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ANZEIGER

FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

Neue Folge.

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

Zwanzigster Band.

Jahrgang 1873.

Nürnberg, im Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums.

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Redaction des Anzeigers.

Augiist Essenwein, Dr. pbil., I. Direktor des germanischen Museums. Georg Karl Fromm ann, Dr. pliil., II. Direktor und Vorstand der Bibliothek. August V. Eye, Dr. phil., Vorstand der kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlungen.

Beiträge

zu -vorliegendem Bande haben geliefert:

Anemuücr, B., Dr., geb. Archivar u. Professor, in Rudolstadt.

Baader, J., k. Archivrath, in München.

Bartsch, K., Dr., Hofrath u. Professor a. d. Universitiit zu Heidelberg.

Crecelius, W., Gymnasiallehrer, in Elberfeld.

Flegler, A., Dr., Archivvorstand des gernian. Museums.

Friedlaender, Ernst, Dr., Staatsarchivar, in .\urich.

Gengier, H. ü., Dr., Professor an der Universitiit zu Erlangen.

Hartmann, Hermann, Dr., in Lintorf.

Heinemann, Otto von, herzogl. Bibliothekar, in Wolfenbüttel.

Hektar, Enno, Sekretür des german. Museums.

Hofmann, Konr., Dr., Professor a. d. Universität zu München.

Hohenlohe-Waldenburg, Fürst Friedrich Karl, Durchl., in Kupferzell.

Hg, Albert, Dr., Custos u. Docent des k. k. österr. Museums, in

^Vien. Irmisch, Th., in Sondershausen. Jacobs, Ed., Dr., gräfl. Stolbergischer Bibliothekar u. Archivar, in

Wernigerode. Kern, Theodor v., Dr., Professor a. d. Universität zu Freiburg i. Br. (f ) Köhler, Karl, Historienmaler, in Nürnberg. König, Julius, k. Stadtgerichtsrath, in Breslau. Latendorf, Friedrich, Dr., Gymnasiallehrer, in Schwerin. Lexer, M., Dr., Professor an der Universität zu Würzburg. Lochner, G. AV. K., Dr., Stadtarchivar, in ]\'ürnberg.

Lodtmann, J., Pastor, in Osnabrück.

Lämmer, Bürgermeister u. Advokat, in Orlamiinde.

Mantels, Willi., Dr., Stadtbibliothekar, in Lübeck.

Mehlis, Chr., Studienlehrer, in Zweibrücken.'

Mörath, A., fürsll. schwarzenberg'scher -Vrchivbeamter, in Schwar-

zenberg. Mothes, 0., Dr., Baurath, in Leipzig.

Oefele, Edmund Frhr. v., Reichsarchivpraktikant, in München. Peiper, Rudolf, Gymnasiallehrer, in Breslau.

Riezler, S., fürstl. fürstenberg'scher Archivar, in Donaueschingen. Schnaase, C, Obertribunalrath, in Wiesbaden. Schneider, Friedrich, Dompräbendat, in Mainz. Schnell, E.,Dr., fürstl. hohenzollern'scher Archivar, in Sigmaringen. Schnell, J., Dr., Civilgerichtspräsident, in Basel. Schultz, Alwin, Dr., Professor an der Universität zu Breslau. Steffenhagen , Emil , Dr. , Sekretär der kgl. Universitätsbibliothek

zu Göttingen. Vogt, Wilh., Studienlehrer, in AVeifsenburg im Nordgau. Wattenhach, W'., Dr., Professor an der Universität zu Berlin. Will, C, Dr., fürstl. Thurn- u. Taxis'scher wirkl. Rath u. Archivar,

in Regensburg. Wilrdinger, J., k. b. Major a. D., in München. Zahn, J., Dr., Archivar des landschaftl. Johanneums zu Graz.

Alpliaiictisches ßcgistcr

zum

zwanzigsten Baude des Anzeigers für Ennde der deutschen Torzeit.

I. /Aufsätze und IVotizoii.

63 f. 64.

259 «.,

Agnus Lei, s. Zauberkraft.

Alterthümer, s. Funde.

Anfrage : den Bischof v. Siebeneich betr. 152.

Anfrage: die Oertbchkeiten Furstinawe u. C'husenrein betr.

Atifrage: Ritterrecht in Schlesien u. der Oberlausitz betr.

Anfrage: das schweizerische „runen-' betr. 151 f.

Anfrage : Sophie, Tochter Heinrichs I. v. Anhalt betr. 64

Aphorismen, sphragistitische (mit Abbild.) 36 ff., 94 fl'.

324 fl'., .357 ff. Appellation, an das kaiserl. Kammergericht. 295 fl'. Archiv, fürstl. Hohenzollern'sches in Sigmaringen. 311 f. Augsburg : Reichstag im J. 1530, s. Geschichte," s. 'Volksbelustigung. Bamberg, s. Kunstsammlung.

Beschreibung der Stadt Lindau von 1602: Auszüge aus ders. 8 ff. Bohlsen, s. Leiehenfeld. Breslau, s. Handschriften.

Brief, auf einem alten Bücherdeckel gefunden. 237 f. Brief, König Erichs XI'7. t. Schweden an den Grafen Günther XLL

von Schwarzburg. 230 fi'. Brief des Grafen Robert von Leicester an den Grafen Günther XLI.

von Schwarzburg. 89 ff. Briefbuch des Meister Simon von Homburg: Auszüce aus dems.

6 ff, 33 ft"., 70 fi'. Briefe, zwei, des Bischofs Christoph Bernhard von Münster. 46 f. Bruchstück einer Schusterordnung. 328. Bruchstücke einer Evangelienhandschrift das VL Jahrb. im germ.

Museum. 301 f. Bruchstücke v. Jacob van Maerlant's Rymbybel. 196 f. Büdingen: Schlolskapelle, s. Holzschnitzarbeiten. CJirismon. 254 f. Chronik der Reichsstadt Nürnberg : Beiträge zu ders. 47 f., 79 f.,

103 f., 135 f. Chusenrein, s. Anfrage.

Commission, historische, bei der k. b. Akademie der W^issenschaf- ten: 14. Plenar- Versammlung. 341 ft'.

Congrefs, erster kunstwissenschaftlicher, in Wien. 180. 277 f.

Darstellung der heil. Walburg in der Kunst des 16. Jahrh. 221 f.

Epitaph Luthers. 240.

Erzgu/'swerke, s. Modelle.

Evangelienhandschrift, s. Bruchstück.

Feuerprobe an einer Hexe 1485. 77 f.

Feuerwaffe im Besitze Sr. Durchl. des Fürsten Georg von Schwarz- burg-Rudolstadt (mit Abbild.). 184.

Findlinge. 136. 304. 328.

Flurnamen, orlamündisohe. 232 ff.

Flurnamen in der Rheinpfalz. 291 ff.

Frauen : gegen dies. 134.

Funde v. Alterthümern im Hannover'schen. 149.

Funde, neue, römischer Münzen im Osnabrück'schen. 148 f.

Furierzettel. 238 fi'.

Furstinawe, s. Anfrage.

Futterale, zwei, zu den deutschen Reichskleinodien (mit Abb.). 1 ff.

St. Gallen : Stiftsbibliothek, s. Wachstafeln.

Gandersheim, s. Kirohenschatz.

Gedicht, dem Kaiser Maximilian L gewidmet. 130 f.

Gedichte, kirchlich-politische, des 12. Jahrh. 99 fi'.

Geschichte des Hauses Hohenlohe : Beitrag zu ders. 194 fi".

Geschichte des Schürstab'schen Hauses S. 526 in Nürnberg: Bei- trag zu ders. 42 f.

Geschichte der Künstlerfamilie Lindenast : Beitrag zu ders. 304.

Geschichte Ludwigs des Bayers: Beitrag zu ders. 303 f.

Geschichte des Reichstags von Augsburg, 1530 : Beitrag zu ders. 299 ff.

Geschichte des Schlosses Schwarzenberg : Beitrag zu ders. 230.

Geschichte der Nürnberger Stadtbibliothek : Beitrag zu ders. 161 f.

Handbüchse, Tannenberger, im german. Museum (mit Abb.) 119 f.

Alphabetisches Kegister zum Anzeiger inr Kuude der deutscheu Vorzeit.

Handschriften der k. u. Universitäsbibliothek zu Breslau ; Aus- züge aus dens. 14 S., 39 ff.

Hannover, s. Funde.

Heil- und Segenssprüche, mittelalterliche. 226 ff.

Hohenlohe, s. Geschichte.

Hohsehnitzarheiten in der Schiofskapelle zu Büdingen. 303.

Interim, das Augsburger von 1548, s. Weilsenburg.

Jamnitser, Wenzel, s. Tafelaufsatz.

Kammergericht, kaiserl. , s. Appellation.

Kirchenschatz, der Gandersheiraer. 345 ff.

Klage über das Alter. 131 ff.

Kienkok, Johannes, wider den Sachsenspiegel. 288 ff.

Kohlenbecken, messingenes, v. 16. Jahrh. (m. Abbild.) 347 ff.

Krieg, der bayerische, 1504 : Beitrag zu dems. 191 If.

Kunstsammlung, die städtische, zu Bamberg. 353 ff.

Leicester, Graf Robert, s. Brief.

Leichenfeld aus vorchristlicher Zeit bei ßohlsen. 245 f.

Liebesbrief, burlesker. 133 f.

Lindau, s. Beschreibung.

Lindenast, Künstlerfamilie, s. Geschichte,

Lösung des Räthsels auf Sp. 74. 133.

Lübeck, s. Todtentanz.

Ludwig der Bayer, s. Geschichte.

Lüneburg, s. Silberschatz.

Luther, s. Epitaph.

Maerlant, Jacob van: Rymbybel, s. Bruchstücke.

Mag, Arnold, u. seine Tochter, Peter Vischer's Schwiegertöchter. 127 ff, 165 ff., 187 ff.

Maximilian I., Kaiser, s. Gedicht.

Mefskclch, romanischer, nebst Patene im german. Museum (mit Abbild.). 162 ff.

Modelle alter Erzgul'swerke in Nürnberg. 302.

Mülich, Peter, Stückgielser in Nürnberg. 222.

Münster: Bischof Christoph Bernhard, s. Briefe.

Münzen, romische, s. Funde.

Museum, germanisches, s. Bruchstücke, s. Handbüchse, s. Koh- lenbecken, 8. Mel'skelch, s. Seidenstoff, s. Sündenwäsche, s. Thonwaaren.

Nürnberg, s. Chronik, s. Modelle.

Nürnberg: kgl. Archiv. 62 ff., 215 f.

Nürnberg: Schürstab'sches Haus S. 526, s. Geschichte.

Nürnberg: Stadtbibliothek, s. Geschichte.

Orakel fragen u. Wassersegen. 262 ff.

Ordnung die man haldet so man ainen kunig gesegent vnd krö- net etc. 313 ff.

Orlamündc, s. Flurnamen.

Osnabrück, s. Funde.

Eäthsel, arithmetische. 249 ff.

Eäthsel, drei lateinische, des Mittelalters.. 360.

Reichskleinodicn, s. Futterale.

Heime, lateinische, des Mittelalters. 96 ff.

Bheinpfals, s. Flurnamen.

Runen, s. Anfrage.

Sachsenspiegel, s. Kienkok.

Schtvarsburg : Graf Günther XLI., s. Brief

Schwarsenberg : Schlofs, s. Geschichte.

Schweden: König Erich XIV., s. Brief.

Schweine- und Hundesegen. 43 ff'.

Seidenstoff des 15. Jahrh. im german. Museum (mit Abbild.) 264.

Siebeneich, Bischof v. : s. Anfrage.

Sigmaringen, s. Archiv.

Silberschatz in Lüneburg. 72 ff.

Simon v. Homburg, s. Briefbuch.

Sphragistik, s. Aphorismen.

Sprichwörter. 217 ff.

Sprichwörterkunde : Beitrag zu ders. 352 f.

Sprüche, alte. 16.

Stadtrecht, Wiener. 153 ff.

Stofsseufzer eines humanistischen Theologen des 16. Jahrh. 193 f.

Sündenwäsche, die (mit Abbild.). 359.

Tafelaufsatz, verschollener, von Wenzel Jamnitzer. 318 fl".

Thonwaaren, buntglasierte, des 15. 18. Jahrh. im german. Mu- seum (mit Abbild.). 121 ff., 185 ff'., 222 ff., 281 ff., 321 ff".

Todtentanz, Lübecker, vor seiner Erneuerung im J. 1701. 158 ff.

Trachtenbücher , fünf der ältesten, u. ihr Verhältnil's zu einan- der. 197 ff'.

Verse gegen die Weiber. 255 ff.

Vischer, Peter, s. Mag.

Volksbelustigung während des Reichstages zu Augsburg 1530. 45 f.

Wachstafeln in der St. Galler Stiftsbibliothek. 78 f.

Walburg, die heilige, als deutsche Gaugöttin in der Kunst des 16. Jahrh. (mit Abbild.). 65 ff.

Walburg, die heilige, s. Darstellung.

Wassersegen, s. Orakelfragen.

Weiber, s. Verse.

Weidel, Caspar, Buchführer zu Nürnberg. 285 ff.

Weifsenburg im Nordgau u. das Augsburger Interim 1548. 91 ff.

Weltausstellung in Wien. 275 ff.

Wien, s. Congrefs, s. Stadtrecht, s. Weltausstellung.

Zauberkraft des Agnus Dei. 199 f.

II. I<iteratur - .^nzpigfon.

Bach, Max, Musterbuch für Zeichner etc. 371 f.

Blätter für Kunstgewerbe, redig. v. V. Teirich. 369 ff.

Cramer, J. , die Grafschaft Hohenzollern. Ein Bild süddeutscher Volkszustände, 1400—1850. 115 f.

Dammann, C. , anthropologisch-ethnographisches Album in Photo- graphien. 335 f.

Ueber den Einfiufs der Feuerwaffen auf die Taktik. 86.

Ellger, Carl von, Kriegswesen u. Kriegskunst der schweizerischen Eidgenossen im XIV., XV. u. XVI. Jahrh. 309.

Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Ge- biete. 53 fl'.

Gfrörer , Aug. Fr., Geschichte Venedigs von seiner Gründung bis zum Jahre 1084. 115.

Crrotefend, H., Handbuch der historischen Chronologie des deut- schen Mittelalters u. der Neuzeit. 141 ff.

Handelmann, Heinrich, die amtlichen Ausgrabungen auf Sylt 1870, 18il u. 1872. 272 f.

Heusler, Andr., der Ursprung der deutschen Stadtverfassung. 273 f.

Janssen, Johannes, Frankfurts Reichscorrespondenz nebst anderen verwandten Aktenstücken von 1376 1519. 145 ff.

Kraus, F. X., die christliche Kunst in ihren frühesten Anfängen. 57 f.

Kreyfsig, F. A. Th., unsere Nordostmark. 116 f.

Kugler, Bernhard, Christoph, Herzog zu Wirtemberg. 113 f

Die Kunst im Gewerbe, redig. v. E. Oppler. 369 ff.

Das Kunsthandwerk, hgg. v. Bucher u. Gnauth. 309 ff.

Lochner, Georg VVoIfg. Karl. Geschichte der Reichsstadt Nürnberg zur Zeit Kaiser Karl's IV. 1347—1378. 273.

Luchs, Hermann, schlesische Fürstenbilder des Mittelalters. 211.

Mantels, W., s. Milde, C. J.

Meyer, Christian, das Stadtbuch von Augsburg, insbesondere das Stadtrecht vom J. 1276. 29.

Milde, C. J., u. W. Mantels, der Todtentanz in der Marienkapelle zu Lübeck. 144 f.

Müllenhoff, K. , u. W. Scherer, Denkmäler deutscher Poesie und Prosa aus dem VHI.— XII. Jahrh. 209 ff.

Quitzmann, E. A., Die älteste Geschichte der Baiern bis zum Jahre 911. 372 f.

Bedtenb acher, Rudolf, Beiträge zur Kenntnifs der Architectur des Mittelalters in Deutschland. 28 f.

Billiet, Albert, der Ursprung der schweizerischen Eidgenossen- schaft. 2. Aufl. 27 f.

Bitter, L., malerische .Ansichten von Nürnberg. 178 f.

Stieve, Felix, die Reichsstadt Kaufbeuren und die baierische Re- staurationspolitik. 177 f

Thausing, Moriz, Dürer's Briefe, Tagebücher u. Reime nebst ei- nem Anhange von Zuschriften an u. für Dürer. 56 f.

Vionnet, Paul, les monuments prehistoriques de la Suisse oociden- tale et de la Savoie. 56.

Vischer-Hezifsler, W., das Karthäuserkloster und die Bürgerschaft von Basel. 85 f.

Wegelc, Franz X., Friedrich der Freidige, Markgraf v. Meifsen, Landgraf v. Thüringen, u. die Wettiner seiner Zeit (1247 l;i25). 269 ff.

Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte. 61 f

Nürnberg". Das Abonnement des lUat- tes, welches alle Monate ereclieint, wird ganzjährig angenommen und beträgt nach der neuesten Postconveution bei allen Post- ämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreicha 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fuls oder 2 Tlür. preuis.

Für Frankreu-h abonniert man in Paris bei der deutscheu Buchhandlung von F. Küncksieck, Nr. 11 rue de Lille; für

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Nene Folge.

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England bei WiUiams & Norgate, 1-s Hen - rietta-Street Covent - Garden in London ; für Xurd-Amerika bei den Postämtern Bre- men und Hamburg.

Alle für das german. Museum be- stimmten Sendungen auf dem Wege dos Buchhandels werden durch den Commis- sionUr der literar.-artiet. Anstalt des Mu- seums, F. A. Brockhaus in Leipzig, be- fördert.

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Zwanzigster Jahrgang.

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

1873.

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Jaunar.

Wissenschartliclie Mttheilungeii.

Zwei zu den deutschen Reicliskleinodieu gehörige Futter.ale.

Kaiser Karl IV. war ein sorgsamer, ordnungsliebender Fürst. Wie er durch die goldene Bulle die Verfassung des Reiches und die Kaiserwahl ordnete und das Ceremoniale fest- stellte, so sorgte er auch für die Aufbewahrung der Reichs- kleinodien, für die er lederne Futterale machen liefs, welche die einzelnen Stücke einschlössen. Die Mehrzahl dieser Fut- terale ist heute noch bei den Kleinodien in der Wiener Schatz- kammer. Wie aber bei deren Flucht aus Nürnberg einzelne Stücke der Kleinodien verloren gegangen sind, so offenbar auch einige Futterale. Das germanische Museum war vor nunmehr etwa drei Jahren so glücklich, in München eine grofse vier- eckige Schachtel nebst Deckel zu finden, deren Besitzer sie längst verschiedenen deutschen Museen zum Kaufe ange- boten hatte, ohne dafs bei dem etwas defecten Zustande eines sich hätte entschliefsen können, das Stück zu kaufen, für wel- ches die Summe von 80 fl. allerdings hoch erscheinen mufste, wenn man die Bedeutung des Stückes nicht kannte. Wer aber die bei den Reichskleinodien befindlichen Futterale Karl's IV., sowie das übereinstimmende Futteral zur böhmischen Krone ge- sehen, konnte keinen Augenblick im Zweifel sein, dafs hier eine Reliquie des deutschen Reichs feilgeboten werde. Somit war das Stück eine würdige Acquisition für das germanische Museum. Es ist eine rechteckige Schachtel von 44 cm. Breite und jetzt noch 63 cm. Länge, nachdem von der Schachtel sammt Deckel ein

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Ende abgesägt ist, das ungefähr 10 cm. betragen haben mag; sie hat sammt dem Deckel eine Höhe von ungefähr 10 cm *). Die Schachtel wie der Deckel ist aus dünnen Holzbrettchen zu- sammengefügt, innerlich mit weichem, rothgefärbtem Kalbleder ausgefüttert, äurserlich mit sprödem, rothbraunem Leder be- klebt, in welches ringsum an den Seiten der Schachtel wie des Deckels je eine einfache Reihe schräg gestellter, grofser Blät- ter eingeschnitten ist, die verschiedenen Charakter zeigen, bald an Lorbeer, bald an Eiche erinnern, bald so in Reminiscenzen an den romanischen Stil stilisiert sind, dafs sie einer bestimmten Gattung nicht mehr zugezählt werden können. Die Oberseite des Deckels ist reich geschnitten. Ihre Darstellung geben wir in Fig. 1. Ein senkrechter Streifen t heilt sie in zwei Theile; man sieht jedoch noch, dafs das zum gröfsten Theile abgesägte obere Ende einen breiten Fries bildete, der über beide Ab- theilungen weggieng. Unmittelbar unter diesem Friese sind sechs ZeUen Schrift in Majuskeln eingeschnitten, die, über beide Abtheilungen weggelesen, folgendermafsen lauten :

* SALVATOR MVNDI SALVA NOS QVIA PER CRVCEM ET SANGÜVINEM REDEMISTI NOS AUXILLiRE NOBIS TE CAMUR DEUS NOSTER

Darunter sind zwei glatte Wappenschilde eingeschnitten;

OMNES TÜVM DEPRE-

*) Die Formen sind nicht scharf, die Kanten abgerundet, die Bretter geworfen, so dafs die Dimensionen nicht ganz genau ange- geben werden können.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

Fig. 1.

nnter jedem ein phantastisches Thier mit zwei Beinen, aus dessen Kachen eine Laubranke sich schlingt. Das Ornament des Deckels ist bemalt; die Randeinfassung roth zwischen zwei lichtblau- en Streifen; die Thiere lichtblaugrün, das Laub- werk grün; gelbe und rothe Linien geben noch eine weitere Zeichnung in den Thier- und Laub- werken. Die zwei Rän- der des mittleren Strei- fens sind hellblau, ebenso das Rankenwerk in die- sem aufsteigenden Frie- se; die Blätter sind roth. Dieselbe Farbe zeigen die Buchstaben der In- schrift. Auf den beiden Wappenschilden ist (he- raldisch) rechts : der ein- köpfige schwarze Adler mit rother Zunge, auf schwefelgelben Grund aufgemalt , links : weil's mit schwarzen Conturen der böhmische Löwe auf rothem Grunde. DieBe- malnng hat schon stark gelitten, so dafs z. B. vom Adler nur mit Mühe sich mehr als der Kopf, der Schwanz und die Füfse erkennen lassen. Der Grund hinter Schrift und Ornament zeigt die dunkle Farbe des Le- ders. Das Leder ist da- selbst gerauht und zwar im Mittelfriese und hin- ter der Schrift durch gekreuzte Strichlagen, die mit dem Messer ein- geschnitten sind , hinter den Thieren und dem Ornament durch unend- lich viele, mit der Bunze gehauene Punkte. Von

dem obern Friese sind noch die Fufsspitzen zweier ähnlicher Thiere erhalten, wie sie unten sind, aus denen deren Stellung sich ergibt, sowie die Ausläufe von Ornamenten, Interessant

ist die Andeutung der kleinen Pflänzchen zwischen den Füfsen dieser beiden Bestien. Der Deckel liel's sich ganz von der

Schachtel abheben, wur- de jedoch .später durch zwei ziemlich rohe, ei- serne Bänder und ein Schlols daran befestigt; das obere Band trägt die Jahreszahl 1497. Bänder und Schlofs mufs- ten abgenommen werden, da erstere die Zeichnung des Deckels beeinträch- tigten ; doch läfst sich daraus, dafs wol beide in ziemlich gleicher Ent- fernung von beiden En- den befestigt worden sind, und das Schlofs jedenfalls etwa die Mitte bildete, erkennen, wie lange ungefähr das Stück gewesen sein mufs, das abgeschnitten wor- den ist. Wir sind da- her gewifs nicht wesent- lich ine gegangen bei der Ergänzung, die wir an unserer Zeichnung, (Tig. 1) vorgenommen haben.

Nachforschungen über die Schicksale , welche das Stück erfahren und wie es von den Reichs- kleinodien weggekom- men ist, haben uns we- nig Aufldärung gegeben. Der Grofsvater eines Vorbesitzers soll aus Nürnberg nach München übergesiedelt sein und diese Reliquie wahr- scheinlich mitgebracht haben. Durch die Bän- der zusammengehalten und das Schlofs ver- schlossen, diente der Ka- sten, nachdem sein Ende abgesägt war, einem Drechsler, um, neben der Drelibank ste- hend, die herabfallenden, noch brauchbaren Beinabfälle aufzu- nehmen; dort will ihn der letzte Verkäufer gefunden und als

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

Alterthura erworben haben, ohne die Bedeutung des Stückes zu erkennen, bis er von uns aufmerksam gemacht wurde. Er hielt es aber für „byzantinisch" (in süddeutschen Künstlcrkreisen noch immer den romanischen Stil bezeichnend) und deshalb für „uralt" und setzte den Preis für das schon stark mitge- nommene Stück so hoch an. Ob die Erzählung richtig, kün-

Fig

nen wir nicht prüfen. Welches Stück der Eeichskleinodien aber sollte die Schachtel ursprünglich umfassen ? Wohl jeden- falls eines der Gewänder, und da scheint uns der Gröfse nach nur etwa die dunkelpurpurne Tunica mit den goldgestickten, rothen Rändern, höchstens etwa die Alba hinein zu passen ; die sogen. Adlerdalmatica oder gar das Pluviale mochte zu grofs sein. Vielleicht auch sollten die kleinen Stücke, wie Strümpfe, Gürtel, Stola u. A. in die Schachtel gelegt werden, die, wie oben angedeutet, erst am Schlüsse des 15. Jhdts. verschliefs- bar gemacht wurde.

Das in Fig. 2 abgebildete Futteral umschlofs, wie das Aeul'sere zeigt, einen Reichsapfel. Es befanden sich deren meh- rere bei den Reichskleinodien, so dafs sich nicht angeben läfst, für welchen es ursprünglich bestimmt wurde. Es war, als die Reichskleinodien aus Nürnberg gcHüchtct wurden, in der hie- sigen heiligen Geistkirche zurückgeblieben und wurde vor eini- gen Jahren von der Kirchenverwaltung dem Museum über- geben. Es besteht aus einer etwas in die Höhe gezogenen Kugel auf niedrigem Fufs, die sich in der Mitte öffnet. Die den Deckel bildende Hälfte hat einen hohen, schmalen Aufsatz, in welchen das Kreuz eingeschoben wurde. ' Gehre rings um beide Theile gestatten das Durchschieben eines Riemens, der, zugebunden, das Futteral verschlofs. Das ganze Futteral hat eine Höhe von 27 cm., die Kugel einen Durchmesser von 10,5 cm. Es ist mit eingeschnittenen Ornamentranken bedeckt. Auf jeder Seite des Deckels ist ein Wappenschild auf die Ku- gel geschnitten. Die Ranken sind offenbar ohne Vorzeichnung, sehr frei, skizzenartig angeschnitten, ohne dafs sich die Linien stets berühren und schliefsen; der Grund hinter den Ranken ist gepunzt. Auf der Fufsfläche ist die Jahreszahl 1457 ein- geschnitten. Die Anfertigung fällt also in die Zeit Fried- rich's IV. Das Leder ist glatt, schwarz gefärbt. Das Innere ist auch hier mit weichem, rothem Leder gefüttert.

Nürnberg. A. Essenwein.

Aus dem Srief buche des 3Ielster Simou vou Homburg.

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Diese Handschrift, Cod. 152 der Lübecker Stadtbibliothek, hat mir schon zu mehreren Mittheilungen Stoff gewährt: 1851 im Notizeublatt der Wiener Akademie, S. 382—384, 185i in der Abhandlung über Briefsteller des Mittelalters im Archiv der Wiener Akademie, Band XIV, und 1872 in der Germania XVII, 181 190. Der sehr reiche Inhalt ist aber dadurch nur wenig berührt worden. Eine Handschrift, welche sich früher in der Amploniana zu Erfurt befand (Pertz' Arch. VIII, 270) hat fast denselben Inhalt gehabt, und da auch diese aus Erfurt stammt, habe ich sie früher für identisch gehalten; doch ist wol nur die eine aus der andern abgeschrieben. Den Anfang bildet die Briefsammluug Trausmunds von Clairvaux aus dem 12. Jahrb. (vgl. Rockinger über Formelbücher S. 148), welche jedoch mit vielen späteren Stücken gemischt ist. Aus dieser theile ich hier, wo auf den geschichtlichen Gehalt der Hand- schrift einzugehen kein Raum ist, einen Brief mit (f. 30), der wol noch in unserer Zeit manchen verwandten Anklang wecken kann, nämlich die Klage über späte Wiedergabe eines entlie- henen und obendrein auch noch schlecht behandelten Buches. Der Wunsch, ein zweites Buch geliehen zu erhalten, findet ver- dienter Weise keine Berücksichtigung ; im Gegentheil wird ein noch zurückbehaltenes Buch eingefordert.

Anzeiger für Kunde der dentscheu Vorzeit.

Invectiva ad amicum qiii male custodivit librum sibi accomodatiim.

Gravis iactura est et pluribus honusta dispendiis, cam ea- tenus dampnum rei temporalis incurritur, ut et ipsa caritatis simplicitas deludatur; quod ideo dicimus, quia librum quem remisistis, nimio neglectu pessumdatum et stillicidii alluvione complutum, cum incaute servassetis, cautissime remisistis. Pro- curantes videlicet cum portatore ipsius, ut eum noctu tradeiet, et ipse ante lucem in crastinum causa nondum cognita pertrans- iret : quasi non ßufficeret, quod iniuriam dampni dati seroti- nns hospes obtulit, nisi denuo confidentiam nostram fuga red- deret improvise festinacionis illusam; querens adhuc ille alium a nobis recipere librum, qui priorem dimiserat sub tali ludifi- cacione confusum, Licet ergo pro illa que omuia sustinet cari- tate, preteritam ad presens dissimularemus offensam, similia tamen a simili formidantes, librum alium quem habetis ex nostris, confestim nobis voluraus resignari. Scientes eura pocius in se retorquere periculum, qui experiencia precedentis, futuri non declinat infortunia detrimenti.

II.

Für die Geschichte der Musik und ihrer Pflege erscheint die Einladung nicht unwichtig, welche in einer als „Epistole Gruningers" bezeichneten Sammlung (f. 59 v.) ein Schulmeister an einen Collagen richtet, das bevorstehende Fest der h. Ka- tharina durch eine gemeinsame musikalische Aufführung zu feiern. Die h. Katharina galt ja als die Schützerin der christ- lichen Gelehrsamkeit ; ich erinnere nur an den von Stephan in den Neuen Stofflieferungen 1846 aus Mühlhausen mitgetheilten Ludus de b. Katerina. Unsere Sammlung scheint aus Erfurt zu stammen, und vielleicht lassen sich auch die constabiles aus dortigen Verhältnissen erklären.

J. regens scole istius vel istius, quem scientifica recommen- dat industria, viro multura honorando, rectori tali vel tali, in- tegerrime vinculum dilectionis una cum constantis fidelitatis obsequio sedule prelibatis (sie). Tunc amicicie, virtutis claris- sime, robur invalescit, cum alterutrum se diligcncium alter al- terius condignis peticionibus äcquiescit. Hinc est, fautor ac amice mi humilius honorande, (quod) vestre dilectioni presen- cium serie innotesco, quia ogo una cum ceteris mcis conbur- salibus ob eximie virginis Katherine ac celestis rosigere festi- vitatem solempnem, eciam ex quorundam constabilium auxilio, convivium ordinavi, proponens predictam festivitatem solem- pnizare cantibus ac organis amorem ob ipsius. Quare, fautor ac amice mi sincerius diligende, vestre honorabilitati humilimo rogatu supplico predevote, quatenus una cum vestris mclioribus quos habere potestis cantoribus, predicte solempnitati velitis In- teresse, ut tamen velud ipsa apud Cristum suis meritis in celis iam triumphans, a nobis suis precibus paupertatis molem, falsi quoquc criminis abiectionem potest ammovere, ita nos terrigene condecentes ei laudes persolvamus. Hoc agentes me vestris beneplacitis firmiori nexu kathenatis.

III. Zwischen verschiedenen fingierten und wirklichen Briefen findet sich in unserer Handschrift f. 79 v. ein Bittgedicht von armen Schülern an einen vornehmen Herrn eingetragen, wie sich dergleichen nicht selten finden. Die ersten beiden Zeilen machen offenbar einen Anspruch, Hexameter zu sein, welche denn freilich aller Metrik Hohn sprechen. Es lautet: Scolares pauperes supplicantes elemosinam a quodam domino ricmatice

Salve flos florum, virtutis culmeu bonorum !

Dat vobis hoc scriptum conventus scole sociorum.

Prout advenistis, eorum spem valde auxistis.

Ad vos miserunt, pro deo munera querunt,

In scolis iacentes, magnum defectum pacieutes.

Ordo quorum durus, nam paupertas murus.

Habent enim claustrum super boream et austrum,

Et licet detestabile, tamen inexpugnabile.

Aliis est durior, et omnibus securior.

Primo quam Bernardinus, secundo quam Celestinus,

Ymmo si phas est dicere, plus quam Franciscinus.

Nam ipsi carent pane, vespere que de mane : Sic fames atque sitis eos valde cruciat, ut credo bene scitis.

Hinc petunt instanter vestrum donum gratulanter,

Ut aperiatis bursara, eorum tollende miseriam.

In sacris enim scribitur : date nunc et dabitur,

Nobis hie in terra, vobis in cell curia.

Sigillo credatis, ut eos in memoria habeatis, Dantes eis munus, quod vobis retribuat, qui trinus est et unns.

Socii scolastici paupertati dediti petentes relevari.

Heidelberg. W. Wattenbach.

(Schlula folgt.)

Aus einer Besclireibiiug der Stadt Lindau von 1603

im III. Theile Roenich's, Seite 11*).

Nun möcht jetzt einer gern mit Wunder Wissen wie es gestalt jetztunder Mit der Stadt ganz durch überall Von jetzund laufender Jahrzahl 5 Da man zählt also fürwahr

Sechszehnhundert und zwei Jahr Von Gebäuden, Thürn, Vesten, Pastei Und sonst noch anders mehr dabei Ist folgendermassen zu vernehmen 10 Wie man zuerst in die Stadt thut kommen Erstlich der Stadt Eingang thut sein üeber vorgemelt lang Brugg') herein

*) S. Anzeiger 1872, Sp. 304.

•) Diese alte, steinerne Brücke, welche 74 Joche hatte, wurde 1663 abgebrochen und dafür eine hölzerne mit 85 Jochen erbaut.

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Zu Fufs mit Wagen auch mit Rossen

Vier gewaltig Thor hats da beschlossen 15 In der Mitt ein starker Thurm'^) zur Hand

Daselb wird das Burgthor genannt

Auf welchem der Schutzgatter''') fest

Verwahret ist aufs aller best.

Der Trumeter halt darauf gut Wacht 20 Schaut was sich zuträgt Tag und Nacht

Auch unter diesem Thurm mit Namen

Sind geteilt zwei grofse Stuck Cartaunen

Gleich so man thut in die Stat neiugehen

Sieht man gleich die Heiden mauer stehen 25 Daselbst wird es zu Schmieden genannt

Da Schlosser, Schmied, Kefsler, Wagner Häuser han

So man dann weiter geht fürbafs

Da folgt das Ort der Maurerstaad.

Daselbst thut das Zeughaus*) stehn. 30 An vielen Orten sagt man davon

Wer daselbst hinein wird geführt

Sieht er es ganz lustig geziert

Thut man noch weiter fürbafs gehen

Da thut das kaiserlich Posthaus stehen 35 Nach diesem folgt die Fisch ergassen

Der Kalchhütten Thans nicht zu vergessen

Dann folgt die Barfüfser Kirch*)

Der Brettermarkt ist da zunächst

Dabei thut das Gerichtshaus^) stehen 40 Das heifst zur neuen Brugg im Eck.

Darauf folgt die Binderzunft gar schön

Solche beede grofse Häuser bekannt

Werden die Salzstädel") genannt

Dabei die Rofsmühl thut stehen. 45 Von dannen thut man weiter sehen

Die Schiefshütten^) und Burg^) dastehen

Nicht weit davon das Kronenthor

Und noch fürbafs das Wachthausthor

Im See da steht das Jagdschiffhaus

') Erbaut 1253: extructa est turris alta. illa est quadrata, quae civiuin fit, das Burgthor vulgo dicitur, in quo 1479 horologium primum positum est, quae in Ao. 1546 via relicta quarta altitu- dinis suae destructa est.

') 1255 errichtet.

') Wurde 1509 erbaut, verbrannte 1720, worauf man 1721 dasselbe wieder aufbaute.

^) An der Stelle des Wagenschupfens der Aebtissin Euphemia erbaut 1241—1250.

«) 1589—90 erbaut. ') 1590—91 gebaut.

°) Kommt bereits 1424 vor.

') Die Grundmauern aus Römerzeit, die spätere Befestigung von 1620; sie hieng mit der Stadt durch einen 100 Schritt langen Steg zusammen. Auf ihr stand die älteste Kirche, die Aurelien- kajjelle, später Jakobskirche.

50 Darnach weiter ins Wasser hinein

Ist eine schöne Burg ummauert fein Lustig gepflanzt mit grünen Linden Mit spazieren läfst man sich da finden Gemelte Burg ist stark und fest 55 Wie ein Pastei aufs allerbest

Und da ein Veind herzu wollt rucken Da kann man ihn mit grofsen Stucken Ins Wasser naus mit solcher Gwalt Begegnen und abtreiben bald 60 Dann wann ein Schiff damit wird troffen So wird dasselb alsbald zerbrochen Davon mufs es zu Boden sinken Und alles was darin ertrinken Von dieser Burg wieder herum 65 Geht man den neuen Tham hiuum. Bis zu dem Lurkenhaus genannt Die Schiff stellt man allda zu Hand Die Schiffahrt an diesem Ort thut sein Da fährt man stettig aus und ein. 70 Und weiters übers Wasser nüber

Sieht man allda zugleich auch wieder Ein hohen Thurm alt und bekannt Der Mangenthurm*) ist er benannt Darauf thut stets ein Wächter sein 75 Wann man will fahren zur Stadt hinein Und sieht die Schiff im Wasser leiden Mit der Trommet giebt er ein Kreiden ^) Von diesem Thurm besser hinan Thut das untere Inselthor stahn 80 Und alsdann besser fürhin

Thut das obere Inselthor sin Von diesen zwei Thoren ich sag Dafs jedes ein aufziehend Brugg hab Da der Stadtgraben hart herum 85 Das Wasser drein vom See herkummt. Noch fürbafs an der Stadtmauer entlang Kommt man zu einem festen Thamra Allda ein runder Thurm bekannt*) Da wirds auf der Neue genannt 90 Gleichbald und noch besser hinummen

Thut man zu Kaisers Zeughaus'*) kummen Geht man dennoch fürbafs mit Fleifs Kommt man zum Thamm im Paradeis Gleichsam an einem Eck der Stadt.

') Mangenthurm, von dem auf ihm befindlichen Wurfzeug. Seine Erbauung fällt wol in die der ersten Stadtmauer 1272, ebenso die des Diebsthurms (^). ') Signal ; Schmeller P p. 1363.

*) Kaiser Maximilian I. erbaute dieses Zeughaus in den Jah- ren 1508 1526. Sein anfänglicher Wunsch, es auf der Burg zu errichten, wurde vom Rathe abgeschlagen.

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Anzeiger füi- Kunde der deutschen Vorzeit.

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95 Ein festen Thurm es allda hat') Ganz ruud im Wasser steht er gar Mit starkem Geschütz ganz wohl verwahrt Geht man noch weiter hinum Allda sieht man wiederum

100 Einen gemauerten starken Thurm iioch-j Und dann fürbal's sieht man auch noch Ein starkes Blockhaus und Wasserthor Die lateinisch Schul steht gleich davor Geht mau dann auch noch weiter fort

105 Ist der Spital wie ihr mich hört.

Darnach auch der Fledermausthamra Woher er nur hab diesen Xam Vielleicht wegen eines Thurms dabei Der sich vergleicht einer Pastei,

110 In welchem Thurm man strafen thut Die so leben im Uebermuth Derselbe ist Fledermausthurm») genannt Den unuuzen Gesellen wohlbekannt Darnach, wenn ich noch fürbal's gang

115 Folgt wieder ein langer fester Thamm Bis hinan zu einem Eck der Stadt Allda ein vesten Thurn es hat*) Angehängt vast an der Pastej^ Darauf kann man sich wehren frei

120 Beiderseits zu Land und Wasser Mit grofsem Geschütz allermassen Dafs nicht der Feind bald mit Gwalt Etwas von diesem Ort erhalt Allda heifst mans den Zeughaus Thamm

125 Das sind die Vesten allesamm

Ringsweis um diese Stadt herumm

Noch weiter ich jetzt fürbafs komm

Da in der Stadt und gar darinnen

Viel steinerne Brunnen darinn entspringen

130 Der füruehinst Brunn in dieser Stadt Einundzwanzig Springrühren hat-'') Derselbe steht am Baumgarten z'Hand Auch da die zwo Pfarrkirchen stand. Noch besser zu der Stadt hinein

135 Am Brodplatz thut das Rathhaus^) sein

') Losersthui'm. *) Krattlersthurin.

') Abgetragen 1614, neu errichtet 1617. Stoffel Werkeisen war der erste Gefangene in ihm.

*) Siegelsthurm, vielleicht verderbt aus sinwel = rund.

') Errichtet 1601 an Stelle des unter den Bauherren Johann Bensperg und Adam Mittler 1538 gebauten.

*j Von dem am 7. März 1264 die Stadt verheerenden Brande an scheint ein Rathhaus nicht vorhanden gewesen zu sein, und wurden die Rathsverhandlungen im Barfüfserkloster abgehalten. Erst acht Tage nach St. Urban 1422 wurde auf dem Brodplatz, an der Stelle eines dem Ulrich Gäi'sler gehörigen Weingartens der

Darin ein ehrsam weiser Eath Der ganzen Stadt A^erwaltung hat Allda mit Weisheit und Verstand Z'regieren über Stadt und Land

140 Mit Gricht sammt einem grofsen Rath Auch ist die Stadt noch mehr begabt Mit Kirchen, Schulen, Policey Auch hats eine schöne Liberey Doctores und gelehrte Leut

145 Findt mau allda zu jeder Zeit

Gottshäuser Spital und andre Stift Ist alles in guter Ordnung gricht Zu spenden aus in Mangels Noth Giebt man aus dem ersparten Vorrath.

150 Auch Bürgerschaft und ganz Gemein Ist ordentlich ausgetheilet fein In neun Theil in ganzer Summen Wan sie sulleu zusammen kumen Jeder an sein gewifs Ort bekannt

155 Die werden die Neun Zunft benant

Die Gfreyte Gsellschaft die Ersten seyu Aus diesen nimmt man allweg Ein Zum Bürgermeister in den Rath Allzeit es diese Ordnung hat

160 Und wann ihr Zusammenkunft thut sein Kehren sie zu dem Süfzen ein') Darnach ein ander Zunft bekant Wird die Schneiderzuuft genant Die dritt ich auch erzähl ingmein

165 Dieselb thut der Becken zunft sein Die vierte thu ich auch bekennen Die Binderzunft thut man sie nennen Und dann als die fünft bekant Wird wohl der Seh mieden zunft benannt

170 Die sechste sag ich auch mit Namen

Die Fischerzunft kommt da zusammen Die siebente sieht man noch darl)ei Sag, dafs der Schuhmacherzunft es sei Noch eine drin kommt man zusammen

175 Die Metzgerzunft ist sie mit Namen Die letzte Rebleutzuuft mit Nam Da kommt die ganze Baurscbaft zusam W^tnn solche alle zusammen kommen Macht es der Zahl eine grofse Summen

Bau des jetzt ebenfalls aufser Gebrauch gesetzten Rathhauses be- gonnen. 1540 wurde es mit Gemälden geziert, 1618 durch Nico- laus Lindner von Nürnberg die Malereien renoviert.

') Gebaut 1358, nachdem 1357 in Lindau eine neue Zunft- ordnung eingeführt worden. Der Befehl Kaiser Karl's V. (1551), die Zünfte aufzuheben, ihre Häuser zu verkaufen, kam hier nicht zur Durchführung, indem die Binderzunft 1595, die Fischer 1562 neue Zunfthäuser bauten.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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180 Noch mehr kann ich nicht unterlassen Wie es noch mehr folgendermasscn Beschaffen sei mit der Stadt Da es noch viel der Häuser hat. Aufserhalb dem Stadtgraben weit

185 Hat es noch mehr zu dieser Zeit Ein Insel, so ist der Ort genannt Die Fischer drinnen ihr Wohnung hand Auch Schiffmacher und Schiffuhrleut Die z'Wasser fahren jede Zeit

190 Solche Insel ist soweit umgeben

Mit Gärten und mit viel Weinreben Ist auch ummauert auf das best Mit Pasteien und Tbürmen fest Wie die verzeichnet folgen fein

195 Der erste Thurm das Thor') thut sein Und wie maus nennt das Lurkenhans Da fährt man mit den Schiften naus Darnach so ist es bafs gesterkt Mit dem Huenlischen Bollwerk'').

200 So man weiter hinum thuet gehen

Da thuet des Bönels Bollwerk^) stehen Geht man dan noch weiter hinumen Thut man zu einem festen Thurm kommen Ganz rund, hoch, unbeweglich fest

205 Mit grofsem Geschütz verwalirt aufs best Wo man die Insel wollt verletzen Kann man sie aus dem Thurm entsetzen Drum dieser gewaltig Thurn bekannt Wird der grüne Thurn-*) genant

210 Von diesem TImrn noch bafs hinan

Thut wieder ein starkes Bollwerk stau Doch etwas nieder aber fest Frei, offen, rund verwahrt aufs best Drauf schiefst man mit grofsen Stucken

215 Wenn der Feind wollt nach zu herrucken In Schiffen auf dem Wasser her Mit Schiefsen ist man ihm gefähr Wie man denn nennt diesen Ort Der Krollen Bollwerk^) heifst das Wort

220 Darnach von dannen noch hinfür

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') Feuchtbastion.

') Fischerthor, erbaut 1564 ; vor ihm war eine 50 Schritte lange hölzerne Brücke ; vor dieser auf 150 Schritte die Pallisaden.

^) Später Fuchsloch.

*) Erbaut 1508 ; „ist der äufserst Thurm bei dem Rondell oder Pastei (Honi)", er diente zum AVachtthurm und zum Schutze des Fischerthores am Insel -Hörn (1562). *) Dieses Bollwerk wurde, nachdem es sehr iu Verfall gerathen, 1614 durch Esaias Gruber um 400 fl. wieder hergestellt. Den Plan dazu machte der Stadt- hauptmann Matthias Polan ; das Werk fafste 200 Schützen und 5 Geschütze; jetzt Carlsbastion.

Hat es der Streichwehrenen vier Die eine heifst der Schwedlisch Garten Darin thut man der Feiude auch warten Noch drei übrig Wehrenen es hat Die langen nächsthin zu der Stadt An den Stadtgraben daselbst hinan Gleich da das Paradies Thanim thut stahn Von dannen die Insel hat ihr Endt. München. Würdinger.

Aus Handschriften der k. und Universitätsbibliothek zu Breslau.

1. II. F. 23. Formulare Epistolarum Officialium. Die folgende Anrede bezieht sich auf die Schwangerschaft der Königin Hedwig von Polen, Tochter Ludwig's des Grofsen von Ungarn und Gemahlin Wladislaw's II. Jagello. Sie gebar übrigens eine Tochter und starb im Wochenbett 1401.

F. 1 *. Malus dei gracia princeps veris. florum domi- nus et heres ac nature minister Vniuersis et singulis principi- bus Ecclesiasticis et secularibus, Comitibus, Baronibus, nobili- brs et plebeijs cuiuscur.que status, dignitatis uel eminencie fuerunt, hominibus vbicunque ambitu regni Polonie contentis, ad quos presentes peruenerint, fidelibus suis dilectis Graciam et benignitatis continuum incrementum. Jam prata viridi amicta vestitu, jam arua ameiiitate fauent

Jamque philomena noue celebrat tripudia lucis odas mellici carminis ore canens et libens ac grata sui gutturis Organa pulsat sie proprio proprium prcdicat ore deum jam vniuersarum condicio reruni quasi renata iocunda leticie sollempnitate munda hilariter blandiuntur, hora eciam est vos iam de sompno surgere, Jeo gracias agere et quanta vobis diuinitus quasi prodigiose missa sunt, conspicua meditacione pensate. Serenissima itaque princeps domina Hedwigis, dei gracia ludwici quondam reuis Vngarie nata, Polonie Re- gina, tot annis existens sterilis, quasi labrusca in florem exu- berans et velut Oleaster pro desiderande prolis coucepte mas- culine videlicet ut arbitror iam turgescit in florem. Que dei cum adiuforio ad regni vestri pallacia vobis taliter expedit in- vitare vniuersaliter singulis et singulariter vniuersis: 0 regia proles , decus polonorum, metus paganorum , multarum expec- tacio nacionum, o incomparabile donum cur faciem tuam ab- scondis, cur vtero delitescis? an aera spernis? veni desidera- bilis quem expectabamus in tenebris desideriorum , veni coro- naberis. Intende suauiter procede fortiter veni vtiliter, Suaui- ter inquam absque materni corporis detrimento, fortiter hosti- bus in terrorem, vtiliter rei publice in comodum et tutelam. Tempus tue natiuitatis aduenit: veni coronaberis, veni ut in- tueamur te, vt per te noue consolacionis pociamur vberibus, vt te peculiarem nostrum dominum et possessorem, quem interno

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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prestolamur affectu, sensibiliter agnoscamus, vt per te iusticia quasi niortificata resurgat et edipsati juris suppleatur defectus. diem tue natiuitatis precedens antieipa, vt consolacionis bene- ficijs preuenias mentes nostras ; leges limitum nature transgre- dere egrediens quam in orto tuo sompnolentam esse putamus. Te itaque dudum nostra vocabant suspiria et esuriencium re- quirebant lamenta. Te ergo insigne dyadoma polonorum ex- pecta(t), Te sapremus litwauie invitat principatus, Te vugaria manu turcarum perfida lacessita in dominum naturalem anhe- lat, Te principes in dominum, barones in regem, populus in preceptorcm et eciam invitat in tutorem. Tanto etenim dies tuos et gloriam vvltus tui videre desiderat subiectorum numero- sitas nacionum, quanto te de fönte regio venustatis, de radice generöse propaginis, de semine parcntum mire virtutis progres- surum agnoscunt. Ad nostrorum quippe nemo potest addere plenitudinera gaudiorum, si te iam audiremus in cunabulis va- gientem, si denique loquentem, Si taudem regni thabernacula cerneremus te feliciter disponentem. Porro gloria et honore (1 ^) coronabit te dominus et constituet te principem super terras multas dabitque tibi gentes, Lereditatem tuam et pos- sessionem terminos paganorum. Tunc reges eos iu virga fer- rea et tamquam vas lictilo confringes eos. Ipse enim dominus regni tui felicis gubernacula disponet, actus tuos in bono com- ponat. Coronam regni tui sublimabit et bracbio tuo fortitudi- nem dabit, cordi tuo intellectum sapiencio infundet, ori tuo legem veritatis adiciet, cunctis te amicabilem reddet, Multarum tibi gencium colla substernet. Süd o naturarum (?) omnium originale principium, o rerum omnium speciale presidium, 0 mundane regionis regina, 0 summi principis fidelis victoria, cunctarum monctaria (!) rerum domina, mater nostra

Que tuis [mundis] mundi moderas habenis,

Cui celum seruit, famulatur aer,

quem colit tcllus, veneratur vnda

Cui velut mundi domine*) tributum singula soluunt. Cur moraris? an dormisV cur torpes? an pondere pressa? vel nequis, uel non vis, uel nescis V ymmo potes, quia potens ; vis quia bona; scis quia sagax. operis incepti protinus consu- mare processum. Numquid circa utilitatem eius deliberas, cuius concepcionis operam nasceris adbibere V Magnura etenim inconstancie vicium tuam deuenustare videretur constanciam, Si iniciale bonum., si opus inconceptum conseruare spreueris nemine refragante. Nichil siquidem expectancium ita concul- cat animos, nichil adeo desiderancium mentes perturbat, Nichil tociens spem desperare facit, nisi dilacio promissorum. Hec

enim humane cupiditatis semper inest affectui, hoc commutat, habet sibi proprium, quod in desideratis quibuscunque moras non patitur, ymmo celeritatem ipsam refutat tarditatem. Da- tum in floridis pratis Cracouie.

Aus demselben Formclbuche theile ich folgenden Brief eines Krakauer Professors mit, der wahrscheinlich bestimmt war, am schwarzen Brette angesclilagen zu werden.

F. 12 a. Georgius ad Studentes excusat se de exercicio rethoricali offerens se ad queuis beneplacita eorum.

Vuiuersis et singulis alme vniuersitatis studij Cracouiensis studentibus, ad quos presentes perueuerunt uel quibus expedit, G. Notarius dominis, obsequij amicis, amicicie socijs vero sin- cere dileccionis continuum incrementum. Hcet alias quorundam ex vobis crebris excitatus hortameutis propter varias, quibus tunc implicatus extiti, curas Eethoricalibus non potuissem exer- cicijs insudaro, jam vero eisdem in aliqua parte curis exutus ad exequenda huiusmodi desideria vestra nie promptum exhi- beo, si tantum mee inest potencie, quantum conceditur yolun- tati. Voluntas quidem prompta est, potestas autem infirma. Scitis itaque, quia duo sunt in quibus humanarum accionum omnis consistit perfeccio, voluntas scilicet et potestas, quorum si alterius desit, nichil est, quod perfici possit. Porro quia circa huius rci magnitudinem mens langwet animus, intellectus obtunditur, racio deuiat et voluntatis desideria contremiscunt, Imperfectum ergo queso meum videant et intelligaut oculi ve- stri et in libro memorie vestro scribatur, si qua inueueritis congruencia votis vestris, Si vero incougrua, extunc non igno- rancie sed obliuioni pocius asscribatur. Datum.

Breslau. A. Schultz.

(Schlufs folgt.)

Alte S p r ü c li e .

Man kennt den "Wolf am Gange, Die Glock am Klange, Den Franziscaner am Strange, Den Bauern an der Gabel, Den Advokaten am Schnabel.

*) Handschr. : domine mundi.

Verlafs dich auf die Leute nicht, Sie sind wie eine Wiege ; Wer heute Hosianna ! spricht, Schreit morgen : crucifige !

(Miscellanhandschr. im german. Mus. 28,670.)

(Mit einer Beilage.)

Verantwortliche Redaction: Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Gedruckt bei U. E Sebald in Nürnberg.

BEILAGE ZUM MZEIGER FÜR KÜNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1873. JW I. Jannar.

Chronik des germanischen IHuseums.

Nürnberg, den 15. Januar 1873. Die Mittheilungen des Jahres 1873 können wir mit der Nach- richt eröffnen, dals die Abtragung der dem Museum übergebenen interessanten Bautheile des Augustinerklosters noch vor Schlufs des Jahres 1872 beendet worden ist, und dafs die günstige "Wit- terung es gestattet hat, unausgesetzt auch in dem Wiederaufbau derselben fortzufahren. DerBaucomplex, der zur Wiederaufstellung gelangt, ist der Kreuzgang, der einen nahezu quadratischen Hof von ca. 20 Meter Länge und Breite umschliefst ; an denselben anstofsend im Erdgeschofs drei Säle, der mittlere der ehemalige Kapitelsaal, dessen Gewölbe auf zwei dünnen Säulen ruht, mit der sich an- schliefsenden Leonhardskapelle. lieber einem Flügel des Kreuz- ganges und den erwähnten drei Sälen enthält das erste Stock- werk einen grofsen Saal von ca. 25 Met. Länge und 12 Met. Breite, das alte Dormitorium, dessen schöne Balkendecke von einem reich- profilierten, gewaltigen Durchzug getragen wird, der auf zwei mächtigen hölzernen Säulen ruht. Eine Kapelle mit zierlichem Netzgewölbe, über der Leonhardskapelle stehend, schliefst sich diesem Saale als Ausbau an. Ein zweites Stockwerk enthält einen zweiten grofsen, jedoch sehr niedrigen Saal mit Balkendecke. Die architektonische Bedeutung wie die malerische Erscheinung der Bauten werden jeden Besucher überzeugen, dafs es eine nicht zu unterschätzende That des Museums ist, dieselben der Nachwelt in der ursprünglichen Gestalt zu erhalten, wenn auch vielleicht nur das grofse Dormitorium sich für die Ausstellungszwecke des Mu- seums vollständig eignet.

Die Zahl der Künstler, welche an der Beschaffung von Mitteln für diesen Wiederaulbau durch Ueberlassung zu verwerthender Kunst- werke sich zu betheiligen zugesagt haben, ist auf c. 100 gestiegen. Bereits sind einige werthvolle Gemälde sowie interessante Zeichnun- gen abgeliefert worden. Wir versparen die Aufzählung jener Namen bis zum vollständigen Abschlüsse der Sache. Einer der Künstler, der auch ein sehr hübsches Bild zu besagtem Zwecke gespendet, Herr Historienmaler A. v. Heyden in Berlin , hat dem Museum gleichzeitig zur Aufstellung in seinen Sammlungen ein grofses historisches Gemälde, die Begegnung Luthers und Frundsbergs auf der Treppe vor dem Reichstagssaal zu Worms, das Vielen von der letzten grofsen Ausstellung zu München her noch im Gedächtnisse sein wird, zum Geschenke gemacht.

Eine Vermehrung der Waffensammlung verdanken wir dem kgl. sächsischen Kriegsministerium, welches eine Reihe von Ge- wehren und sonstigen Waffen , die in der sächsischen Armee in Gebrauch waren, dem Museum überlassen hat.

Ebenso freuen wir uns, mittheilen zu können, dafs die Stadt München ihren seither geleisteten Jahresbeitrag von 50 fl. auf 100 fl. erhöht hat.

Herr Reg.-Rath Frhr. von Holzschuher in Augsburg hat das ihm gehörige Archiv der Veit Holzschuher'schen Linie im Anschlufs

an das von der Gesammtfamilie im Museum bereits deponierte Fa- milienarchiv unserm Archive mit Eigenthurasvorbehalt überlassen.

Ein für unsere Sache besonders thätiges Mitglied des Gelehr- tenausschusses, P. Gall Morel, Rektor des Stifts Maria Einsiedeln (Schweiz), ist uns leider im December v. J. durch den Tod entris- sen worden.

Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden folgende neue Jahresbeiträge angemeldet:

A'^on Gemeinden : Blankenburg. Stadtgemeinde 1 fl. 10 kr. Höchstadt a A. Disti iktsgemeinde 15 fl. Landau (Pfalz). Distrikts- gemeinde 10 fl. Miesbach. Distriktsgemeinde 15 fl. Saalfeld. Stadt- gemeinde 5 fl. Schweinfurt. Distriktsgemeinde 30 fl. Werneck. Distriktsgemeinde 30 fl. Wörth. Distriktsgemeinde 5 fl.

Von Vereinen : Fiirstenfeld (Steiermark). Deutscher Ver- ein 1 fl. 10 kr. Obermoschel. Casinogesellschaft 1 fl.

Von Privaten : Aachen. Oskar v. Forkenbeck, Gutsbesitzer, 1 fl. 45 kr. Ansbach. Faber, k. Bezirksamtmann u. Reg.-Rath, Ifl.; Hartwig, k. Post- u. Bahninspektor, Ifl.; Jordan, Rechnungskom- missär, 1 fl. ; Nonnenmacher, Rechnungskommissär, 1 fl. 12 kr. ; Jos. Röder, Kaufmann, 2 fl. ; Schmid, IL Staatsanwalt, Ifl. 12 kr. Bell- then. Nowak, Hauptrendant , Ifl. 45 kr. Bremen. Dr. Dünzel- mann, Lehrer, 1 fl. 45 kr. ; Dr. H. A. Müller, ordentl. Lehrer a. d. Hauptschule, Ifl. 45 kr. Brussa. Carl Schwaab, kais. deutscher Viceconsul, Ifl. 45 kr. Burtscheid. Rhön, Baumeister, Ifl. 45 kr. Cassel. Weber, Forstmeister, Ifl. 45 kr. Dresden. Leuckartt, kgl. sächs. Oberamtsrath u. Gutsbesitzer, 1 fl. 45 kr. Fiirstenfeld (Steier- mark). M. Glock, Bürgeischuldirektor, 35 kr. ; M. Helft', Bürger- schullehrer, 35 kr.. J. Holler, Gemeinderath, 21kr. ; Dr. Leop. Hun- degger, Advokat, 2 fl. 20 kr. ; L. Pferschy , Gemeinderath, 14kr. ; Pichlhöfer, Bezirksschulinspektor, 14 kr. ; E. Riedl, Bürgerschul- lehrer, 35 kr. ; J. Sutter, Gemeinderath, 14 kr. ; Dr. R. Werle, k. k. Fabrikarzt, 14 kr. Hersfeld. Wiskemann, Professor, Ifl. 45 kr. Kempten. Durst, Buchdruckereibesitzer, 1 fl. Leipzig. Dr. C. Lampe, senior, Kaufmann, 3 fl. 30kr. : H. Rigann, Kaufmann, 3 fl. 30kr. ; Hugo Scharf. Kaufmann, 3 fl. 30 kr. ; C. C. Tauchnitz, Privatmann, 3fl. 30kr. : Dr. Wold. Wenck, Professor, Ifl. 45 kr. Nürnberg. J. Deibler, Assistent a. d. k. Industrieschule, Ifl.; Robert Pöhl- mann, Stud. bist., 2 fl. Prag. Phil. Reach Ifl. 10 kr. Rom. Graf V. Taufi'kirchen, k. b. Gesandter, 9 fl. 40 kr. Saalfeld. Fils, Geo- meter, 1 fl. ; Keller, Professor, 1 fl. ; Gg. Schad, Braumeister, äOkr. ; Albin Scheler, Diakonus, 30 kr. Salzburg. Joh. Lohe, Hotelbesitzer, Ifl. 45 kr. Schlelz. Baumann, Lehrer, in Oberböhrasdorf , 35 kr. (statt früher 17'/2kr.); Brofsmann, Kaufmann u. Stadtrath, 35 kr. ; Pobig, Kammerregistrator, 17'/5kr.; Dr. Schwenke, 17'/ikr.; Wend- ler, Justizamtmann, 35 kr. Sonthofen. Haitinger, k. Bezirksamt- mann, 2 fl. Staufen. Schädler, Oekonom, 2fl. Stuttgart. Schlotter- beck, Privatier, 30 kr.

Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben:

Von Privaten : Gross-Gischow. Drost Freiherr v. Meerheimb, 8fl. 45 kr. Hersfeld. Beerlein, Rechtsanwalt, Ifl. 45kr. ; Gleim, Rechtsanwalt, Ifl. 45 kr. ; Herz Heis 52Vi kr. ; v. Müldner, Rechts- anwalt, 52'/ikr. Innsbruck. A. Mages, 2fl. 20 kr. Rom. Dr. W. Erhardt, 2 fl. 20 kr. Saalfeld. Ungenannter 30 kr. Wiesbaden. Jul. Müller, Gerichtsassessor a. D., 8fl. 45 kr.

ünsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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I. Für die kunst- und kulturgeschiclitlicheii Samm- lungen.

(Nr. 6794—6805.)

Berlin. A. von Heyden, Historienmaler: Luthers Be^regnung mit Frundsberg auf dem Reichstage zu Worms , Oelgemälde des Hrn. Geschenkgebers. Mannheim. Alterthums verein: Ab- drücke eines Holzstockes vom IG. Jhdt. München. Kgl. Kriegs- ministerium : Sogen. Todtenorgel, Bronzegeschol's mit fünf Röhren, 16. Jhdt. Nürnberg. Magistrat: Bronzeepitaph des Büttners Ulrich Reinhart, 16. Jhdt. Dr. A. von Eye: Karl d. Gr. Kupferstich von .\. Reindel nach Dürer's Gemälde zu Nürn- berg. Gosche I, Schreinermeister: Eiserner Steinbohrer von al- terthümlicher Construction. Frau Hummer: Thürklopfer von Messinggufs in Gestalt eines Löwenkopfes, 17. Jhdt. Redwitz. Low, Apotheker: 9 Silbermünzen vom 13. Jhdt. aus dem Red- witzer Funde. Triglitz. Ragotzky, Pfarrer: Heraldisches Kar- tenspiel, 18. Jhdt. Wien. Se. Durchl. Fürst Johann Adolf zu Schwarzenberg : Photograph. Aufnahme des Sterbehauses des Freiherrn Johann zu Schwarzenberg in Nürnberg.

IL Für die Bibliothek,

(Nr. 29,323—29,521.)

Amsterdam. Academie royale des sciences: Dies., Ver- handelingen etc.; Afd. Letterkunde, 7. Deel. 1872. 4. Verslagen en Mededeelingen etc. ; Afd. Letterk., H. Reeks, 2. Deel. 1872. 8. Esseiva, ad juvenem satira. 1872. 8. Basel. Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen: Vischer- Heufsler, das Karthäuserkloster und die Bürgerschaft v. Basel. 51. Neujabrsblatt etc. 1873. 4. Universität: Vischer-IIeufsler, d. Karthäuserkloster u. die Bürgerschaft v. Basel. 1873. 4. Bay- reuth. Histor. Verein v. Ob er franken: Ders. , Archiv etc.; Bnd. XII, 1. Heft. 1872. 8. Berlin. K. Akademie d. Wissen- schaften: Dies., philolog. u. histor. Abhandlungen aus d. Jahre

1871. 1872. 4. Gustav H empel , Verlh. : Wolff, fortlaufende Ge- schichte der Gegenwart; Bnd. I. II. 1871 u. 72. 8. v. Tiedemann, der Festungskrieg im Feldzuge gegen Frankreich 1870 71. 1872. 8. Gebrüder Pätel, Verlh.: Pierson, Bilder aus Preufsens Vor- zeit. 1872. 8. V. Quast, k. pr. geh. Reg.-Rath u. Generaloonser- vator : Die Burgwälle der Insel Rügen. 8. Sonderabdr. Bern. J. Dalp'sche Buch- u. Kunsthdl. (K. Schmid) : Blösch, Ed. Blösch u. 30 Jahre bernischer Geschichte ; VII. u. VIII. Lief. (Schlufs). 1872. 8. v. Wattenwyl, Geschichte der Stadt u. Landschaft Bern; II. Bnd., 3. Heft (Schluls). 1872. 8. Breslau. Schlesische Gesell- schaft f. vaterl. Gultur: Dies., 49- Jahres-Bericht, 1871. 1872. 8. Dies., Abhandinngen etc., philos.-histor. Abtheil. 1871. 8. Dies., Abhandlungen, Abtheil. f. Naturwissensch. u. Medicin, 1869—72.

1872. 8. Brunn. Moriz Trapp, Gustos des Franzens-Museums : Ders., Beiträge zum bürgerl. Slilitärwesen Brünn's der alten bis Jetztzeit. 1873. 8. Corbach, Histor. Verein der Fürsten- thümer Waldeck u. Pyrmont: Ders., Beiträge; Bnd. III, 3. Heft. 1872. 8. v. Rauchbar, Leben u. Thaten des Fürsten Georg Friedrich v. Waldeck ; Bnd. H, 2. 1872. 8. Darmstadt. G. Jong- haus'sche Hofbuchh. : Maurer, in Frankreich, 1870—1871. 1872. 8. Dorpat. Kaiserl. Uni versität : 11 akademische Gelegenheits- schriften. 1872. 4. 8. Dresden. Kgl. sächsischer Verein für Erforschung und Erhaltung vaterländische Ge- schichts- u. Kun st d enkmal e : Ders., Mittheilungen etc.: 17. 19. u. 20. Heft. 18GT. 18«9. 1870. 8. Düsseldorf. Dr. Jacob Schneider, k. Professor: Ders., neue Beiträge zur alten Ge- schichte U.Geographie der Rheinlande; IV. Folge 1873. 8. Ein- Siedeln. Gebr. Carl u. Nie. Benziger, Verlh.: Zimmermann, d. heil. Bonifacius, Apostel Deutschlands. i872. 8. Emden. Na- turforschende Gesellschaft: Dies., kleine Schriften ; XVI. 1872. 8. Frauenfeld. J. Huber, Buchhndl.: Häberlin-Schalteg- ger, Geschichte des Kantons Thurgau v. 1798 1849. 1872. 8. Genf. Jules-G. Fick, Buchdruckerei: See, mcmoires der RR. PF. Jesuites du College de Colmar (1698—1750). 1872. 8. fela-

rus. Histor. Verein des Kantons Glarus: Ders., Jahrbuch; 9. Heft. 1873. 8. Göttingen. Dieterich'sche Buchh. : Wolf, Beiträge zur deutschen Mythologie; II. Abth. 1857. 8. Stern, üb. den Werth einiger Summen. 1872. 4. Sonderabdr. Graz. Aka- dem. Leseverein an d. k. k. Universität: Ders., fünfter Jahresbericht. 1872. S. Direktor Dr. Rieh. Peinlich, k. k. Schul- rath : Ders., Geschichte d. Gymnasiums in Graz; II. Periode. Iö72. 4. Progr. Gütersloh. C. Bertelsmann, Verlh.: Eickhofi', Dr. Mar- tin Luther 1872. 8. Hannover. Hahn'sche Hofbuchh.: v. Münch- hausen, Geschlechts -Historie des Hauses derer von Münchhausen. 1872. 8. Grotefend, Handbuch der historischen Chronologie. 1872. 8. Beiche, vollständiger Blütenkalender der deutschen Phaneroga- men-Flora; 2 Ende. 1872. 8. H. Wilh. H. Mithoff, Ober-Bau- rath a. D. : Ders., Kunstdenkmale u. Alterthümer im Hannover'- schen; 2. Bnd. 1873. 4. Jena. Universität: 37 akademische Gelegenheitsschriften. 1872. 4. 8. Kiel. Schwers'sche Buchh.: Lipsius, die Quellen der römischen Petrussage. 1872. 8. Dr. Karl Wein hold, Univers. - Professor : Ders., üb. die Bruchstücke eines fränkischen Gesprächbüchleins. 1872. 8. Sonderabdr. Köln. L. Schwann'sche Verlagsbuchh. : Ditges, Grol's St. Martin in Köln. 8. Bock, Rheinlands Baudenkmale des Mittelalters; II. Serie, 2. 12. Lief. u. III. Serie, 1. 3. Lief 8. Barbier de Montault, die Mosaiken im Münster zu Aachen ; übers, v. Körner. 1872- 8. En- nen, Geschichte der Stadt Köln; Bnd. II. IH. 1865 u. 1869. 8. Langensalza. G. F. L. Grefsler's Schulbuchh.: Mauer, Ge- schichts-Bilder ; 5. Aufl. 1871. 8. Leipzig. F. A. Brockhaus, Verlh. : Zur Erinnerung an die Feier des hundertjährigen Ge- burtstages von F. A. Brockhaus. 1872. 8. Stern, Stein u. sein Zeitalter. 1855. 8. Mauritius, Heinrich Friedrich Karl v. u. zum Stein. 1856. 8. Vollert, die interessantesten Criminalgeschichten aller Länder; 6 Bnde. 1867—72. 8. Hermann, Bruder Ludwig der Wasgauer. 1872. 8. Varnhagen v. Ense, ausgewählte Schriften; X. Bnd. 1872. 8. Deutsche Dichter des 16. Jahrhunderts; 7. Bnd. 1872. 8. Fefsler, Geschichte von Ungarn; 12. Liefer. 1872. 8. E. Julius Günther, Verlh.: Ramshorn, Kaiser Joseph II. u. seine Zeit; 2. Aufl. 8. J. C. Hinrich'sche Buchh.: Brachelli, Statist. Skizze der österreichisch -ungarischen Monarchie; 3. Aufl. 1872. 8. Mor. Schäfer, Buchhandl. : Drivok, ältere Geschichte der deutschen Reichsstadt Eger ; 5. Lief. 1872. 8. E, A. See- mann, Verlagsh. : Zeitschrift f. bildende Kunst; Bnd. VI, 10. 12. VII, I. 2. Heft. Kunstchronik 1. 3 8. 10—12. 1871—72. 8. Ortwein, deutsche Renaissance; Lief. 1. 12. 1871 72. 2. Peyer im Hof, die Renaissance -.Architektur Italiens; I. Samml. 1870. 8. Kraus, d. christliche Kunst in ihren frühesten Anfängen. 1873. 8. C. F. Winter'sche Verlagsh.: v. Smitt, Denkwürdigkeiten eines Livländers ; 2 Bnde. 1858. 8. Ilanser, Deutschland nach dem dreifsigjährigen Kriege. 1862. 8. Blum, Graf Jakob Johann v. Sie- vers u. Ruisland zu dessen Zeit. 1864. 8. Thiersch, Friedr. Thiersch's Leben: 2 Bnde. 1866. 8. Rüge, Junius' Briefe. 3. Aufl. 1867. 8. Sharpe, Geschichte des hebräischen Volkes u. seiner Literatur. 1869. 8. Beta, d. neue deutsche Reich. 1871. 8. Lindau. J. Th. Stettner, Buchh.: Boulan, Lindau vor Altem u. jetzt. 1870. 8. Verein für Geschichte des Bodensee's und seiner Um- gebung: Ders., Schriften etc.; IH. Heft. 1872. 4. Lübeck. Se- nat der freien Hansestadt: Codex diplomaticus Lubecensis ; I. Abth., 4. Theil. 1873. 4. Magdeburg. L. Schäfer's Buchh.: Geifsler, Album v. Magdeburg. 8. Verein f. Geschichte und AI t erthu mskunde des Herzogth. u. Erzstifts Magde- burg : Ders., Geschichtsblätter etc. ; 7. Jahrg, 1872, 3. Heft. 1872.^8. Marburg. Universität: 6 akadom. Gelegenheitsschriften. 1872. 4. 8. München. H. Manz'scho Buchh.: Punkes, Papst Vigilius u. der Dreikapitelstreit. 1865. 8. Losch, Churfürst Max I. von Bayern. 1867. 8. Hartmann. Entwioklungs-Geschichte der Posten. 1868. 8. V. Döllinger, d. Universitäten sonst u. jetzt; 2. A. 1871. 8. Mayer, statist. Beschreibung dos Erzbisth. Münehen-Freysing ; 5. u. 6. Lief. 1872. 8. Freiherr Edmund v. Oefele: Ders., zur Geschichte des Hausengaues. .Anfzciclinungen des 11. u. 12. Jahrh. 1872. 8. Sonderabdr. Neuburg a. D. Histor. Filial-Ver- ein: Ders., Jahresbericht f. d. J. 1H72. 8. f'ollektaneen-Blatt eto. 36. Jahrg. 1872. 8. - Nürnberg. Herrn. Ballhorn (v. Ebner'- sche Buchh.): Priem, Konrad Grübel und seine Nachfolger in d.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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nürnberg. mundartl. Dichtung. 1873. 8. Bauer, Oberlehrer: Gut- achten d. Schiedsgerichts über d. eingesandten Entwürfe zu einem Nationaldenkmal f. König Maximilian II. 1866. 8. Lise tte Minck : Schmidt, alter u. neuer Schreib-Calender aufl' d. J. 1682. 32. An- dächtige Morgen - und Abendsegen etc. 32. \yünsche zum Bey- lager. 1767. Pest. Gustav Heckenast, Verlagshandl. : Ro- segger , Geschichten aus Steiermark. 1871. 8. Rosegger, Wander- leben. 1871. 8. Rosegger, Gestalten aus dem Volke der Österreich. Alpenwelt. 1872. 8. Kuh, zwei Dichter Oesterreichs : Franz Grill- parzer. A. Stifter. 1872. 8. Prag. Verein f. Geschichte der Deutschen in Böhmen: Ders., 10. Jahresbericht, 1871—72. 1872. 8. Ders., Mittheilungen etc.; Jhg. XI, 1—3. 1872. 8. Riga. II. Brutzer & Co., Verlagsh. : Ulmann, leitisches Wörter- buch; I. Th. 1872. 8. Rostock. E. Kuhn's Verlag: Muther, zur Geschichte des römisch-canonischen Prozesses in Deutschland. 1872. 8. Schirrmacher, Beiträge zur Geschichte Mecklenburgs, vornehmlich im 13. Jahrh. 1872. 8. Teschen. K. Prochaska, Verlh. : Abani, Geschichte des deutsch -franz. Krieges; II. Abth. 1871. 8. Tübingen. Dr. Adelb. von Keller, Univers.-Profes- sor : Müller, Anti Rudolf Gottschall u. Jul. Frauenstädt. 1871. 8. H. Laupp'sche Buchh. : Werfer, Ubald der Landsknecht; 2. Aufl. 1872.8. Universität: 25 akdemische Gelegenheitssehriften. 1866 —71. 4. 8. Weimar. Herm. Böhlau, Verlagsh.: Zeitschrift f. Rechtsgeschichte; Bnd. XI, 1. H. 1872. 8. Wien. Wilh. Brau- müller, k. k. Hof- u. Universitätsbuchh. : Carus, Göthe, dessen Bedeutung f. unsere u. die kommende Zeit. 1863. 8. Bratranek, Briefwechsel zwischen Göthe u. Kaspar Graf v. Sternberg. 1866. 8. Gräfse, Jägerbrevier ; 2. Aufl. 1869. 8. Pohl, d. Gesellschaft der Musikfreunde des Österreich. Kaiserstaates. 1871. 8. Wolf, d. Auf-

hebung der Klöster in Innerösterreich. 1871. 8. Brunner, d. Hu- mor in der Dij>loniatie u. Regierungskunde des 18. Jahrh. ; 2 Bnde. 1872. 8. Gervinus, hinterlassene Scliriften. 1872. 8. Thurnwald, Dichter, Kaiser u. Papst. Walther v. d. Vogelweide als politischer Dichter. 1872. 8. Weifs, Lehrbuch der Weltgeschichte. Bnd. V, 1. 2. 1872. 8. Quellenschriften für Kunstgeschichte etc., herausg. V. Eitelberger v. Edelberg ; III. IV. 1872 u. 73. 8. Jos. Klein, Historienmaler u. Professor : Bauernfeld , Franz v. Sickingen. 8. Ders., d. Geschwister v. Nürnberg. 8. Ders. , Ernst u. Humor. 8. Ders., ein deutscher Krieger. 8. Ders., d. Zugvögel. 8. Ders., der Vater. 1840. 8. Ders., Industrie u. Herz. 1847. 8. Ders., d. Ge- schwister v. Nürnberg. 1847. 8. Ders.,d. Bauern v. Weinsberg. 1864. 8. Ders., Exellenz, oder : der Backfisch. 1865. 8. Ders. , Frauen- freundschaft. 1865. 8. Ders., aus der Gesellschaft. 1867. 8. Ders., moderne Jugend. 1870. 8. Ders., Landfrieden. 1870. 8. Verlag V. L. W. Seidel u. Sohn: v. Cornaro , strategische Betrachtun- gen über den Krieg im J. 1812. 1870. 8. Hoffmann, der Kampf lim feste Plätze (Festungskrieg) und dessen Geschichte. 1872. 8. Wiesbaden. Nassauischer Verein für Naturkunde: Ders., Jahrbücher; Jhg. XXV u. XXVI. 1871 u. 72. 8.

III. Für das Archiv.

(Nr. 4288.)

Wien. Ungenannter: Achtzehn Erlasse und Schreiben ver- schiedener Aebte und Herren von Adel im Namen der Verordne- ten einer löblichen Landschaft in Wien an den Buchhalter dieser letzteren, besonders die Führung der Geschäfte und das Rech- nungswesen betr. 1645—1673. Akten. 1 Fasz.

Chronik der historischen Vereine.

Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deut- schen in Böhmen. XL Jahrg. Nr. I— IIL Prag, 1872. 8.*)

Das Urkundenbuch von Saaz. Von Dr. Ludw. Schlesinger. Beiträge zur Geschichte von Arnau. Von Dr. Carl Leeder. Zur Geschichte der Belagerung Egers durch die Schweden 1647. Von Dr. Franz Kürschner. Aus Joachimsthals Vergangenheit. Von Dr. Gustav C. Laube. Böhmisches Privatgeld im Jahre 1848 und 1849. Von Dr. Anton Tobias. Kleinere Mittheilungen.

Zehnter Jajhresbericht desselben Vereins. Für das Jahr 1871—72. Prag, 1872. 8.

Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der B audenkmale. XVII. Jahrg. Novbr.— Decbr. Wien, 1872. 4.

Die Feste Klingenberg (Zvikov) in Böhmen. Notizen von Franz Rudolph Bezdeka. (Mit 5 Holzschnitten.) Ein gothisches Vortragekreuz in der k. k. Ambraser Sammlung. Von Eduard Freiherrn von Sacken. (Mit 1 Tafel und 3 Holzschnitten.) Passau. I. (Dr. K. Lind.) Kirchliche Baudenkmale in Ober- Oesterreich. (Dr. K. Fronner.) (Mit 3 Holzschnitten). Die mit- telalterlichen Baudenkmale der Stadt Laa und deren Umgebung. (Jos. Gradt.) (Mit 1 Tafel und 24 Holzschnitten.) Die ältesten Siegel der Stadt Wiener-Neustadt. (Dr. A. Luschin.) (Mit 2 Holz- schnitten.) — Wenzel Erzherzog von Oesterreich, Johanniter -Or- dens-Prior in Castilien. (Dr. Hönisch.) Die inneren Stadtthore

*) Vom Jahrg. IX ist nur Heft 1—6 dem Mnsenm zugegangen; Jahrg. X, »owie der 9. Jahresber. sind gänzlich ausgeblieben.

zu Königgrätz. Aeltere Grabdenkmale in Nieder - Oesterreich. (Dr. K. Lind.) (Mit 1 Holzschn.) Das Grabmal (oder der Grab- stein) Leutold's von Wildon in der Stiftskirche zu Stainz und die Siegel der Wildoner. (Dr. K. Lind.) (Mit 1 Tafel und 13 Holz- schnitten.) — Zur Kunde der St. Stephanskirche in Wien. (Dr. K. Lind.) (Mit 1 Holzschnitt.) Aus Heiligenkreuz in Nieder-Oester- reich. (Prof. W. Neumann.) Aus St. Pauls in Kärnten. Bü- cherschau.

Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien. IL Band, 1872. Nr. 10. 8.

Die Höhlen bei Villach. (Felix Luschan.) Erklärung einiger Gegenstände aus dem Pfahlbau im Mondsee. (Dr. M. Much.) Der angebliche slavische Apiscult in der Byciskäla-Höhle. (Dr. Jo- sef Karabacek.) Mittheilung an die anthropologische Gesellschaft über einen (vorhistorischen) Fund bei Stettenhof. (August Graf Brenner-Enkevoirth.)

Heraldisch-genealogische Zeitschrift. Organ des heraldisch-genealogischen Vereines „Adler" in Wien. II. Jahrg. Nr. 12. III. Jahrg. Nr. 1. Wien, December 1872. Jan. 1873. 4.

Protokoll der ersten Monatsversammlung vom 20. Novbr. Zum Wappen der schwäbischen Grafen von Montfort. Die Schil- ler von Herdem in Tirol. Von Hugo von Goldegg. Die Schweigger. Einige heraldische Monumente des XV. Jahrh. zu Wiener- Neustadt. Besprochen von Friedr. R.-Frhm. v. Waldbott-Bassen- heim. Die Lilie in der Heraldik. Von Alfred Grenser. Die Hackher zu Hart. Dieses Geschlechtes Geschichte und Genealogie

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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von Moriz Marie Edlen von Weittenliiller. Die Kaiserstein (Be- merkungen zu Pusikan's Werk).

Der Kirchen-Schmuck. Blätter des christlichen Kunstvereines der Diözese Seckau. 1872. III. Jahrg. Nr. 12. Graz. 8.

Glockeninschriften.

Mittheilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. XII. Vereinsjahr 1872. Salzburg. 8.

Die Thannhausen. Ein Beitrag zur Kunde von Salzburgs Adelsgeschlechtern. (Mit einer Stammtafel.) Von Robert Ritter von Raab. Die ältesten Original-Urkunden des f. e. Consistorial- Archives zu Salzburg, mitg. von Archivar Adam Doppler. Ver- ordnungen K. Karls des Grofsen und Beschlüsse der Reisbacher Synode c. a. 800. Von dems. Kunstschätze und Alterthümer. Von Friedrich Pirckmayer. Salzburgischer Hoffstath meiner Wolff Diethrichen von Raithnau Erzbisehoven daselbst : So anno 1590 in dp Werkh gericht ist worden. (Nach des Erzbischofs eigenhändig geschriebenem Entwürfe.) Von dems. Chronologie der General - Steuereinnehmer der erzstiftl. salzburgischen Land- schaft. Von dems. Urtheilspruch in Zaubereisachen (Conoept). Von Dr. Zillner. Verzeichnifs der Decane der Universität zu Salzburg vom Jahre 1652—1811. Von Dr. Leopold Spatzenegger.

Gesellschaftsangelegenheiten.

Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu Mün- chen. XXIL Jahrgang. Heft 9— 12. München 1872. Theodor Ackermann. 2.

Der Erzgul's und seine Bearbeitung von Prof. Fritz Miller.

Verhandlungen deshistorischen Vereines von Ober- pfalz und Regensburg. 28. Band der gesammten Verhand- lungen und 20. Band der neuen Folge. Mit Illustrationen. Stadt- amhof, 1872. 8.

Die drei Dombaumeister Roritzer und ihr Wohnhaus, die äl- teste bekannte Buchdruokstätte in Regensburg. (C. W. Neumann und Graf v. Walderdorff.) Ein noch ungedrucktes Gedicht des Conrad Celtes ; metrisch übersetzt und erläutert von Dr. J. Reber.

Der sog. Eselsthurm am Dome zu Regensburg ; mit 2 autogr. Beilagen. (Fr. J. Denzinger.) Johann Andreas Schmeller und seine Bearbeitung der baierischeu Mundarten mit Bezugnahme auf das Oberpfälzische. (Fr. X. v. Schönwerth und Graf v. Walder- dorff.) — Miscellen. Vereinsangelegenheiten.

In der Versammlung des genannten Vereins vom 9. Januar hielt der Ordinariatsass. Jacob einen Vortrag über zwei von ihm aufgefundene Fragmente des Gedichts Tristan und Isolde von Eil- hart von Oberge. Der Vorsitzende, Graf von Walderdorff, machte sodann aufmerksam auf ein seltenes Druckwerk der Regensburger Kreisbibliothek, eine kroatische Ueborsetzung der Postillen des württemb. Landessuperintendenten Johann Brenz von 1568. Es ist das einzige noch vorhandene Exemplar dieses Werkes.

Collektaneen-Blalt für die Geschichte Bayerns, insbesondere für die Geschichte der Stadt Neuburg a. d. D. und des ehemaligen Herzogthums Neuburg, bearbeitet von Mitgliedern des historischen Filial-Vereines zu Neuburg. Sechsund- dreifsigster Jahrgang 1872. Neuburg 1872. 8.

Die Honoratioren der Stadt Neuburg im 19. Jahrh. Zweiter Theil. Von A. Förch. Die Franzosen in Deutschland im Jahre 1796, mitg. von Jos. Wolfg. Holl. Uebersfeld, Altesheim, Tai- ting ; Monographien von C. A. Böhaimb. Ein in der Pfarrkirche

zu Zell befindliches artistisches Monument, mitg. von A. Geist. Zur Reise der Prinzessin Maria Anna nach Spanien, von v. Ren- ner. — Das Schützenbuch der Stadt Neuburg, mitg. von H. Lo§.

Pobenhausen und der Calvarienberg , Monographie von Max Strobl.

Archiv für Geschichte und AI terthumskunde von

Ober franken. Zwölften Bandes erstes Heft. Bayreuth 1872. 8.

Ansprache des Vereinsvorstandes. Das Gefecht bei Rochlitz.

Der Zapfenorden. Fragen des historischen Vereins von Ober- bayern. — Jahresbericht.

Mittheilungen des historischen Vereines der Pfalz, in. Speier, 1872. 8.

Urkundliche Geschichte der Herren und Grafen von Falken- stein am Donnersberge in der Pfalz. Entworfen von J. G. Leh- mann, Pfarrer. Vereinsangelegenheiten.

Neunundvierzigster Jahre s-B ericht der Schlesi- schen Gesellschaft für vaterländische Cultur. Enthält den Generalbericbt über die Arbeiten und Veränderungen der Ge- sellschaft im Jahre 1871. Breslau, 1872. Bei Josef Max und Comp. 8.

Historische Section : Ueber Christian Thomasius, von Dr. Schuck.

Ueber den historischen Johann von Nepomuk, von Dr. Rei- mann. — Ueber die oberschlesischen Holzkirchen und Verwandtes, von Dr. Luchs. Ueber die Kriegslasten Schlesiens in den Jah- ren 1806—13, von Dr. Grünhagen. Ueber das politische Witz- wort unter Ludwig XIV., Ludwig XV. und Ludwig XVI., von Dr. Maafs. Ueber die Schlacht von Striegau oder Hohenfriede- berg und über das Manuscript eines preufsischen Officiers aus jener Zeit. Bericht über die Excursion auf das Schlachtfeld und zu den Striegauer Baudenkmälern. Von Dr. Kutzen. Ueber den Streit Paul's IV. mit Ferdinand I., von Dr. Reimann. Ueber das südwestliche Gebiet der Grafschaft Glatz, von Dr. Kutzen. Ueber die bei der Beschiefsung Strafsburgs vernichteten öffentli- chen Bibliotheken.

Abhandlungen derselben Gesellschaft. Philosophisch-histo- rische Abtheilung. 1871. Breslau, 1871. Bei Josef Max und Komp. 8.

Neue Beiträge zur Lebensgeschichte von Martin Opitz nebst 4 ungedruckten Briefen desselben. Von H. Palm. Papst Paul IV. und das Kaiserthum. Von Ed. Reimann. Nachtrag zum Lieg- nitzer Lehnsstreit 1449 69. Von Herm. Markgraf.

Philologische und historische Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1871. Berlin, 1872. 4. (Ohne deutschgeschicht- lichen Inhalt.)

Der Deutsche Herold, Zeitschrift für Heraldik, Sphragi- stik und Genealogie. Organ des Vereins für Siegel- und Wappenkunde zu Berlin. IH. Jahrg. Berlin, 1872. Nr. 12. IV. Jahrg. 1873. Nr. 1, 4.

Zur Familie de Graeff. Die Grafen von Almesloe-Tappe. (von Fock.) Mittheilungen über die von Heister. Abbildung eines wirklichen Kampfschildes mit Wappen aus dem Ende des XIII. Jahrh. Vom Fürsten F.-K. zu Hohenlohe- Waidenburg. Hat es zwei Geschlechter v. Leipzig(er) gegeben? (G. A. v. M.)

Noch einige Worte über die von Schlatheim. (Tilesius v. Ti- lenau.) Noch einmal das Almesloe-Tappe'sche Wappen. (0. Sga.)

Monatshefte für Musik-Geschichte herausgegeben von

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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der Gesellachaft für Musikforschung. IV. Jahrg. 1872, Nr. 12 u. V. Jahrg. 1873, Nr. 1. Berlin. 8.

Berichtigungen zu dem „Locheimer Liederbuche" von 1450 (Ausgabe Bellermann- Arnold -Chrysander im 2. Bande der Jahr- bücher. Leipzig, 1867) von 0. Kade. Ob Druck, ob Schrift? (Pergament-Graduale betr.) (R. Schlecht.) Le Nozze d'Ercole e d'Ebe von Gluck. (Moritz Fürstenau.) Beilage : Hans Leo von Hassler (Hasler oder Haszier). Geboren 1564 zu Nürnberg, ge- storben den 8. Juni 1612 zu Frankfurt a. M. Chronologisches Ver- zeichnifs seiner gedruckten Werke, nebst alphabetisch geordnetem Inhaltsanzeiger. Verfasst von Rob. Eitner. (S. I— VIII.)

Geschichts-Blätter für Stadt und Land Magdeburg. Mittheilungen des Vereins fürGeschichte und Alterthums- kuude des Heriogthums und Erzstifts Magdeburg. 7. Jahrg. 1872. 3. Heft. Mit 2 Tafeln Abbildungen. Hrsg. von Dr. F. Geisheim. Magdeburg , 1872. Verlag der Schäfer'schen Buchhandlung (A. Rüdiger). 8.

Ueber das Kaufhaus der Stadt Burg in Magdeburg und den Begriff und die Bedeutung von Kauf- und Spielhäusern (theatra) im Allgemeinen. Von Dr. F. Geisheim. Zur Kenntnifs der Magdeburger Gesangbücher des 16. Jahrh. Von Superint. A. Fi- scher und Dr. L. Götze. Die Magdeburger Raths-Aj^otheke im 16. Jahrh. Von Dr. L. Götze. Beiträge zur Geschichte der Stadtkirche zu Egeln etc. Vom Rector A. Engeln. Ein Mag- deburger Druck des 15. Jahrh. über die Zerstörung von Troja. Von Dr. L. Götze. Das angebliche Schlol's der Stadt Burg, seine Lage und vermeintliche Entstehung. Von v. Mülverstedt. Klei- nere Beiträge.

Hamburgs Bürgerbewaffnung. Ein geschichtlicher Rückblick von C. F. Gädechens. Hrsg. vom Verein für ham- burgische Geschichte. Mit 4 Tafeln Abbildungen in Farben- druck. Hamburg. Wilhelm Mauke. 1872. gr. 8. 60 Stn.

Zeitschrift des Architekt en- und Ingenieur-Ver- eins zu Han n over. BandXVm. Heft 3. (Jahrg. 1872.) Han- nover. Schmorl & von Seefeld. 1872. 2.

Urkunden-Buch der Stadt Lübeck. Hrsg. von dem Vereine für Lübeckische Geschichte und Alterthums- kunde. Vierter Theil. Lübeck, Ferdinand Grautoff. 1873. 4. 928 Stn.

Beiträge zur Geschichte der Fürstenthümer Wald- eck und Pyrmont. Im Namen des wal decki s chen hist. Vereins herausg. von A. Hahn. Dritten Bandes drittes Heft. Arolsen, 1872. 8.

Die Dalwiger Kirche bei Corbach ; die Siechenhäuser irn Wald- eckischen. (Dr. L. Curtze.)

Schriften des Vereins für Geschichte des Boden- see's und s einer Umgebung. Drittes Heft. Mit einer Pfahl- bautenkarte des Bodensees und einer Abbildung der Schlacht von Dornach. Lindau. Commissionsverlag von Joh. Thom. Stettner. 1872. 8.

Vereinsangelegenheiten. Das Kaufhaus in Konstanz und die darin abgehaltene Papstwahl. Von J. Marmor. Vortrag über Sitten und Gebräuche am Bodensee. Von Oberstaatsanwalt Haager.

Vortrag über die Pfahlbauten. Mit einer Karte. Von DiaconuB A. Steudel. Kämpfe des Patriciats und der Zünfte zu Lindau im 14. Jahrh. Von Major J. Würdinger. Zur Ethnologie der Bodenseegegend. Von Dr. Buok. Die jerusalemitanische Grab- kapelle in Konstanz. Von Dr. T. Tobler. Ein alter Holzschnitt mit Volkslied über die Schlacht von Dornach 1499. Mitg. von Dr. Frhrn. H. v. u. z. Aufsefs. Hans Conrad Werdmüller aus Zürich, gewesener Commandant der freien Reichsstadt Lindau. Von H. Werdmüller von Elgg. Urkundenauszüge zur Geschichte der Stadt Lindau. (Forts.)

Jahrbuch des historischen Vereins des Kantons Glarus. Neuntes Heft. Zürich & Glarus , Meyer & Zeller. 1878. 8.

Die Reformation im Lande Glarus. Von Dr. J. J. Blumer. Keltische Spuren in den Orts-, Berg- und Flufsnamen des Cant. Glarus. Von J. H. Heer. Aus dem Tagebuch eines glarnerischen Statthalters vom Jahr 1725. Von Dr. F. Schuler. Urkunden- sammlung. (Forts.)

L'Investigateur. Journal de la Societe des Etudes Historiques Ancien Institut Historique reconue etablis- sement d'utilite publique par decret du 3. Mai 1872. Trente- huitieme Annee. Livraisons de Juillet ä Octobre 1872. Paris 1872. 8.

Etienne Marcel et Jean Caboche. £pisodes des XIV. et XV. Sieoles. (A. Vavasseur.) Rapport sur une etude de M. I'Abbe J. Corblet. (Les tombes en bronze des deux eveques , fondateurs de la cathedrale d'Amiens.) (Louis Lucas.) Monographie de l'eglise de Caraux de Larboust. Fouilles dans un cimetiere Gallo- Romain ä Garin (Haute -Garonne).

Verslagen en Mededeelingen der Koninklijke Aka- demie van Wetenschappen. Afdeeling Letterkunde. Tweede Reeks. Tweede Deel. Amsterdam, C. G. van der Post. 1872. 8.

Nehalennia-altaar onlangs te Domburg ontdekt. Besehreven en toegelicht. (Met eene Plaat.) (C. Leemans.) Over potten met kinderbeenderen, bij het kerkhof te Harich in Friesland ont- dekt. (Ders.) Het middelnederlandsch gedieht van Sinte Bran- dane. (E. Verwijs.) Germaansche woorden in latijnsche op- schriften aan den Beneden -Rijn. (H. Kern.) Over de zending van graaf Willem Bentinck -Rhoon naar Weenen in 1740. Naar aanleiding der uitgave zijner aanteekeningen door A. Beer, Wee- nen, 1871. (W. G. Brill.)

Verhandelingen der K. Akademie. Afdeeling Letterkunde. Zevende Deel. Amsterdam, C. G. van der Post. 1872. 4.

Een actio spolii van 1229 en eene inleiding in erfgrond van 1243. (L. A. J. W. Sloet.) Oude muurschilderingen van de kerk te Bathmen in Overijsel. (Mit Abbildungen in einer Mappe, qu. 2.) (C. Leemans.)

Publications extraordinaires du Cercle Archeo- logique du Pays de Waes. Nr. 9. Livre des Feudataires des Comtes de Flandre au Pays de Waes aux XIV., XV. et XVI. Siecles, d'apres les manuscrits de la Chambre des Comptes ä Bru- xelles, avec Table onomastique et Introduction par le Chevalier de Schoutheete de Tervarent. Saint-Nicolaas, 1873. 8. X et 653 pp.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

1) Der Ursprung der schweizerischen Eidgenossen- schaft. Geschichte und Sage von Albert Rilliet. Zweite . . . Auflage. Aus dem Französischen in's Deutsche über- tragen . . . von Carl Brunner. Mit einer Karte der Urkan- tone. Aarau, H. R. Sauerländer. 1873. 8. Noch auf lange Zeit hin wird für den Geschichtsforscher die Bestimmung der Grenzscheide zwischen Sage und Geschichte eines der interessantesten Probleme bilden, trotzdem, dafs die Frage als bereits entschieden betrachtet werden kann, wol um so eher, als die Skeptik der heutigen Wissenschaft selbst von seither als ver- bürgtest gegoltenen Geschichtserzählungen unerbittlich mit dem scharfen Messer der Kritik ein Stück nach dem andern hinwegschnei- det. Die Teilsage (darüber, dal's nur eine Sage, aber keine Ge- schichte von einem Teil besteht, herrscht in der Wissenschaft kein Zweifel mehr) bietet für die Lösung jener Frage einen der ergiebig- sten Stoffe, der eine erhöhte Bedeutung dadurch erworben hat, dafs er, mit Hamlet und Faust das gleiche Schicksal theilend, zur dich- terischen Apotheose gelangte, und so den Kärrnern unendlich zu thun gab. Was über Teil irgend gesagt werden konnte, ist, möchte man behaupten, bereits gesagt worden. Gleichwol sind wir Rilliet und seinem Uebersetzer zu Dank verbunden dafür, dals sie in einem einzigen , mit vollster Sachkenntnil's geschriebenen Werke uns rund und nett die Ergebnisse der bisher gepflogenen Unter- suchungen in erschöpfender Weise darbieten. Namentlich mufs der- jenige, der für die Teilsage sich lebhaft interessiert, ohne dafs ihm Gelegenheit zu eingehendem Studien geboten wäre, hoch erfreut sein, hier beisammen zu finden , was bisher nur zerstreut in weni- ger umfänglichen, oder doch weniger auf den fraglichen Gegenstand speciell bezüglichen Schriften vorhanden war. Dem Titel entspre- chend , beginnt der Verf. mit der Geschichte, und erst nachdem er an der Hand authentischer Quellen den Leser mit der Entstehung der schweizerischen Eidgenossenschaft, die Geschichte des Schweizer- volkes, insbesondere aber der Waldstätte von den Uranfängen bis zum Jahre 1315 verfolgend, vollkommen vertraut gemacht hat, (dafs für diesen Theil Kopp der Bahnbrecher war, ist jedem Ein- geweihten bekannt ; doch verdient sein Name immer und immer wieder auf den Schild gehoben zu werden), und nun der bisher nicht unterrichtet gewesene Leser verwundert fragt : wo bleibt denn aber Teil? wo der Rütlischwur?, bringt er in einem zweiten Theile die Sage, deren Anfänge, Weiterentwicklung, Bedeutung und Kri- tik. Beigegebene erläuternde Anmerkungen und Urkundentexte werden auch dem Fachgelehrten willkommen sein. Eines ist ausgemacht: Teil ist keine historische, sondern eine sagenhafte Persönlichkeit, die nicht einmal der Schweiz ausschliefslich ange- hört. Unaufgeklärt aber bleibt immer noch, wann und wie die Sage in der Schweiz zuerst aufkam und an die Geschichte sich anlehnte ; ob sie auch dort ursprünglich schon heimisch war, oder von aulsen her importiert und vielleicht nur von Gelehrten der heimischen Geschichte aufgepfropft wurde. Der Uebersetzer läfst sich in einem Nachwort, in welchem er mit Grund dem Verf.

wegen theilweise unrichtiger Auffassung der Mythentradition ent- gegentritt, auch auf diese Frage ein, ohne sie jedoch zu lösen. Hr.

2) Beiträge zur Kenntnifs der Architectur des Mit- telalters in Deutschland. Originalaufnahmen gröfs- tentheils noch nicht veröffentlichter Architeoturmotive von Denkmälern deutscher Baukunst von Rudolf Redten- bacher, Architect. Carlsruhe, 1872. J. Veith. Fol. 3 Ab- theilungen zu je 4 Heften a 1 Thlr.

Sammlungen von Architekturmotiven, Reiseaufnahmen u. s. w. wurden in der jüngsten Zeit mehrfach zur Veröfi'cntlichung ge- bracht. Allen diesen Arbeiten haftet jedoch die Zufälligkeit ihres Zu- standekommens als ein gewisser Mangel an; oft sind es lose Blätter, die ohne festgegliederten Plan mehr oder weniger zahlreich inner- halb eines sehr dehnbaren Titels zusammengefai'st sind. Ohne die mannigfachen Verdienste solcher Arbeit im geringsten in Zweifel stellen zu wollen, läfst sich eben der Anlage von Werken dieser Art eine gewisse Unvollkommenheit nicht abläugnen. Geht doch dabei der wichtige Zweck gänzlich verloren, dafs der innere Ent- wiokelungsgang, welchen die Kunst auf einzelnen Gebieten genom- men hat, ganz aufser Acht gelassen werden mufs. Und gerade in dieser Beziehung schlägt das vorliegende Werk eine Richtung ein, welche bisher bei den Publikationen unserer deutschen Kunstwerke nicht oder doch nur ungenügend vertreten war. Zwar handelt es sich hier zur Zeit noch nicht um eine streng systematische, umfas- sende Darstellung des Entwickelungsganges unserer gesammten deutsch -mittelalterlichen Architektur, wie sie z. B. von Viollet-le- Duc für Frankreich geschaflen worden ; indefs ist doch in Anord- nung des gebotenen Stoffes ein verwandter Gedanke festgehal- ten, welcher die gegebenen Einzelheiten zu einem organischen Ganzen verbindet. Es sind nämlich die gleichartigen Gegenstände chronologisch und genetisch zu Gruppenbildern zusammengeord- net, und gerade durch diese systematische Anordnung ist das Werk Redtenbacher's von ganz entschiedenem Werth. Die vergleichende Uebersicht der dargestellten Objecto, welche der Prospectus be- sonders betont, wird durch Angabe der Entstehungszeit wesentlich unterstützt. Anderseits erleichtert die Durchführung eines einheit- lichen Mafsstabes die rasche und sichere Beurtheilung der Auf- nahmen und ist für die praktische Verwendung der Motive von Belang. Der in drei Gruppen zerlegte Stoff enthält eine Fülle von Materialien, welche sowohl dem constructiven als dem pla- stisch- wie malerisch-ornamentalen Gebiete entnommen sind. Ein streng systematischer Plan ist dabei in der Ausgabe nicht einge- halten. Es steht nach den vorliegenden beiden Lieferungen in der That zu hofl'en, dafs das Unternehmen sowohl „der Kunst- forschung , wie der Bauprazis , sei dieselbe nun der Restauration alter Baudenkmäler oder neuen Schöpfungen zugewandt", eine will- kommene Hilfsquelle sein werde. Eine recht günstige Aufnahme ist um so mehr zu wünschen, als der Verfasser, mit so grofser Liebe und Begeisterung für unsere heimische Kunst selbst erfüllt, die Theilnahme dafür auch in weiteren Kreisen zu wecken bestrebt ist. Nicht mit Unrecht spricht er in seinem Vorworte sich darü- ber aus, dafs das glänzende Bild, welches VioUet-le-Duc von der

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Architektur Frankreichs der Welt vorgeführt hat, bei manchen „das Gefühl der Enttäuschung über den Werth unserer deutschen Monumente" hervorgerufen habe, ganz mit Unrecht jedoch, da eine eingehende Prüfung derselben den Beweis liefert, „dal's sie trotz des bescheidenen Gewandes, in dem sie oft genug erscheinen, an Frische und Originalität der Composition, an Schönheit der Verhältnisse imd in der Detailbildung keineswegs den meist opu- lenter gekleideten französischen Verwandten nachstehen." „Wenn Deutschlands Werke in so prächtiger Ausstattung wie Viollet-le- Duc's Werk im Zusammenhang uns vor Augen geführt würden, so dürfte wol kein Mensch Zweifel hegen, dals sich dieselben mit vollem Rechte an Kunstwerth den Bauten in Frankreich an die Seite stellen lassen." Mit anerkennenswerthem Eifer und glück- lichem Erfolge hat der Verfasser gestrebt, diesem seinem Ideale nahe zu kommen. In glücklicher Wahl ist eine Fülle von Mo- tiven, welche bisher entweder gar nicht, oder nur sehr ungenügend veröffentlicht worden waren, gleich in den ersten Lieferungen ver- einii^t ; mit der richtigen Wahl steht die musterhafte Darstellungs- weise in glücklichem Einklänge, so dal's das begonnene Werk sich den besten Leistungen auf diesem Gebiete der Kunstliteratur an die Seite stellen darf. Hoffentlich wird eine rege, vielseitige Theilnahme den raschen Fortgang eines so verdienstlichen Unter- nehmens fördern helfen. F. S.

3) Das Stadtbuch von Augsburg, insbesondere das Stadtrecht vom Jahre 1276, nach der Originalhand- schrift zum ersten Male herausgegeben und erläutert von Dr. Christian Meyer, Archivar der Stadt Augsburg. Verlag von F. Butsch Sohn. 1872. 8. 363 Stn. Mit einem lithographierten Facsimile der Handschrift.

In der That werden wenige Archivare in der Lage sein, durch eine Arbeit, wie die vorliegende, für ihr Amt sich zu legitimieren, die eine gelehrte im ausgiebigsten Sinne des Wortes genannt zu werden verdient. Der Hauptgegenstand der Abhandlung, das 1276 abgefafste Stadtrecht von Augsburg, ist nicht nur eines der um- fassendsten, welche überhaupt existieren es enthält nicht weni- ger als 150 paragraphenreiche Artikel sondern ist auch als notho-edrungene Bereinigung und Feststellung äul'serst verwirrter Rechtszustände in seinem Zusammenhange wie in Einzelheiten kei- neswegs eine leicht zu handhabende Materie. Der Verfasser erle- digt seine Aufgabe, indem er in gedrängter Uebersicht die frühe- ste Geschichte der Stadt wie des Bischofssitzes, besonders in Rück- sicht der gegenseitigen Rechtsverhältnisse wie derer zum Reiche, sodann die Geschichte des Stadtbuches gibt und dessen Text un- ter fortgesetzter kritischer Beleuchtung mittheilt, unter Hinzufü- o-uno- eines Glossars und eines Sachregisters, welche die weitere Verwerthung des Werkes aul'serordentlich unterstützen. In glei- cher Weise sind die späteren Einträge in das Stadtbuch, wie an- dere Verfassungsurkunden, namentlich das kurze, lateinisch abge- fafste Stadtrecht vom J. 1104, behandelt. Die Erläuterungen sind mit Einschlufs nothwendiger Verweisungen auf Urkunden und spä- tere Literatur in Anmerkungen unter dem Texte angefügt. Ein eigenes Verzeichnifs gibt für die angewandten Abkürzungen die erforderlichen Anhaltspunkte. v. E.

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Aufsätze in Zeitschriften. Aus allen Welttheilen: Nov. Westpreufsen vor 100 Jahren. (G. Jaquet.) Dec. Die Seemacht und der überseeische Han- del unter dem Grofsen Kurfürsten und den Königen Fried- rich I. und Friedrich Wilhelm L (Jul. Bacher.) Militär. Blätter (von v. Held): 28. Bd., 4. Hft. Zur Geschichte

der Kavallerie-Ausbildung unter König Friedrich II. Gewerbehalle: Lf. 1 ff. Faiencen des sechszehnten Jahrhunderts ;

Henri-Deux-Arbeiten ; Palissy. Von Jak. Falke. Die Grenzboten: Nr. 51, S. 441. Moritz von Sachsen. (Wilh.

Maureubrecher.) Die Gegenwart (von P. Lindau): 2. Bd., Nr. 45. Hans Sachs

als Streiter in Kirche und Staat. 1. (K. Blind.) Im neuen Reich: Nr. 2. Die Entwicklung der niederländischen Malerei. (J. A. Crowe.) Gassen- und Häusernamen zu Frank- furt und Strafsburg. (W. Stricker.) Jagd Zeitung: Nr. 23, S. 660. Eine neue Sage vom Schützen

Teil. (Vgl. Köln. Ztg. vom Anf. Oktbr.) Korrespondent v. u. f. D. : Nr. 8. Judengasse und Wunder- burg in Nürnberg. Rhein. Kurier: Nr. 301. Die Stufen der Thonindustrie. (v. Co-

hausen.) Nr. 307. Die Akustik im Alterthum. Organ f. chri stl. Kunst : Nr. 21. Der Hahn und der Hase

(zur christlichen Symbolik). Von Giefers. Norddeutsches Protestantenblatt: Nr. 45. Der 9. No- vember 1522 in Bremen. (A. Walte.) Deutscher Reichs- Anzeiger: Beil. Nr. 44. Lucas Cranach, Maler zu Wittenberg 1472—1553. Nr. 45. Frankfurt a. M. in seiner geschichtlichen Entwickelung. Zur Geschichte der deutschen Literatur. Ueber Schlesiens Kunstleben vom 15.— 18. Jahrh. 1. Nr. 46. Das Kg!. Schlol's zu Coblenz. 1. Häuser mit Denktafeln in Berlin. 1. Nr. 47. Die Jagd in der altdeutschen Sage und Dichtung. Nr. 48. Eine höfisch-ritterliche Tafelgesellschaft im Mittelalter. Nr. 49. Das Grabmal des Königs Rudolf von Schwaben im Dome zu Merseburg. Nr. 51. Mittelalterliche Kirchen in der Provinz Posen. Das Schlofs Sigmaringen und seine Kunstschätze. Nr. 52. Inschriften Halberstädter Bauten. Revue generale de l'ar chi tecture etc.: Nr. 7—8. Chemi-

nees (XIV. et XV. siecles), par M. F. Huguelin. Sonntagsblatt (v. Fr. Duncker) : Nr. 46. 47. Die letzten Raub- ritter und ihre Nachkommen. (Th. Bodin.) Zur Geschichte des Blitzableiters. (H. Meier.) Plattdeutsch in Brasilien. (J. Engell-Günther.) Theolog. Studien und Kritiken: 1873, 1. Hft. Die ge- schichtlichen Zeugnisse über Luther's Geburtsjahr. (Köstlin.) Deutsche Turnzeitung: Nr. 45 ff. Joachim Camerarius' Ge- spräch über Leibesübungen vom Jahr 1544. Aus dem Latei- nischen übersetzt von K. Wassmannsdorff. Ueber Land und Meer: Nr. 15. Aus der Grafschaft Henne- berg. (K. Seifert.) Wochenblatt d. Joh.-Ord.-Balley Brdbg.:Nr. 51. Der Nähres^e (Fürst Ludwig von Anhalt, f 1650). 1873, Nr. 1. Hohen-Schönhausen. Eine Erinnerung an die Röbels. (Oscar Schwebel.) Der Adel des Herzogthums Lothringen. (Aug. Lersenberg.) Nr. 2. Wahlsprüche deutscher Fürsten.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Oesterr. Wochenschrift: N. F. 2. Bd., 46. Hft. Deutsche Re- naissance. (Fr. Lippmann.) Projectirte und begonnene Aus- grabungen.

Illustr. Zeitung: Nr. 1542. Ausgrabung eines 600jährigen Wracks am Ostseestrand bei Danzig. (M. Bischof.)

Vermischte Nachrichten.

1) Der Limburger Dom, dieses prachtvolle Denkmal deut- scher Baukunst, stand lange unvollendet da, bis durch die von einem Dombau verein herbeigeschafften Mittel 1863 und 1864 die fehlenden Thürmchen am südlichen Querschiff aufgesetzt und in den letzten Jahren durch die vom Staat geleisteten Zuschüsse der Chorbau mit Sakristei , die beiden Querschiffe oder Kreuzarme nebst den vier Thürmen der Querschiffe und der Mittelthurm äufserlich wiederhergestellt und verputzt wurden. Der dürftigen Ausstattung im Innern soll nun in den folgenden Jahren abgehol- fen werden, und es sind hiezu 15,00'J Thaler bewilligt. Bildhauer- arbeit und Malerei werden die Wände schmücken; Altar, Kanzel und Kirchenstühle dem erhabenen Bau entsprechend hergestellt. Die jetzigen, gewöhnlichen Fenster will man durch Glasmalereien ersetzen. Für die beabsichtigten Arbeiten sind im Ganzen 36 40,000 Thaler ausgeworfen. Die Pläne für die Restauration wur- den vom Baumeister Stier in Berlin angefertigt.

(111. Ztg., Nr. 1541.)

2) Die Hauptkirche zu St. Bartholomäi in Alten- burg soll nach einem Beschluls des dortigen Stadtraths einer um- fassenden Restauration im ursprünglichen (spätgothischen) Stil des Bauwerks unterzogen werden. Mit Rücksicht darauf, dal's zu- gleich eine Heizung der Kirche hergestellt werden soll, sind die Kosten dieser Restauration vorläufig auf 22,000 Thlr. veranschlagt.

(Dies., Nr. 1542.)

3) Bei dem gegenwärtig sich vollziehenden Neubau des Flü- gels des königlichen Schlosses in Stettin, in welchem sich der Remter befindet, wird wegen der historischen Bedeutung dieses alterthümlichen Saales derselbe auf Anregung des deutschen Kronprinzen im obersten Geschol's in seiner frühern Gestalt wie- derhergestellt werden. Sämmtliche Theile des alten Saals, auch die schon halb zerstörten Balken, werden daher sorgfältig ausein- ander genommen, um später bei dem Neubau wieder eingesetzt zu werden. (Dies., Nr. 1542.)

4) Ein sog. Küchenabfallplatz (Kjökkenmödding) , der erste in Norwegen, ist im Drontheim-District entdeckt worden.

(Dies., Nr. 1539.)

5) In Entfernung von etwa '/« Stunden Wegs von Leipzig, bei Plagnitz, in der Elstermündung, sind bei Gelegenheit der

Grundlegung eines Theils des Elsterflufsbettes in Tiefe von 2,3 Me- ter unter der Wiesenfläche, an der Grenze zwischen einer die ge- nannte Höhe habenden Schicht von gelbbraunem Lehm und einer 1 Meter starken Schicht von blaugrünem plastischen Thon, eine Anzahl liegende Eichenstämme und eine gröl'sere Anzahl kleine, zu beiden Seiten der Stämme als Halt derselben eingeschlagene Pfähle gefunden worden. Da zwei der Stämme beinahe einen rech- ten Winkel bilden , da sich ferner in der Nähe 1 Hirschkrone, 1 Unterkiefer von einem Wiederkäuer, einige sehr unvollkommene Steingeräthe, eine gute Steinaxt ohne Loch, eine dergleichen kleinere mit Stielloch, Kohlenreste, Scherben, eine Kesselurne etc., gefun- den haben, so liegt die Vermuthung sehr nahe, dal's wir es hier mit einem Pfahlbau zu thun| haben. Diese Vermuthung erhält noch dadurch weitere Kraft, dafs in der ganzen Elstermündung Bronzebeile, Steinbeile, Eisenbeile etc. in derselben Bodenschicht vorkommen. Der Besitzer des Terrains, Dr. Heine, hat mir augen- blicklich beim ersten Entdecken Mittheilung gemacht; die Fund- gegentsände kommen alle in die Sammlung des Vereins für die Geschichte Leipzigs und mit den Ausgrabungen, die sehr sorgfäl- tig betlieben werden, bleibe ich in stetem Zusammenhang.

Leipzig. Baurath Dr. 0. Mothes.

6) In Ahrweiler wurden in der Nähe des Apollonarisbrunnens bei Ausgrabungen zu Neubauten, 14 Fufs tief unter der Oberfläche, römische Alterthümer gefunden, worunter Thon- und Glas- gefälse und gut erhaltene römische Münzen von Kaiser Valerianus (253 - 259 n. Chr.) und Cäsar Salonius Valerianus (250—268 n. Chr.). Aehnliche Ausgrabungen wurden im Jahre 1583 bei Anlage des Abflul'sgrabens für den Apollonarisbrunnen gemacht. Damals ent- deckte man, dal's in einer Tiefe von ebenfalls 14 Fufs ganze Rei- hen regelmäl'sig gepflanzter Weinstöcke in der Erde standen, wo- raus sich ein Schlafs auf das Alter des Weinbaus im Ahrthal ma- chen läl'st. (111. Ztg., Nr. 1537.)

7) Bei den Erdarbeiten der Bebra-Friedl ander Bahn wurde eine irdene Urne aufgefunden, welche eine grofse Anzahl altfranzösischer Silbermünzen enthielt. Dieselben stam- men anscheinend aus der Zeit Philipp's des Schönen (1285 1314).

(Dies., Nr. 1542.)

8) Soeben ist erschienen: Bibliotheca typographica: Manuscripte (c. 80 Nummern, vom 8. Jahrh. an) ; Incunabeln (von Gutenberg an) ; Bücher mit Holzschnitten und Kupfern ; Perga- nientdrucke ; Reformationeschriften (zum Theil mit .\utographen der Reformatoren) ; werthvolle bibliographische und paläographi- sche Werke etc. aus dem Nachlasse von Barnheim in Inster- burg, der sie im Laufe von 50 Jahren meist aus Klosterbibüothe- ken erworben. Diese schätzbare Sammlung wird am 8. Mai d. J. durch Lepke in Berlin versteigert.

(Vgl. Anzeiger 1872, Nr. 12, Beilage: Vermischte Nachrich- ten, Nr. 138.)

Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essen wein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Gedruckt bei U. £. Sebald in Narnberg.

Neunzehnter

Jahres-

Nürnberg.

Bericht

(?uniö.

1. Januar 1873.

D.

'as Jahr 1872 war das zwanzigste, seit jene Versammlung von Geschichts - und Altertlmma- forschern, welche zu Dresden unter Vorsitz Sr. Maj. des jetzt regierenden Königs von Sachsen tagte, die Gründung unserer Nationalanstalt be- schlossen. Unter wechselnden Schicksalen hat sie sich in dieser Zwischenzeit so günstig entwi- ckelt, dafs wir heute mit Befriedigung auf den Weg, welcher uns, wenn auch unter mancherlei Hindernissen, auf den heutigen Stand geführt, zurückblicken und ohne Bangen auf die weite Bahn vorwärts schauen können, welche die An- stalt noch zu durchlaufen hat, ehe sie das ihr gesteckte grofse Ziel erreicht. Auch das eben ab- gelaufene Jahr hat uns diesem Ziele um ein gutes Stück näher geführt.

Sehen wir zuvörderst auf die finanzielle Seite, so hat das Jahr 1872 eine grofse Reihe neuer, regelmäfsig fortzusetzender Jahresbeiträge ge- bracht. Zunächst hat Se. Maj. König Ludwig II. von Bayern den jährlichen Beitrag von 600 fl. auf 720 fl. erhöht und uns denselben für fernere 5 Jahre zugesagt; ebenso hat Se. Durchl. der Fürst Johann von Liechtenstein den seither ge- leisteten, zuletzt 1867 auf 5 Jahre bewilligten Beitrag von 50 fl. auf fernere 5 Jahre erstreckt. Bei Feststellung des Etats des deutschen Rei- ches für 1873 im Reichstage haben Graf Fran- kenberg, der schon wiederholt für unsere Anstalt eingetreten war, und Fürst Hermann von Hohen- lohe-Langenburg nebst 81 anderen Abgeordneten den Antrag gestellt, von 1873 ab den jährlichen Beitrag des deutschen Reiches für das german. Museum auf 16000 Thlr. festzustellen, ein An- trag, der angenommen wurde und auch die Zu- stimmung des Bundesrathes erhielt.

Eine grofse Reihe deutscher Städte hat auch im abgelaufenen Jahre regelmäfsige Jahresbei- träge für die Anstalt bewilligt, theilo auf unbe- stimmte Zeit, theüs auf eine gewisse Reihe von Jahren, darunter Wien mit 1 1 6 fl. 40 kr . auf 3 Jahre. Die Stadt München hat ihren Beitrag von 50 fl. auf 100 fl. erhöht und Dresden einen solchen von 43 fl. 45 kr. bewilligt. Neben den Städten hat eine Reihe bayerischer Distriktsgemeinden dem Museum in gleicher Weise ihre Förderung angedeihen las- sen. Sehr reich ist auch wieder das Verzeichnifs der neuen Jahresbeiträge von Privaten.

Nicht minder wurde eine Reihe einmaliger Geldgaben, theils zu allgemeinen, theils zu be- stimmten Zwecken, dem Museum übergeben. Un- ter ersteren haben wir zunächst ein Geschenk von 200 fl. von Ihrer Majestät der deutschen Kaiserin Augusta dankbarst zu vermelden , so- dann ein Geschenk von 88 fl. 20 kr. von Herrn L. V. Löfsl, kaiserl. deutschem Konsul in Rio Grande do Sul, ferner von 42 fl. von Herrn Prof. E. Dümmler in Halle und 42 fl. 20 kr. von Herrn C. Grytzell in San Jose (Costa Rica).

Unter den Geschenken für besondere Zwecke erwähnen wir: für Herstellung und Einrichtung eines „Hanseatischen Saales" je 87 fl. 30 kr. von

Herrn Bürgemeister Dr. KeUinghusen und Herrn Otto Westphal, sowie je 43 fl. 45 kr. von den Her- ren Joh. Bade, Dr. A. Lappenberg, Arnold Otto Meyer u. a. m. in Hamburg.

Für die Baukasse erhielten wir ein Ge- schenk von 500 fl. von Sr. kgl. Hoheit dem Grols- herzog Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin, sodann 875 fl. von Herrn Dr. Oetker in Cassel, 100 fl. von Herrn Hofbuchhändler Sigm. Soldan in Nürnberg. Zu den Kosten der Herstellung eines Brunnens zum Andenken an den Gründer des Museums hat Herr Freiherr von Seefried 100 fl. gespendet; zu den Kosten für Uebertragung des Augustinerklosters sind 600 fl. 50 kr. von Seite des Magistrates der Stadt Nürnberg , 150 fl. vom Salzunger Kirchenchor, als Theil des Ertrages eines Concertes dahier, von Herrn Privatier Dau- mer 25 fl. übergeben worden. Um die nöthigen Mittel vollends zu beschaffen, haben über 100 deutsche Künstler dem Museum Gemälde, Skizzen, Zeichnungen , Skulptui'en u. A. theils zugesagt, theils schon übergeben, die verwerthet werden sollen und voraussichtlich eine namhafte Summe einbringen werden. Hinsichtlich der übrigen Geldgaben verweisen wir auf die unten stehenden Verzeichnisse.

Die Vermehrung unserer Sammlungen war sehr bedeutend , und zwar theils durch gütige Geschenke, theils durch gröfsere Ankäufe. Eine bedeutendere Accjuisition von Antiquar Pickert dahier, die um die Wende der Jahre 1871 und 72 bewirkt wurde, brachte dem Museum eine Reilie kostbarer Stücke für alle Abtheilungen, nament- lich: 3 geschnitzte Altäre des 15.— 16. Jhdts., eine Reihe romanischer Kirchengeräthe , eine grofse Zahl seltener Fayencen imd Gläser u. A. m. Grofse Vermehrung erhielt auch unsere Waffen- sammlung sowohl aus diesem Kaufe, als durch Geschenke Ihrer Majestäten des Kaisers, der Kö- nige von Bayern, Würtemberg und Sachsen, Sr. Hob. des Herzogs von Sachsen-Coburg-Gotha, der Fürsten von Schwarzburg- Rudolstadt und Son- dershausen, der Stadt Amberg.

Auch unsere Sammlung von Möbeln hat durch Ankauf eines grofsen gothischen Prachtschrankes und durch Ueberlassung einer überaus kostbaren Bettstätte vom Beginne des 17. Jhdts., sowie durch Ankauf von 2 grofsen Puppenhäusern u. A. reichen Zuwachs erhalten. Unsere Gemäldesamm- lung wurde durch Erwerbung von 6 sehr werth- vollen Gemälden des 15. Jhdts. bereichert. Ein grol'ses, neueres historisches Gemälde : Luther und Frundsberg, erhielten wir vom Künstler selbst, Herrn A. v. Heyden in Berlin, zum Geschenke.

Einige Oefen und eine Reihe von einzelnen Ofenkacheln wurde gekauft ; sehr schöne Kacheln schenkte Se. kgl. Hoheit der Fürst Carl Anton von HohenzoUern-Sigmaringen.

Auch für unsere Sammlung von Musikinstru- menten fanden sich noch manche Stücke.

Von hervorragendster Bedeutung jedoch sind die Erwerbungen, welche wir für die Geschichte der

ältesten Drucke und des Holzschnittes sowohl durch die Weigel'sche Auction zu Leipzig, als durch Ankauf der Hafsler'schen Sammlung und manche Einzelkäufe gemacht haben.

Ein Theil der ebengenannten Gegenstände wurde der Bibliothek eingereiht, die auch sonst noch manchen schätzbaren Zuwachs durch An- kauf erhielt, darunter mehrere interessante Hand- schriften. Vor Allem aber war es wieder der deutsche Buchhandel, der dieselbe so wesentlich bereicherte.

Dem Archiv wurde manche werthvoUe Ver- mehrung durch Ankäufe, sowie durch Schenkung mehrerer Centner Akten aus dem ehemals v. Krefs'- schen Archive, einer gröfseren Partie Archivalien von Seite des Herrn Sigm. v. Fürer und durch Ueberlassung mit Eigenthumsvorbehalt sowohl des Archives der Veit-Holzschuher'schen Linie von Seite des Herrn Reg.-Rathes Frhrn. v. Holz- schuher in Augsburg, als auch von ungefähr 100 Urkundenbüchern aus dem v. Krefs'-schen Archiv durch die Erben der verstorbenen Frau Kauf- mannswittwe Rhau dahier, denen auch das vor- hin genannte Geschenk zu verdanken ist.

Was unsere Bauten betrifft, so sind im Laufe des Jahres zwei neue Säle eröffnet worden. Für das Augustinerkloster wurden die bedeutenden Unterbauten hergestellt, 2 Kreuzgangflügel unter Dach gebracht und an dem Wiederaufbau der übrigen Theile ununterbrochen fortgearbeitet.

An Publikationen erschien im vergangenen Jahre der 19. Jahrgang des Anzeigers für Kunde der deutschen Vorzeit, eine neue Ausgabe des Wegweisers durch die Sammlungen, diesmal der Kürze, Handlichkeit und BilUgkeit wegen ohne Illustrationen ; sodann die 2. Lieferung der Quel- len zur Geschichte der Feuerwaffen, letztere wie- der im Verlage von F. A. Brockhaus, endlich eine Broschüre: Die Aufgabe und die Mittel des germanischen Museums.

Eine Ausstellung interessanter älterer Kunst- werke fand auch im vergangenen Jahre statt, über die gleichfalls ein Katalog erschienen ist.

Solch grofse Fortschritte aber, insbesondere die bedeutenden Ankäufe, lielsen sich trotz der reichen Zuflüsse nur dadurch bewirken, dal's ein Theil der für 1873 bestimmten Mittel in An- spruch genommen wurde, so dals in diesem Jahre Manches noch zur Zahlung und in Rechnung kommen wird, was schon 1872 ins Museum auf- genommen wurde, darum aber auf eine namhafte Fortbildung verzichtet werden mufs.

Mit innigem Schmerze hat die Anstalt am Schlüsse dieses Berichtes noch den Tod ihres Gründers, des Freiherrn v. u. zu Aufsefs, zu ver- zeichnen, der am 6. Mai v. J. aus dem Leben ge- schieden. Wenn er auch schon vor 10 Jahren die Leitung der Anstalt niedergelegt, hatte er doch als Ehrenvorstand noch stets im Verwal- tungsausschusse mitberathen. Einen anderen Ver- lust hat dieser Ausschufs durch den Austritt des Herrn Reg.-Rathes Th. v. Karajan in Wien erlitten.

Seit Veröffentlichung des Jahresberichts für 1871 sind zu den Unterstützungen des germanischen Museums folgende, und zwar als Jahresbeiträge neu hinzugekommen:

Von Staatskassen.

fl. kr. Deutsches Reich (früher 14000) 28,000

Von regierenden Häusern.

Bayern, König Ludwig IL, Majestät (auf weitere 5 Jahre) 720

Liechtenstein, Fürst Johann, Durch- laucht (auf weitere 10 Jahre) 50

Sachsen, König Johann, Majestät

(auf weitere 3 Jahre) 350

Von öffentlichen Kassen, Städten etc.

Altenburg, Stadtgemeinde 8

Anklam, Stadigemeinde 8

Aussee, Marktgemeinde 1

Baden (Baden), Stadtgemeinde 10 Ballenstedt a. Harz, Sladtgemeinde 3

Bautzen, Stadtgenieinde 8

Bayreuth, Distiiktsgemeinde 10

Blankenburg, Stadtgemeinde 1

Brüx, Stadlgi-meinde 5

Bückeburg, Stadtgenieinde 8

Bunzlau, Stadtgemeinde 5

Burgsteinfurt, Stadtgemeind© 3

Calbe a. S., Stadigemeiude 5

Crailsheim, Stadtgemeinde 3

Diez, Stadtgemeinde 1

Dingolting, Stadtgemeinde 1

Dresden, Stadtgenieinde 43

Duisburg, Stadtgeraeinde 1

Durlach, Stadtgemeinde 5

Eisfeld, Stadtgemeinde 3

Enns, Stadtgenieinde 5

Friedberg i. W., Stadtgemeinde 5

Gardelegen, Stadtgemeinde 1

Germersheim, Distriktsgemeinde 25

Gielsen. Stadtgemeinde 5

Glpiwitz, Stadigemeinde 5

Glückstadt. Stadtgemeinde 7

Goslar, Stadtgemeinde 8

Grein a. D., Stadtgemeinde 1

Graudenz, Stadtgenieinde 3

Hechingen, Stadtgemeinde 2

Herford, Stadtgemeinde 5 Höchstadt a. A., Distriktsgemeinde l5

45 45 10

30 45

10 50 45 15 30 15

45 45 45 45

45

10 30

40 15 45

16

45

40

Jever, Stadtgenieinde 5

Ilmenau, Staütgemeinde 1

Immenstadt, Stadtgemeinde 2

Kaiserslautern, Stadtgemeinde 10

Handel. Distrikt.^geineinde 25

Klagenfurt, Stadtgemeinde 11

Kreuznach, Stadigemeinde 5

Lahr, Stadtgemeinde 8 Landau (Pfalz), Distriktsgemeinde 10

Langensalza, Stadtgemeinde 5

Lennep, Stadtgemeinde 7

Liegnitz, Stadtgemeinde 8

Linz, Stadtgemeinde 11

Lohr. Stadtgemeinde 5

Ludwif^sbalen, Stadtgemeinde 5

Lüneburg, Stadtgemeinde 17 30

Mainbeiniicim. Sladtgemeinde 8 45

Mainz, Stadtgemeinde 20

Michelstadt, Stadtgemeinde 1

Miesbach, Distriktsgemeinde 16

Minden, Stadtgemeinde 3 30

Monheim, Stadtgemeinde 1 45

Moosburg, Stadtgemeinde 2

Neckarsulm, Oberamtscorporation 10

Neubrandenburg. Stadtgemeinde 5 15

Neuburg a. D.. Stadtgemeinde 10

NeuÖtting, Stadtgenieinde 2

Neusalza, Stadtgemi inde 2 20

Neustadt a. S., Stadtgemeinde 2

Ochsenfurt, Stadtgemeinde 3

Olmütz, Stadtgenieinde 11 40

Oels, Stadtgemeinde 5 15

Oelsnitz, Stadtgemeinde 1 45

Oettingen, Stadtgemeinde 2

Parchim, Stadtgemeinde 8 45

Plauen, Sladtgemeinde 8 45

Posen, Stadtgemeinde 26 15

Rastatt. Stadtgemeinde 10

Regensburg, Distriktsgemeinde 15

Reiehenbach i. V'., Stadtgemeinde 3 30

Ribnilz, Stadtgemeinde 3 30

Rostock. Stadtgemeinde 17 30

Roth. Stadtgemeinde 3 30

Rndolstadt, Stadtgemeinde 2

Saalt'eld, Stadtgemeinde 5

Saarbrücken. Sladtgemeinde 7

Schleswig, Stadigemeinde 7

Schongau, Stadtgemeinde 1 30

Schweinfurt, Distriktsgemeinde 30

Schwetz. Stadtgemeinde 3 30

Soest, Stadtgemeinde 8 45

Spandow, Stadtgemeinde 8 45

Spremberg, Stadtgemeinde 8 45

Stavenhagen, Stadtgemeinde 5 50

Strehlen, Stadtgemeinde 3 30

Suhl, Stadtgemeinde 3 30

Teplitz, Stadtgenieinde 23 20

Tölz, Distriktsgemeinde 10

Töl?, Markt gemeinde 8

40 30

30 50 15

45 45 15

35

fl. kr. Tuttlingen, Stadtgemeinde 3 30 Uffenbeim, Distriktsgemeinde 10 Vlllach, Stadtgemeinde 5 50 Villingen, Stadtgemeinde 5 Weiden, Stadtgemeinde 3 Weidenberg, Distriktsgemeinde 5 Weinheim, Stadtgemeinde 3 30 Werneck, Distriktsgemeinde 30 Wesel, Sladtgemeinde 7 Wien, Stadigemeinde 116 Wiesbaden, Stadtgemeinde 17 Wismar, Stadtgemeinde, (auf wei- tere lu Jahre) 17 Wolfenbüitel, Stadtgemeinde 5 Wolgast. Stadtgemeinde 5 Wönh. Distriktsgemeinde 5 Zeitz, Stadtgemeinde 8 Zschoppau, Stadtgemeinde 8 ZüUichau, Stadtgemeinde 5

Von Stiftungen.

Nürnberg, J. C. v. Schlüsselfelder- sche Familien-Stiftung (statt frü- her 15 fl. kr.) 25

Von Vereinen, Gesellschaften etc.

Alsenz, Casinogesellschaft 3

Chur, histor.-antiquar. Gesellschaft Fürstenfeld (Steiermark), Deut- scher Verein Göppingen, Handels- u. Gewerbe- verein Obermoschel, Casinogesellschaft Heilbronn a. N., Aktiengarten- verein

Von Privaten.

Aign, Pfarrer, in Mimbach (Pfalz)

Albers, Heinr.. in Damburg

Albrecht, Oberamtsaktuar, in Gail- dorf

Alippi, Polizeikommissär, in Ars

Andre, G. , in San Jos6 (Costa Rica)

Arendt, Felix, Zahnarzt, in War- schau

Arnthal, J., in Hamburg

Arntbal, Rudolph, Banquier, in Cassel

Aschrott, Fabrikant, in Cassel

Asimont, Eduard, k- Landgerichts- assessor, in Brück

Bacher, Alexander, Dr. in Stutt- gart

Back, Elkan, Fabrikant, in Profs- nitz

Ballerstedt, Hofprediger,in Bücke- burg

Barth, B., Rechtsanwalt, in Augs- burg

Barth, Julius, Inspektor, in Mor- genroth

Barthelmefs, Reichard, Dr. med., in Nürnberg

Bauer, Gottl.., Korbhändler, i. Lich- tenfels

Baumann, Lehrer, in OberbÖhms- dorf (statt früher iT'hkr.)

Baumüller,Lieutenant imk. bayr. 4. Inf.-Reg., in Metz

Beck, Adolf, Kaufm., in Schwein- furt

Becker, A., Fabrikdirektor, in Nordhausen

Becker, E., in San Jo=i6

Becker, H. . Kaufmann, in Heil- bronn a. N.

Beer, Eduard, in Profsnitz

Beez, Dr., Gymnasiallehrer, in Plauen

Bender, Dr., Gymnasiallehrer, in Büdingen

Berend, Moritz, Kaufm., in War- schau

Bergbeimer, Isidor, Kaufmann, in Nürnberg

Bergleiter, Heinr., Professor a. ev. Obergymnasium Ä. B. , in Her- mannstadt

Berlage. Domvikar, in Osnabrück

Bernhardt, L., Oberpfavrer, in Schmalkalden

Beughem, v., Hauptmann, in Det- mold

Beyer, Gg., Veterinärarzt, in Wer- neck

BeyersdorflF jun., in Beuthen

Bezold, V., k. Bez.-Ger.-Rath, in Augsburg

BezzenUerger, Dr., Reg.- u. Schul- rath, in Merseburg

Bieder, Dr., Arzt, in Worms

Bier, Fabrikant, in Büdingen

BierhaU, A, , Conditor, in Nürn- berg

1

45

1 1

45

10

40

3

52 30

1 3

45 30

1

1

45

1

10

1

45

1 45

1

-

35

45

-

10

45 40

10

10

-

52

30

10 45

45

10

10

-

45

Bischoff", Assistent a. d. k.Remon-

teansialt in Fürstenfeld Bischoflshausen, L. v., Direktor,

in Cassel Bitthäuser, F. J., k. Forstgehilfe,

in Werneck Blefsmann, Carl, in Fürth Bockenheimer, Dr., gr. Bez.-Ger.- Rath, in Mainz (statt früher l fl. 4.^ kr.) Bodelschwingh v., Oberpräsident,

in Cassel Bomhard, Domänenamtmann, in

Caslell Borger, k. Advokat, in Straubing Boyneburgk, Almar, Reichsfrei- herr V., in Eisenach Brandl, Dr., in Klagenfurt Brassert, Dr., k. Berghauptraann,

in Bonn Braun, Rechtsanwalt, in Augsburg Breland, Carl, Kaufmann, in War- schau Brendel, Dr. med., in Montevideo Brenkmann, k. Rentbeamter, in

Beilngries Brettel, Dr. med., in Büdingen Brofsmann, Kaufmann u. Stadt-

rath. in Schleiz Buchmann, A. C, in Hamburg Buchner, D. Ludw. , k. Rentbe- amter, in Eichstätt Buchoitz, Regierungspräsident, in

Eutin Buhl, Apotheker, in Gaildorf Bullheller, Casp., Funktionär, in

Werneck Bulln heimer, Moritz, Braumeister,

in Nürnberg Burger, COnimissär, in Cahla Burhenne, Jul.,Bürgerm., Rechts- anwaltu. Notar, in Schmalkalden Busch sen., in Aselage Cahen, T., Kaufm., in Warschau Cagesius, Gust., Prof. a. d. evang. Oberreaisch. in Hermannstadt Calmus, Paul, Fabrikbesitzer, in

Berlin Chapeaurouge, de, Dr., Oberge-

richtsraih, in Hamburg Clason, Dr.. in Rostock Claul's, Kaufmann, in Hohenstein Cnopf, A., Dr., Bez. -Ger. -Accessist,

in Nürnberg Cornizelius, Gg., Maler, in Hanau Cösfeld, Ed., in Bielefeld Crämer, Assistent a. d. k. Remon-

teanstalt, in Fürstenfeld Crull, Fr., Dr., in Wismar Culmbacher, Heinr., Hotelbesitzer,

in Meiiiingen Czepelak, Job., k. k. Gymnasial- professor, in Leitnieritz Däche, Wilh., Stadtschreiber, in

Schmalkalden Dauer, Rechtsanw., in Reutlingen Deibler, J., Assistent a. d. k. In- dustrieschule, in Nürnberg Deimling, C, Dr., Professor, in

Mannheim Dessauer, Direktor, inÄschaÖ'en-

burg Dethen, v., Kreisrichter, in Hamm Detzel, Heinr., Vikar, in Zipplingen Develey, J. C, Fabrikbesitzer, in

München Dimmling, Edelsteingraveur, in

Berlin Dingler, Jul., Fabrikbesitzer, in

Zweibrücken DÖbner, Baumeister, in Meiningen Döbner, Rechtsanw., in Sonneberg Doli, P. J., k. Notar, in Werneck DÖmling, Landger -Rath, in Metz Dörschlag, Prof. a, d. ev. Ober-

real-schule in Heimannstadt Dreclisel, Gg., Rittergutsbesitzer,

in Isigau Drzezga, Controleur, in Pauls- grube Dünzelmann, Dr., Lehrer, in

Bremen Durst, Buchdruckereibesitzer, in

Kempten Ebel, Eugen, in Berlin Eberhard, Reallehrer, in Tauber-

bisehof^lieim Ebner. Jak., Dr., in Olmütz Eckart, Friedr., k. Gerichtsvoll- zieher, in Weineck Eckhard, Heinr., k. Notar, in Pir- masens Eckholtt, Seminardirekt., in Oster-

burg Eichel, Friedr-, Kaufm., in Schmal- kalden

fl. kr.

1

1 45

1

2

1 1

30

3

1

30 10

1

1

45

9 2

20

1

1

10

35 30

1

1 1

45

1 45

1

45

1

45

3

44

-

35

1

45

8

45

1

45

1

45

3

1

1

1

3

30

1 10

1 45 1

45

45

-

45

10

45

-

35

45

10

45

10

-

-

45

45

Eichleiter, Buchdruckereibes., in Brück

Einaigl, Alois, k.k. Notar, in Prols- nitz

Eisner, isidor, in Beuthen

Elfner, Oberamtsrichter, in Tau- berbischofsheiiTi

Eliason, Kaufmann, in Beuthen

Engel, M., in Berlin

Eschwege, A., Kaufm., in Berlin

Ettwfcin, Friedr., Geometer, in Freudenstadt

Ewald, Ernst, Maler, in Berlin

Eyrich, Th , Architekt, in Nürn- berg

Faber, k. Bezirk-samtmann und Eeg.-Rath, in Ansbach

Feiler, Pfarrer, i. Reichenschwand

Ferber, Regier.-Accessist, iuNürn- berg-

Ferber, R. H., Dr., in Hainburg

Fils, Geometer, in SaaU'eld

FJschbach, Friedr., Lehrer a. d. k. Akademie in Hanau

Fischer, k. Pfarrer, in Roth a. S.

Fleischner, Oskar, Kaufmann, in Dinkelsbühl

Fleraisch, Rechtsanw., in Augsburg

Forkenbeck, Oskar v., Gutsbesi- tzer, in Aachen

Forster, Jak,, k. Stadtpfarrer, in Greding

Freudenberg , Maschinenmeister, in Lipine

Freyberg, Freiherr v., Ritterguts- besitzer, in Wittenberg

Friedrich, Dr., Professor, in Reut- lingen

Fries, Friedensrichter, in Verny

Fritsch, P., Rechtsanwaltswittwe, in Erlangen

Fugger- Babenhausen, Carl Graf, k. k. Oberst, in Klagenfurt

Fulda, R., Hüttenbes., in Schmal- kalden

Furtenbach, von, k. Stadtrichter, in Nürnberg

Gabler, Präsident der General- Commission, in Merseburg

Gäiisler. Eduard, Apotheker, in Dmkelsbühl

Gaf>maiin, Leop., k. k. Bezirks-Ad- junkt, in Aussig a. E.

Gebhardt, k. Staatsanwalt, in Fürth

Gehring. Dr., rechtskund. Burger- meist-r, in Landshut

Geissen, Heinr., Bijouteriefabri- kant, in Hanau

Glaser, Bez. -Ger.- Assessor, in Hamburg

Gläfsner. Apotheker, in Cassel

Glock, Zeichnenlehrer, in Nürn- berg

Glock , M., Bürgerschuldirektor, in Fürstenfeld (Steiermark)

Godefi'roy, Ad., in Hamburg

Gödsciie, Otto, Vorlagsbuchhänd- ler, in Berlin

Golcher, V. H., in San Jos6

Goldseheider, Sigm., Kaufmann, in Profsnitz

Goldsehmidt, R. E., Kaufmann, in Cassel

Goldsehmidt, S. S., Rentier, in Cassel

Goldstein, Restaurateur, in Mor- genroth

Gomperz, Jul., Handelskammer- präsident, in Brunn

Görgens, Dr., Professor, in Metz

Göring, Hugo, Dr. phil., in Nürn- berg

Golser, Arnold, Korbhändler, in Liehtenfels

Gottschalk. Conr., Gastwirth und Brauereibesitzer, in Brand

Götz, Gg., Kaufm., in Nürnberg

Götz, Gust., Commis, in Nürnberg

Götzersdorfer. Jos., Prof. a. d. k. k. Oberrealschule Schottenfeld in Wien

Graf, k. Landrichter, in Greding

Greuner, Heinr, Rechtsanwalt u. Notar, in Lobenstein

Gries, H., Dr., in Hamburg

Griesheim, v., Oberstlieutenant, in Detmold

Griesheim, Arthur v., Fabrikant, in Cassel

Gritzner, Dienten, a. D., in Berlin

Gros, Dr.,prakt. Arzt, in Werneck Grün, Obergerichtsschreiber, in

Augsburg Grünewald, Friedensrichter, in Metz

fl. kr.

2

1

20 10

45 45

45

45

30

45

45

30

45

-

10

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10 45

20

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-

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45

8

10

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45

45

50 45

30 45 12

10

10 45

10

30 45

-

45

Grützner, Bergverwalter, in Sa-

niU('lsf;lüek GiifsetVki, E., in Hamburg: Guterinann, v., Rechtsanwalt, in

groJsh. Notar, in Op-

rt. kr.

Augsburg i, H. X,

Haas,

penbeim Habenicht, Dr., Gymnasiallehrer,

in Flauen Habersang, Postdirektor, in Son-

neberg Habich, Bauunternehmer, in Beu-

then Haitinger, k. Bezirksamtmann, in

Sonthofca Hamm, Friedensrichter, in Metz Uänschke, Rechtsanw., in Brom- berg Hartlfnberg, v., Regierungspräsi- dent, in Cassel Harnier, A^lo'p'i' ^^■■> Arzt, in

Cassel Harnier, Wilhelm, Dr., Arzt, in

Casisel Hartenstein, G., Firma, in Cann-

statt Hartmann, Fr. S. , k. Gerichts- schreiber, in Briick Hartwig, k. Post- u. Bahninspek- tor, in Ansbach Hattemer, Roman, k. Bezirksamts- assessor, in Dinkelsbühl Hauck, Bezirksgeomter, in Son-

neberg Hecht, E., Ingenieur, in Nüniberg Heehtel, k. Rentbeamter, in VVer-

neck Heehtel, Heinr., k. Postexpeditor,

in Werneck Heck , Lehramtspraktikant , in

Tauberbischofsheim Hegel, Gymnasiast, in Erlangen Heinel, Carl, Etuistabrikant, in

Hanau Heine, v., Geh.Hofrath, in Cann-

statt Heitniann, Hauptm., in Detmold Helflf, M. , Bürgerschullehrer, in

Fürstenfeld (Steiermark) Heller, Sigm. , Rechtseoncipient,

in Nürnberg Hennighausen, Wilh., Fabrikbe- sitzer, in Nürnberg Henschel , Commerzienrath , in

Cassel Hentze, F., Particulier. in Cassel Hennann, Dr., in Aschaffenburg Herrings, E. J. , Guts- und Berg-

werksbebitzer, in Rattelsdorf Hertling, v., Regierungsaccessist,

in Büdingen Herzfelder, Rechtsanw., inAschaf-

fenburg Hefs , W. , k. Rentbeamter , in

Hersbruck Hettig, Lorenz, k. Maschinenmei- ster, in Nürnberg Heyden, F. v., Maler, in Berlin Heyroth, C, Kassendirektor, in

Zwickau Hildebrandt, Pastor, in Mieste Hildebrandt, A. M., Heraldiker,

in Mieste Hirschmann, Job., Gastwirth, in

Nürnberg Hotfmann, Pfarrer, in Feucht Hoffmann, A., Justizrath, in Lo-

bensteiu Hofmann, Herrn., Turnlehrer, in

Brunn Hofmann, Nikolaus, Fabrikant, in

Nürnberg Holler, J., Gemeinderath, in Für- stenfeld (Steierm.) Holtzmann, Professor, in Heidel- berg Holzer, Carl, Ziegeleibesitzer, in

Brück Hopf, Steph., Kaufm., in Nürnberg Homburg, Dr., Prof., in Metz Horschütz, Kaufmann, in Cassel Hoverden, Graf, in Berlin Hübbe, W., Dr., in Hamburg Huber, H., Kaufm., in Nürnberg Hübner, Rechnungsführer, in

Werneck Hübsch, Gg., Oberschreiber, in

Werneck Hundegger, Leop., Advokat, in

Fürstenfeld (Steierm.) Imme, J., Buchhändler, in Berlin Jacob, Louis, Kaufmann, in Son- neberg Jacobson, Ferd., in Hamburg Jahn, K., Gerichtsrath, in Bautzen Janik, Bergverwalter, in Morgen- roth Jantzen, Eduard, Kaufmann, in

Warschau Jantzen, William, Kaufmann, in Warschau

45

-

-

10

10

45

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15

~

-

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1

1

2 1 45 1 45 1 45 1 45 1 45

30

20 45

10

45

45

52 52

Janas, Fräulein, in Eutin (statt

frülier i 11. -I.^)) Joel, Rethtsanwalt, in Bromberg Johanning. Carlo, in San Jo86 Johns, F... Senator, in Hanilnirg Jordan, Kechiuingskommissar, in

Ansbach Joescbe , Oskar, Kaufmann, in

Warschau Joseph, Banquier, in Michelstadt

(statt früher 30 kr.) Jung, Ingenieur, in Noveant Jusczyk, Rentier, in Beuthen Just, Markscheider, in Beuthen Kalkmann, H. 1). in Hamburg Kappesser, Pfarrer, in Alscnz Karl, Zahnkünstler, in Bozen (Dieser Beitrag wurde bereits seit iHGlt geleistet,) Kataenberger. Dr., k. Bezirksarzt,

in Werneck Kelber, Pfarrer, in Forenbach Keller, Professor, in Saalfeld Kellinghusen, A. H., Dr, in Ham- burg Kefsler, Lieutenant im k. bayer.

4. Inf.-Reg., in Metz Kiefsling, Professor, in Hamburg Kilian, Bezirksgeoineter, in Lich-

tenfels Klein, E., in Fürth Klein, Karl, Pfarrer, in Frösch- weiler Klinger, Franz, Redakteur der Zeitschr. d. allg.österr. Apothe- kervereins, in Wien Knauch, Edmund, Fabrikant, in

Orlamünde KnÖhr, Adolto, in San Josö Koch, Dr., in Berlin Koch, Konsul, in Berlin Koch, Otto, Kaufmann, in Stendal Kolecka, Rentamtsassistent, in

Scbeinfeld Konnerth, Prof. a. d. ev. Ober- realschule in Hermannstadt Kopf, Hauptmann im k. bayer. 4.

Inf.-Reg., in Metz Kopp , Amtmann , in Tauberbi-

schofsheim Kopper, Arturo, in San Jos6 Krause, Rentner, in Alsfeld Krause . Ludw. Chrn. Maler u. Zeichnenlehrer a. Gymnasium zu Torgau Kretschniayer, Dr., Direktor der höhern Töchterschule und des k. k. Lehrerinnenseminars in Brunn Kreufsler, Dr., Rektor u. Profes- sor, in Bautzen Krichel, Dr., Professor, in Metz

(statt früher i fl.) Kröber, Karl, Kaufmann, in Nürn- berg Krom, Privatier, in Nürnberg Krömer, Kreisrichter, in Beuthen Kropff, Baron von, auf Zeutsch Krug, Gg., Rechtsanwalt, in Gla-

deubach Kublan , Heinr., k. Gerichtsvoll- zieher, in Staffelstein Küchler, Pfarrer, in Braunsdorf Kuhlgatz, Dr., in Bückeburg Kühlniann , Hauptmann im k.

bayex'. 4. Inf.-Reg., in Metz Kuhn, Dismas, Dr., k. k. Professor

der Geburtshilfe, in Salzburg Kuntze, Fr., Stadtrath, in Nord- hausen Lampe, C. , Dr., sen., Kaufmann,

in Leipzig Landau, Heinrich, Kaufmann, in

Coblenz Langfeldt, Landbaumeister, in Ro- stock Lappenberg, A., Dr., in Hamburg Larcke-Starckenfels, v., Major, in

Berlin Leipold, J., Pharmazeut, in Höch-

stadt a. A. Lenz, Pet. , Bildhauer, in Nürn- berg Leopold, Administrator d. k. Re-

monteanstalt in Fürstenfeld Leuckardt, k. sächs.Oberamtsrath

u. Gutsbesitzer, in Dresden Lewin, Phil., in Olmütz Libas. Adolf, Banquier, in War- schau Liebich, B., in Nürnberg Limmer, Bauinspektor, in Reut- lingen Linke, Bauinspektor, in Beuthen Lippert. D., in Hamburg Lips, Mitprediger, in Giefsen Lochbühler, Amtsrichter, in Tau- berbischofsheim Lo6, k. Studienlehrer, in Neu- burg a. D. Löffelholz, Frhr. y., Premierlieu-

kr. 80 16

45

10

45

30

1

5

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10 40 45 45 10

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1 SC

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1

10

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40

1

1

_

1

45

8

45

tenant im k. bayer. 4. Inf.-Reg., in Metz

Lohe, Hütclhesitzer, in Salzburg Lommer, Advokat, in Orlamündo Luntz, Vikt.. Architekt am Rath-

hausbau in Wien Lutz, H., in San Jos6 Lützenberger, Wilb. v., in Wüst-

pbül Lnx, Buchhalter, in Werneck Maier, Pet., Mechaniker, in Nürn- berg Mandel, Frau, in Berlin Marckhart, Pet. Paul, Kaufmann,

in Inimenstadt Martens, J. F., in Hamburg Masucb, Major, in Worms Matsen, O., Dr., in Hamburg Manch, F., Dr., in Güpjnngen May, Dr., Arzt, in Wuims Mayrhofer, Rechtsanw., in Augs- burg Meding, II. v., Rittergutsbesitzer

auf Horst (Altmark) Meinecke, Gustav A., in San Jos6 Mendel-Steinfels, H., Reichsritter

V., in Wüstphül Merkel, Oskar, in Efslingen Merkle, K., Geometer, in Greding Metsch, E. D., Weiuhändler, in

Kitzingen Mettenleitner, Staatsanwaltssub-

stitut, in Augsburg Meyei*, v., Minister, in Cassel Meyer, A. O., in Hamburg Meyer, F. Max, in Hamburg Meyer, Karl, Kaulmann in Nürn- berg Michahelles, Bez.-Ger.-Rath, in

Augsburg Michitsch, Kaufmann, in Leit-

meritz Minnigerode, Baron v., Premier- lieutenant der Gardes du Corps, in Berlin Möckel, Baumeister, in Zwickau Möller, Heinr., k. Landrichter, in

Staöelsiein Möratb, Ant. , fürstl. schwarzen- berg. Archivbeamter, inSchwar- zenberg MörbitK , Jul., Fabrikbesitzer, in

Bautzen Mühlbacher, Paul, Gewerkschafts-

u. Gutsbesitzer, in Klagenfurt Müller, Rechtsanw., in Augsburg Müller, Dr., Pastor, in Lobsdorf Müller, Ad., Oberförster, in Gla-

denbach Müller, A., k. Notar, in Greding Müller, H. A., Dr., ordentl. Leh- rer a. d. Haupt^chule in Bremen Müllner, G., iu San Jos6 Nädelin, Dr.^ in Cannstatt Nagell, Hofapotheker, iu Cassel Nebe, Rechtsanwalt, in Zeitz Nebelthau, Oberbürgermeister, in

Cassel Netzle, A-, Studienlehrer, in Zwei- brücken Neubert, Bergdirektor, iu Schmal-

kalden Noll, Rentner, in Giefsen Nonnenmaeher , Reclinungskom-

missär, in Ansbach Nowak, Hauptreudant, in Beutben Oeynhausen, (iraf von, in Berlin Opacher, Ludwig, Kaufmann, in

Salzburg (f) Ostwald, Moritz, Kaufmann, in

Nürnberg Otto, Edelsteingraveur, in Berlin Pabst. Geh. Reg.-Rath, in Cassel Papellier, Heinr., k. Stadtger.-As-

sessor, in Nürnberg Parrot, Dr., in Castell Parthe, J.. Dr., Direktor des k. k. Realgymnasiums.in Brunn (statt früher 1 fl. 10 kr.) Partowitz, Otto, Kaufmann, in

W'arschau Paul, J. E.. in Hamburg Pereira , Viktor Baron von, in

Bergheim bei Linz Peritzhoff, v. , Hauptmann im k.

bayer. 4. Inf.-Reg., in Metz Peters, Justizrath, in Cassel Pfaff, Finanzassessor, in Stuttgart Pfeiffer, Gust., Baiiquier,in Cassel Pfeiffer, L., Banquier, in Cassel Pferschy , L., Gemeinderath, in

Fürstenfeld (Steierm.) Pflaum, Alexander, in Stuttgart Pflaum, Moritz, in Stuttgart PichlhÖfer, Bezirksschulinspektor,

in Fürstenfeld (Steierm.) Pobig, Kammerregistr., in Schleiz Pochhammer, k. pr. Hauptmann u. Compagnie-Kommand. im ost- preufs. Pionn.-Bataill. Nr. 1, in Danzig

fl. kr.

Föhlmann, Rechtsanw., in Angs- 1 45 bwg

1 45 Pöhlmann, Robert, Stud. bist., in

1 45 Nürnberg

Prätorius, L. Chr., Dr., prakt. Arzt 5 50 u. ChefRedakt. d. UR-diz.-chirur.

2 8 Centralblattes, in Wien

Preyer, Professor, in Jena 1 Prinstner, Job., Gutsbesitzer, in l Beiingrics

Probst, Adolf, Fabrikbesitzer, in 1 Immenstadt

1 45 Proniber, Ad-, Dr., Advokat, in

Brunn 1 Putz, Rechtseoncipient, in Augs- 10 30 bürg

1 Quaas, Buchhändler, in Berlin

3 30 Rappold, Pfarrer, in Rüdcnhausen 1 Rascher, Dr., Medizinalrath , in 1 Zwickau

Raven6, Geh. Commerzienrath, in 1 30 Berlin

Reach, Phil., in Prag 1 45 Rehm, A., Dr., Kreisphysikus, in

4 16 Schmalkalden

Reiche, Dr. , Consistorialrath , in 1 Bückeburg

3 30 Reifl", Kaufmann, in Hohenstein l —. Renner, k. Post- u. Bahnexpedi-

tor, in Waigoldshausen 1 45 Renner, Friedr. , Dr., Rechtsan- walt, in Cassel 1 Renz, Dr., in Wildbad 1 45 Reyscher, Professor, in Cannstatt 17 30 Rhön, Baumeister, in Burtscbeid

5 15 Richter, Ferd., Assessor, in Lo-

benstein 1 45 Richter, J. F., in Hamburg

Riedl, E., Bürgersehullehrer , in 1 Fürstenfeld (Steierm.)

Rigann, H., Kaufm., in Leipzig 1 10 Riotie, Walter C, in San Jos^

Rittelmeier, Pfarrvikar, iu Hap- purg 1 45 Ritter, G., Pfarrer, in Hamburg 1 45 Rittershausen, A., Kaufmann, in Cassel

1 Rittmann, Alex., Dr., prakt. Arzt,

in Brunn Rochelt, A., Dr., k. k- Notar, in

2 Leitmeritz

RÖder, Jos., Kaufmann, in Ans-

1 45 bach Rödiger, Friedr., Bijouteriefabri- kant, in Hanau

Rohrmoser, Erno., in San Jose Romberg, Kaufm., in Meiningen Romeis, k. Studienrektor, in Neu- burg a. D. Rönsch, Herrn., Diakonus u. Pfar- rer, in Lobenstein Roosen, H., in Hamburg Röscher, Dr., Oberlehrer zu St

Afra in Meilsen Roth, E., Kaufm., in Meiningen Rothfels, Jeremias, Partikulier,

in Cassel Rottberger, Ign., Buchdrucker, in

Prolsnitz Ruhle, F. G., Dr., in Hamburg Rümelin , Caraeralverwalter, in

Gaildorf Rummel, Frau Kriegsrath, in

Mergentheim Rummel. Frhr. v., k. Rittmeister,

in Nürnberg Runde, Justizrath, in Eutin Rupprecht, Materialienverwalter,

iu Morgenroth Sack. Regiernngssekr. , in Augs- burg Sand, O., Pröfess., in Zweibrücken Sattler, Dr.. Assistenzarzt im kgl.

bayer. 4. Inf.-Reg., in Metz Sauer, Valentin, Pfarrcuratus, in

Werneck Schad, Gg., Braumeister, in Saal- feld

2 20 Schade, Herm. , Hütten- u. Gru-

benbesitzer, in Zeitz 1 52 Schädler, Oekonom, in Staufen 7 _ Scharf, Hugo, Kaufm., in Leipzig Scharnberger, Maschinenmeister

3 30 a. d. Ostbahn, in Nürnberg

Schaubach,Archidiakonus,in Mei- 1 45 ningen

1 45 Schäzler, Gg. E. , Feinblattgold- 1 _ fabrikant, in Nürnberg

1 45 Scheel, Buchdruckereibesitzer, in

1 45 Cassel

Scheitele, C. F. G., in Hamburg _ 21 Scheler, Alb., Diakonus, in Öaal- 1 45 feld

1 45 Scherer, Pfarrer, in Fürth (statt

früher i fl.) _ 14 Schieck, R., Justizamtmann , in 171/2 Lobenstein

schiele, Dr., Collegienrath, in Jena Schierenberg, G. A. B., in Detmold Schiffmann, Albin, Rechtsanwalt 5 u. Notar, in Lobenstein

fl. kr.

1 10

2

20

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1

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1 1 1

10 45 10

Schiffmann, Jobst, Direktor des Stadt. Mus. Carol. - Augusteum in Salzburg Schilling, Albert, Weinhändler,

in Sulzburg Schimmelpfennig, Th., Amtsricht.,

in Schmalkalden Schindler, Advokat, in Cahla SchleÜ'sner, Aug., Silberwaaren-

fabrikant, in Hanau Schlosser, Gg., Diakonus, in Gerns-

heim Schlotterbeck, Privatier, in Stutt- gart Schmid, U. Staatsan w., in Ansbach Schmidt, Jul., Kaufmann, in War- schau Schmitz, H., Postsekretär, in Gla-

dcnbach Schneider, Gust., Pfarrvikar, in

Weiboldshausen Schneidewind, Fritz, in Nieder- rossen Schöniger, Fr., Apotheker, in

Nürnberg Schöninger, Staatsanw., in Augs- burg Schott, Pfarrverweser , in Tau- berbischofsheim Schott , Pia rrverweser , in Hers-

bruck Schotten, Dr., Obermedlzinalrath,

in Cassel Schröter, L. O. von, in San Jose Schubart, Dr., in Berlin Schubart, Dr. med., in Cahla Schubart, Julius, in Berlin Schultze, Geh. Reg.-Rath, in Mer- seburg Schulz, Gustav, in Nürnberg Schur, F., evang. Pfarrer, in Brunn Schwaab, Carl, kais. deutscher

Vii^econsul, in Brussa Schweigger, Dr. phil.. in Werneck Schwenk, Reallehrer, inliaildorf Schwenke, Dr., in Scbleiz Sedlmayr, k. Appell. -Ger. Direkt.,

in Nürnberg Seeliger. Emil, Prof. a. d. k. k. Oberrealschule Schottenfeld in Wien Sehn, Vincent, in Konstanz Semper, Otto, Fabrik., in Altena Severinus, Rud., Professor a. d. ev. Oberrealschule, in Her- mannstadt Seyler, Redakteur des Herold, in Berlin

fl. kr.

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17 V;

1

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35

5

15

Siebert, Assessor, in Michelstadt (stutt früher 30 kr.)

Sie^'er, ; rakt. Arzt, in Steinfeld

Siewczj'iisii., F.. Kaufm., in War- schau

Sillem, R., Dr., Haniburp:

Simon, IL, Reallehrer, iu Schmal- kalden

Skrzeczek, Spediteur, in Morgen- roth

Sommerfeld, Hermann, in War- schau

Spängier, Leop., k. k. Staatsan- waltssubstitut, in Salzburg

Spear, Fabrikbesitzer, in Sonne- berg

Stahel, Joseph, Prokurist, in Im- menstadt

Stanley Booth, in Hamburg

Staudt, C. V., Privat., in Nürnberg

Steiner, Fridolin, Historienmaler, in Nürnberg

Steinhäulsler, Eduard, Weinhänd- ler, in Salzburg

Stein-Liebenstein , Frau Oberst Freifrau v., geb. Freiin v. Schlot- heim, in Schmalkalden

Steinmeier, k. Präparandenlehrer, in Staffelstein

Stettiner, Moriz, Kaufmann, in Kö- nigsberg i. Pr.

