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9

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ANNALEN

DER

PHYSIK UND CHEMIE.

ERGÄNZUNGSBAND.

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ANNALEN

DER

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HERAUSGEGEBEN ZU BERLIN

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( Nacb Baai LI cmmacluikcn.)

RSBST 8BGH8 XUPFB&TAFSLN.

LEIPZIG, 1842.

ERltAG VqN JOHANN AKBROSIUS BABTH.

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ANNALEN

DER

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UND

CHEMIM

ZWEITE REIHE.

HERAUSGEGEBEN ZU BERLIN

VOM

J. C. POGGENDORFF.

(Nach Band LI ciniotdialteD.)

«BB8T SaCHS XUPPtlLTAPBI.lf.

LEIPZIG, 1842. .

TEBLAG VON JOBANM AlfBROSIVS BARTII.

Inhalt

des ErgBoznngsbandes der Ännalen der Physik und

Chemie.

EfgtesStfick.

Seile

I. BdlrlgesiirPb3rai«lo^edesGe8ieiitMiiiiies;¥«oCh.Wiieat-

Btone. ^ 1

Euter Theil. lieber ein» merkwürdige «nd bis jelil

unbeachtete Efscheiaaiig htka 8chen mit beiden AogciL

0- IHt Farben der AtmoephXre, betrachtefmit Beiög ani «ben

Mieren Anfeats: nlJeber -die Farben dea WatserdempCi

unter gemasen UmsUnden**; von J. D. Forbea. ... 49

ni Heber die Irradiation; von J. Plateaa 79

GeacbicfaUiGfaer Abriia, S. 81. Unterraebong der Uraacben, welehe Zweifel an dem Daeejn der Irra- diation erregt haben« S. 111. IV. Ueber das Klima von Slteba and den niwiscben Beaitsan-

gen an der Nordwestkfiste von AmerUca; von K. t. Baer. 129 V- Ueber Acecfalorplatin, nebtt Bemerlnmgen über einige- an- dere Prodocte der Knwirkimg xwiachen Platineblorid und Aceton; von W. C. Zeiae 165

VI

Seite VL Resultate der dieniisdien Zcriegimg des Wissen der wich- tigsten Ssliseen und SalibSche io der KIfgiseiisteppe md

der Krym; Ton Fr. G5bel 181

VIL Resnltate der Zeriegaog des Wassers Tom Sdiwanen,

AsowMhen ond Kaspiachen Meere; too Demselben« . 187 ym. Beobachtongen Aber die Temperatar am Gnmde des Hee- res in der Klbe der Gletsclier Spitabeigens; Ton Ch. Mar* lins. M

IX. Ueber die Depolatisation des Lichts durch lebende Thiere; von J. F. Goddsrd 190

X. Resnltate der in Pljmonth ftnf Jalire lang stfindlich ange- stellten Thermometefbeohndhtmigen. 191

Zweites Stück«

L Ueber die Irradiation; von J. Platean. (Fortsetzung.) . 193 Von der Ursache und den Gesetsen der Irradiation.

n. Ueber die ktensiat des Lichts in der Nihe einer Brenn- linie; von G. B, Airy. 232

in. Viersehnte Reihe von EipeiimsBtal-UtttenaGfani^ett fiber

ElektiMat; von M. Faradaj. 249

> (. 80. Natv der eiektriscbeB Kraft oder Krifte, S. 249. —4 §. 21« Besiehang swisehen elektrischen nnd magne- tischen Kriften« S. 266. $. 22. Bemcihnng fiber Elektricitito - Erregung, S. 276.

IV. Ueber elektro* dynamische Indnction; von J. Henry. . . 282 1) Umstlnde bei der Indnction eines Stroms auf sich selbst, S. 284. 2) Erlegung secandlrer Strftme, S«286. 3) Indnction secnndXrer Strftme aua der F^me, S. 289. 4) Wirkung eingeschalteter Leiter, S. 292. 5) Strfime dritter, vierter nnd ftnfter Ord- nung, S. 296. 6) Inducirte Ströme verschiedener Ordnungen durch gewöhnliche Elektricitit» S. 300.

Seile

V. Dflkr AeBeUocpUliii, aebst BiHwitiiugen fiber einige m- dcre Piredhete der Eimvirfamg nfiidMn Platbddorid und .

Aceton; ?on W. C. Zelse. (SeUUe.) 312

n Oflber dae fajfitdieiffte PfaffcnttBM«!; mi Th. Walter. 334 VE Benkato der letetea Buewariiffli Eipeditioii rar Ennittr Img der Kmandiflmiui des Sdiwanen and KaapJedien

m. Deber dier9i?eandi8ereniiwiiclie«deiiiTodteB-aMl]Iifr-

tifcuMafheii Meere. 3M

OL Ucber den ■dmediacheD Aiam IbiBclie ErMhciniingen in

Hord-Amerika '. 302

X Ueber den Einflnb lefaieier LaftiMnie auf die in Regen-

mttun an%eiangene Regenmenge. 365

XL Giftbto Regenmenge avf der Eide. 368

SL lelaeraieen Ton Abbama. 371

XDL Heteenteinfili in IB«oniL 373

Xnr. Tentenienide Quelle Ton Pambnk KalenL 373

Xy. Hei&e QneDen Sn der AlgiereL 376

XVL Der Fndner See. ... .' 378

XTD. Ueber den Ziifaiitier See 382

Drittes Stfick.

l Fmbebnte Reibe ton Eipernnental-lhterracbnngen fiber

EUtridtit; von Micbael Faraday. . 385

Ueber den Cbarakter mid die lücbtang der elektri- acben SIraft dee Gjnaotne, S. 385. E Deber die Irradiation; von J. Platean. (Scblofa.) . . 405

Zneammenfamimg der Reenllate, 8. 440. 0- Deber dtte Inteiflneni des Ucbto, ab Mittel nr Lteng nndiiedener eebr Soiner Angaben der Pbysik» nnd ab Gnnidbge rar AnfSertigmig neuer meieorolo^sdier Inatrn- ncBte; Ton Arago. . 443

vm

Sflitc

IV. Ueber die AblndemiigeB, welche die regelmifirige Reflodon aa der' Oberflicbe metallischer KOrper ein^ polarisirten Lichtstrahl einprigt; tob H. de Senarmont 451

V. Temperataren der vonftgtichstea Tbermalqaellen, zosam* mengestelit nach den iBVerlissigsten Angaben; ron E. Osann. .<....'. 475

VL Ueber die Morgen- nnd Abend winde in Gebirgen; Ton J.

Fosrnet 490

¥H.' UntersQchnngen fiber Fnmarolen; Ton M. He Hon i nnd

Piria, 511

vm. Natürlicher Eiskeller im Westerwalde 517

IX. Ueber die Periodiciat der A^roUthen; von Cappocci. . 520

X. Notizen. 1) Dlmmernngibogen, 524. 2) Rotfaes Stein- salz, 525. 3) AnUrctiache Vnlkane, 525. 4) Atlan- tische Felsen nnd Vnlkane, 526. ^5) Fortsdilendemng durch Blitz, 527. 6) Grofse Verbreitnng des Erdbebens Ton Yaldivia, 527.

Viertes Stück.

L Analyse der isochromatischen Corren nnd der Interferenz- Erscheinungen in combinirten einazigen KiystaUen; von Chr. Langberg 529

IL Ueber die Elektrolyse secundirer Verbindungen, Ton J. F.

Daniell 665

r

m Ueber die Elektrolyse secundirer Verbindungen; zweite Ab- handlung Ton J. F. DanielL 580

IV. Ueber Volta*sche Zersetsungen wafsriger nnd alkoholischer Lösungen; von A. Council^ . 590

V. Ueber die Morgen- nnd Abendwinde in Gebirgen von J. Fonrnet , 591

VI. Meeresströmungen

Namenregister fiber die Bfinde XXXXIII bis LI nnd den ErgKnznni

band.

IX

Nachweis zu den Kupferlafela

U 1 ua IL - Wkeatttoiie, Fig. 1, S. 4; Fig. %, & 5; Flg. d,

4, 5, S. 6; Flg. 7, S. 7; Fig. 8, 9, S. 9; Fig. 10 a »d 6, 11, 1% 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, S. 12 vad 16; Fig. 21,

5. 18; Flg. 22, S. 25; Fig. 23, 8. 30; Fig. 24, 8. 33; Fig. 25, m,b, 8:33; Fig. 26, &40.

TaLIQ. - Piatea«, Fig. 1. 8.88; Fig. 2, 8.94; Fig. 3, S.111; F%. 4 md 5, 8. 122; Fig. 6, 8. 123; Flg. 7, 8. 124; Fig. 8, 8. 125; Fig. 9 nad 10, 8. 126; Fig. 11, 8. 197; Hg. 12, 8. 203; F% 13, 8. 407; Flg. 14, 8. 412; Flg. 15, 8. 417; Fig. 16, 8. 424, Flg. 17, S. 430; Fig. 18, S. 434.

MIV - Airy, Fig. 1, 8.233; Flg. 2, & 237; Flg. 3, 8.240; Fig. 4, 8.248. Faradaj, Flg. 5, 8.25a Henry, Flg. 6 Md 7, 8.282; Flg. 8, 8.286; Fig. 9, 8.282 nad 283; Flg. 10, S. 203; Flg. 11, 8. 293; Fig. 12 und 13, 8. 296; IFlg. 14, 8.298; Flg. 15, S. 301; Flg. 16, 8. 304; Fig. 17, 8. 307; Fig. 18, 8. 310-

, 19 «üd 20, 8. 311.

MV. .- Faradaj, Flg. 1 S. 395. Laagb^rg, Flg. 4, 8.629; Rg. 5, S. 533; Flg. 17, 8. 548; Fig. 18» 8. 553; Rg. 19, 8. 553; Flg. 20 bia 24, S. 657; Flg. 25 bb 29» 8. 558. (Die Okf^cn Ffgarea komiacB In dem nitgellMilteB Aaang dar Abhandlaag van Langberg nidil Tor, nnd rfad nnr ana VerKhen kapfai weiden. )

Ti£TL ^ Daniell, Fig. 1, 8. 566; Flg. 2, 8.570.

4

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ANNALEN

DER PHYSIK UND CHEMIE.

Bil. ERGÄNZUNG. St 1.

L Beiträge zur Physiologie des Gesichissinnes ; fon Charles TVheaistone,

Profttsor der ExpenmeaUlphysik am King< Colle^ sa London.

(Ao8 dem EDglüchen von Dr. August Franz, Arzt und Augen- arzt in London.)

Erster Thcil »).

Ueber einige merkwürdige nnd bis jetst anbeobachtete Er- scbeioungen beim Sehen mit beiden Augen.

§. 1.

VV enn ein Gegenstand in einer so grofsen Entfernung betrachtet wird, dafs die auf denselben gerichteten Seh- adisen beider Augen merklich parallel laufen, so sind die perspecCiTischen Ansichten* desselben, welche man mit je- dem Auge besonders wahrnimmt, sich gleich; der Anblick ist daher für beide Augen genau derselbe, als wenn man den Gegenstand nur mit einem Auge sieht. In einem solchen Falle findet in der Gesichtswahrnehmung eines Gegenstandes, der über eine Fläche erhaben ist, Hoch- bild, Relief, und einer perspectivischen Zeichnung dessel- ben auf einer ebenen Fläche kein Unterschied statt. Eine (emalie Darstellung von entfernten Gegenständen kann

1) Die folgende Abhandlung ist blos ein Theil der beabsichtigten Bei- träge, welcher, wie mir Prof. Wheatstone sagte, noch fünf an- dere bald folgen sollen, so dafs daher nur die sechs Terschiedenen Abhandlungen ein ToUständiges Game bilden werden. Die Torlie- gcade wurde am 21. Juni 1^38 Tor der Royal Society gelesen und findet sieb in den Philosoph. Traiuactioni^ Jahrgang 1838. Bd II. P' 371. Von diesen wieder besonders abgedruckt, überschickte mir der Herr Verfasser ein Exemplar, welches ich zur Uebersetxung be- Baut habe. Br. F.

Joggend. Ann. Eif inxungsbd. I. 1

2

daher eine so vollkommene Aehnlichkeit von Obfect«-.^ die man zu repräsentiren beabsichtigte, darbieten , d^*f das Gemälde für den Originalgegenstand erkannt wk«( wenn mau nämlich alles, was die Illusion hindern oi^r stören könnte, sorgfältig vermeidet; das Diorama lieft ri einen Beweis davon. Jene Gleichheit der objectiven hr- scheinung für beide Augen verschwindet dagegen, sob^'a das Object den Augen so nahe gebracht wird, dafs, mn es deutlich zu sehen, die Sehachsen convergiren müssen. Unter diesen Umständen wird nämlich von jedem Au^e eine verschiedene perspectivische Ansicht des Ob)^L wahrgenommen, und diese Verschiedenheit wird um bo gröfser, je mehr die Convergenz der Sehachsen zunlmi-il. Hiervon kann man sich leicht fiberzeugen, wenn id einen in mäCsiger Entfernung vor die Augen gestellten genstand von drei Dimensionen, einen Würfel z. B., uüt jedem Auge abwechselnd betrachtet, indem nämlich das andere geschlossen und der Kopf unbewegt in derselb. n Stellung gehalten wird. Fig. 13 Taf. II stellt die beid'^a Perspectiv -Ansichten eines Wfirfels vor, a ist die :t«. dem rechten und b die mit dem linken Auge gesehec«-- angenommen, dafs der Würfel ungefähr 7 Zoll und genn;«* vor dem Beobachter sich befinde.

Diese Erscheinungen, welche durch dieses einfacJ c Experiment so unverkennbar sind , lassen sich nach dt a festgesetzten Regeln der Perspective leicht erklären; dt. a ein Object in Relief, wenn man es mit jedem Auge wir sich allein ansiebt, wird von zwei Gesichtspunkten ^ *& betrachtet, die so weit auseinander liegen, als die z^* f sehen beiden Augen gezogene gerade Linie beträgt. Gleit «- wohl scheinen sie der Aufmerksamkeit eines jeden PI«;. - siologen und Künstlers, welcher über das Sehen und i ; Perspective gehandelt hat, entgangen zu seyn. Das Ni i beachten eines Phänomens, welches zu den wichtigen mi ' interessanten Folgen führen mu£ste, die den Gegensttii i der vorliegenden Abhandlung bilden, kann ich nur cfi i

3

I Unstande zuschreiben , dafs das Endresalfat einer Unter- I sachong desselben einem Grandsatz widerspricht, der von ' den Autoren, welche Ober den Gesichtssinn geschrieben bähen, ganz allgemein behauptet wird, nämlich: dafs die Objecte nur einfach gesehen würden, wenn die Bilder auf entsprechende Punkte beider Retinen fallen; eine Hj« potbese, welche spöter erörtert werden wird. Wenn üuen jene Beobachtung auch einmal aufstiefs, so verlio- üm sie dieselbe augenblicklich, in der Ueberzeugung, dais, wenn auch die Nerrenhautbilder unter gewissen Umstän- den in beiden Augen Terschieden wären, diese Veraciii^ denbeit doch nur so gering seyn könne, dalis man nicht nötbig habe sie in Anschlag zu bringen«

Es wird uns nun einleuchtend werden, warum- ea omnOglich ist, dafs ein Maler eine treue Darstellung ei« Des nahen Gegenstandes von körperlicher Ausdehnung ge» ben kann, d. h. ein Gemälde, das von dem Originalge- genstande selbst nicht zu unterscheiden wäre. Wird das Gemälde und der Gegenstand mit beiden Augen betrach- tet, so sind die von dem Gemälde auf die beiden Ner- Teohäute projidrten Bilder einander ähnlich, die von dem wirklichen Gegenstande sind dagegen einander unähnlich. Es findet daher in diesen beiden Fällen ein wesentlicher Unterschied zwischen den auf die Organe der Gesichts- empfindung gemachten Eindrücken und folglich auch zwi- schen den Gesichtsvorstelluogen statt, und daher ist es immöglich das Gemälde mit dem Originalgegenstande von körperlicher Ausdehnung zu verwechseln.

Nachdem ich die Werke vieler Autoren, von denen sich die Behandlung dieses Gegenstandes erwarten lieÜB, durchgesehen hatte, konnte ich nur eine einzige* Bemer- kuig darüber auffinden, nämlich in dem Trattato della Pütura des Leonardo da Vinci. Dieser grofse Künst- ler und geistreiche Philosoph bemerkt, „dafs ein Gemälde, wenn es auch in Hinsicht der Zeichnung, des Lichts und des Schattens , so wie auch der Farben mit der grölsten

Kunst ausgeführt und mit der höchsten VolIkommeDheit vollendet wäre, doch niemals Erhabenheiten und Vertie- fungen, oder ein Relief im gleichen Grade, wie ein na- türlicher Gegenstand zeigen könne, aufser es würde in einer gewissen Entfernung und nur mit einem Auge betrachtet. Denn'', sagt er, „wenn einObject C (Taf. I fig. 1) von A aus mit einem Auge' betrachtet wird, so sind diesem Auge all« diejenigen Gegenstände nicht sichtbar, welche der Raum hinter dem Objecte gleichsam einschliefst, den der von einem in A sich befindlichen Lichte geworfene Sdiatten umschreibt ; wird aber das andere Auge in B g6ö£&iet,. 80 sieht dieses einen Theil von jenen Gegen- ständen; es bleiben daher beiden Augen nur noch dieje- nigen • verborgen, weiche von den doppelten Schalten C2>, geworfen von zwei Lichtern in A und B und en- dend in 2}, eingeschlossen sind, und der dreiseitige Raum EDG über D hinaus ist dann für beide Augen stets sichtbar. Je kleiner das Object C und je näher es sich den Augen befindet, um so kürzer ist der von dem dop- pelten Schatten beschriebene Raum. Auf diese Weise wird das von beiden Augen gesehene Object C gleich- sam durchsichtig; denn ein durchsichtiger Körper ist nach der gewöhnlichen Definition derjenige, welcher das, y^9& hinter ihm liegt, nicht verbirgt. Dieses findet jedoch nie statt, wenn ein Object, dessen Breite gröfser ist als die Pupille, nur mit einem Auge allein betrachtet wird. Die Wahrheit jener Behauptung ist daher in die Augen sprin- gend, denn ein gemalter Gegenstand verbirgt den ganzen Raum hinter dem von ihm eingenommenen, sichtbaren Orte, so dafs die Augen jeden Theil des eingebildeten Grun- des hinter dem Gemälde zu sehen verhindert sind.''

Hätte Leonardo da Vinci für das Experiment eine weniger einfache Figur benutzt, anstatt der Kugel einen Würfel z. B., so würde er nicht nur bemerkt ha- ben, dafs das Object jedem Auge einen verschiedenen Theil des entfernten Sehfeldes verbirgt; sondern es würde

seiner Aufioaerksamkeit auch vielleicht diese Beobachtang nicht entgangen seyn, daüs das Object selbst jedem Aage äne verscbiedene Ansicht darbietet. Er ermangelte diefs ZQ thnn, und meines Wissens hat kein sp&terer Aator das Unterlassene nachgeholt. Der Satz, dafs bei dem Sehen eines einfachen Objectes mit convergirenden Seh- achsen zwei merklich unähnliche Bilder auf die beiden Nervcnhättte proficirt werden , ist daher in der Theorie des Sehens als neu zu betrachten.

§• 2.

Nachdem nnn in dem vorhergehenden Paragraphen festgesetzt worden ist, dafs die Seele ein Object von drei Dimensionen mittelst zwei verschiedener Nervenhautbilder wabraimmfy so entsteht die Frage: was möchte wohl der Erfolg seyUf wenn anstatt des Objects selbst die Pro- jectionen seines Bildes auf eine ebene Fläche, welche ge- nau so nachgezeichnet wären, als sie einem Auge allein er- scheinen müssen, gleichzeitig jedem Auge dargeboten wür- den. Um hierüber eine genaue Untersuchung anzustellen, ist es nOthig auf Mittel zu denken, durch welche die Ab- bildung der beiden Zeichnungen, welche nothwendiger Weise verschiedene Plätze einnehmen müssen, auf glei- dien Theilen der beiden Nervenhäute geschieht. Bei dem gewöhnlicheu Sehen wird das Objekt an dem Kreuzungs- ponkte der Sehachsen wahrgenommen; die Bilder werden daher auf gleiche Theile der Nervenhäute projicirt;e8 ist aber auch einleuchtend, dafs zwei voUkonunen gleiche Objecte ihre Bilder auf gleiche Theile der beiden Reti- nen projicircn können, wenn sie in die Richtung der Sehachsen und in gleiche Entfernungen vor oder hinter dem Kreuzungspunl^te derselben gebracht werden.

Fig. 2 Taf. I stellt die gewöhnliche Lage emes Ob- jects an dem Kreuzungspunkte der Sehachsen dar. In Fig. 3 befinden sich die gleichen Objecte in der Rich- tung der Sehadisen vor ihrem Kreuzungsponkte, und in

6

Fig. 4 hinter demselben. In allen drei Fällen wird nnr ein einziges Object wahrgenommen und an die Stelle ge- setzt, wo die Sehachsen zusammentreffen. Man wird be- merken, dafs, wenn die Sehachsen sich hinter den Ob- jecten vereinigen, wie in Fig. 3, das Object der rechten Seite von dem rechten Auge und das der linken Seite ▼on dem linken Auge gesehen wird, und wenn sich die Sehachsen Tor dem Objecte kreuzen, dafis das rechte Ob- ject von dem linken Auge und das linke von dem rech- ten wahrgenommen wird. Da die letzten beiden Arten erzwungen und unnatürlich sind, so verlangen die Augen, welche an solche Experimente nicht gewöhnt sind, einige künstliche Unterstützung. Die Kreuzung der Sehachsen hinter den Objecten kann mittelst zweier Röhren (Fig. 5) zu Stande gebracht werden, welche sich bewegen und in eine verschiedene Neigung gegeneinander stellen las- sen, so dafs ihre Richtung mit der verschiedenen Con- vergenz der Sehachsen übereinstimmt. Um die Sehach- sen vor den Objecten sich kreuzen zu machen, wird am besten ein Kasten (Fig. 6) angewendet. Die Objecte ad liegen neben einander auf einer beweglichen, den Augen nach ErfordemiCs näher zu bringenden Unterlage; indem sie nun durch die Oeffnung des Kastens bV betrachtet werden, so kreuzen sich die Sehachsen in C, und das Object der rechten Seite projicirt sein Bild nach dem linken und das der linken Seite nach dem rechten Auge. Das Zusammenfallen der Bilder kann übrigens dadurch erleichtert werden, dafs man eine in dem Kreuzungs- punkte der Sehachsen C angebrachte Nadelspitze mit den Augen fiiirt Durch diese beiden Instrumente (Fig. 5 und 6) sind die seitlichen Gegenstände dem Blicke ent- zogen und die Vereinigung der Bilder ist daher weniger schwer als mit blolsen Augen und ohne diese künstliche Unterstützung.

Werden nun anstatt der beiden vollkommen gleichen Obfecte von körperlicher Ausdehnung zwei gezeichnete

Penpediv-AiincUen desselbeD Objectea in einer der an- gegebenen Art und Weise betrachtet , so wird zwar das Ob)ect als ein ein&icbes gesehen, jedoch keineswegs ak dne Darstellung auf einer ebenen Fläche, wie jede der beiden Zeichnungen erscheint, wenn sie nur mit einem Auge abwechselnd betrachtet wird; sondern der Beobach- ter nimmt vielmehr eine Figur Ton drei Dimensionen wahr, das genaue Gegenstück des Objectes, nadi wel- chem die Zeichnungen gemacht wurden. Zur Erläuterung dieses Gegenstandes will ich jetzt nur einige der einfach- sten Fälle angeben.

Wenn zwei verücale Linien nahe nebeneinander, je- doch in verschiedener Entfernung von den Augen, ab- wechselnd mit jedem Auge allein betrachtet werden, so wird ihr Abstand von einander in ein und derselben Ebene verschieden erscheinen; ist nämlich die Linie der. linken Seite den Augen näher, so wird bei der Betrach- Inng mit dem linken Auge die Entfernung beider Linien von einander geringer seyn als die ist, welche das rechte Ange wahrnimmt. Fig. 7 macht diefs klarer, ati sind horizontale Durchschnitte von zwei verticalen Linien, und bV die eingebildete Ebene für die verschiedenen Entfer- nungen der Linien. Werden diese beiden Linien in der- selben Entfernung von einander als sie in der Ebene er- schienen, auf jede von zwei Karten gezogen, und nur in einer der oben angegebenen Art betrachtet, so sieht der Beobachter die beiden Linien nicht in einer ebenen Flä- che, wie sie auf jeder Karte einem Auge allein erschei- nen; sondern er wird beobachten, dafs die eine Linie ihm näher ist als die andere, genau in demselben Yer* hältnisse als es die Originallinien selbst waren. Ferner, wenn ein gerades Stück Draht, das in einer solchen Stel- lung vor die Augen gehalten wird, dafs das eine Ende ihnen näher ist als das andere, mit jedem Auge beson- ders betrachtet wird, so erscheint dasselbe im Ycrhältnils za einer senkrechten Ebene jedem Auge in einer ver-

8

schiedeneD Neigung. Wird nuD eine Linie in denelben scheinbaren Neigung auf zwei Karten gezogen, und wer- den diese Karten in der angegebenen .Weise betrachtet, so gewahrt man die Linie genau in derselben geneigten Stellung, in welcher sich das Stück Draht befand.

Auf diese Weise können die complicirtesten Figuren von drei Dimensionen anPs Genaueste wahrgenommen werden; indem man nämlich zwei gezeichnete Perspectiv« Ansichten von dem Gegenstande beiden Augen darbietet Ehe ich nun zu vollkommenen Experimenten dieser Art tibergehe, werde ich ein Instrument beschreiben, welches uns in den Stand setzt, alle in Rede stehende Phänomene mit der gröfsten Leichtigkeit und Genauigkeit zu beob- achten.

Durch die beiden schon beschriebenen Instrumente werden die Sehachsen genöthigt sich entweder vor oder hinter der Ebene zu kreuzen, in welcher sich die Ob- jecte befinden. Der Accomodations- Zustand des Auges für das deutliche Sehen in verschiedene Fernen, welcher nach dem Grade der Convergenz der Sehachsen sich fort- während ändert; pafst sich aber, jener ungewöhnlichen Art und Weise des Sehens nicht sogleich entsprechend an, und es lassen sich daher die Bilder der Objecte von an solche Experimente ungewöhnten Augen in dem Con- vergenzpunkte nicht sogleich vereinigen, oder sie erschei- nen matt und undeutlich. Ueberdiefs läfst sich mit den angegebeneu Instrumenten kein Object betrachten, dessen Breite gröfscr ist als die Entfernung der beiden Sehach- senpunkte von einander, in welche die Mitte der Objecte gestellt wird.

Alle diese Unannehmlichkeiten werden durch das unten zu beschreibende Instrument ganz entfernt; die bei- den Zeichnungen (oder vielmehr die Reflexe davon) be- finden sich hier in dem wahren Kreuzungspunkte der Sehachsen, die Accomodation der Augen bleibt in einem unveränderten Zustande, jede Störung durch seitliche Ge-

gegeDStSnde wird Temiieden, und es bietet sich jedem Auge ein grobes Sehfeld dar. Da dieses' lostniment in der Folge oft erwähnt werden mufs, so vrird es beque- mer seyn ihm einen eigenen Namen zn geben» und ich schlage daher vor dasselbe Stereoskop zu nennen, die EigenthGmlichkeit andeutend, solide Figuren darzu- stellen.

§3.

Fig. 8 und 9 sind Abbildungen de^ Stereoskop; die erste ist eine Ansicht von Vorn, die zweite von Oben. AA sind zwei ebene Spiegel von ungefähr 4 Q Zoll, in Rahmen gefafst und so aufgestellt, dafs ihre Rückseiten eiDCD Winkel von 90® bilden. Wo sich diese beiden Spiegel berühren, sind sie auf einen gemeinschaftlichen FuGi jS, oder vielmehr, was in der Zeichnung weniger gQt dargestellt werden konnte, gegen die Mitte eines ver- ticalen Bretchens befestigt, welches an jeder Seite so viel ausgeschnitten ist, dafs die unmittelbar vor dasselbe gebrachten Augen die Spiegel bequem sehen können. HD* sind zwei aufrechtstehende Laden, welche auf zwei gegeneinander schiebbare Bretcr CC* befestigt, auf diese Weise in verschiedene EntfernuDgeu von den Spiegeln gestellt werden können. In den meisten nachfolgenden Experimenten ist es nöthig, dafs jeder Laden in gleicher Entfernung von dem gegenüberstehenden Spiegel sich be- finde. Diesen Zweck zu erreichen habe ich eine rechts nnd links geschnittene Schraube rl angewendet, deren Enden durch die an den unteren Tbeilen der Laden DD* angebrachten Muttern ee* gehen, so dafs, wenn der Schrau- benkopf p nach der einen Seite gedreht wird, die La- den sich nähern, und wenn nach der andern Seite, rieh entfernen. Beide Laden sind auf diese Weise im- mer gleich weit von der Mittellinie / entfernt. EE* sind zwei Schieber, die in an den Laden angebrachten Fal- zen rück- und vorwärts bewegt, und an welchen die

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ZeichnoDgeii 80 befestigt Werden kOoneD, daCs die sidi entsprechenden horizontalen Linien derselben in eioer wagrechten Fläche liegen. Nachdem nun das Instrument beschrieben, ist noch Einiges tlber dessen Gebrauch za sagen. Der Beobachter mufs die Augen den Spiegeln so nahe als möglich bringen, das rechte Auge vor dem rechten Spiegel und das linke vor dem linken. Jetzt mufs er die seitlichen Schieber EE' so lange vor- oder rückwärts bewegen, bis die beiden Reflexe mit den Seh- achsen zusammenfallen und ein Bild darsteilen, dessen scheinbare Gröfse den Zeichnungen entspricht. Die Re- flexe werden zwar schon zusammenfallen, wenn die Schie- ber hin und her bewegt, und folglich die Zeichnangen wie unter einem verschiedenen Sehwinkel betrachtet wer- den; allein es giebt nur eine einzige Stellung der Zeich- nungen, wo man die doppelten Reflexe derselben als ein einziges Bild von der wahren Gröfse und ohne Anstren- gung der Augen erkennt, weil nur in dieser das gewöhn- liche Gröfsen-Yerhältnifs der Nervenhaulbilder, die für diesen Fall richtige Neigung der Sehachsen, und der ge- wöhnliche Accomodations - Zustand der Augen für das deutliche Sehen in die Feme stattfindet. Die durch die Störung dieser gewöhlichen Verhältnisse hervorgebrachte Veränderung in der scheinbaren Gröfse der beiden re- flectirten Bilder wird nebst mehreren anderen daraus her- vorgehenden und sehr merkwürdigen Phänomenen in ei- nem andern Theile dieser Beiträge besprochen werden. Bei allen in der gegenwärtigen Abhandlung erwähnten Experimenten nehme ich an, dafs jene gewöhnlichen Ver- hältnisse nicht gestört seyen, und dafs die Sehachsen un- gefähr 6 8 Zoll vor den Augen sich kreuzen.

Werden die Zeichnungen so angefertigt, dafs sie alle fiir ein und dieselbe Neigung der Sehachsen sich eignen, so läfst sich das Instrument in so fern vereinfachen, dafs die Laden DD* mit Weglassung der Schraube rl in einer bestimmten Entfernung von den Spiegeln befeistigt

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werden. Die Sdiieber kOnnea ebenfalls weggelassen und die Zeichnungen selbst in den an den Laden angebrach- ten Falzen hin und herbewegt werden.

§• 4.

Fig. 10 bis 20 stellen paarige Contoarzeichnungen dar, welche berechnet sind die Wahrnehmung eines Ob- jectes Ton drei Dimensionen zu bewirken, wenn sie auf die angegebene Weise in das Stereoskop gebracht worden. Sie sind hier nur halb so grofs als die wirk- Kch angewendeten Figuren. Da die Zeichnungen durch die Reflexion in den Spiegeln umgekehrt werden, so nehme ich an, dafs diese Figuren nicht die Reflexe, son- dern die Zeichnungen selbst sind, welche in das Stereo- skop gestellt werden; die mit b bezeichnete gehört auf die rechte Seite des Instruments, um von dem gegenüber* stehenden Spiegel nach dem rechten Auge reflectirt zu werden, die mit a ist ftlr die linke Seite ^). Jedes Paar

1) Im Eoglischen ist gesagt, dals die Figuren 10 bis 20 nicht die Zeich- BUDgcn selbst, sondern deren Reflexe in den Spiegeln darstellen, ge- gen -welche die Augen gerichtet sind, "was aber der Herr Verfasser der Abhandlung, aU ich ihn darauf aufmerksam machte, sogleich aU Iirdium erkannte; denn waren diese paarigen Figuren die Reflexe» so müiste die Figur a auf der rechten und b auf der linken Seile stehen. Ich habe den Irrthum dadurch berichtigt, dafs ich die Stel- lang der Figuren nicht ändern liefs, sondern den Text darnach ab- geändert habe, damit jene in ihrer gegenwärtigen Stellung sogleich xa einem Experimente benutxt werden können. Läfst man nämlich die Sehachsen sich vor einem Paare der Figuren kreusen. indem man eine Nadel in einiger Entfernung, z. B. vor Fig. 13 hält und die Spitze derselben scharf (ixirt, so fallt das von a nach dem rechten und das von b nach dem linken Auge projicirte Bild in dem Krcu- cungspmaktc der Sehachsen zusammen, und man sieht daher den Wür- fel nicht nur einfach, sondern auch nach seinen drei Dimensionen. £s bedarf dieses Experiment ohne die Anwendung der oben angege- benen Instromente freilich einige Uebung, und es strengt die Augen etwas an, allein es gelingt zuletzt vollkommen, auch auf diese Weise den Wür&l cmfacb nnd in seinem gehörigen Relief zu sehen.

Dr. F.

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Zeichnqngea sind, wie schon bemerkt, zwei verschiedeDe Ansichten von einem und demselben, jedoch von zwei Ge- sichtspunkten aus betrachteten Objecte, deren Entfemang von einander mit dem Zwischenräume der beiden Augen gleich ist, welchen man zu 2^ Zoll annehmen kann.

Fig. 10a und b wird, in dem Strereoskop betrach- tet, als eine Linie in einer verticalen Ebene wahrgenom- men, und zwar in einer solchen Neigung, dafs ihr unte- res Ende dem Beobachter näher ist. Werden die bei- den Zeichnungen gleichmSfsig und in entgegengesetzter Richfung um ihren Mittelpunkt gedreht, so wird die re- flectirte Linie, während sie jeden Grad der Neigung im Yerhältnifs zu der Ebene einzunehmen scheint, dennoch in derselben verticalen Ebene bleiben.

Fig. 11. Eine Reihe von Punkten, alle in dersel- ben horizontalen Ebene, aber jeder von der linken nach der rechten Seite zu dem Beobachter etwas näher stehend.

Fig. 12. Eine gekrümmte Linie mit ihrer Convexi- tSt nach dem Beobachter gerichtet, und mit ihren beiden Enden die verticale Ebene gleichsam durch- oder ein- schneidend.

Fig. 13. Ein Würfel.

Fig. 14. Ein Kegel, dessen Achse winkclrccht auf der verticalen Ebene steht, und dessen Spitze nach dem Beobachter sieht.

Fig 15. Ein Abschnitt einer viereckigen Pyramide, die Achse winkelrecht auf der Ebene, die Basis vom Auge weggewendet.

Fig. 16. Zwei Kreise in verschiedener Entfernung von den Augen, mit ihren Mittelpunkten in dcuisclbcu Perpendikel und den Umrifs eines Kegelabschnitts bil- dend ').

1) AU ich, mit dem Stereoskope und dem Effecte, 'welchen es her- Torbrtngt, noch ganz unbekannt, Fig. 16 socrst im Injtrumente sah, so erschienen mir die Reflexe der beiden Terschiedenen Zeichnungen als ein einfacher kleinerer und grölserer Kreis, welche beide ein gemein-

1-^

Die fibrigea Figuren bedürfen keiner weilern Er- kläroog.

iduiTtliches Gsotrom hatten , allein ich sah sie in einer unil derselben Ebene, jo lange ich sie auch betrachten mochte; sobald ich aber auf die Erscheinung der Figur in Relief aufmerksam gemaclit wurde, sah ich auch sogleich den kleinen lanem Kreis den Augen näher als den ^fscren and ich hatte ,nun die dentlithe Gesichtserscheinung von ei- nem KegeUchnitie nach seinen drei Dimensionen. Dasselbe geschieht jedem, der mit dem EITecte des Instruments unbekannt, zum ersten Male ein Experiment damit macht ; er mufs stets «iuf die Erscheinung des Reliefs aufmerksam gemacht werden, uro die einfach gesehene Fi- gur in raninlicher Ausdehnung sa erkennen. Ist man dagegen mit dem Instrumente bekannt, so werden diejenigen Figuren sogleich auf den ersten Blick in Relief gesehen, welche im Leben gewöhnlich Torkommendc^ Gegenstsnde darstellen, oder überhaupt solche, von de- nen wir uns aus Erfahrung einen klaren Begriff erworben haben. Figuren, die sehr zusammengesetzt, aber uns doch nidit ganz fremd sind, bedürfen, wenn sie das erste Mal im Stereoskop gesehen wer» den, einer Ungern aufmerksamen Betrachtiuig, eines Fisirrns der ein- zelnen Theile, oder gleichsam ein Zerlegen derselben in seine einzel- nen Theilcy ehe die ganze Figur im richtigen Relief erscheint. Solche Ton ganz ungewöhnlichen, uns fremden Gegenstäntlen verursachen dem Beobachter momentanen Augen - und Kopfschmerz, ohne dafs er ihre wahre Bedeutung herauszufinden im Stande ist; nur eine gegebene Erklärung und Auseinandersetzung der Figur lädst ihm ihre Gestalt im Relief erkennen- Prof. Wheatstonc zeigte mir neulich zwei schattirte Zeichnungen auf schwarzem Grunde, von denen ich nicht errathen konnte was sie vorstellen sollten. Nachdem er sie in das Stereoskop gestellt, sähe ich mtoIiI den Gegenstand einfach und aus der Ebene etwas hervortretend, allein ein vollkommen deutliches und richtiges Relief konnte ich nicht herausfinden, bis er mir die Be- dentang des Gegenständes andeutete, und nun entfaltete sich vor den Augen eine höchst interessante Erscheinung mit einer überraschenden Naturtreue. Ich sah nämlich drei Glasplatten und einen Lielitstrahl, der auf die erste, welche sich in einer diagonalen Lage befand, auf- fallend, Toa dieser nach der zweiten und senkrechten > reflcctiit wurde, durch welche er hindurchging und auf die drille in einer Neigung ^e die erste stehend, auffiel und von dFeser wiederum zu- rückgeworfen wurde.

Bei allen Experimenten mit dem Stereoskope ist es unverkenn- bar, dafs die beiden verschiedenen Gesichtseindrucke eine einfache Ge- ttcktsvorstcUang 'erzeugen; in dem gehörigen Relief crsclieint die ge-

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Ich habe zu diesen Experimenten nnr Contonrzeich- nungen angewendet, denn wären die Figuren schattirt oder colorirt, so könnte man leicht glauben, daCs der Effect entweder ganz oder wenigstens zum Theil hier- von abhinge, da hingegen bei Weglassung der Schatten und der Farben kein Zweifel stattfinden kann, dafs der Effect des Reliefs allein durch die gleichzeitige Wahr- nehmung zweier Nervenhautbilder hervorgebracht wird. Will man aber eine recht treue Erscheinung des wirkli- chen Objects haben, so können Farben und Schattirun- gen angewendet werden, um den Effect zu erhöhen. Der Künstler mufs aber die beiden Bilder mit der gröfsten Sorgfalt und Aufmerksamkeit zeichnen, schattiren und ma- len, wenn der Beobachter in der Wahrnehmung der re- flectirten Bilder eine vollkommene Identität mit dem wirk- lichen Originalobjecte erkennen soll. Blumen, Krjrstalle, Bfisten, Vasen, Instrumente von verschiedener Art u. s. w. lassen sich auf diese Weise so täuschend darstellen, dafs sie von den reellen Objecten selbst durch das Ge- sicht nicht zu unterscheiden sind.

Es ist der Bemerkung werth, dafs das Verfahren, durch welches wir hier mit der wahren Form eines Ob- jects von drei Dimensionen bekannt wurden, genau das-

sehene Figur jedoch nur dann, wenn ivir einen klaren Begriff von dem dargestellten Gegenstande haben. Dieser ist &om Erkennen des Gegenstandes nach seinen drei Dimensionen unerlafslich; hatten wir ihn nicht schon vorher, so müssen wir uns ihn durch eine aufmerk- same Betrachtung oder durch eine gegebene Erklärung der Gesichts- erscheinung erst aneignen, oder wenigstens berichtigen, gerade "wie wir beim gewöhnlichen Sehen die unvollkommene Gesichtsvorstcllung von eikiem uns neuen und unbekannten Gegenstände durch den Tast- sinn berichtigen müssen, so wie überhaupt alle ersten Vorstellungen von uns neuen Gegenstinden m^woderweniger Berichtigung bedür- fen, um einen klaren Tiegnff su bilden, der zum- vollkommenen Er- kennen des Gegenstandes nothig ist. Das Sehen: eines Gegenstandes im Stereoskope nach seinen drei Dimensionen scheint daher theib von den verschiedenen Gesichtseindrücken auf beide Augen und theils von der Seele abauhangen. Dr. F.

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selbe ist, welches in der darstellenden Geometrie ange- weDdet wird; eine Wissenschaft von Wichtigkeit, welche wir dem talentrollea Monge verdanken, die aber in Eng« land nnr wenig studirt wird und überhaupt wenig bekannt ist In . dieser Wissenschaft wird die Lage eines Punk- tes, einer geraden Linie, oder einer Curve und folglich jeder andern Figur dadurch vollkommen bestimmt, dafs die Projection derselben auf zwei feststehende Ebenen ge* zeichnet wird, deren Lagen bekannt, jedoch niemals paral- * lel sind. Bei der Aufgabe der darstellenden Geometrie nimmt man gewöhnlich an, dafs die beiden Ebenen einen redeten Winkel mit einander bilden; bei dem gewöhnli* chen Sehen mit beiden Augen ist aber die Neigung die- ser Ebenen in demselben Verhältnisse geringer, als der foa den Sehachsen an ihrem Kreuzungspunkte gebildete Winkel geringer ist. Es bildet sich folglich die Gesichts- ▼orstellung von einem soliden Objecte durch zwei ver- schiedene Ansichten desselben, wovon jedem Auge eine angehört, und die den verschiedenen Entfernungen dieser Ansichten von den Augen entsprechen; die Wahrneh- mung dieser Verschiedenheit mag (obschon wir uns des-* sen nichts bewufst zu seyn scheinen) zur Schätzung der Entfernung des Objects beitragen. Je mehr die aufein- ander Bezug habenden Ebenen geneigt sind, mit um so pöfserer Genauigkeit bezieht sich jeder projicirtjc Punkt der Ebenen auf seinen wahren Ort; und es scheint da- her eioe nützliche Natureinrichtung zu seyn, dafs auf diese Weise die wahre Gestalt von uns nähern Objecten be* stimmter erkannt wird als von entfernteren.

§. 5.

Einen sehr sonderbaren Effect hat die Verwechs- long der Zeichnungen d. h., wenn die in dc^m Stereo^ skope fQr das rechte Auge bestimmte, auf die linke Seite desselben, und die der linken auf die rechte Seite ge^ stellt wird» Man gewahrt dann ebenfalls eine Figur

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▼on drei Dimensionen und in demselben deutlichen Re- lief, aber ihre Form ist von der verschieden, welche be- obachtet wurde, als die Zeichnungen an ihrem richtigen Platze waren; da diese Figur eine gewisse Yewandtscbaft zu der wahren Figur hat, so werde ich sie die .umge- kehrte nennen. Dieselben Theile, welche in der wahren Figur dem Beobachter die näheren waren, sind in der umgekehrten die entfernteren, und i^ice i^ersa, so dab die Figur wie umgekehrt erscheint, obschon es keine ge- naue Inversion ist, denn die nähern Theile der umge- kehrten Figur erscheinen kleiner und die entfernteren gröfser als vor der Verwandlung. Diejenigen Zeichnun- gen, welche, wenn sie sich an ihrem richtigen Platze be- finden, einen Würfel wahrnehmen lassen, stellen nach der Verwechselung den Abschnitt einer viereckigen Pyramide darj deren Basis von den Augen abgewendet ist; die Ursache dieser Verwandlung ist leicht einzusehen.

Diese Umkehrung des Reliefs findet mit allen jenen paarigen Zeichnungen von Fig. 10 bis 19 statt. In allen Fällen, wo solche einfache Zeichnungen wie diese ange- wendet werden, wird die umgekehrte Figur mit dersel- ben Leichtigkeit und Schnelligkeit wahrgenommen, als die wahre, weil jene ebenfalls gewöhnliche Gegenstände vorsteilen; werden aber zusammengesetztere Figuren zu dem Experimente benutzt, z. B. die Zeichnung eines Gebäudes, so kann man in derselben keine Bedeutung finden, weil wir nämlich mit einem Gegenstande, der aus der Umkchruug eines solchen Objectes hervorgeht, ganz unbekannt sind, indem er in der Natur nie vorkommt*

§. 6.

Es ist klar, dafs die Nervenhautbilder sich gleich sind, wenn wir einen Gegenstand von drei Dimensionen oder seine Projection auf eine ebene Fläche betrachten, vorausgesetzt dafs der Punkt, von welchem aus sie be- trachtet werden, in beiden Fällen derselbe ist. Es darf

da-

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daher kein Unterschied in der objectiven Erscheinung stattfinden, wenn den Augen entweder zwei Zeichnungen, eioe für jedes Auge, oder zwei reelle Gegenstände so dargeboten werden, dals sich die NerTenhaulbilder in bei- den FSlIen gleich sind. Die nächsten Experimente wer- den die Richtigkeit dieser Folgerung beweisen.

Ich besorgte mir mehre paarige Figuren von drei Dimensionen, welche entweder aus Eisendraht oder aus aogelähr ^ Zoll dicken Ebenholz -Leistchen gefertigt wa- ren, und nur die Umrisse oder ein Gerippe der Figur darstellten. Am meisten bediente ich mich zweier Wür- fel von drei Cubikzoll Durchmesser. Wenn ich diese Figoren vor die beiden Spiegel des Stereoskop stellte, 80 beobachtete ich den folgenden Effect, je nachdem ich die relative Stellung derselben änderte. 1) Wenn ich sie so stellte, dafs die Pieflexe in den Spiegeln solche Ncrvenhautbilder hervorbrachten, die denen gleich wa- ren, welche ein in dem Kreuzungspunkt der Sehachsen sich befindlicher Würfel erzeugt haben würde, so war die objeclive Gesichtserscheinung ein Würfel in Relief. 2) Stellte ich sie so, dafs in beiden Augen zwei einan- der vollkommen gleiche Ncrvenhautbilder entstanden, so war der Effect von Relief gänzlich vernichtet, und die objective Erscheinung war nichts anders als eine Con- tonrdarstellung in einer ebenen Fläche. 3) Gab ich ihnen eiae solche Stellung, dafs dasselbe Bild, welches in dem ersten Falle von dem Reflexe der einen Figur auf die Retina des linken Auges projicirt worden vvar, nun auf der des rechten Auges hervorgerufen wurde und i^ice 9orsa, so erschien die umgekehrte Figur des Würfels im Relief.

Wenn ein symmetrisches Object, das heifst ein %6lr <^e8, dessen rechte und linke Seite einander vollkommen gleich, jedoch umgekehrt sind, so gestellt wird, daCs je-

PoSS^ci« Ann. ErgSnsnngsbd. L 2

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der Punkt einer Ebene, welche es in zwei HSlften theilf, gleich weit von den Augen entfernt ist, so ist die Ansicht desselben, welche sich dem einen Auge darstellt, natür- lich ein Facsimilc von der, welche sich dem andern dar- bietet Fig. 15 a und b sind solche symmetrische An- sichten von einem Abschnitte einer vierseitigen Pyramide, und Fig. 13, 14 und 16 sind sich entsprechende Ansich- ten von andern symmetrischen Objecten. DieCs im Auge behaltend, werde ich nun ein Experiment beschreiben, welches, hätte man es zufällig vor der Bekanntschaft mit den Grundsätzen dieser Abhandlung beobachtet, gewils für eine unerklärliche optische Illusion gehalten wäre.

j9f und M* Fig. 21, sind zwei so gestellte Spiegel, daCs ihre vordem Flächen einen Winkel von 90^ bilden. A ist eine flache Figur, z. B. wie Fig. 15a, von Eisen- draht oder einer so ausgeschnittenen Karte gefertigt, dafs nur die Form d^r Figur zurückbleibt. Wird nun diese Figur in die Mittellinie A zwischen beiden Spiegeln gestellt, so werden die Reflexe dieser Figur hinter den Spiegeln in B und B* erscheinen, und der eine ist das umgekehrte Bild des anderen. Es ist klar, dafs, wenn sich die Sehachsen in C kreuzen, diese .beiden reflectir- ten Bilder auf correspondirende Theile der beiden Ner- venhäute fallen, und die Erscheinung ist eine Figur von drei Dimensionen; wird der Gegenstand in A umgewen- det, so sieht man die umgekehrte Figur in räumlicher Ausdehnung. Beide Experimente zeigen das sonderbare Phänomen der Verwandlung einer flachen Figur in eine von drei Dimensionen. Um die objective Erscheinung recht deutlich zu machen, kann man sich concaver Lin* sen bedienen, und um die beiden seitlichen Bilder den Augen zu verbergen, kann man in der Richtung von D und D* zwei Schirme anbringen.

§. a' .

»

Der Effect der Perspective wird auch in einem mit

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bddeD Augen befrachteten Teller von Metall beobachtet, desscD Oberfläche durch Drehen auf einer Drehbank po- lirt worden ist. Nähert man ihn nämlich einer Licht- flamme, so tritt aus ihm gleichsam eine Lichtlinie heraus, deren eine HSifte über und die andere unter seiner Ober- fläche sich zu befinden scheint. Die Richtung und Nei- gung dieser Linie ändert sich mit der Stellung des Lichts oad mit der des Beobachters, aber immer durchschnei- det sie den Mittelpunkt des Tellers. SchlieCst man das linke Auge, so verschwindet das Hervorstehen der Licht- linie und sie fällt mit dem Diameter des Tellers zusam- men; schliefst man das rechte, so erscheint die Linie ebenfalls in der Ebene der Oberflache, fällt jedoch mit einem andern Diameter zusammen, öffnet man aber beide Augen, so tritt auch die Linie sogleich aus der ebenen Flache hervor ' ), Dieser Fall entspricht jenem Experi- mente im Stereoskope mit Fig. 10, wo jedem Auge eine etwas geneigte Linie zur Ansicht dargeboten wird. Es ist sonderbar, dafs eine Erscheinung vrie diese, die un- zählige Mal gesehen wird, die Aufmerksamkeit eines na- turforschenden Auges nicht auf sich gezogen und hin- reichend gefesselt hat. Diese Beobachtung war eine der ersten, die mich auf den Gegenstand hinleitete, welchen ieh hier behandle.

Dr. Smith ^) befand sich in einem Falle einer mit zwei Augen gesehenen Perspective sehr in Verlegenheit, ohne ihn erklären zu können. Er hielt einen geöffideten und bei dem Kopfe gefafsten Zirkel so vor die Augen, daÜB die Spitzen desselben gleichweit von den Augen ent- fernt, und nach aufsen gerichtet sich etwas höher befan-

1) Die von einem Ange gesehene Lichtlinie entsteht durch die Beflezion des Lichts Ton jedem der unendlich vielen concentrischen Zirkel, welche das Polieren auf der Drehbank erzeugt; ist der Teller nicht {roCt, io bilden die aufeinander folgenden Reflexe eine voUkominen gende lioie.

2) Sxstan of Opiics^ Fol 11 p. 388 u. 526.

2*

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den als der Zirkelkopf; indem er nun nach einem ent- fernten Gegenstand sah, erschien ihm der Zirkel doppelt Er drückte nun die Schenkel des Zirkels so weit zu- sammen; da£s sich die beiden innern Spitzen vereinigten, wobei sich die beiden innern Schenkel ebenfalls verei- nigten und den von den äufsern Schenkeln gebildeten Winkel durchschnitten, und jetzt beobachtete er die ver- einigten innern Schenkel nicht nur dicker und länger als vorher, sondern sie erstreckten sich sogar von der Hand bis zu einem in der weitesten Feme gesehenen Gegen- stande. Die Erklärung, welche Dr. Smith darüber giebt, bezieht sich nur auf das Zusammenfallen der Zirkelspitzen, aber nicht auf das der ganzen Schenkel. Der Effect ist am deutlichsten, wenn man das Experiment mit zwei gera- den Stücken Draht von ungefähr 1 Fufs Länge anstellt. Eine ähnliche Beobachtung machte Dr. Wells mit zwei flachen Linealen und später mit seidenen Fäden; sie er- schien ihm aber durch alle schon vorhandenen Theorien so unerklärlich, daCs er sich veranlafst fühlte eine neue Theorie über die Richtung des Sehens vorzuschlagen, welche sie erklären sollte.

§. 9.

Aus allen den vorhergehenden Experimenten geht deutlich hervor, dafs ein wesentlicher Unterschied in der Erscheinung der Objecte stattfindet, wenn sie mit beiden oder nur mit einem Auge betrachtet werden, und dafs durch die gleichzeitige Wahrnehmung zweier verschiede- ner Perspectiv - Ansichten die lebhafteste Ueberzeugung von der Solidität eines Objects von drei Difnensionen in der Seele hervorgerufen wird. Wie kommt es aber, wird man sagen, dafs Personen, die nur mit einem Auge se- hen, sich doch richtige Begriffe von soliden Objecten bilden .und sie nie mit Bildern verwechseln? Und wie kommt es ebenfalls, dafs solche, die ein vollkommen gutes Ge- sicht auf beiden Augen besitzen, keinen Unterschied in

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den Objecten wahrnehmen, wena sie ein Auge schlieCsen? Um diese scheinbare Schwierigkeit zu heben, mufs man berücksichtigen, dafs, obschon das gleichzeitige Sehen zweier uol^Ieicher Ansichten eines Objectes die Wahr- Dchmang desselben in Relief auf das lebhafteste veran- labt, doch noch andere Umstünde und Zeichen zur Bil- dang der GesichtsvorsCellungen mit beitragen, welche zwar zweideutiger als fene, doc)i aber weniger geeignet sind, das Urtheil im Verhältnisse zu unseren früheren Erfah- rangen irre zu leiten. Die durch die beiden ungleichen Nervenhautbilder hervorgebrachte Deutlichkeit des Reliefs wird om so geringer, je mehr das Object von den Au- gen entfernt ist, und verliert sich endlich ganz, wenn die Sehachsen während der Betrachtung fast parallel sind, lieber diese Entfernung hinaus sehen wir mit beiden Au- gen alle Objecte genau in demselben Verhältnisse, als wir ein nahes Object mit einem Auge sehen; denn die beiden Mervenhautbilder sind sich dann vollkommen gleich, ond die Seele vernimmt daher keinen Unterschied, es mögen zwei identische Bilder auf corrcspondirende Theile beider Retinen oder nur eins dieser Bilder auf die Re- tina eines Auges fallen. Wer daher des Sehvermö- gens auf einem Auge beraubt ist, sieht alle Gegen- stSnde der Aufscnwelt, nahe oder ferne, ganz in dem Verhaltnisse, als ein anderer mit beiden Augen nur die entfernten sieht Den lebhaften Effect, welcher durch das Sehen der nahen Gegenstände mit beiden Augen entsteht, kann der erste nie beobachten, und um diesen Mangel abzahelfen,. nimmt er, ohne es zu wissen, zu andern Mit- teln seine Zuflucht, welche das genauere Erkennen der Objecte unterstützen. Die Bewegung des Kopfes ist das Hanpthülfsmittel dieser Art. Dafs das nöthige Erkennen eines Ob)ects hierdurch erlangt werden kann, wird aus dem Folgenden klar werden. Mit der Vorstellung eines soliden Objects verbindet die Seele auch verschiedene Ansichten desselben, welche sie aus der bisherigen Er-

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fahrnng entnommen hat. Eine einzige Ansicht konnte zwei- deutig seyn, indem sie yielleicht nur einer blofsen Zeich- nung oder einem tibrigens ganz verschiedenen Objecle angehören mochte; treten dagegen mehrere Terscfaiedeoe Ansichten nach und nach vor die Seele» so können sie nicht alle auf ein anderes Object bezogen werden, als auf das, dem sie sfimmtlich angehören, und auf diese Weise erhält der Gegenstand seinen vollkommenen Cha- rakter. Nimmt man nun an, da£s das Object feststehe, so wird es bei jeder Bewegung des Kopfes von einem andern Gesichtspunkte aus betrachtet und das Nerven- hautbild verändert sich folglich fortwährend.

Es ist eine bekannte Sache, dafs der Effect der Per- spective eines Gemäldes durch die Betrachtung desselben mit einem Auge bedeutend erhöht wird, besonders wenn mau es durch eine Röhre ansieht, um die seitlichen Ge- genstände auszuschliefsen , welche die Illusion vielleicht stören konnten. Das Sehen findet unter solchen Ver- hältnissen von dem zweckmäfsigen Gesichtspunkte aus statt, und die Umrisse, Schatten und Farben des Gemäl- des werden auf dieselbe Weise auf die Retina projicirt, als diefs geschehen würde, wenn man den hier bildlich dargestellten Gegenstand als einen in der Natur reell vor- kommenden aus einer gewissen Ferne betrachtete; über- diefs sind alle Umstände, die uns von der Gegenwart eines Gemäldes überzeugen könnten, entfernt, und der Thätigkeit der Einbildung freies Spiel gelassen. Diesen offenbaren Voi*zug der Betrachtung eines Gemäldes mit einem Auge haben einige der altem Autoren irriger Weise einer Concentration der Sehkraft in diesem Auge zuge- schrieben ' ). .

1 ) M Wir sehen mit einem Auge, bei geschlossenem anderen, weit schSi^ fcr ab mit beiden, well sich dann die Spiritus piiales mehr vereini- gen und kräftiger werden; denn wenn wir ein Auge schliefsen und mit dem andern in einen Spiegel sehen, so finden wir, dafs sich die Pupille des andern erweitert,** Lord Bacon's Werke, SyhaSyl- carum^ Art. Sehen.

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Es giebt eine wohl bekannte und sehr aufTallende Illusion der Perspective, welche im Yorbeigeben bemerkt ZQ werden verdient, weil die Ursache davon nicht allge- mein verstanden zu sejn scheint. Das von einem Ge- bäade auf eine horizontale Ebene projicirte Bild, welches bei einer groCsen Neigung der Richtungslinie des Sehens beobachtet und so nachgezeichnet wird, erscheint einem Auge, das sich in dem Gesichtspunkte befindet, von wel- chem aus die Perspective des Gebäudes aufgenommen wurde, im auffallend deutlichen Relief ^); die Illusion ist hier fast so vollkommen als in den Experimenten, welche §. 2, 3 und 4 beschrieben worden sind. Dieser Effect entsteht nur durch die ungewöhnliche Protection des Bildes, welche mehr geeignet ist, die Vorstellung von dem Objecte selbst, als die von der Zeichnung her- vorzurufen; denn wir sind gewohnt reelle Gegenstände fast von jedem Gesichtspunkte aus zu sehen, und, da Perspectiv-Darstellungen gewöhnlich auf einer senkrechten Ebene and fQr eine auf dieser Ebene rechtwinklichen Richtongslinie des Sehens gefertigt werden, so sind wir mit auf eine andere Art dargestellten Ansichten weniger vertraut. Die Darstellung eines Objccts, welche nach irgend einer ungewöhnlichen Projeclion gezeichnet wurde, hat ganz denselben Effect.

§•10. Wenn wir mit einem Auge die Zeichnung von einer

1) Um ein solches fiild zu ferügeo raufs das Object toxi dem Künst- ler ftiemlicK eDtfenit seyn und sich niedriger als die Augen befinden, io dals die Richtungslinie des Sehens in einer Diagonale nach abwärts läuft. Das Object wird nun in dieser Richtung durdi eine in eine horizontale Ebene' gebrachte Glasplatte betrachtet, und das von dem Objecte auf sie projicirte Bild nachgezeichnet und dann weiter ausge- führt Das Panorama ist bekanntlich eine solche horizontale Zcicb- nung, welche in einer verticalen Richtung aufgestellt, von dem Ge- sichtspunkte aus betrachtet wird, von welchem der Künstler den Ge- genstand anfinahm , und daher eine so lebhafte und natürliche £rschei- nnog daiiiietet. Dr. F.

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soliden geometrischen Figur betrachten, so kann man sich dieselbe als eine Darstellung von zwei unähnlichen soli- den Figuren denken y einmal als die Figur, welche wir darzustellen beabsichtigen, und dann als die umgekehrte (§.5.) Ist die erste eine oft und die zweite eine selt- ner vorkommende Figur, so verweilt die Einbildung bei )cner ohne auf diese überzugehn; kommen aber beide in der Natur gleich oft vor, was mit einfachen Formen ge- wöhnlich der Fall ist, so tritt ein sonderbares Phänomen ein, es wird nämlich bald die eine und bald die andere Figur deutlich gesehen und erkannt; aber es steht nicht in der Willenskraft des Beobachters, während er die eine sieht, diese mit der andern sogleich zu wechseln.

Dasselbe Phänomen tritt ein, jedoch weniger be- stimmt, wenn die Zeichnung mit beiden Augen betrach- tet wird. Man erinnere sich hier des sonderbaren Ef- fectes einiger von jenen Figuren, die den Problemen des elften Buches von Euclides beigefügt sind. Werden sie scharf angesehen , so verändert sich die Form der so- liden Figur abwechselnd und unabhängig von der Wil- lenskraft; es bleibt z. B. die umgekehrte Figur fortwäh- rend vor den Augen, wenn' man auch noch so sehr wünscht die wahre allein zu sehen. Obschon diese Illu- sion oft vorkommt, so habe ich doch nur eine einzige schriftliche Beobachtung darüber aufgefunden, nämlich vom Prof. Neck er in Genf, welche ich aus dem PfU- hsopUcal Magazine j dritte Reihe, Bd. I, S. 337 in sei- nen eigenen Worten hier anführen will ^).

„Der Gegenstand, auf den ich nun die Aufmerksam- keit meiner Leser zu lenken habe, ist eine Beobachtung, die mir bei der Betrachtung von Kupferstichen oder Abbil- dungen von Krjstallisationsformen oft vorkam, ich meine die plötzliche und unwillkürliche Veränderung in der au- genscheinlichen Lage eines Krjstalles oder eines andern bildlich dargestellten soliden Körpers. Was ich eigent- lich meine, wird durch die beigefügte Figur klarer ver-

1 ) Vergl. auch diese Ann. Bd. XXVR S. 502. P.

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Standen werden (Fig. 22). Das Rhomboeder AX ist in ciaer solchen Stellung gezeichnet, dafs die Ecke A den Augen näher uod X entfernter, dafs ACDB eine vor^ dere und XD C eine hintere Fläche desselben ist. Be- trachtet man diese Figur zu wiederholten Malen > so be- obachtet man die augenscheinliche Lage des Rhombus bisweilen so verändert, dafs die Ecke X den Augen nä- her üod A entfernter, dafs die Fläche ACDB die hin- tere und XDC die vordere zu seyn scheint, wodurch eine der frühem ganz entgegengesetzte scheinbare Nei- goog des Rbomboeders entsteht."

Prof. Neck er schreibt diese Veränderung der Fi- gur Dicht der Thätigkeit der Seele, sondern einer unwill- kürlichen Veränderung in dem Accomodationszustande des Auges für das deutliche Sehen zu. Er nimmt an, dafs, wenn der am schärfsten empfindende Punkt der Retina auf den Winkel A z. B. gerichtet ist, dieser Winkel, iodem er deutlicher gesehen werde als die übrigen, na- töflich auch für näher und für den vordem gehalten wer- den müsse, während die andern weniger deutlich gese- henen Winkel für entfernter und fiir die hintern genom- men werden, und dafs das Umgekehrte stattfinde, wenn der Punkt des deutlichsten Sehens auf den Winkel X gerichtet wird.

Dafs diefs aber nicht die wahre Erkläraug sej, läfst sich aus den drei folgenden Gründen ersehen: 1) da die beiden Punkte A und X in einer und derselben Entfer- nung von den Augen sind, so würde der einmal ange- nommene Accomodationszustand des Auges für das deut- liche Sehen des einen Punktes, zugleich auch für den an- dern passen; 2) wird ganz derselbe Wechsel der Figur stattfinden, es mag sich das Auge für eine kürzere oder längere Sehweite einrichten, als die Entfernung der Zeich- nung von dem Auge ist; und 3) tritt der Wechsel oft ein, während das Auge einen und denselben Winkel an- haltend fixirt. Der Effect scheint allein von der geisti*

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gen Beschauang abzuhängen, ob uns nSnilich die Vorstel- lung von der wahren oder umgekehrten Figur mehr ge- genwärtig ist. Wird der Umrifs einer von beiden Figa- ren mit dem Auge verfolgt, und dabei die klare Idee die- ser Figur festgehalten, so können wir sie auch für län- gere Zeit fixiren ; es verlangt aber diefs, so wie die will- kürliche Veränderung der Figur einige Uebung. Der Ef- fect von Versuchen dieser Art ist, wie schon früher be- merkt , weit auffallender, wenn die Figur nur mit einem Auge betrachtet wird.

Eine solche Illusion kann nicht eintreten, wenn eio Object von drei Dimensionen und unter einem merkli- chen Sehwiukel mit beiden Augen betrachtet wird, weil dann die ungleichen Nervcnhautbilder beider Augen jede Möglichkeit der Täuschung verhindern. Wird dagegen ein Ob}ect in einer solchen Entfernung gesehen, dafs die beiden Nervenhautbilder fast identisch sind, und läfst die- ses dann gleichsam einfache Bild fiberdiefs eine doppelte Auslegung zu, so kann eine Illusion dieser Art wohl vor- kommen. Auf diese Weise kann eine an einem Brett be- festigte und auf einer Stange erhöht in der Strafse her- umgetragene Bekanntmachung, wenn sie aus der Ferne und gerade in einer etwas geneigten Stellung gesehen wird, oft in der entgegengesetzten Neigung erscheinen. Es lie- fsen sich hier eine Menge ähnlicher Fälle anführen, die- ser mag jedoch genügen, um an andere zu erinnern; übri- gens mufs bemerkt werden, dafs, wenn Schattirungen oder andere das Urtheil zu bestimmen geeignete Umstände gegenwärtig sind, diese Täuschungen nicht vorkommen.

§. 11.

Dieselbe Unbestimmtheit des Unheils, welche in ei- ner Zeichnutig zwei verschiedene Figuren abwechselnd wahrnehmen läfst, giebt oft Veranlassung zu einer un- richtigen Vorstellung, der mit einem Auge betrachteten Objecte in Relief. Die scheinbare Umkehrung eines Hoch-

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biides, einer Gemme, in ein vertieftes Bild, und eines vertieft geschnittenen Steines in eine Gemme ist eine wohlbe- kannte Gesichtstäuschung. Aber es scheint mir weder die Ober diese Erscheinung gegebene Erklärung richtig, noch die Bedingungen, unter welchen diese Umkehrung ein- tritt, genau bestimmt zu seyn.

Diese sonderbare Illusion, welcher man viel Auf- merksamkeit geschenkt hat, wurde zuerst bei einer der froheren Versammlungen der Royal Society beobachtet '). Mehrere Mitglieder dieser Gesellschaft betrachteten durch ein zusammengesetztes Mikroskop das Gepräge einer neuen Goldmünze, einige sahen es vertieft und andere erhöht, wie es wirklich war. Prof. Gmelin in Wfirtcmberg pu- blicirte eine Abhandlung über diesen Gegenstand in den Philosophical Transactions, Jahrgang 1745. Er bediente sich zu den Experimenten Teleskope und zusammenge- setzter Microskope, welche die Umkehrung veranlafsten, bemerkt aber, daCs die Umkehrung des Reliefs nicht in allen Fällen, nicht zu jeder Zeit und nicht allen Augen erscheine. Er bemühte sich einige der Bedingungen die- ser Erscheinung aufzusuchen ; „aber warum das so ge- schiebt," sagt er, „mafse ich mir nicht au zu bestimmen.'^

Sir David Brewster erklärt diese Illusion auf folgende \Yeise ^): „Ein vertieft geschnittenes Petschaft sey von einem Fenster oder Lichte beleuchtet; der Schat- ten wird dann natürlich an der Seite seyn, wo das Licht herkommt. Wird nun das Petschaft durch eine oder mehr rere Linsen umgekehrt, so dafs das graviric Bild nach der entgegengesetzten Seite sieht, so wird auch der Schat- ten desselben an der dem Fenster entgegengesetzten Seite gesehen. Da wir aber wissen, dafs das Fenster an un- serer linken Seite ist, und dafs ein Gegenstand, wo sich der Schatten an der, von dem Lichte am meisten entfern- ten Seite befindet, nothwendiger Weise ein convexer oder

1) BJrch'i HUtorj, voL H, p. 348.

2) Natural Magich, p. 100.

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erhöhter seyn mafs, so halten wir daher augenblicklich dafür , dafs das vertiefte Bild des Petschaftes ein Basre- lief sej. Der Beweis von einem Hochbilde des Petschaf- tes, welchen uns der Gesichtssinn auf diese Weise liefert, überwiegt hier die Kenntnifs von dem Yertieftsejn des- selben, welche wir durch die genauere Untersuchung mit- telst des Tastsinnes erlangt hatten. Die Täuschung wird in diesem Experimente dadurch veranlafst, dafs wir von der wahren Richtung, in welcher das Petschaft beleuch- tet wird, überzeugt sind; denn wSre das Bild nicht al- lein umgekehrt, sondern auch das Fenster auf die cnfge- gengesestzte Seite gesetzt worden, so hätte die Gesichts- täuschung nicht stattgefunden. Es is^ daher diese Illusion, meiner Ansicht nach, das Resultat der Thätigkeit der Ur- theilskraft, welche hier durch die Kenntnifs geleitet wird, die wir von Licht und Schatten in Beziehung auf die Form der Körper erlangt haben."

Diese Ansicht erklärt das Phänomen nicht vollkom- men, denn sie nimmt an, dafs das Object umgekehrt und in einer gewissen Richtung beleuchtet seyn mufs; allein die Umkehrung des Reliefs tritt ebenfalls ein, wenn das Ob)ect durch eine offene Röhre und ohne Linse, welche es umkehrt, betrachtet wird, und wenn alle Theile des- selben gleichmäfsig beleuchtet sind. Die wahre Erklä- rung, glaube ich, ist folgende. Denken wir uns einen Stein mit einem erhöht und einen zweiten mit einem ver- tieft geschnittenen Bilde von einem und demselben Ge- genstande, so dafe die Vertiefungen des einen den Er- höhungen des andern genau entsprechen, so ist es leicht einzusehen, dafs die Nervenhautbilder von beiden Stei- nen dieselben sein müssen. Werden die Steine mit bei- den Augen betrachtet, so ist es unmöglich das erhöhte Bild mit dem vertieften zu verwechseln, aus Gründen die schon früher hinreichend erörtert worden sind; wer- den sie dagegen nur mit einem Auge betrachtet, so fehlt der Urtbeilskraft ihre zuverlässige Richtschnur, nämlich

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die DaretelloDg eines ▼etsehicdenen Bildes auf der Re- fioa jedes Auges; die Einbildungskraft ersetzt nun den Mangel derselben, und wir sehen .daher das Bild des Ob- jectes erhöht oder vertieft, gerade wie sie es uns vor- stellt und angiebt. Ohne Zweifel haben in diesen Fäl- len noch andere hinzukommende Umstände auf das Ur« theil einigen Eiuflufs, und das Hochbild oder das ver« tiefte mag bisweilen der vorausgehenden Kenntnifs von der Richtung, in welcher der Schatten unserer Meinung nach fallen müsse, entsprechend erscheinen; die wahre Ursache des Phänomens ist jedoch nur in der Unbestimmt- heit des Urtheilens zu suchen, welche aus der Abwe- senheit der für die Urtheilskraft sicheren Anhaltnngspunkte hervorgeht.

Wer mit mikroskopischen Untersuchungen beschäf- tigt ist, mufs gegen Täuschungen dieser Art auf seiner Hat seyn. Raspail sagt ^), dafs die hohle, pyramidale Krjstallisationsform von KochscUz durch ein Mikro- skop betrachtet, als eine gestreifte Pyramide in Relief erscheine. Er empfiehlt zwei Methoden die Täuschung 2a berichtigen. Die erste besteht darin, da& man nach and nach die verschiedenen Theile des Krystalls in den Focus des Instruments bringen soll; ist die Pyramide in Relief, so wird die Spitze derselben in dem Focus frü- her erscheinen als die Basis, ist sie aber vertieft, so fin- det das Gegentheil tftatt Die zweite ist» dafs man auf den sich im Sehfelde des Mikroskopes befindlichen Kry- stall ein starkes Licht fallen läfst, und nun beobachtet, welche Seiten der Pyramide beleuchtet sind; wird hierzu ein zusammengesetztes Mikroskop benutzt, so mufs die Dinkehrung des Objects mit in Anschlag gebracht werden.

Die Umkehrung des Reliefs ist höchst auffallend, wenn das Skelett eines Würfels nur mit einem Auge be- tnditet wird, wobei sich folgender Effect zeigt. So lange man die wahre Form des Würfels wahrnimmt, so wird,

1) Naupeau Sjrsiime de ChimU Organique» line tdit, /. /. /». 333.

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wie man ihn auch immer drehen und wenden mag, die dadurch veranlaCste Verschiedenheit der Erscheinung doch nichts anders als eine verschiedene Ansicht eines und des- selben Gegenstandes seyn; diefs findet aber nicht statt, wenn die Aufmerksamkeit von der umgekehrten Figur gefesselt wird, dann hat die Reihe der aufeinander fol- genden Ansichten keine Beziehung auf irgend einen Ge- genstand, welcher alle diese Ansichten darbieten könnte, und daher wird die Figur eine fortwährende Verände- rung der Form erleiden.

§. 12.

Ich habe bisher hinreichende Beweise geliefert, dafs Objecte, deren Bilder auf nicht-correspondirende Punkte der beiden Retinen faUen, dennoch einfach gesehen wer- den. Jetzt werde ich dagegen ein Experiment angeben, welches beweifst, dafs gleiche Bilder , welche auf corre- spondirende Nervenhautpunkte fallen, doppelt und an verschiedenen Orten erscheinen.

"Wird dem rechten Auge eine verticale und dem lin- ken eine von der Senkrechtheit etwas abweichende Linie (Fig. 23.) in dem Stereoskope dargeboten, so sieht man, wie früher gezeigt, eine Linie, deren Extremitäten sich in verschiedenen Entfernungen vor den Augen zu befin- den scheinen. Es werde nun auf das Blatt für das linke Auge in der Mitte der schon vorhandenen und geneig- ten Linie eine schwächere und verticale gezogen, welche der auf dem Blatte für das rechte Auge befindliehen Li- nie in Stellung und Länge genau entspricht. Betrachtet man jetzt die beiden Blätter im Stereoskope, so werden die beiden stärkern Linien, von denen jede mit einem Auge gesehen wird, sich decken und die daraus resulti- rende einfache Linie wird in derselben perspectiven Li- nie erscheinen als es vorher der Fall war; die schwache Lmie aber, welche auf Nervenhautpunkte des linken Au- ges fällt, welche mit denen des rechten correspondiren,

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auf welchen ßich die starke verticale Linie darstellt, er- scheint an einem verschiedenen Orte. Sie nimmt näm- lich den Ort ein, wo sich die Ebene der Richtung des Sehens für das linke Auge, in welchem sich die schwa- che Linie darstellt, mit der Ebene der Richtung des Se- hens für das rechte Auge, welches die starke Linie ent- hält, durchschneidet.

Dieses Experiment liefert zugleich noch den Beweis, dafs die als nothwendig angenommene physiologische Ver- bindung correspondirender Punkte beider Retinen gar nicht existirt, eine Lehre, dje von so vielen Autoren behauptet und vertheidigt worden ist.

§. 13.

Pklnomen, "wenn die NervenKaatbilder beider Äugen toh vefschie*

dener Grobe sind.

Wir wollen fetzt den Effect aufsuchen, welcher her« Torgeht, wenn Bilder von gleicher Form aber von ver^ schiedener Gröfse sich auf analogen Theilen der Nerven^' hlnte darstellen. Für diesen Zweck zeichne man zwei Vierecke oder Kreise deren GröCse merklich, jedoch nicht fibermäCsig verschieden «ist, auf zwei Karten, und stelle diese so in das Stereoskop, dafis die Reflexe gleich- weit von den beobachtenden Augen entfernt zu seyn schei- nen. Man wird nun beobachten, daCs ungeachtet der Verschiedenheit der Zeichnungen die beiden Bilder sich doch vereinigen und eine einfache Gesichtsvorstellung ver- oisachen. Die Gränze der Gröfsenverschiedenheit , in- nerhalb welcher die einfache Erscheinung überhaupt vor- kommen kann, läfst sich durch die Anwendung zweier Zeichnungen von gleicher Gröfse ermitteln, indem näm- lidi die eine fortwährend in derselben Entfernung vom Auge bleibt, während die andere so bewegt wird, dafd das reflectirte Bild derselben vom Auge zurücktritt; dieis Sescfaieht, wenn man die Schraube aus dem Instrumente

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entferut und nun den einen horizontalen Schieber C (Fig. 8.) etwas herauszieht, ohne den andern zu verrücken.

Das Einfacherscheinen zweier Bilder Ton verschie- dener Gröfse wird durch dieses Experiment vollkommen bewiesen, ja der Beobachter ist selbst nicht im Stande wahrzunehmen, welcher Unterschied zwischen der schein- baren Gröfse des aus beiden Reflexen resultirenden Bil- des und der Gröfse jedes nur nach einem Auge reflec- llrten Bildes stattfindet. Um hieriiber zu entscheiden, mufs das Stereoskop verlassen und das Experiment auf eine solche Weise gemacht werden, dafs alle drei Bil- der zugleich gesehen werden, was auf folgende Art ge- schieht. Die beiden Zeichnungen werden in einer Ebene neben einander und gerade vor die Augen gelegt, die Sehachsen müssen sich entweder vor ihneü wie in Fig. 4 oder hinter ihnen wie in Fig. 3 kreuzen, so dafs drd Bilder zu gleicher Zeit gesehen werden, das Bild beider Augen in der Mitte, und das jedes Auges an den Seiten. Auf diese Weise überzeugt man sich, dafs das mit bei- den Augen gesehene Bild offenbar die mittlere Gröfse von den beiden seitlichen Bildern hat, die mit jedem Auge allein gesehen werden.

Ist die Grö£se der Zeichnungen zu ungleich, so fin- det die Vereinigung der beiden Bilder nicht statt. Es scheint, dafs sie sich niemals vereinigen, wenn die Un- gleichheit der Zeichnungen gröfiser ist, als die Verschie- denheit der beiden Nervenhautbilder von einem Objecte, welches in möglichst seitlicher Richtung betrachtet wird, (d. h. wenn die Augen nach rechts oder links so weit als möglich, ohne ihnen jedoch Gewalt anzuthun, gewen- det sind). Würden sich die beiden Nervenhautbilder von verschiedener Gröfse nicht vereinigen, könnte jedes. Object nur dann einfach gesehen werden, wenn sich die Sehachsen gerade vor den Augen, d. h. in der Mitte des Sehfeldes kreuzten; denn nur dann kann die Grölse der Nervenhautbilder beider Augen vollkommen gleich sejn,

wenn

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wenn die beiden convergirenden Sehachseii zur Basis des Sehwiokels (eine zwischen den Mittelpunkten beider Au- gen gezogene gerade Linie) gleiche Neigung haben, als ia Fig. 2; ist diese Neigung dagegen nn Yerhältnils zur Basis verschieden, als in Fig. 24 ^ so ist auch die Ent- feniuDg des Objects für jedes Auge eine verschiedene, und die Nervenhautbilder beider Augen inüsseq foIgMch eine verschiedene GrOfse haben. Hält man ein Geld- stück in der Richtung u4, Fig. 24, und läCst. die Sehach- sen in dem nähern Punkte C s^ch kreuzen, so erscheint es doppelt, und das mit dem linken Auge gesehene ist offenbar kleiner als das andere.

§. 14.

PLiDomenc, wenn Objecto nm verschiedener Form sieb auf correspondi- renden Theilen der beiden Nenrenbaote abbilden.

Wenn wir irgend ein Object mit dem rechten Auge allein iür längere Zeit betrachten, so wird es ununten brodien wahrgenommen; sehen wir mit dem linken .Augo ein anderes aber ungleiches Object an» so., wird es eben- falls permanent wahrgenommen; iman sollte daher erwar- ten, dafs, wenn die beiden Objecte, d. b. jedem Auge eii^s, za gleicher Zeit dargeboten .werben, die Nervenhautbil- der beider Augen sich permanent gleichsam decken müfs- ten. Allein diefs ist gegen die Erwartung nicht der Fall.

Wird Fig. 25 a dem einen find b dem andern Auge gleichzeitig, zur Ansicht dargeboten, so bleibt der gemein- achafüiche Kreis unverändert, w^breQd.sich der .in dem* selben befindliche Buchstabe abwechselnd verändert, so dab bald der mit dem rechten, li^ld der mit defa linken Auge allein gesehene gewahrt Tfird. Wenn der Wecb- m1 beginnt, so bricht der Buchstabe, welcher eben wahr- genommen wurde, in mehrere Stücke, mit diesen vermea- gen sidi Theile des andern, welcher eben im Begriff ht ZQ erscheinen, und sogleich nachher ist i^uch der zweite Bnchstabe zusammengesetzt und vollkommen gebildet. Zu

Joggend; Ann. Ergänznngsbd. I, 3

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bestimmen, welcher der Bachstaben herverkommen soll, scheint nicht in der Willenskraft zu liegen, wohl aber die Ausdauer der Erscheinung Ton Ursachen abzuhSogen, die wir iFFillkürlich bestimmen können. Sind nämlich die beiden Figuren gleich stark beleuchtet, so wechseln sie gewöhnlilch in gleichen Zeiträumen, ist dagegen die eine mehr beleuchtet als die andere, so wird die weniger helle auch kürzere Zeit gesehen. Diese Experimente habe ich gewöhnlich mit dem Apparate Fig. 6 angestellt Wer- den mehr zusammengesetztere Figuren in dem Stereoskope betrachtet, so verändern sich die einzelnen Theile der- selben verschieden.

Mit dem in Rede stehenden Gegenstande hängen noch einige andere innig zusammen, welche schon oft in Be- trachtung gezogen worden sind. Ich meine die zuerst von Du Tour angestellten Experimente, wo zwei ver- verschiedone Farben an correspondirende Theile der bei- den Retln«fn fallen. Wenn dem rechten Auge eine blaue und .deib linken eine gelbe Scheibe dargeboten wird, so dafs die Farbenbilder auf correspondirende Nervenhaut- theile fallen, so wird die Scheibe nicht grOn erscheinen, wie sie' erscheinen müfste, wenn die beiden Farben, ehe sie die 'Augen erreichten, mit einander gemischt worden wären, sondern der Beobachter nimmt beide Farben ge- trennt war, zwar so, daCs die eine oder die andere auf der ganzen Scheibe oder in einem Thnile derselben ab- wechselnd vorherrscht. Es wird ebenfalls keine Spur von Violet wahrgenommen, wenn Roth aitf die eine und Blau auf die andere Retina iüllt; eben so wenig Orange von Roth und Gelb. Diese Experimente künnen fQglidi mit dem Stereoskope angestellt werden, indem man die farbigen Scheiben hineinstellt, gewöhnlich wurden sie je- doch auf die Weise gemacht, dafs man durch zwei ver- schiedenfarbige Gläser eine weifsc Fläche betrachtete.

Einige Schriftsteller geben an, daCs, wenn jedes Auge eine verschiedene Farbe sieht, die aus der Mischung bei-

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4er heiTorgehcnda wahrgenommen würde, was aber ge- gen die Beobachtung ist. Hieher: gehören Dr. Reid ') und Janin y welche in diesen Irrthum gefallen sind» der ohne Zweifel daraus herrorging, dafs sie nach vorgefaß- ter Meinnng entschieden, ohne auf ef perimentativem Wege und unbefangen das Resultat zu erforschen

§. 15.

In Beziehung auf den Gesicbfssinn ist Über keinen Gegenstand so sehr gestritten worden, als tlber das-Ein- iachsehai der Objecte mit beiden Augen. Ich werde da* ber in der gegenwärtigen Abhandlung einen kurzen Ueber- blick der verschiedenen Theorien geben, welche die Phj- ttologen als Erklärung dieses Gegenstandes vorgebracht haben, damit die Bemerkungen richtig verstanden werden, welche ich in der nächsten . Abhandlung niederzulegen bbe. ;

Das Gesetz der Richtung des Sehens mit einem Auge bt von mehreren Autoren verschieden angegeben wor- den. Einige haben mit Dn Reid und Porterfield be- hauptet, daCs jeder äufsere Punkt in der Richtung einer Linie gesehen werde, welche von seinem Nervenhautbildc ans durch das Centrum des Auges gehe. Andere haben mit Dr. Smith angenommen, dafs. die Richtung des Se- hens mit dem Achsenstrahle des Vom Objecte ausgehen- den and das Auge treffenden Lichtkegels zusammenfalle. D'Alembert, der mit der Dichtheit und dem Vermu- ten der lichtbrechenden Medien des Auges nur unvoll- kommen bekannt war, wiefs mathematisch nach, dafs nach diesen beiden Erklärungen die scheinbare Gröfse der Ob- jecte sehr verschieden seyn müsse, und schlofs daher, dab die Objecte in keiner von jenen Richtungen, son- dern vielmehr in der einer Linie gesehen würden, wel- che einen Punkt des Objectes und des Nerveohauthildes dieses Punktes verbindet; er gesteht jedoch, daCs er den

1) Etufuiry, Stet. XUL

3*

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Grund nnd die Ursacbe dieses Gesefteft nicht angeben könüe. Sir David Brewster mit genaueren Kenntnis- sen Tereehen, hat dargethan, dafs diese drei Linien ein- ander so nahe stehen , dafs y,bei einer Neigung von 30° eine auf dem affidrfen Nervenhautpunkte winkekecht stehende Linie das gemeinsame Centrum des Auges durchschneidet, und von der wahren Linie der Richtung des Sehens nicht mehr als einen halben Grad abweicht; eine^ zu geringe Abweichung, als dafs das richtige Sehen eines Objects dadurcli beeinträchtigt werden sollte/' Wir wollen daher in unseren ferneren Betrachtungen folgen- den * Ton diesem eminenten Physiker ausgesprochenen Satz als wahr annehmen: y,Da das Innere des Aug- apfels* beinahe eine vollkommene Kugel ist, so müssen alle liinien, die winkelrecht auf der Rätina stehen, durch einen einzigen Punkt gehen, nämlich durch das Centrum der sphärischen Fläche der Retina. Dieser Punkt kann daher das Centrum der Richtung des Sehens genannt werden, weil jeder Punkt des Objects in der Richtung einer Linie gesehen wird, welche dieses Centrum und den gesehenen Punkt verbindet/'

Es ist klar, dafs das Resultat eines Erklärungsver- suches über das Einfacherscheinen der Objecte für beide Augen, oder mit andern Worten, das Gesetz der Rich- tung des Sehens mit beiden Augen nichts enthalten darf, das mit dem Gesetze der Richtung des Sehens mit einem Auge nicht übereinstimmt.

Es war die Meinung des Aguilonius, daCs alle mit einem Blicke beider Augen gesehenen Objecto in der Ebene des Horopters erscheinen. Der Horopter, sagt er, ist eine durch den Kreuzungspunkt der Sehach- sen gezogene und mit derjenigen parallel laufende Linie, welche die Mittelpunkte'beider Augen veiliindet; die Ebene des Horopters ist eine durch diese Linie gelegte ebene Flä- che, welche mit der Mittellinie der Sehachsen einen rech- ten Winkel bildet. Alle in dieser Ebene sich befindende

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Objede mfiseen nach seiner ErkISrang einfach ersdiei- nen, weil die Linien der Richtung , in welcher irgend ein Punkt eines Objects gesehen wird, sich nur in die«» ser Ebene und nirgendwo anders kreuzen; da nun- aber diese Linien nur in einem Punkte zusammentreffen' kön- nen, 80 folgt aus dieser Hypothese Ton selbst, dalis alle sieht in der Ebene des Horopters befindlichen Objecte doppelt ers^einen müssen, weil der Punkt, wo sich die Bichtongslinicn kreuzen, in diesem Falle entweder Tor oder hinter demselben liegt. Diese Meinung wurde auch TOD Dechales und Portcrfield behauptet. DaCs sie aber unrichtig ist, davon glaube ich genug Beweise gelie- fert zu haben, als ich zeigte, dafs Objecte, die bei der Yer- etDignng der Sehachsen in irgend einem Punkte entweder Tor oder hinter der Ebene des Hpropters liegen, unter gewissen Verhältnissen ebensowohl einfach gesehen wer- den, als die in der Ebene.

Dr. Wells's „neue Theorie über die Richtung des Sehens" war eine Modification der vorhergehenden An- ncbt. Dieser scharfsinnige Schriftsteller behauptet mit Aguilonius, daCs Objecte nur in der Ebene des Ho- ropters einfach gesehen werden ui^d folglich doppelt er- scheinen, wenn sie sich vor oder hinter derselbe^ be- finden; er versuchte jedoch das Einfacherscheinen der Objecte in der Ebene des Horopters von ganz andern Grundsätzen abhängig zu machen/ aus welchen er fol- gerte, und zwar gegen Aguilonius, dafs Objecte, die Terdoppelt werden, niemals in der Ebene des Horopters erscheinen, sondern an anderen Orten, welche durch jene Grundsätze genauer bestimmt werden. Dr. Wells wurde durch eine zufällig gemachte Beobachtung, welche er sich durch keine vorhandene Ansicht über die Rich- tODg des Sehens erklären konnte, auf seine neue Theo- rie bingeleitet; dafs aber dieselbe Beobachtung schon vor ihm von Dr. Smith gemacht worden war, scheint ihm unbekannt gewesen zu sejn. kh habe sie in §. 8 -ange-

geben y und finde da& sie die einzige ist, welche fiber das Wahrnehmen der mit beiden Augen gesehenen Ob- jecte in Relief Tor meinen Untersuchungen über diesen Gegenstand schriftlich angegeben ist. Die Theorie des Dr. Wells scheint so wenig verstanden worden zu seyn, daCs kein nachfolgender Schriftsteller unternommen hat, sie entweder zu bestätigen oder zu widerlegen. Es wGrde unnöthig seyn die Grundsätze dieser Theorie hier näher zu etOrtem, da sie nur eines einzigen anomalen Falles wegen gebildet wurde, und sich überhaupt mit den alt gemeinen Regeln nicht verträgt, von welchen dieser Fall abhängt, wie schon gezeigt worden ist. Ungeachtet der unrichtigen Ansichten derselben, so enthält doch der Auf- satz „über Einfachsehen mit beiden Augen" viele wich- tige Experimente und Bemerkungen, deren Wahrheit un- abhängig von der Theorie ist, die sie erklären sollen.

Die Theorie, welche sich am weitesten verbreitet haty ist die Annahme^ dafs das Object deswegen einfach gesehen werde, weil das Bild desselben auf correspon- dirende Punkte der beiden Retinen fällt, d. h. auf Punkte, welche eine gleiche Stellung zu, und Entfernung von dem Mittelpunkte einer jeden einnehmen. Diese Theorie setzt voraus, dafs die auf die Retinen projicirten Bilder einan- der vollkommen gleich seyen, indem nämlich correspon- dirende Punkte der Bilder auf correspondirende Punkte der Nervenhäute fallen. Die Autoren, welche hierin tSbereinstimmen, sind aber in der Meinung, warum die Objecte diesem Gesetze nach an dem richtigen Orte oder einfach gesehen werden, sehr getheilt. Dr. Smith sagt, es hänge allein von der Gewohnheit ab, und er erklärt die Ursache, weshalb die Augen gegen ein Object fbr ge- wöhnlich so gerichtet sind, dafs die Bilder auf correspon- dirende Punkte fallen, auf folgende Weise: „Wenn wir ein Object mit einem ruhigen Blicke betrachten, so ist es uns zur Gewohnheit geworden, die Sehachsen nach dem beabsichtigten Punkte zu richten, weil nämlich dann

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die aaf die MUte der Nervenbäpte fallenden Bilder hier deutlicher sind, als wenn sie auf andere Stellen fielen; ood da nun die Bilder des ganzen Objects einan()er gleich, ood beide im Verhältnisse zu den Sehachsen umgekehrt sindy 80 folgt daraus, dafs die Bilder der seitlichen Punkte des Objects auf correspondirende Punkte dier Re- tinen fallen. '^ (

Nach einer langen Abhandlung Ober diesen Gegen- stand gelangte Dr. Reid zu folgenden Schlüssen: „dafs ein Object, welches sich auf den Mittelpunkten der Nervenhäute oder auf anderen ganz gleichmäfsig zur Mitte gelagerten Punkten abbildet, vermöge einer eigenthümli- eben Eigenschaft des menschlichen Auges an seinem Orte erscheine; dafs aber selbst die wahrscheinlichsten Ver- suche einer ErJLläroog dieser Eigenschaft unzureichend sejen; und dafs sie daher entweder ein ursprüngliches be- setz des Gesichtssinnes selbst, oder die Folge eines mehr allgemeinen Gesetzes sejn müsse, welches bis-jctzt noch oidit aufgefunden sey.''

Andere Anhänger dieser Theorie haben die Corre- spondenz oder Idendität der Nervenhautpunkte als ays der anatomischen Structnr, nämlich aus einer Vcrbin- duDg der Nervenfasern hervorgehend betrachtet; zu die- sen gehören Galen, Dr. Briggs, Sirlsaac Newton, Rohault, Dr. Hartley, Dr. Wollaston und Prof. Hüller.

Einige von den Vertheidigem dieser Theorie haben gedacht, oder sie haben vielmehr ohne zu denken zuge- geben, dafs dieselbe mit dem Gesetze des Aguilonius durchaus nicht im V^iderspruche stehe; allein schon eine obeiflächliche Betrachtung zeigt, dafs beide niclit zusam- men bestehen können, denn correspondirende Linien der Richtung des Sehens, d. h. Linien, die sich in correspon- direnden Punkten beider Nervenhäute endigen, können in der Ebene des Horopters nur dann zusammentreffen, wenn die Sel^axen fast parallel laufen und die Ebene

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sich in* tiner unendlichen Ferne vor den Aagen befin- det Einlige der neuem deutschen Schriftsteller ^) haben untersucluy wie die Linie gebogen seyn müsse, in wel- cher die' Objecte bei der Richtung der Sehachsen nach einem gegebenen Punkte einfach erscheinen. Diese Un- tersuchung wurde unter der Voraussetzung angestellt, dafs die Objecte nur dann einfach gesehen würden, wenn sie sich auf correspondirenden Nervenhautpunkten abbil- deten. Sie haben ein sehr schönes Resultat herbeige- führt, welches hier mitzutheilen mir erlaubt sejn mag da es bisher noch in keinem englischen Werke erwähnt worden ist.

R nttd L Fig. 26 sind die beiden Augen; CJ, CA die in A convergirenden Sehachsen; und CABC ein durch den Convergenzpnnkt A und die Mittelpunkte der Richtung des Sehens CC' gezogener Kreis. Die Linien, welche von irgend einem in der Peripherie dieses Krei- ses gelegenen Punkte aus und durch die Mittelpunkte beider Augen CC gezogen werden, treffen correspon- dirende Nervenhautpunkte DD'; denn da die "Winkel ACB und ACB glercb sind, so mufs auch DCE mit D'CE' 'gleich seyn. Jeder Punkt, welcher sich in der Peripherie des Kreises CABC befindet, wird daher, dem angenommenen Grundsatze der Theorie gemäfs, ein- fach erscheinen, es mögen die Sehachsen nach A oder nach irgend einem andern Punkte des Kreises gerich- tet seyn.'

Ich will zwei andere Eigenschaften dieses Kreises anführen: 1) der durch zwei Punkte auf der Peripherie bezeichnete Bogenabschnitt enthält gerade die doppelte Anzahl von Graden, als das Bild dieses Bogenabschnit- tes auf der Retina, so dafs ein Objcct, welches z. B. 180® des angenommenen Kreises des Einfachsehens ein- nimmt, sich auf einem Theile der Retina von 90^ dar-

1) Tortual, die Sinne des Menschen, Munster 1827. BarteUi Beftiage zur Phyü^losie des GesichtMinnei, Berlin 1834.

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stellen wfirde; denn da der Winkel D CE oder D' C'E' im Centnim, und der Winkel BGA oder BC'A auf der Peripherie eines Kreises liegen» so folgt diese Noth- wendigkeit von selbst. 2) Die Sehachsen mögen sich in einem Punkte der Peripherie treffen wo sie wollen , so bilden sie imm^r denselben Winkel mit einander, denn die Winkel CAO und CBC' sind gleich.

{fach Dr. Yonng und andern yorzfiglichen Auto- ren liber den Gesichtssinn, ist in dem Auge das Cen« trum der Richtung des Sehens» oder der Punkt, wo sich die Hauptstrahlen kreuzen» zugleich auch der Mittelpunkt Ton der sphärischen Fläche der Retina» und der klei- neren sphärischen Fläche der Cornea. In Fig. 26 stellt R and L der Einfachheit wegen nur die Hoblkugel der Retioa dar» was aber für die Entwicklung des Grund- satzes schon vollkommen genügt.

Die auf Experimente gestützten und in dieser Ab- handlang erläuterten Gründe» welche die Theorie des Agoilonius widerlegen» veranlassen mich auch das Ge- setz der correspondirenden Nervenhautpunkte als eine nicht genaue Erklärung des Phänomens des Einfachse- hens zu verwerfen. Nach Jener Theorie können die Ob- jecte nur in der Ebene des Horopters einfach erschei- nen, und nach diesem Gesetze nur dann, wenn sie sich in dem Kreise des Einfachsehens befinden; beide Grund- sätze stehen aber im Widerspruche mit dem Sehen der Objecte in Relief, wenn sie mit beiden Augen betrach- tet werden» denn die Punkte, welche das Object be- stimmen und darstellen, erscheinen einfach, obschon sie sidi in verschiedenen Entfernungen vor den Augen be- finden. Dafs überdiefs die Meinung» welche von allen Anhängern der Theorie über die correspondirenden Ner- venhaotpnnkte angenommen wird» nämlich, dafs die bei- den Nervenhautbilder von einem Objecte einander voll- kommen gleich sind, in allen Fällen, mit Ausnahme des ^zigen» wo die Sehachsen parallel sind, ganz und gpr

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gegen !die wirkliche Tbatsache ist, habe ich schon hin- reicbend bewiesen,

Gassendus, Porta, Taequet und Call behaup- teten, daCB, obschon beide Augen geöffnet sind, wir doch nur mit einem sehen; ihrer Meinung nach ist das eine Aoge gleichsam erschlafft und auf das Object nicht aof- merksam, während das andere sich in gespannter Th3- tigkeit ! befindet. Diese Hypothese wird schon dadurch hinreichend widerlegt, dafs wir ein Object doppelt se- hen, sobald die eine Sehachse eine von <der andern ver- schiedene Richtung annimmt, wie z. B. beim Schielen, oder wenn der eine Augapfel mit dem Finger etwas ver- wendet wird; würden wir wirklich nur mit einem Auge sehen, so mfifste auch unter solchen Yerhältnissen das Object nur einfach erscheinen. Ferner, in vielen Fäl- len, die ich früher angegeben und erklärt habe, erzeugt eine gleichzeitige Einwirkung auf beide Retinen eine Ge- sichtsvorstellung, welche von der verschieden ist, die ei- nem nur auf ein Auge gemachten Eindrucke folgt. Diese veranlafst nämlich den Begriff von einer Darstellung auf einer ebenen Fläche; jene dagegen den von einem Ob- fccte in Relief; das könnte nicht der Fall seyn, wenn vrir nur mit einem Auge sähen.

Du Tour^} hielt dafür, daCs wenn wir auch bis- weilen mit beiden Augen gleidizeitig seh^n, die Seele doch keineswegs von zwei correspondirenden Punkten der Nervenhautbilder auf einmal afficirt werden könne. Zur Annahme dieser Meinung wurde er durch den in §. 14 angeführten Gegenstand veranlafst. Sie durch Ex- perimente zu widerlegen möchte schwer seyn, und alles, was die Experimente zum Vortheile dieser Meinung tiber- haupt darbieten, und was andere über das Verschwin- den der Objecte in für ein Auge angestellten Versuchen in der That beweisen, besteht nur darin, dafs sich die Auf* merksamkeit von dem Eindrucke der einen Retina weg- 1) AH. Par. 1743. M. p. 334.

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weDdeC, wenn die Empfindangen beider Nervenhiate leicht ZQ einer solchen YorBtellung yerbonden werden lODDen, die dem Begriffe von irgend einem Gegenstande der Anbenwek entspricht; sie bieten aber durchaus kei- nen Grund zu der Yermuthung dar, dafs die Seele den aaf beide Nervenhäute gleichzeitig gemachten Eindrticken ihre Aufmerksamkeit nicht zuwenden könne, wenn sie beide Übereinstimmen, eine und dieselbe Vorstellung zu erwecken.

Eine sehr originelle Idee hat neulich M. Lehot^) ▼orgebracht, indem er nSmlich zu beweisen sucht, daCs tkh Nervenhautbilder u. s. w. nach drei Dimensionen in den Glaskörpern darstellten, welche wir mittelst Ner- Tenfasem wahrnähmen, die sich von den Retinen in die Glaskörper erstreckten. Diese Theorie würde zwar das Einfacherscheinen der mit beiden Augen in Relief gese- henen Objecte erklären, jedoch ganz unerklärt lassen, warum wir ein Object in Relief wahrnehmen, wenn zwei Zeichnungen eines Objectes beiden Augen darge- boten werden; eben so wenig könnten wir nach die- ser Theorie einen Unterschied in dem Reliefe der Ob- jecte erkennen, wenn sie nur mit einem oder mit bei- den Augen gesehen würden, was doch der wirklichen Thatsache ganz entgegen ist Ueberdiefs sind die Be- weise für das Wahrnehmen der äufsem Gegenstände mittelst der Nervenhautbilder zu zahlreich und zu über- üUirend, als dafs man sich auf eine andere und ent- gegeogesetzte Yermuthung auch nur einen Augenblick einlassen könnte. Es wird daher genug sejn zwei an- dere Theorien nur noch zu erwähnen, welche den Sitz des Sehens in den Glaskörper setzen. Yallee') ohne die Existenz der Bilder auf den Retinen zu läugnen, hat ndi dafür erklärt, dafs wir das Relief eines Objects mit- telst eines vorn an der Hyaloidea gelegenen Focus se-

1) Noui^elU TfUorie dt ia VUion, Par. 1823.

2) Traiti de ia Science du Dessein, Par. 1821, p. 27a

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bcn. RaapaiP) hat in einer ziemlich langen Abhand* lang die sonderbare Hypothese an den Tag gebracht, dab sich, das Bild des Objeotes weder in dem Glaskörpei' noch auf der Retina darstelle, sondern schon im Focas des LinsensjstemeSy ans dem das Auge besteht , wahr- genommen werde.

§. 16.

Es bleibt nun noch zu untersuchen fibrig, warum zwei ungleiche Nervenhautbilder der beiden Augen zo der Vorstellung von einem Objecte in Relief Veranlas- sung geben. Gegenwärtig wage ich noch nicht diese Frage vollkommen zu lösen , da diefs durchaus nicht so leicht, als es vielleicht auf dem ersten Blick scheinen mag, und fibrigens ein höchst complicirter Gregenstand ist. Ich werde hier nur die am meisten auffallenden und vielleicht möglichen Erklärungsweisen anführen und zeigen, dafs diese nicht ausreichen, das Ganze des Phä- nomens darzuthun.

Es kann angenommen werden, dafs wir in einem Momente einen Punkt des Sehfeldes genau und scharf sehen, den Punkt nämlich, auf welchen die Sehachsen gerichtet sind, während alle anderen undeutlich gesehen werden; daCs die Seele nicht wahrnimmt, ob diese Punkte einfach oder doppelt sind, und daher das Ganze des Ob- jects nur dadurch wahrgenommen wird, dafs der Kreu- zungspunkt der^Sehachsen auf eine hinreichende Menge Punkte des Objects gerichtet wird, um uns in den Stand zu setzen, ein richtiges Urtheil fiber die Gestalt dessel- ben zu fällen.

Dafs die von den Augen nicht fixirten Punkte des Sehfeldes in einem gewissen Grade undeutlich sind, und dafs diese Uudeutlichkeit mit der Entfernung von dem fixirten Punkte zunimmt, kann wohl nicht bezweifelt wer- den, und es ist ebenfalls wahr, daCs die auf diese Weise

1) Nowf€au Systhne de Chimie organique^ t. 2. p, 329.

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imdeQtlich gesehenen Ob)ecte oft doppelt erscheioen. Bei dem gewöhnlichen Sehen ist anzunehmen, dab diese Uodeatlichkeit nicht in Anschlag komme, weil die Au- gen von Punkt zu Punkt schweifend, somit jeden Punkt des Objects genau und scharf ansehen; und dafs die Vor- stellaog von einem Objecto nicht die Folge eines ein- zigen Blickes ist, da dieser nur einen kleinen Theil des- selben genau übersieht, sondern vielmehr nur durch ei- nen Vergleich aller Bilder des Objectes zu Stande kommt, die sich beim Uebergange der Augen Von Punkt zu Punkt der Reihe uach an den Nenrenhäuten darstellen.

Alles diefs ist zwar in einem gewissen Grade wahr, allein wSre es vollkommen wahr, so dQrfte die Erschei- nung des Reliefs nicht stattfinden, wenn die Augen ei- nen einzigen Punkt der beiden Reflexe im Stereoskope anhaltend und scharf fixiren. Wird das Experiment sorg- filltig' angestellt, so findet man, dafs selbst in diesem Falle der Reflex einfach und in Relief gesehen wird, Torausgesetzt, dafs die Nervenhautbilder sich nicht zu weit über die Mittelpunkte der Retinen hinaus erstrecken. Wäre die Lehre von den correspondireuden Nervenhaut- pnnkten wahr, mtlfste die Erscheinung die eines Ueber- einanderliegens beider reflectirten Bilder seyn, womit sie aber nicht die geringste Aehnlichkeit hat. Die folgen« den Experimente zeugen gleichfalls ganz entscheidend gegen diese Lehre.

Man ziehe zwei Linien auf ein Blatt Papier, ungc- fotir zwei Zoll lang und etwas geneigt gegen einander, wte in Fig. 10. Nachdem nun das Zusammenfallen oder Kchdecken derselben dadurch bewirkt worden ist, dafis sich die Sehachsen in einem nahern Punkte als das Pa- pier kreuzen, so fixire mai| das untere Ende der resul- tirenden Linie mit einem festen und scharfen Blicke. Die ganze Linie wird einfach und in dem gehörigen Re- lief erscheinen, und eine Stecknadel oder ein Stück Draht kann ohno die geringste Schwierigkeit in die genaue

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Richtang der Linie gebracht werden; oder, wenn bei fort- dauernder Fixation des untern oder nähern Endes der Linie die Spitze einer Nadel an die Stelle, wo sich das obere oder entferntere Ende der Linie befindet, oder an irgend einen mittleren Punkt derselben gebracht wird, so läfst sich selbst der Kreuzungspnokt der Sehachsen nach dem von der Nadelspitze angedeuteten Punkte be- wegen, ohne dafs die Coincidenz der beiden Bilder anch nur im Geringsten gestört wird. Die Augen werden hier- ^ bei manchmal ermüdet, und dann erscheint der nicht fixirte Theil der Linie doppelt, so wie auch in diesem Falle die Erscheinung des RelieEs ganz schwindet. Das- selbe Experiment läfst sich auch mit mehr zusammenge- setzten Figuren anstellen, Jedoch dürfen di^ Bilder nicht zu weit über die Mitte der Retinen hinausgehen.

Einen andern und sehr schönen Beweis für die Er- scheinung des Reliefs beim Sehen mit beiden Augen als einen von der Bewegung der Augen unabhängigen Ef- fect kann man dadurch erhalten, dafs Spectra von com- plicirten Figuren auf den Nervenhäuten hervorgebracht werden. Für diesen Zweck müssen die Figoren in dicken farbigen Linien und auf einen Grund von der comple- mentSren Farbe gezeichnet werden, z. B. rothe Linien auf grünem Grunde. Es werden nun diese Zeichnungen, die aber stark beleuchtet jseyn müssen, entweder im Ste- reoskope oder in dem Apparate Fig. 6 auf die gewöhn- liche Art beleuchtet, wobei man sich jedoch bemühen muCs, nur einen einzigen Punkt der Figur zu fixiren. Nachdem sie nun lange genug fixirt worden, um den nö* thigen Eindruck auf die Retinen dadurch zu bewirken, so bedecke man die Augen sorgfältig, um alles fiu&ere Licht vollkommen abzuhalten, und es wird nun vor den geschlossenen Augen das Spectrum eines Objects in Re- lief erscheinen. Es ist bekannt, dafs ein nur in einem Auge hervorgebrachtes Spectrum im Dunkeln oft abwecb« selnd erscheint und wieder verschwindcty werden nun

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Spectra in beiden Augen erzengt,* so entsprechen sie sidi nicht genaa in diesem Wechsel, wodurch denn ein höchst sonderbarer Effect entsteht, bald nämlich wird nur dasSpe- ctram des rechten und bald nur das des linken Auges ge- sehen, und in dem Momente, wo sie beide zugleich wahr- genommen werden, erscheint das Spectrum beider Augen im deutlichen Relief. Da in diesem Falle die Spectralbil- der ihren Platz auf den Nervenhäuten nicht verändern kön- nen, wie sehr auch die Augen bewegt werden mögen, so können die Sehachsen während des Experimentes nur im- mer einem einzigen Punkte eines jeden Bildes entsprechen.

Wenn daher ein Object oder ein Theil desselben, während die Sehachsen beider Augen nach einem einzi- gen Punkte gerichtet sind, in Relief erscheint, so ist es leicht einzusehen, dafs nur ein Punkt des Objectes, wel- ches einfach erscheint, in dem Kreuzungspunkte der bei- den Linien der Richtung des Sehens, in welcher es je- des Auge allein sieht, wahrgenommen wird, es mögen nan diese Richtungslinien des Sehens in correspondiren- den Punkten der beiden Nervenhäute endigen oder nicht.

Wollten wir dagegen annehmen, dafs mit einem Blicke alle Punkte eines Ob)ects in Relief an dem Kreu- znng^punkte der beiden Linien der Richtung des Sehens, IQ welcher es jedes Auge allein sieht, wahrgenommen würden, so wäre dieCs ein Irrthum. Nach dieser An- nahme dürften Objecte, die vor oder hinter den Kreu- znngspunkten der Sehachsen liegen, niemals doppelt er- sdieinen, dab diefs aber der Fall ist, davon giebt es hinrei- chend viel Beweise. Die Bestimmung des Punctes, wel- dier einfach erscheinen soll, scheint in nicht geringem Grade von der Kenntnifs abzuhängen, die wir von der Form des zu betrachtenden Gegenstandes schon vorher besalsen» Es ist keinem Zweifel unterworfen, dafs ge- wisse Regeln oder Gesetze des Sehens aufgefunden wer- den können, welche alle Verhältnisse umfassen,' unter welchen das Einfachsehen mittelst nicht -correspondiren-

•-.

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der Nervenhautpunkto vorkommt, und dnrch urelche das- selbe bestimmt wird. Diesen Zweck zu erreichen, habe ich zahlreiche Experimente gemacht und dadurch einige Bedingungen aufgefunden, von welchen das Einfach- und das Doppelsehen abhängt, deren Betrachtung ich mir je- doch für die nächste Abhandlung vorbehalten mufs.

Was bisher gesagt worden ist, wird auf jedem Fall schon hinreichen zu beweisen, dafs die Gesetze der Rich- tung des Sehens mit beiden Augen, die man bis auf den heutigen Tag aufgestellt hat, zu beschränkt sind, um wahr zu sejn. Das Gesetz des Aguiloniua »sagt, das Ob- jecte nur in der Ebene des Horopters einfach gesebea werden; und jenes über die correspondirenden Nerven- hautpunkte, welches, bis auf das Aeulserste verfolgt, noth- wendiger Weise zu einem Resultate führte, das die er- sten Yerlheidiger dess^en nicht vorausgesehen hatten, indem mehrere von ihnen glaubten, dafs dieses Gesetx mit dem des Aguilonius übereinstimme, giebt zu dem Schlüsse Veranlassung, dafs kein Object einfach erschei- nen könne, aufser es werde in einem Kreise gesehen, wel- cher durch die Mittelpunkte der Richtung des Sehens ia beiden Augen und dem Convergenzpunkt der Sehachsen gezogen wird.« Beide Gesetze stehen im Widerspruche mit dem Einfachsehen der Objecte, deren Punkte weder in der Ebene der einen Lehre, noch in dem Kreise der andern liegen; und dais Objecte unter Verhältnissen, die durch diese Gesetze nicht erklärt werden können, doch einfach erscheinen, ist wie ich glaube, durch die angege- benen Experimente auber allen Zweifel gesetzt worden. Sollte in Zukunft noch bewiesen werden, dafs alle Punkte in der* erwähnten Ebene oder dem Kreise einfach erschei- nen, eine Beweisführung, die wegen der gro&en Undeot« lichkeit der seitlichen Bilder nicht so leicht seyn wird, so mufs dieses Gesetz durch den Satz abgeändert werden, dafs Punkte, welche aufserhalb der Ebene oder des Krei- ses liegen, nicht immer doppelt erscheinen.

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n. Die Farben der Atmosphäre, betrachtet rrut Bezug auf einen früheren Aufsatz: ,XJeber die Farben des FFasserdampfs unter gems^ sen Umständen** *); von J. D. Forbes.

(Mdgedieilt ▼um Hm. Ycr&aser «ds den Transaei. of ihe Royai Soe,

of Edinburgh. Fol XtF.)

Lier f;egenwärtige Aobatz beabsichtigt den Wink, wel* dien ich in einer am 21. Jan. d. J. mitgetheilten Notiz fiber die merkwürdige rothe Farbe des sich ▼erdichten- den Dampfs, zur Erklärung gevrisser atmosphärischer Far- ben gegeben habe, YoUständiger zu erläutern. Seit der Zeit habe ich die hauptsächlichsten Schriftsteller, die von den Farben des Himmels überhaupt, und von der Abend- rtthe insbesondere handeln, mit Sorgfalt nachgelesen, und da ich hiebet Vieles zur Bestätigung, und Weniges zur Abänderung der von mir bereits über den Gegenstand gelabten Ansicht gefunden habe, so hoffe ich, dafs der ▼orliegende Aulsatz einen passenden Zusatz zu meiner bfiberen experimentellen Notiz abgeben werde. Ich er- ianere, in dieser die sonderbare Thatsache beschrieben n haben, dafs der Dampf nicht auf einmal aus dem Zu- stande der Unsichtbarkeit in den eines weifsen Nebels, wie er z. B. aus der Dille eines Theekessels hervordringt, übergeht, sondern daCs er einen intermediären Zustand dorddäuft, in welchem er farbig ist, sogar sehr stark, so dais er dem durchgehenden Licht eine Farbe vom Loh- gelb {iamtf yeUow) bis zum intensiven Rauchroth (5/110- Wtfdf) ertheilt. Ich bemerkte überdieüs, dafis, da diese Endieinong keinen Dampf von hoher Spannung zu ihrer £nengong erfordere, die Farben beim Sonnenuntergang und beim künstlichen, durch Nebel gesehenem Licht sehr

i) S. Ann. Bd. 47. S. 593. Joggend, Ann. Erganzungsbd. L 4

&0

^wahrscheinlich aas der absorbirenden Wirkung des Was- serdampfs in eben dem Zustand entspringen möchten.

Eberhard, ein Schriftsteiler vor mehr als sechszig Jahren, sagt, die Masse der von den Physikern tiber die Farben des Himmels ausgesprochenen Meinungen er- sdirecke ihn, wenn er an ihre Auseinandersetzung denke; da nun diese sich seit der Zeit vielleicht verdoppelt hat, so kann man sich eine Idee machen von der Arbeit, die zur Sammlung und Klassifidrung der hierüber in Lehrbfl- chem, akademischen Schriften und periodisdien Werken zerstreuten Notizen erforderlich ist Die ^hlrdchsten An- gaben habe ich bei deutschen Schriftstellern geCanden, dod war ich ÜEist allemal im Stande, dieselben durch Nadh schlagen der Originale zu yerificiren. Dadurch redudrte sich die Sache auf einige wenige Autoren, die einem G^ genstande, der, bis neuerlich, mehr einer der Meinong ab der Wissenschaft war, etwas Ton Bedeutung hinzu- gefügt, und auf noch wenigere, die durch eigene Beob- achtungen oder Yenuche ein Scherflem zu den Datis flkr das Raisonnement beigetragen haben. Die Masse der Nachbeter will ich mit Stillschweigen übergehen oder nur kurz berühren, und öo hoffe ich die Resultate einer be- deutend mühsamen Untersuchung auf ein mäfsiges Volon zurückführen zu können.

Es ist fast unmöglich, eine haltbare Theorie über die Farben der Dftmmerung ^X des Sonnenuntergangs und der Wolken überhaupt auszuspredien, ohne die Thatsache der blauen Farbe des Himmels mit einzuschlieisen. Die erste Notiz zur Erklärung derselben finde ich bei Leo- nardo da Vinci '), welcher sie der VermiscbaiHj des von der Substanz der Atmosphäre reflektirten weiCsea Sonnenlichts mit der intensiven Dunkelheit der.dahinta liegenden Himmelsräume zuschrieb. Diese Lehre wurde auch von Froinond vertheidigt, und spater von De U

1) MorgcadSmoicniiig (Dawn),

2) Traiii de ia peinture^ crwSbnt in Gehler'» fVdrierbuch Alt Atmosphäre*

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re, Fank, Wolf und Musschenbroek, nachdem die New ton' sehe Farbentheorie dergleichen Schlüsse längst ans der Wissenschaft hätte verbannen sollen. Noch später ward sie, zor Schande der neueren Physik, unter den diromatischeuN Grillen von Göthe wieder ins Leben ge- rofen *)• Otto von Guericke hatte nahe dieselben Ansichten.

Die erste Spur einer vernünftigeren Lehre finde ich aoB Honoratius Fabris Schriften angeführt'), wahr- sdieinlich aus seinen Essais optigues^ welche schon 1667 m Lyon erschienen und deshalb unabhängig von New- ton's Beobachtungen seyn mufsten *}. loi Gegensatz zu Fromond's Lehren schreibt Fabri die Farbe des Hirn- mds dem Lichte zu, das von in der Atmosphäre schwe- benden KOrperAeilchen reflektirt werde; und Mariotte sdielnt um dieselbe Zeit behauptet zu haben, die Farbe der Luft sej blau ^}.

Newton hat seine Ansichten über diesen Gegen- stand mit seiner gewohnten Bescheidenheit, eher als Ver- nmtbungen, denn als Behauptungen aufgestellt; und da viele Schriftsteller des letzten Jahrhunderte nur seine Ideen mit geringen Veränderungen wiederholt haben, so ist et wichtig genau zu wissen, wie er selbst sie an- hebt Newton's Ansicht über die 'natürlichen Farben der Kdrper, wie wir auch über. die allgemeine Anwend-

1) Farbenlehre I, 59, aDgefuhrt tod Hamboldt

8) Eberhard in Roaier I, 620.

3) Fabri's Dialoge (1669), Ton denen ich ein Exemplar in der >,^</- poeaies' Library^ g^woAtu habe, enthalten manche An«pieliuigen auf die onyoUbommene Onrchsichtigkeit der Loft und der derselben bei- gemengten fremdartigen Theilchen; allein ich finde seine Theorie der Himmelsblioe nicht Uar darin angegeben.

4) ^On ptui croire qu'il y a des eouUurs primithts dans guei-

qtui Corps ^ Comme du bleu dans tair // semhU 'qu*ii y

aii du ptrd dans Ctau^ Mariotte, Otupres I, 299. Leids 1717.

4*

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barkeit derselben denken mögen, war Sufserst sinnreicb und wohl durchdacht. Er hatte, im Verfolge seiner merk- würdigen Untersuchung über die Farben dünner Platten, entdeckt, dafs jeder durchsichtige Körper, bei einer gewis- sen Dicke, Farben zu reflektiren anfängt; dafs diese Fa^ ben sich bei Verringerung der Dicke nach einem bestimm- ten Gesetze verändern, und dabei eine Mannigfaltigkeit zusammengesetzter Nuancen durchlaufen, bis zuletzt die Körper so dünn geworden, dafs sie (wie bei der Seifen- blase) unfähig sind, irgend eine Farbe zu reflektiren; die letzten an ihnen reflektirten Farben sind Orange, Gelb- weifs und endlich Blau, ehe sie verschwinden; diese wer- den Farben erster Ordnung genannt. Nun sagt New- ton: „das Blau erster Ordnung, obwohl sehr schwadi und gering, könne möglicherweise die Farbe einiger Kör- per seyn, und insbesondere scheine die BlSue dös Him- mels zu dieser Ordnung zu gehören. Denn alle Dämpfe, wenn sie anfangen sich zu verdichten und zu kleinen Theilchen zusammen zu häufen, kommen erst, bevor sie Wolken von anderer Farbe bilden können, zu jener Dickheit {bigness)^ bei der ein Azur reflektirt werden mufs. Und wenn diefs die erste Farbe sej, welche Däm- pfe zu reflektiren beginnen, so müsse sie die Farbe des reinsten und durchsichtigsten Himmels sejn, in welchem die Dämpfe noch nicht zu jener Dickheit gelangt seyen, welche, wie wir durch Versuche finden, zur Reflexion anderer Farben erforderlich ist'* ^). In einem andern Satze sagt er: y,Wenn wir die verschiedenen Erscheinungen der Atmosphäre betrachten, so können wir bemerken, daCs die Dämpfe bei ihrer ersten Aufsteigung nicht die Durch- sichtigkeit der Luft verringern, indem sie in zu kleine Theile zertheilt sind, um irgend eine Reflexion an ihren Oberflächen zu veranlassen. Wenn sie aber, um Regen- tropfen zu bilden, anfangen zusammenzufliefsen und Kö- gelchen von allen intermediären Gröüsen darzustellen»

1) Opiiet, Book IL Pari, III. Prop. FIL

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so lOaDen diese Kfigelchen, weun sie groCs geaug ge- irordeu, um gewisse Farben zu reflektireo uad andere darchzulassen, )e nach ihrer Gröfse, Wolken von Ter- sduedener Farbe bilden; und ich sehe nicht ein, wodurch 10 einer so durchsichtigen Substanz als Wasser, die Ent- stehung dieser Farben anders als durch die yerschiedent- liehe Gröfse seiner flüssigen und kugelförmigen Tbpilchen rafionell begriffen werden könne'' ^).

Die Newton'scbe Theorie ymfafst demnach sowohl die Farbe der Wolken, mag sie vom zurückgeworfenen oder durchgelassenen Lichte herrühren, als auch die Him- melsbläue. Eine Abänderung derselben Theorie wendet er auch auf die Erklärung der Hufe um Sonne und Mond an*). Die Luft scheint er für farblos, und die reflekti- readen Theilchen als aus ihr fremdartigem Dampf beste- head angesehen zu haben.

Mariotte's Idee von der Eigenthümlichkeit des Him- mels^ blaues Licht zu reflektiren, wurde zunächst am stärk- sten von Bouguer vertheidigt, der sie in eine so fafis- liche Form brachte, dafs sie seitdem meistens als eine Tüllständige Erklärung der Farben der Luft angeführt wurde '). Er bemerkt, dafs da roLhes Licht weiter ein- dringe als blaues (weshalb ist nicht gesagt), so werde das letztere vollständig reflektirt, während das erstere zum Auge gelange; und diese Theorie wurde durch spä- tere Schriftsteller noch dahin verbessert, dafs sie den ro- then Strahlen eiu gröfseres, und den brechbareren Strah- len ein geringeres Moment zuschrieben. Smith, der Ver- lasser des System of Opiics^ giebt dieselbe Ansicht, doch mit gröCserer Klarheit. „Die blaue Farbe des heiteren Himmels,'' sagt er, „zeigt deutlich, dafs die bläuenden Strahlen reichlicher von reiaer Luft reflektirt werden,

1) Ihid, Prop, F. Am Ende.

2) Optict, Book IL Part, IK Obs. 13,

3) TraUi d'Optigue /?. 365— 368. Ebeojo «rklärt er die Ton Buf. fon angclulirtcii farbigen Scbatteo.

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als die von andern Farben; folglich werden sie nnter den übrigen, die von der Sonne kommen , weniger reichlich durchgelassen, und um so weniger als die Lnitstrecke^ welche sie durchlaufen, länger ist« Daher ist die gewöhn- liche Fkrbe von Sonne und Mond am weifsesten im Meri- dian, und sie geht allmSlig um so mehr in schwaches Gelb^ in Orange und Roth Ober, als diese HimmelskOr- ; per tiefer herabsinken, d. h. als die Strahlen eine I)ln- { gere Luftstrecke durchwandern^ '); und so erklärt er ! auch die Farbe des Monds bei Finsternissen durch das von der Erd-Atmosphäre reflektirte und veränderte Licht i

N&chstdem verfocht Euler (1762) dieselbe Heinuttg : in Bezog auf die Himmelsbläue. „Es ist wahrscheinli- « cher,^ sagt er, „dafs alle Lnfttheilchen schwach ins BISo- : liehe spielen, wiewohl so aufserordentlich schwach, dats , es nur wahrnehmbar wird, wenn sie sich in ungeheurer ; Masse, wie bei der ganzen Ausdehnung der Atmosphäre, ] darbieten, als dafs diese Farbe den in der Luft schwe- ^ benden und nicht zu ihr gehörenden Dämpfen zugeschrie- . ben werden mfifste. In der That, je reiner ond von ; Dünsten freier die Luft ist, desto stärker ist der Glanz ) der Himmelsbläue, was ein genügender Beweis ist, daft wir die Ursache derselben in der Beschaffenheit der Luft- , theilchen selbst zu suchen haben'' ')•

Der Abt N oll et (1764) schreibt die blaue Farbe \ des Himmels seiner Reflexion so gefärbter Strahlen zu, i allein, sonderbar genug, setzt er voraus, dafs sie, um diese Farbe ins Auge bringen zu können, erst zu der Erde kommen, von dieser reflektirt werden, und dann bei ihrem zweiten Durchgang durch die Lüfte aufgefan- gen werden müssten. Die Farbe der Sonne in einem Ne- bel leitet er von der Auffangung der blauen Strahlen, durch diesen Nebel ab, und er .sagt die Atmosphäre

1) Smith'« Opiies Fol U. iUmarks 378.

2) Ealer't Briefe (EogUM^ie Uebenetnmg) H, 607.

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mOsse dabei eiDem Beobaehter in dem Mond äaberlich blau erscheinen ^).

Ein sehr geschickter , aber wenig bekannter Schrift- steller, Thomas Melvill, d6r 1753 im 27sten Jahre

starb y hat in einem, im zweiten Bande der Edinburgh Physical and Liter ary Bssays ^) abgedruckten Aufsatz einige interessante, ganz hieher gehörige Beobachtungen kiDterlassen. Unter andern scharfsinnige^ Bemerkungen fiber optische Gegenstände macht er, nach Billigung der Newton'schen Theorie von der Himmelsbläue, gegen dessen Erklärung von den Farben des Sonnenuntergangs mit Recht den Einwand: „Warum die Theile der Wol- ken nur gerade zu jener Zeit, und niemals zu einer an- dern Ton solcher Gröüse seyen, dafs sie diese Farben ab- sondern, und warum sie selten, wenn }e, von blauer oder pfioer Farbe gesehen würden, so gut wie von rother, orangerother und gelber Farbe. Da die Atmosphäre eine gröCsere Menge von den blauen und violetten Strah- len, ab von den (ihrigen reflektirt, sq muls,^ setzt er kinzu, „das durch dieselbe gehende Sonuenlicht sich ins Orangegelbe und Rothe ziehen, besonders wefin dieses die gröbte Luftstrecke durchläuft; demgemäb wird Jeder bonerkt haben müssen, dafs das horizontale Licht der Sonne zuweilen so tief gefärbt ist, dafs Gegenstände bei directser Erleuchtung durch dasselbe hoch orange oder leihst roth erscheinen; ist es ein Wunder, da(s in die- sem Augenblick die farblosen Wolken dieselben Strahlen in beilerer und lebl^afterer Weise reflektiren.'' Er er- batert diefis weiter und sagt dann: „Ist es nicht eine groÜBe Bestätigung dieser Erklärung, dafs diese farbigen Wolken jenes dunkle bleifarbene Ansehen, welches sie vom Himmel erhalten, sogleich wieder annehmen, so wie fie directen Sonnenstrahlen nicht mehr auf sie fallen? Denn wenn ihre prächtigen Farben, gldch denen der

1) Kollet Ltfofu de pfysi^ue Ft, p, 17. (1765.) ^)ZdM. 1770/1.81—89.

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Seifenblase^ von der besonderen GrOfse {size) ihrer Theil- eben abhingen y so ivfirden sie nahezu dieselben Farben behalten, wiewohl in viel geringerem Grade, wenn sie allein durch die Atmosphäre erleuchtet werden. Um die Zeit des Sonnenuntergangs oder etwas später scheint der untere Theil des Himmels bis in einigem Abstand zu bei- den Seiten des untergehenden Gestirns in ein schwaches Meergrün zu neigen, TcrmOge einer Mischung der dnrdh gelassenen Strahlen, die dann gelb sind, mit den blaaen ätherischen; in grOfseren Abständen geht diefs schwache Grfin allmälig in ein röthliches Braun Qber, weil die Son- nenstrahlen, durch eine gröfsere Strecke Luft gehend, anfangen sich ins Orange zu neigen; und an der gegen- überliegenden Seite der Halbkugel neigt die Farbe des Himmels am Horizont merklich ins Purpurfarbene, weil das Ton demselben durchgelassene Licht, welches sich mit dem Azur mischt, durch eine noch gröfsere Strecke Luft gegangen und dadurch rOthlich geworden isf

Ich habe diese Stelle angeführt, weil sie, so weit sie geht, mit merkwürdiger Eleganz die wirklich beobachte- teten Erscheinungen erklärt, und die Unzulänglichkeit der Theorie von irisirenden Farben zur Erklärung der Tin- ten des Sonnenuntergangs nachweist. Die Theorie, dafs die Wolken aus Bläschendampf oder schwebenden Was- serbläschen bestehen, war schon lange vor jenen Zeiten herrschend. Leibnitz unterhielt sie im 17ten Jahrhundert und berechnete die Lockerheit des ätherischen Fluidum, mit welchem er diese Bläschen gefüllt annahm ^). K rat- ze n'st ein (1740) unternahm durch angestellte Versuche über die von den Bläschen reflektirten Farben, die Dicke und den Durchmesser derselben durch direkte Messun-

1) Opera omnia II ^ p, II, 82. JEtUi, 1768. nCur popores eU» ventur non spernenda quaestio ttt^ atque inier aiia non male eoncipiuntur in Ulis buUae insensibilei ex pellicula aquae et aere incliuo constantes, quales sensus in ßguoribus spumeseentibus osiendit *'

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gen tn bestimmen ^). Saussnre bewies das Daseyn scheinbar so bescbalTener Bläschen in den Wolken selbst, allein ich fiqde nirgends, dab er Teraoclit hfitte, dadurch die Farben der Wolken nach dem von MeUill in jener Stelle mit Recht verworfenen Priniip zu erklären. Saus* sare's Meinung über die blaue Fari>e des Himnheis war, 80 weit ich nrtheilen kan, die von Maribtte und Bou- goer *), wiewohl er sehr umständlich von bläulichen Dämpfen spricht, die als fremde Stoffe in den oberen Regionen des Himmels schweben und, wie er sagt, ent- schieden nicht wässerig seyen, da sie nicht auf das Hygro- meter wirkten '). Er glaubt, diefe möge das dunkle Phä- nomen der trocknen Nebel erklären ^X

Die Abhandlung von Eberhard zu Berlin fiber diesen Gegenstand enthält nichts, um dabei zu verweilen. Er scheint der Theorie von Mariotte beizupflichtoi, and giebt sich viel Mühe die von Da Vinci zu wider- legen^).

Delaval's weitläufige Theorie von den Farben der Körper können wir auch schnell beseitigen. Er be- kennt sich zu der Ansicht Fahrt 's, dafe fremde, in der Luft schwebende Theilchcn Ursache der Reflexion des blauen, und der Durchlassung des rothen Lichtes sind, nach demselben Prinzip wie in Glas vertheilter Arsenik wirkt. Dieser Vergleich mit den bekannten Erscheinun- gen der Opalescenz ist nicht unwichtig *}•

Die Mehrzahl der optischen Schriftsteller des gegen-

1) Theorie de fE/efation des Fapeurs et des Exhaiaisons eic, Bor- deaux 1740. Angeführt m Saassure'a Hygromctrie §. 202 und In KSmts, Lehrbuch der Meteorologie III, 48. Er aetit den Durch- meiser auf tA? *''>^ ^*^ Dicke auf j^j^j ZoU.

2) Ff^ages dans its Alpes IV, §. 2083.

3) Hygrometrie j. 3S5.

4) Hjgrometrie §. 372.

5) aoaier, Iniroduciion /, p. 6J8.

6) Manchester Memoirs, Ser. I, Fol U, p^ 214 eie.

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wirtigen Jahrbanderts riad dieBem oder jenem der bereits angefthrten genan gefolgt Der Verfasser des Arükeb Opties in der vierten Ausgabe der Enc/clopaedia Bri- tamuca^ weicke von Prof» Robison revidirt wurde, giebt als eine neue Meinung die von Bonguer und Melvill mit sehr geringer Abänderung oder Erweiterung. Er betrachtet das (wie ich glaube aus Newton's Re- fractionstheorie entlehnte) gröfsere Mommt der rothen Strahlen ds Erklärung von deren leichterer DurchlaCsbar- keit und von der Reiexion des Blau, schreibt die Farben des Sonnenuntergangs der crsteren, und die der reinen liU raosphäre der letzteren zu. Richtiger würde es jedoch gewesen seyn, einfadi aniunehmen, da(s die Atmosphäre im reflektirten Licht blau, und im durchgelassenen roth sej, da wir bei verschiedenen farbigen Mitteln sehen, dafs der vermeintliche Vorzug der rothen Strahlen sich nicht bewährt, indem sie von einem grünen oder blauen Glase absorbirt werden, während die übrigen Strahlen unangetastet bleiben,

Humboldt giebt tiber die Farben der Atmosphäre oder des Wassers keine positive Meinung ^ ).

Es ist sonderbar, dab ich in Thomas Young'a verschiedenen Werken keine bestimmte Angabe hinsieht« lieh seiner Meinung über diesen Gegenstand habe auf- finden können, wiewohl er wahrscheinlich im Allgemei- nen mit der zuletzt angegebenen Ansicht übereinstimmte 'X Er scheint sich hauptsächlich auf Newton's Theorie von den Farben der Körper gestützt zu haben, obgleich er für deren Schwierigkeiten nicht unempfindlich war.

John Leslie nimmt unumwunden die Theorie von der Reflexion des blauen und der Durchlassung des ro- then Lichts durch die Luft als eine vollständige und pas- sende Erklärung der Himmelsbläue und auch der gelben,

<

1) Reiaiion hutorique 8vo. p. 116.

2) Nai. PhU. U, p. 321. Vergl. S. 637, 638, 646 mit Newton^ Theorie der Farben der Körper.

orangen, rothen nnci kamMrisiorvAen FarlMD, wekbe das Licht der nahe am Horizont stehanden Sonna cliarakteriai- ren '). Die widltige Beobachtong Sir Brewster's *X dab das blaae LlchiC dea Himnieta iiolarisirt ist und deshalb eine Reflexion erKtten haben moby ist m diesem Fmdit entscheidend, wiewohl die Uraacbe der La^ der Polaris sadonsebene in verscbiedenea Ragionen des Rimnlals sieb Dickt leicht erkl&ren IftCbt *> '

Sir John Herseilel betrachleli in Uebercinstim-* mang mit Newton, die Farbe des Himmels als dfts Bla« erster Ordnung and als eme der beMedigendaten Anwen« dangen der Newton 'sehen Theorie ^X

Der Schriftsteller aber, wekher, von allen mirvOT- gefcommenen, Bongner's Theorie tob de? Farbe dea Himmels mit gröfster AnsfRhrlichkeit und GescUckÜchkeit ▼ortrSgt, ist Brand aa in dem Artikel jAendrSthe io Gehleres Physikalischem WOrterbncb ^X ^^ behauptet, die Farbe der Sonne und der umgebenden Wolken, beim Aar- und Untergang, rfihre ledigtieh Ton der Fariiie der reinen Luft her, eine Lehre, die er durch manche schlagende Grfinde unterstQtzt« Die Anwesenheit Ton Dämpfen, bemerkt er, werde immer durch ein der Him- melsblSae beigemischtes mattes Wcifs angezeigt, und die complementflre Farbe dieses Weifses, welche den durch- gelassenen Strahlen zukommen mtlfete, kOnne niemals roth sejn. Im Gegentheil, sagt er, habe die Sonne, wenn sie, im Meridian, direct durch Wolken gesehen werde,

1) Eneyeiopaedia JBrst&nnieat Art. Meteoroiogy, Dieselbe Theorie ist iD dem eben cnchienenen Artikel Phjrtkal Geography von Dr. Traill aufrecht erhahen.

2) On New Phitosophieal Insirumenis p 149.

3) Peclet, TraiU de Phjsi^ut n, S. 307. BruMcler Aiugabe; Her- •chel on Light, Art. 858iuid Quetelet't Supplement su der fran- «fifucbcn üebersctsong.

4) E*May on Lighi arL 1143.

5) Bd. LS. 4 etc. (1825.)

immer Uoe weifse Farbe , und selbst eia Nebel, der so stark sej, dafe mati sie mit bloisen Aogep leicht betrach- ten könne, gebe Ha nor .^as Ansehe einqr SUberplatte ')• Die Schönheit des Sonnenantergangs, bemerkt er femer, 8t^e genaa im Yerbttllnifs sor- Reinheit der Himmels- blSae am Tage, nnd der einzige Grund^ irarum die Sonne hinter Dämpfen rotb onlertugehen scheine, sey der, \?eil ihr Licht durch diese' so geschwächt ist, dals die Farbe deutlicher wahrgenommen werden könne. Die Farbe hochgehender Wolken, Jn emiger Entfernung vom Ho- rizont, sehreibt er (wie es M elvi 11 gethan) der grofsen Luftstrecke zu, weldie das Licht durchwandern mufs, ehe es .«dieselben erreich^ und demnächst, ehe es ins Auge gelangte Die grünen Farben des Hinmiels leitet er, gleich Lesli^ und vielen andern Schriftstellern, von der Ver- mischung des reflektirten Blau mit dem durchgelassenen Orange ab. Niemals ward diese Theorie so geschickt bebandelt.

Eine von allen früheren gänzlich abweichende Hy- pothese von der Himmelsbläue ward um dieselbe Zeit von Muncke aufgestellt. Er behauptet, diese Farbe sey, was die deutschen Schriftsteller rein subjectiv nen- nen, d. h. eine optische Täuschung, welcher das Auge beim Schauen in den leeren Himmelsraum unterliege ^). Diese Theorie ist von Brandes wohl discutirt worden; allein ich glaube, es ist ihm nicht gelungen Muncke 's Fundamental-Experiment zu erklären. Dieüs besteht darin, dafs, wenn man den Himmel mit einem Auge frei, und mit dem andern durch ein langes geschwärztes Rohr be- trachtet, die Farbe in dem letzteren allmälig zu verschwin- den scheint. Die Erklärung dieser optischen Schwierig- keit liegt, wie ich glaube, in der allgemeinen, zuerst von

»

1) N. Gehler '• physäal. Wörterb. Bd. I, S. 6 Anmerk.

2) Schweigger't Journ. Bd. XXX, iS.|8L Art Aunotphire im Gehler.

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Smith ^) beobaditefen Thafsafclie, ^eldi* idi in sehr vielen FftUen bestätigt gefunclen hebe: dafs ein w^Cmt Gegenstand I wenn er anf einmal mit beiden Angen be- trachtet wirdy das eine beschattet , das andere atark be- lenditef , dem beschatteten Ange roth and dem anderen grün erscheint, wiewohl seine ' natOrliche Farbe unzwei- felbaft weifs ist. Das beschattete Aoge in Manches Yersach setzt demnach einen rothen Eindruck (vermOge des Contrastes mit dem nackten Aage) über das Ton ihm gesehene Blaa, und da er ganz oder beinahe die com- plementare Farbe von diesem hat , so mnfis er die BlAae za vermindern nnd endlich Weifs heryorzobringen streben.

Berzelius adoptirt die Ansicht , welche die Luft an sich ffir farbig httlC *).

In seinen älteren Schriften finden wir Sir David Brewster die Boa gn er 'sehe Theorie vortragen '); al- lein seitdem ist er za einer Lehre geführt worden, wel- die wir, für die Mehrzahl der FftUe, als eine Wideiie- gang der New ton 'sehen von den Farben der Körper ansehen müssen, and dieüs hat ihn natürlich veranlafst, die Zosammensetzang des Himmelsblaa and besonders der Farben der Wolken mit Zweifel zu betrachten. Dafs die zurückgeworfenen und durchgelassenen Farben complemen* tar seyen, wie Newton's Theorie angiebt, ist bekanntlich bei farbigen Körpern im Allgemeinen eher die Ausnahme als die Regel; und eine sehr einfache prismatische Analyse, welche schwer zu mifsdeuten seyn möchte, beweifst, dals die Zusammensetzung von Farben, z. das Grün der Blätter, weit abweicht von der, welche die Lehre von den dünnen Platten ergeben würde ^). „Ich anal jsirte fiberdieÜB,'' sagt er, „das Blau des Himmels, auf welches

1) Edinb, Joum. of Science^ VoL V^ p, 52.

2) Lehrbadi der Chemie. Ste Ausgabe 1825, I, S. 346.

3) Edinb. Encjrciopaed. Art- Opiies. p. 620. Yei^gl. aadi die Art. Atmosphäre und Cyanomeier,

4) Life of Newton p, 78. 1831. Ed. Trans. XIl^ p. 538.

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kenneo, und einige Mitglieder dieser GesellBchaft werden sich erioDerDi dab ich damak in diesem Zimmer Exem- plare von No biliös chromatischer Skale, von mir selbst yerfertigt, vorzeigte^). Ans einem aufmerksamen Ver- gleich der schönen Reihe so erzeugter Farben, die mit denen dünner Platten identisch sind, bemüht sich Nobili, wie es Newton gethaui empirisch die Ordnungen za bestimmen, zu welchen die natürlichen Farben gehören, nur dafs er sie, statt, wie sein berühmter YorgSnger, behat- sam als Muthmafsungen aufzustellen, mit einem Grad von Zutraun festsetzt, aber schlecht unterstützt durch den mui fast unhaltbaren Charakter yon Newton's Theorie der Körperfarben. Viele seiner Bemerkungen sind sehr sinn- reich, wo er aber Newton widerspricht, scheint er mir in offenbare Irrthümer zu verfallen. Mit der allgemeinen Frage haben wir nichts zu schaffen, und daher beschränke ich micb auf die Angaben, die den vorliegenden Gegen- stand betrelTen. Üa er das Daseyn des Blau erster Ord- nung läugnet*), so ist er gezwungen, das Blau des Him- mels

1) £f ist ein sonderbarer UmsUnd, den ich niemab bemerkt gefunden habe, dala Priestlej m gro&em MaaTse Nobili in seinem Vcr- sacbe TorgriiT; denn dorch snccessive elektrische Schlage auf die Ober^ fliehe pteier Arten von Metallen craeugte er Ringe, identisch mit de- nen von Newton. Priestley, Ph^. Trans, 1778. - (Diese Yenache sind nicht so ganz unbekannt; man findet sie, aus den An- naUs de chimie ei de phjrsique entlehnt, in diesen Annal. Bd. X, S. 500 beschrieben. P. ) ^ Diese Farben waren ohne Zweifel durdi die' Hitze erzeugt, in Shnlicher Weise als die in einem Theile von Nobili 's Aufiatc erwähnten. Die Erklärung von diesen Farben, dals sie, wie der Physiker von Rcggio meint (wenn idi ihn recht ▼erstehe) durch dünne Platten von anhaftenden Sauerstoffgases entstanden, ist sn einleuchtend falsch, um hier einer Erwähnung zn ▼erdienen.

2) Zur BestStigung dieser neuen Behauptung und auch der vermeintli- chen Abwesenheit des Grün in der zweiten Farben -Ordnung beruft sich Nobili auf Amici's AutoritSt. Idi glaube vom Dascjn des Blau enter Ordnung in den depolaiisiiten Farben der GlimmcrblSttcr

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mels als eins der zweiten Ordnung anzaerkennen, wl&li- rend er die Farben der theilweise von Sonne oder Mond beleuchteten Flockcnwolken {flocculent chuds) zur ersten Ordnung zählt. Mit anderen Worten, er nimmt an: die Dampfbläschen, von denen er spricht, seyen in dem Htm- melsblau doppelt so dick als in der Mitte eines Nebels, während Newton das Blau der Luft ansdrticklich zur ersten Ordnung rechnet, weil es> die Farbe der feinsten und durchsichtigsten Ltifte sejn miisse, in denen die Däm- pfe nicht zu der Dicke gelangen, die, wie wir duixJi Er- fahrung finden, zur Reflexion anderer Farben erforder- lich ist." Diefs ist nur einer von den vielen Widersprü- chen, in welche die Künstler - Ansicht von der Ver- glcichung der Farben nach äufseren Aehnlichkeiten und deren Herleitung aus einem gemeinsamen Ursprung den sinnreichen Verfasser geführt hat Die Anwendung der von Dünsten reflektirten Farben auf die Messung der Dicke der Bläschen '), war, wie wir sehen, schon voll- ständig von Kratzenstein anticipirt, und die Allgemein- heit dieser Anwendung schon ein Jahrhundert zuvor von H elvi 11 widerlegt, wenn er von der Theorie der „präch- tigen Farben** der Wolken, als entstehend, „wie die der Seifenblasen aus der besonderen Gröfse ihrer Thcilchcn'' spricht.

Ich habe Nobili's Abhandlung mit dem eifrigsten

mit vieler Sicherheit sprechen zu können (Bibl unh XLIV^ p. 343 ood 344, Note.) Allein zeigen zu wollen, dafs dort kein Blau itjn dürfe und dafs die erste Farbe der Newto naschen Skale wei/s sejn masse, scheint mir ein Irrthum, entsprungen ans einem Grad von Mifsvcrständnils der ersten Principicn, der schwierig zu begreifen ist.

1) In der Ucbersetzung des Aufsatzes in Taylor 's Scientific Memoirs VoL I^ p,W ist durch Versehen die Maximum -Dicke der Wolken- klarchen, statt zehn MiUiontei eines Zolb, zu einem ZehnmUiion- ici eines Zolls, oder hundert Mal grölser (kleiner? P.) als im Original angegeben. Selbst im Letzleren ist ein kleiner Fehler; die bcschriehene Farbe entspricht BlSttchen Ton ,Wasser, nicht von Luft, und dicls wurde eine Dicke ¥on sieben Millionteln erfordern.

Poggend. Ann. Ergänzvngsbd. I. 5

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WanBche dordigeleseD, seine Meinong richüg, befreit voa der etwas poetischen Unbestimmtheit seiner eigenen Aus- drficke und den bedeutenden Irrthümem seines Ueber* setzerSy kennen zu lernen, und ich glaube sie ist folgende: Es giebt am Himmel sowohl zurückgeworfene als durch- gelassene Farben; die >durcbgelassenen sind complemen- tar zum Blau des Himmels, und deshalb^ nach Mobili, ▼on der zweiten Ordnung, während all die feurigen Farben, welche im Contrast mit der Dämmerung (Mor- gendämmerung, daim) besonders dem Sonnenuntergang eigen sind, Farben erster Ordnung sind, reflektirt von dem Bläschendampf der Wolken.

Ein sinnreicher Aufsatz vom Grafen Xavier de Maistre über die Farbe der Luft und des Wassers er- schien in der BU^Uotheque umverteile für November 1832 ^). ROcksichtlich der Atmosphäre ist des Verfassen Theorie in sofern der von Delaval ähnlich, als darin die Faiiie derselben dem besonderen Znstand der in ihr enthaltenen und nach dem Prinzip der Opalescenz wir- kenden Wassertheilchen zugeschrieben wird, wodurch das reflektirte Licht blau und das durchgelassene orange- roth werde. Darauf wendet er sich zu den Farben des Sonnenuntergangs und sagt: „Allein oft geschieht es, dals die Farben nicht beobachtet werden und die Sonne ohne dieselben zu erzeugen untergeht Daher dürfen wir der reinen Luft nicht allein die Opalescenz der Atmo- sphäre zuschreiben, sondern der Mischung von Luft mit Dampf in einem besonderen Zustand, die eine Wirkung ausübt, analog der von Knochenasche in Milchglas. Eben so wenig ist es die Menge des in der Luft enthaltenen Wassers, welche diese Farben verursacht, denn, wenn die Luft sehr feucht, ist sie durchsichtiger als im entge- gengesetzten Zustand, ferne Berge erscheinen dann deut- licher, — ein wohlbekanntes Vorzeichen von Regen, und die Sonne geht ohne Farben unter; in den DQnsten

1) Uebeneist in Edinh. ffw. PhiL Jaum. FoL XF.

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und Nebeln des Morgens ist das Sonneolidit weifs, alleiu die rothe Farbe d(?r Wolken beim Sonnenontergang wird allgemein als der Vorläufer eines schönen Tages angese- hen, weil diese Farben ein Zeichen der Trockenheit der •Luft sind, die dann nichts weiter enthält als die beson- deren eingemenglen Dämpfe, welchen sie ihre opalisirende Beschaffenheit verdankt.'' In dieser interessanten Stelle baben wir, meiner Ueberzeugong nach. Alles, was Ober die Ursache der atmosphärischen Farben bekannt ist, mit alleinigem Mangel des Gliedes,^ welches zeigt, dafs der Wasserdampf im Stande sejr, zuweilen Alles bis auf die rothen Strahlen, und zuweilen Nichts zu absor- biren *)•

Der verstorbene Harvey^) zu Pljmouth zerglie- dert die Farben der Wolken haarklein und hält sie nur ibr erklärlich durch Annahme einer Absorption, die er den Theilchen der Wolken selbst beilegt, wiewohl er auch zugiebt, dafs diese öfters rein weifses Licht durch- bissen. Er ist sogar zu glauben bereit, dafs die Sonne zoweilen blau oder grfin gesehen worden, was, glaube ich, Hr. Arago mit Recht für eine optische Täuschung bllt, entspringend aus dem Contrast mit einem intensiv

1) Auf Shnliche Weue erkUrt Gnf.Maistre die Faribe des Wassers. Er kill sie für blaa im reflectirtcn, und fnr geU>lich- orange im dorcb- gelasscncn LxcKt, und die grüne Faiiie des Meers and einiger Seen schreibt er eingestreuten Theilchen so, die eine Portion der durchge- lasscnen Farbe reflektiren und mit dem Blau rermischen. Diels wird durch Dav j's Beobachtungen bestätigt {Salmonia Bd Edit. p, 317.) Arago bat sehr sinnreiGh die nSmliche Schlolsfolge auf den Ocean angewandt, aeigend, dals derselbe bei Ruhe blau seyn müsse, bei Wellenschlag aber grfin erscheine, weil die Wellen als Prismen wir- kcad, durch Refraction etwas von dem eingedrungenen Licht aus dem bmem ins Auge bringen {fiompt, rend, Yergl. Ann. Bd. XXXXY, S. 468 P.). Viele Schriftsteller legen dem reinen Wasser, als ihm agen, eine blaue oder grüne Farbe bei, wie Newton (Opiics L 1, pi. Hg prop. X) Mariotte (a.a.O.) mid Enler« Hum- boldt scheint sweifelhaft (Fojage 8ro. 7. i7, p. 133.)

2) EncjrcL MeiropoL Art MeieorologU p. 163.

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rothen Himmel , ttic er z. B. in vielen Tbcilen der Weh bei Gelegenheit des trocknen Nebels von 1831 vorkam').

Brandes Theorie vom Abendroth ist besonders an> vrendbar auf die reiche Purpurfarbe, die sich über den Montblanc und die höheren Alpen ausbreitet, nachdem die Sonne für die Ebenen untergegangen ist '). Diese Art von ROthe vrird gewöhnlich bei wolkenfreiem Him- mel beobachtet, nicht so wie die prächtige Färbung bei unseren Sonnenuntergängen, auf welche ich mich in mei- nem früheren Aufsatz vorzugsweise bezog. In einer der britischen Naturforscher- Versammlung von 1837 vorge- lesenen Note giebt Hr. De la Rive eine sinnreiche Er- klärung von einem zweiten Phänomen dieser Art, das zu- weilen 10 oder 15 Minuten nach Yerschwinduug des er- sten eintritt. Er schreibt dasselbe, ganz annehmlich, ei- ner totalen Reflexion zu, welche die Lichtstrahlen in den höheren Regionen der gerade sehr feuchten und durch- sichtigen Atmosphäre erleiden ^).

Wahrscheinlich sind die Fälle von widernatürlich verlängertem Zwielicht, wie dergleichen Kämtz anführt^), nach demselben Prinzip zu erklären.

Es ist nun Zeit, dafs wir die gesammelten Angaben kurz zusammenfassen. Mit AusschluCs der Theorie von Leonardo da Vinci und Göthe, welche die Farbe des Himmels einer Mischung von Licht und Schatten zu- schreibt, und der von Muncke, welche sie zu einer blo- fisen optischen Täuschung machen will, kommen die Haupt- sätze, welche aufgestellt worden sind, auf drei zurück:

1) Armuaire 1832 p, 248 WShrend des Druckes dieser Abhand- lang habe ich von Hin. B ab in et {Compt, rend, *— Dies. AnnaL Bd. XXXXVI, S. 617) eine Kotiz über die blaue Farbe der Sonne gesehen, welche er als eine wirkliche betrachtet und durch die The<^ rie der gemischten Platten zu erklären sucht

2) Im Deutschen: ^Giähen der Aipen,^

3) Seventh Report of British Association. Transactions of SeC' tions p. 10. (Ann. Bd. XXXXVl, S. 511. )

4) Lehrbuch der Meteorologie Bd. III, S. &8.

6e

1) daOs die blaue Farbe des Himmels die von reiner Luft reflektirle sej, and alle Übrigen Tinten desselben Abänderungen vom zurückgeworfenen und durchgelassen Lichte seyen. Diefs ist mehr oder weniger die Meinung ToaMariotte, Bonguer, Euleri Leslieu. Brandes.

2) Dafs die Farben des Himmels von schwebenden DOnsten entstehen, die, nach Art der dünnen Platten wir- kend, Farben reflekliren und dann complementare durch« lassen. Diefs war Newton's Theorie, welche ganz oder theilweis von späteren Schriftstellern, namentlich von No- bili, angenommen ward.

3) DaCs eine Opalescenz und specifische Absorption, anhängig von der Natur und unbekannten Constitution schwebender Theilchen, die Ursache sej. Dieser Theo- rie in ihren verschiedenen Abstufungen finden wir zage- Ihan: Fabri, Melvill, Delaval, Graf Maistre und Sir D. Brewster.

Diese. Ansichten sind so leicht vermischt, sind oft, selbst von ihren Anhängern, so sehr mifsverstanden, dafs es unmöglich ist, eine bestimmte Linie zwischen ihnen zu ziehen. Ich will einige der Hanptschwierigkeiten der- selben hervorheben und mich bemühen, das Feld der Un- tersuchung einzuschränken.

1) Das Himmelsblau, glaube ich, kann nicht mit ei- niger Wahrscheinlichkeit von jenen Dampfbläschen abge- leitet werden, welche, wie man annimmt, eine so wichtige Rolle in dem Mechanismus der Wolken spielen. Wir haben von ihrem Dasejn keinen directen oder indirecten Beweis, wo das Hygrometer nicht afficirt wird, nicht einmal, wo es nicht absolute Feuchtigkeit angiebt. Be- laden mit un verdichtetem Dampf ist die Atmosphäre be- kjinntlich ungemein durchsichtig. Dieser Dampf kann farb- los seyn oder nicht; die Annahme ist, glaube ich, dafs er keine Farbe I|abe, da bei grofser Trockenheit der Loft die Himmelsbläue immer. am vollkommensten ist, und diefa selbst in Hüben, welche es äufserst unwahrschein- lich machen, daCs in noch grölseren Höhen unverdichteter

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Dampf vorhanden sey. Wir wissen eben so wenig von der Beschaffenheit der reinen Dampftheilcben , als von der der reinen Lufuheilchen; Bläschen sind Wasserfkem Dampf; von HSatchcn, die bestimmte Farben zn reflek- tircn fm Stande sind, zu sprechen, wenn kein Wasser in der Luft vorhanden ist, oder das Hygrometer keine ab- solute Feuchtigkeit angiebt, heifst (wie Berkeley von den t*iuxionen sagt) von den Geistern abgeschiedener Quantitäten sprechen.

2) Angenommen, dafs die Bläue des reflektirten Him- melslichts eine Eigenthümlichkeit sey, von der wirkeine Erklärung zu geben vermögen , heifst es doch zu schnell auf die Lösung steuern, mit Brandes anzunehmen, dab die Abendröthe nur von der (durchgelassenen) Farbe der Luft, als der complementaren von der reflektirten, hervorgebracht sey« Seine Erklärung von der Yerschie- denartigkeit der Abendröthe, als entspringend aus der veränderlichen Opacität der weifsen Dämpfe, vermöge welcher die Rölhe mehr oder weniger deutlich wahrge- nommen werde, ist, obwohl sinnreich, doch offenbar falsch.' Die einfachsten Versuche zeigen, dafs die Röthe nicht blofs scheinbar ist, sondern abhängt von der Bei- mischung veränderlicher Bestandtheile zu der Atmosphäre. Den Beweis giebt die prismatische Zerlegung des Son- nenlichts, und auch die Beobachtung künstlicher Lichter bei verschiedenen Zuständen der Atmosphäre, bei welchen sie zuweilen in ihrer natürlichen Beschaffenheit erschei- nen , zuweilen aber alle ihre Strahlen bis auf die rothen verlieren, und endlich in Nebeln mit einem intensiv ro- then Schimmer verschwinden. *

3) Wenn Nebel und Wolken das Sonnenlicht dai- durch abändern, dafs sie Strahlen zurQckwerfen, die sie nicht durchlassen: warum erscheinen solche Nebel und Wolken im reflektirten Licht nicht lebhaft blau, wie Nollet es von einer neblicbcn Atmosphäre für einen hinter derselben befindlichen Beobachter voraussetzt?

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4) Wenn die die Wolken aiumachenden Blfechen 4eai auf sie fallenden farblosen Licht die mannichfaltigen Farben des Sonnenuntergangs erthdlen, warum gewahren wir nicht Bogen von Terscbiedenen Farben, wie K ratze n- 8t ein sie beim Experimentiren im Kleinen sah, und wie kommt es, dafs Wolken von gleicher Structur, )a genau dieselben Wolken, die Farben des Sonnenuntergangs nicht zu andern Zeiten des Tages zeigen? Allein der fiberzeugendste Beweis von allen ergiebt sich, wenn man darauf achtet, auf welche Weise eine Wolke nach und nach verschiedenartig von den Sonnenstrahlen gefilrbt wird, gerade wie es bei einer ähnlich gelagerten Flocke Wolle der Fall sejn würde, oder wie es bei den Gipfeln der Alpen geschieht« Forst er erwähnt eines Falls, wo ver- einzelte Cirro^cumuU^ die schön goldgelb waren, in ei- ner einzigen Minute tief roth wurden.

5) Diesen unwiderleglichen Schwierigkeiten fQgt die prismatische Zerlegung der Himmelsbläue und der Abend- rOlbe noch einei hinzu, entschieden gegen die Newton- sehe Theorie, wie sie jetzt steht. Das reflektirte Blau ond das dorchgelassene Orangeroth sind nicht Farben dQnner Platten. Sie entspringen aus allen Theilen des Spectrums durch den geheimniCsvoUen Vorgang der Trans- mission, welcher sie bewahrt und die tibrigen absorbirt bat. Es ist für jetzt vergeblich zu untersuchen, was fQr eine mechanische Constitution des Mediums dies6 Wir- kung hervorbringe {hos effected this aichemy).

Eine Frage indefs, die ganz in unserem Bereiche liegt, bleibt noch zu beantworten. Die Farben des Hirn« mels können in der That nicht erklärt werden, wenn wir unter der ErklUmng eine vollendete Analyse des sie er- zeugenden Mechanismus verstehen; allein die Theorie der Absorption ist unvollständig, so lange wir nicht zeigen können, in welchem Theile des Wegs der Lichtstrahlen und unter welchen Umständen die verschiedenen Farben- erscheinungen erzeugt werden können. Hassenfratz

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beobachtete, dab das Licht der horizontalen Sonne, bei Analyse mit einem Prisma, sich aller violetten und blauen Strahlen entblöCst erweise ^ ). Bei sorglältigerer Austei- lung einer ähnlichen Beobachtung, entdeckte Sir David Brewster eine ipecißsche Wirkung der Erdatmosphäre auf jeden Theil des Spectrums, bestehend in einer Ab- sorption oder Vernichtung gewisser Lichtstrahlen Ton jeg- licher Farbe. Die von ihm beobachtete Analogie zwi- schen den dunkeln {deßcient) Linien des ^atmosphärischen Spectrums, denen des gemeinen Sonnenspectrums (wel- che Sir David als entstanden aus dem Durchgang des Lichts durch die Sonnen -Atmosphäre annimmt) und den im künstlichen Licht durch absorbirende Wirkung des Salpetergases hervorgebrachten, ist wahrhaft merkwürdig und hat ihn zu dem Schlufs geführt, dafs „in allen die- sen Mitteln dieselben absorbirenden Elemente vorhanden seyen** *).

Da es nun die der Erde nächste Schicht der Atmo- sphäre ist, welche hauptsächlich die Farben der Abend- röthe hervorbringt, so läfst sich vermuthctn, dafs die dazu mitwirkenden Elemente im Bereich der chemischen Ana- lyse liegen. Natürlich ist dabei zuerst an die Luft zu denken, da sie die Bestandtheile des salpetrigsauren Ga- ses enthält. Allein diese Annahme, selbst wenn sie für die atmosphärischen Linien des Spectrums richtig wäre, kann nicht die aufserordenlliche Mannigfaltigkeit der Ab- sorptionswirkung erklären, die man bei nebligem Wetter beobachtet, wo, wie gesagt, die Atmosphäre schon bei einer Dicke von wenigen (engl.) Meilen nur die rothen Strahlen durchläfst, eine Thatsache, die durch die Lcucht« thürme wohl bekannt ist, und Sir John Robison vor einigen Jahren veranlafst hat, den Gebrauch von karmoi- sinrolhen Signallichtcrn vorzuschlagen °)j weil so gefärbte

1) Kätntz, Lehrbuch IIT, 40. (Ann. Bd. XXllI» $.441.)

2) lidlnb. Trans, XH^ p..5aO, (Ann. Bd. XXXYllI, S. 50.)

3) Phil. Mag. 1833.

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Stn^Ien in eiaer nebligen AtmosphSJe nicht aasgelOscUl vrerdeD« Die absorbirendcn Elemente liegen offenbar in unserem Bereich; sind sie aber Salpetergas oder ^vas fiiod sie?

