QL 453. .Al A73 ENT Arachnologische Heft 33 Nürnberg, Juni 2007 ISSN 1018-4171 www.AraGes.de s^VTHSO Nj^ APR 29 2015 UBRNR^ Herausgeber: Arachnologische Gesellschaft e.V. URL: http://www.AraGes.de Schriftleitung: Dipl.-Biol. Theo Blick, Heidloh 8, D-95503 Hummeltal E-Mail: aramit@theoblick.de Dr. Oliver-David Finch, Universität, Fk 5, Institut fur Biologie und Umweltwissenschaften, AG Terrestrische Ökologie, D-26111 Oldenburg, E-Mail: oliver.d.finch@uni-oldenburg.de Arachnologische Mitteilungen Redaktion: Theo Blick, Hummeltal Dr. Oliver-David Finch, Oldenburg Dr. Jason Dunlop, Berlin Dr. Ambros Hänggi, Basel Gestaltung: Dr. Detlev Cordes, Nürnberg; E-Mail: bud.cordes@t-online.de Wissenschaftlicher Beirat: Dr. Elisabeth Bauchhenß, Schweinfurt (D) Dr. Peter Bliss, Halle (D) Prof. Dr. Jan Buchar, Prag (CZ) Prof. Peter J. van Helsdingen, Leiden (NL) Dr. Christian Komposch, Graz (A) Dr. Volker Mahnert, Douvaine (F) Prof. Dr. Jochen Martens, Mainz (D) Dr. Dieter Martin, Waren (D) Dr. Ralph Platen, Berlin (D) Dr. Uwe Riecken, Bonn (D) Dr. Peter Sacher, Abbenrode (D) Prof. Dr. Wojciech Star^ga, Warszawa (PL) Erscheinungsweise: Pro Jahr 2 Hefte. Die Hefte sind laufend durchnummeriert und jeweils abgeschlossen paginiert. Der Umfang je Heft beträgt ca. 50 Seiten. Erscheinungsort ist Nürnberg. Auflage 450 Exemplare Druck: Fa. Grüner Druck GmbH, Erlangen. Autorenhinweise/Instructions for authors: Arachnol. Mitt. 32: letzte Seiten und im Internet: http://www.arages.de/files/AraGes_InstrAuthor.pdf Bezug: Im Mitgliedsbeitrag der Arachnologischen Gesellschaft enthalten (25 Euro, Studierende 15 Euro pro Jahr), ansonsten beträgt der Preis für das Jahresabonnement 25 Euro. Bestellungen sind zu richten an: Dirk Kunz, Forschungsinstitut und Naturmuseum Senckenberg, Senckenberganlage 25, D-60325 Frankfurt, Tel. +49 69 7542 311, Fax +49 69 7462 38, E-Mail: Dirk.Kunz@Senckenberg.de oder via Homepage: www.AraGes.de (Beitrittsformular) Die Bezahlung soll jeweils im ersten Quartal des Jahres erfolgen auf das Konto: Arachnologische Gesellschaft e.V. Kontonummer: 8166 27-466 Postbank Dortmund, BLZ 440 100 46 IBAN DE75 4401 0046 0816 6274 66, BIC (SWIFT CODE) PBNKDEFF Die Kündigung der Mitgliedschaft oder des Abonnements wird jeweils zum Jahresende gültig und muss der AraGes bis 15. November vorliegen. Umschlagzeichnung: P. Jäger, K. Rehbinder Berücksichtigt in den "Zoological Record" Arachnol. Mitt. 33: 1-46 Nürnberg, Juni 2007 Arachnol. Mitt. 33: 1-6 Nürnberg, Juni 2007 250 Jahre „Svenska spindlar I Aranei Svecici “ Jakob E. Walter Abstract: 250 years„Svenska spindlar / Aranei Svecici". On the occasion of the anniversary of C.A.CIerck's book "Swedish spiders" the paper deals with the beginnings of spider taxonomy, Clerck's life (1709-1 765) and work, and P. Bonnet's successful campaign for the validation of species names given by Clerck. Key words: Aranei svecici, Clerck 1 757, history of arachnology, spiders, validation of Clerck's names „Clerck, 1757“ - der Autorenname ist jedem Arachnologen bekannt. Das Werk „Svenska spindlar“ oder „Aranei svecici“ (CLERCK 1757) - es ist konsequent zweisprachig, näm- lich schwedisch und lateinisch - war die erste taxonomische Arbeit, die sich ausschliesslich mit Spinnen befasste. Das 250-jährige Jubi- läum der Publikation ist Anlass zu dieser Würdigung. Die Welt im Jahre 1757 In Europa herrscht der siebenjährige Krieg; Österreich und Russland verbünden sich gegen die Preussen unter Friedrich II. (dem Grossen). In Indien besiegen die Engländer den mit Frankreich verbündeten Nabob von Bengalen und verdrängen damit die Fran- zosen. Angesichts englischer und russischer Vorstösse nach Asien versucht China seine Grenzen auszuweiten und erobert dabei die Dsungarei. Weltweit blüht der Sklavenhandel; erst in 50 Jahren wird er in England verboten werden. Die Antarktis ist noch nicht entdeckt, und James Cook wird seine erste Weltreise (1768-1771) erst in elf Jahren beginnen. Im Kanton Schaffhausen, Schweiz, der Heimat des Autors, erhält die Gemeinde Neunkirch von der Schaffhauser Regierung die Erlaub- nis, an „unschädlichen Orten“ Kartoffeln zu pflanzen, nicht aber innerhalb der Zeigen, d. h. der Flächen, auf denen Dreifelderwirtschaft betrieben wurde. Die Epoche wird „Aufklärung“ genannt. Jakob E. WALTER, Rheinfallquai, CH-821 2 Neuhausen E-Mail: jakob.walter@smile.ch SÜ m SVENSKA SPINDLAR UTI SIMA HUFVUD-SLÄGTER INDELTE v* i 'L- 1 * Samt Under NÄGRA OCH SEXTIO SARSK1LDTE ART ER Beskrefne OCH MED ILLUMTNERADE FIGURER UPLYSTE, PA KO NGL. VETENSK. S0C1ET. / UPSALA BEFALLN1NG UTGJFNE Ae Dfss Ledamot Carl Cler c_k. Garoli Clerck Reg. Soc. Sc i ent. . Ups al. Memb. R A N E I SVECICI, 1 PT ! ON 1 BUS ET Fl GUR IS ^BNEIS 1LLUSTR ATI , GENERA SUBALTERNA REDACTI, ST E Gl E B US ULTRA LX DETERMINATE REG IM SOC IE TATIS * SC IE NTIAR UM VT S AL II: NS I S . STOCKHOLM!.'