerſpitze ge⸗ öffnet und die Kerne heraus genommen. Dann wirft man ſie in reines, warmes Waſſer und ſtellt ſie an ein ſchwaches Feuer fo lange, bis die Beeren ſich im Waſſer erheben und oben an kommen; dann nimmt man ſie vom Feuer weg, läßt ſie aber in demſelben Waſſer ſtehen und abkühlen, damit ſie ſaftig und feſt bleiben und gießt ein wenig Salz und Weineſſig hinzu, damit ſie grün und hell werden. Der ſalzige, herbe Geſchmack muß jedoch durch friſches Waſſer wieder abgeſchwemmt werden. Dann wird 1 Kilogr. Zucker geläutert, die Beeren hinein ge⸗ than und an ein ſchwaches Feuer geſtellt und an dieſem ſo lange erhitzt, bis ſie aufquellen, ohne zu kochen. Die aufge⸗ quollene Maſſe läßt man dann 24 Stunden ſtehen; nun wird der Zucker durch ein Sieb geſeiht, nochmals geſotten und dabei fleißig abgeſchäumt; die Beeren werden wieder hineingethan und einmal aufgekocht, das Schaumige davon abgenommen und das Reine in Gläſer gefüllt. Iſt das Eingemachte ganz abgekühlt, ſo bindet man die Gläſer zu und ſtellt ſie an einen trockenen Ort. Man kann ſie auch noch auf folgende Art einmachen: Es werden von nicht völlig reifen Stachelbeeren Köpfe und — 239 — Stiele abgeſchnitten, gewaſchen und getrocknet, in Glasflaſchen ſo feſt als möglich gefüllt und gut zugepfropft. Man um⸗ windet die Flaſchen bis zur Hälfte des Halſes mit einem Tuch und ſtellt ſie in einen Keſſel, deſſen Boden mit Stroh oder Heu belegt iſt, und ſtopft noch alle leeren Räume mit Stroh ſo feſt, daß die Flaſchen gedrängt im Keſſel ſtehen; dann füllt man in den Keſſel ſo viel Waſſer, daß die Flaſchen beinahe ganz im Waſſer ſtehen und unterfeuert ihn anfangs ſchwach, allmählig ſtärker und dann ſo ſtark, daß die Beeren in den Flaſchen zu kochen anfangen, worauf man den Keſſel vom Feuer weghebt. Sind die Beeren in den Flaſchen erkaltet, ſo werden die Flaſchen vom Keſſel herausgenommen, abgetrocknet, gut zugepfropft, verpicht und an einen kühlen Ort in Sand gelegt. Der Stachelbeerwein. Er iſt zwar weniger gehalt— voll, als der Johannisbeerwein, aber ebenſo geſund und kühlend und bekommt beſonders eine ſehr ſchöne Farbe. Vorzüglich eignen ſich die Stachelbeeren ſehr gut zu ſchäu— menden Weinen, nur darf man ſie nicht ganz reif werden laf- ſen, weil der Wein der überreifen Beeren ſehr langſam gährt und eine längere Zeit erforderlich macht, bis er trinkbar wird, und ſich dann weniger lang geſund erhält. Bei dem Sammeln der Beeren muß man ſehr vorſichtig und pünktlich ſein, es ſollen keine überreifen Beeren, keine kleinen und faulen genommen, keine Schalen, keine Fruchtſtiele und keine Samen⸗ körner mit zerquetſcht werden. Zu 3 Theilen Waſſer wird 1 Theil Stachelbeeren genommen. Die geſammelten Stachel⸗ beeren werden leicht zerdrückt, damit die Hülſen ganz bleiben und die Kerne nicht zerquetſcht werden. Man nimmt zu dem Teig der zerdrückten Stachelbeeren gleich viel Waſſer, durch⸗ knetet die Maſſe vollſtändig mit den Händen, bis das Markige von den Hülſen und Kernen geſchieden iſt, ſeihet nun die ganze Maſſe, hebt den Saft auf und übergießt die erhaltenen Treſter RL 3 n nn RE ee nochmals mit wenig Waſſer, durchknetet fie und preßt den Saft zum zweiten Mal aus. Zu 12 Kilogr. Zucker werden 17 Kilogr. Stachelbeeren und 300 Liter Waſſer genommen. Die ganze Miſchung kommt in einen Bottich, der gut mit einem paſſenden Deckel verſchloſſen werden kann und in ein Lokal geſtellt wird mit einer Temperatur von 14° R., in jenem bleibt es etwa 48 Stunden ſtehen und wird dann in ein Gährungsfaß abge⸗ laſſen. Das Gährfaß muß ſtets bis an das Spundloch voll ſein, und das Spundloch nur mit einem Tuch bedeckt werden, damit der aufſteigende Schaum ausgeſtoßen wird. So wie die Gährung fortſchreitet und die Flüſſigkeit im Faß ſich vermin⸗ dert, muß friſcher Stachelbeermoſt zugeſchüttet werden, welchen man zu dieſem Zwecke zurückbehalten hat, denn das Faß muß ſtets ſpundvoll ſein. Nimmt man wahr, daß die Gährung zu Ende iſt, ſo ſchließt man das Spundloch, öffnet es aber in der erſten Zeit alle 2 bis 3 Tage, damit ſich die angehäufte Luft entleeren kann. Nach einiger Zeit iſt dann keine Gefahr mehr und das Spundloch kann verſchloſſen bleiben. Im Frühjahr, ſchon Anfangs März, wird der Wein abgelaſſen und in Flaſchen gezogen. Beabſichtigt man einen ſehr ſüßen und feurigen Wein zu gewinnen, ſo nimmt man mehr Zucker, jedoch muß beachtet werden, daß je mehr Zucker genommen wird, deſto wärmer die Temperatur des Gährungslokals ſein muß. Ohne Zuſatz von Zucker kann man auch einen Eſſig gewin⸗ nen. In nicht zu großer Menge genoſſen iſt die Stachelbeere ſehr geſund, ſowohl in ihrem natürlichen Zuſtande, als auch als Zuthat an Speiſen und mit Zucker eingemacht. Die Judenkirſche, Blaſenkirſche. (Physalis Alkekengi.) Eine einjährige, krautartige Pflanze, die aus einem circa ½ Meter hohen Stengel beſteht, der ſich in einige kurze Aeſt⸗ — 241 — chen theilt; hat langgeſtielte, gepaarte, ganzrandige, länglich zugeſpitzte, ſanft anzufühlende Blätter. An den Spitzen der Aeſte erſcheinen im Monat Juli einzelne weiße Blumen, die einen weiten, aufgeblaſenen, ziemlich großen und eckigen Kelch von hellrother Farbe bilden. Dieſer Kelch ſchließt eine runde, gelbe Beere von der Größe einer kleinen Kirſche ein, die im reifen Zuſtand ſaftig iſt, und ſüß⸗ſäuerlich ſchmeckt. Die ſaftreichen Beeren ſchrumpfen beim Trockenwerden ſehr zuſammen und ändern mit dem Trockenwerden ihre Farbe bis zu braunroth. Officinell ſind zwar die Beeren (Baccae Alkekengi), indem fie Schleimzucker, Pflanzenſäure und bitteren Extraktivſtoff be⸗ beſitzen, allein ihre Verwendung als Heilmittel iſt nicht mehr im Gebrauch, obgleich ſie früher als ein kräftiges, harntreiben— des und kühlendes Mittel beliebt waren. Die Befürchtung, als ſei ihr Genuß ſchädlich, iſt gänzlich unbegründet, ſie können ſogar, wenn nicht im Uebermaß, ohne Nachtheil von Kindern genoſſen werden; nützlich ſind ſie auch noch in der Back- und Kochkunſt zu verwenden. In den Blumengärten gepflanzt, bildet die Judenkirſche mit ihrem großen, hochroth gefärbten, prächtigen Kelche und der großen, gelben, ſaftreichen Beere einen Beitrag zum Blu: menflor. Die Fortpflanzung iſt durch Wurzelvermehrung ſehr leicht ausführbar, man hat nur zu ihrem Anbau einen warmen, erhabenen Ort zu wählen und einen trockenen, tiefgründigen Boden. Der Sauerdorn, Kreuzdorn, Saurach, die Berberritze⸗ oder Berbelsbeere. (Berberis vulgaris.) Ein in ganz Europa wildwachſender Strauch, der auch im geringen Boden eine Höhe von 3—3 ½ Meter bekommt, aber 8 16 — 22 — im guten Boden einigermaßen gepflegt, baumartig erzogen wer⸗ den kann, wo er dann bis zu einer beträchtlichen Höhe wächst. Durch ſeine Blüthe, die im Mai beginnt und im Juni endet, durch ſeine ſchönen Früchte, welche im September reifen und hängende Trauben mit länglich runden Beeren von rother Farbe bilden, iſt er eine Zierde für landwirthſchaftliche Gärten. Der Sauerdornſtrauch oder Baum hat lange Aeſte und Zweige. Die Zweige, die abwechſelnd ſtehen, haben, wie die Aeſte, waagerecht abſtehende, unter jeder Knoſpe gerade, gelbliche Stacheln, die meiſt dreitheilig ſind. Die Blätter ſind geſtielt, verkehrt eiförmig, gezähnt. Die Blüthen befinden ſich an den Enden und bilden gelbe Träubchen. Die Beeren ſind länglich, auf dem Scheitel haben fie einen Nabel oder fie find durch— bohrt und im reifen Zuſtand von purpurrother Farbe, ſchwach bläulich bereift. Die Berberritze findet ſich als Seltenheit auch in einigen Abarten vor, die häuptſächlich durch die Farbe der Frucht ſich auszeichnen, die bald weiß, gelb-violett, bald ſchwärzlich-braun iſt. Der Saft dagegen iſt bei ſämmtlichen Beeren von gleicher Beſchaffenheit. Klima, Lage und Boden. Der Sauerdorn gedeiht in dem gemäßigten Europa recht gut, denn wir finden ihn in ganz Deutſchland, wo er häufig an buſchreichen Abhängen, an Waldrändern und Vorhölzern wildwachſend angetroffen wird, jedoch nur da, wo die Lage eine geſchützte, ſonnige und warme iſt. Da der Sauerdorn keine großen Anſprüche auf Lage und Boden macht, ſo können zu deſſen Anpflanzungen Wüſtungen empfohlen werden; doch iſt nicht zu verkennen, daß der Sauer: dorn in einem kraftvollen, lockern, mäßig feuchten Sandboden am üppigſten wächst und ſeinen erwünſchten Standort ſchon durch ſeine ſchöne grüne Farbe kund gibt. Er dient als Zierde in den Gärten. Wohl zu beachten iſt aber, daß der Sauer⸗ dorn mehr Anſpruch auf Trockenheit, als auf Feuchtigkeit macht — 243 — und daher auch im leichten, trockenen Boden dennoch zu einem Baume von mittlerer Größe herangezogen werden kann. Die Fortpflanzung. Die Fortpflanzung kann leicht und ſicher geſchehen durch Samen, das heißt durch die Saat, durch Wurzelſchößlinge oder Stecklinge. Die Saat wird immer zur Herbſtzeit vorgenommen; hiezu nimmt man die reifen, ge: ſunden Beeren und legt ſie in Reihen in das gut vorbereitete Beet in flache Grübchen, und bedeckt ſie mit feiner Erde. Im darauffolgenden Jahr iſt der Boden zu lockern und ſtets von Unkraut rein zu halten. Bei der Fortpflanzung mit Wurzelſchößlingen oder Steck— lingen fragt es ſich zuerſt, zu welchem Zweck der Strauch dienen ſoll, hienach richtet ſich dann auch die Entfernung der einzelnen Pflanzen von einander. Bei der Anpflanzung einer Hecke werden im Frühjahr oder Spätjahr die zweijährigen Pflanzen oder Wurzelſchößlinge wie auch Stecklinge in einer Entfernung von 18 Ctm. je eine Pflanze in einem 7, Meter tief gelockerten Boden ſo tief geſetzt, daß nicht nur die Wurzeln, ſondern auch noch ein Theil vom Stamm in die Erde kommt. Will man den Sauerdorn als Hochſtamm erziehen, ſo wird er weit entfernt geſetzt, alle Wurzelausläufer und Nebenzweige am Schafte entfernt, die überflüſſigen und unregelmäßig wach⸗ ſenden Zweige weggenommen und die zu langen Zweige ver⸗ kürzt, was dann mehrere Jahre lang zu geſchehen hat. Schließlich kann der Sauerdorn auch durch eine Veredlung erzogen werden, wozu ſich als Unterlage der Weißdorn ſehr gut eignet. Pflege des Sauerdorns. Der Berberitzenſtrauch iſt ſehr fruchtbar und zeichnet ſich beſonders dadurch aus, daß er nicht allein am jungen, ſondern auch am alten Holz Früchte trägt. Wer auf reichen Fruchtertrag rechnet, beſchneidet den Baum ſo wenig als möglich und nimmt ihm nur diejenigen Aeſte weg, die ihm das ſchöne Anſehen nehmen; auch Aeſte, — 244 — die ſich etwas kreuzen, oder wenn der Baum durch eine allzu große Anzahl von Aeſten ſich zu ſehr auf die eine Seite neigen würde. Mit der gleichen Sorgfalt iſt alles dürre Holz recht⸗ zeitig zu entfernen. Nutzen des Sauerdorns, Berberitze. Den Haupt⸗ nutzen gewähren die friſchen Berberitzenbeeren (Baccae Berbe- ris s. Berberum), welche in den Apotheken einige Vetwendung finden. Sie enthalten einen rothen, ſauren Saft von etwas herbem Geſchmack, durch die vorwaltenden Beſtandtheile der Apfelſäure, welche jedoch durch den beigemengten Schleimzucker wieder etwas gemäßigt wird. Durch eine Beimengung von Zucker wird nicht ſelten ein Syrup oder kühlender Zuckerſaft bereitet; der mit Waſſer gemengt ein angenehmes und kühlen⸗ des Getränke, namentlich für Fieberkranke gibt. Oftmals wer⸗ den die reifſten Beeren im friſchen Zuſtand ausgepreßt, wo alsdann der gewonnene Saft wegen ſeiner angenehmen Säure einigermaßen den Citronenſaft erſetzt; ebenſo wird dieſer Saft auch zu Punſch und andern Getränken benützt. Die Früchte, die ſowohl von Zuckerbäckern, als von Apo⸗ thekern ſehr geſucht werden, kann man auch mit Zucker roh eſſen, einmachen, oder einen Syrup daraus kochen. Zuweilen werden auch die Kerne herausgenommen und mit Zucker ein⸗ gemacht, oder ſie werden getrocknet und wie Dürrobſt benützt. Ganz beſonders eignet ſich der Berberitzenſaft zur Bereitung eines angenehmen, kühlenden Zuckerſaftes, Syrupus Berberidum s. Berberum, der dann wieder zu Zeltchen (Rotulae Berberi- dum) verwendet wird. Aus dieſem Saft kann auch eine rothe Tinte gemacht wer⸗ den, wenn man ihn mit Alaun kocht. Der Baſt der Wurzel, wie die Rinde des Baumes beſitzt ſo viel Farbſtoff, daß der Baſt der ganzen Pflanze nicht ſelten zum Gelbfärben Verwendung findet. — 245 — Dieſer Strauch iſt ſomit von beſonderer Wichtigkeit, weil alle Theile von der Wurzel bis zur Spitze des Baumes zu den verſchiedenartigſten Zwecken benützt werden können. Jedoch kann ich nicht umhin, auch einer Schattenſeite zu erwähnen, die den Anbau des Sauerdorns einigermaßen gefährlich macht, namentlich da, wo in der Nähe Getreide angebaut wird, weil deſſen Blüthenſtaub ſchädlich auf das Getreide wirkt. Der Grund liegt wohl darin, daß die Berberitzenblüthe eine ſehr Menge Blüthenſtaub entwickelt, der bekanntlich einen eigen: thümlichen Geruch hat. Wird derſelbe durch den Wind auf Aehren getrieben, die gerade blühen, ſo bleibt er an dieſen hängen und verhindert durch Ueberreiz die ordnungsmäßige Befruchtung. Die Aehrenblüthe entartet und die Bildung der Körner wird geſtört. Da jedoch Früchte und das Holz des Sauerdorns ſo nützlich verwendet werden können, ſo ſollte die Anpflanzung dennoch geſchehen, aber nur da, wo kein Getreide gebaut wird. Der Sadebaum, Sevenbaum, Sade⸗Wachholder. (Juniperus Sabina.) Ein immergrüner Strauch von 2 bis 3 Meter Höhe, der im guten Boden, in warmer, geſchützter Lage und bei ſach⸗ kundiger Behandlung zu einem 4 bis 5 Meter hohen Baume erzogen werden kann. Seine eigentliche Heimath ſcheint der Orient zu ſein, doch findet man ihn im wilden Zuſtande auch im ſüdlichen Europa, namentlich in Italien; in Gärten ange⸗ pflanzt iſt ſeine Verbreitung eine weit ausgedehnte, und zwar nicht allein als Zierde, ſondern wird auch noch zum Gebrauche als Heilmittel angebaut. Er gehört zum Geſchlechte des Wach⸗ holders und hat nach ſeinem äußern Anſehen auch einige Aehn⸗ lichkeit mit dieſem. Als Baum hat er viele abſtehende Aeſte, röthlich graue, riſſige Rinde, ein hartes röthliches Holz; die — 246 — Farbe der Rinde iſt je nach dem Alter verſchieden, die der alten Geſträuche iſt graubraun, faſerig aufgeriſſen, die