Der in meinem letzten Aufsalz (Ann* Bd. XXXXVIf, S.593) beschriebene Versuch kommt der Beantwortung dieser Frage zu Hülfe. Der Wasserdampf ist bisher (we- ni§steD5 den Physikern) nur unter zwei Formen bekannt gewesen, als farbloses Gas und als eine durchscheinende rein weifse Masse von Theilchen, geiTObnlich Uläsclien genannt ^ ). Ich habe gezeigt, dafs er einep dritten oder intermedtSren Zustand durchläuft! in welchem er sehr durchsichtig bt, aber eine mehr oder weniger infensiro Farbe besitzt, mit genau denselben Abstufungen, welche das salpetrigsaurc Gas annimmt, d. h. Lohgelb, Qrangc, tief Orangeroth, intensivem Rauchroth, ins Schwarte nei- gend. Ich sage, dafs diese Entdeckung in grpüsem Maafse die Lticke ausfüllt, welche bisher die Absorptioi)sthco<^ rie unverständÜch machte. Es ist „die Mischung vqu Luft und Dampf in einem besonderen Zustand," deren Daseyn Graf Maistre voraussetzte (siehe das Angeführte S. 6S), aber nicht beweisen konnte. Wir können jetzt den .Dampf in dem dreifachen Zustande, in welchem er sich .in der Atmosphäre iiefindet, im Zimmer darstellen: als reine farb- lose elastische Flüssigkeit, als welcher er selbst der rei- nen Luft ihre gröfste Durchsichtigkeit giebt, dann im Uebergangszustand, wo er, noch unsichtbar an Gestalt und fast gewifs nicht bläschenförmig, einen gleichartigen orangerothen Schein durchläfst, nicht jenes Farbenspiel giebt, welches in Wolken und Nebeln eine Glorie um leuchtende Körper bildet; und endlich iu Bl}ischen- form, wie wir ihn täglich aus der Dille eines Theekes- sels aufsteigen sehen, Regenbogenfarben reüektirend, wie es halb durchsichtige Wolken thun, wenn sie vor der Sonne oder dem Mond vorüberziehen* Diese Höfe schei«

1) Robifon's Werke U, S.2.

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ocQy ungeachtet ihrer scheinbaren Analoj^e mit den Far- ben dünner Platten, vielmehr von einer Lichtbeagung her^ . znrQhren ^).

Das Ausbleiben der Spectmm - Linien bei meinem Versuch, mag wohl folgende ErklSrung gestatten, die ich indefs nur als eine Vermnthung äu&ere. Wenn Dampf von hohem Druck aus einer Oeffnung hervordringt, 80 enthält' ein horizontaler Schnitt der aufsteigenden Säole Dampf in jeder Stufe von Verdichtung. In der Mitten bis zu einer gewissen Höhe, wird reiner unsichtbarer Dampf seyn; rund herum, in Berührung mit kalter Luft, giebt es offenbar nur Bläschendampf, und der cylindri- sche Aaum dazwischen wird rotben Dampf enthaltea Nun ist es äufserst wahrscheinlich, dafs wenn der Ver- such in dem kleineD MaafiBstabe angestellt wird, wie ich ihn beschrieben habe, beim Durchgang des Lichts durch die heterogene Säule, so viel unabsorbirte Strahlen an der höchst erleuchteten Oberfläche des Bläschendampfa reflektirt werden, dats dadurch die Wahmehmbarkeit der feinen Linien, auch wenn sie existiren, bei der prismat^ scheu Analyse verhindert wird. Was mich in dieser Muthmafsung sehr bestärkt, ist die Thatsache, dafs, wenn der Dampf sehr heftig hervordringt und stets. wenn ein gfofser Theil in Bläschenform zugegen ist, der unabsor- birte Theil des Spectnims eine verwaschene, unreine Farbe besitzt (wie in meinem früheren Aufsatz besonders er- wähnt worden), welche wahrscheinlich aus einer durch diese Ursache bewirkte Vermischung der Farben ent- springti

Schlietislich habe ich noch ein paar Worte za sagen über die Anwendbarkeit dieser Thatsachen auf das An- sehen des Himmels als Wetterverkündiger. Die verschie- denen Farben des Himmels, so wie der Sonne und des

1) Yoiing'fl Artikel Chromatics in EncycL Brittmn, und Fraun- hofer in Schumacher*« Astronomischen Abhandhingen. Drittes Heft. 1825.

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Mondes nabe am Horizont, sind in so vielen Zeiten und LSodero als die sichersten Anzeigen von WitC^ningsver- Soderangen angesehen worden, dafs wir nicht zweifeln dfirfen, es scj die Mannigfaltigkeit der Zustande des in der Luft beGndlichen Dampfs, seine grOfsere oder gerin- gere Nabe an der Verdichtung, die Ursache dieser Erschei- DUDgen. Humboldt beschreibt die Farbe und Gestalt der Sonnenscheibe beim Untergang als das untrOgltchste ProgDosticon in den tropischen Regionen ^), und an einem andern Orte schreibt er diese Veränderungen „einem be- sonderen Zustand des Blaschendampfs** zu *). Da der Dampf seine Röthe nur während einer besonderen Stufe seiner partiellen Verdichtung (und umgekehrt, seiner Ver- dampfung) erlangt, so ist klar, dafe diese Röthe einem be- sonderen Zustand der Verbreitung des Dampfs in der At- mosphäre entsprechen mnb« Die Anwendungen hievon möchten sehr ausgedehnt seyn. Ich will nur auf eine hin- dealcn, die sicherste, die haltbarste und wahrscheinlich die älteste solcher Wettervorzcicheti. Das Abendroth und das Morgengrau, als Anzeichen schönen Wetters, finden wir angegeben in den Versen des Aratns'), im Neuen Testament *), und in einem unserer gewöhnlichsten Sprich- wörter. Ganz unerklärhch sind sie nach der Theorie von Brandes, welche die Röthe bloüs von der Reinheit der Atmosphäre ableitet, da diese in ' der Regel des Mor- gens gröfser ist als des Abends.

Meiner Ansicht nach, ist der Vorgang folgender: Gleich nach dem Temperatur -Maximum des Tages und vor Sonnenuntergang fangen der Boden und die Luft- schichten in verschiedener Höhe an Wärme durch Strah- lung zu verlieren. Diefs ist die Ursache der Ablagerung des Thaues, und dem zufolge hab^n wir bei rauhem Wet-

1) Relation historique 8^0 //, 128.

2) Nouvtüe Eipagne (engl. Uebers«) //, 326.

3) Diosemeiä, 93. Angduhit Ton KSmtE.

4) Matth. XVI, 2, 3.

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ter ungeheure Massen Luft, die Feachtigkeit in jenem besonderen Zustand enthalten, welche der Verdichtung vorangebt 9 und doch mag es ungemein zweifelhaft sejn, ob irgend eigentlicher Bläschendampf in diesem ProzcCs uothwendig gebildet werde. Sey dem jedoch wie ihm wolle, jeder genaue Beobachter der Na(ur in Alpengegenden wird mir darin Recht geben, dafs schönes Wetter fast Immer % on Thaubildung auf offnen Flächen und von allmähliger Senkung der feuchteren Schichten begleitet bf, bis zuletzt auf dem Boden von Thälem und besonders tiber V\^asser sichtbare Nebel entstehen ^). Diefs ist in bergigen Ge- genden die sicherste Anzeige von schönem Wetter am folgenden. Tage.

Nun . beobachtete Saussure bei seiner Ersteigung des Montblanc, „dafs die abendlichen Dtinste, v? eiche die Helligkeit der Sonne mäfstgten und den unendlichen Raum unter ihm halb verschleierten, den schönsten pur- purfarbenen Gürtel bildeten, der den ganzen westliclien Horizont einschlofs, und so wie die DQnste. herabsanken und sich mehr verdichteten, schmäler und dunkler ge- färbt wurde, bis er zuletzt blutroth war"^ ').

Diefs Phänomen nun entspricht, glaube ich, genaa der Farbenentwickluug, die ich am Dampf im Act der Verdichtung beobachtet habe, und Hrn. De la Rive's Bemerkung, dafs die nächtliche Beleuchtung des Mont- blanc an heiteren Abenden stattfinde, warn die Luft stark mi^ Feuchtigkeit beladen sey^ läuft auf dasselbe hinaus. Allein eine Bemerkung von Hrn. Forster in

1) Warum Ober Wasser? darüber siehe Davy's AofsaU. P/uL Trans. 1819.

2) Aogciu^ von Harvcj in 'Ene* Metrop, Meieoroioffjr p,* 16(S. Das hier erwähn« Purpurlicht entspringt wahrscheinlich aus einer Mischung der rcflektirtcn Bläue des reinen Himmels (wtlcht immer vorhanden ist» wenn Purpur gesehen wird) mit dem Orangcgclh, welches sich rcrdichtenden Dampf Euerst durcliläist. Ich lialte es je- doch keineswegs (ur nöthig su behaupten, dafs reine Luft an sich keine durchgelasscne Farbe besitze.

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seinen „Researthes about atmospheric phenomeha** ^) ist noch bezeichnender und schätzbar, 'weil seid Werk höchst beschreibend ist, mehr dis theoretisch. ,, Zuwei- len entstehen die Farben in den Dünsten des Zwielichts so plötzlich und sind so scharf begränzt, dafsf sie glau- ben lassen, es treten zur Abendzeit sehr plötzliche und stellenweise Veränderungen in der Atmosphäre ein, weU cht idelleicht irgendme mii der TTiaubildimg zusammen- hangen.** Darauf erzählt er eine am 2. Not. 1822 ge- machte Beobachtung. „Zu Croydon in Surrey beobach- tete ich, um Tier Uhr Abends, gegen Westen eineu schö- nen Himmel, erzeugt durch den hellen Rand und die herabhängenden Fransen einer leichten WoUenbank, wel- che durch die untergehende Sonne schön Tergoldet ward. Einige Tercinzclte Cirro-cumnli, welche die äufscre Be- gräozung der Torerwähnten Wolke ausmachten, waren gleichfalls schön goldgelb, und dieselbe Farbe erschien aach in Tersclüedenen Wolken an andern Stellen des Himmels, während die (scud-iiAe) Ueberrestc des Nim- bus in dem Westwind darunter fortschifften. Nach etwa einer Viertelstunde nahmen alle höheren, Tcrgoldeten Wol- ken em tief rothes Ansehen an, und die Veränderung ge- schah so plötzlich, dafs, als ich meine Augen nur eine Hinute Ton ihnen abwandte, um den Taback in meiner Pfeife niederzudrficken, ich darauf die Farbe ganz Ter- ändert fand. Was die Erscheinung besonders merkwür- dig macht ist der Umstand, daÜB sie gerade um die Zeit des Thaupunkts eintrat (Jusi about the period of ihe popour point). Die herabsinkende Sonne hatte schwer« lieh Zeit einen grofsen Unterschied im Reflexionswinkel m machen, und es scheint demnach, dafs irgend eine plötzliche Veränderung, erzeugt durch den ersten Thau- fall, die Ursache dieser gleichzeitigen Farbenwandlung in allen damals sichtbaren Wolken war.'' Ich bekenne, diese Stelle scheint mir kein geringer Beweis Ton der

1) Dritte Auflage S. 87..

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Wahrheit meioer Theorie der at0io$pbäri8dien Farben zu seyn, und desto interessanter als idi fast bis zur gänz- lichen Ausarbeitung dieses AuCsatzes mit ihr unbekannt war. Was den Morgen betrifft, so verhSit es sich damit ganz anders. Bei schönem Wetter sind die SchichteD nahe der Erdoberfläche selbst, und an den tiefsten und geschütztesten Stellen, in einem Zustand vollständiger Feachtigkeit Die Dämpfe, welche bei Umkehmng dea Prozesses wahrscheinlich Farben erzeugt haben würden, steigen nicht eher auf, als b\$ die Wirkung der Sonne auf die Erdfläcbe lange genug angehalten hat, um ihr eioe merkliche Wärme einzuprägen, und während deb ist der Augenblick des Sonnenaufgangs Terstricfaen, und die Sonne über die horizontalen Dämpfe emporgestiegen. Es würde leicht seyn, durch eine längere Erörterung zu zei- gen, daCs der langsam fortschreitende Durchgang groüser Loftmassen durch die Temperatur des Thaupunkts nor bei heiterem Wetter bei Sonnenuntergang und nicht bei Sonnenaufgang eintreten kann. Das feurige Ansehen des Morgenhimmels, als Vorzeichen von schlechtem Wetter, rührt, ich zweifle nicht, von Anwesenheit eines solchen Ueberschosses an Feuchtigkeit her, dafs durch die Yer- dichtung in den höheren Regponen wirklich Wolken ge- bildet werden, im Gegensatz mit der Tendenz der stei- genden Sonne, sie zu zerstreuen, und daher mufs es als Andeutung einer baldigen Fällung von Regen betrachtet iverden.

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III. Veber die Irradiation; com Hm. J. Plateau.

(MitgetheUt toid Ebn. YorfiuMr ans Tome Xf der M4m, de taead, ToyaU des Sdenees et BelleS'Leitree de Bruxeiiee»)

L la dieser Abhandliing beabsichtige ich, ' die noch heut unter Astronomen nnd Physikern, sogar über das Da- 8ejn der Irradiation herrschenden Unsicherheiten zu he» bcD ond die Jetzigen schwankenden Ansichten zu ereetzen durch genauere Ideen über die Ursache des Pbänomensy die Gesetze desselben und seinen möglichen Einfluis auf die astronomisdien Beobachtungen.

2. Die Irradiation ist das Phänomen, vermöge des^ gen ein leuchtender Gegenstand, umgeben von einem dun- klen Raum, mehr oder weniger vergröfsert erscheint. Als Beispiel fbhrt man gewöhnlich das Ansehen des Mondes an, wenn, er sichelförmig erscheint, und zugleich der Rest seiner Scheibe durch schwache Beleuchtung vom aschfar- bigen Licht, wahrzunehmen ist: der aufisere Umrifs des leuchtenden Thetls scheint dann gegen den dunklen Theit einen starken Yorspruog zu ma^en, oder anders gesagt^ die Sichel scheint einer sehr merkbar gröÜBeren Scheibe anzugehören, ab der Rest des Mondes. - Dieses schein- bare Uebergreifen des Randes eines leuchtenden Gegen- stands über den ihn umgebenden dunklen Raum führt za einer entgegengesetzten Täuschung für einen dunklen Ge* genstand auf hellem Grund. Die Dimensionen dieses Ge- genstandes scheinen verkleinert, denn die längs seinem Umrisse von dem umgebenden hellen Felde bevnrkte Ir- ndiation greift dann in diesen Umrifs ein.

3. Es ist wohl unnöthig, bei der Wichtigkeit der hradiation fQr die Astronomie zu verweilen. Eine Tau* Mhnng, welche die scheinbaren Dimensionen der auf dun« Uen Grund projidrten hellen Gegenstände zu vergrößern,

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und die der dunklen auf hellem Grunde zu verringern strebt, scheint auf alle Beobachtungen, welche die Mes- sung der scheinbaren Durchmesser von Himmelskörpern, der Finsternisse, der Yorübergänge der Planeten vor der Sonne, u. s. w. zum Zwecke haben, einen mehr oder weniger grofsen Einflufs ausüben zu müssen. Auch hat das Phänomen den Scharfsinn der Astronomen vielfach beschäftigt; allein, was merkwürdig ist, die Beobachlun- gen bieten in dieser Hinsicht die gröfsten AbwcichungeD dar. Die einen scheini&n einen merklichen Einflufs der Irradiation anzudeuten, die andern von den daraus ent- springenden Fehlern g&nzlich frei zu sejn. Daher deoD auch ein Zwiespalt der Meinung unter den Astronomen, sogar über das Daseyn der Irradiation; die einen geben es zu, die andern läugnen es. Es ist daher wichtig, un- ter diesen Unsicherheiten die Wahrheit aufzusuchen und die Ursachen der ersteren festzusetzen. Ich werde, so hoffe ich, aufser Zweifel setzen, dafs die Irradiation wirk* lieh existirt, dafs sie eine der am leichtesten festzustellen- den Gesichtserscheinungen ist, dafs sie sogar mit Ge- nauigkeit gemessen werden kann, und dafs, wenn sie bei den mit astronomischen Instrumenten gemachten Beob- achtungen zuweilen ihren Einflufs nicht mehr gezeigt bat, die£s von leicht erklärlichen Umständen herrührt,

4. Andrerseits sind nach und nach mehre Theorien zur Erklärung der Ursache der Irradiation aufgestellt. Eine derselben, obwohl sehr alt, wird noch heut allge- mein angenommen. Sie besteht in der Annahme, daCs der von einem leuchtenden Gegenstand auf dem Grund des Auges erzeugte Eindruck sich von dem Punkt, der direct vom Licht getroffen wird, nach allen Seiten auf der Netzhaut ein wenig ausbreitet, so dafs die Gesammt- Empfindung dann einem Bilde, etwas gröfser als das wirk- liche, entspricht. Diese so einfache Hypothese bat indefs Widersacher gefunden, und neuerlich ist sogar eine an- dere Erklärung aufgestellt worden. Ich werde demnach

die

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& verschiedenen Theorien » die man aufgestellt, prQfen, md mich bemühen , die eben erwähnte durch neue Be« weise zu unterstützen.

5. Endlidi steht das Phänomen unter' merkwürdi- gen Gesetzen, welche zugleich auf Verfahrungsarten füh- ren können, durch die sich die astronomischen Beobacb- tUDgen gegen dessen Einfluis sichern lassen. Unter die- seo Gesetzen waren einige schon bekannt, obwohl auf eine ziemlich unbestimmte Weise; die anderen dagegen lehrte mich die Erfahrung kennen. Ich werde einfache Methoden angeben, um alle zu bestätigen, und werde die wichtigeren zu messen versuchen.

Um diese verschiedenen Gegenstände mit Sachkennt- nib anzugreifen, wird es zweckmäfsig seyn, zuvörderst einen geschichtlichen Ueberblick der Untersuchungen und Meinongen der Gelehrten tiber das uns beschäftigende Phänomen zu geben. Der Leser wird dann selber den ge- genwärligen Stand der Aufgabe klar beurtheilen kiffiinen«

Geschichtliches.

6. Die Erscheinung der Irradiation ist schon sehr ürGh beobachtet worden. Epicur^) spricht von dem Gröfsen-Unterschicd, den eine Flamme darzubieten scheint, wenn man sie bei Tage und bei Nacht von> ferne be- trachtet, und zwar um zu zeigen, dafs das Auge bei Schätzung der Gröfse von Himmelskörpern klein^ Fehler begehen könne. Dieser Philosoph ahnte also schon den Einflob der Irradiation auf die Astronomie«-

Wahrscheinlich ist es auch die Irradiation, worauf Persitts in den beiden ersten Versen der' dritten Sa- tire anspielt:

« Jam darum mane fenestras Inirat et angustas extendJU hanrdne rimas

1) Bfief «a P jthocief. Siehe Diocenet Pogfcad. Am. Ergitnusgiba. L 6

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7. Unter Denen, welche das PhSnomen zuerst za er- klären suchten, sagten die Einen, wie ans ein 'Freund von Galilei ^) belehrt, dafs die leuchtenden Körper, wie die Gestirne und die künstlichen Lichter, die om- gebende Luft entzündeten , so dafs das Auge, bei hin* reichender Entfernung, den Gegenstand mit seinem Hofe verwechsle und ihn deshalb fQr grö(ser halte. Die An- deren leiteten, nach Gassendi'), die scheinbare Ver- grö(serung einer von ferne beobachteten Flamme davon ab, dafs die umgebende Luft durch feine, fortwährend von der Flamme ausfliefsende Theilchen stark erleuchtet würde •)•

8. Im J. 1604 gab Kepler^) eine vernünftigere Erklärung, indem er die Ursache der Erscheinung in das Auge des Beobachters selbst versetzte. Wenn, nach ihm, ein leuchtender Punkt jenseits einer gewissen, für jedes Individuum bestimmten Entfernung gebracht wird, so ver- einigen sich die vom Auge aufgenommenen Strahlen, ehe

1) Diseorso deile eomete di Mario Guiducci^ geschrieben 1619 (Opere di GaUUo GaäUi. Fhrenz 1718. T. II. p, 256).

2) Epistoia Ilt de proportione qua gravia decidentia aeceierait' iur, geschrieben ' 1642 (Petri Gasstndi Optra omnia. Fiorenz 1727, 7. 111. p. 585.)

3) Diese **oo jerbaren Ideen fanden sogar AnhSnger nnter den Neaercn. So fitd(A man sie wenig abgeändert in einem Werke, welches 1758 trscfaien^ nnter dem Titel: Manuel phytique. ou maniire courie ti faciit d'eacpliquer Us phinomhnts de la naiure, par DuJ'ieu {p. 376 quest, XLII), Der Verfasser leitet die Erscheinung davon ab, dafs die iimgd>ende Luft von dem Licht der Fiamme erieuch" iet werde. Doch mufs hinBugefligt werden, daCi er diese Theorie nickt a«£. die Irradiation der Gestinie ausdehnt, vtehnehr den scheinbaren Vorsprang der erleochteten Mondscheibe ober die dunkle durch eine Ausbreitang des Eindracks auf die Metahaot erklart (/i. 375, quest, JCLl).

4) j4d F'iieiUonem, paraiipomena quihut astronomiae pari optica tradiiur. Frankfurt 16H PP' 217. Siehe auch die Vordersatie, auf welche diese Theorie sich atutst, ^. ]99| prop, XXFl und /»• 200, prop. XXriL

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sie die Netzhaut erreicht haben, geben dann wieder aus* doaoder nnd malen aaf diese Haut nicht einen Punkt, sondero eine kleine Scheibe. Daraus dann die Erklft- niDg der scheinbaren VergrOfserunf; femer Gegenstande, die hell nnd von dunklen Gegenständen umgeben sind: denn diese Ausbreitung der Lichtpinsel mfisse offenbar die GrSnzen der Bilder auf der Netzhaut erweitern, und Ge- genstände von vielem Glanz mfissen alsdann Übereinan- der zu greifen scheinen« Si aegualis omnia claritaiis ftdsseni, sagt Kepler, i^isio confusa esset; jam i^ero, juia lucida praepoUenty quantüaie tniianiur. Andrerseits nimmt er an, dafs die Erzeugung dieser Täuschung eine gewisse Erregbarkeit erfordere, welche die Netzhaut nicht blofs in dem Punkt, der dem deutlichen Sehen entspricht, sondern auch rings um diesen Punkt, für eine Einwir- kung sämmtlichcr den ausgebreiteten Lichtpinsel bilden- der Strahlen empßinglich mache; mithin meint Kepler nicht, dafs das Phänomen sich bei allbn Individuen er- zeuge. Diese Theorie scheint, wie man sieht, sehr an- nehmlich, ist auch seitdem mehr als ein«ial aufgefrischt worden ^). Indefs nimmt man gegenwärtig allgemein an, dab es keine Gränze der Entfernung gebe, jenseils wel- dier ein normal gebildetes Auge nicht den Brennpunkt ▼OD Lichtpinseln auf die Netzhaut bringen könnte. Ueber- dieb, wie ich weiterhin (§. 71.) zeigen werde, offenbart lidi die Irradiation eben so gut, selbst in der Entfer- nung, in welche Jeder einen Gegenstand versetzt, z. B. ein Bach hält,- um ihn bei natürlichem Zustand der Au- gen deutlich zu sehen. Ich habe nicht nöthig hier zu be- merken, dafs das Phänomen der Irradiation keineswegs gewissen Augen eigen ist, wie Kepler glaubte; das ist eine Meinung, die Niemand wieder aufgestellt hat, und

1) BUtoire de tAcadlmU des seUnees de Paris pour 1699, p, 79 (gcdrn^ 1732). Estai sur ia vision duiincie et con/u*e^ par JartB, §. 53 n. £, erschienen 1738 am Ende des Traiii d'Optique dt Smith (Ueberseunng von Pesenas T. I).

6*

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die auch den Thatsachen widerspricht; nur ist» wie ich mich überzeugt habe, die Intensität der Erscheinung mehr oder weniger grois in verschiedenen Augen, sogar ver- änderlich bei einer und derselben Person (§§. 53, 77, 79, 87 89).

Kepler berichtet, als Beispiele der scheinbaren Yer- gröfserung leuchtender Gegenstände, mehre Thatsachen, unter welchen ich die folgenden auswähle (man darf nicht vergessen, dafs sie alle aus Beobachtungen, die ohne vergröfsemde Instrumente gemacht wurden, hervorgingen; die astronomischen Fernröhre wurden erst einige Jahre später bekannt). Der äufsere Rand der Mondsichel scheint einem weit gröfseren Kreise anzugehören, als der ist, welcher den Rest der von der Erde erhellten Scheibe einfafst; bei einer Mondiinsternifs, im J. 1603, beobacb« teten mehre Personen, die den äufseren Rand des ver- dunkelten Theils erkennen konnten, einen analogen Ef- fect. Bei Sonnenfinsternissen sehen selbst Personen, die ein gutes Gesicht haben, bei Anfange der Erscheinung einige Zeit lang nichts, bis sich plötzlich ein Ausschnitt von gewisser Gröfse bildet ; die Homer, welche der sicht- bare Theil der Sonne dann darbietet, scheinen merklich abgestumpft; endlich zeigt sich der verdunkelte Theil im- mer zu klein, indem der leuchtende Theil über den Mond- rand weggreift.

Zur Zeit, da Kepler das in der Anmerkung ge- nannte Werk schrieb, lehrte man tiber die Verrichtungen der verschiedenen Theile des Auges und über den Gang der Strahlen in demselben nur die gröbsten IrrtbUmer. Es ist in demselben Werk, wo dieser grofse Mann mit einem Male alle diese Ungereimtheiten Über den Haufen warf, und die wahren Grundsätze der Theorie des Se- hens aufstellte. Wenn er sich bei der Irradiation irrte, so geschah es, weil er die Eigenschaft eines wohlgebil- deteu Auges, sich den verschiedenen Entfernungen der Gegenstände anzubequemen, nicht deutlich kannte; man

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begreift dieb leicht: seine eigenen Augen waren scblecbt und feine Gegenstände schienen ihm vervielfacht. Ob- wohl heute unzulässig, kann dennoch die Erklärung, die er von der Irradiation gab, als ein neuer Zug seines Ge- nies angesehen werden.

9. Die astronomischen Femröhre gaben, indem sie eine grobe Zahl falscher Erscheinungen, die in der Ir- radiation des Auges ihren Grund hatten, zerstörten, die- sem Phänomen einen neuen Grad von Evidenz. Auch Ga- lilei machte ein besonderes Studium daraus, und mehr- mals kommt er im Laufe seiner Werke auf dasselbe zu- rfick. Nach ihm entspringt die Irradiation sowohl aus einer Brechung in der Feuchtigkeit, welche die Augen- lider auf dem Vordertheil des Auges zurückhalten ^), als aoch von einer Reflexion an den feuchten Rändern der Augenlider^), und ist von gleicher Natur mit jenen lan- gen Lichtstreifen, welche man von den obem und un- tern Tbeilen eines hellen Gegenstandes ausgehen sieht, wenn man die Augen theilweise schliefst. Es ist wohl nnnölbig zu bemerken, dafs ein solcher Vergleich heut VBL Tage ganz unhaltbar ist, und Galilei selbst scheint mletzt Zweifel an seiner eignen Theorie gehegt zu ha- ben, wie diefs aus einer Stelle in seinen Gesprächen fiber das Weltsystem, dem letzten Werke, worin er von der Irradiation spricht, zu ersehen ist^). Sey es inir

1) Bueorso deiie eomeie (die scbon erwähnten Optre di Gali- lei T. JI^ p. 257). Diefs Gespräch ist von Mario Gaiducci ge- Khrichcn, allein er giebt die Ideen von Galilei«

2) li Saggiatore. erschienen 1623 (ihid, T. II, p. 395).

3) . . . Affirmo^ obfeeia respiendentia , seu tfuia turnen iiiormn in Kumiditaie^ quae 4upra pupiUas est, rejringitur^ seu quia reflectitur in crepidinibiu paipthrarum^ spargendo radios suos rtflexot super eatdem pupiUas, teu denique propter aüam cau- eam, ingeri oculo nosiro eircumdata novi* radiis, et proinde majorem habeniia epedem^ quam eorum Corpora tali irradia» Hone nudaia repraeeeniareni (Qtiiilaei Stysiema eosmicumg

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erlaubt, hier die BeobacbtuDgen dieses groisen ManiMs über den in Rede stehenden Gegenstand kurz auseinan- der zu setzen, und zu zeigen, dafs wenn gleich die Ur- sachen, welche er dem Phänomen beilegt, nicht zugelas- sen werden können, er doch wenigstens die KenDtDiCs der Gesetze, welche dasselbe regieren, fast bis zu dem Punkt, wo sie heute ist, gebracht hat.

Ich werde zunächst einen Theil der Thatsachen an- führen, welche er zur Constatirung des Phänomens bei- bringt. So scheinen die Sterne, kurz nach Sonnenunter- gang, wo man anfängt einige zu unterscheiden, Suberst klein, und in dem Maafse, als die Dämmerung abnimmt und sie leuchtender werden, scheinen sie sich zu ver- gröfsern. Eben so verhält es sich' mit den Planeten ; und Venus ist, bei Tage gesehen, kaum einem Sterne letzter Gröfse vergleichbar. Es ist nicht blofs das Tageslicht, welches den Gestirnen ihre künstliche Aureole raubt: eine leichte Wolke vor ihnen bewirkt dasselbe, eben so wie ein farbiges Glas oder ein schwarzer Schleier, durch welche man sie betrachtet. Endlich schwächen auch die astronomischen Femröhre die Irradiation, daher denn auch diese Instrumente, welche alle übrigen Gegen- stände so bedeutend vergröfsern, die Dimensionen der Fixsterne kaum verändern, und die Gröfsen-Unterscbiede, welche diese Sterne, so wie die Planeten, bei Betrachtung mit blobem Auge, je nachdem der Himmel mehr oder weniger dunkel ist, darbieten, verschwinden machen. Aus demselben Grunde zeigen uns die Femröhre die Planeten von bestimmter Gestalt und scharf begränzten Umrissen: man unterscheidet dadurch vollkommen die rande Gestalt des Jupiters, die Phasen der Venus u. s. w., während, bei blofsem Auge, alles zu einem gleichförmigen strahlenden Schein verschwimmt. Diese Eigenschaft der Femröhre läCst sich übrigens leicht erklären, denn da

Lyon 1641, DUO. i7/, p, 248). Diefs Wcrii to& Galilei er. •chicn achon 1632 iulicniacb.

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die GegeDSlSnde nnr dann von Urnen vergröCsert w^den können, ^enn sie sich vor ihnen befinden , so kann der Lichtschein {che^elure lumineuse) der Irradiation, welcher seinen Sitz toi Auge des Beobachters hat, an dieser Ver- grölsening keinen Theil nehmen ^).

10. Was die Gesetze des Phänomens betrifft, so wurde Galilei im Laufe seiner Untersuchungen zu fol- genden geftihrt:

L Die Irradiation ist desto gröfser, je heller der Gegenstand ist. In der That überzeugt man sich leicht, dals z. B. Mars und vor allem Mercur, welche der Sonne näher und folglich heller als Jupiter und Saturn sind, eine stärkere Irradiation als diese haben; denn es hftlt schwe- rer, sie ihnen mittelst des Femrohres zu nehmen und demnach ihre wahre Gestalt zu erkennen ^).

IL Die Irradiation ist um so gröfser, als der Grund, auf welchem der Gegenstand erscheint, dunkler ist. Um sich davon zu überzeugen, braucht man nur die scheinbaren Durchmesser der mit blofsem Auge erst in der Dämmerung, und dann in der Nacht beobachteten Sterne zu vergleichen ')•

III. Die Iri*adiation, die einen hellen Gegenstand auf dunklem Grunde vergröfsert, verringert im Gegentheil die scheinbaren Dimensionen eines auf hellem Fc2(de be- findlichen dunklen Gegenstandes. Es ist dann die Ir- radiation des Grundes, welche den Gegenstand tiber- greift ^). So würde Venus, im Vorübergange vor der

1) Ltttera dt Galileo Galilei al padre Cristo/oro Grien' herger, 1611 (Opere di Galilei T. II, /». 467, 469). 5^- dtreus Nuntius ^ 1610 {ibid. p, 18). Diseorso delU eomeie (ibid, p, 255. 257). * // Saggiatore (ibid. p. 396).

2) L^Uera al P. Grienb. (Opere di Galilei T. //, p. 467, 468).

3) ibid p, 468.

4) Die letzte der §. 8 angeführten Beobachtungen Kepler*s scigt, dals er Khon diese Folgerung eingesehen habe; denn in der besagten fie« obachüang gehört der verlinsterte Theil, der ra klein erscheint, dem

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Somie^ weit kleiner erscheinen mfiseen, als wenn sie am ddnUen .Hkniliel glttnzt, weil sie in letzterem Fall yer- gröberty.in ersterem verkleinert ist \).

IV. Endlich ist die Irradiation desto gröber in Be- zug auf den Gegenstand^ und hat desto mehr^Einflafs, die wirkliche Gestalt desselben zu verstecken, als dieser Ge- genstand kleiner bt.

In der That mofs ein Lichtschein von gewisser Breite, der einen Gegenstand umgiebt, weit stärkere Aenderun- gen in der scheinbaren Form desselben hervorbringen, wenn dieser Gegenstand klein, als wenn er grofs ist. Während es mit blofsem Auge unmöglich ist, z. B. die Gestalt des Jupiters zu erkennen, zeigt sich die des Mon- des ganz deutlich. Andrerseits, obwohl die Irradiation zu klein gegen die Dimensionen des Mondes ist, um uns die allgemeine Gestalt desselben zu verdecken, reicht sie doch hin, um uns, selbst im Fernrohr, die kleinen Un- ebenheiten, die seinen äufseren Rand auszahnen müssen, zu verhöUen. Folgender Versuch wird diese Behauptung unterstützen. Man mache in dünnes Eisenblech zwei Schlitze von ähnlichen Dimensionen, den einen mit glat- ten, den andern mit gezähnten Rändern (Fig. 1. Taf. III), stelle diesen Apparat vor einer breiten Flamme an ei- nem dunklen Orte auf, so dafs die beiden Schlitze leudi- tend erscheinen. Betrachtet man sie nahe bei, so ge> wahrt man die Zahnschnitte der zweiten vollkooimen, entfernt man sich aber auf hundert oder hundert fünfzig Schritt, so wird die Irradiation so groEs, daCs die Zahn- schnitte vollständig verschwinden und die beiden Schlitze gleiches Ansehen haben. Wenn man nun, mit Beibe- haltung dieser letzteren Entfernung, ein Femrohr anwen- det, so unterscheidet man aufs Neue den Unterschied

dnnklen Mondskdrper an, der auf das yon der Sonnenacheibe gebil- dete helle Feld projicirt ist

1) Itioria dt'moruirazioni iniomo aUe maethie totari etc. 1612 {Opert di Galilei 7. ZT, p. 153).

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beider GegenstBode, and wenn man sich endlidi hinrei- diend entfernt, hört selbst das Fernrohr adf diesen Unter- schied wahrnehmbar zu machen ^).

Am Schlüsse dieser Skizze von Galilei's Unterso- dumgen fdl»er die Irradiation , kann ich mich nicht ent- halten einige Worte zu sagen Aber ein von ihm erdach- tes sinnreiches Mittel, den Winkeldurchmesser der Sterne, befreit von ihrem Hofe, zu messen« Diefs Verfahren, dessen Unzulänglichkeit fibrigens gegenwärtig leicht ein- zusehen ist, nnd welches Galilei selber nicht (fir sehr genau hielt, besteht darin, dafs man zwischen Auge und Stern eine Schnur, winkelrecht auf den Gesichtsstrahl, ausspannt, und diejenige Stellung aufsucht, wo der Stern genau von der Schnur verdeckt wird. Kennt man dann' die Dicke der Schnur und deren Abstand vom Auge, so ist es leicht, den Gesichtswinkel zu berechnen. So fand Galilei, dafs ein Stern erster GröCse, dessen Durch- messer man damals auf zwei bis drei Minuten schätzte, sich auf einen Durchmesser von höchstens fünf Sekun- den redudrte. Dieb Verfahren beruht auf der einfachen Betrachtung, daCs sobald ein dunkler Schirm, vor einen hellen Gegenstand gestellt, eine solche Winkelbreite er- langt, dafs dieser Gegenstand keine Strahlen mehr ins Änge senden kann, auch der Lichtschein der Irradiation aufhören müsse sich zu erzeugen, mithin die so gemachte Winkelmessung diesen Lichtschein nicht mehr umfasse *)•

IL Nach Galilei ward die Irradiation spcciell von Gassen di untersucht. Dieser Philosoph schreibt das Phänomen der Erweiterung der Pupille im Dunklen zu. Wenn z. B. eine Flamme, von Feme betrachtet, bei Nacht weit gröfser erscheint als bei Tage, so rührt diefs

1) Leiiera ai P. Grienb. {Opere di Galilei T. 11, p. 470 et 471). Sj-ilema cotmieum DiaL III, /». 246, 249. Fig, 1 giebl die Dimcosiooen der Schlitze, wie sie in dem Werke Ton Galilei abgebildet sind.

V\ Systema eosmicum Dial ZU, p. 267^ 269.

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daher, dafs die Papille bei Nacht mehr geöflnet ist, und deshalb anf der Netzhaut ein gröCseres Bild entsteht ^). Gegenwärtig wissen wir, dafs die Dimensionen des auf der Netzhaut geformten Bildes nicht von denen der Pa- pille abhangen. Ich werde Gassendi in der Entwick- lung seiner Erklärung nicht folgen, denn er stützt sich auf die irrigsten Begriffe von dem Sehen.

Aufser analogen Thatsachen, wie sie Galilei bei- bringt, erwähnt Gassendi einiger anderen, die nicht ohne Interesse sind. Betroffen von der Schwäche des Lichts, welches uns die Gesammtheit der auf einmal am Horizonte glänzenden Sternen zusendet, fragt er sich, welche Gröfse eine einzige aus der Vereinigung aller dieser Sterne gebildete Scheibe haben werde, wenn man )edem derselben den Durchmesser beilege, unter wel- chem er sich dem blofsen Auge zeigt, nämlich 3' für die erste Gröfse, 2\ 5, für die zweite, u. s. w. Er fin- det, dafs diese Scheibe die der Sonne übertreffen würde. Wenn man nun nachdenke über den ungeheuren Unter- schied zwischen dem Licht der Sonne und dem, welches wir in der schönsten Nacht von der Gesammtheit der Sterne empfangen, so werde man nothwendig zu der Fol- gerung geführt, dafs die wahren Winkeldurchmesser der Sterne äufserst klein gegen die scheinbaren sejn müssen ')•

1) Epistoiae ^uatuor de apparen/e magnitudine toiU kumiiU ei jubltmix. Siehe die drei ersten, gesclirieben von 1636 bis 1641 (Gassendi Opera T, III, p, 385 IT.) Kpist. tres de prop, gua gravia decid, acceierantur, Siebe den driiteni geschrieben 1642 {ibid, p. 567). Physicae, Sect, 11^ Lib. H, eap. V, de va- rieiaie, poiiiu ei magnitudine eiderum {ibid T, I, p, 499 508).

2) £pi*i. de prop, gua grap, decid, accei , dritter Brief (Gas- sendi Opera T, III , p. 583). Wenn unsere photometrischcn Mit- tel einst so weit gediehen seyn werden, dals sie erlauben, ohne zu gröfse Ungenauigkeit, die Helligkeit der Sterne mit der der Sonne zu ver- gleichen, sollte es dann nicht möglich seyn, diese sinnreiche Idee Gassendi *s zur Erlangung einiger Angaben über die Winkeldurch- messer der Fizateme so benotsco?

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Gassendi bemerkt noch, clafs wenn man mit blo- fsem Auge einen gegen den Mond vorrückenden Stern beobachte, und, im Augenblick, wo er sich hinter die leuchtende Scheibe dieses Gestirns zu verstecken scheine^ durch ein Femrohr sehe, man abermals den Stern ge- trennt vom Mond erblicke, und zwischen beiden Ster- nen einen Raum von einem oder zwei Zoll wahrnehme, so dafs die Bedeckung .erst einige Minuten hernach statt- finde ').

Diefs ist, wie man sieht, ein auffallender Beweis ▼on der Irradiation bei dem mit blofsem Auge* beobach- teten Mond; aliein Gassendi geht weiter, und erwähnt, in der Absicht seine Theorie zu stützen, folgenden Yer* suchs, durch welchen er diese Irradiation gemessen hat. Er bestimmt mit HüUe des radluf asironomicus (Arbo- kstrilie) die successiven Winkelwerthe des Monddurch- messers, von der Mitte der Macht bis zum vollen Tage, und findet auf diese Weise: in der Nacht 38', am An- fang des Morgenroths 36,4', bei schon hellem Tage 34,4', nach Aufgang der Sonne, als aber diese noch in den Dünsten des Horizonts steckte, abermals 34,4', und end- lich als die Sonne mit vollem Glänze schien nur 33' '). ÄDgenomuien, diese Messungen sejen richtig und die Ir- radiation des Mondes am hellen Tage sej nahe Null, so gelangt man zu dem Resultat, dafs, bei besagter Beob- achtung, die Irradiation den scheinbaren Halbmesser des Mondes für Gassendi um 2',5 vergröbert habe').

1) Ph^ysicae, seei. Lib, U^ cap, F {ibid. T. l, p. 501).

2) Episi, de app, magn, soüs humiL ei sublim, sweiter Brief {ibid, T. Ur, p. 395).

3) Die«cr Wertb kdxuite den Astronomen, die glaubten, der Fehler ans der Irradiation belaufe aicb höchstens auf einige Sekunden, sehr übertrieben vorkommen. Man darf indels nicht vergessen, dafs es sich hier nur um die mit blo&em Auge beobachtete Irradiation han- dek, denn der Radius asironomicus war kein veigrolscmdes Instru- ment Man beobachtete nur durch Absehsn.

sonderbaren Beobachtongen Gasseadi's lie- fern fiberdiefs eine merkwürdige BestStigung des Einflns» sesy welöhen der Helligkeitsgrad des den leuchtenden Ge- genstand umgebenden Feldes auf die Irradiation aosfibt.

Man sieht aus vorstehendem Abrib von Galilei 's und Gassendi's Untersuchungen, da(s von den ersten 'Zeiten an, wo man sich flei(sig mit dem Phänomen be- schäftigte, das Dasejn und mehrere Gesetze desselben wohl festgestellt wurden.

12. Gassendi hatte 1631 den Yorübergang des Merkur vor der Sonne beobachtet, indem er das von dem Objbctiv eines Femrohrs geformte Bild beider Ge- stirne mit einer Tafel auffing, und dabei setzte ihn die anlserordentliche Kleinheit des Planeten höchlich in Er- staunen^)« Schickard sandte ihm über diesen Gegen- stand eine Dissertation '), in welcher er behauptete, dab JMerkur zu klein erscheinen muiste« Unter mehren von ihm angegebenen Ursachen dieser Verkleinerung, unter denen sich indefs die Irradiation nicht angegeben findet, ist folgende. die hauptsächlichste, die ich hier anführe, weil sie sich auf das allgemeine Phänomen der scheinbaren Verkleinerung eines auf hellem Grund gesehenen dunklen Körpers bezieht. Nach Schick ard hat das Licht die Eigenschaft, sich nach allen Seiten zu verbreiten und aus- zudehnen, und daher müssen alle von ihm berührten dun- klen Körper nothwendig etwas beschnitten erscheinen'). Zur Stütze dieser Meinung führt er einen recht sonder- baren Versuch an, darin bestehend, dafs man einen quer vor einer Kerzenflammc gehaltenen Stock von ferae be-

1) Mereuriu* in soie pisus (P. Gassendi Opera T. IF^ p. 537).

2) Part responsi ad epistoias P. Gassendi inttgru phiiosophi Gala de Mtrcurio sub soü (fuo etc, Tubingae 1632,

3) Nosii LucU hane esse naturam^ ui se undiquatfue diffundat ei ompiificeL Dumpero iia se didii^ neeessario ßt at apaca coniigua, nonnihü ampuientar ei praeddantur {ibüL p, 12).

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trachtet; der Stock scbeiat daoQ von unten und oben stark TOD der Flamme ausgeschnitten zu seyn. ^

Zar Erklärung der scheinbaren Verringerung eines aof helles Feld projidrten dunklen Gegenstandes stOtzt sich demnach Schickard auf die vage Idee von einer Aasbreitung des Lichts in der Nachbarschaft dieser Kör- per. Beiläufig gesagt, ist dieb ohne Zweifel die erste Vermuthung von einer AbSnderung, die dem Licht von Körpern y die es streift, eingeprägt wird ^).

13. Es ist nicht ohne Interesse, zu lesen, was Hör* rockes, der 1639 nach Gassendi's Verfahren den Vor« Übergang der Venus vor der Sonne beobachtete, auf die Grfinde von Schickard geantwortet hat*). Horrockes setzt die Ocular- Irradiation wieder in ihre Rechte ein, und erklärt sie auf Galilei's Weise. Er bemerkt, dab dunkle Körper, wie der Stock in Seh ickard 's Versuch, nur beschnitten erscheinen, wenn man sie mit bloCsem Auge betrachte; dafs aber, wenn man den Schatten auf einer Wand beobachte, dieser nicht sclimäler als der Stock selbst erscheine, abgerechnet die nach einem geo- metrischen Gesetz erfolgende Verkleinerung, welche die Grobe der Flamme herbeiführen kann. Nun waren es aber die Schatten von Merkur und Venus, die sich in der Camera obscura auf das Bild der Sonne profidrt hat- ten, und der Glanz dieses Bildes war so geschwächt, dafs die Augen 'ihn leicht ertragen konnten, und man keine Uosicherheit der Resultate in Folge einer Ausdehnung des Lichts zu fürchten hatte.

14. Descartes, glaube ich, ist der Erste, welcher die Irradiation durch eine Ausbreitung des Eindrucks

1) Im J. 1743 las Le Gcntil in der Pariser Akademie emen An^ saU, m welchem er durch eine Reihe Ton Yersochen an beweisen SDcht, daCi die YerUeinening der auf hellem Grund gesehenen dunklen Körper von einer Diffraction des ihre Rinder streifenden Lichts ent- stehe {Mim. dt facad, des sciene, dt Pari* 1784, p, 469).

2) Fenui in moU pisa^ eap, XFL Diese Dissertation ist hinter der Too HeTelins: Merturiiu in ioie Httu abgedmckt.

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auf die Netzhaut erkISrt hat. In seiner Diopfrik, die 1637 enchien ^), setzt er diese Idee folgendermaafsen auseio- ander; „Et la raison pourquoy ces cors blancs ou bi- mineus paroissent plus grands, ne consiste pas seule- ment en ce que testime qtion fait de Uur grandeur de- pend de celle de leur distance, mais aussy en ce (jue leurs Images s^impriment plus grandes dans lefonds de toeä. Cor il faul remarquer que les bouls des fileis du nerf opitque qui le couureni, encores que ires- pe- ius, ont ne'antmoins quelque grosseur; en sorie que cha- cun deus peut estre iouche en tvne de ses parties par un obiet, et en daatres par dautres; et que riestant toutesfois capable d estre meu que dime seüle fagon ä chasque foix, lorsque la moindre de ses parties est tou- chee par quelqu^obiet fort esclatant, et les autres par dautres qui le sont moins, il suä tout entier le mouue- ment de celuy qui est le plus esclatani, et en repre- sente f Image, sans representer celle des autres. Comme si les bovis de ces petits filets sont 1, 2, 3 (Fig. 2, Taf. Ilt) et que les rajons qui tnenneni, par exem- ple, tracer f Image dime estoile sur le fond de foeil^ sy estendent sur celuy qui est marqui \, et tont soit peu au delä tout auiour sur les extremites des six autres mar- quäs 2, sur lesquels ie suppose quHlne vientpoint daur

1) Xtf diopiriifue» Liyde 1637, ditcours siari^me, p, 67 et 68. Schon Kepler halte 1611 die Idee too einer Fortpflanzung der Ein- drQcke aoagesprodten, ohne sie indefs auf die scheinbare VergröTcc- mng der mit bloTsem Auge beobachteten hellen GegenstSnde ausao' dehnen. Indem er tu aeigen sucht, wariun die durch ein Femrohr gesehenen GegenstSnde deutlicher erscheinen, wenn man die Oeflnung 4m Objectivs Terringert, druckt er sich also aus: Quae per mtLgnatn poriionem eonpexitatü in ocuium radiani iiia .... foriius ra- di€ni% qua foriitudine primum iridis eoiorts^ inde nebuiae €x- eüaniur. OeuU mm eapa ei retiformis iunica est spiriiu pitna» et licet A puncto sotum tanffatur, tarnen si id punctum eop con- eursu radiorum muitorum sit immoderate iucidum^ Spiritus in aiigua tabitudine reii/ormis circa hoc punctum imbuuntur con» tagione passionis penetrant i {Dioptrice {. CXXll^ p. 64).

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ins ra^rcns, que fortfoibles, des parties du cUl poismes ä cette esioäe son image s^estendra en tout tespace tpioccuperU ces six marques 2 ei mesme peut-estre encores en iout celuy qu^occupenf les doujce marijuäs 3, si la force du mouuement est si grande, qu^elle se communique aussy äeus. Et aimi pous voyis que les estoäes, quoy qiieUes parois^ sent assäs peiües, paroissent niantmoins beaucoup plus grandes qiieües ne deuroient ä raison de teure extrime distance.

So besafs man also schon 1637, au&er einer groCsen ZabI Ton ThatBachen, die das Daseyn der Erscheinung deatlich erwiesen, aufser der Kenntnib mehrer ihrer Haoptgesetze und selbst einer angenäherten Messung in emem besonderen Fall, eine Theorie, die mit allen diesen Erfahrungen übereinstimmte, und sich, wenigstens im We- seotlichen, bis auf unsere Tage fortgepflanzt hat.

15. UnterdeCs vervollkommneten sich die astroiio- mischen Instrumente, und die Lehre vom Lichte machte ooermefsliche Fortschritte. Das concave Ocular der er- sten Fernrohre hatte dem convexen Ocular Platz gemacht; man hatte erkannt, dafs man, ohne der Schärfe der Bilder XQ schaden, die Vergröfserung steigern könne, wenn man die Brennweite der Objective vergröfsere; endlich erfand man das Fadenmikrometer. Andrerseits hatte Newton die ungleiche Brechbarkeit der verschiedenen Farbenstrah- len entdeckt, und in Folge defs die chromatische Aber- ration; er hatte gezeigt, wie der aus der Verlängerung der Fernrohre entspringende Vortheil zusammenhange mit dieser Aberration, deren Einflufs dadurch verringert werde. Diese Fortschritte verschoben, wie wir sehen werden, die Aufgabe der Irradiation.

De risle hatte 1718 beobachtet, dafs der Durch- messer der Sonne desto kleiner gefunden werde, als man ihn mit längeren Femröhren messe, und hatte keinen An- stand genommen, diese Unterschiede von der Brechbar«

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keit0- Aberration bennleiten. In der Tliat war klar, dafe diese Aberration eine Licbtkrone rings um das Bild des Gestirns erzeugen mofste, deren Breite sich dem Halb- messer dieses Bildes binzuffigte, und der daraus entsprin« gende Febler mufste notbwendigi desto kleiner seyn als die Brennweite des Objectivs beträcbtlicber war ^). Im X 1743 beobaditete derselbe Astronom, bei Gelegenheit des VorQbergangs des Merkur vor der Sonne^ neue Be- atStigungen seiner früheren Resultate'). So war eine den Femröhren inwobnende Ursache entdeckt, die zwar ▼on der Ocular- Irradiation ganz verschieden, aber, wie sie^ die bellen Gegenstände auf dunklem Grunde vergrö- Isem, und die dunklen Gegenstände auf hellem Grunde verkleinem mulste.

Nun fand Le Monnier, als er, bei der riogf&mii- gen Sonnenfinstemifs von 1748, die er, in Schottland beobachtete, den Winkeldurchmesser des auf die. Sonne projicirten dunklen Mondes mehrmals mit Sorgfalt maab, diesen nahe dem des leuchtenden Mondes gleich, welcher sich, für denselben Augenblick, aus H a 11 ej's TafeUi er- gab *)• Von nun an entspann sich unter den Astrono- men- ein noch jetzt nicht ganz geschlichteter Streit C&ber die Frage, ob die Winkeldurchmesser der auf dunklem (oder hellem) Grunde gesehenen hellen (oder dunklen) Körper geändert erscheinen oder nicht *). Bti diesem

Str^t

1) Obterpaiioiu des diamkires apparent du moUU faiies & Parts Um mmies 1718 c/ 1719 apec des ianettes de di/ferentes Soit' gueurs ete, {M/m, de faead. des Sc, de Paris 1755, p, 145.)

2) Extrait ^une Lettre de JUn De l'Isle, icriie de PitersboMirg ete. (ibid. 1743, p, 419.)

3) Esptrait des obserpaiions de ia dermire ieOpse annuiaire de soieä, du 25 JuiOei 1748 ete. (M^m. de facad. de Paris 1748, p. 200.)

4) Obserwmtion qtu proupe qua le dtamhire appareni de Fenns iw diminm pmt situibimumi iors m4ma ^'ii esi pu sur U «Kr-

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Streit hatte man £e Ooolar-Irradiation gleidisam aus dem Ange verloren und verwechselte sie oft mit der Aberratioa der FenirOhre. Diese Verwiinmg der Ideen führte eine in den Benennongen herbei, und das Wort Irradiation hOrte auf eine alleinige Bezeichnung der Gesichtserscheinung zu sejn.

Das. ist der Ursprung der sonderbaren Zweifel fiber das Daseyn der Irradiation« die davon abhängen, dafs die AstroDomen sich nicht recht kbr gemacht hatten, welche Rolle die Ocular» Irradiation bei den mit Fernröhren angestellten Beobachtungen spielte. Ich werde' späterhin aof diese Frage znrfickkommen; fOr jetzt nehme ich den geschichtlichen Faden wieder auf.

16. Im J. 1782 machte William Herschelbei Aabochung eines neuen Verfahrens zur mikrometrischen Messung der Gestirne von sehr kleinem Winkeldurch- messer, wie der des von ihm entdeckten Planeten, einige ioteressante Beobachtungen Hber die Yerinderungen im idieinbaren Durchmesser der mit blofsem Auge betrach- teten hellen Gegenstände ^). Ich will einen Abri^ von diesen Beobachtungen geben, weil sie den Keim einer nr Messung dieser Erscheinungen anwendbaren Methode

tfue iumineux du *oUiL Par De U Lande (Af/m. tU taead, de Paris 1762 p. 258). Mimoirt sur U diamUre du soieii 9uV/ faui employer dans ie eaieui dts pauagtM dt Vimu* Par U mime {ibid. 1770 p. 403) Earpiieations du proiongdmeni obseur du disgue dt Vinut, qu'on apergoit dans sss passages sur U soieiL Par U mime (ibid. 1770 /9.406) Die Reiho der AbkaodlaDScn ▼<>& Dionis du S^jour sur ie eaieul des ieiip- ««f, ete» in den Mimoires de tacademie des Seienees de Pmrist von 1764 an, besondert die Bände von 1770, 1775 und 1780. Man aehe anck deaicn Traiti anaijrti^ue des moupemens epparens da eorps eiiestes^ Paris 1786.

1) On ike dUmeter and magnitude of ikt Georgium sidus; mih a deseription of the dark and iueid Disk and peripher/ Oieromeiers (PikiL Trans. 1783 pi. /, ^.4.) Man aehe andi na Verttindnifc der Beschreibnnf des Märometen den Band Ton 1782 PL p. 163. Pog|end. Ana. ErsSntnnaabd. I. 7

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enthalten. Das erwfthnte mikrometrische Verfahren be- stand darin, das mit dem rechten Auge durch ein New- ton'sches Teleskop gesehene Bild des Planeten za ver gleichen mit einer zweckmäfsig aufgestellten und beleuch- teten künstlichen Scheibe, welche der Beobachter gleich- zeitig geradezu mit dem linken Auge betrachtete. H er- sehe 1 veränderte GröCse, Helligkeit und Entfernung der Scheibe, bis sie ihm identisch mit dem Bilde des Plane- ten erschien« Bekannt mit dem Durchmesser der Scheibe und deren Abstand vom Auge, fand er die Winkelgröfse derselben, und aus der ihm auch bekannten Vergröfse- rungskraft des Teleskops erhielt er dann leicht den schein- baren Durchmesser des Planeten. Die künstlichen Schei- ben waren gebildet, indem er aus Pappe kreisrunde OefT- nungen schnitt und dahinter durchsichtige Papiere au(- stellte und mit einer Lampe beleuchtete. Die Durch* messer gingen, durch Zehntelzolle, von zwei bis fünf Zoll. Indem nun Herschel mehre solcher Scheiben ne- beneinander stellte und sie zugleich erleuchtete, fand er, da(s eine sehr geringe Erhöhung der Helligkeit einer von ihnen hinreichte, um diese von gleichem Durchmesser mit einer andern erscheinen zu lassen, die in Wirklichkeit um einen oder selbst zwei Zehntelzoll von ihr abwich ^). Statt der vollen Scheiben wandte er auch sehr zarte Licht- ringe an. Nach einigen Versuchen, auf diese Weise den Durchmesser seines Planeten zu messen, blieb Herschel überzeugt, da(s die so gefundenen Werthe zu klein sejo müfsten, weil das von der künstlichen Scheibe ausgehende Licht, fpegen des lebhaften Eindrucks, den es aaj das Auge mache^ die Gröfse dieser Scheibe scheinbar ver- gröfsere, so dafs sie, wenn sie einen gleichen Winkel wie das im Teleskop gesehene Gestirn zu bespannen schien, in Wahrheit einen geringeren Winkel umfafiste; dieses wahren Winkels bediente sich Herschel hierauf bei der Berechnung des Durchmessers seines Gestirns«

1) Di« aD|elukitA Abhandlimg S. 6.

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Um diese Fehlerquelle za beseitigen und selbst zu messen, ersann Herschel ein sehr sinnreiches Verfah- ren. Ich Tvill hier die darauf bezügliche Stelle über- setzen'). „Ich dachte nun, dafs wenn ein heller Kreis den umgebenden dunklen Raum übergreife, ein heller quadratischer Rand nm einen dunklen Kreis seinerseits Gber die künstliche Scheibe weggreifen würde. Bei mei- nen letzten Messungen, wo der Planet mit einem Licht- ringe verglichen wurde, hatte ich vollkommen beobach- tet, daüs das Gestirn, welches der leuchtenden Peripher rie genau gleich war, beträchtlich gröCser war, als die in dein Ringe enthaltene schwarze Fläche. Daraus schien mir eine Methode hervorzugehen, die Gröfse der durch die Helligkeit des Gegenstands verursachten Täuschung zo messen, und demzufolge eine zu dergleichen Messun- gen anwendbare Berichtigung zu erhalten, eine Berich- tigung, die im Mehr sejn würde, wenn die Messung mit- telst einer hellen Scheibe oder eines Lichtringes gemacht wäre, und im Weniger, wenn man sie mittelst einer dun- Uen Scheibe oder eines dunklen Ringes erhalte];! hätte.'^

16b. In seinem Werke über die Farben, welches 1810 erschien, stellte der berühmte Göthe zur Erklä- rung der Irradiation eine eigenthümliche Hypothese auf. Diese Hypothese eines Dichters, welcher einen Streifzug vA dem Felde der Physik macht, ist übrigens nur eine blolse Ycrmuthung, und daher verweise ich den Leser, der sie zu kennen wünscht, auf das Werk selbst ^).

17. Unser geschichtlicher AbriCs erreicht nun die gegenwärtige Zeit, und dennoch bleibt, für die Mehrheit der Astronomen und Physiker, die Frage über die Irradia- tion in Ungcwifsheiten eingehüllt. Man höre nur wie B i o t, sich im J. 1811 ausdrückt '). „Wenn, wie man bis jetzt

1 ) EbeDdaaett»t S. 12.

2) Zur Farbenlehre Bd. I, §§. 5 18.

3) Traiti lUnuntaire d^atironomie phyii^ue^ edit. %ne^ T.

7*

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geglaubt hatf um helle Gregenstancle eine Irradiation ent- steht, die deren Bild etwas vergrölsert, so muls diese Ursache anch den scheinbaren Darchoresser des Monds vergröfserny wenn wir dieses Gestirn anf dunklem Hirn- melsgrund beobachten. Zwar könnte man auch dea Durchmesser desselben messen, wenn er bei ringförmi- gen Finstemissen, vor der Sonne steht; aliein da die Ir- radiation alsdann den ihn umgebenden Lichtring breiter macht, so mufs sie den scheinbaren Durchmesser des Mondes zu klein erscheinen lassen. ** Und weiterhin ^), bei Gelegenheit der Frage über die Mondsatmosphäre and die Beugung der Sonnenstrahlen in dieser Atmosphäre: „Die Aufgabe kann nicht eher vollständig gelöCst werden, als bis man weifs, was von den Wirkungen der Irradia- tion zu halten sej. Hr. Arago beschäftigt sich in die- sem Augenblick mit ihrer Bestimmung, indem er die schein- baren Durchmesser leuchtender Scheiben, die eine be- kannte Gröfise haben und in trigonometrisch bestimmten Entfernungen anfgestellt sind, mittelst eines Bergkrystall- Mikrometers miCst. Schon hat er gefunden, dafs Schei- ben Qon ppeit gröf serer Helligkeit als der Vollmond keine merkliche Irradiation haben: denn die Messung des schein- baren Durchmessers stimmt genau mit dem, nach der Ent- fernung, berechneten Werth desselben. Dieser Versuch beweifst, dafs man die scheinbaren Durchmesser der Him- melskörper mit Genauigkeit erhält, wenn mau sie mit dem Bergkrystall-Mikrometer mifst. Unglücklicherweise erlaubt aber der scheinbare Durchmesser des Mondes, wegen sei- ner GröCse, keine Messung desselben mit diesem Instru- ment, das nur kleine Winkel umspannen kann; man mOCste also dieselben Versuche mit dem Faden -Mikro- meter anstellen, und (penn man hiedurch die IrraSor tion kennen gelernt 9 werden die Finsternisse zeigen, ob die Inflezion merklich sej.''

18. Ungeachtet der Zweifel, welche diese Stellen

1) Ebcndiitlbit p.

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nod in Bezag auf die Irradiation enthalten, finden wir doch darin ein recht merkwürdiges Resultat. Hr. Arago, mit seiner bekannten Geschicklichkeit und versehen ohne Zweifel mit Tortrefflichen Instrumenten , milst die Win- keldorchmesser sehr . heller Körper , und findet deren Werthe nicht mit der Irradiation behaftet ')• Hr. Biot seioerseits schreibt diels der von Hrn. Arago angewand- teo Art von Mikrometer zu. Nun werden wir aber wei- terhin sehen, dals in der That die Mikrometer mit dop- pelten Bildern diese Wirkung anstlben müssen, und daft diese Wirkung ein besonderer Fall von einem allgemei- nen Gesetz der Irradiation ist (§§. 36 40).

19. Delambre, in seiner Astronomie thSorigue ä pratüjiue (erschienen 1814) drückt sich noch zweifei- bafter aus als Hr. Biot »»Man hat vorausgesetzt ^\ dais die Durchmesser leuchtender Gegenstände, vermOge des lebhaften Eindrucks ihres Lichts auf das Gesicbtsor- gan, vergröfsert werden. ** Und an einer andern Stelle ^), ^iVirradiation , si eile existe, ce dont on commence fl douter, etc. "

20. „Man hat geglaubt zu beobachten/' sagt der Baron v. Zach in seiner Correspondance astronondque % »dab um stark strahlende Körper eine Irradiation oder (ine Ergiefsung des Lichts stattfinde, welche die wirkli- chen Scheiben derselben um etwas vergrOCserey eben so wie man bei den Mondsphasen bemerkt, dafs die leuch- leode Sichel einen etwas gröfseren Durchmesser zu ha- ben scheint als die durch dak aschfarbene Licht sichtbare donkie Scheibe.''

21. Andrerseits haben mehre Astronomen und Phy- siker, zur selben Zei^ die Ocular- Irradiation positiv an^

1) Dkm Arbeit de« Hm. Arago Ist nidit Terfifientlicht wordeo.

2) Dioet Werk T. U, cbap. 26, % 197.

3) IhU. T. m, diap. 29, S. IZ

<) Dkm Werk VoL IV, (1820) pa71.

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geDommen. Dergleichen sind: Hassenfratz ^}, Sir J. Herschel '), Hr. Quctelet ^), Brandes ^) u. m.

22. Die Entdeckung des Achromatisinus hatte längst aus den Sternwarten die ungeheuren Fernrohre verbannt, mittelst deren man die Wirkungen der chromatischen Aberration und die davon abhängenden Täuschungen schwächte. Dennoch spricht Hr. Robinson 1829 in ei- nem Briefe an Hr. South ^) von Beobaditungen, wel- che zeigen, dafs noch die heutigen Fernrohre eine Irra- diation darbieten *), deren GrOfse in verschiedenen In- strumenten verschieden ist; und er fügt hinzu: ,, Selbst wenn ein Femrohr absolut vollkommen wäre, giebt es Gründe zu glauben, dafs das Auge, welches sich dessen bedient, eine Art Irradiation erzeugen mufs, weil die Theile der Netzhaut in der Nähe derjenigen, die das Licht empfangen, eine sympathische Einwirkung erleiden.^ Darauf bemerkt er in einer Note, dafs der vom Auge abhängende Theil der Irradiation mit der Lichtmenge wachsen, und folglich mit der Oeffnung des Instruments und der Durchsichtigkeit der Atmosphäre abnehmen müsse.

23. In einer eignen, der astronomischen Gesellschaft zu London im J. 1831 mitgetheilten Abhandlung kommt Hr. Robinson auf diesen Gegenstand zurück. Er setzt eine Reihe von Versuchen auseinander, welche den Ein-

1) Cour* de phjruque ceUsie (1810) §.33, p. 23.

2) Traiti de ia iumUret traduii par Mri. Yerhulst et Qaete- Ict 71/, §.697,/». 451, 452.

3) PoMilio^s de phjrsique \me Edit. ( 1829) 7*. ///, p, 81.

4) N. Gehler 's phys. Wörterbuch Bd. Y (1830), S. 796.

5) Determination ofthe iongitude o/ theArmagh obserpatory {^lUenu of the Astron. Soc, of London Fol. IF, Pt. 11, p. 293 (1831),

6) Idi bediene mich hier, herkömmlichcrwelse, des VVorts Irradiation^ um die Tausdiung xu bezeichnen, die sich bei den mit FerarShren gemachten Beobachtungen xeigt. Wo es sich insbesondere Tom Auge handelt, und wo Yerwirmng daraus entstehen kdnnle, werde ick imr mer Ocuiar-Jrradiation sagen.

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Hob der HelUgkeit eines Gegenstandes auf die Gröfse der Irradiation bei den mit Fernrohren gemachten Beob- achtangen erweisen. Diese Versuche bestanden in der Be- obachtoDg einer künstlichen beleuchteten Scheibe, deren HeHigkeit man erhöhen oder schwächen konnte, und de- ren Winkelbreite unter diesen Umständen mittelst eines Mikrometers gemessen wurde. Die Scheibe war gebil- det durch eine im Brennpunkt eines Objcctivs angd)rdchte Melallplatte mit einem kleinen kreisrunden Loch darin, hinter welchem die Flamme einer Lampe stand, die von dem Beobachter durch ein auf der andern Seite des Ob- jeclivs befindliches Fernrohr betrachtet wurde. Dieb Ver- fahren ersetzte einen reellen Gegenstand durch ein virtuel- les unendlich entferntes Bild, welches sonach die Rolle eines Gestirnes spielte. Hr. Robison ist der Meinung, dafs die bei seinen Versuchen angewandten Objective und Fernröhre nur eine sehr schwache Aberration erzeug- ten, und betrachtet daher die von ihm beobachteten Er- scheinungen als hauptsächlich von der Ocular- Irradiation herrührcud. Anfangs brachte er zwischen der Lampe und Metallplattc ein Stück geöltes Papier an, um die Hellig- keit der künstlichen Scheibe bedeutend zu schwächen, setzte dann die Mikrometerfäden in Berührung mit der Scheibe und maafs ihre Winkelbrcitc. Als er darauf das geölte Papier fortnahm , sah er die Scheibe über die Fä- den hinwegragen ; er brachte nun diese wieder zur Be- riShrang und konnte sonach den aus der vermehrten Hel- ligkeit entsprungenen Zuwachs des Durchmessers messen. Die Hälfte dieser Gröfse stellte die Dicke des Lichtrin- ges vor, der aus dem Unterschiede der Irradiation der Scheibe in ihren beiden Helligkeitsgraden entsprang.

Mehre Versuchsreihen mit verschiedenen Instrumen- ten und mehr oder weniger grofsen Scheiben gaben für den Ueberschufs des scheinbaren Durchmessers, der dem

1) On Irradiation {Bfem. of the Koyai Astr. So€, of London

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Maximum der Helligkdt entsprach, über den, der dem Minimum aagebörte, Resultate, deren Mittel von 3",37 bis 5'',33 gingen ; daraas ergaben sich ffir den Uebersdiuü der Irradiation Werthe von 1^68 bis 2",66.

Bei einem seiner Versuche, wo Hr. Robinson statt des Fadenmikrometers ein Objectivmikrometer genommen hatte, gewahrte er bei Vermehrung oder Verringenrng der Helligkeit keine Veränderung in dem Contact der beiden Bilder; ein Resultat, das mit dem von Hm« Arago mittelst eines Bergkrystall- Mikrometers erhaltenen fiber- einstimmt. Hr. Robinson drückt sich hierüber folgen- dermafsen aus: „Es war dicfs übrigens eine in der Eile gemachte Beobachtung die zu wiederholen ich nodi nicht Zeit gehabt Wenn ich keinen Fehler begangen habe, so beweifst diese Beobachtung, dafs die Irradiation gänz- lich im Auge lag, denn eine sympathische Wirkung von einem der beiden Bilder auf die angrSnzenden und schon von dem andern Bilde erregten Theile der Netzhaut konnte hier nicht stattfinden.'* Ich werde weiterhin <§. 92) auf diese Idee des Hm. Robinson zurückkommen.

Bei einem andern Versuch, wo Hr. Robinson das Gesichtsfeld des Femrohrs erleuchtet hatte, fand er, dafs diefs merklich auf die scheinbaren Dimensionen der Scheibe einwirkte, sobald diese ihre geringste Helligkeit hatte; denn wenn er jenes Seitenlicht fortnahm, vergröfserte sich die Scheibe augenscheinlich* Diese Wirkung fand nicht mehr statt, wenn die Scheibe ihre gröfste Hellig- keit besaÜB, ohne Zweifel, wie auch Hr. Robinson be- merkt, wegen der geringen Intensität der Seitenbeleuch- tung.

Am Schlüsse seiner Abhandlung schlägt der Verfas- ser den Ästronomen ein sinnreiches Verfahren vor, um den Einflufs der Ocular- Irradiation sichtbar zu machen, wenn man Sonne oder Mond mittelst eines Fernrohrs beobachtet. Diefs Verfahren besteht darin, durch das Gestirn selbst eine bedeutende Seitenbeleuchtung hervor-

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znlmngeD. Za dem Ende stellt Hr. Robinson vor das Objectiv ein halbdurchsichtiges Diaphragma, dordi dessen OefToQDg die das Bild formenden Strahlen gehen, wäh- rend der Rest daza dient, zerstreutes Licht über das Ge- sichtsfeld des Instruments auszubreiten. Hr. Robinson emShnt zu Gunsten dieses Verfahrens einiger Beobach- tungen, gemacht von ihm mit Diaphragmen von geöltem Papier und mattgeschliffenem Glase, deren Oeffoungen ungefähr ein Drittel der Fläche des Objectivs einnahmen.

24. Wenn ich die chronologische Ordnung befol- gen wollte, mttfste ich nun von einer neuen Theorie der Ocolar- Irradiation sprechen, die 1831 ein amerikanischer Gelehrter aufstellte; allein ich werde weiterhin auf sie xorfickkommen, und hier zuvOrderst, um das, was die Erörterung fiber das Dasejn der Irradiation betrifft, zu sdiiiefsen, den Versuchen des Hm. Robinson die von Hro. B es sei beim VorQbergang des Mercurs vor der Sonne im J. 1832 gemachten Beobachtungen folgen las- sen*).

Bei den Beobachtungen einer Erscheinung dieser Art mnCs die Irradiation, liege sie nun im Auge oder in Fernrohr oder zugleich in beiden, einerseits den Durchmesser der Sonne vergrOfsem, und andrerseits den des Planeten verkleinem. Im Augenblick indefs, wo der Planet, nachdem er die Sonnensdieibe durchwandert hat, rieh deren Umrils nfihert, um auszutreten, wo ein wirk- licher Contact zwischen den Rändern beider Gestirne seh einstellt, müssen die Wirkungen der Irradiation an dem Berührungspunkte plötzlich verschwinden; denn die- ftt Punkt hört dann auf, dem Beobachter Licht zuzu- raden. In diesem Augenblick stehen aber die scheinr laren RSnder beider Gestirne offenbar noch um eine GrOlse auseinander, die gleich ist der Summe der Dicken Uider Lichtringe, des Sufseren der wahren Sonnenscheibe md des innem der Planetenscheibe. Daraus folgt, dab

t) Ajtranoiii. Nadinchten Mr. 228, S. 187.

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wenn in diesem Falle die Irradiation sich in merklicher Weise Sufsert, die Person, welche die Annäherung des zweiten inneren Contact beobachtet, den Lichtfaden, wel- cher die scheinbaren Ränder beider Gestirne trennt, noch wenn er einige Dicke hat, wird augenblicklich zer- reifsen sehen müssen, wie wenn sich plötzlich auf dem Rand des Planeten ein Vorsprudg bildete und einen klei- nen Theil des Sonnenrandes versteckte. Es ist tibrigens klär, dafs analoge Erscheinungen, nur in umgekehrter Ordnung, sich zeigen müssen, wenn der Planet eintritt, zur Zeit des ersten inneren Contact, d. h. dafs der Pla- net hinter sich einen kleinen Yorsprung zeigen müb, welcher plötzlich verschwindet, unmittelbar nach dem wirklichen Contact, um einem zusammenhängenden Licht- faden von beträchtlicher Breite Platz zu machen. In der That sind dergleichen Erscheinungen von den Astrono- men des verflossenen Jahrhunderts bei den VorübergSn- gen der Venus beobachtet worden.

Nun hat Hr. B es sei als er mit dem grofscn Helio- meter der Königsberger Sternwarte den Mercur beobach- tete, weder beim Eintritt, noch beim Austritt desselbei, irgend etwas ähnliches gesehen. Der Lichtfaden, welcher die Ränder beider Gestirne nach gänzlichem Eintritt trennte, bildete sich ganz regelmäfsig, und zeigte anfangs eine kaum sichtbare Breite; dieselbe Regelmäfsigkeit zeigte sich beim Austritt. Alles geschah demnach so, wie in Fall einer gänzlichen Abwesenheit der Irradiation.

Hr. B es sei hat das Phänomen einer anderen Probe unterworfen. Da die Zeitpunkte der Bildung und de Zerreifsung der Lichtfäden die der wahren inneren Be- rührungen sind, was für einen Werth die Irradiation aaci haben mag, so wird man den Zeitraum, welcher dies^ beiden wahren Berührungen trennt, bestimmen, und naci dieser Dauer den wahren, von der Irradiation befreitei 'Winkeldorchmesser der Sonne berechnen können. Mift man also fiberdiefs während des Yorübergangs und mt

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dem näinlicbeo Fernrohr direct den Diircbmesser der Soooe mit Hölfc des Mikrometers, 80 wird man die bei- den erhaltenen Werthe vergleichen, und daraus den der Irradiation unter denselben Umständen ableiten können. Das hat nun Hr. B es sei gethan, und dieser Vergleich bat ihm keinen wahrnehmbaren Werlh fQr die Irradia- tion gegeben.

„Vergleicht man/' sagt dieser Astronom, ,,die Be- schreibungen, welche die vorzüglichsten Beobachter der Venasdurchgänge von 1761 und 1769 von den Erschei- nungen, die ihnen die inneren Bertihrungen der Ränder darboten, gegeben haben, so kann man nicht zweifeln, dafs für sie die Sonne wirklich durch die Irradiation ver- gröfsert war. Man mub also annehmen, dafs es Fern- röhre giebt, welche die Sonne durch einen Irradiations- Effect vergröfsern, und andere, die sie in ihrer wahren Gröfse sehen lassen. Das Heliometer, dessen ich mich bediente, gebort zu dieser letzteren Klasse.^

25. Ich habe Jetzt nur noch einer Theorie zu erwähnen, die man zur Erklärung der Ocular- Irradiation aufgestellt hat. Ihr Urheber ist Hr. Jos I in, Professor zu New- York. „Jedermann," sagt er, „wird das strahlende An- sehen der Sterne und der Flamme einer entfernten Lampe oder Kerze beobachtet haben. Als ich diese Gegenstände aufmerksam untersuchte, bemerkte ich, dafs drei dieser Strahlen weit ansehnlicher waren als die übrigen, dafs sie gleichen Abstand hatten, und dafs einer von ihnen senkrecht von unten in die Höhe gerichtet war.'' Aus diesen Beobachtungen und einigen besonderen Versuchen leitet Hr. Joslin folgendes Gesetz ab: Es giebt für jedes Indwiduum bestimmte Richtungen Qon Irradiations^ Maximis; bei einer Person Qon gewöhnlichem Gesicht sind diese Richtungen^ drei an der Zahl^ i^on gleichem Winkelabsiand , und folglich von hundert und zwanzig Graden oder einem Drittel des Kreisurnfangs, Bei gera- der Stellung des Kopfes steigt die eine in der senkrech-

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ien Gesichtsebene^ die durch den Mittelpunkt des hellen Gegenstandes geht, geradezu in die Höhe, und die bei- den andern steigen in Gesichtsebenen ^ die mit der er- steren tmd unter sich respective Winkel von 120 Grad machen, schief herab. Die Abnahmen der VergröfsC" rung in den übrigen Richtungen sind beinahe symmetrisch und gleich in Bezug auf diese drei Richtungen^ und die scheinbare Gestalt des Gegenstandes nähert sich mehr und mehr der eines gleichseitigen Dreiecks, Je nach Helligkeit, Entfernung und Gröfse des Gegenstandes.

Der Hauptversuch des Hrn. Joslin besteht darin, daCs man vor der Flamme einer Kerze eine Metallplatte mit mehren kreisrunden Oeffnangen von verschiedener Gröfse aafstellty diese nach Belieben eine nach der an- dern genau vor die Flamme bringt , und darauf den so entstandenen kreisrunden hellen Gegenstand aus einer ge- wissen Entfernung betrachtet. Die Platte wird überdiefs mittelst einer zweiten Kerze von vorne beleuchtet, um die Netzhaut für die kleinen unregelmäfsigen Radiationen unempfindlich zu machen.* „Aus einer Entfernung von fünf bis fünfzehn Fufs, sagt der Verfasser, erschien der in Wahrheit kreisrunde Gegenstand als ein gleichseitiges Dreieck, dessen Umrisse sehr gut begränzt waren . Ein Anwuchs in der Gröfse des Gegenstandes vergrö- fserte die Entfernung, welche zum deutlichen Erscheinen des Dreiecks nolhwendig war. Mit einem Gegenstande

von einem Zehntelzoll im Durchmesser, erscheint es am

#

deutlichsten bei sechs bis acht Fufs Entfernung, mit ei- nem Gegenstände von einem FünftelzoU bei zwölf oder fünfzehn Fufs.'^

Der Verfasser stellte auch einen kreisrunden dunklen Gegenstand vor der Flamme auf, so dafs sie unten und obeo" über ihn vorragte, und er beobachtete Erschei- nungen, die mit dem vorhin genannten allgemeinen Ge- setz fibereinstimmten. Alle Erscheinungen folgten fiber-

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dieb den VerSDdenmggQ in der Lage des Kopb des Be- oluichtere.

n Nachdem ich die meisten der vorstebenden Ver- suche gemacht |iatte/' sagt Hr. JosÜn, „flberrascbte mich zaTÖrderst die Coincidenz dieser Aasbreitang heller Gegenstände nach drei gleich-abständigen Riebtangen mit den drei gleich-abständigen FaserbQndeln und den drei ebenfalk gleich -abständigen gestrahlten Linien, die man, wie Dr. Thomas Toung in seinen Observaiions on Vi- sion gezeigt bat, anf der Yorderfläche der Kristalllinse des Ochsen bemerkt.^ Hr. Joslin f&hrt hier die von Toung fiber die Struktnr der Kristalllinse des Ochsen gegebenen Details an, und filhrt dann fort; „Toung setzt hinzu: Ich habe noch nicht Gelegenheit gehabt die KristalUinse des Menschen zu untersuchen; allein aus der Leichtigkeit, mit der sie sich in drei Theile zerfiU" len läfstj können wir schlief sen, da/s sie der des Ochsen ähnlich sey. Es schien mir, als hätte ich den Faden, der mich zur Ursache der Erscheinung föhren mfifste, ge* fanden in einer Struktur, die darauf berechnet schien^ eine symmetrische Wirkung in Bezug auf drei gleich-ab- stSodige Strahlen der Kristalllinse zu erzeugen, einer Struktur, die in keinem andern Theil des Gesichtsorganf etwas Analoges zu haben schien.^

Mithin ist, nach Hrn. Joslin, die Irradiation kein Phänomen der Empfindung» sondern ein Effect der Re- fraction, herrührend von einer Wirkung, welche die Kri- stalUinse auf die durch sie gehenden Lichtstrahlen aus- übL Der Verfasser setzt aber nicht näher auseinander, wie er sich diese Wirkung denkt, allein er kündigt eine aeue Arbeit an, in welcher er die Versuche beibringen will, die ihn zu neuen Principien, wie die folgenden, ge- fOhrt haben : die Irradiation wird unmittelbar und haupt-- sächlich Qon der Kristalllinse erzeugt, aber von der JHs ^geändert. Die Theile in der Mitte und an den Sei-

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schwarz auf weifsem Grand, um sich dieses ApparaU za bedienen, stelle man ihn neben einem Fenster senk- recht auf, so, dab er wohl beleachtet sej, nnd entferne sich nun auf vier bis fQnf Meter. Alsdann wird der weitse Streifen khbd beträchtlich breiter erscheinen als der schwarze Streifen darüber, und dieser scheinbare Unter- schied wird mit der Entfernung zunehmen ^). Man be- greift, dafs der Apparat so construirt ist, um den Eff^ect der Irradiation zu vergröfsera. Denn, wenn einerseits der weilse Streifen scheinbar breiter wird, nimmt dage- gen der schwarze, durch die Irradiation der weifsen Fel- der zur Seite, an Breite ab. Noch augenßlUiger kann man die Erscheinung machen, wenn man die Felder, wel- che im erwähnten Apparat weifs gelassen sind, nämlich den Streifen khbd und die Rechtecke mckf und anßh^ ausschneidet, darauf den Apparat an einer der oberen Scheiben eines Fensters befestigt, so dals man durch ihn nach dem Himmel sehen kann« Hiedurch erhalten die hellen Theile weit mehr Glanz, und die dunklen eine weit gröfsere Schwärze, was dann die Intensität des Phä- nomens erhöht. Man muls sich hiezu einer dQnnen Pappe bedienen und sie recht undurchsichtig schwarz bemalen. Bristolpapier z. B. pafst hiezu, so wie zur Construction des vorgenannten Apparats, vortrefflich.

Die Irradiation bei blofsem Auge mufs demnach als eine der Gesichtserscheinungen betrachtet werden, die am besten festgestellt, und am leichtesten nachzuweisen ist Nur ist ihre Intensität nicht gleich bei verschiedenen Au- gen, nnd selbst veränderlich bei demselben Individuum;

bis-

1) Für diesea Versadi, lo wie för die BcobaditiiBg der MoDdttdwl «eise ich voraoa, dals man ferne Gegenstande deutlich aehe, d. h. ein normales Gesicht habe oder femsichtig aey. Was kurutchtife Personen betriffi, so ist klar, dais der GegensUnd anlscrhaU» der Granse ihres deutlichen Sehens liegen, nnd for sie also der Effect ausammen- gesetst aejn würde. Solche Personen müssen sich för diese Versuche conetfer Brillen bedienen. .

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bkher babe ich aber noch Niemand gefunden, der sie nicht hStte mehr oder weniger deutlich beobachten kön- oeo. Aach haben die Uiügewifsheiten, ifvelche die Auf- gabe Terwickelt machten, ihren Ursprung in den mit astro- nomischen Fernrohren gemachten Beobachtungen, und unter diesem Gesichtspunkt wollen wir uns jetzt mit letz- teren beschäftigen.

29, Unter diesen Umständen besteht die Irradiation, wie es Hr. Robinson sehr wohl eingesehen (§§. 22, 23), aus zwei wesentlich verschiedenen Theilen: dem, der von der Aberration der Instrumente herrührt, und dem, der in dem Auge des Beobachters selbst seinen Ursprung hat. Sehen wir von dem ersteren ab, oder, anders gesagt, setzen wir ein von jeder Aberration freies Femrohr vor- aas, so dafls die Täuschungen nar allein yon der Ocu- lar- Irradiation herrühren können. Wir werden weiter hin (§. 103) sehen, dafs diese letztere scheint wesentlich von dem Ocular des Instruments abgeändert werden zu mfissen; allein, um die Umstände der Aufgabe zu ver- einfachen, werde ich auch von diesem Einflufs absehen, Qod für jetzt die Ocnlar-Irradiation als ganz unabhän« gig von dem Femrohr betrachten. Endlich werde ich für den Augenblick annehmen, die Helligkeit des durch das Fernrohr gesehenen Bildes bleibe constant, was für eine Yergröfserung man auch anwende.

Ich sage nun, dafs, unter diesen vereinigten Umstän- den, der aus der Irradiation entspringende Fehler der Beobachtung sich umgekehrt wie die Vergröfserang ver- hält In der That ist einleuchtend, daÜB die blofsen Ver- änderungen im Winkeldurchmesser des durch das Fern- rohr gesehenen Bildes die Dicke des Lichtringes, welche die Ocular- Irradiation dem äufsem UmriÜB dieses Bildes hinzufügt, nicht werden verändern können. Unter den rein hypothetischen Umständen, in welche wir uns versetzt haben, wird also die Winkelbreite des. Irradiationsringes gleichbleiben, während der Winkeldurchmesser des durch

Poggcod, Ann. £rs>Diiin$«bd. I. 8

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das Fernrohr gesehenen Bildes sich verändert. Sey nun G die Yergröfserung, D der halbe WinkeldurcKmesser des durch das Femrohr gesehenen Gegenstandes, ohne die Winkelbreite der Irradiationsbreite mitznbegreifeD, und I diese Breite. Dann ^ird der wahre Winkelhalb-

messer des Gestirns offenbar sejn: —p- und der, den man aus der Messung mit den Mikrometerfäden ableitet:

Der Fehler wird also: -p —-71- ^ -tt-. Da nun i

constant ist, so sieht man, wie ich sagte, dafs der Feh- ler im umgekehrten YerhältniÜB der YergrOfserung steht. Gesetzt z. B., es handle sich um den Mond, und dieser erzeuge in dem Auge des Beobachters eine Iira- diation, gleich der, welche bei Gasse ndi in den §. 11 erwähnten Beobachtungen stattfand. Berücksichtigt mao weder die Wirkung des Oculars des Femrohrs, noch die Unterschiede in der Helligkeit des Bildes und des mit blofsem Auge gesehenen Mondes, so würde also I = 2',5. Folglich wäre der Fehler, vermöge der Irradia-

2' 5 tion, für eine SOmalige Yergröfserung, gleich -^ = 3",

für eine 100 malige nur r,5, und für eine 300 malige gar nur tf^5.

30. Eine der Yoraussetzungen, die wir gemacht, um zu vorstehendem Gesetz zu gelangen, kann beinahe ver- wirklicht werden: es gtebt heut zu Tage so voUkommne FemrOhre, dafs die Aberrationen darin zu vernachlässi- gen sind.

Anlangend die Wirkung, welche das Ocular des In- struments auf die Irradiation ausübt, so scheint aie, wie wir weiterhin sehen werden (§§. 97 104), solcher Art zu sejn, dafs sie, in allen Fällen, diese Irradiation be- deutend verringert, und das um so mehr, als das Ocolar

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kiiftiger ist Diese Wirkimg ist ako g^nz zum Yortbeil der BeobachtangcD.

EDdlicb weifs man, daCs die Helligkeit des Bildes Dotbweodigerweise veräoderlicb ist. Bei demselben Fern- rohr nimmt sie ab, wenn die Yergröfserung wächst, und bei derselben Yergrö&erang ist sie ungleicb in verschie- denen Fernrohren. Da nun die Breite / des Irradialions- riDges wesentlich von dieser Helligkeit abhängt (§§. 10, 16, 23), so variirt also der Werth von /, vermöge die- ser Ursache, sowohl mit der YergröCBerung als mit den angewandten Femröhren. Bei starken Yergröberungen ist übrigens die Helligkeit des Bildes gewöhnlich weit ge- ringer als die, mit der sich das Gestirn für die Beob- achtung mit blofsem Auge darbietet, so dafs allein da- durch der Werth von / auch geringer als im letzteren Falle wird.

31. Aus allem diesem folgt, dafis das vorhin gefun- dene Gesetz bei weitem nicht genau ist. Ich habe- es nur gegeben, damit man sich eine erste Idee bilden könne von der Art, wie die Fernröhre den Fehler, welchen die Ocular- Irradiation in die Beobachtung der Gestirne einzuführen strebt, vermindern. In Wirklichkeit, wie man so eben gesehen^ wirken diese Instrumente auf dreier- lei Weise: 1) durch die Yergröfserung an sich, indem sie den Winkelhalbmesser des Bildes vergrölsem, ohne die Winkelbreite der Irradiationszone zu vergröfsern; 2) durch Schwächung des Lichts, woraus eine Yerringe- nmg in der Breite dieser kleinen Zone hervorgeht; 3) durch eine besondere Wirkung des Oculars, welche in derselben Breite eine andere Yerringerung herbeiführt, die scheint, bei einem nämlichen Femrohr, desto beträcht- licher sejn zu müssen, als die Yergröfserung stärker ist.

Die Schätzungen, zu welchen wir im §. 29 geführt worden, unter Yoraussetzung einer gleichen Irradiation, wie Gassendi erfuhr, sind also viel zu hoch. Denn selbst wenn das Fernrohr so beschaffen wäre, dafs es

8*

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für schwache yergrö&enmgen ein Bild von grdfserer Hel- ligkeit gäbe, wie das Gcstim dem blolsen Auge darbie- tet, würde die Wirkung des Oculars den kleinen An- wuchs, der aus dieser Helligkeitsyermehrung in dem Wer- the von I hervorginge (§§. 97 100), mehr als compen- siren. Besonders aber sind besagte Schätzungen für starke Yergröfserungen herabzusetzen, denn dann gehen die bei- den Ursachen, welche auf den Werth von i einwirken, in gleichem Sinn; beide tragen dazu bei, diesen Werth und folglich den Fehler wegen der Ocular- Irradiation zu vermindern.

Da nun der Betrag dieser Ocular- Irradiation nach den Individuen und nach dem Befinden der Augen ver- schieden ist (§§. 53, 77, 79, 87 89), und die aus Gas- sen di^s Beobachtungen gefolgerten Werthe, wie man weiterhin (§• 89) sehen wird, sich auf eine sehr starke Irradiation beziehen, so wird das Phänomen in den mei- sten Fällen weit weniger entfaltet seyo, der Fehler also noch weit geringer werden.

Unter den günstigsten Umständen, d. h. bei einer starken YergrOfserung, die dem Bilde keine zu grobe Helligkeit labt, und bei einem für die Irradiation wenig empfindlichen Auge, begreift man, dab der aus dieser letzteren entspringende Fehler ganz unmerklich werden kann.

32. Schreiten wir jetzt zum zweiten Element des gesammten Fehlers, d. h. zu dem, der aus Unvollkom* menheiten der Fernrohre selbst entspringt. Wir vernach- lässigen hier, als zu wenig merkbar, die. vom Ocular be- wirkten Aberrationen. Was die vom Ob)ectiv herrüh- renden betrifft, so kann der Winkel, unter welchem man die kleine Zone sieht, die sie dem äuberen Umrife des Bildes hinzufügen, bei einem und demselben Fern- rohr, als proportional der YergrOfserung angesehen wer- den. In der That müssen in diesem Fall die Verände- rungen der VergrObeningeny da sie nur von Yerände*

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rangen des Oculars herrOhren, äch gleichmäiaig, auf al- les erstrecken, was das im Brennpunkte des QJbjectivs gebildete Bild zusammensetzt, folglich, auf die kleine Ir- radiationszone, (wie auf das Uebrige. Verdoppelt man z. B. die Yergröfserung, so wird auch der Winkel, un- ter welchem der Beobachter die Breite dieser kleinen Zone sieht, verdoppelt scjn, so gut wie der, unter wel- chem er den Rest des Bildes siebt. Wir könqen also die Winkelbreite der besagten ^leinen Zone durch aG vorstellen, wenn G. die Vergrölserung bezeichnet, und a ein Coefficient ist, der für eiu und dasselbe Femrohr coDstant ist, aber von einem Instrument zum andern va- riirt ^ }. Sehen wir für einen Augenblick nun ab von der Ocular- Irradiation, und bezeichnen noch mit D den Winkelhalbmesser des in dem Fernrohr gesehenen Bil- des, ohne die Winkelbreite des Irradiationsringes darin mitzttbegreifen, so wird der wahre Winkelhalbmeßser des

Gestirns noch seyn: —zr-y und der aus der mikrometri- sehen Messung abgeleitete: j^ . Der Fehler we- gen der Aberration wird also: ji ^ = ö.

Und dieser Fehler wird für ein und dasselbe Femrohr coostant und von der Yergröfserang unabhängig sejn.

Der gesammte Fehler, d. b. der zugleich aus der Ocular- Irradiation und den Aberrationen des Fernrohrs

1) Sobald man durch eine bedeutende Yergröfsening die scheinbare Winkelbreite des Aberrationsringes sehr vennehrt, nnd zugleich die lotentUat des Lichts betrachtlich Ternngert bat, ist es freilich mög- lich, daTs die Sulsere Granze dieses Ringes, die in einem mittelmä- fsigen Femrohr nicht scharf sejn kann, zu schwach erleuchtet wäre, um noch wahrgenommen zn werden. Ich glaube jedoch, dals der Unterschied klein sejn müsse, und fahre daher fort, die Grölse a als constant zn betrachten. Wenn sie es übrigens in gewissen Fällen nicht ganz ist, so kann der Unterschied nur der BeolMcfatODg zam Yortheil gerdcfaeo.

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eDtqpringeDcle, wird also aas zwei ganz verschiedenen Theilen bestehen, einem, der mit der Vergröfserung, der Helligkeit des Bildes, der Beschaffenheit und dem Be- finden des Aages veränderlich ist, und einem andern, der von diesen Umstanden unabhängig und sich nur mit der Vollkommenheit des Instruments verändert.

33. Kichts ist nun leichter als die Abweichungen zwischen den Resultaten der Beobachtungen der Astro- nomen 'ZU erklären und nachzuweisen, wie die Zweifel aus diesen Abweichungen entsprangen. Da der gesammte Fehler zugleich von der Vergröfserung an sich, von der Helligkeit des Bildes, von der Natur und dem Befinden des Auges, und von der Vollkommenheit des Instruments, also von wesentlich veränderlichen Gröfsen abhängt, so sieht man, dafs dieser Gesammtfehler unter gewissen Um- ständen ganz unmerklich, und unter andern beträchtlich sejn könne. Die günstigsten Umstände sind: ein Fem- rohr von der VortrefHicbkeit der heutigen, eine starke Vergröfserung, eine mäfsige Helligkeit des Bildes, and endlich ein für die Irradiation wenig empfindliches Auge. Die ungünstigsten Umstände sind dagegen: ein mittelmS- fsiges Fernrohr, eine schwache Vergröfserung, grofse Hel- ligkeit und ein zur Irradiation sehr geneigtes Auge.

34. Bei den Beobachtungen der Sonne wird a oder der aus den Aberralionen des Fernrohrs entspringende Theil des Fehlers nothwendig durch Einschiebung eines rothen Glases verringert, weil diefs, indem es nur ein mehr oder weniger der Homogenität nahe kommendes Licht durcbläCst, die Wirkungen der chromatischen Aber- ration zu zerstören beiträgt.

Es ist nicht zu bezweifeln, dafs nicht, in einem der heutigen vortrefflichen Fernröhre, der Werth von a so klein werden könne, dafs er zu vernachlässigen sej, und um so mehr wird diefs bei den zu Sonnenbeobachtungen bestimmten Instrumenten der Fall seyn. Durch diese Betrachtungen erklären sich leicht die von Hm. Bessel

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erhaltenen ResoItaCe (§. 24). Das von diesem Astrono- meQ angewandte Heliometer ist ein Instrument von gro- ßer Vollkommenheit ^ ) , und da es sich flberdieCs um die SoDoe handelt, können wir annehmen, dafs der von den Aberrationen abhängige Theil der Täuschung ganz un- merklich war. Ueberdiefs konnte das rothe Bild keinen bedeutenden Glanz haben, denn ein Gegenstand von die- ser Farbe und von einem Glänze, wie das Mondsbild würde gewifs die Augen geblendet haben, und man giebt den zu Sonnenbeobachtungen bestimmten Gläsern einen solchen Grad von Tiefe, dafs dieser Uebelstand vermieden wird. Endlich bat Hr. Bessel bei diesen Be- obachtungen eine starke Yergröfserung, d. h. eine 290- malige, angewandt; man braucht also nur noch voraus- zusetzen, dafs die Augen dieses Astronomen wenig zur Irradiation geneigt sejeu, um alle günstigsten Bedingun- gen vereint zu finden. Man begreift demnach leicht, warum die sonderbaren Erscheinungen, welche bei der- gleichen Beobachtungen durch die in Bede stehenden Fehlerquellen erzeugt werden, sich Hm. Bessel nicht gezeigt haben. Hätte dieser Astronom eine schwächere Vergröfserung angewandt, so würden diese Erscheinun- gen mehr oder weniger deutlich eingetreten seyn, und in ,^ der That ist dieb Hrn. Argelander begegnet, der gleichzeitig mit einem kleinen Fraunhofer 'sehen Fern- rohr von 90 maliger Vergröfserung beobachtete.

Anlangend das noch genauere Besultat des von Hm. Bessel gemachten Vergleichs zwischen dem Werth des direct gemessenen Sonnendurchmessers und dem aus der Dauer des Durchgangs abgeleiteten Werth, so ist dabei eine andere Ursache hinzugetreten, um den Einflufs der Irradiation gänzlich zu entfernen. Mit dieser wollen wir nns sogleich beschäftigen.

35. Aus §§. 17, 23 und 24 kann man ersehen, dafs

1) Biblioth, unheneiU T. XLFII, p. 1. (Aitroo. Nadirickt No. 189, S 397.)

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allemal, wo man versiicbte, die Irradiation durch Mikro- meter mit doppelten Bildern za messen » kein merklicher Werlh für sie gefunden wurde, und dafs sie selbst in einem Falle, wo das Fadenmikrometer sie in beträchtli- chem MaaEse erblicken liefs, durch Mikrometer mit dop- pelten Bildern verscbwand. Versuche, die ich sogleich beschreiben will, werden diese sonderbare Thatsache be- greiflich, oder wenigstens von dem allgemeinen Gesetz der Irradiation abhängig machen.

^UYörderst scheint es mir aber nötbig, fiber die Ur- sachen, welche bei so zarten Erscheinuogen, wie die in diesem Aufsatz Tcrhasdelten, die Sicherheit der Beobach- tungs- Ergebnisse verringern köpoten, einige Betrachtun- gen voranzuschicken und zugleich die Yorsichtsmaafsre- geln anzugeben, welche ich beständig getroffen, um diese Fehlerquellen zu vermeiden. Da die Erscheinungen der Irradiation im Auge selbst ihren Sitz, und immer eine ge- ringe Gröfse haben, so könnte man zunächst fürchten, dafs der Beobachter sich durch eine vorgefafste Idee in seinem Urtheil leiten liefse. Andererseits wäre es mög- lich, dafs die Erscheinung, die sich ihm zeigt, von der besonderen Beschaffenheit seiner Augen abhinge und nicht als eine allgemeine Thatsache betrachtet werden könnte. Um sich gegen diese Unsicherheiten zu schützen, bietet sich das Hülfsmittel dar^ dieselben Versuche von anderen Personen machen zu lassen, und zwar von unterrichteten Personen, die am Beobachten von Natur-Erscheinungen gewöhnt sind. Die Personen, die mich zu unterstützen die Güte hatten, und diese Versuche entweder insgesammt oder zum Theil wiederholten, sind: Hr. Quetelet, Di- rektor der Sternwarte zu Brüssel, Hr. Burggraeve, Professor der Anatomie, Hr. Bommart, Prof. der Bau- wissenschaften, Hr. Cantraine, Prof. der Zoologie, Hr. Mareska, Prof* der Chemie, Hr. Manderlier, Prof. der Mathematik , sämmtlich an der Universität zu Geot, Hr. Dupre, Prof. der Physik, und Hr. Le Franfois,

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Prof. der Mechanik, beide an der Gewerbschnle daselbat, Hr. Jacqaemyns, Prof. der Physik am Athenaeo da- selbst, und Hr. Moke,#Doctor der Medicin. Ich mufiB hinzufOgeOy dafs ich, da die meisten meiner Apparate ana der Feme beobachtet werden mafsten, zn den Versuchen mit ihnen eine Bedingung mehr bei der Auswahl der Per- sonen zu erfüllen hatte, nämlich nur solche wählen durfte, die ein gutes Gesicht hatten oder wenigstens nicht kurz- sichtig waren. Kurzsichtige Augen können freilich ent- fernte Gegenstände deutlich sehen, wenn sie concaye Brillen gebrauchen; allein dann sind die Erscheinungen nicht mehr mit blofsem Auge zu beobachten, und wir wer- den weiterbin (§§. 97 104) sehen, dafs Linsen vor das Ange gebracht, auf die Irradiation eine eigenthfimliche Wirkung ausüben. Um endlich meinen Resultaten alle mögliche Bürgschaft zu geben, habe ich mich immer ge- hfitet, die Personen von dem, was sie bei derBeobach- fang sehen würden, vorher zu unterrichten, und, wenn ich sie später nach dem Gesehenen fragte, trug ich grofse Sorge, ihnen nichts zu sagen, was ihr Urtheil hätte mehr nach der einen, als nach der andern Seite hinlenken lönoen.

Das ist der Gang, den ich bei allen meinen Yersu- dien befolgt habe, und auf den ich weiterhin in dieser Abhandlung wieder zurückkommen werde. Zuvor will ich aber noch eine Bemerkung machen.

Die Hauptwirkung der Irradiation bei blofsem Auge, nSmlich die scheinbare Yergröfserung eines hellen Ge- genstandes auf duuklem Grunde, kann allen Personen wahrnehmbar gemacht werden; wenigstens habe ich, wie gesagt, bisher keine angetroffen, die sie nicht hätte mehr oder weniger deutlich sehen können. Allein da die In- tensität des Phänomens sehr ungleich ist bei verschiede- nen Individuen, und sich bei gewissen Personen sehr ge- ring erweist, so können diese letzteren von dem Phäno- men nur einige der seine Gesetze ausmachenden Abän-

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deningen wabrnebmeD, oder über dieselben nur ein mebr oder weniger ungewisses Urtbeil erlangen; denn da f&r solche Personen schon der Haupt -Effect nur gering ist, so müssen die AbSnderungen desselben notbwendig auch sehr klein, und folglich schwer gut wahrzunehmen seyn. Die Ausnahmen, welche die Resultate der vergleichenden Versuche bisweilen zeigen kOufen, haben demnach eine geringere Bedeutung, wenn sie bei Personen vorkommen, deren Augen von der Art sind, dafs sie den Haupt -Ef- fect nur wenig deutlich sehen. Ich werde, bei Angabe der Resultate meiner Versuche, sorgfältig bemerken, ob eine Ausnahme stattfand, und zu welcher Kategorie die Augen gehörten, bei denen sie sich zeigte.

36. Ich schreite jetzt zu den oben erwähnten Ver- suchen. Auf ein Stück weifser Pappe, von gleichen Di- mensionen mit den §. 28 angeführten, ziehe man am Li- neal eine etwa 0,5 Millimeter dicke schwarze Linie von a nach b (Fig. 4, Taf. III), und streiche nun das Recht- eck cbgd schwarz an; es wird dann die Seite bc dieses schwarzen Rechtecks mit der linken GrSnze des kleinen schwarzen Streifens cafh eine stete Gerade bilden. Nun stelle man die Pappe nahe an ein Fenster, und entferne sich um einige Meter; dann scheint diese Stetigkeit nicht mehr statt zu finden; vielmehr scheint die Seite cb dea schwarzen Rechtecks um eine sehr merkliche Gröfse ge- gen dg vorgeschoben, so dafs der kleine schwarze Strei- fen einen Vorsprung gegen sie macht, wie es Fig. 5, Taf. III vorstellt ^). Daraus folgt, dafs der weifse Raum qcbn (Fig. 4, Taf III) vermöge seiner Irradiation mebr Über das schwarze Rechteck weggreift, als der weifse Raum macq über den kleinen schwarzen Streifen. Dieser Un- terschied mufs notbwendig der Gegenwart des weifsen Raums fhdp auf der andern Seite dieses kleinen Strei- fens zugeschrieben werden; denn wenn man auch diesen

1) Sechs PenoDcn Laben diesen Versuch wiederholt, mit deinsen>c& Resolut nnd fast in gleicher Starke.

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letzteren Raum schwfirzte, ^ürde alles unterhalb und ober- balb qd äbulich, und folglich das Uebergreifen hierund dort gleich stark seyn, oder, anders gesagt, die Linie, welche auf der rechten Seite den gesaniuiten ^eifsen Raum mabn zu begrSnzen scheint, t^Örde eine stete Gerade seyn. Mithin ^ird der Irradiation von macq längs ac entgegengevirirkt durch das Dasejn des weifscn Raums fjhdt dessen Irradiation sich in umgekehrter Richtung zu entwickeln strebt; und da dtefse beiden ^veifsen Rfiume gegen einander auf eine ähnliche Weise gelagert sind, 80 folgern wir daraus, dafs jeder von ihnen auf die Ir- radiation des andern eine sie verringernde Wirkung aus- übt. Wenn man dem schwarzen Streifen eine gröfsere Breite giebt, so wird der scheinbare Yorsprung geringer. Wir sind also zu folgendem allgemeinen Satz geführt:

Zwei gegenüber liegende und hinreichend genäherte Irradiationen erleiden beide eine Schwächung. Diese Schwächung ist um so beträchtlicher y als die Ränder der hellen Räume, i^on denen die beiden Irradiationen Oäsgehen, näher zusammenliegen.

37. Auf folgende Weise kann man den oben be- schriebenen Versuch noch auffallender machen. Statt der Pappe von Fig. 4 bediene man sich des hölzernen Ap- parats, Fig. 6, bestehend aus einem Brette von 20 Centm. Höhe und 17 Centm. Breite. Von dem Theil fbcg ist die Hälfte der Holzdicke fortgenommen, so dafs der Theil ^fgd vorspringt; Imno ist ein Brettchen eben so breit, aber nur halb so hoch wie Rechteck afgd und mit sei- ner Vorderfläche in Einer Ebene mit diesem liegend; dieEs Brettchen ist in der Fuge cg verschiebbar, solcher- gestalt dafs sein Rand gegen i^g oder von ihm ab geführt werden kann, und zwar mittelst einer hinter dem Appa- rat angebrachten Holzschraube, deren Kopf, r mit einer Ueinen Handhabe s versehen ist. Die Hälfte fbcg des groben Brettes ist geschwärzt, während die andere Hälfte ^fg^ und das Brettchen Imno rreib angestrichen sind.

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Das Ganze steht auf einem Foft /. Nachdem nmi das Bretteben mittelst der Handhabe so weit zurfickgeschro- ben worden, dafs sein Band um drei oder vier Centi- meter von Qg absteht, stelle man den Apparat an einem recht hellen Ort auf, von dem man sich 12 bis 15 Me- ter entfernen kann« Da> bei diesem Stand der Dinge, der Band fg des grolsen weiCsen Bechtecks weit absteht ▼om Band o n des Brettchens, so kann auf seiner ganzen Länge die Irradiation sich frei äufsem, und der 12 bis 15 Meter Tom Apparat entfernte Beobachter sieht die Linie fg als eine zusammenhängende Grade. Wenn aber, während er seine Augen auf diese Linie fixirt, eine an- dere Person durch Drehen der Handhabe das Bretteben langsam dem grofsen weiisen Bechteck nähert, so hört die Hälfte i^g der besagten Linie bald auf sich genau in der Verlängerung von pf zu zeigen; sie scheint sich in Bewegung zu setzen, und immer mehr und mehr gegen ad zurückzuweichen, in dem Maa&e als der Band on sich nähert und den schwarzen Streif i^ong schmäler macht. Man b ^eift, dafs diese scheinbare Verschiebung desto bedeutender seyn wird, als die Augen des Beobachters empfindlicher für die Irradiation sind.

38. Ein anderer Versuch, der noch unmittelbarer als die vorhergehenden den aufgestellten Satz erweist, ist folgender: Auf einem starken Papprahm ab cd (Fig. 7 Taf. III), äufserlich 20 Centimeter Breite und 15 hoch, spanne man dünnes Papier aus, und schneide in diesem eine rechteckige Oeffnung fghk aus, die 15 Mllm. breit ist und sich von einer Seite des Bahmens nach der an- dern erstreckt. Quer auf diese Oeffnung klebe man ei- nen 20 Mllm. breiten Pappstreifeu /mno, imd von p nach 7 spanne man eine etwa 1 Mllm. dicke schwarze Schnur aus. Endlich streiche man den Bahmen und den Streifen Imno schwarz an. Hierauf hefte man den Ap* parat an eine der oberen Scheiben eines Fensters, ent- ferne sich acht bis zehn Meter, und stelle sich so, dafs

125

man darch die freien Stficke der Oefinang fghk den Himmel erblicke. Auf diese Weise projiciren sich die mitt- leren Theile des schwarzen Streifens und der Schnur auf dem Himmel, während die oberen und unteren Theile der- selben sieb auf dem weit weniger hellen Grunde befinden, der ?0Q dem durchscheinenden Papier gebildet wird. Nun sieht man den breiten schwarzen Streif in r5 und tu darch die an beiden Orten stattfindenden Irradiationen stark ausgeschnitten, während die Ausschnitte an der Schnur in px xxuAyz weit weniger bedeutend sind. Man gewahrt, dab die ersteren Ausschnitte zusammengenom- men weit gröber sind als die Breite der Schnur, so dafs die Irradiation, wenn sie an der Schnur eben so stark aoftrSCe, hinreichen würde, diese ganz verschwinden zu machen. Nun giebt es unter den Umständen, die das PhSnomen an dem schwarzen Streif und an der Schnur abändern können, keine andere Verschiedenheit als die* in der Breite beider Gegenstände, oder, anders gesagt, ifl den Abständen zwischen den beiden gegenüberliegen- den Irradiationen. Dieser Versuch führt, wie di" frühe- ren, zu dem aufgestellten Satz*).

39. Wäre es nöthig, noch fernere Versuche zur Slfitze dieses Satzes beizubringen, so könnte ich die fol- genden anführen, deren Resultate natürliche Folgen vom Daseyn desselben sind.

Ein Pappstück von gleichen Dimensionen, wie die Fig. 3 u. 4 u. s. w., werde schwarz bemalt, bis auf den rechteckigen Raum ab cd (Fig. 8 Taf. III) von 5 Centm. Höhe und 9 Mllm. Breite, auf welchem man nun zwei schwatze Linien von einem Millimeter Dicke so ziehe, dafs sie das Rechteck in drei kleine weifse Felder von gleicher Breite theilen, wie es die Figur vorstellt. Stellt Dan diesen Apparat nahe an ein Fenster, und betrach- tet ihn aus ^iner zweckmäfsigen Entfernung so wird das

1) Dieter Vemidi wurde Ton Tier Penonen wiederiiok md mit glei- dteni Eribls*

126

mittlere weiCse Feld beträchtlich schmaler erscheitaen ah die beiden andern. Hier wird, wie man siebt, deu Irra« dialionen, die. sich längs dem rechten und linken Rande des mittleren Feldes zu entwickeln trachten, entgegen ge- wirkt durch die Nachbarschaft der beiden andern; wäh- rend die Irradiationen längs den Rändern ad und bc der Seitenfelder sich frei ausdehnen und sonach die schein- bare Breite dieser letzten Felder beträchtlich TergrOfsern können * )•

Man male auf weifse Pappe ein schwarzes gleich- seitiges Dreieck, so grofs wie Fig. 9 Taf. III, und be- trachte es, wie den frtiheren Apparat, aus einigen Me- tern Entfernung, nachdem man die Pappe an einem recht hellen Ort aufgestellt hat. Die Seiten des Dreiecks wer- den nun nicht mehr geradlinig erscheinen, sondern sich etwas eipgebogen darstellen, wie Fig. 10 zeigt. Die Ir- radiation, durch welche der weifse Grund scheinbar in die schwarze Figur einzugreifen scheint, findet nämlich in der Mitte jeder Seite wenig oder gar kein HindemiEs, weil diejenigen Theile des Grundes, welche die beiden andern Seiten bertihren, zu weit davon abstehen; weiter nabh den Ecken hin, kommen aber die Irradiationen, die längs den Seiten entwickelt werden, einander immer nä- her, und erleiden daher eine immer gröfscr werdende Verringerung *).

Es ist endlich diese Art von Neutralisation zweier benachbarten Irradiationen, der wir es verdanken, dafs wir, selbst bei Sonnenschein, die zartesten Striche der feinsten Schrift unterscheiden, ein Haar, selbst einen Sei- denfaden u. s. w. gegen den Himmel wahrnehmen kön- nen; depq die Irradiation würde, selbst in der Entfer- nung des deutlichen Sehens, mehr als hinreichend seyn, um, wie wir weiterhin (§.95) sehen werden, diese so

1) Ebcaso.

2) Audi 4i«scr Vergeh wurde von Tier Pertonen wiederholt nnd mit glcadiem Erfolg.

127

dfinnen Gegenstande Tolbtändig anszalöschen, wenn nicht di( Uebergreifungen, welche beiden Seiten zu entste« hen trachten, eine bedeutende Verringerang erlitten.

40. Der Satz, za welchem wir gelangt sind, erklärt die Wirkung der Mikrometer mit doppelten Bildern ganz DatQriicb. Denn in dem Maafse, als man die beiden kreis- moden Bilder des hellen Gegenstandes einander nfihert, erleiden die Ocular-Irradiationen beider eine Yerringe- nmg, die In der Nachbarschaft der Punkte, die zur Be- rfihnmg kommen sollen, immer gröCser und grO&er wird, to dafs man endlich, wenn diese Berührung stattgefun- den hat, glauben kann, die Irradiationen sejen an die- ler Stelle gfinzlich zerstört. Nimmt man nun an, das gebrauchte Femrohr sej sehr gut, so dafs die Wirkung der Aberration darin zu vemachlfissigen ist, so wird man den auf diese Weise gefundenen Werth vom Winkel- dorchmesser des Gregenstandes für richtig halten können. Die Resultate der Hrn. Arago, Robinson und Bes- Bel sind also noth wendige Folgen des allgemeinen Satzes TOD der Neutralisation zweier benachbarten Irradiationen.

41. Hieraus scheint sich mir ein Verfahren zu er- geben, um den Werth des aus den Aberrationen eines gegebenen Femrohrs entspringenden Theils vom Gesammt« febler zu finden, sobald man nur ein Mikrometer mit doppelten Bildern anwenden kann. Gesetzt nämlich, man babe mittelst eines Fernrohrs mit solchem Mikrometer den Versuch des Hm. Arago wiederholt, d.h. gemessen den Winkeldurchmesser einer künstlichen hellen Scheibe, deren Durchmesser und Entfernung genau bekannt ist. Findet man einen merklichen Unterschied zwischen dem aus der Mikrometermessung abgeleiteten und dem ^fib- rea, bekannten Werth dieses Winkeldurchmessers, so wird dieser Unterschied der Werth von a (§.34) sejn, oder der Ton den Aberrationen des angewandten Instru« neots herrührende Fehler; denn das Mikrometer mit dop- pelten Bildern mufe, während es den aus der Ocular«

128

Irradiation entspringenden Fehler aufhebt , offenbar den durch die Aberrationen des Femrohrs reranlafstcn be- stehen lassen. Der so bestimmte Werth von a wird also eine Correction sejn, die man allen mit demselben Fem- rohr gemachten Beobachtungen, auf welche die Aberra- tionen (eingewirkt haben können, anzubringen hat^ Fin- det man für a keinen merklichen Werth, so ist dieüs ein Beweis, daCs das angewandte Femrohr als frei von Aberrationen betrachtet werden kann.

42. Kennt man sonach diesen Theil des Gesammt- fehlers für das Fernrohr, um das es sich handelt, so wird man sich gegen den aus der Ocular-Irradiation ent- springenden ziemlich sichern können, entweder indem man starke Yergröfserangen anwendet, oder indem man, wie Hr. Robinson vorschlägt (§. 23), die Helligkeit des Sehfeldes des Femrohrs erhöht und zugleich die Hellig- keit dee Bildes vermindert, oder endlich, indem maQ ein Objectiv-Mikrometer oder ein Bergkrystall -Mikrometer anwendet. Es scheint mir demnach, daCs man, bei Be- folgung der vorstehenden Winke, genaue Resultate er- langen kann, selbst wenn das Fernrohr mittelmäfsig und das Auge des Beobachters sehr zur IrradiaGon geneigt ist.

43. Die Frage wegen der Irradiation, was ihr Da- seyn und ihren Einflufs auf die astronomischen Beobach- tungen betrifft, scheint mir nun klar zu seyn. Wie man ge- sehen, ist das Phänomen bei bloCsem Auge am deutlich- sten und am leichtesten nachzuweisen; bei Fernröhren ist es mit den Effecten der Aberrationen veraiischt, und der Gesammtfehler hängt in diesem Falle ab von der Vollkommenheit des Instruments, von der Helligkeit des Bildes, von der Vergröfserang, sowohl an sich als durch die eigenthümliche Wirkung des Oculars, von der Be- schaffenheit und dem Befinden des Auges, und überdieb von der Art des Mikrometers, dessen man sich bedient. £6 ist demnach unmöglich,^ wie es Da Sejour '} und

nach

1) In feiner groljcn Arbeit über die BeredmaDg der Finslenmse ist Da

129

nach ihm eine grofse Anzahl Astronomen gethan, einen coDstaDten Werth fQr diesen Fehler anzunehmen, da der- selbe ¥00 wesentlich veränderlichen Elementen abhängt Die Beobachter, die diesen Werlh zu bestimmen suchten, Doisten nothwendig zu mehr oder weniger widersprechen- den Resultaten gelangen.

(ForUeUung im nSchtten Heft.)

IV. IJeber das Klima von Sücha und den rus- sischen Besitzungen an der Nordcf?esiküste von Amerika; von K. JE. von JSaer.

(Hitietheill Tom Hm. Yer&SMr ans dem BuiUt, scient, der St. Peters- barger Akademie, T. lY.)

VVahrend seines Aufenthalts in Neu- Archangelsk hat der Contre-Admiral von Wrangell ein vollständiges neteorologisches Tagebuch geführt. Es beginnt im Jahre 1831 oiit dem 25. November a. St., und schliefst mit dem febraar 1835. Die Aufzeichnungen sind vier Mal täg- lich gemacht worden, im J. 1832 um 8 Uhr Vormittags, 12 Uhr Mittags, 4 Uhr und 8 Uhr Nachmittags; in den tolgenden Jahren aber um 9, 12, 3 und 9 Uhr. Das Jahr 1832 hat jedoch eine lange Lücke , welche im Juni ^gioDt und im September endet. In den folgenden Jah- ren siod nur einzelne Stunden ausgefallen.

Das ganze Tagebuch hier abdrucken zu lassen, schien Bicht passend. Auch sind diese Beobachlungen später fort- gesetzt, und es ist zu hoffen, dafs die ganze Reihe einst von meiDem Collegen, Hrn. Kupffer,indem Werke: Obser-

Scjour ta dem SchluTs gelangt, dafi der SonncndurchroeMer in Fem- rohrea am ungefähr 3",5 durch die Irradiation ▼ergrftliert werde Poiicnd. Ann. EiigSnznngafad. L 9

130

pations mAiorohpquts ei magnetiifues faäes dans f Em- pire de Russie, von welchem bereits der erste Band er- schienen ist, pnblicirt werden wird. Da bis dahin noch mehrere Jahre vergehen dürften, so glaube ich den Phy- sikern einen Gefallen za erweisen, wenn ich die wich- tigsten Resultate aus diesem Tagebnehe hier mittheile.

Besonders schien die Kenntnifs der Temperaturver- hältnisse wichtig, da man schon lange auf den bedeuten- den Unterschied in der Temperatur auf dar Ost- und Westküste von Nord -Amerika unter gleichen Breiten aaP merksam ist, ohne durch Zahlenwerthe sie mit Sicherheit bestimmen zu können. Nur Temperaturbeobacbtangen aus der Gegend von der Mündung des Columbia-Flosses gaben Gelegenheit zu einer numerischen YergleichuDj mit der Ostküste unter 45j ° n. Breite *). Einen zweiten Yergleichungspunkt giebt Neu -Archangelsk auf der Insel Sitcha und die Kolonie Nain an der Ostküste, deren Temperatur wir annäherungsweise kennen. Für jenen Ort besafsen wir allerdings schon Angaben durch die Herren Kupffer^) und Lütke^), von denen der cr- stere die mittlere Jahrestemperatur dieses Ortes aus Be- obachtungen vom Jahr 1828 = +5,8^ R., der letztere dagegen mit Hinzuziehung des Jahres 1829 = 6,15^ fand. Beide Mittheilungen aber hatten die Monate nach altem Style getheilt, wodurch schon die Yergleicbnng der Jahreszeiten unmöglich wurde, und eine neue Berechniitt| blieb um so mehr wünschenswerth, als Brewster dal Resultat bezweifelt und einen bedeutenden Fehler ver« motbet hat ^). Wir werden sehen, dafs er sich hieiJ* irrte.

Ich theile also hier die Berechnungen aus Wran-

1) Dies. Ann. Bd. XXXXT, S. 661. P.

2) Poggendorffs Annal. der Physik u. Chemie Bd. XXin,'S. H^'

3) Lutke y^oyage autour du wnonde Vol. I, ^.222.

4 ) The London and Edinburgh phiiosophical magatint Voi h p. 222.

131

«

gell's Tagebüchern mit, nachdem ich die Angaben auf den Denen Styl redndrt nnd die Reanmorsdie Scale in die handerttheilige umgesetzt habe. Die Temperaturen habe ich für die einzelnen Stunden summirt und davon das Mittel berechnet, dieses Mittel aber nach dem Gange der Temperatur in Leith, welches fast gleiche Breite mit Nea -Archangelsk und ebenfalls ein Ktisten- Klima hat, corrigirtt um die wahre mittlere Temperatur zu finden. Dieses Verfahren schien mir für den vorliegenden Fall durchaos richtiger, als wenn ich den täglichen Gang der Temperatur in Padua nach der Formel von Kämtz mit iD die Berechnung gezogen hätte.

Mittlere Temperaturen zu Neu-Archangelsk im. J. 1832.

Monate.

8 Uhr

12 Uhr

4 Uhr

8 Uhr

Wahres

Voitn.

Mittag

Nachmit

Nachroit.

Mi'ueL

-Hl,06

+2.64

+ 1,25

+0,72

+ 1,37

1,97

+ 3,13

+ 1,40

1.67

+ 0,21

+ 1,61

+3.13

+2,89

+ 1.10

+ 1,93

-H3,I5

+6.07

+5,99

+2,80

+ 3,98

+8,91

-H 12,50

+ 14,01

+9,14

+ 10,18

-H6,U

+7,98

+6,56

+5.40

+6,30

-H5,54

+6.41

+6,02

+5.11

+5,35

+2,69

+4,58

+2.83

+2,09

+2,91

Vom Januar 1833 an ist, viie gesagt, um 9, 12, 3 und 9 Uhr beobachtet worden. Kur in seltenen Fällen sind die Aufzeichnungen Morgens um eine Stunde früher oder Nachmittags um eine Stunde später gemacht, und dieses ist im Tagebucbe notirt. Ich habe-in solchen Fäl- I<^D, )e nachdem die Temperatur im Zu- oder Abnehmen begriffen war, die für diese Zeiträume bemerkte Tem- peratur TerhälUiifsmäfsig höher oder niedriger an^enom- nen, und dadurch Werthe erhalten, welche die folgende Tabelle angiebt. Die mittlere Temperatur ist ebenfalls Dach dem Gange derselben in Leith currigirt. leb bätte gewünscht, für die vier Monate, welche im Jahr 1832 ajggefallen sind, Beobachtungen aus andern' Jahren zu

9*

134

aber keine UDmittcIbareD BeobachluDgcn , Gondem nur BerechauDgeo aus Camberland -Housc. Meine Ziffern sind hier mit Berücksichtigung entfernterer Localitaien ge- geben, deswegen aber aucli weniger sicher.

Temperatur tod Nord-Amerika unter 57^ 5' n. Br.

Mhüere Teropenturen.

Nen-Ardi.

57* 3' n. Br.

135- 18' W.

L. V. Gr.

liehe Temp.

37' n. Br.

108" W. L.

T. Gr.

N.in e(Yr*57*ii.B. 61»20'W'.L

V. Gr.

Januar

- Feb™.r

Man

=te":::;:::::

-+•1,28 -1-0,89 3.34 4,80 8,99 12,12 13,95 14,33 12,31 8,13 6,05 2,40

-24,5

- 19.5 -15.7

- 1,J -h 9.2 -1-21.5 +30,5 -<-15,0 + 8.5

- 0.5

- 6.0 -16,1

-20.6 —205 -15.1 - 3.3

-h 8,7 -f- 9,3 -+. 7.5 -1- 2.3 3,1 -14,0

1 1 I 1 [

du Wint. (Dec Fehr.)

- Frflhl. <Mär.-M=l)

- Soram. (Juni Aug.)

- Herb« (SepL Nov.)

1,52 5,71 13,50 8,83

-20,0

- 8,7 -f-19,0

- 0,7

18,48

- 6.77 + 7.57 -f- 2,22

d^ g»nien Jahres

7,39 C.

- 0,8

- SJSiC

Die mittlere Temperatur von Neu- Ardiangelsk, -i-T^dS C. oder -t*5''.9l B., wie sie aus diesen volisläo- digem Materialien hervorgeht, steht also in der Mitte zwi- Ecben den Ergebnissen, welche die Herren Kupf fer und LUtke erhielten. Sie ist um mehr als 10" C. höher als in der Ansicdluog Nain an der OslkUsfe. Der Winter ist in Labrador gerade um 20" C. kälter als auf der In- sel Silcha, der Frühling um IIJ^C, der Sommer aber nur um 6" C. und der Herbst um 6"„6 C. kälter. In der Mille des Continenis ist der Winter noch bedeutend kal- ter als an der Ostküsic. Unsere vergleichende Ueber- sicht ptbt dieses Mehr der Kälte für das Innere zu 1*,5 C

135

gegen die OBlkfiste, und zu 2Vfi %e%en die Westküste ao, aber gewib noch zu gering, da das Fort Chepewjan, das för die Berechnung benutzt ist, an einem ansehnli- cheo Landsee liegt, dessen enrärmenden Einflufs im Win- ter die Beobachtungen selbst auf das Bestimmteste nach- fveiseo. Der Winter ist nttmlich im Fort Chepewjan sogar um milder gefunden als in dem fast um mehr nach Süden gelegenen Cumberland-Honse. Die Erhe- bung Über dem Meere, die für den letzleren Ort um 300 Fufs gröfser als für den erstem angegeben wird, kann einen so bedeutenden Einflufs wohl nicht ausüben.

Dafs dagegen der Sommer bedeutend wärmer ist als an beiden Küsten, lehrt schon das rasche Waehsthum dem Temperatur vom April zum Mai.

Die Differenz zwischen dem April und Mai ist: Für Neu-Archangekk 4^2; für Nain 4^4; für das Innere 10^,9 C.

Ich glaube daher, dafs die Sommertemperatur in un- serer Tabelle noch etwas zu niedrig angegeben ist, da die abkühlende Wirkung des betrfichtlichen Athapasea- Sees, an welchem das Fort Chepewyan liegt, in die Be- rechnung übergegangen ist. Diese Vermuthung wird durch eine Yergleichung der Sommertemperatur im Innern der alten Welt bestätigt.

So begünstigt aber auch Sitcha im Verhältnifs zur Ostküste von Amerika erscheinen mag, so hat es doch weniger Wärme als die Westküste der alten Welt un- ter derselben Breite. Bergen an der Küste Norwegens, fast unter denselben Localverhältnissen, aber um mehr als drei Grade nördlicher gelegen, ist doch fast in allen Jahreszeiten wärmer, wie die folgende Yergleichung lehrt:

MittTerop. Wiot. Fruhl. Somm. Herbat.

Siieha (57« 3' o. Br;) 7%39C. 1*,52. 5*.71. 13%50. 8»,83. Bergen (60* 24' n.Br.) 8 «,18 C. 2%20. 7«,02. 14%76. 8S74.

Um zu beurtheilen, in wie weit man aus der Quan- tität und der Yerthcilung der Temperatur von Neu -Ar-

136

changelsk, verglicben mit der Temperatur an der Ost- ktiste von Amerika und im Innern des Continents un- ter derselben Breite, auf die allgemeine Vertheilung der Wärme in Nordamerika unter dieser Breite, oder auf den Lauf der Linien gleicher mittlerer Jabrestemperatar, gleicher Sommer und gleicher Winter schliefsen dürfe, müssen wir die Localität etwas näher ins Auge fassen. Neu-Archangekk liegt auf der Insel Sitcha, die durch mehrere Meeresarme vom Continente getrennt ist. In- dessen sind diese Arme doch nur schmal, und kurz im Yerhällnifs zu der ausgedehnten Masse des Continents, das nach Osten ganz nahe an die Insel Sitcha tritt. Da- gegen ist] nach Westen ein ungeheuer weites Wasser- becken. Man hat also in Neu- Archangelsk nicht sowohl ein Insel- als ein Küsten -Klima. Wenn man nämlich nach der Art, wie sich das Wärmequantum des ganzen Jahres vertheilt, ein See- oder Insel -Klima und ein Coo- tinenlal- Klima als Gegensätze unterscheidet (wovon die- ser kalte Winter und heifse Sommer, jener aber nach der Art, wie sich der Ocean abkühlt und erwärmt, milde Winter und kühle Sommer hat), so würde man Unrecht haben, Sitcha in die erste Categorie zu setzen. Die Som- mer sind daselbst wärmer und die Winter kälter, als sie unter derselben Breite mitten im Ocean seyn könn- ten. Sitcha erfährt den Einflufs des Continentes und der See ungleich und hat daher ein Küsten -Klima. Die Lo- calverhältnissc dieser Insel vermindern aber mehr noch als die schmalen Meeresarme die Einwirkung des Conti- nentes. Die Insel selbst ist von hohen Bergen besetzt, von denen der eine, Werstowaja genannt, eine sehr an- sehnliche Höhe von ungefähr 4000 FuCs erreicht. Auch die benachbarte Küste ist mit hohen Gebirgszügen be- setzt, wodurch die Ausgleichung der Temperaturverschie- denheit zwischen dem Contineut und dem Ocean bedeu- tend gehemmt wird. Neu -Archangelsk ist also im Som- mer kühler und im Winter wärmer, uls es ohne dieses

137

LocahreiliahDib seyn wtircley and kann nicht so anmit- telbar den Lauf der Isotheren (Linien gleicher Sommer) nnd Isoehimaien (Linien gleicher Winter) innerhalb des Festlandes von Nord- Amerika bezeichnen, wie die Mün« daog des Columbia - Flusses für die lieferen Breiten. Dazu kommt, dafs diese Berge fast bis an das Ufer der See mit dichten Waldungen besetzt sind* Durch die Gebirge und durch die Wälder werden die Ausdünstun* gen der See zurückgehalten, durchidie kaltem Luftschich- ten der Berghöhen zu Nebel und Regen niedergeschlagen und ein Theil der Wärme der tiefern Luftschichten wird nun wieder verbraucht, um diese Feuchtigkeit zur Ver- dunstung zu bringen. Daher die vorherrschende Feuch- tigkeit der Luft, die den Aufenthalt in Sitcha so unan- genehm macht, obgleich sie der Gesundheit weniger schäd- lich befunden wird, als man vorauszusetzen geneigt ist. Das letztere Verhällnifs gilt indessen, wenn wir nicht irren, mehr oder weniger von allen Kfisteu, denn es scheint, dals überall in der unmittelbaren Nähe der See die Menge der Luftfeuchtigkeit lange nicht so nachlhei« lig auf die Oecpnomie des menschlichen Organismus ivirkt, als die voii Sümpfen oder dichten Wäldern be- dingte Feuchtigkeii der Luft in Gegenden, welche der unmittelbaren Einwirkung der Seeluft entzogen sind. Im Jahre 1828 zählte man in Neu -Archangelsk 120 Tage, an welchen es ununterbrochen, und 180 Tage, an denen es nnterbrochen regnete oder schneite, und nur 66 Tage konnte man heiter nennen ^ )• Nicht günstiger ^ ist das Verhältnifs in andern Jahren. Es sollen Jahre vorkom- men, sagt Lütke, welche nur 40 heitere Tage haben.

Einen viel grüfscrn Einflufs als diese Loealverhält- niflse übt die Gestaltung des Continents auf das Klima von Sitcha und der ganzen Umgegend in weiter Ausdeh- nung aus. Aber dieser Einflufs ist nicht sowohl als Stö- ning, sondern vielmehr als Bedingung des Verlaufs der

1) Lüike Fo^age. FoL I, p. 220,

138

Linien gleicher Wftrme zu betracbfen. Hätten nicht schon die gesammten Untersuchungen fiber die Yertbeilung der Wärme auf dem Erdkörper gelehrt, dab die Ranmyer- bftltnisse zwischen dem festen Lande und dem Ocean, die Abweichung der Isothermen^ Jsotheren und Isodd- menen von den Parallelkreisen bedingen, so würden dit Russischen Kolonien diese Lehre erweisen. Jedenfalls geben sie höchst auffallende Belege. Die Halbinsel AI* jaska, welche an manchen. Stellen kaum 5, und selten 15 20 Meilen breit ist, wirkt durch ihre Stellung an- fscrordenllich auf die Temperatur dieser Gegenden ein. Wir werden auf dieses Verhältnifs, da seine Wirkung sich weit hin erstreckt, später zurückkommen.

Der Winter in Neu -Archangelsk (+1,52) ist wär- mer als der Winter in Stuttgart (+1,19), Turin (+1,35), Mannheim (+1,42) und Trier (+1,4.7), und nicht viel kälter als der Winter von Padua (+1,70). Allein, an vielen dieser Orte ist die Winterkälte doch für einige Zeit mehr concentrirt (eine Folge ihrer Entfernung von der See), als in Neu-Archangelsk. Wie sehr hier der Winter wechselnd ist und die Frosttage vertheilt sind, wird am anschaulichsten, wenn man in unserem Journale aufsucht, in welchen Monaten es fror und wie lange der Frost jedesmal anhielt Im Winter 1831 bis 1832 fror es im December 2 Tage lang und aufserdem einige Mal in der Nacht; im Januar gab es Fröste von 1, 3, 5 Ta- gen und von einzelnen Nächten; im Februar währte der längste Frost 5 Tage und aufserdem waren häufige Nacht- fröste; im März fror es nie mehr am Tage und nur sel- ten in der Nacht. Im Winter 1832-^33 kam im De- cember ein ganz ungewöhnlich andauernder Frost vor, der fast ^) ununterbrochen 10 Tage anhielt; im Januar

1) Er scheint zwei Mal eine knree Unterbrecliang erlitten zu haben, da an zwei Tagen um VI Ubr Mittags die Temperatur nur i * I^* war. Gerade an diesen Tagen ist aber die Beobachtung um 3 I3br iHachmittags ausgefallen.

139

fror es dagegen nur an 1,1 (d. h. xwei einseinen) Ta- gen, im Februar an 1| and 3 Tagen, im Mdrz nur in der ersten Macht. Im Winter 1833 34 gab es im Der cember FrOste von 4 und 3 Tagen, auber einigen flacht- frosten, im Januar von 6, 2 und 1 Tagen, im Februar ▼OD 2 und 4 Tagen. Im folgenden Winter fror es im December 4 Tage lang und im Januar nur ao einzelnen Stunden. Ueberall habe ichy wenn die* Tagebücher angeben , vorher und nachher aber Frost notirt war, den Frost als ununterbrochen angenommen, obgleich es wahr« scheinlich ist, dafs er öfter um Mittag unterbrochen war« Unter diesen Umständen kann der Schnee daselbst in der Ebene keine bleibende Erscheinung seyui denn selbst nach der ganz ungewöhnlichen Andauer des Frostes von 10 Tagen, konnte der Schnee sich kaum wfenige Tage länger erhalten haben, da die Erde nur an dfer Oberfl&* che und wenig unter den 0 Punkt erkaltet seyn konnte. Es kann also die Angabe, die wir vorfinden, dafis zu« weilen der Schnee sich den ganzen Winter erhält, nicht fbglich anders zu verstehen seyn, als daCs man den Win- ter nur sehr kurze Zeit gerechnet haL Indessen sagt mir der Admiral Wrang eil, dafs in beengten Loyalitäten, zwischen Berghöhen der Schnee allerdings bleibend ist Was die Intensität des Frostes betrifft, so bemerken wir, dafs er im ganzen Winter 1832 33 nicht unter 6^ B. ging. Ein Frost von 7®R. gehört schon zu den be- sondem Seltenheiten, indessen finde ich doch einmal 9<»R. (im Februar 1832) und einmal sogar 12^R. (Im Januar 1834) notirt. Eine gröfsere Kälte hat Ad- miral Wrangell nicht beobachtet, Langsdorff aber giebt 16^R. för den 11. Januar 1806 an ^). Dage- gen hat man im Januar auch +10^ beobachtet. Die

1) Langsaorfr« Reise. Oct Ausg. II. S. 136.

Spater eingegangene amtliche Berichte zeigen an, 6a[» der Win- ter Ton 1836 ganz schneelos war und es nur an Tier Tagen fror. Dennodi war in dieser Zeit eine Kqlte von 10* eingetreten.

140

Bhede ist ^as ganze Jahr hindarcb offen und nur einige wenige, TÖn Bergen and Inseln ganz umschlossene Bach- ten frieren zuweilen zu.

Wichtiger für unsere Kolonien ist es, das Maafs ihrer Sommerwänne und den Nutzen, den man aus derselben ziehen kann, kennen zu lernen. Man baut in Sitcha und in den gcsammten Besitzungen der Russisch- Amerikani- schen Compagnie, mit alleiniger Ausnahme der sQdlicben Ansiedinng Boss, gar kein Korn, und mufs sich daher den ganzen Kornbedarf, da auch in Kamtschatka der Kombau noch nicht hat allgemein werden können, ent- weder aus dem Auslande ankaufen, was gewöhnlich in Kalifornien geschieht, oder aus Ochotsk, wohin es nach weitem Landtransport aus dem westlichen Sibirien kommt» oder aus den Häfen des Europäischen Bufslands bringen. Es ist in der That ein sonderbarer Contrast, durch Co- libris an den Sfiden erinnert zu werden, und nicht ein- mal Gerste auf dem Felde zu haben, viel weniger Reis oder Mais.

Irrig wäre es freilich, aus der mittlem Temperatur (-4-7,39), welche nicht sehr weit hinter der von Kopen- hagen (-4-7,69) und Berlin (-f-7,93) zurficksteht, aber die von Bern (-f-7,23), von Königsberg (-4-6,49) und noch vielmehr die von Stockholm (4-5,64), Moskau (-4-3,26) und St. Petersburg (+3,23) Qbertrifft, auf die Ftthigkeit der Kornproductlon schlieCsen zu wollen. In dem Gedeihen des Korns äufsert sich ganz besonders der groCse Unterschied, der darin liegt, ob eine gewisse Quan« titat Wärme im Innern des ConlinenCs auf heifse Som- mer und kalte Winter, oder am Rande eines ungeheu- ren Wasserbeckens in milde Winter und kQhle Sommer vertheilt ist. Moskau hat bei seiner viel geringem jährli- chen Wärmemenge, wegen der weiten Entfernung vom Ocean einen Soamier (16,9), der dem Weizen ein Ge- deihen giebt; an Weizen ist auf der Insel Sitcha nicht zu denken.

141

Der Sommer von Sitcba (13^5) ist bedeatend kftl- ter ak der von Abo (15^72), ja er ist sogar kSltcr als zu Uleaborg im Norden von Finnland (14^,34); und nicht viel wSrmer als im Innern von Lappland (13^8) und auf der Höhe von Jempteland (13°). Es ist hiernach die Sommerlemperator Sitcha's genau die Sommertcmpe« rator derjenigen Gegenden in Europa, wo der Roggen entweder gar nicht, oder nur in ganz besondern Loca« litälen zur Reife kommt. Bedenkt man noch,' dafs der Roggen zur Zeit seiner BlQthe trockner Witterung be- darf, wenn die Befruchtung gedeihen soll, dafs man aber in Sitcha zu keiner Zeit des Jahres mit Sicherheit auf trocknes Wetter rechnen kann, so darf man nicht er- warten, daOs der Bau des Roggens gedeihen werde. Wenn die Wälder auf dieser Insel nicht nur,. sondern auch in der Umgegend gelichtet seyn werden, und dadurdi die Feuchtigkeit weniger angehäuft wird, können «sich viel«* leicht einzelne, besonders erwärmte Localitfiten. auffinden lassen, in denen der Roggen zuweilen, aber wohl nur sehen reift ^). Mehr läfst sich nach den uns vorliegeuF- den Materialien nicht für den Bau des Roggens auf Sit« cba erwarten. Zwar säet man noch etwas Roggen in dem Kandalakschen Busen des Weifsen Meeres, und- die- ser Roggen hat im vofigen Jahre siebenfältif;^ gelohnt; allein der Busen von Kandalaksch ist eine besonders begOnstigte Localität, die gegen den EinOufs des Nor* dens geschützt ist, und doch ist es nur eine Seltenheit, dafs der Roggen reif wird. Am Westufer des; Weifsen Meeres ist schon im Kemischen Kreise der Roggen eine Seltenheit. Am Bottnischen Meerbusen geht der Bau des-

1) AoF die Lichtung der WSlder rechoe ich io riel nkhl, als niim •onA wohl auf si« su reclinen pflegte, aber doch etwas lochr als Viele jctat darauf reehnen. Jeden(alls hat die Amerikanische Kom- pagnie sich ein grofses Verdienst dadurch erworben, dafs' si« so bald nach der Besiunahme meteorologische Beobachlungea anstellen licfs, die iur die Zukonft aar VergleicUung dienen werden.

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selben über Uleaborg binaiis bis zu dem Orte Kemi, obne Toroeo za erreichen. Die Sommerteniperatar mag in Kernt 13^5 bis 13^75 sejn, d. h. ungeffthr die von Sitcba.

Andelv ist es mit der Gerste. Diese Koraart baot man nicht nnr bei Alten in der Nähe des Nordkaps, od- ter 70^ n. Br., sondern anch jenseits Tomeo im Russi- schen und Schwedischen Lappland bis fiber den Parat lelkreis, und an der Westküste des Weifsen Meeres bei Kem ^). Blflthe und Befruchtung der Gerste werden auch durch die feuchte Luft nicht so leicht gestört, wes- halb sie selbst auf isolirten, ziemlich nördlichen Inseln f och fortkommt, wie auf den SchettlSndischen Inseln und den Faröem. Erst in Island gestattet das Klima ihre Reife nicht mehr. Man hat aus der Verbreitung der Ger- stenkultur geschlossen, dafs sie auf den Continenten bei einer Sommertemperatur von -4-8® C. gedeihen kann, aaf Inseln aber, wahrscheinlich weil dort die WSrme weni- ger gleichmäfsig wirkt, 10^ das geringste erforderliche |klaa{8 det* mittlem Sommerwfirme ist. Im südlichen Is- land ist die SommerwSrme = 9^7 C.

Hiernach ist es wahrscheinlidi , dafs auch in Sitcha die Gerste gedeihen werde. In der That erfahren wir auch; dafs der erste Versuch Gerste zu bauen, gleich nach der Besitznahme dieser Insel dem Director Bara- now gelungen ist'). Es scheint aber, dafs dieser Ver- such ent Weder gar nicht, oder wenigstens nicht ernstlich, wiederholt ist. Der Grund hiervon liegt theils darin, dafs die -wenigen arbeitsfähigen Männer im Sommer an- derweitig beschäftigt sind, theils darin, dafs nur einsehr schmaler Kfistenraum der Bearbeitung durch den Pflug oder die -Schaufel filhig scheint.

1) Dm Süidtcfadi Kem «m WeilscQ Meer darf nicht mit Kernig das «m einen Grad nördlicher ao> BotMuvchen Meerbusen liegt, Terwcch- iek worden«

2) Langsdorfff Reia^ Bd. U, S. 138,

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Auf diesem Kfisfenranme bei Neu« Archangelsk baut man jetzt einige Gemfisearten, unter welchen Kartoffeln Qod Blamenkohl sehr gut gedeihen. AuCserdem zieht man Erbsen, Möhren, gewöhnlichen Kohl und Rellig. Es scheint mir, dafs man hier die Quinoa pflanzen sollte, Welche auf den Gebirgen von Südamerika in einer Höhe gedeiht, welche die Gerste nicht mehr vertrSgt. Wird der Bau der Quinoa in nicht zu kleinem Maafsstabe ein« geßibrt, so erlangt man den für diese Gegenden so wich- tigen Vortbeil, eine bedeutende Quantität grünen Gemü« ses zu besitzen, und aufserdem in den Saamenkörnem ein Surrogat des Brodtes zu haben.

Ich kann diese Betrachtungen über das Klima von Sitcha im Verhältnifs zum Feld- und Gartenbau nicht Terlassen, ohne die Bemerkung hinzuzufügen, dafs nach aller Wabrscheinlichkeit, etwas weiter nach Osten, auf dem Festlande, am Ostabhange des Küstengebirges ein ziemliches Komland zu erwarten 'ist, ein Land, in wel- chem nicht nur die Gerste, sondern auch wohl der* Bog« gen gedeiht. Da das Küstengebirge das ContinalkUma ▼om Seeklima scheidet, so müssen die Sommer hier be< deutend wärmer und trockncr seyn, und lassen wenigstens einen Feldbau wie im mittlem Finnland erwarten.' Nur eine bedeutende Höhe über dem Meere würde die3e Er- wartung täuschen.

Endlich füge ich noch einige Bemerkungen über den Wechsel der Winde und ihre Einwirkung auf die» Wit^* terang hinzu, die nicht sowohl aus den Tagebüchern ab- strahirty als von Herrn v. Wrangeil selbst nach sei- nen Erfahrungen niedergeschrieben sind. >

„In Neu- Archangelsk sind die herrschenden Winde „SO. und SW. Wenn der Wind von S. nach SW. „and W. übergeht, so wird er von heftigen Windstö- „fscn 'begleitet, und die Atmosphäre ist zu Gewittern „geneigt, die h^lufig im Spätherbst (November) qpdim

t'tj' •••

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„Winter erfolgen, im Sommer aber feblen ^). Geht d«r ,9 Wind von W. nach NW. über, so heitert sich das I, Wetter auf, und anhaltend gutes Wetter ist in Sitcha „immer von NW,- Winden begleitet. Von NW. über „N. nach NO. geht der Wind unter heftigen Stöfsen and „bisweilen anhaltend. Neigt er sich nach O. und geht „er nach SO. über, so erfolgt ohne Ausnahme Regen, „anhaltfcnd feuchte Witterung und bewölkter Himmel Besonders anhaltend jst dieser Zustand, wenn der Wind „von S. rückwärts *) nach SO. geht. Das Barometer Kllt „bei SO.- und NO. -Winden; es steigt bei SW.- and „NW.-Winden."

So viel von dem Klima von Sitcha.

Um nun noch einen vergleichenden Blick auf den flbrigen Umfang der Russisch -Amerikanischen Kolonien zu werfen, müssen wir zu dem Einflüsse zurückkehren, den die Corfomation der Halbinsel Alfaska ausübt. In einer Länge von mehr als 80 Meilen bildet sie eine an- unterbrochene Mauer, welche den Wellen des Nordost- oder in neuem Zeiten sogenannten Berings- Meeres nicht erlaubt , sich mit den Wellen des weiten Busens zu mi- schen, den die Südsee im Osten von dieser Halbinsel bildet. Eine lange Inselkette setzt dieselbe Scheidewand mit einigen Unterbrechungen fort Das Wasser jenes Busens im Osten von Aljaska mischt sich also unmittel- bar

1) Laiigsdorff rentdiert, im Winter cej die Afmospbire <o intt Elektrichat geschwSngcrt, daCi man oft auf den Bajonetten mehrere Standen ein blau -grünliches Licht (das St. £lms- Feuer) sehe. Reue Bd. U, S. 317.

2) Es scheint mir sehr interessant, dais Hr. ▼. Wr an gell in Silcha die normale Drehung der Winde von N. durch O. nach S. beubacb- tcte -und unbedenklich die entgegengesetate eine r&ckgSngige nanole, EU dner Zeit, wo Herr Professor Dove in Europa das Drehungs- geseis der Winde erweisen mulstc.

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bar nur mit dem Wasser aus sfidlichen Breileo, während dafl Berings-Meer in derselben Breite nur nach Westen hin einen sehr unterbrochenen Zusammenhang mit der SOdsce hat und für sich allein die Tcmperaturausgleichung mit dem Eismeere durch die BeringsstraCse unterhalten mofs. Zwar habien die meisten Reisenden in dieser Straise eine nach Norden gehende Strömung bemerkt, es ist aber nicht zu zweifeln, dafs in gröfsern Tiefen ein RQckflufs ans dem Norden sejn müsse. So fand auch Beechey das Wasser in der Tiefe kälter als mehr an der Ober- fläche. Hierzu kommt noch, daCs auCser dem Eise, wel- ches aus dem Eismeere kommt und demjenigen, ^welches die Nordhälfte des Berings-Meeres in jedem Winter selbst erzeugt, der ausgedehnte Schelichow-See und viele grofse FlQsse, wie der Anadyr, der Kwichpack, Kuskokwim Qnd Noschagack eine Menge Eis in jedem Frühlinge die- sem Meere zuführen und also eine ansehnliche Quantität Wärme zum Flüssigmachen dieses Eises verbraucht wird, wogegen von der Ostküste von Aljaska bis zum- Colum- bia hinab aufser dem Kupferflufse kein grofser Strom gefrornes Wasser dem Innern des Landes entführt. Da- durch dafs Aljaska nicht nur, sondern auch ein grofser Theil der Inselkette sehr hoch ist, wird auch die Tem- peraturausgleichuug in den Luftmassen über beiden Mee- ren gehemmt Man fühlt daher gewöhnlich, wenn man aus der Südsee durch diese Inselkette in das Berings- Meer föhrt, eine fast plötzliche Abnahme der Tempera- tur und häufig wird man bei der Annäherung an diese laseln von Nebeln empfangen, die hier an der Gränze zwischen einem kältern und einem wärmern Meere fast beständig sind und nur nach der Richtung der Luftströ- moDgen bald mehr nach Norden , bald mehr nach Süden sich bewegen. Ueberhaupt ist kein Meer so reich an Nebeln als das Berings-Meer. Sie sind hier so häufig, wie das Wasserbecken zwischen Europa und Amerika

PoSSeod. Ann. Erganzungsbd. L 10

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sie nar in der NSbe des Eises zeigt ^). Aach können sie iin Sommer kaam fehlen, denn fast von allen Seilen kommt der Wind aus einer mehr erwSrmten Luftregion, entweder von dem mehr erwftrmten Lande oder von dem anstofsenden wärmeren Meere, und mufs über der Fli- ehe des kalten Berings- Meeres Nebel absetzen«

Wohl nirgends auf der Erde ist ein so bedeutender Unterschied der Klimate in so geringer Entfernung als auf beiden Seiten von Aljaska. Diese Halbinsel scheidet zuvörderst die waldigen Ufer von den waldlosen. Alle Ufer des Berings- Meeres sind waldlos. Ist diese Wald- losigkeit auch zum Theile dem Einflüsse der Seewinde zuzuschreiben, denn im Innern der begrenzenden Länder und sogar in dem Becken tiefer Buchtefa fehlt es nicht an hochstämmigem Baumwuchse, wie selbst in der Tiefe des nöitilichen Norton-Sundes und des Anadjr-Thalei, so ist doch offenbar, dafs ohne die Kälte der hiesigen Seeluft auch die Uferstriche und Inseln Wald haben wü^ den, wie denn Kadjack an der Ostküste von Aljaska hochstämmigen Baumwuchs hat, die Aleutische Inselkette aber nicht. Auch Aljaska hat noch Baumwuchs, und zum Theil die benachbarte Insel Unimack, die nur durch eine schmale Meerenge von Aljaska getrennt, und nur ab abgetheilte Verlängerung dieser Halbinsel zu betrachten ist. Die übrigen Inseln aber tragen nur Gestrüppe. Chamisso erzählt uns, dafs der Sohn eines Russischen Beamten von Unalaschka, auf Uuimack gewesen war, dort Bäume gesehen und sogar auf einen geklettert war. Bei seiner Rückkehr suchte er den Bewohnern von Una- laschka zu erklären, was ein Baum sej *).

1 ) Reich an Nebeln itt auch die Küste von Neufondland, wo der kalte Waiserstrom aus der Lorenz -Baj und der wanne Golf-Strom M berühren, wo also ähnliche Verhaltnisae wie an der Aleoten- Kelle

2) Ghami sso's Werke Bd. I, S. 309. £me andere Quelle habe ich för Unimack nicht. Indeticn kann der Baumwuch« dort nur betchrinkt Mjn.

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Eine eben 80 scharfe und «afFalleiide Grinzscheide bildet Aljaska fDr die animaliscbe Welt, denn die eine Seite dieser Erdzunge siebt Wallrosse , die Bewohner des Polareises, und die andere: Kolibris, die glänzenden Boten des Südens. An der Nordwestküste von Aljaska ist eine Bank , auf welche jährlich einmal Wallrosse an- kommen, an der Südostküste hat man nie ein solches Thier gesehen. Etwas weiter nach Westen sind die Pri- bjlow- Inseln auch Besuchsorte der Wallrosse. Diese Inseln liegen in derselben Breitenzone wie Sitcha, und die eine Insel, St. Georg, ist sogar merklich südlicher als Neu-Archangelsk. Dagegen kommen im Sommer die Kolibris (es ist Trochilus ru/us) bis in die Bucht von Coo^^. Inlet vor, wo Aljaska vom Festlande abgeht. Es ist in der That schon merkwürdig, dafs unter demselben Parallel kreise Wallrosse und Kolibris leben, aber noch aaffallcnder, daCs der Verbreitungsbezirk beider nur um wenige Längengrade auseinander liegt, und dafs auf der einen Seite von Aljaska die Wallrosse bis 56® Stf n. B. herabsteigen, auf der andern die Kolibris bis 60® n. B. im Sommer hinaufgehen.

Für ein anderes arktisches Thier, für den Eisfuchs, bildet Aljaska auch die Gränze. Es breitet sich weiter ans als das Wallrofs, da es noch auf der Aleutenkette gedeiht, besonders im westlichen Theile; aber jenseits Aljaska, auf Kadjack hat man nie einen Eisfuchs gesehen.

Allen Machrichten zufolge hat der ganze Küstensaum TOD Sitcha bis auf die Süostküste von Aljaska beinahe einerlei Klima, das Westende der letztgenannten Halb- insel ausgenommen. Der Grund hiervon ist zum Theil die erwähnte Stellung von Aljaska, welche die Wellen des Berings- Meeres abhält, und zum Theil das ansehn- liche Küstengebirge, das sich über der Tschugatschen Halbinsel und auf Aljaska besonders erbebt. Es schei- det nicbt nur den EinfluCs des Landes vom Einflüsse des Meeres ab, sondern hat auch die Folge, dafs auf dem

10»

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gauzen Kfistemaume fast anaufhOrlicher Niederschlag toi« Dünsten ist Ich glaube daher die anfangs aiifTallende Erscheinung, dafs das innerste, verengte Ende der Ke- uaischen Bucht (oder Cooks -Inletj und die Insel Kad<* )ack allgemein als klimatisch begünstigte Gegenden ge- rühmt werden, dadurch erklären zu müssen, dafs beide aufserhalb dieses, Nebel und Regen erzeugenden, Bogent liegen. In der That soll im innersten Theilc jener Bacht nur selten Nebel sejn , vielleicht weil bei der gekrümm- ten Form der Bucht die eindringende Luft gewöhnlicK den niederzuschlagenden Dampf schon verloren hat, be- vor sie das letzte Ende erreicht. Hier hatte der Admi- ral V. Wrangeil Gerste säen lassen und sie wurde reif, obgleich der Acker ziemlich spät bestellt worden war; in Jakutat aber, unter 59® an der Küste, waren frühere, anhaltende Versuche mifslungen. Auch die In- sel Kadjack, die auf der andern Seite aus diesem Nebel- bogen hervortritt, hat sich dem gewöhnlichen, sehr wohl begründeten Rufe der Inseln entgegen, den Ruhm be- sonderer Trockenheit erworben. Nur hier gelingt es ge- wöhnlich das Robben -Fleisch an der Luft zu trocknen, an der Küste des festen Landes höchst selten. Dennoch scheint es, dafs Kadjack nur etwas trockner als der be- nachbarte Küstenstrich ist, aber den gewöhnlichen Grad von Feuchtigkeit hat, den Inseln in dieser Breite zu ha- ben pflegen. Dieser Meinung war auch Hr. Chlebni- kow, und in manchen Jahren wird es nicht möglich, den nöthigen Vorrath von Heu zu trocknen. Den Rossen aber, die von Westen über die Inselkette vordrangen und auf Kadjack zuerst gradstämmige Bäume fanden, er- schien diese Insel als ein Paradies, und Schelichow beschlob deshalb, bedeutender Schwierigkeilen ungeach- tet, hier den Hauptsitz seiner Compagnie zu gründen. Auch ist sogar neulich wieder die Rede davon gewesen, Sitcha mit Kadjack zu vertauschen. Für das Gedeihen der Viehzucht scheint diese Insel auch in der That viel

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gOostiger, aber der Kombau, den Baranow in Kadjack fersucbte, gelang doch nicht. Das Getreide, so berich- tet man, schofs auf, trug aber keine Körner. Ich weifs Dicht, welche Kornart ausgesäet war ').

Die Inselkette, welche von Aljaska und Unimack sich nach Westen bis in die Nähe von Kamtschatka er- streckt, hat eine geriogere mittlere Temperatur als Sit- cba; Winter und Sommer sind noch weniger verschie- den, scheinen aber etwas beständiger. Auf Unalaschka ist die mittlere Temperatur nach Weniaminow's Be- obachtungen 3^5R. = 4S4C. ^) Chamisso fand die Temperator der Quellen im Anfange des Jahrs =: 3^6 C, hält aber selbst die Beobachtung nicht fOr genau genug ^). Derselbe schätzt die Höhe der Schneegränze auf der Aleu- teakette zu 3 400 Toisen, Lütke aber fand die Insel Akutan, welche 522 Toisen hoch ist, ohne Schnee, und aaf dem Berge Makuscbinsk in Unalaschka die Gränze des bleibenden Schnees 550 Toisen über dem Meere ^). Die mehr nach Süden und Westen gelegenen Inseln mö- gen ein etwas gröfscrcs Quantum Wärme besitzen als Unalaschka, und sich hierin Sitcha mehr nähern; überall aber sind Winter und Sommer weniger wechselnd als in Sitcha. Im Sommer erhebt sich das Thermometer selten über + 15^ R. und im Winter sinkt es noch seltener anter 15^ R. Gewöhnlich beginnt der Schneefall schon mit dem Anfange des Octobers (auf der Berings- Insel, nach St eil er, im November) und das Ende des Aprils bringt noch Schnee, zuweilen noch das Ende des Mai, aber auf der Fläche ist dieser Schnee nicht sehr lange bleibend, obgleich er in den Vertiefungen bis in die Mitte

1) Langsdorff's Reise Bd. II, S. 85. Lutke Voyage autour du monde T. /, p' 134.

2) Lütke Foyage F. l, ^.217.

3) Chamlsso's \^'erke Bd. II, S. 249.

4) Luikc Voyage VqL /, p, 250.

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des Sommers sich erhält. Es giebt Jahre, in welchea es während des ganzen Winters in Unalaschka regnet. Die Nebel herrschen vorzOglich vom April bis in die Mitte des Juli. Von dieser Zeit bis zum Ende des Sepi tembers ist die heiterste Zeit; auf der Bering -Insel tritt die heitere Zeit einige Wochen frtiher ein ^ ). Es scheint, dafs dann die Nebelregion weiter nach Norden gerficiit ist. Im Sommer herrschen nSmlich die Südwinde vor, und schieben die Ausgleichung der über dem kaltem und dem wärmern Meere schwebenden Luftmassen wei- ter nach dem Pole zu; im Winter sind die Nordwinde vorherrschend. Dafs schon im Spätherbst die Nebel süd- lich von der Inselkette herrschen, hat Be rings unglück- liche Reise gelehrt

Während dieses Klima den Baumwüchs unterdrückt, ist es dem Graswuchse aufserordentlich gedeihlich. Die- ser ist nach Chamisso auf den untern Theilen von Una- laschka so üppig, dafs er dem Wanderer hinderlich wird, das Weidengestrüppe dagegen überragt kaum den Gras- wuchs, und Lütke sagt, seit Brasilien habe er auf sei- ner Reise nichts so Freundliches gesehen, als den Gras- wuchs von Unalaschka. Wenn man die Hügel ersteigt, findet man bald alpinische Flor *). Kartoffeln, Rüben und andere Gemüse werden in Unalaschka noch gelo- gen; eine sehr wohlschmeckende Erdbeere reift, aber an Kornbau ist nicht zu denken.

Die Pribylow- Inseln, obgleich nur wenig nördlicher als Unalaschka, sind doch merklich nordischer. Bis hier- her schwimmt im Winter das See -Eis, das zuweilen bis in den Mai bleibt und Eisbären mitbringt. Dicke Ne- bel herrschen bis gegen das Ende des Sommers hin. Der Graswuchs ist noch schön, aber sehr rasch geht die Strand-

1) Steller in Pallas Neuen nord. Beitragen Bd. I.

2) Langsdorfr« Reise Bd. VI, S. 40, 42. Ghamiaio*« Weite Bd. I, S. 303. Bd. n, S. 325, 352. Lütke Voyagt Volh ^.29.

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flor IQ die alpinische Flor Ober, die Berg^pfel haben Dor Doch Flechten und an feuchten Stellen Moose und einige Riedgräser. Geschützte Thaler zeigen nicht mehr die Oppige Vegetation von Unalaschka. Quellen findet man gar nicht. Der Qoden ist also vielleicht schon in der Tiefe gefroren ^).

Die Insel St. Lorenz, wieder um einige Grade mehr nach Norden gelegen^ ist noch viel winterlicher. Als Kotzebue ana 10. Juli an diese Insel kam, erfuhr er, dab erst vor 3 5 Tagen das Eis aufgegangen war und an der Ostspitze fand er noch Eis. Das erinnert an die Cberrie- oder Bären -Insel, südlich von Spitzbergen. Die gesammte Flor ist hoch-alpinisch oder hoch-nordisch und die Nebel sind während der ganzen Zeit, die man hier Sommer nennen könnte, so häufig, dafs sehr oft Schiffe dieser Insel vorbeigefahren sind, ohne sie zu er- blicken und es lange gewährt hat, bis sie auf den Karten mit einiger Vollständigkeit gezeichnet werden konnte ').

In der BeringsstraCse giebt aQ der Küste die an den Boden gedrückte Vegetation ein Bild wie auf Spitzber- gen und Nowaja-Semija, obgleich im Innern der Buch- ten, wegen des Einflusses der ausgedehnten Continente, das Gesträuch mehr in die Hübe geht. Im Innern der LorenzrBucht erhebt es sich,' nach Chamisso, dem Men- schei^ bis ans Knie^ im Innern des Kotzebue - Sundes noch mehr. Ueberhaupt bemerkt C h a m i s s o , dafs Ame- rika in derselben Breite auch in der Umgebung der Be- ringsstraCse mehr begünstigt erscheint als Asien. An der Küste dieses Welttheils fand er auch das Wasser käl- ter. Damit stimmt die Erfahrung der Reiseversuche, wel- che an der Amerikanischen Küste immer weiter vordrin- gen konnten, als an der Asiatischen, wie denn auch in

1) LaDgidorfr« Reite Bd. n, S. 24—28. Cham. Bd. 11, S. 358. Lfttke Voyage Vol. I, p, 254.

2) In HiDiicht diCMS Ndielrcichüiums übertraft St. JLorem die Da" rauate/ »du.

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neueslcr Zeit die ganze Nordwestspifze .von Amerika znr See umfahren ist, die Nördostkfiste von Asien aber seit Deshnew nicht wieder.

Dieselben Differenzen- im Klima und der Vegeta- tion, welche wir auf Unalaschka, den Pribylow-Inselo, der Insel St. Lorenz und der Beringsstrafse, in einer Breite von 10^, gesehen haben, treffen sich in dem At- lantischen Ocean in den Shetländischen Inseln, Island, der Bäreninsel und Spitzbergen, iu einer Breite von fast 20®. Es ist also im. Berings* Meere die Abnahme der Temperatur ungefähr zwei Mal so schnell als in dem Wasserbecken zwischen Nordamerika und Nordeuropa..