}- , Literjs LAUR. S AL^^^MüC^.yu!'^ '■ 7- * ' fjr'i ' . Abb. 1 : Titelblatt von Clerck (1757). Fig. 1: Title page of Clerck (1757). Arachnologie bis zum Jahre 1757 Bis ins Zeitalter der Aufklärung im 17./18. Jahr- hundert war das monumentale Werk von Aris- toteles (384-322 vor unserer Zeitrechnung) das Mass der Naturwissenschaften. Autoren trugen akribisch zusammen, was Aristoteles, Plinius, aber auch arabische Gelehrte geschrieben hatten, doch 2 Jakob E. Walter fortfarande pä denna ännu nog oha- dg framhärdar med all undcrfätelig jTIGSTE ALLERNÄDIGSTE KÖNUNG ! KONGL: MAJlTS underditnigfte ochivoplt*figße underßte ccb tjdnare Carl Clfrck. Abb. 2: Die Widmung für den König umfasst drei Seiten. Man beachte die Schriftgrössen für den König und für den Verfasser! Fig. 2: The dedication to the king takes three pages. Note the respective letter sizes for the king and for the author! eigene Beiträge wurden nur äusserst spärlich beige- fiigt und beschränkten sich meist auf Kuriositäten, Monstrositäten und Volksmedizin. Beispiele dafür sind ALDROVANDI (1602) und MOFFET (1634). Vorreiter einer neuen Zeit waren Jan Swammer- dam (1637-1680), der einzigartige Abbildungen zur Anatomie von Insekten veröffentlichte (http: //gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k98985f und http: //gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k98962s), Anna Sibylla Merian (1647-1717) mit künstlerisch her- vorragenden Bildern von Pflanzen, Insekten und auch Spinnen, welche auf genauer Beobachtung und Beschreibung fussten, oder August Johann Rösel von Rosenhof (1705-1759), der in den ab 1740 erschienenen Folgen der „Insecten-Belusti- gung“ präzise Beobachtungen mit wunderschönen, exakten Abbildungen verband. Andere Versuche, etwa ALBIN (1736), wirken daneben noch recht kindlich, sind aber ebenfalls Ausdruck der neuen Zeit, in welcher eigene Anschauung der Überliefe- rung alten Wissens vorgezogen wird. Dabei fällt auf, dass die Autoren der Aufklärung einen eigentlichen Neubeginn machen, indem sie die althergebrachten Schriften nicht einmal zitieren. Besondere Erwähnung auf dem Gebiete der Arachnologie verdient der englische Arzt Dr. Martin Lister (1638-1712), der in seinem „Trac- tatus de Araneis“ (1678 - Kurztitel nach Clouds- ley-Thompson in PARKER & HARLEY 1992) 34 Arten nicht nur beschreibt, sondern auch sinnvoll gruppiert; er schildert Beobachtungen und sogar Versuche (WALTER 2000). LISTER (1678) verzich- tete jedoch auf Namen und kann deshalb nicht in die „Ahnenreihe“ der Taxonomen aufgenommen werden. Carl Alexander Clerck Clerck wurde 1709 geboren und ging 1726 auf die Universität Uppsala. Wegen Geldmangels musste er die Hochschule vorzeitig verlassen, trat in den Staatsdienst ein und arbeitete schliesslich in der Stadtverwaltung von Stockholm. 1739 besuchte er Vorlesungen von Carl von Linne, entwickelte Interesse an der Naturgeschichte und begann, Spinnen zu sammeln und zu bearbeiten. Nach der Veröffentlichung von „Svenska Spindlar“ im Jahre 1757 bearbeitete Clerck Insekten, doch wurden von seinen „Icones insectorum rariorum“ nur zwei Teile veröffentlicht; das Werk blieb nach Clercks Tod am 22. Juli 1765 unvollendet. Clercks Samm- lungen werden im Schwedischen Naturhistorischen Museum aufbewahrt. Clerck wurde 1756 Mitglied der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in Uppsala und 1764 der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften (WIKIPEDIA 2007, Kronestedt in litt.). Ein Portrait von Clerck ist nicht bekannt (Kronestedt in litt.). „Svenska Spindlar“ Das Werk umfasst nach dem Titelblatt (Abb. 1) eine dreiseitige Widmung an den König (Abb. 2), einen kurzen, von Carl von Linne Unterzeichneten Protokollauszug der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in Uppsala mit Beschreibung und Würdigung der Arbeit, ein zehnseitiges Vorwort des Autors, 154 Seiten Text (Abb. 3) samt Register der Artnamen und sechs (in der mir vorliegenden Ausgabe ausklappbare) Tafeln mit gesamthaft 71 Abbildungen, von denen ein Teil mehrere Darstel- 250 Jahre „Aranei Svecici 1 3 lungen enthält (Abb. 4). Abgebildet sind in hand- kolorierten Kupferstichen die Spinnenarten, meist in Dorsalansicht, dazu oft ihre Augenstellungen, die männlichen Taster, die Abfolge der Beinlän- gen, gelegentlich auch der Umriss in natürlicher Grösse, ein Ei und in einem Falle ein schlüpfendes Jungtier. Förra Stycket, Om Spindlar i Gemen. I; • FÖRRA AfDELNXKÖEN. Omhmdfm, <*i allm&st hlancLSp'mdlar. V ' § t. fetnarntaet Spindel, vil jag ingä andra hafva beo-repne, r,iivaS Btfjt oCb Bälßtta med et {maltj äße ulfammam, H „a. A aßelj -B;; »d armkrnaymmHomrna un- ;iade, «Whvtmts h der Ulen, \ Pars Prior, , De Aranas in genere. ’ Sectio Prior, Ve || (flits omnibus Arr.neis fimt communin. 