Stettner, Christoph, in Dresden

Stockfleth, A., Ur., in Hamburg

Streng, Direktor des Zellenge- fangnisses in Nürnberg

Striedinger, Dr., Notar, in Krum- bach

Sturm, Ed., Dr., Landesadvokat, in Brunn

Sturm, Jak., Dr., prakt. Arzt, in Lonnerstatt

Sutter, J., Gemeinderath, in Für- stenfeld (Steierm.)

Taets von Ameiongen, Baron, in Bonn

Tauchnitz, C. C, Privatmann, in Leipzig

TauBkirchen, Graf, k. h. Ge- sandter, in Rom

Teicbmann , -J. G. , Gürtlermei- ster, in Nürnberg

Tesdorpf, A., Senator, in Hamburg

Theil, Rud., Dr., Gymnasialleh- rer, in Mediasch (statt früher 35 kr.)

Thelemann, Frjedr., k. Bezirks- amtsassessor, in Forchheim

Theobald, A., Dr., in Hamburg

fl. kr.

1 1

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1 8.

45 45

1

3 30

Thorbecke, G., Lehrer, in Detmold Thost, Gustav, Bergingenieur, in

Zwickau Tbyriot, Friedr., Stadtbaumeister,

in Hanau Trauttenbergcr , G. , Dr., evang. Pfarrer u. Consenior, in Brunn Trazberp:, Willi. Papjius v., Freih. V. iiauehenzcll u. Laubenheri^, k. b. Premierlieut. ä la Suite U.Rittergutsbesitzer, in Immen- stadt Trenkle, Th., Vikar, in Eschenau Tretzel. Rittmeister, in Nürnberg Trieschet, Alb., Dr., Advokat, in

Prolsnitz Troost, Frau Math., in A>etmold Ulex, G. L-, Dr., in Hamburg Ulrich, Eduard, Apotheker, in

Werneck Ulrici, A., Kaufmann, in Berlin Uttenhoven, JPreiherr v., Berg-

rath, in Sonneberg Valette, Henri, in Berlin Vogel, Kaufmann, in Nürnberg Voigt, C, Hofgraveur, in Berlin Voigt, J. F., Dr., in Hamburg Volkart, Jul., in Berlin Voltz, Adam, Bijouteriefabrikant,

in Hanau Wachenfeld. E., Dr., prakt. Arzt,

in Schmalkalden Waitz, Sif;ui. Fieih. v., in Cassel Walter, Chrn., Stadtvikar, in

Nürnberg Walter, Gg., Kaufmann, in Nürn- berg Warburg, Albert, in Altena Warburg, J. R-, in Hamburg Warburg, Sigm., in Hamburg Warburg, S. R., in Hamburg Warnecke, F., geh. exp. Sekretär,

in Berlin Weber, Forstmeister, in Cassel Weese, Ernst, Kaufmann, in War- schau Wegener, Theod., in Berlin Wehrenbüld,J.D., Hüttenbesitzer,

in Gladenbach Weiffenbach, Dr., Gymnasialleh- rer, in Gladenbach Weinmann, Rechtsconcipient, in

Augsburg Weishaupt, Heinr., Bijouteriefa-

brikani, in Hanau Weil's, k. Bezirksamtmann, in

Beiliigries Weilershaus, Pfarrer, in Cleve

fl.

1

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Wenck, Wold.. Dr., Professor, in

Leipzig Wendler, Justizamtm., in Schleiz Wentzler, Reisender, in Nürnberg Werkmann, Stadtpfarrer, in Uei-

tersheim Werte. R., Dr. , k. k. Fabrikarzt,

in FUrstenl'eld (Steicrm.) Werner, li., Realschuiie'arer, in

Schwerin Wernicke, V. F., Kaufmann, in

Stendal Wichmann, N. D., in Hamburg Wieprecht. Alfr., in Nürnberg Wild, Richard, Kaufmann, in

Warschau Wilke, O., in Nürnberg Willisch, Feodor, Buchhändler,

in Schmalkalden Winckel, Dr. med., Univers.-Prof.,

in Rostock Winkelsesser, B., Gymnasialleh- rer, in Guben Winkler, Cantor, in Bockwa Wiskemann, Professor, in Hers- feld Wittich, Stadtrath, in Cassel Wittioh, Assessor, in Berlin Woletz, Flitz, Kaufm., inProfsnitz Wolf, Sigm., Kaufm., in Profsnitz Woltr, Kanzleidirektor, in Castell Wolff, qu. Appell.-Ger.-Assess., in

Castell Woltf, Fabrikant, in Nürnberg Woermann, C , in Hamburg Würz, Bezirksamtsassessor, in

Scheinfeld Zaeharias, A. N., in Hamburg Zacharias, J., Fabrikant, inNord-

hausen Zajiczeck, Job., Bürgermeister, in

Prolsnitz Zapf, Pfar.er, in Pirmasens Zeller, Ludw., Kaufmann, in Salz- burg Zellfelder, Pfarrvikar, in Forch- heim Zellfelder, Vikar, in Werneck Zenker, Professor, in Erlangen Ziegler, k. Post- u. Bahnexpeditor,

in Stalfelstein Zierer, Jak., k. Posthalter, in Gre-

ding Zink, J., Rentier, in Nürnberg Zuschlag, Oberlinanzrath a. D.,

in Cassel Zweig, Markus, Bürgermeister d. Uraelitengemeinde in Prolsnitz

fl. kr.

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An einmaligen B eiträgen, untc-r denen manche von Freunden herrühren, die solche neben ihren regelmäfsigen Jahresbeiträgen gespendet, oder die schon früher, theil weise Tftiederholt, solche Beiträge geleistet haben, winden seit Drucklegung des letzten Jahresberichtes folgende gegeben:

Von regierenden Häusern.

fl. kr. Deutschland, Kaiserin Augusta, Königin v. Preulsen, Majestät 200

Von Städten.

Clausthal, Stadtgemeinde 3 30 Friedrichstadt, Stadigemeinde 10 30 Gmunden, Stadtgemeinde 11 40 Graslitz, Stadtgemeinde 2 Eeichenberg (Böhmen), Stadtge- meinde 5 50 Thiengen, Stadtgemeinde 15

Von Vereinen, Gesellschaften etc.

Eisenach, Gewerbeverein 5 15

Erfurt, Lesekränzehen der Real- schule Fürth. Gewerbeverein Ulm, Bürgergesellschaft Ulm, Verein f. Kunst u. Alter- thum in Oberschwaben

Von Privaten.

A. P in Warschau

Agatz, J-, Stadtkaplan, in Forch- heim

DArredt, Dr., Oberstabsarzt, iu Metz

Bade, Johannes, in Hamburg

Bauer, v., in Aar baffen bürg

Baumeister, k. Rentbeamter, in Forehhelm

Beerlein, Rechtsanw., in Rersfeld

45

1 45

43 45

5

45

Beyrut, kais. otromanische Bank 17 30

Bleyl, ßetriebsingen., in Zwickau 1 45

Bückeburg, Ungenannter 1 45 Buhr, Job., Stadtkaplan, in Forch-

hoim 1

Buschmann, A- C, in Hamburg lO 30

Caistenn, Dr., Stabsarzt, in Metz 1 45

Christmann, Xen. F., kais. Bank- beamter, in Beyrut

Deuerling, Egid, k. Bezirksamt- mann, in Forchheim

Dümmler, Ernst. Dr., Professor a. d. Universität zu Halle

Ejirieh, Dr., Assistenzarzt, in Metz

Endres, in San Jos6

Engelhard. Dr., Stabsarzt, in Metz

Erdmann, Dr., Oberstabsarzt, in Metz

Erhardt, W., Dr., in Rom

Fiescbe, Dr., Oberlehrer, in Dres- den

Friedländer, Commerzienrath, in Beuthen

Geifsler, E., Apotheker, in Jena

Gleim, Rechtsanwalt, in Hersfeld

Greve, L., in San Jos6

Gries, H., Dr., in Hamburg

Grytzell, C, in San Josö

Guttenhöfer, Dr., Oberstabsarzt, in Metz

Haas, J. v., kais. Bankdirektor, in Beyrut

Haltrich, Josef, Pfarrer, in Schaas

Hafaelwander, Dr., Assistenzarzt, in Metz

Haugwitz, V., auf Rnsenthal bei Breslau

Hausinger, Steuerkommissär, in Gladenbach

Hefs, Herz, in Ilersfeld

Holst, Gmo., in San Jos6

Hoppe. Wilh., k. Oberförster, in Forchheim

Hülse, Guido, Kaufm., in Beyrut

Käswurm, A., Gutsbesitzer, in So- denen

Käswurm. A., Frau, geb. Ammon, in Darkemen

Keller, Buchdruckereibesitzer, in Gardelegen

fl.

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26 1/«

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261/1

1

45

Kellinghusen, H., Dr., Bürgerm.,

in Hamburg Kirsten, Dr.. Stabsarzt, in Metz Koch, Fabrikant, in Cahla Krapp , Pet. , k. Stadtpfarrer und

Dechant, in Forchheim Küstermann, Franz, in Hamburg Kwisda, Ferd., Apotheker z. heil.

Markus, in Wien Lappenberg, Alfr., Dr., in Ham- burg La Roche- Starkenfels , Freiherr

V., in Potsdam Leithe, Ferd., Kaufm., in Beyrut Lippert, D., in Hamburg Lorange, Dr., Arzt, in Beyrut LÖfsl, L. V., kais. deutscher Con-

sul, in Rio Grande do Sul Loth, B., Kaufmann, in Warschau Luthmer, C. W.. in San Jos6 Lütticke und Co. , Kaufleute , in

Beyrut Lützelburg, Ernst Freiherr v., k. b. Premierlieutenant, in Rethel Lützelburg, Ernst Baron v., k. qu. Hauptmann, nebst Gemah- lin, geb. V. Forster, in München M., V., in Bückeburg Mages, A., in Innsbruck Maison, F., in San Josö Markdorf, drei Ungenannte Massad, Michel, kais. Bankcom-

mis, in Beyrut MeerheimbjDroat Freiherr V., auf

Grofs-Giscbow Meyer, Arnold Otto, in Hamburg Mönckeberg, J.G., Dr., in Hamburg Müldner, v., Rechtsanw., in Hers- feld Müller, Jul., Gerichtsassessor, in

Wiesbaden Oefele, Freih. Edmund v., Reichs- archivspraktikant, in München

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Oertel, Karl, Kaufmann, in Forch- heim

Ortenburger, Betriebsinspektor, in Morgenroth

Petersen, die Kinder des verstor- benen Herrn Professors, in Ham- burg

Pfeiffer, E., in Cannstatt

Reisner, Revierförster, in Forst- haus Rothenburg (Schlesien)

Reye, D. W., Dr., in Hamburg

Rogge , A., Pfarrer, in Darke- men

Roosen, B.C., Pastor, in Hamburg

Rosenberg, Betriebsinspektor, in Beuthen

Saalfeld; Ungenannter

San Jost* : Ungenannter

Schäfsburg : von den Gymnasiasten

Schiele, Dr., CoUegienrath, in Jena

Schmidt, Herm., Advokat u. No- tar, in Cahla

Schmidt, Ottmar, Dr., Apotheker, in Forchhrim

Steindorth, Guillo., in San Jos6

Stribel , F., Schneidereibesitzer, in Beyrut

Suaya, Selim, kais. Bankkassier, in Beyrut

Thalwitzer, Dr., Oberstabsarzt, in Metz

Tiburtius, Dr., Oberstabsarzt, in Metz

Ulex. G. L., in Hamburg

Vanne, Gmo., in San Jos6

Veitl, V., Hofrath, in Cannstatt

Voigt, J. F., Dr., in Hamburg

Waljen, O., in San Jos6

Weber, Th. , kais. deutscher Ge- neralkonsul, in Beyrut

Wesiphal, Otto, in Uauiburg

Zacharias, J., Fabrikant, in Mord- hausen

a.'

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17 30

Aufserdem giengen im Laufe des Jahres zur Baukasse und zu den Kosten der TJebertragung des Augustinerklosters folgende Beiträge ein :

Mpkienburcr-Schwcrin, (Jrorsherzoff Friedrich Franz, Königl. Hoheit . . .

DaniiH^r, PriviUier, in Nürnberg;

LütVelbotz , VVilh., Frbr. v., Ur., fiirstl. Arcbivar u. DüinaitiHlkai.zlciralb,

in Wallerstoin

Nürnberg, Stadtmagistrat ,

II. 500

kr.

10 600

fl. kr.

Oetker, Fr., Dr., in Cassel 875

Sa!zunfi;( n, I\irchciiclior j.^o

Soldan, Sigm., Ilol-Buch- u. Kunsthiindlor, in Nürnberg loo

Zehlei-, Dr., in X Urnberg 5

Summarischer Auszug: aus der Rccimuns: des ffcrmanischen Xationalmuseums

für die Zeit vom 1. Januar bis 31. December 1871.

A. Ueberträge aus voriger Rechnung.

B. Unterstützungsbeiträge.

fl.

1. Zinspn aus dem Aktienfond

2. Zinsen aus angelegten Baarsuramen

S. Jahresbeiträge (von 31,185 fl. 3ä'|4 kr.)

4. Geschenke und einmalige Beiträge

5. Beiträge für besondere Zwecke

I. Einnahmen.

fl. kr.

1. Kassebestand 254 48

2. Rechnungsdefekte und Ersatzposten

S. Eingegangene Aktivausstäude 148-1 15

kr.

fl. kr.

29

30

22

36

28832

18Va

2841

481/2

2491

34,277 13

Latus, 36,016 16

Transport

C. Eigene Erträgnisse.

fl. kr.

1. Erlös der literarisch-artistischen Anstalt 1581 16'h

2. Eintrittsgelder 4842 24

3. Ertrag der Realitäten 207 30

4. Aufserordentliche Einnahmen 99 17'|4

D. Capitalbewegungen.

fl. kr.

1. Aufgenommene Passivvorschiisse 1063 413/4

2. Heimbezahlte Aktivkapitalien

3. Rückerstattete Aktivvorschüsse 409 10'/2

4. Aufgenommene Passivkapitalicn 4050

fl. kr.

36,016 16

E. Zuschüsse aus anderen Kassen . . . .

Summa aller Einnahmen

6730 281/4

5522 521/4 4300

52,569 36'/i

II. Ausgaben.

A. Ueberträge aus vorjähriger Rechnung.

1. Zahlungsrückstände

2. RechnuDgsdefekte und Ersatzposten

fl. 4234

kr.

401/1

B. Administrationsicosten.

fl.

1. Be.«!0ldungen für die Administration 6099

2. Remunerationen für besondere Dienstleistungen . . . 714

3. Diäten und Reisekosten 736

4. Regio, als: Sehreibmaterialien, Inserate, Kalender,

Circulare, Formularien, Heizung, Reinigung und

Beleuchtung

6. Oeffentliche Lasten, Feuerversicherung ....

6. Postporto, Fuhr- und Botenlöhne

7. Miethzinse und Pachtgelder

kr.

24

fl. kr.

4234 401/2

878

361/2

862

201/4

1154

33'/4

16

-

10461

413/

C. Gebäude und Einrichtungsgegenstände.

1. Bankosten

2. Inventarstücke und Einrichtnngsgegenstände

fl. kr.

9670 531/2

478 2"/2

10,148 56

Latus 24,845 181/4

fl. kr.

Transport 24,845 I81/4

D. Publikationen ...-.•.. i387 391/2 E. Vermehrung der Sammlungen.

1. Kunst- und kultargcschichtliche Sammlungen: fl. kr.

a) Besoldungen für wissenschaftliche u. künst-

lerische Arbeiten 1700

b) Ankäufe 4117 23/4

e) Materialbedürfnisse 188 20

d) Arbeiten des Buchbinders, Gypsformators,

Vergoldera u. dergl 8:9 I61/2

e) Porto für Geschenke und Ankäufe .... 503 553/4 fl. kr.

7338 S5

2. Bibliothek: fl. kr.

a) Besoldungen für wissenschaftliche Arbeiten 2200

b) Ankäufe 126 36

c) Buchbindjrlöhne und Materialbedürfnisse . 182 1

d) Porto für Geschenke und Ankäufe .... 48 64

2557 31

3. Archiv : fl. kr.

a) Besoldungen für wissenschaftliche Arbeiten 1000

b) Ankäufe 60 50

c) Materialbedürfnisse und Buchhinderarbeiten 3 18

d) Porto für Geschenke und Ankäufe .... 2 36

1066 44

10,962 50

Latus 37,195 473/4

fl. kr.

Transpoct 37,105 il^U

F. Capitalbewegungen.

fl. kr.

1. Rückzahlung von Passiveapitalien '8"0

2. Zinsen von Passiveapitalien SG96 4

3. Kückzahlung von Passivvorschüssen

4. Geleistete Aktivvorschüsse 2366 '/

5. Angelegte Kapitalien

13,932 i'h

Latus 51,127 621(4

6. Verschiedene Ausgaben

1. Coursverluste

2. Taxen, Stempel

3. Zuscliüsse an andere Kassen

4. Aulserordentliehe, unvorhergesehene Ausgaben . . .

fl.

kr.

Transport

61,127

621/4

fl. kr.

32'J SH, 13 371/2

1072 20

1415

5'/4

Summa aller Ausgaben 62,542 58

Abschlags.

Summa aller Einnahmen . Summa aller Ausgaben

fl. kr.

52,669 361/j 52,542 58

Eassabestand .

26 381/,

Zur Erläuterung des in den Einnahmen unter A. 1 vorgetragenen Kassabeetandes von 254 fl. 48 kr. , gegenüber der nach dem KechnuBgsabschlnsse pro 1870 verblie- benen Mehrausgabe von 3787 fl. 33^/4 kr., sei bemerkt :

Bei der Veröffentlichung der Rechnungsergebnisse werden die einseinen Äusgabeposten der Haupt- und Spezialkassen nach den einschlägigen Titeln zusammengeworfen.

Die Hauptkasse hatte nun am Schlüsse des Jahres 1870 eine Mehrausgabe von 4042 fl. 21'li kr.

Hievon geht der obige Bestand einer Spezialkasse mit _. 264 48

ab, es verbleibt sonaeh die in dem 18. Jahresberichte erwähnte wirkliche Mehrausgabe von 3787 fl. 33'/4 kr.

Diese Mehrausgabe ist unter der Summe von 4234 fl. 401/2 kr. inbegriffen, welche oben unter den Ausgaben A. 1 vorgetragen ist.

Gedruckt bei U. E. SEBALD in Nürnberg.

Nürnberg. Das Abonnement des Blat- tes, welches alle Monate erechemt, wird ganzjährig angenommen und betrugt nach der neuesten Postcouvention bei allen Post- ämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreicha 3 fl. 36 kr. im 24 Ü. -Puls oder 2 Thlr. preufa.

Für Frankreich abonniert man in Paris bei der deutschen Buchhandlung von F, Klinckaieck, Nr. 11 rue de Lille; für

m KiiiE

Neue Folge.

AniZEIGER

England bei WilliamB &. Norgate, 14 Hen- rietta-Street Covent - Garden in London ; für Nord- Amerika bei den Postämtern Bre- men und Hamburg.

Alle für das german. Museum be- stimmten Sendungen auf dem Wege des Buchliandela werden durch don Commia- sioiiar der literar. -artiat. Anatalt des Mu- seuras, F. A. Brock haus in Leipzig, be- fördert.

\m

ZAvanzigster Jahrgang.

ORGM DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

1873.

JW2.

Februar.

Wissenschaftliche MittheiluDgen.

Aus dem Brief buche des Meister Simon Ton Homburg.

(Fortsetzung.) IV.

Meister Simon Baczch ist als Syndicus der Stadt Lübeck 1464 gestorben; eine Beziehung auf seine Heimat hat f. 198 die Abschrift einer Urkunde des Bischofs Dietrich von Metz für das Stift Homburg, Metzer Sprengeis, worin wegen unzu- reichender Einkünfte dem Decan und den Canonikern verstat- tet wird, ihre Pfarrkirchen durch Coadjutoren versehen zu las- sen, ohne Verpflichtung zur Residenz. „Datum et actum in Castro nostro de Vico, a. d. 1380, die vicesimo septimo men- sis Novembris." Es scheint aber, dafs M. Simon auch andere Landsleute nach Lübeck gezogen und für sie Briefe geschrie- ben hat. Denn der folgende Brief (f. 87 v.) ist von einem Arzt, der einer Einladung nach Metz, wo er seine Kindheit ver- lebt hat, wo seine Heimat ist, gerne folgen würde, der aber doch den Beruf als Arzt mit der gesicherten Einnahme, welche er in Lübeck gefunden, nicht aufgeben will.

Quod libenter repatriaret, si haberet statum. Optarem tandem, amici carissimi, optarem utique, si ce- tera forent paria, post longum apud exteras naciones incolatum ad aeris nativi redire dulcedinem, et vobis aliisque consagwi- neis conversacione coniungi. Magnipenderem quippe per vos ita rem agi et disponi, ut Metensis illa preclara civitas senera foveret, que me nutrivit infantem. Vincit in hoc scribentis ani- mum et diuturnitas et yite securitas, que in nativi aeris et nu-

trimenti asswetia cunabulis vegetacione plurimum conservatur et viget. Trahit nichilominns ad hoc amor patrie, nature lex allicit, et consagwineorum innata dilectio. 0 viri et cognati carissimi, quid ne huiusque tantum elongaverit ab amicis et proximis, ipsi scitis. Nam cum familiarium rerum penuria multum opprimerer, cogebar nimirum apud exteros labore pln- rimo, que vite exigit necessitas, querere, et deinde ad illius sciencie conscendere solium, que hodie annuente domino cuncta copiose ministrat. Per illam quidem, phisicam dico, apud Lu- bicenses redditibus annuis competentibus fruor, et eure mee eottidie satis uberes reporto fructus. Quamobrem conflicta quodam animus in se quatitur, cum neture (lies : native) desi- derium patrie reditum swadeat, quem certum hoc, quod apud Lubicenses possideo, plurimum vetat ; presertim cum minus con- sultum videatur, certum pro incerto derelinquere, ac rem cer- tam in dubiam commutare. Ad vos igitur michi reversus est pro hac animi dissensione sedanda, qui michi forte de aliqao certo poteritis providere etc.

Ganz ähnlicher Art ist der folgende Brief (f. 191), dessen persönliche Beziehungen, die Verbindung mit dem Ermeländer Bisthum, und des angebotenen Amtes Art und Localität, dun- kel sind ; dagegen ist hier nicht nur der sichere Erwerb in Lübeck hervorgehoben, sondern auch ein solches ausführliches Lob dieser Stadt hinzugefügt, dafs auch den heutigen Bewoh- nern dieser edlen Stadt es Freude machen mufs, dasselbe zu lesen.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

36

Secundam omnibus in rebus fortunam pro salute. Vene- rabilis domine ac fautor mi perpeculiarissime. Ex litteris quippe vestris michi nuperrime transmissis omni ambignitate semota luculenter conspicio, vestrum ac aliorum preclarissimo- rum doctorum erga me inmensum favorem amoremque integer- rimum: cum michi profecto non parvum, ymmo grande munus mera Jiberalitatc oifertis, quod plerique viri utique spectabiles, Uli haut dubito, summopere conantur adipisci. Quautas igi- tar pro tantis beneficiis graciarum actiones oiferre teneor, ego ipse vix cognosco. Sane, vir spectatissirae, huiusmodi genero- sam oblacionem michi nitro factam in preseuciarum acceptare congruura non existit, partim propter medicine practicara cui ope- ram do, que quidem michi nunc hie ac in nostra equidem patria fructuosior erit, quam iuris pontificii sciencia eciam ingentis- sima, partim quia novitates nostra de patria dietim expecto quibus habitis forsitan necessarium erit ut patriam quantocius revisitem, si privilegia ac bona nostre Warmiensis ecclesie de- beant recuperari. Sic itaque tarn propter bona ecclesie quam propria de mea mora aliquo in loco penitus dubius existo. Verumptamen dulcis amor patrie me sicuti quamphrrimos crebro compellit. Virgilius nempe sie suis modulatur carminibus; Omnia vincit amor et nos cedamus amori. Quamobrem, vir do- ctissime, hoc in loco insignitissimo aliquantisper morari decrevi, quousque cunctipotens de fönte sue innumere pietatis ymbrem pacis super nos misericorditer effundet. Scribitis quoque, vir amantissime, vestro de bono aerc optimaque gente etc. Verum fateor me vestre planctacionis viridarium, cui omnium rerum pius sator salubre det incrementum, numquam oculis conspe- xisse et idcirco de hoc iudicare non valeo. Set hercle unum scio, ut hie locus egregius a divina terrenaque imperiali maie- state plerisque dodatus est muneribus. Hie sunt Üuenta lirapi- dissima, aer Serenissimus, terra opima, nemora iocundissima, pomeria florentissima, edificia pulcherrima, platee fecibus sem- per purgate, presul devotissimus, clerus disciplinatus, beneficia grassa, templa politissima, in quibus divine laudes perpetim sumrno cultu peraguntur, turres altissime que suis aureis fulgori- bus intuencium oculis erainus choruscant, cenobia preclara omni religione fulgencia, bibliotece numero librorum ditissime, di- vini verbi precones*) disertissimi, mercatores in negociacioni- bus studiosissimi, cives omnium rerum opulentissimi: Et quod superest, policia reipublice ornatissima, civitas omnibus defen- sionibus munitissima, totaque gens apprime pacifica. Set taceo de pulchro femineo sexu, cuius delcctabilis intuitus lassata in- genia vires cogit recuperare. Venus enim ac Dyana nostras Lubicenses in pulchritudine antecedunt ; illas enim vcro morum venustas, personarum proceritas, molliflua eloquia, roseus lilia- lisque aspectus opulentissime decorant. Sagax quippe natura in earundem nobili creacione penitus in nuUo erravit. Porro ut summarie proferam ; quidquid boni ac pulchri est hie splendi- dius copiosiusque quam in ceteris invenitur locis. Alter quo-

que paradisus non inmerito poterit appellari. Hiis dictis sat est, ne videar calamum nimium protelare. Demum aecuratis- sime precor, quatenus preclaros doctores, videlicet dominum Her. et Petrum, vires utique omni sciencia et probitate lau- reatos, mei ex parte sinceriter salutetis, vobisque omnibus gra- ciarum actiones, non quas debeo, set quas valeo, iterum atque iterum devotissime impendo. Valete dyu fauste. Datum in civitate Lubiccnsi.

Heidelberg. W. Wattenbach.

(Schlufs folgt.)

Sphragistische Aphorismen.

LXV. LXVI.

*) pretores, Codex.

Diese beiden Siegelstempel, aus der Sammlung des Ver- eins für Geschichte und Naturgeschichte in Donaueschingen, theilen wir hier hauptsächlich wegen der Bezeichnungen „vice plebani" und „incurati" in ihren Legenden mit, welche beide auf mittelalterlichen Siegeln ziemlich ungewöhnlich sind.

Beide Stempel sind von geringer Bronze und haben auf der Rückseite einen Ring zum Anhängen, aber ohne den Grat, wie bei andern Stempeln. Der erstere (Nr. LXV) mit der

Legende: * aVICQ PL0BANI DB l?VVmöni ist das Amtssiegel des Kaplans von Hüfingen, mit dem leidenden, kreuz- tragenden Heilande im Siegelfelde. Er scheint noch aus dem 13., spätestens 14. Jahrh. zu stammen. Das S am Anfang der Le- gende ist verkehrt graviert; auch das L scheint es zu sein.

Das zweite ist das Siegel eines Incurati C. von Fridingen, wol aus derselben Zeit wie das vorige. Im Siegelfelde ist die bekannte Legende des h. Martin abgebildet. Unter incuratus wird nach einer gütigen Mittheilung meines gelehrten Freundes von Scbreckenstein ein in curam animarum eingewiesener Prie- ster verstanden, oftmals im Gegensatze zum eigentlichen Pfarr- herrn, Kirehherrn (Rector ecclesiae), der unter Umständen nur die niedere Weibe erbalten hatte. So besiegelt z. B. eine Urkunde vom Jahre 1301 ein „incuratus in Dingeltftorf'' (Din- gelädorf, Ueberlingen gegenüber). Nach Ducange's glossarium (ed. Henschel) III, 805 b bedeutet incurare : ,,paroclium facere, ecclesiae curam conferre," und incuratus : „cui cura ecclesiae data est, curatus." Diefenbach gibt in seinem glossarium la- tino-germanicum das Wort incuratus durch „besteter Lütprie-

37

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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ster". Man kann gewisscrmafsen dieses Wort auch mit Pfarr- verweser übersetzen.

LXVII.

Wir theilen dieses Eücksiegel des Erzbischofs von Köln, Engelbert II. von Falkenberg (v. 1265) wegen der zwei Fah- nen*) hier mit. Fahne, Schwert und Scepter, als Zeichen weltlicher Hoheit und Gerichtsbarkeit, kommen im Mittelalter, wie bei allen Dj-nasteu, so auch bei den geistlichen Fürsten neben dem Bischofsstabe, dem Zeichen ihres geistlichen Amtes, auf Münzen, Denkmälern und Bildern, ebenso wie auf Siegeln nicht selten vor, und namentlich führen die Bischöfe von Würz- burg schon seit dem 12. Jahrh. auf ihren Siegeln und Münzen mit oder ohne Stab Fahne, Schwert oder Scepter.

Solche symbolische Bilder und Embleme sind aber mit den heraldischen Wappenbildern nicht zu verwechseln, und namentlich ist dies auch bei den Fahnen der Fall. Eine he- raldische Fahne, im Gegensatz zu den symbolischen Fah- nen, wie z. B. auf obigem Siegel, finden wir auf dem früher, unter Nr. VIII**) abgebildeten Siegel Graf Albrecht's von Hohenberg, als des vom Papste im J. 1348 ernannten Bischofs von Würzburg. C. Hcffner in seinem neuesten, interessanten Werke: „Fränkisch-Würzburgische Siegel" hat zwar die Frage, ob die Fahne oder der sog. „fränkische Kechen", die be- kannten drei silbernen Spitzen im rothen Felde ***), das Wap- pen des Bisthums Würzburg waren, dahin beantwortet: „dafs die Fahne dem Herzogthume gebührt," im Widerspruch mit der von uns vertretenen Ansicht f). Allein wir können von unserer ursprünglichen Ansicht nicht abgehen und halten die Fahne immer noch für das Wappen des Bisthums, und die Spitzen füi- das des Herzogthums Franken.

*) Auch auf den Siegeln seiner Nachfolger, Siegfried's von Westernburg und Wigbold's von Holte, kommen die beiden Fah- nen vor.

**) Vgl. Anz. 1867, Nr. 11, Sp. 341. ***) Heffner blasoniert dieses Wappen, a. a. 0. S. 154, als drei rothe Spitzen im silbernen Felde, was aber jedenfalls unrichtig ist, da der untere Theil, die drei aufsteigenden Spitzen, von Sil- ber tingiert sind.

t) Vergl. unsere Abhandlung „das Wappen der Reichsschenken von Limpurg" im Correspoudenzblatt von 1861, Beil. zu Nr. 5; Erwiderung von H. Bauer in der Zeitschrift „Wirtembergisch Franken", V, S. 468 ff. ; unsere Erwiderung und Bauer's Bemer- kungen a. a. 0. VI, S. 17 ff.

Auf dem, von Heffner a. a. 0. auf Taf. XVII unter Nr. 2 abgebildeten Siegel, welches am meisten für seine Ansicht zu sprechen scheint, halten wir das Wappen mit der Fahne ent- schieden für das Würzburger Stadtwappen. Wenn Heffner (S. 153) behauptet: „die Fahne dagegen ist bekanntlich schon an und für sich das Zeichen des Herzogthums, da die Belehnungen damit von dem Kaiser nicht allein für Würzburg, sondern für jedes Herzogthum mit der Fahne vorgenommen wurden," und daraus den Schlufs zieht: „War die Fahne aber überhaupt der Repräsentant des Herzogthums *), so wurde sie dann hier (bei Würzburg) bei einem geistlichen Fürsten als Träger weltlicher Gewalt zum speciellen Sinnbild**) derselben gewählt," so er- lauben wir uns, zur Widerlegung dieser Behauptung anzufüh- ren, dafs die Belehnung der geistlichen Fürsten nach dem Gon- cordate von 1122 mit dem Scepter geschehen sollte, und dafs das Fahnenlehen nicht blos einen Gegensatz zu den kleineren, ohne Fahne geliehenen Lehen bezeichnet, sondern auch einen Unterschied zwischen weltlichen (Fahnen-) Fürstenlehen und geistlichen (Scepter-) Fürsteulehen ***).

Was die Berufung Heffner's auf die Autorität des Chroni- sten Lorenz Fries betrifft, der die Fahne für das herzog- liche Wappenbild erklärt, so kann derselben eine gewifs nicht geringere Autorität in heraldischen Dingen entgegengesetzt werden, die des bekannten Grafen Wilhelm Wernher von Zim- mern, welcher in seiner „Chronik des Erzstiftes Mainz und dessen Suffragan - Bischöfen", vom Jahre 1550, die Fahne als das Wappen des Bisthums Würzburg und die Spitzen als das herzoglich fränkische Wappen angibt.

Für unsere Ansicht in Betreff der Fahne erlauben wir uns, ganz besonders noch daran zu erinnern, dafs sämmtliche geistliche Wappen in der Züricher Wappenrolle in der Form von solchen Fahnen abgebildet sind ; ferner : dafs von den vie- len Inhabern von Fahnenlehen im Mittelalter kein einziger deshalb eine Fahne im Wappen geführt hat, und dafs auf meh- reren Landgerichts -Siegeln aus dem 16. und 17. Jahrh. nur der Wappenschild mit den drei Spitzen unter der Büste des Erzbischofs (in der rechten Hand das Schwert, in der linken Hand den Bischofsstab haltend) erscheint, und schon die be- kannte Legende dieser Siegel: „Herbipolis sola judicat ense Stola", spricht dafür, dafs hier das Wappen des Herzogthums abgebildet war.

Wenn Heffner in seiner Schrift, S. 157, bemerkt: „Bei den bischöflichen Siegeln finden wir nie die Spitzen allein, sondern nur im Vereine mit der Fahne und dem Familien-

*) Das war keineswegs der Fall. Auch führten alle Dynasten, die Grafen und freien Herren, eben so gut wie die Herzoge, ihre eigenen Fahnen.

**) Es handelt sich aber hier nicht um ein Sinnbild, son- dern um ein Wappenbild.

***) Vgl. meine Erwiderung in „Wirtembergisch Franken VI, 1 (1862), S. 33 u. 34, Note *, wo die Frage durch Ficker ausführ- licher besprochen ist.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Tvappen", so scheint uns das ganz entschieden für unsere An- sicht zu sprechen; übrigens gibt er selbst Taf. VIII, Fig. 3 eine Ausnahme von dieser Regel, allerdings nur nach einer Zeichnung, die jedenfalls unrichtig datiert war, wie er selbst S. 51 bemerkt. Die beiden Beispiele, welche Heffner für sich anführt, S. 157 u. 158, nämlich das Siegel Hermann's von Lich- tenberg und Albrecht's von Hohenberg, scheinen uns eher das Gegentheil zu beweisen.

Auch die Tinktur der Fahne von Weifs und Roth quadriert spricht für ihren Charakter als heraldische Fi- gur. Auf den Umstand, dafs, wo die Spitzen und die Fahne zusammen erscheinen, erstere stets den ersten Platz einnehmen, mnfs doch ebenfalls einiges Gewicht gelegt werden, indem auf das Herzogthum von bischöflich würzburgischer Seite immer ein grofses Gewicht gelegt wurde. Zudem steht es urkundlich fest, dafs im Jahre 1760 das fürstliche Hochstift die „drey silberne Spitzen im Rothenfeld ... für das eigentliche Wappen des Herzogthums Franken" gehalten hat, wobei es sich auf Spener und die Reichskundigkeit beruft, und die „drey im Rothenfeld aufsteigenden Spitzen" ausdrücklich als die eigentlichen „Tes- sera und notae characteristicae" des Herzogthums Franken be- zeichnet; wie dieses Wappen bekannter Mafsen auch später für das Herzogthum Franken in das königl. bayerische Wap- pen übergegangen ist *) F. - K.

dik,

*) S. 0. T. V. Hefner, Handbuch der theor. u. prakt. Heral- S. 232, Nr. 7, u. Taf. LVni, Fig. 1784.

Aus Handschriften der k. und Universitätsbibliothek zu Breslau.

(Schlufs.) I. 0. 3. Anselmi meditationes. Oracio dominice passionis singula ad breue contexens a quodam nostri ordinis Carthusiensis monacho nomine Hin- ricus compilata dasei prope Hildensem.

Jhesus ortum ingreditur turbatum se conqueritur ex morte propinquante orat transferri calicem sudando fundit sanguinem angelo confortante.

Osculum iude sustulit turbe se sponte obtulit hinc captus vinculatur Ad Annam primo ducitur a sernis rcdarguitur et dire alapatur.

Accusat testis pcrfidus adiurat preses inuidus

plebs cepit condempnare sputatur et percutitur velatur et illuditur iubetur prophetare.

4. Coram pylato iudice multo delatus crimine inmunis iudicatur Missus herodi placuit sed dum ad cuncta tacuit illusus refutatur.

5. De Christo datur opcio iuncto latrone noxio quis herum redimatur Barrabe vitam fiagitant

vniuersi conclamitant Ihesus crucifigatur.

6. Nudatur nudos vestiens ligatur vinctos redimens ut sufferat flagella Quibus totus conscinditur sanumque nil relinquitur in carne tarn tenella.

7. Cristus veste coccinea sceptro Corona splnea instar regis aptatus Salutando deluditur consputando polluitur multimode plagatus.

8. Hüne crucifige replicant nouam querelam agitant ac minas addiderunt Sic contra conscienciam mortis ferro sentenciam Pylatum compulerunt.

9. Genus mortis turpissimum lignura crucis grauissimum saluator baiulauit Nudatnr et distenditur clauatur et suspenditur blasphemos tollerauit.

10. Tunc iuxta uaticinium pertransit cor virgineum gladius symeonis Christus matri corapatitur super omne quod patitur externe lesionis

11. Hely hely vociferat

ad patrem qui reliquerat se totum in tormentis 0 vocis efficacia resoluens corda saxea flebilibus lamentis.

12. Föns sitit indeficiens

fei gustat mella tribuens ut lingua puniatur Nee solura corporaliter plus ymmo spiritaliter sitisse comprobatur.

13. Validis hinc clamoribus cum lacrimis et precibus capite inclinato. Expirans Christus moritur vnde Salus exoritur genitis ex peccato.

14. Fractis latronum cruribus miles vnus ex pluribus defunctum lauceauit Educens sacra flumina quorum contactu lumina fuscata reparauit.

15. Cum multa reuerencia ac luctus vehemencia

Flet mater dolentissime mortem prolis dignissime *)•

De Allexandro versus egregius. Quouiam friuola gaudia mundi, Quoniam rerum fugitiuus honor, quam nomen inane.

Magnus in exordio**) cui non suffecerat orbis

Sufficit exciso de fossa marmore petra

Quinque pedum fabricata doraus qua nobile corpus

Exigua requievit humo. Si possent homines bona mundi perpetuare Tunc homo perpetuo mundum deberet amare Sed quia nullus homo sibi mundum perpetuabit Propterea mundum sapiens homo nullus amabit. Sic homo quid speres quod mundo totus inheres Tecum nuUa feres licet omnia solus haberes Si tu sentires quid esses et vnde venires Nunquam rideres sed cuncto tempore fleres Quid sis quid fueris quid eris semper mediteris Quidquid agas prudenter agas et respice finem

*) radiert. **) ex"

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

42

Te benefactorem manifestat fama tuorum Inuenies penam laudem querens alicnam.

(Nosce?) qui plorans orans modo crimine mundas Vndas diuino vino miscere laboras Ores et lacrirais yrais suspiria iunge Vnge manus oleo Ico sie fugiat stupefactus Actus compescas escas digitis pietate A te des munus vnus a virgiiie partus Artus extendens tendens supra astra redire Ire dat inustos onustos vocas liic satis vstos.

Quando sacerdotes dotes cessant viciare Are congaudent audent frenare pusillas lUas ex villis illis ubi sunt maculate Lata dispergunt pergunt anime sine morbis. Orbis delictum lictum post terga reponunt Ponunt frementes mentes committere fletum Letum solamen amen hijs ut conterat amen.

Mente proba pura mors est super omnia dura Vincere pro cura medici dant optima iura

Morbos pulsura tardant a morte futura

Hec horaines multi male seruant dum quasi stulti

Non medicos curant sie pauco tempore durant.

Fraudem celatam tege per speciem simulatam Ve foris albatis qui vos tumulis simulatis.

De Breuitate vite. Vir bone quid curas res viles res perituras Nil profuturas dampno quandoque futuras Nemo diu mansit in culmine et cito transit Est breuis atque leuis in mundo gloria queuis. Qui fuit hie ymus illic erit ordine primus.

Virtus iustieia elerus mammon symonia

calcatur . errat . regnat dominatur

Virtutem fugias vicium cole celica sperne Quere malum contempne bonum sectare reatum.

Esurit ars . decreta tument . leges dominantur Pontificat moyses . talamos medicina subintrat.

Koma manum rodit . quam rodere non valet odit Dantes exaudit . non dantibus hostia claudit.

Res est grata senem pueriliter esse ioeosum Gratius est iuuenem moribus esse senem.

Aus derselben Handschrift (Vorsetzblatt) : Sit potus tenuis. Cibus aridus. Aspera vestis Dorso virga. Brevis sompnus durumque cubile. Fleete genu. Tonde pectus nuda caput orans Hereat os terre mens celo lingwa loquatur Cor dictet . sit larga manus Jejunia crebra.

Mens humilis . Simplex oculus . caro munda purum cor Rceta fides . spes firma . duplex dilectio semper Ferueat assidiuus . precibus iustis tamen oret.

Religiosorum dicta. Sperans contcmptum . conteranit omnia mundi Perfidus inspiciat Petrum . latroque latronem Zacheum cupidus . quem pungit cura matheum. Crudelis Paulum . non mundus earne Mariam Hos deus exemplum mundo eoncessit habendum Vt post delictum vadat peccator ad ipsum.

Est nostre sortis transire per hostia mortis Est graue transire vbi transitus sine redire Et non est scire quis prior debet abire Quando placet Christo de mundo tollimur isto.

Sit dominus terre nolens obprobria ferre Constans legalis audax nemini specialis.

Religio te non sapio si mundus amatur Religio nisi corde pio non appreciatur. Religio non principio sed fine probatur.

Breslau.

A. Schultz.

Zur Geschichte des Schürstab'schen Hauses S. 526 iu Nürnberg.

Item Her seyttfrytt schürstab hett ein moflSin der kauffett das hau(J am mylchmarckt pey sant maurycen gelegen von heinnrichtt vnhulder alz man zaltt nach cristus gepurtt m.'ccc." xxviii jare vnd er hett es x jar vnd er starb nach xpus ge- purtt m''eec''xxxviii jare do lyß er das haujj seynnem son ley- poltt schürstab.

Item Here leypoltt schürstab sein son mein vranherr bette ein Nützlin mein anfraw vnd hette darnach ein streyttpergeriu einß rittherjj tochter der erbett das hauß von Hern seyttfrydt seinem vater seligen als man zalt von cristus gepurtt m^ccc" vnd xxxviii jare der hett das hauß xlii jar vnd er starbe als man zalt von cristus gepurtt m"ccc''lxxx jare do li(3 er das hauß seinem son erhartt schürstabe.

Item Here erhart schürstab meinß anhern leypollt schür- stab seligen prüder der hette ein pfintzigin vnd der erbett das hauß von Hern leypolt schürstab seiligen seinem vater meinem vranberrn Noch cristus gepurtt m^ccc^lxxx jare vnd ez ver- pron ym aber er pawett ez wiJer von gruntt auff vnd pesaß ez vnd hett ez jnnen Ixiiii iar do starb er nach xps gepurtt m''cecc''xxxviiii jare vnd lyß ez seynem son leypolt schürstab.

Item leypolt schürstab Hern erhartt schürstab son hette ein hallerin vnd erbett das hauß von seinem vater als man zalt von cristus gepurtt m''cccc''xxxviiii jare vnd hette ez jnnen vnd pesaß ez xx jar do starb er noch cristus gepurtt m'cccc" Iviiij jare vnd liß ez seynem son leypolt schürstabe.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Here leypollt schürstab der junge bette ein zinglin vnd erbett das hawß von seynem vatter leytpolt scbürstab seiligen alz man zalt von cristus gepurtt m''cccc''lyiiij jare vnd er hette ez xi jar do verkaufft er das hau [5 mir erasm schürstabe als man zaUt von cristus gepurtt mOcccc" vnd Ixx jare an sant do- rythea tag was VI tag febrario vnd da(3 selbig jar pawett ich das hawß vnd pessert ez also.

Item Ich erasm schürstabe kaufft das hauß von leypolt schürstab meynnem vettern als man zalt von cristus gepurtt m" ccccoks jare an sant dorothea tag was VI tag febrario vnd ich pawett vnd pessert das hawß das selbig jare vnd ich zog in das hawß vnd pesaß ez alz man zallt von cristi gepurtt m" cccc''lxxi jar VI tag jm Mayen das war am montag nach wal- purgen. Aber mir starb dorothea mein liebe hawsfraw selige dar for ee jch in das hawß zog an sant ambrosius tag das was IUI tag abbryllis nach cristus gepurtt m^cccc" vnd Ixxi jar der got genedick sey.

Aus dem zum kgl. Archivconservatorium hactenus zu Nürnberg gehörenden Codex, überschrieben: Nürnberger Krieg betreffende, von Sebald Schürstab im Anno 1511 er- kaufl't (Mspt. Nr. 251).

Der eigenhändige Schreiber ist, wie aus der Aufzeichnung selbst hervorgeht, Erasraus Scbürstab, bekannt durch sein Ge- schlechterbuch, von dem im Jahresbericht des histor. Vereins von Mittelfranken vom J. 1863 ein Abdruck gegeben ist, zu welchem das Vorstehende ein Anhang sein mag. Dafs der Irrthum, Seifrid Schürstab, der Kaufer des Hauses S. 526, sei 1338 gestorben, während er noch 1350 urkundlich über das Seinige verfügt (s. Urk. Nr. 3 im Anhang zur Geschichte d. Eeichst. Nürnb. zur Zeit K. Karl's IV.), sowohl hier als auch in dem erwähnten Abdruck zu finden ist, gibt zunächst nur die Warnung, diesen, herkömmlich als unanfechtbare Autoritä- ten angesehenen, Aufzeichnungen doch nur mit Vorbehalt zu trauen, da sie sammt und sonders, sie mögen herrühren von wem sie wollen, doch nur aus dem Gedächtnifs und der münd- lichen Ueherlieferung, beides unsichere Quellen, erflossen sind.

Nürnberg. Lochner.

Schweine- und Hundesegen.

Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts gerieth der Rath der Reichsstadt Weifsenburg am Nordgau häufig mit den Geistlichen der Stadt in Zwist wegen allzu grofscr Strenge, die sie in ihren Predigten übten. In den darüber noch vor- liegenden Acten im Archive dieser Stadt befindet sich auch unter Nr. 1321 das Bruchstück einer Predigt über Math. VI, 24 34, am XV. Sonntage nach Trinitatis gehalten gegen den sog. „Sew- und Hundsegen". Eine Jahreszahl und der Name des Predigers ist zwar nicht angegeben, indefs weisen Schrift und Sprache auf die bezeichnete Zeit. Die Veranlassung zu

derselben ist folgende : ein wüthender Hund war in den Wald gerathen, wo die Schweine gehütet wurden. Aus Furcht, es möchten dieselben gebissen worden sein, und in der Absicht, sie vor der Wuth zu bewahren, trieb mau sie nicht nur in die Schwemme, sondern nahm auch zum „Brauchen" seine Zuflucht. Dagegen predigte der Geistliche, der uns den ganzen Vorgang im Nachfolgenden schildert, zog sich aber die Mifsbilliguug des Rathes zu. Jener entschuldigt sich nun wegen seiner Strenge und gibt zu, dafs der Aberglaube seine Geburtsstätte extra mu- ros der Reichsstadt habe. Jedenfalls haben wir hier vor uns einen jener, den Aberglauben erzeugenden und fortpflanzenden Gebräuche, welche die Volkssprache mit dem Worte „Sympa- thie" benennt, und die heute noch nicht ausgestorben sind.

„Ew. L. haben sich noch zu erinnern, wolcher mafsen heut 8 tag zur frühester mit guter gelegenheit, nach anlafs des Evang. bey so mildreichen segen, so der Allmechtige, dises Jar über, an allerley fruchten uns bescheert, Chrliche Zuhörer zu gebüreuder gratias angewisen, auch derwegen gemeine offen- liche dancksagung angestellet worden.

Es hat sich aber eben selben tags auch begeben, dz ein wütender hund under die aichelschwein geraten in wald, dauon villeicht auch etliche beschediget, da dann folgenden morgens, zu einer nutzlichen inn dergleichen fällen üblichen mitel der schwemme ufi wafsers gegriffen worden. Bey solchen natür- lichen mitel aber ist es nit gebliben, sondern do hat man noch selben abendes eine ander Kunst auf Zetteln geschriben, ufi haus zu haus geschickt, darauf etliche f uii besondere wort verzeichnet gewesen, die man den Schweinen, als ein Curatif, oder praeservatif arzney in brot eingeben, ufi zum rüfsel ein- stofsen soll.

Difs mittel wirdt nun Zweifelson vilen gutherzig, als die bisher solcher zauberischer mitel ungewonet, seltzam uii frembd furkommen sein: wie zwar Ich für mein person, sobald mir solcher Zettel zuhanden kommen, un waz man damit thun soll, verstanden, denselben in stück zerrifsen ....

Wir zwar aus Ministerio wollten gern für unser person solcher hafsiger, ärgerlicher Sachen gcschweigen, auch wo müg- lich helffen zudecken : wo wir uns dann auch von hertzen zu schämen haben, für eine Ersame, christliche gemein, do ie- mands fremtdes solches von uns hören un erfaren soll: Aber es ist notori, uii numer publicum worden, lest sich nicht ver- tuschen , das gespünst ist zu grob : Selten wir Lerer darzu stillschweigen, möchte man uns dann erst wol stume hund schel- ten, die nit bellen können, ufi müstcn ehe die stummen götzen die stein reden ufi schreien ....

Damit aber nit iemand gedenke, weil iu solchen verfluch- ten Segen, ja etwas stehe, dz in heutigen Evang. zu finden, derwegen es sogar unrecht nicht sein könne, als wollen wir für difsmal (ferner deductio auffürung diser Sachen, krafft Amts zu ander gelegheit vorbehalten) nur ein wenig hieuon etwas melden : mit der protestation inn höchster bester form, dz solche anzeig rechtmefsige beschuldiguug, niemands

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wefs Stands nh wesens der ist, oder sein möchte, zu schraach injuri oder Verkleinerung seiner gebürenden reputation, son- dern inn krafft des hohen befohlen ambts allein Gottes ehre Uli widerbringung der irrenden geraeint ufi gesuchet werde.

Demnach gesetzet erstlich, es wercn iun solchen Gergese- nisch Sew nh hundssegen lauter heilige gute wort ufi zeichen : so were ist es doch unrecht, aberglaubig abgöttisch : Dann die wort nit darzu gegeben, haben auch die kraift von gott nit empfangen, demnach auch dahin nit zu gebrauchen, dz man kranckheiten an menschen oder vihe damit heilen soll : Und die- weil ia aberglaubige , den segen so vil halten wollen, möchten sie sich erinnern, dz sonderlich solch vermeintes heiltumb für die Sew nit gehöret inn ansehung dz der herr bei Matth. bald nach disen Evangelio spricht, Ir solt Ewere perlein nit für die sew werften.

Über dz ist es mit solchen undergleichen zauberischen segen also beschaffen, dz der weniger teil wort seind, signifi- cativa, vn etwas bedeuten, sondern merntells seind es frembde unbekante, ungereumbto wort, die kein mensch (one der zum Teufel ein weil in die Sghul gangen) verstehen, ufi was sie be- deuten sagen kann, sondern mit solchen barbarischen unteutschen wortten spottet der Teufel gleich seiner selbsten, un aller die sich dadurch äffen un betrügen lafsen : Zuvörderst aber honet er hiemit gott im himel und vorab dz teuere Verdienst Jesu Christi, inn dem sonderlich auch dz zeichen des f in solchen segen zu 8 underschidlichen malen stehet, ufi zu merklicher lesterung des f Christi der Saw in rüfsel gestofsen werden soll. Und solte dz den wütend hund nit dz genente leid an- thun? solte es nit ein krefftig bewertes mitel besonders für die sew sein ! Irim ; Kirim : Irion : Kirion : avgiov : Gott af- frion: Soes; ufi dises alles fein mit f illuminirt?"

Weifsenburg im Nordgau.

Wilhelm Vogt.

Yolksbelustiguiig während des Reichstags zu Augs- burg 1530.

In einer eigenen Nachschrift zu dem vom St. Johannistag datierten Berichte, den die beiden Gesandten der Reichsstadt Weifsenburg am Nordgau an den Rafh daselbst abschickten, findet sich folgende Begebenheit erzählt:

„An sant Johanes Abent hat der kayser ein gros sibendt feyr*) gehabtt pey ij fuder holtz und in der mit ein grossen hochen paum gemacht. Darauff ein krantz, daz fewr undt an zintt. Welcher den krantz herab nemb ee und daz fewr recht yber sich kum dem wole man 8 krönen schenken, Aber etlich welchen haben hinauff wollen steygen haben sy sorg gehabtt

*) Sihent feyr, d. i. Sonnenwendfeuer am Johannisabend (23. Juni) ; vgl. Schmeller III , 260 ff. (2. Ausg. , Bnd. II , 297 ff.) : Sunnwent, Süwent-, Süwent-, Simmet- Feuer. Dr. Fr.

daz fewr werde sy yber eylen sind wider rab gestigen. Da ist kumen ein armer tewffel, etlich sagen ein stal knecht hatt den krantz geholt ist wider rab kumen ee daz fewr in ale hech prunen hat den hat man von stund an zum Kayser gefurt sagt mau er hab im 12 krönen geschenkt etlich sagen im ein pfrönt zw gesagtt oder am hoff zw behalten." Weil'senburg am Nordgau.

Wilhelm Vogt.

Zwei Briefe des Bischofs Christoph Bernliard von Münster.

Die nachstehenden beiden Briefe des Bischofs Christoph Bernhard von Münster sind für die Kulturgeschichte seiner Zeit sehr interessant. Es ist zu bedauern, dafs der zweite undatiert ist;*) doch wird man nicht irren, wenn man annimmt, er sei etwa ein Jahr später als der erste gesclirieben worden. Zur Orientierung theilen wir mit, dafs das Herzogthum Mirandola, früher eine Grafschaft, 1619 zum Herzogthum erhoben wurde. Die Herzoge waren aus dem Hause Pico und Lehnsleute des heil, römischen Reichs. Als der letzte Herzog Franz Maria in dem spanischen Erbfolgekriege nach Spanien gegangen und vom Kaiser in die Acht erklärt war, wurde das Herzogthum als ein Reichslehen im Jahre 1711 dem Herzog von Modena für eine Million Gulden überlassen. An diesem Hofe lebte also der münsterische Arzt Lorenz Wolf, dessen Ruf bedeutend gewesen sein mufs, da sich der ferne Fürstbischof so sehr be- müht, ihn in sein Vaterland wiederkehren zu sehen.

C(hristophorus) B(ernardus). Honorabilis, devote, nobis sincere dilecte. Eximia te medendi peritia ac felicitate pollere accepimus, et virum ex hac nostra dioecesi genitum ex laude in Italia florere laetamur. Cum itaque pro amplitudine hujus nostrae regionis pauci admodum insignes medici hie reperian- tur, juri naturae consonum existimamus, ut popularibus tnis potius, quam exteris opituleris. Quamobrem ea potestate, quam in te tuaque bona nobis subjecta habemus, tibi serio praeci- pinius, ut quamprimum huc revertaris, et in hac vel alia nostra civitate medicinam exerceas. Quod uti te pro tua prudentia non detrectaturum neque indignationem nostram ulla tergiver- satione provocaturum esse confidimus, ita cum, cui nunc inser- vis, Magnatem non solum ülustris familiae claritudine sed etiam egregia virtute praestantem ac celebrem suisque majo- ribus dignum , visis hisce literis perhonorifice te dimissurum esse non dubitamus. Tuam Interim proraptam obedienliam prae- stolantes gratioso te afi'ectu complectimur. Dat. in civitate nostra Monasteriensi, 26. Febr. Anno 1668.

Tit : Honorabili ac devoto, nobis sincere dilecto Laureutio Wolf, Medicinae doctori j.

Miraudulam.

C(hristophorus B(ernardus). Honorabilis, docte, nobis sin- cere dilecte. Cum valde miraremur, te mandato nostro avo-

*) Es lagen mir nur die Concepte vor.

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catorio nondum obtemperare , et in patriam tuani, praestauti- bus Medicis indigentem, reverti, a propinquis tuis intelleximus, lUustrissimum et Excellentissimum Dominum Ducem Mirandu- lanum epistolam nostram ad te scriptam, quasi a nobis non cxa- rata sed falsa ac supposititia esset, suspectam babuisse, ideoque tibi facultatem abeundi denegasse. Quamobrem, ut eidem Hl. atque Exe. Duci haec opinio exiraatur tibique nulla relinquatur excusatio, basce literas nostras ad intinmm Sanctissimi Doraini Nostri cubicularium, et ecclesiae nostrae cathedralis praepositum et arcanornm consiliorum nostrorum participera, Dominum Wil- helmum Baronem de Fürstenbergk Romam misimus, ut bic eas tibi reddi curaret, et 111. atque Exe. Duci testaretur, manda- tum nostrum antehac ad te missum ac praesens scriptum revera a nobis profectum esse, atque omni falsitatis ac fraudis sus- picione carere oportere. Quapropter iterum tibi districte et sub poena gravissimae nostrae offensae et confiscationis bono- rum tuorum praecipimus atque mandamus, ut quamprimum tibi per byemem lieebit, ad nos iter arripias, atque ad opitulan- dum patriae tuae hue redeas et concivibus tuis imposterum operam impendas. Quod si ulterius id faeere neglexeris nos infallibiter procedemus ad paenara, quam tibi comminati sumus, nee ullam admittemus excusationem, quippe 111. et Exe. Ducem Mirandulanum ejusmodi principem esse confidimus, ut te con- tra debitum patriae tuae officium atque obsequium, quod no- bis exbibere teneris, invitum retinere non velit, quo circa ad- ventum tuum proximo vere expectantes benevolo tibi affectu manemus addicti.

Aurich. Ernst Friedlaender.

Zur Chronik der Reichsstadt Nürnberg.

1433. Der Kath gibt 65 fi. le'/ifj in gold und 49 a 3 ß 4 hl. „das das groTs schiessen mit armprost der gest vnd der vnsern , das man hie tet in Ebdomada post Bartholomei vnd fünff tag weret, mit allen sachen gekost hat vmb kleined, der waren das pest ein pferd, kostet 14 guidein, ein pecher von 9fl., ein ochs 6fl., ein armprost 4fl., ein guldeiner ring 3fl., ein parchant 2 fl. 1 Ort, vnd der verrsten stat ein vng- riseher guidein, vnd das man auch vmb wein, prot, obs vnd ander Ding gab vnd daz man auch den Schreibern, pfeiffern, trometern vnd andern amptleuten, die darob waren, zu liebung gab."

Die Fahrt, die Erhart Haller und Virich Truchsefs, Stadt- schreiber, nach Rom zum neugekrönten Kaiser thaten, um die kaiserliche Bestätigung der Stadtprivilegien nachzusuchen, kostet

dem Rath 2296 fl. 1 Ort und 8% neuer Haller. Davon gaben Haller und Truchsefs 600 Ducaten in die Kanzlei um 8 goldene Bullen und um 14 Brief unter dem kaiserlichen Maiestätssiegel, 200 Ducaten um Gold zu den 8 Bullen, und 40 Ducaten dem Goldschmied, um die Bullen zu machen.

Sodann zahlt der Rath in diesem Jahre 97 "ft 17 (3 hl. für 26 Eimer Waizcnbier und Gerstenbier, das eine böhmische Jungfrau zu Nürnberg braute. Das Bier schickt der Rath dem Kaiser nach Basel, wie es derselbe verlangte, und dazu 1000 fl. und 100 fl. für ein Kleinod.

Zwei Zigeuner werden auf einen Tag in's Loch gelegt.

1434. Kaiser Sigmund hatte der Stadt die Kaiserkrone versetzt. Im Jahre 1434 in der Osterwoche läfst sie der Rath nach Buchhoru führen, wahrscheinlich, um sie dem Kaiser aus- zuhändigen.

Am 31. August wird Turnier gehalten an des Rieter's Haus. Hauptmann desselben ist Jörg von Ehcnheim. Auf dem Rathhaus wird ein Tanz gehalten und dasselbe durch einen Gang über die Scherergasse erweitert. Auf dem Tur- niere sind 353 Helme und darunter 60 Ritter.

Einer, der „dreien töehtern" die Ehe versprochen, wird in's Loch gelegt und vom Züchtiger durch die Stirn gebrannt.

1435. Die Büchsensehützen erhalten vom Rath 26 % hl. zum Ankauf von Kleinoden, um die sie alle Monate schiefsen, und die Trompeter und Pfeifer, die ihnen aufblasen, werden mit Geld beschenkt.

Der Rath zahlt 5 U 18 (J hl. für die Zehrung des H, Pül und Anderer, als man dem bösen Werwolf nachstellet, der in der Gegend um Nürnberg, Lauf und Eschenau umlief und grofsen Schaden that an Leuten, Kindern und Vieh.

Die vorzüglichsten Beamten der Stadt sind : Leupold Pan- wolf, Stadtschreiber, mit 32 fl., Bartholomes Neythart, Rath- schreiber, mit 50 fl., Görg Madach, Losungsschreiber, mit 21 fl., Ulrich Truchsefs, Schreiber, mit 32 fl., Jobs Kapfer, Schreiber, mit 13 fl., Johann Dum, Schreiber, mit 10 fl., Mei- ster Johann Schintel und Meister Peter von Berkt, die Innern Aerzte, mit je 25 fl., Magister Johann Marquardi, Stadtsyndi- kus, mit 13 fl., die drey Stadtpfeiffer mit je G'/^fl. , Dr. Gre- gor Haymburger, Jurist, mit 50 fl., Meister Erhart, der Wund- arzt, mit 13 fl., der Trompeter mit 10 fl., Hanns Ott, der Lau- tenschläger, mit 3 fl., Paul der Büchsenmeister, mit 12 fl., Demut Weinsteinin, die Hebamme etc. mit 2 fl. vierteljähriger Besol- dung, die ihnen zu Pfingsten, Kreuzerhöhung, St. Lucia und am Sonntag Invocavit ausbezahlt wurde.

(Mit einer Beilage.)

Verantwortliche Redaction: Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Gedruckt bei U. E Sebald in Nürnberg.

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUOTE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1873. JW 2. Februar.

Chronik des gcrnianisclien Museums.

Nürnberg, den 15. P'ebruar 1873.

Das wachsende Interesse an der Uebertragung des Augustiner- klosters hat wieder neue Zusagen verschiedener Künstler, zu dem angegebenen Zwecke Beiträge zu leisten , hervorgerufen. Aufser den versprochenen Kunstwerken haben wir auch in diesem Mo- nate wieder eine Geldgabe von 100 fl. zu gleichem Zwecke zu verzeichnen, mit der uns Herr Oberbaurath Ziebland in München erfreute.

Durch den fortwährenden Zuwachs der Sammlungeu gestaltet sich jedoch das Bedürfnifs, auch weitere Lokale zu beschaffen, die für die Ausstellung des Museums geeignet sind, immer dringender. Bereits sind wir nicht mehr in der Lage, einige grofse Gypsab- güsse unterzubringen, welche in Brüssel für das Museum gefertigt wurden. Ebenso erwarten wir in kurzer Zeit die Abgüsse der Korssen'schen Bronzethüren zu Nowgorod, welche auf unsere Ver- anlassung geformt worden sind, wie der Skulpturen der goldenen Pforte zu Freiberg, deren Nachbildung gleichfalls durch die kgl. sächsische Regierung auf unsere Veranlassung geschehen ist ; auch die Abformung der Thüren an St. Maria auf dem Capitol in Köln ist nahezu beendet, ohne dafs wir sofort alle diese grofsen Ab- güsse aufstellen könnten.

Manche Erwerbungen, die in jüngster Zeit gemacht wurden, werden wir glücklicherweise noch zur Aufstellung bringen können. Wir erwähnen davon : zwei reichgeschnitzte, gothische Tische, einen prachtvollen, romanischen silbernen Kelch nebst Patene, mit Niel- len und Filigran geschmückt, eine Reihe italienischer Majoliken, zum Theil mit Wappen nürnbergischer Patrizier verziert, welche diese ehedem in Urbino und Venedig hatten fertigen lassen, einige Waffenstücke, interessante Helme, einen romanischen Bronzeleuch- ter, eine Serie alter niirnbergischer Drechslerarbeiten in Holz, Hörn und Elfenbein.

Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden folgende neue Jahresbeiträge angemeldet:

Von Cemeinden : Friedberg (Bayern). Distriktsgemeinde, 20fl. Germersheim. Distriktsgemeinde, 25 fl. Immenstadt. Stadt- gemeinde, 2 fl. Kandel. Distriktsgemeinde, 25 fl. Ludwigshafen. Distriktsgemeinde, 15 fl. München. Stadtgemeinde (statt friiher 50 fl.), 100 fl. Neustadt a. d. Haardt. Distriktsgemeinde, 25 fl. Nördlingen. Distriktsgemeinde, 15 fl. Oettingen. Distriktsgemeinde, 15 fl. Speyer, Distriktsgemeinde, 15 fl.

Von Privaten: Ars a. d. IMosel. Alippi, Polizeikommissär, Ifl. 45 kr. Augsburg. B. Barth, Rechtsanwalt, 1 fl. ; v. Bezold, Bez.-Ger.-Rath , Ifl.; Braun, Rechtsanwalt, Ifl. 30 kr. ; Flemisch, Rechtsanwalt, 1 fl. 30 kr. ; Grün, Obergerichtsschreiber, Ifl.; v. Gu- termann, Rechtsanwalt, 1 fl. ; Mayrhofer , Rechtsanwalt, 1 fl. 30 kr., Mettenleitner, Staatsanwaltschaftssubstitut, Ifl.; Michahelles, Bez.- Ger.-Rath, Ifl.; Müller, Rechtsanwalt, Ifl. 30 kr. ; Pöhlmann, Rechtsanwalt, Ifl. 10 kr. ; Putz, Rechtsooncipient, Ifl.; Sack, Re- gierungssekretär, Ifl.; Schöniger, Staatsanwalt, Ifl.; Weinmann, Rechtsconcipient, 1 fl. Basel. Dr. phil. Ad. Böckmann 2 fl. 20 kr. ; Dr. phil. Fr. Geiger 2 fl. 20 kr. ; Karl Geldner Ifl. lOkr. ; Adal- bert Mylius, Consul des deutschen Reiches, 2 fl. 20 kr. ; Dr. jur. Julius Neumann, Professor, 4 fl. 40 kr. ; Karl Opitz, Kaufmann,

Ifl. 45kr. ; J. Rode 2fl. 20kr. ; J. Rupe, Kaufmann, 2 fl. 20 kr. ; Philipp Trüdinger, Fabrikant, 2 fl. 20 kr. Briinn. Hermann Hof- mann, Turnlehrer, Ifl. 10 kr. Friedberg i. W. K. Trapp, Gru- bendirektor, Ifl. 45 kr, Immenstadt. Peter Paul Marckhart, Kauf- mann, Ifl.; Adolf Probst, Falnikbesitzer, 5 fl. ; Wilhelm Pap- pus V. Trazberg, Freiherr von Rauchenzell u. Laubenberg, k. b. Premierlieutenant k la Suite und Rittergutsbesitzer, Ifl. 45 kr. Joseph Stahel, Prokurist, 5 fl. Jena. Ad. Schmidt, Professor, Ifl. 45kr. ; Dr. Karl Schulz, Referendar, Ifl. 45 kr. Lörrach. Math. Preiser , Kaufmann , 1 fl. Metz. Domling , Landgerichtsrath , 1 fl. 45kr. ; Dr. Görgens, Professor, Ifl. 45 kr. ; Grünewald, Friedens- richter, 1 fl. 45 kr. ; Hamm, Friedensrichter, 1 fl. 45 kr. ; Dr. Hom- burg, Professor, Ifl. 45 kr. ; Dr. Krichel, Professor (statt früher Ifl.) Ifl. 45 kr. Mieste. Hildebrandt, Pastor, Ifl. 45 kr. Nörd- lingen. Müller, Senior, 24 kr. Noveant (Lothringen). Jung, Inge- nieur, Ifl. 45 kr. Nürnberg. Dr. Lessing, Fabrikant, 2 fl. Pest. Robert Lampl Ifl. 45 kr. Schlüchtern. Anacker, Kantor, 30 kr.; Leimbaoh, Seminarlehrer, Ifl.; Lotz, Seminarlehrer, Ifl.; Hubert Zinkhan 30kr. ; Zintgraff, Apotheker, Ifl. 45 kr. Vemy bei Metz. Fries, Friedensrichter, 1 fl. 45 kr. Wien. Dr. Rieh. Godeffroy, Vor- stand des ehem. Laboratoriums des allg. österr. Apothekervereins, Ifl. lOkr. ; Leop. Simoni, priv. Apotheker, Ifl. 10 kr. Zweibrü- cken. Joh. Jak. Heck, Fabrikant, 1 fl. 45 kr. ; Frau Elise Roth, Fa- brikantenwittwe, 1 fl. 45 kr. ; Georg Roth, Fabrikant, 1 fl. 45 kr.

Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben:

Von Vereinen: Erfurt. Lesekränzchen der Realschule, Ifl. 45 kr.

Von Privaten : Bärn (Mähren). Hans Lichtblau, Freigutsbe- sitzer, 2 fl. 20 kr. Dorpat. Weihrauch , Dozent , 1 fl. 52 kr. Garde- legen. Keller, Buchdruckereibesitzer, Ifl. 45 kr. München. Frhr. Edm. V. Oefele, Reichsarohivpraktikant, Ifl. 45 kr. Rethel. Frhr. Ernst V. Lützelburg, k. b. Premierlieutenant, 2 fl. 20 kr.

Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :

I, Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm- lungen.

(Nr. 6806-6859.)

Dresden. Kgl. sächs. Kriegsministerium: 6 Gewehre, 3 Karabiner, 1 Pistol, 11 Stück blanke Waffen und 1 Kürafs von 1821. C. Andrea, Maler: 5 Photographien nach Architekturen. Köhler, kgl. sächs. Generalmajor: Stück Holz aus der Kajüte der Gefion. Zinnerner Schraubthaler mit Abbildungen der Schlachten Napoleon's I. Ankleidepuppe, Wassermalerei. Eger. H. Gradl, Kassier: 44 Holzstöcke mit astrologischen Zeichen und Schriften. Magischer Schutzbrief von 1718. 2 Orignalsiegel vom 14. und 18. Jhdt. 16 Gypsabgüsse von Medaillen u. s. w. Frankfurt a. M. J. B. Baumeister: Ein Convolut Kujjferstiche von Amiing u. A. Fürth. Dr. med. Fronmüller sen. : Würfel von Serpentin- stein mit 32 Kanten. Hannover. Br ebner, Medailleur: Ver- goldete Medaille auf Beethoven, 1870. Desgl. auf die Siege von 1870, 1871. Dr. Grotefend, geh. Archivrath : 5 lippische Spann- dienstzeichen. 18. Jhdt. Siegesthaler von 1871. Dr. Hahn, Me- dicinalrath : Sjiencerkarabiner. Silberne Dose vom 18. Jhdt. 3 seltene Thaler von 1862, 1868 und 1872, 10 neuere kleinere Sil- ber- und 12 Kupfermünzen. Nürnberg. K. Daumer, Privatier: 2 eiserne Gewichte vom 16. Jhdt. Messingstempel vom 18. Jhdt. Medaille vom Grafen Th. v. Tolstoy, 1817. Stadtmagistrat: Bronzene Handspritze von 1547. S. Pickert, Antiquar: Sogen. Pilgerei, aus Achat gedreht. Photographie nach einem Gobelin.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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M. Pickert, Antiquar: 2 buntbemalte persische Fayenoetassen. Probst, Photograph: 2 sculptierte Schlulssteine vom 15. Jhdt. Zur Strassen, Professor an der Kunstgewerbsohule : 2 antike Thonbildnereien. Regensburg. Dr. C. Will, wirkl. fürstl. Rath u. Archivar: Photogr. Abbildung einer Hausorgel vom 18. Jhdt. Rudolstadt. Se. Durchl. Fürst G eorg vo n Sohwarzburg- Kudolstadt: 8 Photographien nach Ausgrabungen und Pracht- waffen im Besitze Sr. Durchlaucht. Seehausen. D r. G ö t z e : Kabbalistisches Petschaft aus Messing, 17. Jhdt. Sigmaringen. Se. kgl. Hoheit Fürst Anton zu Hohcnzollern-Sigma- ringen: Gerade B-Trompete.

IL Pur die Bibliothek,

(Nr. 29,522—29,6^1.) Ansbach. Andr. Rück, Redakteur: Ders. , der Zöpfe Ende. 1870. 8. Ders., Wiedergegeben. 1870. 8. Ders., ein Dominospiel. 1872. 8. Ders., d. Schwindel in der Falle. 1873. 8. Berlin. Dr. T. Märcker, k. pr. geh. Archivrath : Ders., die Wanderungen der deutschen Reichskleinodien. 1872. 8. Sonderabz. Redaktion des „Herold": Nachrichten über die Familie de Graeff. 8. Son- derabdr. v. Ahlefeld, zur Geschichte der Familie von Rantzau. 8. Sonderabdr. v. Mülverstedt, der heraldische „Schachroche." 8. Sonderabdr. Dr. C. F. Trachsel: Ders., Glossarium der Berli- nischen Wörter U.Redensarten. 1873. 8. Bern. v. Scheel, Pro- fessor : Wappen der Mitglieder des Reichskammergerichts (um 1785). Titelbl. fehlt. 8. Bonn. Universität: Bluhme, z. Textes- kritik des Westgothenrechts. 1872. 8. v. Doornick , de Alberto duce. 1872. 8. Rubel, de fontibus quatuor priorum historiae Au- gustae scriptorum ; pars I. 1872. 8. Woker, de Erasmi Rotterdami studiis irenicis. ]872. 8. Kebät 47 anderen akadem. Gelegenheits- schriften. 1872. 4. 8. Brunn. Moriz Trapp, Gustos des P'ran- zens-Museums : Ders., der Spielberg in Brunn. 1873. 8. Darm- Stadt. Dr. Liidw. Baur, grolsh. hess. Geh. -Rath u. Archivdirek- tor: Ders., hessische Urkunden; V. Bnd. 1873. 8. Eger. Heinr. Gradl, Kassier: Bodenehr, anderer Theil des Tractats, so betitelt Force de l'Europe. qu. 4. Jos. Hollub, k. k. Gymnasialprofes- sor : Haupt-Bericht der Handels- und Gewerbekammer zu Eger . . . im J. 1863. 8. Frind, histor. Analecten über Eger u. d. Egerland. 1864. 8. Progr. Kittel, Kursachsen u. die Gegenreformation in Eger. 1869. 8. Progr. Frankfurt a. M. Unirekannter : Yer- zeichnil's der Abgeordneten zur ersten deutschen Reichsversamm- lung in Frankfurt a. M. 1849. 8. Sammlung von Plakaten u. Zei- tungsblättern, die Stadt Frankfurt betreffend; 1835—60 (58 Stück). 2. 4. 8. Freiburg i. Br. Herder'sche Verlagshdl. : Janfsen, Frankfurts Reichscorrespondenz; Bnd. II, 2. 1873. 8. Genf. Edu- ard Fick, Buchdruckereibesitzer: Baum, Proces de Batidichon accuse d'heresie ä Lyon. 1873. 8. Greifswald. Dr. Theod. Pyl, Univers.-Professor : Ders., Pommer'sche Genealogien; Bnd. II, 2. 1873.8. Hannover. Architecten- u. Ingenieur-Verein: Ders., die Kunst im Gewerbe. Bnd. I, 1. 1872. 2. Dr. Grote- fend, geh. Archivrath: Verordnung des fürstl. Braunschw. Consi- storiums. 1591. 2. Heidelberg. Dr. K. Walsmannsdorff, Turn- anstaltsvorsteher : Ders., die militärischen Frei- u. Geräthübungen in Bayern u. Prenfsen. 1873. 8. Hermannstadt. Verein f. sle- benbürgische Landeskunde: Ders., Jahresbericht für 1863 —64. 1865. 8. Komotau. Nie. v. Urbanstadt, jub. k. k. Fi- nanz-Bezirkscommissär : Mehler, ursprüngl. chronolog. Geschichte Böhmens ; Th. I. II. 1806. 8. Der Cardinal Hut, oder Bericht von den Cardinälen. 1667. 12. Geschichte des Königreichs Böheim. 1783. 8. Militairisches Taschenbuch. 1783. 8. Friedrieh's v. Knaufs selbstschreibende Wundermaschine. 1780. 8. v. Engel, Geschichte des Freistaats Ragusa. 1807. 8. Geschichte des Klosters der Ur- sulinerinnen zu Kuttenberg. 1843. 8. Universal-Acois-Ordnung im Königr. Böheimb. 1709. 4. Artickeln des allgem. Landtatrs Schlus- ses auff dem Kön. Prager-Sohlosse. 16,52, 1671, 1684, 170.5. 1716, 1728 u. 1788. 4. Sommer, kurze Geschichte der Stadt Schlacken- werth. 1866. 8. 36 Stück kais. Mandate, meist das Königr. Böh- men betreffend; 1625—1762. 2. 4. 97 Stück kais. Verordnungen etc., meist das Königr. Böhmen betr.; 1541—1810 2. 4. 24 Stück Ordnungen von Zünften des Königr. Böhmen ; 1739—78. 2. Nebst

45 anderen Schriften verschiedenen Inhalts. 1548—1865. 2. 4. 8. Königsberg i. Pr. Universität: 16 akademische Gelegenheitsschrif- ten. Iö72. 4. 8. Leipzig. J. C. Hinrich'sche Buohhandl. : All- gemeine Bibliographie für Deutschland; Jhg. 1871. 1872. 8. Dr. Schröder: Ders., Griseldis. Apollonius v. Tyrus. 1872. 8. Son- derabdr. W. Violet, Buchhandl. : Moser, d. Belagerung v. Leip- zig im J. 1547 (Sonntags -Beil. d. Leipz. Nachr.) 2. München. K. Akademie der Wissenschaften: Dies., Sitzungsberichte der philos.-philolog. Classe ; 1872, Heft II u. III. 8. Dies., Sitzungs- berichte der mathemat. -physikal. GL; 1872, H. II. 8. Dies., In- haltsverzeichnifs zu Jhg. 1860 70 der Sitzungsberichte. 1872. 8. St. Nicolas. Cercle archeol ogique du pays des Waes: Ders. , Publications extraordinaires etc. ; Nr. 9. 8. Nürnberg. Lorenz Ritter, Kupferstecher: Ders., malerische Ansichten aus Nürnberg; Bl. 1 12. 1871. 2. Paris. Ministerium des öf- fentl. Unterrichts: Revue des societes savantes des departe- ments; V. serie, t.LII.(anneel870). 1871.8.— Prag. F.Tempsky, Verlagshandl. : Bayer, die Historia Friderici III. Imperatoris des Enea Silvio de' Piccolomini. 1872. 8. Quedlinburg. Gustav Brecht, Bürgermeister: Janicke, Urkundenbuch der Stadt Qued- linburg; L Abth. 1873. 8. Regensburg. Dr. C. Will, wirk!, fürstl. Rath u. Archivar: 2 Mandate Kaiser Karl's V. 1525 u. 1529. 2. Salzburg. Gesellschaft für Salzburg. Landeskunde: Dies., Mittheilungen etc.; XII. Vereinsjahr, 18i2. 8. Schaffhau- sen. Friedr. Hurter'sche Buchh. : Schöppner, Charakterbilder der allgem. Geschichte; 3. Aufl. Bnd. 1-3. 1871—73. 8. See- hausen. Dr. Lud w. Götze, Gymnasial-Oberlehrer : Ders., urkundl. Geschichte d. Stadt Stendal ; 10. Lief. 1872. 8. Sigmaringen. Hofrath Dr. F. A. Lehner, fürstl. Bibliothekar und Conservator : Ders., fürstl. Hohenzollern'sches Museum zu Sigmaringen: Verzeichnifs der in dem Kleinodienschrank befindlichen Gegenstände. 1872. 8. Ders., fürstl. Hohenzollern'sches Museum: Verzeichnifs der Hand- schriften. 1872.8. A. Lichtschlag, Gymnasial-Oberlehrer : Ders., Beiträge zur Hohenzollern'schcn Ortsgeschichte. 1872. 4. Progr. Wien. Se. Maj. Franz Joseph I., Kaiser v. Oesterreich: Leitner , d. hervorragendsten Kunstwerke der Schatzkammer des Österreich. Kaiserhauses; Lief. 17 u. 18. Imp. 2. Dr. Matthias Pangerl, Archivar: Ders., Urkundenbuch des ehemal. Cistercien- serstiftes Goldenkron in Böhmen. 1872. 8.

III. Für das Arohiv.

(Nr. 4289—4311.)

Nürnberg. Eckert, Lehrer: Zeugnifs Joh. Friedrieh's zu PjT- baum, als Lehrprinzen, für Andreas Eckert von Wolkersdorf, dafs er nach nunmehr vollendeter Lehrzeit als „hirschgerechter Jäger und Weidmann" zu betrachten sei. 1769. Pgm. Ungenannter: Kaufbrief der Vormünder des „Geschefl'ts" der Katharina Wirsin- ger zu Nürnberg an Peter Hochsteter daselbst, über die Erbschaft an der Behausung in der Derrersgasse. 1513. Pgm. Kaufbrief Hans Gutschmieds, Messerers in Nürnberg, an Hans Prünsterer, des grö- l'sern Rathes, über die Eigenschaft und zehn Gulden jährlichen Zinses aus seiner Behausung in der Derrersgasse. 1557. Pgm. Brief der Wittwe Hans Gutschmids in Nürnberg zurUebergabe ihres Hau- ses in der Derrersgasse an Ruprecht Erdinger, Genannten des grö- fseren Rathes, wegen Rückstandes in der .\btragung der schuldi- gen Zinsen. 1576. Pgm. Kaufbrief des Ruprecht Schlunpf, Bür- gers zu Nürnberg, an Lienhard Spat, Barchentweber, über eine Behausung am Schwabenberge, dem Fröschthurm gegenüber. 1606. Pgm. Kaufbrief der Geschwister Bürckhner an Mathäus Frey, Barchentweber, über eine Behausung auf dem Schwabenberge, nahe dem Fröschthurme. 1694. Pgm. Bescheinigung der Maria Rosina Kohler, Tochter des verstorbenen Georg Seyfried Kohler von Neunhof, an Mathäus Frey, über hundert Gulden als Ablösung der Eigenschaft an dem Hause auf dem Schwabenberge. 1694. Pgm. Letzter Wille des Mathäus Frey, Tuch- und Leinwandhänd- lers, auch verordneten Lieutenants unter der Bürgerschaft zu Nürn- berg 1727. Pgm. Beizettel des Hieron. Willi. Ebner von Eschen- bach, als Kirchenpflegers, zu dem von der Frau Christina, Joh. Georg Wiedmann's, Beckers, Wittwe, unterm 7. Mai 1706 einge-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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lösten Grabzettel auf St. Rochuskirchhof', worin die betheiligten Erben aufgeführt werden. 1731. Pgm. Zwölf Kaufl)riefe und ge- richtliche Entscheidungen, ein Haus in der Derrersgasse betr. 1554

1790. Akten. Zwei stadtgerichtliche Bescheide über die vormals dem Joh. Mich. Mes.serer zugehörige Behausung in der äufseren Laufergasse. 1785. Akten.

Chronik der historischen Vereine.

Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien. III. Band, 1873. Nr. 1. 8.

Eine Opferstätte bei Pulkau in Niederösterreich. Vortrag, von Prof. Dr. J. Wodrich. (Mit 4 lithogr. Tafeln.)

Heraldisch-genealogische Zeitschrift. Organ des heraldisch-genealogischen Vereines „Adler" in Wien. III. Jahrg. Nr. 2. Wien, Februar 1873. 4.

Ki^s-^'ärda. Fortsetzungen.

Der Kirchen-Schmuck. Blätter des christlichen Kunstvereines der Diözese Seckau. 1872. IV. Jahrg. Nr. 1. Graz. 8.

Glasmalerei. (Dr. Alb. Ilg.) Ein Muster wahrer Kirchen- musik. — Studien über die christliche Malerei. Ueber die Mi- tra der Bischöfe und Aebte. Von P. Ludw. Findeys.

Sitzungsberichte der philosophisch - philologi- schen und historischen Classe der k. b. Akademie der Wissenschaften zu München. Heft IL III. München. 1872. 8.

Ueber fränkisch-wirzburgische Zentbücher, von Rockinger. Quellenbeiträge zur Geschichte des Kaiser's Rudolf IL, von Ritter. Ueber die in der letzten Zeit gemachten Ausgrabungen römi- scher Antiquitäten in Regensburg, von Ohlenschlager. Ueber die lateinischen Sequenzen. Von Hofmann. Nachtrag zu den Clermonter Runen. Von dems. Ueber die von Kaiser Ludwig gewonnene Schlacht bei Mühldorf, von Würdinger. Valentin Feruandez Aleman, von Heyd.

In der Versammlung des historischen Vereins von Ob er- pfalz und Regensburg vom 13. Febi'uar wurde über die Fort- setzung der Ausgrabungen römischer Alterthümer berichtet. Auch wurden über ein jüngst aufgedecktes Leichenfeld bei Schelleneck (a. d. Altmühl) Mittheilungen gemacht; es fanden sich ein eisernes Schwert, Armringe von Bronze, Thonperlen und Goldmünzen mit

Oehren ; die Gräber dürften mit denen von Nordendorf derselben Zeit angehören.

Pommersche Genealogien. Nach urkundlichen Quellen und den Sammlungen von A. Balthasar, J. A. Dinnies und C. Ge- sterding herausgeg. von Dr. Theod. Pyl. Zweiter Band. Genea- logien der Familien Wakenitz, Lübeck und Smiterlow nebst Bei- trägen zur Geschichte von Greifswald und Stralsund als Ergän- zung zu 0. Focks Rüg.-Pomm. Geschichte, sowie Stammtafeln der Familien Bere, Semlow, Schulow, Ferber, Wulflam, Darne, Holt- husen, Krüdener, Voge, Letzenitz, Below, Wampen, Vredekow, Lange, Bokholt und Lowe, mit Abbildungen der Wappen und eines Grabsteins der Familie Letzenitz. Greifswald. Vereinsschrift der Rügisch - Pommerschen Abtheilung der Gesellschaft für P ommersche Geschieht e und Alterthumskunde in Stral- sund und Greifswald. 1873. 8.

Monatshefte für Musik-Geschichte herausgegeben von der Gesellschaft für Musikforschung. V. Jahrg. 1873. Nr. 2. Berlin. 8.

Ein altes Piano-Forte.

In der am 28. Januar stattgefundenen Versammlung des Ver- eins für Geschichte und Alterthumskunde zu Erfurt hielt Archivrath Dr. Burkhardt aus Weimar den ersten Theil eines Vortrages über das sog. tolle Jahr in Erfurt 1509. Näheres über den Inhalt bringt die Erfurter Zeitung, Nr. 32.

Bibliothek deslitterarischen Vereins in Stuttgart.

CX. Hans Sachs. Herausgeg. von Adelbert von Keller. Sechs- ster Band. CXI. Die ersten deutschen Zeitungen hrsg. mit einer Bibliographie (1505—1599) von Emil Weller. CXII. Hi- storia del Cavallero Cifar hrsg. von Dr. Heinr. Michelant. CXIII. Friedrich's von Logau sämmtliche Sinngedichte hrsg. von Gustav Eitner. Tübingen, 1872. 8.

Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke. 4) Gesohichtsquellen der Provinz Sachsen und an- grenzenderGebiete. Herausgegeben von den geschicht- lichen Vereinen der Provinz. Erster Band. Erfurter Denk- mäler. Herausgegeben von dem Thüringisch - Sächsischen Alterthumsverein zu Halle. Halle. Verlag der Buchhand- lung des Waisenhauses. 1870. VII, 231 u. 174 Stn.

Das vorliegende Werk, dessen Stellung und Verhältnifs zu den anderweitigen Arbeiten der sächsischen Vereine Prof. Ernst

Dümmler zu Halle in einem Vorworte erläutert hat, bildet gewis- sermassen eine Ergänzung zu dem gleichzeitig erschienenen Buche : „Die ältesten Weisthümer der Stadt Erfurt über ihre Stellung zum Erzstift Mainz," welches bereits in unserem Blatte (s. Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, 1872, Sp. 327 329) besprochen worden ist. Dasselbe gibt nämlich in der einen Hälfte nach chro- nologischer Reihenfolge geordnete Beiträge zur äufseren Geschichte Erfurts und der umliegenden Lande, in der andern ein satirisches Gedicht, welches einen sehr anziehenden Blick in die allgemeine Geistesrichtung überhaupt und in die Stimmung der thüringischen Lande ganz insbesondere gewährt. Diese beiden Schriften „Er-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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flirter Denkmäler" und „die ältesten Weisthiimer der Stadt Er- furt" erhellen und erläutern sich vielfältig , obgleich die in ihnen enthaltenen Quellen nicht ausdrücklich auf einander Bezug nehmen.

Wir begegnen zunächst dem Chronicon Sampetrinum, welches von 1036 bis 1355 die gesammte, aus dem Erfurter Benediktiner- stift St. Peter hervorgegangene Geschichtschreibung umfafst. Es ist naeh der Göttinger Handschrift bearbeitet. Der Herausgeber, Bruno Stübel, legte gerade diese letztere zu Grunde, nachdem er sich überzeugt hatte, dafs die Dresdener Handschrift, nach wel- cher Mencken in seiner Sammlung das Chronicon herausgegeben hat, nur als eine mangelhafte Abschrift der ersteren betrachtet ■werden darf Die Chronik schickt nach mittelalterlicher Sitte eine Aufzählung nackter Thatsachen aus früherer Zeit als Einleitung voraus und beginnt so mit der Predigt des Erlösers zu Kaper- naum. Die Nachrichten werden erst mit dem zwölften Jahrhun- derte zusammenhängender und ausführlicher. Sie nehmen zwar fortwährend auf die grofsen Weltereignisse Rücksicht ; doch bil- den diese gleichsam nur den Rahmen, innerhalb welches sich die auf Erfurt und Umgegend bezüglichen Ereignisse fortbewegen. Dafs die Mitarbeiter des Chronikon meistens Zeitgenossen waren, welche das aus eigner Anschauung Ei-lebte, oder wenigstens die frischen Berichte darüber mit lebendigem Eindruck wiederzugeben vermochten, erhöht den Werth ihrer Mittheilungen.

Dem Chronicon Sampetrinum folgen die von Ottokar Lorenz herausgegebenen Annales Reinhardsbrunnenses, von 1015 bis 1259, welche vermuthlich von einem in der ersten Hälfte des vierzehn- ten Jahrhunderts in Erfurt lebenden Dominikaner verfafst sind. Sie haben zunächst eine kritische Bedeutung. Es ergibt sich näm- lich aus den hierüber angestellten Untersuchungen, dafs denselben die alten, aber jetzt verloren gegangenen Reinhardsbrunner Anna- len zu Grunde liegen. Der Erfurter Dominikaner steht daher ganz unabhängig neben dem Compilator der von Wegele veröffentlich- ten grofsen Annales Reinhardsbrunnenses; aber beide haben aus einer gemeinsamen und ursprünglichen Quelle geschöpft.

Von unschätzbarem Werthe ist das letzte der in diesem Bande enthaltenen Stücke, das von Theobald Fischer herausgegebene Carmen satiricum Nicolai de Bibera occulti Erfordensis. Der Ver- fasser ist, trotz der scheinbaren äufseren Uebereinstimmung des Namens, kein Spröfsling der Familie, welcher der spätere Hermann von Bibra, der Aufzeichner der Erfurter Bischofsrechte, angehörte. Der Beiname scheint davon entstanden zu sein , dafs derselbe die Stelle eines Custos der Kirche von Bibra bekleidete; sicher aber ist, dafs er als Geistlicher in Erfurt lebte. Das von ihm geschrie- bene Carmen satiricum zerfällt in drei Abtheilungeu, welche er selber Distinctionen genannt hat. In der ersten derselben ergiefst sich die bittere Lauge des Verfassers über die öffentliche Wirk- samkeit und das Privatleben Heinrichs von Kirchberg, des berühm- ten Vertreters römischer Rechtsgelehrsamkeit in Erfurt, dessen zweideutiges Benehmen auch von Kirchhoff in der Einleitung zu dem Weisthum von 1289 angedeutet ist. Die zweite Distinction geht zu den allgemeinen Zeitverhältnissen über. Sie schildert die überall verbreitete Sittenverderbnil's, den gesunkenen Zustand der Geistlichkeit, die Habsucht und Schwelgerei des päpstlichen Hofes; sie verbreitet sich dann über die damalige traurige Lage des thü- ringischen Landes, und scheut sich nicht, sogar den Landgrafen selber wegen seines anstöfsigen Lebenswandels zur Rechenschaft zu ziehen. Die dritte Distinction verweilt bei der Lage der "Stadt

nach Aufhebung des Interdiktes und wiederhergestelltem Frieden. Sie entwirft ein sehr genaues Bild von dem damaligen bürgerli- chen Treiben und wird auf diese Weise höchst belehrend für die Kenntnil's der Sitten und Zustände der ganzen Zeit. Mögen die Pinselstriche des Verfassers vielfach an Uebertreibung leiden, nimmt er auch nicht selten einen verbitterten und einseitigen Par- teistandpunkt ein, immerhin erhöhen diese Eigenthümlichkeiten noch den Werth des Buches. Es wurde späterhin in Mähren und Böhmen viel gelesen, und namentlich auch von Johannes Hufs be- nützt. In ihm wirkten schon unbewufst die ersten Keime der reformatorischen Ideen. A. F.

5) Les monuments prehistoriques de la Suisse oc- cidentale et de laSavoie. Album de photographies avec texte par Paul Vionnet. Lausanne. Imprimerie Georges Bridel. 1872. Fol. 35 photograph. Tfln. 28 Stn. Text mit eingedruckten Lithographien.

In der westlichen Schweiz und Savoyen finden sich Dolmen, Menhirs und Cromlechs, welche den Hünenbetten der norddeut- schen Ebene wie den Denkmälern in Frankreich und England im Wesentlichen gleichen , wenn auch an Grofsartigkeit nachstehen. Daneben kommen aber ähnliche vor, welche in die andern Orts als Opferaltäre bezeichnete Kategorie fallen, jedoch als charakteri- sierendes Merkmal statt der sonst gefundenen streifenförmigen Vertiefungen, der sogen. Blutrinnen, napfartige, auch unregel- mälsige Löcher, oft in grolser Anzahl und unregelmäfsiger Zusam- menstellung enthalten. Diese Löcher rühren offenbar von Men- schenhand her ; ihre ursprüngliche Bestimmung wird aber schwer zu entdecken sein. Der Verfasser sucht auch nicht, sie schlufs- gültig zu erklären. Seine Absicht geht mehr dahin, darauf auf- merksam zu machen, vor allem aber, diese der Zerstörung preis- gegebeneu Denkmäler wenigstens in treuen Abbildungen zu er- halten. So hat er dieselben bis auf einige wenige , welche der Photographie unzugänglich sich erwiesen , säramtlich auf diesem, keinen Zweifel übrig lassenden AVege reproduoieren lassen. Zur Erhöhung der Deutlichkeit sind Abbildungen in Steindruck dem Texte eingefügt. Aehnliche Steine, wie die oben hervorgehobe- nen, welche sich im Riesengebirge befinden, sind im Jahrgang 1857 , Sp. 153 dieses Anzeigers besprochen. Andere sollen im Harz, im Fichtelgebirge, in der Gegend von Heidelberg vorkom- men. Ohne Zweifel würden deren auch sonst wo sich entdecken lassen, wenn kenntnilsreiche Beobachter ihr Augenmerk darauf richteten. Die Hauptsache wäre aber, dafs sie auch bei uns durch genügende Abbildungen nicht nur bekannt gemacht, sondern gänz- licher Vergessenheit entrissen würden. Denn die moderne Indu- strie legt ihre gefräfsigen Zähne auch an diese harten Granitblöcke und dürfte sie über kurz oder lang ganz verschlungen haben. Das oben genannte Werk könnte als Muster gelten. v. E.

6)Dürer'3 Briefe, Tagebücher und Reime nebst einem Anhange von Zuschriften an und für Dü- rer, übersetzt und mit Einleitung, Anmerkungen, Personen- verzeichnif's und einer Reisekarte versehen von Moriz Th au sing. Wien, 1872. Wilhelm Braumüller. 8. 250 Stn.

Wer sich je mit wissenschaftlichen Forschungen abgegeben, weifs, dafs es kein gröfseres Hemmnifs derselben gibt, als unge- löste Vorfragen, und dafs es selbst als Erleichterung angesehen

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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■werden kann, wenn dargethan ist, bis zu welchem Punkte oder ob sie überhaupt gar nicht zu erledigen sind. Als solche Vorfrage standeö dem seit der vor etwa einem Jahrzehend gegebenen neuen Anregung sich immer mehr vertiefenden Studium der Werke Dü- rer's dessen eigene oben genannte Schriften man könnte sagen fast so hinderlich entgegen, wie sie förderten. Wenigstens haben sie den auf diesem Gebiete arbeitenden Gelehrten so viel Kopf- brechen verursacht, wie der Gegenstand ihres Forschens selbst, und den Genul's desselben durch unmittelbar sich anknüpfende Zweifel mannigfach gestört. Die häufigen, oft nur gelegentlich oder theilweise unternommenen Versuche, das in diesen Schriften niedergelegte wissenschaftliche Material zu bewältigen, können ■wir mit der vorliegenden Thausing'schen Bearbeitung wenigstens so lange für abgeschlossen erklären, bis vielleicht einmal durch günstigen Zufall ganz unbekannte Ergänzungen an das Licht ge- bracht ■werden. Es ist in dieser Bearbeitung nicht nur das voll- ständige Material, neben der schriftlichen Hinterlassenschaft des Künstlers mit Ausnahme seiner wissenschaftlichen Arbeiten auch dasjenige seiner Zeitgenossen, welches auf ihn Bezug hat, zusammengestellt, sondern von den bisherigen Erklärungsversuchen mit grofsem Scharfsinn auch das Werthvolle benutzt, mancher Gesichtspunkt neu eröffnet und das Ganze zu einem erfreulichen Bilde vereinigt. Auf einen weiteren Kreis Theilnehmender berech- net, sind die mitgetheilten Documente aus der alten Sprache und Schreibweise in die neueren übertragen und hierin vor allem be- kundet sich die Vertrautheit des Verfassers des Bearbeiters mit seinem Stoffe und der feine Takt, der ihn nicht nur in den all- zuhäufigen zweifelhaften Fällen zum Richtigen, sondern überall zum rechten, treffenden Ausdrucke führt. Um diese Arbeit voll- kommen zu würdigen, muls man die früher gemachten ähnlichen Versuche, namentlich die ungeheuerlichen Arbeiten der Engländer vergleichen. Das Werk bildet den dritten Band der von R. von Eitelberger herausgegebenen Quellenschriften für Kunst, v. E.

7) Die christliche Kunst in ihren frühesten Anfän- gen. Mit besonderer Berücksichtigung der neuesten Re- sultate der Katakomben-Forschung populär dargestellt von Dr. F. X. Kraus, Professor der Geschichte und der christ- lichen Kunstarchäologie an der Universität Strafsburg. Leip- zig, Verlag von E. A. Seemann. 1872. 8. 218 Stn. mit 53 Holzschnitten.

Seit lange gewohnt, die Kunst der Katakomben als spärlichen Anfang der christlichen Kunst überhaupt anzusehen, hat man sie zu sehr von ihrer technischen Seite betrachtet und ihren Gehalt, ■wenn auch im allgemeinen gewürdigt, doch zu wenig präoisiert. Erst da die genauere Untersuchung der sjjäteren Kunst darauf führte, für die verschiedenen darin vereinigten Elemente die Her- kunft zu prüfen und nach einem Mafsstab für ihre Beurtheilung zu suchen, konnte die Bedeutung der Katakomben- zur Genüge hervortreten. Denn dafs der letztere nirgend anderswo liegt, als dort, wird schwerlich mit Gründen bestritten werden können. Wird nun diese Ansicht, namentlich bei der Gefahr der Mifsdeu- tung, wol kaum bald eine durchgreifende werden, so ist es inte- ressant zu bemerken, wie sie bei jeder neuen Bearbeitung des Gegenstandes, oft unwillkürlich, zum Durchbruch kommt. Im oben genannten Werke hat der Verfasser die gründlichen historischen Forschungen der letzten Jahre zu einem anschaulichen Gesammt-

bilde vereinigt und so, bei einer freieren Uebersicht über die Ein- zelheiten des Materials, den Totaleindruck des Gegenstandes ent- schiedener vermittelt. Eine Ergänzung findet das Buch in der gleichzeitig erschienenen Roma sotterranea desselben Autors, welche die Details behandelt. v. E.

Aufsätze in Zeitschriften.

Das Ausland: Nr. 4. Der Stevin'sche Wind wagen (um 1600). Nr. 5, S. 100. Die Nachgrabungen auf den Pfahlbauten Ro- benhausen und Niederweil. In den Jahren 1870 bis und mit

1872. (Jakob Messikomer.)

Das neue Blatt: Nr. 19 ff. Kalendergeschichten. Kulturhistori- sche Skizze von Dr. A. E. Müller.

Die Gegen^wart (von P. Lindau): Nr. 2. Zur Statistik des Klo- sterwesens in Elsafs-Lothringen. (A. Schreiber.)

Deutsche Gemeindezeitung: Nr. 3. Das Archiv der Stadt Erfurt.

Die Grenzboten: Nr. 2, S. 53. Das Grabmal des heiligen Se- bald zu Nürnberg. (R. Bergau.)

Literar. Hand weiser : Nr. 180. Nicolaus Copernicus. (Mit einem Ueberblick der Schriften, die sein Leben betreffen). (Franz Hülskamp.)

Im neuen Reich: Nr. 5. Reim u. Rhythmus im Deutschen und Romanischen. (H. Schuchardt.)

Jahrbuch des deutschen Prot estanteu -Vereins : 1872. Das Strafverfahren nach dem Hexenspiegel. (Rassow.) Jo- hann Amos Comenius. (Seyffarth.)

Der Katholik: Decbr. Die Inclusen und Inclusinen des Mittel- alters am Mittelrhein. In Sachen der Canonisation Alberts d. Gr.

Neue Evangel. Kirchenzeitung: Nr. 7. Zur 400jährigen Ge- burtsfeier des Kopernikus.

Korrespondent v. u. f. Deutschland: Nr. 64ff. Studien zur Kunstgeschichte von Nürnberg. VIII. Eine alte Werkzeichnung. (R. Bergau.) Nr. 85. Der Bernsteinhandel im Alterthum. (Schw. M.) Nr. 92. Regiomontanus und Kopernikus.

Kunst u. Gewerbe: Nr. 1 ff. Wendclin Dietterlin. Ein Strafs- burger Künstler des 16. Jahrh. (0. v. Schorn.)

Illustr. deutsche Monatshefte: Nr. 4 (196), S. 438. Seba- stian Bach's Lebenslauf und Künstlerart. (Louis Köhler.)

Organ f. christl. Kunst: Nr. 23 ff. Die hervorragendsten Sce- nen aus dem Leben der allerseligsten Jungfrau, welche durch die Kunst (Sculptur u. Malerei) ganz besonders verherrlicht •wurden. I. Die Eltern der h. Jungfrau Joachim und Anna.

1873, Nr. 1 ff. Auch etwas über den Dom zu Köln am Rhein. Norddeutsches Protestantenblatt: Nr. 51. Wohin gehört

der Altar in christlichen Kirchen ? Deutscher Reichs- Anzeiger : Beil. Nr. 3. Friedrich Heinrich

Johann von Farenheid. (Nekrolog.) Oester reich. Viertel Jahresschrift f. kathol. Theologie:

11. Jahrg., 3. Heft, 1872. Die Protestantisirung des Tullnerfel-

des. Ein Beitrag zur Kirchengeschichte. (A. Kerschbauer.) Die illustr. Welt: 1873, S. 314. Kunigunde von Orlamünde.

(Wilhelm Petsch.) Wochenblatt d. Joh.-Ord.-Balley Brdbg.: Nr. 4 f. Ein

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

60

romäisches geistliches Schauspiel. Auszug aus einer hand- schriftlichen Abhandlung über dasselbe und ein Lustspiel in

derselben Sprache. Der Sichelorden. Siebenbiirg.-deutsches Wochenblatt: Nr. 1. Bericht über

kirchliche Alterthümer. (L. Reissenberger.) Oesterr. Wochenschrift: 52. Heft (1872). Die Herkunft der

Seiler. 1. 2. (W. Obermüller.) Oesterreichs Wafl'enfabrika-

tion im Mittelalter. Zeitschr. f. bild. Kunst: Heft 4, S. 126. Kunstgeschichtliche

Miscellen aus deutschen Historikern. I. (A. Horawitz.) Allgem. Zeitung: Beil. Nr. 26. Haus Holhein d. J. ein gebor-

ner Augsburger. (Wilh. Schmidt.) Illustr. Zeitung: Nr. 1545. Aus dem alten München. (Karl

Albert Regnet.) Nr. 1546. Zur vierten Säcularfeier , der

Geburt des Nik. Kopernicus.

Vermischte Nachrichteu.

9) Bei Gelegenheit der vierten Säcularfeier des Ge- burtstages von Copernicus wird u. A. auch die früher schon vielfach erörterte Frage nach seiner nationalen Herkunft neuerdings ventiliert. Nach dem Korr. v. u. f. D., Nr. 77, führt die Schles. Ztg. den Nachweis, dafs der grofse Astronom nicht polnischer Her- kunft sei, sondern aus dem schlesisohen Eulengebirge, und zwar aus dem hinter Silberberg belegenen Orte Köppriohe stamme, der ehedem nach einer vom Jahre 1369 datierten Urkunde Koppernik geheiCsen und in dessen Nähe ein Kupferbergwerk betrieben wor- den. Die in Frankenstein ansässig gewesenen Vorfahren des berühm- ten Astronomen schrieben sich „Koppirnick, Koppernigk und Kop- pernick" und waren nachweislich Kupferschmiede ; auch sein Vater trieb einen Kupferhandel. Die in Böhmen seit Ottokar II. einge- wanderten Bergleute waren Deutsche und erhielten das Glatzer Land überwiesen, wo sich seitdem fast rur deutsche Ortsnamen bildeten. Nr. 90 des Korr. bringt die Inschrift, welche Coper- nicus auf sein Grabmal in der Johanniskirche zu Thorn setzen liefs, wie folgt :

Non parem Pauli gratiam requiro, Veniam Petri non posco, sed quam In crucis ligno dederas latroni Sedulus ore, nebst einer Hervorhebung der Verstölse gegen Prosodie und Me- trum in der ersten und zweiten Zeile.

10) Auf Befehl des Fürsten Georg von Schwarzburg- Rudol Stadt ist der Anfang gemacht worden, die in dessen Be- sitz befindliehen, grol'sen Theils äufserst kostbaren Alterthums- denkmäler auf photo graphischem Wege zu verviel- fältigen und so gröfsereu Kreisen zugänglich zu machen. Die herausgekommenen ersten acht Blätter bringen Abbildungen von Grabfunden und einzelner Stücke der reichen Gewehrsammlung zu Rudolstadt und Schwarzburg. Unter den ersteren ist ein Theil eines interessanten Fundes von Bronzegegenständen , welche zu GöUingen bei Frankenhausen in einer grol'sen Urne beim Ackern aufgedeckt wurden ; unter den anderen eine der hübschen kleinen Kanonen mit der Eidechse, vom J. 1537, sowie mehrere pracht- voll eingelegte Gewehre vom Ende des 16. und dem Anfang des 17. Jahrhunderts.

11) Gelegentlich der Erdarbeiten für den beiBalingen(Würt- temberg) zu erbauenden Bahnhof fand man unweit der Eyach, an einem Hügel, in einer Tiefe von vier bis fünf Ful's 8 9 wohl un- terscheidbare Grabstätten mit menschlichen Skeletten. Die einzelnen Individuen zeigen nach ihrem Knochenbau männliches Geschlecht, sind über mittlerer Grofse, und liegen mit dem Gesicht gegen Osten gekehrt, jedes für sich in besonderer Ruhestätte. Bei den meisten dieser Krieger finden wir noch deutlich erkenn- bar, wenn auch stark oxydiert, das kurze Schwert, eine Lanze mit langer Spitze, wol auch noch einen Dolch. Bei einem Individuum, dessen ungewöhnlich starkes Knochengerüste einem besonders statt- lichen Mann angehören mufste, traf man unterhalb des zerspalte- nen Schädels desselben, aul'ser den schon erwähnten Waffen, in der Gegend der Halswirbel eine Agraffe oder Broche, deren goldene Schmuckplatte mit feiner Filigranarbeit versehen und mit farbigen Steinen besetzt ist ; auf der silbernen Rückseite läfst sich die Art und Weise, mit welcher die Broche das betreffende Kleidungsstück zusammengehalten hatte , deutlich erkennen ; an der Hüfte des Skeletts liegen Schnallen und andere Ueberbleibsel vom Wehrge- hänge. Am Fusse des Grabes fand man eine Reihe von Schmuck- gegenständen, Lasurpei'len , Fingerringe in der Form sich in den Schwanz beifsender Schlangen, Rosetten mit feiner Arbeit und zierlichen Arabesken, sämmtlich von Bronze und stark oxydiert. Ein kleines Kreuz von demselben Metall , ein silbernes Beschlag, ohne Zweifel zu einem Buche gehörig, ebenfalls mit dem Zeichen des Kreuzes versehen, deuten auf christliches Zeitalter. Aehnliche Schmuckgegenstände , welche seinerzeit in Rottweil ausgegraben wurden , hat man von sachverständiger Seite als aus dem 5. und 6. Jahrhundert herrührend bezeichnet.

(Kunst u. Gewerbe, Nr. 2.)

12) Am 13. Februar deckten Arbeiter im westlichen Flügel des Kreuzganges von St. Paul in Worms eine Reihe älterer Gräber auf. Zu oberst fand sich ein aus Backsteinen leicht ge- mauertes Gewölbe, jedenfalls aus der letzten Zeit des Stifts, wo- rauf die Bauweise und die hohe Lage deuten. Der darinnen be- findliche Ilolzsarg war leer. In einer Tiefe von drei Ful's unter der gegenwärtigen Bodenoberfläche stiefs man auf einen regellos und schief über die im Folgenden besprochenen Särge gelegten Grabstein von grölster Form. Ein zu demselben gehöriges Grab war nicht bemerkbar. Noch tiefer (sieben Ful's unter der Ober- fläche) lagen in gleicher Höhe und geordnet neben einander Stein- särge, Steinkisten, wovon der eine noch seinen Deckel hatte. Bis jetzt sind 8 Särge ausgegraben. Auch fand sich noch ein Schä- del sammt Hauptknochen. Die Särge, von roher Arbeit, gut er- halten, laufen nach unten schmäler zu; sie gehören der ältesten Zeit des im Anfange des elften Jahrhunderts vom grofsen Bischof Burkard I. gegründeten Stifts an. Beim Weiterführen der Arbei- ten werden wohl noch andere Funde zu Tage kommen.

Was im Besonderen St. Paul betrifft, so diene zu wissen, dal's dieser Ort zu den geschichtlich merkwürdigsten der Stadt gehört. Dort stand das Schlofs der rheinfränkischen Herzoge. Es war wahr- scheinlich die Geburtsstätte, sicher aber die Wohnstätte Herzogs Konrad, der in der Ungarschlacht 955 fiel und mit grol'sem Pomp im Dome begraben wurde, desgleichen Bruno's, der als 24jähriger Jüngling unter dem Namen Gregor V. den päpstlichen Thron be- stieg und die Kirche glorreich regierte. Noch zeigt man in den vaticanischen Grotten unter dem St. Petersdom zu Rom die Grab-

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platte, die da berichtet, dafs dieser Gregor der Domschule zu Worms seine glänzende Ausbildung verdankte, und dafs er in drei Sprachen das Volk zu belehren verstand. Dieselbe Domschule be- suchte sein Neffe, Kaiser Konrad II., der erste Erbauer des Kaiser- doms zu Speier nnd ein Zögling des Bischofs Burkard, der den sanftmüthigen Knaben aus dem Schlosse auf dem Paulusplatze zu sich nahm, um ihn auszubilden.

Kaiser Heinrich II. schenkte das Herzogsschlofs dem Bischof der Stadt. Dieser wandelte es in ein Stift um. Welche berühmte Männer die Geschichte dieses Stifts verherrlichen, erlaubt der Raum nicht, hier anzuführen. (Neue Worms. Ztg., Nr. 39.)

13) Auf einem Bauplatze an der Biebricher Chaussee wurden vor Kurzem 3 Fufs tief, umgeben von Kalksteinen, 43 Stück alte Silbermünzen ausgegraben. Es sind durchgängig Mainzer Münzen, der Mehrzahl nach unter Erzbischof .\dolf IL, Grafen von Nassau, 1461 1475, geprägt und bestehen gröfstentheils in einseitigen Pfennigen, welche in einem gespaltenen Schilde das Mainzer Rad und den nassauischen Löwen mit darüberstehendem A führen. Andere Pfennige dieses Fundes sind mit dem Wappen von Trier, Mainz und Churpfalz versehen und auf Grund gemein- schaftlicher Münzverträge ausgeprägt worden. Einige der Münzen sind von der Stadt Mainz geprägt; es sind einseitige Heller und zeigen in einem Perlenkranze einen Schild mit dem Rade und da- runter im Bogen drei Kronen als das Wappen der Stadt Köln, mit welcher die betreffenden Stücke in Gemeinschaft geschlagen wurden ; endlich Heller mit dem Rade und darüberstehendem B, welche im Vereine mit der Stadt Bingen geschlagen wurden.

(Numismat. Ztg., Nr. 1.)

14) Auf dem hohen Chore der Neuwerker Kirche in Goslar wurden vor einiger Zeit übertünchte Wandmal ereien entdeckt. Der Magistrat veranlafste nähere Untersuchung und, wie das dor- tige Kreisblatt berichtet, ist schon jetzt, nachdem erst ein Theil des Ueberstrichs und der Staubablagerung vorsichtig entfernt wor- den, nach dem Urtheile Sachverständiger festgestellt, dafs der Kunstwerth jener Malereien ein ganz aufserordentlicher ist. Ober- baurath Salzendorf, bekannt durch seine vom König Friedrich Wilhelm IV. angeordnete künstlerische Mission nach Konstantino- pel, war bei seiner, durch die Restauration des Kaiserhauses ver- anlafsten, Anwesenheit in Goslar ersucht, die Malerei in der Neu- werker Kirche in Augenschein zu nehmen. Er äufserte sich nach kurzer Prüfung dahin, dafs hier Kunstschätze so seltener Art ver- borgen seien, wie vielleicht in keiner anderen Kirche Deutschlands. Zu der vom Magistrate beabsichtigten Restauration schlug er Pro- fessor Welter vor, und wie das gen. Blatt mittheilt, würde die Herstellung der Malereien, die eine weit gröfsere Ausdehnung ha- ben, als man anfänglich vermuthete, sich mit Sicherheit ausführen lassen. (Korr. v. u. f. D., Nr. 87.)

15) Der zweite Jahrgang der neuen Folge der von Dr. J. H. Müller herausgegebenen „Zeitschrift für deutsche Kultur- geschichte" wird u. a. folgende Mittheilungen bringen: Würz- burg im 12. Jahrh. , von Prof. Wegele ; die Frauen in der deut- schen Geschichte, von W. v. Giesebrecht; die politische und so- cial-politische deutsche Lyrik in unserm Jahrhundert, von Prof. Honegger ; drei Jahre aus dem Leben einer deutschen Reichsstadt (Nürnberg), von Dr. A. v. Eye; die alten Brüderschaften in Bre- men, von J. G. Kohl; deutsche Soldtruppen im Dienst der Re- publik Venedig, von Archivrath Kaufmann ; Pasquille des 17. Jahrb.,

v. Prof. Zahn; die Entwicklung der deutschen Volkswirthschaft, und : die Verhandlungen des sächsischen Kurfürsten Christian II. mit seinen Landständen 1601 1609, von Staatsarchivar Dr. Falke; zur Geschichte der Klosterwirthschaft, von Prof. Horawitz.

IG) Bei der Vornahme von Bodenuntersuchungen in der auf der Nordseite des Doms zu Worms angebauten Aegydienkapelle fand sich zunächst das Epitaph des Bischofs Reinhard von Sickingen (gest. 1482). Der ehemalige Messinggufs, wel- cher den Bischof im bischöflichen Ornate darstellt, ist schon längst, wahrscheinlich seit 1689, verschwunden. Die Platte verdeckt die gewölbte Gruft des Bischofs. Mehrere Stufen führen in dieselbe. Die sehr vermoderte Leiche liegt in einem sehr einfachen Holz- sarge, der keine Spur von Bemalung oder Ornament zeigt. Aus dieser Einfachheit, sowie aus der geschichtlich überlieferten That- sache, dafs die Leiche aus dem Sterbeorte Ladenburg, der bischöf- lich-wormsischen Stadt am Neckar, nach Worms überführt werden mul'ste, läfst sich schliefsen, dafs eine bedeutende Aenderung statt- fand. Entweder ist der gegenwärtige Holzsarg ein schlechter Er- satz für den altern bessern, oder der gegenwärtige war der Innen- sarg, den ein besserer, vermuthlich Metallsarg umgab. Bei der ersten Eröffnung liefs sich sofort eine frühere unbefugte Eröff- nung, wenigstens der Gruft, constatieren. Die Treppen lagen im Schutt und Geröll verdeckt, welches sich sogar bis in die Hälfte des Bodens der Gruft fortgearbeitet hatte. Das Kopfende des Sarges lag in diesem Schutte, damit auch Kopf und Oberkörper der Leiche. Das deckende Brett war verrückt. Der Verstorbene trug ein seidenes Mefsgewand, rothseidene Handschuhe. Der Schä- del allein ist gut erhalten. Der Bischof Reinhard, ein tüchtiger Mann seiner Kirche, ist Erbauer der Kapelle, wie er auch testa- mentarisch eine Summe Geldes für den neuprojectierten und un- ter seinem Nachfolger Joh. v. Dalberg begonnenen Kreuzgang aus- warf. Die Fenster der Kapelle enthielten Glasmalereien.

17) Mit Bezug auf den Aufsatz in Nr. 12 d. vor. .Jahrgangs dieses Blattes (vermischte Nachrichten, Nr. 140, Sp. 399 f.) sind wir in der angenehmen Lage, melden zu können, dafs die dort behandelte Frage vielseitige Beachtung gefunden. Die Presse er- örterte dieselbe, und insbesondere besprach sie ein Artikel in der Augsburger Allgem. Zeitung von Prof. Hegel in Erlangen auf's Eingehendste. Eine Petition des hiesigen Patriziates und eine zweite aus dem Kreise der hiesigen Bürgerschaft giengen nach München ab, um für Belassung des Archives in Nürnberg zu wir- ken. Sicher wäre die Agitation noch viel lebhafter geworden, wenn nicht die seitherige Abgeschlossenheit des Archives das- selbe so ganz aufser Beziehung zum grofsen Publikum gehalten hätte. Se. Excellenz der Herr Minister des Innern kam dieser Bewegung freundlichst entgegen, gab sofort Befehl, die Ueber- siedelungsarbeiteu zu sistieren und trat mit der Stadt in Unter- handlung, indem er anbot, das Archiv dort zu belassen, wenn die Stadt unentgeltlich Lokale dafür bestelle. Von Seite der Stadt- behörden wurde eine Commission eingesetzt, um die Verhandlun- gen zu leiten und zu ermessen, bis zu welchem Grade die Stadt Opfer bringen könne.

So ist denn Hoffnung gegeben, dafs diese wichtige Quelle für geschichtliche Forschungen Nürnberg erhalten bleibt , da ohne Zweifel die Stadt bereit sein wird, ein Opfer für das Denkmal ihrer alten Herrlichkeit zu bringen. Immerhin jedoch kann man in dieser Beziehung ein über gewisse Grenzen gehendes Ojjfer von

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der Stadt nicht verlangen ; es bleibt daher auch für den Staat die Pflicht eines solchen bestehen. Das Archiv enthält nicht ausschliefs- lich das Material für die Geschichte der Stadt, sondern es sind damit einige andere Archive seiner Zeit vereinigt worden , deren Material im engsten Zusammenhange mit dem nürnbergischen steht, und dies Archiv ist einmal Eigenthum des Staates, nicht mehr der Stadt. Wenn nun jene Lokalitäten, die das Archiv bis- her im Rathhause inne hatte, beschränkt und in sonstiger Weise unpassend waren, so ist es nur billig, dal's der Staat, aul'ser jenen 20,000 fl., die ihm für Räumung des Rathhauses zukommen, noch mehr aufwende, wenn er statt derselben gröfsere und passendere erhält.

Die leerstehenden Räume in Eichstädt können nicht in Be- tracht kommen. Wenn man sie durchaus verwenden will, so mö- gen sie zu Anderem dienen. Warum verlegt man nicht das kgl. Reichsarchiv aus München dahin, warum nicht die Glyptothek oder Pinakothek? Weil das eben nicht geht. Aber ebensowenig geht es an, das Nürnberger Archiv dahin zu verlegen, welches in Nürn- berg bleiben mufs, weil es dahin gehört. Das germanische Mu-

seum hat ein lebhaftes Interesse an dieser Frage ; schon als erörtert wurde , wo es seinen Sitz nehmen solle , war gerade das reiche kulturgeschichtliche Material des kgl. Archivs einer der ausschlag- gebenden Gründe für Nürnberg. Aus diesem Grunde hat auch das Direktorium des germanischen Museums an Se. Excellenz den Herrn Minister die Bitte gestellt, selbst wenn er jene Opfer, welche die Stadt zu bringen im Laufe der Verhandlungen sich bereit zeigt, für zu gering halten sollte, nicht die Wiederaufnahme der Ueber- tragungsarbeiten befehlen, sondern mit dem Museum in Unter- handlung treten zu wollen, welches vielleicht die Lokalfrage in Verbindung mit seiner eigenen Lokalfrage bringen und so die Lösuug ermöglichen könne, da sicherlich Patriziat und andere Pi'ivate auch einige Opfer zu bringen bereit sein werden. In letz- ter Linie mülste das Museum selbst auf Kosten seiner eigenen Entwicklung für die Sache eintreten, damit nicht einer der Fak- toren, welche der Stadt die Berechtigung des Besitzes unserer nationalen Anstalt geben, der Stadt und damit dem Museum ent- zogen werde.

A. Essenwein.

Anfragen.

1) Der Unterzeichnete bittet um Nachweisung folgender, ver- muthlichin Mittel- oderSüdostdeutschland gelegener Oertlichkeiten :

a. Furstinawe. Otto Herzog von Meran und Pfalzgraf von Burgund stellt 25. Dec. 1243 für seinen Vasallen Eberhart von Widdersberg eine Urkunde aus : „Datum apud Furstinawe castrum nostrum" (Monum. Boica VIII, 182 83). Da in dieser Urkunde mit Bezug auf die Ammerseegegend gesagt wird : „secundum ydi- oma terre illius", so scheint der Ausstellungsort weit davon entfernt, denn sonst würde es wol „istius" heil'sen. Die Zeugen gehören den fränkischen Geschlechtern der Förtsch fvon Thurnau), von Plassenburg, Streitberg und Schaumberg (letzteres in Sachsen- Meiningen, westlich von Schalkau) an. Hormayr (sämmtliche Werke III, 370) erklärt Furstinawe als Füi-stenau im Voigtlande, doch will sich mit diesem Namen dortselbst weder ein bestehen- der Ort, noch (vgl. Eisel, Sagenbuch des Voigtlandes, 1871) eine ehemalige Burg finden. Die sonst in Deutschland vorkommenden Oertlichkeiten dieses Namens liegen weit aufserhalb des Bereiches der andechsischen Besitzungen.

b. Chusenrein. Nach einer ungedruckten, mir in neuerer Abschrift vorliegenden, undatierten Urkunde des Bischofes Eber- hart von Bamberg verpfändet an denselben beim Auszuge des Kreuzheeres 1147 ein Graf Poppo, zweifelsohne der Andechser, seine Grafschaft wahrscheinlich die vom Hochstifte Bamberg zu Lehen rührende Grafschaft im Rednitzgau mit dem Ilauptsitze Plassenburg , dann er und sein Bruder Bertold ihre „infra ter-

minos Chusenrein" gelegenen Allodien. Letzterer Name scheint am ehesten einen Höhenzug zu bezeichnen.

c. Was ist die Quelle der von Cohn in den Stammtafeln z. Gesch. d. europ. Staaten, Taf. 150, und von Reitzenstein in den Regesten der Grafen von Orlamünde, Taf. 6, gemachten Angabe, Sophie, die Tochter des Fürsten Heinrich I. von Anhalt, sei mit dem (1231 Wittwer gewordenen) Herzog Otto I. von Meran (f 1234), dann mit Graf Siegfried von Regenstein (f 1248 ?) verheirathet gewesen ?

München. Freiherr Edmund Oefele,

Reichsarchivpraktikant.

2) Mit einer Abhandlung über das im 14. bis 17. Jahrh. in Schlesien und der Oberlausitz üblich gewesenen Ritt errecht (jus equestre), auch Ehrentafel oder Ritterbank genannt, beschäf- tigt, wünscht der Unterzeichnete Aufschlufs zu bekommen dar- über:

ob aufser in Schlesien und der Oberlausitz auch auch in an- deren Theilen Deutschlands das Ritterrecht und die Ehren- tafel zu Recht bestanden haben. In den hier in Breslau zu Gebote stehenden Quellen ist nicht ein- mal eine Andeutung hierüber zu finden.

Breslau. Julius König,

kgl. Stadtgerichtsrath.

Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Gedruckt bei ü. E. Sebald In Nürnberg.

DfürnbeTi^. Baa Abonnemont des Blat- tes, welches alle Mouate erscheint, wird gaDZJiihrig angenommen und beträgt nach der neuesten Poatconvention bei allen Post- ämtern und Buchhaudlungou DcutsiMands incl. Oesterreichs 3ti. 36kr. im 24 ti.-Fuls oder 2 Tiür. preufs.

Für Frankreifh abonniert man iri Paria bei der deutschen Buchhandlung von F. Klincksieck, Nr. 11 tue de Lille; für

m Kllie MW

Neue Folge.

England bei Williams A Norgate, H Heu- rietta-Street Covent - Garden in London ; für Nord-Amerika bei den Postämtern Bre- men und Hamburg.

Alle fllr das gorman. Museum be- stimmten Sendungen auf dem Wege des Buchhandels werden durch den Commia- Bionar der literar.-artibt. Anstalt des Mu- seums, F. A. Brockhaua in Leipzig be- fördert.

Zwanzigster Jahrgang.

ORGAN DES GERMÄMSCflEN MUSEUMS.

1873.

JMd.

März.

Wissenschaftliche Mittheilungen.

Die heilige Walburg als deutsche Gaugöttin in der Kunst des 16. Jahrhunderts.

E. L. Eochholz weist in seiner interessanten Schrift: „Drei Gaugöttinnen als deutsche Kirchenheilige" nach, wie der Verehrung der heil. Walburg, Verena und Getraud ursprünglich ein heidnischer Kult zu Grunde lag und im Aberglauben und den Sitten des Volljes sich lebendig er- halten hat, nachdem längst das Christenthum die heidnische Ueberlieferung geläutert und die Kunst den alten Vorstellun- gen eine durchaus veränderte Gestalt verliehen. In besonde- rem Bezug auf Walburg findet sich über dem Steinthore zu Antwerpen ein Reliefbild eingemauert, das zwar verstümmelt, aber die heidnische Göttin noch mit Sicherheit erkennen läfst und dessen Verehrung von Seiten der Frauen als Patronin des Ehesegens aus den verschiedensten Zeiten bezeugt wird. Be- kannter ist noch der Stein im Dorfe Emmetsheim im bayeri- schen Franken, der das Bild der genannten in zweifacher Auf- fassung zeigt und für das Landvolk bis in das vorige Jahrhun- dert dieselbe Bedeutung behielt, wie der erst erwähnte. Einen Anklang an die Mythe in Darstellungen späterer Zeit will Roch- holz auf der in M. Rader's Bavaria sancta befindlichen, von Sadeler ausgeführten Abbildung des Grabmales der h. Wal- burgis zu Eichstätt erkennen, wo unter den Andächtigen an den Stufen des Steinsarges ein grofser Hofhund schlafend an- gebracht ist. Allerdings war, wie nachgewiesen, der Hund der heidnischen Göttin der Fruchtbarkeit geweiht ; wer indefs bei längerem Verweilen unter den Werken der älteren Kunst

sich überzeugt hat, welche Stellung der Hund in der früheren Gesellschaft überhaupt einnahm, wie er in steter Begleitung bei Hoch und Niedrig, zu Hause und auf der Strafse vor- kommt, bei Gastmählern der Fürsten heimisch, bei Rathsver- sammlungen und selbst in der Kirche zugelassen war, kann nichts Auffallendes darin sehen, wenn er in einem Haufen Be- tender schlafend sich findet. Am wenigsten können wir von einem Münchener Hofliupferstecher von fremder Herkunft er- warten, dafs er die geheimen Ueberlieferungen eines damals dem bayerischen Herrscherhause noch fern stehenden Volks- stammes gekannt und in seinen Arbeiten berücksichtigt habe. Dafs gleichwohl die heidnischen Vorstellungen sich hinreichend wach erhielten, um auch noch in der späteren Kunst hervor- zutreten, und mit dieser selbst in die Kirche sich drängten , beweist die im unten eingefügten Holzschnitte verkleinert wie- dergebene Malerei aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, welche seit längerer Zeit sich in den Sammlungen des germani- schen Museums befindet. Das Bild ist neben einem Seiten- stücke von gleicher Gröfse ein Altarflügel ans dem aufgehobe- nen Cisterzienser - Nonnenkloster Seligenpforten im Bisthum Eichstätt. Lange Zeit im Besitz eines Bauern dortiger Ge- gend, der die eine hier nicht abgebildete Tafel sogar als Thür vor einem Hühnerstall benutzt, hatten sie sehr gelit- ten, waren in der Zeichnung indefs vollkommen kenntlich ge- blieben. Das Seitenstück stellt den Ritter Georg zu Pferd dar, in welchem der Maler einfach den bekannten Holzschnitt von Dürer B. Nr. 111 copiert hat. Der in unserer Abbildung wiedergegebene Gegenstand müfste völlig unverständlich bleiben,

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•wenn nicht die oben bezeichneten mythologischen Untersuchun- gen ein Licht darauf würfen. Schon die Nebeneinanderstel- lung einer durch den Goldschein hinreichend als solche be- zeichneten Heiligen mit einer Frau in weltlicher Tracht, die, weit entfernt, die gewöhn- liche Stelle und Stellung der Stifter einzunehmen, wie eine Gleichberechtigte neben der ersteren Platz genommen, ist in der älteren Kunst ohne Parallele und liegt so wenig im Begriff der kirchlichen Kunst überliaupt, dafs wir nach einem besonderen Grund suchen müssen, um es zu er- klären. Welche Heilige ist sodann durch das Attribut einer Gans bezeichnet? Sie kommt in Begleitung des Bi- schofs Martin von Tours vor ; im Rachen eines Wolfes ne- ben dem Bischof Vedastus von Arras. Oder nehmen wir an, dafs die Gänse auf un- serem Bilde verunglückte Schwäne seien, zu welchen der Künstler das Modell et- wa aus nächster Nähe nahm, so finden sich diese wieder- um nur neben den Bischöfen Hugo, Ludgerus und Cuth- bert. Dazu kommt der abge- schnittene Gänsefufs in der Hand der Heiligen, der durch nichts in der christlichen Le- gende gerechtfertigt ist.

In der heidnischen My- the aber ist Walburg als Früh- lingsgöttin Herrin der Wild- gänse. Auch kommt sie un- ter den Walkyren vor und wird so, wie geflügelt, auch schwanenfüfsig gedacht. Der einer solchen Götterjungfrau im Kampfe von einem ihrer Helden abgehauene Fufs, den dieser unversehens traf, als

er zum Hiebe gegen seinen Feind ausholte, und der im Verlaufe der Volksüberlieferung zum GänsefuTs zusammengeschrumpft und in den zaubcrkräfligen Drudenfufs verwandelt wurde, findet auch in der Hand der Walburg seine Bedeutung. Sie ver- richtet noch als kirchliche Heilige wunderbare Heilungen, na-

mentlich von Lahmen und Klumpfüfsigen, die sonst nach dem Volksglauben im Morgen- und Frühlingsthau Hülfe fanden, der beim Ritt der Walkyren den Mähnen ihrer Rosse entträufelt und aus dessen Berührung der Fufs derselben so gut wohl-

thätige Kräfte in sich auf- nehmen konnte, wie Unholde ihn mit dem Ful's vom Grase streiften, um seine segenbrin- genden Wirkungen fern zu halten. Dem Gänsebein knüpf- ten sich auch noch im spä- teren Aberglauben geheim- nifsvolle Eigenschaften an ; es wurde aus demselben, wie aus der Gänseleber, geweis- sagt (vergl. Jac. Grimm, d. Mythologie '^ 1067 f. J. W. Wolf, Beiträge zur deutschen Mythologie, S. 48).

Auch in den sonstigen Darstellungen der heil. Wal- burg kommen Andeutungen vor, welche an deren heid- nische Vergangenheit erin- nern, wenn bereits auch mehr in das Gewand christlicher Legendenbildung gehüllt. Auf ihrem Grabstein in der Klo- sterkirche zu Heidenheim am Hahnenkaram v. J. 1484 er- scheint sie zwar rein als Aeb- tissin, in der rechten Hand den Stab, in der linken ein Buch haltend. Zwei zu bei- den Seiten über ihr schwe- bende Engel setzen eine Krone auf ihr Haupt. Unter ihren Füfsen windet sich, so weit sich noch erkennen läfst, eine Schlange. Ueber dieser liegt das dänische Wappen, das ohne Zweifel die der Heili- gen von der Legende zuge- theilte angelsächsische Ab- kunft festhalten soll. Das gewöhnliche Attribut der Heiligen aber ist das Fläsch- chen mit dem wunderthätigen Oele, welches ihren Gebeinen nach ihrem Tode entströmte und an den theils von ihr gespende- ten, jedenfalls unter ihrer Obhut stehenden heilkräftigen Thau erinnert. Doch kommt sie auch mit dem Abzeichen dreier Aehren vor, und diese hängen mit ihrer ehemaligen Bedeutung als Bringe-

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rin des Sommers näher zusammen. Nicht nur steht das Frucht- korn ursprünglich unter ihrer Vorsorge, sondern die spätere Sage weiset ihr auch iu einem Achrenfelde Zuflucht an, vor dem sie verfolgenden wilden Heere, wozu die Beobachtung Anlafs gegeben haben mochte, dafs die nach Beginn des Mai oft noch mit winterlichem Ungestüm wieder hervorbrechenden Schnce- und Regenstürme iu den Saaten doch eine Grenze ihres feind- lichen Auftretens finden und hier durch Tränkung des Erd- bodens vortheilhaft wirken müssen. Doch sind die Aebren als Zeichen der gewährten menschlichen Nothdurft überhaupt auch in die Hände der heilspendenden Gottesmutter übergegangen (s. Rochholz, im angegebenen Werke, S. 25 ff.), und die Mar- tinsgänse haben auch ursprünglich mit dem Bischöfe von Tours nichts zu tlmu, sondern giengen auf diesen ebenfalls aus dem Heidenthum über, wenn auch auf anderem und nicht so di- rectem Wege wie bei der heil. Walburg. Diese dürfte indefs in der Kunst kaum zum zweiten Male in •deren Gesellschaft anzutreffen sein.

Dem Verfertiger unseres Altares sind offenbar die sonsti- gen Darstellungen dieser Heiligen nicht unbekannt gewesen; wahrscheinlich hat ihm der in seiner Nähe befindliche Grab- stein vorgeschwebt; denn die Kleidung ist im Wesentlichen dieselbe, aus Weihel, Wimpel und Mantel zusammengesetzt. Nur das Scapulier ist nicht deutlich zu erkennen. Aber die einer Benedictinerin zukommende schwarze Farbe ist so ent- schieden verläugnet, dafs wir diesen Umstand unmöglich aus einem Irrthum erklären können. Kopf- und Halsbedeckung sind weifs, das Unterkleid dunkelgrün, der Mantel blafsroth. Es kann wol keinem Zweifel unterliegen, dafs der Künstler die eigentliche christliche Heilige nicht hat darstellen wollen, wenigstens nicht in der Eigenschaft, in der sie in der kirch- lichen Legende auftritt. Die Lösung des Räthsels, vor wel- chem wir uns befinden, kann nur der ganzen Darstellung ent- nommen werden. Wir sehen zwischen beiden dargestellten Personen einen Baum mit zum Theil dürren, zum Theil be- laubten, fruchttragenden Zweigen. Die Früchte gleichen Kir- schen, das Laub ist weidenblattförmig. Vielleicht vermied der Zeichner absichtlich, eine bestimmte Gattung Bäume zu cha- rakterisieren, um die Bedeutung eines Symboles prägnanter aus- zudrücken. Die Frau hat, indem sie die Heilige bedeutungs- voll anblickt, die liuke Hand an eine Frucht gelegt und ist er- sichtlich im Begriff, sie zu pflücken, während die rechte auf dem scheinbar gesegneten Leibe ruht.

Ein spät oder unter auffallenden Umständen tragender Fruchtbaum hat aber bekanntlich im Volksaberglauben die Be- deutung, dafs das Haus, zu welchem er gehört, durch Zuwachs seiner Bewohner erfreut werden soll. Nehmen wir nun hinzu, in welcher Eigenschaft gerade in der Gegend, in welcher un- ser Gemälde entstanden, das Andenken an die altheidnische Walburg sich erhalten, wie noch im vorigen Jahrhundert kin- derlose Frauen zum Emmetsheimer Steine wallfahrteten , um dort Erfüllung ihrer Wünsche zu erflehen, so ergibt sich die

Deutung des räthselhaften Bildes ganz ungezwungen. Die Frau neben dem Baume, der Tracht und dem reichen Schmucke nach einem vornehmen Stande angehörend, war vielleicht auch in Emmetsheim geweseu, ihre Bitte erhört worden, und nach alter Sitte hatte sie eine Stiftung gelobt. Auf dieser mufste die wunderthätige Segenspenderin um so mehr hervortreten, als sie ja durch die That ihre fortdauernde Macht bekundet. In die Kirche konnte sie natürlich nur als Heilige Eintritt fin- den, und sie so auszustatten, gieng um so leichter an, je mehr in der Vorstellung der Zeit der Unterschied zwischen der ur- sprünglichen Gaugöttin und der späteren Heidenheimcr Aebtis- sin sich verwischt haben mochte. Zwar sollte bei dieser Ge- legenheit die eigentliche Heilige nicht in Betracht kom.men. An deren Vermittlung hätte man sich ja nur um das ewige Seelenheil wenden können. In diesem Falle würde ohne Zwei- fel die fromme Stifterin, wie es Gebrauch, sich in kleinerer Figur und betender Stellung zu Füfsen ihrer Patronin haben darstellen lassen. Unter gegebenen Verhältnissen durfte sie schon in traulicherer Nähe zu ihrer Helferin sich gesellen. So konnte diese auch mit Abzeichen ihrer ehemaligen Würde, dem rothen Mantel, wie mit Attributen abgebildet werden, die sie von der kirchlichen Heiligen wenigstens in soweit unterschie- den, dafs mehr die Walburg des Volksglaubens als der Legende in den Vordergrund trat. Es konnte diese ganze Auffassung um so mehr durchgeführt werden, als früher ja auch die letz- tere den heidnischen Glauben nicht schlechtweg verworfen, son- dern demselben nur christliche Begriffe untergeschoben hatte. Wie früher die Kirche mit dem Volke, so haben wir nun den merkwürdigen Fall, dafs das Volk mit der Kirche accordiert. Beide haben, wie ersichtlich, in früher und später Zeit sich wohl geeinigt, bis ganz andere Epochen über den Fall hinge- gangen und der Wissenschaft überliefert haben, was bis dahin als Sache des Glaubens immer einen Rest des Zweifels übrig gelassen.

Nürnberg. v. Eye.

Aus dem Brief buche des Meister Simon TonHomburg*).

(Schlufs.) V. Dem Preise der Stadt Lübeck in dem vorhergehenden Briefe wollen wir gleich ein Lied folgen lassen (f. 267 v.), in welchem ebenfalls von der Herrlichkeit dieser, damals in vol- ler Blüthe strahlenden Stadt die Rede ist, zugleich aber auch dieselbe zur Frömmigkeit und anderen Tugenden ermahnt wird, welche in der bösen Welt sonst nicht mehr zu finden seien.

*) In Nr. 1 des Anzeigers, Sp. 7, Z. 3 v. u. ist obiectionem zu lesen.

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Verschiedene offenbare Fehler der Handschrift habe ich zu verbessern versucht, die ursprüngliche Lesung unten hin- gesetzt.

1 Ventorum multis flatibus pro criminum reatibus

Lex iuris fatigatur.

2 Emarcet iam iusticia, prefulget avaricia,

Favorque iudicatur.

3 Nautarum heu naufragium in terrisve incendium

A nullo relevatur.

4 Invadit strages varia mox terras atque maria:

Gwerris fomentum datur.

5 Rapina, furtum, spolia, vix reputantur vicia:

Sic regna depravantur.

6 Usura, sacrilegla, negocia nepharia

Per orbem principantur.

7 Emenda tu pericula, lucerna Lübeck fulgida,

Ne tua lux fuscetur.

8 Ne sol in te deficiat, cruorem lune incidat,

Ne in te ve creetur.

9 Ne aurum tuum defluat, aquila neve corruat,

Ne iubar pallietur.

10 Set deus in te scateat, ne fons salutis lateat,

Justicia sectetur.

11 Tua precelsa gloria ne vibret spurca scoria,

Ne sceptrum auferatur.

12 Insignis fama aurea illustret orbis climata,

Laus honor augeatur.

13 Condoleat raagnifica sublimis tua gracia

Iniuriam perpessis.

14 Lux tua cunctis cernitur, umbratile cum speruitur,

Quietis meta fessis.

15 Extende Signum federis, nimis cum ventis lederis,

Ne turbine mergaris.

16 Non tantum transitoria, set querito celestia,

Ut sanctis uniaris.

17 Tu Lübeck lux virtutum, extende arma, scutum:

Pugna pro patria.

VL

Die Verse, welche den letzten Theil des Briefbuches fül- len, gewähren die bunteste Mischung von Scherz und Ernst. Auf die schon im Anzeiger 1871, Sp. 307 erwähnten Schmäh- verse auf die Weiber: „Noscere qui quaeris" (f. 236) folgt die ernsthaft gehaltene, weit verbreitete und in vielen Handschrif- ten erhaltene Mahnung: „Viri vencrabiles, sacerdotes dei" ; dann ein weit roheres, in der Form verkünsteltes Klagelied über das Concil zu Basel und die durch dasselbe erfolgte Ab- setzung des Papstes Eugen. Als charakteristisch für die Zeit,

möge demselben hier ein Plätzchen gegönnt sein, obgleich es zum Theil kaum verständlich ist.

1, 2 relatibus. 2, 3 Fauor. 3, 1 Nautorum. 3, 2 ter- ris ne. 4, 1 stragis. 4, 2 terris. 9, 2 ne. 11, 2 scorea. 11, 3 ceptrum auferetur. 15, 2 minus ventis.

Anno Christi M C quater

Basilea Extat clare,

Clericorum Fluunt treni,

Dividitiir Velud lignum

2 En tantus Instat mundo

Falsitatis

Jam est bellum

Galeata Vincit prima,

Hie est nummns

Decretista

3 Justos punit, Dignos sternit

Kathedratur, Jam ignarus

Litterati Non curantur,

Moniales Heremite

4 Non est fides, In prelatis

Omnes errant, Petri sedem

Participes, Non (vos) sitis,

Qui commendas Querunt pigwes

quo scripsisti

XL, pater mundi impugnatur.

in hoc rea

quod amare iustus sie dampnatur.

nunc proborum

Nazareni yestis laceratur.

succiditur

capud dignura, a membris detruncatur.

luctus planctus

gemibundo scismatis errore.

veritatis

et duellum magno cum furore.

et armata

iacet yma prostrata cum merore.

iudex suramus,

et legista abs omni pudore.

reos munit

et prosternit et indignos prehonorat.

infulatur

et avarus, deum quoque (qui) ignorat.

graduati

postergantur, Eama quod deplorat.

sunt hostiles (sociales?) urbanite, monachus non orat.

uti vides,

exaltatis, neque in subiectis.

ut pro;ternant

infra pedem iuribus neglectis.

0 principes

hiis, set lis sit vobis cum non rectis ;

et prebendas

et biligwes sunt in suis sectis :

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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5 Reprobantes Quem rex cell

Sedem Cristi, Bene rexit

Tractatores Convenite,

Unara partem, Eligatis,

6 Cristianus Executor

Ymmo rogo Ne declines

Zelum zela: Deus gratum

Et coronam Tibi gratis

et dampnantes

pro fideli eligit succedere.

ut legisti,

et protexit magno cum honore.

electores,

diftinite mundi pro decore.

rectam artem

presentatis dei pro amore.

rex Romanus

sis et tutor partis sanioris.

te, non cogo,

ad affines, set semper melioris.

hac cautela

tuum statum facit cunctis horis.

dabit bonam

cum beatis in vinculo amoris.

Hierauf folgen die im Anzeiger, Jbg. 1870, Nr. 1, Sp. 10 f. mitgetheilten Verse : „Fuge coetum ferainarum", aber mit dem sonst fehlenden Scblufs :

Ego oranes bas probavi, Ergo ut predixi cave ;

Breves laudes reportavi, Licet dulce dicant ave,

Bursam quoque vacuavi. Impingunt tarnen maculam.

Die folgenden deutschen Stücke sind von mir in der Ger- mania 17, 181 18G, das Lied der Wallfahrer nach Mont- Saint-Michel von Mantels herausgegeben. Dann folgen f. 240 Denkverse auf die Schlacht bei Plowcze am 27. Sept. 1331, welche freilich siegreich für den deutschen Orden war, aber viele Opfer gekostet hatte, und auf den Judenmord von 1349. Qui versus legeris hos, cum luctu memoreris, Suspira, plange, pulsu precordia tange,

Quod cruce signati magna sunt heu nece strati In luce sive die Cosrae: tunc terra Prusie

Amisit multos fratres, iuvenes et adultos,

Quos tu virgo pia dignare iuvare Maria, Et per te, Criste, salvemur, eique resiste, Qui dictus Luckod rex est, perimens dominos tot, Fratres in Cristo, quod in anno contigit isto : Post M post tria C post X (tria) Ique sequente.

Anno milleno tria C XLque noveno Cuspidibus, gladiis, dampnatur et igne crematur Turpis ebrayca gens, quo tot mala tunc opei-atur, Partibus in mundi cunctis spargendo venenum In fontes et aquas, ob quod perdatur in evum,

Ecclesiam Cristi quia sie delere studebat, Disponente deo quod non complere valebat.

VII.

Die Mischverse zu Ehren des Schülerbischofs sind in der Germania 17,186 abgedruckt. Weiterhin stofsen wir f. 242 auf eine jener Parodieen der h. Schrift, an welchen das Mittelalter weniger Anstofs nahm, als die Gegenwart. Die jedem Geist- lichen stets gegenwärtigen Psalmenverse und anderen Sprüche eigneten sich vortrefflich zu solcher Verwendung, und so fin- den wir sie hier, wechselnd mit Hexametern, in einem Spottge- dicht auf die Mönche, d. h. die Bettelmönche, dessen Ausfälle anderen gegenüber noch zu den sanfteren gehören. Der Samm- ler dieser Handschrift hat verschiedene von grofser Derbheit aufgenommen und scheint den Bettelraönchen besonders gram gewesen zu sein ; diese aber werden wol hier erscheinen dürfen. Quis *) nescit quid sit monachus ? (est) mobile vulgus.

In omnem terram exivit sonus eorura. (Rom. 10, 18) Statim post primam solent intrare coquinam.

Sepulchrum patens est guttur eorum. (Rom. 3, 13) 5 Omnia devorant, nee eos possunt saciare

Volucres cell et pisces maris. (Ps. 8, 9) Fercula multa petunt et longum tempus edendi :

Si vero non fuerint saturati, murmurabunt. (Ps. 58, 16) Vix psalmos discunt, tunc mox carnalia gliscunt, 10 Sicud equus et mulus, in quibus non est intellectus.

(Tob. 6, 17) Dicit gaudenter (monachus) cum plurima cernit:

Letatus sum in hiis que dicta sunt michi. (Ps. 121, 1) Set cum pauca videt, replicat niiserabile Carmen :

Heu michi, quia incolatus meus prolongatus. (Ps. 119, 5) 15 Ut bene pascatur monachus nil aliud optat :

Superbo oculo et insaciabili corde. (Ps. 100, 5) Utque habeat vestes omnis cetus monachorum; Moab, Agareni, Jebal et Amon [hü fuerunt illic].

(Ps. 82, 8) Sic igitur sperant celestia regna mereri: 20 Non sie impii, non sie! (Ps. 1, 4)

Obgleich hiermit zusammengeschrieben , scheint doch die folgende Strophe nicht unmittelbar dazu zu gehören : Fratribus congandeo minoribus, Nam humanis florent in honoribus. Dicunt quod sint homines Propter deum pauperes.

vni.

Ein Räthsel, welches ich nicht zu lösen vermag, bietet uns f. 246 der Lübecker Handschrift in folgendem Distichon: NuUus hie introeat qui sumere vult alimentum. Quin prius exponat quid sit pluripladrimentum.

*) Qui in der Handschrift. Die eingeklammerten Worte habe ich zugesetzt.

75

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Eine eigcnthümliche Art der Poesie besteht in der Nach- ahmung des halbgebildeten Kauderwelschs verdorbener Schola- ren. Diese werden uns f. 249 vorgeführt, wie sie, mit ihrem Lehrer, der sie bei den Elementen festhält, unzufrieden, einen höheren Meister suchen , von diesem aber abgewiesen, der Mei- nung sind, sie seien auch für ihn schon viel zu gelehrt, und nun selbst als Eehrer aufzutreten beschliel'sen. Das ergötzliche Stückchen ist hin und wieder fehlerhaft: ich habe es lesbar zu machen und die Verse einigermafsen herzustellen gesucht.

1. Scolaris dixit sociis : Si velleremus studcre,

,,Hic sumus correctus. Nos sibi ipsi concludere

Magister nil pronuuctiat, vellemus argumentum.

Set semper nos examinat:

hie sumus neglectus.

2. „Si eirca textum dubia

multa pronuncciaret, Et pulchra notabilia, Per marginem subtilia,

sie nobis informaret.

9. „Hie dielt nos ut pueris. Quid nos est addiscendura. Cum sumus satis sapiens Et ipsimet intelligens. Quid nobis est studendum.

10. „Libcllos textualiter

hie nobis (semper) legit,

3. „Textum per multas glosulas Et dicit notabilia

deberet nos glozare, Quod nobis non utilia. Per cyfrasque, nee tociens sie certe male regit."

Deberet, seiet quociens, ^^ ^^^^ ^.jjptjg gj^c^is cursitant

nos exammare. j^g^ possunt perraanere,

4. „Dicit quod nos grammaticam Set ceutum scolas queritant,

studere deberemus. Peunis papirum maculant :

Studere methaphisicam sie credunt se studere.

Ac loycam et phisicam ,„ ^ ' . <.

•' ,, 12. Sacram scnpturam cupiunt

libenter velleremus. , •, i

ad pennam sibi üari.

5. „Nos credit puerilia Scribunt coramenta varia,

velimus quod studere, ge credunt et per talia

Cum sumus magnus socius sie posse magistrari.

Et iam in baccalarius

debemus promovere. 13. Librorum in principi.s

se monstrant diligentes.

6. „Latinum mandat loquere

debcamus nt minores, Ac metras extra discerc, Voces per casus flectere, parvus ut leccatores. 14. Librorum primo folio

finito pbilosophorum, Mox spernunt (hanc) ma-

teriam, Psalmorum volunt gloriam (et) ewangeliorum.

Platcas statim queritant, Quibus frequenter ambulant, tinem raro videntes.

7. „Vult nos ut in examine

parvus ut studeamus, Primam partem vigesies, Secundam et quindecies,

cum bene studeramus.

8. „Habemus circa parvulum 15. Dum audiunt alicubi

triplex bene commentum. magister quod regiscit,

4, 1. 2 lautet in der Handschrift so : Dicit grammaticam stu- dere Quod deberemus. 5, 5 debermus. 8, 2 triplicem. 5 Vel- leremus. — 14, 4 glosam, gegen den Reim. 15, 1 alicui.

Dicuiit: „Curramus propere, 23. „Scicnciarum scandere Nos ille debet legere si vultis summitates,

quidquid cor nostrum gli- Tunc primo partes discite, seit. Hinc consequenter gliscite

^^ T,, . ^ , , . vobis congiuitates."

16. „Magister, bona doraine,

velletis nos habere. 24. „Magister, nos non venimus Libenter in theoloyca ob declinacionem

Et natural! phisica Quam si vellemus discere,

vellemus nos docere. Bene vellemus mauere

, ,. . , . . ,. nostram in regionem.

17. „Audivinms hic Studium °

bonum quod haberetis. 25. „Vos forte multa legere Kemote cucursivimus, velletis, si sciretis,

Douec vos invenivimus, Set cum nescitis alia,

ut nos informaretis. Dixistis nobis talia,

vos sie ut excusetis.

18. „Libros bonos colleximus,

libenter studeremus, 26. „Vadamus hinc ad partibus,

Si nos bona hospicia magister vos valete.

Cum vestra adiuvancia Scolares nostros azinus

habere poteremus. Quos scitis, et non socius

scientes nos docete.

19. „Nos propriis in partibus

vellemus studuisse, 27. „Sciatis fratres, quare nos

Magistri si potuerant, non voluit habere :

T ° ., . c i. Plus quam (magister) ipse seit

In partibus qui fuerant, nus^u (. o y r

,., , . „„ Quod scivimus, hinc nescivit

libros magnos legisse. ^ ' ,

quid nos vellet docere.

20. „Albertum ter didiscimus ^g. ^^^udivit quod in omnibus

Boeciique solamen, ^^^ ^^^^^^^ esseremus:

Cum parvis naturalibus g. ^^^^^ ^^^ ^^-^ j^gg^g

Deberet, hunc corrigere timct quod velleremus.

21. Quibus refert discrecio gg. „Nam longas bonas pallias

magistri reverendi: „Qg ipgjs ordiremus.

„Vestra testantur verbula, Sciencior quam optimus

Quod estis in grammatica q^q^j s^J^ug baccalarius;

non paruin dirigendi. j^Qg optime videmus.

22. „Librorum novi copiam, 30. „Nos volumus in partibus

ut forsitan audistis : scolares informare.

Set nichil in puerilibus Nos scimus scolas regere

Silesco de subtilibus, Librosque magnos legere,

vos certe didicistis. quos et pronuncciare."

IX. Von dem übrigen Inhalt unserer Sammlung ist Manches nicht mittheilbar. Vieles auch des Raumes nicht würdig; ich beschränke mich daher auf folgende Schulmeisterklage, f. 264 : 1. En quamvis honorabilis a multis et amabilis

Sit Status rectoratus, sit satis reputatus,

24, 3 u. 4 velleremus , gegen den Vers. 25,5 excusaretis. 27, 2 volunt. 5 velleret. 30, 2 nunc scolares. 3 scolares. 1, 4 et satis.

Cunctisque loycalibus formare dictamen."

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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2. Ac intiimesccns loculura argento cum florenis, propinans dulce poculum cum epulis amenis:

3. A quo tarnen amplectitur, hie raro iocuiidatur,

ob onus quod annectitur, quo iocis spoliatur.

4. Hie spargitur vermiculis, catharro maeulatur,

ac borabis de clericulis persepe molestatur.

5. Hie genas videt humidas ac anum maculatum,

Heidelberg.

manus quandoquo tumidas, et audit ullulatum.

6. Ac sedens (in) clamoribus et strepitu gravatus,

hlc iacet in fetoribus, ut sus invetcratus :

7. Cum posset cum coralibus in choro famulari

hie raagis quam in talibus abiectis dominari.

8. Hinc propter hec et alia tu vale rectoratus: quem delectabunt talia, sit tibi sociatus.

W. Watteubach.

6, 3 vetoribus. 7, 1 Cur. 8, 3 delectant.

Feuerprobe an einer Hexe 14S5.

Der Hexenprozefs, von dem die folgende Urfehde aus dem fiirstl. Fürstenbergischei! Archive zu Donaueschingen berichtet, ist in mehrfacher Beziehung beachtenswerth. Einmal sind Ver- folgungen von Hexen in so früher Zeit überhaupt noch nicht sehr häufig ; gerade um die Zeit, von der unsere Urkunde da- tiert, haben bekanntlich die Hexenprozesse in Deutschland zu- folge der Bulle des Papstes Innocenz VHI. vom Dez. 148-1 : „Sum- mis desiderantes affectibus", und der Mission der drei berüchtig- ten Dominikaner eine gröfsere Verbreitung zu gewinnen erst begonnen ; doch fehlt aller Anhalt dafür, auch unsern Fall schon mit diesen Ereignissen in Verbindung zu bringen.

Noch eigenthümlicher aber als ein Hexenprozefs in so früher, ist das Vorkommen von Gottesurtheil in so später Zeit, und hier ist wieder die Feuerprobe in der Anwendung gegen Hexen ein ungleich selteneres Beweismittel als die für diese Fälle sprichwörtlich gewordene Wasserprobe. Bezüglich des glücklichen Ausgangs vergleiche man das in Grimm's Rechts- alterthümern II, 916 angeführte Gedicht des 13. Jahrhunderts, wo ein heimlich in den Aermel gestecker Span das glühende Eisen aufheben und die Probe schadlos bestehen hilft.

Ich Anna Henni von Rotembach (Rüthenbach bei Neustadt im Schwarzwald) bekenn offenlich mit disem brieff vnd tun kunt aller mengklichem , das ich ain langy zit im lümdcn vnd ain verlümdotten frow hexxen werck halb gewest, darum mich dann der wolgeborn graue Hainrich grauif zu Fürstemberg der iung, lantgrauff im Bare etc. min gne'diger herr, darum venglich angenomcn vnd vmb sölichs an mym Hb mit recht gestrauft wolt haben. Wann ich nu vmb sölichs der Sachen halb, dero vnscliuldig, das haiß ysen zetragen betten, haut die wirdig müter magt Maria nach mym tragen ir gnaud mit mir tailt, das es mich nit gebrandt, sunder vnschuldig geben nach erkant-

nü(i, vnd haut mich also min egeraelter gnediger herr miner vengknü(5 vff ain statt vrfecht, das by miner wiblichen trUw Zu loben vnd zeschweren, ledig zeit vnd gelausen, also das ich by mincr wiblichen trüw mit vfgchabnen vingern vnd gelertten wortten lob vnd schwer zu gott vnd den bälgen (sie) die be- dachtten vengknüß der sach halb niemer mer ewigklich an mi- nen gnedigen herrn von Fürstemberg allen vnd yeden, den irn vnd den, so iren gnauden zügehören vnd zu versprechen stond, noch an den, so raut, daut oder hilff zu sölicher miner vengk- nüß tän, noch sust an dhainen andern menschen nit sol rechen, efferen noch anden, weder mit wortten, wergken, rätten, ge- dätten, haimlich noch oifenlich, weder durch mich selbs, die minen, noch die, so mir zugehörig, verwandt vnd verdacht sint, noch sust durch yemans vberal in dhainen weg, ouch wider die benanten mine gnedigen herren von Fürstemberg, die irn, noch die, so iren gnauden zu versprechen stond, nit zelünd noch schaffen geton werden in kainen weg, sunder ob ich ichtzig mit ainichem irer gnauden oder dero verpflichttem zetünd hett oder gewun, vmb was sach das were, recht zenemen vnd zege- ben hinder irem stab lut irer loblichen fryhait von küngen vnd kaisern begaubot. Wo ich aber das, so obgeschriben stautt, nit hielt vnd daruon redte vnd sich des yemant anneme in ai- nem oder mer puncten vberfiire, das doch der billichait vnd miner gelüpt nach nit sin sol, ouch was sich der sach halb mit zerung vnd anderer ding erloffen, zu betzalen, wo das al- les nit beschech, haben vor ab mine gnedigen herren von Für- stemberg, die irn, die inn zu versprechen stond, vnd wer inn des helffen weit, vollen gewalt vnd gut erlangt recht oder, ob sy wellen, mit gewalt on recht, wo sy mich betretten vnd an- kämen, niendert vsgenomen, mit mir als ainem vbeltädigen, bös- sen, trüwlosen wib vnd frowen zu gefarn, vnd wie sy also mit mir handeln vnd tünd, es sye rechtlich oder gewalttigklich, da- ran haben sy nit gefreuelt, sunder alweg recht geton, vor dem allem mich vberal nütz sol schirman, so yetzo war ist oder furo hin erdacht werden mecht, dann ich mich des alles vnd yedes entzieh vnd begib, gantz vnd gar, mit vrkünd vnd in craft di(i briefs ; vnd des ze offem waurem vrkünd hab ich mit vliß erbetten die erbern Biirgkhartten Tierberger vnd Cläwi Hennßlern von Fürstemberg, das ir yetwederer sin aigen insi- gel , doch im vnd sin erben onschedlich für mich offenlich an disen bricfi" gehengkt hond, der geben ist an mentag nach Le- tare mituasten als man zalt von Cristus gepurt 1485 iaure. (März 14.)

Perg. Orig. mit den zwei angezeigten, hangenden Siegeln.

Donaueschingen. Riezler.

Wachstiifelu in der St. dialler Stiftsbibliotheli.

In den Catalogi librorum von Hänel findet sich Col. 724 die Notiz, dafs der Cod. Sangall. 1091 aus sechs Wachstafeln mit Wirthschaftsrechnungen des 14. Jahrb. bestehe. Nach einer freundlichen Mittheilung des Herrn Dr. Wartmann sind sie

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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in neuer Zeit ungeschickt zusammengebunden ; nur die erste ist auf der oberen Seite ohne Wachs; die letzte fehlt also. Mit Zurechnung des schmalen Randes beträgt die Höhe der Täfelchen 14,6, die Breite 8,1 Centimeter. Das Wachs ist ganz schwarz, und die Tafeln, deren vertiefte Fläche damit ganz ausgefüllt ist, haben ganz das Ansehen von Schiefertafeln. Hin und wieder sind Stücke des Wachses abgesprungen, und die Lesung ist dadurch noch mehr erschwert, scheint aber auch kaum der Mühe werth. Nach einigen lesbaren deutschen Worten scheinen die 6 Tafeln Bruchstücke des Taschenbuchs eines Klosterbeamten aus dem 15. Jahrh. zu sein.

Man hatte also auch in St. Gallen diesen, von vielen Or- ten nachgerade zur Genüge bekannten Gebrauch, der sich für dieses Kloster auch aus verschiedeneu älteren Stellen nachweisen läfst. Auffallend ist daher, dafs sich in dem Cod. 242 saec. XI, p. 28 zu dem bekannten Eäthsel von Aldhelm über die Pugillares folgende, schon von Ild. von Arx (Berichtigungen und Zusätze, S. 29), doch ohne genauere Angabe, angeführte Glosse findet, nämlich zu der Zeile : Calciamenta mihi trade- bant tergora dura (hier steht freilich tergore, mit der Glosse seil, a): ,,Sicut videtur in tabulis Scotorum." Die Irländer oder Schottenmonche gebrauchten allerdings Wachstafeln, wel- che sie ceracula nannten; aber hier mufs doch eine besondere Eigenthümlichkeit gemeint sein, welche diese Tafeln von ande- ren unterschied, und nach dem glossierten Vers mufs man schliefsen, dafs es ein sonst ungewöhnlicher Einband von star- kem Leder gewesen ist.

Heidelberg. W. Wattenbach.

Zur Chronik der Reichsstadt Nürnberg.

1435. Am 23. März wird Dr. Gregor Haymburg als Ju- rist der Stadt aufgenommen.

Die Einnahmen der Stadt betrugen in diesem Jahre 104897 a 2 ß 11 hl., die Ausgaben 62544 ft 7 ß hl.

1437. Hanns Ulmer wird nach Oesterreich geschickt, um für die Stadt Getreide einzukaufen. Der Herzog von Oester- reich erlaubt ihm 6 Schiffsladungen und gibt ihm einen Brief, wofür Ulmer 16 fl. vnger. in die herzogliche Kanzlei bezahlt. Markgraf Fridrich von Brandenburg und Herzog Johann (Pfalz- graf) aber erlauben die Ausfuhr von Getreide nach Nürnberg nicht.