Als dieser Abschnitt schon dem Drucke übergeben war, erhielt ich von dem Admiral y. Wrang eil noch einen von dem Kreolen Tschitschen ew geschriebenen Aufsatz über die Insel St. Paul, auf welcher er über ein Jahr zugebracht hatte, nebst einem meteorologischen Ta- gebuche mitgetheilt, in welchem Morgens und Abends das Wetter aufgezeichnet ist, Was in diesem Aufsatze über das Klima gesagt wird, bestätigt im Allgemeinen, was oben über das Vorrücken und Zurücktreten der jSe- belrcgiqneu bemerkt ist. Der Spätherbst scheint hier nämlich heiterer als der Sommer. Zwar wird gesagt, dafs auch im Sommer Ost- und Nordostwinde vorherr- schen. Das Tagebuch weist aber nach, dafs eigentlicb Südostwinde im Sommer- die häufigsten sind.

Tschitschenew sagt vom Klima von St. Paul Fol- gendes:

„Im Sommer sind die Winde gewöhnlich sanft upd gleichmäfsig, meistens östliche und nordöstliche (nach dem Tagebuche waren aber, wie gesagt,, die südöstlichen Wiode die häufigsten) mit Nebel und Regen.. Helle, Tage sind selten; auf dem Meere sieht man aber immer Nebel aod

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zuweilen Wolken, auch an hellen« Tagen.'' Oae beUat wohl, auch wenn auf der Insel helles Wetter ist

„Im Herbst fangen Nordwinde an zu wehen, bald heftige, bald sdi wache, Regen fallen seltner; bei Nord- winden friert es am Morgen; der Herbst währt bis zum NoTember. **

„Im Winter weben Nordwinde,; die meistens heftig, selten mittelroafsig sind. Die Kälte ist gemfifsi^t, aber wenn Eis anschwimmt, so verstärkt sie sich zuweilen bis 18' R. und mehr ; wenn jedoch der Wind nach Ost und Sfidost fibergcfat, so wird der Frost gelinder und gebt in Regen über. Wenn die Nordwinde zwei Wodien anhaltend wehen, so legt das Eis sich an dieKOsleund wird so zusammenhängend, daCs man gar keine Lücken in demselben sieht. Es bleibt dann so .lange, bis der Wind anhaltend aus Süden . oder Südosten w^ht ( d. h^ bis zum Frühlinge oder Anfange des Sommers). Wenn aber die Winde wechseln, so wird auch da$ Eis hin und her getrieben. Der . Schnee liegt im Winter tief. Wenn kein Ostwind eintritt, so bleibt er bis in den Mai ; wenn aber auch nur zwei Tage nach einander der Wind von Süden oder Osten kommt, so schmilzt der Schnee ▼öllig weg."

„Im Frühlinge sind die Winde mäfsig mit StOfsen. Selten ist es hell; häufig fällt nässender Schnee oder Re- gen, oder das Wetter ist neblig oder trübe. Bei Nord- winden tritt auch im Mai Schnee und Frost ein."

„Im Winter giebt es Nordlichte bald mit, bald ohne Geräusch^). Die Bewohner der Insel behaupten, dafs

1) DicM Bcobachtiingen siod Tom Jnli 1832 bis zum Juli 1833 ge- macht 'Worden. Ich bemerke bei dieser Gelegenheit, dafs die nörd- lichen Be'wohner Ruislands von dem Geräasche, das zuweilen beim Kordlichte gehSrt wird, wie von einer gans bekannten und nnbe- itreitbaren Thatsache sprechen. Eben so einstimmig sind sie aber auch darin, dafs das Geräusch nur xuweiien gehört werde. Die Wallrolslangcr, welche auf Nowaja- Semlja überwintern, ▼ersichem,

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es dort keine Gewitter gebe, allein am 28. and noch« mals am 30. Juli a. St. waren Gewitter za hören. *'

Indem ich daa Tagebuch durchsehe', finde ich im Juli a. St. unter 60 Notirungen nur einmal helles Wet- ter angegeben, jedoch mit dem Zusätze, daCs auf dem Meere Nebel war, vier Mal ist angegeben, dab die Sonne zuweilen durchblickte. An 55 halben Tagen war sie also, wie es scheint, gar nicht zu sehen gewesen. ~- Der Juli des Jahres 1837 hatte nur sieben halbe Tage, an denen die Sonne sich zuweilen sehen liels. Im Jahre 1832 aber sind 14 solche halbe Tage und 8 halbe Tage, an denen der Sonnenschein anhaltend war, notirt. Im August ist nur einmal abwediselnder Sonnen- schein angegeben, im September aber 18 Mal abwech- selnder Sonnen-, Sternen- oder Mondschein und 3 Mal anhaltender. Der October hat noch etwas mehr Sonnen- schein, am meisten aber der März und die ersten Tage des Aprils.

t$ lej snweüen to Unt, dal« die Hunde davon anruhig würdco und zu bellen anfingen. Sie vergleiclien es mit dem Laut, welchen mui hört, wenn man grofjes Hola, nachdem es gespalten ist, Ton eioao- der reifst. Nur ein Nordlicht habe idi mit Herrn Lehmann lo Nowaja-Semlja im August beobachtet. Wir konnten aoch in der tiefsten nachtUchen Stille nicht den mindesten JUant hdren.

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y. Ueber Acechlorplatin , nebst Bemerkungen über einige andere Produkte der Einmrkimg zwischen Platinchlorid und Aceton;

fon VF* C. Zeise%

(Mitgetheilt Toin Hrn. Vcrfasaer ans den Schrift, der K. dSn. Akad. der WuMiuchafteii. YorlSufigc Notiun von dieser Arbeit worden berciu in dies. Ann. Bd. XXXXY, S. 332 nnd Bd. XXXXVU» S. 478 mit* getkeilt)

Dei der Wirkung zwischen Platinchlorid nnd Alkohol eotstehf, wie ich schon vor einigen Jahren gezeigt habe, eine Verbindung von 2 Atomen PlatinchlorOr und 1 Atome Aetberin (oder, wenn man will, von 1 At. PlatinchlorOr und 1 Doppelatome Aelayl), -— wie es scheint, wesent«> lieh dadurch, daCs 4 Atome Chlor, 2 Atome Sauerstoff an 1 Atom Aetherin fiberführen, während ein anderes Atom Aetherin, oder 2 Doppelatome Aelayl, von den da- durch erzeugten 2 At PlatinchlorOr aufgenommen wer- den. ') Dafs auch andere organische Körper als Alkohol in Wechselwirkung mit dem Platinchlorid treten könnten, war wahrscheinlich. Die, welche zuerst und vornehmlich des Versuches werth zu sejn schienen, waren Holzgeist und Essiggeist, oder, wie letzterer jetzt gewöhnlich heifist, Aceton. Ich machte daher den Anfang mit diesem«

Dieser Stoff, dessen Elementar - Zusammensetzung OH^O ist, entsteht bekanntlich, wenn ein essigsaures Salz, namentlich das Baryt- oder Kalksalz, der trocknen Destillation unterworfen wird. Die Eigenschaften und Verhaltungsweisen des Acetons haben in gewisser Hin^ rieht eine Aehnlichkeit mit denen des Alkohols und das nicht blob in den sogenannten physischen, sondern auch in den eigentlich chemischen. Das Aceton giebt nttmlich,

1) Ann. Bd. XXXX, S. 234. P.

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nach Kane'), bei der Einwirkang von SchwefelsSarc in Terschiedenem Mengenverhältnifs, SlofTe, deren Za- sammensetzuDgen von der des Acetons dadurch abweichen, dafs sicf die Bestandtheile von 1 Atom oder von 2 Ato- men Wasser weniger als das Aceton enthalten, ebenso wie die Produkte, welche der Alkohol giebt, unter glei- chen Umständen von diesem abweichen; so dafs der Stoff, welcher gegen das Aceton dasselbe zu sejn scheint, was das Aeiherin oder Aetherol gegen Alkohol ist, aus 6 C +8^ besteht (Kane's Mesitylen, von Berzelius Oenol genannt) und der, welcher scheint dem Aelher zu entsprechen (den Kane Mesüyloxyd und Berze- lius Oenoloxyd nennt), aus C^H^^O. Auch kann das Aceton« nach Kane, mit Schwefelsäure eine Verbindung erzeugen, die zum Theil der sogenannten Weinschwefel- säure entspricht, und durch Salpetersäure eine andere, die dem Aldehyd zu entsprechen scheint.

Allein unter einigen Umständen zeigt das Aceton ein Verhalten, das sehr abweicht von dem des Alkohols, nämlich bei Behandlung mit Kalium, indem dabei, nach* Löwig's Versuchen'), wohl Kali gebildet wird, aber nicht, «wie beim Alliohol, unter Gasentwicklung; auch bringt. es keinen, dem Aether entsprechenden Stoff her- vor, wohl aber zwei andere, von denen der eine aus C+H^ besieht. Eben so scheint das Aceton, nach mei- nen Versuchen, bei der Einwirkung von Kali und Schwe- felkohlenstoff keine der Xanlhogensäure entsprechende Verbindung zu liefern«

Es fragt sich nun, ob das Aceton sich gegen Pla- tinehlorid übereinstimmend mit, oder abweichend vom Alkohpl verhalte ; wir .werden sehen, dafs in einer Weise beides der Fall ist. Ehe ich indefs zur Beschreibung der hierher gehörigen Versuche übergehe, will ich ein Verfahren angeben, wie man sich am besten Aceton ver-

. l) Pös«eiidorn's Annalcn Bd. XXXXIY, S. 473. 2) Poggenaorffs Annalen Bd. XXJUUI, S. 399.

157

schafft y das bekaiiotUch kein gewöhnlicher Handekarti«

kel ist

Bemerkung über die Darstellung Ton Aceton.

Kommt es darauf an dasseihe in bedeutender Menge tD erhalten, so ist dessen Bereitung aus essigsaurem Ba- lyt oder essigsaurem Kalk, die wenigstens bei uns, gar keine gewöhnliche Handelsartikel sind, zu beschwerlich and zu kostbar. Noch weniger vortheilhaft ist die Be- reitoDg nach Fremy mittelst Zuckerund Kalk ^). Blei* tacker schlechtbin anzuwenden, ist eben so wenig pas«^ seod, weil diefis Salz zugleich eine sehr grofse Menge ODzersetzter Essigsäure liefert. Ein Gemenge pon Blei- Zucker und KM dagegen ist besonders gut geschickt, nnd da ich mir auf diese Weise eine grolse Menge Ace« tOD mit Leichtigkeit verschafft habe, trage ich* kein Be« denken sie als vorzüglich zu empfehlen.

Das Yerhältnifs, welches ich am besten befunden, ist 1 Theil gewöhnlichen gebrannten (nicht gelöschten) Kalk auf 2 Thl. kiystallisirten Bleizucker. Beide Theiie mOssen wohl gepulvert und sorgfältig vermengt werden. Kurz nach der Vermengung löscht sich gewöhnlich der Kalk durch das Krjstallwasser unter Wärine- Entwicklung und ueiolich starker Bewegung in der Masse; allein, da bei dem Dampf nicht der mindeste Geruch nach Aceton ver- spürt wird, ohne Verlust an diesem. Das Gemenge kann, wahrend diese heftige Selbst -Erwärmung eintritt, recht gat in ein Destillationsgefftfs gebracht werden, und ea' ist sogar gut diefs zu thun, da dessen lockerer, aufge- schwollner Zustand, nach der Löschung, die Einfüllung langwieriger und weniger leicht macht. Durch Anwen- dung von zuvor gelöschtem Kalk diese Wirkung zu ver- meiden, habe ich nicht vortbeilhaft gefunden, weil man dann, um nicht das Produkt so wasserhaltig zu bekom- nen, dafs es die folgenden Arbeiten erschweren würde,

' 1) Aimal. de Mm. et de phyt. T. LIX^ p. 5.

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den Bleizaekar zavor enlwttssem mfifirte, was bei gr5be- reo Mengen Tollkommen so beschwerlich ist, als dai Pulvern des Kalks. Die bekannten eisernen Flaschen, worin Quecksilber versandt wird, sind sehr geschickt za dieser Destillation; man kann darin die Arbeit mit 4 Pfund Blcizucker vornehmen. Die Flasche legt man fast horizontal in den Ofen, doch mit der MQndung etwas aufwSrts; in diese schraubt man ein kurzes, etwas her- abgebogenes Eisenrohr, verkittet dessen Fuge mit einem mit Wasser zu einem Teig angerührten Gemenge von 2 ThL Kalk, 1 ThI. Sand und etwas Kochsalz, setzt daran ein langes, weites, mit einem Ende gegen das Ei- senrohr aufwärts gebogenes Glasrohr, umgeben von eioer blechernen KfihlrOhre, in der man einen eben aufsteigen- den Strom kalten Wassers unterhält, und läfst das Glas* röhr in eine ganz mit Eis umgebene Vorlage gehen. Die Hitze wird langsam verstärkt, erst am Ende bis Dahe zum Glühen. Das rohe Destillat ist ein Gemenge von Ace- ton, Wasser und (doch in ziemlich geringer Menge) zwei ülartigen, weniger als Aceton flüchtigen, Körpern, von denen der eine vermathlich Kane's Dumasin isL

Daraus wird das reine Aceton ausgeschieden, indem man es mit etwas Chlorcalcium zusammenschüttelt, und darauf das Ganze auf einem Wasserbade deslillirt, bis selbst beim Kochen des Wassers nichts sonderlich mehr übergeht Auf der zurückgebliebenen Lösung von Chlor- calcium schwimmt dann ein Theil jenes Gemenges wie eio ölartiger Körper. Aber auch das Destillat enthält ei- nen Theil davon, und überdiefs noch etwas Wasser. Zur rollen Reinigung Ififst man es noch einige Tage mit ei- ner grofsen Menge grob gestofsenen Chlorcalciums unter bisweiligem Umschütteln stehen, gief^t es ab und unter- wirft es darauf für sich abermals einer Destillation auf dem Wasserbad, solchergestalt, dafs man die ersten drei Viertel für sich auffängt, die gewöhnlich vollkommen rei- nes Aceton sind, und darauf ungefähr die Hälfte des Be-

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sCes, die meisteiifl so viel von dem Olartig^n KDrper ent« hÜl, daCs sie mit Wasser eine Bcbwache Trübang giebt» and daher, DOthigenfalk, abermals rectificirt werden mufs '). Aas dem Rückstand scheidet sich auf Zusatz von Was- s^ eioe ziemlich bedeotende Menge des ölartigen Kör- pers. — > Von 8 Pfund Bleizucker erhält man auf diese Weise 20 bis 22 Loth vollkommen reinen Acetons.

Yon der Wirkung swischen Platinchlorid und Aceton im

Allgemeinen«

Reines und wohlgetrocknetes Platinchlorid löst sich in wasserfreiem Aceton schnell und reichlich unter merk- barer Wärmeentwicklung Die Auflösung, die zuerst eioe r0(hlichbranne Farbe bat, wird ziemlich bald schwarzbraun und so stark gefärbt, dafs sie selbst bei etwa 12 ThL Acefou gegen 1 Tbl. Chlorid undurchsichtig erscheint.

Unter der Voraussetzung, die sich indefs späterhin als unrichtig erwicfs, dafs zur Einleitung einer gehörig lebhaften Wirkung zwischen Aceton und Platinchlorid, dieselben Umstände, wie zur Wirkung zwischen Alko- hol und Platinchlorid, erforderlich seyn würden, unter- warf ich eine Auflösung von 1 ThL Chlorid in ungefähr 10 Thl. Aceton einer Destillation bis zur Sjrrupsdicke. Das Destillat, welches reich an Salzsäure war, gofs ich zurück, setzte (iberdiefs etwas Aceton hinzu, und wie-

1) Für 4ie*e und Shnliclie Destillationen rar Scheidung rcn ungleicli

flncbtigen Flustigkelten bediene ich mich mit Vor« theil eines Unghalsigcn Kolbens, verbnnden durch einen Korkring mit einem weiten Glasrohre Ton nebenstehender Gestalt Die Abkühlung in dem erweiterten Theil bewirkt besonders ein Zuvt|ck« flielsen ' des weniger Fl&chtigeiu Fflr gewiss« Fälle kann es nfitslich seyn, diesen Theil mi| einer Blechhulle au umgeben, die ein Abkfih* lungsmittel Ton passender Temperatur epthllt,

160

derholtcn die DestillatioD bis za demeelben Punkt. Gas- entwickloDg fand nicbt statt«

Dem Ton mir bei der Behandlung des Platinchloridt mit Alkohol angewandten Verfahren weiter folgend, settte ich nun Wasser zu dem Rückstand, in der Erwartung, dadurch auch hier wenigstens den gröfsten Theil aufge- löst zu erhalten. Allein das Verhalten war hier anders: es blieb nämlich der gröfste Theil der Masse ungelöst als ein schwarzbrauner theerarliger Körper, während sich et- was mit röthlich brauner Farbe auflöste. Als diese Auf- lösung im klar filtrirten Zustand 10 bis 12 Minuten ge- standen hatte, trflbte sie sich stark und setzte bald dar- auf einen gelben, deutlich krystaliinischen, aber doch fast pulverförmigen Körper ab. Einige vorläufige Versuche mit diesem Körper zeigten mir bald, dafs er eine beson- dere organische Platin -Verbindung war, bestehend, wie wir weiterhin sehen werden, im reinen Zustand, aus 1 At. Platin, 2 At. Chlor, 6 At. Kohle, 10 At. Wasserstoff, 1 At. Sauerstoff.

Die schwarzbraune theerartige Masse war, nach Aus- waschung mit Irischem Wasser, so lange diefs noch Farbe annahm, pech- oder harzartig, bei einer Temperatur, et- was Ober der gewöhnlichen, weich und so zäh, dafs sie sich zu langen dtlnnen Fäden ausziehen liefs; dagegen bei einer Temperatur, etwas unter der gewöhnlichen, spröde und von fettglänzendem Bruch. Dieser Körper erwieÜB sich auch bald als eine kohlenstoEfreiche Platinver- bindung; allein durch successives Ausziehen mit stärke- rem und schwächerem Alkohol, mit Aether und Aceton, zeigte sich zugleich, daCs er ein Gemenge von mehren Stoffen war.

Das bei Behandlung des Chlorids mit Aceton erhal- tene Destillat, welches, wie angeführt, reich an Salzsäure, war, hatte einen Geruch, der die Gegenwart von nicht blofs unverändertem Aceton, sondern auch von minde- stens Einem andern Stoff verrieth.

Den

161

Ben gelben kristallisirten KOrper nenne ich hier Acechlorpkuin^ welcher Name, nach jetziger Sitte in der Chemie, aus den Anfangsbuchstaben der Namen seiner Bestandtheile gebildet ist '); den braunen harzartigen Stoff dagegen will ich, Kfirze halber, PUttwharz nen- nen, wo es nöthig ist, mit dem Zusatz, roh.

Bei mehrmaliger Wiederholung dieser Behandlungs- weise, unter Anwendung neuer Portionen der Auflösung 10 etwas verändertem Verhältnifs, erhielt ich stets die- selben Erscheinungen; allein die Menge des gelben kri- stallischen Körpers, der bald vorzugsweise mein Interesse erregle, wechselte und war stets ziemlich gering (selten über 5 Procent des angewandten Chlorids); auch erhielt idi ihn hSufig mit einer gröfseren und geringeren Ein- meogung von Braun in die Farbe, so wie bisweilen we- niger deutlich kristallisirt.

Im wohl getrockneten Zustand war er, bis auf ei- nige schwarzbraune Stäubchen, löslich in Aceton, etwas reichlicher in höherer als in niederer Temperatur. Die Losung ertrug ohne Veränderung Eindampfen durch De- itillation, und beim Erkalten der bis zu. einem gewissen Punkt eingedampften Lösung schied sich das Acechlor- platin mit rein gelber Farbe als sternförmig gruppirte kleine Nadeln aus. Erst nach viel weiterer Eindampfung schied es sich mit bräunlicher Farbe aus, während eine braune Mutterlauge zurückblicb, nahm aber, beim Aus- waschen mit kleinen Portionen Aceton » leicht eine rein gelbe Farbe an.

Die wässerige Flüssigkeit, erhalten bei der erwähn- ten Behandlung der zur Sjrupsdicke eindestillirten Pla-

1) Kuduichtlich «einer Ztisamnieiuetning könnte man ihn Mcsitjlosjd- PUüncblorar oder MeUceton - Plaünchlorür nennen. Allein theils weil noch keiner dieser Namen für das organische Glied allgemein angenommen ist, theils weil man sich möglicherweise in Zukunft die Zusunmensetzungsweise anders vorstellen könnte, gebe ich hier wie öberall in Shnlichen FSllen einem in dieser Hinsicht nichts bedeaten- dea Namen den Voimf

Poggcnd. Ann. Ei^Snximgabd. L 11

162

finauflOsQOg (der rohen Mutterlauge^ wie ich 6\e der Kürze halber nennen will) mit Wasser, gab, nach aber- maliger Abfiltration von dem Acechlorplaün, welches sich im Laufe eines etwa SOstQndigen Stehens (fast gleich- gültig ob in einem offenen oder verschlossenen Geßfsc) aosgeschieden hatte, etwas mehr Acechlorplatin; und auch diese Ausscheidung setzte sich mehre Tage lang fort Allein diese späteren Portionen wurden stets von mehr und mehr dunkelbrauner Farbe erhalten; und bei einer Reinigung mittelst Lösung in Aceton u. s. w. wurde da- von gewöhnlich nur eine geringe Menge in reinem Zu* stand erhalten.

Nachdem die rohe Mutterlauge, beim Stehenlasseo unter gewöhnlichen Umstciuden nichts sonderlich mehr mit braungelber Farbe gab, wurde sie im Vacuo über Schwefelsäure und Kalihydrat eingedampft, und dadurch endlich eine an Salzsäure sehr reiche syrupsdicke braune Masse erhalten, welche, mit Wasser angerührt» abermals eine Portion Platinharz gab, nebst einer braungelben \A* sung, die gleich der ursprünglichen, beim Stehen Ace- chlorplatin absetzte, aber gewöhnlich mit braangelber Farbe. Oft glückt es nicht recht, diese Portion schlecht- hin durch die angeführte Behandlung mit Aceton zu rei« nigen; denn oft ist nur ein geringer Theil darin auflös- lich; dann aber kann die Reinigung auf die Weise ge- schehen, dafs man sie erst in jenem salzs&urehaltigen De- stillat von der Destillation der Platinlösung auflöst, dar* auf Wasser zusetzt, das auch hier, aber nur in geringer Menge, ausgeschiedene Platinhart durch Filtration absoo« dert und die Lösung hinstellt; man erhält dann nicht sel- ten das Acechlorplatin mit so geringer Eiomengung vom Braunen, dafs man die Umkristallisirung fast unterlassen kann. Diese Behandlung (Auflösung im Destillat u. s. w.) kann auch nicht selten mit Vortheil angewandt werdeo, wenn, was zuweilen geschieht, ein Theil Acechlorplatio, mehr oder weniger verunreinigt mit Platinhara, sich auf

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dem Filter ausgeschieden hat. Das Eigcnthfimliche der Wirkung des Destillats schreibe ich der darin vorhaa- denen freien Salzsäure zu, die beiträgt, dafs gewisse Theile des Platinharzcs besser aufgelöst und zurückge- halten werden als Tom reinen Aceton; aber dabei wird auch etwas mehr Acechlorplatin zurückgehalten, als bei Anwendung des Acetons für sich.

Bcftte Bereitungsart des Acechlorplatins.

Wie leicht zu erachten, ist die Bereitung jenes gel- ben kristallinischen Körpers, wenn man davon eine zu einer gründlichen Untersuchung hinreichende Menge ver- langt, ziemlich mühsam, und wenn ich nicht eine andere Darstellungsweise gefunden hätte, die ihn reichlicher und leichter gab, würde ich mich gcnöthigt gesehen haben, die Versuche damit sehr einzuschränken. Dazu kommt, dafs jene Darstellung mit Hülfe von Wasser es zweifel- haft machen kann, ob das Acechlorplatin ein ursprüng- liches Produkt der Wirkung zwischen Platinchlorid und Aceton sey, oder eigentlich erst durch Einwirkung des Wassers auf eins oder das andere der ursprünglichen Produkte entstehe. Ich glaubte indefs jene Bereitungs- Sirt, als Beitrag zur Aufbellung der hieher gehörigen Er- acheioangen, so ausführlich wie es /geschehen, erz^len xn müssen.

^llein Platinchlorid und Aceton geben Acechlorpla- tin ohne Zutritt von Wasser, und man kann es ohne Hülfe von Wärme erhalten, wenn man beachtet, das Chlorid zuerst 'mit nur so viel Aceton anzureiben, da(s daraus eine breiartige Masse entsteht, und darauf in ei- ner wohl verstöpselten Flasche ( mit weiter Oeffnung und eingeriebenem Stöpsel) 30 bis 40 Stunden stehen zu bssen. Beim Anreiben stellt sich in der Masse bald eine ziemlich starke Selbsterwärmung ein, und es ent- ^*ickelt sich ein Stoffe der die Augen stark reizt, doch ahne schädliche Folgen; anch merkt man bald ^m Ge- ll •

164

rnch die Bildung von SalzsSure in grofser Menge. Die schwarzbraune» anfangs gleichförmige, aber dickflGssige Masse nimmt im Laufe von etwa 24 Stunden eine grfit^ artige Beschaffenheit an, während sich, besonders am Boden der Flasche, eine braune kristallinische Masse absietzt.

Wenn diese, nach Abgiefsung des noch FIfissIgen, auf einem Filter mit Aceton in kleinen Portionen aas- gewaschen wird 9 so geht die Farbe, beim Fortf^aschea des braunen Stoffs, allmälig in Gelb über. Die abge- gossene Mutterlauge giebt oft, nach 24st(indigem Stehen in einer zugepfropften Flasche, noch eine Portion kri- stallinischen, branngefärbten Acechlorplatin, die, beim Auswaschen mit Aceton ziemlich leicht mit gelber Farbe erhalten wird. In dieser zweiten Mutterlauge ist noch eine Portion, die nicht zum Auskristallisiren gebracht werden kann. Diese erhält man am besten auf die Weise, dafs man die Lösung durch Destillation eindampft, bis sie die Steife eines dicken Syrups hat, darauf ho^ tig in eine Abdampfschale giefst, mit etwas Aceton aus- spült, und nun das Ganze (wenn man will, erst auf dem Wasserbade etwas erwärmt) neben Schwefelsäure ool Kalihydrat unter die Glocke einer Luftpumpe bringt» wo man es nun in einer allmälig mehr und mehr ver« dünnten Luft stehen läfst (denn durch ein zu schnelles Auspumpen würde natürlich leicht eine heftige Bewe- gung in der Masse eintreten) bis Alles eine feste, fir- nifsartige, spröde Masse geworden ist. Bringt man nuo diese, gepulvert mit Aceton zu einem mäfsig dicken Brei angerührt, auf ein Filtrum, so bleibt, nach gehöriger Aus- waschung mit Aceton, Acechlorplatin mit rein gelber Farbe zurück. Die bei diesen Auswaschungen erhaltene schwarzbraune Flüssigkeit giebt ebenfalls, nach Eindam- pfen durch Destillation fast bis zur Trockne, eine Masse, aus der man, durch passende Auswaschung mit Aceton, eine Portion ziemlich reinen Acechlorplatin erhalten kann.

165

Da aber durch die Wechselwirkung zwischen Pia- tiachlorid und Aceton , aufser dem Acechlorplatin und dem 10 Aceton noch löslicheren schwarzbraunen Körper, auch, obscbon in geringer Menge, ein in sSurefreiem Ace- ton unlöslicher Stoff entsteht» so mufs man das durch Aus- waschen gereinigte Acechlorplatin mit Aceton warm di- geriren (am besten in einem langhalsigen Kolben auf dem Wasserbade und unter öfterer Bewegung) und darauf die gesättigte Auflösung heifs filtriren, in eine Flasche mit weiter MQndung, versehen mit einem Glasstöpsel; beim Erlialten schiefst das Acechlorplatin vöIIlLommen rein an. Durch ähnliche Auflösung einer neuen Portion Salz in der abgegossenen Mutterlauge und Förderung dieser Lösung bis zum ersten Anschufs, kann man noch eine Portion in den kristallisirten Zustand bringen und 80 öfter/ Man erhält indefs stets nur kleine Kristalle; und da der Unterschied der Löslichkeit des Acechlorpla- tins in kochendem und kaltem Aceton nicht grofs ist, so ist es doch gewöhnlich vortbeilhafter, die Auflösung ge- radezu fast bis zur Trockne einzudestilliren, das Braun- gerarbte fortzuwaschen, und das Destillat zur Auflösung von mehr anzuwenden, dann diese Auflösung wieder ein- uidestilliren und so fort. Durch diese letzte Berei- tnngßweise kann man ungefähr 20 Procent des angewand- ten Chlorids an Acechlorplatin erhalten.

Eigenschaften de« Acechlorplatin«.

Das Acechlorplatin ist im wohlgetrockneten Zustand ohne Geruch, und von metallischem, herbem Geschmack. In eine Lichtflamme gebracht, verbrennt es mit etwas grünlicher Flamme und hinterläfst metallisches Platin. Es lUst sich im Oelbade bis 195^ erwärmen, ohne durch Ge* roch oder Farbe Zeichen von Zersetzung zu geben; bei einer Temperatur des Bades von etwa 200® (genau, wie es scheint, 203®) beginnt es sich zu schwärzen und einen <luerlich erstickenden Geruch zu geben. Bei 225® des

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Bades ward es, in einem Versnche, unter Entwicklong von Gas und Dampf von einem sauren, aber zugleich eigenthfim- lichen Geruch, in einen schwarzen Körper yerwandelt; nach und nach bis etwas über 300® erhitzt, schien es kei- nen Geruch mehr zu geben, nur bei darauf folgender Erhitzung in offenem Feuer bis zum Glühen kam nur noch eine Zeitlang ein saurer Geruch zum Vorschein. Der Rückstand ist gleichmSifsig schwarz und zeigt selbst unter dem Vergröfserungsglas keine Einmengung von me- tallischem Platin. Bringt man die stark erhitzte Masse schnell an freie Luft, so geräth sie in Brand, und ver- glimmt zunderartig zu metallischem Platin. Uebrigens mufs angeführt werden, dafs bei Zerstörung dieses Stoffs kein Schmelzen geschieht und sich auch kein Brausen oder Aufblähen der Masse zeigt.

Das Acechlorplatin wird nur in sehr geringer Menge Tom Wasser gelöst. Die anfangs gelbe Lösung wird beim Stehen nach einigen Stunden braun; auch nimmt das Ace- chlorplatin, welches unaufgelöfst mit Wasser stehen bleibt, eine bräunliche Farbe an. Erwärmt man es mit Wasser, so wird es schnell erst braun und darauf schwarz, dabei Produkte gebend, von denen weiterhin mehr. Aether löst nur wenig Acechlorplatin; Alkohol, besonders bei Erwärmung, löst etwas mehr und giebt es beim Erkal- ten unverändert kristallisirt. Weit reichlicher und mit gelber Farbe wird es vom Aceton gelöst; doch löst 1 Tbl. Aceton, bei gewöhnlicher Temperatur, kaum über ^^, und nbr etwas mehr bei höherer. Bevor Wasser hin- zukommt, reagirt die Lösung nicht sauer. Salzsäure, selbst concentrirte, wirkt nur in erhöhter Temperatur darauf; die saure Auflösung erträgt Siedhilze ohne merk- bare Veränderung. Kalilauge löst das Acechlorplatin voll- ständig, aber mit brauner Farbe, also im veränderten Zustand. Bei Erwärmung damit, oder mit Baryt oder Kalk', auf trocknem oder nassem Wege, so wie mit Am- moniak, als'Gas oder wässrige Auflösung, mit Alkohol,

167 '

* mit Aceton zeigen sich Erscheinungen, die späterhin an- geführt werden sollen. LäCst man eine Lösung von Ace- chlorplatin in Aceton in einem zugepfropften Glase mit KapferdrehspSnen stehen, so fiberziehen sich diese inner- halb 6 bis 8 Stunden mit einer dicken Lage eines schwarz- braunen Körpers; bei Zusatz von noch so wenig Salz- säure geschieht diefs in wenig Augenblicken und mit Gas- entwicklung. Auch mit Quecksilber geschieht die Re- duction, und damit erhält man anfangs ein weifses Amal- gam, aber nach etwas längerem Stehenlassen scheidet sich ein schwarzes Pulver ab, und das Quecksilber zeigt sich DUO zum Thcil wieder in seinem flüssigen Zustaud. Phos^ phor, in eine gesättigte Lösung des Acechlorplatins und Aceton gebracht, läuft sogleich schwarzbraun au und die gelbe Flüssigkeit wird schnell mehr und mehr dunkel- braun. Im Laufe von etwa einer halben Stunde wird ne schwarzbraun und setzt darauf in grofser Menge ei- nen röthlich braunen schlammartigen Körper ab, wäh- rend die Flüssigkeit sich fast entfärbt. Ich gedenke diefs Verhalten näher zu untersuchen.

Setzt man zu einer Lösung des Acechlorplatins in Aceton ein Gemenge von Aceton und salpetersaurem Silberoxyd in Wasser (welche Flüssigkeit nur schwach iahl ist) oder fügt man die Acechlorplatin- Lösung zu die- ser Flüssigkeit, so erhält man in demselben Augenblick eine sehr reichliche Ausscheidung mit rein gelber Farbe; allein im Laufe einiger Minuten erhält das Ganze, eine schwarzbraune Farbe, selbst bei langem Stehen bleibt es trübe. Starke Salpetersäure zur Acechlorplatin-Lö- song gesetzt, bewirkt keine Veränderung. Auch erhält man im Wesentlichen jenes Phänomen, wenn man zu der stark milchigen Flüssigkeit, die durch Vermischung einer ivässrigen Lösung von schwefelsaurem Silberoxyd mit Ace- ton entsteht, eine acetonische Auflösung von Acechlor- platin hinzusetzt.

Eine wässrige Lösung von Chlorkalium und Chlor-

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nafriam nimmt Acechlorplatin mit gelber Farbe aa( selbst bei gewöhnlicher Temperatur in weit gröfserer Menge als Wasser allein; bei erhöhter Temperatur löst es sich noch reichlicher darin, und diese Lösung ertrSgt lang- wieriges Sieden ohne das mindeste Zeichen von Zer- setzung zu zeigen; ein Verhalten, das die Entstehung einer Doppelverbindung anzudeuten scheint. Die Ver- bindung ist Jedoch hier weit weniger beständig als zwi- schen jenen Chloriden und dem brennbaren Chlorplatin (beim Alkohol), und unterscheidet sich möglicherweise auch in anderer Hinsicht davon; ich habe mir über die- sen Punkt noch keine befriedigende Aufklärung verschaf- fen können.

Zerlegung des Acechlorplatin«^

Das wohl an der Luft getrocknete Acecblorplatin verliert bei längerem Verweilen weder in einer Tempe- ratur von etwa 180® noch im Vacuo über Schwefelsäure etwas am Gewicht, und ist folglich als wasserfrei, we- nigstens als frei von Kristallwasser anzusehen.

Da ich allen Grund hatte zu der Annahme, dafs das Acechlorplatin, aufser Platin, wenigstens Chlor, Kohlen- stoff und Wasserstoff enthalte, und es überdiefs nur noch Sauerstoff enthalten konnte, so stellte ich die Analyse desselben folgendermafsen an.

A. 1,3807 Grm. Acechlorplatin, zuvor jgetrocknet im Vacuo über Schwefelsäure, wurde mit einer groCsen Menge wasserfreien kohlensauren Natrons gemengt, und das Gemenge, in einen Platintiegel gebracht, mit ei- ner Lage kohlensauren Natrons bedeckt, gehörig erhitzt Die Masse wurde darauf ausgelaugt und mit Salpeter- säure tibersättigt. Das Ausgeschiedene, auf ein Filter gebracht und gehörig ausgewaschen, so wie dann gehö- rig lange an der Luft durchgeglüht, wog 0,735 Grm. Die Auflösung gab beim Fällen mit salpetersaurem Sil-

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benxji n. i. w. 1,069 Gem. gMchnoIzenea Cblorsilben. . Dtels ^eb( für 100 TM. Acecfalorplalia PInttn 53,2338 Chlor 19,1010.

B, 1,0645 Gmi. auf gleich« Weise bebaadelleo Acechlorplalins warde durch sweckmüfsige ErhilzuDg im Plarinliegel ToIlslBndig verbrannt. Der BOckstand war rcio« Platin und wog 0,570» Gnu. Dieb ^ebt auf 100 Aceclilorplatia

Platin 53,594.

C 1,689 Gnu. Acechlorplalin (hier, wie fiberall, nach Stehen im Vacno Aber Schwefelsaure) gaben, eben io bebandelt, 0,911 Grm. Platin, also auf 100: Platin 53,937.

Die Bestimmung des Kohlen- und Wasserstoffs be- werkstelligte ich durch Verbrennung theils mittelst Ku- pferoxjd, Iheils mittelst chronisaoren Bleioxyds unter Za- lalz von Kupferoxyd. Bekanntlich hat man in neuerer Zeit das chromsaure Bleioxyd als Torzügüch zu Analj- len sehr kohleDstoffhatliger Verbindungen empfohlen, da die Verbrennung des Kohlenstoffs damit leichter als mit Kapferoxyd geschieht, zum Theil als Folge des Umslands, daüi man durth gehörig starkes Erhitzen gegen den Schlufs eine Entwicklung von Sauerstoffgas in der Masse bewir- ken kann. Fdr genaue Analysen cUorholliger organi- Kher Stoffe hat man Jenes Salz sogar für unenlbehrlicli gehalten, weil die Anwendung von Kupferoxyd dadurch «ben Fehler mit sieb fQhre, dafs das erzeugte Wasser durch Cblorkupfer verunreinigt werde, folglich die Menge dn Wasserstoffs zu grofs auslalle.

Obechon ich mich bei mehren Gelegenheiten llber- zeagt habe, dals man die Analyse eines chlorhaltigen Koblenstofh durch Kupferoxyd allein mit vieler Genauig- keit anifilbren kann, sobald man nur eine gehörig lange

170

Vorderlage von Oxyd anwendet und die Safsereten Tbeile derselben, aaf eben zwei Zoll, nicht zum vollen Glfiheo erhitzt, so halte doch aacb ich das chromsaure BIcioxyd für sehr nützlich bei dergleichen Analysen, und machte deshalb, wie erwähnt, bei dieser Gelegenheit Gebrauch davon.

Die Kohlensäure wurde Übrigens in Kalilauge auf- gefangen und der letzte Rest auf gewöhnliche Weise durch einen Luftstrom ausgetrieben; das YerbrennuDgs- röhr war zu einer herabgehenden Spitze ausgezogen und Korkpfropfen wurden nicht angewandt. Zur Fortschaf- fung jeder Spur von anhängendem Wasser wurde die eingebrachte Ladung auf wohlbekannte Weise durch Er- hitzung im Wasserbade unter Auspumpen getrocknet.

D. 1334 Grm. Acechlorplatin gaben 0,947 Grm. Koh- lensäure und 0,3425 Grm. Wasser. Da% macht auf 100:

Kohlenstoff 19,6300 Wasserstoff 2,8553.

E. 1,248 Grm. Acechlorplatin gaben 0,8625 Grm. Kohlensäure und 0,3305 Grm. Wasser, auf 100 Thl. also:

Kohlenstoff 19,2210 Wasserstoff 2,9408.

Als Mittelzahl sind folglich durch diese Versuche für 100 Thl. Acechlorplatin erhalten:

Platin 53,5883

Chlor 19,1010

Kohlenstoff 19,4260

Wasserstoff 2,8980

also Sauerstoff 4,9867.

Nun ist

53,5883 1233,260

19,1010 221,325

= 0,04345 oder 1

= 0,086299 » 2

i§.ia6

76,437

2.898 6,2398

4.9867

171

= 0,25415 oder 6

= 0,46444 » 10

=s 0,049867 » 1.

100,000 Das will sagen, die elementare Zusammensetzung des Ace-

18 ist;

in 100:

Platia = 1233.260 .

. 53,6920

Cblor = 442,650 .

. 19,2710

Kohlenstoff s= 458.622 .

. 1^6660

Wasserstoff =: 62,398 .

2,7166

Sauerstoff = 100,000 .

4,3537

6 »

10 '^

1 -

2296,930 100,0000

was, irvie man sieht, sehr wohl mit den obigen Erfah- ruDgs- Ergebnissen übereinstimmt.

Angenommen, zu Einem Atom Aceton gehören 6C I2J72 0y so differirt davon der Hydroxj€aii>on* Stoff, der sich mit 1 AI. Platiochlorür verbanden hat , durch eine Menge von Wasser- nnd Sauerstoff, die 1 At. Was** 8er geben. Nach Kane ^) entsteht eine solche Verbin- dung unter andern bei der Einwirkung von Schwefel- sSare auf Aceton, und kann dabei in isolirtem Zustand erhalten werden. Was die Zusammensetzung betrifft, so verhält sie sich zum Aceton, wie Aether zum Alkohol. Denkt man sich nun Aceton alh ein Hjdrat von* diesem Acetonaether, oder, wie Kane ihn nennt, Mesitjlozyd, folglich als Cr'H'^O+IPO, so kann die Wirkung zwi- sehen Platinchlorid und Aceton zum Theil so betrachtet werden, dafs 2 Atome Chlor, welche 1 At. Chlotid ver- loren haty sich mit 2 At. Wasserstoff von 1 At. Aceton verbinden^ so dafs dieser eine eigene Zusammensetzung bildet, bestehend aus 6 C+ 10i¥-^2 O, während der 80 gebildete Chlorwasserstoff ein anderes Atom Aceton

1) Am an^effihrten Ort.

172

durch Katalyse in Wasser und MesiCyloxyd zerlegt, irel- ches letztere dann mit dem Platiochlorür die neue Zu- sammensetzung PiCfi+C*H^^O giebt.

Gleichwie die biebei erzengte Platinverbindung ia ihrer Zusammensetzung abweicht von der, welche durch Wechselwirkung zwischen Alkohol und Platinchlorid ent- steht, unter andern dadurch ^ dafs das Chlodir darin ei« nen sauerstoffhaltigen organischen Stoff aufnimmt , woge- gen der im brennbaren Chlorplatin sich nur mit Kohlen- wasserstoff verbindet, so scheint auch nicht Acetonal- debjd gleichzeitig mit Acechlorplatin entstehen zu kön- nen, wahrend die Erzeugung des brennbaren Chlorpla- tin durch Alkohol stets die Bildung von Alkobolaldebyd mit sich führt, denn jenes Aldehjd ist nach Kane:

Allein das Daseyn einer Zusammensetzung C^H^^O^ ist noch unbewiesen, und wie alle Verhaltnisse beim Al- kohol eben so gut durch die Annahme, dafs er ein Bi- bjdrat vom Kohlenwasserstoff C^W sey, als durch die, dafs er ein Hydrat vom Oxyd C^H^^+O sey, erklärt werden können, so kann man auch das Aceton als ein Bihydrat von Kohlenwasserstoff C*J^ oder besser von (?H^ betrachten, und hier scheint sogar die letztere Hy- pothese den Vorzug zu verdienen. Nach Kane giebt es nämlich einen solchen Kohlenwasserstoff (das Mesi- tylen), der ebenfalls bei Behandlung vom Aceton mit einer gewissen Menge Schwefelsäure erhalten wird. Und wird dqnn das Aceton zu C^H^+IPO angenommen, so kann das Acechlorplatin betrachtet werden als: (PiCfi ^OH^)+((?Ji^+IP0), hervorgebracht dadurch, da(s 2 Atome Chlor, durch Bildung von Salzsäure mit 2 At« Wasserstoff ' von 1 At Aceton, an dieses 1 At. Sauer- stoff überführt, und damit Acetonaldehyd erzeugt haben, während die Salzsäure durch Katalyse 1 At. Aceton in Wasser nnd Mesitylen zerlegt hat, welche letztere mit 1 At. des Platinchlorürs und 1 At. unveränderten Ace-

178

foDS das AcedilorplatiD giebt; so dab folglich die Wlrp lang dargestellt werden kann durch die Gleichubg:

Hiebei verdient noch, rücksichtlich der Zusammen- setzung des brennbaren Chlorplatin beim Alkohol, in Be- tracht gezogen zu >verden, dafs, ircnn man in letzterem Aetherin annimmt, dann 2 At. Platinchlorür mit 1 AC. desselben vereinigt sind, so dafs diese Verbindung in eine Reihe kommt mit der sogenannten Weinschwefel- sSare und damit verwandten Verbindungen; wogegen 1 At Acechlorplatin, wenn man darin Mesitjlen annimmti auf 1 AL desselben (welches einem At. Aetherin entspricht) nur 1 At Platinchlorür enthält, aber statt dessen das an« dere Atom 1 At. VITasserstoff. Vielleicht steht in jedem Fall der Unterschied rOcksichtlich der Anzahl dieses Zu- sammensetzungsgliedes in Verbindung mit der ungleichen Leichtigkeit, mit der sie Verbindungen mit ChlorQren ge- ben; )a ich habe sogar durch mehre hierüber angestellte Versuche (von denen bei einer andern Gelegenheit) Grund zu zweifeln, dafs das Acechlorplatin damit wahre, denen beim brennbaren Chlorplatin entsprechende Dop- pelverbindungen geben kOnne«

Was übrigens die Wechselwirkung zwischen Platin- chlorid und Aceton betrifft, so entsteht dabei eine zahl- reiche Menge Stoffe; aber einige dieser entstehen unzwei- felbaft durch eine eigene Wirkung der gebildeten Salz- säure auf eine Portion Aceton und überdiefs vielleicht auf einige der Produkte. Näheren AuEscblufs hierüber erwarte ich durch Versuche mit dem Destillat und dem Platinharz, von denen hier schon einiges am Schlüsse gesagt werden soll. Aber zuvor mufs näher betrachtet

1) Statt nach der ersteren Theorie durch die Gleichung: P/C/^-f»

+ tf* O, wobei man die Bildung eines Stoflcs «nnchmen atois, de«» MB Daieyn nicht crwicten ist ...

174

werden, was das AcecUorplatin bei trocküer Desüllation und bei Destillation mit Wasser fjiebt.

Platincarburet»

» «

Bei angeikhr 200^ wird, wie schon anget&brt, das Aceeblorplatin zersetzt« Bei 215° begann, in einem Ver- sach mittelst eines pneumatischen Destillirapparats, eine sdiwache Gasentwicklung ; bei 240^ war die Gasentwick« lung ziemlich lebhaft und dabei ging eine braungefärbtc FlOssigkeit Ober. Diese blieb bei eiaer ziemlich langsam bis 275® steigenden Hitze sanft: ein paar Mal zeigte sich imf Apparat eine, als atherartige Streifen berabfliefsende färblose Flüssigkeit. Bei 300° war die Erzeugung ton Gas und der braunen Flfissigkeit sehr reichlich. End- lich ward bei diesem Wärmegrad im Oelbade, wovon bter dberall die Wärmegrade gelten, sowohl die Gas- entwieklong als die Bildung der Flüssigkeit höchst unbe- deutend. Nun wurde der Apparat im Sandbade einer bis zum GlQhen steigenden Hitze ausgesetzt. Die Gas- entwicklung ward dabei wieder lebhaft, und es erschien im Laufe dieser letzten Behandimig' vollkommen so viel Gas, als bei der Behandlung im Bade; die Erzeugung der Flüssigkeit war dagegen in dieser Periode weit ge- ringer. Als endlich auch die Gasentwicklung bei lebhaf- ter Glühhitze aufhörte, ward diese abgd)rochen. Der Rficksland kam nicht eher an die Luft als bis er voll- stilndig erkaltet war.

Das braune Destillat, welches so reich an Salzsäure war, dafs es sogar stark an der Luft rauchte, gab beim Schütteln mit Wasser einen öligen Körper, der auf dem wässrigen schwamm. Er besafs einen harzigen, aberzn- gleich tttherischen Geruch. Das Volum dieser ausgeschie- denen Flüssigkeit war bedeutend geringer als das der, lins welcher sie entstand.

Das Gas war ein Gemenge von vieler Salzsäure und einem brennbaren Gase, wahrscheinlich leichtem Kohlen-

175

wasBentoif ; fiberdiers fand eich eioe Spar Ton KoUeo» alore.

Der RQckstand war schwarz , zasamiiiengeainterty tmd ohoe die geringste Spur von eiDgemengtem» mefalll- scbem Platin. Es zeigte^ sich bald« dafs er nur Kohlen- stoff und Platin enthielt; und die Langsamkeit, mit der er an der Luft verbrannte, deutete schon darauf, dafs er kein blofses Gemenge dieser Stoffe war. Es ist ein wahres Carburet von Platin, eine Verbindung, die man so viel ich weifs, auf andere Weise vergebens hervor- zubringen gesucht hat.

Das Gewicht des der Destillation unterworfenen Ace- cblorplatins betrag 1,689 Grm. Das Gewicht des daraus erhaltenen kohlenstoffhaltigen Rückstands war 1,0205 Grm. Ofld das Gewicht des daraus durch Verbrennung erhalte- nen Platins: 19,907 Grm. Es ist also 1,0205—0,907 = 0,1135 Grm. das Gewicht des von diesem Kohlen- stoffplatin Verbrannten; diefs giebt in 100 Thl.:

Platin 88,878

* Kohlenstorr 11,122.

Nun ist

®^'^'^ = 0,072068; 4^4S- = 0,14550

1233,260 ' ' 76,437

and

ai4550_ _ ^, 0,072068 ~ ^^^'

Folglich ist das auf diese Weise aas dem Aceddor* platin erhaltene Kohlenstoffplatin =z PiC* oder eine Verbindung von 1 At. Platin und 2 At. Kohlenstoff.

In einer kleinen Retorte wurden 3,161 Grm. im Vacno getrockneten Acechlorplatins abgewogen. Die Re- torte, verbanden mit einer Vorlage, verseben mit Ablei- tungsröhre, wurde über offnem Feuer sehr langsam er- hitzt, aber zugleich so lange, bis bei anhallendem hefti« gen Glühen kein Gas mehr erschien. Die Mündung und der Hab der Retorte, nebst der R^^hre, worden. scMng^-

176

tig abgewischt, erst mit Papier, das mit Aceton befeuch- tet war, zuletzt mit trocknem Papier. Darauf ward wie- der erhitzt und mit Papier abgetrocknet. Nun wurde ge- wftgt, dann wieder erhitzt, und durch die Röhre aasge- sogen, alles mit gröfster Genauigkeit. Der erhaltene Rückstand (Kohlenstoffplatin) wog 1J919 Grm. Dieb giebt auf 100 ThI. Acechlorplatin:

Kohlenstoffplatin 60,708.

Jener erste Versuch gab auf 100 Thl. Acechlorplatin:

Kohlenstoffplatin 60,017 die Mittelzahl hievon ist: 60,362.

Nach der Hypothese, dafs dieses Kohlenstoffplatin ist PiO, sollten 100 Thl. Acechlorplatin geben; 60,347 Kohlenplatin. Da nun 100 Thl. Acechlorplatin , folglich 60,362 Kohlenplatin, enthalten: 53,692 ThL Platin, so bekommt man auf 100 Thl. Kohlenplatin:

Platin 88,959

Kohlenstoff 11,041.

Die Berechnung giebt:

Platin 88,971

Kohlenstoff 11,029.

Um Gewifsheit darüber zu erhalten, ob jener Rück- stand frei von Chlor wUre, versuchte ich eine kleine Por- tion desselben, sorgßiltig gemengt mit fein geriebenem reinen Kalk, stark und lange zu glühen, zog darauf die Masse mit Salpetersäure aus, und setzte salpetersaures Silberoxjd hinzu. Es zeigte sich nur nach längerem Sto- ben eine höchst unbedeutende Trübung.

Nach der Vorstellung, dafs die Zusammensetzanf^s- weise des Acechlorplalins ist: l(PtCfi+OH')+(Olt + IPOy]^ wird die Theorie der Erscheinungen bei der trocknen Destillation die: dafs die 2 At. Chlor sieb mit 2 AL Wasserstoff des ersten Hauptgliedes verbindeni wShrend 2 Atome Kohlenstoff desselben Gliedes vom

Pia-

177

Platin aofgenoinmen werden, und das dritte Atom Koh- lenstoff mit den übrigen 2 At Wasserstoff Oel-Kohlen- Wasserstoff bildet , welchl», durch Wechselwirkung mit dem einen Atom Wasser in dem andern Hauptgliede, Kohlenwasserstoff und Kohlensäure erzeugt; die entstan- dene Salzsäure geht theils im freien Zustande fort, theils wirkt sie auf das rQckständige Mesitylen.

Königswasser wirkt bei Digestion auf jenes Platin- carburet. 1,2425 Grm. Platincarburet wurden , bis alle Wirkung aufgehört hatte, mit mehren Portionen Königs- wasser digerirt, und darauf sehr sorgfältig durch Kochen mit Wasser und zweckroäfsiges Abgielsen ausgewaschen. Obgleich die Flüssigkeit alle Farbe und saure Reaction ver- loren hatte, so kamen doch beide beim Eindampfen wieder zum Vorschein; daher denn die Auskochung mit neuen Por- tionen Wasser wiederholt wurde. Nun zeigte sich beim Eindampfen kein Zeichen von etwas Aufgelöstem. Die ganz eingetrocknete, passend erwärmte Masse wurde nun zum Abkühlen neben Schwefelsäure in ein Vacuum gestellt. Sie wog 0,1535 Grm. und war kohlschwarz. Nun wurde sie im Tiegel verbrannt Der rückständige und grau- schwarze Körper, dessen Gewicht sich auf 0,008 Grm. belief, verhielt sich wie Platid«

1,2425 Grm. Platincarburet hatten also gegeben 0,1527 Gnn. Kohlenstoff, was auf hundert 12,29 Kohlenstoff aus- macht. Wahrsrbeinlich war etwas Chlorplatin zurückge- blieben.

Auch beim Glühen mit Kalkhjdrat in einer Retorte yebt das Acechlorplatin einen Rückstand von Kohlen- platin. Das Destillat dabei scheint Aceton zu enthalten, aber überdiefs einen andern Stoff. Wenn die Masse hei steigender Hitze aufgehört hat eine tropfbare Flüs- sigkeit zu liefern, giebt sie, bei fortgesetzter Erhitzung noch lange ein brennbares Gas: ein Verhalten, das eben- ialls mit jener angenommenen Zusammensetzung überein- Mimmt.

pQfSaid. Ann. ErgänBungaMf. I. 12

178

AcapUtinofydnl.

Bei ZereetziiDg des Acedilorplatins mittelst Kochen blois mit Wasser wird ein kohlschwarzer palverfOrmi- ger Körper erhalten , der wenigstens analog ist mit dem, welcher bei Behandlang des PlatinchlorOrs mit Alkohol entsteht, und unter mehren UmstSuden von dem breon- baren Chlorplatin beim Alkohol erhalten wird. Dieser (welchen ich in meiner Abhandlung: „de cUorido plaiU nae et alcohole qüu sese üwicem ptrmutant3>us etc. Hauniae 1830^ ') sedimentum platinicum ni- grum nannte) ist vielleicht im wesentlichen eine Ver- bindung von Platinoxydul und Aetherin; aber da ersteis mit mehr oder weniger metallischen Platins gemengt er- balten wird, ist es nicht möglich darüber durch eine Ana- lyse zu entscheiden. Der aus dem Acechlorplatin auf die angedeutete Weise erhaltene ist dagegen gewöhnlich ohne Spur von eingemengtem Platin. Wenigstens will ich ihn bis weiteres Aceplatinoxydul nennen.

Gleich wie jenes Sediment verbrennt er bei einiger Erhitzung mit heftigem Knistern und einem gar nicht un- bedeutenden Klatsch. Die EntzQndong erfolgt sogar, wenn man, nachdem er im Vacuo fiber Schwefels&ure getrocknet worden, schnell Luft in die Glocke lüfst, and folglich durch die rasche Lufteinsaugung eine Wärmeent- wicklung veranlafst In Luft auf passende Weise mit Alkohol in Berührung gebracht (z. B. in einem Häufchen auf Papier gelegt, befeuchtet mit Alkohol) brennt er auf gleiche Weise ab und setzt gewöhnlich den Alkohol in Brand; reines Aceton oder Aetber giebt diese Wirkung nicht. Blit Aceton gab er, zwar nicht sogleich, -aber nach 24stflndigem Stehen, eine etwas braun geßrbte Flüs- sigkeit, obschon sich nur wenig aufgelöst haben konote. Concentrirte SalzsSure gab beim Stehen damit und bei Digestion eine röthlichbraune Flüssigkeit, aber das Pul- ver war nicht ganz unlöslich darin. Salpetersfture wiitte

1)S. Ann. Bd.JUa, S. 497.

179

aicht lebhaft darauf. S/elbat nadi langer Digestion mit Königswauer blieb ein Theil mit gelber Farbe ungelöati wSbrend ein Theil sich mit derselben Farbe lOste.

Die Erscheinungen und die näheren Umstände bei seioer Entstehung ersieht man aus folgendem Versuch, wobei ich zugleich das YerhSltniCB zwischen der Menge des Products und dem angewandten Acechlorplatin zu bestimmen suchte.

3^8415 Grm. Acechlorplatin wurden mit Wasser an- gerieben, und zugleich mit mehr desselben (im Ganzen etwa 40 Thl. Wasser gegen ein ThL Salz) in einen lang- lialsigen Kolben gebracht; etwas l0ste sich mit gelber Farbe, aber schon nach einer halben Stunde begann die Losung einen Stich ins Braune anzunehmen. Am Tage darauf war sie stark braun, und selbst von dem Unge- lösten hatte Etwas eine bräunliche Farbe angenommen. Nun wurde der Kolben durch ein Destillationsrohr mit eioer Vorlage, die ein Ableitungsrohr hatte, verbunden and durch Anwendung einer starken Chlorcalciumlösung erhitzt. Bei bejginnendem Kochen der FlOssigkeit hatte last Alles eine schwarze Farbe angenommen, und bei Fortsetzung desselben nahm auch das Ungelöste eine schwarzbraune Farbe an. Es zeigte sich kein sonderli- ches Schäumen und eine Gasentwicklung konnte nicht recht deutlich beobachtet werden. Einige Zeit behielt die über dem Ersten stehende Lösung eine braune, aber nicht starke Farbe; als aber das Kochen, nach paarma- ligem Zusatz neuer Portionen Wasser hinreichend fort- gesetzt, und einmal fast bis zum Eintrocknen getrieben ward, war die obenstehende FlQssigkeit ganz farblos und klar; das, was sich von dem starren Körper etwa an das Glas geheftet hatte, wurde abgelöst und gehörig in der FlOssigkeit vertheilt und wieder einige Zeit damit ge- kocht Die zuletzt fiber dem kohkchwarzen Pulver ste- hende FlOssigkeit gab beim Eindampfen einen sehr fjsnsh

12»

180

gen Rückstand. Dieser ward dem übrigen Starren zugeffigt.

Das saure farblose Destillat hatte einen acefonarti- gen, aber zugleich, wie es schien, einen eigenthOmlichen Geruch. Die zuerst erhaltene Portion wurde beim Hin- stellen etwas milchig. Aber da das Ganze, das natQrlicb sehr wasserhaltig war, zu wenig f&r eine befriedigeode Untersuchung betrug, blieb es unbenutzt

Das schwarze pulverfOrmige Product wurde auf ei- nem gewogenen Filter mit siedendheifsem Wasser am- gesOfst, bis das Durchlaufende keine Spur von saurer Reaction mehr zeigte. Es wurde nun im Vacuo über Schwefelsaure getrocknet und darauf die Luft vorsichtig hineingelassen.

Das so erhaltene Aceplatinoxydul wog 2,23 Grm., was auf 100 TU. Acechlorplatin macht:

Aceplatinoxydul 68,05.

Bei einem neuem Versuch, fihnUch diesem, nur dafs das Pulver in dem zuvor gewogenen Kolben ausgewa- sdien, und, nach gehöriger Reinigung des Auswendigen, in diesem getrocknet und gewogen wurde, gaben 0,9905 Grm. Acechlorplatin: 0,581 Grm. Aceplatinoxjdfil, was auf 100 ThL des ersteren giebt :

Aceplatinoxydul 58,65& Die Miltelzahl ist also: 58,354.

Und da in 100 TU. AcecUorplatin an Platin 53,692 sind, so erhält man fOr 100 TU. Aceplatinoxydul

Platin 92,01.

Uebrigens hoffe ich baldmöglichst diese interessante Zusammensetzung einer vollständigen Analyse, und das Ganze einer ausführlichen Untersuchung zu unterwerfen.

Ich hoffe um so mehr hiezu im Stande zu seyn, ab es sehr wahrscheinlich derselbe Stoff ist, den man, und in reichlicher Menge erhält, wenn man den obenange-

181

f&hrteo w888rigeii Aaszag von Platinhan, nachdem er Acechlorplatin gegeben ^ einer Erhitzang aussetzt

Wenn nttinlich die dankelbraone FlOssigkeit in ei- nem Destillirapparat . erhitzt wird, so tritt bald ein leb« iiafies Brausen und Schäumen in der JMasse ein, während eine saizsäurelialtige Flüssigkeit Übergeht, die, aufser oo- Terändertem Aceton, wenigstens einen besonderen StoCf enthält; eigentliche Gasentwicklung habe ich dabei nicht beobachten können. Nach kurzer Zeit hatte sich ein schwarzer pulyerförmiger Körper in groCser Menge ab- geschieden, und nachdem beinahe die HäUte der Fltissig- keit fibergetrieben worden, war der Rest gewöhnlich färb« los. Der abgeschiedene, wohl ausgewaschene und ge- trocknete Körper yerhielt sich bei Erhitzang und gegen Alkohol u. s. w. ganz wie jener, der bei Behandlung des reinen Acechlorplatins mit Wasser erhalten wird. Nur ist zu bemerken, dafs man ihn auf diese Weise leicht mit etwas metallischen Platins verunreinigt erhält; diefs ut besonders gegen Ende der Arbeit der Fall, man hat ihn deshalb abzusondern, so wie er sich, während die Flüssigkeit fast farblos geworden ist, ausgeschieden hat.

(Schlafs im nSchtten Heft.)

VL Resultate der chemischen Erlegung des TVas- sers der wichtigsten Salzseen und Salzbäche in der Kirgisensteppe und der Kryrn;

von F. Göbel.

(Eotnommen aus dem Tom Hrn. Verfasser übersandten Werke: „Reise in die Steppen des südUdien Rnlslands, nntemommen von Dr. Fr. Göbel u. s. w. (Dorpat 1838) 2 QnartbSnde mit einem Atlas*^ einem Wa^e, in welchem man über die Naturrerhaltiusse der be- trefleodcn Gegenden viele wichtige and lebrmehe Aufschlüsse findet)

P.

182

In 100 Gewichtstheilen Wasser sin

1 1

i enthalten '):

Wasser vom

Chlor-

a>ioi^

CMor-

Sckif«-

natnum.

kalinn.

magnium«

feUTilk.

Elton- See

13^124

0,222

10,542

1,665

Charjsacha am El-

«

ton-See

4,0650

0 5200

m

0,2827

Bitterer Bach am

Elton -See

1,6834

*

0,1646

Bitterer See anweit

des Elton -See

1,0219

Spar

0,2216

Kamjsch - Samara-

See

0,0283

Spar

Stepanowa-See

22.4327

0,9051

0,6868

Indersk*8cher See

23,9276

0,1014

1,7355

0,3464

Salzbach an diesem

See

2,7595

0,0671

Bittersalz - See am

Kigatsch

10,5387

9,9124

8,2201

Bogdo-See

18,9997

0^992

5,4349

Salzsee am Arsar-

gar

17,8039

0,1719

0,0765

Rother See bei Pere-

kopinderKrjrm

17,5045

17,9537

Salzsee Tuslj bei

(

Kosloff

18,12

0,62

5,73

2,3

Das faule Meer od.

der Siwasch

14,2011

1,9265

1,2105

Salzsee Tschakrak-

skoi bei Kertsch

18,1039

4,2011

4,2011

JLIas Wasser des EÜon-See's (östlich von der Wolga, onter etwa 49® 5' N. Bn und 64® i O. L. von Ferro,

1) Da alt chemische Analyse zu Tiel Zeit erfordert haben wurde, wenn das Wasser eines jeden Salzsee's auf Kali und Brom hatte geprüft werden sollen» und daraas der Wissenschaft auch hetn be- deutender Gewinn erwachsen wSre, so ist diels nur bei den wich- tigsten geschehen, da ja der Analogie wegen wohl anaunehmen isl, dals diese Kdiper in allen Salssecn aidi finden werden.

183

2^chwclicls» £a1L

Brom- magniom.

Gbloi^ calciniD.

SchwtMi. NairoD.

Qoantiat

der

tTodncm

Saite.

SpeCa vcw« bei U* R.

0,007

25,656

1,21879

0^1238

5,125

1,03516

0,2068

2,0548

1,01520

0,1416

0^5992

1,9843

1,01578

0,0367 0,0462 0,0421

0,0045

0,0753

0,1421 24,0708 26,1575

1,00097 1,20749 1,20769

0,2694

0,(fö59

3,1519

1,03472

0,0280

0,0065

0,9889

28,6712 25,657

1,26881 1,23650

0,0421

18,0944

1,15176

1,7661

37,2243

1,33122

0,33

•)

27,10

1,26413 1,13988

274»

1,26450

6^ Toisen unter der Wolga bei Kam jschin und 9,6 Tois. über dem Kaspischen Meer) ist neuerdiDgs scbon tod H. Rose ODtersucbt (Ann. Bd. XXXY, S. 169). In qua- litativer Hiosicht weicben die Resultate dieser Untersu- chung von denen der vorliegenden nur durch den Brom- gebalt aby den letztere anzeigen, und 4op H* Rose we-

1) Ncbit 0,0362 SdiwefelcalcSüm und AntkeSlea crgmMMee fdckttoff- bihiger SubttaaEcn.

184

gen der geringen Wassermengey die ihm zu Gebote fifand, nicht hatte ausmitteln können. In quantitativer Hinsicht zeigt sldk ein stärkerer Unterschied, der indefo dadurch erklärlich ist, dais das Wasser zu jener Analyse im Herbst 1829, zu dieser dagegen im Frühjahr 1834, gleich nach Schmelzung des Schnees, geschöpft ward, und die Be- standtheile des Elton ebensowohl nach den Jahreszeiten wie nach der Temperatur der Luft und des Wassers schwanken.

Die Charysacha ist unter den vielen sich in den El- ton ergiefsendcn Flfifschen, der einzige der im Sommer nicht austrocknet; sie ist wahrscheinlich die Mutter des Eltonsees« Das geringe specifische Gewicht ihres Was* sers rührt yermuthlich daher, daCs sie durch den kurz zuvor geschmolzenen Schnee stark angeschwollen war.

Der geringe Salzgehalt des Wassers vom bitteren Bach {Gorkoi'Jenk) ^ das aus dessen Quellen geschöpft wurde, ist gleichfalls eine Folge der Jahreszeit.

Der bittere See {Gorkoi- Osero) unweit des Elton- See, zwischen ihm und der Wolga, hat nur einen Um- fang von etwa 30 Werst.

Der Kamy seh 'Samara See liegt östlich vom Elton, zwischen 48<^ und 49® N. Br. und %V und 68® O. L. von

w

Ferro, und besteht, aufser mehrem kleinen Lachen, aus zwei Seen, wovon der eine den grofsen und der andere den kleinen Usen-Flufs aufnimmt, zwischen diesen Flüs- sen, ganz in der Nähe eben genannter Seen liegt der Siepanowa- Osero.

Der Inder sk' sehe Salzsee ^ der für die Uralischen Kosaken von höchster Bedeutung ist, da er ihnen einen grofsen Theil des Salzes liefert, welches sie zum Ein- salzen der Fische bei ihren Fischereien im Uralflufs ge- brauchen, liegt 14,5.Werste ostwärts von diesem Flufs 24 Fufs über dem Niveau desselben, fast mitten zwischen 48 und 49® N. Br., und 69 und 70® O. L. v. F. Ob^eich er, wie der Eltonsee^ mit einer Kochsakdecke veisehen

185

ist, ftber welcher dae 6 Werachock (10 Zoll) hohe ge- siUigte Lauge stand , aus der sith fortwährend Koch« «als aussonderte > betrog die Dicke der festen Salzdeck« dcbooch nur ) bis 3 ZolL Im Gebalt an Kochsalz ist dieser See also nicht mit dem Elton -See za vergleichen, dem er auch nicht an Gröfse gleichkommt, da er, bei fast kreisrunder Gestalt, nur 40»6 Werst im Umfang hat.

Der Salzsee am Kigatsch, einem Arme, durch wel- chen sich die Wolga in das Kaspische Meer ergiefst, ge- hört zu denen, welche Pallas unter dem Namen Kras* no/ar^Bche Salzseen aufgeführt hat, und die, nach ihm, das Siä astrachanense liefern. Es giebt in der Nähe des Kigatsch 17 Salzseen, die jetzt unter dem Namen der Karrduan^w^ea begriffen werden ( der Name Karr-duan ist tartariscb, von Kiwr Schnee und duan thauen, und soll davon kommen | dafs auf der hohen Steppe kein Schnee haftet).

In diesem See, wie in den fibrigen Seen, lagert ei- nen Fufs mfichtig und dartiber ein Salz, das wohl das- selbe ist, welches vormals in der KaiserL Apotheke zu Astrachan gereinigt und unter dem Namen sal caiharii- cum astrachanense verkauft wurde« Es besteht nach Gdbels Analjse aus 41,00 schwefelsaurem Natron, 31,18 schwefelsaurer Talk erde i 0,33 Chlormagnium, 1,75 mit ßyps gemetigten Sandkörnern und 21,56 Wasser, ent- sprechend einem Doppekatz von 1 A(. schwefcIs. Natron, 1 At. schwefelsaurer Talkerde. und 4 At. Wasser, wie ein solches, nur mit 6 At» Kristall vrasser, Berzelius in der neuesten Auflage seines Lehrbuchs beschreibt.

Der BogdO'See (BasAunschaisAoi Solänoi Osero) liegt stidlich vom Elton See, wie dieser an der Ostseite der Wolga, unter 48 und 48^ "" N. Br. und 64 bis 61^® 0. L. V. F., nordöstlich vom Bogdo-Berg, dem höchsten Berge in der Kaspischen Steppe, dessen aus Muschelkalk heitehende Spitze' sich 621 Fufs über das Niveau des Kaspischen Meeres erhebt. Der See bat einen Umfang ^on 40 Werst

186

i)«r Salzsee am Arsargar ni nach dem Bogdo-Sec^ von dem er sfidöstlich liegt , der gröÜBte und reinste in der Steppe zwischen dem UralfloCs nnd der Wolga. Der Arsargar, im Osten des Sees oder vielmehr der Groppe kleiner Seen, die hierunter begriffen wird, ist eine sanft bis etwa 100 Fuls Aber das Niveau der Seen an- steigende trockne Lehmsteppe, von SW. nach NO., 25 Werste lang und 5 bis 6 Werste breit, auf welcher sich 50 bis 70 einzeln stehende Gypshfigel von verschie- dener Höhe, bis zu 60 Fufs erheben. Einige derselben sind 100 bis 150 Schritte lang und 20 bis 40 breit, an- dere dehnen sich um \ Werst in der Lfinge aus, viele sind oben kraterförmig eingesunken, und zwischen ihnen giebt es viele Erdf^Ue mit zu Tage stehendem Gyps* Der Arsargar, mit seinen Gjpshtigeln und Erdfftllen, ist nichts ab eine Wiederholung, aber in kleinerem Maafs» Stabe, des Inderskischen Gebirges, jenseits des Uralflos- ses in der Kirgisensteppe, am früher genannten See.

Der Salzsee Tusfy liegt unfern der groCsen Strafse von Sjmpheropol, der Hauptstadt der Krym, nach En- patoria, dem ehemaligen Kosloff, und ist schon seit Jah» ren durch seine Schlammbäder berühmt, zu denen der salzig schlammige Boden an seinen im Sommer theilweis austrocknenden R&ndem benutzt wird.

Der Siwasch oder das faule Meer^ an der Ostkfiste der Krym, ist von dem Asowschen Meer nur durch eine ßchmale Landzunge (eine Nehrung wie sie an der Ost- pee mehrfach vorkommen) getrennt, welche eine Lange von 110 Werst hat, im Süden bei der ehemaligen Fe- stung Arabat anfängt und sich bis an die Nogaische Steppe, bis Jenitsche erstreckt, wo ein enger Kanal beide Meere verbindet« Seinen Namen hat das faule Meer von sei- nem abscheuiigen Geruch, der Hrn. G. vorkam, wie ein Gemisch von Schwefelwasserstoff- und Sumpfgas mit den eigcnlhümlichen unbeschreibbaren Ausdünstungen, welche trocken werdende schlamorige Ufer von Salzseen aussto*

187

fteo. Audi das Wasser des Sees riecht nndk Scbwcfcl- wasserstofF, und' dieser Geruch entwickelt sich auf Za- salz Ton Salzsäure noch stärker.

Der roihe Salzsee (Krasnoe " Osero) liegt zwe! Werst von Perekop ziemlich mitten auf der Landenge; welche den Sitposch vom Schtparzen Meer oder ▼ielmehi' ▼OD einem Busen desselben, dem Todten Meer trennt.

Der See von Tschakrakskoi liegt unweit der Stadt Kertschy hart am Asowschen Meer, von dem er nur durch eioen Landstreif von 6 bis 10 Faden Breite getrennt ist, liegt auch im gleichen Niveau mit diesem Meere. Sein Wasser wird auf Kochsalz benutzt, das indefs bitterlich schmeckt.

Vn. BesuUate der Zerlegung des VFassers vom Schtvarzen, jisowschen und Kaspischen Meere;

pon F. Göhel

(Aus demselben Weile.)

In 100 Gewichtstheile

n Wasser

Schwanes Meer.

wurden ge:

Asowscbes Meer.

fanden:

Kaspiscbes Meer.

Chlomatrium Cbiorkalium Chlormagnium Brommagnium Schwefelsaurer Kalk Schwefelsaure Talkerde Doppelt kohlens. Kalk Dopp. kohlens. Talkerde

14,0195 0,1892 1,3035 0,0052 0,1047 1,4700 0,3586 0,2086

9,6583 0,1279 0,8870 0,0035 0,2879 0,7642 0,0221 0.1286

3,6731 0,0761 0,6324 Spnr 0,4903 1,2389 0,1705 0,0129

Feuerfeste Bestandtheile Wasser

17,6663 982,3337

11,8795 988,1205

6,2942 993,7058

1000,0000 1000,0000

1000,0000

Spec. Gew. bei Id"* R.

1,01365

1,00970

1,00539

188

Das Wasser d«s Scfuparzen Meeres warde^ fast so der Mitte der SQdkfiste der KryiOy fern von StrommOn- düngen, bei Feodosia, auberbalb der Quarantainey im Au- gustmonat geschöpft. Längs dieser ganzen Küste besitzt das Meer eine gesattigt, schwarzblaue Farbe, wahreikl das Wasser im Glase farblos und kristallhell erscheiiiL

Das Wasser des Asotpschen Meeres wurde auf der Mitte des Meeres zwischen Kertsch und Mariapol, im Juli, bei ruhiger See, 5| Faden tief, vom Grunde des Meeres geschöpft.

Das Wasser des Kaspischen Meeres wurde auf ei- ner eigends dazu, von den MQndougen des Uralflasses aus unternommenen Fahrt, zwei Werst südwestlich von der kleinen Insel Pischnoi^ 140 Werst südlich von den Haupimündungen jenes Flusses ( etwa unter 48® 5(y N. Br. und 70® O. L. v. F.) vom Boden des an der Stelle 2,5 Faden tiefen Meeres geschöpft, und zwar Miüs Mai's, bei Süd-Sfldwestwind, der das Seewasser an die Küsten trieb, und vollends alle Einmengung von Ural- wasser verhindern mufste. Das von H. Rose unter- suchte Wasser (Ann. Bd. XXXV, S. 183) mufste notb- wendig weniger feste Bestandtheile haben, da es nur 75 Werst von der Mündung der Wolga, bei den Yier-HQ- gel -Inseln geschöpft worden, und also noch mit Wolga- wasser vermischt war. Göbel fand den Einflufs des Wolgawassers noch bis 300 Werst östlich vom Ausfluls dieses Stromes and der Achtuba, am nördlichen Ufer des Kaspischen Meeres, sehr merkbar.

189

VUL Beobachtungen über die Temperatur am Grunde des Meeres m der Nähe der Glet- scher pon Spitzbergen; von Ch. Martins.

(HilgedMik Tom Hro. Terfaiscr tut den Camptet rendut.)

1/iese Beobachtungen wurden auf der letzten franzOri- scben Expedition nach dem Norden Tom 25. Juli bis 4. Aug. 1838 angestellt. Das Schiff der Expedition, la Re- cherche, lag in der Bucht Bellsund unter 77" 30' N. und 12* 23* O. T. Paris vor Anker, zwischen der KOste, von der es etwa 200 Meter entfernt war, und einem etwa 2000 Meter entfernten, ausgedehnten Gletscher, der etwa 4000 Meter breit sein mochte, und sieh ins Meer erstreckte, welches ihn, bei etwa +3* bis +4*C. alle Tage am Fofae abnagte, so dafs sich ungeheure StOcke mit Kr»- dien ablösten und die Budit mit Eisschollen bedeckten. Zu den Beobachtungen dienten f&nf Walferdin'sche Thermometer, die In folgender Tafel durch Mommem uiterschieden sind.

No.

Beok.

Aluuiid

vom Gletscher.

Met.

ESnUackmig der Tbermomet.

Tiefe | Dauer. Met.

der Luft.

Tcmpentiir

de* Meere«. Ober-

lliche.

Tiefe.

1852

150

3 4

80 1852

5

80 1852

36

26

52 36

FW

-i-ö^eo

0 30

+2,65+4,25

1 00 1 00

55 36

+4,15 +3,65

0 35

1 40

+6»,05

No.l 2

+0».9i +0,88

Mittel +0*,89

lSo.l

2

3

+2»,06 +2,04 + 1.83

Mittel + 1«,97

+1,45 +4,85

No. 4 +0M9

No.2

3

4 . 5

l»,3l ,32 +1,39 + 1.31

Mittel + 1«.31

+2 ,65 +2 ,05 +1,65

No. 2 +0M2

+2 ,4«No. 1 - 2

+0'',50 +0,64

MUtel +0»,57

i9e

Aus diesen 6 an Tencbiedenen Tagen gemaditeB Beobacbtangsreiben geht hervor ^ dafs die Temperafardif- ferenz zwischen oben nnd nnfen im Meere , bei gleicher Tiefe und gleichem Abstände vom Gletscher nicht ganz gleicli ist an verschiedenen Tagen, dafs aber durchschnitt- lich eine Seemeile (Mille = 1852 Meter) vom Hauptglel- acher des Bellsondes die Temperatur an der Oberflache des Meeres +3^50C•, und am Boden +0^81 C. war.

IX. lieber die Depolarisation des Lichts durch

lebende Thiere.

X^lurch Brewster's Beobachtungen Über das Depola- risationsvermOgen der Fischaogen und anderer thierischen Substanzen veranlafst, hat Hr. J. F. Goddard, Lehrer der Optik an der Royal Gallery of Practical Sciences in London, das Verhalten verschiedener Stoffe gegen po- larisirtes Licht geprüft, und dabei gefunden, data nicht nur die Oberhaut des Menschen, Schnitte ifon Menschen- Zähnen, Fingernägel, Fischgräten, eine sogenannte De- polarisation ausüben, sondern auch sogar lebende Thiere, nämlich die Larve und Puppe einer Mückengattung (Co- rethra plumicomis), die man' in grofsen klaren Teichen iiudef, wenn sie vorkommt, in grofser Menge, sonst aher keineswegs häufig. Um die Eigenschaft zu beobachten, mufs man das Thier in Wasser dem polarisirten Licht aussetzen. Liegt es mit Kopf und Schwanz in der ur- sprünglichen Polarisationsebene oder senkrecht darauf, ist nichts VX erblicken ; macht es aber mit jener Ebene einen Winkel von 45^, so wird es auf die glänzendste Weise erleuchtet und gefkrbt, so dafs man die innere Structnr erkennen kann. Der Rogen einiger gröCseren Fische and einige kleine durchsichtige Seefische verhalten sich ebenso {Phil. Mag. Ser. HI, Vol. XV, p. 192).

l»l

X. Resultate der zu Plymouth fünf Jähre lang stundlich angestellten Thermometerbeobach- tungen.

im 428ten Bande dieser Annalen gaben wir eine Ueber- sidit der auf Veranstaltung und Kosten der Britischen Naturforscher •Yersamoilung in den Jahren 1833 und 34 zu Pljmouth angestellten Beobachtungen zur Ermittlung des täglichen Ganges der Luft -Temperatur. Seitdem ist dieses lobenswerthe Unternehmen noch drei Jahre lang mit derselben Ausdauer fortgesetzt, und dadurch die un- gebeore Masse von 43824 Beobachtungen zusammenge- bracht Da es hiemit geschlossen ist, so können vf ir uns nicht versagen, den wichtigen Beitrag zur Meteorologie, der aus diesen Beobachtungen entspringt, den Lesern in der nachfolgenden Tabelle mitzutheilen, Wir entlehnen diese Tafel aus dem uns von der British Association fibersandten siebenten Bande ihres » Report " ' ). Als mittlere Lufttemperatur geht daraus f&r Pljmouth der Wcrlh 52^,081 F. = 8^9,25 B. hervor.

So haben wir demnach neun Orte, an denen, wenig- Kens ein Jahr lang oder beinahe, meist stündliche Beob- achlangen der Lufttemperatur angestellt sind: Padua ( 16 Monat), Leith (2 Jahr), Salz-Uffeln (1 Jahr), Pljmouth (5 Jahr), Mfihlhausen (1 Jahr), Bopthia felis (2} Jahr), Karische Pforte (1 Jahr), Matotschkin- Schar (1 Jahr), lind Madras *). Alle diese Orte haben indefs mehr odfnr weniger ein See- oder Küstenklima; es wilra d^her zi) wünschen, dafs man im Innern eines Contioents, z. B, ▼on RuCsland, sich zu ähnlichen Beobachtungen verstehen möchte.

i) Bcdaocni mii£i mao dabei, dal« nickt daselbst, wie fruber, die Rc- Mbale der eSoMbcn Jabre, von 1836 bis 1837, segebcD tind.

2) Aoa. Bd. 42 S. 690, Bd. 43 S. 336, Bd. 46 S. 666, DoTe'i f^ pertorimB Bd. DI, S. 342 n. ff.

192

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ANNALEN

DER PHYSIK UND CHEMIE.

Bil. ERGÄNZUNG. St 2.

I. Ueber die Irradiation; von Hrn. J* Plateau.

(FoiuetxuBg von S. 129.)

Von der Ursache und den Gesetzen der Ocular-Irradiation.

acbdem wir durch Musterung der bisher Über die

44. N;

Irradiation angestellten Untersuchungen den gegenwärtigen Zustand unserer Kenntnisse tiber diesen Gegenstand dar- gelegt haben; nachdem wir zu zeigen versucht , woraus die Unsicherheiten bei dieser Aufgabe entsprungen sind, wie man den Einflufs der Irradiation auf astronomische Beobachtungen zu betrachten habe, welche Umstände die- sen Einflufs abändern, und durch wasftir Mittel endlich man sich gegen denselben schützen könne, -bleibt uns noch übrig, das Phänomen der Ocular-Irradialion unter dem Gesichtspunkte seiner Ursache und seiner Gesetze ZQ untersuchen.

45« Betrachten wir zuvörderst etwas näher, als es bisher geschehen ist, die gegenwärtig herrschende Theorie, die, welche die Erscheinung davon ableitet, dafs der Ein- druck von einem leuchtenden Gegenstand sich auf der Netzhaut ein wenig über die Gränzen des geradezu von dem Licht des Gegenstandes getroffenen Raumes aus- breitet.

Das Prinzip der Continuität, auf welchem diese Theo- rie beruht, ist so einfach, dafs, wenn die Irradiation nicht bekannt wäre, es scheint, man müfse sie a priori vor- SQssehen können. Gesetzt nämlich, es werde ein leuch- tender oder erleuchteter Gegenstand auf einem vollkom- men schwarzen Grund unverwandt betrachtet. Das von diesem Gregenstand ausfliefsende Licht wird ein bestimm- tes StQck der Netzhaut treffen, und der Rest des Organs

Pogfcnd. Ann. Ei^ginsnogabd. I. 13

194

Yvird darcbaas keine unmittelbare Erregung erleiden. Ist 68 aber denkbar , dafs die Theile der Netzhaut, welche den direct erregten Thetl zunäcbfit umgeben, in ▼ölliger Ruhe bleiben? Man kann nicht annehmen, dafs ein Zu- stand von kräftiger Erregung und der Zustand Yölliger Ruhe sonach auf demselben Organ in unmittelbarer Be- rührung stehen. Man >Tird also a priori zu dem Glau- ben geführt, dafs rings um das Bild des Gegenstandes sich Etwas zeigen müsse, welches den allmäligen Ueber- gang macht zwischen dem Erregungszustand des der di- recten Einwirkung des Lichts unterworfenen Theils der Netzhaut und dem Ruhezustand der entfernteren Theile. Wie nun auch dieser Uebergang geschehe, so mufs man es doch für höchst wahrscheinlich halten, dafs sich die Erregung rings um den vom Licht getroffenen Raum bis zu einem mehr oder weniger grofsen Abstände fortpflanze, ohne ihre Natur zu ändern, und da(s daraus die Empfin- dung eines vergröfserten Bildes entspringen müsse.

46. Die Irradiation wäre also, in Bezug auf den Raum, das, was die bekannte Erscheinung des Beharrens der Eindrücke auf die Netzhaut für die Zeit ist Einer- seits beharrt der Eindruck auf die Netzhaut noch einige Augenblicke, wenn sie, nachdem sie eine gewisse Zeit hindurch dem Lichte eines Gegenstandes ausgesetzt war, plötzlich dieser Einwirkung entzogen wird. Andrerseits breitet sich der Eindruck rings um das Bild des Gegen- standes bis zu einem kleinen Abstände aus, während iÄt Netzhaut der Einwirkung des von diesem Gegenstande ausgehenden Lichtes unterworfen ist. Beide Erscheinun- gen wären demnach Resultate eines einfachen Gesetzes der Stetigkeit, vermöge dessen, wenn ein Theil des Or- gans aus seinem Normalzustand gerissen ist, der daraus hervorgehende djuamische Zustand weder augenblicklich aufhören, noch unmittelbar an einen Zustand gänzlicher Ruhe gränzen kann.

47. In dieser Betrachtungsweise geschähen die Ueber-

193

{Snge der Erregung zur Ruhe, sowohl die zeitlichen als die räumlichen, nicht blofs durch das Beharren der Ein- drücke und durch die Irradiation, sondern sie würden Tervollständigt durch die unter dem Namen der zufäUL ßen Farben bekannten Erscheinungen. Ich habe versucht, alle diese Erscheinungen zu verknüpfen durch eine allge- meine Theorie, die auf vorstehende Stctigkeits- Betrach- tungen gegründet ist, und von der man einen Abrifs in den Annales de chimie^ et de physique (1833 August* p. 386) findet ^). Kehren wir indefs zur Irradiation xorück.

48. Man hat gesehen, wie einfach und natürlich die Erklärung des Phänomens durch eine seitliche Fortpflan- znog des Eindrucks erscheint. Zu diesen rein rationellen Betrachtungen' können wir nun Thatsacbeu hinzufügen. £s giebt deren, die augenfällig beweisen, dafs in gewis- sen Fällen ein Eindruck sich seitwärts fortpflanzen kann. Bekanntlich scheint der kleine Raum, der, auf der Nelz- hant, der Einfügung des optischen Nervens entspricht, ood punctum caecum genannt wird, für die directe Ein- wirkung des Lichts unempfindlich zu seyn. Legt man nämlich auf eine schwarze Fläche einen kleinen weifsen oder farbigen Gegenstand, schliefst eins der Augen und richtet das andere so, dafs das Bild dieses Gegenstands auf die erwähnte Stelle der Netzhaut fällt, so verschwin- det der Gegenstand. Nimmt man dagegen, statt des far- bigen Gegenstands auf schwarzem Grunde, einen schwar- zen Gegenstand auf farbigem Grund, so verschwindet der Gegenstand eben so gut, und die Farbe des Grundes breitet sich über den von ihm eingenommenen Baum aus. Daraus folgt offenbar, wie schon Sir D. Brewster be-

1) Deo ersten Theil dieser Theorie, d. h. den, welcher den zeitU- ehen Uebergang betrifTt, habe ich m einer besonderen Abhandlung (M^moires de fncademie de ßruxtllfs und Ann. -de chim. ei de phj,, 1835 T, LFlIl.p 337) entwickelt; (auch diese Ann. Bd. 32, S. 543. P. ) Mit dem zweiten Thcil bin idi jetKt beschäftigt«

13*

196

merkt hat ^), dafs die Stelle der Netzhaut, wo der opti- sche Nerv eingefügt i€t, durch Mittheilung erregt wird. Mit andern Worten, der umgebende Eindruck breitet sieb seitwärts tiber diese Stelle aus,

Wenn man demnach die Irradiation durch eine Sei- ten Fortpflanzung^ des Eindrucks erklärt, so thut man nicht mehr, als dafs man der Gesammtheit der Netzhaut eine Eigenschaft beilegt, die dieses Organ ohne Widerrede auf einem kleinen Stück seiner Ausdehnung besitzt. Zwar könnte man einwerfen, dafs das punctum caecum nicht mit dem Rest des Organs zu vergleichen sej, weil es nicht für das directe Licht empfänglich zu seyn scheint; allein dieser Einwand fällt weg vor einer anderen Beobach- tung Brewster's^). Dieser Physiker hat nämlich er- wiesen, dafs wenn der Gegenstand, welcher Licht direct auf das punctum caecum sendet, sehr hell ist, er nidit ganz verschwindet, und dafs man an seiner Stelle ein schwaches nebelhaftes Licht erblickt; man kann sich da- von mittelst einer Kerzenflamme überzeugen. Daraus folgt, dafs das punctum caecum nicht ganz der Fähigkeit er- mangelt, welche der Best der Betina besitzt. Wir müs- sen also annehmen, der Baum, den es einnimmt, sey we- niger empfindlich für directe Eindrücke, pflanze aber die Seiteneindrücke sehr leicht und in groCse Feme fort, denn dieser Baum hat eine Winkelbreite von mehren Graden ; dagegen müssen wir den Best des Organs als sehr em- pfindlich für directe Eindrücke, aber als die Seiten-Ein- drücke nur in kleine Abstände fortpflanzend betrachten.

49. Eine Thatsache, welche die Bechtmäfsigkeit die- ser Schlüsse unterstützt, ist folgende von mir beobach- tete, die so ausgesprochen werden kann:

Die Irradiation nimmt zu mit der Dauer der Be- schauung des Gegenstandes.

Davon kann man sich durch folgenden Versuch über«

1) Leiters on naiurai magic p, 14.

2) Ibi^i. p. 12.

197

zeugen. Aaf eine weifse Karte, von gleichen Dimensio- nen mit den schon gebrauchten, male man zwei schwarze Felder ab cd/ und ghklm (Fig. 11 Taf. 111} rechteckig bis auf einen kleinen Ausschnitt an ihren gegenüberste- henden Ecken. Dieser Ausschnitt macht Theil eines klei- nen Quadrats von einem Centimeter in Seite, in der Mitte der Karte, wie es die Figur zeigt. Die Ränder de vl, kl liegen in gegenseitiger Verlängerung, nicht aber so die Rän- der ab u. gh, die um zwei Millimeter gegen einander vor- springen, so dafs, wenn man aus der Mitte des kleinen Quadrats eine Linie parallel den Rändern nm und/o der Karte zöge, diese Mittellinie in einem Abstände von einem Millimeter von den Linien ab und gh durch die beiden schwarzen Felder gehen würde.

Betrachtet man diesen Apparat, wie die früheren, von ferne, so ist klar, dafs die Irradiationen der weifsen Felder längs den Rändern ab und gh diese beiden Rän- der scheinbar auseinander rücken werden, so dafs sie, bei einer gewissen Entfernung des Auges, in gegenseitiger Ver- längerung zu liegen scheinen. Bei einer etwas beträcht lieberen Entfernung weichen die beiden Ränder noch mehr zurück und gehen auf die andere Seite der Mittellinie, 80 dafs diese alsdann in die durch die Irradiation vergrö- fserten weifsen Felder fällt. Gesetzt nun der Beobach- ter habe sich in die zuvor durch Probiren ausgemittelte Entfernung gestellt, bei welcher die Linien ab und gh sich in ihrer gegenseitigen Verlängerung zeigen. Fährt er nun fort sie unverwandt zu betrachten, so hört diese Colncidenz auf, und die beiden Linien scheinen ihm im- mer mehr auseinander zu weichen, wie wenn er sich mehr von der Karte entfernte ^). Diese letzte Wirkung geht übrigens nur bis zu einer gewissen Gränze. Sucht man die erwähnte Entfernung durch Probiren auf, so mufs man bei jedem Versuch nur darauf achten, die Karte nicht zu

1) Von sechs Personen konnte nur eine diese Wirkung nicht beobach- ten. Diese Person, obschon für Irradiation empßnglicb, war es übri- gens immer nur im geringen Grade.

198

lange anzusehen, sonst würde die gefundene EntfernaDg diejenige sejn, welche einer längeren Anschauung ent- spricht, und dann würde der Effect nicht merklich mehr zunehmen.

Was die kleinen weifs gelassenen Ausschnitte an den zugewandten Ecken der beiden schwarzen Rechtecke be- trifft, so würden, wenn sie nicht da wären, die Ränder de und kl einen kleinen Theil gemeinschaftlich haben, und, da alsdann die zugewandten Ecken der beiden wei- fsen Felder an diesem Ort nur um zwei Millimeter ge- trennt wären, würden ihre Irradiationen eine merkliche Verringerung erleiden .(§. 36); und daraus würde dann gegen denselben Punkt eine scheinbare Einbiegung der Linien ab und gh entstehen und die gute Beurtheilung des Effects verhindert sejn.

50« Nun nehmen die Physiker an, dafs die Netz- haut durch die Dauer des Anschauens immer unempfind- licher für das Licht werde und in dem ersten Abschnitt meiner Abhandlung über die oben dtirten Gesichts -Er- scheinungen (Note zum §. 47) habe ich eigends durch einen Versuch gezeigt, dafs dem wirklich so ist, obwohl ich von der Thatsache eine von der gewöhnlichen ab- weichende Erklärung gab. Wenn wir diese Thatsache mit der im vorigen Paragraph erwähnten zusammenstellen, 80 können wir daraus folgern, dafs in dem Maafse, als das directe Licht seine Macht auf die Netzhaut zu verlie- ren scheint, der fortgepflanzte Eindruck sich darin mehr entwickelt, und, wie man sieht, entspringt daraus eine Analogie mehr zwischen dem punctum caecum und dem Rest des Organs.

51. Verlangt man endlich Thatsachen, welche die seitliche Fortpflanzung des Eindrucks nach andern Thei* len der Netzhaut als das punctum caecum beweisen ^), so braucht man nur die von Sir Brewster beigebracb-

1) Siehe diese Abhandlnog §§. 34 mid 58— 62.

199

ten Erfahrungen zu erwähnen ' ). Man lege auf farbigen Grand einen schmalen Streifen welfsen Papiers, oder ziehe auf eine weifse FISche einen schwarzen Strich, richte dann das Auge unverwandt auf einen andern Punkt, der 7 bis 8 Centimeter von dem kleineu Gegenstand entfernt ist, und zwar so, dafs man diesen letzteren nur indirect sieht. Wenn man das Auge recht unbeweglich hält, so ver- schwindet der Gegenstand nach einigen Augenblicken vollständig und die Farbe der umgebenden Fläche scheint sich ober die von ihm eingenommene Stelle auszubreiten. Dieselben Erscheinungen also, die sich beim punctum caecum zatragen, ereignen sich auch an andern Stellen der Netzhaut, so bald man durch eine verlängerte Be- schauung die Empfänglichkeit dieser Theile für directe Eindrücke verringert hat. Die Seitenfortpflanzung der Eindrücke zu den benachbarten Theilen der Netzhaut, and die Beziehung dieser Erscheinung zu der gröfsern oder geringeren Empfilnglichkeit des Organs für directe Eindrücke scheinen mir also gegenwärtig fast erwiesen/

52. Rationelle Betrachtungen, Analogie und Erfah« ning unterstützen demnach auf eine merkwürdige Weise die Theorie, welche die Irradiation von einer Seitenfort- pflanzung des Eindrucks herleitet. Sehen wir jetzt, ob nicht die nämliche Theorie die verschiedenen Gesetze desselben erklären, und aus einigen derselben neue Argu- mente zu Gunsten ihrer ziehen könne.

53. Zuvörderst habe ich behauptet, dafs die Irra- diation nicht gleich sej bei verschiedenen Individuen, und sogar bei einer und derselben Person mit dem Befinden der Augen sich verändere. Diese Thatsachen ergeben sich ganz natürlich aus der besagten Theorie. Wenn die Irradiation ein Phänomen der Empfindung ist, so ist es uomöglicb, daCa es bei allen Augen gleich sey, und man hegreift, dafs es selbst bei dem nämlichen Auge bald

1) The Edinburgh Joum, No^ FL Oct, 1825 p. 289.

24)0

mehr, bald weniger ausgebildet seyn könne« Ich fOhrte darüber einige Erfahmngen an, die zivar nar als sehr grobe Annäherungen betrachtet werden müssen, die aber doch dazu dienen werden, eine erste Idee zu geben von der Methode, von welcher ich weiterhin ausführlich spre- chen werde, und mittelst der ich dahin gelangt bin, die Irradiation bei verschiedenen Personen zu verschiedenen Zeiten und unter bestimmten Umständen zu messen. Ueber- diefs sind die Beobachtungen, die ich berichten werden mittelst eines Apparats angestellt, den jeder leicht verfer- tigen, und, mit den erforderlichen Yorsichtsmafsregeln an- gewandt, zur Erlangung genauer Resultate benutzen kann.

Der Apparat ist der im §. 49 beschriebene. WeDD ein Beobachter, von gehöriger Entfernung aus, die beiden Ränder ab und gh der weifsen Felder (Fig. 11 Taf. III) in ihrer gegenseitigen Verlängerung sieht, so erfolgt die- ser Anschein aus dem Vereine zweier partiellen Irradia- tionen, die längs diesen beiden Linien stattfinden. Es ist, wie wenn in Wirklichkeit jede derselben parallel mit sich selbst gegen die Verlängerung der anderen vorge- rückt wäre, und zwar um die Hälfte ihres Abstandes, die zufolge der Construction zwei Millimeter beträgt Daraus folgt, dafs die Irradiation, welche z. B. längs ab statt- findet, unter den besagten Umständen einen Gesichtswio- kel umfafst, dessen Schenkel an dem Gegenstande aaf einer Grundlinie von einem Millimeter stehen« Kennt man also diese Grundlinie und die Entfernung des Ge- genstandes vom Beobachter, so kann man hiedurch von der Irradiation, welche, bei dieser Person zu einer ge- wissen Zeit und für den besondem Fall, dafs ein weifser Gegenstand dem Tageslicht ausgesetzt ist, stattfindet, eine angenäherte Messung erhalten.

Hier ist indefs eine wichtige Bemerkung zu machen. Da die Irradiation, wie wir gesehen, bis zu einer gewis- sen Gränze mit der Dauer des Beschauens wächst, so kann man sich bei der Messung der Irradiation zwei ve^

201

sdiiedene Aufgaben setzen, nämlich: die Besdinmnng des Weitbes, welche dem ersten Augenblick der Beschattung entspricht, und der, welchen die Irradiation nach hinreichend langer Beschauung erlangt, wenn sie sich nicht merklich mehr rergrOfsert Die GrOfsen weiterhin entsprechen der ersten dieser Aufgaben ; allein ich habe spater eingesehen, dais es für die Genauigkeit der Resultate weit besser ist, die Beschattung des Gegenstandes bis zum Maximo des Effects fortzusetzen, weil es etwas schwer ist auf den er- sten Blick zu entscheiden, ob die beiden Linien der ver- langten Bedingung des Einfallens in ihre gegenseitige Ver- längerung entsprechen, und weil die kurze Zeit, wahrend der man den Apparat betrachtet, um sich von dieser Coin* cidenz zu überzeugen, hinreicht die Irradiation abzuän- dern. Folgendes sind die Resultate; sie wurden zu der- selben Zeit mit drei verschiedenen Personen erhalten:

Entfemnng.

Winkelwecth der Irradiation

Iste Person

2-.5

1'22"

2te

5 ,0

&4V

3te

12 ,0

ff IT

Diese Resultate zeigen, wie man sieht, grofse Unter- schiede von der einen zur andern Person; allein, aufsdr dafs sie nur annSherend sind, können sie nicht anzeigen» oh diese Unterschiede von einer wirklichen Verschieden- heit der Irradiation bei jenen Personen herrühren, oder davon, dafs eine derselben sich so zu sagen in einer An- wandlung von leichter Irradiation, und die andere in einer entgegengesetzten Anwandlung befand. Wir verweisen demnach, was die vollständigere Erörterung dieses Ge- genstandes betrifft, auf das Weitere.

54. Die Theorie, mit der wir uns beschäftigen, er- klärt auf eine eben so einfache Weise, warum die Irra- diation um so gröfser erscheint, je entfernter der leuch- tende Gegenstand ist. In der That bemerke man zunächst, dais die wirkliche Breite der kleinen Zone vom fortge- pflanzten Eindruck, welchCi nach dieser Theorie^ auf der

202

Netzbant das Bild des Gegenstandes amgiebt, nicht tob der Entferuang dieses Gegenstandes abhängen kann, so bald nar dieser eine gleiche Helligkeit behält, immer auf •einem gleich dunklen Grunde bleibt, o. s. w. Daraus folgt, da(fl der Gesichtswinkel, welcher diesell>e Breite umspannt, für jegliche Entfernung derselbe bleibt. Da min der Beobachter die erfolgende Erscheinung nothweo- dig auf den Gegenstand selbst überträgt, so legt er der kleinen leuchtenden Zone, welche dem Umfang dieses (icgensfandes hinzugefügt erscheint, eine absolute Breite bei, welche der wirklichen oder von ihm vorausgesetzteo Entforunng seines Aages von dem Gegenstand proportio* nal ist. Denkt man sich nämlich für einen Augenblick, daCs wirklich eine kleine Zone dem Umrifs des Gegen- standes hinzugefügt sej, so könnte man sie offenbar nar dann unter einem constanten und von der Entfernung un- abhängigen Gesichtswinkel sehen, wenn man die wahre Breite derselben proportional mit dieser Entfernung än- derte. Es verhält sich also mit der Irradiation wie mit den zufälligen Farben, Bekanntlich sieht man, wenn man nach hinreichend langer Betrachtung eines rothen Gegen- standes, z. B., die Augen auf eine weifse Fläche richtet, ein grünes Bild von gleicher Gestalt mit dem Gegenstande; allein dieses Bild, welches von einer Abänderung der Netzhaut an dem zuvor von dem rothen Bilde eingenom- menen Raum herrührt, mufs denselben Winkel umspan- uen wie das letztere, und deshalb desto gröfser erschei- nen, je entfernter die Flächen sind, auf die man es pro- }icirt. Dicfs wird bekanntlich von der Erfahrung voll- kommen bestätigt.

55. Mithin ist die Yergröfserung, welche die Irra- diation fai erleiden scheint, wenn man sie auf eine grö- tsere Entfernung bezieht, eine nothwendige Folge der von uns erörterten Theorie. Könnte man nun beweisen, dab die scheinbare Yergröfserung wirklich , bei demselben Auge und demselben Gegenstand, einem constanten Ge^

203

nditswiDkel enUpricht, so i'vürde diefs eins der nUlcbtig- steD Argumente za Gunsten derselben Theorie seyn; denn diese Bestftndigkeit der Gesichtswinkel ist das Hauptkenn- zeichen der Gesichts -Erscheinungen, die darauf beruhen, dar» ein StQck der Netzhaut von beständiger Gröfse eine Abänderung erleidet. Diese wichtige Thatsache glaube idi festgestellt zu haben , und zwar mittelst des im §. S3 angegebenen Mefsverfahrens.

Der Ton mir angewandte Apparat ist Taf. III Fig. 12 abgebildet; ab c d ist eine rechteckige Platte von ge- schwärztem Kupfer, ungefähr 1,5 Millimeter dick, 10 Cen- timeter hoch und 8 breit; sie ist längs der Linie /ghiklf ausgeschnitten, so dafs nur das von den beiden Linien gf oud If und einem Theil des 8 Mm. breiten Rahmens ghiii begränzte Stück stehen geblieben; mnop ist ein be- wegliches and gleichfalls geschwärztes Rechteck, dessen Vorderfläche sich in gleicher Ebene mit dem Rest des Apparats befindet, und das sich in zwei Fugen bewegt, ▼00 denen die eine in dem Rand ik des Rahmens, die andere In dem an der Seite hi desselben Rahmens be- festigten Stock qr angebracht ist. Die Räuder gf und // des festen Theils sind parallel, die eine den Seiten adt bc^ die andere den Seiten ab^ de, und haben glei« chen Abstand von diesen Seiten. Der Rand mp der be- weglichen Platte bleibt immer gf genau parallel, und der Rand mn kommt mit dem Rand If in Berührung, wenn man die bewegliche Platte zum Theil unter diese Linie schiebt. Die vier Ränder gf, If, mp und mn sind von hinten zogeschärft, damit sie scharf begränzt und ohne sichtbare Dicke erscheinen. Die Lage der beweglichen Platte wird durch eine Mikrometerschraube st geregelt, auf deren Kopf eine Marke, die so gestellt ist, daCs sie, wenn die beiden Ränder gf und mp genau in gegensei- tiger Verlängerung liegen , dem äufserlich am Rahmen be- fiadlichen Zeiger i^ entspricht. Endlich steht das Ganze

204

auf eizem Fafs xy^ der so eiugerichCet ist, dafs man den Apparat nach Belieben beben oder senken kann.

Gesetzt nun, der Uand mp sey in die Verlängeraog Ton gf gebracht, und man lasse darauf die Schraube ei- nige Umgänge machen, in dem Sinn, dafs die bewegliche Platte gegen Ik vorruckt, also die besagte Coincideni zwischen beiden Linien nicht mehr stattfindet, sondern der eine Rand um eine gewisse 6rö£se gegen den an- dern vorspringt. Nach dieser Vorrichtung des Apparats denke man sich denselben so gestellt, dafs er auf ein hinreichend helles Feld, z. B. auf den Himmel, projidrt sej. Alsdnnn scheinen die Oeffnungen ghrf und Impk erleuchtet, und man hat ein der Fig. 11 analoges System, jedoch mit dem Haupt -Unterschiede, dafs man den ge- genseitigen Vorsprung der Ränder gf und mp der er- leuchteten Felder nach Belieben verändern kann. Weno man also den so aufgestellten Apparat betrachtet, so rücken jene beiden Ränder, vermOge der längs ihnen eot- standencn Irradiation scheinbar zurück, wie in den Ver- suchen der §§. 49 und 53, und man kann eine solche Entfernung aufsuchen, dafs sie in ihrer gegenseitigen Ver- längerung zu liegen scheinen. Da man die wirkliche Aus- weichung beider Ränder und die Entfernung des Appa- rats vom Auge kennt, so kann man denn auch, wie im Versuch des §• 53, den von der Irradiation bespannten Gesichtswinkel berechnen. Die Bestimmung der Auswei- chung beider Ränder bietet keine Schwierigkeit dar, weno man sie so eingerichtet hat, dafs sie einer ganzen Zahl von Schraubenumgängen entspricht, was offenbar der Fall seyn wird, wenn die Marke unter den Zeiger geführt isL Denn diese Ausweichung ist gleich der Anzahl der Schraii- bcnumgänge muhiplicirt mit der Gröfse, um welche ein einziger Umgang die Platte vorschiebt. Um ein für alle Mal diese letzte Grüfse mit hinlänglicher Genauigkeit zo erhalten, läfst man die Schraube von dem Punkte ab, wo die beiden Ränder in gegenseitiger Verlängerung liegeo,

205

eine etwas beträchtliche Zahl Tön Umgangen, z. B. zehn, machen, mifst direct die erfolgende Aasweichung, und thejlt dieselbe durch die Zahl der Umgänge.

5& Will man nun mit diesem Apparat ermitteln, ob der Gesichtswinkel, welcher die Irradiation mifst, un« abhängig sey von der Entfernung des Gegenstandes vom Auge, oder einem anderen Gesetze folge, so verführt man 80. Man mifst eine Reihe von Gesichtswinkeln, die für dasselbe Auge verschiedenen Ausweichungen und folglich ▼erecbiedenenen Entfernungen entsprechen, und vergleicht nan die erhaltenen Werthe mit einander. Ich werde bald ▼OD den Vorsichtsmafsregeln sprechen, die man nehmen fliafs, um den Resultaten Genauigkeit zu geben.

Auf folgende Weise kann man die Rechnungen sehr ▼ereinfachen. Sey e die von Einem Schrauben - Umgang bewirkte Ausweichung, und 8 die Entfernung, in welche sich eine bestimmte Person begeben mufs, um diese Aus- weichung durch die Irradiation vernichtet zu sehen. Der Gesichtswinkel, welcher diese Irradiation mifst, hat zur Grundlinie \e (§. 53), und wenn man diesen Winkel durch a bezeichnet, hat man offenbar

\e ianga^sz-^ ... (1)

Sey fiberdiefs Ne irgend eine durch N Schrauben- amgänge bedingte Ausweichung, D die Entfernung, bei welcher sie fOr dieselbe oder eine andere Person ver- schwindet, und A der entsprechende Werth der Irradia- tion, so hat man ebenso

tangJ=^

Dividirt man diese Gleichung durch die vorherige^ 10 kommt

tangA NS

tanga D^

tmd da die Winkel A und a nothwendig sehr klein sind,

206

so fallen die Bogen, welche sie messen mit ihren Tan- genten zusammen y und man kann setzen:

A \^)

Statt nun jeden besonderen Werth der Irradiation in Bruchtheilen von Graden auszudröken, können wir alle diese Werthe auf eine zweckmäfsig gewählte Einheit ihrer Art zurückführen. Denken wir uns also einen Be- obachter, dessen Augen so beschaffen sejen, dafs für ihn die durch einen einzigen Schraubenumgang bewirkte Aus- weichung in der Entfernung von einem Meter verschwin- det, und nehmen die durch diesen Effect hervorgebrachte Irradiation zur Einheit. Diese Irradiations» Einheit wird also dem Gesichtswinkel entsprechen, der aus der Ent- fernung von einem Meter eine Grundlinie gleich i^ be- spannt. Nimmt man nun Überdiefs das Meter zur Ein- heit der Entfernung, so hat mau in der Formel (2) a==l, ^=1 und folglich:

A -jic- . . (3)

Das ist, in Funktion der von uns angenommenen Einheit, der Ausdruck für den besonderen Werth der Irradiation, welcher einer Beobachtung von irgend einer Person entspricht, und wie man sieht, braucht man, um diesen Werth zu erhalten, nur die Zahl der Scbrauben- umgänge, welche die Ausweichung bewirkte, zu dividiren durch die Entfernung, in welche sich die Person stellen nuifs, um diese Ausweichung verschwinden zu sehen. Man kann unmittelbar zu der Formel (3) gelangen, wenn man erwägt, dafs der Gesichtswinkel, wegen seiner Klein- heit, sich direct wie seine Grundlinie und umgekehrt wie die Entfernung des Auges verhalten mufs. Da nun diese Grundlinie, welche halb so grofs wie die Ausweichung der Ränder, der Zahl der Schraubenumgänge proportio- nal ist, so wird man als Mafs des in Rede stehenden Winkels diese Zahl von Umgängen, dividirt durch die

207

iV

EoffernaDg des Auges, oder -jr- nehmen können^ qrcI diese GrOCBe wird der Einheit gleich seyn» wenn zugkkb

N=:\ UDd Z)=l.

Will man die auf diese Weise unter verschiedenett Umständen erhaltenen relativen Werthe der Irradiatiott\ ▼emaodeln in absolute, durch Brochtbeile von Graden aosgedrQckte Werthe, so braucht man nur ein für alle Mal den von uns zur Einheit genommenen absoluten Wer(h des Winkels zu berechnen, und mit diesem Werthe alle relativen Irradiations- Werthe zu multipliciren.

57. Ehe ich die Resultate der Versuche mitlheile, die ich angestellt, um mich der Unabhängigkeit des Win- kelwerths der Irradiation von der Entfernung zu verge- wissem, will ich die Vorsichtsmafsregeln angeben, die ich zur Sicherung des Erfolgs getroffen habe.

(1) Da die Lage des Zimmers, in denen sie ge- macht wurden, nicht erlaubte, den Apparat in der Hübe des Auges so vor einem Fenster aufzustellen, dafs er sich direct auf den Himmel projiciren konnte, so habe ich zur Hebung dieses Uebelstands einen geneigten Spiegel so an- gebracht, dafs man durch Reflexion den Himmel in der gehörigen Richtung sah.

(2) In diesem Falle, wie in allen übrigen, habe ich Blich nicht blofs auf meine eignen Augen verlassen, son« dem auch andere Personen zu Hülfe genommen.

(3) Da diese Versuche eine gewisse Gewohnheit verlangen oder vielmehr erfordern, dafs die Person die neb ihr zeigende Erscheinung gleichsam wohl zu beur- theilen lerne, so liefs ich diese Person zuerst eine Reibe Beobachtungen bei verschiedenen Ausweichungen machen, ohne dafs ich diese Reihe in Rechnung nahm. Dann machte dieselbe Person mehre andere Reihen, deren jede sechs Ausweichungen, bestimmt durch einen, zwei, drei, sechs Schraubenumgänge, entsprach; und für jede ein- uloe Beobachtung zeichnete ich die Zahl der Umgänge

\

208

and die EDtfernangen des Auges auf. Dann nahm ich das Mittel aus der jeder Ausweicbaog zugebürigen Eot- femongy und erhielt so eine mittlere Reihe , mehr oder weniger von Beobachtungsfehlern befreit« Endlich be- rechnete ich mittelst der Formel (3) des §. 56 den ei- ner jeden Entfernung in dieser mittleren Reihe entspre- chenden Irradiationswertb, und die Reihe dieser Werthe mufste mir, mehr oder weniger angenähert, das Geseti der Irradiation bei Veränderungen im Abstände des Au- ges geben.

(4) Bei allen Beobachtungen wurde die Dauer der Beschauung lange genug unterhalten , damit die Irradia- tion ihr Maximum erreiche; der Abstand des Auges, vom Apparat wurde nicht eher gemessen, als nachdem die Person erklärt hatte, dafs sich der Effect nicht mehr ver^ gröfserte. Da andrerseits diese Beobachtungen ziemlich langes Probiren erfordern, und das zu ermtidetc Auge endlich fehl sieht, so liefs ich die Person von Zeit zu Zeit ihre Augen ausruhen zwischen dem successiven Pro- biren, welches die Ermittlung jederj Entfernung ndlhtg macht«

(5) Da die Verschiebungen der beweglichen Platte des Apparats die Anwendung eines analogen Mittels wie das der kleinen Ausschnitte der schwarzen Felder auf der Karte, Fig. II, unmöglich machten, so zeigte sich noth- wendig gegen die Punkte / und m (Fig. 12 Taf. III) eine kleine Einbiegung der Ränder gf und pm^ was die Schwierigkeit der Entscheidung, wann die beiden Ränder genau in ihrer gegenseitigen Verlängerung erschienen (§• 43), erhöhen mufste. Um diesem Uebelstand mög- lichst vorzubeugen, trug ich Sorge, den Beobachter darauf vorzubereiten und ihm zu empfehlen, nicht nach diesem Punkt, sondern nach der Gesammtheit beider Linien vi urtheilen.

(6) Bei jeder Beobachtung giebt es in der Entfer- nung gewisse Gränzen, zwischen welchen die beschrie«

bene

ao9

beoe Coinddenz beider Linien nicht sdieiot sich merk- lich za Sndem, d. h. im Fall der Beobachter rieh ge- Baa in der erforderlichen Entfemong befindet, kann er eiDe gewisse Strecke vor- oder zurfickgehen, ohne dafs die scheinbare Coinddenz ihm aufgehoben erscheint; nur diefsseits der ersteren Gränze beginnt er, die beiden Rän- der etwas auseinander weichen zu sehen, und erst jen* seits der zweiten scheint ihm die Irradiation sie in ent* gegeogesetzter Richtung zu trennen. Diefs rührt davon her, dafs es schwer ist zu beurtheilen, ob zwei Linien in ihrer gegenseitigen Verlängerung sind oder nicht, so- bald sie einen gewissen Grad von Annäherung erreicht haben. Es bleibt also immer, bei jeder Beobachtung, einige Ungewifsheit über die wahre Entfernung, in wel- che man sich begeben mufs; und daraus entspringen noth- wendig die Fehler bei dieser Gattung von Beobachtun- gen. Die Gränzen, zwischen welchen sich die scheinbare Coinddenz zu halten scheint, liegen übrigens bei kleineu Entfernungen und einer starken Irradiation sehr nahe zu- sammen; allein unter entgegengesetzten Umständen kön- nen sie um eine ziemlich beträchtliche Gröfse auseinan- der rücken. Um diese Fehlerquelle zu verringern veran- lagte ich den Beobachter, nahezu die mittlere Lage zwi- schen jenen beiden Gränzen aufzusuchen, und bei dieser mittleren Lage wurde dann die Entfernung gemessen.

(7) Um unter den einzelnen Beobachtungen eine gänzliche Unabhängigkeit aufrecht zu halten, vermied ich bei jeder Reihe die Ausweichimgen in wachsender Ord* nuog zu nehmen; ich fing z. mit vier Schraubenum- gpiOgen an, kehrte dann zu Einer zurück, nahm darauf fünf, u. s. w. Da das Auge um so mehr ermüdet, ab die Beobachtungen sich vervrelfUtigen, so stand Überdieb za fürchten, dab auch die Irradiation mehr oder weniger abgeändert werden würde. Um die hieraus etwa entsprin- genden Fehler zu vernichten,, befolgte ich in der zweiten Reihe eine umgekehrte Ordnung wie in der zvveiten; und

Pofcead. Ann. Erganiwi|ibdL I. 14

210

in der dritten nahm ich wieder eine andere Ordnim^ die ich in der vierten abermak umkehrte. Auf diese Weise mufsten die besagten Fehler, wenn sie existirten, in der mittleren Reihe sich compensiren.

§. 8. Folgende Tafel enthält alle partiellen Resul- tate dieser Versuche, geordnet nach wachsender Reihe der Ausweichungen. Sie wure n von vier der §. 35 ge- nannten Personen beobachtet; da indefs die auf eine nSm- liche Person bezüglichen Reihen nicht alle an demselbeo Tage, noch zn derselben Stunde, noch immer in dem- selben Zimmer beobachtet wurden, die Helligkeit des von dem Spiegel reflectirten Lichts also mit diesen Umstän- den veränderlich seyn mufste, und diese VeränderuDgeo, wie man glauben kann, auf die Irradiation Einflufs haben konnten, so habe ich für jede Reihe die die Helligkeit bedingenden Umstände angegeben, nämlich: Jahreszeit, Weltgegend des Fensters, vor welchem der Apparat stand, Tagesstunde und Beschaffenheit des Himmels.

Tag I

Gemessene Entfernangen, Meter.

'l ^

Für Schraubenumgange 2 I 3 I 4

I ß

Erste Person.

Ister *) 2ler ^)

0,69

1,26

1,67

2,07

3,38

0,63

1,34

1,72

2,61

2,88

0,63

1.24

2,56

2,54

3,47

0,75

1,27

2,32

3,05

3,52

Zweite Person.

0,68

1,60

2,53

3,41

4,42

0,90

1,40

2,61

3,56

4,15

0,91

1,81

2,59

3,80

4,75

0,90

1,84

2,72

3,66

4,56-

Ister •) 2ter«)

1) Jamiar, Nord, 10^ Moit^ heiter.

2) do. a^ NwJmutt kelter.

3) Januar, Ott, IS^lSitt. adiwack neblig.

4) do. bedecfa.

3,87 4,07 4,07 4,23

5,33 5,42 5,45 5,37

211

Gemeisene Entfernungen, Für Scfaranbenmngäoge :

T.» I 1 i a I 3 I 4

Meter.

I «

Dritte PenoD.

Istcr *) 2tcr ^) 3ler ») 4ter *) 5lcr »)

Ister •) 2lcr •') 3ter ») 4ter •)

5tcr ")

1,23

2,72

2,51

3,40

4,50

1,62

2,04

3,08

3,82

4,80

0,92

2,27

3,40

4,67

5,52

0,85

1,45

3,09

4,67

339

0,65

1,29

1,76

3^14

3,67

Vierte PerBoq.

1,46

3,40

6,20

7,15

8,40

1,88

3,95

5,00

8,60

10,70

1,68

3,84

6,45

6,00

7,20

1,32

3,59

3,95

4,73

6.36

1,26

2,67

3,67

4,10

5,75

1,20

2,20

3,13

34M)

5,00

1,01

2,03

3,14

4,02

5,72

6,75 5,38 6.00 6,05 5,68

11,00 10,10 8,32 7,40 7,42 6,79 5,67

59. Berechnen wir nun für jede Porso^i die Reihe der mittleren Entfernangent und beptlmnMm durch die froher gegebene Formel den einer jeden Entfernung ent- sprechenden Werth der Irradiation, so erhalten wir fol- {eode Tafel:

Erste Person.

Midi. Entfern. 0,675; 1,277; 2,067; 2,567; 3,312; 4,060 Irradiationswerth. 1,481; 1,566; 1,451; 1,558; 1,509; 1,477

Die angegebenen Enlfemungep wachsen, wie man tiebt, ziemlich regelm&fsig von 0,675 bis ilber 4 Meter. Und

1) und 2) Januar, Nord, 11^ Morg. keiler.

3) Janoar, Ost, 1(^ Morg. heiter.

0 do. do. bedeckt.

&) Fcbmar, Ost, 11^ Morg. bedeckt

6) Janoar, Ott, 11^ Moig. better.

«) und 8) do. do. 1^^ Nacho., ichwacb neblig.

^) do. do. do« better.

^

14*

212

die entsprechenden Irradiationswerthe entfernen sich kaum von einander; ihre Unterschiede gehen bald in diesem^ bald in jenem Sinn. Das Mittel aus den sedis Werthen ist 1,507 und die Abweichungen derselben Ton diesem Mittel sind:

0,026; +0,059: —0,056; +0,051; +0,002; -0,03a

Die Abweichungen liegen fast wechselsweise im Mi- i nus und im Plus, und ihre GröÜBe ist nicht beträchüidi. i Das Verhältnifs zwischen der gröfsten von ihnen und dem . Mittel ist nur 0,039, d. h. weniger als 4 Hundertel. B^ gnOgt man sich mit den Beobachtungen dieser Person, ; so könnte man schon mit grofser Wahrscheinlichkeit fol- , gern, dafs der Winkelwerlh der Irradiation unabhängig ist von der Entfernung. Es ist glaublich, dafs wenn die partiellen Reihen mehr Tervielföltigt wären, diefs Gesetz noch deutlicher hervorgetreten sejn würde, allein die Zeit, die zu diesen Versuchen erforderlich ist, und die Ennü- dung, welche sie veranlassen, nöthigte mich, sie bei )^ dem Beobachter auf eine kleine Zahl von Reihen zu be- schranken.

60. Gehell wir zuerst zur zweiten Person fiber.

Zweite Person. Mittl. Entfern. 0,847; 1,662; 2,612; 3,607; 4,470; 5,392 j Irradiaüonswerthe 1,180; 1,203; 1,148; 1,108; 1,118; 1,112 *

Die von etwa 0,85 bis über 5 Meter gehenden Eot- 1 femungen wachsen auch hier ziemlich regelmäfsig. Die i entsprechenden Irradiationswerthe zeigen, wie bei der er- 1 sten Person, nur geringe Unterschiede; das Mittel aus, ihnen ist 1,144 und und die Abweichungen davon betragen:

+0,036; +0,059; +0,004; —0,036; —0,026; —0,031

Die Vertheilung derselben ist hier eine andere^ wie bei der ersten Person, was die Wahrscheinlichkeit f&r ihre Herkunft von Beobachtungsfehlem erhöht; flberdieb sieht man, dafs sie, Wenn sie auch nicht abwediaelnd po-

213

siti? und uegaÜT sind, doch keine regelmäÜBige Progrea- sioD befolgen. Das Verhaltnifs der gröCsten Abweichung zum Mittel beträgt 0,051 , ein wenig mehr, ab bei der ersten Pereon; allein diese Abweichung steht gleichsam isolirt und übertrifft die Übrigen bedeutend.

Die Resultate der zweiten Person unterstützen also den Scbluis aus denen der ersten, nSmlichy dab der Win- kdwerth der Irradiation sich nicht mit der Entfernung Sndert.

61. Die dritte Person liefert uns folgende Tafel:

Dritte Person. Mittl. Entfern. 1,054; 1,954 ; 2,768, 3,940; 4,476; 6,772 hradiationswerthe 0,948; 1,023; 1,063; 1,015; 1,117; 1,039

Die Entfernungen gehen hier Ton etwa 1 bis an 6 Meter, die entsprechenden Irradiationswcrthe weichen untereinan- der etwas mehr ab, als in den vorhergehenden Tafeln; allein aach hier sind die Unterschiede unregelmäßig vertheilt. Das Mittel aus den sechs Werthen ist 1,037 und die Ab- ireichungen sind:

-0,089; —0,014; +0,046; —0,022; +0,080; +0,002.

Die Ordnung ihrer Zeichen ist auch hier, wie man seht, eine andere, als bei den beiden ersten Personen; das Verhällnib zwischen dem gröfsten Ton ihnen und dem Mittelwertb ist 0,085. Mithin entfernen sich die Resul- tate der dritten Person, ungeachtet ihrer bedeutenderen Abweichungen, nicht so sehr von denen der beiden er- rteD Personen, dafs man nicht durch sie dasselbe Gesetz hr festgestellt betrachten könnte.

62. Ehe ich zu den Resultaten der yierten Person Übergehe, mufs ich eine Bemerkung machen über die Art, DDter den Torhandencn Umständen das Mittel zu nehmen. ZavOrderst ist einleuchtend, da(s, bei ein und derselben Person, Ton den Systemen der an verschiedenen Tagen K^nachten Beobachtungßreihen jede einer andern Irradia- tion entsprechen kann; denn die Umstände , von denen

214

die Helligkeit des Gegenstandes abhllngen, kOnnen von Tag zu Tag Teränderlich seyn; selbst wenn sie constant blieben y könnte das Befinden der Augen sich Teiün- dem, nnd in der Irradiation Veränderungen nach sich ziehen, die von den Sufsern Umständen unabhängig sind. Hieraus sieht man, dafs man, um f&r eine bestimmte Per- son die mittlere Reihe zu erhalten, zunächst aus den an jedem Tage gemachten Beobachtungen gesondert das Mit- tel der bezüglichen Reihen nehmen, und darauf alle diese Mittel mit einander combiniren muCs. Sobald indefs die Zahl der Reihen für jeden Tag dieselbe ist, ist diefs Ver- fahren nicht mehr nöthig, denn das Mittel, welches das- selbe giebt, ist dann identisch mit dem, welches man direct aus der Gesammtheit aller Reihen fände. Diefs ist der Fall bei den Personen, deren Beobachtungen wir bisher dis- cutirt haben; auch wurden diese Mittel direct erhalten. Allein diefs gilt nicht von der vierten Person. In der That gab jeder der drei ersten Beobacbtungstage nur eine einzige Reihe, während der vierte zwei lieferte^ und der fünfte zwei andere. Ich habe daher gesondert aus den beiden Reihen des vierten Tages und darauf aus den hei- den des fünften Tages das Mittel genommen, alsdann diese beiden Mittelwertbe mit den drei Reihen der ersten Tage combinirt, um die definitive Mittelreihe zu erfaal- tun, welche in folgender Tafel enthalten ist Die Irradia- tionswerthe sind dann wie bei den andern Personen nach den diese Mittelreihe zusammensetzenden Entfernungen h^ rechnet.

Vierte Person.

Mittl. Entfern. 1,483; 3,287; 4,919; 6,025; 7,543; 8,602 bradiationswerthe 0,674 ; 0,608 ; 0,609 ; 0,663 ; 0,662 ; 0,697

Die Entfernungen wachsen ungefähr von 1,5 bis 8,5 Meter, und dennoch zeigen die Irradiationswerthe das- selbe Gesetz wie die früheren. Ihr Mittel ist 0,652 und die Abweichungen davon sind:

215

4-0,022; —0,044; —0,043; +0»01l; +0,010; +0,045,

deren Zeichen abermak eine neue Vertheilang zeiged. Das VerhältniijB der gröCsten zum Mittel ist 0,069. Dieb Verhaltnib kann etwas beträchtlich erscheinen, wenn man erwSgt, dab diese Person sieben Reihen lieferte, wäh- rend jede der beiden ersten z. B. nor vier gegeben hat; allein man wird bemerken, dab bei derselben Person die Irradiation weit schwächer ist als' bei den andern; und man begreift, dafs, je weniger das' Phänomen entwickelt ist, desto kleiner auch die Unterschiede desselben mit den Veränderungen der Entfernung sind, und desto schwie- riger sich also die Entfernung ermitteln labt, bei welcher die Ausweichung der Ränder verschwindet

63« Um eine Art von mittlerem Resultat zwischen den Personen, deren Beobachtungen discntirt wurden,' zu erhalten, nehmen wir aus jeder der vier Torstehcinden Tafeln den ersten Irradiationswerth, d. h. den, welcher hei jeder Person der kleinsten Entfernung entspricht, und suchen aus diesen vier Werthen das Mittel, machen dann dasselbe mit den vier, die bei jedem Beobachter der zwei- ten Entfernung entsprechen, und so fort. Mit andern Worten, wir bilden eine mittlere Reihe aus den in un- seren Tafeln enthaltenen vier Reihen von Irradiations- werthen, und erhalten sonach:

1,070; 1,100; 1,072, 1,086; 1,101; 1,081.

Man sieht, diese Gröfsen nähern sich sehr der Gleich- heit. Ihr Mittel ist 1,085 und die Abweichungen davon betragen nur

—0,015; +0,015; —0,013; +0,001; +0,016; —0,004.

Sie sind fast abwechselnd positiv und negativ, und das Verhältnib der gröfsten zum Mittel ist 0,014. Nimmt man endlich das Mittel aus den drei ersten und aus den drei letzten Gliedern der Reihe, so findet man die bei- den fast identischen Resultate 1,080 und 1,088.

64. Gegen das von mir angewandte Verfahren zur

216

ErldDgQDg des gesacbfen Gesetzes könnte man einen Ein- wurf machen. Man könnte sagen: diels Verfahren sej in der That genau, sobald alle von einer und derselben Person erhaltenen Beihen bei völliger Gleichheit sowohl der äufseren Umstände als des Befindens der Augen be- obachtet wären, weil dann, wenn man in den soccessi- Ten Beihen dieser Person die einer nämlichen Zahl von Schraubenomgängen entsprechenden Entfernungen nähme, die sich darbietenden Unterschiede nur von Beobachtung^ fehlem herrühren könnten und demgemäfs das Mittel aus diesen Entfernungen mit dem kleinsten wahrscheinlichen Fehler die wahre Entfernung gäbe, in welche sich die- selbe Person zu begeben hätte, um die beiden Bänder ge- nau in ihrer gegenseitigen Verlängerung zu sehen; alsdann auch folglich die Formel (3) des §. 56 die entsprechende wahrscheinliche Irradiation lieferten ; dais dem aber nicht mehr so sejr, sobald die Umstände von einer Beihe zor andern sich verändern. In diesem Falle röhren wirklich die Unterschiede, welche die einer gleichen Zahl von Schraubenumgängen entsprechenden Entfernungen unter einander zeigen, Aicht mehr alleinig von Beobachtungs- fehlem her; sie sind dann zum Theil von den Verände- rungen der Irradiation selber entsprungen. Was bedeu- tet nun das Mittel aus diesen Entfernungen? Ist es die Entfernung, in welche sich ein Beobachter stellen mQfste^ wenn bei ihm die Irradiation gleich würde dem Mittel aus denen, die bei seinen verschiedenen Beihen staltge- funden haben? Wenn dem so wäre, würde die besagte Formel noch anwendbar seyn und diese mittlere Irradia- tion geben; allein nichts berechtigt uns zu dieser Vor- aussetzung. Man sieht also nicht füglich ein, was in den Tafeln der §§. 59 62 die mittleren Entfernungen so- wohl wie die daranter geschriebenen Zahlen vorstellen. 65. Dieser Einwurf ist, was die Bedeutung der in diesen Tafeln enthaltenen Gröfsen betrifTt, gegründet, ob- gleidi die als Iiradiationswerthe aus den mittleren £nt-

217

fernnogeEi hergeleiteten Zahlen bis auf die Beobachtangs- fehler sehr wenig von den währen abweichen müssen. Allein die angewandte Methode ist richtig in alle den Fäl- len, wo man bloCs ' nachweisen will, dafs der Winkel- werth der Irradiation unabhängig sej Ton der Entfernung. In der That werden wir sogleich zeigen, dafs, wenn diefs Gesetz existirt, die aus den folgweisen Mittel - Entfer- Dangen eines nämlichen Beobachters hergeleiteten Zahlen identisch sejn mfissen, abgesehen dabei immer von den Beobachtungsfehlern. Es kommt also wenig darauf an, daÜB diese Zahlen, als Maafse der Irradiation, sich etwas ▼on den wahren entfernen; es reicht hin zu untersuchen» ob sie bei Yergröfserung der Entfernung nicht merklich schwanken.

Angenommen, die Unabhängigkeit des Winkelwerths der Irradiation von der Entfernung des Gegenstands sej erwiesen, und es mache ein und dieselbe Person eine Zahl n von Reihen unter solchen Umständen, dafs die Ir- radiation in der ersten Reihe a* scj, in der zweiten a'', in der dritten d**^ und so fort. Sejen S^^ S^f S^ u. s. w. die Entfernungen bei der ersten Reihe, und folglich ent- sprechend einem, zwei, drei u. s. w. Schraubenumgän- gen; seyen eben so Si, €,, e, u. s. w. die Entfernungen bei der zweiten Reihe, ^i, ^3, u. s. w. die der drit- ten und so fort. Dann hat man nach der Formel des §. 56 und vermöge der vorausgesetzten Unabhängigkeit zwischen der Irradiation und der Entfernung;

d =J-=A=:A = etc. 81 8 8^

^'=±=:A==l = ctc> (1) 0»' = = =:i- = etc.

»1 ba b3

etc. etc. woraos:

218

*_1. *_2, ;f_3

12 3

*

etc etc.

Seyen non Di, Dj» -^s» ^tc. die einem, zwei, drei, u. 8. w. SchraubenomgäDgen entsprechenden mittleren Entfernungen, welche in unseren Tafeln die oberen Ko- lumnen bilden, so hat man: ,

D

*i+«i+Si+-

■*^i

n

D

^a "T" ^1 "T" bl ■"

*-'«

n

i>.=

*8 + «8 + £l + '*

n

etc.

etc. etc.

und wenn man auf diese mittleren Entfernungen die For- mel des §• 56 anwendet, wie es in den Tafeln geschehen, so kommt, wenn die resultirenden Zahlen durch ^1, jlf, ^8, elc bezeichnet werden:

A - * -

-^8 "TT =

eta etc etc.

Substituirt man nun in diesen Ausdrucken die durch die Formeln (2) gegebenen Werthe von ^1, ^ai ^i' €a, £11 £1» M so findet man

219

Ai SS ji^ =: jl^ SS €tc«9

was za beweisen war.

Wenn nun andere Personen Beobachtungen ange- stellt haben, und man bezeichnet durch A^^ A^^ A^^ . . die ans den mittleren Entfernungen der zweiten herge- leiteten Zahlen, durch v/'|, A*^^ A\^ . die ans den mitt- leren Entfernungen der dritten abgeleiteten u. s. f., so hat man auch, die Beobachtongsfehler als Nnll voraus* gesetzt,

A^ s= A^ = -r/g =2 etc.

^j = ^a = ^g = etc.

etc.

Nimmt man also, wie man im §. 63 gethan, das Mittel aus A^^ A^^ ^i, . ., darauf das Mittel aus A^^ >/,, A\y ... u. s. f., um eine allgemeine Mittelreihe ans den Resultaten der verschiedenen Beobachter zu er- halten, so müssen alle, diese Reihen zusammensetzenden, Zahlen gleichfalls identisch seyn. Nun haben wir gese- hen, dafs dem sehr nahe so ist, und dafs die Abweichun- gen, ihres Ganges und ihrer Kleinheit wegen, den Be- obachtungsfehlern zugeschrieben werden müssen.

66. Die vorstehenden Formeln zeigen auch, dafs die aus den als fehlerfrei vorausgesetzten mittleren Ent- fernungen hergeleiteten Zahlen nicht genau die mittlere Irradiation von denen vorstellen können, die bei den verschiedenen Reihen eines Beobachters stattgefunden ha- ben; denn der gemeinschaftliche Werth der Gröfsen A^^ ^t, A^, . ist, wie man sieht, die Ausführung der iden- tischen Substitution

n

1.1.1

+

wogegen die mittlere Irradiation offenbar ist:

n

220

Wir werden bald ein Mittel angeben, diese mittlere Irradiation für jede Person zu bestimmen.

67. Zur Auffindang des gesuchten Gesetzes gicbt es eine andere, directere Methode, an welche ich leider zu spät gedacht habe. Man denke sich, die Schraube des Instruments habe einen getheilten Kopf, so dafs man Bruchtheile von Umgängen angeben könne. Statt dann, wie bei den früheren Versuchen, die Schraube zuvoir eine bestimmte Zahl von Umgängen machen, und hierauf den Beobachter die Entfernung suchen zu lassen, in welcher die beiden Bänder in gegenseitiger YerläDgerung erschei- nen, würde man umgekehrt den Beobachter in eine be- stimmte Entfernung stellen und die ganze und gebrochene Zahl von Umgängen aufsuchen, welche man die Schraube zur Hervorbringung desselben Effects machen lassen mufs. Jede Reihe würde dann aus Beobachtungen bei einer Reihe bestimmter Entfernungen, z. B. von I, 2, 3, 4, 5, 6 Metern, bestehen, und diese Entfernungen würden für alle Reihen und alle Beobachter dieselben bleiben. Man würde dann auf jede der partiellen Beobachtungco einer nämlichen Person die Formel des §. 56 anwenden, und jedes der Resultate würde den genäherten Werth der Ir- radiation für diese Person, für die entsprechende Entfer- nung und für die bei der Beobachtung stattgefundenen Umstände vorstellen. Alsdann würde man für alle suc- cessiven Entfernungen das Mittel der so erhaltenen und auf sie bezüglichen Werthe nehmen, und jedes dieser Mittel würde nun in Wahrheit, bis auf die Beobachtungs- fehler, die mittlere Irradiation sejn von denen an ver- schiedenen Tagen bei der entsprechenden Entfernung, nur müfste mau, wenn die Anzahl der an jedem dieser Tage ausgeführten Reihen nicht gleich wäre, die Mittel gesondert für jeden dieser Tage nehmen und darauf diese Mittel unter sich combiniren. Endlich hätte man, wie wir im §• 63 gethan, die allgemeine Mittelreihe aus den von allen Beobachtern zu nehmen, und diese Reihe würde

221

das gesuchte Gesetz mit den geringsten wabrscheinlicben Fehlern geben. Die Zahlen, aus denen sie bestände, wörde dann für }ede der successiven Entfernungen, die mittlere Irradiation von denen der Terschiedenen Beob« achter vorstellen« Die eben auseinandergesetzte Methode ivfirde also den Vortheil haben, nur Resultate einer nied- lichen Auslegung darzubieten. Ich habe bei anderen wei- terhin zu erwähnenden Beobachtungen von derselben Ge« brauch gemacht.

68. Endlich kann man denselben Grad mittelst ei« Der anderen Betrachtung erreichen, die sich auf unsere Beobachtungen, so wie sie gemacht sind, anwenden läfst. Ich sage zunächst, dafs wenn der Winkelwerth der Irradia- tion mit zunehmender Entfernung constant bleibt, die suc- cessiven Entfernungen, die eine nämliche partielle Reihe zusammensetzen, bis auf die Beobachtungsfehler sich wie die successiven Zahlen von Schrauben -Umgängen, also, bei unseren Versuchen, wie 1, 2, 3, 4, 5, 6 verhalten mOssen. Diefs zeigen in der That die Formeln (2) des §. 65, und ist übrigens auch leicht zu begreifen^ denn da der die Irradiation messende Gesichtswinkel sehr klein ist, so muÜB man, wenn seine, der Zahl der Schrauben- umgänge proportionale Grundlinie wächst, die Entfernung offenbar in demselben Verhältnifs wachsen, damit er ei« Den Constanten Werth behalte. In der Hypothese der Unabhängigkeit des Winkelwerths der Irradiation von^ der Entfernung und in der Voraussetzung, dafs die Be- obachtungen unserer vier Personen fehlerfrei sejen, müfs- ten also die successiven Entfernungen, welche jede par- tielle Reihe zusammensetzen, sich unter einander wie 1, 2, 3, 4, 5, 6 verhalten, wobei übrigens die* absoluten Werthe dieser Entfernungen y vermöge der Irradiations- Verschiedenheiten, von einer Reihe zur andern, bei der^ selben PerS(^n, und von einer Person zur andern verän- derlich seyn können. Die Reihe der mittleren Entfern Bongen würde ako bei jeder Person offenbar :nooh dem«

222

selben Gesetze folgen. Diese Reihe bildet nun aber io jeder der vier Tafeln der §§. 59 62 die obere Hori* zontalkolomne, und wirklich zeigen alle diese Horizon- talkolumnen auf eine mehr oder weniger angenäherte Weise das in Rede stehende Gesetz. Endlich kann man diese Reihen von mittleren Entfernungen unter sich com- biniren, um daraus eine allgemeine Miltelreihe abzuleiteOi die also ebenfalls dasselbe Gesetz darstellen muCs. Füb- ren wir diese Operation aus, so erhalten wir als Resul- tat die Reihe:

1,014; 2,045; 3,091; 4,034; 4,950; 5,956,

deren Glieder sich in der That sehr nahe wie 1, 2, 3, 4, 5, 6 verhalten.

69. Es ist also, glaube ich, jetzt erlaubt, als hin- reichend bewiesen den Satz aufzustellen: ,

Der Winkelwerth der Irrculiation ist unabhängig ^on der Entfernung des Gegenstands pom Auge,

70. Daraus folgt, als nothwendiges Corollar (§. 54) der andere Satz:

Die absolute Breite, welche wir der Irradiation bei- legen, ist, bei Gleichheit aller übrigen Dinge, pro- portional der Entfernung, die zwischen uns und dem Gegenstande da ist oder uns da zu seyn scheint.

Das ist also das Gesetz^ welches der von der Irra- diation bewirkte scheinbare Effect befolgt, wenn man sich vom Gegenstande entfernt.

Jetzt können wir von. der Bemerkung im §. 55 eine rechtmäCsige* Anwendung machen, und die eben aufge> stellten Sätze als vollwichtige Argumente zu Gunsten der Hypothese von einer Fortpflanzung der Eindrücke auf der Netzhaut ansehen. Die vorstehenden Sätze und die zu ihrer . Aufstellung angewandten Versuche fQfaren za anderweitigen wichtigen Folgerungen, die wir nun nach ciniander untersuchen wollen.

71. Die . Irradiation ist bisher von Physikern mkl

223

Astronomen nur bei sehr entfernten Gegenstfindeo beob- achtet worden. Man eieht indefs nun, dafs sie bei klei- Den Entfernungen so gut wie bei grofsen stattfindet, nur dab der scheinbare Effect, da er im YerhältnifB der £nt- feinong abnimmt (§. 70) weniger auffallend ist bei näheren Gegenständen. Die kleinste der in der allgemeinen Ta» fei des §. 58 angeführten Entfernungen beträgt 63 Cen- timeter. Das ist schon wenig, allein es steht zu glauben, dafs sie bei noch geringeren Entfernungen, ja selbst bei der kürzesten Entfernung des deutlichen Sehens sichtbar gemacht werden könne, und in der That habe ich bereits die Sache durch Erfahrung bestätigt. '

Der Apparat, der mir hiezu am zweckmäfsigsten er- scbien, ist, was die Form betrifft, der im §. 28 beschrie- benen, ausgeschnittenen Pappe analog; allein statt der Pappe mufs man eine Platte von Kupfer nehmen und ihr kleinere Dimensionen geben. Diese Platte mufs ungefähr ein Decimeter in Breite und Höhe halten und ein Milli- meter dick seyn ; die gemeinschaftliche Breite der beiden kleinen Zonen, der vollen und der ausgeschnittenen, muCs ein halbes Millimeter betragen ^), und die Länge einer jeden ein Centimeter; endlich müssen ihre Ränder von binten zugeschärft seyn. Diesen Apparat hält man Abends vor die Flamme einer argandschen Lampe und betrachtet

1) £< ist wcjentlick xu bemerken, dafs der Künstler, welcher den Ap- parat anfertigt, sich gegen die lmdiations-£0ect« seiner eigenen An* gen in Acht nehme, denn selbst wenn er nur den) Apparat durch Befiexion betrachtete, könnte die Irradiation die voll gelassene Zone etwas breiter, und die aasgeschnittene etwas schmäler machen, was bewirken wurde, dafs er, um das scheinbare Zusaipmep|alI<M| i^p Känder za erlangen, beiden Zonen in 'Wirklidik^it uqgleiche Brei-» Ken gäbe. Er mufs also ein VerfiihKn anwendto, wotches ihm er^ lanbt, diese Breiten lu messen, nnabhfingig too dem Anblif:k« de|i sie gewähren; audh kann er eine Lupe anwenden, sobald er .die Sa- che so einriclitet, dafs swischen dem Gegenstande und dem Felde, auf das der Gegenstand sich projicxrt, nur ein geringer Unterschied von Helligkeit rorhanden ist. Hiedurch kann sich auch die "Person; wddic den Apparat gebrancht, übeneogen» ob denelbc gut geoiacht sey.

224

ihn in der Entfernung des deutlichen Sehens. Der Ef- fect der Irradiation ist dann sehr ausgeprägt und wird nicht eher unmerklich, als bis das Auge die Granze er- reicht, jenseits welcher das Sehen anfilogt seine Deut- lichkeit zu verlieren. Man könnte auch den früher g^ brauchten Apparat mit der Schraube zu diesem Venudie anwenden I indem man zuvor die beiden Ränder in ihre gegenseitige Verlängerung brächte; allein die Erscheioong zeigt sich besser bei den eben beschriebenen.

Erinnern wir uns nun der wohlbekannten Tbatsache der mit blofsem Auge beobachteten Irradiation der G^ stirne (§.2 und 8 11), so werden wir zu dem neuen Satz geführt: Die Irradiation zeigt sich bei allen Ent- fernungen^ von der kürtesten des deutlichen Sehens bis zu einer Jeglichen.

Selbst also, beiläufig gesagt, wenn man mit denen, die Kepler's Theorie (§.8) annehmen, läugnete, ein normal gebildetes Auge könne sich so abändern, dafs es die von einem sehr entfernten Punkt kommenden Sirah- len auf der Retina vereinigte, würde es doch unmöglich seyn, hiedurch die Irradiation zu erklären, da diese eben so gut bei der Entfernung des deutlichen Sehens statt- findet.

72. Als zweite Folgerung aus dem Satz des §. 69 und der zu dessen Erweise angestellten Gattung von Ver- suchen ergiebt sich die Lösung einer wichtigen Aufgabe, nämlich die Bestimmung des sehr genäherten Wertbes der Irradiation bei einer Person unter gewissen gegebe- nen Umständen. In der TLat giebt die Formel des §. 56, angewandt auf jede der partiellen Beobachtungen, die sich mit unserem Schrauben -Apparat machen lassen, den Werth der Irradiation unter den entsprechenden Um- ständen mit einer ersten Annäherung; und da dieser Werlh bei verschiedenen Entfernungen derselbe bleiben muCs^ so erhält man durch alle zu einer Reihe gehörigen Be- obachtungen! oder vielmehr durch das System der von

ei-

« 226

einer nämlichen Person zar nSmlichen Zeit ausgeführten Reihen eben so viele mehr oder weniger genaue Wer- , (be dieser nämlichen Irradiation. Wenn also diese Wer- the hinlänglich zahlreich sind, so wird das Mittel aus ihnen den Werth der Irradiation bei dieser Person un- ter den bei diesen Reihen stattgehabten Umständen mit einer groben Genauigkeit liefern. Hat dieselbe Person andere Systeme von Reihen zu anderen Zeiten ausgeführt, 80 nimmt man eben so das entsprechende Mittel aus je- der von ihnen. Machen wir die Anwendung von allem Diesem auf die allgemeine Tafel des §. 58.

73. Hier zuvörderst, in einer anderen, nach dersel- ben Ordnung entworfenen Tafel, alle Resultate, welche man aus denen der ersteren mittelst der Formel des §. 56 herleiten kann.

Partielle trradiationswerthe.

I.

2.

Erste Person.

1,449

1,587

1,796

1,932

1,479

1,587

1,492

1,744

1,532

1,736

1.587

1,613

1,172

1,575

1,441

1,333

1,575

1,293

1,311

1,420

1,650 1,474 1,474 1,418

Zweite PcnoD.

1.

2.

1,470 1,111 1,098 1,111

1,250 1,428 1,104 1,086

1,185 1,149 1,158 1,102

1,173 1,123 1,052 1,092

1,131 1,204 1,052 1,096

1,125 1,107 ■1,100 1,117

Dritte Penoo.

1.

0,813

0,735

1,195

1,176

Uli

2.

0.617

0,980

0,974

1,047

1,041

3.

1,086

0,881

0,882

0,856

0,905

4.

1,176

1,379

0,970

0,856

1,285

5.

1,538

1,550

1,704

1,273

1,362

Poggcnd. Ann. Erganxungsbd. I.

1,043 1,115 1.000 0,991 1,056

15

226

Partielle Irradiattontwerthe.

1.

2. 3. 4.

5.

Tierte Penon.

0,684

0,588

0,483

0,559

0,595

0,531

0,506

0,600

0,465

0,467

0,595

0,520

0,465

0,666

0,694

0,757

0,557

0,759

0,845

0,786

0,793

0,749

0,817

0,975

0,869

0,833

0,909

0,958

1.025

1,000

0,990

0,985

0,955

0,995

0,874

0,545 0,594 0,721 0,810

0,808 0,883 1,077

74. Erinnern wir uns hier, dais jeder dieser Wer« the auf die von uns (§• 56) angenommene Irradiatiou»- Einheit bezogen ist, und dafis diese den Winkel zom Haabe hat, welcher aus der Entfernung eines Meten eine Grundlinie bespannt, gleich der halben Ausweichung» die zwischen den Rändern beider Platten durch einen ein- zigen Schraubenumgang bewirkt wird. Bei meinem In- strumente ergab sich diese Ausweichung, sorgfältig nad dem Verfahren im §• 55 gemessen, gleich 0"*',466. Die besagte Grundlinie ist ako = 0™",233, woraus der, ud> serer Irradiations- Einheit entsprechende Winkel =0^48^. Wenn wir also aus den verschiedenen, in obiger Tafel enthaltenen Systemen von Werthen die respectiven Mit- tel nehmen, welche sich ebenfalk auf dieselbe Einheit beziehen, so werden wir sie in Bruchtheilen von Graden ausdrücken können, wenn wir sie mit 48'' multiplidreD. Das habe ich in der folgenden Tafel gethan, wo die eine Spalte diese Mittel in Function der Einheit des §. 56 und die andere in Bruchtheilen von Graden anhebt, nebst Beifügung der schon im §. 58 angezeigten äufseren Um- stände.

227

T^.

Mhdere

InradiatioDs-'WatlM

in FnnctioD

der Einheit

des S- 56.

in

Gnden.

Aenljcre UmstSnde.

Ister 2ter

Ister 2ter

1,613 1,434

i;204 1,097

r 17'',4

r 8^,3

EntA Pcnon.

Jan. Nord. 10^ M. heiter, do. da. 2^N. do.

Zweite Penon.

Jan. Ost 12^ M. schwach nebL do. do. do. bedeckt

Ister

1,012

0'4ff',5

2ter

0,962

0 46,5

3eer

0,935

0 44,8

4ter

1,109

0 53,2

Ster

1,413

1 7,8

Dritte Pcnon.

Jan. Nord 11 ^M. heiter.

do. do.

do. Ost.

do. do.

Fdsr. do.

Yierte Penon.

do. do. lOI^M. do.

do. bedeckt 11^ M. do.

Ister

0,575

0' 27",6

2t«r

0,527

0 25,2

Ster

0,612

0293

4ter

0,793

0 38,0

5ter

0,957

0 45,9

Jan. Ost. 11^ M. heiter, do. do. IJ^N. schwach nebi. do. do. do. do.

do. do. do. heiter. Febr. Ost 2^N. schwach nebL

75. Ehe ich zeige, zu welchen Folgerungen diese Resultate üQhren, will ich suchen, eine Idee von ihrer Genauigkeit zu geben. Bemerken wir zunächst, dafs die einen respective aus einem Systeme von zwei Reihen, folglich aus einer Gesammtheit von 12 partiellen Resul- taten abgeleitet sind, während jedes, der übrigen nur aus einer einiigen Reihe, oder aus sechs partiellen Resulta- ten herstammt Zu der ersten Kategorie gehören die Re- sultate der ersten und zweiten Person, und die beiden letzten der vierten Person; alle übrigen fallen der zwei- ten Kategorie anheim. Untersuchen wir zuvörderst die der ersten Kategorie, welche mehr Wahrscheinlichkeit flir Genauigkeit darbieten, und beginnen mit dem ersten der ersten Person. Zeri&Uen wir die zwölf partiellen

16

228

ResultatCi die za dessen Bildung beigetragen haben (§. 73) in zwei Gruppen von sechs, oder, in andern Worten, be- trachten jede der beiden ihnen entsprechenden Reihen fftr sich, und nehmen das Mittel aus jeder dieser Gruppe, um es mit dem allgemeinen Mittel zu vergleichen. Wir finden sonach, nachdem wir diese partiellen Mittel in Bruchtheiie von Graden verwandelt haben:

Erste Gruppe 1' 18*,3. * Zweite Gruppe 1' 16",5.

Jedes dieser partiellen Mittel weicht also von dem oben gegebenen allgemeinen Mittel 1' 17",4 nur um 0*,9 ab, eine Gröfse, die nur ein Hundertel von diesem all- gemeinen Mittel beträgt. Wir können also den wahr- scheinlichen Fehler dieses letzten Mittels als Sufserst klein betrachten.

Dieselben Operationen, auf das zweite Resultat der- selben Person angewandt, geben:

Erste Gruppe V lO^a Zweite Gruppe 1' 6^7.

Die Unterschiede vom allgemeinen Mittel V S'fi be- tragen hier 2"^), zwar etwas mehr als bei dem ersten Resultat, aber doch, bei der Natur der Beobachtungen, sehr wenig. Das Yerhältnils dieser Abweichung vom all- gemeinen Mittel ist nur drei Procent.

Schreiten wir zur zweiten Person. Für das erste ihrer beiden Resultate erhalten wir:

Erste Gruppe 0'58^6. Zweite Gruppe (y56*,9.

Die Unterschiede vom allgemeinen Mittel 57",7 sind nur (ffi und 0",8 *), und ihr Verhältnifs zu diesem Mit- tel steigt nicht auf 2 Procent.

Für das zweite Resultat derselben Person finden wir:

Erste Gruppe 0'52",5. Zweite Gruppe 0'52^,a

1) Die ente giebt 2^ die iweite 2^,1. Die kleme Ungleicblieit beider Unterschiede enupringt ans den bei Berecfaniing der Mittel vemacli-

2) Ifier wie bei den beiden Ibisenden ResaHaten gilt dieielbe Bemerfanv.

229

Werthe, die tooi allgemeiiien Mittel 52"'6 nur um 0^,1 und 0^92 abvreicheD, und za diesem Mittel nur im Yer- hsilmb einiger Taasendstel stehen.

Die beiden letzten Resultate der vierten Person end- lich geben:

Erstes Resulut Zweites Retnltat.

Erste Gruppe ffSS'^O & WS

Zweite Gruppe V iffO V 46"9

Abweicb. vom allg. Mittel 2" 1^1 u. r,0

Verhaltn. zu demselb. 0,05 0,02.

Man siebt also, daCs diese Resultate fast eben so genau, ^ie die der ersten und zweiten Person sind.

76. Aus dieser Erörterung folgt, dafs ein mittleres Resultat, hergeleitet aus zwölf mit unserem Schrauben- Apparat angestellten partiellen Resultaten, als sehr genau betrachtet werden mufs, ja selbst noch ein blob aus sechs Beobachtungen abgeleitetes.

Ohne uns merklich von der Wahrheit zu entfernen, können wir demnach sagen, dafs das Irradiations-Maxi« mum '), welches ein Gegenstand von der Helligkeit des Himmels ^) bei heiterem Wetter, im Norden, im Januar, am zehn Uhr Morgens, erzeugt, bei der ersten Person eich auf 1' iTyi beläuft, und so fort für die übrigen vier Personen. Die im §. 72 gestellte Aufgabe ist folglich gelöst.

77. Allein die Genauigkeit unserer mittleren Resul- tate führt noch eine andere merkwürdige und von mir schon mehrmals bezeichnete Folgerung mit sich, nämlich, dafs bei stets gleichbleibender Helligkeit des Gegenstan- des die Irradiation bei einer und derselben Person von Tag zu Tag veränderlich ist. In der That, wenn man

1) Man wird sich erinnern, dafs bei jeder einselnen Beobachtung die BeadiannDg bit snm Mazimom des Effects fortgesctit ward,

2) Ich Temachlassige liier den kleinen Lichtreriust bei der Reflexion am Spiegel (§• 57), da er die Irradiation nur in gans Grade schwächen kann (§.86).

230

in der Tafel des §• 74 nachsieht , welche Umstände an den beiden Beobachtnngstagen der ersten Person die Hel- ligkeit des Gegenstandes bedingt haben , so findet man, daCs der einzige Unterschied in der Tageszeit lag, weide bei dem ersten Fall 10 Uhr Morgens, bei dem zweiten 2 Uhr Nachmittags war. Nun kann die Helligkeit des Himmels gegen Norden and an einem heiteren Tage of- fenbar als beinahe gleich zu beiden Zeiten betrachtet wer- den, wenn, wie es wirklich der Fall war, die beiden Beobachtungstage wenig auseinander liegen. DeCsunge- achtet betrag die Irradiation, die sich im ersten Falle auf ri7^4 belief, im zweiten nur l'8^8; der Unterschied 8^6 ist offenbar zu groCs, als daCs er den Beobachtongsfek- lem zageschrieben werden könnte; fiberdiefs werde id weiterhin (§§.86 und 89) andere Resultate von dersel- ben Person mittheilen, die noch beträchtlichere Schwan* hangen anzeigen. Was die zweite Person betrifft, so kann der kleine Unterschied, den ihre beiden mittleren Resultate darbieten, der geringeren Helligkeit des Him* mels an ihren beiden Beobachtungstagen zugeschrieben werden.

Wenden wir uns indefs zur dritten Person und ver- gleichen das dritte und fünfte, d. h. das gröCste und klein- ste ihrer mittleren Resultate. Die Stunde war fast gleich fOr beide, und wiewohl zwischen den beiden Beobach- tungen, von denen die eine im Januar und die andere im Februar angestellt wurde, eine ziemlich groCse Zahl Ton Tagen liegt, so war doch sicher die Helligkeit des Himmek geringer bei der zweiten; denn er war damals bedeckt, während er bei der ersten heiter war. Defis- ungeachtet zeigte die Irradiation statt einer Verringerung eine bedeutende VergrOCserung, indem sie von 44",8 auf 1' 7",8 stieg, was einen Unterschied von 23" giebt. Frei- lich ist jedes dieser beiden mittleren Resultate nur aus sechs partiellen Resultaten (§. 73) abgeleitet, allein die GröCse des Unterschiedes 23" entfernt jede Möglichkeit

231

dietea als von BeobachlungafetilerQ benUhrend za be- tntbtea, Ueberdicb köoDeD wir die respecfiveD ans ä- nem Systeme von zwei Reibeo faergeleiteteD Besullate TtfgleicbeD. 7m dem Ende Dehmen wir zuvörderst das Mittel ans den beiden enlen der mittleren Restütate der besagten Person; wir finden dadttrch 47*3- Biese Grö&e, welche also aus 12 partiellen Resaltalen bervorgebt, re- präsentirt die mittlere Irradiation von denen, welche bei der Pereon an ibren beiden eraten Beobacbtungstagen itatt^den. Nebmen wir bierauf das Mittel aus den bei- iok letzten der mittleren Resnltate derselben Person, so erhalten wir 1' O'yö , eine gleicbfalls aus zwltlf partiellen 'Besnltatea abgeleitete GrObe, die eben so die mittlere Irradiation von denen der zwei letzten Tage danlelll. Nun' war der Himmel an diesen beideD letzten Tagen be- deckt, an den beiden ersten dagegeD beiter; allein, trotz der geringeren Helligkeit des Gegenstandes, siebt man, dab das zweite der obigen beiden Mittel das erste tun 13',a übertrifft.

Endlich zeigen die mittleren Resnltate der vierten Person eben so grofse Schwankungen, uoabbän^g von den Qnfseren Umständen. Das zweite und dritte dieser Resultate sind jedes abgeleitet aus einer einzigen Reibe (§. 73) und entsprechen genau gleichen Sofseren Um- stSndeD. Ifebmen wir das Mittel, welches 27",2 ist, und vergleichen es mit dem flinflen mittleren Resultat, welches ans einer Gesammtbeit von zwei Reihen entspringt nnd ii'Ji beträgt. Diese letzte GrObe Obertrifft die erste um 18",7, und doch mufste, wie man aas den Angaben in der Tafel folgern kann, die Helligkeit des Gegenstandes Dsbe dieselbe seyn zu diesen Zeiten. Freilich fällt die eine in den Jannar und die andern in den Februar, allein die letztere ist um eine halbe Stunde gegen die erstere zmlick. Ueberdiefs werden wir weiterhin (§. 86) sehen, dafo sobald die Heiligkeil des Gegenstandes vergleichbar ut mit der des Himmels, es sehr groüaer Variationen in

232

dieser Helligkeit bedarf , nm die Irradiation anf eine be- trSchtlicbe Weise za ändern.

Ans allem Vorbergeheuden folgt also der Scblab: Bei demselben Indhidmtm und mit einem Gegenstand von derselben Helligkeit scfuponkt die Irradiation inm Tag zu Tag bedeutend.

Diese Tbatsacbe ist, wie icb scbon gesagt babe, eine ganz natfirlicbe Folgemng der Tbeorie, die aus der Ir- radiation ein Phänomen der Empfindung macht, and um- gekehrt kann sie als Beweis dieser Theorie gebraucht werden, denn nach jeder andern Theorie wfirde sie schwer zu erklären sejn.

(ScUolj im nSduten HefL)

n. Ueber die Intensität des Lichts in der Näht einer Brennlinie; con G. JB. Airy.

(Troiuaet. of the Cambridge Philosoph. Society Fol FI, p. 379.)

Dl

^ie Untersuchung, welche ich hier darbiete, gehört scheinbar nur dem Fall der Reflexion an, aber der ein- leitende Theil, zweckmäfsig abgeändert, ist eben so wohl auf alle Fälle von Befraction und alle Combinationen von Reflexion und Refraction anwendbar; auch scheint kein Grund vorhanden, warum nicht auch der letzte Theil (die Bestimmung der Lichtstärke, unter der Voraussetzung! die Lichtwelle werde, wenn sie die letzte Fläcbe ver- lasse, in eine grofse Anzahl kleiner Theile zerftllt, de- ren einzelne Wirkungen dann zusammen zu setzen sind) auf diese Fälle anwendbar sejn sollte. Denn wiewohl wir, streng genommen, annehmen mfissen, die Welle werde bei ihrem Abgang von der ersten Fläche zerlUl^ nm die Intensität der Vibration an jedem Punkt der zwei- ten Fläche zu finden, so ist doch klar, dafs diejenigen

233

ScUfisse, welche die definiÜTe Reflexion oder Refrae- tion einer Welle feststelleo (und auf die eben erwfthnte BefrachtUDg gegründet sind), dahin führen , es werde daselbst für die Sinne eine gegenseitige Zerstörung aller Vibrationen an der zweiten Fläche (als nicht fem von der ersten vorausgesetzt) stattfinden, mit Ausnahme de- rer, welche nach den gewöhnlichen Gesetzen der geome» frischen Optik vollständig in Rechnung genommen wer^ den. Wo das Licht die zweite Fläche im Znstand von CoDvergenz trifft, mag dieser Schlufs vielleicht nicht so klar sejn; allein ich glaube seine Richtigkeit labt sich auch hier leicht erweisen« Ich habe dieser Punkte erwähnt, weil eine der interessantesten Fälle von natürlichen Brennli- Dien, nämlich der Regenbogen^ damit zusammenhängt Der äufsere Bogen schliefst die ersterwähnte Bedingung ein, der innere sowohl die erste als zweite.