der jüngeren bräunlich-grün und mehr glatt. Die Blätter ſind nadelförmig, dunkel- oder bläulich⸗grün, bei der einen Art vier⸗ zeilig dachziegelartig über einander ſtehend, ſtumpf, bei der andern Abart länger, abſtehend, lanzett⸗-pfriemenförmig. Die Blätter der Nadeln ſtehen wechſelnd einander gegenüber. Männliche und weibliche Blüthen ſind getrennt, ihre Kätzchen ſtehen auf kleinen, ſchuppigen Blüthenſtielen. Die Beeren find kleiner als die der Wachholderbeere und mehr zuſammengedrückt, röthlich⸗blau, find länger geſtielt und überhängend. Klima, Lage und Boden. Das Klima und die Lage, auf die der Sadebaum Anſpruch macht, iſt aus dem eben Geſagten erſichtlich, nemlich warm und geſchützt muß er fein, auch macht er ziemlich großen Anſpruch auf einen tiefe gründigen, guten, mürben Boden, einen lehmigen Sand⸗ oder ſandigen Lehmboden, am wenigſten jedoch gedeiht er in einem naßkalten Boden. Iſt aber das Klima und die Lage ſehr trocken, dann iſt es wieder dringend geboten, daß der Boden die nöthige Feuchtigkeit beſitzt. Die Fortpflanzung. Dieſe kann durch Samen oder Ableger geſchehen. Um den Samen ſchneller zum Keimen zu bringen, ſäet man ihn in ein Kiſtchen, das mit Erde gefüllt iſt und ſtellt es an einen warmen Ort, erhält aber die Erde ſtets in der nöthigen Feuchtigkeit und rein von Unkraut. Die Ableger werden gewöhnlich zuerſt in Töpfe geſetzt und erſt dann, wenn ſie erſtarkt ſind, ſetzt man ſie ins freie Land. Der Sadenbaum bedarf nur einer ſorgfältigen Erziehung und in der Jugend eine beſchwerliche Pflege, iſt er aber einmal etwas erſtarkt, ſo macht er keinen großen Anſpruch mehr auf Pflege. Will man ihn zu einem ſchönen Baume heranbilden, ſo hat das Beſchneiden mit einiger Vorſicht zu geſchehen, auch darf man ihn nicht zu ſtark ſeiner Aeſte berauben. Nament⸗ — 247 — lich bedarf er zu feiner Stütze ſehr lange einen Pfahl und um ihn aufrecht zu erhalten, ein oft wiederholtes Anbinden und eine jeweilige Auflockerung des Bodens. Ernte. Da die Blätter eine allzu geringe Ausbeute geben würden, ſo ſammelt man die Spitzen der Aeſte mit den Blättern, was man dann mit dem Namen Sadebaumkraut oder Sevenbaumkraut (Herba sabinae) bezeichnet. Wird dieſes Kraut mit der nöthigen Vorſicht mehr im Schatten als an der Sonne getrocknet, ſo beſitzt es Heilkräfte. Verwendung. Offizinell ſind, wie oben erwähnt, die jungen Zweige oder das Kraut, Herba sabinae. Sie haben einen widrigen, etwas betäubenden, eigenthümlichen, unange⸗ nehmen Geſchmack und dem Wachholder ähnlichen Geruch. Seine Beſtandtheile find ätheriſches Oel, Oleum sabinae, das durch Deſtillation gewonnen wird. Ein Abſud der Zweige wie auch der Blätter wirkt ſo heftig auf Blut und Harn, daß ihre Anwendung ſehr gefährlich iſt. Die geringſte Beimen— gung zu anderem Futter genügt ſchon als Wurmmittel bei den Pferden. Dieſer Strauch kann durch Samen und Ableger fortge— pflanzt werden, ſollte aber auch von Obſtbäumen entfernt ge: halten werden. f Die Weinrebe, Weinſtock, Traubeuſtock. (Vitis vinifera.) Obgleich der Urſprung der Rebenkultur jo ziemlich unbe⸗ kannt iſt, ſo können doch Chriſten und Juden, auf die erſte | geſchichtliche Nachricht der heiligen Schrift ſich ſtützend, die Wiege des Weinbaues nur in Aſien ſuchen. Der Weinſtock kam, wie die Mehrzahl der Kulturgewächſe, von Oſten, alſo von Griechenland her nach Italien. Wie die Römer ihre Eroberungen auch außerhalb Italien ausbreiteten, ſo drangen — 248 — ſie den beſiegten Völkern ihre Geſetze, Sitten und Gebräuche auf, ſie verpflanzten aber auch unter dieſelben jene Gewächſe, woran die Römer gewöhnt waren. Auf dieſe Art breitete ſich der Weinbau in- und außerhalb der römiſchen Provinzen aus. Einen nicht zu erſetzenden Nachtheil hat aber den Weinbau dadurch betroffen, daß er ſich in den Ländern, wo der Wein⸗ bau im größten Flor war und die ſich für den Weinbau am beſten eigneten, wieder ſehr verminderte, indem die koſt⸗ baren Weingärten in Griechenland, Vorderaſien und Afrika, welche die Römer und Griechen mit der größten Mühe und Sorgfalt angelegt und erweitert hatten, von den ſpäteren Be⸗ wohnern, welche die Lehre Muhameds annahmen, weil der Koran ſeinen Bekennern den Genuß des Weines ſtreng ver⸗ bietet, entbehrlich geworden ſind und wurden von den Muha⸗ medanern mit fanatiſcher Wuth ausgerottet, ſo daß der Weinbau nur noch in denjenigen Diſtrikten fortbetrieben wird, wo er Eigenthum der Chriſten iſt. Kaiſer Probus ließ ſelbſt durch die Soldaten im Jahre 282 nach Chriſti Geburt bei ſeiner Vaterſtadt Syrmium in Pannonien, dem heutigen Ungarn, Wein⸗ gärten anpflanzen, wobei anzunehmen iſt, daß der Kaiſer zu ſeiner Anpflanzung die beſten Reben des Orients und Oceidents habe auswählen laſſen. Vorzüglich waren es die Bewohner Galliens (des ſüdlichen Frankreichs), welche von der Aufmun⸗ terung der Römer im Weinbau Gebrauch machten. Sie ſuch⸗ ten ſich aus Sicilien, Griechenland und Afrika neue Sorten Reben zu verſchaffen, daher auch heute noch in den Weinbergen Frankreichs eine Unzahl verſchiedener Rebſorten zu finden iſt. Wenn gleich die mehr ſüdlich gelegenen Länder zum Anbau der Weinrebe beſonders geeignet ſind, wie Spanien, Italien, Ungarn und Frankreich, ſo ſind doch auch die Gegenden des gemäßigten Nordens im Stande, einen guten Wein zu produ⸗ ciren, wenn die Kultur der Reben mit Sachkenntniß und Fleiß, die Ernte mit ſorgfältigſter Ausleſe und Sortirung der verſchiede⸗ — 249 — nen Traubenſorten, der Gährungsperiode die nöthigſte Sorg⸗ falt gewidmet würde; beſonders bedarf aber die Weingährung alle Aufmerkſamkeit, indem ſie als eine der wichtigſten Opera⸗ tionen zur Weinbildung gezählt werden kann, wie ihnen ſolche in den mehr ſüdlich gelegenen Weinländern zu Theil wird, während dem doch die Aufmerkſamkeit und der Fleiß größer ſein ſollte, um das theilweiſe zu erſetzen, was die Natur in den nördlichen Gegenden weniger zu leiſten vermag. Die Weinrebe iſt eins der wohlthätigſten, herrlichſten Ge— wächſe, welche die Natur bietet; denn nicht nur liefert die Frucht den köſtlichen und kräftigſten Trank — den Wein — ſie dient auch als Heilmittel und ſogar die aus ihr gewonnenen Kunſtprodukte finden noch in der Heilkunde verſchiedenartige Anwendung und nährt ſchließlich noch viele Millionen Men⸗ ſchen, die durch deren Kultur Beſchäftigung finden, und ihnen, wenn günſtige Witterung einigermaßen mitwirkt, reichlichen Unter⸗ halt und ſichern Gewinn verſchafft. Der Weinſtock erfordert die meiſten und härteſten Arbeiten, Sorgfalt und Kenntnifje, daher ich auch für nöthig erachtete, eine genaue und ausführliche Darſtellung über den Weinbau und die Moſt- und Weinbereitung zu geben. Bezugnehmend hierauf möchte ich das Werkchen „Der Weinbau von Martin Fries, Stuttgart“, empfohlen haben. Die Weinrebe verdient durch ihre köſtliche Frucht mit Recht zu den wohlthätigſten und herrlichſten Gewächſen, welche die Kultur aufzuweiſen vermag, gezählt zu werden. Sie gehört unter die kletternden, baumartigen Sträucher, mit langen, in⸗ nerhalb markigen, in entfernten Abſätzen knotigen und mit Ranken verſehenen Jahrestrieben, Reben genannt. Da, wo ihr keine Stütze geboten wird, kriecht ſie auf der Erde fort, bis ſie einen Gegenſtand findet, an welchem ſie ſich in die Höhe winden kann. Ein warmes, ich möchte ſagen mehr heißes Klima kann auf das Wachsthum des Rebſtockes einen ſolch großen Einfluß ausüben, daß er, wie in Spanien, Italien, LP « " 8 — 2 S ee — 250 — Griechenland und im ſüdlichen Frankreich, ſo hochſtämmig ge⸗ zogen werden kann, daß unter Oliven und anderen Bäumen angepflanzt, ſeine Ranken den Stamm umſchlingen und ſich mit ihrem ſchönen Laub durch die Aeſte hinaufwinden. Sind als⸗ dann die Bäume nicht zu weit von einander entfernt, ſo laſſen ſich die Ranken von einem Baum zum andern fortſchlingen, ſo daß damit Guirlanden gebildet werden können, die, wenn ſie mit Trauben behangen, einen prachtvollen Anblick gewähren. Klima. Die Weinrebe gedeiht nur im warmen Klima; die beſten Lagen ſind Berge gegen Mittag gelegen, die den größten Theil des Tages Sonnenſchein haben, die aber auch geſchützt find vor den rauhen Nord- und Oſtwinden. In den Ebenen wird zwar mehr Wein gewonnen, als an den Bergen, allein derſelbe iſt von geringerer Qualität und auch dem Froſt mehr ausgeſetzt. Boden. Die Erfahrung lehrt, daß auf einem guten und gebundenen Thonboden mehr Wein erzielt wird, als auf einem kalkreichen, während kalkreichere Bodenarten einen zarteren, feineren und gewürzhafteren Wein liefern, als gebundener Boden. Sehr geeignet iſt ein kalkhaltiger, lockerer oder ein Mergel: oder ſogenannter Leberkiesboden, wie auch ein kraft⸗ voller, ſandiger, mit kleinen Steinen gemengter Boden. Der Kalk verbreitet Wärme in dem Boden, daß ſich einzelne Theile deſſelben durch den Zutritt von Feuchtigkeit auflöſen und Wärme erzeugen, ſowie, daß er Dünger und andere nährende Bodentheile ſchnell auflöst, wodurch gleichfalls Wärme erzeugt wird. Auch lockert er den Boden, wodurch Wärme und Feuch⸗ tigkeit beſſer eindringen und zu den Wurzeln und deren Faſern des Weinſtocks leichter durchdringen können. Anlage der Weinberge. Bei der Anlage zu Reb⸗ ländern geht die Vorbereitung des Bodens voran, denn der Weinſtock verlangt nicht nur einen nahrungsreichen, ſondern auch einen ſehr tief kultivirten Boden und, da er nur in einer — 251 — warmen Lage gedeiht, ſo muß zugleich dafür geſorgt werden, daß der Boden, der ohnehin in einer ſolchen Lage dem Aus⸗ trocknen ſehr ausgeſetzt iſt, doch ſtets die erforderliche Feuchtig⸗ keit erhält, wozu das einzige Mittel iſt, daß der Boden ſo tief aufgegraben und rajolt wird, wie ſie die Erhaltung der Feuch⸗ tigkeit erforderlich macht, denn je tiefer der Boden aufgelockert und rajolt wird, deſto tiefer kann ſich die Feuchtigkeit einſen⸗ ken und deſto länger ſich erhalten. Bindige, ſchwere Boden⸗ arten von übermäßiger Feuchtigkeit können nur durch ein ſehr tiefes Rajolen und Drainirung zum Weinbau fähig gemacht werden, indem dadurch alle überflüſſige Feuchtigkeit beſeitigt und mit der Trockenheit auch Wärme in den Boden gebracht werden muß. Erziehung der Reben. Die Kunſt vermag den Wein⸗ ſtock auf mancherlei Weiſe zu erziehen und fortzupflanzen, z. B. durch Samen, eingelegte Augen, durch das Pfropfen, Okuliren und Kopuliren und durch das Theilen der Wurzeln, was jedoch zu den Seltenheiten gehört; man kommt leichter und ſchneller zum Ziele mittelſt der jungen Zweige und Lotten, welche vom älteren Rebholz abgelöst werden. Die zum Setzen erforder: lichen Reben werden in der Regel vom einjährigen Holze ges nommen, indem man mindeſtens / Meter lange Stücke von Reben abſchneidet und ſenkrecht in den dazu gelockerten Boden, der hiezu Ye Meter tief gelockert wurde, in einer Entfernung von 1 Meter von einander ſetzt. Vier Jahre ſind erforderlich, bis die angepflanzten Wein⸗ ſtöcke zu tragbaren Stöcken gezogen ſind; während dieſer Zeit machen die verſchiedenen Erziehungsarten ebenſo viele verſchie⸗ dene Verfahrungsarten erforderlich; ſind aber einmal die an⸗ gepflanzten Weinſtöcke bis zu tragbaren Stöcken gezogen, ſo ſind die künftigen Verrichtungen an denſelben alle Jahre die gleichen und doch müſſen alle Arbeiten das eine Jahr wie das andere mit der größten Pünktlichkeit und Sorgfalt geſchehen. — 252 — Die Vegetationszeit. Sobald ſich im Frühjahr die Wärme einſtellt, erhebt ſich im kräftigen Boden ein ſolcher Saftreichthum, daß er in wenigen Tagen den ganzen Rebitod zu ſättigen vermag; es dehnt ſich durch den Saftandrang ſämmtliches Holz bis auf die kleinſten Theile ſo ſehr aus, daß jeder einzelne Theil an Umfang zunimmt. An jeder Ruthe bemerkt man, daß ſich durch Anhäufung des Saftes Zellen und durch dieſe wieder in ungleichmäßigem Abſtande Knoten bilden. Dieſe Knoten nennt man auch angeſchwollene Glieder, Abſätze, woran ſich zuerſt Blätter, nach dieſen Augen anſetzen. Die Augen, von denen die Fortpflanzung, das Wachs⸗ thum und die Ernte des künftigen Jahres abhängt, bilden ſich namentlich in den Monaten Juli und Auguſt aus, gelangen aber erſt bis gegen das Frühjahr hin zu ihrer ganzen Ent⸗ wickelung. Iſt zur Zeit der Bildung der Augen die Witterung ungünſtig, ſo hat das auf die Fruchtbarkeit des folgenden Jahres ſehr nachtheiligen Einfluß, daher vernichtet der Hagel nicht nur einen einjährigen, ſondern ſogar einen zweijährigen Herbſtertrag, namentlich ſind es die Fruchtaugen, die ohnehin empfindlicher ſind, als die Holzaugen. Man unterſcheidet bekanntlich Holz- oder Frucht⸗ augen. Die Holzaugen dienen zur Fortbildung neuer Zweige, Holz und Laub, die Fruchtaugen bringen die Blüthen und Früchte hervor. Die Blätter ſpielen bei der Weinrebe eine ſolch' große Rolle, daß ſie ſtets die größte Beachtung verdienen. Werfen wir einen genauen Blick auf die Funktionen der Blätter, ſo finden wir, wie außerordentlich viel und Mannigfaltiges ſie zu leiſten vermögen. Sie dienen in erſter Linie beſonders zur Ernährung und Erhaltung des ganzen Pflanzenſtocks und glei⸗ chen gewiſſermaßen den Reſpirationsorganen der Thiere, indem ſie Luftſtoffe einſaugen und wieder von ſich geben. Geſunde Blätter hauchen nämlich vermittelſt der Poren ihrer Oberhaut im Sonnenſchein Sauerſtoff aus und ziehen Kohlenſäure ein, des Nachts aber hauchen ſie Kohlenſäure aus und entziehen der — 253 — Atmosphäre Sauerſtoff. Die ziemlich großen Blätter haben einen runden, markigen Stiel, welcher an den Knoten der Rebe, wo er entſpringt, mehr ausgebreitet iſt, ſo daß dadurch eine Hülle und geſchützte Herberge für die darin entſpringenden Augen geboten wird, denn, wie bereits erwähnt, bilden ſich unter der Baſis des Blattſtiels im Laufe des Sommers zwei Augen, von denen ſich das eine, nämlich das ſogenannte Holzauge, im erſten Jahre ſchon entwickelt, und das andere, das Fruchtauge, im folgenden Jahre. Bricht man ein Blatt frühzeitig ab, ſo wird den Augen ein nie zu erſetzender Verluſt zugefügt, man würde dadurch den Verluſt beider Augen her⸗ beiführen, denn erſtens würden