2, i- rmm sjamuie. millos alios infigoiros vdlo.apiam-eos, quorum peSor* W am tetifti qitadam jimtfnracobarcnt , & quorum mares in bracin ', s, md'yerofitb afais, membra Jua genitalia babent , Abb. 3: Vignette am Anfang des Textes: Zwei Forscher wenden sich von Stadt und Grosstier ab und untersu- chen mit Fernglas und Mikroskop eine Radnetzspinne. Fig. 3: Vignette at the beginning of the text:Two investigators turn away from the city and large animals and examine, by telescope and microscope, an orb-web spider. Der Text beginnt mit einer Aufzählung der gemeinsamen Merkmale der Spinnen; Clerck führt dazu 18 Punkte an. Dann folgen, ebenfalls nummeriert, die Körperteile und ihre Ausbildung bei verschiedenen Arten, eine Grosssystematik und schliesslich die Artbeschreibungen. Clerck benutzt die hierarchischen Stufen Ag- men, Classis, Genus und Species, wobei sein Genus nicht dem heutigen Gebrauch entspricht - er fuhrt alle Spinnen unter dem Gattungsnamen Araneus (daran besteht kein Zweifel, auch wenn er das Wort Araneus teils ausschreibt, teils abkürzt, teils weglässt, so dass man argumentieren könnte, Clerck benutze nicht konsequent die binäre Nomenklatur). Auf der obersten Stufe unterscheidet er zwischen luft- und wasserlebenden Arten, wobei er in die zweite Gruppe nur die Wasserspinne Argyroneta aquatica einordnet. Die erste Gruppe teilt er ein in die Klassen Retiarii (Netzbauer) und Saltatores (Springer), bei den Netzbauern unterscheidet er Verticales (senkrecht), Irreguläres (unregelmässig) und Textores (Weber), bei den Saltatores folgt er Lister mit der Unterteilung in Lupi (Wölfe - der Name geht auf Zeiten vor Lister zurück), Phalangii und Cancriformes (Krabbenförmige). WALCKE- NAER (1805) schuf eine ungleich kompliziertere Systematik, doch manche Elemente aus Clercks Gruppierung finden sich noch in derjenigen von Latreille (1810). Zu den Verticales zählt Clerck die Erbauer von Radnetzen, zu den Irreguläres Kugel- und Baldachinspinnen, aber auch Singa hamata , zu den Textores die Trichternetzspinnen, aber auch Clubiona pallidula. Die Lupi umfassen die Wolfs- und Raubspinnen, die Phalangii die Springspinnen und die Cancriformes die Krabben-, Lauf- und Riesenkrabbenspinnen. Bei Clercks Liste fällt das verständliche Vor- herrschen von grösseren Arten auf, die schwache Vertretung der Baldachinspinnen mit nur drei Arten, das Fehlen von Arten mit unterirdischer Lebensweise (keine Plattbauchspinne, eine einzige Sackspinne) und damit auch von Arten mit sechs Augen - für Clerck ist der Besitz von acht Augen ein sicheres Spinnenmerkmal. Von den 66 aufgeführten Arten sind 53 heute anerkannt; die Differenz kommt zu Stande einer- seits durch gesonderte Nennung von Farbvarietäten wie bei Enoplognatha ovata, andererseits durch eini- ge wenige Beschreibungen, die sich keiner Art zu- ordnen lassen, oder durch die separate Aufführung der beiden Geschlechter von Micrommata virescens. Ein Weberknecht und ein Afterskorpion werden ebenfalls abgebildet, doch vertritt und begründet Clerck mit Verve seine Überzeugung, dass das keine Spinnen seien, sondern von diesen so verschieden „wie der Habicht vom Huhn“. Offenbar rechnete Clerck mit Widerspruch, schildert er doch ausführ- lich, dass er diesen Punkt Carl von Linne erläutert und dessen Unterstützung erhalten habe. 4 Jakob E. Walter Abb. 4: Ausschnitt aus Clercks Tafel 3: Tab. 1 : Fig. 1 : A. montanus [= Neriene montana ] Fig. 2: männlicher Taster: A:äussersterTeil. B, C: Befruchtungs- apparat, welcher sich bei der Paarung biegt und öffnet. D, E: weitere, behaarte Teile. F: grosse Höhle, in welcher das männliche Geschlechtsorgan sitzt. Fig. 3: Augen Ta b. 3 : A. triangularis [= Linyphia triangularis ] Tab. 4: A. castaneus [= Steatoda castanea] Fig. 4: Example from Clerck's plate 3: Tab. 1 : Fig. 1 : A. montanus [= Neriene montana] Fig. 2: male palp: A: outermost part. B, C: reproductive organ, which bends and opens during copulation. D, E: further, setose parts. F: large cavity containing the male genitalia. Fig. 3: eyes Ta b. 3 : A. triangularis [- Linyphia triangularis ] Ta b. 4: A. castaneus [= Steatoda castanea ] Die Artbeschreibungen sind sehr einheitlich aufgebaut: Nach dem Namen folgen Lebensraum und Datum des Fanges und teils ausführliche Schilderungen von Beobachtungen, dann werden in immer gleicher Reihenfolge Augen, Beine, Vorderkörper (Prosoma), Hinterleib (Abdomen), Taster und Cheliceren abgehandelt. Darstellung und Sprache wirken erfrischend klar und präg- nant; auf umständliche Formulierungen stösst der Leser eigentlich nur, wenn es um den Ausdruck ausreichender Ehrerbietung gegenüber Carl von Linne oder dem König geht. Clerck sah zwar in den männli- chen Tastern (nicht hingegen in den weiblichen Genitalien) Merkmale, die bei einer Beschreibung zu be- rücksichtigen sind. Zur Artunter- scheidung zog er sie jedoch nicht bei, wobei sein Ziel ganz allgemein nicht die Unterscheidung, sondern die Beschreibung und Gruppierung war. Weshalb Clerck den von C. von Linne eingefiihrten Gattungsnamen Aranea durch Araneus ersetzte, geht aus seinem Werk nicht hervor. Die 10. Auflage von Carl von Linnes „Systema naturae“ Noch in der 9. Auflage von „Sys- tema naturae“ (LINNAEUS 1756) hatte von Linne ganze sechs Spinnen aufgeführt - er kannte offenbar LISTER (1678) noch nicht. Die Publikation von Clerck im folgenden Jahr war also ein ge- waltiger Fortschritt, mindestens für Kontinentaleuropa. Die 10. Auflage (LINNAEUS 1758) weist grosse Fortschritte gegenüber der vorangegangenen auf: von Linne nennt nun 39 Spin- nenarten, davon sechs aus dem Ausland; bei 12 Spinnenarten, einem Weberknecht und einem Pseudoskorpion zitiert er Clerck. Auch die übrige zeitgenössische Literatur, einschliesslich Lister, ist jetzt berücksichtigt. Die Be- schreibungen sind selbstverständlich viel knapper als bei Clerck. Die Aufzählung wirkt zufällig und lässt weder formal noch inhaltlich einen Versuch erkennen, die Arten zu gruppieren. Wie schon Clerck gibt auch von Linne den Besitz von acht Augen als Merkmal der Spinnen an; im Gegensatz zu diesem enthält seine Liste jedoch mit Aranea senoculata [= Segestria s.] auch eine sechsäugige Art. Dass von Linne zwar grosszügig andere Auto- ren zitierte, aber nur 12 der 66 Clerckschen Arten übernahm und bei keiner davon das Werk Clercks an erster Stelle nannte, lässt eigentlich nur einen 250 Jahre „Aranei Svecici‘ 5 Schluss zu: Er wollte den (richtigen) Eindruck ver- wischen, dass inzwischen das Werk von Clerck zur Grundlage der europäischen Spinnen-Taxonomie geworden war. Weshalb von Linne die weibliche Form des Gat- tungsnamens, Aranea , beibehielt, geht aus seinem Werk nicht hervor - es spricht jedoch für den im vorstehenden Satz geäusserten Verdacht. Die ICZN (International Commission on Zoological Nomenclature) Die Nomenklaturkommission, wie sie heute be- steht, entstand allmählich; ihre Aufgabe, der Erlass von Regeln für eine einheitliche Handhabung der Nomenklatur, wurde zuerst von den internatio- nalen zoologischen Kongressen wahrgenommen. Während des 2. Internationalen Zoologischen Kongresses, 1892 in Moskau, wurde beschlossen, die 10. Auflage von von Linnes „Systema naturae“, die erstmals konsequent die binäre Nomenklatur verwendete, solle als Beginn der Nomenklatur gelten; frühere Namen verloren damit ihre Gül- tigkeit. Diese Regel trat 1901 in Kraft (ICZN 2007). So sinnvoll sie sein mochte, wurde sie den Verhältnissen in der Araneologie nicht gerecht, wo sich für viele häufige Arten die ebenfalls binären Clerckschen Namen eingebürgert hatten. Die meisten Spinnenforscher setzten sich über die Entscheidung der Kommission hinweg und ver- wendeten in den folgenden Jahrzehnten weiterhin die Namen von Clerck. Einige jedoch hielten sich an die neue Regel und führten damit zu Verwirrung, denn schon von Linne hatte Clercksche Arten bei der Übernahme umbenannt, und auch bei Arten, die erst später erneut beschrieben wurden, hatte nach der Regel der neue Namen zu gelten. Pierre Bonnets Kampf und Triumph Pierre Bonnet (1897-1990) hatte über Häutung, Autotomie und Regeneration bei Spinnen sowie über Dolomedes spp. doktoriert und arbeitete bis zu seiner Pensionierung an der Universität Tou- louse (Frankreich). Nach etwa 50 Publikationen über die Biologie von Spinnen