1. Der Begriff einer Brennlinie und deren mathe- matischen Definition beruhen wesentlich auf den Gresetzen der geometrischen Optik, und zu diesen müssen wir also zurückgehen, um eine Darstellung der zu physikalisch« optischen Untersuchungen geeigneten Bedingungen auEzu« finden. Zur Vereinfachung werden wir unsere Figuren aaf die Reflexionsebene beschränken und die reflektirende Fläche auf einer merklichen Strecke als symmetrisch in Bezug auf diese annehmen, so daCs das von diesem Theil der Fläche gebildete Stück der Brennlinie in derselben Ebene liegt.

2. In Fig. 1 Taf. IV sey die Lichtquelle S zugleich der Anfangspunkt der Coordinaten, x und y die Coor- diaaten des Punktes X der reflektirenden Fläche, p und 7 die. Coordinaten des Punktes P im reflektirten Strahl, ^die Länge des Weges, den das Licht von S zur re- flektirenden Oberfläche und von da zum Punkt P zu- rücklegt. Die gewöhnlichen Reflexionsgesetze lehren uns, da(s die Winkel des Einfalls und Rückwurfs gleich sind,

imd folglich, wenn mr aaf der reflektireadeo Fläche ei- neo Punkt X^ sehr nahe an X nehmen und ihn mit P and S verbinden, dafe die Verlängerung JZX einer dieser Linie gleich sej der Verkürzung XZ' der andern , und

ihre Summe sich nicht verändert, oder dafs, gesetzt -X-^

sey der Differential- Coefficient von f^in Bezog auf«; und / auch als Function von x betrachtet (was anders

geschneben, ist: -^ ^T'*d}' ^*®^^°° \ =0.

DieÜB ist die für den Reflexionspunkt geltende Bedingung.

3. Wenn nun p und q die Coordinaten eines Brenn- punkts sind, weil er in diesem Fall ein Punkt in der Bahn der von jedem Punkt der Oberfläche reflektirteo

Strahlen ist, so ist —j =0 an jedem Punkt und des- halb r= Constans, und -^J^, ^^P"' ^^^ "°^ ^^

an jedem Punkt. Diefs ist die Bedingung für die nad einem Brennpunkt reflektirten Strahlen.

4. Wiewohl indefs die Bedingung /^= C mit allen ihren Folgerungen nothwendig ist für die Convergenz der zu einem Brennpunkt reflektirten Strahlen, so ist doch diese Bedingung nicht nothwendig für die Conver- genz eines sehr kleinen Strahlenbündels, das auf die re- flektirende Fläche fällt. Für dieses ist nur nothwendig;

dafjB die beiden Gleichungen \ =0 und \ = 0

zugleich stattfinden, wenn x'=:x+Sx ist und F^ den entsprechenden Werth hat. Das heiCst, es müssen gleich- zeitig folgende Gleichungen stattfinden:

''('^ =0,

dx

235

Ans diesen erhalten wir:

als Gleichung, welche ausdrückt, dafs die bei « u. jb+Sx einfallenden Strahlen einander schneiden, und macht man dx unendlich klein, so reducirt sich diese so nahe wie wir wollen auf die Gleichung

Diefs ist also die Gleichung, welche für die endliche {ultimate) Convergenz der Strahlen stattfinden mufs.

5. Nun ist die Definition einer Brennlinie in der geometrischen Optik „der Ort der letzten (ultimaie) In- tersectionen reflektirter Strahlen '^ und daher fQr jeden

Punkt einer Brennlinie \ =0 u> \^ = 0, wenn

derjenige ^Werth von x gebraucht wird, der dem Punkt der reflektirenden Fläche entspricht, von welchem das Licht nach jedem besondern Punkt der Brennlinie re-

Mtirt wird. Allein ^ / ist nicht nothwendig = 0,

and im Allgemeinen ist sein Werth endlich. Denn wenn wir in Fig. 2 Taf. IV einen Punkt P der Brennlinie neh^ men, welcher der reflektirenden Fläche näher ist als jP, und wenn X* der entsprechende Punkt der reflektirenden Fläche ist, so ist bekanntlich nach der geometrischen Theorie der Brennlinien:

SX*'\'X'P+P'P=:SX^XP.

Verbinden wir nun X* mit jP, so ist offenbar:

also

SX-^-XP^cSX+XP.

oder

236

Aehnlich haben irir, wenn wir auf der BreDDlinie einen Punkt P" nehmen, der von der reflektirenden Flä- che entfernter ist als P\ und wenn X" der entsprechende Punkt auf der reflektirenden Fläche ist

SX'+XP":=:SX+XP+PP'.

Aber

X"P+PP":>X"P\

Also

sx"+x"P+pp'':>sx+xp+PP\

oder

SX^H-X'P^SX^XP, oder

Der erste Differentialcoefficient von /^ako, welcher einen endlichen Werth hat, ist von ungerader Ordnung und da wir in dem allgemeinen Fall, gemäCs der eigent- lichen Bedeutung des Worts allgemein y diejenigen Be- dingungen nehmen müssen, welche die kleinste Anzabl besonderer Gleichungen erfordern, so müssen wir auf d«i ersten Cuefficient von ungerader Ordnung achten, der noch nicht durch eine Gleichung gefesselt ist. In dem allgemeinen Fall hat also für einen Punkt in einer Brenn-

linie ,\ einen endlichen Werth. Möglicherweise kann es geschehen, daCs an singulären Punkten ,3 und

) / verschwinden, und ,\ einen endlichen Werth

hat; allein diese besonderen Fälle beabsichtige ich nicht weiter zu berücksichtigen.

6. Bei Verfolgung dieses Gangs der Untersuchoog würden wir finden, dafs an einer Spitze (cusp) einer

Brennlinie -^=0, -^==0, -3^=0 a. ^

einen endlichen Werth hat. Ich will jedoch diesen Ge- genstand nicht weiter fortsetzen.

237

7. Die Bedingangen f&r irgend einen Ponkt in ei- ner Brennlinie sind also jm Allgemeinen diese: Wird V gemessen von der Lichtquelle zu irgend einem Punkt der reflekfirenden Fläche und von da zu dem gegebenen Punkt der Brennlinie, so ist, im Fall der Punkt der reflektiren- den Flflche zusammenfällt mit dem entsprechenden Re- flexionspunkt :

''(n^ft '^(^-ft ^^^-C

wo C eine, endliche Function von «, y^ p und q ist Das Zeichen von C kann so gefunden T?erden. In dem im §. 5 angenommenen und in Fig. 2 Taf. IV abgebil- deten Fall war F'^ZTund F">F; vrennnm F' mit rieh bringt, dais x abnimmt, oder wenn « von der Con- Texität der Brennlinie ab gemessen wird, so ist C posi- tiv. Wird aber x gegen die Convezität der Brennlinie gemessen, so ist C negativ.

8. Der Werth von C kann so gefunden werden. Man ziehe P'Q' senkrecht auf PX*; dann kann Q'X als gleich mit P'X* betrachtet werden (es ist von ihm Dur durch Gröfsen verschieden, die von der vierten Po- tenz von P P' oder XX' abhängen), und daher ist F^r, welches im §. 5 =XP+PP—XP gefunden ward, =zP'P Q'P. Es werde nun x nahe senkrecht ZQ der Brennlinie bei P gemessen, sej q der Krümmungs- halbmesser der Brennlinie in P, und q> der kleine Win- kel zwischen PX und PX\ Dann ist dx^=^PX*q> und

y=~ und

Setzt man «Jieb gleich dem entsprechenden Glied in der Taylor 'sehen Reihe fflr F', so findet man

238

9. Nun nehme «an einen Ponkt nahe an der Bram- linie, deren Coordinafen p+Sp und q sind (8p ge- messen abwärts Ton der CouTexität der Brennlinie pa> rallel mit x oder nahe senkrecht gegen die Brennliaie bei jP). Sej Fi die Länge der Bahn des Lichts vom Ursprung bis zu irgend einem Punkt des Reflectois und von da zum Punkt p+Sp^ q. Dann haben wir

Vi=^YS?Tf^V{x-p-8py^{y-q)\ oder

r. = r+ V Qt-p - Spy+(y-qy -V^x^py+(y^)\

welches, wenn man es bis zur ersten Potenz von Sp entwickelt I wird

r,= r- , ^-^ Sp,

yoc-py+(r-qr

und folglich in dem allgemeinen Fall, dafs f^ durch ir- gend einen Punkt der reflektirenden Fläche gemessen wird,

WO A, B, D endliche Functionen Ton x, y, p und q sind.

In dem besondem F^U, dafs F durch den Punkt, welcher (nach dem gewöhnlichen Gesetz) Strahlen nach p und q reflektirt, gemessen wird, hat man:

^^^=C+D.Sp oder =G

239

wenn, wie wir immer annebmeii werden, 8p klein ist«

10. Setzt man ako V\ für die Länge der Bahn dnrch x+8x^ y+8y nach p+Sp^ q (wo 8p ganz un- abhängig ist von 8»)^ so haben wir

r^-r^^A8p—^B8p--:^^L.-r^^^,

oder z ^ 8x gesetzt.

I)ei Fortlassung der (ihrigen Glieder.

11. Der Werth von C ist schon gefunden; der von ^ (die einzige Gröfse, die uns sonst noch interessirt) wird durch Differentiation des Ausdrucks fQr Vy erhalten. So finden wir

oder, da x p als sehr klein vorausgesetzt ist

12. Es giebt einen so eigenthümlichcn und wie es scheint so leicht zu Fehler führenden Fall in diesen Aus- drQcken» dafs er einer besondem Untersuchung bedarf, am 60 mehr als er beim Regenbogen vorkommt. Diefo ist der Fall, wo man bei Ermittlung der Ablenkung der reflektirten oder gebrochenen Strahlen (von einer festen Richtung) findet, dafs beim Fortgehen in derselben Rich- tODg längs der zurückwerfenden oder brechenden Fläche die Ablenkung bis zu einem gewissen Betrage wächst and dann abnimmt, und so umgekehrt. In diesem Eall besteht die' Brennlinie aus zwei unverbundenen unendli- chen Zweigen in entgegengesetzten Richtungen, mit einer gemeiDschaftlicheh Asymptote, parallel mit der Lage des Maximums oder Minimums der Ablenkung der Strahlen. Um diesen Fait zu erforschen, wollen wir untersuchen, welche Gestalt die Yorderfläche der Welle, unmittelbar

240

Dachdem sie die zarQckwerfende oder brechende Fläche Terlasseo, besitzt, und dabei die Länge der Bahn des LichU Ton dieser Vorderfläche ab messen. Sey A^ Fig. 3 Tat. IVy der Punkt, an welchem die Asymptote die Vorde^ fläche der Welle schneidet (was zugleich der Ponkt der Vorderfläche sejn wird, wo die Ablenkung ein Maximum oder Minimum ist), und dessen Coordinaten 0 und h sind. Sej X irgend ein Punkt in der Vorderfläche, des- sen Coordinaten x und y {y/o x Ton der Asymptote ab gemessen und y ihr parallel ist), so wie p und q die ähnlich gemessenen Coordinaten irgend eines Punktes P nahe der Asymptote. Heifst nun s die Länge AX^ und ^ der Winkel zwischen der Tangente an X mit der Tangente an A^ dann giebt die Bedingung, dafs die Ab- lenkung der Richtung der Strahlen (oder der Tangeate an der Vorderfläche der Welle) von einer festen Rich- tung ein Maximum oder Minimum sey, die Relation

19*:^ -y, worin a eine Constante. Erwägt man nun, dals 'jj-=icos& und ^=sin&, so erhält man mit hinläng-

lieber Annäherung x=is , j=Ä-4-q-^ = b + -^-^ , und

die Vorderfläche der Welle ist also eine kubische Pa- rabel. Der Abstand des Punkts P von X ist

—Vix'-pr+Cy-gf

=]/ p'-2px+x^+(b-yr+'^^^^j^,

und diefs bis zur dritten Potenz von x entwickelt und r* ßir p^+(b y)* ge*setzt, giebt:

Nehmen wir nur den Haupttheil von jedem Coeffi* deuten (wa« Otr leden besonderen Fall yoUkommen hin-

reicht,

241

reicht, da j wahrscheinlich nie bei einer Beobach- b—q

toog auf tang2' steigen wird), so wird dieCs:

^ b y ^ b—q 3a*

Bei Anwendungen dieses Ansdracks ist es wichtig zu bemerken, dafs der Coefficient von afi unabhängig ist von p und q ( nur abhängt von den Dimensionen des Re- gentropfens oder anderer zurfick werfenden oder brechen- den Körper) und da(s der Coefficient von x nur abhängt ^ou dem Winkel, den PX mit der Asymptote macht.

13. Es erhellt demnach, dafs in den beiden betrachte- ten Fällen, die Länge des (durch den allgemeinen Punkt der reflektirenden Fläche oder der Vorderfläche der Welle gebenden) Wegs der Welle zu dem betrachteten Punkt, nahe der Brennlinie, durch eine Formel dritter Ordnung ausgedrückt wird, in welcher die erste Potenz der Or- dinate des Punkts in der Vorderfläche der Welle pro- portional ist dem Abstand des beleuchteten Punkts von der Brennlinie oder der Asymptote, und in welcher der Coefficient der dritten Potenz unabhängig ist von diesem Abstände. Setzen wir in dem ersten Fall

PJP'B.Sp \

P

femer E ffir ein von z unabhängiges Glied, und unter- drticken im Coefficient von z das Glied, welches Sp^ ein- scbUefst im Vergleich mit Sp^ so wird der erste Ausdruck:

Und wenn wir im zweiten Beispiele setzen

Ä+sT =.r

PogCcnd, Ann. ErgäDxiingsbd. 1. 16

242

and erwägen, dafs bei dem Regenbogen a ein sehr kJei> ner Bruch eines Zolles ist, während p viele Fttfs betra- gen kann , dafs demnach a gegen p vernachlässigt wer- den kann, so kommt:

14. Schreiten wir jetzt zur Lichtstärke des beleach- teten Punkts. Ich werde dabei die Integration für die auf der Ebene x , y senkrechte Ordinate ganz vernach- lässigen, weil sie nur einen gemeinschaftlichen Factor Dir jeden Theil einführen, und deshalb nichts an dem Ver- hältnifs der Lichtstärke in den verschiedenen Punkten än- dern wfirde. Angenommen die grofse Lichtwelle sej zer- fällt in unendlich viele kleine Theile, von denen jeder der Ursprung einer, nach allen Richtungen sich ausbrei- tenden kleinen Welle ist, so wird die durch diese kleine Welle bewirkte Erschütterung des Aethers an dem er- leuchteten Punkt, zufolge der Undulationstheorie, gemes- sen durch das

Stück der kleinen Welle X^w-y-(^/ d. ganz. Weg),

also im ersten Fall durch :

und im zweiten Fall durch:

16. Im ersten Fall ist also der Ausdruck für die ganze Störung:

Die Gränzen, innerhalb deren die Integration aus- zuführen ist, gehen von einem merklich negativen Wertl

243

?0D z bis za einem merklich positiven Werth tod z\ und wegen der Kleinheit des Divisors A, und der Un- wirksamkeit der Strahlen, deren Wege am viele Molti- pla von X von E abweichen, wird diese Integration die- selbe seyn, wie wenn sie zwischen den GränZen od und +00 genommen wQrde. Nun ist das Integral das- selbe als:

Allein zwischen den GrSnzen od und +qo ist offenbar

z'

weil jeder positive Werth von einem gleichen negativen Werth aufgehoben wird. Daher ist denn der Ausdruck für die Störung des Aethers an dem beleuchteten Punkt :

das Integral genommen zwischen —od und' +00 ; oder :

Q . 2i?r, . j.. p 2n q { ,. 6PX^ - A 2nn-^.t-E)Jcos^.-^(z!^ —.Sp.z!)

z

das Integral genommen von 0 bis unendlich. Macht man:

2;r X ond setzt

H^y

m für

16

244

dabei den constanten Factor fortlassendi so finden wir ab Ausdnick für die Störung des Aethers an dem beleudi- teten Punkt:

. 27t

sm

*^i^t^E)/cos^(w^—¥rffP)

und daher als Ausdruck für die Intensität des Lichts:

/ro^— («^ nffp)

das Integral genommen von ^=0 bis »7=00.

£s ist zu bemerken, dafs m proportional 8p ist, und dafs deshalb die Lichtstärke auf der geometrischen Brendlinie» oder wo 8p=:0 ist, gefunden wird, wenn man in dieser Formel in=0 macht.

16. In dem zweiten Fall hat die gesammte StOnmg des Aethers zum Ausdruck:

was, wie oben gezeigt, gleich ist:

von d/=0 bis «;'=x. Macht man nun

und setzt itian

- T^K-^y

m

und läfst den constanten Factor fort, so ist, wie zuvor, die Lichtstärke

Icos -^{j^ m*9f)

das Integral genommen von fp=0 bis a^ssqd.

245

Bemerkt muCs werdeo, daCs m hier proportional ,_

ist. Es ist daher Null für Punkte in Richtung der Asymp- tote^ und ffir andere Punkte ist es proportional dem Win- kel, welchen die aus der Mitte der Welle gezogene Linie mit der Asymptote macht.

cos-^iß^ m^tp) von «p=0

IV

bis «p=aD und die Quadrate derselben für jede 0,2 von m=:— 4,0 bis m=:+4yO sind in der folgenden Tafel enthalten.

Wcrthc von m.

Entjprechende

Werdic von

/cos •l«(*i'' -^mw)

Ton 0 bis OD.

Quadrate dieser Wcrtlic.

-4,0

+0,00298

0,0000089

-3,8

+0,00431

0,0000186

—3,6

+0,00618

0,0000382

-3^4

+0,00879

0,0000773

-3,2

+0,01239

0,0001536

—3,0

+0,01730

0,000299

-2,8

+0,02393

0^000573

-2,6

+0,03277

0,001074

-2,4

+0,04442

0,00197

-2,2

+0,05959

0,00355

-2,0

+0,07908

0,00625

-1,8

+0,10377

0,01077

-1,6

+0,13461

0,01812

-1,4

+0,17254

0,02977

-1,2

+0,21839

0,04769

-1,0

+0,27283

0,07444

—0,8

+0,33621

0,11304

—0,6

+0,40839

0,16678

-0,4

+0,48856

0,23869

—0,2

+0,57507

0,33071

0,0

+0,66527

0,44259

+0,2

+0,75537

0,67059

+0,4

+0,84040

0,70628

246

Entsprechende

Wcrthe von i7>.

Wcrthe Ton

Qaadratc dieser Wcrthe

von 0 bis OD.

+0,6

+0,91431

0,83597

+0,8

+0,97012

0,94114

+1,0

+1,00041

1,00082

+1,2

+0,99786

0,99572

+1,4

+0,95606

0,91406

+1,6

+0,87048

0,75773

+1,8

+0,73939

0,54670

+2,0

+0,56490

0,31912

+2,2

+0,35366

0,12508

+2,4

+0,11722

0,013741

+2,6

—0,12815

0,016422

+2.8

—0,36237

0,13131

+3,0

—0,56322

0,31721

+3,2

—0,70874

0,50231

+3,4

—0,78018

0,60868

+3,6

—0,76516

0,58547

+3,8

—0,66054

0,43631

+4,0

—0,47446

0,22511

Die Ausdehnung dieser Tafel für die positiven Wer- the von m ist nicht so groCs als ich wohl wünschte; al- lein sie geht doch weit genug, um uns zu befähigen, die merkwürdigsten Punkte in der Vertheilung der Helligkeit festzusetzen.

la Von m=— 4,0 bis m= 1,6 ist die HelBg- keit fast unmerklich. (In der That scheint sie, so wie der negative Werth von m zunimmt, in einer fast geo- metrischen oder vielleicht hypergeometfischen Reihe ab- zunehmen). Dann wächst sie rasch, und erlangt ihr Ma- ximum, wenn m=nahe +1,08; ihr Werth ist dann nahe =1,001. Darauf nimmt sie schnell ab bis i7i = nahe +2,48, wo sie =0 ist Nun wächst sie wieder bis wi=+3^47, wo sie nahe =0,615 oder etwa =drei Fünf- teln ihres ersten Maximums. Dann nimmt sie wieder rasch ab bis zu Ende der Tafel, und scheint abermals

247

Null zu werden bei eioein Werlh von m, der wenig von +4,4 abliegt.

19. Eiücr der wichtigsteD Punkte besteht darin, dafs das Maximum der Helligkeit nicht auf der geometrischen Brcnulinie liegt, d. h. nicht wo m=zO, sondern wo m=z+lfl8f d. h. an der Sufseren Seite der Convexität der Brennlinie, oder an der hellen Seite der geometri- schen Lage des Regcnbogens, d. h. (bei dem Haupt- Regenbogen) innerhalb desselben. Die folgende, aus den obigen Zahlen abgeleitete Regel, wird in Praxis hinrei- chen, die geometrische Lage zu bestimmen. Wenn der erste Neben- (spunous) Regenbogen sichtbar ist, messe man den Abstand seines Intensitäts- Maximums von dem des glänzenden Bogens; dann liegt der geometrische Bo. gen nach Aufsen vom glänzenden Bogen um {\ dieses Ab- Standes.

20. Es ist ein Gegenstand der Wifsbegierde zu er- mitteln, welche Relation zwischen den so durch eine toII- ständige Anwendung der Undulationsthcorie bestimmten btensitätcn , oder wenigstens Orten des Maximums oder Minimums der Helligkeit und denen stattfindet, welche durch die unvollkommene Theorie, dafs sich das Licht gemäfs der geometrischen Optik fortpflanze, und diese Strahlen nach den einfachen Interferenzregeln mit einan- der interferiren , gefunden werden würden. "Wir haben zunächst die Lage der beiden Strahlen aufzusuchen, die an jeglichem Punkt miteinander interferiren. Nun ist die Länge des Wegs irgend eines Strahls bis zu dem erleuch- teten Punkt =i?H T-(«^ ^«'), u»d nach (2) ist der

erste Differentialcoefficient dieser Gröfse in Bezug auf w gleich Null für diejenigen Strahlen, die nach den gewöhn- lichen Regeln der Reflexion und Refräction gehen. Diese Differentiation ausgeführt giebt:

Die Länge des Wegs der beiden Strr^len ist also :

248

£_4-]/.'*'»'

4K 27 und ihr Untendiied demnach

^V-

im'

2V 27

Die ZentöruDg des Lichts wQrdc also, nach dieser unvollkommenen Theorie, stattfinden, wenn

V

27

d. h. wenn

= 1, oder =;3, oder =5, u. 8. w.

m oder wenn

= [/ oder ^=^y ' etc.,

ms 1,89 oder =3,93 etc

und daher würde für negative Werthe von m durchaus kein Licht da sejn. Dagegen haben wir durch die volt- ständige Theorie gefunden, dafs für negative Werthe von m merklich Licht vorhanden ist, und daCs die Zerstörung des Lichts stattfindet, wenn m=2,48 oder =4,4 (nahe). Nach der unvollkommenen Theorie wtlrde die Intensität unendlich seyn, wenn m=0, und das nächste Maximum würde näher an 1,89 als an 3,93, vielleicht bei m=2,7 liegen. Dagegen haben wir oben gefunden, daCs die In- tensität nirgends unendlich ist, dafs das erste Maximain eintritt, wenn ir=^1,08, und das zweite, wenn i7t^3,47.

21. In Fig. 4 Taf. IV habe ich die Intensität des Lichts dargestellt durch die Ordinaten einer Curve, deren Abscissen die verschiedenen Werthe von m vorstellen. Die starke Linie entspricht der Bestimmung nach der voll- ständigen Theorie, die getüpfelte Linie der nach der al- ten Emissionstheorie (dabei die Intensität als umgekehrt abnehmend wie die Quadratwurzel des Abstands von der Brennlinie vorausgesetzt) ; und die schwache Linie der nach der oben erwähnten unvollständigen Interferenztheorie,

249

welche die Maxima-Weithe in gewissem Grade propor- tional den Ordinaten der getüpfelten Linie giebt Die absolaten Wertbe der Ordinaten in der schwachen and der getüpfelten Linie sind nicht nothwendig als auf die- selbe Einheit mit denen in der starken Linie bezogen an- zusehen; allein die Abscissen entsprechen einander ge- nao in allem.

(Einen Anhang, worin der Verfasser die numerische

Berecfannng des Integrals / cos\7t(fiP^ mtp) entwik-

fvs:ao

kelty glauben wir hier, da er rein mathematisch ist; we- nigstens dnstweilen fortlassen zu dürfen (P.)*)

ni. Vierzehnte Reihe pon Experimental- Unter- suchungen über JElektricität ;

von Michael Faraday.

(Hitcctheilt vom Hm. VcrTauer «nj den Phiios, Trantaci./. 1838, pL IL)

§• 20. Natur der elektrischen Kraft oder Kräfte.

i667. JLlie in den drei vorhergehenden Reihen von Ex- perimental -Untersuchungen (Ann. Bd. 46, 47 und 48) aofgestellte und erläuterte Vertheilungstheorie lehrt in Be- zug auf die Natur der elektrischen Kraft oder Kräfte nichts Neues, sondern blofs in Bezug auf deren Yerthei- hmg {Distribution). Die Wirkungen können abhängen eotweder von einer Verknüpfung Einer elektrischen Flüs- sigkeit mit den Theilchen der Körper, wie nach der Theo- rie von Franklin, Aepinus, Cavendish und Mos- sotti; oder von der Verknüpfung zweier elektrischen Flüssigkeiten, wie nach der Theorie von Dufay und Poisson; oder auch von keinem Ding, was eigentlich

250

elektrisches Fluidum genannt werden kann, sondern von Schyringungen oder anderen Abänderungen {affections) der Materie, in welcher sie erscheinen. Dergleichen Ver- schiedenheiten in der Ansieht über die Natur der Kräfte haben keinen Einflufs auf die Theorie, und wiewohl diese sich die wichtige Aufgabe gestellt, anzugeben, wie die Kräfte geordnet seycn (wenigstens bei den Vertheilungs- Erscheinungen), so liefert sie doch, so weit ich bis jetzt sehen kann, nicht einen einzigen Versuch, welcher ak ein entscheidender Beweis der V\^ahrheit dieser verBchi^ denen Ansichten betrachtet werden könnte.

1668. Allein die Ermittlung, wie die Kräfte geord- net seyen, die Verfolgung derselben in ihre verschiedeoe Beziehungen zu den Körpertheilchen, die Bestimmung ihrer allgemeinen Gesetze und der specifischcn Unter- schiede, welche bei diesen Gesetzen vorkommen, ist eben so wichtig, wenn nicht wichtiger als die KennlniCs, ob die Kräfte in einer Flüssigkeit beruhen oder nicht; und ia der Hoffnung, diese Untersuchung zu unterstützen, ^^iU ich einige fernere theoretische und experimentelle Ent- wicklungen geben von den Umständen, unter welchen, ich annehme, die Körpertheilchen befindlich sind, wenn sie Vcrtheilungscrscheinungen zeigen.

1669. Die Theorie nimmt an, dafs alle Theilchat sowohl von isolirenden als leitenden Substanzen, als Ganze, Leiter sind.

1670. Dals sie in ihrem Normalzustand nicht polar sind, es aber durch den Einflufs benachbarter geladener Theilchen werden können, und der Polarzustand in ei- nem Augenblick entwickelt werden kann, genau wie in einer isolirten leitenden Masse von vielen l'heilcben.

1671. Dafs die Theilchen, polarisirt, in einem Zwangs* zustand befindlich sind, und in ihren normalen oder na- türlichen Zustand zurückzukehren suchen.

1672. Dafs sie, da sie, als Ganze, Leiter sind, leicht

251

geladen werden können, entweder massenhaft oder polar {bodäy or polarfyy

1673. Dafs Thcilchen, welche in der Linie der Ver- Iheilongswirkong an einander liegen, ihre Polarkräfte mehr oder weniger leicht einander mittheilen oder auf einander übertragen können.

1674. Dafs in denen, die dieses weniger leicht thon, die Polarkräfte auf einen höheren Grad steigen, beror diese Uebertragung oder Mittheiiung stattfindet.

1675. Dafs die leichte Mittheilung der Kräfte zwi- sehen angränzenden Theilchen: Leitung, und die schwie- rige: Isolaiion ausmacht, dafs Leiter und Isolatoren Kör- per sind, deren Theilchen Ton Natur die Eigenschaft be- sitzen, ihre respectiven Kräfte leicht oder schwierig mit* zotheilen, und dafs die Körper darin gerade so verschie- den sind, als in andern natürlichen Eigenschaften.

1676. Dafs die gewöhnliche Yertheilung das Resul- tat ist der Einwirkung der mit erregter oder freier Elek- tricität geladenen Substanz auf isolirende Substanz, und in dieser den entgegengesetzten Zustand zu gleichem Be- trage zu erregen sucht.

1677. Dafs sie (die geladene Substanz (iP.)) ^^^^^ aar vermag durch 'Polarisation der dicht angränzenden Theilchen, welche dasselbe bei den nächsten bewirken, diese wiederum bei den folgenden, und dafs so die Wirkung fortgepflanzt wird von dem erregten Körper zu der näch- sten leitenden Masse, und daselbst die entgegengesetzte Kraft sichtbar macht, in Folge des Effects der Mitthei- long, welche in der leitenden Masse nach der Polarisa- tion der Theilchen (of that body) hinzutritt (1675).

1678. Dafs Yertheilung deshalb nur durch Isolato- ren hin stattfinden kann; dafs Yertheilung Isolation ist, and die nothwendige Folge des Zustands der Theilchen und der Art, wie der Einflufs elektrischer Kräfte quer- durch solche isolirende Media fortgepflanzt oder durch- gelassen wird.

252

1679. Die Theilchen eines isolirenden Di-elektriciiiD, das unter Yertheilung steht, kann verglichen werden mit einer Reihe kleiner Magnetnadehi, oder, noch richtiger, mit einer Reihe kleiner isolirter Conductoren. Wenn der Raum rings um eine geladene Kugel geftillt wäre mit ei- nem Gemeng von einem -isolirenden Di-elektricumy wie Terpenthinöl oder Luft, und kleinen kugelförmigen Lei- tern, wie Schrot, in der Weise, dafs diese etwas voü einander abständen um isolirt zu seyn, so würden diese in ihrem Zustand und ihrer Wirkung genau dem ähoelo, was ich glaube der Zustand und die Wirkung der TheiU chen des isolirenden Di-elektricum selbst ist. Wäre der Körper geladen, so würden alle diese kleinen Leiter po- lar; würde man die Kugel entladen, so würden alle in ihren Normalzustand zurückkehren, um bei WiederladoDg der Kugel abermals polarisirt zu werden. Der mittelst Yertheilung querdurch solche Theilchen in einer entfern- ten leitenden Masse erregte Zustand würde Ton entge- gengesetzter Art seyn, und im Betrage genau gleich der Kraft der vertheilenden Kugel. Es würde daselbst eine Seitenverbreitung der Kraft (1224. 1297) stattfinden, weil jedes polarisirte Kügelchen in einer thätigen oder Span- nungs-Beziehung zu allen ihm benachbarten stände, ge- rade so wie ein Magnet auf zwei oder mehre benachbarte Magnetnadeln wirken kann, und diese wiederum auf eine nodi gröfsere Zahl jenseits liegende wirken können. Hier- aus würden krumme Linien der Vertheilungskraft entste- hen, wenn der vertheilte Körper in solch einem gemischteo Di-elektricum eine unisolirte metallische Kugel (1219 etc.) oder andere gehörig geformte Masse wäre. Solche krom- men Linien sind die Folgen zweier elektrischen Kräfte, so geordnet wie ich es annehme ; und dafs die Vertheiloogs* kraft nach solchen krummen Linien gerichtet werden kann, ist der strengste Beweis des Daseyns der beiden Kräfte und des Polarzustands der di-elektrischen Theilchen

1680. Ich glaube, es ist einleuchtend, dab in dem angegebenen Fall die Wirkung in die Ferne nur aus ei-

263

ner Wirkung der anliegenden leitenden Theilchen her- vo^diea kann. Kein Grund ist da, waram der verthei- lende Körper entfernte Leiter polarisiren oder afGciren, nnd die benaebbarten, namentlich die Theilchen des Di- eleklricams, onafficirt lassen sollte; alle Thatsachen and Vosucbe mit leitenden Massen oder Theilchen von be- Irichtlicber GrObe nidersprechen einer solchen Vorans- lelzuog.

1681. Ein auffallender Character der elektrischen Kraß ist der, dafa sie begrenzt und ausschlielsend (limited and exclustpe) ist, nnd dafs die beiden KrBfte immer zu goua gleichem Betröge vorhanden sind. Die KrSfte sind auf zweierlei Weisen verknüpft, enlneder wie in dem natfirlicbeD, normalen Zustand eines ungeladenen, isolir- 1(0 Leiters, oder wie in dem geladenen Zustand; der letztere ist ein Fall von Verlheilung.

16S2. Fälle von Vertheiluog sind leicht so geord- Bct, dafs die beiden Kräfte, als bcgränzt in ihrer Rieb- ' toag aofserbalb des angewandten Apparats keine Erscbei- niogen oder Anzeigen darbieten. Wenn z. B. eine Leid- ner Flasche, deren Sufsere Belegung etwas höher als die ionere ist, geladen wird, und man darauf die Ladnogs- Eogel und Stange entfernt, so zeigen sieb keine elcklri- ichen Erscheinungen, so lange ihre Aufsenseile unisoJirt ist Die beiden KrSfte, welche so zu sagen in den Be- legen oder in den benachbarten Theilchen des Di-elektri- enois enthalten sind, sind vermittelst Verthcilung quer- durch das Glas ganz mit einander beschäftigt (engaged); Dod eine Tragekugel (1181) wird, nach Anlegung an die Anfgen- oder Innenseite der Flasche, keine Anzeigen von Elekiricilät geben. Wenn man aber die Flasche isolirt, nnd Ladungs-Kugel und Stange, im ungeladenen Zustand tmd bangend an einem ieolirten Faden wejfscr Seide, vrtc- der an ihren Ort bringt, so wird der Ober die Flasche bervoiragende Theil elektrische Anzeigen gebrai und die Tragekngel laden, und zugleich wird man finden, dafs

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der äufsere Beleg der Flasche im entgegengesetzten Zu- stande ist nnd auf umgebende Gegenstände verthälend wirkt.

1683. Diefs sind einfache Folgen der Theorie, So lange die Ladung des inneren Belegs, nur durch das Glas auf den äufseren Beleg verlheilend wirken kann, und dieser letztere nicht mehr von entgegengesetzter Kraft, als was jener äquivalent war, enthält, kann an der Fla- sche keine Vertheilung nach Aufsen wahrgenommen wer- den. So wie aber der innere Beleg durch den Stab und die Kugel so erweitert wird, dafs er durch die Luft auf äufsere Gegenstände vertheileud wirken kann, sinkt die Spannung der polarisirten Glastheilchen , vermöge ihrer Neigung in den Normalzustand zurückzukehren, ein we- nig, und ein Theil der Ladung, der zu der Oberfläche dieses neuen Theils des innern Condnctors tibergeht, wirkt vertheilend durch die Luft auf ferne Gegenstände, während zugleich ein zuvor nach Innen gerichteter Theü der Kraft in dem äufseren Belege in Freiheit gesetzt wird; und, nun gezwungen durch die Luft hin nach Aufsen ver« theilend zu wirken, in diesem äufseren Beleg dasjenige erzengt, was man, ich glaube sehr ungeeignet, freie La- dung genannt hat. Eine kleine Leidner Flasche, der man die unter dem Namen des elektrischen Brimnens be- kannte Gestalt gegeben, wird diese Wirkung sehr voll- ständig erläutern.

1684. Die Ausdrücke: freie Ladung und gebundene Elektricität (dissimulated electricüy) führen daher za irrigen Begriffen, wenn damit irgend ein Unterschied in der Art oder Weise der Wirkung bezeichnet seyn soll. Die Ladung auf einem isolirtcn Leiter in der Mitte eines Zimmers, steht zu den Wänden dieses Zimmers in der- selben Beziehung, wie die Ladung auf dem innern Be- lege einer Leidner Flasche zu dem äufseren Belege der- selben Flasche. Die eine ist nicht freier oder gebunden ner als die andere, und wenn wir zuweilen Elekfridtät

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henrorrafen, wo sie früher nicht nachzuweisen war, wie auf der Aufsenseite einer geladenen Flasche; wenn wir. Dach deren Isolimng, die innere Belegung berühren, so geschieht diefs nur, weil wir mehr oder weniger von der Verthälungskraft aus der einen Richtung in die andere lenken; denn unter solchen Umständen wird in dem Cha- rakter oder der Wirkung der Kraft nicht die geringste Veränderang bewirkt.

1685. Nach dieser allgemeinen theoretischen An- sicht, will ich nun zu besonderen Punkten in Betreff der Natar der angenommenen elektrischen Polarität der Theil- chen des isolirenden Di-elektricuUis übergehen.

1686. Der PoUrzustandbei der gewöhnlichen Ver- theilnng kann betrachtet worden als ein Zwangszustand, aas dem die Tbeilchen in ihren Normalzustand zurück* zukehren suchen. Durch giDgenseitige Näherung des ver- teilenden und vertheilten Körpers oder durch andere Umstände kann er wahrscheinlich zu einem hohen Grad gesteigert werden, und die Phänomene der Elektroljsiriing (851. 1652. i^ 1706) scheinen anzudeuten, dafs das Yer- hälfDifs der Kraft, die so in einem einzigen Theilchen angehäuft werden kann, ungeheuer ist. In Zukunft mö- gen wir im Stande seyn, Corpuscularkräfte wie die der Schwere, Cohäsion, Elektricität und chemischen Verwandt- schaft mit einander zu vergleichen und auf diese oder an^ dere Weise ihre relativen Aequivalente aus ihren Effec- ten abzuleiten; für jetzt vermögen wir es nicht; allein es scheint keinem Zweifel zu unterliegen, dafs ihre (der Kör- pertheilchen?(iP.)) elektrischen Kräfte, die zugleich ihre chemischen sind (891. 918) bei weitem die mächtigsten sind.

1687. Die durch die Polarisation entwickelten Kräfte betrachte ich nicht als beschränkt auf zwei besondere als Pole einer Axe anzusehende Punkte oder Stellen der Oberfläche eines jeden Theilchens, sondern als verwei-

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leod auf groCBen Stücken dieser Oberfläche, wie es der Fali ist auf der Oberfläche eines in den Polarzostand yer- setzten Leiters von bedeutender Gröfse. Allein es ist sehr wahrscheinlich, dafs, ungeachtet der specifischen Un- terschiede, welche die Theilchen verschiedener iBLörper in dieser Beziehung darbieten, die obwohl in Menge glei- chen Elräfte nicht gleichmäfsig vertheilt sind; auch andere Umstände, wie Form und Qualität, geben jedem eine besondere Polar -Relation. Vielleicht sind es dergleichen Unterschiede, denen wir die specifischen Wirkungen ver« schiedener Dielektrica in Bezug auf Entladung zuschrei- ben müssen (1394. 1508). So zeigen Sauerstoff- und Stickgas sonderbare Contraste, wenn Funken- oderBfi- schel- Entladungen in ihnen hervorgerufen werden (siehe die Tafel in 1518); denn im Stickgas, wenn die kleine negative oder die grofse positive Kugel vertheilend g^ macht worden, entsprechen die Erscheinungen denen, welche im Sauerstoff stattfinden, wenn die kleine posi- tive oder die grofse negative vertheilend ist.

1688. In starren Körpern, wie Glas, Schellack, Schwefel u. w. scheinen die Theilchen nach allen Rich- tungen polarisirt werden zu künncn, denn wenn man eine solche Masse auf ihre Yertheilungsfähigkeit nach drei oder mehren Richtungen untersucht (1690), findet man keine Unterschiede. Da nun die Theilchen in der Masse be- festigt sind, und die Vertheilung durch sie ihre Richtung ändern mufs mit einer Aenderung gegen die Masse, so zeigen die constanten Effecte, dafs sie sich in jeder Ridi- tung elektrisch polaristren können. Diefs stimmt zu der schon gefafsten Ansicht, dafs jedes Theilchen als Ganzes ein Leiter ist (1669), und hilft, als eine experimenteUe Thatsachc, diese Ansicht unterstützen.

1689. Wiewohl indefs die Theilchen sich unter dem Einflufs von Kräften, die vermuthlich äufserst energisch sind (1686), nach yV^^^r Richtung polarisiren können, so folgt doch nicht, dafs nicht jedes Theilchen sich in einer

Rieh'

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RichloDg mehr als in einer andern bis zu höherem Grade oder mit grOfserer Leichtigkeit polarisirell könnte, oder dab nicht Terschiedcnarlige Theilchen in dieser Beziehnn^ specifiscbe Unterschiede darbieten könnten , wie sie Un- terschiede im Leitvermögen und anderen Fähigkeiten be- ätien (1296. 1326. 1395). Ich sachte ängstlich nach einer Relation dieser Art, und wählte deshalb zum Ex- perimeiit kristallisirte Körper, weil sie alle ihre Theil- cben in symmetrischer Lage haben, und daher am besten geeignet sind, ein Resultat anzuzeigen, welches von ehier Veränderung der Richtung der Kräfte mit der Richtung der Theilchen, in denen sie entwickelt werden, abhängen kAnoteL Besonders trieben mich die elektrischen Eigen- schaften des Turmalins und Boracits zu dieser Un- tersacbung an, und ich hoffte auch eine Beziehung zwi- scben der elektrischen Polarität und der der Kristallisa- tioD oder gar zu der Cohäsion selbst (1316) zu entdecken. Allein meine Versuche haben keinen Zusammenhang der gesuchten Art nachweisen können. Da ich es indeft üQr gleich wichtig halte, zu zeigen, dafs es eine solche Be- ziehung gebe oder keine, so werde ich meine Resultate lorz beschreiben.

1690. Die Form des Experiments war folgende. Eine Messingkugel Ton 0,73 Zoll Durchmesser, befestigt an dem Ende eines horizontalen Messingstabs, der am Ende eines MessingCjlinders safs, war mittelst des letz» teren Tollkommen metallisch verbunden mit einer grofsen Lieidner Batterie (291), in der Absicht, sie dorch die Verbindung mit der geladenen Batterie jedesmal eine halbe Stande lang in einem sehr nahe gleidiförmigen elektrischen Zustand zu erhalten. Diese Kugel war die yertheilende. Die Tertheilte Kugel war die Tragekogel des Torsions^ Elektrometer (1229. 1314); und das Dielektricum zwi- schen beiden war ein Würfel, so geschnitten aus einem Kristall, dafs zwei seiner Seiten parallel der optischen Axe, nnd die vier anderen se^edit auf ihr waren. Ein

Poggoid. Ann. Erfiaagaf/M* I. 17

258

Stückchen Schellack war angebracht aaf der Terlhcüen- den Kugel, gegentiber der Stelle, wo sie an dem Mes» sfaigstab befestigt war, um einen wirklichen Contact zwi« sehen der Kugel und dem Krisfall zu verhindern. Auch die Tragekugel war auf der dem Würfel zugewandten * Seite, die zugleich, wenn die Kugel in dem Elektrome- ter ihre Stelle einnahm, die fernste von der abgestobe- nen Kugel war, mit einer Lage Schellack bekleidet. Der Würfel war mit einer dünnen Lage von in Alkohol ge- lösetem Schellack überzogen, um die Ablagerung von Feuch- tigkeit ans der Luft auf seine Oberfläche zu verhüten; und er lag auf einer kleinen Tafel Schellack, die von einer Schellackstange getragen ward; letztere war stark g^ nug um den Würfel zu tragen, dodi aber auch^ vermöge ihrer Lange, so biegsam, um zu federn, und deo Würfel gegen das Schellack der vertheilenden Kugel za drücken (Siehe Fig. 6 Taf. IV).

1691. Auf diese Weise war es leicht, die vertheilte Kugel immer in .denselben Abstand von der vertheilenden zu bringen, sie daselbst zu unisoliren und wieder zu iso- liren, und dann, nach Messung der Kraft im Elektrome- ter (1181), Behufs einer zweiten Beobachtung, an ihroi Ort, der vertheilenden Kugel gegenüber, zurückzuführen. Auch konnte man leicht durch Drehung des Gestells, wel- ches den Würfel trug, vier seiner Seiten folg weise ge- gen die vertheiFende Kugel bringen und die Kraft für die Fülle beobachten, daCs die Linien der Vertheilung^wir- kung (1804) entweder mit der Richtung der optischen Axe des Kristalls zusammenfielen oder winkelrecbt sof ihr waren. Gewöhnlich wurden an den vier Seitenfliidien des Würfels 20 bis 28 Beobachtungen hintereinander ge- gemacht und aus ihpen das Mittel genommen, und dieses mit ähnlichen zu anderen Zeiten erhaltenen Mittelwerthen verglichen, alles mit jeder Sorgfalt, um genaue Resultate zu erlangen.

1692. Zunächst wurde ein Würfel von B^krisiaU

26e

angewandt; er hielt 0,7 Zoll io Seile. DMjffittel am Dkbt weniger ab 197 Beobachtungen gab»- out einem merk* wfirdigen und conetanten Unterschied, 100. f&r die speci- fiacbe Vertheilongi-Ftthigkeit in Bkhtqiig der optischen Axe des Würfels, dagegen 93,ro und 93>31 (Qrdie ia den beiden darauf winkelrechten Richtungen.

1693. Allein mit einem zweiten WtUrfel von Berg- kristall wurden keine entsprechenden Resultate erhalten, £r hielt 0,77 Zoll in Seite. Das Mittel aus vielen Ver- nidien gab 100 fQr die specifisohe VerlheUungsfobigkeit m Richtung der optischen Axe/ und 98^6 und 99,92 für £e in den beiden anderen Richtungen.

1694. Lord Ashley, welchen ich immer zur Be- fiederung der Wissenschaft geneigt fand, erlieb mir zum Behofe dieser Untersuchung drei Ihro Durchlaucht der Henog^nn Ton Sutherl and gehörige Kugeln von Berg- kristalK Zwei derselben hatten so feine Risse« dafs sie filr diese Versuche unbrauchbar waren (1193. 1693); die dritte, die viel besser war, gab mir keine Anzeige von ii^gend einem Unterschied der Vertheilungskraft in ver- ^edcn Richtungen.

1695. Hierauf wandte ich Wfirfel von Kalkspath an. Einer, der 0,5 Zoll im Durchmesser hielt, gab 100 ftr die Azen- Richtung, und 98,66 und 95,74 fQr die bei- den Quer -Richtungen. Der andere, 03 Zoll in Seite, pb 100 für die Azen-Richlung und. 101,73 und 101,86 Itbr die Quer- Richtungen.

1606. Ailber diesen Unterschieden zeigten sich an- dere, die anzuführen ich indefs nicht f&r nützlich halte, da sieh der Hauptpunkt nicht bestätigt fand. Denn wiewohl , die Experimente mit dem ersten Würfel grofse Erwartungen erregten, so wurden sie doch nicht durch die mit den übrigen verallgemeinert. Ich halte die Re- snltale mit jenem Würfel nicht für zweifelhaft^ kann sie sber nickt der Kristallisation zuschreiben. Es sind dem Worfd schwach) gelkrbte Schicbtei» parallel der optisch^en

17*

260

Axe TOibanden, nnd* der FarbatofF denelben mag dai- gen EinflalB haben; allein dann sind auch die Schiditoi nahe parallel einer der Qaer-Riehtungen, und, wenn sie Oberhaupt von Einflufs wären, müfsten sie auch io die- ser Richtung einige Wirkung zeigen, was sie indefii mcht thun.

1697. Bei einigen Versudien zeigte die eine Hälfte oder ein Theil des Würfels ' eine Ueberlegenheit Ober eintn andern Theil, und diefs konnte ich nicht einer tod den verschiedenen Theilen eihaltenen Ladung zuschrei- ben. Es fand sich indeis, dafs das Ueberfimissen dei Würfels hinreichend war, sie von der Annahme eiaer Ladung abzuhalten, ausgenommen (in wenigen Versuchen) einen geringen Grad vom negativen Zustand oder dea entgengesetzten der vertheilenden Kugel (1564. 15S6).

1698. So weit ich sehen konnte, war Obrigens das IsolationsvermOgen der angewandten Würfel voUkomiDeD, oder wenigstens so vollkommen, daCs es einen Vergleidi mit Schellack, Glas, u. s. w. ertrug. Betreffend die Ur- sache der Unterschiede, so kann es deren, aufser der re* gelmSfsigen Kjistallstructur, mehre geben. So könoes kleine, dem Auge unwabmehmbare Risse in dem Kri- stall so angeordnet seyn, daCs sie einen merklichen eld- trischen Unterschied bewirken (1193). Auch kann die Kristallisation unregelmfifsig, oder die Substanz nicht gun rein sejn; und wenn man erwSgt, welch geringe Menge einer Substanz das Leitvermögen des Wassers schon be- deutend abändert, so wird es nicht unwahrsdieinlich er- scheinen, dafs ein wenig einer durch das Ganze oder ei- nen Theil des Würfels zerstreuten fremdartigen Substans» Wirkungen hervorbringt, die hinreichend sind, alle be- obachteten Unregelmälsigkeiten zu erklären.

1699. Eane wichtige Frage in Betreff der elektri- schen Polarität der Theilchen eines isolirenden Didek- tricnms ist: ob es die Moleküle oder die Bestandlhefle

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oder Urtheile sejen (componerU or uUinuUe particU$% wdche die Rolle too isolirlen, leiteadeD, sidi polartBi- reoden Portionen spielen (1669).

1700. Ich bin in dem Schlub gelangt, daÜB es die Moleküle der Substanz sind, welche sich als Ganze po- laridren (1347), und dab, wie verwickelt aach die Za- ttDmensetzqng eines Körpers seyn mag, alle die Theil« dien oder Atome, weldie durch chemische Verwandtschaft zur Bildung Eines Moleküls dieses Körpers zusammenge- halten werden, bei Herrorrufung von Yertheilungs-Phi- nomenen oder Polarisationen in diesem Körper als eine leitende Masse oder Portion wirken.

1701. Dieser Schlub grfindet sich auf mehre Be- trachtungen. So ^ebt es einige Körper, wie Schwefel» Phosphor, Chlor, Jod u. s. w., deren Theilchen isoliren, , ond sich deshalb in hohem Grade polarisiren, wogegen andere, wie Metalle, kaum eine Anzeige Ton diesem Ver- mögen liefern (1328), indem ihre Theilchen frei von ei- oem zum andern leiten. Dennoch bilden sie, wenn sie Verbindungen eingehen, Substanzen, die anscheinend in dieser Hinsicht keine Beziehung zu ihren Elementen ha- ben, denn Wasser, Schwefelsfture und dergleidien aus iBoiirenden Elementen gebildete Verbindungen leiten ver- gleichend leicht, während Bleioxjd, Flintglas, borsaures Bidoxjrd und andere metallischo Verbindungen, die sehr bedeutende Antheile von leitenden Substanzen enthalten, aoberordentlich . gut isoliren. In Bleioxyd zum Beispiel nehme ich an, dafs bei dem Acte der Vertheilung die Sanerstoff- und die Bleitheilchen sich nicht getrennt po- larisiren, sondern die Moleküle des Bleioxyds diese Po- larisation erleiden, indem alle Elemente eines Theilchens des Körpers durch die Bande der chemischen Verwandt- schaft, welche nur ein anderer Ausdruck (term) für elek- trische Kraft (918) ist, als TheUe (parts) Eines leiten- den Individuums zusammengehalten werden«

1702« Bei Körpern, welche Elektrolyte sind» ba-

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baa wir nodi fernerm Grand ra «ioen lolcbeii Zustand der Dioge za glauben. Wenn z. WasMr, Chloniiiii, Jodblei u. s. w. im starren Zostand zwischen den Elek- troden der Voi t ansehen ^Batterie befindlich sind, so po- larisiren sich ihre Theilchen, wie es die irgend eines an- dern' Dieleklriooms^ fhnn ^1164); wenn aber diese Sub- stanzen in den flüssigen Zustand versetzt rind, so faal- biren sieh die polarisirten Tbeilchenrdie beiden Hdlften, deren )ede im Zustand hoher Ladung ist^ wandern aos- yvf^Tis, bis sie andere Tbeiichen im entgegengesetzten ood gleichfalls geladenen Zustand antreffen, mit denen sie stdi unter Neutralisation ihrer chemischen, d. i. elektrischeo, Kräfte verbinden, und wiederum zusammengesetzte Tbeii- chen bilden, die sich abermals als Ganze polarisiren und abermals zur Wiederholung derselben Reihe von Wir- kungen (1347) halbiren können.

1703. Wiewohl aber ekktrolytische Theilchen sidi als Ganze polarisiren, so ist doch einleuchtend, dafs es nicht ganz gleichgültig ist, me sidi die Theilchen polari- siren'(1689); denn, wenn sie frei beweglich sind (380 etc.), werden die PoIaritSten zuletzt in Bezug auf die Elemente vertheilt {'distribuied) ^ und Kraft-Summen, die den PoIaritSten aeqirivalent und in dem Betrag sehr be- stimmt sind, trennen sich gleichsam von einander, und wandern auswärts mit den elementaren Theilchen. Und wiewohl ich nicht bebanpte zu wies^, was ein Atom sey, oder wie es mit elektrischer Kraft vergesellschaftet oder begabt sej, oder wie diese Kraft in Fällen von Yerbiii- dung nnd Zersetzung angeordnet sey, so hoffe ich dodi, dafe mein starker Glaube an die elektrische Polarität der unter Vertheilnng stehenden Theilchen, nnd die damit verknüpfte Ansicht von den Effecten der Vertheilnng, sej es der gewöhnlichen oder der elektroljtischen, mich flir einige hypothetisehe Betrachtungen entsehcddigen werde.

1704. Bei der Elektrolysirung scheint es, daEs die polarisirten Tfaeilcben (wegen der rihnäUgen Aendenmg,

263

welche in die cbemiacheu, d. h. elektriachen Ktttfte ibrer Elemeolc (918) dageAlhrt (ütdueed) irordeo iit) eher terbllen (diuide), als ohne Zer^Iliing (^ditdsion, 1348) Heb anfemander eattadeo ;'deoa wenn man ihre ZerEälluD^ d. b. ihr« Zersetzung uod Wiedemuammeiuetiiing, A%- darch verhindert, dafs man ihnen den starren Ztutuid giebt, eo isoUren sie vielleicht eine hundert Mal intensi- Tere Elektiidtäl, als za ihrer Elektroljsimng nothwen- dig iat (419). Hietiach scheint zur directen Leiipng in tolchen KOrpem eine weit höhere Spannong erbrderlidi 10 teyn als za ihrer Zersetzung (419. 1164. 1344. )•

1705. Die merkwQrdige Hemmung der etektroljti- sehen Leitung durch Gestarrong (380. 1358) stimmt ganz Ühereio mit diesen AuBichlcn tibcr die AbhKugi^keit die- ses Processcs von der Polariiar, vrelche allen unter Ver- Iheiltuig stehenden isolireoden Substanzen gemein ist, bei £lektroIjten aber von so eigenthQmlichui elektro-che- mischen Resultaten begleitet wird. So lätst sich erwar- ten, dals der erste Effect der Verlheilung in einer sol- chen Polarisation und AnordnuDg der Wasecrtheilcben besiehe, dafs der positive oder Wasserstoff- Pol «nes jeden von der positiven Elektrode ab- und der negativen Elektrode zugewandt werde, der negative oder Sanerstotf- Pol dagegen die umgekehrte Richtung erhalte, und dab, wenn der Sauersto^ und Wasserstoff eines Wasserlheil- cfaens sich getrennt, und, zu andern Wasserstoff- und Saaerstofftheilchen tibergehend, sich mit diesen verbunden haben, die so gebildeten neuen Wasserlheitchen nicht die zu ihrer erfolgreichen elektrolytischen Polarisation erforderliche Stellung annehmen kDnnen, bevor sie sich Dicht umgedreht haben. Die G«starmng, indem sie die Wuserthntchen festhält, und sie hindert, jene so wesent- liche vorläufige Stellung einzanehmen, verhindert auch ihre Elektrolyse, und da so die Uebsrlragung der Krülte in dieser Weise verhindert ist (1347. 1703), wirkt die Substanz als ein gewöhnliches isolirendes Dielektricum

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(denn es ist ans früheren VerBochen (419. 1704) dii- lenchtendy daCs die Isolations- Spannung höher ist als die elektrolytische Spannung). Die Vertheilnng durch sie hin steigt zu einem höheren Grad, und der Polarzustand der Moleküle als Ganze, obgleich sehr erhöht, ist doch wohl gesichert

1706. Wenn eine Zersetzung in einem flössig« Elektrolyte stattfindet, setze ich nicht voraus, dafs alle in dem nämlichen Querschnitt (1634) befindlichen Mole- küle auf einmal zerfallen und ihre clektrisirten Tbeilchen oder Elemente fortlassen {transfer^. Wahrscheinlich häuft sich für diesen Querschnitt die Entladungskn^ auf ein oder ein Paar Theilchen, welche, sich zersetzend, wandernd und wieder yerbindend, das Gleichgewicht der Kräfte wiederherstellen, fast wie bei einer zerreiCsendco Funken -Entladung (1406); denn so wie diejenigen Mo- leküle, welche aus Theilchen entspringen, die eben fiber- tragene Kraft besitzen ( (pJuch have just transferred po- 9Per)^)y durch ihre Lage (1705) in weniger gOnstigen Umständen sind als andere, so muCs es auch einige ge- ben, die am günstigst en gelagert sind, und diese, zuerst nachgebend, schwächen zur Zeit die Spannung, und be- wirken Entladung.

1707. In früheren Untersuchungen über die Wirkung der Elektricität (821. etc.) wurde an mehren genügenden Fällen gezeigt, dals die Menge der vorwärts geführten elektrischen Kraft in einem festen Verhältnisse stehe za einer gegebenen Menge von Substanz, die sich als Anion oder Kathion in der elektrolytischen Wirkungslinie vor- wärts bewegt; und es war starker Grund zu glaobeo, dafs Jedes Stoff theilchen (then dealt mth) verknüpft ist mit einem festen Betrage von elektrischer Kraft, wel- cher die Stärke seiner chemischen Verwandtschaft aus- macht, indem die chemischen Aequivalente und die elek-

1) Soll wobt heilen: die eben gebildeten Molekn]«, «- die (nach 1705) noch Tefkebrt liegen« CP»J

n

4

265

Iro-chemischen Aequiralenfe eins and dasselbe sind (836). Es fand sich aach mit wenigen, and, wie ich )etzt wohl sagen kann, keinen Ausnahmen (1341), dafs nur dieje- nigen Verbindungen, welche Elemente im Verhältnisse wie eins zu eins (in single proportions) enthalten, die Charaktere und Phänomene der Elektrolyte (697) zeigen; nod Oxjde, Chloride und andere Körper, welche mehr als eine Proportion des elektro- negativen Elements (auf etoe Proportion des elektro- positiven (jP)) enthalten, der Zersetzung unter dem EinfluCs des elektrischen Stroms widerstehen.

1708. Wahrscheinliche Gründe fOr diese Bedingun- gen und Beschränkungen entspringen aus der Molekular- theorie der Vertbeilung. Wenn z. B. ein flüssiges Di- elektricum, wie ZinnchlortSr, aus Molekülen besteht, de- ren jedes aus Einem Partikel Von jedem Element zusam- mengesetzt ist, so kann, da diese durch ihre Trennung aeqaivalente entgegengesetzte KrUfte in entgegengesetzten Richtungen fortzuführen TermOgen, sowohl Zersetzung als Uehertragung erfolgen. Wenn aber die Moleküle, wie im Zinnchlorid, aus einem Tbeilchen oder Atom des ei- nen Elements und ans zwei des anderen bestehen, dann ist die Einfachheit, mit welcher die Theilchen vorausgo- letztermafsen angeordnet sind und wirken, zerstört. Und wiewohl sieb denken läfst, dafs, wenn die Moleküle des Zioochlorids vermöge der Vertheilung durch sie hin als Ganze polarisirt sind, die positive Polarkraft auf das eine Theilchen Zinn, und die negative Kraft auf die beiden Theilchen Chlor angehäuft werde, und dafs diese respectivc rechts und links fortwandern, um sich mit andern zwei Atomen Chlor und einem von Zinn zu verbinden, ana- log mit dem Vorgange bei Verbindungen aus einzelnen Tbeilchen, so ist diefs doch nicht ganz so einleuchtend nnd wahrscheinlich. Denn wenn ein Zinntheilchen sich mit zwei Chlortheilchen verbindet, so ist es schwierig zu denken, daCs nicht in dem entstandenen Moleküle etwas

266

dner festen Lage Analoges in der Relation der drei Thdl- chen vorbuiden seyn sollte, das Eine Metalltheilchen viel- leicht symmetrisch gegen die beiden Cblortbeilchen lt^ gen sollte; und es ist nicht schwierig einzusehen, daCi solche Theilch^Di nicht die zugleich von ihrer Polaritit und der Verwandtschaft ihrer Elemente abhängende Lag^ annehmen können, welche der erste Schritt in dem Prooeb der Elektroijsirung zu seyn scheint (1345. 1703).

§• 21. Beziehung zwischen elektrischen und

magnetischen Kräften.

1709. Ich habe bereits einige Speculationen gemadt in Betreff der Beziehung des Magnetismus, der Querkrall des Stroms, zu der divergirenden oder transversalen Kraft der der statischen Elektricität angehörenden Linien der Yertheilungswirkung (1658. etc.).

1710. Bei fernerem Nachdenken über diesen G^ genstand erschien es mir von der äufisersten Wichtigkeit, wo möglich zu ermitteln, ob die Seitenwirkung, welche wir Magnetifimus oder zuweilen Vertheilung elektrischer Ströme nennen (26. 1048. etc.) durch VermUtbmg inter- mediärer Theilchen in die Feme wirke, analog wie bei der Vertheilung der statischen Elektricitftt, oder den man- nigfaltigen von dieser Vertheilung abhängigen ErscheiDim- gen, wie Leitung, Entladung u. s. w.; oder ob ihre Wir- kung in die Ferne ganz unabhängig sey von solchen in- termediären Theilchen (1662).

1711. Ich befestigte zwei Drahtgewinde mit Eisen- kernen darin, End gegen End gerichtet, doch mit eioeis Zwischenraum von sieben Viertelzoll, in den das Ende oder der Pol eines Magnetstabs gebracht wurde. Bei Bewegung dieses Magnetpols von dem einen Kern vm andern, mnfste offenbar in beiden Drahtgewinden ein Strom entstehen, in dem einen wegen Schwächung, und in dem andern wegen Verstärkung der in den re^edi- ven Kernen Ton weichem Eisen erregten (induced) Bb-

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pielisiiiitt. Die Drabtgewinde waren mit einanfo und mit einem Galvanometer yerbonden, so, daüs diese beiden SMme gleiche Richtongen batten und durch yereinle Kraft dib Nadel des Instruments ablenken mnÜBten. Die ganze Torricbtung war so wirksam und empfindlich, dafs es hinreichte, den Magnetpol zwei bis drei Mal in den zum Schwingen der Galyanometernadel erforderlichen Zeiten oin einen AcbtelzoU hin und her zu führen, um diese Nadel in betrttcbtliche Schwingungen zu versetzen, und damit die Folgen der verstärkten Einwirkung des Mag- netes auf den einen Kern und Schranbendraht, und des verminderten auf den andern leicht nachzuweisen.

1712. Nun wurden, ohne die Abstände des Magnets von den Eisenkernen A und B zu ändern, Platten ver- sdiiedener Natur dazwischen gebracht. So z. B. war zwi- schen dem Magnetpol und dem Kern A eine Schellack- tafel eingeschoben, während die Nadel einen Hingang machte, blieb dann herausgezogen, während diese zurück- kehrte, wurde nun ein gleiche Zeit wieder dazwischen gehalten, abermals auf eben so lange entfernt, und so fort acht bis neun Mal; allein es war nicht die geringste Einwirkung auf die Nadel bemerkbar. In andern Fällen wnrde die Platte abwechselnd während einer Periode zwischen dem Magnetpol und A^ und während der fol- genden zwischen diesem Pol und B gehalten, und so fort; allein ebenfalls ohne Wirkung auf die Nadel.

1713. Zu diesen Versuchen wurden angewandt Schellack in Tafeln von 0,9 Zoll Dicke, ScJmefel in ei- ner Tafel von 0,9 Zoll Dicke, und Kupfer in einer Platte ▼on 0,7 Zoll Dicke , alles ohne irgend einen Erfolg. Dar- ios schliefse ich, dafs KOrper, die durch die Extreme von Leitungs- und Isolationsvermögen in Contrast stehen mid einander so stark entgegengesetzt sind, wie Metalle, Lnft und Schwefel, keine Verschiedenheit in Bezug auf die magnetbchen Kräfte zeigen, wenn sie, wenigstens un-

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ter den beschriebenen Umslünden, in deren Vertheilimgi- linien gebracht werden«

1714. Mit einer Eisenplatte nnd selbst einem klei- nen Eisenslfick, wie der Kopf eines Nagek, war der Ef- fect ein ganz anderer« Dann zeigte das Galvanometer so* gleich seine Empfindlichkeit > nnd die gaqze Vorrichtong ihre Yollkoromenheit.

1715. Ich richtete die Sache so ein, dafs eineKo- pferplatte von 0,2 Zoll Dicke nnd 10 Zoll Durchmesser mit ihrem Rande zwischen dem Magn^ und dem Eisen- kern war, liefs sie dann fOr Perioden, wie sie zum Schwin- gen der Nadel erforderlich waren, abwechselnd rotircn nnd stillstehen; allein dieb hatte nicht die geringste Wir- kung auf das Galvanometer.

1716. In gleicher Weise wurde eine 0,6 Zoll dicke Schellackplatte angewandt, doch ebenfalls ohne Erfolg sie mochte rotlren oder nicht.

1717. Zuweilen liefs ich die Rotationsebene die magnetische Curve rechtwinklich schneiden, zuweilen so 1 schief wie mOglich; bei einigen Yersnchen Änderte ich ^ auch die Rotationsrichtuog, doch alles ohne Erfolg. r

1718. Ich entfernte nun die Schranbendralite mit l ihren Eisenkernen und ersetzte sie durch zwei auf Pappe 1 gewundene flache Spiralen, jede von 42 Fofs besride- tem Kupferdraht, ohne EinschluCs von Eisen. Sonst war die Vorrichtung wie frQher und auch Sufserst empfindlich, denn eine sehr geringe Bewegung des Magnets zwischen den Spiralen bewirkte eine starke Schwingung der Ma- gnetnadeL

1719. Die Einschiebung von Schellack-, Schwefel- oder Kupferplatten zwischen den Magnet und diese Spi- ralen (1713), bewirkte nidit das Mindeste, die Plat- ten mochten ruhen oder rasch rotiren (1715). So war denn hier kein Zeichen Tom EinfloCs intermediärer Theil- chen zu erlangen (1710).

1720. Nun wurde der Magdet entfernt und durch

doe fladie Spirale enetzt» die den beiden ersten ent- sprach and mit ihnen parallel war. Die mittlere Spirale war 80 eiogerichtety dafs ein Volta'scber Strom nach Belieben durch sie gesandt werden konnte. Das frühere Galvanometer wurde entfernt und durch eins mit dop- peltem Drahtf;ewinde ersetzt, eine der Seitenspirale mit dem einen Gewinde, und die andere mit dem zweiten ver- Infipft, in solcher Weise, dals, wenn durch die mittlere Spirale ein V o 1 1 a 'scher Strom geleitet ward, er durch seine ▼ertbeilende Wirkung (26) in den Seitenspiralen Ströme erregen mufste, die in den Gewinden des (valvanometera entgegengesetzte Richtung hatten. Durch Ajustimng der AbstSnde konnten die indodrten Ströme einander gleich gemacht werden, so dafs sie, ungeachtet ibrei; häufigen Erregung, die Galvanometemadel in Rohe lassen mutsten. Die mittlere Spirale will ich C nennen, die beiden äuCse- reo A und B.

1721. Zwischen die Spiralen C und B^ deren Ab* stand nngeandert blieb. Wurde eine Kupferplatte von 0,7 Zoll Dicke und 6 Zoll im Geviert eingeschoben, dann darch C der Strom einer Batterie von 24 Paaren vier- zdUiger Platten geleitet, und in Perioden unterbrochen, die eine Wirkung auf das Gelvanometer hervorbringen maisten (1712), wenn in der Wirkung von C auf A oder B irgend ein Unterschied war. Ungeachtet sich Luft in dem einem Zwischenräume, und Kupfer in dem andern befand, war doch die Wirkung auf beide Spira- len genau gleich, wie wenn Luft beide Zwischenräume eingenommen hätte. Trotz der Leichtigkeit, mit welcher ach indocirte Ströme in der dicken Kupferplatte zu bilden vemiögen, hatte also doch die mittlere Spirale C genau so auf die ftoÜBere gewirkt, wie wenn kein Leiter, wie Knpfer, vorhanden gewesen wttre.

1722. Jetzt ward die Kupferplatte durch eine Schwe« feiplatte von 0,9 Zoll Dicke ersetzt; allein das Resultat war dasselbe, keine Wirkung auf das Galvanometer.

1723. Es scheint demnach, dafs, wenn ein Vol^

S70

ta 'scher Strooi^ 10 einem Draht, seineWertheäeiide Wnw hang ausfibt, um, je nachdem er anfitogt oder aoOiM, in einem benachbarten Draht einen entgegengesetzt oder gleich gerichteten Strom hervorzurufen, es nicht den ge- ringsten Unterschied macht, ob der Zwischenraum von isolirendeii Körpern, wie Luft, Schwefel oder Schelkck, oder von leitenden Körpern, wie Kupfer und andere nickt magnetische Metalle, eingenommen ist.

1724. Einen entsprechenden Effect erhielt ich mit denselben Kräften, wenn sie in einem Magnet residirco. Eine einzelne flache Spirale (1718) wurde verbunden mit einem Galvanometer, und ein Magnetpol ihr nahe gesteilL Wenn dann die Magnetnadel zu und von der Spinde^ oder diese zu und von dem Magnet bewegt wurde, enf^ standen Ströme, die durch das Galvanometer angezeigt worden.

1725. Die dicke Kopferplatte (1721) wurde mm zwischen den Magnetpol und die Spirale eingeschoben; dessenungeachtet ergaben sich, als ersterer hin und her bewegt wurde, genau dieselben Effecte in Richtung und Betrag, wie wenn das Kupfer nicht vorhanden gewesen wären. Auch bei Einschicbung einer Schwefelplatte konnte nicht der geringste Einflufs auf die durch Bewegung des Mag- neten oder der Spirale erregten Ströme bemerkt werdoi-

1726. Diese Resultate, nebst vielen andern, die icb zu beschreiben nicht ffir nützlich halte, wtlrden zu dte Schlufs ffihren, da(s (zu urtheilen nach dem Betrag der Wirkung, die durch die Querkräfte, d. h. magnetischen Kräfte des Stroms, in die Feme ausgefibt wurden) die zwischenliegende Substanz und folglich die zwischenlie. genden Theilchen nichts mit den Erscheinungen zu thm haben; oder in andern Worten, dafs, obwohl die Ve^ theilongskraft der statischen Elektricität, vermöge der "Wir- kung intermediärer Theilchen (1164. 1166), in die Feine geführt wird, doch die transversale Yertheilungskrafi der Ströme^ ^irelche auch in die Feme wirken kann, nidit sof

271

solche Weise darch intermedillre Theilehen fortgep6aiiit (transmitted) wird.

1727. Es ist jedoch sehr einleochtendy dafs dieser Schlufs nicht als bewiesen angesehen werden kann. So w'men wir, dafs wenn Kupfer sich zwischen dem Ma* gnetpole und der Spirale (1715. 1719. 1725), oderzwi- scbeo den zwei Spiralen (1721) befindet, seine Theilehen affidrt werden, und dafs sich, durch geeignete Vorrich- tongen, deren eigenthfimlicher Zustand durch Herrorbrin- goog elelLtrischer oder magnetischer Effecte sehr sicht- bar machen ISÜBt. Es scheint unmöglich, diese Wirkung aaf die Theilehen der zwischenliegenden Substanz fQr un- abhängig zu halten von der, welche die vertheilende Spi- rale C oder der Tertheilende Magnet auf die vcrtheilte Spirale A oder den Tertbeilten Eisenkern ausUbt (1715. 1721); denn da der Tertheilte Körper gleich stark von dem Tertheilenden Körper ergriffen wird, diese zwischen- liegenden und ergriffenen Theilehen mögen da seyn oder nicht (1723. 1725), so würde eine solche Voraussetzung mit sich bringen, dafs die so ergriffenen Theilehen keine Rückwirkung auf die ursprünglich Tertheilenden KrAfte bStten. Vernünftiger scheint es mir daher anzunehmen, dafs diese ergriffenen Theilehen die Wirkung von dem ▼erlheilenden Körper zu dem vertheilten unterhalten (</- ßcierU in coniinuing the action onwards from the indtu> tric io the inducteous body)^ und gerade durch diese Hittheilung bewirken, daCs an dem letzteren keine Ver- tbeilnngskraft verloren geht.

1728. Allein dann möchte ich fragen: wie verhal- ten sich die Theilehen isolirender Körper, wie Luft, Scbwefeli Schellack, wenn sie in die Linie der magneti- schen Wirkung kommen? Die Antwort hierauf ist für jetzt nur reine MuthmaÜBung. Ich habe lange gedacht» daÜB es bei solohen Körpern einen eigenthümlichen Zu- stand geben müsse, der dem, welcher Ströme in Metal- len und anderen Leitern erregt (26. 53. 191. 201. 213)

n

272

«iCspreche, ond da jene KOrper bolatoren riod, dab es ein SpannuDgszusland sejn müsse. Ich babe mich be- müht einen solchen Zustand sichtbar zu machen, indem ich nichtleitende Körper neben Magnetpolen, oder diese neben jenen, rotiren, öder kraftvolle elektrische Ströme neben oder ringsum Isolatoren in verschiedener Richtong plötzlich entstehen oder aufhören lieb, indefs ohne Er- folg. Da jedoch ein solcher Zustand» wegen geringer Intensität der zu seiner Hervorrufong gebrauchten Ströme, von autBerordentlich geringer Intensität sejn mufste, so möchte er dennoch wohl vorhanden sejn, und noch von einem geschickteren Experimentator entdeckt werden, wi^ wohl ich ihn nicht wahrnehmbar machen konnte«

1729. Ich halte es daher fQr möglich und selbst I&r wahrscheinlicfa, dafs die magnetische Wirkung durch Ver- mittlung dazwischenliegender Theilchen in die Feme fort* gepflanzt werde, in einer analogen Weise, wie es mit den Vertbeilungskrfiflen der statischen ElektricitSt ge- schieht (1677); und dafs, wfthrenddefs die dazwischen- liegenden Theilchen mehr oder weniger einen besonderen Zustand annehmen, welchen ich (obwohl mit einer selir unvollkommenen Idee) mehrmals durch den Ausdruck: elektro - tonischen Zustand bezeichnet habe (60. 242. 1114. 1661). Hoffentlich wird man diefs nicht zo ver- stehen, als hegte ich die feste (settted) Meinung, daCi dem so sey. In der That habe ich vielmehr das Gegen- theil bewiesen, nämlich: dafs die magnetischen Krifie ganz unabhängig sind von der zwischen dem ▼ertheilen- den und dem vertheilten Körper befindlichen Sobstam, allein ich kann die Schwierigkeit nicht fibergehen, die Körper, wie Kupfer, Silber, Blei, Kohle und selbst wis* serige Lösungen (20L 213) darbieten, welche, obwohl man weifs, dafs sie, zwischen den aufeinander wirkenden Körpern befindlich, einen besonderen Zustand annehmen (1727), dennoch das Endresultat nicht mehr stören ab

di^

273

diejenigeDy bei denen man einen solchen eigenthümlichen ZnsCaod bis jetzt nicht entdeckt hat

1730. Noch mufs ich eine für diese ganze Unter« sacbnng wichtige Bemerkung machen. Obwohl ich glaube^ dals das von mir angewandte und beschriebene Galva- nometer (1711. 1720) völlig hinreicht zu zeigen, dafs der Eodbetrag der Wirkung auf jedes der beiden Drahtge^ winde oder jeden der beiden Eisenkerne A und B (1713. 1719) gleich ist, so mag doch ein Unterschied in der Wirkung vorhanden seyn, den dasselbe nicht anzeigt. Da Zeit als ein Element in diese Wirkungen eingeht (125) ^), so ist es sehr möglich, dafs die verlheilenden Wirkungen auf di,e Gewinde oder Kerne A und J?, ob- wohl sie gleichen Betrag erlangen , es mögen Luft und Kopfer, oder Luft und Schelllack als Zwischenmittel ein- ander entgegengestellt seyn, doch nicht in gleicher Zeit zu Stande kommen, und diesem Unterschied nur nicht sichtbar wird, weil beide Effecte in einer gegen die Schwin- gongsdauer der Nadel zu kurzer Zeit auf ihr Maximum fiteigen.

1731. Köpnte erwiesen werden, dafs die Seiten- oder Querkraft der elektrischen Ströme, oder, was mir dasselbe zu seyn scheint, die Magnetkraft derselben, un- abhängig von dazwischenliegenden angränzenden Theil- chen ist, dann scheint mir zwischen der Natur dieser bei- den Kräfte (1654. 1664. der elektrischen und der mag- netischen (-?.)) ^iQ höchst wichtiger Unterschied festge- stellt zu seyn. Ich meine nicht, daCs die Kräfte von ein- ander unabhängig sind und gesondert wirksam gemacht werden könnten, vielmehr sind sie vermuthlich wesent- lich verknüpft (1654); allein keineswegs folgt, daCs sie ▼on gleicher Natur sind. Bei der statischen Yertheilung, bei der Leitung und Elektrolysirung sind die an den ent- gegengesetzten Enden der Theilchen befindlichen Kräfte,

1) Ann. d€ dmm. 1833 7. U, p. 4ß2| 428. Pofgend. Ann. EifSnzungsbd. I. 18

274

welche mit den VertheilaDgsIinien zaiamiDenfallen und gewObDlich elektrische genannt werden, polar und wirken in Fällen von anliegenden Theilchen nur in unmerkliche Entfernungen; diejenigen dagegen, welche auf der Rich- tung dieser Linien transversal sind und magnetische f;e- nannt werden, sind circumferential und wirken in die Feme, wenn auch durch Vermittlung dazwischenliegen- der Theilchen, doch zur gewöhnlichen Materie mit Re- lationen, ganz unähnlich denen der mit ihnen verknflpf- ten elektrischen Krifle.

1732. Ueber die Einerleiheit oder Verschiedenheit bei- der Arten von Kräften zu entscheiden und deren wahre Beziehung zu einander festzusetzen» wQrde ungemein wich- tig seyn. Die Aufgabe scheint ganz im Bereich des £i- periments zu liegen, und würde dem, der sich an lie macht, eine reiche Belohnung versprechen.

1733. Ich habe schon die Hoffnung ausgesprocheDt einen Effect oder Zustand aufzufinden, der das für die statische Elektricität wäre, was die magnetische Kraft (iOr die strOmende ist (1658). Hätte ich zu meiner eignen Ueberzeugung beweisen können, dafs die magnetischen Kräfte durch Vermittlung dazwischen liegender Theilchen in die Feme wirken, in analoger Weise wie die elektri- schen Kräfte, so würde ich geglaubt haben, dafs die Sei- tenspannung der Linien der Vertheilungskraft (1659) oder der so oft angedeutete elektro- tonische Zustand (1661. 1662) der erwähnte Zustand der statischen Elektrici- tät sey.

1734. Man kann sagen, dafs der Zustand keiner Seitenmirkung für die statische oder inductive Kraft das Aequivalent des Magnetismus für die strOmende Kraft sey, kann es aber' nur nach der Ansicht, dafs magneti- sehe und elektrische Wirkung in ihrer Natur wesentlich verschieden seyen (1664). Sind sie dieselbe Kraft, so würde der ganze Untersdiied eine Folge des Unterschie- des der Richtung seyn, und dann der normale oder un-

275

aii(VickeUe Znsland der elektrischen Kraft dem Zustand keiner Seüenmrkmg des magnetischen Znstands der Kraft {staie of no lateral acticn of the magnetic staie) ent- sprechen; der elektrische Strom wtirde den gewöhnlich Magnetismns genannten Seitenwirkungen entspredien; al- lein der Zustand der statischen Vertheilung, welcher zwi- schen dem Normalzustand und dem Strom liegt, wird noch einen entsprechenden, eigenthtlmliche Ersdieinungen darbietenden Seitenzustand in der magnetischen Reihe er- fordern; denn es läfst sich schwerlich voraussetzen, da(s beide, der normal elektrische und der inductive oder po- larisirt elektrische Zustand, die nämliche Seitenbeziehung baben können. Ist Magnetismus eine gesonderte und hö- here Relation der entwickelten Kräfte, dann wtirde das Argument, das zu diesem dritten Zustand der Kraft nö- thigt, yiellcicht nicht so stark seyn.

1735. Ich kann diese allgemeinen Bemerkungen über die Beziehung zwischen elektrischen und magnetischen Kräften nicht schliefsen, ohne noch mein Erstaunen Über die mit der Kupferplatte erhaltenen Resultate (1721. 1725) auszudrücken. Die Versuche mit den flachen Spiralen stellen einen der einfachsten Fälle Ton Yertheilung elek- trischer Ströme dar (1720), indem bekanntlich im Au- genblick, da in einem Draht ein elektrischer Strom her- vorgerufen oder vernichtet wird, in einem benachbarten Draht ein kurzer Strom von entgegengesetzter oder gleicher Richtung entsteht (26). Demnach erscheint es sehr un- gewöhnlich, dafs der Strom, welcher in der Spirale A indttdrt wird, wenn nur Luft zwischen A und C befind- lich ist (1720), eben so stark sey wie im Fall, wo die Luft durch eine groCse Masse von dem so yortreCfüch leitenden Kupfer ersetzt ist (1721). Man hätte glauben sollen, diese Masse würde die Bildung und Entladung ▼on fast jedweder Menge von Strömen, welche die Spi- rale C zu indttdren vermochte, gestattet, und dadurch den Effect auf ^ in gewissem Grade ▼ermindert, wenn

18»

276

nicht ganz verbindert haben, atatt dafa nicht die geringste Venninderung oder Aendening in dem Effect auf A sicht- bar war, ungeachtet nicht zu bezweifeln stand, daüs niditim Moment eine Unendlichkeit von SlrOmen in der Kupfer- platte gebildet wurden. Fast der einzige Weg diesen Effect mit allgemein bekannten Tbatsachen zu Tereinba- ren, sdieint mir der zu seyn, dafs man annehme, die mag- netische Wirkung werde durch Yermitllung dazwischen- liegender Tbeilchen mitgelheilt (commwiicated) (1729. 1733).

1736. Dieser sehr merkwürdige Zustand der Dinge stimmt vollkommen mit dem bei Drahtgewinden Beobach- teten überein, wo fünf bis sechs Lagen von Drabtwindan- gen übereinander liegen, ohne dafs die Wirkung auf die HufiBeren Lagen durch die auf die inneren geschwächt wird.

§. 22. Notiz über Elektricitäts-Erregung.

1737. Dafs die verschiedenen Arten der Elektrici* tat -Erregung dereinst nnter ein gemeinschaftliches Gesetx werden gebracht werden, ist wohl kaum zu bezweifeln, obwohl wir für jetzt genöthigt sind Unterscheidungen zo Aachen. Es wird schon viel gewonnen sejn, wenn diese Unterscheidungen, wenn auch nicht gehoben, doch verstan- den werden.

1738. Die auffallende Beziehung zwischen elektri- schen und chemischen Kräften macht die chemische Er- regungsweise zu der lehrreichsten von allen, und der Fall von zwei isolirten, sich verbindenden Tbeilchen ist wahr- scheinlich der einfachste, den wir besitzen. Hier ist je- doch die Wirkung örtlich, und es mangelt uns noch ein Prüfmittel auf ElektricitSt, was auf ihr anwendbar wSre^ auf Fälle von strOmender ElektricitSt und auf die von statischer Induction. Wenn wir, vermöge des vorherigen Verbindungszustands {pre^ously combined condition) ei- niger der wirkenden Theilchen (923) im Stande sind, wie in der Volta 'sehen Sftnie, die Ortlidie Wirkung in einen

277

Strom ausznbreiteD oder zu verwandeln» dann kann die chemische Wirkung durch ihre Variationen bin verfolgt werden y Ins zur Erzeugung alter Erscheinungen der Span- ODDg und des statischen Zustands, welche in jeder Hin- sicht dieselben sind, wie wenn die elektrischen Kräfte, welche sie erzeugten, durch Reibung entwickelt worden wären.

1739. Berzelius war, glaube ich, der erste, der Yon der Fähigkeit gewisser Theilchen, in Gegenwart an- derer entgegengesetzte Zustände anzunehmen, gesprochen hat (959). Hypothetisch läfst sich annehmen, dafs diese Zustände an Intensität zunehmen durch vergröCserte Nähe, durch Wärme u* s. w., bis bei einem gewissen Punkt eine Verbindung erfolgt, begleitet von solcher Anordnung der Kräfte der beiden Theilchen zwischen denselben als einer Entladung aequivalent ist^ wobei zugleich ein Theil- chen gebildet wird, welches als Ganzes ein Leiter ist (1700).

1740. Diese Fähigkeit, einen erregten elektrischen Zustand (der wahrscheinlich in denen, die nicht leitende Substanz bilden, polar ist), anzunehmen, scheint eine primäre Thatsache zu seyn, und zur Natur der Yerthei- luDg zu gehören (1162), denn die Theilchen scheinen nicht im Stande zu seyn, diesen besonderen Zustand un- abhängig von einander (1177), oder von Materie, im ent- gegengesetzten Zustand zu bewahren. Was bei den Theil- chen der Materie bestimmt {definite) zu seyn scheint, ist : dab Sie in Bezug auf einander einen besonderen Zustand, den positiven oder negativen, aber nicht unterschiedslos den einen oder andern, annehmen, und auch Kraft bis zu einem gewissen Betrage erlangen.

1741. Es ist leicht begreiflich, dafs dieselbe Kraft, welche örtliche Wirkung zwischen zwei freien Theilchen verursacht, auch einen Strom erzeugen werde, sobald eins der Theilchen zuvor in Verbindung war, Bestandtheil eines Elektrolyten ausmachte (923^ 1738). Ein Zink- und

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ein Sauerstöfftbeilchen z. B., die oeben einander liegen, üben ihre Yertheilangskrfifte auf einander aus (1740) und diese steigern sich zuletzt bis zum Verbindungspunkt. Wenn der Sauerstoff zuvor mit Wasserstoff Teriiunden ist, wird er in dieser Verbindung durch eine ähnliche Aeufserung und Anordnung von Kräften gehaltent und da die Kräfte des Sauerstoffs und Wasserstoffs während der Verbindung gegenseitig beschäftigt und verknöpft {re- lated) sind, so kann, wenn die höhere Verwandtschaft zwischen den Kräften des Sauerstoffs und des Zinks ins Spiel tritt, die vertheilende Wirkung des ersteren oder des Sauerstoffs auf das Metali nicht auftreten und wach- sen, ohne dafs nicht seine vertheilende Wirkung auf den mit ihm verbundenen Wasserstoff abnimmt (denn dier Kraftbetrag eines Theilchens ist als bestimmt ange8ehen> und der letztere mnfs daher seine Kraft auf den Sauer- stoff des nächsten Wassertheilchens richten. So läfst sich der Effect ansehen, als in merkliche Entfernungen aus- gedehnt und in den Zustand statischer Vertheilung ver- setzt, welcher, indem er entladen und dann durch die ^Wirkung anderer Theile gehoben wird, Ströme erzengt. 1742. Bei der gewöhnlichen Volta'schen Batterie wird der Strom veranlafst durch das Bestreben des Zinks, den Sauerstoff des Wassers vom Wasserstoff aufzuneh- men, und der wirksame Vorgang (effedwe action) findet statt, wo der Sauerstoff den vorhandenen Elektrolyten verläfst. Allein Schönbein hat eine Batterie aufgebaut, in welcher der wirksame Vorgang an dem andern Ende des wesentlichen Theils der Vorrichtung stattfindet, näm- lich, wo Sauerstoff zu dem Elektrolyten geht. Der erste Fall kann betrachtet werden als einer, wo der Strom durch die Absonderung des Sauerstoffs vom Wasserstoff in Bewegung gesetzt wird; der zweite dagegen, wo es durch Absonderung des Wasserstoffs vom Sauerstoff ge- schieht. Die Richtung des elektrisdien Stroms ist in bei* den Fällen dieselbe, wenn de auf die Richtung, in der

279

steh die elementaren Theilcben des Elektrolyten bewe- gen (923. 962) bezogen wird, und beide stioinien gleich Qberein mit der eben beschriebenen hypothetischen An- sicht von der vertheilenden Wirkung der Theilchen (1740).

1743. Bei solcher Ansicht von der Erregung des Voltaismus kann die Wirkung der Theilchen in zwei Theile zerföUt werden, in die, welche stattfindet, während die Kraft in einem Sauerstofflheilchen sich steigert gegen ein auf ihn wirkendes Zinktheildien, und abnimmt gegen eio mit ihm verbundenes Wasserstofftbeilchen (diefs ist die progressive Periode der inductiven Action), und in die, welche stattfindet, wenn der Wechsel der Vereini- gung stattfindet, das Sauerstofftheilcben den Wasserstoff verläbt und sich mit dem Zink verbindet. Der erste Theil scheint ^den Strom zu erzeugen, oder, wenn kein Strom da ist, den Spannungszustand an den Enden der Batterie hervorzurufen; während der letztere, indem er zur Zeit den Einflufs der wirksam gewesenen Theilchen beendet, andern erlaubt ins Spiel zu treten, und so den Strom uoterhSlt.

1744. Höchst wahrscheinlich ist die Erregung durch Reibung sehr oft von gleichem Charakter. Wollaston bemühte sich, diese Erregung auf chemische Wirkung zu- röckzufOhren ^); wenn aber unter chemischer Action die endliche Vereinigung der wirkenden Theilchen verstanden vrird, so giebt es Fälle in Menge, die dieser Ansicht wi- dersprechen. Davy erwähnt einiger solcher, und ich mei- nerseits finde keine Schwierigkeit darin, andere Arten von Elektricitäts-jBrregung als die chemische Aclion an- zunehmen, besonders wenn unter, dieser die endliche Ver- bindung der Theilchen gemeint ist.

1745. Davy wiefs experimentell die entgegengesetz- ten Zustände nach, welche zwei Theilchen von entgegen«' gesetztem chemischen Charakter: anuchmen können, wenn man sie dicht aneinander bringt» ohne eine Visrbindung

1) Phiiosoph. Traruaci, 1801 /»/427.

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derselben za gestatten^). Diefs glaube ich, ist der erste Theil der schon beschriebenen Wirkung (1743); allein, meiner Meinung nach, kann dadurch kein anhaltender Strom entstehen, so lange keine Verbindung stattfindet, und es damit anderen Theilchen erlaubt ist, folgweise in derselben Art zu wirken, und selbst dann nicht, wenn nicht die eine Reihe der Theilchen als Element eines Elektrolyten vorhanden ist (923. 963); d.h. bloCserin- higer Contact, ohne chemische Action, erzeugt in solchen Fällen keinen Strom.

1746. Dennoch scheint es möglich, daCs eine solche Relation eine hohe Ladung bewirken und damit zur Elek- tricitfits - Erregung durch Reibung Anlafs geben kOone. Wenn zwei Körper aneinander gerieben werden, um auf gewöhnliche Weise Elektricität zu erzeugen, so mufs der eine wenigstens ein Isolator sejn. Während des Reibens mfissen die Theilchen entgegengesetzter Art mehr oder weniger dicht zusammengebracht werden, und die weni- gen, welche unter den günstigsten Umständen sind, in solchem innigen Contact seyn, dafs sie nur wenig von demjenigen entfernt sind, der die Folge chemischer Ver- bindung ist. In solchen Momenten mögen sie durch ihre gegenseitige Yertheilung (1740) und theilweise Entladung auf einander sehr erhöhte entgegengesetzte Zustände er- langen, und, wenn sie, im Fortgang des Reibens, einen Augenblick hernach, aus ihrer gegenseitigen Nachbarschaft gerissen werden, werden sie, wenn sie beide Isolatoren sind, diesen Zustand behalten,' und ihn nach ihrer toU- ständigen Trennung zeigen.

1747« Alle Umstände bei der Reibung scheinen mir ffir eine solche Ansicht zu sprechen. Die Unregelmä&ig- keiten der Gestalt nttd des Drucks werden veranlassen, dab die Theildien det beiden reibenden Flächen sehr verschiedene Abstände :nron einander haben, und nur ei- nige wenige werden auf einmal in jen&e innigen Relation

1) PIul Trmuaet. 1807 p. 34.

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sejOy die wahrecbeinlich zur Enfwieklang der Kräfte nö- thig ist; femer werden diejenigen , welche zu einer Zeit am nächsten sind, zu einer andern am fernsten seyn, an- dere werden die nächsten werden , und so werden bei fortdauernder Reibung Tiele nach einander erregt werden. Endlich scheint mir die seitliche Richtung der Trennung beim Reiben am geeignetsten um viele Paare von Theil- chen, erstens sSmmtlich in die innige Nähe zu bringen, welche zur Annahme entgegengesetzter Zustände durch wechselseitige Einwirkung nothwendig ist, und darauf aus ihrem gegenseitigen Einfluls zu entfernen, während sie jenen Zustand bebalten.

1748. Es würde leicht seyn, nach derselben Ansicht zu erklären y wie, wenn einer der reibenden KOrper ein Leiter ist, z. B. das Amalgam einer Elektrisirmaschiney der Zustand des andern (als Masse) beim Austritt aus der Reibung erhobt wird; allein es würde thöricht seyn, in solche Speculation weit einzugehen, bevor das schon Aasgesprochene durch passende experimentelle Beweise nnlerstfitzt oder berichtigt worden ist. Ich wünsche nicht, dafs man meine, ich halte alle Elektriciläts-Erregung durch Reibung für dieser Art; im Gegentheil lassen gewisse Yer- sache mich glauben, dafs in vielen Fällen, und vielleicht in allen, Effecte thermo- elektrischer Natur zu dem End« resultat (uilimaie end) führen; und sehr wahrscheinlich sind zu gleicher Zeit noch andere, bis jetzt nicht unter« sciüedene Ursachen der Elektricitäts-Störung wirksam.

282

TV. Ueber elektro - dynamische Induction;

i?on J. Henry,

Prof. der Pfajsik am College za New- Jersey, Prineeton.

O^^^g^lli^lt ▼om Gbn. Verfasser aas den Transact. of the American Philosoph* Society F'oi, VI, Vorliegende Abhandlung, die hier mit einigen Abkürzungen wiedergegeben wird, ist die dritte einer Bake von Untersiichnngen unter dem allgemeineren Titel: Beiträge aar EMi- tricitüt und cum Magnetismus.)

Einleitung.

Vj'xt za diesen Versnchen angewandten Apparate be- standen haaptsSchlich ans mehren flachen Gewinden von Kuprerband (Kupferslreifen) und mehren Rollen Kupfer- draht. Kfirze halber sollen erstere: Gemnde {coils), leti- tere: Rollen {helix) heifsen.

Das Gewinde No. 1 enthielt einen Kapferstreifen von 93 Fufs Länge und \\ Zoll Breite, 13 Pfund schwer und mit einem doppelten Ueberzug von Seide bekleidet. Gewöhnlich bildete es eine flache Spirale von 16 Zoll Durchmesser, wie Taf.^IV Fig« 6, zuweilen aber einen Ring von gröfserem Durchmesser, wie Taf. IV Fig. 9 zeigt. Das Gewinde No. 2, aus einem eben so brei- ten, aber nur 60 Fufs langen Kupferstreifen bestehend, hatte eine Ringgestalt, und konnte in seine Oeffnung die Drahtrolle No. 1 aufnehmen. Die Gewinde No. 2, 3, 4, 5, 6 u. s. w. waren sämmtlich aus einem etwa 60 Fufs langen Kupferstreifen gebildet, der zwar so dick wie die erslon, aber nur halb so breit war.

Die Drahtrolle No. 1 bestand aus 1660 Ellen {Yards) Kupferdraht von ^V ^^^ Durchmesser, No. 2 aus 990 El- len, und No. 3 aus 350 Ellen desselben Drahts. Diese Rollen hatten solche Weiten, daüs sie, wie aus Taf. IV Fig. 7 zu ersehen» in einander gesteckt, und entweder

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zn eioer einzigen Rolle von 3000 Ellen, oder zu sieben Bollen von verschiedener L&nge mif einander verknüpft werden konnten« Der Draht ist mit in Wachs getränk- ter BanmwoIIe tlbersponnen und )ede Lage von Win- daDgen durch eine Bekleidung von Seide getrennt. Die Rolle No. 4 {a in Fig. 9) bestand aus 546 Eflen Draht von /^ Zoll Durchmesser, dessen Windungen dnrdi einen Harzkitt isolirt waren. Die Bolle No. 5 endlich war gebildet aus 1500 Ellen Obersilberten Kupferdrahts Von ^ Zoll Durchmesser» besponnen mit Baumwolle und von der Form wie No. 4.

Anfserdem war noch ein Kopferdraht von fQnf engl. Meilen Länge und ^ Zoll Dicke auf einen kleinen Ei- seostab gewunden , und bildete so einen soliden Cylin- der von 18 Zoll Länge und 13 Zoll Durchmesser.

Zur Bestimmung der Richtung der inducirten Ströme diente gewöhnlich ein schraubenförmiger Draht (Magne- (isiningsspirale) von etwa dreifsig Umgängen, so eng um eben eine Nähnadel aufzunehmen.

Ein kleines Hufeisen, dessen oft erwähnt werden wird, bestand aus einem Stöcke weichen Eisens von etwa 3 Zoll Länge und | Zoll Dicke, und jeder seiner Schen- kel war umwickelt mit fünf Fufs Kupferdraht. Diese LSnge ward so klein genommen, damit nur ein Strom von beträchtlicher Stärke (Quantüy) das Eisen magne- tisch machen und dadurch angezeigt werden konnte.

Die gewöhnlich angewandte Batterie (Taf. IV Fig. 6)» bestand aus drei concentriscben Kupfercylindem mit zwei Zinkcylindern dazwischen. Sie hielt 8 Zoll in Höhe und 5 Zoll in Durchmesser, und die ZinkQäche betrug, beide Seiten gerechnet, 1| Quadratfufs. Zuweilen wurde eine gröfsere und schwach geladene Batterie angewandt; alle weiterhin beschriebenen Versuche, ausgenommen die mit dem Cruickshank 'sehen Troge, lassen sich iudefs mit einer oder zwei einfachen Batterien der eben beschrie- benen Gröfse erhalten, besonders wenn sie stark geladen

284

sind. Die Art, die Kette mittelst einer Raspel za anter- breclfen, ist in b Fig. 6 Taf. IV abgebildet.

I. Umst&nde« die bei der Induction eines Stromes auf sieb

selbst von Einflufs sind.

Mit einer thermo- elektrischen Säule, oder einer da- fachen, schwach geladenen Volta'schen Kette giebt das Gewinde No. 1 (beim Oeffnen der Kette JP.) die glän- zendsten Funken (deßagraiions)^ und das lauteste Ge- räusch (snaps) aus einer Quecksilberfläche. Die Schläge sind dabei aber sehr schwach, können nur in den Fin* gern oder auf der Zunge verspürt werden. Ein kurzes Gewinde giebt, obwohl Funken, sogar keine Schläge.

Wenn bei derselben Batterie die Länge des Schlic- fsungsbogens vergröfsert wird, nehmen die Funken ab, während die Schläge an Stärke zunehmen. Mit fönf Ge- winden, zusammen 300 Fufs lang, und der kleinen Bat^ terie, Taf. IV Fig. 6, sind die Funken kleiner als mit Gewinde No. 1, die Schläge aber kräftiger.

Es giebt indefs in der Verstärkung der Schläge eine Gränze. Eine Rolle Kupferdraht von ^ Zoll Durchmes- ser wurde successiv durch Zusätze von 32 FuCs langen Stücken verlängert. Nach den beiden ersten Zusätzen, also einer Verlängerung von 64 Fufs, fing der Glanz der Fun- ken an abzunehmen, allein die Schläge nahmen an Stärke zu bis zu einer Drahtlänge von 575 Fufs, wo auch sie begannen schwächer zu werden. Diefs war also das Maxi- mnm bei einer einfachen Kette und einem Draht von an- gegebener Dicke.

Bei erhöhter Intensität der Batterie ward die WirkoDg des kurzen Gewindes schwächer. Mit einem Cruick- shank' sehen Trog von 60 vierzöUigen Platten konnte, wenn diefs Gewinde in der Kette war, kaum irgend ein besonderer Effect* bemerkt werden. Verlängerte man in- defs das Gewinde im Verhältnifs zur Intensität der Bat- terie, so kam der indoctive Einflufe zum Vorsdiein.

2S5

Ab der Strom tod 10 Platten des erwähnten Troges durch den 5 engl. Meilen langen Draht geleitet ward, waren die Schlage so stark, dafs man sie nieht zu er- fragen vet-niochte. Ein kleiner Trog von 25 einzölligen Plauen, welcher für sich nnr einen sehr schwachen Schlag geben wflrde, gab mit der Drahtrolle JNo. 1, beim Oe(f- oeo, einen sehr starken. Auch beim Sehliefsen gab diese Vorrichtung einen Schlag, doch, im Vergleich zu dem beim Oeffnen, einen sehr schwachen. Der Funke ist)e* doch bei dem langen Draht und der grotsen Batterie nicht 80 gISnzend, wie bei der einfachen Kette und dem kur- zen Gewinde.

Erhält man den Schlag aus einem langen Draht, wie im letzten Versuch, so kann die Gröfse der Platten in der Batterie sehr Terringert werden, ohne dafs eine ent' sprechende Schwächung des Schlages erfolgt. Als aus sechs Stücken Kupferdraht (copper bell tpire) Ton 1^ Zoll Länge und eben so vielen ZinkstUcken von gleicher Gröfse eine Batterie gebildet, und deren Strom, durch den fünf eDgl. Meilen langen Draht geleitet wurde, ging der Schlag (beim Oeffnen) auf i einmal durch die vereinigten Hände von sechs und zwanzig Personen!

Mit demselben langen Draht und der zuvor ange- wandten einfachen Batterie war kein Schlag, oder höch- stens ein sehr schwacher zu erhalten; dagegen wirkte der Strom auf das Galvanometer.

Die Form der Windungen des Inductions- Apparats bat einen bedeutenden Einflnfs auf die Stärke der Wir- kung. Farad a 7 gebrauchte bei seinen Versuchen einen cylindrisch aufgerollten dicken Kupferdraht mit einem Kern von weichem Eisen; diese Vorrichtung giebt zu magne- tifichen Einwirkungen den stärksten Effect; zu einfachen galvanischen Indoclionen sind indefs die hier gebrauchten Bandgewindc und Drahtrollen am wirksamsten; die Win* doDgen liegen dabei näher und Oben deshalb einen grd-

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beren Eioflub auf einander ans« In einigen Fällen iit die Bingibrni (Taf. IV Fig. 9) die wirksamste.

Immer müssen indeCs die Windungen gut isoUrt seyo, denn wiewohl beim Magnetisiren von weichem Eisen und analogen Versuchen die Berührung zweier Windungen keioe grofse Schwächung in der Wirkung nach sich zieht, so ist doch, wie man weiterhin sehen wird, bei dem io- ducirlen Strom eine einzige Berührung zweier Windun- gen hinreichend den ganzen Effect aufzuheben.

Zu bemerken ist noch, dafs hier alle Versuche mit Bandgewinden und Drahtrollen, wenn es nicht eigends erwähnt wird, ohne Hülfe von weichem Eisen angestellt wurden, weil mit derselben die Resultate verwickelt werden.

II. Bedingungen cor Erregung «ecundarer Ströme.

Die kräftige Wirkung eines flachen Kupferband-Ge- windes zur Henrorrufung der Induction eines Stroms auf sich selbst, liefs vermuthen, dafs es auch für das Sta- dium der Erscheinungen der secundären galvanischen Ströme das geeignetste Mittel seyn werde.

Zu dem Ende wurde durch das Gewinde No. 1 der Strom der kleinen Batterie (Fig. 6) geleilet, und auf dieses, durch eine Glasplatte isolirt, das Gewinde No. 2 gelegt So oft No. 1 geöffnet ward, gab No. 2 einen kräftigen secundären Strom. Dasselbe geschah, als das Gewinde No. 2 durch die Rolle No. 1 ersetzt war, wie Taf. IV Fig. 8 zeigt, worin a und b Gewinde und Rolle, so wie c und d die zum Empfange des Schlages dienenden Hand- haben bezeichnen.

Wurden die Enden des secundären Gewindes zu- sammengerieben und dann getrennt, erschien ein Funke; wurden sie mit der Magnetisirungsspirale verbunden, zeigte sich eine in diese eingeschlossene Nadel stark magnetisch; worden sie mit dem Draht des Hufeisens verknüpft, so ward dieses magnetisch ; und wurden sie mit einem Wai-

287

«

8eizer6etziiog8*Apparate in Y erbindimg gesefzt, so

ao beiden Polen Gas. Der Schlag von diesem Gewinde

war indels sehr schwach, kaum oberhalb der Finger

fOUbar.

Nun wurde, w&breod das Gewinde No. 1 beibehal* (en blieb, statt des Gewindes No. 2, ein längeres durch Vereinigung tou No. 3, 4 und 5 angewandt. Nun war, beim Reiben und Trennen der Enden, der Funke nicht mehr so glänzend, die Magnetisirungskraft war schwacher, die Zersetzung nahe dieselbe, allein die Schläge waren krilftiger.

Nun ersetzte man das Gewinde No. 1 durch einen aos den Rollen No. 1 und 2 zusammengesetzten Draht TOD 2650 Ellen Länge ^ ). Nach dieser Aenderung wa- ren die magnetisirenden Effecte des Apparats verschwun* den, die Funken waren kleiner, die Zersetzung geringer, allein die Schläge fast zu stark, um sie ungestraft zu em- pfangen, ausgenommen durch die Finger Einer Hand. Ein Kreis von 56 Studenten empfing bei einem einzigen Oeffnen des Batterie -Stromes, auf einmal einen Schlag» wie aus einer schwach geladenen Leidner Flasche. (Der indutirte Strom war hier also von kleiner Quanti- tät, aber groCser Intensität, sagt der Verfasser).

Der folgende Versuch ist wichtig, weil er die That- tache feststellt, dafs in der Verstärkung des Schlages, so wie der Zersetzungskraft, eine Gränze stattfindet. Auf das Gewinde No. 2 legte man die Rolle No. 5, bestehend »18 Draht von nur ^ Zoll im Durchmesser, und etwa 700 Ellen Länge. Bei dieser Drahtlänge konnte weder Hagnetismus noch Zersetzung erhalten werden, allein man

1) Der Verfauer sagt hiebet, daf Gewidit der beiden Tcreiiugteii Rol- len Drakt fcy dem des Bandg«winde« flekii fewescn, vnd daher hal- ten die Efiecie in derselben MetallmaMe in der Form einta langen ond eines karten Leiters mit einander verglichen werden können. Dagegen ist wohl sa bemerken, dafs die elektrischen Eflectc sich nicht nach der Masse des Metalls richten, sondern nach der LSnge, divi- dirt dnrch den Qoertchnkt. P.

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erbiell Funken von eigenthfimlich stechender Art, die indefs keine sonderliche Muskulär - Wirkung ausübten. Als darauf derselbe Draht von 1500 Ellen Länge genom- men ward, war der Schlag kaum in den Fingern zq spüren.

Als Gegenstück zu diesem letzten Versuch, wurde das Gewinde No. 1 zu einem Ring geformt, von solchen Innern Durchmesser, dals die grofse Rolle mit dem fünf engl. Meilen langen Draht hineingeschoben werden konnte. Jetzt waren die Schlfige so intensiv, dafs man sie, weoo man sie nur durch Daum und Zeigefinger leitete, bis in die Schulter fühlte. Funken und Zersetzungen wurden eben- falls erhalten und Nadeln magnetisch gemacht Der Draht dieser Rolle ist ^ Zoll dick; man sieht also, dab bd ▼ergrOfsertem Durchmesser auch die Länge mit erhöhtem Effect, sehr vergrölsert werden kann«

Die Thatsache, daCs der indudrte Strom, bei Ver- längerung des Drahts über eine gewisse Gränze, abnimmt, ist wichtig für die Construction der magneto-elektriscben Maschine, weil derselbe Effect auch bei der Indoction des Magnetismus stattfindet Dr. Goddard zu Philadel- phia, dem ich den Draht der Rolle No. 5 verdanke, Caod, dafs, wenn er seiner ganzen Länge nach, um das Eisen des temporären Magnets gewickelt wurde, keine Schläge zu erhalten waren. Der Draht der Maschine kann da- her, in Bezug auf seinen Durchmesser, eine solche Länge haben , dafs er wohl Schläge aber keine Zersetzung giebl^ und bei fernerer Verlängerung werden auch die Schläge abnehmen.

Die inductive Wirkung des Gewindes No. 1 bei den vorhergehenden Versuchen, ist genau dieselbe, wie die eines temporären Magneten bei einer magneto^lektrischen Ma- schine. Ein kurzer dicker Draht um den Anker giebt bekanntlich lebhafte Funken, ein langer dagegen Schlage.

Alle vorhergehenden Versuche wurden mit einer ein- fachen Volta'schen Kette gemacht; jetzt wurde statt de- ren

\:

2B9

reo ein Croickshank'scher Trog yon 60 Plattenpüa* ren genommen. Wenn der Strom dieses Trogs dorch- das Gewinde No. 1 geleitet wnrde» konnte mit allen zo^ ▼or gebranchten Grewinden oder Rollen kein oder nur ein sehr schwacher secnndärer Strom erhalten werden« Wenn aber die lange Rolle No. 1 statt des Gewindes No. 1 genommen ward, gaben alle eine kriftige Wirkung.

Zunächst wurden die Rollen No. 2 und 3 niit^ ein- ander vereint, und in die den Batteriestrom leitende Rolle No. 1 gesetzt. Hieroit wurde ein secundSrer Strom er-- halten^ der intensive Schlage gab, aber eine schwache Zersetzung und keinen Magnetismus in dem weichen Bofdsen. (Hier hatte also ein IntensttStsstrom der Batterie einen Intensiiatssfrom indndrt).

Nun wurden die beiden vereinigten Rollen No. 2 und 3 durch das Gewinde No. 3 ersetzt; sonst blieb al- les nngeändert. Jetzt gab der indudrte Strom keine SchlSge, wohl aber Funken und Magnetisiningen des Hafeisens. (Hier hatte also ein Intensitfttsstrom der Batterie einen. Qoantititsstrom inducirt, wfthrend, wie der VerEasser bemerkt, die vorhergehenden Versuche zeigen^ dals auch ein QuantitStsstrom einen Intensitätsstrom er- lengen kdnne).

in. Üeber die Indoction lecnndaref Ströme ans der F^rne.

Bei den Versuchen der beiden vorhergehenden- Ab* sebnilte war der Leiter, der die Indootion empfing, von dem, welcher den primSren dorchliels, nur durch die Dicke einer Glasscheibe getrennt. Da hiebei die VV^ir- kong sehr stark war, so führte diefs darauf den Abstand zwischen beiden zu vergrOfsern.

Zu dem Ende wurde das Gewinde No. 1 zu einem Bing von ungefähr zwei FuCs Durchmesser umgeformt ond die Rolle No. 4 gestellt, wie es a Fig. 9 Tai IV zeigt. Wenn die Rolle etwa 16 Zoll von der Mitte des Ringes entfernt war, konnten Sehläge in der Zunge ver-

Pogfcnd. Ann. ErgSnspncsbd. I. 19

»0

fipllit' werden, und diese nahmen bei Senkung der Rolle rasch- an Stärke zo, so dals sie» wenn diese in der Ebene des Ringes war, ganz schmerzhaft wurden. Noch stärker wurden sie, wenn man die Rolle aus der Mitte nach dem inneren Umfang wie bei c führte; brachte man sie dage- gen anfserhalb des Ringes, in Berührung mit dem äafsereo Umfang i, so waren die Schläge sehr schwach, und stelhe man sie innerhalb des Ringes mit ihrer Axe winkelrecht gegen die Axe des Ringes, so konnte nicht der gering^e Effect bem^kt werden.

Bei geringem Nachdenken wird es einleuchten, dab diese Vorrichtung nicht die günstigste ist zur Heryorbrin- gung der Induction, denn die eine Seite des Rings, z. B. bei r, sucht in der näheren Seite der Drahtrolle einen Strom von entgegengesetzter Richtung hervor zu bringen, wie in der entfernteren Seite. Der resultirende Effect ist daher nur der Unterschied dieser beiden Ströme, und dieser Unterschied kann nur klein seyn, weil die entge- gengesetzten Seiten der Drahtrolle beinahe gleichen Ab- stand von c haben. Der Unterschied in der Wirkung auf beiden Seiten der Rolle wächst, so wie diese dem Ringe näher gebracht wird, und erlangt sein Maximom, wenn Ring und Rolle zur inneren Berührung gekommen sind. Eine Drahtrolle von grOfsercm Durchmesser wird daher eide stärkere Wirkung geben.

Bei betbehaltenem Gewinde No. 1 wurde nun die kleine Drahtrolle vertauscht gegen die Rolle No. 1, wel- che 9 Zoll im Durchmesser hält. Die Wirkung in der Entfernung war bedeutend stärker. Als man das Ge- winde No« 3 dem Gewinde No. 1 hinzugefügt, und die Ströme zweier kleinen Batterien durch beide gesandt hatte, waren noch bei 36 Zoll Abstand zwischen der Ebene der Rolle und der der Gewinde deutliche Schläge in der 2kmge zu verspüren.

Noch mehr wurde die Wirkung in die Feme ver- stärkt, als der fünf engl. Meilen lange Draht zu einem

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BiDg ▼OB Tier Fu& Durchmesser umgeformt^ und neben einem anderen , aas den Bandgewinden No. 2, 4 gebildeten Ring gestellt wurde. Als man darauf durch dieb Gewinde den Strom einer einfachen Kette von 35 Quadratfufs Zinkfläcbe leitete, gab der Drahtring noch in 4 Fob Entfernung vom Gewinde Schläge in der Zunge. Bei gröfserer Annäherung dieses fiinges wurden die Schläge immer schmerzhafter, und bei einer Entfernung von 12 Zoll konnten sie nicht mehr durch den Körper gelassen werden.

Auch die Magnetisirungskraft war in der Ferne an- berordentlich grofs. Ein Cylinder von weichem^ Eisen, zwei Zoll dick und ein Fufs lang, in die Mitte des mit der Vol tauschen Kette verbundenen Ringes von Kupfer* streifen gestellt, ward stark magnetisch«

Die Induction aus der Feme liefert vielleicht eins der erstaunlichsten Experimente der y^Physique amüsante.^* Es besteht darin, dafs man die Induction durch die Schei- dewand zweier Zimmer gehen läfst. Zu dem Ende hängt man das Gewinde No. 1 in dem einen Zimmer an die Wand auf, während eine Person in dem andern Zimmer die Handhaben der Drahtrolle anfafst und sich dem Ort Bähert, dem gegenüber das Gewinde aufgehängt isL Die Schläge, die sie nun ohne sichtbhre Ursache empfängt, machen einen magischen Eindruck. Am besten gelingt der Versuch quer durch eine XhUr oder eine hölzerne Scheidewand.

Die Wirkung in die Ferne liefert das einfachste Mit- tel, die Stärke der Schläge bei medicinischen Anwendun- gea zu graduiren. Die Drahtrolle kann dann an Schnti- reo, die über eine Rolle hinweggehen, horizontal aufge- bSngt werden, um sie langsam auf die Ebene des Ge- windes herabzulassen, bis die Schläge die erforderliche Stärke haben.

Die energische Wirkung zwischen spiralförmigen Lei- tern gestattet auch die induclive Operation einer magneto-

19

292

elektrischen Masdiine mitfebt eines mlonferbrocfaeneii galvanischen Stromes nachzuahmen. Dazu braucht man nur zwei Gewinde so aufzustellen, dafs de die Pole ei- nes Hufeisenmagnets vorstellen, und zwei Drahtrollen ia paralleler Ebene vor ihnen rotiren zu lassen. Wenn man nun durdi jedes der Gewinde einen constanten Strom in entgegengesetzten Richtungen durchgehen läist, ist die Wirkung auf die rotirenden Drahtrollen dieselbe, wie die auf den Anker der magneto- elektrischen Maschine.

Hier ist noch eine merkwürdige und mit dem fol- genden Thdl der Untersuchung zusammenhangende That- Sache in Bezug auf die Rolle No. 4 anzufflhren. Diese Rolle besteht aus Kupferdraht, dessen Windungen dardi eine Bekleidung von Kitt {cement) getrennt sind. Nach- dem sie zu den vorstehenden Versuchen gedient hatte, wurde eine schwache Ladung von einer Leidner-Flasche durch sie geleitet, und als man sie nun hierauf wieder auf das Gewinde legte, konnte kaum ein Zeidien von einem secundären Strom erhalten werden. Diefs rührte daher, dafs die Entladung die Isolation zum Theil ze^ stört hatte; allein die Wirkung hievon war blols auf die Induction beschränkt, denn ein in die Oeffnung der Rolle gesteckter Eisenstab wurde noch magnetisirt. Derselbe Vorgang zeigte sich bei einer andern Rolle. Die Erklft- rung hievon ergab sich später aus einer eigenthtImlicheD Wirkung des secund&ren Stromes,

IV. Ueber die Wirkung verachiedener swischen die Leiter

eingeschalteter Snbstanien.

H. Davy fand, dä(s die Magnetisirung von Stabl- nadeln mittelst elektrischer Entladungen querdurch ein- geschobene Platten von allen Substanzen, leitenden wie nicht leitenden, stattfinde ^). Um zu sehen, ob diefs auch f&r 4ie indudrten StrOme gelte, wie es der Versuch io

1) PhUosoph. Transatt. 1§21.

293

deo beiden Zimmeni anxadeatai schieii, wurde folgender- ma&en Terfahren.

Die Rolle No. 1 wurde etwa 5 Zoll Aber dem Ge- winde No. 1 befestigt y und eine Platte Eisenblecb von elwa 0,1 Zoll Dicke eingeschoben. Bei dieser Yorrich- tuog konnten keine Schläge erhalten werden, obwohl sie, Dach Wegnahme der Platte, sehr stark waren.

Hieranf wurden folgweise Platten von Kupfer, Zink, Blei, Quecksilber, SSure, Wasser, Holz, Glas u. s. w. angeschaltet Die guten, d. h. metallischen, Leiter wirk- dn wie das Eisen, die übrigen hatten keine Wirkung.

Wenn Rolle und Gewinde nur gerade durch die Dicke der Platten getrennt waren, konnte nach Einschie- hoDg einer Zinkplatte von 0,1 Zoll Dicke noch eine schwa- che Empfindung verspürt werden, und diese Wirkung wachs , wenn . der Strom der Batterie stärker oder die PlaUe dünner gemacht wurde. Ein Blatt Zinnfolie, und selbst vier, stürten die Induction nicht

Die früher beim sogenannten Rotations -Magnetismus gemachten Erfahrungen veranlalsten nun eine Bleiplatte, die einen Ausschnitt besafs, einzuschieben. Es zeigte sich, dafo diese keinen schirmenden Einflufs ausübte, die Schläge eben so stark waren, wie ohne dieselbe. Um den Einwand zu beseitigen, als sej biebei die Induction durch den offenen Aussschnitt hindurchgegangen, wurden zwei solcher mit einem Ausschnitt versehenen Bleiplatten genommen, und sie, mit Einschaltung einer Glasplatte, so aufeinander gelegt, dab der volle Theil der einen, den ausgeschnittenen der andern verdeckte. Allein dennoch war der Erfolg wie vorhin.

Hierauf wurden die Ecken an dem Ausschnitt einer der Platten durch Drähte mit einer Magnetisirungsspirale verknüpft und in diese eine Nadel gelegt (Fig. 11 Taf. IV). Bei Anstellung des Versuchs zeigte sich. dann, durch die Polarität der Nadel, dafs in der Scheibe ein eeoundärer

294

Strom y Ton gleicher lUchtang mit dem primSreii gebildet worden, wie es nach Faraday's Entdeckung seyn mufs*

Dafa der schirmende Einflufs der Platten einigenna- fisen durch die nentralisirende WirlLong des in ihnen erreg- ten Stromes hervorgebracht werde, erheilt aus folgendem Yersnch. Die zuvor erwähnte Zinkplatte, die einen fast doppelt so grofsen Durchmesser wie die Drahtrolle ha^ wurde nicht zwischen die beiden Leiter eingeschaltet, son- dern auf die Rolle gelegt. Der Erfolg war zwar nicht eine vollkommene Aufhebung der Schläge, wohl aber eine sehr bedeutende Schwächung derselben.

Hier entsteht die Frage: wie können zwei Ströme von gleicher Richtung einander aufheben? Um dieCs za ermitteln, wurden folgende Versuche gemacht.

Zunächst wurde, statt der bisherigen Platten, das Gewinde No. 3 eingeschaltet. So lange dessen Enden getrennt blieben, gab die Rolle No. 1 Schläge, wie wenn das Gewinde nicht vorhanden gewesen wäre; so wie man aber dessen Enden in gute Berührung mit einander brachte, konnten keine Schläge mehr erhalten werden. Die Ver- nichtung der Schläge war vollkommener als bei den Platten.

Jetzt wurde das ringförmige Gewinde No. 2, statt zwischen die Leiter, ringßum die Rolle gelegt Mit un- verbundenen Enden hatte dasselbe keinen Einflufs, bei Verknüpfung seiner Enden waren aber die Schläge wie- der kaum fühlbar. Eben so verhielt es sich, wenn die Rollen No. 1 und 2 zusammen dem Einflufs des Gewin- des No. 1 ausgesetzt wurden; sobald die Enden der ei- nen verbunden waren, gab die andere keinen Schlag.

Endlich verschwanden auch die Schläge, wenn die Rolle No. 2 in einen Messing- oder Eisen-Cjlinder, und das Gewinde No« 2 um denselben gelegt ward, wie in Fig. 16 Tat IV.

Hieraus ist klar, sagt der Verfasser, dafa mit Sürö^ men von aUen Längen und Intensitäten in den einge-

r

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schaiteteo oder angelegten Leitern eine Neotralisation stattfinde, and diese daher nicht durch eine Interferenz zweier Vibrationsajateme erklärt werden könne.

Ehe wir zum nftchaten Abschnitt übergehen« mag be- meiit sejn, dafs die zuvor von der Drahtrolle No. 4 angefahrte Escheinung (S. 292) mit der Neutralisation zusammenhängt Indem nämlich die elektrische Entladung die Isolation an einigen Stellen zerstörte, machte sie aus einigen Windungen geschlossene Kreise, und die in die- sen hervorgerufene Inductiou muiste die Wirkung in dem andern Theil der Drahtrolle aufheben, oder anders ge- sagt, diese Rolle war in demselben Fall, wie bei dem Versuch S. 294 mit zwei Rollen, wenn die Enden der einen verbundoi waren.

Dasselbe Princip scheint auch eine wichtige Bezie- boog zur Verbesserung der magneto - elektrischen Ma- schine zu haben. Denn die Metallplatten, welche zu- weilen die Enden der den Draht aufnehmenden Spule bilden, müssen nothwendig die Wirkung vermindern, )a in dem Anker selbst kann ein geschlossener Strom um- berkreisen, der die Induction in dem umgebenden Draht schfvächt. Ich bin geneigt zu glauben, sagt der Verfas- ser, dafs die erhöhte Wirkung, welche Sturgeon und Ca 11 and beobachtet haben, wenn' ein Drahtbündel statt eines soliden Eisenslücks genommen wird, wenigstens zum Theii von der Unterbrechung dieser Ströme herrührt ^).

DaCs H. Davy beim Magnetisiren einer Stahlnadel darch elektrische Schläge nichts von der Wirkung ein- geschalteter Leiter wahrnahm, rührte wohl daher, daCs er eine Metallplatte z^vischen einen geraden Leiter und die Nadel einschaltete. Hätte er die Platte zu einem geschlossenen Ring um die Madel gebogen, so würde der Erfolg nicht ausgeblieben sejrn.

1) Wie diefs auch bereits Ton Magnus nachgewiesen ist. S. Annal. Bd. XXXXVIU S. 95.

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V. ErzcDfuBg vnd £ig«Bachafteii indncirter Str j(v« dritter,

vierter nnd fünfter Ordnung.

Die vollkommene Neutralisation des primSren SCrons durch einen secundSren in dem eingeschalteten Leiter lieb glauben , da(s der letztere, wenn er dem Einflufs des er^ steren entzogen würde, im Stande wäre, in einem dritten Leiter einen neuen inducirten Strom herrorzurufen.

-Zur Prüfung dieser Yermuihcmg diente die Anord- nung Fig. 12 Taf. IV. Der primäre Strom ging, wie ge- wöhnlich, durch das Gewinde Mo. 1 (a in der Figur), während No. 2 (oder b) darüber befindlich und mit sei- nen Enden mit No. 3 (oder c) verknüpft war. Der dnrdi das letztere gehende secundäre Strom, konnte dann, ao- fser Einfluls des primären, auf die Drahtrolle No. 1 (oder d) inducirend einwirken. In der That bekam man bei Anfassung der Handhaben e und / kräftige Schläge, zoni Beweise des Dasejns eines tertiären Stroms.

Durch die ähnliche, nur mehr erweiterte Anordnung Fig. 13 Taf. lY, wurden Ströme vierter und fünfter Ord- nung erhalten, und wahrscheinlich lassen sich mit einem kräftigeren primären Strom, nach demselben Princip» Ströme von noch höheren Ordnungen erlangen.

Die Erregung von Strömen verschiedener Ordnun- gen von solcher Stärke, dafs sie Schläge gebien, konnte schwerlich nach unseren bisherigen Ansichten vorausge- sehen werden. Der secundäre Strom besteht gleichsam aus einer einzigen Welle der natürlichen Elektricität des Drahts-, erregt (disturbed?) nur für einen Augenblick durch die Induction des primären; und doch hat dieser (der secundäre) die Macht einen anderen Strom von we- nig geringerer Kraft als die seinige zu induciren, und da- durch Effecte hervorzubringen, die anscheinend, in Be- zug auf die bewegte Elektricitätsmenge, weit gröfser sind als die des primären Stroms.

Es ist denkbar, dafs zwischen der Wirkung eines inducirten und eines Y olta'scheti Stroms einiger Unter-

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acUed beitdie, yrtSi diese StrOme ansdieioend toh ver- schiedener Natar sind » jener, wie man anBebmen- kann, aus einem einzigen Impalse besteht, dieser dagegen ans einer Reihe solcher Impulse, oder einer continoirlicben Wirkung. Es war daher wichtig, die Eigenschaften die- ser StrOme zn untersuchen und mit den zuvor erhaltenen za vergleichen.

Was zunScbst -die Intensität betrifft, so wurde ge- fanden, dab, bei Anwendung einer kleinen Batterie, der Strom dritter Ordnung fünf und zwanzig sich anfassen- den Personen einen Schlag geben konnte; selbst bei ei- nem Strome fünfter Ordnung waren die Schläge bis in die Arme f&hlbar.

Die Wirkung in die Feme war weit grOCser als za erwarten stand. Bei einem Versuche waren die Schlage des tertiSren Stroms noch deutlich in der Zunge fühlbar, wenn die Drahtrolle No. 1 sich 18 Zoll über dem den seoindfiren Strom leitenden Gewinde befand.

Metallplatten, zwischen die Leiter der StrOme ver- schiedener Ordnungen eingeschaltet, wirkten eben so schützend, wie früher bei Einschiebung zwischen den pri« mären und secundären Strom.

Es kann auch hier, mit Faradaj's Ausdrücken ge- sprochen, wie der Verfasser es thut, ein QuanlitStsstrom einen Intensitatsstrom erzeugen und umgekehrt. In Fig. 13 Taf. IV, worin a, i, c^/ respective die Gewinde Mo. 1, 2, 3, 4 bezeichnen, d die Rolle No. 1, und e die vereinten Rollen No. 2 und 3, so wie g die Magne- tisiningsspirale vorstellt, würde der secundKre Strom in b und ^, wegen Kürze und Dicke des Leiters, ein Qnantitätsstrom seyn; er inducirt in d und e einen ter^ üSren Strom, der wegen Länge und Dünne des Leiters ^ Intensitatsstrom ist; und dieser inducirt wiederum in /einen Quantitätsstrom.

Wenn aber das Gewinde No. 2, statt mit dem Ge- binde No. 3, mit der Rolle No. 1 verbunden wird, kön-

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nen keine Schlüge erhalten werden. Der QoantitiltMtroa des Gevrindes No. 2 scheint , sagt der Verf., nicht inten- siT genug zu seyn, um den laugen Draht der Rolle No. 1 zu durchlaufen.

Audi: bei der in Fig. 14 abgebildeten Vorrichtung ^orin a und c die Gewinde No. 1 und 3, und b und i die Rollen No. 1 und 2 vorstellen, kann man mit den Handliaben^ der Rolle No. 2 keine» Schlag erhallen.

Der nächste Gegenstand der Untersuchung betraf nun die wichtige Frage, welche Richtung die Ströme ha- ben. Faradaj's Versuche wQrden es wahrscbeinlidi machen, dafs der secundäre Strom zu Anfang und za Ende in entgegengesetzten Richtungen auf einen neben- liegenden Draht inducirend wirke. Allein ein secundärer Strom ist so instantan, daCs seine inductiveu Wirkungen zu Anfang und zu Ende nicht von einander unterschie- den werden können; es kann nur ein einfacher Impuls beobachtet werden, der sich indefs als der Unterschied zweier Impulse von entgegengesetzten Richtungen betrach- ten läfst.

Der erste Versuch wurde mit einem Strom Tierter Ordnung angestellt. Die Magnetisirungsspirale wurde wk den Enden des Gewindes No. 4 (/ in Fig. 13) verknüpft, and durch die Magnetisirung der Nadel gefunden, dafs die- ser Strom gleiche Richtung habe mit dem secundären und dem primSren Strom ^).

Anfänglich glaubte der Verfasser, die Ströme aller Ordnungen hätten gleiohe Riditung mit dem primären Strom; allein fernere sorgfällige Versuche, bei denen die Richtungen sowohl durch Zersetzungen als durch das Galvanomeier bestimmt worden, belehrten« ihn, dafs m der Richtung der Ströme verschiedener Ordnungen^ pos

1) Man hat sich sa crinneni, dafs aUe hier erwähnten IndocIioiMS durch Oeffntn der Vol tauschen Kette bewirkt wurden. Die durch dai Schliefscn bewirkte Induction ist sa schwach, um die beschnc- benea £rsdieio«ngen henronabringen.

dem seauidärm ab, eme jAfPechUmg siaitßndej irie €$ folgendes Schema zeigt: .

PrimSrer Strom -f-.

Strom zweiter Ordnung -|r

Strom dritter Ordnung

Strom vierter Ordnung -I-

Strom fünfter Ordnung

WaB auch die Natur oder die Ursache dieser Wecb- sel in der Richtung sejn möge, so liefert sie. doch eine leichte Erklärung von der neutralisirenden Wirkung der zwischen zwei Leiter eingeschaiteleo Platte. Es wird Dänn- lieh in dieser Platte ein secnndflrer Strom erregt, und obwohl derselbe gleiche Eichtang wie der Batteriestrooi hat, 80 sucht er doch in einem benachbarten Leiter einen Strom von entgegengesetzter Richtung zu erzeugen: ^ )•

Dasselbe Princip erklärt einige bei der Induction ei- nes Stroms auf sich selbst bemerkte Ersdieinungen. !Weon ein Gewinde mit der Batterie verbunden ist, erscheint hei jeder Oeffnung der Kette bekanntlich ein Funke durch hdaction. Allein, wenn auf diefs Gewinde ein aweites mit verbundenen Enden gelegt wird, sind die FuiriLen und Schläge weit schwächer; ja weAQ man die Kupfer- streifen beider Gewinde in einander wickelt, so dab die Windungen einander wechselseitig einschließen, so wer- den die Funken bei dem den Batteriestrom leitenden €re- winde ganz verschwinden, wenn man die Enden des an- dern mit einander verknflpft. Zum Yerständnifs dieser Erscheinung, sagt der Verf., braucht nur erwähnt zu wer- den, dafs der inducirte Strom im ersten Gewinde ein wah- rer secundärer Strom ist, und daher durch die Wirkung des secundären Stroms in dem zweiten Gewinde neutra'«

1) In diesem Leiter würden aUo, von Seiten de« primSren and ntcam- diren Stroms, gleichzeitig zwei Ströme erregt, die, weil sie entgegen- geaetste Kichtangen haben, einander, je nadi ihrem IntensitatsrcrhSlt- niis, gaa» oder iheilwcia wRAm nAaanu P.

lieirt wird, weil dieser einen Strom von enfgegengeteto» ter Richtung za erregen trachtet Ans der ToUkommencn Meutralisation, die bei der eben genannten Vorrichtoi^ erfolgt, geht hervor, dafs der inducirte Strom im zwei- ten Gewinde kräftiger ist, als der im ersten, und zwar deshalb, weil das zweite Gewinde, bei verbundenen En- den, einen geschlossenen Leiter bildet, während das er- ste Gewinde, um den Funken sichtbar zn machen, durch eine Kleine Luftsirecke unterbrochen vrird.

Aus Obigem folgt auch, dafs zwei benachbarte se- cundäre Ströme, die durch dieselbe Induction erregt wer- den, einander theilwene aufbeben; denn da sie gleiche Bichtong haben, so strebt jeder von ihnen in dem an- dern einen Strom von entgegengesetzter Richtung bervor* zubringen. Dieb erhellt aus folgendem Versucb. Die Drahtrollen No. 1 und 2 wurden in einander, doch Dicht verbunden, auf das Gewinde No. 1 gelegt, so daCs jede von ihnen eine Induction empfing; die gröfsere wurde dann allmälig weiter von dem Gewinde entfernt, bis die Schläge beider, einzeln genommen, gleiche Stärke hatten. Wenn nnn die Enden beider Rollen mit einander ver- bunden wurden, so dafs der Schlag aus beiden zusam- men durch den Körper gehen mufste, so ivrar die "Wir- knng anscheinend schwächer, als mit einer der Rollen al- lein. Der Versuch war indeb nicht so genfigend wie der vorher genannte, da ein kleiner Unterschied in der Stärke der Sehläge von den einzelnen Rollen nicht mit Sicherheit zu ermitteln war.

VL HprvorbriiiguDg indacirter Ströme ▼ertchiedener Ord- nung durch gewSnlichc Elektricität.

In der neunten Reihe seiner Untersuchungen bemerkt Faradaj, „dafs die Wirkungen, die ein Strom zu An- fang und zu Ende (die beim Vol tauschen Strom durch eine' Zwischenzeit getrennt sind) hervorbringt, bei einer durch einen langen Draht geleiteten gewöhnlichen elek-

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fiJBcbeD Entladung in demselben Moment eintreten mfis- sen. Ob sie genau in demselben Moment eintreten und dnander neotralisiren, oder ob sie der Entladung eine besondere EigenthUmlicbkeit verleihen, ist ein noch zu mttersocheoder Gegenstand.^

Die Entdeckung, dafo ein secundiirer Strom, der doch auch nur einen Moment besteht, einen andern Strom TOD bedeutender Stirke indodren kann, Uefs vermulhen, da(8 eine gewöhnliche elektrische Entladung ähnliche Wir- knogen geben würde.

Um diefs zu prfifen, wurde ein hohler Glascylinder TOD etwa 6 Zoll Durchmesser (a in Fig. 15) sowohl aus- wendig als inwendig mit einem schmalen Streifen Zinn- folie yon etwa 30 Fuis LSnge schraubenrormig beklebt^ uid zwar so, dafs die entsprechenden Windungen bei« der Scbraubenstreifen einander genau gegenüber lagen. Um alle unmittelbare Gemeinschaft zwischen beiden zu verhQlen, waren die Enden des innem Scbraubenstreifens dorch eine Glasröhre herausgeleitet Wenn man nun die Enden dieses inneren Streifens mit der eine Stahlna- del enthaltenden Magnetisirungsspirale c verband, und dorch den Sufsem Streifen die Entladung einer Leidner Flasche b von einer halben Gallone GröCse sandte; so ^nirde die Nadel stark magnetisirt, in einer Weise, die inzeigte, da/s der inducirte Strom des inhem Streifens gfddie Biddung hatte mit dem Strom der Flasche ^).

1) Für aalmerksame Leser dieier Annalco bedarf es wobl lianm der Bcowrkniif , daf» diese Thatsache auch Ton Hm. Dr. Riefs eotdeckt Qod in Bezug anf die versckiedeoeii Umstände, die dabei n>n Ein- flols sind, genauer nntersocht worden ist (Ann. Bd. 47 $. 55)'. Dem Verfasser Torliegender Abhandlung gebührt wohl, der Zeit nach, die PiriofitSt (er las nSmlich dieselbe schon am 2 Novbr. 1638 in der Amgriean PhUoMophieai Socieiy)^ allein, so interessant und lehr- itich auch seine Aibeit ist (namentlich in Beaug auf die Entdeckung ^ Ströme bSherer Ordnungen und deren Richtungen), so dürfen Wir doch nicht rerhehleo, dais sie durch den Mangel an Messungen ^»d sonitigeii schirferen Bestimmungen Vieles an wünschen übrig 1^ Es gehört dahia namentlich die Bestimmimg der Richtunf der

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Wenn die Enden des einen Streifens einander nahe f;egenQberf;c8teUt wurden, erscbien zwischen ihnen ein Funke, im Momenl, da durch den andern die Entladung ging. -* Ein gröberer Funke war aus diesen Enden in erhalten, wenn man sie weiter auseinander rflckCe oiMi ihnen ^Ine Kugel oder einen Knöchel vorhielt. Audi wenn man durch den innem Streifen eine Entladnag sandte und den ttufseren Streifen mit seinen Enden Ter* band, so da(s er ein Cootinuum darstellte, konnte naa aus jedem Punkt von diesem einen Funken ziehen.

Die Funken in den beiden letzten Versuchen riSk- reo offenbar von der unter dem Namen Seitenentladuss bekannten Wirkung der gewöhnlichen ElektricitSt ber. Um diefs klar zu machen, braucht man nur an die Im- kannte Tkatsache zu erinnern, dafs wenn der Knopf ei- ner Leidner Flasche positiv elektrisirt, und der Ikifsere Beleg mit dem Boden verbunden worden ist, die Fla- sche von der positiven Elektricität etwas mehr eothllt, als zur vollkommenen Neutralisation der negativen aof dem ttufseren Beleg nothwendig ist. Setzt man den Knopf mit dem Boden in Verbindung, so findet sich der Ueber* schufs oder die freie ElektricitSt, wie sie zuweilen g^ nannt wird, auf der nei^aliven Seite. Als in den obigco Versuchen die Entladiliig stattfand, wurde der innere Streif fOr einen Augenblick mit dieser freien Elelitricitit geladen, und demzufolge trieb er, durch gemeine Ini^ olion (Vertbetlung) aus dem ttufsem Streifen die beschri^ benen Funken. Es war daher von Wichtigkeit za e^ mittein, ob der zuvor beschriebene inducirle Strom vso einer solchen Seiten -Entladung herstamme, und nicht von einem wahren secuudSren Strom, wie er vom Galvantf-

Strftme durch die Magnetuiniof von Suhlnadeln, ein VerTabreo, vd- chei wie Hr. Dr. Rlefs ansföhrllch geseift, höchst trugüch ut £> bedarf daher diese Untersucfanng einer sorgfikigen apcriin<B»«ö* EeTision, wie sich das auch schon bei Wiederholung eiaise' ^ Vwuche dorch wnca hiesisen Physiker thatsicMirti cwni^ h«t ('*'

303

mos erzeugt wird. Zu dem Ende vrard die FlaBcbe ge« laden, erat bei VerbiodtiDg des äofsern Belegs mit dem Bodeo, and dann bei Verbindung des Knopfs mit dem- selbeo, so dafs der Ueberschurs einmal plus und das an- dere Mal mams war. Allein die Richtung desjndudrten Stroms litt dadurch keine Aenderung, ging immer von der positiven zur negativen Seite.

Als indefs die WirJLung der freien Elektricitfit , dorch Verbindung des Knopfs drr Flasche mit einer etwa fufsgrofsen Kugel , vermehrt ward, so schien die Intensi- tit des Magnetismus etwas geschwächt, sobald der Ue- i^ertchafs auf der negativen Sei(e war. Dieb hätte sich erwarten lassen, weil die freie Elektricitat, bei ihrer Ent- wdcfaang durch den Streifen in den Boden, einen schwa* eben Strom von entgegengesetzter Richtung mit dem der Flasche zu induciren suchen mufste.

Der Funke eines isolirten Conductors kann als fast (Sflzlich aus dieser freien oder Überschtissigen Elektrid« ttt bestehend angesehen werden, nnd es fand sich, dafs derselbe einen inducirten Strom zo erregen vermochte, ge- nau wie der aus der Flasche. Bei diesem Versuch war das eine Ende des SuCiem Streifens des Cylinders mit dem Boden verbunden, und das andere empfing den Fun- sen aus einem Conductor von 14 Fufs Lange und nahe etaem Fufs Durchmesser. Der inducirte Strom hatte glei* die Richtung mit dem des Funkens aus dem Conductor.

Aus diesen Versuchen erhellt also, dafs die Entla« dang einer Leidner Flasche genau denselben secundären Strom zu indaciren vermag, wie der galvanische Apparat, ^ dafs diese Induction nur in so fern mit dem PhSno- nen der Seiten -Erklärung zusammenhängt, als diefs zur ^atur eines gewöhnlichen elektrischen Stroms gehört.

Hierauf wurden Versuche angestellt, um Ströme ver- sduedener Ordnungen durch gewöhnliche Elcktricität her- ▼orzobringen. Zu dem Ende wurde ein zweiter Glascy- Ivider auf abnliobe Weis« wie der frühere mit Streifen

SM

von Zinnfolie belegt, und er mit diesem so verbandeB, daCs der secundfire Strom Ton dem einen den andern oid- kreisen mulste. Wenn durch den Ruberen Streifen des ersten Cylinders eine Entladung geleitet ward, bildete sich in dem innem Streifen des zweiten Theiles ein ter« tiSrer Strom, wie es die Magnetisirung einer Nadel io einer mit den Enden dieses Streifens verbundenen Spi- rale ergab.

Anf dieselbe Weise lionnte^ durch Anwendung einer Vorrichtung wie Fig. 13, in einem dritten Glascylinder ein Strom vierter Ordnung erhalten werden. Bei diesea Versudien waren jedoch die Windungen der Kupferrtrei- fett mit einem doppelten Ueberzog von Seide Teraehen, und die zusammengebrachten Leiter durch eine groiw Glasplatte getrennt.

Metallplatten, die zwischen die Ldter verschiedener Ordnungen gebracht worden (der voUkommnen Isolatioo wegen, eingeschlossen zwischen zwei Glasplatten) fibteo auch hier ihre schirmenden Wirkungen aus. Gewinde von Kupferstreifen, statt der Metaliplatten eingeschaltet, verhielten sich tthnlich wie vorhin S. 294 beschriebeo. Mit verbundenen Enden sdiirmten sie, mit offnen hatteo sie keine Wirkung.

Das Daseyn des indudrten Stroms wurde bei allen diesen Versuchen ermittelt durch die Magnetisirung einer Nadel in einer Spirale, die mit einem der Gewinde Ter« bunden war.

Ebenso wurden Schläge vom secundftren Strom er- halten mittelst der, in Fig. 16 Taf. IV abgebildeten Vor- richtung. Die mit einander verknüpften Drahtrollen No. 2 und 3 (^ in der Figur) wurden in eine Glasglocke i gelegt und das Gewinde No. 2 (0) um dieselbe. Beim Anfassen der Handhaben wurde im Moment, wo die Ent- ladung das aufsere Gewinde durchlief^ ein Schlag gef&hlt Die Schläge waren indefs bei verschiedenen Entladungen von sehr ungleicher Starke. In einigen Fallen blieben

die

305

die Schläge ganz aus, während sie in andern , bei einer Bchw&cheren Entladung» sehr schmerzhaft waren. Diese Unregelmabigkeiten finden ihre Erklärung in einem foi- genden Theil dieser Untersuchung.

Bis soweit sind alle Resultate mit der gewöhnlichen ond der galvanischen Elektricität einander gleich. Allein in der Richtung der Ströme verschiedener Ordnungen zeigt sich ein merifpiirdiger Unterschied. Bei den Ver« sochen mit den Glascylindem zeigen nSmlich dieselben nicht die Abwechslungen der galvanischen Ströme (siehe S. 299), sondern sie haben alle gleiche Richtung, die- selbe wie der Strom der Leidner Flasche.

Um wo möglich die Ursache dieser Verschiedenheit zo entdecken, wurde zunächst versucht, die Richtung der Ströme durch eine Reihe von Gewinden, wie Fig. 13, so ermitteln. Merkwürdigerweise zeigten sich dabei die fiämlichen Abtpechslungen me beim Gali^mismus. Das Aofserordentliche dieses Resultats veranlaCste, die Ver^* Stiche mehrmals zu wiederholen, bald mit den Glascylin- dem (S. 301), bald mit den Gewinden; allein die Re- sultate blieben die nämlichen. Die Cylinder gaben die Ströme sämmtlich von gleicher Richtung, die Gewinde ^egen von abwechselnder Richtung.

Nach verschiedenen Hypothesen und mehren vergeb- lichen Versuchen, kam der YerEasser auf den Gedanken, es möchte wohl die Richtung der Slröme von dem ge* geoseitigen Abstände der Leiter herrühren, da diels der einzige Unterschied zwischen den Versuchen mit den Ge- winden und den Cjlindem war. Der Abstand zwischen den Gewinden betrug nSmlich etwa 1,5 Zoll, der zwi- sdien den Zinnfolie -Streifen etwa 0,05 Zoll

Um diesen Gedanken zo prüfen, wurden zwei schmale Streifen Zinnfolie von etwa 12 Fufs Länge, parallel ne- ben einander ausgespannt, nur getrennt durch Glimmer- hl&ttchen von 0,0^ Zoll Dicke. Wurde durch den einen die Entladung einer Leidner Flasche von einer halben

Joggend. Ann. Ergioznngsbd. I. 20

306

Gallone gesandt, so erhielt man von dem andern eioea inducirten Strom in gleicher Richtung. Nun worden die Streifen durch Glasplatten um 0,05 Zoll von einander ge- trennt; auch jetzt noch hatte der iuducirte Strom dieselbe Richtung. Bei Vergröfseruog des Abstands bis etwa 1 Zoll konnte kein Strom erhalten werden; und wenn die Streifen noch weiter von einander entfernt wurden, e^ schien wiederum ein Strom, aber nun i^on erdgegenge- setzter Richtung mit dem inducirenden^ Eine fernere Aenderung in der Richtung des Stroms war nicht zu be- obachten; die Intensität der Inductioo nahm mit Anseia- anderrtickung der Streifen ab. Daseyn und Richtung des Stroms wurden bei diesen Versuchen durch die Polari- tät der Stahbiadel in der mit den Enden eines der Strei- fen verbundenen Spirale bestimmt.

Es fragte sich nun, ob die von der Polarität der Nadel angegebene Richtung des Stroms die wahre sey, oder die Magnetisirungsspirale selbst zuweilen einen ent- gegengesetzten Strom zu induciren vermöge. Um sich davon zu überzeugen, leitete der Verf. durch die kleine Spirale, die zu allen Versuchen benutzt worden war, eine Reihe an Intensität und Quantität verschiedener Ladun- gen, vom einfachen Funken eines groben Conductors an, bis zur vollen Ladung von neun Flaschen; allein sie alle g^ben dieselbe Polarität. Die Spirale ist so eng, daii die Nadel sie überall berührt.

Nachdem so der Wechsel in der Richtung des in- ducirten Stroms bei Veränderung des Abstands der Lei- ter festgestellt war, wurden viele Versuche unternommen, um zu sehen, ob dieser Wechsel auch von andern Un* ständen abhänge, von Intensität und Quantität der pri- mären Entladung, von Länge und Dicke des Drahts, von der Form der Kette. Allein die Resultate waren bäofig anomal und schwankend.

Mit einer einzelnen Flasche von einer halben Gal- lone und mit «inem Abstand von 0,05 Zoll zwischen den

3«7

Leitern bade der inducirte Strom immer gleiche Richtung wie der primSre. Bei Vergröfsenuig dieses Abstandes fand sich aber immer ein Werlh, bei welchem der Strom seine Bichtang zu Sndern anfing. Sicher hängt dieser Werth von dem Betrage der Ladung ab, wahrscheinlich auch von der Intensität, so wie von Länge und Dicke der Leiter. Mit einer Batterie von acht Flaschen von eiocr halben Gallone und mit parallelen Drähten von etwa zehn FuCs Länge, trat der Wechsel der Richtung nicht eher ein, als bei einem Abstand von 12 bis 15 Zoll, nod mit einer noch gröfseren Batterie und längeren Lei- tern zeigte sich kein Wechsel, obwohl die Induction noch in einem Abstand von mehren Fufsen stattfand.

Hier war nur von der inductiven Wirkung des pri- mären Stroms die Rede; ans den S. 304 angeführten Re- Boltaten erbellt Indefs, daCs die Ströme aller übrigen Ord- nungen ebenfalls die Richtung ihres inductiven Einflusses mit der Entfernung ändern; allein bei ihnen findet der Wechsel in einem sehr kleinen Abstände vom Leitungs- draht statt, und in dieser Beziehung ist das Resultat dem eines primären Stroms von der Entladung einer kleinen Flasche ähnlich.

Die wichtigsten Versuche in Bezug auf den Abstand stellte der Verf. bei seinem Freunde, dem Dr. Hare in Philadelphia» an. Die Batterie bestand aus 32 Flaschen, jede von einer Gallone. Ein Kupferdraht von 0,1 Zoll Dicke und 80 Fufs Länge w^rd so ausgespannt und mit der Batterie verbunden, dafs er ein Trapez bildete, des- sen längste Seite etwa 35 FuCs maus (Fig. 17 Taf. IV). Neben dieser Seite ward ein anderer etwas dünnerer Draht ausgespannt, dessen Enden zu einer Magnetisirungs- spirale führten« Anfangs betrug der Abstand zwischen beiden Drähten etwa einen Zoll, späterhin ward er, nadi jeder Entladung durch den dicken Draht, vergröbert. Wenn man den zweiten Draht bei a unterbrach, erhielt die Nadel in b keinen Magnetismus; ward aber der Kreis

20»

308

geschlossen, so zeigte die Nadel bei jeder Entladung ei- nen Strom von gleicher Richtnng mit dem der Batterie an. Wenn bei einem Abstand von 16 Zoll zwischen bei- den Drähten, die Enden des zweiten in zwei Gefäfse mit Quecksilber getaucht wurden, und man steckte einen Fin- ger von jeder Hand in das Metall, so erhielt man einen Schlag. Die Richtung des Stroms war noch dieselbe, aber der Magnetismus nicht so stark wie bei einem klei- neren Abstände.

Hierauf wurde der zweite Draht um den ersten ge- legt, so dafs er ihn einschlofs. Jetzt war der Magnetis- mus stärker als zuvor, doch die RIclitung des Stroms noch dieselbe, wie die des Batteriestroms, und das bis zu einem Abstände von zwölf Fufs zwischen den Dräh- ten. Bei diesem aufserordentlichen Abstände war die Nadel noch mafsig stark magnelisirf. Die ganze Länge des innern dicken Drahts betrug 80 Fufs, die des So- fscrn 120.

Da eine Entladung von gewöhnlicher ElektricitSt einen secundären Strom in einem benachbarten Draht er- regt, so mufs sie auch in ihrem eignen Draht einen ana- logen Einflufs ausflben, und daraus entspringt die eigen- thQmlichc Wirkung eines langen Leiters. Bekanntlich ist der Funke aus einem langen Draht, obwohl ganz kari, merkwürdig stechend. Ich war so glücklich , sagt der Verfasser, Zeuge zu seyn eines sehr interessanten Bei- spiels dieser Wirkung bei einigen Versuchen mit atmo- sphärischer Elektricität, die 1836 im Franklin -Institut an- gestellt wurden. Zwei Drachen waren, einer über dem andern,- an einem dünnen Eisendraht, statt der Schnnr, in die Höhe gelassen, so dafs der ausgespannte Theii des Drahts eine Länge von etwa einer engl. Meile besals. D^r Tag war vollkommen heiter, aber dennoch hatten die Funken aus dem Draht eine solche Wurfkraft (vis Dr. Hare sich ausdrückt), dafs fünfzehn auf dem Boden stehende, und mit den Händen sich anfassende Personen

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aaf eiomal einen Schlag bekamen, n-enn die erste in der Reihe den Draht berührte. Als eine Leidner Flasche au der äiifseren Belegung mit der Hand angefafst und der Knopf vor den Draht gehalten irurde, empfing man ei« Deo Schlag, irie wenn das Glas durchbohrt \«'orden, der aber bloCs das Resultat einer plötzlichen und intensiven loduction war.

Diese Effecte rührten offenbar nicht her von einer, nach dem Princip der gewöhnlichen elektrischen Verthei- long, an den Enden des Drahts angehäuften Intensität, denn der Knöchel mufste, um den Funken zu erhalten, bis auf einen Viertelzoll genähert werden. Es war nicht allein die Quantität, da die Versuche von Wilson beweisen, dafs derselbe Effect nicht erzeugt wird von einem glei- chen Betrag an Elektricität auf der Oberflache eines gro- Dscn Conductors. Es scheint demnach offenbar ein Fall von luduction eines elektrischen Stroms auf sich selbst za sejn. Der Draht ist mit einer bedeutenden Menge schwacher Elektricität geladen, welche ihn, seiner gan- zen Lange nach, in Form eines Stroms durchläuft, und so die Iiiduction am Ende der Entladung bewirkt, wie hei einem langen Draht, der einen galvanischen Strom dorchläfst.

Bekanntlich hat die Entladung einer elektrischen Bat- terie ein grofses Zerreifsnngsvermögen {dii^ellent power) nnd häufig trennt sie die Theilchen des von ihm durch- laufenen Körpers gänzlich. Diese Kraft wirkt, wenigstens zum Theil, in der Linie der Entladung, und scheint der von Ampere entdeckten Abstofsung zwischen den ein- ander folgenden Theilen eines und desselben galvanischen Stromes analog zu sejn. Um diefs zu erläutern, klebe mau einen schmalen Streifen Zinnfolie auf ein Sttick Glas, durchschneide ihn an mehren Punkten, und löse daselbst die Enden von dem Glase ab. Leitet man nun die Ent- ladung von neun Flaschen von einer halben Gallone durch die Zinnfolie, so werden die Enden jeden Stücks aufge-

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bogen and zdweilen ganz zarflckgescblagen, nvie a^a^a^a in Fig. 18 zeigt. In dem bekannten Versoch mit der durchbohrten Karte scheint der raube Rand auf beiden Sei- len des Lochs von einer ähnlichen Wirkung herzurühren. Aus den S. 307 angegebenen Thatsachen ist nun wahrscheinlich, dafs die Tafel auf S. 299 nur annShemd richtig ist, dafs jeder, sowohl galvanische als elektrische, Strom erst eine inductive Action in Richtung seiner selbst ausübt, und der umgekehrte Einflufs in geringem Ab- stände von dem Draht stattfindet.

Um diefs zu prüfen ward die zusammengesetzte Draht- rolle auf das Gewinde No 1 gelegt, und ihre Enden mit den Enden des aufsem Zinnfolie -Streifens auf dem Glascylinder verbunden, während der innere Zinnstrei- fen mit der Magnetisirungsspirale verknüpft ward. Es entstand ein schwacher tertiärer Strom, der in zwei Fäl- len, wie es die Polarität der Nadel anzeigte, gleiche Rich- tung mit dem primären hatte, in andern Fällen dagegen Null war oder entgegengesetzte Richtung besafs. Eine yo^ richtung mit zwei Drahtgewinden um zwei Glascylinder, einer in dem andern, gab dasselbe Resultat. Der Ma- gnetismus war schwächer, wenn der Abstand der zwei Reihen von Windungen kleiner war, eine Anzeige, wie es schien, zur Annäherung an eine Neutralitätslage. Diese Resultate sind freilich negativer Art,- doch scheinen sie anzudeuten, dafs der Wechsel mit der Entfernung eben- sowohl bei galvanischen Strömen (also waren die eben genannten Versuche mit solchen augestellt (P*)), als bei gewöhnlichen elektrischen Entladungen statthabe. Die Entfernung, bei welcher der Wechsel stattfindet, scheint jedoch bei den ersteren kleiner als bei den letzteren zu seyn.

Zwischen dem primären Strom der galvanischen Bat- terie und dem einer grofsen elektrischen Batterie scheint, was die inducirte Wirkung betrifft, eine volikommne Ana-

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logie zu herrscbeiiy indem bei beiden der Punkt des Wechsels in grofser Entfernung zu liegen scheint.

Die im Abschnitt IV beschriebene Neutcalisation kann nun bestimmter so erklärt werden, dais man sagt» wenn ein dritter Leiter zugleich von einem primftren und secundären Strom eine Einwirkung erleidet (und er dem zweiten Draht nicht zu nahe ist), er in die Region des Plus -Einflusses des ersteren und in die des Minus-Ein- flusses des letzteren falle, weshalb denn keine Induction stattfinde.

Deutlicher macht diefs Fig. 19, worin a den primä- ren, b den secundären und c den dritten Leiter bezeich- net. Die in der Bütte des ersten Leiters beginnenden und herabwärts fortgesetzten -|- Zeichen, bedeuten den Constanten Plus-Einflufs des primären Stroms, die am

zweiten Leiter beginnenden Zeichen -4-0 u. s. w.

dagegen die mit der Entfernung sich ändernde] inductive Wirkung des secundären Stroms. Fällt der dritte Leiter, wie Figur zeigt, in die Plus -Region des primären und in die Minus -Region des secundären, so heben die bei- den Wirkungen einander auf.

Fig. 20 zeigt eben so den Fall, wo ein secundärer Strom b und ein tertiärer c zugleich auf den Leiter d wirken. In der abgebildeten Lage wird dieser keine Ein- wirkung erleiden, näher an c aber einen Minus -Strom erhalten.

Magneto -elektrische Ströme verbalten sich in allen diesen Beziehungen wie galvanische und elektrische.

Endlich bemerkt noch der Verfasser, dafs die von ihm beschriebenen Thatsachen im Zusammenbange stehen mit der von Savary entdeckten abwechselnden Magne- tisirung von Stahloadeln in verschiedenen Abständen von der Entladungslioie gewöhnlicher Elektricität ^), so wie

1) j4nn. de chtm, ei dephys, 1827 7. 34 p. 5. (Ann. Bd. IX S. 443 n«Bd. X S. 73) Gerade die tod S av a r j entdeckten Erscheinungen leigen

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mit dem von Harris zu PI jmouth entdeckten schirmen- den Einflub aller Metalle ^).

(Zum Scblub bemerkt noch der Verfasser, er habe von Hm. Dr. Bache (der bekanntlich i. J. 1837 rine Reise durch Deutschland machte) erfahren, dafs bereits Hr. Prof. Ettingshausen in Wien zu der Ansicht ge- führt sej, es wtirden in der MetallbQlse (Keeper)^ wd- che das Drahtgewinde bei der magneto- elektrischen Ma* schine aufnimmt, elektrische Ströme erregt, und dals er vorgeschlagen, das Drahtgewinde durch einen Holzriog von der Metallhtilse zu trennen, und letztere in Stücke | mit eingelegter nicht leitender Substanz zu theilen.)

V. Ueber Acechlorplaiin , riebst Bemerkungen über einige andere Produkte der Einwirkung zwischen Platinchlorid und Aceton;

€>on Vt^. C. Zeise.

(ScMuIs TOD S. 181.)

Acechlorplatin mit Kalihydrat io Alkohol.

Jjei Behandlung des Acechlorplatins mit einer alkoholi- schen KalilOsung, erhielt ich einen schwarzen pulverför- migen Körper, welcher zwar einige Aehnlichkeiten mit dem Aceplatinoxydul halten aber doch auch verschiedene Eigenthümlichkeiten.

Als n&mlich eine Portion Acechlorplatin mit einer ziemlich starken, so gut wie farblosen Lösung von Kalibj- drat in Alkohol von 99o angerieben ward, erhielt ich eine braongefärbte breiartige Masse. Bei Erwärmung im De-

•ber audi, wie schon bemerkt, dafs man ans der Polarität, die euie Stahlnadel dnrdi einen elektrischen Strom empfiüagt, nicht mit Si* cherhtit auf dessen Richtung geschlossen werden kann. P.)

1) Phiiosoph» Transaet 1831.

313

Stillirapparat wurde Alles fast schwarz. Ein sonderliches Schfiamen oder Brausen in der Masse zeigte sich nicht. Nachdem ungeßlhr ein Viertel fibergetrieben worden, hatte, man ein kohlschwarzes Pulver und darfiber eine brauugelbe Flüssigkeit. Nach fortgesetzter Destillation, miter Zusatz von etwas mehr reinen Alkohols, war die FlüssiAeit nur wenig gefärbt. Nach dem Abgiefsen wurde das jfvAver mit Alkohol, dem ein wenig SalzsSure zuge- setat worden, ausgewaschen und darauf vollständig mit k^hendem Wasser.

Der so erhaltene, gehörig getrocknete schwarze Kör* ^er schien frei zu seyn von eingemengtem metallischem Platin. Beim ErwSrmen und gegen Alkohol verhielt er sich wie Aceplatiuoxydul, und mit Aceton entzündete er «ch nicht anders, als wenn demselben etwas Alkohol zu» gesetzt worden. Salzsäure wirkte nur unbedeutend dar- auf aber Königswasser löste dagegen bei Digestion leicht das Ganze. Ist er vielleicht ab Folge der desoxydiren- den Einwirkung des Alkohols eine sauerstofffreie Yerbin- doog von Platin mit einem eignen Kohlenwasserstoff?

Das hiebei erhaltene Destillat roch nach Salzäther, hatte aber fiberdiefs einen eignen Geruch.

AeecklorplatiD, geldft in Aceton, mit Ammonink,

Leitet man trocknes Ammoniakgas in eine, mit Was- ser oder besser mit Eis umgebene, klare Lösung des Ace- cblorplatin in Aceton, so scheidet sich bald ein gelbge- forbter Körper als ein hellgelbes kristallinisches Pulver ab« Bei fortgesetzter Hineinleitung von Ammoniak löst sich dieses wieder auf, und selbst ehe die Lösung mit Am- moniak gesättigt ist, hat man eine klare, etwas bräimlich gelbe Flüssigkeit. Unterwirft man diese im Wasserbade bei schwacher Wärme einer Destillation, so geht zuerst, unter Entwicklung von Ammoniakgas, ein mehr oder we- niger ammoniakreiches Aceton über. Diefs giebt mit Was- ser nicht die geringste Trübung« Wird dieses Destillat

314

abgeschledeDy und darauf, nachdem der Gemch nach Am- moniak bedeutend abgenommen hat, weiter deaCiUirt, so erhäh man erstlich eine farblose Flüssigkeit, welche aaf Zusatz von Wasser stark milchig wird; darauf, bei De- stillation in einer starken Lösung von Chlorcalciuni, eine gelbe Flüssigkeit, welche mit Wasser einen auf der wSs- serigen Flüssigkeit schwimmenden öligen Körper giebt; und bei bedeutend stärkerer Wfirme und starker Neigoag des Betortenhalses einen branngelben, etwas dickflüssigen Körper, der mit Wasser einen ölartigen Körper in be- deutender Menge giebt.

Dabei wird der Rückstand immer dickflüssiger nod braungriber, und bald darauf beginnt ein körnig kristal- linischer, rölhlich brauner Stoff sich abzuscheiden. Wird nun eingehalten und darauf zu der erkalteten aus diesem kömigen festen Stoff und einem dicken rolhbrannen Sj- rup bestehenden Masse Aether hinzugesetzt, und damit gut durchgerührt, so erhält man eine rölhlich braune Lö- sung und einen gelbbraunen unlöslichen Körper, weldier, ausgewaschen mit Aether, bis dieser sich fast nicht mehr färbt, und darauf getrocknet im Vacuo über Schvrefel- sSure, eine rein gelbe Farbe und ein salzartigca Ansehen hat. Ich bezeichne diesen bis weiteres mit dem Kamen AcechlorplcUüi' Ammoniak durch Aceton.