Das Opfer beim Begängniß des Kaisers Sigmund sei. und die Zehrung der Aebte von Castell, Heilsbronn, Aurach und St. Aegidien, die dazu berufen worden, kostet dem Rath 97 % 10 p hl. /

Der Rath schickt dem Herzog von Sachsen und dem Herrn von Plauen Wälsch- und Frankeiiwein, Brod und Obst auf das Rathhaus, wo sie vor Markgraf Fridrich von Brandenburg als kaiserlichem Commissarius miteinander rechten. Dies und die Hüter unter den Thoren und die Wächter auf der Stiege und bei den Ketten verursachen dem Rath eine Auslage von 80 "ü. 10 ß 2 hl.*)

Für die Gemahlin des Caspar Schlick, obersten kaiserli- chen Kanzlers, werden zu Nürnberg ein köstlicher Kammer- wagen und ein hangender Wagen gemacht; beide kosten 130 fl. Rein., die der Rath bezahlt.

1438. Die Judenschaft zu Nürnberg leiht dem Rath 5000 fl. und erhält dafür einen Schuldbrief; bald darauf aber läfst sie dem Rath und der Stadt zu Ehren und zu Steuer an den schweren Gebäuden**), die aufgeführt werden, die ganze Schuld nach.

An Judenzins von den Juden in der Stadt und zu Wörth und von den Judenhäusern nimmt der Rath zu Walburgis und Michaelis 2171 S novi oder 956 fl. ein.

Der Otterfaher***) erhält als Salarium für die Wintermo- nate 3fl.

Der Rath zahlt 10 fl. in Gold an Herzog Otten's Boten „als er das potenbrot an vns gewan, als der new Romisch ku- nig erweit was worden." Zwei Stunden später kann mit der- selben Nachricht auch Hanns Ulraer aus Frankfurt mit eignen Knechten und Pferden; der Rath schenkte ihm auch 10 fl.

Mehrere Bräuer werden gestraft, weil sie zum Brauen Wasser aus dem Fischbach genommen.

Ein Fräulein, das mit St. Valentins Plagf) beschwert war und aus der Stadt hinweg geschickt wurde, erhält 2 U zur Liebung.

Paul Vörchtel und Sebald Pömer werden nach Wien ge- schickt, um dem neugewählten Römischen König Glück zu wün- schen und die städtischen Privilegien bestätigen zulassen; ihre Reise kostet 896 fl. lö'/i |5 in Gold und 5 % 15'/'i ß novi, einschlüsslich der 300 fl., die dem Caspar Schlick geschenkt werden.

*) Jm Januar 1438 rechteten sie abermals auf dem Rathhaus ; der Rath schickte ihnen dazu um 52 ft hl. Wein, Brod, Obst etc. **) Stadtgraben und P^estungswerke etc. ***) Vgl. Schmeller, bayer. Wörterbuch, Bnd. I ^ Sp. 177 : Otter.

Dr. Fr. t) Veitstanz ; s. Zeitschrift f. d. d. Mundarten VI, 2 5. Dr. Fr.

(Mit einer B.eilage.)

Verantwortliche Redaction: Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Gedruckt bei U. E Sebald in Nürnberg.

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1873. JM 3. März.

Chronik des germaiiischcii Museums.

Nürnberg, den 19. März 1873.

Die Sammlungen des germanischen Museums haben in neuerer Zeit zu mehreren Publikationen Anlais gegeben. So liegt bereits eine Folge von 18 Blättern Photographieen nach Kunstwerken aus dem Museum uns vor, die der hiesige Buchhändler Sigm. Soldan durch den Photographen Hahn hat anfertigen lassen, und die sich auf etwa 60 Blätter erstrecken und mustergültige Vorbilder für verschiedene Gewerbe bieten sollen. Das Werk ist vom Verleger Ihrer Majestät der deutschen Kaiserin gewidmet.

Ein gröfseres , reich mit Holzschnitten , Farbendrucken und Stichen illustriertes Werk soll in zwei Quartbänden die Sammlun- gen des Museums besprechen. Dasselbe wird unter dem Titel : „Die kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlungen des Germani- schen Nationalmuseums zu Nürnberg, als Uebersicht über die Ent- wiokelung der deutschen Kultur im Ganzen und Einzelnen" dem- nächst bei E. A. Seemann in Leipzig erscheinen.

An der Wiener Weltausstellung wird sich das Museum durch Vorführung seiner sämmtlichen Publikationen betheiligen.

Die Arbeiten für die Einrichtung einer Luftheizung und Ven- tilation in den Ausstellungsräumen des Museums werden in den nächsten Tagen begonnen und im Laufe des Frühjahres durchge- führt werden, so dafs es möglich sein wird, schon den nächsten Winter ohne die vielseitigen Gefahren für die Sammlungsgegen- stände zu überdauern, wie sie sich ganz besonders im letzten feuchten Winter und im jetzigen Frühlinge geltend machten, wo die Feuchtigkeit derart überhand genommen, dafs Besucher, die nicht mit den Verhältnissen vertraut sind, kaum werden geglaubt haben , dal's wir den Schätzen des Museums die gebührende Auf- merksamkeit schenken.

Der hiesigen protestantischen Kirchenverwaltung sind wir auf's Neue zu Dank verpflichtet worden, da siß unter Eigenthumsvor- behalt eine prachtvolle grolse Zinnschüssel mit Kanne von Caspar Enderlein dem Museum überlassen hat.

Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden folgende neue Jahresbeiträge angemeldet :

Von Distriktsgemeindeu : Münchberg 10 fl. Pirmasens 10 fl. Schongau 10 fl. Sulzbach 10 fl.

Von Privaten: Bamberg. M. Klee, Privatier, 1 fl. 45kr. ; Schober, k. Archivsekretär, 1 fl. 45 kr. Oanzig. Const. Ziemszen 1 fl. 45 kr. Nürnberg. Feuchter, Mitglied des ötadttheaters, 1 fl. ; Christ. Gramer, k. Appellrath, 3 fl.

Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben:

Von Distriktsgemeinden : Aichach 10 fl.

Von Privaten : Landau (Pfalz). Franck, Subrektor, 1 fl.

Unsern Sammlungen giengen femer folgende Geschenke zu :

L Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm- lungen.

(Nr. 6860—6869.)

Berlin. Sturm, Armeezahlmeister: Bronzenes Dintenfafs aus dem Mittelalter. Nürnberg. Freiherr von Andrian: 4 äl-

tere Nürnberger Kartenspiele. Clement, Hausdiener am german. Museum: Brandenburger Kupferzeichen von 16iJ2. Göschel, Sohreinermeister : Schraubeiibock von Holz. Kr aufs, Kaufmann: Sdbermünze von König Philipp II. von Spanien mit Gegenstempel. G.Magnus: Sti'alsburger Sdbermünze vom 16. Jhdt. Schmidt, Drechslermeister : Emailierte Dose und Porzellanpfeife mit künst- lich gedrechseltem Beinrohr. Ungenannter: 4 ältere Nürnber- ger Kartenspiele. Halber Bogen buntes Papier, 18. Jhdt. Wenz- 1er, Kaufmann; 3 Wachssiegel vom 15. u. 16. Jhdt.

IL Für die Bibliothek.

(Nr. 29,6.-2—29,721.) Aarau. H. R. Sauerländer, Verlagshndl. : Zschokke, der heilige Gral. 1872. 8. Alsenz. Ivappesser, Pfarrer: Brevia- rium latinum cum calendario. Pgm.-Hs. 15. Jahrb. 8. Berlin. R. Lesser's internationale Buchhndl. : Killisch, „Berlin", der Name der deutschen Kaiserstadt, sprachl., geogr. u. gesch. erklärt.

1872. 8. Fr. Lobeck's Verlag (P. Anders): Schmidt, d. sieben- jährige Krieg; 4. Aufl. 1865. 8. Braunschweig. Fr. Krähe, Baurath : Ders. , d. Klosterruinen zu Walkenried ; (Sonntags- Beil, zur Braunschw. Zeitg., 1873, Nr. 6— 8.) 4. Breslau. Verein f. das Museum schlesisoher Alterthümer: Schlesiens Vor- zeit in Bild u. Schrift; 17. u. 18. Bericht etc., Bnd. II, 5. 6. 1872. 4. Colmar. L. v. Cuny, Appellrath: Revue d'Alsace ; II. An- nee, Janv.— Mars. 1873. 8. Emden. Gesellschaft f. bildende Kunst u. vaterl. Alterthümer: Dies., Jahrbuch etc., Heft I. 1872.8. Erlangen. Phy sicalisch-medicinisohe Societät: Dies., Sitzungsberichte; 4. Heft. 1872. 8. Frauenfeld. J. H. Thalmann: Ders.. Ernstes u. Heiteres aus d. Kriegsjahre 1870 71. 1872. 8. Göttingen. K. Gesellschaft der Wissenschaf- ten: Dies., Nachrichten etc. aus d. J. 1872. 8. Göttingische gelehrte Anzeigen; 2 Bude. 1872. 8. Greifswald. Universität: Dies., in- dex scholarum etc. 1873. 4. Dies., Verzeichnifs der Vorlesungen.

1873. 4. Hamburg. Agentur des Rauhen Hauses: Baur, Ernst Moritz Arndt's Leben . Thaten u. Meinungen. 3. Aufl. 8. Scholz, Hans Sachs. 8. Schloss Jägersburg bei Forchheim. v. Göl- del, Privatier: Seutter, Atlas novus etc. Imp. 2. Krakau. J. Wildt, Buchhndl.: Rocznik dia archeologow numizmatikuw i bi- bliografüw Polskich, rok 1870. 1873. 8. Magdeburg. Verein f. Geschichte u. AI ter thumskunde des Herzogth. u. Erz- stifts Magdeburg: Ders., Geschichts -Blätter etc. ; 7. Jahrg.

1872, 4. Heft. 8. MUnchen. Histor. Commission bei d. k. Akademie d. Wiss en seh. : Schmeller, bayerisches Wörterbuch ; 2. Ausg., VIH. Lief. 1872. 8. Dr. G. M. Thomas, Bibliothekar: Ders., d. ältesten Verordnungen der Venezianer für auswärtige An- gelegenheiten. 1873. 4. Sonderabdr. Nördlingen. C. H. Beck'- sche Buchndl. : v. Querfurth, kritisches Wörterbuch der heraldi- schen Terminologie. 1872. 8. Stein, Geschichte des Königs Kon- rad I. v. Franken u. seines Hauses. 1872. 8. Nürnberg. Friedr. Korn'sche Verlagshndl.: Die Volksschule des XIX. Jahrh. in Bio- graphieen ; 6. Lief. 1873. 8. Rob. Lu ckmey er, Bürstenfabrikant: Geschichts-, Geschlechts- u. Wappen-Calender auf d. J. 1741. 8. Prag. Deutscher Verein zur Verbreitung gemeinnützi- ger Kenntnisse: Ders., IV. Jahres-Bericht etc. 8. Pressburg. Stefan v. Rakovszky: Ders., das Prefsburger Rathhaus u. der Stadirath. 1872. 8. Sonderabdr. Sigmaringen. Seb. Locher, Lehrer: Ders., Regesten zur Geschichte der Grafen von Veringen. 8. Eugen Schnei I, fürstl. hohenzoll. Archivar: Ders., d. Reichs- Erzkämmereramt der Markgrafen u. Kurfürsten v. Brandenburg.

1873. 8. Sonderabdr. Stuttgart. J. G. Cotta'sche Buchhandl. :

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Stölzel, die Entwicklung des gelehrten Richterthums in deutschen Territorien. 2 Ende. 1872. 8. Schiller's sämmtliche Werke. Mit Einleitungen von Gödeke ; 4 Ende. 1871. 8. Tübingen. Ludw. Friedr. Fues'sche Buchhndl. : Ofterdintrer, ein Manuscript Kepp- ler's. 1872. 4. Turin. Guido Cora: Cosmos. Comunicazioni sui progressi püi recenti e notevoli della geografia e scienze affini ; I. 1873. 8. Weimar. Bernh. Friedr. Voigt, Verlagshndl. : Händel, die Schablonenmalerei d. Mittelalters. 1873. qu. 2. Blüth- ner u. Gretschel, Lehrbuch d. Pianofortebaues in seiner Geschichte, Theorie u. Technik. 1872. 8. NebstAtlas. 4. Wernigerode. Harz- Verein für Geschichte u. Alterthumskunde: Ders., Zeit- Bchrift etc.; V. Jhrg., 3. u. 4. Heft. 1872. 8. Wien. Dr. Adalb. Horawitz, Professor: Ders., Beatus Rlienanus literar. Thätigkeit in den Jahren 1530—47. 1873. 8. Sonderabdr. Dr. Jos. Kara- bacek, Privatdozent: Ders., d. angebl. slavische Apiscult in der

Byciskala-Höhle. 8. Sonderabdr. Verlag v. R. v. Waldheim: Blätter für Kunstgewerbe, redig. v. V. Teirich ; I. Bd. 1872. gr. 4.

III. Für das Archiv.

(Nr. 4312-4314.)

Koburg. R. Ludloff: Erklärung des J. Michellet in französ. Sprache; (unleserlich). 1638. Pap. Brevet d'adjutant commandant pour le citoyen Alexis Catherine Victor Grillon confere par ordre de Bonaparte, premier consul de la republique fran(;aise. Paris, le deuxieme jour du mois floreal , l'an sixieme de la republique. 1799. Pgni. Acht Formularien für Erlasse der Commission de Com- mandant d'armes und für Brevets aus der Zeit des französischen Konsulats, s. d. Pgm.

Chronik der historischen Vereine.

Der Kirchen-Schmuck. Blätter des christlichen Kunstvereines der Diözese Seckau. 1873. IV. Jahrg. Nr. 3. Graz. 8.

Die Votivkirche in Passau.

Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis in's 16. Jahrh. Zehnter Band. (Die Chroniken der fränkischen Städte. Nürnberg. Vierter Band.) Hrsg. durch die histor. Commis- sion bei der kgl. Academie der Wissenschaften. Leip- zig, S. Hirzel. 1872. 8. VIU u. 440 Stn.

Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift. 17. Bericht des . . . Vereins für das Museum schlesischer Alter- thümer, hrsg. von Dr. Hermann Luchs. Mit 2 Bildtafeln und mehreren Holzschnitten. Band H. Heft 5. 6. Breslau, Druck von Robert Nischkowsky. 1872. 4.

Abbildungen (zu einem später zu bringenden Aufsatz) : Der Pfarrthurm zu St. Jacobus in Neifse 1477 1512; St. Vincenz- statue am Dom zu Breslau von 1470 ; Archivalmer des Breslauer Domkapitels von 1455. Zur schlesischen Kunsttopographie. Von E. Wernicke. Die Burg Zeiskenberg. Von P. Kerber. El- fenbein-Diptychon aus der Neifser Gegend (14. Jahrh.). Von F. Heinelt. Ueber Conservierung aus alter Zeit stammender Gegen- stände in evangelischen Kirchen. Von Dr. H. Luchs. Allerlei : Altschlesische Glasmalerei, u. s. w.

Zeitschrift für Ethnologie. Organ der Berliner Ge- sellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urge- schichte. Vierter Jahrg. 1872. Heft VL Berlin. Verlag von Wiegandt u. Hempel. 8.

Zu Nicolaus Federmann's erster Reise in Venezuela (1530 1531). Von A. Ernst in Caracas. Die Verehrung der Himmels- körper.

Geschichts-Blätter für Stadt und Land Magde- burg. Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Al- terthumskunde des Herzogthums u. Erzstifts Magde- burg. 7. Jahrg. 1872. 4. Heft. Hrsg. von Dr. F. Geisheim. Magdeburg, 1872. Verlag der Schäfer'schen Buchhandlung (A. Rü- diger). 8.

Von der Brüderschaft der Ackerknechte auf den Magdeburgi- schen Dörfern und vom Hänseln. Von Dr. F. Danneil. Ueber den Ursprung der Stadt Burg. Vom Stadtrath Wolter. Das

Schlofs Gloworp bei Aken. Vom Archivrath v. Mülverstedt. Früheste Erwähnung der noch bestehenden Ortschaften des Her- zogthums Magdeburg mit Ausschlufs des Saalkreises. Von Dr. Ed. Jacobs. Zur Charakteristik des Erzbischofs Dietrich von Magdeburg 1361 bis 67. Von Dr. Geisheim. Die Amtshauptleute des Amtes Egeln. Von A. Engeln, Rector. Kleinere Mitthei- lungen.

Göttingische gelehrte Anzeigen. Unter der Aufsicht der Königl. Gesellschaft der Wiss enschaften. 1872. Göt- tingen. Verlag der Dieterich'schen Buchhandlung. 1872. 8. 2079 Stn., nebst Register.

Nachrichten von der K. Gesellschaft der Wissen- schaften und der Georg-Augusts-Universität aus dem Jahre 1872. Göttingen. Verlag der Dieterich'schen Buchhandlung. 1872. 8.

Ueber einen bisher unbeachteten Brief Spinoza's und die Cor- respondenz Spinoza's und Oldenburg's im J. 1665. (A. Stern.)

Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Alterthumskunde. Herausgegeben von Dr. Ed. Jacobs. Fünf- ter Jahrgang. 1872. Drittes u. viertes Heft. Wernigerode, 1872. 8.

Henning Kemde, Stadtvogt zu Wernigerode 1439 40, nebst Untersuchungen über gleichartige Namen und über Amt und Stand der Stadt- und Landvögte zu W^ernigerode. Mit zwei in den Text gedruckten Holzschnitten. Von Ed. Jacobs. Die Diöcesansyno- den des Halberstädter Sprengeis im 12. Jahrh. Von F. Winter. Henning Calvör, geb. 1686 zu Silstedt, f 1766 zu Altenau. Von Ed. Jacobs. Mittheilungen aus dem Archive der Stadt Goslar. Von G. Bode. Ueber Ursprung und Namen des Hauses Stolberg. Von Botho, Grafen zu Stolberg-Wernigerode. Kleinere Mitthei- lungen.

Jahrbuch der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Alterthümer in Emden. Heft I nebst ei- ner Karte zur Entstehungsgeschichte des Dollart. Emden und Aurich. Verlag von W. Haynel. 1872. 8.

Vorträge : Ubbo Emmius, Möhlmann und die Entstehung des Dollart. Von Generalsuperint. Bartels. Ueber die Graburnen der heidnischen Vorzeit, anknüpfend an Harkenroht's Bericht über die im Jahre 1720 bei Larrelt ausgegrabenen Urnen. Von Kirchen- rath N. Vietor. Kurze Geschichte der französisch -reformirten Kirche in Emden. Von Pastor Pleines.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

Nachrichten.

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Literatur.

Neu erschienene Werke.

8) Das Karthäusei'-Kloster und die Bürgerschaft vonBasel. Von Prof. W. Vischer-Heul'sler. 51. Neu- jahrsblatt, herausgegeben von der Gesellschaft zur Beför- derung des Guten und Gemeinnützigen. 1873. Basel, Schweig- hauserische Buchdruckerei. 1873. 4. 35 Stn.

Die Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützi- gen in Basel hat seit 1821 ohne Unterbrechung an der Sitte fest- gehalten, jährlich ein Neujahrsblatt herauszugeben, welches irgend einen Gegenstand aus der Geschichte der Stadt behandelt. So befafst sich denn die jüngste dieser Art von Publikationen mit dem Karthäuserkloster zu Basel, und wir halten es für angezeigt, bei dieser Arbeit einen Augenblick zu verweilen, da sie einem Spröfsling des Klosters gewidmet ist, in dessen Räumen jetzt die Erinnerung an die Vorzeit sorgsame Pflege findet.

Die Baseler Karthause wurde gestiftet im Jahre 1401 von dem Oberzunftmeister Jacob Zibol, welcher einer der reichsten Familien der Stadt angehörte. Derselbe ward oftmals mit Gesandtschaften an Fürsten und Städte betraut, und auf einer solchen Reise kam er mit anderen Boten nach Nürnberg. Daselbst liel's ihnen der Rath einen freundlichen Empfang zu Theil werden und die Sehens- würdigkeiten der Stadt zeigen. Man führte die Fremden auch in das noch nicht lange vollendete, von dem reichen Bürger Mar- quard Mendel gestiftete Karthäuserkloster. Dasselbe erregte die besondere Aufmerksamkeit Zibol's, welcher schon viel von der frommen Lebensweise der Karthäuser gehört ; er bat deshalb die Rathsherren , dafs sie ihm zu einer Unterhaltung mit den Mön- chen vei-helfen möchten. Der Prior zeigte sich willfährig, berief den Convent, und die ganze Haltung der Väter, die erbaulichen und gehaltvollen Reden, die sie führten, machten einen solchen Eindruck auf Zibol, dafs er sich in der Stille vornahm, seine Be- mühungen darauf zu richten, dafs auch Basel ein Kloster dieses Ordens erhalte.

Nach Hause zurückgekehrt, setzte sich Zibol mit dem Prior Wynand in Stral'sburg in Verbindung, und da derselbe auf das an ihn gerichtete Ansinnen eingieng, konnten bereits im Jahre 1402 die ersten Karthäuser in Basel einziehen. Zu ihrer Aufnahme war der käuflich erworbene Bischofshof in Klein -Basel eingerichtet worden, und im Jahre 1403 wurde die neue Stiftung durch den Bischof von Constanz bestätigt.

Der Verfasser unserer Schrift gibt eine lebendige Schilderung des Lebens in den Karthäuserklöstern, von welcher wir einen Theil reproducieren wollen, da es gewifs nicht unerwünscht sein kann, an die Reste der Gebäulichkeiten, in welchen die überlebenden Zeugen der grauen Vergangenheit eine Stätte der Aufbewahrung gefunden haben, das Andenken an die Bestimmung zu knüpfen, welcher sie ursprünglich gedient haben. „Die Zellen der Kar- thäuser bilden jede ein kleines Gebäude für sich, dem ein kleines, abgeschlossenes Gärtchen beigegeben ist; in diesen Zellen, die in der Regel den gröfsern der beiden Kreuzgänge, die sich an die Kirche anschliefsen, umgeben, verbringen die Mönche den gröfs- ten Theil ihrer Zeit einsam, theils mit vorgeschriebenen Andachts-

übungen, theils in nachdenklicher Beschaulichkeit, theils mit an- gemessener Arbeit ; doch sehen sie sich täglich mehrmals bei ge- meinschaftlichem Gottesdienste in der Kirche, sie sehen sich im Capitelsaal, wo ihnen an gewissen hohen Festtagen gepredigt wird, wo der Prior wichtige Mittheilungen eröifnet, und wenn er im Namen des Convents einen Entschlufs zu fassen hat, dessen Rath einholt, wo auch allwöchentlich eine öffentliche Beichte abgehal- ten wird, ferner an Sonn- und Festtagen bei gemeinschaftlichen Mahlzeiten im Refectorium, bei denen aber nicht gesprochen wer- den darf, sondern Abschnitte aus der heiligen Schrift vorgelesen werden. Eine gemeinsame Unterhaltung, ein Colloquium, das aber nicht zu unnöthigem Geschwätz mifsbraucht werden soll, wird an Sonn- und Festtagen im kleinen Kreuzgang abgehalten. Im Uebri- gen ist den Mönchen strenges Stillschweigen auferlegt, das sie nur brechen dürfen, um etwas Nothweudiges zu begehren mit möglichst wenig Worten." q ■yy^

9) Ueber denEinflufs der Feuerwaffen aufdieTak- tik. Historisch-kritische Untersuchungen von einem höhe- ren Officier. Berlin, 1873. E. S. Mittler u. Sohn. 106 Stn. 8.

So sehr auch die Waffen der Vorzeit den Sammler interes- sieren, so vielseitig ihre Geschichte behandelt ist, so hat doch die Taktik in nichtmilitärischen Kreisen sehr wenig Interesse erregt, obwohl die Ausbildung des Waffenwesens in steter Wechselbe- ziehung zur Geschichte der Taktik gestanden. Aber selbst in mi- litärischen Kreisen scheint stets mehr die jeweils geltende Theorie als geschichtlicher Vergleich Gegenstand des Studiums gewesen zu sein. Und doch müssen gerade auf diesem Felde vergleichende historische Studien die Bedeutung so vieler Momente darlegen hier, wo steter Fortschritt der Bewaffnung und die Erfahruno-en jedes Krieges neue Umgestaltungen mit sich brachten, aber auch stets alte Reminiscenzen nachwirkten, bis abermals neue Erfahrun- gen ihre Beseitigung veranlafsten. Wie oft mufste ein Motiv wie- der aufgenommen werden und hatte die überraschendsten Erfolge, welches sie früher schon einmal gehabt, aber bei stetem Wechsel des Schwerpunktes Neuem hatte weichen müssen. So kurz auch in den vorliegenden Blättern das Einzelne gehalten ist, so sehr die alte Zeit der Gegenwart gegenüber zurücktritt, so ist doch dieses Sehriftchen durch Klarheit der Anlage, Schärfe des Blickes für das Wichtige vollständig geeignet, auch Nichtmilitären einen Ueberblick über die Geschichte der Taktik vom 14. Jahrh. bis auf die Gegenwart zu gewähren. Wenn der Verfasser im Vorworte darauf hindeutet, dafs die militärische Literatur bis jetzt die Ge- schichte der fernen Vorzeit zu sehr vernachlässigt habe, so mag dies wol daran liegen, dafs für diese denn doch nur der Histori- ker das Material an's Tageslicht schaffen kann , sich aber vie- len Fragen gegenüber als Laie betrachten mufs, so dafs eine Schrift, die, wie die vorliegende, dem Historiker zeigt, welche Fragen dem Militär für das Studium der Kriegsgeschichte von Wichtigkeit sind, dem ersteren gewifs willkommen sein und ihm Fingerzeige für Beschaffung des dem Militär wichtigen histori- schen Materiales geben muls. A. E.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Aufsätze in Zeitschriften.

Aus allen Welttheilen: 4. Jahrg., Febr. Die Pfahlbauten der Schweiz. (J. B. Thiessing.)

Das Neue Blatt: Nr. 22. Der vierhundertjährige Geburtstag des Copernicus. Mit Illustrationen und einem Faosimile. (Adolf Prowe.)

Daheim: Nr. 21. Zum Andenken an Nikolaus Kopernikus. (W. Pierson.) Historische Stätten des deutschen Reiches. I. Ein Gang durch das Zeughaus zu Berlin. (Georg Hiltl.) Nr. 23. Schiida (zur Geschichte der Stadt, mit Abbild, des Geburts- hauses Gneisenau's). (Richard Andree.)

Im neuen Reich: Nr. 9. Deutschland und der gothische Stil. (M. Tausing.) Virgil im Mittelalter. (H. Schuchardt.)

Der Katholik: Janr. Johannes Hul's und die böhmische Com- mune im 15. Jahrh.

Illustr. deutsche Monatshefte: Nr. 6 (198), S. 654. Wil- helm Heinse's Grabstätte in Aschaffung. (Ludw. Herrmann.) S. 686. Die Singgesellschaft „zum Antlitz" in St. Gallen (ge- gründet 1620). (Bernhard Schols.)

Deutscher Reichsanzeiger: Nr. 7. Das Kaiserhaus zu Gos- lar. — Zur Geschichte des brandenb.-preufsischen Staatshaus- halts. 1. Nr. 8. Die Bergschlösser des Bayer. Hochlandes. 1.

Revue critique: 1872, Nr. 51. Sixte-Quint. (De Hübner.) Carte des etats de l'Europe centrale dans leurs rajjports avec l'ancien empire romain-germanique.

(Grazer) Tagespost: Nr. 51, Abendbl. Zeughaus oder Waffen- museum ? (Dr. Franz Ilwof.)

Ueber Land und Meer: Nr. 22. Das alte Konstanz und seine merkwürdigsten Gebäude. (J. Marmor.) Nr. 24. Eine alte Reichsstadt (Elslingen).

Wochenblatt d. Joh.-Ord.-Balley Brdbg.: Nr. 8 f. Ein Denkstein deutscher Treue (die Johannitercapelle zu Frank- furt a. M.). (Ludw. Graf Uetterodt.) L'Ordre de la Palme d'or. Ein Damenorden aus dem 17. Jahrh. Nr. 10. Ueber die früheren Besitzthümer des Johanniterordens zu Frank- furt a. M.

Zeit sehr, für bild. Kunst: Nr. 21. Eine Holbein-Zeichnung. (Alfred Woltmann.)

All gem. Zeitung: Beil. Nr. 56. 63. Die Schimmelkirchen der Holledau. Wodan als Rofsdieb und die Schimmelkapellen der Holledau. (Dr. Sepp.) L U. Nr. 75. Das Geburtsjahr Hol- beins. (L. Pezold.)

Illustr. Zeitung: Nr. 1547. Das Pflugfest in Hollstadt, ein al- tes Fest der Deutschen. (H. Vocke.)

Termischte Nachrichten.

18) Verschiedene keltische und römische Gräber sind bei dem Ort Muraz, oberhalb der Stadt Siders im Canton Wal-

lis, beim Umgraben eines Weinbergs entdeckt worden. Unter den in denselben aufgefundenen Gegenständen befinden sich mehrere Statuetten heidnischer Gottheiten, die in das cantonale Museum nach Sitten abgeliefert wurden. (111. Ztg., 1550.)

19) In Zwickau wurde jüngst unter dem Fufsboden eines Hauses ein Kästchen mit 80 Stück wohlerhaltener Silber mün- zen aus dem 16. und 17. Jahrh., theils von Speciesthaler-, theila von Thaler- und Guldengröfse, gefunden. Meist sind es kursäch- sische von 1560 an, ferner braunschw. -lüneburg. und Reichsmün- zen von verschiedenen Kaisern. Es fanden sich auch 3 spanische Piaster von Philipp IL, 1 schwedischer Reichsthaler von Gustav Adolf, 1 dänischer von 1624, 1 hohenlohischer l'/s von 1615, 1 stolberg-wernigerod. von 1624, 1 Salzburger, reichsstädtische von Bremen, Nürnberg, Basel, Schaffhausen, auch 3 sächsische Jubel- species auf die Augsburgische Confession (1630) und 1 sächsischer Vicariatsspec. von 1619 u. s. w. Wenn nun die jüngste dieser Münzen, 1 braunschw. -lüneberg. oder sog. Harzspecies, von 1633 ist, so lälst sich vermuthen, dafs der Schatz in diesem Zwickauer Kreuz- oder Elendsjahre verborgen worden ist.

(Num. Ztg., Nr. 3.)

20) Eine Urne mit über 100 Stück Silbermünzen (Brak- teaten) wurde beim Fällen von Bäumen in der Nähe des Dorfes Weltwitz bei Neustadt a. d. Orla gefunden. Es zeigen sich auf denselben mindestens sechserlei verschiedene Stempel , zum Theil sehr gut erhalten. Die Münzen sind, mit Ausnahme eines Stücks, welches eine Inschrift zeigt, sog. stumme, d. h. nur mit Bildnissen und Emblemen versehene. Von der Urne sind nur Bruchstücke erhalten. (111. Ztg., 1548.)

21) In Braunsberg, in der Vorstadt Köslin, wurde eine Anzahl alter kufischer (arabischer) Münzen aus der Zeit des Kalifen Harun al Raschid gefunden. Dieselben sind von dünnem Silber und der Gröfse eines Fünfgroschenstücks. (Dies., 1550.)

22) Eine Marmorstatue des Nikolaus Kopernicus, von Victor Bradzki in Rom gefertigt, wurde in der katholischen St. Johanniskirche in Thorn aufgestellt. (Dies., 1548.)

23) Bei der Seltenheit von Tafelgemälden des Hauj^tbegründers der monumentalen Malerei des 19. Jahrh. ist es gewifs für viele Gemäldesammler und Galerien von Interesse zu erfahren, dal's ein Oelgemälde von Peter v. Cornelius, vielleicht das Einzige in Privatbesitz um 2400 Thaler zu verkaufen ist. Es ist die Er- findung der Weberei, aus des Meisters erster Epoche, worin noch die David'sche Schule durchklingt. Nähere Mittheilungen sind durch Herrn Professor Aus'm Weerth in Kessenioh bei Bonn zu erhalten.

24) Im Verlage von Friedrich Wreden in Braunschweig ist vor Kurzem das nachstehend verzeichnete Werk erschienen: „Die Landgrafschaften des heiligen römischen Reichs. Eine rechtsgeschichtliche Studie nach urkundlichem Material von Dr. Wilhelm Franck." Der Preis ist auf l'/a Thlr. festgesetzt.

Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Gedruckt bei U. E. Sebald in Nürnberg.

Nüruberg'. Das Abonnemont des Blat- tes, welches alle Monate orachoiut, wird ganzjälirig angenommen und betrugt nach der neuesten Postconvention bei allen Foat- fimtorn und Buchhandlungen Deulschlaitds incl. Üesterreichs 3 fl. 36 kr. im 24 li.-FuIs oder 2 Thlr. preul'a.

Für Frankreich abonniert man in Paria bei der deutschen Buchhandlung von F. Klinckaieck, Nr. 11 rue de Lille; für

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Neue Folge.

England bei Williamfl «k Norgate, 14 Hen- rietta-Street Covent- Garden in London; für Nord-Amerika bei den Poatümtem Bre- men und Hamburg.

Alle für das german. Museum bo- etimmten Sendungen auf dem Wege doa Buchhandels werden durch den Commia- sionar der literar. -artiet. Anatalt des Mu- seums, F. A. BrockhauB in Leipzig, be- fördert.

Zwanzigster Jahrgang.

1873.

ORGAN DES «ERMANIStllEN MSEÜMS.

JW4.

April.

Wissenschafüiclie Mittheilungen.

Ein Brief des Grafen Robert Ton Leicester an den Grafen Günther XLI. tou Schwarzburg.

Monsieur le Conte, Encores que le peu de cognoissance & familiarite que nous auons par le passe eu ensemble soit (par faulte de bonne occasion de sentreuisiter par lettres) quasi esteinete et mise en oubly : Si ne veulx ie de raon coste (pour ne la perdre du tout) lalsser passer ceste occasiou qui s'offre de vous escripre ce mot de lettre en faueur d'ung geutilhomrae Anglois nomme Preston qui est votre prisonnier. Or ma le dict gentilhomme puis-nagueres escripte quil ya entre vous et luy quelque comraencement d'accord pour sa ran^on, Mais que la somme qne vous luy demandez est si grande que uy luy ny tous ses parens ne le scauroient payer. Ce que peult estre vous faictes le peusant autre quil est : surquoy je me suis auise de vous faire entendre au vray son estat et qualite, qui nest autre ie vous promectz que celle düng simple gentilhomme puisne de sa maison. Ses parens sont pouures, et tous ses fröres sont escolliers. Quant a luy il a este aultresfois page de mons'' le Marquis de Northampton et lorsque le Duc Jehan de Finland vint pardeca son maitre le luy douna pour le ser- uir de page. Par le moyen duquel il est venu puis apres au Service du Roy de Suede. De biens je pense veritablement quil n'a autre en ce monde que ce quon luy osta quand il f'ust prins prisonnier. Je vous laisse donques mons* a penser comment il est possible que se pouure bomme puisse payer les deux mil escuz quil dict que vous luy demandez. Car je vous asseure sur mon honneur quil nest rien plus vray que ce

que ie vous dis. Et serois marry de vous faire perdre ou di- minuer vng seul denier de ce que par droict et raison vous appartient. Si ie pensois en ma conscience quil fust honime pour vous satisfaire. Mais puis quil ne lest pas jl fault que ie vous supplie en son endroict de luy faire quelque grace pour lamour de moy. Et sil vous piaist de luy donner conge pour sept ou huict mois ponr aller veoir ses amis il regardera dans le dict teraps par quelque moyen ou de vous payer ce que raissounablement vous luy demanderez pour sa ran^ou, ou de se rendre de rechief prisonnier entre voz mains. Ce fai- sant Vous mobligerez beaucoup enuers vous, et nefauldray de le recognoistre par tous les moyens dont ie me pourray aui- ser quant loccasion se presentera pour ce faire. Qui sera lendroict ou je feray fin en me recommandant de bien bon cueur a Vre. bonne grace. Suppliant le createur quil vous doint. Mons^ le Conte en sante tres longue et bonne vie. De Londres le xxvj™!^ de juing 1565.

Vre. entierement bien afl'ectionne a Vous faire plaisir & seruice R. Leycester. Aufschrift: Monsieur Mons^ le conte de Suartzburch.

Vorstehendes Schreiben fand sich in einer gröfseren Brief- sammlung des hiesigen fürstl. Archivs, über welche ich später zu berichten gedenke. Zu bequemerem Verständnifs desselben mögen folgende Bemerkungen dienen. Der Graf von Schwarz- burg Günther XLI (auch der Streitbare, Bellicosus, genannt), ein Freund und Schwager Wilhelm's I. von Oranien, war Ende 1554

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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und zu Anfang des folgenden Jahres mit dem König Philipp von Spanien am Hofe zu London (cf. Jovius, chronicon Scliwarzb. bei Schüttgen et Kre)-sig, diplomataria et scriptores histor. Germ, medii »vi I, p. 678). Damals wird die Bekanntschaft zwischen ihm und dem Grafen Leicester stattgefunden haben, auf welche der Eingang obigen Briefes sich bezieht. Graf Günther nahm in den Jahren 15(53 65 an dem Kriege des Dilnenkünigs B'riedrich gegen König Erich XIV. von Schweden als Befehlshaber einer ansehnlichen Reiterschaar thätigen und ruhmreichen Antheil. In diesem Kriege wurde der englische Adelige Preston sein Gefangener. Letzterer hatte seinen Die- ner nach London geschickt, dafs er Mittel und Wege zu sei- nes Herrn Losgabe aufsuchen sollte. In dem hiesigen fürstl. Archive findet sich nämlich ein zweiter, diese Anlegenheit be- treffender Brief, datiert London 25. Juni 1565, an den Gra- fen von Schwarzburg gerichtet, gleichfalls in französischer Sprache. Leider ist die Unterschrift durch Feuchtigkeit aus- gelöscht; der Briefschreiber bezeichnet sich aber als den ehe- maligen Herrn des Gefangenen und war also aller Wahrschein- lichkeit nach der Marquis von Northampton *). Leicesters Brief stimmt in manchen Stellen wörtlich mit diesem Briefe vom 25. Juni überein. Wahrscheinlich war Leicester ersucht worden, seine Fürsprache mit der Northamptons zu vereinigen, und hatte den Sachverhalt aus des Letzteren Brief in den sei- nigen mit herübergenommen, oder durch seinen Sekretär her- übernehmen lassen. Die kleineren Schriftzüge des Brieftextes scheinen von den grofsen Schriftzügen der Unterschrift Lei- cesters verschieden.

Sondershausen. Th. Irmisch.

*) Das Siegel zeigt einen Frauenkopf oder vielmehr das Brust- bild einer Frau ; ein Barett bedeckt den Kopf, desses langes , auf- gelöstes Haar auf die Schultern herabfällt. Wie das Siegel an Leicesters Brief, so hat auch das Siegel dieses Briefes den Spruch des Hosenbandordens als Umschrift : HONJ * SOIT * QVI * MAL * Y » PENSE.

Weisseuliurg am Nordgau und das Augsburger lu- terim 154:8.

Als im Jahre 1547 durch die Unschlüssigkeit der schmal- kaldischen Verbündeten der Kaiser rasch die Oberhand wieder gewonnen und besonders die oberdeutschen Städte, welche die Confessio Augustana angenommen und dem schmalkaldischen Bunde sich angeschlossen hatten, seine Ungnade fühlen liefs, mufste auch die kleine Reichsstadt Weifsenburg am Nordgau zur Strafe eine kaiserliche Abtheilung unter dem Commando des „Leutten Ambts" Carabal einnehmen. Ein Chronist des vorigen Jahrhunderts bemerkt dazu: „1547 Mufste WeiTscnburg zur Züchtigung wegen Religions Aenderung 700 Neapolitanische Reutter einnehmen , welche den ganzen Winter hier gewesen nnd die Stadt sehr beängstiget und drangsaliret."

Im folgenden Jahr wurden zu Augsburg im bekannten In- terim Festsetzungen in Bezug auf das Bekenntnifs getroffen, welche die evangelische Lehre wieder in die Pfade der alten Kirche allmählich überleiten sollten. So hoft'te der Kaiser jetzt den Lieblingsgedanken seines Lebens, die WiederhersteOung der Einheit der Kirche, sich endlich verwirklichen zu sehen. Die Bi- schöfe verstanden seine Absicht. Man konnte die Abgefallenen unter der Gunst der Verhältnisse wieder in den Diöcesanverband zurückbringen. Wie das der Bischof Moriz von Eichstätt mit der erwähnten Reichsstadt anfieng, das bekunden folgende beide Briefe, von denen der erste auch der Pfarrgeistlichkeit zuge- stellt wurde, der andere den Rath der Stadt sehr eindringlich an seine Pflichten erinnerte. Sie können wol als ein Zeichen der Zeit dienen.

I.

Mauritius dei gratia Episcopus Aystetensis . . . Venerabi-

libus salutem in Domino. Quum pro Episcopali digni-

tate, qua deo anuente, licet indigni, fungimur, hae nobis par- tes incumbant, ut omnium nostrorum saluti diligentia quanta possimus maxima consulamus , idque potissimum hoc pertur- batissimo seculo, quo (proh dolor et nephas) neque clerus, qui sal terre, lux mundi, et forma gregis esse, neque populus, qui parere potius et subsequi quam precedere, atque illius offitium sibi petulanter usurpare debebat, suo satis officio faciunt. Nos- que eam lunctionem agnoscentes, nihil tarn desideravimus sem- per, quam ijs maus pro gloria dei et animarum salute mederi, obstiterunt tamen hucusque ardentibus Votis nostris et pijs co- natibus adversa multa. Ea vero quia nunc divina dementia maiori ex parte sopita atque sublata videantur, magna sana diuque exoptata, restituendi pristino suo nitori ecclesias et pra- Yos hominum mores emendandi commoditas adfulsit que qui- dem precipue in synodis, cum Episcoi)alibus, tum provinciali- bus rite celebrandis (prout eas in ecclesiam revocandas et re- novandas ad instantiam sacre Caes. Maj. in conventu Augu- stano proxime preterito Archiepiscopi nostri et nos Episcopi unaniniiter conclusimus) posita est. Ilis enim precipua agri do- niinici eultura constat, las spinc et tribuli heresium schisma- tumque eradicantur, suppululantes errores extirpantur, defor- mata subinde reformantur et vinea domini Sabeoth ad frugem uberrimam prcparatur, Ins demum sancti patres olim in eccle- sijs synceram doctrinam et incorruptam disciplinam conserva- runt, quorum vestigiis pie inserentcs, nos quoque synodum Epi- scopalem ex authoritate nostra ordinaria, accedente mandato etiara imperatorio, die lune post festum S. Catharine Virginis et martyris, Vicesiraa sexta nimirum raensis novembris proxime futura celebrare, maturo consilio decrevimus. Proinde ad eam vos omnes et singulos, quos vel de jure vel de consuetudinc vocare debemus, ea lege que despecta obedientia est, rcquiri- mus et peremptorio citamus, mandantes ut dicto die mane hora septima, per vosmetipsos aut alios ex unoquoque collegio, aut decanatu rurali ad minus tres vel quatuor, eosque idoneos cum suficicntj et pleno mandato, habitibus Vestris, Ecclesiastiacis,

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Anzeiger für Kuude der deutschen Vorzeit.

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sive supellicijs ut vocant. Prelati autem cum suis iiontificali- bus ornamentis induti in civitate nostra Aysictcnsi ad cainpa- narum pulsum conveniatis audituri et reccpturi quo juxta for- mulam reformationis a S. Caesaiia May. uobis prescriptam et Vobis jam antca exhibitam ad correctionem Cleri & populi Vestro etiam consilio accedente salubiitcr cooperaute spiritus sancti gratia, nihil tarnen interea sedi Äpostolicae vel concilio generali prejudicantes statueraus. Hocque Vos ita facturos plane confidimus. datum in civitate nostra Aystetensi sub sigillo uostro pontificali 29. Octobris Anno Domini M.D.XLVIIl.

11.

Moritz von gottes gnaden. Bischove zu Eystet uund Thumb- probst zu Wurtzbnrg. Unnsern Gunnstlichen grues zuvor. Ersam unnd wei(5 liebenn Besondern. Aufl" Unnser jüngst schreiben *) haben Wir heut dato, Eur Antwurt*) empfangenn, Auch Innhalts vernu- men. Und betten Unß gentzlich versehenn. Ir soltet euch auf der Römischenn kayen. Jlat. Unnsers Allergnedigstenn Her- ren gnedigist Begeren. so Ir Mat. auif Jüngst gehaltnen Reichs- tag an die Stende, der Neuen Religion getbun, auch Unußer jüngst vätterlich unnd treulich Anzaigen erjnnern unnd ersue- chen widrumb zu der Allgemeinen Christenlichen Kirchen her- gebrachten Ordnungen unnd Ainigkait on verner Weigerung ge- thuu, und euch mit- derselben, obberürten Unsern vorigen Ver- manen und schreiben nach allerdings verglichen haben. Die- weil wir aber aus berurter eur Antwurt vermerkben, das so- lichs noch nit beschehen, so ermanen und ersuechen Wir euch hiemit nochmals zum väterlichsten und gantz treulich. Ir wol- let zu der Ainigkait obvermelter Allgemeinen Christenlichen Kirchen Unnserra hievorigen schreiben nach trotten, darzue wir euch mit Unserer muglichen Hilffe furderlich zusein aber- mals urbuttig, oder doch zum wenigsten bey euch unnd den eurn höchstgedachter Rom. kayen. Mat. Ratschlag und Ordnung durchaus gelebenn, unnd es jun allen dingen derselben gemeß halten, wo unnd wormit auch jnn solchem bey euch und den eurn Mangel und Ungleicbait (wie Wir aus obberurter eur Antwurt zum theil vermergken) befunden und vor Augenn wern, das selbig on lengern Verzug gentzlich abstellen und damit wir eurnthalben der kayen. May. dester bessern Bericht thun mu- gen. Daran beweist Ir zuvorderst dem Almechtigen got lob und ehr, der Römischen kayen. Mat. schuldige billiche gehor- sam, unnd Uns als eur geistlichen Obrigkeit wohlgevallen , ge- gen euch (denen Wir solichs nochmals nit verhalten mugen) mit gunstlichem Willen zu beschulden. Datum in Unserm Schloß auif sanndt Willibalts Berg zu Eystet Donnderstags den 20. Decembris 1548.

Weifsenburg am Nordgau.

Wilhelm Vogt.

*) Beide Anschreiben, sowohl das des Bischofs, als das des Raths, finden sich niclit im städtischen Archiv zu Weil'senburo;.

Sphragistische Aphorismen.

LXVIII.

Der kürzlich in unseren Besitz gelangte Stempel mit dem Wappen der Haggen oder Hauggen und der Legende : >i S. Mar- garete dicte Haeggin, welcher noch aus dem 14. Jahrb. zu stammen scheint, ist dadurch besonders merkwürdig, dafs der- selbe aus einer Legierung von weichen Metallen, Zinn, Blei u. dgl., besteht*), deren specifiscbes Gewicht sich zu dem des Eisens wie 5,9 zu 7,7 verhält. Die meisten mittelalter- lichen Siegelstempel waren bekanntlich aus Bronze oder Mes- sing, ausnahmsweise aus Silber und Blei, und später aus Eisen. Von silbernen Siegelsterapeln haben wir bereits zwei erwähnt: den Gottfried's von Hohenlobe, Grafen von Romaniola**), und den des Herzogs Mestwin I. von Ostpommern***).

Schulthefs in seinem Werke über schweizerische Städte- und Landessiegel beschreibt auch mehrere silberne, zum Theil vergoldete Stempel, wovon der älteste, von Schaffhausen, noch aus dem Ende des 14. Jahrb. stammt. Ueber Siegelsterapel von Gold und Silber ist auch zu vergleichen : Neues Lehrge- bäude der Diplomatik, II. Buch, 5. Hauptstück : „Von den Sie- geln", I. Abschnitt, §. 438 448, wo übrigens wiederholt die Siegelstempel mit ihren Abdrücken, den Siegeln selbst, resp. den Bullen, auf bedauerliche Weise verwechselt sind. Von

*) Somit sind die Angaber über das Metall dieses Siegelstem- pels und über den Geschlechtsnamen der Sieglerin in der „Bitte um Auskunft, in der Beilage zum Anzeiger, Jhrg. 1872, Nr. 6, Sp. 207 (Nr. 8 der Mittheilungen), als berichtigt zu betrachten.

**) Vgl. Anzeiger 1866, Nr. 8 : Sphragist. Apborism. I und 1867, Nr. 11, Sp. 342, Notizen: 8, auch 1871, Nr. 9, Notizen: 17. Es wäre hier noch nachzutragen, dals auf der Rückseite eines silbernen

Siegelstempels der Stadt Freiburg i. Ü. die Jahrzahl

eingraviert ist, also auch die Zahl 4 verkehrt, wie auf dem Siegel Gottfried's, und die 3 so ziemlich von derselben Form. Wenn Mär- cker im Anzeiger von 1859, Sp. 374 bemerkt : „Bei den Jahrzahlsie- geln ist übrigens auch ihrehistoris che Bedeutsamkeit noch beson- ders zu beachten, indem die Jahrzahl in der Regel auf ein epoche- machendes Ereignifs in der Geschichte des Sieglers hindeutet", so dürfte sich dieselbe bei dem Siegel Gottfried's auf seine Ernennung zum Grafen von Romaniola beziehen. ***) Vgl. Anzeiger 1871, Nr. 9, Sp. 261.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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bleiernen Siegelstempeln haben wir bereits einen öttingcn'schen erwähnt *) ; ein solcher ist uns aber bis jetzt nicht zu Gesicht gekommen. Im 18. Jahrh. wurden auch Petschafte von Perl- mutter graviert, welche sehr schöne Abdrücke liefern.

Der Umstand, dafs schon im 13. Jahrb., wo gewifs ein Siegelstempel noch etwas Kostbares war**), von manchen Her- ren mehrere, oft von einander sehr verschiedene und mitunter höchst primitiv gestochene Siegel vorkommen, macht es wahr- scheinlich, dafs in augenblicklicher Ermangelung des eigentlichen Siegelstempels bei Ausfertigung wichtiger Urkunden ein Inte- rimsstempel in der Eile gefertigt werden mufste, und da ein solcher wahrscheinlich nach gemachtem Gebrauche gewöhnlich wieder vernichtet wurde, jedenfalls nicht für die Dauer be- stimmt war, so empfahl sich natürlich dazu ein weicheres Me- tall oder sogar ein anderes passendes Material. Ueber das Wappen obiger Sieglerin wurde ich zuerst durch Mauch in Gaildorf belehrt, welcher die Güte hatte, mir mehrere Haugge'- sche und Lichtenberg'sche Siegel mit demselben Wappen aus der Mitte des 14. Jahrh. mitzutheilen, sowie genealogische Notizen über beide Familien***), welche das gleiche Wap- pen führten, woraus um so mehr auf eine Verwandtschaft zu schliefsen ist, als auch in der Lichtenberg'schen Familie der Zuname ,,Humel" erblich war.

Wir besitzen ein sehr schönes, grofses Siegel IV. A. 2. (von 7 Cm. im Durchmesser) Heinrich's von Lichtenberg, des Kanzlers K. Ludwig's des Bayern, mit der in zwei Reihen ge- stellten, abgekürzten Legende: * S. Hermani de Lichtenberch illustrissimi domini Ludovici Romanorum imperatoris cancella- rii, scolastici Spir. ac prepositi S!l Germani extra muros ei' de . . . (?f), v. J. 1330, auf welchem sich in der oberen rech- ten Scheibe des Wappens ein Schwan (?) befindet, wahrschein- lich als Beizeichen. In dem abwechselnd mit vier Spitz- und vier Rundbogen und Laubwerk verzierten Siegelfelde sind zu beiden Seiten und oberhalb des eingebogenen Wappenschildes drei phantastische Thiergestalten.

Da der Name Margarete urkundlich sonst nicht in der Familie bekannt ist, so wäre es möglich, dafs unser Siegel- stempel der Margarete von Helmstadt, Gemahlin des Hans Hagg von Hoheneck, gehört hat. Wie Margarete sich auf ih- rem Siegel „Haeggin" (von Hagg) nennt, so nannte sich die Gemahlin Johann's von Rechberg, Anna „die Hauggin", (von Haugge).

*) Vgl. Anzeiger, a. a. 0. **) Nach einer eigenhändigen Aufzeichnung des Reichs- Erb- kämmerers Conrad von Weinsberg aus Basel vom J. 1440 liefs derselbe dort drei Siegelstempel „graben, mir zwei und meiner Husfrow eins", wofür er drei Gulden (Goldgulden) bezahlte.

***) Vgl. die von dem k. wUrttemb. statistisch -topograph. Bu- reau herausgegebene Beschreibung des Oberamts Aalen, S. 151, und Sattler's histor. Beschreibung des Herzogthums Württemberg II, 73.

t) Wol : einsdem (civitatis). D. Redact.

Der Stempel ist für ein Frauensiegel des niedern Adels, namentlich im Verhältnifs zu den andern bekannten Siegeln dieses Geschlechts, von auffallender Grüfse. Er war ursprüng- lich zum Anhängen gerichtet ; doch ist an der schmalen Platte, welche sich auf der Rückseite desselben angelöthet befindet, das Oebr abgebrochen. F.-K.

Lateinische Reime des Mittelalters.

In dem Cod. membr. in 8'*'<' Nr. 2 der v. Derschau'schen Bibliothek zu Aurich, welcher Abhandlungen über die Regel des Benediktinerordeus enthält, befinden sich zwischen zwei Hauptabtheilungen des Buches nachstehende Verse, von einer Hand des 15. Jahrhunderts eingetragen. Für die Anschauungs- weise eines Benediktinermönchs damaliger Zeit ist das Gedicht immerhin charakteristisch, wenn auch die Muse dem dichten- den Bruder fern genug geblieben ist: man lese nur z. B. den achten Vers; kann man sich wol geringschätziger über die Laienwelt ausdrücken? Die metrischen Härten und Fehler und die grammatischen Unklarheiten dürfen den Leser nicht stören; auf gute Verse kam es gewifs dem Benediktiner weni- ger an, als das, was er zu sagen sich vorgenommen hatte, möglichst scharf auszudrücken. Uebrigens war er ein Freund der Gelehrsamkeit; denn er verkündet Vers 32 unverhohlen, die Lektüre sei die Amme der Mönche.

1. Si vis esse cenobita 5. Juvenes clyopoleos

Huius vite viam vita, Sed et principes nympheos

Ut sis re et nomine Prostravit arbitrio.

Tue mentis sordes munda, Morhus iste captivavit

Ut sis Deo laus iocunda Omnem clerum et potavlt

In utroque homine. Amaro absyntheo.

2. Solus Dens diligatur, ß. Non tam facile honores Cui soll rclinquatur gi sentirent et Labores Omnis laus et gloria. Aftectarent clerici Honor, virtus et potestas Qu, preesse non prodesse Ipsi Sit, cuius majestas Perdit suum esse (sie) Replet, regit omnia. pcna dignus duplici.

3. Non est tuum honorari

Velle, homo vel laudari ^- ^'^ ^°"°"^ ^""' P^-"^«

Cum sis vite misere. ^°"'' °" '"°^ ^"^^''^ti

Quitquit bic honoris captas, •^""'^""^ ""™ ''^"*''"'-

Si non Deo totum aptas ^°^""^ '^^'"'^ "^'snitati,

Perdis tuum vivere. ^^""""^ ^"' "" ^^x^c^Ü^Ü

Hiis nostris temporibus.

4. Mundus gaudet quod dolen-

dum 8. Sic et vita laycorura Docet se non diligendura Parum distat a porcorum

Cum amicos decipit. Consuetudinibus.

Fleret quidem in presenti, Super modum cpulantur Sed non heret bone menti Intus, foris obsecantur Nee a morte eripit. Pleni malis omnibus.

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9. De saliite animarum

Rarus sermo, sed terrarum Amplitudo queritur. Qui nunc potest plus ditari Vel in altum sublimari, Hie beatus dicitur.

10. Mundus finem jam minatur 18. Qui tot malis inquinatur Quod predixit veritas. Civitas jam refrigescit, Oranis sanctus obmutescit, Habundat iniquitas.

ll.Potens ridet impotentem, 19 Sic astutus innocentem, Adolescens veterem. Vir a fratre supplantatur, Puer matri advevsatur, Dives spernit pauperem.

12. Sanctus hodie putatur 20.

Qui non nimis inquinatur Malis crirainalibus. Formam vite si requiris / Non hanc queras jam in viris Sed in voluminibus.

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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17. In hoc tarnen consolatur

25. Temet ipsum roprehende 31. Primus eris ad laborem,

Vere sanctus et letatur Qui mundus transiet. De hoc casu flere mundi Debetur peccatis mundi Quorum dolor veniet.

, Ad te ergo revertere Hoc prostratus miserere Cur sis factus considera. (sie) Sibi te fecit similem Deus, cui dissimilem Te facis augens scelera.

Consors quondara angelorum Legem tenes jumcntorum Ipsis factus similis. Esca ventri venter escis, Hunc et has frenare nescis, Propter quod es fragilis.

Surge miser, quid dormitas ? Imitare cenobitas Antiquorum temporum. Qui teuei.tes viam vite Contempserunt non invite Opes, vires corporum.

i3. Perit lex a sacerdote, 21.Erant mundo crucifixi,

Pereunt virtutes tote A sene consilium. Multos habemus doctores Sed paucissiraos factores In terra mortalium.

14. Hanc jure captivitatem Si manentem civitatem Hie haberem plangere. Dura plane captivitas In qua nescitur veritas. Ve si semper viverem.

Et hie ipsis sed transfixi Caritatis gladio. Vitam hanc parvi pendebant, Nam celesti adherebant Magno desiderio.

22. Corpus satis castigabant, Lectionibus vacabant, Et orabant jugiter. Nunquara erant otiosi, Omnibus affectuosi ; Vade fac similiter.

15. Heu homo, cur creatur 23. Ut conserves te devotum,

Qui tot raalis captivatur Velit nolit, moritur. Quid sit malum hie vitare, Vel quid bonum hie amare, Vix iiifelix cogitur.

Quidquid vides, fuge totum, Paupertatem elige. Non te locus vilitatis Angat, vel extremitatis, Sed nesciri dilige.

16. Unde nemo jam mirari 24. Te prelato subjugabis,

Debet, si hie consolari Omnis justus redimit. Immo satis est dolendus, Et a Deo respuendus Qui non muiidum respuit.

Quidquid jubet observabis Et hoc voluntarie. Noli facta judicare Prelatorum, sed vitare Debes fei invidie.

F]t diligcnter attcnde, Ne quid umquam judices. Pro te reddes rationcm Nunquam proferas sermonem, Ut te ipsum vindicos.

26. Erit tibi salutare Si amari et amare Omni hora studeas. Quitquit facis, reprobatur Apud Deum, nee laudatur Nisi pacem teneas.

27. Diligantur juniores, Venerentur et priores, Este carus omnibus. Non accipies personam, Sed amabis vitam bonam In cunctis hominibus.

28. Sic gaudere cum gaudente Bonum est, paulo dieente. Et flere cum flentibus. Ordinatus ordinatis, Patiens inordinatis Eris tuis fratribus.

29. Corporum infirmitates, Sed et morum paupertates Pacienter tollera. Neque velis apparere Magnus, nee laudem habere In hae vita misera.

30. Cave ne sis singularis, Sed quidcunque operaris In commune facias. Lege, canta, psalle, ora, Sicut omnes, et labora, Vive et non alias.

Tardus autem ad honorem Sed ad iram uitimus. Omnibus subiciaris, Nunquam aliud loquaris. Quam quod habet animus.

32. Omnem horam occupabis Ympnis, psalmis, et amabis Tenere süentium. Super hoc orationem Diliges, et lectionem, Nutricem claustralium.

33. Habens victum et vestitum Quäle fuerit largitum, Nichil queras araplius. De colore non causeris, Quod si vile, tune leferis Et sie eris sobrius.

34. Cave ne sis euriosus In vestitu, vel gulosus In diversis epulis. Sic non eris sompnolentus. Nee in potu vinolentus Nee vacabis fabulis.

35. Nirais est periculorum Esse monaehum verborum, Cum silere debeat. Joci quidem sunt ferendi, Nunquam tarnen referendi, Quos proferre pudeat.

36. Omnem fugies peecatum, Si videre vis pacatum Salvatorem omnium. Ipsum corde, ore, ora, Ut in tue mortis hora, Sit tibi in auxilium. Amen.

Auf einzelnen Blättern am Anfange und zum Schlüsse des Codex stehen folgende Wortspiele :

1. Religio te non cupio si mundus amatur

2.

0 quam felis

religiosi vita,

cui talis inest

obedieneia

te non sapio sine corde pio non principio ( prompta devota voluntaria Simplex huniilis ordinata jocunda strenua universalis perseverans

si lingua vagatur non appreciatur sed fine probatur. , dilatione

sme

dedignatione

contradietione

discussione

Actione

deviatione

turbatione

trepidatione

exceptione

eessatione.

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Bonum est, nos hie esse in monasterio, ' quia homo hie

; US.

vivit puri

quiescit securi

cadit rari

surgit veloci

incedit cauti

irroratur devoti

coutemplatur hmpidi

moritur fiduei

purgatur citi

\ premiatur copiosi

4. Fuge mundum quia vanitas est. Fuge peecatum quia iniquitas est. Attende carnem quia fragilis est. Deprecare Deum quia misericors est. Aurich. Ernst Friedlaender.

Kirchlich -politische Gedichte des zwölften Jahr- hunderts.

Im früheren Mittelalter hildete die Uehung im Verse- machen einen sehr wesentlichen Theil des Schulunterrichts : eine Sitte, die sich wohl noch unmittelbar aus dem alten Reiche fortgepflanzt hatte. Blieb man nun anfänglich den alten Re- geln treu, versuchte sich auch noch in verschiedenen Metren, so gewann doch immer mehr der Hexameter, allenfalls noch mit dem Pentameter verbunden, die Alleinherrschaft, und seine Eintönigkeit suchte man durch die vielerlei Spielereien zu beleben, zu welchen noch erhaltene Lehrbücher förmliche An- weisung gaben. Die Verse wurden nicht nur in sich gereimt, leouinisch, sondern auch untereinander, und wieder in ihren einzelneu Gliedern. Im zwölften Jahrhundert tritt uns das in voller Ausbildung entgegen. Natürlich litt bei diesem Bestre- hen, bei der oft schwierigen Künstelei, der Inhalt; der Sinn ist häufig schwer zu euträthseln, besonders wenn noch dazu persönliche oder politische Rücksichten den Verfasser hinder- ten, sich frei auszusprechen, und Beziehungen herührt werden, die uns unbekannt sind. Das ist auch der Fall bei den fol- genden Versen, welche ich in einer Münchener Handschrift des 12. Jahrh. (Clm. 17212, Scheftl. 212) fand, die aber doch zur Charakteristik der Zeit von Werth sind.

Der Verfasser des ersten Stücks ist ein eifriger Verehrer Lothar's des Sachsen, den er Kaiser nennt; er schrieb also nach dem 4. Juni 1133. Heftig erbittert ist er gegen, die Römer, welche allein ihm Widerstand leisten und an dem Ge- genpapst Anaclet oder Petrus Leonis festhalten, aus Habsucht ; aber Lothar wird sie bändigen, und die Römer, was vielleicht V. 14 bedeuten soll, an ihm keinen Käufer finden. Man wird dadurch an die Worte Anselms von Gembloux zum Jabre 1133 erinnert : Sed Romanorum avaritiara a discidio partium ne- quiens revocare, dissimulato negotio inefficax rediit. Petrus vero pseudopapa in domo Crescentis regnat, et alter in alte- rum praedis, rapinis, incendiis et homicidiis desaevit."

Vit

ora

oris

atur

ator

eris

atan

era

ustura

edes

Die Verse lauten fol. 7 : Presul amabilis et venerabilis, ut vide Carmina metrica, dicta poetica respici Ut patet Omnibus, imperialibus Afl'rica ser Jura dat Anglia, Gallia, Grecia, Roma proter 5 Hec Caput exerit, et furit, et ferit interi Interioribus acta furoribus exerit Ora minatia, laxa capatia, plena cru Quod minus expedit, omne malum dedit omnibus Roma timentibus, immo furentibus, insidi 10 Arma petentibus, arma volentibus, arma min Set quasi Marius, iste Lotharius induper Arma minantibus, et dominantibus est domin Post mala plurima, summa set infiraa, destitu Nee sibi comparat his*) quibus imperat ambitus 15 Roma quid afficit '? omne quod aspicit, et quasi S Non eito respuit, omne quod influit os Levi Iste Petrus Leo," quem minus audeo dicere i Quid nisi despicit omne quod aspicit esse ven Hie Petrus incola, respicit idola, respicit 20 Respicit orania spirituaüa flaute Meg

Roma volubilis, est modo mobilis, hec sacra s Est modo sordida facta perhorrida Simonis Simo quis est? magus ille, quid est? vagus ille nialignus. Cum via Simonis et via demonis equa ten 25 Cur mala talia, tam temeraria, nemo ver Set sapientia, que regit omuia, cousili Sit moderatio, sit reparatio, sit medi Es folgen darauf einige zusammengeschriebene, aber nicht zusammengehörende Epigramme und Spottverse, vorzüglich ge- gen die römische Curie. Früh schon war der Scherz verbrei- tet von den Gebeinen der Märtyrer Albinus und Rufinus, d. h. Silber und Gold, welche in der ganzen Welt zerstreut sind und von den Römern gesammelt werden. Schon bei Landulf von Mailand ist eine Anspielung darauf (MG. SS. VIII, 98) und der Zeitgenosse Lothar's, Berthold von Zwifalten, hat das Epigramm in etwas abweichender Form (ib. X, 119). Zin- gerle gibt es aus seiner Sterzinger Handschrift (SB. d. Wiener Ak. LIV, 314), und die Carmina Burana enthalten p. 15 eine Anspielung.

Sehr häufig kommt 2 vor, oft der erste Vers allein, wie Bur. p. 23. Auch der Scherz mit den Namen der Casus in 3 begegnet häufig in vielfach wechselnder Form, z. B. Bur. p. 19, Zingerle p. 315.

Dagegen ist 4 mir sonst nicht bekannt, und wol ohne Zweifel französischen Ursprungs: die schöne Königin Eleonore war ja sehr leichtfertig, und mochte zu diesem Epigramm An- lafs geben, dessen specieller Gegenstand dunkel bleibt. Merk- würdig ist das folgende 5., in welchem augenscheinlich ein eif- riger Anhänger der eifrigsten kirchlichen Partei redet, welcher

etur

atrix

*) vielleicht für is, wo dann eos zu ergänzen wäre.

101

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Innocenz II. noch viel zu nachgiebig war : liier wird er mit dem früheren Gegenpapst Wibert, Lothar mit Heinrich IV. verglichen, vor der Kaiserkrönung, wie es scheint; denn auf andere Personen kann es doch schwerlich bezogen werden. Unumwunden wird ihnen mit der, Fanatikern aller Zeiten eige- nen Rücksichtslosigkeit der Gehorsam aufgekündigt.

Das letzte Stück hat keine Beziehung auf die Ereignisse der Zeit und keine Spitze. Wir lassen jetzt diesen Abschnitt folgen.

1. Martiris Albini seu martiris ossa Rnfini,

Rome si quis habet, vertere cuncta valet.

2. Roma manum rodit: si rodere non valet, odit. Dantes exaudit, non dantibus ostia claudit.

3. Accusativus si venerit ante tribunal, Aut accusetur aut accusaverit ipse,

Proficit in vanum*), si venerit absque dativo.

4. Abbatissarum reginarumque subactor,

Ob stupri pretium sumpsit episcopium. Mundi Roma caput, si non ulciscitur illud, ' Que caput orbis erat, cauda sit et pereat.

5. Papa wipertizas, regem heinrizare videmus: Nee te pro papa, nee eum pro rege tenemus.

6. Cur cecidisse deus grave permisit Salomonen! ? , Sicut ego credo, duplicem propter rationem : Scilicet ut sit homo pavidus, cum tam sapi Esse cadendo **) legit factum velud insipi Aut ne messiam Judeus eum celebr Quem tam perfectum super omnes esse prob Ergo si queris ***) messiam, sancta Soph .

Est quem concepit, genuit pia virgo Mar Den Schlufs bildet endlich ein längeres Gedicht gegen die Simonie von einem Magister Petrus, augenscheinlich einem Fran- zosen. Es ist in demselben künstlichen Metrum geschrieben, wie das erste Stück, welches daher vielleicht denselben Verfasser hat, wenn man einem Franzosen damaliger Zeit eine solche Verherr- lichung des Kaisers beimessen darf; in dieser Sachlage, wo er den von der französischen Kirche anerkannten Papst nach Rom zurückführen wollte, wäre es vielleicht möglich.

Von abweichender metrischer Form ist das Stück V. 13 45, welches ich, obgleich es in der Handschrift nicht unter- schieden wird, abgesetzt habe; nach einer, wie mir scheint, treffenden Vermuthung von W. v. Giesebrecht ist dieses Stück eben der V. 12 erwähnte Aratus. Diese Strafpredigt wen- det sich nur gegen den römischen Hof; im Verfolg, wo nun das frühere Metrum wiederkehrt, richtet Petrus sich gegen die Gallier. Anstöfsig ist in V. 52 dem Metrum und dem Sinne nach das nee; man möchte mit naheliegender Verbesserung

*) inventus cod. **) canendo cod. ***) qr cod.

entern

aret

nunc leseu, und vielleicht hat Petrus sich von seinem Eifer fortreifsen lassen, nur Gallien den Vorwurf der Simonie zu machen, obgleich ja eben vorher Rom ganz vorzüglich ange- griffen worden ist. Im nächsten Verse 53 ist, wie Giesebrecht richtig bemerkt hat, das Wort Idolatria nach mittelalter- licher Unsitte zertheilt, und dem Sinne nach wieder zu ver- binden.

Das letzte Stück, in welchem auch das Metrum wieder ein anderes wird, halte ich, obgleich es in der Handschrift nicht unterschieden ist, für ein ganz abgesondertes, selbstän- diges Gedicht.

Versus magistri Petri contra symoniacos. Signat Musa Petri vario uarramine metri, Quam sit feralis contagio simonialis. Undique mundi stagna profundi turbine m Exagitantur, dampna minantur, pace rem 5 Grex viciorum corda virorum pulsat Undique terror, luctus et error multus Ira, libido, ceca cupido, cuncta Et sceleratis impietatis arma Aurea pestis, sevior istis, sevius 10 Ingruit orbi vis mala morbi, cunctaque t ^ Quamque potenter, quam violenter secula v Nuper aratus subtitulatus sermo ret

ota

ubique

ministrat

exit

ura

urbe

aurum

Jam tütam Romam sibi vendicat arabitus

Denarium Romam fer, qui veualia qu 15 Hie pro denario donatur pontificatus,

Hie abbatia prostat cum preposit

Hie et renalis iacet ecclesiastica c

Hie omnis sacer ordo iacet venalis in

Ut vendant et eraant, stant hie cum Simone t 20 Venditor omnis habet merccs hie simoniales.

Signa Petrus quondam faciens sacra respuit

Signa modo faciens cum Simone postiüat

Sic magus in Petrum transit vice simoniali.

Roma potens fit vile forum, fit Simonis 25 Et fit avaricie templum Petri sacra s

Nee solam Romam gravat huius lesio m

Que Caput est orbis, set toti iam nocet

Nimirum capitis dolor omnia merabra repl

Deque malo sie principio sanies mala er 30 Simon in urbe furit, amor auri fervet ubi

Pontifices per eum populis dominantur ini

Argenti precio venundatur unctio s

Reliquie sacre venduntur ut simul

Lingua sacerdotis parvo venalis hab 35 Cui si nil dederis, divinus sermo tac

Si multum reus es, reus illi porrige m

Quidquid peccaris, totum diraittit in

Nee gratis recipit, que gratis protulit, ^^^

Terra parens : homini precio datur aut prece f

edes

orbi

evit

acra

etur

ultum

103

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

104

40 Solvitur argento nodus consanguinit Discidiumque malum fit iure sacro soci Venditur ere sacra benedictio crismaque s Sacra columba datur precio fideique lav Expulit a templo quondam deus lioc faci

50

55

60

65

acrum

45 Perfert in templo similem modo rem faci

entes

atur

oris

era

Omnis episcopus hoc faciens opus abici Nee memorabilis, imrao notabilis, bic tene Crimina talia sunt capitalia plena pud Que deus obruet et cito destruet igne für Gallicus incola sie colit idola mente sev Principe demone, presule Simone, qui colit Solaque Gallia symonialia nee oper Ydola nam tria cuncta per atria thuriiic

Proh dolor omnia crimina turpia prava lic

Ut maledictio, sie benedictio venditur

Venditur altaris cibus, hostia sanctific

Indignis sua mors, set dignis vita be

Improbitas illum vendit male presbiter

Nunc etenim alta fides salvat, spes pura bon

Est cibus iste deus qui vite panis hab

Quisquis eum vendit, pro vita morte fru

Suspensus laqueo Judas non totus ob

Altera pars eins crepuit, pars altera v

Servus adbuc dominum mutato nomine ven

Non animum mutat, quia nuitua premia pren

Ergo ferat meritas Judas cum Simone pe

Tartareas subeat dampnatus utcrque cate

Heidelberg. W. Wattenbach.

ata

orum

etur

ivit

dit

nas

Zur Chronik der Reichsstadt Ntirnherg.

1438. Dem kaiserlichen Kanzler Caspar Schlick werden wegen einer Generalbestätigung der städtischen Privilegien 300 fl. vnger., und einige Tage später abermals 910 fl. geschenkt.

Herr Hanns von Wallenrod und Herr Michel von Ehen- heim rennen zu Nürnberg mit scharfen Glefen (Lanzen) ; es wird ihnen ein Tanz gehalten.

Der Eath schickt des Rümiscben Königs Botschaft, näm- lich Herrn Caspar Schlick, dem von Weinsberg und Haupt Marschalk und den Abgeordneten des Concils, der Churfürsten, der Ritterschaft von St. Georgen Schild und der Reichsstädte, als sie um St. Margarethen Tage auf dem Eathhause und in

Endres Hallers Hause tagten, um 69 ?i 5 ß 8 hl. Wein, Brod, Käs und Obst zur Labung.

Der Hirt auf St. Sebalder Seite leistet den Diensteid und erhält, wie ge^Yöhnlich, 2 tt. neuer Haller als Beisteuer zu einem Ochsen.

Den Gästen, die vor dem Sterben nach Nürnberg geflohen waren, wird ein Tanz gehalten; derselbe kostet 27'/'2 Ä hl.

Ein gewöhnlicher Ril's Papier kostet V/i ft hl., ein Rifs grofses Papier 4 tS 15 ß hl.

Für Wolfe, i. e. für eingelieferte Wolfs -Ohren, zahlt der Rath 4 a 4 ß hl. *)

1439. Heinrich Faust kommt in's Lochgefängnifs ; der Lochhüter, der Löwe und Züchtiger erhalten für ihre Atzung und Arbeit, die sie mit Faust und Eberhart Has gehabt, 4 % 6 ß hl.

Der Hausknecht im Rathhaus erhält für ein gewichstes Tuch 1 « 3 ß.

Henslein Ofenseul „eyn freihait"**) wird wegen gefährlichen Kartens auf 6'/j Tage in's. Loch gelegt und auf ein Jahr aus der Stadt verwiesen.

Die Herzogin von Sachsen verkündet dem Rath, dafs sie eines jungen Herrn genesen sei. Der Bote erhält 2 fl.

Das innere Spitalerthor erhält eine Uhrglocke, die 174 fl. 1 Ort kostet.

Markgraf Friedrich von Brandenburg und die von Din- kelshühl rechten auf dem Rathhaus; der Rath schickt ihnen dazu Wein, Brod, Obst und Licht.

Fünf silberne vergoldete Gäbelein zu gebratenen Birnen kosten 4fl. 17 ß; sie wiegen 5 Loth, 3 Quint.

Die Hausfrau des Caspar Schlick beschaut die Teste und wird dabei mit Wein und Confect bewirthet ***).

Zwei Buben, die sich auf St. Sebalds-Kirchhof blutrünstig

geschlagen, werden in's Loch gelegt und vom Züchtiger mit

Gerten gehauen.

l Zwei Personen aus Wührd, die das Sacrament durch spött-

liches Oclen verschmähen, werden in's Gefangnifs gelegt.

Herr Hanns von Egloffstein , Herr Jörg von Ehenheim einer- und Hinschuk Pflug und Christan Frauenberger anderseits halten zu Nürnberg ein Gerenn mit scharfen Glefen.

München. Baader.

*) Ist eine der ständig wiederkehrenden Ausgaben. **) Vagabund, Lump. Schmeller P, p. 815. ***) Es geschah öfter, dafs angesehene Gäste die Veste besich- tigten und bei dieser Gelegenheit bewirthet wurden.

(Mit einer Beilage.)

Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Gedruckt bei U. E Sebald in Nürnberg.

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KÜNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1873. JV? 4. April.

Chronik des germaiiisclicii Museums.

Nürnberg, den 15. April 1873.

Das so oft bewährte, huldvolle Interesse Sr. Majestät des deut- schen Kaisers an unserer Anstalt hat einen neuen erlreulichen Aus- druck dadurch erhalten, dafs allerhöchst derselbe den jährlichen Betrag von 500 Thalern aus der Kabinetsschatulle , der zuletzt für 1870 72 bewilligt war, nunmehr auch auf 1873—75 zugesagt hat. Zugleich hat Se. Majestät für die seiner Zeit von aller- höchst demselben begründete Hohenzollernstiftung, der wir schon die Nachbildung so manches interessanten, auf das hohenzollern'- sche Haus bezüglichen Denkmales zu danken haben, für dieselben Jahre je 200 Thaler zugesagt, damit diese Stiftung nunmehr auch einen Abguls der Schlüter'schen Statue des grofsen Kurfürsten für das germanische Museum herstellen lassen kann.

Sr. kgl. Hoheit dem Grofsherzog Ludwig HI. von Hessen- Darmstadt hat die Sammlung unserer Feuerwaffen eine Bereiche- rung zu danken, die nicht hoch genug zu schätzen ist, indem Se. kgl. Hoheit die bisher im allerhöchsten Privatbesitze befindliche Handbüchse, welche mit so vielen anderen interessanten Gegen- ständen im Jahre 1849 aus dem 1399 zerstörten Schlosse Tannen- berg ausgegraben wurde, dem Museum zum Geschenke gemacht hat. Wenn auch äufserlich unscheinbar, ist dieses Stück doch deshalb von unschätzbarem Werthe , weil es vielleicht das einzige ist, das unzweifelhaft noch in's 14. Jahrh. gehört, und somit eine Bereicherung unserer Sammlung, die ihr von gar keiner anderen Seite hätte werden können.

Unlängst hatten wir Gelegenheit eines freundlichen Geldge- schenkes Erwähnung zu thun, durch welches Herr Oberbaurath V. Ziebland in München unsere Anstalt erfreut hat. Heute haben wir die Genugthuung, mittheilen zu können, dafs derselbe unserer An- stalt eine schätzenswerthe Sammlung kunstgeschichtlicher Werke, die mehrere Collis Frachtgut umfafste, zum Geschenke gemacht hat.

Unter den Geldgeschenken, die heute in's Verzeichnifs aufzu- nehmen sind, haben wir die besondere Freude, 100 Thaler von Herrn H. Achenbach in Moskau, nebst einigen kleinen von ihm gesammelten Beträgen zu verzeichnen, welche, für Herstellung eines Brunnens bestimmt, von dem lebhaften Interesse zeugen sol- len, das Deutsche in Moskau an unserer nationalen Anstalt neh- men. Der Brunnen wird im künftigen Augustinerhofe aufgestellt werden, und Herr S. Pickert dahier hat die Güte gehabt, uns für denselben eine kleine Bronzestatue zu überlassen, einen Dudelsack- pfeifer, nach einem Originalmodell des 15. Jahrh. von hervorragen- der Schönheit gegossen, das, wie die Anordnung für Wasserröhren zeigt, offenbar schon ursprünglich für einen Brunnen bestimmt war.

Die Zahl der Künstler, welche für die Uebortragung des Au- gustinerklosters künstlerische, zur Veräufserung bestimmte Bei- träge zugesagt haben, ist fortwährend im Steigen; auch werden nach und nach die Zusagen erfüllt, und so entsteht eine Sammlung, bei der wir nur zu bedauern haben, dafs sie zur Veräufserung be- stimmt ist, während in derselben eine herrliche Grundlage für eine Gallerie moderner Gemälde gegeben wäre.

Wie alljährlich, so soll auch demnächst eine kleine Ausstel- lung hervorragender kunstgewerblicher Erzeugrisse in den Mona- ten Mai und Juni im Museum stattfinden, für welche bereits sehr schöne Beiträge, namentlich mit Genehmigung Sr. Maj. des Kö- nigs von Sachsen einige kostbare Werke aus dem historischen Mu- seum zu Dresden, zugesagt sind.

Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden folgende neue Jahresbeiträge angemeldet:

Von Oemeindeo : Hemau. Distriktsgemeinde, 10 fl. Hers- bruck. Distnktsgemeinde, 10 tl. Ingolstadt. Distriktsgem., 15 fl. Landsberg. Distriktsgem., 10 11. Leutershausen. Distriktsgem., 10 fl. Neuburg a.D. Distriktsgem., 10 fl. Riedenburg. Distriktsgem., 10 fl. Seligenstadt. Stadtgem., 1 fl. 45 kr. Vilshofen. Distriktsgem., 10 fl. Waldmohr. Distriktsgem., 10 fl.

Von Privaten : Bückeburg. Dr. Ermisch, 1 fl. 45 kr. ; von Meding, Hofmarschall, 1 fl. 45 kr. Erlangen. Dr. Hugo Meyer, Univ. -Professor. 1 fl. München. Th. Ackermann, Buchhändler, 2fl. ; Merzbacher, Banquier, 2 fl.; Münich, Major, 7 fl. Nürnberg. D. Seut- ter, Kaufmann, 1 fl. ; Sulzbeck, Artilleriehauptmann, 2 fl. ; v. Wal- ther, Premierlieutenant u. Adjutant im k. 14. Inf.-Reg., 1 fl. 30 kr. Schmalkalden. Dr. Hasselbach, Realschulinspektor, 1 fl. 45 kr.

Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben:

Von Privateo; Bückeburg. v. Landesberg, Obristlieutenant a.D., 19 fl. IG kr. Erlangen. Dr. Kerler, Univers. -Bibliothekar, Ifl. Moskau. Achenbach, Kaufmann, 175 fl.; von einigen Deutschen 21 fl. München. Stud. jur. Ludw. Bauer 2fl. Singapore. Von den dortigen Deutschen , gesammelt durch den Pfleger Kaufmann J. Brüssel, 104 fl. 57 fl.

Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :

I. Pur die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm- lungen.

(Nr. 6870—6889.) Darmstadt. Se. kgl. Hoheit Ludwig HL, Grofsherzog von Hessen: Bronzegeschütz vom 14. Jhdt., ausgegraben auf der Ruine Tannenberg. Malland. Reichmann, Cavaliere : Eiserne Stirnschiene für ein Pferd, 16. Jhdt. Ein Paar verzierte Steig- bügel, 16. Jhdt. 2 verzierte Pferdegebisse, 16. Jhdt. Darstellung des Christkindes, Oelgemälde vom 17. Jhdt. München. Dr. K. Förster, herzogl. Sachsen - Meining. Rath : Gypsabgufs eines ver- zierten Helmes vom lO.Jhdt. R. v. Ziebland, Oberbaurath: 118 Photographieen nach älteren und neueren Architekturen u. a. Kunst- werken. Luthe^'s Zelle in Erfurt, Radierung von G. C. Wilder. 59 Bl. Autographieen der Wiener Bauhütte. Nürnberg. L. Ale- xander, Rentier: Ornamentierter, grünglasierter Kachelofen vom 17. Jhdt. Fiegler, Beutler: Journaleinband vom J. 1741. Ol- denburg. Dr. Merzdorf, Oberbibliothekar: 10 Schriftproben auf Pergament und Papier. 6 Holzschnitte, Kupferstiche und Radie- rungen vom IG. u. 17. Jhdt. 2 Klostermalereien vom 18. Jhdt. Schmalkalden. Dr. Rehm, Kreisphysikus : 2 Bleimedaillen auf die Theuerung von 1771 und 1847. Bleiabgufs eines jüdischen Silber- lings. Stuttgart. M, Rommel's photograph. Druck - Anstalt : 25 Photographiedrucke nach seltenen Kupferstichen und Niellen.

IL Für die Bibliothek.

. (Nr. 29,722—29,820.) Berlin. Gropius'sche Buchh. (Ernst u. Korn): Minutoli,_^ Ca- talog der Sammlungen von Musterweiken der Industrie u. Kunst des Instituts Minutoli ; I. II. Th. 1^72 u. 73. 8. Brinckmann, Er- läuterungen zur Sammlung Minutoli. 1872. 8. Mitscher u. Rö-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

108

stell, Verlagshndl. : Hildebrandt, herald. Musterbuch; V. Lief. (Schlufs.) 4. G. van Muyden, Verlagshandl. : Weifische Regen- ten in den Krisen des letzten Jahrhunderts. 18(i8. 8. Koscher, zur Gründungsgeschichte des Zollverein?. 1870. 8. Deutschland. Eine periodische Schrift, hgg. v. W. Hoifmann ; I. Jhg. , 1. u. 2. Bnd. 1870. 8. Gebr. Pätel, Verlagshndl.: Wernicke, d. Geschichte d. Welt ; Lief. 61—72 (Schlufs). 1873. 8. Weltmann, d. Baugeschichte Berlins bis auf die Gegenwart. 1872. 8. Redaktion des Deut- schen Reichsanzeigers etc.: Deutsche Monatshefte; L Jhg. 1. u. 2. Heft. 1873. 8. Jul. Spring er 's Verlag: Müller, politi- sche Geschichte der Gegenwart ; V. 1872. 8. Bernhardt, Geschichte der Waldeigenthums, der Waldwirthschaft u. Forstwissenschaft in Deutschland; L Bnd. 1872. 8. Klüpfel, Geschichte der deutschen Einheitsbestrebungen; I. Bnd. 1872. 8. Franz Vahlen, Verlags- buchh. : Sickel, monumenta Germaniae historica : diplomatum im- perii tom. L, besprochen. 1873. 8. Bonn. Dr. Birlinger, Univers.-Prof. : v. Arnim u. Brentano , des Knaben Wunderhorn ;

I. u. 2. Lief. 1873. 8. Universität: Catalogus chirographorum in bibliotheca acad. Bonnensi servatorum ; part. I HL 1858 60. 4. Braunschweig. C. A. Schwetschke & Sohn (M. Bruhn), Verlh. : Urkundenbuch der Stadt Braunschweig; Bnd. I, 3. Abth. 1873. 4. Friedr. Wreden, Verlh.: Franek, d. Landgrafsohaften des heil. röm. Reichs. 1873. 8. Bremen. C. Ed. Müller, Ver- lagshandl.: Die Frage v. der Todesstrafe. 1869. 8. Schnitze, die augsb. Confession als Gesammtbekenntnifs unserer evangel. Lan- deskirche. 1869. 8. Breslau. Wilh. Gottl. Korn, Verlagsh. : Solger, der Kreis Beuthen in Oberschlesicn. 1860. 8. Triest, to- pograph. Handbuch v. Oberschlesien ; I u. H. 1864 u. 65. 8. Danzig. A. W. Kafemann, Verlagsh.: v. Neitzschütz, Studien zur Entwickelungs - Geschichte des Schafes ; H. Heft. 1873. 8. Darmstadt. Verein f. Erdkunde: Ders., Notizblatt; III. Folge,

II. Heft. 1872. 8. Detmold. Meyer'sche Hofbuchhndl. : Mafs- mann, Arminius, Cheruscorum dux. 1839. 8. Mafsmann, Armin, Fürst der Cherusker. 1839. 8. Pott, etyraolog. Forschungen auf d. Gebiete der Indo-Germanischen Sprachen; Th. H, 2, 3. u. 4. Abth. III u. IV. Th. 1867—73. 8. v. d. Horst, Geschichte der deutschen Literatur; 3 Thle. 1869 70. 8. Brandes, d. deutschen AVörter aus der Fremde. 1868. 8. Brandes, der Name des Badeortes Pyr- mont. 1870. 8. Dresden. Dr. K. v. W'eber, Ministerialrath, Di- rektor des Haupt - Staatsarchivs : Archiv f. d. sächs. Geschichte ; XI. Bnd. 1872. 8. Frankfurt a. M. Verein f. Geschichte u. Alterthumskunde : Ders., Archiv etc., n. Folge, V.Band. 1872. 8. Mittheilungen etc., Bnd. IV, 3. 1872. 8. Neujahrsblatt etc. f. d. J. 1872. 4. Freiburg I. Br. Gesellschaft f. Beförder. der Geschiohts-, Alterthums- u. Volkskunde: Dies., Zeit- schrift etc.; Bnd. II, 4. 1872. 8. Fulda. J. Gegenbaur, Gym- nasial-Oberlehrer : Ders., d. Kloster Fulda im Karolinger Zeital- ter; 2. Bdcb. 1873. 8. Görlitz. Oberlausitz. Gesellschaft der Wissensch. : Dies., neues Lausitzisches Magazin ; Bnd. 49, 2. 1872. 8. Göttingen. Dieterich'sohe Buchhandl. : Forschungen zur deutschen Geschichte. Bnd. XIII, 1. 1872. 8. Vandenhoeck u. Ruprecht, Verlagshandl.: Müldener, bibliotheca historica; Jhrg. 20, 1. 1872. 8. Ders., bibliotheca geographica; Jhg. 20, 1. 1872. 8. Gütersloh. C. Bertelsmann, Verlagsh.: Strack, Ge- schichte des deutschen Volkschulwesens. 1872. 8. Halle. Buch- handlung des Waisenhauses: Ev.'ald, d. Eroberung Preu- fsens durch die Deutschen ; I. Buch. 1872. 8. Geschichtsquellen der Provinz Sachsen; II. Bnd. 1. Abth. 1873. 8. Hamburg. Otto Meifsner, Verlagshandl.: Burmester, Arm un Riek. 1872. 8. Hannover. Hahn 'sehe Hofbuchh. : Leunis, Synopsis der drei Naturreiche; 2. Aufl., H. Th., 2. Hälfte, 6. H. 1873. 8. Hersbruck. Th. W. Ulmer, Pfarrer: Ders., Chronik der k. baieri- schen Stadt Hersbruck. 1872. 8. Hildeshelm. Gebr. Gersten- berg, Verlagshandl.: Ortschafts-Verzeichnils für d. Provinz Han- nover etc. 1872. 4. Karlsruhe. G. Braun' sehe Hofbuchh. : Zeit- schrift f. d. Geschichte des Oberrheins. Bnd. XXIV, 4. II. 1872. 8. Karlsruhe im Jahre 1870. 8. Köln. Histor. Verein f. den Niederrhein: Ders., Annalen etc.; 24. Heft. 1872. 8. Langen- salza. F. G. L. Grefsler, Schulbuchh. : Wunderlich, die Reforma- toren des 14., 15. u. 16. Jahth. 1873. 8. Dröse, pädagogische Cha- rakterbilder; 4. Aufl. 1872. 8. Lausanne. Societe d'histoire de la Suisse romande: Dies., Memoires et documents ; tome

XXVII. 1872. 8. Leipzig. F. A. Bro ckhaus, Verlagshndl.: Gott- schall, Porträts u. Studien: Bnd. I— IV. 1870—7]. 8. Straufs, Ul- rich V. Hütten; 2. Aufl. 1871. 8. Deutsche Dichter des 16. Jahrb.; VL Bnd. 1871. 8. Deutsche Dichter des 17. Jahrb. ; V. Bnd. 1873. 8. Varnhagen v. Ense, ausgewählte Schriften; XI. Bnd. 1873. 8. Wander, deutsches Sprichworter - Lexikon ; Lief. 42 u. 43. 1873. 8. J. C. Hinr ichs'sche Buchhandl.: v. Zezschwitz, zur Apolo- gie des Christenthums. 1865. 8. v. Zeschwitz, über d. wesentl. Verfassungsziele der luther. Reformation. 1867. 8. Luokhardt'- sche Verlagsbuchh. : v. Glasenapp, der Feldzug von 1871. 1872. 8. Verlag von E. A. Seemann: Deutsche Renaissance ; 13. 17. Lief. 1873. 2. Otto Wigand, Verlagshndl.: Schneider, Pariser Briefe; 4 Thle. 1872. 8. München. Theod. Ackermann, Buchhandl.: Brunn, Beschreibung der Glyptothek zu München; 2. Aufl. 1870. 8. Hundt, d. Edelgeschlecht der Waldecker. 1871. 8. Sonderabdr. V. Retberg, Dürer's Kupferstiche u. Holzschnitte. 1871. 8. K. b. Akademie der Wissenschaf ten : Dies., monumenta Boica; vol. XLI. 1872. 4. Histor. Coramission bei d. k. Akademie d. Wissenschaften: Dies., Geschichte der Wissenschaften in Deutschland; 13. Bnd.: Zeller, Geschichte der deutschen Philoso- phie. 1873. 8. St. Nicolaas. Oudheidskundige Kring van hetLand vanWaes: Ders., publications extraordinaires ; nro. 10. 1873. 8. Nürnberg. Friedr. Töpfer, Direktor: Ders., Urkun- denbuch für die Geschichte des gräfl. u. freiherrl. Hauses der Vögte V. Hunolstein; III. Bnd. 1872. 4. Oldenburg. Dr. J. L. F. Th. Merzdorf, grol'sh. Oberbibliothekar: Schillenana : 11 Stück, die Schillerfeier zu Leipzig am 10. Nov. 1859 betr. 4. u. 8. Prag. Verein f. Geschichte der Deutschen in Böhmen: Ders., Mittheilungen etc.; Jhrg. IX, 7. 8. X, 1 6. XI, 4. 8. Ders., 7. 8. 9. u. 10. Jahresbericht. 1869—72. 8. Ders., Mitglieder-Verzeich- nifs. 1871. 8. Ders., Beiträge zur Geschichte Böhmens; III. Abth., Bnd. 2. 1871. 8. Ders., Festschrift zur Erinnerung an die Feier des 10. Gründungtages. 1871. 8. Grueber, die Hauptperioden der mittelalterlichen Kunstentwicklung in Böhmen, Mähren, Schlesien.

1871. 8. Sonderabdr. Hallwich, zur Geschichte des Teplitzer Tha- ies. 1871. 8. Schlesinger, d. Urkundenbuch von Saaz. 1872. 8. Leeder, Beiträge zur Geschichte v. Arnau ; I. 1873. 8. Sonderabdr. Tobias, Andreas Hammerschmidt. 8. Sonderabdr. Rathsberg b. Erlangen. Dr. Hermann Beckh, Gutsbesitzer: Bayle, histori- sches u. critisches Wörterbuch, übersetzt v. Gottsched; 4 Thle. 1741 44. 2. Hyde , catalogus impressorum librorum bibliothecae Bodlejanae. 1674. 2. Rostock. Direktorium der Grofsen Stadtschule: Krause, über den 1. u. 2. Theil der Rostocker Chronik. Eine Kinderlehre des 15. Jahrh. 1873. 4. Progr. Ernst Kuhn's Verlag: Rösler, über d. geschichtl. Entwickelg. d. volks- wirthschaftl. Ideen der neueren Zeit. 1872. 8. Bechstein, das Spiel von den zehn Jungfrauen. 1872. 8. Saarbrücken. H. Siebert, Verlagshndl.: Köllner, Geschichte der Städte Saarbrücken u. St. Jo- hann. 2 Bnde. 1865. 8. Schwerin. Dr. Friedr. Latendorf, Gymnasial - Oberlehrer : Ders., L. v. Passavant gegen Agricola's Sprichwörter. 1873. 4. Progr. Verein f. meklen burgische Geschichte u. Alterthumskunde: Ders., Jahrbücher u. Jah- resbericht; 37. Jhrg. 1872. 8. Utrecht. Historisch Genoot- schap: Dies., Kroniek ; 27. Jaarg., 1871. 1872. 8. Werken etc.; nieuwe Serie, Nr. 17. 1872. 8. Katalogus der Boekerij etc. 3. Ausg. 1872. 8. Veitshöchheim. G. Karch, Dechant u. Pfarrer: Ders., das Portal der Schottenkirche zu Regensburg. 1872. 4. Wien. K. k. statistische Central-Commission: Dies., Mitthei- lungen etc.; Bnd. XIX, 3. 4. Heft. 1872. 8. Programm zur Verfas- sungeiner internationalen Statistik d. Unterrichts-Anstalten. 1872. 4. Programme d'organisation d'une statistique internationale des etablis- sements d'enseignement. 1872. 4. Verein f. Landeskunde v. Niederösterreich: Ders., Blätter etc., VI. Jahrg. Nr. 1—12.

1872. 8. Topographie v. Niederösterreioh ; IV. Heft. 1871. 4.

III. Für das Archiv.

(Nr. 4315.) Nürnberg. Harscher, Kupferschmied: Zeugnifs der Altgesel- len des Schlütfegerhandwerks für J. G. Guttenberger aus V/öhrd bei Nürnberg über seine Aufnahme in die Zahl der ehrlichen Ge- sellen. 1791. Pgm.

109

Anzeigei" für Kunde der deutschen Vorzeit.

110

Chronik der historischen Vereine.

Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen. XL Jahrg. Nr. IV. Prag, 1873. 8.

Moritz Hartmanu. Von Carl Victor Ilansgirg. Dr. Carl An- ton Tobias. Necrolog. Von Dr. Hallwich. Die Holzweberei in Altehrenberg bei Numburg in Böhmen. Von Dr. Friedr. Klein- wächter. — Das Kaadner Copialbuch. Von Dr. Ludw. Schlesin- ger. — Miscellen.

Beiträge zur Geschichte Böhmens. Hrsg. von dems. Vereine. Abth. HI. Geschichte der Stadt Leitmeritz. Bearbeitet von Jul. Lippert. Mit zwei Karten. Prag, 1871. 8. G64 Stn.

Festschrift zur Erinnerung an die Feier des 10. Gründungs- tages im Jahre 1871. Hrsg. vom Ausschusse dess. Vereins. Prag, 1871. 8.

Deutsches Leben. Vortrag von B. Grueber. Geschichte des Kummerner See's bei Brüx. Mit 10 urkundlichen Beilagen. Von Dr. L. Schlesinger. Festbericht.

Mittheilungen der k. k. Central-Commis sion zur Erforschung und Erhaltung der B audenkmale. XVIU. Jahrg. Jänner Februar. Wien, 1873. 4.

Ein Haus-Altärchen von altspanischer Lederarbeit. Von Albert Hg. (Mit einer Tafel.) Der angebliche Votiv- Altar des Tribu- nen Scudilo. Von Dr. N. Kohn. Ein vergessenes Grab zu Strafs- burg im Elsafs. Von Dr. A. Luschin. Die Kunst des Mittelalters in Böhmen u. Mähren. Von Beruh. Grueber. (Mit 33 Holzschn.) Zur Oswaldlegende. Von A. R. v. Perger. Funde aus prä- historischer Zeit. Von Dr. St. v. Krzyzanowsky. (Mit 13 Holz- schn.) — Neueste Funde zu Carnuntum. Von Ed. Frh. v. Sacken. (Mit 1 Holzschn.) Kömisches aus Kärnten. Von dems. Ar- chäologisches aus Vorarlberg. Von dems. (Mit 3 Holzschn.) Der Kreis ober dem Manhartsberge in Nieder -Oesterreich. Von Karl Rosner. (Mit 1 Tafel und 9 Holzsohn.) Das Landschafts- Zeughaus in Grätz. Von Dr. Fritz Pichler. Spragistische Bei- träge zur Geschichte von Tyroler Geschlechtern. Von Dr. Arnold Luschin. (Mit 10 Holzschn.) Beiträge zur mittelalterlichen Sphra- gistik. Von Dr. Karl Lind. (Mit 4 Holzschn.) Ein byzantini- sches Madonnenbild. Von Alb. Hg. Aeltere Grabmale in Nie- der-Oesterreich. Von Dr. Karl Lind. (Mit 3 Holzschn.) Noti- zen und Correspondenz. Bücherschau.

Mittheilungen der anthropologischen Gesell schaff in Wien. HL Band. 1873. Nr. 2. 8.

Die Funde .von Brüx. Von Felix Luschan. Ueber Ver- wendbarkeit des Löfs zur Altersbestimmung anthropologischer Funde. Von 0. Frhr. v. Petrinö.

Blätter desVereines für Landeskunde vonNieder- österreich. Neue Folge. VL Jahrg. Wien, 1872. 8.

Ueber Ortsnamen in Niederösterreich. Vortrag von Dr. M. Much. Der Wildbann in Nieder-Oesterreich im 17. Jahrh. Ein urkundlicher Beitrag zur Geschichte des landesfürstlichen Jagdre- gale. Von V. Reuterer. Aus dem österreichischen Volksleben. Eine Bauernhochzeit in Oberhöflein. Die ehemaligen Einsiedler in Niederösterreich. Von Dr. Anton Kerschbaumer. Zur Ab- wehr (gegen den zu Anfang erwähnten Aufsatz : Ueber Ortsnamen

in N.-Ö). Von Dr. V. Goehlert. Aus dem geschichtlichen und socialen Leben der Stadt Retz. Vortrag von J. K. Puntschert.

Topographie von Niederösterreich. Hrsg. von dems. Verein. Viertes Heft. (Bogen 25—32.) Wien, 1871. 4.

Volks-Charakter, Volks-Leben (Bräuche und Sitten), u. A.

Heraldisch-genealogische Zeitschrift. Organ des heraldisch-genealogischen Vereines „Adler" in Wien. HL Jahrg. Nr. 3. Wien, März 1873. 4.

Zu den Grabdenkmälern von St. Peter und Nonnberg zu Salz- burg. Von Ed. G. Frhr. v. Pettenegg. Denkmünze auf Andreas von Oesterreich, Kardinal -Fürstbischof von Brixen und Konstanz, vom Jahre 1600. Die Ratz von Eismannsberg. Von Gustav Seyler.

Der Kirchen-Schmuck. Blätter des christlichen Kunstvereines der Diözese Seckau. 1873. IV. Jahrg. Nr. 4. Graz. 8.

Pfarrkirche St. J.Iaria zu Fernitz bei Graz. Von Joh. Graus.

Forschungen zur Deutschen Geschichte. Herausg. von der historischen Commission bei der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften. Dreizehnten Bandes erstes Heft. Göttingen, Verlag der Dieterich'schen Buchhandlung. 1872. 8.

Zur Anordnung der Bonifazischen Briefe und der Fränkischen Synoden. Von Dr. E. Dünzelmann. Papst Hadrian I. und das Fürstenthum Benevent. Von Dr. F. Hirsch. Zur älteren ala- mannischen Geschlechtskunde. Von Prof. G. Meyer von Knonau.

Die Würzburger Immunitäten und das Herzogthum Ostfranken. Von Dr. H. Brefslau. Erzbischof Wichraann von Magdeburg. Von Pastor F. Winter. Zur Quellenkritik der Sachsenchronik. Von Dr. L. Weiland. Die Reichstage zu Frankfurt und Würz- burg 1208 und 1209 und die Kurfürsten. Von Prof. G. Waitz. Bericht über die 13. Plenarversammlung.

Monumentorum Boicorum collectio nova. Edidit Academia Scientiarum Boica. VolumenXIV. Monumenta Boica. Volumen quadragesimum primum. Monachii, MDCCCLXXII. 4.

Monumenta episcopatus Wirziburgensis, 1344^51 (207 Urkun- den).

Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Neuere Zeit. Dreizehnter Band. Geschichte der deutschen Philo- sophie seit Leibniz. Von Dr. Eduard Zeller. Herausgegeben durch dieselbe Commission. München, 1873. R. Oldenbourg. 8. XVin u. 924 Stn.

Zeitschrift des Kuns t-G e werbe- Vereins zu Mün- chen. XXm. Jahrg. 1 - 4. Heft. München, 1873. Theodor Acker- mann. 2.

Die Kunsttischlerei im 16., 17. und 18. Jahrh. Von Dr. Geh- ring. — Aus der frühern Blüthezeit der Münchener Kunst. (Briefe des Herzogs Maximilian von Bayern, mitg. durch Prof. Mefsmer.)

Technisches aus der Vorzeit.

In der Monatsversammlung des historischen Vereins von Oberpfalz und Regensburg vom 3. April berichtete Pfarrer Dahlem über interessante Funde aus der Römerzeit, welche beim Graben des Grundes zu einem Neubau bei Kumpf- mühl zu Tage kamen. Der Eigenthümer des Grundstückes, Karl

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Mufsgnug, hat sämmtliche Gegenstände, bestehend in 10 Urnen, einer Haarzange von Bronze, einigen Lampen u. s. w., dem histo- rischen Verein überlassen. Bekannt ist die Gestalt des liegenden Pförtners in der heil. Jakobskirche zu Regensburg, deren Restau- ration, wie schliefslich mitgetheilt wurde, jetzt rüstig fortschreitet. Bei Entfernung der Tünche hat sich am Kopfe dieses schottischen Mönches der Name RYDAN gefunden.

Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Alterthums- und Volkskunde von Frei- burg, dem Breisgau und den angränzendenLandschaf- ten. Zweiten Bandes drittes Heft. Freiburg im Breisgau, Franz Jos. Scheuble. 1872. 8.

Graf Friedrich H. von Fürstenberg als Stifter eines kathol. Schutzbündnisses, von Dr. S. Riezler. Freiburg im Jahre 1644, von K. Mendelssohn-Bartholdy. Kleinere Mittheilungen. Die geschichtliche Literatur des Breisgaues und der angrenzenden Landschaften, 1869—71, von Th. v. Kern.

Freiburger Diöcesan-Archi v. Organ des kirchlich- lich-historischen Vereins für Geschichte, Alterthums- kunde und christliche Kunst der Erzdiöcese Freiburg mit Berücksichtigung der angrenzenden Bisthüraer. Siebenter Band. Freiburg im Breisgau. Herder'sche Verlagshandlung. 1873. 8.

Das Thal Simonswald unter dem St. Margarethenstifte zu Waldkirch. Von Archivrath Dr. J. Bader. Zur Geschichte der Abtswahl des Friedr. v. Keppenbach zu Gengenbach im J. 1540. Mit 4 Beilagen. Von Dr. W. Franck. Rudolph von Zähringen, Bischof von Lüttich. Von Dr. K. Zell. Ulrich von Richendal und seine Concilschronik. Von Stadtarchivar J. Marmor. Wei- terer Beitrag zur Geschichte des Johann IV., Bischofs zu Constanz (1351—56). Von Dr. Fr. Mone. Reisebüchlein des M. Stürtzel zu Buchheim aus dem J. 1616. Herausg. von Prof. Dr. König. Die Constanzer Weihbischöfe (1076 1548). Von Decan Haid. Die ehemalige Benedictiner- u. Reichsabtei Petershausen bei Con- stanz. Von F. X. Staiger. Aus dem literar. Nachlafs des Ar- chivdir. Dr. F. J. Mone : Bereitung und Behandlung der Maler- farben im 15. Jahrb., u. A. Kleinere Mittheilungen.

Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst. Neue Folge. Herausgegeben von dem Vereine für Geschichte u. Alterthumskunde zu Frankfurt am Main. Fünfter Band. Frankfurt a.M. 1872. 8.

Dr. Gerhard Westerburg, der Leiter des Bürgeraufstandes zu Frankfurt a. M. im Jahre 1525. Von Dr. th. G. E. Steitz. Des Rector Micyllus Abzug von Frankfurt 1533, nach seinen bisher unermittelt gebliebenen Ursachen dargestellt von deras. Lu- ther's Warnungsschrift an Rath und Gemeinde zu Frankfurt 1533 und Dionysius Melander's Abschied von seinem Amte 1535. Zwei Tirkundliche Beiträge zu Frankfurts Reformations-Geschichte. Von dems. Die Grafschaft Bornheimerberg. Von Dr. Friedr. Scharff.

Mittelrheinische Chronisten am Ende des Mittelalters. Von Dr. J. Falck. Meister Eckhart in Frankfurt. Von Justizrath Dr. Euler.

Mittheilungen an die Mitglieder dess. Vereins. Vierter Band, Nr. 3. Ausgegeben im October 1872. Frankfurt a. M. 8.

Vereinsangelegenheiten. Miscellen : Die Sammlung der Schlosserzunft. Das Grab des Kurfürsten Albrecht Achilles von Brandenburg. Frankfurter Familiennamen. Von Dr. W. Stricker.

Herr von Reineck. Von dems. Zur Geschichte des Hauses

„zum ewigen Rüstenberg" (Prinz Karl), J. 199, alte Mainzergasse 32. Von dems. Von der Grafsch. Gleichen. Von Euler. Kleine Notizen.

Neujahrs-Blatt dess. Vereins für das Jahr 1872. Frank- furt am Main. 1872. 4.

Das erste städtische Theater zu Frankfurt a. M. Ein Beitrag zur äufseren Geschichte des Frankfurter Theaters. 1751 1872. Nach den Acten bearbeitet von Dr. A. H. E. von Oven. Mit einer Ansicht des Junghofs und des dortigen Theatersaals.

Neues Lausitzisches Magazin. Im Auftrage der Ober - lausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften heraus- geg. von Prof. Dr. E. E. Struve. 49. Bd., 2. Hälfte. Göriitz. 1872. 8.

Die von Metzrade in der Oberlausitz. Von Dr. Hermann Knothe. Bisher nicht bekannte Oberlausitzer Urkunden. Mitg. von dems. Eine antike, in Schlesien gefundene Bronzefigur des Jupiter. Von Dr. Alfred von Sallet. Zur Presbyterologie des Zittauer Weichbildes vor der Reformation. Von Dr. H. Knothe.

Nachträge zu den Ortsnamen der Görlitzer Haide. Von Pastor Ender. Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums in Zittau. Von Prof. Kämmel. Epigramme aus dem 16. Jahrb. Von Dr. Al- fred V. Sallet. Miscellen. Nachrichten aus der Gesellschaft.

Der Deutsche Herold, Zeitschrift für Heraldik, Sphragi- stik und Genealogie. Organ des Vereins für Siegel- und Wappenkunde („Herold") zu Berlin. IV. Jahrg. 1873. Nr. 2. 3. 4.

Schack Carl Graf zu Rantzau- Ascheberg. Eine biographische Skizze. Von Louis von Ahlefeldt. Die von Druchtleben. Von J. Graf von Oeynhausen. Mittheilungen über die im Herzog- thum Jülich früher ansässig gewesene Familie von Hückelhoven und einen Theil ihrer Verwandten. Das Damenstift zur heiligen Anna in Würzburg. Von Oscar v. Scheuerer. Die f v. Fock in Lübeck. (Mit 2 Illustr.) Eine Ahnenprobe des Mittelalters.

Von Lellich. Die Tappen im Lande Hadeln in Fehde mit Hamburg. Ahnenproben alter Zeit. Findlinge (aus den Ar- chiven der Stadt Warburg). Von Dr. Krömecke. Die Dynasten von Greifenstein u. Lichtenstein. Von Pfarrer Allmenröder u. G. Seyler.

Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik und Genea- logie. Redigirt von G. A. Seyler. Hrsg. von dems. Verein. 1872. 2. Heft. Berlin, 1873. 8.

Die heraldische „Schachroohe". Mit besonderer Beziehung auf das Rochow'sche Wappen. Vom Archivrath v. Mülverstedt. Mit 2 Holzschnitten und 2 Steindrucktafeln. Die Grafen von Pa- penheim und von Canstein, von J. Grafen von Oeynhausen. Der Landherr Albert von Seeberg, ein Burggraf von Leisnig ; seine Vorfahren und Nachfolger. Von Chi. C. Frhrn. v. Reitzenstein. Mit 1 Stammtafel.

Monatshefte für Musik-Geschichte, herausgegeben von der Gesellschaft für Musikforschung. V. Jahrg. 1873. Nr. 3. Berlin. 8.

Biographische Mittheilungen über Anton Cajetan Adlgasser, von P. Sigismund Keller.

Jahrbücher des Vereins für meklenburgische Ge- schichte und Alterthumskunde, aus den Arbeiten des Ver- eins herausg. von Dr. G. C. Frdr. Lisch. 37. Jahrg. *) Mit Quar- talbericht vom October 1872. Schwerin, 1872. 8. *) Der 36. Jahrg. ist dem g. M. nicht zugekommen.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

lU

Wallenetein's Kirchen- und Schulregiment in Meklenburg, von Dr. Lisch. Die Landwehren und die Grenzheiligthümer des Lan- des der Redarier, von Dr. Beyer. (Mit 3 Steindrucktafeln.) Die Hauptgottheiten der westwendischen Völkerschaften, von dems. Echte wendische Götzen, von Frhrn. v. Hammerstein. (Mit 2 Stein- drucktaf.) üeber den wendischen Gott Zuarasici, von dems. Aufdeckung von Alterthümern zu Ruchow, von Director v. Bülow. Grab- und andere Alterthümer.

Annalen des historischen Vereins für den Nieder- rhein, insbesondere die al te Erzdiöces e Köln. Vierund- zwanzigstes Heft. Köln, 1872. M. Du Mont-Schauberg'sche Buch- handlung. 8.

Landaufenthalt des Cölnischen Churfürsten Joseph Clemens auf dem Schlosse Raimes bei Valenciennes im Sommer 1712, von L. Kaufmann. Die Freiherren von Breidbach zu Bürresheim, von Hofrath Weidenbach. Ueber die villa regia Flamersheim und die daraus entstandene Pfarrei und Gemeinde Kirchheim, von Ever- hard Decker, Pfarrer. Das Amtsrecht in der Düffel, von Prof. Dr. Richard Schröder. Hagiologisches, von Dr. Mooren. Hi- storisch-kritische Untersuchungen über die Grafen und Dynasten- geschlechter am Niederrhein im 11. und 12. Jahrh., von Pfarrer Müller. Das Hospital zum h. Geist in Neufs und das damit verbundene Rectorat, von Hermann Hüffer. Die Familie von der Lippe gen. Hüne, von Anselm Frh. v. Hoiningen-Huene. Die ältere Geschichte des Klosters Steinfeld, von Dr. Ennen. Urkunden, Stadt und Erzstift Köln nebst den angräuzenden Terri- torien betreffend, von J. J. Merlo. Nachtrag zu Aegidius Ge- lenius, seine Reise von Rom nach Köln. Miscellen, von Ri- chard Pick.

Organ für christliche Kunst hrsg. u. redigirt von J. van Endert in Cöln. Organ des christlichen Kunstvereins für Deutschland. Nr. 3 u. 4. Köln, 1. u. 15. Febr. 1873. XXHL Jahrg. 4.

Die Stylgesetze der Glasmalerei. Ueber alte und neue christliche Kunst in Italien. (Dr. de Waal.) Ungedruckter Brief des f Magisters Cornelius an •}• Professor Christian Heller. Das Kloster Beuron und die St. Mauruskirche in HohenzoUern. Zur Erklärung der Domthüren in Augsburg. Von Prof. Dr. Stock- bauer. — Das Triptychon der Maria Stuart in der reichen Capelle der k. Residenz in München. Die Restauration des Münsters in Ulm.

L'investigateur. Journal de la Societe des Etudes

Historiques ancien Institut Historique reconnue ctablis- sement d'utilite publique par decret du 3. Mai 1872. Trente-hui- tieme Annee. Livraisons de Novembre 1872 ä Janvier 1873. Paris 1873. 8.

Resume historique sur l'instruction primaire consideree au point de vue religieux, par M. Nigon de Berty. Le livre des faicts d'armes et de chevalerie de Christienne de Pisan, par M. De- poisier.

Revue des Societes savantes des departements, publiee sous les auspices de l'instruction publique. Cinquieme Se- rie. Tome I et IL Paris, 1870. 1871. 8.

Memoires et documents publies par la Societe d'hi- stoire de la Suisse romande Tome XXVII: Chartes com- munales du Pays de Vaud des Fan 1214 ä l'an 1527, par Frangois Forel. Lausanne, Georges Bridel, editeur. 1872. 8. LXXIII u. 366 p.

Bulletin du Comite Flamand de France. Tome VI, Nos 3 et 4*). Lille et Dunkerque, 1873. 8.

Confiscations dans la Flandre maritime sous Philii3pe-le-Bel, par E. de Coussemaker. Bribes heraldiques et geuealogiques, par A. Bonvarlet.

Publications extraordinaires du Cercle Archeolo- gique du Pays de Waas. Nr. 10.

Notice historique des etablissements de bienfaisance de la ville de St. Nicolas. Deuxieme partie. Les hospices des orphelins et des orphelines, par le Dr. J. Van Raemdonck. St. Nicolas. 1873. gr. 8.

Kroniok van het Historisch Genootschap, gevestigd te Utrecht. Zeven en twintigste Jaargang, 1871. Zesde Serie. Tweede Deel. Utrecht, Kemink en Zoon. a872. 8.

Aanteekeningen betrekkelijk het gebeurde te Utrecht in 1786 en 1787. Stukken rakende de quadruple alliantie van 1718. Diploma van 1541 als bijdrage tot de kennis der zeden van de toenmalige geestelijkheid.

Werkenuitgegeven door het Historisch Genootschap. Nieuwe Reeks, N. 17 : Brieven en onuitgegeven stukken von Johannes Wtenbogaert. Verzameld en met aanteekeningen uitgegeven door H. C. Rogge. Derde deel. Eerste afdeeling. 1626, 1627. Ut- recht, Kemink en Zoon. 1872. 8.

Katalogus der Boekerij van het Histor. Genootschap. Derde uitgave. 1872. Utrecht, Kemink en Zoon. 8.

*) Nr. 2 (nach einer Bemerkung auf dem umschlage der obigen Doppel- nummer aus Verseben mit der Ziffer 3 bezeichnet) ist nicht gekommen.

Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

10) Christoph, Herzog zu Wirtemberg von Dr. Bern- hard Kugler, Professor der Geschichte an der Universi- tät zu Tübingen. Zweiter Band. Stuttgart. Verlag von Ebner und Seubert. 1872. 8. 640 Stn. Es kann für den Geschichtsschreiber kaum eine unerquick- lichere Aufgabe geben , als die zweite Hälfte der Reformations-

epoche zu erzählen, denn es gibt nur von Halbheiten und Erbärm- lichkeiten zu berichten ; zumal wenn eine bestimmte Fassung sei- nes Themas ihn hindert, in jene Tiefen der Zeitläufte hinabzustei- gen, wo die grofsen Impulse des Jahrhunderts verborgen, aber unverändert nachwirkten. Mit dem Fleifse und der Gewissenhaf- tigkeit, welche wir aus dem ersten Bande schon kennen, hat der Verfasser durch die Wirrnisse seinen Weg gebahnt, welche zu schaffen der Schwäche immer besser gelingt als der Thatkraft, und zwar in fortwährendem Anschlufs an den Haupthelden seines

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Berichtes, der, fast einzig im Stande, unser Interesse wach zu er- balten, in diesem Abschnitte seines Lebens vor der Charakter- losigkeit seiner Zeitgenossen doch selbst erlahmt. Wir sehen den Herzog, im vergeblichen Kampfe mit dem Zwiespalt der Theologen und der Selbstsucht der Fürsten, auf verschiedenen Reichs- und Fürstentagen, in wiederholten Religionsgesprächen erfolglos sich bemühen , Einheit in dem Gange der Politik und der kirchlichen Bewegung zu erhalten, fast eben so unnütz für die Hugenotten in Frankreich und die Niederländer unter den Spaniern sich ver- wenden, um endlich in der Besserung und Regelung der Zustände seines eigenen Landes Befriedigung zu suchen. Wir haben in die- sem Bande nicht weniger als achtundfünfzig Abtheilungen, deren Scheidung durch veränderten Ort oder besondere Ziele der oft unterbrochenen Handlung gerechtfertigt ist. Ein kurzer Nachtrag bringt einige Berichtigungen und Ergänzungen. v. E.

11) Geschichte Venedigs von seiner Gründung bis zum Jahre 1084. Von Aug. Fr. Gfrörer. Graz,Ver- lag der Vereins-Buchdruckerei. 1872. 8. 608 Stn.

Kaum eine andere Stadt erregt in ihrem Besucher solches Verlangen, ihre Geschichte kennen zu lernen, wie Venedig. Die deut- sche Literatur bot bisher kein Werk, das in geniefsbarer Weise eine Uebersicht derselben gewährt hätte, und auch das vorliegende wird, wie der Herausgeber in der Vorrede bemerkt, den Erwar- tungen derjenigen nicht entsprechen, welche in einer wissenschaft- lichen Arbeit die romantischen Erzählungen bestätigt sehen wol- len, welche die Sage so reichlich bietet. Der Staat Venedig war ein Ergebnifs der Noth, sein Wachsthum ein Erfolg kühler Be- rechnung und anhaltender Arbeit ; die Pracht und Schönheit der Stadt erhob sich nur auf einer materiellen Unterlage , die an die- ser Stelle schon bedeutend wurde, als noch ein guter Geschmack die Zeit im Allgemeinen beherrschte. Freilich reicht unsere Ge- schichte nur bis ungefähr zu dem Zeitpunkte, wo die ältesten Baudenkmäler des heutigen Venedig ihr Entstehen fanden, und eine Fortsetzung haben wir leider nicht zu erwarten, da sie aus dem Nachlasse des Verfassers herausgegeben und schon vom Her- ausgeber, Prof. J. B. Weil's zu Graz, ergänzt worden ist. Gleich- wohl bildet das Buch nur den ersten Band eines gröl'seren Wer- kes, welches im Ganzen unter dem Titel : „Byzantinische Geschich- ten" erscheint und dessen zweiter Band Byzanz selbst, sowie die südlich der Donau gesessenen Stämme, Kroaten, Serben und Ma- gyaren, behandeln wird. v. E.

12) Die Grafschaft Hohenzollern. Ein Bild süddeutscher Volkszustände. 1400 1850. Von J. Gramer, Kreisrich- ter zu Hechingen. Stuttgart. Verlag von Karl Kirn. 1873. 8. 479 Stn. Mit 4 Tabellen und 1 Karte.

Eins jener trefflichen Werke, die durch vollständige Ausschö- pfung eines begrenzten Gebietes die wichtigsten Ergebnisse für die allgemeinen Verhältnisse zu Tage fördern. Den Hauptinhalt des Buches bildet der durch Jahrhunderte sich hinziehende Kampf zwischen Herren- und Bürgerrecht, den zufälligen Gestaltungen und rücksichtslosen Consequenzen der Geschichte mit den unab- weisbaren Anforderungen menschlichen Bewufstseins, die sich ge- genseitig zu Extremen treiben, aufreiben und endlich, einem ge- meinsamen Schicksale unterliegend, nur Rohmaterial für weitere geschichtliche Bildungen abgeben. Einerseits zwischen dem allen

Ernstes und mit grofser Beharrlichkeit durchgeführten Versuche, das ganze Land in ein Jagdrevier und die Unterthanen in eine Art höherer Meute zu verwandeln, und den Phantastereien der neuereu Revolutionen andererseits, spielt auf dem fünf Quadratmei- len grofsen Gebiete ein ernstes Drama sich ab, welches wiederholt blutige Aufstände beleben und worin, aufser den Hauptparteien Gesandtschaften von und zum Kaiser, das Wetzlarer Reichskammer- gericht und der Wiener Reichshofrath , Executionstruppen u. s. w. die Nebenrollen innehaben. Vor allem ist die rechtliche Seite al- ler Zustände und Vorgänge in's Auge gefafst, und die Verhältnisse der Territorialgewalt und Leibeigenschaft, des Heimatrechtes im Hof- und Gemeindeschutz, ferner Handel und Verkehr, kirchliches und gesellschaftliches Leben finden eingehende Erörterung, v. E.

13) Unsere Nordostmark. Erinnerungen und Betrachtun- gen bei Gelegenheit der hundertjährigen Jubelfeier der Wiedervereinigung Westpreufsens mit Deutschland von F. A. Th. Kreyfsig. Danzig. Verlag und Druck von A. W. Kafemann. 1872. 8. 144 Stn.

Den Gegenstand, welchen die leidenschaftliche Erörterung der Tagespresse nicht zur Klarheit zu bringen vermochte, sehen wir hier auf das Gebiet wissenschaftlicher Betrachtung versetzt, und wir nehmen nicht ohne Verwunderung wahr, wie sehr sich die theoretische Construction der Frage und der geschichtliche Ver- lauf der Sache unterscheiden; ja, wir sind überrascht, zu sehen, wie weit und tief die im fernen Osten sich abspielenden Ereignisse in das ganze, nicht allein staatliche, sondern auch geistige Leben unseres Volkes eingegriffen haben. In sechs Abtheilungen führt der Verfasser zunächst die Berührungen der Slaven und Deutschen zwischen Elbe und Pregel aus ältester Zeit vor und leitet aus den geschichtlichen Vermittelungen die bis auf den heutigen Tag be- bemerkbaren kulturhistorischen Niederschläge ab, verfolgt sodann die auf Grund der letzteren mit erhöhter Energie und viel weiter gesteckten Zielen sich erhebenden politischen Machinationen Sei- tens der ersteren und zeigt, wie endlich, nachdem der keinen Augenblick still gestandene Kampf das blos staatliche Gebiet längst verlassen, es ein Act der Nothwehr von Seite Preufsens war, die in Rede stehenden Länder an sich zu ziehen. Wie der Gegenstand von allgemeinstem Interesse, ist die Darstellung äufserst anziehend, die Auffassung überzeugend. v. E.

Aufsätze in Zeitschriften.

Das Ausland: Nr. 13. Zur Geschichte der Feuerzeuge. (Auch in „Nbgr. Presse", Nr. 95 f.) Prof. Woldrich's Entdeckung einer prähistorischen Opferstätte bei Pulkau in Niederöster- reich. — Nr. 16, S. 318. Römische Funde in Skandinavien. (Aus dem Correspondenzbl. der deutschen anthrop. Gesell- schaft.) Allgemeine Bauzeitung: 27. Jahrg., S. 330. Glockengiefser-

kunst. (Eduard Rau.) Deutsche Blätter: März. Die Uroffenbarung in der altnordi- schen Götterlehre. Eine mythologische Studie. 1. (v. Göler.) Daheim: Nr. 28. Im Siebenbürger Sachsenland. (Dr. Lotz.) Die Gegenwart: Nr. 10. Ueber Mundarten. (Kl. Groth.) Die Grenzboten: Nr. 14, S. 1. Die Belagerung von Leipzig im

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Jahre 1547. (C. A. II. Burkhardt.) Nr. 15, S. 63. Social- demokratisches aus der deutschen Vergangenheit. 1. Die Bauernschaft. (M. Allihn.)

Im neuen Reich: Nr. 17, S. 656. Aus dem Leben der Sieben- bürger Sachsen.

Der Kunstfreund: Nr. 1. Die alten Wandgemälde in den Fi- lialkirchen der Pfarre St. Andrä bei Brixen.

Deutsche Kunstzeitung: Nr. 14. Einiges über die Bedeutung das „historischen Styles."

Magazin f. d. Literatur des Auslandes: Nr. 11. Zum Ab- schlufs der Frage vom Wilhelm Teil. (F. A. Leo.)

Nürnberger Presse: Nr. 91. Wilhelm Heinse's Grabstätte in Aschaffenburg. Von Ludw. Hermann.

Theologische Quartalschrift: 1873, 1. Die speculative Got- teslehre des Nioolaus von Cusa. ' Von Dr. Storz.

Deutscher Reichsanzeiger: Nr. 7. 8. Zur Geschichte des brandenburgisch-preufsischen Staatshaushalts. 1. 2. Nr. 8. Die Bergschlösser des bayerischen Hochlandes. 1. Nr. 9. 10. Zur Geschichte der Norpolexpeditionen. 1.2. (1497-1858.)

Nr. 11. Zur Geschichte des forstlichen Unterrichtswesens in Deutschland. 1.

Revue des deux Mondes: 15. Mars 1873, p. 437 ff. ^ßtudes nouvelles sur Gregoire VII. et son temps. (Charles Giraud.)

Der Salon: Heft VII, S. 877. Vun den Lüttenheid. (Klaus Groth.)

Sonntagsblatt (von Fr. Duncker) : Nr. 7. Nikolaus Copernikus. (W. Buchner.) Nr. 8. Die Hünengräber. (C. Müller-Fürsten- walde.)

Ueber Land und Meer: Nr. 27, S. 522. Das äufsere Schlofs- thor in Tübingen.

Volksblatt f. Stadt u. Land: Nr. 10. Linguistische Studien (Mundartliches').

Wochenblatt d. Joh. -Ord.-Balley Brdbg.: Nr. 13. Die Ober- kirche zu Frankfurt a. d. 0.

Zeit sehr, für bild. Kunst: Beibl. Nr. 23. Das Parisurtheil in der Kunst des Mittelalters. (Dr. Adolf Rosenberg.)

Allgera. Zeitung: Beil. Nr. 96. Von Joseph IL (G. Wolf) Nr. 110. Margareta von Sohwangau.

Illuatr. Zeitung: Nr. 1552. Die Gräber der Grafen von Wettin in der wiederhergestellten Klosterkirche auf dem Petersberg. (G. Stillfried.) Nr. 1554. Rembrandt's „Hundertguldenblatt".

Der Hochalter im Kloster von Blaubeuren. Nr. 1555. Das Volksschauspiel in Gersau. (Aug. Feierabend.) Altrö- mische Funde zu Alzei.

Vermischte NachricMen.

25) Bei einer Versteigerung im Hotel Drouot zu Paris hat B. Suermondt für seine Sammlung in Aachen kürzlich eine der Kunst- geschichte noch unbekannte Zeichnung von Holbein für die Summe von 7050 Frcs. erstanden. Sie zeigt den Kopf eines Blan- nes, drei Viertel lebensgrofs, das Gesicht zu drei Vierteln, gegen rechts blickend, mit ziemlich plumper Nase, blauen Augen, kasta- nienbraunem Haar und hellem braunen Bart.

(Deutsche Kunstztg., Nr. 14.)

2G) L. Pezold in Riga berichtet der A. Z., dafs sich auf einem estländischen Gute ein Selbstporträt Hans Holbein's des Jüngern befinde, welches die Angabe trägt: aetate 45 anno 1542.

Hans Ilülbein ist somit erst im Jahre 1542 in das 45. Lebensjahr getreten, da ein anderes vorhandenes Porträt des Malers Hans Holbein vom Jahre 1543 demselben gleichfalls ein Alter von 45 Jahren gibt. Wie hieraus hervorgeht, fällt der bisher streitig gewesene Geburtstag Holbein's in die zweite Hälfte des Jahres 1497. (Korr. v. u. f. D., Nr. 148.)

27) Die Nachricht über die Auffindung eines bisher un- bekannten Manuscriptes von Kopernikus in Thorn ist richtig und von da brieflich aber sehr unvollständig nach Brauns- berg gelangt. Es ist nicht sowohl ein selbständiges Werk von Kopernikus, als vielmehr Randbemerkungen und Zusätze von seiner Hand, die er den 1531 erschienenen Ephemeriden von Johann Stöfler beigefügt hat, gefunden worden. Das gedruckte Buch enthält 84 Seiten, und das mit den Randglossen von Kopernikus versehene Exemplar befindet sich zur Zeit in der Bibliothek der kais. russischen Sternwarte zu Bulkowa bei Petersburg; der Di- rektor der Sternwarte , Dr. Strawe , gab auf Anlafs des kürzlich gefeierten Jubelfestes dem Vorsitzenden des Kopernikus- Vereins, Prof. Dr. L. Prowe, Nachricht von der Existenz dieses werthvollen Buches und hatte die Güte, gleich einige Auskunft über den In- halt desselben beizufügen. Danach enthalten die schriftlichen Randbemerkungen theils Angaben aus dem Leben des Kopernikus, theils Notizen zur Geschichte seiner Zeit, theils Aufzeichnungen über astronomische Beobachtungen. Aufser diesen, an den Rand der bedruckten Blätter geschriebenen einzelnen Anmerkungen be- finden sich in dem Bande noch zusammenhängende Zusätze astro- logischen Inhalts und zwar Auszüge aus älteren oder wenigstens anderen astrologischen Schriften , dann aber auch eigene astrolo- gische Bemerkungen. Die Randglossen wie die grösseren Beifü- gungen stammen aus den Jahren 1532 1539; als Urheber derselben nennt sich zwar Kopernikus nicht, doch weist die Handschrift ihn als solchen aus ; auch zeigt der Inhalt, dafs der Urheber in Frauen- burg gelebt und sich viel mit Astronomie beschäftigt haben niufs: beides trifft für Kopernikus zu : ein anderer Astronom aufser ihm hat in jenen Jahren in Fi-auenburg nicht gelebt. 1539 ist das Buch in anderen Besitz übergegangen, aller Wahrscheinlichkeit nach in die Hände des Domherrn Fabian Emmerich. Nach Pul- kowa ist es aus Kasan gelangt, es hat es nämlich der Vater eines Professors in Kasan im vorigen Jahrhundert bei einer Reise nach Deutschland, auf welcher er auch den damals berühmten Mathe- matiker Euler besuchte, in Preufsen aufgefunden und auf welche Art, ist ungewifs erworben und seinem Sohne hinterlassen . aus dessen Besitz es dann nach Pulkowa übergegangen ist.

(Danz. Ztg., Nr. 7814, a. d. Brb. Z.)

28) Die Sturmfluth vom 13. November v. J. hat zu einem in- teressanten und materiell werthvollen Funde geführt. In einem von der Ueberfluthung betrofleneu Garten aufHiddensee wurde von Besitzern desselben am folgenden Tage ein glänzendes Stück Metall gefunden, welches sich bei näherer Untersuchung als Gold erwies und jetzt in den Besitz des Regierungspräsidenten Grafen V. Behr gekommen ist. Der Gegenstand, 10 Dukaten schwer, von reinem Golde, ist der Strals. Ztg. zufolge ein Schmuckstück, zum Tragen vor der Brust oder am Halse bestimmt, worauf ein zur Aufnahme eines Bandes geeignetes zylinderartiges Oehr hin- deutet. Stil und Technik weisen dem Werke ein hohes Alter zu, und es wird sich auch bei weiterer Untersuchung und Vergleichung wol die Vermuthung rechtfertigen lassen, dafs der Fund in jene

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Reihe von Kucstgegenständen gehört, welche, im skandinavischen Norden nicht selten gefunden, von den dänischen Archäologen in die Zeit vom 5. bis 8. Jahrh. unserer Zeitrechnung, in die sog. zweite Eisenzeit, gesetzt werden und die theils unter byzantini- schem oder vielmehr orientalischem Einflufs im Norden entstanden, theils auch wol in jener Zeit unmittelbar aus dem Morgenlande eingeführt sind. Zahlreiche Funde der Art aus Gräbern und Mooren in den Museen von Kopenhagen und Stockholm zeigen ein reich ornamentiertes Mittelstück und zu bei- den Seiten desselben zum Aufreihen an einer Schnur kleinere Goldbrakteaten, d. h. Scheiben, mit Oehren ver- sehen, das Ganze zu einem prächtigen Halsgeschmeide gestaltend. Wahrscheinlich hat auch der Hiddenseer Fund, vielleicht in gleicher Anordnung als Mittelstück, zu demselben Zweck gedient. (Korr. v.u. f.D., Nr. 172.)

29) Der Verwaltungsrath der Wedekind'schen Preisstiftung für Deutsche Geschichte macht unterm 14. März d. J. wiederholt die Aufgaben bekannt, welche für den dritten Verwaltungszeitraum, d. h. für die Zeit vom 14. März 1866 bis zum 14. März 1876, von ihm gestellt worden sind. Hier seien nur die Aufgaben selbst wieder namhaft gemacht. Es wird verlangt : für den ersten Preis „eine Ausgabe der verschiedenen Texte der lateinischen Chronik des Hermann Korner" ; für den zweiten Preis „eine Geschichte des jüngeren Hauses der Weifen von 1055 1235 (von dem ersten Auftreten Welfs IV. in Deutschland bis zur Errichtung des Her- zogthums Braunschweig -Lüneburg)". Was den dritten Preis betrifft, so bleibt hier die Wahl des Stoffs den Bewerbern nach Mal'sgabe gewisser Bestimmungen über- lassen.

30) Unter den von der „Societe Dunkerquoise pour l'encourageraent des sciences , des lettres et des arts" für 1873 ausgeschriebenen Preisaufgaben befin- det sich folgende aus der Kunstgeschichte : Eine Lebens- beschreibung des flandrischen Malers Jean de Reyn, im 17. Jahrb. zu Dünkirchen geboren, nebst einem ausführ- lichen („raisonnierenden") Katalog seiner Werke. Der Preis besteht in einer goldnen Medaille zum Werthe von 200 Frcs. Die Einsendungen müssen vor dem 1. Okto- ber erfolgen.

31) Die Tannenberger Handbüchse, welche jüngst als Geschenk Sr. kgl. Hoheit des Grofsherzogs von Darmstadt in's germanische Museum gekommen, ist vorzüglich deshalb von so grofser Wichtigkeit, weil sie wol die einzige ist, die mit Sicherheit dem 14. Jhdt. zugewiesen werden kann, da das Schlofs 1399 zerstört und nie wieder, nicht einmal vorübergehend, wohnbar gemacht wurde. Sie läfst uns also auf. den Stand der Handfeuerwaffen im 14. Jhdt. schliefsen. Obwohl V. Hefner - Alteneck in seiner Schrift über die Tannenberger Aus-

grabungen eine äufsere Ansicht dieser Büchse gegeben, so enthält doch diese Mittheilung über das Wesentliche, das Innere, keine Auskunft. Wir bringen daher nochmals nebenstehende Abbil- dungen : in '/, wirklicher Gröl'se die ganze Büchse mit Andeutung eines Stieles (dessen Länge freilich sehr problematisch ist), in '/j den Durchschnitt, welcher zeigt, dal's aulser der äufseren Ver- stärkung auch innen eine solche des unteren Theiles eine engere Kammer für das Pulver bildete, deren «beträchtliche Länge auf geringe Kraft des Pulvers hindeutet (ähnlich wie bei der Steinbüchse aus dem ersten Drittel des 15. Jahrh. im german. Museum; Anzeiger 1870, Sp. 147 48.) Das Rohr von Bronze hat ein Gewicht von 1,235 Kilogr., eine Länge (mit der Kammer zur Aufnahme des Stie- les) von 33 cm. Die innere Tiefe beträgt im Ganzen 27,2 cm., wovon 11,7 auf die Kammer, 15,5 auf die weitere Röhre kommen. Die Röhre ist nicht genau in der Mitte des Metalles, jedoch schön rund und offenbar ausgedreht, und hat eine Weite von 1,7 cm. Die Kam- mer ist, so weit durch die Mündung der Röhre deren Mündung sichtbar wird , nicht genau rund und hat zwi- schen 0,9 und 1,1 cm. Durchmesser. Das ganze Aeufsere ist achteckig. Ob das dabei gefundene Eisenstängchen als Ladstock zu betrachten sei, scheint zweifelhaft.

A. Essenwein. 32) Die so vielseitig interessante Geschichte des Domes zu Trier, wol des ältesten Kirchengebäudes in Deutschland, das, wenn auch vielfach umgebaut, doch noch Reste der ursprünglichen Anlage, und zwar aus rö- mischer Periode hat, konnte nie so genau studiert wer- den , wie dies bei Gelegenheit der Restauration in den Jahren 1843 58 der Fall war, wo alle Tünche und Mör- tel entfernt, so dafs innen und aulsen das Mauerwerk sichtbar war, welches durch seine verschiedene Technik die Geschichte des Baues selbst erzählen konnte. Dom- kapitular v. Wilmowsky verfolgte damals mit ängstlicher Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt alle diese Spuren und zeichnete sie auf, wodurch ein Album entstand , das die Geschichte des Domes in der römischen , fränkischen und romanischen Periode wiedergab. Die Veröffentli- chung dieses .\lbum3 war längst ein Wunsch aller, die sich mit Kunstgeschichte beschäftigen ; allein 26 Tafeln, von denen über die Hälfte in Farbendruck ausgeführt werden müssen, sind nicht billig herzustellen, und so blieb die Veröffentlichung frommer Wunsch, bis endlich eine reiche Subvention das Erscheinen möglich machte. Nunmehr wird das Werk erscheinen können, und zwar im Verlage der Fr. Lintz'-schen Buchhandlung in Trier ; es werden die 26 Tafeln in Folio , von umfassendem Texte in begleitet, im Subscriptionswege auf 25 Thlr. zu stehen kommen. Bestellungen nehmen jetzt schon alle Buchhandlungen an.

Berichtigung. In Nr. 2 des Anzeigers, Sp. 34, Z. 1 v. o. lies ; assweti a und Z. 4: quid me hucusque ; Sp. 35, Z. 31 v. o. lies: dotatus, u. Z. 6 v. u. ist wol ein non einzuschalten.

Verantwortliche Redaction: Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Gedruckt bei U. E. Sabal d in Nürnberg:.

Xürnberg'. Das Abonnement des Blat- tes, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig an({enonimeu und botrügt nach dernouesten Postconveution bei allen Post- ämtern und Buchhandlungen Dtnitschlands incl. Oesterreichs 3ti. 36kr. im 24 fl.-Fuls oder 2 Tlilr. preufs.

Für Frankreich abonniert man in Paris bei der deutschen Buchhandlung tod F. Klinckaieck, Nr. 11 rue de Lille; für

Neue Folge.

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England bei Williama & Norgate, 14 Hen- netta-Street Covent- Garden in London ; für Nord-Amerika bei den Postämtern Bre- men und Uumburg.

Alle ftlr diiB german. Museum be- ßtimmten Sendungen auf dem Wege des Buchhandels werden durch den Commia- ßionar der literar.-artist. Anstalt dea Mu- seums, F.A. BrockhauB in Leipzig, be- fördert.

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Zwanzigster Jahrgang.

ORGAN DES GERMAMSCHEN MÜSEMS.

1873.

JW5.

Mai.

Wissenschaftliche Mttheilangen.

Buntglasierte Tlionwiiareu des 15. —18. Jahrhunderts im germanischen Museum.

I.

Von allen Gebieten der Gewerbsthätigkeit haben wol we- nige für die gesammte menschliche Kultur gröfsere Wichtig- keit als die Herstellung der Gefäfse aus gebranntem- Thon, die, mit dem Gesammtnamen Keramik bezeichnet, auch noch auf andere Gebiete, so auf das der Architektur und Skulptur hinübergreift. Die Funde von Gefäfsscherben in den ältesten Pfahlbauten, von Gefäfsen in den ältesten Gräbern beweisen, dafs schon an der Schwelle der Kultur die Gefäfsbilduerei ge- standen und die rohen Formen den Anfängen der Kunstbildung angehören. Welche mannigfaltige Ausbildung nun, welch hohe künstleriche Vollendung tritt uns in den Gefäfsen der klassi- schen Antike entgegen ! Welche Feinheit hat das kostbarste Porzellan !

So vfichtig und bedeutsam der ganze Gewerbszweig ge- nannt werden mufs, so grofs sind die Schwierigkeiten, die sich der Bearbeitung einer bis in's Einzelne zuverlässigen Geschichte desselben entgegenstellen. Wer hätte auch über einen Topf oder einen Teller urkundliche Nachrichten aufbewahrt? Und wo Nachrichten vorhanden, wie läfst sich beweisen, dafs gerade dieses oder jenes Gefäfs, das uns noch erhalten, dasjenige ist, auf welches sich die Mittheilung bezieht. Unbestreitbare Da- ten geben nur diejenigen Stücke, auf denen sich der Name der Stadt und des Verfertigers, sowie Jahreszahlen befinden. Alles Andere mufs im Wege der Gombination gefunden werden.

Da läfst sich nun freilich mancher Schlufs ziehen, der fast ebenso unanfechtbar ist, als zuverlässige, urkundliche Quel- len. Die durch Inschriften bestimmten Stücke tragen Formen, die auf andern wiederkehren, deren innige Verwandtschaft also für denjenigen klar liegt, der die Sprache der Formen ver- steht. Bruchstücke lassen eine Untersuchung des Thones zu, und gleicher Thon weist auf gleiche Fabrikationsstätte. Es finden sich Wappen, deren bestimmte Familien auf den Stücken ihre Beziehungen zu gewissen Fabrikationsorten verfolgen las- sen und so wieder Anhaltspunkte geben. Diese und eine Reihe anderer Vergleichspunkte, mit den überlieferten Nachrichten über die Fabrikation überhaupt, über die Eigenschaften aller Stücke bestimmter Zeiten und Orte zusammengehalten, geben einen Faden, der durch das scheinbare Labyrinth mit gewisser Sicherheit den Weg zeigt. Immerhin aber ist es wünschens- werth, dafs Schlüsse nicht zu rasch gezogen werden, dafs die Gombination sich an möglichst vielen Stücken versuche, und dafs durch die Zusammenstellung möglichst vieler solcher Com- binationen die Richtigkeit jeder einzelnen geprüft werde.

Um dies zu ermöglichen, ist die Veröffentlichung recht vieler Stücke wünschenswerth ; denn jede solche Prüfung zeigt, dafs heute noch manche, auf dem Weg der Gombination ent- standene und unbedingt geglaubte Annahme der Berichtigung bedarf. Um nun auch das Material des germanischen Museums dafür nutzbar zu machen, soll in diesen Blättern nach und nach eine ganze Reihe solcher Gegenstände zur Kenntnifs ge- bracht werden. Es ist dabei in erster Linie darauf abgesehen, Abbildungen zu geben und dadurch Vergleiche zu ermöglichen.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Der Text soll nur das enthalten, was aus der Abbildung nicht hervorgeht, sowie Mittheilungen über die Herkunft, die Inhaber der Wappen, Andeutungen, welche aus den Darstellungen, ins- besondere durch Vergleich mit andern Kunstgebieten, sich er- geben. Wenn wir hierbei nicht auf deutsche Fabrikate uns beschränken, ja sogar mit fernliegenden beginnen, so hat dies darin seinen Grund, dafs für die Thatig- keit in Deutschland auf dem Gebiete der buntglasierten Thonwaaren der Ausgangspunkt aii- fserhalb liegt und erst klar gestellt werden mufs, ehe manche Annahme über die deutschen Arbeiten als fest- stehend betrachtet werden kann; so- dann aber auch, weil nachweislich schon in alter Zeit nicht blos sehr viele solche Fabrikate in Deutschland einge- führt, sondern, wie die Wappen bewei- sen, auf deutsche; Bestellung gefertigt , sind, so dafs gerade? die deutschen Be-i Ziehungen viel zur Aufklärung der Ge- schichte des frem- den Fabrikat es bei tragen. i

Dafs wir uns an seither angenommene Bezeichnungen so viel als möglich halten, sei dadurch begründet, dafs wir nicht durch neue Bezeichnungen die Verwirrung, die, wie wir bald zeigen werden , da und dort schon besteht , noch mehren wollen.

Als Ausgangspunkt des ganzen Industriezweiges der bunt- glasierten Thonarbeiten des Mittelalters und unserer Zeit darf wol der Orient, speziell die maurische und persische Industrie, betrachtet werden. Deshalb hat auch das Werk von Darcel und Delange *), das wol bis jetzt als der sicherste Führer be-

*) Recueil de faiences italiennes des XV e, XVIe et XVIIe si- eeles dessine par M. M. Carle Delangc et C. Borneman et accom- pagne d'un texte par M. A. Darcel et M. Henri Delange. Paris 1869.

zeichnet werden kann, die Betrachtang der orientalischen, na- mentlich persischen, Fayencen an die Spitze gestellt. Wir ha- ben geglaubt, hier den Rath des Dr. Karabacek in Wien, eines Mitgliedes unseres Gelehrtenausschusses, einholen zu sollen, der über alle Beziehungen der abendländischen Kultur, spe- ziell Industrie, zur morgenländischen seine Studien ausgedehnt

und uns schon in mancher Beziehung durch seine freund- lichen Mittheilun- gen auf die richtige Spur geleitet hat. Wir verzichten auf die Erforschung der Quellen, aus de- nen die Araber ge- schöpft haben, und begnügen uns mit der durch Karaba- cek nachgewiesenen Thatsache, dafs im Mittelalter in ver- schiedenen Städten Spaniens Fabriken blühten, welche Thongeschirre mit metallglänzendem Reflexe verfertig- ten. Ihn Batütä und der spanische Araber Ibn-el-Chä- tib (Mitte des 14. Jhdts.) bezeichnen Malaga als einen Hauptfabrik- und Exportplatz für Thongeschirre mit metaliischemReflex. Der Handel in's Abendland wurde durch die Insel Majorka vermittelt, die ebenso ihren Namen diesen Erzeugnissen gab, wie die Insel Cypern den von dort in's Abendland gelangten cyprischen Tüchern , d. h. wirklich maurischen Seidengeweben Egyptens. Von Majorka kamen sie nach Italien, wo man noch in der Mitte des 16. Jhdts. ausschliefslich die metallglänzen- den Arbeiten als Majoliken bezeichnete. Die Bezeichnung „spa- nisch-maurisch", welche allen solchen metallglänzenden Thon- waaren gegeben wird, hat demgemäfs eine feste Basis; allein nur die wenigsten Stücke, die sich erhalten haben, gehören dieser maurischen Industrie selbst an. Ob sie auch in Sicilien unter den Arabern betrieben wurde und also der Ausdruck sicilisch - arabisch Berechtigung hat, scheint mindestens nicht nachgewiesen, wenn auch wahrscheinlich. Von allen, die bei

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Anzeiger für Kunde der deutsclien Vorzeit.

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Darcel-Delange als spanisch-maurisch aufgeführt sind, sowie von der Mehrzahl der sonst veröffentlichten, kann nach Karabacek nur die Vase aus Stockholm als wirklich arabisch bezeichnet werden ; alle andern sind entweder Nachahmungen , die von der christlichen Industrie Spaniens, nach Unterdrückung der Maureu, oder in Italien gefertigt sind. Unter den ähnlichen Erzeugnissen, die im germanischen Museum sich befin- den, bietet eine Platte mit scharf profilierter Vertie- fung und glattem Rande einiges In- teresse , von der wir hier in Fig. 1 die innere Seite, in Fig. 2 die äufsere abbilden. Auf glat- tem, der Fleisch- farbe im Tone nahe- stehendem Grunde sind im Innern in zweierlei Metallre- flex, reingelbem und etwas röthlichem, lineare Verzierun- gen aufgemalt. Wir haben versucht, durch dicke uud dünnere Linien die beiden Töne auf der Zeichnung wie- derzugeben. In der That zeigt sich aber, dafs sie nur einem Farbetopf entstam- men, dafs nur stär- keres Auftragen die

röthlichere Farbe bewirkt hat. In der Mitte ist ein Wap- penschild, der einen Löwen und ein zierliches b trägt, auf- gemalt. Die Rückseite zeigt ein Thier in röthlichem und leicht gezeichnete Ranken in gelbem Reflex. Die frühere Herkunft des Stückes läfst sich nicht ermitteln ; es war in verschiedenen Sammlungen und kam zuletzt aus der des hiesigen Hofantiquars Pickert in's germanische Museum. Dafs es nicht arabisch sein kann, zeigt sofort der Wappenschild und das zierliche b. Letz- teres ist wol als eine Marke zu betrachten. Die Form des Schildes deutet auf das 14. Jahrb., kann jedoch auch dem Be- ginne des 15. Jahrb. angehören, während das b in seiner orna- mentalen Haltung schon auf das 15. deutet. Das Thier der Rück- seite zeigt sich sofort denen verwandt, welche in der Formen-

welt der Seidengewcbe des 14. Jhdts. eine so grofse Rolle spie- len, die ebenfalls unter arabischem Einflüsse entstanden sind und Italien zur Heimat haben, deren Muster aber noch in das 15. Jhdt. hereingehen. Dafs in den linearen Verzierungen des Tellers auch noch maurisches Element sich zeigt, möchte dar- auf deuten, dafs die Entstehung dieser Majolikaschüssel noch 2. unter nicht zu sehr

zurückgetretenem Einflüsse der ara- bischen Kunst zu suchen ist, sie so- mit zu den älteren Erzeugnissen der Imitation gehört. Als Zeit der Ent- stehung läfst sich etwa der Beginn des 15. Jhdts. an- nehmen; über den Ort , ob Spanien oder Italien, kann uns die Aehnlich- keit des Thieres mit italienischen Seidengeweben be- lehren , indem sie für letzteres Land spricht.

Unter denPho- tographieen nach Kunstwerken des britischen Museums, die wir durchzublät- tern Gelegenheit hatten, fanden wir eine Schale , die mit einem Thie- re und Ornamen- ten geschmückt ist, welche genau demselben Formenkreis angehören, wie die Rück- seite unseres Tellers. Sie ist dort als sicilianisch und der Mitte des 15. Jhdts. angehörig bezeichnet. Sie trägt eine In- schrift mit lateinischen Buchstaben, eine Anrufung der heil. Katharina. Dr. Karabacek glaubt nun auf den Umstand hin, dafs die heil. Katharina die Schutzpatronin von Bologna ist, in Verbindung mit der Marke b unserer Platte die Hypothese bauen zu können, dafs die beiden Stücke Fabrikat von Bo- logna seien, so dafs also auch bei Untersuchung anderer ähn- licher Schüsseln geprüft werden müfste, ob Beziehungen zu Bologna sich ergeben, und ob vielleicht Bologna ein Sitz war, wo im 14. und 15. Jhdt. solche spanisch -maurische Ma- joliken imitiert wurden, in der Mitte der Orte Ferrara, Ra-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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venna, Faenza, Forli und Caffagiolo, wo sehr frühe selbständig italienisch arbeitende Fabriken sich befanden.

Nürnberg. A. Essenwein.

Arnold Mag und seine Töchter, Peter Yischer's Schwiegertöchter.

Im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert findet sich in Nürnberg eine nicht geringe Zahl von solchen Kaufleuten, die unter dem Namen Faktor oder Diener die Geschäfte eines auswärtigen Hauses besorgten, dabei auch auf eigene Rechnung handelten und zu diesem Ende sich das Bürgerrecht erwarben. Dafs vor Allem die Fugger so vertreten waren, versteht sich; Wolf Hofmann, der Fugger und ihrer Gesellschaft Diener, wird schon am 6. Nov. 1494 genannt, am 12. Dec. 1495 wurde er zum Bürger aufgenommmen , und später (3. Aug. 1500) heifst er vollmächtiger Faktor Jörgen Fuggers. Engelhart Schauer, der Fugger Faktor zu Rom, war mit Anna, Christof Tetzels und der Clara Gärtnerin Tochter, verheiratet; in einem Briefe von 1508 an Pirkheimer heifst er: Angelus Sauer, concivis noster, qui negotiationibus Fuggerorum Romae praepositus est. Auch die Hochstetter zu Augsburg waren durch einen eigenen Faktor vertreten. Stefan Gabler von hier wird als solcher bis 1516 öfter genannt, worauf er, im Besitz eines bedeuten- den, von seinem reichen Oheim Conrad Lindner ererbten Ver- mögens, seinen Posten aufgab und 1518 Sophia Gärtnerin hei- ratete. An seine Stelle kam Heinrich Kittlinger, der am 5. Dec. 1524 der Ambrosius und Hanns der Hochstetter zu Augsburg Faktor heifst; und auf diesen folgte Heinrich Her- mann von Wimpfen, der am 9. Oct. 1528 Bürger zu Nürnberg, Faktor der Ambrosi und Hannsen der Hochstetter zu Augs- burg genannt wird. Er ist der Stammvater eines angesehenen Geschlechts, das sich zuletzt mit Weglassung des Familienna- mens blos „von Wimpfen" schrieb, aber nach dem Sturze und mysteriösen, im Gefängnifs erfolgten Tode des Losungamtmanns Johann Friedrich von Wimpfen (13. Dec. 1688) von hier weg- zog, jedoch auswärts noch fortbestehen soll (Wald. Beitr. 2, 369). Von andern Augsburger Häusern sei zunächst Endres Rera's gedacht, dessen Gesellschafter und Faktor Martin Franz war, seit 13. Dec. 1521 mit Cordula, Sebald Linken und der Ur- sula Imhöfin Tochter, veräeiratet, 1522 Genannter und später Pfleger des gemeinen Almosens. Auch Mathes Mannlich zu Augsburg hatte 1519 hier seinen Faktor an Michel Hitzler, die Pjrael ebendaselbst 1520 an Ulrich Wagner. Wol der namhafteste von diesen Augsburger Faktoren ist der fast zu einer Person der Sage gewordene Bernhard Walther, dem, nachdem er am 11. März 1469 durch Hanns und Erhart die Vöhlin, Gebrüder zu Memmingen, ausgedehnte Vollmacht, in ihrem Namen zu handeln, bekommen und am 13. Dec. 1494 Diener und Faktor Hannsen Vöhlins, Bürgers zu Memmin- gen, heifst, am 12. Sept. 1499 von Anthoni Welser zu Augsburg

und Conrad Vöhlin zu Memmingen als ihrem und ihrer Ge- sellschaft Faktor, Respoadenten, Anwalt, Buchfülirer und Han- tierer umfassende Vollmacht ertheilt wird. Bald nachher, als seine Frau starb, begab er sich dieser Verbindlichkeit, kaufte sich ein für seine astronomischen Studien gelegenes Haus S. 376, baute sich auf demselben ein Observatorium und starb im Ge- nüsse wissenschaftlichen Dilettantismus 1504. Schon am 13. Juli 1505 kommt Jacob Sattler als Faktor der Welser und Vöhlin vor. Ein anderer Weiserischer Faktor war Hanns Pfann, der, ebenso wie sein Nachfolger Bartholomäus Nittinger, als Christoph Welsers Faktor das Kaltenhauserische Haus am Markt, S. 875, innehatte. Dieser letztere war auch Bürger und Genannter. Aber auch die Handlungshäuser anderer Städte waren vertre- ten; so die Rorer in Ulm 1521 durch Marx Pflaum, die Eot- tengatter ebendaselbst 1524 durch Hanns Korn; Heinrich Ker- stenz zu Lübeck 1525 durch Endres Steffan, der das jetzt ab- getragene Haus L. 313 kaufte und dessen Tochter Veronika den Lazarus Harsdorflfer heiratete. Dieser übernahm das Haus 1575 von Wolf Furter, seinem Schwager, und bei seinem Sohn Christoph Harsdorffer logierte am 16. Juli 1624 Kurfürst Mar ximilian von Bayern, als er hieher gekommen war, um durch den Kurfürsten Erzbischof von Mainz, der im deutschen Or- denshause abgestiegen war, in das kurfürstliche Kollegium auf- genommen zu werden. Die Engel zu Leipzig hatten Jobst Memminger zum Faktor, der aber, weil er mit ihrem Gut be- trügerisch umgegangen war, sich auch deshalb in's Prediger- kloster geflüchtet hatte, vom Rath 1521 seines Genanntenamts entsetzt wurde. Ein damals sehr bedeutendes Haus müssen die Hundtpifs zu Ravensburg gewesen sein, die schon 1481 genannt werden. Ihr mehrjähriger Faktor Jörg Bader er kommt schon 1503 vor wurde 1516 durch einen andern Diener der Hundtpifs- Gesellschaft, Wolf Plarer, trünnig (so viel als: treulos durchgegangen) gesagt; doch gab ihm der Rath 1517 ein halb Jahr Geleit, ein Zeichen, dafs seine Sache nicht ganz schlecht stand. Joachim Weyermann erscheint 1524 als Faktor der Hundtpifs, Stifter eines erst etwa 100 Jahre später erloschenen, wohl angesehenen Kaufmanngesuhlechts. Der letzte desselben, Joachim geheifsen, mit Ursula Nützlin ver- heiratet, starb 1622 kinderlos.

Von mehreren andern, die, weil sie nur einmal vorkom- men, hier füglich übergangen werden mögen, sei nur noch einer genannt, Arnold Mag, der Gesellschaft Fuchsjäger von Gent Diener, der am 18. Jan. 1492 die Erlaubnifs erhielt, sein We- sen bis Martini hier zu haben. Darauf wurde ihm, der jetzt Arnold Mag von Auersdorf genannt wird, am 8. Nov. dess. Jrs. zugegeben, dafs er hie sein und hantieren möge als ein Bürger, zwischen hie und der kommenden Heiligthumsweisung, doch soll ihm dieser Aufschlag an der Losung nicht zu Gute kommen oder abgerechnet werden. Er mag sein Dienstver- hältnifs gelöst und beschlossen haben, sich in Nürnberg häus- lich niederzulassen. Möglich, dafs ein zärtliches Band, ver- eint mit andern Vortheilen, ihn hier festhielt. Er war ohne

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Zweifel aus den Rheinlanden gebürtig, und wie auf der einen Seite die melodische rheinische Mundart, wie sie der Dichter nennt, sich gewinnend in die Herzen der Frauen einschmeichelt, so hat es auch damals nicht an holdseligen Frauen gefehlt, deren Liebenswürdigkeit einen Auswärtigen hier festzuhalten im Stande war. Denn es scheint nicht, dafs er schon ver- heiratet war, als er sich in Nürnberg niederliefs, obgleich man über seine Frau ohne alle und jede Auskunft ist. Nicht ein- mal ihr Taufname kommt in den Urkunden vor. Das Alter der Töchter aber, die noch sehr jung heirateten, läfst kaum annehmen, dafs er als Wittwer mit den Kindern hieher gezo- gen sei. Er kaufte am 3. Febr. 1495 von Jacob Groland ein Haus am Sand um 265 fl. rhu., mit einem darauf lastenden, an Lazarus Holzschuher fälligen Eigengeld von 8fl. rhn., worüber am 16. Febr. ein von Sebald Schürstab und Hanns Rieter be- zeugter Gerichtsbrief ausgestellt wurde. Dieses Haus scheint er auch bewohnt zu haben; aber, obgleich die Nachbarn zu beiden Seiten, ja selbst nach hinten zu angegeben sind, so dürfte es doch unmöglich sein, die Lage für jetzt zu bestimmen. In demselben Jahre kaufte er um 200 fl. ein Gattergeld von 10 fl. aus einem Hause auf dem Neuenbau, wahrscheinlich Lorenzer Seite, worüber am 29. Juli 1495 ein von Jacob Groland und Niclas Grofs bezeugter Gerichtsbrief gegeben wurde. Dann gab der Schultheifs Wolf von Parsberg zu Parsberg, lütter, am Montag 14. Aug. 1497 einen mit Zeugnifs Ulrich Grundherrs und Sebald Schürstabs ausgestellten Brief darüber, dafs Arnold Mag ein bisher von Wolfgang Löffelholz besessenes Eigengeld aus dem Hause Heinrich Heinsheuns, des Pfragners, im Betrag von 10 fl. rhn. um 260 fl. gekauft habe. Das Haus lag zwischen zwei Beckenhäusern, dem Conz Ofners, der zunächst an dem ehemaligen Wirthshaus zu den Sieben Thürmen wohnte, und dem Hermann Füllsacks, und dürfte sich vielleicht als S. .321 bezeichnen lassen. Dann findet sich sein Name in einem Ge- richtserkenntnifs vom 25. Juni 1505, indem in der Sache Ar- nold Mags gegen Jobsten Stettberger und Conrad Schmittner, als Vormünder Sebald Wagners sei. Geschäfts, um 10 fl. ver- fallenes Gattergeld, zu Recht erkannt wurde, die Beklagten hätten diese Summe dem Kläger, unverhindert ihrer Einrede, billig zu entrichten. Aus Hanns Fürlegers beiden, aneinander gelegenen Häusern auf dem Rofsmarkt kaufte er das Eigengeld von 24 fl., also mit 600 fl., wofür weiter unten die Beweise fol- gen werden. Aus diesen Kapitalanlagen geht zwar kein grofs- artiger Reichthum hervor, aber doch ein gesichertes Vermögen, wozu auch noch auswärtige Renten kamen, von denen später die Rede sein wird, und es mufs immer noch bedacht werden, dafs die hier gegebenen Anführungen zwar vorläufig die einzigen sind, die gegeben werden können, dafs aber nicht geschlossen werden darf, dafs es nicht noch andere, unbekannt gebliebene, gegeben hat. Arnold Mag scheint eine mit dem ruhigen Port, den er hier endlich gefunden hatte, sich begnügende Natur gewesen zu sein, den die stille Zurückgezogenheit seiner Häus- lichkeit mehr beglückte, als das unruhige Getreibe des öffent-

lichen Lebens, und den man daher auch nicht als Genannten findet, was er so gut wie mancher andere hätte werden kön- nen. Nach dem auf jeden Fall frühen Tod seiner Ehefrau, sei er nun erst hier Wittwer geworden, oder schon als solcher nach Nürnberg gekommen, hielt ihn nichts mehr am Leben fest; die Zukunft seiner beiden, allerdings noch unversorgten Töchter durfte durch das ihnen zufallende Vermögen als ge- sichert angesehen werden; und so mag er ruhig aus dieser Welt geschieden sein, vielleicht 1512, vielleicht dafs er die Verehelichung seiner ältesten Tochter noch erlebt hatte ; denn schon 1513 war Ursula, seine älteste Tochter, mit Hermann Vischer, ältestem Sohne des berühmten Rothschmieds Peter Vischer, verheiratet.

Nürnberg. Lochner.

(Schlufs folgt.)

Ein dem Kaiser Maximilian I. gewidmetes Gedicht.

Der durch seine Schrift de ortu et fine romani imperii bekannte Abt Engelbert von Admont (1297—1327) stand aucj in näheren Beziehungen zu dem österreichischen Hofe und ver- fafste für die jungen Herzoge Albert und Otto eine Schrift pädagogischen Inhalts, welche de regimine principum betitelt ist. Eine Handschrift dieser Abhandlung befindet sich auch in der k. k. Hofbibliothek zu Wien, (Codex Nr. 5158). Die- selbe stammt aus der Carthause Gamnitz, ist 1495 geschrieben und enthält als Einleitung ein deutsches Gedieht, welches wir hier folgen lassen :

Audi rex Maximiliane

quid agas cogita sane. Du hast wenig in deiner taschen und wilt teglich lären grofs flaschen ; das hat dein reicher vater nit getan, des chlueghait soltu sehen an und weislich ordinieren dein herschaft und leben, recht einnemen und nuczlich guet ausgeben, Von den dingen wil ich nit mer schreiben, kürtzlich sunder rat ich dir das puech zuo lesen vleissiglich, so magstu ein solcher seliger fürst werden das dein geleich nit ist auf aller erden. Unrechtlich einnemen guet und unbeislich verschbenten pringt grofsen schaden und grofs herzen scheuten. Du solt pey dir haben gotforchtig rät zwey oder drey, geistlich wolgelert, die allzeit dir wonen pey, wan dy weltlichen raten imer in ir aigne taschen und als dy swein aus dem acker dein guet naschen, sy erzaigent mit Worten sich frewntlich dir, aber ir herz ist verr hin dan, das gelaub mir, sy haben nuer lieb dein guet und suechen deinen nutz nicht, alain auf aygen gewin erget all ir zueversicht, und möchten sy all dein gut in iren gewalt pringen.