dadurch die Augen alles Schutzes und zweitens auch ihrer Nahrung beraubt, denn ſo wie die Blätter die Augen vor Vollſäftigkeit ſchützen, ſo führen ſie ver⸗ möge ihrer Einſaugung von Nahrungsſtoff und Feuchtigkeit aus der Luft den Augen auch wieder den nöthigen Bedarf zu. Die Blätter der Weinreben gewähren den Augen, den zarten Zwei⸗ gen, der Blüthe, der Frucht Schatten bei greller Sonnenhitze und ſchützen ſie auch vor Kälte, namentlich erweiſen ſie ſich zuweilen auch dadurch noch als ſehr dienlich, daß ſie die Frucht gegen Hagel ſchützen. Die Frucht. Man weiß wohl keine Frucht zu nennen, die gleich bei ihrem Erſcheinen die Hauptmerkmale ſchöner und deutlicher repräſentirt, als die Weintraube. Ende Mai, An⸗ fangs Juni kommen in kleinen Traubenbüſcheln aus den Zwei⸗ gen an äſtigen, kurzen Stielen die Träubchen hervor, ſie be⸗ ſtehen aus kleinen, vielen grünen Kügelchen, welche ebenfalls ſchon mit kleinen Stielchen traubenförmig an einem gemein⸗ ſchaftlichen Stiele ſitzen. In einem gleichen Holzbeſtand und gleihgünftiger Lage und Beſchaffenheit erſcheinen die jungen Triebe bei warmer Witterung ſo ziemlich zu gleicher Zeit und von dieſen ſproſſen bald in gleicher Ordnung die Träubchen hervor. Nach einigen warmen Tagen, namentlich wenn auch — 254 — ſchon die Nächte warm ſind, ſpringen die Kügelchen auf und zeigen in voller Pracht ihre gelblich - grünen Blüthen, welche den angenehmſten Reſedengeruch ausduften. Je wärmer und günſtiger die Witterung iſt, deſto ſchneller hat das Träubchen abgeblüht. Tritt dagegen veränderliches Wetter über die Blüthe⸗ zeit ein, anhaltendes Regenwetter, Kälte, ſtarke Winde 2c., jo geht das Aufblühen ſehr langſam und unregelmäßig von Statten, der Blumenſtaub wird zum Theil vom Winde abgeweht und vom Regen ausgewaſchen, ohne daß er zur Befruchtung bei- tragen kann, die weitere Ausbildung der Blüthe wird in jeder Beziehung ſo geſtört, daß die Träubchen, ehe ſie zur Reife ge⸗ langen, trocken werden und abfallen und ſelbſt noch bei den⸗ jenigen Trauben, welche ſich erhalten, findet eine ungleiche Zei— tigung ſtatt, was den Herbſtertrag in qualitativer wie in quan⸗ titativer Hinſicht beeinträchtigt. Die Traube. Die Trauben reifen nur am Stocke voll⸗ kommen aus, auf dem Lager vervollkommnen ſie ſich nicht mehr weiter; unreife Trauben halten ſich nicht bei der ſorgfältigſten Aufbewahrung. Einige Traubenſorten reifen früher und werden Frühtrauben, andere ſpäter und werden Spättrauben genannt, eine ſolche Mengung kann nie einen guten Wein liefern, weil keine vollkommene Gährung erfolgt. Reife Weintrauben ſind eine ſehr angenehme, allgemein be⸗ liebte und wenn ſie ihre vollkommene Reife erlangt haben auch eine ſehr geſunde Speiſe, ſo daß fie ſogar zu Kuren verwen⸗ det werden können, wobei ſie allen Erwartungen entſprechen. Die Traubenbeeren, von grünlicher, gelblicher, röthlicher, blauer oder ſchwarzer Farbe, welch letztere noch mit einem blauen Reife belegt ſind, beſtehen aus der Haut, dem Fleiſche und den Samenkörnern; das Fleiſch der reifen Weintrauben iſt ohne Geruch, hat aber nach den verſchiedenen Spielarten einen angenehmen, dabei mehr oder minder gewürzhaften, ſäuer⸗ lichen oder auch etwas herben Geſchmack, iſt bald mehr, bald — 255 — weniger ſaftreich, fleiſchig und hart; ebenſo wechſelt die Traube auch in ihren Hauptbeſtandtheilen, die im Allgemeinen aus Zucker, Eiweiß, Weinſäure und Salzen beſtehen. Einen Haupt⸗ beſtandtheil bildet der Zucker, der jedoch nur in guten Wein⸗ jahren bei vollſtändigſter Reifheit der Trauben im vollſten Maße vorhanden iſt. Von dem Weinſtocke werden verſchiedenartige Heilmittel gewonnen. Die friſchen Weintrauben (Uvae). Dieſe werden, wie ſchon erwähnt, in den Gegenden, wo die Trauben zur vollſten Reifheit gelangen, bei Unterleibsſtockungen und Bruſt⸗ leiden als Traubenkur verordnet. Die jungen, noch krautigen Triebe oder Wein⸗ ranken mit den Blättern, Pampini cum foliis Vitis, im friſchen Zuſtand ohne merklichen Geruch, dagegen von ſäuer— lichem und herbem Geſchmacke, dienen im Theeaufguß als blutreinigendes und ſchweißtreibendes Mittel, wozu ſie als Haus⸗ mittel geſammelt, getrocknet und ſorgfältig aufbewahrt zu werden verdienen. Die getrockneten Beeren einzelner kultivirter Spiel- arten in den ſüdlichſten Ländern gewähren einen bedeutenden Handelsartikel, wovon beſonders zwei Spielarten genannt zu werden verdienen: 1) Die großen, runden Roſinen, Passulae majores seu Uvae Passae und die großen länglichten Roſinen Zibeben, Zibebae genannt. Beide Arten enthalten unter der zuſammengeſchrumpften Schale ein zuckerſüßes Fleiſch mit hartem Samen. 2) Die kleinen Roſinen oder Korinthen, Passulae minores S. corinthiacae genannt, welche auf den joniſchen Inſeln und in Morea von einer ſehr kleinbeerigen, ſchwarzblauen, kernloſen Spielart (Vitis vinifera) gewonnen werden, ee in ee ſüßen Fleiſche keine Samen ein. — 256 — Die vorwaltenden Beſtandtheile ſämmtlicher Arten ſind Krümmelzucker, Schleimzucker, Gummi und weinſteinſaures Kali. Die Roſinen dienen zur Beförderung der Schleimabſonderung, daher ſie auch den Bruſtmitteln häufig beigemengt werden, wel⸗ chen ſie einen ſüßeren und angenehmeren Geſchmack beibringen. Der ausgepreßte Saft der friſchen Beeren, Traubenſaft (Succus Uvarum) oder Moſt (Mostum) genannt. Mit dem Namen Moſt bezeichnet man im engſten Sinne des Worts den aus den Weintrauben friſch ausgepreßten, ſüßen, mit vielem Zucker und Schleimtheilen geſchwängerten Saft, welcher dann nach der Gährung Wein (Vinum) genannt wird. Der Moſt von mehr oder minder ſüßem Geſchmacke enthält wie die Traube Zucker, Eiweiß, Pflanzengallerte, Weinſäure und mehrere Salze. Die Kerne aber, ſowie die Häute der Beeren und die Traubenkämme enthalten viel Gerbſäure. Durch die Weingährung wird der größte Theil des Trauben⸗ zuckers in Weingeiſt umgewandelt. Die Weingährung iſt bei der Weinbereitung ein ſehr wich⸗ tiger Gegenſtand und es bedarf der größten Aufmerkſamkeit von ihrem Anfang bis zu ihrem Ende. Der Verlauf der Gäh⸗ rung hängt theils von der Reife der Trauben, theils von der warmen Witterung ab, wenn die Leſe vorgenommen wird. Ein mehr warmes oder kaltes Gährungslokal kann die Gährung be⸗ ſchleunigen oder hemmen, Wärme befördert die Gährung, Kälte hemmt ſie. Je reifer die Trauben ſind und je mehr ſich der Zuſterſtoff in dem Saft der Traubenbeere ausgebildet hat, deſto früher tritt die Gährung ein. Bei angehender Gährung trübt ſich die Flüſſigkeit noch mehr, es ſcheiden ſich Flocken ab, es bilden ſich Gasblaſen, die ſich ſpäter ſo in Maſſe emporheben, daß ſich oberhalb ein weißer Schaum durch das Zerplatzen der Blaſen bildet, die Gasentwicklung nimmt immer an Stärke zu, was ſchon das dumpfe Geräuſch, welches man wahrnimmt, kundgibt. Die — 257 — Gährung wird durch den Kleber erregt, unterſtützt von dem Gerbſtoff. Während des Gährungsprozeſſes wird der größte Theil des Zuckergehaltes in Weingeiſt und in Kohlenſäure um- gewandelt; letztere iſt es, welche eine gasartige Form annimmt, ſehr viele Neigung zur Verflüchtigung hat und auch noch einen Theil des Weingeiſtes mitnimmt, daher Weine, welche in offe— ner Kufe vollſtändig vergähren, ſtets weniger Gehalt haben, als Weine, deren Gährung in verſchloſſener Kufe vor ſich geht. Der Zucker bleibt nämlich im Weine gelöst und gibt ihm ſeine Stärke, den Geiſt, die Kohlenſäure dagegen iſt jene entweichende Luftart. Der erſten, ſtürmiſchen Gährung folgt eine zweite, geräuſchloſe, oder ſtille Gährung, dieſe macht im Stillen fort, bis ſämmtlicher Gährungsſtoff aufgelöst iſt und ein großer Theil Zuckergehalt ſich in Weingeiſt verwandelt hat; je nach der Menge des nach der Gährung noch übrigen Zuckers wird ein mehr ſüßer oder ſäuerlicher Wein gewonnen. Der weiße Wein (Vinum album). Wer auf reine weiße Weine bedacht iſt, darf keine Gährung der Trauben ab— warten. Der Satz der Farbe iſt bei den meiſten Trauben ein⸗ zig und allein in den Häuten der Beeren, welcher ſich jedoch nicht eher auflöst, als bis durch die Gährung eine ziemliche Quantität Alkohol gebildet worden iſt. Es iſt daher zur Be⸗ reitung weißer Weine nöthig, daß ſie entweder bloß von weißen Trauben bereitet werden, oder daß der Moſt ſo ſchnell als möglich von den Hülſen entfernt werde. Die Gerbſäure zieht auch aus den Häuten der weißen und namentlich der röthlichen Trauben, wenn ſie an den Trebern vollſtändig vergähren, ei⸗ nige Farbe heraus, wodurch der Wein eine gelbliche Farbe be- kommt, welche ſich im Alter vermehrt. Wer in geringen Jahren einen ſüßen Wein bekommen will, darf ebenfalls keine Gährung der Treber abwarten, weil durch die Gährung ſich der Säure⸗ gehalt in den Beeren und Häuten entwickelt, wodurch der Zuckergehalt beeinträchtigt wird. | 17 — 258 — Der rothe Wein (Vinum rubum). Zur Bereitung der rothen Weine eignen ſich zwar alle ſchwarzen und blauen Trauben, beſonders aber die ſogenannte Farbtraube und der Portugieſer, indem dieſe beiden es einzig und allein ſind, welche einen rothen Saft haben, bei allen übrigen ſchwarzen und blauen Trauben hat der färbende Stoff ſeinen Sitz bloß in den Hül⸗ ſen, in der ſog. Bärenhaut. Der Saft iſt weiß und bleibt auch ſo lange er ſüß iſt weiß, entwickelt ſich aber der Geiſt durch die Gährung, ſo löst er den rothen Farbſtoff der Beeren⸗ haut auf und der Saft fängt an, die rothe Farbe anzunehmen. Um eine ſchöne rothe Farbe des Weines zu erzielen, iſt es dringend geboten, daß die Gährung in geſchloſſenen Gährfäſſern ſtattfinde. Der Farbeſtoff wird bei der Gährung in offenen Gefäßen nicht gehörig ausgezogen, der Zutritt der äußern Luft bleicht ſie noch mehr und macht ſie heller, ſo daß man ſogar von lauter ſchwarzen Trauben keinen dunkeln, ſondern nur einen hellrothen Wein bekommt, der durch den Zutritt der äußern Luft auch viel an gutem Geſchmack und an Haltbarkeit verliert, weil die feineren, gewürzreichen und geiſtigen Beſtand⸗ theile entweichen. Nachdem nun die Weine mit Sorgfalt bereitet ſind, ver⸗ langen ſie auch noch im Keller eine ſorgfältige Behandlung. So lange die ſtürmiſche Gährung noch nicht gänzlich vollendet iſt, darf man die Fäſſer nicht füllen. Erſt wenn die Gährung vollendet iſt, füllt man das Faß mit gleichem Wein auf und ſpundet es feſt zu. Schließlich glaube ich noch ein Mittel angeben zu müſſen, um fette oder weiche Weine wieder aufzufriſchen und zu klären und zwar mit Hülfsmitteln, welche die Weintraube ſelbſt bietet. Ein Wein, welcher anfängt weich zu werden, enthält nicht mehr natürlichen Gerbeſtoff genug, um den ſtickſtoffklebrigen Körper niederſchlagen zu können. Man hat nun die Ueberzeugung gewonnen, daß die Traubenkerne Gerbeſtoff genug beſitzen; weiche, trübe Weine im Verlaufe von 2 bis 3 Tagen zu klären und zu erfriſchen und durch ihre Beimengung in wenigen Ta⸗ gen wieder einen geſunden und hellen Wein zu gewinnen. Zu dieſem Gebrauch ſucht man mittelſt eines Siebes von Draht die trockenen Kerne, ehe ſie ſich in den Trebern erwärmt haben von der Kelterpreſſe weg von allen übrigen, fremden Stoffen zu trennen, ſo rein und klar als möglich zu bekommen und trocknet ſie vollſtändig, entweder an der Sonne, oder in einem mäßig warmen Backofen und verwahrt ſie an einem trockenen Orte auf, bis zu ihrem Gebrauch. Da die Rieslingkerne am meiſten Gerbeſtoff haben, ſo verdienen dieſe bei weitem den Vorzug. Zum Gebrauche kann man die Traubenkerne auf einer Kaffeemühle mahlen, löst 1 Liter von dieſem Pulver mit 2 Liter kochendem Waſſer bei öfterem Umrühren auf, nach dieſem gießt man noch ½ Liter guten Branntwein bei, rührt noch einmal ſtark um und läßt die Maſſe ſo lange ſtehen, bis ſich der dickere Theil zu Boden geſetzt hat, hernach gießt man dieſe klare Flüſſigkeit ab, die hinreichend aufgelösten Gerbeſtoff be— ſitzt, um den ſtickſtoffklebrigen Körper niederſchlagen zu können. Man gießt dann dieſe Auflöſung in das Faß und peitſcht den Wein ſo lange, bis auf der Oberfläche des Weins ſich viel Schaum gebildet hat, nach dieſem wird der Spunten wieder aufgeſetzt und die Klärung wird beginnen. Wie in Fries Weinbau erſichtlich, hat man zum Schönen und Klären des Weines verſchiedene Mittel, um trüben Wein hell und klar zu machen. Eine zweckmäßig angewandte Schöne iſt aber nicht allein ein Klärungsmittel, es iſt auch eines der beſten Hilfsmittel gegen mehrere Krankheiten des Weines. Als Klärungsmittel können genannt werden: Die Hauſeblaſeſchönung, ein ſehr zuverläſſiges Mittel, das dem Weine weder ſeine Reinheit nimmt, noch einen unange⸗ nehmen Geſchmack mittheilt. Süßer Obſtwein; dieſer iſt im eigentlichen Sinne des Worts “ — 260 — kein Schönungsmittel, er iſt nur ein Auflöſungsmittel der Schöne und wird angewandt ſtatt des Waſſers, hat aber den Vorzug vor dem Waſſer, daß eine Schöne mit ſüßem Obſtwein zubereitet, dem geſchönten Weine eine angenehme Süße und Feinheit beibringt. Ferner: Arabiſcher Gummi, Leim, Rinder- und Hammels⸗ blut, Milch, Eiweiß, Birkenkohle. Reine Birkenkohlen in einen verdorbenen Wein geworfen, reinigen ihn und machen ihn hell, daß er wieder hell und trink⸗ bar wird. Sauerwerden der Weine. Dieſe Krankheit kommt ſowohl bei jungen, als auch bei älteren Weinen vor und iſt immerhin eine der gefährlichſten Krankheiten der Weine, wenn nicht ſchleunigſte Huͤlfe geleiſtet wird. So lange der Wein noch Alkohol oder unzerſetzten Zucker beſitzt, ſo läßt er ſich wieder trinkbar machen, fehlen ihm aber dieſe Beſtandtheile, ſo ſind alle Mittel ohne Erfolg und man darf dann noch froh ſein, einen guten Eſſig zu bekommen. Um dem Wein den Eſſigſtich zu nehmen und ihn wieder zu trink⸗ barem Wein zu machen, dazu dienen namentlich Kreide, Mag⸗ neſia (d. h. kohlenſaure Magneſia) und doppelkohlenſaures Kali⸗ Natron (Kali eignet ſich nicht gut, viel beſſer das Natron). Als weitere Mittel werden noch angerühmt: Ein Kilogramm gepulverten, ungelöſchten Kalk, zwei Kilogramm Zucker und zehn Kilogramm Waſſer bis zur Hälfte eingekocht und ſolches dem Wein beigegoſſen. Auch haben ſich gegen Eſſigſtich des