verfasste er das monumentale Werk „Bibliographia Araneorum“, das von 1945 bis 1961 veröffentlicht wurde, 6481 Seiten umfasst und weit mehr als ein Katalog ist. Ab 1945 betrafen Bonnets Publikationen meist taxonomische und nomenklatorische Themen (ANONYMUS 1992), ausserdem verfasste er „Le chant des arachnologistes“, der jeweils an den euro- päischen arachnologischen Kolloquien gemeinsam gesungen wird. Zwar hatte schon Eugene Simon, selbst Mit- glied der Nomenklatur- Kommission, 1903 einen Vorstoss unternommen, das Stichjahr auf 1751 vorzuverlegen und damit Clercks Namen gültig zu machen. Die Kommission erhielt jedoch erst 1913 die Befugnis, Ausnahmen zu verfügen, und offenbar Hessen sich Regeln nicht so einfach ändern, wie sich das Simon vorstellte. Im Hinblick auf den Kongress in Paris 1948 verfasste Pierre Bonnet eine Petition (BONNET 1947) und schickte sie an die 64 damals bekannten Araneologen. Die Antworten sind in BONNET (1950) auszugsweise wiederge- geben; Bonnet zählte 44 „Clerckisten“, die seine Petition unterstützten, 7 „Linneisten“, welche die Petition gleichwohl begrüssten, und 4 Gegner; dazu kommen zwei, die sich keine Meinung anmassen wollten, und von sieben erhielt er keine Antwort. Beim Einreichen der Petition kommentierte und interpretierte Bonnet die Antworten der Geg- ner einzeln, um ihr Gewicht zu vermindern, griff aber auch zur unverhohlenen Drohung „Si notre Petition est rejetee, c’est l’anarchie qui continue . . . il n’y a pas de doute que les 49 „clerckistes“ purs actuels resteront ainsi en rebellion avec l’article 26“ („Wenn unsere Bittschrift abgelehnt wird, dauert die Anarchie fort ... es besteht kein Zweifel, dass die 49 heutigen reinen „Clerckisten“ im Aufstand gegen den Artikel 26 verharren werden“). Tatsäch- lich stiess sein Anliegen in der Kommission nicht auf grossen Widerstand, doch um das geeignete Mittel, zum Ziel zu gelangen, wurde lange gerun- gen - die Diskussion füllt mehrere Protokollseiten (ICZN 1950a, 1950b, 1951). Die Übernahme von Bonnets Vorschlag „... excepte pour l’ordre des Araneides, pour lequel l’ouvrage de Clerck, «Aranei Suecici» (1757) a priorite.“ („... mit Ausnahme der Ordnung Araneae, für welche das Werk von Clerck, «Aranei Suecici» (1757) Priorität hat“) befriedigte nicht; schliesslich einigte sich die Kommission auf einen Anhang, in welchem fest- gelegt wurde, Clercks Namen seien zu behandeln, als wären sie im Jahre 1758 an einem Datum vor Linnes „Systema naturae“ veröffentlicht worden. Inzwischen wurde, mit dem selben Ergebnis, die Regelung vom Anhang in den „Code“ selbst ver- pflanzt; sie lautet jetzt (KRAUS 2000: 39-40): 6 Jakob E. Walter „ Artikel 3. Zeitpunkt des Beginns. Das Datum 1 Januar 1 758 ist in diesen Regeln künst- lich festgelegt als Zeitpunkt des Beginns zoologischer Nomenklatur. 3.1 . Arbeiten und Namen die vor 1 758 veröffent- licht worden sind. Zwei Werken wird unterstellt, am 1 Januar 1 758 pub- liziert worden zu sein. - Linnaeus' Systema Naturae, 1 0. Auflage - Clerck's Aranei Svecici Namen der letzteren Veröffentlichung haben Vorrang vor Namen in der voranstehenden, aber Namen in jedem anderen im Jahr 1 758 erschienenen Werk wird unterstellt, nach der 10. Auflage des Systema Naturae publiziert worden zu sein. “ Damit ist Carl Alexander Clerck nicht nur ein Pionier der arachnologischen Taxonomie, sondern auch, dank Simon, Bonnet und der allgemeinen Widerborstigkeit der damaligen Arachnologen, die einzige Ausnahme von der Regel, wonach die zoologische Nomenklatur mit der 10. Auflage von „Systema naturae“ beginnt. Dank Ich danke Theo Blick, Hummeltal, für die Anregung zu diesem Aufsatz; demselben sowie Brigitte Oechslin, Schaffhausen, Peter Jäger, Frankfurt, und Hans Thomas, Zürich, für Hilfe beim Beschaffen von Literatur; Peter Jäger und Torbjörn Kronestedt, Stockholm, für wertvolle Hinweise und Ergänzungen; meinem Schwager Markus Späth, Feuerthalen, für historische Beratung; meiner Frau Christa Walter für Übersetzungen aus dem Schwedischen und Jason Dunlop, Berlin, für Hilfe mit der englischen Sprache. Literatur ALBIN E. (1736): A natural history of spiders and other curious insects. London. 85 S. & 53 Tafeln ALDROVANDI U. (1602): De animalibus insectis libri septem. Bellagamba, Bologna. 820 S. (Internet: http: //gallica.bnf.fr) Anonymus (1992): Pierre Bonnet, 1897-1990. - Bull. Br. arachnol. Soc. 9: 31-32 BONNET P. (1947): Petition adresse ä la Commission de Nomenclature zoologique en faveur de la priorite des noms d’araignees de Clerck. Douladoure, Toulouse. 