Das Aceton wirkt nur schwach darauf, und er kann deshalb auch sehr wohl durch Aceton von jenem braunen Körper befreit werden. Alkohol löst ihn' dagegen leicht, und aus dieser Lösung kann er durch Aether, in hinrei- chender Menge angewandt, gefällt werden. Vom Was- ser wird er besonders leicht und in sehr grofser Menge aufgelöst, eine bräunlich gelbe Flüssigkeit gebend. Beide Lösungen reagiren, selbst wenn das Salz lange im Va- ctio über S>chwefelsäure gestanden, stark alkalisch, ob- gleich sie fast nicht alkalisch riechen. Selbst die wäs- serige Lösung kann zur Trockne eingekocht werden, oho« die mindeste Ausscheidung, oder sonstiges Zeidien von

di5

Zersefoong. Die wSsserige LOsimg giebt mit einer ge^ wissen Menge Kalilauge beim Erwärmen eine schwache gelbliche Ausscheidung, welche durch mehr Kali Terschwin» det, dabei zeigt sich mindestens nur eine sehr schwache Entwicklung von Ammoniak. Beim Liegen an der Luft nimmt dieses Salz an den Randern der Masse bald eine braane Farbe an, und zugleich ein Ansehen, wie wenn es zerfliefsen wollte. Wie es scheint, rührt diese Yer- Soderung doch mehr von der Einwirkung des Sauerstofls als vom Wasser der Luft her. Es ist mir vorgekommen, wie wenn einige Portionen dieser Veränderung mehr aus- gesetzt waren als andere, und ich bin daher noch unge- wifs, ob diefs Verhalten wesentlich ist i&r diefs Product, oder ob es von der Einmengung eines fremden Stoffes herrOhrt Beim Kochen nimmt das Aceton mehr vom Acechlorplatin- Ammoniak auf, als in gewöhnlicher Tem- peratur« Das, was nach mehrmaligem Auskochen mit ziem- lich grofsen Portionen Aceton zurQckblieb, verhielt sich in jeder Weise ^ie zuvor; und ich konnte auch keinen wesentlichen Unterschied mit dem durch Eindampfen der Auflösung Erhaltenen wahrnehmen.

Das Acechlorplatin-Ammoniak verkohlt sich bei trock- aer Destillation , aber dazu bedarf es einer ziemlich star- ken Hitze. In offnem Feuer kann man es zur Verbren* nong mit Flamme bringen, aber um diese zu unterhalten, mars es wiederholentlich stark erhitzt werden.

Eine alkoholische Lösung dieses Salzes giebt mit ei- ner alkoholischen Lösung von Platinchlorid einen sehr reichlichen graulich gelben Niederschlag; aber die darüber stehende Flüssigkeit ist auch gelb nnd giebt mit Aether, obschon in geringer Menge, einen gelbweifsen, etwas schlammigen Niederschlag, welcher, auf einem Filter ge- trocknet, sich schnell an der Luft in einen braunen thcer- tftigen Stoff verwandelt. Das dorch Platinchlorid G»- bllte ist reich an einem kohlenstoffhaltigen Körper.

einigen Versuchen sammelte ich jenen Körper,

318

einer ▼erbftltiiifsinllfsig etwas grOCseren Menge Ammoniak- flfisaigkeit ab beim ersten Versach, hier ein dunkeho- ther salzartiger Stoff in nidit unbedeutender Menge wie unlöslich in der alkoholischen Anmoniakflüssigkeit xo- rfickblieb.

Dieb rothe Salz zeigte sich unverUnderlich an der Luft, war in Wasser ganz unlöslich, und wurde beim Kochen damit schwarz, etwa wie Acechlorplatio. Aether schien nicht darauf zu wirken, kochender Alkohol Dar schwach; Aceton wirkte mehr, so dais die Flüssigkeit stMrker gef&rbt wurde, aber gelb; ich beobachtete indes- sen bald, dab selbst beim Kochen sehr viel Aceton tur yollstSndigen Auflösung nölbig scyn würde, falls diese wirklich statthaben konnte r die ziemlich stark geßirble gelbe Flüssigkeit gab beim Eintrocknen sehr wenig von dem gelben Körper; durch Wasser wurde diese Aceton- lösung nicht getrübt. Selbst ziemlich starke Salzsäiire wirkte, bei gewöhnlicher Temperatur, wenig oder gsr nicht auf das rolhe Pulver. Beim Kochen damit gab es eine vollständige Auflösung, aber auch von gelber Farbe* Es liefs sich besonders leicht anzünden und fuhr fort mit stark leuchtender (etwas ins Grüne spielender) Flamoe zu brennen, selbst nachdem die Masse aus der Wetn- geistflamme gezogen war. Bei trockner Destillation gab es, aber erst bei starker Wirme, ein salmiakartiges Sub> limat in bedeutender Menge, und daneben etwas von ei* ner farblosen nach Aceton riechenden Flüssigkeit, so ivie einen kohligen (nicht metallischen) Rückstand, welcher, an die Luft gebracht, bis auf das Platin verbrannte.

Das in diesem Versuch auf beschriebene Weise er- haltene, wohl ausgewaschene und getrocknete gelbe Aea- chlorplatin »Ammoniak verhielt sich wie das beim ersten Yersttoh; nur schien es weniger veränderlich an der Luft xu seyn.

Sowohl die alkoholische und ätherische Flüssigkeit, ans der dieCs Salz geftUt worden, als auch der zum Aus-

319

wasckeD gebrauchte Aelber gab ein Destillat, worin su keiner Zeit, nach Zusatz von Wasser, etwas von dem diartigen Körper beobachtet werden konnte, den man bei Darstellmig des Salzes mittelst Aceton-Ammoniak erhält«

Acecklorplatin mit wfisseriger Ammoniakflusiigkeit.

Acechlorplatin wnrde mit ganz wenig Ammoniakwas« ser angerieben, und dabei eine erst gelbe, später röthlich braane Flüssigkeil erhalten, während ein Theil ungelöst blieb. FOr den Geruch, aber nicht fQr Probefarben, war die FlCissigkeit neutral. Sowohl bei mehr Wasser als bei mehr Ammoniak oder mehr Salz blieb ein Theil des letz« teren ungelöst. Ich bemerkte einen acetonartigen Geruch. Nan wurde das Ganze (die bräunlich gelbe. Lösung und das zum Theil rothbraune Pulver) einer Destillation nn* (erworfen. Es zeigte sich dabei fast keine Farbenände- rung, ausgenommen vielleicht, dafs es achneller weniger als mehr braun ward; es zeigten sich deutlich ätherartige Streifen in der Retorte. Als die Flüssigkeit etwas ge- kocht hatte, war Alles vollständig aufgelöst zu einer blofs bräunlich gelben Flüssigkeit

Bei einem andern Versuch mit einer gröfseren Por- tion zeigte sich ebenfalls das Verbalten, dafs bei gewöhn- licher Temperatur, obscbon. eine grofse Portion Wasser biozogesetzt worden, ein Theil unaufgelöst blieb, und dennoch bei fortgesetztem Kochen sich zuletzt Alles auf- löste; selbst nach einiger Zeit des Kochens hatte das noch ungelöste Pulver eine rein gelbe Farbe. Es war ein deutlicher, wiewohl nicht grofser Ueberschufs an Am- moniak angewandt. Kurz nachdem sich Alles gelöst hatte, war die Flüssigkeit etwas bräunlich gelb, aber diefs Mal ward es bei fortgesetztem Kochen etwas dunkler, und es schied sich, wenngleich in geringer Menge, ein schwärz- licher Körper aus. Ein Theil der filtrirtcn Flüssigkeit pb, im Vacuo über Schwefelsäure, eine dunkelbraune, spröde, ondeutlich kristallisirte Masse.' In Alkohol war

320

sie weBif^tcns theihveis Iftslich, aber langsam and in f;^ ringer Menge» Das diefs Mal erhaltene Destillat batle zwar die ülherartigen Streifen nicht deatlidi gezeigt, aber der Geruch Terrieth darii^y aafser Ammoniak» einen SÜie« riscben Körper.

Aceclilorplatin mit Ammoniakgai.

Reines und wobigetrocknetes Acechlorplatin in feio zerriebenem Zustand, wurde in einer ausgeblasenen Röbrr, deren berabgebogener Schenkel in einen Kolben püf, welcher mit einem seitwilrts ausgehenden angescbmolx^ nen Leitrohr versehen war, einem durch Kalihjdrat ge- gangenen Strom von Ammooiaiigas ausgesetzt Selbst nach langem Durchströmen des Gases, sah das Salz so gut wie unverändert aus, auch bei starker Abkfihluug des 'Kohrs. Und sogar bei ziemlich starker Erwärmung des- selben zeigte sich nichts in dem Vorlagekolben. Als je- doch das Salz, nachdem es lange dem Ammoniak attsg^ setzt worden , näher untersucht wurde, zeigte es sich w^ nigstens zu einem sehr groCsen Theil löslich in Wasser und Alkohol, aber nur ziemlich wenig in Aceton. Die wässerige Auflösung ertrug starkes Kochen ohne erkenn- bare Zersetzung, und das Salz gab bei trockner Desül' lation, unter Abkühlung , eine bedeutende Menge eines salzartigen Sublimats.

Destillat Ton Aceton mit Platinchlorid.

Das bei Behandlung des Platinchlorids mit Aceton zur Darstellung des Acechlorplatins erhaltene Destillst, verdient aus mehren Gründen eine genaue Untersorbong. Bisher habe ich indefs nur wenig Zeit darauf anwenden können. Bei Aufbewahrung, selbst vorsichtig gescbfitit gegen Luft und Licht, erleidet es eine Verändcnmf;, io Folge welcher es seine ursprüngliche Klarheit und Färb- losigkcit verliert, und schwarzbraun und vollkommen un- durchsichtig wird.

321

PUtinbars.

Anlangend endlich das in gröCster Menge erhaltene Producf, welches ich mit dem Namen Platinharz bezeich- net habe, so bleibt auch bei diesem Manches zu bestim« men (ihrig. Doch kann ich nicht unterlasseUi bei dieser Gelegenheit die wichtigsten meiner darüber schon gesam- melten Erfahrungen anzuführen.

So wie man es nach Ausscheidung des grödsten Theils Tom Accchlorplatin durch Kristallisation auf die oben zuletzt beschriebene Weise erhält, ist es reich an Salz* sänre und enthält überdiefs eine nicht unbedeutende Menge Qoveränderten Acetons. In diesem Zustand bleibt es in gewöhnlicher Temperatur weich* (von einer Steife zwi- schen Pech und Theer), und angerührt mit Wasser fleht es einen Theil aufgelöst mit brauner Farbe; in der saaren Auflösung ist, wie angeführt, unter andern etwas Accchlorplatin. Aus der in Wasser unlöslichen, im Ya- cao über Schwefelsäure und Kalk getrockneten, nun sprö- den, ziemlich leicht zu Pulver zerreiblicben Masse zieht Alkohol von 80 Proc. nur einen gewissen Theil, Alkohol ▼on 93 Proc. einen gröfseren Theil, und wasserfreier Al- kohol noch einen Theil, Aether darauf noch einen Theil, Aceton (scbqn bei gewöhnlicher Temperatur) von dem noch nicht unbedeutenden Rückstand noch einen Theil, welcher gröfstentheils durch Aether ausgefüllt werden kann. Das Bückständige giebt beim Kochen noch eine Portion aufgelöst, und endlich hinterbleibt eine schwarze, in allen jenen Flüssigkeiten unlösliche Masse. Alle Lö- sungen sind mehr oder weniger dunkelbraun, und im All- gemeinen, selbst bei Gegenwart von nur wenig Masse in der Lösung, bis zur Undurchsichtigkeit stark gefärbt, wenn man von der filtrirten Flüssigkeit ungefähr einen Viertel- zoll im Querschnitt betrachtet. Wasser scheidet aus dem alkoholischen Auszug, Alkohol aus dem ätherischen, und Aether aus dem acetonischen einen Theil aus, das erstere mit einer mehr oder weniger graugelbcn, die andern mit

Poggend. Ann. ErgaoznngsbcL I. 21

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graaschwarzer, schwarzbrauner oder gar kohkcbwaner Farbe. Das aus der durch Kochen mit Acetoo ertlaIt^ Den Auflösung enthalt gewöhnlich eine Portion Acechlor- platin, aber dieses i^rhält man, selbst nach mehren Um- kristallisirungen von etwas grünlich gelber Farbe. Audi findet man etwas Acechlorplatin in dem, was Aether am dem mit kaltem Aceton Ausgezogenen gefüllt hat, Dod Tielleicht nur in Folge dessen hat der Niederschlag zu- weilen eine kristallinische Beschaffenheit; die fibrigca Niederschläge sind schlammartig. Bei vorsichtigem Ab- dampfen geben alle Lösungen das Aufgelöste ohne er- kennbare, oder wenigstens, ohne bedeutende ye^9nfi^ rung ^). Der Rückstand von den alkoholischen Lösod- gcn wird schnell und vollständig von ätzender Kalilauge aufgenommen; der von den ätherischen und derschvrane von den acetonischen löst sich dagegen nur weni;; oder gar nicht darin. Alle geben bei trockner Destillatioo Kohlenplatin, ein zum Theil brennbares Gas, und ein chlorhaltiges Destillat, bestehend entweder aus einem farb- losen dünnflüssigen, und einem braunen oder gelben, mehr oder weniger dünnflüssigen Körper, oder fast nur aas dem letzteren. Der Rückstand von dem alkoholiscbco Auszug schwillt beim Schmelzen sehr bedeutend auf, der von den übrigen wenig oder gar nicht. Das erbalteae Kohlenplatin verbrennt an der Luft mehr oder weniger langsam und hinterläfst merkbar eine verhältnifsmäbig on- gleiche Menge Platin.

Hieraus scheint gewifs, das das rohe Platinharz drei oder vier verschiedene Stoffe enthält. Allein diese dardi die angeführten Mittel gehörig getrennt zu erhalten,

1 ) Bei kodiender Eindestillirung eines alkohoUsdieii Aussags bis *■ etwi ein Viertel, hatte sich ein schwaner, etwas pulTecfönnigcr Eö^ per ausgeschieden. Er wurde gesammelt und auf einem Filter ivt Alkohol gewaschen. Als er aber darauf über Nacht hingestellt worm war das Papier durch eine Selbstenttündung Terbrannt und der schirtfs* StofT zum Theil in metallisches Platin TerwandelL

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hl kaam thunlich, theils weil, wie man leicht während der Arbeit bemerkt, mehr oder weniger von dem einen, wenigstens in den meisten Fällen, dem andern folgt, theils weil sie, wenigstens zum Theil, während der Arbeit ver- ändert werden, wie es scheint durch Einwirkung der Luft. Wenn man z. B. durch ununterbrochenes Ausziehen der Masse mit Alkohol, durch Anrühren damit unter stetig fortgesetztem Zugiefsen auf ein Filter, endlich so weit gekommen ist, dafs das Durchlaufende nur eine hellbraune Farbe hat, und man giefst am folgenden Tage wieder Al- kohol hinzu, so erhält man abermals eine sehr stark ge- färbte dunkelbraune Flüssigkeit, aber nun ziemlich bald wieder eine nur wenig bräunlich gelbe, und diefs wie- derholt sich nach neuem Hinstellen. Hat man, sogleich nachdem die Ausziehung mit Alkohol jenen Punkt erreicht kat, Aether zum Ausziehen angewandt, und fährt damit onausgesetzt fort, bis dieser, der zuerst lange eine schwarz- braune Lösung gab, nur schwach braungelb abläuft, giefst dann wieder Alkohol hinzu, da dauert es nicht lange, da(s man wieder eine stark gefärbte dunkelbraune Flüs- sigkeit bekommt, und wenn diese (was ziemlich bald ge- schieht) wieder mit bräunlich gelber Farbe abläuft, und man nun aufs Neue Aether anwendet, so erhält man wie- der in einiger Zeit eine schwarzbraune Lösung, und so wenigstens viele Male. Bei Ausziehungen mit Aceton, nach der Behandlung mit Aether, zeigt sich zum Theil etwas Aehnliches. Auch nicht,* indem ich die Ausziehuu- gen kochend vornahm, habe ich diefs Verhalten vermeiden können. Und wenn ich die letzte Ausziehung mit Aceton vornahm, habe ich nicht den Punkt erreichen können, bei dem die ablaufende Flüssigkeit farblos gewesen wäre.

Bei Versuchen über das Verhalten eines alkoholl- sdien und eines acetonischen Auszugs vom Platiuharz zum Ammoniakgas habe ich Wirkungen erhalten^ die vielleicht hesser zum Ziele führen werden. Jedenfalls verdient diefs Verhalten bekannt zu werden.

21

-^

324

Leitet man trocknes Ammoniakgas in einen stark dan- kclbraunen alkoholischen Auszug des ziemlich wohl too freier Säure befreiten Platinharzes , so erhält man bald und reichlich einen gelben, kristallinischen puIverfOrmigen Niederschlag, der fast wie Chlorplatin -Ammonium aus- sieht. Die mit Ammoniak etwas fibersättigte, fiUrirte, noch stark gefärbte, braunschwarze Lösung gab, bis etwa zum Drittel abdestillirt, noch einen kristallinischen pal- TerfOrmigen Stoff', der fast wie der frohere aussah. Ab die hievon abfiltrirte FlQssigkeit weiter eindestUlirt, and darauf Aether hinzugesetzt wurde , schied sieb ein brau- ner kristallinischer Körper aus. Als man die bievon ab- filtrirte dunkelbraune ätherische Lösung weit mehr ein- destillirte (hier, wie überall, im Wasserbad oder Chlor- calciumbad), und man darauf den Rückstand mit Aether behandelte, schied sich wie darin unlöslich ein fast schwar- zer kristallinischer Körper aus. Wurde dann die hier- von abfiltrirte dunkelbraune ätherische Lösung im Vacoo über Schwefelsäure eingetrocknet, so erhielt man bald eine dicke syrupsartige durchsichtige Masse von rothbranner Farbe, und nach 3 bis 4tägigem Stehenlassen im Yacno endlich einen firni&artigen, spröden, rothbrannen, fast durchsichtigen Körper. Aufgelöst in Alkohol und gesSt- tigt oder übersättigt mit trocknem Ammoniakgas gab er noch, aber nur in sehr geringer Menge, jenen gelben kri- stallinischen Körper. Die bievon abfiltrirte Flfissigl^ei^ im Yacuo über Schwefelsäure eingetrocknet, gab eine rothbraune Masse, welche wieder ausgezogen mit Aethefi etwas von dem kristallinischen Stoff hinterliets. Derab» filtrirtcn rothbraunen ätherischen Lösung wurde All^obol zugesetzt, und diese Flüssigkeit wieder schwach mit trock- nem Ammoniakgas übersättigt. Nun schied sich nichts aus, und auch die durch Eintrocknen dieser Lösung im Yacuo erhaltene Masse hinterliefs bei abermaliger Be- handlung mit Aether nichts, vielmehr löste sich Alles tn einer klaren rothbraunen Flüssigkeit auf, welche beim

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Eintrocknen im Vacuo über SchwefelsSare jene roth- braone darchsichtige fimiCsartige spröde Masse gab. Der so erhaltene KOrper schien nun als ein bestimmter Stoff betrachtet werden za können; ich will ihn hier mit dem Namen: indifferentes Platinharz bezeichnen.

Die alkoholische Lösung dieses Stoffe giebt mit Was- ser eine Ausscheidung in groben Flocken von gelbbrau- ner Farbe. Er verhält sich vollkommen neutral. Auf Zusatz von Salzsäure wird er etwas dunkler gefärbt, aber ohne Ausscheidung. Eine alkoholische Lösung giebt mit salpetersaurem Silberoxyd sogleich gar nichts; allein beim Stehenlassen scheidet sich in grofeer Menge ein graugel- ber Stoff ab. Bei trockner Destillation einer sehr klei- nen Portion gab er bei starker Hitze einen gelben, harzig riechenden Rauch und einen Dampf von saurem ersticken- dem Geruch. Von Salmiaksublimat liefs sich hier nichts beobachten, der Rückstand war kohlig. In die Wein- geistflamme gebracht, verbrannte er mit stark leuchtender, aber zugleich stark rufsender Flamme, und hinterliefs Pla- tin, verhältnifsmSfsig aber nur wenig.

Der geradezu durch Ammoniakgas ausgeschiedene salz- artige Körper wurde erstlich mit Alkohol von 93 Proc, dann mit Alkohol von 60 Proc, und endlich mit Alko- hol von 98 Proc ausgewaschen und nun getrocknet. Er hatte jetzt eine rein und gleichförmig gelbe Farbe. Wird die Auswaschung zum Theil mit Wasser vorgenommen, 90 erhält man zwar erst nur eine ziemlich schwach ge- färbte gelbe Flüssigkeit, aber diese beginnt bald in Braun überzugehen, wie auch das Salz dann leicht, beim schnel- len Trockneu, einen Stich ins Braune bekommt. Wäscht man mit Alkohol nicht vorsichtig aus, so kann man in der getrocknetcu Masse deutlich eine Einmengung von einem weifsen salzartigen Körper erkennen, unzweifelhaft Salmiak. Mit starkem Alkohol geht die Abscheidung des- selben zwar langsam, aber bei Anwendung des stark ver- dünnten, muCs man sich zuletzt des sehr starken bedie-

326

nen, um die, durch EinmeDguDg von Braun sich zeigende Veränderung zu vermeiden. Der Alkohol fährt fort mit gelber Farbe abzulaufen, so dafs das Salz darin nur schwer löslich ist. Ob der eingemengte Salmiak fortgewascfa» sey, findet man leicht durch salpetersaures Silberoxyd.

Wenn nämlich die Auswaschung auf angeführte Weise genugsam fortgesetzt worden, erhält man eine stark g^ färbte gelbe Lösung des neuen Salzes, worin weder Chlor schlechthin durch Silbersalz, noch Ammoniak durch eine alkoholische Lösung von Plalinchlorid nachweisbar ist; denn das Chlorid giebt nicht die geringste Trübung, und das salpetersaure Silberoxjd giebt in gewöhnlicher Tem- peratur auch nichts, wenigstens nicht in der ersten hal- ben Stunde. Erhitzt man aber diefs Gemenge, so trird es etwas trüb und bräunlich, darauf sehr stark bis zur Undurchsichtigkeit rothbraun, unter gröfserer oder ge- ringerer Ausscheidung eines rothbraunen Körpers. Ffir sich erwärmt, ja sogar unter stetem Kochen sehr stark eingedampft, hält es sich dagegen vollkommen klar, uod nimmt erst bei sehr starker Concentration eine schwache Einmengung von Braun an ; und diese eingedampfte Flfls- sigkeit giebt sowohl mit Platinchlorid als mit salpetersaoriD Sitberoxyd eine höchst unbedeutende Trübung. Bei Ein- dampfung auf einem Ofen gab jene Flüssigkeit für sich eine undeutlich kristalllsirte, bräunlich gelbe Masse, wel- che keine bedeutende Zersetzung andeutete.

Seizt man starke Salpetersäure zur Lösung, vor oder nach der Hinzufügung des Silbersalzcs, so wird sie darch Gegenwart dieser immer trüber, ganz wie von Chlorsti- ber; noch schneller und stärker geschieht diefs bei Er- wärmung mit Salpetersäure. Setzt man Salpetersäure za der durch Erwärmung mit salpetersaurem Silberoxyd sehr stark röthlichbraun gefärbten Lösung, so wird sie wie- der farblos und giebt sehr reichlich eine Ausscheidung wie von Chlorsilber. Salzsäure, für sich zur Lösung zersetzt, scheint keine Veränderung zu bewirken« Die

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wohl ausgewaschene, getrocknete Salzmasse gab bei trock- net Destillation, aber erst bei starker Hitze, ein sehr reichliches, weifses, salzartiges Sublimat (Salmiak) und ein farbloses Destillat, so wie einen kohligen Rtickstand, welcher, heifs an die Luft gebracht, zu Platin verbrannte.

Mit Aceton gab das wohl ausgewaschene Salz, selbst beim Kochen, hur eine äufserst schwach gelblich gefärbte FiOssigkeit. Im nicht ausgewaschenen (also salmiakhalti* gen) Zustand nimmt es dagegen das Salz beim Kochen in ziemlich reichlicher Menge zu einer stark gelben Flüs- sigkeit auf.

Unter andern wegen jenes Verhaltens zum Silber- salz und PlalinchloHd, welches andeutet, daCs Chlor und Ammoniak auf die den organischen Stoffen eigne Weise gebunden sind, verdient diefs Salz gewifs noch eine ge- naue Untersuchung, die ich deshalb und möglichst bald aoszufOhren gedenke.

Obschon das Aussehen u. s. w. des Salzes, welches sich bei Destillation der von dem ersten Salz durch Fil- Iriren abgeschiedenen Flüssigkeit ausgesondert hatte, glau- ben lassen könnte, es sey im Wesentlichen eins mit die- sem, so ist doch solches nicht der Fall. Denn diefs löste sich vollständig, bei kleinen Portionen, in theils schwachem, tbeils starkem Alkohol, und selbst der letzte Auszug, wel- cher nur wenig bräunlich gelb war, und womit so gut ^Tie Alles aufgelöst war, gab mit salpetersaurem Silber- oxyd einen reichlichen Niederschlag. Auch nahm das Gemenge beim Erhitzen keine rothbraune Farbe an. Die pk Anfang der Auswaschung erhaltene stark braune Flüs- sigkeit gab auch einen reichlichen Niederschlag mit sal- petersaurem Silberoxjd, nahm aber beim Erwärmen da- mit, wiewohl schwach, die rotbbraune Farbe an.

Der letzte, aus dem stark eindestillirten Filtrat durch Aether ausgeschiedene schwarze, pulverförmige Körper (siehe oben), gab mit Alkohol von 98 Proc, besonders beim Kochen damit, eine stark gefärbte gelblichbraune

I

328

FlQssigkeit. Diese Flüssigkeit lieCB sich oboe Trfibong stark mit Wasser verdOnnen, lieferte aber beim Eindaih pfen eine bräunliche Masse , welche mit Wasser eine braungelbe Lösung and einen schwärzlichen Rückstand gab. Durch Eindampfung der alkoholischen Lüsung oo- ter Zusatz von Wasser, bis der Geruch nach Alkohol verschwunden, wurde eine trübe braune Flüssigkeit er« halten, welche beim Filtriren eine klare bräunliche Lo- sung gab. Bei dieser und auch bei der mehr oder w^ niger alkoholhaltigen zeigte sich die eigene Erscheinan^ dafs sie. auf Zusatz von Salzsäure einen röthlichbraonea flockigen Niederschlag gab, der besonders beim Erhitzen nach dem Zusatz, oder bei Erwärmung der Flüssigkeit vor demselben reichlich war; die darüberstehende Flöt' sigkeit war dann fast farblos. Ganz dasselbe fand beim Zusatz einer wässerigen Kalilösung statt, ohne dab äcb, selbst bei langwierigem Kochen , etwas anderes als jener röthlichbraune flockige Niederschlag zeigte; beim Kochen mit Kali gab die Flüssigkeit nur schwache Spuren von Ammoniak. Mit salpetersaurem Silberoxyd gab sie eini- gen Niederschlag, welcher beim Kochen zunahm, aber, dabei zeigte sich gar nichts von jenem Uebergang ins Rothbraune.

So sind denn also auch durch dieses Yerfahren in dem rohen Platinharz, auCser zurückgebliebenem Acechlor- platin und dem in Aceton unlöslichen schwarzen Rück- stand, wie es scheint, vier verschiedene Stoffe gefunden«

In dem Destillat der vom zuerst ausgeschiedenen Salz abfiltrirten Flüssigkeit habe ich zwar etwas von dem öl- artigen Körper gefunden; aber die Menge desselben war viel zu geringe, als dafs man annehmen konnte, er sey durch das Ammoniak ausgeschieden. Weit richtiger lälst er sich ansehen als herrührend von einer Spur jenes öl- artigen' Körpers, der zugleich mit dem Aceton erhalten wird, und von dem eine, übrigens unbedeutende Menge

329

stell leidit in dem selbst sehr sorgftitig gereinigten Prä- parat befinden kann.

Aach ein acetonischer Auszug des Platinharzea giebt mit Ammoniak einen gelben kristallinischen , salzartigen Niederschlag.

Von dem rohen Platinharz habe ich eine Portion f&r 8ieh, eine andere mit Kalk und eine dritte mit Kalkhy- drat der trocknen Destillation unterworfeit. Es war mehr- mals mit Wasser ausgezogen und darauf, selbst gepulvert« durch langes Stehen im Vacno über Kalihydrat und Schwe- felsfiure getrocknet worden.

Die Erhitzung geschah in einem pneumatischen De- Stillirapparat im Oelbad. Gegen 200* des Bades zeigten sich Gasentwicklung und Destillat. Nun begann die Masse aaizasch wellen , und bald darauf (bei etwa 230®) nahm sie wohl das 40 fache ihres ursprünglichen Volums ein, so daCs ich sie ein Paar Mal mit einem durch den Tubus der Retorte hineingesteckten Platindraht umrtihren mufste, QiQ das Uebersteigen zu verhüten. Darauf, bei ungefähr 270®, sank sie wieder. Das Destillat war erst gelblich, dann braun und etwas dickflüssig. Die Gasentwicklung war noch nicht sehr lebhaft. Da diese, so wie die BiU dang der Flüssigkeit nur gering war, wurde, bei etwa 300®, Über offnem Feuer stärker und stärker erhitzt. Nun wurde die Erzeugung, sowohl von Luft' als von Flüssig- lieit weit reichlicher. Als die Masse nach einem längere Zeit fortgesetzten heftigen Glühen nur noch äuberst un- bedeutend von sich gab und wieder fest geworden, hielt ich ein.

Die Flüssigkeit roch zum Theil stark nach Salzsäure ond schien der bei der trocknen Destillation des Ace- dilorplatins zu gleichen. Die Masse löste sich leicht vom Glase ab. Sie bestand aus grOfseren und geringeren kohl- schwarzen, fettglänzenden Stücken, und glich im Ansehen ziemlich der Steinkohle; sie war hart, aber ziemlich sprOde.

330

Sie wurde nan feiogerieben und so in eine Porcel- lanretorte gebracht, an die eine mit Ableitungsrohre ver- sehene Vorlage angelegt war. Darauf wurde sie eiaer steigenden Hitze ausgeselzt. £s erschien nun keine FlQs- sigkeit; aber bei Weifsglühhilze gab die Masse lange ein Gas, weiches keine Spur von Salzsäure Terrieth, aber et- was nach Kienrufs roch und mit stark leuchtender Flamme verbrannte. Als selbst bei heftiger Weifsglühhitze die Gasentwicklung aufhörte, wurde eingehalten, und als dar- auf AlUs, ohne Zutritt der Luft, erkaltet war, wurde die Masse, die nicht das geringste Zeichen von Schmel- zung zdgte, mit Leiditigkeit aus der Retorte gebracht; sie hatte noch ganz das Aussehen wie beim Einlegen.

Zu diesem Versuch waren von dem auf angefOhite Weise behandelten Platinharz 10,4975 Grm. angewandt; der gehörig weilsgeglühte Rückstand wog 4,498 Grin. oder 42,85 Procent.

Hierauf wurden 1,198 Gnn. desselben im Platintie* gel durch lang fortgesetzte Erhitzung an der Luft endlich vollständig verbrannt. Das Gewicht des erhaltenen Pla- tins betrug 0,5465. Diefs giebt für 100 Thl. Platinkoble (wie ich jenen Rückstand nennen will)

Platin 45,618 und wahrscheinlich blofs Kohlenstoff 54,382.

Nun ist

^^'"^ =0.03699. ii:?|i-=0,71146

und

1-233,20 ' 76,437

«"^^« = 19,234.

0,03699

Ein anderer Versuch derselben Art gab ein biciwt fibereinstimmendes BesuUat. Ich bin ziemlich gewiCs, da(s dieses Resultat so genau ist, als ein Versuch dieser M es geben kann. Allein da es ein Gemeng von mehren Stoffen betrifft, und eine wahre chemische Verbindung /on 1 At, Plaün und 19 At. Kohle nicht viel Wahr-

331

scbeinlichkeit besitzt, so hat jenes quantitative Resultat lucht sonderlicb viel Interesse. Beiläufig will ich hier bemerken, dafs Jenes Resultat auf 100 Thl. des mit Was- ser ausgezogenen und TÖlIig getrockneten Platinharzes nur 19,547 Thl. Platin giebt, so dafs also dieser Körper be- sonders reich an kohlenstoffhaltiger Materie ist.

Ueher das Verhalten bei Destillation mit Kalkhjdrat und Kalk noch Folgendes. Wohl ausgewaschenes und getrocknetes Platiuharz wurde, als feines Pulver, genau mit einer ziemlich grofsen Menge Kalkhjdrat gemengt, and diefs Gemenge in einer Retorte mit Vorlage und Ableitungsröhre einer steigenden Wfirme ausgesetzt, erst im Oelhade« dann im Sandbade. Zwischen 200 und 300® ging, ohne deutliche Gasentwicklung, ein ziemlich dick« flfissiger Körper über, der schwach gelblich und etwas ondarchsichtig war, und theils harzig, theik ätherisch roch. Bei Fortsetzung der Destillation mittelst stärkerer Hitze ward das Destillat immer dickflQssiger. Selbst bei star- kem Glühen auf dem Sandbade ging noch fortwährend etwas über, aber diefs ward zuletzt so dick, dafs es nur durch besondere Erwärmung des Retortenhalses zum Her- abfliefsen gebracht werden konnte. Es war erst gelblich, ward aber zuletzt bräunlich. Das, was gegen das Ende Überging, war bei gewöhnlicher TemperatuiC fest. Es batte einen harzigen und terpenthinartigen Geruch. Beide Producte, besonders aber das dickflüssige, gaben beim Ver- brennen eine sehr rufsende Flamme; das dickflüssige konnte nur mittelst eines Dochts angezündet werden.

Eine andere Portion desselben Platinharzes wurde der^ selben Behandlung mit fein geriebenem ungelöschtem Kalk untcnvorfen. Die Erscheinungen, waren hier im Wesent- lichen dieselben.' Bei Erhitzung geschah kein Brausen oder Aufblähen der Masse, wenn die Kalkmcnge hinläng- lich grofs war, und die Hitze nicht zu plötzlich stieg.

Bei darauf folgendem heftigem Glühen des Rück- stands im Platintiegel brach, bei jedesmaligem Abheben

332

des Deckels, eine starke Flamme aus, und die Masse fuhr laoge fort zu TerbreDnen, besonders beim UmrQh- ren. Nach vollstSodiger Ausziehung mit Salzsäure und Wasser brannte der Rückstand, beim Glühen an der Luft, lange Zeit zunderartig. Zuletzt blieb Platin zurück, aber ▼erhältnifjBmSCBig wenig.

In. Betracht, dafs das Platinharz durch die Behand- lung mit Wasser, zur Abscheidung unter andern der Säure und des Acetons, sicher eine, wenn auch nur geringe, Zer- setzung erleide, und selbst die langwierige Ausziehung mit Alkohol möglicherweise eine Veränderung der ursprüng- lich erzeugten Stoffe bewirken könne, habe ich ein drit- tes Verfahren versucht, um jene Stoffe oder bestimmte Verbindungen derselben gesondert darzustellen.

Nachdem nämlich auf oben angeführte Weise in ge- wöhnlicher Temperatur und darauf nach gehöriger Ein- destillirung das Acechlorplatin abgeschieden worden, de- stillirte ich die abfiltrirte und bei den ersten Auswaschun- gen mit Aceton erhaltene schwarzbraune Lösung zur toU len Trockenheit ein. Darauf zog ich die Masse mit Ace- ton in kleine Portionen kalt aus. Ich erhielt dabei zuletzt eine gelbliche grauschwarze Masse, von der ich durch Kochen mit Aceton eine Lösung erhielt, welche bei fort- gesetzter zweckmäfsiger Behandlung eine neue Portion Acechlorplatin gab ^). Die durch Ausziehung mit kaltem Aceton erhaltene Lösung destillirte ich wieder zur Trockne ein und wiederholte die Ausziebung mit kaltem und darauf mit siedendem Aceton. Zuweilen erhielt ich hiebet noch eine kleine Portion Acechlorplatin. Den durch kaltes Aceton erhaltenen Auszug trocknete ich wiederum durch Destillation ein und behandelte die eingetrocknete Masse wieder wie zuvor. Niin wurde gewöhnlich durch Aus- kochung des im kalten Aceton Unlöslichen nicht weiter

1 ) Am jener blolj melir oder weniger emdcitiUirten AaflSsang knsul- lisirt gftwöbolidi clwas Aoechlorplado.

333

Acechlorplatin erhalten; und bei neuer EindeBtillirung ist das Destillat y welches das erste Mal sehr säuerlich war, nur wenig sauer. Zum TÖllstSndigen AufhOren der sauren Reaclion des Destillats würden noch Tiele Ein- trocknungen durch Destillation mit neuen Portionen Ace- ton erforderlich gewesen sejn. Um diesen Theil der Ar- beit abzukürzen, unterwarf ich daher, wenn jener Punkt erreicht war» die eingetrocknete Masse (durch Einrtlh- ruog u. s. w.) einer sorgfältigen Ausziehung mit einem Paar Portionen Aether, welche nun bald nur eine ziem- lich schwach geßrbte und sSurefreie FlQssigkcit gaben. Nach Tollstandiger Abscheidung des Aethers durch Stel- len der Masse in ein Vacuum über Schwefekäure zog ich sie wieder mit kaltem Aceton aus, wobei nun (wahr- scheinlich in Folge der durch den Aether ToUständig ab- geschiedenen Säure) eine schwarze Masse zurückblieb. Der Auszug würde nun wieder zur Trockne eindestillirt, wobei er gewöhnlich ein säurefreies Destillat lieferte.

Von dem so behandelten Platinharz zog sowohl AeUier als Alkohol, besonders der letztere, eine nicht unbedeu- tende Menge aus, aber beide nahmen doch weit deutli- cher als sonst eine nur sehr schwache Farbe an, und die alkoholische Lösung röthete Lackmus nicht, auch gab sie nicht (selbst nicht die ersten stark geförbten Portionen) mit Wasser eine sauer reagirende Flüssigkeit. Auch muCs hemerkt werden, dafs dieser alkoholische Auszug bei De- slillation eine Flüssigkeit gab, die nicht im Mindesten die Gegenwart von Salzäther verrieth, welches dagegen bei dem aus zuvor mit Wasser behandelten Harz der Fall ^ar. Sowohl der alkoholische als der acetonische Aus- zog giebt wie früher mit Ammoniakgas den gelben salz- ^igen Niederschlag.

Wie angedeutet, hoffe ich durch eine fthnliche Un- tersuchung der Stoffe, die durch Ammoniak, sowohl aus dem alkoholischen wie aus dem acetonischen (theils al- lein, theils nach der Ausziehung mit Alkohol benutzten)

336

245^5C; Temperatiir der AtmosphSre sslPC; Druck =0-742; LuftrÖckstand sOl Dichte des Dampfs =5,62. Aus den vorhergehenden Analysen irfirde man haben:

C,o=16,864ö H4o= 2,7520 O, = 2,2050

21,8412=4X5,455

Ein Aequivalent vom festen PfeffermOnzöI enthSlt demnach vier Volame Dampf; eine Yerdichtungsweise^ die bei organischen Körpern am häufigsten ist.

Wirkanf der wasserfreieD PhotpKorsSare. Mentbeo.

Menthen nenne ich einen Kohlenwasserstoff, der das Radical des kristallisirten Pfeffermünzöls ist. Man erhalt es am besten durch Einwirkung der wasserfreien Phos- phorsäure auf das letztere. Zu dem Ende schmolz man die- ses in einer tubnlirten Retorte und fOgte die Phosphor- säure in kleinen Portionen hinzu, so lange bis alle Tem- peratur-Erhöhung aufgehört hatte. Die Flüssigkeit trennt sich in zwei Schichten, oben auf eine bluthrothc, sehr bewegliche, unten eine dicke, sehr duokelrothe. Das Ganze ward der Destillation unterworfen. Es ging eine farblose Flüssigkeit über, und der Rückstand bestand ans Phosphorsäure, die eine glänzend schwarze Farbe ange- nommen. Das farblose Destillat ward abermals mit was- serfreier Phosphorsäure behandelt und dann destillirt. Die- selbe Operation wurde ein drittes Mal wiederholt.

Das flüssige Destillat ist klar, durchsichtig, sehr flüs- sig, angenehm und ganz eigenthQmlich riechend, frisch schmeckend. Alkohol and Aether, in kleinen Portionen hinzugefügt, bewirken eine Trübung, die aber bei wei- terem Zusatz des Lösemittels wieder verschwindet. Es ist sehr löslich in Terpenthinöl, weniger in Holzgeist, gar nicht in Wasser. Kidipip; wirkt nicht darauf nimmt blofs

auf

blob auf der Oberfläche mehr Silberglanz an. Es brennt mit heller, rufsender Flamme. Es schmilzt, unter 0^,76 Druch, bei 163® C, und hat bei 21® C das spec. Gew. ^0,851. Schwefelsäure wirkt in der Kälte nicht darauf; Salpetersäure und Chlor üben eigenthümliche Reactionen aus, TOtt denen weiterhin mehr. Flüssige Chlorwasserstoff- säure färbt sich in der Kälte schwach gelb ; damit gekocht wird sie roth; je reiner aber das Menthen ist, desto we- niger tritt die Färbung hervor, daher sie wahrscheinlich nur Ton Spuren anhängenden PfeffermünzOls herrührt. Brom giebt durch seine Reaction eine prachtvolle lillaro- the Farbe. Jod giebt eine röthe Färbung; erhitzt man es damit, so entweicht eine kaum auf das Lackmuspapier wirkende Säure und die Flüssigkeit nimmt eine schmutzig grüne Farbe au.

Die Analyse gab folgende Resultate.

I II III

Menthen 0,2895 0,312 0,372

Kohlensäure 0,918 0,987 1,178

Wasser 0,339 0,361 0,426

Hiernach sind in 100 Menthen

I u lu

Kohlenstoff 87,74 87,53 87,59 Wasserstoff 12,99 12,85 ,12,71

tü>ereinstimmend mit der Formel CsoHaei welche giebt:

Co 1530,40 87,18 H3, 225,00 12,32

Ich bestimmte zwei Mal die Dichtigkeit des Men- thendampfs. In beiden Versuchen war der Rückstand im Ballon ein' wenig bräunlich, und diefs erklärt den geringen Unterschied zwischen dem Resultat der Formel und dem gefundenen Resultat, welches folgendes ist:

Pog^eod. Ann. £rgänsuDg«bd. I.

22

338

I

. n

GevHditsQbendiiifs d. Dampfe

0,769 Grm.

0,831 Gm.

yolam des Ballons

340C.C.

332C.C.

Temperatur des Bades

198» C.

19I«,5C.

» der Luft

13»C.

13»,5G

Druck

0-,762

0-,753

Luftrfickstand bei IS* C

14C.C.

Difihtigkeit

44>3

4,95

Nach der aDgenommeoen Formel hatte

' man:

C, 16,8640

1

H., 2,4768

;

19,3408s:4x4,835.

Ein AequiTalent Meotheo enthalt demnach vier Vo- lume Dampf. Die Phosphorsäare wirkt demnach so «i das PfefTermQnzöl, dafs sie ihm zwei Aequivalente Was- ser entzieht und Menthen in Freiheit setzt. Man hat also das kristallisirte PfeffermOnzöl auszudrücken durch die Formel CsoHa6+H4 0,.

Wirkanf der concentrirten ScbwefcUlure.

Rflhrt man ein Theil des kristallieirten Oels mit 2 Tbl gewöhnlicher Scbwefekäare kalt an, so erhSit man eine halbflQssige Substanz von schön blutrother Farbe. Ue stattfindende Reaction ist sehr schwach, so zu sagen, NoU) weil man, wenn man die SSure durch ein Alkali sättigt, fast die ganze Menge des Oels wiedererhält. Anders ver- hält es sich, wenn man Wärme anwendet. In derTbat erhitzt man das Ganze über offnem Feuer, so tritt eise vollständige Zersetzung ein; es entwickeln sich reichlicb Dämpfe von schwefliger Säure und es hinterbleibt eine stark verkohlte Masse. Eine mäfsige Wärme, die eiaes Wasserbades, wirkt aber ganz anders. Dann, sondert üA jene halbflüssige Substanz in zwei Flüssigkeiten, obenauf eine leichte, durchsichtige, unten eine dicke, stark rotbe.

habe ich sorgftltiger aDteraocht Die entere be- banddte ich wieder mit concentrirter Schwefelsäure, erst- lich nochmals im Wasaerbade» dann in der Kälte, ao lange die Schwefelsäure aich ftrbte. Nach 6 bis 7 Be- handlangen erhielt ich eine durchsichtige, bewegliche^ brblose Flüssigkeit, auf welche die Schwefelsäure nicht mehr einwirkte.

Diese Flüssigkeit, mit Wasser gewaschen und darauf, ZOT Entfernung aller etwa anhängenden Spuren von Schwe- felsäure und Flüssigkeit, über Stücken von Aetzkali ste- hen gelassen, gab bei der Analyse von

0^68 Substanz: 0,848 Kohlens., 0,324 Wasser, also in 100:

86,2 Kohlenstoff und 13,4 Wasserstoff.

Es war also offenbar Menthen. Seine Geruchlosig- keit und geringere Beweglichkeit liefsen mich hier anfangs eine Isomerie yermuthen; allein nach mehr wöchentlichem Stehen über Aetzkali hatte die Flüssigkeit ihren eigen- thämlichen Geruch wieder angenommen, und es waren also, was mir sehr merkwürdig scheint, die darin vor- handenen Spuren von Feuchtigkeit, die seinen Geruch ▼ersteckt hatten.

Die Analyse der zu zwei verschiedenen Malen be- reiteten Substanz gab:

I

n

In bundcrt:

Substanz

0,245

0,2725

I U

Kohlens.

0,781

0,8625;

C 88,2 87,6"

Wasser

0,288

0,325;

H 13,0 13,2.

Die andere Flüssigkeit, die dicke und rothe, mufste neine ganze Aufmerksamkeit erregen; denn in ihr hatte idi die Verbindung des Menthen-Monohydrats mit Schwe- felsäare, die Mentbenschwefelsänre zu suchen, deren Eii- stenz über die Natur des Pfeffermünzöls entscheiden mufste. Idi sättigte daher diese saure Flüssigkeit durch verschie-

22*

310

dene Basen, in der Absicht^ Salze zn bekommen» die mir GewiCsheit über das Daseyn dieser Säore gaben; allan, wie ich auch Terfabren mochte, so gelang diefs doch nicht Ich glaube ein Abrifs von diesen Versuchen vrird nidit ganz ohne Interesse seyn.

Um das Kalisalz zu bereiten, sättigte ich die rothe Fltlssigkeit durch eine Terdünnte Aetzkaltlösung, und setzte darauf Alkohol hinzu, der das schwefelsauris Kali fällte. Nach Abfiltration desselben, setzte die Flüssigkeit bei frei- williger Verdunstung erst etwas schwefelsaures Kali ab, dann eine ölige Substanz, und zuletzt ein glänzend aus- sehendes Salz, das sich in Alkohol zum Theil, und in Wasser gänzlich löste. Nach Trocknung im Vacuo ana- lysirt, gab es auf

0,228 Substanz: 0,309 Kohlens. und 0,14 Wasser, oder in 100:

Kohlenstoff 37,5 , Wasserstoff 6,8.

Diefs Resultat stimmt weder mit der berechneten Formel eines menthenschwefelsauren Kalis, noch mit der Formel für eine Verbindung von Menthen, Schwefelsäure und schwefelsaurem Kali zu gleichen Aequiyalenten, eine Forme], die ihr Analogon in der kürzlich von Kaue an- gekündigten Verbindung von Terpentbinöl, Schwefelsäore und schwefelsaurem Kalk finden würde.

Da diese Bereitungsweise nicht gelang, so wählte ich eine andere. Ich sättigte die rolhe saure Flüssigkeit durch eine alkoholische Aetzkalilösung, filtrirte das schwefel- saure Kalt ab und vermischte die Flüssigkeit mit Aether. Hiedurch schied sich wieder ein wenig schwefelsaures Kali ab, dann ein öliger Körper und endlich ein Salz in glinmiernden Schüppchen, welches in Wasser löslich war, bei Erhitzung mit einem Rückstand verbrannte, kun alle Eigenschaften des weinschwefelsauren Kali hatte, was sich auch durch eine Anaijse bestätigte.

Es bleibt mir noch den öligen Körper zu ontersn-

341

dieo. Dieser hSlte wohl Menlhen^Monobjdrat seya kOn< oen, abgeschieden vielleicht in den beiden obigen Fällen aas einer wenig stabilen Verbindung, die es mit Schwe- felsäure und schwefelsaurem Kali gebildet hätte. Ich wusch ibn erst mit etwas Wasser, behandelte ihn darauf mit Aetber, welcher ihn sehr reichlich löste, erhitzte ihn dann, zur Yertreibnpg allen Aethers im Wasserbade, und trock- nete ihn im Vacno. Dann anaijsirt, gaben

0,182 Substanz: 0,535 Kohlens. und 0,182 Wasser,

oder 100 Theile

81,3 Kohlenstoff und 11,1 Wasserstoff.

Die Formel für das Menthen-Monohydrat würde ge- ben:

Co 1530,40 . 81,9 H„ . . . 237,50 . 12,5 O ... 100,00 . . 5,6,

eine Zusammensetzung, die weit von der des eben er- wähnten Körpers abweicht Durch Sättigung der rothen saaren Flüssigkeit bald mit Carbonaten von Kalk, Baryt ood Blei, bald mit Baryt- oder Kalkwasser, erhielt ich klare Flüssigkeiten, in deren Verdampfungsrückständen sich zwar organische Substanzen nachweisen liefsen, allein diese Rfickstände betrugen zu wenig, als dafs es möglich ge- wesen wäre, sie einer Untersuchung zu unterwerfen. Der RQckstand in der Retorte bei der Bereitung des Menthens durch wasserfreie Phosphorsäure, in Wasser aufgelöst und bald mit Aetzbaryt, bald mit kohlensaurem Blei gesättigt, bat mir nichts gezeigt, woraus auf das Daseyn von men- thenphosphorsauren Salzen dieser Basen zu schliefsen ge- wesen wäre.

Wirkung des Phosphorchlorids. Ghlororaenthen.

Schmilzt man kristaliisirtes Pfeffermünzöl und schüt- tet Phosphorchlorid in kleinen Stücken hinein, so findet eine sehr lebhafte Reaction statt Es entweichen viele

342

chlorwassentoffsBure Dftmpfe, das GemeDge erhitzt sich stark, und wird anfangs blau, dann rosenfarben und w- letzt dunkelroth. Man fuhr fort so lange Stücke von Phosphorchlorid hinzuzusetzen, als noch eine ReaGti<m stattfand, und destilUrte endlich das Gemeng Qber etwas Phosphorchlorid, das in Ueberschufs zugesetzt worden. Dabei erschien erst eine klare Flüssigkeit, Phosphorchlo- rflr, daneben Phosphorchlorid, und zuletzt zeigte sich da schwach bernsteinfarbener Körper, der sich in der Vor- lage yerdichtete. In der Retorte blieb eine sehr geringe Menge einer gelblichen syrupsartigen Flüssigkeit, die erst bei weit höherer Temperatur überging und einen Rück- stand von PhosphorsSure in Form einer kohligen Masse zurückliefs. DieCs Gemenge von verschiedenen Produk- ten wurde nach und nach in viel kalten Wassers gegos- sen und damit stark geschüttelt« Dann schied sich auf der Oberfläche des Wassers ein gelber öliger Körper aus, der abgesondert und über einige Stücke Phosphorcfalorid abgezogen wurde. Das Destillat wurde abermals mit Was- ser behandelt, dann mit einer Lösung von kohlensaurem Natron gewaschen, auf Stücken von geschmolzenem Chlor- calcium stehen gelassen und ins Yacuum gebracht So zubereitet, gab diefs Erzeugnifs bei der Analyse folg^de Resultate :

I

n

m

IV

Substanz

0,3514

0,4265

0,459

0,268

KohlensSure

0,896

1,063

1,165

0,678

Wasser

0,325

0,4

0,437

0,256

0,3545 Gmc derselben Substanz, durch glühenden Kalk zersetzt, gaben 0,3 Grm. Chlorsilber. In Hundert ergiebt sich hieraus

I 11 m IV V

Kohlenstoff 70,55 68,96 70,22 69,9

Wasserstoff 10,26 10,4 10,56 10,6 Chlor 20,87

343

Diese Resultate stimmen gar nicht mit der Zosam- meosetzung eines chlorwasserstofTsanren Menthen, dagegen besser mit der eines Menthenchlorids oder der eines Chio«* romenthen, d. h. eines Menthens, in welchem 2 Aeq« Was- serstoff darch 2 Aeq. Chlor ersetzt sind, wie ans JPolgen- dem erhellt:

GhlorwaMentofT- Mentlien- Chlor-

Menüien chlorid meatlien

Co 69>26 Co 69,6 C,o 69,91 Ha, 10,72 Hoe 10,3 Hu 9,77 CU 20,02 CU 20,1 Cl, 20,32

Da man bei der. Analyse eines chlorhaltigen Kör- pers gewöhnlich zu viel Wasserstoff bekommt, und da ich alle Ursache hatte zu glauben, dafs die Substanz ei- nige Spuren von Pfeffermünzöl, die der Einwirkung des Phosphorchlorids entgangen, beigemengt enthielt, so wurde, um über diese drei Formeln zu entscheiden, eine neue Portion der Substanz mit aller Sorgfalt zur Yerhfitnng jener Einmengung bereitet, nämlich die Rectificationen der- selben über Phosphorchlorid noch ein drittes Mal wie- derholt.

Dann gaben

0,24 Substanz: 0,608 Kohlens. und 0,214 Wasser, oder in 100

70,09 Kohlenstoff und 9,89 Wasserstoff.

Nach diesem Resultat ist die Substanz Chloromen- tben, was auch durch die Eigenschaften derselben bestä- tigt wird, die folgende sind.

Sie ist sehr bla&gelb, leichter als Wasser, schwerer als Alkohol, riecht eigenthümlich aromatisch, an Muskat- nu&blüthen erinnernd, schmeckt frisch, wenig löslich in Wasser, löslich in Hoizgeist und Alkohol, sehr löslich in Aether und Terpenthinöl. Kalium bedeckt sich darin in der Kälte mit einer braunen Kruste, in der Wärme zersetzt es sie aber mit Heftigkeit unter Bildung von Chlor-

!

344

kaüoiii. Coacenlrirte SchwefelsSore ßrbt sie in der KsUe bliilrolh. Entzündet brennt sie mit rafsender, grün om- 'säuibtcr Flamme. Sie siedet bei etwa 204^ C^ fängt aber dabei an sich zu zersetzen und zu schwärzen, und je län- ger man das Sieden fortsetzt, desto höher steigt der Sied* punkt; sie Terkohlt sich dabei unter Entwicklung von CUor- wasserstoffsäure. Eine sehr concentrirte alkoholische Lö- sung von Aetzkali ist ohne Wirkung auf sie, selbst heim Sieden ; sie bräunt sich schwach. Ein sehr lange mit Aetz- kali behandeltes Chloromenthen gab folgendes Resultat:

0,2645 Chloromenth.: 0,672 Kohlens. u. 0,243 Wasser,

oder in 100:

70,35 Kohlenstoff und 10,20 Wasserstoff.

Das Chloromenthen wird also durch ätzendes Kali, ein in der Regel so mächtig einwirkendes Reagens, nicht im Mindesten verändert.

Ich glaube hieraus schliefsen zu können, dafs Men- then und Chloromenthen zwei Körper Ton gleichem Ty- pus sind, die zu einander in gleichen Verhältnissen stehen, wie Ölbildendes Gas und chlor-ölbildendes Gas, oder bes- ser wie Essigsäure und Chloressigsäure.

Wirkung des Chlors.

Die Wirkung des Chlors auf das starre Pfeffermfiozöl ist merkwürdig, hauptsächlich darum, weil sie Verbinduo- gen giebt, deren Zusammensetzung sich durch die Substi- tulionsgesetze erklärt. Es entstehen dabei Terschiedene Producte, je nachdem man dabei das Chlor im Dunkeh oder im Sonnenschein wirken läfst. Die Producte bie- ten Übrigens in ihren physischen Eigenschaften nichts Uo- gewöhnliches dar. Das eine ist flüssig, das andere schmie- rig; indefs ist ihre Zusammensetzung nicht ohne Interesse. Leitet man einen Strom von gewaschenem und getrock- netem Chlor durch zuvor geschmolzenes Pfeffermünzöl, so wird dieses angenblicklich angegriffen; es entweicht

345

CUonfasserstofFgas, und das Oel wird, wie farblos es auch war, hellgelb. Ich liefe so lange Chlor einsMmeD^ als sich noch Chlorwasserstoff cntwickehe, und bis nur Cbforgas entwich, erhitzte nun das Product, um das flber^ scbössige Chlor möglichst auszutreiben, wusch es dann mehr- mals mit Wasser und zuletzt mit kohlensaurem Natron. Nach diesen Waschungen wurde es abermals einem Chlor- sfrom ausgesetzt, mit Wasser und mit kohlensaurem Na- tron gewaschen, auf geschmolzenem Chlorcalcium stehen- gelassen und ins Vacuum gebracht.

Die verschiedenen Präparate geben bei der Analyse folgende Resultate:

I

IT

m

Substanz

0,388

0,3366

0,3865

Kohleiutoff

0,7

0,612

0,691

Wasser

0,22

0,214

0,218

0,365 Grm. derselben Substanz, durch glühenden Kalk zersetzt, gaben 0,557 Chlorsilber:

I

11

in

Kohlenstoff 49,92

50,3

49,4

Wasserstoff 6,29

7,05

6,26

Sauerstoff

Chlor

IV

37,6

Diese Zusammensetzung stimmt ziemlich gut mit der Formel;

20C . . 1530 . . 50,4 31H . . 193 . . 6,3 20 . . 200 , . 6,8 5C1 . . 1106 . . 36,5 Die Abweichung der Analyse von dieser Formel rfihrt hauptsächlich von ein wenig Chlorwasserstoffsäure her, die dem Product anhängt und schwer abzutrennen ist.

Bei der Einwirkung auf das Pfeffermünzöl raubt also das Chlor demselben vier Aequivalente Wasserstoff, die

348

hol behandelt, am alle SalpetersSure zu zerstören. Die 80 behandelte Flüssigkeit wurde wieder in Wasser g^ löst, um einen öligen unlöslichen Körper abzusondern, und dann ins Vacuum gebracht. Nun analysirt gab sie folgende Resultate:

I

n

m

Substanz

0,374

0,3815

0,306

KohleDsänre

0,582

0,597

0,485

"Wasser

0,222

0,227

worans in 100:

I

II

III:

Kohlenstoff

43,05

43,2

43,8

Wasserstoff

6,50

6,6

Sauerstoff

50,45

50,2

entsprechoid der Formel

IOC

765,2

43,03

18 H

112,5

6,3

90

900,0

50,67

Bei Einwirkung auf das Menthen hat also die Sil* petersäure demselben 10 Aeq. Kohlenstoff, im Zustan' ▼on Kohlensaure, entrissen, so wie 18 Aeq. Wasserstoft die durch 9 Aeq. Sauerstoff ersetzt wurden.

Die Abwesenheit von Stickstoff gebt daraus hervor, dafs ich durch Kochen dieser Flüssigkeit mit AetzkaEr Abdampfen zur Trockne und Zersetzen der trockoeo Masse durch Wärme kein Ammoniak nachweisen konotfr Späterhin habe ich mehrmals versucht diese Säure zn ht reiten, aber kein Product erhalten können, was die ebei angegebene Zusammensetzung besessen hätte. Die Pro- dachte enthielten immer 3 bis 4 Proc* Kohlenstoff m^t als die Formel giebt. Kann seyn, dafs diefs negativ Resultat von der Reinigungsmethode berrOhrt, die wr mangelhaft scheint; allein, mit sehr kleinen Meogeo m

349

arbeifen genOthigt, war es mir anmOglich etwas an dem Verfahren zu äadern.

Ich versuchte noch, Bleisalze darzustellen und zu zerlegen; allein die Resultate scheinen mir zu bedenklich^ ab dafs ich wagen sollte, sie hier mitzutheilen. Doch sey es mir erlaubt zu sagen, dafs sie mir der für die iso- lirte Säure gegebenen Formel nicht ungünstig zu seyn schienen.

Diese Säure stellt einen öligen Körper von gelber Farbe dar, ist löslich in Wasser und Alkohol, und nicht ohne Zersetzung flüchtig. Sie erfordert übrigens ein tie- feres Studium, da ich sie in zu geringer Menge besaCs, als dafs ich die Versuche hätte so vervielfachen können, wie ich wohl wünschte.

Wenn übrigens das flüssige Pfeffermünzöl dieselbe Zusammensetzung hat wie das kristallisirte, was nach Hm. Kane's Beobachtungen wahrscheinlich ist, so wird es leicht sejn, das Menthen in gröfserer Menge zu bereiten, und diese Säure fernerweitig zu untersuchen.

Wirkung dea Chlors auf das Mebthen.

Leitet man einen Strom von gewaschenem und ge- trocknetem Chlor in Menthen, so greift er dieses lebhaft tt; «s entwickelt sich Wärme und viel Chlorwasserstoff- Aure, das Menthen färbt sich grün, bei fortdauernder KTirkung immer dunkler, und zuletzt wird es gelb. Wenn Ke Bildung von Chlorwasserstoffsäure aufhört und nur K)ch Chlor entweicht, nimmt man die Flüssigkeit ab, wäscht sie, anfangs mit Wasser, dann mit kohlensaurem Patron, gieCst sie dann auf einige. Stücke geschmolzenen Silorcalciums und stellt sie ins Vacuum* Sie ist dann me sjrnparlige Flüssigkeit, gelb an Farbe, dichter als Nasser, kalt in Alkohol und Holzgeist löslich, noch lös- €ker aber in Acther und Terpenthinöl. Sie brennt mit üfsender, grün geräumter Flamme. Mit concentrirter chwefelsäore geschüttelt, färbt sie sich intensiv roth.

360

Biese Substanz, von zwei vendiiedenen BereHmf/m analysirt gab folgende Resultate:

I n

Substanz 0,311 0,3665

Kohlensaure 0,441 0,509

Wasser 0,136 0,15

0,282 derselben, durch gltihenden Kalk zerlegt, ge- ben 0,653 Chlorsilber. Daraus hat man:

I n in

Kohlenstoff 39,2 38,4 Wasserstoff 4,8 4,5

Chlor 57,1*

r

nas zu der rationellen Formel fQhrt:

20 C 1539 39.18

26 H 162 4,14

loci 2213 56,67 .

Bei dieser Reaction bat also das Mentben 10 Aef. Wasserstoff verloren, die durch 10 Aequivalente Chlor ersetzt sind.

Das Verhalten der Chlorwasserstoffsäure gegen te kristallisirte PfeffermünzAl hat nichts MerkwQrdiges. La* tet man einen Strom des Gases in dieses Oel, so abstf* birt .letzteres eine gewisse Menge, wird schmierig ^ nimmt eine Farbe an, die beim Durchsehen blutrotb^ bda Daraufsehen braunschwarz ist. Behandelt man dieis Pxo* duct mit Wasser, so zerf&ilt es in flQssige Chlorwassfl^ stoffsSure, die den Boden des Geföfses einnimmt, luiditf nnverSndertes, nur etwas roth gefärbtes Pfeffermfios'li das obenauf schwimmt. Salpetersäure filrbt das P^^ fermflnzöl in der Kälte blutroth, ohne daCs man Bildoflq eines Gases bemerken könnte; allein erhitzt man die HH sigkeit bis zu einem gewissen Punkt, so entweichen ^

351

die Dflmpfe, gemengt mit KoUensSure^ weshalb sie Kalk- wauer trüben. Aus dieser Reaction entspringt eine ei- genfbümlicbe SSure, die, gereinigt wie die Säure von der Wirkung der Salpetersäure auf das Menthen, bei der Analyse nichts hinreichend Bestimmtes darbot, als dals ich hier von ihr sprechen könnte. Mit Kali bildet sie ein lAsIicbes, mit Silberoxyd ein im Sonnenlicht sich sehr schnell verftuderndes Salz. Diese SSure verdient studirt zu werden, was ich wegen Mangels an Material nicht konnte.

Ich habe Pfeffermlinzöl in Schwefelkohlenstoff gelöst and einen Strom von trocknem Ammoniakgas hineingeleitet, am Salze zu bilden, analog denen, die entstehen, wenn man Alkohol, Schwefelkohlenstoff und Ammoniak anfein- ander wirken Iftfst, habe aber blofs die Bildung von rö- thendem Salze und schwefelblausanrem Ammoniak beob- achtet Da demnach alle meine Versuche, aus dem Pfef- fermflnzöl analoge Verbindungen darzustellen, wie sie der Alkohol, der Aether etc. unter Ahnlichen Umständen ge- hen, gescheitert sind, da vielmehr die Wirkung der Schwe- fekänre, des Phosphorchlorids, der Phosphorsäure u. s. w. Bimmtlich neue und eigenthfimliche Producte gaben, so bietet sich von selbst der Schlufs dar, dafs das kristalli* tirte Pfeffenntlnzöl nicht als ein gewöhnlicher Alkohol in betrachten sey. Ich bin daher geneigt, ihn mit dem Kampber und dem Aceton in eine Gruppe zu stellen, one Gruppe, die; neben einigen hypothetischen Körpern, die hoffentlich bald werden aufgefunden werden, folgende Glieder zählen würde: C^oHse+H^O, Pfeffermünzöl C^oHse Menthen C3oH„+H4 0i unbekannt C,oHa, Terpentinöl

C«oH2a+H4 0, Kampher C^oHm Kamphogen

^ioH94+^«^2 unbekannt C^oH,« unbekannt

(^30^20+ H4 0a Anisöl C^oH^o unbekannt

^oH|,-4-H4 0a unbekannt CtpHi« Naphthalen.

352

Vn. Resultate dir letzten Bussischen Expedition zur Ermittlung der Niveaudijfferenz des Schsoar" zen und Kaspischen Meeres,

MSk einem früheren Bande der Annalen gaben wir An- zeige von der auf Vorschlag der Petersbarger Akademie von der Russischen Regierung genehmigten und so glän- zend unterstfitzten Expedition, durch welches das yieljSh- rige Problem der Niveaudifferenz des Schwarzen und Kaspischen Meeres seine endliche Erledigung findoi sollte ^ ). Gegenwärtig wollen wir Einiges Yon den B^ sultaten dieses wichtigen Unternehmens mittheilen ').

Die Messungen, welche bekanntlich von den HerreD G. Fufs, Sabler und Sawitsch angestellt wurden, begannen am 31. Oct. neuen Styls 1836 beim Dorfe Ao- gabiii^ etwas sfidlich von Asow, an der Mündung der Kagalnika, die sich ins Asowsche Meer ergieCst, unter 47M'26",3N. und 2> 27' 59\5 O. von Paris. Vod di wurden sie fortgesetzt über Stawropol (wo man flbe^ winterte), Georgijewsk, Mosdock und Kisljar, bis xon Dorfe Tschemoi Rynok^), am Ufer des KaspisciMS

Me^

1) Ann. Bd. 38 S. 227. Uebcr die früheren Messungen findet das Nähere in den Ann. Bd. 32 S. 534, auch Bd. 38 S. 230.

2) Die Data dazu sind gentframen theils aas dem Bullet, scientif, de tacad. de St. Petersbourg Vol. II p, 254. VoL lii p, 27, 117. 366. VqL ir p. 241, theils aus Hm. Alexis Sawitsch's Db- serution: Ueber die Höhe des Ca&pischen Meeres und der Haupt- spitzen des Gaucasischen Gebirges (Dorpat 1839), theils endlich sas Hm. G. Sadler's Dissertation: Beobachtungen über die irdische Strao" lenbrechung und ober die Gesetze der Veränderung derselben (Dor* pat 1839).

3) In der Umgegend von Tschemoi Rjnok fänden die Beobachter m^ ter den Anwohnern des Kaspischen Meeres allgemein die Uebcffca-

353

Meeres, ein weuig nördlich vom Ausllab des Terek, wo man am 2S. Oct. d. St. die Operationen beendete. Die ganze Länge dieses Weges beträgt etwa 800 Werst oder 115 geogr. Meilen.

Die Messungen waren von zweierlei Art: trigouoiue- trisch und barometrisch. Die ersteren worden nach fol- gender Methode ausgeführt. Mao wählte in Abständen, die durchschnittlich etwa eine deutsche Meile betrugen,

folgweise eine Reihe Punkte P^ Pi» P P-^i» Pa»

P«+i und bezeichnete sie durch Signalstangen mit Vi- sirmarken. Dann ging man von der Mitte jeder Linie» die zwei aufeinander folgende Punkte verband, rechtwink^ lieh ab, nach jeder Seite um 700 Fufs, und maCs diese 1400 FuCb lange Basis durch ein geodätisches Verfahren mit Genauigkeit* Diese Basen dienten zur Bestimmung der Abstände zwischen den Hauptstalionen und zwar auC die Weise, dafs man von jeder derselben, z. B. von P., die horizontalen Winkel, sowohl nach P^.i und P«^i, als auch nach Aa.i, Bb.i (den Endpunkten der Basis zwischen Pa^i und P.) und A., B^ (den Endpunkten der Ba- sis zwischen u. P»fi) mafs, endlich auch einen Tag spä- ter die Winkel aus A..i, B..i, A«, B^, nach Pa.i, P^, P14.1. Nach dieser Bestimmung der horizontalen Entfer- nungen worden die Höbenwinkel gemessen und zwar auf folgende Weise. Während ein Beobachter von P. aus die Zenithdistanzen von Bb und Bn-i maus, beobachtete der zweite in B. die Zenithdistaoz von P^, und der dritte

gunf, dafs dasielbe sich UngMin Konickiiche. Die Slicnen Bauern die- ses Fischerdorfs wissen noch, dals vor dreifsig Jahren das Wasser bis gans in die NShe des Dorfes reichte, wShrend es Jetzt hei der aa- IWrordentlichen Flachheit der Gegend sich drei bis rier Werst von dem Dorf entfernt hat. Die Beobachter sahen auch von dem Ponktc ah, der die Wasserscheide beider Meere bildet, eine wesentliche auf- lallende YerSndemng des Terrains eintreten; ohne Zweifel wohl ist diefs der alte Meeresgrund.

VoIlstSndigere Nachrichten über das Sinken des haspischen Mee- res findet man in dem lesenswerthen Aufsatz mn Lena, Ann. Bd. XXVI S. 353. Poggend. Ana. Ergaosnngshd. I. 23

364

in Bn^i die Zenithiiistaiiz desselben P». Anfserdeni warde noch in 1^ die Zenithdistanz von Pn+i und Pn-.i, in B. die Zenitlidistanz von P^+i und in Bn^i die von P..] gleichzeitig in demselben Satz genommen; Somit worden alte Höhenunterschiede auf doppelte Weise gemessen 1) dorcb eine unnnt erbrochene Reihe gegenseitiger und gleich- zottiger Zetiithdistanzen, bei horizontalen Entfernungen, die dordischnittlich nur eine halbe Stunde betrugen, und 2) durchs zur selben Zeit von einem mittleren Standpunkt aus genommene, Zenithdistanzen zweier, nach beiden Sei- ten gfoichweit und zwar durchschnittlich eine Meile ent- ferntet* 'Signale.

Was nun die Resultate der nach beiden Methoden attsgeführten Höhenmessnng betrifft, so haben darfiber die drei Beobachter einzeln folgende Angaben geliefert

Hfilie des Asowschen Meeres Aber dem Kaspuchcn^

berechnet von Hrn. 6. Fufs {BuU, scieni, de tacad, de St. Petersb. (1838) Fbl. IF p, 241) nach der Methode der gleichzeitigen,

gegenseitigeti Zenithdistanzen . . . 73,1 Fufs en^l- nach der Methode der Zenithdistan- zen aus der Mitte 75^ »

berechnet von Hfn. Sawitsch (dess. Bis- *■ scrt. (183») S. 22)

nach der Methode der gleichzeitigen,

gegenseitigen Zenithdistanzen . * . 78,1 » (wahrscheinl. Fehler =3,5 Fufs) nach, der Methode der Zenithdistan- zen aus der Mitte 82,5 » .

(wahrscheinl. Fehler = 5,2 Fufs) berechnet ' von Hrn. S ad 1er (dess. Dis- sert. (1839) S. 33)

nach der Methode der gleichzeitigen, geg^Aspitigen Z^ithdistanzen . . . 83,3 » (wahrscheinl. Fehler =2,4 Fuüs)

355

Dach der Methode der Zeaithdistan- zen aus der MiUe ......... 81^ Fub engt

(wahrscbeinl. Fehler s=3,9 Fub).

Die Verschiedenbeit . dieser Aogabea entspriifgt aus der Art, wie die Beobachter die Ueasongen in Rechnung genommen haben, um den Einflufa der terrestrischen Re- fraction auszumerzen. Welches dieser Resnltale das wahrscheinlichere scy, vermögen wir nicht zu entschej- den; indefs ist wohl klar, dafs, da die Unsicherheit in- nerhalb weniger Fo(se eingeschlossen blefbt, man nicht viel irren wird, wenn man das ]V|ittel aus den vier letz- .ten, am meisten übereinstimmenden Angaben,. nämlich:

81,3 engl. Fufsss76^ Par. Fuis als den der Wahrheit am nächsten kommenden ,Werth aunimmt. SoHte dieser Werlb.auch noch nicht als de* fmitives Resultat zu betrachten sejm, so ist doch jeden- falls schon jetzt durch dieses erste Irigooometrische Ni- vellement des kaukasischen Isthmus der Salz festgestellt, dafi der Spiegel des kaspischen Meeres wirktiefi tiefer liegte als der des Oceans^ was' bekanntlich in neuerer Zeit bestritten worden, aber, nur eifva ein Viertel so tiej» als es . die älteren Messungen ergeben haben.

Ueber das barometrische Kivellement^ den; zweiten Theil der Operationen auf dieser Expedition y giebt Hr. Sawitsch in einer brieflichen Mittheilung an Hm. A* V. Humboldt folgende Auskunft.

„Aufser dem Resultate des trigonometrischen Nivel- lements haben wir zwei barometrische Resultate, erhalten. Das erstere wurde gewonnen durch Beobachtungen an allen intermedi$rep,. fast eine i^eutsche Meile auseinan- der liegenden Stationen. Unsere Instrumente waren Ge- i^fsbarometer, wie Hr. Parrot sie angewandt. Sie so- wohl, wie -die Tbcrmon^eter wurden täglich verglichen. An jeder Station wurden wenigstens drei Beobachtungen gemacht, zwischen 3| und 6| Ulir Nachmittags. Die Ni-

veaodifferenz zwischen zwei benachbarten Statipnea ^-

23«

35S

gab sich im Allgemeinen mit einer genügenden AnnSh^ rungy allein bei Winden zeigten sich Fehler, die Ianf;e in einerlei Sinne gingen. Besonders grofs waren die Feh- ler der partiellen Nivellements, wenn während der B^ obachtungcn ein starker Wind herrschte oder ein Ge- witter stattfand.

Das definitive Resultat entfernt sich weit von der Wahrheit, indem es für die Niveaudifferenz beider Meere drei hundert englische Fufs angiebt, statt sie in Wahrheit nur achtzig beträgt. Die Verschiedenheit beider Resul- tate ist zu grofs, als dafs man sie alleinig zufälligen Be- obachtungsfehlern zuschreiben könnte. Die Gesammtbeit dieser Fehler kann sidi nicht auf 30 bis 40 Fob belau- fen* Vielinehr ist jene Verschiedenheit in atmosphärische EhiflQfse za setzen, welche nicht immer so sind, wie sie von den geivöhnlichen Formeln zur Berechnung dtf Beobachtungen vorausgesetzt werden.

Das zweite barometrische Resultat beruht auf einjSb- rigen Beobachtungen mit verglichenen Instrumenten, zu Taganrog nnd Astrachan^ Sie geben für den gesucblen Unterschied beinahe hundert und vierzig- engl. Fufs, was der Wahrheit näher kommt als das erste Resultat. Ge- genwärtig macht man zu Astrachan und Nicohfeff mt vortreffliche Reihe von Beobachtungen, die. dn gCinatiges Resultat zu liefern verspricht.''

VIII. IJeber die Ni^eaudijferenz des todten und

mittellähdischen Meeres.

* #

Jliia sonderbares Zusammentreffen hat gewollt, dals am dieselbe Zeit, da die letzte russische Expedition beschäf- tigt war, das Problem des kaspischen Meeres in's Reine 10 brib^en , ein neues , zwar räumlich minder ausgedebo-

357

tes, 10' anderer Beziehong aber tcbeD so interessant^ Bei- spiel von Tieflage eines gröfseren Landstrichs in Palästina aufgefanden werden sollte. Fast gleichzeitig und ganz un- abhängig von einander haben n&mlich Professor Schu- bert aus München, die Engländer Moore und Beek Dod der Franzose J. de B er ton die Entdeckung ge- macht, dafs das todte Meer, so wie das ganze untere Jor- dan-Thal, um ein sehr Bedeutendes tiefer liegen als der Spiegel des mittelländischen Meeres« Hie und da ist be- reits in Zeitungen von dieser Entdeckung die Rede ge- wesen; die Andalen haben dieselbe indefs bisher mit Still- schweigen übergangen, da es noch an authentischen Nach- richten fehlte. Jetzt sind diese so meist zur Oeffentlicb- keit gelangt, und daher dürfte es zeitgemäfs sejn, durch eine kurze Zusammenstellung den. gegenwärtigen Zustand oQserer K^ntnisse über diesen interessanten Gegenstand der physikalischen Geographie vor Aug^ zu legen.

Im dritten Bande seiner ,, Reise in das Morgenland in den Jahren 1836 und 1837 (Erlangen 1839)*' giebt Hr. Prof. Schubert unter andern folgende» auf barome- trischem Wege gefundenoi Resultate:

i^. Fnis '

fibcrilnatar de» Ooean.

Bergrand d. oberen Jordanthals im engem Sinn Jacobsbrücke am Jordan See Genezareth (See von Tiberi^) Ebene des Jordans bei Jericho ^ Mordecke des todten Meeres

858 350

I

(

535 528 600

Bei der letzten Beobachtung Überstieg das Queck- silber die Skale des für so hohe Stände nicht eingerich- teten Barometers, und seine Höhe konnte daher nicht anders als nadi Augenmaals abgeschätzt werden. Die eben nutgetheilten Resultate finden sich übrigens in dem ge- Danoten Werke nur beiläufig, ohne Angabe der Beob- achtunf^data, angeführt , und es wird eine detaillirte Be-

368

kaonfandiniiK denelben in den MQudioer Denkschriften Tmpr^chen.

Hin. Bertou's Befobachtungen sind kQrzlich io dem Bulletin de la Societe de Geographie (Jan. 1839 7. X p. 274 etc.) veröffentUdit. Hier mögen daraus folgende eine Stelle finden.

i

Bftcometcr

rav

l^ag und Ort.

T«"».

pir. Zoll. Millimet.

3. Mftrz Bdnit

28 '

ibijse

21

6. - Sidon

28

7574M»

6. - , Akre (lat EJoster)

27.03

737,66

16

12. - Jerusalem . .

25.09

697,05

15J

12. .- Jericho

28.11

782,78

211

13. - ' Jericho

29.00

785,03

13»

13. - Nordspüze des todten

.. Sfeores

29.06

798^56

21J

13. -{ Jericho. .

29.00

785^

27|

14. -, Jerusalem

25.09

697,05

16

Die Angaben in alt französischem MaaCs sollen Zolle und Linien sejn, wie' man aus den danebenstehenden Millimetern ersieht. Hr. B. hat also keine kleineren Theile.ak .'ganze Linien abgelesen; audi scheint oitweder nur die '.Temperatur des Barometers oder die der Loll beobachtet worden zu seyn. Auf groCse Genauigkeit kön* nen also schon deshalb diese Beobachtungen keinen An* Spruch machen ^ ). Trotz dieser und Tielleicht noch an- derer Mlogel der Messungen, kann doch der hohe Stand ▼on 29| par. Zoll am Ufer des todten Meeres nur au der tiefen Lage desselben erkl&rt werden.

In dem Compt. rend. 7. VII p. 796 hat Hr. Gal- lier jenen Barometerstand (den er aber statt 798"",56 nur zu 797*",5 angiebt) in Redmung genommen, und dar- aus, unter Annahme eines mittleren Barometerstandes TeB 760'^,€i am Ocean, Ük die Depression des todten Mee-

1) Hr. B. selbst wundert sich über die gro&e Verschiedenbcit der Re- sultate' filr Sidon und Alre, zwei am Meere liegende Orte.

100S6

32» C

98,0

25

99,9

29

96,0

20

359

res gefunden ^ 406 Meter =r 1249,8 par. FuEb,

abo einen mehr als doppelt so groben Werth wie Hr. Prof. Schubert ')•

Kurz nach seinem ersten Ausflöge zum todten Meer hatte Hr. Bertou das Unglück, dafe sein Baroqaeter Luft fidg; er machte also seine ferneren Höhenmessungen, auf einer Reise von Hebron aus nach Akaba. und zurfick, mitteist der Siedhitze des Wassers , bestimmt durch ein Thermometer von Lerebours» das indefs zu solchem Zweck offenbar nicht genau genug war. Unter diesen Messungen möchten folgende das meiste Interesse haben:

Siedpunkt TeiDp.d.LiilV

3. Apr. Südspitze des todten Meeres 6. - Wasserscheide, el Sateh 8. - Akaba, am rothen Meer 1. Mai Jerusalem

Der Siedpunkt 100^60 entspricht einem Baroineter- stand von 776">",45 (bei 0^), und giebt für das todte Meer eine Depression . . =166 Meter =5 10 par. Fufs, ein Resultat, das, wenn eihs der beiden früheren auch Dar annähernd richtig ist, weit unter der Wahrheit bleibt

Noch mehr entfernt sich von jenen das ebenfalls auf thermo- barometrischem Wege gefundene Resultat der HH. Moore und Beek.

Wie Hr. Gallier angiebt {Compt. rend. T. VII p* 798) fanden jene Beobachter den Siedpunkt am Ufer des todten Meeres =216^5F= 102^5 C. Diese Tem- perator würde, nach ihm, einem Luftdruck von 815,6 Mm. entsprechen, und, einen mittleren Barometerstand von 760"",0 am Ocean vorausgesetzt, für jenes Meer die De- pression geben 608 Met =1872 par. FuIb,

einen Werth, drei Mal so grofs wie der vom Prof. Schu- bert gefundene ').

1) Hr. Raisegger hat später nalie deDSclben Werth gefunden, näm- lich 1400 engl. Fufs. '^^ Wenn man von der Dulong*schcn Formel« ss(l-|-0,71&3«/)* '>•"

300

Aus allen diesen Angaben sieht man zur GeDQ{;e, dafs, t?enn auch an der bedeutend tiefen Lage des tod- ten Meeres unter dem mittelländischen Meer kein Zwei- fel gehegt werden kann, doch der numerische Werth der Uepression noch in grofser Unsicherheit schwebt Man hat neuerdings wieder, von England ans, Reisende, mit guten Barometern versehen, nach Palästina abgesaodt; wenn man indefs nicht wenigstens Monate lang beobacb- tet, und für corrcspondirende Beobachtungen an einem nahen Punkte der Küste des Mitteluieers sorgt (die allen bisherigen Messungen abgingen), so ist klar, dafs dadnreb keine grOfsere Gewifsheit erlangt werden wird.

Die Depression des todten Meeres als Thatsache an- genommen , wird zugleich eine andere Frage entschieden, die in neuerer Zeit ein Gegenstand der Discussion unter Geographen gewesen ist. Bekanntlich ist es eine im J* 1805 von Seetzen entdeckte, und später von Burck- hardt, Bankes und vielen anderen Reisenden bestl^ tigte Thotsache, dafs sich von der Südspitze des todten Meeres aus, ein ununterbrochenes Längenthal, gleich ei- ner Mulde, bis zum Meerbusen von Akaba, dem Östlichen Zweig der Gablung des rothen Meeres heronterzieht Diese ausgezeichnete Thalbildnng, die ganz das Ansehen hat, wie wenn sie ein Fortsatz des eben genannten Meer busens wäre, hat lange zu der Meinung Anlafs gegeben, als hätte vor Zeiten das todte Meer mit dem rothen in

gellt (worin e den (ioftdrack, ip AtmosphSreo Ton 760 IMUm., m^ / die Temperatur über 100* C, das Interrall iwischen 100* oodO* dabei sur Einheit genommen, bezeichnet), io findet man, daü & Teroperalur 102*,5G einem Luftdruck von 8d0"*,42 eotspricbt, x^ diefs gSbo, vptcr Annahme eines mittl. Barometerstandes von 760"*!^ am Occan , eine Depression von nahetn 800 Meter oder 24CM) pv* Fufs. Man möchte daher wohl, wie in den CompU rend* 7** ^' p. 799 geschieht, die Frage aulwerfen, ob die HH, Moore and Beck die Siedbitze an reinem Wasser oder an Wasser ana dem todtea Meer beobachteten.

361

's:

Verbindang gestanden, der Jordan sich also in letzteres ergossen ^). Die jetzt erwiesene tiefe Lage des todten Meeres zeigt indefs, dafs dasselbe, wenigstens beim ge- genwartigen Zustand der Erdoberfläche, immer ein für sich geschlossenes Becken gewesen ist. Eine fernere Bestätigung erhält diese Ansicht durch die Beschaffen- heit des erwähnten Längenthals. Hr. B er ton, welcher dieses Thal zuerst seiner ganzen Ausdehnung nach be- reiste, hat gefunden, dafs es keinesweges eine zusammen- hängende Ebene darstellt, sondern aus drei deutlich ge- schiedenen Theilen, ffadi el Ghor, Wadi el Araba, Wadi el Akaba besteht, und fast in der Mitte seiner Länge eine Wasserscheide, El Sateh (das Dach) genannt, enthält, von wo die Bäche einerseits dem rothen, andrer- seits dem todten Meere zniliefsen. Das im Ganzen sehr üruchtbare Wadi el Ghor^ der nördliche Theil, ist gleich- sam eine Fortsetzung des Beckens vom todten Meer, und Ton den Bergen an seinem Rande kommen Salzbäche herunter, die offenbar den hohen Salzgehalt dieses Mee- res Yeranlassen. Das mittlere Thal, Wadi el ArtAa, hat in seinem nördlichen Theil eine lange schmale Furche, die auf dem ersten Blick ftir eine Fortsetzung des Jordan- thals gehalten werden könnte, in der aber, zur Winter- zeit, die Gewässer von Süden nach Norden dem todten Heere zniliefsen. Eine weitere Auseinandersetzung der Gründe fQr die ursprüngliche Trennung der Becken des todten und des rothen Meeres hat Hr. Letronne in den Nowelles Annales des Foyages p. 1839 gegeben.

Endlich mag hier noch bemerkt seyn, daCs das todte Heer aach durch seine grofse Tiefe ausgezeichnet ist. Dieselbe beträgt, nach den Peilungen der HH. Moore und Beek an einigen Stellen an 300 engl. Faden, nahe 1700 par. Fnfs. {Joum. ofthe Geogr. Soc. Fol VII p, 456,)

1) Vergl. unter andern v. Hoff Gefcfa* d. naturl. Verind. d. Erd-

obcra. Bd n s. iia

362

IX. Ueber deii schwedischen Asarn ähnliche Er- scheinungen in Nord-Amerika,

äjuxm Belege, dafs die grofsen kanadischen Seen nur U^ berbleibsel eines salzigen V Binnenmeeres sejen, das einst die jetzigen Staaten Wisconsin , Missouri, Michigan, iUi- uois, Indiana und einen grofsen Thcil Ton Ohio bedeckte, ftihrt Dr. Julius in seinem eben so anziehenden als lehr- reichen Werke: Nordamerikas sittliche Zustände (Leip- zig 1839) Bd. I S. 9 unter andern folgende Tbatsachcn an. Der Kammweg {Ridge Road) zwischen Lewisloo und Rochester, ostwärts vom Niagara Fall, am oberes Ende des Qntario See, läuft in einem Abstände tod 4 bis 7 Meilen (engl.?) dem jetzigen Seeufer parallel, uo<l hat, in allen seinen Windungen, eine Länge von 120 Meil. (engl.?), ist 5 bis 25 Fuis hoch, und 4 bis 100 Ruthen breit, ja an einigen Stellen noch breiter. Seine Erhöhung über den gegenwärtigen Spiegel des Sees be- trägt 130 FuCb, und es lassen sich stellenweise zwei Ab- sätze des Abhangs zum See wahrnehmen. So wie die südliche' Seite dieses durch jeden Flufs oder Bei^, der durch ihn zum See geht, regelmäCsig unterbrochenes Kamms sumpfig ist, eben so besteht die steilere, dem See zugewandte Böschung aus Kies und vom Wellen- schlag abgerundeten Steinen, die bis zum Kamme selbst hinansteigen. Auch östlich von Rochester, zum Oswego- Flusse hin, läist sich stellenweis ein vormaliges höheres Seegestade nachweisen ^).

1) Wie ans den diete Seen noch jeut bevölkernden Fischen saMw* Tsen ' ist ( Traruact, of the Liter ary and Hislorieal Sacieij •/ Quebec (Quebec 1829) F. I p. ß),

2) J. Macaulcy, Natura/, staUsticat and civil history o/thesiei^ of New-York. In thrce Volumes (ffew-Yorh 1829.8V. ^^^ p. 118.

363

L&Dgß sSImutlicheD westlichen Seen und Flfisaen fin- den sich, wie flcbon De Witt Clinton, der GrUnder des Erie-Kanals, bemerkte, fjleichfalls kegellbrmige Hau- fen und Erhöhungen von Kies, wie üe Fische zur Ber- gong und Sicherung ihres Laichs zu bilden pflegen , und sie liegen alle am nördlichen Tofs des Kamms, an der dem See zugekehrten Seite desselben, niemals an der .ent- gegengesetzten. '

Gleidie Epscheinungen zei{i)t das Ufer des Eriesees. In der Nähe von Portland im Staat Ohio, und nordwärts der grofsen dahinter liegenden Steppe (Praine)^ also wieder am oberen später sinkenden See •Ende, erstreckt sich, wie. schon der Schotte Jacob Flint bemerkte 'X ▼iele Malen lang, in einer Breite von 60 bis 80 Fub, 8 Fub höher als die Steppe, und 5 Fuüs höher ab das jetzige Seegestade, ein mit demselben paralleler Kamm, ^eichmäbig liber die Senkungen und Erhebungen der Steppe. Er ist- trocken und kiesig, und wird von den Ansiedlem, welche- wahrscheinlich unbewubt hserin den Marschbauem eingedeichter Länder gefolgt 'sind, zur Ank- lage ihrer Wohnungen benutzt » während das von ihnen angebaute Land, so wie ihre tibrigen Gebäude, südwärts nach der Steppe zogelegen sind.

In diesen beiden Seen sind alle Flubmfindongen und Buchten durch- Sandbänke gesperrt, und bieten, genau wie die des kaspischen Meeres, nur schlechte Häfen dar, wdirend an den nördlichen kanaduchen Kosten gute Hä- fen hd Ueberflub zu finden sind.

Die Steppe südwärts des Erie und Ontario, so .wie des Michigan -Sees, zeigt in ihrer ganzen Ausdehnung eine, bisher in Amerika noch nicht gehörig gewürdigte Erschei- nung, nämlich bald einzeln, bald haufenweis gestreute, offenbar aus andern Gegenden stammende Granitblöcke, welche von den ersten Ansiedlem jener Gegenden sehr passend mit dem Namen der Verlornen Felsen {Lost

1) J. FIiBt LeUtra Jrom Amtrica (Edinh. 1822. 8^ /». 283.

364

rocks) belegt sind. Sie sind von abgerundeter GesUlt iind liegen nidit immer aof der Oberfläche der Steppe, son- dern sind oft bis 70 Fufs in den Boden eingedrungen.

Vom Oberen See endlich berichtet Kapt. Bay field, der, als Befehlshaber der britischen Flotte auf den kana- dischen Seen, mit deren Vermessung beauftragt war oaj die ganze 1500 geogr. Meilen lange KQste des oberen Sees umschifft hat ^)y Folgendes als Beweis seiner An- sicht yom frfiheren Yorhandenseyn eines dortigen, gro- fsen salzigen Binnenmeeres. „In verschiedenen Gegen- den des oberen Sees, so wie der anderen kanadischen Seen, zeigen sich Erscheinungen, die uns schliefsen las- sen, dafs dessen Gewässer ehemals weit höher als jelit gestanden haben. Denn, es werden in Theilen, welche in beträchtlicher Entfernung von dem gegenwärtigen Dfer sind , reihenweise in parallelen Windungen liegende ab- gerollte iSteine uud Muscheln gefunden, stufenweis oder vielmehr gleich den Sitzen eines Amphitheaters Qherein- ander emporsteigend, und vollkommen dem gleich, was auch in unserer Zeit der. Strand der meisten Meeresbuch- ten wahrnehmen läfst» Diese einstigen Strande sind 40 bis 60 Fub fiber dem gegenwärtigen Spiegel erhdht £i sind auch an den unmittelbaren Gestaden des Sees sol- che Erscheinungen. Ich erwähne beispielshalber einer einzigen, bei Cabofs Head am Huronen-See, wo ich, vom gegenwärtigen Spiegel aufsteigend, nicht weniger ab sieben Binsenreihen gezählt habe. Die oberste Reihe oder der Kamm war mit dichtem Gebüsch von Sprossen- fichten {Spruce) bewachsen, und die zweite abwärts fol- gende trug Gebtische oder kleinere Bäume nämlicher Art Auf dem dritten Kamm wuchsen blofs kleine Sträuche und Blumen. Der vierte zeigte Flechten und Moose, und alle folgenden waren ganz ohne Pflanzenwuchs. Es i^ möglich, dafs der Gischt der Brandung den dritten Kamm noch erreicht. Diese Erscheinungen zeigen deutlich ein

1) Tranuut, of ihe Uterar jr and Aüioruai So€. of QnAu-

mit der höheren Lage der Kämme wachsendes Alter. Da ich die Seen yiele Jahre lang unter allen möglichen Um- ständen gesehen habe, so fohle ich mich berechtigt zu venichem, dafs. dort die drei oder vier obersten dieser Kamme durch kein theilweises Steigen des Wassers, von Stflrmen oder anderen Umständen, hervorgebracht seyn können , so wenig als durch die Gewalt des Eises. Diefs ist, wie die gedachten Bäume beweisen, vor langer Zeit (eschehen. "

X. üeber den Einflufs schiefer Luftströme auf die in Regenmessern aufgefangene Regent menge.

(Eine MiithcilaDg des Pro£ A. D. Bache aas Pluladelphia auf der Ver. mnmlunf britucbcr Naturfondker aa New-Gaftle. Report, VoV

ni Sect. H p.i&,y

■Uie Beobachtungen, welche zu dieser Mittheilnng An- laus gaben, wurden zu Philadelphia angestellt, einem, we- gen seiner Lage in einer ausgedehnten Ebene, hiczu sehr passenden Ort. Als Vorbild zu demselben dienten die ZQ York von den HH. Phillips und Gray gemachten ') nnd daher wurden sie anfänglich an drei Stationen von ▼ersdiiedener Höhe angestellt, nämlich, auf einem früher zam Schrotgiefsen benutzten Thnrm von 162 FuCs Höhe» anf dem Dache des Universitätsgebäudes nnd auf. ebener £rde neben dem Thurm. Späterhin, nachdem der Ver- ^er auf die Wirkung der Stofswiode (Eddy mnds) sohnerksam geworden, sah er jedoch ein, dals ohne Ent- fernung dieses störenden Einflusses nicht zu einem Ge- setz über die Abnahme der Regenmenge mit' der Höhe ta gelangen sey. Er hielt es daher für nützlich. Denen, welche ähnliche Beobachtungen anzustellen gedenken, die

1) & Abb. Bd. a3 S. 215, Bd. 38 S. 235 nod Bd. 43 S. 422.

366

Resultate* vorzulegen, vrelche seiner Meinung nadi, eine Wirkung schiefer {deflected) Luftströme sind.

Die Beobachtungen Über diesen Gegenstand wurdoi hauptsächlich auf der ersten Station, auf dem erwShnten Thurm, angestellt. Dieser Thurm ist im Querschnitt ein Quadrat, dessen Seiten nahe parallel und senkrecht g^ gen den Meridian liegen. Die Plateform obenauf bih etwa 12 Fufs in Seite, und ist von einer zinnenartig aus- geschnittenen Brustwehr eingefafst Zuerst stellte nio einen Regenmesser an der Nordwest -Ecke des Tbum», etwa sechs Zoll über der Brustwehr auf, späterhin eiaen Scbneemesser an der Südwestecke, und zuletzt, aaCser dem ersten Regenmesser, noch vier solcher InstnuDeote an den vier Ecken des Thurms, auf der Brustwehr, lehn Zoll über derselben. Jeder der Regenmesser bestand aus einem umgekehrten Kegel mit einem cylindrischai Rande, etwa 5 Zoll im Durchmesser, und einer kleioeD Oeffoung an der Spitze; diese war dicht auf eioem als Behälter dienenden Gefäfse befestigt. Die Schneemesser waren obgestumpfte, aufrechte Kegel, deren oberer Qoer- schnitt nahe vier Zoll im Durchmesser hielt. Das Wal- ser wurde in einer Glasröhre gemessen, in welcher 0,001 gefallenen Regens mefsbar war. Als die Sclineemencr Überflüssig wurden, verwandelte man sie durch AnheftoBf von Tnchtem .in Regenmesser, oder ersetzte sie zaielit durch Regenmesser der beschriebenen Art. Die vai^ fangene Wassermenge wurde nach jedem Regen gemct- sen und die Richtung des Windes während des Regetf fleifsig "aulgezeichnet. *

Um die Wirkungen zu erläutern, welche der Vtf^ fass'er den Airch-dcti Thurm abgelenkten Luftslrömcn i* schVolbt, giöbt er 4Us dem Beobachtungsregiater der ▼!* tetzien MonaledicRegenmcngcn, welche in den vier, » Bezug auf diis Windrichtung unter verschiedenen üll»tft^ den belTindlich^n Regenmessern, an den vier Ecken *• Thurms, .aufgefengen wurden. Diese wurden so aosgo-

tonderl, dab Eie wo mfiglich den hauptiScfalicbsteD Wind- ricbtangeo enfspracheD.

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1.00

1,21

2.08

1,58

Jui;. Vrt.

Oll. Nb. n (1,912

1,398

I.M>S

1,715

1.00

1.&3

2,01

1.88

Apr. J3.

NO. SO. SW 1.316

1.186

1,568

l.67(rtl,I0

1,00

1,31

1.40

\af. 26.

S u. SSO l),407

0,2S3

0,241

0.391

1,68

1.04

1.00

1.62

Ja«; 19.

WSW«. SSW 0,.389

0,285

0.252

0.19äl.96

1.4311.26

1,00

Srpl. I.

W 0^02

0,328

0.202

0,1 Jl

2.14

2.32

l,W

1,00

SepL 5.

WNWu. N W.&IS

0,731

0,429

0,67^1,48

1,70

1,00

1,58

Ans dieser Tafel geht hervor:

1. Dafe die an den rencbiedenen Ecken de« Thunns gesammelteo Regenmengen sehr ungleidt sind. In einem in&ereten Falle wurde an der SO-Ecke 2^ Mal so viel all an der NW-Ecke aufgefangen.

' 2. Dafs im Allgemeinen die Regenmesser auf der Ueseite mehr Regen empfangen ols die auf der' Wind- lale. Bei einem Nordwinde z. R. erhallen die Regen- messer an der SO- und der 5W-Ecko mehr Regen als die an der NO- and der NW-Ecke. Bei einem NO- Winde erbSlt der Regenmesser an der SW-Ecke den Bcisten Regen. In den in der Tafel angegebenen FfiUeli iit das VerbKltnifs der Regenmengen nahe wie 2,1 zu I. einem dallichen Winde empfangen die Instnmeute ■D der NO- und der SO-Ecke weniger als die an der NW- und der SW-Ecke. Bei südöstlichem Winde er- hält das Instrument auf der SO-Ecke die kleinste, und das anf ,der NW-Ecke die grOfste Regenmenge a. s- w.

3. Da die bedeutenderen Regenmengen von gewis- sen Winden begleitet werden, so steht nicht zu erwar- ten, dafs der Mitfelwerth aus irgend einer Zahl von Be- obachtungen, die solchen Fehlern ausgesetzt sind, ]u ci- aein genauen Resultat, hinsichtlich der in einer gewiesen Bebe Ober dem Boden gefallenen Regenmenge, ftUiren

368

Trerde. In der That stimmen die Miltelwerthe ans einer Periode von neun Monaten nicht so gut fiberein, ak & aus den ausgewählten Beispielen in der Tafel. Diese geben die Yerhähnisse 1; 1,19; 1,24 und 1,20 [&r die Regenmengen an den vier Ecken: während die frfiber erwähnten Mittelwcrthe an der HO- und der SW-Ecke sich nahe wie 1 zu 1,5 verhalten.*

4. Der Zusammenhang dieser Erscheinungen mit der Richtung des Windes ist leicht ausgemacht, allein fiber den mit der Stärke des Windes läfst sich ohne AneDO- meter nicht entscheiden. ' Der Verfasser hat jedod be- merkt, dafs bei Nordostwinden, welche in Philadelphia am häufigsten die stärkeren Regen begleiten, selbst wenn sie mäfsige Stärke haben, bedeutende Unterschiede vor- kommen, Unterschiede, die sich wie 1 zu 1,5 verhalten.

Nachdem der Verf. eingesehen, dafs er durch die beschriebenen Vorrichtungen zu keinen genauen Resoi- taten gelangen konnte, versuchte er, wie es die HH. Phil- lips und Gray mit dem Regenmesser auf dem Tbunn des Yorker MDnster gcthan haben, seine InstramcDfe ao( langen Pfählen aufzustellen. Dann waren in der That die Unterschiede sehr unbedeutend. Am 26. Aug. z. B. all die Regenmesser auf der Brustwehr an der Nordost- und der Südwest -Ecke Regenmengen im VerhältniCa 1 za Ifi gaben, lieferten die an denselben Ecken, sechs Fufe tibcr der Brustwehr, Mengen im Verhältnifs 1:08; bei einen mäfsigeren Winde waren die Mengen noch näher ^eick

XL Gröfste Regenmenge auf der Erde.

illach einer auf der letzten Versammlung britischer Ni- turforscher (1839) gemachten Mittheiluag des Obersten Sykes {Bibl. umpers; N. S. T. XXVIIl p. 407) ist dff

Ort MahabuUshipar (17«58'53''N. und 73* 29' Stf'O. ▼««>

Grccn'^.

369

Greeüw. 4220 par» F. über dem Meer, am westlichen \h* bange dea Ghata, imfeni der Quelle des berühmten Kist- nah-Flnsaes) unter allen derjenige, wo, soweit bisher, be- kannt, die grOGste Regenmasse tÜlL Die daselbst im J. 1834 angestellten Beobachtungen ergaben nttmlich folgende Resultate«

1

'empcratur. F'

1

Mluel.

Maxi- niiini.

MlQl-

roam.

Diffe-

renfe.

Regen englZolI.

Wind.

Jaaaar

65%7

71 Vi

60'',2

ll«,0

0

0

Februar

67 ,5

73 ,7

61 ,3

12 ,4

0,25

ONO

Mars

74 ,0

81 ,7

66 ,4

15,3

0

NO

Mai

74 ,4

82 ,2

66 ,7

15 ,5

*

NO

73 ,9

80,6

67 .3

13 fi

0,16

WNW

Jnoi

66 ,3

69 ,3

63 ,4

5.9

32,03

sw

Juli

64 ,9

66 »6

63 ,2

3,4

118,60

sw***

Anglist

65 ,3

66 ,9

63 ,8

3,1

75,91

sw

Sepl<>Tnber

65 ,0

66 ,4

63,6

2.8

65,97

sw

October

65 ,5

69,4

SlI ,7

7,7

9,29

NO

Norember

63 ,5

69 ,5

67 ,5

12 ,0

0

ONO

Becfinber

62 .3

68 ,4

56 ,2

12 ,2

«•

ONO

Jahr

67 »,3

n\i 1

62»,6

9*,5

302,21

(* iwei leichte Schauer, ** ein leichte« Schaaer, *** Wind heflig.)

Fast die ganze Regenmasse drängt sich, wie man sieht, in die vier Monate Juni, Juli, August, September zusammen, wo die Südwest -Monsoona die Dünste vqm Meere heranbringen, womit zugleich eine bedeutende Sen- kung der Temperatur und Abgleichung ihrer Extreme ver- knOpft ist.

Die Regenmenge von Mahabuleshivar =1302,21 engl. Zolls 23,61 par. Fufs, (ibertrirft noch die von Matouba auf Guadeloupe =22,85 par. Fufs, die bisher für das Ma- xinram galt, und übrigens auch viel gleichförmiger rer- theilt ist im Jahre (Ann. Bd. 46 S. 351). Selbst auf der Küste Malabar ist sonst kein Ort bekannt, der mit Ma- habuleshwar in Regen wetteifern könnte. Das nicht fem^ aber dicht am Meere liegende Bombay {W* 53'45''N, und TS"" 56' O. V. Gr.) hat nur 80,64 engl. Zoll, und ein ver- mathlich schon am Gebirge gelegener Ort Anjarakandy^

Poggend. Ann. ErgSntungsbd. L 24

S70

123,52 engl. ZoH jährlich ^). Pmah, jenseits des G^ birges, auf der Hochebene von Indien, bat nur eine )ähr liehe Regenmenge- von 23,43 Zoll.

' Dagegen scheinen an den westlichen Abhängen der Gebirge auf der Westseite der binterindtschen Halbinsel, an der Küste von Arracan, and selbst höher hinauf, land- einwärts, Regenmassen zu fallen, die denen auf der Kü- ste von Malabar ziemlich nahe kommen. Capt. Peio- b er ton in seinem Report on the Eastern Frontiers of British India (von dem das Jounu of the geogr. Sac. Vol. Vni p. 391 einen kurzen Auszug giebt), führt ao^ dafs im J. 1825 zu Arracan, zwischen den Monaten Jaoi und October, 197 engl. Zoll, und zu Charra Punji, oadi Hrn. Cracoft's Beobachtungen, in den Monaten Jaoi» Juli, August, September, sogar 225 engl. Zoll gefallen seycn. Charra Punji liegt in dem Kossiyah-Gebirße, uordösllich von dem Tieflande am Ausflufs des Brama- putra, etwa unter 25^ lO'N. und 92** O. v. Grw. Es hat wie Mahabuleshfpar ^ irotz der grofscn Regenmasse, ein gesundes Klima, was schon daraus abzunehmen, daCs es, wie letzterer Ort, von der englischen Regierung als Sa- natarium für krankes Mililair auserwühlt ist *).

1) Do VC MetcoroL Umertuch. pt 903.

2) Um die QOgeliearen Regenmengen tod MahahuUshwar ^ Chertü Punji und /Uaitfuöa einigennafien mit der eines Ortes nnter nittl*- ren Breiten tu vergleichen, mag hier bemerkt seyn, daCi Kesmt^t nfkch Dr. William Smith, der regenreichste Ort in England (A^ port of the British Assoc, Fol, VH Stet, U p, 27) nur eine jiltf- liehe Regenmenge von 67 engl. Zoll hat. (Nach demselben Autor ut der trockenste Ort in England : Smtih Lambeih mit einer jihriickfli Regenmenge xon 22,7 ZoU.) Von der Verschiedenheit der RegenoMT ■wischen Orten im Gebirge und benachbarten in der Ebene, wie Mi- habnieshwar und Bombay, Matouba und Basse Terre, giebt fibri* gens in unseren Breiten das Yerhältnifs des Groften Bernhard n Genf ein genügendes SeitenstQ^; ersterer hat jährlich ober oH letaleres 28^ Zoll Regen (Ann. IM 38 & 1128). Andei« Beiipids

! sind von Dovc im.MoDatsberiGht der Gesellschaft liir Erdkvsde^* IM angeführt.

371

Xn. Meieoreisen von Alabama,

AmI seinen Reisen durch den Staat Alabama fand Hr. Huddard bei Lime Creek, in Clairbone, einen unre- gcImSfsig dreieckigen Klumpen Meteoreisen Ton 10 Zoll iJInge und 5 6 Zoll Dicke auf der Erdoberfläche lie- gen, von dem es ihm nach vieler Mühe gelang ein klei- nes Stock abzuschlagen. Diefs gerieth in die Hände des Hm. T. Jackson zu Boston, der es einer chemischen Zerlegung unterwarf. Das Resultat einer mit 50 Gran ootemommenen Analyse war:

Metallisches Eisen 66,560

Nickul 24,708

Chrom und Mangan 3,240

Schwefel 4,000

Chlor 1,480

99,988

Der Gang der Analyse war folgender. Die Masse wnrde In reiner Salpetersäure aufgelöst, mit Wasser ver* dOnnt und darauf mit salpetersaorem Silberoxjd versetzt, wodurch ein Niederschlag von CUorsilber entstand. Nach Abscheidung des überflüssigen Silbers durch Salzsäure, warde Salmiak hinzugesetzt, das Eisenoxyd durch Ammo- niak und dann das Nickeloxyd durch Kali gefällt. Hier- auf wurde essigsaurer Baryt hinzugesetzt und dadurch ein Niederschlag von schwefelsaurem Baryt erhalten. CLrom and Mangan wurden durch einen besonderen Versuch be- Mimmt, wobei das Meteoreisen in Salzsäure gelOst, die Losung mit einer hinreidiev^den Menge Weinsäure ver- setzt, darauf durch AmmooUk neutralisitt und nach Ab. Scheidung des Eiseos und Nickels durdi Schwefelwasser- stoffgas, eingetrocknet, und der Rückstand in einem Pia«

24*

372

ÜDtiegel eingeäschert wurde. Er wurde durch etwas Chron- säure erhalten. Ebenso wurde das Mangan bestimmt.

Eine zweite Analyse der Art gab 65,184 Proc. Ei- sen und 27,708 Proc Nickel. Das spec Gew. der Masse war =6,500. {SilUman. Journ. Vol. XXXIV p. 334.)

Xin. Meieorsteinfall in Missouri.

JLIieser Fall ereignete sich am 13. Februar 1839, Nadi- mittags zwischen 3 und 4 Uhr in der Nähe der Nieder- lassung Liiile Piney (37*»55'N. und 92« 5' W.) im Staat Missouriy bei völlig heiterem Himmel , weshalb man aa mehren Orten, z. B. Caledonia, Potosi etc. deutlich be- obachten konnte, dafs das Meteor vor dem Fall sidi gleich einem grofsen Stern langsam nach Westen bewegte. In Caledonia, welches etwa neun engl. Meilen südfvest- lieh von Potosi liegt, ging es etwas nördlich vom Zenitb, am letzteren Ort etwas südlich von demselben. Der öst- liche Punkt, wo es gesehen wurde, lag etwa 15 &k^ Meilen westlich von St Genevieve (etwa 37^ 50^ N. and 90° W.), der westlichste war das erwähnte Little Piner, wo mau das Meteor zerspringen sah, und eine oder ao- derthalb Minuten hernach drei schnell aufeinander fol- gende Explosionen hörte. Einige Bewohner suchten so- gleich nach gefallenen Steinen, und fanden auch wirklieb dicht neben einem Baume, der von dem StoCs eines festen Körpers frisch beschädigt zu seyn schien, unter der drei bis vier Zoll dicken Schneelage, die den Boden bedeckte^ einen derselben von FaustgröCse, zum Theil in dieEnk eingedrungen.

Von diesem erhielt Hr. Herrick einige Bruchslflck^ der darüber folgende Nachricht giebt. Eins der Brodi- stOcke hat ein spec Gewicht =3,5, doch mögen ver8dli^ dene Stficke des Steins in , dieser Beziehung etwas ab-

373

weidien, je nachdem sie mehr oder weniger metallische Substanz enthalten. Die Aehnlichkeit dieses Meteors mit denen von Tennessee, Georgia and Weston {Connecticut) ist 80 grofs, dafs man glauben möchte, sie wären alle Ton derselben Masse genommen. Die Cohftsion des Steins ist nicht groCs, da es unter einem mäfsigen Schlag zer- bröckelt. Auf zwei der Bruchstücken safs etwas von der äa&em Kruste. Diese ist etwa ^ Zoll dick, zeigt An- zeigen von starker Glühung und theilweiser Schmelzung, hat eine schwarze Farbe, und eine runzliche oder poröse Oberfläche mit Narben darauf. Das Innere ist aschgrau, and zeigt eingesprengte metallische Theilchen von der Gröfse eines Schrotkoms bis zum feinsten Punkt, auch Rostflecken und kleine kugelförmige Concretionen , die iodeis in ihrer Zusammensetzung nicht von der übrigen Masse verschieden zu sejn scheinen. Die kleinen me- tallischen Massen sind magnetisch und schmiedbar, mei- stens eisengrau, hie und da auch gelb und irisirend.

Eine Analyse dieses Steins steht noch zu erwarten, mittlerweile bezeugt auch Hr. Sil lim an, dafs an dem meteorischen Ursprung der erwähnten Bruchstücke nicht za zweifeln sej ( PluL Mag. Ser. III Vol. XV p. 557 aus Silliman's Journ. Vol. XXXVU p.385).

XIV. Versteinernde Quelle von Pambuk Kalessi

Südöstlich von Smjma, einige Tagereisen landein, auf einem gesonderten, plateauartigen Vorsprunge einer der mittleren Taumsketten, an dessen Fufs der Strom des Maeanders und sein Zuflufs, der Gallus, sich vorfiberwin- det, nicht fern von den Ruinen des allen Hierapolis, quillt aus einem Teiche eine Mineralquelle, welche so- wohl durch ihre Wasserfülle als durch ihre malerischen Stürze und das hohe Alter ihrer fortschreitend verstd-

374

nernden Kraft, die meiBlen Qaellcn dieser Art weit Un- ter sich läfst ^). Sogleich an ihrem Ursprang tkeiit sie sich In vier Arme, die entweder durch Nalar oder Kunst über die ganze Fläche des Plateaus vielzweigig verbrei- tet sind, so dafs sie bald zur Befruchtung von Garten und Felder dienen » bald in dem türkischen Dorfe« das gegenwärtig auf den Trümmern antiker Tcmpdrainen und felsiger Grabstätten erbaut ist, zum Baden und ander- weitigem Hausgebrauch benutzt werden. Die grOfsere Wasserfülle stürzt sich jedoch, zu einem voUuCrigen Haupt* Strome gesammelt, durch die Mitte ihrer selbstgebildeten Stalaktitengruppen im wildesten schäumigen Schusse hinab in die Thaltiefe. Der mächtige Strom schiefst, von an- ten gesehen, silberschäumend aus dunklen Grotten her- vor; über diesen wölben sich kolossale Gruppen wie her- abhängendes Gebüsch von Thränenweiden, aber als krei- deweifse Stalaktitengebilde mit wolligem schäumigen An- sehen. Sie geben jenen phantastischen Anblick, welchen der moderne Name des Ganzen bei den heutigen türki- schen Anwohnern, nämlich Pambuk Kalessi, d. h. Baum* wollen -Kastell, vollkommen entspricht.

Die Natur dieser aufbauenden Quelle erklärt ao man» che Sage der Alten von Strömen, die sich selber Brücken bauen , ganze Sädte versteinert haben sollen mit ihren Bewohnern u. dgl, mehr.

Auf dem Wege von Erzerum nach Trapezunt^ am Nordfufse des Taurus, hat kürzlich der nordamerikanische Reisende, Hr. Eli Smjth, einen solchen Flufs gefun- den, über welchen eine seitwärts vom Kalkgebirge her- abstürzende Quelle mit starker Gasentwicklung eine sol- che Tuff- und Stalaktiten -Brücke von einem grofsen Bo- gen gebaut hat, unter welchem der Strom seinen Weg

1) Ausgezeichnete Qnellen der Art «ind sonst» aulser den bckanntcreB von Tiyoli und Monte Amiata elc , anter andern die von Mjer-Am- mar (Ann. Bd. 43 S. 430) und die Ton Huaneapeiica in Peru (Hoffmann Php. Geogr. I, 483).

375

ungebemmt fortsetzt. Ehe nämlich das Qaellwasser 40 bis 50 Fub weit, aus der Fekwand zur Seite zum Strome yordriogt, fängt die mächtige Tuffbildnug bei der Erkal- tung schon an. Die Steinmasse schob sich quer tiber den Strom hin, indem nach unten hin Tropfsteine hän- gen, die sich nach oben hin immer stärker fibersenken, und an£SDglich weit über den Strom hin einen Yorsprung bilden, bis dieser durch sein eignes Gewicht nach yom abbrach, nad die Grundlage zum gegenfiber lieg^den Brückenkopf bildete. Diese ganze Naturbrficke ist jetzt so mit Erde und Vegetation bedeckt, dafs man über sie hinreitet, ohne vom Wege aus ihre Bildung nur zu ah- nen! Weiter abwärts ist eine zweite Brücke der Art bis zur Hälfte des Flusses erst im Werden. Sobald das Quellwasser in das Flnfswasser herabgeträuft mit ihm sich Termischt hat, hört seine petrificirende Kraft gänzlich auf. (Aus einem Vortrag von C. Ritter im Monatsbericht der Gesellschaft für Erdkunde S. 84.)

Kleinasien ist, vermöge der Nator seines Bodens,

reich an dergleichen heifsen und incrustirenden Quellen.

So erwähnt Hr. W. J. Hamilton, der im J. 1837 eine

Reise von Constantinopel nach Caesarea machte, dafs

er drei Stunden von Singerti^ etwa auf halbem Wege

zwischen Smyrna und Brussah (wo bekanntlich auch

beitse Quellen. S. Ann. Bd. 38 S. 479) einige Quellen

angetroffen, die aus porphjrischem Trachyt hervorkom-

nen, und fast die Temperatur des siedenden Wassers

baben. Unter Verbreitung eines Schwefelgeruchs setzen

sie stalaktitische und stalagmitische Concretionen ab, und,

nachdem sie sich vereinigt, bilden sie einen Buch, grofs

(enug, um mehre Mühlen zu treiben. Noch eine engli-

M:be Meile von seinem Ursprung hat das Wasser eine

«olche Temperatur, dafs es ab heifses Bad dient, wel-

cbes von den Einwohnern stark benutzt wird. Bei den

Türken heifsen diese Quellen lUah {Eiliah) d. h. heifse

QucUcn. {Journ. of ihe geogr. Soc. Vol. VIH p. 141.)

376

XV. Ueifse Quellen in der AlgiereL

zXuf halbem Wege zwischen Bona und Conetantine lie- gen zwei Orte Hammam-Berda '{Hammamrel-Berdclakj und Hammam-mes-Kutin {Verfluchte Bäder) ^ die beide durch heifse Quellen gleich ausgezeichnet sind«

Am ersteren Orte sprudeln die Quellen ans eioem antiken Bassin von rundlicher Gestalt, 42 Meter lang ood 36 Meter breit , hervor, und zwar mit solcher Ergiebig- keit, dafs sie eine Mühle treiben könnten. Ihr Wasser hat die Temperatur 29^3 O, ist klar, färb- und geruchlos» und enthält in einem Liter 0,38766 Grm. feste Bestand- theile, bestehend aus Chlornatrium (0,02155), Cidorma- gnium (0,01899), schwefelsaures Natron (0,05254), Schwe- fels. Bittererde (0,00733), schwefeis. Kalk (0,02), kob- Jens. Kalk (0,20), kohlens. Biltererde (0,03725), koh- lens. Slrontian und Eisenoxyd (Spuren), Kieselerde (0^01^ und organische Substanzen (0,02); es enthält auch freie Kohlensäure, etwa deil fOnften Theil seines Volums, aber kein Schwefelwasserstoff. Neben den Quellen entwickelt sich ein Gas, bestehend in 100 Vol., aus 86 Stickgas, 2 Sauerstoff und 12 Kohlensäure.

An dem zweiten Orte haben die Quellen eine er- höhte Lage, und geben dadurch, so wie durch ihre Was- serfülle, zu einem prächtigen Wasserfall AnlaCs, der von jeher ein Gegenstand der Bewunderung aller Reisenden gewesen ist. Die Temperatur dieser Quellen ist nng^ mein hoch. Im J. 1702 fand sie ein Engländer nur 3 bis geringer als die Siedhitze des Wassers. D^sfon- taines bestimmte sie im J. 1786 zu 96^3 C, und Ji« HH. Antonini, Gujon, Baudens und Gonget, wel- che den zweiten Feldzug nach Constantine mitmacbteo, setzten sie auf 95^ C. Im Mai 1839 fand sie Hr. Tri*

377

pier =95^ C (Dasselbe Tbermometer, welches zu AI« per in siedendem destillirten Wasser 100® C gezeigt hatte, zeigte neben der Quelle in derselben Flüssigkeit 99^,5, in dem zum Sieden gebrachten Mineralwasser dagegen 100® C). Selbst der Wasserfall hat noch eine Tempe* ratar von 45^ bis 58^ (daher sich denn auch an seinem Rande eine üppige Vegetation entwickelt, z. B. Olean- der und Dattelbäume finden, die sonst weit und breit nicht vorkommen), nnd ein Bassin an seinem FuCse zeigt 40® C, obwohl dennoch Fische (Barben, Barbeaux) darin leben. Das Wasser der Quellen enthält auf 1 Li- ter 1,52007 Grro. fester Bestandtheile, nämlich Chloma- trimn 0,41560, Chlormagn. 0,07864, Chlorkalium 0,01839, CUorcalcium 0,01085, schwefeis. Kalk 0,38086, schwe- feis. Natron 0,17653, schwefeis. Bittererde 0,00763, koh- lens. Kalk 0,25722, kohlens. Bittererde 0,04235, kohlens. Strontian 0,00150, Arsenik (als Metall bestimmt) 0,0005 ^), Kieselerde 0,07, organische Substanzen 0,06, Fluor und Eisenoxyd, Spuren. Das mitten aus dem heifsen Wasser- strahl aufgefangene Gas enthielt in 100 Volumen: Koh- lensäure 97, Stickgas 2,5, Schwefehvasserstoff 0,5.

In der Nähe dieser Quelle findet sich eine Pfütze schlammigen Wassers, dessen Menge sich nicht zu ver- ändern scheint, aus dem aber periodisch, nach Pausen

1) Das Detail der Analyse ist von Hrn. Tripier nickt mitgetheilt. £• mufs also um so mehr dahingestellt bleiben, in wiefern das Ar- senik wirklicb in dem Mineralwasser, oder nur in den zur Analyse Mgewandten Materialien vorhanden war. Recht wahrscheinlich ist das Erstere schon deshalb niclit, als Fische in dem Wasser leben, and uberdiefs hat Hr. Guyon bei einer, wie es scheint spateren, Analyse desselben Wassers, kein Arsenik darin gefunden. Nach diesen sind in 1 Liter 1,233 Grm fester Bestandtheile, nämlich kohlensaure Bitlererde 0,090, kohlens. Kalk 0,037, kohlens. Eisen 0,053, Schwe- fels. Kalk 0,197, schwefeis. Bittererde 0,093, salu. Bittererde 0,073, •aks. Natron 0,033, salzs. Kalk 0,167, Kieselerde 0,013, organisdi« SnbsUns 0,100 nebst Verlust 0,377. Hr. G. betrachtet indefs seine Analyse nur als einen Probeversuch {Ann, de cfUm, et dephys, 7*. LXXI p. 223).

378

▼ölliger Ruhe von 1 bis 2 Minafen Daaer, plötzlich und etwa 10 Minaten lang mit Heftigkeit ein Gas herror- bricht, in dem man mehr Schwefelwasserstoffgas bemerkt als die eben erwähnten Qaelien enlbalten. Die Tempe> ratur dieses Schlammes ist, während der Ruhe 52* während der Gasentwicklung aber höher ^). (Aus einen Bericht des Hm. Tripier in den CompU rend. T. IX p. 599.)

XVl. Der Fuciner See.

Uieser See {Locus Fucinus bei den Römern, ^ifip^ 0ovxlva bei Strabo, fl^ovxivtj bei Dio, Logo Fucino oder Logo di Celano bei den Italiänern) liegt in. der Erstreckung von 4P56 42«2'N.Br. und IIMT !!• 26' O.L. V.Paris, 2046 par. Fufs über dem Meere (nach SchouW), inmitten der mächtigsten Gebirgserhebong des Apennin, welche selbst wiederum die Mitte der italieni- schen Halbinsel bildet, am stidlichen Ende eines Längen- thals, welches am Monte Coronaro, dem Ursprung der Tiber, beginnend, unmittelbar am Fufs der Centralapen- ninenkette, zwischen dieser und einer von der Tiber und der Nera durchbrochenen Parallelkette, fortzieht und, ob-

1) Eine ahnliche Erscheinung betrachtete Hr. W. J. Hamilton

Dorfe Kilisa His«^ (etwa 37M5'N. und 34'» 45 0. ▼. Grw.) m Kleinasien. Aus einer Lache trüben Wassers, tod 30 bis 40 Pn& im Durchmesser, das zu kochen scheint, erhebt sich in der Mitte mit Heiligkeit und unter bedeutendem Gerfiusch eine Wasscnnaaae von etwa einem Fufs H5be und anderthalb FuTs Di^e« olune dals dennoch die Lache steigt oder abfliefst Offenbar also eme Llolae Gasentwicklung, die sich auch durch den Geruch nach Scbwefelwaa- serstoff ▼errath. Ans dem Veiigleiche dieser Ersdieinnagen mit den Angaben von Ammianus Marcellinus nnd Philostratns faX- gert Hr. Hamilton, daTs das Dorf Kilisa Hisar anf der StcUe d«s alten Tjrana liege, und die Lache die ehemals dem Jupiter gewM- mcte Quelle AsbamoMU tej {Journ. of tht gtogr^ Soc. VoL VIU p. 153).

379

wohl von einigen Querrficken dorchschnitten, sich bis bie- her iD einer Strecke von mehr als dreiCsig Meilen Ter- folgen läfst. Das länglich gestaltete, von NW nach SO gestreckte Becken am Ende dieser Thalbildung, welches den See aufnimmt, ist auf allen Seiten durch mehr oder weniger bedeutende Höhen eingeschlossen, in NO sogar dorch die hohe Kette des Monte VelUno, die von ihrem höchsten Gipfel (7683 Fufs) fast unmittelbar bis zu der an seinem Fufse liegenden, gegen 5000 Fu£s tieferen, Ebene herabstürzt, und wie die Felsrücken im SW und SO nur einen schmalen Saum vom hügeligen Lande vor- anliegen liCst; selbst an der nordwestlichen Seite bildet dne sanft bis zu 170 Fufs über den Spiegel des Sees ansteigende Ebene {Campi paleniini) einen zusammen- hSngenden Damm, der dieses Becken von dem Thalgrund des Saltoflosses trennt Der Fudner See hat demnach fiber Tage keinen Abflufs, und da er nichts desto weni- ger von den benachbarten Höhen in der Regel mehr Was- ser empßingt, als er durch Verdunstung verlieren kann, er Qberdiefs in einem Kalkgestein liegt, das zur Bit- dang unterirdischer Kanäle so sehr geneigt ist, so leuch- tet ein, dafs er sich des Ueberschusses durch solche Ka- näle entledigen müsse. Diefs ist auch wirklich der Fall, and dadurch bietet er ein treues Seitenstflck zu dem Ko- paischen See und dem See Phonia in Griechenland ^). Da diese in den Annalen beschrieben wurden, und des Fu- cioer Sees in physikalischen Werken nicht gedacht zu werden pflegt, so wird eine kurze Nachricht über ihn hier nicht am unrechten Orte stehen. Sie ist entlehnt aus der eben so interessanten als lehrreichen Abhandlung des Hra. Kramer: ..Der Fudner See (Berlin 1839)/'

Der See bildet einen Spiegel von länglich runder, jedoch unregelmäfsiger Gestalt, dessen Umfang von ver- schiedenen Schriftstellern sehr verschieden angegeben wird, und, innerhalb gewisser Gränzen auch wirklich veränder-

1) Ami. Ba. 38 S. 241 und 253.

380

lieh ist. Nach der wahrscheinlichsten Angabe» der tcni Rirera, beträgt sein Umfang 24| Miglien, seine grö&te Lange, von NW nach SO, 9 Miglien, und seine grötste Breite, die sich im nördlichen Tbeiie findet, 5| MgL

Ueber die Tiefe des Sees lauten die Angaben eben- falls verschieden; indefs ist sie auch in der That, wie die von andern Seen ähnlicher Natur, grofsen ScbwaD> knngen ausgesetzt. Je nachdem mehr oder weniger Schnee und Regen auf das benachbarte Gebirge gefallen ist, und )6 nachdem die unterirdischen Kanäle mehr oder weni- ger offen sind, steigt und fällt der See von Jahr zu Jahr, ohne dafs darin, wie man .wohl angegeben findet, eine regelmäfsige Periode stattfindet. Den niedrigsten 3tand, den man mit Genauigkeit kennt, erreichte der See im J. 1835, als die Arbeiten an dem schon vom Kaiser Clau- dius angelegten Emissar unter der Leitung von Rivera beendet waren. Damals betrug seine gröfste Tiefe, die auf wenige Punkte beschränkt ist, und sich, wie bei an- dern Gebirgsseen, auf Seite der höchsten Gebirgserhe- bung, also hier auf der östlichen Seite, hinzieht, 39 Pal- men, und in den übrigen Theilen fand man den Boden, in geringer Entfernung vom Ufer, fast eine Ebene IhI- dend, die etwa 36 Palmen unter dem Wasserspiegel lag ^X Im J. 1789 und besonders 1816 hatte dagegen der See eine solche Höhe, daCs er einen grofsen Theil der anlie- genden sehr fruchtbaren Ländereien überschwemmte. In letzteren Jahre soll er angeblich 47 Palmen höher ge- standen haben als im Jahre 1835.

Seine Nahrung erhält der See, aufser der ihm

1) Der Facioer See hatte also im J. 1835 an seinen tiefsten StcOeB nur eine Tiefe von 28 31 Fab. Noch seichtier ist ^ttr in si Beschaffenheit ihm gans gleiche« nnr tiefer liegende Logo bei Perugia. Nach Borghi hat dieser bei hohem Wasserstande 20, bcf niedrigem 16 Fufs Tiefe. Die Seen dagegen, weldie AnsföUangcn ehemaliger Kratcre sind, haben eine weit bedentendere Tiefe. Der See Ton Albano ist 427, der von Bracciano 923 and der von Bol- scna 430 Fnfs tief.

881

roitCelbar durch Regen und Schnee zngeführten Wasser- ueDge, aufser mehren zum Theil sehr reichlich fliefsen- den Quellen an seinem Ufer und selbst auf seinem Bo- den, hauptsächlich durch den Giovenco, ein Bächlcin von 10 bis 12 Miglien Länge, das aus drei Quellen entspringt, und von Einigen, obwohl nicht mit genügendem Grund, als gespeist durch einen unterirdischen AbfluCs des im hö- heren Gebirge liegenden Logo di Scanno angesehen wird. Diese Zuflüsse werden abgeführt durch unterirdische Ka- näle, die indefs, wenigstens gegenwärtig, nicht so weite Schlünde bilden, wie die Höhlen des Zirknitzer Sees und die Katabolhren des Kopaischen, sondern mit Ausnahme einer Oeffnung von einigen Fufs im Durchmesser (La Pedogna genannt, wahrscheinlich der Piionius der Alten) Dar aus kleinen Spalten und Löchern zu bestehen schei* Den. Früher, bei höherem Wasserstande, soll es indefs, nach dem Zeugnisse des Phoebonius, einen Krater von 27 Fufs Länge und Breite und 3 Fufs Tiefe gege- ben haben, wo man das hinabstürzende Wasser zum Be- triebe einer Mühle benutzte.

Wo das unterirdisch abfliefscnde Wasser seinen Aus- gang finde, ist noch nicht entschieden. Bei den Alten yAi allgemein, wie es scheint, die Quelle der Aqua Mar^ da, welche von allen Wasserleitungen Roms das schön- ste Wasser hatte, als Ausflufs des Fuciner Sees; allein da diese Quelle im oberen Aniolbal entspringt, 20 Mi- glien von dem See, und getrennt von ihm durch das tief einschneidende Thal des oberen Liris, so hat diese Mei- QUig wenig Wahrscheinlichkeit. Aus eigner Anschauung findet Hr. Dr. K. es viel wahrscheinlicher, dafs der Fi- ^eno^ der 4 Miglien östlich von Sora entspringt, und zwar aus einem unmittelbar am Fufse einer hohen steilen Bergwand Uegenden Becken von vielen Hundert Fufsen im Durchmesser, seinen Ursprung dem Fuciner See ver- danke.

382

XVII. lieber den Zirknitzer See.

Im fünften Bande der Wiener „ZeilFchrift fCir Pbjfiil etc." giebt'Hr. Gymnasial -Lehrer Leander KnOpfer eine Beschreibung des Zirknitzer Sees, wie er ihn bei einem Besuch im August 1837 angetroffen bat. Wirsa» hen uns yergebens nach einem Wasserspiegel um, heist es darin, der einem See ähnlich gewesen wlire, als der Ort Zirkniiz mit den umliegenden Dörfern in der Ebene vor unseren Blicken lag; biofs an dem gegenüberliegen- den Gebirg zog sich der Länge nach ein weifser Streif, in der Entfernung einer sandigen Steppe ähnlich, bin. Diefs war das eigentlich tiefere Seebett , wo das wenige noch zurückgebliebene Wasser in einzelnen grofsen Riiio- sSlen, die künstlich gegrabenen Kanülen glichen, und den Uebergang lange Strecken aufwärts unmöglich macb- ten, mehren gröfseren Mündungen zuflofs, in die es mit ziemlichem Gepolter hinabstürzte. Zwei von diesen Darcb- brüchen zeichneten sich durch einen besonders weiten Um- fang und eine beträchtliche Tiefe aus. Mehre, vielleicbt alle, Abflüsse mögen sich in ihrem unterirdischen Lanf bald zu einem und demselben Kanäle vereinigen, bald auch wieder trennen, je nachdem, sich die Gewalt des Wassers durch seinen natürlichen Druck in dem verwit- terten und durchlöcherten Kalksteinlagcr Durchgänge n verschaffen vermochte. Endlich kommt das Wasser in Freudenthal bei Ober- Laibach aus mächtigen Quellen wieder zum Yorschein und bildet durch sein Zusammen- strömen in Ein Rinnsal den Laibacher Flufs^ der mit Ausnahme jener Zeit, durch welche der See trocken liegt, gleich bei seinem Ursprünge schiffbar ist. Da der game Thalgrund, in welchem der See sich befindet, riDgsmB von Gebirgen, Zweigen der lulischeu Alpen, eingesoUoi* sea ist, also, dafs das von der ganzen Umgegend hier zusammenströmende Wasser an keiner niederen Stelle desselben einen Abflufs findet, so hatte die Natur, wie an vielen andern Orten unter denselben Verhältnisseiii. auch hier einen grofsen tiefen See gebildet, der erst in der Höhe von mehren hundert Schuhen gegen Nordo^ seinen Abflufs gefunden hätte, würde nicht der mürbe und durchlöcherte Grund dem Wasser unter der Erde einen

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Dorchganf; gestattet haben. Wird die Masse des zaflie- bendeD Wassers kleiner , wie im hohen Sommer, mithin der unterirdische Abflufs bedeutender als der Gesammt« zoschufs, so sinkt der See wie ein kiSnstlich abgelassener Teich, nnd zwar um so schneller, je geringer der Zuschub wird. Entleeren sich in dieser Zeit starke Gewitter über der Gegend, oder hält der Regen an, so hOrt das Fal- len des Sees anf, der Wasserstand bleibt entweder ei- nige Zeit hindurch ohne merklichen Unterschied, oder steigt gar wieder und erfüllt neuerdings das ganze Becken. Aus dem Gesagten leuchtet ein, dafs sich keine bestimmte Zeit angeben läfst, wann der See abfliefse oder mit Was- ser wieder angefüllt werde. Eben so begreiflich ist, data das mit Gewalt durch die unterirdischen Kanäle sich drSn« geode Wasser die Höhlungen in dem morschen Kalk- stein immer mehr erweitere, kleinere oder gröfsere Trüm- mer an deo Seitenwänden ablöse und mit sich fortreiise^ ond dafür an engen Stellen den Abfliifs oft auf einige Zeit hemme. So fliefst heut zu Tage das Wasser, wenn einmal der See zu sinken beginnt, in viel kürzerer Zeit ab, als Yor 150 Jahren, braucht aber, um den See zu fOilen, auch länger wie damals. Es läfst sich daher mit grofser Wahrscheinlichkeit, fast mit Gewifsheit annehmen, dafs mit der Zeit, vielleicht erst im Laufe von Jahrhun- derten, der Zirknitzer See gänzlich aufhören werde etc.

Der Verfasser hat hiebet besonders die lobenswerthe Absicht, die wunderbaren Erzählungen, welche sich in den ilteren Werken von Sartori, Valvassor etc. finden, ond noch vor wenigen Jahran von einigen Schriftstellern wiederholt wurden, zu berichtigen, und namentlich die Angabe zu widerlegen, als habe der Ab- und Zuflufs des Sees etwas Periodisches, auf Tag und Stunde Abgemes-» senes, und als dringe das Wasser aus denselben Löchern wieder hervor, aus denen es abgeflossen sev. Er fügt zu dem Ende noch folgende Nachricht bei. Die Karthäuser >Q Freudenthal, denen die damaligen Herren von Zirknitz, die Fürsten von Eggenberg, gegen Ende des 17. Jahrhun- derts, die Fischgerechtigkeit des Sees zuerkannt und ab- getreten hatten, wufsten, was so eben über den See und seinen Abflufs gesagt, recht wohl zu ihrem Vortheil zu bennlzen, mufsten also auch eine richtige KenntnifiB dar- über besitzen. Ihre strenge Ordensregel versagte ihnen allen Genub von Fleischspeisen; deshalb hatte für sie

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ein reicher Fischfang in allen Jahreszeiten einen Torzfig- lich hohen Werth. Darum war ihnen das Abfliefsen des Sees höchst ungelegen. Sie suchten es zu verhindeni ood liefsen bei leerem Seeboden alle Oeffnungen mit eisenieo Gittern tiberlegen, Steinplatten mit Thon zu wiederholteB Malen darauf befestigen und die Gruben mit Erde föUeiL Auf diese Weise gelang es ihnen vvirklich den See oft Jahre lang bei hohem Wasserstand zu erhalten, was Didit möglich gewesen wäre, wenn es mit Valvassor's An- gabe von einem „Seepfuhle*^ unter dem See seine Ridh tigkeit gehabt. Unermfidet suchten die Mönche alle Durd>- brüche, welche sich von Zeit zu Zeit wieder zeigten, neaer- diogs zu verstopfen, biis ihre Aufhebung den See seinea Schicksale überliefs.

Ohne Zweifel ist die hier ausgesprochene Ansidit ganz naturgetreu, und, wenn sie nicht allgemein verbrei- tet sejn sollte, ihre Yeröffentlichung auch zeitgemäfs. Iih defs ist doch zu bemerken, dafs Tobias Gr über, der im April 1773 den Zirknitzer See besuchte, in seinen ,yBriefen hydrographischen u, physikalischen Inhalts aas Krain'* (Wien 1781) schon in der Hauptsache dieselbe Meinung aufgestellt hat. Seine umstdndiiche und durdi Abbildungen erläuterte Beschreibung des Sees stiiunit im Wesentlichen mit der des Hrn. K. vollkommen fiberein. Auch nach ihm sind es vorzüglich zwei am Fufs des Ber- ges JaQomih {Jauernik) befindliche, «nächtige Höhleo Vranja jama und Sucha dulza {Seka dulkaX aus denen das Wasser, wenn viel Regen auf das Gebirge gefallen» oder viel Schnee daselbst geschmolzen ist, mit grober Gewalt hervorstürzt und dem See zueilt, und eben so^ anfser vielen kleinen Löchern, besonders zwei Scblfinde am Ostende des Sees, die grofse und kleine KarlouxM {Mala und Velka Karlouza) durch die dasselbe wieder abfliefst. Uebrigens sah auch Grub er den See nortnr Zeit seiner Ebbe; es wäre daher wohl zu wtinscheo, dali ein Naturforscher einmal Zeuge seiner Anschwellung sejn könnte.

BericKti'gang. S. 337 Z. 2 st schmiizl I. siedeK

ANNAL'EN

DER PHYSIK UND CHEMIE.

MI. ERGÄNZUNG. 8t 3;

L Fünfzehnte Reihe von Experimental ^ Unter- suchungen über Elektricität;

Qon Michael Faraday

(Mitgetheat Tom Hm. Verfatfer mu den PhUoi. TransaeL/. 1839 pi. /.)

§. 23. Ueber den Charakter und die Ritihtung der elektrischen Kraft des Gymnotns.

1749« i^o wundervoll die Gesetze und Erscheinungen der Elektricitftt sind, wenn sie sich in unorganischer oder todter Materie offenbaren, so kann doch das Interesse an denselben kaum einen Verglich ertragen mit dem» wel- ches sie erregen, wenn sie mit dem Nervensystem und dem Leben verknüpft sind. Und wenn auch die Dunkelheit, die für jetzt den Gegenstand umgiebt, die Wichtigkeit desselben zur Zeit verdecken mag, so mufs doch jeder Fortschritt in unserer Kenntnifs von dieser mächtigen Kraft in ihren Bezug auf träge Masse {inert thinjgs) dazu beitragen, jene Dunkelheit zu zerstreuen, und das unge- meine Interesse dieses erhabenen Zweiges der Physik ein- leuchtender zu machen. In der That sind wir nur an der Schwelle der Kenntnisse, die, wie sich ohne Anmafsung Slaoben läfst, dem Menschen über diesen Gegenstand er« laubt sind; und die vielen ausgezeichneten Physiker, wel- che zur Kunde desselben beigetragen, haben, wie aus. ihren Schriften deutlich hervorgeht, diefs bis zum letzten Au- Senblick , empfunden.

1750. Seit wir das Daseyn und die Lebensweise ^on Thieren, die, wie die Elektrisirmaschine, die Vol- ia'sche Batterie und der Blitz, das Nervensystem zu er- icbflttera vermögen« durch Richer, S'GravesandOf

Pofgend. Ann. ErgSittiiogsbd. I.. 25

Firmin, Walshi A. v. Hamboldt u. A. kennen ge- lernt^ hat es ein steigendes Interesse erlangt, die Lebens- kraft dieser Thiere als einerlei mit der Kraft, die wir ans trSger Materie hervorrufen und Elektricität nennea (265. 351), nachzuweisen. Fttr den Zitterrochen {^of- pedo) ist dielis zur Genüge gethan, und die Richtung des Stroms der Kraft bestimmt durch die vereinigten und folg- vreisen Arbeiten von Walsh '), Cavendish *), Gat vani ^), Gardini ^), A. v. Humboldt und Gaj-Lus- sac*), Todd«), Humphry Davy'), John Davy'X Be^querel*) und Matteucci ^^).

1751. Auch der Gyhmotus {Zitteraal) ist zu dcoh selben Zweck untersucht worden, und die Yersudie von Williamson"), Garden"), A. v. Humboldt ^'X Fahlberg ^^) und Guisan ^') sind in dem Nachwai Ober die Einerleiheit der elektrischen Kraft dieses Thien mit der gewöhnlichen Elekfridt&t sehr weit gediehen; die beiden letzten Physiker haben sogar Funken erhalten. , 1752. Der Gymnotus scheint zu ferneren Untersa-

1) Philosoph. Tramaet. 1773 p. 461.

2) Ibid. 1776 p. 196.

3) Aldini'« Essai sw ie Gaipanisme T. II p,%\.

4) Eiedriei ignis Natura §. 71. Maniua, 17d2.

5) Ann. de chimie T. XIF p. 15. (Gilb. Ann. T. XXU p. 1.)

6) Phil Transaei. 1816 p. 120.

7) Ibid. 1829 p. 15. (Ann. Bd. XVI S.311.)

8) Ibid. 1832 p. 259 (Ann. Bd. XXYH S.542) nnd 1834 p. 531.

9) Traitd de rUteirieiH T. IF p. 264

10) Bibiioih. uniperseUe 1837 T. XII p. 163 {vti^. Ann. Bd. XXXH S. 485; andi GoUadon ebendaselbit S. 411. P.)

11) PhiL Transaei. 1775 p. 94.

12) Ibid. 1775 p. 102.

13) Reiai. bist. tdii. 4 T. U p. 187 chap. XFIL

14) Vetensk, Acad. HandUngar 1801 p. 122. (Gilb. Ann. Bd-ITT S. 416.

15) De Gymnoto siectricot Tubingae 1819.

387

cbaiigen in diesem {r^bud) Zweige der WisBenschafl; m gewissea BeziebuDgen, besser geeignet zo jBeyn, ab die Torpedo, besonders weil er, wie schon A. v. Hum* boldt bemerkt, Einsperrung erträgt, and sich länger le- bend und gesund aufbewahren labt Einen Gymnotns bat man schon mehre Monate in Tbitigkeit erhalten, wQÜi- rend J. Davy die Torpedo nicht Ober 12 bis 15 Taga aufbewahren konnte; ja Mattencci war mdit im Stande ▼on 116 Zitterrochen einen einzigen länger als drei Tage lebend zu erhalten, obwohl alle Umstände zn ihrer Auf- bewahrung günstig waren ^). Gymnoten %u, erlangen, war daher eine Sache von Wichtigkeit. Angeregt sowohl ab geehrt durch sehr gütige Mittheilungen des Hm. A. von Humboldt *), wandte ich mich im J. 1836 an das Co- loDial-Amt, mir einige dieser Thiere za verschaffen, ms anir denn auch versprochen wurde.

1753. Seit dem hat auch Sir Everard Home ei- nen Freund beauftragt, einige Gymnoten herzusenden, und andere Herren haben sich zu gleichem Zwecke be« mfiht. Dieser Eifer veranlafst mich, aus einem Schreiben des Hm. A. v. Humboldt, dasjenige mitzutheilen, was ich auf meine Frage, wie man diese Thiere am besten fiber den Ocean herschaffe, zur Antwort empfing. Er. sagt: »Die Gymnoten, welche in den LIanos von Caracas (un- weit Calabozo) in allen kleinen Zuflüssen des Orinoco, im englischen, französischen und holländischen Guiana hSofig vorkommen, sind nicht schwierig zu transportir/en. Wir verloren sie in Paris nur so bald, weil sie, unmätelbar nadi ihrer Ankunft zu sehr (durch Versuche) angestrengt wurden. Die HH. Norderling und Fahlberg hielten sie zu Paris vier Monate lang lebend. Ich würde ratben, rie aus Surinam (Essequibo, Demerara, Cayenne) im Som- mer herfiberzuschaffen, denn der Gymnotus lebt in sei- nem Yaterlande im Wasser von 25® C. Einige sind fünf

1) Bihäoih. uniptrs. 1837 T. XH p. 174.

2) TersL Ami. Bd. XXXYII S. 241.

25»

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FuCb lang, allein ich wflrde rathen, die von 27 bis 2B Zoll auszuwählen. Ihre Kraft ist veränderlich nach ibrer Nahrung und ihrer Ruhe. Da sie nur einen kleinen Mageo haben» so essen sie wenig und oft; ihrtf Nahrung besteht aoa gekochtem Fleisch, ungesalzenen kleinen Fischen vsA selbst Brot. Ehe man sie einschifft, hat man ihre Stärke und die passendsten Nahrungsmittel zu prüfen, aoch mob man nur solche Fische aussuchen, die schon an die Ge- fangenschaft gewöhnt sind. Ich bewahrte sie in einen Kasten oder Trog von etwa vier Fufs Länge and 16 Zoll Breite und Höhe. Das Wasser mufis süfses sejn, und alle drei bis vier Tage erneut werden. Man M den Fisch nicht hindern an die Oberfläche zu konnncOt denn er Hebt es Luft zu schöpfen. Rund um den Trog mu£B ein Netz gezogen werden, denn der Gymnotns springt oft zum Wasser heraus. Das sind alle Vorschrifteii, & ich Ihnen zu geben weife. Es ist jedoch mehlig , da(s das Thier nicht gequält oder angestrengt werde, deoo durch häufige elektrische Entladungen erschöpft es sidi. In demselben Troge können mehre Gjmnoten aufbewabrt werden. "

1764. Kürzlich ist durch Hm. Porter ein GyB- notus nach England gebracht, und von den Eigenthflmeni der Gallerie in der Adelaide - Straise gekauft worden. Dieselbei- hatten sogleich die Güte, mir den Fisch xnn Behufe einef wissenschaftlichen Untersuchung anzohietes, und ihn für die Zeit ganz zu qaeiner Verfügung zu stel- len, damit seine Kräfte (den Vorschriften des Hm. A' ▼• Humboldt gemäfs (1753)) nicht geschwächt werden möchten. Unterstützt von den HH. Bradlej undGas- siot, zuweilen auch von den HH. Daniell, Owenooil Wheatstone, ist es mir gelungen, an diesem Exemplait die Identität der Kraft des Gymnotus mit der gemeineB Elektridtät in jeder Hinsicht nachzuweisen (265. 351 et4 Alle diese Beweise sind schon früher mit der Torpedo (1750) erhalten, und dmge, wie z. B. Schläge, SCröae

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(circuit), Fankeo (1751X audi mit dem Gymnotos; den- noch glaube ich, dafs der K. Gresellscfaaft ein kurzer Be- richt ¥0D den Resultaten angenehm seyn werde; ich gebe sie als nothwendige vorläu6ge Versuche zu der Unter- sachung, die ich hoffe nach Ankunft der erwarteten Thiere (1752) anstellen zu können.

1755. Der Fisch ist vierzig Zoll lang. Er wurde im März 1838 gefangen und am 15. August in die Gal- lerie gebracht y wurde aber von der Zeit seiner Gefan- gennehmung bis zum 19. October nicht gefüttert Vom 24. August an that Hr. Bradley jeden Abend etwas Blut in das Wasser, unä gab ihm jeden Morgen frisches Was- ser; auf diese Weise bekam das Thier vielleicht einige Nahrung. Am 19. October tödtete und frab es' vier kleine Fische; seitdem wurde ihm kein Blut mehr gegeben, es oahm nun sichtlich zu und verzehrte im Durchschnitt täg- lich einen Fisch ^).

1756. Ich experimentirte zuerst mit ihm am 3. Sep* tembcr, da er anscheinend matt war, aber starke Schläge gab, als man die Hände zweckmälsig auf ihn legte (1760. 1773 etc.). Die Versuche wurden an vier verschiedenen Tagen gemacht, in Zwischenzeiten der Ruhe von einem Monat bis zu einer Woche. Seine Gesundheit schien sich fortwährend zu bessern, und während dieser Zeit, zwischen dem dritten und vierten Tag, begann er zu fressen.

1757. Aufser den Händen wurden zwei Arten von Collectoren angewandt. Die eine Art bestand aus zwei Kopferstäben, jeder 15 Zoll lang, mit einer Kupferscheibe ▼OD 1^ Zoll im Durchmesser an einem Ende, und einem Kupfercylinder, als Handhabe, an dem andern. Von der Scheibe aufwärts waren die Stäbe mit einer dicken Kaut- schuckröhre umgeben, um sie von dem Wasser zu iso- liren. Durch diese konnten einzelne Theile des Fisches, während er im Wasser war, untersucht werden.

1) Die venchrlen Fuche waren: Grflndlingc, Karpfen und Barse.

390

1758. Die andere Art voo CoUectoren bezweckte die Schwierigkeit za heben, die mit der ToUstSndigen Ein- tanchung des Fisches in Wasser yerknOpft ist Denn selbst wenn ich den Funken bekam, hielt ich mich nicht überhoben, den Fisch in die Luft zu bringen. Eine Ku- pferplatte, 8 Zoll lang und 2^ Zoll breit, wurde sattel- förmig gebogen, damit sie über den Fisch griff and eine gewisse Strecke des Rückens und der Seiten einscblob, und daran war ein dicker Kupferdraht gelOthet, om die dektrische Kraft zu dem Experimentir-Apparat zu leiten. Ein Wamms von Tafel - Kautschuck (Jaciet of sheä caouichouc) wurde auf dem Sattel befestigt; die Rinder desselben ragten am Boden und an den Enden herror, die Enden convergirten, um in gewissem Grade sich an den Körper des Fisches zu legen, und die unteren RSnder federten gegen eine horizontale Fliehe, auf welche die Sättel gestellt wurden. Der etwa in das Wasser kom« mende Theil des Drahts war mit Kautschuck überaogen.

1769. Diese CoUectoren, auf den Fisch gesetxt, sammelten hinreichend Kraft, um viele elektrische Effecte zu erhalten. Wenn aber, um z. B. Funken zu eiiangen, jeder möglidie Yortheil nöthig war, wurden Glasplattoi auf den Boden des Wassers gelegt, und, wenn der Fisch über ihnen war, die Conductoren auf ihn gesetzt, bis die unteren Kautschuckränder auf dem Glase ruhten, so dab der Theil des Thiers' innerhalb des Kautschucks fast so gut isolirt war, wie wenn es sich in der Luft befundeo hätte.

1760. Schläge. Die Schläge dieses Thierea waren sehr kräftig, wenn die Hände in günstiger Lage auf das- selbe gesetzt wurden, d. h. eine auf den Körper, nahe am Kopf, die andere nahe am Schwanz. Je näher die Hände, bis zu gewisser Gränze, an einander gebracht wa- ren, desto weniger stark war der Schlag. Die Scheibco- CoUectoren führten die Schläge sehr gut zu den Hindee, wenn diese angefeuchtet und mit den cylindrischen Rand-

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haben in genauer Berührang waren, dagegen fast gar nicht, wenn die Handhaben auf gewöhnliche Weise aut' trock- nen Hflnden angefaftt wurden.

1761t Gali^anometer. Bei Anwendung der saUel- ibnnigen Collectoren, einen auf dep Yordertbeil, den an- dern anf den Hintertheil des Gyoinotus gesetzt, wurde leicht auf ein GalTanometer eiogewirkt. Dieses war nicht besonders empfLndlich , denn ein Plattenpaar, Zipk und Platin, zwischen welches die Zuuge gesteckt worden, be- wirkte keine gröOsere bleibende Ablenkung als 25^; dann betrug, wenn der Fisch einen starken Schlag gab, die Ablenkung 30®, und einmal sogar 40^ Die Ablenkung hatte beständig einerlei Richtung, indem der Strom im- mer von dem Yordertbeil des Thiers durcb das Galva- nometer nach dem Hintertheil ging. Der erstere war da- her nach aufsen positiv, der letztere negativ. ^

1762. Magneiisirung. Als eine kleine Schraube, aus 22 Fqfs beseideten, um eine Federpose gewickelten Kopferdraht, in die Kette gebracht, und eine angelassene Stahlnadel hineingelegt worden, wurde diese magnetisch, mid ihre Polarität entsprach jedesmal einem Strom von dem Yordertbeil des Gymnotus durch die angewandten Leiter nach dem Hintertheil.

1763. Chemische Zersetzung. Eine polare Zer- setznng der Jodkalium -Lösung war leicht zu erhalten. Brei- oder vierfach zusammengeschlagenes Papier, mit der Lösung befeuchtet (322), wurde zwischen eine Pla- tinplatte und das Ende eines Platindrahts gebracht, die bdde mit den sattelförmigen CoUectoroi (1758) verbun- den waren. Sobald der Draht mit dem Collector auf dem Yordertbeil des Gymnotus verbunden ward, erschien SD seinem Ende Jod; war er dagegen mit dem andern Collector verbunden, so schied sich nichts aus an der Stelle des Papiers, wo es zuvor erschien. Die Richtung des Stroms war also auch hier die nämliche, wie bei den früheren Proben.

1764. Dnrdh dieses PrO&nittel verglidi id& ^en Kt- teltbeil des Fisches mit andern Theil^i , vorderen und hinteren , und fand dadurch , dafs der anf die Bfitte ge- setzte Collector A negativ war gegen den CoUector B^ wenn dieser auf den vorderen Theilen stand, dagegen positiv gegen B^ wenn dieser auf Theile näher am Sdiwam gestellt war. Innerhalb gewisser Grftnzen scheint demnach der Zustand ' des Fisches, zur Zeil des Schlages nach an- Isen, ein soldier za seyn, dafs jeder Theil gegen die vor- deren negatWf und gegen die hinteren positiv ist.

1765. Wärme- Erregung. Bei Anwendung eines Harris'schen Thermo -Elektrometers, das Hrn. Gassiot gehört^ glaubten wir einmal, als die Ablenkung des Gal- vanometers 40® betrug (1761), eine schwache Tempera- tur-Erhöhung zu bemerken. Ich selbst beobachtete in- defs das Instrument nicht, und' einer von denen, welcher zuerst die Wirkung gesehen haben wollte, bezweifelt sie jetzt »X

1766. Funken. Er wurde folgendermaßen erhi^ ten. Ein gutes magneto- elektrisches Gewinde mit anen Kern von weichem Eisen, war mit einem Ende befestigt an einem der sattelförmigen CoUectoren (1758), und nil dem andern an einer neuen Stahlfeile, während man eine zweite Feile mit dem Ende des anderen Collectors ver- bunden hatte. Eine Person rieb die Feilen an einander, während eine zweite die CoUectoren auf den Fisch setzte^ und ihn zur Thätigkeit anzureizen suchte. Durch die Rei- bung der Feilen wurde der Contact sehr oft unterbro* dien und wiederhergestellt, was den Zweck hatte, den Moment zu erhaschen, wo der Strom durch den Draht und das Gewinde ging, und durch Unterbrechung des Con- tacts, während des Stroms , die Ele^tridtftt als Funke sichtbar zu machen.

1767. Viermal erschien ein Funke und fast alle Ao-

1) Bei ipSteren Venocben derselben Art konnten wir die WiriROf nickt eriialten.

wesenden sahen ihn. DaÜB er nicht von der blofsen Bei« hang der Feilen herrfihrtey zel^e sich dadurch, dafs diese allein, ohne den Fisch, einen solchen nicht lieferten. Spä* terhin nahm ich statt der unteren Feile eine roürende SUblpIatte, die an einer Seite feilfOrmig geschnitten war, und statt der oberen Feile einen Draht von Eisen, Ku- pfer oder Silber. Mit jedem wurde dann ein Funke er- halten ^).

1768. Das waren die allgemeinen elektrischen Er- scheinungen, die von diesem Gymnotns, während er in seinem natürlichen Element lebte, erhalten wurden. Zu verschiedenen Malen wurden mehre derselben zugleich erhalten. So wurde durch eine einzige Entladung der elf^ktrischen Kraft des Thiers eine Stahlnadel magnetisirt, das Galvanometer abgelenkt und vielleicht ein Draht er- idtzt.

1769. Ein ferneres, doch kurzes Detail von Yer- sachen Ober die Quantität und Anordnung ( Disposition ) der Elektricität in und an diesem wunderbaren Thiere wird hier, glaube ich, nicht am unrechten Orte stehen.

1770. Wenn der Schlag stark ist, ähnelt er dem einer groisen, schwach geladenen Leidner Batterie, oder dem einer guten Volta'schen Batterie von vielleicht hun- dert oder mehren Plattenpaaren, die nur einen Moment gesdilossen ist. Ich bemühte mich, eine Idee von der Elektricitätsm^i^tf zu bekommen, indem ich eine grofse Leidner Batterie verband (291) mit zwei Messingkugeln von über drei Zoll im Durchmesser, die in einer Röhre mit Wasser sieben Zoll auseinander standen, so daCs sie diejenigen Theile des Gymnotns vorstellen müchten, anf welche die Collectoren gesetzt wurden; um die Intensi-

1) Bei einer spateren Zos^mmenkunit, in welcher wir Tersachten, die Anaehnng von Goldblattdien henroraabpingen, wurde der Funke di- rect zwiscben swei festen Flachen erhalten. Das Inductionsgewinde (1766) wurde entfernt und nur (▼erhaltnifsmaisis) kurze Drahte an« gewandt.

S94

tat der EntladoDg zu schwächeD, war anderswo eine (süß'fold) dicke und acht Zoll lange feuchte Schnur in den Bogen eingescbaltet, was für nöthig gefunden wurde^ um zu yerhfiten das leichte Auftreten von Funken an den Enden der CoUectoren (1758), wenn sie, wie es früher bei dem Fisch geschah, in dem Wasser nahe bei den Kugeln angewandt wurden. Wenn nach dieser Vorkdi- rung die Batterie stark geladen und darauf entladen wurden während die Hände nahe bei den Kugeln in das Wasser gesteckt waren, wurde ein Schlag gefühlt, der dem von dem Fisch sehr ähnelte. Der Versuch macht zwar kei- nen Anspruch auf Genauigkeit, allein da die Spannungi vermöge der mehr oder weniger leichten Funken - Er- zeugung, in gewissem Grade nachgeahmt, und aus den Sdilage geschlossen werden konnte, ob die Menge un- gefähr die nämliche war, so glaube ich, dürfen wir fol- gern, dafs eine einzige mittlere Entladung des Fisches wenigstens gleich ist der Elektricität einer aufs Höchste geladenen Leidner Batterie von 15 Flaschen, die an bei- den Seitep eine Belegung von 3500 Quadratzoll darbie- ten (291). Der Schlufs hinsichtlich der grofsen Elektri- citätsmenge in einem einzigen Schlag des Gymnotus stimmt vollkommen überein mit dem Grade von Ablenkung wet che derselbe einer Magnetnadel ertheilen kann (367. 860. 1761), so wie auch mit dem Betrage der chemischeo Zersetzung bei Elektrolysirungs- Experimenten (374. 860. 1763).

1771. So grob auch die Kraft in einem einzigeo Schlage ist, so giebt doch der Gymnotos, wie v. Hum- boldt beschreibt und auch ich erfahren habe, einen dop- pelten und dreifachen Schlag; diese Fähigkeit, sogleicb die Wirkung mit einer kaum merkbaren Zwischenzeit zu wiederholen, ist sehr widitig für die Betrachtungen über den Ursprung und die Erregung der Kraft in dem Thiere. Waish, V.Humboldt, Gay-Lussac und Matencci

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haben dasselbe bei der Torpedo bemerkt, jedoch io ei- nem weit eaffallenderen (fare more stricking) Grade.

1772. Da in dem Moment, wo der Fisch einen Schlag beabsichtigt, die vorderen Theile positiv und die hinteren negativ sind, so kann daraus gefolgert werden, daCs ein Strom vorhanden ist von jenen za diesen durch feden Theil des Wassers, welches das Thier bis zu ei- nem beträchtlichen Abstände umgiebt. Der Schlag, den man empftngt, wenn die Hände in der günstigsten Lage sind, ist also nur die Wirkung eines sehr kleinen Theils, der in diesem Augenblick von dem Thier entwickelten Elektricität ; bei weitem der grOCste Theil geht durch das ungebende Wasser. Dieser ungeheure Aubenstrom mufs in dem Fisch begleitet sejn von einer einem Strom äqui- palerUen Wirkung, welche die Richtung von dem Schwanz za dem Kopfe hat und gleich ist der Summe aller die- ser äu/seren Kräfte. Ob der Procefis des Entwickelns and Erregens der Elektricität in dem Fisch die Erzeu- gong dieses inneren Stroms (der nicht nothwendig so schnell und momentan als der äubere zu sejn braucht) einschliefse, muCs für jetzt dahingestellt bleiben; allein cor Zeit des Schlags hat das Thier anscheinend nicht die elektrischen Empfindungen, welche er in seinen Umge- bangen veranlaCst.

1773. Mit Hülfe der Fig. 1 Taf. Y will ich einige eiperimentelle Resultate angeben, welche den den Fisch aolgebenden Strom erläutern und zeigen, weshalb der Sddag durch die verschiedenen Verbindungsweisen der Person mit dem Thier, oder durch die verschiedene Lage derselben gegen dieses in seinem Charakter abgeändert wird. Der grofse Kreis stellt den Kübel vor, in wel- chem das Thier enthalten ist; er hält 46 Zoll im Durch- messer; die Wassertiefe beträgt 3,5 Zoll; er ruht auf drei trocknen Füfisen. Die Zahlen bezeichnen die Orte» wo die Hände oder scheibenförmigen Coaductoren (1757)

^

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angebracht wurden , and wenn aie dicht an. dem Thiere stehen, bedeuten sie, dafs dieses berührt wurde. Die verschiedenen Personen will ich durch jI^ B, C etc. be- zeichnen; A ist die den Fisch zur Wirkung reizende Person.

1774. Wenn nur eine Hand im Wasser war, wurde der Schlag auch nur in dieser gefühlt, an was für eineo Theil des Fisches sie auch angebracht ward. Er war nicht sehr stark und nur in dem in Wasser getauchten Theile fühlbar. Bei Eintauchung der Hand und eines Theils Tom Arm wurde der Schlag in allen eingeCauchten Theilen verspürt.