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Anzeiger für Eimde der deutschen Vorzeit.

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sy wurden dir benedicamus frölich singen.

Ad hortea vacua non tendit prudens formica.

Dyweil du reichlich gibst so hastu frewnt vil,

so du emprist ') guet, nyemant mer dein achten wil.

Von smaickern soltu dich allzeit huetten -wol,

wayl sy sind falschhait und poshait vol,

sy guffen'') und geyden^) und loben dich ser,

aber du dein leib und hertz von in ker

und volg ainem gotforchtigen weysen man,

der dich und dein sei versorgen kan,

so magstu regiren dein volch weislich mit lieb

und wesizen das ewig hymclrich.

Das schenck ich dir Maximilian

wan ander gab ich enhan,

für all schätz ist weishait,

nym das von mir in danckparkait.

Schwarzenberg. A. Mörath.

') bresten, entbresten, empresten, Mangel leiden, entbebren. Schmeller P, Sp. 367. D. Red.

') guofen, übermüthig schreien, prahlen. Schmeller, P, Sp. 875. ') geuden, rühmen, prahlen. Schmeller P, Sp. 872. D. Red.

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Klage über das Alter.

Kumm grimger tod und holle mich, Mich alten man, des bitt ich dich. Wie nun meuchlich geren wird alt, So wirt er doch allso gestalt. Ich was weidelich und chlug: Nun bin ich worden niemantz füg. Ich siez ald lig, stand oder wo ich bin, So mä|k ich brüder übrigß sin. 0 iunge weit ! sich an mich : Du wirst geschaffen glich als ich. Ich was iung und fröwden vol. Mit aller üppicheit was mir wol: Nun hon ich vor alter cheinen mut. Und fröwt mich weder üb noch gut. Dencz und üppicheit vieng ich an, Und was den frowen ein werder man. Ich rachsen, husten und spij uj5. Das nieman rue bot in dem huß. Ich bin kranch und und (sie) an mecht. Mich versmechen nun mäde und knechL In iugend was ich lieb und werd : Im alter nun min nieman hegerd. Die iugend bot ein solich end. Das sechend an mir, ob ir wend. Was man mir nun sett von got, Das ducbt mich alles gar ein spot, Ich spott dick der alten wibe :

Den spott mfi(J ich nun selb liden.

An dem dancz trüg ich bievor 30 Den schedel frövvlich hoch enbor:

Nun gon ich krum an einem stab,

Und fall des nechsten in das grab.

Chein frowd was aun laugen.

So ich nitt was under ögen. 35 Ich für menchlich frisch und lustig was :

Nun trieffen mir die ougen und die nas.

Aun mich kund nieman nichtz geschaffen :

Nun bot man mich für einen äffen.

Aun sponczieren mocht ich nitt gesin : 40 Das wer mir nun zemol ein grossi pin.

Wer alt wirt, der wirt min gelich,

Ungestalt und wunderlich.

Ich bin an minen sinnen tob.

Und zittern als ein espin lob. 45 Min fruiud achten min gar dein,

Und bin ir aller Überbein.

Ich gebor nitt wol und bin blind,

Dorumb spotten min die kind.

Mir trieffen och die oren, 50 Das man lutt mu(3 schrien, sol ichz hören,

Und bin ein verschmechter man :

Von nieman ich chein lieb hon.

Der weit fröwd in disser zitt

Menchlich sölich ende gitt. Diese Klage steht im Cod. lat. Monac. 641, f. 69. Es fol- gen noch einige Verse, welche denselben Gedanken in gröberer Weise Ausdruck geben und nicht zu jeuer gehören. Dann aber schliefsen sich noch zehn Gebote an, welchen hier eine Stelle vergönnt sein mag. Was dann auf f. 72 zunächst folgt habe ich in der Germania 17, 185 mitgetheilt.

Nota decem precepta Sibille, et essent scribenda aureis litteris. Daz send die zechen gebot und ler, Die Sibilla natürlich schribet her.

Das erst : chein gesellschaft soltu haben Mit underchanten noch gemeine tragen (sie).

Das ander: pi(J nicht zesagen einem yetlichem bereit Dines herczen heimlicheit.

Das dritt: wildu guten mute tragen, Geloub nicht allen die dir sagen.

Das fierd : versontem veint gelobe nicht, Wann sin trüu bot nides pflicht.

Das funfft : was du host, das behüt mit sinnen ; Nicht mer verzer denn du mügst gewinnen.

Das sechst : nitt drur umb verloren gut, Das doch chein wider pringen tut.

133

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Das sibend: mit (nit?) yedem soll du sin bereit, Ze chosen nach siner gelegenheit.

Das acht: mit dinem mechtiger hab chein zorn, Und lieh im nichtz: es wer verlorn.

Das nfint : nitt fröw dich in trübsal vast Noch tod dines nechsten : du wirst gehast.

Das zechend : hab rot in allen dingen, Wilt dus zu gutem anefanch und ende pringen. Heidelberg. W. "Wattenbach.

Die Lösung des Räthsels,

welches sich in Nr. 3, Sp. 74 unten abgedruckt findet, ist uns bereits durch freundliche Mittheilung des Herrn Dr. Lorenz Diefenbach geworden, in dessen überaus nützlichem Glossarium latino-germanicum, Sp. 443 a, s. v. pluripla sich auch die Form pluriplarimentum findet, zu welcher in unserer Stelle nur noch ein d hinzugekommen ist. Es bedeutet Gansgekröse und ge- hört nach Diefenbach's Ansicht zu den vielen Wortfabrikaten, die seit dem 15. Jahrhundert auftauchen und grofsentheils von Frankreich und den Niederlanden rheinaufwärts gekommen zu sein scheinen.

Heidelberg. Wattenbach.

Burlesker Liebesbrief.

Mein willig dienst als der krebs gat und mein emssigz übrigs gebet zwischen mitter nacht und mettin zeit das sy ewr gnad gehonam und berait alß ein zamloses wildes ros seinem herrenn Wissend liebe fraw das mich als übel nach iw belanget als ein alten esel nach seiner lieben muoter und wenn ich pey iwr gnad pin so han ich frewd als ein hund pey einem pfeyf- fer und han auch dar zuo hohen muot als ein leo der gefan- gen leit Auch sind ir mein höchster tag Das sagt mir unser müller Auch wissend das ich nötigs mit juch het zuo reden von der stat wegen darumb so beschaident mir ein tag zwisch pfingsten und esslingen auff der gruenen hayde Da hin will ich zuo juch elyen (1. eylen) und gauchen als ein schlegel auff einer dillen weder reytend noch gand und mit jw zuo vall werden wesenlichen als ein haß mit einem paugker wie die sach versorg" werde Das die katz hew hab und der esel schmaltz wann mir ist vil tugent von iw gesagt worden in der wochen die da her ein gat und besunder das ir sunst mit aller weit unbekümert wellend sein als ein bilgrein mit muschelen so er von sant Jacob gat und meniclichs ledig stan als der hund der flöch in aügsten und haben auch dar umb ein gerugs aings leben außervvelt als der new bader an dem cristabend Ir habend auch ein senlichs belangen nach mir als nach dem tod dar umb han ich ewr fröutscbafft als geren als der wolf den ygel und der rebman den reififen zwischen sand Jörgen und sand ur-

bans tag Ich han auch ewr mit dem löffel nit vergessen den will ich ew auff der nöchsten feyr schicken wann in kainer zuo roß gefören mag und halten das als in ainer gehaim als ir mir verhaissen habent Anders ich schreib ewr gnad für- baß nymmer mer Nut mer zuo disenn zelten Ich hiett ew mer geschriben als ewr tugend wol zw gehört So han ich die gros- sen zechen verhawen mit ainem pfülgen dar umb ich den ckainen vinger verbunden han mit ainem alten goltcr diser brief ist geschriben da die rewsen auß dem wasser gand under zal als die schuoler pickel gießen etc. Iwr gnedig antwürt land mich wissen in amergkaim wider wissen. 0 startalin Iwr williger diner wenn die gennß mit dem creien gand.

Aus der Münchner Handschrift Cod. germ. 379, Bl. 95 1».

Heidelberg. K. Bartsch.

Gegen die Frauen.

In dem Cod. Vindob. 5512 findet sich auf der Innenseite des hinteren Einbanddeckels folgendes Gedicht. 1 Hec tria subuertunt sensum: affectio rerum,

Multus thezaurus et stultus amor mulierum.

Cessas quando dare mulier cessabit amare.

Nee hodie nee beri nee cras credas mulieri. 5 Nil loquitur veri fallax wlt semper haberi.

Crede mihi, si credis ei. tu decipieris.

Ffallere. flere. nere statuit deus in muliere

Ffallere dum videt. quem potest, femina ridet

Fforet si licitum, falleret ipsa deum. 10 Sermo beginalis, infans et amor monialis,

Scurra, iurista, sathan, meretrix, medicus quoque caffer*)

Ac owum molle permerdant quemlibet orbe.

Causidicus, medicus, meretrix semper meditantur

Vt, qui plus dederit, illum falleudo sequautur. 15 Si canis applaudit, meretrix hylarem tibi wltum

Prebeat, inclinat monachus (?), aut femina plorat.

Principis amplexus aut oscula dat monialis,

Mercator iurat, hijs nulJus credere curet.

Est res formosa mulier, quam tangere noli ; 20 Si fugis, ipsa fugit; si tangis fugere nescit.

Ergo fuge tactum, ne tactus transeat actum.

Adam, sampsonem, david regem et salomonem

Decepit mulier ; quis modo tutus erit ?

Pisces, perdices, vicium simul et meretrices 30 Purgant de cista nummos bene quatuor ista.

Breslau. Alwin Schultz.

*) Hdschr. tasser oder casser; ich glaube caffer = caper lesen zu müssen. „Sollte nicht tasser (= tessera; Diefenbach, glos- sar. 574) passender erscheinen ?" D. Eed.

135

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Zur Chronik der Reichsstadt Nürnberg.

1439. Im newen Spital wird des Römischen Königs Be- gräbnifs gehalten ; es kostet 33 fl. 5 ft hl. und 12 (J.

Herzogs Otten und des von Weinsberg zwei Boten erhal- ten 20 fl. zu Botenbrot, als sie die Nachricht von der Wahl des neuen Königs brachten; H. Gräfenöder, der Stadt Diener, dem die vorgemeldeten Boten, obwohl er Tag und Nacht ge- ritten, um 3 Stund zuvorgekommen, erhält nur 6 fl.

Die Königin von Ungarn läfst dem Rath verkünden, dafs Gott sie erfreut habe und dafs sie eines jungen Herrn Königs, genannt Lasla, genesen sei. Der Bote erhält 10 fl.

1440. Am Fest Corporis Christi erhalten die Amtleute, wie gewöhnlich, neue Röcke, die 87 fb 7 (J und 4 hl. kosten.

Die Hebammen schneiden einer im Kindbett gestorbenen Frau das Kind lebend aus dem Leibe, so dafs es zur Taufe kam ; sie erhalten dafür vom Rath 5 fl. zu einer Liebung *).

1441. Der Sohulklopfer der Juden wird von gefährlicher Alchemie wegen in's Loch gelegt und vom Züchtiger durch die Stirn gebrannt.

Herr Wigeleus vom Wolfstein fällt auf dem Rathhause in ein „abtrafft"**) und stirbt.

Michel Wiener wird wegen eines Maulstreichs (Maulschelle) um 5 U novi gestraft.

Markgraf Albrecht von Brandenburg hält zu Nürnberg am Sonntag nach Martini ein Turnier, auf dem 231 Helm, darunter drei Fürsten, und 33 Ritter erscheinen. Die Wachen, Söldner, der Tanz auf dem Ratbhaus, das Gestühl an des Rie- ters Haus, die Schranken, die Erweiterung des Rathhauses über die Scheerergasse, Wein, Brod etc. verursachen dem Rath eine Auslage von 235 U 16 [5 8 hl.

Einen Edelmann Namens Weinmar Mugkentaler läfst der Eath zu Eichenhofen aus dem Hause nehmen und seiner Rau- berei und anderer Verhandlung wegen mit dem Schwerte rechtfertigen. Unter andern hatte er dem Paul Gruntherr und dem Rathsschreiber Meister Hanns, als sie zum Römischen Kö- nig geschickt wurden, ihre Kleider, und dem Ratbe etliche sil- berne Becher aus einem Felleisen genommen. Seine 2 Knechte, die mit ihm verhaftet wurden, liefs man frei.

1442. Ein Badknecht schneidet einer Frau die Zöpfe ab und wird deshalb „hindan'' beruft (i. e. öfi'entiich ausge- stellt unter Angabe seines Verbrechens).

*) Aehnliche Geschenke an die Hebammen aus derselben Ver- anlassung kommen öfter vor.

**) Es ist wol „abkraft" (Entkräftung, Ohnmacht) zu lesen. Vgl. Grimm, Wbch. I, 46- Schmeller P, Sp. 1364. D. Red.

Ein Schlosserknecht wird auch „hindan" beruft von eines Lieds wegen, das er über etliche Meister der Stadt gemacht hat.

Meister Conrad, ein Zimmermann, erhält vom Rath 15 fl. für 2 Muster zu einer werfenden Bleiden*) und einer schieben- den Leiter.

Der Rath läfst 3 heimliche Kundschafter sieben Wochen lang in den Häusern der Stadt umgehen, „wahrzunehmen als ihnen befohlen ist." Jeder erhält wöchentlich 7 'S alt.

1458. Der Sittich (Papagei), den der Rath dem Erz- bischofe von Mainz verehrt und nach Aschaffenburg schickt, kostet 50 U 12 (5 2 hl., und zwar der Sittich, den man von Antoni Paumgartner kaufte, 25 fl., die Vergoldung des Hauses 7 fl., der Bote, der den Vogel trug, 1 fl., das Tuch um das Vogelhaus 9 ß 4 hl., das Fafs, in das das Haus gestellt wurde, 4 p 8 hl. und das Fuhrlohn 8 ß 2 hl. **).

1482. Für die Rathsstube und die Kanzlei werden fünf Augenspiegel***) angeschafft, „wann die Herrn der bedurffen, sie da zu finden." Sie kosten 8 (3 4 hl.

München. Baader.

*) Steinschleuder, Wurfmaschine. Schmeller I^, Sp. 312.

D. Red.

**) Im Jahre 1460 verehrte der Rath auch der Königin von Böhmen einen Sittich, den man gleichfalls von Antoni Paumgart- ner um 25 fl. kaufte und der mit aller Zugehörung auf 65 <ft, novi 1 ß 11 hl. zu stehen kam. Unter den Gescheuken, die Kaiser Friedrich bei seiner Anwesenheit zu Nürnberg im J. 1471 von der Stadt erhielt, war auch ein Vogelhaus.

***) Brille. Grimm, Wörterb. I, 812. D. Red.

Findling.

Roma jacet : Treviris cecidit : declinat Agrippa :

Nutant Quadratae*) moenia, tecta ruunt. At Noriberga tibi dedit aurea Juppiter aeva, Imperii stas arx, urbibus incl3'ta spes.

1525. Aus einem Actenbande des Nürnberger Stadtarchivs.

Lochner.

*) Quadrata, d. i. Regensburg ; s. Schmeller IP, Sp. 71.

D. Red.

(Mit einer Beilage.)

Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essen wein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Gedruckt bei U. E Sebald in Nürnberg.

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT. 1873. J^ 5. Mai.

Chronik des germanischen Museums.

Nürnberg, den 15. Mai 1873. Unsere Sammlungen haben in jüngster Zeit eine hübsche Be- reicherung dadurch erhalten, dafs aus der Modellkammer der ehe- maligen polytechnischen Schule zu München über 100 ältere Mo- delle von Wägen, Schiffen, landwirthschaftlichen Geräthen und tech- nischen Anlagen verschiedener Art vom kgl. bayer. Kultusministe- rium, unter Vorbehalt des Eigenthums für die Nachfolgerin jener Anstalt, uns übergeben worden sind.

Das Comite, welches im Herbste vorigen Jahres eine so glän- zende Ausstellung älterer kunstgewerblicher Arbeiten im kgl. Zeug- hause zu Berlin voranstaltet hatte, hat mit einem sehr ehrenden Schreiben 2G0 Blätter damals aufgenommener Photographieen zu bleibender Erinnerung an jene Ausstellung unserer Anstalt als Ge- schenk übersandt.

Aus dem kgl. Zeughause zu Berlin ist uns im Tausche gegen ein älteres Gewehr, das wir doppelt hatten, ein solches des 15. Jhdts,, vom historischen Verein zu Würzburg auf ähnlichem Wege ein solches vom Jahre 1534 überlassen worden. Der Gemeinde- rath der Stadt Wien hat uns einen Bürgerharnisch des 16. Jhdts. und einen Aalspiefs aus dem dortigen städtischen Zeughause zum Geschenke gemacht.

Der unerbittliche Tod hat aus der Mitte des Verwaltungs- ausschusses unserer nationalen Anstalt, eben während wir die letzte Mittheilung niederschrieben, am 15. v. M. einen Mann gerissen, dessen Verdienste um dieselbe nicht hoch genug angeschlagen werden können. Oberstudienrath Dr. Hafsler in Ulm, der uner- müdet Thätige , hatte einen grofsen Theil seiner Zeit und Kraft dem germanischen Museum gewidmet, dessen Gründung er mit betrieben und das er vom Anfang an durch seinen Rath wie durch mannigfaches Eintreten für dasselbe, so lange der Gedanke noch nicht allgemeine Anerkennung gefunden, wesentlich gefördert. Insbesondere war seine Thätigkeit bei den verschiedenen Bera- thungen zur Aenderung der Satzungen in Anspruch genommen, deren endliche Durchführung zu allgemeiner Befriedigung und zu allseitigem Einverständnil's in hohem Grade seinem vermittelnden Einflüsse zu danken war.

Auch V. Karajan, k. k. Regierungsrath und I. Gustos der k. k. Hofbibliothek zu Wien, der vor Kurzem erst aus dem Ver- waltungsaussohusse geschieden, innerhalb dessen er sich so aner- kennenswerthe Verdienste um Förderung des Museums erworben, ist, in jüngster Zeit vom Tode abgerufen, unserem Gelehrtenaus- schusse entrissen worden, wie auch früher Prof. W. Menzel in Stuttgart, dem gleichfalls manche Förderung des Museums zu danken war.

Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden folgende neue Jahresbeiträge angemeldet:

Von Distriktsgemeinden : Altdorf. 10 fl. Griesbach. 10 fl. Kempten. 20 Ü. Kulmbach. loa. Ochsenfurt. 10 fl. Rotthalmünster. 10 fl.

Von Privaten: Betzingen. W. Gminder, Fabrikant, 1 fl. ;

E. Knapp, Fabrikant, 1 fl. Cleve. Frhr. Adolph von Wittgen- stein, Oberförster, 1 fl. 45 kr. Dachau. Ed. Horhammer, Malz- fabrikant, 1 fl. ; Gust. Medicus, k. Hauptmann ä la suite u. Fabrik- besitzer, in Deutenhofen 3fl. ; Mich. Scharl, Kaufmann, 1 fl. Det- mold. Böhmer, Pastor, 1 fl. 10 kr. ; Heinrichs, Consistorialrath, 1 fl. lOkr. ; Quentin, Medizinal-Assessor, 1 fl.45kr. ; Dr. med. Rohden, 1 fl. 10 kr. Hermannstadt. Friedr. Czekelius, Professor, 1 fl. 10 kr.; Pauline Herbert, Professorsgattin, 1 fl. lOkr. ; Dr. Karl Reifsenber- ger, Lehrer an der evang. Mädchenschule A. B., 1 fl. 10 kr. Krum" bach. Jaud, k. Landrichter, 1 fl. 30 kr. Metz. Prinz Philipp von Arenberg, Durchl., 1 fl. 45 kr. ; Friedhoff, Bankvorstand, 1 fl. 45kr. ; Goldschmidt, Oberpostinspektor, 1 fl. 45 kr. ; Kleber, kais. Landgerichtsrath , 1 fl. 45 kr. ; Meurer, Polizeidirektions- Assessor, 1 fl. 45 kr. ; Dr. Rogg, Oberstabsarzt, 1 fl. 45kr. ; Schmidt, Kreis- direktor, Ifl. 45kr. ; Ströser, Advokat-Anwalt, 1 fl. 45 kr. ; Dr. Wolf, Lycealprofessor, 1 fl. 45 kr. Nürnberg. Ferd. Ebentheuer, Farben- fabiikant, Ifl. 30 kr. ; F. W. Langenbach, Graveur, Ifl. Reutlin- gen. A. Harter, Bankdirektor, 2 fl. ; W. Kampe, Bankdirektor, 2 fl. Werneck. Jacobi, k. Oberförster, 1 fl. ; Ferd. Adalb. Reindel, k. Ver- walter, Ifl.; Kilian Schneider, Apotheker, 30 kr. ; Wunderlich, Buchhalter, 30 kr. Worms. Dr. Bender, Mitprediger, Ifl.; Max Heyl, Rittmeister a. D. , 5 fl. ; Landmesser, Lehrer, Ifl.; Friedr. Schön, Fabrikant, 5 fl.

Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben: Von Privaten: Hannover. Graf von Eulenburg, Oberpräsi- dent der Prov. Hannover, Exe, 17 fl. 30 kr.

ünsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :

I. Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm- lungen.

(Nr. 6890—6899.) Cöln. Voigtl, Dombaumeister: Krappe von Sandstein vom Cölner Dom. Ellingen. Schneider, Pfarrverweser: 1 ägypti- sche und 3 römische Kupfermünzen, gefunden bei Ellingen. München. Gedon, Bildliauer : Ornamentierter Dachziegel vom Be- ginn des 19. Jhdts. Nürnberg. R. Bergan, Professor: Glocken- zug von alter Posamentierarbeit. S. Pickert, Antiquar: 7 per- sische Silbermünzen ältei-er Zeit. 31 kleinere Silbermünzen vom 13.— 16. Jhdt. L. H. Riefle, Installateur: 3 grünglasierte ver- zierte Ofenkacheln vom 17. Jhdt. Würzburg. F. Kneis: St. Bar- bara, Holzfigur von T. Riemenschneider.

IL Für die Bibliothek.

(Nr. 29,821—29,958.) Admont. P. Jak. Wichner, Stiftsarchivar: Ders., d. Biblio- thek d. Abtei Admont. 8. Basel. Universität: Bernoulli, d. Lu- zernerchronik des Melchior Ruls. 1872. 8. Frey, d. heil. Severinus. 1872. 8. Progr. Kinkelin, d. Bevölkerung des Kantons Basel-Stadt am 1. Dez. 1870. 1872. 4. Berichte des Sanitäts-Collegiums von Basel-Stadt v. J. 1870. 1872. 8. Nebst 17 weitern akademischen Gelegenheitsschriften. 1871 u. 1872. 4. 8. Berlin. M. Pereis: Die deutsche Schaubühne; 13. Jhg., H. 1 u. 2. 1873. 8. Dr. F. Piper, Univers. -Professor : Ders., das christl. Museum der Univers, zu Berlin, sein Zuwachs in den J. 1871, 1872. 4. Detmold. H. von Donop, Hauptmann: Oudart, catalogue des montres ancien- nes et curieuses etc. 1866. 8. Dresden. K. sächs. Staatsre- gierung: Codex dipliimaticus Saxoniae regiae ; II. Haupttheil, 4. Bnd. 1873. 4. Freiburg I. Br. Kirchlich -histor. Verein der Erzdiöcese Freiburg : Ders., Freiburger Diöcesan-Ar-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

140

chiv; 7. Bnd. 1873. 8. Graz. L. Beckh-Widmans tetter, k. k. Oberlieutenant: Ders., d. Grabmal Leutold's von Wildon in d. Stiftskirche zu Stainz u. d. Siegel der Wildoner. 4. Sonderabdr. Dr. N. Kohn: Ders., der angebliche Yotiv- Altar des Tribunen Scudilo. 1873. 8. S teiermärkischer Verein zur Förde- rung der Kunst-Industrie: Ders, Rechenschafts-Bericht über d. Vereinsjahr 1872. 1873. 4. Halle a. S. Dr. E. Dümmler, Univers.-Professor : Ermenrici epistola ad Grimoldum archicapella- num, ed. Duemmler. 1873. 4. Hanau. Direktion des k. Gym- nasiums: Duncker, d. Freiherr vom Stein u. d. deutsche Frage auf d. Wiener Congresse. 1873. 8. Magdeburg. Verein f. Ge- schichte u. Alterthumskunde des Herzogth. und Erz- stifts Magdeburg: Ders., Geschichts - Blätter ; 8. Jahrg., 1873, 1. Heft. 1873. 8. München. R. v. Ziebland, k. Olierbaurath : Zeiller, itinerarium Italiae. 16-10. 2. Britton, the history and anti- quities of the metropolitical church of York. 1819. 4. Britton, the history and antiquities of the metropolitical church of Canter- bury. 1821. 4. Pugin, specimens of Gothic architecture ; vol. I. II. 4. Pugin, details of ancient timber houses. 1836. 4. Pugin, de- signs for iron and brass work, 1836. 4. Pugin, Gothic furniture in the style of the 15. Century. 1835. 4. Pugin, designs for gold and silversmiths. 1836. 4. Transactions of the royal Institute of Bri- tish architects ; vol. I, p. 2. 1842. 4. Britton, the history and an- tiquities of the see and cathedral church of Norwich. 1816. 4. Britton, the history and antiquities of the cathedral church of Ox- ford. 1821. 4. Winkles, Frcnch cathedrals. 1837. 4. Winkles, ar- ehitectural and picturesque illustrations of the cathedral churches of England and Wales; vol. I. II. 1836 u. 38. 8. Ingram, memo- rials of Oxford ; vol. I. II. Heideloff, d. Ornamentik des Mittel- alters ; 3 Bnde. 4. Heideloff, d. kleine Altdeutsche; I.— III. Curs. lt:49 52. 8. Heider, Eitelberger u. Hieser, mittelalterl. Kunst- denkmale d. österr. Kaiserstaates; 2 Bnde. 1858 60. 4. Boisseree, Denkmale d. Baukunst vom 7. bis zum 13. Jahrh. am Nieder-Rhein. 1833. Iinp. 2. Springer u. v. Waldheim, Oesterreichs kirchl. Kunstdenk- male der Vorzeit; Lief. 1 u. 2. 1856. 2. Puttrich, Denkmale der Baukunst des Mittelalters in Sachsen ; Abth. I u. II. 1^41. 2. Schimmel, die Cistercienser- Abtei Altenberg bei Cöln. Imp. 2. Denkmale deutscher Baukunst des Mittelalters am Ober- Rhein; 1. 3. Lief. 1825. gr. 2. Kopp, Beitrag zur speziellen Darstellung des spitzbogigen Baustyls ; 1. u. 2. Heft. 2. Aufl. 1839. gr. 2. Pe- zolt, Schätze der mittelalterl. Kunst aus Salzburg. Imp. 2. Eggert, Sammlung gothischer Verzierungen, gr. 2. Schmidt, römische, byzantin. u. german. Baudenkmale in Trier u. seiner Umgebung; 1.— 4. Lief. 1836 43. Imp. 2. u. 4. Thrän, Denkmale altdeut- scher Baukunst, Stein- u. Holzsculptur aus Schwaben ; 1. 3. Heft. 1846. Imp. 2. Geier u. Görz, Denkmale romanischer Baukunst am Rhein; 1.— 3. Lief. 1846. Imp. 2. Zur Architektur u. Ornamentik des deutschen Mittelalters. Imp. 2. Barthol. Zeitblom u. seine Al- tarbilder auf dem Heerberge. 1845. Imp. 2. Bock, d. monumen- tale Rheinland; Lief. 1 4. 1867 69. Imp. 2. Eggert, d. Glas- gemälde der neuerbauten Mariahilf-Kirche in d. Vorstadt Au zu München. Imp. 2. Jobst u. Leimer, Sammlung mittelalterl. Kunst- werke aus Ocsterreich; Bnd. I, 1.— 8. Heft. 1861. Imp. 2. Atlas kirchlicher Denkmäler des Mittelalters im Österreich. Kaiserstaate. Imp. 2. V. Minutoli, Denkmäler mittelalterl. Kunst in den bran- denburg. Marken ; I. Th. 1. u. 2. Lief. 1836. gr. 2. Iloff'stadt, Gothi- sches A.B.C.Buch; 1 7. Lief. 1840-63. Imp. 2. Mittelalterliche Baudenkmale in Schwaben; Heft 1 7. 1856—67. gr. 2. Moller, Denkmäler der deutschen Baukunst, fortges. v. Gladbach; III. Th. 2. Moller, Denkmäler der deutschen Baukunst; I. Theil. gr. 2. Moller, die Kirche der heil. Elisabeth zu Marburg, gr. 2. Moller, die Kirchen des heil. Georg zu Limburg u. des heil. Paulus zu Worms, gr. 2. Moller, der Münster zu Freiburg i. Br. gr. 2. Kunst-Denkmäler in Deutschland; 1. 6. Heft. 1814 45. 4. Die mittelalterl. Baudenkmäler Niedersachsens; 1. 15. Heft. 1856 69. 4. Cantian, ehernes Grabmal des Erzbischofs Ernst v. Magdeburg in d. Domkirche zu Magdeburg. 1822. qu. 2. Döbner, d. ehernen Denkmale Hennebergischer Grafen von P. Vischer. 1840. 2. Roth- bart, das Luther- Zimmer auf der Veste Coburg. 1845. qu. 2. Schulcz, Denkmäler der Baukunst; I. Heft. 1869. 2. Heideloff, architektonische Entwürfe; 1. u. 2. Heft. 1850. qu. 2. u. 8. Hei-

deloff, die Bauhütte des Mittelalters in Deutschland. 1844. 4. Hei- deloff u. Wrankmore, Abbildung der kathol. Kirche zu Leipzig. 1847. 8. Ghillany u. Heideloff, d. deutsche Adler u. die deutsehen Farben. 4. Hensoldt, die neue Stadt-Pfarr-Kirche in Sonneberg. 1845. 8. Hundeshagen, Kaiser Friedrioh's I. Palast in der Burg zu Gelnhausen. 1832. 2. Ungewitter, Vorlegeblätter fiir Ziegel- u. Steinarbeiten, gr. 2. Kallenbach, Atlas zur Geschichte d. deutsch- mittelalterlichen Baukunst. 1847. qu. 2. Ungewitter, Vorlegeblät- ter für Holzarbeiten, gr. 2. Bötticher, die Holzarchitectur des Mittelalters. 1837. 2. Grueber, vergleichende Sammlungen für christl.-mittelalterl. Baukunst; 2 Thle. 18:J9— 41. 2. Grueber, die Kaiserburg zu Eger. 1864. 4. v. Hefner, Trachten des christlichen Mittelalters; 1. 3. Abth. 4. Murphy, über die Grundregeln der gothischen Bauart. 4. Heideloff, d. Kunst d. Mittelalters in Schwa- ben; 1.-8. Lief 1855—64. 4. Heideloff, Muster- Werke für den Drechsler; I. Heft. 1851. 4. Heideloff, Muster-Werke für den Haf- ner, Töpfer etc.; 1. Heft. 1851. 4. Heideloff, Muster-Werke für den Zimmermann; Heft 1. 2. 1851. 4. Kallenbach u. Schmidt, d. christliche Kirchen -Baukunst des Abendlandes. 1850. 4. Müller, Beiträge zur teutschen Kunst- u. Geschichtskunde. 2 Aufl. 1837. 4. Mithoff, Kirchen u. Kapellen im Königr. Hannover; 1. Heft. 1865. 4. Roriczer, d. Büchlein von der Fialen Gerechtigkeit. 1845. 4. Büsching, das Schlos der deutschen Ritter zu Marienburg. 1823. 4. Veihandlungen des Vereines f. Kunst u. Alterthum in Ulm;

1. 2. Bericht. 1843—46. 4. Harrer, Chorgestühl der Kathedrale zu Freising ; 1.— 3. Heft. 1847—48. kl. 4. Kallenbach, Album mit- telalterl. Kunst; 2. u. 3. Heft. 1847. qu. 4. Mittelalterliche Ver- zierungen Englands u. Frankreichs. 1842. qu. 4. Knight, über d. Entwickelung der Architektur vom 10. 14. Jahrh. unter den Nor- mannen. 1841. 8. Kallenbach, chronolog. Formenfolge der altdeut- schen Baukunst. 1847. 8. Eberlein u. Grünewald, d. Werkzeichner. 8. Bock, Rheinlands Baudenkmale des Mittelalters. 8. Mothes, Geschichte der Baukunst und Bildhauerei Venedigs ; 2 Bde. 1859 u. 60. 8. Caveda, Geschichte der Baukunst in Spanien. 1858. 8. Kugler, Geschichte der Baukunst; Bnd. IV, 1. 2. 1867. 8. Beyer im Hof, die Renaissance- Architektur Italiens ; 'I. Samml. 1870. 8. Krieg v. Ilochfelden, Geschichte der Militär-Architektur in Deutsch- land. 1859. 8. Nohl, Tagebuch einer italienischen Reise. 1866. 8. Ansichten v. Spanien ; I— IV. 1835—38. 8. Busch, Vorschule der darstellenden Geometrie. 1846. 8. Nürnberg. Engelhardt, Rechtsrath: Wir sind frey ! 1814. 8. Acht deutsche Lieder. 1841. 8. Strassburg. Societe pour la conservation des mo- numents historiques d'Alsace: .Dies., bulletin ; II. ser., VIII. tome, 2. livr. 1S72. 8. Tübingen. Dr. A. v. Keller, Univers.- Professor: Verzeichnis der Vorlesungen etc. 1873. 4. Veitshöch- helm. Georg Karch, Pfarrer u. Dechant : Ders., d. Legende der heil. Bilhildis. 1870. 4. Ders., d. Räthselbilder an der Bronzethüre zu Aucsburg. 1870. 4. Ders., d. Portale der alten Sigisraund-Ka- pelle zu Oberwittighausen. 1872. 4. Venedig. Istituto Veneto di scienze, lettere ed arti: Dass., raemorie etc., vol. XVII,

2. 4. Wien. Dr. Ernst Edler von Hartmann-Franzens- huld: Ders., Sonnenblumen. 1868. 8. Dr. Joh. von Hoffin- ger: Ders., Prinz Eugen, d. edle Ritter. 8. v. Helfert, der Wiener Congrefs. 8. v. Hoffinger, Österreich. Ehrenhalle ; (I.). 8. v. Hof- finger, d. fürstl. u. gräfl. Haus Dietrichstein. 1866. 8. v. Hoffin- ger, Dr. Joh. Nep. Ehrlich. 1S66. 4. v. Hoffinger, zur Erinnerung an Wilh. R. v. Ilaidinger. 1873. 8. v. Iloffinger, von der Univer- sität. 1869. 8. Jacob Klier. 8. Sonderabdr. D r. Fr anz K ü rsc h - ner: Ders., Herzog Rudolph's IV. Schriftdenkmale. 4. Sonderabdr. Winzingen (Pfalz). Ungenannter: Heideloff, die Ornamentik des Mittelalters; Bnd. 1 4. 4. Lange, der Rhein u. die Rhein- lande; 2 Bnde. 1845 u. 47. 8. Zwicitau. Ottomar Fiedler, Stadtrath; Ders., Geschichte d. deutsch. Feuerlösch- u. Rettungs- Anstalten. 1873. 8.

III. Für das Arcliiv.

(Nr. 4316—4321.)

Detmold. Hugo Freih. v. Donop, Flügeladjutant Sr. Durch- laucht, des Fürsten v. Detmold: Verzeichnifs von Briefen, welche

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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von Jörg Meminger, Pfleger zu Dobra, an Hans Wolfsperger, Pfle- ger zu Hachsperg, und an Wolf Temp auf Befehl Nikiaus Rau- bers aus der Truhe zu Dobra herausgegeben worden sind. 1521. Urkundenb. Entscheid Kaiser Ferdinand's III. an Ernst, Grafen zu Ysenburg, und Friedrich Kasimir, Grafen zu Hanau, die Klagen der Unterthanen des Spielberger und Grünauer Gerichts betr. 1656. Pap.-Abschr. Brief Peter Philipps, Bischofs zu Bamberg und Würzburg, und Christian Ernsts, Markgrafen zu Brandenburg, an Friedrich, Herzog zu Sachsen, die Angelegenheiten des Herzogs

von Lothringen betr. 1676. Pap.-Orig. Etat der kurfürstlich näch- sischen Armee, wie selbige mense Junii 1786 effective besteht. Akten. Framersheim (Rheinhessen): Wilhelm Flegler, Pfarr- vikar: Kaufbrief des Jocelinus de Urnavasio an Johannes, den Kir- chenvorstand zu Narres im Kant. Wallis, und dessen Erben, (iber drei Mahd Wiesen. 13i7. Perg. von Gemming, Obrist : Regi- ster über den Verkauf der hinterlassenen Habe der Frau Magda- lena, Hektor Pömer's ehelichen Hausfrau, von den Vormündern zum Besten der vier Pömer'schen Kinder veranstaltet. 1629. Akten.

Chronili der historischen Vereine.

Heraldisch-genealogische Zeitschrift. Organ des heraldisch-genealogischen Vereines „Adler" in Wien. III. Jahrg. Nr. 4. Wien, April 1873. 4.

Regesten, Grabschriften und Notizen zur Genealogie und Ge- schichte der Herren von Zelking, gesammelt von Friedrich Kern.

Fortsetzungen.

Der Kirchen-Schmuck. Blätter des christlichen Kunstvereins der DiözeseSeckau. 1873. IV. Jahrg. Nr. 5. Graz. 8.

Planeta plicata. Kirohenfenster.

Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien. III. Band. Nr. 3 u. 4. Wien, 1873. 8.

Geologischer Bericht über den Brüxer Schädel und über wei- tere Funde der Brüxer Gegend. Vortrag von Dr. J. Woldrich.

Eine Opferstätte bei Raigern in Mähren. Von Dr. Heinrich Wankel.

Zeitschrift für Ethnologie. Organ der Berliner Ge- sellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urge- schichte. Fünfter Jahrg. 1873. Heft I. Berlin. Verlag von Wiegandt u. Hempel. 8.

Ueber niederländische Alterthümer. Von E. Friedel. (Mit 1 Taf. Abb.)

Ge schi cht s-Blätt er für Stadt und Land Magde- burg. Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Al- terthumskunde des Herzogthums und Erzstifts Mag- deburg. 8. Jahrg. 1873. 1. Heft. Hrsg. von Dr. F. Geisheim. Magdeburg , 1873. Verlag der Schäfer'schen Buchhandlung (A. Rüdiger). 8.

Die Entstehung der Stadt Burg. Von Pastor F. Winter. Zur Frage über die Abkunft des Erzbischofs Dietrich von Magde- burg (1361 67). Von Dr. Ludw. Götze. Beiträge zur Ge- schichte des Altstädtischen Gymnasiums zu Magdeburg. Von Dr.

Holstein. Die Willküren der Stadt Schönebeck. Von Pastor F. Winter. Die Französische und die Pfälzer-Colonie in Mag- deburg zu Anfang des 18. Jahrh. Von Dr. Götze. Zwei bis- her ungedruckte Handschriften zu der Geschichte der Neustadt bei Magdeburg etc.

Organ für christliche Kunst, hrsg. u. redigirt von J. van Endert in Cöln. Organ des christlichen Kunstvereins für Deutschland. Nr. 7 u. 8. Köln, 1. u. 15. April 1873. XXIII. Jahrg. 4.

Die heilige Familie. Von B. Eckl. Fortsetzungen.

Bulletin de la Societe pour la conservation des Monuments historiques d'Alsace. Ile Serie. T. VIII. 2e livraison. Strasbourg. 1872. gr. 8.

La Chronique strasbourgeoise de Jean-Jacques Meyer, par M. Rodolphe Reuss.

Vorgeschichtliche Steindenkmäler in Schleswig-Holstein. Zwei- tes Heft. Als XXXIII. Bericht der vormaligen Schleswig- Holstein-Lauenburg ischen Gesellschaft für die Samm- lung und Erhaltung vaterländischer Alterthümer. Mit 3 lithogr. Tafeln und 3 Holzschnitten. Kiel, 1873. 4.

Die Hauptversammlung des Hansischen Geschichts- vereins und des Harzvereins für Geschichte und Alter- thumskunde zu Braunschweig findet am 3., 4. u. 5. Juni d. J. statt; (wenn unsere Leser dieses Blatt erhalten, wird freilich die Ver- sammlung sehr wahrscheinlich bereits der Vergangenheit ange- hören). Auf den 3. Juni ist gemeinschaftliche Sitzung beider Ver- eine angesetzt. In derselben hält Stadtarchivar Hänselmann einen Vortrag über Braunschweigs Beziehungen zu den Harz- und See- gebieten und wird die Anlage eines Generalrepertoriums der ge- sammten Geschichtsliteratur des Harzes besprochen. In einer wei- tern Sitzung vom 4. Juni bringt Prof. Constantin Uhde einen Vor- trag über die Geschichte des Profanbaus in Braunschweig.

Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke. 14) Handbuch der historischen Chronologie des deut-

Hannover, Hahn'sche Hofbuchhandlung. 1872. IV und 200 Stn. gr. 8.

Seit Mabillon, welcher die Vorbedingungen des Urkundenstu-

schen Mittelalters und der Neuzeit von Dr. H. Grotefend. diums nach allen Seiten hin feststellte, sind insbesondere auch auf

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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dem Gebiete der geschichtlichen Zeitrechnung eine Reihe von Werken veröffentlicht worden. Obschon jener grofse Forscher in dem zweiten Buche seines berühmten Werkes „De re diplomatica", den nächsten praktischen Zweck im Auge behaltend, seine Unter- suchungen auf die beiden ersten fränkischen Monarchieen und den Anfang des kapetingischen Königshauses beschränkte, so sah er sich dennoch genöthigt, dieselben auf wissenschaftliche Thatsachen der mathematischen Chronologie zurückzufuhren. Nur so war es möglich, die verschiedenen Zeitrechnungen, welche sich während der genannten Epoche unausgesetzt durchkreuzten, unter sich aus- zugleichen und in gegenseitige üebereinstimmung zu bringen.

Die späteren Bearbeiter des Faches mufsten nothwendig auf dem vorgezeichneten Wege beharren und dahin trachten die all- gemeinen Gesetze auf die Chronologie einzelner Zeiträume und Länder in praktischer Weise anzuwenden. In Frankreich dehnten die fleifsigen Benediktiner, den Spuren ihres Meisters folgend, ihre Forschungen und Sammlungen weiter aus und bereiteten so das grofse Werk vor, welches unter dem Titel : L'art de verifier les dates des faits historiques etc. schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts zum ersten Male erschien, aber erst in der vierten Ausgabe, zu Anfang des gegenwärtigen, zum Abschlüsse gelangte.

Die deutschen Forscher giengen zunächst darauf aus, je nach ihrem Standpunkte, einzelne Zweige des reichen Materials für den Gebrauch zugänglich zu machen. Zunächst erläuterte der um die Aufhellung des deutschen Alterthums hochverdiente Haltaus in seinem Calendarium medii aevi praecipue germanicum die Geschichte des Jahres, der Monate und ihrer einzelnen Tage in vortrefflicher Weise. Er wufste zugleich sein kleines, aber inhaltreiches Buch durch die Verflechtung zahlreicher Notizen aus dem kirchlichen und bürgerlichen Leben des Volkes eben so anziehend als lehr- reich zu machen. Nach ihm bearbeiteten Rabe, Bellandi und Hell chronologische Hülfsmittel, die auf längere oder kürzere Zeit in Gebrauch blieben ; Gatterer schrieb einen Abrifs der Chronologie, Heinrich Waser ein sehr gründlich angelegtes, aber unbequem ein- gerichtetes „historisch-diplomatisches Jahrzeitbuch". Erst dem ver- dienstvollen Anton Pilgram indessen gelang es, in seinem Calen- darium chronologicum medii potissimum aevi monumentis acco- modatum ein Buch zu liefern, in welchem die wissenschaftlichen und praktischen Anforderungen in eine fal'sliche Verbindung ge- bracht waren. Indem er die damals bekannten wissenschaftlichen Ergebnisse und insbesondere das in der Art de verifier les dates und bei Haltaus gesammelte Material sorgfältig benutzte , wul'ste er neben genügender Vollständigkeit zugleich eine verhältnifs- mäfsige Begrenzung der einzelnen Theile zu erreichen, wie sie kaum in irgend einem Werke vor ihm zu finden war.

Pilgram's Buch war für seine Zeit das chronologische Haupt- werk, das in alle Archive Eingang fand, und ist, seiner ganzen Anlage nach, noch bis jetzt ein höchst brauchbares Hülfsmittel geblieben, obgleich genauere Forschung und Erfahrung Berichti- gungen und Ergänzungen nothwendig gemacht haben. Helwig, obschon er sich unabhängig von ihm zu stellen suchte, konnte ihn gleichwohl nicht erreichen ; die übrigen Bearbeiter der auf das deutsche Mittelalter angewendeten Zeitrechnung aber von Zinker- nagel bis auf Weidenbach haben ihn mehr oder weniger zu ihrem Vorbilde genommen. Mittlerweile ist der chronologische Stoff' durch gründliche Forschungen über einzelne Länder und Völker in hohem Grade angewachsen ; wir besitzen aul'serdem neben

Brinkmeier's „praktischem Handbuch der historischen Chronologie aller Zeiten und Völker" in der neuesten Ausgabe der „Art de verifier les dates", in Ideler's „Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie", sowie in Matzka's „Chronologie in ihrem ganzen Umfange" allgemein wissenschaftliche Werke des gediegen- sten Inhalts, welche dem Forscher für einzelne Fälle stets zur Aushülfe und Belehrung dienen können.

Wenn nun nach so vielfacher Behandlung des Gegenstandes und bei reichlich angewachsenem Stoffe ein neues Handbuch der Chronologie für unmittelbar praktische Zwecke hervortritt, so sind ihm die Grundlinien seines Verfahrens ziemlich bestimmt vorge- zeichnet. Es darf sich nicht mehr mit weitläufigen Erörterungen und Untersuchungen befassen. Die allgemeinen Grundformen müssen als feststehende Thatsachen behandelt, die Regeln ihrer Anwendung aber zu durchsichtigem Verständnifs gebracht sein. Ueberall ist möglichste Kürze mit Genauigkeit und Schärfe der Begriffe und Bestimmungen festzuhalten. Wir haben anzuerken- nen, dafs der Verfasser des vorliegenden Buches sich dieser Auf- gabe vollkommen bewul'st gewesen ist.

Sein Inhalt zerfällt zunächst in die Berechnungen des alten und in diejenigen des neuen Stils. In dem ersteren Theile wer- den der Reihe nach behandelt: das julianische Jahr, Ostercyclus, Sonnencyclus und Sonntagsbuchstabe, Mondcyclus und goldene Zahl, Ostern, Epakten, claves terminorum u. s. w., Indiction, die wichtigsten Acren, Jahresanfang, Tagesbezeichnung und Tagesein- theilung, und zwar die letzteren Abschnitte in sehr einläl'slicher und erschöpfender Weise. Die auf den neuen Stil bezüglichen Unterabtheilungen sind: Vorgeschichte, Reform der Nachtgleichen und Ausschaltung, Reform der Mondberechnungen und Epakten, Einführung des gregorianischen Kalenders und Revolutionskalen- der. Daran reihen sich auf eilf Tafeln die sorgfältig und zweck- mäfsig ausgearbeiteten Berechnungen über die wichtigsten der in den vorausgegangenen Abschnitten behandelten Zeiteintheilun- gen, beginnend mit den Sonntagsbuchstaben alten Stils u. s. w. Zwei nachfolgende Tafeln enthalten die Regierungsjahre der Kai- ser und Päpste. Es folgen sodann ein lateinisches und ein deut- sches Glossar, ein Heiligenverzeichnifs, ein Verzeiohnifs von Bis- thümern, eine Uebersicht der beweglichen Feste, die Osterfeste von 500 bis 2000 und der römische Kalender.

Wenn wir nun die in Behandlung des allgemeinen Thciles beobachtete Sparsamkeit vollkommen billigen, wenn wir nament- lich die ebenmälsige Verhältnifsmäfsigkeit der einzelnen Gliede- rungen als besonders gelungen hervorzuheben haben, so möge an diesem Orte die Bemerkung gestattet sein, dafs wir nur in den beiden Glossarien hie und da die wünschenswerthe Bestimmt- heit und auch diejenige Ausführlichkeit vermifst haben, die ohne ungebührliche Anschwellung des Materials nach unserer Meinung immerhin stattfinden könnte.

Das Buch des Herrn Verfassers hat bereits den Weg in viele Hände gefunden und wird sich noch weiterer Verbreitung zu er- freuen haben. Die übersichtliche Anlage des Ganzen, die treffliche Behandlung einzelner Abschnitte, die Leichtigkeit der Zurechtfin- dung und selbst die Bequemlichkeit des gewählten Formates las- sen dieses erwarten. A. F.

15) DerTodtentanz in derMarienkapelle zu Lübeck. Nach einer Zeichnung von C. J. Milde, mit erläuterndem

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Text von Prof. W. Mantels. Lübeck. 1866. H. G. Raht- gens. qu. 2.

Der „Anzeiger" pflegt, entsprechend seiner Bestimmung, nur die neuesten Erscheinungen der deutsch-historischen Literatur zur Besprechung zu bringen, und die Redaktion wäre froh genug, wenn sie nur für die werthvollsten dieser Erscheinungen immer Besprecher fände. Um so mehr bedarf sie der Entschuldigung, wenn sie diesmal eine aus dem Jahre 1866 datierende Schrift jetzt noch zur Anzeige gelangen läfst.

Zwei Gründe sind es, die zu dieser Ausnahme uns veranlafs- ten. Der eine, dafs die Milde-Mantels'sche Schrift, bei unverkenn- barem Werthe, öffentliche Beachtung kaum gefunden hat, und der andere, dafs dieselbe durch eine Gegenschrift: „Der Lübecker Todten- tanz. Ein Versuch zur Herstellung des alten niederdeutschen Tex- tes von Dr. Herrn. Baethcke. Berlin, Calvary 1873." neue Bedeu- tung erlangt hat. Die letztgenannte Schrift steht uns leider nicht zur Verfügung, und wir müssen uns daher beim Besprechen des Milde'schen Todtentanzes, auf einfache Berichterstattung uns be- schränkend, der Führung des Hrn. Prof. Mantels, insbesondere seiner Ausführung in den Gott. gel. Anz. vom 7. Mai d. J., über- lassen.

Was die allgemeine Bedeutung des Todtentanzes betrifft, so genügt eine Hinweisung auf die Schriften von Lübke , Malsmann und Wackernagel. Der Lübecker Todtentanz stammt einer unver- bürgten (obwohl nicht unglaubhaften) Tradition zufolge aus dem Jahre 1463. Das Kostüm deutet eher auf ältere als auf jüngere t Zeit. Nach verschiedenen Restaurationen , die das Bild erfah- ren, wurde es 1701 von einem Maler Wortraann auf Leinwand übertragen, und dieses Gemälde ist das noch jetzt existierende. Was aus dem frühern geworden, ist unbekannt. Wenn Hr. Pro- fessor Mantels glaubt, dieses sei kein Mauer-, sondern ein Holz- tafelgemälde gewesen, so können wir seiner Ansicht nicht beistim- men, um so weniger, als die beigebrachten Beweise doch kaum in's Gewicht fallen.

Zur altern Geschichte des Gemäldes dienen als Hauptquelle von Melle's „Gründliche Nachrichten von Lübeck" (1713). Dieser theilt auch die ursprünglich unter den Figuren angebracht gewe- senen niederdeutschen Verse mit, während die jetzigen hochdeutsch sind. Um die Herstellung des richtigen Textes nun handelt sich der Streit, der sich zwischen Mantels und Baethcke entsponnen hat. Doch ist nicht vom Wortlaut die Rede, sondern nur von der Strophenfolge. Wir dürfen uns über diesen Punkt ein Urtheil nicht erlauben, da das nöthige Material uns nicht vorliegt, und enthalten uns um so lieber eines solchen, als Prof. Mantels Aus- sicht gegeben hat, zur Aufklärung über die Geschichte des Lü- becker Todtentanzes und zur Richtigstellung des ursprünglichen Textes zu demselben für unsere Zeitschrift nächstens neue Bei- träge zu liefern. H.

16) Frankfurts Reichscorresp ondenz nebst anderen ver- verwandten Aktenstücken von 1376—1519. Herausgegeben von Dr. Johannes Janssen, Professor der Geschichte zu Frankfurt am Main. Zweiter Band. Aus der Zeit Kai- ser Friedrich's IIL bis zum Tode Kaiser Maximilian's I. 1440—1519. Erste Abtheilung. Aus der Zeit Kaiser Fried- rich's III. bis zur Wahl König Maximilian's I. 1440 1486. Freiburg im Breisgau. Herder'sche Verlagshandlung. 1866.

XL. 446 Stn. Zweite Abtheilung. Aus der Zeit Kaiser Maximilian's I. 1486—1519. Freiburg u. s. w. 1872. Seite 447 bis 1002.

Auf die Wichtigkeit des vorliegenden Werkes ist in unserem Blatte schon bei der Anzeige des im Jahre 1863 erschienenen ersten Bandes, der die Zeit König Wenzel's bis zum Tode König Albrecht's II., 1376 1439, behandelt, genügend hingewiesen wor- den (Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit X, 1863, S. 273 74). Indem wir getiau an das dort abgegebene Urtheil anknüpfen, erübrigt uns nur, unsern Lesern den in dem zweiten Bande hinzu- gekommenen Stoff in einem, nach der Zeitfolge geordneten Ueber- blicke vorzuführen. Sie mögen daraus ermessen, welcher Reich- thum von geschichtlichen Thatsachen ihnen durch das ganze Werk überhaupt dargeboten ist.

Der zweite Band beginnt mit verschiedenen Aktenstücken, welche sich auf die Wahl Kaiser Friedrich's III. im Jahre 1440 und seine spätere Anwesenheit in Frankfurt beziehen. Unter den- selben sind die „ausführliche Archivnote über die Wahl König Friedrich's III. und die derselben vorausgegangenen Verhandlun- gen des Raths zu Frankfurt mit den Kurfürsten, insbesondere dem Burggrafen Heinrich von Plauen als Abgeordneten Böhmens betr.," sowie die „polizeilichen Verordnungen und Sicherheitsmafsregeln des Raths zu Frankfurt bei der Ankunft des Königs Friedrich und der Fürsten u. s. w." besonders anziehend. Ein anderer Kreis von Briefen dreht sich um die K^rönung zu Aachen. Aehnliche Mittheilungen erfolgen über den Tag zu Nürnberg im Jahre 1444. Ganz besonders reichhaltig und belehrend aber ist der Briefwech- sel, welcher sich entspann , als im Jahre 1461 das Streben Georg Podiebrad's von Böhmen nach der deutsch -römischen Kaiserkrone deutlich hervorgetreten war. Er nimmt seinen Anfang mit dem Schreiben Dietrich's von Mainz, Friedrich's von der Pfalz und Fried- rich's von Brandenburg an Friedrich III., worin sich diese Fürsten offen und rücksichtslos über die erbärmliche Lage des Reichs und die Fahrlässigkeit des Kaisers beklagen. Als wichtige Zwischen- ereignisse spielen einestheils die Verwickelungen, welche die Ent- setzung Dietrich's von Mainz herbeiführten, anderntheils die Reichs- fehde wider Ludwig von Bayern. Die Verhandlungen über die letztere, an welcher namentlich der Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg eifrig schürte, gehen noch in die folgenden Jahre hinüber. Es ist das Bedeutsame dieser Zeit, und zeugt nament- lich von der grofsen politischen Bedeutung der Städte, dafs ihre Schreiben, Bittgesuche und Erlasse sich nicht blos auf die beson- deren örtlichen Angelegenheiten beschränken, sondern auf die grofsen Weltbegebenheiten und alle wichtige Ereignisse des Vater-* landes Bezug nehmen. Auf solche Weise erhalten uns die städti- schen Urkunden in lebendiger Verbindung mit den Vorkommnissen der ganzen Zeit, und die erste Abtheilung des zweiten Bandes schliefst mit der Erwählung Maximilian's I. zum römischen Könige im Jahre 1486 , über welche ein ausführlicher Bericht Johannes Kremer's, Dieners des Stadtschreibers von Frankfurt, mitgetheilt wird.

Die zweite Abtheilung des zweiten Bandes zerfällt in zwei grofse Zeitabschnitte : die Regierungszeit Kaiser Friedrich's III. seit der Königswahl Maximilian's I., von 1486 bis 1493, und die Regierungszeit Maximilian's I., von 1493 bis 1519. Die Lage Fried- rich's III. war eine höchst schwierige geworden. Aus seiner eige-

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nen Hauptstadt Wien vertrieben, suchte er die Hülfe der Reichs- etände gegen den ungarischen König Mathias Hunyadi zu gewin- nen, und die deshalb auf dem Reichstage zu Nürnberg im Jahre 1487 gepflogenen Unterhandlungen werden ausführlich mitgetheilt. Neue Schwierigkeiten kamen hinzu, als um dieselbe Zeit Maximi- lian in den Niederlanden gefangen gehalten wurde. Auch dieses Ereignifs, obschon es nur mittelbar in die deutschen Angelegenhei- ten eingriff, tritt in den städtischen Aufzeichnungen zu Tage. Beide Angelegenheiten gehen sodann in die Streitigkeiten mit Kö- nio- Wladislaw von Ungarn und Karl VHI. von Frankreich über. Auffallend ist, dafs der so vielfach wichtige Schwabenkrieg in ei- nigen wenigen Urkunden nur beiläufig berührt wird und ei- nen Nachklang blos noch in den Verhandlungen auf dem Reichs- tatfe zu Augsburg über das Verhältnifs der Stadt Constanz zu den Eidgenossen findet. Besonders zahlreich werden in den folgenden Jahren die kaiserlichen Erlasse, welche sich auf die Hülfe wider die Türken und die Romfahrt beziehen. Höchst erfinderisch ist der Kaiser in dem Bestreben, die deutschen Reichsstände in die überall von ihm angezettelten Händel zu verwickeln, und charak- teristisch in dieser Hinsicht besonders ein Schreiben aus Augsburg vom 6. März 1510. Die durch die vielseitigste Mannigfaltigkeit fesselnden Mittheilungen werden bis zu dem Tode Maximilian's I. fortgeführt, und das lezte Aktenstück ist die Verkündigung des Todes des Kaisers durch den Rath von Frankfurt und in Folge dessen das Verbot aller Fastnachtsbelustigungen vom 6. Februar 1519.

Wie in dem ersten Bande sind die Aktenstücke theils nach ihrem vollständigen Texte, theils in Auszügen mitgetheilt. Ueber- all werden die Fundorte angegeben, und zugleich, wo eine Veröffent- Kchung stattgefunden hat, die Erläuterungen über die Art und Weise derselben hinzugefügt. A. F.

Aufsätze in Zeitschriften.

Das Ausland: Nr. 19. Entstehung mythischer Personen aus dem Ei in estnischen und finnischen Märchen. (Dr. M. Weske.)

Mainzer Journal: Nr. 101, Beil. Antiquitätenfunde (in Mainz).

Korrespondent v. u. f. D. : Nr. 213. Vom römischen Leichen- felde.

Die Grenzboten: Nr. 17. Die Verdeutschung der Ortsnamen in Westpreufsen und Posen. (Edw. Kattner.)

Nürnberger Presse: Nr. 126. Das Osterfest und die Verbren- nung der Juden. (Beitrag zur german. Mythologie, von Karl Blind.)

Wochenblatt d. Joh.-Ord.-Balley Brdbg. : Nr. 13. Der Hol- bicksche Tanz und die Priesterehe. Nr. 19. Regiment Prinz Ferdinand. 1740 1806. Der Pfingsttag zu Nienburg. Nr. 20. Beiträge zur Geschichte der Kreuzzüge aus orientali- schen Historikern. Von Prof Dr. Petermann.

Zeitschr. für bild. Kunst: Heft 7, S. 193. Frans Hals-Galle- rie von W. Unger und C. Vosmaer.

Illustr. Zeitung: Nr. 1558. Schlol's Auerbach (an der Berg- strafse).

Wiener Zeitung: April. (1. Hälfte.) Meistersinger in Oester- reich. Von Dr. K. J. Schröer. (Abgedruckt auch in der Neu- titscheiner „Biene", Nr. 12.)

Vermischte Nachrichten.

33) Neue Funde römischer Münzen im Osnabrück'- schen. Im Augusthefte des Anzeigers vom Jahre 1868 habe ich versucht, die Römerspuren im Osnabrück'schen zu verfolgen, und dabei hervorgehoben, dafs wol nirgends römische Münzen, welche das Zeitalter des Augustus nicht überschreiten, in solcher Anzahl gefunden worden sind und noch immer gefunden werden, als im Amte Vörden in der Nähe des Gutes Barenau. Neuerdings ist dort wieder eine römische Silbermünze, Denar, gefunden worden. Avers : Jugendlicher behelmter Kopf. Marcus POPLICIus LEGatur PROPRaetore Revers : Ein Krieger, auf dem Vordertheil eines Schiffes stehend, empfängt von einer weiblichen Figur mit zwei Lanzen einen Palmzweig. CNejus MAGNUS IMPerator. Der De- nar ist dem Cnejus Pompejus zuzuschreiben und stellt denselben dar, wie er nach der Schlacht bei Thapsus in Spanien an's Land steigt und von der Schutzgöttin des Landes , Hispania, empfangen wird, welche ihm einen Palmzweig darreicht. Diese Münze ist in die Münzsammlung des Rathsgymnasiums zu Osnabrück überge- gangen.

Durchblättert man nun die ganze reichhaltige Literatur über die vermuthlichen Züge und Schlachtfelder des Varus und Ger- manicus, so mufs auffallen, dafs den scharfsinnigsten Combinationen nirgends ein namenswerther Fund von römischen Münzen zur Hülfe kommt. Clostermeier in seinem Werke : Wo Hermann den Varus schlug, kann nur zwei römische Münzen, eine silberne und eine kupferne, die in der Nähe des Winfeldes gefunden wor- den sind, und welche er selbst gesehen hat, namhaft machen. Auch die verschiedenfach versuchten Localisierungen des Schlacht- feldes Idisiavisus sind durch keine irgendwie nennenswerthen Funde weder ober- noch unterhalb der Weserscharte unterstützt worden. Um so auffallender mufs es sein, dafs gerade da, wo man kein Schlachtfeld sucht, eine solche Masse von Römermünzen, welche auf die Zeit der römischen Feldzüge unter Augustus hinweisen, schon zu J. Möser's Zeiten wurden 130 solcher, die in der Nähe von Barenau gefunden worden waren, hier aufbewahrt aufgehoben worden ist und immer noch aufgehoben wird. Wenn es mir nun auch nicht einfällt, zu den vielen Hypothesen über die Lage der Schlachtfelder und die Richtung der Römerzüge eine neue hinzuzufügen, so möchte ich dennoch immer wieder darauf hinweisen, dal's die Ansicht, welche auch Dr. Bömers : Campus Idi- siavisus vertritt, Germanicus habe auf seinem Zuge nach der We- ser den südlichen Theil des Fürstenthums Osnabrück berührt, sehr viel für sich hat. Bömers lälst Germanicus bei Lingen eine Brücke über die Ems schlagen, um auf das rechte Ufer überzu- setzen, dann auf die Hase zu marschieren, am linken Ufer dersel- ben zwischen dem Grofsen Moor (Kalkrieser und Venner Moor, woran Barenau liegt) und den Osnabrück'schen Waldungen hin- durch an die Hunte gelangen , letztere bei Bohmte überschreiten und dann den Weg über Lübbecke, immer den Westsuntel zur Rechten, nach der Weser ziehen und ihn so den Eintritt in die aus früheren Erfahrungen gefürchteten waldigen Berge vermeiden. Allerdings wird von anderer Seite, von J. G. Kohl und H. Guthe, die neuentdeckten pontes longi in der Tinner Dose im Amte Hümmling, Lathen gegenüber, als Fortsetzung der pontes longi zwischen Valte und Terapel, und die, welche das Moor nördlich vom Dümmer durchlängen, zu Hülfe nehmend, der Weg des Ger-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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manicus durch den Hümmling über Cloppenburg, durch die Gar- ther Heide nach Biihren und von da auf dem alten Folkwege nach der Weser gesucht, eine Abzweigung aber dennoch über Veohte in die pontes longi nördlich vom Dümmer angenommen, wo denn dieser Weg auf den von Bömers angegebenen , über Lübbecke führenden einmündet. Nebenbei murs auch die Bedeutung der Namen Damme und Verden , welche Ortschaften zwischen diesen Linien liegen , in's Gewicht fallen. Hertzberg : Feldzüge der Rö- mer in Deutschland , gebraucht wiederholt den Ausdruck Damm- chaussee, wenn er von den Knüppeldämmen und Aufschüttungen des Domitius spricht, und Vörden sind nach J. Moser Wege, die zuerst mit Holz belegt gewesen. Jedenfalls gewinnt durch die bedeutenden Funde römischer Münzen, welche im Amte Vörden an der Südseite des Grol'sen Moores gemacht worden sind, die Ansicht, dafs das Schlachtfeld Idisiavisus unterhalb der Weser- schanze zu suchen sei, an Boden.

Eine andere römische Münze, eine Goldmünze des Kaisers Theodosius I., von Cohen mit Nr. 19 bezeichnet, ist im vorigen Jahr in der Nähe von Wittlage an der alten Heerstrasse, welche von Osnabrück nach Minden führt, gefunden worden. Da sie aber für die oben verfolgten Zwecke keinen Anhaltspunkt gibt, so ist der Fundort von keiner Wichtigkeit.

Lintorf. Dr. Hermann Hartmann.

34) Im vergangenen Jahre sind im Hanno ver'schen ver- schiedene werthvolle Funde von Alterthümern gemacht, welche fast ausnahmslos dem Provinzial- Museum überwiesen wur- den. Den bedeutensten Fund ergab der von Dr. Hoffmann in Celle ausgebeutete Friedhof bei Darzau an der Elbe, Amts Dan- nenberg. Von den zahlreichen Urnen, zum Theil von glänzend schwarzem Thon mit Mäander-Ornament, welches damit in hiesiger Provinz zum ersten Male vorgekommen, wurden etwa 60 Stück erhalten. Aul'serdem sind verschiedene Bronzespangen, zum Theil mit Silber, ferner Silberspangen, Emailspangen und Eisenspan- gen, ein Berloque von Silber, ein dergl. mit Filigran von Gold, Armbänder von Silber, von Silberdraht und von Bronze und son- stige kleinere Schmucksachen und Geräthe vorgefunden worden. Der Fund umfal'st gegen 1180 Gegenstände, welche dadurch meist be- merklich sind, dafs sie in Technik und Ornament entschieden rö- mischen Einflufs nachweisen. Ferner sind aufgefunden in der Nähe von Terheide bei Esens zwei kleine Gefäfse von Gold und zwei Urnen; in der Nähe von Quekhorn bei Ottersberg Theile eines Gürtelbeschlages von Bronze und ein Bronzemosser von sel- tener Form; in der Nähe von Leer ein römischer Feldkessel von Bronze, der aber beim Herausheben zerbrochen ist; in der Nähe von Wustrow bei Rebenstorff zahlreiche Urnen und Kleiderhaf- ten von Bronze und Silber; am Gallherge bei Hildesheim eine Bronzemünze, die Faustina junior ; in einem Grabhügel bei Bre- selenz, Amts Dannenberg, ein Sporn von Bronze mit sehr kurzem Stachel und in Barnstorf bei Diepholz mehrere Münzen aus dem Mittelalter, welche in den Besitz verschiedener Privatpersonen über- gegangen sind.

Osnabrück. Pastor J. Lodtmann.

35) Vom 15. bis 20. April fanden im kleinen Brauns-Hain bei Hohenkirchen, unweit Pölzig im Altenburgischen , gröfsere Ausgrabungen von Hünengräbern statt. Dieselben wurden im Auftrag des preufsischen Ministeriums durch den Professor

Dr. Klopfleisch in Jena ausgeführt. Der Cantor Hugo Thärmann in Hohenkirchen hatte dieselben, 16 an der Zahl, entdeckt, und nachdem er an umwohnende Alterthumsforscher in Gera und Altenburg kleinere Versuchsstationen zur Eröffnung abgegeben und sich ein vollstrndigeres Urtheil über die Wichtigkeit des Fundes verschafft, dem Ministerium Anzeige von diesem Funde auf preufsischem Gebiete gemacht. Zunächst wurden passende Hü- gel ausgewählt und dieselben in Kreisform ausgearbeitet. Es wurde ein 4' breiter Graben unweit der Peripherie eingeschlagen. Bei 2' Tiefe trafen die Arbeiter auf eine dicke Kohlenschicht, Asche und gebrannten Lehm, so dafs die Verbrennung von Holz constatiert wurde. Bald kamen Steinmeifsel zum Vorschein. Die- selben sind flachbehauen, wie Holzkeile aussehend, aus Grünstein, resp. Serpentin, manchmal sogar aus Achat oder Feuerstein bear- beitet. Es fanden sich 10 Stück vor. Aul'ser diesen Steinmeilseln fand man Messer aus Feuerstein. Es mögen gegen 30 Stück ge- funden sein. Ferner fanden sich Reibsteine vor. Dieselben glei- chen einem Backstein, sind aus buntem Sandstein und haben auf der einen Seite eine muldenförmige Vertiefung. Es fanden sich ca. 5 6 Stück vor. Das Hauptinteresse boten die Urnen dar. Dieselben waren nicht durch Steine geschützt, sondern lagen von der Erde umschlossen, zum Theil arg zerdrückt. Sie waren oval, mit Henkeln und zum Theil mit 4 Füfsen versehen. Die Verzie- rungen waren wie mit einem Rädchen mit 2 Drückern gemacht und glichen dem Eindruck eines Bindfadens. Die Fom der Urnen ist sehr verschieden. Einige sehen wie eine Schüssel, an- dere wie ein Bierseidel, andere wie ein Vase aus. Sie waren roh gearbeitet, schwach gebrannt und bestanden aus Gementthon und sandigem Lehm. (Sachs. Prov.-Ztg., N. 95.)

36) Während (so schreibt man aus Regensburg unterm 8. Mai) beim Eisenbahnbau fortwährend Urnen, Lämpchen etc. auf dem römischen Leichenfelde ausgegraben werden, hat man vor einigen Tagen bei Gelegenheit der Legung des Fundamentes zur südlichen Mauer des Karmeliterbrauhauses, welches nach dieser Seite hin erweitert wird, die Unterbauten des östlichen Thores der alten Römerstadt, der Porta Orientalis, in ihren mächtigen Quadern blofsgelegt. Auch fand man die das Castrum umgebende Mauer und die mit Mörtel äbergufs bedeckte Röraerstralse. Lei- der kann diesen Nachgrabungen nicht weiter Folge gegeben wer- den. (Augsb. Postztg., N. 111.)

37) In den jüngsten Tagen (Ausgang Aprils) erlebten die Alterthumsfreunde Regensburgs eine besondere Freude, da, wie früher Stücke der alten Römermauer, so diesmal der Grund- bau des östlichen Thores der urbs quatlrata zum Vorschein kam. Die mächtigen Quader liegen so dicht gefügt neben und auf ein- ander, dafs sie aller Wahrscheinlichkeit nach trotz des Wechsels, der neben und auf ihnen im Laufe vieler Jahrhunderte vor sich gegangen ist, nie aus ihrer ursprünglichen Lage gerückt worden sind. Der Fundort liegt nämlich ganz in der Nähe des Platzes, wo das ehemalige St. Klarakloster mit der im Jahre 1809 bei der Beschiefsung der Stadt zu Grunde gegangenen Kirche, die ohne Zweifel auch einen Theil ihrer Fundamente auf die Römermauer aufgebaut hatte, stand. Das Grundstück, auf welchem sich die jetzt in ihrem Unterbau blofsgelegte forla principalis befindet, ge- hört zu dem jetzigen Karmeliterbrauhaus.

(Korr. V. u. f. D., Nr. 232.)

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38) Am 18. April wurde auf dem römischen Leichenfelde ne- ben der Herbst'schen Ziegelei {Regensburg) ein Steinsarg aus- gegraben, der auf ein christliches Begräbnifs, wie es zur Zeit Constantin's des Grofsen und seiner Söhne im Gebrauche war, hindeutet. Ein Kreuz mit der Fahne ist auf demselben an- gebracht anstatt des heidnischen D. M. (diis manibus). Das Denk- mal enthält folgende, gut lesbare Inschrift: C. L. RETICVS. VET. EX. LEG. III. ITAL. AVR. LVCINAE. QVONDAM. CONIVGI. CARISSIMAE. VIXIT. AN. XXXV. ET VRSTONI. FILIO. VIX. AN. XII. ET. REGVLAE. FILIAE. VIX. AN. V. ET. LVCIAE. FILIAE. F. VIX. AN. 111. C. (Augsb. Postz., Nr. 99.)

39) Eine 150 Meter lange und VU Meter breite Pfahlbrücke ist von einem Colonisten zu Wrismerhamrich, Amts Aurich, beim Torfgraben gefunden worden. Die Beilhiebe an den Pfählen 6ind noch sichtbar. Für das hohe Alter der Brücke zeugt, dafs

sich dieselbe unter einer etwa sechs Fufs mächtigen Torflage fand. (111. Ztg., Nr. 1558.)

40) Im Arbogawald in Westermannland (Schweden) hat man einen alten Grenzstein mit einer in Runenzeichen eingehaueuen Inschrift gefunden. Da dieselbe ein Spruch aus Gustav Wasa's Bibel ist : „Siehe, dieser Stein soll sein ein Zei- chen zwischen uns," so mul's man schliefsen, dafs Runenschrift noch Mitte des 16. Jahrh. dann und wann gebraucht wurde.

(Dies., Nr. 1556.)

41) Von dem Remb randt'sch en „Hundertgulden- blatt" hat C. Flameny einen neuen Stich vollendet, der von Levy in Paris für den Preis von 200 fl. (Abzug vor der Schrift) und 100 fl. zu beziehen ist. Derselbe Künstler hat zu dem im gleichen Verlag erschienenen Werk Blanc's „L'Oeuvre complet de Rem- brand" 75 vortreffliche Kupferstiche angefertigt. (Das.)

Mittheilungen.

Anfrage. In Fehraltorf (Cant. Zürich) und der Umgebung besteht unter den Bauern der Gebrauch, dafs, wenn sie Grund- stücke theilen und sich nicht sofort verständigen können, sie ab- reden, sie wollen „runen." Alsdann theilen sie das Grundstück in so viele Theile, als Theilha'jer sind, bezeichnen jeden Theil mit einem Buchstaben, und jeder wählt sich nun einen Buchstaben, Treffen sie zusammen in der Wahl, so ist damit bewiesen, dafs die Theile nicht gleich grols sind, und die Grenze wird genauer ge- zogen. So fahren sie fort, bis die Wahl verschiedene Buchstaben trifft, als womit der Beweis geleistet ist, dafs gleich getheilt wurde.

Aus welchem Wortstamme läfst sich dieses runen erklären? Oberlin hat ein runen = judicare, und Zarncke (mittelhoohd. Wbch. II, 794) führt eine Stelle aus Servatius 3493 an, die hierauf einiges Licht werfen könnte; aber volles Licht doch nicht.

Basel. J. Schnell.

Unzweifelhaft ist dieses schweizerische runen kein anderes Wort als das noch im neuhochd. raunen (heimlich sagen) fort- lebende mittelhochd. Verbum rünen, althochd. rünön, rünen (heim- lich sprechen, sich heimlich berathen ; Graff II, 526. Benecke- MüUer II, 793. Schmeller IP, 106 f), das in seiner ursprünglichen Bedeutung noch mit dem Substantiv diu rüne (ahd. rüna, goth. rüna, altnord. rün), Geheimnil's, Geflüster, geheime Berathung, und der daraus entwickelten eines geheiranilsvoUen, auf ein Stäbchen (Runenstab) eingeschnittenen Schriftzeichens zusammenhängt. Eben- so weist auch der damit benannte, in obiger Anfrage beschriebene Brauch deutlich auf jene urgermanische Sitte des Loosens vermit- telst Runenstäbchen und der später aus diesen entstandenen Haus- marken zurück, wie ja dieselbe in Skandinavien und hie und da im nördlichen Deutschland auch heute noch fortlebt. Vergl. Ho- meyer's Abhandlung : über das germanische Loosen (1854) und den Nachtrag dazu: die Loosstäbehen ;1858); auch v. Liliencron und Müllenhoff : zur Runenlehre (1852) und neuerdin^'S Höfer's Mit- theilung über „Marken und Lose" in der Germania XVIII, S. 8 f.

In dem Erscheinen dieser mit dem uralten Namen verbunde- nen Sitte auf schweizerischem Boden liefse sich ein neues Zeujrnifs

für die auch sonst, namentlich durch die Sage, unterstützte An- nahme einer frühen Einwanderung vom hohen Norden her in die- ses Alpenland erkennen.

Für das ältere Vorkommen eines schweizerischen rünen (rau- nen) in der verwandten Bedeutung des geheimen Abstimmens und Wählens wäre folgende schon öfter citierte Stelle aus Wurstisen's Baseler Chronik (beim Jahr 1460) über die Wahl eines Rectors der Universität anzuziehen : „Diese sechs Kieser name der Rector (bei der Wahl seines Nachfolgers im Amte) durch den Notarium in Eydtspflichte, giengeu darnach in ein besonder Gemach, da jhe einer auff des andern abtritt durch die raun ihre Stimmen ga- ben." Stalder (Schweiz. Idiotikon II, 264), der diese Worte nach Frisch (II, 93b) und Scherz-Oberlin (p. 1271) anführt, erklärt die Raune als das Stimmgeben in das Ohr einer beeidigten Magi- stratsperson", wie letzere durch „submissa vox ad aurem alicujus", entsprechend dem ahd. rüna, mittelhochd. rüne. Ebenso finde ich in einem handschriftlichen schweizerischen Idiotikon aus dem 17. Jahrh. (in meinem Besitze) den Eintrag „Runa: erwehlen durch die Runa a runen susurrare, runa mysterium" etc. Doch dürfte man bei dem Ausdrucke „durch die Rüne" wohl auch an den frü- heren Gebrauch von Runenstäbchen oder der späteren Hausmar- ken denken, aus welchem ich ebenfalls die Worte des Lischauers, eines österreichischen Dichters des 13. Jahrh. (v. d. Hagen's Min- nes. II, 3S6a, 2): „Durch den stap rünet man verholn", erklären möchte. Dr. Fromraann.

Anfrage. Auf dem Frankfurter Wahltage 1486 erschien in Begleitung des Erzherzogs Maximilian u. a. (neben dem Bischof von Cambray) der Bischof von Siebeneich (Sibeneich, Sibeneck, ep. Sibinicensis). Den Namen, welcher bei der Uebereinstimmung aller Handschriften und alten Drucke nicht wol corrumpiert sein kann, haben nicht blos die älteren Herausgeber der Reichstags- acten , sondern auch neuerdings wieder Job. Janssen, Frankfurts Reichscorrespondenz II, 418 unerklärt gelassen. Ich weifs eben- falls keine Deutung zu finden und wäre jedem Fachgenossen, der eine solche kennt, für deren gefällige Mittheilung zu Dank ver- pflichtet.

Freiburg i. Br. Professor Dr. v. Kern.

Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. F rem mann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Gedruckt bei U. E. Sebald in Nürnberg.

Iffürnbers;. Das Abonnement dea Blat- tes, welches alle Monate erscheint, wird ganzjähriR augenommen und beträgt nach der neuesten Postconveution bei allen Post- Ämtorn und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreichs 3 Ü. 30 kr. im 24 fl.-Fufs oder 2 Tldr. preufs.

Für Frankreich abonniert man in Paria bei der deutachen Buchhandlung von F. Klincksieck, Nr. 11 rue de Lille; für

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Nene Folge.

England bei WilliamB A Norgate, 14 Hen- netta-Street Covent - Garden in London ; für Nord- Amtrika bei den Poatümtern Bre- men und Hamburg.

Alle für das german. Museum be> ßtimmteu Sendungen auf dem Wege doa Buchhandels werden durch den Commig- eionär der literar. - artiat. Anstalt des Mu- seums, F.A. BrockhauB in Leipzig, be- fördert.

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Zwanzigster Jahrgang.

ORGAN DES GEUIHANISCHEN MUSEUMS.

1873.

JW 6.

Juni.

Wissenschaftliclie Mttheilunsen.

Wiener Stadtrecht.

Die Bibliothek des germanischen Museums besitzt unter Nr. 28,909 eine Papierhandschrift, welche in ähnlicher Weise, •wie die von H. Siegel beschriebenen „zwei Eechtshandschrif- ten des Wiener Stadtarchives" (Wien, 1858. 8".) und der in V. Hasenöhrl's „Oesterreichischem Landesrecht" (Wien, 1867. 8".), S. 8 12 nach seinem Inhalte genau geschilderte Codex der Wiener Hofbibliothek, eine Verbindung des Schwabenspie- gels mit wiener -stadtrechtlichen und österreichisch -landrecht- lichen Quellen enthält. Als rechtshistorisch beachtenswerth möge dieselbe hier einer kurzen Betrachtung unterzogen wer- den, und sollen hiebei die drei erwähnten Wiener Manuscripte mit der Bezeichnung A, B, C in Vergleichung kommen.

Die, leider! an zwei Stellen defecte Museums -Handschrift, in geprefstes braunes Leder gebunden und mit Messingbeschlä- gen und Schliefsen versehen, begreift 201 ungezählte beschrie- bene, sowie am Anfange 6 und am Ende 7 leere Blätter star- ken, weifsen, mit dem Wasserzeichen einer von einem Cirkel umgebenen Wage und eines darüber schwebenden Sterns (gleich A) signierten Papiers in Mittel-Folio. Die von einer und der- selben Hand herrührende, durchaus gleichmäfsige Schrift stellt sich als eine in Cursiv übergehende Minuskel dar und zeigt zahlreiche, leicht lösliche Abkürzungen. Die Ueberschriften sind roth, die Initialen der einzelnen Abschnitte und Kapitel sauber und zierlich mit verschiedenen Farben gemalt. Da sich Urkunden aus den Jahren 1457 und 1458 als Belege der ein- gerückten Appellations-Ordnung in dem Codex finden, so kann

die Entstehung desselben nicht früher als in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts gesetzt werden. Als früheren Eigenthü- mer desselben bezeichnet eine, auf dem am Schlüsse eingekleb- ten, mit lateinischen Versen beschriebenen Pergamentblatte be- findliche Notiz mit der beigefügten Jahrzahl 1610 den „Edlen viid vefsten Herrn Wolfif Prämer Burger, des Innern Statt Kaths vnd Handismann in Wienn".

Der Codex beginnt mit zwei Registern, einem zu dem „kai- serlichen Recht" mit 457 Kapiteln (Bl. 1 9) und einem zu den „Stat Rechten zu Wienn", die Kapitel von 458 813 fort- zählend (Bl. 10— 18 a).

Hierauf folgt das Landrecht des Schwabenspie- gels, wovon jedoch der Anfang fehlt, so dafs die Hdschr. erst im Kap. 3 mit den Worten : „ist dem Babst geseczt, zebe- schaid'' zeit ze Richtn (1. Ritn) auf aim plannkchii pherd" etc. anhebt. Es schliefst sich nun der in den Codex aufge- genomraene Schwabenspiegels -Text zu 456 Kapiteln in deren Reihenfolge ziemlich genau der durch v. Lafsberg edierten Form an, nur dafs nicht selten aus einem einzigen Kapitel der letzteren im Museums- Codex mehrere gemacht wurden und umgekehrt. Auch begegnen hier zahlreiche Satzverkürzungen, sowie selbst einige Kapitel des v. Lafsberg'schen Textes völlig weggelassen worden sind. Angehängt erscheint, wie in A, B, C, die „saczung des lanndfrids von dem Romischen kuuig Ru- dolffii zu Wirtrpurg in dem Concilio aufgesaczt" von 1287 (Mon. Germ. bist. Legum T. I, p. 448) in deutscher Uebertragung.

Den zweiten Haupttheil des Museums-Codex bildet aber

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die Sammlung österreichischer und insbesondere Wie- ner Rechtsquellen. Sie enthält folgende Stücke:

1) Das jetzt sog. Wiener Weichbildrecht (A, B, C), gewöhnlich in das Jahr 1435 verlegt, in jüngster Zeit aber für eine Privatarbeit aus der Mitte oder mindestens dem Ende des 14. Jahrh. erklärt (G. Sandhaas, zur Gesch. des Wiener Weichbildrechtes, 1863, S. 12, 13). Es beginnt, da wieder im Codex das Anfangsblatt mangelt, welches die Artikel 1 3 (458—60) umfafste, mit Art. 4 (461) : „Von den Rechten der vorsprechen zu Wienn" und schliefst mit Art. 155 (612) : „Wer kamergut auf aifi Wechsel fürt vnd des beraubt wirt." Der Text stimmt im Ganzen mit dem bei Rauch, Rer. Austr. Scriptt. T. III, p. 144 248 gedruckten, weniger mit dem von Fr. Stark, das Wiener Weichbildrecht, 1861, S. 5—10, 15—22 beschriebenen und auszüglich mitgetheilten, soweit hier eine Vergleichung möglich ist, überein.

2) In den Artikeln 613 700 „ain Bestellung von herczog Albrechtfi (II.) vber die Rechten der Stat Wienn" von 1340 (Ä, B, C), gedruckt bei Rauch 1. c. p. 37—60. Vgl. Bischoff, Oesterreich. Stadtrechte u. Privilegien, S. 195—99.

3) Im Art. 701 „ain Hanntvefst vber Erbrecht zu Wien auch nach dem lanndesrechtü ze Osterreich," d. i. die Satzung Herzog Albrecht's III. und des Rathes über die Erbfolge von 1381 (C), gedruckt bei Rauch 1. c. p. 256—58.

4) In den Artikeln 702 7 sechs Rathsschlüsse, nämlich: a) über Heirasteuer von 1351, b) über Sonntagsknechte von 1353, c) „von dem Stand des Glaswerchs" von 1354, d) „von dem stannd des Wachs" von 1360, e) „von dem stand der Tuchberaitter vnd der Lodwurcher" von 1357 und f) „das kain Burger oder Burgerinn dem andern sein diener oder die- neriü vber seinen willen aufenthalden sei" von 1356 (sämmtlich auch in G; dagegen in A nur a, b, f, e und in B nur b f). Gedruckt findet man a, b, e, f bei Rauch 1. c. p. 72, 77, 82, 81, sowie c, d in v. Hormayr's Wien, seine Geschicke und Denkwürdigkeiten, Abthl. I, Bd. V, Urkk. Nr. 162, 63, S. CXLlIf. ; a allein auch bei Bisch off a. a. 0. S. 199.

5) In den Artikeln 708—43 „ain bestettung von herczog Albrechtn (I.) vber die alten Rechtn der Stat Wienn" v. 1296 (A, C), gedruckt, jedoch ohne Zerlegung in Artikel mit Rubri- ken, bei de Senkenberg, Visiones p. 283 sq. und v. Hor- mayr a. a. 0. Bd. II, Urk. Nr. 55, S. XL— XLIX. Vgl. Bi- schoff a. a. 0. S. 194.

6) In den Artikeln 744 52 „ain hanntvefst von kaiser Fridreichfi das er die Stat in des Reichs gewalt nymbt" (A, B, C), Verdeutschung des Privilegs Kaiser Friedrich's IL v. 1237 (wiederholt 1247), gedruckt bei v. Hormayr a. a. 0. Bd. II, Urk. Nr. 50, S. XXX f. Ueber die Abdrücke des la- teinischen Urtextes s. Bischoff a. a. 0., S. 174, 176.

7) In den Artikeln 753—85 „ain hanntvefst das Wienn ain Eeichstat ist" (A, 0), d. i. eine deutsche Ucbersetzung des von 0. Lorenz (Ueber die beiden Wiener Stadtrecbtsprivilegien K. Rudolfs I., Wien, 1864. 8».) als „Rechtsentwurf" zur Vor-

lage bei Herzog Albrecht bezeichneten sog. Rudolfinnm b, ge- druckt bei Rauch 1. c. p. 3 14.

8) In Art. 786 eine, vermuthlich auf einem Rathsschlüsse beruhende Satzung „welich vngesessen lewt haissent vnd wie offt man da fürbietn sol" (C) nebst einigen kurzen uurubri- zierten, zum Theil strafrechtlichen Sätzen in Art. 787.

9) Im Art. 788 „das ist von Purckrecht" (A; „von purk- recht vnd gruntrecht", B : „von Gruut Recht", C : „das ist gruntrecht"), ein Auszug aus einer Verordnung Herzog Ru- dolfs IV, von 1360, gedruckt bei v. Hormayr, a.a.O. Bd. V, Urk. Nr. 142, S. XXXIV. Vgl., Bischoff a. a. 0., S. 200.

10) Im Art. 789 die Handfeste Herzog Friedrich's I. „vber der kauflewt Recht vnd Ir^ wag" von 1312 (A, C, vielleicht auch B), in der späteren Confirmation Herzog Albrecht's III. von 1375, gedruckt bei Rauch 1. c. p. 121 sq.

11) Im Art. 790 die Handfeste der Herzoge Albrecht IIL und Leopold III. „vber die gewöndlich Strafs der kauflewt" von 1369 (A, B, C), gedruckt bei Rauch 1. c. p. 110, 111.

12) Im Art. 791 die Handfeste Herzog Rudolfs IV. „von purkchrecht abczulösen" von 1360 im Auszuge (A, B, C), voll- ständig bei Rauch 1. c. p. 86 90.

13) Im Art. 792 u. d. T. „ain Gemechtbrief von dem kaiser vnd dem kunig zu Behem ains tails vnd den von Oster- reich des andern vmb lannde" (B : „Tayll priff der lannd", C), die Erbverbrüderung zwischen Kaiser Karl IV., Wenzel und Johann auf der einen und den Herzogen Rudolf IV., Albrecht IIL, Leopold IIL, sowie der Herzogin Margaretlia Maultasch auf der anderen Seite vom J. 1364. Vgl. Lichnowsky, Gesch. des Hauses Habsburg, Tbl. III (Regesten), S. DCXXVIII, Nr. 549.

14) Im Art. 793 die Handfeste der Herzoge Albrecht IIL und Leopold III. „von der Tauern zu Wienn" von 1360 aus- zugsweise (A,B,C), ganz gedruckt bei Rauch l.c.j). 113 15.

15) Im Art. 794 die Handfeste des Grafen Albrecht von Habsburg als Verwesers der österreichischen Lande über die „Niderleg der kauflewt zu Wienn" vom Mai 1281 (A, B, ,0), gedruckt bei v. Hormayr a. a. 0. Bd. V, Urk. Nr. 133, S. XIV f.

16) Im Art. 795 „von frömbden Weinn" das Weinhan- dels-Privileg Herzog Albrecht's III. von 1369 (A, B, C), wel- ches Rauch 1. c. p. 111 13 vollständig mittlieilt.

17) Im Art. 796 das Ungeld's Privileg Herzog Rudolf s IV. von 1359 (A, B, C), gedruckt bei Fr. Kurz, Oesterreich un- ter Rudolph dem Vierten (1821), S. 321 f.

18) Im Art. 797 „von der Fuetrer Recht" (A, B, C) einen Extract der Handfeste Albrecht's III. und Lcopold's III. von 1308 bei Rauch I. c. p. 105 sq.

19) Im Art. 798 „ain Hanntvefst das all ainigung vnd ge- sellschafft vnd auch ir Aufsetz So sy vnder In gemacht haben ab suUen sein vnd von den vleischakchern die Recht", Ver- ordnung Herzog Rudolfs IV. vom Aug. 1364, gedruckt bei V. Hormayr a. a. 0. Bd., V Urk. Nr. 145, S. XLII f.

20) Im Art. 799 „ain Hanntvefst vber die Rechtn in der

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Schefstrassen" (B, C), d. i. Satzung Herzog Albrecht's III. für die seiner Gemahlin Beatrix von Nürnberg gericLts- und dienst- hörigen „Amman Burger vnd lewt gemainlichen gesessen in der Schefstrafs vnd ze Erdpurgk" (jetzt einer der "Wiener Vor- städte), gedruckt bei de Senkenberg, Selecta T. IV, p. 454 sq.

21) Im Art. 800 Satzungen „von den vnderkewffehl" (A, C) , entnommen aus der Handfeste Herzog Friedrich's IL von 1348, bei Rauch 1. c. p. 68—70.

22) In dem Art. 801 eine umfassende Verordnung „von Heyratt" sammt „arbor consangwinitatis" (Art. 802) und Aus- legung dazu (Art. 803), sowie „ain Notabile in Erbschaft vnd ist ain Exempel von drein Brüdern" in Artt. 804, 805. Die Stücke 801 (gedruckt bei Rauch 1. c. p. 248—56), 802 und 803 finden sich auch in C.

23) Im Art. 806 u. d. T. „Bestettbrief vber Hawsgenos- schafft" das Münzer-Privileg Herzog Rudolff's IV. von 1362 in seiner Confirmation durch Herzog Albrecht III. vom J. 1368 (A, B, C), gedruckt bei Rauch 1. c. p. 102—5.

24) In dem Art. 807 Satzungen „von dem wegen des prats" und „von holcz vnd flössen" (1359), sowie Bäckerord- nung des Raths von 1392. Sie stehen sämmtlich in C, die Brodwag -Raitung und die Bestimmungen Herzog Rudolfs IV. über Holz und Flöfse von 1359 (vollständig gedruckt bei Rauch 1. c. p. 85 sq.) auch in B., die letzteren allein in A.

25) In einem unrichtig mit 809 numerierten Artikel, über- schrieben „Nota des Gerichts zuuall" (A, C) ein kurzes Ver- zeichnifs von Gerichtsgefällen.

Den dritten Haupttheil des Museums- Codex macht, wie dies auch bei C der Fall ist, das sog. österreichische Landesrecht („des lanndes Rechtfi in Österreich") aus, und zwar in einer Form, welche der Fassung des von Hasenöhrl, a. a. 0., S. 263 f. veröflFentlichten Wiener Codex sehr nahe kommt. Es ist unter dem einzigen Art. 808 aufgenommen und füllt 8 Blätter. Der Text hat keine Kapitelabtheilung. An- gehängt sind, ebenfalls wie in C, in den Artikeln 809 10 die dem J. 1412 angehörigen Ordnungen „der vafsczieher" und „von der Mawrer vnd Zimerlewt taglon", letztere vollständig gedruckt bei v. Hormayr a. a. 0., Bd. V, Urk. Nr. 153, S. CXVIIf.), sowie im Art. 811 Bestimmungen „von den leg- rem vnd gesstn die zu Wien handelii."

Endlich den Schlufs der Museums-Handschrift bilden zwei gröfsere Aufsätze, nämlich :

a) „Nota wie man mit Appellacion handln sol vor kay°. kamergricht" (Art. 812) in 22 kurzen, ungezähl- ten §§. mit 3 inserierten Geriehtsbriefen Kaiser Friedrich's III. von 1457 und 1458, im Ganzen drei Blätter füllend;

b) „Ordniig die man haldet so man aifi kunig gesegent vnd krönet etc." (Art. 813), 2V4Blätter füllend, 23 §§. ohne Numerierung begreifend.

Beide Aufsätze fehlen in den drei verglichenen Wiener Manuscripten und scheinen auch noch ungedruckt zu sein. Auf einem Blatte des Museums-Codex werden dann noch

einige seltsame Notizen über Orakelfragen und Wassersegen angetroffen.

Das Gesammtresultat der Vcrgleichung desselben mit den Handschriften A, B, C kann nun schliefslich dahin zusammen- gefafst werden, dafs der erstere in der Zahl der aufgenomme- nen Stücke und in der Aufeinanderfolge derselben mit dem jeden- falls älteren C fast durchgehends harmoniert, wogegen die Co- dices A, B zwar ebenfalls die im Museums-Codex enthaltenen Bestandtheile zum gröTseren Theile enthalten, aber in einer vielfach abweichenden Ordnung.

Erlangen. Prof. Dr. Gengier.

Der Lübecker Todtentanz vor seiner Erneuerung im Jahre 1701.

Durch die in der Beilage zu Nr. 5 des Anzeigers f. K. d. d. V. enthaltene Besprechung meiner Ausgabe des Lübecker Todtentanzes fühle ich mich veranlafst, folgende, auf neuerer Untersuchung beruhende Ergänzung und Berichtigung zu geben.

Angeregt durch eine Vertheidigung meiner Auffassung des alten, niedersächsischen Textes gegen die jüngste Schrift des Dr. Herm. Baethcke : Der Lübecker Todtentanz, Berl. 1873 (Gott. Gel. Anz. Nr. 19), und besonders aufgefordert durch eine Frage des bewährten Kenners der Todtentänze, Professors Mafs- mann (Spen. Zeitg. Nr. 148), ob nicht unter der heutigen Leine- wand noch Spuren eines alten Wandgemäldes zu finden seien, habe ich die Wände der Kapelle untersuchen lassen. Folgen- des ist das Resultat.

Der jetzige Todtentanz, nach meiner früheren Beweisfüh- rung 1701 neu auf die Leiuewand copiert, ist auf grofse Holz- rahmen gespannt. Hinter demselben ist die Wand mit unab- gehobelten Föhrenbrettern verschalt, welche, horizontal auf ein- ander gefügt, mit leichter Schrägung so gegen die Mauer hin abfallen, dafs der hinter dem Gemälde sich sammelnde Staub und Schmutz, ohne dem Bilde zu schaden, zwischen den Bret- tern und der Mauer hinabgleitet. Biegt man die Bretter aus- einander, so kommen die unabgeputzten und ungefugten Steine des Mauerwerks zu Gesichte, welche den unahweislichen Be- leg liefern, dafs hier nie auch nur das Geringste von Malerei auf der Wand gewesen sein kann.

Damit war also Mafsmann's Frage nach einem Frescoge- mälde erledigt. Aber auch meine bisherige Annahme, dafs das Bild vor 1701 auf Holz gemalt gewesen sei, hat sich nicht stichhaltig erwiesen. Ich fand nämlich unter der von oben her das Bild in seinem ganzen Umlauf begrenzenden wulstarti- gen Holzkröiiung alte Leinwandreste hervorragend, welche na- mentlich an der Westseite ununterbrochen fortlaufen, Farben- spuren tragen und den deutlichen Beweis liefern, dafs das vo- rige Leinewandbild herausgeschnitten ist, um es zu entfernen, und wol auch um vom Maler bequemer copiert werden za können. Dafs man die Reste hat sitzen lassen, erklärt sich

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daraas, dafs unter der ziemlich plumpen modernen Krönung die alte geschmackvollere, mindestens zum Theil, geblieben ist, welche, wie ich es 1866 vermuthete, nicht bauchig gegen die Kapelle auslagert, sondern als Hohlkehlung vertieft ist, nach der Weise von Bilderrahraen des 16. Jahrhunderts, und wahr- scheinlich mit einer gothischen Verzierung abschlofs, zu deren Behuf sich oben an der Kehle noch eine Leiste aufgenagelt fin- det. In der Kehlung sind blaue Farbenspuren, und in be- stimmten Entfernungen ganz ungleich ausgeschnittene vergol- dete sechseckige Papier sterne daraufgesetzt, denen durch eine kleine, hineingedrückte Masse die nöthige Befestigung und in der Mitte die erforderliche plastische Erhöhung gegeben ist. Führte nun diese Entdeckung einerseits zu dem bestimm- ten Zeugnifs, dafs auch vor 1701 der Todtentanz auf Leinewand gemalt war, so enthielt sie anderseits den deutlichen Hinweis auf die Worte, mit denen in denen Wochenbüchern der Kirche der Eestauration von 1588 gedacht ist:

Ao. 1588 in der 10. weken na Mychaelis uthgegeven : Item erstlich up 1 son dach gekofft IV2 hundert fyn geslagen golt tho behoff des dodendantz bawen in 1 blawen velde myt Sternen tho bemaken. Dar vor gegeven 3 ^ 12 /3. Noch na halen laten Vi hundert golt tho behoff der Ster- nen tho dem dodendantz, is 1 ^ 4

Es kam also darauf au, über die Restauration von 1588 noch Näheres zu erkunden, um so mehr, als ich vor 7 Jahren die betreffenden Wochenbuchauszüge auf Grund einer übrigens sehr sorgfältigen Zusammenstellung alles Details der Wochen- bücher, soweit sie das Aeufsere und Innere der Kirche betref- fen, in einer vom gegenwärtigen Werkmeister und Organisten Jimmerthal angefertigten Geschichte der Marienkirche vergli- chen hatte. Eine vollständige Durchsicht sämratlicher Ausgabe- posten lieferte zu den zwei 1866 veröffentlichten Inscriptionen, der eben angeführten und der Bezahlung des Malers Silvester noch folgende :

Ao. 1588 in der 6. weken na Paschen: Noch up 1 frydach gekofft 10 brede ein lennewant to behoff des doden- dantz, de ein tho 3 /!, is l ¥ 14= A

In der 14. weken na ostern : Noch dem maier Sylvester ge- kofft tho behoff des dodendantz 3 smale ein lennewant

under tho fodern -K4/Ö64;

In der 7. weken na Mychaelis: Noch uthgegeven vor 2 fü- ren brede tho sagen, so tho her Jochim Schelen (Pre- diger) in synen staven (geheizte Stube) unde tho dem do- dendantze tho bekleden unde uth tho flycken V 4: ß In der 11. weken na Mychaelis: Noch den sagers vor 8 schulp snede (Blattschnitte) dorch 2 eken brede tho bchoff lysten urame den dodendantz van tho maken

¥ Q /2 Ao. 1589 in der 8. weken na dem iiyen jare : Noch uthge- geven vor penninck unde scharff-negell myt kienen kop- pen tho behoff der lysten im dodendantze an tho ne- gelen, is .' ' . . . —^9/36^^

In der 12. weken na dem Nyen jare, was Palmdach: Noch Johan Bremer (Kirchenvorsteher) vor 1 lanck dycke droge eken bret van 36 scho lanck dre vote bret tho behoff der lysten im dodendantz tho maken 2 daler

4 ^' 2 /3 Diese Ausgaben beweisen, dafs 1588 die Holzeinfassung des Todtentanzes so erneut ist, wie sich noch jetzt die Reste vorfinden, und dafs der innerhalb derselben gemalte Todten- tanz auf Leinwand war. Ja, er scheint damals nicht auf die Leinewand erst gebracht zu sein, sondern auf derselben nur ausgebessert; denn die Bezahlung an den Maler lautet für Auf- frischung des Bildes und wird nur nebenbei für diese, haupt- sächlich für andere Arbeiten, geleistet. Die Inscription heifst nämlich genau so :

Ao. 1588 in der Nyen jars weken : Noch hebben dit mall Johan Bremer, Jürgen van Stiteu gerekent myt Silvester dem maier van wegen des, so he by der karcken unde Karckenwanynge dat 88. jar hefft gemalet hyr myt in gerekent de dodendantz, so he up dat nye dyt jar upgeluchtet beffynt syck yn syner rekenynge an

gelde 93 ¥ i A

dar up ehme myne heren affgedynget, dat ehme noch tho

quam, so ick betalet 69 ¥ /5

Auch die geringe Ellenzahl der angeschafften Leinewand spricht gegen eine völlig neue üebertragung des Bildes auf dieselbe im J. 1588.

Nach dem Ergebnifs unserer Untersuchung behält also von Melle Recht, wenn er über die Bilder von 1701 sagt, „sie sähen annoch ebenso aus, wie sie vordem gestalt gewesen wä- ren." Antoni Wortmann ist der getreue Copist, als den wir ihn noch im Bilde erkennen; weder ihn, noch von Melle trifft ein Vorwurf für die im alten, niedersächsischen Texte (und vielleicht auch im Bild) eingetretene Störung. Wir müssen den Urheber derselben weiter zurück suchen, vor 1588 oder vielleicht gerade 1588. Eben bei dieser theilweisen Restaura- tion läfst sich eine Textverschiebung um so füglicher anneh- men. Ein Theil der Leinewand ward ergänzt, ein Theil un- terfüttert. Wenn das namentlich die letzere Texthälfte war, so erklärt sich ohne Zwang, weshalb von Melle diese 1701 noch entziffern, von der nicht ausgebesserten ersteren nichts mehr lesen konnte.

Eine Schwierigkeit bleibt noch unerledigt. Wann ist die- ser schon 1588 „upgeluchtede" Todtentanz entstanden, und wie war sein Vorgänger beschaffen ? Denn dafs der ursprüng- liche Todtentanz gleich auf Leinewand 1463 gemalt sein sollte, ist gegen alle bisherige Erfahrung, und jedenfalls weisen die heute noch erhaltenen Leinwandfetzen frühestens auf das 16. Jahrhundert. Wir müssen also im Anfange desselben doch eine Üebertragung von Holz auf Leinewand annehmen, durch welche möglicherweise die mehrerwähnten Störungen auch veranlafst sein können, und die aus uns unbekannten Gründen schon 1588 einer Aufbesserung bedurfte.

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Die Kapelle selbst bewahrt noch heute ein Zeugnifs für die älteste Gestalt des Todtentanzes, das weder zu der jetzi- gen Copie, noch zu deren Original vor 1588 pafst. An der Ostwand befindet sich unter der in das alte Aufsenfenster der Kapelle hineiiigebauten Orgel ein Kopf, der so tief in die Krönung des Todtentanzes hineinragt, dafs diese deshalb einen Ausschnitt erhalten hat. Ich hielt ihn bisher für eine Schlufs- verzierung des Orgelfufses. Eine Besichtigung nahebei hat aber gezeigt, dafs er mit der Orgel gar nicht zusammenhangt. Er ist von einer schmalen Leiste eingefafst, von Holz, an den Ex- tremitäten unten mit Leinewand überzogen , auf dieser Kreide- grund aufgetragen, über dem Spuren von Vergoldung erkennt- lich sind. Zu diesem ausdrucksvollen, plastischen Kopf stimmt nur ein entsprechend auf Holz ausgeführtes Gemälde. Der Kopf, welcher heute, abgesehen von der durchschnittenen Krö- nung, hinter der sich die von 1588 birgt, an einer ganz gleich- gültigen Stelle, zwischen Kaufmann und Tod überschaut, mufs früher einen Ausgangs- oder Mittelpunkt des- Bildes abgegeben haben, und mag er nun an seiner alten Stelle geblieben sein, oder nicht jedenfalls wird dadurch eine andere Anordnung des Todtentanzes an den Wänden bedingt. Ueber diese sich zu entscheiden, bedarf es näherer Erkundigung nach den Ein- zelheiten des Revaler Todtentanzes, der, dem Lübecker im Texte und in den Bildern, wie ich Gott. Gel. Anz. S. 738 ff. schon angab, so enge verwandt, von einer ähnlichen Figur ausgeht. Es bedarf aber auch einer gründlicheren Erwägung der allmählichen Umgestaltung der Kapelle, welche z. B. nicht spä- ter, als ihre östlichen Fortsetzungen, wie ich 1866 annahm, sondern früher entstanden ist, wie sich noch an dem erwähn- ten Aufsenfenster der Ostwand nachweisen läfst, da eine durch dasselbe laufende Stange die Aussprünge zur Befestigung der Bleifenster nach Osten hat. Auch scheint die in die Kapelle hineinspringende alte Sakristei, welche den Todtentanz jetzt an der Südseite ganz unterbricht und um die Ecke herumzulaufen zwingt, nicht von Anfang des Gemäldes an existiert zu haben.

Vorläufig glaubte ich die bisherigen Ergebnisse meiner Untersuchung mittheilen zu sollen, um so mehr, als ich, selbst ein Laie, über manche der hier aufgeworfenen Fragen mir von Kundigeren Kath und Auskunft erbitten möchte.

Lübeck. Wilh. Mantels.

Zur Geschichte der Nürnberger Stadtbibliothek.

Dafs bereits vor der im Reformationszeitalter geschehenen Vereinigung der verschiedenen Klosterbibliotheken in dem ver- lassenen Predigerkloster eine Stadtbibliothek zu Nürnberg vor- handen war, findet sich zwar selten erwähnt, ist aber doch schon bisher nicht unbekannt gewesen. Zuverlässige Aufschlüsse hierüber dürften sich aus einer genaueren Durchforschung der verschiedenartigen amtlichen Aufzeichnungen des Nürnberger kgl. Archivs, besonders der dort aufbewahrten Stadtrechnungen

des 15. Jahrh. ergeben. Hier sei nur auf zwei Einträge der letzteren hingewiesen, welche ein doppeltes Interesse zu er- regen im Stande sind. Wir sehen, dafs der Rath unter An- weisung verhältnifsmäfsig nicht unbedeutender Summen Bücher für der Stadt „Liberei" in grofserer Anzahl aufkaufen liefs, und dafs er den Auftrag dazu einem Mitgliede gab, dessen literarische Bildung uns hinlänglich bezeugt ist, und von dem wol auch die Anregung zu jenen Bücherkäufen ausgegangen war. Hans Tücher (am Milchraarkt) *), durch die noch wäh- rend seines Lebens in Druck gegebene Beschreibung seiner Palästinareise allgemein bekannt, hat sich, wie ich im V. Bde. der Nürnberger Chroniken zu zeigen hoffe , auch um die Ge- schichte seiner Vaterstadt verdient gemacht. Ein jüngerer Bruder des Baumeisters Endres Tucher, erreichte er kein so hohes Alter wie dieser. Schon im J. 1491 ist er verstorben**).

In der Stadtrechnung des J. 1488 (gleichzeitige Copie im Jahresreg. IV. d. Nbg. Arch.) heifst es in der am 22. Octo- ber beginnenden IX. Frag :

Item 483 guldin lannd(5. 9 (3 2 hir. costen mit allen dingen 179 bucher durch Hannsen Tucher den eitern gemeiner statt in ir liebere}- erkaufft nach innhalt desselben Tuchers rechnung uns am mitwochen ante Leonardi (5. November) uberantwort und in der scattel ligend.

Und in der XIII. Frag :

It. 12 guldin lanndß. für ainen codice auf pirgamen ge- druckt durch H. Tucher erkaufft und in gmeiner statt liberey getan.

Freiburg i. Br. Theodor v. Kern.

*) Vergl. über ihn Nürnb. Chron. IV, 34, nn. **) Vergl. die im V. Bde. der Nürnb. Chronik erscheinende Tucher'sche Fortsetzung der Jahrbücher des 15. Jahrh. beim an- geführten Jahre.

Ein romanischer Merskelcli nebst Patene im germa- nischen Museum.

In der Sammlung kirchlicher Geräthe des germanischen Museums befindet sich ein silberner, vergoldeter und mit Niel- len geschmückter Kelch nebst Patene, der, aus dem 1215 ge- gründeten Kloster Mariensee bei Hannover stammend, eine Ar- beit des 13. Jahrh. und ein Glied jener Reihe kostbarer, nieder- sächsischer kirchlicher Goldschmiedarbeiten ist, deren Schule dem heil. Bernward von Hildesheim ihre erste Blüthe dankt, und die uns noch in so vielen Werken erhalten ist, welche wir im Dom- schatze zu Hildesheim, dem Weifenmuseum in Hannover, dem be- rühmten Weifenschatze (jetzt in Wien), in dem Museum zu Braunschweig u. a. 0. bewundern. Historische Nachrichten über den Kelch selbst sind uns leider nicht überliefert. Vor etwa 20 ^30 Jahren brachte ihn eine Aebtissin des adelichen Frauenstif- tes, das an Stelle des Klosters getreten ist, einem Goldschmiede in Hannover zum Tausche gegen einen neuen. Die Zwischenkunft

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eines Künstlers hat ihn vom Schmelztiegel gerettet, und nach- dem er erst in die Hände eines andern Künstlers übergegan- gen war, kam er in's germanische Museum, wo er jetzt der älteste einer stattlichen Reihe mittelalterlicher Originalkelche ist.

Die schalenförmige, flache, am obern Rande ein klein we- nig ausgebogene Cupa

ist vollstäudig glatt ; der kreisrunde Fufs geht in leichtem Schwung in den Ständer über. Vier grö- fsere, ein wenig über die Fläche hervorgetrie- bene, kreisrunde Medail- lons sind mit Niellen ge- schmückt, von denen eine Christus am Kreuze mit Maria und Johannes dar- stellt , die drei anderen Typen des Opfertodes, nämlich: Abraham, im Begriffe den Isaac zu opfern , gerade gegen- über; dazwischen einer- seits: Abel, sein Opfer tragend, anderseits: Melchisedek, Brod und Wein bringend. Letz- tere beide Figuren wen- den sich mit dem Ge- sichte der zwischen ih- nen befindlichen Kreu- zesgruppe zu. Am fla- chen unteren Theile des Fufses sind vier kleine Niellomedaillons zwi- schen die grül'seren ein- geschoben : vier Prophe- tenbrustbilder, die gleich- falls sämmtlich das Ge- sicht der Kreuzigung zu- kehren. Von ihnen ge- hen längs des Kelchfufs- randes vier Sprüche aus, die unmittelbar unter

der Kreuzigung zusammenlaufen und von denen zwei von der Rechten zur Linken mit umgekehrten Buchstabenzeichen (wie für den Druck) geschrieben sind, um auch ihre Beziehung zur Kreuzigung anzudeuten. Der eine der Propheten ist nicht blos mit einer Krone versehen, sondern auch als DaC(id) bezeich- net. Der Reihenfolge nach laufen die zwei Sprüche

links : Sic"'(ut) ovis ad occisionem ducit"'(ur) (Jesaias LIII, 7.)

Fig. 1.

Foderunt manus (Ps. XXI, 17). rechts: X?C (Christus) factus est obediens Ecce quom''(do) morit"(ur). Den Uebergang in den Ständer vermitteln von oben nach abwärts laufende Ornamente. Um den Ständer, der in der Mitte von einem grofsen Knauf unterbrochen ist, legt sich

ober- und unterhalb die- ses Knaufes eine kleine, aus Filigrandrähten ge- bildete Arkadenreihe, die frei vor dem Grunde steht. Auch der Knauf ist mit einem Filigran- ornament überzogen, das eine durchbrochene Hülse um denselben bil- det. Diese Hülse ist am Rande von sechs Kreisen durchbrochen, welche Medaillons aus dem Grunde hervortre- ten lassen, die nielliert sind. Das eine stellt Christus segnend dar (die Hände mit Wunden- malen) ; ihm gegenüber das Lamra mit der Fahne, dazwischen die vier Sym- bole der Evangelisten.

Die zu dem Kelche gehörige Patene zeigt in der vertieften Mitte ei- nen Vierpafs, dessen vier Ecken mit gravierten (wol ehemals niellier- ten ?) Engelbrustbiidern ausgefüllt sind. Rings um den Rand läuft die Inschrift: En panis sa- cer et fidei laudabile munus Omnibus omnis adest et sufficit oninibus unus. Fig. 1 gibt die Ansicht des Kelches, Fig. 2 5 auf der fol- genden Seite die vier grofsen Medaillons. Die Höhe des Kel- ches beträgt 14,7 cm., der Durchmesser der Cupa 12 cm. Nürnberg. A. Essenwein.

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Arnold Mag und seine Töchter, Peter Vischer's Schwiegertöchter.

(Fortsetzung.)

Es möge verstattet sein, hier einige Beiträge zur Kennt- nirs der Familienverhältnisse des berühmten Meisters zu ge- ben, die auch nach dem, was Mayer in „des alten Nürnbergs Sitten und Gebräuche" gegeben hat, nicht überflüssig sein möchten. Der alte Hermann Vischer, Peters Vater, eingewan- dert und Bürger geworden, wie Mayer gezeigt hat, 1453, hatte von seiner ersten Ehe- frau Felicitas aufser die- sem Sohn eine Tochter Martha, die mit Peter Mülich, von unbekann- ter Lebensstellung, ver- heiratet war. Nach dem Tode der Felicitas nahm Hermann Vischer eine zweite Frau, Namens Anna, die ihm drei Kna- ben gebar und ihn über- lebte. Schon am Dinstag, 29. Jan. 1488 erklärte Anna, Hermann Vischer's des Rothschmieds Witt- we, mit Zeugnifs von Niclas Köler, Endres von Watt und Sebald Schreier, dafs ihre Stief- und rechten Kinder (be- ziehungsweise der letz- tern Vormünder) ihr für alle ihre Ansprüche 29 fl. rh. ausgezahlt haben, wo- mit sie auf Alles ver- zichtet, ausgenommen auf das, was von den Erbfällen ihrer eigenen Kinder ihr zustehen würde. Am folgen- den Tage, 30. Jan., erklärten Peter Vischer, Rothschmied, und Martha, Peter Jlülichs eheliche Wirthin, an einem, und Hanns Gerstuer und Hanns Gutbier, als Vormünder Bartholomes, Hänns- leins und Enderleins, Hermann Vischer's seligen Kinder von seiner zweiten Frau, am andern Theil, dafs sie sich über den Nachlafs Hermann Vischer's dahin vertragen haben, dafs Peter Vischer und Martha, seine Schwester, den Vormündern für jedes Kind 75 fl. geben sollen, wobei Peter Nützel und Sebald Schreier Zeugen waren. Sodann erklärt am Montag, 4. Febr. Peter Vi- scher an einem, Peter Mülich und Martha, seine eheliche Wir- thin, am andern Theile, dafs sie sich um allen Hermann Vi- scher's und Felicitas, seiner Wirthin, ihrer Eltern seligen, Nach- lafs so vertragen haben, dafs Peter Vischer seiner Schwester

noch 240 fl. herausgeben soll, wofür sie sich aller Ansprüche begibt, und er übernimmt auch, ohne Entgelt seiner Schwester, die Zahlung der den Stiefgeschwistern bedungenen dreimal 75 fl. Hiebei sind Wilhelm Hegnein und Sebald Schreier Zeugen. Ob Peter Vischer damals schon verheiratet war, ist nicht ge- wifs, da nirgends seine Frau genannt ist, auch da nicht, als er am 9. Febr. den Vormündern der Stiefkinder für die rich- tige Bezahlung der dreimal 75 fl., die in Fristen erfolgen sollte, sein ganzes Hab und Gut verpfändet, bei welcher Handlung die Zustimmung der Frau, da sie eventuell einstehen mufste,

Fig. 2—5.

jedenfalls erforderlich war; doch dürfte es wahrscheinlich sein, da der Ansäfsigmachung und dem Meisterwerden die Verehelichung in der Regel vorausgieng. Eben- so läfst sich der Name der Frau nicht mit Ge- wifsheit bestimmen. Nach einem vom 12. Aug. da- tierten, jedenfalls nach- träglichen Vertrag we- gen der Zuschätze welches Dokument aber auch einen andern Peter Vischer, da seine Le- bensstellung darin nicht angegeben ist, betreffen kann, hiefs sie Do- rothea ; in einem von Peter Vischer eigenhän- dig an Peter Harfsdorf- fer den Jüngern vom 17. Nov. 1493 gerichteten Briefe spricht er von dem „Abgang seiner lie- ben Hausfrauen, der Gott gnädig sei", so dafs er jedenfalls Wittwer war, als er die Margaretha, die 1522 auf St. Rochus begraben wurde und vermuthlich die Mutter aller seiner Kinder war, heiratete. Ob er nachher noch einmal geheiratet habe, ist wenigstens nicht unwahrscheinlich.

Das älteste dieser Kinder war nun ohne Zweifel der den Namen des Ahnherrn tragende Hermann, der mit Ursula, Ar- nold Mag's Tochter, verheiratet war. Von dieser Verheiratung und zugleich von Arnold Mag's Hingang erfährt mau aus einer Urkunde vom Freitag, 18. Nov. 1513, worin Ursula, Hermann Vischer's eheliche Wirthin, mit Wissen und Willen Peter Vi- scher's, ihres Curators und Schwähers, „auch in Beiseyn jeztge- melts ihres Ehevogts", vor Gericht erklärt, dafs sie in Willen stünde, ihre Behausung am Sand, welche sie von Arnold Mag,

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ihrem Vater, geerbt hat, zu verkaufen. Weil sie aber noch minderjährig, so wäre ihre Bitte, in diesen Verkauf von Ge- richts wegen zu willigen, und da dieses geschehen, so verkauft sie das Haus an Jörg Felles um 425 fl. Da die übrigen Be- stimmungen des Hauses mit denen des Kaufs vom 16. Febr. 1495 übereinstimmen, so ist kein Zweifel, dafs es das von Ar- nold Mag erkaufte Haus ist, und der Unterschied des Kauf- preises erklärt sich daraus, dafs das jetzt als frei und eigen verkaufte Haus damals mit einem mittlerweile abgelösten Ei- genzins belastet gewesen war. Im folgenden Jahr erschienen vor Gericht Hanns Schneider und Sobald Behaim, für sich und Heinrich Flücken, ihren Mitvormund, als weiland Arnolden Mag's seligen Geschäfts und Kinder Vormünder, und mit ihnen Ursula, Hermann Vischer's eheliche Wirthin, obgedachts Magen Tochter, mit Wissen und Willen ihres ehelichen Hauswirths und ihr hierzu von Gericht gegebenen Curators, und brachten vor, dafs sie um ihrer Pflegekinder und Geschwister Nutzen willen im Willen stünden, die 20 fl. rh., die Arnold Mag seli- ger auf der Stadt Cöln vergangener Zeit um 500 fl. rh. erkauft, zu verkaufen. Weil sie aber niemand hätten, der mehr dar- auf gelegt, als Wolf Hofmann, von wegen Agnesen, Gott- schalk Hurts, Bürgers zu Cöln ehelicher Wirthin, und die ge- meinen geschriebenen Rechte, auch dieser Stadt Statut und Keformation ausdrücklich verbieten, der Pflegekinder Hab und Gut ohne Erlaubnifs der Obrigkeit zu verkaufen, und es ihnen beschwerlich wäre, jährlich die Zinsen so fern ein- und herzu- bringen, und sie um diese Kaufsumme die Zinsen hie wohl er- langen und zu Wegen bringen könnten, wofern ihnen die Er- laubnifs gegeben würde, gedachte jährliche Zinsen anzugreifen und zu verkaufen: so bäten sie, ihnen diese Veränderung zu bewilligen, auch gemelten Wolf Hofmann anstatt Agnes Gott- schalk Hurtin zu erlauben , das also gerichtlich zu thun ; wo- rauf ihnen die Erlaubnifs ertheilt wurde, und sie diese 20 fl. rh. Ewiggeld dem Wolf Hofmann um 470 fl. verkauften, wovon 70 fl. verfallene Zinsen, die er ihnen baar (d. h. sogleich) ent- richtet und bezahlt habe, worüber die Verkäufer quittierten; die 400 fl. aber solle Hofmann zu den vier folgenden Frank- furter Herbst- und Fasten-Messen mit je 100 fl. bezahlen. Geschehen am Freitag, 21. Juli 1514. Obgleich in dem hier so, dafs nichts Wesentliches übergegangen ist, regestierten Briefe von Pflegekindern und Geschwistern geredet wird, so ist doch nur eine, damals noch unvermählte Tochter, der Ursula jüngere Schwester, bekannt. Wolf Hofmann ist der Eingangs genannte Faktor der Fugger. Die eigentliche Käuferin aber, Agnes Hurtin, war auch ein Nürnberger Stadtkind, Erhart Ro- ten und der Barbara Gerungin Tochter, die in Urk. v. 29.

Juli 1495 Jungfrau Agnes Eotin genannt wird und in Urk. v. 12. Mai 1514: Agnes, Gottschalk Hurts zu Cöln eheliche Haus- frau, Bartholomäus Vischer's des alten Stieftochter. Dieser Vi- scher, ein seiner Zeit berühmter Goldschlager, hatte ihre Mut- ter, seine erste Frau, als Wittwe geheiratet. Er starb 1518 (Kiefh. Nachr. I. 151) und hat mit dem Rothschmied und den Seinen nichts gemein als den Namen.

Nun hört man erst, nach ungefähr anderthalb Jahren, et- was urkundlich Gewisses über Hermann Vischer, als er er sich nämlich ein Haus kaufte. Am Mittwoch, 2. Jan. 1516 bekannte Hanns Rot vor Hanns Koburger und Mathes Jorian, als erbe- tenen Zeugen, dafs er Hermann Vischern, dem Rothschmied, ver- kauft habe die Erbschaft der sechs Häuser, die aneinander in St. Lorenzeu Pfarr, vornen im Eingang gegen Mitternacht sehend, auf der einen Seite, gegen Aufgang der Sonne, an der Zwölf- Brüder-Behausung, und an der andern Seite, gegen Untergang der Sonne, an Seizen Bicdermann's Hof gelegen, und dazu die zwei eigenen Häuser an einander hinten an den vordem sechs Gemachen im Hof liegend, mit der freien Ein- und Durchfahrt, unten und zwischen denselben sechs Gemachen stehend, auch dem Hof, Brunnen, Garten und dem Lusthäuslein im Garten, alles hinten gegen Mittag, an Peter Wernhers Garten stofsend. Er gelobte auch, den Käufer der sechs Behausungen und dazu die frei eigenen Behausungen, Durchfahrt, Hof und Garten für frei eigen, und die Erbhäuser für Erbe zu währen und zu ver- treten, da er ihm 757 fl. rh. dafür bezahlt habe. In diesen Kauf willigte Ludwig Imhof, der die Eigenschaft mit 6 fl. rh. und dazu 1 fl. Gatterzins auf den sechs Behausungen hatte. Jakob Grimmen, des nicht unbekannten Steinmetzen, Baumei- sters der ersten steinernen Brücke (jetzt Maxbrücke) und des Chors von St. Lorenzen Pfarrkirche, und seiner Ebefrau Clara beider seligen Erben hatten 1512 das Anwesen an Hanns Rot, Michel Roten zu Lauf Sohn, verkauft, der eine Tochter des jüngeren Hanns Behaim, des Landbaunieistcrs, zur Frau hatte. Auch damals wird die Lage ebenso wie hier bezeichnet. Durch das Mendlische Zwölfbrüderhaus, das am Eck der vor- dem Kartbäusergasse und dem jetzigen Kornmarkt, ehedem Steig, gelegen, noch vor Aller Augen steht, wird man wohl nicht irren, wenn man das gekaufte Anwesen als L. 980 be- zeichnet. Im Uebrigen hat die Zeit alle andern Verhältnisse wesentlich unkenntlich gemacht ; namentlich ist es wahrschein- lich, dafs der Besitz sich über den Umfang dieses gegenwärtigen Hauses hinaus erstreckt habe. Denn, selbst die geringste Breite der sechs Gemächer oder Behausungen zugegeben, wie man noch hie und da einzelne, die nur ein Fenster breit sind, se- hen kann und in früherer Zeit unstreitig noch mehr sehen konnte, so würde das ebengenannte Haus, das eine Breite von drei Fenstern hat, doch nicht genügen, und das gekaufte An- wesen mufs sich noch weiterhin erstreckt haben.

Nürnberg.

(Schluls folgt.)

Lochner.

(Mit einer Beilage.)

Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Gedruckt bei U. E Sebald in Nürnberg.

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KÜNDE DER DEUTSCHEM VORZEIT. 1873. Xs 6. Juni.

Chrouik des germanischen Museums.

Nürnberg, 15. Juni 1873.

Ihre Majestät die deutsche Kaiserin Augusta, Königin von Preul'sen, hat auch in diesem Jahre die Gnade gehabt, unsere von ihr so oft unterstützte, so gnädig ermunterte und wohlwollend ge- förderte Anstalt mit einer Gabe von 200 fl. zu erfreuen, für welche wir hier aufrichtigsten Dank darzubringen haben.

Nachdem die Schätze, welche uns im Laufe des Winters und Frühjahrs zu zeitweiliger Ausstellung zugesagt wurden, nunmehr eingetroffen, sind solche in dem dafür bestimmten Saale I seit eini- gen Tagen dem Publikum vorgeführt. Schon früher haben wir er- wähnt, dafs Se. Maj. der König von Sachsen zu diesem Zwecke die Darleihung einiger Prachtschwerter aus dem kgl. historischen Museum zu Dresden bewilligt hat. Ebenso hat uns Se. Maj. Kai- ser Wilhelm den kostbaren Pokal, der früher als eine Arbeit Ben- venuto Cellini's galt, nunmehr aber, seit die Forschung nachge- wiesen, dafs Deutschlands Meister jener Zeit hinter den Italienern nicht zurückstanden, als eine Nürnberger Arbeit betrachtet wer- den kann, zur Ausstellung, doch leider nur auf wenige Tage über- lassen. Von Sr. Erlaucht, Herrn Grafen v. Giech sind einige schöne Sachen eingesandt, ebenso von Herrn S. Pickert hier, von Herrn v. Humbracht in Rudolstadt und dem histor. Vereine zu Würzburg. Die gröfste Zahl kostbarer Schätze hat aber Se. Durch- laucht, Fürst Georg von Schwarzburg- Rudolstadt dem germani- schen Museum für seine Ausstellung zugewiesen. Es ist dies eine Reihe von Prachtwaffen, besonders eingelegte Gewehre und Pisto- len aus dem Zeughause des Schlosses zu Schwarzburg, eine An- zahl Limousiner Emaillen, Goldschmiedarbeiten, Elfenbeinschnitz- werke, sowie einige sehr interessante Bronzegegenstände, der ger- manischen Periode angehörig, an verschiedenen Orten des Fürsten- thums ausgegraben. Se. Durchlaucht hat aber nicht nur die Gnade gehabt, solche herrliche Werke zur Ausstellung zu leihen, sondern auch vier Schwerter aus der Mitte des 16. Jhdts. mit zierlich ge- gliederten Griffen und einen Sattel, mit Sammt- und Seidenstoff überzogen aus derselben Zeit, dem Museum zum Geschenke ge- macht.

In dem am 13. d. M. zu Berlin erfolgten Tode des k. preufsi- schen geh. Regierungsraths und Universitätsprofessors Dr. Fried- rich von Raumer, des Nestors der deutschen Historiker, hat auch der Gelehrtenausschufs des german. Museums den Verlust eines seiner geehrtesten Glieder zu beklagen.

Im Anschlüsse an die in Nr. 12 des Jahrgangs 1872 des An- zeigers gebrachten Pflegschaftsveränderungen haben wir folgende nachzutragen :

Eine neue Pflegschaft wurde errichtet in Strafsburg. Pfle- ger: Dr. Aug. Schricker, Senats -Sekretär der Universität, s. 1. Januar d. J. Folgende Pflegschaften wurden neu besetzt: Co- burg. Pfleger: Moriz Brand, herzogl. Rentkommissär, s. 18. Mai d. J. Düsseldorf. Pfleger: v. Schaumburg, Oberst z. Disp., und Grot Johann, Maler, s. 1. Juni d. J. München.

Pfleger: Theod. Ackermann, Buchhändler, u. A. Merzba- cher, Banquier, s. ]. Januar d. J. Neuburg a. D. Pfleger: Fr. Xav. Seidl, Lehrer a. d. k. Gewerbschule, s. 20. April d. J. Oppenheim. Pfleger: P. Steiner, Realschuldirektor, s. G.Juni d. J. Pegnitz. Pfleger: Ferd. Wöckel, k. Pfarrer, s. 18. April d. J. Rudolstadt. Pfleger: Dr. B. AnemüUer, geh. Archivar u. Professor, s. 1. Juni d. J. S c hönb er g (Hessen). Pfle- ger: Dr. med. Beruh. Jos. Kraufs in Bensheim, s. 13. Juni d. J. Stargard. Pfleger: Dr. Herrn. Ziemer, Gymnasialleh- rer, s. 4. Mai d. J. Windsheim. Pfleger : E. Pohlmey, k. Stu- dienlehrer, s. 26. Januar d. J.

Seit Veröfl'entlichung des letzten Verzeichnisses wurden folgende neue Jahresbeiträge angemeldet:

Von Distriktsgeuieinden : Annweiler. 10 fl. Bergzabern. 10 fl. Illertissen. 10 H. Kastl. 10 fl. Mallersdorf. 10 fl. Parsberg. 10 fl. Zusmarshausen. 10 tl.

Von Vereinen : Reutlingen. Verein f. Natur- u. Alterthums- kunde 10 fl.

Von Privaten: Annaberg. Georg Schmidt, 1 fl. 10 kr. Buch- holz. Adler, Commerzienrath, (statt früher 1 fl. 10 kr.) 1 fl. 45 kr. Büdingen. Prinzefs Adelheid zu Ysenburg u. Büdingen, Durchl., 2fl. ; Schwarz, Lehrer, 1 fl. ; M. Wertheimer, Kaufmann, 1 fl. Cleve. Frei- herr Adolph v. Wittgenstein, Oberförster, 3 fl. 30 kr. (nicht 1 fl. 45 kr. , wie irrthümlich in der vor. Nr. des Anzeigers mitg^etheilt wurde). Erlangen. Stud. phil. Heinrich Tillraann, 1 fl. Göttingen. Ringe, Gymnasiallehrer, 1 fl. 45 kr. Lauf. Einfalt, Vikar, 30kr. ; Mehlis, Studienlehrer, 1 fl. Merseburg. Fräulein Antonie Berger, 1 fl. 45 kr. Metz. Löwenthal, Kaufmann, 2 kr. 20 kr. ; Pauli, Landge- richtsrath, 1 fl. 45 kr. ; Dr. Vix, Regierungs- u. Medizinalrath, 1 fl. 45 kr. Michelstadt. Löwer, Sekretär, (statt früher 1 fl.) 1 fl. 12kr. ; Marguth, Pfarrverwalter, 1 fl. Neuburg a. D. Hans Gronen, k. Pre- mierlieutenant, 1 fl. 45 kr. ; Dr. Kugler, k. Assistenzarzt, 1 fl. 45 kr. ; Aug. Prechter. Buchhändler, 1 fl. 45 kr. ; C. Schilcher, k. Ingenieur, Ifl. 45 kr. Flinken (Ostpreulsen). Freiherr v. Printz, Ritterguts- besitzer, 1 fl. 45 kr. Reutlingen. Egmont Fehleisen, Buchhändler, 2 fl. ; Carl Pöppel, Fabrikant, 2 fl. Soest. Rademacher, Geriohts- rath, 1 fl. 45 kr.

Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben: Von Privaten: Auerbach. Ernst Meltzer, Superintendent, 35 kr. Dresden. Dr. Otto Meltzer 35 kr. Frankenberg. Theodor Gnanck, Kaufmann, 1 fl. 45 kr. ; Karl Friedr. Jeschke 35 kr. ; Mel- tzer, Bürgermeister, 35 kr. ; Karl Friedr. Rüdiger 35 kr. ; Gustav Schiebler, Kaufmann, 1 fl. 45 kr., Clemens Schieck, Kaufmann, 1 fl. 45 kr. Landau. Franck, Subrektor, Ifl. Soest. E. Beltmann, Ifl. 45 kr. ; von der Crone, Pastor, 1 fl. 45 kr. ; Dörrenberg, Rathmann, Ifl. 45 kr. ; Fix, Seminardirektor, Ifl. 45kr. ; Fritsch, Landratb, Ifl. 45 kr. ; Jordan, Gymnasialdirektor, Ifl. 45 kr. ; Josephson, Pa- stor, Ifl. 45kr. ; Dr. Legerlotz, Prorektor, Ifl. 45 kr. ; Lentze, Rechtsanwalt, 1 fl. 45 kr. ; von Michels, Geh. Justizrath, Ifl. 45kr. ; W. von Koppen Ifl. 45 kr. ; Schütte, Rentner, Ifl. 45 kr. ; E.Vor- werck, Oberlehrer, 1 fl. 45 kr. ; Ziegler, Buchhändler, 1 fl. 45 kr. Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu:

I. Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm- lungen.

(Nr. 6900-6916.) Berlin. Comite für die Ausstellung im Zeughause:

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

172

261 Photographieen aus der Ausstellung älterer kunstgewerblicher Gegenstände im k. Zeugliause im Herbst 1872. Dresden. L. Grü- ner, Direktor des k. Kupferstiehkabinets : 6 Kupferstiche von der Hand des Hrn. Geschenkgebers. Nürnberg. Buhl, Schneider- meister : Ein auf Leinwand gezogenes histori ches Blatt von 1673. Frau Rösch, Drechslers-Wittwe : Fayence.'^ciiiissel, 18. 19. Jhdt. Schmidel, pens. Feldwebel: Kupfermedaille auf die Beschwö- rung der französ. Verfassung von 1790. Zirk, Kaufmann: 10 Stck. Abdrücke von Münzen des 17. u. 18. Jhdts. Regensburg. Ziegler, k. Bauamtsassessor: Gypsabgul's des romanischen Löwen- kopfes au der KirchenthUre zu Reichenbach. Verzierter Urnen- deckel, gefunden zu Regensburg. Bruchstück einer Thonfliese aus St. Emmeran in Regensburg. 'S römische Kupfermünzen, 3 Thon- gefäise u. Bruchstück eines Glases, gefunden unter dem Fundament des Gymnnsiums zu Regensburg. Bruchstücke römischer Glas- und Thongefälse , kleine Urne und Löwenkopf von Thon, gefunden zu Regensburg. Löwenmaske von Thon, ebendaselbst gefunden. Ei- serne Votivfigur aus der Kirche zu Penk. Rudolstadt. Se. Durch- laucht Fürst Georg von Schwarzburg - Rud ol Stadt : Schwarzbedruckte Leinwandflagge von 1741. 4 Schwerter und Prunksattel vom 16. Jhdt. 2 Photographieen nach alterlhümlichen Trinkgefälsen, im Besitze des durchlaucht. Herrn Schenkers. Wien. Graf Crenneville, k. k. Oberstkämmerer : Silbermedaille auf die Vermählung des Herzogs Leopold Maximilian von Bayern und der Erzherzogin Gisela, von Tautenhayn.

II. Für die Bibliothek.

(Nr. 29,959-30,956.)

Aarau. H. R. Sauerländer's Verlagshndl. : Sutermeister, Kinder- u. Hausmärchen aus d. Schweiz. 1873. 8. Arnstadt. Di- rektion des Gymnasiums: Uhlworm, Arnstadt im zweiten Jahrzehent des 16. Jahrhunderts. 1873. 4. Basel. Direktion der Gewerbeschule: Becker, d. deutschen Satznamen. 1873. 4.

Berlin. Dr. J. Friedländer, Direktor des k. Münzkabinets : Ders., Geschichte des k. Münzkabinets zu Berlin. 1873. 8. Sonder- abdr. C. G. Lüderitz 'sehe Verlagsbuchh. (C. Habel) : Pfleiderer, Theorie des Aberglaubens. 1873. 8. Fraas, d. alten Höhlenbewoh- ner. 1873. 8. Naumann, Deutschlands musikalische Heroen. 18'i3. 8. Rösch, d. Wesen und die Geschichte der Sprache. 1873. 8. V. Schulte, über Kirchenstrafen. 1872. 8. Dr. R. Graf Still- fried, k. Oberceremonienmeister , Excel I. : Ders., zum urkundli- chen Beweise üb. die Abstammung des preuls. Königshauses von den Grafen von Hohenzollern. 1873. 4. Sonderabdr. Branden- burg. Adolph Müller, Buchh. : Wirth, Jean Paul Friedr. Richter als Pädagoge. 2. Aufl. 1872. 8. Braunschwelg. Friedr. Vie- weg U.Sohn, Verlagsh. : Globus, hg. v. Andree ; Bnd. 21 u. 22. 1872. 4. Sonnenburg, die Heroen der deutschen Literatur; 1. Bd. 1872. 8. Brüssel. Academie royale des sciences, des lettres et des beaux-arts de Belgique: Dies., memoires etc. t. XX.XIX. 1872. 4. Memoires couronnes et autres memoi- res; t. XXH. 1872. 8. Bulletins etc. t. XXXI XXXIV. 1871 u. 72. 8. Annuaire etc. ; 38. et 39. annee. 1872. 1873. 8. Compte rendu des seances de la commission royale d'histoire ; 3'"e ser., t. XII, 4. 5. XIH. XIV. 4nie ser. t. I, 1. 1871-73. 8. Centieme anniversaire de fondation ; 1. 1. II. 1872. 8. Bormans , ouddietsche Fragmenten van den Parthonopeus van Bloys. 1871. 8. Praet, speghel der wijsheit of leeringhe der zalichede. 1872. 8. A d. Que- telet, secretaire perpetuel de l'academie royale: Ders., tables de mortalite et leur develöppement. 1872. 4. Ders., de l'homme cou- sidere dans le Systeme social etc. 8. Colmar. v. Cuny, k. Ap- pellrath : Revue d'Alsace ; II. annee, avril juin. 1873. 8. Cur. Conradin von Moor: Ders., Geschichte von Currätien ; XHI. Heft. 1873. 8.— Dillingen. Kauf fmann, gräfl. Fugger'scher Do- mäneninspektor : Frick , Ulmisches Münster. 4. Dorpat. Kais. Universität: 13 akademische Gelegenheitsschriften. 1872 73. 4. 8. Epfenbach (Baden). E. Michel, Pfarrer: Wilhelmi, Is- land, Ilvitramannaland, Grönland u. Vinland. Prospectus. Hs. 4.

Feil (Rheinpfalz). Wilh. Reichhold, Pfarrer: Münch v. Bel- linghausen , Protocoll der Reichs-Friedens-Deputation zu Rastatt ;

1 6. Bnd. 1800. 4. Freiburg I. Br. Wagner'sche Buchh.: Schinzinger, d. Reserve-Lazarelh Schwetzingen im Kriege 1870 u. 1871. 1873- 8. Genf. Ed. Fick, Buchdruckereibesitzer: Com- plaincte et cantiques de l'eglise fidele. 1551. 8. Gotha. Justus Perthes, Verlagshudl. : Gothaisches genealogisches Taschenbuch. 1873. 16. Almanach de Gotha. 1873. IG. Gothaisches genealog. Taschenbuch der gräfl. Häuser. 1873. 16. Gothaisches genealog. Taschenbuch der freiherrl. Häuser. 1873. 16. v. Spruner's Hand- Atlas f. die Geschichte des Mittelalters u. der neuern Zeit. 3. Aufl. 1.— 9. Lief. 1871 73. qu. Imp. 2. Hannover. Schmorl u. V. See fei d, Verlagshndl.: Seinecke, Lehrbuch der Geschichte d. deutschen National-Literatur ; 2. Aufl. 1873. 8. Kiel. Schlesw.- Hol st.-Lauenb. Gesellschaft f. d. Samml. u. Erhaltung vaterländischer Alterthümer: Dies., XXXIII. Bericht: vor- geschichtl. Steindenkmäler in Schleswig - Holstein ; 2. Heft. 1873. 4. Dr. K. Weinhold, Univers. -Professor : Ders., die deutsche geistige Bewegung vor hundert Jahren. 1873. 4. Köln. Histor. Verein für den Nieder r li ein : Ders., Annaleu etc.; 25. Heft. 1873.8.— Landsberg a. d. W. Fr. Seh äff er u. Co., Buchh.: En- gel, Geschichte aus der niederen Volksklasse. 1872. 8. Lands- hdt. Verein f. Förderung der Kunstindustrie in Nie- derbayern: Ders., der Kunsthandwerker; I. Jhrg. Nr. 1. 1873. 8. Leipzig. Otto Spam er, Verlagshndl.: Engelmann, Ge- schichte des Handels u. Weltverkehrs; 3. Aufl. 1873. 8. Klencke, Alex. v. Humboldt's Leben u. Wirken, Reisen u. Wissen ; 6. Aufl. 1870. 8. Otto, deutsche Dichter- u. Wissensfürsten im 18. u. 19. Jahrh. 1873. 8. Grosse u. Otto, vor fünfzig Jahren. 1863. 8. Mo- thes, illustrirtes Baulexikon; 3. Aufl. 1. Thir.-Lief. 1873. 8. F. C. W. Vogel, Verlagsh.: Jonckbloet's Geschichte der niederländi- schen Literatur; 2 Bndc. 1870, u. 72. 8. Otto Wigand, Ver- lagsh. : Feuerbach , Anselm Ritter von Feuerbach's Leben u. Wir- ken; 2 Bnde. 1852. 8. Linz. Museum Francisco-Caroli- num: Dass. , 31. Bericht etc. nebst Beiträge; Lief. 26. 1873. 8. Dass., Urkundenbuch etc.; Bnd. VI. 1872. 8. Das oberösterr. Mu- seum Fraucisco-Carolinum. 1873. 8. Lübeck. Wilh. Mantels, Professor, u. C. J. Milde: Dies., der Todtentanz in der Marien- kirche zu Lübeck. 1866. qu. 2. Mainz. Dr. K. G. Bocken- heimer, Bezirksgerichtsrath : Ders., die Mainzer Patrioten in den Jahren 1793—1798. 1873. 8.— Mannheim. Beck, Oberhofgerichts- registrator: Jongelinus, notitia abliatiarum ordinis Cistertiensis per orbem Universum; X libri. 1640. 2. Heesius, manipulus re- rum memorabilium claustri Hemraenrodensis. 1641. 2. Henriquez, lilia Cistercii. I(i33. 2. Marburg. D r. Fried r. M uns ch er, Gym- nasialdirektor: Braun, d. Tage v. Canossa unter Heinrich IV. 1873. 4. Progr. München. K. Hof- u. Staatsbibliothek: Catalo- gus codicum latinnrum bibliothecae regiae Monacensis ; tom. I, p.m. 1873. 8. Nürnberg. Carl Kohl er, Historienmaler: Ders., d. Trachten der Völker; 7. Lief. 1872. 8. Friedr. Korn'sche Buchhndl. : Die Volksschule des XIX. Jahrh. ; 7. Lief 1873. 8. Maximilians-Heilungs- A nstalt : Dies., 59. Jahres -Bericht auf d. J. 1872. 1873. 4. Prag. Lese- u. Redehalle der deut- schen Studenten: Dies., Jahres-Bericht, 1872 73. 1873. 8. Riga. N. Kymmel, Verlagsh.: v. Bunge, liv-, est- u. curländ. Ur- kundenbuch ; VL Bnd., 7. u. 8. Heft. 1873. 4. Seehausen (Alt- mark). Dr. Lud w. G ö tze, Gymnasialoberlehrer: Ders., urkundl. Geschichte der Stadt Stendal; 11. Lief. 1872. 8. Strassburg. Moritz Schauenburg, Verlagsh.: lUustrirte Dorfzeitung; 8. u. 9. Bnd. 1870 u. 71. 4. Stuttgart. J. G. Cotta'sche Buchh.: Grimminoer, Lug-in's-Land. Gedichte in sehwäb. Mundart. 1873. 12. Turin. Guido Cora: Cosmos ; vol. I, 2. 1873. 8. Vene- dig. Istituto Veneto di scienze, lettere ed arti: Dass., meraorie etc.; vol. XVI, 2. 4. Wake bei Göttingen. Friedr. Herrn. Alb. v. W angenh eim : Ders., Regesten u. Urkunden zur Geschichte des Geschlechts Wangenheim ; II. 1872. 8. Weimar. Geographisches Institut: Kiepert, Gallia u. Britania. 4. Kie- pert, d. röm. Donau-Provinzen, Germania u. Sarmatia. 4. Wer- nigerode. Dr. Ed. Jacobs, gräfl. Stolb. Archivar u. Bibliothekar : Ders., früheste Erwähnung der noch bestehenden Ortschaften des Herzogth. Magdeburg. 8. Wien. Se. Majestät Franz Jo- seph I., Kaiser v. Oesterreich: Leitner, die hervorragend- sten Kunstwerke der Schatzkammer des Österreich. Kaiserhauses ;

173

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

174

Text. 1873. Imp. 2. Kais. Akademie der Wissenschaften : Dies., Sitzungsberichte etc.; Bnd. 70, 1. 3. H. u. 71, 1. 4. H., nebst Kefjister. 1872. 8. Denlischril'ten etc.; phihis.-liistor. Cl.,

21. Bd. 1»72. 4. Archiv für Österreich. Geschichte ; ßd. 48, 1. 1872. 8. Fontes rerum Austriacarum; 2. Abth., 36. Bnd. 1871. 8. Almanach;

22. Jahrg. 1872. 8. Fürstl. S ch vvarz en b erg'sch es Cen- tralarchiv: Die Archive des fürstl. Hauses Schwarzenberg ä. L. 1873. 8. Katalog zur Collectiv-Ausstelliing der Fürsten Job. Adolf u. Adolf Josef zu Schwarzenberg. 1873. 8. K. k. geographi- sche Gesellschaft: Dies., Mittheilungen etc.; XV. (n. F. V.) Bnd. 1873. 8. Dr. Adalb. Horawitz, Ünivers.-Professor : Ders., zur Geschichte der Klosterwirthschaft; I. u. II. 1872 u. 73. 8. Son- derabdr. Dr. Franz Kürschner: Ders., die Urkunden Herzog

Rudol's IV. von Oesterreich. 1873. 8. Wiirzburg. A. Stuber's Buohh. : Kofsbach, Geschichte der Gesellschaft ; Th. VI. 1873. 8.

III. Für das Archiv.

(Nr. 4322-4323.) Dillingen. Kauffmann, gräfl. Fugger'scher Domäneninspektor: Aussage des Adam LeinsaiitTI von Derndorf vor dem Gerichte zu Mindelheira über die von ihm verübten Verbrechen und Uebel- thaten. lül.'j. Akten. Nürnberg. C. Zirk, Kaufmann: Papiere, welche sich auf die Begrälmilsfeierlichkeiten der Frau Susanna Helena, Wittwe des Wolf Adam Friedrich Stromer von Reichen- bach, geb. Lüfi'elholz von Colberg, in Nürnberg beziehen. 1764. Akten.

Chronik der historischen Vereine.

Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Classe. LXX. Band. Heft I— III. Jahrg. 1872. Jänner, Februar, März. 1872. 8.

Beiträge zur Kenntnifs der Rom-Sprache. II. Von Dr. Friedr. Müller. Ueber das mittelhochdeutsche Buch der Härterer. Von Josef Haupt. Beatus Rhenanus. Von Ad. Horawitz. Der Ordo iudiciarius des Codex Bambergensis P. I. 11. aufgefunden und zu- erst publicirt durch Dr. Joh. Friedr. Ritter von Schulte.

LXXI. Band. 1. 4. Heft. Bibliotheca Patrum Latinorum Ita- lica. Von Aug. Reifferscheid. V. IX. Die Bibliotheken von Ve- nedig, Florenz, Neapel, La Cava und Monte Cassino. Eutropius und Paulus Diaoonus. Von Prof. Dr. W. Harteh Ueber die rö- mische Reichsstrafse von Virunum nach Ovilaba und über die Aus- grabungen in Windisch-Garsten. Von Dr. Frdr. Kenner. Ueber das md. Arzneibuch des Meisters Bartholomaeus. Von Jos. Haupt.

Des Beatus Rhenanus literarische Thätigkeit in den Jahren 1508 31. Von Ad. Horawitz. Die Wohnsitze der Kelten auf der pyrenäischen Halbinsel. Von Hofrath G. Phillips. Ueber die Bruchstücke eines fränkischen Gesprächbüchleins. Von Dr. K. Weinhold. Ueber Entstehung und Bedeutung der Formel : „Salva sedis apostolicae auctoritate" in den päpstlichen Privilegien von Dr. Frdr. Thaner.

Register zu den Bänden 61 bis 70 der Sitzungsberichte der philos.-histor. Classe der kais. Akad. d. Wiss. VII. Wien, 1872.

Archiv für österreichische Geschieh te. Herausgege- ben von der zur Pflege vaterländischer Geschichte aufgestellten Commission der kais. Akad. der Wiss. Achtundvierzigster Band. Erste Hälfte. Wien, 1872. 8.

Denkschriften des Fürsten Kaunitz-Rittberg. Von Adolf Beer.

Das Tagebuch des Grafen Ferdinand Bonaventura von Harrach während seines Aufenthaltes am spanischen Hofe in den Jahren 1697 und 1698. Nebst zwei geheimen Instructionen. Von Dr. A. Gaedeke.

Fontes rerum Austriacarum. Oesterreichische Geschichts- quellen. Herausg. von der histor. Comm. der kais. Akad. d. Wiss. in Wien. Zweite Abtheilung. Diplomataria et acta. XXXVI. Band. Sammlung von Urkunden zur Geschichte der ehemals freisingischen Besitzungen in Oesterreich. Hrsg. von J. Zahn. III. Band. Wien, 1871. 8.

Denkschriften der kais. Akad. d. Wiss. Philosophisch- historische Classe. Einundzwanzigster Band. Wien, 1872. 4.

Ueber die Mundarten und die Wanderungen der Zigeuner Eu- ropa's. I. Von Dr. Franz Miklosich. Die Glosse zum Decret Gratians von ihren Anfängen bis auf die jüngsten Ausgaben. Von Frdr. v. Schulte.

Almanach der kais. Akad. d. Wiss. Zweiundzwanzigster Jahr- gang. 1872. Wien. 8.

Heraldisch-genealogische Zeitschrift. Organ des heraldisch-genealogischen Vereines „Adler" in Wien. III. Jahrg. Nr. 5. Wien, Mai, 1873. 4.

Ein heraldisches Musterblatt vom Jahre 1486, mitgetheilt von Friedr. Heyer von Rosenfeld. Erloschene gräfliche Familien in Mähren. Wappen aus dem Saale des Schlosses Dorfheim beim Markte Saalfelden im Mitter-Pinzgau. (Gustav Mayrhofer.)

Einunddreifsigster Bericht über das Museum Fran- cisco-Caroli num. Nebst der sechsundzwanzigsten Lieferung der Beiträge zur Landeskunde von Oesterreich ob derEns. Linz, 1873. 8.

Angelegenheiten des Museums. Bemerkungen über die mit- getheilten Fundgegenstände in römischen Gebäuden zu Windisch- garsten bei Spital am Pyhrn. Von Dr. L. Lindenschmit. Ein Dokument für das Vorkommen der Einmauerung Lebendiger in Oberösterreich, mitgetheilt von Albin Czerny. Ein Raubmord zu Freizeil im Jahre 1659. Von Franz Vanderbank. Ein Mis- sale mit Miniaturen in der Bibliothek des Chorherrenstiftes St. Flo- rian.

Urkundenbuch des Landes ob der Ens. Herausgege- ben vom Verwaltungs-Ausschufs des genannten Museums. Sechs- ter Band. Wien, 1872. 8. 721 Stn.

Das oberösterreichische Museum Francisco-Caro- linum in Linz. Linz, 1873. 8.

Darstellung der Wirksamkeit, Sammlungen und Publicationen während der 40 Jahre seines Bestehens (1833 73).

Der Verein für die Geschichte der Provinz Preu- fsen, gegründet im Dezember v. J. , hat seine erste öffentliche Sitzung am 8. April in Königsberg abgehalten. Direktor Teppen hielt einen Vortrag über die Geschichte der Stände Preufsens, durch welchen die Versammlung unmittelbar in die in Aussicht genommene Hauptarbeit des Vereins, die Herausgabe der Akten der Ständetage, eingeführt wurde. De-r zweite Vortrag, von Dr. M. Perlbach behandelte die erste Eroberung Samlands. Die weiteren Mittheilnngen betrafen geschäftliche Angelegenheiten.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Der Deutsche Herold, Zeitschrift für Heraldik, Sphragi- Btik und Genealogie. Organ des Vereins für Siegel- und Wappenkunde („Herold") zu Berlin. IV. Jahrg. 1873. Nr. 4. 4.

Der „Lilienhaspel" und dessen Entstehung. Mit einer artisti- schen Beilage. (Tilesius von Tilenau.) Zwei preul'sische Wap- penverleihungen für englische Edelleute. (J. Graf v. Oeynhausen.)

Mittheilungen über adeliche Familien, welche in der freien Reichsstadt Aachen das Bürgerrecht hatten. Bemerkungen über gleichnamige Geschlechter Hoyningen u. Huene. Von Maltitz. (H. V. Goldegg.)

Nr. 5. Siegel der Abtei Waltham in England. (Tilesius v. Ti- lenau.) — Der heraldische „Scbachroche". (C. Chi. Frhr. v. Rei- tzenstein.) Eine Helmstreitigkeit zwischen den Herren zu Ha- nau und den Grafen zu Rieneck. (Seyler.) Wappen der Fami- lie von Goeckingk. (H. v. Goeckingk.)

Monatshefte für Musik -Geschichte, herausgegeben von der Gesellschaft für Musikforscbung. V. Jahrg. 1873. Nr. 4. 8.

Drucke von Ottaviano Petrucci auf der Bibliothek des Lioeo filarmonico in Bologna. Ein bibliographischer Beitrag zu Ant. Schmid's Ottaviano dei Petrucci (Wien, 1845) von Fr. X. Haberl.

Die Kirchenmelodien Johann Crüger's. Von Bode.

Nordhausens mittelalterliche Kuns t denkmäler gez. von Eugen Duval. Im Auftrage der Nordhäuser Section des Harz -Vereins herausgegeben von Dr. Theodor Perschmann. Heft II mit 3 Steindrucktafeln. Nordhausen, 1872. 8.

Annalen des historischen Vereins für den Nieder- rhein, insbesondere die alte Erzdiöcese Köln. Fünfundzwanzig- stes Heft. Köln, 1873. M. Du Mont-Schauberg'sche Buchhand- lung. 8.

Die Kunstgilde der Töpfer in der abteilichen Stadt Siegburg und ihre Fabricate. Von J. B. Dornbusch. Der Reichsvicekanz- ler Dr. Matthias Held. Von Dr. Ennen. Die sogenannten Per- sonate in einigen Pfarrkirchen am Niederrhein. Von Dr. Mooren.

Schlofs Bensberg. Von Dr. Harlefs. Der Meister des Schrei- nes am Hauptaltare in der Pfarrkirche zu Kempen. Von Dr. H. Keufsen. Die Kreuzigung Petri, von P. P. Rubens, in der Kir- che St. Peter zu Köln. Von Dr. Ennen. VVeisthum des Dorfes Heerdt. Von C. F. Strauven. Weisthümer von Richard Pick.

Die Wurzeln „snu" und „lag" in deutschen Flufs- und Orts- namen. Von Dr. Mieck.

Organ für christliche Kunst, hrsg. u. redigirt von J. van Endert in Köln. Organ des christlichen Kunstvereins für Deutschland. Nr. 9. 10. Köln, 1873. XXIII. Jahrg. 4.

Die Darstellung des Bösen in der mittelalterlichen Kunst. Zwei dreigewölbige Bauten in Worms. Antiquitätenfunde. Aelteste Darstellungen der heiligen Jungfrau. Walafridi Strabi (t 849) picturae historiarum novi testamenti.

.jj|.j, L'investigateur. Journal de la Societe des Etudes ^ii,&^<yr4gjUji5.3j,|— ancien Institut Ilistorique . Trente-neuvieme ^|y3^,^,n.^jiY|iT?,i9,qps de, Ja?Lvi?.i^.et Fevrier 1873. Paris, 1873. 8. hhi-^PMJi^^W idiea,gran(fe,,4nvent:e(^rs 4ap? les sciences, les arts

ly .,^n,j:)^uair,e|de^/l'A,c^de«i;ie Boyale dßa Sioienc^'Sl, de-s ^e.pj\.ifjfa.jif[t 4|?,p,.[^je.au.^,-a.rt?.;,d,ft Relgjque. ,,-1872 .et 1873. Trente-huitiepji^i^tiffjeHili^-i^fflvi^fggiAjin^Ci. Briw^He«, Ü8.72. 1873^ '8.

Bulletin de l'Aeademie .... de Belgique. 40°'e Annee, 2me Ser., T. XXXI. 1871. Bruxelles, 1871. 8.

Episodes des relations exterieures de la Flandre : Guillaume De Deken, le bourgeois negociateur; notice par M. Varenbergh. Ce qua l'on appelait en Brabant les Treves du comte (Treugae co- mitis), et, ä ce propros, de la Paix instituee par l'eveque de Liege Henri ler, notice par Alph. Wauters.

T. XXXII. La sauveraineto hereditaire du prince d'Orange dans les provinces de Hollande , de Zelande et d'Utrecht (1580), par M. le baron Kervyn de Lettenhove. Nouveaux documenta pour la tradition iconographique des Neuf Preux, notice par M. fi. Fetis.

T. XXXIII. Jeanne la Folie et Charles Quint (2™e partie), par M. Gachard. Voyage de Paul ler en Belgique, en 1782, notice par M. Gachard. Une lettre de Symier au duc d'Anjou, par M. le baron Kervyn de Lettenhove.

T. XXXIV. Un voyage au treizieme siecle, notice par M. Va- renbergh. — Messire Henri Kerens, eveque de Ruremonde, note par M. Wauters. Marie Stuart d'apres les doouments conserves au chäteau d'Hatfield, par M. le baron Kervyn de Lettenhove. Declaration de la reine Elisabeth contre le prince d'Orange et ses adherents (1575), par le meme.

Compte rendu des seances de la commission royale d'his- toire, ou recueil de ses buUetins. Troisieme Serie. Tome dou- zieme. IVme et Vme Bulletins. Bruxelles, 1871. 8.

Notice sur un cartulaire de la tresorerie des comtes de Hai- naut. Par M. Leop. Devillers.

T. treizieme. Analectes historiques, 17ine et derniere Serie. Par M. Gachard. Comptes de l'expedition d'Edouard ler en Flandre. Par M. le baron Kervyn de Lettenhove. Inventaire des joyaux, ornements d'eglise, vaisselle, tapisseries , livres,ta- bleaux, etc., de Charles-Quint, dresse ä Bruxelles au mois de mal 1536. Par M. Michelant. Les Seigneuries et les Seigneurs en Brabant au dix-huitieme siecle. Par M. Gachard.

T. quatorzieme. Lettres de Joseph II. sur les troubles des Pays-Bas en 1787 et la rcivolution de 1789. Par M. Gachard. Notice des cartulaires de la collegiale de Saint -Denis, ä Liege. Par M. Stanislas Bormans. Inventaire des bagnes, ornements d'eglise, pierres, vaiselles, tapisseries, livres, etc., de Philippe II, fait a, Bruxelles au mois de mars 1589. Par M. Michelant. Analyse des documents relatifs au projet de mariage d'Elisabeth et du duc d'Alengon, qui sont conserves au chäteau d'Hatfield. Par M. le baron Kervyn de Lettenhove. La vente publique, ä Bru- xelles, du mobilier de la cour et des eglises et eouvents en 1580 et 1581. Par M. L. Galesloot. Notice d'un cartulaire du clerge secondaire de Liege. Par M. Stanislas Bormans.

Quatriemc Serie. T. premier. I^r Bulletin. Notice des raa- nuscrits concernant l'histoire de la Belgique qui existent ä la Bi- bliotheque royale, ä Berlin. Par M. Gachard. Recueil de let- tres de Viglius ä ses amis, de janvier 1576 ä avril 1577. Par M. le baron Kervyn de Lettenhove.

Meraoires couronnes et autres memoires, publies par l'Akademie .... de Belgique. CoUection in -8. Tome XXII, Bruxelles, Avril 1872.

Het geslacht der Artevelden in te veertiende eeuw en de Na- -Ifetensobajl van Philip Van Artevelde; door Frans De Potter. L'art dans- la societe .btiidanal'etat; par ^fedouard P'etis.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Academie etc. Centieme Anniversaire de Fondation (1772—1872). Tome premier et second. Bnixelles, 1872. 8.

Ouddietsche Fragmenten van den Parthonopeus van Bloys, grootendeels bijeenverzameld door wijlen profcssor Ferdinandus Deycks , en verder in orde geschikt en kritisch uit- gegeven op last van de k. Akademie van Belgie, door J.-H. Bor- mans. Brüssel, 1871. 8. XXXIV u. 420 Stn.

Speghel der wij sheit of leeringhe derzalichede, van Jan Praet, westvlaemscben dichter van 't einde der Xllle eeuw, voor de eerste mael uitgegeven van wege de k. Akademie van Belgie, door J.-H. Bormans. Brüssel. 1872. 8. XV u. 208 Stn.

Memoires derAkademieetc. T.XXIX. Bruxelles, 1872. 4.

Memoire historique et statistique sur les Quatre Metiers et les iles occidentales de la Zelande ; par M. J.-J. De Smet.

Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke. 17) Die Reichsstadt Kaufbeuren und die baierische Restaurationspolitik. Ein Beitrag zur Vorgeschichte des dreifsigjährigen Krieges von Felix Stieve. München, 1870. M. Rieger'sche Universitätsbuchhandlung (Gustav Himmer). 102 Stn. 8.

Ein kleines, aber gehaltvolles und lehrreiches Buch! Die grofse Bewegung einer ganzen Zeit spiegelt sich in dem Leben einer kleinen Stadt ab und gewinnt aus den scheinbar unbedeu- tenden Vorgängen in derselben mannigfache Aufhellung. Wir werden zugleich belehrt, wie ein neuer Gedanke, oft mit ent- scheidendem Uebergewicht durchgeführt und eben so oft wieder zurückgedrängt und unterdrückt, nach mühsamen Umwegen und Wechselfällen endlich doch zu dauernder Verwirklichung ge- langt.

In Kaufbeuren wurde im Jahre 1524 der erste thatkräftige Versuch zur Einführung der kirchlichen Reformation unternom- men. Er scheiterte indel's bald ; denn da gleichzeitig auch der Aufruhr der schwäbischen Landleute ausgebrochen war, den man sich mit der Wirksamkeit der religiösen Neuerer in enger Verbin- dung dachte, so benützten dies die Gegner zur Verdächtigung. Die Bewegung wurde daher auf Befehl des schwäbischen Bundes strenge unterdrückt, und in den folgenden achtzehn Jahren be- hauptete in Kaufbeuren die katholische Kirche ihre frühere Herr- schaft.