30 S. BONNET P. (1950): Reconnaissance officielle de la priorite des Aranei Suecici de Clerck. Douladoure, Toulouse. 31 S. CLERCK C. (1757): Aranei svecici, descriptionibus et figuris aeneis illustrati, ad genera subalterna redacti, speciebus ultra LX determinati, auspiciis regiae soci- etatis scientiarum Upsalensis. Salvius, Stockholmiae. 169 S. & 6 Tafeln (Internet: http://www-gdz.sub.uni- goettingen.de/cgi-bin/digbib.cgi?PPN367246287) ICZN (1950a): Proposed amendment of article 26 to provide availability for the names published in Clerck’s Aranei Suecici of 1757 (Commission’s reference Z.N.(S.) 238). - Bull. Zool. Nomencl. 3: 172-176 ICZN (1950b): Arachnid names published in Clerck, 1757: proposal to make available: preliminary discus- sion. - Bull. Zool. Nomencl. 3: 274-277 ICZN (1951): Proposition 1 (supplement) Clerck, 1757, „Aranei Svecici“ proposed validation for nomenclato- rical purposes of the names published in: discussion on, concluded. - Bull. Zool. Nomencl. 4: 315-319 ICZN (2007): International Commission on Zoological Nomenclature. - Internet: http://www.iczn.org (22. April 2007) KRAUS O. (Hrsg.) (2000): Internationale Regeln für die Zoologische Nomenklatur. 4. Auflage. Offizieller Deutscher Text. - Abh. Naturwiss. Ver. Hamburg (NF) 34: 1-232 LATREILLE PA. (1810): Considerations generales sur l’ordre naturel des animaux composant les classes des crustaces, des arachnides, et des insectes. Schoell, Paris. 444 S. LINNAEUS C. (1756): Systema naturae. Haak, Lugduni Batavorum. 227 S. LINNAEUS C. (1758): Systema naturae. 10., überarbei- tete Auflage. Salvius, Stockholmiae, Band 1, 721 S. (http://dzl.gdz-cms.de/index.php?id=img8cno_ cache=l&IDDOC=265100). LISTER M. (1678): Historiae animalium Angliae tres tractatus. Unus de araneis. Alter de cochleis tum ter- restribus tum fluviatilibus.Tertius de cochleis marinis. Royal Society, London. 250 S. MOFFET T. (1634): Insectorum sive minimorum ani- malium theatrum. London. 326 S. (http://www.gdz- sub.uni-goettingen.de/cgi-bin/digbib.cgiPPPN371 060702). PARKER J. &B. Harley (Hrsg.) (1992): Martin Lister's English Spiders, 1678. Harley Books, Colchester. 208 S. WALCKENAER C.A. (1805): Tableau des araneides. Dentu, Paris. 88 S. WALTER J.E. (2000): A look at arachnology in the 18th century. - Ekolögia (Bratislava) 19 (Suppl. 3): 281-282 WIKIPEDIA (2007): Carl Alexander Clerck. - Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Alexander_Clerck (22. April 2007) Arachnol. Mitt. 33:7-10 Nürnbergjuni 2007 Erstfund von Hahnia picta (Araneae, Hahniidae) in Deutschland - mit Angaben zu Habitatpräferenz und Verbreitung Karl-Hinrich Kielhorn &Theo Blick Abstract: First record of Hahnia picta (Araneae, Hahniidae) in Germany - with data on habitat preference and distribution. A female of the dwarf sheet spider Hahnia picta Kulczynski, 1 897 was found in an old castle park in Berlin (Germany). All published records as well as unpublished records from Austria are listed and mapped. This species is rarely recorded. Its distribution is confined to Europe. H. picta seems to live exclusively under the bark of old deciduous trees. Key words: arboreal, distribution, Europe, faunistics, spider Hahnia picta Kulczynski, 1897 gehört zu den selten nachgewiesenen Arten der Gattung Hahnia C.L. Koch, 1841 in Europa. Die Errichtung der mono- typischen Gattung Hahniharmia für H picta durch Wunderlich (2004) wird von Platnick (2007) nicht anerkannt. Aufgrund des Verbreitungsbildes wurde bereits von verschiedenen Autoren ein Vor- kommen in Deutschland vermutet (HARM 1966, WUNDERLICH 1982). Der nun erfolgte Nachweis bietet den Anlass, Angaben zur Verbreitung der Art und zu ihrer Habitatpräferenz zusammenzu- stellen. Bestimmung Die Bestimmung des Weibchens ist mit allen bei PLATNICK (2007) genannten Abbildungen eindeu- tig möglich: Chyzer & Kulczynski (1897: pl. 7, f. 15), SIMON (1937: 1023, f. 1596), HARM (1966: 366, f. 59-60), LOKSA (1969: 123, f 83A), MIL- LER (1971: 177, pl.XXIX, f. 27), DZIABASZEWSKI (1975: 101, f. 2), HEIMER &NENTWIG (1991: 371, f. 958.3-4), Wunderlich (2004: 1466, f. 44-45 - sub Hahniharmia). Erstnachweis für Deutschland Ein Weibchen von H. picta wurde am 26.2.2006 im Schlosspark Schönhausen (Berlin-Pankow) aus rotfaulem Eichenstarkholz gesiebt (leg. J. Esser, det. K.-H. Kielhorn, vid.T. Blick, coll. K.-H. Kielhorn). Das Holz war im Zuge einer Auslichtung zur Wege- sicherung aus der Krone einer freistehenden Eiche Dr. Karl-Hinrich KIELHORN, Albertstr. 