1775. Befanden sich beide Hände im Wasser und an denselben Theilen des Fisches, so war der Schlag noch verhältnifiBmäfsig schwach und blofs in den einge- tauchten Theilen spürbar. Dasselbe fand statt, wenn die Hände an gegenüberliegenden Theilen, wie in 1 und 2, oder 3 und 4, oder 5 und 6 waren, oder die eine unter und die andere über diesen Stellen. Wurden die Scheiben- Collectoren an diesen Stellen angewandt, so fühlte die sie haltende Person nichts (übereinstimmend mit 6ay- Lussac's Beobachtung an der Torpedo ^)), während andere Personen, mit beiden Händen in einiger Eotfer- nung vom Fisch, beträchtliche Schläge erhielten.

1776. Wurden beide Hände oder Scheiben -Colle- ctoren an Stellen gelegt, die durch einen Theil der Länge des Thieres getrennt waren, wie an l^nnd 3, oder 4 und 6, oder 3 und 6, so erfolgten starke Schläge, die sich bis zu den Armen des Experimentators ausdehntoi, obwohl eine andere Person, mit einer einzigen Hand an irgend einer dieser Stellen, verhältnifsmäfsig wenig fühlte. Aus Theilen , die, wie 8 und 9, dem Schwanz sehr nahe waren, lieCsen sich Schläge erhalten. Ich glaube, sie wa- ren am stärksten bei etwa 1 und 8. So wie die Hände näher zusammengebracht wurden, nahm die Wirkung ab,

1) j4nn. de chim, et de phys. T. Xlf^p 18.

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und weon sie iD denselben Qaerschnitt gekommeni war dieselbe y wie schon erwähnt ^ nar in den eingetauchten Theilen spürbar (1775).

1777. B brachte die Hände nach 10 und 11, we-^ nigstens 4 Zoll vom Fische, während A denselben mit einem Glasstab berührte, um ihn zur Wirkung zu reizen; alsbald erhielt B einen kräftigen Schlag. Bei einem an- dern Versuch, ähnlicher Art, in Bezug auf die Unn(Vthig- keit der Berührung des Fisches, erhielten mehre Perso- nen unabhängpg yon einander Schläge, so ^ in 4 und 6, B in 10 u. 11, C in 16 u. 17, D in 18 u. 19. Alle wurden auf einmal erschüttert. An. B sehr satrk, C\k.D schwach. Bei Versuchen mit dem Galvanometer oder anderen in- strumenteilen Vorrichtungen ist es sehr nützlich, dafs eine Person ihre Hände in mälsiger Entfernung vom Thiere in Wasser halte, damit sie erfahre und benachrichtige, wann eine Entladung stattfinde.

1778. Wenn B beide Hände in 10 und 11 oder 14 und 15 hatte, während A nur eine Hand in 1 oder 3 oder 6 hielt, so empfing der Erstere einen starken Schlag, der Letztere dagegen nur einen schwachen, ob- wohl er den Fisch berührte. Dasselbe geschah, wenn A beide Hände in 1 und 2, oder 3 und 4, oder 5 und 6 hielt.

1779. Hielt A beide Hände in 3 und 5, ^ in 14 and 15, und C in 16 und 17, so empfing A den stärksten Schlag, B den weniger starken und C den schwächsten.

1780. Wenn A den Gymnotus in 8 u. 9 mit den Händen reizte, während B die seinigen in 10 u. 11 hiel^ 80 empfing der Letztere einen weit stärkeren Schlag als der Erstere, obwohl dieser das Thier berührte und reizte.

178L A reizte den Fisch durch die eine Hand bei B hatte die Hände bei oder längs 10 und 11, und C die seinigen in oder quer bei 12 und 13. Dann be» kam A einen prickelnden Sehlag nur in der eingetauch-» ten Hand (1774), B einen starkem Schlag hinauf zu den

308

Annen, und C blofe in den eingetanciiteii Theilea dne schwache Wirkung.

1782. Die eben beschriebenen Versuche sind von der Art, dafs sie viele Wiederholungen bedürfen, ehe mit Sicherheit allgemeine Schlüsse aus ihnen gezogen wer- den können. Auch behaupte ich nicht, dafs sie mdur seyen als Anzeigen über die Richtung der Kraft Es ist nicht ganz unmöglich, dafs der Fisch das Vemiögen be- sitze, jedes seiner vier elektrischen Organe einzeln in Wirksamkeit zu setzen, und so bis zu einem gewiasen Grade den Schlag zu lenken, d. h. den elektrischen Strom yon einer Seite auszusenden, und zugleich die andere Seite seines Körpers in solchen Zustand zu Tersetzen, dafe er sich in dieser Richtung als ein Nichtleiter ver- halte. Allein ich glaube, die Erscheinungen und Reaol- täte sind von der Art, dafs sie den Schlufs verbieten, er habe eine Controle über die Richtung der Ströme, nach- dem sie in die Flüssigkeit und die ihn umgebenden Sub- stanzen eingetreten sind.

1783. Die Angaben gelten auch nur, wenn der Fisch gerade ausgestreckt liegt, denn wenn er sich gekrümmt hat, sind die Kraftlinien um ihn in ihrer Intensität ver- schieden, in einer Weise, die sich theoretisch voraus- setzen läfst. Werden die HSnde z. B. in 1 und 7 an- gebracht, so steht ein schwächerer Strom in den Armen zu erwarten, wenn der Fisch mit dieser Seite nach innen gekrümmt ist, als wenn er ausgestreckt liegt, weil der Ab- stand zwischen den Theilen verringert worden, und das da- zwischen befindliche Wasser deshalb mehr von der Kraft leitet. Was aber die zwischen 1 und 7 in das Wasser eingetauchten thcile oder Thiere, wie Fische, betrifft, so werden sie stärker, statt schwächer, erschüttert.

1784. Aus allen Versuchen, so wie aus einfaches Betrachtungen ist klar, dafs alles Wa^er und alle den Fisch umgebenden leitenden Substanzen, durch welche

eine EntladoDgBkette in irgend einer Weise geschlossen werden kann, in dem Moment mit circolirender elektri- scher Kraft erfüllt ist; und dieser Zustand läfst steh im Allgemeinen leicht durch Zeichnung der Linien der In- ductionswirkung (1231. 1304. 1338) Teranschaulichen« Bei einem auf allen Seiten gleichmäfsig yom Wasser um- gebenen Gymnotns werden sie im Allgemeinen wie die magnetischen Gurren eines Magneten angeordnet sejm, ond dieselbe gerade oder krumme Gestalt wie das Thier haben, vorausgesetzt, dafs dieses, wie zu erwarten steht; seine elektrischen Organe auf einmal gebraudie.

1785. Dieser Gymnotus vermag Fische zu betauben mid zu tödten, die sich in verschiedenen Lagen gegen seinen Körper befinden; allein einst als ich ihn fressen sah, schien mir seine Wirkung eigenthümlich. Ein le- bender, etwa fünf Zoll langer Fisch wurde in den Kü- bel gethan. Augenblicklich schwang sich der Gymnotus hemm , so dafs er einen den Fisch einschliefsenden Bing (coil) bildete, von dem der Letztere den Durchmesser bildete; er gab einen Schlag und sogleich war der Fisch in der Mitte des Wassers bewegungslos, wie vom Blitz getroffen, mit der Seite nach oben schwimmend« Der Gymnotus machte ein oder zwei Mal die Runde, um nach seiner Beute zu sehen, verschluckte sie, nachdem er sie gefunden, und suchte dann nach mehr. Ein zweiter klei- ner Fisch, der ihm gegeben ward und auf dem Trans- port verletzt worden, zeigte nur wenig Lebenszeidien und wurde von ihm auf einmal verschluckt, anscheinend ohne von ihm SchlSge zu erhalten. Dafs der Gymnotus sich hier um seine Beute schlang, hatte ganz das Ansehen, wie wenn darin eine Absicht ISge, die Kraft des Schlages zu verstärken, und offenbar war es dazu aufserordentlich wohl geeignet (1783), da es völlig tibereinstimmt mit wohlbekannten Gesetzen der Entladung von Strömen in Massen von leitenden Substanzen ; und obwohl der Fisch

400

diesen Kunstgriff nicht immer ausübt» so ist doch tdv wahrscheinlich, dafs er seines Vortheils bewofst ist, und /in nöthigen Fällen davon Gebrauch macht.

1786. Da das Thier inmitten eines so guten Leh ters, als Wasser, lebt, so'mufs es anfangs in Erstaanes ▼ersetzen, wie es irgend etwas merklich elektrisiren kOimc^ allein bei geringem Nachdenken erkennt man bald man- che Umstände von grofser Schönheit, welche die Wob- heit der ganzen Einrichtung darthun. So das Leitung^ ▼ermögen, welches das Wasser selbst besitzt, und daa^ welches es der feuchten Haut des zu erschütternden F^ sches oder Thieres giebt; die Gröfse der Fläche, durch welche der Fisch und das die Entladung leitende Was* ser in Berührung stehen. Alles dieses begünstigt und ver* stärkt den Schlag auf das verurtheilte Thier, und steht im vollständigsten Contrast mit der Unwirksamkeit der Umstände, die existiren würden, wenn der Gjmnotos und der Fisch von Luft umgeben wären; und zu gleicher Zeit als die Kraft eine von geringer Intensität ist, so dais eine trockne Haut sie abwehrt, während eine feuchte sie leitet (1760), ist sie eine von grofser Quantität (1770), so dafs, obwohl das umgebende Wasser viel fortfQhrt, doch genug zum vollen Effect seinen Lauf durch den Körper des zur Nahrung zu fangenden Fisches, oder des zu besiegenden Feindes nehmen kann.

1787. Ein anderes merkwürdiges Resultat der B^ Ziehung des Gymnotus und seiner Beute zu dem umge- benden Mittel besteht darin, dafs je grofser der zu töd- tende oder betäubende Fisch, desto stärker der auf iho wirkende Schlag sejn wird, wenn auch der GymnotiM eine gleiche Kraft anwendet; denn bei einem grofseD Fisch werden diejenigen Elektricitätsströme durch seinen Körper gehen, die bei einem kleinen unschädlich vob Wasser daneben fortgeführt werden.

1788. Der Gymnotus scheint zu fühlen, wann er ein Thier geschlagen hat, und erfährt es wahrscheinüdi

durch

401

darch den mechanischen hnpuk, den er empftogt, ia Folge der Krämpfe, in die es versetzt wird. Wenn ich ihn mit den Händen berührte, gab er mir einen Schlag nach dem andern; berührte ich ihn aber mit Glasstäben oder den isolirten Conductoren, so gab er nur einen oder zwei Schläge (wie es Andere mit den Händen in einiger EnlFemung fühlten), und hörte dann damit anf, wie wenn er bemerkt hätte, dafs er nichts ausrichtete. Ferner: wenn ich ihn behufs der Experimente mit dem Galvano- meter oder einem andern Apparat mehrmals mit den Con- dactoren berührt hatte, er matt und gleichgültig zu seyn schien, nicht gewilligt Schläge zu geben, und ich berührte ihn nun mit den Händen, so zeigte er, unterrichtet durch deren convulsivische Bewegung, dafs er ein em- pfindsames Wesen neben sich habe, sogleich seine Kraft und seine Willigkeit den Experimentator zu schrecken.

1789. Geoffroy St. Hilaire hat bemerkt, dafs die elektrischen Organe der Torpedo, des Gjmnotus und ahnlicher Fische nicht als wesentlich verknüpft mit denen angesehen werden können, die für das Leben des Thie- res von hoher und directer Wichtigkeit sind, sondern dafs sie eher zu den gewöhnlichen Tegumenten gehören. Auch hat man gefunden, dab Torpedos, denen ihre ei- genthümlicbe Organe genommen worden, fortfuhren zu leben, ganz so gut wie die, denen man sie gelassen hatte. Diese und andere Betrachtungen liefsen mich hoffen, daÜB diese Theile bei genauerer Untersuchung sich als einen natürlichen Apparat ergeben würden, mittelstdessen wirdie Principien der Adlon und Reaction auf die Erforschung der Natur des Nerven-Einflusses anzuwenden vermöchten.

1790. Die anatomische Beziehung des Nervensy- stems zu dem elektrischen Organ; die sichtliche Erschö* pfung der Nerventhätigkeit während der Elektricitätserzeu- gung in jenem Organ; die scheinbar aequivalente Elektri- dtätserzeugnng in Yerhältnib zur Quantität der verbranch-

PoggeDd. Ann. Ergansnngtbd. I. 26

/

402

ten Nenrenkraft; die constanfe Richtung des erzeiig;teD Stroms «mit ihrer Beziehung za dem, was Termuthlich eise gleichfalls constante Richtung der zu gleicher Zeit in Wirk- samkeit gesetzten Nerventhätigkeit ist: Alles lä&t midi glauben, dafs es nicht unmöglich sey, dafs, bei gewalt- samer Durchleitung von Elektricität durch das Organ, eine Bückwirkung auf das zu ihm gehörige Nervensystem statt- finde, und dafs to gröfserem oder kleincrem Grade eine Wiederherstellung dessen, was das Thier, während des Acts der Strom -Erregung verbraucht, vielleicht vor sidi gehen könnte. Wir haben die Analogie in der Bezie- hung zwischen Wärme und Magnetismus« See b eck hat uns gelehrt, Wärme in Magnetismus zu verwandeln, and Peltier hat uns später genaii das Umgekehrte gegeben, gezeigt wie die Elektricität in Wärme zu verwandeln sej (shofpn US hofp to convert the electricity inio heai, in- cluding both üs relaiion of hol and cold). Oersted zeigte, wie vnr elektrische Kräfte in magnetische zu ver- wandeln haben, und ich hatte die Freude, das zweite Glied zur vollständigen Relation hinzuzufügen, indem ich rückwärts die magnetischen Kräfte in elektrische verwan- delte. So haben wir vielleicht in diesen Organen, worin uns die Natur den Apparat gegeben, durch den das Tbier Nerventhätigkeit ausüben und in elektrische Kräfte ver- wandeln kann, unter jenem Gesichtspunkt vielleicht eine Kraft, weit stärker als die des Fisches selbst, elektrische Kräfte in Nervenkraft umzuwandeln,

1791« Es mag vielleicht die Annahme, dafs die Ner- venthätigkeit solchen Kräften wie Wärme, ElektridtSt und Magnetismus in gewissem Grade analog sey, als eine sehr wilde erscheinen. Ich nehme es jedoch auch oor an als eine Veranlassung zur Anstellung gewisser Ver- suche, die je nachdem sie bejahende oder verneinende Resultate geben, fernere Erwartungen reguliren werden* Und was .die Natur der Nervenkraft betrifft, so glaube ich y dafiB die Ausübung derselben, welche längs den Ner-

403

▼en za den verschiedenen von ihnen in Thätigkeit ge- setzten Organen geführt wird, nicht das directe Lebens- princip sej, weshalb ich keinen natörh'chen Grund sehe, weshalb es uns nicht in gewissen Fällen vergönnt sejn sollte, den Lauf derselben zu bestimmen^ so gut als zu beobachten. Manche Physiker halten die Kraft fOrElektri- cität. Priestlej stellt diese Ansicht im J. 1774 unter einer jsehr auffallenden und deutlichen Form auf, sowohl in Bezug auf gewöhnliche Thiere als auf elektrische, wie die Torpedo ^). Dr. Wilson Philip hält das Organ in gewissen Nerven für Elektricität, modificirt durch die Lebensthätigkeit ^). Matteucci meint, die Nervenflüs- sigkeit oder Thätigkeit {energy)^ wenigstens in den zum elektrischen Organ gehörenden Nerven, sey Elektricität ^). Prevost und Dumas glauben, dafs sich in den zu den Muskeln gehörenden Nerven Elektricität bewege, und Prevost fügt zur Stütze dieser Ansicht einen schönen Versuch hinzu, bei welchem Stahl magnetisirt worden; sollte dieser durch fernere Beobachtung und durch an- dere Physiker bestätigt werden, so wäre er von der höch- sten Wichtigkeit für die Fortschritte dieses erhabenen Zweiges der Wissenschaft ^). Obgleich ich mich bis jetzt durch die Thatsachen noch nicht habe überzeugen kön-

1) Priettley, on Air Fol. I p,277^ Edition of 1174.

2) Dr. Wilson Philip ist der MciniAig, dafs die Nerven, welche die Muskel anregco und die chemischeD YeraDdemDgen der Lebciu- fuDctionen herTorbringen , durch die vom Gehirn und Rückenmark gelieferte und durch die Lebenskraft des lebenden Thieres in ihren Effecten abgeänderte elektrische Kraft wirken, weil er, wie er mir sagt, schon 1815 gefunden, da(s, während die Lebenskräfte Verbleiben, alle diese Functionen nach der Fortnahme des Nerveneinflusses eben so gut durch die Volta'sche Elektricität, als durch jenen Einflufs selbst hervorgebracht werden können. Am Schiasse jenes Jahres übergab er der K. Gesellschaft einen Aufsatx, welcher in einer deren Sitzun- gen vorgelesen ward, und worin er von den diesen Satz begründen- den Versuchen Nachricht giebt.

3) Bibiioth. universelle 1837 T. XU p. 192.

4) do. do. 1837 r. XU p. 202. T. XIV p. 200.

26*

404

nen, dab die Nervenflüssigkeit nur ElektricitSt sey, so glaube ich doch; dafs das Agens in dem Nervensjsteoi eine unorganische Kraft sey; und wenn es GrQnde giebl, den Magnetismus für eine höhere Kraft (relaiion offora) zu halten als die Elektricität <1664. 1732. 1734), so Isbt sich auch wohl denken, dafs die] Nervenkraft eine nodi höhere sey {of a still more exaäed character) und dodi in dem Bereich des Versuches liege.

1792. Ich bin dreist genug folgenden Versuch vor- zuschlagen. Wenn ein Zitteraal oder Zitterroche durch häufige Anstrengung der elektrischen Organe ermattet ist: würde die Absendung von Strömen ähnlicher Art als er ausschickt, oder von anderen Kraftgraden, entweder cod- tinuirlich oder intermittirend, in derselben Richtung ab er sie fortsendet, seine Kräfte wieder herstellen und ra- scher, als wenn er in seiner natürlichen Ruhe gelasseo wäre?

1793. V^ird die Durchsendung von Strömen in eol- gegengesetzter Richtung das Thier rasch erschöpfen? Es giebt, denke ich. Gründe zu glauben, dafs die Torpedo (und vielleicht auch der Gymnotus) von elektrischen Strömen, die blob durch das elektrische Organ gesandt werden , nicht sehr beunruhigt oder gereizt wird, so dafs also die Anstellung dieser Versuche nicht sehr schwierig scheint.

1794. Die Einrichtung der Organe in der Torpedo giebt noch fernere Versuche nach demselben Princip an die Hand. Wenn z. B. ein Strom in der natürlichen Rich- tung, d. b. von unten herauf durch das Organ, an der einen Seite des Fisches, gesandt wird: würde dieCs das Organ der anderen Seite in Thätigkeit setzen? Oder wenn man denselben in umgekehrter Richtung durchlei- tete: würde dieCs denselben oder sonst einen Effect ao( jenes Organ ausüben? Würde es der Fall seyn, wenn die den Organen vorhergehenden Nerven unterbunden wSreo? Würde es der Fall seyn, wenn man das Thier za^or

405

durch SchlSge 80 erschöpft hätte, dab es unfilhig wäre, darch eigenen Willen das Organ bis zu irgend einen oder ahnlichen Grad in Thätigkeit zu setzen?

1795. Diefs sind einige der Versuche, welche durch den Bau und die Beziehung der elektrischen Organe die- ser Fische an die Hand gegeben werden. Andere mö- gen nicht so von ihnen denken; allein ich kann nur sa- gen, dafs wenn mir die Mittel zu Gebote ständen, ich selbst der Erste wäre, der sie anstellen wfirde.

n. Veber die Irradiation; von Hrn. J. Plateau.

(SchluDi von Seite 232.)

78. JLIa die Irradiation sich bei einer und derselben Person von selbst verändert, so entsteht eine andere Auf- gabe, nämlich: die mittlere Irradiation bei einer bestimm- ten Person für einen Gegenstand von gegebener Hellig- keit festzusetzen. Um sie zu lösen, mtifste man offenbar zu einer grofsen Zahl verschiedener Zeiten und mit stets derselben gegebenen Helligkeit des Gegenstandes die Ir- radiation bei der nämlichen Person messen und darauf aus allen Messungen das Mittel nehmen. Wir werden weiterhin (§§«87 und 88) auf diesen Gegenstand zu- rückkommen.

79. Hier ist der Ort einige Bemerkungen zu ma- cfben fiber einen Gegenstand, mit dem wir uns schon im §. 53 beschäftigt haben, ich meine den Vergleich der Ir- radiation bei verschiedenen Personen« Dieser Gegenstand kann unter zwei Gesichtspunkten aufgefafst werden. Zu- vörderst zeigen alle unsere Resultate Übereinstimmend, dafs wenn man bei einer Person zn einer bestimmten Zeit die einer gewissen HeUigkeit entsprechende Irradia- tion mibt, und dieselbe Operation bei einer andern Per-

406

son zu einer ebenfalls beilimmten Zeit und ttr dieselbe Helligkeit vornimmt, die zwei erhaltenen Werthe im All- gemeinen ungleich sind, und dafs dieser Unterschied oder vielmehr das Verhältnifs beider Irradiationen betrSchÜidi sejn kann. So z. B. sind in der Tafel des §. 74 der erste von den Werthen für die erste Person, und der zweite von denen für die dritte Person unter äuCBeren Umständen erhalten, die fast identisch waren, oder wenn der kleine Unterschied . von zwei Stunden einen merkba- ren Einflufs haben konnte, so mufste er zu Gunsten des zweiten Resultats seyn. Dennoch beträgt das erste 1' 17',i, das letztere dagegen nur 46",1, so dafs beide fast im Ver- hähnifs von 5:3 stehen. Vergleicht man eben so den fünften Werth der dritten Person mit dem ersten der vierten Person, so sieht man, dafs die Helligkeit bei der zweiten gröfser sejn mufste, weil der Himmel bei dieser heiter, bei jener bedeckt war; dennoch ist der erste Werth doppelt so grofs wie der zweite. Unter diesem Gesichtspunkte, dem auch die Resultate des §. 53 ent- sprechen, ist also die Verschiedenheit der Irradiatioo bei gleicher Helligkeit, aber verschiedenen Personen, eine wobl- erwiesene Thatsache.

Diese Thatsache ist übrigens eine nothwendige Folge von der von uns schon nachgewiesenen, dafs die Im- diation bei derselben Helligkeit und bei derselben Per- son nach der Zeit verschieden ist. Allein man könnte sich fragen, ob der Unterschied, welchen man zwischen zwei Personen bemerkt, nicht blofs von dieser letztem Ursache abhinge, ob es nicht einfach davon herrührte, dafs, wie ich schon anmerkte, die eine Person sich so zu sagen in einer Anwandlung von leichter Irradiation, die andere dagegen in einer entgegengesetzten Anwand- lung befände; ob nicht endlich die mittlere Irradiationj die einer bestimmten Helligkeit entsprechende, identbcb sey bei allen Individuen. Hiezu bemerke ich zuvörderst) dafs diese Identität unendlich wenig wahrscheinlich ist

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Id der That, ^ie lä&t sich annehmen, daÜB ein Phäno- men, welches bei derselben Person so veränderlich ist, und folglich in so hohem Grade von dem Befinden der Augen abhängt, in seinem Mittelwerth identisch seyn könne bei den Augen zweier Personen, zumal man wei(is, wie sehr alle Eigenthümlichkeiten des Sehens von einer Persoia zur andern verschieden sind? Wie dem auch seyn mag, wir haben noch nicht experimentelle Data ge- nug gesammelt^ um die Sache näher zu untersuchen, und werden daher weiterhin (§§• 87 und 88) auf diese Erör- terung zurückkommen.

80. Gehen wir jetzt zu einem anderen Punkte über. Es ist wohl erwiesen (§§. 10. 16. 23), dafe die Irradia- tion mit der Helligkeit des Gegenstandes wächst, und die Hypothese von einer Fortpflanzung des Eindrucks auf der Netzhaut giebt noch vollkommen AufschluCs über diese Thatsache, denn man begreift, dafs eine kräftigere Erregung sich in gröfsere Entfernungen erstrecken mtisse. Ein sehr einfacher Versuch^ den Einflufs der Helligkeit des Gegenstandes zu erweisen, ist zunächst dieser. In ein Stück Pappe, von gleichen Dimensionen mit denen in §§. 28, 36 etc. erwähnten, mache man eine Längen- Öffnung a, b, c, d (Fig. 13 Taf. III) von 5 Millimetern Breite und ungefähr 15 Centm. Länge, und schwärze die Pappe gänzlich. Alsdann klebe man dahinter einen Strei- fen dünnen Papiers, so dafs er die Oeffnung zur Hälfte ihrer Länge bedeckt, bringe nun diesen Apparat vor ein Fenster und betrachte ihn aus einigen Metern Abstand, dabei eine solche Stellang wählend, dafs man ihn auf den Himmel projicirt erblickt. Die helle Zofoe, welche von der ganzen Oeffnung gebildet wird, besteht sonach aus zwei Theilen von sehr ungleicher Lichtstärke, und der hellere, frei gebliebene, wird sehr merkbar breiter als der andere erscheinen ' ).

1) Sechs Personen haben diesen Versuch wiederholt und swar mit gleidiem Erfolg.

I

408

81. Was auch der genaue Ausdruck des Gesetzes sejn mag, nach welchem sich der Werth der Irradiation bei Zunahme der Helligkeit des Gegenstandes richtet, so vrill ich doch zuvörderst zeigen, dafs dieser Werth nicht proportional der Helligkeit wächst, dafs sein Gang wdt weniger rasch ist.

Da die Winkeldurchmesser der Sonne und des Mon- des wenig von einander verschieden sind, so mafs die Helligkeit der Sonnenscheibe zu der der Mondscheibe fast im VerhältniCs der Intensitäten des laus beiden Gestir- nen zukommenden Lichtes stehen. Nun weifs man, dab mehre Physiker versucht haben, dieCs letztere VerhältniEi zu bestimmen, und die kleinste ihrer Schätzungen, die von Leslie, steigt noch auf fast hunderttausend. Nach diesem Resultat, welches vermöge de^ angewandten Yer- fahrens wahrscheinlich zu klein ist ^), wtirde also der Glanz der Sonnenscheibe beinahe hunderttausend Mal gröfser sejn, als der der Mondscheibe. Daraus folgt, dafs wenn die Irradiation proportional der Helligkeit des Gegenstandes wüchse, die Sonne im Vergleich zum Monde eine ganz ungeheure entwickeln, und das erstere Gestiin sich dem bloCsen Auge als eine unermeCsliche Kugel dar- stellen müfste. Jn der That gehen wir von sehr ungOn* stigen Bedingungen aus. Setzen wir nur voraus, der Sonnenglanz sey das Zehntausendfache von dem des Mon- des, was gewifs unter der Wirklichkeit bleibt, und neb- men einen Beobachter, dessen Augen so beschaffen sind, dafs ihm der Mond nur eine Irradiation von W entwickelt. Diefs ist eine ungemein schwache Irradiation, denn der kleinste der in der Tafel des §. 74 enthaltenen Werthe, die sich auf die Helligkeit des Himmels beziehen, ist noch 25'',2, und diese Helligkeit ist offenbar geringer als die des Mondes. Wäre nun die Irradiation proportional der

1) Boaguer tkn^ durdi eine andere Methode ein last drei Mal «o grorsen Werth und Wollatton (Ann. Bd. JOY 5. 328) durch aocb ein anderes Verfahren die Zahl 800,000.

4M

Helligkeit, so würde die der SoDne für diesen Beobach- ter, in obigen Hypothesen, gleich 10Q,(MNr oder nnge* fähr 27®. Mithin würde für ihn die Sonnenscheibe mit einem Irradiatioosriog von ungefähr 27® Breite umgeben seyn, und folglich der gesammte scheinbare Durchmesser ihm mehr als 54® am Himmel einzunehmen scheinen. Der unmäfsige Unterschied zwischen einem solchen Resultat und dem wirklichen Anblick der Sonnenscheibe nOthigt uns also anzunehmen, dafs die Irradiation weit weniger rasch als die Helligkeit des sie hervorrufenden Gegen- standes wächst. Es folgt daraus, daCs wenn das Gesetz, welches diese beiden Gröfsen verknüpft, durch eine Curve vorgestellt wird, welche die Helligkeit zu Absdssen und die correspondirende Irradiation zu Ordinaten hat, diese Carve ihre Concavität gegen die Absdssenaxe kehren würde. Da überdiefs einleuchtet, dafs einer Helligkeit Nall eine Irradiation Null entspricht, so wird die Curve durch den Ursprung der Coordinaten gehen. Wenn man endlich erwägt, wie gering der Unterschied in der schein- baren Gröfse ist, den Sonne und Mond, trotz des un- geheuren Unterschiedes ihrer Helligkeit, dem blolsen Auge darbieten, so sieht man, dafs wenn man auf der Curve zwei Punkte nähme, von denen der eine die Helligkeit des Mondes und der andere die der Sonne zur Abscisse hätte, die Ordinate des zweiten Punkts nicht viel gröCser als die des ersten sejn würde, obgleich die zweite Ab- scisse wahrscheinlich mehre hunderttausend Mal die er- stere überträfe. Dadurch wird man zu dem SchlufiB ge- führt, dafs besagte Curve eine mit der Absdssenaxe pa- rallele Asymptote habe, oder, mit anderen Worten, dafs der Anwuchs der Irradiation, obgleich beim Ausgange von einer schwachen Helligkeit, anfangs sehr beträcht- lich, zuletzt unmerklich wird, wenn die Helligkeit eine gewisse Gränze erreicht.

82. Ich habe gesucht, diese Schlüsse durch dirccte Versuche zu bewahrheiten und den Lauf der erwähnten

410

Carre za eitDitteln. Daza bedarf es zunSchst der Er- füllang einer wesentlicben Bedingusg, nämlich: dafs nun dem Gegenstande eine Reihe bestimmter, nntereinander in bekannten Verhältnissen stehender Helligkeiten geb& Das Erstere habe ich anf eine sehr einfache Weise er- reicht, nämlich darch Benutzung eines photometriscben Satzes, den Hr. Talbot kennen gelehrt ^) und ich selbst directer experimentell erwiesen habe ^). In seiner gr5b- ten Allgemeinheit kann dieser Satz folgendermalÜBen auf- gestellt werden.

Wepn ein lenchtender Gegenstand auf eine reget mä&ig intermittirende Weise auf das Auge wirkt, omi die Erscheinungen desselben folgen einander so rasdi, daCs das Auge sie nicht mehr von einander unterscheiden kann, sondern eine ununterbrochene Empfindung bekommt, so findet sich die scheinbare Helligkeit dieses Gegenstan- des verringert im Verhältnifs der Summe der Dauer ei- ner Erscheinung und einer Yerschwindung zur Dauer ei- ner Erscheinung.

Man schneide z. B. in eine Scheibe schwarzen Pa- piers eine gewisse Anzahl Oeffnungen in Form von ein- ander gleichen und regelmälsig um das Centrum li^ genden Sectoren, stelle nun diese Scheibe vor einem leuch- tenden Felde auf, und lasse sie rasch in ihrer Ebene um eine centrale Axe rotiren, so dafs man, wie bekannt, den Anblick einer gleichförmig durchsichtigen Fläche e^ hält, durchbin welche die Helligkeit des Feldes erscbeiof. Gesetzt nun die Bewegung der Scheibe sej gleichförmig, so wird sich offenbar ein jeder Punkt dieser scheinbaren Fläche, bezQglich des ihn betrachtenden Auges, unter den Bedingungen des obigen Satzes befinden. Denn die- ser Punkt wird abwechselnd von einem leuchtenden und einem dunklen Räume eingenommen, und schickt folglieb

1) Phil Mag. No0, 1834 p, 327 (Ann. Bd. XXXV S. 457 o. 464).

2) BtäUU de tacad. de BruxeiUe 1835 p, 52. (Ann. Ba. 35 $. 457.)

411

za dem Aage ein regelmä&ig intermittireBdes Licht. Hit- hin wird die Helligkeit der scheinbaren Fläche sich za der des leuchtenden Feldes selbst verhalten, wie die Dauer des Durchgangs eines lichten Sectors durdi den- selben Punkt sich verhält zur Summe der Dauer der Durchgänge eines lichten Sectors und eines dunklen Se- ctors, oder, was auf dasselbe hinausläuft, zur Summe der "SVinkelbreiten eines lichten und eines dunklen Se- ctors. *Wenn z. B. die lichten Sectoren eben so breit als <lie dunklen sind, so wird das besagte Verhältnifs 0,5 seyn, folglich die Helligkeit auf die Hälfte zurück- geführt. Sind die lichten Ausschnitte halb so breit als die dunklen, so ist das Verhältnifs ein Drittel, und die Helligkeit der scheinbaren Fläche ist drei Mal geringer als die des Feldes, u. s. w. Allgemein, wenn b die Win* kelbreite eines lichten Ausschnittes und n die eines dunk- len bezeichnet, E die Helligkeit des leuchtenden Feldes, ▼or welchem der Apparat aufgestellt wird, und e die der erzeugten scheinbaren Fläche: so hat man die Beziehung

D+n 83. Hieraus folgt, dafs wenn man in mehre Schei- ben eine gleiche Anzahl lichter Ausschnitte macht, den- selben aber von einer Scheibe zur andern verschiedene Winkelbreiten giebt, und nun folgweise alle diese Scliei- ben vor demselben leuchtenden Felde sich drehen läCst, die Helligkeiten der erzeugten scheinbaren Flächen zu einander im Verhältnifs der Breiten der ausgeschnittenen Sectoren stehen werden. In der That, da die Anzahl dieser Oeffnungen bei allen Scheiben gleich ist, so wird offenbar die« Summe der Breiten eines lichten und eines schwarzen Sectors ebenfalls gleich seyn fOr alle, und folglich der Nenner des Bruchs in dem obigen Ausdruck sich nicht von einer Scheibe zur andern verändern. Da Überdiefs auch vorausgesetzt worden, dalB die Gröfse E

412

sich nichf TerSndere, so sind also die verschiedenen W< the von e proportional den Werthen von h ').

84. Diefs gesetzt, will ich nun das Verfahren schreiben, dessen ich mich bedient, am auszumittelo, die Irradiation mit der Helligkeit des Gegenstandes fl< verändere.

Zuvörderst schnitt ich aus dickem Papier vier Schi ben von 25 Ccntm. Durchmesser, und in jede derseli zwölf Oeflhungen in Gestalt von Sectoren oder viel von Sectorenstücke, die zwischen zwei RadienstQcke oai] zwei concentrische Bogen eingeschlossen waren. Esblie-l ben sonach in der Mitte und am Umfang dieser Sdiei-| ben volle Theile stehen, die das Ganze hielten. In der] ersten Scheibe waren die Oeffnnngen an Winkelbreite: den ZwischenrSumen gleich; in den drei Übrigen Schei- ben hatten die Oeflhungen respective die Hälfte, ein Vier* tel und ein Achtel dieser Breite. Alle waren endlidi wohl mit mattem Schwarz bemalt Eine derselben ist Fig. 14 Taf. UI abgebildet.

Da sonach die Breite der Oeffnungen, von der ersten zur vierten Scheibe, sich wie If J, |y | verhielt, so folgt J aus dem vorhergehenden Paragraph, dafs bei snccessiver Drehung dieser Scheiben vor einem gleichen leuchten* den Felde, die respectiven Werthe der erfolgenden Hei« ligkeit unter einander dieselbe Progression bilden maus- ten. Bezeichnet man demnach wie vorhin mit E die Hel- ligkeit des leuchtenden Feldes, so war die der scheinba- ren Fläche von der ersten Scheibe ^^^ (§. 82), folglidi die der übrigen \E^ ^E, ^E.

Nun begreift man, dafs man, wenn man vor dem Felde von der Helligkeit E den früher (§. 55) «angewandten

1) Ich habe die Bewegung der Scheibe aU gleichCdmug ToniaigeMtit» allein diese Bedingung ist, was den cneugten Effect betrifft, nicbt nothwendig. Die Helligkeit der scheinbaren Flache bleibt sich gleicbr die Geschwindigkeit mag sich Sndem oder nicht, sobald sie nur nic^ so gering wird, dafs man anfangt die Oeffiiungcn sa untcncheides.

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iraaben- Apparat aabtellt, und zwischen das Feld und len Apparat folgweise eine der vier rotirenden Scheiben [ringt, die jede der znvor erwähnten Helligkeitsgrade ent-

irechende Irradiation wird messen können. Mifst man Iberdiefs das Phänomen ohne Dazwischensetzung der Icheibe, d. h. für die Helligkeit E selbst, und erwägt

lan, dafs für eine Helligkeit Null die Irradiation noth-

'endig auch Null ist, so bekommt man Irradtationswer- Ihe, die der folgenden, mit Null anfangenden, Reihe von

lelligkeitswerthen entsprechen

0, Ä^, 1^, \E, \E, E.

Man hat also auf diese Weise sechs Punkte der ge- buchten Curve.

Um das Gesagte in Ausflbung zu bringen, mufste tman ein Lichtfeld wählen, dessen Helligkeit E den we- sentlichen Bedingungen gentigte, nämlich 1) wohl cha- jrakterisirt zu sejn, damit die gefundene Curre einer ge- [Dauen Auslegung fähig sej, 2) zu verschiedenen Zeiten nahe constant zu bleiben, denn bei diesen wie bei an- dern Versuchen kann man sich nicht mit einer einzigen Beobachtungsreihe begnügen, sondern mufa nothwendig Mitteiwerthe nehmen; 3) eine beträcbfliche Helligkeit zu haben, damit sie, wenn sie durch die eine Scheibe auf ein Sechszehntel zurückgebracht ist, den Gegenstand noch deutlich erkennen läfst, und man andrerseits die Curve noch weit genug fortsetzen kann. Ich habe geglaubt, die Helligkeit eines heiteren Himmels wtirde diese Be- dingungen hinreichend erftillen, sobald nur das Licht von einem und demselben Punkte des Himmels käme, die Be- obachtungsstunde immer dieselbe wäre, und die Zeiten nicht zu jreit auseinander lägen. Ich habe demnach alle Beobachtungen gegen einen Himmel gemacht, der wenig- stens dort, woher das den Apparat durchstreichende Licht kam, wolkenfrei war. Dieser Theil des Himmels lag ge- gen Norden-, ungefähr 60^ über dem Horizont, und die Strahlen wurden, wie vorhin, durch einen geneigten Spie-

416

deniy 80 dafs die etwa aas jener Ursache entepringeDdeii Fehler sidi eiDandeir in dem mittlereQ Resultat aafhebeii mufsten.

Unglücklicherweise bot der Märzmonat za Gent we- nig Tage von hinUinglicher Heiterkeit um 3 Uhr Nadi- mittags dar. Es war mir dabei* unmöglich die Beobadi- tungsreihen sehr zu vervielfältigen, und ich muCste midi begnügen, sie von einer einzigen Person anstellen zo las- sen. Diese Person, welche die erste in der früheren Ta- fel ist, hatte die Gefälligkeit sechs Reihen auszaf Ohren, so dafs jeder der verschiedenen Helligkeitswerthe zu eben so vielen einzelnen Beobachtungen AnlaCs gab. Nimmt man also für jeden dieser Helligkeitswerthe das Mittel aus den sechs sich darauf beziehenden Irradiationsmes- sungen, so giebt die Reihe dieser sechs mittleren Mes- sungen auf eine mehr oder weniger genaue Weise den Gang der Irradiation bei steigender Helligkeit an. leb brauche wohl nicht hinzuzufügen, dafs diese Reihe, abge- rechnet was an Beobachtungsfehlem bleibt, die mittlere Irradiation zwischen denen, welche die entsprechende Helligkeit an den verschiedenen Beobachtuugstagen ent- wickelte, vorstellt.

85. Das sonach gefundene Gesetz ist freilieh nnr für Eine Person erwiesen, allein sehr wahrscheinlich sind alle Gesetze der Irradiation, abgesehen von ihrer abso- luten Intensität, gleich bei verschiedenen Individuen, wie das alle bisher augeführten Thatsachen zu erweisen schei- nen. Wir werden also die nachfolgenden Resultate als Ausdrücke des gesuchten allgemeinen Gesetzes betrach- ten können, und diese Resultate werden wegen der vie- len Elemente, aus denen jedes von ihnen abgeleitet ist (§• 76) f Qur kleine Fehler einschliefsen, was auch die Regelmäfsigkeit der von ihnen gelieferten Curve darthut.

Da alle Beobachtungen bei gleichem Abstände an- gestellt wurden, so sind die partiellen Irradiationswertbe einfach proportional der Zahl von SchraubenumgSngen

(§• 56).

417

(§•56). DaraiiB folgt, dafis man, um die.Bflittelwerdie zu ^efhaUeiii nur die mittlerea Zahlen von Schraabennoh gaogen zu nehmen, und die diesen Zahlen entsprechen- den Irradiationswertjke Aach der Formel des §• 56 zu berechnen braucht. Diese letzteren werden darauf mit 48'' multiplicirt, um sie in Bmchtheile von Graden zu ▼erwandeln (§. 74).

86. Hier non die Tafel der Resultate:

Hell igkcitswerthe.

AE.

*E.

iE.

iE.

E.

D 5- A 4. - '16.-

1,40 1,56 2,57 1,78 14)5 0,99

1,47 2,12 2,85 i,84 1,90 1,63

2,44 2,01 3,08 1,86 2,55 2.01

2,56 1,98 2,81 2,00 2,64 2.03

2,50 2,20 3,08 243 2,45 1,65

Mittelzablen

1,7081 1,985| 2,325

2,3361 2,335

Mittlere Irradia- tioDswerthe

40^,9

47'',6

55",7

56",0

56",0

Diese Werthe zeigen deutlich, dafs die Irradiation den im §. 81 angezeigten Gang befolgt. Wenn die Hel- ligkeit aus 0 in i^E übergeht, steigt die Irradiation von O auf 4tf',9. Dieser Anwuchs , wird darauf verlangsamt und schon von {E bis ^E wächst sie nun um 0",3; end- lich von ^E bis E^ d. h. bis zur vollen Helligkeit des Himmels; unter den früher aufgezählten Umständen^ ver- ändert sie sich nicht mehr merkbar. Die Curvc, welche diese Resultate liefert, bt Taf. III Fig. 15 abgebildet; man siebt, sie zeigt nur wenige Unregelmäfsigkeiten, da- gegen offenbar das Dasejn einer der Abscissenaxe pa- rallelen Asymptote.

Die nän^lichen Resultate bestätigen das schon im §. 77 Ausgesprochene, nämlich, dafs, wenn die Helligkeit des Gegenstandes von der Ordnung der des Hinunels ist, dieselbe sehr grofse YeränderuDgen erleiden kann, ohne dals die durch sie entwickelte Irradiation merklich abge- ändert wird.

Po^cnd« Ann. ErgSnzungtbd. I. 27

416

I

Wir könneu also diesen Salz aufslellen: die Im- diation tpächsi mit der Helligkeit des Gegenstandes, aber weit weniger rasch als diese. Denkt man sich das Ge- setz vorgestellt durch eine Curt^e, welche die successim Helligkeitswerthe i^on Null aus zu Abseissen und dti entsprechenden Irradiationswerthe zu Ordinalen hat, jo geht diese Curi^e durch den Anfang der Coordmtdem kehrt ihre Concavitäi gegen die Abscissenaxe und bietet eine dieser Abscissenaxe parallele Asymptote dar. «Scto fiir eine Helligkeit wie die des Himmels gen Norden ist die Curpe ihrer AsymptiAe sehr nahe.

87. Nebmen wir nuu wieder die io §§. 78 iiod79 berührten Fragen vor, u&mlich die Untersuchung der min* leren Irradiation bei einer bestimmten Person für einen G^ genstand von gegebener Helligkeit und den Vergleich di^ ser Mittelwcrthe bei ver$chiedenen Personen. Kehren wir 'ZU dem Ende zur Tafel des §. 74 zurück. Aus der obi- gen Bemerkung folgt, dafs alle in dieser Tafel enlhalte ncn Werthc als sehr wenig durch die VerschiedenhdleD der Helligkeit des Himmels abgeändert betrachtet werden können, wenigstens sind die Fehler, die man begeht, wenn man sie als unter identischen Sufscren Umsläodco ansieht, sehr klein gegen die Verschiedenheiten, welcbe die Irradiation darbietet, sowohl bei derselben Pei^n von einer Zeit zur andern, als zur selben Zeit von einer Person zur andern. Wenn also.diese{be Tafel für irgeod eine der Personen eine bedeutende Anzahl Bcobacblongi' tage enthielte, so würde man auf eine sehr angenSbeite Weise die mittlere Irradiation für diese Person und ftr eine Helligkeit, wie die des Himmels, bekommen, weoo man aus allen diesen Tagen entsprechenden WerikB das Mittel nähme.

Nun enthalt jene Tafel für die erste Person nor zwei Beobachtungstage; allein diese Person ist die nSali- che, welche in §. 86 die den sechs anderen Tagen ent5pr^ chenden Resultate geliefert hat. Diejenigen dieser lelir

419

ten Resultate, irieldie die Colomne zur Rechten bildeOi gelten für die Helligkeit des Himmels selbst, und können folglicli mit den beiden der andern Tafeln eombinirt iff er- den, nttr mnfs man sie zuvor in Function derselben Ein- betten ausdrQcken. Bemerke man tiberdieCs, dafs man auch die Werlhe der der Helligkeit \E entsprechenden ^ Columne nehmen kann, da ^on dieser Columne zur fol« genden die Irradiation nicbt merklich yerschiedeti ist. Wir haben also für feden dieser sechs Tage zwei* Beobach- tungen statt einer einzigen. Nimmt man also das Mittel aas jedem dieser sechs Paare von Beobachtungen, wen- det auf alle diese Mittel die Formel des §. 56 an und moWplicirt hierauf alle Resultate durch 48", so haben wir nach Vollziehung aller Rechnung:

In Function der Einheit In Graddieilong. de« S* l^>

Ister Tag 1,265 1' 0^,7

2ter - 1,045 0 50 ,1

3ter - 1,472 110,6

4ter - 1,032 0 49,5

5ter - 1,272 1 1,0

6ter - 0,920 0 44,1

Zwar ist jeder dieser Werthe nur aus zwei partiel- len Resultaten abgeleitet; allein untersucht man zuvör- derst die der Tafel des §. 86« so sieht man, dafs die zu einem Paare gehörigen, bis auf das letzte, ziemlich tlber- einstimmen, und dafs andrerseits die Fehler sich in dem allgemeinefi Mittel aufheben müssen.

Endlich hihe ich spfiter «lit derselben Person noch zwei Messungen der Irradiation bei der Helligkeit des Himmels vorgenommen, nämlich die eine im April und die andere im Mai. Es sind die folgenden:

1,225 oder 0'53",8 1,545 - 1'14M

Die beiden in der Tafel des §• 74 enthaltenen Wer- lhe waren:

27* - ^

420

1,613 o^er VITA 1,434 . V STfi

Wir haben also fOr die besagte Person eine Ge- sammtheit von Wertbea, die sechs ziemlich aasetnaader liegenden Tagen entsprechen. Diese Elemente scheinen zahlreich genug, um daraas /mit zSenlicher AonSberung, die mittlere Irradiation za berechnen, welche die Hellig- keit des Himmels in den Angen dieser Person entwickelt. Nehmen wir das Mittel aus diesen sechs Wertheo» ao finden wir

1,282 oder l'O

Um zu beurtheilen, welchen Grad von Zutraaen diesem Resultate beilegen können, wollen wir die Werihe, aus denen dasselbe abgeleitet ist, in zwei Grup- pen Ton fünf zerfallen, sie nach ihren Monatstagen ord- nen und aus^ jeder dieser Gmppen flir sich das suchen. "Wir haben demnach

Erste Gruppe.

Zweite Gruppe.

1,613

1,032

1.434 .

1,272 *

1,265

0,920

1,045

1,225

1,472

1,545

Mittel 1,365

1.198

Man sieht, -diese beiden partiellen Mittel entferacn sich nicht beträchtlich Ton dem allgemeinen Mittel 1»2S2. Die Abweichung ist 0,084, was ungefilhr 6 Hnodertel vom allgemeinen Mittel betragt. Wir können also «fiefa letztere als ziemlich genän betrachten und mit grofs4^ Wahrscheinlichkeit sagen, dafs bei der in Rede atdien- den Person die Helligkeit des Himmels eine Irradialioii bewirkt, deren Mittelwerth sehr nahe 1,282 oder l'Vfi ist.

88. Schreiten wir nun zu den andern Personen der Tafel des §. 74. Die zweite lieferte nur zwei Messnngni und auch seitdem habe ich keine von ihr nehmen lassen können; rücksichtlich dieser Person ist also nidits za schlie-

421

fsen. AlWn die drittel wie die vierte, hat Resultate an fflof ▼crsciiiedenen Tagen geliefert, und da, nach dem Vorherigen', das Mittel aus fünf Tagen sich nicht sehr vom allgemeinen Mittel ans einer grOfseren Zahl von Ta- gen entfernt, so können wir den Resultaten, die wir aus diesen beiden Systemen von Werlhen ziehen, einiges Vertrauen schenken. Nehmen wir das Mittel aus jedem von ihnen, so haben wir

Dritte Penoo. Vierte Pertoo.

1,086 oder tf52",l 0,692 oder 0'33",2

Betrachten wir diese beiden Resultate als genau, eben so wie das fQr die erste Person gefundene, so wird die mittlere Irradiation fUr die Helligkeit des Himmels bei diesen drei Personen respeclive seyn:

1,282 1,086 0,692

Die betr&chtliche Abweichung zwischen diesen drei Groben, besonders zwischen der ersten und dritten, be- «tätigt demnach, dafs die von einer gleichen Helligkeit entwickelte mittlere Irradiation bei weitem nicht gleich ist bei allen Individuen.

Ich glaube nicht, dafs man die groCsen Unterschiede, welche diese Werthe darbieten, der kleinen Zahl von Elementen, aus denen dieselben abgeleitet sind, zuschrei- ben könne. In, der Tbat untersuchen wir näher den er- sten und dritten, als die, welche sich am weitesten von siaander entfernen. Vergleicht man die zehn Elemente, deren Gesammtheit den einen dieser Werthe geliefert hat, mit den ftinf, die zur Bildung des anderen beigetragen kaben, so sieht man, dafs jeder der ersten jeden der zweiten, bis auf eine einzige Ausnahme, mehr oder weni- ger beträchtlich überwiegt. Es ist also Constanz da in dem Vorwalten der Irradiation bei der ersten Person ^her die bei der vierten. Ueberdiefs als ich mit den- selben zwei Personen die in §§. 28, 36, 49 u. s.w. er- wähnten Versuche anstellte, Versuche, die der Zeit nach sehr auseinander lagen, fand ich immer, dafs bei der er-

422

fiteren die Wirkungen weit bedeof ender alr bei der deren waren. Die eben erörterten Messungen haben also nar besldligf, was Beobwchtongen von geringerer SdArte mich schon zuvor gelehrt hatten. Wir kOpnen also, glaube ich, als bewiesen den Satz aussprechen:

Die Qon einer gleichen HelUgkeii entwickelte mitt- lere Irradiation parürt beträchtlich von einer Person zur anderen.

89. Ehe wir zu einer neuen Aufgabe übergehen, wollen ^ir einen Schritt rOckwärts machen und ffir einen Augenblick zu den VerSnderungen zurückkehren, welche die Irradiation bei einer und derselben Person von einer Zeit zur anderen erleidet. W/ir können jetzt reirbt efah leuchtende Beweise von diesen Verändeningen beibrin- gen. Untersucht man nämlich die Resultate in der Ta- fel des §. 86, und vergleicht die Reihe des zweiten Ta- ges mit der des dritten, so bemerkt man, dals jede der fünf Zahlen in der ersten dieser beiden Reiben kleiner ist als die entsprechende in der zweiten, d. h. dafs, fiir jeden der Helligkeitswerthe, die als Maafs der Inrmdia- tion erhaltene Gröfse bestandig am zweiten Tage gerin- ger als am dritten war. Vergleicht man ebenso die Reihe des dritten Tages mit der des vierten, so findet man, dafs die Zahlen der ersteren sämmtlich gröfser mA^ als die entsprechenden der zweiten. Geht man vom vier- ten Tage zum fünften über, so ^ sieht man alle Zahlen abermals wachsen, und endlich sieht man sie vom fünf- ten zum sechsten alle abnehmen. Blols der Uebergang vom ersten Tage zum zweiten .macht Ausnahme von die- ser regclmäfsigen Ordnung.

Nun ist einleuchtend, dafs eine so erhaltene Ueber- einstimmung nicht von einer zufalligen Verlhcilong von Beobachtungsfehlern herrühren kann; man wird also noth- wendig zu der Annahme geführt, dafis die Irradiation bei der besagten Person vom zweiten zum dritten Tage zu- nahm, vom dritten zum vierten abnahm, vom vierten

42S

fQnri/eii abcnnals wuchs, und vom CGofiea zum sechsten wiederum abnabra.

Die Resultate dieser Vergleiche worden noch auf- fallender, wenn wir sie genauer machen, nämlich vom zweiten Tage an berechnen, was für ein Verbäilnifs zwi- schen jeder .2iahl der einen Reihe und ihrer eulsprechen- den in der anderen Reihe stattfand. Wir erhalten so folgende Gröfse:

VerhSftnuse lewuchen den

1

Zahlen

des 2ten u. 3ten Tages

0,61

0,74

0,65

0,70

0,71

- 3ten u. 4ten

1,44

1,55

1,65

1,40

1,45

- 4ten u. 5ten

0,91

0,97

0,73

0,76

0,87

- 5len u. 6ten

1,97

1,16

1,27

1,30

1,48

Man sieht, die fünf Zahlen, welche jede dieser Rei- hen von Verhältnissen bilden, stimmen unter sich auf eiue recht merkwürdige Weise, wenigstens in Betracht gegen die grofse Schwierigkeit der Beobachtungen, die ihnen zum Grunde liegen. Der Salz des §. 77 findet 8icb also vollkommen bestätigt.

Die Uebereinstimmung zwischen den vorstehenden Aesultaten .zeigt uns auch, dafs wir in die in^dcr Tafel des §. 86 verzeichneten . Beobachtungen viel Vertrauen setzen können, und dafs folglich die Curvedei* Fig. 15 Taf. III sehr wenig von derjenigen abweichen ipufs, die genau das gesuchte Gesetz ausdrücken wüi:de..

Im §• 31 sagte ich, dab die Irradiation, welche der Mbnd bei den in §. .11 erwähnten Beobachtungen in Gassendi's Augen entwickelte, als sehr bedeutend mQCste betrachtet werden. In der Tbat, nimmt man diese Beobachtungen als genau au,. so hätte diese Irra- diation 2^,5 betragen, während die stärkste von denen ia der Tafel des §. 74 nur 1' 17",4 war. Zwar ist die Helligkeit des Mondes gröber als die des Himmels bei '^H^ S^gcn Nord; allein wir wissen jetzt, dafs der Ueber- schaff von Helligkeit nur einen sehr schwachen Unter-^

\

424

sdiied in dem Weiihe der Irradiation bewtten kann« Man mufs es flbrigena f&r wahrscheinlich lialteo, dafb das Auge, bei Tage, durch die beständige Reizung des ihm von allen Seiten zukommenden Lichts weniger für die Irradiation emp6ndlich sey, als mitten in der Kackt, wenn es nur Licht Ton einem einzigen hellen Gegen- stand, wie der isolirte Mond auf dunklem Himmelsgninde ist, empftogt

90. Schreiten wir jetzt zu einem anderen Imdtt- tionsgesetz: ich meine den Einflufs der gröberen oder geringeren Helligkeit des den leuchtenden Körper omge- benden Feldes (§§. 10, 11, 23). Ehe ich diesen Ein- flufs in seinen Beziehungen zur Theorie untersocbe, will ich ein einfaches Mittel zum Erweise seines Daseins an- geben. Zunächst streiche man ein Rechteck von dfinnen Papier und von gleichen Dimensionen, wie die Pappe der §§. 28, 36 n. s. w., zur Hälfte seiner Länge ndiwarx an. Dieses Papier ist sonach in zwei Rechtecke getheil^ enis vollständig undurchsichtig, ein anderes halbdnrcbsdiei- nend, welches letzteres man besser ölt, um seine Dorch- scheinenheit zu erhöhen. Mit der Spitze eines Feder- messers schneide man in dieses Papier eine longitudinale Oeffhung von 5 Millm. Breite, so dafs eine Hallte in dem schwarzen Felde, die andere in dem durchscheinen- den liegt (Fig. 16 Taf. III). Endlich spanne man die- ses Papier auf einen Rahmen, oder besser, klebe es aof eine Glasplatte. Wenn man diesen Apparat vor ein Fen- ster stellt, so dafs er sich gegen den Himmel profiart, so sieht man, dafs die Längenöffnung eine lichte Zone bilden mufs, deren eine Hälfte anf schwarzem Gmnde liegt, und die andere auf einem Grande von gewisser Helligkeit, aber weit geringerer als die der Zone seihst Betrachtet man nun aus einigen Metern Entfernung diese beiden Hälften, so erblickt man sie von ungleicher Breite^ die erste beträchtlich breiter als die zweite ').

1) Der Versuch wurde Ton fechj Personen und mit gleicbcm £Hb|| wiederkolt.

91. Sehen wir, wie dieser Elnflofs der HeHigkeJt- des tnägebeoden Feldes zusamniieiihaDgt mit der Foi;!- pflaozQDg des Eiodmcks aaf der Netzhant. Nach den Thatsachen nnd Bemerkungen der §§. 48 51 befolgt das Auge in seiner Neigung, fortgepfladzte Eindrücke anf- zunehmen, einen umgekehrten Gang wie in der, unmit- telbare aufzunehmen. Es ist daher ^u glauben erlaubt, dab wenn das Licht direct auf ein Stflck der Netzhaut wnit, dieses Stück eben dadurch weniger fähig zur Auf- nahme eines fortgepflanzten Eindrucks werde. Darnach begreiil ^man, dafs wenn der Grund, auf welchem der leuchtende Gegenstand erscheint, seinerseits auch eine gewisse Lichtmenge in das Auge schickt, der dadnrdi erzeugte directe Eindruck der Irradiation des Randes Tom Gegenstande entgegenwirkt, und das um so mehr, als die Helligkeit dear Grundes betrSditlicher isL

92. Diefs angenommen, denke man sich einen Ge- genstand, der auf einem nicht gSnzlich de» Lichts be- raubten Grunde steht, und nehme an, dab man die Hei- ligkeit dieses Gmndes allmSlig wachsen lasse. Die ISngs dem Umrib des Gegenstande» entstandene Irradiation wird dann abnehmen, bis die Helligkeit des Feldes der des Gegenstandes gleich geworden ist. Wenn über diese GrSnze hinaus die erstere wachst, wird' offenbar das Feld seinerseits eine Irradiation erzeugen, die über den Ge- genstand weggreift und sich folglich in Rücksicht auf die wahre Umriblinie des Gegenstandes in umgekehrtem Sinn wie die frühere entwickelt Die Iriradiation geht also gleichsam aus dem PositiTcn in das Negative. Dieser Uebergang, der eine directe Folge bekannter Thatsachen ist, berechtigt zu der Annahme, dab in dem Augenblick, da die Helligkeit des Feldes der des Gegenstandes' gleich geworden ist, die Irradiation^ des letzteren auf Null her- absinkt; und da die Wirkung wechselseitig seyn mnCs, werden, wenn man^ statt eines Gegenstandes und eines onogebenden Feldes, zwei Gegenstände von gleicher Hel- ligkeit in Berührung stehend annimmt, die Irradiationen

426

Jbeider in der BerßbrtfDgslipie NpH seyo.. Wif gfl<^^< .«Iso auf anderem, We^e zu demseibe^i ScIiIuEb, den ^choD au8 der Tbatsache der Verringerung zweier be- nachbarten Irradiationen abgeleitet Jiaben (§. 40). Wen* .den wir auf diesfp, aus der Erfahrung abgeleiteten Scblofii die theoretischen. Betrachtungen des vorherigen Paragra- phen an, so kommen wir auf die von Hrn. Robison für den Fall zweier sich berührenden Gegenstände vom gicicberv Helligkeit ausgesprochene Idee zurück (§• 23J, jydafs seitens des einen von zwei Bildern keine sympa- thische Wirkung auf die schon von dem zweiten erreg- ten« anliegenden Theile der Netzhaut ausgeübt werdeo künne«''

93. Es würde sehr leicht sejn, auf das Gesetz» nach welchem sich die Helligkeit des Gegenstandes richtet, ana- loge Mefsverfahreu anzuwenden, wie ich bei den TOfhe> rigcn Untersuchupgen benutzt habe. Ich bekenne indef% dafs der Wunsch, eine schon so lange Arbeit zu been- den, mich abgehalten hat, diese Arbeit zu onteruehmeo, anf die ich übrigens in der Folge werde zurückkommen können. Die schon gegebenen Beispiele von der An- vrendung dieser Verfahrungsarton, werden hinreichend zeigen, daCs, wie zart und veränderlich auch das Phäno- men der Irradiation sejn mag, es dennoch möglich ist, dasselbe unter den verschiedenen Umständen scharf zu messen und einen genauen Ausdruck für jedes seiner Ge- setze zu erlangen.

Welche Gestalt übrigens die Curve, welche das uns beschäftigende Gesetz vorstellt, auch habeki mag so mufs doch diefs Gesetz, so wie ^ir es kennen, fot gendermaafsen ausgesprochen werden können:

Sobald das Feld, welches den Gegenstand umgieöi, nicht (folliommen schwarz ist^ wird die längs dem Um- rifs des Gegenstands entmckelle Irradiation verringert, und das um so mehr, als die Helligkeit des Feldes dff des Gegeffstandes gleicher wird. Tritt Gleichheil eia» so verschwindet die Irradiation.

-427

' Uod ifnr fügen das Gorollar hioxo: Sobald um Gegenstände oon gleicher Helligkeit Lander berühren^ ist fiir jeden derselben in dem Punkte oder der Ume der^ Berührung die Irradiation Null.

94. Der Safo vom EinfluCB der Helligkeit des Fel- des und der von der Verringerung zweier benachbarten Irradiationen (§§. 36 40) mfissen, nach dem Obigen« innig mit einander Terknüpft aejn. in. der That, es mö^ea zwei iencbtende Rttume von gleicher Helligkeit sich alimftlig bis zur Herflhrung ntthern oder von zwei ursprünglich in Berfihrung siehenden Rttumen ungleicher Helligkeit der minder helle dem andern allmälig gleich gemacht werden, so mufs doch das endliche Resultat das Dfiinliche seyn, d. h. man wird auf beiden Seiten zuletzt zwei gleich helle Räume in Berühmng haben. Die Wir^ kong bei dieser Grfinze, nämlich die Vernichtung der Ir- radiation, mufs also in beiden Fällen aus der nämlichen Ursache entspringen, und darnach wird es also sehr wahrscheinlich, da(s die Verringerung, welche die Irra- diation vor dieser Gränze in dem einen wie in dem an- dern Fall erleidet, auch von Ursachen gleicher Ordnung herrührt In der That werden wir sehen, dafs das Pb9- DOmen der Schwächung zweier benachbarten Irradiatio- nen eine ganz' natürliche Folge der theoretischen Betracb- tongen ist, welche das Vorhergehende, erklären. Wenn rin Theil der Netzhaut dadurch, dafs er einen directen Eindruck bekommt, für einen Reiz durch Mittheilung weniger empfänglich wird, und diese Empfänglichkeit für einen zweiten directen Eindruck, von gleicher Intensität mit dem ersten, ganz verliert, so ist es vernünftig anzuneh- men, daCs die Art von Abstofsung, welche jeder dieser Eindrücke auf die Irradiation des andern ausübt, sich bis zu einer gewissen Entfernung fühlbar mache, und dafs demnach, wenn dieselbe^ Eindrücke, statt in Con- t<ct zu stehen, dnrch einen kleinen Zwischenraum ge- trennt sind, jeder von ihnen die Irradiation des andern

428

idiwacben mflMe. Wirklich wtfre es schfrierig vora«- tosetzen, dafs das beim Contact fflr beide ImdiatioBeB eintfetende Hindernifs durch diesen kleinen ZwischcoFain plötzlich vernichtet werde. Das Gesetz der Stetigkeit ^fliirt also zu den durch Erfahrung bestätigten Schlob» dafs wenn zwei gleich helle und ursprünglich von einaii- der entfernte Gegenstfinde sich allmälig näbeni, ibreaa- fangs frei sich ratif ickelnden Irradiationen, zuletzt den Eis- flufs des benachbarten Gegenstandes empfinden, nndin- merfprt abnehmen, bis nun Contact beider GregenstSnd«^ Hro sie verschwinden.

95. Ehe ich diesen Gegenstand verlasse, will idk Ober die Schwächung zweier benachbarten Irradiatioocft noch einen Versuch anffihren, der für einen besondeffei Fall das Maafs derselben liefert. Der Apparat beiteU aus einem schwarzen, kreisrunden Stück Pappe, ia '^ Mitte mit einer gleichfalls kreisrunden Oeffnung von etwa fünf Centimetem Durdimesser, über welche ein Cocso- faden ausgespannt ist. Halt man diesen Apparat senk- techt vor einen geneigten Spiegel, welcher das Liebt des Himmels reflectirt (§. 57.) so sieht man den von der Oeffnung gebildeten leuchtenden Raum zerschnitten ii twei Theile durch die äufserst dünne Linie, welche der Faden abgiebt« Diese beiden Theile verrichten also dei Dienst zweier leuchtenden Gegenstände von gleicher Hel- ligkeit, die einander sehr nahe sind und sich folglich ii Bezug auf die wechselseitige Neutralisation ihrer beides Irradiationen unter sehr günstigen Bedingungen befinden. Wenn nun hierauf eine Person, aus einiger Entferoang vom Apparat, sich langsam demselben nähert, bis za dea Abstand, wo sie anfängt den Faden zu nnterscheideo, se ist klar, dats bei diesem Abstände die Snmme der G^ Sichtswinkel, welche die zu beiden Seiten des Fadens «ausgeübten Irradiationsreste messen, etwas geringer sejB mnfs, als der Gesichtswinkel, der, bei gleichem Abstand^ die wahre Dicke dieses Fadens umspannt. Mit andern

429

Worten, da die beiden Irradiationen gleich sind, so mub fede von ihnen etwas kleiner seyn als die Hälfte dieses letzteren Winkels. Klar ist namitcb, dafs, ohne diese Bediogung, der Faden verdeckt und nicht wahrnehmbar seyn würde. Kennt man also die l)icke dieses Fadens und mifst die besagte Dicke, so ergiebt sich daraus eine GrSnse, unterhalb welcher der Werth beider IrradiatiO* Den liegen mnCs. Mifst man nun bei derselben Person un- mittelbar vor und nach diesem Versuch den Werth der frei durch die Helligkeit des Himmeis entwickelten Irradia« tioo, so wird man diesen Werth mit obiger Gränze ver- gleichen, und folglich beurtheilen können, welchen £io^ flafa die Nachbarschaft zweier Gegenstände auf die Irra- diationen derselben ausübt.

Auf diese Weise verfuhr ich mit der zweiten PeN 8on der Tafel des §. 74. Diese Tafel zeigt, dafs bei ihr die von der Himmelshelligkeit erzeugte Irradiation am zweiten Tage S2",6 war, uiid dieser Werth kommt der Wahrheit sehr nahe, weil er aus einer Gesammtheit von 12 Beobachtungen abgeleitet ist (§§. 75 und 76). Als dieselbe Person einige Augenblicke datanf den Versack mit dem Coconfaden ansteille^ begann -sie denselben in der Entfernung von drei Metern zu nnterscheiden. Nun hat ein Coconfaden ungefähr die Dicke von 0,01 Milli- meter ^), was fOr genannte Entfernung einen Gesichts- winkel von 0^^69 ergiebt. Die übrigbleibende Irradiation längs jeder Seite des Fadöns, mflfste also geringer sejrn, als die Hälfte dieses Werthes, d. h. als 0'',34. Die Nach, barschaft dieser beiden Gegenstände bat mithin im be- sagten Fall die Irradiation von 52^,6 auf weniger ab 0^,34 zorQckgef&hrt, d. h. auf weniger als den hundert vier und fünfzigsten Tfaeil des Werthes, den sie erlangen würde, wenn sie sidi frei .entwickeln konnte.

Bei diesem Versuch konnte die Person sich nicht ir- ren; sie begann wirklich in drei Metern Abstand den Fa^

1) Ponillet, Eüniens de phjrsiifiu^ 32 Edii, T* I p, 18»

430

den za iinterscbeideD; denn «a waftCe zuvor nichls fAfr die Richtung des Fadens, und bei jenem Abstaodr gab sie, auf meine Anfrage, diese Richtung so ao, ytic sie in Wirklichkeit wan

96. Aus der Ge^aoinitheit dieses Abschnitts der Ab- handlung geht hervor, daCs die Hypothese von einer Fort- f>flanzung der Eindrücke auf die anUegenden Theile der Netzhaut , nicht blofs auf apriorische BetracbtusgcB, auf Analogie und auf fast entscheidende Tiiatsaclien ge- stützt ist, sondern tiberdiefs alle. Gesetze der bei bio* (sem Auge auftretenden Irradiation auf eine genügende Weise erklärt.

97. Unglücklieberweise stellt sich aber, sobald nan zur Beobachtung der Irradiations- Effecte das Aage «it e^ner Linse bewaffnet, eine Ordnung von Thatsachen ein, deren Verknüpfung mit der besagten Hypothese ich nicht einzusehen vermag*

Der hietu angewandte Apparat ist analog dem, wel» eben ich zuvor bei den MeCsv^rsuclien benutzte; ah ei (Taf. HI Fig. 17 ) ist eine quadratische Kupferplatte von 10 Cenlimetem Seite, in .der Mille mit einer gleidiEiUs quadratischen Oeffnung fghi von 2 Centimetem Seite Di<f8e Oeffnung enthält zwei rechl winkliche PIfitIcben voo polirtem Stahl /A/m und nopq^ deren VorderflSdien in der Verlängerung der Fliehe der Kupferplatte liegen. Das erste dieser beiden Plättchen ist fest, allein dsa zweite kann in seiner Ebene lAngs der Seite hi der OelE* nung verschoben werden, mittelst einer Schraube, deren Knopf man in r erblickt. Die beiden Plüttchen sind voll- koinüien gearbeitet, ihre freien Rinder nach hinten schnei- denfOrmig, und wenn man das bewegliche PlSttchen ver- schiebt, unter das feste führt, so kommen die Rinder no und ml blofs in Berührung, ohne indeCs gegen ein- ander eine Reibung auszuüben, die sie verbiegen köonte. Endlich steht der Apparat auf einem Gestell von solcher Einrichtung, dafs mau ihn heben und senken, auch i^^

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Plaüc sowohl lolhrccht als mehr oder weniger geneigt sfellen kann.

' Zur Ansteihing 'des Versuchs sclzt man den Appa- rat vor ein Fenster, giebt anfangs der Platte eine solche Neigung, dafs man den Himmel durch Reflexion auf den» polirlen Plällchen sirM, und rirhtct nun die Sachen sc^ ein, dafs die Oeffnungen sich anf einem recht schwanei» Baum projicircn. Alsdann betrachtet man diese Ptftttcheti mittelst einer starken, dicht vor das Ad^e gchaUenen Lupe ^), und dreht die Schraube rtlck- oder vorvrSrf^, bis die beiden Rftnder il und np genau- in gegenseitiger Verlängerung erscheinen« Nachdem diese Bedingung eK lUlt ist, stellt man die Platte senkrecht,' und begiebt sich vor den Spiegel, welcher das Himmelslicht rellectirt? hier- auf betrachtet man abermals die Plättrhen mit der Lupe, obiie die Srliraube tu bertlhren. Obwohl nun bei die- ser zweiten Anordnung des Apparats die Umstände die umgekehrten sind, da die Oeffnungen ericnchtct, und die PlSttchen dunkel erscheinen, so scheint doch in der rc^

lativcD, scheinbaren Lage der beiden Ränder AI und np Dicht» geändert, vielmehr fahren sie fort in gogcnseitig^ir Verlängerung zu liegen ').

98. Um das Merkwürdige dieses Versuches recht zu begreifen , bemerke man zunächst, dafs derselbe« ver- möge seiner Anstellungsweise, den scheinbaren Irradia- lioDs- Effect längs den Rändern kl^ini np vergrOfseih mufstc. Denn, wenn bei dem ersten Theil der Opera- tion, d. fa. als man die Plättchen durch Reflexion be- trachtete und diese leuchtend erschienen, eine merkliche Irradiation sich längs den Rändern il und np entwick- kclte, müfste man die Plättchen, um sie scheinbar In ge-

1 ) Dic^ von mir angewandte Lupe kalte nngefiilir drei Gentimelcr Brenn-

'vrcile. iE) Ton fünf Personen, die diesen Versnch wiederKoUen, Aagte mir eine,

dafs TicUeickt noch eine, aber Safscrst geringe Irradiation turück-

bb'cbe.

432

genseitige VerlSDgenmg iva bripgeji, in Wirklichkeil of- fenbar TOD -- einander entfernen» um eine GröCse, dic^ durch die Lupe gesehen, ^eich wäre der Siunoie ihrer bdden Irradiationen. Wenn man darauf den Appant in Projection gegen den Himmel betrachtet, und nun die OeCTnongen leuchtend erscheinen, scheint die durch sie UUigiB denselben Rudern Entwickelte Irradiation diese RSa- c|er auseinanderrüqken zu mOsaen, i|nd der Effect dieser scheinbaren Aoseinanderrückung würde sich offenbar der wirklich zwischen ihnen eingetretenen addiren« Die Summe dieser partiellen Effecte bfilte also ^ ein weit beträchtli- cheres Gesammtresultat erzeugen müssen.

Da man nun, wenn man den Versuch auf angeseiglte Weise macht, keine merkliche Auscioanderweichung wahr- n^mmt, so darf man wohl daraus schliefsen, dafs wem sich eine Irradiation entwickelt, diese doch zu klein ist, um durch das Verfahren erkennbar zu werden. Zwci> tens^ wcifs man, dafs, wenn ein Gegenstand darch eine Lupe betrachtet wird, das an die Stelle dieses Gegen- standes tretende B^d immer ip der Entfernimg des deot* liehen Sehens liegt. Andrerseits habe ich gezeigt (§«7 IX dafs bei dieser selben Entfernung, die Irradiation für das nackte Auge selir sichtbar ist, und man kann sich fiber- dfels fibcrzeogen, wie ich es weiterhin zeigen %Terde, dals der in Rede stehenc^e Apparat dieselbe vollkomoien zeigt Während also, nach dem obigen Versuch, der mit blo- Csem Auge und aus der Entfernung des deutlichen Seheos betrachtete Apparat eine sehr merkliche Irradiation zeigt, l&fst das mit einer in derselben Entfernung befindliches starken Lupe erzeugte und sehr nahe eben so helle BiM des nämlichen Apparats keine wahrnehmbare Irradiation erblicken. Man kann nicht annehmen, dafs dieCs voa der VergrOiserung des Bildes herrühre, die, im ContFMt dazu, die Irradiation sehr klein mache. Denn es bandelt sich hier blofs darum zu beurtheilen, ob zwei gerade Li- nien in gegenseitiger Verlängerung erscheinen oder nicht,

und

433

und daraaf hat offenbar die grOfsere oder geringere LSnge, in welcher sich diese Linien zeigen können, keinen Ein- flafs« Wir werden also zn dem sonderbaren Schlufs ge- führt, daCs die Lupen an sich ein Vermögen besitzen, die Octtlar- Irradiation bedeutend zu Terringern* Ich sage blob: zu verringern; denn wir werden bald (§. 103) sehen, dab man für diesen Fall keine gttnzliche Zerstörung des Phfinomens annehmen kann.

Ich habe gesagt, dab der Apparat mit den Stahl- plSttchen die Irradiation bei blobem Auge in der Ent- fernung des deutlichen Sehens Tollkommen wohl zeige. Um dieb zu erweisen, braucht man nur die obigen Ope- rationen ohne Lupe zn wiederholen. Die Plättchen durch Reflexion mit blobem Auge betrachtend, verschiebe man das bewegliche von ihnen bis für die deutliche Sehweite die Ränder kl und np in gegenseitiger VerlSngerung er- scheinen; dann stelle man den Apparat senkrecht vor dem geneigten Spiegel auf und betrachte ihn abermals, stets das Auge In der deutlichen Sehweite haltend. Man wird nun die RSnder sehr merklich auseinandergerückt er- blicken. ^ ).

99. Die Versuche mit der Lnpe erfordern ejnige Vorsicht, deren Erwähnung hier noth wendig ist Zu« nächst, wenn der Apparat für die Beobachtung durch Reflexion aufgestellt worden, mufs die Lupe so gehalten werden, dab sie gegen die Plättchen keine zu schiefe Lage habe, sonst würde nur ein sehr kleiner Theil von der Länge der Ränder kl und np deutlich sichtbar seyn, und die Verworrenheit des Restes dieser Ränder die Be- obachtung schwierig machen. Da andererseits die von den Plättchen reflektirten Strahlen so auf die Lupe fal- len müssen, dab sie deren Axe parallel sind, so folgt ans diesen beiden Bedingungen, dafs diese reflectirten Strahlen, mitbin anch die einbUenden, die der Himmel

1) Sid>ca Personen hatten diesen Yersocli wiederliolt und swar ntl gutem Eifolf .

Poggend. Ann. Ei^lnsongsbd. I. 28

/

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aassendety nur einen kleinen Winkel mit der Normale der reflectirenden Fläche machen dürfen. Allein dann innl es für den Beobachter onroöglich, sich so zu stellen, dab nicht sein Kopf die auffallenden Strahlen anffange. Un diese Schwierigkeit za heben , versehe man dep Apparat mit einem kleinen Planspiegel, von etwa 13 Millm. Höhe und 3 Centimet. Breite, so angebracht, wie man es bei ab in Fig. 18 sieht, welche den ganzen Apparat in Sei- tenansicht darstellt. Giebt man nun der Kupferplatte ood dem kleinen Spiegel die gehörigen Neigungen, so wer- den die Strahlen, welche, wie cd, schief vom Himoei kommen, anfangs an diesem Spiegel reflektirt, und daao, nachdem sie die Stahlplattcben getroffen haben, in der Richtung fg zurückgesandt, die für die Beobachtung hin- reichend nahe an der Normale liegt. Auf diese Weite kann man zwar die erleuchteten Plattchen nicht ganz über- blicken, allein man sieht die den Punkten / nndn (Fi;. 17) benachbarten Theile und diefs genügt. Der kleine Spiegel ist übrigens so vorgerichtet, dafs er fortgenrnn- men werden kann, wenn man den Apparat durch Vraas- mission betrachten will. Eine andere nothwendige Be- dingung für das Gelingen des Versuchs ist die: dab die Lupe auf ein Gestell befestigt sey, welches erlaubt, sie langsam in die gehörige Lage zu bringen. Begnügte mao sich, sie mit der Hand zu halten, so würde es schwierig sejn, ihr die zur Beurtheilung des Effects erforderliche Festigkeit zu geben , denn da die Lupe von sehr kurier Brennweite ist, so reicht eine geringe Verrückuug biOf um löogs den zu beobachtenden R&ndem Farben zu er- zeugen oder scheinbar eine geringe Anseinanderweichoflg derselben zu veranlassen.

100. Ich habe die eben nachgewiesene Tbatsadie noch mehr zu verallgemeinern gesucht, indem ich diesel- ben Versuche mit einer Reihe anderer Linsen von ver- schiedenen Brennweiten wiederholte. Zuvörderst ver- suchte ich die Wirkung einer bicouvexen Linse von 5,5

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Centimetern Brennweite, and die. Irradiatioa zeigte sich nicht mehr so, Trie mit der ersten Lape. Eine plan* convexe Linse von gleicher Brennweite gab noch das- selbe Resaltat '). Darauf wandte ich eine biconvexe Linse von 16 Centimetern Brennweite an. Von fönf Personen, die den Versuch machten, sahen jetzt zwei ein sehr geringes Aoselnanderweichen der B&nder beider Plüttehen^ und eine dritte glaubte ein ftufserst geringet nach ' längerer anhaltender Befrachtung wahrzunehmen. Bei Ersetzung dieser Linse durch eine planconvexe von gleicher Brennweite waren die Resultate dieselben» d. b. diejenigen Personen, die mit der vorherigen Linse keinen Irradbtionseffect bemerkt hatten, sahen auch jetzt keinen, wfthrend die, welche zuvor eine kleine Auseinanderwei- chung unterschieden hatten, sie auch jetzt wahrnahmen, und ihr nahe dieselbe Gröfse beilegten.

lOL Die eben dargelegten Resultate scheinen an- zuzeigen, dafs die die Irradiation verringernde Wirkung convergirender Linsen desto weniger hervortritt, je grO- fser die Brennweite ist. Hieraus und aus der grofsen Wahrscheinlichkeit, dafs ein^ planer Glas keine Wirkung ausübe, stand zu schliefsen, dafs divergirende Linsen nrogekehrt wie convergirende wirken, d. h. die Irra- diation vergröfscrn würden. Und wirklich habe ich dieCs so gefunden, wie man weiterhin sehen wird. Eine Schwie- rigkeit trat mir anfangs entgegen. Es stand zu fürchten, dafs divergirende Linsen für Nicht -Kurzsichtige das Sehen verwirrend machen würden, und diefs also eine Fehler- quelle herbeiführen könnte. Allein bald sah ich ein, dafs wenn man sehr schwache Linsen anwendete, die Augen sich ohne Zweifel bei geringer Anstrengung so ajustiren würden, dafs die Deutlichkeit des Sehens erhalten bliebe, nnd wirklich habe ich mich überzeugt, sowohl bei mei- nen Augen als bei denen der Personen, die die Versuche

1) Der erste Hiejer Versuche wurde nur von iwci Personen wieder- , holt, der Kweite von drei.

28*

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ivjederholten, dafe dem so sey. Die Linsen, deren i mich bediente, hatten 2,20 Meter Brennweite. Der Ap- parat mit den Stahlplättchen wurde immer so aof|;e8telit, dafs er sich auf ein leuchtendes Feld projicirte; die Per- son betrachtete ihn anfangs mit.blöfsem Auge aus der Entfernung des deutlichen Sehens, dann, wann sie des scheinbaren Anseinanderweichens beider Ränder wohl ge- wifs war, stellte sie die obigen Linsen vor ihre Augen, nnd untersuchte, ob das Auseinanderweichen eine AbSn- demng erlisten hätte. Von fünf Personen, die den Ver- such anstellten, sahen vier eine Zunahme des AoaeinaD- derweichens; die fünfte bemerkte anfangs keine Verin- derung, allein als statt der genannten Linsen zwei an- dere von 1,90 Meter Brennweite genommen wurden, sah auch sie eine Zunahme, obwohl das Sehen dentlich ge- blieben war. Divergirende Linsen vergröfsern also die Irradiation, und der Versuch mit der letzten Person scheint anzuzeigen, dais die Wirkung desto deutlicher, je stärker die Linse ist. Was die Wirkung eines Plan- glases betrifft, so habe ich sie nur bei meinen eignen Augen versucht, und, wie zu erwarten, keine Abändernng in der Irradiation dabei bemerkt.

102. Die Versuche des §. 100 scheinen noch zu dem ScUuCb zu führen, dafs die Wirkung der Linsen nur von ihrer Brennweite und nicht von der absoluten Krümmung ihrer Flächen abhängt. Denn man sah, dab, wenn statt der biconvexen Linsen, planconvexe von glei- cher Brennweite genommen wurden, die Effecte gidch XU bleiben schienen.

103. Die in §§. 97 und 100 angeführten Thalsa- chen zeigen, dafs bei Anwendung convergirender Linsen von etwas kurzer Brennweite, die Irradiation, weldie unser gegen den Himmel projicirter Stahlplättchen -Appa- zat zu entwickeln trachtet, zu schwach für die Wahrneh- mung wird. Hiemach ist einleuchtend, dafiB, bei astro- nomischen Beobachtungen, das Ocolar des Femrohn^

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wie schon aDgedeatet (§§• 29 31) einen Torwattenden Einflufs anf die das Bild eines Gestiras umgebende Ir- radiation ausüben mafis; allein die Resultate dieser astro- nomischen Beobachtungen beweisen andrerseits^ dafs die Lupen diese Irradiation nicht vollstttndig zerstöroi. DieCs mufs aus den im §. 23 erwähnten Versuchen des Hm. Robison noth wendig gefolgert werden. Hftit man es übrigens für erwiesen, daCs die Wirkung convergirender Linsen auf die Irradiation sich umgekehrt wie ihre Brenn- weite verhalt, so erlauben die Stetigkeitsgesetze nicht die Annahme, daCs diese Wirkung für eine gewisse Brenn- weite die Irradiation vollständig zerstören könne, wenig- stens nicht zugleich die Annahme, daCs die Erscheinung, bei einer kürzeren Brennweite, wieder hervorzutreten anfange, oder das Zeichen wechsle, was wenig wahr- scheinlich ist, und schwer übereinstimmen würde mit un- seren Versuchen mit Linsen von drei und von f&nf und ein halb Centimeter Brennweite.

104. Zusammengefafst, wird also die Irradiation durch Vorsetzung einer Linse vor das Auge abgeändert^ und diese Abänderung scheint folgenden Gesetzen nnt«> worfen zu sejn: 1) die Irradiation wird durdi conver- girende Linsen geschwächt ; diese, bei ku^rzer Brennweite, beträchtlidie Wirkung nimmt ab, so wie die Brennweite zunimmt, wird Null, wenn diese unendlich ist, und wech- selt das Zeichen mit ihr, d. die Irradiation wird im Gegentheil stärker durch divergirende Linsen; 2) unsere Versuche, obwohl nicht so zahlreich, um in diesem Be- zöge einen ganz sicheren Schlufs zu ziehen, scheinen an* zudeuten, dafs die Wirkung der Linsen nur von deren Brennweite abhängt, und nicht von der absoluten KrQm- mang ihrer Oberflächen.

105. Kann nun diese Wirkung der Linsen auf die von uns auseinandergesetzte Theorie der Irradiation zu- rückgeführt werden? Das scheint mir schwierig, ich be- kenne es. Denn wenn man dnen Gegenstand durch

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eine Lnpe betrachtet, gelangen die LicbtstrableB ins Aogc^ wie wenn sie von einem Bilde aasgingen, dessen Heilig keit, wenigstens wenn die Lupe nicht zn klein ist« der des Gegenstandes gleichkommt. Es mögen also die Strah- len von diesem Bilde oder direct von dem Gegenstände selbst kommen, so scheint es müssen sie auf dem Grunde des Auges dieselbe Erregung bewirken, und diese also müfste sich um dieselbe G^öfse auf die benacfabartee Theile der Netzhaut ausdehnen. Da andrerseits das vir- tuelle Bild in der deutlichen Sehweite liegt, so scheint es, der Beobachter mOsse der Irradiation, welche das- selbe entwickelt, dieselbe Breite, wie der des Gegenstan» des selbst beilegen, sobald letzterer ebenCalls in der Ent- fernung des deutlichen Sehens befindlich ist.

Betrachtet man die Wirkung der Linsen aof die h- radiation gesondert, abgesehen von den Gesetzen dieser beim blofsem Auge, so scheint sich zunächst di^ Idee anf- zudringen, dafs die Irradiation von dem Gang der Licht- strahlen in den Feuchtigkeiten des Auges abhänge, weil sie abgeändert wird, wenn man zu dem LinsensjBten^ aus welchem das Auge besteht, noch eine Linse biozo- ffigt. Man könnte hiemach versucht seyn, die IrAidia- tion einer sphärischen Abirrung des Organs zuzuschrei- ben, einer Abirrung, die durch Vorsetznog einer Lupe mehr oder weniger berichtigt wird. Allein in dieser Hy- pothese begriffe man schwierig, wie Lupen von sehr ver- schiedener Krümmung, z. B. die von 3 Centm« und dis beiden von 5,5 Centm. Brennweite, die eine biconvei und die andere planconvex, diese Abirrung gleich stark aufheben ; warum ferner die beiden Linsen von 16 Centm. Br^^nn weite, von denen die eine auch biconvex und die andere planconvex war, diese Abirrung nicht um die* selbe Gröfse berichtigten, warum endlich die Wirkung der Linsen im umgekehrten Verhältnifs ihrer Brennweite zu stehen scheint, mit dieser das Zeichen wechselt ond keine Beziehnng zur absoluten Kri^nnfiffpg cler FlidMD

r

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hat. Es scheint iu der Tbat einleuchtend, dafs, um bei einem Linsensystem, wie das des Auges, die Abirrung wegen der Kugelgestalt au&uheben, eine hinzugesetzte Linse von gegebener Brennweite bestimmte Krümmungen haben müsse, und dafs, wenn bei gleichbleibender Brenn- weite die Krümmungen sich ändern, die Abirrung ent- weder gar nicht mehr vernichtet, oder weniger gehoben, oder zuweilen verstärkt werden müsse. Was für Hypo- thesen müfsle man überdiefs hSufcn, um durch eine sphä- rische Abirrung des Auges die Mehrzahl der bei blofsem Auge beobachteten Irradiationsgesetze zu erklären, z. B. den Einflufs der Dauer des Sehens nach dem Gegenstand, die groCsen Verschiedenheiten der Irradiation i)ei einem und demselben Individuum von einer Zeit zur andern, die Unabhängigkeit zwischen dem sie messenden Gesichts- winkel und der Entfernung des Gegenstandes, den Ein- flufs des diesen Gegenstand umgebenden Feldes und die Schwächnug zweier benachbarten Irradiationen ').

Erinnert man sich endlich, welche Wahrscheinlich- keiten die Theorie für sich hat, die aus der Irradiation ein Phänomen der Empfindung macht; bedenkt mau, dafs* diese Theorie auf Betrachtungen und Thatsachen beruht, welche sie fast nothwendig machen, dafs sie alle Gesetze der bei blofsem Auge auftretenden Irradiation mit Leich- tigkeit erklärt, dafs endlich mehre dieser Gesetze erfor- dern, das Phänomen einer von der individuellen Em- plittdlichkeit der Netzhaut abhängigen Ursache zuzuschrei- ben, so wird man zu dem Glauben geneigt scyn, dafs zwischen der Wirkung der Linsen und der Fortpflan- zung des Eindrucks auf dem Grunde des Auges irgend eine versteckte Beziehung stattfinde. Alles, was unsere Sinne betrifft, ist noch so von Dunkelheit eingehüllt,

1) Diese lelxtcrc Erscheloung koDote auf den cnten BUck einen Intcr* ferenz - Eflect vermutheo lassen; allun, wie leicht erslditlich , kann dem nieht so. seyn, da die Strahlen» Welctae intcrferircn sollten, nicht von derselben Quelle ausgehen.

'

440

dafs es Terwegeo wAre, aus ^ der Schwierigkeit, welche die Linsen Wirkung Tcranlafst, ein bündiges Argument wi- der eine andrerseits so wohl begründete Theorie erhe- ben zu wollen.

106. Wir beschliefsen diese Abhandlung mit dncr Aufstellung sämmtlicher Irradiationsgesetze und der ver- schiedenen Folgerungen, zu denen wir gelangt sind.

A. Ocular- Irradiation.

1. Die Irradiation ist eine wohl festgestellte, leicht zu erweisende, sehr verflnderliche, aber unter allen Da- ständen genau jneCsbare Thatsache.

2. Sie zeigt sich bei jeder Entfernung des sie er- zeugenden Gegenstandes, von der ktirzesten des deut- lichen Sehens bis zu jeder beliebigen*

3. Der Gesichtswinkel, den sie umspannt und der sie mifiBt, ist unabhängig von der Entfernung des Gegen- standes.

4. Daraus folgt, dafs die absolute Breite, welche wir ihr beilegen, bei Gleichheit aller übrigen Umstände, pro- portional ist der Entfernung, die zwischen dem Gegen- stand und unserem Auge vorhanden ist, oder uns sdieint vorhanden zu seyn.

5. Die Irradiation wächst mit der Helligkeit des Gegenstandes, aber weit weniger rasch als diese. Ver- zeichnet man das Gesetz durch eine Cnrve, welche die successiven Werthe der Helligkeit von Null ab zu Ab- sdssen, und die entsprechenden Werthe der Irradiation zu Ordinalen hat, so geht diese Curve durch den An- fang der Coordinaten, kehrt ihre Concavität gegen die Absdssenaxe und besitzt eine dieser Axe parallele Asym- ptote. Für eine Helligkeit wie die des Himmels gegen Morden ist die Curve schon sehr ihrer Asymptote nahe

6. Wenn das den Gegenstand umgebende Feld nicht völlig lichtlos ist, so wird die Irradiation feschwSch^ desto mehr als die Helligkeit des Feldes sich der Gleich-

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heit mit der des Gegenstandes nflhert. Tritt diese Gleich- heit ein, so verschwindet die Irradiation.

7. Daraus folgt, daCs wenn zwei gleich helle Ge- genstande einander berühren, die Irradiation f&r jeden Ton ihnen in dem Punkte oder der Linie der Berflhmng Null ist.

8. Zwei benachbarte und hinreichend nahe Irradia- tionen erleiden beide eine Schwächung. Diese Schwä- chung ist desto betrachtlicher als die Rander der leuch- tenden Räume, von denen die beiden Irradiationen ans- tehen, einander naher sind.

9. Die Irradiation nimmt zu mit der Dauef der An- schauung des Gegenstandes.

10. Bei demselben Individuum und bei einem Ge^ genstand von gleicher Helligkeit schwankt die Irradiation von einem Tag zum andern.

11. Die von einer und derselben Helligkeit erregte mittlere Irradiation ist sehr verschieden von einem Indi- viduum zum andern.

12. Die Irradiation wird abgeändert, wenn man eine Linse vor das Auge bringt. Sie wird verringert durch convergirende Linsen, und erhöht durch divergi- rende.

13* Diese Wirkung der Linsen scheint nur von deren Brennweite abzuhängen, und nidit von den abso- luten Krümmungen ihrer Oberflachen. Sie scheint desto stärker zu sejrn, )e kOrzer die Brennweite ist.

14^ Die wahrscheinlichste Ursache der Irradiation scheint die jetzt allgemein angenommene zu seyn, näm- lich: dafs der durch das Licht erzeugte Reiz sich auf der Netzhaut ein wenig Aber den Umrib des Bildes fortpflanzt. Mittelst dieses Satzes, der fibrigens auf Thatsachen ge- stützt ist, kann man alle Gesetze der mit bloCsent Auge beobachteten Irradiation erklaren; allein man stöbt auf Schwierigkeiten» wenn man die Wirkung der Linsen in Betracht zieht.

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B, Irradiation bei astronomischen Instrn*

Dienten.

«

15. Der Fehler bei astronomischen Beobachtungea erzeugt durch das, was man hier Irradiation genannt hal, entspringt aus zwei wesentlich verschiedenen Ursachen: der Ocular Irradiation und den Abirrungen des Fern- rohrs. '

16. Bei diesem Gesammtfehler ist der von der Oco- lar-Irradiatfon herrührende Theil abhSngig von der Ver- gröberung an sich, von der Helligkeit des Gegenstände! und von dem Auge des Beobachters« Er wird übrigens bedeutend verringert durch die Wirkung, welche das Ooular des Fernrohrs alä eine vor das Auge gebradite Sammellinse ausübt; und diese Verringerung ist wahr scheinitch desto gröCser, je kräftiger das Ocular ist. b dem, was das Auge des Beobachters betrifft, niuCs <£e Wirkung verschieden seyn von einer Person zur anden^ und, für eine und dieselbe Person, von einer Zeit inr andern.

'17. Dieser nftmliche Theil des Gesammtfehlers ver- schwindet bei den Beobachtungen, wo man ein Mikro- meter mit doppeltem Bilde anwendet.

18. Der andere Theil des Gesammtfehlers, d. b. der aus der Abirrung des 'Fernrohrs entspringende Theil, ist nothwendig verschieden in verschiedenen Inatrumen-, ten; allein für ein und dasselbe Fernrohr kann er als nahe constaut betrachtet werden.

19. Der Irradiations - Effect bei Fernrohren oder der Gesammtfehler, herrührend von der Ocular -Irradia- tion und den Abirrungen des Instruments, ist nothwen- dig veränderlich, weil er von veränderlichen Elementen abhängt. Er wird in gewissen Fällen unmerklich, and in andern sehr beträchtlich werden künnen«

20. Selbst mit einem mittelmäfsigen Femrohr uai einem sehr zur Irradiation geneigten Auge ist es mdglicb»

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i% HOlfe ^gewiiter YerfahrangsapteD, Resubate zu erhsl- leOy die mao ab. frei von diesem Ges^mtfebler betraob- tea kann.

in. Veber die Interferenzen des Lichts, als Mit- tel zur Lösung verschiedener sehr feiner Auf- gaben der Physik, und als Grundlage zur Anfertigung neuer meteorologischer Instru- mente; von Hrn. Arago.

(Compt. rend. T. X p, 81dJ

V V enn zwei Böndei weifsen Lichts am gemeiaschaftr Ucher Quelle sich in einem und demselben homogenen Mittel fortpflanzeoy so bilden sie, wenn sie fast gleiche Wege durchlaufen haben, überall ^ wo sie eisander un- ter kleinen Winkeln schneiden, ein System von einigen vollkommen sichtbaren dunklen und hellen Fransen. Die Franse in der Mitte spielt von allen am wenigsteü Far- ben, und daran ist sie leicht erkennbar. An dem Ort, den sie einnimmt, haben die interferirenden Strahlen ge- aaa gleiche Wege durchlaufen. Zu beiden Seiten dieser mittlicfaen Franse ist Alles ähnlich an Gestalt, an Fär- bung und Helligkeit.

Schon vor vielen Jahren erkannte Hr. A», dafs die Länge der durchlaufenen Wege nicht die alieinige Be- dngung sey für den Ort der so aus der Interferenz zweier Lichtbtindel entstehenden Fransen. Indem er, in LnFt, eine äufserst dünne Glasplatte in die Bahn eines der Bündel stellte, sah er die Fransen nach Seite dieser Plätte, hiilgerückt. Dieser Versuch, oftmals wiederholt mit Mitteln aller Art, starren, flüssigen und gasigen, führte zu: .einem Gesetz, welches auf eine sehr einfache Weise die.- Yanehid^ong der Ftansen verknüpfte mit der Brech-

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kraft und der Dicke des dorcbsiGhügeB KOrpers, der dem einen der beiden BOndel dorclidniDgen worden Ohne HOlfe der Undiilationstbeorie wSre diefs Gesetz in- zweifelhaft sehr schwierig aufzufinden gewesen; ailcis nichtsdestoweniger darf es gegenwartig als ein von jeder Hypothese unabhängiges Erfahrungggesetz betrachtet wer* den, dessen sich die Vertbddiger des EmissionssjstcaH eben so gut bedienen können, als die Widereacber des- selben.

Seit der Entdeckung dieses ganzlich neuen BGltdi zur Messung der Brechkraft durchsichtiger Kürper nmCBte Hr. wohl daran denken, es zur Ermittlung dieser Knk bei der feuchten Luft anzuwenden. In der Thal hatte er ein grofses Interesse daran, definitiv zo wissen, ob das Hygrometer bei Berechnung der astronomischca Sirahlenbrechung zu berücksichtigen sej. Das ist ciae schon Ton zwei berühmten Mitgliedern der Akademie be- bandelte Frage, zunächst von La place, mittelst der all- gemeinen Vorinusselzun^ dafs Flüssigkeiten und ihre Dia- pfe ein gleiches BrecbvermOgen haben, einer Voraus- setzung, die nach dem Emissionssystem zwar sehr plau- sibel war, durch spatere Untersuchungen aber nidit be> statigt worden ist; dann von Biot, nach Versucbe^ die ganz so genau waren, als es die angewandte Hc^ tliode mit sich brachte. Fresnel vereinigte sidi Hm. Arago, um den von diesem entworfenen Yersodi auszuführen. Es gesdiah auf folgende Weise:

Zwei Röhren von dünnem Kupfer, ungefittir da Meter lang, wurden nach Art einer doppelläufigen Flinte aneinander gelöthet. Beide Röhren waren an jedem Ende durch ein und dasselbe Planglas verschlossen. HShne ver statteten den zu untersuchenden Substanzen den Eintritt

Als die beiden Röhren Luft von gleicher DicJitigkeü, gleicher Temperatur und gleichem Feocbtigkeitsgrade ein* schlössen, erzeugte das Bündel, welches die Röhre rechts durchlief, bei seinem Austritt, durch VermengUDg mit dem

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I

Bündel ans der linken RObre, iarbige Fransen » welche fast ^genau die nSmliche Stelle einnahmeD, wie diejenigen» die aus der Einwirlmng der nftmlidien Bündel bei Fort- pflanzung in freier Luft entsprangen.

Enthielten beide Röhren Lnft von gleicher Elastid- tlt, war aber in der einen Chlorcaldnm, und in der an- dern Wasser, schlofs also jene ▼ollkomaien trockne^ diese dagegen vollkommen feuchte Luft ein» so nahmen die Fransen, gebildet aus der Interferenz des Bündels» inrelches ein Meter feuchter Luft durchlaufen hatte, mil dem, welches durdi ein Meter trockner Luft gegangen war, nicht mehr denselben Ort ein, wie die in freier Lnft erzeugten Fransen. Die Einschaltung der Röhren bewirkte eine betrSchtUche Verschiebung, eine Verschie* beog um anderthalb Fransenbreiten» und zwar immer nach Seite der trocknen Luft.

Der Sinn der Fransenverschiebnng zeigte zuvörderst naf eine unwiderlegliche Weise, dafs trockne Luft ein grö/seres BreclwermÖgen habe als feuchte. Es blieb nur noch, den Unterschied anzugeben.

Aus dem oben angeführtem Gesetz, oder vielmehr aus Versuchen , durch welche bestimmt worden, wie viel der Druck der Luft in der einen Röhre vermindert wer- den muCste, damit die Fransen um anderthalb Fransen- breiten nach der gegenüberliegenden Seite hinrückten, lei- tete man geradezu den Unterschied im Brechvennögen beider Luftmassen ab. Allein es war möglich, dafs sich auf die Innenseite der beiden Glfiscr, an den der Röhre mit feuditer Luft entsprechenden Stellen, eine leichte Schicht von Feuchtigkeit abgesetzt hatte; und eine solche Schicht, wie dünn man sie auch annähme, würde bei der Erscheinung eine wichtige Rolle spielen, würde den grob« ten Theil des gesuchten Effects verstecken. Das ist eine Schwierigkeit, welche Fresnel abhielt, irgend eine Zahl zur Stütze des von ihm und Hrn. Arago aus dem gemein-t schaftlichen Veisadi gezogenen Schlosses zn geben.

146

Seitdem hat Hr. Arago cliese SobwtetigWeit voükon- men beseitigt, durch Wiederholang des frflheren Vemichs mittelst zweier andern Röhren, einer trocknen und einer feuchten, die an beiden Enden durch dUseWen GÜser, die früher gebraucht wurden, verschlossen waren, aber dieCsmal, statt ein Meter, nur eine Lange von eiDeni Ca- timeter hatten. Der Eioflnfs des Unterschiedes im Breck- vermögen beider Luftmassen war sonach faat ebümirt; es blieb fast nichts mehr Qbrig als die Wirkung der, auf Seite der feuchten Röhre,, gegen die InnenOäche beMef Glasplatten niedergeschlagenen Feuchtigheitsscbicht Dbj diese Wirkung war beständig unmefsbar. Die bei den ein Meter langen Röhren beobachtete Verschieboog w anderthalb Fransenbreiten hing also lediglich vooi Dd- terschiede in den brechenden Eigenschaften der trockiM und der ganzen feuchten Luft ab. Der Unterschied wtf bei +27^ C so grofs, dafs, nahm man, al« YerhSltnib des Einfallssinus zum Brechungssinus ffir den Uebergtf{ der Luft aus dem Yacuo in trockne Luft, die Zahl

1,0002945, diefs VerhAltnifi? ffir den Uebergang des Lichts lujioäk Luft wurde:

1,0002936.

Sonderbar! Ein Unterschied in der siebenten D^ dmalstelle der Brechungsverhftitnisse fand sieh deniDad mittelst Versuche erwiesen, bei denen 'kein Strahl ge- brochen worden war. Fügen wir hinzu, dafs, da A Genauigkeit der Methode proportional ist der Lunge der angewandten Röhre, nichts hinderte noch viel weitem gehen.

Zu diesem Versuch giebt es einen ergSnzendeOi ^ dem Hr. Arago beschurtigt ist. Es fragt sich nänlKi' ob die WSrme auf die Brechkraft der Luft eine», ^<^ deren ausdehnender Wirkung unterscheidbaren, Eioflo» ausübe. Die Frage verdient um so mehr beantworte! ^ werden', ab faeifses Glas stärker bricht als kaltes»

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Man mtibte, nm in der so wichtigen und feinen Frage über die astronomische Strahlenbrechang nichts Schwankhaftes übrig za lassen, den Einflofs der Elektri- cität, sowohl der ruhenden als der strömenden, unter^ suchen. Alles diefs ist fetzt ausführbar.

Wir werden nun einige andere Anwendungen der Methode, die Hr. Arago der Akademie auseinaüderge- setzt hat, kurz angeben.

Man denke sich eine einzige Röhre von gewisser LSnge^ luftleer, und hermetisch verschlossen an beiden Enden durch Glasplatten. Bei zweckmäfsiger Wahl die* ser beiden Glasplatten und einer dritten, bewe^ichen, n^ben dem Rohr in die Bahn des Sudseren Lichtbündels aufzustellenden Platte, kann man es nun durch einen CoDipensations- Effect dahin bringen, dafs aus der Inter- ferenz des durch das Vacuum und des durch die äufsere Luft fortgepflanzten Strahlenbündels Fransen entstehen, ganz wie wenn beide Bündel sich in einem homogenen Mittel bewegt hatten. Nur werden, wenn die äufsere Luft ihre Brechkraft ändert, die Fransen sich verschie- ben. Sie werden gegen die luftleere Röhre vorrücken, wenn die Brecbkraft abnimmt, und zurückweichen, wenn sie zunimmt. Ein solches Instrument könnte also, in Laboratorien, statt des Barometers und Thermometers, zur Bestimmung des Brechverraögens der Atmosphäre an- gewandt werden. Die Beobachtung könnte in der Höhe des Ofojectivs der astronomischen Instrumente ausgeführt werdcD, und 'so würden endlose Streitigkeiten über die Zweckmäfsigkeit des Gebrauchs eines äufseren oder in- neren Thermometers bei Berechnung der Strahlenbre- chungen abgeschlossen werden.

Bie Brechung der Luft ist eine Function ihres Drucks und ihrer Temperatur. Bleibt der Druck unverändert, und ändert sich die Temperatur nu>t um einen einzigen Ceniigrad, so verschieben sich, in einem Instrument von elf Dccimetem Länge, die Fransen um . mehr als zwei

n

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ganze Fransenbreiien. Diese Venchiebiuig lA&t sidi bis aaf ein Zehntel einer Fransenbreite genau messen. Dai besagte Instrument combinirt mit einem Barometer, kaos also die Lufttemperatur bis auf 0,05 Grad bestimmen.

Diese ungemeine Empfindlichkeit könnte durch Ver- längerung der leeren Röhre noch erhöht werden» alloa dennoch ist dieb nur einer der geringeren Yorzfige der Methode. Auf ein Thermometer wirkt die Strahlung des Himmels, die Strahlung des Bodens» die Strahlung aller Gegenst&nde in seiner Umgebung; es giebt aUo nie £e Temperatur der Luft. Dagegen ist das Resultat, weldics ans einer Eigenschaft der Atmosphäre, einer Fuoctüm ihrer Temperatur, abgeleitet wird, ToUkommen sioher yot allen diesen Fehlerquellen.

Wollte man sich auf Reisen mit LufttempeFatorcD begnügen , wie man sie gegen w&rtig mittelst TbenBone» ter bestimmt, so könnte die leere Röhre ab Barometer dienen. Eine Röhrenlänge von einem Meter wörde Schwankungen im Druck bis zu einem und zwei Ded" ndUimeter zu bestimmen erlauben. Ein Barometer ohne Flüssigkeit scheint gewifs eine sonderbare Sache zu sejn; allein vor allem empfiehlt es sich den Reisenden dorck seine geringe Zerbrechlichkeit.

Hr. Arago hat gezeigt, dafs seine Methode, Re- fractionen zu bestimmen, auf Atmosphären in jeder Eot- fernung von erhitzten oder nicht erhitzten Körpern an- wendbar ist; auf Verfolgung der interessanten Versuche Faraday's über die begränzte Atmosphäre des Queck- silbers und deren Dichligkeitsabnahme mit Entfemoog von dieser Flüssigkeit; vielleicht sogar, mit hinreichend langen Röhren, auf Sichtbarmachung des Einflusses von Gerüchen.

Die Augenblicklichkeit der Beobachtung erlaubt noch die Hoffnung, dals man, bei zweckmäfsiger Aubtellimg der leeren Röhre in Bezug auf ein Centrum starker £r-

scfaat-

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scbfitterung, dem Auge mehre Eigenschaften der Schall- wellen sichtbar machen werde.

Was Flüssigkeiten betrifft, so folgt aus bereits an- gestellten Versuchen, dafs man durch die Beobachtung der Fransen' beim Wasser, selbst nahe dem Dichtigkeits- Maximum, Veränderungen in der Brechung, entsprechend einem ^j^ Centigrad, werde nachweisen können. Wer sieht nicht hierin ein neues und äufserst genaues Mittel, die Fortpflanzung der Wärme in Körpern dieser Art zu Stadiren, ohne in Zukunft nöthig zu haben, die Conti- nuität derselben durch Eintauchung der Kugel und des Stiels eines Thermometers zu unterbrechen. Dieselbe Be- merkung gilt für das Studium der Wärmefortpflanznng durch starre klare Körper.

Endlich könnten selbst die Anwüchse, welche Glas and Wasser durch Zusammendrückung in ihrer Brech- kraft erleiden, mit Hülfe dieser neuen Instrumente wahr- nehmbar gemacht werden. Mit einer Röhre von einem Meter Länge wird die Znsammendrückbarkeit des Was- sers für jedes Zweihundertel der Atmosphäre sichtbar wer- den. Bei einer Glasröhre von gleicher Länge wird ^ At- niosphä|re merkbar werden.

Als Barometer und Thermometer hat der optische Be- fractor schon alle wünschenswerlhe Bequemlichkeit, wenn er in einem finstcrn Zimmer angewandt iterden soll. Als gewöhnliches und Reise -Instrument bedarf er ohne Zwei- fel noch verschiedener Verbesserungen. Statt des, um das Centrum eines getheilten Kreises drehbaren Glas-Com- pensators, dessen sich Hr. Arago bei seinen ersten Inter- ferenz-Versuchen bediente, wird man vielleicht mit Vor- theil ein Glas mit parallelen Flächen und veränderlicher Dicke, wie es Hr. Babinet erdacht, anwenden können. Diefs Glas besteht aus zwei Prismen von gleichem Win- kel, die in entgegengesetzter Richtung auf einander ge- legt sind- Die Lichtstrahlen gehen immer senkrecht durch dasselbe, und die Gesammtdicke desselben nimmt ab in

Poggend. Aim. ErgSnxQDgsbd. I. 2"

450

dem Maafse, als die beiden Prismen, von denen die Schneide des einen der Grandfläcbe des andern entspridi^ darch eine geradlinige Bewegung derjenigen Lage nSber gebracht werden, wo die Schneiden selbst einander ent- sprechen. Es bleibt anch noch eine einfache Methode aufzufinden, durch welche die Mechanici ohne zu longa Tappen die Lichtstrahlen, welche vor Ankunft an der Lupe, in deren Brennpunkt die Fransen sich bilden, n mehre Centimeter von einander getrennt waren, zu nOtx- liehen Interferenzbedingungen gebracht werden. In Be- treff des Mittels, mit FIfissigkeiten zu operiren, giebt es nichts mehr aufzusuchen, weil Hr. Arag'o der Akademie Röhren vorgelegt hat, die zu deren Aufnahme bestiant sind, und weil diese Röhren, zufolge ihrer Conatructieii, nothwendig gleiche Längen bei allen Temperatoreu be- halten müssen. Fligen wir endlich hinzu, dafs die Mög- lichkeit, verbreitetes Tageslicht statt des Sonnenlichts oder des kfinstlichen Lichts zur Hervorbriogung der Fran- sen anzuwenden, schon durch die Diffractions- Apparate erwiesen ist, die Hr. Solei 1 seit langer Zeit ffir die physikalischen Kabinette verfertigt ^).

Hr. Arago enthält sich, die Theorie der neuen Instru- mente in irgend einem Punkte auf das Undnlatioassystem zuröckzuführen; allein am Schlüsse seiner Mittheilung kfin- digt er an, er werde in einer andern, rein discntirendeo Abhandlung betpeisen^ dafs die mit seinen Apparaten an- gestellten Interferenzversuche in offenbarem TVidersprudi mit der Emissionstheorie stehen, und diese von Grund aus Ober den Haufen werfen ^).

1) Wollte man, statt auf Sofaerste GeDanigkcit anssagdien, bei te Aonaheraiifen atebea bleiben, mit denen Reisende sieb fast tamff begnügen, W könnte man die Intccferena- Barometer und -Thermo* meter, durch noch tragbarere opüsche Instrumente ersetaen, die Hr. Arago bei einer andern Gelflgeabctt kennen lehren wird.

2) Es ist bemerkenswerth, dafs in dieser ganten DarsteUong nidit mn der Vorrichtung die Rede ist, die doch, wie schon aus Fresner« Beriebt (Ans. Bd. T S. 251 n. 256) herrorgdil, uanmglaglicb ist, m b>- terferenifiransen beobachten au kdnnen, nämlich eine Vorricbtnvg^ wel- che das Licht nur durch awei feine Schlitie einaudringen erlaubt (P-)

451

IV. üeber die Abänderungen, welche die reget- mäjsige Reflexion an fler Oberfläche metal- lischer Körper einem polarisirten Lichtstrahl einprägt; von Hrn. H. de Senarmont ^).

Ingenieur des Mines,

i^eit den Entde€kut]geii von Mains sind Aber die Ab* ftndernngen, welche die regelmäfsige Reflexion dem Lichte einprägt, viele Versnche angestellt. Für den Fall, dafs diese Reflexion an der Oberfläche durchsichtiger, nicht kristallisirter Körper geschieht, haben die bewondems- würdigen Untersuchungen Fresnel's das Problem zum grofsen Theil gelöst, und fttr die meisten Fttlle scheint das Gesetz >der Erscheinung klar und vollständig festge- stellt.

Dagegen ' ist die Wirkung metallischer Spiegel auf das Licht, ungeachtet wichtiger Arbeiten, sehr dunkel geblieben. Um diese Aufgabe in allgemeiner Weise zu losen, wQrde es nöthig sejn, die metallischen Mittel a priori zu definiren und constituiren, Mittel, die eine ein- fallende Bewegung zu reflectiren vermögen und, wahrend sie dieselbe brechen, zugleich in einer geringen Tiefe un- terhalb ihrer Oberfläche auslöschen«

Ohne indels diese Arbeit zu unternehmen, kann man mittelst des Versuchs und einiger sehr einfacher Schlufs- folgen, einige Gesetze dieser sonderbaren Reflexion auf- finden, und zu gleicher Zeit einige Zahlenwerthe geben, dienlich zur Prüfung der mathematischen Untersuchungen, welche das Problem in seiner ganzen Ausdehnung um- fassen.

I. Ein nach irgend einem Azimut polarisirter Licht- strahl lafst sich immer in zwei andere, unter sich win- kelrecbt polarisirte Strahlen theilen.

1 ) Aas den Ann. de chim, ei de phys, 7. LXXlIt p, 337«

29*

452

Bezeichnet man z. B. mit a den Winkel, den die geradlinige Schwingbewegang eines auf einen Metalkpie- gel fallenden polarisirten Strahls mit der Einfallsebene bil- det| und nimmt die Schwingweite des einfailenden Strahk zur Einheit ^), so wird die Schwingweite des winkelrecht gegen die Einfallsebene polarisirten Strahls durch cosa, und die des parallel dieser Ebene polarisirten durch sma vorgestellt.

Alles ist symmetrisch um jeden Strahl, und sett»^ wenn man jeglichen Vorgang im Act der Reflexion ab möglich voraussetzt, wird es keinen andern geben, ab 1) eine Aenderung der Schwingweite, und 2) eine Ver- schiebung der Schwingungsknoten.

Von dieser Hypothese ausgehend und ohne fiber das Gesetz, welches diese doppelte Abänderung jeder Pola- risationsbewegung verkntlpft mit der der Lichtgaltnng ent- sprechenden Wellenlänge und dem Einfallswinkel bei der Reflexion an Metallspiegeln, irgend etwas festzusetzen, kann man behaupten, daCs die Functionen, welche das- selbe ausdrücken, nichts als diese beiden GrOfsen ein- schliefsen und unabhängig von allen übrigen sind, über- dieCs nothwendig für jeden der polarisirten Strahlen eine andere Form besitzen.

Nach geschehener Reflexion sind also Schwingungs- weite und Phase respectiv geworden

1) für den in der Einfallsebene polarisirten Strahl

n*sma, -jr(^+*),

2) für den senkrecht darauf polarisirten Strahl:

2n

Die Bewegungen in den beiden reflektirten Strah- lencomponenten werden ako vorgestellt durch die Glei- cfaupgen:

1) Alle Winkel sind von der Linken sor Reckten pontiv fCMklt

453

m = n*sma*coS'm'(^+^)

Die Principieiiy welche zu diesen beiden Gleichonh gen führten y liefern nun verschiedene Folgerungen, die in Versuche übersetzt und durch sie controlirt werden können.

IL Erleidet ein nack irgend einem Azimut polari- sirter Strahl folgwetse zwei Reflexionen an Metalkpie- geln, unter gleichen Einfallswinkeln, und zwar so, daüs die beiden Reflexionsebenen unter sich winkelrecht sind, 80 werden offenbar die Schwingbewegungen in den bei- den Strahlencomponenten zuletzt vorgestellt werden kön- nen durch die Gleichungen:

yssn*mcosa»cos-mf (^+t+&)^

80 dab sie gleiche Phase haben und aus ihrer Superpo* sition ein geradlinig polarisirter Strahl hervorgeht

Der Winkel, welchen die resultirende Bewegung mit der zweiten Reflexionsebene macht, hat zur Tangente:

T , so dafs er gleich ist -;r a.

Dasselbe Lagenverhältnlb findet sich noch zwischen den Polarisationsebenen.

Folgende an Metallspiegeln gemachte Beobachtungen bestätigen dieüs Resultat.

Weithe von

Lli2^

Werdie von a.

bcrecbnet.

beobachtet

30»

60»

69» 44'

30» ]

40»

50»

50 4

50»

40»

40 4

80»

30»

29 52

454

Ein^Uwinkel.

40^

50»

60'

49 56 39 42 29 48 60<'U'

50 10 39 50 29 46 59'>36' 49 42 39 54 , 29 40

III. Wenn ein polarisirter Strahl k folgweise Re- flectionen an der Oberfläche zweier paralleler Spiegel er- leidet, 80 ist klar, dafs die SchwingungsbewegODgen in jedem compoDirenden Strahl nach der letzten Reflexion ausgedrückt werden durch

29K

y = n^cosa*cos7p-(t+kT)

2k Ist -i^tCt 19*) eine ganze Zahl, so werden die

Sdiwingbewegungen durch ihre Superposition eisen ge- rade polarisirten Strahl erzeugen.

Der Winkel, den die Sdiwingbewegung mit der ge- meinschaftlichen Ebene aller Reflexionen macht, bat vat Tangente

f^Jtanga=:tanga.

Aus dieser Gleichung ergeben sich nachstehende Fol- gerungen:

1. Wenn der Winkel, den die Schwingqngen des einfallenden Strahls mit der Einfallsebene machen, folg- weise Ht und o, wird, so wird man die Gleichungen haben:

455

woraus

iangai ian^Oi

tanga^~ianga^'

2. Wenn die A ReflexioDen, welcbe^ den Strahl aaf die gerade Polarisation zurfickführen, / Mal wiederholt werden, so wird man haben:

tangaz=z(^^Jtanga, iangß=(^Jtanga,

woraus

(tangay=itangß*(tangay^^, und wenn a=z^n

(iangay=:tangß.

3. Wenn man, nach der ersten Reflexion, den Un- terschied der Phasen in den beiden componirenden re- flektirten Strahlen verschwinden macht, ohne ihre Schwing- weite zu ändern, so führt man den Strahl auf die gerade Polarisation zurück. Seine Schwingbewegung macht mit der Einfallsebene einen Winkel, dessen Tangente

^tanga=ztangr,

so dafs

(langyy^ziangaCtangay"'^,

und wenn a=:|;s

(iangyy=tanga.

Einige Versuche des Dr. Brewster*) bestätigen das Gesetz, welches die beiden ersten Formeln ausdrücken« In denselben Versuchen könnte man die Bestätigung des, dritten finden, für den besonderen Fall, dafs

*=:2, (i-&)=\T.

Man findet nämlidi (Ann. Bd. XXI S. 229) aewei Ta- fein, die man vereinigen kann, wenn man sie mit dem nach der Fonnei

1) PhUosoph, Tramact. 1830 p. 295, 296, 299. (^n. Bd. XXI S. 219.)

456

tang^yzzzLtanga berechneten Resultat zusammenstellt.

Spiegel TOB

Werthe von f.

WerÜM gefanden.

▼OD a bcrechncC

Silber

42» 30"

39048'

40'»25'

Kupfer

Quecksilber

Platin

36 30

35

34

29 26 22

28 42 26 7 24

Spiegelmetall Stahl

32 30

21 17

21 20 18 20

Blei

26

11

13 26

Bleiglanz

17

2

5 20

IV. Im Allgemeinen ist 2k- m-^ keine ganze Zahl

Die Schwingbewegungen in den componirendea Strahlen geben dem resultirenden Strahle also eine elliptische Pola- risation. Allein dann kann man durch Combination der Wirkung des Spiegels mit der gewisser dünner Krystall- blättchen Zahlenwerthe beobachten, zwischen welchen on einfaches Räsonnement, untersttitzt durch Rechnung Be- ziehungen auffindet, die erfüllt sejn müssen.

Die Gleichungen der Schwingbewegungen sind, wie oben gesagt

y^=^mcosacoS'm(J+T):=zIco5acoS'^{t+x)

x=zncosasin'jf{t+&):==^IsinacoS'nr(t+&)

Woraus zunächst

/=VmS+Br; ^='-?V? ... (1)

n tanga

Stellt man in die Bahn des reflectirten Strahls, senk- recht gegen dessen Richtung, ein Glimmerblättchen in der Weise, daCs dessen Hauptschnitt ein^i Winkd mit der Einfalls^ene macht, so tragen beide reflectirteo Strahlencomponenten, vermüge der DoppeUbreGhoDg des Blättchens, zur Bildung zweier unter sich rechtwinklicb polarisirter Strahlenbündel bei.

457

Die SchwingDDg des ersten Bfindek, in der EheHe des Haoptschnitts liegend , wird vorgestellt durch die Gleichung:

^=IcoswcosacoS'^(t+T)+sin(osinaeoS'7p(t+d')9

ond die Schwingung des zweiten, senkredit darauf pola-

risirten Bündels:

5= xcosw'+'jrsmw ,

s=:'^IcostosinacoS'm(t+d')+sinfüCOsacoS'mii'^)»

Setzt man zur Abkürzung

In si ^9,

t

80 kann man die obigen Gleichungen ersetzen durch: fl=zIcos(acosal'nrf+<p\+Ism(aSinacoS'pmf^ '

i:=sIcosafsmacoS'mf+IsinaiCOsacos\^-mf+y\

Entwickelt man beide Gleichungen, so findet man, dab die in der Ebene des Hauptschnitts ToIU&hrte Schwin- gang eine Phase hat, deren Tangente

sintpcosaeosf» ^ ^ Costa cos acos^>+smwsma

ond eine Schwingweite, deren Quadrat:

s

£^=5 cos'^ta cos^a sin* q>t{cos cd cos acos ^p+sm a sm a)* :szcos'^acos^(o+sin^asin*a)+2sinacosasin(acos(o costp,

dab die Schwingung senkrecht auf dem Hauptschnitt eine Phase hat, deren Tangente:

sinwcosasinm ^^ cosfosma sm,wcosacos<p

^d eine Schwingweite, deren Quadrat:

'^szsm^üiCOs'*as{n^(p+(cos(osin(»-^inaiCOS acosiip)^ ^=ssin^ia cos'^or^os^m sin^OF^TLsinacosasinmcos a> eos^

woraus man zieht:

468

. . sinwsm^a tangCxb y)= ^ ^ , ^^ j-^ ;r— .

Hat das GlimnterblSttcheii eine solche Dicke, dab, nach dem DorchgaDg des polarisirten Licbtbfindds» dfe beiden aasfahrenden Strahlen einen Gangunterschied vob \X besitzen, so wird das Strahienbündcl, nach dem Dorch- gaugey wieder gerade polarisirt seya» sobald (yi %) gleich ist einer ganzen Zahl Ton Viertel -KreisumfibigeB oder

iang2(a=scos(ptang2a (2)

Ist diese Bedingung erffillt, so wird der Strahl wie- der gerade polarisirt sejn. Der Winkel, den die resnl- tirende geradlinige Bewegung mit der Ebene des Haupt- Schnitts macht, hat zur Tangente:

woraus:

"'^^^F^?^- ^^^^=v^^' ^^^2^=:?qfl^

also

cos2ß^=ieos2aco$2ti^'^sia2mun2aeos^. Ersetzt man in dieser Gleidmng costp durch seinen aus der Gleichung (2) gezogenen Werth, so hat man

cos28=i s— .... (3)

Die GrO&en oi und ß sind durch den Versuch ge- geben; substitnirt in der Gleichung (3) erlauben sie, dea Hülfswinkel a, welcher jedem Werth von a entspricht! zu berechnen, so wie dann mittelst der Gleichungen (1)

und (3) den Phasenunterschied y in das Verhfiltnils ,

welche beide Gröfsen, für jeden Werth von a, constante Werthe behalten mfissen.

Man kann übrigens a aus der Rechnung von tp und

-5-entfenuau m

1. Berechnung von <f. Aus (ii) zieht man:

4S0

n iang2a sm2a)=s:eosq>-T= ^ ,

Vl+cos*^tang*2a aus (3)

cos2a

cos2ß

qoadrirend odcI addirend erbftlt man:

, cos^2a . , tag*2a

cos^2ß ^l+cos^q>tang^2a'

oder

cos*2ß=z(l—sinl^2ß)T:=cas*2a+eos*(pSiB?2a (l-«,i),t2a)(l— cos^y), oder endlich

sin2ß=sit:si!i2asia(p (5) Multiplidrt man (2) and (3) Glied für Glied, so Uamt

s{n2facos2ß:=zcps(psin2a , und dividirt n^an (5) dnrcli diese Gleichong:

tangq>^jJ^^!ISM . . (6) eine erste directe Relation zwischen q>f 2ßf 2 a». 2. ^Berechnung von

and wegen (3)

n* ^ ^ 1 cos2ßcos2a m* ^ l+^o^2/9c052ai

_sm^ß+w)+sm'^(ß^(a) ~cos\ß+<a)+€Os\ß—wy

eine zweite directe Gleichung zwischen , /? und o».

Führt man nun folgweise den Haoptschnitt des Glim- merblättchens anf den Winkel C0, oiler in eine winkel« rechte Richtung, so wird der reflectirte Strahl, in beiden Fällen» wieder gerade polarisirt seyn; allein der Win- kel, den die geradlinige Schwingung mit der Einfallsebene macht, ist im eisten Fall

460

und im zweiten 80 daCB

—rtang^aziz /^-^ y^.

Bedingangen, welche erfüllt seyn mfissen.

Der Versuch beweist, wie man weiterhin sehen wird, .dafs von dem senkrechten Einfall bis zum streifenden {incidence rasante) der Phasenunterschied tp zunimmt von 0 bis ^

für eine merkwfirdige Inddenz, die Brewster be- obachtet hat, ist

Bei dieser besonderen Inddenz entspricht oi =: 0^ ▼ermöge der Gldchung (2). Daraus folgt

also

tanga=:zzi=tangß.

Wenn also

ianga:=z—, iangß=l, cos2ß=Q, oder

wird der reflectirte Strahl circular polarisirt.

Ehe ich zeige, bis wie weit die durch den Versod gefundenen Zahlen Übereinstimmen mit den Folgerungen aus der zum Grunde gelegten Hypothese, wird es nfifz- lieh seyn, über die eben aufgestellten Formeln einige Bemühungen zu machen.

Das Verh&ltnib und der Winkel <v, welche bdde

m '

vom EinfaUswinkel abhangen, können audi, wie man ge- sehen, Functionen seyn von der WellenlSnge der b6> traditeten liditgattung.

461

Wenn diese Gröfsen bedeutend Verschieden wSren ffir yerschiedene Wellenlängen,* so ivfirde der Winkel w keineswegs gleich sejn für diese Längen. Da non im Allgemeinen die Wellenlängen den Farben entsprechen, 80 würde also folgen, dafs ein elliptisch poiarisirter Strahl, bei Analyse mit einem doppelt brechenden Prisma, sich in zwei complementar ge&rbte Bündel theilen könnte, und auch, «dais eine nnd dieselbe compensirende Giim- merplatte nicht gleichzeitig alle Farben auf die geradlinige Pobrisation zurückführen würde«

Diese doppelte Folgerung bestätigt sich in der That bei metallischen Substanzen, obwohl in verschiedenen Gra- den; besonders deutlich ist sie um den Einfallswinkel, wel- cher die Phasendifferenz gleich ^n macht, und sie wird für die Genauigkeit der Beobachtungen ein grofses Hindernifs.

Es ist nun nöthig, einen Augenblick bei den expe- rimentellen Methoden zu verweilen, welche die weiter- bin folgenden Zahlen geliefert haben.

Man kann oi und (p gelrennt und nacheinander beobachten. Depolarisirt man den reflectirten Strahl mit- telst einer der Kristallaxe parallel geschnittenen Quarz- platte, so theilt diese Axe den Winkel zwischen den bei- den rechtwinklichen Durchmessern der Ellipse in zwei gleiche Theile.

Ist sonach die Lage dieser beiden Durchmesser be- stimmt, so stelle man in ihre Richtung den Hauptschnitt eines Giimmerblättchens von zweckmäfsiger Dicke, und messe yi und y^ mittelst Drehung eines doppelt brechen- den Prisma. .

2. Die Bestimmung von und die von y^^ y^ kön- nen gleichzeitig geschehen. Dazu mufs man den Haupt- scbnitt eines compensirenden Giimmerblättchens und den ei- nes doppeltbrechenden Prisma in die Einfallsebene stellen, and darauf den Winkel messen, um den jedes von ihnen gedreht werden mufs, damit eins der Bilder verschwinde.

Es ist einleuchtend, dafs man die zweckmäfsige Lage des Blältchens und des Prisma nur aus einer Combina-

402

tion zweier Mmma benrtheileD kuui; das Prodoct der Quadrate der Fehler, die man bei Jedem Winkel bege- hen kann, tengt ako allein an merklich zn werden.

Aus diesem Grunde steht das sweite Verbhren theo- retisch dem ersteren nach; es giebt )edoch genügende Resultate, sobald man ein etwas lebhaftes Lidit anwen- det. Die Unsicherheiten, die durch die Dispersion des Metalls verursacht werden, überwiegen in der That die Fehler, die von den Beobachtungsmitteln herrfihren* Bei gewissen metallischen Substanzen machen sogar diese Ua- Sicherheiten bei Einfallswinkeln, die dem Dispersionsna» limum entsprechen, jede Beobachtung unmöglich*

Andrerseits Terliert die erste Melhode, bei Anwen- dung von homogenem Lichte, alle Vortheile, und selbst die zweite giebt in diesem Falle keine genügende Re- sultate mehr, weil die Lichtstiirke dabei nothwendig sehr geschwächt ist.

Um den Hauptschnitt des Prisma möglichst genau in die Ebene der geradlinigen Schwingung zu stellen, ist es in allen diesen Fftlleu nützlich, das ordentliche Bfindel mittelst eines Turmalins auszulöschen, weil dessen Inten- sitSt verhindert, das mehr oder weniger vollständige Ver- schwinden des aofserordentlichen Bildes zu beurtbeilen.

In den folgenden Tafein ist jeder Werth von yj^ und y^ ein Mittel aus sechs Beobachtungen. Zur Bestimmoos von w sind darin auch aufgenommen die Winkel, wel- che yi entsprechen, und die, welche, um 90® vermindert, Y^ entsprechen.

Was die berechneten. Werthe betrifft« so sind die

mm

von ^ mittelst der Formel (6) und die von mittelst

der leicht mit Logarithmen zu behandelnden Formeln (1) und (3) erhalten.

Für 2 A) ist der dorch Drehung des Glimraerbl^ttcbens erhaltene Werth genommen, und für 2/S der Unterschied der Werthe y^ und y^f die durch die Drehung des dop- pelbrechenden Prismas gegeben sind.

463

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471

Bei deo mit dem Stahlspiegel gemachten Beobach- tungen sind die berechneten Werthe von (p und von

filr alle Einfallswinkel ziemlich regelmäfsig. Man sieht

indefs, dafs um die Incidenzen herum, bei denen tangq> das Zeichen wechselt, die Unsicherheit der Versuche zu- nimmt, wegen der Farbenzerstreuung.

Dasselbe Hindemifs liefs nicht zu, dafs man bei dem Spiegelmetail den Winkel 60® überschreiten konnte, und bei Anwendung eines Spiegeis von Silber (0,9 Silber und 0,1 Kupfer) mufste man rasch einhalten.

Einige kristallisirte Erze, namentlich SchfvefeUmtU mofif wurden denselben Versuchen unterworfen. Die Resultate können dabei verschieden seyn, je nachdem , die Einfallsebene parallel oder senkrecht ist gegen die Kristallaxe. Etwas Analoges bemerkt man bei den Win- kelablenkungen, welche die Polarisationsebene des ein- fallenden Strahls bei der Reflexion an der Oberfläche durchsichtiger Kristalle erleidet. Diese durch Reflexion bewirkte Drehung der Polarisationsebene hat sehr ver- schiedene Werthe, und folgt offenbar anderen Gesetzen, wenn man z. B. Kalkspath mit gegen die Axe senkrech- ter oder paralleler Fläche anwendet, und, im letzteren Fall, die Einfallsebene parallel oder senkrecht gegen diese Axe stellt^). Die Unterschiede gleicher Ordnung, die man beim Schwefelantimon beobachtet, sind also ein ex- perimenteller Beweis, und vielleicht der einzige experi- mentelle Beweis von Doppelbrechung in gewissen kristal- lisirten opaken Körpern.

Ich habe geglaubt, diese recht merkwürdige Thatsa- che blofs erwähnen zu müssen. Sie gehört natürlich zu speciellen Untersudiungen über die Abänderungen, wel- die die Reflexion an kristallisirten Körpern dem polari- sirten Lichte einprägt. Seit langer Zeit habe ich Ver- suche angestellt, um in den äufsem optischen Kennzei-

I) Vergl. die Arbeiten Seebeck'i Aiid. Bd. XXI S. 290. Bd.XXU S- i26. Bd. XXXVin S. 276. Bd. XXXX S. 462.

472

eben der Mineralien Eigenschaften aufzofinden, die Be- zug hätten zu ihrem Kristallsystem: und diese Veisadie haben mich zunächst darauf geführt, die gegenwärtige Ar- beit zu unternehmen.

VI. Wegen der Doppelsinnigkeit des Zeichens tob tangfp erlauben die trigonometrischen Formeln nicht mit Sicherheit zu bestimmen, welchen Gang die saccessiven Werthe der Phasendifferenz nehmen, wenn die Inddem von auf 90® übergeht Um nichts in dieser Beuehoog zweifelhaft zu lassen, ist es nöthig zu einem anderen ex- perimentellen Verfahren zu greifen.

In seiner bewundemswfirdigen Abhandlung fiber die dem polarisirten Licht durch totale Reflexion eingepräg- ten Abänderungen hat Fresnel ein Mittel angegeben, die Lage eines jeden des total reflectirten Wellensjateos zu Studiren, bestehend darin, „dafs man durch Interfe- renz den Gang -Unterschied zweier benachbarten Strah- len vergleicht, von denen der eine unter gegebener In- ridenz eine totale Reflexion erleidet, der andere aber, mit- telst Berührung seines Einfallspunkts mit einer brechenden Flüssigkeit, nur partiell, wiewohl sonst unter gleicher In- cidenz an derselben Fläche, reflectirt worden ist."

In dem Fall, der uns beschäftigt, würde dieb Ver- fahren ohne Abänderung anwendbar seyn, sobald man sich versichert hätte, dafs die beiden reflectirenden Ober- flächen, die metallische und die durchsichtige, des gemisch- ten Spiegels mathematisch in einer Ebene liegen. Jeden- falls kann es angewandt werden, wenn es sich nnr darum handelt, den Gang- Unterschied zweier unter sidi recht- winklich polarisirtcr Strahlen nachzuweisen.

Es reicht nämlich hin, die folgweise Lage der mitt- lichen Franse zu bestimmen, wenn die anfangs der Ein- fallsebene parallele Polarisationsebene winkelrecht gegen dieselbe gestellt wird.

Um diesen Versuch zu machen, bildete ich Interfe- renzfransen mittelst eines sehr stumpfen Prisma, liels sie sehr nahe bei dem Prisma auf einen gemischten Spiegel

473

hWeUf 80 da& das eine BQndel die Reflexion am Me- tall, das andere an einer Glasfläche erlitt. Auch wandte ich die Fresn einsehen Doppelspiegel an, eins war von Glas, dafs andere von Metall. Ich beobachtete dann die Fransen mittelst eines doppeltbrechenden Prisma oder ei- nes Turmalins, dessen Axe folgweise gegen die Einfalls- ebene parallel oder senkrecht gestellt ward.

Bei streifender Incidenz ist der Versuch sehr leicht, bei senkrechter dagegen uumöglich, weil dann die inter- ferlrenden Btindel von zu ungleicher IntensitSt sind. Ich glaube jedoch aus diesen ersten Versuchen schlieüsen za dQrfeu, dafs der in der Einfallsebene polarisirte Strahl dem winkelrecht darauf polarisirten bestandig vorausist.

Wünschenswerth wäre es, dafs man nicht nur die relative Lage der Knoten zweier Vibrationssysteme hätte, sondern auch die absolute Lage derselben in Bezug auf ^en festen Anfangspunkt

Das folgende Verfahren würde zu diesem Resultate fuhren Man bilde Fransen mittelst zwei wenig geneig- ter Spiegel, bestehend ein jeder aus Glas und Metall, die nebeneinanderliegend, zusammen abgeschliffen wor- den. Nachdem man die Verbindungslinien des Glases und des Metalls genau in Correspondenz gebracht, prüfe man die Vollkommenheit der Arbeit durch die vollkom- mene Continuität der Fransen, die sich sonach bilden müssen. Man stelle hierauf dieselben Verbindungslinien 60, dafs jedes Ende der Fransen durch die von den bei- den Glasspiegeln, oder durch die von den beiden Me- tallspiegeln reflektirten Strahlen erzeugt werde, der mitt- lere Theil aber aus der Zusammenwirkung des von dem einem Glasspiegel und des von dem einen Metallspiegel reflektirten Strahls entspringe.

Man beobachte die entstandenen Fransen entweder mit einem doppeltbrechenden Prisma, oder mit einem Tur- malin. Wenn die Enden jeder Franse einander entspre- chen, hätte man einen neuen Beleg von der VoUkom-

474

menheit der Arbeit und der Einstelltuig der Spiegel Die Aosweichong des mittlichen Theils würde zoglddi das Maafs der absoluten Versdbiebang der Knoten seya.

Endlich könnte man das Metall dem Glase und das Glas dem Metall entsprechen lassen. Die Fransen irfir- den dann abgebrochen seyn, und die Verschiebung der mittlichen Franse mäfse das Doppelte der absoluten Ver- schiebung der Knoten.

Ich habe diesen Versuch noch nicht ausführen kOn-

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neu, weil es mir bisher nicht möglich war, Spiegel halb aus Glas und Metall vollkommen eben zu erhalten. Da indeis bis zur Anstellung dieses Versuchs noch geraone Zeit verstreichen möchte, so hielt ich es fBr passend, £e vorstehende Arbeit, wie unvollkommen sie auch ersdiet- neu mag, bekannt zu machen.

475

V. Temperatur der wichtigsten Thermalquellen, zusamriftengesteUt nach Jen zuverlässigsten Angaben; von I^. Osann.

(Entnommen ans des Hm. Yerf. Werke: Phjrsikalueh - medictnucke DarsUliung" der bekannten HeiiqueiUn der portäffiichsten l&n' der Europa'*, Zweite Auflage.)

Tentfchland«

Dux in Tyrol 20,00« R.

YOsIau in Oesterreich nach Meifsner 20,00

Yillacher Bad in Kärnthen nach Hatiser 21^00

Badenweiler im Gro&herzogthum Baden

nach Kölreuter 21—22,00

Laaterl^ach im GroÜBherzogthum Nieder- rhein 22,00

Veldes in Krain 22,00

Landeck in der Grabchaft Glatz nach

Bannerth 16—23,00

Doppelbad in Steiermark nach ▼. YeBt 21—23,00

Haberbad im Grofsherzogthom Baden

nach Kölreuter 23,00

Wolkenstein im Königreich Sachsen 23,00

Säckingen im Grobherzogthnm Baden 23,00

Kreuznach im Grolsherzogthüm Nieder- rhein nach Prieger 19—24,00 •—

Schlangenbad im Herzogth. Nassau nach

Kastner 22—24,50

UUersdorf in Mähren nach J. Schrötter 25,00

Bertrich im Grolsherzogthnm Niederrhein

nach Mohr/ 25—26,00

Baden in Niederösterreich nach Rollett 22—28,60

Neuhaus in Steiermark nach Schallgruber 27—29,00

Töptttz in Krain nach Graf 29^5

476

Tjffer in Steiermark nach Macher 29,50® R. Wildbad im Königr. Würtemberg nach

Sigwart 23—30,00

Warmbruon in Schlesien nach TschOrfner 28—30,00

Gastein im Salzburgischen nach Streinz 30 38,00

Teplitz in Böhmen nach Reufs 20—39,00

Ems im Herzogth. Nassau nach Kastner 18 40,00 Aachen im Grofsherzogthum Niederrhein

nach Monheim 35 46,00 Baden im Grofsherzogthum Baden nach

Kölreuter 37—54,00 Wiesbaden im Herzogthum Nassau nach

Kastner 38—56,00

Carlsbad in Böhmen nach Fleckles 40—60,00 Burtscheid im Groüsherzogth. Niederrhein

nach Monheim 35 62,00

Schwell.

Yverdun im Kanton Waadt nach Strnve 20,00® B.

Yals im K. Graubttndten nach Kapeller 20,50

Weifsenburg im K. Bern nach Brunner 22,00

Schinznach im K. Aargau nach Bauhof 26,50

Masino im K. Graubündten nach Demagri 27,00

Bagni di Grana im K. Tessin 28,00

Pfeffers im K. St. Gallen nach Kapeller 30,00

Bormio im K. Graubündten nach Demagri 32,00

Lavey im K. Waadt nach S. Baup 36,00

Brieg im K. Wallis 37,00

Lenk im K. Wallis nach Pagenstecher 27—40,57 Baden im K. Aargau nach Löwig 38 40,80

Frankreich.

Capus im Depart THerault nach Saint-

Pierre 18—20,00* R

Capvern im Depart. des Hautes-Pyreüees

nach Poumier 19—20,00

477

Bastide da Peyrat im Depart. de TAriege

nach Breon 19— 20,00<^ R.

GinoUes im Dep. de FAude nach Carrere 2O9OO -^

Encausse im Dep. de la Haate-Garonne

nach Save 19—21,00

St. Paul des F^nooilledes im Depart. des

Pyrenees Orient, nach firäon 21,75

Fonsange im Depart. du Gard nach De«

morcy-Deletre 20—22,00

Bagnoles im Dep. de FOrne nach Vau-

quelin a. Thierry 21—22,00

Campagne im Dep. de FAude nach Estri-

baad, Frejacqae und Reboulh 22,00

Aleth im Dep. de l'Aade nach Carrere 22,00

Plan de Phazi im Dep. des Haates Alpes

nach Tripier 22,24

St. Mart. im Dep. du Poy de Dome nach

Patissier 19—22,60

Sail-Lez-Chäfeau-Morand im Dep. de la

Loire nach Richard de la Prade 23,00

Avenes im Dep. de FHerault nach Saint-

Pierre 23,00

Reynes im Dep. des Pyr^nees Orient.

nach Auglada 23,00

LIo im Dep. des Pyr^ndes Orient, nach

Anglada 22—23,25

Castera Yivent (Eau de Verdusan) im

Dep. du Gers nach Patissier 23,50

Cbatelguyon im Dep. du Puy de Dome

nach Cadet 24,00

Saubuse im Depart. des Landes nach

Thore und Meyrac 25,00

Bonnes im Depart. des Basses Pyrenees

nach Poumier 24—26,00

St. Honore im Dep. de la Nievre nach

Vauquelin 26,00

478

Monestier im Ddpart. des Hantes Alpes

nach Carrere 27,00® IL

St Sauveur im D^p. des Haates Pyr^nees

nach Poamier und Ballard 24—28^00 -

Aix im D^part. des Boucbes da Rhone

nach Laurent 27—28,00 -

Maloa im Dep. de TH^raidt nadi Saint- '

Pierre 28—29,00 -

Molitx im Döpart des Pjrenees Orient

nach Anglada 24—30,20 ^

Chateaoneaf im Dep. du Puj de Dome 24 31,00 Greoulx im Dep* des Basses Alpes nach

Laurens 31,00

St. Nectaire im D^p. du Puy de Dome

nach Boullay 20—31,00 -

Ussat im Ddp. de FAriege nach Pilhes 27—31,00 - . Barbotan im Dep. du Gers nach Dnfau 25 32,00 Sjlvan^ im Dep. de l'Ayeyron nach Vi-

renque 28—32,00

Dorres im Ddp. des Pyrenees OrienfaL

nach Anglada 32,50

Terds im Dep. des Landes nach Thore

und Meyrac 33,00

Escaldas im Ddp. des Pyrdnees Orient.

nach Anglada 26—34,00 -

La Preste im Ddp. des Pyrendes Orient

nach Anglada 25—34,50

Bareges im Ddpart. des Hautes Pyrdndes

nach Ballard 26—35,00 -

Munt d'Or im Ddpart du Puy de Dome

nach Berthier 33—36,00 -

Bagnols im Ddpart. de la Lozere nach

Barbut 36,00 -

Vichy im Ddp. de TAllier nach Longchamp 23—36,50 Digne im Ddpart. des Basses Alpes nach

Bardoi 32—36,90 -

479

Aigaes chaades im D^p. des Basses Pj-

renees nach Poamier 22—38,00^ R.

Guitera auf Korsika nach Peraldi 35—38,00

Balaruc im Dep. de rHdrauIt nach Saint-

Pierre 38,00

Eon im Dep. des Pyrdnees Orient, nach

Anglada 40,00

Bagneres de Bigorre im Dep. des Hautes

Pjrenees nach Darqnier u. Ganderax 18—41,00 Cauterets im D^p. des Haatcs Pyr^n^es

nach Poamier 24—41,00

Rennes les Bains im Dep. de i'Aade nach

Jolia und Reboalh 32—41,00

Bourboale im bepart. du Puj de Dome

nach Lecocq 18—42,00

Bains im Dep. des Vosges nach Vanqnelin 24 42,00 -*- Neris im Dep. de i'AUier nach Poirot-

Desserviers 39—42,00

Prechac im Ddp. des Landes nach Thore

und Meyrac 43,00

Olette im Depart. des Pjrendes Orient.

nach Anglada 43,50

, (nach Carrere 70,50« R. ) St. Laurent im Dep. de I'Ardeche nach

l^eynaud 43,50

Canaveilles im Dep. des Pjrenees Orient.

nach Anglada 43,50

Vernet im Depart. des Pjrenees Orient

nach Anglada 20—44,50

Luxeuil im Depart. de la Haute Saöne

nach Molin 28—45,00

Guagno bei Vico auf Korsika nach Va-

nucci 40—45,00

Pietrapola auf Korsika 45,50

Bourbon Lancj im Depart. de la Saöne

et Loire nach Berthier 33^46,00

480

St. Thomas im D^p. des Pyr^nees Orient

nach Angladai 25—46,50 &

Evanx im D^p. de la Creose nach Goa*

gnon de Jamages 45 47,00

Boorbonne les Bains im D^p. de la Haute

Marae nach Dachanoy 47,50

Dax im D^part. des Landes nach Thore

and Meyrac 25 49,00 -

Bagneres de Luchon im D^p« de la Haute

Garonne nach Poumier 24 50,00 -

Plombieres im Depart des Vosges nach

Martinet 30—50,00 -

Bourbon FArchambauk im Dep. de TAI-

lier nach Faye 48—50,00 -

Arles im Ddpart. des Pyrän^es Orient.

nach Anglada 27—50^ -

Carcanieres im Depart. de TAriege nach

Gerrere 32—56,00 --

Ax im Depart. de FAriege nach Magnes

Lahens 17—61,00 -

Thu^s im Depart. des Pyren^es Orient.

nach Anglada 30—62,50 -

Chaudes aigues im Ddp. du Cantal nach

Chevalier 42—64,00 -

Lamotte im Dep. de FIsere nach Riviere 64,00

Belgien.

St. Amand nach Armet 21,00* R-

Chaud-fontaine bei Lttttich 26,00 -

EnglandL

Bristol nach Carrick 18—20,00" B.

Bnzton nach Scudamore 22,50

Bath nach PhiUips ' 34—37,50 -

Danemark.

Die heilsen Geyserquellen auf Island 41—80' R-

Deib

481

Italien.

Sella Penna im Königr. Sardinien nach

Bertini 16—20,00^ R.

Acqua santa bei Voltri im Königreich

Sardinien nach Bertini 16—20,00

Delle Venelle im Grofsherz. Toskana

nach Giuli 20,00

Morbello im Königreich Sardinien nach

Bertini 20,00

Vicasdo im GroCsherzogth. Toskana nach

Giuli 20,00

Mortajone im Grofsherz. Toskana nach

Giuli 21,00

Moggiona im Gro&herz. Toskana nach

Giali 21,00

Caldiero in der Lombardei nach Paganini 21,00

Sprofondo im Grofsherz. Toskana nach

Giuli 16—21,00

La Caille im Königreich Sardinien nach

Bertini 21,00

S. Marziale im GroCsherz. Toskana nach

Giuli 18—22,00

CraTeggia im Königreich Sardinien nach

Bertini 22,00

St Pellegrino in der Lombardei nach

Carrara 21—23,00

Roccabigliera im Königr. Sardinien nach

Foder<; 23,00

Spezzia in Sardinien nach Paganini 23^00

Retorbido im Königreich Sardinien nach

Bertini 23,00

Civita vecchia im Kirchenstaate nadi Pa- ganini 24,00 A(^a Vesaviana bei Neapel nach Ried 24,00 Bagno antico di Noce im Grolsherzagth.

Toskana nach Giuli 24,00

Poggeod. Ann. ErgSntnngsbd. I. 31

482

Oliveto im Grofsherz. Toskana Dach Giuli 24,QV IL

Yolterra im Grofsh. Toskana nach Giuli 12—25,00 - Borra im Grofsherz. Toskana nach Giali 25,00

Armajolo im Grofsh. Toskana nach Giuli 25,00

Montecatini im Grofsherz. Toskana nach

Giuli 20—27,00 -

Talmanaccio im Grofsherz. Toskana nach

Giuli 26,00 -

Di Fiietta im Grofsh. Toskana nach Giuli 26,00 -

Vignone im Grofsh. Toskana nach Giuli 24 26,00 Di Poggetti im Grofsherz. Toskana nach

Giuli 26,00 -

Montalceto im Grofsherz. Toskana nach

Giuli 20—27,00 -

Pre St.. Didier im K. Sardinien nach

Gioanetti 27,50 -

St. Lucia im K. Sardinien nach Giobert. 28^00

Montione im Grofsh. Toskana nach Giuli 28,00 -

Leccia im Grofsh. Toskana nach Giuli 28,00

Delle Caldanelle im Val di Merse im

Grofsh. Toskana nach Giuli 28,00

Gavorrano im Grofsherz. Toskana nach

Giuli 28,00 -

Del Bagnaccio im Grofsh. Toskana nach

Giuli 28,00 -

Contursi im Königr. Neapel nach Paganini 28,00

Della Bucca dei Fiori im Grofsh. Tos-

kana nach Giuli 29,00

Chiandano im Grofsh. Toskana nach Giuli 24 30,00 -* Benetutti auf Sardinien nach Bertini 25 30,00 -

Rombole im Grofsh. Toskana nach Gipli 30,00

Pelaghe im Grofsh. /Toskana nach Giuli 30,00 -"

Delle Caldane di Campiglia im Grofsh.

Toskana nach Giuli 30,00 -

Perriere bei Mouticrs in Savoyen nach

Socquet 30,00 -*

Rappolano im GroCsh. Toskana nach Giuli 20—31,00 -^

483

i. Michele delle Formiche im GroÜBherz«

Toskana nach Giuli 28-^31,00^ R.

t|ontefalcone im Kreise Ton Triest nach

Am. Vidali . 30—31,00

?orretta im Kirchenstaate nach Paganini 21 32,00 ttagnesia im Königreich Sardinien nach

Giobert 32,00

Echaillon im K. Sardinien nach Bertini 32,00

^cqaa cotta in Sardinien nach Sroyth 32,50

li. Gervais im K. Sardinien nach Matthej 32—33,00 Nacerato im Grofsh. Toskana nach Giuli 33,00

Pozzuoli bei Neapel nach Ronchi 24 35,00

iardara auf Sardinien nach Rolando 35,00 -

Pisa im Grofsh. Toskana nach Giuli 16 35,00

i. Agnese im Grofsh. Toskana nach Giuli 16—35,00 *- Petriolo im Grofsh. Toskana nach Giuli 36,00

i. Casciano im Grofsherz. Toskana nach .

Giuli 22—37,00

Delle Galleraje im Grofsherz. Toskana

nach Giuli 37,00

S. Filippo im Grofsherz. Toskana nach

Giuli 15—40,00

\ix in Savojen nach C. Despine 27—40,00

Ali in Sicilien nach A. Ferrara 38 40,00

Pordingianu auf Sardinien nach Tabasso

und Oliven 40,00

Acqoi in Piemont nach Mo)on 31—41,00

Bagni di Morba im KOnigr. Sardinien

nach Giuli 21—43,00

LiQcca im Herzogth. Lucca nach J. Fran- ceschi 24—43,00 Cifalu in Sicilien nach A. Ferrara 42—44,00 Fermini in Sicilien nach A. Ferrara 45,00 •— Sciacca in Sicilien nach A. Ferrara 45,00 -— ^lafani in Sicilien nach A. Ferrara 49 50,00 Saldier! im KOnigr. Sardinien nadi Bertini 19—51,00

31*

484

Vinadio im Königr. Sardinien nach Bertini 25—54,00* R.

Coqoinos in Sardinien nach Smjth 56^

Alcamo in Sicilien 59,00

Pisdarelli im Königr. Neapel nach Ronchi 60,00

Abano in der Lombardd nach Mühlibach 30— 66/)0

(nach Andrejewskiy 69® R.) Auf der Insel Ischia nach Chevallej de

' Riva» 56—79,00 -

Spanien«

Lanjaron in Andalusien Sacedon in Neukastilien Aiange in Estremadura Teniel in Aragonien Esperraguera in Catalonien Jaen in, Jaen Panticosa in Aragonien Cortegada in Galiüen Alican in Granada Malvellas bei Gerona in Catalonien Alhama de Calataynd in Aragonien Arde)o in Galizien Carballo in Galizien 'Cestona in Guipuzcoa Baza in Grenada BaBos de Bejar in Altkastilien Fitero in Navarra Graena in Andalusien Fuencaliente in Neucastilien Caldetas in Catalonien Trillo in Neukastilien Tiermas bei Jaca in Aragonien Caldas da Oviedo in Asturien Villavieja in Valencia Albama de Granada in Granada Caldelas de Tuy in Galizien

16_22,00» R.

22,00-

22,00-

22,00-

22,00-

23,50-

22—24,00 -

20—26,00 -

27,00-

28,00-

29,00-

18—30,00-

24—30,00 -

28—30,00-

30,00-

30,00-

30,00-

11—32,00 -

28—32,00 -

32—33,00 -

33^00-

30—34,00 -

33—34,00 -

34,00-

34—35,60 -

37,50-

485

!]!alda8 de Rejes in Galiziea

iusot in Valencia

^edesma in Altkastilien

krchena in Murcia

Jmeria in Granada

krnedillo in Altkastilien

]alda8 de Mombuy in Catalonien

PortugaL

*OTea de Coz in Estremadura nach Ta-

•eyria in Estremadura nach Tavares ^

'ayira in Algarbien nach Tavares

gua Santa de Vimeiro in Estremadura

nach Tavares labef o de Vide in Alemtejo nach Tavares Gorga in Elstremadura nach Tavares iascäes in Estremadura nach Tavares anos do Duque in Estremadura nach

Tavares ^ahäes da Sarra in Beira nach Tavares aldellas de Rendusa in Entre Minho e

Douro nach Tavares inha da Rainha in Beira nach Tavaräs aldas das Taipas in Entre Minho e

Douro nach Tavares aldas da Rainha in Estremadura nach

Link Eiieiras in Estremadura nach Tavares inaveres in Entre Minho e Douro nach

Tavares ildas de Favaios in Traz os Montes nach

Tavares inas de Senhorim in Beira nach Ta-

var^ onchique in Algarbien nach Tavares

(nach Link 24^')

39,60' R. 39,00 40,00 41,00 42,00 42,00 55—56,00

20,00 20,00 20,50

20,50 21,50 22,50 23,50

24,50 24,50

25,00 25,50

26,00

26,00 26,50

27,00

27,00

27,50 28^00

486

Pombal d'Anicäes in Traz os Montes

nach Tavares 28,00* R. Corvaceira in Traz os Montes nach Ta- vares 29.50 - Alcafache in Beira nach Tavares 29,50 Carvalhal in Beira nach Tavares 29,50 - Rapoila da Coa in Beira nach Tavares 29,50 -- Ranhados in Beira nach Tavares 33,50 Mon^ao in Entre Minho e Douro nach

Tavares 34^0 - Torres Yedras in Estremadura nach Ta- vares 35,50 Santa Gemil in Beira nach Tavares 39,50 Caldas de Gerez in Entre Minho e Douro

nach Link 40,00 - Guimaraens in Entre Minho e Douro

nach Tavares 47,00

Chaves in Traz os Montes nach Tavares 48,50

Aregos in Beira nach Tavares 49,00

San Pedro Dosul in Beira nach Tavares 54,00

Ungarn, Siebenburgen, Slavonien und Croatien.

Kiruly in Ungarn nach Marikowskj 20,00* B.

Erlau in Ungarn nach Kitaibei 22,00

Kis-Kalan in Siebenbürgen nach Pataki 24,00

Lucska in Ungarn nach Kitaibei 25,00

AlsöVätza in Siebenbürgen nach Pataki 25,00

Szliäcs in Ungarn nach Höring 20—26,00 -

Rajecz in Ungarn 26—27,00 -

All-Gjog7 in Siebenbürgen nach Pataki 23—28,00 -

Füred am Plattensee in Ungarn 28,00 -

Trenscin in Ungarn nach Karl 27 32,00

Szntinczka in Croatien nach Kitaibei 30 32,00

Stubnya in Ungarn nach Kitaibei 29—35,00 -

Krapina in Croatien nach Kitaibei 35 36^00

Lipik in Slavonien 30— 41»00

487

Skleno in Ungarn nach Wehrle 19 14,60^ R.

Töplika in Croatien nach Kitaibel 45,00

Harkäoy in Ungarn nach Patkowich 47,00

Topuszko in Croatien nach Gürth 45—49,00

Ofen in Ungarn nach Kitaibel u. Schuster 34 50,00 Ktehadia in der Banatischen Militairgräoze

nach Schwarzott 18—51,00

Pöstheny in Ungarn nach Scholz 49 51,00

Griechenland.

Aaf der Insel Thermia nach Goedechen 20—27,00® R.

Patradgik nach Landerer 38—40,00

Kylhnos nach Landerer 32 44,00

Aaf der Insel Milo nach Darwin 48,00

Die Thermöpjlen nach Landerer 52,00

Aidipso nach Landerer 54 72,00

Aufser den Thermalquellen Europa's sind noch be- merkenswerth in:

Asien.

Alipoota auf der Insel Ceylon nach Davy 21,50® R.

Kamgara am Kaukasus nach Herrmann 24,50

Gangamar in Tibet nach Turner 24,50

Los Banos auf St Lu^on (Philippinen)

nach Meycn 24,75

Schelesnawodsk am Kaukasus nach Herr- mann 31,00

Caunia bei Trink omali auf Ceylon nach

Percival 29—33,00

Sonah bei Delhi in Ostindien 33,50

Tankuban Prahu auf Java nach Raffles 35,50

Imam Ali in der PrOT. Oman in Arabien

nach Wellsted 35,56

Surate in Ostindien nach Whire 36—37,00

Balakhissar in Vorderasien (86 Engl. Stei- len von Smyma) 37,00

488

Piatigorek am Maschaka am Kaukasus

nach Herrmann 24—38,60* R.

Tiflis in Georgien 25—40,00 -

Turkinsk am Baikalsee nach Rehmann 4%00

Scheribon auf Java nach Raffles 43,50

Burgundu am Baikalsee nach Georgi 44,00

Ataran in Ostindien nach C. Low 45,00

Budrennaut in Ostindien nach Traill 47,50

Monghyr in Ostindien nach Herbst 48,00

Tavaj in Ostindien nach C Low 49,78 Germsir bei Germah in Persien nach

Thomson 51,50 -

An der Frelicha am Baikalsee nach Georgi 54,00

Kostelnikowa am Baikalsee nach Georgi 55,00

Panlsbad am Kaukasus nach Herrmann 32 59,00 Bargusinsk am Baikalsee nach Rehmann

und HeCs 48—60,00 - Im Dschemnathal auf dem Himalaja nach

Skinner 65,78 - Sirgoojah in Ostindien nach Breton 68,00 Schoahou in Tibet nach Turner 70,50 Katharinenbad am Kaukasus nach Herr- mann 43—71,00 - Petersbad iim Kaukasus nach Herrmann 72,50 Tiberias in Syrien nach Madden 74,50 Auf der Insel Amsterdam nach Barrow 80,00 In Japan 80,00 - Malka in Kamtschatka nach Erman 80,00

Afrika.

Hammam Berda bei Guelma in Nordafrika

nach Hntin 23»00* B.

Graaf Reynet in der Kapkolonie in Süd- afrika nach Barrow 24,50

In der grofsen Oase Wah el Mendiachah

in Nordafrika nach WQkinson 27,00

489

Zwarteberg in der Kapkolonie in Süd- afrika nach H. Lichtenstein 29—30,00® R.

Salazes auf Ue de Boarbon nach Breon 30,00 -—

Cardow in der Kapkolonie in Südafrika

nach Barrow 33,50

Hammam-Sidi-ben-Hannefiah bei Maskara

in Nordafrika 65,00

Brandvalley in der Kapkolonie in Süd- afrika nach Lichtenstein 65,50

Hammam-Meskatim bei Guelma in Nord- afrika nach Hutin 78,00

Amerika und Auftralieo.

Banique auf Hayti 22—23® R.

S. Juan in Südamerika nach A. ▼. Hum- boldt 24,00 Colina in Chili nach Meyen 23—25,00 St. Diego Guanabacoa und flfadruga auf

Cuba nach Sanchez Rubio 27—28,00

Cahouane auf der Insel Hayti nach St

Mery 27—30,00

Bole auf Guadeloupe nach Chervin 30—31,00

Nordkarolina in Nordamer. nach J. Bell 27,50—32,00 Charlestown auf der Insel Newis 32,50

Virginien in Nordamerika nach J. Bell 29—33,00 Bergantin bei Nueva Barcellona in Süd- amerika nach A. v. Humboldt 34,50 Onoto im Thal von Aragua in Südame- rika nach Boussingault 35,00 Am James river in Nordamerika nach

Warden 35,50

Auf Martinique 40,00

St Thomas auf Jamaika ' 40,50

Boynea auf St Domingo nach Chatard 39—42,00 Bonillante auf Guadeloupe nach Chervin 37—44,00 St Jage in Südamerika 48^

490

Dalmarie aof St, Domingo nach St. Meiy 37 50,00* K

Mariara im Thale von Aragiia in Süd- amerika nacb Boossingault 51,50

Goyave auf Guadeloupe nach Chervin 39—52,00

ProTiaor bei Nueva Barcellona in Süd- amerika nach Boussingault 52,00 --

Caxamarca in Südamerika nach A. v. Hum- boldt 55,50 -

Cuenca in Südamerika nach A. v. Hum- boldt 57,50 -

Auf der Insel Tanna nach Forster 30 70,50

Las Trincheras bei Porto Cabello in Süd- amerika nach A. v. Humboldt 72,50 --

Auf der Insel St. Lucia (Antillen) nach

Puguet 76,00 -

Chichimaquillo in Mexiko nach v.