Im Jahre 1543 traten plötzlich unter der Mehrheit der gerin- geren Bürger entschieden feindselige Gesinnungen gegen dieselbe hervor. Sie mochten durch die religiösen Zusammenkünfte, welche damals im Sinne Kaspar Schwenkfelds, des schlesischen Mysti- kers, durch ganz Schwaben hin veranstaltet wurden und auch in Kaufbeuren Eingang fanden, angeregt worden sein. Die ersten Mafsnahmen des Rathes im reformatorischen Sinne trugen wenig- stens ganz das Gepräge derselben. Dieser Umstand beschäftigte bald die öffentliche Meinung und erregte insbesondere die Auf- merksamkeit der protestantischen Stände, denen die angeblichen Schwärmereien eines Schwenkfeld wie die Wiedertäuferei ebenso verhafst waren , als die Einrichtungen der römischen Kirche. Sie "sorgten dafür, dafs im Jahre 1546 der evangelischen Gemeinde von Kaufbeuren in der Person des Thomas Kirchmair (Naogeorgus) ein regelrechter Prediger vorgesetzt wurde. Seine Wirksamkeit sollte indessen nicht von langer Dauer sein. Gerade um diese Zeit er-

focht der Kaiser seine Siege über den schmalkaldischen Bund. Das Interim wurde erlassen, und in Folge dessen der Protestantis- mus in Kaufbeuren zum zweiten Male unterdrückt.

Aber auch dieser Rückschlag hatte keinen Bestand. Kaum dafs die kaiserliche Uebermaoht durch den Passauer Vertrag und die darauf folgenden Ereignisse ihre Endschaft erreicht hatte, so wurden die katholischen Mitglieder aus der städtischen Verwaltung wieder entfernt und durch Männer von entschieden protestantischer Gesinnung ersetzt. Dies geschah im Jahre 1554. Der neue Rath, durch die bisherigen Erfahrungen gewitzigt, gieng übrigens mit grofser Vorsicht zu Werke. Er liefs sich nur Schritt für Schritt, und nur wenn die öffentliche Meinung unaufhaltsam dazu drängte, zur Einführung der einzelnen protestantischen Ein- richtungen bewegen. Dieser langsame Prozels vollzog sich bis zum Jahre 1584. Damals war die Zahl der Katholiken bis auf ein Zehntel der gesammten Bevölkerung herabgesunken.

Gleichwohl hatte auch damit der Streit seine Endschaft noch keineswegs erreicht. Er entzündete sich theils an dem Kalender- streite, der in dem kleinen Gemeinwesen eine lange Verwirrung anrichtete, theils an der Frage über Benützung der Kirchen. Den von aufsen her aufgestachelten Katholiken gelang es, ihre Ange- legenheit vor den Kaiser Rudolf II. zu bringen, und eine von die- sem eingesetzte Commission entschied, nach lange hin und herge- zogenen Verhandlungen, kurz vor dem Ausbruche des dreifsigjäh- rigen Krieges im Wesentlichen zu ihren Gunsten. Was diesen an sich unerquicklichen Händeln eine besondere Bedeutung verlieh, war der Umstand, dafs die bayerischen Herzoge Wilhelm und sein Sohn Maximilian I. ihre Hand dabei fortwährend im Spiele hatten.

Damit endigt die Erzählung der Schrift. Sie deutet nur noch an, dals im Jahre 1627 der Protestantismus mit rüclcsichtsloser Gewaltsamkeit vollständig unterdrückt, während des dreifsigjähri- gen Krieges aber von der schwedischen Besatzung regelmälsig wie- derhergestellt, und von der kaiserlichen eben so oft aufs neue be- seitigt wurde bis der westfälische Friede die Zustände vor 1624 zurückführte. Aber auch nach diesem Abschlüsse dauerten die Reibungen zwischen den beiden kirchlichen Parteien noch lange Zeit fort.

Die Darstellung ist unparteiisch, klar und übersichtlich. An einzelnen Stellen hätten wir ausführlichere Mittheilungen aus Ak- ten und Urkunden gewünscht. A. F.

18) Malerische Ansichten aus Nürnberg. Original- radirungen von L. Ritter. Mit erläuternden Beraerkun-

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gen von R. Bergau. I.— III. Lief. Nürnberg. 1871-1873. S. Soldan's Hof-Buch- und Musikalienhandlung. 2.

Seit den ersten bildlichen Darstellungen der Stadt Nürnberg aus dem 15. Jahrhundert hat dieselbe im Ganzen wie in ihren Einzelheiten unzählige Male einen Stoff künstlerischer Behandlung abgegeben. C. G. Müller in seinem Verzeichnil's von nürnbergi- schen topographisch -historischen Kupferstichen und Holzschnitten zählt bis zum Jahre 1801 mehr als 2000 in diesen Bereich fallen- der Blätter auf. Wie viel ist seitdem noch geliefert worden ! Alles Frühere charakterisiert sich durch eine auffallende Nüchtern- heit der Auffassung, für die wir keineswegs durch Genauigkeit der Darstellung entschädigt werden. Man sieht deutlich, wie es den früheren Darstellern weniger um den Gegenstand an und für sich, als um dessen Beziehungen zur Stadt oder deren Bewohnerschaft zu thun gewesen, und wie ihnen oft wenig mehr als ein Hinweis auf seinen Zweck, seine Geschichte u. s. w. genügte. Die oben genannten malerischen Ansichten gehen von entgegengesetztem Prinzipe aus. Sie fassen das bestimmte Motiv ausschliefslich in seiner augenblicklichen Erscheinung auf und geben, indem sie sich aufs innigste dessen EigenthUmlichkeiten anschmiegen, nicht nur einen wahrhaft historischen Abdruck, sondern auch, was sie zu- nächst bezwecken, ein echt poetisches Bild, dem eine vollendete Meisterschaft der Ausführung den letzten Werth verleiht. Diese Ansichten übertreffen somit Alles, was auf diesem Gebiete ihnen vorausgegangen ; als Radierungen stehen sie dem Besten an der Seite, was die Neuzeit geliefert. Zu den schönsten Blättern gehö- ren die Aussicht vom Burgzvi'inger, die Ansicht des Einflusses der Pegnitz durch die Stadtmauer, der sogen. Kaiserhof, Ansicht der Westseite der Stadt, der schöne Brunnen, der Prunksaal im Rupp- recht'schen Hause u. s. w. Der Text gibt in gedrungenster Kürze die nöthigen Anhaltspunkte zur Erklärung. v. E.

Aufsätze in Zeitschriften.

Die Gartenlaube: Nr. 23. Die Zeidler im Nürnberger Reichs- wald. (V. J. M. Lotter.)

Im neuen Reich: Nr. 24. Die Papstwahl von 1159 und ihre Folgen. (W. Lang.)

Preufs. Jahrbücher: April, S. 431. Die Sage von der Bestat- tung Karl'a des Gr. (Theodor Lindner.)

Korrespondent v. u. f. D. : Nr. 303 ff. Schlols Runkelstein bei Bozen.

Mittheilungen des k. k. Oesterr. Museums f. Kunst und Industrie: Nr. 93. Ausstellung einer Anzahl Druckwerke, darstellend die Entwicklung der älteren Buchdruckerkunst in Mähren. Zusammengest. von Dr. B. Dudik.

Illustr. deutsche Monatshefte: Mai, S. 151. Geschichte des Kupfers. Von Jakob Nöggerath. Juni, S. 280. Ursprung des deutschen Volksaberglaubens, besonders in Bezug aufpflan- zen. (M. J. Schieiden.)

Revue des deux mondes: 15. Mai, S. 436. Les origines du regime feodal. (Fustel de Coulanges.)

Sonntagsblatt (v. Fr. Duncker) : Nr. 16. Die Tafelrunden des Mittelalters. (C. Müller-Fürstenwalde.)

(Grazer) Tagespost: Nr. 123 (Mgbl.). Das älteste Metallfab-

rikat Steierraarks (vorröm.) in der Weltausstellung. {Dr. Frdr. Pichler.)

Wochenblatt d. Joh.-Or d.-Balley B rdbg. : Nr. 23. DieStädte Königsberg und Bahn im Streite mit Johannitern. (Oskar Schwebel.) Nr. 24 f. Die deutschen Kaiser in der Volks- sage. (Ders.) Zur Geschichte der Johanniter -Commende Lietzen. (Ders.)

Allgem. Zeitung: Beil. Nr. 157. Pfingsten in Gunzele. (Johs. Schrott.)

Frank. Zeitung: Sonnt.-Beig., Nr. 20. Von der Altmühl : Die Fossa Carolina oder der Karlsgraben.

Vermischte Nachrichten.

42) Zum ,.ersten kunstwissenschaftlichen Congrefs in Wien" ladet ein Coniite, dessen Vorsitzender Hr. R. Eitel- berger v. Edelberg ist, durch gedrucktes Schreiben ein. Der Con- grefs findet in den Tagen vom 1. bis 3. September im k. k. öster- reichischen Museum zu Wien, Stubenring Nr. 5, statt und wird sich mit der Erörterung nachstehend bezeichneter kunstwissen- schaftlicher Gegenstände beschäftigen: Die Anforderungen der Kunstwissenschaft an die Anordnung, Katalogisierung und Ver- waltung der Museen ; die Conservierung von Kunstwerken (Ge- mälden, öffentlichen Denkmälern, kirchlichen Miniaturen, Hand- zeichnungen u. s. w.) ; der kunstgeschichtliche Unterricht an Hoch- und Mittelschulen; Gründung eines Repertoriums der Kunstwissen- schaft und Anlage eines kunstgeschichtlichen Regestenwerkes ; Re- productionen von Kunstwerken und deren Verbreitung im Interesse der Museen und des Kunstunterrichtes. Anträge, die zu einer Discussion Anlafs zu geben sich eignen, sind bis 1. August einzu- reichen. Das Comite macht gleichzeitig bekannt, dafs aufser der den Werken alter Kunst und Kunstindustrie gewidmeten Gruppe der Weltausstellung auch noch eine besondere Ausstellung alter Bilder aus dem Wiener Privatbesitz während der Monate August und September d. J. im k. k. österreichischen Museum stattfin- den wird.

43) In den Tagen vom 8.— 14. Mai wurde eine Sammlung seltner Hand- und Druckschriften aus der Verlassenschaft des Justizraths Barnheim in Insterburg in Berlin versteigert. Der Verewigte hatte im Laufe von fast 50 Jahren Gelegenheit, zum Theil aus aufgelösten Klosterbibliotheken, wie der von Oliva bei Danzig, St. Petri in Erfurt u. s. w. , manche Kostbarkeit zu erwerben, und so ist es erklärlich, dals Pergament -Manuscripte bis zu 151 Thalern bezahlt wurden. Dieselben waren allerdings mit in schönster Farbenpracht prangenden Initialen, Miniaturen und Randverzierungen versehen. Von Manuscripten auf Papier kam Jacobus de Theramo's Belial von 1448 auf 101 Thaler und alte Mainzer Drucke J. Guttenberg ante 1460 wurden bis 151 Thaler bezahlt und aufserdem mit sehr guten Preisen Nürn- berger aus der Officin von Regiomontanus und Römische aus der von Conr. Sweynheim und Arn. Pornartz. Der Gesammtertrag der Versteigerung stieg über 5000 Thlr. (Dzgr. Ztg.)

44) Bei einer unlängst in England stattgefundenen Verstei- gerung von seltenen alten Büchern und Manuscripten kam ein Exemplar der ersten gedruckten lateinischen Bibel (Moguu- tiae, per Fust et Schötfer) mit einem Datum, auf Pergament ge-

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druckt, aus der La Valliere-Bibliothek unter den Hammer, die mit 780 Pfd. St. bezahlt wurde. „Bible historiee", ein prächtiges Ma- nuscript auf Pergament, mit 130 Miniaturbildern, 2 Bände, erzielte 490 Pfd. St. ; „Biblia Germanica", die erste Ausgabe der deutschen Bibel, 80 Pfd. St.; eine von Milles Corerdale in 1535 übersetzte Bibel, die erste Ausgabe der heil. Schrift in englischer Sprache, 400 Pfd. St. Die von Thomas Matthew 1537 übersetzte Bibel, ein äufserst rares Werk, aus welchem jedoch zwei Blätter fehlen, 190 Pfd. St.; eine zweibändige lateinische Bibel (Venetiis , per J. Jenson, 1476), auf Pergament gedruckt, ein prachtvolles Buch, 299 Pfd. St., u. s. w. _ (Frk. Kur., Nr. 285.)

45) Bei dem vor ein paar Monaten in Joachimsthal (Böh- men) stattgefundenen Brande sind auch die herrlichen Kirchen- gemälde von Lucas Cranach und Albrecht Dürer ver- nichtet, ferner die prächtigen Holzschnitzereien, die in ihrer Vollendung an die Kunstwerke eines Veit Stofs erinnerten. Ueber- dies hatte die Kirche einen bedeutenden Reichthum an kostbaren Gefäfsen etc., die sämmtlich zu Grunde gegangen sind.

(Dr. Kunstztg., Nr. 16, 20. Apr.)

46) Jeder Besucher Bambergs erinnert sich der imposanten Gebäude des ehemaligen Benediktinerklosters Michaelsberg, welche auf einem vorspringenden Hügel Stadt und Umgegend beherrschen. In ihnen befindet sich das Bürger-Hospital, und in einigen nicht sonderlich geeigneten Zimmern desselben war bis vor Kurzem die städtische Bildersammlung aufgestellt. Als nun vor einiger Zeit ein getrennter Flügel, der s. g. Kanzleibau, frei geworden, wurde er sofort zur Aufnahme der städtischen Kunstsamm- lungen bestimmt. Der derzeitige Bürgermeister Dr. Schneider fand in dem Hofmaler Hauser den richtigen Mann zum Konserva- tor, und so ist jetzt ein städtisches Museum geschaffen worden, auf das die Bamberger mit voller Befriedigung blicken können. Die städtischen Kunstsammlungen entstanden zunächst durch die Schenkung der Galerie des Domvikars Hämmerlein, welcher die für Sammler so günstige Zeit kurz nach der Säkularisation zum billi- gen Erwerbe manches werthvoUen Bildes zu benutzen verstanden hatte ; mit ihr wurden dann die früher schon testierten Bilder der Geistlichen Betz und Schellenberger vereinigt. Vor einigen Jah- ren erwarb die Stadt auch die Sammlung des Inspektors Heunisch, und in der letzten Zeit erhielt sie noch vom Staate eine Reihe werthvoller Bilder aus der Schleifsheimer Galerie zur Aufstellung überlassen. Demnächst wird auch die bekannte grofse Kupfer- stich- und Holzschnittsammlung des verstorbenen Kunstschriftstel- lers Joseph Heller, welche ebenfalls Eigenthum der Stadt ist und zur Zeit noch in der öffentlichen Bibliothek sich befindet, hier zur Aufstellung kommen. Die Gemälde selbst sind jetzt, streng histo- risch geordnet, in 12 Zimmern und einem Saal aufgehängt; in ei- nem zweiten Saale werden Gegenstände des Kunstgewerbes aufbe- wahrt. Am zahlreichsten vertreten sind die deutschen und die niederländischen Schulen, weniger die italienischen, französischen und spanischen. Unter den Werken der Kleinkunst ist besonders ein herrlicher Teppich mit neun Passions -Bildern aus dem Jahre 1480 und eine Sammlung kunstvoller alter Schlösser beachtens- werth. (Beibl. z. Ztschr. f. bild. Kunst, Nr. 30.)

47) Je mehr die Reste des zu Anfang Mais zu Regensburg ausgegrabenen römischen Propugnaculums hervortreten, um so mehr steigert sich das Interesse an diesem so seltenen Werke rö- mischer Befestigungskunst. Der ausgehobene Grundstein hat aller

Wahrscheinlichkeit nach schon bei dem Einlassen an den Rändern Schaden gelitten, so dafs die Inschrift etwas defect ist. Dieselbe erscheint in Buchstaben von etwa 6 Cm. Höhe auf einer Platte von 2 M. Länge, 90 Cm. Br. und 12 Cm. Dicke, und dürfte fol- gendermalsen zu lesen sein :

DRIANI. NEPOS. DlVl TR.^IANI P

RIMVS. TRIB. POTESTATIS. XXXVI. 1

VS. MAXIMVS. ANTONINI. IMP.

COM, PORTIS. ET TVRRIBVS. EF6.

MENTE DEXTRIANO. LEGAV.

(Allg. Ztg., Beil. Nr. 136.)

48) Vor einiger Zeit wurden in Kärnten römische Stein- denkmale aufgefunden: ein Meilenstein bei Oberdrauburg aus dem Jahre 304, ein Sarkophag aus den Ruinen von Teurnia, ei- ner römischen Stadt, welche auf dem Hügel ob dem Marktflecken Spittel in Oberkärnten lag, wo sich jetzt die Ortschaft St. Peter im Holz befindet, zwei Steinreliefs an der Pfarrkirche zu Tiffen bei Feldkirchen, ein Sarkophagdeckel nächst der Schlofsruine Strafsfried und eine Inschrift zu St. Martin, Filialkirche der Pfarre Klein St. Veit, welche u. ar. zwei Namen, Capitor und Atimeria, enthält, die keltischen Ursprungs zu sein scheinen.

(Das Ausl., Nr. 21 ; a. d. Carinthia.)

49) Gelegentlich einiger Taucherarbeiten auf dem Meeres- gründe der Kjöge-Bucht stiels man auf einen S cb iffsrurapf, den man seiner Lage nach sogleich für die Reste des dänischen Linienschiffes „Danebrog" annahm, dessen Untergang eines der schönsten Blätter der dänischen Kriegsgeschichte ist. Während des Treffens in der Kiöge-Bucht am 4. Oktober 1710 zwischen ei- ner dänischen Flotte unter A. Chr. Güldenlöwe und einer schwe- dischen Flotte unter dem Admiral Wachtmeister gerieth das Li- nienschiff „Danebrog", das erste Kriegsschiff, welches vom jetzigen dänischen Kriegswerfte vom Stapel gelaufen, in Brand. Der Chef, Ivar Huitfeld, machte zuerst Versuche, das Feuer zu löschen, je- doch ohne Erfolg; er konnte jetzt die Mannschaft nur dadurch retten, dafs er das Schiff auf seichten Grund segelte ; um dieses aber möglich zu machen, mufste er durch die ganze dänische Flotte hindurch auf die Gefahr hin, dieselbe durch sein brennen- des Schiff in Brand zu stecken. Er zog daher vor, sein eigenes und der Mannschaft Leben aufzuopfern, warf den Anker aus und gab dem Feinde Schufs auf Schufs, bis das Feuer die Pulverkam- mer erreichte und das Schiff mit ihm und seiner heldenmüthigen Mannschaft von 500 Mann, von denen nur einige wenige gerettet wurden , in die Luft sprang. Die angestellten näheren Untersu- . chungen haben vollständig erwiesen, dafs es der Rumpf dieses Schiffes ist, auf den man gestofsen ; in demselben hat man einige Skelette jener tapfern Seekrieger gefunden, und durch Hülfe der Taucher hat man etwas Tauwerk geborgen, das sich im Lehm- grunde vollständig gehalten hat, nebst 11 metallenen Kanonen, die alle vor 1710 gegossen sind und deutliche Spuren des Feuers und der feindlichen Kugeln tragen. Einige dieser Kanonen schei- nen in der Schlacht in der Kjögen-Bucht 1677 den Schweden ge- nommen zu sein, und mehrere darunter sind für die Waffenge- geschichte von besonderm Interesse. Wahrscheinlicher Weise wer- den diese der in vielen Beziehungen vorzüglichen geschichtlichen Waffensammlung des dänischen Zeughauses einverleibt werden.

(Frk. Kur., Nr. 279.),

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50) Braunsbergr, 14. April. Am 8. d. wurde auf den Län- dereien des benachbarten Gutes Hammersdorf von einer Instfrau ein stark mit Rost überzogener Metallklumpen im Gewicht von ca. 2 Pfund bemerkt und aufgenommen. Dieselbe hielt den Fund für altes Eisen und verkaufte solchen an einen hiesigen Händler für 2 Sgr., der wiederum mit einigen Silbergroschen Gewinn den gefundenen Gegenstand an einen zweiten Händler veräul'serte. Dieser untersuchte den Gegenstand näher und fand unter dem Koste nicht Eisen, sondern feines Silber, wonach der Fund einen reellen Werth von etwa 40 Thlr. repräsentiert. Der Händler beseitigte den Rost ; es stellte sich nunmehr der Gegenstand als ein Theil eines silbernen antiken Geräthes heraus, anscheinend von einer grofsen Schale herrührend. Durch das Reinigen war das ursprünglich zusammengebogene Stück in mehrere Theile zerlegt worden, und liefsen einzelne davon, namentlich ein Randstück, recht saubere Gravierungen, ein Jagdstück darstellend, erkennen, welche einstens vergoldet gewesen. (Dzgr. Ztg. Nr. 7854.)

51) Unter den jüngst bekannt gemachten Preis aufgaben der fürstlich Jablonowski'schen Gesell schaft zuLeip- zig befinden sich folgende aus der Geschichte und Nationalökono- mik: Für das Jahr 1873 : eine Darlegung der nationalökonomischen Ansichten, welche die vornehmsten Handelsrechts-Schriftsteller des 16. und 17. Jahrhunderts, zumal vor Colbert, ausgesprochen haben. (Preis 60 Ducaten.) Für das Jahr 1873 (vom vorigen Jahre pro- longiert) : eine quellenmäfsige Geschichte des polnischen Getreide- handels mit dem Auslande. (Preis 60 Ducaten.) Für das Jahr 1874: eine eingehende Erforschung des besonderu Verhältnisses, in welchem innerhalb der indogermanischen Gemeinschaft die Spra- chen der littauisch-slawischen Gruppe zu den germanischen stehen. (Preis 60 Ducaten.) Für das Jahr 1875: eine Geschichte der Aus- breitung und Weiterentwickelung der deutschen Sprache in Ost- und Westpreusfen bis zum Ende des jl5. Jahrhunderts, mit be- sonderer Rücksicht auf die Betheiligung der beiden deutschen Hauptdialekte an

derselben. Der Preis beträgt 60 Ducaten ; doch würde die Ge- sellschaft mit Rück- sicht auf die bei der Bearbeitung wahr- scheinlich nöthig werdenden Reisen und Corresponden- zen nicht abgeneigt sein , bei Eingang einer besonders aus- gezeichneten Lösung den Preis angemes- sen zu erhöhen. Für das Jahr 1876: Eine

(wenn auch nur begrenzte) Geschichte des Häringsfangs und Härings- handels im Gebiete der Nord- und Ostsee. (Preis 700 Mrk.) Die Preis- bewerbungsschriften sind in deutscher, lateinischer oder französischer Sprache zu verfassen, müssen deutlich geschrie- ben und paginiert, ferner mit einem Motto versehen und von einem versiegeltenZettel begleitet sein, der auswendig dasselbe Motto trägt, inwendig den Namen und Wohnort des Verfassers angibt. Die gekrönten ßewerbungsschriften bleiben Eigenthum der Gesell- schaft. Die Zeit der Einsendung endet für das Jahr der Preis- frage mit dem Monat November; die Adresse ist an den Secre- tär der Gesellschaft (für das Jahr 1873) den Prof. Dr. F. Zarncke zu richten. Die Resultate der Prüfung der eingegangenen Schrif- ten werden jederzeit durch die Leipziger Zeitung im März oder April bekannt gemacht.

52) Unter den Gegenständen, die aus dem Besitze Sr. Durch- laucht des Fürsten Georg von Schwarzburg-Rudolstadt gegenwär- tig im germanischen Museum ausgestellt sind und die, theilweise durch hohen Kunstwerth ausgezeichnet, das Augenmerk der Be- sucher auf sich ziehen, befindet sich auch ein Stück, dessen wir trotz seiner Unscheinbarkeit doch hier besondere Erwähnung thun wollen, weil es für die Geschichte der Feuerwaffen einiges Inter- esse hat. Das Stück, dessen Abbildung hier unten folgt, hat nebst einem zweiten, ganz gleichen seinen Platz im alten fürstlichen Zeug- hause zu Schwarzburg, das so manche schöne und seltene Waffe birgt. Es ist von Eisen geschmiedet und besteht aus drei Thei- len: zunächst einem langen, massiven, spitzulaufenden Stiel, an des- sen starkem Ende die Kammer, aus einem einzigen Stück geschmie- det, angeschweifst ist. An die Kammer ist die weitere Röhre an- geschmiedet, aus einer Eisenplatte hergestellt, welche um einen Dorn herumgelegt und der Länge nach geschweil'st ist. Fünf Ringe aus schmiedeisernen Streifen sind um diese kreisrund zusammen- geschweilste Platte gelegt ; am hintersten sind die längeren Enden unten zusammengeschmiedet, so dals ein Haken gebildet ist. Eine rohe Gliederung bildet ein Mundstück. An der Kammer ist seit- wärts oben durch einige Schläge in das heifse Eisen eine Pfanne herausgetrieben, die mit dem Zündloche in Verbindung steht. Die Länge der Röhre milst 0,50 Met., die der Kammer 0,26, die des Steiles 0,77. Der Durchmesser der Kammer ist nicht genau festzustellen; er beträgt etwa 0,06 Met., der der Röhre 0,12; das Gewicht ist 40 Kilo. Das ganze Stück hat einen rothen Mennig- anstrich. A. E.

Verantwortliche Redaction: Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Gedruckt bei U. E. Sobald in Nürnberg.

Nürnberg". Das Abonuement des Blat- tes, welches alle Monate erbcheiut, wird ganzjährig angenommen und beträgt nach der neuesten Poatconveutiou bei allen Po st- ftmteru und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreicha 3 0. 36 kr. im 24 fl.-Ful'B oder 2 Tldr. preul's.

Für Frankreich abouulert man in Paria bei der deutschen Buchhandlung \on F. KlinckBieck, Nr. 11 rue de Lille; fUr

AMZEIOER

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Neue Folge.

EiKjland bei WüJiam» & Norgate, 14 Hen- netta-Street Covent - Garden in London ; für Nord-Ameriha bei den Poatlimtem Bre- men und Hamburg.

AUe für das german. Museum be- stimmten Sendungen auf dem Wege des Buchhandels werden durch den Commis- Bionitr der litorar. - art ist. Anstalt des Mu- seums, F. A. Brockhaua in Leipzig, be- fördert.

Zwanzigster Jahrgang.

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

1873.

J^7.

Jnli.

Wlssenschaftliclic Mitthellungen.

Buntglasierte Thonwaareu des 15.— 18. Jahrhunderts im germanischen Museum.

IL

Das halbe Dutzend jener Platten im germanischen Museum, die unter der Bezeichnung spanisch- oder sicilianisch-maurische nach der allgemeinen technischen Benennung sich einfuhren würden, von denen wir ein Stück, wol das älteste, unter Nr. I *) abgebildet haben, zeigt in der Verzierungsweise ebenso viele verschiedene Formeukreise. Chronologische Feststellung der- selben soll nicht versucht werden. Eine dieser Platten hat ein Ornament, das jener Platte ähnelt, die als dritte in der Serie Delange's abgebildet und der Sammlung des Herrn Jo- seph Fau in Paris entnommen ist. Unser Stück ist jedoch nur in dem gelblichen Metallreflex gezeichnet, während jenes auch theilweise blaue Zeichnung hat.

Das Blau findet sich bei uns, verbunden mit dem gelb- lichen Metallglanze, auf einer anderen Platte, deren Innenseite wir umstehend in V4 der natürlichen Gröfse abbilden. Es ist eine streng symmetrische Vertheilung der blauen Hauptdekora- tion, welche, wie ersichtlich, auch zuerst aufgetragen und dann gebrannt ist. Erst nach diesem Brande ist die gelbe Metallfarbe aufgetragen, theils Flächen füllend, theils ein leichtes, freies Rankenwerk über die freibleibende Fläche des Grundes gie- fsend. Dieses Ornament zeigt genau denselben Stil, wie die Ornamente der Rückseite auf der Platte I. Es deutet also auf das 14.— 15. Jhdt. Die strenge Haupteintheilung, die Form

*) Vgl. Anzeiger, Jhg. 1873, Nr. 5, Sp. 121 127.

der Blätter, die in der blauen Zeichnung erscheinen, weist gleichfalls auf diese, vielleicht auch auf ältere Zeit zurück. Der Wappenschild dagegen scheint der Form nach dem Schlüsse des 15. Jhdts. anzugehören.

Die deutsche Heraldik des 15. Jhdts. stellt nur ausnahms- weise, und zwar bei königlichen Wappen, die Krone direkt und unmittelbar auf den Schild. Obwohl wir hier kein deut- sches Fabrikat vor uns haben, läfst sich doch vielleicht anneh- men, dafs das Wappen ein königliches ist; doch welches? Die königlichen Wappen sind so ziemlich bekannt; auch die fremden. Ob die Farbe der Rauten, hier gelblichmetallen, auf weifslichen Grund aufgetragen, direkt zu nehmen ist, oder ob sie blos die Zeichnung des Wappens wiedergeben soll, mag dahingestellt bleiben. (Letzteres ist das Wahrscheinlichere.) Es ist uns nicht gelungen, das Wappen zu bestimmen, da un- ser Material hinsichtlich der italienischen und spanischen Wap- pen nicht vollständig genug ist. Vielleicht gelingt es einem andern, und er kann dadurch den Entstehungsort erkennen und so einen wichtigen Beitrag zur Geschichte dieser Fabrika- tion liefern. Dies der Zweck der Mittheilung umstehender Zeichnung. Die Aufsenseite ist vollständig mit leichtem Orna- ment in der Weise, wie es innen zu der blauen Zeichnung hinzutritt, bedeckt. Es läfst sich im Ganzen wol annehmen, dafs auch dieses Stück nicht maurisch, dafs es vielmehr christ- liche Imitation des 15. Jhdts. ist.

Nürnberg. A. Essenwein.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Arnold Mag und seiue Töchter, Peter Vischer's Schwiegertöchter.

(Schlufs.)

Aber nicht lange sollte sich Hermann Vischer des Glücks erfreuen, eigenes Haus und Huf zu besitzen, wo er, aus dem Gewühl und Getreibe des väterlichen Hauses und der Giefs- hütte heimgekehrt, sich in Ruhe der Häuslichkeit laben und erholen konnte. Schon am Mittwoch 11. Febr. 1517 bekannte Heinrich

Heinsheim, dafs er Kun- zen Gerzner sein Haus um 146fl., die dieser auf St.

Walburgen Tag zu be- zahlen ver- sprach und sich auch durch Zeug- nifs von Cas- par Schmut- terherr und Hanns Kle- berger über die am Eri- tag, 12. Mai

geschehene Zahlung aus- wies,verkauft habe, in wel- chen Ver- kauf auch Jakob Am- man und Pe- ter Vischer willigten, de- nen die Ei- genschaft mit 10 fl. rh. von wegen Her- mann Vi- scher's nach-

gelassner Tochter, deren Vormünder sie seien, zustand, nebst 5 fl. Gattergeld, die der Agnes Stamlerin gehören. Zeugen des vom Gericht am Samstag 4. Juli 1517 gegebenen Briefes waren Hanns Ebner und Leo Schürstab. Das Haus wird selbst bis aufs Einzelnste genau so bezeichnet, wie am 14. August 1497, als Arnold Mag zuerst die 10 fl. Eigengcld gekauft hatte, welche nach seinem Tode an seine Tochter und nach derselben und

ihres Mannes Tode an die Enkeltochter gefallen waren. Dafs die kleine Ursula ganz elternlos war, sieht man nicht nur aus der Urkunde selbst, da die Mutter, wenn sie noch lebte, irgend- wie genannt würde, sondern auch aus Johann Neudorffer's No- tiz, „Hermann Vischer sei, als ihm seiue Hausfrau mit Tod abgieng, Kunst halb auf seinen eigenen Kosten gen Rom ge- zogen, und habe viel köstliche Ding, das er aufgerissen und gemacht habe, mitgebracht, welches seinem alten Vater wohl- gefiel und seinen Brüdern zu grofser Uebung kam. Er ist

fügtNeudorf- fer bei in seinen besten Tagen bei Nachts in St. Gilgen Gas- sen unter ei- nem Schlit- ten elendig- lich und er- bärmlich um- gekommen." Heller, in den Beiträgenvon 1822, setzt als Jahr des Todes 1540 hinzu, was bei Campe im

Abdruck Neudorffer's von 1828sich nicht findet, doch nur, weil es in dem Mspt., das er zu Grund seiner Ausgabe leg- te, auch nicht stand. Für die Art und Weise , wie Hermann Vi- scher ums Le- bcH gekom- men, mufs man sich an Neudorffer's Gewähr genügen lassen. Ebenso beruht die Reise nach Rom lediglich auf seiner An- gabe; hier ist es genug, zu sehen, dafs des Kindes beide El- tern todt waren, und die kleine Ursula nun unter der Vor- mundschaft ihres väterlichen Ahnherrn, Peter -Vischer's des altern, und Jakob Amman's, Stadtschreiners, eines auch sonst zu der Vischer'schen Familie in freundschaftlichen Beziehun-

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gen erscheinenden Mannes, s'and. Da Ursula bei dem Ver- kauf des Cölnisclieu Ewiggelds am 21. Juli 1514 uocli per- sönlich, also lebend erscheint, den Kauf des Hauses am Steig 2. Jan. 1516 aber Hermann Vischer allein handelnd abschlicfst, ohne seiner Ehefrau zu gedenken, so mufs ihr Tod und seine Keise nach Rom in die Zwischenzeit fallen, wofür aber freilich alle und jede andere Beweise gänzlich abgehen. Auch in einem am Freitag 15. April 1519 mit Zeugnifs Niclas Haller's und Sigmund Fürer's gegebenen Gerichtsbrief darüber, dafs Hanns Sorgenfrey der Sporer vor Caspar Schmutterherrn und Laza- rus Spenglern, als erbetenen Zeugen, am 29. Nov. 1518 seine Behausung in St. Loreuzen Pfarr (es werden wol die Nach- barn, aber Iseine Gasse oder Platz genannt) an Wilibald Reit- hofer und Katherina, seine eheliche Hausfrau, um 45 fl. ver- kauft habe, finden sich wieder Jakob Amman, Schreiner, und Peter Vischer als Vormünder Ursula Vischerin, Hermann Vi- scher's seligen Töchterleins, genannt, der 1 fl. Ewig- und 1 fl. Gattergeld, beides rheinisch, aus besagter Behausung gehören. Ueber die weitern Geschicke des Kindes und der Jungfrau liegt nichts vor; sie wird nicht eher wieder genannt, als nach dem Tode des alten Meisters Peter Vischer, wo sie am 2. Aug. 1529 in dem mit den Fuggern des Gitters wegen abge- schlossenen Vergleich (s. Anzeig. f. K. d. d. V. 1870, Febr.) als Ursula Vischerin, weiland Hermann Vischer's verlassene Toch- ter, jetzt Paulus Behaim's Ehefrau, genannt wird. Dieser Pau- lus Beliaim war bekanntlich ein Sohn des alten, damals noch lebenden Hanns Behaim, Stadtbaumeisters und Anschickers in der Peunt. Ebenso wird sie in der vom 3. August 1530 da- tierten Erbtheilung über des alten Peter Vischer's Nachlafs unter den Erben als „Ursula, Meister Paulusen Behaim's Ehewirtin, Her- mann Vischer's seligen Tochter , des alten Peter Vischer's Enik- lein", aufgeführt. Ueber ihr weiteres Geschick und ihr ehe- liches Leben gebricht es zur Zeit und vielleicht für immer an Angaben.

Aber auch Barbara, Arnold Mag's zweite Tochter, sollte einem Sohn des alten Peter Vischer als Ehefrau zu Theil wer- den. Ungenannt, jedoch inbegriffen, ist sie bereits beim Verkauf des Cölnischen Ewiggelds; ausdrücklich genannt aber wird sie in Folgendem. Hanns Schneider, Gewandschneider, erschien vor Gericht für sich und Sebald Behaim, seinen Mitvormund, als weiland Arnold Magen seligen Geschäfts und Barbara, sei- ner Tochter, Vormund, und erwies mit dem Gerichtsbuch, dafs Ulrich Trolling am vergangenen Pfinztag, 14. Dec. 1514, vor Ludwig Imhof und Jeronimus Guldi,nmund, als erbetenen Zeu- gen, bekannt habe, dafs er ihnen, den Vormündern, anstatt der Barbara Magin, ihrer Pflegetochter, verkauft habe die Eigen- schaft und 6 fl. Stadtwährung Ewig- und 10 fl. Gattergeld, ans dem Haus in St. Laurenzen Pfarr, hinter St. Jacob, zwi- schen Hannsen Reraer's und Hanusen Taschner's Häusern gele- gen, wovon das Erb dieser Zeit Michel Geisbart's und Chri- stina, seiner Ehewirthin, ist, weil ihm Hanns Schneider von sei- ner und seines Mitvormunds wegen, anstatt ihrer Pflegetochter,

für die 6 fl. Stadtwährung 168 fl. und für die 10 fl. Gatterzins 200 fl., alles in rheinischer Währung, gegeben habe, darum er auch die Vormünder und ihre Pflegetochter Barbara ledig und los sagt, ihnen vier über die Eigenschaft und die Behausung verlautende Briefe überantwortet und sich aller Ansprüche da- ran begibt. Den am Mittwoch, 20. Dec. 1514 ausgefertigten Gerichtsbrief bezeugten Niclas Grofs und Niclas Haller. Das in Frage stehende Haus näher zu bestimmen, dürfte ein vergeb- liches Unterfangen sein ; übrigens mag es wol dem Bierbrauer Michel Geisbart noch gehört haben; er hatte aber schon 1494 das Haus am Kornmarkt L. 293 a. gekauft, das er auch bewohnt haben wird. Der Mangel des dritten Vormunds erklärt sich aus dem in der folgenden Urkunde erwähnten tödlichen Ab- gang desselben, an dessen Stelle bei der nahezu eingetretenen Grofsjährigkeit der Barbara, man nicht für nöthig fand, einen neuen zu substituieren. Darauf bekannte im Gericht am Frei- tag 9. Mai 1516 Barbara, Arnold Magen eheliche Tochter, jetzt Peter Vischer's eheliche Hausfrau, mit Wissen und Willen ih- res Ehevogts und hiezu gerichtlich gegebenen C'urators, dafs ihr Hanns Gewandschneider und Sebald Behaim, ihre Vormün- der, redliche Rechnung ihrer Vormundschaft gethan und alles, was sie von ihren wegen innegehabt, zu ihren Händen über- antwortet haben, sagt darum benannte ihre Vormünder, desglei- chen Conraden (es wird aber Heinrich heifsen müssen, wie er im Brief v. 21. Juli 1514 heifst) Flücken Erben, der auch ih- rer Vormunde einer gewesen, der Vormundschaft in bester Form ledig und los, begibt sich aller Ansprüche und leistet, dies alles fest zu halten, einen leiblichen Eid zu Gott und den Heiligen. Peter Vischer trat nun sofort in den Besitz ihres Vermögens. Als am 20. April 1517 Hanns Fürleger seine Behausung am Rofsmarkt, die neben seiner andern Behausung lag, an Niclas Lochmair verkaufte, gab Peter Vischer der junge, Rothschmied, dem die Eigenschaft mit 12 fl. rh. zustand, seine Einwilligung. Diese Eigenschaft war von Arnold Mag erkauft worden und nun an seine Tochter und mit ihr an ih- ren Mann gekommen. Ursprünglich waren es 24 fl., auf jedem Haus 12 fl. Als Barbara bereits wieder geheiratet hatte, trat sie am 9. Mai 1533 die Hälfte, also 12 fl., ihren Kindern, be- ziehungsweise den Vormündern derselben ab und gedenkt da- bei, dafs sie von Arnold Mag, ihrem lieben Vater, der Kinder mütterlichem Ahnherrn, hergekommen seien.

Man wird wol annehmen dürfen, dafs die Ehe des Jün- gern Peter Vischer mit Barbara Magin nicht lange vor der Vormundschaftseuthebung geschlossen worden sei, und dafs sie also 12 bis 13 Jahre gedauert habe. Denn dafs Peter Vischer der jüngere 1528, also noch vor dem Vater, starb, sagt der schon genannte Joseph Heller, der den Tod Hermann's irrig in 1540 gesetzt hatte, hier aber ganz korrekt ist, da er das Necrologium Sebaldinum besafs, jetzt Eigenthum des germani- schen Museums. Murr hatte in Kiefhab. Beitr. 1. einen Aus- zug davon gegeben, diesen Todesfall aber nicht beachtet. Er ist jedoch auf der zweiten Seite von Fol. 28, auf deren erster

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„Albrecht Dürer Maler an der Zystelgassen" steht, als ..Peter Fischer Rotbschmid der jünger" eingetragen.

Von den Kindern, welche Barbara ihrem Mann geboren hatte, werden bei der Theilung vom 3. Aug. 1530 sechs ge- nannt: Barbara, Margaretha, Joseph, Ursula, Martha, Anna. Ebendaselbst wird auch Margareth, Jörg Ringler's Ehefrau, des alten Peter Vischer's Tochter, erwähnt. Ob diejenige Barbara, welche nebst Ilannsen Vischer über das Testament Sebastian Lindenast's, das der verstorbene alte Meister in Verwahrung gehabt hatte, das aber abhanden gekommen war, befragt wurde, die jüngere Barbara war, scheint zweifelhaft; sie möchte wol eher die Wittwe des alten Meisters sein. Die jüngere Wittwe heiratete ziemlich bald den Goldschmied Georg Schott. Ihre weiteren Geschicke zu verfolgen, liegt aufser dem Zwecke dieser Darstellung. Von den fünf Söhnen des alten Meisters waren die zwei begabtesten vor dem Vater gestorben, von den drei überlebenden führte Hanns das Handwerk fort, wird namentlich nebst seinem Sohn Georg bei der Unterhandlung wegen des Gitters erwähnt; Jakob verschwindet oder verkommt; Paulus starb zu Mainz, wenige Jahre nach dem Vater. Auch das Haus L. 761 kam ziemlich bald in andere Hände.

Nürnberg. Lochner.

Zum bayerischen Ki-ieg, 1504.

Als nach Georg's des Reichen Tod Albrecht IV. von Mün- chen und der junge Pfalzgraf Ruprecht sich um das Erbe des Verstorbenen stritten, war fast ganz Deutschland durch die eigenthümlichen Verhältnisse in den Kampf verwickelt worden. Des Kaisers zweizüngiges Verhalten trug nicht wenig dazu bei. Als indessen auch dieser Partei für Albrecht genommen und den Pfalzgrafen Ruprecht wegen seines Angriffes auf Landshut in die Acht erklärt hatte, standen die Parteigänger in wilder Fehde gegen einander auf. Nürnberg und Brandenburg mit seinem Markgrafen waren auf kaiserlicher Seite. Allein dem ritterlichen Ruprecht fehlte es nicht an Freunden, die seiner Sache Vorschub leisteten. Die kleine Reichsstadt Weifsenburg diesmal auffallender Weise nicht im Einverständnisse mit Nürnberg stellte zwar keine Soldaten, half aber durch Le- bensmittel und zog sich dadurch Tadel und Feindschaft, be- sonders vom Markgrafen Friedrich, zu, wie aus folgenden Brie- fen aus dem städtischen Archive zu Weifsenburg ersichtlich ist.

6. Juni 1504. Unser frenntlich dienst zuvor e. w. 1. f. inn namenn und statt des durchleuchtigenn hochgebornenn fursten ufisers gnedi- genn h., h. fridrichs marggraven zu Branndenburg etc. hat ann uns gelangt, das ewre verwante denjhenen gegenn denn itzge- melter unser gn. h. marggraf Fridrich inn offner vhed unnd ver- warung steet alls zum Neuenmarckt Freyenstat Haydeck unnd anndern mit profiant und anderm zufur thun, so dann dassel- big kuntlich und offenbar ist wider der röm. kön. mai. u. aller gnedig. h. und des heiligen reichs acht über dem durchleuch-

tigenn h. f. u. h. hern Ruprechtern pfaltzgraven bey Rein her- tzogenn in Baiern alle seine verwantten und diejhenen, so im des hilff unnd beystanndt thenn, inn was wirdenn und Stands die sein, aufsgangen,Jietten wir uns versehenn, das desselbenn acht billieh wer verschont wordenn ; so das aber bifsher nit ist gescheenn, thon wir des bey euch guter maynung erinnerung, ungezwevelt ir wist dasselbig aufs gehorsam gegenn der römi- schenn kön. mai. und dem heyligenn reich unverlengt abzustel- lenn, dann wo das nit geschieht , so wurdet gegenn den uber- farrern auff solch aufsgangen acht wie sich gehurt gehanndelt, datum am heyligenn fronleichnamstag a". quarto.

unnsers gnedigen hern rethe itzo zum Hilpoltsteln.

5. Sept. 1504. Friderich vonn gots gnaden marggrave zu Brandenburg zu Stetin Pomern etc. hertzog, burggrave zn Nurraberg unnd fürst zu Rügen, ünsern g. grus zuvor, e. w. lieben wir thun euch zuwissen das ytzo die rom. kon. mai. mit ainem merck- lichen volck zu rofs unnd fufs zum stain einkomen und wur- det defshalben mercklicher brafiand not sein, darurab begern wir gütlich bitend, ir wollet bey den ewern ernstlich verfugen, das sie des orts zum Stain brafiannd von habernn prot wein unnd anndern essennden unnd gebreuchlichen dingen unnd son- derlich habern zufüren das sie damit auff morgen freytag zeit- lich zum Stain sein da die kön. mai. sein würdt da soll ire freyer fayler kauff' gehalten und das jhen ebergklich*) bezalt werden inn gentzlicher Zuversicht ir werdet euch zu gut und eren der röm. kön. (mai.) gutwillig unnd furderlich halten, wollen wir für unsselbs inn gnedigem willen gunstlich gein euch erkennen, datura Schwabach am donerstag nach Egidi a". quarto.

15. Oct. 1504. (Ueberschrift wie oben.) .... Wir haben ewer schreiben mit innligennder Ulrich Macken vermainter underricht angezaigter seiner überfarung halben vernomen und waist zuvorderst die röm. kon. raay. unn- ser allergnedigster herr der gleich wir auch für unsselbs wissen das vonn den ewern gein Haydeck Newburg unnd andere ort denjhenen, so inn des heiligen reichs acht unnd unser feind sind, zufur und bcgünstigung ist gescheen und noch geschieht, das müssen wir gedulden bis zu seiner zeit ; defshalben will uns auch nicht fugen diesem ewerm gesinnen stat zuthon sonn- der lassen es bey dem wie die sach ytzo steet pleiben. datum Schwabach am dinstag nach Calixti. a". etc. quarto.

8. Nov. 1504. .... Unser gnediger lier marggraf Fridrich zu Branden- burg etc. hat des zufurens halben, das von profiant und anderm »den feinden und achtarn teglichs geschieht, ein Ordnung fur- genommen und defshalb ain aufsschreiben inn seiner gn. stet und ambt thon lassen laut inligenden zetel, haben wir euch zu- zeschicken nit wollen underlassen, das ir bey den ewern habt zuverfugen sich dermafs mit dem farn und den Strassen wissen

*) Lies: erbergklich =: ehrbarlich, ehrlich. Schmellor P Sp. 125.

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zu halten, wie die vermelt Ordnung anzaigt. dann wo sie das- selbig wie sich gehurt furgenomen, wo aher die ewren so sie der ort komen gewifs machen mvgen, das, sie Ire wäre inn ewre flecken furn wollen und den feinden nit, werden sie von den unsers gnedigen herrn zymlich und geburlich antwurt und be- schaid vernemen. datum am Freitag nach Leonhardi a». etc.

quarto.

Unsers gnedigen hern marggraf Fridrichs zu Bran- denburg etc. rete zu Schwabach. Weifsenhurg am Nordgau. Wilhelm Vogt.

Stofsseufzer eines humanistischen Theologen des l(j. Jahrhunderts.

Das Schlofs zu Büdingen unfern Gelnhausen, bekanntlich der Stammsitz des alten Dvnastengcschlechtes der Grafen (jetzt Fürsten) von Ysenburg-Büdingen ist auch archtitektonisch interessant. Nicht, wie die meisten Burgen des Mittelalters, auf der Höhe eines Berges, wo das Terrain den Umfang des Gebäudes bestimmte, sondern im breiten, feuchten Wiesenthaie gelegen, hat es kreisförmige Gestalt und innerhalb dieses kreis- förmigen Mauerwerkes, ohne Zweifel als ältesten Theil, einen hoch hinaufsteigenden, ebenfalls runden Thurm. An charakte- ristischen Theilen aus früherer Zeit ist nur ein, im Schlofshofe sichtbares, schmuckreiches Portal des 12. Jahrhunderts zu er- wähnen, das jetzt blos als Zugang zu Souterrains dient. Ob CS ursprünglich zu einer Schlofskirche führte, mufs dahinge- stellt bleiben ; jedenfalls liegt die gegenwärtige Schlofskapelle nicht hier. Auch finden sich in den Archiven des Hauses Docu- mente aus dem 15. Jahrhundert, nach welchen die Anlegung einer solchen erst in dieser Zeit gestattet worden, und über- dies gibt sie sich selbst als eine spätere, den fertigen Aufsen- mauern eingebaute Anlage zu erkennen. Sie besteht nämlich aus einem unregelmäfsigen, durch zwei Stockwerke reichenden Saale, in welchem das eine, schmalere Ende den Chor reprä- sentiert und daher Altar und Kanzel enthält. Der herrschaft- liche Sitz befindet sich nicht, wie gewöhnlich, auf der Empore, sondern in dem eben bezeichneten Chor, in welchem zwei Chor- stühle von je fünf Sitzen mit vortrefflichem Schnitzwerk ange- bracht sind, Laubornamente von kühnstem Schwünge der Linie und tiefster Unterarbeitung, Figürliches, Propheten und Heilige, theils in Relief, theils als Halbfiguren, in nicht unwürdigem, wenn auch nicht ausgezeichnetem StUe. Nach Simon's Ge- schichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen (Frankfurt a. M., 1865) sollen dieselben von einem Meister aus Worms gefertigt sein, der dafür 62 Goldgülden nebst Ver- köstigung und 40 Goldgülden als Geschenk erhalten habe. Quittungen desselben aus den Jahren 1497 99 sollen noch im Archive des Gesammthauses vorhanden sein. Der gegen- wärtige Archivar versicherte zwar, diese Urkunden, deren nä- here Einsicht ohne Zweifel kunstgeschichtliches Interesse dar- bieten würde, bisher nicht gefunden zu haben, die angegebe-

nen Jahreszahlen entsprechen aber dem Stile des Rankenwer- kes sehr wohl, und dies läl'st hoffen, dafs jene Angabe richtig ist und die Documente vorhanden sein werden. An einem die- ser Stühle, und zwar an demjenigen, welcher noch jetzt nicht für die Familie, sondern für die Hausofficianten dient, findet sich nun jener Stofsseufzer, dessen ich in der Ueberschrift ge- dacht habe. An der Rückwand nämlich, auf einer unverziert gebliebenen Stelle, entdeckte ich folgende Verse in wohlgebil- deten lateinischen Lettern, aber nicht mit dem energischen Mei- fsel des Wormser Meisters eingeschnitten, sondern nur in di- lettantischer Weise eingeritzt :

Feci quod potui ; potui quod Christe dedisti,

Tu mihi principium, tu mihi finis eras.

At quis succedes felicibus utere ventis ;

Quae perages nostris sint potiora. Vale. Form und Inhalt dieser Verse ergeben deutlich, dafs der Verfasser classisch humanistische Bi'dung besafs. Die fromme Wendung, dafs die Kraft zur Lösung seiner Aufgabe ihm von Christus verliehen sei, läfst auf einen Theologen schliefsen. Die Anrede an seinen Nachfolger zeigt, dafs er ein Amt bekleidet, welches nach seinem Abgange nicht unbesetzt blieb. Die Schwie- rigkeiten, mit denen er zu kämpfen hatte, machen es wahr- scheinlich, dafs er Erzieher und vielleicht zugleich SchloTsgeist- licher gewesen. Es wäre interessant, Näheres über ihn zu er- fahren. In dem oben erwähnten Buche von Simon findet sich eine beiläufige Erwähnung, dafs einer der Grafen wegen Be- setzung der Stelle eines Erziehers mit Melanchthon correspon- diert habe. Vielleicht läfst sich auch diese Correspondenz noch im Archive auffinden und daraus weitere Aufklärung schöpfen. Wiesbaden. C. Schnaase.

Zur Geschichte des Hauses Hohenlohe.

Nachstehendes Testament Konrad's von Hohenlohe wurde jüngst von Hrn. Professor Wilh. Meyer aus Speyer beim Ka- talogisieren der lateinischen Handschiüften der k. Hof- u. Staats- bibliothek dahier am Cod. lat. Monac. 10,269, welcher ehedem „genn Teuchern ■) gehorigk" w^ar, aufgefunden und von dem- selben abgelöst. Dasselbe mag als Beitrag zur Geschichte des Hauses Hohenlohe des Abdruckes im Anzeiger nicht unwerth erscheinen. Leider ist das Pergament an der rechten Seite etwas beschnitten und dadurch die Urkunde am Ausgang der einzelnen Zeilen lückenhaft geworden.

Nos Cvnr(adus) nobilis de Hohinloch ad noticiam tam presentivm quam futurorum omnivm cupimus pervenire, quod de consilio et consensu. . | anime nostre, testamentum viuus et sanus, de consilio decani in Rotingen-) nostri plebani, et

confessoris nostri fratris Cvnr | in hunc modum, ita

videlicet, quod duo milia librarum hallensium, de veris nostris redditibus in Rottingen legauimus in . . | soluta, Hanc igitur summam ita distinximus, quod pro restitucione locorum siue

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personarum, quecumque damna euidenter pro | sivm et .C.

libre hallensivm dabuntur pro passagio vnivs militis siue duo-

rum, alias vero quingentas libras hallensium in re [fters-

lieim*) .C. libras hallensium in quo loco elegimus sepelliri, predicatoribus in Herpiboli*) .L. libras hallensivm, fratribus minori^).... | pmam predicatoribus .X. Brunnebach^) .X. Agiam') .X. Selegental») .X. ad Celiportara^) .X. Hal-

lis") fratribus minoribus .X. inMerg") | rinb. . . domi-

nabus .X. Michelnvelt >*) sororibus .X. Megedebrunen") .X. Wechterswinkel") .X. ad sanctum Marcum"*) .XX. ad parad'G). . . | fratribus .V. Marpurgehuseu >') .V. ad sanctam Agnetam»s) .X. sacerdotibus .X. Eber ach'*) .X. decem reclusoriis .X. super hanc igitur .... | lern dominum nostrum Herbipolensem Episcopum .- B(ertholdum™) post cuius obitura suvm quemlibet successorem, Congregatores vero huius summes .... ] Ottonem et Rudegerum fratres de Rot- tingen, Heinr(icum) de .Schoploch, qui vna cum sculteto dicte ciuitatis qui tum . . | enda promiserunt, obedire decano in Rotingdn nostro plebano et post ipsum suo successori nee non priori ordinis . . i missus, vt IV fratres vna cum plebano istius ciuitatis, adhibita discretione et prouidentia liberam ha- beant potestatem summ. . . j istorum militum quos ad congre- gandam hanc summam statuimus vnvm ipsorum mori contiagerit, alii alterum loco sui eliger ... | et omnivm predecessorum nostrorum, quod dicti milites vna cum plebano istius ciuitatis

et fratribus prenotatis singulis ann | libris hallensium

fuerint e.xspediti cum quibus nonaginta libris hallensium pro- uidebitur in prebenda.. cappellano bone conuersation... | muros Rottingen sitam .. Testes vero huius nostri testamenti viri providi et honesti . . K( ) frater noster. Gotfridus et Fri- dericus .... | noster confessor ordinis predicatorum frater Friderious de Tunegersheim socius suus, Albertus sa- cerdos noster notarius milite .... | fratres de Rottingen, Heinr(icus) de Schoploch, Cvnradus scultetus noster dictus de Riet heim Cvnr(adus) cellerarius noster d, . . | stabilitatem presentes literas conscribi fecimus et sigillo venerabilis domini nostri . B(ertholdi) Herbipolensis Episcopi et nostro, n.... commvniri, actum et da tum in Rotingen, anno domini .M. CC.L.XX. quinto quartodecirao, Kalendas Janvarij.

Die Löcher zu drei Siegeln sind vorhanden.

München. Konr. Hofmann.

*) Stadt im Regierungsbezirk Merseburg. ') Röttingen, Städt- chen im Landgericht Aub in Unterfranken. ') Wol Schäftersheim, Frauenkloster, bei Weikersheim und Mergentheim. Ussermann, episcopatus Wirceburg. p. 496. *) Das Dominikanerkloster in Würz- burg. Heffner, Würzburg u. seine Umgebungen, S. 140 ff. ^) Das Franziskaner-Minoritenkloster daselbst. Heffner, S. 316 ff. *J Klo- ster Brombach, Bronnbaoh bei Wertheim. Ussermann, p. 353. ') Wol für Augiam, d. i. Aub (Auw, Au], Stadt in Unterfranken. ») Seligenthai, Nonnenkloster, im Odenwald. Usserm. p. 473. ') Himmelspforten, Cisterzienser-Nonnenkloster, in der Schottenau am Main, aufserhalb Würzburgs. Heffner S. 525 f. üsserm. p.

372. '") Schwäbisch Hall. Usserm. p. 415. ") Wol Mergentheim. Usserm. p. 404. 413. ") Michelfeld, Nonnenkloster, bei Kitzin- gen. Usserm. p. 493. ") Maidbrunn, Kloster, bei Würzburg, Us- serm. p. 471. '*) Wächterswinkel, Cisterz.-Nonnenkloster bei Mell- richstadt. Usserm. p. 480. ") Das Dominikanerinnenkloster zu St. Marcus in Würzburg. Heffner S. 33. '*) Monasterium ad Paradi- sum, Nonnenkloster, in Heidingsfeld bei Würzburg. Usserm. p. 457 s. ") Marburghausen, Mariäburghausen , Cisterz.-Nonnenkloster, bei Hafsfurt. Usserm. p. 482. '°] Clarissen-Frauenkloster zu St. Agnes in Würzburg; Usserm. p. 511—512. Heffner S. 338. ") Ebracb, Cisterzienserabtei , am Steigerwald. Usserm. p. 334 sqq. "} Ber- thold II. (v. Sternberg), Bischof v. Würzburg, 1267 1287. Us- serm. p. 93 96. Dr. Frran.

Bruchstücke von Jacob ran Maerlaiit's Rymbybel.

Herr Dr. Keussen in Crefeld fand beim Ordnen des Ar- chivs von Kempen eine bedeutende Anzahl Falze, einer Perga- menthandschrift angehörig, welche zum Zweck des Einbindens eines Augustinus zerschnitten worden. Sie gehören, wie mich M. de Vries aufmerksam machte, Maerlant's Rymbybel an. Die Handschrift ist aus dem 14. Jahrhundert*). Da von dem ge- nannten Werke es mehrere gute Handschriften gibt, so ist eine Mittheilung der Fragmente nicht nöthig; ich beschränke mich daher auf den Abdruck eines kleinen Stückes, auf Mittheilung einiger Lesarten und Angabe der Theile des Gedichtes, wel- che die Fragmente bieten, soweit dieselben bestimmbar sind; denn oft sind nur ein paar Buchstaben auf den einzelnen Per- gamentstücken erhalten. Gleich vom ersten Blatte der Hs. ha- ben sich zwei an einander sich anschliefsende Streifen erhal- ten, mit V. 22—34, auf der Rückseite V. 147—158. Das erste Stück will ich als Probe mittheilen.

In dietsche w

Vrouwe nu moeti u bewijnden

Troest te sine in mire pine

iVu merct ghi die hier in seit lesen

wat nutscap hier in sei wesen

Hier in envindi fauele no borde

Noch ghen trufe noch falorde

Mer vraye rime ende wäre woeri

Hoe die tijt is comen voert

Sint de werelt erst begonde

Toter wilen dat quam ter ston^e

Z>at ihc' kerst te hemel clam

Eil onse menscheit au kern nam. Das nächste Blatt umfafst V. 2191—2358; es fehlen aber, abgesehen von beschnittenen "Versen, 2262 74 und 2304 16. Die Hs. liest 2191 f. ooc (= D). 2194 als die (für alse). 2203 minste (= BDE). 20 hadden. 22 voort fehlt. 23 d'>om (für ledi). 37 iams (= ABDE). 41 waren. 45 coninc (= BD). 50 voort meer. 51 . . s een gode poer(t). 78 hi doe h. 82

*) Zweispaltig geschrieben, mit 42 Zeilen auf der Spalte.

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die fehlt. 85 w'>scap. 86 M d^ al di (= BD). 88 dat al (— BD). 90 dus ist. 91 Sint. 98 omcn. 2300 iacu{s = ABDE). 02 eure. 17 sire. 39 en stic(hte), wol die richtige Lesart, Stifte = Pfeile. 46 al fehlt. 47 = BD. 52 . . ten dat had hega . .

Das dritte Blatt enthält 3201—3868, aher stark heschnit- ten. 3206 Eh die. 08 hi fehlt. 49 ..r waer (Reim). 71 eh fehlt. 74 ie fehlt. 76 ..an alrehande vleis reine. 78 tvas nie- ment el {^ BD). 3313 = CF. 15.16 sine m(an) Eh gheboren was van dan (Reim). 17 so fehlt. 19 = BD. 20 hode. 24 Jeghen die. 25 Asser. 26 Bat la . . 38 eraclit. 50 ict.

Das vierte Blatt umfafst 4079 4244, ebenfalls stark be- schnitten. 4081 Niet ensouden. 83 = BD. 84 = BDF. 85 = BD. 93 so fehlt. 98 danen] zvecJi. 99 leende. 4102 vier. Nach 4130 folgten zwei Verse, die die Ausgabe nicht hat; erhalten sind nur die Endsilben dat is und is. 4204 al fehlt. 09 wech] loel. 18 dat fehlt. 21 = BD.

Von dem fünften Blatt ist nur ein kleiner Theil erhalten, V. 4439-46, 4475—4501, 4517—43, 4565—72. 4444 iva- ren. 46 dine] die. 77 die] hi. 83 gheruumt tlant. 4520 swV leet rtiz. 21 hereh eh groe . . . . 32 seldi mz hören. 68 tfolc d'> onff. . .

Das sechste umfafst V. 4624 27, 4666 69, 4708—11, 4750 53. 4666 Dann sidsi alle. Das siebente und achte folgen unmittelbar aufeinander, und enthalten von 5112 5419 einen ziemlichen Theil. 5132 hier fehlt. 5143 aldaer. 56 aensicht. 59 doghen. 58 Battet ivas. 62 tot hem 64 mit- ten. 73 eh tsiiixten. 74 = BD. 87 = B. 98 om ivH. 5211 soo fehlt. 61. 62 = BD. 78 = CF. 84 dan fehlt. 90 ist. 91 die fehlt. 92 qicamen] iva(ren). 93 alle fehlt. 5319 II.] in. 20 hären mate. 21 = BD. 24 Aaron fehlt. 30 noch fehlt. 35 = ABDE. 36 = CD. 63 = BC. 66 = BDEF. 74 W'^ dat man mz man ivorde v. 79 andern minde. 80 droch. 81 no ivikelen fehlt. 84 = C. 86 alle fehlt. 93 dat fehlt. 5401 so fehlt. Nach 5406 folgen zwei Verse : (wa)nt hz sijn d^ beide sed(en) (en) die den duuel oec a(nebeden) 5412 quaet wich ... 16 ew] tot. 19 aZ die ghene diet.

Bl. 9 enthält auf zwei Streifen 31817 31968 zum klei- nereu Theil. 31879 Te. 83 wilde sonder strijt. 31902 wa- ren heringhet daere. 43 duereii. 62 = B. 66 die men dei- len doet. BI. 10 einen kleinen Theil von 32674—32814. 32682 = BD. 32718 = BD. 20 hal^J ter stede. 21 = ED. 58 = BD. 65 = C. 803 tvant dit g. 05 Sitie ontsien no pine no doot. 06 was groot. 14 . . nisse gheheert.

Heidelberg. Bartsch.

weisen enthalten sind, stammen aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und verdanken ihr Entstehen wol hauptsächlich dem Bestreben, die manchfachen Kleiderformen der verschiede- nen Völker den wifsbegierigen Leuten als etwas höchst Inte- ressantes vor Augen zu führen ; denn jedenfalls war bei den gro- fsen Begebenheiten damaliger Zeit den bedeutenden Ent- deckungen in fremden Erdtheilen und den in Europa tobenden, zumal gegen die Türken gefülirten Kriegen das Verlangen sehr rege, sowohl die gefürchteten Feinde, als auch die neuent- deckten Völkerchaften, wie überhaupt fremde Nationen, im Bilde zu schauen, um sich von denselben eine möglichst klare Vorstellung machen zu können. Dieses Begehren sollte durch die Trachteubücher möglichst vollkommen befriediget werden, und daher heifst es auf dem Titel sowohl der späteren, als auch bei dem am frühesten erschienenen von Ferdinande Ber- telli (Venetia, 1563): „Omnium fere gentium nostrae aetatis habitiis."

Die Quellen, aus denen die Verfasser oder Verfertiger der Trachtenbücher, ihre Kostümbilder bezogen, waren gewifs höchst manchfach, wol meist direct und jedenfalls zuverlässig. Fehl- ten jedoch directe Quellen, so zeichneten spätere Verfasser das ihnen Nöthige aus schon früher erschienenen Trachtenhüchern ab. So finden sich z. B. dem eben angeführten Werke ent- nommene Abbildungen zahlreich in dem 1570 zu Antwerpen verlegten Trachtenbuche von Johann Beller*) und in dem 1579 zu Nürnberg herausgekommenen Werke von Hans Weigel**), welch letzteres wieder von Cesare Vecellio für sein 1590 in Venedig erschienenes Buch : „Degli Habiti antichi et moderni di diverse parti del monde," sehr stark ausgebeutet wurde.

Auffallend ist aber bei dieser Benützung früher erschiene- ner Trachtenbücher, dafs bisweilen ganz genau cop'erte Figuren von dem späteren Verfasser eine andere Bezeichnung bekamen, als sie von dem früheren erhalten hatten. So führt z. B. Bel- ler eine weibliche Figur als „Helvetia mulier-' vor, welche bei Bertelli mit „Germania" bezeichnet ist. Völlig unbegreiflich erscheint es aber, wie Vecellio dazu kommt, eine aus dem Werke von H. Niclas Nicolai : ..Von der Schiifart viid Rais in die Türkey vnd gegen Osten" (Nürnberg, 1572) entlehnte, dort als „Frau von der Insel Chio" bezeichnete Figur als „Jü- din aus Syrien" (Hebrea in Soria) vorzuführen ; oder dafs Ab- raham Bruyn in seinem 1577 herausgegebenen Trachtenbuche***), wofür er sehr Vieles aus dem genannten Reisewerk entlehnte, eine dort als „Griechin" angegebene Figur als „Judaea mulier commorans in Hadrianopoli" hinstellt. Weit erklärlicher ist es dagegen, wenn Vecellio eine aus WeigeFs Werke entnom- mene Figur, welche in diesem als „Weib aus Hispanien" aufge- führt ist, mit „Habito delle Matrone Portoghesi" bezeichnet.

Ueber fünf der ältesten Trachtenbticlier nnd ihr Ver- hiiltniss zu einander.

Die ältesten bekannten Trachtcnbücber, in welchen Dar- stellungen der bemerkenswerthesten, damals üblichen Bekleidungs-

*) Omnium fere gentium nostraeque aetatis Nationum Habitus et Effigies.

**) Habitus praecipuorum populorum. ***) Omnium paene gentium imagines.

199

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

200

Unter den genannten fünf Trachtenbüchern enthält das äl- teste, das von Bertelli (v.J. 1563), die wenigsten, hingegen das späteste, das von Vecellio (v. J. 1590), die meisten Abbildun- gen; und in demselben Verhältnifs steht die Anzahl der Völker- schaften, welche in diesen Büchern dargestellt sind. Denn während wir bei Bertelli nur die allerhervorragendsten Nationen vertreten finden, hat Vecellio und vor ihm schon Weigel (1579) fast die sämmtlichen damals bekannten Volker abge- bildet. Von Vecellio sind jedoch die Italiener dermafsen bevor- zugt worden, dafs sie allein beinahe die Hälfte seines Werkes ausmachen. Bei Beller sind die Italiener nur sehr schwach, bei Bruyn gar nicht vertreten ; ebenso fehlen bei Bertelli die Engländer und die Niederländer. In sämmtlichen Trachtenbü- chern finden wir aber die Spanier mit grofser Sorgfalt behan- delt und bei Bertelli, Beller, Weigel und Vecellio auch die in den einzelnen Provinzen Spaniens üblichen Trachten dargestellt ; bei dem Erstgenannten sind aber die Gegenden nicht angegeben, aus denen sie stammen. Orientalische Trachten haben Bruyn, Weigel und Vecellio in grofser Anzahl abgebildet und dabei vorzugsweise das bereits erwähnte Reisewerk von H. N. Nicolai benützt.

Eine eigenthümliche Erscheinung zeigt sich bei den Trach- ten der Ungarn, welche Bertelli, Beller, Bruyn und Vecellio vorführen, indem dieselben bei entfernter allgemeiner Aehnlich- keit dennoch auffallend verschieden sind. Dies läfst sich nur dadurch erklären, dafs jeder der genannten Verfasser seine Trachtenbilder aus einem anderen Theile dieses grofsen Landes bezog.

Unter den hier besprochenen Trachtenbüchern ist nur dem von Vecellio ein erklärender Text beigegeben ; aufserdem zeich- net sich dieses Trachtenbuch noch dadurch sehr vortheilhaft vor den übrigen aus, dafs es auch Trachten aus früheren Zei- ten (leider fast nur bei den Italienern und höchstens 80 Jahre zurückreichend) enthält und die Nationen des Nordens, sowie die der neuentdeckten Länder Amerikas, Asiens und Afrikas darstellt.

Nürnberg. Carl Köhler.

Ton der Zauberkraft des Aguus Bei.

Von baisam vnde von reinem was|i >) vnd von dem helgen crisem, so jch lasfJ, da macht man ab das agnus dei du hailig lamb, miserere mei dar zu och van brunnen dar

mitt hailigen worten fir war

die der papest selber pfligt ze sprechen

der arbeit latt er jm*) nit enprechen^)

er macht es mitt siner band,

desjj ist er selber wol bekant.

das verdribet plixen*) vnde tonren,

ander poes(3 verdript es 6'ch darzu,

vnd wielich frawe das by jr hatt

die eines kindes swanger gatt,

das ^) tut es sunder we genesen,

als ich vormals och hab gelesen ;

vnü wer daz mitt rainekait bewart

jn Wasser jm kein vbels widerfart

vnd och in keines füres nott,

wenn*) es daz füre löschen tütt;

daz kurapt van siner hailikeit zu :

war lamp, behüt vns vor allem laide do ! ')

das öch die sunde tilgen tut,

als ob es were gottes plüt,

den tiifel tut es vertriben

vnde alle grosse süude verraiden

dar zu den gechen^) tod:

war lanip, hilf vns vs(3 aller nott !

vnde wer das anruffen wirt

so er wider sinen figent fert,

dem hilft das war lamp ze stund

das er sin figent vber kumpt^).

War lamp gottes, beware mich,

wenne ich an werde raffen dich ;

wenn du ob nimest der weite sünde,

so behüte mich zu allen stunden.

Dise war wort die sind gesprochen

van dem beigen papst Vrbano,

die tette er senden ferre

dem kayser fir ain grosse ere

mitt einem agnus dei.

War lamp, miserere mei !

die hat er in latin gesatz,

daz tett er allesjj sunder hasß ;

dar ist dis vs^genomen,

las(5 herre allesß gut zu vns komen.

Das dis an vns werde war

Helf vns Maria, die Cristum gebar. Amen. Ein Blatt in 8" von einer Handschrift des 15. Jahrb. im gräfl. Archiv zu Stolberg im Harz.

Wernigerode. Jacobs.

') Wafs, niederd. Form für Wachs.

') jm so in der Hs. statt des ursprünglichen sich geändert,

') sich entbrechen lassen , sich entgehen, entziehen lassen.

*) lilixen, blickzen, blitzen. ') Lies : des.

*) wenn^ mhd. wände, wan : denn.

'j Wol zu bessern : Das k. v. s. hailikeite . . . leide.

°J gäben, jähen T. ') überkommt, überwindet. Dr. Frmn.

(Mit einer Beilage.)

Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essen wein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Qedruckt bei U. E Sebaldin Nürnberg.

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KÜOT)E DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1873. JW 7. Juli.

Chronik des germanischen Museums.

Nürnberg, den 15. Juli 1873.

Die Sammlung von Kunstwerken, aus deren Erlös die Kosten für Uebertragung des Augustinerklosters bestritten werden sollen, ist bereits zu einer hübschen kleinen Gallerie angewachsen, und täglich geht noch Weiteres zu. Wir veröffentlichen heute unten die erste Liste derjenigen Künstler, die ihr Versprechen bereits erfüllt haben. Mehrere Kunstfreunde, welche gleichfalls in dieser Liste stehen, wie auch einige Künstler, haben mehrere, zum Theil auch Kunstwerke von fremder Hand gespendet, so dafs der Ka- talog der Kunstwerke noch einige treffliche Namen verstorbener Künstler aufweist.

Der Bau selbst ist bereits bis zur Gleiche des ersten Stock- werkes, dessen altes Deckengebälke soeben wieder eingelegt wird, gediehen.

Unsere Sammlungen haben in jüngster Zeit vielseitige Berei- cherung durch Ankauf erhalten. Wir können nicht jedes Stück einzeln aufführen, erwähnen daher hier zunächst nur eine Samm- lung von Bleireliefs, Goldschmiedemodellen des 16. Jahrh., von ungefähr 900 Nummern, die aus dem Besitze des hiesigen Samm- lers und Kunstfreundes G. Arnold in's Museum gekommen sind.

Die kleine, aber glänzende Ausstellung, die im vorigen Mo- nate eröffnet wurde, ist wieder geschlossen. Erstes Verzeichnifs derjenigen Künstler und Kunstfreunde, welche künstlerische Gaben für eine Versteigerung zu Gunsten - des Wiederaufbaus des hiesi- gen Augustinerklosters gespendet haben.

Achenbach, Andreas, Professor, in Düsseldorf ; Achenbach, Oswald, Professor, in Düsseldorf; v. Alvensleben, Maler, in Dres- den ; Becker, A., Professor, in Düsseldorf ; Becker, C, Professor, in Berlin; Bergau, R., Professor, in Nürnberg ; Braith, Thierma- ler, in München ; Braun, L., Schlachtenmaler, in München ; Chou- lant, Hofmaler, in Dresden; Deger, Professor, in Düsseldorf; Echter, Professor, in München; Ebert, Landschaftsmaler, in München; Engelhardt, Professor, in Hannover; Essenwein, A., Direktor, in Nürnberg; Eyrich, Architekt, in Nürnberg; Fei- sing, Professor, in Darmstadt; Flüggen, Historienmaler, in München; Förster, C, Dr., sachs. -meining. Eath, in München; Funk, Professor, in Stuttgart; Gnauth, Professor, in Stuttgart; Grützner, Genremaler, in München; Hähnel, E., Professor, in Dresden; Hanfstängel, Hofrath, in München; Hartmann, Thiermaler, in München; v. Heyden, Historienmaler, in Berlin Hofmann, H., Professor, in Dresden; Hübner, J., Dr., Gallerie- direktor, in Dresden; v. Kameke, Professor, in Dresden ; Käppis, Genremaler, in München; Kaufmann, H. , Genremaler, in Mün- chen; Knaus, Professor, in Düsseldorf; v. Kreling, Direktor, in Nürnberg ; Kuhn, Dr., Conservator, in München; Kundmüller, Genremaler, in Bamberg; Lang, H., Schlachtenmaler, in München; Lessing, C. F., Direktor, in Carlsruhe ; Mali, Thiermaler, in Mün- chen; Metz, Landschaftsmaler, in München; Mefszöly, Land-

schaftsmaler, in München; Meyer, F. C, Hofrath und Professor, in Nürnberg; Meyerheim, F., Genremaler, in Berlin; Niefsen, Conservator, in Köln; Noack, Hofmaler und Professor, in Darm- stadt; Ortwein, Professor, in Nürnberg ; Oesterley, Professor und Hofmaler, in Hannover; Pickert, S., Kunsthändler, in Nürn- berg; V. Pocci, Graf, kgl. Oberstkämmerer, in München; Raab, Professor, in München ; Raupp, Professor, in Nürnberg ; Ritter, L. u. P., Architekturmaler, in Nürnberg; Rohde, C, Genremaler, in München; Rüstige, Professor, in Stuttgart; Schleich, E., Pro- fessor, in München; Schmidt, M. , Genremaler, in München; Schraudolph, Professor, in München; Spitzweg, Genremaler, in München; Steffan, Landschaftsmaler, in München; Thal- meyer, Porzellanmaler, in München; Thumann, P., Professor, in Dresden; Voltz, Fr., Thiermaler, in München; Voltz,L., Thier- maler, in München; Vofsberg, Landschaftsmaler, in Hannover; Walther, C, Architekt, in Nürnberg; Weber, C, Landschafts- maler, in München; Weber, P., Landschaftsmaler, in München; Weber, Ph. , Landschaftsmaler, in München; Wislicenus, Pro- fessor, in Düsseldorf; Zettler, Glasmaler, in München.

Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden folgende neue Jahresbeiträge angemeldet:

Von Distriktsräthen : Mindelhelm 10 ff. Türkheim 10 ff.

Von Privaten: Bautzen, v. Salza u. Lichtenau. Amtshaupt- mann, 1 fl. 45kr. ; Wolf, Kreissteuerrath, 1 fl. 45 kr. Gr. Glogau. Heymanu, Kaufmann, 1 fl. Hamburg, L. H. Lichtenhein 3 fl. 30 kr. Marktbreit. Bernh. Kühorn, Kaufmann, 1 fl. 30 kr. Nürnberg. Chri- stoph Link, Kaufmann, 2 fl. ; H. Rothamel, Industrieschüler, 1 fl. 12 kr. ; v. Schallern, k. Appellrath, 1 fl. 45 kr. St. Petersburg. Ed. V. Lemm, wirkl. Staatsrath, und dessen Sohn Oskar v. Lemm, 2fl. Rohrdorff. Schärft', Pfarrer, 1 fl. Schwarzenberg. Brockard, fürstl. Rechnungskontroleur, 1 fl. Staffelstein. Paul Finzel, Magi- stratsrath, 1 fl. ; Hafner, k. Pfarrer, in Herreth, 1 fl. ; Herrings, Gutsbesitzer, in Rattelsdorf, (statt früher 1 fl.) 4fi. ; Dr. Hepp, k. Bezirksarzt, 1 fl. ; Rndhart, k. Bezirksamtmaun , 1 fl. ; Vervier, k. Bezirksamtsassessor, 1 fl. Tauberbischofsheim. Hönninger, Refe- rendar, 1 fl. ; Ribstein, Referendar, 1 fl.

Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben:

Von Privaten: Hannover. K. Kraut, Professor, 3 fl. 30 kr. Pforzheim. Carl Schwickert 1 fl. 45 kr. Tauberbischofsheim. Gaifser, Obereinnehmer, Ifl.

Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :

I. Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm- lungen.

(Nr. 6917—6938.) Cassel. Dr. Oetker: Abbildung des Altares in der Grevera- denkapelle des Domes zu Lübeck, Steindruck. Dresden. Adolf Meyer: 3 Bruchstücke persischer Stickereien. Fürth. Dr. Al- dinger, prakt. Arzt: 5 Gewandstücke von Leinen, schwarz gestickt, und 2 weifs gestickte Borten, 18. Jhdt. Jena. Fr. Ried, Hof- rath : Photographie nach dem schwarzburgischen Wappen vom 14. Jhdt. am Rathhause zu Blankenburg. IHünchen. Dr. J. H. von Hefner-Alteneck, Direktor des bayer. Nationalmuseums: Borte aus dem Grabe eines Abtes von Seeon. Spiefs, Professor: Neuere

203

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

204

Nachbildung eines alten in Glas sremalteu Wappens. Nürnberg. K. Freih. v. Wels er, als Administrator der Schlüsselfelder'sohen Stiftung: 2 Oefen aus d. 17. u. 18. Jhdt., 2 Bockgestelle für Wall- büchsen, 17. Jhdt., ein Regenschirm ältester Construction. Bur- ger. Lehrer: Neuer Abdruck eines Holzschnittes von H. Burgk- mair. M. Dünckelsbühler, Banquier : Krönungsmilnze Ferdi- nand's III. als Königs von Böhmen, 1627 ; Thaler Kaiser Leopold's I., 1693. 4 kleinere Silbermünzen vom 16. u. 17. Jhdt. Müller, Kupfer- stecher : Graviertes Pulverhorn, 17. Jhdt. H. Petersen, Kupfer- stecher: Verzierter Thürgriff von Eisen. Schüfsler, Officiant: Kleiner Kupferstich von I S. Ulrich, Postbediensteter: Türkische Kupfermünze. Paris. E. Trofs, Anti(juar : Messingene Sonnen- uhr von Georg Hartmann, 1549. Pesth. Dr. Romer: 5 Gyps- abgüsse vom Beschläge des Einbandes eines Antiphonariums zu Raab. Stuttgart. M. Rommel's photograph. Druckanstalt: 19 Photographiedrucke nach seltenen Kupferstichen des 15. und 16. Jhdts" Tann a. d. Rh. Dr. med. Neuroth, prakt. Arzt: Plan einer Wagenburg, Federzchg. vom 17. Jhdt. Thorn. Di- rektion des Copernicus-Vereins. 13 Gyps- und Gelatinab- drücke von Siegeln und Medaillen. Wien. Gemeinderath der Stadt: Wiener Bürgerharnisch v. J. 1546. Sogen. Aalspiefs, aus dem städt. WafTenmuseum.

IL Für die Bibliothek.

(Nr. 30,058—30,233.) Agram. Gesellschaft für südslav. Geschichte u. Alter- thümer: Dies., Arkiv etc., Kn. XI. 1872. 8. - Ansbacil. Histor. Verein für Mittelfranken: Ders., 38. Jahresbericht, 1871 u.

1872. 4. Berlin. Königl. statist. Bureau (Dr. Engel): Engel, d. Verluste der deutschen Armeen im Kriege gegen Frankreich 1870 u. 1871. 1872. 2. Friedrich-Wilhelms-Universität: 6 akademische Gelegenheitsschriften. 1872 u. 73. 4. Rud. Gärt- ner, Verlagshndl. : Haym, d. romantische Schule. 1870. 8. Boltz, d. Fremdwort in s. kulturhistor. Entstehung u. Bedeutung. 1870. 8. Mittheilungen aus d. histor. Literatur, hgg. v. Fofs ; Jhg. I, 1.

1873. 8. G. Grote'sche Veidagsbuchh. : v. Arnim u. Brentano, des Knaben Wunderhorn : 1. Lief. 1873. 8. Fechner, d. deutsch- französ. Krieg v. 1870—71. 1872. 8. K. geh. Ober-Hofbuch- druckerei (R. V. Decker): Schneidawind, Prinz AVilhelm v. Preu- fsen in den Kriegen seiner Zeit. 1856. 8. v. Westphalen, Geschichte der Feldzüge des Herzogs Ferdinand v. Braunschweig- Lüneburg ; 2 Bde. 1859. 8. v. Wittken, Geschichte des k. preufs. Garde- Schützen-Bataillons. 1864. 8. V. Westphalen, Westphalen der Se- cretär des Herzogs Ferdinand v. Braunschweig-Ijüneburg. 1866. 8. V. Langermann, Geschichte des Thüring. Uhlanen-Regiments Nr. 6. 1872. 8. Gebr. Pätel, Verlb, : Strodtmann, d. geistige Leben in Dänemark. 1873. 8. Verein f. d. Geschichte Berlins: Berli- sche Chronik. Urkunden-Buch, Bgn. 50— 60. 1872. 4. Bern. All- gem. Schweiz, gesohichtsforschende Gesellschaft: Mat- thiae Neoburgensis Chronica etc., hg. v. Studer. 1866. 8. Justin- ger, d. Berner-Chronik, hg. v. Studer. 1871. 8. Bielefeld. Vel- hagen u. Klasing. Verlh. : Hiltl, d. französ. Krieg v. 1870 u. 1871; 2 Bnde. 1873.' 8. Petsch, unser Fritz. 1873. 8. Petsch, d. eiserne Prinz. 1873. 8. König, d. alte Nettelbeck. 1873. 8. Darmstadt. Histor. Verein für das Grol'sherzogth. Hessen: Ders., Archiv etc.; Bnd. XIII, 1. H. 1872. 8. Eisenach. J. Bac- meister, Verlh.: Köhler. Luther's Reisen. 8. Elberfeld. R. L. Friederichs Verlh.: Merle d',A.ubigne, Geschichte der Reforma- tion des 16. Jahrh. : L u. H. Bnd. 2. Aufl. 1863. 8. Emden. W. Haynel, Verlh.: v. Busse, Erinnerungen des ostfries. Infanterie- Regiments Nr. 78; 1. Abth. 1872. 8. Erfurt. W. J. A. Freih. V. Tettau, Oberregierungsrath : Ders., über d. epischen Dichtun- gen der finnischen Völker besonders die Kalewala. 1873. 8. Er- langen. Dr. Rud. V. Raumer, Univers. -Professor : Ders., der Un- terricht im Deutschen: 4. Aufl. 1873. 8. Physical.-medicin. Societät: Dies.. Verhandlungen etc. 1. u. 2. Heft. 1867 u. 70. 8. Frankfurt a. M. J. D. Sauerländer's Verlag: Gistel, Carolus Linnaeus. Ein Lebensbild. 1873. 8- Henkel, Leben u. Wirken v. Dr. Aloys Schmitt. 1873. 8. Frauenfeld. Histor. Verein des Kantons Thurgau: Ders., thurgauische Beiträge: 13. Heft.

1873. 8. Freiburg i. Br. Herder'sche Verlh.: Lindemann, Geschichte d. deutschen Literatur. 3. Aufl. 1873. 8. Fr. Jos. Scheuble, Verlh.: Zeitschrift der Gesellschaft f. Beförd. der Ge- schichts-, Alterth. u. Volkskunde v. Freiburg etc. Bnd. I. II. 1869 u. 72. 8. Ludw. Schmidt's Buchh. : Kifsling, polit.-statist.-to- pogr. Ortslexikon des Grofsh. Baden. 8. Villingen unter den Gra- fen von Fürstenberg. 1872. 8. St. Gallen. Histor. Verein: Ders., Mittheilungen etc.; n. F., 3. Heft. 1872. 8. Joachim v. Watt als Geschichtschreiber. 1873. 4. Genf. Jul. Fick, Buch- druokereibesitzer : Isabeau Menet , prisonniere ä la tour de Con- stance, 1735—50. 1873. 8. Gera. C. B. Griesbach's Verlag: Berends , d. reufsischen Kirchenliederdiohter. 1872. 8. Giessen. Oberhess. Gesellschaft f. Natur- u. Heilkunde: Dies., 14. Berichtete. 1873. 8. J. Ricker, Buch- U.Kunsthändler: Flcisch- u. Marktpreise zu Giefsen, am 11. Januar 1783. 2. Göttingen. Dieterich'scho Buchh.: Forschungen zur deutschen Geschichte; Bnd. XIII, 2. 1873. 8. Waitz, die Formeln der deutschen Königs- u. der röm. Kaiser- Krönung v. 10. 12. Jahrh. 1873. 4. Sonder- abdr. Augusti rerum a se gestarum indicem ed. Theod. Bergk. 1873. 8. Graz. Histor. Verein f. Steiermark: Ders., Mit- theilungen etc., 20. Heft. 1873. 8. Beiträge etc. ; 9. Jhg. 1873. 8. Halle. Thüring.-sächs. Verein f. Erforschung des Vater- land. Alterthums etc: Ders., neue Mittheilungen etc.; Bnd. Xm, 2 u. 3. 1871 u. 73. 8. Hamburg. Rob. Kittler, Verlagsh. Schönwald u. Peist, Geschichte des Thalia -Theaters in Hamburg. 1868. 8. Schreyer, im Lande der Gallier. 1872. 8. Hannover. Cohen u. Risch, Verlagsh.: Die Kunst im Gewerbe; Bnd. I, H. 2. 3. 1872. 2. Histor. Verein f. Niedersachsen: Ders., Zeitschrift etc.; Jhrg. 1871 u. 34. Nachricht etc. 1872. 8. Hei- delberg. K. Groos, Verlh.: Führer durch Elsafs u. Lothringen; 2. Aufl. 1873. 8. Woll, pfälzische Gedichte; 2. Aufl. 1873. 8. J. C. B. Mohr, akadem. Verlagsbuchh. : Bahr zur Geschichte der Weg- führung der Heidelberger Bibliothek nach Rom im J. 1623. 8. Sonderabdr. Universität: Kolbe, Erzbischof Adalbert I. von Mainz u. Heinrich V. 1872. 8. Nebst 9 weiteren akademischen Ge- legenheitsschriften. 1872 u. 73. 4. 8. Hermannstadt. Verein f. siebenbürg. Landeskunde: Ders., Archiv etc.; Bnd. X, 2. 3. Heft. 1872. 8. Jahresbericht f. 1871-72. 8. Schuster, Beitrag z. Geschichte des evangel. Gymnasiums zu Hermannstadt. 1872. 4. Progr. Hoch, Geschichte des Schälsburger Gymnasiums; Forts.

1872. 4. Progr. Innsbruck. Ferdinandeum für Tirol und Vorarlberg: Dass., Zeitschrift etc.; 3. Folge, 17. Heft. 1872. 8. Karlsruhe. G. Braun'sche Hofl3uchh. : Oncken, eine authenti- sche Erzählung von d. Zerstörung der Stadt Worms im J. 1689.

1871. 8. Sonderabdr. Roth v. Schreckenstein, d. Insel Mainau.

1873. 8. Eichrodt, Rheinschwäbisch; 2. Aufl. 1873. 8. Mack- lot'sehe Buchh.: Magg, Kriegs-Kalender des deutsch-französ. Feld- zugs 1870 71. 1872. 8. Kiel. Gesell chaft für die Ge- schichte der Herzogth. Schleswig, Holstein u. Lauen- burg: Dies., Zeitschrift etc.; Bnd. HI, Schlufsheft. 1873. 8. Al- berti. Register über die Zeitschriften u. Sammelwerke f. Schlesw.- Holst.-Lauenb. Geschichte; II. Heft. 1873. 8. Schwers'sche Buchh.: Handelmann, d. amtlichen Ausgrabungen auf Sylt, 1870 72. 1873. 8. Leeuwarden. Friesch Genootschap: Dies., de vrije Fries. 12. Deel, (n. R. VI. Deel, 3. Stuk). 1872. 8. 44. Verslag etc. ; 1871 72. 8. Friesche Oudheden ; 3. Aflevering.

1872. 2. Leipzig. F. A. Brockhaus, Verlh.: Supplement zur elften Auflage des Conservations - Lexikon ; Bnd. I u. H. 1872 u. 73. 8. Deutsche Dichtungen des Mittelalters, hg. v. Bartsch; Bnd. 1. 2. 1872. 8. Fefsler, Geschichte v. Ungarn; 13. Lief. 18J3. 8. Wander, deutsches Sprichwörter-Lexikon ; 44. Lief. 1873. 8. Ernst Fleischer, Verlagsh.: Schäling, Sagen u. Märchen aus preufs. Landen. 8. Lehrerverein: Statuten der pädag. Zentralbiblio- thek zu Leipzig. 1872. 8. Luckhardt'sche Verlagsh.: Erlecke, systemat. Verzeichnis v. Büchern etc., welche zu ermäfsigten Prei- sen zu beziehen sind; 1. Jhrg. 1871. 8. Kurze Geschichte der röm. - deutschen Kaiser u. der preufs. Könige. 1871. 8. Kreyfsig, Shakespeare -Fragen. 1871. 8. Stompor, Bazaine u. die Rhein- Ar- mee. 1872. 8. Contzen, d. sociale Frage, ihre Geschichte, Litera- tur u. ihre Bedeutung in der Gegenwart; 2. Aufl. 1872. 8. König, Shakespeare als Dichter, Weltweiser u. Christ. 1873. 8. E. A.

205

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

206

Seemann, Verlagsh. : Deutsche Renaissance ; 18. 20. Lief. 1873. 4. B. G. Teubner, Verlagshndl. : Rühl, die Verbrcituno^ des Justinus im Mittelalter. 1871. 8. Gosche, über d. Lieder u. Reime

V. Stralsburg. 1872. 8. Holstein, gesta alibatum Bergensium ab

a. 936 1495. 1871. 8. Holtzmann, germanische Alterthuraer, mit

Text, Uebersetzung u. Erklärung v. Tacitus Germania. 1873. 8. Veit u. Comp., Verlagshndl.: Droysen, Geschichte der preul's. Politik; 2. AuÜ. Th. II, 1. 2. III, 1. 2. IV, 1. 1869-72. 8. C. F. Winter'sche Verlagsh. : Lecky, Geschichte des Ursprungs u. Ein- flusses der Aufklärung in Europa; 2 Ende. 1868. 8. St. Leonhard bei Nürnberg. Dr. Ad. Hart mann, cv. Pfarrer: Gebott vnd Ver- bott Herrn Hansen Rieters von vnd zu Kornburg etc. Die ein Pfarrer daselbst alle Jar verkünden soll. Pgm.-Hs. 1601. 4. Lin- dau. J. T. Stettner, Verlagshndl.: Steudel, über die Pfahlbau- .bauten. 1872. 8. Sonderabdr. Luxemburg. Sectio nhistorique derinstitutLuxembourgeois: Dies., Publications etc. ; an- nee 1872. XXVII. 1873. 4. Lucern. Doleschal's Buchhndl. : v. Elo-o-er, Kriegswesen u. Kriegskunst d. Schweiz. Eidgenossen im 14.° 15. u. 16. Jahrb. 1873. 8. Mainz. Friedr. Schnei- der. Dompräbendat : Aerdig leven van Thyl-Uleuspiegel. 8. Ver- makelyken Klucht-Vertelder. 8. Schoone Historie van den edelen Jan van Paris, Koning van Frankryk. 8. 11 Stück fliegende Blät- ter, Lieder in hoUänd. Sprache. 2. München. Friedr. Bruck- mann's Verlag: Bayersdorfer, der Holliein-Streit. 8. Mit 6 Bll. Photoo-raphieen. Imp. 2. Herrn. Manz'sche Hofkunsthndl. u. Buchht: V. Hafselholdt-Stockheim, Herzog Albrecht IV. v. Bayern u. seine Zeit; I. Bnd., 1. Abth.. nebst ürkundenbuch. 1865. 8. Histor. Verein v. u. f. Oberbavern: Ders., oberbaverisohes Archiv; Bnd. XXXII, 1. 8. 32. Jahresbericht f. 1869 u. 70. 1871. 8. Nordhausen. Dr. Th. Perschmann, Oberlehrer: Ders., Nordhausens mittelalterliche Kunstdenkmäler; Heft IL 1872. 8. Nürnberg. Nidermaier, k. Advokat: Zeitschrift des Anwaltver- eins f. Bayern; Bnd. HI— XIH, Nr. 11. 1863—73. 8. Stenograph. Protokoll des IX. bayer. Anwaltstages in Nürnberg. 1868. 8. Ste- nograph. Bericht über die Verhandl. des X. Anwaltstages zu Mün- chen. 1870. 8. v. Tröltsch, üb. die Stellung der Frage über Frei- gabe der Anwaltschaft zu der Advocaten-Wittwen - u. Waisenpen- sions-Anstalt. 1869. 8. Oldenburg. Schulze'sche Buchh. : Evers, Deutschlands Siegesjahr 1870— 71. 1872. 8. Jansen, Rochus Friedr. Graf zu Lynar. 1873. 8. Krohne, d. Denkmal der Oldenburger bei Vionville. 1873. 8. Poppe, Deutschlands Heldenkampf, 1870 u. 1871. 2. Aufl. 1873. 8. Pest. J. A. Magyar Tudomänyos Akaderaia: Almanach ; 1872. 8. Ertesitö ; V. Evfol., 10.-17.

VI. Evfol., 1.— 8. 1871—72. 8. Ertekezesek a törteneti tud. köre- büi ; 1872, L IL 8. Magyar törtenelmi tar ; köt. XV— XVIIL 1871 —72. 8. Török-magyarkori tört. emlekek ; VII. köt. 1871. 8. Mo- numenta Hungariae historica : Diplomataria, XVII. 1871. 8. Archi- vum Rakoczianum ; II. oszt. : diplom. I. 1871. 8. Statist, es ne- mezetgzd. közlemenyek ; k. VHL 1.2. 1871—72. 8. A. m. t. Akad. Evkönyvei: K. XIII, 3. 6.-9. 1871—72. 4. Archaeologiai közle- menyek; VIII, 3. 1871. 4. Potsdam. J. K. F. Knaake, Ca- dettenprediger : Luther, Ordenung eyns gemeinen kastens. 1523. 4. Lutheri Judicium de votis monasticis. 4. Luther, ob man für dem sterben fliehen muge. 1527. 4. Luther, ob kriegs leutte auch ynn

seligem stände seyn künden. 1527. 4. Luther, an die Herren Teutschordcns, daß sy falsch keuschait myden. 1524. 4. Lutlier, Offinbarung des Endchrists. 1524. 4. Lutherus, rationis Latomia- nae pro incendiariis Lovaniensis scholae sophistis redditae confu- tatio. 1521. 4. Luther, ein vnterricht der beychtkinder : vbir die vorpotten bucher. 1521. 4. Lutherus, epistola ad Leonem X. sum- mum pontifioem. 1521. 4. Luther, Ordenung vnd Bericht, wie es furterhin (mit ihenen so das Hochwürdige Sacrament empfahen wol- len) gehalten sol werden. 1523. 4. Prag. F. Tempsky, Vcrlh.: Eusebii eoclesiasticae historiae libri X, ed. Zimmermannus. 1822. 8. Deycks, Friedr. Heinrich Jacobi. 1848. 8. Verein für Ge- schichte der Deutschen in Böhmen: Ders., Mittheilungen etc. XI. Jahrg., Nr. V u. VL 1873. 8. Mitglieder-Verzeichnifs etc. 1873. 8. Regensburg. Friedr. Pustet, Verlagsh.: Klenk, d. heil. Monika. 1870. 8. Falloux, Leben des Papstes Pins V. 1873. 8. Rostock. Stiller'sche Hof- u. Univ.-Buchh. (H. Schmidt): Böhlau u. Dugge, einheimischer u. fremder Rechtsgang. 1873. 8. Rudoistadt. G. Fröbel, Verlagsbuchh. : Sommer, Bilder und Klänge aus Rudoistadt; I— V. 6. Aufl. 1872. 8. Saarbrüclien. Heinrich Siebert, Buchh.: Die Vorpostengefechte bei Saar- brücken u. d. Schlacht bei Spichern; 2. Aufl. 8. Stuttgart. A. Krön er, Verlh. : Bopp, Beiträge zur Beurkundung der deutschen Strafrechtspflege; 1. Heft. 1861. 8. Pfeiffer, die Staatseinnahmen; 2 Bnde. 1866. 8. Scherr, Bildersaal der Weltliteratur; 2. Aufl. 2 Bnde: 1869. 8. Menzel, Geschichte der Deutschen; 3 Bnde. 6. Aufl. 1872. 8. Menzel, Geschichte der neuesten Jesuitenumtriebe in Deutschland. 1873. 8. Höfer, wie das Volk spricht. 7. Aufl. 1873. 8. Schraid u. Stieler, aus deutschen Bergen. 1873. 4. Tau- berbischofsheim. Dr. Johann Heinrich Schlegel, Gymnasial- direktor: Ders., die tragische Ironie bei Sophokles; I. u. II, 1. 2. 1869 72. 8. Teschen. K. Prochaska. Verlh.: Der Krieg, 1870—71; IIL 1873. 8. Utrecht. Pro vinciaal Utrechtsch Genootschap: Dies., Verslag etc.; 1872. 8. Aanteekeniugen etc.; 1871. 1872. 8. Weimar. Herrn. Böhlau, Verlh.: Bleek, Rei- neke Fuchs in Afrika. 1870. 8. Koch, histor. Grammatik der eng- lischen Sprache ; I. Bnd. 1863. 8. v. Bojanowski, Geschehenes u. Geschriebenes. 1871. 8. Schirrmaoher, Albert v. Possemünster ge- nannt der Böhme. 1871. 8. Schmidt, d. Verwantschaftsverhält- nisse der indogermanischen Sprachen. 1872. 8. Wien. Brau- müller, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhandl. : v. Helfert, Maria Louise, Erzherzogin v. Oesterreich, Kaiserin der Franzosen. 1873. 8. Pusikan, die Kaiserstein. 1873. S. Dörfler, Geschichte der ka- tholischen Kirche. 1873. 8. R. V. Waldheim, Verlh.: Geschichte des deutschen Reiches; 6. 19. Heft. 8. Reschauer u. Smets, Ge- schichte des Jahres 1848; Heft 43 (Schlu(s). 8. Würzburg. Hi- stor. Verein für Unterfranken u. Aschaffenburg: Ders., Archiv etc.; Bnd. XXH, 1. Heft. 1873. 8. Zittau. G. Kor- schelt. Bürgerschullehrer: Bericht der Handels- u. Gewerbekam- mer zu Zittau, 1870. 8.

III. Für das Archiv.

(Nr. 4324.) Nürnberg. Ludwig Rösel, Kaufmann: Abschiedsbrief Robert Blum's an seine Gattin. Wien, 1848. Autogr. Facsim.

Chronik der historischen Vereine.

Archiv des Vereines für siebenbürgische Landes- kunde. Neue Folge. Zehnter Band. H. u. III. Heft. Hermann- stadt. 1872. 8.

Ein Marienlied. Mitg. von Heinr. Wittstock. Siebenbürger Studirende auf der Hochschule in Wien im 14., 15. und 16. Jahrh. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte Siebenbürgens. Von Dr. G. D. Teutsch. Die Studirenden aus Ungarn und Siebenbürgen auf der Hochschule in Heidelberg von der Gründung derselben bis

1810. Von Fr. Teutsch. Ueber die ältesten Schulanfänge und damit gleichzeitige Bildungszustände in Hermannstadt. Von Dr. G. D. Teutsch. Das Religionsgespräch zu Schäfsburg im Jahre 1538 und des Weifsenburger Propstes, nachherigen Graner Erz- bischofs Anton Verantius Briefe an Siebenbürger Sachsen. Von Karl Fabritius. Die Brüderschaft des heiligen Leichnams in Hermannstadt. Von Gustav Seivert. Eine neu aufgefundene Urkunde (von 1394). Von dems. Aus alten Mefsbüchern und

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Brevieren. Von Karl Fabritius. Die Studirenden aus Ungarn und Siebenbürgen auf der Universität Leipzig von der Gründung derselben 1409 bis 1872. Von Th. Fabini und Fr. Teutsch. Nachträge zur Abhandlung „Ueber die ältesten Schulanfänge und damit gleichzeitige Bildungszustände in Hermannstadt." Laut- und Formenlehren der starken Verba imSiebenbürgisch-Sächsischen. Ein Beitrag zur Grammatik dieses Idioms. Von Johann Roth. Diarium itineris ex Provinciae Bohemiae Conventu Glacensi ad Transylvaniam. A" 1738.

Jahresbericht desselben Vereins für das Vereinsjahr 1871/72. Hermannstadt. 8.

Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deut- schen in Böhmen. XI. Jahrg. Nr. V. u. VI. Prag, 1873. 8.

Die Stiftung von Goldenkron und ihre Bedeutung für die Ge- schichte der Deutschen in Böhmen. Von Matthias Pangerl. Das Sprachgebiet der Lausitzer Wenden vom 16. Jahrh. bis zur Gegenwart. (Mit einer Karte.) Von Dr. Richard Andree. Bei- träge zur Geschichte von Arnau. III. Periode. Dynastie Warten- berg-Waldstein. Von Dr. C. Leeder. Die Herrenmühle von Graslitz. Von Karl Renner. Bruchstücke aus der Geschichte des Cistercienserstiftes Ossegg. (Nach Quellen.) Von Prof. Beruh. Scheinpflug. Notizen über Böhmen.

Mitglieder-Verzeichnifs desselben Vereins. 1873. Prag. 8.

Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. XVIII. Jahrg. März Juni. Wien, 1873. 4.

Die altchristliche Grabkammer in Fünfkirchen. Von Dr Eme- rich Henszlmann. (Mit 2 Tafeln u. 12 Holzschnitten.) Fund in Grado. Von Alb. Ilg. Aus Anlafs der vollendeten Renovirung des Stephansthurmes. Von dems. Die gothische Kirche in Ter- lan und ihre Wandgemälde. Von Karl Atz. (Mit 5 Holzschn.) Archäologische Reise-Notizen. Von Dr. Karl Lind. (Mit 23 Holzschn.) Mittelalterliche Grabdenkmale. Von dems. (Mit 2 Holzschn.) Ein Nürnberger Gobelin aus dem XV. Jahrh. Von Alb. Ilg. (Mit 1 Holzschn.) Beiträge zur mittelalterlichen Sphra- gistik. Von Dr. Karl Lind. (Mit 4 Holzschn.) Inländische Glasgemälde mit Bildnissen von Mitgliedern des Hauses Habsburg. Von dems. (Mit 2 Taf. u. 2 Holzschn.) Das Epitaph des Abtes Johann Zollner zu Leoben. (Von J. Graus.) Donatello, seine Zeit und Schule. Von Dr. Hans Semper. Bericht über die im Laufe des Sommers 1872 vorgenommene Restaurirung des schwar- zen Thurmes am Hradcin zu Prag. (F. J. Benes.) Bücherschau.

Heraldisch - geneal ogische Zeitschrift. Organ des heraldisch-genealogischen Vereines „Adler" in Wien. HI. Jahrg. Nr. 6. Wien, April 1873. 4.

Ueber unrichtige Abbildungen mittelalterlicher Siegel. Von F. K. Fürsten zu Hohenlohe-Waldenburg. Fortsetzungen.

Mittheilungen des historisch en Vereins für Steier- mark, Zwanzigstes Heft. Graz, 1873. 8.

Vereinsangelegenheiten. Ueber das bestrittene und wirkliche Zeitalter, in welchem der Staatsmann Titus Varius Clemens gelebt hat ; von Dr. Richard Knabl. Kleine Beiträge zur Kenntnifs des Volksglaubens und Brauches in der wendischen Steiermark ; von Prof. Rud. Reichel. Graf Waldo von Renn und der Gau oder die Grafschaft Runa ; von P. Anton Weifs. Graz oder Graz ? Von Adalbert Jeitteles. Die Bibliothek der Abtei Ad- mont: von P. Jakob Wichner. Kleinere Mittheilungen.

Beiträge zur Kunde steiermärkischer Geschichts- quellen. Hrsg. von dems. Vereine. 9. Jahrg. Graz, 1872. 8.

Steiermark im Zeiträume vom 8. bis 12. Jahrh. Von M. Fe- licetti V. Liebenfels. Mittheilungen aus dem Markt - Archive zu Aflenz. Von Dr. Ferd. Bischoff. Archivalisohe Untersuchungen in Friaul. (2. Art.) Von Prof. Zahn. Die steierischen Land- handfesten. Von Dr. Arnold Luschin.

Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vor- arlberg. Herausgegeben von dem Verwaltungsausschusse dessel- ben. Dritte Folge. Siebenzehntes Heft. Innsbruck, 1872. 8.

Die Vögte von Matsch später auch Grafen von Kirchberg, von P. Justinian Ladurner. 2. Abtheilung Naturwissenschaftliches.

Forschungen zur Deutschen Geschichte. Herausg. von der historischen Commission bei der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften. Dreizehnten Bandes zweites Heft. Göttingen, Verlag der Dieterich'schen Buchhandlung. 1873. 8.

Magister Guntherus und seine Schriften. Von Dr. A. Pannen- borg. — Spuren eines verlornen gröfseren Chronicon Sampetrinum. Von Dr. 0. Posse. Friedrich von Wied. Von Prof. E. Rei- mann. — Kleinere Mittheilungen.

Oberbayerisches Archiv für vaterländische Ge- schichte, hrsg. von dem historischen Vereine von und für Oberbayern. 32. Band. 1. Heft. (München.) 8.

Zur Geschichte des Hausengaues. Aufzeichnungen des 11. u. 12. Jahrh., mitg. u. erörtert von Frhrn. Edm. Oefele. Urkund- liche Geschichte von Flinsbach, im Bezirksamte Rosenheim. Von Dr. Anton Quitzmann.

32. und 33. Jahres-Bericht desselben Vereines. Für die Jahre 1869 u. 1870. München, 1871. 8.

38. Jahresbericht des historischen Vereins von Mittel franken. 1871 und 1872. (Mit einer xylograph. Bei- lage.) Ansbach. 8.

Urkunden und Nachweise zur Geschichte Heinrich Topler's, von S. Hänle. Volkssagen aus Rothenburg und Umgebung, von A. Merz. Nürnberg's Handel und Gewerbe im Mittelalter, von J. Baader. Ueber einen Staatsbrief des Dogen Johann Mocenigo von Venedig an Kurfürst Albrecht von Brandenburg v. 22. Febr. 1479, von Dr. G. M. Thomas. Zur geschichthchen Entwickelung der Kirchenbaulast im Ansbachischen, von S. Hänle. Drei Ur- kunden über Deutschordensche Besitzungen in Mittelfranken, mitg. von Dr Ch. Hutzelmann. Der Bauernkrieg v. J. 1525 nach dem Stadtbuch v. Roth a. S., mitg. von Hein. Vooke. Ein wieder- erstandener Mönch von Heilsbronn, von W. Caselmann.

Archiv des historischen Vereines von Unter fran- ken und Aschaffenburg. Zweiundzwanzigster Band. Erstes Heft. Würzburg. 1873. 8.

Die „hoho Registratur" des Magisters Lorenz Fries. Eine Ein- leitung zu Publicationen aus derselben, von Dr. Aug. Schäffler. Erste Publication aus der „hohen Registratur" : Magister Lorenz Fries zum fränkisch - würzburgischen Münzwesen , von dems. Regesta Franconica aus der Zeit der ostfränkischen echten Karo- linger mit einleitenden Bemerkungen über Herstellung einer Ge- schichte des bayerischen Frankens. Von Dr. F. Stein. Die Gaue Gofsfeld, Waldsassen- und Badenachgau. Von dems. Graf Otto von Rinek und der Riuek-Lon'sche Stammbaum des Alberi- cus. Von dems.

Archiv für Hessische Geschichte und Alterthums-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

210

künde. Herausgegeben aus den Schriften des historischen Vereins für das Grof sherzogthum Hessen. Dreizehnter Band. Erstes Heft. Darmstadt, 1872. 8.

Geschichte der Ganerbschaft Staden. Von Dr. Friedr. Zim- mermann. — Ueber den angeblichen früheren Lauf des Neckars durch die Bergstrasse. Von Ernst Wörner. Die Pfarrkirche zu Seligenstadt vor der Restauration im Jahre 1868. Von Ed. Braden. Einige eigenthümliche Ausdrücke im vordem Oden- wald. Von Pfarrer Diehl. Kleinere Mittheilungen.

Neue Mittheilungen aus dem Gebiet histor.-an- tiquar. Forschungen. Im Namen des . . . Thüringisch- Sächsischen Vereins für Erforschung des vaterlän- dischen Alterthums und Erhaltung seiner Denkmale hrsg. von Dr. 0. Opel. Dreizehnter Band. 2. u. 3. Heft. Halle u. Nordhausen, 1871. 1873. 8.

Ein Wandertag an den beiden Mansfelder Seen. Heimatsstu- die aus der Grafschaft Mansfeld, von Pastor H. Heine. Bauer in Merseburg (1641). Von J. 0. Opel. Die ersten Statuten der Wittenberger Artisten - Facultät v. J. 1504. Von Dr. Th. Mu- ther. — Zeitz im drei fsigj ährigen Kriege. Von Kreisgerichtsrath Kothe. Die Entwickelungs - Geschichte der Reichsstadt Mühl- hausen im 13. Jahrh. Von Dr. Herquet. Chronicon Ammens- lebiense. Hrsg. von Franz Winter. Die Kaiser Friedrich- und Kiffhäusersagen. Von Dr. Jul. Schmidt. Spottlieder auf die Evangelischen. Mitg. von Dr. Alfred Kirchhoff. Christian von Mühlhausen der zweite Bischof von Samland (1276 95). Von Dr. M. Perlbach. Eine Flugschrift über die Zertörung Magdeburgs. Mitg. von J. 0. Opel. Kleinere Mittheilungen.

Monatshefte für Musik -Geschichte, herausgegeben von der Gesellschaft für Musikforschung. V. Jahrg. 1873. Nr. 6 u. 8. Berlin. 8.

Ueber den eigentlichen Melodiekörper zu dem Liede: „Ins- pruck , ich mufs dich lassen", von Heinr. Isaac. Cod. Mscr. Nr. 98 th. (in hoch 4.) Bibliothek Proske in Regensburg. (Fr. X. Haberl.) Johann Gottfried Walther (theoret. Werk dess. über Musik, 1708). (Rob. Eitner.)

Zeitschrift der Gesellschaft für die Geschichte der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauen- burg. Dritter Band. (Schlufs-Heft.) Kiel, 1873. 8.

Einige Dingswenden aus Nordschleswig. Mitg. von Rechts- anwalt A. Ipsen. Mit mehreren Holzschnitten. Beiträge zur Adelsgeschichte. Die Familie Breide. Von Präs. v. Stemann. Actenstücke zur Geschichte des Steuerwesens im Amte Tondern unter der Fürstl. Gottorfischen Regierung. Mitg. von Rath L. Petersen. Actenstücke zur Geschichte des Südertheils von Dith- marschen. Mitg. v. Georg Rille. Uwe Jens Lornsen. Von Ru-

dolf Usinger. Kleinere Mittheilungen. Nachrichten über die Gesellschaft.

Register über die Zeitschriften und Sammelwerke fUrSchlesw.- Holst. - Lauenburg. Geschichte. Im Auftrage der vorgenannten Gesellschaft . . . angefertigt von Dr Eduard Alberti. Zweites (Schlufs-) Heft. Kiel, 1873. 8.

Zeitschrift des bis to rischen Vereins für Nieder- sachsen. Herausgegeben unter Leitung des Vereins-Ausschusses. Jahrgang 1871. Mit drei lithograph. Tafeln u. einer Stammtafel. Hannover, 1872. In der Hahn'schen Hofbuchhandlung. 8.

Der Streit zwischen dem Erzbischof Gerhard II. von Bremen und dem Bischof Iso von Verden wegen der geistlichen Gerichts- barkeit über das Schlofs Ottersberg im Jahre 1226. Von Archivr.

C. L. Grotefend. Geschichte des Klosters Steina. Vom Pastor

D. Heidemann. Urkunden und Nachrichten, Stiftung und Doti- rung der Capelle und nachmaligen Pfarrkirche zu Bordenau be- treffend. Mitg. vom Pastor Fromme. Ergebnisse aus mittelal- terlichen Lohnregistern der Stadt Hannover. Mitg. vom Oberbau- rath Mithoff. Einige bisher unbekannte Aktenstücke zur Ge- schichte des Fleckens Stolzenau i. d. J. 1582 1643. Von E. Bo- demann. Bericht über Alterthümer im Hannoverschen. Vom Studienrath Dr. Müller. (Mit 3 lithogr. Tafeln.) Miscellen. Verzeichnisse und Register zu 1857 71 der Zeitschrift.

Organ für christliche Kunst, hrsg. und redigirt von J. van Endert in Cöln. Organ des christlichen Kuustvereins für Deutschland. Nr. 11. 12. Köln, 1. u. 15. Juni 1873. XXHI. Jahrg. 4.

Kunst und Christenthum. Verhältnil's der altchristlichen Kunst zur Antike. SjTubolik und Mythologie der christlichen Kunst. (Dr F. X. Kraus.) Ein Kunstwerk aus der Zeit Kaiser Hein- rich's des Heiligen. (Nebst einer artist. Beilage.) (Prof. Dr. Stock- bauer.) — Die antike Innendecoratiou und die Ausschmückung christlicher Kirchen. Ein Verzeichnil's von Kirchenschätzen der Abtei St. Salvator zu Prüm im 11. und 12. Jahrh,

Thurgauische Beiträge z ur vat erländis chen Ge- schichte. Herausgeg. vom historischen Vereine des Kan- tons Thurgau. Dreizehntes Heft. Frauenfeld, 1873. 8.

Bericht über die Verrichtungen und peinlichen Aussagen Ki- lian Kesselrings, Generalwachtmeisters der Landgrafschaft Thurgau, betreffend den Einbruch des Generals Gustav Hörn und die Be- lagerung der Stadt Konstanz, im September 1633.

Mittheilungen zur vaterländischen Geschichte. Herausgeg. vom historischen Verein in St. Gallen. Neue Folge. 3. Heft. (Der ganzen Folge XHI.) Mit zwei Karten. St. Gallen, Huber & Comp. 1872. 8.

St. Gallische Geschichtsquellen. Neu herausg. durch G. Meyer von Knonau. H. Ratperti casus s. Galli.

Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke. 19) Denkmäler deutscher Poesie und Prosa aus dem VIII, XII. Jahrhundert, herausgegeben von K. Mül-

le nhoff und W. Seh er er. Zweite, vermehrte und verbes- serte Auflage. Berlin, 1873. XXXIX u. 649 Stn. (gegen XXXIV u. 548 der ersten Auflage). 8.

Es ist ein erfreuliches Zeichen für den Aufschwung der ger-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

212

manistischen Studien, dafs dieses in vieler Beziehung bahnbre- chende Werk schon nach verhältnil'smäfsig kurzer Zeit in neuer Auflage erscheinen konnte ; aber auch ein Zeichen dafür , dafs die in der Vorrede ausgesprochene Erwartung, „dafs die Samm- lung wol auf einiges Interesse auch aufserhalb des Kreises der eigentlichen Fachgenossen, namentlich bei Theologen und Histori- iern, rechnen dürfe", in Erfüllung gegangen ist.

Was die „Vermehrung" der neuen Auflage betrifft, so sind neu hinzugekommen die Nrr. XVI Lorscher Bienensegen, XXIII de Lantfrido et Cobbone, XXVIII Liebesgrufs, LEQ baierische Glau- bensfragen, LXXI Stücke eines Psalmencommentars, LXXIIb Lor- scher Beichte und LXXIV b Pfälzer Beichte ; (hingegen ist Nr. XXV der ersten Auflage : sacerdos et lui:ius, nun fortgelassen). Die „Ver- besserungen erstrecken sich auf den Text (manche Handschriften sind neu verglichen worden) , besonders aber auf die Einleitung und Anmerkungen, durch die der Weg augebahnt ist, zu einer methodischen Erforschung der hier nicht behandelten gröfseren und kleineren Stücke des genannten Zeitraumes. Im Uebrigen verweisen wir auf das im XI. Bande des Anzeigers (1864) Sp. 107 f. über dieses Buch Gesagte, dasselbe nur noch schliefslioh auf's neue und wärmste empfehlend.

20) Schlesische Fürstenbilder des Mittelalters. Na- mens des Vereins für das Museum schlesischer Alterthümer in Breslau nach Originalaufnahmen von Theodor Blätter- bauer, Karl Bräuer, Albrecht Bräuer, Bernhard Mannfeld und Adalbert WöWl herausgegeben von Dr. Hermann Luchs. Mit 47 Bildtafeln. Breslau, Verlag von Eduard Trewendt. 1872. 4.

Der Verfasser bezeichnet sein Werk in der Vorrede als Er- gebnifs von MuFsestunden und zahlreichen Ferienreisen eines Schul- mannes, dem das Amt in erster Linie steht. Wir haben in dem- selben also keine Arbeit im heutigen, eminent gelehrten Sinne, d. h. der Historiker zieht seinen Gegenstand nicht blos heran, weil er für sein kritisches Messer ein neues Schlachtopfer In-aucht, er steht vielmehr mit Hingabe und gutem Vertrauen seinem Vor- wurf gegenüber und betont in der Behandlung mehr den künst- lerischen Aufbau als die einseitig verstandesmäfsige Zersetzung des Stoffes. Die von ihm geschilderten Gestalten heben sich warm und lebenskräftig vom Hintergrunde ihres Zeitalters ab, und die ge- wählte biographische Form der Erzählung vermittelt sehr wohl den wissenachaftUohen Gehalt mit der angenehmen Fassung. Der Umstand, dafs die lange Folge schlesischer Fürsten durch eine selten so vollständig vorkommende Reihe von ausgezeichneten Grabdenkmälern begleitet wird, welcher der nächste Anlafs zur Abfassung der vorliegenden „Bilder" gewesen zu sein scheint, gibt dem Werke auch ein hohes Interesse nach kunst- und kultur- geschichtlicher Seite hin. Zu bedauern ist nur, dafs dem Heraus- geber nicht überall die künstlerischen Kräfte zu Diensten gewesen, um beim Aufwände aller technischen Mittel auch den archäologi- schen Anforderungen Genüge zu thun. Eine allgemeine histori- sche Tabelle für die Geschichte Schlesiens im Mittelalter, mehrere genealogische Tafeln, übersichtliche Zusammenstellungen und ein sorgfältig ausgeführtes Register machen das Werk zugleich zu einem werthvollen Handbuche. v. E.

Aufsätze in Zeitschriften.

Das Ausland: Nr. 27. Die Eklipsen des Mondes in der Volks- sage. (Dr. R. Hassencamp.) Nr. 28. Der Name Berlin.

Blätter für Münzfreunde: Nr. 35. Sächsische Ehrenzeichen des 17. Jahrh.

Daheim: Nr. 40. Aus alten Städten. V. Gent in Flandern.

Die Gartenlaube: Nr. 27. Ein mitteldeutsches Volkstrachtenfest (zu Altenburg). (Kurt Grefs.) Nr. 28. Agnes Bernauer. (Dr. Chr. Meyer.)

Die Gegenwart (von P. Lindau): Nr. 21. Schriftsteller u. Ver- leger vor 100 Jahren. (D. F. Straufs.)

Die Grenzboten: Nr. 25, S. 441. Nordeuropäische Volksart u. Volkspoesie. (Heinr. Rückert.)

Im neuen Reich: Nr. 27, S. 18. Der Ueberfall der Reichsstadt Frankfurt durch die Franzosen am 2. Jan. 1759. (W. Stricker.)

Preufs. Jahrbücher: Juni, S. 653. Entstehung des deutschen Königthums. (G. Kaufmann.)

Der Katholik: Mai. Walther's von der Vogelweide Klagelieder gegen die Päpste Innocenz III. und Gregor IX.

Protest. Kirchenzeitung: Nr. 18 u. 19. 24. Die „christliche Kirchenordnung" des Kurfürstenthums Brandenburg, von dem Kurfürsten Johann Georg im Jahre 1572 erlassen.

Die Deutsche Predigt: 3. Hft. Ein Predigteingang aus dem 13. Jahrh.

Der Salon: Hft. 10, S. 1217. Ein Gang durch die Gemäldegale- rie im Belvedere zu Wien. (Gottfried Kinkel.)

Sonntagsblatt (v. Fr. Duncker) : Nr. 19. Plattdeutsche Sprich- wöi-ter. Nr. 22. Die Moosweibchen, Lohjungfern und IIolz- fräulein der deutschen Volkssage. (Th. Bodin.) Nr. 24. Die Göttersagen unserer Altvordern. 1. (Ders.)

Theolog. Studien u. Kritiken: 3. Hft. Luther's Abendmahls- lehre bis 1522. (Mücke.)

Deutsche Turn-Zeitung: Nr. 21. Eine Klage vom Jahre 1591 über Abnahme von Jugend- und Turnspielen in der Schweiz. Nr. 22. Die Leibesübungen an dem 1696 gegründeten Pä- dagogium zu Halle.

Wochenblatt d. Joh.-Ord.-Balley Brdbg. : Nr. 27. DieRitter- fahrt Wilhelm's von Geldern. (Oskar Schwebel.) Nr. 28. Die Mark Brandenburg um 1630. Zeitschrift f. bildende Kunst: Hft. 9, S. 284 ff. Dürerstudien.

(Adolf Rosenberg.) Allgeni. Zeitung: Beil. Nr. 180f. Die französischen Wörter im Nibelungenliede. (Dr. Alb. Wittstock.)

Vermischte Nachrichten.

53) In dem einen Theil des neuen Elster flufsbettes zwi- schen Plagwitz und Kleinzschocher bei Leipzig ist man neuester Zeit in einer Tiefe von 3 M. in weichem Lettenboden wieder auf eine gröfsere Anzahl von eingerammten, 12 Cm. starken Pfäh- len gestofsen, welche offenbar mit einem scharfen Instrument zu- gespitzt sind. Oft stehen solche Pfähle zu Dutzenden nahe bei- sammen, dazwischen liegen in Unordnung, aber immer in einem und demselben Niveau, mächtige, '/« bis l'/i M. starke Eichen- stämme, welche gleichfalls gefällt sind; die Stöcke mit Wurzeln

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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stehen noch daneben. Noch tiefer in dem Lettenboden wurden Wurfspiofse und Stücke von thönernen Gefafsen, auch eine Urne mit Knochenüberresten gefunden, aufserdem verschiedene einzelne Knochen, namentlich von Wiederkäuern herrührend. Da und dort zerstreut findet man ferner einzelne Steine , die eine regelmäfsige Schlifffläche zeigen, jedenfalls also Stücke von Steinwafi'en, Platten etc. sind. (ni. Ztg., Nr. 1565.)

54) Einwol mehr als 1000 Jahre alter Goldsohmuck ist am 22. Juni von einem Segelmachergehülfen auf der Insel Hiddensee gefunden worden. Der Fund besteht aus drei Kreuzen, von wel- chen jedes aufser andern Verzierungen am obern Theil ein Eulen- gesicht trägt; aus einem 3 Zoll im Durchmesser grofsen, 1 Zoll hoch gewölbten, schön verzierten Schild, welcher offenbar den Mittelpunkt eines Halsschmuckes gebildet hat, und in dessen Mitte sich eine kreuzförmige Oeffnung zeigt, deren Füllung, wahrschein- lich ein Edelstein, ausgebrochen ist; aus 2 kleinen Kreuzen und aus einem Armband, das von dreidrähtigem Golddraht gearbeitet und mit Verzierungen versehen ist. Das Gewicht aller dieser Schmuckstücke mag zusammen 1 Pfund betragen.

(Dies., Nr. 1568).

55) Ein mit alten Münzen gefülltes Geschirr wurde vor einiger Zeit zuVinkoroze in Kroatien ausgegraben. Die Anzahl der Münzen war an 300 Stück ; unter ihnen befand sich ein gol- denes Kettchen. Die Stücke sind fast alle aus Silber und nur 17 davon aus Kupfer geprägt ; sie stammen aus der Zeit der ungari- schen Könige Sigmund Maria und Albert her und wurden unter dem letztern aus Anlafs der Einfälle der Türken in Syrmien ver- graben. Das k. k. Generalcommando hat den Fund dem Pester Nationalmuseum überlassen. (Dies., Nr. 1564.)

56) Der bekannte Münzsammler Hauptmann a. D. Wuerst in Bonn beabsichtigt seine aus mehr als 1900 Stück bestehende rheinische Münz- und Medaillensammlung zu verkau- fen. Es wäre sehr zu wünschen, dafs sie für die Rheinlande er- halten würde, wo kaum eine zweite so vollständige Sammlung über das eigene Gebiet sich finden dürfte. Aus Städten und Ortschaf- ten enthält sie 465, von weltlichen Fürsten und Herren 624. von geistlichen Fürsten 822 Stück. Besonders zahlreich sind Kur-Köln (586), Kur -Trier (202), Jülich, Cleve und Berg (370), Stadt Köln (270 Stück) .vertreten.

57) Das Waffenmuseum der Stadt Wien. Die Welt- ausstellung gab dem Wiener Gemeinderath Anlafs, zwei für die Localgeschichte wichtige Unternehmungen in's Leben zu rufen, nämlich die Umgestaltung des bürgerlichen Zeughauses in ein städtisches Waffenmuseum und die Veranstaltung einer historischen Ausstellung. Ersteres wurde am 15. Mai eröffnet.

Die wissenschaftliche Leitung der Umgestaltung des Museums war Quirin Leitner übertragen, der durch seine Specialstudien und Leistungen vor Allen dazu berufen war ; einer ihm zur Seite stehenden Konunission fiel hauptsächlich Ordnung und Lösung der bezüglichen administrativen Fragen zu. Bei der Unordnung im alten Zeughaus war die Aufgabe durchaus keine leichte. Für die Neuaufstellung gab es keinen richtigeren Standpunkt, als aus dem bürgerlichen Zeughause den gröfseren Theil der werthlosen und nicht dahin gehörigen Waffen wegzuschaffen und dann die werthvollen Bestandtheile der Sammlung in chronologischer Folge

zu ordnen, eine Aufgabe, der nur mit genauester Kenntnifs der Geschichte des Waffen- und Harnischwesens gerecht zu werden war, die zugleich auf imponierende oder dem Auge gefällige Grup- pierung erst in zweiter Linie Bedacht nehmen konnte. Die ältesten Theile der Sammlung reichen noch in das 15. Jahrhundert zurück ; darunter ein vollständiger Reiterharnisch, ein Bild der ersten vol- lendeten Plattonharnische, vielleicht aus dem Besitze eines der Bürgermeister dieser Zeit. An der Wand sind drei Gruppen von Waffen aus der Zeit der Kaiser Friedrich IV. und Max I. aufge- stellt; geriffelte Mailänder Harnische, Beiderhänder (zweihändige Schwerter, welche von den auserlesensten Leuten des Ful'svolkes getragen wurden), Aalspiclse, Helmbarten und Reislanzen sind be- sonders bemerkenswerth. Eine Specialität des Museums sind fer- ner bemalte Tartschen, hölzerne Schilde, die, anderwärts eine grofse Seltenheit, hier in beträchtlicher Zahl vorhanden sind und sich ^^elfach durch reiche, fein ausgeführte Bemalung auszeichnen. Die schönste derselben, mit der Darstellung des heil. Georg, wird eben durch die Restaurierschule des Belvedere's in guten Stand ge- setzt ; sie bietet einen interessanten Einblick in die Leistungsfähig- keit der Wiener Maler des 15. Jahrhunderts. Unter den folgen- den Rüstungen ist im 4. Felde ein vollständiger Reiterharnisch mit schwarzgeätzten Strichen bemerkenswerth, dessen Helm zu je- ner Gattung von Kopfbedeckungen gehört, welche Max I. erfun- den. Im 5. Felde beginnt dann die Reihe der „Bürgerharnische", welche bis zum 16. Felde reichen. Sie führen diese Bezeichnung, weil auf der Brust das Wiener Stadtwappen eingeätzt ist; sie wur- den in den Jahren 1546 und 1571 von dem Stadtrathe in Nürnberg angekauft. Die Felder 16 29 zeigen dann die ganze Formen ent- wickelung der Bürgerbewaffnung von der Mitte des 16. Jahrhun- dei'ts bis zum Ausgange des 30jährigen Kriegs. Eine Ausnahme bilden nur die Felder 11 und 12, eingeschlossen von drei Ruhmes- tempeln mit den Büsten des Grafen Niclas Salm, des Herzogs Karl von Lothringen und Rüdiger's von Stahremberg, zur Bezeichnung der beiden Epochen der glänzendsten Thaten der wehrhaften Bür- ger Wien's ; unter den Siegestrophäen finden sich 16 türkische Fahnen und Inschriften. Auch sehr werthvolle türkische Waffen sind zahlreich vertreten ; der Kopf des Kara Mustapha wird noch in einem Glaskasten bewahrt, eine Reliquie, deren Echtheit zwar Hammer in seiner Geschichte des osmanischen Reiches bezwei- felte, die aber neuerdings von Sachkundigen erwiesen worden ist. Weniger glänzend als das 16. und 17. Jahrhundert ist die neuere Zeit vertreten ; es finden sich zwar fast alle Specialitäten der Bür- gerwaffen vor, doch den reichsten Schmuck dieser Epoche bilden die Fahnen und Standarten der alten Bürgercompagnien. Erst in der Epoche der grofsen französischen Kriege mehren sich in den Denkmalen des Aufgebots und der Freiwilligen-Fahnen die Zeugen der Thaten und Ereignisse imseres Jahrhunderts, welche sich bis zu den Erinnerungen an die Wiener Freiwilligen-Bataillone in den Jahren 1848 und 1859 fortsetzen. Dieser flüchtige Umrifs dürfte genügen , einen Einblick in die ungewöhnliche Bedeutung dieser neu geordneten Sammlung zu gewinnen: wenige andere werden sich an historischem Werthe mit ihr messen können , und diese seltene Mannigfaltigkeit klar gestellt zu haben, ist lediglich Leit- ner's hervorragendes Verdienst. (Wien. Zeitg.)

58) Zu Leipzig kommt im Laufe des nächsten Herbstes in dem Kunstauctions-Institute von C. G. Börner die werthvolle Samm- lung deutscher Kupfers tiche und Malerradierungen sammt

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Kunstbibliothek aus dem Nachlasse des Dr. Andreas Andresen zur Versteigerung. Der Katalog ist in Vorbereitung.

(Anz. V. Petzholdt, Hft. 7, S. 242.)

59) Der „.Anzeiger fiir Schweizerische Geschichte" veröffentlicht in Nr. 1. seines 4. Jahrg. folgende historische Preisaufgabe. Eine der unterzeichneten Commission zur Verwaltung übergebene Stiftung hat möglich gemacht, deren Ertrag u. A. zur Aufmunte- rung ausgezeichneter wissenschaftlicher Arbeiten zu verwenden, und es wird in Ausführung dieses Zweckes folgende Preisaufgabe ausgeschrieben: Geschichtliche Darstellung der Entwick- lung des Handels in den östlichen und nördlichen Gebieten der Schweiz bis zur festen Gestaltung amt- licher oder corporativer kaufmännischer Directorien in den Städten Cur, St. Gallen, Schaffhausen, Zürich und Basel. Es wird dabei vorausgesetzt, dafs diese Darstellung auf den ursprünglichen Quellen und deren sorgfältiger Kritik und Combination ruhe, unter stetem Nachweis derselben in übersicht- licher Kürze ihre Ergebnisse zusammenfasse und an den allgemei- nen Gang der Ereignisse anknüpfe. Die Aufgabe richtet sich vor- züglich auf: 1) die Ermittlung der altern und spätem Handelswege zu Wasser und zu Land und deren Verbindung mit den Handels- wegen des Auslandes und damit auf das ganze Transportwesen ;

2) die Entwicklung der Gewerbe, soweit der Handel in sie ein- greift, die gewerblichen Verbindungen, die Messen und die Märkte;

3) das Geldwesen, die Verbreitung des Wechsels und die verschie- denen Gestaltungen des Bankgeschäftes in dessen privatem und öffentlichem Betriebe ; 4) das Handelsrecht ; 5) die ganze Handels- politik, wie sie in den Sammel- und Mittelpunkten der genannten Gebiete zur Geltung kam und zu Erfolgen führte, an welche der Handel in seinem jetzigen Bestände noch anknüpft. Bei der Aus- dehnung der Studien, welche eine solche Untersuchung voraussetzt, ^vird als Zeitpunkt für deren Vollendung und Einlieferung der 31. Dezember 1877 bezeichnet und als Preis für die beste, bzw. die den oben entwickelten Aufgaben entsprechende Arbeit die Summe von dreitausend Franken in Gold festgesetzt.

60) Als wir im Februar d. J. unsere Mittheilung über das hiesige Archiv (Verm. Nachr. Nr. 17 , Sp. 62 64, des Anzeigers) nieder- schrieben, gaben wir uns der angenehmen Hoffnung hin, dals der Gedanke einer Verlegung des Archivs der ehemaligen Reichsstadt Nürnberg aus dieser Stadt nicht wieder ernstlich auftauchen könne, um so mehr, als der Herr Minister des Innern selbst, dem Ver- fasser gegenüber, lebhaftes Interesse für das Verbleiben äufserte. Wie sehr wurden wir daher überrascht, zu vernehmen, dafs die Uebersiedelungsarbeiten wieder aufgenommen werden sollen, und dafs in der Sitzung des hiesigen Magistrates vom 11. Juli ein Mini- sterialerlafs mitgetheilt worden sei , des Inhaltes , dafs diese Ver- legung erfolgen müsse, weil die Beschaffung eines entsprechenden Lokales in Nürnberg zu theuer komme.

Die Stadt hatte angeboten einen Beitrag von 10,000 fl. zu ge- ben. 20,000 fl. hat der Staat für die (wie ja als Grund des Ver-

kaufes angegeben wird) ungenügenden Lokalitäten, die er seither innehatte, erhalten. Die Gründe, welche das Belassen des Ar- chives in Nürnberg zu einer Ehrenpflicht für den Staat ma- chen, sind in unseren früheren Aufsätzen erörtert. Ihnen gegen- über kann ein einfacher Hinweis auf die Kosten nicht in die Wag- schale fallen. Es kostet Manches Geld und mufs doch geschehen. Weshalb ist die menschliche Gesellschaft im Staate zu einer gro- fsen Körperschaft vereinigt, wenn nicht der Staat die hohen Auf- gaben löst , die der Einzelne nicht lösen kann. Zu ihnen gehört die Pflege und Förderung der Wissenschaft, die Verbreituu'^ der Bildung und Bildungsmittel; und wenn das auch Geld kostet, so mufs es doch geschehen. Die Staatsmaschine ist nicht blos als Rechenmaschine da, um zu erfahren, wie Geld zu ersparen ist; je materieller heute der Zug ist, der die Einzelnen leitet, um so mehr müssen die idealen Fragen von Seite der Gesammtheit in's Auge gefalst und von dort aus dafür Fürsorge getroffen werden. Diese Anschauung hat sich heute bei allen deutschen Volks- vertretungen geltend gemacht, und wo ist eine, die nicht mit Freu- den für alles, was das ideale Gebiet berührt, Geld bewilligte? Dieser Zug hat sich bei den jüngsten Verhandlungen des bayer. Landtages in umfassender Weise kundgegeben. Wie kann man zweifeln , dafs er auch in dieser Frage bereit zu finden wäre ? Weshalb hält man es nicht der Mühe werth, demselben eine Vor- lage zu machen? Etwa aus Kurzsichtigkeit, welche die Wichtig- keit und Tragweite der Bedeutung einer wissenschaftlichen Anstalt nicht erkennt? Ist nicht mehr die Wissenschaft einer der mäch- tigsten Faktoren im Kulturleben ? Ist sie nicht mehr eine Zierde des Staates? Das Opfer, welches die Stadt Nürnberg zu bringen bereit ist, ist anerkennenswerth und um so erfreulicher, als in an- deren Fällen die Stadtvertretung für Pflege historischen Sinnes keineswegs den so erwünschten und so nothwendigen Eifer ge- zeigt hat. Wie kann ihr mehr zugemuthet werden, wenn die Pflicht, an dem Eigenthumsrechto haftend, dem Staate obliegt? War es nur überhaupt würdig, für eine dem Staate obliegende Pflicht von der Stadt Opfer zu verlangen? Kann man mehr ver- langen ? Wenn der Staat das Archiv selbst und damit die Pflicht der Obsorge für dasselbe, die Pflicht, es der Wissenschaft nutzbar zu machen, der Stadt übergeben wollte, dann läge ihr es ob, die Mittel dafür aufzubringen. So ist es Sache des Staates, eine Pflicht, der die Staatsregierung und die Stände ebenso nachkommen müs- sen, wie der Pflicht, die Steuerkraft des Volkes nicht unnöthig in Anspruch zu nehmen. Wenn wir bedauern müssen, dafs Se. Ex- cellenz der Herr Minister nicht diese Pflicht erkannt hat, so freuen wir uns dagegen, dafs das Collegium der Gemeindebevollmächtigten den Magistrat der Stadt Nürnberg ersucht hat, Se. Excellenz um eine Vorlage an die Kammern zu bitten, und dafs gleichzeitig ein der Universität Erlangen angehöriges Mitglied der zweiten Kammer eine Anregung dieser Frage in der Kammer in Aussicht gestellt hat. Wir hoffen, dafs die Kammern die Pflicht des Staats besser wahren werden, als der Minister. A. Essenwein.

Verantwortliche Redaction: Dr. A. Essen wein. Dr. G. K. Fromm ann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Gedruckt bei U. E. Sebald in Nürnberg.

Nürnberg'. Das Abonnoiuont dee Blat- tea, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und betragt nach der neuesten Postconvention bei allen Post- ämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreichs 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fula oder 2 Tlilr. preufa.

Für Frankreich abonniert man in Paris bei der deutschen Buchhandlung von F. KJinckaieck, Nr. 11 tue de Lille; für

AWZEICiER

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f'n//land bei Williama & Norgato, 14 Hen- rietta-Street Covent- Garden in London; für NorJ-Amerika bei den Poatämtern Bre- men und Hamburg.

Alle für das german. Museum be- ßtimniten Sendungen auf dem Wege dOB BuchbandolB werden durch den Commie- Bionur der literar.-artist. Anstalt des Mu- seums, F, A. Brockhaufl in Leipzig, be- fördert.

Zwanzigster Jahrgang.

ORGAN DES fiERMANISCflEN MÜSECMS.

1873.

MH,

Angnst.

Wissenschaftliche Mittheilungen.

Sprichwörter.

Im elften Jahrhundert tritt uns ein besonders lebhafter Eifer entgegen, deutsche Sprichwörter in lateinischer Form wiederzugeben; ich erinnere nur an Wipo, an Othloh, dessen Sammlung einen mehr kirchlichen Charakter trägt, an die Zu- sammenstellung in den Denkmälern von Müllenhoff und Sche- rer, Nr. XXVII. Eine dem Bischof Adalbold von Utrecht ge- widmete Sammlung wird demnächst veröffentlicht werden. Hier gebe ich eine Reihe solcher Sprüche aus dem Cod. lat. Monac. 17142 aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts, von Scheftlarn stammend, dessen überaus buntscheckig gemischter Inhalt an anderm Orte eingehender besprochen werden soll. Auf Fol. 92 v. findet sich eine eigenthümliche Erklärung des Regens, an Ari- stophanes erinnernd :

Cum pluit et ningit, Jovis uxor ut ebria mingit. Unklar ist mir der Fol. 95 v. einzeln stehende Vers :

Somate dilecti. sunt rome semate tecti. Auch in den folgenden bleibt oft etwas dunkel :

Fol. 96 V. Extant equivoci servi, non legibus equi.

Empta fides nummis fit sepe remissa periclis.

Est nulli carus, quicunque videtur avarus.

Ornetur vetulus : sibi det (1. dat) decus ipsa iuventus.

Stirps trahit ad fluvium, sed non dimergit in imum.

Suspendens catulum : Vorat, inquid, opus coriorum. Fol. 107. Procax et stultus donat quod spernit et odit.

Quantum fert humali (sie) sonipes et femina duri.

Est vilis studio, qui saccum consuit ostro.

Inveniens seit avem, cupiens (1. capiens) potietnr eadem. Fol. 107 v. Consumit fiatum flans in fornicis hiatum. Bos mugiens raultum dat lactis ab ubere parum. Qui favum lingunt, apis illos spicula pungunt. Qui sepe rixantur, a paucis semper amantur.

Ein so grober Verstofs, wie die Verkürzung von saepe, ist dem Verfasser wol kaum zuzutrauen ; aber in der Ueber- lieferung schlichen sich viele Fehler ein, wie auch im vorher- gehenden Verse durch Umstellung von apis und illos in der Handschrift das Metrum verdorben ist.

Fol. 108. Quod fiel Urtica, prius assentitur in herba. Pacificus homo triumphal in domino. Quolibet in pomo sentitur stirpis origo. Cum sus turbat aquam, mox porcellus bibit illam. Cattae progeuies discit comprendere mures. Inducias longat, qui dicere falsa recusat. Mitls edit ripam, vehemens quam (1. aqua) transiet illam. Veste nova melius ludit venter saturatus. Est contra stimulum calcare nimis tibi durum. Qui multum reticet, meditando plura revolvit. Non lupus ad Studium, sed mentem vertit ad agnum. Omne quod est carum, vertetur post in amarum. Omne quod est carum, finem sortitur amarum. Adducit in fluvium, non mergit amicus in illum. Criminis ingrato sit laudis plurima grato. Inprudens vulpis est sibi non prendens mures. Dieser Spruch ist, wie schon einer der vorhergehenden, in

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Prosa. Am Rande nachgetragen und nur theilwelse lesbar ist der folgende :

Antea qu caro lupus la figit an

Der Schlafs wird wol lauten : „lupus oscula figit amara", wo dann auch für das vorhergehende Wort ,,cara" zu ver- muthen ist.

Ante fluens munda raro diffunditur unda.

Quam male pugnare, iocundius est fugitare. Aus den folgenden habe ich nur noch einzelne ausge- schrieben :

Iuvenil ad vites callcm sibi callida vulpis.

Eripit ex agnis persepe lupus numeratis.

Pre noctis preda dormit sub lumine catta.

Quod cras servatur, a catta sepe voratur.

Desiliunt rari sine fisso robore spani. Fol. 108 v. Quod caper in sese seit, capram credit habere.

Vgl. hiezu Haupt's Zeitschrift XIII, 324. Anklänge an diese Sprüche finden sich überall, aber doch fast nirgends volle Uebereinstimmung. Fol. 109. Ad mel deductus ruptis est auribus ursus :

Non nisi p/erupta voluit discedere cauda. Auffallend und merkwürdig ist der folgende Spruch :

Quid mirum, tibiam si gestat harundine factam

Demon, harundineis solitus consistere silvis '?

Ore trahens predam, replicet vulpecula caudam.

Gutture clausa lupi raro solet esca relabi.

Quando canis cecinit, lupus aures subdolus abdit.

Ut placeat potus, suadet pincorna decorus.

Ut panis detur: hiuc vir iocularis habetur. Weiterhin kommen nur noch vereinzelte Sprüche vor : Fol. 109 V. Hister amat Renum, qui dat commercia rerum.

Commovet arboreos venti_violentia ramos.

Decoriat mures saturato corpore vulpes. Fol. 110. Qui tacite currit fluvius sua litora solvit. Fol. 110 V. Litigium mulier famosa frequentat et anser. Fol. 111. Sic nitar in te, ne si titubes ego labar. Fol. 111 V. Rote parat nuramis, qui piscem capit (1. captat)

in undis. Fol. 112 V. Sit pax huic domui, (noceat) nihil hie habitanti. Fol. 114. Vinea culta fuit, cultores prcraia querunt :

Non labor equalis, equalia dona fuerunt. Das soll wol ein Räthsel sein; gemeint ist natürlich der Weinberg im Evang. Matthäi XX.

Vas obsoletum de vino gignit acetum.

Luceat in studiis simplex intentio vestris,

Ut dura corde sonat, vox impetret omne quod erat. Fol. 114 v. Affectum (1. Affectus) mentis pateat tibi multa

volentis,

Nam dantis votum modico censu valet amplum.

Jure lepos rapitnr (1. capitur), qui retia nuUa veretur. Fol. 96 V. enthält auch folgendes Epigramm :

Non Jovis ad Danaen venit, sed dives adulter: Aurum quisquis habet, Jupiter esse potest. Fol. 103 steht eiu bitteres Epigramm auf einen Arzt, den dasselbe Geschick betroifen hatte, welchem später Abälard ver- fiel :

Willhehnus medicus faciens quod rector iniquus,

Ex muliere virum, fit merito neutrura. Nunc appareret, sua si mcdiciua valeret, Vertere si neutrum posset in alterutrum.

Fol. 103 V. folgt ein Epigramm gegen einen Angreifer geistlicher Güter :

Si bona suscipimus, mala cur non sustineamus?

Cur egre ferimus, bona si recipit sua Christus ?

Nara res ecclesiae, cupidus quas exigis a me,

Cetus amicorum Christi portavit ad ipsum. Ein Epigramm auf den Liebesgott Fol. 107 ergänzt, wenn auch mangelhaft überliefert, doch das Stück der Carmina Bu- rana S. 192. Die fünfte Stufe, welche dort fehlt, ist mit einer Deutlichkeit, welche nichts vermissen läfst, bezeichnet; aber vorher bringe ich doch nicht mehr als drei zusammen. Es wird vielleicht im achten Verse „quartum" zu lesen sein. Abgesehen hievon, zeigen die bedeutenden Abweichungen, wie diese ganze Art der Poesie, wesentlich doch eine verbotene Frucht, mündlicli und deshalb in fortwährender Wandelung fortgepflanzt wurde. Hier lauten die Verse :

Est puer alatus, puer est etiam pharetratus. Etas amentem probat et ratione carentem. Vulnificus pharetra Signatur, mobilis ala,

Insipicus, fugitans, tolo (1. telo ) crueutans,

5 Mittit pentagonas nervo strideute sagittas.

Hi sunt quinque modi, quibus associatur (1. -mur) amori : Visus, alloquium, tactus compar labiorum. In lecto quintum tacite Venus exprimit actum. Nectaris alterni permixtio comnioda fini. Ein zierlicher Scherz begegnet Fol. 111 v.:

Quisque cucullatus posset satis esse beatus, Si biberet flumen, si vellet amare legumen. Est hodiernorum domus infernus mouachorum. Sed dico, quare ? quia dicunt posse volare Porcorum scapulas : sed quis deus his dedit alas ? Es scheint also, dafs die Schinken, um das Verbot des Fleischgenusses zu umgehen, für Geflügel ausgegeben wurden.

Auf Fol. 114 findet sich ein Räthsel, dem gleich die Er- klärung folgt :

Arbor inest silvis quae pingitur octo figuris : His tribus abiectis, vix unam in niille videbis.

Castania scribitur VII (1. VIII) literis. si tres abieceris, vix unam castam mulierem invenies.

Auf der folgenden Seite steht noch folgendes Fragment : Gerhard hac vita pauper fuit anacherita (sie)

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Nil canens (sie) solidum, nil bcnc proficuum. Hinc homo tu monitus, cultum Das Ende fehlt, und es folgen nach der Gewohnheit dieser Handschrift ganz andere Dinge.

Heidelberg. W. Wattenbach.

Zur Darstellung der heil. Walburg in der Kunst des 16. Jahrhunderts.

Das Pastoralblatt des Bisthuras Eichstätt, Jhrgg. 1873, Nr. 18 ff., weist in Bezug auf den oben genannten Gegenstand in längerer Abhandlung auf Urkunden des 15. Jahrhunderts hin, welche ein neues Licht auf die Frage werfen und die- selbe, wenn im Allgemeinen auch nicht schlufsgültig , so doch für den bestimmten, in Nr. 3 unseres diesjährigen Anzeigers zur Sprache gebrachten Fall in so eigenthüralicher Weise ent- scheiden, dafs wir zur Ergänzung dieser Besprechung den Hauptinhalt jener Abhandlung hier wiedergeben. Im Jahre 1447 liefs nämlich Bischof Johann HI. von Eichstätt Untersu- chung anstellen über eine Lokalheilige des zu seiner Diöcese gehörigen fränkischen Marktes Wendelstein, Achahildis, vom Yolke St. Atzin genannt, welche einen kirchlich approbierten Cult nie erhalten, unter den Leuten aber wegen angeblicher wunderbarer Gebetserhörungen grofsen Zulauf besafs. Die zu dem Zweck berufene Commission bestand aus den Pfarrern von Wendelstein und zweier benachbarter Orte. Man öffnete einen Sarkophag am äufsersten Ende der Kirche, dessen alterthüm- liche Inschrift ihn als Grabstätte der h. Atzin, der Stifterin des Gotteshauses, bezeichnete. Auskunft über ihr Leben gaben nur sechs in der Nähe an der Wand aufgehängte Bilder, von welchen das zweite und sechste in folgender Weise beschrieben werden :

„Item das ander pylt helt wye die selige fraw von einem peyn eyner wilden genfs erkücket eyn ganze gans. die gestoln waz von jrem gesynd vnd getötet".

„Item das sechst vnd letzt mirakel ist. da ez mitten ym wynter kalt waz, vnd dy selig fraw ging swanger vnd waz ge- lüstig nach amerellen , vnd hifs jr töchterleyn geen in garten, ob sye fünd , von stund an ward ein Amerellen pawm vol vnd pracht jr mutter zu essen".

Ein Blick auf den unserem Aufsatz beigegebenen Holz- schnitt genügt, um zu überzeugen, dafs die beiden eben be- schriebenen Scenen, zu einem Bilde vereinigt, vom Maler des 16. Jahrhunderts wiederholt sind und auf dem in Kede stehen- den Altarflügel nicht Walburg, sondern St. Atzin dargestellt ist. Die Sache gewinnt noch an Augenscheinlichkeit, nachdem sich im Verfolg der Herkunft des Bildes herausgestellt, dafs es ursprünglich aus Wendelstein stammt. Aber wer war jene h. Achahildis? Obwohl bei der angestellten Untersuchung von einer nicht geringen Zahl von Zeugen augenfällige Wun- der beschworen und protokolliert wurden, scheint der Bischof sich doch nicht bewogen gefunden zu haben, höheren Orts die

factische Canonisicrung der „seligen Frau" zu beantragen. Schon der erste Veröffentlicher des betreffenden „Instruments" (s. Historisch-diplomatisches Magazin, Nürnberg 1781, I, S. 295, und vgl. Anzeiger f. K. d. d. V., Jhrg. 1853, Sp. 125 ff.) offenbart seine Zweifel über die historische Existenz der h. Atzin, und es scheint alles dafür zu sprechen, dafs sie vom Volke, wenn auch in näherer oder fernerer Anlehnung an eine wirkliche Persönlichkeit, eingeschoben worden sei. Sollte viel- leicht dennoch die heidnische Walburg im Hintergründe stehen? Wir können hier die Frage dahingestellt sein lassen. Es ist kein Zweifel, dafs für den Verfertiger unseres Altares St. Atzin existierte, und dafs er sie darstellen wollte.

Nürnberg. A. v. Eye.

Peter Mülich, Stückgiefser in Nürnberg. *)

Mit Bezug auf die in der vorigen Nummer des Anzeigers, Sp. 165 enthaltene Notiz, dafs eine Tochter des alten Her- mann Vischer, also Schwester Peter Vischers, an einen Peter Mülich „von unbekannter Lebensstellung" verheiratet gewesen, sei hier darauf aufmerksam gemacht, dafs im ersten Drittel des 16. Jhdts., also gleichzeitig mit P. Vischer, in Nürnberg ein Giefser Peter Mülich thätig war, von dem drei grofse Stein- büchsen, die er für den Herzog von Sachsen gegossen und welche später K. Karl V. in Gotha eroberte, in des Letzteren Geschützbuch in Abbildung erhalten sind. Eine derselben, der „Löwe", vom Jahre 1523 ist noch im Original im Artillerie- museum zu Paris vorhanden, nachdem die Franzosen dieses Geschütz 1830 in Algier erbeutet. Dieser P. Mülich, der uns nur aus diesen drei Geschützen bekannt geworden, ist ohne Zweifel der erwähnte Schwager P. Vischers oder etwa dessen Sohn, wobei immerhin die Vermuthung, dafs auch der Vater Giefser war, nicht zu gewagt scheint. (Vgl. Quellen zur Ge- schichte der Feuerwaffen, herausgegeben vom germ. Museum, S. 67, 68.)

Nürnberg. A. Essenwein.

*) Wenn in voriger Nummer, Sp. 165 bei Peter Mülich ge- sagt ist: „von unbekannter Lebensstellung", so mufa dies nach- träglich dahin berichtigt werden, dafs derselbe in der Quittung, die er am 7. Mai 1522 seinem Schwager Peter Vischer über 260 fl. väterliches und mütterliches Erbe seiner verstorbenen Hausfrau Martha sei. ausstellt, sich „Peter MüHch Eothschmid" nennt.

Lochner.

Buntglasierte Thonwaaren des 15.— 18. Jahrhunderts im germanischen Museum.

m.

Die übrigen an den maurischen Stil anklingenden Gefäfse des Museums bieten mannigfaltiges Interesse und zeigen so viele verschiedene Formenkreise des Ornaments als es Stücke

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sind; zum Theil sind sie ziemlicli verwildert und der rothe Metallscliimmer ist zu einer Ornamentation verwendet, die er- sichtlich spät ist.^ So interessant sie sind, bieten sie doch keiner- lei Merkmale, aus denen weder für sie selbst, noch für andere die Zeit und der Ort ihrer Entstehung bestimmt werden könnte. Auf ein Stück müssen wir jedoch aufmerksam machen, wenn wir es auch nicht abbilden. Es ist eine tiefe Schüs- sel, scharf pro- filiert, mit theil- weise in Relief aufgetragenen Buckeln, wie sie das deutsche Passigwerk des 16. Jahrh. auf- zuweisen hat, die sowohl in der Tiefe der Schüs- sel, als auf dem Rande derselben aneinanderge- reiht sind. Den Rand des inne- ren Bodens bil- det eine Reihe stets sich wie- derholender la- teinischer Ma- juskelbuchsta- ben , die zwar keinen Sinn ge- ben (YIERB) aber doch offen- bar verdorben sind aus dem Spruche: „Ver- bum domini ma- net inaeternum." Die ganze Schüs- sel zeigt sich als eine Nachbildung eines jener Messingbecken, wie sie, in grofser Zahl in Nürnberg gefertigt, ihren Weg durch die weite Welt genommen und mit ihren gleichfalls unlesbaren Inschriften schon so manchen Sammler und Liebhaber geplagt haben. Dafs das Stück also erst dem 16. Jahrh. angehören kann, ist klar. Ein Wappenschild von italienischer, noch an die frühere Zeit erinnernder Form, in der Mitte angebracht, zeigt einen schreitenden Löwen.

IV. Ein unzweifelhaft italienisches Fabrikat ist die Majolika- schüssel, die wir hier unter Fig. 1 abbilden. Das mittlere

Feld rundlich vertieft, den Rand flach, hat sie auf einem, gleich den sogen, spanisch -maurischen, ebenfalls der Fleisch- farbe sich nähernden, weifsen Grunde eine Zeichnung in dun- kelm Blau, das durch Schwarz auf unserer Abbildung wieder- gegeben ist. Sie stellt in der Mitte den heil. Llieronymus in der Wüste vor einem Crucifixe dar, im Hintergrund eine Ge- Fig. ]. birgslandschaft

und eine Stadt. Die Fleischtheile der Figur haben in licht aufgetra- genem Blau eine

Schattierung und Modellier- ung. Der Grund istmitflotterPiu- sclführung durch breite Striche abgetont. Nach dem Blau ist ein gelblich re- flectierender Me- tallton aufgetra- gen, der in der Zeichnung durch glatte Schraffie- rung wiederge- geben ist. Von besonderem In- teresse ist der Umstand, dafs sowohl an der Figur, als am Kreuz einSehlag- schatten auf den Grund gemalt ist. Daraus kann mit Sicherheit

angenommen werden, dafs dem Gesellen, der das Bild auf die Platte malte, kein Stich, kein gemaltes, sondern ein plastisches Original vorlag. Der Reichthum Ita- liens an glasierten Terracotten seit Luca della Robbia ist grofs genug. Sicher findet sich auch einmal das Original, das unserem Maler vorgeschwebt, und damit ein Hinweis, wo der Teller entstanden ist.

Der Rand des Tellers ist in vier Theile gothcilt, von de- nen zwei mit symmetrischem Rankenwerk, zwei mit schuppen- artiger Bildung verziert sind. E)s spricht nicht gerade für be- sonderen Sinn des (jrnamentisten, dafs er die Eintheilungslinien des Tellers nicht in bessere Beziehung zur Mitte gebracht ;

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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es ist dies übrigens eine Eigenthümlichlieit, die niciit aus- scliliefslicli bei ihm vorkommt, sondern auf alle verwandten Stücke sich erstreckt. Auch im Rande ist dieselbe Farben- ordnung festgehalten, wie im Innern: es ist zunächst Blau ver- wendet und nach dessen Auftrag eine gelbmetallisch -glänzende Farbe zugegeben. Das Werk Delange's gibt ähnliche Teller mit Metallreflex auf Tafel 15, 37 und 38, die der Fabrik von Caf- fagiolo im Texte DarceFs zuge- schrieben sind. Ein verwand- ter Teller ist der in Fig. 2 hier abgebildete, der indessen nicht als Majolika be- zeichnet werden kann, da die Ver- zierung durch raetallglänzende Farbe ihm fehlt. Der Mitteltheil zeigt einen weib- lichen Kopf und ein Spruchband mit der Inschrift: „In te domine speravi." Der Eand ist in sechs Theile getheilt, von denen drei ein Rankenorna- ment , drei an- dere ein Schup- penmuster zei- gen. Das dunkle

Indigoblau bildet auch hier die Grundlage des Ganzen ; es ist ein starker Auftrag zur Herstellung der Zeichnung, sowie zur Deckung des Hintergrundes beim Mittelbild angewandt. Ein leicht aufgetragenes, theilweise verwaschenes Blau gibt die Schattierung. Als Ersatz für das gelbe Metall beim vorigen Teller ist ein bräunliches Orangegelb verwendet, das insbeson- dere auch als Färbung der Lippen , Haare, Wangen über die blaue Schattierung aufgetragen ist. Was jedoch dem Teller ein besonderes Gepräge gibt, ist die Verwendung weiterer Far- ben. So erscheint neben jener gelblichen Orangefarbe noch ein leuchtendes, helles Chromgelb und ein scharfes, saftiges Grün. Dieses Grün kommt in der Sammlung von Darcel-Delange bei Arbiteen, die Caffagiolo zuzuschreiben sind, häufig vor. Es

Fig. 2.

findet sich jedoch dort auf Taf. 67 ein von Maestro Giorgio in Gubbio berruiirender Teller, der eine nicht zu leugnende Verwandtschaft hat, wenn auch der ihm eigenthümlichc Metall- reflex ihn von dem unsrigen unterscheidet. Es ist ein Frauen- kopf in ganz ähnlicliem Kostüm, als „Giovonna Bella'' auf dem Spruchbande bezeichnet.

Darcel hat je- doch keinerlei Beweise beige- bracht, die un-

vpiderleglich darthun würden, dafs alle die Werke , welche er der Fabrik von Caffagiolo zuschreibt, wirk- lich dort ent- standen sind; vielmehr theilt er diesen Ur- sprung allen Werken zu, die älteren Charak- ter zeigen und für die andere Entstehung nicht nachgewiesen ist.

Insbesondere aber begründet er keineswegs, dafs die oben- erwähnten , auf Taf. 15, 37 u. 38 seines Wer- kes gegebenen Stücke wirklich dieser Fabrik entstammen müssen. Die Zeit der Entstehung aller derselben, sowohl der bei Delange abgebildeten, als der unsrigen, fällt ganz in den Beginn des IG. Jahrb., in eine Zeit, von der wir wol anneh- men dürfen, dafs sämmtliche italienische Werkstätten einen ge- raeinsamen Typus hatten.

Nürnberg. A. Essenwein.

Mittelalterliche Heil- und Segenssprüche.

Folgende Segenssprüche finde ich an verschiedenen Stellen eingetragen in einem Pergamentbande, dessen Hauptinhalt ich demnächst an anderem Orte besprechen werde. Es ist ein Schach-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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zabelbuch der fürstlich Dietrichstein'schen Bibliothek zu Ni- kolsburg in Mähren, an das sich aber auch noch Gebete und ein Kalender etc. anschliefsen. Ich theile die Sprüche (sowie auch das Fragment eines Testamentes) hier mit, weil dieselben wol kulturgeschichtlich interessant sind. Das Manuscript stammt in seinen Haupttheilen aus dem 14. Jahrhundert. Als Schmutz- blatt ist vorne ein Theil, vielleicht die Hälfte, einer Testa- mentsurkunde gebraucht, die mitten auseinander geschnitten ist. Es ist ein „Geschäft", welches uns namentlich deshalb inte- ressiert, weil die Urkunde von Wien datiert ist. Der Inhalt läfst sich nur combiniereu und errathen, da leider die andere Hähte des Blattes verloren gieng. Das Fragment beginnt mit den Worten: „vnd hernach chunftig sind das ich mit guetem willen", was also der Anfang der ganzen Urkunde gewesen zu sein scheint. Zunächst wird etwas, vielleicht irgend ein See- lengeräthe, auf einen Weingarten geschafft; dann erscheint: mei- ner Tochter Schwester und „meiner Junkchfrown Annen". Fer- ner wird geschafft: ,. meiner Jungen diern", dann „den vier Gra- zianern (?) vier phunt", eine andere Stiftung „auf den Newn Charner", ferner „armen priestern vmb hundert Schuessel", dann „den w-eizzenpruedern in ygleich Chloster ain phunt phin- nig"; dann wieder : „hincz sand larencz ze wienn in igleich Chlo- ster auch ain ... . das si got für michpiten." Gegen Ende heifst es: „meinem Sun meinen Weingarten an dem Chalnperg." Die Zeugen werden aufgeführt : „Vnd das das gescheit .... ainem

warn vrchund der sach versiegelten mit meiner (Alb)rechts

ze Oesterreich etc. Chamerer, vnd Ulrichs des .... (i)nsigeln.

Der brief ist geben zu wienn nach kristi der zwelif-

potten."

Am Schlüsse de? Schachzabelbuches steht mit blasserer Dinte und späterer Schrift, wol schon des 15. 16. Jahrh. : Für daz vyeber. Do Jesus zv dem chrawcz gieng daz kräwcz das swizat Jesus der tzyträt, do sprach Judas siechstu wie Jesus czytert als in daz vieber schütt. do sprach vnser her wer dise wort chan den kom daz vieber nymer an vnd sprich drey pater noster vnd drew aue m. vnd tue dy drey morgen vor sunen schein all morgen drey stund vnd gee wider sune vmb ain pawm vnd verred daz du das obz nicht ezzest daz auf dem pawm stet. Amen.