1 0, D-1 0827 Berlin, E-Mail: kh.kielhorn@gmx.de Theo BLICK, Heidloh 8, D-95503 Hummeltal, E-Mail: info@theoblick.de in 10-15 m Höhe entnommen worden. Neben H. picta wurde auch ein Weibchen von Mastigusa arietina (Thorell, 1871) nachgewiesen. Verbreitung Nachfolgend werden die Fundmeldungen fur H. picta aufgeführt und soweit möglich für jeden Fundort Koordinaten angeben (Koordinatensystem: ETRS 89). In Europa wurde H. picta aus folgenden Ländern gemeldet (Abb. 1): Frankreich. SlMON (1937): Föret de Perseigne (Sarthe), 48° 24' 28" N, 0° 15' 03" O, östlich Alenfon und Föret de Fontainebleau (Seine-et-Marne), 48° 24' 04" N, 2° 38' 51" O. 1 <5, 1 $ Fontainebleau, coli. Simon Nr. 532, Museum Paris, T. Blick vid. Deutschland. Berlin-Pankow, Schlosspark Schönhau- sen, 52° 34' 42" N, 13° 24' 26" O, TK25 Nr. 3446, 43 mü. NN, 26.2.2006,1$. Polen. DZIABASZEWSKI (1975): Rogalin südlich Poznan, 52° 13' 58" N, 16° 56' 08" O, 4.6.1974, 1$ unter der Rinde einer von Borkenkäfern zerfressenen, verdorrten Ulme. Dementsprechend wird die Art von STAR^GA (2004) für Polen aufgelistet. Tschechische Republik. MILLER (1971): Lednice, Südmähren, 48° 48' 13" N, 16° 48' 34" O, „Unter der abgelösten Rinde von Bäumen. Bei uns bisher nur im Park von Lednice“. Die genauen Funddaten hat KÜRKA (2000) in F. Millers Sammlung recherchiert: 27.3.1961, 4d 3 $ ljuv, 30.4.1961, 16 4$, 5.5.1961, 4$ , 4.9.1961, 76 4$ . HARM (1966) schreibt zu den Fundumständen : „Miller (in litt.) sammelte sie in einer großen Parkanlage unter der Rinde von alten Ahornen {Acer pseudoplatanus), Platanen und Rosskastanien.“. BUCHAR & RÜZICKA (2002) nennen keine weiteren Nachweise. Slowakei. FRANC &c HANZELOVÄ (1996, 1997): Hronskä Dübrova, Naturschutzgebiet Boky, 48° 34' 27" N, 18° 59’ 30" 0, 1.2.1992, 1 $ und 12.4.1993 1 $ , im 8 K.-H. Kielhorn & T Blick Mulm der Bäumhöhle einer alten Eiche; Dobra Niva, 48° 28' 00" N, 19° 06' 00" O, 27.9.199 2,29 in einer Höhlung einer Solitäreiche. Diese Funde sind auch bei GAJDOS et al. (1999a, 1999b) enthalten. Österreich. Von mehreren Autoren wird ein Vorkom- men in Österreich erwähnt (SlMON 1937, HARM 1966, WUNDERLICH 1982), allerdings ohne detail- lierte Fundangaben zu nennen. In der Checkliste der Spinnen Mitteleuropas wird die Art für Österreich nicht angegeben (BLICK et al. 2004). Übersehen wurde aber bisher die Meldung von KULCZYNSKI (1898) aus den Wiener Donauauen, vom Prater bis Langenzersdorf, 48° 18' 35" N, 16° 21' 26" O, 13, leg B. Kotula 1891. Aktuellere Funde stammen aus Purgstall an der Erlauf in Niederösterreich und Umgebung (Prof. F. Ressl in litt.): „In Baummulm: Petzelsdorf, am Schluechtenbach in hohler Weide, 3 ? (19.5.1955, det. E. Kritscher); Schauboden, Meierhof in Birn- stamm-Mulm, 2 $ (5.10.1971); Purgstall, ehemaliger Ziegelofen in abgestorbener Linde, 3 (24.10.1969) und in Birn-Moderholz, 3 9 (5.2.1970). In Rinden- spalten alter Birnbäume: Purgstall, am Feichsenbach, <3 (28.2.1957) und Kulturland westlich des Ortes, je 19 (24.7.1982, leg. J. Wunderlich und 18.5.1984); unter Rindenschuppen einer mächtigen Gleditschie: Purgstall, Schloßpark, 9 (25.1.1957).“ (Koordinaten: Petzelsdorf 48° 04' 06" N, 15° 09' 18" O, Schauboden 48° 04' 43" N, 15° 07' 37" O, Purgstall 48° 03' 30" N, 15° 08' 16" O). 33,39, ljuv. (ohne weitere Details) in coli. Wunderlich (Wunderlich in litt.) Ungarn. CHYZER & KULCZYNSKI (1897): Hadhäz, heute Hajdühadhäz (locus typicus), 47° 41' 21" N, 21° 40' 22" 0, 1 9 , nördlich von Debrecen. Die von SAMU & SZINETÄR (1999, vgl. auch http://www.julia-nki.hu/ arachnol.html) genannte Quelle bezieht sich auf diesen Nachweis. Woher das von LOKSA (1969) abgebildete Material stammt, ist nicht nachvollziehbar. Außerdem fand SZINETÄR (in litt., vgl. SZINETÄR Sc HORVÄTH 2006) 13,1 juv. am 8.12.1995 in Debrecen, 47° 31' 53" N, 21° 38' 26" O, unter Rinde von Platanus hybrida. Bulgarien. LAZAROV et al. (2001): Sashtinska Sredna Gora Mountains, Bunaya Peak (1572 m), 42° 36' 17" N, 24° 21' 15" O, Gebirgswiese, 1 3 , Luda Yana River (1000-1300 m), 42° 31' 29" N, 24° 13' 52" O, feuchter Laubwald, dominiert von Rotbuche, 13. Fangzeit- raum: 1995-1998. Diese Quelle ist bei DELTSHEV Sc BLAGOEV (2001) genannt und die Art wird auch bei BLAGOEV et al. (2006) aufgeführt. Rumänien/Ukraine. Von WEISS &.PETRISOR (1999) bzw. WEISS Sc URÄK (2000) wird H. picta für Rumä- nien genannt. Die Meldung geht zurück auf ROSCA (1936): Bukowina, „Karpatische