Weines die Kaſtanien ſchon ſehr günſtig bewährt, doch find die: Reſultate nur dann von Erfolg, wenn gedachtes Mittel gleich im erſten Stadium des „Sauerwerdens“ gebraucht wird, ift aber die Eſſigſäurebildung ſchon weiter vorgeſchritten, ſo hilft dieſes Mittel nichts mehr, wenn auch der Geſchmack auf kurze Zeit verſchwindet, ſo kehrt er doch immer wieder, bis endlich der ganze Wein Eſſig geworden iſt. Man nimmt hiezu ein — 261 — Kilogramm Kaſtanien, 70 Liter Wein. Das Stärkemehl der Kaſtanien geht im Contacte mit der eben entſtehenden Eſſig⸗ ſäure in Zucker und dieſer hierauf in alkoholiſche Gährung über, wobei die Eſſigſäure ganz und gar verſchwindet. Die Hauptbeſtandtheile eines ausgegohrenen, geſunden, rei⸗ nen Weines find Weingeiſt, Denanthfäure-Aether und Waſſer; aufgelöster Zucker, Gummi, Weinſäure, freie Eſſigſäure und weinſaure Salze. Als Heilmittel leiſten nur die beſſern Weine gute Dienſte und dürfen nur in kleineren Gaben gereicht werden, indem ihre Wirkung leicht eine erregende, ja ſogar berauſchende iſt, kleinere Gaben ſtärken dagegen die Verdauungs⸗Organe und das geſammte Nerven- und Gefäßſyſtem, daher wird der Wein auch häufig zur Stärkung der Wiedergeneſenden ſogar von Aerzten verordnet. Durch Deſtillation wird aus dem Weine, namentlich aus der Weinhefe, aber auch aus den in Gährung verſetzten Weintrebern, der Branntwein oder Weingeiſt, Spiritus Vini, gewonnen. Da der Weingeiſt erhöhte Wärme bewirkt und dadurch alle Funktionen des Organismus beſchleunigt, ſo dient er als Heil⸗ mittel, jedoch nur in kleinen Gaben, indem ſonſt eine Betäu⸗ bung eintritt und bald darauf eine Abſpannung; dagegen findet der reine Weingeiſt in den Apotheken die 5 Verwendung. Durch ſaure Gährung wird aus dem Weine ein ſehr guter, geſunder Eſſig, Weineſſig, Acetum Vini, gewonnen; je vorzüglicher die Qualität des Weines iſt', deſto beſſerer Eſſig von angenehmem Geruch und Geſchmack wird gewonnen. Auch der reine Weineſſig iſt ein vorzügliches Heilmittel und leiſtet ſowohl zum innerlichen, wie auch zum äußerlichen Gebrauch vorzügliche Dienſte. Innerlich wirkt der Weineſſig belebend und erfriſchend, löſcht bei großer Hitze mit Waſſer getrunken den Durſt, ohne 262 — zu ſchaden und wirkt bei fieberhaften und entzündlichen Leiden ſehr beſänftigend, auch dient der Weineſſig äußerlich als ein hautreizendes und ableitendes Mittel. Der Weinſtein, rohe Weinſtein, Tartarus erudus.. Bleibt der Wein in einem Faſſe mehrere Jahre liegen, ſo ſetzt ſich im Faſſe gleichſam eine Rinde an, die mit den Jahren immer zunimmt. Man nennt dieſe kryſtalliniſche Rinde rohen Weinſtein, Tartarus crudus, oder das rohe, weinſteinſaure Kali, Kali bitartaricum crudum, von welchem durch Reinigung in chemiſchen Fabriken der gereinigte Wein, Tartarus depura- tus bereitet wird; von dieſem wird hernach wieder auf chemi⸗ ſchem Wege die Weinſteinſäure, Acidum tartaricum geſchieden; ebenſo wird auch das Weinſteinſalz, Sal essentiale Tartari, gewonnen. Der gereinigte Weinſtein iſt ein allbekanntes Abführungs⸗ mittel und findet in der Heilkunde ſehr häufige Anwendung. rr Der Granatbaum. (Punica Granatum.) Ein 2 ½ —3 Meter hohes, ſtrauchartiges Bäumchen, ur⸗ ſprünglich aus Perſien ſtammend, von den Arabern aber nach Spanien verpflanzt, wurde von da über das ſüdliche Europa verbreitet. Obgleich er den Winter über im warmen Zimmer oder Gewächshaus gehalten wird, ſo kann er dennoch eine ziemliche Kälte ertragen, ſo daß er in einem warmen, geſchütz⸗ ten Orte bei einiger Bedeckung im Freien überwintert werden kann. Der Stamm iſt gerade; die Rinde des Stammes und. die ſchwach bedornten Zweige haben eine röthliche Farbe, die ziemlich langen Blätter ſind lanzettförmig; die Blumen von prächtiger hochrother Farbe, haben keinen Geruch, ſitzen am. Ende der Zweige einzeln oder zu 2—5 beiſammen, blühen ſehr — 263 — lange; die Blumenblätter ſind verkehrt eirund und haben eine ſcharlachrothe Farbe. Die Beeren, Granatäpfel genannt, ſind rundliche, ſaftige Früchte von bräulich- grüner oder gelblich— rother, auch blutrother und hochrother Farbe, deren Umgebung eine gelbrothe, lederartige Schale bildet. Klima, Lage und Boden. Warme und geſchützte Lage ſind Bedürfniß, daher iſt die Kultur auch eine mehr künſtliche. Die Fortpflanzung geſchieht durch die Saat und zwar entweder in ein Miſtbeet oder in ein warmes Gartenbeet in gut gelockerten und ſtark gedüngten Gartenboden, denn man hat beſonders darauf zu ſehen, einen ſtarken Wurzelſtock zu bekommen, nicht viele, dagegen bald möglichſt ſtarke Wurzeln. Sind ſie nun in der Saatſchule zum Verſetzen erſtarkt, ſo werden ſie in den meiſten Fällen in Töpfe oder Kübel ver— ſetzt, ſehr gut eignen ſich auch breite Kiſten, wo die Wurzeln viel Raum haben, ſich ausbreiten zu können. Im Freien muß die Lage eine ſehr warme ſein und der Boden ein ſehr kräf— tiger und gut gelockerter, er muß frei ſein von aller ſtocken⸗ den Näſſe; dagegen muß im trockenen Boden das Begießen oftmals wiederholt werden. Das Beſchneiden hat mit großer Schonung zu geſchehen und das Beſchützen und Bedecken vor dem Erfrieren mit der nöthigen Vorſicht. Es gibt wohl wenige Pflanzen, die in allen ihren Theilen ſo viel Heilkraft darbieten, wie der Granatbaum, denn es können in die Apotheke abgeliefert werden: Die getrockneten Granatblumen, Flores Granati. Die Blüthen werden mit dem Kelche geſammelt und auf einem Haar- oder ſonſtigen Siebe getrocknet; mit dem Trockenwerden wird die rothe Farbe ſtets mehr dunkelroth; ſind geruchlos und von bitterlichem, ſtark zuſammenziehenden Geſchmack. Die getrockneten Granatäpfelſchalen, Cortex Pomi Granati. Am Ende der Zweige befindet ſich die apfelförmige Frucht mit lederartiger Schale, mit mehreren, durch häutige Scheidewände — 264 — getrennten Fächern, welche mit der Frucht eine angenehm ſäuerliche Fleiſchmaſſe enthalten. Dieſe Granatäpfelſchalen werden nicht ganz getrocknet, ſondern in Stücken von verſchie⸗ dener Größe und Geſtalt und können ebenfalls in die Apotheke verkauft werden, ſind außerhalb von dunkler oder hellrother, auf der innern Seite von braungelber Farbe, ziemlich hart, geruchlos, von bitterlichem, ſehr herbem Geſchmack und dienen gleichwie die Blüthen als zuſammen ziehendes Mittel. Die Granatwurzelrinde, Cortex Radieis Granati. Die etwas höckerige Wurzel wird in Stückchen geſchnitten, iſt außen graulich-gelb, unter dem Ueberhäutchen ſchwärzlich-grün, auf der innern Seite mehr ſchmutzig⸗grün, auch braun oder grau⸗ gelb. Von ſchwachem, unangenehmen Geruch und einem zu: ſammenziehenden, bitterlichen Geſchmacke; iſt als ein abführen⸗ des und wurmtreibendes Mittel ſehr bekannt und findet als ein kräftiges Mittel gegen den Bandwurm ſtets mehr Anwen⸗ dung und verdient als ſolches auch alle Beachtung. Der gemeine Feigenbaum. (Ficus Carica.) Ein in Aſien und Südeuropa wildwachſender Baum, der beſonders in Italien, Südfrankreich, Spanien, Griechenland und der aſiatiſchen Türkei in weiteſter Ausdehnung kultivirt wird, dem jedoch eine weit größere Verbreitung eingeräumt werden dürfte, weil er in einer ſüdlich gelegenen, warmen Lage, wo er vor kalten Winden geſchützt iſt, bei einiger Bedeckung ſogar in ſtrengeren Wintern im Freien noch gedeiht. Dieſer Daum, der eine Höhe von 4 bis 5 Meter bekommt, hat ge⸗ ſtreckte Aeſte, ſchwammiges und weiches Holz, glatte Rinde von aſchgrauer Farbe. Die Rinde enthält einen milchigen, ätzenden Saft, die Blätter ſind handförmig, oben dunkelgrün, unten weißlich. Die Befruchtung der Blüthen, die an den älteren — 265 — Zweigen hervorkommen, iſt bei dieſem Baum ganz eigen. Nicht auf jedem Baum trifft man männliche und weibliche Geſchlech— ter zugleich an; es gibt viele, auf denen bloß männliche und wieder welche, auf denen bloß weibliche Blüthen erſcheinen, auch ſieht man keine Blumenkronen, ſondern die Blüthen ſind in einer fleiſchigen, birnförmigen Hülle. Sind nun beide Ge⸗ ſchlechter in einer Blüthe, ſo geſchieht die Befruchtung leicht, aber wo ſie getrennt ſind, da kann der männliche Blüthenſtaub nicht durch den Wind auf die weiblichen Blumen geführt werden. Dieſem wird durch die Fliegenweſpen, Gallweſpen abgeholfen, die Befruchtung erfolgt durch die Uebertragung des Samenſtaubs vermittelſt einer Galläpfelweſpe (Caprification). Dieſe legen ihre Eier in die fleiſchige Hülle, welche die Blüthe verſchließt und wenn die daraus entſtandenen Maden ſich entwickelt haben und als vollſtändig ausgebildete Inſekten hervorkommen, ſo tragen ſie an ihrem Körper den männlichen Samenſtaub fort und theilen ihn den weiblichen Blüthen mit, wenn ſie darein kriechen. Somit können bloß diejenigen Feigen befruchtet wer⸗ den, deren Blumen Zwitter ſind. Die andern, bloß weiblichen Feigen, erhalten eine künſtliche Befruchtung durch den Stich des genannten Inſekts. Die kleinen, birnförmigen Früchte ſtehen an den Aeſten wechſelweiſe übereinander an Stielen, anfangs grün, ſpäter grün⸗violett, mit ſüßem, rothem Fleiſche und mit vielen Kernen. Klima, Lage und Boden. Wärme und Schutz vor kalten Winden ſind zwar Bedingungen, doch ſchadet Kälte nicht, nur kalte Winde und Näſſe. Auf den Boden macht der Fei⸗ genbaum großen Anſpruch, ſolcher muß mehr trocken als feucht, mehr locker als bindig ſein, Kalk⸗ und Sandboden, der kraftvoll iſt, eignet ſich hiezu ſehr gut. Fortpflanzung. Die Fortpflanzung des Feigenbaumes iſt ſehr leicht ausführbar durch Ableger. Man ſetzt dieſe Ab⸗ leger im Frühjahr in einen ſehr tief und gut gelockerten Boden, — 266 — der frei iſt von übermäßiger Feuchtigkeit. Das Beſchneiden kann er nicht ertragen, daher, wenn er beſchnitten werden wollte, die größte Schonung zu beachten iſt. Der Boden iſt rein von Unkraut zu halten und eine jeweilige Düngung von Aſche, ge⸗ mengt mit vergohrenem Dünger, iſt ſehr zu empfehlen? Feigen⸗ bäume, in Kübeln gepflanzt, werden über Winter in Keller oder warme Räume gebracht, um gegen Kälte und Froſt zu ſchützen. Die im Freien gepflanzten Feigenbäume werden dadurch vor dem Erfrieren beſchützt, daß man im Herbſte die Erde rings um den Stamm auf 1 Meter Weite mit Stalldung belegt, dann das Bäumchen zur Erde niederbiegt, die widerſtrebenden Aeſte mit hölzernen Häckchen an die Erde befeſtigt und alsdann das Bäumchen vollends mit Laub- und Nadelſtreu bedeckt. Dieſe Winterbedeckung darf aber in den wenigſten Jahren vor April weggenommen werden, ebenſo darf die Bedeckung nicht auf einmal, ſondern nach und nach weggenommen werden; auch ſchadet eine ſolche Winterbedeckung den Früchten durchaus nicht, nur darf keine Feuchtigkeit eindringen können. Die Feigen werden theils roh gegeſſen, theils eingemacht und getrocknet, ſie ſind ſehr nahrhaft und wenn ſie reif ſind, nicht ungeſund. Aus Italien, Südfrankreich, Spanien, Griechen⸗ land und der aſiatiſchen Türkei werden in ſehr großer Menge getrocknete Feigen ausgeführt. Als Heilsmittel finden die Feigen ſowohl innerlich, wie auch äußerlich häufige Anwendung. Sie gelten als ein mild nähren⸗ des und zugleich erweichendes Mittel; daher innerlich als Ab- - kochung bei Katarrh und Huſten. Mit Waſſer oder Milch ge⸗ kocht, werden ſie häufig äußerlich zu Mund- und Gurgelwaſſer angewendet, aber auch zur Erweichung von Geſchwüren. — 267 — Der gemeine Mandelbaum. (Amydalus communis.) Ein in Sirien, Arabien und der Berberei einheimiſcher Baum, der in den ſüdlichen Ländern von Europa kultivirt wird. Von Griechenland kam er nach Italien und von dort nach dem ſüdlichen Frankreich und Spanien und wurde von da in das ſüdliche Deutſchland verbreitet, und da er in einer warmen, geſchützten, trockenen Lage die Winterkälte ertragen kann, ſo würde er noch eine weitere Verbreitung verdienen. Er iſt mit dem Pfirſichbaum nahe verwandt, wird in einer warmen Lage, gutem, tiefgründigen Boden größer und dicker, als der Pfirſichbaum, hat geſtielte, lanzettförmige, glänzende Blätter, Blüthen aus beſonderen Knoſpen vor den Blättern entwickelt, gepaart oder einzeln, kurz geſtielt, ſeitenſtändig; Blüthenſtiel kahl, grün, glänzend. Staubgefäße 20 bis 30, in 2 Kreiſen. Die Steinfrucht länglich, lederartig, wollig und platt auf beiden Seiten, hat einen holzigen Kern, welcher die weiße und an Oel reiche Mandel enthält. Letztere iſt entweder. ſüß oder bitter. Beide haben ein gemeinſchaftliches fettes Oel, letztere noch ein flüchtiges, Blauſäure haltendes, welches dieſel⸗ ben Wirkungen äußert, wie eine ſehr verdünnte Blauſäure, deßhalb iſt ihr Genuß für manche Thiere ſchädlich. Die ſüßen Mandeln finden Anwendung beim Kochen, Backen und in der Conditorei, ſowie in der Heilkunde. Klima, Lage und Boden. Der Mandelbaum kommt bei uns im Freien fort, muß aber einen ſolchen Stand erhal- ten, wo er vor Nordwinden geſchützt iſt. Er verlangt einen guten, tiefgründigen, lockern, ſandigen, kalkigen oder Granitſand enthaltenden Boden mit mäßiger Feuchtigkeit. Die Mandelbäumchen werden meiſtens in der Saatſchule erzogen, doch können die Samenkörner auch gleich an ihren Beſtimmungsort geſteckt werden, weil man ſich von der Gewiß⸗ 1 heit überzeugt hat, daß Kernſtämme weniger empfindlich ſind, als veredelte. Das Samenbeet muß zur Aufnahme der Saat gut zubereitet ſein, der Boden ½ Meter tief rajolt und fein gelockert, alsdann Rinnen gezogen und der Samen eingelegt und ſchwach mit Erde bedeckt. Die aufgegangenen Pflanzen bedürfen zwei Jahre lang keiner andern Pflege, als Lockerung des Bodens und Reinigung von Unkraut; nach zwei Jahren werden dieſe kleine Pflänzchen in eine ebenfalls gut und tief gelockerte Pflanzſchule verſetzt, in welcher es ebenfalls an je⸗ weiliger Düngung, Lockerung und Reinhaltung des Bodens nicht fehlen darf. Die Bäumchen erſtarken bald und man muß dann ſchon darauf bedacht ſein, dem Bäumchen eine ſchöne Krone zu geben, um ihn zu einer erwünſchten Höhe zu erziehen; man nimmt die am Stamme herausſproſſenden Zweige frühzeitig ab und ſchont die Zweige am Gipfel mit aller Vorſicht. Haben nun die Bäumchen die erforderliche Stärke, ſo werden ſie auf ihren Beſtimmungsort verſetzt, wo alsdann die Bäumchen nicht mehr ſtark beſchnitten, die längeren Triebe nur etwas einge⸗ kürzt werden dürfen. Starkes Beſchneiden vermindert den Ertrag ſehr und ſoll, wenn nicht dringend geboten, lieber unter⸗ bleiben, weil der Mandelbaum ſeine meiſten Früchte nur am jungen Holz trägt. Eine Veredlung iſt möglich, allein nur mittelſt Oculiren räthlich, und muß, wenn es geſchehen ſoll, ſchon in den erſten Jahren vorgenommen werden. Die Samenkerne find die allbekannten Mandeln, Amyg- dalae, von welchen man nach ihrem Geſchmacke zwei Haupt⸗ ſorten unterſcheidet: 1) Die ſüßen Mandeln, Amygdalae dulces, mit kaum merklichem Geruch, dagegen einem angenehmen, mildſüßlich⸗ öligen Geſchmacke, mildes, fettes Oel, mit Emulſin, Gummi und Schleimzucker und findet als ein reizminderndes Mittel häufige Anwendung. Von ihnen wird die Mandelmilch (Emulsio — 269 amygdalina s. Em. communis) gewonnen. Beim Anreiben mit kaltem Waſſer löſen ſich die Mandeln bis auf ½0 faſerigen Rückſtandes darin auf und bilden mit jenem eine milchartige Flüſſigkeit mit Käſeſtoff, fettem Oel und Zucker. Das Mandelöl (Oleum Amygdalarum), zwiſchen kalten und gelind erwärmten Platten ausgepreßte blaßgelbliche Oel von angenehmem Geſchmack. 