Hierauf folgt mit derselben Schrift :

Das ist wasser segen. f Caro f crux f Emanuel f for- tis. In dem namen des vaters vnd des suns vnd des heiligen geysts amen, f das wasser vnd die wunden muessn als wol gesegnt sein als der heilig Jordan was da got selb inne ge- taufft ward das was vnser lieber herre Jesus Christus das ist war in gottes namen. Amen, f Ich gesegen dich hewtt du vermayltew wunden mit den warn karakchtern vnsers liebn Hern Jesu christi das du dein fawlen dein swern vnd sinckchen (wol stinken?) vnd all vntugend lassest. Es sey peyn fliegen oder spynn oder welherlay vntngent dis scy das discr wunden oder dem wasser schad sey das muess von diesen wartten alles tod sein die ich hie gesegent han das ist war in gottes namen amen f

Du verwuuter her Jesu christe dein heilig funff wunnden enfaul- ten nye ersawrten nye noch ersmekchten noch erroten nye noch geswuUen noch kayn vnglükch chom darzue also muess zu di- sem wasser vnd zu diser wunden chain vngelukch chomen es sey gesegnet oder vngesegnet vngenant fawl oder welherlay vn- tugent das sey das diser wunden oder dem wasser schad sey das muefs mit disen wartten tod sein die ich hie gesegnet han mit dem waren got das ist war in gottes namen amen. f. Vnsers lieben herrn Jesu Christi heiligen funff wunden die hallten vil vest vnd Stent vncz auf den hewtigen tag vnd da slueg nye chain vngelukh zue also müezz zu disem wazzer vnd zu diser wunden (nächstes Wort unleserlich) hewt vnd ymmer ewikchlich daz ich hie gesegnet han mit dem waren got daz ist war in gotes namen. amen. Ward ye chain wasser paz gesegnet dan das wasser so komm daz wasser zu disem was- ser das sy paitew alswol gesegnet sein als das heilig wasser daz got aus seiner heiligen seyten ran vnd flozz die wunden wurden nye rot noch vngestalt noch chain vngelukch chom darzu also muefs zu disem wasser vnd zu diser wunden vm die ich hie gesegnet hab mit dem waren got daz ist war in gotes namen. amen.

Item man sol daz wasser droystund nach einander geseg- nen vnd als ofl't ain paternoster vnd ain Ave maria sprechen ist es ein stich so sol man ainen wayczl nemen vnd sol den in das wasser dunchen vnd in den stich drukchen Ist es aber ain pruch oder ain slag oder ain geswer oder ain drues so schol man ain warm tüch nemen vnd mach daraus ain phlaster vnd mach daz mit dem wasser vnd leg das autf die wunden es heilt dir schir vnd Ist es ain pruch ains pherdts so sol man Im das wasser darin sprengen alle tag dreystund oder vierstund Ist daz ain menschs ain drüs Inwendig hat der sol daz wasser trinkchen so wirt er gesunt das ist war. Amen.

Daran schliefst sich, mit derselben Schrift, ein Segen, offenbar für Schatzsucher :

Ich beswer ewch ruettn pey der macht des vaters vnd pey der chraft des suns pey der warhait des heiligen geysts daz Ir mich firt vnd kittet an die rechten warew stat wer das hat Amen.

Am Schlüsse des Bandes, drittletzte Seite, von ebendieser Hand:

Longinus ain Jud was das ist war, der vusern herren dwrch sein rechtn seyttn stach, das ist war, daraus ran wasser vnd plut auss seinem herczen ran, das ist war damit er under sein äugen graiff das ist war. Er was plint vnd ward gescheut daz ist war, als war dicz alles ist als war czeuch ich dysen pheyl aus in dem nam des vater vnd des suns vnd des heili- gen geysts, damit segne vber die wunden als du den phej'l ausgezeuchest drey nagl wurden vnserm herren geslagen durch sein hendt vnd durch sein fuefs daz was noch gefuvllid noch stuend chain vngelukch darzu also muefs die wunden sein in dem namen f des vater f vnd des sun f vnd des heiligen geysts amen f.

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Auf der Vorderseite des vorletzten, unten verschnittenen Blattes (dieselbe Hand):

Aus den heiligen funff wunden vnsers herrn Jesu christi ran nicht anders denn wasser vnd pluet das sey dir swartz pherdt für daz swachen gut amen cum pat. nostr. et credo.

Vnser herr gieng hewt als heyndt durch all sein feyndt durch sein heiligs plut das sey dir swartz oder rotes ros für das anmichcu ') gut. Amen vnd ain pr. nr.

Die heiligen funff wunden gesegnen mir mein viech vor den holcz hunden des helff mir die weych, mein fraw sand marey die werd die gut des ewigen chuniges rauetter darzue der man der sein tod von der pitter martter nara Amen pr. nr. et credo.

Das ist ein wolfsegen. (Andere Hand, schwärzere Dinte.)

Die weg vnd all weg die sein vns heut tirlos vud wolflos allso krist von himel genas. Vnser fraw für In egipten laut Ir wid(er)fur weder schem noch schant. allso beschirm vns heut got der vater got der sun got der heilige geist amen ain pr. nr. ain aue maria.

Auf der Rückseite desselben Blattes, frühere Hand:

Wann dir ain ros Angeraicht hat So still ain sachkpant das das gar Niemant Sech vnd knie .... in vnser frawn nam n3der für das ros vnd leg dy daum vber einander chreuzling vber in die stat da es hin geraicht hat vnd sprich also fvmf pater noster vnd fvmf aue maria vnd nach yedem pr. nr. Aue maria heb die daum naher vnd leg sy hiubider. Als vor das tue in denn eren der heiligen fumf wunden vnssers herren als war hail das mail vnd geswell Nosch (sie) geswer dir furwar nimermer vnd gepind das Gestoln sakchpand darumb vnd mache es das Eos wol Tragen lafsen vncz es selber ab velt vnd lern auch das Chamen sund nicht. (?)

Auf der Innenseite des Deckels, am Schlüsse des Bandes, mit bedeutend älteren Schriftzeichen :

Hie ist vermerkcht wann gut holcz oder pawm nyder ze slachen sey als die (weisen?) sprechent

Item die letzten selben phincztag Septembr. in dem ers- ten herbst moneid

Item in den lesten . . . tegen des Mertzen derselben mo- neids wann man in denselben tegen holcz oder pawm nyder- slecht dafselb holcz das vawl nicht noch chain wurn mag sein nicht geniefsen vnd welherlay was aus demselben holcz wirt gemacht in Jaren getan wirt weyn oder chost das sey behalten an alle mayl.

Folgen noch zwei kurze, kaum lesbare Vorschriften für Zufälle des Pferdes und drgl.

Wien. Albert Ilg.

Zur (Jeschiclite des Schlosses Scliwarzenbcrg.

Das Schlofs Schwarzonberg in Mittelfranken, das Stamm- haus der Fürsten zu Schwarzonberg, wurde in seiner heutigen Gestalt, nachdem es zu Anfang des Jahres 1607 abgebrannt war, unter der Regierung des Grafen Wolfgang Jacob zu Schwarzonberg (1590 1618) nach den Plänen und Entwürfen des berühmten Augsburger Baumeisters Elias Hol! wieder auf- gebaut. Elias Holl sagt (nach einer Mittheilung des Augsburger Stadtarchivars Dr. Gh. Meyer) in seinem Tagebuche darüber Folgendes: „A" 1607 Hr. Graf von Schwarzenburg liefs mich von meinem Herrn in das Frankenland begehren wegen seines ab- gebronnenen Schlofs, und wohnt der Graf, weilen das Schlofs verbronnen, herunter in Markt Schönfeld ; hatte viel Mühe mit Visieren zu machen neben seinen Bauleuthen, wie das Schlofs wieder mit schöner Manier zu bauen, brachte 14 Tag damit zu ; ward mir hernach über mein Zehrung noch 75 fl. verehrt."

Schwarzenberg. A. Mörath.

') Vgl. mhd. müche , eine Krankheit der Pferde ; Ben.-Müller, mhd. Wboh. II, 226. Schmeller, P, Sp. 1560. Dr. Fr.

Ein Brief Köuig Erich's XIV. v. Schweden an den Grafen Günther XLI. von Schwarzhnrg.

In Nr. 4 dieses Jahrganges des Anzeigers, Sp. 91 wird des Verhältnisses des Grafen Günther XLI. von Schwarzburg zu König Erich XIV. von Schweden gedacht. Es darf hierauf bezüglich wol daran erinnert werden, dafs der „sonderbare Briefwechsel zwischen Erich XIV. von Schweden und dem dänischen Feld- obersten, Grafen Günther von Schwarzburg" zum Theil abge- druckt ist in E. L. Posselfs wissenschaftlichem Magazin für Aufklärung, I. Bd., 3. Heft (Kehl, 1785), S. 341 ff., und zwar: 1) ein Schreiben des Königs vom 25. Nov. 1563; 2) die Ant- wort des Grafen vom 14. Sept. 1564. In des Letzteren Schrei- ben werden (S. 345) vom Grafen Günther mehrere Briefe erwähnt, von denen der Graf vermeint, „dafs vielleicht von andern Leuten solche Briefe geschrieben, das Siegel falsch und das Handzeichen nachgemalet, auch dergleichen Briefe von ei- nem verständigen und aufrichtigen Könige, als Ew. Köuigl. Würde sein will, an einen ehrliebenden Mann niemals ge- schrieben". — Der „unter den zween in Neulichkeit gleichlau- tend nach einander gekommenen Briefe" vom 15. Juni, bei Posselt nur dem Inhalte nach angegeben, findet sich in unse- rem schwarzburgischen Archive vollständig. Er lautet:

„ünsern grus vnd geneigten willen zuvor Wolgeborner Graf, Euch ist ohn Zweifiel wol bewust, welcher gestaldt wir vnd unsere Konigkreich zu dieser Zeit von dem Konigk zu Dennemarck zum erzsten angefochten vnd bekriget worden, Vnd wiewol, das er viel Vrsachen vorgibt vnd vorwendt, dai- durch er seine Sachen schmüchet vnd uns bei Ider mennigklich zu vorvnglimpffen gedenkt, gleich als sollten wir des Krigs ein Vrsach seyn. So können wir nicht desto weniger mit guten gewifsen vnd genugsamn gezeugknus, wie in vnserm ausschrei- ben sol genugsam dargethan werden, beweisen, das wir ihm

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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kein vrsach, zum wenigsten zu einiger widerwerdigkeit wieder mit wortten noch wercken gegeben haben, sondern das es al- lein aus alten Neid vnd eigenem franck vnd fürsatz daher ge- flofsen, vnd das er mit den seinen nicht zufriden, sondern das er vns das Jenige, das vns von Gott vnd den Menschen ge- gendt, nicht wil in ruhen besitzen vnd geniefsen lafsen, Der- halben er itzt all sein Vormugen schier dargethan vnd ange- leget, euch vnd andere Grauen Hern vnd Kitterraäfsige leuthe, sambt andern vffrichtigen Krigsleuthen mit losen wortten dahin bewogen, das sie ihm seindt zugethan gewest vnd in disem Krige gedienet. Dieweil wir aber wifsen, das er euch grofse Zusage gethan, vnd wenig gehaltten, desgleichen er nicht viel glück vnd forteU in seinen vnbilligen sachen noch zur zeit ha- ben mtigen. So kennen wir nicht anders erachten, wie ihr selbst mit der Zeit ermefsen vnd bewogen worden, wie vnbil- lig vnd schedlich es sein wirdt, ihm fürder grofse bülff vnd fürderung zu erzeigen, Vornemlich aus Vrsachen des Vnbilligen fürhabens, das es wider Gott, Erbarkeit vnd billigkeit sey, desgleichen der nichts halttung der Zusage, so euch geschehen, haben wir derhalben nicht vnterlafsen kunnen, euch mit vnserm schreiben zu besuchen , euch so wol , als vns vnd vnsern Rei- chen zum besten, do ihr mit Vns eine Handlung treffen wollet, dergestaldt, da euch das eure genugsam vom Konige von Den- nemarck, so kondte bezalt vnd wir das Vnsere, wie Ob Gott wil, ohne das geschehen wirdt, von ihm vnbeschedigt vnd Vn- belestigt besitzen werden. Wir haben wol mehrmal euch Vn- ser gemüth erkleret aber kcinmahl solche billige vnd liedliche*) Contraction, als itzunder vorgestelt, vnd ist ditz Vnser ge- müth vnd meinung, das wir einen genügsamen Contract, wan er euch bewilliget, auffzurichten gedencken. Vornemlich die- weil der Konig von Dennemarcken nur ein erweiter kouigk, vnd durch des Reichs Rath vnd Stende, nachdem er sie in höchste Noth, gefahr vnd schulde, ohn alles bedencken vnd Vrsachen gesetzt, haben mit guthem fug vom Reich widerurab magk gesetzt vfid gesondert werden So erachten wirs darfür, das sie leichtlich darzu zu bewegen wehren, einen andern vor- stendigen vnd ansehenlicben Hern Vor Ihre Obrigkeit zu er- kennen, der sie mit Vornunft vnd geschichlichkeit, auch guther Policey vnd tugend erhalten vnd regieren mochte. In welchen wir eure person wol so düchtigk, vorstendigk, vnd geschieht erachten, als ihnen. Wenn ihr diesem vnterstehen wollet, kundt ihr wol mit Vnscrer Hülfl' vnd seinen eigenen Vnterthauen die sach so weit bringen, das ihr alles, was vf Jenseit des Sundes ist müget in ewiger possefsion besitzen vnd erhalten, dan wir keine andere Zusprüche zu Dennemarcken haben, als zu Hol- land vnd Schona vnd alleine, was vf diesseit des Sundes ge- legen, so vfir das versichert werden, wollen wir euch sladtliche Zuschub vnd certification des anderen theils . . . . , euch auch in keinem wege verlafsen, sondern mit rath, Ihat, Hiilff vnd be- fürderung erzeigen, wie dieser Both ferner kan müudtlich be-

richt thun. Den wir verhoffen von euch einen viel befsern vnd bestendigern nachbarn zu haben, als den konig von Denne- marcken. Es ist euch wohl von vnserm Hern Vatter ehmals vom kunig von Dennemarcken verordnet vnd gesetzt worden, wie wol wir verhoffen, das es itzt besser angelegt werden sol, als domals geschehen. Gelanget derwegen an euch vnser gne- diges gesinnen vnd gütiges begehren, ihr wollet vns zum we- nigsten ein andtwort, was ihr zu thun gesinnet, hierauf wer- den lafsen, vnd do es euch gelegen, einen geheimbten Bothen an vns verschieben, der einen volkomenen Contract mit Vns aufrichte, den es euch mehr, den vns zum besten gereicht, Vnd das wir die Sachen ohne das wol so anzugreiffen bedacht, das wir. Ob Gott wil, frembder Hülff nicht gros begehren, Wir meynen es guth, wen es nur recht vnd wie sich gebührt, ver- standen mochte werden , Euch gnedigen Willen zuerzeigen, seindt wir geneiget, datum den 15. Junij Ao. 64.

Ex mandato regiae Msfit proprio Georgius Solomontanus. Dem Wolgebornen Hern Günthern, Grauen zu Schwartz- burg.

Das Antwortschreiben hierauf (Posselt, a. a. 0., S. 346 ff.) ist höchst bezeichnend für Günther's Charakter.

Rudolstadt. Dr. B. Anemüller.

*) liedlich, soll wol leidlich heifsen?

Dr. Fr.

Oiiamündische Fluruamen.

Auf das hohe Alter der Flurnamen und die Benutzung derselben bei Forschung nach Alterthümern macht das Corre- spondenzblatt 1860, Nr. 10, S. 78, sowie der Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1860, Sp. 359, auch Riehl, Wan- derbuch (Stuttgart, 1869) S. 198 aufmerksam. Ueber die Ent- stehung der Namen einzelner Waldplätze enthält der Anzeiger 1858, Sp. 300 und 1860, Sp. 207 Andeutungen. Das Nach- stehende mag hiezu einen weiteren Beitrag liefern.

Die Flurordnung von Orlamünde, einer ursprünglich deut- schen Ansiedelung an der slavischen Grenze, gehört der ältes- ten Periode an. Die Auslassung des gräflichen Allodes an die Ansiedler erfolgte unter Vorbehalt eines Grundzinses und war mit Uebernahme der Rechte und Pflichten eines Bürgergutes verknüpft. Die zu der Hofstatt gehörige Liegenschaft besteht aus einzelnen Flurstücken, die durch die ganze Feldflur zerstreut liegen. Die Flur breitet sich theils im Saalthale aus und be- steht hier aus drei grofsen, durch die Krümmungen des Flusses gebildeten, meist mit Wieswachs bestandenen Flächen (Aue, Scheibe und Insel genannt); der gröfsere Theil wird jedoch durch den ersten Terrainabschnitt eines sich von der Saale steil erhebenden Höhenzuges gebildet, und die Beschaffenheit des sich bald hebenden, bald senkenden Bodens ist so wechselnd, dafs nicht selten fast alle Klassen der Bonitierung in der ein- zelnen Terrainfalte sich vereinigt finden. Die möglichst gleich- mäfsige Vertbeilung der Flur nach ihrer Bodenbeschaffenheit

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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scheint der Gedanke der alten Flurorduung gewesen zu siüii. (Vergl. Landau, der Hausbau, Beil. zum Correspoudeuzblatt

18^'hs, I.)

Die ältere Verfassung der, wie Jena, wesentlich auf Acker- und Weinbau fundierten Stadt stellt sich dar als die der alten Landgemeinde in städtischer Form. Die Flur war und ist noch heutzutage die Quelle des Lebens und der Stolz der Bürger- schaft; eifersüchtig wachte der Rath über die Unversehrtheit der Flurgrenzen, und derartige Streitigkeiten mit Nachbar- gemeinden waren häutig. Forum rei sitae in districtu Orlamun- dano war das zu Pfingsten unter einer Birkenhütte auf dem Marktplatze abgehaltene, erst in neuester Zeit aufgehobene Burggericht, zuletzt mehr nur ein Flur- und Rügegericht, wel- ches, wie das der Gewerkschaft Barkhausen, sich dem Charakter eines Festes der Landbaueriunung stark zuneigte. Auch die BesichtigiHig der Flurmarken (Flurumritt, Flurumgang, Flurzug) ist ein Fest dieser Gewerkschaft. 1495 wird der Pfarrer nach Wortlaut der Rathsweinrechnung zu Ostern bestellt, mit um die Flur zu reiten (um ihr die Weihe zu ertheilen), und bezieht dafür ein Stübchen Wein, facit 1 gl. Der Burgrichter bezog für seine Betbeiligung einen lesten Naturaliensatz an Fleisch, Brod und Häringen. War die Flur „ohne Widerspruch um- gangen" worden, so sammelte sich der Festzug unter den Lin- den, und es wurde nach der Scheibe „um Gewinnste" geschos- sen. Zum Freitrunk schüttete der Bürger eine Metze, die Wittfrau eine halbe Metze Gerste ein.

Der naheliegende Zweck der Flurnamen war die Unter- scheidung der einzelnen Flurtheile zu einer Zeit, wo Fruchtbänrae (der infolge klimatischer Verhältnisse aUmählich aussterbende Wallnufsbaum begrenzte namentlich die Weingärten), Kreuz- steine etc. zur Markierung dienten und geometrische Ueber- sichtskarten nicht vorhanden waren. Der Name des Flurstü- ckes schliefst sich häufig an die Eigenthümlichkeit desselben an, oft an die nächste bekannte Oertlichkeit oder an den Na- men des Besitzers; in vielen Fällen ist jedoch die Namensab- leitung dunkel. Die spätere Kartierung behielt die Flurnamen bei, die heutigen Uebersichtskarten ersetzen diese Flurnamen durch Nummern. Diese Karten bilden die Unterlagen der heutigen Flurbücher; letztere sind Zubehör der Grund- und Hypothekenbücher ; in diesen Büchern sind die Flurnamen nicht verzeichnet. Sie existieren noch in den städtischen Geschofs- büchern und werden in den Veräufserungsurkundea neben den Nummern der Uebersichtskarte lediglich zur Orientierung der Erwerber aufgeführt. Die Nummern der Uebersichtskarte sind dagegen den Flurstücksbesitzern nicht geläufig, und bedienen sich letztere noch gegenwärtig der vielhundertjährigen Flur- namen. Sie mögen anderwärts durch die Zusammenlegung der Grundstücke ihre Bedeutung verloren haben und verschwunden sein; hier würde eine Zusammenlegung kaum ausführbar sein oder den totalen Umschwung der örtlichen Nahrungsverhältrisse zur Voraussetzung haben. Zwar ist mit Einführung der Grund- und Hypothekenbücher ein Theil der Flurstücke den Hofstätten

in Zubchörungseigenschaft hinzugeschlagen worden, doch wird damit das geschlossene Gutssystem nicht angestrebt und der nachgesuchten Abtrennung des einzelnen Flurstücks ohne Schwie- rigkeiten Folge gegeben. Die zahlreichen walzenden Grund- stücke bilden die Ausstattung der Haussöhne, welche neben der Landwirthschaft ein Gewerbe betreiben, und die Mitgube der sich verheiratenden Töchter Der Fortbestand unserer Flurnamen dürfte sonach bis auf Weiteres als gesichert zu betrachten sein.

In den orlaraündischen Urkunden über Güterwechsel (vergl. Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde zu Kahla, S. 96 ff.) erscheinen folgende Flur-, vielfach Wein- gartennamen :

1383 verleiht Markgraf Friedrich der Adelheid, Heinrichs von Blankenberg Gattin, 8 Aecker im Forst bei Schlofs Or- lamünde, 4 Aecker im Erlich etc.; in demselben Jahre be- witthumen die Herzöge Friedrich und Wilhelm zu Sachsen die Wittwe Ottos von Urbach mit einem Weinberg in Heilingen und 8 Stein Hafer im Bern dal, „quae omnia situata sunt in districtu Orlamunde." 1411 schenkt Jungfrau Thele Growels einen Weingarten, der Crowel genannt, der Kirche U. L. Frauen zu Orlamunde. 1433 wird dem Kloster Neustadt der Besitz eines Weingartens in der Orlamündischen Pflege, der Flens er genannt, bestätigt. (Der Name rührt vermuthlich von dem Geschlechtsnamen Flans her. Bewaldete oder sterile Flä- chen, die durch Roden und Anpflanzen der Land- und Wein- wirthschaft dienstbar und so gewissermafsen erst zu Grund- stücken gemacht wurden, erhielten den Namen ihres Schöpfers nicht selten dauernd beigelegt, so z. B. Bernhardsrode.) 1442 umfafst das von dem städtischen Geschofse freigemachte Erbgut des Hans Schütz folgende Flurstücke: V-j Hufe und eine Wiese mit einem kleinen Teich bei St. Jacob (die Kirche St. Ja- cob in foro tritt 1194 zuerst urkundlich auf), 2 Aecker auf dem Knouffreyne, 2 Aecker im Brotschenkel, 10 Aecker hinter Winzerla (die villa winzurle tritt 1194 ebenfalls ur- kundlich zuerst auf: „decima omnium uinearum in territorio uille winzurle sitarum." Aus dem Namen und der Beschreibung läfst sich vermuthen, dafs Winzerla, jetzt ein Rittergut, Mittel- punkt des Weinbaues und wahrscheinlich ein gräfliches Vor- werk der Weinwirthschaft war. In der Nähe von Winzerla liegt das Dorf Röbschütz (Rebenschütz?). Eine ähnliche Be- stimmung hat vermuthlich auch die jetzige Ortschaft Winzerla bei Jena gehabt), 13 Aecker in dem Galgktale, 4 Aecker am Stiege zen Putzilsdorf (Beutelsdorf bei Orlamunde), 8 Aecker auf der Haardt (die Haardt wird eine Hochebene genannt, die in mehrere Fluren sich erstreckt), Hopfengarten und Aecker bei dem Haine am Schützengraben (der Hain, vulgo Hahn, umsäumt den nördlichen Theil der orlamündischen Grafenburg. Der Hain an Schlofs Gleisberg, s. Beier, Geogr. Jen. 248, an der Heldburg, das Hainthal bei Pöfsneck etc.), eine Wiese in der Aue, einen Weingarten, genannt der Fle- gel, einen Weingarten, genannt der Scheerer etc. 1447 wird Heinrich von Blankenberg unter andern mit einer Wiese

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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in dem Orlich (jedenfalls identisch mit dem obigen Erlicb) und einer Wiese und Weidicht bei Freienorla, genannt Blan- kenwertswert (wol Blankenbcrgkswert), belebiit. 1450 werden in einem Lehiibriefe Herzogs Wilhelm folgende Flur- namen aufgeführt: Unter der Eichen, in dem üehege, in der Dene, am Burgwege etc. 1458 wird ein Weingarten bei U. L. Frauen Weingarten, Rote genannt, den; Wilhelms- kloster zu Orlamünde zu einem Seelgeräth übergeben. 1489 wird beurkundet, dafs die Doberau dem Rathe zu Orlamünde geschofspflichtig ist, ferner, dafs die von Biandenstein von ei- nem Weinberg, die Zange genannt, Geschofs zu entrichten haben. 1492 werden Zinsen, zahlbar von einem Fleck, der Fei 1er zu Winzerla (s. unten voyller), verkauft.

In den Heberegistern zur städtischen Grundsteuer (Ge- schofs), welche den Rathsrechnungen als Belege angefügt sind, finden sich vollständige Flurverzeichnisse. In der Rathsrech- nung von 1486 wird ein Weinberg, der pollytzer genannt, aufgeführt. In der Rathsrechnung des folgenden Jahres er- scheinen im Besitze des Bürgermeisters Wolfgang Fingerlin, des gröfsten Grundbesitzers, folgende Flurstücke: Wiesen und Aecker über der Mühle, Weingarten und Aecker bei witzlen- burg (?), Aecker im studier, im meyentall (Maie oder Birke), uff dem nassen gebreche, uff der harth, im kochborn , hoff- acker, uff der kalkhütte, am brotschenkel. Im Besitze anderer Bürger befindliche Flurstücke heifsen: im langen acker, uff der leymgrube, litten an der harth, im hayne, im strumphelen (Strümpfel heifst die mit der Stadtflur vereinigte Flur des ehemaligen Weilers Strumphilde, welcher in unmittelbarer Nähe der Stadt lag. Diese Flurzusammenlegung erfolgte jedenfalls aus rein praktischen Gründen, schwerlich infolge einer Ver- wüstung des Ortes durch Kriegsgewalt. Der Geschlechtsname Strümpfel existiert seit Jahrhunderten in dem nahen Dienstädt, und halten sich die Strümpfel für Nachkömmlinge der letzten Bewohner jener Wüstung. Hier entspringt die Strümpfelquelle, die Ursache der alten Ansiedelung. Tacitus, Germ. 16), am anger. der hussberg, hinder der aue, holtzmarke im wirtzebach (Würzbach heifst gegenwärtig ein von dem Würzbach durch- flossener Walddistrict. Die wenigen Reste der Kirche des verschwundenen Dorfes Würzbach sind von dichtem Wald um- geben), by bechtall (das jetzige Pechthal, eine Holzmarke aufserhalb der orLunündischen Flur), weiiibergk am brotschen- kel, acker uff dem ritterssbüU (Weide der Ritterpferde?), eyn gelenge uff der harth, ein fleck im kesscl (das Geschlecht von Kessel erscheint um diese Zeit im Besitze des Rittergutes Winzerla, doch dürfte die Ableitung fraglich sein), weinbergk am kogelberg, garten am liarthwege, weinbergk am voyller, fleck am rothen mantel, weinbergk im crandl.

In der Rathsrechnung von 1489 finden sich folgende Flur- namen: der Drehbach, der Seh wansee, der Mordgraben. (Ein Mordthal findet sich bei Ziegenrück und hat nach der Volkssage den Namen von der Druidenschlacht, die hier statt- gefunden. Eisel, Sagenbuch des Voigtlandes, S. £82.)

Die aus 5 Tracten bestehende Flurkarte von Orlamünde führt folgende Flurnamen, wie sie noch jetzt gebräuchlich sind, auf: Tract. 1. die Kemenate, die Schlofslaiten, der Anger, der Hahn, der Galgenberg, der Heidelberg, die Nicolaiwiesen, das Weidicht, die Aue, der Wehrwinkel, die Laiten, die Mauer- Aecker. (Eine ältere Flurkarte aus dem 18. Jahrhundert führt aufserdem noch auf: den Nicolai- Anger, den langen Anger, Ochsenwiese und Anger, den alten Saalberg und die Klinge.)

Tract. 2. Der Forst, die Löcher, der Kehriehtswinkel, der Köhlersberg, die Gelänger, die Schutzäcker, das Weidicht.

Tract. 3. Das nasse Gebrüge (richtiger Gebräche), hinter dem Rathhause, der Kalkofen, die Lehm -Grube, das Maien- Thal, die untere Strümpfel, die Hufe, die langen Aecker, die sieben Aecker, die drei Aecker, die oberen Thonäcker, der Brodschenkel, die obere Strümpfel, der Goldberg (ein Gold- berg kommt auch unter den Flurnamen von Vierzehnheiligeu bei Jena vor; Ed. Bohn, Vierzehnheiligen in Thüringen, Apolda 1858, S. 39), das Galgenthal, die vier Aecker, der krumme See (in Vierzehnheiligen existiert eiu Pferdesee und ein Ge- meindesee, d. i. Sumpf; Ed. Bohn, a. a. 0. S. 37), das Ritters- bühl, hinter St. Jacob. (Die Flurkarte des 18. Jahrhunderts verzeichnet zwischen den sieben und den drei Aeckern einen (den letzten) Weinberg.)

Tract. 4. Die Haarth, die Butterkammer, das Himmel- reich (der Name Himmelreich erinnert nach den Mittheilungen des Erfurter Vereins für Geschichtsforschung 5. Hft., S. 6 an das hier herrschende, durch Annahme der christlichen Lehre verdrängte Heidenthum etc.), die Wintermulde, die Sommer- mulde, die Quermulde, die lederne Brücke, das Flöfschen , das Burgholz, der Lindig, die Lämmerlaiten, der Hausberg, die Scheibe. (Die Flurkarte des 18. Jahrhunderts führt aufserdem auf: im Petzold, Petzolds Graben, im Petzlar, bei dem Stein- bruch.)

Tract. 5. Der untere Thonäcker, der Schlägel, der Buch- berg, der rothe Mantel, die Gebind, das Kohlholz, der Erbs- grund, der Hirtenacker. (Die Flurkarte des 18. Jahrhunderts führt noch auf: Im Kuckuk, wüste Berge in der Rötho, das Kastenfeld, den Gebindsgraben, das Brückenfeld.)

Durch das Umwandein wüster Flächen in Weingärten wurde Gartenrecht, Triftfreiheit des bebauten Flurstückes, ge- wonnen. Dies mag die frühere Weinkultur gefördert haben. Durch den dreifsigjährigen Krieg wurde der hiesige Weinbau, der noch zu Karlstadts Zeiten sehr florierte, total vernichtet, nach Riehl wol mit Recht eine der wenigen Segnungen des grofsen Krieges, Der neue Aufschwung der Landwirthschaft datiert freilich erst von dem Jahre 1848. (Vernichtung der hohen Jagd und Aufhebung der Frohnc.)

Die zu der orlamündischcn Brückenstiftung gehörigen Holzmarken führen unter andern folgende Namen : das Bocken- thrl, der Würzbach, der weifse Hirsch, das Pechthal, der El- rich (Elch, Elchreich?), der Kunzenwinkel (wol Kunigswinkel), das Tiefthal, Bernhardsrode, der Sandweg etc.

237

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Das mit Wieswachs und Gebüsch bestandene Terrain der ehemahgen Grafenburg von OrLiinündc, von der nur die Kemenate, ein Thor und Muuerreste vorhanden sind, hat fol- gende Namen, an die sich vielfache Sagen heften: der Him- melsgarten, der Turnierhof, die Teufelskanzel (die Teufelsküche bei Neuhaldensleben : Heinrich Ralhmann, Geschichte der Stadt Magdeburg I, 26 ; die Teufelslöclier im Uexengrunde bei Orla- müride), die Kapelle, der Kindelbrunnen , der Tanzplatz. Der verschüttete Schlofsbrunnen führt den Namen Luthersbrunnen. (Vgl. 0. Schmeifser, lieber die Grafenburg in Orlamünde : Altenburger Zeitung, 18G6, Nr. 136 ff.)

Die orlamündischen Flurnamen sind sämmtlieh deutsch; slavische Ortsnamen (z. B. Zeutsch, Wendischen-Eutersdorf) und Flurnamen (die Barnitz bei Kahla) finden sich im Thale. Aus welcher Gegend die Ansiedler stammten, darüber gibt be- reits Michelsen in seinen Rechtsdenkmilen aus Thüringen (der orlamündische Kirchgang und die flämischen Rechtsgewohn- heiten in der güldenen Aue) Andeutungen. Ist der Weinbau der Vorzeit als Mitgift der Ansiedler aus der Heimat zu be- trachten? In Golmsdorf bei Jena, wo der alte Weinbau auch jetzt noch floriert, feiert mau noch heutzutage ein Fest, welches Eiehl. Wauderbnch S. 208, als ein eigenthümliches Fest eines Weinbauerlandes schüdert, die Brunnenfege.

Orlamünde. Lommer.

Was man auf alten Bücherdeckeln findet.

um Pfingsten, nach einer Angabe am 27. Juni, 1278 ver- liefs König Otakar seine Hauptstadt, um noch einmal im Kampfe gegen König Rudolf sein Glück zu versuchen. Am 26. August war die entscheidende Niederlage, welche ihm den Tod brachte. Aus den zwei Monaten , welche dazwischen lie- gen, haben wir nur wenig Nachrichten; doch wissen wir, dafs er zunächst nach Brunn zog, um dort die Truppen seiner Landherren und der ihm verbündeten schlesischen Heri.oge zu sammeln. Es wird, denke ich, nicht unwillkommen sein, einen Brief zu lesen, welchen er von dort an seine Gemahlin Chuni- gunde geschrieben hat. Er meldet ihr, dafs er am 16. Juli mit seinem Heere aufbrechen wolle; der römische König sei in Wien und habe keinerlei Hülfe zu erwarten. Dagegen er- halte er sichere Kunde, dafs alle Städte Oesterreichs ihm zu- fallen würden, sobald er sich nur zeige, und er hoffe sicher, nicht allein über König Rudolf, sondern über alle seine Feinde zu triumphieren.

Der Brief ist auf den Rand einer Handschrift eingetragen, und durch Beschneidung des Randes sind einige Zeilen am Ende unvollständig; auch ist nicht alles sicher lesbar. Ergänzte Worte habe ich in Klammern gesetzt. Der Brief lautet:

0. dei gratia Rex Boemie, karissime consorti sue do- raine Ch. Inclite Regine Boemie, Salutem in pleiiitudine gaudiorum. Ad mentis exultacionem vobis tenore prcsencium nunciamus, quod sumus Brunne f(eliciter cum) so(spitate) corporis per

dei graciam constituti, indeque feria sexta post (fest)um beate Margarete proxime venturum una cum omni ex(ercitu nostro)

in Aiistriam progressus nostri tramitem diiigemus

laboi'is intermissi proculmota segnicie, quiniino (cum) progres- sionis festinancia processuri. Et ut eo festi(vius vestra di) lectio omniumque nostrorum corda fidelium iocunditatis (vota soljlempiiizcnt, harum serie notum vobis facimus, quod rex (Romanorum) est Winne, et nuUum ei potest venire sabsidium ista vice, (quare fir)miter speramus, quod de ipso prosperos ad Vota successus consequi (valebimus), nee solum in eo, verum eciam in nostris inimicis et emulis universis. (Nam) firma datur nobis fiducia, quod civitates Austrie, postquam illuc vene(rimus), omnes mandatum nostrum facient, et voluntate spontanea nostro (se) dominio subiugabunt.

Am Schlüsse fehlt iu der Abschrift nichts; im Original wird vielleicht noch etwas mehr, sicher ein Datum gestanden haben. Ueber die Beschaffenheit und Herkunft dieser Frag- mente und ihren sonstigen Inhalt werde ich an aaderra Orte Mittheilungen machen.

Heidelberg. W. Wattenbach.

„Furierzettel"

finden sich nicht selten in den „Korrespondenzen-' herrschaft- licher Personen im 16. und im Anfange des 17. Jabrh. Sie bieten einen nicht uninteressanten Beitrag zur Geschichte dei damaligen Höfe auf Reisen. Man erstaunt, mit welch zahlrei- chem Gefolge man sich auf Reisen begab und welche Räum- lichkeiten nöthig waren, um Menschen und Pferde unterzu- bringen. Der der Keisegesellschaft vorauseilende Furier war daher sehr nothwendig, um pünktlich und mit genauer An- gabe von Personen und Pferden seiner ihm folgenden Herrschaft Herberge zu beschaft'en und sie zeitig an dem zum Reiseziele ausersehenen Hofe anzumelden. Ein solcher Furierzettel wurde 1586 dem damaligen Grafen Albert VH. von Schwarzb.-Rudol- stadt von dem Landgrafen Ludwig, dem Jüngern von Hessen, der einen kurzen Aufenthalt in Rudolstadt nehmen wollte, über- sandt. Wir theüen ihn dem Wortlaute nach mit.

„Forir-Zettel-'

des Durcbl. Hochgeb. Fürsten u. Herrn Herrn Ludwigen des

Jüngern, Landgrauen zu Hefsen, Grauen zu Cazenelupogen,

meines gn. F. und Herrn, naher Rudolstadt.

Personen:

1 Jetzt Hochgedachter mein gnediger fürst u. Herr

1 Landgraue Friedrich zu Hefsen etc.

1 Mein gn. F. und Fraue, frau Magdalena Landtgr. zu Hefsen etc.

1 die fürstl. Wiiibe zu Darmstadt fraw Eleonora, Landtgr. zu Hefsen etc.

1 Frewlein Eleonora Herczogin zu Hollstein etc.

1 Graue Heinrich Wilhelm zu Solmfs,

1 Frewlein Elisabeth Gräuin zu Mansfeldt

239 Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. 240

1 Frewlein Ursula Maria v. Westerburg 6 vor der Silberkutschen.

2 Hoffmeisterin 12 vor 2 Pachwagen.

0 1 c 2 Forirer.

^ J""Sfraweu ^ Trommeter.

6 Kammermegde .

1 Jobannes Pistorius Niddanus Canzlar Summa 103 Pferde.

1 Arnold Schwarz Hoffmeister . Ein anderer

1 Bernhard v. Berbisdorff, Hauptmann zu Rüselsheimb „Furier Zettel auff der reise der Hochgebornen Fürstin vnd

1 Bernd Siemon von Oinbausen Stallmeister Frawen, Frawen Anna, Fürstin zu Anhaldt, Grävin zu Ascanien,

1 Georg Bernd von Hartingsbaufsen Jägermeister Frawen zu Berenburg vnd Zerbst etc., üebornen Grävin zu

1 Cascer von Berlipsch Bentheim, Tecklcnburg, Steinfurt vnd Leinpurg etc. von Am-

„■^^ ^- . , ^erg aufs nach Harzgeroda, den 1. Septembr. A. 1620. 1 Hans Georg iSeiprecht

1 Hans Georg v. Beihtolsheim Personen

1 Wilhelm Scherzen (?) ] Meine gnedige Fürstin vnd Fraw

^ ^ ■' 1 Herr 1^ riedrich Fürst zu Anhaldt

1 Monsieur Pnntzla 8 Fürst). Frewlein.

1 Quirin Schucz 1 Herr Friedrich Ludwig Fürst zu Anhalt

11 Cammerjungen 1 Hofmeisterin

1 Caramersecretarius l i^^'"}"^ Jungfrawen „.,,,.,,.

_ ,. 2 Juncker Christoph von Bischofsheim, Hofmeister u. sein

2 Cammerdiener Diener 2 Pferde

2 Scribenten U Mägde

5 Lakeyen 2 praeceptores 1

1 Mundkoch 2 der Junge Burchart Erlach und sein Junge

,,,,,, 2 Edelknaben.

1 Mundschenk i t\t 1 1

1 Mailler.

1 Silberknecbt 1 Schneider.

1 Barbierer 2 Becher und Koch.

1 Schneider 1 Furierer 1

1 Des H. Grafen Solms Kammerjunge ^ l^^. }■ ^- }^"^S';^en 6

2 bei Herr Friedrichs gutschen 4

1 tammerdicner 3 ^^^ j^,. pijj,gjj_ pj-cwlein gutschen 6

2 Sr. E. Lakeyen 2 beym Guttgeswagen, darin die kleinsten Kinder 4

2 Trabanten 2 beym Mägdewagen 4

2 Hofmeisterdiencr ^ beym Pachwagen 4

7 Junkerndiener 54 Personen Summa Summa 32 Pferde

Zusammen 74 Personen. Rudolstadt. Dr. B. AnemüUer.

Reisige Kutschen- und Wagenpferde:

21 Aus meines gn. H. Marstall.

2 Gr. Heinrich Wilhelm zu Solms. E»" Epitaph Luthers.

2 Joachim von Walspurgk Fraweuzimmcrs Hofimeister. ^"f «l^m letzten Blatt eines Exemplares des 1538 in Ba-

n P T,.. j sei erschienenen Polyhistor des Grammatikers C. Julius Solinus

° finden sich nachfolgende handschriftliche Distieha, für deren

2 Mospach. Verfasser wol der auf der vorderen Eiiibandseite sich nennende

1 Kammerjungen. Besitzer des Buches: „Joannes Pistor ex Firstenfeldt abbas"

6 vor Sr. F. Gn. Leibkutschen anzusehen sein wird,

6 vor Sr. Fstl. Gemahlin Leibkutschen. Epitaphium M. Luthrei (sie!)

6 vor der Fstl. Wittiben Kutschen. Nunc postquam inanes defunctus Lutlhri adivit,

12 vor 2 Jungfrauenkutschen. , ^."" ^"'^'^' ^'"[.o l""''^^ «»crata loqui :

„° . Tr . , Juppiter liunc caeli dignatus parte fuisset,

4 vor des H. Grafen Kutschen. Censorem verbi sed timet iUe sui.

6 vor's Kanzler's Kutschen. „r -,. t >t , ,tt xt .

, ,, , . , rr , , Weifsenburg am Nordgau. W. Vogt.

6 vors Hofmeisters Kutschen.

6 vor der Junkern Kutschen. (Mit einer Beilage.)

Verantwortliche Kedaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Gedruckt bei U. E Sebald in Nürnberg.

BEILAGE ZUM MZEIGER FÜR KÜNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT. 1873. JVf 8.

iugnst.

Chronik des germanischen Museums.

Nürnberg, den 15. August 1873.

Während das Augustinerkloster sich täglich höher neben un- serer Karthause wieder erhebt, und wir hoffen können, dafs schon in der Mitte des kommenden Monats der Dachstuhl aufgeschlagen wird, haben sich auch die Gaben für die Beschaffung der Mittel zu diesem Bau neuerdings gemehrt. Zu den Künstlern, welche Zu- sagen gegeben, treten fortwährend neu sich anmeldende hinzu ; von denen, welche ihre Zusage erfüllt haben, sind seit der letzten Ver- öffentlichung noch folgende zu verzeichnen: Direktor E. B ende- mann in Düsseldorf, Landschaftsmaler G. Gleim in München, Professor 0. Peschel und Professor Dr. L. Richter in Dresden.

Auch Herr Fabrikbesitzer J. Zeltner hier, der, wie ihm un- ser Museum schon so Manches verdankt, bereits früher hundert Gulden für diesen Uebertragungsbau gespendet, hat neuerdings als Ausdruck der Freude über das Gelingen dieses Werkes noch- mals die gleiche Summe angewiesen.

Leider sind wieder neue Lücken in die Reihen unseres Gelehr- tenausschusses gerissen ; nämlich schon vor einiger Zeit durch den Tod des französischen Archäologen A. de Caumont in Caen, welcher, wie er nach allen Seiten hin anregend und befruchtend gewirkt, auch unserm Museum ein besonderes Interesse zugewen- det hatte, und in jüngsten Tagen durch das Hinscheiden des Dr. A. v. Zahn, des verdienten Herausgebers der „Jahrbücher f. Kunst- wissenschaft", und (am 13. August) des Oberbibliothekars und Ober- studienrathes Dr. Chr. Fr. v. Stalin in Stuttgart, in welchem unsere Anstalt einen treuen Förderer, der Gelehrtenausschufs eine Zierde verloren.

Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses vnirden folgende neue Jahresbeiträge angemeldet:

Von Distriktsgemeinden : Baunach. 10 fl. Erlangen. 15 fl.

Von Privaten : Aalesund (Norwegen). Carl Rönneberg, 1 fl. Cassel. Raab, Baumeister, 1 fl. 45 kr. Erlangen. Dr. M. Rees, Pro- fessor, 1 fl. 45 kr. Eupen. Andr. v. Grand Ry , Regierungsreferen- dar, (statt früher 1 fl. 45 kr.) 2 fl. 37'/ikr. Fürth. Sigm. Büchen- baoher, Kaufmann, 1 fl. yO kr. ; Langhans, rechtskund. Bürgermei- ster, 1 fl. GUntersbUhl bei Lauf. Ernst Bolz, k. Förster, 1 fl. Haag (Holland). Fr. J. Schill, 1 fl. 45 kr. Hamburg. Dr. Rud. Johns, 1 fl. 45 kr. Ilsfeld (Württemberg). Dr. Karl Vollmüller, 1 fl. 45 kr. Lon- don. Walther Matthews, 1 fl. Mannhelm. C. F. Muff, grofsh. bad. Oberzollinspektor, 1 fl. 45 kr. Mitau (Curland). Karl Dannenberg, Gymnasiallehrer, 1 fl. 45 kr. Neapel. Dr. M. G. Conrad, (statt frü- her 1 fl.) 1 fl. 45 kr. Nürnberg. Dr. Ullmann, Oberstabsarzt, 2 fl. Pforzheim. C. Krieger, Estamperiebesitzer, 2 fl. Prato (Italien). Odo- ardo Vannucchi, 1 fl. Strassburg. Dr. J. Euting, Bibliothekar, 1 fl. 45kr. ; L. Klincksieck, 1 fl.; Dr. E. Kölbing, Bibliothekar, 1 fl. ; F. Reulsner, Bibliothekar, 1 fl. 45kr. ; Rullmann 1 fl. ; Dr. von Schwarz- kopf, Professor, 1 fl. Stuttgart. Alfred de NeufviUe, 1 fl. ; Wilh. Röhrich, Lehrer a. d. höh. Handelsschule, 1 fl.

Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben:

Von Distriktsgemeinden: Naila. 5fl.

Von Privaten: Bremen. W. F. Meyerkort, Ifl. 45kr. Cöln. G. Adolf Hardt, 1 ti. 45 kr.

Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :

I. Für die kunst- und kialturgeschichtlichen Samm- lungen.

(Nr. (,939—6948.) Danzig. Verein der Schlesier: Photographie nach einem Porträt des Dichters Martin Opitz. Hildeshelm. Fr. Küsthardt, Bildhauer : Photographie nach einem Theile der Chorwand in der St. Michaeliskirohe zu Hildesheim. Nürnberg. Scbüfsler, Offi- ciant : 6 Radierungen von J.A. Klein. Seidel, Pflasterermeister: Wanduhr mit hölzernem Werke; 1630. 0. Soldan, Kaufmann: 180 falsche Münzen. Zur Strafsen, Professor: Bruchstück einer kleinen röra. Thonbüste. KarlFreih. von Welser, Administra- tor der Schlüfselfeld. Stiftung: Ein Stück Tapete von Goldbrokat.

IL Für die Bibliothek,

(Nr. 30,234—30,275.) Berlin. Dr. Herm. Bäthcke: Ders., der Lübecker Todtentanz. 1873. 8. Bückeburg. M. H. Wolper's Buchh. (G. Frommhold): Geilsler, Album v. Buokeburg. qu. 8. Chemnitz. Statistisches Bureau: Dass., Mittheilungen etc.; I.Heft. 1873.4. Darmstadt. Ludw. Brill, Verlagsh. : Walther, die „grol'se Landgräfin", Land- gräfin Caroline V. Hessen. 1873. 8. Unbekannter: Lerch, über d. alte Befestigung v. Darmstadt. 8. Sonderabdr. Dillenburg. C. Seel, Buchhandl.: Spiefs, eine Episode aus dem Leben der Eltern P. P. Rubens. 1873. 8. Donaueschingen. Direktion des grofsh. Progymnasiums: Schneyder, über mikroskopische Uuterrichts- objekte. 1873. 8. Progr. . Genf. Alexandre Lombard: Isabeau Menet, prisonniere a la tour de Constance, 1735 50. 1873. 8. Graz. Dr. Friedr. Pichler, Professor: Ders., Jahres-Bericht des Münzen- u. Antiken -Cabinetes im Joanneum zu Grätz. 1873. 4. Sonderabdr. Dr. H. v. Zwiedineck-Südenhorst, Professor a. d. Oberrealschule: Ders., Zeitungen u. Flugschriften aus der ersten Hälfte des XVII. Jahrh : I. Samml. 1873. 8. Sonderabdr. Greifswald. Universität: Dies., index scholarum etc., 1873 74. 1873. 4. Verzeichnil's der Vorlesungen etc., 1873 74. 1873. 4.

Grimma. Karl Grofsmann, Superintendent: Ders., die Vi- sitations - Acten der Diöces Grimma aus d. 1. Jahrh. seit der Reformation; 1. Heft. 1873. 8. Hermannstadt. Joh. Ziegler, Direktor des Gymnasiums : Albert, die „Ruinae Pannonicae" des Christian Schesäus. 1873. 8. Progr. Hohenleuben. Voigtlän- discher alterthumsforsch ender Verein: Ders., Mittheilun- gen etc., nebst 41. 43. Jahresbericht. 8. Karlsruhe. Vorstand des badischen Frauenvereins: Ders., 13. Jahresbericht etc. 1873.4. Kassel. Gewerbehalle: Dies., Monatsblätter; I. Jahrg. Nr. 1. 2. 1873. 4. Th. Kay's k. Hof-Kunst- u. Buchhndl. : Mer- kel, Album der Casseler Gallerie. 4. Richter, deutsche Dichter des Mittelalters im Kampfe für den Kaiser wider den Papst. 1873. 8. Kitzingen. K. Rektorat der Gewerbschule: Dass., Jah- resbericht etc., 1872 73. 1873. 4. La Borde pres Lausanne. E. Chavannes, membre de la Societe d'histoire de la Suisse Ro- mande: Ders., le tresor de l'eglise cathedrale de Lausanne. 1873. 8. Magdeburg. Schaf er'sche Buchh. (A. Rüdiger): Geschichts- Blätter für Stadt u. Land Magdeburg ; 8. Jahrg. 2. Heft. 1873. 8.

Marburg. Hermann Suchier: Ders., über die Quelle Ulrich's v. d. Türlin. 1873. 8. Nürnberg. Nidermaier, k. Advokat: Zeit- schrift des Anwaltvereins für Bayern; Bnd. I. II. 1861 u. 62. 8. Lor. Ritter, Kupferstecher: Ders., malerische Ansichten aus Nürn- berg; IH. Heft. Imp. 2. J. A. Stein'sche Buch- u. Kunsthndl. (A. Köllner) : Nürnberg, seine Baudenkmale u. Kunstwerke. 1873. 8. Prag. Richard Ritter von Dotzauer: Renner, die Herrenmühle

243

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

244

in Graslitz. 1873. 8. Sontlerabdr. Reval. Ehstländ. literär. Gesellschaft: Dies., Beiträge etc.; Bnd. 1. Heft 4. 1873. 8. Riga. H. Brutzer u. Comp., Verlagshndl.: Baltische Monatsschrift; 22. Bnd. (n. F. 4. Bnd.), März u. April. 1S73, 8. Dr. Aug. Buch- holtz: Ders., Verzeichnifs der Bibliothek der livländ. Ritterschaft. 1872. 8. Stade. A. Krakau, Buchh. : Aeolsklänge. 12. Stutt- gart. Dr. V. Holder, Obermedizinalrath : Röfslin, der kindbaren Frawen Rosengarten. 1561. 8. Hellwig, Hundert-Jähriger Calender. 1701. 8. Liberias, vollk. Historie u. Lebens-Beschreibung des . . . Jos. Süfs Oppenheimer. 1738. 8. Das Schoofshündchen. 1748. 8. Knauer, immerwährendes Haus-Buch. 1799. 8. Taschenbuch zum geselligen Vergnügen ; 4. AuH. 1792. 8. Standhaftes Kriegs-, Dienst- u. Exercier-Keglement der Reichsstadt Riblingen. 1815. 8. Wer- nigerode. Harz-Verein f. Geschichte u. Alter thumskunde: Ders., Zeitschrift etc.; YL Jahrg. 1. u. 2. H. 1873. 8. Wien. Se. Maj. Franz Joseph L, Kaiser v. Oesterreich : Becker, die Samm- lungen der vereinten Familien- u. Privat-Bibliothek Sr. M. des Kai-

sers. I. Bnd. 1873. 2. Fürstl. Schwarzenberg'sches Cen- tralarchiv: Katalog zur CoUeetiv Ausstellung der Fürsten Job. Adolf u. Adolf Josef zu Schwarzenberg. 1873. 8. Pangerl, die Stiftung von Goldenkron u. deren Bedeutung f. d. Geschichte der Deutschen in Böhmen. 1873. 8. Sonderabdr. Beschreibung der frstl. Schwarzenberg'schen Domäne Wittingau in Böhmen. 1873. 8. Jos. M. Wagner. Prof: Archiv f. d. Gesch. deutscher Sprache u. Dichtung. Heft 1—4. 1873. 8.

III. Für das Archiv,

(Xr. 4325.) Nürnberg. Wentzler, Kaufmann: Urkunde Bruder Johanns, des Abtes, sammt dem Konvente von Kappel, an den Schultheifs, den Rath und die Bürger von Zug über die Leistungen, zu denen sich das Gotteshaus gegen die Aufnahme in das Burgrecht von Zug seinerseits verpflichtet hat. 1844. Perg.

Chronik der historischen Vereine.

Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien. IIL Band. Nr. 5 u. 6. 1873. 8.

Fund-Notizen. Von Gundaker Graf Wurmbrand. Prähisto- rische Ansiedelungen im Nikolsburger Bezirk. Von Job. Lieder- mann.

Der Kirchen-Schmuck. Blätter des christlichen Kunst vereines der Diözese Seckau. 1873. IV. Jahrg. Nr. 7. Graz. 8.

Bildnisse Maria aus der frühchristlichen Kunstperiode. Die Pfarrkirche zu Kirclibach und ihre Restaurirung. Der gothische Votiv-Kelch des Stiftes Admont aus dem 14. Jahrh.

Der Deutsche Herold, Zeitschrift für Heraldik, Sphragi- stik und Genealogie. Organ des Vereins „Herold" zu Ber- lin. IV. Jahrg. 1873. Nr. 6 u. 7. 4.

Der „Liiienhaspeb' und dessen Entstehung. Nobiles, Liberi, Vasalli, Ministeriales. Von J. Grafen von Oeynhausen. Excerpte aus Wappen- und Adelsbriefen. Die von Merrettich. Heral- dische Fragen. Einiges über die Adelsverhältnisse des ehemali- gen Kirchenstaates. (Friedrich Heyer von Rosenfeld.) Ahnen- proben des Mittelalters. Beiträge zur Geschichte Elsässischer Geschlechter. (Kindler von Knobloch ) Die Familie von Weiden- feld (Wiedenfeld) im Rheinlande. Eine bayerische Künstlerfa- milie (Seitz). (Dr. Carl Ritter von Mayerfels.)

Monatshefte für Musik - Geschichte herausgegeben von der Gesellschaft für Musikforschung. V. Jahrg. 1873. Nr. 7. Berlin. 8.

Johannis Boemi Liber Heroicus de Musicae laudibus. Augustae Vindel. apud Jo. Miller. Anno 1515. Ins Deutsche metrisch über- tragen von P. Gall Morel.

Geschichts-Blätter für Stadt und Land Magdeburg. Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Alterthums- kunde des Herzogthums und Erzstifts Magdeburg. 8. Jahrg. 1873. 2. Heft. Magdeburg, 1873. Verlag der Schäfer'chen Buchhandlung (A. Rüdiger). 8.

Die Willküren der Stadt Salze. Mitg. vom Pred. F. Winter. Zur Geschichte der Seiler -Innung im Erzstift Magdeburg. Von Dr. Holstein. Der alte und der neue Vogelgesang bei Magde- burg. Vom Oberpred. Scheffer. Miscellen.

Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Alterthumskunde. Herausgegeben von Dr. Ed. Jakobs. Sechs- ter Jahrgang. 1873. Erstes u. zweites Heft. Wernigerode, 1873. 8.

Die Wüstungen Kieselhausen und Almensieben vor Sangerhau- sen. Von Cl. Menzel. Die beweglichen Feste und die Synoden der Halberstädter Diöcese. Von G. Schmidt. Der Dompropst Martin von Halberstadt. Von F. Winter. Ueber den Dorapropst Johannes von Halberstadt (1341 67] und zur Syhragistik der Dom- propstei und Dompröpste daselbst. Vom Archiv-Rath G. A. von Mulverstedt. Die Grafschaft Stolberg zu Ausgang des Schmal- kalder Krieges. Von G. Schmidt. Die Feste Hoohseoburg, Hocse- burg, Oscioburg, Saochseburg, Heseburg, Onseburg, wo lag sie? Von Hilmar von Strombeck. Uebersichtliche Geschichte des Schriftthums und des Bücherwesens in der Grafschaft Wernigerode. 1. bis zum Abschlufs der Reformation. 877 1554. Von Ed. Ja- kobs. — Das alte Schlofs zu Sangerhausen. Von Cl. Menzel. Zur Geschichte einiger Wüstungen in der nächsten Umgegend von Harzburg. Von Hilmar von Strombeck. Die Kaiserstätten zu Goslar. Von Ed. Jakobs. Aeltere Nachrichten über das Post- wesen in der Grafschaft Wernigerode. Zusammengestellt von A. Seeger. Zur harzischen Münzkunde. Vermischtes.

Nachrichten.

Aufsätze in Zeitschriften. Das Ausland: Nr. 29 f Zur Geschichte des Haushuhns. Carinthia: Nr. 6. Komthure, Ritter- und Priesterbrüder der deutschen Ordenskommende zu Friesach. (Hönisch.)

Daheim: Nr. 44. Aus der Geschichte der Spielkarten.

Im neuen Reich: Nr. 31, S. 181. Naturgeschichte im 15. Jahrh. (Dr. A. v. Sallet.) Nr. 32, S. 211. Frauen und Frauenschönheit in der Poesie des Mittelalters.

M6

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Preufs. Jahrbucher: Juli, S. 1. Papstwahl uud Kaiserthum.

Eine kirchengeschichtliohe Abhandlung.

Der Katholik: Juni. Bilder aus dem Zeitalter der Reforma- tion.

Protest. Kirchenzeitung: Nr. 25. Kurfürst Johann Sigis- mnnd.

Deutsche Kunst-Zeitung: Nr. 27 f. Darstellungen aus der christlichen Legende.

Illustr. Deutsche Monatshefte: Nr. 11 (203), S. 502. Ueber Recht und Rechtsentwicklung in Deutschland.

Deutscher Reichs- Anzeiger : Beil. Nr. 29. Der Waffeneid der germanischen Stämme. 1.

Sonntagsblatt (von Fr. Duncker) : Nr. 30. Die Mansfelder in Ostfriesland. (Mathilde Raven.)

Wochenblatt d. Joh.-Ord.-Balley Brandbg.: Nr. 31. Die Gänse von Puttlitz. Nr. 32. Mythologisches aus der Mark Brandenburg. 1. Die „weil'sen Frauen" in der Mark. (Oskar Schwebel. Nr. 33. Der Minnegesang in Pommern. (Ders.)

Siebenbürg.-d eutsches Wochenblatt: Nr. 29. Die Spra- chenfrage und die Sachsen.

Zeitschrift f. bild. Kunst: Beibl. Nr. 40. Ausstellung alter Bilder in Wien.

Allgem. Zeitung: Beil. Nr. 205. Das mittelalterliche Drama in den Niederlanden. Nr. 217 f. Virgil im Mittelalter. Nr. 219. Das Fürstenthum Liechtenstein. Ein Karolinger- Bau im Odenwalde (von Einhart gegründete Basilika in Mi- chelstadt). (Dr. Wilh. Francke.)

Leipziger Zeitung: Wissenschaftl. Beil. Nr. 57 und 58. Die geschichtliche Statistik. (Joh. Falke.)

Vermischte Nachrichten.

61) Hannover, den 27. Juli. Uelzen. (Leichenfeld aus vorchristlicher Zeit.) Gestern fand hier in der Nähe des Dorfes Bohlsen die Ausgrabung eines grofsen Leichenfeldes statt. Schon vor einigen Wochen waren auf einem flach gewölbten, zwi- schen den Dörfern Bohlsen und Gerdau liegenden halbrunden Haid- hügel bei der Ausschachtung von Kies durch Zufall eine gröfsere Anzahl Leichen gefunden, und hatte dann das Amt Oldenstadt die Arbeiten auf jenem Hügel, nachdem inzwischen schon gegen 30 40 Gerippe zu Tage gefördert waren, einstweilen sistiert und den Con- servator des Provinzial-Museums in Hannover, Dr. Müller, von dem Funde benachrichtigt. Dieser war auch sofort bereit gewesen, die weitere Prüfung der Fundstätte selbst zu übernehmen, und so fand denn gestern unter Leitung des Dr. Müller und unter lebhafter Theilnahme einer Anzahl Alterthumsfreunde aus Uelzen und Ol- denstadt die systematische Aufdeckung des Leichenfeldes statt. Zunächst wurde durch Nachgraben an verschiedenen Stellen des

theilweise durch offenbar künstlich gelegte Steine bezeichneten

Hügelrandes das Vorkommen von Leichen auf der ganzen Hiigel- fläche constatiert und dann der Umfang des Leichenfeldes zu 320 Schritt ermittelt, in welchem Kreise jedenfalls weit über 400 Leichen sich befinden. Dann wurden mit besonderer Sorgfalt an verschiedenen Punkten des Kreises gröfsere Flächen offen gelegt, und es fanden sich überall in regelrechten Reihen , ziemlich dicht neben einander, in der stets gleichen Richtung von Osten nach We- sten, in der Tiefe von 4 5, stellenweise auch 7 Fufs meist sehr

wohl erhaltene Gerippe. Die Messung ergab fast ausnahmslos 6 Ful's Länge ; die Schädel waren schön gewölbt und zum Theil wunderbar gut erhalten ; ein besonders kräftig gewölbter Schädel wurde gefunden, in welchem auch nicht ein einziger Zahn fehlte, der aber an der Seite zwei offenbar von äul'serer Gewalt herrüh- rende schwere Verletzungen zeigte, die dessen Träger offenbar schon bei Lebzeiten empfangen haben mufste. An einer Stelle lagen auch mehre Leichen unter einander, und zwar in derselben Richtung von Osten nach Westen. Bei jeder Leiche fand sich zu Fülsen ein Häufchen Kohle mit verbrannten Thierknochen vor, und war zum Theil die Holzkohle so wunderbar schön erhalten , dafs die Struktur des Holzes noch auf das deutlichste zu erkennen war. An sonstigen Gegenständen wurden leider nur vier, aufser- dem stark verletzte, Stücke von zweischneidigen Bronze- Schwer- tern, ein roh bearbeiteter Granitstein und ein kolossaler Pferde- zahn aufgefunden. Wegen vorgerückter Zeit mufste die weitere Arbeit aufgegeben werden, und ist die Fortsetzung für gelegenere Zeit aufgeschoben, da es augenblicklich der Ernte wegen so schon kaum möglich war, auch nur für den einen Tag gestern eine aus- reichende Zahl Ai'beiter zu bekommen, überdies die gewonne- nen Resultate zu einem sicheren Schufs auf die Zeit, aus der die Leichen stammen, genügen. Dr. Müller setzt diese bestimmt in die vorchristliche Zeit, wie die zweifellos von Brandopfern herrührenden Kohlenhaufen mit Thierknochen beweisen nnd in den Anfang der Bronze-Zeit, wie der Umstand zeigt, dafs, obwohl ein- zelne Bronzewaffen gefunden worden, diese doch noch nicht als Regel den Leichen mit in das Grab gegeben seien. Dr. Müller erklärt den Fund für einen höchst interessanten und das Bohlser Leichenfeld für das bislang grölste Leichenfeld aus vorchristlicher Zeit mit unverbrannten Leichen. Die Waffen, sowie eine Anzahl besonders gut erhaltener Gerippe, namentlich Schädel, sowie ein Quantum der Holzkohlen nebst Thierknochen hat Dr. Müller für das Provinzial-Museum in Hannover mitgenommen.

62) In der Sitzung der philosophisch -historischen Klasse der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien vom 25. Juni legte Dr. Kenner den zweiten Theil seiner Untersuchung über die römische Reichsstrafse von Virunum nach Ovilaba und über die Ausgrabungen von Windischgars ten vor; es wer- den darin die letzteren selbst geprüft. Sie betreffen zwei Tracte eines im Viereck erbauten Hauses ; die beiden anderen Tracte sind in Folge älterer Devastationen der Fundslelle verloren. Die erhal- tenen Theile lassen zwei gesonderte Badeanlagen (für Männer und Frauen), ferner wahrscheinlich eine Schmiede und drei dazwischen vertbeilte Gruppen von kleinen Wohnungen für Leute unteren Standes erkennen: Jeder dieser einzelnen Theile hat einen beson- deren Zugang. Im Nordwesten sind ausgedehnte Wirthschaftsge- bäude, Stallungen und Scheunen angebaut; mehrere Geräthe und zahlreiche Knochenreste zeigen den Aufenthalt einer gröfseren Menge von Pferden und Saumthieren an. Das Gebäude kann nach seiner Eintheilung kein Castell, und da es von Soldatenhänden, also auf öffentliche Kosten erbaut wurde, keine Villa, sondern mul's ein Staatsgebäude gewesen sein. In Ernolatia, dem alten Windischgarsten, das, abgesehen von der hier nicht in Betracht kommenden strategischen Bedeutung, nur als Station der Reichs- post einige Wichtigkeit hatte, kann ein weitläufig angelegtes öf- fentliches Gebäude auch nur mit dieser in Verbindung gebracht werden. Da es nun für eine blofse Mutatio zu grofs ist, mufs es

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als eine Nachtherbergestelle (mansio) betrachtet werden ; es läfst sich daraus Anlage und Eintheilung der Räume sehr gut erklären. Das Vorhandnnsein einer doppelten Culturschicht, sowie die Ver- schiedenheit des verwendeten Baumateriales und der Bauweise deuten auf zwei durch eine Zerstörung des Gebäudes getrennte Bauperioden hin. Auch die datierbaren Fundobjecte (Münzen, Zie- gel, Gefäfse, Metallgeräthe) theilen sich durchaus in zwei Reihen verschiedenen Charakters, eine ältere reichere aus verhältnifsmä- fsig guter Zeit und eine jüngere ärmere, auf entschiedenen Ver- fall hindeutende. Nach den Merkmalen dieser Objekte, zumal der zahlreichen Fundmüuzen, läfst sich die erste Erbauung auf die Epoche des K. Alexander Severus (222 235), die erste Zerstö- rung auf den Einfall der Juthungen (zw. 269 und 271), eine zweite, gleichfalls nachweisbare Zerstörung auf den Beginn des V. Jahr- hunderts, am wahrscheinlichsten auf den Einfall germanischer Stämme unter Rhadagais (404) zurückführen. Möglicherweise wurde die Herberge unter dem umsichtigen und thatkräftigen Feldherrn Generidus nach Abzug der Westgothen nothdürftig noch einmal hergestellt und durch ein kleines Bollwerk, von dem schwache Spuren vorhanden sind, geschützt; in dieser Gestalt mag sie bis zum Abzüge der Römer aus Noricum bestanden haben.

63) Im DorfeRetzney bei Ehrenhausen wird gegenwärtig, wie „Wiener Blätter- melden, eine römische Villa ausgegraben, wel- che vor 3600 Jahren hier gestanden. In der Länge von 50 Me- tern zeigten sich Mauerzüge in gerader und gebogener Linie, gröfsere und kleinere Gemächer, Wasserleitungen, Steinstufen, Bau-, Deck- und Wärmeleitziegel, Bruchstücke von Thongefäfsen und Gläsern, Mosaikböden, insbesondere eine erhebliche Masse von Wandmalereien, welche durch ihr intensives Roth, Braun, Gelb, Blau, Grau, mit mancherlei Liniierungen, Bogen, Arabesken, leb- haft an die pompejanischen Fresco- Farbwände erinnern. Eine Reihe dieser Wand- und Pilasterstücke, Thongeräthe (eines mit Na- men Firmianus), Bronzeschlüsseln etc. und eine Münze des Kaisers Aurelianus (270 275 n. Chr.), welche das Alter dieser Ruinen bestimmen hilft, sind im Antiken-Kabinete dos Joanneums (1. Stock, Zimmer 1 und 2) zur allgemeinen Besichtigung aufgestellt. An- geregt von dem Interesse dieses seit Jahrzehnten wichtigsten an- tiken Baufundes im Umkreise der alten Römerstadt Flavium Sol- vense (Leibnitz), hat Graf Meran eine Summe für den Ausgrabungs- fonds zur Verfügung gestellt und die k. k. Centralcommission in Wien mit Zusage eines Beitrages den Leiter der Ausgrabungsar- beiten, Professor Dr. Friedrich Pichler, aufgefordert, die Theil- nahme für dieses baugeschichtliche Unternehmen im Lande zu er- wecken.

64) Regensburg, 6. Juli. (Römische Inschrift.) Die fortschreitenden Grundarbeiten am Carmeliten-Brauhaus schenkten uns zu dem früher erhobenen Stücke der greisen Thorinschrift der porta princ. dextra ein zweites, welches sich dem ersteren unmit- telbar vorlegt, und das Ganze lautet jetzt:

.... FRATER . DIVI . HADRIANI . NEPOS . DIVI.TRAIANI. PR. . . . .TICVS.PONTIFEX.MAXIMVS.TRIB.POTESTATIS.XXXVI.I . . .

. . . rcVS . GERMANICVS . MAXIMVS . ANTONINI . IMP .... MP.ii.COS.II.VALLVM.GVM.PORTIS.ET.TVRRIBVS.EFCI. .. M.HELVIO. CLEMENTS. DEXTRIANO. LEG. AV...

Daraus ergibt sich nun unzweifelhaft, dafs Kaiser Marc Aurel Antoninus , obgleich der erste Theil, der den Namen selbst ent- halten muls, noch fehlt, Erbauer der Umwallung, der Thore und Thürme des hiesigen Römercastells ist, während Marcus Helvius Clemens Dextrianus als Legat von Augsburg hier fungierte. Die Gesammtlänge des bereits erhobenen Inschriftstückes beträgt S'/i Meter. Es fehlt das Anfang- und Endstück, die zusammen gleich- falls mindestens zwei Meter messen dürften. Ob sie sich vorfin- den, läfst sich noch nicht bestimmen. Nach sorgfältiger Beob- achtung können wir nunmehr als sicher constatieren , dafs der er- stere schönere Antoninische Thorbau bald mul'ste zerstört, jedoch von den Römern selbst auf Grundlage des ersten, und weit schlechter als jener, wieder hergestellt worden sein. Man verwendete auch die besseren constructiven Theile des früheren Thores als einfache Bausteine ; das rettete sie uns. Der Mörtel des zweiten Baues ist der mit Ziegcistücken gemischte Kalk, das sicherste Kennzeichen römischen Ursprungs, wie sich zur Zeit jeder an Ort und Stelle überzeugen kann. Von den constructiven Theilen fanden sich bis- her Sockeltheile und ein Ecksockel für Säulenstellung (in ursprüng- licher Lage und dem ersten Bau angehörig), 2 Stücke Säulensohaft mit Capital, ein 170 Centimeter langes, 130 Centimeter breites, 44 Centimeter dickes Gesimsstück. Nimmt man die umrahmte In- schriftfläche hinzu , deren Stellung bei ihrer Ausdehnung kaum zweifelhaft sein kann, so läfst sich, mit Berücksichtigung der sich vorfindenden Grundmauern und unter Zuhülfenahme der üblichen Hauptform römischer Thore, aus diesen Elementen unschwer und annähernd sicher das ältere Antoninische Thor construieren, wel- ches sehr wohl gebaut und reich geziert gewesen sein mufs. Lei- der fehlt es im Augenblick an disponiblen Mitteln zur Rettung dieser werthvollen historischen Documente, doch wird es hoffent- lich gelingen, die erforderliche kleine Summe von aufsen zu be- schaffen, da es der Stadt an einem Fonds für den fraglichen Zweck gebricht. (Allg. Ztg., Beil. Nr. 190.)

Bekanntmachung.

Montag den 29. Septemter d. J. findet die diesjährige Sitzung des Verwaltungsausschusses statt, zu der alle zur Theilnalime Berechtigten hiemit freundlichst eingeladen werden.

Nürnberg, 15. August 1873. Das Direktorium des germanischen Museums.

Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Gedruckt bei U. E. Sebald In Nürnberg:.

Nürnberg. "Dab Abonnement des Blat- tes, weiches alle Monate erscheint, wird ganzjülirig augenommen und botragt nach der neuesten Pobtcouvention bei allen Post- ämtorn und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreichs 3fl. 36kr. im 24 ä.-Ful's oder 2 Thlr. preuTs.

Ftlr Frankreich abonniert man in Paria bei der deutschen Buchhandlung von F. Elincksieck, Nr. 11 rue de Lille; fUr

ANZEIGER

FÜR KlBt DE»

Nene Folge.

England bei 'WilliamB & Norgate, 14 Hen- rietta-Btreet Covent - Garden m Loudon; für Nord-Amerika bei den Postämtern Bro- men und Hamburg.

Alle für daa german. Museum bs- stimmton Sendungen auf dem Wege de« iJuchliandela werden durcli den Commis- Bionür der literar. - artist, Anstalt des Mu- seums, F. A. BrockhauB in Leipzig, be- fördert.

Zwanzigster Jahrgang.

ORGAN DES GERIIAMSCnEN MUSECMS.

1873.

JW 9.

September.

Wissenschaftliche Mittheilunsen.

Arithmetische Räthsel.

I. Die Berner Handsclirift 299 (sec. IX. X.) enthält f. 29 u vier in Distichen verfafste Gedichte eines Acbrannus, deren Abschrift ich Hermann Hagen verdanke. Auch die im Folgenden versuchte Erklärung gehört grofsentheils dem- selben an.

Von diesen vier Gedichten geben je zwei die Lösung ei- ner arithmetischen Aufgabe, ohne dafs diese Aufgabe selbst näher bezeichnet wäre; aus der Vergleichung aber der beige- setzten Figuren mit dem Inhalt der Verse läfst sich dieselbe reconstruieren. Sie lautete für das erste Problem etwa so:

1. Auf die vier Seiten eines Vierecks sind 36 Mann so vertheilt, dafs auf jede Seite 9 Personen kommen. Also, neh- men wir an, auf einem viereckigen Lagerwalle sollten 36 Mann Schildwache stehen, so dafs je neun auf jeder Seite den Dienst verrichten ; der patrouillierende Offizier könne aber immer nur eine Seite überblicken; das wollten sich nun einige der Sol- daten zu Nutze machen und sich, ohne von dem Offizier ver- mifst zu werden, hin und wieder der Wache entziehen. Der Offizier mufs dann auf jeder Seite neun Mann erblicken ; diese aber müssen eine solche Stellung einnehmen, dafs in der That alle vier Seiten zusammengerechnet nicht 36, sondern nur 24 Mann ergeben, 12 also sich dem Dienst unbemerkt und unbe- straft entziehen. Wie das nun zu machen, das gibt das erste Gedicht an, indem es räth, auf den beiden Langseiten des länglichen Vierecks je neun Mann in drei Haufen so aufzu- stellen, dafs die beiden äufsersten sich an den Ecken befinden

und, wenn es noth thut, mit den in der Mitte der beiden kurzen Seiten aufgestellten drei Mann zur Neunzahl sich ver- binden können. Das dritte Gedicht gibt das Ganze kürzer und deutet in seinem ersten Verse (Vers 41) durch die Zahl 3 X 12 etwas von der Aufgabe an.

2. Aehnlich, aber etwas complicierter, ist die zweite Auf- gabe. Vorausgesetzt wird hier das Resultat der ersten, dafs nämlich 24 Mann im Viereck so aufgestellt sind, dafs jede Seite neun Mann aufweist, in Haufen von je dreien. Nur soU jetzt auf den beiden Langseiten jede der drei Dreiergrup- pen noch durch einen einzelnen Mann von der andern ge- trennt sein, also die Zahl von 24 auf 28 Mann wachsen. Die Aufgabe besteht nun darin, diese 28 Mann so aufzustellen, dafs auf jede Seite wieder neun kommen. Verbindet man zu- nächst diese Einer mit den Eckdreiern zu Vierergruppen, so ergeben sich elf Mann für jede Seite , indem eine Gruppe von drei Mann je von zwei Gruppen zu vieren eingeschlossen ist. Das ist aber noch nicht das Gewünschte, welches sich erst dann ergibt, wenn diese Vierergruppen je zwei an die mitt- leren Dreiergruppen abliefern, so dafs nun an den Ecken Grup- pen von zweien, in der Mitte je Gruppen von fünfen stehen: dann zählt wirklich jede Seite neun. Löst man nun die drei Gruppen von 2, 5, 2 wieder in Dreiergruppen auf, so ergeben sich vier zu viel , ohne dafs die Neunzahl der einzelnen Seiten vermindert wird. Das vierte Gedicht bespricht nochmals die Zahlenverhältnisse dieses Gedichts in, wo möglich, noch dunk- lerem Ausdruck als die vorausgehenden Distichen. Diese Dun- kelheit besteht zunächst in dem vom klassischen abweichenden

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Gebrauch der Zahlwörter und in dem Wechsel der Ausdrücke für dieselben: die Dreizahl wird durch tres, tria, triplus, triplum, trigonus, ternus ausgedrückt; bis und duo, ter und tres werden in ganz gleicher Bedeutung gebraucht; „duo tres'' in Vers 8 ist gerade so viel, wie „bis trigonos" in Vers 7; ferner darin , dafs Aebrannus, was für die gegenüberliegenden Seiten des Vierecks gilt, nicht einmal, sondern gegen Erwar- ten des Lesers für jede Seite besonders auseinandersetzt.

VERSVS äCBRHANNI DE LVDO TABVLARVM SECVNDVM NVMERVM

Ludis qui piano tabulis de stipite sectis, Hoc, docet Aebrannus, disce locare modo.

EXPLICIT PRAEFATIO . INCIPIT DE PRIMO LVDO Primo tres impono loco totidemque i" m in

secundo Et sede tripla Sterne cubare tria, 5 Ordine quo subtus distinctira linea rursus Altera disponat tres habitare triplos. Inter bis trigonos dextra considere ternos, Laeua inter duo tres stare iubeto tria. Ter tripla summo imo dextra laeuaque recense, 10 Angulus in quadro finis eritque caput.

Ter singillatim quadruplex dat linea ternos, Bis fingit duplex fronsque latusque

nouem. Liter bis triplices trigonatus pullulat lu < ui

unus, Ter geminus geminos. Hinc uidet inde triplos 15 Dorso quaeque suo simplum fert linea ternum, Summo ipsius utro dupla sedentque tria.

VERSVS DE SEC^^NDO LVDO Tres inter primos unum mediosque

repone, Extremis unum sie mediisque loca. Alter et ordo triura, sparsim qui subiaeet infra, 20 Simplum bis capiat, ceu tulit ordo prior. Vnus qui quater appositus subterque

superque Climata per statuat quattuor esse

neuem. Ad se ex bis binis rapiat quisque angulus unum Et mediis numeri pondere maior erit. 25 Binos euique aufer, duplo ferat angulus unum, Cuique duos medio post quater adde ii 'in

triplo. In medio quadra congestat mox

regula quinos,

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PR.\EF.] PF Die erste Figur steht unverändert dreimal hin- ter einander. 1 dextrisiZds.; Aexiis. Hagen. 8 Leuno Hds.; Laeua Hagen. 1.3 puUat in fuUat verändert Hds. ; pullulat Hagen. 18 Ex- treinus Hds.; Extremis Peiper.

V

III

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UI

UI

m

Initio primos fine duosque parit.

Stringe latus quadrum, ternas ibi coUige sedes: 30 Fronte quadro nouies inueniesque n v

quater.

Semita producat confeslim prima nouenos

Totque secunda geret, tercia quarta neuem.

Quinque cubant laterum tergo sedile quaterno,

Calce et principio tot residentque duo. 35 Bis quinos inter duplex consurgit ab i" _ i'i

uno,

Inter bis duplos aspice quinque semel. jjj

Hoc ita conexum ludi dispere columbar,

Quarte ut primum ter tramite iunge triplos.

Extemplo remouenda foras duo bina supersunt, 40 At uia parturiet quadruplicata nouem.

VERSVS DE NVMERO PRIMI LVDI. Tres primo occurrunt duo deni pergere ludo, Sectim bis terni quattuor esse probant. Primus bis seno uultu par ludit adesse. Bis duo denum se conuocat unus ibi.

VERSVS DE NVMERO SECVNDI LVDL 45 Septenos quater iutrorsum locus implicat alter:

Hinc pede septeno forma quadrata labat.

Est quater et decies inibi par nomine primus,

Vnus bis decies bis patealque quater.

Structi bis gemina ludis ex parte quadrata 50 Vndique perfectos inseruere nouem.

Septem nimirum latere ex utroque quaterni

Sic peperere pares ludificando nouem.

Versifico passu ludura memorare docentis Acbranni mente uoceque uale.

II. VoJksthüralichor, jedenfalls noch heute beliebt, ist das Errathen einer von einem Anderen gedachten Zahl oder eines Wochentages. Ich gebe drei Anweisungen im Folgenden, die den Tegernseer Codex der consolatio dos Boetius (Monac. lat. nr. 18765, Teg. 765), von derselben Hand wie die letztere geschrieben, eröffnen.

Assumatur numerus quislibet ac tripücetur, triplicatus dinidatur in duos partes, et si ambe aequales extiterint, qua- lem uolueris, absque ulla differentia iterum triplicabis. Quod si inaequales fuerint, quae maior est triplicetur, quotiesque in ea .Villi, inueniri possint, consideretur. Quia quoties .Villi, habuerit, totics duo sumendi sunt. Si autem usquc ad

33 quarto] Hagen icill quadro | triplo Hds., triplos Hagen. 42 esse] sese vermuthet Hagen. 43 für conuocat will Hagen con- probat. 45 intorsum Hds. ; in dorsum Hagen ; introrsum Peiper. 51 Septem mirum Hds- ; scpteni mirum Hagen ; septein Bimirum Peiper. 54 menteque uoceque Hds.; das erste que tilgt Hagen, vielleicht ist besser das zweite zu tilgen.

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.Villi, non peruenerit, scnario nuinoro summa conduilitur, do quo unus sumenclus est . ut uerbi gratia, si uiium fuerit mente conceptum et triplicatum, tres efficiuntur. Qui diuisi in duos et unum resohiuntur, duo uero, quae buius diuisionis maiorera obtiiieut portionem, iteruni triplicati .VI. taiitum efticiunt nee

: remanet aliquid . unum ergo fuit, quod primis mente conce- ptum est. Item si duo fiieriat animo conccpti, cum triplican-

. tur, .VI. tiunt. VI diuisi in tres et tres resoluuntur, tres uero triplicati. Villi tantum efficiunt nee superest aliquid. Duo igitur fuerunt, qui prius mente conprchensi sunt. Ideo scien- dum est, quod in hac supputatioue unitas, quae est inparitatis exordium, senarium procreat et biuarius, qui est paritatis prin- cipium, nouenarium generat. Ac propter boc quoties neuem couceptor numeri se babere responderit, toties duo a diuinante colligcudi sunt, et si supra Villi aliquid superesse responde- rit, VI esse non dubiura est, de quibus unitas, quae ipsos ge- nerare solet, sumenda est. [II] Adsumatur numerus quis libet ac triplicetur, triplicatus diuidatur in duas partes et tunc ille, qui numerum mente concepit, interrogetur si ipsius numeri sit aequa diuisio. quod si pares ambas esse partes re- sponderit, niliil suraatur. Si autem inpares esse dixerit, unum sumat iu hac prima diuisione ad memoriam diuinantis. atque iterum una pars diuisionis, quando ambae aequales fuerint abs- que differcntia, triplicetur. Si uero inpares fuerint, maior pars triplicanda est atque diuidenda sicut supcrius in duas partes. Iterumque interrogandum , si aequalis aut inaequalis Sit facta diuisio. Et si aequalis quidem facta est, nibil su- mendum est. Si autem inaequalis, duo sumendi sunt in secunda diuisione et in medietate diuisionis, si aequalis fuit absque ulla partium differentia, quot nouenarii contineanlur interrogandum. Quod si inaequalis fuit in maiori parte quaerendum est, quia quot nouenarii iu ea inueniuntur, tot quaternos diuinator su- mere debet. Ut uerbi gratia si VI fuerint mente concepti, cum triplicati fuerint, X et VIU faciunt. XVIII diuisi in Villi et Villi partiuntur. et quia aequalis est diuisio nihil ibi su- mendum est. Villi. Iterum quae est medietas huius diuisio- nis . triplicati faciunt XXVII . XXVII . et suprascr. pr. m. diuisi in XIII (Im) et XIIII resoluuntur. et quia ista est se- cunda diuisio et inaequa, duo sumendi sunt tum in maiori parte ipsius diuisionis, hoc est in XIIII, Quaerendum est, quo- ties Villi possint inueniri, in XIIII semel Villi sunt, de bis Villi. IUI a diuinante colligendi sunt, qui duobus , qui in se- cunda diuisione coUecti sunt, adiuncti VI faciunt: senarius ergo numerus primis mente conprehensus est et hoc in hac ratione notandum est. Quod si ambae diuisiones paritati re- sponderiut, nihil ex eis sumendum est. Si uero prima inpar fuerit, unus sumendus est, si secunda, duo sumendi sunt. Noue- narius uero quaternarii significationem continet, quod ideo in hac supputatione aliter quam superiori accidere uidetur. Quia haec bis triplicatur et bis diuiditur, illa uero bis triplicatur et semel diuiditur. Quapropter in hac nouenarius quateruarium, in illa uero binarium significat. [III] quo modo diuinan-

dum sit, qua feria septimanae quislibet homo rem quamlibet fecisset quemcumque jiumerum cuius libet feriae nomen continentem animo conccperit, prirao debet duplicare. Deinde illi numero duplicato V. adiungere ipsamque summam, quae de bis collecta est, quinquies multiplicare. deinde totum de- cies ducere. Posthaec ex tote cctos Ita tollere et hoc, quod re- manet, pro feriae numero teuere, ut uerbi gratia si de prima fe- ria ratio babeatur, unum duplicetur: fiuut .IL, bis V adiungan- tur : fiunt VII., qui VII quinquies multiplicati fiunt XXXV. Qui XXXV. decies ducti fiunt cccl. de quibus si ccl. toUantur, re- manent c, qui pro monade, id est uno, qui primara feriam signi- ficat, sumendi sunt. Hoc quoque iu ista supputatione seruandnm est, ut semper ccl de totius summae collectione auferantur, et quot centenarii remanserint, diligenter consideretur. quia sicat praedictum est, semel centeni primam feriam significant. bis centeni secundam, ter centeni tertiam, quater centeni quartam, quinquies centeni quintam, sexies centeni sextam,' septies centeni septimam. Ein artiges Buchstabenräthsel möge hier noch Platz fin- den, da Mone, der in seinen Forschungen es mitgetheilt, eine ganz verkehrte Lösung gibt. Es steht im Brüsseler Waltha- rius-Codex, Fol. 91 u. von einer Hand des 12. Jahrhdts. Prima triangula sit. tripedem praepone rotunde. et conuerte: scies quis sit mihi morbus et vnde. Darüber steht von einer Hand, wie es scheint: Poue . primam . tripodam . Prepone rotunde: Et conuerte . scies . quis . sit . mihi . morbus . et . unde : Me miserum . quod . amo . sum . tanquam . pissis . in amo : Deprensus . nee amor . me . tamen . urit . amor. Die Lösung ist nicht AMO, wie Mone meint; denn amo umgedreht gibt ein sinnloses oma und beantwortet nicht die Fragen: „quis morbus et vnde". Der Witz liegt darin, dafs das unscheinbare et nicht Verbindung zwischen praepone und conuerte, sondern Object zu letzterem ist; es ergibt sich also: AMO TE.

Breslau. Kudolf Peiper.

C h r i s lu 0 n .

Ueber dieses Zeichen, welches dem Text der Urkunden vorangestellt zu werden pflegt, handelt Sickel: Die Urkunden der Karolinger I, 211 u. 295. Aber weder hier noch an an- dern Orten finde ich eine genügende Erklärung des Namens, welcher doch durch die alten Urkundenlehren festgestellt ist. Alberich von Monte Cassino sagt (Quellen zur bayer. u. deut- schen Gesch. IX, 37): „Crismon autem huiusmodi conficit spe- ciem, ut in hoc monogrammate Christi nomen appareat." We-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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gen des Anklanges au diesen Namen hat man auch darin den Ursprung der Benennung gesucht, welche sich doch so nicht erklären läfst. Die Form ist sehr verschieden ; zuweilen, aher nur selten, die Ligatur von X und P, das bekannte Mono- gramm für Christus. Dieses Zeichen nun findet sich auch, aber mit ganz anderer Bedeutung und Ableitung, bei Isidor I, 20. 22, in der Beschreibung der kritischen Zeichen, welche aus älteren Quellen entnommen ist. Die Erklärung lautet: „Chre- simon. Haec sola ex voluntate uniuscuiusque ad aliquid notan- dum ponitur." Andere Handschriften geben nach der damali- gen Aussprache Crissimon. Dieses Zeichen nun findet sich in sehr alten Handschriften häufig am Rande, wo man in späterer Zeit das Monogramm für Nota setzte ; z. B. in dem Cod. Colon. 212, olim Darmstad. 2326, einer Canonensammlung saec. Vir. Dieser Handschrift aber sind noch zwei Blätter einer älteren Sammlung angebunden, vor welchen ein Inhalts- Terzeichnifs steht, welches bei Maassen, Geschichte der Quellen des kanonischen Rechts, S. 967 abgedruckt ist. Maassen hat aber nicht bemerkt, dafs am Anfang des Registers, und vor einem von ihm übersehenen Nachtrag, genau dasselbe Zeichen steht, welches hier kaum eine andere Bedeutung haben kann, als dem Gebot Coloss. 3, 17 zu genügen: „Omne quodcunque facitis in verbo aut in opere, omnia in nomine domini Jesu." Hier sehen wir also den Uebergang vor Augen. Das Zeichen verlor seine ursprüngliche Bedeutung und Anwendung die man bald gar nicht mehr kannte, und deren man nicht bedurfte, weil man dafür das Zeichen von Nota hatte. Dagegen erhielt sich der unverstandene Name mit geringer Veränderung und wurde auch auf andere Zeichen gleicher Bedeutung übertragen, ohne alle Rücksicht darauf, ob X und P darin enthalten waren, oder nicht.

Heidelberg. W. Wattenbach.

Yerse gegen die Weiber.

Da die Geistlichkeit gewöhnlich bei dem weiblichen Ge- schlechte am leichtesten Anhänglichkeit und Folgsamkeit findet, da in den Legenden viele Frauen und Jungfrauen verherrlicht, viele als heilig verehrt werden, da in dem Marienkult die Ver- ehrung der reinen Weiblichkeit auf die höchste Spitze getrie- ben erscheint, so ist es auf den ersten Blick sehr auffallend, in der geistlichen Poesie des Mittelalters überall die ärgsten Schmähungen gegen die Weiber zu finden. Erklärlich wird es jedoch durch die Verhältnisse des wirklichen Lebens: von keiner anderen Seite sah die zum Cölibat verpflichtete Geist- lichkeit sich so fortwährend, so unausgesetzt und so gefährlich in ihrer Tugend bedroht, und war sie einmal der Versuchung erlegen, so traten begreiflicher Weise bei denen, welche ur- sprünglich das Opfer der Verführung gewesen waren, bald und in immer zunehmender Weise unwillkommene Eigenschaften hervor. Wer nun dergleichen Erfahrungen gemacht hatte, fühlte sich berufen, andere zu warnen. Zuweilen wird ein

Vorbehalt in Betreff tugendhafter Frauen gemacht; im allge- meinen gilt als selbstverständlich, dafs von diesen nicht die Rede ist.

Da auch diese Poesie für die Kulturgeschichte des Mittel- alters nicht ohne Bedeutung ist, geben wir ein solches Pro- duct aus dem Cod. lat. Mon. 19488 aus Tegernsee, saec. XII; es findet sich auch in der Sterzinger Handschrift, aus welcher Zingerle in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie LIV, 312 den Anfang mitgetheilt hat. In unserer Handschrift heifst es auf S. 136:

Femina formosa, scelus et pestis viciosa,

Oscula fert ore, transfigit corda dolore.

Femina fraudatrix, mors et virosa cicatrix,

Ambulat in portis, propinat pocula mortis. 5 Femina lasciva semper dat verba nociva,

Verba dat impura, labefactat corpora plura.

Femina fraudatrix, fraus mortis, noctis amatrix,

Gestu letatur, dum mente malum meditatur.

Femina nugatrix et amatoris iugulatrix, 10 Verbula dat blanda, seducit corde nefanda.

Femina subtilis, incasti (incesti ?) morte virUis,

Vincit robustum, fallit pietate coruscum.

Femlna virosa, petulans et luxuriosa,

Decipit attactu, verbo pervertit et actu. 15 Femina bellatrix, castorum ludificatrix,

Incitat ardorem, simulat dum cordis amorem.

Femina fraus legis et contumelia regis,

Mendax sermone verbosior atque Piatone.

Femina potatrix et garrula concionatrix, 20 Numquam desistit, iusto pro posse resistit:

Dat labiis pacem, mortem fert mente rapacem.

Femina mens vana, pallens ceu turgida rana,

Viscera vulpina gestat, simul ora lupina.

Femina res vilis, turbatrix, promptaque bilis, 25 Exercet litem, transfigit euspide mitem.

Femina palpatrix, fraus mortis, nox adulatrix,

Pungit ceu spina, fit magnaque sepe ruina.

Femina frons dura, vivens anime sine cura,

Sic est secura, veluti sit non moritura. 30 Femina versuta, mentis subcelat acuta:

Omnibus ignota vult ut sua sint mala vota.

Femina mens dira, mortem propinat in ira:

Propinat mortem, deicit sepissime fortem.

Forma puellarum deceptrix est animarum : 35 Ut fervens febris, sie aspectus mulieris.

Femineum crimen, oris prorumpere limen,

Lingua desistat, hoc puncto pennaque sistat.

Nicht minder derbe Sprüche folgen etwas später, doch gegen das Ende mit einem Gegengewicht durch den Hinweis auf die Jungfrau Maria:

Femina vile forum, res publica, fallere nata,

Sternit nocte thorum donis quasi vix superata.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

258

Femineos mores sapiens fugiat et amores.

Femina temptavit superare vires: superavit. 5 Femineos astus sensit primo protoplastus.

Femina ') marti: sie ars se protulit arti.

Femina Samsonem vicit, vicit Salomonem.

Femina prostravit nos, femina (sancta) levavit.

Femina peccavit, quod femina sancta piavit. 10 Femina carnalis, sie femina spiritualis.

Est pia femina res bona, res sacra, res preciosa :

Impia femina res mala, res fera, (res) vitiosa.

Ob diese Sprüche ursprünglich so zusammgehören, bleibe dahingestellt; sie sind nur sehr lose an einander gereiht. Sehr grimmig ist der Verfasser der folgenden Verse, welche sich auch in der Londoner Handschrift Harl. 3222 befinden, wie ich im Anz. XIV, 4 mitgetheilt, wovon ich aber keine Ab- schrift habe.

Femina sordida, femina fetida, digna catenis;

Gens male conscia, mobilis, impia, plena venenis.

Horrida noctua, publica ianua, semita (trita),

Igne rapacior, aspide sevior, est tota (tibi?) vita. 5 Vipera pessima, fossa novissima, mota lacuna :

Omnia suscipis, omnia decipis, omnibus una.

0 miserabilis, insaciabilis, insaciata:

Nil tibi credere, nil tibi mittere, disposui me.

Credere qui tibi vult, mala sunt sibi multa parata: 10 Nil tibi iam volo, nil tua (iam) colo, reddo tibi te.

Kein Freund der Weiber, doch ein Verehrer der Jungfrau Maria, war der Cleriker Adam, dessen Ergufs S. 137 zu lesen ist, nachdem schon auf der vorhergehenden Seite die Verse 3 16 geschrieben waren. Die vielen Abweichungen sind cha- rakteristisch für die schwankende mündliche Ueberlieferung die- ser Scherze. Eine andere Abschrift findet sich nach Bethmann in Pertz' Archiv XII, 341 in dem 1429 geschriebenen Cod. pal. 719 des Joh. Volprecht von Wimpfen. Der Schlufs lautet „misereris" und mufs also etwas abweichend sein, doch ver- muthlich auch an die Jungfrau Maria gerichtet. Ein Theil dieser Verse, mit andern t,emischt, steht mit deutscher Ueber- setzung im Cod. germ. Mon. 379, der 1454 in Augsburg ge- schrieben ist.

Arbore sub quadam dictavit clericus Adam,

Quomodo primus Adam peccavit in arbore quadam.

Omnia vicit Adam: victus fuit arbore quadam^).

Femina serpenti mox credidit alta loquenti. 5 Femina serpentis est fiscus (1. viscus) nos capientis^).

Femina te, David, et te, Salemon, superavit.

Femina victorem fecit victum per amorem*).

') i ars, was ich nicht verstehe.

') Die vorhergehende Abschrift beginnt mit dem Vers : Femina vicit Adam, victus fuit arbore quadam.

^) Statt dessen steht vorher: Femina deceptos sapientes reddit ineptos.

*) Vorher : Femina victorem vicit motum per amorem.

10

15

20

Femina Femina Femina Femina, Femina Femina Femina Femilla Femina Femina Femina Femina Femina Femina Femina, Femina Femina,

25 Femina, Femina, Femina, Femina, Femina,

30 Femina, Femina, Femina, Femina Femina,

35 Femina, Femina, Femina, Femina Femina,

40 Femina, Femina, Femina Femina

dciocit te, Samson, et hoc tua fecit. Loth vicit, Gencsys que quomodo dicit*). dampnari Naboth facit et lapidari.

tu Cliristi baptistae colla petisti. cuncta regit, iuvenum sibi colla subegit''). corda senum necat inspirando venenum. prelatis adimit nomen probitatis. ditatur, cum prcspiteris dominatur. multorum claustrum subigit monachorum. tunc gaudet, cum peifidt omne quod audet. ditavit ac infernum (1. d. infernum, nee) saciavit. bella gerit, vix pacis federa querit. se nescit, quia femina nuUa senescit. vel raro vel numquam credit avaro.

multa licet promittas, „nil amo" dicet. pro dote nummorum dicit : ,,amo te".

donare cessa, cessabit amare.

dum plorat, lacrimarum fraude laborat.

mors iuvenum, portat sub melle venenum.

multorum flammas extinguis amorum.

te quare multi nequeunt sociare (1. saciare) ?

tu iuras, sed non periuria curas.

nee curas, quod mortis iura figuras.

te pulcra superant sub pelle sepulcra.

tu leporem facis aptum propter amorem. vir mutus loquentia Signa secutus (sie).

mutescit per te lupus, agna tumescit.

te flaute mox cera fit ex adamante.

vir certe fit amaudo femina per te.

pro questu quasi portus publicus es tu. venalis, portus tuus exicialis.

nullus ita gladius nocet ut tua vita.

Trola satis dat signa tuae pravitatis (1. probitatis).

pro tristi cera mediata fuisti (sie). sola vale, quae nomen habes speciale, Stella maris: sie virgo Maria vocaris.

Im Nachtrage zu den in Nr. 8 mitgetheilten „Sprichwör- tern" sei hier zu der vorletzten Zeile auf Sp. 218 bemerkt, was mir noch während des Druckes jener Nummer entgegen- trat : dafs der Vers leicht durch Umsetzung des sibi herzustel- len ist, nämlich : Inprudens vulpis est non prendens sibi mures, sowie ferner zu Sp. 219, dafs das auf Fol. 114 des Cod. lat. Monac. 17142 angefangene „Vinea culta fuit, cultores premia querunt" vollständig im Codex Udalrici sich findet, in Jaffe's Bibliotheca V, 460.

Heidelberg. W. Wattenbach.

') Besser vorher : Femina Loht vicit, Genesis illud quoque dicit. ') Vorher : Femina corda regit iuvenum , quos ipsa subegit.

259

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

260

Spliragistische Aphorisiiieu.

LXIX.

Dieses Siegel der Stadt Wolfhagen aus dem 13. Jahrh. theilen wir hier unter a. als Beispiel mit der bereits im Ein- gang unserer spbragistischen Aphorismen *) erwähnten Städte- siegel, auf weichen ein Ritter zu Pferd erscheint, wie auf den D)'nastensiegeln III. B. 3. unseres sphraglstischen Systems, während die fraglichen Städtesiegel unter die Bildsiegel IL B. gehören. Das Siegel der Stadt Wolfhagen zeichnet sich aber vor den angeführten übrigen ähnlichen Städtesiegeln dadurch aus, dafs, während auf den letzteren das Wappen des betreffen-

b.

den Landesherrn erscheint, hier ein Theil des redenden Wappen- ■bildes der Stadt auf dem Rücksiegel (Fig. b) im Schild und

*) Vgl. Anzeiger 1866, Nr. 7, Sp. 239. Von den dort ange- führten Städtesiegeln ist das von Giefsen auf Taf. II, Fig. 5, a un- serer „Siegel der Pfalzgrafen von Tübingen", im Correspendenz- blatt 1863, Beilage zu Nr. 5, abgebildet ; ebenso die beiden von Schwerin auf Taf. XIX, Fig. 48 u. 49 der „Meklenburgisohen Städte- siegel" von C. J. Milde (Lübeck, 1857). Beizufügen sind noch die Siegel von Grüneberg v. 1346 und von Vöklabruck v. 14.51 ; letz- teres mit den beiden Herzogen Albert und Rudolf von Oesterreich

auf den Pferdedecken abgebildet ist. Die Ansicht L3'nker's*), dal's das Bild einen Löwen das Wappen der Landesherrn, der Landgrafen von Thüringen darstellen soll, ist ofi'enbar unrichtig, wie der erste Blick auf unsere ganz genaue Zeich- nung erkennen läfst. Die natürlichste Erklärung dieses Siegel- bildes ist wol die, dafs der Künstler den Ritter andern ähn- lichen Städtesiegeln entnommen und dagegen, aus poetischer Lizenz und allerdings gegen die Gewohnheit, statt des Wap- pens des Landesherrn den Wolf aus dem redenden Stadtwap- pen aufgenommen hat, wodurch dieses Siegel bis jetzt als Uni- cum, oder doch jedenfalls als Curiosum erscheint.

LXX.

Auf diesem spitzovalen Siegel (II. B.) der Anna Schlüssel- felder aus dem 15. Jahrh. mit dem Bilde Maria Verkündigung und der Legende : „Sigillum prepositure : . . . anne. : schlussel- felderin : . . .", findet sich in der oberen Spitze eine plastische Darstellung natürlicher Wolken, wie sie im Mittelalter bis- weilen, auf Siegeln aber höchst selten vorkommt. Allerdings a. wurde das ursprüngliche heraldische

Pelzmuster**) in späterer Zeit auch zur Darstellung natürlicher Wolken in der Heraldik und Plastik verwendet, z. B. im Wappen der Donnersberg: im schwar- zen Felde über drei goldenen Bergen drei goldene Blitze aus weifs und blauen Wolken, wie hier in Figur a. abgebildet ; (vgl. Sibmacher II, 44). Auf einem sächsischen Geschützrohr v. J. 1523 im ger-

zu Pferde und der ungewöhnlichen Legende : „Sigillum quod . fe- cit . de . Feclepruckhe . Albert . pater, Rudolfus filius" (die letzteren vier Worte im Siegelfelde) ist abgebildet Taf. X bei E. Melly: Beiträge zur Siegelkunde des Mittelalters. Wien, 1846.

*) Vergl. dessen Geschichte der Stadt Wolfliagen, Kassel, 1855;

(6. Supplement der Zeitschrift des Vereins für bess. Gescliiohte etc.)

**) Vgl. Nr. LXII der sphragist. Aphorismen im Anzeiger 1872,

Nr. 10, Sp. 317—320, und unsere Monographie: „Das heraldische

Pelzwerk", als Manuscript gedruckt 1867.

261

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

262

b.

manischen Museum findet sich die Darstdlungswcisc von Blitz und Donner, wie in dem Donnersbergischen Wai)pen, und auch hier ist die Bedeutung des altcu heraldischen Pelzmusters für Wolken selbstverständlich. Auf alten Tcppichen kommt dieses Motiv ziemlich hautig war, tlieils unverkennbar für Wolken bei bildlichen Darstellungen, theils aber auch, namentlich als Bor- düre, von zweifelhafter Bedeutung, aber doch ^vahrscbeinlicher für Pelz.

Bei ganz oder theilweise redenden Wappen ist dieses Motiv leicht erklär- lich, wie z. B. bei Wolkenstein: von r. und w. Wolken, oder im Wolken- schnitt, Schrägrechts getheilt (vgl. Sib- macher I, 26.); bei andern aber, wie z. B. bei Krätzel, Fig. b., ist es immer- hin zweifelhaft, ob diese Theilung als Pelz oder als Wolkenschnitt zu blaso- nieren sei*); in dubio ist aber wol das Erstere die Kegel, namentlich bei allen Wappen aus dem früheren Mittelalter.

Dafs der Schildrand des Fürstenbergischen Wappens ur- sprünglich von weifs und blauem Kürsch **), später gewöhnlich als sog. heraldische Doppelwolken gezeichnet***) und blasoniert worden ist, thut nichts zur Sache und ist nur Folge fehlerhaf- ter Auffassung des ursprünglichen mittelalterlichen Motives.

In der Publication der alten Züricher Wappenrolle sehen wir das heraldische Pelzweric

a) nur zweimal in natürlicher Form: Nr. 127 Bregenz, Hermelin und Kürsch; Nr. 248 NN. drei Kürsch -Fell- chen ; dagegen häufig

b) inderconventionellenheraldischenForm: Nr. 28 Froburg, Nr. 29 Oettingen, Nr. 37 Fürstenberg, Nr. 60 Sulzberg (?), Nr. 91 Gutenberg, Nr. 109 Belsholz (?), Nr. 113 Wile p), Nr. 143 Röteln, Nr. 147 Blumenberg, Nr. 508 Schauenstein, sowie bei Nr. 470, 532 und 556.

Wenn Sibmacher I, 45 das erste und vierte Feld im Wap- pen der „Senus von Freudenberg aus Kärndten" als blauen Balken mit 3 schwarzen Schilden blasdniert, so ist nach seiner Zeichnung zu vermuthen, dafs dieses Wappen ursprünglich f)

*) Vgl. Nr. II der sphragist. Aphorismen im Anzeiger 1866'

Nf. 8, Sp. 269. Die älteste Form spricht also auch bei diesem

Wappen gegen die Annahme von „Wolken" oder „Wolkenschnitt."

**) Vgl. unsere heraldische Monographie „Zur Geschichte des

fürstenberg. Wappens", als Manuscript gedruckt 1860.

***) Als natürliche Wolken, mit mehr oder weniger unbestimm- ten Conturen, finden wir den fürstenberg'schen Schildrand ab- gebildet in Ulrich's von Richenthal Chronik des Constanzer Con- ciliums (gedruckt 1483), in Sigm. Feyerabend's Turnierbuch (von 1579) und in Mart. Schrot's Wappenbuch des h. Römischen Reichs (gedruckt bei Ad. Berk, 1581).

t) Sollten Siegel mit diesem Wappen aus dem 13. oder 14. Jahrb. vorhanden sein, so würden dieselben sicher hierüber Auf- schlufs geben.

ein Schild von weifs und schwarzem Kürsch mit einem blauen Querstreifen war. p, . j^

t

Orakelfragen und Wassersegen.

Die vor Kurzem für die Bibliothek des germanischen Mu- seums käuflich erworbene, von Hrn. Professor Gengier in Nr. 6 des Anzeigers, Sp. 153 ff. ausführlich beschriebene Papierhand- schrift (Nr. 28909, 2») aus der zweiten Hälfte des 16. Jalirh. enthält auf Bl. 201, von der gleichen Hand wie der ganze üb- rige Band geschrieben, folgende Anweisung zu Orakelfragen und einen Wassersegen.

„Nota von Eelewten welichs ee sterb oder gestorben sey patet per alphabetum infra. Si par, so stirbt der Man, Si jmpar, die Fraw, vltimo zeuch alle 9 ab vucz») das es nicht mer 9 tragen mag.

2. 13. 15. 16. 6. 4. 1. 21. 12. 22. 11. 19. 9.

"• ^- c. b. e. f. g. l). i. l I. m. n.

15. 20. 7. 5. 10. 14. 8. 17. 23. 3.

0. p. q. r. f. t. V. j. t). ä.

Nota wer das Man oder weib vmb ain Erb kriegten, wil-

du wissen wem das Erb beleibt So nym aber jr baider Tauf-

nam vnd Raitt') yetwedern besunder nach dem Abc vud we-

lich zal dann orf^) ist, dem geschieht pruch*). Sagend dann

die nöra^) geleich So nym jr baider zunömS) vnd tu aber das-

selb, Sagent dann jr baider zunem geleich So nym jr baider

vaterTaufnam vnd raitt ») es aber nach dem Abc. Auf welich

dann ort leif) dem geschieht pruch^). Wer aber das zwen

miteinander vmb wett Rennen weiten, wildu wissen wer vor

Rennen werd So nym jr baider taufnem vud raitt yetwedern

besunder, als du die zal vindest in dem obgenanten Abc auf

welhem dann ort leit dem geschieht pruch.

Das ist nu der wasser Segen Als siecht vnd als gerecht als man jn ymer gehaben mag vnd damit man all wunden oder ander geprechen viechen oder lewteu an all Erczt vnd an alles wee vnuerpunden wol gehaillen mag. Nym ain New- geschephts lautters wasser in ain Rains vas") vnd sprich also. Das wasser müs alswol gesegent sein als der heilig Jordan da Got selbe jnne getaufft ward, in dem nam des vaters, des Suns, des heiligen geists Amen, pater noster Aue maria | Also gesegeu das wasser dreystund') nacheinander so ist es heilig vnd wol berait. Darnach gesegen die wunden oder den ge- prechen mit den drin hernachgeschriben segen vnd sprich also. Ich gesegen dich hewt die vnuermailigte^) wunden mit den heiligen vnd gerechten karactern, das du dein sweren vnd dein

') raüen, rechnen, berechnen; Sohmeller IP, Sp. 170 f. ^) ort, ungleich, ungrad (der Zahl nach); das. P, Sp. 150. ') nem, d. i. Namen, Namen; sunäm, Zunamen; das. P, Sp. 1738. *) leit, liegt. *) pruch, Abbruch, Nachtheil, Verlust; mir geschieht bruch, ich bin der verlierende Theil. Schmeller P, Sp. 342. «) vas, Gefäfs ; das. Sp. 766. ') dreijstund, dreimal; Schmeller III, 647. °) vnuer- mailigt, unbefleckt, unbeschädigt, unverletzt. Schmeller, IP, Sp. 1585.

263

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

264

swellen lassest, vnd dein nessen vnd dein fliessen lassest, vnd

dorren vnd dein vntugent lassest. Es seien fliegen würm oder spynnen oder welherlay vnflat das sey das der wunden schad sey, das müfs von disen werten tod sein die jch hie gesegent lian, das ist war, in nomine patris et filij et Spiritus saucti Amen. Du gebenedicter Jesu xpe (christe) in dem nam gots des waren Jhü xpi dein heilig wunden die enswuren noch enfaulten noch enflussen noch ensmekch- ten noch citroten (lies: eitroten), dageslüg nie kain vn- gelükch zu also mus heut der wunden geschehen die jch hie gesegent han mit dem waren got vnd in sein nam das ist war Amen, in nomine patris et filij et Spiritus sancti. Du gebenedicter Jhü crist die (din) heilig wunden die hallten stet vnd vest vcnzt") an den grünt, da geslüg nie kain vnglukch zu Also müss heut vnd ymer der wun- den geschehen die ich hie gesegent hab mit dem waren got das ist war Amen ju nomine patris et lilij et Spiritus sancti Also gesegen die wunden all tag zwir") oder des morgens vnd des abents alsofft du sprichst nach den vor- geschriben drein segen In nomine patris et filij et Spiri- tus sancti So wirff des gesegenten wassers dreystund') in die wunden Ain lay mag wol in gots namen drey tag die wunden gesegenn vnd nicht mer."

Dr. Frommann.

') sülen, brennen ; vgl. Sohm. IP, Sp. 340 ; oder sollte besser süren, schwären, zu lesen sein ; s. Schm. IP, Sp. 322 11. vgl. unten: eitroten. '") smekchen, schmecken, riechen; das.' III, 464. ") vncit, unz, bis ; Schm. P, Sp. 118. ") wir, zweimal ; Schm. IV, 307 f.

dein faullen, dein siiten^) vnd smekchen'") lassest, vnd dein

Ein Seidenstoff des 15. Jahrhunderts im germa- nischen Museum.

Dem grofsen Formenkreise, welcher sich in den Geweben ausspricht, die auf Grundlage der Muster ara- bischer Industrie im Abendlande ausgeführt wurden, ge- hört auch das Gewebe an, dessen Muster nebenstehend in '/3 wirklicher Gröfse abgebildet ist. Die Spruchbänder beweisen durch ihre Gestalt, dafs das Gewebe den spä- teren Zeiten entstammt. Die scheinbar arabischen Schrift- zeichen haben keinen Sinn. Die Thiere, besonders die zwei verschiedenen Drachen, sind ebenso energisch in der Zeichnung als phantastisch. Die Grundfarbe des Ge- webes scheint ehemals ein kräftiges Roth gewesen zu sein, das jedoch jetzt so verschossen ist, dafs das schmu- tzig gewordene und nachgedunkelte Gold der Zeichnung sich dunkel vom Grund abhebt, während ehemals der Grund dunkel war und die Zeichnung, d. h. die Thiere, liell vortreten liefs. Das Gewebe soll aus Lüneburg stam- men, wo der Künstler, aus dessen Besitz es ins germani- sche Museum gekommen, es vor längeren Jahrzehnden erworben zu haben angibt.

Nürnberg. A. Essenwein.

(Mit einer Beilage.)

Verantwortliche Redaction: Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Gedruckt bei U. E Sebald in Nürnberg.

BEILAGE ZUM AMEIGER FÜR KÜTOE DER DEUTSCHE!^ VORZEIT.

1873. JW 9. September.

(liroiiili des fiiermaiiisclieu Museums.

Nürnberg, den 15. September 1873. Die bevorstehende Jahresconferenz veranlafst einen Abschlul's in der Aufstellung und Einreihung der in den letzten Monaten neu hinzugekommenen Gegenstände, soweit solche in die Abthei- lungen treffen, die dem allgemeinen Besuche zugänglich sind. Wenn schon nicht gerade Vieles in neuerer Zeit erworben werden konnte, so ist doch auch für manches, wegen Mangels an Raum früher Zurückgestellte nunmehr durch neue Einrichtung Platz ge- funden worden. So hat die Abtheilung der Oefen und Ofen- kacheln eine neue Aufstellung erhalten, zugleich mit einer ein- fach künstlerischen Ausstattung der Eäume selbst, und sie ist nun- mehr eine unserer schönsten Abtheilungen, die drei kleine Säle füllt. Auch die Arnold'schen Bleireliefs gelangen nunmehr zur Auf- stellung.

In einem neuen, reichgeschnitzten Schranke im gothischen Stil, welchen Herr Fabrikant Ammersdörfer, der ihn bei der Londoner Weltausstellung benützt hatte, dem Museum schenkte, ist die Samm- lung der Drechslerarbeiten vereinigt zu passender Aufstellung ge- langt. Ebenso sind bei der Gewehrsammlung die neuen Zugänge eingereiht.

Herr Oberst Köhler in Sprottau hat die von ihm vor meh- reren Jahren unter Eigenthumsvorbehalt im Museum aufgestellte mittelalterliche, höchst merkwürdige Lothbüchse nunmehr als Geschenk überlassen.

Auf Veranlassung der Generaldirektion der Wiener Weltaus- stellung hatte das Museum je ein Exemplar seiner verschiedenen Publicationen dahin gesendet und ist nun dafür von der Jury durch eine Medaille ausgezeichnet worden.

Zu dem Verzeichnisse der Kunstfreunde und Künstler, welche Kunstwerke zu Gunsten der Uebertragung des Augustinerklosters gespendet haben, sind jüngst hinzugekommen: die Herreu Ehr- hardt, Professor, in Dresden, Dr.E.Förster in München, Frey- tag, Professor, in Gotha, E. Gleim, Landschaftsmaler, in Mün- chen, Jäger, Professor, in Nürnberg, Thiersch, Professor, in München.

Als ein freudiges Ereignifs darf das Museum auch den Besuch Sr. kais. Hoheit des Kronprinzen des deutschen Kelches in seiner Chronik nicht unerwähnt lassen.

Durch den Tod des Vicedirektors des k. geh. Haus- und Staats- archivs in Stuttgart, Dr. Ed. Kausler, hat unser Gelehrtenaus- schufs einen neuen Verlust erlitten.

Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden folgende neue Jahresbeiträge angemeldet:

Von Distriktsgemeinden : Bruck 15 fl. Greding 10 fl.

Würzburg 10 H. Zweibriicken 10 tl.

Von Privaten: Berlin. Dr. Piper, Professor, 5fl. 15 kr. ; Dr. phil. Theod. Wagner 7 fl. Duisburg. Wagner, Gymnasiallehrer, 1 fl. 45 kr. (zahlt schon seit 1871). Hamburg. Sigmund Heinrich- sen, Bankdirektor, 3 fl. 30 kr. Meersburg (Baden). Kreuz, grofsh. Domänenverwalter, 1 fl. ; A. Müller, Seminaroberlehrer, 1 fl. Nürn-

berg. Frau C. Burkhardt, Institutsvorsteherin, 3 fl. ; Frau Bertha Rosenfelder 2 fl. Sesslach. Dr. Voltz, Notar, 1 fl. Sonneberg. Dr. jur. Ortloft', Rechtsanwalt, 1 fl. 10 kr. ; Saurhammer, Kaufmann, 1 fl. 10 kr.

Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben:

Von Privaten : Ansbach. Dr. Hänle, k. Advokat, 2 fl. Wis- mar. Frege, Advokat, 8 fl. 45 kr.

Im Jahresberichte pro 1872 ist der Beitrag der Stadt Duis- burg, der mit 1 fl. 45 kr. aufgeführt ist, auf 8 fl. 45 kr. zu berichti- gen ; s. auch Beil. Nr. 2 des Anzeigers, Jhg. 1872.

Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :

Ii Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm- lungen,

(Nr. 6949—6964.)

dessen. Dr. Buchner, Reallehrer: 2 Photographieen nach Ausgrabungen bei GieCsen. 2 eiserne Siegelstöcke vom 18. Jhdt. Hannover. P'reifräulein von Uslar-Gleichen : Bronzeme- daille auf die Feier der silbernen Hochzeit des Königs Georg von Hannover. Nürnberg. Oberst von Gemming: Gipsabgufs einer Gemme mit hebräischer Inschrift. G euder, Antiquar : Schach- tel mit Zinnhusaren aus der Zeit des siebenjährigen Krieges. Lü- tzelberger, Stadtbibliothekar: Prager Groschen vom 14. Jhdt. Dr. med. Zeh 1er: Bayerischer und Brandenburger halber Gul- den von 1719 und 1733. Zöpfl, Fabrikant: Gothisches Thür- schlofs. Oberbürg bei Nürnberg. Freih. von Andrian: Eine mit Papiermosaik verzierte Schachtel, 18. Jhdt. St. Petersburg. Lemm: Grol'se Bronzemedaille auf das 25jähr. Bestehen des Ale- xander-Lyceums zu Petersburg. Stuttgart. Dr. med. Holder, Geh. Medicinalrath : Porträt des J. G. Scheicher, Oelgemälde von L. Strauch. Wiesbaden. E. Zais: Photographie und Farben- druck nach einem Teppich mit Darstellung der Jungfrau von Or- leans im Museum daselbst.

II. Für die Bibliothek,

(Nr. 30,276-30,314.) Aarau. H. R. Sauerländer, Verlagsh.: Hebel, alemannische Gedichte, herausg. u. erläutert v. Götzinger. 1873. 8. Ansbach. S.Hänle, k. Advokat: Ders., Erinnerungen an die HohenzoUern in Ansbach. 1873. 4. Berlin. H. Dannenberg, Stadtgerichtsrath : Ders., die Aachener u. Kölner Münzen der Hohenstaufen-Kaiser u. ihrer Gegner. 8. Sonderabz. Ders., Mittelaltermünzen von Hoorn. Unedirte Thaler. 8. Sonderabz. Bremen. Archiv der freien Hansestadt: Ehmck u. v. Bippen, Bremisches Urkundenbuch. Bnd. I, 7 u. H, 1. Lief. 1873. 4. Brunn. Histor.-statist. Sec- tion der mähr.-schles. Gesellschaft etc.: Dies., Schriften etc. ; XXI. Bnd. : d'Elvert, Geschichte der Musik in Mähren u. österr. Schlesien. 1873. 8. Colmar. C. Alexi, Conrector des kais. Gymnasiums: Ders., der Tod des Herzogs Bernhard v. Wei- mar. 1873. 8. Sonderabdr. v. Cuny, k. Appellrath ; Pievue d'Al- sace; II. annee, juil.-sept. 1873. 8. Dresden. K. sächs. Mini- sterium des Innern: Kalender u. statist. Jahrbuch auf d. J. 1874. 8. Dürkheim a. d. H. Rektorat der k. b. latein. Schule: Dass., Jahresbericht, 1872—73. 4. Erlangen. Ferd. Enke, Ver- lagsh.: Müller, die venerischen Krankheiten im Alterthum. 1873. 8. Landshut. Histor. Verein f. Niederbayern: Ders., Ver- handlungen etc.; Bnd. XVII, 1. 1873. 8. Leipzig. F. A. Brock- haus, Verlagshndl. : Wander, Sprichwörter-Lexikon ; 45. Lief. 1873. 8. Wilh. Violet, Verlagshndl.: Freund, dreiTafeln der griech.,

267

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

268

röm. u. deutschen Literaturgeschichte; Taf. III. 1873. Lübeck. Gesammtausschu fs des deutschen Sängerbundes: Ders., Protokoll über die 7. Sitzung. 1873.8. Münchberg. Ludw.Zapf, Stadtschreiber: Ders., der Sagenkreis des Fichtelgebirges. 1873. 8.

Münnerstadt. K. Rektorat der Studienanstalt: Dass., Jah- resbericht etc. 1872—73. 4. Münster. K.Akademie: Enck, de S. Adalhardo abbate Corbeiae antiquae et novae. 1873. 8. Theis- sing'sche Buchhandl. : Teipel, Wiftekind, Bruno, Egbert. 1860. 8.

St. Nikolaas. Oudheidskundige Kring van het Land van Waas: Ders., Annalen ; IV'. Deel. 4. Avlev. 1873. 8. Nördlingen. C. H. Beck'sche Buchh. : Schultheis, europäischer Geschichtskalen- der; 13. Jhg. 1872. 1873. 8. Nürnbern. Friedr. Korn'sche Buchh. : Die Volksschule des XIX. Jahrh. in Biographieen ; 8. Lief. 1873. 8. Strassburg. Dr. Friedr. Wilh. Bergmann, Univers.- Professor : Ders., Strafsburger volksgespräche, in ihrer mundart vorgetragen. 1873. 8. Stuttgart. J. G. Cotta'sche Buchh.: Riehl, culturgeschichtliche Novellen. 3. Aufl. 1864. 8. Steub, klei- nere Schriften; I.Band. 1873. 8. Turin. Guido Cora: Cosmos etc.; vol. I, 3. 4. 1873. 8. Ulm. Verein f. Kunst u. Alter- thum in Ulm und Oberschwaben: Ders., Verhandlungen; neue Reihe, 5. Heft. 1873. 4. Venedig. Deputazione Veneta sopra gli studi di storia patria: Fulin, Relazione della giunta etc. 1873. 8. Weimar. B. F. Voigt, Verlagshandl. : Die be- sten und beliebtesten Zimmerraannssprilche ; 6. Aufl. 8. Wien. Wilh. Braumüller, k. k. Hof- u. Univers. -Buchhändler: Beer, Joseph II. , Leopold II. und Kaunitz. Ihr Briefwechsel. 1873. 8.

V. Vivenot, Quellen zur Geschichte der deutschen Kaiserpolitik Oesterreichs während der französ. Revolutionskriege ; I. Bnd. 1873. 8. Spiels, die fränkisch-henneberg. Mundart. 1873. 8. A. Conze, Univers.-Professor : Ders., il ritorno di Ulisse. 1872. 8. Sonderabdr. Alfred Grenser: Pusikan, die Kaiserstein. 1873. 8. Franz Ritter von Hauslab, k. k. Feldzeugmeister: Ders., über die charakteristischen Kennzeichen der geschichtl. Entwickelungs-Ab- schnitte der Kriegertracht v. Beginn des 16. bis zu jenem des 19. Jahrh. 1864. 8. Sonderabdr. Schneider, Zusammenstellung u. In- halts-Angabe der artillerist. Schriften u. Werke in d. Bibliothek Sr. Exe. des Herrn Feldzeugmeisters Ritter v. Hauslab. 8. Schnei- der, die Handgranaten. 1864. 8. Sonderabdr. Schneider, der all- gemeine u. der Krieger-Aberglaube im 16., 17. u. 18. Jahrh. 1865. S. Sonderabdr. Schneider, über die Rolle einiger Thiergattungen in dem Kriegswesen der Vergangenheit. 1860. 8. Sonderabdr.

III, Für das Archiv.

(Nr. 4326—4327.) dessen. Dr. Buchner, Reallehrer: Lehenbrief Johann Georgs, Kurfürsten und Herzogs zu Sachsen, an August Hefsling, über das Gut Leinpach ohnweit Meifsen. 1654. Perg. Sesslach. Salb, stud, jur. : Aufforderung Kaiser Leopold's I. an Bürgermeister und Rath der Stadt Windsheim, zur Vertheidigung des Vaterlandes deutscher Nation die Werbung einer Anzahl Kriegsvolkes in ihrem Gebiete zu verstatten. 1677. Pap. Orig.

Chronik der historischen Vereine.

Geschichte der Musik in Mähren u. Oesterr.-Sohle- sien mit Rücksicht auf die allgemeine, böhmische und österreichi- sche Musik - Geschichte. Von Christian Ritter d'Elvert. (Bildet auch den 5. Band seiner Beiträge zur Culturgeschichte Mährens und Oesterr.- Schlesiens und den 21. Band der Schriften der histor, Sektion.) Brunn, 1873. 8. VI, 258 u. 252 Stn.

Eilfter Jahresbericht des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen. Für das Vereinsjahr 1872 1873- (Vom 16. Mai 1872 bis 15. Mai 1873.) Prag 1873. 8.

Heraldisch - genealogische Zeitschrift. Organ des heraldisch-genealogischen Vereines „Adler" in Wien. m. Jahrg. Nr. 7. 8. Wien, Juli. 1873. 4.

Original -Prunkhelme und Schilde aus dem 15. Jahrhunderte. Besprochen von Friedrich Freiherrn AValdbott von Bassenheim. Kleine Bemerkungen zur Wappenkunde. Von Ralph von Retberg- Wettbergen. Ueber die persönlichen Verhältnisse und das Wap- pen des Freiherren Niklas von Jurischitz. Von Geza Csergheö de Nemes - Tacskänd. Zur heraldischen National - Charakteristik von Dr. C. 0. von Querfurth. Die Aufnahme des Fürsten Oc- tavio II. Piccolomini als Ehren -Prior in den militärischen Orden des heiligen Stefan zu Pisa am 14. Februar 1744. Nach lateini- schen und italienischen Urkunden aus dem Nachoder Schlofs- Ar- chive von Arnold Freiherrn von Weyhe-Eimke. Kleine Mitthei- lungen aus den reiehsgräflichen Abensperg-Traun'schen Archiven von Friedrich Kern. Ein Ortenburg'sches Siegel. ,,Das Wap- pen der Mendoza." Ein spanisches Schauspiel des 17. Jahrh. (Al- fred Grenser.) Die möglichen Beziehungen mancher älterer bür- gerlicher Wappen zu den Zunftschilden städt. Gewerks-Innungen.

Der Kirchen-Schmuck. Blätter des christlichen Kunstvereines der Diözese Seckau. 1873. IV. Jahrg. Nr. 8. Graz. 8.

Die kirchlichen Neubauten Wien's. Ueber das Pastorale der Bischöfe und Aebte. Mitgetheilt von P. Ludwig Findeys. Ein Wort über gothische Kelche.

Verhandlungen des historischen Vereines für Nie- derbayern. XVH. Band. 1. Heft. Landshut, 1873. 8.

Der Natternberg. Mitg. von P. Bened. Braunmüller, 0. S. B. Geschichte der Grafen von Roning- Rottenburg und Moosburg. Vom Beneficiaten Georg Heinrich.

Organ für christliche Kunst, hrsg. und redigirt von J. van Endert in Cöln. Organ des christlichen Kunst Vereins fürDeutschland. Nr. 13*). 15. 16. Köln, 1. Juh 1873. XXIII. Jahrg. 4.

Diverse Alterthümer aus den Katakomben. Die St. Marcus- Capelle in Altenburg. Ueber die kirchliche Kunst zu Trier. Fortsetzungen.

Mittheilungen zur vaterländischen Geschichte. Herausgeg. vom historischen Verein in St. Gallen. Neue Folge. 3. Heft. (Der ganzen Folge XIII.) Mit zwei Karten. St. Gallen, Huber & Comp. 1872. 8.

Joachim von Watt als Geschichtschreiber. Von anfang, gelegenheit, regiment und handlung der weiterkannten frommen statt zu Sant Gallen. Hrsg. von dems. Verein. Mit einer Tafel. St. Gallen. Huber & Comp. 1873. 4.

Publication de la Section historique de l'Institut Royal Grand-D ucal deLuxembourg. Annee 1872. XXVII (V). Luxembourg, V. Bück. 1873. 4.

Angelegenheiten der Gesellschaft. Table chronologique des chartes et diplomes relatifs ä Thistoire de l'ancien pays de Luxem- bourg (8. decembre 1437 23. decembre 1439). Par M. Wurth-

*) Kr. 14 ist ansgcblleben.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Paquet. Coup-d'oeil lüstorique et analytique sur les oonflits et las anciennes hostilites entre Luxembourg et Trives, entre Luxera- bourg et Bar et entre Luxembourg et la Lorraine. Par M. J. Ul- veling. Renseignements au sujet de la destruction de l'abba3-e d'Altmunster, sur le plateau de ce nom. Par le meme. Die drei- dämmigen Römerstrassen. Von H. Job. Engling. Deux chartes inedites relatives ä Marange. Notice sur l'ancien couvent des freres mineurs ä Luxembourg. Par P. Pruvost. Das Obitua- rium der Abtei Echternach. Bevorwortet u. herausgeg. von Prof. Dr. Peters. Chartes Luxembourgeoises inedites qui se trouvent aux archives de Coblence. Melanges historiques..

Annales du cercle archeologique du Pays de Waas. Tome quatrieme. Quatrieme Livraison. Juin 1873. Sint-Nikolaas. 8.

Vereinsangelegenheiten. Nekrologe. L'ancien abbaye des chanoinesses regulieres de l'Ordre de Saint Victor et de la Regie de Saint- Augustin, dit abbaye de la Tres-Sainte Vierge Marie de Roosenberg, ä Waasmunster (avec planches), par le Dr. J. van Raemdonck.

Verslag van het Verhandeide in de Algemeene Vergadering van het Provinciaal Utrechtsch Genoot- schaiJ van Künsten an Wetenschapp en, gehenden den 10. en 25. Juni 1872. Utrecht, Gebr. van der Post. 1872. 8.

Aanteekeningen van het Verhandeide in de Sectie- Vergaderingen van het Provinoiaal Utrechtsch Genootschap etc. ter gelegenheid van de algemeene vergadering, gehouden 1871 en 1872. Utrecht, C. van der Post jr. 1871. 8.

De Vrije Fries. Mengelingen, uitgegeven door het Friesch Genootschap van Geschied-, Oudheid- en Taalkunde. Twaalfde Deel. Nieuwe Reeks. Zesde Deel. Derde Stuk. Leeu- warden, H. Kuipers, 1872. 8.

De Angel- Saksen en hunne Oudste Munten (sceattas). Eene verhandeling van Mr. J. Dirks. Met platen. De verdediging van Friesland in 1672. Eene voorlezing door M. Bloemberger Ez.

FriesoheOudheden. Af beeldingen van merkwaardige voor- werpen van wetenschap en kunst, gevonden in de archieven, ker- ken, kasteelen, terpen enz. van Friesland. Namens het Friesch Genootschap etc. afgebeeld en historisch toeglicht. Derde afleve- ring. Leeuwarden, H. Kuipers. 1872. 2.

Vier - en - veertigste Verslag der Handelingen van het Friesch Genootschap enz. over het jaar 1871—72. Leeuwarden. 8.

Memoires de la Sooiete royale des Antiquaires du Nord. Nouvolle Serie. 1872. Copenhague. 8.

Recherches sur les restes du premier äge de fer dans l'ile de Bornholm. Par E. Vedel. Avec 15 planches. Statuettes romai- nes et autres objets d'art du premier äge de fer. Par C. Engel- hardt. Avec 12 planches.

Aarböger for Nordisk Oldkyndighed og Historie, udgivne af det Kongelige Nordiske Oldskrift-Selskab. 1872. Andet, tredie og fjerde Hefte. Kjöbenhavn. 8.

Tillaeg til den aeldre Jernalders Begravelser paa Bornholm. Af Amtmand E. Vedel. Runebjerget ved Veblungsnaes. Af B. E. Bendixen. Veblungsnaes-Indskriften. Af Sophus Bugge. Ora Sprogformen i de saellandske Love. Af Viggo Saby. Lod- bössen fra Vedelspang. Et Bidrag til Haandskydevaabnenes Hi- storie i det 15de Aarhundrede. Af Artillerikapitain Otto Blom.

Det aeldste Köbenhavn. Af A. D. Jörgensen. Bemaerknin- ger i Anledning af N. Nicolaysen : Noget om Skaalebygningen etc. Af Hannibal Hoff. Bidrag til Oplysning af Middelalderens Love og Samfundsforhold. Af A. D. Jörgensen. Ruslands og det skan- dinaviske Nordens Bebyggalse og aeldste Kulturforhold. Bidrag til sammenlignende forhistorisk Archaeologie. Af J. J. A. Worsaae.

1873. Forste Hefte. Bemaerkninger om den i Skotland fundne latinske Norges Krönike. Af Sophus Bugge. Tre „barbarisk- classiske" Gemmer, fundne i Danmark. Af Prof. George Stephens.

Harald Hardrade i Limfjorden. Af Kr. Erslev. OmForhoI- det mellem den saellandske og den skanske Kirkelov. Af A. D. Jörgensen. Den oldnordiske Bebyggelse af ArsukQorden. Af G. Fanöe.

Beiträge zur Kunde Ehst-, Liv- und Kurlands, herausgegeben von der Ehstländischen Literarischen Ge- sellschaf t durch Eduard Pabst. Band L Heft IV. Reval, 1873. Verlag von Lindfors' Erben. 8.

Die alt-livländischen Städtetage. Recefs des Städtetages zu Bernau, 1527. Alter Schrägen der Bruderschaft der Schmiede- gesellen zu Reval. Der rigischen Schmiedeknechte Schrägen. Die Russenschlacht bei Maholm im Jahre 1268. Bericht über die Gesellschaft für 1868 71.

Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

21) Friedrich der Freidige, Markgraf von Meifsen, Landgraf von Thüringen, und die Wettiner sei- ner Zeit (1247 1325). Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Reiches und der wettinischen Länder. Von Dr. Franz X. Wegele, Professor der Geschichte zu Würz- burg. Nördlingen. Druck und Verlag der C. H. Beck'- schen Buchhandlung. 1870. VII, 466 Stn. Mit 2 genealo- gischen Tafeln.

Die Aufgabe, welche sich der Verfasser in der vorliegenden

Schrift gesetzt hat , ist ; an einem einzelnen Beispiele die innerli- che Zähigkeit der Kämpfe zu veranschaulichen, welche auf deut- schem Boden um dynastische und territoriale Selbständigkeit ge- führt worden sind. Er sieht in denselben nichts ZufälHges und Willkürliches, sondern eine ursprüngliche Richtung in den natio- nalen Anlagen, die jederzeit nur mit grofser Mühe durch den ent- gegenstehenden Grundsatz der Reichseinheit gemäfsigt und be- schränkt werden konnte.

Der Inhalt knüpft zunächst an den im Februar 1247 erfolgten Tod Heinrich Raspe's an, des letzten, ohne Hinterlassung männli- cher Sprossen dahingeschiedenen Landgrafen von Thüringen und Gegenkaisers Friedrich's II. von Hohenstaufen. Es begann der

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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lange Kampf zwischen den Erbansprecheru, welche sich die reiche thüringische Verlassenschaft streitig machten. Erst am 27. Octo- ber 1261 brachte das Treffen von Besenstedt die Entscheidung. Der Markgraf Heinrich der Erlauchte von Meil'sen behauptete die eigentliche Landgrafschaft Thüringen und die Pfalzgrafschaft Sachsen, während die bisher mit Thüringen verbundenen hessi- schen Gegenden Heinrich dem Kinde, dem Sohne Heinrich's von Brabant und der Sophie, Nichte Heinrich ßaspe's, als erbliches Stammland zufielen.

Der Verfasser verweilt längere Zeit bei der Regierung des erstgenannten dieser Fürsten, seinen Familienverhältnissen und vor allem der Stellung zu seinen Söhnen. Er verdeutlicht uns die enge Verbindung des wettinischen Hauses mit dem Könige von Böh- men und die schwankende Zurückhaltung, welche dasselbe in den Kämpfen König Rudolfs gegen Ottokar einnahm. Er führt uns auf diesem Wege in die verwirrenden und für den Bestand des fürst- lichen Hauses höchst bedenklichen Händel ein, welche durch das leichtfertige, verschwenderische und unwürdige Benehmen Albrecht's, des ältesten Sohnes Heinrich's des Erlauchten, noch bei Lebzeiten des Vaters veranlafst wurden und bei dem Tode desselben zum vollen Ausbruche kamen.

Schon Kaiser Rudolf L hatte die aufstrebende Macht der Wet- tiner nicht ohne Mifstrauen betrachtet; er beschränkte sich indes- sen während seines einjährigen Aufenthaltes in Erfurt darauf, im Norden seines Reiches, gerade wie im Süden, zunächst die unwi- ' derstreitbar kaiserlichen Gerechtsamen mit Festigkeit geltend zu machen, im übrigen aber den Landfrieden ki-äftig zu schirmen. Als aber seit 1292 Kaiser Adolf den Thron bestiegen hatte, än- derten sich die Verhältnisse. Dieser Fürst, eifrig darauf bedacht, seine geringe Hausmacht durch die Einziehung gröfserer Reichs- lehen möglichst zu vermehren, suchte die gewissenlose Fahrlässig- keit des Landgrafen Albrecht und die damit zusammenhängenden, beständigen Geldverlegenheiten desselben zu seinem Vortheile zu benutzen. Der letztere liefs sich herbei, in einem besonderen Ver- trage dem Kaiser Adolph die Landschaft Thüringen um die Summe von 12000 Mark Silbers käuflich zu überlassen. Mit diesem Er- eignisse beginnt die eigentliche Wirksamkeit Friedrich's des Frei- digen. Er stellt sich der Ausführung der von seinem Vater ein- gegangenen Abtretung des Landes aus allen Kräften entgegen und vertheidigt sein Recht selbst gegen den Kaiser, welcher an der Spitze eines Kriegsheeres in Thüringen eindringt, mit bewaff- neter Hand. Er unterliegt ; die angeknüpften Unterhandlungen scheitern und Friedrich, der in keiner Weise seinen Ansprüchen zu entsagen gedenkt, ist zur Flucht aus der Heimat genöthigt. Während seines Aufenthalts in Kärnten und Böhmen nimmt er an der von Albrecht von Habsburg gegen Kaiser Adolph geleite- ten Gegenbew'egung eifrigen Antheil.

Der Untergang dieses letzteren gestattete Friedrichen zwar, in seiner Heimat, und namentbch in Thüringen, wieder festeren Fufs zu fassen; aber in der Hoffnung, seine Ansprüche durch Kaiser Albrecht unbedingt anerkannt zu sehen, täuschte er sich. Dieser Kaiser hatte zwar nicht nöthig, w'ie sein Vorgänger, gewaltsam nach Vergröfserung seines Familiengutes zu jagen, aber den Grundsatz, die kaiserliche Gewalt zur Stärkung seiner Hausmacht zu benutzen und beide in einander aufgehen zu lassen, beobachtete auch er. Er verfügte nicht blos über Meifsen, das Osterland und das Plei- fsener Gebiet als Lehen des Reiches zu Gunsten Böhmens, sondern

hielt auch die von Landgraf Albrecht zugetandene Abtretung Thü- ringens an das Reich mit allen ihren rechtlichen Folgen aufrecht. Friedrich der Freidige bewährte auch hier seinen hartnäckigen Sinn und ordnete den Widerstand. Gleichwohl würde der Sieg sehr zweifelhaft gewesen sein, wenn Kaiser Albrecht nicht auch auf andern Seiten in seiner Staatskunst empfindliche Rückschläge erfahren hätte. Als seine Truppen unter dem Fcldhauptmann Hein- rich von Nortenberg bei Lucka in der Nähe von Altenburg eine Niederlage erlitten, bereitete er einen neuen Feldzug vor; aber an- derweitige Sorgen lenkten ihu auch diesmal wieder ab, und der schon in dem folgenden Jahre 1308 erfolgte Tod machte allen wei- teren Versuchen wider Thüringen ein Ende.

Kaiser Heinrich VH. von Luxemburg befolgte eine von der sei- ner Vorgänger gänzlich verschiedene Politik und betrachtete daher auch die meifsnisch-thüringische Frage aus einem andern Gesichts- punkte. Nach Beseitigung einiger Schwierigkeiten, denen nicht auszuweichen war, entschied er sie durch den Vertrag von Prag vom 18. Dezember 1310 zu Gunsten des wettinischen Hauses. Fried- rich der Freidige hatte durch zähe Ausdauer, aber auch durch Bei- seitesetzung aller Rücksichten auf die allgemeinen Interessen des Reichs dieses Ziel erreicht. Seine dynastische Selbstsucht ver- wickelte ihn auch nach dem Prager Vertrage in neue Streitigkei- ten, welche seine bisherigen Errungenschaften in hohem Grade ge- fährdeten. Seit 1320 verfiel er in ein unheilbares körperliches und geistiges Siechthum, welches ihn nöthigte, seiner Gemahlin die Regierungsgeschäfte zu überlassen , und starb 1324.

Dies der Inhalt des vorliegenden Buches. Es wird durch Ver- flechtung zahlreicher Bemerkungen über die öffentlichen Zustände, durch Aufhellung der treibenden Beweggründe in den Fürsten und Grofsen damaliger Zeit, sowie durch die klare Zeichnung ein- zelner Persönlichkeiten ganz besonders lehrreich und anziehend. Dem Texte sind drei erläuternde Abhandlungen und siebenund- neunzig nach dem Original abgedruckte Urkunden beicfesreben.

A. F.

22) Die amtlichen Ausgrabungen auf Sylt 1870, 1871 und 1872. Von Heinrich Handelmann, königl. Conser- vator der vaterländischen Alterthümer in Schleswig-Holstein. Kiel, Schwers'sche Buchhandlung. 1873. gr. 8. 39 Stn. Mit zwei Steindrucktafeln und drei Holzschnitten.

Der Verfasser weist darauf hin, wie von den Grabräubereien der ältesten Zeit, gegen welche schon die lex Salica mit der strengsten Strafbestimraung einschreiten mufste, bis zu den Schatz- gräbereien über das Mittelalter hinaus und den Verschleppungen forschender Dilettanten und müssiger Badegäste späterer Zeit das Schicksal der zahlreichen Grabhügel der genannten Insel beschallen gewesen sein mufs, die im Hinblick auf die noch immer sich er- gebenden Funde ursprünglich die Bedeutung wahrer Schatzkam- mern beanspruchen durften. Um so anerkennenswerther ist, dafs in der letzten Stunde noch die preufsische Regierung sich der Sache angenommen und die systematische Durchforschung der noch erhaltenen Denkmäler in die Hände eines bewährten Kenners gelegt hat. Mit verschiedenem Erfolg sind dreifsig Gräber un- tersucht und die darüber aufgenommenen Protokolle bilden den Inhalt der vorliegenden kleinen Schrift. Die wichtigsten Fund- stücke in Abbildung beigefügt. Anmerkungen unter dem Texte ziehen Parallelen, oder eröffnen die nöthigen wissenschaftlichen

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Gesichtspunkte. Die nachgewiesene Mannigfaltigkeit innerhalb ei- nes bestimmt umgrenzten Kreises vorgeschichtlicher Todtenbestat- tung ist als Hauptergebnifs des Unternehmens sowohl wie der Be- schreibung zu betrachten. v. E.

23) Geschichte der Reichsstadt Nürnberg zur Zeit Kaiser Karl's IV. 1347 1378. Verfafst von Dr. Georg Wolfgang Karl Lochner, Stadt -Archivar zu Nürnberg. Berlin. Fr. Lobeck's Verlag. 1873. 8. 212 Stn.

Die vorliegende Schrift erscheint zunächst als Bruchstück einer umfangreichen vollständigen Geschichte der Stadt Nürnberg, welche der Verfasser in Aussicht stellt, sodann in ihrer bestimmten Um- grenzung auch als selbständiges Werk, indem sie in dem Kampfe des städtischen Bürgerthums gegen das Patriziat und anderen so- cialen Umwälzungen des 14. Jahrhunderts einen Gegenstand zur Sprache bringt, der nicht allein der Reichsstadt eigenthümlich war, als charakteristisches Merkmal der Epoche aber, an welchem Orte immer betrachtet, belehrende Reflexe auf die Sache im All- gemeinen werfen mufs. Die Geschichte der Stadt Nürnberg bietet selbstverständlich Anhaltspunkte, wie kaum eine zweite. Eine Darstellung der daselbst vorgekommenen Ereignisse auf Grund ausschliefslicher, sorgfältiger Urkundenforschung mufs einen Mafs- stab für die Behandlung der wichtigen Frage überhaupt abgeben. Das aber ist der eigentliche Vorzug dieser wie bekanntlich aller Arbeiten des Verfassers, dafs er im Fortgange derselben Schritt vor Schritt die Beglaubigung der von ihm gegebenen Thatsachen mit sich führt und überall nicht allein die grölste Gewissenhaftig- keit, sondern auch ein unübertreffliches Geschick in Benutzung ur- kundlicher Belege erweist. Möchte die vorgelegte Probe sich bald zum vollständigen Werke erweitern ! v. E.

24) Der Ursprung der deutschen Stadt Verfassung. Von AndreasHeusler. Weimar, Hermann Böhlau. 1872. 8. 252 Stn.

Dal's nach Bearbeitung desselben Gegenstandes durch Autori- täten ersten Ranges, wie Eichhorn, Arnold, Nitzsch, von Maurer u. a., die Frage noch in Mitte eines brennenden Streites steht, ist ein Umstand, der die unausgesetzte Wiederaufnahme derselben rechtfertigt, um so mehr, wenn es, wie im vorliegenden Falle, in dem Sinne geschieht, den durch vielfach unberufene Einmischung entstandenen Tumult zu beschwichtigen und zunächst die klare Uebersicht wiederherzustellen. Der Verfasser hat, obwohl er in der Einleitung seine Aufgabe nur als vermittelnde hinstellen zu wollen scheint, seine bestimmte Ansicht über die verhandelte Sache und legt sie kurz und bündig dar; doch führt die stete und allseitige Bezugnahme auf seine Vorgänger ihn schon dahin die Ausschliefslichkeit seiner Theorie weniger zu betonen, als dies bis dahin Sitte gewesen, und neben dem Aufbau derselben dem Gedanken Raum zu lassen, dafs bei dem unzulänglichen Mafse des zur Verfügung stehenden Quellenmaterials bis jetzt die schlufs- gültige Entscheidung der Frage überhaupt nicht möglich ist. Wir folgen seinen Auseinandersetzungen so mit dem wohlthätigen Ge- fühle, dafs wir es noch mit der Forschung, nicht mit dem abge- schlossenen System zu thun haben. Seine Ansicht ist in Kurzem folgende. Weder die Immunität, noch die Ottonischen Privilegien, weder das Burggrafenamt, noch die Ständegliederung in den Städten bildeten einzeln oder insgesammt den Ausgangspunkt der späteren

Stadtverfassung; sie waren vielmehr nur Vehikel, unter Begün- stigung von Umständen, welche dem Lande nicht zu statten kom- men konnten, den viel älteren und mächtigeren Trieb zur Ent- faltung zu bringen, der in jener Form einst so bedeutungsvoll werden sollte. In Wahrheit erklärt sich die deutsche Stadtver- fassung wie das Bürgerthum nur aus der Anknüpfung an die alte fränkische Volksverfassung, insbesondere die freien Volksgerichts- genossenschaften. Der spätere Rath der Städte setzte sich zusam- men aus den ursprünglichen Gerichtsbeisitzern, welche bei steigen- der Consolidierung und Machtentfaltung der Stadtbewohner die Reichsbeamten verdrängen und die Gerichtsbarkeit sich aneignen, in ihrer eigenen Ueberhebung zum Patriziat aber den Unterschied der Stände verwischen, bis sie nach Auflehnung der letzteren gegen die Privilegien der Olygarchie einen Theil ihrer Obergewalt ab- geben und so im einfachen Bürgerstande die altgermanische Frei- heit und Gleichheit nach und nach herstellen helfen. v. E.

Aufsätze in Zeitschriften.

Grenzboten: Nr. 25, S. 321. Die Malertechnik u. Kunstübung alter Meister. (Max Allihn.)

Im neuen Reich: Nr. 33, S. 241. Guelfen u. Ghibellinen; eine Mobilmachung in Florenz. Die Schlacht bei Montaparti, 1260. (0. Hartwig.) Nr. 36, S. 364. Das Kaufhaus in Strafsburg u. der Transithandel des Elsafses in früherer Zeit. Nr. 37, S. 395. Das Weltbuch Sebastian Franck's. (J. Löwenberg.)

Frank. Kurier: Nr. 460 fl". Das Nürnberger Findel- und Wai- senhaus. (Lotter.)

Augsb. Postzeitung: Beil. Nr. 56. Balde's Noviziat in Lands- berg. (Fred. Westermayer von Tölz.)

Nürnb. Presse: Nr. 230. Der Fürstbischof Konrad IH. zu Würz- burg. — Nr. 232. Zur Geschichte der Cholera.

Sonntagsblatt: Nr. .31. Die Halloren. (R. Wellnau.)

Wochenblatt d.Joh.-Ord.-B alley Br dbg. : Nr. 35. Gernrode. (Oskar Schwebel.) Nr. 36. Das Testament Witzlaff's H. von Rügen. Mythologisches aus der Mark Brandenburg. 2. Die Riesen. Zur Geschichte der Blindeninstitute.

Zeitschrift f. bildende Kunst: Hft. 11, S. 321. Streifzüge im Elsafs. Von Alfr. Weltmann. V. Der deutsche Correggio (Mathias Grünewald).

Allgem. Zeitung: Beil. Nr. 235. Ausstellung von Gemälden äl- terer Meister aus Wiener Privatbesitz. (Alfr. Woltmann.) Nr. 248 f. Ueber den sogen. Nymphenburger Tractat. (Dr. K. Th. Heigel.)

Yerinischte Nachrichten.

65) Von Oppenheim a. Rh. aus ergeht ein Aufruf „an alle Deutsche in der Heimat und im Auslande" zur Sammlung und Ein- sendung von Beiträgen für die vollständige Ausbauung der dor- tigen Katharinenkirche. Dieser Spitzbogenbau entstand in den Jahren 1262 bis 1317 und wurde unter Melac im Jahre 1689 zerstört. Den Anstrengungen der Bevölkerung und Unterstützung der grofsherzoglichen Regierung ist es noch nicht gelungen, die- ses erhabene Gotteshaus, ein „religiös-nationales Baudenkmal deut- schen Wissens, Wollens und Könnens", in seinem alten Glänze

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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wiederherzustellen. Unter landesherrlichem Schutz hat sich des- halb ein Verein gebildet, welcher neben der Unterstützung vom Staate auch durch Sammlung freiwilliger Gaben seinen Plan aus- zuführen gedenkt, die Kirche, welche namentlich im westlichen Chor eine reine Ruine ist und deren Mittel- und Seitenschiff eines neuen Daches, deren östlicher Chor der gründlichsten Wiederher- stellung und deren Pfarrthurm eines gänzlichen Umbaues bedarf, vollständig auszubauen. (Deutsche Kunstztg., Nr. 27.)

66) Der verstorbene Bischof von Ilildesheim besafs eine sehr zahlreiche Sammlung von Oelgemälden, Antiquitä- ten aller Art, ferner einige Manuscripte und eine Anzahl von Incunabeln. Die überwiegende Anzahl der Gemälde hat nur ge- ringen Werth; es befinden sich darunter aber auch einige seltene Kunstwerke, besonders einige Kiederländer und ein echter Fiesole. Das Domkapitel, dem die Ausführung des Testaments übertragen ist, wünscht womöglich diese ganze Hinterlassenschaft an einen Käufer zu veräufsern, soll indessen auch bereit sein, gewisse leicht sich ausscheidende Gruppen von Gemälden zu verkaufen, und würde auch auf den Fiesole allein Gebote annnehmen.

(III. Ztg., Nr. 1575.)

67) Die Gesellschaft der Künste und Wissenschaften zu Ut- recht macht neben andern Preisfragen folgende historische wiederholt bekannt : Versuch einer Geschichte der religiösen Brü- derschaften in den Niederlanden bis zum 16. Jahrb., mit Angabe der noch bestehenden Anstalten, welche daraus hervorgegangen sind; historische Untersuchungen über den Handel der Niederlande, vom Tode Karl's des Grofsen bis zum Ende der Kreuzzüge. Die Beantwortungen dieser Fragen sind gegen den 30. November 1874 einzusenden.

68) Die Wiener Weltausstellung hatte den Wunsch nahe gelegt, bei den innigen Beziehungen, in welchen die heutige Kunst- industrie zu den Denkmälern der Vorzeit steht, eine möglichst reich- haltige Ausstellung zu veranstalten, in welcher die Schätze der Vorzeit dem Publikum zugleich neben denen der Neuzeit vor Au- gen geführt würden. Leider hat die Generaldirektion der Aus- stellung sich nicht bewegen lassen, die Sache von einem grofsen, wissenschaftlichen Standpunkte aus aufzufassen und der Ausstellung eine systematische Einheit zu geben. Es blieb also dem Zufall überlassen, was eben sich finden würde. Eine Anstrengung des deutschen Reiches, wenigstens für Deutschland eine systematische Ausstellung zu Stande zu bringen, wurde gleichfalls durch Zaudern der Generaldirektion vereitelt. Nichtsdestoweniger ist überrachend viel Seltenes und Lehrreiches nach Wien gelangt, und wenn auch nur Weniges für den Laien übersichtlich sich darstellt, so findet doch der Forscher unendlich viel Material zu Studien. Wie wenige unserer Alterthumsfreunde haben z. B. den angeblichen „Schatz des Atbanarich," die zu Petrosa gefundenen Goldgefäfse aus der Zeit der Völkerwanderung, je nur in Abbildung gesehen. Die rumänische Abtheilung der Ausstellung bringt ihn im Original zur Anschauung und macht dessen Studium und Prüfung möglich. Die Schweiz, Dänemark und Ungarn geben ein übersichtliches Bild der Funde aus vorhistorischer und römischer Zeit, die in je- nen Ländern gemacht wurden, wobei besonders Ungarn höchst merkwürdige Gegenstände, sowohl klassischen als barbarischen Ur- sprunges, zeigt. Auch die Sachen aus der burgundischen Zeit in der Schweizer Ausstellung interessieren in hohem Grade als Gegen- stück zu den alemannischen und fränkischen die in Schwaben und

am Rhein sich finden. Leider hat Dänemark sich auf die Steinzeit beschränkt, die auch in der italienischen Abtheilung ihre Vertre- tung gefunden hat. Auch die anthropologische Gesellschaft in Wien hat eine entsprechende Collectivausstellung gebracht.

Das Mittelalter ist nur in der österreichischen und ungari- schen Abtheilung entsprechend vertreten; einiges Interessante bie- tet auch die spanische. Die österreichischen und die ungarischen Kirchenschätze sind ziemlich vollständig ausgestellt ; das National- museum zu Pesth und Privatsammler haben Vieles gesendet. Der Schatz des deutschen Ordens und der der österreichischen Abthei- lung eingefügte alte Weifenschatz enthalten viel Kostbares. Die Periode der Renaissance ist durch die Schätze des Barons Anselm von Rothschild, sowie vieler Privatsammler dargestellt. Auch der Herzog von Nassau und König Georg von Hannover haben in die österreichische Abtheilung Schönes geliefert. Ebenso findet sich aus Spanien, der Schweiz und Ungarn viel Bemerkenswerthes. Doch kann natürlich nicht erwartet werden, dafs Alles was für die Kultur jener Zeiten wichtig ist, auch nur durch wenige Bei- spiele vertreten wäre. Der Mangel an Systematik macht sich eben- sosehr hinsichtlich der Wahl der Objekte, als der Anordnung der Ausstellung bemerklich. Nur einige Münzfreunde haben gesucht, in der österreichischen und ungarischen Abtheilung wenigstens ein- zelne lehrreiche Serien zusammenzustellen.

Haben wir hier auch nur die Kunstgewerbe der Vergangenheit, so ist in einer andern Abtheilung, derjenigen für die Geschichte der Erfindungen und der Gewerbe, reiches Material für die Entwick- lung der übrigen Industriezvreige, vorzugsweise im 18. und Beginn des 19. Jahrb., gegeben.

Leider ist der grofse Eindruck der Weltaustellung nicht ge- eignet, zum Studium besonders zu ermuntern, wenn man die Ge- genstände auch in gar keiner, nur annähernd systematischen Weise geordnet findet, wenn man sie vielmehr in allen Theilen des wei- ten Raumes zerstreut suchen mufs, und wir fürchten, dafs deshalb für die kunst- und kulturgeschichtliche Forschung die Anregung umsomehr verloren geht, als gewifs niemand wird behaupten kön- nen, dafs er nur Alles gesehen und gefunden habe, was für ihn von Interesse ist. E.

69) Im ersten Stockwerke des k. k. österr. Museums für Kunst und Industrio ist auf die Dauer von einigen Wochen eine Aus- stellung älterer Gemälde aus AViener Privatbesitz veranstaltet, die gewissermafsen eine Ergänzung der archäologischen Abtheilung der Weltausstellung bildet, weil dort Gemälde grundsätzlich ausge- schlossen waren. Es sind im Ganzen 206 Nummern von 30 Be- sitzern ausgestellt und so über 100 Künstler, vornehmlich der ita- lienischen, spanischen, niederländischen und verschiedener deut- schen Schulen, trefflich vertreten. Eine systematische Aufstellung konnte aus äul'seren Gründen nicht stattfinden, da es unmöglich gewesen wäre, in den zufällig zu Gebote stehenden Räumen jedes Bild so zu hängen, dafs es die richtige Beleuchtung und passende Umgebung bekommen hätte. Dagegen verdient die Sorgfalt, mit welcher der Katalog verfafst wurde, sowohl hinsichtlich der Prüfung der Meisternamen und der Angaben über die Meister, als auch in Betreff der Geschichte und Literatur der einzelnen Gemälde alle Anerkennung. Was die Benennung der nicht durch Mono- gramme und Urkunden nachgewiesenen Bilder betrifft, so wurde im Allgemeinen diejenige beibehalten, welche die Besitzer ihnen gegeben hatten, wenn nicht mit Sicherheit ein anderer Nachweis

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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geführt werden konnte. Wo die Angaben der Besitzer zu sehr von der Wahrscheinlichkeit abwichen, und mit ihnen ein Uebereinkom- men nicht getroffen werden konnte, wurde lieber auf die Ausstel- lung solcher offenbar falsch bezeichneter Werke verzichtet.

70) Zugleich mit der Weltausstellung ist in Wien eine Aus- stellung veranstaltet worden, welche die Geschichte dieser Stadt zu vertreten bestimmt ist, wenn auch vorläufig blos vorüber- gehend. Es ist jedoch die Aussicht gewonnen, im neuen Rathhause, das soeben in Bau begriffen ist, einige Säle dafür zu verwenden und dort die Gegenstände in ganz ähnlicher Weise dauernd auf- zustellen, um fremden Besuchern wie Einheimischen ein treues Bild der Entwicklung Wiens zu geben. Diese Ausstellung ist in einer Weise gedacht, dafs nur zu wünschen wäre, eine jede Stadt, welche eine Geschichte hinter sich hat, möchte solche in gleicher Weise veranschaulichen. Kachdem die geognostischen Ver- hältnisse als Grundlage der ganzen Darstellung vorgeführt sind, er- scheinen zwei Rekonstruktionsversuche der römischen Stadt Wien von Kenner und von Hauslab. Kenner gründet seine Hypothesen auf die Funde und deren Stellen ; Hauslab versucht an der Hand der Theorie auf Grund des Terrains, der noch in den späteren Plänen sichtbaren Eintheilung der Grundstücke, sowie in Verbin- dung mit jenen Funden, die für den Fundort charakteristisch sind, sein Resultat zu erhalten. Eine Entscheidung zwischen beiden Re- sultaten so bewährter Männer dürfte schwer fallen, und selbst für eine Meinungsäufserung genügt oberflächliche Betrachtung nicht. Daran schliefsen sich in Original oder getreuen Copieen alle Pläne der Stadt von der ältesten Zeit an , sowie alle bekannten Ansichten, die sich auf Gemälden, in Zeichnung, Stich und Holz- schnitt erhalten haben. Eine weitere Abtheilung enthält die ver- schiedenen Ansichten der hauptsächlichsten Strafsen und Plätze, wie solche in früherer Zeit ausgesehen, die verschiedenen hervor- ragenden Gebäude, Gärten u. s. w. , die zum grofsen Theil heute nicht mehr stehen, oder eine andere Gestalt bekommen haben. Eine Abtheilung enthält die Trachten, Uniformen u. s. w. der Wiener Bürger, des Bürgermilitärs, sowie besonderer Stände.

Eine Reihe von Bildern führt uns dann die Geschichte Wiens in Freud und Leid vor; eine andere bringt Porträte von Wiener Persönlichkeiten bis auf die jüngst vferstorbenen. An diese Bilder schliefsen sich an : Wiener Münzen und Siegel ; die Zunftladen, Po- kale, Meistertafeln und sonstige Denkmäler der Zünfte ; Urkunden und Manuscripte, welche sich auf die Stadtgeschichte beziehen; Kichtschwerter und sonstige Denkmäler der Justiz.

Wie aus Vorstehendem ersichtlich, bedarf es zur Zusammen- stellung eines solchen Bildes der Geschichte einer Stadt keiner gerade grofsen Summen ; es erfordert nur Fleifs und Hingabe Ein- zelner. Wien gehört freilich nicht zu den begünstigtsten Städten welche allgemeine kulturgeschichtliche Bedeutung müfste eine solche Sammlung für die Geschichte Nürnbergs haben ! und es ist manches Stück bereits sehr selten geworden , so dafs nur eben die Hingebung und der Bienenfleifs des Reg.-Rathes A. v. Ca- mesina, dem die Literatur die treue Wiedergabe schon so manches Unicums und selten gewordenen Blattes dankt , und der Eifer des städt. Archivars K. Weifs eine relativ so vollständige, im Plane so musterhafte Ausstellung und damit die Gi'undlage zu einem echt städtischen Museum schaffen konnte.

71) Der in Wien vom 1. 4. September tagende kunstwissen- schaftliche Congrefs hat eine ziemliche Reihe von Fragen erörtert

und theilweise durch Resolutionen praktisch gemacht, die das Prä- sidium den Regierungen mit der Bitte um Berücksichtigung über- geben soll. Als solche sei besonders die Art und Weise der Kata- logisierung der Gcmäldegallerien genannt, sowie die Nothwendigkeit, der Conservierung der Gemälde die entsprechende Aufmerksamkeit zu schenken und die Restauration auf wissenschaftlicher Grundlage durch gewissenhafte Restaurateure zu besorgen, zu deren Heran- bildung Restaurationsschulen zu errichten seien. Wenn auch in jeder der genannten Beziehungen anerkennenswerthe Thatsachen aus einzelnen Ländern und Städten angeführt werden konnten, so wurde doch constatiert, dal's diesen drei Punkten noch im All- gemeinen an sehr vielen Orten nicht genügende Aufmerksamkeit geschenkt werde.

Ein weiterer Gegenstand der Verhandlungen betraf den kunstwissenschaftlichen Unterricht an Mittelschulen, durch den allein der Sinn für die Kunst und deren Geschichte in das Volk, speciell in die gebildeten Kreise, eingeführt werden könne. Man erkannte, dafs neue Lehrstudien und neue Disciplinen unmöglich mehr eingeführt werden können, empfahl aber beim Geschichts- unterrichte, wie auf alle Zweige der Kulturgeschichte, auch auf Kunstgeschichte Rücksicht zu nehmen, wie sich diese ja auch mit dem Vortrage der älteren und neueren Klassiker verbinde. Es wurde empfohlen, zum Anschauungsunterricht einen Apparat, in Abgüssen und Photographieen, sowie sonstigen Nachbildungen zu beschaffen, die theilweise auch als Vorlagen beim Zeichenunter- richt verwendet werden können.