Humboldt 76,50 -

Comangillas in Mexiko nach A. v. Hum- boldt 76;50 -

Aof der Insel St. Michael nach Webster 78,50 -

Im Gebiet tou Arkansas in Nordamerika

nach J. BeU 60—79,00-

VI. Ueber die Morgen- und jibendmnde in Ge- birgen; von J. Fournet.

(Ann. dt Chim. et de phys. T, LXXIF p, 337 J

k^eit langer Zeit ist die Meteorologie im Besitz einer gewissen Zahl von Thatsachen, die der Aufmerksamkeit gleichsam entwischen, weil sie nicht zu einem wissen- schafllichen Körper zusammengestellt worden sind. ^ diese Klasse gehören die Arten von periodischen Fb- thungen, denen die Atmosphäre in Gebixg^egendeo oO' teEworien ist. Dergleichen Oscillationen geben sich lusd

491

durch Winde (Brises) die nach der Oertlichkeit verschie- dene Stärke haben, im Allgemeinen aber am stärksten sind, wenn sie durch Thäler, Schluchten oder Engpässe geben mOssen.

So z. B. beobachtet man im Elsab, an der Mün- dung des grofsen Münsterthals ^ an jedem Abend nach beifsen und windstillen Tagen einen solchen Strom, der die ganze Nacht anhält und dadurch in den Ebenen von Colmar bis in grofse Entfernung eine Kühlung verbrei- tet, deren Annehmlichkeit ich in meiner Jugend nach en- tomologischen Excursxonen manchmal empfunden habe. In der Landessprache führt er den Namen Thalftmä^ ein Name, der beizubehalten ist, da er die Hauptseite der Erscheinung sehr wohl ausdrückt.

Ein ähnlicher Wind, der auch seit undenklicher Zeit angeführt wird, ist der von Nyons, Departement der Dröme, wo er Pontias heifst

Nach Hm. Gras und andern Schriftstellern verspürt man diesen Wind alle Tage, im Sommer um 9 bis 10 Uhr Abends, im Winter von 6 Uhr an; er tritt aus ei- ner engen, tiefen, gewundenen Schlucht, von fast zwei Lieues Erstreckung, die einerseits in die Ebenen der Rhone I bei Nyons, und andrerseits in ein sehr weites, von den Bergen der Dröme eingeschlossenes Thal aus- mündet. Die ganze Nacht hindurch bis zum Aufgang der Sonne nimmt er an Stärke zu, sobald aber die Sonne über dem Horizont erschienen ist, nimmt er ab, und ei- nige Stunden hernach, wenn deren Strahlen stark genug geworden, um die Erde zu erwärmen, hört er gänzlich auf. Im Winter ist er weit kälter und heftiger als im Sommer, und er erniedrigt die Temperatur oft so sehr, dafs der Wasserdampf der Atmosphäre gefriert. Selbst im Sommer ist diese Kühle bedeutend genug, um in den Morgenstunden sehr empfindlich zu seyn. 'Ungeachtet seiner merkwürdigen Beständigkeit erleidet er Unterbre- chungen oder Schwächungen, je nachdem die Umstände

492

mehr oder weniger günstig ffir sein Aufkommen werden. So scheint er bei drückender Sommerhitze, wenn die Erde^ erhitzt durch eine brennende Sonnenwärme, bei der kur- zen Dauer der Nächte nicht Zeit zum Erkalten bat, gletcb- sam erstickt; und ebenso verhält er sich, wenn es die ganze Nacht über regnet oder bewölkt ist, was indefs so Nyons selten geschieht. Schneeßllle dagegen scbeinen einen grofsen Einflufs auf seine Entstehung za haben, denn in den Wintern i^on 1639 und 1640, wo es kei- nen Schnee gab, blieb er aus. Hienach begreift man, dafs er nicht immer eine gleiche Strecke dnrchläafL In Winter oder vielmehr unmittelbar vor oder nach Regen steigt er zuweilen bis zur Rhone hinab, eine Strecke von 7 Lieues; im Sommer dagegen, oder bei heiterem VFet- ter, sind seine Wanderungen kürzer, erstrecken sich Dicht über eine Lieue unterhalb Nyons ; es giebt sogar Nächte^ wo er kaum über diese Stadt hinausgeht.

Er hat nicht in den oberen Regionen der Atmo- sphäre seinen Sitz, selbst nicht auf den Hügeln in der Nachbarschaft von Nyons, scheint vielmehr gänzlich darch die Schlucht zu flieCsen, an deren Ausgang jene Stadt er- baut ist.

Er weht nicht ganz gleichförmig, vielmehr mit pe- riodischen Verstärkungen, welche in Zwischenzeiten von einigen Minuten aufeinander folgen; besonders merkbar sind diese Verstärkungen, wenn der Südwind seinen Austritt erschwert. Dann entweicht er in unregelmSfsi- gen Stöfsen und mit desto gröfserer Heftigkeit, je mehr er zurückgehalten worden.

Man spürt ihn noch beim Aufsteigen in der Schludit zu deren höheren Theilen, allein in dem Maafse man sich erhebt, nimmt er ab, und gänzlich verschwunden ist er, wenn man nach einem Gang von 2 bis 3000 Metern an den Fels gelangt, der das Gebiet von Aubres begränzt.

SchlieCslich will ich noch eines Umstandes g^eden- ken, dessen Wechselseitigkeitsbeziehung mit diesem Wind

493

die Aafmerkflamkeit der Beobachter nicht erregt hat, ob- 8chon sie die Details angegeben haben. lo demselben Thal, aber etwas höher, erhebt sich gewöhnlich nm die Mitte des Tages ein kalter Wind, genannt Vesine, d. böser Wind, der bis zum Flusse Eygues hinaufgeht, das Defile, wo das Dorf Pilles erbaut ist, durchströmt, und sich in einem weiten Thale, das darauf folgt, verliert« Er nimmt an Heftigkeit zu, in dem MaaCse, als die Hitze starker wird.

Man hat hier also zwei periodische Winde, einen hei Nacht und einen bei Tage, die, je nach der Tages- zeit, eine entgegengesetzte Richtung haben, und unter ört- lichen Umständen auftreten, welche für ihre Entwickelung am günstigsten sind. Die Folge wird noch besser zeigen, wie wichtig die Ausdehnung ist, die ich so eben dem Phänomen von Nyons gegeben habe.

Das Thal von Eygues ist nicht das einzige dieses Departements, welches solche Luftströme aufzuweisen ver- mag. Zu Scdllans, wo das Bassin der Drdme sehr zu- sammengeschnürt ist, herrscht ebenfalls ein kühler Wind, Solore genannt, der dem Lauf des Flusses folgt. Nach Cborier ist er, wenn er heftig weht, ein sicherer Vor- bote von Regen. Dergleichen Winde kennt man noch zu Chdteauneuf' de -Bordelle y Bänivcd, Saint- Mai und Feaierol, Orten, die sämmtlich in der Verengung eines Thals, oder am Eingang einer Schlucht liegen. Auf ei- ner Reise, die ich zu Anfange des Frühlings 1838 in dem Vercors zu machen Gelegenheit hatte, habe ich ähnliche Winde am Ausgang der Schluchten von Sainte-EukUie und SauU-Laurenl-en-Royans angetroffen ; ihre Wirkung war um so entschiedener, als damals die umgebenden Ebenen schon stark erwärmt waren, während die des Nachts von den mit Schnee bedeckten subalpinischen Hö- hen herabsteigende Luftmasse eine sehr niedrige Tempe- ratur besaCs, so dafs wenige Schritte hinreichten, um aus einer lauwarmen Atmosphäre in eine fast eisige überzu- gehen«

494

Bisher war nur Ton Vorgingen die Rede, die wegen örtlicher Umstände sehr ausgeprägt waren; man würde sich indefs irren, wenn man glaubte, dab sie bloCs den tiefen Depressionen des Bodens eigen wären« Einige Stellen aus Saussure 's Reisewerk belehren uns, ddb sie allem abschüssigen oder ansteigendeq Terrain angeh6- ren,.und sich bis zu den höchsten Gipfeln zeigen.

Durch diese senkrechten Winde erklärt er einige Anomalien bei den in engen Thälern angestellten Baro- metermessungen; durch die nämliche Ursache sah er Schmetterlinge bis zu den letzten Gipfeln des Mont-blanc hinaufgeführt, und daselbst, ermattet von langer Aostren- gung, verscheiden; sie endlich bewirkte, dafs wahrend der schönen Nächte bei seiner so merkwürdigen Statioo auf dem Col de Geant sein Hygrometer beständig zo« Trocknen ging; er sah damals gegen Abend die Dämpfe sich verdichten, und zunächst bis zu seinem Niveau her- absteigen, wo sie im Vorübergang Thau und Abendfeodh tigkeit hervorbrachten; dann fuhren sie fort hinabzosiii- ken und sich auf dem Grund der Thäler anzabSufen, während zugleich die Luft in der Umgebung des Gipfds immer reiner und trockner wurde. Diese Wirkung war so ausgezeichnet, dafs er während 14tägiger Beobacbton- gen die gröfste Trockenheit an seinem Hygrometer in der Nacht beobachtete, nämlich 66^,3 um Mitternacht, nod sogar nur 52^,5 um 4 Uhr Morgens. Sicher war es nicht Wärme, was diese Trockenheit bewirkte, denn am Mit* ternacht zeigte das Thermometer nur +0^,13 C, und um 4 Uhr Morgens sogar 0^,5 C. Diese auf dem Col de Geant so trockne Nacht, war dagegen sehr feucht n Chamouni, wo sich aller atmosphärischer Dampf nieder- geschlagen zu haben schien. Umgekehrt bildeten sich ioi Hintergrunde der Allee blanche am Tage zuweilen Wol- ken, welche des Morgens, wenn die Sonne die Seiteo der Berge erwärmte, deren Abhängen folgten, und sich rasch über den höchsten Gipfel erhoben. So sättigte sich

495

Jüe Laft des Thaies nach tmd nach mit Feachtigkeit, und die sich bildenden Wolken behielten ihre Natar» 80 lange sie eingeschlossen blieben. So wie sie sich aber über diese Wftnde erhoben hatten und in einem freien Raum befanden, zertheilten sie sich in Flocken, die ähnlich denen von Daunen, die man elektrisirt, sieh abzastofsen schienen, und sich in Wirbeln so sonderbar, rasch und mannichfaltig bewegten, dafs es zu beschrei- ben unmöglich ist. Diese täglichen Nebel störten oft seine Beobachtungen und wirkten stark auf sein Hygro- meter, selbst wenn die Luft sonst überall vollkommen heiter war.

Saussure 's Beobachtungen erhalten eine wichtige Be- stätigung durch folgende Resultate, die Hr. Maurice zu Genf in dem Resume meteorologique für 1836 bekannt gemacht bat.

Zu Genf hat er in den dreifsig Jahren von 1796 bis 1825 als hjgrometrisches Mittel erhalten 82^09

während dasselbe io den sieben Jahren von 1829 bis 1835 nur betrug 80^09

Umgekehrt war es auf dem St. Befnhard wäh- rend des Zeitraums der 8 Jahre von 1815—1825 82^91 and in den zehn folgenden Jahren 86^84

Zu Genf zog man in der ersten Periode die Be- obachtungen bei Sonnenaufgang mit in Rechnung, einer Zeit, die, bei der niedrigen Lage der Stadt, eine starke Anhäufung nächtlicher Dünste darbieten mufste, während in der zweiten Periode keine andere Morgen -Beobach- tangen als um 9 Uhr gemacht wurden, also zu einer Zeit, wo der umgekehrte Effect schon sehr stark sejn mnfste.

Ebenso umfafst auf dem St. Bernhard die erste Reihe die Zeiten des Sonnen -Aufgangs, die nothwendig auf der Alp weniger feucht sind, als in der zweiten Reihe die Momente 9 Uhr Morgens, Mittags und 3 Uhr Nachmit- tags, Momente, in denen der tägliche aufsteigende Strom

4M

ein hygromatrifiches Maxunum erzeugt haben miiis. Br. Maurice glaubt diese Unterschiede nicht anders ab durch Beschädigungen des Instruments erkbren zu kön- nen; allein wie man sieht, stehen sie im Tolien Einklang mit dem Gesetz des periodischen Schwankens derAtmo* Sphäre, dessen Wirkungen wir untersuchen.

Versehen mit diesen Angaben und mehren änderet^ dfe ihre Erwähnung natürlicher in der Folge fiodco, glaubte ich, dais ein so deutlich ausgesprochenes PbSoo- men nicht bloCs gewissen Oertlichkeiten eigen seyn kOone, obwohl es wegen localer MiÜBverhältnisse in der Teoi- peratur an einigen stärker als an andern sejrn kann, usd ich richtete deshalb meine Aufmerksamkeit auf die Ljoa* ner Berge.

Thal von Azergne.

Bei meinem Aufenthalt zu Chessy^ im Jahre 1834 konnte ich nach Mu(se beobachten, dafs bei windstillea Wetter, im Winter wie im Sommer, der Rauch der Schmelzhütten sich jeden Abend nach Sonnenuntergaog über die niedrigen Wiesen, zwischen den Hütten udcI dem Dorfe, ausbreitet, und daselbst eine zosammenhlD- gende, mehr oder weniger andauernde Schicht von etwa dreifsig Metern Höhe über dem Boden bildet Beim Hin- absinken in dem Thale verdünnt sie sich immer meb; so dafs sie zwischen Chessy und Chatillon nur Doch durch ihren schweflichen Geruch wahrnehmbar ist, ooti der nächtliche Wind, welcher sie fast unmerkbar fort- führt, erreicht gegen 10 Uhr Abends eine gewisse StSrke.

Selbst nach Tagen, an denen die Atmosphäre durdi allgemeine Winde stark bewegt worden ist, erlaubt die Stille, die fast gewöhnlich gegen Abend, zur Zeit der Dämmerung, eintritt, noch momentan die Bildung <to Phänomens.

Die Beobachtungen an dem Tageswind sind einer

gröCseren Unsicherheit ausgesetzt, denn dann tragen m

fiele

497

viele Unachen zur Störaog des OleicbgewichU der Laft bei; fiberdieCs scheinen die starke Erweiterung des Thals» seine Biegung neben den Schmelzhülten und seine Verzwei- gang mit dem kleinen Thal von Glaj sich, inmitten der von dem Daseyn der Sonne hervorgerufenen Störungen, dem Aufkommen eines regelmafsigen Stroms zu widersetzen; aucb sehen wir ab von den sehr seltenen Fällen, wo Vl^indstille den Dämpfen zu erlauben scheint, an den Ab- hängen hinaufzusteigen.

Das Phänomen des hinabsteigenden Nachtwinds ist den Bewohnern von Chessj sehr bekannt, und sie. wis- sen es wohl zu unterscheiden von dem oberen West- wind, dessen Richtung vermöge der Stellung dieses Theils vom Tbale eine gleiche ist. Dieser letztere führt immer Regen herbei, während sie den nächtlichen Wind als ein Vorzeichen von schönem Wetter betrachten; allein diese Meinung welche sich, wie wir weiterhin sehen wer« den , aucb in andern Ländern findet, leidet an dem Feh- ler zu grofser Allgemeinheit Denn nach meinen Stu- dien ist der Nachtwind stärker als gewöhnlich, wenn der Südwind in den oberen Theilen der Atmosphäre zu herrschen beginnt, und dann tritt ziemlich oft am andern Morgen oder kurze Zeit hernach Regen ein«

Die Landleute haben eine andere Beobachtung ge- macht, die mit dem in Rede stehenden Phänomen innig verknüpft zu sejn scheint. In den ersten Tagen des Frühlings nämlich, wenn die zarteren Pflanzen auszuschla- gen anfangen und das Wetter heiter ist, tritt ziemlich oft gegen Sonnenaufgang ein Frost ein, der die begin- nende Vegetation zerstört. Er ist unter dem Namen ge* Ue du prin bros (Frost der ersten Knospen) bekannt Er verübt seine Verwüstungen hauptsächlich an niedrig gelegenen Orten, was sich nicht anders erklären läCst, sIs durch die vereinten Wirkungen der nächtlichen Strah- lung und der durch die herabsteigenden Winde herbei- gefbhrten Kälte der höheren Rc^gioncn, denn die Strab-

PogfeQcL Ann. ErgSniunfabd. I. 32

500

Von diesem Momente an nahmen die DOosle and der Rauch des Thals einen aufsteigenden Weg and Terba- gerten sich zu einer dicken Schicht, die an den Sdteo- wänden des Pilat anhängende WolkenbSnke bildete, wel- che letztere erst gegen Mittag unter dem Einflufs etocs starken Sonnenscheins verschwanden,

Dieser neue Gang des Stroms erhielt sich, be^jfio- stigt durch die allgemeine Ruhe der Atmosphäre^ bis g6 gen Abend, selbst noch einige Zeit nach Untergang der Sonne; aber bald stellte sich die morgendliche Uusidiff- heit wieder ein. Rauch von Feuerschwamm wandte liek bald nach dieser, bald nach jener Seite, und endlich ge- gen 10 Uhr Abends war die Richtung wieder gleidilör- mig hinabsteigend, wie in der vorhergehenden Nacht.

Ich verweilte zwei Tage zwischen i2iW-i&-(?i<firaid Saint'Chamond ^ um diese Beobachtungen fortzusetuft Sie ergaben dieselben allgemeinen Resultate , denselbcs Reif, denselben NU>le^ der sich bis gegen Mittag nur oa- vollständig erhob; dieselbe Tendenz, sich unter den fibri- gen Abhängen der Einfassung des Thals vorzugsweise ao die Seiten des Pilat zu legen. Und während defs herrschte auf der Rhone ein allgemeiner Südwind, und hinderte nicht, dads der aufsteigende Strom bis Givors bemerk- lich war.

Vorstehende Beobachtungen wurden bei einem SAd- winde gemacht Es war daher nicht unwichtig zu sdien, welche Wirkung der Nordwind haben würde, onddtfB eigneten sich die Tage des 15. 16. und 17. Februar 18tf vortrefflich.

Am 15ten um 7 Uhr Morgens war der Hioaci gleichförmig bedeckt, in der Nacht vorher hatte es (e* regnet und die Atmosphäre des Rhonebeckens war doB- stig. Zu Givors 6elen noch gegen 8| Uhr Morgens ei- nige Tropfen , und dann fing es an , in Folge des oob beginnenden Nordwindes, sich an einigen Stellen vä^ heitern. Dessenungeachtet war oberhalb Rive-de-Gi«'

501

diese Vcrdüimung der Wolken erst gegen 4 Uhr Abends merklieb, nnd der Wind (brise) j der am Tage über auf- steigend gemessen war, nahm gegen 6j Uhr die umge- kehrte Richtung, und behielt sie die ganze Nacht hin** durch.

Diese Vorläufer einer vollständigen Aenderung im Gange der allgemeinen Winde wurden von folgenden Erscheinungen begleitet.

Am 16ten um 6\ Uhr Morgens zeigte das Zenith des Thals weiter nichts als zahlreiche Cumuli; der un- tergehende Mond stand im Mebel und der Nachtwind stieg fortwährend hinab; allein der Himmel heiterte sieb schnell auf und zeigte die gewöhnliche Abstufung der Wolken durch ihren Uebergang in den Zustund der Aepfelung (pommelure) und dann den der Cirrhi so gut, daÜB, mit Ausnahme einiger leichten von Nord nach Sti- den gerichteten und durch den Nordwind fortgetriebenen Streifen, gegen sieben Uhr Morgens keine Spur von Bliscbendampf in den oberen Regionen der Atmosphäre fibrig war.

Dagegen war in dem unteren Theile der nächtliche Niederschlag der Dämpfe durch Reif, durch einen leich- ten Nebel, und vor allem, an der Mündung des Thals, durch eine grofse Anhäufung von Dämpfen bezeichnet, während die bergwärts liegenden Theile desselben weit klarer waren, ohne jedoch )ene vollkommene Durchsich- tigkeit zu zeigen , welche eins der wesentlichen Kennzei- chen der Herrschaft des Südwindes ist.

Indefs verstärkte der herabsteigende Thalwind allmä- lig seine Kraft, und bewirkte Stöfse von solcher Heftig- keit, dafs sie nur das Resultat der Combination dieses Windes mit dem von der Querwand des Pilat zurück- geworfenen Nordwind seyn konnten, und diese Heftig- keit wachs noch bis gegen 10 Uhr Morgens.

Erst gegen 1 Uhr Nachmittags mäbigte er sich; um Ij Uhr wurden die Rauchsäulen der Reverberieröfen

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trürdt nicht f&glicli «a einer rationellen ErkUlroog der Thatsachen geführt haben. Ich habe daher meiDe Auf- merksamkeit aaf den gegenüberliegenden Abbang geridi- tet, und mich durch die folgenden Resultate fiberzeagt dafs dort ähnliche Winde sich zu denselben Stunden er- beben, denselben Gesetzen gehorchen und des Abends Ton 'den Gipfeln divergirend ausgehen, oder, i^as auf dasselbe hinausläuft, bei- Tage, diefis und jenseita gegen dieselben Gipfel convergiren, so dafs der meteorologi- sche Einflufs der Erbebungen des Bodens in Bezog auf die Vertiefungen desselben dadurch deutlich featgeslclb ^ird;

' Am '23. Juni 1839 hatten in der Atmosphäre zieoi- lich Veränderliche Winde geherrscht. Um 3 Uhr Nadi- mittags trieb, in den höheren Regionen, ein Westwind die Wolken, während 1408 Meter über dem Meere, auf dem Gipfel von Boucwre bei Tararßf Nordwind herrsdite; am Abend, wo ich mich zu Pin-Bouchain befand, war er nach N W umgesprungen, und zuletzt wurde er dnrcfc die gewöhnliche Abendstille ersetzt.

Ich war damals zu St Symphorien-de-Lay^ and ge» gen 10 Uhr, bei schön gestirntem Himmel, kam der Strom vom Kamme der Sauvages herunter. Als ich z. B. die Spitze vom angezündeten Feuerschwamm gegen die Hö- hen hielt, war die Verbrennung lebhafter, als wenn k& sie gegen die Loire gerichtet hatte ; aus demselben Grunde war der Geruch seines Rauchs nach dieser Seite ziem* lieh weit zu spüren, während er sich oberhalb des Win» des, selbst ziemlich nahebei, gar nicht wahrnehmbar machte. Ich erwähne vorzugsweise dieser chemischen Thatsachen, weil sie bestimmter sind, als die Kühle, die man unter gleichen Umständen an dem den Bergen n- gewandten Theil des Körpers empfindet. Ich lege am so mehr Gewicht auf diese Bestimmungen zu St. Sjmphanen, als dieser Ort nicht in einer Schlucht liegt, sondern aof dem ' allgemeinen Abhang, der von den Gipfeln bis znr

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Loire hinunter geht Es ist fibrigens ander ZweHel, daCi das HerabstrOmen der Lnft in den benachbarten Depres- rionen noch merklicher war.

Auf der Sanvages selbst , anf dem Kamme der bei- den Abhänge znr Rhone und Loire; liann man zuweilen das umgekehrte tägliche Phänomen beobachten, wenn an Herbstmorgenden die Nebel aus den tiefen Gegenden sich zu beiden Selten unter dem Einflufs des Sonnenscheins erbeben. Sie steigen dann an beiden Abhängen hinauf und begegnen sich auf dem Kamme, wo sie, in der At- mosphäre herumwirbelnd, sich mit einander Termischen, bis sie zuletzt sich auflösen, in dem Maafse, als sie sich dem erkaltenden Einflub des Bodens entziehen.

Thal von Oadaine.

Um die Schilderung der in den Lyonner Bergen vor- kommenden Thatsachen zu beschliefsen, will ich noch die Phänomene des dem Gier-Thale gerade gegenldier- liegenden Ondainethales beschreiben.

Diefs hat eine recht merkwürdige Structur, in so fem es, verengert in seinen oberen Thrilen, sich links von Firminj zu einer wellenförmigen Ebene erweitert, und dann an seinem unteren Ende durch die Felskamme von Rwaire^ Cornälan^ Hermiage, der c6tes noires^ durch die Grathe von FemuU und Essumain plötzlich verschlossen ist, so dafs die GewSsser der Ondaine nicht anders zu der Loire entweichen können, als durch die enge Spalte, welche das Defile der Noirie bildet.

Sehen wir nun, welchen Einflufs diese Configura- tion auf die gesammte Luftmasse ausübt, die die Seiten des Pilat und der benachbarten Höhen w&hrend der Nacht herabfliefsen lassen.

Sie f&hrt den Rauch der oberen Dörfer lUcamane und Chambon fort, und breitet sie, gemils dem allge- meinen Gesetz, in den Abendstunden regelmafsig aus; allein in der Erweiterung von Firmmy angelangt, kann

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MS

det berabeteigende Strom, wegen dee darauf folgendai Engpasses der Noirie^ nicht direct sich gegen die Loiic ergiefsen; er befindet sich überdieCs rechts ▼od der Hb- geifcette , die von Bicamarie bis zu den cAtes iVootr hinc&iebt, so dafs er nach der gegenüberliegenden Seile ttflibiegt und Iftngs den Rändern der von der Mfiodivi der Gampüle gebildeten Seiten-Ebene forlziehtt aadcnl nachdem er diesen Umweg gemacht hat. zum Yjugfk der Noirie zurückkehrt.

Diefs beweisen wenigstens die Richtungen der RaaA> sftulen von Firrainj, Fraine und Planches, von deocs die ersteren gegen S W und die beiden andern respedif« gegen NW und W ziehen. Mit einem Wort: di« Luftströme scheinen unter dem Gesetz zu stehen, wd* ches gewisse Flüsse in den gegen ihre Ausmündangii das Meer liegenden Ebenen befolgen. Diese nSoU stellen dem Andrang der Flüsse einen Damm entgeg^ und zwingen sie zu mehr oder weniger zahlreichen Wm* düngen, welche, wie man sagt, den Erforschem oobfr kanntcr Länder oft als Regel gedient haben, um zo^ sen, ob sie den Meeresküsten näher kamen, oder sich voi ihnen entfernten. Das ist wenigstens^ wie mir scbeiD^ die natürlichste Erklärung der Thatsachcn, die ich tt wiederholten Malen an windstillen Abenden im Jou '1839 beobachten konnte.

Diese Beobachtungen schienen mir zahlreich gena( um das Dasejn von atmosphärischen Fluthen in dtf Lyonner Bergen festzustellen ; ich glaubte sie nun in des Alpen fortsetzen zu müssen, wo ich mich im August oo" September zum Behufe geologischer Untersuchungen soh hielt.

Thal von Maatienoe.'

Das grofse Thal von Maurienne war das erst^ ^^ ches meine Au&nerksamkeit erregftc, wd ^iefs mit dest« gffOÜBerem Rechte^ ab das Daseyn eines recht aasg€pr%

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ten lüglicheD Windes schoD Dadigewiesen ist in der wich- tigen Arbeit, die wir dem Bischof der Diöcese, Alesls B i i 1 i e ty liber die Temperataren dieser Intra- Aipinischea Begion verdanken.

A^enn in der schönen Jahreszeit das Wetter heiter ist, verspOrt man in diesem Thale alle Tage von 9 oder 10 Uhr Morgens bis 5 oder 6 Uhr Abends einen regel- mäfsigen und oft sehr heftigen Wind, welcher immer die Atmosphäre mehr oder weniger abkühlt Er beginnt sich fOhlbar zu machen in der Umgegend von Aiguebelle ge- gen die Mündung der Are in das grofse Becken der Isire, und setzt sich bergauf fort, mit seiner ganzen Starke, bis Fcmugnan, wo das Thal aiifiUigt eine grolse Höbe anzunehmen, und wo es Überdieb sich gabelt, um die Zweige des Doran und der oberen Are zu bilden. Weniger merkbar ist er in den seitlichen Verzweigungen, ▼or allem in denen, welche rechtwinklich auf der Haupt- axe liegen, wShrcnd er beim Durchgänge^ durch Engpässe das Maximum seiner Starke erreicht.

Er trocknet die Luft, reizt die Nerven, und die Fremden, .so wie schwächliche Personen gewöhnen sich schwer an ihn. Nimmt er dagegen, statt aufsteigend zu seyn, eijien umgekehrten Gang, so hat man eine Wit- terungsanderung zu erwarten.

Nahe bei St. Jeaii-de-Maorienne hat er gleiche Bich- tnng mit diesem Theile des Thals, d. eine nord- süd- liche; man k(&nte ihn daher verwechseln mit der Bise noire, einem allgemeinen Nord- oder Nordwestwind, der seinen Namen davon hat, dafs er dunkle Wolken vor sich hintreibt; allein dieser dauert gewöhnlich nur drei bis vier Tage und herrscht vor allem gegen April, in al- len Alpen, so wie im Bhooebecken; der dem Maurienne- Thale eigenthümliche Wind dagegen filngt erst bei ^i- guebelle an, oder ist wenigstens an diesem Ort und zu Ckambery nicht gleichzeitig vorhanden; überdiefiT ist er üicht so kalt als die Bise.

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Yeirolktiiidigen wir dies« FrOchte eines kngca Sn^ dionis durch einige Beobachtungen, die wir beiläufig ■!> dien konnten. Diese Venrollständigong mufste wcmdI* lieh zwei Zwecke haben ; zunSchst die NachweisoDg des Daseyns einer nftchtlichen Rucks trOmung, und daim St ihrer YerlSngerung in die Seitenzweige.

Am 1. Sept. 1838 hatte ich das Glück, init HE de Beaumont und Sismonda den Thabor^Berg n be- steigen. Während wir in den Thal Meynier hinauf gen, empfanden wir einen mäfsig lebhaften Wind, der unserer Richtung folgte ; als wir aber den fiber das Hcff 3172 Meter hohen Gipfel des Berges erreicht hatten, bil- den wir einen oberen Südwind, der dem des Thals M* gegengesetzt war. Diesem mufste man die voUkoiiMDCoe Klarheit zuschreiben, die an diesen Tagen in denobcra Regionen der AtmosphSre herrschte. Sie war so gn^ dafis wir jede Kette der Alpen mit merkwürdiger Ocat- lichkeit sahen, z. B. die >änfseren Einzelheiten fa prachtvollen Erhebungskraters der Berarde^ so irie die langen KSmme des Viso^ Systems ^ die sich mit ihna merkwürdigen Parallelismus unter einander and mit iktr nicht weniger hervorstechenden Schiefe gegen die Kette der westlichen Alpen in die Feme verloren. Gans ▼e^ schieden dagegen war der Anblick der Rhone -Ebenes; über ihnen lag eine mSchtige Wolke. Auch erfuhr ick zu Lyon von Hrn. Clerc, dafs dort zu derselben Zeit Nordwind heruBchte, und durch seine Kftite die DOsste auf dieser Seite verdichtete.

Indeb war der Luftstrom, der uns am Morgen b^ gleitet hatte, unabhttngig von diesen allgemeinen WindeOr und nur eine blofse Ableitung der groben Strömung i* Maurienne-Thal, denn nachdem er gegen Abend abge- nommen, trat an seine Stelle ziemlich rasch bei derMfl- merung die fast vollständige Windstille do, welche ntf SU derselben Zeit in dem Hauptthale bemerkt; idi f^ fast vollständig I denn, wenn w&hrend der Nacht dk

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ROckstrOmiiDg nicht nach genug war, mi x. B. etn bren-' nendes Licht auraablaaen, so fehlte sie doch nicht gänz- lich , . wovon ich mich darch die Rauchsäulen übeneugl habe» anfangs bei meiner Rückkehr zum Dorfe Falmeg* nier^ und endlich, um 6 Uhr Abends, zu St. Michel, im Becken der Are. Aus dieser ersten Beobachtung geht hervor, dafs die Seitenthäler ebenfalls ihre täglichen Winde (Brises) haben. Sehen wir nun, was aus den Machtwinden wird.

Am 22. Aug. 1839, an einem schOnen Tage, stieg ich um 11 Uhr Morgens nach Eypierre hinab: der Tag- wind wehte TÖUkommen regelmäfsig mit .einer L^haftig- keit, die bis gegen 5^ Uhr Abends anhielt.

Um 6| Uhr, bei 10^2 C. im Zimmer, war dieser auf* steigende Luftzug nur noch durch den Bauch vom Feuer* schwamm merkbar, und endlich, um 10 Uhr Abenda hatte er sich zu St Jean^de- Maurienne in abwechselnd auf- und absteigende StöCse umgewandelt. Auch hatte sich in diesem erweiterten Theile des Beckens die Tem- peratur auf 13® C. erhalten; sie war also höher als die des Zimmers, und entsprach nicht der Abnahme, die nach dem um 3 Uhr, am Ufer der Are zu Ejrpierre, beobach- tetem Maximum von 18® C. statthaben mufste. UnabhSn- gig von dieser Ursache zur Anomalie, mufs man glauben, dab das Zustandekommen des regelmäfsig herabsteigenden Windes an diesem Orte ein gewisses Hindemifs findet in der Durchkreuzung dreier Tbalrichtungen, nämlich der Richtung des von Süden kommenden Arvan- Thaies^ der des gen Norden streichenden Thals der unteren Arc^ und der des nach Ost sich verlängernden Thak der obe- ren Are,

Ermfidung hielt mich für den Augenblick von der Fortsetzung meiner Beobachtungen ab; allein am 23. um 6 Uhr Morgens fand ich den Gang des herabsteigenden Windes geregelt und momentane Stöfse erhöhten die Stärke desselben.

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D«r Morges wir prSditig, keine Wolke am Hkh 'mely ond Mittags stieg das TbenDometer aaf der dU du Rocherai^ unter kurzem und trocknem Kraut, auf 49^3CM wHbrend es im Schatten 2 Fufs Qber dem Be- den, ungeachtet der Rückstrahlung einer so hoben Tmft^ ratur, nur 19^ zeigte. Unter dem Einflurs dieser Wirae war die örtliche Verdünnung der Luft so grofs, dals ic^ auf der Höbe der Gruben, an der Bewegung der BSme ^seben konnte, dafs der Wind aus dem Grunde desTki- les mit groCser Heftigkeit bergan webte. Die Nacht Lao, nnd nach einigen Augenblicken der Ruhe, begab ich vidi auf den Weg nach Lans « - Bourg. Bei dieser, « 11 Uhr Abends unternommenen, Reise, hatte ich, a' der Imperiale der Diligence sitzend, Gelegenbeit genog den Nachtwind zu empfinden, dessen eisige WirloBf durch momentane Verstärkungen der Kraft erhöht wordfe Der Conducteur des Wagens sagte mir, auf mdo Be- fragen, dafs diese Winde im Sommer wenig merklick seyen, aber beim Eintritt des Herbstes oder Wiotas durch die Kftite stärker würden. Verbindet man mit dieser Aussage die des Herrn Biiliet, so gelangt man zaik* sehr merkwürdigen Schlufs, dafs die periodischen Wiinle des Maurienne- Thaies, obwohl bei Tage im Wiotcr nB* merklich, in der Nacht eine gröfsere StSrke erlaDgcB» Während im Sommer das Gegentheil stattfindet. Diestf Umstand, dessen Möglichkeit für den Moment nicht k- zweifelt werden kann, darf von den Beobachtern, <ü< meine Untersuchungen fortsetzen wollen, nicht TerDadt* ISssigt werden.

Die NachtWinde Sufserten sich zu Lans-ie-Bourg^» 24. Aug. noch um 8 Uhr Morgens; allein um S\ Dkr, bei 1P,5C. Temperatur, trat so vollkommene Windstille ein, dafs der Rauch eines Schornsteins auf sieh te(M zurückfiel, gleichsam einen ungeheuren Champignon bil- dend; um 9| Uhr endlich, als ich zur Höhe des Wcgei nach Romasse hinauffuhr, zeigten sich die ersten aubte-

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gendeD Laftströme. Sie bielCen an, bte ich den AusgaDg des Passes erreicht hafte, wo ich auf einen entgegen^ gesetzten, aus Süden kommenden Wind stiefs, der detf Landleuten unter dem Namen Lombard bekannt isti Die- ser bliefs mit solcher Heftigkeit, daCs die Gewässer des Sees stark aufgeregt waren; und er erkaltete mich der- mafsen, dafs ich, obwohl sonst wenig empfindlich für Uebergänge aus Hitze in Kälte, am ganzen Leibe schlot« terte, wie mitten im Winter. Diese, in hohen Bergen ziemlich gemeine Erscheinung mufs mehr als das Resul^ tat einer durch den Wind beschleunigten Verdampfung denn als das seiner Temperatur betrachtet werden, da til dem erwfthnten Beispiel das Thermometer ungefähr 14^ C. zeigte.

(Schluls im nächsten H^)

. VII. Untersuchungen über die Fumarolen; von den HH. Melloni und Piria

(Ein Brief des Hm. Melloni an Hrn. Ara^o. Compi. rend. T. XI

p. 352,) ^

1-^inige Zeit nach meiner Ankunft in Neapel machte ich einen Ausflug zum See von Agnano und zur Solfatara. Mehre Personen hatten mir bei der Abreise empfohlen» einen sehr sonderbaren Versnch über die in grofser An- zahl auf dem Boden dieser alten Kratere befindlichen Fumarolen zu wiederholen.

Die Fumarolen sind mehr oder weniger sichtbare Rauchstrahlen, entstehend durch Fällung von Wasser- dampf, äufserst fein zertheiltem Schwefel und anderen Starren oder flüssigen Körpern aus der Auflösung in Ga- '<^D» die durch kleine, oft unwahrnehmbare Ritzen oder I^cher aus dem Innern der Erde hervordringen. Sobald

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man einer deraelben ein StQck (^imaiendeii FeuendiwiBai nfthert, siebt man den Ranch anVoInmen and Dicken- nehmen. Noch deutlicher ist das, Phänomen, wenn & Fumarole ans, dem Imiern einer Grotte, oder in irgoii einem beschrSnkten Raum henrordriogt, wie z. B. in ch nem Stübchen der natürlichen Dampfbäder, die am Rande des Sees von Agnano errichtet sind; alsdann Terwamidk sich ein kaum sichtbarer Ranchfaden oft in eine Art weib- licher sehr dichter Wolke, die nach und nach den g»- zen umgebenden Raum erfüllt.

Gleich beim etqten Anblick dieser Thatsache sdiicB mir einleuchtend, daCs man sie nicht mechanisch erUirco könne, d. h., dafs keinesweges die Warme des Feoer- schwamms durch eine Verdünnung der über dem Bote befindlichen Gasmasse etwa ein beschleunigteres Aossti^- men des Rauchs bewirke. In der Tbat steht das Aat* strömen des Rauchs durchaus in keinem VerhSllnib m Menge der von dem glimmenden Körper entwickeltoi Wärme. Ein kleines Stück brennenden Feaerschwanas hat fast dieselbe Wirkung wie ein grodses, und fiberdieli überzeugt man sich bald, bei Anstellung des Versuchs inf einem Boden, der auf einer kleinen Ausdehnung eine g^ wisse Anzahl von Fumarolen enthält, dals die einmal er* regte Wirkung sich nicht auf dem Wege der Verdfinnung fortpflanzt. Ich bemerkte an einem der innem AbhSop der Solfatara einen Raum von 3 bis 4 Quadratmetern FU- che, der durch einen Kranz von Fumarolen ganz abgescbloa» sen war. Als ich in einem windstillen Augenblick des Rändern dieses Raums eine brennende Cigarre näbert^ sah ich die Vermehrung der Dampf- Erzeugung nicht blott bei der die Cigarre berührenden Fumarole und deo i^ nacbbarten , sondern in dem ganzen Kranze bis zur eol- fem testen, d. h. bis zu einer Entfernung von 5 bis f Fufs; nnd diefs geschah ohne Aenderung in der Ru^ tung der Dampfsäulen, indem diese fortwährend senkrecM

aufstiegen und nicht gegen den brennenden Körper sei^

teo,

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teOf wie sie es unfehlbar hatten thun rafissen, wenn die Erscheinung von einer durch die WAnne bewirkten Ver- dünnung des Gasgenienges herrührte.

Wenn nun die Erscheinung nicht aus einer durch das Dasejro des heifsen Körpers dem Gase eingeprägten Bewegung entspringt, ßo mufs mau sie nothwendig einer chemischen Action zuschreiben; alsdann begreift man die Art von Unabhängigkeit , die zwischen der Intensität der Erscheinung und der Anzahl der glimmenden Punkte be- steht; dann begreift man auch, wie die Dampfvermehrung sich von einer Fumarole zur andern miltbMIen kaun, ohne dafs dadurch die natürliche Richtung der Rauchstrahlen abgeändert wird.

Ich tbeilte noch am Beobachtungsorte diese einfachen und folgerichtigen Bemerkungen Hrn. Piria mit, der die Güte hatte mich zu begleiten, und ich veraulafste ihn diesen Vorgang, der mir sehr interessant erschien, sorg- fältig zu fitudiren. Der junge neapolitanische Chemiker versprach mir, es zu thun, und gegenwärtig empfange ich von ihm eine Notiz, welche die Hauptresullate seiner er- sten Untersuchungen enthält« Sie selbst werden beur- theilen, wie .wichtig diese Resultate für gewisse Zweige der Chemie und für die Erklärung gewisser geologischer Phänomene sind. Folgendes ist eine Uebersctzung seines Briefes.

„Meine ersten Versuche zur Erklärung des Phäno- mens bezweckten eine künstliche Hervorbringung desselben in meinem Laboratorium. Ich begann mit Schwefelwas- serstoffgas für sich zu experimentiren, da das Daseyn die- ses Gases in den Fumarolen der Solfatara Keinem, der diesen Ort besucht hat, zweifelhaft sejn kann; und um die- sen Versuch bequem auzustellen, brachte ich in einen Gas-Recipienten ein Gemeng von Wasser, Schwefelei- eisen und Schwefelsäure. Ich verschloCs den Hals dieses Recipienten durch einen Propfen und steckte durch die- sen den nach Art eines Trichters herabgebogeuen Hals

Poggend. Ann. Erginsungsbd. I. 33

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einer Flasche. nift abgescbnitteneio Bo4eD. Das in dm Redpienten entwickelte Schwefelwasserstoffgas ging ia den zweiten, und mischte sich daselbst mit einer grofsco Menge atmosphBrischer Luft, die durch den oberen Tbeil frei bineindrang. Steckte man in diesen letzteren TketI ein Stückchen glimmenden Feaerschwamms oder irgend eines andern brennenden Körpers, so erschienen dicke weifsliche Dämpfe, anfangs dicht an diesem Körper, aber in sehr kurzer Zeit sich über die ganze GasmaKe ▼erbreitend.

Um zu erfahren, was f&r Produkte sich bei dieser Reaction bilden, hing ich ein StQck brennender Kohle mitten in einem Glaskolben auf, und leflete in diesea Schwefelwasserstoffgas. So wie das Gas mit der KoUe in Berührung kam, zeigten sich weifee Dämpfe, und in wenig Augenblicken erfüllten sie den ganzen Kolbefr Nach Beendigung des Versuchs fand ich tn dem GttA eine ^rofse Menge schwefliger Süure , einige Sporea Schwefel und viel Wasser, in Form vtm Thaa auf dk Wände des Gefäfses abgesetzt. Die Bestandtheile dei Schwefelwasserstoffgases verbinden sidi also mit den Sauerstoff der Luft, und bilden Wasser und schweflige Säure, Was den Schwefel betrifft, so ist er, meines Er achtens, ein secundäres Produkt, welches man der Re- action des Wassers und der schwefligen Säure auf nodi nicht zersetztes Schwefelwasserstoffgas zuschreiben muf«: denn bekanntlich giebt der blofse Contact dieser drd Körper zur Bildung von Wasser und Ablagernng von Schwefel Anlafs. Man mufs also bei dem in Rede ste- henden Phänomen zwei wohl verschiedene Vorgänge ob- terscheiden, die durch die glühende Kohle direct zm- schen dem Sauerstoff der Luft einerseits, und dem Wasser- stoff und dem Schwefel des Gases andrerseits erzeugte Wirkung, welche Wasser und schweflige Säure zu Pra- dukten giebt, und die secundäre Wirkung dieser beideo Produkte auf uozersetztes Gas, woraus eine neue Fällung

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von Wasser and Ablagerang von Schwefel hervorgeht. Mithin besteht -der Rauch dicht bei dem brennenden Kör- per aus Wasserdampf und weiterhin ans Wasserdampf ond üufserst fein zertheiltem Schwefel

Nun mnfste man sehen, von welcher Natur die Wir- kung der brennenden KoMe sej. Ich brachte in den Kolben einen rothglüheifd gemachten Glasstab. Es zeigte steh nicht die geringste Reaotion zwischen den Elemen- ten beider Gase. Diefs beweifst auf entscheidende Weise, dafs die Wärme nicht alleinige Ursache der Erscheinung ist. Aadrerseits verhielten sich metallisches Eisen und fast alle seine natürlichen Verbindungen, Eisenglanz, Ti- taneisen, selbst Schwefelkies, statt des Glasstabes genom- men, genau wie brennende Kohle. Dagegen erzeugten Kupfer, 2Unk und Antimon weder Wasserdampf noch schweflige Siure, auf was fQr eine Temperatur man sie auch vor der Einfllhrang in das Gemenge von atmosphä- rischer Luft und Schwefelwasserstoff bringen mochte. Jedoch bekleideten sich diese Metalle, wie das Eisen, mit einer leichten Schicht von Sulfure, und sie verhiel- ten sich, chemisch gesprochen, auf gleiche Weise. Ueber- dieCs haben wir gesehen, dafs Schwefelkies und Kohle sich keins der Elemente des Schwefelwasserstoffs bemäch- tigen nnd dennoch die Reaction dieser Elemente atif den Sauerstoff der Luft hervorrufen.

Nach diesen Versuchen und vielen andern, die hier zu beschreiben zu langweilig sejn würde, glaube ich, dafs man das Phänomen, weiches uns beschäftigt, in die sdioB so ausgedehnte Klasse derjenigen chemischen Actio- nen setzen mufs, deren Ursprung noch in Dunkelheit ge- hüllt ist, und die Berzelius in neuerer Zeit unter der generischen Benennung von kataljtischen Kräften zu- siimmengefafst hat. Eisen und Kohle verhalten sich zum Gemenge von atmosphärischer Luft und Schwefelwasser- stoffgas, wie Platinschwamm zum Gemenge von Saoer-

33*

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Stoff und WasBeratoff, oder vielmehr wie Silber zum 017- dirten Wasser und Ferment zum Zucker.

Die Wirkung des Eisens und seiner Verbindungefl liefs mich vermuthen, dafs vulcanischc Laven und andere eisenschüssige Körper sich ebenso verhalten möditcn. Und in der That» als ich den Versuch mit mehren Atta von Laven aus dem Vesuv und der Solfalara aostelife, hatte ich die Genugthuung meine MuthmaCsung bestätigt zu sehen. Ich mufs sogar sagen, dafs das Resultat meine Erwartung übertraf; denn ich sah basaltische Laven, die weit stärker als Eisen und Kohle wirkten. Hiernach ist klar, dafs die Laven der unterirdischen Höhlen 3er Solfatara und analoger Vulcane, da sie die hohe Tem- peratur des Innern besitzen und zugleich mit der atno- sphärischen Luft und den aufsteigenden Strömen von Schwefelwasserstoff in Berührung stehen, auf diene Gase nothwendig so, wie bei unserem Versuch reagiren, also erst Wasserdampf und schweflige Säure, und darauf Wol- ken von Wasserdampf und äufserst fein zertheiltem Schwe- fel erzeugen müssen. Auf diese Weise bilden sich aller Wahrscheinlichkeit nach anfangs die Fumarolen and hin- terher die grofsen Mengen von Schwefel, die in allen Theilen des mehr oder weniger direct von diesen unauf- hörlichen Gasströmen durchbrochenen Bodens abgesetit sind.

Alan begreift auch, wie die Produkte aus der Ein- wirkung der Laven auf die sie umgebenden Gase die ein- fachen und zusammengesetzten schwefelsauren Salze er- zeugen, die man auf dem Boden der Solfatara so reich- lich verbreitet findet. In der That mufs die schweflige Säure die Laven langsam zersetzen und sich mit den dann enthaltenen Metalloxjden verbinden, demnach schweflig saure Salze erzeugen, die sich, indem sie SauentofF ans der atmosphärischen Luft anziehen, nach und nach in schwefelsaure Salze umwandeln.

Sind nun der Schwefelwasserstoff und die auf eine

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gewisse Temperatar gebrachten Laven die einzigen Kör- per, die durch ihre gleichzeitige Anwesenheit auf die Be- standtheile der atmosphärischen Luft wirken? Diefs scheint mir kaum wahrscheinlich, vielmehr glaube ich, daCs ^an bei irgend einer andern Substanz und der Salzsäure, die sich aus dem Vesuv und andern vollauf thätigen Yulca- nen fortwährend entwickelt, Beispiele einer ganz analo- gen Wirkungsweise finde. Daher ohne Zweifel die Bil- dung von Salpetersäure, salpetersauren Salzen und Sal- niiak, Substanzen die in der Natur so häufig, und in |Jen Laboratorien so schwierig durch directe Vereinigung ih- rer Bestandtheile (Salpetersäure, Ammoniak? JP.) zu bil- den sind. Auf dieses Ziel werden nun meine ferneren Versuche gerichtet sejrn./' i

Vin. Natürlicher Eiskeller im JVesterwalde »).

jr\uf dem Westerwalde hat man im vorigen Sommer (1839?) eine merkwürdige Stelle gefunden, an welcher sich eine nicht unbeträchtliche Eismasse während des gan- zen Jahres erhält. Es ist diefs unweit des Dorfes Frick- hofen^ im Amte Hadamart am Fufse der sogenannten Domburg 9 eines breiten, etwa 500 Fufs hohen Basalt^ berges und auffallenderweise gerade an dem südlichen Abhang desselben. Die erste Entdeckung dieses interes- santen Vorkommnisses wurde im Monat Juni durch Ta- gelöhncr gemacht, welche von dem in bedeutender Menge an dem steilen Gehänge des Berges aufgehäuften Basalt- geröll Steine für den Wegbau sammeln wollten und nicht wenig erstaunten, als sie dieselben kaum zwei Fufs un- ter der Oberfläche fest aneinander gefi:oren und die Zwi- schenräume dicht mit Eis erfüllt fanden. Später wurden

1) Aus der Allgemeinen 2Eeitung N<k 909; 1840.

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auf Veranlassung der Nassauischen Regienuig za verscbie- dcNDen Zeiten wiederholte Untersncfaungen vorgenommen, aus denen sich ergab, dd£s die Eisbildung io den Zwi- schenräumen des Basaltgerölk 20 bis 22 Fuf» Tiefe im- abr$icht, dann nur noch als eine Art Reif in deutlidiea und regelmäfsig ausgebildeten sechsseiligen KristaUtäfd- chen d^e oberen Wände der Zwischenräume bekleidet^ und immer seltener werdend bei 26 Fufs Tiefe, wo ak- dann das BasaltgerOil mit trocknem Sand vermengt kxe aufeinander liegt, ganz aufhört. Die Ausdehnung in die Länge und Breite mag etwa 40 bis 50 Fufs betragen; sie erweitert sich im Winter und zieht sich im Sonmer zusammen. In den Vertiefungen, die man bei den vor- genommenen Untersuchungen machte, fand, wo die Zwi- schenräume nicht ganz mit Eis erfüllt waren, ein merk- liches Ausströmen der Luft statt, das im FrGhjahr uod Sommer besonders stark War, und wobei die Tempera- tur der ausströmenden Luft zu+l^R. beobachtet warda Die Eisstelle selbst besteht aus nacktem Geröll, auf dem sich nur unvollkommene Bildungen von Steinflechten fin- den; sie wird aber nach dem Thale zu von einem üppi- gen Schlage )unger Kiefern begränzt, und in der Msbe wird nirgends eine nachtheilige Wirkung von Kslte in der Vegetation bemerkt. Ueberhaupt ist die Lage der Stelle, die etwa 500 FuCs Meereshöhe haben mag, nicU von der Art, dafs die Ursache der Eisbildung in klima- tischen Verhältnissen gesucht werden kann; auch istkoD Grund vorhanden, irgend ein unbekanntes. Kälte erzeu- gendes Agens der Erscheinung unterzulegen, vielmehr fin- den sich die Bedingungen zu derselben einzig in dem ei- genthümlichen Lagcrungsverhältnifs des Gerölls, das ans faust- bis kopfgrofsen, unregelmäfsig eckigen BasaltstQckcn, ohne alle Beimengung von Sand od^r Erde bestehend, in einem Winkel von etwa 45® an dem steilen Gehänge hinaufzieht, in der oberen und mittleren Region ganz nackt daliegt, am Fufse aber von Danunerde überlagert,

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und abgeschlossen ist. In die Zwiscbenräume dieses Ge- rölls senkt sich während des Winters die kalte und des- halb schwerere Laft herab und .überträgt demselben dfe jedesmal stattfindende strengjste Kälte; wegen der inten- siven Wirkung der Strahlen auf der gegen Süden geneig- ten Fläche und dem dunklen Gestein wird der auf das GeröUe fallende Schnee von der Sonne schnell geschmol- zen, und die hieraus folgende paradoxe Erscheinung, dafs gerade über der Eisfläche der Schnee im Winter nicht liegen bleibt, hat einen wesentUcfaen EinfluCs anf die Bil- dung des Eises, denn das mit der niedrigsten Tempera- tur einsickernde Schneewasser mufs in dem kalten Ge- röll alsbald wieder gefrieren und nach und nach als Eis sich darin anhäufen. Dafs sich dieses aber während des Sommers erhält, kann bei seiner beträchtlichen Ausdeh- nung nicht sehr auffallen, wenn paai» berücksichtigt, dafs es von einem so schlechten Wärmeleiter, wie das Ge- röll, umgeben ist, und dafs die wäfD^ere Luft des Som- mers, wegen ihrer geringeren Wärme, nicht allenthalben in dasselbe eindringen kann. Wo indessen stellenweise, weil das Geröll unten nicht hermetisch verschlossen ist, ein Austreten der kalten Luft aus demselben und Nach- dringen der wärmeren Atmosphäre in dasselbe st^ttfin* den ma^ kann dennoch eine bedeutende Schmelzung des Eises nicht bewirkt werden, weil die durch die engen Zwischenräume der feuchten Steine durchziehende Luft sich bald mit Wasserdunst schwängern und biedurch ei- nen grofsen Theil ihrer freien Wärme verlieren wird.

Am Fttfse' des Berges ßndett sich übrigens sehr was- serreiche kalte Quellen, wovon die. eine 4^5, die andere 5^ and die dritte 7" bis 8®R. Temperatur besitzt; sie empfehlen sich für Kaltwasserheilanstalten, indem Quel-. len von so niedriger Temperatur und so reinem weichem Wasser für diesen Zweck in einer so schönen nnd mil- den Lage nur selten angetroffen werden möchten.

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IX. Ueber die Periodicüät der AeroUihtn\

^on Hrn. Cappocci.

(Sdtreiben dewdbcn an Hra. Arago. Compt, renä. 71 JCi 957.)

Axa 17. MSrz habe ich in unserer Akademie eine Ab> handlung über die Aerolithen gelesen, veranlafst daick den, der hier, zu Neapel, am 29. November vorigen Jah- res (1839) zwanzig Minuten vor Untergang der Sonac^ zersprang. Ich erinnerte mich damals, dafs im J. 1830^ fast zur selben Jahreszeit, ein ähnliches Ereignifs in Ca- labrien stattgefunden hatte, welches die Umgegend voo Coscnza mit Steinen erfüllte und in Neapel das lebhaf- teste Licht verbreitete; und als ich das Datum näher auf- suchte, sah ich mit Erstaunen, dafs es ebenfalls der 29. November gewesen war. Ich dehnte nun meine Nach- forschungen auf alle bekannten Meteorsteine, Feneiko- geln und Stemschnoppenttllle aus, sammelte gegen 600 solcher Erscheinungen und stellte sie in einer Tafel m- sammen, in der Weise geordnet, dafs die von demselbee Tage, aber verschiedenen Jahren, nebeneinander zu ste- hen kamen. Bekanntlich hat man schon sonst diese PhS- nomene nach den Monaten gruppirt, ohne indels zu ei- ner bemerkenswerthcn Folgerung geführt za werden, es sej denn die, dafs dieselben gewöhnlich im Frühling am häufigsten sejen. Allein, indem ich jeden einzelnen Tag in Betracht zog, bin ich zu einem ganz neuen punkte geführt, der die Periodicität dieser Ereignisse nigstens eben so evident macht, als die der Sternschnuppen. Unter den privilegirten Tagen für das Erscheioeo der Aerolithen nimmt der 29.. November, für welchen ich diese Periodicität zunächst vermuthete, den ersten Plali ein. Denn für die letzten 30 Jahre fand ich folgendes:

521

29. Not.

1839

27. Nor. 1823

30.

1831

2a . 1821

29.

1831

30. - 1821

26.

1831

29. - 1820

27.

1824

28. - 1810

27. .

1824

29. - 1809.

In Summe also 12 Fälle* Allein die aaflallendsfen dieser Aerolitbeu - ErscheinuDgen fallen genau auf die Tage 9 die gewöhnlich durch grofse SteraschnuppenßUe ausgezeichnet sind, auf den 10. August und 13. Novem- ber, so daCs diese Thatsache nicht nur die PeriodidtSt und den kosmischen Ursprung der Meteorsteine, sondern auch deren Identität mit den Sternschnuppen beweist Ich begnüge mich hier, für das periodische Auftreten der Aerolithen einen anderen Tag, den 29. Juli, nachzuwei- sen, der in Bezug auf den 10. August gewissermaben das Seitenstück des 29. November zum 13. desselben Monates ist.

Vielleicht hat dieCs einige Analogie mit Hrn. Er- m a n 's Ansicht über die die Sonne umgebende Art von ringförmigem Nebel '). Diese Schlüsse erlangen eine ziemlich befriedigende Bestätigung, da die Voraussagung sich gegen Ende des verflossenen Monats verwirkUcht hat, am 26. und 29. Juli, au&er mehren Feuerkugeln von sehr starkem Glanz, drei bis vier Mal so viel Stem- sdinuppen in einer Stunde als sonst gewöhnlich beob- achtet worden sind« Diese Periode, die von mir und meinem Kollegen, so wie von den HH. Quetelet, A. V. Humboldt und Vico (zu Rom) 'vorhergesagt wurde, scheint ihr Maximum am 26, Juli erreicht zu ha- ben, also drei Tage vor der mittleren Epoche; und diefs scheint in einer überraschenden Relation mit der Periode vom 10. August zu stehen, die in diesem Jahre ebenfalls nm drei 'Tage vorgerückt ist.

Was indefs die Richtigkeit mdner Entdeckung au-

1) S. Ann. Bd. XXXXYUI S. 682.

522

ffier Zweifel setii, ist, glaube ich, dergrofse Meteontein- fall, der sich in der Lombardei und in Piemont an 17. desselben Moaats zutrug ^), denn dieser Tag befindet sidi auch unter den angegebenen in der Tafel, die meine bd unserer Akajiemie niedergelegte Abhandlung begleitet h dieser Tafel findet sich fQr die früheren Jahre Folgendes:

A^deilete lotcrralle.

Abc^Mc iBterfaDe.

1840 Juli 17

1761 Juli 17

5,0 Jahr

1835 - 17

5 Jahr

1755

5,0

1835 - 18

5,0 -

1750 16

6,0 -

1818 - 17

5,7 -

1730 - 17

5,0 -

1806 - 17

6,0 -

1686 . 19

44> -

1771 - 17

5,0 -

1666 - 17

5,0 -

Alle diese Erscheinungen, die fast an dem nämGdica Tage statthatten, machen im Vergleich mit der geriogei Anzahl, die man in anderen Monaten antrifik (abgesebcs von dem anderen periodischen Tage, dem 29sten Juli); die Voraussetzung einer willkührUcben Coubination gan unmöglich, und sie erhalten durch die m Ober-Ilalies beobachtete Thalsacbe die sicherste Bestätigung. Sek merkwürdig ist auch die Periode von fünf Jahren, wci* che die Zeit zwischen den verschiedenen MeteorsteinGll- len dividirt; sie läCst bei diesen kosmischen Körpern ei* neu Uralauf von gleicher Zahl von Jahren veramtheiL Diese Tbatsacbe berechtigt uns, meines Eraditens, diew Körper aU wiirkliche Kometen von geringem VoIubmd zu betrachten, ungetäbr von der Natur des vom J. 1770i Dieser Komet, der ebenfalls eine Periode von fllnf Jab* ren hatte und seitdem nicht wieder erschien» könnte woU die Rolle eines Aerolithen beim Ju^ter gespielt habco» Es ist auch merkwürdig, dafs der einzige Komet, wel- cher scheint mit der Erde zusammentrefCea zu kdnoem diefs nur an demselben periodischen Tage, am 29. No- vember, vermöchte! 1) Aon. Bd. LYIU S. 668.

623

Nach diesen» kh glaidbe^ wohlbenfälrten Tholssclien und nach dem beständige» VerkomaieB des Eisens^ Koh balta und Nickels in. allefi Meteorsteinen, halle ich.es für erlaubt, diese Kdrper.ais.eoUtandea ins der Zusammen^ ballun^ kosuMscher, im Weltraum zersireuter Atome 2u halten, Atome ^ die, veratttge magnetischer Kraft, durch eolgegengesetzte Pole gekwungeo sind, sich zii veretnigeK Die köraigen, narbigen oder angefressenen Gestalten stin«- men wohl mit dieser Voraussetzung überein, so dafs diese physischen Kennzeichen zu gleichen Schlüssen führen wie die chemische Zerlegung.

Aus Allem diesem, scheint mir, kann man folgem:

1. Im planetarischen Räume giebt es Zonen oder Ströme Ton mehr oder weniger feinen nebligen Materien, in einem mehr oder weniger starken magnetiacheu Zu- stande; und diese Zonen durchläuft die Erde, bei ihrem periodischen Umlauf, successir an Terschiedenen Tagen des Jahres.

2. Die gleichsam unfühlbarsten dieser Theilchen, schlagen sich auf die magnetischen Pole unserer Erde nieder und veranlassen dadurch die Nordlichter.

3. Etwas weniger kleine Theile (bei welchen, au- fser der magnetischen Kraft, sich auch die Wirkung der. allgemeinen Gravitation zu äufsern beginnt) werden von der Erde angezogen und zeigen sich in Gestalt von Stern- schnuppen.

4. Dieselben Theile in einem etwas gröberen (plus avancä) Zustande geben auf gleiche Weise zu den glän- zenderen Erscheinungen Anlafs, die unter den Namen Feuerkugeln, Aerolithen n. s. w. bekannt sind. Wegen ihrer grö&eren Masse gelangen diese Aerolithen, ohne sich zu verzehren oder sich gleichsam in Asche aufzulö* Ben, bis in kleine Entfernungen von der Erdoberfläche; allein dann geschieht es immer, daCs sie durch Anhäu- fung von Elektricität und Wärme zerspringen» wie wenn

B2I

VotBehung dadarcb eineo zu heiligen StoCs gegen des Erdkörper hätte verhiDdern wollen.

5. Die Kometen endUcfa^ deren Masse man belanit- lieh immer sehr klein gefunden hat, sind nichts änderet als die gröbten dieser Aerolithen, oder besser nichts ab UranoUthenj welche, der Anziehung der Planeten est- wischend, Zeit genug hatten, ihren Lauf im Planden- raum unabhängig zu verfolgen und so viel Materie an steh zu reifsen, daCs sie von der Erde aus sichtbar werda

X. ]V o t i z e n.

1. JLßämmenmgsbogen. Ueber dieses bekanntlki durch den Erdschatten hervorgerufene Phänomen ^) thok Hr. F. B. Morse, in Silliman's Joum. of Science Vd XXXVIII p. 389, folgende, wip es scheint, noch Hiebt gemachte Beobachtung mit Der morgendliche DSd- merungsbogen ( Tmlight Bo$p^ beginnt eine halbe Stoode vor Sonnenaufgang im Westen am deutlichsten zu wer« den. Er hat dann eine Höhe von 15^ Zuerst erscheiiit er als ein blauer Bogen, dicht umgeben von einem schwa- chen Roth, das mit dem Blau zu Purpur verläuft. Ueber dem Roth erscheint Gelb, das sich mit ihm zu Orange vermischt. So wie die Sonne steigt, sinkt der Bogeo mehr zum Horizont hinab. Bei einer Höhe von 8^ fiber dem Horizont, oder 15 Minuten vor Sonnenaufgang sind die Farben am deutlichsten und concentrirtesten. In Moment des Sonnenaufgangs fl&llt der Bogen mit den Horizont zusammen. Der abendliche Bogen, der ^egeo Sonnenuntergang am östlichen Horizont erscheint, giebt genau zu denselben Erscheinungen in umgekehrter Ord- nung AnlaCk Am besten ist die Erscheinung bei sekr heiterem Himmel zu sehen, und dann erbUckt man ein«

1) YsL N. Gehl. Wfirtcrb. Bd. U S. 270.

525

Stunde ror SonneiiaargaDg eine zwäte Farbenreibe, ei« nen andern Bogen innerhalb des ersten {andofihe same heighi aboQe the horizoft) bildend» der zwar sehr schwach und verwaschen, dennoch aber sehr erkennbar ist. Die Farben, von der Mitte ausgeredinet und mit Gelb ange- fangen, sind dann: Gell), Blau, Roth, Gelb, Blau, Roth.

2. Rothes Steinsalz. Hr Marcel de Serres hat im Verein mit Hrn. J0I7, zu Montpellier, rothes Steinsalz von verschiedenen Fundorten, namentlich von Cordona in Spanien, unter dem Mikroskop , untersucht, und gefunden, dab es seine Farbe einer groben Menge eingeschlossener Infusorien von rOthlicher Farbe, nament- lich Monaden und BaciUarien verdankt. In dem Stein« salz von Cordona finden sich dieselben Thierchen, die auch in dem unter diesem Salz liegenden Mergel- und Thonschichten vorkommen. Die auf diese Weise roth- gefärbten Steinsalze schwärzten sich auch bei Erhitzung unter Ausbauchung eines empyreumatischen Geruchs, in- dem jedoch durch geröthetes Lackmuspapier kein Ammo* niak nachzuweisen war. ( CompL rend. T. X p. 322 und 477).

3. Antarciisehe Fiäcane. Die HH. Enderby, in London, die schon einmal das Glück hatten, dab eine von ihnen ausgertSstete Expedition, das Schiff TUSa, be« fehligt von Mr. Biscoe, geographische Entdeckungen im südlichen Eismeere machte, nämlich die beiden Küsten: Enderbv's ' Land und Graham's - Land auttand (1831 bis 1832), sind bei einer zweiten, von ihnen und andern Lond- ner Kaufleuten, in jene Gegenden abgesandten Expedi- tion (bestehend aus der Goelette Mi/s Eliza Scott und dem «Kutter Sabrina ^ befehligt vom Capt. Balleny) von einem ähnlichen Zufall begünstigt worden. Diese ent- deckte am 9. Februar 1839 eine Gruppe von fünf In- seln, deren mittelste ihre Westspitze unter 66^44'S. und 163® iro. V. Greenw. liegen hat. Diese Inseln,. genannt: Siurge-f Buckle-^ Borradaiie-, Yow^- und Ratp-Island

626

mchiMB sieb dadorah aus,, (bis ab aakBiiitlicIl vuli scher Notar Bind, wie dieb der an 12000 eagL Fafa Me E«gelberg der Younf- Insel, die Katar der an deren Ei- ste anfiel eaenen Steine (sogenannte Schlacken, nebst Ih- aak mit OliTiaen), und zwei hohe von der Biickle4Diel aufsteigende Rauchsäulen genugsam an den Tag ie{^ Die Baileny -Inseln sind, mit Ausnahme der im J. 181D romCapt B ellin gkauseo, unter 69^ S. entdeckteo vd* canischen Gegenden (Peter I- Insel und Aleiander I-Kl- ste) die «fidbchsten die man bis jetzt kennt. {Jomn.if the Geogr. Soc, Fol. IX p. 622 »))•

4. jitUMiscbe Felsm und Vulcane. BekaVt- lich hat die fiegiemng der Vereinigten Staaten von Noii Amerika im August 1838 ein aus sechs Schiffen balc* bendes Geschwader (^t,Ae explorimg E^edäion**) tm Behufe der näheren Erforschong des südlichen £isn(^ res ausgerüstet'). Auf ihrem Wege dahin, durch (b Atlantische Meer, hat es sich diese Expedition zur Ab- gabe gemacht, das Dasejn der auf fast allen Karten nil- ten in diesem Meere angegebenen, vereinzelten Feifi«) Klippen, Untiefen (^Rocis, Vigies, Shoals^ zu prfifeOi und so hat sie elf dergleichen gefftbriiche Stellen oacb- gesttdit, ohne indeft eine einzige derselben anf finden 0 könuen. Unter andern wurde denn anch der Ort k> sncht (2<>43'S. und 20*43'W. G.), wo im J. 1806 Capt Krnsenatern vom Bord der Nadeshda aus eine Er*

1) Euie Merlcwurdigkeit auf dieser Reise war noeh das Begcfnca €■<■ dOO Fuis hghen Eisberges, der in offiner See schwiinaicod (d*^ 103^40' 0., 1400 Miles ▼oDi. Dächsien bekannten Land), bei etwa ei- nem Drittel seiner Höbe, von unten gerechnet, einen zwölf Fnb ko^ Fekblock eingewachsen entliiclt. Das Original gicbt eine AbbSth^ daTon und verweist auf ähnliche Falle, erwähnt in Mnrchisoi^ Siiurian SysUm p, 541 und Bennett's Reise {Geoffr, Jot^ FoL VU p, 212). denen man noch eine ahoU<^ Be«backtiiii| ^ Prof. Baer, BuiUt, ttt^ad. de St. Peiersbaurg 7. //^^ hinsuiugen könnte.

2) Eine der seither bekannt gewordenen Fruchte derselben ist<fo»'^* deckung einer sehr «»gedehnten KGste unter bober sfidlicber Btnt

527

leheinang beobachtete, die er, mit d^n gesamniten OfB« aieren des Schiffs, fBr dea Ambnich eines sobmarinen Vulcana hielt. Allein auch hier konnte Ltn. Wilkeu; 1er Befehlshaber des amerikanischen Geschwaders, nichts entdecken. Man mufs daher annehmen, dafs das Pro- iakt dieses Aosbradis eben so vergänglicher Natur war, As die Insel Sabrina bei den Azoren, und die Isoh Fer- iinandea im mittellündischen Meere (Krusenstern im Bullet, seient. de lacad. de Si. Petersb<ntrg T. FI

p. 93.)

§• FortseUeuderung durch BUiz, Hn Hubert hat der Pariser Akademie die merkwürdige Thatsache mit- getheilt, dafs am 3. Juni 1839 ein Mann, der bei einem Gewitter unter einer Eiche Schutz gesucht hatte, daselbst vom Btitz erschlagen, und durch denselben 23 Meter (70 par. Fufs) fortgeschleudert ^wurde. Man fand ihn in dieser Entfernung von der Eiche unter einem Kasta- BteDbuech. {Compt rend. T. X p. 115.)

6. Grofse Ferbreiiung des Erdbebens i^on Fol- divia. Das Erdbeben vom 7. Nov. 1837, welches die Stadt Valdwia (39^50' S., 73» 34' W.O.) in Chile, zer- rtörte, ist nicht nur merkwürdig wegen seiner Heftigkeit, sondern auch wegen seiner aufserordentlichen Verbrei-^ tung. Auf den Gambiers -Inseln^ auf Tahiti, anf den Samoa- oder Schiffer- Inseln, ja sogar auf den Vavao- Inseln j unter 18<'34'S. und 173''59"W, also 21 Grad nördlicher und 100 Grad westlicher als Valdivia, bewirkte es gewaltige Aufregungen des Meeres, die in einem mehr* maligen Steigen und Fallen desselben bestanden. Aut den letztgmannten Inseln traten diese Bewegungen am 8. November ein und wiedertiolten sich 36 Stunden lang, allie zehn Minuten. Erdbeben wurden nicht verspürt, al- lein auf der Samoa - Gruppe, namentlich im Hafenort ^pra, auf der Insel Opolu^ wo der Missionar Mill schätzbare Beobachtungen machte, hielt ein solches die beiden Tage des 7. und 8. Nov. unausgesetzt an, und

S28

darauf stellten sich am xweiteo Tage Nacbmiftegs die gewöhnlichen, vertikalen Oscillationen des Meeres (^Compt rend. T. X p. 835). Audi die Sandaddh Inseln waren ZeugQ des letzteren PhteomenSy und es er- regte um so mehr Verwundernng, als damit kein Erd- beben verbunden war. Bei der Stadt Hanolulu, auf Owaki begann die Erscheinung am Nachmittage des 7. Novfar. mit einem Zurücktreten des Bleepes, einem so starkes» dafs der Hafen ganz trocken gelegt wurde und die K- sche starben; nach 28 Minuten kehrte indefa das VTa*- ser zurttck, stieg bis zar gewöhnlichen Flulbhdhe, und sank dann schuell wieder um sechs Fnfs» um nach 38 Minuten abennab zu steigen. In solchen ungewOhnlidien Oscillationen beharrte das Meer die ganze Nacht und den Vormittag des 8. Nov. Die höchsten Wasserstände guh gen dabei nicht viel Ober die gewöhnlichen Fiothböbcfl hinaus, allein die tiefsten Stftnde lagen sechs Fiifs unter denen der Ebbe. . Das Fallen dauerte durchadmittiic^ 26 Minuten, das Steigen 10 Minuten ^). Die AtmosphSre, so wie der Stand der meteorologbchen Instrumente bot nichts Ungewöhnliches dar. Es herrschte Nordostwind. Aehnliches trug sich zur selben Zeit auf den andern Inseln dieser Gruppe zu, namentlich auf Maui QMottfee) und Hafpaii (^Ofpoi/U). Auf letzterer, in der Byrori^ Bay^ fiel das Wasser schnell um \\ Fathoms, so dab ein Theil des Hafens trocken gelegt wurde. Hundette von Neugierigen sammelten sich am Ufer, um dieses ud- gewohnte Schauspiel zu sehen, als plötzlich eine unge- heure Welle, zwanzig Fufs höher als die Hochwasser- marke, rasch heranrtickte und mit einem donnerähnlicheii Getöse sich weit Qber das Ufer ergob, so dafs eine gren> liehe Zerstörung dadurch angerichtet wurde. Nord- und ostwUrts von den Sandwich -Inseln zeigte die See nidits Bemerkenswerthes; dagegen war iiet Kirauea wxi Batpmi sehr unruhig; seine Feuer erlöscbten plötzlich, wShrend sich anderswo neue SchlOod^^bildeten (Sill. J. VolZl p. 358).

1) Dieidbe Enclieinui^.«feigte iidk im J. 1819.

ANNALEN

DER PHYSIK UND CHEMIE.

Bd.L ERGÄNZUNG. St 4.

I. Analyse der isochromatischen Curven und der Interferenz 'Erscheinungen in combinirien ein- axigen Kristallen;

9on Chr. Langberg in Christiania.

(Vom Yer&uer gernacbter Auszug aus einer im norwegischen Magazin /or Naiurtfidtmkaheme Bd. 11 aiulakrlicU verSflentltcbtcii Abkandlang.)

Veno ein Lichtstrahl durch zwei fiber einander ge- legte doppeltbrechende, von parallelen Flächen begränzte, Kristalle gebt, so wird er im Allgemeinen in vier Strah- len getbeilt, die, wenn sie nach ihrem Austritt auf eine gemeinsame Schwingung^ebene zurückgeführt werden, mit einander zu interferiren fähig sind.

Es seyen, Fig. 4, Taf V E^Ocy und E^Oe^ die Durchschnitte, welche der Hauptschnitt des ersten und zweiten Kristalls mit der Ebene der Figur bildet, und JPi Op^ die Protection der Schwingungsebene der pola* risirten Einfallsstrahlen. Von den zwei Strahlen, in wel- che der Einfallsstrahl in dem ersten Kristall getheilt wird, schwingt nun, für kleine Einfallswjnkel, der ungewöhn- liche ( J^) im Hauptschnitt E^Oe^^ der gewöhnliche (Jo) in einer darauf senkrechten Ebene. Jeder von diesen Strahlen wird im zweiten Kristall ebenfalls getheilt, die ungewöhnlichen (^loe und lee) schwingen indem Haupl- flchnitt E^Oe^f die gewöhnlichen (loo und leg) in der darauf senkrechten Ebene. Wenn die vom zweiten Kristall ausfahrenden Strahlen mit einander interferiren sollen, so müssen sie alle auf eine gleiche Schwingungs- ebene zurückgeführt werden; diese sey in P^Op^ pro- )icirt. Die Schwingungsebenen jP^ Op^ und P, Op^ der einfallenden und vom zweiten Kristall ausfahrenden Strah-

Poggend. Ann. Krganaungsbd, I. 34

630

len bilden mit einander den Winket er; der Haoptscbnitt des ersten Kristalls bHde den Winkel (p mit der Scbwlii- gongsebene des analysirenden Tarmalins oder Ntchofa; (f! sej der Winkel zwischen derselben Ebene und dem Hauptschnitt E^Oe^ des zweiten Kristalls; xf) der Win- kel zwischen beiden Hauptschnitten. - a+tp ist also der Winkel, den die Schwingungsebene der Einfallsslrahleo mit dem Hauptschnitt des ersten Kristalls bildet.

Bedeutet nun c die absolute Yibrations - lotensilit d^r einfallenden Strahlen, oder die Geschwindigkeit, wo> mit ein schwingendes Aethermolekul des einfallendeD lidi- tes durch seine Gleichgewichtslage geht, so läfst sich die Geschwindigkeit der Aethermoleküle im Augenblick des Eintritts im ersten Kristall durch die Formel c»sui2sig ausdrücken. Zerlegt man diese Geschwindigkeit nach dem Hanptschnitt Ei Oe^ und senkrecht darauf, so hat man die Yibrationsintensität der ungewöhnlich und gewOhnlicb gebrochenen Strahlen im ersten Kristall. Also ist

Iez=zc*cos{a+(p)sin27ig

wo & die Zahl der Wellenlängen bedeutet, die der W^eg des gewöhnlichen Strahls mehr als der des ungewöhnli- chen enthält, oder der Gangunterschied beider Sirahleo«

Nachdem nun die Strahlen den zweiten Kristall durdb« laufen haben, hat man ebenso, wenn ^ den Gaognii- terschied beider Strahlen in diesem Kristall bedeutet, lee^^ c*cos(a+(p)cosxp*sin27ig leozs c*cos{a+(p)sin%p*sin2n{g+d') Ioo=: c»sm(a+(p)cosip^sin2n(g+&'i^&) Iöe:=: c*sin(a+(p)smip*sin2st(g+&). Von diesen Strahlen können nur diejenigen, deren Schwingungen parallel der Schwingungsebene P^ Op^ des analysirenden Nichols sind, durch diesen hindurch gehen, oder das Auge erreichen, also nur

{Iee+Ioe)cos(p^ und { Ieo+Ioo)smfi\ Die Oscillationsgeschwindigkeit der Strahlen, die das Auge erreichen, ist folglich

5S1

sin27i(g+&)sin(cc+q>)smifj'^cos(p* + c£sin27i(g+&')cos(a'^q))sm'ip

oder S^=:cl^cos{a+{p)costpcoS(p'

sin(a+(p)sin^cos(p'cos2n& + cos(^a'hq>)sm\psinq>'cos2n6^

+sin(a+g>)cos%lJsing/cos27t(&+'d'')']sm2ng ^crcos(a^q)^sinyjsmq/ sin27t&* sm(a + (p) sm^ cos (p' sin27i& +sin(a+<p)cosxlJsinq>*sin27i(&+&)2cos2ng.

Bezeichnet man den Faktor bei sin2ng durch A^

und den Faktor bei cos2ng durch B^ so ist

S=iA*sm2ng'\-B*CQs2ng.

Dieser Ausdruck kann auf folgende Form gebracht

werden

S=Vl^lB^.sin{2ng+ G),

wo tangGz=z—j^ und G constant ist für einen Strahl

von bestimmter UndnlationslSnge oder Farbe. Da die- ser Ausdruck ganz dieselbe Form hat, als der Ausdruck Ilir die Geschwindigkeit der Aethermolektile in A&h ein- fallenden Strahlen, so ist K-/^4-/P die Oscillatiönsge- schwindigkeit der ausfahrenden Strahlen, nachdem alle auf eine gemeinsame Schwingungsebene P^ Op^ zurückgeführt sind, und das Quadrat hievon, oder A^+B^ drückt die Intensität des Lichtes, welches das Auge erreicht, aus.

Bezeichnet man diese Lichtintensität durch /', so findet man, nach vorgenommenen Reductionen Pzszc^lsin'xljlsin\a+f)cos*(p' + cos^ ( a -f-qp )sin} y' ] Hh +cos^\f}[^ sin'^(a+(p)siri^q>' +cos^ (a4-qp)co5'q^]4- (l \ J '^r\sin2%p sin2q} cos^{a^w^

^^'^ \ —sm\a+q))2cos27i& +

^\sm2tpsin2(^a+<p)[^sin^(p'

cos*(p'']cos2n&+ '^\sin2(a^(f:)sm2(p' [cos^fpcos 2nQ9^+&)

34*

S32

Diese allgemeine Formel ist nun der AusdradL {fir die Intensität der aus dem zweiten Kristall ausfahrenden Strahlen, die beide Kristalle in jeder Richtung durchlao- fen haben, wenn man das durch Absorption und Rell^ xion verlorene Licht auCser Betracht setzt.

Ich werde nun diese allgemeine Formel auf einige spedelle Ffille anwenden.

Setzt man in der Formel (L) %p=0 oder rrlW, d. h. fallen die Hauptschnitte beider Kristalle znsammeD, so ist 9>=9>' oder 9'= 180^ +9 1 also die IntensitSt Pzs:c^[^sin*(a+ip)sm^(p'+cos^(a+(p)cos^fp'+

+ism2(a+(p)sm2(p'cos29t(&+ö^)']f oder P=:c^lcos*a—sin2(a^(p)sm2ipsm^n(&'^&')'] (H)

Die Intensität ist also in diesem Falle, f Qr einen ht- stimmten Werth von a und 9, allein abhängig tob &+&'t oder der Summe der Gangunterschiede der g^ wohnlichen und ungewöhnlichen Strahlen in beiden Kri- stallen', und ist dieselbe, die man finden würde, weoD die Strahlen durch einen einzigen Kristall gingen, der den ausfahrenden Strahlen einen Phasenunterschied ^b^ gleich der Summe der Phasenunlerschiede unserer beides Kristalle.

Setzt man nämlich &+^=z-j-, so läfst sich der

obenstehende Ausdruck in folgende Form bringen

Pz=i—[l +cos2(a+(p)cos2q)

'^sm2{a'J^tp)$in2{pcos2n'Y L

welcher Ausdruck identisch ist mit der bekannten Airf- schen Formel, für die Intensität des Lichtes, das dordi einen einzigen Kristall geht, wo der Gangunterschied ^^* 1. Stehen die brechenden Flächen der beiden Kri- stalle senkrecht auf der optisdien Aze, so ist für 0^* tive Kristalle

533

wenn T die Dicke des Kristalls , i den Einfallswinkel,

•j^ and -j die Brechungsexponenten der ungewöhnlichen

und gewöhnlichen Strahlen bedeutet , in dem Fall, dafs die Brechungsebene senkrecht auf der Axe steht.

Hätten t, b und a dieselbe Bedeutung für den zwei- ten Kristall 9 wie T, B und A für den ersten, so ist

und

^+^ = (7'^^+/*^')*««/=;,*«'/. (1)

Intensität wird folglich nach (II) 1^ =ic^[^cos^a—s{n2{a-^(p)sm2tpsin^(npsin^{)'\, (2) für a=90« wird

P=zc^süi^2 9 sin'^np^smU) (3)

Man hat also die bekannte Erscheinung des schwär* zen Kreuzes und der concentrischen dunklen und hel- len Ringe (Taf. V Fig. 5).

Für die Halbmesser der dunklen Ringe findet man den Ausdruck

2nbB Tb(B*^A')+tB(b^—a^y ^*^

wo 71 eine ganze Zahl ist.

Die Erscheinung för einen einzigen Kristall Ton der Dicke T findet man, wenn man /=0 oder a=zb setzt. Die Halbmesser der dunklen Ringe sind für diesen Fall

T{B^^jpy ^^^

Combinirt man also zwei gleichnamige Kristalle, so zie- hen sich die Ringe zusammen, oder die Durchmesser der l^nge sind kleiner fQr die combinirten Kristalle, als für jeden dieser Kristalle allein.

Ist der eine, z* B. der zweite Kristall, positiv, so

534

ivecbselt ^ das Zeichen, da a'^b wird. Der Ausdnid für die Intensität bei (3) bleibt unverändert, nur mit den Unterschied, dafs p nun bedeutet

22 2b '

. Die Halbmesser der dunklen Ringe sind also in de- sem Falle

Vergleicht man diesen Ausdruck mit der Formel (5^ so sieht man, dafs die Ringe durch diese Combinatioa sich ausdehnen, und dies ceteris parßus desto mehr, yt gröfser die Dicke des zweiten Kristalls ist im Vergleicb mit der des ersten, Ist t so grofs, dafs

T _ B a^ b^ ' t ~B^—4'^ b ' so sind die Ringe unendlich grofs, oder alle Ringe Te^ schwinden. Man sieht leicht, dafs in diesem Falle jeder der eombinirten ' Kristalle für sich Ringe von gleiches Durchmesser geben würde.

Wird / noch gröfser, so ziehen sich die Ringe wie- der zusammen, und werden desto kleiner, je mehr / zu- nimmt, wenn T unverändert bleibt.

2. Sind die brechenden Flächen der Kristalle pa- rallel der Axe, so ist ^), unter Voraussetzung eines nega- tiven Kristalles

WO Ty A, B und i dieselbe Bedeutung wie vorher ha- ben, und wo y den Winkel bezeichnet, den die Pro- jection des Einfallsstrahls auf die brechende Fläche des Kristalls mit einer auf der Projection des Hauptschnitls senkrechten Linie bildet.

1) Vgl. Radicke'i Optik I S. 417. In der Onsmalalilitfidliii« ut die TOD Muller (Pogg. Ann. XXXIII S. 291) gegekcae, von ikr obenitehenden Terschiedene, Formel angewandt, welches aber auf die Hauptretnltate keinen Einflofa hat.

535

Haben für den zweiten Kristall i^ a, b^ i and / die- selbe Bedeatung, so findet man für zwei negative Kri- alalle

&+^=p+\(^—rsih^r)sin'^i\ (8)

wenn man setzt

f'-^ AB +'-SF- y= T{B—A)+t{b-.a)

r= 7-— y h/— j .

Setzt man den Ausdruck (8) in die Intensitfttsfor- mel (II)» so wird die Intensität für einen gegebenen Werth von a und q> allein von i9'-Hi9^ abhängig. Wenn man also, wegen der Kleinheit des Einfallswinkels, tangi mit sini vertauscht, so kann man die Gleichung

i8'-|-iy:=co/M/, oder C=/^-f-J(y rsin^y)sin^i (9) für die Polargleichung der isochromatischen Curven an nebmeo.

Man findet auf diese Weise

.,. 2(C-p) M

q—r*sui?Y g—r*sm^Y welcher Ausdruck, da p, y und r unter der angenom- menen Voraussetzung dasselbe Zeichen habeUi und r>'y, die Gleichung einer Hyperbel ist, deren Halbaxen

i/z ^ y^

1 ^ 9

sind, und deren Asjmptotenwinkel, wenn man densel- ben 2 V nennt, gegeben ist durch

,i^y^/l\/ BbmB-A)+Kb^a)'] smy—y y-y Tbiß^-^J^y+tBib^-a^y ^^"^ Die Intensitäts- Formel (II) wird in diesem Falle für arzrdO*'

I^=sc^sin}2(psin^n[^p+\(g r sin^ y) sin^ i'].

Die Intensität wird sodann Null für jeden Einfalls- winkel, wenn 9=0=90*=180« oder =270®, und sie hat ihr Maximum, wenn 9) =45® =135®= u. s. w.

5S6

Die iDtensitfit wird ferner Nall, weim p+Kf rsüfy)sm^i gleich einer ganzen Zahl n ist, wodurch mehrere dimUe hyperbolische Ringe angedeutet werden (Fig. 6), deren Ab> stand vom Centrum in der auf die Projection des Hanpt* Schnitts senkrechten Richtung, wo ;^=:0, gegeb^i ist dorii

Wächst i zu i+i'y so kann man fQr kleine Eiii> falls Winkel ohne bedeutenden Fehler annehmen, daft sin^i zu $in?i+sw?a wächst. Soll, fttr diesen Zawadv von I, 19* +19^ um eine Einheit zunehmen, d. h. geht man von einer dunklen Stelle der Hyperbelaxe, wo ;^=Q^ zn der nächsten, wo die Intensität gleichfalls Null ist, fibcr, so muCs, weil ;^ = 0 ist, zufolge der Gleichong (9)

|yjih'/=l seyn, oder sini^^y , also

i=Arc{sm^'\/ ^y (12)

welchen Ausdruck man annäherungsweise Dir den Ge- sichtswinkel, worunter sich der Abstand der innerrteo Ringe zeigt, annehmen kann, oder als die Breite des in- nersten Ringes, wenn p eine ganze Zahl, und foIgUch die Mitte des Gesichtsfeldes ganz dunkel ist.

Auf dieselbe Weise findet man fQr die Halbmesser der dunklen Ringe in der Projection des Hauptschniffs

sifT I =:— ^t- \

Bezeichnet man den Gesichtswinkel, worunter sich auf diese Axe, wo ;^ = 90^, die Breite der innersten Ringe fQr kleine Einfallswinkel zeigt, durch i%oy so hat

man »%o —Are fsin = y jrZTg)' ( *')

Setzt man in den angeführten Formeln /=0 oder azsb^ so hat man die Erscheinung eines einzigen

S$7

Stalles von der Dicke T. Der Asymptotemvinkd 2J^ wird bestinint durch

*

f

sinV

und ist folglich von der Dicke des Kristalk nnabbSngig. Die FormelD (12) und (13) werden fOr einen einzigen Kristall

t^^:=sArc f sm = j- )

dir zwei combinirte Kristalle hat man gefanden

Man sieht, dafs auch bei parallel der Axe geschlif- fenen Kristallen die Ringe sich durch Combination zweier gleichnamiger Kristallplatten zusammenziehen.

3. Ist der eine von den combinirten Kristallen, z. B. der zweite, positiv, so findet man, wenn a^ft, und man setzt

Tab(B—ji) tjiB(a^b)

P^" :?3S^5

T wie oben

&+&'s::p+\(^—rsm*y)sm^i. (16)

Setzt man nun ^9*+^ gleich einer Constante, so ist diese die Gleichung der isochromatischen Curven.

So lange nun q und r gleiches Zeichen haben, und '*>9', ist dieser Ausdruck die Polargleichung einer Hy«

538

periiel. Der Winkel V^ den die Asymptoten mit der Axe der Polarcoordinaten bilden, wird bestimmt durch

smF=y T-y /ß*^A»\ (a*--i>y ^ ^

wenn man Tssnt setet. Man Ündet ferner

Vergleicht man diese zwei Ausdrücke mit den Glei- chungen (14)y so siebt man, dafs sich die Riege durck Combination zweier ungleichnamiger Kristalle ausdehnen.

a) Ist der negative Kristall sehr dick in Vergleich mit dem positiven, so nähert sich der Ausdruck (10) seinem Gränzwerth

VÄ+B'

Geht man von diesem Werthe aus, und combinirt

den negativen Kristall mit positiven Kristallen von mehr

und mehr abnehmender Dicke, so wächst K bis 9=/;

oder

a b aB

da F' gleich einem Bechten wird. Der Asymptotenwin- kel 2 y wächst also bis zu dieser Gränze, und zu glei- cher Zeit dehnen sich die Ringe aus, da 9 und r y zugleich mit n abnehmen.

b) Ist r=:^, so wird

' V yt(a-b)lBa-Ah2J

Die Gleichung' der isochromatischen Curven vrirdoun, 2(c— /?)=3ilf gesfctzt,

sirri:

S39 M

Die Hyperbeln verwandeln sich also in ein System von geraden Linien, parallel der optischen Axe. Zafolge (19) wird

Vergleicht man hiemit den Ausdrnck (14), so sieht man, dafs dieser Fall eintritt, wenn die Ringbrate der in jedem Kristall für sich hervorgebrachten Hyperbeln in den vom Haaptschnitt halbirten Asymptotenwinkeln gleich grofs ist.

c) Wird n noch kleiner, so ist r^^^, und die Glei- chung (16) ist dann die einer Ellipse, deren grolse Axe parallel der optischen Axe ist. Nennt man die grdfste Halbaxe 6, die kldnste 3, so hat man für kleine Ein- fallswinkel

a==Arc^sin=:\/ —-y b=:Arc(^sm=:]/ -y

d) Je kleiner r wird, je mehr nähert sich das Axen-

vcrhältnils der Einheit; ist r=0, so wird -^sl,. und

die Gleichung (16) rednciif sich auf

.,. M

9 die Gleichung eines Kreises. .

e) Nimmt n noch mehr ab, so wird r negativ; ist nun g positiv, so ist (16) die Gleichung einer Ellipse, deren grofse Axe senkrecht auf dem Hauptschnitt ist; man findet wie oben

f) Je mehr q abnimmt, je mehr dehnen sich die El- lipsen in der Länge aus bis 9^=0; die kleine Axe ist

ist dann Arc\sinzi^y j, Ae grolse Axe

MO

und die Ellipsen verwandeln sich in ein System von pa- rallelen geraden Linien, die senkrecht auf der Projection des Haoptschnitts stehen. Da in diesem Falle

so wird jeder Kristall für sich Hjperbeln geben« -welche in den Asjmptotenwinkeln, die von der auf dem HaopC- schnitt senkrechten Axe halbirt werden , gleiche Breite haben.

g) Wird n noch kleiner, so werden g ond r beide negativ; die parallelen geraden Linien fangen dana wieder an, sich ^u Hjperbeln auszubiegen, deren Asynp- totenwinkel immer gröfser wird, und sich dem Grins- wertbe

2^rc(5«=|/3r)

nähert, wenn n bis Null abnimmt. Da dieser Bogen stets kleiner als 90® ist, so kann der Asymptotenwinkel %F^ nie ein Rechter werden.

4. Sind die brechenden Flächen der beiden Kri- stalle unter einem Winkel von 45® gegen die Axe ge- schnitten, so findet man ffir & einen Ausdruck von der Form » ) &^=z T^msm^ysin^i+ncos^ysiri^i+ysinysmi r] (20) wenn man die höheren Potenzen von sini unberücksidh tigt läfst. Setzt man nun & constant, so hat man fBr die Gleichung der isochromatischen Curven, wenn die Hauptschnitte parallel sind, und man auch die zweite Po- tenz von sini^ wegen der Kleinheit des Einfallswinkels» fortläfst, annäherungsweise, (für positive Kristalle) &+&'=(Tf+t^)smysini—(Tr+tr^)=:C (21)

/, ^ und r' für den zweiten Kristall dasselbe bedeutei^ was 7, y und r für den Ersten sind.

Die Gleichung (21) ist, wie man sieht, die einer

1) Pogg. Ann. XXXV S. 100, und Radicko't Optik I, & 4S6.

541

geraden auf dem Haaptsclinitt senkrechten Linie. Aaf gleiche Weise wie oben findet man für die Breite je zwei auf einander folgender dunkler Linien, wenn man ;/=90* seilt,

Als letztes Beispiel von der Anwendung der Inten- sitätsformel (II) wollen wir den Fall betrachten, dafs die Hauptschnitte der beiden wie oben geschnittenen Kri- stalle 180^ mit einander bilden, und der Kürze willen annehmen, dafs beide combinirte Kristallplatten StOcke von demselben Kristall sind. Für den zweiten Kristall findet man i9^, wenn man in der Formel (20) y+\^ fär Y setzt, folglich ist

&'z=t[^msüi^ysüi?i+ncos^ysin^v gsinysiti'^ry und &+^=:m( T+t)sm^ysm*i+n( T+t)cos*ysiä^i _y( T^t)sinysini—r( T+t)z=A.

Diese Gleichung zeigt, dafs die isochromatischen Cur- ven Ellipsen sind, deren Cenfrum im Maopfschnilt liegt, auf der Seite, wo' die Projection des vom Auge abge- wandten Endes der optischen Axe des dicksten Kristalls fällt ^), und in einer Entfernung vom Mittelpunkte des Gesichtsfeldes, die desto grOfser ist, je grörsen der Un- terschied der Dicke beider Kristalle.' Sind beide Platten gleich dick, so findet man

, . A+r

Sin*l=:z r-- -.,

msifry+ncos^y

welcher Ausdruck, da m und n gleiches Zeichen haben,

eine Ellipse vorstellt, deren Centrum im Mittelpunkte

des Gesichtsfeldes liegt. Ist n'^m, so liegt die grofse

Axe der Ellipse im Hauptschnitte; wenn dagegen n^m

ist, so hat die kleine Axe diese Lage.

1) Weil siny auf der Seite der auf dem Hauptschnitte acukrechten Linie poiitiv wird, wo das dem Auge zugewandte Ende der Aze projicirt ist

643

u.

Setzt maD in der allgemeineD IptensifStsfoniiel (1) ^=90^ oder 270^, ako ^'=s^zt:90^, so findet man Pss2C^\^sin^(a+(p)cos^^*'+'COs^(a'+'(p)sin^tp' 2sin(a'+'(p)cos(a+(p)sin(p' cosff' ^2sm(a+^)cas(a+ip)sinf'cos(p'

^\sin2(u+<p)sin2q>cos2n(&—^)2

z=2e^lcos*a^fim2(a'¥g>)sin2ipil'-€Os2ni&''^y\ ^der I^z:^i^lcos^a—SM2(a+<p)sm2g>s{n^n(&—&')J (ID)

Ist a=9>=s46^) 80 vrird die Intensität von «9* und i9f nnabbangig, weil das letzte Glied in (III) Null wird; die Corven verschwinden also, und die Intensität ist fir jeden Einfallswinkel constant, und gleich der halben In- tensität der Einfallsstrahlen. Uebrigens wird hier, wie im oben betrachteten Falle, die Form der Curven die- selbe fQr jeden Werth von a und tp; nur die relative Intensität der dunklen und hellen Stellen , und die Lage des ganzen Corvensjstems wird verändert

1. Die brechenden Flächen beider Kristalle sejci der Axe paralleL

Für zwei negative Kristalle hat man wie oben

Da der Hauptschnitt des zweiten Kristalls ±90* um dem des ersten bildet, so findet man i9^, wenn man ii diesem Ausdrucke ;^=|=90® für y setzt, oder ::^cosy lur smy» Man findet also

&^t^+^(b-a)\:b^(a+b)cos^r2sinU

und

^-.^=^+J(y— r««V)*i««/, (23

wenn man setzt

54S

7=7(5 ^)+<(*—a)-y j (24)

Setzt man imn t^ & consfant ^=C, so ist

sin^i^^^^. (25)

Da r—y=zT(ß ^)-«.+/(A a), welches eine

positive Gröfse ist, so ist T>q^ und die Gleichung (25) drückt immer eine Hyperbel aus, deren Halbaxen sind

Der Asymptoteowinkel 2 f^ wi^d' gegeben durch

Vergleicht man diesen Ausdruck mit dem Ausdruck bei (10), so sieht man, dafs dieser 'Winkel fftr nega- tive Kristalle kleiner, da b'^a^ ftir positive gröfser ist, da b<Za, wenn die Hauptscbnitfe auf einander senkrecht, als wenn sie parallel sind. Der Asymptoten winkel nä- hert sich also in beiden Fällen einem Rechten«

Sind beide Platten gleich dick, so wird 2^ von der Dicke unabhängig und gleich dO^

FQr die Ringbreite im Hauptsctinitt des ersten Kri- stalls und senkrecht darauf findet man annäherungsweise

a^ 2b

.,, _____ 2b

Vergleicht man hiemit die Ausdrücke (15), so sieht man, dafs die Ringbreile für negative Kristalle in dem Rauptschuitte gröfser^ und senkrecht darauf kleiner sind, ^enn die optischen Axcn auf einander senkrecht, als

644

wenn sie parallel sind« FQr poMthre Kristalle findet du Umgekehrte statt. Lftlst man also den Winkel zwischca den Hanptschnitten zunehmen von 0 bis 90*, so werdca sich für negative Kristalle die Ringe in den vom HaupC* schnitte halbirten Asymptotenwinkeln zosammenzi^ und sich in den anderen zwei Winkeln ausdehnen. Fk positive Kristalle verhält es sich umgekehrt

Ist der zweite Kristall positiv, so verwanddn ack die AusdrQcke.(24) in

Tab(B—ji)+tab(a—b) f"^ ÄB^

y=zT(B-A)-t(a^b)±

'•^^-^ '-T-'

und die Polargleichung der isochromatischen Curven wirl wie oben

So knge T sehr grofs ist im Vergleich mit /, flo'

r und g positiv, und die Curven sind dann Hjperl)el&

T Nimmt oder n ab, so werden die Curvensjstcfle

ganz dieselbe Veränderungen, wie die oben fQr panliek Hauptschnitte beschriebenen, durchlaufen. Vergleicht nun die obenstehenden Werthe vnn p^ q und r mit den Wer- then (16) des vorigen Falles, so sieht man, daCs r mir verändert ist, p und q dagegen einen von den frfibercD verschiedenen Werth haben; ist der erste Kristall, in* hier vorausgesetzt, negativ, so wird q kleiner f&r seok- rechte wie für parallele Hauptschnitte. Ist der erste Kri- stall positiv, der zweite negativ, so findet das Ums^ kehrte statt Der Cebergang der Curven von Hjperbeb zu Ellipsen , von diesen zu geraden Linien u. s. wird also nicht bei denselben Wertben von n stattfioM wenn die Hauptschnitte auf einander senkrecht und weB>

sie parallel sind. Nur für den Fall, dafs die O^^

Krdie

Üb

Kreise sind, welches fQr r=sO eintritt, werden sie in beiden Lagen der Hanptschnitte dieselbe Form behalten, da r in beiden Fallen denselben Werth hat Hat abo n einen solchen Werth, dalB das Cnrvensystem fUr pa- rallele Hauptschnitte gerade Linien parallel der optischen Axe des ersten Kristalls, also r= q, oder senkrecht dar- aof (^=0) sind, so werden sie, wenn man den einen Kristall um 90* dreht, sich in beiden Fällen zu Hyper- beln ausbiegen. Ist dagegen die Dicke der Kristalle eine solche, dals man für senkrechte Hauptschnitte ein Sy- stem von geraden Linien sieht, so .werden diese, wenn man die optischen Axen zusammenfallen lädst, sich* zu Ellipsen zusammenbiegen.

Die Gränze, welcher sich der Sinus des halben Asym- ptotenwinkels y nähert, wenn n immer zunimmt, ist

-j ^, oder derselbe Werth, den der erste Kri- stall iür sich allein giebt Wenn n dagegen abnimmt,

nähert sich sin V dem Gränzwerth - y .. Da nun

für positive Kristalle a>>i, so wird dieser Gränzwerth gröfser wie der Asymptotenwinkel des zweiten Kristalls

für sidi allein, und da -r- gröfser als \ ist, so ist

dieser Gränzwerth gröfser als 45*, folglich der Asym- ptotenwinkel 2r>90*.

Den Werth von n, f&r welchen der Asymptoten- winkel 2K ein Rechter wird, findet man aus der Glei- chung rs=2^, wonach

und die Curven werden in diesem Falle gleichseitige Hy- perbeln.

2. Sind die optischen Axen beider Kristalle unter 45* gegen die brechenden Flächen geneigt, so findet man

Poggend. Ann. Ei^8Dy.ungsbd. I. O^

1

54«

wenn man die zweite nnd höheren Potenzen Ton m unberflcksichtigt Isfet, nach (20) und (21), weil

welcher Ansdrackt wie man leicht siebt, die Polargla- chang einer geraden Linie ist, welche mit der Axe dff Polarcoordinaten einen Winkel F bildet, dessen Tas- gente bestimmt wird durch

'^^=='=T-aM:j-^-:?=^' (28)

wo das obere Zeichen gilt, wenn die Projection der Axe des zweiten Kristalls -+'90^ das untere, wenn sie —M* mit der Projection der Axe des Ersten bildet. Das Sy- stem von geraden isochromatischen Linien liegt ako ni- mer in dem Winkel, den die Pro)ectionen der gleidij^ wandten (beide dem Auge zu- oder von dem Auge ab* gewandten) Enden der optischen Axen mit einaoder bilden*

kt jB^3, ^=0, so wird

iang V=^Y'

Die Linien bilden also einen kleineren Winkel mit if^ Hauptschnitt des dünneren, ak mit dem des dickeren Kri- stalls.

HL

Setzt man in der allgemeinen IntensitSts-Fonnel (0 V^==l=45^ also ()p'=:9)db45^; oder setzt man Y'=::pl3^* macht man femer, um die Formeki nicht zu vielzacos- plidren, a=90^, so findet man

M7

P =^ [1 Cüs^feös2n&---'4m^^fc&sln&

^iüiltpcos^tfsmlnd-sinliK&l \ , (•29)

Für a=0 erbsit man den coQipIenieiltaren Aasdrack.

Macht man nun 9=0 oder =90* u. s. w^ so wird

hl dagegen 9>=4&*^ssl36<*s:;23a*^315», so wifd

Im ersten Falle iPt also die IntensitSt dieselbe, als wenn das Licht durch den zweiten Kristall, mid im zwei- ten Fall, als wenn es durch den ersten Kristall allein gegangen wSre; oder im ersten Fall sieht man nor das Curvensystem des zweiten Kristalls, im zweiten Fall nur das des ersten.

Setzt man in der Intensitätsformel (I> t^s=:zb45* oder =:=&:135^, und a=45^, so findet man

z:pcos^2g)sin27i&sin27t&'2 (30)

und für a= 45^

P =z -^ll+cos2fpsm2f(cos2n&—cüs29t&*) 2

dbcos^2q>sin27i&sm2n&'2 (31)

welcher Ausdruck den vorigen zu c^ ergänzt; die Inten- sitäten (30) und (31) sind daher complementar.

Setzt man in (30) 9?=45®=135^ u. s, w,, so wird

c^

2'

Die Intensität ist also fOr jeden Einfallswinkel con- stant, und gleich der halben Intensität des Einfallslich- tes, In diesem Falle werden also keine Gurren sichtbar.

Macht man f>^=0 oder =90^ u. s. w., so ist ffir V=+45®

35*

548

I* 3si^ll^gm2n&säi2n&2 (3!)

und fQr ip^ 45*

«»

Pss^ll+sm2n&sm2ti^2' W

Die iDtensit&ten sind also complementar. Für

siebt man in zwei gleich dicken Platten von BerglkrislA die unter 45® gegen die Axe geschnitten sind, das Ff. 17 Taf. V abgebildete Currensysteui, wenn man hoDO- genes Licht anwendet.

Wir werden als Beispiel von der Anwendnog der Formeln (32) und (33) diesen Fall nehmen» und »- tersuchen, wie das Bild Fig« 17 Taf« Y nach diesen For- meln construirt werden kann.

Die Intensität wird nach (32) ein Minimom an' gleich Nnll, wenn sin2nxf'sm2n&:=:zlt also entweder a) sm2n&=il nnd sin27i&'=zl odtf *) sm2ft&= l und sin27t&'r=z l.

Sie wird dagegen ein Maximum und gleich c\ weofl Sin27i9'sin2n&*^=i 1, also entweder

ä) sin2n&=: l und sin27i&:=z+l, oder A'> sm27t&=:z-t'l und sin2n&= l.

Die Stelleu y wo die Intensität ein absolutes Maxi- mum oder Minimum ist, sind also nicht in diesem, wie in allen bisher untersuchten Fällen, zusammenhängende Curven, sondern isolirte Punkte, die auf den Schnei- dungspunkten der Curven liegen, die durdi die Gleichon- gen &=zA und {H=k

bestimmt werden, w^nn man für die Constanten ^ imd « successiy die durch die Gleichungen a^ b, d und^' be- stimmten Werthe setzt.

In unserem Falle ist nun

&=2ysinysin r, (3*)

nnd {^=iqsm{y^4l&^)smi r, (35)

weuQ man die zweiten und höheren Potenzen von ^

549

vemacblSssigty und q und r dieselbe BedeataDg wie oben haben, die Dicke T der Kfiixe willen =1 gesetzt. Da die Gleicbungen (34) und (35) zwei gerade Linien aus- drücken, Ton welchen die eine auf dem HauptsdiniUe des ersten, die andere auf dem des zweiten Kristalls scnk- recbt steht, so sieht man leicht, dafs die Stellen, wo die Intensität Null oder c* ist, auf graden Linien liegen, die parallel mit und senkrecht auf der Linie sind, die den von beiden Hauptschnitten eingeschlossenen Winkel halbirt« Da sodann das Bild in Bezug auf diese Linien symmetrisch ist, so wollen wir, um die Formeln zu ver- einfachen, die auf dieser Halbimngslinie Senkrechte zur Axe der Polarcoordinaten wSAlen. Dieses geschieht leicht, wenn man überall ;^+22i® für y setzt Macht man diese Substitution, so findet man aus (34) und (35)

* =yjiii,"5wi(yrH22J •)— r

&—^^2gsin73\ ^sinicosy ( ^^^

oder wenn man rechtwinkliche Coordinaten einführt, und cosysinizrix^ sinysinizsiy setzt, so erhält man

d^z=^qcos22\ '>(/+/ang^22J ^x)—r &=qcos22\ ""(y—tangTfii ^x)—r . .o..

&—^=2gsin22\''x > v ;

&+&=2gcos22i •/— 2r.

Setzt man diese Werthe in die Gleichung (32), die man auch so schreiben kann: '

P = ^Zl—\cos2n(&—&')^{cos29t(&+&):\ (38)

so findet man P=z^ll^\cos(in9sin22\''x)

-^Xcos^inqcosia^ °/— r)]. (39)

Differenfiirt man diese Gleichung auf x, und setzt das Diffcrenzial gleich Mull, so erhält man

5»»

wo n jede ganze Zahl oder NnH ist. Wenn n eine g^ räde Zahl ist, so >vird durch "cttese Gleichung ein Mioi- mum, und wenn n eine ungerade Zahl ist, ein Maximum der Intensität angedeutet. Da dieser Werth von x uo- abhSogig von y ist, so liegen also alle diese Maxima oder Miuima auf geraden Linien parallel der Axe y. Da fer- ner n von einer solchen Linie, wo die Intensität, z. & ein Minimum ist, zu der nächsten um 2 wächst, so i^t die Entfernung dieser Linien von einander gleich

1 _ 1

2y.5wi22r~0»765y* Setzt man das Differenzial der Gleichung (39) io Bezog auf/ gleich Null, so erhält man

welche Gleichung, wenn n eine gerade Zahl ist, ein Ma- ximum, und wenn n eine ungerade Zahl, ein MinimoD ausdrQcIct; da sie von x unabhängig ist, so sieht man, dafs diese Maxima und Minima für jeden Werth von x dieselbe l^lntfernung von der Abscisscnaxe haben, folglich auf geraden; mit dieser Axe parallelen Linien liegen.

Auf ;gleiche Weise wie oben findet man, dals ihre Entfernung von einander gleich ist

1 _ V

AUq Maxima oder Minima liegen also auf Linien, die parallel mit und senkrecht auf der Abscissenaxe 8ia(( oder zufolge (38) und (39) auf Linien die bestimmt wer- den durch

& &*z=:c(mst=db^ (für Minima) und =:±— ^5 (für Maxima)

551

&-*-&' =zconst=±^^^ (für Mhiima)

und ==£=-^ (ffir Maxima).

Subslitairt maü in der Gleichung (38) diese Wer- the von x und y, so findet man für die Intensität auf den Linien y die alle Maxima oder Minima Terbindet, pa- rallel der Axe y, wo & ^=— ist,

=-[l±5+Jro54^(yro5225®/— r)], und auf den auf dieser senkrechten Linien, oder paral- lel der Axe x, wo &+S^=z—isi

A

= ^CH.±J— Jco5(47ry5i>i22i »T)],

wo die oberen Zeichen für die helleren, die unteren für die dunkleren Linien augewandt werden müssen.

Man sieht, dafs die Intensität in beiden Fällen, für die Ersteren zwischen den Gränzen c^ und Je', und für die Letzteren zwischen den Gränzen \ c^ und Null liegt«

Die Entfernung der durch die Gleichung ß' ^s—

bestimmten dunklen oder hellen Linien von einander ist, nach dem oben Angeführten, gleich

\ 0,765^/'

vergleicht man diese Entfernung mit der, die ffir paral- lele oder senkrechte Hauptschnitte stattfindet, so sieht man, dafs sie gröfser als diese beide ist, und zwar un- gefähr das Doppelte von der Entfernung im Falle senk- rechter Hauplschnitte. Früher habe ich nämlich gezeigt,

dafs diese EntfernoDg filr senkrechte Haupl^cbnitle und fDr parallele Haoptschnilte

mm

FOr die durch die Gleichang &+^:=— bestimmien Li- nieii der Maxima oder Minima, ist diese Entfemung

=^'*(*'"= m^)*

folglich ungefähr 2,4inal kleiner als der gegenseitige Ab- stand der Linien in dem anderen auf diesem senkrecbtei Liniensystem, ungeßihr 1,3 mal kleiner als fOr die dtuikleii Linien, die man für ip=z90^ sieht, und l,08mal grOlser als wenn i^=0 ist

Da die Bilder nach den Formeln (32) und (33) complementar sind, wenn a denselben Werth (-1-45* oder —45®) hat, nachdem t/;=-|-45® und 180*-|-45* oder yj= 45® und 180® 45®; da ferner für einen Constanten Werth von tp die Bilder sich ergänzen, wenn a von -t-45® zu 45® übergeht, so wird dasselbe Bild unter vier verschiedenen Stellungen der combinirten Kri- stalle und des pqlarisirenden Nichols hervorgebracht werden.

Setzt man in der Intensitätsformel (29)

9=2/1^+225®, wo n jede ganze Zahl oder Null ist, so wird

[l^\(cos27i&+cos27t&')d=lsm2n&sin2n&' uqd wenn 9p=(2/i+l>~-H22j ® gesetzt wird, so ist) (42)

/' = X

[l^\(cos2n{f^+cos2n&')zf:isin27t&sm2n&

663

ro die oberen Zeichen f&r Y^=:+45* oder 180^4- 45^ He QDteren fQr ^= 45* oder 180* 45* gelten, rerden die dardi das obere Zeichen in der ersten er Formeln aosgedrOckte Intensität durch A^ die zweite larch B bezeichnen«

Geht man von 9r=22i* ans, und ISbt q> um 45% 1*45® u. s. w. zunehmen, so sieht man abwechselnd die lurch die lotensitaten A nnd B bestimmten Bilder. Ist iSmlich t^=-i*45*, so sieht man zuerst das Bild A^ da- Bach J3, so wieder ^ u. s. w.; ist dagegen ^= 45*, lo sieht man zuerst das Bild B^ dann A^ so wieder B u. 8. w. Fig. 18 Taf. V zeigt das Bild A, und Fig. 19 das Bild J5, wie ich sie in zwei gleich dicken Berg* kristallplatten 9 jede nngefilhr von der Dicke einer Linien lehe, in homogenem Lichte.

Ist a=:Q, so sind die Bilder complementar zn A Dud B,

Die Intensitäten A und B können audi so geschrie« ben werden

A=L^{\—\{cos2n&+cos2n&)

B=^^{\ \{co52nd'+cos2nd'')

Da die Lichtintensitttt in jedem Punkte des Gesichts- feldes gleich ist der Summe der durch jedes einzelne Glied der Gleichungen (43) bestimmten Intensitäten, so kann man sich vorlSuGg einen Grundrifs des Bildes construi- ren, wenn man in jedem Gliede dieses Ausdrucks den Gangunterschied gleich einer Constanten setzt, und die dadurch bestimmten Cnrven construirt; denn wenn man die algebraische Summe der Intensitäten dieser Curven auf einem bestimmten Schneidepunkte nimmt , so ist diese Somme gleich der wirklichen InteusitSt des Bildes auf dieser Stelle. Ist diese Summe fflr eine Reihe conti- fiuirlich auf einander folgender Punkte constant, so wird

gucb * dag durch die bU^rfereoz der auafabreodeo Stidk leo hervorgebrachte Bild ▼on isochromalischeo Cona beitehen; im eotgegengesetzten Falle' wird maa mir ito- lirte uochromatische Pankte aeheo. Durch die Gleidag & i^=c wird, wie oben gezeigt, ein System vong^ raden Linien ausgedrückt, parallel der Halbiniopline des von beiden Hauplscbnitten eiogeschlossenen Winkeb,

deren Entfernung von einander ==o~;7.v«ooi o* 1^*^^'*

chung &+^:ss€! giebt ein System von parallelen Gerab

senkrecht auf den Vorisen, deren Abstand =;r sat

^ 2qcosW

Endlich wird durch jede der Gleichungen &=sifvti ^znzc'^ ein System von geraden Linien senkrecht nip auf dem Hauptschnitte des erslen und zweiten Kmtalb

vorgestellt, deren Abstand = ist. Wählt man vm

solche Werthe i&r c^ und d", dab cas2n&scasiii^

= 1 wird, so ist es zufolge der Gleichungen (0)

klar, dafs die genannte Summe ein Maximum, und gla<i

c wird. Denn setzt man cos2n&^zcos2n&'si--^

so wirdv

^ 2n+l , ^ 2m-4-l ^=— y— und iSTä ^ ,

folglich &—d':=n—m und ^+^2=«+in+l, oder

cas2ft(&—{i^)ssiC0s2n(^&+&')=+l und damit

/• = c>. Ist cos2n&sszcos2n^s=z+l^ so findet man ^ gleiche Weise, dafs die Intensität ein Minimmn ^ und gleich Null. FOhrt man nun diese Constractiott ^ so wird man sehen, dafs die Punkte, wo Ps^^oäff s: Null ist, sich auf Linien symmetrisdi ordnen, A^P** rallel mit und senkrecht auf der Linie sind, die den, ^ den Projectionen der gleichgewandten Enden der ^ sehen Axen eingeschlossenen Winkel, halbirt, und ^

555

{O, dafs äu^ jeder dieser' Linieti abwechselnd ein Maxi- mam uad ein Minimum fie^ Ich yvVMt also wie früher liese Linien zu Axen der rechtwinklichen Coordinaten^ wodurch man wieder auf d(e Ausdrücke (37) kommt

Setzt man in der ersten dieser Gleichungen Jr=0; und lafst & bis t^+j zunehmen; so wächst y zu

1

Nimmt man nun diesen Zuwachs von jr, der & auf der Coprdinatenaxe y um { wachsen iBfst, zur Einheit der X und y, so reduciren sich die Formeln (37^ auf fol- gende einfache Ausdrücke:

Va— 1

^^\y-\tangft2\'x-r=zly^y^x^r\ (44) &^&'=liang2^''x=nlZ—±

Es wird im Folgenden nützlicb, « als eine Function-

▼on & d^ ausgedrückt zu haben; macht man t?*— ^'=i(y

2i so wird x^^-= , und man erhält dann

V2— 1

2n&sz—y+ni—2nr

2nd'^=z ^y—nA^2nr.

27i(^&—&)=z2nk, 2ni&+6^^=zny—inr. Substitttirt man diese Werthe in den Intensitfitsfor- mein (43), so findet man

^^ = -^llzt:^cos2niqplcos(^ny'^inr)

m

-^cosftkcosQ^y 2nr)2f (45)

^0 die obem Zeichen für die Intensität j^, die untern

f&r B gelten. Macht man in dieser Gleichung i coo- stanty so erhält man die Intensität auf einer Lioie paial- lel der Axe /• Man sieht, dab die Intensität aoF jeder solcher Linie periodischen .VerSndemngen unferworfea ist, so dafs fflr die Ordinaten y nnd y+i^ dieaelbe In- tensität stattfindet. Giebt^ man dagegen x einen consba- ten Werth, so sieht man, dafs die Intensität aaf jedff Linie parallel der Axe « auch solche periodiscJie Yeiis- deningen zeigt, und zwar so, dafs für i^n und i(=ji+2 dieselbe Intensität wiederkehrt

Der Kürze willen wollen wir annehmen was bei den von mir angewandten Kristallplatten nahe der FaD

2n+l ist dab rr= ^ , was der Untersuchung nichts via

ihrer Allgemeinheit raubt, sondern im Grunde nur ciae Verrückung des Anfangspunktes der Coordinaten ist Bba findet unter dieser Voraussetzung

I*:s^ldz\cos2nA::fi\cosny+€psni*cas ^x (^

Setzt man das Differenzial dieser Gleichung in S^ zog auf y gleich Null, so findet man die Coordinate j aller Punkte parallel der Axe /, wo die Intensität m Maximum oder Minimum ist. Man findet für die oberes Zeichen, oder für das Bild A

cosnAsm-^y^Wi-^ycos-^jr^zO,

und folglich

Sin-^YzrzO und cos—y=:cosnk.

Die erste, dieser Wurzeln ist von k unabhäogif;; wir werden die dadurch bestimmten Maxima oder K- Dima, die' für jeden Werlh von ^, dieselbe Enffermnig von der Axe » behalten, Maxima oder Minima erster Klasse nennen. Maq hat für diese

wenn n jede ganze Zahl oder Null bedeutet

S57

I

zweite Wurzel bt eine Fonctioii tod k^ und giebt ^=:4iid=2i(;

diese Pankte, die wir Maxima oder Minima zweiter Klasse nennen wollen, vei^ndefn also ihre Lage gegen die Axe X f&r yerschiedene Werthe von k.

Auf dieselbe Webe findet man für die Intensität B^ oder wenn die unteren Zeichen angewandt werden , für Maxima oder Minima erster Klasse

und für Maxima oder Minima zweiter Klasse

Alle Maxima oder Minima erster Klasse haben also I&r die Bilder A und B gleiche Lage. Die Maxima oder Minima zweiter Klasse sind für das Bild A alle Maxima, nnd für das Bild B alle Minima der Intensität, von wel- chen zwei immer, wenn )r=2ii wird, zu einem Maxi- mum oder Minimum erster Klasse zusammenfallen.

Um diese Intensitätsveränderungen anschaulich zu ma- chen, betrachte ich y als die Abscisse einer Curve, de- ren Ordinalen der jedem Werthe von y entsprechenden Intensität gleich sind, in Theilen von e oder von der In- tensität des Einfallslichtes ausgedrückt Auf diese Weise habe ich nach der Formel (46) die in Fig. 20—24 Taf. V vorgestellten Intensitätscurven für verschiedene Wer- the ^on k construirt. Die punktirten Curven entsprechen der Intensität B, die ganz ausgezogenen der Intensität A. Man sieht, dafs der charakterisirende Unterschied zwischen den Bildern A und B der ist, dafs parallel der Axe Y die LichtintensitSt in der Nähe seines Maximums beinahe constant ist för sehr verschiedene Werthe von X9 wogegen sie in der Nähe seines Minimums geschwind ab- und zunimmt; für B findet das Umgekehrte statt. Mit andern Worten, in dem Bilde A sind auf jeder Li- liie, die das Bild parallel der Axe y durchschneidet, die hellen Stellen breiter als die dunklen, für das Bild E dagegen sind die dunklen Stellen mehr vorherrschend als

.

ll—\(cos2n&'—eos2n&)::f:\sin2n&sm2n^yy (47)

Ich bexetcboe die durch das obere Zeichen (^=

+45®) ansgedrOckte Intensitftl durch c, die andere (f

s=— 45®) durch d, SeUt man femer in deraelben Fer-

mel ^=(2a+1)— +22)®, so findet man

Zl'i^(cas2n&'^cos2n&)::p\sm2n&sin2n{r]. (48) Bezeichnet man hier die durch das obere Zeichen

aosgedrflckte Intensität durch D^ die andere durch Q

so sieht man,' dab C und c^ D und d complementar sind. DrQckt man wie oben 19* und &' als FunclioBca

Ton y und k aus, so findet man aus der Formel (47)

ffir die Intensitäten C und d

= \zf\cos2nkdti\cos{ny 4irr)

—smaks{n(^Y—2nr^ (49)

VerrQckt man den Anfangspunkt der Coordinatca durch Substitutipn von Y+\ statt /»und 1+| statt K so verwandelt sich obenstehender Ausdruck f&r die In- tensität in folgenden

/* = J l±Jco5 2Ä^=pJfö5(^/— 4^r)

cosnkcos(-^Y—2nr\ (50)

Da dieser Ausdruck mit dem Ausdruck für die In* tensitSt bei (45) identisdi ist, so ist C=zji und i/=A Die Bilder haben also in beiden Fällen gleiches Aosse> hen, und unterscheiden sich nur dadurch von einander, daÜB eine von dem betrachteoden Auge auf die Oberfli- che des Kristalls gefUlte Senkrechte, die Bilder C nad d in einem andern Punkt als die Bilder ^ und B iriift«

Da

561

Da die Bilder c and D zu C und d complemenf ar f so ist das Aussehen derselben bekannt, wenn man das der letzteren kennt, nnd bedarf folglich keiner eige- nen Untersucbong.

Die allgemeine Intensitäts- Formel (I) kann auch dazu dienen, die Erscheinungen zu bestimmen, die eine einzige Kristallplatte zeigt, wenn das einfallende Licht elliptisch oder drcular polarisirt ist, und linear anaijsirt wird, oder geradlinig polarisirt einfällt, nnd elliptisch oder circular analysirt wird* Man darf nur im ersten Falle annehmen, entweder, dafs der Gangnnterschied der gewöhnlich und ungewöhnlich gebrochenen Strahlen im ersten Kristall constant ist, und zwar ein ungerades Viel- fscbes von Viertel -Wellenlängen, oder, dafs der Winkel zwischen der Schwingungsebene der EinEallsstrahlen und dem Hauptschnitt des ersten Kristalls 45® ist, und der Gangunterschied Teränderlich, aber für alle Strahlen der- selbe sey. Im zweiten Falle macht man dagegen für den zweiten Kristall diese Annahme.

Die Intensitätsformel (I) labt sich auch so schreiben

J^ = jr£l+cos2(a+q)^cos2q)'cos2xlß

+cos2(a+(p)sm2(p*sin2\pcos2nd^

'^sin2(^a+ip)cos2f'sm2%pcos2n&

+sin2la+f)sin2(pXcas^^cos2nQ&+^)

5i«>coj2>i(^— f^)]]. (51)

2/1+1 Macht man nun in diesem Ausdrucke &:=: -: ,

4

80 erhält man J^=s-^ll+cos2(^a+(p)cos2<p'cos2\p

+ cos2(^a+(p)sin2(p'sm2'ifßCOs2n6^

=psm2ia+(p)sm2tp'sin2na'2f (52)

wo das obere Zeichen gilt, wenn i^=| oder |, | s. w.,

untere, wenn t9'=|, 1, V ^ ^* ^* ^^ ^^^^ ™^

Joggend. Ann. ErgSnsnnstbd« I. 36

5fi2

o+q>^ oder den Winkel Zwischen der SchwingoogselNtt des Einfallslichtes und dem Hauptscbnitte des ersten Kn- stalls gleich 9W—ß, so ist rffzzza^t^-^ß—WM die Formel (52) wird

+cos2ßsin'i(p' sm2{a^q! ^ß)cos2n&

zpsm2ßsin2(p'sin2nß^2f W

welcher Aasdruck mit der Formel identisch ist, wekk

Air j (Pogg^. Ann. XXIH S. 228) angiebt, för elliptlRb

Polarisation und lineare Analyse^ und wozu er auf diai

ganz verschiedenen Wege gekommen ist, nämlich M

Betrachtung der totalen Reflexion in Fresnels Pank-

lepiped.

Da ß in Airy's Formel den Winkel bezeicM, den die Schwingungsebcne der einfallenden Strahles li der Ebene der inneren Reflexionen im 61asparallele{ipe' bildet, so sieht man, dafs dieser Winkel, den Mfisii zwischen der Schwingungsebene der Einfallsstrahleo vd dem Hauptschnitt des ersten Kristalls zu 90^ er;ioza mufs, wenn beide Vorrichtungen dasselbe Resultat geks sollen; oder der Hauptschnitt des ersten Kristallblitt mulÜs auf der Reflexionsebene des Paralleiepipeds seoi- recht stehen.

Macht man in dem Ausdruck (53) ß=0 od. ^^' so kommt man wieder auf die Formel (II) fQr lio^ Polarisation und Analyse; die aus dem ersten KristiO tretenden Strahlen sind linear polarisirt und zwar paral- lel der Schwingnhgsebene der Einfallsstrahlen. Setzt oaB /9=45^ also cos2ßz=:0, so findet man die InteoatV für circulare Polarisation und Analyse

Ist/9=sl35^ so erhält man den complementaren AosdnicL

Setzt man den Gangunterschied im zweiten Krisl^

constant, und gleich einem ungeraden Vielfacbeo fon»-

663

%er Viertelwelle, so findet man durch Substitotion in der E>'onnel (51), da t//=^' q>

7* = -5-[l cos2(a+g>)cos2q>'cos2(qf a>) f

sin2{a+ti>')cos2(p' sin2{^' q>^eos2n9'

z^sin2{a^rff>^sin2(p* sm2n&']^ (55)

4/1+1 iTfo das obere Zeichen für il^=: ^ , das untere für

4

4

Macht man hierin op'^O oder=:90^ so erhalt man dieselbe Formel als für lineare Polarisation ond'Analyse. Ffir circulare Analyse findet man, wenn man. ^'=45^ also ro529'=:0, sin2q}^s:i\ setzt

J'=|-Cl=F^w2(a+y)w/i2«i9^]; (56)

iQr ^ = 135^ erhält man den complemenfaren Ausdruck. Ffir jeden anderen Werth von tp drückt die FVor- mel (55) die Intensität der in das Auge kommenden Strah«- len aus , für lineare Polarisation und elliptische Analjsfel

Bildet der Hauptschnitt des ersten Kristalls einen Winkel von 45® mit der Schwiogungsebene der einfallen- den Strahlen, so v?erden die aus dem ersten Kristall tre- tenden Strahlen linear, circular oder alliptisch polarisirt seyn, je nach der Gröfse des Gangunterschiedes der Strah- len und Kristallblatte. Macht man nun in der Formel (51) a+97=45® oder 135®, und nimmt man an, dafs 'd' für alle einfallenden Strahlen constant ist und gleich k^ so erhält man, da ^=z(p'+a 45® oder rs^'+a —135®

J'^=^-^\l+cos2(^a+fp)cos2(p'cos2nk

+sm2fp'[^sin2(a+q>)cos2nkcos27t&

zf:sm2nksm2n&)2i, (57)

wo das obere Zeichen für a-+-^=45®, das untere ffir

36*

5G4

a+(p=:zl3b^ angewandt werdea mub. Diese Fomd findet z. B. ihre Anwendung auf die von H. IV. DoTe beschriebenen Depolarisations-Erscbeinungen C^^SS- ^''^ XXXV) wo der Gangunterscbied im ersten Kristall dorck Compression, Erwärmung oder Abkühlung zum gebracht wird, und die Lichtschwingnngen dadurch y Grad von Ellipticität, von der geraden Linie an bis Kreise annehmen müssen.

1 ) Setzt man in ( 57 ) i gleich eine ganze Zahl =i^ so wird

•/* = [H-co525p'co52(a+9/)

+Sin2(p' sm2{ajt'(p')cos2ft&'y Die vom ersten Kristall austretenden Strahlen sind ab» linear polarisirt, und die Schwingungen senkrecht auf der Schwingungsrichtuog des einfallenden Lichtes.

2) Für k==n+l erhält man den complementaren Ausdruck; die Strahlen sind also wieder linear polarisir^ aber die Schwingungsrichtung steht senkrecht auf der vo- rigen.

3) Ist k=n+{ oder =:n+f , so sind £e vom ersten Kristall ausfahrenden Strahlen circular polarish^ und die Formel (57) wird dann, für^=:/2+|, mit den Ausdruck bei (54), und für i=zn+\, mit dem Aus- druck bei (55) identisch. Da diese Ausdrücke oomple- mentar sind, so ist die kreisende Schwingungsriditung der Aetbermoleküle in beiden Fällen entgegengesetzt

Nimmt man an, dafs der Gangunterschied im zwei- ten Kristall constant ist für alle einfallenden StraUen, und bildet der Hauptschnitt dieses Kristalls 45^ mit der Schwingnngsebene des zweiten Nichols, ist also 9>'=45* oder 135^ so giebt die Formel (51) die IntensilSt der in das Auge kommenden Strahlen, wenn linear polarisir- tes Einfallslicht elliptisch oder circular analjstrt wirdL Setzt man nun d'zzzk^ so erhält man, da i^sz^'— y -.45o_qp oder slSS«*— 9,

666

J^=:-^\^l+cos2ycos2(a+(p)cos27tA

+sm2(a^'fp)(^sin2q)COs27iicos2n&

=psm2nksm2n&)2' (6B)

Wird in diesem Ausdruck issin oder=n+} (un- ter n wieder eine ganze Zahl verstanden), so ist das Licht linear analysirt, und die Intensitllt, die Ar A:=ii stattfindet, geht für i:=2n+\ in die complementare über. Ist k=zn+{ oder =7i+|, so wird das Licht dr- Gular anaijsirt; die Schwingungsbewegung geschieht in beiden Fällen in entgegengesetzter Richtung, die Erschei- nungen sind daher complementar, und der Ausdruck fOr die Intensität ist gleich dem Ausdruck bei (56).

n. Ueber die Elektrolyse sekundärer Verbindun- gen; i?on J* F. DanielL

(\aflzuf «ns der vom YerfaMcr mhgeilieiken Abhandlung in d«n PhH.

Trmuaet. 1839, pt L p«g. 97).

V V enn Watoer in einem Elektrolyt vorhanden ist, so wird es wahrscheinlich immer durch den galvanischen Strom zersetzt; allein andererseits weifs man schon durch die Versuche von Davy, dafs wenn das Wasser Salze enthält, selbst in der geringsten Menge, auch diese in ihre entfernteren oder nähern Bestandtheile zerfällt wer- den. £« scheint jedoch noch nicht untersucht worden zu seyn, ob diese gleichzeitigen Zersetzungen in Beziehung zu einander stehen. Diefs zu ermitteln, ist der Zweck der folgenden Untersuchung.

Es diente dazu eine Batterie von der vom Verf. er- fundenen Construction , bestehend aus 30 Zellen von 6 Zoll Höhe. In den Kreis dieser Batterie wurde eine Zer- ietzungszelle von folgender Einrichtung eingeschaltet. Ein

1

566

starker Glascylinder, etwa 14 Kubikzoll fassend, und iik^ sprÜDglich oben und unten geschlossen , war der Läüfi nach durchschnitteil, dann zwischen beide Hälften Platte von porösem Steingut gelegt, und nun das Ga durch Messingringe mit Schrauben wieder ▼ereint fa jeder der sonach gebildeten Zellen befand sich eineFb- tin- Elektrode, 2| Zoll lang und 1 Zoll breit, befestig an einem Draht, der durch den Boden des Geßllsesia einen Napf voll Quecksilber ging. Ein oben in Jede Zelle eingeschliffenes gekrümmtes Glasrobr ilieate or Fortleitung ded entwickelten Gases. Ein Torlänfiger Tcr- suth zeigte, daCs destillirtes Wasser, mit dem die eiie Zelle gefüllt ward, noch nach 24 Stunden nicht in oiak- lieber Menge in die andere gedrungen war (Fig. 1 and 3 Taf. VI. zeigen den Apparat von zwei Seiten).

Versuch 1. Die Zelle wurde, bis zur gänzlichai Bedeckung der Elektroden, mit einer Lösung von schwe- felsaurem Natron von 1,052 spec. Gewicht gefüllt und ooa so lange mit der Batterie in Verbindung erhalten, daCi sich an der Platinode 20 Kubikzoll Wasserstoffgas and an der Zinkode 9 Zoll Sauerstoff entwickelt halten. Die Lösung in der Platinode war nun stark alkalisch; sorg- fältig mit einem Glasheber herausgenommen und nit Schwefelsäure von bestimmtem Gehalt gesättigt, fanden sich darin 12 Gran freien Natrons. Die Lösung an der Zinkode war sauer und ergab, bei Sättigung mit einer Lösung. von kohlensaurem Natron von bestimmten Ge> halt, 15,1 freier Schwefelsäure.

Die 29 Kubikzoll Gas, berichtigt wegen Dmck and Temperatur, reduciren sich auf 28,3. Nimmt man nno 70,8 Kubikzoll Knallgas als entsprechend 9 Gran oder 1 Aequivalent Wasser an, setzt das Aeqnivalenl Natron =32, das der Schwefelsäure =:40, so hat man 70,8 : 28,3 : : 32,0 : 12,8 : : 40 : 16,1.

Die beobachteten Resultate 12 und 15,1 weichen, wie man sieht, nur wenig von den berechneten 12,8 nod

667

16,1 ab. Es erhdlt abo deatlicb, obwohl die Verenche nicht die Susserete Genauigkeit besaCsen, dafs neben ein Aequiyalent Wasser zugleich ein Aeqnivalent schwefel- sauren Natrons zersetzt worden war.

Bei diesem Versuche änderte sich übrigens das Ni- veau der Flüssigkeit in den Zellen sehr ibetrftchtlich ; zu- letzt stand sie an der Platinode etwa anderthalb Zoll ho- her als an der Zinkode.

IVersttch 2. Der vorige Versuch wurde mit dersel- ben Glaubersalzlösung wiederholt, jedoch noch ein Vol- tameter eingeschaltet, dessen Elektroden gleiche Dirnen* sionen wie die in der Zersetzungszelle hatten, und des* sen Füllung aus verdünnter Schwefelsäure bestand. Der Strom wurde so lange unterhalten» bis sich im Voltame- ter 70,8 Kbzll. Knallgas angesammelt hatten ; währenddeÜB entwickelten sich in der Zersetzungszelle an der Platinode 47,5 Kbzll. Wasserstoff und an der Zinkode 20,25 Kbzll. Sauerstoff. Die letztere Menge ist etwas kleiner als die vom Voltameter angezeigte Sauerstoffmenge, allein die Wasserstoffmengen würden in beiden Apparaten einan- der fast gleich seyn.

Angenommen nun, es sej im Voltameter blofs Was- ser zersetzt, so kommt man zu dem merkwürdigen Schlufs, . dafs derselbe Strom, der in dem einen Gefäfs blofe ein Aequivalent Sauerstoff von einem Acquiv. Wasserstoff trennte, in dem andern zugleich ein Aeq. Sauerstoff von einem Aeq. Wasserstoff und ein Aeq. Schwefelsäure von einem Aeq. Natron schied.

Eine zweite Merfiwürdigkeit ist, dafs die Flüssigkeit in der Zersetzungszelle, obwohl sie an Menge die im Vol- tameter beträchtlich Übertraf, sich bis 130® F. erwärmte, die. letztere dagegen nur bis 67 ^ Auch bei diesem Ver- suche fand eine Fortführung der Flüssigkeit statt; in der Zelle der Platinode, wo sie freies Alkali enthielt, stand sie zuletzt bedeutend höher, als in der andern Zelle, wo J

die Säure ausgeschieden worden.

568

Eine zweimaKge Wiederholung dieses Tersndii^ bei die ausgeschiedenen Mengen von Siure und Alkat durch Neutralisation bestimmt wurden, bestätigte, di6 diese den in der Zersetzungszelle entwickelten Mei^ von Sauerstoff und Wasserstoff aequtvalent, und lelztoe in Summa dem im Yoltameter entbundenen Gasgemcigi gleich waren.

Versuch 3. Es wurden zwei Zersetzongszellcn die Batterie eingeschaltet, die eine gefOHt mit riner U- sung von sdiwefelsaurem Kali von 1069 spec Gewicfti; die andere mit verdünnter Schwefekäure von 1150 spcc Gewicht, gefärbt auf Seite der Zinkode mit etwas Indlgi. Nach 40 Minuten war die Salzlösung an der Platioode um einen YiertelzoU gestiegen, an der Zinkode dagegn um eben so viel gefallen, während in der Säure -Zelle keine Fortführung von Flüssigkeit stattgefunden ballig auch kein Farbstoff von der Zinkode durch die Scheide- wand zur Platinode gegangen war. Indefs hatte der In- digo seine blaue Farbe verloren und eine gelbe ange^ nommen. Der Befrag des Gasgemenges war nahe gleidk in beiden; doch war, wahrscheinlich durch die vom b- digo ausgeübte Absorption die Sauerstoffmenge ans der Säure etwas geringer, als die aus der Salzlösung. Die an der Zinkode ausgeschiedene Säure und das an der Platinode ausgeschiedene Alkali waren aequivalent zu eio* ander und zu den entwickelten Gasen.

Versuch 4. Statt der Lösung von schwefelsanreDi Kali wurde eine von salpetersaurem Kall von 1117 spec Grew. genommen. Nun entwickelten sich 5 KbzlL Sauer- stoff an der Zinkode und 4,3 Kbzll. Wasserstoff an der Platinode, aber zugleich zeigte sich auf Seite der letzten^ bei Oeffhung des Apparats, ein starker Ammoniakgemd^ was die Einwirkung des Wasserstoffe auf die Salpetenäore des Salpeters beweist und seine unzulängliche Menge er> klärlich macht Nachdem das Ammoniak durch Erwännang ausgetrieben worden, war die Flüssigkeit noch alkalisd^

569

und zeigte, bei NentraliBation mit.Sftnrey einen Gebalt von 13,5 Gran freien Kalis. Die FIfissigkeit an der Zinkode entbielt 17 Gran freie Salpetersäure. Die Zahlen weichien nicht Tiel von den Aequivalentverhaltnissen ab.

Bei diesem Yersach vrurde nur wenig Flfissigkeit ▼on der Zinkode xur Platinode getrieben; der Niveau- Unterschied stieg nur auf ^ Zoll.

Yeraucb 5, mit einer Lösung von pbospborsaurem Natron von 1057 spec Gewichts angestellt, zeigte eben* &lls, daCs das Salz und das Wasser gleichzeitig und in aequivalenten Mengen zersetzt werden. Die Menge der Flfissigkeit, die von der Zinkode zur Plafinode geführt wurde, war bei diesem Versuch grölser als bei irgend einem der frflhem. Der Niveau -Unterschied an beiden Seiten der Scheidewand betrug zuletzt zwei Zoll ^).

1) Die Endieiiiiiiig« dals Flfisfigkeiteii umerseut Ton der oncn Elek- trode %n der andera fortgeföhrt werden, ist xaerttTon Porret beob- achtet {jirmais of Phiiosoph» Jui. 1816, anck diese Ann. Bd. XII S. 618). Er theilte an Glas durch eine Scheidewand fon thieri- acher Blase in zwei 2^Ucn, fuUte diese mit Wasser nnd hing in jede eine Platinplatte, die er dann beide mit den Polen einer Yoltaschen SSvle Ton 80 Plattenpaaren Tcrband. Dabei wurde fiist die gesammte Flüssigkeit in die negative Zelle getrieben. SpSteihin (and er, dals diese Elrscheinnng nicht eintrat, wenn er das Wasser durch Zusats •von Schwelelsiure leitender gemacht hatte.

Später seigte Beequerel {Traili de tEUetr. 7. ///. p, 102) dais fein aeitheilter Thon im Wasser an der Zinkode, das von dem an der Platinode durch thierische Blase getrennt war, thcilweise durch den Strom fortgeföhrt wurde. Auch er beobachtete, da& die Erscheinung nur stattfand, wenn das Wasser schlecht leitete.

Herr Daniell föllte seine Zersctzungsxelle mit destillirtem Was- •er. Bei Verbindung dieser mit einer Batterie Ton 30 Zellen erschie- nen nur wenig Blasen an den Elektroden und es entwickelte sich ttichts^ allein nach 40 Minuten stand die Flfissigkeit an der Platmode einen halben Zoll höher als an der Zinkode. Als er in dem Was- ser an der Zinkode etwas frisch geßUtes Eiweils vertheilte, wurde sichtbar «ine Portion dieser fein yertheilten Substanz mit dem Was- ser su der Platinode geföhrt.

J

57«

In der bisher angewandten Zersetzungszeile fiefcei sieb die Prodakte der Elektrolyse nicbt lange getroal erhalten, weil die Flüssigkeiten sich zuletzt an derPb- tinode- Seite der Scheidewand mit einander mischen. Des- halb Gonstroirte der Verf. eine andere, die er iaik diaphragma cell nennt. Man sieht sie in Fig. 2 TaLVl abgebildet. Sie besteht, der Hauptsache nach, aus m GlascjUndem, die unten durch eine U-CDrmige Bdie ▼on dickem Glase verbunden, und oben, eine jede^al einer gekrümmten Gasleitungs- Röhre versehen sind. Aue drei Röhren sind eingeschUffen, und die untere iitM^ einem Brette befestigt. Durch Seitenöf&inngen tx^ Platindr&hte in die Cylinder ein, welche die Platia-El^ troden halten und sie mit Quecksilbemäpfe verhiiHlft

Bei Sättigung des Wassers mit Borsinre, wurde dessen Ldinp- ▼eimögen ein wenig erhöht; es entwickelte sich indeCi nur doe «* melsbare Menge Gas, und nach 40 Minuten hetrn^ der Nivem-üi- tenchied in beiden Zellen ^ Zoll. Bei Fällung der ZcUcs ^ einer Mischung aus 8 Thl. Wasser und 1 Thl. Schwefelsäait »< kein Kiveau- Unterschied ein.

Die Erscheinung hängt indefs nicht Tom Leitramfigen a^^ wie man gesehen, seigt sie sich bei Salzlösungen, die gut IciKB}* stirkerem Maalse als bei reinem Wasser, und awar in vcfsv^ nem Grade nach der Natur des Salzes.

Um zu ermitteln, ob bei diesem Fortfuhrungsproaels 3as &^ zum Theil aus seinem Losemittel abgeschieden werde, nakn vfif Daniell das spec. Gewicht der Lösung vor und nach dem Vra'^ ohne indeis einen merkbaren Unterschied auffinden sa köoacs* «^ so wenig stört, wie es scheint, diese bedeutende Fortfuhraof ^ Stoff die elektroljtisehe Wirkung des Stroms, durch welche ax ^ Torgebracht wird. Was auch die nächste Ursache dieser E»^ nung sejn mag, so scheint sie doch Analogie zu haben mit der i0>^ fuhrung gutleiteodcr Substanzen, die bei Entladung einer BUK** in Luft Ton der Zinkode zur Platinode stattfindet, a. B. mit off ^ fim. Daniell beobachteten Fortführung des Platins voniicrZioM^ zu der aus Kohle gebUdeten Platinode. Hr. Daniell gboU ^ gens, data dieser ProzeTs nichts mit der Endosmose ood £xo*^ des Hm. Dutrochet zu schaffen habe, diese Erscheisans durch eine AdhSsionskraft genagend erklürt werden könne.

671

Die untere U-fOnnige Rühre wird, nachdem sie mit FlQs- sigkeit gefüllt worden» an beiden Enden, mit sorgföltiger Aasschliefsung der Luft, durch dünne Blase Terschlosseo, zu deren Befestigung jedes Ende der Bohre eine einge- schliffene Binne besitzt. Dann werden die Cylinder auf- gestellt, ebenfalls mit Flüssigkeit gefüllt (von denen jeder sieben Kbzll. faCst) und nun durch Einsetzung der Gas- rohren yerschlossen. Die weitere Behandlunggweise ist der früheren gleich.

Diese Doppelzelle schwächte, weil die Elektroden weiter auseinander stehen, den Strom mehr als die frü- here, allein sie entsprach ihrem Zweck, indem sie die Fortführung der Flüssigkeit, selbst einer Salzlösung, hin- derte, und doch den Strom noch hinlänglich leitete* Die Blasen an der Verbindungsröhre wölbten sich indefs ein wenig. Beweis eines Druckes von auCserhalb, in Folge der Fortführung einer kleinen Portion der inneren Flüs- sigkeit.

Versuch 6. Die Doppelzelle wurde mit einer ge- sättigten Lösung von schwefelsaurem Natron gefüllt und der Strom 2| Stunden durchgeleitet. Es hatten sich nun 24 Kbzll. Wasserstoff an der Platinode und 10 KbzU. Sauerstoff an der Zinkode entwickelt, zusammen also 34 Kbzll. oder nahe ein halbes Aequivalent Gas. In der Zinkode -Lösung fanden sich 19,2 Gran freie Salpeter- säure, in der Platinode- Lösung 13,5 Gran freies Natron, wozu noch 2 Gran aus der Verbindungsröhre kommen, so daCs in Summe 15,5 Gran ^ Natron ausgeschieden wur- den. Diese Zahlen sind fast identisch mit einem halben Aequivalent Schwefelsäure und Natron; sie dienen also den früheren Versuchen zur Bestätigung.

Versuch 7. Um auszvmitteln, ob bei der Elektro- lyse von verdünnter Schwefelsäure eine Fortführung die- ser Säure stattfinde, wurde die Doppelzelle nebst ihrer Verbindungsröhre mit 5 KbzlL von derselben gefüllt. Nach einer Stunde hatten sich an der Zinkode 23,6 Kn-

572

bikzoll Sauerstoff and an der Platinode 47,5 KbzIL W«- serstoH; zosammen also 71,1 KbzlL Gas entffickelL Vor dem Yersacb hatte die Säore das spec Gewicht 1121^; nach demselben zeigte sich das Niveau derselben tmvo** ändert, allein das spec. Gewicht war an der Zinkode anf 1130,3 gestiegen, und an der Piatinode auf 1120,3 ge- sunken. — Bei Wiederholung des Versuchs mit 4 KbzD. einer Säure von 1128,0 spec. Gewicht fand sich dicaei an der Zinkode auf 1141,0 vermehrt und an der Piatinode auf 1123,0 vermindert.

Aus diesem Versuch geht demnach hervor, dals wik- rend der Elektrolyse von einem Aequivalent Wasser mit Portion Säure von der Platinode zur Zinkode fiberpn^ und möglicherweise eine Portion Wasser von der Zinkode zur Platinode. Zugleich zeigt die grOfsere Steigenuig dci specifischen Gewichts bei der kleineren Menge des Ge- misches, daü die Mengen nahe gleich waren bei beidcB Versuchen.

Zur genaueren Feststellung dieses Apparats sudite nun der Verf. die Menge der fortgeführten Säure durch Wägung der Zellen vor und nach dem Versach zu be- stimmen.

Versuch 8. Es diente dazu ein Apparat, bei wel- chem die mit Blase verschlossene VerbindungsrOhre mit ihren Enden von oben herab in die FlQssigkeit taucht^ mit welchen die beiden Zellen gefüllt waren. Die Menge des zersetzten Wassers wurde durch ein in die Batterie eingeschlossenes Voltameter bestimmt Das darin aof^ fangene Gasgemenge betrog 18 Kbzll. Die Wägung des Apparats vor und nach dem Versuch ergab folgendes:

Vorher Nadiher

VerbindungsrOhre 539,4 Gr. 537^ Gr. 1,9 Gr. Verlost

Platinode -Zelle 2687,8 » 2685,4 ^ 2,6 » Verlast

Zinkode- Zelle 2631,5 *> 2634,0 n 2,6 » Gewiao

5858,5 . 5856,5

Gesammtverlust 2,0

673

Der gesaniinte Yerlnst von 2 Gran Wasser entspridit Dahe den entwickelten 18 Knbikzoll oder einem Viertel- Aeqiiivalent Wasser, und die fortgeführten 2,5 Gr. Säore entsprechen ebenfalls nahezu einem Viertel -Aequivalent Scbwefels&ure. Mehrmalige Wiederholungen dieses Versochs gaben immer dasselbe Resultat, doch war da- bei keine grobe Genauigkeit zu erlangen.

Versuch 9. Der Verf. kehrte nun zu der frühem Doppelzelle zurück, füllte sie mit Schwefelsfinre von Ver- schiedener Concentration, und bestimmte vor und nach Jedem Versuch, der bis zur Entwicklung von 70,8 KbzlL Gasgemeng fortgesetzt w^de^ das Sättigung^rermügen der Saore durch Neutralisation mit kiystallirtem kohlensauren Natron, wovon 144 Gran einem Aeq. Sdiwefelsdnre ent- sprechen.

SSttxgnngsTermdgen der Terdannten Schwefelsaare an bei- den Eleictroden gegen Ein AeqoiTalent sersetzten Wassers.

OD

an i* ^ I

s

S5^

s

»I ^

3 i

OD

in ■*

0

3

Platinode Zinkode

—24 +20

—29 +35

32 +31

37 +37

—39 +36,5

35 +36

Abgesehen yon dem Resultat des ersten Versuchs, welches aus nicht anzugebenden Gründen von den übri- gen abweicht, stimmen diese sehr nahe überein, ungeach- tet der grofsen Unterschiede in den Gemischen von Was- ser und Säure. Auch stimmt das mittlere Resultat sehr gut mit dem Resultat des Versuchs 8, dafs für je 9 Gr. oder 1 Aeqo« zersetzten Wassers 10 Gr. oder \ Aequ. Schwefelsäure, entsprechend 38Gr. krst kohls. Natrons, ▼on der Plationde zur Zinkode geführt werden.

Die Versuche sind indefs, nach des Verfassers eige- nem Ermessen, nicht biulänglich zu entscheiden, ob die Unterschiede im Sättigungsvermögen blofs entspringen aus

576

doogsrOhre mit einer concentrirten Lösong vonCUona- triom und Bahm zor Zinkode eine Zinnplatle. Bei Dnrck* leitong des Stroms ergab sich, daÜB während diese Ziu- platte 29,7 Gr. verlor and alles abgetrennte Chlor lofl- stfindig absorbirte, an der Platinode 15 Gr. Natron mt- schieden und 24 KbzlL Wasserstoffgas entwidielt wv- den. Rechnet man hiezn noch ein Gran freies Natm^ das sich in der Yerbindongsröhre vorfand, so iit fr Menge des zersetzten Chlomatrioms genau dem des iff* setzten Wassers aequivalent

Vers ach 13. Der letzte Yersoch wurde müHiB- zof&gang einer ROhre voll schmelzendem Chlorblctm^ derholty analog dem Yersach 11. Die Resultate wäret:

Beobachtet. •} Aeq.

Entwickelter Wasserstoff 12,6 11,8 Reducirtes Blei 24,9 26,0

Aufgelöstes Zinn 16,3 16,6.

Das Alkali auf Seitef der Platinode wurde nicht k- stimmt*

Die einladhste Betrachtangsweise dieses Resoltatei ist, anznnehmen, dafs für ein Aequivalent Chlorblei, tvd- ches in der ersten Zelle zersetzt wurde, ein Aeqonsl^i' Chlomatriom in der zweiten zerlegt ward, daÜB das CUof des letzteren sich mit dem Zinn der Zinkode veAui und das Natrium der Platinode auf das Wasser reagirt^ und dadarch ein Aequivalent Wasserstoff als secmMÜ^ Resultat entwickelte. Nach dieser Hypothese würde )Mi das Chlornatrium den Strom geleitet haben und i^ Wasser elektroijsirt worden seyn.

Allein wie ist hiemach die Elektrolyse einer UWg von schwefelsaurem Natron und das Resultat des Ver- suchs 11. zu erkl&ren? Es schien Wasser elektrol7>i^ zu werden und zugleich zerfiel das Salz in SSure od' Alkali in aequivalenten Mengen mit dem entbondeDCB Sauerstoff und Wasserstoff. Wir können nicht ao0^

577

men» dafs, nach, der ZersetzoDg des Wassers, noch ein Ucberscbufs von Kraft zur Zersetzung des Salzes vorhan- den war. Vielmehr schliefsen wir, dafs blofs das schwe- felsaure Natron zersetzt wnrde^ und zwar nicht in Säure und Alkali, sondern in ein Anion, bestehend aus einem Aeq. Schwefel und vier Aeq. Sauerstoff, und einem Ka- thion, nämlich Natrium ; aus dem erstem wurde an der Anode durch secundärc Action ein Aeq. Schwefelsäure und ein Aeq. Sauerstoffgas gebildet, aus dem letzteren an der Kathode ein Atom Natron und ein Aeq. Was- serstoff.

Gemäfs dieser Ansicht wäre also schwefelsaures Natron nicht SOg-NaO sondern SO^.Ntl schwefelsaures Kali » SOs.KO » SO4.K

salpetersaures Kali » KOr-KO » NOe.K

phosphorsaures Natron » POf.NaO » PO|.Na

Diefs ftlhrte den Verf. dahin, auch das schwefelsaure Kupferoxjd nicht als SOa.CaO, sondern afs SO4.CU zu betrachten, und demgemäfs folgenden Versuch anzu- stellen.

Versuch 14. Die Döppelzelle Fig. 3. wurde auf Seite der Platinode mit einer gesättigten LOsung von schwefelsaurem Kupfer auf Seite der Zinkode und in der Verbindungsröhre aber mit Schwefelsäure von der ge- wöhnlichen Verdünnung geffillt. Zugleich mit dieser Zelle ward ein Voltameter eingeschaltet, dann der Strom so lange durchgeleitet, bis sich in diesem 35 KbzII. Gas entwickelt hatten, und nun das auf die Platinode geßlllte Kupfer gewägt, so wie die daselbst frei gewordene Schwe- felsäure durch Neutralisation mit Natron bestimmt. Die Resultate waren

Beobachtet.

Berechnete AeqniTalenie.

Sauerstoff und Wasserstoff 35 KbzU. 35,4

GeKUtes Kupfer 15,5 Gran 16

Frei gewordene Schwefelsäure 18,8 » 20

Pog^end. Ann. ErgSnznngikd. I. 37

578

Yersucb 15. Eine AbänderaDg des letzten Ver- suchs in der Art, dafs eine Zinkplatte zur Ziokode ge- nommen ivurde gab:

Sauerstoff und Wasserstoff 35 KbzII. 35,4

Gefälltes Kupfer 16,7 Gran 16

Gelöstes Zink 16,4 » 16

Freie Schwefels&ure 18,8 » 20

Das Auftreten von freier Schwefelsäure in der Plati- Dode- Zelle ist sehr merkwürdig. Nach dem aufgestell- ten Grundsatz erklärt es sich aber so. Der durch die doppelte Zelle geleitete Strom zerlegte gleichzeitig deo zusammengesetzten Elektrolyt, das schwefelsaure Rupfer- oxyd, S04.Cu und den einfachen Elektrolyt, das Wasser, H4 Das vom erstem abgeschiedene zusammengesetzte Anion SO«, wanderte gegen das gesäuerte Wasser, traf dort den ihm begegnenden Wasserstoff und bildete somit Wasser H^O und Schwefelsäure SO^, welche in der Pb- tinode- Zelle verblieb.

Versuch 16. Es hatte nun grofses Interesse, die Produkte der Elektrolyse von Ammoniaksalzen kennen zu lernen. Demgemäfs füllte der Verf. die Doppelzelle Fig. 3, deren Zinkode aus Ziqn bestand, mit einer cob- centrirten Salmiaklösung, schaltete hinter derselben ein Voltaroeter ein, und leitete den Strom so lange darch, bis sich in diesem 35 KbzlI. Knallgas entwickelt halten. Die Zinkode der Doppelzelle entband kein Gas, verlor aber an Gewicht; die Plafinode derselben entwickelte dagegen Wasserstoffgas, das über Quecksilber aufgefan- gien wurde, und zugleich wurde an derselben Ammoniak frei, dessen Menge durch Neutralisation bestimmt ward i Nachstehendes waren die Resultate:

579

B«ob*ehtel. Bereebnete

Ae^ivalcnte.

Gasgemeng im Yoltameter 35,0 KbzII. 35,4

Wasserstoff von d. Platinode 23,5 Gran 23,6

Gelüsfes Zinn 30,4 >* 29,0

Freies Ammoniak 8,25 » 8,5

Der Salmiak erwies sich demnach als ein Elektrolyt, bestehend aus einem einfachen Anion, nSmIich Chlor, und einem zusammengesetzten Kathion, gebildet von 1 Aeq. Stickstoff und vier Aeq. Wasserstoff, entsprechend der Formel NH^.Cl.

Versuch 17* Er wurde mit schwefelsaurem Am- moniak angestellt, in gleicher Weise wie der vorige Ver- such, nur dafs die Ziokode von Platin war; er lieferte folgende Ergebnisse:

BeobachteL

Berechnete Aequivalente.

Gasgemeng im Voltameter 35 KbzIL 35,4

Sauerstoff von d. Platinode 11,5 Gran 11,66

Wasserstoff von d. Platinode 23,0 » 23,32

Freies Ammoniak 8,0 » 8,5

Freie Schwefelsäure 20

Auch diese Resultate erklären sich durch die Annahme, das schwefelsaure Ammoniak sej nicht SO3.NH0.HO, sondern SOa.NH«.

Alle diese Ergebnisse stimmen vollkommen auf eine überraschende Weise mit zwei berühmten Hypothesen, mit der von Berzelias über die Natur de& Salmiaks und mit der von H. Davj über die Natur der wasser- haltigen Säuren und deren Salze» Ersferer gemäls be- steht der Salmiak aus Ammonium (N HJ und Chlor, und zufolge der letzteren sind die wasserhaltigen Sauerstoff- säuren wie die Wasserstoffsäuren binäre Verbindungen von Wasserstoff mit einem Radical, so dafs B. die Schwefelsäure aus SO4 nnd H,. und das schwefelsaure

37*

580

Natron aus SO« and Na bestände, analog wie die Sali- säure CIH und das Kochsalz ClNa ist.

Die einzige nicht damit Obereinstimniende Erscbo- nung ist die Zersetzung der verdünnten SchwefelsSorr, da nicht einzusehen, warum nicht diese in H an der Pb- tinode und in SO«, d. b. in SOs und O, an der Zinkode zerfallen sollte, wahrend sie in H und ^S0,-|-0 zer- fällt. Indefs wenn auch das Wasser als das urspriSng- li^h Zersetzte angesehen wird, ist es nicht minder schfrie- rig zu begreifen, warum der zur Zinkode geführte Sauer- stoff von einem Viertel- Aequivalent Schwefelsäure be- gleitet wird, und warum dieCs Yerhältnifs bei verschie- dener Concentration der Mischung gleich bleibt, während doch die Leichtigkeit der Elektroljsirung verscbiedcn ist.

Die Bildung secundärer Elektrolyte und zasammen- gesetzter Anionen und Kathionen liefejt wahrsdieinfick den Schlüssel zur Erklärung vieler derjenigen gemischten Verbindungen und Zersetzungen, zu' welchen das 'Wasser nothwendig ist, z. B. denen von Salpetersäure mit Me- tallen und der Bildung von Schönbeins Kette.

Nachträglich fügt der Verf. noch die Beobachtmig bei, dafs fixe Alkalien in entgegengesetzter Richtung wie die Säuren fortwandern, sich an der Platinode ansammelfli, doch in geringerer Menge als dem entwickelten Gase aequivalent sejm würde.

m. Ueber die Elektrolyse secundärer gen; tcpeäe Abhandlung pon J. F. Dan teil.

(Annas ^'^ ^ ^o™ Vbn. Yerfl mitgetheilten Abhandluii( in den

Transact. / 1840 pt. L p. 209.)

B

eim Nachdenken Über die in seiner Irfiheren Abband lung aufgestellten Ansicht von der Constitotion der Satte^

j

581

I

stofTsalze schien dem Verf., dieselbe würde eine fernere Bestätigung erlangen, wenn es glückte, wenigstens einen der vorausgesetzten Bestandtheile dieser l^alze auf seiner Wanderung zwischen den Elektroden gleichsam aufzu- fangen. Die Möglichkeit dazu schöpfte er aus einem oft von ihm wiederholten Versuche Faraday's, worin Bit- tererde aus einer Auflösung von Bittersalz gegen eine Fläche von Wasser niedergeschlagen wird ^). Demge- mäÜB wählte er nun folgendes Verfahren.

Versuch 18. Einen unten durch Blase verschlos- senen Glascylinder füllte er mit verdünnter AeizkaU" lösungy und liefs denselben in ein weiteres Glas, wel- ches eine concentrirte und neutrale Lösung von schtpe- fekaurem Kupferoxyd enthielt, so weit hinab, dafs er so eben in diese Lösung eintauchte. Dann stellte er in jede Flüssigkeit eine Platinplatte, verband die in der Ralilösung stehende mit dem letzten Zink, und die in der Kupferlösung mit dem letzten Kupfer einer Batterie von 20 Zellen. So wie der Strom durchging, gab die in der Kalilösung befindliche Platte (die Platinode) Wasserstoff- gas, und die andere (die Zinkode) Sauerstoffgas, während die Blase, von der auch etwas Gas aufstieg, sich % reichlich mit metallischem Kupfer bekleidete, in welches schwarzes Kupfcroxjd und blaues Kupferoxydhydrat eingesprengt waren.