2) Bittere Mandeln (Amygdalae amarae) beſitzen einen bittermandelartigen Geruch und bittern Geſchmack und ganz beſonders noch ein flüchtiges, Blauſäure haltendes fettes Oel, das dieſelbe Wirkung äußert, wie eine ſehr verdünnte Blau⸗ ſäure, ihr Genuß wirkt ſchon in weniger großen Gaben ge: noſſen narkotiſch giftig. Uon den Giftpflanzen. — — Wenn ich einige der Giftpflanzen erwähne, ſo dürfte das in ſo ferne dringend geboten ſein, um durch Belehrung und Warnung manchen Unkundigen mit dem Inhalt des Giftes vertraut zu machen, ihn rechtzeitig zum Ausrotten aufzumun⸗ tern; dagegen vom Pflücken und Genießen derſelben abzuhal⸗ ten. Einzelne, die ihrer ſchönen Blumen wegen in Gärten als Zierpflanzen gezogen werden, wie der rothe Fingerhut und blaue Eiſenhut ſind, obſchon die Blumen und Blätter ſo wenig Giftſtoff enthalten, daß ſogar deren Genuß, wenn nicht im Uebermaß genoſſen, das Leben der Menſchen nicht gefährden würde, dennoch als Giftpflanze ſehr wohl zu beachten, weil die Samen und die Wurzeln um ſo reichhaltiger an Giftſtoff und lebensgefährlicher find. Ferner verdienen auch noch die— jenigen erwähnt zu werden, welche ſich unter die Gartenpflanzen einniſten, mit denen ſie einige Aehnlichkeit haben, wie die Gleiße oder Hundspeterſilie ſich bei einiger Unvorſichtigkeit bei der Gartenpeterſilie einzuniſten ſucht und hier beim Genuß ihre nachtheilige Wirkung äußert. Auch die Wieſenpflanzen bleiben nicht verſchont von dem Einmiſchen von Giftpflanzen, nament⸗ lich iſt es die Herbſtzeitloſe, die ſich oftmals ſchnellſtens ein- niſtet und ſich mit aller Schnelligkeit ausdehnt. Dieſe ſind ebenfalls beim erſten Bemerken ſorgfältig mit ſammt den Wur⸗ n zeln auszurotten, denn nur da iſt das Gelingen von Erfolg, wo ſie mit ſammt den Wurzeln ausgerottet werden. Als die gefährlichſte Giftpflanze kann wohl die Tollkirſche, Belladonna genannt, bezeichnet werden, welche ſogar wegen ihres großen Giftreichthums mit Vorſicht geſammelt, in den Apotheken aufbewahrt und häufig den Arzneimitteln beigemengt wird. Die Belladonna, Tollkirſche, Wolfskirſche. (Atropa Belladonna.) Eine ausdauernde, in lichten Wäldern oder Waldböſchungen wildwachſende Pflanze, mit einem walzenförmigen, möhren⸗ artigen, jedoch ſehr äſtigen Wurzelſtock, welcher außen ſchmutzig gelb, innen aber ſchön weiß iſt, hat einen röthlichen, auf— rechten, 1½ — 2 Meter hohen Stengel, mit großen, eirunden, zugeſpitzten, ganzrandigen, weichhaarig und meiſtens paarweiſe ſtehenden Blättern und in den Blattwinkeln geſtielte, außen violett⸗braune, inwendig ſchmutzig⸗gelbgrüne, bräunlich geaderten, hängenden Blumen, die im Juni und Juli blühen. Die Früchte haben die Größe und Form einer Kirſche und auch die ſchwarze Farbe, der Saft iſt violettroth, die Samen ſind blaßbraun und runzelig. Kulturverfahren. Die Belladonna wird ſehr ſelten kultivirt, indem der Bedarf von der wildwachſenden Pflanze, die ſo häufig zu finden iſt, geſammelt werden kann. Wird ſie aber kultivirt, ſo verlangt ſie eine warme, geſchützte Lage und gedeiht beſſer in Niederungen, als auf Anhöhen; die Lage muß eine geſchützte ſein, auch verlangt fie lehmigen, humusreichen, kräftigen Boden und einen Ort, wo ihr als Giftpflanze einige Aufmerkſamkeit gegeben werden kann, damit Niemand davon genießt. ö DI, — 272 — Die Fortpflanzung geſchieht durch den Samen; die Saat wird im Frühjahr in ein ſehr warmes Beet vorgenommen; haben alsdann die Pflanzen die Größe und Stärke zum Ver⸗ ſetzen erreicht, ſo werden ſie an den betreffenden Ort in einer Entfernung von ½ Meter geſetzt; nach dem Verſetzen hat man einige Sorgfalt dem Boden zu widmen, daß man dieſen rein von Unkraut und locker erhält. Offizinell iſt das Kraut, die Beere und die Wurzel. Das Kraut, Herba Belladonna; dieſes muß mit dem Beginn der Blüthezeit geſammelt, ſchnell getrocknet und gut aufbewahrt werden, die getrockneten Blätter ſind dünn, oben braun⸗grün, unten grau⸗grün. Sie haben keinen Geruch und einen faden, bitterlichen, etwas ſtarken Geſchmack, ſind betäubend, ihr Genuß verurſacht Vergiftung und Tod; daher auch ihre Anwendung die ſtrengſte ärztliche Verordnung nothwendig macht. Die Beeren, Baccae Belladonna s. Solani furiosi; dieſe ſchmecken ſäuerlich-ſüßlich, etwas beißend. Der Genuß der Beeren verurſacht Trockenheit im Halſe, Schwindel, Abs ſtumpfung aller Sinne, Zuckungen, Lähmung und Tod. Gegen⸗ mittel ſind ſtarke Brechmittel, Oel, Seifenkliſtiere, Eſſig, Ci⸗ tronenſaft und alle Säure in Menge. Die Belladonnawurzel, Radix Belladonnae. Sie iſt aus⸗ dauernd, cylinderſpindelförmig, öfters 5 bis 6 Ctm. dick und ca. 1 Meter lang und ſehr fleiſchig. Die getrocknete Wurzel iſt außen graugelb, unter der Rinde grau, nach der Mitte zu mehr weißlich und ſchwammig, auf den Querſchnitt zeigt ſie entweder braune, harzige Punkte, oder zwiſchen Rinde und Mark einen braunen Ring. Friſch riecht ſie ſchwach widerlich, getrocknet hat ſie keinen Geruch; ihr Geſchmack iſt ekelhaft, bitterlich fade, etwas ſüßlich und dadurch reizend. Sie iſt im Herbſt oder zu Anfang des Frühjahrs zu graben, ſchnell zu trocknen und gegen Feuchtigkeit geſchützt aufzubewahren. — 273 — Dieſe Wurzel wird zu den kräftigſten, ſcharf narkotiſchen Mitteln gezählt, deren Anwendung mit der größten Vorſicht zu geſchehen hat, indem ſie ſtark auf das Nervenſyſtem wirkt. Das Bilſenkraut, ſchwarze Bilſenkraut. (Hyoscyamus niger.) Dieſe Pflanze, die zuweilen auf Oedungen, auf Acker⸗ böſchungen, auf Schutthaufen 2c. getroffen wird, iſt eine ein⸗ jährige und erneuert ſich durch Samenausfall ſtets wieder; die rübenartige, weißliche Wurzel treibt lange, breite, buchtig eingeſchnittene Blätter; die Stengelblätter ſind kleiner und nehmen nach oben bedeutend ab; alle Blätter find weich, flei⸗ ſchig, klebrig und haben eine ſchmutzig-grüne Farbe und un⸗ geſtielte, ſchmutzig⸗gelbe, mit dunkelrothen Adern faſt netzartig durchzogene Blumen. Das Bilſenkraut blühet vom Mai bis Auguſt. Die ganze Pflanze iſt mit feinen Härchen beſetzt, was ihr ein etwas wollig zottiges Ausſehen gibt. Kulturverfahren. Das Bilſenkraut gewinnt durch die Kultur außerordentlich an Quantität, wie an Qualität macht keinen großen Anſpruch auf den Boden und gedeiht in jeder Bodenart, wenn ſie gedüngt wird, dagegen macht es mehr Anſpruch auf eine ſonnige, warme Lage. Da der Sa— men lange nicht, keimt, jo verdient die Spätjahrſaat und zwar ſogleich an die bleibende Stelle den Vorzug; wo das nicht thunlich iſt, ſäet man den Samen ſehr frühe in ein Pflanzen⸗ beet und verſetzt die Pflänzchen, wenn ſie erſtarkt ſind. Da der Stock im guten Boden eine Höhe von 2/8 bis 1 Meter und einen ziemlich weiten Umfang bekommt, ſo hat man den Pflanzen eine Entfernung von ½ Meter zu geben, damit ſich der Stock ausbreiten kann. Während der Vegetation der Pflanze iſt der Boden einigemal zu lockern und rein von Un⸗ kraut zu halten. ö 18 — 274 — Alle Theile der Pflanze enthalten ein heftig betäubendes Gift und wirken tödtlich. Offizinell ſind Kraut und Samen; die Blätter wirken in gleicher Weiſe, ja ſogar noch ſtärker als der Samen. Es iſt daher auch bei deren Anbau die größte Vorſicht zu empfehlen und nirgends eine wildwachſende Pflanze zu dulden, und bei dem erſten Bemerken auszurotten, denn es kamen ſchon oftmals Fälle vor, wo die Wurzel mit andern Wurzeln gemengt und gegeſſen wurde und tödtlich gewirkt hat. Obgleich das Vieh die Blätter verſchmäht, jo frißt es ſolche in der Haft doch zu⸗ weilen und erkrankt ſchnell, ohne daß oftmals die Urſache wahr⸗ genommen wird. Kommt die Pflanze zur Samenreife und zum Samenausfall und das Federvieh findet ſolchen auf, ſo ſtirbt es durch deren Genuß alsbald, ohne daß auch nur ein Mittel angewendet werden könnte. Sogar durch das Kochen verlieren die Blätter ihre giftige Eigenſchaft nicht, denn es kamen ſchon traurige Beiſpiele vor, wo dieſe Blätter, durch Nachläſſigkeit unter Gemüſe gemengt, mit dieſen gekocht und gegeſſen, alsbaldigen Schwindel, Krampf, Lähmung der Glieder und endlich den ſchmerzhaften Tod herbeiführten, wenn nicht augenblickliche ärztliche Hülfe zu erhalten war. Immerhin iſt es räthlich, bis zur Ankunft des Arztes ſo viel wie möglich warme Milch und Oel zu geben, damit ſich rechtzeitig ein Er— brechen einſtellt, daher auch Brechmittel ausgezeichnete Dienſte leiſten. Die Pflanze, wenn gleich als Giftpflanze gefürchtet, wird dennoch kultivirt, die ganze Pflanze zur Zeit der Blüthe abge⸗ ſchnitten, getrocknet und in die Apotheke verkauft, was wo möglich ſogleich zu geſchehen hat, damit keine nachtheilige Ver⸗ miſchung vorkommt. Ihr Anbau iſt deßhalb auch nur da gut zu heißen, wo ſie augenblicklich verkauft werden kann und wo man auf ſie alle Vorſicht und Sorgfalt verwendet, damit keine Vergiftung vorkommen kann. ' — 275 — Der Eiſenhut, blauer Eiſenhut. (Aconitum Napellus.) Der gemeine, oder blaue Eiſenhut treibt einen einfachen, ſelten verzweigten, aufrechten, 1 — 1 / Meter hohen Stengel, mit fünf⸗ bis ſiebentheiligen, eingeſchnittenen, linienförmigen Blättern von glänzend grüner Farbe und dunkelblauen, mit langen, dichten, Scheinährchen ſtehenden, geſpornten Blumen; blühet vom Juli bis Auguſt. Er findet ſich in einzelnen Ge: genden an feuchten, quelligen Orten auf Gebirgen wildwachſend vor, ſehr häufig dagegen wird er als Zierpflanze in den Gär— ten gepflanzt. | Kulturverfahren. Auf die Kultur macht der Eifen- hut wenig Anſpruch, der Boden darf ſandhaltig oder ſteinig ſein, wenn nur die erforderliche Feuchtigkeit ſtets vorhanden iſt, denn die ſchönſten Exemplare werden ſtets an Böſchungen und Umgebungen von Quellen gefunden. Die Vermehrung geſchieht durch Samen, der ſchwarzbraun, glänzend und ſcharf dreikantig iſt und gedeiht im friſch gelockerten Boden ſicher, ſelbſt auch ohne jede weitere Pflege, denn die Wurzel dehnt ſich immer wieder weiter aus und treibt alljährlich neue Stengel. Die Vermehrung kann daher auch durch die Zertheilung der alten Stöcke geſchehen. Der blaue Eiſenhut enthält in allen Theilen ein ſcharfes Gift. Die Blätter werden im Beginn der Blüthenzeit geſammelt, getrocknet und in die Apotheke verkauft. Von dieſer Pflanze ſind bloß die Blätter offizinell. Der gelbe Eiſenhut, Wolfs⸗Eiſenhut, Sturmhut. (Aconitum Lycoctonum.) | Der gelbe Sturmhut wächst in lichten Laubwäldern, an ſchattigen Abhängen, in höheren Gebirgsgegenden; hat eine — 276 — ſchwarzbraune Wurzel, einen 8 — 1 Meter hohen, unten ein⸗ fachen, nach oben äſtigen Stengel, mattgrüne, kahle, oder leicht behaarte, handförmige, fünftheilige Blätter, dichte Trauben, meiſtens gelbe, ſelten violette, röthliche Blüthen. Die gelben Blumen werden ebenfalls gerne geſehen. Er blühet im Juni und Auguſt; der ſchwarze Samen wird erſt im Oktober reif. Kulturverfahren. Da dieſe Pflanze nicht offizinell iſt, ſo wird ihr Anbau weniger beachtet. Ihre Fortpflanzung, die durch Samen leicht möglich iſt, verurſacht ebenſo wenig Mühe und iſt dieſelbe wie die des blauen Eiſenhutes. Der Fingerhut. (Digitatis purpurea.) Der Fingerhut iſt eine in den Gebirgswäldern des mittleren Europa wachſende Pflanze; ſie kommt aber auch bei uns in den ſtrengſten Wintern im Freien fort. Der Stengel iſt aufrecht, wird /½ —1 Meter hoch, iſt dick und fein behaart; die Blätter ſind länglich, eiförmig, gekerbt, zart, oben dunkelgrün, flaum⸗ haarig, unten filzig⸗weiß mit röthlichen Nerven. Die Stengel⸗ blätter ſind kleiner, als die Wurzelblätter. Er hat eine Aehre mit ſchönen, purpurrothen Blumen, deren Krone ſehr groß, 6 Ctm. lang und einem Fingerhut ähnlich iſt, außen pur⸗ purroth, innen behaart und auf der unteren Seite weiß und roth gefleckt; blühet mehrere Monate, vom Juni bis Auguſt. Kulturverfahren. Dieſe Pflanze verlangt zu ihrem Anbau einen warmen, ſonnig gelegenen Standort und einen guten, kräftigen, ſehr gelockerten Boden. Ein mäßig feuchter Sandboden, der im kräftigen Zuſtand iſt, iſt hiezu ſehr geeignet. Die Fortpflanzung geſchieht am ſicherſten durch Samen, man ſäet hiezu den Samen ſehr bald im Frühjahr in ein gut zu⸗ bereitetes, beſt gedüngtes Gartenbeet und verſetzt, wenn die Pflanzen erſtarkt ſind, ſie an den betreffenden Ort. Da die — 277 — Pflanze Feuchtigkeit liebt, ſo iſt ein öfteres Begießen nothwen⸗ dig. Der warme Standort und die Feuchtigkeit erzeugen viel Unkraut und machen daher auch ein öfteres Ausjäten deſſelben und ein Behacken nothwendig. Damit das Behacken ohne Hinderniß vorgenommen werden kann, haben die Pflanzen einen Stand von mindeſtens / Meter Entfernung zu bekommen. Offizinell iſt das Kraut, Herba Digitalis. Zu dieſem Ge⸗ brauch ſollen die Blätter kurz vor der Blüthezeit von dreijäh⸗ rigen Pflanzen geſammelt, im Schatten getrocknet und in einem verſchloſſenen Glas, nachdem ſie zuvor von allen Stengelreſten und Blattſtielen