Eine weitere Frage betraf die Nachbildungen, speciell Gips- abgüsse, und wurde da der Wunsch laut, dafs die Abformung der- art systematisch betrieben werden möge, dafs man wohlgeordnete und dem Bedürfnisse der Wissenschaft vollständig entsprechende Sammlungen, daneben aber auch solche, die für Schulen als Vor- lagen, für Gewerbetreibende u. s. w. dienen, daraus zusammenstel- len könne. Da es sich darum handelt, dals vielseitig die seither versagte Bewilligung zur Nachbildung der Originale durch die Be- sitzer gegeben, sowie, dafs solche Abgüsse um geringere Preise hergestellt werden, als sie bis jetzt meist gezahlt werden müssen, so wurde auch hier darauf hingewiesen, dal's die Regierungen diese Angelegenheit in die Hand nehmen müssen. LTm aber auch bis dahin praktisch vorzugehen, und besonders allgemein bekannt zu machen, was bis jetzt schon geformt und zu haben sei, werden alle Museumsvorstände, sowie alle für die Sache sich Interessierenden gebeten, an das k. k. Museum für Kunst und Industrie in Wien Verzeichnisse der von den Museen selbst oder von den in ihrem Bereiche wohnenden Privatformern hergestellten Abgüsse zu sen- den, das sie zusammenstellen und zum Abdrucke für alle bringen \vird.

Zum Zwecke der Vervielfältigung von Handzeichnungen und verwandten Kunstwerken wurde die Gründung einer Gesellschaft mit dem Namen „Albertina" beschlossen.

Ebenso wurde der Beschlul's gefalst, ein kunstgeschichtliches Regestenwerk zu bearbeiten, und das Präsidium ermächtigt, auf den angenommenen Grundlagen die Bearbeitung zu veranlassen.

Der nächste Congrefs soll 1875 in Berlin stattfinden..

72) Je mehr einerseits das allgemeine Interesse aller Gebildeten an den Denkmälern der Vorzeit steigt, je mehr sie gesucht und je theuerer sie deshalb gezahlt werden, um so mehr sind viele bewegliche unter ihnen der Gefahr ausgesetzt, aus Gewinnsucht

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den Platz räumen zu müssen. Es war nichts Auffallendes, dafs alte Familien sich ihrer Schätze entledigten, um dafür zinsbringende Kapitalien zu erhalten ; bei mehreren mag es aus Noth, bei anderen aus Mangel an Kunstsinn oder Pietät geschehen sein. Man kann solche Eigenschaften nicht von jedem verlangen. Wenn man des- halb auch Familien, die ihre alten Traditionen und ihre ererbten Kunstschätze hoch in Ehren halten, doppelt preist, so kann man doch selten anderen das Gegentheil zum direkten Vorwurf machen. AYas soll man aber sagen , wenn Gegenstände aus öfl'entlichem Be- sitze deshalb gefährdet sind, weil sie nach und nach werthvoU geworden ?

So läuft jetzt die Nachricht durch alle Zeitungen , dafs die Stadt Lüneburg den kostbaren Silberschatz ihres Rathhauses verkaufen wolle. Das germanische Museum hat deshalb Veranlas- sung genommen, nachstehendes Schreiben an den dortigen Magistrat zu richten.

Hochlöblicher Magistrat!

AVenn von deutschen Städten die Rede war, auf die mit Stolz der Blick der Nation gerichtet sein konnte, weil sie die Denkmale der Vorzeit, das köstliche Erbe, welches die Väter den Nachkom- men hinterlassen haben, die Erinnerungen an alte Gröfse und Glanz, an bürgerliche Macht und Wohlstand pietätvoll aufbewahr- ten ; wenn von Städten die Rede war, auf die unsere Nation stolz sein kann, weil sie an Kunstschätzen mit manchen gepriesenen Städten des Auslandes wetteifern können, weil sie aber auch durch pietätvolle Erhaltung zeigen, dafs sie das Glück zu würdigen wis- sen, solche Schätze zu besitzen, welche als nationale Denkmäler geistiges Gemeingut der ganzen deutschen Nation sind, so wurde in erster Linie Lüneburg genannt, dessen stolze Kirchen, dessen mächtige, ehrwürdige alte Bürgerhäuser Zeugnifs von der Gröfse vergangener Geschlechter geben. Es wurde Lüneburg genannt, des- sen Rathhaus jenen bekannten Schatz von silbernen Prunkgefäfsen aufbewahrt, der ein so glänzender Beweis des Kunstsinnes und der Kunstfertigkeit deutscher Vorzeit ist.

Da läuft plötzlich durch die Zeitungen die jeden Patrioten er- schreckende Nachricht, dafs die Stadt jene alten Silbergefäfse als ein „todtes Kapital" betrachtet und deshalb verkaufen wolle. Ist diese Nachricht wirklich wahr? Ist niemand in Lüneburg, für den die Erinnerung an die Väter , für den die Freude an veredelndem Kunstgenüsse, für den der Ruhm der Stadt, das Gefühl für die einstige Gröfse und den Glanz deutscher Kultur ein zur Nach- eiferung reizendes, lebendiges, fruchtbringendes Kapital ist? Ist jeder ideale Sinn geschwunden? Oder ist die Stadt finanziell be- reits derart ruiniert, dafs sie auf demselben Standpunkte steht, wie der arme Teufel, der das letzte theure Andenken des ver- storbenen Vaters, die Uhr, aus der Tasche verkaufen mufs ?

Im Namen aller patriotischen Kunstfreunde Deutschlands rich- ten wir die ergebenste Bitte an den hochlöblichen Magistrat, dafür sorgen zu wollen, dafs die Bürgerschaft Lüneburgs noch einmal jenen Schritt erwäge, dafs sie in Betracht ziehe, was die öffent- liche Meinung Deutschlands dazu sage !

Sollte aber wirklich traurige finanzielle Lage der Stadt je- nen Schritt unabwendbar machen, so wolle mindestens die Rück- sicht genommen werden, welche auch der rechtliche und gesetz- liche Eigenthümer Dingen schuldet, an welchen die Nation ein geistiges Mitbesitzrecht hat. Es wolle dafür gesorgt werden, dafs sie nur einem öftentlichen deutschen Institute zufallen, nicht aber in's Ausland oder auch an inländische Händler verkauft wer- den, die zur Schande der Nation mit deren Denkmälern Schacher treiben und die Blicke des Auslandes auf die Sache lenken, das dann mit Fingern auf Deutschland weist, das seine Schätze nicht zu halten weifs.

Sollte eine andere Anstalt nicht in der Lage sein, so bitten wir, mit dem germanischen Nationalmuseum in ^Verhandlung treten zu wollen, das vielleicht, wenn billige Forderungen gestellt wer- den, einen Weg finden kann, diese Schätze Deutschland zu erhal- ten. Wir würden um genaues Verzeichnifs , sowie Preisforderung für jedes einzelne Stück, wenn möglich von Photographieen mit Nummern begleitet, ersuchen und würden sodann den Versuch ma- chen, die nöthigen Mittel zu beschaffen, in der Erwartung, dafs die deutsche Nation den gleichen Patriotismus wie die deutschen Kunstfreunde habe, so dafs eine Geldverlegenheit der Stadt Lüne- burg nicht dem deutschen Namen einen Makel anhefte. HocKachtungsvollst Das Direktorium des germanischen Nationalmuseums. Nürnberg, 11. Sept. 1873. A. Essenwein.

Der Magistrat der Stadt Lüneburg hat das Schreiben in Ori- ginal zurückgesendet mit der Bemerkung, dals es in einem Tone gehalten sei, in welchem Correspondenzen zu empfangen und Ver- handlungen zu fuhren er nicht gewohnt sei.

Einer solchen Impietät gegenüber wissen wir aber keinen an- dern Ton zu treffen, müssen uns also vorläufig mit dem Gefühl begnügen, dals wir unsere Pflicht gethan haben.

Weshalb soll sich eine ganze Generation bemühen, Museen zu gründen , weshalb sollen so viele Gelehrte und eifrige Dilettanten ihre Kräfte der Erforschung und Beschreibung der Schätze der Vor- zeit widmen , weshalb sollen sie kunstgeschichtliche Studien trei- ben, wenn dieselben so wenig tief in das Volk eindringen, dafs in einer Stadt wie Lüneburg nicht einmal unter den Gebildeten Leute genug sind, die auch nur so nebenher von diesen Studien gestreift wären, um den Werth eines solchen Besitzes für ihre Stadt zu erkennen, wenn im Rathe der Stadt, der ja der Ausdruck des geistigen Niveaus sein soll, auf dem dieselbe steht, so gar keine Einsicht vorhanden ist, dafs die enormen Anstrengungen, welche anderwärts zur Gründung von Museen gemacht werden, die ja kaum eine Stadt mehr entbehren will, doch auch für Lüneburg die Erhaltung eines alten Besitzes wünschenswerth machen müssen, dafs Kunstwerke ein lebendiges Kapital für Vermehrung der allge- meinen Bildung der Bevölkerung, für Hebung des Patriotismus, sowie sie Künstlern und Gewerbetreibenden würdige Vorbilder sind, dals denn doch unsere Gegenwart auch wieder die Gröfse der Vergangenheit erstreben mul's, dafs unsere deutschen Kunstschätze wenn sie Engländern und Franzosen Hunderttausende werth sind, uns Millionen werth sein müssen, weil sie für uns auch noch ruhm- volle Denkmäler eigener Gröfse sind ?

Nürnberg. A. E.

Verantwortliche Redaction: Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Gednickt bei ü. E. Sebald in Nürnberg.

Nürnberg;. Das Abonuemeut dos Blat- tes, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und betrügt nach der neuesten Postcouvention bei allen Post- ämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oeaterreichs 3 0. SGkr. im 24 fl.-Fuls oder 2 Tlür. preufs.

Für Frankreich abonniert man in Paria bei der deutschen BuchhandUiug von F, KKncksieck, Nr. 11 rue de Lille; für

m RiiiE

Neue Folge.

England bei "WilliamB & Norgato, 14 Ilen- netta-Streot Covcnt - Garden in London ; für Nord-Amerika bei den Poatämtorn Bre- men und Hamburg.

Alle für das gcrman. Museum be- stimmten Sendungen auf dem Wege des Uuchhandela werden durch den Commia- eionür der literar.-artlst. Anstalt des Mu- Boums, F.A. Brockhaus in Leipzig, be- fürdert.

Zwanzigster Jahrgang.

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

1873.

J\?

October.

Wissenschaftliche Mittheilungen.

Buutglasierte Thouwaaren des 15.— 18. Jahrliimderts im germauisclieu Museum.

V.

Nur zwei Arten von Fayencen sind in dem Werke De- lange's durcli Monogramme und Inscliriften als sichere Erzeug- nisse von Caflagiolo nachgewiesen; die auf Taf. 25 gegebene Platte, mit einem durchstrichenen P als Monogramm bezeich- net, trägt die Umschrift „in chafagguiolo". Dasselbe P findet sich, verbunden mit einem K, auch auf Taf. 29, 30 u. 32. Da das P bei allen drei Stücken eine obere Endigung hat, die an ein S erinnert, und das Monogramm somit aus E. S. P. zu- sammengesetzt sein kann, so wurde, ehe jener mit Caffagiolo bezeichnete Teller Taf. 25 bekannt war, der Teller Taf. 29 dem Rafael Sanzio von Urbino zugeschrieben, weil mau lesen konnte : Rafael Sanctius Pictor. Mit Ausnahme dieses Tellers, der nur ein Bild ohne Umrahmung gibt, nämlich einen Maler, der einen Teller bemalt, und zwei vor ihm sitzende, zuschau- ende Personen, von denen vielleicht die weibliche als Mo- dell für ein in der Mitte anzubringendes Porträt sitzt, haben die drei Teller ein groteskes Ornament als Schmuck des Ran- des. Der Teller auf Taf. 25 hat in diesem Ornament Motive, so insbesondere glockenartige Blumenkelche, die mit einem Fratzengesicht en face versehen sind, wie sie auch auf andern Werken wieder vorkommen, namentlich auf Taf. 17 22, allein in Verbindung mit andern Motiven, die nur eben den alter- thümlichen Charakter der früheren Renaissance mit ihnen thei- len. Diese Motive können allerdings eine gewisse Berechti-

gung gehen, auch die erwähnten Stücke der Fabrik von Caffa- giolo zuzuschreiben ; allein als nachgewiesen kann dies nicht gelten. Wir finden sie wieder auf einem Teller des germani- schen Museums, der umstehend in Fig. 1 abgebildet ist. Die Ornamentmotive zeigen nicht blos frühen Charakter, sie stim- men auch so sehr mit gewissen datierten überein, dafs die Zeit von etwa 1500 1520 als Entstehungszeit für den Teller be- trachtet werden kann. Dabei mufs es auffallen, dafs schon in dieser frühen Zeit keine Rücksicht auf die Gestalt des Tellers genommen ist, sondern das Ornament rücksichtslos über Rand und Mitte weggeht. Aufser dem Indigoblau als Grund und Schattierung zeigt dieser Teller noch einen gelben Ton, sowie weniges stumpfes Grün verwendet. Das Wappen ist uns leider nicht bekannt geworden ; doch kann gerade daraus vielleicht eine Beziehung zu Caffagiolo gefunden werden. « Die zweite Art der Verzierung von Fayencetellern, welche für Caffagiolo nachgewiesen ist, besteht in einer einfachen blauen Zeichnung auf weifsem Grunde. Der Teller, welcher bei De- lange auf Taf. 26 abgebildet ist, zeigt dasselbe Monogramm P R S, was schon vorhin erwähnt wurde, und auf einem Spruch- bande die Inschrift „Cafagioli". Diese Art der Verzierung nannte Piccolo Passo, ein Schriftsteller des 16. Jahrb., „Porcel- lana." Es fällt auf, dafs einzelne vorkommende Ornament- motive eine gewisse Aehnlichkeit mit chinesischen, sowie mit solchen zeigen, die in Persien als Imitation chinesischen Fabri- kates gemacht wurden. Schon Marco Polo erwähnt des cbine- schen Porzellans unter diesem Namen und im Jahre 1570 sagt M. T. Alfons Ciacon in einem Briefe über Merkwürdigkeiten,

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die von Ostindien nach Lissabon geführt wurden*) : „Taceo

vasa Murrliyna ex China tot generum, qnae porcel-

lanae patrio sermone appellantur " Man Icannte also

das Porzellan lange, und es unterliegt wol keinem Zweifel, dafs die so bezeichneten Arbeiten Caflfagiolo's Nachahmungen chine- sischen und wol mehr noch persischen und indischen Porzellans sein sollten. Wir kennen die von Delange publicierten Stücke nicht aus eigener Anschauung, können also nicht versichern, ob auch die Feinheit der Farbe und der Glanz an das Porzel- lan erinnern, oder

nur eben die Zeich- nung. Das germa- nische Museum be- sitzt jedoch ein sehr interessantes, ähn- liches Stück, das hier in Fig. 2 wie- dergegeben ist und an Glanz und Fein- heit der Glasur we- nig hinter dem Por- zellan zurücksteht. Es zeigt das Wap- pen der nürnbergi- schen Familie Im- hof in Verbindung mit dem der Sclilau- dersbach; es kann sich also nur auf Andreas Imhof be- ziehen, der (1491 geboren) 1518 sich mit Ursula Schlau- dersbach verheira- tete. Die Famihe Imhof hatte ausge- dehnte Handelsbe- ziehungen zu Ita- lien und besafs dort mehrere Faktorei- en, insbesondere eine solche in Florenz. Andreas wurde schon 1504, also 13 Jahre alt, zur Erlernung der Sprache nach Italien, und zwar nach Venedig geschickt, von wo er 1509 nach Hause zurückkehrte, je- doch noch im selben Jahre wieder nach Italien gieng, wo er auch 1510,11 und 12 sich aufhielt, namentlich in Padua, Mailand, Florenz, Aquila inApulien; 1513 kam er auch nach Rom. Im September 1521 gieng er wieder nach Italien und kehrte im Februar 1522, nach Besuch einer Reihe von Städten, wieder in die Heimat zurück; ebenso 1524. Seine Frau starb 1525,

Fig. 1.

worauf er schon 1526 Magdalena Reich heiratete. Der frag- liche Teller wurde von ihm also wol im Jahre 1521 oder 24 mit andern in Italien bestellt und von dort nach Hause ge- bracht, wenn man es nicht näher liegend findet, anzunehmen, dafs zu irgend einer Zeit, vielleicht schon bei seiner Verheira- tung (1518), derselbe im Correspondenzwege bestellt und durch die Faktorei des Hauses in Florenz bezogen wurde.

Er starb 1579. In dem Inventar, welches über seinen Nachlafs aufgenommen wurde, heifst es auf Blatt 26 v.:

„Geschmelzte

Schaalen undGläser. Item die Magoli- ka, darunter etliche Porcellana, desglei- chen sonst alle andere venedische

Schaalen auch Schüsseln undKrueg sein zusammen ge- schätzt worden umb

120 Goldgulden Ehensch."

Unser Teller ist schüsselfürmig,ohne flachen Rand ver- tieft , in der Ver- zierung jedoch ein Rand angedeutet. Der Grund, welcher

den gebrannten Thon vollständigauf Vorder- und Rück- seite bedeckt, ist ge- genüber den andern erwähnten fast rei- nes(nichtgelbliches, sondern eher in's bläuliche stechen- des) Weifs. Darauf sind mit Blau die Verzierungen leicht mit sicherer Hand aufgetragen. Das sechsmal wiederkehrende Hauptmotiv des Randes ist specifisch orientalisch, ebenso einige kleinere sonst wiederkehrende. Das Wappen ist offenbar von einem deutschen Zeichner erfunden und als Vorlage nach Ita- lien gesendet. Es ist ebenfalls in Blau gezeichnet und schattiert. Das Blau, dunkel aufgetragen, ersetzt zugleich das heraldische Schwarz. Das Gelb ist ziemlich hell und grell aufgetragen; statt des Roths dient hier wie sonst ein kräftiges Orange, da das heraldische Roth nicht im Besitze der Töpfer war. Nürnberg. A. Essenwein.

*) Marlene et Durand, Amplissima collectio, III. Bd. , p. 1324.

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Caspar Weidel, Biichführer zu Nürnberg.

Unter den der Zeit nach ersten Buchhändlern in Nürn- berg oder, wie man damals sagte, Buchführern, die nicht mit eigener Presse arbeiteten, sondern anderswo, liier oder aus- wärts, drucken liefsen, also Verlagsbuchhändlcr, und da sie auch anderer Verleger Werke verkauften, Sortimentsbuchhänd- ler waren, wird von Siebenkees (Mat. I, 303) und Roth (Ilan- delsgesch. III, 30) Caspar Weidel, alias (aber weniger richtig) Weidler, genannt. Siebenkees macht auch ein von ihm ver- legtes Buch namhaft. Ob dieses, vom Ge- brauch des Astrolabi- ums handelnde Werk eines Dr. med. Johann Copy, Astronomi, eine vom dringenden Zeit- bedürfnifs hervorgeru- fene und durch ihren Ertrag die Kosten de- ckende Unternehmung gewesen, ist hier eben so wenig Gegenstand einer Untersuchung, als die Frage nach andern, unter der Firma Ca- spar Weidel's erschie- nenen Artikeln ; es ge- nügt vielmehr, an der Hand der, wenn auch nur wenigen, Urkun- den, die über Caspar Weidel etwas ausspre- chen, eine Einsicht in seine buchhändlerische Thätigkeit und Bedeu- tung zu gewinnen. Ob der Ausspruch Dr. Scheurl's (5. Nov. 1517 an Johann Eck) : „li-

brarii nostri pauperes sunt", von Caspar Weidel gilt, werden wol, ohne ein vorgreifendes Urtheil zu fällen, die folgenden Zeugnisse am ersten darthun. Das erste greift auf 1524 zurück. Am Donnerstag nach Dorothea, 9. Febr. 1525, bekennt Marg- retha, Caspar Weidel's, Buchführers unterm Rathhaus, eheliche Hausfrau, „Bartholraes Kobolt sechzig Gulden in Münz hinter- stelligs Rests an hundert Gulden Wechselgelds, so sie ihm, dem Kobolt, vor einem Jahr bezahlt sollt haben, solche sechzig Gulden zu bezahlen, nemlich 20 fl. in den nächsten drei Wo- chen, mehr 20 fl. auf St. Walburgen Tag und die übrigen 20 fl. auf St. Johanns Tag Sunwenden, alles nach dato nach- einander kommend, ohn allen Verzug, Alles als in erklagtem, ervolgtem und unverneutem Rechten. Auch wo sie eiue oder

Fisr. 2.

mehr Fristen nit halten würde, so soll die ganz ausständig Suma zu bezahlcu verfallen se3n, in ehegeschribnem Rechten. Auch soll er, Kobolt, solcher Schuld vor Männiglich habend und gewartend seyn, auf allen ihren Habe und Gütern in be- ster Form." Zeugen sind Bartholmes Haller und Hanns Groland, Cous. 22, Fol. 21. Aber ungeachtet dieser so bündig ausge- stellten Verschrcibung wurde die Schuld nicht völlig abgetra- gen, und am Mittwoch nach Aegidi, 5. Sept. 1526, wurde im Gerichtbuch eingetragen : Bartholmesen Kobolt ist gegen Marg-

rethen Caspar Weidlin um 10 fl. Rests, in der Bekenntnifs im Cons. 22, Fol. 21 eingeschrie- ben, auf die ihr ange- sagte Verkündung Exe- cution ertheilt, doch soll er mit Vollziehung derselben 10 Tag still stehen, dafs mittler Zeit der Motscbidler seiner Tlieile Gerech- tigkeit des Vorgangs (Priorität) halben auch suchen und einbringen möge und dann ferner geschehe, was Recht ist. Ersichtlich war auch eine oder mehr andere Klagen , die Leonbard Motscbidler, ein damals oft genann- ter Fronbote, zu ver- treten hatte, anhängig, bei denen man die äl- teren Forderungen eher berücksichtigen wollte. In diese Zeit hinein fällt eine andere, theils wegen der dabei be- theiligten Personen, theils wegen der stipulierten Zahlungs- fristen besonders merkwürdige Urkunde, die nach ihrem gan- zen Wortlaut hier folgt: Margretha Weidlin bekennt, für sich und ihren Hauswirt, Caspar Weidein, sammtlich und unver- scheideulich, dafs sie bede auf geschehene Rechnung den Er- bern Lucassen von Cronach und Cristanen Düring, Gesellschaf- tern, 300 fl. 3 Schill. 6 Pfg. und Joseph Klugen, allen Burgern und Buchdruckerherren zu Wittenberg, 30 fl. in Münz für Bü- cher, die sie von ihnen empfangen, schuldig worden seien. Solche Summa versprechen sie ihnen auf geschehene gütliche Unterhandlung eines erbern Raths dieser Stadt Verordneten zu Fristen zu bezalen, als nemlich Jede Woche drei Ort eines Gulden so lang bis die ganz Summa zahlt wird, und wo sie eine Frist

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nit hielten, dafs die ganz Summa verfallen seyn sollt, doch vor- tebaltlich , ob sie aus eliehaften Ursachen je zu Zeiten mit der Bezahlung eine oder zwo Wochen und nit mehr säumig würden, dafs sie Macht haben sollen, das verfallen Wochengeld ahbald zu ergänzen und bezahlen, und zu mehrer Sicherheit verpfänden sie bede Eheleat ernannten ihren Gläubigern alle und jede ihre Habe und Güter, liegend und fahrend, und sonderlich alle und jede ihre Bücher, welche Güter sie jetzo haben und künftig überkommen, also dafs sie, bemelte ihre Gläubiger, von dem allen erste Bezahler se3-n und vor allen andern ihren Gläubi- gern und mänuiglich den Vorgang haben sollen, Alles als in erklagtem, ervolgtem und unverneutem Rechten. Sie, die ge- dacht Weidlin, verspricht auch, dafs ernannter ihr Hauswirt, so schierst er anheims kommt, diesen Vertrag auch in Gericht ansagen und bewilligen solle. So bekennen ernannter Christa- nus Düring für sich und gedachten seinen Mitgesellschafter Lu- casen von Cronach, und Joseph Klug für sich selbst, dafs sie diesen Vertrag einem erbern Eath zu Wolgefallen also ange- nommen und bewilligt, welchen Vertrag die berürten Theil alle festiglich zu halten bei ihren Treuen hernachbenannten Zeugen an Eidesstatt zugesagt und angelobt haben. Defs sind Zeugen Doctor Christoff Scheurl und Sebastian Grofs. Geschehen am Samstag nach Ostern, 22. April 1525. Caspar Weidel hat diesen Vertrag und Bekenntnifs ratificiert und Solches wie ob- lant zu halten zugesagt und gelobt in Gericht Montag nach Georgi, 24. April 1525. Uebcr den Inhalt der Urkunde et- was zu sagen, ist ganz überflüssig, sie spricht für sich selbst deutlich genug. Wegen des Gebrauchs des Wortes „Bezahler" im passiven Sinne, s. Anzeig. f. K. d. d. V. 1870, April. Ob der hier als Buchdruckerherr zu Wittenberg und als Gesell- schafter von Christian Düring erscheinende Lucas von Cronach ein und dieselbe Person ist mit dem berühmten Maler dieses Namens, sei denen zu entscheiden anheimgegeben, die sich mit solchen Untersuchungen zu befassen besonders berufen sind. Möglich ist, dafs auf dieselbe Person auch folgende Urkunde eine Beziehung hat: Lucas Müllner und Erhart Rupp, von we- gen Margreth seiner Hausfrau von Cronach, bekennen, nachdem Endres Müllner, ihr Bruder und Schwager, Heinrichen MüUner's, Seins Bruders, Hab und Güter auf sein Absterben zu sich genom- men, dafs er jedem seinen gebürenden Erbteil zugestellt hat. Freitag, den 25. Oct. 1521. Jedenfalls sind Lucas, Endres und Heinrich, die Müllner, und Margareth, Erhart Ruppcn Hausfrau, ihre Schwester, alle von Kronach. Eine dritte, auch in das Jahr 1525 fallende Schuld wird durch Folgendes dargethan : Caspar Weidler, Buchführer, und Margret, seine Ehewirtin, bekennen sammtlich und unverscheidenlich, Jörgen Rucken und Clara, seiner Ehewirtin, 32 fl. in Münz, Wechselgeld, von Chri- stoffen Froschauer, Buchdrucker zu Zürich, herrührend, schul- dig zu seyn zu bezahlen, nemlich 16 fl. auf nächste Martini und die andern 16 fl. auch auf kommende Lichtmefs, Alles in er- klagtem, ervolgtem und unverneutem Rechten, und wenn eine Frist nit gehalten würde, dafs dann die ganz unbezahlt Summa

verfallen seyn soll. Alles bei Verpfändung aller ihrer Habe und Güter, in ehegeschriebnem Rechten. Geschehen in Gericht, Mittwoch Francisci, 4. Oct. 1525. Mit diesen Passivschulden verträgt sich recht wohl, dafs Caspar Weidel auch Aktivschul- den hatte: Am Freitag nach Anthonii, 19. Jan. 1526, wurde in Sachen Friedrichen Peypus, Hanns von Frankfurts und Caspar Weydel's, Jeronimus Hölzel's Gläubiger, eines, und Mi- cheln Kaller, anders Theils, erkannt, dafs das angezogene, durch den Kaller erlangte, Verbot geöffnet seyn und alle Gläu- biger an Eids statt anrühren sollen, die Bücher von Eichstätt nit von sich zu geben, dann (aufser) auf Bezahlung ihrer Schul- den, wo aber solches Geld die Summa ihrer Schulden nit er- reichen würde, dafs sie es hinter dieses Gericht zu jedes Theils Gerechtigkeit erlegen und um den Vorgang erkennen lassen wollen. Darauf haben sie angelobt. Wie der wohlbekannte Friedrich Peypus, Caspar Weidel und Jeronimus Hölzel dem Stande der Buchdrucker und Buchführer angehörten, so mag es auch mit Hanns von Frankfurt sich verhalten, wenn er nicht ein Wundarzt war; über Michel Kaller gebricht es an Auskunft.

Nun dauerte es nicht mehr allzulang, bis die Wasser der Trübsal, gegen die die Weidlischen Eheleute so lange man von ihnen wcifs, gekämpft hatten, über ihnen zusammenschlugen. Am 18. Oct. 1527 wurde dem schon genannten Motschidler ein Verbot zu Recht zu Caspars, des Buchführers unterm Rath- haus, Hab und Gütern vergönnt. Hiemit verschwindet der Name Caspar Weidel's. Sein Verlag war so gering es müfsten denn, woran aber billig za zweifeln, noch mehr Artikel, die er ver- legte, aufgefunden werden dafs er als reiner Sortiments- buchhändler zu betrachten ist, und das Wort Dr. Christoph Schcurl's wenigstens für seine Person vollkommen rechtfertigt. Er verschwindet, wie er gekommen, ohne dafs zu sagen wäre, woher er kam, und verläfst Nürnberg, ohne dafs zu sagen wäre, wohin er sich gewendet.

Nürnberg. W. Lochner.

Johannes Kienkok wider den Sachsenspiegel*).

Die Drucke des Sächsischen Landrechts seit 1517 enthal- ten bekanntlich hinter der Bulle Gregor's XL noch eine Be- kämpfung von 22 Artikeln des Sachsenspiegels unter der Ueber- schrift: ,.Articuli iuris Saxonici reprobati ex typo Doctoris Bocksdorffs collecti sub hac forma". Homeyer in den Abhand-

*) Die früheren Nachrichten über diesen Gegenstand sind ge- sammelt von Homeyer in den Abhandlungen der Berliner Akade- mie der Wissenschaften aus dem J. 1855, S. 377 ff. Nachträge lieferten Stobbe, Geschichte der deutschen Rechtsquellen I, 372 ff., Steffenhagen in der Zeitschrift für Rechtsgeschichte IV, 202 f. und im Anzeiger für Kunde d. d. Vorz. 1872, Nr. 9, sowie Wattenbach ebenda 1866, Nr. 10; 1871, Nr. 7; 1872, Nr. 5.

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lungcn der Berliner Akademie (1855, S. 407 IT.) hat diese Ar- beit, welche handschriftlich hisher nicht nachgewiesen war, aus inneren Gründen Joh. Klcnkok beigelegt. Erwünschte Be- stätigung hiefür gewährt eine Handschrift der Göttinger Uni- versitätsbibliothek, Cod. MS. jurid. 90 in Folio.

Auf Papier im 15. Jahrh. geschrieben und 23 Blätter um- fassend, in modernem Einbände, beginnt die Handschrift mit dem Ordo iudiciarius: „Antequam dicam" (Stintzing, Gesch. der populär. Literatur d. römisch.-kanon. Rechts, S. 202 ff.), dem jedoch Zeit- und Ortsangaben fehlen. Aufser verschiede- nen anderen Stücken folgt dann die Bulle Gregor's >'!., la- teinisch (Horaeyer, a. a. 0., S. 396 ff.), aber ohne den Tenor der reprobierten Artikel und ohne die Schlufsformel, mit den Worten abbrechend: „Tenor vero scriptorum siue legum ojj- probatorum (sie) eft'ectus talis est". Hieran schliefst sich ohne Unterbrechung mit den Anfangsworten : „Beatissimo pape Gre- gorio vndecimo frater Johannes klinckock, sacre theologie Professor", das Schreiben au Gregor mit dem Briefe an den Cardinal Vernio in derselben Gestalt, wie vor dem Decadicon in den beiden zur Zeit bekannten Handschriften (Homeyer S. 388, 394 ff. Scheidt, Bibliotheca historica Goettingensis I, 63 ff., 65 ff.). Auch der Uebergang „Hijs premissis" bis ,,ec- clesie sacrosancte" lautet bis auf eine unbedeutende Abweichung ebenso wie im Decadicon (Scheidt p. 67). Dagegen hat unser Text hier den bemerkenswerthen Zusatz: „et primo ponam articulos sine reprobacionibus suis, assignans quotam articulo- rum libri videlicet speculi saxonum, sicut in eo ponuntur ar- ticuli prelibati, et sequitur articulus primus capittuli xix'."

Während also im Decadicon die Widerlegung mit jedem Artikel unmittelbar verbunden ist, scheidet die Göttinger Hand- schrift, in Uebereinstimmung mit der oben erwähnten Arbeit, Aufzählung und Widerlegung. Demzufolge gibt sie zuerst eine Aufzählung von 22 Artikeln des Sachsenspiegels, die sich in der Eeihenfolge identisch erweist mit den sog. Bocksdorfischen Artikeln, in der Fassung aber dem Decadicon entspricht. Was in den Sachsenspiegel- Ausgaben den Eingang zu den Bocks- dorfischen Artikeln bildet, ist in unserem Texte hinter die Aufzählung gestellt. Alsdann beginnt die Widerlegung der 22 Artikel, die jedoch nur bis zum elften Artikel einschlicfs- lich fortgeführt wird, womit die Göttinger Handschrift abbricht.

Von besonderem Interesse ist die A''crgleichung des Wort- lauts der Widerlegung. Der Wortlaut stimmt nicht, wie man erwarten möchte, mit dem Bocksdorfischen Texte, sondern ist ausführlicher und nähert sich wieder dem Decadicon, ohne in- dessen vollkommen damit übereinzutreffen. Es finden sich einerseits Weglassungen und Abänderungen, andererseits eigen- thümliche Zusätze. So fehlt in der Widerlegung des ersten Artikels (= Decad. art. 6) die Stelle des Hostiensis, welche im Decadicon in extenso mitgetheilt wird (Scheidt p. 73 mit Note tttt)- ^'^^ „Item hoc statutum et alia iuri naturali re- pugnantia tenentes" (p. 75) wird der Zusatz eingeschaltet : „Este, quod princeps cum mille uel araplius videat, quod vnus

spoliat uel inlerficiat proxinium suum, qui sie jnficiens incuse- tur secundo die corain i)rincipe tali : tunc secuuduin istum ar- ticulum incusatus poterit se liberale per juramentum, et per consequens princeps manifestum et publicum debet admittere perjurium et per consequens non diligit ibi ex corde dcum, cuius admittit blasphemiara, dum deus uocatur in testem fal- sum, nee diligit proximum, cui non respondetur q. de hoc, quod iniuste sicut publicum est illatum dampnum, et ibi pec- catur contra pietatem et equitatom , quarum oiipositum dedu- citur etc. secundum philosophos non deducitur, quia dicit lac- tantius in libro de vera iusticia, quod dissoluit omnem religio- nem et humanam societatem". Nach dieser Einschaltung stimmt unser Text nur noch bis an „Contigit enim" (p. 75) mit dem Decadicon. Alles Uebrige bis zum Schlüsse wird übergangen und durch folgende Ausführungen ersetzt : „Dicitur de quihus- dam, qui tenent regulam beati augustini, si qui tales essent, regulam beati augustini tenerent in archa forsan, non in vita, certe oppositum super ewangclia fundata docet regula preli- bata. Quidam vero illud statutum corrigere uolentes alium errorem inducunt, scilicet quod iudicijs eorum eines sue ciui- tatis et nullus alius perhibere possit testimonium. per hunc modum eines eorum extra ciuitates eorum, vel vbi conciues sue [ciuitatis] presentes non essent, committere possent omne ma- lificium et contrahere quodlibet mutuum, nee aliquis coram iudicio talis ciuitatis per quantumlibet ydoneos testes non inibi eines conuincere posset ipsos. hoc statutum dissoluit utique in- ter xpianos amorem mutuum. quis enim ciui ciuitatis talis mu- tuaret scieus hoc statutum, cum talis ciuis ibi remotus ageret ! Item vidctur repugnare juri naturali, quod alienigena tenetur in testes producere conciues aduersarii sui."

Die Widerlegung des zweiten und dritten Artikels (;= Dec. 7, 8) lautet wörtlich, wie im Decadicon. Bei dem vierten Artikel fehlt die zweite Hälfte der Ausführungen des Decad. art. 9 von „Item pono" (p. 78). Bei Art. fünf (Dec. 10) findet sich vor „quia duellum" (p. 79) die Einschaltung: „et dicit ostiensis in rubrica in clerico offereute duellum, quod eciam ad preceptum iudicis, ut euadatur mors, duellum non excusat in toto a peccato," und vor „Item iudex" (p. 80) der Zusatz : ,,Item hie refutatur error ille, quod aliquis agat contra honorem, non agens contra iusticiam. arguitur sie: talis agit contra honorem, ergo male agit ; sed sequitur : agit male, ergo agit iniuste. Aliter de dauid respondent canones et sancti, quod ex instinctu Spiritus sancti" etc. Von da an zeigt sich wieder wörtliche Uebereinstimmung mit dem Decadicon bis an „Probatur, quod" (p. 80) ; das Uebrige ist ausgelassen. Zu Art. sechs ist nur der erste Satz des Dec. art. 11 bis „pec- catum" (p. 81) aufgenommen. Zu Art. sieben wird unter Uebergehung des Schlusses der Satz des Dec. art. 12 „Argui- tur" u. s. w. (p. 82) folgendermafsen abgeändert: „Item contra racionem est, quod duelletur cum ipso, qui prius iure priuatus est et honore, quoniam, si talis esset diues et fortis, iuuari possit semper". Bei Art. acht wird der Schlufs von „quia

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secundum" (Dec. art. 3. p. 69) in die Mitte vor „Ideni palet" (p. 68) gestellt, und zwar mit folgenden Abänderungen: „sed ex legitime matrimonio non procrcantur nisi legitirai pueri. patet: qui filii sint legitimi [X. 4, 17] per to[tum]. ymmo ex illegitime matrimonio legitimi procreantur in casu, quo sufficit fides alterius parentis ad legittimam communionem prolis et geniti ante matrimonium, et per consequens per raatrimonium redduntur Icgittimi. videtis, vtrum error sit in fide aliter sa- pere de sacramentis ecclesie, quam ecclesia sancta dei-'. Die Widerlegung des neunten Artikels stimmt mit dem Dec. art. 14 (p. 84 f.) bis auf den letzten Satz „Et idem probatur" u. s. w., welcher weggelassen ist.

Was die Ausführungen zu Art. zehn betrifft, welcher, aus der Deutschen Yertheidigungsschrift gegen die Magdeburger (art. 9, Homeyer S. 418) entnommen, im Decadicon fehlt, so bietet unsere Handschrift den Bocksdorfischen Text in aus- führlicherem Wortlaut : „Decimus articulus falsus et repugnans sacramento matrimonii, quoniam nulluni impcdimentum positum per ecclesiam impedit, quod talis possit geuerare prolem le- gitimam, et per consequens per ecclesiam, cuius est iadicare de legitimaie prolis, talis legitimus censetur. sie in his tribus casibus et articulis Speculum saxonum aliter sapit de sacra- mento matrimonij, quam sapit ecclesia sancta dei."

Die Widerlegung des elften Artikels endlich, bei welcher die Göttinger Handschrift aufhört, schliefst unvollständig mit den Worten: „quilibet hoc statutum diceret esse preiudiciale" (Dec. art. 15. p. So).

Es liegt hier also eine Arbeit vor, welche auf Grundlage der Eeihenfolge der Bocksdorfischen Artikel im Wesentlichen den Inhalt des Decadicon wiedergibt, indem sie sich sowohl in der Formulierung der bekämpften Artikel, als auch in der Begründung des Angriffs an das letztere anschliefst. Wie die Bocksdorfischen Artikel, vermehrt sie die Zahl der im Deca- dicon bekämpften Sätze um denjenigen Artikel, welcher der deutschen Schrift gegen die Magdeburger eigenthümlich ist. Die Arbeit über die Bocksdorfischen Artikel, wie sie die Sach- senspiegel-Ausgaben darbieten, erscheint als eine verkürzte Re- daction des Göttinger Aufsatzes. Wenn der Göttinger Aufsatz nach Ausweis der Handschrift von Joh. Kienkok verfafst ist, so mag die kürzende Bearbeitung auf die Thätigkcit eines Bocksdorf zurückzuführen sein. Ob die Priorität der Ab- fassung dem Decadicon oder dem Gottinger Aufsatz, resp. der Bocksdorfischen Bearbeitung, zuzusprechen sei, bleibe dahinge- stellt. Jedenfalls ist nicht mehr die Bocksdorfische Arbeit als ein „dem Decadicon vorangehender Entwurf" (Homeyer S. 410) anzusehen, da sie auf dem Göttinger Aufsatz beruht.

Göttingen. Dr. Emil Steffenhagen.

Flurnamen in der Rheinpfalz.

Auf einer der jüngsten Philologcnversammlungen in Hei- delberg wurde Anregung gegeben zur Bearbeitung eines bis

jetzt vernachlässigten Gebietes, der Sammlung deutscher Flur- namen, die in sprachlicher, archäologischer und ethnologischer Beziehung noch manches Material bergen. Der Verfasser sam- melte während seines Aufenthaltes in Zweibrücken Flurnamen, allerdings speziell in der Absicht, das Gefundene archäologisch für die Bestimmung römischer Niederlassungen und Strafsen zu verwenden. Da er jedoch alle ihm bemerkenswerthen Namen hiebei verzeichnete, so glaubt er mit Veröffentlichung dersel- ben überhaupt auch der deutschen Alterthumskunde einen klei- nen Dienst erweisen zu können. Zusammengestellt sind sie aus den offiziellen Katasterplänen ; doch hat sich Schreiber die- ser Zeilen hinlänglich davon überzeugt, dafs diese Flurbenen- nungen heutzutage noch im Munde des Volkes fortleben, wenn dasselbe auch manche Bezeichnungen nicht zu erklären weifs.

Die kleine Sammlung nimmt aufserdem eine gewisse Ab- rundung für sich in Anspruch, da sie die Flurnamen zweier vollständiger Kautone der Rheinpfalz, des Kantons Zweibrücken imd des Kantons Hornbach, urafafst. Die lokalen Verhältnisse betreffend, bildet die bezügliche Gegend ein von schmalen Thä- lern durchschnittenes Plateau, das zum Westrich*) gerechnet wird ; Getreidebau ist vorherrschend. Die Einwohnerschaft ge- hört wol ursprünglich dem alemannischen Stamm an , der im 4. und 5. Jahrhundert bis in diese Gegenden vordrang (s. Häu- fser, Geschichte der Pfalz, I. Th.)

Am besten glaubte der Verfasser zu thun, die Namen ohne etymologisclie Bemerkungen zu geben. Die Orthographie ist die auf den offiziellen Plänen.

1) Schwarzenacker : Heidenhübel.

2) Altheim: Osterfeld, heiliger Berg, heilige Gärten, Hei- denhübel, Brandstätt, Welschberg.

3) Riesweiler: zu der Burg und der Königsstrafse, hin- ter der Burg, auf der Burg, am Westerfeld, unten an der Burg hinter dem Westerfeld, am Delltrich, kleiner Steinhübcl, grofscr Steinhübel.

4) Brenschelbach : Osterfeld, Heidenkopf, heilige Ahnung, an der heiligen Wiese, grofser Steinhübel, auf dem La- ger, Pfaffenberg, Pfaffenkehl.

5) Utt Weiler: Schlofshübel, Burggärten, Herrngärten, Krem- pentrisch, Herschberg, Herschbach.

6) Peppenkum: auf dem Duplen, in den Heidenäckern, Hohrechsklamm, Krempentrisch, auf dem Gostersberg, Teufelsdell, am Ostergarten.

7) Althornbach: am Lagerberg, am hohen Gericht, Mauergärten, Zingeltbal, im Walstell (wahrscheinlich ver- schrieben = dell), am 5. Bannstein, am Heidenkopf, am Wallerschcid.

8) Bottenbach: auf der Heiligwiese, auf dem Osterberg, am Osterwald (Entenbühl), Blümlesberg, Hengstlöchel, Harschbach.

*) speziell zum Bliesgau.

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9) Dietricbingen: Hermersberg, Ofsweilerliof, an der alten Strafse, am alten Weg, 40 Morgen.

10) Grofssteinhausen : am Gewehrkopf, auf dem Ge- wehrskopf, Gewehrberg, Witzsäule.

11) Klcinsteinhausen : auf dem Frankenfeld, am heiligen Häus'chen, bei der Landstrafse (ist keine mehr dort), Hirschelbach, Marzlüchelkopf.

12) Walshausen: Urtelswiese, Heidenborner Dell.

13) Stambach: Richwald bei Dellfeld.

14) Contwig: auf dem Tempel, am Tempel, Gödelstein.

15) M aus b ach: imPlomb, beim grofsen Bannstein, Heiden- berg, am Drusenborn, Hochgericht.

16) Hornbach: Bingweiler, Burgerhöhe, Burgerwald, La- gerberg, Heidenberg.

17) Rimsweiler: am Wallerscheid'chen , am Heidenkopf, an der Hemsch, an der Althöhj, an dem Geifsenrech (eine Hohe), Steinberg, am 5. Bannstein.

18) Riedelberg: am Trinzengärtel, Gemehrberg, auf dem Humerick, Pirmanstein.

19) Vinningen: Pitt-sitters.

20) Rieschweiler : am Teufelspfuhl, am Heidenberg, 1. Hei- denberg, 2. Heidenberg, am Seiters, auf dem heiligen Feld am Weinstein, auf dem heiligen Grund, Pfaflfenberg.

21) Mafsweiler: Fausterfeld, um den Hausgiebel, im gu- ten Tempel, Molet.

22) Dellfeld: am Aeltriesch, Seiterswald, im Heidengarten, Seiterswiesen, hinter dem heiligen Häus'chen.

23) Knopp-Labach : am Heidenkopf, Hermersbach, im hei- ligen Wald, Seiterswald.

24) Biedershausen : Götzenmogerhübel, Götzenmogerfeld, Götzenmogerdell, Götzenmogergrund, Elzenmog.

25) Oberhausen: Hermersbach.

26) S climitthaus en.

27) Winterbach: Klosterwald, am heiligen Wald.

28) Niederhausen : Taschenwald.

29) Reifenberg: Allseiters, im Gehain, am Geringelten.

30) Battweiler: in den Pfaffenwiesen.

31) Oberauerbach: auf dem Tempel (noch 5 Namen mit Tempel), Fröhnstrafse , am Kirchenwald, in den heiligen Wiesen, Heidenköpfchen.

32) Niederauerbachram Erzpriestergut, Heidenkopf, Sei- terswald, auf dem Münchel.

33) Mittelbach: auf dem Heidenhübel , Wallersbach, am Seiters.

34) Zweibrücken : Wallerscheid'chen, Rinstel, Mutsch- grund, in der Achen.

35) Ixheim : am heiligen Häus'chen, auf dem grofsen Hei- ligenberg, am Heiligenthal.

36) Bubenhausen: Spraulberg.

37) Webenheim: Schelwiesen, am Trisch, auf dem Schar- len, hohen Stein, am Burrech, Badstube.

38) Watt Weiler: im Tempel, Pfaffenäcker, Raulstein, am Kasticr-busch, im Weingarten, am Nünchen.

39) Hengstbach: Heidenhübel, Kemmling, Lauunter (?).

40) Mimbach: Pfaffenäcker, am wüsten Etzel, Sitterswald, am Trisch, auf dem hintern Hart.

41) Breitfurt: im untersten Pumpert, bei den langen Stein- machers, Rebenberg, Schlofswäldchen, Seitersallmend.

42) Böckweiler: Kammersrech, Waldersacker, am Letz, Duserstrafse, Klostertrisch, Hohrech.

43) Blicsdahlhei m : Heizwiesen, Eebenberg.

44) Sey Weiler: Kipprieb, Etzel,

45) Neualtheim: am Beileist.

46) Medelsheim: am Erzenthal und Etzenthal, Hunan, Schelmengruberweg, Annelfcld, Schwefelspfuhl, kleiner Wüler, Rebenberg, Herschbach, Weinberg, Krempen- trisch.

47) Walsheim: grofse, rohe Verschanzungen, Osthofen, Todtengang, am Etzel, Weingarten, Mürschwingcrt.

48) Niedergailbach : Heidenhübel, Gräbenstrich, Todten- kopf, Hemerich, Osterwiese, Reben weg, in den Reben. Horres, Metschfurt, Litzelbach, Teschenbrunnen.

Alemannische Bevölkerung wird durch die Namen Diet- richingen, Blümlesberg, Märzlöchelkopf bewiesen. Dies Grenzland war übrigens von jeher der Tummelplatz verschie- dener Völker, und Römer und Kelten scheinen hier, wie aus manchen Namen hervorgeht, mit deutschen Stämmen zusara- mengestofsen zu sein ; deshalb möchte vorliegendes Material an Interesse gewinnen. Kapellen, Haine, den Göttern geheiligte Fluren scheint es in Masse gegeben zu haben. Auch römische Kultusgebäude latinisierter Provinzialen werden sich hier er- hoben haben ; wenigstens deutet dies die Häufung der mit „Tempel" zusamniengetzten Namen in Oberauerbach (Nr. 31) an, einem Orte, an dem hart eine theilweise noch erkennbare, auch auf Spezialkarten angegebene Römerstrafse nach Zwei- brücken lief. Erhöhung und Steine sind weithin Zeugen des Strafsenzugs. Auch über Altheim und Peppenkum lief eine römische Verbindungsstrafse, die in Schwarzenacker, einem be- deutenden Römerorte, endigte. Von dort aus lief die grofse Bliesstrafse über Webeuheim, Breitfurt, Medelsheim, Walsheim zur Saar, anderseits nach Homburg, um in die grofse Metz- Mainzer Strafse einzumünden.

Namen wie Königsstrafse (Nr. 3), Landstrafse (Nr. 11), Schelmengruberweg (Nr. 46) sind Bezeichnungen im Volks- munde für solche, von Römern angelegte Verkehrswege. (Vgl. Mone, Urgeschichte von Baden 1. Th.) Schlüsse für die ger- manischen Alterthümer, sowie etymologische Untersuchungen über die vorliegenden Flurnamen will Verfasser Befugteren überlassen; ihm soll es genügen, damit vielleicht Anstofs zu weiteren Sammlungen gegeben zu haben.

Nürnberg. Chr. Mehlis.

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Appellation an das kaiserliche Kanimergericlit.

In seiner Beschreibung der das Laiidrecbt des Schwa- benspiegels und das Wiener Stadtrecht enthaltenden Papier- handschrift Nr. 28,909 des german. Museums (s. Anzeiger f. K. d. d. Y. 1873, Nr. 6, Sp. 153 ff.) hat Hr. Prof Gcngler auf zwei am Schlüsse derselben befindliche, wahrscheinlich noch un- gedruckte Stücke hingewiesen und uns deren Veröffentlichung im Anzeiger als wünschenswerth bezeichnet. Wir theilen da- her nachstehend vorläufig eines derselben nach getreuer Ab- schrift mit.

Nota wie man mit Appellacion handeln sol vor kay"- ka- mergricht

Item wer der ist der vor ainem weltlichen Gericht Es sey hofgericht oder ander gericht oder vor Commissarj mit ainer entheben vrtail beswcrt wirt, der sol sich von stundan ofl'eu- lichen vor Gericht vor dem Richter vnd den Beysitzern vnd in gegenburtikait seins widertail durch sein selbs person mit lautterr Stym offenlich berufl'en Er sey der vrtail beswijrt vnd sol dauon offenlich Appelliren für vnd an vnserun Allergenedi- gisten herrn den Romischen kaiscr vnd von allen den beswer- nüssen die sich der sachenhalben yetz oder hinnach vinden oder aischen mugeut auf die Allerpesten form vnd sol darauf von dem Richter appostel die man nennet Zeuguussbrif eruor- dernn nach Ordnung des Rechtens zum Ersten, zum andern vnd zum dritten

It. vnd ist dafs er ainen offenn Notarj bey jm hat So sol er den ermonn von seins Ambts wegen das er jm das betzewge nach dem Recht vnd darvmb jnstrument geh ains oder mer, vnd dieselben jnstrument zu pessern zu mynnern vnd zu me- ren mit weiser lewt Rat, geistlicher vnd weltlicher vnd damit sol er von dem Gericht gan vnd vor darauf ainen vrtailbrif begern, aller Gerichtshanndlung vnd die offenlich berüffung vnd Appelirung in dem vrtailbrif begriffen

It. wer sach aber das er ainen offenn Notarj nicht mocht bey jm gehaben daselbs vor offera Gericht, darnach so sol er vor zwain oder vor drein zewgen vnd sunder vor den die bey solher offenner berfiffung gewesen weren vor ainem offenn Notarj ynner zehen tagen als Recht ist von derselben vermainter vnd vnrechtlicher entlicher vrtail vor demselben offenn Notarj in geschrift mit solhen fürwarten als vorgeschriben stat offenlich vor dem Notarj vnd den Zeugen Appelliren vnd darauf von dem Notarj Appotel (sie !) ainen Zeuguussbrif begern nach Ord- nung des Rechtens vnd das jn betzeugen lassen vnd jn darauf ermon von seins Ambts wegen jnstrument zegeben nach allen notdurfften vnd dabey melden dieselben jnstrument ze pessern ze mynnern vnd ze meren nach weiser lewt Rat geistlicher vnd weltlicher vnd albeg das dy offenlich berfiffung in dem jn- strument gemeldet sey vnd sein beswürnuss mit Redlichen vr- sachen vnd mit Worten iu das Instrument stymmen vnd setzen lassen vnd jm darauf das jnstrument volfuren lassen auf die pessten form nach Ordnung des Rechtens

It. vnd sol darnach gedennkchen das dieselb Appellacion anuertziehen vor dreyssig tagen als Recht ist, dem Richter vnd seim widertail durch den offenn Notarj verkündt vnd furbracht werd, vnd sol der Notarj ain offen vrkund geben der verkuu- dung der Appellacion vnd sol die verkundung auf die Appel- lacion schreiben oder ain sunder jnstrument solher verkündung darumb geben

It. der Notarius sol ain abgeschrift der Appellacion ge- ben Ob der Antwurtter Sy an jn begert doch an des Clager schaden.

It. wer aber das die offenlich berüffung vnd appellirung vor offem Gericht geschech in gegenburtikait des Notarj So dorfft der Clager seim Richter vnd seim widertail die Appella- cion nicht verkünden

It. vnd der Clager vnd zecher der dann die Appellirung getan hat der sol dieselb Appellacion Sechs wochen vnd drey tag vor dem Jar für vnsern genedigistcn hern den Romischen Kaiser bringen oder bringen lassen oder für seiner gnaden kantz- ier vnd da vmb Recht anruffen die Appellacion auf Recht aus- nemen vnd darauf ladung auf seinen widertaU

It. vnd jnibicion an den Richter von dem geappellirt wor- den wer, dem zugebieten das er nicht verner in der sach pro- cidiren solt Sunder was nach solher Appellacion nu furbaser ausgieng, oder ausgangen wer, durch die jnibicion vnd potbrif zu Recht aufgebebt wurd, bis zu ausgang des Rechtens

It. vnd der Clager sol dem Antwurtter die kaiserlich la- dung Sechs Wochen vnd drey tag vor dem Jar verkünden zu ha WS vnd zu hof, oder vnder äugen jm in sein hannd durch den Notarj antwurtten lassen vnd des ain jnstrument nemmen von dem Notarj

It. Ob er den Notarj nicht gehaben mücht So mag er die ladung durch ainen geswornen poten mit der püchsen oder sust durch ainen poten mit dem lewft'el püchsen antwurtten lassen, doch das derselb pot dem clager der jm die ladung aufgeben hat ain vrkund geb vor zwain Erbern Mannen die wappensgenos seien oder sust vor ainem Gericht vor einem gelaublichen Richter ainen aid zu Got vnd zu den heiligen swcrn mit aufgerakten vingern swcren sol, das er die kaiserlich ladung seim widertail geantwurtt hab zu haws vnd zu hof oder vnder äugen vnd die stund nennen vor mittag oder darnach vngeuerlich geantwurtt hab,

It. vnd das dem Clager ain besigelter brif von dem, oder von den, vor dem er den aid getan, geben werd, vnd das die ladung darjnn begriffen werd

It. vnd wenn der Clager solh vrkund also hat, darnach lafs Sechs wochen vnd drey tag So sol der Clager sich oder sein Anwalt ju dem kaiserlichen hof vinden lassen vnd seinem Rech- ten nachgeen

It. vnd wer sach das sein widertail noch nyemant von sei- nen wegen in dem kaiserlichen hof wer, dem Rechten nachze- geen So mag er seim widertail rüffen lassen nach Ordnung des Rechtens, vnd die Berüffung in das kaiserlich Gerichtbuch

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schreiben lassen vnd darauf begern aincn tag zusetzen, seim Rechten nach zegeen So kumbt er am aller kurtzisten aus dem Rechten vnd hütt sich vor Conmissial

It. wer aber sach das der Clager ynner Jarsfrist als Recht ist sein Appellacion in dem kaiserlichen hof nicht furbringen möcht vmb Rechtlich vrsach des zu Recht genüg wer so mag er dieselb Rechtlich vrsach, durch sein selbs person oder durch seinen volmechtigen Anwalt in dem kaiserlichen hof vor dem Romischen kantzier melden vnd darauf begeren auf sein Recht- lich vrsach ain fatal auf das ander Jar als Hernach von wort zu wort geschriben stet

Wir Fridreich von gots gnaden Romischer Kaiser zu al- len Zeiten merer des Reichs Ilertzog zu Österreich vnd ze Steyr etc. Bekennen dafs vns die Erber Anna Maderinn Hannsen Zürchers eliche hausfraw hat furbringen lassen Als sy sich von ainer vrtail So durch vnser vnd des Reichs lieb getrewn Bur- germaister vnd Rate der Stat zu Rauenspurg all vnser Com- missarian wider Sy vnd Marttin Jacoben Conratcn vnd Bartho- lomeen gebruder die Greken gesprochen sein sol, als beswert an vns berufft vnd geappellirt hau, nach laut ains jnstruments derselben Appellation vns darumb fürgebracht als sy auf dem wege gewesen würe Sich mit derselben Appellation zu vns ze- fugen vnd ferre jrn gebürlichen vleis darjnne zetunde were Sy durch solh Kriegslewffe so vns von den veinden datzemal ver- hindert worden zustunden das sy solhem in der zeit des er- sten fatals nicht bette nachkomen mügen, dadurch jr dietzeit derselben ersten Appellacion verschinen were, vnd hat vns die- mütigklichen anrüffea vnd bitten lassen , das wir ir das ander fatal der gemelten appellation zuzegeben vnd zeuerleichen ge- nediclich geruchten Solhs angesehen So haben wir der ege- nanten frawen das ander fatal der vorgenannten jrer Appella- cion zuzegeben Geben jr das auch hintzu von Romischer kai- serlicher macht volkomenhait wissentlich mit dem brif der mit unserm kaiserlichen Insigel besigelt vnd geben ist zu Villach am ainundzwaintzigisten tag des Moneids Juny Nach kristi ge- purd virtzeheuhundert vnd jn dem Syben vndfunftzigisten vn- sers Reichs jm achtzehenden, vnd des kaisertumbs jm Sechsten

Jaren

Ad mandatum dnj Imperatoris vlricus weltzly vicecancellarius.

R. Ob yemand ain kaiserliche ladung der ain Clager wer, seim widertail dem Antwurtter von vnwissenhait wegen die la- dung seim widertail nicht genugsamlichen verkündt wurd, da- rumb er von seiner gerechtikait komen mücht, darumb das er in seim Rechten nicht verhindert vnd verkürtzt würd so mag er in dem kaiserlichen hof ainen Genadbrif erwerben als dann hernach geschriben stet

Wir Fridreich von gots gnaden Romischer Kaiser zu al- len Zeiten merer des Reichs Hertzog zu Österreich zu Steyr zu kernden vnd zu krain Graue zu Tirol etc. Bekennen Als sich Anna Maderinn Hansen Zürchers eliche hausfraw von einer vrtail so durch vnser vnd des Reichs lieben getrewn Burger-

maister vnd Rat der Stat zu Rauenspurg in der sach als vn- ser Conmissary wider Sy vnd für Martein Jacoben Conraten vnd Bertelmen gebruder Greken gesprochen sein sol als be- swert an vns gerüfft vnd geappellirt hat Darumb wir dann vn- ser kaiserlich ladung auf die benanten gebruder haben aus- geen lassen, vnd aber dieselb ladung nit in allen, sunder Gre- ken alain verkündet worden ist, als wir vnderricht seinn. Vnd wann wir nicht wellen das yemant vnpillichen in seinem Rech- ten vberoylet noch darjnne verkürtzt werden sol, vnd so auch das nicht die haubtsach Sunder nur verkündung der ladung be- rürt So haben wir nach Rate vnsers Camergerichts von Romi- scher kaiserlichen macht vnd von gnaden die vorgemelt ladung abgetan vnd der benanten Anna Maderiun ain andre ladung auf die gemelt jr Appellation an die vorgenanten gebruder geschafft zugeben, und wellen auch von egemelter vnserr kaiserlichen macht volkomenhait das der benanten Anna Maderinn solhs an jrm Rechten der egemelten jrer Appellacion vnuergriffenlich vnd vnscbedlich sein sulle. Tun jr auch vorgemelt gnad wie vorgeschriben stet wissenlich mit vnd in kraft des brifs der geben ist zu Wienn mit vnserm kaiserlichen jnsigel versigelt am Newnten tag des Moneids Nouerabris Nach kristi gepurd vir- tzeheuhundert vnd in dem Achtundfunftzigisten, vnsers Reichs jm Newntzehenden vnd des kaisertumbs im Sybenden Jaren

Ad mandatum dnj imperatoris in gP" vlricus weltzly vicecancellarius.

It. wer der ist der vor ainem Gericht oder vor ainem Conmissarj mit ainer vnderredunden vrtail die man nennet in latein Sentencia interlocutoria beswert wirt vnd sich besorgt mit der enntlichen vrtail noch verrer beswert werden

It. der mag sich von der vnderredunden vrtail offenlich in gericht vor ainem Notar j beruffen vnd Appelliren, oder ob er nicht einen Notarj gehaben mag So sol er darnach jnner zehen tagen vor ainem offenn Notarj mit solhen furwarten in geschrift setzen vnd durch dieselb geschrift zedel vor dem Notarj mit solhen furwarten Appellirn als dann vormallen geschriben stet als von ainer enntlichen vrtail

It. doch so sol er die Appellacion ynner dreissig tagen dem Richter vnd seim widertail durch ainen offenn Notarj ver- künden vnd die verkündung durch den Notarj auf die Appel- lacion schreiben lassen etc.

It. desgleichen wo ainer für ainen Richter furgeladen wirt der jm verdechtlich ist vnd vmb Redlich vrsachen der mag dauon Appelliren in der mafs als vorgeschriben stet, doch das er die vrsach in die Appellacion setz vnd die Appellacion dem Richter vnd seim widertail verkünde als vorgeschriben steet

It. wer der ist der vor aira Rechten oder Richter ain euntliche vrtail mit Recht behalt der sol ainen Gerichtsbrif nach klag vnd antwurt wie das in das Recht tragen ist mit vrtail eruodern vnd nemen

It. vnd ob sein widertail dauon in den kaiserlichen hof Appellirt darumb das er dem sein behabt Recht verlengern wil

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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It. So sol der seinen vrtailbrif seins behabten Rechtens von stundan in den kaiserlichen hof für den Romischen kantz- ler bringen ynd darauf ainen kaiserlichen brif vnd ladung an seinen widertail nemenn alsdann hernach an dem dasigen plat von Worten zu werten geschriben stet

Wir Fridreich von gots gnaden Römischer kaiser zu allen Zeiten merer des Reichs Hertzog zu Osterreich vnd zu Steyr etc. Embieten Hainriclien Entzberger von Eyningen vnser gnad vnd alles gut, Vns haben Conrat vnd vrsel Mantzen von Stain geswisstreid furbringen lassen ettlich vrtail vnd bchabnüfs so sy vor vnscrm vnd des Reichs lieben getrewn Scbulthaisen vnd Eat zu diseuhofen als unsernn Conmissarien wider dich behabt vnd erwunncn haben vnd begerten das wir jn die als Romi- sclier kaiser zubestetten vnd zu confirmiren genediclich geruch- ten Solhs verkünden wir dir, haischen vnd laden dich auch darczu ernstlich gebietend das du auf den fünfunduierczigisten tag den nügsten nach dem tag vnd dir diser vnser brif geantwurtt oder verkundt wirt, derselben teg wir dir, funfczehen für den ersten, funfczehen für den andern, vnd funfczehen für den dritten vnd leczten Rechttag seczen vnd benennen peremptorie, oder ob derselb tag nicht ain Gerichttag sein wurde auf den nagsten Ge- richttag darnach vor vns, oder dem, dem wir das an vnserr stat bephelhen, wo wir denn zumal jm Reich sein werden Selbs oder durch deinen volmüchtigen Anwalt kernest vnd Rechtlich erschei- nest zusehen vnd zu hören solh vorgemelt vrtail vnd behabnüfs auf begerung der vorgemelten geswisstreid oder jrs volmechtigen Anwalts zubestetten vnd zu Confirmiren mit Recht zuerkennen vnd zuerklern oder aber Redlich vrsach Rechtlich dawider zu- sagen vnd furczubringen warumb das nicht sein solle, Wann du kernest vnd erscheinest alsdann also oder nit, nichts destmyn- ner wirdet auf des gehorsamen tails oder seins Anwalts an- ruffen vnd eruordrung jm Rechten volfarn vnd procedirt als sich das nach seiner Ordnung gebürt, Darnach wisse dich zu richten Geben in der Newnstat am funfundzwainczigisten tag des Moneids Nouembris Nach kristi gepurd virczehenhundert vnd in dem achtuudfunfcigisten vnsers Reichs im Newnczehen- teu vnd des kaisertumbs jm Sybenten Jaren.

Admandatum domj Imperatoris

vlricus welczly vicecancellarius.

Dr, Frommann.

Zur Geschichte des Reichstags Ton Augsburg, 1530.

Christoph Krefs, geboren 1484 zu Nürnberg, gehört zu jenen Männern, welche in der Reformationsgeschichte sich einen bleibenden Namen erworben haben. Dies geschah hauptsäch- lich in seiner Stellung als Abgeordneter Nürnbergs zum Reichs- tag von Augsburg (1530), wo er sich namentlich durch seine persönliche Ucberzeugungstreue und durch die Geschicklichkeit in Verhandlung mit den Ständen auszeichnete. Wir finden ihn bald in Unterhandlung mit dem Kurfürsten von Sachsen und dem Landgrafen von Hessen, bald mit den Reichsstädten, bald

auch mit dem kaiserlichen Hofe selbst. (Vgl. die Nürnberger Gesandtschafts -Berichte im Corpus Reformatorum, vol. IL). Wie hoch ihn der Kaiser schätzte, ersieht man schon daraus, dafs er zu Augsburg sein Wappen vermehrte, ihm eine statt- liche Adelsconfirmation gab und ihm und seiner Familie das Prädicat „von Kressenstein" zulegte. (Will, Nürnberger Ge- lehrten-Lexicon I. Theil, p. 36L) Die lange Dauer der Reichs- tagsverhandlungen beweg Krefs, im August um einen Urlaub beim Nürnberger Rath nachzusuchen; allein dieser verweigerte ihm denselben noch vorerst in Anbetracht der damals gerade aufgenommenen Vermittelungsversuche und wegen der plötz- lichen Entweicbung des Landgrafen Philipp vom Reichstag, der den Kaiser nicht gefragt hatte. Die vorsichtigen Nürnberger wollten jeden falschen Schein vermeiden.

Nürnberger Briefbuch Nr. 101, Bl. 177 a u. b.

Cristoffen Kressen.

Lieber Krefs. wiewol wir der maynung gewest, dir auch

sollichs zugeschryben haben, deiner person nach wider abferti-

gung unnsers rats freunds dementen Volckmers von Augspurg

anhaims zuraysen zubegönnstigen, so bedenncken wir doch in

was undterhanndlung des glaubens Sachen yetzo auff disem

reychstag steen unnd das vermutlich und wie sich alle umb-

stennde sollicher sachen ereugen'), nun mer alle tag ain ennt-

licher beschluss aus not darynn gemacht werden muefs, das du

auch vor anndern der reychs stet gesanndten bey den chur-

fürsten und anndern reychsstennden got lob in ainem sonndern

ansehen gewest und bifshere zu den aufsschüssen gepraucht

pisst. zu dem so wayst du das unnser gnediger herr der lanndt-

graf seinen abschied mit ainem sonndern uiilust unnd ennt-

setzen der anndern reychs stennde von Augspurg genomen und

damit bey dem geraainen hauffen allerlay nachrede unbillicher

flucht vom evangelio desfsgleichen vorhabender auffrur und

haimlicher pündtnus so er zu practiciren in furnemen steen soll

erweckt hat. nun können wir wol ermessen das dir nit wenig

beschwerlich sein mag so lanng von haufs zusein und selbs zu

deinen Sachen zusehen, dagegen erkennen wir dich aber des

erbern gerauets, wo du geraainen unnser stat nutz und frommen

mit deinem nachtayl wesst zufürdern, das du an deinem fleyfs

nichzif^) wurdest erwynnden») lassen, zu geschweygen in diser

aller wichtigisten gemainer christenhait Sachen, darynn ain yeder

crisst all sein vermugen darzustrecken schuldig, ist darumb

an dich unnser guetlich gesynnen, du wollest dich noch ainer

klaincn zeit nit betauren lassen*) von unnsern wegen unns zu

gut und gefallen noch lennger zu Augspurg zuverharren, doch

■) ereugen, eräugen, niittelhochd. erougen, eröugen, vor Augen stellen, darstellen, zeigen, woraus neuhochd. ereignen. Schmeller, P, Sp. 50 f. ') nichzit, d. i. nichtsit, aus mittelhochd. nihtes niht, gar nichts. Schm. P, Sp. 1719. ') erwinden, abstehen, ablassen; fehlen, mangeln. Schm. IV, 107. ^) sich betauern (mittelhochd. betiuren, betüren, von tiure, theuer, werth, kostbar) lassen, sich schwer fallen lassen, leid sein lassen. Daraus neuhochd. bedauern umgebildet. Schm. P, Sp. 618.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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nit lennger dann bifs dise ainige des glaubens sachcn zu aiiiem enntlichen beschluss gelanngt. alsdann scy wir dür enntlichen niaynung dir ungeachtet annder schwebender noch unvertrag- ner hanndlungen dises reychstags gutwillig anhaims zuerlauben, deinen sachcn zur notturfft aufszuvvartten. dan ob wol der nutz und vortayl den du mit deiner gegenwertigkait furdern magst nit vor äugen were, so ist doch in sollichem der nachtayl der unns und deiner person selbs daraus gewifslich wurde ervolgen nit gering zubedcnnckeu unnd unsers achtens nit unzeitlich zu furkomen : nemlich das man unns und sonndurlich dein personn allennthalben verdenncken wurde, alls ob wir unnsers gn. herrn des laundtgraven abschieds und vorhabennden hanndlung wissen unnd mit demselben haimlichen verstanndt gcliabt, dieweyl wir dich alls den vordersten von unnscru gesanndten yetzo vor enndung und beschluss des glaubens Sachen, daran sovil gelegen und nun am treffen ist von Augspurg anhaims gevordert betten. darumb wollest dich, bitten wir guetlich, diser klainen zeit noch- malen nit beschweru unnd allennthalben wie bifshere das pesst thun. das wollen wir mit aller freuntschafl't gegen dir bedenncken und zu gutem nit vergessen, datum unndter unnsers elltern burgermaisters Cristoff Kolers petschir, Erichtags*) 16. Au- gusti anno etc. 1530.

Weissenburg am Nordgau. Wilhelm Vogt.

') Erichtag, auch Erchtag, Eritag, Ertag, mundartlich noch Erts', larta', der Tag des Erich, dies Martis, Dienstag. Schm. P, Sp. 127f. Grimm's Mythol. ^ p. 182— 185. Dr. Frommann.

Bruchstücke einer Evangelienhaudschi-ift des Tl. Jahrhunderts im gernian. Museum.

In dem Prachtwerke von Libri, den Monuments inedits (1864) findet sich auf pl. LVIII eine Seite aus einer Evange- lienhandschrift facsimiliert, in üncialschrift von ganz ungewöhn- licher Reinheit und Schönheit, welche von ihm dem sechsten Jahrhundert zugeschrieben wird. Kam mir schon früher die Schrift nicht unbekannt vor, so war ich doch erst kürzlich in der Lage, genauere Nachricht über die Handschrift zu erhal- ten ; die Beschreibung befindet sich in dem Catalogue de la partie reservee de la Collection Libri (1862) S. 45, Nr. 226. Wir erfahren daraus, dafs es nur einzelne Blätter sind, welche der bekannte Buchhändler Trofs in Paris aus Einbänden von Büchern gesammelt, die er beim Verkauf der Irahofschen Bi- bliothek und bei andern Gelegenheiten in Nürnberg erworben habe, was jedoch insofern nicht genau ist, als sie nach Trofs' eigener Angabe aus der Krefs'schen Sammlung stammen. Nach dieser Aufklärung kann es nicht mehr zweifelhaft sein, dafs die unlängst vom german. Museum erworbenen Blätter (Nr. 27,932), welche dieses von den Einbänden Krefs'scher Salbücher des 16. und 17. Jahrb. selbst ablöste, und die ganz genau zu den Libri' sehen passen, derselben Handschrift angehörten. Es ist Pflicht, diejenigen Gelehrten, welche etwa zu kritischen Zwecken

von diesen Fragmenten Gebrauch machen wollen, auf diesen Umstand hinzuweisen.

Die Blätter des Museums, 24 an der Zahl, enthalten zu- meist Theile des Evangeliums Lucä, und zwar Bl. 1 : Luc. V, 19—33; Bl. 2 u. 3: Luc. VI, 7—35; Bl. 4 u. 5: Luc. VI, 45 VII, 21; Bl. 6 u. 7 : Luc. VII, 34 VIII, 9 ; Bl. 8 u. 9: Luc. Vni, 21— 41; Bl. 10 u. 11: Luc. VIH, 54 IX, 22; Bl. 12 u. 13: Luc. IX, 33 59; Bl. 14 u. 15: Luc. X, 12—35; Bl. 16: Luc. XI, 5—17; Bl. 17: Luc. XI, 52 XII, 10; Bl. 18 u. 19: Luc. XII, 24 49; Bl. 20: Luc. XIII, 4 —16; Bl. 21: Luc. XXü, 40 53; BL 22: Luc. XXIV, 17 31 ; Bl. 23 enthält den Schlufs des ,.Prologus" und Anfang des „Elenchus breuis euangelii secundum Johannera" und Bl. 24 : Job. I, 19—33. Die Hand des Buchbinders hat leider an der obe- ren Ecke von Bl. 1 20 und an der unteren von Bl. 21—24 kleine Stücke abgeschnitten, wodurch etliche Buchstaben des Textes verloren gegangen sind. Ebenso sind auch Bl. 6 u. 7, 10 u. 11, 14 u. 15 oben verkürzt.

Heidelberg. W. Wattenbach.

Modelle alter Erzgufswerke in Nürnberg.

In der städtischen Kunstsammlung zu Nürnberg befand sich, in einem Winkel stehend, die halblehensgrofse, bronzierte Holzfigur eines Ritters in einer sogen. Mailänder Rüstung, auf dem Haupte eine Herzogskrone, die Linke auf einen Ovalschild gestützt, mit den Buchstaben S. P. bezeichnet, in der Rechten eine (offenbar jüngere) Lanze mit einer Fahne. Ich glaubte in dieser Figur ein für Bronzegufs bestimmtes Modell erken- nen zu müssen, und zwar jenes der Wenzel- Figur an dem grofsen Leuchter in der Wenzelskapelle des Prager Domes, der als eine Arbeit Peter Vischer's gilt. Eine auf meine Veran- lassung nach Prag geschickte Photographie stellte die Gewifs- heit dieser Vermuthung fest. Nur der, nicht mit der Statue aus einem Gusse herrührende, Schild und die Fahne weichen ab.

Es sei bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen, dafs vor nicht sehr langer Zeit das Modell des Gänsemännchens sich wiedergefunden hat und nun im Rathhause dahier steht ; dafs ferner vom german. Museum das bisher in Privatbesitz gewe- sene Modell des Knaben auf dem Brunnen im Rathhause er- worben wurde. Das Modell der Münzer'schen Grabplatte auf dem St. Johanniskirchhofe wurde vor noch nicht langer Zeit an den Fürsten von Liechtenstein für Schlofs Eisgrub in Mäh- ren verkauft. Im Besitze des hiesigen Hofantiquars S. Pickert befindet sich noch ein Holzmodell, einen Dudelsackpfeifer vor- stellend, für eine Brunnenfigur, die leider nicht erhalten zu sein scheint. Dasselbe ist von hoher künstlerischer Vollen- dung und dürfte der Grenzscheide des 15. und 16. Jhdts. an- gehören.

Nürnberg. A. Essenwein.

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Holzschnitzarbeiteu iu der Sclilosskapelle zu Büdingen*).

Die vermifste Quittung der Künstler, welche die Holz- schnitzarbeiten in der Schlofskapelle zu Büdingen gemacht ha- ben, ist von mir bereits im Anzeiger von 1856, Sp. 369 f. ver- öffentlicht. Ich fand sie in dem Erdgeschofs des grofsen Thur- mes, dem s. g. alten Archive, wo von früherer Zeit her eine Anzahl Archivalien in wüster Unordnung zurückgeblieben war. Sie wurde damals, nebst anderen werthvoUeren Stücken aus jenem Haufen, in die Privatsammlung des Fürsten aufgenommen, wo sie wahrscheinlich noch jetzt sich befindet. Die von Schnaase mitgetheilten lateinischen Verse an den Chorstühlen können sehr wohl durch die Künstler selbst dort eingeritzt sein ; ich sehe wenigstens nicht ein, wie ein anderer dazu hätte kommen sollen, Verse dieses Inhaltes an jener Stelle anzubringen. Sie brauchen darum nicht von den Künstlern gemacht zu sein; bei ihrem ganz allgemein gehaltenen Inhalt könnte es sehr wohl einer der vielen lateinischen Sprüche sein, welche damals umliefen.

Elberfeld. Crecelius.

*) Zu Nr. 7 des Anzeigers von 1873, Sp. 193 f.

Zur Oeschiclite Ludwigs des Bayers.

In den Protokollen des Eusebius von Romagnano, Notars und Kanzlers des Patriarchen Paganus von Aquileja, die im Notariatsarchive zu Udine aufbewahrt sind, findet sich folgen- der, auf Ludwig den Bayer und seine Stellung zu Italien be- züglicher Akt (der übrigens auch in dem auf nichtitalienischem Boden sehr seltenen Werke von J. Bianchi, Docum. per la storia del Friuli II, 280 abgedruckt ist):

„Die XXVI. Aprilis, Aquilegie, in patriarchali palatio, presentibus testibus vcnerabilibus viris fratre Johanne abbate monastcrii Rosacensis vicario et fratre Bernardo de Novate monacho monastcrii Clarevallensis de Mediolano. Constitutus in presentia venerabilis patris domini Pagani dei gratia sancte sedis Aquilegensis patriarche dominus Johannes de Padua or- dinis Minorum de conuentu Vtini confessus fuit quod pridie in Parasceve domini cum missam conuentualem celebraret, in ecclesia ipsorum fratrum , Minorum de Vtino , astantibus ipsorum fi-atrum conuentu et populi multitudine, inter alias orationes illam que de imperatore Komanorum mentionem facit, dixit clara et alta voce dicendo, Oremus etiam pro christianissimo imperatore etc., et cum fratres et populus

murmurarentpropter Bauarum qui sc facit imperatorem et perse- quitur ecclesiam dei et ab ea reprobatus et excommunicatus est ac de heresi condemnatus, attonitus fuit valde, et ut asse- ruit, in semetipso fremuit et recognouit se male dixisse. M. CCC. XXIX., indictione XII."

Graz. Zahn.

Zur Geschichte der Küustlerfamilie Lindenast.

Jos. Baader hat in den Beiträgen zur Kunstgeschichte Nürnbergs II, 55 auf die Conflicte hingewiesen, in welche die berühmten Kupferschmiede Sebastian und Sebald Lindenast, Vater und Sohn, 1511 und 1526 f mit dem Handwerk der Goldschmiede geriethen. Aus nachfolgendem Eintrag der Raths- protokoUe ersieht man, dafs Sebastian bereits im J.- 1500 sich das Recht erwerben wollte, Goldschmiedarbeit zu machen, wo- mit offenbar etwaigen Beschwerden über Eingriffe in ein frem- des Gewerbe sollte vorgebeugt werden. Aufserdem ergibt sich, dafs schon Sebastians Vater (wie Baader a. a. 0. ver- muthet: Kunz Lindenast) die gleiche Kunst wie dieser betrieb. "Was ihm gestattet war und jetzt auch dem Sohne erlaubt wurde, war wol die feinere Arbeit, vielleicht auch die Vergol- dung derselben.

Nürnberger Rathsmanuale, 1500, April 2.: „Dem Linden- ast ist abgeleynt, das er meyster stuck auff dem goldschmid hantwerck mach; her J. Grolant. doch wie sein vater gearbeyt hat, mag er auch arbeyten un verhindert."

Freiburg i. Br. Th. v. Kern.

Findlinge.

Hie liber est mein,

Ideo nomen meum scripsi drein.

Si vis hunc librum stehlen,

Pendebis an der Kehlen ;

Tunc veniunt die Raben

Et volunt tibi oculos ausgraben ;

Tunc clamabis ach ! ach ! ach !

Ubique tibi recte geschach.

Otto tenet mappara madidam mappam tenet Otto.

(German. Mus., Pap.-Hs. 28,670.)

(Mit einer Beilage.)

Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch - artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Gedruckt bei D. E Sebald in Nürnberg.

BEILAGE ZUM MZEIGER FÜR inJNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1873. J^ 10. October.

Cliroiiili des scrmaiiisclicn Museums.

Nürnberg, den 15. October 1873.

Die Jahresconferenz des Verwaltungsausschusses, welche durch eine gewählte Siebenercommission am 29. v. M. abgehalten wurde, hat die Sammlungen des Museums sowie die Arbeiten in guter Ordnung und stetem , wenn auch der Finaiizverhältnisse wegen sehr langsamem, Fortschritte gefunden und die Rechnung für 1872 genehmigt. Ein Auszug der letzteren wird mit dem nächsten Jah- resberichte zur Veröffentlichung gelangen.

Aus dem Nachlasse unseres verdienten Pflegers in Wolfenbüttel, des Obergerichtsraths Rohde, der unlängst gestorben ist, wurde uns ein Legat von 50 Thlrn. ausgezahlt.

Unsere Münzsammlung hat eine ansehnliche Bereicherung er- halten. Im Hinblicke auf die bevorstehende Münzänderung, wel- che die jetzt in Deutschland bestehenden Münzsysteme sämmtlich aufhebt, schien es uns wichtig, unzweifelhafte und gut erhaltene Exemplare der letzten Prägung jeder Münzsorte der einzelnen Staaten zu erhalten. Wir haben deshalb ein, von der Reichsre- gierung gütigst unterstütztes Gesuch an alle deutschen Regierun- gen gestellt, uns solche sowie alle seit 1806 auf besondere Ereig- nisse geprägte Münzen zugehen zu lassen, und hatten bisher die Freude, von den Regierungen von Anhalt, Bremen, Mecklenburg- Schwerin, Reufs jüngere Linie, Königreich Sachsen, Sachsen-Coburg- Gotha, Sohwarzburg- Sondershausen, Waldeck und Württemberg, die gewünschten Stücke sofort als Geschenke zugesandt zu erhal- ten, während Sachsen -Weimar sie gütigst in Ausstausch gegen Kassamünzen zur Verfügung stellte. Von Seite der übrigen Re- gierungen hoffen wir gleichfalls freundliche Berücksichtigung un- seres Gesuches.

Zu den Künstlern und Kunstfreunden, welche Gaben für das Augustinerkloster gespendet, sind im Laufe des Monats hinzuge- kommen: M. Bach, Zeichner, in Stuttgart; W. Camphausen, Professor, in Düsseldorf; Dr. A. v. Eye in Nürnberg; E. Ille, Professor in München, Ph. Rorich, Maler, in Nürnberg; Röm- hild, Kaufmann, in Nürnberg; C. Scheuren, Professor, in Düs- seldorf; Seiler, IL Bürgermeister, in Nürnberg.

Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden folgende neue Jahresbeiträge angemeldet:

Von Gemeinden: Burgau. Distriktsgemeinde, 5 fl. Dillin- gen. Distriktsgem., 10 fl. GUnzburg. Distriktsgem., 5 fl. Hofheim. Distriktsgem., 15 fl. Karlsbad. Stadtgemeinde (auf weitere 3 Jahre), Hfl. 40 kr. Kemnath. Distriktsgem., 10 fl. Marburg. Stadtgem., 5 fl. 15 kr.

Von Vereinen : Eisenach. Gewerbverein 5 fl. 15 kr.

Von Privaten : Brück (Oberbayern). Theodor Riederer, k. Be- zirksamtsassessor, 1 fl. Elsenach. Dr. Voigt, Generalstabsarzt,

1 fl. 45 kr. Ellwangen. E. Gramling, Zeichnenlehrer (statt früher

2 fl.) 3 fl. ; Fräulein Wilhelmine Rottenmaier (zahlt schon seit 1872} Ifl. 10 kr. Landshut. AinmüUer, Gastwirth, 1 fl. lOkr. Meiningen. Bernhardt, Kreisgerichtsrath , Ifl. Meissen. Dr. Ackermann, Pa- stor, 1 fl. 10 kr. ; Dr. Angermann, Oberlehrer, 1 fl. 10 kr. ; Dr. Busch, Professor, Ifl. 45 kr. ; Crasso, Oberinspektor d. k. Porzellaumanu- faktur, 2 fl. 55 kr. ; Dr. Flathe , Professor, (statt früher 1 fl. 10 kr.)

Ifl. 45 kr. ; Hallbauer, Finanzprokurator, Ifl. 45kr. ; Dr. Höhne Professor, 1 fl. 10 kr. ; Dr. Köhler, Professor, 1 fl. 10 kr. ; Dr. Kunze, Superintendent, Ifl. 45 kr. ; Dr. jur. Loth, Rentbeamter, 1 fl. 10 kr. Meutzner. Oberlehrer, Ifl. 45 kr. ; Dr. Milberg, Professor, Ifl 45kr. ; Raithel, Direktor der k. Porzellanmanufaktur, Ifl. 45 kr. Dr. Wörner, Professor, 1 fl. 10 kr. MUhltroff i. V. Frau Agnes Ilütt ner, auf Pirk, 3 fl. 30kr. ; Hüttner, auf Pirk, 3 fl. 30kr. ; Kammer herr v. Nauendorfl", Ritter etc., auf Geilsdorf, 8 fl. 45 kr. ; Stein- häuser, Pastor, in Geilsdorf, Ifl. 45 kr. Müllheim (Baden). Dr. Öf- finger, prakt. Arzt, 1 fl. 45 kr. : Otto von Stockhorn, grofsh. Amts- richter, 2fl. 20 kr. Nürnberg, v. Hohenadel, k. Oberstaatsanwalt, 2fl. , Joseph Hopf, Kaufmann, 2fl., Theod. v. Huber- Liebenau, k. Appell. -Ger. -Rath, 1 fl. 45 kr. ; lUing, Secondlieutenant im k. 1). 14. luf.-Regt., 1 fl. Ulm. Dr. Wacker, Apotheker u. Gemeinderath, 1 fl. 45 kr. Wasungen. Storandt, Landrichter, 1 fl. Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben: Von Privaten: Ellwangen. Weils jr. , Hutmacher, 30 kr. Mühltroff i. V. Vieweg, Pastor, in Kloschnitz Ifl. 45 kr. Pforz- heim. Kieger, Kaufmann, Ifl. San Jose (Costa Rica). Sam. Gat- schengis, 9 fl. 4 kr. ; N. N. 8 fl. Wolfenbüttel. W. Rohde, Oberge- richtsrath (f), 87 fl. 30 kr. Ungenannter 35 kr.

Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu:

I, Für die kunst- und kulturgesoliichtlichen Samm- lungen,

(Nr. 6965—6992.)

Arolsen. Staatsregierung der Fürstenthümer Wald- eck und Pyrmont: 3 grölsere und 3 kleinere Silbermünzen nebst 2 Kupfermünzen vom jeweiligen letzten Waldecker Ge- präge. — Bremen. Senat der freien Stadt: 9 Silber- und 2 Kupfermünzen bremischen Gepräges. Bückeburg. G. Fromm- hold, Buchhändler: Photographie bückeburgischer Volkstrach- ten. — Coburg. Staatsregierung des Herzogthums Sach- sen-Coburg-Gotha: 8 Sachsen -cob.-goth. Silber- u. 2 Kupfer- münzen neueren Gepräges. Dessau. Herzog 1. auhaltische Staatsregiernng: 14 Silber- und 2 Kupfermünzen anhält. Ge- präges. — Dresden. Staatsregierung des Königreichs Sach- sen: 24 Silber- und 5 Kupfermünzen neueren sächsischen Geprä- ges. — Freudenstadt. Walde, Stadtbaumeister: Photographie nach dem Murgthalthor in Freudenstadt. Fürth. Sigm. Büchen- b ach er: Glasperle und Zahn aus einem fränkischen Grabe. Gera. Staatsregierung des Fürstenthums Reufs j. L. : 7 Silber - und 8 Kupfermünzen neueren reufsischen Gepräges. Hannover. Dr. Grotefend, Geh. Archivrath : Silbermünze König Sigismund's III. von Polen. Heidelberg. Prof. Wattenbach: Rechenpfennig von 1580. London. J. G. Pfister, Beamter am brit. Museum : 3 Abdrücke von mittelalterl. Siegeln des Bisthums und der Stadt Durham. Metz. Jacob AVinterscheidt: 2 lothring. Silbermünzen vom 16. Jhdt. München. Freiherr von Mettiugh: 2 Glasmalereien von 1.590 und 1649. Nürnberg. Freiherr von Bibra: 2 römische Bronzemünzen, 9 neuere Sil- -ber- und drgl. Kupfermünzen. Dr. von Eye, Vorstand der kunst- und kulturgeschiehtl. Abtheilung des german. Museums : Grable- gung Christi, Kreidezeichnung von H. Petri. E. Hektor, Sekre- tär am german. Museum: 2 Silber- und 5 Kupfermünzen, 19. Jhdt. Schwabach. G. Adler, Bezirksgeoraeter : Eine Folge von religiös - emblematischen Darstellungen in Kupferstich und Tusch- zeichnung, 18. Jhdt. Diamantwage von J. Lindenman in Amster- dam, 18. Jhdt. Schwerin. Grofsherzogl. Mecklenburg.

307

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

308

StaatsregieruTig: 3 Gold-, 6 Silber- und 3 Kupfermünzen mecklenburg. Gepräges neuerer Zeit. Sondershausen. Fürstl. Schwarzburg. Ministerium: 5 Silber- und 2 Kupfermünzen Schwarzburg. Gepräges. Sprottau. Köhler, k. pr. General: Photopraiih. Aufnahme eines Theiles derSprottauer Stadtmauer. Wallerstein. Freiherr von Löffelholz, frstl. öttingen'soher Ar- chivar und Domänendirektor: 2 Petschafte vom 17. Jhdt. Ver- ziertes Kistenschlofs nebst Eisenbeschlägen vom 17. Jhdt. Pferde- gebil's vom 17. Jhdt. Sonnenuhr von Messing, 1592. 17 Stempel- bogen und Papierproben vom 17. und 18. Jhdt.

IL Für die Bibliothek,

(Nr. 30,315—30,376.)

Amberg. Dr. E. A. Quitzmann, k. Oberstabsarzt: Ders., d. älteste Geschichte der Baiern bis zum J. 911. 1873. 8. Ans- bach. Schnizlein, k. Bezirksgerichtsrath : Ursinus, bonae causae triumphus etc. 1688. 2. Müller, der vor dem Herrn stehende Höhe- Priester Josua. 1691. 2. Müller, die alleinige Weisheit u. Wort Evangelischer Lehrer von Jesu Christo. 1G92. 2. Basel. Bahn- maier's Verlag (C. Detloff): Rouvrois, voyage pittoresque en Al- sace. 1844. 8. de Lasabliere, histoire de la ville de Mulhouse. 1856. 8. Coste, l'Alsace Romaine. 1859. 8. Stoeber, Tecole mili- litaire de Colmar pendant les annees 1776 79. 1859. 8. Coste, notice historique et topographique sur la ville de Vieux-Brisaoh. 1860. 8. Stöber, d. vordere Illthal ; 2. Aufl. 186). 8. Stöber, Jörg Wickram; 2. Aufl. 1866. 8. Stöber, Alsatia ; 2. Abth., 1862—67. 1868. 8. Erlangen. Dr. Rudolf v. Raumer, Univers.-Professor : Ders. , 4. Fortsetzung der Untersuchungen über die Urverwandt- schaft der semitischen u. indoeuropäischen Sprachen. 1873. 8. Glogau. C. Flemming, Verlagshandl. : Nohl u. Bogler, d. Chor- stühle im Kapitelsaale des Domes- zu Mainz. 1863. 2. Göttingen. Dieterich'sche Buchh. : Forschungen zur deutschen Geschichte; Bnd. XHI, 3. 1873. 8. Köln. H. Lempertz, Antiqu.-Buch- u. Kunsth. : Bocharti hierozoicon recens. Rosenmüller; tom. I HI. 1793—96. 4. Kronach. H. Glaser, Bez.-Ger.-Assessor: Ders., Gedächtnifsrede bei d. vierhundertjährigen Geburtstagsfeier Lukas Cranachs des Aelteren. 1873. 8. Leipzig. Fürstl. Jablonow- skische Gesellschaft: Zeifsberg, die polnische Geschichtschrei- bung des Mittelalters. 1873. 8. Otto Spamer, Verlagshdl. : Mo- thes, illustrirtes Baulexikon; IIL Aufl., 2. Lief. 1873.^8. Mün- chen. K. Akademie der Wissenschaften: Dies., Verzeichnifs der Mitglieder etc. 1873. 4. Sitzungsberichte der philos.-philolog. u. histor. Classe; 1872, Heft IV u. V; 1873, H. I— HL 1872—73. 8. Sitzungsberichte der mathemat. -physikal. Classe; 1872, H. HL u. 1873, H. L 1872—73. 8. v. Prantl, Gedächtnifsrede auf Friedr. Adolph Trendelenburg. 1873. 4. v. DöUinger, Rede zur Vorfeier des allerh. Geburtsfestes Sr. Maj. des Königs. 1873. 4. Beez, d. Antheil der k. b. Akademie der W. an d. Entwickelung der Elec- tricitätslehre. 1873. 4. Freih. von Mettingh: v. Fouilloux, new Jägerbuch. 1590. 2. v. Ciamorgan, Wolffsjagt. 2. Nürn- berg. Dr. V. Eye, Vorstand der kunst- u. kulturgeschich. Samml. d. g. M. : Hartmann, Geschichte des Rathsgymnasiums zu Osna- brück; L Abth. 1865. 4. Dr. C. Stegmann, Direktor des bayer. Gewerbemuseums : Kunst u. Gewerbe etc. ; VL Jhg. Nr. 8. 38. 39. 43 52. VIT. Jhg. Nr. 1 39. 1872 u. 73. 8. Friedr. Töpfer, Direktor: d'Hunolstein, correspondance inedite de Marie Antoinette; 3. ed. 1864. 8. Windschügl, Bauassistent: Sibmacher, newes

Modelbuch. 1604. qu. 4. Schweinfurt. Dr. F. Stein, kgl. Ad- vokat: Ders,, Graf Otto v. Rinek u. der Rinek -Lon'sche Stamm- baum des Albericus. 1873. 8. Sonderabdr. Ders., Regesta Franco- nica aus d. Zeit der ostfränk. echten Karolinger. 1873. 8. Sonder- abdr. — Stuttgart. Württembergischer Alterthumsverein : Ders., Jahreshefte; Bnd. II, Heft 1. 1873. Imp. 2. K. statist.- topograph. Bureau: Württembergische Jalirbücher ; Jhg. 1871. 1873. 8. Statistik des Unterrichts - und Erziehungswesens im K. Württemberg, 1869—70 u. 1870—71, 1871—72. 1872. 73. 8. Ueber- sicht über d. Verwaltung d. Rechtspflege, 1871, 1872. 1872, 73. 8. Nebst 20 weiteren Beilagen. Wilh Nitzschke, Verlagsbuchhndl. : V. Schulte Lehrbuch der deutschen Reichs - u. Reohtsgeschichte ; 3. Aufl. 1873. 8. W. Spemann, Verlagshandl.: Das Kunsthaiid- werk; herausgeg. v. Bucher u. Gnauth; 1 Lief. 1874. 2. War- schau. Stan. Jos. Siennicki: Ders., de typographia in Claro Monte Czenstochoviensi etc. 1873. 8. Weinsberg. G. Reuis, Apotheker: Gäbelkhouer, Artzneybuch; 1. u. 2. Theil. 1594. 4. Koschwitz, vollständige und nutzreiche Apotheke. 1693. 2. Medi- cinisch-chymisch u. alchemistisches Oraculum. 1772. 8. Reufs, dis- pensatorium universale. 1786. 8. Wien. Leseverein der deut- schen Studenten: Ders., Jahresbericht, 1872 73. 1873. 8. Jos. Mar. Wagner, Professor: Archiv f. d. Geschichte deutscher Sprache u. Dichtung; 1873, Maiheft. 8. Wiesbaden. C. W. Krei- del's Verlag: Fresenius, Geschichte des chemischen Laboratoriums in Wiesbaden. 1873. 8. Verein für nassauische Alter- thumskunde: Ders., Annalen, Bnd. XII. 1873. 8. Würzburg. Polytechnischer Central verein : Ders., Jahresbericht etc. 1872 73. 1873. 4. Universität: Verzeichnifs der Vorlesungen etc.; 1872, 1872—73, 1873 u. 1873—74. 8. Personalbestand etc.; 1871—72, 1872, 1872—73, 1873. 8. Dahn, westgothische Studien.

1872. 4. Urlichs, d. Anfänge der griech. Künstlergeschichte ; 2. Heft. 1872. 4. Urlichs, Verzeichnifs der Antikensammlung der Univers. Würzburg; 3 Heft. 1872. 8. Sachs, über den gegenwär- wärtigen Znstand der Botanik in Deutschland. 1872. 4. Riscb, zur Geschichte der Juristen - Facultät an d. Univers. Würzburg.

1873. 4. Leitner, der heil. Thomas von Aquin über das unfehl- bare Lehramt des Papstes. 1872. 8. von Reinhardstöttner, Bei- träge zur Textkritik der Lusiadas des Camoes. 1872. 8. Berteis, Studien über die Constitutions- Verhältnisse basischer Salze. 1872. 8. v. Balsch, Beiträge zur Lehre der Ueberwälzung der Consum- tions-Steucrn. 1872. 8. Schalch, Beiträge zur Kenntnil's der Trias. 1873. 8. Zürich. GrafLadislasPlater: Curti, d. Einweihung des polnisch-histor. Museums zu Rapperswyl, 23 Oct. 1870. 1870. 8.

III. Für das Archiv.

(Nr. 4328—4330.) Detmold. Hugo Freih. von Donop, Hauptmann und Flügel- adjutant Sr. Durchl. des Fürsten von Lippe-Detmold : Mahnschrei- ben Philipp Valentins, Bischofs zu Bamberg, und Christian Ernsts, Markgrafen zu Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth, an Herzog Ernst von Sachsen zu Gotha, die noch rückständigen Beiträge an die Kasse des fränkischen Kreises möglichst schnell einzusenden. 1669. Pap. Orig. Nürnberg. Ungenannter: Rechnung über Einnahme und Ausgabe bei dem Handwerke der Schneider in der Ilochfürst- lich Brandenburg-Onolzbachisohen Hauptstadt Schwabach. 1737 1738. Akten. Kaspar Zirk, Kaufmann: Aus den Jahresrechnun- gen der Gemeinden Pottenstein und Weischenfeld. 1645. (Bruch- stücke.) Akten.

Chronik der historischen Vereine.

Heraldisch-genealogische Zeitschrift. Organ des heraldisch-genealogischen Vereines „Adler" in Wien. III. Jahrg. Nr. 9. Wien, September. 1873. 4.

Die Ilael in Tirol. (Ed. Gaston Frhr. von Pettenegg.) Sphragistik Mährens, nach Siegeln der Bischöfe von Olmütz und

der mährischen Markgrafen. Von Dr. B. Dudik. Ueber Grund und Bedeutung der heraldischen Lilie. Von Dr. C. 0. v. Qner- furth. Ueber das Wappenwesen und den Adel in Italien. Von dems.

Der Kirchen-Schmuck. Blätter des christlichen

309

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

310

Kunstvereines der Diözese Seckau. 1873. IV. Jahrg. Nr. 9. Graz. 8.

Bildnisse Maria aus der Zeit des romanischen Styles.

Sitzungsberichte der philosophisch - philologi- schen und historischen Classe der Akademie der Wis- senschaften zu München. 1872. Heft IV. V. München. 8.

Ein poetischer Briefsteller von Matthäus von Vendume. Von Wattenbach. Ein neuer Palästinafahrer (Johannes Poloner). Von Thomas.

1873. Heft I— IIT. Radewin's Gedicht über Theophilus. Von W. Meyer. Ueber Arnold von Brescia. Von v. Giesebrecht.

lieber die handschriftliche Sammlung der Camerarii und ihre Schick- sale. Von V. Halm. Bruchstücke eines altfranzösischen Lieder- buches (Chansonnier) mit Noten aus dem 13. Jahrh. Von Hof- mann. — Philologische Bemerkungen zum AValtharius. Von W. Meyer. Ueber die Handschrift von Kaiser Ludwig's altem ober- baierischen Landrechte in der fürstlich Starhemlierg'schen Biblio- thek, früher zu Riedegg, jetzt zu Eflerding. Von Rockinger.

Verzeichnifs der Mitglieder ders. Akademie. 1873. 4.

Festschriften der Akademie von 1873. 4.: Von Dr. Karl von Prantl (Gedächtnifsrede auf Friedr. Ad. Trendelenburg) ; von I. V. Döllinger ; von W. Beetz (der Antheil der Akademie an der Entwickelung der Electricitätslehre).

Nachrichten.

Literatur.

Keu erschienene Werke.

25) Kriegswesen und Kriegskunst der schweizeri- schen Eidgenossen im XIV., XV. und XVI. Jahrhundert, von Carl von Ellger. Mit 10 Figurentafeln. Luzern, militärisches Verlagsbureau. 1873. 8. XIX u. 438 Stn.

Der Verfasser führt sich in der Vorrede als „Soldat und nicht Geschichtsforscher" auf, der, weil er glaubt, dafs das geschicht- liche Studium auch für die heutige Kriegskunst noch von Nutzen sei, sich der mühevollen Arbeit, bei der ihn wenige Geschichts- forscher unterstützt haben, unterzogen. Den Techniker erkennt man auch sofort an dem Systeme der Eintheilung des Buches, das einen Rahmen gibt, in welchen auch eine Abhandlung über heu- tiges Kriegswesen eingeschlossen werden konnte ; man erkennt ihn daran, dafs er eine Anzahl Fragen erörtert, die bei einem blos gelehrten Geschichtsforscher sicher nicht aufgetaucht wären. Wenn auch nicht Geschichtsforscher, hat er doch eine so grofse Zahl von Quellen benützt, dafs auch der Geschichtschreiber aus diesem Material Nutzen ziehen kann, wobei freilich Kritik nöthig sein wird, da der Verfasser doch auch bei seinem reichen Material nicht für jede Behauptung die Originalquelle, sondern vielfach theils spätere, theils neue Schriftsteller als Quellen anführt. Da der Verfasser für jede Specialität die historische Entwickelung ver- folgt, so ist das Buch, insbesondere bei Specialfragen, als bequemes Nachschlagebuoh werthvoU ; freilich liefse sich auch da für manche einzelne Aufstellung der historische Beweis erst verlangen, für manche gewifs nicht erbringen. Die Zeichnungen, welche Vieles erläutern, sind theilweise, namentlich wo es sich um Nachbildung alter Zeichnungen handelt, zu sehr in's Moderne übersetzt und haben dadurch die Glaubwürdigkeit der vielleicht mangelhaften ursprünglichen Origiualzeichnung eingebüfst. E.

Aufsätze in Zeitschriften. Aus allen Welttheilen: Aug. Sagentypen aus Thüringen. (C.

F. Lauckhard.) Das Ausland: Nr. 36. Unser heutiges Wissen über dieZigeuner. Die Grenzboten: Nr. 36. Zur Geschichte der Schrift und des

Schriftthums. (G. Tybusch.)

Im neuen Reich: Nr. 39. Der kursächs. Kammerpräsident von Hoym. Sittenbild aus dem 17. Jahrh. (K. G. Plelbig.)

Der Katholik: Aug. Ueber ein Breve des Papstes Hadrian VI. an den Kurfürsten Friedrich von Sachsen im J. 1522.

Protest. Kirchenzeitung: Nr. 33. Deutschland in den Jahren 1517—25.

Korresp. v. u. f. Deutschland: Nr. 473. 476. Wer ist der Ver- fertiger der sog. Jamnitzer- Becher in der städtischen Kunst- sammlung zu Nürnberg? (R. Bergan.) Nr. 511 f. Ein neuer Nürnberger Maler (Erhard Schön). (Chr. Mehlis.)

Deutsche Kunst-Zeitung: Nr. 32f. Ein kostbarer, seither noch nicht bekannter Sammelband mit Mustern für Gold- schmiede und andern Ornamenten aus dem sechszehnten Jahrh.

Baltische Monatsschrift: März. April. Herzog Friedrich Wil- helm. (Th. Schiemann.)

Die Deutsche Predigt: 5. Heft. Bilder aus dem Predigtwe- sen zur Reformationszeit. 1.

Nürnb. Presse: Nr. 253 f. Deutsche Meistersirger- u. Trinklie- der. (Karl Blind.)

Schles. Provinzialblätter (Rübezahl): VIIL Heft. Girge und Hons, Gedicht in schles. Mundart vom Jahre 1741, mitg. von Prof. Dr. H. Palm. IX. Heft. Die evangelische Pfarrkirche zu Oppeln OS. (Nach einer Urkunde.) Von M. Ueberschär.

Schlesische Märchen und Sagen. Heidnische Begräbnifs- stätten bei Kanigen. (B. Wiehle.) Mundartliche Proben. Von Cantor Lehfeld. Die „alte Hacke."

Deutscher Reichs-Anzeiger: Beil. Nr. 32. Der schöne Brun- nen zu Nürnberg. Nr. 34. Zur Geschichte der deutsehen Rechtschreibung. Nr. 35. Vorhistorische Denkmale. 1. Nr. 38. Zur Geschichte der Postkarten.

Sonntagsblatt (von Fr. Duncker) : Nr. 32. Nordische Königs- gräber. (J. V. Sydow.) Die Namen der Frauen bei den Ger- manen. (H. Meyer-Emden.) Nr. 34. Die Göttersagen unse- rer Altvordern. 4. Frau Holda. (Th. Bodin.) Etwas zur Geschichte der Pfeifen.

Wochenblatt d. Joh.-Ord.-Balley Brdbg. : Nr. 41. Kloster Friedland in der Mark. (Oskar Schwebel.)

Zeitschrift f. bildende Kunst: Hft. 12. Zur Biographie und Charakteristik Jan Steen's. Mit zwei Radirungen. (W. Bode.)

Streifzüge im Elsal's. Von Alfred Weltmann. Mit Illustra-

311

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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tlonen. VI. Colraar, Kaisersberg. Die Stiftskirche von St. Gereon in Köln. (Dr. Ennen.) Beibl. Nr. 49. Ein Denk- mal mittelalterlicher Plastik (zu Frauenrode).

Zeitschrift f. d. g. luther. Theologie: 4. Quart. -Heft. Die neuesten Untersuchungen über Luther's Geburtsjahr. (J. K. F. Knaake.)

AI Ige m. Zeitung: Beil. Nr. 2G6 f. Antiquarische Funde als Ge- genstand des Expropriationsrechtes.

Leipziger Zeitung: AYissenschaftl. Beil. Nr. 75 u. 76. Zur Poe- tik des Märchens. (R. Treitschke.)

Yermischte Nachrichten.

73) Sigmaringen. Zu den vielen Schöpfungen, mit denen der Kunstsinn und die Munificenz Seiner königlichen Hoheit des Für- sten Karl Anton zu Hoheuzollern nach langer Abwesenheit von hier in kurzer Zeit die Stadt Sigmaringen bereichert und verschö- nert hat, ist auch das in der Karlsstrasse neu erbaute und jetzt vollendete fürstliche Archiv zu rechnen. Dieses, im soliden und eleganten Style der modernen Renaissance gehaltene, in der un- mittelbaren Nähe der höchsten königlichen und fürstlichen Dica- sterien belegene Gebäude enthält zu ebener Erde zwei grofse ge- wölbte Säle und die erforderlichen Arbeitszimmer, im ersten Stocke drei kleinere Säle und die Dienstwohnung des fürstlichen Archivars. Keller und Dachraum sind so eingerichtet, dafs sie ebenfalls zur Aufbewahrung von minder wichtigen Akten benutzt werden kön- nen. Aufser den Haus- und Staatsarohivalien, auch Klosterarchiven, der früheren souveränen Fürstenthümer HohenzoUern-Heohingen und Sigmaringen, soweit deren Inhalt nicht für das neu gegrün- dete königliche Rogierungsarchiv dahier ausgeschieden wurde, und aufser dem ältesten Stamraarchiv der Burg HohenzoUern, begreift das fürstliche Archiv auch alte Documente über Erwerb und Be- sitz des fürstlich hohenzoUern'schen Haus- und Farailieufideicom- misses. Dieses umfafst in HohenzoUern einen grofsen Besitz von Cameralhöfen und bedeutenden Waldungen, welche von den drei Rentämtern Sigmaringen, Hechingen und Haigerloch verwaltet werden. Das nicht unbedeutende Hüttenwerk Laucherthal mit Giefsereien, Hammer- und Walzwerken ist ein Bestandtheil dieses Besitzes. Ferner besitzt die fürstliche Verwaltung, nachdem die Herrschaft Bassenheim in der Rheinprovinz wieder verkauft ist, in der Provinz Schlesien die Herrschaften Beutniz, Cunersdorf und Hohlstein mit einzelnen Zugehorden in der Provinz Brandenburg, als Bestandtheile des früheren Herzogthums Sagan, in der Provinz Pommern, Kreis Cöslin, die Rittergüter Manovv, Rol'snow, Grünhof und Seydel, in der Provinz Posen, Kreis Czarnikau, die früher polnische Herrschaft Drascow, in verschiedenen Gegenden des Kö- nigreiches Böhmen die Herrschaften Bistriz, Descheniz, Eisenstein, Hurkenthal, Schrittenz imd Zerekwe, im Königreiche Baiern die Herrschaft Baierisch-Eisenstein, welche an die böhmische Herrschaft Eisenstein angrenzt, in Oberbaiern die neu angekaufte Herrschaft

Hohenasehau in der Nähe des Chiemsee's. In Württemberg ge- hört zum fürstlich hohenzoUern'schen Besitze das Rittergut Fell- dorf, Oberamtes Horb, in Baden die Herrschaft Umkirch bei Frei- burg, in Holland, Provinz Geldern, die grofse Grafschaft Bergh, endlich als Allodialbesitz das schön gelegene Landgut Weiuburg bei Rheineck am Bodensee.

74) Das Dürer'sche Gemälde der h. Dreifaltigkeit, das sich jetzt im k. k. Belvedere zu Wien befindet, war ehedem von ei- nem reichen, geschnitzten Rahmen, einem förmlichen Altaraufsatze, umfafst und befand sich im Landauerkloster zu Nürnberg. Die- ser Altaraufsatz ist, seines Bildes beraubt, heute noch im Rathhause zu Nürnberg. Er wurde in den ersten Decennien des laufenden Jahrhunderts restauriert, d. h. mit grauer Oelfarbe bemalt ; an mehreren Stellen konnte man jedoch in letzter Zeit finden, dafs die ganze alte Bemalung und Vergoldung noch ziemlich wohl- erhalten unter der Oelfarbe zu finden sei, und dafs man wol, blos um die abgebrochenen Theile der Ornamente nicht ergänzen zu müssen und die Bruchflächen zu verdecken, vielleicht auch, um den Staub und den Niederschlag der Dünste von der dadurch schmutzig gewordenen Vergoldung nicht abwaschen zu müssen, den Oelanstrich angebracht habe. Dafs der Entwurf zu diesem Altaraufsatze von A. Dürer selbst herrührt, war nicht blos durch die Formen, sondern auch durch eine, leider in England befindli- che Handzeichnung A. Dürer's bezeugt, die den Entwurf dieses Rahmens enthält. Die jetzt sich neu belebende Vorliebe für Re- naissance-Formen hat auch diesem lange vergessenen Werke Dü- rer's, das gothische Formen in reicher Fülle mit den phantasti- schen der Renaissance gemischt zeigt, neue Aufmerksamkeit zuge- wendet, und dasselbe wurde wiederholt für Publikationen (wir nennen A. Ortwein's deutsche Renaissance, Gnauth und Bucher's Kunsthandwerk, Lützow's Zeitschrift f. bild. Kunst; keine der- selben ist aber bis heute erschienen) gezeichnet. Es fiel auf, dafs der Architrav der Dürer'schen Zeichnung die Auferstehung der Todten und die Abführung in Himmel und Hölle darstellt, wäh- rend der Rahmen selbst ein blol'ses, oii'enbar erst bei der Restau- ration dazu gekommenes Mal'swerk enthielt. Jüngst wurde nun ein Relief in Regensburg gefunden, das in seiner Uebereinstim- mung mit der erwähnten Zeichnung wie in seinen Mafsen sofort als ehedem am Rahmen befindlich zu erkennen war. Um es nicht dem Zufalle preiszugeben und in fremde Hände zu bringen, wurde es sofort um 200 3. vom germanischen Museum erworben und von demselben dem Magistrate der Stadt Nürnberg zur Anbringung am Rahmen um den Ankaufspreis zur Verfügung gestellt. A. E.

75) Wir freuen uns, mittheilen zu können, dafs die so mu- sterhaft angeordnete Ausstellung für die Geschichte der Stadt Wien, die unter Nr. 7:) der vermischten Nachrichten in voriger Nummer d. Bl. besprochen wurde, bereits nach anderen Seiten An- regung gegeben hat. Ebenso wie Wien diese Sammlung als städti- sches Museum dauernd im neuen Rathhause zur Belehrung für Einheimische und Fremde aufstellen wird, haben auch die städti- schen Collegien von München die Anlage eines solchen Museums beschlossen und sofort zur Durchführung der Vorarbeiten einen Credit bewilligt. Wir emjifehlen auch andern Städten diesen Vor- gang; und gewifs wird bald der Verein für Geschichte der Stadt Berlin, sowie andere speciell für die Geschichte einer Stadt ge- gründete Vereine (z. B. Leipzigs, Brandenburgs u. s. w.), den betref- fenden Stadtbehörden Anträge zur Aufstellung ähnlicher Samm- lungen unterbreiten.

Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Gedruckt bei U. E. Sebald in Niiniberg.

Nürnberg. Das Abonnement des Blat- tes, welchea alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und botragt nach der neuesten Postconvention bei allen Post- Ämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreichs 3ti. 36kr. im 24 ti.-Fula oder 2 Tlilr. preufs.

Für Frankreich abonniert man in Paria bei der deutschen Buchhandlung von F. EüuckBieck, Nr. 11 rue de Lillei ftür

Neue Folge.

ANZEIGER

FÜR KOOe DE

rii

Eiigland bei Williams 4 Norgate, 14 Hen- rietta-Street Covont- Garden in London; für Nord- Amerika bei den PostÄmtern Bre- men und Hamburg.

Alle für das german. Museum be- stimmten Sendungen auf dem Wege des Buchhandels werden durch den Cummts- Bionür der literar. -artist. Anstalt des Mu- eeums, F, A. Brockbaus in Leipzig, be- fördert.

^

ZAYanzigster Jahrgang.

ORGAN »ES GEILIIANISCJIEN MSEUMS.

1873.

JSi 11.

NoTcmber.

Wisseiiscliaftliclie Mittliellunsen.

Ö^

„Oi'dnung die man haldet so man ainen kunig gesegeut Tnd krönet etc.

Wenn ain kunig sol gesegent vüd gekrönt werden So koment all Bischof des kunigreichs zesamen in des Ertzbischofs Stat oder in ain kunigkliche Stat darjnn das vor gewönlicli ist beschehen

Der kunig der gesegent vnd gekrönt sol werden Sol ee ') in der vordem'^) wochen andechticlich drey tag vassten, am Mittichen^) freitag vnd Sambstag

An dem Suntag daran der kunig sol gesegent vud gekrönt werden komen all Bischof frue zusammen in die kirichen da das beschehen sol

Der Ertzbischof beraitt sich hochtzeitlich*) zue mit seinen dienern als er mefs sol haben

die Bischofen beraittent sich mit jrn korrökcben Stulln korkappen vnd jnfellen ^)

Der kunig sol gantz gerainigt sein an dem leib vnd auch an dem gemut, Darnach die vördristen zwen Bischof fürent jn für den Altar für den Ertzbischof der da sitzt vor dem Altar vnd die andern Bischofen stennd dabey an ainem zirckel vnd der kunig in der mitt vnder jn Dann so spricht ainer vnder jn mit lautterr stymm Erwirdiger vater die heilig Muter der kirichen vordert den gegenburtigen <*) strenngen Ritter zu ku- nigklicher wirdikait zu erhöhen

Darnach fragt der Ertzbischof wisst jr jn wirdigen vnd nutzen zu der wirdikait, darauf antwurtten sy, wir haben er- kannt vnd gclauben jn wirdigen vnd nutzen der kirichen gots vnd zuuerwesung des kunigreichs Darnach antwurtten sy all Deo gratias

Darnach wirt er von stunden') offenbar vnderweiset vnd vleissiclich geniont an den gelauben vnd an die lieb gots, an ain hailbertige ®) Verwesung des kunigkreichs vnd des volkchs an die beschirmung der kirichen vnd dürftiger person vnd an- derr solher ding, vnd legt jni aus den Stand seiner wirdikhait die gelegenhait seiner wirdikait vnd kunigklichs stannds

vnd so das nu geschehen ist so tut er die gelüb

Ich albrecht vergich^) vnd verhaifs vor Got vnd seinen Engeln, hinfür gesetze vnd gereehtikait vnd fride der heiligen kirichen gots vnd dem volkch mir vnder getan nach meim ver- mügen vnd verstentnüfs zetun vnd zehalten Doch vorbehalten zinilich zuuersicht zu gots parmhertzikait als jch mit Rat mei- ner getrewn am pessten mag erfinnden Auch den Bischofen der kirchen Gots zimlich vnd Recht ere zebeweisen vnd was den kirichen von kaisern vnd kunigen verlihen vnd gegeben ist vnuerseret zehalten, den Ebbten Grauen vnd lehenslewten zim- lich ere nach Rat meiner getrewn getün i") vnd die ding alle swer jch auf die heiligen Ewangelj vntzerütt ") warlich ze- halten

') ee, e, vorher, zuvor; Schmeller I', 4,4. ') vorausgehenden. ') Schmeüer I', 1691. *) hochfesttäglioh. Scbm. I', 1044. *J Infuln. *) gegenwärtigen.

') von Stund an. °j hailweriig, heilsam, heilbringend. Schm. I', 1079. 'j ic7i vergich, ich bekenne, Praes. von verjehen. Schm. P, 1205 f. '"J lies: ze tun. ") unzerrüttet, unversehrt, unzerstört. Schm. IP, 191.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Darnach naigt er sich vasst vnd der ErtzBischof spricht das gebet

Allmechtiger ewiger Gott, Schepher aller ding, gepieter der Engel, kunig der kunigen herr der heren, dem ") abraham deira getrewn diener sig hast gegeben wider sein veindt, Moysi vnd Josue verwesernn deins volkchs manigueltigen sig, vnd den diemütigeu dauid dein kiud zu wirdigkait des Reichs erhört"') hast, vnd Salomonen! mit vnsäglicher gab der weishait vnd des frids gereihet hast, Siech an die pet vnserr diemütikait vnd auf den gegenburtigen *) deinen diener Albrechten den wir mit gantzer andacht ainen Maistcr der krisstenbait in deiner gab, ern, vnd zu aim künig erwellen, mere die gab deiner segen, vnd vmbgib jn allzeit hie vnd vberal mit der Rechten hannd deiner möchtikait, das er besterkhund mit der trew des vor- genanten Abrahe vnd niessund die senftikait Moysi (erhöhet), erhöhet in der diemütikait Dauid, getzirt mit der weishait Sa- loraonis, dir in allen dingen geuallen vnd durch den weg der gerechtikait albeg vngejrret gee, vnd fursehen mit dem helem deiner beschirmung vnd hedekchet stütlich mit dem vnvber- wintlichen schilt vnd vmbgeben mit den himlischen wafifen be- schirlich (sie!) Sig, von den veinden des krewtz kristi trew- lich behab vnd seligklichen nem, vnd jn ertzaig erschrekchung seiner macht, vnd den Gotsdieneren frid dauon bring durch dich Cristum vnsernn hern der in zaichen des krewtzes die vor- hell zeprochen hat, vnd nach vberwindung des Reichs des Tew- fels aufgestigen hast in die himel in dem der gewalt vnd sig alles Reichs ist, der da ist ain zir aller diemütigen das leben vnd auch hailwertikait Qui tecum viuit etc.

Darnach so der kunig vor dem Altar auf dem Erdtreich ligt vnd der Ertzbischof vnd die Bischof mit den jnfelen auf den Stain rürent hebt man an ze singen die leteney

Vnd wann man singt vt obsequiura etc. so hebt sich der Ertzbischof auf vnd tut das krewtz vber den kunig vnd spricht das gepet

Das du geruhest gesogen den Erweiten kunig etc. vnd dasselb tunt auch also die Bischof vnd Cantores, vnd so die leteney für ist So stet der Ertzbischof vnd der kunig auf, vnd die Bischof ligent still vnd spricht pater noster etc. vnd dar- nach ettlich versigkel vnd darnach das gepet

Herr wir bitten, henng dem gegenburtigen") deim diener die Recht band himlischer hilf das er die such mit gantzem hertzen, vnd was er zimlich bitt das er des gewert werde per dominum nostrum etc.

Darnach spricht der Ertzbischof aber ain pet, vnd so das für ist So salbet der Ertzbischof den Rechten arem des kuuigs vnd zwischen den Schultern mit dem heiligen Ül vnd krowtz- weise vnd spricht das gepet

Got gots Sun jhesus cristus vnser herr der von dem vater mit dem Ol der frolokchung gesalbet ist, für die andern, der giefs mit der gegenburtigen^) heiligen Salben auf dich den

segen des jnflus des heiligen geists vnd lafs die juwenndig in dein hertz geen

So das nu geschehen ist So hebt man das Ambt an, dann so wirt der kunig in dem Sagrcr ") oder an ainer andern stat dartzu geschikcht angelegt mit liünigklichem gewannt vnd vber sein gewondlich gewannt legt er an von erst ain leyneiuo Al- bam etc.

Darnach so geet der kunig mit seinen prelaten vnd hern an die stat in der kirchen die jm zugericht ist So singet man verrer vulz'**) auf das alleluja. Darnach fürt man den kunig für den Altar vnd der Ertzbischof gibt jm ain ploss Swert das er ab dem Altar nymbt vnd in der gab des Swerts gibt er jm die Verwesung des gantzen kunig Reichs vnd spricht das gebet

Nym das Swert, genomen von dem Altar vnd dir durch vnser hennd vnwirdig, doch an stat vnd von gewalt der heili- gen zwelfpoten gesegent, dir kunigkleich verlihen vnd mit dem Ambt vnsers Segens dir zubeschirmung der heiligen kirichen gots göttlich beraittet zustrafl'ung der pösen vnd zu Rachung der vbelteter, vnd lob der guten vnd bis gedechtig'^) des von dem der psallmisst geweissagt hat Gürtt vmb dich das Swert gewalticlich das du damit vbest die macht der gerechtikait vnd möchticlich zerüttest") vbeltetung, vnd die heiligen kirichen vnd jr getrew beschirmest, vnd auch die veint des namens kristi vnder dem schein des gelaubens zestörest vnd ausrewt- test, witiben vnd waisen gütlich bchelffest vnd beschirmest, die zerstörten ding widerbriugest, die widerprachten ding behabest, vnrechte ding straffest, vnd wolgeordente ding bestettest, das du in solher würchung der tugent ain lobsamer vberwinnder vnd ain bewerter vber der gerechtikait mit dem haylund der wellet des vigur du tregst an end herschepht '") etc.

Darnach setzt man jm die krön auf in der weis all Bi- schof die dabey sint haltent die krön die der Ertzbischof von dem Altar genomen hat vnd die er auf des kuniges haubt setzt Sprechund, Nj-m hin die krön des Reichs die von den vnwir- digen hennden der Bischof auf dein haubt gesetzt wirt in dem namen des vaters, des Suns, vnd des heiligen geists, Dabey verstee das Sy bedewtt die Eer der heiligkait vnd die zir, vnd werch der sterkch vnd solt wissen durch die tailhefftig ze wer- den vnser dinstperkait Also als wir jnwcnndigklich verweser vnd Regirer der Seein verstannden werden, dcsgeleicheu solt du pe3'gestenndig sein der kirichen kristi wider aUe widerwertikait vnd des Reichs dir von Got gegeben durch das Ambt vnsers Segnes an stat der zwelfpoten vnd aller heiligen deiner Verwe- sung bepholhen ain nutzer volfürer, ain fursichtiger Regirer alltzeit erscheinest, also das du vnder den lobsamen Rittern mit zirhait der tugent getziret, vnd mit dem Ion der ewigen selikait gekrönet mit vnserm erlediger vnd heiliger Jhesu Gristo des namen vnd stat du verwesest, an ennd geert werdest, der

") lies : der du dem. ''"j lies : erhöhet.

") Sagrer, sacrarium, Sacristei. Schm. IV, 235. '*) bis. Schm. P, 118. '5) sei eingedenk. Schm. P, 291 f. u. 485. '«j lies : herr- schest.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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da lebt vnd gepewtt mit Got dem vater ain Got ymmer vnd ewigklich Amen

Darnach gibt mau jm daselbs das Zeppter sprecbund vber jn IvDyeund Nyra bin die Gertten der kraft vnd der warbait dabey du versteen solt dich schuldig zusein waikchen ") die gütigen vnd schrekchen die pösen die jrrunden den weg zelern, den geuallen die bennd ze Raicben, die hochuertigen zuuertrei- ben, vnd die diemütigen zu erhüben, vnd öffne dir die Tür Je- sus kristus vnser herr der von jm selbs spricht, Ich bin die Tür, wer durch mich jngeet der wirt bailbertig ^), der da ist der Slüs- sel dauids, vnd das zeppter des hawfs jsrabel der da öffnet vnd nyemant zuslewsst, der da zuslewsst vnd nyemant öffnet, vnd sey dir ain anweiser der da ausfürt dj gfangen aus dem haws der kercher '*) sitzunden in den vinstern vnd in dem schatten des todes vnd in allen dingen verdinst nach zeuolgen jn von dem dauid der weissag spricht Dein Stfil Got ymmer vnd ewigldich die gertten der gerecbtikait, die gertten deins Reichs, vnd das du jm nacbvolgund, lieb babst die gerecbtikait vnd hassest die vngerechtikait wann '*) darumb bat dich gesalbt Got, dein Got zu Ebenpild dem den er vor anfanug der Welt gesalbt hat, mit dem öl der frolokcbung vber sein mittailhefftig jhesum cri- stum vnsern berrn der mit jm lebt vnd herscht Amen

Nach dem der Ertzbiscbof vnd ainer aus den Bischofen fürent den kunig an die stat die dartzu geordent ist vnd jn setzent jn daselbs Spreebund stee vnd halt hinfur die stat, die dir von Got gegeben ist durch gewalt des AUmechtigen gots vnd durch die gegenburtigen *) gab aller Bischof vnd der an- dern diener gots, vnd so du die Briesterschafft ye nehenter^") bey den heiligen Elternn siechst, ye grösser Eer du ju an zim- lichen steten zubeweisen gedennkhest, dadurch das dich der Mittler Gots vnd der menschen, ain mittler zwischen der Brie- sterschafft vnd des volkcbs in dem Sold ditz Reichs bestetigi \Tid in dem ewigen Reich mit jm mach herschund Jesus cri- stus vnser herr, kunig der kunig, herr der herrn der mit Got dem vater vnd dem heiligen geist lebt vnd herscht Amen

Darnach bebt an der Ertzbiscbof das die Briesterschafft darnach volenndt Te deum laudamus

Ais das volenndt ist Spricht der Ertzbiscbof vber jn den versikel Dein hannd werd besterkcbt, vnd dein Rechte baond werde erhöcht, Rieht die gerecbtikait, vnd das Gericht sey zu Richtung deins Stüls etc.

Darnach spricht der Bischof zway gepet die der kunig sol hören vnd nach besliessung der Mefs sol er den Bischöfli- chen Segen wirdigklichen nemenn."

Aus der Papierhandscbrift Nr. 28,909 in der Bibliothek des germanischen Museums, welche in Nr. 6 des diesjährigen Anzeigers, Sp. 153 158 ausführlich besclirieben ist. Vgl. auch Sp. 262 ff. u. 295 ff. Dr. Frommann.

") sie! wol „wecken" zu lesen. ") Kerker. Schm. P, 1287. ■9) denn, weil. Schm. IV, 79, d. ") näher. Schm. I', 1735 f.

Ein verschollener Tafelaufsatz von Wenzel Jamnitzer.

In M. M. Mayer's Nürnberger Geschiebt-, Kunst- und Altertbumsfreund, I, S. 244ff. ist sehr mangelhaft eine alte Beschreibung eines Meisterwerkes der Goldschmiede- kunst des 16. Jahrb. abgedruckt, welches selbst verschollen, aber auch in dieser Mittheilung für die Kunstgeschichte verloren ist. Dieselbe befindet sich auch in einer Art Album (Biblio- thek des german. Museums Nr. 28,722), in welches gegen die Mitte des 17. Jahrb. (1640—42) ein Altdorfer Student, wahr- scheinlich aus der Patrizierfamilie der Krefs zu Nürnberg, u. A. eingetragen hat, was ihm auf einer Reise nach Regensburg, Pas- sau, Wien und Prag Interessantes aufgestofsen. Derselbe sah auf der kaiserlichen Burg der letztgenannten Stadt einen Tafel- aufsatz von seltener Gröfse und Pracht und widmete solchem jene ausführliche, mit vielen erbaulichen Betrachtungen unter- mischte Schilderung, deren Hauptinhalt wir in Folgendem wie- dergeben. Der „Brunnen", wie er in der Handschrift genannt wird, war vom Kaiser Maximilian II. bei Wenzel Jamnitzer der Verfasser schreibt „Jamizer" bestellt, aber erst an Ru- dolf IL abgeliefert worden. Er bestand nicht blos aus ed- len Metallen, wahrscheinlich um demselben bei seiner Gröfse die nöthige Festigkeit zu geben, und soll im Ganzen die Ge- stalt der kaiserlichen Krone gehabt haben, welche sich freilich aus der Angabe der Einzelnheiten schwer herauskennen läfst. Seine Höhe wird auf 10 Fufs angegeben, somit also, da wir den alten Nürnberger Stadtschub diesem Mafse zu Grunde le- gen dürfen, auf 3,07 m. Die Breite betrug die Hälfte. Der Richtung der Zeit entsprechend, war dem Werke ein allegori- scher Gedanke zu Grunde gelegt; die durchgehende Gestalt der Krone sollte die Idee der höchsten Macht auf Erden ver- gegenwärtigen. Nebenbei wurden aber auch noch „nit allein Physica und Metapbysica, sondtern auch Politica mit vielen schön Philosophischen vndt Poetischen Geheimnusen" vor Au- gen gestellt, und zwar in folgender sinnreicher Weise. Vier allegorische Figuren von Erz trugen den Aufsatz, die vier Jah- reszeiten repräsentierend. Den Frühling vertrat eine Flora, den Sommer die Ceres, den Herbst Bacchus und den Winter Vulkan. Erstere war durch Blumen, die zweite durch ein Füll- horn mit Aehren, Bacchus durch Trauben und Vulkan durch eine Pflugschar gekennzeichnet, die einzelnen aber in Bezug zu einander gesetzt, indem je die nächste Figur der vorhergehen- den darzureichen schien, was sie in den Händen trug. Zwi- schen den vier Göttern stand ob ebenfalls in vierfacher Wie- derholung, ist nicht gesagt ein Löwe mit dem österreichisch- burgundischcn Wappenscbilde. Sodann folgte als Basis des Ganzen eine Plattform, welche in ihrer Bestimmung, Land und Wasser zu repräsentieren, durch die Figuren der Cybele und des Neptuu nebst umfassenden Attributen geziert war. Der Rand herum zeigte sich mit Gold- und Silberstufen belegt, und auf dem Boden wuchsen natürliche Kräuter und Blumen vom selben Metall, ohne Zweifel jene reizenden Gebilde, wie wir

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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sie noch am Jamnitzer'schen Pokal im Besitz kel zu Nürnberg bewundern. Zwisclien diesen ergossen sich nach den Himmelsgegenden die vier Hauptflüsse Europas: Donau, Rhein, Elbe und Ti- ber, deren Quellen von Nym- phen bewacht wurden, wäh- rend an den Ausflüssen ver- schiedene Mühlen, und zwar eine Schleifmühle , Stampf- mühle, Säge- und Hammer- mühle aufgestellt waren. Nep- tun stand auf einer Muschel, führte in der Hand den Drei- zack und auf dem Haupte, wie die Cybele eine Krone schmückte, ein Schiff mit al- ler Zubehör. Seine Muschel wurde stets von Nilpferden herumgeführt, während er mit allerlei beweglichen Meer- ungeheuern stritt. Zu diesen beiden gesellte sich in welcher Anordnung, bleibt unklar Merkur als Ver- treter der Luft. Er schwebte, an einem goldenen Stern hän- gend, zwischen zwei Gewül- ken ; auf einem von ihm vor- gehaltenen Bande war die In- schrift zu lesen : Auspice me Rex arma capis, facis auspice

pacem. An einem unterhalb an- gebrachten Gewölk waren die vier Winde sichtbar und dar- über eben so viele Engelfigu- ren, welche Lorbeerkränze und weitere Spruchbander in den Händen hielten. Um die Luft noch weiter zu bezeich- nen, war allerlei Geflügel angebracht, welches den Raum zwischen den Wolken füllte. Das Element des Feuers fand sich weiter oben in der Ge- stalt des Jupiter mit dem Blitzstrahl.

Wie es scheint, waren diese Figuren, mit Ausnahme der letzteren,

der Familie Mer- | der Krone angebracht.

Fiff. 1.

Fie- 2-

im inneren Raum | Markgrafen u. s.

Denn über dem Schlnfs derselben, gibt der Verfasser an, be- fand sich eine Himmels- sphäre, die den Lauf der Sonne und des Mondes ver- gegenwärtigte. Sie war um- geben von den vier Erzen- geln : Michael als Streiter Gottes mit Krone und Schwert, Gabriel als Bote mit Scep- tcr und Credenzbrief, Uriel mit der Sonnenscheibe und Raphael mit Fisch und Brat- rost für dessen Leber. Zwi- schen diesen Engeln schweb- ten vier junge Adler mit Sceptern, als Hinweis auf das heranwachsende Fürstenge- schlecht, und mit besonderer Beziehung und Deutung auf das Haus Oesterreich. Ein grofser Adler auf der Sphäre selbst bedeutete sodann die Monarchen und obersten Po- tentaten und charakterisierte diese durch die Erwürgung eines Basilisken mit der ei- nen Klaue als diejenigen, welche Schande und Laster auf Erden bestrafen und ab- wenden, während die Per- son des Herrschers in der erwähnten Figur des Jupiter, die auf dem Rücken des Ad- lers safs, ein entsprechendes Symbol fand.

Eine dritte Abtheilung des Brunnens vergegenwär- tigte das kaiserliche Regiment mehr in seiner vor Augen lie- genden Gestalt; doch scheint dieselbe räumlich nicht über die Sphäre mit ihren Figu- ren, sondern aufsen um die Bügel der Krone angeordnet gewesen zu sein. Die vier Monarchieen waren personifi- ciert durch Ninus, Cyrus, Alexander d. Gr. und Maxi- milian n., die sieben Chur- fürsten, vier Herzoge, vier w. durch alle Stände des Reichs bis zu den

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Städten, Dörfern und Bauern, durch ihre Ketten, Orden und Wappen. Vier Sterne hcwegtcn sich um die Häupter der eben genannten Monarchen, und es ist kein Zweifel, dafs im Werke ein Mechanismus vorhanden war, der nicht nur diese, sondern auch die Sphäre unitrieb. Ja, die Bezeichnung des Brunnens wird gerechtfertigt, wenn wir am Ende der Beschrei- bung lesen, dal's, als Zu- gabe des Künstlers, bei aufgezogenem „Register", durch den Trieb des Was- sers zwei weltliche Stücke oder Tänze, nämlich „Ro- landt und Pickelhering", von Cymbeln ausgeführt wurden.

Bei Jedem, der die Be- schreibung dieses interes- santen Werkes liest, wird gewifs die Frage entstehen, wo dasselbe geblieben sei. Sein Verschwinden ist um so räthelhafter , als es in Händen sich befand, die nicht so leicht in die Noth- wendigkeit geriethen , es loszulassen, als es ander- seits wegen seiner Gröfse nicht wol verloren gehen konnte. Oder hat vielleicht, was im österreichischen Hause mehrfach vorkommt, ein späterer Kaiser ein Ge- schenk mit diesem Pracht-

nur italienische, sondern auch deutsche, französische und nie- derländische Fayencen aus fast jedem Fabrikationsorte, der nur geblüht hat, im Museum vorhanden, und selbst auf dem Lande in der Umgebung Nürnbergs findet man da und dort in Bauernhäusern italienische und französische Fayencen, meist des 17. und 18. Jhdts., die offenbar aus den Herrensitzen derXürn- Fig. 3. berger Patrizier erst in die

Hände der Landleute ge- kommen sind.

Es ist daher für die Geschichte der italienischen Fayencen von Wichtigkeit, das, was in Nürnberg sich vorfindet, genauer in's Auge zu fassen. Unter den Schä- tzen des germanischen Mu- seums sind einige Stücke, die dafür neue Belege geben. Besonders häufig scheint ein Fabrikat verbreitet ge- wesen zu sein, das auf hell- blauer Glasur (Berettino nannten sie die alten Ita- liener) von besonders leuch- tendem Glänze, Ornamente von dunkelblauer Farbe ge- malt erscheinen, deren Lich- ter mit reinem Weifs auf- gesetzt sind. Die Tradi- tion schreibt ihnen venetia- niscben Ursprung zu. Das Werk Delange's enthält keine ähnlichen ; das häu-

stück gemacht, so dafs es noch anderswo zu finden wäre? Vielleicht gibt dieser Hinweis Anlafs, seinen Spuren nachzu- gehen.

Nürnberg. A. v. Eye.

Bnntglasierte Thonwaareii des 15.-18. Jalirlninderts im germaiiischeu Museum.

VL

Wir sehen aus dem Imhof'schen Inventare, dafs die italie- nischen Majoliken im 16. Jahrh. in Nürnberg eine nicht unbe- deutende Rolle bei der Ausstattung der Patrizierbäuser spiel- ten, und es ist deshalb kein Wunder, dafs heute noch so man- che in dieser Stadt erhalten sind. Wenn auch tlieilweise durch Vermittlung hiesiger Antiquitätenhändler, kann doch gesagt werden, dafs die Sammlung des germanischen Museums von ita- lienischen Majoliken zum grofsen Theile aus Nürnberg selbst stammt und nur zum Theile von aufsen in die Hände der Händler gekommen ist. Es sind übrigens auf diese Weise nicht

fige Vorkommen derselben in Nürnberg, das so viele Beziehun- gen zu Venedig hatte, mehr als zu irgend andern Städten, scheint diese Tradition zu bestätigen. Tbeils in der Sammlung des Museums, theils anderwärts in Nürnberg finden sich welche, die mit Waffeutrophäen, sowie solchen von Musikinstrumenten geschmückt sind. Ein solcher Teller, den wir hier (Fig. 1) abbilden, trägt auf einer Tafel die Jahreszahl 1545, zeigt also, dafs die Fabrik gegen Mitte des IC. Jahrh. in Thätigkeit war. Die Abkürzung der Worte Respublica Venetiana (Rep. ven.) auf einem Schriftbande eines zweiten kann etwa als Bestätigung für die Tradition venetianischen Ursprunges angenommen wer- den, obwohl die Anklänge der Trophäen an manche Rafaef- sche Arabesken in den Loggien zu Rom auch einen Einflufs von dorther, also römischen Ursprung, bekunden könnten. Eine Inschrift oder Marke, die als sicherer Führer dienen würde findet sich nirgends. Die Mehrzahl der Schüsseln hat jedoch einen Schmuck durch freies Rankenwerk, das mit Blättern ver- bunden ist, die tbeilweise der Natur entlehnt scheinen und doch strenge stilisiert sind, wie sie in der Ornamentik der Architek-

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tur Venedigs und anderer Städte Oberitalicns ganz ähnlich vorkommen. Einzelne derselben haben Wappen nürnbergischer Patrizier und zeigen also, dafs sie direkt auf dortige Bestel- lung für Nürnberg gefertigt sind. Die in das Ornament ein- geschobenen Wappen sind jedoch alle offenbar von hiesigen Zeichnern durch die Besteller der italienischen Fabrik geliefert worden , da sie nicht nur mit den hier gebräuchlichen Wap- penzeichnungen im Stile vollkommen übereinstimmen, sondern auch wesentlich von dem der Arabesken abweichen. Wir geben in Fig. 2 einen solchen Teller mit dem Wappen der Lochinger und Imhof , bei dem der Band, durch Linien besonders einge- fafst, sein eigenes Ornament und die Mitte ebenfalls das ihrige hat. Der Teller mufs sich beziehen auf Jobst Lochinger (geb. 1519, f 1584), der sich im Jahre 1548 mit Helena, verwitt- weten Koler, geb. Imhof, verheiratete. Die Lochinger oder Loch- ner gehörten zu den rathsfähigen Geschlechtern, dem sog. nie- dern Patriziate.

Ein anderer , ganz ähnlich verzierter Teller zeigt das Wappen der Familien Behaim und Közler ; das erstere rechts. Er bezieht sich also auf Paul L Behaim (geb. 1519, f 1568), der sich 1549 mit Barbara Közler verheiratete, die schon 1552 starb. In diese drei Jahre fällt also der Teller, und es kann auch hier wol am sichersten die Zeit der Vermählung, als die der Ausstattung des Hauswesens, als Entstehungszeit betrachtet werden. Bei der Verwandtschaft mit dem unter Fig. 2 abgebildeten Teller düi'fte die Erwähnung ohne beson- dere Abbildung genügen. Dagegen bilden wir unter Fig. 3 einen andern hierher gehörigen Teller ab, der das Wappen der Scheurl trägt, unterhalb dessen das der Dörrer sich findet. Hier ist das Wappen so grofs, dafs das übrige Ornament nahezu verdrängt wurde. Auch nimmt die Verzierung auf den Band keine Rücksicht, sondern geht unbehindert über Rand und Boden hinweg. Es mufs sich auf Georg Scheurl (1532 geboren), einen Sohn des bekannten Staatsmannes und Wittenberger Profes- sors, beziehen, der sich 1554 mit Elisabeth Dörrer verheiratete, welche 1586 starb, während er ihr erst 1602 folgte. Obwohl somit die ganze zweite Hälfte des 16. Jhdts. für die Entste- hungszeit offen bleibt, kann doch auch hier wol die Zeit der Ausstattung des Hauswesens (1554) als mafsgebend angenom- men werden.

Verwandtes Fabrikat, aber andern Stil der Verzierungs- weise, zeigt eine Schüssel, die in der Mitte das Wappen der Imhof, darunter das der Tucher und Letscher enthält. Die Verzierung, welche aus geometrisch verschlungenen Ranken streng stilisierten Laubornamentes besteht, das fast an die ro- manische Periode erinnert, ist von hervorragender Schönheit und grofsem Reize. Engelköpfe sind dawischen sichtbar. Auf die Abbildung müssen wir jedoch verzichten, weil leider der Rand der Schüssel , auf welchen sich die Ornamentranken hin- überzogen, abgeschlagen und glatt abgeschliffen ist, so dafs wir nur ein Bruchstück bieten könnten. Die Zeit der Entstehung bestimmt sich daraus, dafs Ilieronymus Imhof, (geb. 1518, gest.

1578) sich 1543 mit Magdalena Tucher verheiratete, und nach- dem diese 1544 gestorben war, 1548 die Barbara Letscher heimführte. Nach deren 1558 erfolgten Tode nahm er noch im selben Jahre die dritte Frau, deren Wappen nicht mehr auf dem Teller ist, welcher also zwischen 1548 und 1558, wahr- scheinlich 1548, entstanden ist.

Nürnberg. A. Essenwein.

Sphragistische Aphorismen.

LXXL

Wir theilen hier die Abbildung des interessanten Siegels des Grafen Wilhelm von Hcunburg vom J. 1239 mit, dessen wir schon im Anzeiger von 1865, Nr. 1, Sp. 9, erwähnt haben. Dasselbe trägt zwischen den fünf, über den Rand nach innen gestellten, ganz ungewöhnlich erhabenen Spitzen die Legende:

* S. comitis Willehelmi de Hevnbvrch. Um den sechsspitzi- gen Stern in der Mitte des Siegelfeldes stehen fünf Heunburg'- sche Wappenschilde von der Form*) und Stellung der Blätter der gewöhnlichen heraldischen fünfblätterigen Rose.

Zu den, am angeführten Orte abgebildeten und beschriebe- nen, beiden ähnlichen Siegeln ist Folgendes zu berichtigen und nachzutragen :

1) Hugo, Herr von Velthurns, Stein am Ritter und Trofs- burg, dessen Siegel von 1286 wir dort, unter Nr. II abgebildet, mitgetheilt haben, war ein Tiroler, und seine Besitzungen lagen zwischen den Städten Brixen und Klausen.

2) Aufser dem dort, unter Nr. III abgebildeten Siegel ül- rich's von Lichtenstein vom J. 1250 ist noch eines weiteren Siegels des Minnesängers von 1232 mit der Legende : * Sigill

* vm ulri * ei de li * ehtens * taine zu erwähnen, welches

*) Diese Schildform aus dem 12. Jahrh. findet sich aber auch später noch auf einzelnen Siegeln, z. B. auf dem Siegel IV. A. 2. Rapoto's von Wildeck von 12G7.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Beckh-Widmannstetter in seiner höchst interessanten Schrift: „Ulrich's von Lichtenstein des Minnesängers Grabmal auf der Frauenbnrg (Graz 1871)" unter Fig. 4 abgebildet hat, und das sich von dem ersteren dadurch unterscheidet, dafs sich in der Mitte der Rose, statt der kleineren Rose, eine sitzende, ge- krönte männliche Gestalt (Kniestück) mit Scepter und Welt- kugel (?) befindet, in einem kreisrunden Schilde, wie gewöhn- lich der Samen bei den heraldischen Rosen.

Bei der sj-mbolischen Bedeutung der Rose ist es begreif- lich, dafs diese Form auf mittelalterlichen Siegeln nicht selten vorkommt. Aufser den obengenannten und den früher schon angeführten Siegeln des Grafen Bernhard von Wolpe von 1215 mit verschiedenen Wappen, erinnern wir noch an den bei Nr. LIX der sphragistischen Aphorismen erwähnten Seebach'- schen Denkstein und das dort in Note ** mitgetheilte Frauen- siegel*). Auf dem weltlichen Gerichtssiegel von Coblenz (si- gillum judicii secularis conflvensis) steht in Mitte einer dop- pelten sechsblätterigen Rose, in einem runden Perlrand mit vier einwärts gebogenen Spitzen, ein Kreuz.

LXXII.

Dieses Siegel des Marschalls Heinrich von Heckhartsberg von 1295 theilen wir hauptsächlich wegen des Wappenbildes mit. Die Schafscheere spielt eine Rolle in unserer deutschen mittelalterlichen Heraldik und kommt in manchen Wappen des hohen und niedern Adels vor. Wir erwähnen hier nur u. a. der Wappensiegel der Herren von Gich und Sonnenberg, von Eisenhofen **) , Lupnitz, Malesleben, Nihla, Schauenburg (in Frauken), Schlatheim, Schrotzberg aus dem 13. und 14. Jahrh. Auch die Grafen von Dillingen führten nach dem Donaueschin- ger Wappenbuche von 1433 als Helmschmuck auf dem gekrön- ten Helme eine Schafscheere vor einem Pfauenbusch. An der Südseite der St. Johannes -Kirche in Gmünd befindet sich eine Schafscheere, was die Ansicht bestätigt, dafs diese Kirche (ganz oder wenigstens theilweise) eine Stiftung des letzten Grafen von Dillingen sei, des Bischofs Hartmann von Augsburg (f 1286) ***).

*) Vgl. Anzeiger 1872, Nr. 8, Sp. 251. **) Hier könnten wol die Schafscheeren als theilweise reden- des Wappen gelten.

***) Gmünd gehörte in das Bisthum Augsburg und Hartmann

Es ist nun kaum anzunehmen, dafs ein so triviales Bild mit besonderer Vorliebe in den Wappenschild aufgenommen worden wäre, wenn es nicht eine besondere symbolische Be- deutung gehabt hätte, etwa als Zeichen eines besonderen, werth- vollen Rechtes, wie einer Schäfereigerechtigkeit oder derglei- chen.

Dafs die Bischofsmützen auf geistliche Vogteigerechtsame, der Bracke auf das Jagdrecht etc. sich bezogen, wenigstens in einzelnen Fällen, ist zwar nicht erwiesen, aber immerhin wahr- Scheinlich.

Bei bisher mangelndem urkundlichen Beweise sind diese Annahmen freilich nur Hypothesen ; sie stützen sich aber auf die allgemeine symbolisierende Richtung jener Zeit, namentlich im Wappenwesen.

Die Frage über den ursprünglichen Grund der Wahl der Wappenbilder ist allerdings eine der interessantesten im gan- zen Wappenwesen ; sie wird aber leider in den wenigsten Fäl- len mit einiger Sicherheit zu beantworten sein, wenn man von den poetischen Wappensagen absieht, die meist keinen histori- schen Grund haben. Dafs aber ein bestimmter Grund bei der Wahl eines Wappenbildes stets vorhanden war, ist wol mit Sicherheit anzunehmen. Ernst und Scherz, Eitelkeit und Witz, überhaupt die Individualität des Erfinders, werden bestimmend darauf eingewirkt haben, ebenso wie der Name bei den ganz oder theilweise redenden Wappen. Auch war sicherlich in manchen Fällen die Verewigung eines historischen Ereignisses oder einer persönlichen That die Ursache zur Annahme eines Wappenbildes.

Lxxni.

Dieses Siegel des Grafen Albrecht von Eichelberg vom J. 1333 ist eines der ziemlich selte- nen Siegel IV. B. 2. unseres Systems, auf welchem der Wappenhelm wieder in einem eigenen Schilde erscheint, was bisweilen zu dessen unrichtiger Blasonierung als Wappenbild Veran- lassung gegeben hat. Gleichartige Sie- gel führten Conrad von Falkenstein (1294) mit einem Wappenhelm mit mit zwei Falkenfängen (Füfsen) und

vermachte seine ganze Hinterlassenschaft seinem Sprengel zu kirch- lichen Zwecken gerade um die Zeit der Vollendung dieser Kirche.

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Ulrich von Wetzikon (1252) mit einem Keim, dessen Schmuck rechts ein Adicrbals, links ein Adlerfliigel.

Aehnliche Siegel führten u. a. auch im 14. Jahrh., die Her- ren von Rothenburg, von Geiseldt, von Aorusberg, von Milze, die Preysen und die Ratgehe.

LXXIV.

Eine ähnliche Darstellung zeigt das Siegel Heinrich's von Ehrenberg von 1336, welches wir aber wegen des Kopfes zwi- schen dem Helmschmuck, welchen wir für den des Sieglers hal- ten, unter die Siegel HI. B. 1. einreihen müssen, und zwar bis jetzt als Unicum, da auf demselben nur der Wappenbelm allein neben dem Porträt erscheint statt, wie gewöhnlich, der Wappenschild allein oder das ganze V/'appen.

LXXV.

Das hier unter Nr. LXXV abgebildete Siegel Albrecht's von Stoffeln (von 1300) gehört gleichfalls zu den seltenen Por- trätsiegeln HI. B. 1. und zeichnet sich durch den obern Theil der breiten Schwertklinge aus. Wir haben bereits unter Xr. LXVII ein ähnliches geistliches Siegel III. A. 1. mitgetbeilt; aber auch mit Wappen kommen solche Siegel geistlicher Her- ren vor, theils mit ihrem Amtswappen, wie z. B. vom Erzbi- schof von Cöln, Witbold von Holde (von 1299), theils mit dem eigenen Wappen, z. B. auf dem spitzovalen Siegel Hartung's von Nordhofen, Kanonikus von St. Maria in Erfurt, von 1339.

Wir erinnern auch noch an das gleichartige Siegel der Wittwe des Burggrafen Conrad von Nürnberg, Irmengard von Hohenlohe, von 1334*). P.-K.

*) Vgl. Albreoht a. a. 0., Taf. V, Nr. 35. Die Abbildung in Monum. Zoll. 111, 17, welche die ganze Figur der Sieglerin an- gibt und das unter den Schilden befindliche Dreiblattornament mit den Fülsen verwechselt, ist, nach sorgfältiger Vergleichung mit einem wol erhaltenen Originale, als falsch zu bezeichnen und demnach zu berichtigen.

Bruchstück einer Schusterordnung.

Abgelöstes Pergamentblatt, 4", Ende 14. Jahrb., im Besitze des Gefertigten.

„Es sol niemant sich nider setzen zu maister, er pring denn e vrchünde von dann er chömen ist, das er sich daselbs schon vnd erleich enthalten hab, oder daz eresweiz') hie mit erbern lewten, vnd das er auch ein eleich hausfrown hab ob er sey gehaben mag von natur, vnd das er purgerrecht ge- winne mit einem halben phunt phennig. In süllen auch die maister versuchen ob er maister müg gesein auf dem hannt- werck oder nicht. Si sullen auch ir arbeit, das main wir new schieb, nindert alswo^) vail haben, denn auf dem schüchhaws hie es sein gest oder purger. Wurd aber yemant darüber begrif- fen das er si anderswo vail biet, dem sullen die vir die erbelt werdent aus in vnd von dem rat bestet, dieselben schieb ne- men vnd dem purgermaister die anttwurtten, darczu wil si der rat dannoch pessern swerleich^j vnd die behalten der stat ze nuez vnd dem richter sein wanndel*) dauon geben, wann*) wir vns versunnen haben vnd wol webeist*) sein, das von dem posen schüchwerch das man macht vnd haimleich vail hat, der stat, lannt vnd lewten grozzer schad geschieht vnd dem vorgenanten hanntwerch nicht guten lewnf) pring vnd grozzen schaden zue- czewcht."

Graz. Zahn.

') Verstehe : ez weis, es beweise. ') nirgend anderswo. Schm. P, 1750 u. 58. ^) schwer hülsen, strafen. Schm. P, 289,4. *) Er- satz, Bufse. Schm. IV, 97. =) denn. Schm. IV, 79, d. ^} d. i. be- weist, bewiesen, überzeugt. ') d. i. Leumde, Leumund. Schm. P, 1472. Dr. Frommann.

Findling.

Trau nicht, ob man schon vil von Christi Nachfolg sagt. Von Creuzigung des Fleischs, vom wahren Christen Orden; Und ob man vom Verfall gleich zehen Stunden klagt, Trau nicht, dann solch Geschwäz ist schier zur Mode worden. (Pgra.-Blatt des 18. Jahrh. im german. Museum.)

(Mit einer Beilage.)

Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Gedruckt bei ü. £ Sebald in Kürnberg.

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KÜME DER I)EÜTS( HEX VORZEIT. 1873. JW 11. November.

Chronik des scrmaiiisclieu Museums.

Nürnberg, den 15. November 1873. Die Mittheilungen, welche wir heute zu geben haben, bezie- hen sich hauptsächlich auf unsern Bau. In der künstlerischen Aus- stattung der einzelnen Räume ist zunächst ein weiterer Schritt ge- schehen, indem der Saal I, dessen Umfassungswände ehemals die Zelle des Klosterstifters Marquard Mendel umschlossen, mit rei- cher ornamentaler Malerei der Decke und an den Wänden mit einem Fries mit Wappen und Inschriften versehen ist, welche den Spendern, durch deren Gaben zur Baukasse die Restauration der Karthause soweit ermöglicht wurde, als sie jetzt gediehen ist, Dank ausspricht.

Se. Erlaucht, Herr Botho Graf zu Stolberg hat nun die Ge- wogenheit gehabt, auf die Mittheilung hin, dafs auch sein Wappen und 'Name in Erinnerung der seinerzeit gespendeten Gabe dort angebracht sei, neuerdings die Summe von 100 Thalern einzusen- den, um sein fortdauerndes Interesse an dem Restaurationswerke der Karthause zu bethätigen.

Einen neuen Gönner hat der Ausbau unserer Karthause in Herrn Oberst B. von Cosel erhalten, der auf die Rückzahlung einer verloosteu Bauanlehens-Obligation im Betrage von 500 fl. zu Gunsten der Karthause gütigst Verzicht geleistet hat, was wir mit besonderer Freude und freundlichem Danke hier verzeichnen.

Das Dach des wieder aufgestellten Augustinerklosters ist nun- mehr nicht blos aufgeschlagen, sondern auch gedeckt, und dieser Bau ragt jetzt, an Höhe mit der Kirche der Karthause wetteifernd, stolz über die ganze Umgebung empor.

Zu den Künstlern und Kunstfreunden, welche Gaben zum Be- sten des Uebertragungsfondes gespendet haben, sind im Laufe des verflossenen Monats folgende hinzugekommen: Audenrieth, Drahtzieher, in Nürnberg, Dr. E. Freih. von Bibra in Nürnberg, W. Freih. von Bibra in Würzburg, Boshart, Landschaftsmaler, in München, Faber duFaur, Historienmaler, in München, Geifs- 1er, Professor, in Nürnberg, Hendschel, Genremaler, in Frank- furt a. M., Köckert, Genremaler, in München, Lenz, Professor, in Nürnberg, Lindenschmit, Historienmaler, in München, Ro- bock, Landschaftsmaler, in Nürnberg, A. Seitz, Genremaler, in München.

Für den in der Mitte des Hofes zu errichtenden Brunnen hat Herr Hofantiquar S. Pickert die Bronzefigur eines Dudelsackpfei- fers, ein Pendant des bekannten Gänseraännohens, gestiftet, der von Prof. Lenz nach dem alten Originalmodelle gegossen und ci- seliert ist.

Im Anschlüsse an die in voriger Nummer angeführte Mitthei- lung über Gaben für unsere Münzsammlung haben wir nunmehr zu melden, dafs auch die Regierungen von Hessen-Darmstadt, Meck- lenburg-Strelitz, Reufs ältere Linie, Schaumburg-Lippe und Schwarz- burg-Rudolstadt Exemplare von Geschichtsmünzen, wie von der letzten Prägung jeder Sorte Currentmünzen eingesandt haben. Dem Gelehrtenausschusse wurden durch den Tod entrissen :

Dr. Ernst Hauschild in Basel ,und der geh. Archivrath Dr. Adolf Bube in Gotha.

Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden folgende neue Jahresbeiträge angemeldet:

Von Geiueiiideii: Aub. Distriktsgeraeinde 25(1. Beilngries.

Distriktsgem. 10 ti. Erbendorf. Distriktsgem. 10 fl. Gunzenhausen. Distriktsgem. 15 fl. Heidenheim. Distriktsgem. 10 fl. Leipzig. Stadtgem. 43 fl. 45 kr. Meirichstadt. Distriktsgem. 10 fl. Behau. Distriktsgem. 5 fl. Selb. Distriktsgem. 5 fl. Stendal. Stadtgem. 7 ü.

Von Privaten: Augsburg. Dr. Würth, Oberstabsarzt, (statt früher 1 fl.) 1 fl. 45 kr. Basel. Wilh. Burckhardt-Preiswerk, Band- fabrikant, 9 fl. 40 kr. Benshelm. Dr. Geyer, Gj'mnasialdirektor, 1 fl. Bozen. Andler, Ingenieur der k. k. priv. Südbahn, 5 fl. 50 kr. Bruchsal. Schleyer, Professor, 1 fl. Forchhelm. Friedr. C'ollorio, k. Bezirksgeometer, 1 fl. 30 kr. Fürth. Louis Denk, 30kr. ; Paul Rupprecht, 30 kr. Gardelegen. A. Keller, Buchdruckereibesitzer, 1 fl. 45 kr. Gr. Glogau. BertholJt, Brauereibesitzer, 1 fl. Heidelberg. Dr. Landgrafl', ö tl. 45 kr. Leipzig. Mackroth, Buchhändler, Ifl. 45kr.; Franz Schneider, Bildhauer, 1 fl. 45 kr. Metz. Dr. Held, Stabsarzt, 1 fl. 45 kr. ; Längenfelder, Buchhalter, Ifl. 45 kr. Nürnberg, v. Schab, k. Appell.-Ger.-Präsident, 2 fl. Reichenbach i. Odenw. Zentgraf, Pfarrer, Ifl. Rossleben. Benecke, Adjunkt, Ifl. 45 kr. ; Scheibe, Adjunkt, Ifl. 45 kr. Sonneberg. Ortel, Commerzienrath, in Lehe- sten, (statt früher Ifl. 45 kr.) 3 fl. 30 kr. Stargard. Colin, Kreis- riohter, Ifl. 10 kr. ; Dr. p'ul. R. Dorschel, Gymnasiallehrer, Ifl. 10 kr. ; v. Eisenhart-Rothe, Justizratb, 1 fl. 10 kr. ; Freyer, Kreisge- richtsrath, 35 kr. ; Keck , Gymnasiallehrer u. Maler, 1 fl. ; Mertens, Staatsanwalt, Ifl. 10 kr. ; Dr. phil. Quidde, Oberlehrer, Ifl. 10 kr.; Rohleder, Gymnasiallehrer, ifl.; Schüler, Kreisgerichtsrath , Ifl. lOkr. ; Dr. phil. Wiggert, Oberlehrer, Ifl. 45 kr.; AVilsing. Hof- prediger, 35 kr. Steinau. Zimmermann, Prokurator, Ifl. Strass- burg. Schneider, Oberlieuteuant, 1 fl. Wien. Franz Storno, 5 fl. 50 kr. Woinzach. Joh. Bsqit. Ecker, Kaufmann, 1 fl. 45 kr.

Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben:

Von Privaten : Cälln bei Meissen. Ernst Teichert, Töpfer, 1 fl. 45 kr. Forchheim. Karl Örtel, Kaufmann, 1 fl. : Dr. B. F. Over- beck, Privatier, Ifl. 45 kr. ; Sigm. Zeiller, Kaufmann, Ifl. Star- gard. Dr. Grofsmann, prakt. Arzt, Ifl. 45 kr. : Havenstein, Kreisge- richtsdirektor, Ifl. 10 kr.; Dr. Wilde, prakt. Arzt, Ifl. 45 kr. Woln- zach. AI. Kistler, Kaufmann u. Bürgermeister, 5 fl. 15 kr.

Zur Baukassc : Ilsenburg. Graf Botho zu Stolberg -Werni- gerode, Eraucht, 175 fl. Pforzheim. B. v. Cosel, Oberst, 500 fl.

Berichtigung. Der im letzten Jahresberichte unter dem Namen Karl, Zahnkünstler, in Bozen, aufgeführte Beitragende (Jah- resbeitr. 5 fl. 50 kr.) heilst Karl Rudolph.

Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :

I. Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm- lungen.

(Nr. 6993—7015.)

Bückeburg. Fürstl. Schaumburg -Lippesche Staats- regierung: 6 Silber- und 4 Kupfermünzen Lippeschen Gei^rä- ges. Coburg. Staatsregierung des Herzogthums Sach- sen-Coburg-Gotha: 2 sachsen-cob.-goth. Scheidemünzen von 1838. Darmstadt. Grofsherzogl. Hessische Staatsregie- rung: 2 Landesmünzen in Gold, 9 desgl. in Silber und 4 in Ku- pfer, in Geprägen von 1833 1872. Greiz. Fürstl. Reufs- Plauen'sche Staatsregierung: 5 Silber- und 2 Kupfermün-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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zen, fürstl. reufs'scben Gepräges. Mainz, Dr. L. Linden- schmit, Director des röm.-german. Centralmuseums : 3 Gypsab- güsse von ornamentierten Fufsplatten des 12. u. 13. Jahrh. ini Museum zu Speier. Neustrelitz. Grol'sherzogl. Mecklen- burg-Strelitzsche Staatsregierung: 10 Silbermünzeu und 4 Kupt'erschillinge von Mecklenburg - Strelitz, 18. u. 19. Jhdt. Nürnberg. Falkenstörfer, Kaufmann: 2 Messingjetous vom 16. Jhdt. von Gemming, Oberst: 3 Bruchstücke röm. Thonwaaren. von Grundherr u. Hertel, Grol'shandhing : Verzierte Brun- nennische, 18. Jhdt. 2 Deckengemälde, 18. Jhdt, Ostindischer Krug. H. Hermann, Kaufmann: Miinsterische Silbermunze von 1755. Ferd. Lösch, Pfarrer: Ansicht des Augustinerklosters zu Nürnberg, radiert von demselben. Lös er, Faktor der Campe'- schen Druckerei : 3 Druckproben und 1 fliegendes Blatt von 11)70. H. Petersen: Kupferstecher: Betende Maria in der städt. Samm- lung, Bleistiftzchg. von A. Keindel. S. Pickert, Hofantiquar: Modell des Farvler'schen Kunstwagens, 17. Jhdt. Engel mit Wap- penschild, buntglasiertes Kranzstück eines Kachelofens, 17. Jhdt. Pössneck, J. Stichling: Wanduhr von 1568. Schloss Reuth. Freiherr von Reitz enstein : Bruchstücke eines Altares vom 15. Jhdt. Rudolstadt. Fürstl. Schwarzburg-Rudol städt. Staatsregierung: 8 Silber- u. 3 Kupfermünzen, fstl. schwarzb.- rudolstädt. Landesmünze. Stuttgart, von Wagner, Professur: Gj-psabgufs des württemb. Wappens vom alten königl. Sohlofs in Stuttgart. Weinsherg. Reufs, Apotheker: 5 Apothekerbüohsen von Holz, 1719.