Dieser Vorgang erklärt sich so. Das schwefelsaure Kupferoxyd zerfällt in sein zusammengesetztes Anion (Schwefelsäure und Sauerstoff) und sein einfaches Ka- thion, Kupfermetall. Ersteres geht zur Zinkode und zer- fällt dort in Schwefelsäure und Sauerstoff, welcher ent- weicht. Letzteres, das Kupfer, wandert zur Blase, wird hier aufgehalten und tritt dem aus der Elektrolyse der Kalilösung entspringenden Wasserstoff seine Ladung ab, der nun sich an der Platinode entwickelt.' Andererseits

1) Experiment Untersach. Reihe VI. §. 494. (AnnaL Bd. JUUUL S. 420).

n

582

wird auch der Sauerstoff des zweiten Elektrolyt durdi die Blase aufgehalten und so gezwungen, seine Ladoo; dem zusammengesetzten Anion des ersten Elektrolyt ab- zutreten. Kupfer und Sauerstoff, die sich an der Blase begegnen, verbinden sich also mit einander zu sdmv« zem Oxyd. Indefs, da die Wirkung rasch geschieht, kaaa die Verbindung nur zum Theil zu Stande kommen; n bleibt also ein Theil Kupfer im Metallzustaud, währenl ein entsprechender Theil Säuerstoff an der Blase ent- weicht. Das blaue Hydrat entsteht ohne Zweifel ans blofser Vermischung einer kleinen Portion beider Flüs- sigkeiten.

Versuch 19, eine Wiederholung des Torhergehcfi> den mit einem schwächeren Strom. Die Blase bedeckte sich mit einem dicken Ueberzug von schwarzem Kupfer- oxyd, worin nur einige Flitterchen Kupfer sichtbar. Hier hatte die locale Verwandtschaft Zeit, die Verbindung da Kupfers mit dem Sauerstoff fast zu vollenden.

In ähnlicher Weise wurden nun auch anclere Me- talllösungen mit Kalilösung in Berührung gesetzt und elek- trolysirt.

Ver s u ch 20. Aus scJpelersaurem Silberoxyd schlu; sich auf die Blase viel Silber nieder, gemischt mit Silber- oxyd; auch entwickelte sich Gas an der Blase. An der Zinkode entwich nicht der gesammte Sauerstoff, sonden ein Theil desselben verband sich durch secundäre Action mit dem Silberoxyd ,der Lösqng zu Hyperoxyd, Eioe poröse Tbonzelle statt der Blase genommen, zeigte in Ganzen dieselbe Erscheinung, doch aber wegen ihrer gröfseren Dicke nicht so gut.

Versuch 21. Salpetersaures Bleioxyd gab Sba- liehe Resultate: metallisches Blei auf der Blase, Bleib/- peroxyd an der Zinkode.

Versuch 22. Schwefelsaures Eisenoxydul: Kie- dcrschlag von schwarzer Farbe, worin mit der Lupe nie»

683

talliche Punktchen erkenttbar, die aber beim Abnehmen ▼on der Blase schnell verschwanden.

. Versuch 23. Schwefelsaures PaUadiumoxfd gab metallisches Palladium, doch von geringem Glanz.

Versuch 24. Salpetersaures Quecksüberoxydul zeigte die auffallendste Erscheinung. Kicht nur lagerten sich Quecksilberkügelchen auf die Blase ab, sondern diese drangen fortwährend in einem feinen Regen hindurch.

Versuch 25. Schwefelsaure Bittererde lieferte ei« nen reichlichen Absatz von Bittererde auf die Blase, wie beim Far ad ay 'sehen Versuch.

Alle diese Resultate befestigten den Verf. in der Ansicht, dafs die anorganischen Sauerstoffsalze Verbin- dungen seyen von Metallen oder dem Berzelius'schen Ammonium mit zusammengesetzten Anionen. Er schlägt daher eine neue Nomenclatur für sie vor, gebildet mit der Endung ion. So nennt er die Verbindung SO4 Oxysulphion^ NO« Oxynitrion^ und demgemäfs das schwe- fekaure Kupferoxyd: Kupfer -Oxysulphion^ das schwefel- saure Ammoniak: Ammonium' Oxysulphion^ das salpe^ tcrsaure Kali: Kalium- Oxjrmtrioh u. s. w.

Ein Haupteinwurf gegen diese Ansicht scheint dem Verf. darin zu liegen, dafs man die angenommenen zu- sammengesetzten Anionen bisher noch nicht hat isoliren können. Er glaubte indefis in dem von Thenard ent- deckten oxjdirten Wasser eine Möglichkeit der Isolation dieser Verbindungen zu erblicken und stellte demgemäb folgenden Versuch an.

Versuch 26. Er nahm die Zelle mit doppelter Scheidewand (Fig. 3. Taf. VI), füllte beide Arme der- selben folgweise mit verdünnter Schwefelsäure, verdünn- ter Phosphorsäure oder einer Lösung von schwefelsaurem Natron, und kühlte den Arm, der die Zinkode enthalten sollte, mit einer Mischung von Salz und Eis bis auf 0^ F. ab* Bei Durchleitung des Stroms entsprach der Sauer-

* 684

Stoff an der Zinkode zwar niemals dem an der Platinodt entwickelten Wasserstoff, allein die Leitongsfäbigkeit des Systems war durch die niedrige Temperatar sehr Tenin- gert, ja endlich durch Gefrieren der Flüssigkeit ganz aof- gehoben, so dafs keine entscheidenden Resultate erlaog^ werden konnten.

Der obigen Ansicht gemäOs wfirde das SchwefelsSnre- hydrat ein Oxysulphion von Wasserstoff ^tyvt^ und de»- gemäCs mü£ste, bei Elektrolysimng desselben, ein Aeqoi- Talent Schwefelsäure an der Zinkode gegen ein Aeqoiv; Wasserstoff an der Platinpde auftreten. Die friUicrai Versuche lehrten aber, dafs gegen ein Aequiv. "Wasser- Stoff ein Viertel -Aequiv. Säure fortgeführt wird. DieCi veranlaiste den Verf. den Gegenstand fernerweitig za na- tersuchen*

Versuch 27. Er wiederholte den früheren Versocii mit Anwendung derselben Doppelzelle, nur dafs er das Verbindongsrohr in der Mitte seiner Biegung mit dncr offenen aufrechten Röhre versah, um so der sich erwir- menden Flüssigkeit Raum zur Ausdehnung zn gestatten und das Zerreifsen der Blase zu verhüten. Dann füllte er das Ganze mit verdünnter Schwefelsäure und bestimmte den Unterschied der Menge desselben in den Zellen, nach Durchgang des Stroms, durch Wägung, durch Fällung mit Baryt, oder durch Neutralisation mit kohlensaurea JNatron. Letztere Methode erwies sich am zweckm&fsig- sten. Das Resultat vieler solcher Versuche war aber das frühere.

Versuch 28. Es dienten dazu drei Zellen, dEe durch zwei gekrümmte und an ihren beiden Enden mit Blase verschlossene Röhren in Verbindung standen. Sonst war alles wie vorhin. In der mittleren Zelle und in doi beiden Verbindungsröhren erlitt die Menge der SSnre nicht die geringste Aenderung. In der Zelle der PLh tinode zeigte sie aber einen Zuwachs von 8 Gran, ond in der der Zinkode eine eben so groGse Abnahme«

585

Yersach 29, wieder wie No. 27 angeslellty lehrte dasselbe.

Versuch 30, nur darin von No. 29 abweichend, dafs die Zinkode folgweise aus Platin, Kopfer oder amal- ganairtem Zink bestand* Wiederum eine Ueberführong von einem Viertel -Aeqoiv. Säure gegen ein Aeqoiv. Was- serstoff. .

Versuch 31. Die Anwendung des Zinks hatte im ▼orhergehenden Versuch den Strom beträchtlich verstärkt; diefs bewog den Verf. zu folgendem Versuch. Er er- setzte in seiner constanten Batterie von 10 Zellen drei der amalgamirten Zinkstäbe durch amalgamirte Zinn- stäbe und schloCs sie dann mittelst eines Vojtameters. In einer Stunde entwickelten sich darin nur 25 KbzlL Knallgas, während durchschnittlich jeder Ziünstab 22 Gr. oder ein Aequivalent fQr ein Aeq. Gas verlor. Als er hierauf die sieben mit Zinkstäben versehenen Zellen für sich mit dem Voltameter schlofs, erhielt er dieselbe Gas- menge in acht Minuten. Der Strom war jetzt also über sieben Mal stärker als vorhin. Der Verf. betrachtet diefs Resultat als einen Einwurf gegen die Contacttheorie, da, wie ,cr meint, die elektromotorische Kraft von Zinn* Kupfer sehr wenig, ' wenn überhaupt, kleiner als die von Zink-Kupfer sey, und doch die Hinzufügung der drei Zinn- Kupfer- Zeilen den Strom so aufserordentlich schwächte.

Versuch 32 und 33 wurden in ähnlicher Weise wie die No. 27 bis 30 angestellt, nur mit verdünnter Phosphorsäure, deren Gehalt an trockner $äure, nach H. Bose's Methode, durch Glühen mit Bleioxyd, ermit- telt war. Mit Anwendung einer Lösung, die ein Achtel ihres Gewichts an trockener Säure enthielt, entwickelte der Strom der Batterie iu 2| Stunden 24 Kbzll. KnaU^ gas, während 3,6 Gran trockner Säure zur Zinkode wan- derten. Diefs ist in Aequivalenten wiederum das Ver- hältnifs 4 : 1.

1

586

Vers ach 34, eben so mit Aeizkaläauge angestdb (jedoch dabei die Scheidewand von porösem Thon §e- nommen) zeigte, dafs, während ein Aeq. Wasser zersetzt wurde, etwas weniger als \ Aeq. Kali zur Piatioode was- derte. Das entwickelte Knallgas betrug Dämlich ^4 - Kbzll., das fortgeführte Kali 5 Gran.

Versuch 35. Barfttposser von 1008,5 spec. Ge- wicht gab dasselbe Resultat, d. h. in 5 Stunden 7,3 KbzlL Gas oder 1 Aequiv. zersetzten Wassers und 1,53 Gras oder \ Aequiv. Baryt. Letzterer ward durch Fällung ait Schwefelsäure bestimmt.

Versuch 36« Slrontiampasser yon 1007 spec Ge- wicht, eben so angewandt, lieferten in 21 Stunden 32,1 Kbzil. Knallgas und 7,9 Gran Strontian, d. h. auf 1 Aeq. vom ersteren | Aeq. von letzterem. Am Schlüsse dieses Versuchs war der Strontian so gut wie gänzlich aus der Zinkode -Zelle in die Platin -Zelle getrieben, denn in der ersteren Zelle wurde die Flüssigkeit kaum noch durch Schwefelsäure getrübt und an beiden Elektroden entwich kaum noch eine Gasblase, obwohl die Batterie, sogleich darauf mit einem Voltameter verbunden, auch jetzt noch einen KbzlI. Gas in der Minute entwickelte.

Versuch 37, angestellt mit einer Quantität Barji^ fpasser von 1033 spec. Gewicht, die 26,9 Gran Barjt entliielt. Mach 48 Stunden/ nach denen die Gasentwick- lung an den Elektroden fast gänzlich aufgehört hatte, be- trug sie 139 KbzU. Knallgas und aller Baryt war aus der Zinkode -Zelle forlgewandert. Diefs giebl wieder das Verhältnifs 1 Aeq. Wasser auf l Aeq. Baryt.

Der Verf. ging nun ^u sauren Salzen Über.

Versuch 38. Er bereitete sich eine Lüsung von krystallisirtem saurem schwefelsauren Kali und bestimmte deren Gehalt an freier Säure durch Sättigung mit Kali, ^o wie deren Gehalt an neutralem schwefelsauren itali durch Abdampfen und Glühen mit kohlensaurem Ammoniak. Hierauf brachte er ein gleiches Maafs der Lösung in die

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Doppelzelle mit doppelter Scheidewand und elektroly- sirte sie, bis sich 70,8 Kbzll. Knallgas entwickelt hatten. Die Untersuchang der Flüssigkeit in den beiden Armen der Zelle zeigte, dafs währenddefo die Zinkode- Lösung 18 Gran Säure gewonnen und die Platinode -Lösung 19 Gran Säure verloren, dagegen die erstere Lösung 15 Gr. neutrales Sulphat, entsprechend 8^2 Gran Kali, verloren und die letztere 6twas weniger gewonnen hatte.

Versuch 39. Eine Wiederholung desselben Ver- suchs gab an S&ure für die Zinkode einen Gewinn von 18 Gran und für die Platinode einen ' Verlust von 19 Oran, dagegen an Kali für die Platinode einen Gewinn ▼on 9»9 Gran und für die Zinkode einen genau gleichen Verlust.

Das Gesetz der Elektrolyse der sauren Salze ist also ganz anders als das der neutralen. Die Lösung lei- tete sehr gut, aber dennoch wurde, geschützt nach dem zur Platinode geführten Kali, nicht mehr als ein Fünftel- Aequivalent zersetzt gegen ein Aequivalent an derselben Elektrode entwickelten Wasserstoffs. Diefs war beglei- tet von der Fortführung eines halben Aequivalents Säure zu der Zinkode, wo ein ganzes Aeq. Sauerstoff entwich. Der Verfasser glaubt, der Strom habe sich in diesem Fall zwischen den. beiden Elektrolyten getheilt, sey zum kleineren Thcil durch das neutrale schwefelsaure Kali, zum gröfsereu dagegen durch die Schwefelsäure und das Wasser auf die beschriebene Weise geleitet worden, ähn- lich wie der Strom sich zwischen zwei und mehrereu me- tallischen Leitern nach umgekehrtem Verhältnifs von de- ren Widerständen vertheilt.

Dieser bisher noch nicht aufgestellten Ansicht gemäfs, könnte man die wasserhaltige Schwefelsäure als ein Ge- misch von Wasserstoff- Oxysulphion (SO4-4-H) und Wasser (MO) betrachten, und annehmen der Strom tbeile sich so zwischen diesen Elektrolyten, dafs ein Aeq. des Oxysulphions gegen ein Aeq. Wasser zerlegt werde.

588

Analog bätte man die KalilOsong als ein Gemisch der beiden Elektrolyte: KaU und Wasser anzosehen osd vorauszusetzen, der Strom theile sich zwischen ein Acf. von ersterem und drei Aequiv. von letzterem. Beiier Lösung des doppelt -schwefelsauren Kalis wäre antuct men, dieselbe sey ein Verein von drei Elektrolyten, uSa- lich KaUum- Oxfsulphion (K.SO4) Wasser stoff-Oxj- sülphion (H.SO4) ood Wasser (HO) und der Stroa zersetze ein Aeq. vom ersten, ein Aeq. vom zweiten umI zwei vom dritten. Damit würden die beobachteten B^ sultate erklärt seyn.

Zur Stütze dieser Ansicht beruft der V^rf. sick »( die Erscheinung bei Fällung des Kupfers in seiner ooi- stauten Batterie. So lange die Kupfervitriollüsuog nen* trat ist, schlägt sich aus derselben das Kupfer in dncr compacten Masse nieder und schliefst sich dabei anfs in- nigste allen Gestaltungen der Platinode an, wie.diebxo- erst vom Verf. an Feilstrichen auf einer Platinplatte be merkt und später von Jacobi und Spencer in ▼oU* kommnerem Maafse beobachtet und benutzt worden iit* Diese Fällungsweise verträgt sich nicht wohl mit derlw-, berigen früher auch vom Verf. getheilten Ansicht, dafs das Kupfer nur durch entstehenden Wasserstoff redudrt xitti^i sondern stimmt weit besser mit der, dafs es das nnoit- telbare Produkt der Elektrolyse sey. Sobald sich aber ein bedeutender Theil des Metalls aus der Lösung ab> geschieden hat, und diese dadurch stark sauer gewordei ist, fällt das Metall nicht mehr im compacten, senden im pulverförmigen Zustand nieder, ohne Zweifel deshalb, weil dann zwei Elektrolyte, Wasserstoff" Oxjsvip^ und Kupfer- Oxysulphion, in der Flüssigkeit vprhandeo sind, beide vom Strom zersetzt werden, und der aus des ersten «ibgeschiedene Wasserstoff auf den zweiten El^' trolyt einwirkt.

Versuch 40. Um den nachtheiligen Einflufs dieses Vorgangs bei galvanoplastiscben Versudieo zu en(fenie0>

589

bewerkstelligt der Verf. die Fällung des Kapfers in ei- ner besonderen, mit einer constanten Batterie verbunde- nen Zersetzungszelle, die KupfervitrioUOsung und eine Zinkode von Kupfer enthält. Die freigevrordene Säure sättigt sich dann wieder auf Kosten der Zjukode mit Kupfer.

Zum Schlufs seiner Abhandlung theilt der Verfasser noch einige nachträgliche Beobachtungen über die Elek- trolyse secundärer Verbindungen mit.

Versuch 41. Er brachte successive kohlensaures Kaliy JNairon und Ammoniak in den Apparat mit doppel- ter Scheidewand und versah die Zinkode-Zelle mit Lie- big's Apparat zur Auffangung der Kohlensäure. Sonst wie vorhin verfahrend, fand er dann, dafs Kohlensäure und Sauerstoff an der Zinkode aequivalent waren dem Alkali und Wasserstoff an der Platinode. Er betrachtet demnach auch die kohlensauren Salze als Oxicarbonione von Kalium, Natrium, Ammonium u. s. w.

Versuch 42. Oxalsaures Ammoniak lieferte an der Platinodc Ammoniak uud W^asserstoff und an der Zinkode nichts als Kohlensäure, entstanden als secundä- res Product aus der djaA^in geführten Oxalsäure und Sauer- stoff. . Diefs Salz ist also auch Oxalion vom Ammonium =C04.NH4.

Versuch 43. Weinschwefelsaures Kali^ gab aua* log, in aequivalenten Verhältnissen, Weinschwefelsäure und Sauerstoff an der Zinkode, Kali und Wasserstoff an der Platinode, übereinstimmend mit der Ansicht, dab dasselbe Kalium -Sulphovinion sey.

Endlich berührt der Verf. noch die Becqu er ein- sehe Kette, bekanntlich gebildet aus Kalilösung und Sal- petersäure, die durch eine Scheidewand getrennt sind« nnd jede eine Platinplalte aufnehmen, von denen, wenn sie verbunden werden, die in der Kalilösung Sauer« Stoff entwickeltr Der Verf. gesteht, dafs er sich die Ent- stehung des Stroms bei dieser Kette niemals habe aus

1

990

«

der Yerbindong des Kalis mit der SSare erklaren Ite- neD. Er meint indefa, seine Ansicht liefere eine %tA gende Erklärung, denn nach derselben, nach welcher £e Sfture Wasserstoff- Oxynitrion (H.MOc) ist, würden bei Verbindung der SHure mit dem Kali, der Wassentoff aus ersterer mit dem Sauerstoff des letzteren zo ^Waffcr zusammentreten, dann das abgeschiedene Oxjnitrion am einem nächsten Oxynitrion -Theilchen WasserslofT, dai Kalium aus einem nächsten Kali-Tbeilchen Saaentoff aufnehmen und so fort, gemäfs dem Schema

OK , OK , OK II NO,,H , NO..H , NO..H und so wQrde sich das .Erscheinen von Sauerstofi und Wasserstoff an den Platten, so wie überhaupt die Ent- stehung des Stroms, der vrohl nicht von der Contact- theorie zu erklären sey, begreifen lassen.

IV. lieber VoUa*sche Zersetzungen c^ässriger und alkoholischer Lösungen; pon Arthur ConnelL

(Fracr Aüttos ma» dem Phil Mag» Ser* IlL VoL 18. /n^« M

€t 353.)

JLIurch diese Untersuchung sucht Hr. C o n n e 1 1 die bi** her wohl ziemlich allgemeine Meinung zu vertheidigeo, dafs es bd Volta'schen Zersetzungen von wässrigen und weingeistigen Lösungen immer das Wasser sej, welches unmittelbar durch den Strom zersetzt werde, während Hr. Da nie 11 in den vorhergehenden Abhandlungen, die indefs Hrn. Connell unbekannt geblieben zu seyn schri- nen, gerade die entgegengesetzte Ansicht aufstellt

Die Versuche, welche Hr. Connell zur Sttitze sei* nes Satzes beibringt, sind hauptsächlich folgende:

Er füllt zwei Gläser, das eine mit Wasser, das an- dere mit einer Auflösung von Stärkmehl in destiUirfi

691

Wasser, der eine vrässrige Lösung Ton Bromjod hinzu- gesetzt worden ist, verbindet sie dann durch einen mit Säure und Wasser wohl ausgewaschenen dicken Bündel kurzer Asbestfäden unter sich und durch eingestellte Pia* tinplatten mit den Polen einer kräftigen Batterie, einer nach Cruickshank's Construction von 50 Paaren zwei- KöUiger Platten.

Wenn es der negative Pol ist, der in der Bromjod* lösung steht, so erfolgt an diesem sogleich eine Ausschei- dung von Jod, die sich durch die Bläuung des Stärk- niehls deutlich zu erkennen giebt, während an dem po* sitiven Pol Saucrsloffgas entweicht; Dicfs sieht aus, sagt Hr. C, wie wenn das Bromjod direct zersetzt würde. Es ist indefs leicht zu zeigen, dafs diese Zersetzung nur eine sccundäre ist. Man kehre nämlich den Versuch um, stelle den positiven Pol in die Bromjodlösung. Dann hat man an beiden Polen eine lebhafte Gasentwicklung, aber das Slärkmehl bleibt farblos, es scheidet sich nicht die geringste Spnr von Jod aus. Mithin wird das Brom- jod nicht zersetzt, und die Zersetzung im ersten Fall ist nur eine secundäre, hervorgebracht durch den am ne- gativen Pol entbundenen Wasserstoff.

[Ohne gerade die in Rede stehende Frage entschei- den zu wollen, glaube ich doch bemerken zu müssen, dafs der angeführte Versuch keinen einwurfsfreien Be- weis für Hrn. ConnelTs Meinung abgiebt. Denn ge- setzt, es würde das Bromjod unmittelbar vom Strodi zer- legt: kann mau in dem zweiten Fall eine Ausscheidung von Jod erwarten? Ich glaube nicht. Denn der Sauer- stoff des im anderen Gefäfse zersetzten Wassers wird durch Vennitllung der Asbestfäden gegen das Jod ge- trieben und mufs sich mit demselben verbinden; es vvird also Jodsäure entstehen, die nicht das Stärkmehl bläut. In beiden Versuchen wird das Jod zum negatwen Pol getrieben ; nur besteht im ersten Fall dieser Pol aus Plor tm, mit welchem das Jod sich schwer oder gar nicht

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yerbindet^ and im letzteren aas Sauerstoff, mit wdiftai es leicht in Verbindung tritt. Es ist ganz so, wie wo» die negative Polplatte zwar beide Mal in das Broojoi gestellt wftre^ sie aber das eine Mal ans Platin, das ai- dere Mal aus Zink bestanden hitte. Diefs rläbt 8idlw^ nigstens gegen Hrn. ConnelTs Behauptung eiDwcolat^ Alle seine tlbrigen Versuche sind gleichem Einvmrfe an- gesetzt, daher wir hier auch nur noch einige mitlbdicB wollen. J?.]

Die BromjodlOsung wurde durch verdOnnte Jodtm- serstoffsäure ersetzt und wie vorhin durch Asbest&ib mit einem zweiten, desUUirtes Wasser enthaltenden G^ fi&fs verbunden. Bei Schliefsung der Säiile, so, dais ier negative Pol in der Säure stand, entwickelte sich an dr^ sem Wasserstoff und an dem anderen Sauerstoff, okae dafs die Flüssigkeiten sich im mindesten trübten; ent nach 10 Minuten wurde das letztere schwach gelb, bi Vertauschung der Pole wurde dagegen sogleich JoJ mit brauner Farbe ausgeschieden, ohne alle Gasentwick- lung, während an dem negativen Pol l^asserstoS ent- wich.

[Der Versuch ist dem vorhergehenden ganz analog: nur schied sich hier das Jod am positiven Platinpol ao^ weil es positiv gegen Wasserstoff ist, während es fHikcr gegen Brom das negative Element war. JP.]

Ein Versuch mit einer nicht zu verdQnnten CÜsf' Wasserstoff säure gab ganz analoge Resultate; reichlkie Chiprentwicklung am positiven (^Platin) Pol, keine an negativen [d. h. keine am positiven Wasserstoff Pol f]

Ganz so verhielt es sich mit einem andern Venock, wo absoluter Alkohol, mit jodwasserstoffsaurem Gase (^ sättigt, statt der wässrigen Jodwasserstofbäure genonocB wurde.

Auch auf MetalUflsungen, wie Lösungen von acbt^

feisaurem Kupferozjd, Chlorzink, salpetersaurem Silb^'

oxyd hat der Verf. seine Versuche aasgedehnt ^

soicke

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t

solche Losung, verbanden dnrch Asbest mit einem Gre- 'ftfs voll Wasser, gab ihm sogleich einen metallischen Niederschlag am negativen Pol, als dieser Pol in der Metalllösiing und der positive im Wasser stand; dage« gen erhielt er keinen solchen Niederschlag, wenn er die Pole vertauschte.

[Das letztere Resultat wfirde einigermaafsen für Hrn. C. sprechen; allein es fragt sich, ob es richtig sey. Auch Hr. Daniell führt ja einen Versuch an, wo sich Ku- pfer auf die Blase niederschlug, welche die Lösung die- ses Metalis von der anderen, den negativen Pol aufneh- menden, Flüssigkeit trennte. Es wäre übrigens auch mög- lich, und dafür finden sich auch Andeutungen in Da- nielTs Versuchen, dafs das an dem Asbest reducirte Metall durch den an der anderen Zelle gleichzeitig da- hin geführten Sauerstoff oxydirt und somit von der frei gewordenen Säure wieder gelöst wurde. JP.]

Wenig Widerspruch wird wohl die schon früher vom Verf. durch Versuche vertheidigte Ansicht finden, dafs bei der Elektrolysirung des Alkohols immer nur das Wasser zersetzt werde; aber nicht recht einzusehen ist, wie diese Ansicht gerade darin eine Stütze finden könne, dafs, wie er gefunden, die stets nur schwache Zersetzbar- keit des Alkohols durch Zusatz einer geringen Menge Kali (schon tsJqq) beträchtlich erhöht wird. Man sollte meinen, diese Beobachtung 8jA*äche gerade für Herrn Daniell.

Endlich glaubt Hr. C auch noch die Frage entschie- den zu haben, wie die Haloidsalze in Wasser oder Al- kohol gelöst sind. Zu dem Ende bringt er Lösungen solcher Salze z. B. von Chlorkalium, Chlorcalcium, in ein Gefäfs, und verbindet dasselbe durch Asbestfäden mit zwei Gefäfsen voll Wasser, in welche die Polplatten der Säule gestellt sind. Da findet er denn in den beiden äafseren Gefäfsen und den entsprechenden Seiten des

Poggend. Ann. ErgSniinigsbcl. I. 38

594

mittlerea. respective ChlorwassentoGEsdore und Alkai, and dieCs sieht er als Beweis an, dafs ChlorkalioiD and Cblorcalcium als chlorwasserstof&anre Salze im Waocr gelöst enthalten sind. Ich mufs indeCs bekenneav ifie Kraft anch dieses Beweises nicht einsehen za könaca; denn offenbar wird dasselbe Resultat erfolgen, yrenn nan annimmt, das Chlorkalium sey als solches im Wasser ge- löst, werde unmittelbar durch den Strom in Chlor md Kalium zerlegt, und diese verbinden sich respective nit dei^ ans den äufseren Gefäfsen zugeführten Wasserstoff und Sauerstoff. P.

V* üeber die Morgen- und Ahendwinde in Ge- birgen; pon J. Fournet.

(SchluTa von S. 511.)

Gol des Mont Genis.

V om Anbeginn meiner Untersuchungen hatte eine Be> obachtong von "Saussore immer den Wunsch erregt, die atmosphärischen Fluthungen am Mont Cenis zu studires. Am Tage, als er sich daselbst befand, bliesen in Sa- voyen und Piemont entgegengesetzte Winde und sie be- gegneten sich in dem Col, wo die Wolken von beiden Enden her anlangten. Es stand also zu glauben, dafs er bald davon erfüllt gewesen seyn würde, allein dem war nicht also. In dem Maafse als sie eintraten, sowohl auf dieser als auf jener Seite, wurden sie durch einen auf- rechten Wind gehoben, der sie gänzlich auflöste, so dals, ungeachtet der fortdauernd anlangenden Wolkenmasseo» die Luft immer klar* und heiter blieb. Allein zuletzt er* kältete das Bassin ; am Abend hörte der aufrechte Wind ~auf und diese hohe Ebene wurde von einem ungemein

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dTcken Nebd bedeckt; endUcb, wftbrend d^ Necht, fie- len diese in den oberen Regionen der AtmfospbSre an- gebättften Dämpfe wieder nieder, und esr regnete nocb am andern Tage. . . > .

Das Detail dieser PhSnome pafst, wie maxi sieht, ziem- lich gut auf einige der Umstände einer sehr ausgepräg- ten atmosphärischen Fhrth und lieCs mich glauben , der Col des Mont Cenis sey eine sehr geeignete Station zum Studium derselben. Allein, ^o wie ich dort ankam, fand ich, dafs dem nicht so sey.

Zunächst bildet der Col nur einen orographtschen Punkt Ton geringer Wichtigkeit in der Gesammtheit des ihn umgebenden alpinischen Systems. Weit höhere Gip- fel überragen ihn und der Effekt dieser mufs nothwen-» dig Torwalten. Andrerseits liegt er zwischen den beiden grofsen Thälem von Oulx und Maurienoe^ die nicht da- selbst endigen. Folglich kann er höchstens nur die Wir- kung der Seitenverzweigungen des ersten, durch die tiefe Depression der Novalaise, empfinden, denn der Abbang Ton Maurienne bietet keine erhebliche Verzweigung dieser Art dar. Ueberdiefs bildet er eine Art hoher Ebene, in welche das untergeordnete Thal des kleinen Mont Ce- nis, welches selbst eine seinen Dimensionen angemes- sene Rolle spielen mufs, sich verläuft. Endlich mufs, ver- möge seiner Lage, quer gegen die Richtung der herr- schenden Nordr^und Süd-Winde, die Wirkung der Brise daselbst oft vernichtet werden. Es kann daher auch nicht auffallen, dafs, wie mich der Pat. Dom Octavicn, Prior des Hospizes, der sich bisweiiep mit meteorologischen Beobachtungen beschäftigt, versichert hat, die Regelmä- faigkeit der Brise von Maurienne in diesem Col nicht mehr existirt, hier vielmehr entgegengesetzte Winde bis* weilen plötzlich auf einander folgen, zusammenstofsen und dabei die von der Gestaltung der Depression vor- gezeichnete Richtung annehmen, obgleich mit geringerer

38*

596

Heftigkeit, all auf dem groben Sf. Bernhard, wep der geriDgerea' Breite des dortigen Bassin. Die bafa Tage, welche ich an diesem Ort; verweilte, bestätigt« ii Ansicht ToUkommen. Nur wahrend der Mitte der KaA konntd ich, pausenweise, einige Sporen von berabste^ den Winden wahrnehmen und noch dazu wurden « von den allgemeinen Winden, die in den obeaen Rc^ nen herrschten, stark zurückgedrängt.

Thaler too Noralaise and Ouix.

Am 26. Aug., 7 Uhr Morgens, verlieb ich den Hori Cenis, um nach Italien hinunter zu steigen. Dft Si wind, der drei Tage zuvor mit Heftigkeit gewebt haH furchte nur schwach die Oberfläche des Sees udJ A Sonne vermochte nicht, die Wolkenbank zu dordidni gen, die sich während der Nacht bis zu etwa einem DA tel der Höhe der Berge des Col herabgesenkt hflB Dennoch wurde dieser Schleier gegen acht Uhr zenM und die Fetzen, getrieben vom Südwind, verdeckten dl entblöfsten abwechselnd die Ronche, den Roche VMi und die Rocca Melone. Endlich, gegen Mittag, fid« einige Tropfen Regen.

Obgleich diese Wolkenbewegung in Uebereis^ mung geschah mit der Richtung der tiefen DepresiNi der Novalaise, so mufste doch das Anhalten des SSt Windes, zwei Tage lang, glauben lassen, dafs sieDQr'c>- sen allgemeiner Wirkung gehorchte. Eine etwas f^ aufsteigende Fluth hätte die Wolken wenigstens bis i^ Niveau der Gipfel heben müssen, während sie sidii*' mer darunter hielten. Endlich hatte sich, obgleidt ii den Ebenen Italiens der Wind Nordost war, der Gegcs- vrind auf dem grofsen . St Bernhard und in Genf ▼o"' standig ausgebildet, so dafs ich die aufsteigenden Stsi^ winde, welche ich wahrend des Hinonteisteigens eoipiM flicht beachtete.

Allein gegen 2 Uhr Nachmittags fand ich zo S^

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^ne Temperatur von 25^ C. und einen sehr lebhaften ^fWind in Richtung auf Exilles und den Mont Gene vre, l^nd mithin in senkrechter Richtung auf die Lombarde, ^^an kann also nicht anstehen zu glauben, dafs dicfs il^n wahrer Thalwind sey. Wenn man dennoch daran j^weifelte, so könnte ich die Beobachtungen des Paters' jjiom Octavien anführen, der, vorlängst durch Herrn Billiet darauf aufmerksam gemacht, sich versicherte, dafs lie täglich aufsteigenden Winde in dem Thale von Oulx sben so regelmäfsig sind, wie in dem von Maurienne .obgleich beide Becken neben einander und in entgegen- gesetzter Richtung liegen, ein Umstand, der ein neues JBeispiel liefert, von der wechselseitigen Unabhängigkeit ]er atmosphärischen Fiuth und Ebbe in Gebirgen.

»

^ Thal von A.osta und Cogne.

^ Im Thale von Aosta habe ich Herrn d'Aubuisson' com Vorgänger, der uns vom Monte-Gregorio, bei Ivrea, ^sine interessante Reihe von Beobachtungen hinterlassen, 'and in seiner Description geologigue du departement ''de la Doire das Daseyn eines periodischen Windes, der täglich von 10 Uhr Morgens bis gegen Abend weht, nachgewiesen hat Ich hatte mich also nur noch mit den Einzelheiten seines Ganges, sowohl in dem grofsen Thal als in dcsseil Verzweigungen, zu beschäftigen.

Am 5 September fand ich den aufsteigenden Wind wie gewöhnlich bereits ausgebildet; allein gegen 7 Uhr Abends, nachdem ich den Engpafs von Bard durchschrit- ten batte, begannen die ersten absteigenden Brisen sich fühlbar zu machen, wegen der frühen Stunde jedoch noch in unregelmäfsiger Weise; allein ich fand sie noch tVL Verrds, wo sich während der ganzen Nacht zeitweise umgekehrte Brise äufserten.

Diese UnregelmäCsigkeit fiel mir um so mehr auf, als ich, weiter reisend, am 6. Septbr. 5 Uhr Morgens

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beobachten konnte, dafe sie zwisdien Verres und fai Mont Jovet nicht existirCe, hier viebnehr der Wind ob gleichförmig absteigender war. Diese örtlldie Anonaiie und spätere Regelmäfsigkeit entspringt daraqs, dafs ziri> sehen Verr^s und dem Mont Jovet, das Tbal Ton AosU eine regelmäfsige Structar besitzt, ohne merkliche SdtcB- zweige, während an dem ersten Ponkt das seamdäie Thal von ChoUant einmündet. Diefs bewirkt eioen Zo- sammenstofs zweier Ströme unter rechtem Winkel, wo- durch nothwendig Wirbel und in Folge deCs auch A unrf gelmäCsigen Windstöfse, die wir zu St Jean-de-Üain- enne w^ahrnahmen, entstehen müssen. Uebrigens wird Ansicht späterhin noch eine andere Bestätigung erlangen.

Zwischen Verres und dem Mont Jovet, in dem rt- gelmäfsigen Thcil des Thals von Aosta, beobachtete idi besonders den merkwürdigen Einflufs der Tagwiode auf die Entwickhing der Vegetation.

Diese Ströme, sind daselbst sehr heftig und üben ift der Länge auf die Bäume eine solche Wirkung an^ dafs diese gegen den herrschenden Wind ein reidies Laubwerk entfalten, in der umgekehrten RicbtuDg gegen den Nachtwind, aber fast davon entblöfst sind; dadordi erhalten sie das Ansehen eines Haarschopfes, der von der Stirn eines Mannes zurückgeschlagen, in gro&en Locken auf die Schultern herabhängt. La dieser B^ Ziehung könnte man sie mit den Thieren niederer Ord- nung, z. B. mit den Polypen der tropischen Meere, ver- gleichen, die sich in den Theilen, welche den die Nah- rung herbeiführenden Strömen ausgesetzt sind, krSNg entwickeln, dagegen auf der andern Seite so verkQv- me(T), dafs sie die hohle Gestalt eines Hufeisens an- nehmen ^).

Ich setzte meine Reise nach St. Vincent und CUtillon

') Die hufeisenförmige Gestalt der meisten Korallenlnsela kat id^ bekaimtcnnaarsen einen andern Gnmd. P'

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forty wo ich am 7 Uhr Morgens anlangte. Auf dieser Strecke erweitert sich das Becken der Dora und ändert dabei plötzlich seine Richtung in eine ostwestliche.

Ungeachtet dieser Gestaltreränderung bildete der aus diesen Dörfern aufsteigende Rauch noch eine scheinbar atagnirende Bank, in geringer Höhe über dem Boden des Thals, und bergab eine ziemlich bedeutende Strecke fortsetzend, wo sie sich nach und nach yerlor. Erst ge- gen 9^ Uhr, in der Umgegend von Chambare, bei blas- jBem Sonnenschein und einer Temperatur von 18^ C, begannen die ersten aufsteigenden Brise, und sie behiel- ten ihre Richtung bis zu unserer Ankunft bei Aosta, um 1 Uhr Nachmittags. ladefs beobachtete ich bei Annähe« rung an diesen Ort Anomalien, die in den Abend hinein bis Aimaville fortdauerten, ungeachtet die Stunde der Umkehr heranrückte oder schon eingetreten war.

Fernere Beobai;htungen müssen entscheiden, ob man die rein zufällige Ursache einem Westwinde zuschreiben mufs, der, wie mir der Gastwirlh in Cogne versicherte, in den oberen Regionen, herrschte, oder ob die Conver- gcnz der Thäler des grofsen und kleineu St. Bernhard, dominirt, einerseits von den Massen des Mont Velan, des Col de Ferret und andrerseits durch die noch hö- heren Gletscher des Mont Blanc, des Cramont und des Rutor, einen ungleichen Einflufs von permanenter Ord- nung ausüben. Die meteorologischen Beobachtungen zu Genf und auf dem St. Bernhard würden der Aussage unseres Wirthes widersprechen; allein da diese Statio- nen nicht genau in der Breite von Aosta liegen, so kann man dieselbe nicht ganz verwerfen und unglücklicherweise lassen die Beobachtungen von Turin, welche die Frage ent- scheiden könnten, für diesen Tag eine Lücke« Wie dem auch sey, die Ungewifsheiten im Tha^ von Aosta nahmen ein Ende, als wir, nach Sonnenuntergang, in die enge Schlucht von Cogne traten. Hier war der Wind regelmäfsig her- absteigend und befolgte also die Richtung SO. bis NO.,

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welche sich bis za anserer Ankunft im Dorfe am 9 Ok Abendd erhielt. Dann artete er in eine westliche Brise aus, die auch noch durch den fraglichen Westwind za erklären ist, so wie auch durch die Lage des Orts in einer beträchtlichen Erweiterung, gebildet von der Doidi- kreuzung anderer Hochthäler, deren wichtigstes, das foo Valinole, die Torherrschendste Wirkung ausüben mauste. Ungeachtet dieser Auflösung, wiederhole ich, dab idi weit entfernt bin, die Möglichkeit eines Westwindes in läugnen; denn am Morgen schien die Sonne bleich, m Abend war der Himmel abwechselnd heiter und bededt, im ganzen drohend, und endlich, wie man aus den in diesen Beobachtungen gehörigen Thermometer-Resaltaten sehen wird, bot die Temperatur in der Nacht eine Ano- malie dar. Glücklicherweise waren diese Prognoslica nicht Ton Folgen; der Himmel klärte sich vollkommeD auf und am andern Morgen, den 7. Septbr«, hatten irir prachtvolles Wetter»

Um 6 Uhr Morgens machten wir uns auf den Weg nach den Gruben, längs der engen und feuchten, von Wasserfällen bewässerten Schlucht von Durtier. Der herabsteigende Wind war lebhaft und eisig; allein Cber die Beschäftigung mit geologischen Untersuchungen ver- säumte ich, den genauen Zeitpunkt seiner Umkehr, die indefs gleich auf den Moment, da das Bassin von der Sonne beleuchtet ward, erfolgte. Gegen Mittag war di^ ser Loftstrom, der längs den schroffen Gebirgsabbäogeo in die Höhe stieg, so heftig geworden, dafs ich mich ei- nige zwanzig Schritt von meinem Reisegefährten, dem In- genieur des Mines, Ritter Melchioni, entfernt ballen mufste, um nicht durch den Staub und Sand zu erblin- den, den unsere FüCse von dem langen und jähen Ab- hänge, auf welchem die Bergleute die Erze herunter- rutschen, erhoben.

Eine so aufserordentliche Erscheinung konnte offen- bar nicht blofs das einfache Resultat einer atmospbiri*

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sehen Fluth seyn nnd daher Überraschte es mich nicht, aus den gleichzeitigen Beobachtungen zu Genf, Si. Bern- hard und Turin zu ersehen, dafs Nordwinde geherrscht hatten, die sich, in dem Thal von Cogne Terfangend, mit dem örtlichen aufsteigenden Luftstrom zu dem an- gegebenen Resultate combinirten.

Das Zeugnifs der Landesbewohuer reicht hin, das Daseyn eines periodischen Windes von etwa zehn Uhr Morgens bis Sonnenuntergang zu bestätigen. Allein sie glauben, derselbe gehe vom Mont-Blanc aus. Dieser Berg ist es, sagen sie,' der ihn uns schickt; und wirklich ist die Lage dieser riesenhaften Masse am Ende ihres Ho- rizonts wohl geeignet, die Idee einer meteorologischen Wirkung einzuflö£scn. Wenn sie über die Ursache im Irrthum sind, haben sie wenigstens die Thatsachc nicht mifskennen können, und die folgenden Resultate bestä- tigen diese vollends.

Um 6\ Uhr Abends, nach meiner Abreise von dort, hatte nämlich der Wind seine Heftigkeit verloren, unge- achtet ich mich damals in dem verengten Theil befand, welcher den Giefsbach von Cogne umschliefst, und die Sonne noch auf die Gipfel schien. Um 7J Ubr begann er umzuwenden und bald darauf ward er ganz deutlich herabsteigend. Eine so plötzliche Umkehr scheint den engen Schluchten eigentbümlich, denn in dem grofsen Thal von Aosta, zeigten sich noch aufsteigende Brise, die, obwohl ohne sonderliche Stärke, bis 9 Uhr Abends anhielten. Ich mufs noch hinzufügen, dafs derselbe Un- terschied in dem Gange der Luftströme aus den Halipt- uud deren Nebenthälern bestätigt, was ich bei Gelegen- heit der Unrcgehnäfsigkeiten bei deren Vereinigung ge- sagt habe.

Am Abend des 8. Seplbr. verliefs ich Aosta, um auf meine Wege zurückzukehren. Der Tbalwind war in der Höhe von Villefranche herabsteigend geworden und blieb so den Rest der Nacht Bei Nus, gegen 9 Uhr, erlangte

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er sogar eine solche Stirke, dafs er ein Licht aasblies. Ver- gleicht man, beiläufig gesagt, ein so rasches Resnltat, oh dem ungewissen vom 6. und dem bngsamen vom 7., so findet man, dafs die aufsaugende Wirkung nach abao- sphäri^chen Umständen verschieden ist. Dennoch war der heutige Tag anscheinend eben so schQn, als der gestrige; die Mächte waren sogar absolut heiter und schienen, £e eine wie die andere, zur nächtlichen Strahlung mit glei- cher Leichtigkeit geeignet. Es wäre demnach zu wfiii- sehen, dafs mehrere an günstigen Orten ansässige Beob- achter sich gleichzeitig diesen Untersuchungen widmen wollten, da sie interessante meteorologische Schlüsse za versprechen scheinen.

Einstweilen kann ich als eine der Ursachen der Pünktlichkeit des Resultats vom 6., aller 'WahrscbeiDr lichkeit nach, den Eintritt des SUdwestwindes bezddi- nen, welcher, den Angaben zufolge, damals zu Genf wt zu Turin herrschte und sich am andern Morgen aodi auf dem St. Bernhard zeigte.

Am 9. Septbr. war der Nachtwind des Hauptthab noch um 4^ Uhr Morgens herabsteigend; unglückliche^ wei^e war meine Zeit dem Besuch der Gruben veo Saint -Marcel gewidmet und so konnte ich erst bei mä- ner Bückkehr nach Nus beobachten, dafs er um 6; Ute Abends wie gewöhnlich aufsteigenil war; hernach legte er sich und« bliefs intermittirend bis 9 Uhr, da die Er- müdung mich vom weiteren Studium abhielt. Dagegen erfuhr ich von den Bauern, dafs zur Zeit, als die Kupfer- gruben von St. Marcel noch bebaut wurden , der Bocb- weizen und die Hülsenfrüchte um Penis, einem Dorfe im Grunde des Thals von Aosta, mehr als 1000 Meter unterhalb der Gruben, sehr viel von den Dämpfen vas den Röstofen zu leiden hatten. Diese Erscheinung UI^ sich nur erklären durch die Nachtwinde, weldie die schwefligen Dämpfe langsam mit sich führten und sie in einem der Vegetation weit schädlicheren Zustand von

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Verdicbtang erhielten, als die Tageswinde « welche sie durch ihre Heftigkeit und Unregelmäfsigkeit bald zer- streut, ^ie übrigens auch gegen die nackten oder mit ffadelhölzern und andern starken Bäumen bewachsenen Gipfel erhoben haben würden.

Am 10. Septbr.y in den Morgenstunden, stieg die Brise regelmäfsig herab; allein zu Yerres, wo ich gegen 7 Uhr anlangte, war sie abwechselnd, wie_ ich sie am Abend und am Morgen des 5. und 6. gefunden hatte. In* defs war die Hauptsumme der Ströme eine herabsteigende. Etwas weiterhin, wo die Laedstrafse sich an den Abhängen des rechten Ufers der Dora hinwindet, be» merkte ich, dafs der herabsteigende Luftstrom mir be- ständig ins Gesicht schlug, wenn ich den Kopf in die Höhe richtete, und dieselbe Ursache gab dem Rauch ei- ner Cigarre eine schiefe Richtung gegen die Centralaxe des Thals. Diese Erscheinung zeigt, dafs die Luft gleich- sam in Cascaden von der Höhe der Berge herunter fällt und die allgemeine Richtung der Concavität erst an- nimmt, wenn sie sich diagonal ihrem mittleren Theile nähert, welches die wahre Linie ist, nach welcher das Herabfliefsen geschieht. Schon am Abend beim Hinun- tersteigen Ton Cogne hatte ich eine ähnliche Beobach* tung gemacht, aliein damals legte ich ihr noch nicht ein^ solche Allgemeinheit bei.

Um Uhr Morgens, in dem Engpafs von Bard, hatte die Atmosphäre nur noch eine schwache Neigung zum Herabsteigen. Diefs zeigte sich durch Zwischenzei- ten einer vollkommenen Ruhe und einer Bewegung, de- nen sehr schwache Rtickbewegungen folgten. Endlich, um 8 Uhr, ward das Aufeteigen beständig und um 9 Uhr war es lebhaft.

Das Wetter war drückend heifs, die Sonne bleichi, In den Ebenen von Turin herrschten .West- und Süd- west-, in den Höhen wie an dem Westabhange der AI* pen aber Nordwind. Zwischen Careme und Settime be-

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obacbtele ich rings uin die Seitengipfel Wolkengrappen, welche am Tage über anwuchsen, so daCs sie wie Ge- witterwolken aussahen aber dennoch blieb das Zeoith des Thaies rein; diese Erscheinung zeigte sich schon am Tage zuvor, denn damals sah ich von den Anhöhen von SL Marcel aus sehr dichte Dünste sich über den Alpen voo Gressoney anhäufen; sie waren das Vorspiel jener er- schrecklichen Gewitter, die der entsetzlichen Dürre di^ ses Sommers bald ein Ende machten, und diese Voiläofer einer ungeheuren atmosphärischen Perturbation wiedcf- holten sich täglich bis zum 12, Septbr., wobei die NKbt jedesmal die am Tage angehäuften Dünste zerstreute.

Thale^ Ton Gressoney und der Sesia.

Am Abend des 12., als ich zu GressoDej-la-Triiiite war, sah ich auf S^ite der Hüben des Mont Cervin nwi des Bothhom die ersten Blitze; indefs führte die Nadit mit ihren herabsteigenden Tbalwinden (Brises) nochmah diese Gewitterwolken hinweg, und am Morgen des U war die Luft von einer solchen Klarheit, da& die Ueis- sten Züge in der Structur des Lyskamm, dieses heirli- chcn Fortsatzes des Monte Bosa, in ihrer ganzen Rei&- beit hervortraten* Ich entschied mich also durch des Pafs von Ollen zu wandern, allein die aufsteigende Brise vereint mit dem Südwest, der damals von Genf bis zqid St. Bernhard auf den Alpen herrschte, während auf der italienischen Seite der Mordost wehte, führten gegeu neun Uhr die Dünste, die durch die Schluchten mit io- posanter Majestät hindurchwirbelten, fort; dann vereinig- ten sie sich um die Gipfel, welche sie bald bis zur HOke der Sennhütte von Gabiette verdeckten. Endlich ge- gen Mittag erreichte die Condensation ihr Maximam, der Begen begann, die BUtze erglänzten, der Donner rollte in der Feme, und bei meiner Ankunft auf dem Gipiei am 2| Uhr» wurde ich von einem kurzen HagelscbsiKr erreicht.

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Nan folgte, Teranlafst dorch die Juxt aposition zweier allgemeiner Winde, eines nördlichen und eines südlichen, ein Gewitter, das die Nacht und den Tag tlber anhielt Ich will mich hier indefs nicht dabei aufhalten, sondern nur bemerken, dafs es zu Ällagna erst am 15. um 10 Uhr Abends aufhörte, und dafs auch' dann die Nacht die Dämpfe so ToUstSndig zerstreute, dafs der Himmel am Morgen des 16. um 6 Uhr, bei einer Temperatur tou 7^4 C. absolut rein war.

Allein nach und nach führten die aufsteigenden Winde Wolkenflocken aus den untern Theilen des Thals , hinauf den hohen Gipfeln des Monte Rosa; zu glei* eher Zeit entstand durch die Rückkehr der Sonne, die um 11 Uhr Morgens das Thermometer auf 14^5 C. hob, eine starke Verdampfung, die Nebel erzeugte, welche sich mit den Wolken vereinigten, so dafs schon gegen 10 Uhr vorauszusehen war, das schöne Wetter würde keinen Bestand haben. Wirklich regnete es um 11 Uhr, aber schwach, erst gegen 3 Uhr trat ein heftiger Platz- regen ein, untermischt mit frischem Schnee, welcher bis zum Boden des Thals von Allagna herabfiel, doch nicht liegen blieb. Dieser schneeige Regen senkte die Tem- peratur gegen 5 Uhr Abends bis auf 7^ C; dann hielt der Regen ein und der Himmel klarte sich vollständig auf. Zu Anfang der Nacht bedeckte er sich mit gro- fsen Comuli, die hie und da einige Sterne durchblik- ken liefsen. Um 7 Uhr Abends, bei oberem Südwind, zeigte das Thermometer 6^ C, und dann zergingen die Wolken nach und nach; zugleich zeigte sich eine so schwach herabsteigende Brise, dafs sie zweifelhaft war; endlich ward sie stark und am Morgen des 17. war der Himmel, bis auf einige leichte, in sehr grofser Höhe vom Nordwind getriebene Cirrhi, vollkommen rein.

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Scsia-, QuaraEsa- und Ansasca-ThaL

Das Eintreten des Nordwindes am 17. Septbr. be- wog mich, Allagna zu verlassen und den Pafs von Torlo %u fiberscbreilen, Ungieachtet der ephemeren Schneefalle an den Torherigen Tagen nnd on^geachtet der Uebcr* schwemmang des gewöhnliehen Weges, hatte idi mein Unternehmen nicht zu bedauern. Wir, meine FGfarer und ich, begaben uns also auf dta Weg, um 5 Uk Morgens, bei einer Temperatur 3^ C. Tor Sonnenaufgang die sich momentan auf 2^9 senkte, als die oberen Wolken von den ersten Strahlen deg Gestirns vergoldet worden.

Es herrschte nun im Sesiathal eine sehr ausgebildete, herabsteigende Brise und der obere Nordwind hatte die- selbe Richtung, so dafs man hätte glauben sollen, es wäre nur ein und derselbe Luftstrom. Indefs combinir- ten sie ihre Effecte nifcht; denn gegen 6 Uhr Morgens sandten die oberen Gehänge des Monte-Rosa, die etwa seit einer halben Stunde beleuchtet wurden, aufisteigende Dünste aus, die sich ruhig um den höchsten Gipfel ver- sammelten, ohne weder von dem oberen Nordwind, der sehr hoch schwebende Chirrhi vor sich her trieb, oder von der herabsteigenden Brise, die im Thalgrunde noch recht lebhaft war, fortgeführt zu werden. Diese entge- gengesetzten Resultate beweisen genugsam, daCs die Auf- saugung bereits an den hohen Gipfeln wirksam war, als sie sich noch nicht bis in die tiefen Gründe verbreitet hatte.

Die erwähnten Dünste vermehrten sich nach und nach und bildeten bald eine grofse, halbkugelförmige, scharf abgegrenzte Kappe, welche die höchsten Theile des Berges verhüllte; nur dann und wann griff ein Sfofii- wind aus Norden mit Lebhaftigkeit in diese homogene Masse ein, und entführte ihr einige Fetzen, ohne indefs im Allgemeinen ihre Unbeweglichkeit zu stören.

Gegen 5 Uhr Morgens, als wir schon sehr hodi im Turlo gestiegen waren, erreichten wir das Gebiet des

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oberen Wincl^> ^^^ seinerseits sich gesenkt zo haben schien, denn in demselben AngenbUck zerstob und ver- schwand die Nebelkappe; allein dieser Sturz, von kur- zer Dauer, Terbinderte nicht, dafs sich, von 10 Uhr Mor- gens ab, längs den Abhängen, auf welchen die Sennhütten der Faller-Alpe stehen, die verticale Fluth völlig ausbil« dete; auch sah man nun Flocken aus den unteren Thei- len nach den Höhen ziehen, während die eigentlichen Wolken einem umgekehrten Impulse folgten.

Um 11 Uhr Nachmittags hatten wir die Scheideck des Torlo (überstiegen und wir traten in das untei^geordnete Thal von Quarazza, das quer vor dem Sesiathale liegt, als die Wolkenverdichtung sehr mächtig wurde. Grofse Camuli, von veränderlichem Gang, liefsen nur selten Lücken zwischen sich und das Ganze ward von einem momentanen Hagelschauer begleitet. Ein so intensives Resultat deutete fast auf ein Gewitter, und in der That, als ich die Beobachtungen von Genf, St. Bernhard und Turin nachsah, fand ich, dafs Südwest-, West und Nord- winde sich an diesem Tage um die Herrschaft über die Atmosphäre gestritten hatten. Allein der Nord trug den Sieg davon und in dem tiefen Th^l von Quarazza fand ich die verticalen Winde wieder vor, die, obwohl im Allgemeinen der Axe des Thaies folgend, doch diagonal davon abwichen, und sich vorzugsweise gegen die Ab- hänge der Basis des Monte -Rosa wandten. Diese An- ziehung, veranlafst durch den überwiegenden Einfluls die* ser ungeheuren Masse, ist die umgekehrte Wirkung der schon in den Tbälern von Aosta und Cogne beobachte- ten nächtlichen Cascaden und defshalb bemerkenswerth.

Ein Besuch, den ich am Abend den Goldgruben Von Pestarena abstattete, hielt mich ab, den Augenblick der Rückfluth wahrzunehmen; ich kann also nur sagen, dafs die Brise noch um 2 Uhr im Macugnaga-Thale aufstei- gend war, dafs sie um 9 Uhr Abends mit Lebhaftigkeit herabstieg und daCs sich dann der Himmel aufheiterte

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am den ganzen Nachmittag mehr oder weniger bewAIkt zu seyo. '^

Anzasca-Tlial.

Am 18. Septbr.y 6 Uhr Morgens, war die Tempera* (ur zu Pestarena 8^8 C. Ueber Nacht war der Himi&el bedeckt, aber blofs in den bergigen Gegenden, denn an* terhalb dieser Decke, nach Seite der Thalmfindang, sah ich den reinsten, obwohl dunstigen Himmel der italieni- schen Ebenen. Es war der Südwind den Alpen Ober- kommen, wahrend in Turin Nordost herrschte.

Die Wolkenlappen blieben in derselben Höhe d^ Strebepfeiler des Monte -Rosa wie festhSngend und ver- gröCserten sich mit solcher Schnelligkeit, dafs um 10 Uhr Morgens bei 9^4 C. ein Regen eintrat. Am Mittag war der dicke Stratus nur etwa 50 Meter fiber dem Thal- grund erhoben und nahm einen ziemlich lebhaften, auf- steigenden Gang, dabei einen fast unausgesetzten Staub- regen verbreitend, der von Zeit zu Zeit in einen trahrea Regen, doch keinen Platzregen ausartete. Da mit diesen Regen am Vormittage und Mittage übrigens keine neue Schneefälle auf die benachbarten Höhen verbunden wa- ren, so bin ich geneigt zu glauben, dafs die Wolken sehr niedrig gingen, und wahrscheinlich die hohen Gip^ fei des Monte -Rosa Sonnenschein hatten; daber denn die aufsteigende Brise um Mittag und deren Umkehr na 5 Uhr Abends, mit einer sehr langsamen FortfQhning der wasserliefernden Schicht. Indefs da am Tage anf der italienischen Seite Ostwinde herrschten und das Thal von West nach Ost gerichtet ist, so wSre es möglich, dafs der aufsteigende Luftstrom am Tage von diesen her- vorgerufen wäre. Allein in diesem Fall wQrde der nächt- liche Vorgang nicht wie gewöhnlich stattgefunden haben. Am anderen Morgen, des 19., um 6 Uhr Morgens, zeigte der mäfsig reine Himmel einige helle Stellen, inmitten hochgebender, vom Südwind getriebener Wolken.

Die

.609

Die unteren Dünste zeigten sich, wie gestern, zu glei- cher Stunde, an den Gipfeln hängend, und ungeachtet ih- rer scheinbaren Unbeweglichkeit dehnten sie sich nach und nach in den Morgenstunden aus, so dab sie einen Stratus bildeten, der um 10 Uhr mit bedeutender Schnelligkeit ge- gen das obere Ende des Thaies vorrückte. Diese Bewegung ward immer stärker; um 1 Uhr war sie so lebhaft, dafs der Schleier zerrifs, und die Fetzen, getrieben von der Brise sich gegen den Monte -Rosa aufrichteten, in unre- gelmäfsig gewundenen SSulen, die in ihrem Fortschritt succcssive die verschiedenen Gipfel entlarvten. Dieser Vorgang veranlafste einige vorübergehende Schauer, so- bald dichtere Massen über Pestarena hinwegzogen, und am Abend, zwischen 5 und 6 Uhr, kehrte sich die "Ae- v^egnng um, so dafs gegen 7 Uhr, bei meiner Ankunft in Ponte-Grande, unweit Bannio, die Rückfluth sehr ausge- prägt war.

Am 20. Septbn, 5 Uhr Morgens, war die Reinheit des Himmels ohne Gleichen; auch konnte ich zum ersten Male den Monte-Rosa in seiner prachtvollen Gesammt- lieit überblicken; sein Rückgrat wurde bald von den Sonnenstrahlen beleuchtet, die unteren Theilc des Thaies empfingen nur erst das zerstreute Licht, der Nachtwind zeigte sich gegen 6 Uhr Morgens schwach und ungewiis, abwechselnd auf- und absteigend, weil Ponte -Grande am Vereinigungspunkte der beiden ThSler von Anzasca aqd Oloccia. liegt, was die schon zu Verres beobachtete Erscheinung hervorrief. Vielleicht dafs auch die geringe Breite und Länge des Bassins, so wie die Art, wie es von einem der gröfsten Kolosse der Alpen beherrscht' ist, den Augenblick der Rückströmung beschleunigen. Soviel ist gewifs, dafs von 7 Uhr an die auÜBteigende Periode entschieden war, dafs man von da an kleine parasitische Wolken sich an den erhabenen Gehängen des Thaies bilden sah und dafs diese im Sinn der allgemeinen Wir- kung wie ausgezogen waren.

Poggend. Ann. Ergänzungsbrl. I. 39

}

610

Toccla-Bassin und Simplon.

Gegen 10 Uhr desselben Tages langte ich za Fie- di-Malera an, und dicht dabei in der grolsen ConcanISt der ToGcia, traf ich, einen lebhaften Luftatrom, der sie binanstieg und sich gegen die Höhen des Formazza-Thak richtete.

Nordwinde herrschten damals in Italien, i^Sbreod aof den Alpen der Südwest za weben fortfuhr. Au<di batUn sich gegen 11 Uhr die Parasiten auCserordentUdi TcrgH^ fsert. Ihre graue Farbe und ihr angeschwollenes Aosse- hen kündigten neue Regengüsse an, die auch wirklich in der Nacht begannen und mich am andern Morgen im Lago maggiore überfielen. Ungeachtet dieser gewitter- haften Atmosphäre war die tägliche Fluth noch nicht g^ stört, als ich 3 Uhr Nachmittags Yogogne verlieb ; alleJo meine Abreife hinderte mich, meine Beobachtungen fort- zusetzen.

Ich kehrte nach Vogogne zurück und Terbracbfe doit abermals eine Nacht unter Donner und ungeheuren Re- geugüssen; aber defsungeachtet war am andern Morgen, den 22. um 5 Uhr, der Himmel fast vollkommen rein.

Der Wind kam herunter, dem Abbange der einge- engten Ebenen der Toccia folgend; obgleich der Gtfig einiger leichten Cirrhi andeutete, dafs in den oberen Tbei- len der Atmosphäre ein Gegenwind herrschte.

Um 7i Uhr stiegen verdichtete Dünste längs den Strebepfeilern der Alpen empor, während inmitten dne Brise nach abwärts ging^ Diese erhielt sich selbst um 11 Uhr zu Domo d'OssoIa, um Mittag zu Crevola» dann in dem Seitenlhal d^s Vedro; und diese merkwürdige Anomalie trat um so deutlicher hervor, je mehr ich aof dem Wege zum Simplon in die Höhe stieg, dessen hd- here Theile ich endlich um sieben Uhr Abends bei ei- nem äufserst heftigen N.- oder NW«- Wind erreichte.

Wenn die heifse Lombarde, ungeachtet ihrer Tem-

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peratur too 15^ C. micli schon auf dem Moni Cenis ganz eisig gemacht, so war der Effect noch weit roher unter dem Einflufs dieses Windes, der, fiber die GJetscher und Schneefelder des Simplons hinstreichend, mit der nicht- lichen Strahlung eine Kälte von + 5 ® C. mitbrachte,, wäh- rend ich am Mittag das italiflnische Klima von Domo d'OssoIa zu ertragen hatte. Kurz dieCs war ein allge- meiner Wind, welcher, auf der Höhe der Alpen herr- schend, sich über die Pllsse und Gipfel ergo& und in die ThSler ausbreitete, wo er in falsche Brisen ausar- tete, deren Gang dem der ächten entgegen war.

Simplon; Wallis.

Am 23. Septbr., 7 Uhr Morgens, verliefs ich das am italiänischen Abhang liegende Dorf Simplon, um nach dem Hospiz, dem höchsten Punkt des Passes, zu wandern. Der Sturm am vorigen Tage hatte aufgehört; auch beob- achtete ich auf diesem Wege, gegen 8 Uhr Morgens ei- nen sehr lebhaften, obgleich inlermittirenden Wind, ent- gegengesetzt dem obern Winde, der damak, wie Tages zuvor, eine nordwestliche oder nordöstliche Richtung hatte, wie an dem leichten Gewölk, das tiber die benachbarten Gipfel hin wegzog, zu ersehen war. Dieser aufsteigende Wind kann also als das Resultat einer atmosphärischen Fluth betrachtet werden, aber es war mir nicht möglich, ihn lange zu beobachten, denn so wie ich den horizon- talen Theii des Passes erreicht hatte, verschwand er und Qberliefs mich dagegen dem oberen Winde«

Vom Mittage bis zum Abend waren am entgegen- gesetzten Abhänge, in allen auf den Weg zulaufenden Schluchten, die aufsteigenden Winde ausgebildet. Indefs hatte sich gegen 2} Uhr der obere Wind nach W. und SW. gedreht, und dabei den ab und zu im Zenith der Alpen entstandenen Wolkenscbleier zerrissen, ohne dafs er den entgegengesetzten Gang der Bergwinde (brises de terre) störte. Dieser Umstand bestätigt das Dasein

39*

612

der SürömuDgen um den Simplon so deallich, da(s es an- nOthig ist, länger dabei zo verweilen.

Bei meinem Eintritt in Wallis war deren RiditaDg aach natürlich gegen die oberen Theile des Rhone-Beckens gerichtet und endlich gegen 6 Uhr Abends, nach Sonncnon- tergang, traf ich an der Mündung der Yisbach einen des Laufe dieses Baches folgenden, herabgehenden "Wind a& Diefs beweist, dafs von nun der tägliche Effect für dM- sen Abkömmling (ßerhe) des Monte-Rosa geregelt war.

Am 24. Septbr., 8 Uhr Morgens, bei reinem Himoiel, stieg schon der Rauch von Visp das enge Thal der Vis- bach hinan, während im Rhonebassin noch die herahstefr- gende Brise anhielt. Der Moment der Ungewifsheit trat gegen 9 Uhr Morgens ein. Gegen 10 Uhr zeigte sidi der aufsteigende Luftstrom in mäfsiger Weise und gegen Mittag bei Turteman, wurde er sehr lebhaft« Diese üb- kehrung hatte ich einigermaCBen aus den an den Höbea hängenden Wolken vorausgesehen, da diese, einige TiA bevor die Oscillationsperiode umschlug, auf entschiedene Weise dem täglichen Impulse folgten. Diese Flnth erhielt sich in ihrer ganzen Stärke bis Siders, gegen 4 Uhr Nach- mittags, allein bei Sonnenuntergang, zu Sion, ward sie schwächer, und endlich, um 8 Uhr, machten sich zo Ar* don die ersten herabsteigenden Luftströme beraerklidi.

Die Parasiten-Wolken des Morgens wuchsen am Tage über so, daCs sich längs den beiden Walliser Bergketten fast zusammenhängende Schichten {nappes) bildeten. Dels- ungeachtet blieb das Zenith der Niederung {d^ressiciKL) rein oder ward nur von leichten, sehr hohen Grrhi von Norden nach Süden durchschnitten. Dieis ist unter vie- len anderen ein neuer Beweis von der abkühlenden Wir- koBg, welche die hohen Gipfel auf die von den vertica- len Winden dahin geführten Dünste ausüben.

J

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Wallis; Martinach.

In der Nacht auf den 25. Scptbr. halle sich der Himmel vollständig aufgeheitert. Die Temperatur der At- mosphäre war C. gegen 6 Uhr Morgens, ehe die Sonne die Gipfel beschien , und da ihre Strahlen kein Hinder- nifs antrafen, war die Brise um Ardon schon Ton 8 Uhr Morgens an eine aufsteigende; sie blieb es bis in die Gegend von Martinach, wo ich um 11 Uhr anlangte; als ich mich aber diesem Punkte näherte, trat eine Compli- cation ein, die indefs aus den topographischen Eigenthöm- lichkeiten der Oertlichkeit leicht erklärlich ist.

Martinach liegt gleichsam im Mittelpunkt eines Sterns von drei Armen gebildet, der eine durch das Zusammen- stofsen der Thäler von Entremont, Bagnes, Ferret und Trient, und die beiden andern durch den oberen und den untern Theil des Rhonelhals, welches hier fast recht- winklich umbiegt. Jeder dieser Arme besitzt besondere; von seiner Gestaltung abhängige Eigonthümtichkeiten. Der erstere bildet eine steile Ebene und mufs demnach natür- lich die Function eines Aspirators verrichten, desto kräf- tiger als sie fiberragt ist von der Beihe mit ewigem Eis bedeckter Gipfel, welche sich vom Mont^Velan bis zum Mont-Blanc ausdehnt. Sie wirkt vorzugsweise auf den Zweig der oberen Rhone, zunädisf, weil dieser geradezu vor ihr liegt und dann, weil er eine grofse Erweiterung bildet, welche die Rolle einer Ebene spielt, wogegen das untere Rhonethal, als schief liegend und* stark eingeengt durch die Ausläufer des Dents du Midi und de Mordes,' nur zur allgemeinen Luftströmung (alimentaiion) beitra- gen kann.

Nach diesen Details ist leicht zu begreifen, dafs ich bei Annäherung an Martinach Brisen von umgekehrtem Gange, als der natürliche ist, wahrnahm, dafs diese aber zu Martinach selbst entschieden gegen die Gipfel von Trient gerichtet waren. Uebrigens kann die Aus*

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aDder gegenüberliegenden Tbälern, liefert einen der be- sten Beweise von der Unabhängigkeit der atmosphSri- scben Fluthen und Rückflutben, denn es ist kein allgemei- ner Wind denkbar, der ein solches Resultat herrono- bringen im Stande wäre. Noch auffallender rnrd dieb» wenn ich daran erinnere, dats diese partiellen Auban- g^ngen während derselben Zeit den Strom des breiten I\bonethaIs durchaus nicht störten.

Dieser blieb gleichförmig anhaltend, selbst nacbdeB die Sonne aufhörte den Dent du Midi zu beleucfalea und die Rauchsäulen der Dörfer am Ufer, wie Port-Va- lais, u. s. w. sich bergan ausbreiteten, in Form jenes lan- gen horizontalen Schweifes (nappe)^ dessen ich mehr- mals zu erwähnen Gelegenheit hatte. Die Bewohner des Landes betrachteten ihn als ein Vorzeichen von gotca "Syetter am andern' Tage, allein sie kannten wahrscheiii* lieh nicht die Anomalie von dem Morgen. Aach bilde- ten sich um 8^ Uhr, nach Eintritt der Nacht, einige Wol- ken auf den Alpen, die sich darauf Tergröfserten, bis za einem gleichförmigen Stratus, welcher am andern Morgoi den Himmel vollständig verschleierte. Bald hernacJi fiel auch Regen.

Ungeachtet dieser Anzeidien einer bald eintretenden Witterungsänderung war um 8f Uhr Abends zu Yille- neuve die Brise herabsteigend, und sie herrschte noch, wenngleich schwach und unsicher, gegen 7 Uhr Morgens, bei 13^,4 C; dann verschwand sie, um einem kleinen Südsturm Platz zu machen, welcher uns am 27 Septbr^ um 10 Uhr Morgens, auf dem See empfing.

Um diese Beobachtungsreihe in Wallis zu vervoll- ständigen, mufs ich hinzufügen, dafs die Bootsleute von Villeneuve sehr wohl diese periodischen Winde kennen; sie unterscheiden den bei Nacht durch den Namen Fitm- 'deroriy und den bei Tage durch den: Rebas. Nach ih- ren Beobachtungen beginnt der letztere gewöhnlich um 10 Uhr Morgens, der andere mit Eintritt der Nadit

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Isere-Thal, Umgegend von Moutier«.

Da ich zur Zeit, als ich die Tarentatse dnrchwan- dcrte, d. h. 1838, noch nicht verstand, vollständige Be-* obachtangen anzostcllen, so mufs ich mich hier mit der Angabe nachstehender Umstände begnögen.

Am 4. Septbr., 7 Ul^ Morgens, reiste ich von Mou- tiers ab, um mich nach Pesey zu begeben und in die Engpässe, vv eiche die Isere bi^ zki der Umgegend von Villette einschnfiren. Es herrschte, wie gewöhnlich zu dieser Tageszeit, ein lebhafter, herabsteigender Wind, der gegen 8 Uhr, als die Sonnenstrahlen ganz in das Thal hinabschienen, nachliels und endlich seinen Weg bergan nahm. So lange ich in den Thalengen blieb, während des ganzen Morgens, hielt er an; allein bei meiner An- kunft in der schönen Erweiterung von Aime fand ich nur noch eine drückende Windstille, desto schwerer zu ertra« gen, als kein Lüftchen die Hitze mäfsigte, deren Beute ich geworden; ohne Uebertreibung kann ich wohl sagen, dafs ich auf allen meinen Reisen wenig so beschwerliche Märsche gemacht habe als den während dieser absoluten Stagnation der Atmosphäre.

Dennoch fand ich gegen 5 Uhr Abends, noch vor Sonnenuntergang, am Eintrit der engen, von N. nach S. gerichteten Schlucht des Pesej-Baches einen sehr starken herabsteigenden Luftstrom*

Er eilte offenbar seiner Zeit voraus; auch hatte ich am andern Morgen bedeckten Himmel und Regen. Es scheint also, ab habe ein oberer Südwind der auf- steigenden Brise das Gleichgewicht gehalten, sey es, dafs er die partiellen Luftströme dieser zurücktrieb, oder daCs er in den oberen Regionen meteorologische Bedingun* den herbeiführte, die den unten wirkenden Ursachen das Gleichgewicht zu halten vermochten. Ihr Effect mufste übrigens erleichtert werden durch die grofse Erweiterung des Isere-Thals, die hinreicht, um die Stärke der Bewe-

1

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gong der LaftsHuIe darch ZertheiluDg derselben über ose zu gro&e Oberfläcbe, zu schwächeo.

Bei meiner RQckkehr von den Höhen, am 29. ScpL, am 2 Uhr Abends, trat ich aufs Neue in obige Defil«a nnd fand daselbst den aufsteigenden Wind sehr idUl, obwohl der Himmel bedeckt war und die Landesbewoh- ner mir sagten, dafs er es für gewöhnlich sey.

Gewisse Theile dieses Thaies sind demnach dieia atmosphSrisehen Fluthungen ausgesetzt, und wenn äeis einigen weniger kräftig als in andern sind, so läfatskk diefs leicht durch die beträchtlichen Unterschiede in der Breite des Bassins an seinen Terschiedenen Punktes cr- klfiren. Man mü&te demnach, um sie gehörig zu stol- ren, in den Verengerungen von St. Marcel, oberinb Moutiers, Posto fassen, und nicht in dieser Stadt selhl, weil die Thüler der Isere, des Thoron und des Naot ▼on Belleville, welche hier auslaufen, einander wegen A- rer ungleichen Dimensionen entgegenwirken müssen.

Rfickblick.

Die mannigfachen Umstände, die wir so eben ken- nen lehrten, berechtigen zu folgenden Schlüssen:

1. Die Unebenheiten des Bodens rufen täglich eine atmosphärische Fluth nnd Ebbe hervor, die sich dank Brise oder auf- und niedorsteigende "Winde verrStb, b^ kannt seit undenklicher Zeit an gewissen Orten oalff den Namen: Thalwind ^ Pantias, Vesine^ Solore, VtUr deren, Rebas, Vent du MofU^Blanc, j4loup de fienL

2. Diese Luftströme entwickeln sidi im höchsten Grade in den Concavitäten der Thäler, ohne ihnen ans- schliefslich eigen zu sejn, denn sie äufsem sich ISnp, allen Abhängen (rampes) und der Strom der Thäler U nur das Resultat von AuCsteigungen und lateralen nnd partiellen Cascaden (Thäler von Cogne, Aosta, Qoaram Ebene von Saint Simphorien, Pilat nnd Chessy).

3. Der Uebergang von der Fluth zur Rückflath nnd

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unigekehrf^ ist rasche in engen and nadi koraem Laof an hohen Gipfeln endenden Schluchten (ThSler von Anzasca, der Sesia, der Visbach, von Trient, von Cogne, von Val Megnier, Martinadi, Simplon). Er ist langsamer in all« gemeinen Becken, y^o die Fluth gemeiniglich erst gegen 10 Uhr Morgens frei im Gange ist, und die Ebbe (Rück« fluth) erst gegen 9 Uhr Abends regelmlCsig xn werden anftegt, (Thäler von Gier, d'Azergoe, der Brevenne, der FArc, von Aosta, der Toccia, der oberen Rhone). Die Zeit zwischen der auf- und oiedersteigenden SlrOmung ist ausgefällt durch Oscillationen und wechselseitigen Rückfällen (redandances). Die Stunde dieses kritischai Augenblicks schwankt mit den Jahreszeit^i und auch mit einigen zcrfMligen meteorologischen Umst&nden (Thäler von Aosta, Maurienne, Nyons, Gier).

4. Die Thalwinde sind regelmSlrig in regelmSfisigen Tbttlem, bieten aber an deren Ausmfindungen Zufällig- keiten dar. Diese Unregelmäfsigkeiten zeigen sich je nach der EinfDguog der Thäler, entweder in der Tages- periode (Martignj, Aosta?), oder in der Nachtperiode (Verr^s, Bannio, Saint -Jean de Maurienne, Martinach, Firminy).

5. Die Configuration der oberen Theile der Thä- ler tlbt auch einen grofsen Einflnfs auf diese Winde aus, nach den Stunden und den Jahreszeiten; so sind sie bald ausgeprägter bei Tage als bei Nacht (Maurienne), bald, umgekehrt, mehr bei Nacht als bei Tage (Pontias, Aloup- de Yent, Chessy). Zuweilen ist der Winter mit seinen ScbneefiRlien den Nachtwinden am gtinstigslen (Maurienne, Pontias), zuweilen ist es der Sommer fiQr die Tagwinde (Maurienne). Es wäre interessant, den Einflufs der el- liptischen Kessel, welche die oberen und letzten Theile der Jura- und sobalpinischen Thäler bilden, in dieser Bezidinng zu untersuchen, vergleichend mit den sanften und unmerklichen Endigungen der Urgebhrge. So z. B. sind in dem Thale von Joux die Abwechsbmgen von

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Heifs and Kalt so plOlzIicb, dafs maa zuweilen Scjiwao- kungen von 20 Graden in einigen Standen erfährt.; man bat die Mäher oft am Morgen mit ihren Sensen in £ia einsciineiden gesehen, während einige Stunden hernach das Thermometer im Sonnenschein 38^ zeigte. Es ist un- möglich, däfs nicht solche Unterschiede auberordentlidie Ströme erzeugen.

6. Die Wirkung dieser Fluthangen ist im AUgcmci- nen in den breiten Thälem deutlicher und schwficfat sich in den Seitenzweigen (Mauricnne, Aosta); wenn indels das Bassin eine wahrhafte Ebene wird, fähig, eine $Ar groise Masse Luft herzugeben oder zu Tersdilacken, daui werden die Effecte schwächer. So erreicht der Pontias selten das Bett der Rhone; und um Genf scheinen die Brise aus dem Arve -Thal so schwach zu sejn, dab sie nicht die Aufmerksamkeit der geschickten Beobachter die- ser Stadt erregt haben; dennoch würde die Thatsackc ¥on nun an nachzuweisen seyn.

7. Vergleicht man das Phänomen der atmosphbi* sehen Fluth an Gebirgen mit den periodischen 'Windeo, welche längs den Küsten zu «Lande und auf dem Meere stattfinden, so sieht man, dafs zur selben Zeit» >ro die täglichen Meereswinde die Schiffe in die Häfen treiben, auch ringsum an den Gebirgen die Luft sich erhebt, und dafs das Umgekehrte während der Nacht stattfindet. Dar- aus folgt, dafs die Gesammthdt der Atmosphäre des Rbo- nebeckens . täglich einer Bewegung ausgesetzt seyn mifiB, durch welche sie einerseits vom Meer gegen den Con- tinent, und andererseits von diesem zu den Gipfeln der Hochebene« des mittleren Frankreichs oder zu denen der Alpen und dpa Jura geführt wird, worauf sie denn wäh- rend der Nacht zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehrt Allein die Langsamkeit, mit welcher sich jegliche Bewe- gung in einer grofsen Masse einer elastischen Flfissif^eil fortpflanzt, vernichtet zum Theil diese Effecte. IndeCs ist diese Vernichtung nicht immer vollständig, und seit der

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Zeit bin ich zu glauben geneigt, dafs die schwachen Luft- ströme, die sich an Tagen» die man sonst nur windstill nennen kann, in der Umgegend von Lyon zeigen, nichts alsfdas Resultat dieser Oscillationen sind.

8. Die atmosphärischen Fluthnngen treiben in der Luft schwebende Körper mit sich fort; und so geschieht es, dafs sich, je nach den Umständen, die Rauchsäulen und Tor allen die Wasserdünste am Tage über zu den hohen Gipfeln begeben und daselbst verdichten (Thal Ton Aosta, Maurienne, Domo d'Ossola, Anzasca, Sesia, lUiers, Col du Geaot, Wallis, Pilat), oder während der Nacht den Vertiefungen zuwandern (Martinach, Chessy, St. Mar- cel, Gier- Thal, Col du Geaut). Daraus folgt, dafs die Luft auf den Höhen bei Nacht trockner und bei' Tage feuchter wird, während in den Vertiefungen bei Nacht das Umgekehrte stattfindet (Genf, Col du Geant, St. Paule).

Es ist hieraus leicht zu ersehen, dafs diese Fluthnn- gen in der Entwicklung der Parasiten -Wolken, so wie in den Phänomenen der Vertheilung der Regen und Ge- witter eine wichtige Rolle spielen müssen.

9. Die heifse Luft der Ebenen sucht, indem sie bei Tage in die Höhe steigt, die Thäler und die Gipfel zu erwärmen; allein diese Wirkung wird zum Theil aufge- wogen durch die von ihr veranlafste Verdampfung, so dafs sie trocknend und erkältend wirken kann (Man- rienne). Andrerseits strebt die nächtliche Brise, die Thä- ler zu erkälten, indem sie die Kälte der oberen Regio- nen dahin führt. Daraus erklärt sich die plötzliche Kühle im Gefolge des Aloup de Vent, die vom Pontias vcran- laCste Gefrierung der Wasserdämpfe, die Frühlingsfröste, welche, bei gleicher Ausstrahlung, besonders die Vege- tation der Thäler überfallen. Man könnte auch glauben, in diesen Effecten die Erklärung einiger der Tempera- tur-Anomalien zu finden, welche Reisende an Bergge- hängen in verschiedenen Höben beobachtet haben.

10. Diese Umstände, combinirt mit den vorherigen.

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mfissen in Betracht gesogen werden, wenn e8 sidi data bandelt, den Eioflafs der Thäler auf die Gesimdbeit m «- örtem (Cretibismos, Thalfieber, besonders die der BrcntJL Diese LuftstrOme fiben auch in sofern eiueo Eio- flofs auf die Vegetation, als sie die natürliche Symaitrie stören (Aosta, Maorienne).

11. Die yerticaien Winde stören die Baroaeta- messungen und die Formeln lassen in dieser Beziekug ▼iel zu wünschen fibrig (Saussnre).

12. Die allgemeinen obem Winde können, onter gewissen Umständen, das Auf- und Abwogen derUft (ie flot ou le pisant aSrien) stören (Maurienne^ AUapi, Aosta, Ossola, Martinach, Mont-Cenis) oder viefaDehrcs complidren (Cogne); aber ihre Wirkung ist nicht iouMr ganz zu unterdrtScken (Thabor-Berg, Sesia-Thal); »wei- len erzeugen sie eine gänzliche Windstille (Tarenteae). Daraus folgt, dafs die Prognostica auf schönes Wetto; welche aus dem regelmäfsigen Gange der Brisen berp- nommen werden, sich oft nicht bewähren (ThaldtfBf^ venne, Chessj, Bez). Indefs kann man sagen, dals die Umkehrung der Ströme gemeiniglich Regen zur Folge U (Maurienne). '

13. Endlich können auch örtliche TemperatorDii- stände die Bergwinde (Jbrises moniagnardes) vemidileB; so hört der Pontias zu wehen auf, sobald in der Kfint der warmen Sommernächte die Erde nicht Zeit hat, sict von der Erhitzung am Tage hinlänglich abzukOUeo.

Theorie.

Es ist nicht genug, das Dasejn der Luftdutben oack* gewiesen zu haben: man mulis auch begreiflich die Tbeori< derselben auCsuchen. Hierin ist uns indeb Hr. Sa ige/ zuvorgekommen, der sich folgendermalsen ausdrückt:

„Denken wir uus,^ sagt derselbe^ ^^in Plateau, wel- ches sich bis zum Schwerpunkt der atmosphärischen Sbi» srhebt. Wenn die Luft sich am Boden um 10* erwinat

023

und TerbSltiiiCBmafsig in jeder Schicht, so findet man durch Rechnung, dafs der Schwerpunkt der Luft sich um 192 Me- ter erhebt; da indefe der Gipfel des Plateaus nicht aus- weicht, 80 wird die Luftschicht, die sich actuell in der- selben Höhe befindet, um das ganze Gewicht dieser 192 Meter Luft, d. h. um 9,33 Millimeter Quecksilber« starker gedrfickt*'

„Um Gleichgewicht xu erhalten, mufe also der Druck aaf das Plateau um so viel zunehmen; folglich wird die Luft Ton den umgebenden Orten herbeifliefiBen. Umge- kehrt ist es sichtlich, dafs wenn er die Luft erkaltet, die- selbe von dem Plateau herab nach allen ringsum liegen-' den Orten fliefsen mQsse, so dafs also die Ströme ent- gegengesetzte Richtungen haben,*'

„Es ist auch klar, dafs, wenn der Druck auf das Plateau zunimmt, er in der Nachbarschaft abnehmen mufs, und umgekehrt, weil diese Yarialionen das Resultat des Transports einer Luftportion sind, die abwechselnd auf das Plateau und nach aufsen drücken wird/'

„Ohne in der Entwicklung dieser Thatsachen wei- ter zu gehen, kann man sie unter folgender, allgemeiner Form darstellen: Allemal, wenn die Luft sich erwärmt, flieCst sie von niedrigen Orten zu höher gelegenen; sie kann nicht erkalten, ohne nicht zum Theil von den hö- heren Orten zu den tieferen zu strömen/'

Da haben wir also ein sehr einfaches mathemati- sches Gesetz, das nur den physischen Umständen anzu- schliefsen ist. Eine erste Idee wurde in dieser Beziehung von Hrn. Gras, bei Gelegenheit des Pontias, ausgespro- chen. Allein sie genügt nicht allen Punkten der Auf- gabe, denn, er nimmt an, wie ich vorhin gezeigt habc^ der hervorstechendste Charakter dieses Windes sey der, nur während der Nacht zu wehen. Er hatte also den Zusammenhang, der zwischen dem Pontias und der Ve- sine vorhanden ist, nicht aufgefafst.

Er stellt als Satz hin, dafs, vermöge örtlicher Um*

«24

Stände, die iu der Schlucht von Ejgues enthaltene Loft während der Nacht merklich kälter werde als die auf der benachbarten Ebene, und da dann zwischen diesen beiden Portionen der Atmosphäre kein Gleichgewicht mdir bestehen könne, so fliefse die mehr erkaltete Luft, Uofs vermöge ihrer grösseren Dichtigkeit, zur Seite, vro sich der noch durch die Wärme ausgedehnte Theil befinde. Um diese Erklärung auf das tägliche Phänomen an- wendbar zu machen, ronfs man annehmen, die totale Temperatur-Variation sey auf den Bergen gröfser, als in den Ebenen, eine Annahme, die geradeswegs der Erfah- rung widerspricht

In der That, die Beobachtungen, welche der oner- schöpfliche Saussure gleichzeitig auf dem Col da Geaol, zu Chamoon 7 und zu Genf inachte, föhrcn zu dem Schlots, dafs die Sonne auf Berggipfeln mit weit geringerer Kraft wirkt, als an tiefer gelegenen Orten, weil dort der Unter- schied zwischen dem Maximum und dem Minimum weit geringer ist Diesen Unterschied fand er im Joli folgen- dermafsen:

Col du Geant 5^32 C.

Chamouny 12^61

Genf 13^79

Analoge Resultate erhielten im August 1821 die Pie- nionlesischen Generalstabs-Officicre, welche mit der Mes- sung des mittleren Parallelbogcus beauftragt waren, zwi- schen dem Mont-Cenis und Mailand. Ihre Beohacfatoo« gen, zur Zeit des Sonnenaufgangs und um 3 Uhr Nach- mittags, 14 Tage fortgesetzt, gaben folgende Resultate:

Moi^gen Nachmittag UdIctscLM

Hospiz, Mont-Cenis 11^76 16^82 5«,06 C Mailand , 20«,10 26^83 6°,73

Dasselbe Gesetz findet man wieder, wenn man die Unterschiede zwischen den Maximis und Minimis von Genf mit denen vom grofsen Bernhard vergleicht; denn

eine

626

eine Periode von zwOlf Jahren liefert flQr die Aiiipiitnde der Tbennometer-Excurrionen an beiden Stationen:

Jabni

Genf

St Berabard

1826

53 »,74

42«,00

1827

55 ,00

48 ,62

1828

42 ,12

40 ,12

1829

46,87

43 ,49

1830

54,50

42,50

1831

43 ,62

41 ,12

1832

44 ,75

35 ,75

1833

41 ,62

36 ,37

1834

4:1 ,00

35 ,25

1835

44 ,50

39,99

1836

.48,30

41 ,90

Miltel

47 J18

40 .64

Diese Ziffern sind ohne Zneifel zahlreich genug, um darauf die Allgemeinheit des erwttbnten Gesetzes zu stfilzen. Auf den ersten.Blick scheinen sie auch anwend- bar auf die Theorie, die schon gegeben ward bei 'Gele- genheit des PhSnomen der periodischen Kfistenwinde, de- ren Analogie mit den Bergwinden nun fühlbar seyn mufs.

Da man nämlich weiis, da(s man die Küstenwinde erklärt

*

durch Störung des atmosphärischen Gleichgewichts, veran- laÜBt durch starke Temperaturveränderungen, welche die Luft auf den Ebenen abwechselnd bei Tage und bei Nacht erfahrt, während die auf dem Meere eine weit gleichfönnigere Temperatur bewahrt, so konnte man ver- aacht seyn zu sagen,. da£s, wenn von Sonnenuntergang an die Temperatur auf einer Ebene verhälCnifsmäfaig mehr sinke, ab an Bergen, die Contracdon einen Zuflofs der Luft von den Bergen zu der Ebene bewirken müsse, und da(s, umgekehrt, bei Tage die auf der Ebene stärker erwännte Atmosphäre sich zu erheben und aufsteigende Winde zu erzeugen suchen müfste.

Allein diese Erklärung würde in Widerspruch seyn

Pofgend. Ann. ErgSnzungsbd. I. 40

1»6

mit der/desLand- uad Seewinde; denn weno oiaii uafer dieseai beideik Umstätiden . ein^mts eine fast constasle Temperatar, und andrerseits eine sehr veränderliche bat, 80 mufs man doch nicht aus den Augen verlieren, dab ihre relativen Lagen umgekehrt sind, so daCs, wenn nan leicht begreift, wie die tägliche Verdünnung der Laad- Atmosphäre die Aufsteigung eines Meerwindes veranlag man auch natürlich annahmen mufs, dafs dieselbe tSg- liehe Verdünnung der Luft auf den Ebenen das Henb- strömen der 1 kalten und weniger ausgedehnten Luft voo den Höhen bedingen und einen niedersteigenden Slnm hervorrufen müsse; ein der Beobachtung widersprechen- des Resultat»

Ebenso . würde es sich mit dem Nacbtwind veriial- ten. Denn wenn bei Nacht die Luft anf den Höb^i üA verhältnifsmäfsig weniger erkältet, als die auf der Eboie, .so wäre es möglich^ bis zu einem gewissen Ponkt anzn- -nehmen, dals sie ihre Atmosphäre in ungleichem Ver- dünnwig^rad unterhalten und einen aubteigenden Kadt- wind hervorrufen müssen wie das Meer alsdann einen Land- wind hervoiTuft.

In^efs läfst sich noch für diesen letzten Fall eiose- heo, dafb die.uilgeheore Zosammenziehnng der Atmosphäre der Ebenen die Kleinheit der Ausdehnung auf den Ha- ben überwältige, und so zuletzt der Strom in der -Nacht noch herabsteigend sey, yfrit er es übrigens am Ta^ seyn würde. Es folgt daraus, dafs die Erklärong der Küsteawinde höchstens nur auf einen Theil der Pbäno- meike bei den Luftfluthungen an Gebirgen anwendbar nt, nnd wir werden demnach darauf geführt, eine andere Ursache zu suchen, ikidem wir folgende Betiaehtung an- stellen:

Sobald die' Sonne einen Berggipfel zu beleuchten anfängt, bewirkt sie eine Erwärmung seiner Oberfläche und demzufolge eine Verdünnung der dieselbe bcftfi- renden Luftschicht. Diese erhebt nch, nm der niebstes

627

Schicht Platz zu machen, die demselben Gesetze folgt, so dafs die Auisaugung sich in den Morgenstunden nach und nach bis zu der Ebene fortpflanzt. IndeCs sinken die Sonnenstrahlen allmälig bloCs zu dieser herab, und ▼on nun' an würde der Vorgang der umgekehrte sejn, da die Ebene sich starker erwärmt, als die Gipfel, wenn nicht eine kräftigere Ursache vorwaltete, welche aus dem Emporragen des Bergkegels in die atmosphärische Region entspringt.

Die starren, opaken, mehr oder weniger dunklen Sei- tenwände der Berge absorbireu die Wärmestrahlen mit Macht und ertheilen folglich der anliegenden Luftschicht eine höhere Tetnperatar, als eine in gleicher Höhe in der klaren Atmosphäre liegende Schicht haben kann. Dar- aus entsteht eine Verdünnung der ersteren, ein fortwäh- rendes Aufisteigen,, und dem gemäfs ein V\^ind in die Höhe, der beständig über die Oberflächen der Gdiirge hjavi^egstreicht.

Um sich von der Intensität einer solchen Ursache zu Übeneogen, -l^raifcht man sick qur zu erinnern, dafs auf trocknem Grase an der Cdte du Rocherai, zu St. Jean- de-Maorieone, die T.emperaiur 49^ C. beobachtet i^urde. Um ' diefs noch deutlicher zu erweisen, habe ich mit Thser- mometem, die io schwarzer und weifser Leiaewand cSn- g^hOUt wared^ folgende Yeraudie gemacht:

Mont-Geins, Posihaos, •& Met. über iem Boden*

Mittaga, im Schatten 13«^ C.

Weifses Thermomet. U d. Sonne 23 ,5& Schwarzes - *- - .: 28 ,00

MoBt*Geai«, in «iiiem sud[*Ton der Sonne crbiuteo "WinU dc^

Strasse, 2 FnCi über dem Boden.

BlittagB, im Schatten ... 13^8D€.

Weibes Thermomet. i. d. Sonne 33 ,00 » Schwanes - - 37 ,40 .

40*

628

SdieilAlpunkt der Stnüt, 23. Sept., cwifcfacn 9 «id lOJ Ukr Vorw

gcns, 2 Fol» über dem Boden.

GewOhnL Therm., im ScbaUcn I ^^ C

Weibes Therm. 18 ,2

Schwarzes Therm. 23 ,0

Turtcmao, Ufer d. RlioDe) am 24. Sept., mr selben Stunde und nnicr fast gleichen atiuospliar. Umstünden, ^ Fu£i über d. Boden.

Gewöhol. Therm. 11 ',3

Weibes - 23 ,0

Schwarzes - ' 27 »0

Diese Resultate sind ohne Zweifel nicht zablradi genugi um irgend ein Gesetz daraus abzalciten, allein lic reichen hin, nm zu erweisen, welch starke ErwarmoDg die KOrper, selbst in grober Höhe Ober dem Heere durch die Sonnenstrahen zu erleiden im Stande sind; dasselbe gilt mithin anch von den mit ihnen in Berührung stebca- den Luftschichten.

Sehen wir nun, was in der Nacht geschiebt. Die Beobachtungen von Pictet, Six, Leslie, Wells uoi, neuerlich noch, die tou Marcet und^Arago, habenge- nOgend gezeigt, dab die mehr oder weniger didie Lnft- schiebt, welche mit dem Boden in BerQhmng steht, wSb- rend der Nacht eine Örtliche Erkaltung erleidet, die in Widerspruch steht mit dem allgemeinen Gesetz der Tem- peratur-Abnahme nach der Höhe.

Dieser Vorgang welcher das Remltat derErfcaltuDg der starren Theile der ErdobeHUchc^ in Folge nächtli- cher Ausstrahlung, zu seyn scheint, ist anwendbar so- wohl auf die geneigten AbhSnge eines Berges, als auf die horizontalen Flachen einer Ebene. Und darnach sa- gen wir, dab wenn diese bei Nacht viel "Wanne verlie- ren, die BerggehSnge ebenfalk Winne aussenden, und dab von' da an die* umgebende Luft sich n verdichten, und in Folge der Zunahme ihres spedfiscbeo Gewichts

l^rabzusinkcu strdt^ty ^roraus denn zuletzt ein Rückstrom entsteht, dessen Wirkung, wie wir gesehen, noch ver- stärkt werden kann durch die starke Contraction der at* mosphärischcu Masse in den Tbalgründen.

Nach dieser Aufstellung der allgemeinen Gesetze ist es nicht ohne Interesse, verschiedene besondere Fälle: zu untersuchen, denn, wie wir schon gesehen haben, wird der normale Zustand zuweilen aufgehoben, oder gar um- gekehrt, durch ephemere Ursachen, wie z. B. allgemeine Winde u. s. w.

Diese Umstände werden handgreiflich, wenn man Beobachtungen von zwei verschiedenen Orten mit einan. der vergleicht« Nehmen wir zum Beispiel die verschie- denen Momente des Jahres 1836« Sie geben zwischen Genf und dem grofsen St. Bernhard bald kleinere, bald grOfsere Temperaturvariationen für die Höhe, als für die Ebene, wie man aus nachstehender Tafel ersehen kann, wo der erstere Fall mit dem Minus-, der andere mit dem Plus-Zeichen versehen ist.

Genf

St. Bemliard

Untenchied

Januar

6,93

6,15

+ 0,80

Februar

6,56

7,22

0,66

Mära

8^57

10,57

2.00

April

8,53

0,22

0,69

Mai

10,56

10,51

+ 0,05

Juni

12,02

10,05

+ 1,97

Juli

13,46

7,70

+ 5,76

August

12,00

6,69

+ 5,31

September

9,79

6,56

+ 3,23

October

3,80

4,81

+ 3,99

November

e;47

7,09

+ 0,62

December

4,49

4,90

+ 0,81

Diese Tafel erlaubt den Schlufs, dafs, im Jahre 1836, die Wintermonate zwischen diesen Orten oft umgekehrte Luftströmungen hervorrufen mutsten, und ähnliche Er-

630

scbeinangeii scheinen auch im Manrienne^Thal Tonakos- men, weil daselbst der Winter wenig günstig ist für das Auftreten der tSglichcn Brise. Man kann jedoch aas «fie- sen Unregelmäfsigkeiten kein Gesetz f&r die JahreazeiteD ableiten, denn znvOrderst bietet der 'Jannar eine Ano- malie dar, und fiberdiefs sind die negativen Unterschiede ^s Winters, verglichen mit den positiven des Somner^ so klein, dafs man darin nur einfache mom^itane Effecte tn sehen geneigt wird. %

Diese Ansicht wird bestätigt durch gleichzeitige Beob> achtbilgen, die Hr. Biliiet zu St. Jean-de-Manrienne^ oad ich auf dem Mont Cenis, am Posthause, an einem lufti- gen Ort, 5 Meter fiber dem Boden anstellte. Mein In- stmment war geschfitzt vor dem erhitzenden and erkSt tenden Einflofs des Bodens, und überdiefe konnte der herrschende Wind nicht die Ausdfinstungen (emanatums) des Sees von dieser Seite herbringen.

Saint Jean

MoBt*CeiiIft

■^

M<z.

UdIcc^

Max.

Unici^

M!n.

«chied

Mia.

24

Aug,

"i;

h Ab.

21.5

24

Aog

. \\k Ab.

14,0

25

f9

4

M.

12,^

9.3

25

99

5 M.

9.7

25

n

3

A.

25,3

13,1

25

99

121 Ab.

5| M.

14,2

9.9

26

»»

«

M.

14,0

11,3

26

63

7.4

Hief aus folgt, d|ifs die Invasion der Lombarde oad deren Heftigkeit am ersten Tage eine Pertorbatioo ver- anlaCst^hat, in Folge welcher das Manrienne-Tbal gerin- gere Schwankungen zeigte als der Mont Cenis; aod war diese Station, ^e wir gesagt haben, der Schau- platz eines beständigen Kampfes zwischen den Brisen und dem Sfidwind. Zu den beiden andern Zeiten, wo sich die Lombarde gemSfsigt hatte, waren wiederum die gewöhntichen Gesetze der respectiven Temperaturveria- derungen iu Kraft getreten, und wahrscheinlich hatten auch die Brisen ihre Rolle im Maurienne-Thal gespielt.

631

Vor tneiner Abreise' nack Cogne verabredete icb zu Itrea mit Hm. Dr. Gotha, einem eifrigen Meteorologen, cerrespondireDde Beobachtungen, die idi mit denen an enteren Orte von mir gemachten hier znsammenstelle:

Ivrea

Cogne

0

4

Max. Min.

Unter- schied

Max. Min.

Unter- sdiicd

7.Sept.5|hM. 4 Ab.

17,0 24A

7,6

7.Sept.5|hM. « « 2J Ab.

7,2 17,2

9,8

Aujgesichts der grofsen Hübenvariation wird man sich ohne Zweifel des heftigen Nordwindes an diesem Tage, so wie der am andern Morgen zu Aosta . beobachteten Anomalie erinnern.

Ich hätte gewünscht, diese Zusammenstellungen mit- telst Vergleiche zwischen Genf und dem grofsen Bern- hard noch weiter fortsetzten zu können; allein unglUck* licherweise sind die Beobachtungen am letzteren Ort, auf welche ich für meine Reise gerechnet hatte, im Septem- ber unvollständig. Wenn indefs auch die angegebenen Resultate vieles zu wünschen übrig lassen, so glaube ich doch, dafs sie für meinen Satz sprechen, und die Meteo- rologen leicht in den Stand setzen, sie bis zu dem Grade zu vermannigfaltigen, dafs daraus einige allgemeine Ge- setze abgeleitet werden können.

VI. Meeresströmungen.

B

isber kannte man im offenen Meere nur drei grofse Strömungen von anomaler Temperatur, nämlich: 1) den warmen GuUstrom im nördlichen atlantischen Meere; 2) den kalten Strom längs der Westküste Südamerika's (die „Humboldt-Strömung^') von Süden nach Nor- den, von dem indeCs ein Zweig bei der Insel Chiloe um-

632

bieg!» iSof^ der Kfisle nach Sfiden fliebf, und das Caf Horn mit einer relativen wannen Temperatur unigdftt| und 3) den waimen Strom, der am Cap der gaten Hof- nung neben der Agullas-Banc vorbeigeht und sich in da Kanal von Mosambique ergpe&t. Ein vierter Strom «er Art scheint auf der Weltreise der vom Capit. Da-Pefit- Thouars befehligten Fregatte Venas entdeckt wordea zu sejn und sich im Süd-Stld-Osten von Vandiemecsland zu befinden. Wenigstens durchschnitt die Fregatte am 6, 7, 8, 9. Januar 1839 Meeresgegenden unter 44® 30' bis i6^ 3' S. und 143<' 16' bis lie^» 30' O. v. Paris, wo das Wasser eine relativ hohe Temperatur besafs« StGnd- liche ^Beobachtungen ergaben nämlich an den vier Tagen ab Blaximum 11^0; 14',0; 13^3; 1I^5 C Minimum 9 ,3; 10 ,2; 11 ,3; 9 ,5 Was den kalten Strom neben der sfidamerikanisdien Kilste betrifft, so lehrte eioe Peilung bei vollkommener Windstille, bei welcher die Fregatte mit voUstSudCg ein- gereflten Segeln nur vom Strom nach Norden getrieben wurde, und das 1100 Brasses (1780 Meter) lange Strick des Senkbleis währenddeCs immer senkrecht blieb, dab der Strom kein blofs oberflächlicher ist, sondern minde- stens bis zu der Tiefe von 1780 Meter in Masse dem Aequator zuwandert. Eine analoge Beobachtung zeigte, dafs der warme Strom im Kanal von Mosambique we- nigstens eine Tiefe von 900 Meter habe. Im Südwesten der Insel Chiloe besafs das Wasser an der OberfliSche 13 C, in 500 Brasses Tiefe 4^1 und in 1100 Bruses Tiefe (ohne Grund) + 2^3 C. (Compt. d. T. XI. p. 321).

Namenregister

in

den Annalen der Physik und Chemie

Band XXXXlll bis Bnid U nebst Ei^inBiuigsband.

»

Namenregister.

Band XXXXni bis Band LI nebst Ergflnznngsband.

>er I^One hMtr «nd die BSiide XXXXHI, XXXXiW v. t. w. bis XXXXIX mit in, lY a. t. w. bis IX beseirlmct, so dafs hier QbeniU XXXX SU tr^bmen ist E bedeutet den ErgSDiongsband. )

A Arme, D. artea. Bramieii in d«o

OMen Aegrpteiia, LI. 164. Lbicb« Beitrice sar KemtD. d. Ayrer, Ueb. Blitze obne Donoer, 'eldspaUis, L. 125. 341. 668. VIIL 375. leb. Anortbit, PModo-AUnt, Pe- iUiii, Adalar and Feldspatb, LI. B.

19. Babinet, Farban doppelter Fll-

ir^, Diffhct. eines ObjektiTS mit eben in Dittani, VL 472. Ab- reisrander Oeffmine, V. 86. sorpt. in farbigen dopp. bredien» nteneitat d. LicbU in der Nsbe den MIttdn, VI 47a Ueb. d. ider Brennlinie, E. 232. blane Sonne, VI. 617. -^ Hine-

in mermflU er, Gesetunllsigkeit ralog. opt. Notisen über HyaUtbi DD apec. Gew. bei Verbind, ein- Bergkrjatall n. Glas, VU. 400. •cber K5rper nacb mnltipeln Ver- Ueb. d. Verlust einer bsiben V^el* Altnissen, IX. 341, L. 406. lenlinee bei d. Reflex, an d. Ißn-

n d r e w s, Fshigic. gewisser Flam'* terflide eines brscii. Mittels, VUL ICH erbitster Lnft rar Elelctri- 332. Ueb. einen neoen Neaftnd- iUlaleit, UL 310. Wirk, der jwnit fa d. Atmaspblre, LI. 562. inlpeterslnre anf Vi^ismntb o. an* Dsebe, Einfl« schiefer LaftstrOme ere Metalle« V. 121. snf die im Rcgcnaiesser ap%efsng.

rngo, Temperat des Bobrlodis RegenmenEe, E. 365. on Grenelle, IIL 46. Feuers- t. Bssr, Ueb» d. Lappllnd. 1W miMt dnrcb einen Aerolitben Ter- dra« lU, 188. «- Bodentemparst nUTst, V. 352. Farbe d. Mee- t. JaknUk, UL 191. ~ Klhna t. », V. 468. Versncbe d. Emis- Nowsjs Semlis, OL 336. Bio. ions- a. Undniationstbeorie anf figkell d. Gewitter in d. Palar- ntsclieidende Proben zn stellen, regionen, VIIL 601. Klhaa v. X 28. Beriebt ab. d. Dagner- Sitebs n. den mss. Besilsangen ^'sche Entdeckung, VIII. 193. an d. MordwestkAste Ameriks*s, litze obne Donner, VIIL 378. E. 129.

K Interferenzen d. Ucbts als Mit- Bailej, Die Sprincbebe d. Hen- il zar Laanng Terscbied. sebr fei- scbrecken als SteTlrertreter der er Aufgaben d. Pbjs., E. 443. Froacbscbenkel, HL 412. kcherson, Ueb. d. in d. Fort- Batks, Modifikation der Argand* Qanxungskftrpern d. Pilze enthal- sehen u. gewOhnl. Spiritoslsmpe. nen OHtropfen, IV. 639. Ver- BI. 183.

hren um Silberplatten gleich- Bandrimonf, Versuche, mit d. j

»rni. mit einer l>eliebig starken Licht d. Nordlicbls, IX. 292. J

»dscbicht zu aberziehen, VBI. Resultate ab. d. Leidenlrostache '

)9. Pblnamen, LL 132.

1

636

Becki, Nroef Vorkomm. an Ab- piinlU in \Vfstpli»leii, VII. 397. ^ Dell. d. Strontianit ▼. Hamm in Weftplialeu, L. 191. -. U«b. d. ScIifwefelwaMerttolT d. «rfes. Bronnrn in Wrslplialeik , L. 646.

Becqnerel, Cliem. Zftrtetz. mit* telst ruifacli«r Ljrdroelektr. Appa- rale, IV. 637. Elektroclicm. Beliandl. d. Silber-« Kupfer- ■• Bleierxe« V. 2»5. -- UuUrsncb. fib.d. [lcrvorrDf.d.Pbotpboreacenz a. vttracbied. Eigenacb. d. elektr. Funk., VIU. 540. - Nene Ei- ^enscb. d. elektr. LicbU in BeioE auf Pbospborescenz- Erreg.« ÜL 543. Ueb. Wirmettrabl. der elekCr. Funken, IX. 574. s. Biot.

Beeqnerel n. Caboort, Brecb- ▼ennöt. einher FUUtlgkcilea» LI, 427. ^7.

Beek s. Moore.

Berg, TemperaL d. Wcftaeite y, Sad- Amerika, LI. 301.

Berlin, Beitr. x. KennCn. d. Ttter- erde n. ibrer Verbind., III, 105.

de ßerton, Nireaadifferens des Todien n. Miltell. Meerea, £. 358.

B e t%t\ i 0 a, Unterancb. einiger a«a Scbwefelalvre n. orcan. Stoficn beatebend. Sloren, iV. 369. Meihoden am Subl, Sub- u. Gnft- eiaen xo unteraucbeo, VI, 42. Atomgew. d. Koble, VlI. 199. Weitere Nacbricbten fib. Lantban, VIL 207. Einige Fragen dea Taga In d. organ. Cbemie, VII. 289. Gegenwart ▼. Knpfer n. Zinn in d. aoa Tolk. Boden kom- mend. Qnellen, VIIL 150.— Be- atandlbeile d. Bitterwaaaera Ton Saidacbfltz, LL 138.

Beaael, Beob. ron Irrlicbtom, IV, 366. •<- Nacbricbi fib. eine d. Be- rechs. der Stemacbnoppen betreff. Arbeit, VIL 525.

Biot, Formel f. d. Geaets xw. d. Temperet, n. d. entanrecbenden Maxim, d. Spannkraft aea Waaaer- dampfii, IV, 627. Nene Ver- fabmngaart. x. Unterancb. d. un- mittelbaren n. d. xeratrenten Son- nenatrablen UL 557. Ueb. d.

Natur d. Strahlong., fvcidie PW phoreacenx n. gewiaM! chrm. P(t> ceaae herrorrafcn, IX. 5G2L

Biot 0. Becqaerel, Naior d.fe« elektr. Funken anagehenden, a ai der Feme Pliospboreacem cr«. Strahlonz, IX. 549.

Bird, ühem. Wirkiug mdaneL elektr. StrSme bei laneer 0 VII. 430.

▼. Blficber, Vermöe. Saixe Waaaer aoa dl Loft aua- sieben, L. 541. Ueb. eine Vfr> brennongaeracbein. d. fett Ode, L. 544.

Boettger, IL,,D. beiai AoaciMi. deracluag. sweier Fenervtciae cnt- atebende Liebt elektr. Katar, OL 655. Krjatall. Tnabetm. v. d. Weina. binaicbtl. ibrea thenaw elektr. Verbalt xa nntcrscfaeidca, HL 659. Glanxende Udiletw

■ebein. b. Vereinig, gewisa taUe mit Cblor, Hl. 660. Vcr- miacbte pbjaik. Erfahr^ L. 365.

Boettger, Tb, BleibalLArragMl ▼. Tamowitx, VIL 497. -- CWm. Untere, d. Anricbaleita, VIIL 49S.

V. Bogualawaki (Jon.)« Nacbr. T. einem alten StemachnnppQBÜL VUL 612. LL 17L '^

Bontigny, Pbinomene cL Calc^ (act, LL 130.

Bojaen, Beob. ▼. NebeniDODdcn, IX. 632.

Bradahaw, Bimatein anf olTeBca Meer, UL 4|8.

Breitbanpt, Beacbreib. d. Helc* roklina, IX. 205. Ueb. d. Kalk- apalh m. 105* Neigung d. R1miii> bo5derfllcb., LL 506. D. Grce- noddt, LL 507. Ueb. einige Kieae, Ideabildende Metalle ii.ne«e laomorpbieen, LL 510. T h o n- aon^a neuer Rbombo^ral-Baij- tocalcit, LI. 516.

Brewater, Nene Art r. Polaritit im bomogen. Liebt, VI, 481.

Bromeia, Zaaammensets. d. Elio- litba, VIIL 577.

Brooke n. Connell, D. Greea- odut, nne neue Knenbpeeicak U 274.

637

r&el, Anal, ein«»« Antlmonerzes r. NertschinsL-, VIII. 550. ronner, Beitr5ge znr clieni. Ana- yse, IV. 1:34.

Buch, Bern, zn Scf8tr5m'8 Aufsatz üb. d. skandinnv. f#er5]|- urcli. n. Sandflsarn, III. 567. jewitter im Norden, IX. 6^4. nff, Ueb. Conlract. b«'i d. Beweg. Ifissiger K5rper durch enge Oeff- langeo, \1. 227. onaen, Unterdacb. d. im Hob- »feoschacht steh bildenden Gase I. deren Benutz, als Brennmat, i^. 339., VL 193. - SnannIcraft ;inig. condena. Gase, Vi, 97. Ln£la8it o. Chiastolith identisch, ^11. 186. Unters, d. Gichtgase [. Kopferschiefcrofens za Fned- ichsbötte, L. 81. 637.

C.

«earrie, Anal, des GreenocIdts, A. 290.

a^niard- Latour, Ueb. d. Ton- >i]cl bei schwingend. Saiten, LL »61.

aboors s. Becqaerel. spilaine, Daratell. metalL £i- ens auf nassem Wege, IX. 182. apocci. Ablenk. d. Magnetnadel lacb einer Empt. d. Vesuvs, L. 92. Periodicitft d. A^roUthen, lu 620.

onnel, Voltasche Zersetz. wSls- iger n. alkoholischer LOsongen, L 590. s. Brooke. 00p er, Brechkr. d. wasserfreien JyanwasserstofraAure, VII. 527. onriet de Vregille, Hegen- aenge anf Guadeloupe, VI. &0. ras so, Chem. Untersuch, d. zer- etzt. Feldspathkrstlle ans d. roth. ^orphyiT ▼. Ilmenau, IX. 381. .

I>. agnerre, Pliosphorese. des ge* Mtft. Scbwerspalhs, VI. 612. Sereit. eines gegen Llchtwirlning mpfindl Papiers, Vlll. 217. S. Lrago.

araour. Darstell. ▼. Nickel- u. Cobalt- Amalgam, VII. 508.. an 9, Bescbr. d.£remils, VI. 646.

Danlell, Elektrolyse secnndarer Verbindungen, E. 565. 580.

Darondean, Temperatur in der Tiefe des Meeres, IIL 419.

Daussy, Ueb. einen submarinen Vulkan im atlant Ocean, V. 349.

Delffs, Nachtr. zu d. galvan. Com- binat, IV. 7«.

Dcspretz, Ausdelm. d. flflssfgen Schwefels, VI. 13t. Fnrfpilanz. d. WSruie in Flflssiskeiten , VI. 340. Unters, fib. a. Durchsang d. W2rme aus einem starren K5r- per in einen anderen, VI. 484.

Dcville, Wirk. d. Chlors auf Ter- nenthin5l, IX. 322. Brechver- liältn. einiger KQrper aus d. Or- gan. Chemie, LI. 433. 437.

Döbereiner, J.W., Ein SchAn- bein'sches PbSnomen, IX. 588.

Doppler, Slerkw. EieentJitiml. d. elektr. Spann., VI 128. Be- denken die angebL elektr. Licht- erschein, b. Zusammenschlagen zweier Kieselsteine betr., IX. 505.

D«fve, Magneto -elektr. Appar. z. Hervnrbr. mdocirter Ströme clci- cher Intensitit in getrennten DrS- then, III. 511. Akustische In- terferenz, IV. 272. Beschreib, einer Thi*rmos8ule Hlr conslanto Ströme, IV. 592. Versnche ob. subjectiTe Contptementarfarb., V. 158. Inducirte Ströme, die b. galranonietr. Gleichheit pliysiolog. ungleich wirken, IX. 72.

Draper, Methode d. Erschein, d. Diflusion aueennillis zu zeigen. III. 88.

Dufrenoj, Beschreib, d. Grceno- vits, LI. 290.

Duj ardin, Apparat, z. licobacbt d. dunklen Linien Im Spectrum, Vlll. 334.

Dulong, Ueb. d. beim Verbrend. verschied, einfach, n. znsammen- Ecs. Körper entwickelte *Wftrroe, V. 461.

Duraas, Bericht fib. d. Untersuch, d. brenzl. Producte d. Harzes fQlr die GasbereiL t. Pelletier o. Walter, IV. 110. - Wirk, des

Chlors anf Essigslure, V. 339.

688

Domas n. Si*fi| Aiomgew. dtr

KoU«« LI. 26e. Damonl, AniiL des

VIL 496.

Ehreobers, Un terracli. einer a«f Wiefen cebildet lederartie. Sob- ■Uni, VL 185. Ucb. d. 1686 in Carland Toro Himmel gefallene lleteoqiapier, VI. 187. 1>. dem blofsen Auge nnsicblbaren Kalk- V. Kiesellhiere ali Haaptbeatand- Iheil d. Kreide^eb., VII 502. Merkw. Veabreit d. polytbalam. KorallcnUiiere durch techn. An- vrend. der Kreide, YIII. 224. Dysodil, ein Prodnct aus Infuso- rieuMhalen, YIIL 573.

Eisenloh r, Platinfeuerxeug mit neuem Ventil, u. Anwend, des lets- leren su yerschied. Apparat., VL 129.

Eis n er» Wirk. d. Arsenikslnre auf Rohfsucker, VIL 481. IdenU- at d. rotb. Farbstoffs d. BlOthen mit d. rotlu anderer Pflanzenors., VII. 483. Quecksilberchlond : : Eiweils u. KisestoiT, VIL 609. Au|Bnd. löst. Metallyerbindnn- zen in Milch, Kaffee, Chokolade, Vin. 501.

Emsmsnn,Bild.d.Leidenfrost- Bchen Versuchs suf Glas, LI. 444.

En d e r by, AnUrktVnlkane, E.525.

Erman, A., WahrscbeinL Bahn d. Asteroiden d. August- u. Novem- berperiode, VIIL 582.

T. Ettingshsnsen, Beobacht. ei- ner Interferens ▼. direkt, u. re- flekt Licht, V.97. Canchv's ■SOS Methode zur Bestimm, der lateasit d. reflektirt o. gebroch. Lichts, L. 409.

?• Bwrsinofl^ Zasanmensets. d. Kkroklins, VU. 196. *- d. Bete. roUbs, IX. 204.

F.

Fsrsda^ Elfte Reihe t. Eiperi- menlal-lJntersacb. ftb. Elmife., VL 1. 537. -. Zw5lfte R., Vli. 38. 27L 529. -* Drdsebnte R,

Vlfi.269.424.5ia VIcmkrit R., E. 249. Fmifsebnle R., B. 385. Allg. maeoeC Relatiflom u. Charaktere d. Metalle, VIL 2I& ,— Untersuch, eines Meteontass T. Cap d. |ut Hoffie, VIL 384. Fe ebner, Versociie s. TiHBSr. d. GaWanism , UL 433. Vcn. o- ner Theor. d. Galv., IV. 37. - Elektr. Intensit d. isolirt. &ale,

IV. 44. Ueb. snlncct. Coiude- menUrfarben, IV. 22 1 . 513. Eoe Scheibe z. Erzeng. sobject Faik,

V. 227. VortheUe langer Md- tiplicatoren nebst Bemerk üb. d. Streit d. ehem. u. Coatact-Tbee- rie, V.232. Beitr. z. d. dektio- ehem. MerkwOrdigk. d. aalpelcn. Silberlös., VIL I. UetTd. Becqnerelsche Kette «.Elekln- cilSlserrcg. durch gegenscit. Br> rfibr. T. Fi&sstgk., VIIL 1. t&

Ueb. subject Neben - n. Flacfc> bilder, L. 193. 427. Eleklric^ durch Verthell., LL 321.

V. Fellen berg, BeridiUg. Ab. d. Anfifts. d. Iridiums. IV. 220. ~ Wirk. d. Kupferozyds aafkoUcas. Kali bei hoher Temperat, IV. 447.

Zersetz, d. Schwereltnet dnrch Cblorgas, L. 61. AnaL d. Et- senperidots, LI. 261.

Fiedler, AufBnd. d. LanrstlUe d. Sonnensteins a. d. SelcBga in Sibirien, VI. 189. ^ UebTXla- blonnoi*Chrebet, VL 192.

Flaugergues, Stemschramah Beob. im December, VL 952.

Forbes, Ueb. d. Polsrisat ■. D^ polarisat d. Wirme, V. Si. 441

Opt. Eigenschaft, d. Wi

dampfs, VI. 349. Bodeateami T. Edinbuf^, VL 509. ~ WmXt d. Dampfs nutgewiss. Ui— UsA. Vn. 593. - Wirk, dar mecbsa. Textnr d. Schirms sof d. vmü- telbar. Durchgang d. -^Mmifn Wirme, U^WSs^l. - D. F«k d, Atsios^Alrs, E. 49.

Fournet, aofgen- n. Abeadwinds In GcÜi«ea,R.490L 5M.

Fox, Bkttoinc van Thon dmb Blaktr., VIL 004.

^raaels, UotefMcfa. eber krf» Croebel» tmmmmvmtfM, d. Wu-

ttall. NickelsMiiey L. 519. sert d. Gehupt Saliwen a. Salz-

^ ritz* che, jBeschreih. u. Anal, biche d. KireiaeiMteDpe m. Kvyin.

zweier Ir^st. Verbiad. ▼. kie««U. E. 181. Zerleg, d. Wanen t.

Natroo iDifc Wasaer, IIL 135. Scliwarzeo, GaapMchea «. Atow-

Bild. aaleetri^a. Salze auf direkt, achen Meere, E. 187.

Weee, lA. 134. Leichte Dar- Graeger, Trenn, .d. Eiaencncyda

atelL d. Chromaäare, L, 540. t. d. Thenerde, III. 126. -- Tlsl.

>9bel| Mikreak. Untera. d. Krj- Gang d. Terop. zn Möhlhaoaen, VI.

•Ulliaat d. Selena, IX. 590. 684. Fail. d. aehwefek. Batjta,

D. Pennin, ein cbloritart Hin»» DL 541.

ral, L. 523. Graham, Dimorphie n.

afa, Höhe d. Aaowwrhen Meeren VIIL 344.

&b. d. Caapladien, £. d54. ^^'^L ^ Philllpa, Retennence

Fe, Verattch. fib. d. Anwend. t. zn York in Yerachied. Höhe ftb »^npferTitrioIlfla. n. Eiaenplatt. zn d. Boden, UI. 422. ^ Volt Batterien, IB. 228. Grore, Zeraetz. d. Rickbild. t.

l

ott. Batterien, IB. 228.* C

Wasaer dw«h eine emf. Platin- G. kette, Vn. 132. Volt Siele ▼.

rille. Bemerk. Ar barometr. Hi- crolaer elektrocheai. Kraft, Vlll. benraesa., VBL 58. 379. Beob. 800. Unflhick. d. Waaa. ohne i. Nofdtichto T. 22. Okt 1838 in Zeraetz. Volt Strime zn leiien, Berlin, Vill. 6U. » Ueb. Hife VIU. 305. UnffMcMimk. ver- 1. Nebenaonnen, IX. 1. 241. dflnnt Slnren anfamaJcMB. Zink,

Ganaauge, Phvaik. Beschaffen- VIU. 310. Unthiti^. d. Kn- heit d. Provinz Krain, LI. 291. pfera ala poaltiv. Pol einer SSnle osalot, Uneleiche Erhitznng d. in Salpeterachwefelaiore, IX. 690. Blektroden «fner Volt Batterie, Grfiel, VortheilhafteConatmct d. VL 330. Groveachen Kette, LI. 381.

nodin, KinstL Krratalle t, an-

6aL Snbatanzen, 111. 414. H-

mjt Erdbeben in Chili, V. 192. Haedenkamp, Vorkommen des ^ $t5r. d. Macnetudel zn Val^ Strontiaoit b«i Hamm in West- ÜTia, V. 480. pbalen, L. 189.

er bar dt, Nordiloht ▼• 12. Not. ffagen, G., Beweg, d. Waaaera in m EnUn, VI. 662. engen cjKndr. Röhren, VI. 423.

erlingy Beobacht t. Netzhant- Bemeht d. Waaaermenge 'ei- nldem, Vt. 243. niger Fliaae, IX. 522.

lenck, AoiBnd. ▼. Steinsalz b Hagen, R., Zvaammenaetz. d. OK- ler Schweiz, IIL 416. goklaaea, IV. 329. * d. PeUlita a.

melin, C. G., Zerieg. d. Taehj- Spodnmetta,VnL36l. (a. lX.6d3.) it^ IX. 233. Cham. Unteranch. Daidlnj^er, Vorkomm. t. Kaik- L neifa. Qnellen r. Ammana am apatb m foaafl. Holz ana Basalt- 2aHL Meer. DL 413. «- d. Poo- tiff, V. 179. mlBlitsiLThn]ita,IX.538.--. Na- Hamilton, Versteinernde Qoell. rmcehaltd. Petalits, IX. 633.^ in Klein- Asien, E. 375. 378. «- WffTilerde r. d. Thonerde zn tren- Höbe d. Argaens, IX. 416. m, L. 175. Unten, d. Faja- Hankel, UeGL Thermoelektric d. it«, LL 160. Knratlle, IX. 493.; L. 237. 471.

melin, L., Vers, einer elekir»- 665.

liMi. Theorie , IV. 1. H a r e, Schmeb. d. PUüna, VL 512.

oddart, Depolariaat d. Lichts Hanamann, Untorsnch. d. sogen, loidi Isbebdo Thisn^ B. 190. Booltngerit, VL 281. - Enäei..

610

MHig. bet VemeL ab.Elaitie. i. Haddard, MeleofciBea ¥m Ak- EiMM beobachtet, LL 441. bam«, E. 371.

BansBaan «. WSbler, Mineia- t. Hamboldt, Ueb. d Hnrhrbmi log. V. cbem. Untonocb. d. Schilf- t. Bogota, IIL 570.

claaenca, VI. 146. a. phjaikal. Beobacht Uli. «L Vol-

Eleiirici, Ueb. d. BeMoren d. Pen- kaue v. Qoilo, IV. IflS. •tmcbeibea, III 407. Wirk. ,

d. elektr. Entlad, aof d. aie Ter- J*

mitlelnd. Metalle v. Hflaaifkeiteii, Jackson, Za* n. Anfkanr d. Nena VL 58». Gefner. d. YTim, auf bei Peteraborg, IIL A^n. Thennoroet, VII. 214. -^ Elektr. JacobI, Nntxen d. JTamwieKWk, PoUriair. d. lletane, VIL 431 (a. UL 328. Ueb. d. galran. L.408.). Ueb.d.Becqaerel- ken, IV. 633. ^ IimIocÜomU* nebe Kette, VlIL 372. Bern, nomeae betoi Oeffh. n. SchU. Ab. d. Qoecksilberthermomet, L. d. Volt KctU, V. 132. Uck 251. r- Envider. auf eine Bern. d. ZeitiorEntwickcL eines clfl:tr.

▼. P Äff, LL 447. Strom«, V. 281. -- Ueb. d.

Uenrj, Anal. d. Anakima v. Ma- n. magn. GalTanometer, VULH

netberi Blagodat, VI. 264. Vergleichende Manne dL Wni-

ifenrT, Elektr. Seitenentlad., IIL aamk einer Kapfer-Ziok- a. Pk>

412. Ueb. elektro-djnam. In- tk-Zink- Kette, L. 510^-. Piii.

daction, E. 282. ein d. elektro-mngnei.

Herrick, Slemachnann. beob. Im LL 358.; s. Lena.

Decenib.,VL352. Aeteorateln- Jonnes, Horeaade,

lall in Hiaaonri, E. 372. Empt on d. Bahanin-BMik, UL

Berachel, UntevB. eines gedieg. 431.

Eiaena r. Fiacbflnla in Sfid-Afrika, Ja litt a. Erschein, in Nord-Ame-

VL166. Ueb. Regen am Gap, rika, ihniich d. nchwed. Aan,

VIIL612. E.362.

Hefa, Zoaammensets. dea Bienen- _

wachaea, III. 382. Beatimm. d. '^

Waaaeratoffa bei d. Anal, organ. Kippelin n. KampnaaBB, V«-

SnbaUns., III. 577. ^ Natnr d. beaaer. d. Harahndien Appania,

Flamme. IV. 536. Zoaammen- LL 422.

aeti. d. Vesnvian, V. 341. Ap- Kane, Ueb. schwefeln, o. ndp^os.

rar. s. Anal org. SnbaUns., VI. Otteckailberaahw,IV.459.— Tkea- 79. 9 VIL 212. Znaammenaets. ne d Ammonbkvofbind.« 4li2. 461 d. Han. ▼. Betnlin, VI. 319. AnenibTaaserstolT : : KnaCer Gonatit. d. ZnckeraSare, VL 411. Titriol a. ftb. Haagaanlaiui, 471. Berichtigoog dato, VtL 627. Ueb. eine ana d. Fataiag^isl Wirmeentwickel. In festen Ver- springende Reihe v. VerT ~ biUniaa., VIL 210. Zuaanimen- Üninaain, eine nüt sei«, d. Elemihanea, IX. 219. isomere FlOasigkeit, IV. 4M.'

Thermochcmiache Unteranch., L. Karaten, U. elektr. Polnriair. da

385. ^^^iS* *^* ^ Wesen nller pi-

Hofmann, E., Anal. d. Sodalith van. Tbatigk. d. KeUen «an sta^

▼. Bmengeb., VII. 378. ren o. flOaa. Lettera, V. 43a -

Hopkins, Schwineoug. d. Lnfl in Ueb. Leglmugen, beaondeia am

cjrindr. R5hren, IV. 246. 603. Kupfer n. Zink, VL 160.

Unbbard, Bmoncnv.Kohlenslare Kerstea, Ueber eine auf Wlena

xa befreien, JUL 286. gebildete lederartageSabnlM», VI

Babert, FoiiacUenderang dareh 183. Neues Voikonm. d. Sc-

)UiU, E. 527. lens, VL 265. .-- Votkostt. d

641

iiaDtluiiis, VII. 210. -> UntemacL 1. IttoDaEits, eines Lanthan haltig. lineraK VlI. 385. - Ch«u. Un- enocb. d. Miloachins, VIL 485. - d. Wolchonskoit, 489. Ueb. L bleihalt Arragonit y. Tarno- fvite, YUI. 352. Bild. n. Dar- itell. des blauen Titanozyda auf ;roclni. Wege a. Uraacbe d. blauen Farbe mancher Hobofenschlacken, [X. 229. Kfinsd Rothlrapfer- irc, IX. 358. Ursache d. blauen Farbe mancher Natur- n. Knnst- »rodacte, L. 313. Neues lieml. reiches Vorkoinm. d. Vanadins in Deotschland, LI. 539. laprotb, J., Ursprung d. Wor- tes Bussole, Ul 413. l&den, G. A., Sinken d. dalma- tischen KBate, Ili 361. [aochenhaner, Ueb. eine be- sond. Klasse v. Beugongserscbein., III. 286. Beschreib, eines cal- ran. Flugrades, V. 149. -^ Ueb. d. Ricbinngslinien b. Sehen, VL 248. * Eigensch. d. gebundenen Elekir., Vll 444. ^ Eme Beob- acht den die elekir. Laduns tren- nend. Nichtleiter betreff., LI. 125. knöpfer, Ueb. d. Zirknitser See, E. 382.

knox. Neuer Regenmess., 111.421. [opp, Vorausbestirom. d. specif. GewichU einiger Klassen ehem. Verbind.. Vll. 133. . Kram er, Ueb. ein. neuen durch Einll. d. Erdinagnetism. wirksam, elektromajsnet. Apparat, IlI. 304. kram er, D. FacintT See. E. 378. kraus. Zersetz, d. Clilorüre d. alkal. Erdmctalle beim Glühen an d. LufU III. 138. Untersuch, d. Scheererit v. Utznach. HI. 141. ^reil. Resolute d. 1837 zu Mai- land angpstelit. roagnet.Beobaclit., UL 292. Result. dreijähriger inagn. Beohneht. daj^elbst u. Einfl. d. Mondes darauf, VI. 443.

L.

jambert, Beobacht. v. seclis Ne- bensonnen u. vier Lichtringen zu Wetzlar, VL 660.

Poggend. Ann. ErgaosaDgsbd. I.

Landmann, DarstelL v. reinem koblens. Kali u. Essiglther, VL 650.

Langberg, AnaL d. isochromst. Corven n. d. Interferenzerschein, in corobin. einax. Krystall., E. 529.

Langlois, Darstellung d. anter- schweilie. Slure, L. 315.

Lappe, Untersuch, eines grSnllnd. Orivins, m. 669.

Lassaignc, Bestimmung d. Jods durch Palladium, VIIL 150.

Laurent, Produkte d. trockn. De- stillat d. bituminösen Schiefers r. Autun, HL 147.

Lenz, Versuche im Gebiet d. Gal- Tanism , IV. 342. Verhalt d. Kupfervitriollös. in d. galv. Kette, 349. ** Leitungsfiihigk. d. Goldes, Blei's u. Zinns iür Electric, bei verschied. Temperst, V. 105. Nachtr. zu d. Ges fib. d. Elektm- magnete, VII. 266. Eine £p schein» beobachtet an einer grob. WollastOBsdi. Batter.. VI146]. -— Bemeric. fib. einige Punkte d. Lehre y. Galvanism., VII. 584. Eigensch. d. roagneto-elektr. Strö- me u. Berichtig, zu de la Rive*s Aufsatz Ob. denselb. Gegenstand, VIR. 385.

Lenz u. Jacobi, Gesetze des Elektromagnet., VIL 225. Ueb. Anzieh. d. Elektromagnet, VII. 401.

Liebig, Erschein, u. Ursadie d. Gähr, Flittlniis n. Verwes., VIII. 106.

Link. Erste Entsteh, d. Kryslalle, VI. 258.

Lloyd, Neuer Fall v. Interferenz d. Liditstraliien , V. 95.

Lnewi«;, Bemerk, üb. d. Unters, d. Ilolz^piatis, Hl. 620. ~ UiAW. d. AelliVls, V. 346. -- Ueb. Sulph- athyUchwefeisäure, VII. 153.

Loewig u. Weidmann. Ueber Anemonin, Petersiiienöl, d. Destil- lat d. Blfitlien v. Spiraea Ulina- ria u. Wirk. d. Chioratherins auf ChloricaUum, VI. 45. - Wirk. d. ClilorSlhcrins aufScbwefelkalium^ IX. 123. Zersetzongsproducle

41

I

1

642

ans d. Einwirk. t. Salpeters, auf Hafitoa, Das elektr. FloiilaB i Mercaptan, IX. 323. Wirk. t. loftleeren Raaniy VI. 487, Kaliom o. Natriom auf einige Ae- Matteocci, Yersocbe Ob. d. iha^ tkjrloxydaalzey L. 95. Zersetz, mo- elektr. Ströme, IV. 629.

des Acetons durch Kalifaydrat a. Kaliom, L. 299.

Lose, Znsammensets. d. durch Ein* wirk. y. Schwefelsiure auf Alkohol

Ueb. d. tJienno- elektr. Stroaie L Qnecksilb., VIL 600. (kam Feuer, ein HindemiJa för Gsvil-. teransbrOche, IX. 239.

entstehenden schwarz. Substanz, Majer, DarsteU. d, rein

Vn. 619.

H.

Hac-Cullagh, Natur d. t. Dia- mant u. Blattgold durchgelassen. Lichts, IV. 544. Mittheil fib. d. Bnmerang, V. 474.

Magnus, Zusammensetz. d. Ozo*

Kairs a. d. roh. Pottasche, VL( Melloni, Polarisat. d. Wime, TheU. lU. 18. 257. Gesets Abnsbma d. strahl. Wime Entfent V. d. Wärmequelle, ff. 124::*- Ursache d. frabaeitif^a Sdtanelz» d. Schnees an Pfiaues, •IF; 357. '— Angebl.

beim Oeffn. d. ealTanisch. Kette, Vra. 95.

Mahl mann, D. Indianer-Sommer in Nordamerika yerglicli. m. fthnl. Erschein, in Mittel -Europa, IV. 176. -^ Temperatar-Verliieil. auf d. sfidi. Hemisphire, u. d. klimat Verhaltnisse v. Sfid^euhoUand u. Van Diemensland, LI. 543.

fläch., V. 57. ^ DnnOigai« fo strahl Wime, VIR 326. B^ tracht u. Erfahr, ob. d. Diatho^ mansie d. Rörp., IX. 577. ü^ sorpt d. WSrmestrabl. dnrck l AlmosphSre, IX. 565. Unten^ fib. d. strahl. WSme, LL 73. - lieber Herschel^s thermocr^ Metliode n. deren Anweaa af d. Sonnenspectr. , LL 81.

Malagnti, Untersndi. d. Ozokerit, Melloni n.Piria, UntemcLik

ni. 147. FShigL gewiss. FlSs- d. Fnmarolen. E. 511.

sigk. d. ehem. Wirk. d. zerstreut. Merisn, ErdwarmebeiBascl,T9L

Lichts zu verzögern, IX. 567. . 383. Mamiani, Erdbä. zu Pesaro, V. Meyer, Anal d. Phonolitl» T.la-

192. rienberg, VH. 191.

Marcel de Serres,WarmeH5hle Mejerstein, Beschreibmifc einci

bei Montpellier, VL 673. neuen Heberbaromet, Vl.'620.

Marcel de Serres u. Joly, Mi- Hile, Neue Theorie d. CapOlao-

krosk. Untersuch, d. roth. Stein- tfit, V. 287. 501. '

Salzes, E. 525.

Marchand, Harnstoff fan Blute ▼. Cholerakranken, IV. 328. An-

Miller, Form u. opt ConaUotet d. Salpeters, L. 376. ^ Fom l EudyaliU, L. 522. gehl Vorkommen des Titans imMitscherlich, E., ZoBanunes- menschl Körper, V. 342. hang d. Krystallform o. d. eben.

Marchand u. Colberg, Zusam- Zusammensetz., IX. 401. mensetz. der menschl Ljmphe, Mohr, Grundeisbild., III. 327. 111. 625. Neue elektromaenet Vorricht a.

Martins, Temperat am Grunde Beobacht aus d. Gebiet d. Gal- d. Meeres in d. Nihe d. Gletscher vsnism., LI 372. y. Spitzbergen. E. 189. Moore n. Beek, Nifeaodiflerpu

Marx, Unterscheid, des Arsenik- d. Todt. u. Nittelmeer&, E. 356. Q. Antimonwssserstoflgsses, HL Morin, Ueb. zweifach Scbwcfd- 390. Ithyl, Vm. 483.

643

orii, KlinM T. Sardin., VH. 222.

orren, Anal dea Meleoreiaens

. Potosi, VU. 470.

orae, Beobacht. fib. d. DSmnie-

angabog., £. 524.

oaander. Entdeck, d. Lanthana,

n. 648.

ouaaon, Würmeenene. in ei-

lem atarrf>n K5rp. dordk plötil.

IrkilL, III. 410.

Bller, J., BerecLn. d. bjperbol.

lankl. Bfiacbel in d. £irb. ningen

1. xwelaxis. Kiyatalle, IV. 273.

nlder, Unteraacb. d. cbinea. Q.

ipan. Tbeea, III. 161. 032.

Ltomgew. d. TheitM. 180. Ueb.

1. Javan. Upaasift, IV. 414. Za-

aiDinensetz. iL Pektina n. d. Pek-

inaüarey IV. 432. «— Zerleg, ver-

cbied. ThieratolTe, 443. Be-

timm. d. Stickatofla bei Anal, or-

an. K5rper, VI. 92.

ancke, Scbfitzung des Eiaena

lorcb Zink, VIL 213. -. Ueber

bermo-elektr. Siolen, VII. 451.

- VViederhersielL d. Kraft bei ;eachwicbt Ittagaeten, L. 221.

N.

an mann, BeitrSge x. KryaUllo- ;rap]i., d. Zonen betrelT, IIL 243.

Zeicbn. d. Kryatallformen, IV. .55. Zar Concbylioroetrie, L. l23.' Spiralen d. Ammoniten, A. 245.

«cf, Beachreib. einea neuen Mal-

iplicat, VI. 104. Verbesaerang

iaran , L. 236.

eaber, Fenerkagel Aber Dine*

aark, LI. 169.

icol, Verbeaaerte Conatract. d.

^alkapathpriam. mit einfach. Bil-

lem, IX. 238.

ordenakidld, Chem. u. mine-

alog. Lnteranch. d. Tanüiiita aoa

■'inuind, L. 656.

O.

berbSoaer s. Trecoart hm, Ueb. Combinationsl5ne n. Höbe, VIL 463. Einf. Vor- icht zar Anatell. d. Licbtinter- ierenz-Ve rauche, IX. 98.

Oaann, Temperat. d. vHcbtigsten Thermalgnellen, E. 475.

P.

Page, Tonerzeag. dorch d. elektr.

Strom, in 411. Palo, Period. Waaserergofa ans

eineui Schacht, IX. 541. P a tu b o n r , Formel för d. Volam.

des Waaaerdampfa in Funkt, d.

Temper. n. Spannkraft, IV. 628. Paclet, Nener Condenaator, VL

343. EntwickeL d. atatiach.

Elektr. durch d. Contact gut lei-

tendor Körper, VI 346. Pelgrin u. Robert, ]Uerkw. Ne-

belatreifen, IB. 419. Pelletieru.Walter, Chem. Un- tersuch, d. Produkte aus d. Harz

för d. Gaabeleucht., IV. 81. Pentland, Uöhenmess. in Pen,

VII. 224. Peionze, Nene Verbind, t. ESsen

n. Cyan, VIII. 222. Peltier, Bern, zu Mattencci's

Vera. fib. thermo- elektr. StrOroe,

IV, 631. Petrins, Das Kaleidopolaroakop.

IX. 236. Pfa ff, Ueb. elektr. Vertheil u. eine

durch Repulaivkraft frei thätige

Elektrtcit, IV. 332. Ueb. d.

Becquere lache Kette, IV. 542.

Erachein. d. LadungasSule mit besond. Bezieh, auf d. Volt. Theo- rie d. ealvan. Kette, IX. 461. Hohle Elektromagnete Terglichen mit soliden, L. 636. EntwickeL d. Elektric. durch d. chem. Pro- cefs, u. elektromotor. Verhalt, vie-

. 1er fliisa. Leiter geg. Metalle, LI.

110. 197, Phillips s. Gray. Piria s. Melloni. Plateau, Opt. TSoach.. VIII. 611.

Ueb. d. Irradiat., E. 79. 193. 405.

P 1 a 1 1 n e r, Untereuch. d. Valencia- nits, VL 299. Verbalt. einizer Substanzen vor d. Löthrohr, VI. 302. Zerleg, einig. Buntkupfer- erze n. d. Magnetkies, VH. 351.

Pohl, Zur Theorie d. Galvanism.

1

644

m. Bez. aaf PfafTs Beincric. fih. d. ab^vecbselnde Polarität, VI. 595.

Verhalt, allerniivnil gcschiclit. |;alvan. SSalen, L. '197.

Po^gendorfr, Bedeutung d. Ge« setzes d. elt*klro]y4. Action iiir d. Theorie v. Voltaism., IV. 642. Ma^n«*litirangserschein.tt. Gesetze d. Induction u. JUagnetisir., V.35X

Notizen üb. d. BanM-rang, V. 474. ~ Berechii. d. ipec. <Te%v. d. Dfiinnfe, VI. 336. Bireclin. d. Rcsullat. eudioinetr Anal., VI. 622. Thermische Wirk, elektr. Strome, VI. 674. Ueb d ko- niache Refract , VIU. 46 1 . UeK d. ßaWan. Ketten aas 2 Fliissifsk. Q. 2 Metallen, IX. 31. Bezieh. zw. spcc. Gew. u. Atonigew., IX. 356. Tahellar. Uehersicht d. Gase 0. Dämpfe nach ihrer Zu- samuiensetz. , Verdicbt. a. Dich- tigk.. IX. 417. 601. *- Neaetber- mo-elektr. Kette, L. 250. Auf- fallende Stromstärke d. Zink -Ei* senkette, L. 255. Einflufs d.

' Wärme aofd. elektromotor. Kraft d. gak. Ketten, L. 264. Werk- zeuge zum Mess. d. Stärke elektr. Ströme, L. 504. Büttel d. gal- Tan. Ketten mit einer FIfisaigk. grAfsere Stärke n. Besländigk. za geben, LL 384.

Po ai 11 et, Sonuenw&rme, Strah- loogs- n. AbaorptionsFermög. d. atmosph. Laft u. Temperatur d. Weltraama, V. 25. 4bl.

Q

Qoetelet, Bodentemp. v. Brüs- sel, VIL 220. Regen in Brüssel, 1839 am 4. Joni, VlII. 384.

R.

Radicke, Berechn. a. Internolat. d. Brechangsferhältn. nach C a u - chy's Dispersionstheorie a. An- wend. auf dopp. brech. Krjrstiille, V. 246. 540. VenroUkommn. d. N i c o 1 scb. Polarisationsprismen, L. 25.

Ramme Isberg, Chem. - minera- log. Notiz. Ob. Stilpnomelan, 1U.

127.'-*- NatSrt. nenlral« acVwt. fels. Thonerde u. Schwefels. & senox>d, IIL 130. 132. Z«aift- iiiensetz. d. mit d. Nsiaen fiaar- salz o. Federalann bezeidisila Substanz .iir. 399. Nc«c kat. Schwefels. Thonerde. 5S3. Ver- bind, d. %lodzink mit «L ullaLJs- dQren, III. 665. Jods. n. iW- jods. Salze, IV. 545. UcL i krysUH. Jodsänre, VI. 159. Za- sammensetz. d. naturL u. kfimd. oKab. EisenoxydoJs, VL 283. ~ Identität d. Thomooait n. Conpl»> nit, VI. 286. Znsaraoiensetz. i. Datoliths n. Botrjolilha, YIl. 16».

Zosammensetz. eines Fosifls atts d. Basalt v. Stolprn, Vil. 181 -- Ueb. d. Buulanserit, Vll. 481

Verbind, der Jodmctatte idt Ammoniak, Vlll. 151. Udba Chabasit u. Gmelinit, IX. 211.— Zosammensetz. d. AfterkrTstaBe d. Angits, IX. 387. ^ d. firniß cits u. d. Verbindan^en d. Bsr- säore mit Talkerde, IX. 445. ~ d. LicvriU, L. 157. 340. Ver such d. Zusammen«, d. Aximlsa beatimm., L. 863. Anal. d. Ba- trachiU; LI. 446.

Redtenbacher, AnaL d. Phssa liths V. Wbisterschan, VIIL 491.

R e g n a a 1 1 , Zerlee. einiger Varie- tät, d. Diallass, VL 297. Un- tersuch, üb. d. spec. Warme, U, 44. 213.

Reich, Elektr. Strttmong. aafEft- gan«;en, VIII. 287.

Reichenbach, Blitze ohne ncr, III. 531.

Richardsnn. Bodeneis in Ni anierika, ULaeO.

Riegel, Nachricht ▼. eiuem Teuer, VI. 655.

Riefs, Ueb. d. Erwärm, in Sckfie- fsungsbogen der elektr. Batterie«

III. 47. Bemerk, fib. d. Propa- eationsverm«>e. d. gebmid. Elektr,

IV. 624. Elektr. VerzdeeroD»- krsa u. ErwSrmangsvemfsgen Metalle, V. 1. MagneÜsir. n. Wärmeerregong eines dorch den Schliefsangsdrath d. Batterie

645

ragt SlromeiL VII. 65. Vor- rselman de Heer's Bearb. dies. Wfirmeantertncb. an der elektr. Baiierie, VIII. 320. ^ Verzftger. d. Ladon^ dorcli Leiter, welche 1 Schlipfaongsdrath nahe steheo,

IX. 393. -- iJeb. d. Nebenstrom d. Batterie, L. I . Mazimam d. VVirl:. eines Nebendrathes auf d. Entlad., LI. 177. Ricfalnng d. elektr. Nebenstromes, LI. 351. ive^-de la, Eigensch. d. magnelo- 5leklr. Ströme, V. 163. 407. [>xjdat d. Platins n. ehem. Theo- •ie d. Volt. SSule, VI. 489. [)pt Erscliein. am Montblanc, VL »11. -— Elektrochem. Verfahren mm Vergold. v. Silber o. Mes- line, L. 94.

iviöre, Period. Salzquelle, DL

42.

oberts, Verbess. d. Volt Sinle,

X. 632.

ose, A., Verbind, d. Schwefel- iarehydrats mit Stickozydgas, j. 16L

ose, G., Ueb. d. rothen Ablnde- aog. d. Gelbbleicrzes, VI. 639. Jeb. d. Eremit, VL 645. -. Ueb. 1. Phonolith v. Marienberg, VII. 94. Mineralos. n. geognnst (eschalTenh. d. Ilmengeb., VII. 74. Krvstallform d. waaserfr. chwpfels. Ammoniaks, VII. 476.

- Beschreib, einig, neuen Mine^ ilicn V. Ural, VIII. 551. L. 652.

- Identitit d. Edwarsit n. Mo- Bzit, IX. 223. Ueb. d. Stroa- sntt in Westphalen, L. 190. »se, H., Verhalt d. nicht ilQcht rgan. Sinren gep;. Aoflös. v. Ei- moxyd n.KaIinmeisencYanfir, III. ^. Ueb. d. Minerahvasser t. ranzensbrnnn b. Eger, III. 672.

- Ueb. eine d. Schwefels, ent- irech. Ciilorverbind. d. Schwe- 1«, rV. 291. Ein%Virk. d. was- trfr. Schwefels, auf Phosuhor- ilorur, IV. 304. auf Selen- iloridy 315. auf Zinnchlorid, iO. AufBnd. d. Strontianerde, ^ 445« Ueb. d. Cblorchrom, . 183. Bereit d. SelensSure,

V. 337. Ueb«r d. Bchvrefels. Schwefelchlorid, VI. 167. Se- lenqnecksiib. ans Mexiko, VI. 315.

Verbind, des Ammoniaks mit Kohlensinre, VI. 353. Ueber Phosphorwasserst, VI. 633. SchwefelsXnrebild., VU. 161. ^ Mineralkermes, VII. .?23. Ueb. d. wssserfr. schwefeis. Anmioaiak, VII. 471. Verbind, d. wasserfr. Schwefels, m. Stickoxyd, VII. 605.

Unters, d. krtstalL Harzes aas Elemi, VUL 61. - Ueb. d. Kni- stersalz t. V^ieliciks, VIIL 353.

Theorie d. Aetherbild., VIII. 463. Fsll. einiger Metalloxyde durch Wasser, Vllt; 575. Wss- serfr. schwefeis. Ammoolsk (Sol- phst-Ainmon.), IX. 183. Zer- leg, d. IQ d. Natur vorkommend. Aiuminate, LI. 275. Ueb. Ar- senikwasserst , LI. 423.

RosenscfaOld, Mnnck af, Ueb. Jiger*s trockn. Sihile, HL 193.

iJeb. d. Ladoogserschein., her- Torgebncht durch elektr. Str5me, m. 207. 440. Verlndening d. elektromot Zustandes d. Ober- flSche d. Zinks in BerGhr. mit sl- knl. Flfissigk. nnt Mitwirk. d. el. Stroms, VIL 418.

Rofs, T9efe d. Meeres, LL 518.

Kudberg, Ueb. Strehlke's Be- merk, in Betreff d. CoSffic. der Luftausdehn., IIL 587. Zweite Reihe y. Versuch. Ob. d. Ausdebn. d. Luft zw. 0 n. 100*, IV. 119.

Romler, Arsenige SSure im Me- teoreisen, IX. 591.

Runge, Reagens auf Zucker im Harn, III. 431. Eigensch. d. Bb'i's in Berühr, mit Metall. «. SchwifelaXnre, III. 581. An- wend. d. Marmors bei Anal., VU. 616. Chlorkalkprobe, 617. ^ Quant. Bestiramnng d. Kupfers^ VII 618.

S.

Sabine, Ueb. d. magn. Exped. nach d. sfidl. HemispliSre, VII. 215.

Sedier, Höhe d. Asowschen Mee- res fib. d. Caspisdi., E. 354.

646

Saottare, Ueb. AbendrothtinJi- fertig, d. ConlacUTbcorie d. W len, VI. 351. vanism., IV. 59. ^ Unacbe l

Savart, Thataachen fib. d. Reflex. Farbenlnder. mandi. Kftrper at d. Soballwellen, VI. 458. Ur- d. EinflnCi d. Wirme, V.^ - Sachen d Tonhfthe, LI. 555. Eleirtr. Polaris, fest o. Haas. Lfi*

Sawitscb, Höhenbeatimmang im ter, VI. 109. VIL lOl. Ick Kaakasaa, IX. 4L5. d. Aaow- Brrzelios AiisiiJit v. <L Pisa- acben Meeroa ab. d. Caap. E. 354. rillt d. Eiaena, VI. 331 . -^ Vhm.

Scanlan» Scbwflrz. d. aalpetert. VerSnder. d. Salpeters.« d.Wf»> Siiberox. darcb Liebt, VI. 632. eeiaU u. Aelbera ont d. EIdL l

Scbaffgotacb, Graf ▼., Eisen- Volt Stroms o. Platins, \ü.5ßk oxydnatroQ and Thonerdenatron, Aminoiiittm'Aaialgani, IX. 2R III. 117. laomorphiaro. manch. Ueb. eine V^olt Sfiale (Grt-

koblena. n. salneters. Salie, VIII. Te*s) ron nneewfthnl. KraH, IX. 335. Zar Kenntnirs d. Beryll- 511. Nene Volt SSole, ULS8S. erde, L. 183. Zasammensetz. Beobaclit fib. d. bei d. Elektre- d. Magnetkieses, L. 533. lyaat d. Wass. o. d. AosstrSsL L

Scbeerer, Zersetzung d. nenlnd. gewftbnl. Elektr. aas Spitsen sieh scbwefels. Eisenoxyds b. Kochen entwickelnden Gemeh, L. 616.

d. Auflös., IV. 453. - Prodncte, Schröder, Ob plötzL AbknhLii- welcbe sieh bei d. Verwitterong nes Tbeils ein. Metallmasae pISid. d. Schwefelkieses bilden, V. 18a Erwirm. eines and. Tbeils hem^ ~ Zasammensetz. d. Elioliths Q. ken kann, VI. 135. AUeem. Bc- Nepbelina, VI. 29L IX. 359. gröud. d. Volumentbeorie, L. 553.

Neuea Vorkomm, verschied. Fos- Sehr Ott er. Vorkomm. d. Vanafis siUen, sehr SbnI. dem zu Finbo in Steiermark, VI 311.

in Schweden, IX. 533. Untere Sehnbert, NiTeandiner.dTodtrs such. d. Enxeaits, L. 149. Zer- u. Mittelmeers, E. 357.

leg. zweier natflri. Torkomm. Ar- Schweizer, Unters, d. Antis^orits, senikatnfen d. Eisens, L. 153. IX. 595. d. Pennins, L. 526. ^ Untersnch. d. AUanit, Ortbit, Ce- d. Porphyrs y.Kreoznach, LL287, rin o. Gadolinit, LI. 407. 465. s. Weidmann.

Scheerer u. Francis, Unters. Sedillot, Ueb. d. Iieilsen Qsel- einiger Verbind, v. Arsenik mit len in d. Bcrberei, HL 430.

Kobalt, L. 513. Seebeek, Tonerreg. darcLWSmie.

Schieiden, D. Tegetabil. Faser- LL 1.

stofi'o. sein VerhSltn. zumStSrke- SefstrÖm, Untersuch, der aafd. mehl, in. 391.; s. Vogel. skandinaT. Felsen vorliand. For-

Scbönbein, Ueb. d. Passivitfit d. eben o. ihrer walirscheinL Enlr Wismuths, lll. 1. Bemerkung steliong, III. 533.

H a r 1 1 e y ' s Erfahr, bei Contact S e 1 1 1 e r, Tonerzeng. darcb Elektn- y. Eisen u. Messing betrefll, III. dUt, HI. 187.

13. Verhalt d. Zinks gegen SeUe, de la, Benbach t ▼. Irr- ▼erdfinnte Scbwefelslure, 17. lichtem (?), LI. 173.

Legir. v. Platin o. Eisen : : Sal- Senarmont, Ablnder. welche d. pelers., 17.*— desgl. zu Nickel regelmSfs. Reflex, an d. ObeHL U.Kobalt, 18. ElektromotVer- metall. Körper einem polarisiiL halt. d. Bleiauperoz., 89. - Sil- Liditstrahl eiuprXgt, E. 451.

hersuperoxyds, 93. Ueber d. Shepard, Beschreib, o. AnaL d. Passivitfit d. Eisens, 100. 103. Edwardsit, IIL 148. d. Eremils, Beobacht üb. Volt Ströme er- VI. 645. d. DanbariU, L. 181

-^egt durch ehem. Tendenzen, 229. Simon, E., Ueb. Sabadillin, IQ. - Bem. fib. Fe ebneres Recht- 403. Einwirk. d. Emnisins Te^

_j

647

schied. Samen aoFAmygdalin, 404. ejrio , VIII. 500. -- Leokophao,

Ucb. SnIphoaiDapisin d. weifii. v III. 504.

Senfs u. Sinapisin aiu d. schwär- Thaulow, Untersuch, d. Zocker-

zen Sen£, IIL 651. Ucb. Snl- sSure, IV. 497.

phoRinapisin, Emcin a. d. SBare Traill, St. Elmsfeuer auf d. Or-

<]. weifs. Senfs, IV. 593. Ae- neY-Ius., Vi. 659.

ther. Oel d. schwanen Senfs, d. Trecnnrt u. Oberhäuser, P^s-

Loflelkranls u. and. Bestandtheile tur der in seschliff. Diamanten

d. schwarz. Senfs, L. 377. beohacht. Linien u. Wirk. d. Lin-

Simon, F. , Käsestoff im Blut d. sen aus solchen Diamant., III. 242.

Menschen, V. 564. Tripier, Ucilse Quellen in d. Al-

S i n d i n f;, Zusanunensetz. d. Basalts cierei, £. 376.

V. Stolpen, VII. 182. Trolle-Wachtmeister, Ueb. d.

Sm^th, Versteinernde Quellen in Gigantolitb, V. 558.

Asien, E. 373. Trommsdorff d. J., Zusammen-

Soltmann, AnaL d. Lepidomelan, setiung einer d. Scheererit fihnl.

L. 664. SubsUnz, III. 146.

Spasky, Ueber das Nicoische

Prima, IV. 168. ^ >.

Splittgerber, Farbenerschein. Valz, Bewep. der period. Stem-

«n einem gelben Glase, VII. 166. schnappen -Erschein., \1. 499.

-* Beohacht. üb. melirere Glas- Platzregen zu Marseille, LL 173.

färben, VII. 466. Sobjectire Varrentrapp, Untersuch, d. Ido-

u. complementHre Farbenerschein, kras v. Slatoust, V. 343. Anal.

zu erregen , IX. 587. eines krystallis. Buntkupfererzes,

Stafs s. Dumas. VIL 372. Anal. d. Chlorits,

Sternherg. Graf T., Baumstämme VIII. 185., eines Kobalterzes

im Basal Ituff bei Sclilackenwerth, v. Tunaberg, VIII. 505. d. Bar-

y. 181. sowiU, VIII. 567. d.Noseans

Strchlke, Ueb. d. Ertönen des Uanyns, Lasursteins u. kfinstL UI-*

Zinks bei Teu>peraturvf>rSud«*r., tramarins, IX. 515.

IIL 405. GaliUi nicht d.Ent- Vliet, van der. Wirk, verdfinnt.

decker d. Klangfisuren, III. 521. Schwefehiiiure aufdeslill. Zink in

Sturgeon, Volt Entlad., IX. 122. isolirenden u. nicht isoL Geßifsen,

Beschreib, einer neuen Batte- VIII. 315.

rie, LI. 380. Vogel u. Schieiden, Ueber d.

Suckowy Anomale Schwefelkies- Amyloid, VI. 327.

krystalle, LI. 284. Volsmann, Theorie z. Berechn.

Svanbere, Untersuch, d. Pikro- d. Zerstreuungskreise d. Lichts bei nhjlls V. Sala, L. 662. d. Geo- fehlerhafter Accommodat. d. An- Lronits u. Hjfdrophits, LI. 535. ges, V. 193. Lage d.Krenznngs- Sykes, Das Todeslhal auf Java, punkte d. Richtungstrahlen im ru- fll. 417. Gröfste Regenmenge tilgen u bewegt Auge, V. 207. auf d. Erde» E. 368. Vorfselmann de Heer, Theo*

rie d. clektr. Telegraphie, u. Be-

rp schreib, eines neuen Appar. dies.

** Art, VL 513. Elektromaene-

Talbot, AnaljrtKr7stalle,VI.314. tism. als bewegende KraU, VII.

Farbenwechsei d. Jodsilbers, 76. Thermo-elektr. Wirk. d. VI 326. Quecksilbers, VIL 602., IX. 114.

Tamnan, Vorkomm. d. Gieseckit 119. Tlierm. Wirk, elektr. Ent- a. IJenütSt dess. mit Ellolith n. lad., VIIL292. Ueb. einen Ver- riephelin, III. 149. Ueb. d. Ae- such von de la Rive, IX. 109.

648

w.

Walf erdin, Qoellen-Temperat. d. Maas, Seine a. Marne, L. 551.

Walker, GeseUmifBigk. d. ehem. Wirk d. Volt Bätter, YQ. 123.

Walter, Urb. d. dopp. cbroma. Cbromsapercblorid , III. 154. D. krystatl. PfefTennaniöl, £. 334. n. Pelletier.

Wartmann, Regen ohne Wolken, m. 420., y. 480.

Watkins, Wasserzersetz, durch Tbermo-Elektricit., VI. 496. Wirmeerree. durch Thermo -£1., VI. 497.

Weber, D. Inductions-Indinato- rium^ III. 493.

Weidmann s. L5vrig.

Weidmann u. Schweizer, Un- ters, d. Holzgeistes, III. 593. Ueber Holzgeist, Xylit, Mestt u. deren Zersetznngsprodncte durch Kali n. Kalium, IX. 135. 293., L. 265.

Weisbach, Ermittel, d. Ausflnfs- coCff. för d. AusfluTs d. atmosph. Luft aus Gefillsen, LI. 449.

Wellst^d, Bewi8serungs%Tcise i Oasen von Oman, LI. 167.

Wheatstone, Ueb. d. Sehen nit zwei Augen u. d. Stereoskop, VO. 625. Merkwftrd. Erschein, bau Sehen mit beiden Augen, E. I.

Whitehead, MonaÜ. Mittelton. u. Regenmenge zu Key -West b Flori£, III. 4U. MonaÜ. Bf- genmenge zu New-Ofleans, osA Stand d. Missisippi das., 426.

W 5 hl er. Anal, zweier neuen 1»^ weg. Kobalt -Mineralien, III. 59t.

Verhalt einiger Silber^dze ii Wasserstoflgas, Vi. 629. AaaL d. Pjrochlor, VIII. 83. Dar- stell, d. Telinr3tb>Is, L. 404.

Z.

Zeise, Verhalten d. Acetons wm Platinchlorid, V. 332., VII. 47^1

Acechlorplatin o. andere P^ ducte d. Einwirk. zw. Platiadiit- rid u. Aceton, E. 155. 312.

V. Zibra, Erderschütter. inFns- ken, VI. 655.

Gedrw^t bei A. W. Schade in Berlin.

^5.

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