gereinigt ſind, aufbewahrt werden. Die Blät⸗ ter, wenn auch noch friſch, riechen ſchwach, unangenehm und verlieren den Geruch in kurzer Zeit vollſtändig. Der Geſchmack iſt widerlich ſcharf, ſtark und anhaltend bitter, ekelerregend, wirkt eigenthümlich narkotiſch, brechenerregend und purgirend, in größerer Doſis ſogar tödtlich. Der Seidelbaſt, Kellerhals, Bergpfeffer. (Daphne Mezereum.) Ein in feuchten Laub⸗ und Nadelwäldern im mittleren und nördlichen Europa wachſender Strauch, der den ſcharfen Gift- pflanzen angehört. Der öfters wegen ſeiner ſchönen, meiſtens roſenrothen, zuweilen auch weiß röthlichen Blumen als Zier⸗ pflanze in Gärten gezogen wird. Der Strauch wird 1 ½ bis 2 Meter hoch, iſt aufrecht und zweitheilig äſtig. Die Blüthen erſcheinen an den Seiten der Zweige im Februar und März, brechen oft unter dem Schnee hervor, ſchon vor dem Ausbruche der Blätter. Die roſenrothen Blüthen ſind wohlriechend, aber betäubend und bilden eine ſchöne Aehre. Die Blätter ſind lanzettförmig, kahl und ganzrandig. Die erbſengroßen Beeren ſind anfangs grün, dann eg und werden gegen das Spätjahr hin ſ N — 278 — Dieſer Strauch, der ſich durch ſeine ſchöne Blüthe auszeich⸗ net, wird häufig als Zierpflanze in den Gärten erzogen, na⸗ mentlich da ihre Blüthe angenehm riecht. Er verlangt einen ſchattigen Standort und hinlängliche Feuchtigkeit, deßhalb pflanzt man ihn im Garten an einem ſchattigen, entlegenen Ort, wenn. auch der Boden etwas gering iſt, denn er wächst im Sand⸗ boden, wenn er nur die nöthige Feuchtigkeit hat, im guten Boden wuchert er von ſelbſt fort. | Kulturverfahren. Die Fortpflanzung iſt leicht thun⸗ lich, ſie kann durch die Saat geſchehen, oder durch das Setzen der Nebenſproſſen. Zur Saat wird das Feld im Spätjahr- umgeſpatet oder umgehackt und die reife Beere eingelegt; ebenſo leicht geht das Setzen der Sproſſen, ſolche müſſen am Anfang einigemal begoſſen werden, bis ſie die nöthigen Wurzeln haben; dann befördert es ihr Wachsthum außerordentlich, wenn man dem Stock einige Pflege angedeihen läßt und ihn des Jahres zwei bis dreimal behackt. Alle Theile dieſes Strauches ſind giftig, erregen äußerlich auf der Haut Schmerzen, heftiges Brennen und es entſtehen Blaſen. Thiere, namentlich Hunde, ſterben von den Beeren. es läßt ſich von ihnen eine rothe Farbe zum Malen bereiten. Offizinell iſt die Rinde. Man ſammelt im Frühjahr die Rinde von den ſtarken Aeſten und vom Stamme, zerſchneidet fie in bandartige, /s Meter und längere, 2 bis 3 Ctm. breite Stücke und trocknet ſie. Der Giftlattich, Giftſalat. (Lactuca virosa.) Der Giftlattich, auch ſtinkender Lattich genannt, findet ſich zuweilen an ſchattigen Stellen der Gärten, häufiger jedoch an Hecken; iſt eine einjährige Pflanze, bekommt eine ziemliche Höhe von 8 —1½½ Meter; der aufrechte, etwas röthliche Stengel iſt — 279 — mit borſtigen Stacheln beſetzt, hat längliche, ſtumpf gezähnte, mit einer weichſtacheligen Mittelrippe durchzogene Blätter und blaßgelbe, kleine, ausgeſpreitzt riſpig geſtellte Blumen, blühet im Juni bis Auguſt, worauf die ovalen, ſchwarzen Samen folgen. Das ſehr ſtark und widerlich riechende Kraut iſt offi— zinell, obſchon die Pflanze in allen ihren Theilen einen weißen, milchenden, ſcharf giftigen Saft enthält. Kultur verfahren. Da die Pflanze zum Theil ein läſtiges Unkraut iſt, ſo verſteht ſich von ſelbſt, daß die Fort— pflanzung an geeignetem Ort, wo der Boden gut, locker und fett iſt, zu geſchehen hat, denn auch der Giftſalat macht den gleich großen Anſpruch auf einen ſehr fetten Boden, wie aller Salat, dagegen macht er weniger Anſpruch auf eine ſonnige Lage, er liebt mehr eine ſchattige, aber dennoch warme Lage. Die Saat hat im Frühjahr ſehr bald zu beginnen, kann aber auch in einer trockenen Lage mit Erfolg im Spätjahr geſchehen. Da der Samen ziemlich lang zu ſeiner Keimung bedarf, ſo werden auch bei der Spätjahrſaat die Pflänzchen erſt im Früh⸗ jahr ſichtbar. Die Pflanzen haben einen ſolch' weiten Stand zu bekommen, daß das Land behackt und das Unkraut ausge— jätet werden kann. Zum Gebrauche für die Apotheke wird das Kraut abge— ſchnitten, ſobald es ſich vollkommen ausgebildet hat und im größten Saft⸗ oder Milchreichthum ſich befindet, ſomit vor der Blüthe. Das Kraut muß im friſchen Zuſtand in die Apotheke gebracht werden, damit kein Milchſaft verloren geht, ſondern leicht und vollſtändig gewonnen werden kann. Dieſer Saft, der ſcharf und bitter iſt, wird auch dadurch gewonnen, daß man in die Pflanze Einſchnitte macht, damit er ausfließen kann, den man aber erſt dann ſammelt, wenn er an der Wunde wieder getrocknet iſt, ſo daß er alsdann im trockenen Zuſtand, ähnlich wie beim Opium, geſammelt werden kann. In der Apotheke wird aus dem Kraute ein Extrakt bereitet. Der Giftſumach, Giftbaumſumach. (Rhus Toxieondendron.) Die Pflanze ſtammt aus Nordamerika und wird da, wo ihre ſchädlichen Wirkungen noch weniger bekannt ſind, in den Gärten gepflanzt. Schon von ihrer Ausdünſtung hat man die nachtheiligſten Folgen wahrgenommen, namentlich wollen die Arbeiter in nächſter Nähe ſolcher Pflanzen Hautausſchläge be⸗ kommen haben. Dieſer Strauch wird 1 ½ bis 2 Meter hoch, vermag ſich aber in den erſten Jahren, da ſeine Ruthen langeſtreckt und ſchwach ſind, nicht von ſelbſt zu erheben, ſondern klimmt an Gegenſtänden empor, erſtarkt aber nach einigen Jahen ſo ſehr, daß er baumartig wird. Die kahlen Zweige ſind fein gefurcht und deren Rinde iſt weiß punktirt. Die abwechſelnden Blätter find lang geſtielt, die Blättchen 9 — 12 Ctm. lang, 6—9 Ctm. breit, ſchief eirund zugeſpitzt und von hellgrüner Farbe. Die Riſpen find traubenförmig; die Blüthe iſt grünlich- gelb, die Steinfrüchte dagegen ſchmutzig⸗gelb und haben die Größe einer mittleren Erbſe. Für die Apotheke werden bloß die Blätter gewonnen, dieſe enthalten einen giftigen, flüchtig ſcharfen Milchſaft. Beim Pflücken der Blätter hat man die größte Vorſicht zu beachten, um nicht eine ſchmerzhafte Entzündung auf der Haut hervor⸗ zurufen, oder ſonſtige fieberhafte Zufälle. Man muß daher beim Pflücken der Blätter Hände und Geficht wohl zu ver⸗ wahren ſuchen und beim Aufbewahren kann die größte Vorſicht nicht genug empfohlen werden. Kultur verfahren. Wenn man ihn je zu kultiviren beabſichtigt, ſo verlangt dieſes durchaus keine beſondere Auf⸗ merkſamkeit und kann durch die Saat, durch Wurzelbrut und Ableger geſchehen. Er gedeiht beſonders gerne an einem et⸗ — 281 — was geſchützten, warmen Ort, namentlich an einer Mauer und auf einem mehr trockenen, als feuchten Ort, ſelbſt auch in einem etwas ſteinigen Boden, wenn ſolcher etwas Kalk beſitzt. Der giftige Hahnenfuß, Giftranunkel. (Ranunculus sceleratus.) Obgleich alle Ranunkelarten nicht frei von Giftſtoff ſind, ſo iſt es doch beſonders der giftige Hahnenfuß, welcher ſehr ſcharf und giftig und dennoch in der Pharmacopöe (Arznei⸗ bereitung) nicht ungebräuchlich iſt. Er wächst häufig an Süm⸗ pfen, Gräben und ſtellt ſich zum großen Nachtheil feuchter Weiden zuweilen auch auf ſolchen ein. Der giftige Hahnenfuß hat einen aufrechten, bis Meter hohen, eckig⸗gefurchten, hohlen und äſtigen Stengel, mit hand⸗ förmig dreitheiligen, oder dreiſpitzigen Blättern, die am untern und mittlern Theile des Stengels geſtielt, nach oben ſitzend ſind; kleine, gelbe Blüthen mit länglichem, zuletzt walzigem Fruchtboden. Die Früchte ſitzen ährenförmig auf dem ver⸗ längerten Fruchtboden. Alle Theile ſämmtlicher Ranunkelarten enthalten einen ſcharfen, auf der Zunge ſtark brennenden Saft. Das Vieh, welches unter dem vorgelegten Grünfutter die friſche Pflanze mitfrißt, erkrankt und es zeigen ſich oftmals bei den Thieren Krankheiten, wo man deren Urſache nicht auszumitteln weiß, oder erſt zu ſpät wahrnimmt; auch treten die übeln Folgen erſt ſpäter ein. Die ganze Pflanze iſt friſch ein ſcharfes Gift, ſo daß deren Saft ſogar Blaſen auf der Haut zieht, mit dem Trockenwerden vermindert es ſich jedoch immer mehr. Aus allem geht hervor, wie dringend geboten es für jeden Vieh⸗ beſitzer ſein dürfte, alle Ranunkelarten mit möglichſter Umſicht auszurotten. — 282 — Die Herbſtzeitlo ſe, Herbſtblume, Zeitloſe. (Colchicum autumnale.) Dieſes lilienartige Gewächs, welches ſich zum Nachtheil und zur Beeinträchtigung eines guten Wieſenfutters ſo häufig ein⸗ ſtellt, namentlich auf feuchten Wieſen und kräftigem Boden, kann nur mit Mühe und großer Umſicht ausgerottet werden. Tief in der Erde ſitzt die fleiſchige, in braune Häute eingehüllte Zwiebel. Dieſe treibt im Herbſt eine nackte, ſechstheilige, roſa bis violette Blume, ihr folgen im Frühjahr darauf mehrere tulpenartige Blätter, welche in ihrer Mitte die große, drei— fächerige, aufgeblaſene grüne Samenkapſel, welche viele rund» liche und runzlige Samen enthält, einſchließen. Die ganze Pflanze iſt giftig, ſomit als Futterpflanze nachtheilig und der Genuß in hohem Grade ungeſund. Wohl verſchmäht das Vieh dieſe Pflanze, ſie wird ihm aber oftmals unter Mengefutter. beigebracht, wo es die nachtheiligſten Folgen verurſacht. Es gebietet ſomit die Vorſicht eines jedes Viehbeſitzers, dieſe Gift⸗ pflanze mit ſammt ihrer Wurzel auszurotten. Nicht allein dem Vieh ſind ſie gefährlich, ſondern auch den Kindern, welche gerne mit den großen Samenkapſeln ſpielen und zum Genuß der Samenkörner verleitet und dadurch vergiftet werden. Wo die Herbſtzeitloſe ſich noch nicht zu ſehr verbreitet hat, iſt man oft⸗ mals noch im Stande, ſie dadurch auszurotten, daß man bei feuchter Witterung ſie ſammt ihrer Wurzel auszuziehen ſucht, was dann mehrere Jahre fortgeſetzt werden muß, bis ſämmt⸗ liche ausgerottet ſind; genügt jedoch dieſe Verfahrungsart nicht mehr, fo iſt zu ihrer Ausrottung ein völliger Umbruch der Wieſen unumgänglich nothwendig. Als auffallend dürfte zu erwähnen ſein, daß die Pflanze, welche ſo gerne im feuchten Boden wächst, dennoch bei regelmäßiger Bewäſſerung der Wieſen von ſelbſt ſich verliert. — 283 — Der Lolch, Taumellolch, Tollkorn. (Lolium temulentum.) Der Lolch iſt ein ſehr läſtiges Unkraut bei Sommergetreide, beſonders unter Gerſte und Hafer. Er findet ſich auf kalk⸗ haltigen, lehmigen Bodenarten am häufigſten eingeniſtet vor, namentlich in feuchten Jahren und ſchließt beinahe kein Klima aus. Die Pflanze bildet einen aufrechten, ſteifen, 1 bis 1 ¼ Meter hohen, gegliederten Halm, welcher Aehnlichkeit mit dem Gerſtenhalm hat. Blattſcheide und Blätter ſind ſcharf, die Aehrchen 5— 7 blüthig, mit den Spelzen gleichlang, begrant. Die Samen ſind klein, rundlich, etwas breitgedrückt und wer— den oft in Menge mit dem Getreide gemahlen, wo dann der Genuß von ſolchem Mehl und Brod der Geſundheit der Men— ſchen nicht nur ſehr nachtheilig, ſondern ſogar tödtlich iſt. Die Samen wirken betäubend auf Menſchen und Thiere, verur⸗ ſachen Schwindel, Dunkelheit vor den Augen, Klingen und Brauſen in den Ohren, Kopfſchmerzen, mit dem Zunehmen der Krankheit tritt beſchwerliches Schlucken, Mattigkeit in den Glie⸗ dern, dann Krämpfe, Zuckungen und Reiz zum Erbrechen ein. Das beſte Gegengift ſind Säuren, namentlich Eſſig. Zuweilen geſchieht eine ſolche Vergiftung auch abſichtlich dadurch, daß die Samen betrügeriſcher Weiſe dem Bier zugeſetzt werden, um daſſelbe berauſchender zu machen, was gewiß der größte Akt von Gewiſſenloſigkeit iſt und die größte Strafe verdient, indem viele Menſchen den Genuß einer größeren Menge von ſolchem Bier mit ihrer Geſundheit zu büßen haben. Obgleich dieſes gefährliche Unkraut von den Aeckern ſehr ſchwer zu vertilgen ift, weil der Same 3 — 4 Jahre unter der Erde keimfähig bleibt, ſo läßt es ſich doch durch mehrmaligen Hackfruchtbau ausrotten. Um das Getreide davon zu reinigen, kann ein oftmaliges Sieben na dringend genug empfohlen werden. - — 284 — Der ſchwarze Nachtſchatten. (Solanum nigrum.) Der ſchwarze Nachtſchatten iſt eine Sommerpflanze mit einem krautartigen, Meter hohen, vom Grunde an abſtehen⸗ den, oder ausgebreitet äſtigen Stengel, deren Aeſte eckig ſind; Blätter eirund, zugeſpitzt buchtig, oder gezahnt. Die Blüthe, die im Juli erſcheint, hat Aehnlichkeit mit der Kartoffelblüthe, iſt jedoch kleiner und ohne Ausnahme weiß. Die Früchte ſind runde Beeren, werden aber nicht fo groß, wie die der Kar: toffeln, ſondern bekommen nur die Größe einer Erbſe, welche im unreifen Zuſtand grün ſind, aber gereift ganz ſchwarz wer⸗ den. Doch hängen immer mehrere, wie bei den Kartoffeln, zuſammen an unterhängenden Stielen und bilden eine Dolden⸗ traube. Die Beeren enthalten einen röthlichen Saft und viele bräuliche Samenkörner. Die ganze Pflanze hat einen unange⸗ nehmen Geruch und ein trauriges Anſehen, findet ſich zuweilen auf Schutthaufen, in Gärten und Krautländern, ſelten in Wieſen und iſt ein ſehr läſtiges Unkraut, das ſich durch Samen⸗ abfall immer wieder fortpflanzt und kann nur dadurch aus⸗ gerottet werden, daß man die Pflanze nicht zur Samenreife kommen läßt, darf aber bei der größten Futternoth nicht zur Fütterung benützt werden, ſondern iſt bei dem Ausjäten vor⸗ ſichtig von anderem Unkraut, das zur Fütterung benützt werden ſoll, abzuſondern; wird es zuweilen mit anderem ausgejätetem Unkraut den Thieren vorgeworfen, die es trotz ſeines unange⸗ nehmen, betäubenden Geruches dennoch verzehren, ſo wirkt es höchſt- ſchädlich, ja ſogar tödtlich. Zuweilen findet man den ſchwarzen Nachtſchatten ſogar in den Gärten angepflanzt, wo man ſomit nicht beachtet, daß er als Giftpflanze die nach⸗ theiligſten Folgen verurſachen kann; denn wie leicht können Kinder dazu Gelüſte bekommen, dieſe Beere zu genießen und müſſen daran ſterben; ſogar bei Hühnern und Enten kam es en ſchon oftmals vor, daß fie ſolche Beeren gefreſſen haben und ſterben mußten. Als Gegenmittel, wenn Kinder ſolche Beeren genoſſen haben, dienen ebenfalls Brechmittel, der Genuß von Weineſſig, Citronenſaft und ſonſtigen Pflanzenſäuren. Offizinell iſt das Kraut, Herba Solani nigri. Geruch widerlich, betäubend, moſchusartig, Geſchmack ekelhaft, ſalzig⸗ bitter. Beſtandtheile Solanin. Wirkt