II. Für die Bibliothek.

(Xr. 30,377—30,587.)

Altona. Verlags-Bureau: Müller, Preufsens [leerführer in d. Feldzügen 186Ö u. 1870/71 ; 1. Heft. 8. Augsburg. Dr. Chri- stian !Me}'er, Stadtarchivar: Ders., die Selbstbiographie des Ehas Holl, Baumeisters der Stadt Augsburg. 1873. 8. Schmid'- sche Verlagsbuchh. (A. Manz) : Steichele, das Bisthum Augsburg, histor. u. Statist.; Heft 1. 21. 1861 73. 8. Berlin. R. Lesser, Verlagshndl. : Album von Berlin, qu. 8. G. van Muyden, Ver- lagsb. : Kopp, d. Krieg Kaiser Wilhelms 1870 71. 8. Verein f. d. Geschichte der Stadt Berlin: Ders., Schriften; Heft VIT. VHI. 1873. 8. Berlinische Chronik, Bgn. 25 u. 26 ; Urkunden-Buch, Bgn. 61—64. 2. Berlinische Bauwerke, Taf. 4 u. 5. 2. Berliner Medaillen, Taf. 4—8. 2. Berliner Geschlechter, Taf. 3—5. 2. Ber- liner Denkmäler, Taf. 1. 2. Verein f. d. Geschichte Berlins ; Nr. 6. 1873. 8. Dr. W. Wattenbach, Universitäts -Professor: Ders., Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter ; 3. Ausgabe, 1 Bnd. 1873. 8. Bielefeld. Velhagen u. Klasing, Verlagsh. : Hiltl, d. höhmische Krieg u. der Main-Feldzug; 4. Aufl. 1873. 8. Reichard, aus den Tagen der Belagerung Strafsburgs. 1873. 8. Hesekiel, das Buch vom Fürsten Bismark; 3. Aufl. 1873. 8. Bonn. Freih. V. Hoiningeu-IIuene , k. Bergrath : Verhandlungen des natur- histor. Vereins der preufs. Rheinlande u. Westphalens ; 23. 28. Jahrg. 1866 71. 8. Brunn, Buschak u. Irrgang, Verlagsh.: Vollständiges Orts-Verzeichnils des Markgrafthumes Mähren. 1872. 8. Celle. Literarische Anstalt (A. Schulze): Blüthen der Jesuiten-Moral. 1873. 8. Hugues, d. C'onföderation der reform. Kirchen in Niedersachsen. 1873. 8. Christianla. Foreningen til norske fortidsmindesmerkers bevaring: Ders., Aars- beretning for 1871. 1872. 8. Danzig. A. W. Kafemann, Ver- lagsh.: Prutz, Radewins Fortsetzung der Gesta Friderici imp. des Otto V. Freising. 1873. 8. v. Neitzschütz, Studien zur Entwick- lungs- Geschichte des Schafes; Heft L III. 1869 u. 74. 8. Prutz, Kaiser Friedrich L; III. Bnd. 1874. 8. Dessau. Emil Barth, Verlagsh. : v. Heinemann, codex diplomaticus ; Th. I, 3. Abth. 1873. 4. Detmold. Mey er'sche Ilofbuchh. ; Clostermeier,, wo Hermann den Varus schlug. 1822. 8. Brandes, Ausflug durch das Salzkam- mergut etc. 1857, 8. Brandes, Ausflug nach Schweden. 1859. 8. Brandes, Ausflug v. Memel nach Muskau. 1860. 8. Brandes, d. Wörter deutschen Stammes in der französ. Sprache. 1867. 8. Clo- stermeier, der Eggesterstein ; 2. Aufl. v. Helwing. 1848. 8. Dorpat. Gelehrte esthnische Gesellschaft: Dies., Sitzungs- berichte etc.; 1872. 1873. 8. Dies., Verhandlungen etc.; Bnd. VII,

3. u. 4. Heft. 1873. 8. Dresden. Rud. Kuntze's Verlagsbuchh. : Kohl, Skizzen aus Natur- u. Völkericben. 2 Thie. 1851. 8. Fore- ster , Norwegen u. sein Volk. 1852. 8. Charras , Geschichte des Feldzuges v. 1815. 1858. 8. v. Montbe, d. chursächs. Truppen im Feldzuge 1806 ; 2 Ende. 1860. 8. Lubojatzky, der Untergang der Protestanten in Ober - Oesterreich ; 2 Thle. 1864. 8. Krüger u. Hübner, Landschafts-Album der Dresdener Gallerie. qu. 4. Dün- kirchen. Societe Dunkerquoise pour l'encouragement des seien ces etc.: Dies., memoires etc.; XV. vol., 1869 70. 1870. 8. Eichstädt. KrüU'sche Buchh. (H. Ilugendubel) : v. Eye, Erläuterungen zu A. Dürer's kleiner Passion. 1872. 8. Eisenach. J. Bacmeister, Verlagshndl.: Wollschläger, die Zeitreiho der Päpste. 8. Elberfeld. Sam. Lucas, A'erlagsh. : v. Waldbrühl u. Montanus, die Vorzeit; 2 Bnde. 1870 71. 8. D.at Verzällchen vam Fuls un vam Wolf. 1873. 8. Emden. Natur forschende Gesellschaft: Dies., 58. Jahresbericht, 1872. 1873. 8. Frei- berg. Heinr. Ger lach, Buchdruckereibcs.: Freiberger Stadt-, Land- u. Berg-Kalender auf d. J. 1^74. 4. Freiburg i. Br. Ge- sellschaft f. Beförderung der Geschichts-, Alterthums- u. Volkskunde: Dies,, Zeitschrift etc. ; Bnd. HI, 1. u 2. H. 1873. 8. Herder'sche Verlagsbuchh.: Acta et decreta sacrorum conci- liorum recentiorum ; tom IV. 1873. 4. Glessen- Ludewigs- Universität: 12 akademische Gelegenheitsschriften. 1871 73.

4. 8. J. Ricker'sche Verlagshandl. : Weigand, deutsches Wör- terbuch; Bnd. I, 2. 1873. 8. Görlitz. Oberlausitz. Gesell- schaft derW'issenschaften: Dies., neues lausitzisches Magazin ; Bnd. 50, 1. 1873. 8. Göttingen. Dietcrich'sche Buchh.: Marx, zur Beurtheilung des Arztes Chrn. Franz Pauliini. 1872. 4. Sonder- abdr. Marx, zur Erinnerung d. ärztl. Wirksamkeit Herm. Conring's. .

1872. 4. Sonderabdr. Wüstenfeld, d. Gebiet von Medina. 1873. 4. Sonderabdr. Kleifsner, die Quellen zur Sempacher Schlacht und die Winkelriedsage. 1873. 8. Vandenhoeck u. Ruprecht, Ver- lagsh.: Müldener, bibliotheca geographica; Jhg. 20, 2. 1872. 8. Müldener, Viibliotheca historica ; Jhg. 20, 2. 1872. 8. Hanau. Hanauischer Bezirks verein f. hess. Geschichte u. Lan- deskunde: Ders., Mittheilungen, Nr. 4: Das Römereastell und das Todtenfeld in der Kinzigniederung bei Rückingen. 1873. 4.

Hannover. Hahn'sche Hofbuchh.: Düntzer, zwei Bekehrte. 1873. 8. Heidelberg. C. Winter, Univers. -Buchh.: Werber, d. Ent- stehung der menschl. Sprache. 1871. 8. Bauer, Erinnerungen eines Feldgeistlichen aus den badischen Feldlazarethen im Kriege 1870 71. 1872. 8. Abicht, Geschichte des deutsch -französ. Krieges.

1873. 8. Hoffmann, d. Zustand des weibl. Geschlechts in d. Hei- denwelt ; 3. Aufl. 1873. 8. Zell, über die Zeitungen der alten Rö- mer. 1873. 8. Jena. Ed. Frommann, Buchh.: Snell, Nioolaus Copernicus. 1873. 8. Fr. Frommann, Verlagsh.: Ortlofl', Ge- schichte der Grumbachischen Händel; HI. u. IV. Th. 1869. 8. Karlsruhe. G. Braun 'sehe Hofbuchh.: Zeitschrift f. die Geschichte des Oberrheins; Bnd. 25, 1. 2. 1873. 8. Kiel. Ernst Homann, Verlagsh.: Jensen, schlesw. -holst. Kirchengeschicbte, hgg. v. Mi- chelsen ; 1. Bnd. 1873. 8. Ministerial-Ko mmission für die Untersuchung der deutschen M e ere : Dies., die Expedition zur physikal, -chemischen u. biologischen Untersuchung der Ostsee im Sommer 1871. 1873. 4. Universität: Dies., Schriften aus d. 1872. Bnd. XIX. 1873. 4. Naturwissenschaft!. Verein für Schleswig-Holstein: Ders., Schriften etc.; I. Heft. 1873. 8. Mittheilungen des Vereins nördl. der Elbe zur Verbreitung natur- wissenschaftlicher Kenntnisse; Heft 1—8. 1858—68. 8. Königs- berg. K. physikal. -Ökonom. Gesellschaft: Dies., Schriften etc.; 1. 13. Jahrg. 1860—72. 4. Kreuznach. Antiquar.-histo- rischer Verein für Nahe u. Hunsrücken: Ders., 12. Bericht etc. 1873. 4. Lausanne. Societe d'histoire de la Suisse romande: Dies., memoires et documents ; t. XXVIII. 1873. 8.

Leipzig. Breitkopf u. Härtel, Verlagsh.: Chrysander, G. F. Händel; Bd. I. II u. HI. 1. 1858—67. 8. Jahn, W. A. Mozart;

2. Aufl., Th. I u. H. 1867. 8. Spitta, Johann Sebastian Bach; I. Bnd. 1873. 8. F. A. Brockhaus, Verlagsh.: Historisches Ta- schenbuch, begründet v. Fr. v. Raumer, hgg. v. Riehl; 5. Folge,

3. Jhg. 1873. 8. A. Seemann, Verlagshndl.: deutsche Renais- sance; 2L— 23. Lief. 1873. 2. B. G. Teubner, Veriagsb.: Kurz, Geschichte der deutschen Literatur ; Bnd. IV, 8.— 20. Lief. (Schlufs).

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Anzeiger für Kunde der deutsclieii Vorzeit.

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1869—72. 8. Veit u. Comp., Verlagsli. : Droyscn, Gescliiclite d. preufs. Politik; Tli. IV, 2—4. 1869—70. 8. Verein für die Ge- scbiclite Leipzigs: Ders., Schriften; I. Bnd. 1872. 8. Mag- deburg. Emil Bans eil, k. Hofbuchh. : Verzeichniis siimmtl. Ort- schaften der Provinz Sachsen etc. 1873. 4. Marburg. Ur. Ernst Ranke, Consistorialrath u. Univers.-Prof. : Ders., an das deutsche Volk. 8. Ders., Gedichte, dem Vaterland gewidmet. 184S. 8. Ders., d. Buch Tobias, metr. übersetzt. 1847. S. Ders., d. Marburger Ge- sangbuch von 1549. 1862. 8. Ders. , carmina academica. 1806. 8. Ders., Lieder aus grolser Zeit. 1872. 8. Meiningen. Henneber- gisc h er AI terthu ms forschender Verein: Brückner, henne- bergischesUrkundenbuch; VL Theil. 1873. 4.— München. Fried r. Hektor Graf Hundt, k. b. Kämmerer und Miuisterialrath : Ders., über die bayrischen Urkunden aus der Zeit der Agil^inger. 1873. 4. Sonderabdr. Nürnberg. II. Ballhorn, Buchhndlr. : Ballhorn, Alphabete orientalischer u. occidentalischer Sprachen. 1873. 8. Dr. Reichard Barthelmels: 103. Jahresbericht der deutschen Gesellschaft von Pennsylvauien f. d. J. 1872. 1873. 8. Cnopf, Banquier: Patent des Vereins Georgen-Schild der schwäb. Reichs-Ritterschaft von 30. Juni 1780. gr. 2. Carl Köhler, Hi- storienmaler: Ders., d. Trachten der Völker in Bild u. Schnitt; Heft 8 u. 9. 1873. 8. Friedr. Korn'sche Buchh.: Die Volks- schule des XIX. Jahrh. ; 9, Lief. 1873. 8. Freih. v. Mettingh, k. Kämmerer u. Assessor: Die hystori Troyana. Augsb. 1488. 2. PubUkation älterer praktischer u. theoret. Musik-Werke : Jhrg. I, Lief. 1. 1873. 4. Sigm. Soldan's Hof-Buch- u. Kunsth. : Gedenk- buch des Krieges 1870 71; II. 1874. 4. Unbekannter: Gyar- mati, istenes eneki. 1730. 16. Paris. H. Gaidoz, Professor: Revue celtique ; vol. II, Nr. ]. 1873. 8. Prag. F. Tempsky, Verlagsh. : Cornova, Briefe an einen kleinen Liebhaber der vaterl. Geschichte; 3 Bndchn. 1796 97. 8. Cornova, Unterhaltungen mit jungen Freunden der Vaterlandsgeschicute; 4 Bdchn. 1799 1803. 8. Cornova, Jaroslaw v. Sternberg. 1813. 8. Becker, d. deutsche Wortbildung. 1824. 8. Becker, d. Wort in seiner orga- nischen Verwandlung. 1833. 8. Deycks, Göthe's Faust; 2. Ausg. 1870. 8. Anton Frind, Metropolitan -Domkapitular: Scriptum super Apocalypsim Wenceslai doctoris. 1873. 4. Frind, d. ge- schieht!^ Johannes v. Kepomuk ; 2. Aufl. 1871. 8. Friud, die Ge- schichte der Bischöfe u. Erzbischöfe v. Prag. 1873. 8. Frind, Ur- kunden über die Bewilligung des Laienkelchs in Böhmen unter Kaiser Ferdinand I. 1873. 4. Sonderabdr. Riga. H. Brutzer u. Co., Verlagshandl. : Baltische Monatsschrift ; 22. Bnd. (n. F. 4. Bnd.), Mai u. Juni 1873. 8. Gesellschaft f. Geschichte u. Alter- thumsk. der Ostsee-Provinzen Rufslands: Dies., Mitthei-

lungen etc.; Bnd. X, 3. u. XI, I.— 3. Heft. 1805—68. 8. Luther an die Christen in Livland. 1866. 4. N. Kymmel, Verlan'sh. : v. Sivers, Smilten. 1872. 8. Rostock. Stiller'sche Hofbuchh. (Herrn. Schmidt) : Aubcrt, Shakespeare als Mediciner. 1873. 8. Mer- kel, Deutschlands Ureinwohner. 1873. 8. Universität: 79 aka- demische Gelegenheitsschriften. 1872 u. 73. 4. 8. Schwerin. Verein für mecklenb. Geschichte: Ders., mecklenburg. Ur- kundenbuch; VIII. Bnd. 1873. 4. Sigmaringen. Verein f. Ge- schichte u. Alterthumskundev. Hohen zollern: Ders., Mit- theilungen etc. ; VI. Jhg., 1872 73. 8. Stendal. Franz en u. Grosse, Verlagsh.: Henke, Beiträge zur Geschichte der Leiire v. d. Sonntagsfeier; (L— XVIII. Jahrb.). 1873. 4. - Stuttgart. H. G. Gutekunst, Antiquariatsh. : Ders., Catalog der Kupferstich-Samm- lung der Marchese Jac. Durazzo in Genua ; 2. Hälfte. 1873. 8. Traunstein. II. Peetz, k. Rentbeamter: Zeitschrift des laudwirth- schaftl. Vereins in Bayern ; 63. Jhrg., Juli, Aug., Sept. 1873. 8. Tübingen. H. Laupp'sche Buchh.: Theolog. Quartalschrift; 55. Jhrg., 3. H. 1873. 8. Wien. G. J. Manz'sohe Buchh.: Spetau, Wien. Fremdenführer durch d. Kaiserstadt u. Umgebung. 1873. 8. Heinr. Reifs, Verlagsh.: Sammlung gothisclier Initiale aus dem 14. u. 15. Jahrh. qu. 2. AVallishauser'sche Buehhandl. : Jao-d- Zeitung; IG. Jhrg., Nr. 1 15. 1873. 8. Zeitz. Fedor Bech, Gymnasiallehrer: Ders., Spenden zur Altersbestimmung neuhochd. Wortformen. 8. Sonderabz.

III. Für das Archiv.

(Nr. 4331—4336.)

Wallerstein. W. Freih. v. Löffelholz, fürstl. öttingen-wal- lersteinischer Archivar und Domänendirektor : Oeffentliclie Urkun- den, Erlasse und Zuschriften, verschiedene Angelegenheiten der Grafschaft Oettingen betr. 1322 1805. Drei Abschiedsbriefe aus kaiserlichen Kriegsdiensten. 1649 1743. Akten. Verhandlungen, zwischen Bürgermeister und Rath der Stadt Lauingen und dem kurpfälzischen Hofrath zu Neuburg, die Klagesache zwischen Leo- pold Cordon von Neresheim und Hans Kaspar Melchior von Lau- ingen betr. 1721. Akten. Leuraundszeugnifs des hochgräflich Fug- ger-Wellenbergisohen Pflegamts für Jakob Hillebrandt, über dessen Aufenthalt in Gabiingen. 1762. Pap.-Orig. Zeugnifs des Kapuci- ners Emauuel Wisensteig für Sebastian Anger, über dessen in der Kirche zu Dürnau in Schwaben mit Anna Margaretha Keuter voll- zogene Trauung. 1722. Pap. Orig. Weinsberg. G.Reufs, .Apo- theker: Vier ärztliche Reeepte von Justinus Kerner. 1841 1860. Autograph.

Ciironik der Iiistorisclien Vereine.

Mittlieilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der B audenkmale. XYIII. Jahrg. Juni Ootober. Wien, 1873. 4.

Die österreichische kunsthistorische Abtheilung der Wiener- Weltausstellung. (Eposition des amateurs.) Von Dr. K. Lind. (Mit 8 Tafeln und 100 Holzsehn.) Die Siegel der steierischen Abteien und Convente des Mittelalters. A^on Dr. Arnold Luschin. (Mit 5 Holzsclm.) Denkstein Sigmund's von Wildenstein im Schlosse Wildbach in Steiermark. Von L. Beckh-Widmanstetter.

Der Kirchen-Schmuck. Blätter des christlichen Kunstvereines der DiözeseSeckau. 1873. IV. Jahrg. Nr. 10. Graz. 8.

Die Kirchthüren. Fortsetzungen. Kleinere Mittheilungen.

Forschungen zur Deutschen Geschichte. Herausg. von der historischen Commission bei der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften. Dreizehnten Bandes drittes Heft. Göttingen, Verlag der Dieterich'schen Buchhandlung. 1873. 8.

Die Fränkischen Reichsannalen von 741 bis 829 und ihre Um- arbeitung. Von Dr. Fr. Ebrard. Ueber Ermenrioh von Ellwan- gen und seine Schriften. Von Prof E. Dümmler. Kleine kri- tische Erörterungen von Prof. G. Waitz. Beiträge zum Itinerar Kaiser Ludwig des Bayern. Von Reiohsarchivrath Chr. Häutle. Ueber Johann von Victring als Historiker. Von Dr. R. Mahren- holtz. Kleinere ÜNIittheilungen.

Württembergis che Jahrbücher für Statistik und Landeskunde. Herausgegeben von dem k. statistisch-topo- graphischen Bureau. Jahrgang 1871. Stuttgart. H. Linde- mann. 1873. 8.

Die Universität Tübingen im Jahr 1577. Von Prof. Dr. Roth. Schreiben Friedrich's des Fromm.en Kurfürsten von der Pfalz an den Herzog Christoph von Württemberg vom 17. Juni 1563. Mitg. von Kreisgerichtsratli v. Hufnagel.

Jahreshefte des Wirtenbergischen Alterthums- Vereins. Zweiter Band. I. Heft. Die Cisterzienser-Abtei Maul-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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bronn, bearbeitet von Dr. E. Paulus. Stuttgart. 1873. Imp. 2. (Text u. Abbild.)

Verhandlungen des Vereins für Kunst und Alter- thum in Ulm und Oberschwaben. Neue Keihe. Fünftes Heft. Mit 3 Holzschnitten und 4 Steindrücken. Ulm, 1873. 4.

Vereinsangelegenheiten. Der Antheil der Truppen des Ul- mer Städtebundes an dem Feldzug gegen die Hussiten im Herbst 1426. Von Dr. Kerler. Das Kriegsbuch von Leonhardt Frons- perger, Bürger zu Ulm. Von Oberstlieut. v. Löffler. Die ehe- malige Bergfeste Helfeustein. Von Prof. E. Manch. Bausteine zu Ulm's Kunstgeschichte. Von dems. Ueber die frühere Stra- fsenbezeichnuug Ulms, insbesondere im 16. Jahrh. Von C. A. Korn- beck. — Ueber den Ortsnamen Hart. Von Justizrath Hugo Ba- ziug. Stammschlofs Württemberg. Von Prof. Dr. L. F. Ofter- dinger. Andere Stimmen über den Namen Ruhethal. Mitg. von Justizrath Hugo Bazing. Ueber oberschwäbische Orts- und Familiennamen. Von Dr. Bück. Ueber Mals und Gewicht der Reichsstadt Ulm. Von Dr. Ofterdinger.

Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Al- terthumskuude in Hohenzollern. VI. Jahrg. 1872/73. Sig- maringen. 8.

Vereinsangelegenheiten. Urkunden zur Geschichte der Herr- schaft Haigerloch im 14. und 15. Jahrh. Von Gymn.-Oberlehrer A. Lichtschlag. Schicksale des Klosters Inzigkofen während des Schwedenkrieges. Aus der Chronik des Klosters mitgeth. von dems. Das Haigerlocher Statutarrecht. 15. Jahrh. Von Prof. Dr. A. Birlinger.

Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, .\lterthums- und Volkskunde von Frei- burg, dem Breisgau und den angränzenden Landschaf- ten. Dritten Bandes erstes u. zweites Heft. Freiburg im Breis- gau, F. J. Soheuble. 1873. 8.

Freiburger Passionsspiele des 16. Jahrh., hrsg. von E. Martin.

Nachträge zur Lebensgeschichte der Erzherzogin Mechtild, von dems. Heinrich Schreiher, ein Lebensabrifs von J. Rauch.

Kleinere Mittheilungen von W. Franck.

Ntichrlclitcn.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

26) Anthropologisch - ethnographisches Album in Photographien von C. Dammann in Hamburg. Her- ausgegeben mit Unterstützung aus den Sammlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Ur- geschichte. Verlag von "Wiegandt und Hempel in Berlin. Die seit einem Jahrzehend einen ungeahnten Aufschwung neh- mende wissenschaftliche Beschäftigung mit der Urgeschichte der Menschheit hat auch der Ethnographie neue Grundlagen ver- liehen oder vielmehr Anforderungen an sie gestellt, welche sie nö- thigt, ihre Forschungen ebenso zu vertiefen, wie ihnen ein hö- heres Ziel zu stecken. Denn in den Zuständen der sogen. wilden Völker haben wir in gewisser Weise die Ausgangspunkte und Anfänge unserer eigenen Kultur gegenwärtig, und je mehr ■wir erkennen, wie ununterbrochen die Entwicklung der letz- teren von den ältesten Epochen bis zur Gegenwart hinanreicht, desto wichtiger werden für uns jene Racen, welche bisher nur zu gern als durch eine unübersteigliche Kluft von uns geschieden und als blofser Gegenstand der Neugier betrachtet wurden. Für ein Studium der Ethnographie in diesem Sinn fehlte es aber bis jetzt fast gänzlich am nöthigen Material; denn was gelegentlich in Be- schreibung oder Abbildung in Reise- oder anderen Werken ge- geben wurde, drang kaum in das Wesen der Sache und war zu sehr durch die individuelle Anschauung der einzelnen Beobachter gefärbt. Da man aber, wie der über das obengenannte Werk her- ausgegebene Prospekt hervorhebt, nicht, wie es in Menagerien und zoologischen Gärten mit Thieren geschieht, eine Zusammenstellung der verschiedenen Menschenragen in lebenden Exemplaren bewerk- stelligen kann, bietet die Photographie das einzige Auskunftsmittel,

und zwar hier mit gleichem Erfolge wie auf dem Gebiete der Archäologie und der Kunstgeschichte insbesondere. Das Album er- scheint in Lieferungen zu je fünf Blätter von 48 cm. Höhe und 64 cm: Breite mit 10 bis 20 Photographieen auf jeder Tafel. Der Preis der Lieferung ist zwölf Thlr. Bereits sind mehrere Lieferungen er- schienen und gewähren einen nicht gerade anziehenden, aber über- aus lehrreichen Anblick. In der ersten z. B. behandeln zwei Tafeln mit 32 Photographieen die Ostküste von Afrika, eine Tafel das östliche Sibirien, eine andere Japan und wieder eine Persien und Slam. Es liegt in der Natur der Sache, dafs die Photogra- phieen, die oft unter den schwierigsten Verhältnissen aufgenommen sind, nicht sämmtlich gleichen Werth haben können ; in überwie- gend grofser Zahl aber sind sie vollkommen befriedigend, zum Theil vorzüglich. v. E.

Aufsätze in Zeitschriften.

Das Ausland: Nr. 38. Die ältere Entwicklungsgeschichte der deutschen Landwirthschaft. Nr. 39. Die Steinzeit in Eng- land.

Daheim: 1874, Nr. 1. Aus Dr. Martin Luther's Schulleben. Nr. 3. Deutsche Kaiserstätten. 1. Karolingerzeit. (Osk. Schwe- bel.)

AUgem. Familienzeitung: 1874, Nr. 5. Der Kaisersaal zu AVorms.

Im neuen Reich: Nr. 42. Deutsche Sinnsprüche auf Medaillen des 16. Jahrh. (A. v. Sallet.) Nr. 44. Ein ungedruckter Brief Lucas Cranach's, mitgeth. von E. Friedländer.

Allgem. evang.-luther. Kirchenzeitung: Nr. 39. Zur frü- heren Geschichte der preufs. Kirchenpolitik.

Protest. Kirchonzeitung: Nr. 37. Kurfürst Friedrich Wil-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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heim I. in seinem Kampfe gegen lutherischen Fanatismus. (Mandat vom 2. Juni 1662 u. Edict vom 21. Aug. 1662.)

Nürnberger Presse: Nr. 320. Die deutschen Tagelieder des Mittelalters. (A. Seh.)

Schles. ProvinzialbUtter (Rübezahl): X, S. 484. Bei- träge aus Reinerz zu den Haus-, Namen- u. Innung -Marken, von Th. Oelsner. S. 493. Parochie Klutschau und ihre Holzkirchen. S. 494. Striegauer Terra Sigillata. (Dr. B. Rölsler.) S. 496. Sagen aus der Frankensteiner Gegend. (Alois Fuhrmann.)

Sonntagsblatt (v. Fr. Duncker) : Nr. 38. Der letzte Vorläufer der Reformation. (G. Jaquet.)

Oesterr. Vierteljahrs'schrift f. kathol. Theologie: 12. Jg., 2. Hft. Beitrag zur Geschichte der Reformation in Nieder- Oesterreich. (B. Gsell.)

Zeitschrift f. bild. Kunst: IX, 1, S. 12. Johan Josefszon van Goyen. Von Dr. G. Vosmaer. Mit Illustrationen. S. 28. Die Ausstellung von Gemälden alter Meister aus dem Wiener Privatbesitz. I. (Dr. 0. Eisemann.) Beibl. Nr. 1. Die hi- storische Ausstellung der Stadt Wien. Mitth. II, Nr. 1. Der Altar des h. Ildefonso. Oelgemälde von P. P. Rubens in der Gemäldegallerie des k. k. Belvedere zu Wien. Radirt von William Ungar.

AUgem. Zeitung: Beil. Nr. 268. Aufdeckung mittelalterlicher Fresken in Constanz.

Illustr. Zeitung: Nr. 1579. Die Kathedrale von Metz. (.\d. Ebeling.) Nr. 1581. Die Alte Feste bei Nürnberg.

Termischte Nachrichten.

76) Das vor einiger Zeit zu Mühlberg (Regbz. Erfurt) auf- gefundene, in Stein verwandelte menschliche Skelett, dessen noch vorhandene üeberreste in der Sitzung des Erfurter Alterthums- vereins am 16. September vorgezeigt wurden, hat so vielfach In- teresse erregt, dafs es gerechtfertigt erscheint, darüber nähere Mittheilung in weiteren Kreisen zu machen. Die Fundstelle ist ein Steinbruch, der sich mitten im Dorfe Mühlberg, in dem zu dem Gehöfte des Landwirths Christ. Friedr. Beck gehörigen Baumgar- ten befindet. Das Terrain besteht zunächst der Oberfläche aus einer 0,75 bis 1 Meter starken Lage Dammerde. Unter dieser liegt eine 1 bis l"/4 Meter mächtige Bank von einem sehr "wenig porösen Tuffstein, der eine solche Festigkeit hat, dafs er nur mit dem gröfsten Kraftaufwande gebrochen werden kann und wegen seiner Härte und Schwere sich nur zu Massivbauten, nicht aber zum Ausmauern von Fachwerk eignet. Er besteht aus ungleich grol'sen Klotzen, die durch schmale Spalten getrennt sind, in wel- chen beim Brechen Keile eingetrieben werden. Unter ihm befindet sich, meist durch eine Lage gelber, griesiger Erde, der sog. Tufl- erde, hin und wieder aber auch durch leere Räume von ihm ge- trennt, eine gleichfalls etwa 1 bis I7, Meter dicke Schicht von einem leicht brechbaren, sehr porösen Tuffstein, welcher vielfach zu baulichen Zwecken verwendet wird. Unter dieser Bank nun stiefs man in den ersten Tagen des August d. J. beim Brechen in einer Tiefe von ca. 5 Meter unter der Bodenoberfläche auf das Gerippe eines Mannes, noch so vollkommen erhalten, dafs selbst die Extremitäten vorhanden waren, aber von dem Kalksinter, dem

der Tuffstein seine Entstehung verdankt, so imprägniert, dafs die Gebeine steinähnlich geworden waren. Es befand sich in horizon- taler Lage, den Kopf nach Norden, die Füfse nach Süden. Seine Länge betrug mehr als 2 Meter, deutete also auf einen Mann von einer wenigstens jetzt nicht mehr gewöhnlichen Gröfse. Die Stein- masse hatte sich derartig um den Körper herumgelegt, dafs der- selbe auf das Genaueste darin abgeformt war. Am Kopfende stand eine irdene Urne, welche, da man nicht mit der nöthigen Vorsicht zu Werke gieng, beim Aufnehmen zerbrach und dann ein Spielwerk der Kinder wurde, von der aber noch eine ziemliche Anzahl Scher- ben vorhanden ist, die auf eine nicht unerhebliche Gröfse schliel'sen lassen, und welche ergeben, dafs das Gefäfs weder in einem Ofen, noch überhaupt im Feuer gebrannt, sondern nur an der Luft ge- trocknet ist. Werkzeuge und Zierrathen hat man nicht gefunden. Sobald dieser Fund in der Gegend bekannt wurde, fanden sich viele Besucher ein, welche den versteinerten Menschen in Augen- schein nehmen wollten. Viele brachen sich ein Knöchelchen ab, um es zum Andenken mitzunehmen. Eine öffentliche Aufforde- rung zur Rückgabe ist erfolglos geblieben. So besteht denn der durch die Güte des Herrn Beck als Geschenk nunmehr in den Besitz des Alterthumsvereins gelangte Rest nur aus Fragmenten ; doch befindet sich darunter glücklicherweise der noch leidlich er- haltene Schädel, aus dem sich ergibt, dafs der einstige Träger desselben zu den Dolichocephalen gehört hat. Es ist Sorge ge- tragen, dafs wenn, was nicht gerade unwahrscheinlich ist, bei weiterer Ausnutzung des Steinbruchs auf ähnliche Funde gestofsen werden sollte, davon unverzüglich Mittheilung gemacht und bis zur stattgefundenen Untersuchung Alles möglichst in statu quo belassen wird. Noch verdient erwähnt zu werden, dafs in dem- selben Steinbruch frülier mehrfach in Stein verwandelte Blätter gefunden sind, die einer Baumart angehört haben müssen, welche sich jetzt nicht in jener Gegend findet und überhaupt daselbst durchaus unbekannt ist. Es scheint dieser Umstand fast darauf zu deuten, dafs das in Rede stehende Skelett derselben Zeit ent- stammen möge, wie das Mammuth, dessen jetzt im Museum zu Gotha befindliches Gerippe unter ganz gleichen geognostischen Verhältnissen in dem Sülswasserkalk von Burgtonna gefunden worden ist. Hierbei mag noch mitgetheilt werden, dafs in dem jetzt als Lehmgrube benutzten Todtenfelde vor dem Andreasthore neuerdings wieder einige Gerippe und eine Urne gefunden sind, in derselben Lage wie die früher gefundenen, in mit Dammerde angefüllten Nischen, welche horizontal unter der aus sehr festem Lehm bestehenden Decke sich erstrecken. Leider waren, als ich von dem Funde Kenntnifs erhielt, nur noch zwei Todtenköpfe vorhanden, die dann in den Besitz des Vereins gelangt sind und von denen wenigstens der eine recht gut erhalten ist. Eine sehr werthvolle Bereicherung ist durch Herrn Sanitätsrath .Axmann der Sammlung des Vereins zu Theil geworden und zwar durch einen treffliich gearbeiteten und bis auf eine fehlende hintere Ecke sehr gut erhaltenen sog. Kelt von Nephrit, welcher neuerdings bei den fortgesetzten Nachgrabungen in dem Leichenfelde auf dem Rothenberge gefunden worden ist. (Erf. Ztg., Nr. 226.)

77) Der langjährige Pro cefs üb er die Madonna von Hol- bein, die von Franz Zetter als altes Gemälde in der Kapelle von Allerheiligen oberhalb Grenchen aufgefunden, von Eigner in Augs- burg restauriert wurde und darauf in den Besitz des Kunstvereins von Solothurn übergieng, ist endlich vom Amtsgericht Solothurn-

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Anzeiger füi* Kunde der deutschen Vorzeit.

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Lebern zu Gunsten des Kunstvereins entschieden worden. Gren- chen, das entweder die Madonna oder 30,000 Fros. Entschädigung verlangte, wurde mit seinem Begehr abgewiesen.

(111. Ztg., 1577.)

78) Ein holländischer Gemäldeliebhaber hat in Brüssel ein Bildchen für 120,000 Francs angekauft, darstellend die Vermäh- lung Henri IV. mit der Mai-ia von Medicis. Kenner erklären es für die Originalskizze von Rubens zu jenem grofsen Ge- mälde im Louvre, welches mit das schönste ist der so berühmten, von Rubens und seinen Schülern ausgeführten „Galerie de Lu- xembourg", welche bekanntlich das Leben der Maria von Medicis in seinen Hauptmomenten schildert.

(Deutsche Kunst-Ztg., Nr. 32.)

79) Per Universitäts - Bibliotheksekretär Dr. H. Oesterley in Breslau ist mit der Herausgabe der ^%rke Simon Dachs be- schäftigt. Das ihm bis jetzt zu Gebote stehende Material umfafst etwa llOü einzelne Dichtungen ; aber es existieren aufserdem min- destens noch hundert, die noch nicht haben nachgewiesen werden können, obgleich sie im vorigen Jahrhundert aller Wahrscheinlich- keit nach in Königsberg noch vorhanden gewesen sind, und den Literaturhistorikern vorgelegen haben. In den öffentlichen Königs- berger Bibliotheken befinden sich indessen die vermilsten Stücke nicht mehr, und es ist nur anzunehmen, dafs sie zerstreut oder gesammelt in anderen öffentlichen oder Privatbibliotheken Preu- fsens aufbewahrt werden. Dr. Oesterley richtet daher an diejeni- gen, welche im Besitze solcher Gedichte sind, oder Kenntnils da- von haben, die Bitte um Mittheilung derselben.

(Deutsch. Reichs-Auzeiger, I\r. 179.)

80) Keine Gegend der Pfalz ist wol nebst ihrer geologischen Wichtigkeit reicher an römischen und anderen Antiquitäten , die aus dem Schutte der Vergangenheit herausgegraben wurden und noch werden durch Pflug und Hacke, als das Gebiet des Potzber- ges und des Königsberges, wo aufserdem noch viele Kamen an Kelten und Römer erinnern. So wurde kürzlich am Abhänge des Königsbergs, auf der Efsweiler Gemarkung, da, wo auch Steine und Ziegel deutlich genug von römischer Niederlassung zeugen und schon früher allerlei antike Gegenstände gefunden wurden, ein zierlich gearbeitetes silbernes Löflfelchen aus der Erde gescharrt. Es ist etwas gröfser als unsere Kaffelöfifel, der Griff spitz auslau- fend und 13 Centm. lang. Die Höhlung, rein oval, hat Arabesken zum Schmuck, an welchen Trauben hängen und in welchen Täub- chen sitzen, je eines auf beiden Seiten. Diese Verzierungen um- geben den in der Mitte stehenden Segensspruch : LA'CILIANE VIVAS. Die Höhlung schliefst sich nicht steif, wie bei unsern Löffeln, an den Stiel oder Griff an, sondern vei-mittelst einer ge- fälligen , dem Auge angenehmen Biegung eines kleinen Bügels. Das Ganze macht den Eindruck jenes Sinnes für das Schöne, der auch den kleinsten, geringsten Hausgeräthen der Römer etwa in der pompejanischen Zeit aufgeprägt war, weshalb dieselben noch heute den Kunstwerken zum Muster dienen können. Denn auch das Geringste, was zum täglichen Gebrauche nothwendig ist, soll

über die Prosa des blos Praktischen hinaus durch edle Form zur Veredlung des Geschmacks und zur Verschönerung des Lebens beitragen. (Pf. Z.)

81) Breslau. Einen interessanten Fund hat in Schalkau der Freigärtner Wilh. Wolff bei Umlegung des Zaunes zwischen seinem Gehöfte und dem Garten gemacht. Beim Graben eines Loches zu einer Kopfsäule hat derselbe etwa 10 bis 15 Zoll tief unter der Erdoberfläche zwei irdene Töpfe gefunden, welche 2501 Stück Münzen enthielten, wovon 81 Stück die Gröfse von preufs. Ein- uud Zweithalerstücken, 287 Stück die Gröfse von '/s-Thalerstücken, 906 von '/ii-Thalerstücken, 1227 von ganzen und halben Silber- groschen haben, und wovon ein Theil im letzten Drittheil des 16., ein Theil im ersten Drittheil des 17. Jahrhunderts, wie die da- rauf befindlichen Ziffern entnehmen lassen, geprägt ist.

(Numism. Ztg., Nr. 15.)

82) Burg. Ein sehr interessanter Münzfund ist hier neulich auf dem Gehöft des Kaufmanns Nuthmann bei Gelegenheit der Räumung eines Brunnens gemacht worden. 152 Stück gröfsere und kleinere Silbermünzen fanden sich in einem Gefäfse, dessen im Innern mit einem Gewinde versehener metallener Deckel nebst den Münzen selbst und einer kleinen, anscheinend silbernen Kette der Polizeibehörde abgeliefert sind, während das Gefäl's nicht wie- der zum Vorschein gekommen ist. Die Münzen, soweit sie nach einer oberflächlichen Besichtigung zu erkennen waren, gehören fast alle dem 17. Jahrhundert an, nur einige wenige dem 16., darunter eine namentlich mit dem Bildnifs des Kurfürsten Moritz von Sach- sen aus dem Jahre 1549 (wenn anders die sehr undeutlichen Zif- fern richtig gelesen sind). Bei weitem die meisten tragen kur- brandenburgisches Gepräge und rühren vom Grofsen Kurfürsten her; aufserdem sind ein paar schwedische, einige österreichische, sächsische und polnische Stücke vorhanden, sowie zwei gröfsere und zwei kleinere Stadt-Magdeburgische Münzen, die ersteren in der Gröfse der jetzigen Drittelthaler, auf der einen Seite das Stadt- wappen, auf der andern den städtischen Wahrspruch : Verbum do- mini manet in aeternum ; die kleineren Stücke, von der Gröfse eines Zwölftelthalers, zeigen auf der einen Seite das Stadtwappen, auf der andern ein sehr verwischtes Gepräge, jenen Wahrspruch aber als Umschrift. Von der Stadt Einbeck sind einige kleinere Münzen, von den Städten Hannover und Ilildesheim je ein Stück von der Gröfse unserer jetzigen Thalor. Eine Erfurter Münze vom Jahre 1622 zeigt auf der einen Seite die Umschrift : Schroot und Korn nach den Alten. Ein grofser Theil ist übrigens ganz unkenntlich und bedarf zu seiner Entzifferung der Prüfung durch einen Sachverständigen. Referent vermuthet, dal's das Geld im brandenburg - schwedischen Kriege vor den feindlichen Schweden geflüchtet und verborgen worden ist, da, soweit die Jahreszahlen erkenntlich, nur eine Münze aus dem Jahre 1675, dem Jahre der Schlacht von Fehrbellin, alle übrigen aber aus früheren Jahren herrühren. Der ganze Fund ist dem hiesigen Kreisgerichte zur weiteren zuständigen Veranlassung übergeben worden.

(Numism. Ztg., Nr. IG.)

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Vierzeliiiic Plpiiar-Vorsaniiiiluiig

der historischen Commission bei der l<önlgl. bayer. Al<ademie der Wissenschaften.

JMu neben im October 1873. Die diesjährige Plenarversamm- lung der histor. Commission wurde in den Tagen vom 20. bis 23. October abgehalten. Von den auswärtigen Mitgliedern nahmen aufser dem Vorsitzenden, Geheimen Regierungsrath v. Ranke aus Berlin, die Professoren Dümml er aus Halle, Hegel aus Erlangen, V. Sybel aus Bonn, Waitz aus Güttingen, Wegele aus AVürz- burg und Weizsäcker aus Strasburg an den Verhandlungen Antheil; von den einheimischen Mitgliedern betheiligten sich der Vorstand der k. Akademie der Wissenschaften, Reiehsrath v. D ö 1- linger, Oberbibliothekar Föring er, die Professoren Cornelius und Kluckliohn, Geheimer Cabinetsrath a. D. Freiherr v. Lili- encron, Reichsarchivdirector v.Löher, Reichsarchivrath Muffat und der ständige Seoretär der Commission, Geheimrath v. Giese- brecht.

Der Vorsitzende gedachte in der Rede, mit welcher er die Versammlung eröfi'nete, der grofsen Verluste, welche die deutsche Geschichtswissenschaft in den letzten Jahren durch das Abscheiden Georg Ludwigs v. Maurer und Friedrichs v. Räumer er- litten hat, indem er beide in ihrer politischen und literarischen Thätigkeit charakterisierte. Worte dankbarer Erinnerung widmete er Justu SV. Liebig und Wilhelm v. Dönniges, die sich um die Begründung der Commission besondere Verdienste erworben hatten, und schlofs mit einer eingehenden Würdigung Chri- stoph Friedrichs v. Stalin, dessen kürzlich erfolgter Tod in der Commission, zu deren thätigsten Mitgliedern er zählte, eine schwer auszufüllende Lücke gelassen hat.

Ueber die Geschäfte des abgelaufenen Jahres erstattete darauf der Secretär den statutenmäfsigen Bericht. Es sind abermals für die Zwecke der Commission zahlreiche Archive und Bibliotheken durchforscht worden, und sind diese Arbeiten von den hiesigen und auswärtigen Personen mit derselben Zuvorkommenheit und Liberalität unterstützt worden, welche die Commission schon so oft dankbar anzuerkennen hatte. Alle Unternehmungen sind in ununterbrochenem Fortgang, und die Hemmnisse, welche einzelne Publicationen durch die Arbeitseinstellung in den Druckereien er- fuhren, jetzt beseitigt. Trotz jener Hemmnisse haben seit der vor- jährigen Plenarversammlung im Druck vollendet und dem Buch- handel übergeben werden können:

1) Geschichte der Wissenschaften in Deutsehland. Bd. XHI. Geschichte der deutschen Philosophie seit Leibnitz von Dr. Eduard Zeller.

2) Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahr- hundert. Bd. X. Die Chroniken der fränkischen Städte. Nürnberg. Bd. IV.

3) Briefe und Akten zur Geschichte des sechzehnten Jahrhun- derts mit besonderer Rücksicht auf Bayerns Fürstenhaus. Bd. I. Beiträge zur Reichsgeschichte 154(3 1551. Bearbei- tet von August V. Druffel.

4) Bayerisches Wörterbuch von J. A n d r e s S c h m e 1 1 e r. Zweite, mit des Verfassers Nachträgen vermehrte Ausgabe, bearbei- tet von G. Karl Frommann. Lieferung VHI. und IX.

5) Forschungen zur deutschen Geschichte. Bd. XIII.

Weit vorgeschritten sind im Druck, so dafs baldige Publica- tion zu erwarten steht, folgende Werke :

1) Deutsche Rcichstagsakten. Band II, herausgegeben von Pro- fessor J. Weizsäcker.

2) Briefe und Akten zur Geschichte des dreifsigjährigen Krie- ges in den Zeiten des vorwaltenden Einflusses der Witteis- bacher. Bd. II, bearbeitet von Professor M. Ritter in Bonn.

3) Geschichte der Wissenschaften. Bd. II. Abthl. 2. Die zweite Hälfte der Geschichte der Chemie in der neuern Zeit vom Geheimen Ilofrath H. Kopp in Heidelberg.

4) Die Recesse und andere Akten der Hansetage von 1256 bis 1430. Bd. II, herausgegeben von Dr. K. Koppmann in Hamburg.

5) Jahrljücher der deutschen Geschichte. Die Geschichte Kai- ser Heinrich's III., bearbeitet von Dr. E. Steindorff in Güttingen. Erster Band.

Die Berichte, welche von den Leitern der einzelnen Unter- nehmungen im Verlaufe der A^erhandlungen erstattet wurden, ga- ben von dem Fortschritt der Arbeiten nach allen Seiten erwünschte Kunde.

Die Geschichte der Wissenschaften wird zunächst eine sehr er- freuliche Erweiterung erhalten, da die Geschichte der Xational- öconomie vom Geheimen Rath W. Röscher in Leipzig jetzt der Presse übergeben werden kann.

Von der grofsen, unter Professor Hegel' s Leitung veranstal- teten Sammlung der deutschen Stadtchroniken hatte der Druck des fünften Bandes der Nürnberger Geschichten, gleich dem vier- ten von Professor v. Kern in Freiburg bearbeitet, schon vor län- gerer Zeit begonnen, mufste aber wegen schwerer Erkrankung des Bearbeiters unterbrochen werden. Auf diesen Band werden zwei Bände Cölnischer Chroniken folgen, von denen der erste, von Dr. H. Cardauns und Dr. C. Schröder bearbeitet, im nächsten Jahre gedruckt werden soll. Vfenn die seit langer Zeit erwartete neue Ausgabe der Lübeckischen Chroniken noch immer nicht der Presse übergeben werden konnte, so liegt der Grund in den vie- len Amtsgeschäften des Herausgebers, Professor Mantels in Lü- beck; doch ist zu hofi'en, dafs. ihm die Mul'se zum Abschlufs sei- ner Arbeit jetzt gewährt werden wird.

Dem im Druck fast vollendeten zweiten Band der deutschen Reichstagsakten wird sich der dritte alsbald anschliefsen ; derselbe, wird die Anfänge König Ruprecht's betreffen , auf dessen spätere Zeiten sich der vierte Band beziehen wird. Die Arbeiten für die Regierungen Kaiser Sigmund's und Albrecht's 11. sind durch Bib- liothekar Dr. Kerl er in Erlangen so weit gediehen, dafs auch der Druck der Akten dieser Periode für die nächsten Jahre in Aussicht genommen werden kann. Inzwischen werden durch Dr. Fr. Ebrard in Strafsburg die Vorarbeiten für die Akten in der Zeit Kaiser Friedrich's III. gemacht, um sich künftig unmittelbar an den Abdruck der Akten Albrecht's II. anzuschliefsen. Nach den Mittheilungen des Leiters dieser grofsen L'nternehmung , Pro- fessor J. Weizsäcker, stehen dem rascheren Fortgange dessel- ben keine Hindernisse mehr im Wege.

Die Sammlung der Hanserecesse ist durch die von Dr. K. Kopp- mann im vorigen Spätjahre unternommene Reise nach den russi- schen Ostseeprovinzen erheblieh bereichert worden ; augenblicklich befindet sich Dr. Koppmann auf einer archivalischen Reise in den Niederlanden. Die Bearbeitung des vorhandenen Materials

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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\yird ununterbrochen fortgesetzt und wird sich an den Druck des dritten Bandes sogleich der des vierten anschliefsen.

Die Jahrbücher der deutschen Geschichte werden demnächst um mehrere Bände vermehrt werden. Von der Geschichte Lud- wig's des Frommen, bearbeitet von Dr. B. Simson in Berlin, hat der Druck des ersten Bandes begonnen. Der Schlufsband der Geschichte Heinrich's IL, bearbeitet von Dr. H. Brel'slau in Ber- lin, ist zum gröfsern Theil vollendet und wird bald dem Druck übergeben werden können. Die Geschichte der Regierungen Lo- thar's und Konrad's III. hat Dr. W. Bernhardi in Berlin über- nommen. Zu besonderer Freude gereicht es der Commission, dals Professor Dümmler die durch den Tod Rud. Köpke's unter- brochenen Arbeiten für die Geschichte Otto's des Grol'sen wieder aufgenommen hat und der Bearbeitung dieser wichtigen Periode für die Jahrbücher zunächst seine Kraft widmen wird.

Auch die Arbeiten für die Wittelsbach'sche Correspondenz sind wieder nach allen Seiten gefördert worden. Für die ältere pfäl- zische Abtheilung ist Dr. Fr. v. Bezold unter Beihülfe des Pro- fessors Kluckhohn thätig gewesen und hat aus dem hiesigen Staatsarchiv und der hiesigen Hof- und Staatsbibliothek bereits ein sehr reiches Material für die Correspondenz Johann Kasimir's gewonnen. Für die ältere bayerische Abtheilung, welche unter Leitung des Reichsarchivdirectors v. Löher steht, wird Herr Dr. A. V. D ruf fei die begonnenen Arbeiten ohne Unterbrechung fort- setzen. Für den zweiten Band, welcher die Beiträge zur Reichs- geschichte 1552 1555 enthalten soll, liegt das Material reichlichst vor und wird von demnächst zu unternehmenden archivalischen Reisen noch weitere Ausbeute erwartet. Inzwischen haben sich zahlreiche ^Nachträge zum ersten Bande theils aus den hiesigen Archiven, theils durch Nachforschungen in Trient und Cassel er- geben: auch haben wegen des Umfangs, welchen der erste Band gewonnen hat, die früher für einen Anhang dieses Bandes bestimm- ten gröfseren Aktenstücke, Protokolle, Memoires u. s. w. vorläu- fig zurückgelegt werden müssen. Es ist die Absicht, diese Ergän- zungen im dritten Bande mit den gleichartigen Stücken für die Zeit von 1552 bis 1555 zu publicieren, und wird der Druck der ersten Abtheilung dieses Bandes schon im nächsten Jahre erfolgen können. Die Arbeiten der älteren pfälzischen Abtheilung, von Professor Cornelius geleitet, sind durch Veränderungen der amt- lichen Thätlgkeit des Professors M. Ritter mehrfach beeinträch- tigt worden , doch sind die Arbeiten für den dritten Band soweit ge- fördert, dafs der Druck desselben fast unmittelbar naohVollendung des zweiten Bandes wird beginnen können. Die dem Dr. Baumann übertragenen Arbeiten sind durch dessen Berufung an das fürstl. Fürstenbergische Archiv zu Donaueschingen unterbrochen worden. Für die jüngere bayerische Abtheilung, ebenfalls von Professor Cor- nelius geleitet, war Dr. F. Stieve auch in diesem Jahre unausge- setzt thätig. Das bereits angesammelte Material wurde vermehrt und geordnet; nach Ausfuhrung einiger archivalischen Reisen soll •der erste Band dieser Abtheilung zum Druck fertig gestellt werden.

Die Hoffnung, mit dem Register die grolse Sammlung der

deutschen Weisthümer schon in diesem Jahre abzuschliefsen, hat sich nicht erfüllt. Zur Richtigstellung der Texte mufsten mehrere Reisen unternommen werden , welche die Vollendung aufhielten. Doch ist gegründete Aussicht vorhanden, dafs der Druck des Re- gisterbandes, von Professor R. Schröder in Würzburg unter Mitwirkung des Professors Birliuger in Bonn bearbeitet, im näch- sten Jahre ausgeführt werden und damit dieses Untesnehmen zum AbschliUs gelangen wird. Auch die neue Ausgabe des Schmeller- schen Wörterbuchs wird voraussichtlich im nächsten Jahre vollen- det werden können.

In der Redaction der Zeitschrift: „Forschungen zur deutschen Geschichte" ist durch Stälin's Tod eine Lücke entstanden, welche durch Professor Dümmler ausgefüllt wurde. Die Redaction wird demnach in Zukunft aus den Professoren Waitz, Wegele und Dümmler bestehen.

Der Druck des ersten Bandes der allgemeinen deutschen Bio- graphie wurde im Anfange dieses Jahres begonnen, mul'ste aber theils wegen der Arbeitseinstellung in der Druckerei, theils wegen einer schweren Erkrankung des Redacteurs, Freiherrn v. Lilien- cron, bald unterbrochen werden. Diese Unterbrechung war in- sofern dem Unternehmen förderlich, als noch einmal das ebenso umfangreiche wie schwiei'ige Werk nach allen Seiten bin in reif- liche Erwägung gezogen werden konnte. Es stellte sich dabei heraus, dafs die bisher dem Redacteur aufliegende Geschäftslast eine übermäfsige sei, und es trat deshalb nach dem Beschlul's der Commission Professor AVegele in die Redaction ein, um die der politischen Geschichte angehörigen Artikel zu redigieren.

Je weiter sich die Unternehmungen der Commission ausge- dehnt haben, desto mehr mufste sich ihr das Bedürfnifs aufdrän- gen, sich nach den schweren Verlusten, die sie in letzter Zeit zu beklagen hatte, wieder von Neuem zu ergänzen. In der vorge- schriebenen Weise wurden deshalb mehrere deutsche Geschichts- forscher von anerkannten Verdiensten g^ählt und Seiner Majes- tät dem Könige zur Ernennung zu Mitgliedern der Commission in Vorschlag gebracht.

Bekanntlich werden im Augenblick über die zukünftige Lei- tung der Monumenta Germaniae historica Verhandlungen gepflo- gen. Die Direction derselben wird, welche Gestalt sie auch ge- winnen mag, vielfach auf ein Zusammenwirken mit der historischen Commission sich hingewiesen sehen, deren Aufgaben zwar zum Theil andere sind, sich aber auch vielfach mit denen berühren, welche jener Direction gestellt werden müssen. Auch in diesem Betracht stellt sich der Fortbestand der Commission, welche so viele und so grofse Interessen der deutschen Geschichtswissen- schaft vertritt, über die ihr zunächst gesetzte Frist hinaus als höchst wünschenswerth dar, und die Commission selbst glaubte der Hoffnung Raum geben zu dürfen, dafs es an den Mitteln nicht fehlen werde, um der Schöpfung König Maximilians IL, welche seines königlichen Sohnes Iluld und Freigebigkeit gepflegt und die sich bisher für die deutsche Wissenschaft so segensreich erwiesen hat, dauernden Bestand zu sichern.

Verantwortliche Redaction: Dr. A. Essen wein. Dr. G. K. Frommaun. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des gennanischen Museums in Nürnberg.

Gedruckt bei U. E. Sobald in Nürnberg.

Nürnberg^. Das Abonnomeut des Blat- tes, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und botriifrt nach der neuesten Postconvention bei allen Post- ämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreichs 3ti. 36kr. im 24 fl.-Fula oder 2 Thlr. preule.

Für Frankreich abonniert man in Paris bei der deutacheu Buchhandlung -von F. Klincksieck, Nr. 11 rue de Lille; filr

AWZEIGEK

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m KülE ÖER

Neue Folge,

IJ1.J

England bot Wüliania A Norgato, 14 Hff rietta-Street Covont - Garden in London ; für Nord-Amerika bei den Postämtern Bre- men und Hamburg.

Alle für das gcrman. Museum ba- etimniten Sendungen auf dem Woge dos Buchhandels werden durch den Commlt- ßioniir der litorar.-artiat. Anstalt des Mu- seums, F.A. Brockhaua in Loipsig, be* fördert.

}^ vm'imi

Zwanzigster Jahrgang.

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

1873.

JV? 12.

Deceniber.

Wissenschaftliche Mittheilungcn.

Der Gandersheimer KirchenscUatz.

Schon lange habe ich dem Plenarium nachgetrachtet, wel- ches Harenborg in seiner Geschichte von Gandersheim S. 125 beschreibt. Er macht weiterhin auf S. 596 gar verwunderliche Mittheiluugen aus einer darin befindliehen Beschreibung des Kirchenschatzes, in welcher die alten päpstlichen Bullen auf Papyrus bezeichnet sein sollen als bambatii quinque serici. Noch auffallender ist seine Angabe ebenda, dafs ein Notar Heinrichs IL, Namens Apel Peransex Angul Saxo, 1007 ein Privileg in eben diesen Codex eingetragen habe. Dafs Ha- renberg nicht viel zu trauen sei, ist bekannt; daher wünschte ich um so mehr, diese verschollene Handschrift einsehen zu können. Da führte mich zufällig mein Weg nach Koburg, und, siehe da! in meinem Bädeker lese ich von einem Plenarium aus dem Kloster Gandersheim, Pergament-Handschrift aus dem 11. Jahrhundert, mit schon geschnitztem Elfenbeindeckel.

Meine Vermuthung war richtig; es war die gesuchte Hand- schrift, welche ich durch die Freundlichkeit des Herrn Bauratlis Eothbart benutzen konnte. Sie ist aufserordentlich schön ge- schrieben. Der Elfenbeindeckel stellt allerdings nicht, wie Ha- renberg S. 125 angibt, die Thaten der Ottonen dar, sondern die Himmelfahrt Christi. Die Fassung ist jünger und zeigt auf dem Goldrand die Jahrszabl 1555.

Auf dieses Plenarium, welches, wie Harenberg richtig an- gibt, vorne eingeheftet die Statuten des Stifts enthält, wurden die Aebtissinnen und Conventualinnen verpflichtet, und in der letzten Zeit auch ihre Namen dort eingetragen. Dagegen habe ich

©^

von jener k. Bestätigung von 1007 nichts finden können, ge- schweige denn den abenteuerlichen Namen des Notars; nur eine Aufzählung der dem Stifte verliehenen Zehnten ist am Schlüsse angereiht. Unmittelbar vorher geht ein Inventar des Kirchenschatzes, welches mir nach der Schrift dem 12. Jahrh. anzugehören scheint. Die oben erwähnten Worte aber sind eine offenbare Fälschung; nur ein barabatius sericus kommt vor, und augenscheinlich ist das ein Gewand, was auch zu den bei Du Gange angeführten Stellen pafst.

Wir lassen das Verzeichnifs folgen, welches mehrere unge- wöhnliche Ausdrücke enthält. Die vier übergeschriebenen Glos- sen sind hier im Druck mit Cursivschrift hinter das betreffende Wort in Parenthese gestellt. Die Glosse ibocade war, so viel ich mich erinnere, deutlich zu lesen, wenn ich sie auch nicht zu erklären weifs.

Hoc breuiario totum ecclesie thesaurum inuenies titulatum. Sunt enim in hac ecciesia octo cruces maiores et minores, crax in qua habetur de ligno domiui una cristallina. vii. de auro et gemmis ornate. crux lignea habens reliquias sancti Nicolai. Vndecira scrinea plena reliquiis sanctorum. unum sullum ma- gnum aureum in quo coucluditur sanguis domini. vi. ornamenta super ciborium ponenda. x. sulla cum pectene sancti Fridolini. iii. cruces ante pendcntes. Vas cristallinum cum scrinio ar- geuteo. manus deaurata cum reliquiis sanctorum innocentum. ii. scrinea .i. cristallinum aliud auro et ebore ornatum. vii. candelabra super magnum candelabrum ponenda. et .viii. alia. cifus argenteus sine operculo. ii. argentee pelues. ii. fiscelle argentee. Argentee scutelle .iiii. Turibula argentea .iiii. et .L

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anrenm. Vasculum in quo thus tenetur. Oriola (idest opjjeruanan) .xüi. .X. stole auro texte, xi. stole albe. dolmatice .vii. Supti- les .vi. iii. casule per totum auro intexte. viiii. alie auro Or- nate, sed Don per totum. Sine auro serice .xüi. Sex lanee. Cingula .xüi. ante pendentia. Caüces aurei .vi. cum patenis. nnus onichinus cum pateua eiusdem generis .ü. cristalüni cum patenis .i. peraliuus cum patena. Sex argentei cum patenis. Bambatius .i. sericus. Cappe .xxx et i. et lena serica. Stragule .viiii. i. ex illis auro texta. Peplum sericum. AJbe .x. xiiii. velamina aurea ad cultnm altaris pertinentia et .vüi. serica. Velamina linea .viü. Sindones .ii. Manuteria .vii. et unum auro textum. Psalterium auro politum. Missalis siraiüter orna- tus argento .iiü. plenaria metallo ornata .vi. sine metallo .i. in üü»"" partes diuisum. v. lectionarü. ü. feriales. vi. missales. i. antiphouarius cum libro matutinali .iü. grathalarü .ü.baptisteria. cum Omnibus ad unctioneni et sepulturara pertinentibus .ii. ve- lamina ünea et .ii. se- rica. ad cancellas per- tinentia .i. lineum ad crucem. et aliud aurea pelle paratum. Crumena (hudil) per totum auro texta. Ampula cristallina. Dorsalia .v. auro ornata .ii. aurea pelle ornata. Viginti octo alia serica. Ceruicalia .v. serica ma- gna, tria parua. v. seri- cia (pelleles). Lineae cor- tinae .iii. Index argenteus cum tistulis duabus qui- bus sanguis dominicus datur accipientibus. Ta- petia tria. Plumaria (ibo- cade) uelamina .iiü. Cla- uis cum qua datur abbatia.

Ich darf nicht versäumen, zu erwähnen, dafs schon 1843 Herr Prof. Waitz in Pertz' Archiv VIII, 266 Nachricht von dieser Handschrift gegeben hat, ohne sie jedoch genauer zu beschreiben. Durch die Prinzessin Caroüne von Sachsen-Ko- burg (geb. 1753, gest. 1829), welche Dechantin dos Klosters (seit 1795) gewesen war, ist die kostbare Handschrift nach Koburg gekommen. Nach der ebenda erwähnten Abschrift des Gedichts der Hrotsuit über die Geschichte des Klosters forschte ich vergeblich.

Berlin. W. Watteubach.

Fig. 1.

Messingenes Kohlenbecken vom 16. JalirhiiiKlert.

Seit Gründung unseres Museums befindet sich in dessen Sammlungen das oben abgebildete messingene Kohlenbecken (Fig. 1), mit welchem wir die Wiedergabe einer Reihe von Haus-

geräthen früherer Zeit zu eröffnen denken. Während man noch vor einem Jahrzehend derartige Gegenstände höchstens aus Pietät vor ihrem Alter aufhob, ist man seitdem, ganz abge- sehen von der Annahme, dafs in ihnen Muster für unsere heu- tige gewerbliche Thätigkeit gegeben sind, zu der Erkenntnifs gelangt, dafs sie kulturhistorisch oft von nicht geringerer Be- deutung sind, als manche weit anspruchsvoller auftretende Denk- mäler. Wir dürfen hier nicht erst wiederholen, wie Gestalt und Schmuck des Hausraths am besten Auskunft über die Ge- müthslage derjenigen geben, welche täglich mit demselben ver- kehrten, wie der Stil, der au den Erzeugnissen dieses Berei- ches sich ausspricht, nach gewisser Seite einen Mafsstab bie- tet, um zu beurtheilen, wie tief die ideellen Regungen einer Zeit in das Volk gedrungen waren, und was man sonst noch diesen oft betonten Auslassungen hinzufügen könnte.

Das Becken selbst ist 14,6 cm. hoch und raifst 24,4 cm.

im oberen Durchmesser, der dazu gehörige Ring (Fig. 2) 27 cm. Der Auf- bau des Ganzen wie die durchbrochenen und ein- gravierten Ornamente zeigen den ausgebildeten Renaissancestil, die tech- nische Herstellung eine tüchtige Handfertigkeit. Im Original ist der eine Griff abgebrochen und durch eine weniger ge- schickte Hand ersetzt worden. Im oberen Theile des Ständers se- hen wir den Namen der früheren Besitzerin Bla- riaBrinsteri ausgeschnit- ten. Die Zeichnung auf den Verzierungen der durchbrochenen Streifen ist eingegraben, nicht im Relief herausgebildet, mit Ausnahme des Ringes, wo das letztere schon im Gufs an- gelegt und durch Ciselierung mehr verschärft ist. Auf dem Grunde des Gefäfses selbst findet sich, um den nöthigen Zug für die glimmenden Kohlen herzustellen, ein Durchbruch von vier kreisförmigen, je mit einem Stern ausgelegten Oeffnun- gen nebst kleineren, die zw-ischen eingestreut sind. Der Fufs ist augeschraubt ; die Halter der Handgriffe sind genietet. Für eine nähere Zeitbestimmung des Gefäfses, dessen erwähnte Stilverhältnisse es sofort dem 16. Jahrhundert zuweisen, geben die Ornamente einige Anhaltspunkte. Während der obere, zierlich geschwungene Blättorkranz noch an gothische Motive erinnert, der im Fufse befindliche dieselben bereits in symme- trisch gegliederte Schnörkel verschränkt , weist der Ring Ver- zierungen auf, wie sie nur einer bestimmten Periode und einem abgegrenzten Kreise im 16. Jahrhundert angehörten. Wer sieb

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unter den Denkmälern der Kleinkunst, namentlidi des Kupfer- stiches dieser Zeit umgesclien, wird zugeben, dal's die hier in Anwendung gebrachten Motive : Medaillons mit antiquisierenden Köpfen, zwischen abenteuerlichen Figuren, Männern, Weibern, Leoparden und Einhörnern mit Fischschwänzen, den Hnupt- vertretern der deutschen Frührenaissance, Peter Vischer, Al- brecht Dürer u. a. noch ziemlich fremd sind, dagegen ganz gewöhnlich bei ei- Fig. 2.

nem Kreise von Künstlern niederer Gattung, die ihre Zeitgenossen waren, aber, wie aus der Verschiedenheit des von ihnen verarbei- teten Künstlerischen Materials hervor- geht, andere Quel- len haben mufften, aus welchen sie schöpften. Wir

brauchen nur die Namen der Ho- pfer zu nennen, um für Kenner so- gleich den Bereich, auf welchen wir hindeuten, näher zu

charakterisieren. So tief diese als Ku- pferstecher standen, so hoch waren sie zu ihrer Zeit gewifs als das geachtet, was eigentlich ihres Handwerks war, als Harnisch - Aetzer. Ganz ähnliche Kö- pfe und Figuren,

wie sie auf unserem Ringe vorkommen, erscheinen auf deren Radierungen; sie wandten dieselben ohne Zweifel auch bei Aus- schmückung der ihnen anvertrauten Waffenstücke an. Ihre Stu- dien machten sie, dem Zuge der ganzen Zeit folgend, bei den italienischen Aetzmalern, wie die Vertreter dieses Betriebes genannt wurden. Von ihnen entlehnten andere Gewerke; und es dürfte, da die nächste Zeit schon wieder neue Unterlagen des Geschmackes brachte, nicht zu gewagt erscheinen, wenn wir unser Becken, sei es auch nur der Zeit nach, in Verbin- dung mit jenen Künstlern bringen. Es würde somit seine Ent- stehung in die dreifsiger, höchstens die vierziger Jahre des genannten Jahrhunderts fallen.

Nürnberg. von Eye.

Die Sündenwäsche.

Die reinigende Kraft des Wassers, die im Sakrament der Taufe ihren Ausdruck gefunden, ist auch wiederholt in der Bibel selbst und in Predigten aller Zeiten als Bild gebraucht, indem die Taufe eine Ab waschung der Sünde genannt wird. (Apostelgesch. 22, 16: „Lafs dich taufen und abwaschen deine Sünden".) So heifst es in Grieshabers Predigten dos 13. Jhdts.

n, 24: „Swenne der mensch wirt getoufet in dem hei- ligen toufe, wirt er geweschen unde ge- reinet von allen si- nen Sünden"; dann das. S. 26: „Der zarte got von hi- mel der hat den heiligen touf mit si- nem rosenvarwen bluot geheiliget un- de in dem so hat er uns geweschen von allen unsern Sünden".

Andere Stellen nennen das Erlö- sungswerk selbst, an dem wir durch die Taufe Theil ha- ben, ein Abwaschen (in Uebereinstim- mung mit Offenb. Job. 1,5: „Und von

Jesu Christo

der uns gewaschen hat von den Sünden mit seinem Blut") ; so Hartmann vom Glauben 1040: „Bluot unde wazzer wosch der werilde laster." Ebenso wird das Bild des Abwaschens auch übertragen auf Reue und Beichte. So bei Freidank 35, 5: ,,Swer mit Sünden si geladen, der sol in herzeriuwe baden"; bei Nithart (Haupt p. 87, 13): „Woene ich sündehafter in den riuwen baden"; in Diemer's Genesis 30, 22: Die riuwigen za?here gebeut uns die toufe wiedere, daz helleviar si leschent, von Sünden si uns waschen!", und in einer Predigt des 14. Jahi'hunderts: „Der burne (Brun- nen) daz ist eine lüter bihte, mit der soltu alle dine sünde abe weschen".

So lag es denn nahe, dafs das Bild des Abwaschens der Sünde auch in Beziehung auf das, für das weibliche Geschlecht so wichtige Geschäft in der Waschküche gebracht wurde.

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Gleichwie dieses in regelniäfsigen Zeiträumen betrieben wird, soll auch die Beichte regelniüfsig geschehen. Es ist daher für ein Frauenkloster nichts Befremdliches, dafs daselbst die Beichte geradezu unter dem Bilde einer grofsen Hauswäschc dargestellt ■wurde; und so befindet sich denn im germanischen Museum ein alter Holzstock, der aus dem schwäbischen Frauenkloster Süflingen stammt und, wie der Äugenschein lehrt, einst viel gebraucht war, wenn auch bis jetzt kein Abdruck davon be- kannt geworden zu sein scheint. Da uns eine grofse Zahl al- ter Ilolzstöcke, aus jenem Kloster stammend, mit der Hafsler'- schen Sammlung zugegangen, so ist es sehr wahrscheinlich, dafs dort die Nonnen selbst den Bedarf an Heiligenbildern für die Vertheilung an Kinder und Erwachsene druckten ; und so mag auch jenes Bild mancher Hausfrau als Ermahnung zu- gekommen, aber, wie fast alle solche Blätter, auch das letzte Exemplar desselben vom Winde verweht worden sein. Wir bringen den Holzschnitt zum Abdruck; er zeigt, wie das

Christkind und die Nonne geraeinsam waschen. Das Christ- kind ist, dem Kerne des Bildes entsprechend, der eigentlich thätige Theil. Es wäscht und hat noch einen grofsen Bottich Wäsche hinter sich. Die Nonne hält nur noch ihre eigene schmutzige Wäsche zum Auswinden hin. Der Stil der Zeich- nung zeigt, dafs das Bild dem eigentlichen Mittelalter nicht mehr angehört, vielmehr in das 16. Jhdt. fällt, das sich neben Behandlung der ernstesten Fragen auch viel mit theologischen Spielereien beschäftigte.

Dieses Bild ist kulturgeschichtlich nicht blos deshalb wich- tig, weil es zeigt, in welcher Weise solche theologische Spie- lereien aufgefafst wurden; es ist auch für die Geschichte des Hauswesens nicht ohne Bedeutung. Gerade so, wie hier im Bilde das Christkind, behandelten in Wirklichkeit die Hausfrau und ihre Magd die Wäsche; wir haben also auch einen nicht genug zu sehätzenden Beitrag zur Geschichte des Hauswesens in dem Bilde zu sehen.

Nürnberg. A. Essenwein.

Zur Spriehwörterkunde.

Eine Mitth eilung und Anfrage.

Eine beiläutige Anführung Luthers in seiner Schrift „Wi- derruf vom Fegfeuer, 1530' scheint für die Kenntnifs der Sprichwörter in genereller, wie in specieller Beziehung Beach- tung zu verdienen. Luther führt dort u. a. aus, dafs die Kir- chenväter gelegentlich in guter Meinung Gedanken in den bibli- schen Text hineingetragen, die der ursprünglichen Bedeutung desselben fern ablägen, dafs sie aber auch für diese ihre Ein- fälle die Verbindlichkeit von Glaubensartikeln nicht beansprucht hätten. „Solche Weise die Schrift zu führen, heilst catachre- sis, abusivus modus loquendi, ein Mifsverstand, dafs man der Schrift zuweilen einen Spruch abborget, und reifset damit ei- nen Possen (wie wirs nennen), doch ohn Schaden dem Text und dem rechten Verstand, welcher den Ernst ohn alle Possen haben soll. Wie man aus dem Alexandro solcher Possen sehr viel gemacht hat, als: U non mutabis, donec plu- ralc videbis: man soll alt schuch nicht wegwerfen, man habe denn neue. Indeclinabile vulgus: derPo- fel ist ein ungezogen ding. Wiewohl es wäre besser, man liefse mit solchen Possen die heilige Schrift unverworren" u. s. w. (Erlanger Ausg. Bnd. XXXI, S. 202).

Es handelt sich hier also um die weniger zugänglichen Commentarc zu der Grammatik des Alexander von Dole, die nach Luther „sehr viele" deutsche Sprichwörter bieten müfsten. Ich will diese Hoffnung von vorne herein nicht abschneiden; die Pietät aber gegen den grofsen Mann hält mich nicht zu- rück, dieser Aussicht gegenüber einen vorsichtigen Zweifel zu äufsern. Des geistesverwandte und dankbare Zögling des Re- formators, der ehrwürdige Rector des Klosters Ilfeld, Mich. Neander, hat für seine Sammlung leoninischer Verse, die den dritten Theil seiner Ethice vetus 1585 füllt, nach seinem eige- nen Geständnifs den ganzen Wust scholastischer und gramma- tischer Commentatoren des Mittelalters durchgeackert und nennt unter diesen auch die Glossatoren des Alexander ; (siehe die vollständige, auch biographisch wichtige Vorrede in meinem Abdruck in den Jahrb. f. PhiL u. Päd. 1864, S. 169 if. und den hierher gehörenden Abschnitt in Suringar's neuem und nicht blos wegen der Neuheit fesselnden und schönen Werke Eras- mus over nederl. Spreekw. etc., Utrecht 1873, S. LXX). In meiner Ausgabe Neander's (Schwerin, 1864) habe ich nun sämmtliche deutsche Sprichwörter, die N. gelegentlich zu den leoninischen anzieht, zu verzeichnen gesucht, finde aber nur das einzige, was hierher gehören könnte (S. 45 meiner Ausg.) : V. non mutabis, donec plurale videbis. Man soll den alten Rock nicht hin werffen, biss man einen newen habe.

Daraus ziehe ich nun den Schlufs: entweder, was un- wahrscheinlich, Neander hat das vorhandene Material wenig ausgebeutet, oder , was nicht ganz unwahrscheinlich , der treff- liche Luther hat in seinem religiösen Eifer die vereinzelten Fälle zu rasch verdoppelt oder verallgemeinert. Damit wir

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aber nicht blos negativ verfahren, damit unsere Frage nicht in ein kahles Entweder Oder auslaufe, wo ein sicheres Drittes möglich sein mufs: so bitte ich geradezu sachkundige Forscher, vor allen meinen theuren, an Eifer wie an Mitthei- lungslust uns alle beschämenden Freund J. Franck in Landau, aus der Fülle seiner Belesenheit uns eine kleine vorläufige Be- lehrung nicht vorenthalten zu wollen. So viel über diese wenig bekannte neue Quelle zur deutschen Sprichwörterfor- schuug.

Im Speziellen bemerke ich noch, dafs ich nach Luther den lateinischen Spruch, den ich in meiner Ausgabe Neander's noch mit einem Fragezeichen begleitet, mit Recht auf die Flexion der Neutra der 4. Declination zu beziehen glaube. Diese behalten ihr ?{ im Numerus singularis. Die Deutung, die Saudvofs (s. Wander, Sprichwörter- Lexikon , Bnd. III, S, 1703: Rock, Nr. 58) gibt, wonach an die römischen Zahl- zeichen V und X zu denken wäre, erweist sich demnach als eine unzulässige Hypothese. In der Ausgabe des Daniel von Soest durch v. Schmitz S. 30 steht, gleichfalls mit Bezug auf Alexander: vestem non mutabis etc. Hat die Originalaus- gabe, was ich nicht zu entscheiden weifs, auch schon diese Lesart, so gibt dieselbe den Spruch doch nicht in der ur- sprünglichen, sondern in einer der augenblicklichen Situation accommodierten Fassung. Auch hierüber hätte ich gerne Ge- wifsheit von einem autoptischen Kenner der Editio princeps.

Schwerin. Friedr. Latendorf.

Die städtische Kuustsammlimg zu Eamberg.

In einer Zeit, wo aller Orten Unbildung sich verheerend über unser altes wie neues Kulturerbe wirft, müssen die Fälle begrüfst werden, wo einmal Macht mit besserer Einsicht sich paart. Zwar steht die Frage nach Kunst und "Wissenschaft, die man sonst voranstellen durfte, jetzt erst in zweiter und dritter Reihe, aber an dieser Stelle kann von nichts Anderem die Rede sein. So begrüfsen wir mit Freuden das Aufblühen eines Institutes, das mit Recht zu den guten Zeichen unserer Tage gezählt werden darf, nämlich das der städtischen Kunst- sammlung zu Bamberg, welche, erst seit Kurzem an das Licht gerufen, in so achtungswerther Gestalt dasteht, dafs Laien und Kenner daran Genugthuung finden müssen. Ihre Geschichte ist kurz folgende. In der ersten Restaurationsepoche die- ses Jahrhunderts, als man gleichfalls eine neue Zeit nicht besser heraufführen zu können glaubte, als indem man die alte rücksichtslos über Bord werfe, hatte auch Bamberg das Glück, einige Männer zu besitzen, welche, wie die Gebrüder Boisseree am Rhein, von den vergeudeten Kunstschätzen früherer Jahr- hunderte mit stillem Eifer so viel retteten, wie ihre leider all- zu bescheiden zugemessenen Mittel es erlaubten. Der vorzüg- lichste unter diesen Sammlern war der 1776 geborene Dom- vikar Joseph Hemmerlein, dem es gelang, indem er alle

übrigen Ansprüche seines Lebens auf das geringste Mafs zu- rückführte, eine Gallerie von 116 durchweg guten Gemälden zusammenzubringen. Ein anderer war der Stadtpfarrcr Schel- len berger, w^elcher 39, gröfstentlicils altdeutsche Bilder, so- wie CO Nummern kleiner Holz- und Elfenbeinschnitzereien hin- terliefs. Einige Gemälde hatte der Domcapitular Betz erwor- ben. Alle drei waren mit zu groFter Liebe ihren Kunst- schätzen zugethan, als dafs sie nicht gewünscht hätten, nach ihrem Tode dieselben dem gemeinen Nutzen zu Gute kommen zu lassen. Leider giengen sie auf dem Wege in Verfolgung ihres Zieles auseinander. Schellenberger, welcher 1832 starb, vermachte seine Sammlung dem Krankenliause, Betz seine Bil- der dem Armeninstitut, Hcmmerlein die seinigen der Stadt als solcher. Wer aber Gelegenheit hatte, Erfahrungen auf diesem Gebiete zu sammeln, weifs, dafs mit solchen Vermächtnissen noch bei weitem keine öffentlichen Anstalten begründet wer- den. Nicht selten wird das Erbe unwillig aufgenommen, als Last in die Ecke geschoben und geht der Gemeinde verloren, wie es gewonnen worden. Und wo auch die Verhältnisse sich günstiger gestalten, ist bis zur wirklichen Hebung des Schatzes und seiner Vermittelung an das Verständnifs des Publikums noch ein weiter Schritt. Auf Anordnung des Bamberger Ma- gistrats wurden die drei Sammlungen vereinigt, in einem Lo- kal des Bürgerspitales auf dem Michelsberge aufgestellt und ihnen sogar in der Person des bekannten Malers Joseph Dorn ein Gallerieinspektor gegeben, dessen Wittwe, die selbst als Künstlerin nicht verdienstlose Rosalie Dorn, i. J. 1842 die Sammlung durch ein Geschenk von 31 Gemälden, gröfsten- theils Arbeiten ihres Mannes, bereicherte. Seitdem sank die- selbe in Vergessenheit. Das Verdienst, sie wieder hervorge- zogen und zu einem den gesteigerten Ansprüchen der Gegen- wart entsprechenden Stande erhohen zu haben, gebührt dem Bürgermeister Dr. Schneider, der, nicht ohne von widerstre- benden Elementen aufs heftigste bekämpft zu werden, mit hin- reichender Unterstützung der Stadtverordneten es durchsetzte, dafs statt der bisherigen, durchaus ungeeigneten Lokalitäten sehr günstige im sog. Kanzleigebäude des ehemaligen Klosters Michelsberg mit 2 Sälen, 13 Zimmern und einem langen Cor- ridor erworben wurden. Zugleich ward die Gelegenheit be- nutzt, eine vom Seminarinspektor Heunisch hinterlassene Sammlung von 86 Gemälden, unter welchen mehrere von her- vorragender Bedeutung, unter günstigen Bedingungen zu er- stehen. Das rasch sich herausstellende würdigere Aussehen der Gallerie ermuthigte sodann auch Andere, durch Geschenke deren Bestand zu vermehren, unter welchen vier grofse Car- tODS des Malers Deckelmann, von welchen drei als Fresken im Nationalmuseum zu München ausgeführt sind, und zwei an- dere des 1872 zu Olevano verstorbenen Malers A. Krens her- vorzuheben sind. Die vorzüglichste Bereicherung erfuhr die Sammlung aber durch einen Beitrag von 156 Gemälden aus dem Depot der bayerischen Staatssammlungen, darunter sehr schätzbare Bilder der niederländischen und deutschen Schulen

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des 17. und 18. Jahrhunderts. Zur Durchführung des gan- zen Unternehmens bot sich eine geeignete Kraft in dem als Gemälderestaurateur rühmlichst bekannten Hofmaler A. Hau- ser, der mit Kenntnifs und aufopfernder Hingabe das vorhan- dene Material gesichtet, geordnet und in den hochgelegenen, hellen Räumen aufgestellt hat. Derselbe steht nunmehr auch als Conservator der so iu's Leben gerufenen städtischen Gal- lerie und Kunstsammlung vor und wird demnächst einen Kata- log über deren Inhalt herausgeben.

Erstere besteht gegenwärtig aus 550 Gemälden, die zweite aus 119 Nummern verschiedener Art. Unter jenen sind die älteren deutschen wie niederländischen Schulen mit 64 Stücken, die Italiener mit 62, die Spanier mit 11 vertreten; die übrigen sind spätere Deutsche und Niederländer nebst einigen Franzosen. Drei vorzügliche Arbeiten des Michael Wohlgemuth so- weit der Gesammtbcgriff seiner Werkstätte und Schule auf den einen Namen sich zurückführen läfst zusammengehörende Stiftungen der Familie Volkamer zu Nürnberg, erst jüngst käuflich erworben, sind es, was in der ersten Abtheilung vor- züglich den Blick des Kenners anf sich zieht. Sie stellen eine Kreuzigung Christi, die Beweinung seines Leichnams und die Krönung der Maria dar. Die Familienglieder, zu deren Ge- dächtnifs die Bilder ausgeführt worden, sind zwar 1483, 1494 und 1521 gestorben; allein es kommt zu jener Zeit so häufig vor, dafs fromme Stiftungen nicht nur lange nach dem Ab- scheiden derjenigen, zu deren Andenken sie bestimmt waren, sondern auch vor dem Tode des Stifters in der Art gemacht wurden, dafs er sich darin wie einen Verstorbenen bedachte und die Jahreszahl seines Todes zu späterer Ausfüllung offen liefs, dafs wir keinen Anstand nehmen dürfen, jene als gleich- zeitig und noch während des Lebens des genannten Künstlers entstanden zu betrachten. Hat man aber Recht, indem man aus dem weiten Bereiche der Wohlgemuth'schen Kunst dieje- nigen Arbeiten dem Meister selbst zuschreibt, welche bei et- was matterer Färbung durch tiefere psychologische Motivierung sich auszeichnen , so gehören die in Rede stehenden Bilder einem hervorragenden, in Nürnberg und der Umgegend viel- fach vertretenen Gehidfen oder Zeitgenossen an, der durch rei- chere Compositionen und eine weit glühendere Farbe sich kenntlich macht. Erwähnenswerth sind aufserdem: zwei Male- reien der älteren schwäbischen Schule, Vorder- und Rückseite einer Tafel, jene den Bufsprediger Johannes Capistran darstel- lend, vor dessen Kanzel reumüthige Seelen die Zeugnisse der Hoffahrt in"s Feuer werfen, diese verschiedene alt- und neu- testamentliche Scenen in verjüngtem Mafsstabe : ferner eine Predella derselben Schule , eine figurenreiche Sündfluth von Hans Baidung Grün, bezeichnet mit Monogramm und der Jah- reszahl 1516; ein dem Matthias Grünewald zugeschriebener heil. Willibald, Stiftung des Eichstätter Bischofs Gabriel von Eyb, von 1522; endlich ein merkwürdiges, an den Meister des Marientüdes erinnerndes Bild, das Porträt eines vornehmen Mannes in schwarzer und rother Kleidung darstellend, aber

mit 1545 datiert. Auch die Italiener und Spanier enthalten manches Treffliche; der Schwerpunkt der Sammlung beruht aber in den späteren Meistern, und an dieser Stelle mit vollem Recht, da es die Absicht einer städtischen Gallcrie zunächst nicht sein kann , Material für die Forschung im engeren Sinne zusammenzutragen, sondern Interesse und Verständnifs in der Bürgerschaft zu beleben, welcher die Leistungen des 17. und 18. Jahrhunderts jedenfalls näher stehen, als die des 15. und 16. Unter diesen finden wir bezeichnete Arbeiten von Roland Savery, Ambrosius Franck, Jan von Goyen, Abraham van Borsum, Jakob de Bray, Cornelis Poelenburg, David Teniers d. ä., Joost Cornelifs Droogsloot, Joachim Beukelaer, Karl van Hffick, Jakob Backer, Joris van Son, Clara und Bonaven- tura Peeters, Salomon Ruysdael, Peter van Kessel, Samuel van Hoogstraaten, Gerbrand van den Eeckhout, Nikolaus Berghem, Nikolaus Molenaer, Thomas Wyk, Aldert van Ever- dingen, Quirin Brekelenkamp, Cornelis de Heem, Ludolph Back- huysen, Jan van Hugtenburg, Dirk Maas u. A. Vorzügliche Bilder sind: ein niederländisches Volksfest mit einem Ringel- rennen, unbezeichnet, doch unzweifelhaft dem David Vinken- boms zuzuschreiben ; eine Dornenkrönung von Hoogstraaten, die Einschiffung König Wilhelm's III. von England am hol- ländischen Strande von Backhnysen, eine Felsenlandschaft von W. de Heusch, eine Kanallandschaft von Ruysdal, die Darstel- lung einer ebenen Gegend mit Fuhrwerken und einem stürmi- schen See von van Goyen, eine Familienseene von Poelenburg u. a., die jede Gallerie zieren würden. Nicht ganz in Ueberein- stimmung stehen wir mit der Bezeichnung eines Apostelkopfes, der A. Dürer zugeschrieben ist, in welchem aber offenbar die Arbeit eines seiner bekannten Nachahmer vorliegt, der den Kopf des berühmten Holzschuherischen Porträts, hie und da in genauer Kopierung in den eines heil. Paulus umgesetzt hat. Das Bild stammt aus dem Nachlasse von J. Heller, der es in- defs in seinem Werke über Dürer nicht erwähnt. Eine beson- dere Abtheilung von etwa 60 Nummern umfafst Arbeiten von Künstlern, welche in Bamberg geboren sind, oder dort lebten. Unter den übrigen Gegenständen heben wir nur einen ge- wehten Teppich vom Ende des 15. Jahrhunderts hervor, der wegen seiner Ausführung und untadelhaften Erhaltung als eine seltene Kostbarkeit zu schätzen ist. Er enthält innerhalb einer Einfassung von reichen Blumen- und Blattgewinden neun Dar- stellungen aus der Passionsgeschichte, die, zu je dreien über einander geordnet, ein fast quadratisches Format abgeben. Auch die einzelnen Scenen sind durch schmale verzierte Leisten geschieden, so dal's der ornamentale Charakter des Ganzen, in- dem die zwar räumlich beschränkten, aber durch Farbenpracht überwiegenden Verzierungen im Gleichgewicht zu den figürli- chen Darstellungen bleiben, wohl bewahrt wird. Der Teppich ist Eigenthum der Marianischen Bürgersodalität zu Bamberg und mufs zu praktischen Zwecken kaum je verwendet worden sein; denn seine Farben sind frisch, als wäre er eben erst aus dem Webstuhl gekommen, und er entfaltet noch die ganze

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Anzeiger für Kunde der deutsclien Vorzeit.

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Pracht der Gobelins, von welcher man sonst so selten einen Begriff erhält. Besonders interessant wird er aber noch da- durch, dafs die Verfertigerin desselben, eine Nonne, sich selbst, wie sie am Webstuhl arbeitet, in der unteren Bordüre dargestellt hat ein nicht unwichtiger Beleg dafür, dafs der Ursprung dieser Teppiche nicht allein in den Brabanter Fabri- ken zu suchen ist.

Eine bedeutende Bereicherung steht dem Institute in näch- ster Zeit bevor, indem der Beschlufs gefafst ist, mit ihm die vom Biographen Dürer's, Joseph Heller, der Stadt vermachte und bisher in der öffentlichen Bibliothek niedergelegte Samm- lung der Kupferstiche, Holzschnitte und Handzeichnungen jenes Meiäters zu vereinigen, nachdem eine Anzahl dieser Stiftung angehörender Oelgemälde derselben bereits einverleibt wor- den ist.

Nürnberg. A. von Eye.

Spliragistische Aphorisineu.

LXXVI.

Wir theilen hier das schöne und interessante Siegel III. A. 3. der Gräfin Hedwig von Ravensberg , geb. Edlen von der Lippe (1270 1315) mit, und zwar nach einem abgeschnittenen Original von grünem Wachs, an weifsleinenen Schnüren, in der k. Kunstkammer in Berlin. Ganz ähnliche Siegel der Grä- fin Hedwig hängen an Urkunden von 1278, 1283 und 1291 im k. Staatsarchiv zu Münster; aber von einem anderen Stem- pel. Auf diesen letzteren zeigt sich u. A. das Gesiebt der Sieglerin en face*).

*) Auf einem Gypsabgufs des Siegels von 1283 in meiner Sammlung ist deutlich auf dem Hut ein Busch oder Bruch zu se- hen, welcher nach genauer Vergleichung mit dem Original, welche Dr. Wilmans für mich vorzunehmen die Güte hatte, auf letzterem sich nicht befindet ; es mufs sich also auch hier beim Abgiefsen

Wir sehen die Gräfin, mit einem ganz eigenthümlichen Hute bedeckt, mit zwei Falken, deren einer bereits im Weg- fliegen. Offenbar reitet sie auf einem Maulthier, dessen ge- streifte Decke abwechselnd die Kavensbcrgischen Sparren und die Lippe'sche Rose zeigt, nach Art der Alliance- Wappen im heraldischen Gcschmacke jener Zeit.

Ein ähnliches Siegel der Gräfin Adelheid von Cleve (nur mit dem Unterschiede, dafs hier die Gräfin auf einem Pferde reitet und die damals gewöhnliche Kopfbedeckung der Damen,

eine gerade, runde Ilanbe, trägt) vom J. 1265 haben wir in der Beilage zu Nr. 2 des Correspondenzblattes von 1864 unter Nr. 51 unserer mit- telalterlichen Frauensiegel mitge- theilt und dabei bemerkt, dafs des- sen hier neben abgebildetes Rücksie- gel mit dem Cleve'schen Wappen den Beweis liefert, dafs auch schon in den ältesten Wappen dieses her- zoglichen Geschlechtes mitunter acht Lilienstäbe vorkom- men*).

Weitere derartige Siegel (IIL A. 3.), alle mit einem Fal- ken auf der Hand**), führten u. A. im Widerspruch mit Gercken, welcher behauptet, dafs die „Sigilla equestria bei dem deutschen Frauenzimmer nur sparsam im Gebrauch gewe- sen" seien, Gräfin Elisabeth von Spümont, verwittwete Cleve, 1259; Gräfin Ricardis von Jülich, 1278 (mit Rücksiegel); die Tochter der h. Elisabeth von Thüringen, Sophie (f 1284), Ge- mahlin Heinrich's III. von Brabaut ; die Gräfinnen Adelheid und Margarethe von Kazzeuelebogen und die Gräfin Margarethe von Kyburg, (letztere drei aus dem 13. und 14. Jahrhundert) ; ferner, und zwar in spitz-ovaler Form: Agnes von Eberstein, Gemahlin des Grafen Heinrich von Zweibrücken und Salm (von 1279), Mathilde Gräfin von Waldeck von 1290; (letzteres ziem- lich klein, etwa in der Gröfse des im Anzeiger 1870, Sp. 274, abgebildeten Siegels des Propstes Nicolaus von Mecklenburg, aber etwas schmäler als dieses).

Diese beiden letztern Frauensiegel, sowie viele andere spitz-ovale Porträtsiegel***) vonHerren und Frauen, sollten doch

ein fremder Körper in die Form eingeschlichen haben , ein Um- stand, der bisweilen vorkommt und zur gröfsten Vorsicht beim Abformen auffordert, da sonst leicht falsche Nachbildungen echter Originale entstehen.

*) Vgl. L. von Ledebur's Streifzüge, S. 47.

**) Auch auf den Damensiegeln III. A. und B. 2. a. hält sehr häufig die Sieglerin einen Falken auf der Hand ; auch Hunde kom- men oft vor. Eine ungewöhnliche Beigabe auf dem Siegel HI. B. 2. a. der Gräfin Imagina von Truhendingen ist das Eich- horn, welches am rechten Arm der Gräfin, welchen sie auf den Wappenschild stützt, hinaufläuft.

***) Bei Porträtsiegeln zu Pferde ist die runde Form die bei wei- tem gewöhnlichste, und die spitz-ovalen, sowie die schildfor-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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endlich die Gelehrten überzeugt haben, dal's diese Siegelform durchaus nicht blos von geistlichen Personen geführt ^Yurde; es war reine Geschmackssache.

Auch Maria, die Tochter Karl's des Kühnen von Burgund, die nachmalige Gemahlin Kaiser Maximilian's I., ist auf ihrem grofsen Siegel (12 cm. im Durchmesser) von 147G zu Pferd, mit dem Falken in der Linken abgebildet*).

Auch bei der Bezeichnung solcher Siegel, auf welchen eine Frau zu Pferd dargestellt ist, bewährt sich unser Classi- ficatious-System. Die Bilder dieser Siegel sind ganz von der- selben Art, wie die der Portriltsiegel der Herren zu Pferd, und gehören daher in dieselbe Glasse III. A. oder B. 3. der Porträtsiegel, ohne oder mit Wappen, zu Pferd; aber mau kann sie deshalb doch nicht, wie letztere, einfach „Reitersie- gel" nennen, von der ganz unrichtigen Bezeichnung „Pferd- siegel" oder gar „Maultliiersiegel", wie im obigen Falle , ganz zu geschweigen.

LXXVII.

Wie bei den Porträtsiegeln der Herren zu Pferd, na- mentlich seit dem 13. Jahrb., die mit Wappen (III. B. 3.)

mio-en dieser Gattung (III. A. u. B. 3.) gehören immerhin zu den Seltenheiten. Derartige spitz-ovale Siegel, (III. A. 3.) führten u. A. die Markgrafen von Meifsen Otto (llTOj und Dieterich (vor 1222), sowie Graf Wilhelm von Glitz'oerg (1141); schildförmige (III. 13. 3.) führten u. A. Philipp von Hohenfels (1262), Graf Wit- tekind von Battenburg (1265) und Arnd Frysack, 138G; (auf letz- teres, sehr kleine Siegel, auf welchem der Reiter auf der Jagd und in ein Hifthorn stol'send abgebildet ist (vgl. v. Ledebur, Archiv Taf. I. Fig. 8), werden wir wegen dieser ganz ungewöhnli- chen Darstellungsweise, welche uns bis jetzt nur noch auf drei weiteren mittelalterlichen Siegeln begegnet ist, später zurückkom- men).

*) Das bei v. Eye : „Kunst und Leben der Vorzeit", Bnd. I., Heft IV, Taf. V abgebildete Siegel enthält dasselbe Bild, nur ist hin- ter dem Falken ein kleines Andreas-Kieuz oder X angebracht, wel- ches auf unserem Siegelabguls fehlt, der überdies in dem breiten Kande der in zwei Linien geschriebenen Legende, oben nebenein- ander drei Wappenschilde: Burgund, Brabant und Flandern, enthält, welche noch etwas in das Siegelfeld hereinragen.

die gewöhnlichsten sind, so kommen bei den Porträtsiegelu der Frauen zu Pferd, umgekehrt, die ohne Wappen (III. A. 3.), schon der Natur der Sache nach, am häufigsten vor.

Obiges Siegel ist daher schon wegen der beiden Wappen- schilde, sowie durch seine Kleinheit*) sehr selten; besonders interessant ist es auch noch durch die Peitsche mit drei Schnü- ren, welche die Sieglerin in der linken Hand trägt. Dasselbe gehörte der Frau Kunignnde von Dann , geborenen Gräfin von Virneburg, wie die beiden Wappen anzeigen, und kommt in den Jahren 1326 1353 vor. Die Legende, die nur noch theil- weise erhalten ist, lautete: Sigillum Kunigundis domine de Dune.

Auf einem Siegel der Gräfin Johanne von Katzenellenbogen, geborenen von Montbelliard (1342 49), mit der Legende: * S' IOl?AKfl. D'. MOT0B0LIG'. COMITISSa. D'. KATZß- ÖLflBOÖfl. ist die Sieglerin zu Pferd dargestellt, auf der Linken den Falken und einen Hund unter dem Pferd. Im Sie- gelfeld steht über der rechten Hand ein Dreieckschild mit ei- nem Adler, und unter der linken Hand ein solcher mit dem Wappen der Grafen von Katzenellenbogen, dem aufrechten Leoparden (ob gekrönt, ist nicht zu erkennen). F.-K.

*) Das kleinste Porträtsiegel zu Pferde dürfte wol das Siegel III. B. 3. des Grafen Hugo von Montfort von 1337 sein, mit nur 2Vi cm. Durchmesser.

Drei lateinische Räthsel des Mittelalters. I.

Edificor saxis, nie sustinet in pede niarmor : P mihi si dcmas, colo pascua, cornibus armor: ToUatur duplex mihi sillaba, fio metallum: E quoque si demas, Trojanum destruo vallum.

(Paries). II. Est quoddam flumen, quod habet mirabile nomen : Si Caput, est miles, si caudam dempseris, ales: Si medium tuleris, manat de vulnere sanguis.

(Vulturnus.) III. A genetrice mea quendam pucrum scio natum, Qui mihi nee fratcr nee soror esse potest.

(Inventur enigmatis ipse.) Aus einer Wolfenbüttler Handschrift des 13. Jahrh. (82. 10. Aug. 8. f. 128).

Wolfenbüttel. 0. von Heinemann.

(Mit einer Beilage.)

Verantwortliche Piedaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Fromraann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischeu Museums in Nürnberg.

Gedruckt bei U. E Sobald in Nürnberg.

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KÜNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1873. JVf 12. December.

Clirouik des Äcrnianisclicu Miiscunis.

Nürnberg, den 15. December 1873. Den Mittheilungen, welche wir im verflossenen Monate an dieser Stelle gegeben, haben wir weitere erfreuliche Nachrich- ten beizufügen. Kaiser Wilhelm, AUerhöchstwelchem wir so oft schon in der Chronik des Museums unseren Dank abzustatten hat- ten, hat einen neuen Beweis unausgesetzter Fürsorge für unsere Anstalt und warmer Theilnahme an allen Angelegenheiten des Museums dadurch gegeben, dafs Se. Majestät eine Gabe von 1000 fl. zu den Kosten der Uebertragung des Augustinerklosters zu sen- den geruhte. Auch Ihre kaiserl. Hoheit, die Frau Kronprinzessin des deutschen Reiches hat als Zeichen warmer Theilnahme an die- ser Angelegenheit das so erfreuliche Versprechen gegeben, ein Kunstwerk eigener Hand zu der Gabenreihe zu spenden, welche die deutschen Künstler uns zu diesem Zwecke zugehen lassen. Eine Gabe von 500 fl. zu gleichem Zwecke von Herrn Reichsrath V. Cramer-Klett und eine solche von 50 fl. von Herrn Julius Schil- ling beweisen lebhaft, dafs auch Nürnberg dieser Angelegenheit sein Interesse zuwendet.

Aber auch die Restauration und der Ausbau der Karthause selbst, die ja so grofse Summen noch erfordern werden und be- reits erfordert haben, so dafs ein namhafter Theil der Anstalts- schulden daher seine Entstehung gefunden hat, ist insofern in den letzten Wochen reich bedacht worden, als zu Gunsten der Bau- kasse Se. kgl. Hoheit der Grofsherzog Peter von Oldenburg, Se. Hoheit der Herzog Leopold von Anhalt und Se. Erlaucht der re- gierende Graf Otto von Stolberg -Wernigerode auf Ruckzahlung des Betrages für je 2 Obligationen des Museums ä 500 fl. verzich- tet haben, und Ihre Durchlauchten die Fürsten Hermann vonHohen- lohe- Schillingsfürst und Otto von Oettingen- Spielberg je 100 fl. gedachtem Zwecke zuwandten.

Unsere Bitte um Ueberlassung neuer Münzen für die Münz- sammlung hat freundliche Gewährung gefunden von Seite der kgl. bayrischen, der herzoglich Sachsen - altenburg'schen , Sachsen -mei- ningen'schen und hamburgischen Staatsregierung, so dafs nunmehr nur noch wenige deutsche Regierungen fehlen.

Zu den Kunstfreunden und Künstlern , welche Gaben für den Ausbau des Augustinerklosters gegeben, sind hinzugetreten: die Herren Bez. -Ger. -Rat h Dammer in Nürnberg, Hoftheatermaler Otto Jank und Genremaler H. Schauraann in München.

Durch den Tod des Dr. Th. v. Kern, Univ. -Professors in Freiburg, erlitt auch unser Gelehrtenausschufs einen grofsen Verlust.

Im Anschlüsse an die in Nr. 6 dieses Jahrgangs des Anzeigers gebrachten Pflegsohaftsveränderungen haben wir folgende nachzu- tragen: Neue Pflegschaften wurden errichtet in : Kremsier. Pfleger: KarlKandler, k. k. Bez.-Ger.-Adjunkt u. Gemeinderath, s. 1. Aug. Roth. Pfleger: Ed. Feuerlein, Maler, s. I.Januar 1874. Wals- rode. Pfleger: Grütter, Bürgermeister a. D., s. 1. Januar 1874. Folgende Pflegschaften wurden neu besetzt : Amberg. Pfleger: Dr. G.Rapp, k. Archivar, s. 1. Aug. d. J. Bückeburg. Pfleger: Dr.

Hub. Ermisch, Erzieher I.I. Durchl. der Prinzen v. Schaum- burg-Lippe u. fürstl. Hofbibliothekar, s. 15. Sept. d. J. Cilli (Steierm). Pfleger: Dr. Paul Wagner, k. k. Bezirks-Commissär, s. 8. Aug. d. J. Eger. Pfleger: Gg. Schmid, Stadtarchivar, s. 15. Aug. d. J. Eisfeld. Pfleger: Max Brodführer, Diako- nus u. Rektor, s. 1. Sept. d. J. Hersfeld. Pfleger: Dr. Stei- ger, Gymnasiallehrer, s. 9. Nov. d. J. Lauf. Pfleger: Dr. med. W. Schmidt, s. 1. Nov. d. J. Meifsen. Pfleger: Dr. Theod. Flathe, Professor, s. 15. Juni d. J. Neustadt a. d. H. Pfleger: Carl Dreher, Kaufmann, s. 12. Nov. d. J. Seehausen (Alt- mark). Pfleger: C. Hey, Rektor, s. S.Juli d. J. Speyer. Pfleger: Ed. Heydenreich, s. 15. Nov. d. J. Stargard i. P. Pfleger: Dr. Reinhold Dorschel, k. Gymnassiallehrer, s. 8. Okt. d. J. Zeulenroda. Pfleger: Armin Bach, Kaufmann, s. 1. Dez. d. J.

Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden folgende neue Jahresbeiträge angemeldet:

Von Standesherren : Braunfels. Fürst Ernst zu Solms- Braunfels, Durchl., 20 fl.

Von Distriktskassen : Bischofsheim. Distriktsarmenkasse 10 fl. Brückenau. Distnktsgemeinde 10 ri. Ebern. Distriktsgem. 10 fl. Kissingen. Distriktsgem. 15 Ü. Landshut. Distriktsgem. 15 fl. Marktheidenfeld Distriktsgem. 10 fl. Münnerstadt. Distriktsgem. 15 fl. Neustadt a, d. A. Distriktsgem. 10 fl. Stadtamhof. Distrikts- gem. 10 ü.

Von Gesellschaften für Wissenschaft und Kunst : Ulm. Verein f. Kunst u. Aiterthum in Ulm u. Oberschvvaben 14 fl.

Von geselligen Vereinen: Ulm. Bürgergesellsohaft , 2fl. 42 kr.

Von Privaten : Beuthen 0. S. Beyersdorff, Buchhalter, (statt früher 1 fl. 10 kr.) 1 fl. 45 kr.; Brauer, Disponent, (zahlt schon seit 1872) 1 fl. 45 kr. ; Freudenberg, Maschineninspektor (statt früher 1 fl. 10 kr.) 1 fl. 45 kr. ; Dr. Otto Friedländer, Commerzienrath, 8 fl. 45 kr.; Grolsmann, Inspektor, 1 fl. lOkr. ; Edm. Hänsch, Güter- expedient, 1 fl. 10 kr. ; Herrraann, Maurermeister, 1 fl. 45 kr. ; Holz- heimer, Obersteiger, in Hubertushütte, 1 fl. 45 kr. ; Köhler, Berg- direktor, Ifl. 45kr. ; Köhler, Sekretär, 1 fl. 45 kr. ; Menzel, Hüt- tendirektor, in Antonienhutte 1 fl. 45kr. ; Nagel, Kreisrichter, Ifl. 10 kr. ; Ritter, Maurermeister, Ifl. 45 kr. ; Rosenberg, Betriebsin- spektor, Ifl. 45 kr. ; Rzychon, Hüttenfaktor, in GuduUahiitte, Ifl. 45 kr. ; Schneider, Bergmeister, 1 fl. 45 kr. Breslau. Maschke, Oberst a. D., 3 fl. 30 kr.; von Prittwitz, Regierungsreferendar a. D., Ifl. 45 kr. Cannstatt. C. Gaupp jr. ifl. 45 kr. Cöln. Classen-Kappel- mann, Stadtverordneter, Ifl. 45kr. ; Cloen , Stadtverordneter, 3 fl. 30kr. ; Cramer, Baumeister, 5fl. 15kr. ; Deichraann, Banquier, 17 fl. 30kr. ; H. Essingh, Kaufmann, 3 fl. 30kr. ; E. Heustadt, Rentner, 1 fl. 45 kr. ; Hospelt, Stadtverordneter, 1 fl. 45 kr. ; von Kaufmann- Asser, Consul, 5 fl. 15kr. ; Königs, Commerzienrath, 8 fl. 45 kr. ; Fr. Leiden, Consul, 5 fl. 15 kr. ; Aug. Loest, Direktor, 8fl. 45kr. ; Justizrath Mayer, Advokat-Anwalt, 8 fl. 45 kr. ; Mevissen, Geh. Com- merzienrath, "l7 fl. 30kr. ; M. Neven, Kaufmann, 3 fl. 30 kr. ; E. Pfeifi'er, Stadtverordneter, 3fl. 30 kr. ; Pflaume, Bauinspektor, Ifl. 45 kr. ; A. Rantenstrauch, Vice-Consul, 3 fl. 30 kr. ; Wendelstadt, Commerzienrath, 8fl. 45kr. ; Weyer, Stadtbaumeister, Ifl. 45kr. ; Fritz V. Wittgenstein, Kaufmann, 3 fl. 30 kr. Crefeld. C. W. Crous jr. Ifl.; Joh. Hermes Ifl. 45 kr.; Alfr. Molenaar Ifl. 45 kr. ; Heinr. te Neues Ifl. 45 kr. ; Adolf v. Randow Ifl. 45 kr. ; Roos, Ober- bürgermeister u. Regierungsrath, Ifl. 45 kr. ; A. Schmidt, Predi-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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ger, 1 fl. 45 kr. ; Dr. med. Schneider 1 fl. 45 kr. ; Ernst Seyffardt Ifl. 45 kr.; Heinrich Seyffardt 1 fl. 45 kr. Dinkelsbühl. Carl Ey- ber, Stadt. Baurath, Ifl.; Gg. Ganser, k. Rentbeamter, Ifl.; LamiD- recht, k. Bezirksgeometer, Ifl.; Alfons Maier, k.' Sprachlehrer, Ifl.; Georg Meyer, k. Verificator, Ifl.; Dr. Pürkhauer, protest. Dekan, Ifl.; Ludw. Rauschert, Maurermeister, Ifl.; Norbert Wag- ner, k. Studienlehrer, Ifl.; Karl Zimmerer, Maurermeister, Ifl. Feucht. Föttinger, Oberförster, in Behringersdorf 1 fl. ; Singer, Oberförster, in Fischbach 1 fl. Fürstenfeld (Steiermark). Böser, Bürgerschullehrer, 2 fl. 20 kr. ; Dr. Alois Yill, Advokat, Ifl. lOkr. Hamburg. Dr. ^Yilhelm Stockfleth 3 fl. 30 kr. Heilbronn a. N. C. Ackermann, Kaufmann, 1 fl. 45 kr.; Emil Baumann, Fabrikant, Ifl. 45 kr. ; Heinrich Becker, Kaufmann, Ifl.; v. Brackenhammer, Prälat, (statt früher Ifl.) Ifl. 45 kr. ; Adolf Feyerabend , Fabri- kant, Ifl. 45 kr. ; Gustav Flaxland, Polizeiamtmann, Ifl. 45 kr.; Walter Focke, Agent, Ifl. 45 kr. ; Adolf Hahn, Kaufmann, Ifl.; Robert Köber, Kaufmann, 1 fl. 45 kr. ; Ludw. Lichtenberger, Fabri- kant, 1 fl. 45 kr.: A. v. Marchthaler jr., Kaufmann, Ifl. 45 kr. ; Theodor Mertz, Fabrikant, Ifl. 45kr. ; Moriz v. Rauch, Fabrikant, Ifl. 45 kr. ; Ernst Rümelin, Banquier, 1 fl. 45 kr. Hersfeld. Be- cker, Apotheker, 1 fl. 45 kr. ; Berlit, Gymnasiallehrer, Ifl. 45kr. ; Braun, Gutsbesitzer, Ifl. 45 kr. ; Braun, Rentier, Ifl. 45kr. ; Crafs, Rechtsanwalt, Ifl. 45kr. ; Dallwig, Amtsrichter, 1 fl. 45 kr. ; Diete- rich, Gvmnasiallehrer, 1 fl. 45 kr. : Engelhardt, Bierbrauer, Ifl. 45kr. ; Eysell, Direktor, 1 fl. 45 kr.; Höhl, Buchhändler, 1 fl. 45 kr. ; Rechberg, Tuchfabrikant, Ifl. 45 kr. ; Schaub, Pfarrer, Ifl, lOkr. ; Steiger, Gymnasiallehrer, 1 fl. 45 kr. ; Zimmermann, Posthalter, 1 fl. 45 kr. Klagenfurt. Dr. Jos. Suggin, k. k. Hof- u. Gerichtsadvokat, 2fl. 20 kr. Leitmerltz. P. Anton Demuth, Direktor d. Taubstum- meninstituts , Ifl. lOkr. ; Dr. Wenzel Katzerowsky, k. k. Gyra- nas. - Professor , 1 fl. 10 kr. Lobensteln. Reichenbacher, Pastor, in Harra, 52V2kr. Mainz. Ludw. Schön, Staatsprocurator, Ifl. 12 kr. Mergentheim. Günther, Kaufmann, lli. ; Maurer, Bauunternehmer, Ifl. MUncheberg. Dr. med. Max Wiedemann, Arzt, Ifl. 45 kr. Naumburg a. S. Kichter,Domsyndikusu. Stadtrath, Ifl. 45 kr. Nidda. Pfannmüller, grol'sh. Steuerkommissär, 1 fl. 30 kr. ; Störger, grofsh. Landger.-Assessor, 1 fl. 30 kr. Nördlingen. Ludw. Keck, Mathema- tiklehrer, Ifl. Nürnbei'g. Freiherr v. Leonrod, k. Generalmajor, 4fl. Olmiitz. Dr. Aug. Werber, Advokat, 2 fl. 20 kr. Prossnltz. Job. Natter, k. k. Bez.-Ger.-Adjunkt, Ifl. 40 kr. Ravensburg. Bre- genzer, Kaufmann, Ifl.; Hehl, Cafetier, Ifl.; Wilhelm, Reallehrer, Ifl. Rudolstadt. v. Bärenstein, Hauptmann, lfi.45kr. ; A.Bianchi, Kaufmann, 1 fl. 45 kr. ; Rud. Blofs, Töpfermeister, Ifl.; Dr. Gehrke, Gj'mnasiallehrer, Ifl.; Koppen, Apotheker, Ifl.; Dr. Lincke, Kreis- gerichtsrath, Ifl. 45 kr.; B. Müller, Buchhändler, Ifl. Salzburg. Dr. Pillwax, k.k. Regimentsarzt, Ifl. 10 kr. Salzungen. Gust. Lom- 1er, Oberlehrer, 30 kr. Schleiz. Rudolph, Lehrer in Tegau (statt frü- her 17 '/j kr.) 35 kr; Schults, Gymnasiallehrer, 35 kr. Schmalkalden. Adolf Lehr, Maschinenfabrikant, Ifl. 45 kr. Weissenburg. Wilhelm Henninger, k. Rentbeamter, 1 fl. ; Gust. v. Lacher, k. Major a. D., 1 fl. 45 kr. ; Friedr, Pflaumer, Bierbrauereibesitzer, Ifl.; H. Cb. Rit- ter V. Stettner-Grabenhofen, k. Stadt- und Landrichter, 1 fl. Wien. Ad. Beer, Hofrath, Ifl. 10 kr. Zwickau. Hertwig, Bergdirektor,

1 fl. 45 kr. ; Bruno Wolfg. Jahn, Advokat, 1 fl. 45 kr. ; Teufer, Pastor, in Bockwa 1 fl. 45 kr.

Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben: Von Privaten: Cannstatt. v. Veiel, Hofrath, 5fl. Cöln. Heu- ser, Stadtverordneter, 8 fl. 45kr. ; Marcus, Stadtverordneter, 17 fl. SO kr. Rottenburg (Hessen). Sammlung durch Rechtsanwalt Gleim 21 fl. Schässburg. Von den Gymnasiasten 7 fl. Schönbrunn. Benno Frhr. v. Seefried, k. Kämmerer u. Rittmeister a. D., 10 fl.

Unsern Sammlungen giengen'ferner folgende Geschenke zu :

I. Für die kunst- und kulturgeschiclitliclien Samm- lungen.

(Nr. 7017-7038.) Altenburg. Herzogl. Sachsen-Altenburgische Staats- regierung: 7 sachsen-altenburgische Silber- u. 2 Kupfermünzen neueren Gepräges. Fürsfenfeld. Dr. Hundegg er, Advokat:

2 Lackabdrucke von Siegelstücken der Huf- und Waff'enschmiede

zu Fürstenfeld. Hamburg. Freie Stadt: l Gold- und 8 Sil- bermünzen Hamburger Gepräges. Kupferzell. S e. Durch 1. F. K. Fürst zu Hohenlohe-Waldenburg-Kupferzell: 5 An- sichten des Schlosses Neuenstein, Photographieen. Meiningen. Herzogl. Sachsen-Meining en'sche Staatsregierung: 8 Sachsen -meiningen'sche Silber- und 3 Kupfermünzen neuesten Ge- präges. — München. Kgl. Bayrische Staatsregierung: 43 bayrische Geschichtsthaler und silberne Currentmünzen neueren Gepräges, 1 Ducaten von 1856 und 3 Kupfermünzen. Nürnberg. Friedrich, Oekonom: Steinhammer, in der Nähe von Nürnberg gefunden. Albert Frommann, Gewerbschüler: Augsburger Sil- bermünze von 1624. V. Gemming, Oberst: Handzeichnung von 1532. Radierung mit 2 Schifien vom lö. Jhdt. Geuder, Anti- quar: Schächtelchen und birnformiger Behälter mit Miniaturdrech- seleien von Elfenbein. Gol dbeck'sche Familie: Geschliffener Glaspokal und bemaltes Trinkglas, vom heil. Geistspital zu Nürn- berg dessen Pfleger Zwinge! gestiftet; verzierte Laterne vom 18. Jhdt. 2 Perlmuttermedaillons mit den Brustbildern Christi und Moses. Nürnberger Wachssiegel. Eine Partie Kostümstücke, Toi- lettegegenstände u. dgl. vom 18. und Anfang des 19. Jhdts. Frhr. von Hall er, rechtskundiger Magistratsrath : Jülich'scher Gold- gulden vom 14. Jhdt. Heerdegen, Grofshändler: 19 Ofenka- cheln vom 18. Jhdt. Walther, Professor: Gothisch verzierter Thürgriff mit Unterlage. Rastatt. Oberst von Quistorp, Com- mandeur des oberschlesischen Inf.-Regts. Nr. 22: Silbermünze des Kurfürstenthums Hessen von 1829; Hannover'sche Silbermünze von 1844. Regensburg. G. W. Neumann, Hauptmann: Sonnenuhr von Blei, 17. Jhdt. Verzierte Holzschachtel in Herzform, 17. Jhdt.

Riga. Dr. A. Buchholz: Sammlung von Einzelblättern, ca. 2000 Stück: Prospecte, Karten, Porträte' u. dgl. in Kupferstich, Holzschnitt u. Steindruck. Salzungen. G. Lomler, Oberlehrer: Ein Stück Ledertapete aus dem alten Schlosse zu Schm^kalden.

IL Für die Bibliothek,

(Nr. 30,590—30,(538.)

Amberg. Fedor Pohl, Buohh. : Giehl, Neumarkt i. d. Oberpf.

1873. 8. Dr. E. A. Quitzmann, Oberstabsarzt; Ders., Isomara, die Priesterin der Cisa ; 2 Bnde. 1874. 8. Beerfelden i. 0. K. L. Netz, ev. Oberpfarrer u. Dekan: Ders., Deutschlands Kampf u. Sieg. 1873. 8. Berlin. Verein „Herold": Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik u. Genealogie ; Jhg. 1872, 4. Heft. 1873. 8.

Bern. J. Dalp'sche Buchh. (K. Schmid) : Roth, Thun u. seine Umgebungen. 1873. 8. Bregenz. Vorarlberger Museums- Verein: Ders., XIH. Rechenschafts -Bericht 1871 72. 1873. 4. Colmar. v. Cuny, k. Appellrath: Revue d'Alsace ; 1873, Oct. Dec. 8. Dresden. K. sächs. statistisch esBureau: Zeitschrift etc.; Jhg. 1871 u. 1872. 4. Bruhns, Resultate der meteorolog. Be- obachtungen etc. 1873. 4. Dritter Jahresbericht über d. Medicinal- wesen im Königr. Sachsen auf d. J. 1869. 1872. 8. Petermann, d. Bevölkerung der Stadt Dresden am 1. Dec. 1871. 8. Mittheilungen etc., Heft VI u. VH. 1872 u. 73. 4. Flinzer, d. i3ewegung der Bevölkerung in Chemnitz v. 1730—1870. 1872. 4. Elberfeid. Bergischer Geschichtsverein: Ders., Zeitschrift etc.; VIII. Bnd. 1872. 8. Jever. C. B. Mettcker u. Söhne, Verlagshndl. : De plattdütsche Kienner up dat Jahr 1871. 8. Köln. J. P. Ba- chern, Verlagsh. : Zeitbilder in Erzählungen; 2. Aufl., 12 Bnde. 1868 73. 8. Kronstadt (Siebenbürgen). Carl Jos. Trausch, Grundbesitzer u. emer. Magistrats-Secretär : Ders., Lebensskizze des Franz Joseph Trausch. 1873. 8. Leipzig. B. G. Teubner, Verlagsbchh. : Archiv f. Litteraturgeschichte, hg. v. Gosche u. Schnon- V. Carolsfeld ; Bnd. II, 3. u. 4. H., Bnd. HI, 1. u. 2. H. 1872. 73. 8. T. 0. W ei gel, Verlagsbchh.: Siegel, Handbuch der kirch- lichen Alterthümer; 4 Bnde. 1836 38. 8. Hoffmeister, histor.- kritische Beschreibung aller bis jetzt bekannt gewordenen hessi- schen Münzen, Medaillen u. Marken . 2 Bnde. 1862. 4. Lucern. Histor. Verein der fünf Orte: Ders., der Geschiehtsfreund ; XXVin. Band. 1873. 8. Magdeburg. Verein f. Geschichte und Altert h ums künde des Herzog thums und Erzstifts Magdeburg: Ders., Geschichts-BUitter etc. ; 8. Jahrg., 1873, 3. Heft. 8. Meiningen. Hennebergischer alterthumsfor-

365

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

366

sehender Verein, Ders., hennelicrrjisches Urkundenbuch, hg. V. Brückner; VI. Th. 1873. 4. München. Theodor Acker- mann, Verlagsh. : v. Bezold, König Sigmund u. die Reicliskriege o-eo-en die Hussiten. 1872. 8. Jolly, Geschichte des Infinitives im Indogermanischen. 1873.8. Historisch o Commi ssion bei der k. Akademie der Wissenschaften: Schmeller, ba)'erisches Wörterbuch.; 2. Ausg. 9. Lief. 1873. 8. St. Nikolaas. Oud- heits kundige Kring van het Land van Waas: Ders., Annalen etc.; V. Deel, 1. Afl. 1873. 8. Nürnberg. Familie Goldbeck: Nürnbergisches Kinderlehr-Büclilein. 1761. 8. Hert- ling, erste Amtspredigt. 1800. 8. Schüfsler, Oftiziant : Zwei Mandate des Markgrafen Chrn. Friedr. Carl Alexander zu Branden- burg u. des Königs Friedr. Wilhelm v. Preul'sen, die Abtretung der Fürstenthümer Ansbach u. Baireuth betreffend. 1791 u. 92. 2. Prag. Verein für Geschichte der Deutschen in Böh- men: Ders., Mittheilungen etc. Xü. Jahrg., Nr. I. u. II. 1873. 8. Regensburg. Jos. Baumann, Hausmeister im Krankenhause: Re- geln des Minchiatta-Siiiels. 1798. 8. Saint-Brieux. P.-L. Le-, miere: Ders., examen eritique des expeditions Gauloises en Italie. 1873. 8. Sonderabdr. Salzungen. G. Lomler, Oberlehrer: Feuer- Ordnung f. die Stadt Meiningen. 1684. 4. Jahres-Bericht des Haupt- vereins der Gustav -Adolf-Stiftung im Herzogth. S. -Meiningen, 1870—71. 8. Dr. 0. Rückert, Rektor der Stadtschule: Ders., Georg Ernst, der letzte Graf zu Henneberg. 1873. 8. 0. Witz-

mann, Hofbuchh. : Salzunger Tageblatt. 1873. Kr. 2. 3. 5 14. 16. 18. 20. 21. 50-52. 55. 56. 8. Stuttgart. Max Bach, Maler u. Zeichenlehrer: Ders., Musterbuch für /eichner, Lithograjjhen, Graveure u. Kunst-Gewerbe. 4. J. G. Cotta'sche Buchh. : Riehl, sämmtl. Geschichten u. Novellen; 2 ,Bnde. 1871. 8. Riehl, freie Vorträge ; 1. Samml. 1873. 8. Pecht, Kunst u. Kunstindustrie auf d. Wiener Weltausteilung 1873. 1873. 8. Gregorovius, Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter ; Bnd. 7 u. 8. 1872. 73. 8. K. w. Ministerium des Innern: Staats-Anzeiger für Württemberg ; Jhrg. 1872. 2. Tübingen. H. Laupp'sche Buchh.: Probst, kirch- liche Disciplin in den drei ersten christl. Jahrhunderten. 1873. 8. Utrecht. Historisch Genootschap: Dies., Kroniek etc.; 28. Jaarg., 1872. 1873. 8. Dies., Werken etc. ; n. S. Nr. 18. 19. 1873. 8. Wien. G. J. M an z' sehe Buchh.: v. Jhering, der Kampf ums Recht; 2. Aufl. 1872. 8.

III. Für das Archiv.

(Nr. 4337.)

Salzungen. Ludwig Wucke: Aktenstücke, die der Stadt Salzungen während des dreil'sigjährigen Krieges durch eine kaiser- liche Besatzung auferlegten Lasten und Drangsale betr. 1635 1638. Akten.

Chronili der historischen Vereine.

Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deut- schen in Böhmen. XIL Jahrg. Nr. L u. II. Prag, 1873. 8.

Materialien zu einer Geschichte von Plafs und seiner Umge- bung. Von Prof. Beruh. Scheinpflug. Miscellen.

Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien. lU. Band. Nr. 8 u. 9. 1873. 8.

Einheit oder Mehrheit des Ursprunges der menschlichen Spra- chen. Von Prof. Friedr. Müller.

Heraldisch - genealogische Zeitschrift. Organ des heraldisch-genealogischen Vereines „Adler" in Wien. m. Jahrg. Nr. 10. Wien, October. 1873. 4.

Zur Retberg'schen Terminologie. (Dr. von Querfurth.) Dü- rer's Wappen mit den 3 Löwenbäuptern. (v. Retberg-Wettbergen.) Ueber das Studium der Heraldik. Von Dr. Ernst Edlen von Hartmann - Franzenshuld. Die Lavergne von Pequilhem, von Alexander Grafen Bathory-Simolin. Unedirte Quellen. Die Rit- ter Hantken von Prudnick. Genealogische Streifzüge (Bukuwky, Lazanski, §kobek).

Der Kirchen-Schmuck. Blätter des christlichen Kunstvereines derDiözeseSeckau. 1873. IV. Jahrg. Nr. 11. Graz. 8.

Die Gewölbe-Malerei zu Haimburg in Kärnten. Die Canon- tafeln.

XIII. Rechenschafts-Bericht des Ausschusses des Vorarlberger Museums-Vereins in Bregenz über den Vereins-Jahrgang 1871/72. Bregenz 1873. 4.

Des Hannl's Joachimen von Loubenbergs Vertragsbrief umb etliche Leibaigene Leut. 1558.

Annalen des Vereins für Nassauische Alterthums- kunde und Geschichtsforschung. Zwölfter Band. 1873. (Mit 9 lithographirten Tafeln.) Wiesbaden, gr. 8.

Das erste Jahrtausend christlicher Bau- und Kunstthätigkeit in Mainz. Von Dr. V. A. Franz Falk. Beiträge zur Geschichte

des deutschen Bauernkriegs, 1525. Von Dr. Fr. X. Kraus. Ur- kundliche Mittheilungen zur Geschichte des Erzstiftes Mainz wäh- rend der ersten Regierung Diether's vonisenburg, 1459 63. Von Dr. K. Menzel. Römischer Schmelzschmuck. Von A. v. Cohau- sen. Die Gräber im Kammerforst zwischen Lorch und Rüdes- heim. Von dems. Eine Episode aus dem Leben der Eltern P. P. Rubens. Von Prof. A. Sjiiers. Zu Goethe's Aufenthalt in Ems im Sommer 1774. Von dems. Ueber die Gründung Ein- hart's zu Seligenstadt. Von Fr. Schneider. Ein Portal in Lorch am Rhein, ob römisch, ob karolingisch. Von A. v. Cohausen. Miscellen. Vereinsnachrichten.

Das Römercastell und das Todtenfeld in der Kinzigniederung bei Rückingen. Vom hanauischen Bezirksverein für hes- sische Geschichte und Landeskunde herausgegeben. (Mit- theilungen Nr. 4.) Mit fünf lithograph. Tafeln Abbildungen, einer Kartenskizze und einer Anzahl Holzschnitte. Hanau. 1873. 4.

Hennebergisches Urkundenbuch. ImNamen des Hen- nebergischen alterthumsforschenden Vereins herausge- geben von Georg Brückner. VI. Theil. Meiningen. Verlag der Herzog]. Hofbuchhandlung von Brückner u. Renner. 1873. 4. VI u. 251 Stn.

Preisschrift eu gekrönt und herausgegeben von der Fürst- lich J ablono wskischen Gesellschaft zu Leipzig. XVII. H. Zeifsberg. Die polnische Geschichtschreibung des Mittelalters. Leipzig, bei S. Hirzel. 1873. 8. X u. 439 Stn.

Schriften des Vereins für die Geschichte Leipzigs. L Band. Leipzig 1872. 8.

Das Schulwesen der Stadt Leipzig. Von Dr. H. 0. Zimmer- mann. — Geschichte Leipzigs bis zum Ende des 13. Jahrh. Von Dr. H. Wuttke.

Neues Lausitzisches Magazin. Im Auftrage der Ober- lausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften herausgeg. von Prof. Dr. E. E. Struve. 50. Bd., 1. Heft. Görlitz. 1873. 8.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Dreifsig lateinische Hymnen, nach zwei in der Milich'schen Bibliothek zu Görlitz aufgefundenen Pergament-Handschriften ver- öffentlicht von Dr. Robert Joachim. Ueber den deutschen und den italienischen Werther. Von Dr. Theod. Paur. P^in Reise- pafs (von 1670). Von Rudolph v. Kyau. Etymologische Erläute- rung des Dorfnamens Zinnitz in der Nieder-Lausitz. Von P. Bro- nisch. Was sind Hünen ? Von dems. Das Verhältnifs der Oberlausitz zur Krone Böhmen. Von Dr. jur. Julius Pfeiffer. Zur Geschichte der evangelischen Gesangbücher der Xiederlausitz. Von Dr. Jentsch.

Schriften des Vereins für die Geschichte der Stadt Berlin. Heft VH. Geschichte eines patriotischen Kaufmanns. Helt VIII. Berlinische Nachrichten. Von L. Schneider. 16. Jahrh. Berlin, 1873. 8.

Berlinische Chronik. Forts., nebst Beigaben: Berliner Bau- werke, Denkmäler, Medaillen.

Der Deutsche Herold, Zeitschrift für, Heraldik, Sphragi- stik und Genealogie. Organ des Vereins „Herold" zu Ber- lin. IV. Jahrg. 1873. Nr. 8—11. 4.

Sendschreiben über ein Siegel der Stadt und sieben Siegel der Burggrafen von Meifsen. (Mit 8 Holzschnitten.) (Tilesius von Tilenau.) Die Wappen der Schweigger. (Mit Abb.) (Seyler.) St. Moriz oder Otto der Grofse ? (Tilesius von Tilenau.) Ordens- und Gesellschaftszeichen, (v. Retberg-Wettbergcn.) Decret Lud- wigs XV. über den Freiherrnstand des Elsasser Adels. Mitg. von Jul. Grafen v. Oeynhausen. Die Voge in Pommern. (Mit 2 Holz- schn.) (v. Fock.) Titel und Wappen des Königreichs Preufsen nach dem Allerhöchsten Erlasse vom 16. August 1873. Adels- u. Wappenbriefe. (Seyler.) Die freiherrliche Familie der Prin(t)z. V. Buchau. Die Abstammung der Grafen Platen-Hallermund. (J. Graf von Oeynhausen). Kleine Beiträge zur Familienkunde: von Fuhrlohn, von Schmeerheim, die von Rengershausen. (Ders.) Wanderungen durch deutsche Kirchen. (Ders.) Die Familie Hoengen bei Grevenbroich. (Graf von Mirbach).

Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie. Redigirt von Gustav Adelbert Seyler. Hrsg. vom Vereine „Herold". 1872. 4. Heft. Berlin, 1873. Verlag von Mitscher u. Röstell. 8.

Der Roch. Zur wissenschaftlichen Entscheidung einer heral- dischen Streitfrage von Dr. A. v. der Linde aus Haarlera.

Monatshefte für Musik - Geschichte, herausgegeben von der Gesellschaft für Musikforschung. V. Jahrg. 1873. Nr. 8. 9. Berlin. 8.

Ein Liedercodex aus dem Anfange des 16. Jahrh. (Robert Eitner.) Micrologus: Guidonis de disciplina artis musicae. In deutscher Uebersetzung von Raym. Schlecht.

Geschichts-Blätter für Stadt und Land Magdeburg. Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Alterthums- kunde des Herzogthums und Erzstifts Magdeburg. 8. Jahrg. 1873. 3. Heft. Magdeburg, 1873. Verlag der Schäfer'chen Buchhandlung (A. Rüdigor). 8.

Die Französische und die Pfälzer Colonie in Magdeburg zu Anfang des 18. Jahrh. (Schlufs.) Vom Oberlehrer Dr. Götze. Das Sieversthor in der Alten Neustadt bei Magdeburg. Vom Ober- pred. Scheffer. Dat blicken und käkwien. Beitrag zur Erklä- rung einer Stelle der Magdeburger Schöppenchronik. Vom Ober- lehrer Dr. Holstein. Statuten und Verträge der Pfännerschaft

zu Salze. Vom Pastor Winter. Die Bauwerke der deutschen Re- naissance in Magdeburg. Vom Oberlehrer Müller. Zweiter Nachtrag zu der „.kelteren Geschichte der Buchdruckerkunst in Magdeburg". Vom Oberlehrer Dr. Götze. Miscellen.

Meklenburgisches Urkundenbuch herausgegeben von dem Verein für meklenburgische Geschichte und Alter- thumskunde. VIIL Band. 1329 1336. Schwerin, 1873. 4. 2 Bll. u. 654 Stn.

Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins. Im Auftrage des Vereins hrsg. von Dr. Wilh. Crecelius. Achter Band. Bonn, 1872. 8.

Johann Wilhelm, Erbprinz und Pfalzgraf zu Neuburg, Regent der Herzogthümer Jülich und Berg. 1679 90. Von Oberst E. v. Schaumburg. Miscellen : Waldemene. Ackermasse. Von Fr. Woeste. Ernrt Moriz Arndt und das Rheinland. Von W. Cre- celius. — Die Herren von Hardenberg. Von dems.

Organ für christliche Kunst, hrsg. u. redigirt von J. van Endert in Cöln. Organ des christlichen Kunstvereins für Deutschland. Nr. 17—19. Köln, 1873. XXIIL Jahrg. 4.

Die Gothik jenseit des Oceans. Bildnisse Maria aus der frühchristlichen Kunstiieriode. Mosaik.

Zwölfter Bericht des antiquarisch-historischen Ver- eins für Nahe und Hunsrücken, im Sommer 1873. Kreuz- nach. 4.

Die älteste St. Martinskirche zu Kreuznach. (Major Schmidt.)

Memoires et documents publies par la Societe d'hi- stoire de la Suisse romande. Tome XXVIII: Les dynastes de Mont soit des Monts seconde maison par M. L. de Charriere. Georges Bride] editeur. 1873. 8. 522 p.

L'investigateur. Journal de la Societe des Etudes Historiques ancien Institut Historique . Trente-ueuvieme Annee. Livraisons de Juillet Aoüt Septembre 1873. Paris, Er- nest Thorin. 1873. 8.

Etudes sur les antiquites de la France, par M. Nigon de Berty.

Annales du cercle archeologique du Pays de Waas. Tome cinquieme. Premiere Livraison. Decembre 1873. Sint-Ni- kolaas. 8.

Vereinsangelegenheiten. Cimetiere Celto- ou Germano-Belge ä Saint-Gilles, par le docteur J. Van Raemdonck. Puits en bois de l'epoque Gallo -Romaine, decouverte au hameau Steendorp ä Basele (avec trois planches), par le meme. Toestand der kerk te Belcele, door deszelfs pastoor Bieter de Mey in 1641 beschre- ven, par le meme. Belcele, deszelfs oudheid, naamoorsprong, grensbepaling, voormalig bestuur, Wappenschild en zegel, fragment par F. Gerard, publie et annote par le docteur Van Raemdonck. Keure, rechten, wetten ende liberteijten der stede, poorte ende vrijheijt van Rupelmonde, par le meme.

Kroniek van het Historisch Genootschap, geve- stigd te Utrecht. Acht en twintigste Jaargang, 1872. Zesde Serie. Derde Deel. Utrecht, Kemink en Zoon. 1873. 8.

(Von den zahlreichen Mittheilungen dieses Bandes können hier nur einige der allgemeiner interessierenden Erwähnung finden.)

Het Geuzen Liedboek. Aanhangsel op de Kroniek van 1871 bl. 219 en 518. Redenen van de trefves jegens d'oorloge, ge-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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concipieert in de Vergaderinge van de Staten van Ilollandt. Wederlegging van de redenen van de trefves, geconcipieert in de Vergaderinge van de Staaten van Ilollandt door den Pensionairis van Arastelredamrae. Brief van Pr. Maurits aan de Provincien over het Bestand, 1608. Consideratien van Prins Maurits an Graaf Maurits van Nassau op de redenen van de Ambassadeurs, 1608. Twee brieven van Prins Maurits over het Bestand. Remonstrantie door de Contra- Rem onstranten ingediend bij de Staten vaÄ Utrecht. Schrijven van de Erste twee Leder der Staten van Utrecht aan den Prins Stadhouder Fred. Hendr. over hun verschil met de Stad (1646). Doleantien over misbruiken in de Regering van Friesland, 1627.

Werken van het Histor. Genootschap. Nieuwe Serie Nr. 18. Onderzoek van 's Konings wege ingesteld omtrent de middel- burgsche beroerten van 1566 en 1567; naar 't oorsproukelijke handschrift uitgegeven door Dr. J. Van Vloten. N. S. Nr. 19. Brieven en onuitgegeven stukkeu van Johannes Wtenbogaert. Ver- zameld en met aanteekeningen uitgegeven door H. 0. Rogge.

Derde deel. Tweede afdeeling. 1628, 1629. Utrecht, Kemink en Zoon. 1873. 8.

Foreningen til Norsko Fortidsmindesmerkers Be- varing. Aarsberetning for 1871. Kristiania, 1872. 8.

Reins Kloster af 0. Krefting. Oni Affaldsdyngen ved Sten- kjaer af 0. Rygh. Fund af romersk Mynt i Norge af den sarame.

Verhandlungen der gelehrten Estnischen Gesell- schaft zu Dorpat. Siebenter Band. 3. u. 4. Heft. Dorpat, 1873. 8.

Ein Abschnitt aus dem arabischen Geographen Idrisi. (Mit 1 lith. Tafel.) Inhalts -Uebersicht zu Paul Hunfalvy's Reise in den Ostseeländern. Aus dem Ungar, übersetzt. Beiträge zur Quel- lenkunde Alt-Livlands. Von Dr. Konst. Höhlbaum. Siebenzehn Capitel aus Bartholomäus Anglicus' Werke de proprietatibus rerum. Bericht über die Gräberaufdeckungen bei Stirniau im Herbst 1872. Von Dr. Eduard Lehmann. Ueber eine in Livland ent- deckte Runeninschrift. Archivstudien zur livländischen Ge- schichte von Richard Hausmann. I. Das dörptsche Rathsarchiv.

Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

27) Blätter für Kunstgewerbe, unter Mitwirkung bewähr- ter Fachmänner herausgegeben und redigirt von Valentin Teirich, etc. I. Band. Wien, Verlag von R. v. Waldheim. 1872. gr. 4.

28) Die Kunst im Gewerbe. Darstellung ausgeführter Ar- beiten, als : Möbel, Decorationen etc. nebst Original-Aufnah- men kunstgewerblicher Erzeugnisse aus der Blüthezeit des Mittelalters, herausgegeben vom Hannover'schen Arohiteoten- und Ingenieur-Verein, redigirt von Edwin Oppler. I.Band. Hannover, Cohen u. Risch. 1872. 2.

29) Das Kunsthandwerk. Sammlung mustergültiger kunst- gewerblicher Gegenstände aller Zeiten, herausgegeben von Br. Bucher u. A. Gnauth. Stuttgart, W. Spemann. 1874- gr. 2.

Der Zusammenhang zwischen den historischen Studien auf dem Gebiete des Kunstgewerbes und, davon weitergehend, auf einer ganzen Reihe kulturgeschichtlicher Gebiete mit den Bestrebun- gen zur Hebung des modernen Kunstgewerbes ist längst erkannt, und wie die gelehrten Forschungen reiches Material zu Tage brach- ten, das für das Kunstgewerbe sich sehr förderlich erwies, so ha- ben die Künstler, die oft ausschliefslich im Interesse der Belebung guten Geschmackes im Publikum, und um den Gewerben gute Vor- bilder zu bieten, arbeiteten, selbst ohne sonderliche Verehrung für historische Studien, doch auch diesen einen wesentlichen Vorschub geleistet, indem sie gute, richtige, verständnifsvoU aufgefafste Zeichnungen publicierten, wie sie für blos wissenschaftliche Zwecke vielleicht nie gemacht worden wären.

Selbst die Bestrebungen, Neues im alten Stile zu schaffen, stehen der rein wissenschaftlichen Forschung nicht so ferne, als es

auf den- ersten Blick erscheinen möchte, weil gewifs nur der Künst- ler wirklich Gediegenes in' irgend einem bestimmten Stile wird componieren können, der durch ernstliches Studium des Entwick- lungsganges die Bedeutung und den Werth der Formen hat er- kennen lernen, und so das Gesetz gefunden, nach welchem sich dieselben gebildet haben, und nach welchem sie wieder gebildet werden müssen, wenn sie den Geist des Stiles wiedergeben, wenn sie harmonisch sein sollen. Wenn talentvolle Künstler mitunter glauben, ihrem Talente und Kunstgefühle allein vertrauen zu kön- nen, so machen, wenn nicht sie selbst, doch andere die Erfahrung, dafs das Talent allein, ohne Studium nicht ausreicht. Aber auch auf der anderen Seite ist für die gelehrten Forscher auf diesem Gebiete künstlerisches Gefühl unerläfslich, weil es sich hier um eine Sprache handelt, deren Grammatik nicht so klar zu Tage liegt, wie die, welche uns das Verständnifs der Schriftsteller ermöglicht, weil die Formenspraohe eine Grammatik hat, die oft nur dann ver- standen werden kann, wenn sie gefühlt wird, und weil ohne Ver- ständnifs der tiefstliegenden Feinheiten der Formensprache die richtige Würdigung eines Gegenstandes, das Wichtigste für die historische Forschung, unmöglich ist. In eigenem Schaffen inner- halb eines Formenkreises liegt aber der Prüfstein, wie weit jemand in diesen Formenkreis bereits eingedrungen ist. Nur das selb- ständige Sprechen einer solchen Formensprache im Leben zeigt, ob einer sie vollständig innehat.

Bei diesem Ineinandergreifen sind für den kunst- und kultur- geschichtlichen Forscher auch alle literarischen Erscheinungen von Wichtigkeit, die sich ausschliefslich an das Gewerbe wenden. Die unter Bäumer und Schnorr's Redaktion erscheinende „Gewerbe- halle" hat daher seit Jahren nicht blos den Künstler und Gewerbe- treibenden befriedigt, sie hat der gelehrten Forschung viel Mate- rial zugeführt, sie hat aber auch den Sinn für die Kunst der Vor- zeit im Publikum und den Kunst- und Gewerbekreisen aufs dan- kenswertheste gemehrt. Stegmann's „Kunst und Gewerbe" hat in

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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manchem Aufsatze Fingerzeige für die Forschung gegeben, in man- cher Abbildung ihr Stoff zugeführt. Wie weitgehend der Sinn in dieser Richtung geweckt ist, ergibt sich daraus, dafs fast gleich- zeitig drei neue Zeitschriften, die wir in der Ueberschrift genannt haben, aufgetaucht sind.

Die erste, Teirich's Blätter für Kunstgewerbe, schliefst bald ihren zweiten Jahresband. Neben guten Aufsätzen, die theilweise geradezu bestimmt sind, den historischen Studien Eingang in die kunstgewerblichen Kreise zu schaffen, bringt sie viele treffliche Zeichnungen, sowohl neue Compositionen, als Abbildungen alter Werke. Es ist vorzugsweise das Gebiet der italienischen, theil- weise auch der deutschen Renaissance auf dem sich die Mittheilun- gen bewegen. Doch ist auch das Mittelalter nicht ganz leer aus- gegangen. ICs ist im Allgemeinen der Standpunkt, den das Kunst- gewerbe in Wien einnimmt, und auf dem es unter Führung be- gabter Künstler neuerdings so grofse Anerkennung erworben.

Wenn in Wien vorzugsweise die italienische Renaissance ihre Triumphe feiert, so ist Hannover der Ort, wo, in Deutschland we- nigstens, die Gothik am tiefsten in das Leben eingedrungen ist. Dieselben Künstler, als deren begabtester einer Ed. Oppler anzu- sehen ist, welche der Gothik den Weg bereitet, haben auch für die von ihm redigierte Zeitschrift Beiträge geliefert ; und so ist es die Gothik, die in alten und neuen Mustern vorzugsweise vertre- ten ist ; neben ihr die deutsche Renaissance.

Von dem dritten Werke liegen nur wenige Blätter erst vor ; sie deuten aber vorzugsweise darauf hin, dafs die alte Zeit mehr, als in beiden vorgenannten Zeitchriften, wo neue Compositionen über- wiegen, vertreten sein soll; und so sind manche, seither noch nicht veröffentlichte, treffliche Werke des 16. und 17. Jhdts. in muster- giltigen Zeichnungen zur Darstellung gelangt, und besonders für die wissenschaftliche Forschung läfst sich wol eine reiche Ernte an neuem Materialzuwachs voraussehen. Da dies der Standpunkt unserer Zeitschrift ist, so können wir das neueste Unternehmen nicht warm genug begrüfsen. Wenn aber leider noch in kunst- gewerblichen Kreisen, da und dort eine gewisse Furcht herrscht, als ob durch zu strenge Wissenschaftlichkeit, durch zu archäolo- gische Haltung der Geist und die künstlerische Frische der Schö- pfung erdrückt, oder mindestens beengt werde; wenn man Besorg- nifs hegt, der Geist unserer Zeit habe nicht Spielraum genug: so mufs gerade die gegenwärtige Zeitschrift dies Vorurtheil aufs si- cherste und wirksamste bekämpfen, und sie wird gewil's den Bund befestigen den das „Können" und das „Wissen", Kunst und Wis- senschaft, geschlossen haben. A. E.

30) Musterbuch für Zeichner, Lithographen, Gra- veure und Kunst-Gewerbe etc. gesammelt und auto- graphirt von Max Bach. Carlsruhe, Verlag von J. Veith. 2.

„Wer Vieles bringt, wird Manchem etwas bringen;" dieser Spruch müfste dem oben angezeigten Werke, dessen I. Abtheilung (86 Blatt, in 6 Lieferungen erschienen) vor uns liegt, als Motto dienen. Es hat sich die Aufgabe gestellt, alte Muster nicht blos, wie das „Kunsthandwerk" thun wird, in die oberen Schichten derer zu bringen, die dem Kunstgewerbe ihre Aufmerksamkeit schenken, sondern in die untern, denen es durch seine einfache Behandlung und den billigen Preis näher steht, als die eben be- sprochene, splendid ausgestattete Zeitschrift. Obwohl das Werk sich nicht als Zeitschrift einführt, so ist es doch derselben gleich-

zustellen, da es in zwanglosen Heften erscheint und die verschie- denartigsten, mehr oder minder guten und passenden alten Muster nachbildet. A. E.

31) Die älteste Geschichte der Baiern bis zum Jahre 911. Von Dr. E. A. Quitzmann, k. Oberstabs -Arzte, Mitglied des historischen Vereins für Oberbaiern etc. Mit einer Geschichtskarte und einer Stammtafel der Agilulfinger. Braunschweig, Verlag von Friedrich Wreden. 1873. 8. VHI u. 400 Stn.

Der Verfasser der vorliegenden Schrift hat sich seit einer längeren Reihe von Jahren mit Studien über die älteste Geschichte des bayerischen Stammes beschäftigt und sich auf diesem Gebiet durch mehrere Schriften (Abstammung der Baiwaren, Heidnische Re- ligion der Baiwaren, Aelteste Rechtsverfassung der Baiwaren) einen geachteten Namen erworben. Aufs beste vorbereitet gieng er also an die Lösung der schwierigen Aufgabe, die bayerische Geschichte in ihren Anfängen und ihrer frühesten Entwickelung nach allen Seiten zu behandeln. Dies geschah theils auf dem Wege eingehen- der Quellenforschung, theils durch Herbeiziehung der älteren und neueren Literatur, welche einer gewissenhaften und theilweise scharfen Kritik unterworfen wurde. Es wird uns demgemäfs nicht eine kalte Zusammenfügung festgestellter Resultate geboten , son- dern wir können deren Entwickelung folgen und gewinnen einen Einblick in den zur Verwendung herbeigezogenen Apparat.

Da die Baiern (Baiuuari, Paiwari, Baivarii , später durch Um- laut Baiowarii, Bajuvarii, endlich Bavarii; althochdeutsch Paigira, mittelhochdeutsch Beigern) nicht eingeboren in ihren gegenwärtigen Wohnsitzen sind, sondern eingewandert, so mufste natürlich nach deren ursprünglicher Heimat zunächst geforscht werden. Der Verfasser beginnt mit einer Widerlegung der Ansicht, dafs die Baiern in verwandtschaftlicher Beziehung zu den Kelten gestanden, und betont, dafs sich in den monumentalen Ueberresten der kelto- romanischen Periode in Vindelikien, Norikum und Rätien auch nicht die geringsten Beziehungen zu den ältesten Traditionen der Baiern fänden. Dann wird die „Bojerfabel" in ihrer Unhaltbarkeit dargethan und besonders die Sucht nach etymologischen Namens- verwandtschaften gegeiselt. Hierauf wird in dem Abschnitt „That- sächlicher Beweis für die Abstammung der Baiern" gezeigt, dafs die Baiwaren höchst wahrscheinlich zu den Donausueven in der Gegend der March, AVaag und Gran gehören. Hierauf weisen Tra- dition und Kult, Rechtsverfassung und Sprache mit groiser Klarheit hin, wie in überzeugender Weise ausgeführt wird. Auch der vielfach zur Annahme gekommenen „Zeufsischen Hypothese", nach welcher die Markomannen als muthmafsliche Stammväter der Baiern gelten, wird ein besonderer Abschnitt gewidmet, der den Nachweis liefert, dafs das Baias des Anonymus von Ravenna, auf welches Zeufs seine Muthmafsung stützte, im östlichen Karpathenlande zu suchen ist, in welchem sich ein Volk von suevisch-herminonischem Stamme findet, dessen Entstehungsgeschichte uns durch unverwerfliche, gleichzeitige Zeugnisse so sicher dargelegt vfird , wie die keines anderen deutschen Volkes.

Die älteste Geschichte dieses Volkes durchwandert nun der Verfasser von Jahrhundert zu Jahrhundert bis in das sechste und macht dann den „Zusammenhang der Baiwaras mit den Baiern" zum Gegenstand der Untersuchung. Hier begegnen wir einer An- zahl interessanter Themata: Abstammung der Baiern von Gothen

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und Langobarden. Die Urheimat der Baiern. Die Volksraebrung. Baiwarenreste im Karpatenlande. Gleichung in der Staats- und Rechtsverfassung. Die Suevi im obern Donaulande. Der Volks- name.

Die zweite Hauptabtheilung enthält : 1) die baierisohe Wander- sage, 2) die ersten Agilulfinger , 3) Geschichte der christlichen Mis- sion in Baiwarien unter Herzog Theodo I. und seinen Söhnen: Thundebert, Grimwald, Theudebald und Tassilo H., 4) die letzten Agilulfinger, in deren Periode das grol'se Ereignifs der Organisa- tion der baierischen Kirche Killt.

Die dritte Hauptabtheilung behandelt Baiern unter den Karo- lingern. Dann folgt ein Schlufskapitel, das Register und ein Ver- zeichnifs der Abkürzungen. Endlich ist ein Kärtchen, das die Völker an der mittleren Donau v. J. 454 506 enthält, hinzuge- fügt. C. W.

Aufsätze in Zeitschriften.

Das Ausland: Nr. 42. Der neueste Versuch über die Einheit des Ursprungs der menschlichen Sprachen. 2. Nr. 45. Etymolo- gien des Volks. (R. Kleinpaul.)

Nordhauser Courier: Nr. 289. Das Hünengrab bei Uthleben.

Daheim: Nr. 5. Deutsthe Kaiserstätten. 2. Saehsenzeit. (0. Schwe- bel.) Die Krypta in der Schlofskirche zu Quedlinburg. (P. Graeb jun.) Nr. 7. Luther und sein Freund Johann Walther.

Die Grenzboten: Nr. 44. Die Malertechnik und Kunstübung alter Meister. 2. (Max Allihn.) Nr. 47. Im Kampfe gegen Frankreich 1792—93 (C. A. H. Burkhardt.)

Im neuen Reich: Nr. 46. Aus deutschen Memoiren des 16. Jahrb. (J. Schmolke.) Nr. 48. Die Studien über Preisgeschichte in Oesterreich. (A. Horawitz.)

Der Katholik: Oct. Bilder aus dem Zeitalter der Reformation.

Korresp. v. u. f. D.: Nr. 597 f. Der Aufruhr von 1348/49 in Nürnberg.

Die Literatur: Nr. 15. Ueber die Entwickelung der Sprachen. (Frz. Jäger.) Hutten's letzte Tage. (P. Wislicenus.)

Augsb. Postzeitung: Beil. Nr. 81 ff. Das grol'se elegische Ge- dicht Urania Victrix von Jakob Bälde. Uebersetzt von Pfar- rer Dr. J. Zinsler.

Nürnberger Presse: Nr. 324. Philippine Welser. (J. M. Frhr. V. Welser.)

Deutsches Protestantenblatt : Nr. 44. Das Heidenthum in der urchristlichen Kunst. (Holtzmann.)

Sonntagsblatt (v. Fr. Dunoker) : Nr. 43. Das nordische Museum in Kopenhagen. (J. Grunde- Vierling.) Nr. 44. Aus zwei- hundertjährigen Stammbüchern.

Siebenbürg.-deutsches Wochenblatt: Nr. 44 ff. Eine Vor- stellung der sächsischen Nation an weiland Kaiser Joseph II.

Ällgem. Zeitung : Beil. Nr. 297 f Schlol's Hohenaschau. 1. (Fr. Trautmann.) Nr. 312. Das Strafsburger Archiv. (C. Hegel.)

Illustr. Zeitung: Nr. 1585. Das Lutherhaus mit der Luther- stube in Wittenberg.

Leipz. Zeitung: Wissensch. Beil. Nr. 88. Entwickelung Leip- zig's und seines Handels mit Hinblick auf die Buchdrucker- kunst und den Buchhandel. Nach urkundlichen Quellen mit- getheilt. (0. Moser.)

Vermischte Nachrichten.

83) Die Angelegenheit des Lüneburger Silberschatzes, über welche wir in Nr. 9 dieses Blattes (Vermischte Nachrichten Nr. 72) eine so unerfreuliche Mittheilung zu geben hatten, ist nun glücklicher Weise in ein besseres Stadium getreten, indem die Ge- fahr beseitigt ist, diese Kostbarkeiten vereinzelt und in Privatbe- sitz oder in das Ausland wandern zu sehen. Die öffentliche Mei- nung hatte sich so deutlich ausgesprochen, dafs die städtischen Be- hörden von einer Versteigerung, die schon anberaumt war, absehen mui&ten und mit der kgl. preufs. Regierung über den Gesammt- verkauf in Unterhandlung traten. So wurde der Schatz vorbehalt- lich der Zustimmung des Landtages um 220,000 Thlr. für das Berliner Gewerbemuseum angekauft. Wenn wir in unserer Mit- theilung vom September glaubten annehmen zu müssen, dafs unter den Gebildeten Lüneburgs nicht einmal viele seien, die an der Erhaltung des Schatzes für die Stadt selbst ein Interesse hätten, so belehrt uns nun in der That eine Eingabe an das Abgeordneten- haus eines Bessern, aus welcher wir ersehen, dafs, als der Magis- trat wünschte, die Bürgerschaft möge sich aussprechen, 800 Stim- men für Erhaltung des Schatzes und nur 300 für den Verkauf sich ergaben, und dafs auch jetzt noch diese das Abgeordnetenhaus ersuchen, die Genehmigung zu versagen, damit der Stadt ihr Be- sitz gewahrt werde, deren Einwohner in der Mehrzahl gerne ge- neigt sind, die finanziellen Opfer zu bringen, wegen deren der Schatz verkaifft werden sollte. ,

Wir glauben davon hier anerkennende Notiz nehmen zu sol- len, und wünschen solcher Opferwilligkeit umsomehr günstigen Er- folg, als ja die historische Bedeutung der Gegenstände vor Al- lem gewahrt wird, wenn sie am Ort ihrer ursprünglichen Bestim- mung bleiben.

Nach einer Richtung freilich fehlt uns an jenem Ort die Ga- rantie, ob nicht die nächste Generation sie wieder in Gefahr brin- gen wird, und nur durch ein Gesetz, welches solch moralisches Eigenthum der Gesammtnation gegen ihre augenblicklichen juridi- schen Eigenthüraer sichert, würden Vfir gänzlich beruhigt sein.

84) Es ist in diesen Blättern dem Fortschritte der Restau- rationsarbeiten am Mainzer Dome stets Aufmerksamkeit ge- schenkt worden ; so mögen also auch über diese Thätigkeit im Jahre 1873 einige Notizen hier gegeben werden. Zunächst mufs die Bemerkung vorangehen, dafs im Dombaumeisteramte eine Aen- derung stattgefunden hat, indem Wessiken seine Stelle nieder- legte und der holländische Architekt Cuypers in dieselbe eintrat. Er wendete zunächst den schweren Schäden der Vierungsmauer und der Wände des Ostchores, sowie dem Baue der Krypta seine Aufmerksamkeit zu und gieng sodann an den technisch schwierig- sten, bei dem angenommenen Projekte wichtigsten Theil der Re- stauration, an die Auswechslung des Triumphbogens und Beseitigung des im 15. Jhrh. als Stütze für den damals schon gefahrdrohenden Bogen eingesetzten Mittelpfeilers. Mit Schlufs des Baujahres war die Hälfte der Erneuerung des Thriumphbogens und der denselben verstärkenden Theile beendet. Im kommenden soll diese Arbeit fertig werden und sodann der AViederaufbau der abgetragenen Ost- kuppel beginnen, für die der neue Dombaumeister ein Projekt nebst begleitenden Ueberschlägen und Erläuterungsbericht dem Domkapitel in Vorlage gebracht hat.

85) Während der Pavillon des Fürsten Schwarzenberg auf

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dem Weltausstellungsplatze dem Publikum die schwarzenbergische Gegenwart vor Augeu führte, gewährte die gleichzeitig im fiirstl. Sommerpalaste am Rennweg veranstaltete Ausstellung von Ar- chi Valien aus dem Wiener Centralarchive und aus den fiirstl. Ar- chiven zu Schwarzenberg in Bayern und zu Murau in Steiermark einen Einblick in die schwarzenbergische Vergangenheit. Hier wurde durch die zweckmälsige Aufstellung einer Reihe von Ur- kunden, Correspondenzen, Handschriften, Stammbäumen, Wappen, Bildern, Münzen (von den Schwarzenbergen geprägt) und Medail- len das Werden des Fürstenhauses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart und zugleich der Einflufs, den die Mitglieder desselben auf die Zeitereignisse ausübten, veranschaulicht. So ent- rollte sich hier z. B. ein Bild über das thatenreiche Leben und Wirken des so berühmten Freiherrn Johann U. zu Schwarzenberg (t 1528). Seine Wirksamkeit als Jurist charakterisierte der unter seiner Mitwirkung vorfafste und hier ausgestellte Entwurf der Carolina, seine Beziehungen zur Reformation das von ihm mit eigenhändigen Correcturen versehene Manuscript der Bekenntnifs- schrift des ansbachisohen Pfarrers Johann Rurer. Durch die Ori- ginalhandschrift seines religiös -didaktischen Gedichtes „Kummer- trost" und durch die gedruckten Ausgaben seiner Uebersetzungen der Schriften Ciceros wurde er uns als Dichter und Schriftsteller vorgeführt, als welcher vor allem auf die Hebung des sittlichen Bewufstseins im Volke hinzuwirken suchte. Die Briefe, die er während des Bauernkrieges an seinen Sohn Friedrich schrieb, liefsen ihn uns als einen gerechten und edlen Vater seiner Unter- thanen erkennen. Bei der reichen Fülle des hier ausgestellten archivalischen Materials mufsten wir es uns versagen , näher in's Detail einzugehen. Wir wollen nur noch bemerken, dafs neben anderen paläographischen und historischen Merkwürdigkeiten der obengenannten Archive auch eine illustrierte Handschrift der wür- tembergischen Reimchronik des Jacob Frischlin aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, eine aus demselben Jahrhundert stammende werthvolle handschriftliche Geschichte Karl's V. und Philipp's II. (beide aus der Handschriftensammlung des Centralarchives) und die älteste, dem Jahre 1152 angehörigo, Urkunde des Murauer Archi- ves, die zugleich die älteste Urkunde aller 46 fürstlich schwarzen- bergischeu Archive ist, ausgestellt waren. Die letztgenannte Ur- kunde ist ein Bestätigungsbrief der Schenkungen der Gräfin Emma in Babindorf an das Cistercienserkloster Sittich in Krain durch den Patriarchen Peregrin von Aquileja. Die instructive und ge- schmackvolle Inscenesetzung dieser Ausstellung, welche im Auf- trage des regierenden Fürsten vom fürstl. Centralarchivar Herrn

Adolf Berger veranstaltet worden war, fand allseitige Anerken- nung. Dieselbe bildete in intensiver Hinsicht ein würdiges Seiten- stück zur historischen Ausstellung der Stadt Wien. Denjenigen, welcher sich über die fürstl. schwarzenbergischen Archive näher belehren will, verweisen wir auf das im heurigen Jahre vom fürstl. Centralarchive herausgegebene Buch: „Die Archive des fürstl. Hau- ses Schwarzenberg ä. L., Beiträge zur Geschichte und Statistik derselben".

Schwarzenberg. A. Mörath.

86) Im Dorfe Retzney bei Ehrenhausen wird gegenvyär- tig eine römische Villa ausgegraben, welche vor 1600 Jahren hier gestanden. In der Länge von 50 Metern zeigten sich Mauer- züge in gerader und gebogener Linie, gröfsere und kleinere Ge- mächer, Wasserleitungen, Steinstufen, Bau-, Deck- und Wärme- leitziegel, Bruchstücke von Thongefäfsen und Gläsern, Mosaikboden, insbesondere eine erhebliche Masse von Wandmalereien, welche durch ihr intensives Roth, Braun, Gelb, Blau, Grau mit mancher- lei Liniierungen, Bogen, Arabesken lebhaft an die pompejanischen Fresco- Farbwände erinnern. Eine Reihe dieser W'and- und Pila- sterstücke, Thongeräthe (darunter eines mit dem Namen Firmia- nus) , Bronzeschüsseln u. s. f. und eine Münze des Kaisers Aure- lianus, welche das Alter dieser Ruine bestimmen hilft, sind im Antiken-Kabinet des Joanneums zur allgemeinen Besichtigung aus- gestellt. Angeregt von dem Interesse dieses seit Jahrzehndea wichtigsten antiken Baufundes im Umkreise der alten Römerstadt Flavium Solvense (Leibnitz), hat Graf Merane eine Summe für den Ausgrabungsfonds zur Verfügung gestellt, und die k. k. Central- kommissiou in Wien mit Zusage eines Beitrags den Leiter der Ausgrabuugsarbeiten, Prof. Dr. Friedrich Pichler, aufgefordert, die Theilnahme für dieses baugeschichtliohe Unternehmen im Lande zu erwecken. (D. Kunst-Ztg.)

87) In der Sitzung der philosophisch -historischen Clafse der k. Akademie der Wissenschaften in Wien, vom 19. Novbr. d. J., legte Prof. Mussafia eine Untersuchung unter dem Titel: „Zur Katharinen legende I." vor, worin derselbe, anschliel'send an ein Leben der heil. Katharina in paarweise reimenden Alexandri- nern, in einer Handschrift der Maixusbibliothek zu Venedig ent- halten, die sprachliche Seite dieses, besonders für die Forschung älterer italienischer Mundarten interessanten Denkmals eingehend beleuchtete, während er die literarhistorische Betrachtung der Le- gende selbst für eine spätere Abhandlung sich vorbehielt.

(Anzeiger d. k. Akad. d. W.)

Da mit dieser Nummer der Jahrgang 1873 des Anzeigers geschlossen ist, so wird die gütige Bestellung der Fortsetzung desselben hiedurch in Erinnerung gebracht. Halbjähriges Abonnement wird nicht angenommen.

Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag .der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Ntlmberg.

Gedruckt bei U. E. Sebald in Nürnberg.

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