narkotiſch giftig. dießwurz, die ſchwarze Nießwurz, Schneeroſe, Chriſt⸗ wurz. (Helleborus niger.) Die Schwarze Nießwurz, die auf hohen Gebirgen in Oeſterreich, Bayern und bei Salzburg häufig wildwachſend gefunden wird, hat eine äſtige, äußerlich ſchwarze, innen weiße, ſehr giftige Wurzel mit vielen feinen Faſern, aus welcher die Blatt- und Blumenſtiele unmittelbar hervorkommen. Die dicken, langgeſtielten, leder⸗ artigen Blätter ſind meiſtens ſiebenfach, mit lanzettförmigen, ſägenartig gezähnten Läppchen; die kurzen, rundlichen, nackten Blumenſchäfte ſind rothgefleckt. Die Blumen ſtehen einzeln oder zu zwei auf dieſen Schäften, ſind ziemlich groß, breit, flachglockig und weiß, erſcheinen gewöhnlich ſchon im Dezember und blühen bis Februar und März. Bei der Nießwurz unter⸗ ſcheidet man hauptſächlich zwei Varietäten, die ſich nicht allein durch ihre Farbe unterſcheiden, ſondern auch durch ihre Eigen: ſchaften. Als offizinelle Pflanze verdient blos die ſchwarze Nießwurz Anwendung; die grüne Nießwurz, Helleborus viridis, die allenthalben an Zäunen und Waldrändern gefunden wird, blühet im Mai und Juni, und hat grüne Blumen. ITnm Allgemeinen kann von der Nießwurz geſagt werden, daß die ganze Pflanze ein ſcharfes Gift beſitzt, namentlich aber die Milch der ſchwarzen, knotigen Wurzel, die von ſcharfem, U — 286 — bitterem, ekelhaftem Geſchmack und unangenehmem Geruch iſt. Der Genuß bewirkt alsbaldige Uebelkeit, Schmerzen im Unter⸗ leibe, Schweiß und Angſt, dann Erbrechen und Durchfall, große Mattigkeit, dabei Ohnmachten, die von immer längerer Dauer werden, bis ſich zuletzt Krämpfe einſtellen. Es folgt nun ein Zittern, Verdrehen der Augen und Anſchwellung des Kopfes. Durch deren Genuß erkrankte Menſchen können nur dann noch gerettet werden, wenn ſchleunigſt ärztliche Hülfe vorhanden iſt. Die im erſten Augenblick zu empfehlenden Mittel ſind Baumöl, um das Erbrechen zu begünſtigen und einer Entzündung vorzu⸗ beugen, dann Zuckerwaſſer, Gerſtenſchleim, Kaffee, Kamillenthee ꝛc. Kulturverfahren. Da die ſchwarze Nießwurz zugleich auch als Gartenzierpflanze dienen kann, ſo können bei ihrem Anbau zwei Zwecke erreicht werden, da von ihr überdieß, wenn ſie verblüht hat, die Wurzeln gewonnen und in die Apotheke verkauft werden können. Die Fortpflanzung geſchieht durch Zertheilung der alten Pflanzen, ſelten durch die Saat. Zu ihrem Anbau verlangt ſie eine ſchattige Lage und kräftigen Boden. - Schirrling, gefleckter Schirrling, Tollkerbel. (Conium maculatum.) Er hat im Deutſchen noch verſchiedene Namen und iſt eine zweijährige, beinahe in ganz Europa an öden Plätzen, Wegen, an Hecken, auf Schutthaufen wildwachſende Pflanze. Der Stengel iſt aufrecht, gefleckt, unbehaart, 1 Meter hoch, die Blätter dreifach gefiedert, dunkelgrün, Blättchen lanzettförmig, fiederſpaltig, die Dolden ſind geſtielt, rückſtrahlig, beide Hüllen vielblättrig, Blüthe weiß. Der Schirrling iſt eine betäubende Giftpflanze, denn ſie verurſacht, in Menge genoſſen, Betäubung, Schwindel, Aengſt⸗ lichkeit mit alsbaldiger Uebelkeit und Erbrechen, Entzündung — 287 — des Magens, dann Krämpfe und den Tod. Beſonders gefähr- lich iſt die Pflanze, weil ſie leicht mit der glattblättrigen Peter⸗ ſilie verwechſelt werden kann. An drei Merkmalen unterſcheidet man übrigens die glattblätterige Peterſilie von dem kleinen Schirrling oder der Hundspeterſilie. Die Blätter der Peter⸗ ſilie ſind gelblich und mattgrün und haben einen angenehmen Geruch, namentlich wenn man ſie zerreibt, die des Schirrlings ſind dunkelgrün, auf der Oberfläche glänzend, und haben einen ſchwachen, ſtinkenden Geruch. Das zuverläſſigſte Unterſchei⸗ dungsmerkmal iſt aber die Blüthe: an dem Schirrling hängen drei lange, grüne Blättchen unter der kleinen, weißen Schirm⸗ blüthe hervor, die bei der Peterſilie fehlen. Da der Schirr— ling als wildwachſende Pflanze ſo gerne bei andern Pflanzen ſich einniſtet, ſo iſt er überall mit ſammt ſeinen Wurzeln aus⸗ zurotten, namentlich auf Wieſen und Weideplätzen. Der Ge⸗ ruch des Schirrlingkrautes iſt eigenthümlich widerlich und tritt namentlich beim Zerreiben ſehr ſtark hervor; er hat viele Aehn⸗ lichkeit mit dem der ſpaniſchen Fliegen. Der Geſchmack iſt ſcharf, ekelhaft, etwas bitter, narkotiſch, giftig. Sollen Blätter für die Apotheke geſammelt werden, ſo hat dieſes Sammeln vor der Blüthe zu geſchehen. Solche müſſen ſchnell getrocknet und in wohlverſchloſſenen Gefäßen aufbewahrt werden; ſie wirken ſcharf narkotiſch, verurſachen leicht Vergiftung und können ſogar äußerlich am Körper Ver⸗ giftungen verurſachen, daher auch bei dem Sammeln der Blätter die größte Vorſicht zu empfehlen iſt. Obgleich das Kraut offizinell iſt und das gepulverte Kraut beſonders häufige Anwendung in der Thierheilkunde findet, ſo darf man ſich doch deſſelben nie ohne ärztliche Anordnung be⸗ dienen und ſollte nirgends anders als in der Apotheke zu finden ſein. — 288 — Der Stechapfel, Dornapfel, Stacheluuß. Datura Stramonium.) Eine einjährige, in allen Ländern einheimiſche Pflanze, welche auf unbebauten Stellen auf Schutt, an Mauern und auf Wegen wild wächst. Sie hat einen krautartigen, äſtigen, 1 Meter hohen Stengel, eirunde zugeſpitzte, am Rande fbeit- ſchweifig ausgezackte, oben dunkelgrüne, unten heller geäderte Blätter, wovon die jüngeren flaumartig, die älteren aber mit der Zeit kahl geworden ſind. Die einzeln ſtehenden Blüthen ſind kurz geſtielt und weiß, und blühen von Ende Juni bis September; die Frucht iſt eine ſtumpfe, eiförmige, vierfächerige, mit zahlreichen Dornen beſetzte Kapſel. Die iſt in allen ihren Theilen ein für Menſchen und Thiere tödliches Gift, ſogar die Bienen, die ſich auf die Blüthe ſetzen, ſollen ſterben. Am meiſten Gift enthalten die nierenförmigen Samenkörner. Da der gemeine Stechapfel überall wild wächst, ja ſogar ein läſtiges Unkraut iſt und die Beſtandtheile der wildwachſen⸗ den Pflanze in der Apotheke den Vorzug verdienen, ſo iſt gewiß ein Kultiviren derſelben überflüſſig. Dagegen giebt es einige Abarten, die mehr als Zierpflanze angebaut werden, 3%: | Der ſchöne Stechapfel, Datura Fastuosa. Der äſtige Stengel iſt ſchön purpurroth mit kleinen weißen Strichen und wird 1½ Meter hoch. Die Krone iſt äußerlich violett, in⸗ wendig weiß. Der wohlriechende Stechapfel, Datura arborea, iſt von den übrigen Arten ganz verſchieden; der Stamm iſt holzig, wird ſehr hoch und iſt eine Treibhauspflanze, die zu einem großen, vielblüthigen Geſträuche herangezogen werden kann. | Kulturverfahren. Den Samen ſäet man im Frühjahr in ein warmes Miſtbeet; find die Pflanzen dann zum Verſetzen erſtarkt, ſo verſetzt man ſie an einen warmen, ſonnigen Ort in — 289 — einen guten, kräftigen, lockern Boden, dem es nicht an Feuchtig. keit mangelt, in's Freie. Offizinell iſt blos der gemeine Stechapfel und zwar Kraut und Samen. Das Kraut, Herba Stramonii, Herba Daturae. Das Kraut wird während der Blüthe eingeſammelt, es riecht ſtark widerlich, betäubend, daher auch beim Sammeln und Trocknen Vorſicht zu empfehlen iſt; ihr Geſchmack iſt widrig, bitter, etwas ſalzig. Der Stechapfelſamen, Semen Stramonii, iſt nie⸗ renförmig, rauh, höckerig, außen braunſchwarz und innen weiß. Die ganzen Samen haben keinen Geruch, erſt beim Stoßen verbreitet ſich der widerliche Geruch. Der Geſchmack iſt ölig, widerlich, etwas bitter und ſcharf. Kraut und Samen wirken giftig. Sie bewirken Betäubung, Gedankenloſigkeit, Wahnſinn, Wuth, Lähmung, Zuckungen und Schlaf mit ſtarken Zuckungen verbunden, dieſem folgen Schlaganfälle und der Tod. Als Gegenmittel dienen Brechmittel mit viel Kamillenthee, auch dient Waſſertrinken mit Weineſſig gemiſcht; in Ermanglung deſſen dienen auch Milch oder Buttermilch. Auch iſt der Kranke auf alle mögliche Weiſe am Schlafen zu verhindern. 19 Regiſter. Alant, gemeiner Alant, Inuta Helenium . Aloe, gemeine Aloe, Alo& vulgaris Aehrige Aloe, Aloe spicata Althee, Eibiſch, Althea officinalis Amberkraut, Maſtixkraut, Kaſtenkraut, 1 marum Andorn, gemeiner, Marrubium vulgare i Angelika, Engelwurz, Angelica, Archangelica Arnika, Wohlverlei, Arnica montana Attich, Zwerghollunder, Stinkhollunder, 3 Wpls - Aurin, Gnadenkraut, Gratiola officinalis. 1 Bachbungenkraut, Ehrenpreis, Veronica Beccabunga . Bärentraube, Arctostophylos offieinalis Bärlapp, gemeiner, Lycopodium cla vatum Baldrian, Valeriana officinalis * Balotte, wollige, wolliger Löwenfuß, Ballotta EN ie lanatus . > h : . R . Beifuß, Artemisia ae Belladonna, Tollkirſche, Wolfstirſche, F Ren Benediktenwurz, Nelkenwurz, Geum urbanum Berberitze, Berberis vulgaris. 0 Bertramwurz, Anthemis pyrethrum . Bilſenkraut, Hyoscyamus niger 5 Bitterdiſtel, Cardobenedikte, Heildiſtel, Ölen en Bitterklee, Fieberklee, Zottenblume, Menyanthes trifoliata Bitterkraut, Tauſendguldenkraut, Erythrea Centaurium Bitterſüß, ſteigender Nachtſchatten, Solanum dulcamara Blutwurz, Heilwurz, Tormentill, Tormentilla erecta. Bockshorn, Siebenzeiten, Trigonella fœnum græœcum. Brombeeren, Rubus fructicosus 8 h Brunnenkreſſe, Narsturtium officinale 1 l Bruſtbeerenſtrauch, Rhamus Zizyphus ; Cardobenedikte, Bitterdiſtel, Heildiſtel, Cnicus benedietus Chriſtwurz, Helleborus niger N 0 % a Citronenkraut, Eberreis, Artemisia Abrotanum , . * — 292 — Diptam, gemeiner weißer, Dietamnus albus Dornapfel, Datura Stramonium 5 : 5 3 1 Doſten, Wohlgemuth, Origanum vulgare A Dreifarbiges Veilchen, Dreifaltigkeitsblümchen, Viola trioolor Dreifaltigkeitsblümchen, Stiefmütterchen, Viola tricolor 1 Eberreis, Stabwurz, Citronenkraut, Artemisia Abrotanum Eberwurz, ſtengelloſe Eberwurz, Carlina acaulis Ä £ \ Edelwermuth, Pontiſcher Wermuth, Artemisia pontica g = Ehrenpreis, Veronica officinalis Eibiſch, Althee, Althæa officinalis N . , ; Eiſenhut, blauer Eiſenhut, Aconitum Napellus“ ; { E Eiſenhut, gelber, Wolfs⸗Eiſenhut, Sturmhut, Aconitum Tide tonum A . . A . A Eiſenkraut, Verbena officinalis > ö 5 l s Engelwurz, Angelica Archangelica . 5 5 8 , Enzian, Gentiana . . } Enzian, edler oder gelber, Bitterwurz, Bentz W ; Enzian, puuftirter, Gentiana punctata . r ; , j Enzian, purpurrother, Gentiana purpurea Erdbeere, Fragaria Eſſig⸗Roſe, Zucker-Roſe, R004 Sanne h Fallkraut, Arnika, Wohlverlei, Arnica montana. Feigenbaum, Ficus Carica n Feldthymian, Quendel, wilder Thymian, T Serpent R Fieberklee, Bitterklee, Menyanthes trifoliata . 5 i Fingerhut, Digitalis purpurea Flachskraut, Leinkraut, Antirrhinum REN Flieder, Sambucus nigra. l Flobſamen, Flohkraut, Wegetritt, Plage Psylltum . Freſenmehlkraut, Bärlapp, Lycopodium clavatum . Freiſamkraut, Dreifaltigkeitskraut, Stiefmütterchen, Viola 0010 Garbe, Schafgarbe, Tauſeudblatt, Achillea Millefolium Gartenroſe, hundertblättrige Roſe, Rosa centifolia e Gichtkraut, Gnadenkraut, Gratiola off. „ Gicht⸗ oder Pfingſtroſe, Peonia of. , .- . 2 Gichtrübe, Zaunrübe, Bryonia alba + l Giftlattich, Giftſalat, Lactura virosa h Giftraununkel, Ranunculus sceleratus 2 : 1 8 Giftſumach, Rhus Thoxicodendron. A 5 174 160 201 281 = IB = Gnadenkraut, Gottesgnadenkraut, weißer Aurin, Gratiola off. Goldblume, Ringelblume, Calendula off. 8 Granatbaum, Punica Granatum Graswurz, Quecke, Triticum repens . Hahnenfuß, giftiger, Giftranunkel, Ranunculus Heer Haſelwurz, Asarum europæum. Heidelbeere, Schwarzbeere, Vaccinium Myrtillus . Heildiſtel, Bitterdiſtel, Cnicus benedietus . f Herbſtzeitloſe, Herbſtblume, Zeitloſe, Colchicum autümnals ; Himbeere, Rubus Idæus Himmelskerze, Königskerze, Ferbach Thapsus Himmelsſchlüſſel, Schlüſſelblume, Primula veris Hollunder, Holder, Flieder, Sambucus nigra, Hundsroſe, Rosa canina . 5 Hundertblättrige Roſe, Roſe, Gattentoſt, Ros beutifolia Johannisbeere, rothe Johannisbeere, Ribes rubrum Johannisbeere, ſchwarze, Ribes nigrum Iris, Schwertlilie, Iris florentina Iſop, Hyssopus off. 7 Judenkirſche, Physalis Alkekengi Käſepappel, Pappelkraut, Malva rotundi folia Kaiſerwurz, ächte Meiſterwurz, Imperatoria Ostruthium Kalmus, Acorus Calamus Kamille, edle oder römiſche Kamille, Anthemis nobilis Kamille, Feldkamille, Mutterkraut, Matricaria Chamomilla , Katzenbaldrian, Valeria officinalis K Katzenkraut, Amberkraut, Maſtirkraut, Teuerium Murühr Kellerhals, Seidelbaſt, Bergpfeffer, Daphne Mezerum Klatſchmohn, wilder Mohn, Ackermohn, Papaver Rhœas Klatſchroſe, Papaver Rhœ-a dsds Klette, gemeine, Arctium Lappa Seite 69 159 262 70 281 71 211 15 232 215 29 31 220 167 160 225 226 179 199 240 78 78 72 74 Knabenkraut, Kuckuckskraut, Ragwurz, Ernie, Orbis Mori 81 Knoblauch, Allium sativum . Königskerze, Himmelskerze, Wollkraut, Een Tagtüs Krauſemünze, Mentha crispa . . Kreuzdorn, Sauerdorn, Saurach, Berberitze, Berber vulgaris Kreuzwurz, bittere Kreuzwurz, Polygala amara. * 91 Küchenſchelle, Oſterblume, Bocksbart, graues Berzmännchen, Pul- satilla vulgaris 4 2 . . A . 92 — 294 — Kuckuckskraut, Knabenkraut, Ragwurz, Salepwurz, Orchis morio Lakryzenholz. Süßholz, Glycyrrhiza glabra 4 Lauch, Porre, Allium porrum Läuſekraut, Stephans-Ritterſporn, B S7 Lavendel, Spicke, Lavendula Spica . 0 % Leinkraut, Flachskraut, Marienflachs, gelbes wenne Antirrhi- num Linaria - . Liebſtöckel, Levisticum off., 8 Be A Lilie, weiße Lilie, Lilium candidum . Linde, Tilia europœa 5 . 8 | Löffelkraut, ſcharfer Meerrettig, Keen, n armoracia Löwenfuß, wolliger, Leonurus lanatus, Ballota lanata h Löwenmaul, gelbes Leinkraut, Antirrhinum Linaria Löwenzahn, Leontodon Taraxacum , . . Lolch, Taumenlolch, Tollkorn, Lolium W Magſamen, Oelmagen, Mohn, Pavaver somni ferum Maiblume, Maiglöckchen, Convallaria majalis . Malve, Malva. Malve, ſchwarze, Roſenpappel, Roſeneibiſch, 1 1 Mandelbaum, Amygdalus communis. { ; ? x Marienflachs, Leinkraut, Antirrhinum Linaria. . Maſtixkraut, Amberkraut, Katzenkraut, Teuerium Marum Meerrettig, Keen, ſcharfes Löffelkraut, Cochlearia armoracia Meeszwiebel, Scilla maritima . ; 5 0 Mehlbeere, Preuſſelbeere, Steinbeere, 8 Vitis idea Meiſterwurz, Kaiſerwurz, Imperatoria Ostruthium Melilotenklee, Steinklee, Trifolium Melilotus offinale Meliſſe, Melissa off. 3 6 Mohn, Magſamen, Oelmagen, 8 somni Ton f Mutterkraut, Feldkamille, Matriearia Chamomila . . .. Nachtſchatten, ſchwarzer, Solanum nigrum . Nelkenwurz, Benediktwurz, Geum urbanum N Nießquurz, ſchwarze Nießwurz, Schneeroſe, Helleborus 8 Oelmagen, Mohn, Papaver somni ferum , 3 ? a Oſterblume, Küchenſchelle, Bocksbart, Pulsatilla 1 R Oſterluzei, Aristolochia clematitis. ; REN" Pappelkraut, Käſepappelkraut, Malva rotundi folia hortense Peterſilie, Peterſilge, Peterlein, Feen e petroelinum 84 Zr, — 295 — Pfeffermünze, Mentha piperita. 3 Pfingſtroſe, Gichtroſe, Pæonia off. Poleykraut, Poleymünze, n Mentha Palegiam, Werken Seite 144 66 vulgare 0 . 147 Porre, Lauch, Allium porrum 94 Preuſſelbeere, Steinbeere, Mehlbeere, Win Vitis Kl 233 Quecke, Queckeweizen, kriechender Weizen, Graswurz, Triticum repens 70 Quendel, Feldthymian, wilder Thymian, Thymus * 149 Ragwurz, Knabenkraut, Kuckuckskraut Salepwurz, Orchis Morio 81 Raute, Gartenrautenkraut, Ruta graveolens 154 Rebendolde, Roßfenchel, Waſſerfenchel, Oenanthe Phellandrium 3,496 Reinfarn, Tanacetum vulgare „ hrs Rhabarber, der ächte, wahre Rhabarber, e W 155 Ringelblume, Goldblume, Calendula off. 159 Römiſche Kamille, Anthemis nobilis 74 Roſe, Gartenroſe, hundertblättrige Roſe, Rosa centifolia 160 Roſeneibiſch, Roſenpappel, ſchwarze Malve, Malva arborea, Al- thea Rosea 5 ; x ; . 110 Rosmarin, Rosmarinus off. 170 Roßfenchel, Rebendolde, Waſſerfenchel, RSS eee . 196 Ruhrwurz, Tormentill, Heilwurz, Tormentilla erecta 397 Sadebaum, Sevenbaum, Sade-Wachholder, Juniperus sabina . 245 Salepkraut, Knabenkraut, Orchts Morio . 81 Sauerdorn, Saurach, Kreuzblume, Berberitze, N — — 56241. Schafgarbe, Garbe, Tauſendblatt, Achillea millefolium 174 Schalotte, Schalottenzwiebel, Eſchlauch, Allium ascolonicum 173 Schirrling, Tollkerbel, gefleckter Schirrling, Conium maculatum , 286 Schlüſſelblume, Himmelsſchlüſſel, Primula veris > 175 Schneeroſe, Nießwurz, Chriſtwurz, Helleborus niger. 285 Schnittlauch, Allium Schenoprasum 176 Schwalbenwurz, Schwalben-Asklepia, Asclepias e e . 180 Schwarzbeere, Heidelbeere, Vaceinium Myrtillus , 1 . 211 Schwertlilie, florentiniſche Veilchen- oder Violenwurz, Iris Norentina 179 Seidelbaſt, Kellerhals, Bergpfeffer, Daphne Mezereum 277 Seifenkraut, Saponaria off. 178 Siebenzeiten, Bockshorn, griechiſches FR Feigen 1 A, 44 Speichelzahnwurz, Bertramwurz, Anthemis pyrethrum 40 Spicke, Lavendel, Lavendula Spica 2 8 95 — 296 — Stabwurz, Eberreis, Artemisia Abrota ue Stachelbeere, gelbliche, Ribes grossularia . 5 . ; 2 Stachelbeere, rothe, Ribes reclinatum 7 ; Stachelnuß, Stechapfel, Dornapfel, Datura Stramo ig F f Stechapfel, Dornapfel, Datura Stramonium F 601 Steinbeere, Preuſſelbeere, Mehlbeere, Vaceinium Vitis idea Steinklee, Melilotenklee, Trifolium Melilotus off, 4 Stephans⸗-Ritterſporn, Stephanskraut, Läuſekraut, Delphinium Staphisagria Stiefmütterchen, Dreiſaltigkeitskraut, breifarbiges elbe. Viola tricolor . 5 5 n Stinkholder, Attich, Sambucus Ebulus Sturmhut, gelber Eiſenhut, Wolfs-Eiſenhut, A LiFcoe» tonum . A ; Süßbolz, Lakritzenolz, Giyoyrräitke ek - . Taumellolch, Tollkorn, Lolch, Lolium temulentum . 0 5 Tauſendblatt, Schafgarbe, Achillea millefolium . } Tauſendguldenkraut, Bitterkraut, Erythræa Centaurium, Gen- tiana Centaurium 0 F . Thymian, wilder, Quendel, Miyits Ser ph Traubenſtock, Weinſtock, Vitis vinifera i ae Tollkerbel, Schirrling, Conium maculatum 5 k s Tollkirſche, Belladonna, Wolfskirſche, Atropa Belindeine Tollkorn, Lolch, Lolium temulentum 5 0 Tormentill, Heilwurz, Blutwurz, Tormentilla ot 0 Veilchen, florentiniſche Schwertlilie, Iris florentina Violenwurz, florentiniſche Schwertlilie, Iris florentina 1 Wachholder, Sadewachholder, Sadebaum, Juniperus Sabina I Waizen, Friechender, Graswurz, Quecke, Triticum repens Waſſerfenchel, Roßfenchel, Rebendolde, Oenanthe Phellandrium , Wegetritt, Flohſamen, Flöhkraut Plantago Psyllium . . Weinrebe, Weinſtock, Vitis vnifra or Weinroſe, wohlriechende Roſe, Rosa rubiginosa. . i k Wermuth, Beifuß, Artemisia Absinthium , Wilder Mohn, Klatſchmohn, Ackermohn, auſoadt Püpater Rhœas 1 ; 1 J Wohlgemuth, Doſten, Origin, vulgars 0 ; . . i Wohlverlei, Fallkraut, Arnica montana 0 1 Seite 55 234 234 288 288 233 126 182 54 203 275 183 283 174 194 149 247 247 241 283 196 179 179 245 196 130 — 297 — Wolfs ⸗ Eiſenhut, gelber Eiſenhut, Sturmhut, Aconitum Lycoe- tonum 8 Wolfskirſche, Belladound, Tolltirſche, Nen Wan Wollkraut, Königskerze, Verbaseum Tapsus 7 2 Zaunrübe, weiße, Gichtrübe, Bryonia alba. Zaunrübe, rothe, Bryonia dioica Zeitloſe, Herbſtzeitloſe, Herbſtblume, Oolchioum „ Zottenblume, Bitterklee, Fieberklee, Menyanthes Trifoliata . Zuckerroſe, Eſſigroſe, Rosa gallica .. eee Attich, Stinkholder, Sambucus Ebulus „ * * TE Fe \ Be a Begiſter. Abrotanum, Artemisia Abrotanum, Stabwurz, Eberreis, Ci⸗ tronenkraut Absinthium, Artemisia Ae Wermuth, Beifuß Achillea millefolium, Schafgarbe, Garbe, Tauſendblatt . Aconitum Lycoctonum, gelber Eiſenhut, Wolfeiſenhut, Sturmhut Aconitum Napellus, Eiſenhut, blauer Eiſenhut Acorus Calamus, gemeiner Kalmus . Allium ascalonium, Schalotte, Schalottenzwiebel, cin. Allium Porrum, Lauch, Porree. 8 Allium Sativum, Knoblauch. Allium Schenoprasum, Schnittlauch Alo& soccotrina, Soccotrina-Aloe Aloe spicata, die ährige Aloe Alo& vulgaris, gemeine Aloe Althæa officinalis, Althee, Eibiſch k Althea rosea, ſchwarze Malve, Roſenpappel, Roſen⸗ Eibiſch Amygdalus communis, der gemeine Mandelbaum Angelica Archangelica, Angelika, Engelwurz Anthemis, Kamille. ! a : £ Anthemis nobilis, edle oder römische Kamille Anthemis pyrethrum, Bertramwurz, Speichel-Zahnwurz Antirrhinum Linaria, Leinkraut, Flachskraut, Marienflachs, gelbes Löwenmaul. - Apium petroselinum 1 Peterſilie, Peterſilge, Peterlein 4 Arbutus uva ursi, Arctostaphylos uva ursi, Bärentraube Archangelica, Angelika, Engelwurz . i 8 Arctium Lappa, glatte oder gemeine Klette 8 5 Arctostaphylos officinalis, Bärentraube Aristolochia clematitis, Oſterluzeikraut . . . . Arnica montana, Arnika, Wohlverlei, Fallkraut. 8 r 0 Artemisia Abrotanum, Eberreis, Stabwurz, Citronenkraut. 5 * Artemisia Absinthium, Wermuth, Beifuß Artemisia pontica, Edelwermuthy 5 3 R . — 29 — Artemisia vulgaris, Beifuß x Asarum europæum, gemeine Haſelwurz Asclepias Vincetoxicum, Schwalbenwurz, Schwalbenasklepia Atropa Belladonna, Belladonna. Tollkirſche, Wolfskirſche Ballota lanata, wolliger Löwenfuß, wollige Ballote Berberis vulgaris, Sauerdorn, Kreuzdorn, Saurach, Berberitze Bryonia alba, weiße Zaunrübe, Gichtrübe . Calendula officinalis, Ringelblume, Goldblume. Carlina acaulis, Eberwurz, ſtengelloſe Eberwurz . Cnicus benedictus, Cardobenedikte, Bitterdiſtel, Heildiſtel . Cochlearia armoracia, Meerrettig, Kene, ſcharfes Löffelkraut Colchicum autumnale, Herbſtzeitloſe, Herbſtblume, Zeitlofe . Conium maculatum, gefleckter Schierling 6 - Convallaria majalis, Maiblume, Maiglöckchen Daphne Mezereum, Seidelbaſt, Kellerhals, Bergpfeffer Datura Stramonium, Stechapfel, Dornapfel, Stachelnuß Delphinium Staphisagria, ARSTER een Läuſekraut . Dietamnus albus, weißer Diptam Digitalis purpurea, Fingerhut 6 Erythræa Centaurium, Tauſendguldenkraut, Bitterkraut Ficus Carica, der gemeine Feigenbaum. Fœnum græcum, Bockshorn, Siebenzeiten . Fragaria, Erdbeere | Gentiana, Enzian Geum urbanum, Nelkenwurz, Bencdifwurz Glycyrrhiza glabra, Süßholz, Lakrizenholz Gratiola offieinalis, Gnadenkraut, ES Sarg e Aurin, Gichtkraut \ Helleborus niger, Nießwurz, en Nießwurz, 5 Ehriftwurz . ; Hyoscyamus niger, Bilſenkraut, ſchwarzes Bilſenkraut Hyssopus officinalis, Iſop 5 Imperatoria Ostruthium, Kaiſerwurz, züchte Meiſterwurz Inula helenium, Alant Iris florentina, Schwertlilie, fiorentinifehe Veilchenwurz e Juniperus sabina, Sadebaum, Sevenbaum, Sade-Wachholder Lactuca virosa, Giftlattich, Giftſalat. ; > 01 Lavandula Spica, Lavendel, Spicke — 300 — Leontodon Taraxacum, Löwenzahn. 0 + Leonurus lanatus, wollige Ballote, Löwenfuß . . = . Ligusticum, Levisticum, gemeiner Liebſtöckel . BEN Lilium candidum, Lilie, weiße Lilie. 5 1 ‘ Lolium temulentum, Lolch, Taumenlolch, Tollkorn 3 5 Lyeopodium elavatum, Bärlapp, gemeiner Bärlapp, eke kraut. ; . } l g N . Malva, Malve. ; Malva arborea, ſchwarze Malve, Noſenpappel, Roſen⸗ Eibiſch Malva rotundi folia, Käſepappelkraut, Pappelkraut Marrubium vulgare, Andorn, gemeiner Andorn Matricaria Chamomilla, Feldkamille, Mutterkraut Melilotus officinalis, Melilotenklee Melissa officinalis, Meliſſe Mentha crispa, Krauſemünze Mentha piperita, Pfeffermünze . Mentha pulegium, Poleykraut, Poleymünze * Menyanthes trifoliata, Bitterklee, Fieberklee, Botenttum 5 a Nasturtium officinale, Brunnenkreſſe Oenanthe Phellandrium, Waſſerfenchel, Roßfenchel, Rebendolde Orchis morio, Knabenkraut, Kuckucksblume, Ragwurz, Salepwurz Origanum vulgare, Doſten, Wohlgemuth. 8 : Pœonia officinalis, Gichtroſe, Pfingſtroſe . 5 Papaver Rheas, wilder Mohn, Klatſchmohn, Ackermohn, Klatſchroſe Papaver somni ferum, Mohn, Magſamen, Oelmagen 5 x Physalis Alkekengi, Judenkirſche, Blaſenkirſche . N EU TEN Plantago Psyllium, Flobſamen, Wegetritt, Flohfraut . Polygala amara, Kreuzwurz, bittere Kreuzwurz . . Primula veris, Schlüſſelblume, Himmelsſchlüſſel . Pulegium vulgare, Poleykraut, Poleymünze, Flohkraut Pulsatilla vulgaris, Küchenſchelle, Oſterblume, Bocksbart Punica Granatum, der Granatbaum . a 5 a Ranunculus sceleratus, giftiger Hahnenfuß, Gift⸗Ranunkel . Rhamnus Zizyphus, Bruſtbeeren ſtrauc hh Rheum palmatum, ächte, wahre Rhabarber { . 0 3 Rhus Toxicodendron, Giftſumach . 0 a - ; s Ribes, Johannisbeere l n N Ribes nigrum, ſchwarze Johanniebeere een Ribes rubrum, rothe Johannisbeere. . e . — 301 — Ribes Grossularia, Stachelbeere, gelbe Stachelbeere Rosa canina, Hundsroſe . Rosa centifolia, Roſe, Gartenroſe, bundertblättrige Rose Rosa gallica, Zuckerroſe, Eſſigroſe 7 . Rosa rubiginosa, Weinroſe, wohlriechende Rofe . Rosmarinus officinalis, Rosmarin Rubus fructicosus, gemeine Brombeere Rubus Idæeus, Himbeere . . Ruta graveolens, Raute, Ghetinönlitenttant . . Sambucus Ebulus, Attich, Zwerghollunder, Stinkholder Sambucus nigra, Holluder, Holder, Flieder / Saponaria off., Seifenkraut F Scilla maritima, Meerzwiebel b F Solanum dulcamara, Bitterſüß, ſteigender nacht. 8 3 Solanum nigrum, ſchwarzer Nachtſchatten 5 . . Tanacetum vulgare, gemeiner Rainfarren . x . . Teucrium Marum, Amberkraut, Maſtixkraut, Katzenkraut Thymus Serpyllum, Quendel, Feldthymian, wilder N 0 Tilia europæa, Linde, gemeine Linde. 2 . . Tormentilla erecta, Tormentill, Heilwurz, Blutwurz, Ruhrwurz Trifolium Melilotus off., Melilotenklee, Steinklee h . . Trigonella n e, Bockshorn, Siebenzeiten, griechiſches Heu Triticum repens, Graswurzel, Quecke, kriechender Weizen . * + Vaccinium Vitis idea, Heidelbeere, Schwarzbeere . . . Valeriana officinalis, Baldrian, Katenbaldrian . Verbascum Thapsus, Königskerze, Himmelskerze, Wollkraut Verbena officinalis, Eifenfaut . . . . . Veronica Beccabunga, Bachbungenkraut, Ehrenpreiß. Veronica officinslis, Ehrenpreiß Viola tricolor, Dreifaltigkeitskraut, dreifarbiges Veilchen, Freiſam⸗ kraut, Stiefmütterchen. ä x 1 5 . Vitis „ did Weinrebe, Weinſtock e Seite 234 167 160 169 170 170 204 215 154 203 220 178 124 43 284 151 18 149 102 195 126 44 70 211 34 86 60 31 59 54 247 jr Een 5 G la Rr * Mit dieſem erlaube ich mir die geziemendſte Bitte, mich mit reichen Beſtellungen meiner ſämmtlich verfaßten Werkchen erfreuen zu wollen; dieſe ſind: 1. Die wichtigſten Lehren der es Genognoſie und Agro⸗ nomie 8 a „ ae l M. — Tr 2. Die Düngerlebre \ 8 5 = * 5 3. Landwirthſchaft im Allgemeinen. ; = 5 „ — „ 4. Anbau der Getreidearten, Futterkräuter, Handels: und Gewerbepflanzen, mit colorir⸗ * ten Tafeln } E 5. Anbau der Gemüſe, Anollens 5 Wurzel⸗ gewächſe, mit colorirten Tafeln. 5 k 5 6. Anbau und Verwendung der Arzneipflanzen, mit colorirten Tafeln 8 „2 8 7. Anbau der Gewürzpflanzen, mit colorirten Tafeln . „ N 8. Wieſenbau mit Bewäſſerung Se Ent⸗ wäſſerung. 8 5 „ 9. Weinbau, Moſt⸗ und Weinbereitung ; Re 10. Obſtbaumzucht . . . . 1 2 Re, 11. Rindviehzucht, mit PONTE Zaren X 4 753 12. Pferdezucht " . * 4 E 13. Schaf⸗ und Schweinezucht mit Tafeln ; 5 ud 14. Geflügelzucht, mit Nee Tafeln ; 5 3 „ 6 Kaninchenzucht 3 FR Tabaksbau mit Fermentation des Tabals. III. Auflage. re ONE Hopfenbau an Stangen und Drabgeif II, Auflage : } a „„ Zuckerrübenbau %% „ oe ee a 1° ae Martin Fries. Hank \ N (4 2 N 2 ES & Archang ka officenalts. E29? rad: „ / a AR Tr 5 FR Lauma Beccabunga: N Taf. 3. \ Berberis vudigarıs. 7 71 N 1 Cnllretirti PN WR Brredieie. Anthemis pirelhrum. RE ‘ I HN Far, Ze — rtemt ius Curlina- acaulıs Fbrotanum- Taf. 6. RR AW 2 & a 7 Ps IR N 2 N 5 5 dutca 9 — 2 - 2 m N A 4 IS * N . \ 1 1 In nF ix2 lv 0 E a NAVY N — . u EI Paeonia ofieinalis ‚Rosa centifolia- , Verbascum. za Thapnsus. ‚J/mperaloria Holrullium 228 offieinalis N 2222 75 5 ) 4 —.— T, 5 2 A ag N RN . Arettum 8 N. u . ER EN N Lanna: N A 2 8 5 1 4 u 1 2 58 A) A ng e & * N „ IR / 5 LA ı 17 W — — 12 N Leusheum. rulgare X 18 9 N e . l (öchlearia Ärmoracia’ . % 2 (N 8 8 * Convalların majalıs. heontoden Tarasacum: Tat. 13. Melilotus offieinalir Sella marilima- W u Helifsa offieina ÜS. Geum- arbanumz a Fa N ! g 1 9 J 7 1 Y . * «Aristolochia- (lematitis . „ 22 1 e u} 0 1 | J N 7 3 ‚Apium- Letroſili num, Taf. 14. 9 Br * \ Mo — 3% 5 a B Dh >, 2 900 7 N 12 * - N \ R AR \ NS 2 be 8 9 . V 278 . N 7. DZ x Ri ei - Pr 7 72 N SIE A 9 2 En N 4 4 Li — 4 == fi 7, 1 p Pi: N a * Keen: J NEN Thymus 2 er er zullum Br, SQ TU Tormentilla- \ N AN ‚erectd; 5 N Rosmarinus offieinahs. WW Sanonarıia offieinalis. & Glijzjrhisa- glabra. Rubus Jdaeus.. Taf. 18. Are tos tut linlos Hi hes 7 ‚groffularia. j N t i has ruhrum. Taf. 19 Jaceinium Vilis Jdaca: I. 21. Datura Stramomum- Solanum- Dulcamara: Taf. 23. Helleborus niger. Colehieum, aulumnale: Rurpurea; iqitalis Taf. 24. ‚Aconitum. Vapellus. Lacluca’ — Taf. 25. Taf. 26. Punica Granatum : S 73 York Botanical Garden Library am 8 Se 2 N:“ A tale