Art der Wiesen, häufig im Gebüsch und Gras an Waldrändern“ (provisorische Koordinaten für Czernowitz: 48° 16' 54" N, 25° 56' 53" O). Sowohl die Häufigkeitsangabe wie auch der Lebensraum lassen auf eine Verwechslung mit einer der häufigeren Hahnia- Arten, evtl. Hahnia nava , schließen (I. Weiß in litt.). Da die Bukowina nach dem 2. Welt- krieg zwischen Rumänien und der heutigen Ukraine aufgeteilt wurde, bezieht sich die fragliche Nennung für die Ukraine von MIKHAILOV (1997) ebenfalls auf diese Meldung. Ein weiterer unpublizierter Fund aus dem südlichen Siebenbürgen (Slimnic, 30.4.1975, 45° 55' 13" N, 24° 09' 41" O) ist ebenfalls zweifelhaft (I. Weiß in litt.) und kann zur Zeit nicht überprüft werden (Museum Sibiu: Inv. Nr. 521-15.2.4/1). Russland. Die Meldung für das südliche europäische Russland (mittleres Wolgagebiet, provisorische Ko- ordinaten für Samara: 53° 12' 58" N, 50° 12' 37" O) durch Aleynikova ScTyschchenko (1969), vgl. auch MIKHAILOV (1997), wird von Mikhailov (in litt.) bezweifelt. Die Autoren befassen sich mit am Boden lebenden Spinnen und melden H. picta (und weitere Arten) aus Nadelwäldern der Taiga neu für die UdSSR. Italien. CAPORIACCO (1951): Felsen über der Grotta Romanelli bei Castro (Lecce), 40° 00' 44" N 18° 25' 55" O, Oktober 1950, 13, coli. Museo di Firenze. Diese Meldung müsste überprüft werden, der Beleg ist jedoch in der Sammlung des Museo di Storia Naturale in Florenz nicht auffindbar (L. Bartolozzi in litt.). Der Nachweis wird auch von BRIGNOLI (1973) als fraglich eingestuft. Bisher liegt nur eine Fundmeldung außerhalb Europas vor. Bei der Untersuchung der Spinnen eines Hochplateaus in Pakistan wurden 14 Exem- plare von H. picta in unbewaldeten Lebensräumen auf 4000 m Höhe gefunden (KOK et al. 2004). 13, 1$ wurden überprüft (Nasionale Museum Bloemfontein, Südafrika: Coli. Nr. 9136, 9137) und konnten nicht bestätigt werden (T. Blick vid.). Sie gehören in die Verwandtschaft von Hahnia glacialis Sorensen, 1898. Die belegte Verbreitung von H. picta umfasst somit West-, Mittel- und Südeuropa mit einem deutlichen Schwerpunkt der Nachweise im süd- östlichen Mitteleuropa (Abb. 1). Habitatpräferenz Nach WUNDERLICH (1982) ist H. picta ein „Netz- bauer, wahrscheinlich exklusiv unter der Rinde oder in Rindenspalten alter Ahornbäume, Platanen, Roßkastanien, Birnbäume u.a.“. Aus der Übersicht der oben zusammengestellten Funde bestätigt sich diese Einschätzung der exklusiv arboricolen Le- bensweise. Offenbar werden alte Laubholzbestände von H. picta bevorzugt. Hahnia picta, Erstfund in Deutschland 9 Abb. 1: Alle bekannten Fundorte von Hahnia picta Kulczynski, 1897 (?: fragliche Nachweise aus Italien, Rumänien, der Ukraine und Russland). Fig.1 : All known records of Hahnia picta Kulczynski, 1897 (?: doubtful records from Italy, Romania, Ukraine and Russia). Auffällig sind die wiederholten Nachweise in Schlossparks: Sowohl Lednice wie Rogalin und Schönhausen sind Landschaftsparks, die im 17. bzw. 18. Jahrhundert in vorher bewaldeten Auen angelegt wurden. Der in der Warthe-Aue gelege- ne Schlosspark von Rogalin beherbergt die größte Ansammlung alter Eichen in Europa (http:// www.cs.put.poznan.pl/poznan/rogalin.html). Der Park Schönhausen ist ein ehemaliger Hudewald (FINKEMEYER et al. 1998), in dem zahlreiche an- spruchsvolle Holzkäferarten nachgewiesen wurden (J. Esser in litt.). Das Naturschutzgebiet Boky bei Hronskä Dübrava ist ein Altwaldgebiet (u.a. pan- nonischer Flaumeichenwald) mit Reliktarten wie Rhysodes sulcatus (Fabricius, 1787) (Coleoptera, Rhysodidae) (http://www.sopsr.sk/natura/indexl .php?p=4&lang=en&sec=5&kod=SKUEV0245). Auch die Wälder von Perseigne und von Fontai- nebleau sind historisch alte Wälder, in denen ursprünglich Eichen dominierten. Allerdings gibt SIMON (1937) als Fundumstand „im Moos trocke- ner oder sandiger Wälder“ an. Bis auf die Nachweise aus Bulgarien stammen alle sicheren Funde der Art aus der planaren bis un- teren kollinen Stufe, aus maximal 500 m ü. NN. Danksagung Wir danken Jens Esser fiir die Überlassung des Tieres und Informationen über die Fundumstände und den Fund- ort. Prof. Franz Ressl danken wir ganz herzlich für die freundliche Erlaubnis zur Publikation seiner Funddaten aus Niederösterreich. Für die Leihgaben von Material danken wir Elise- Anne Leguin (Naturhist. Museum Pa- ris) und Leon Lotz (Museum Bloemfontein, Südafrika). Weiter danken wir Aloys Staudt für die Erstellung der Karte und folgenden Kollegen für ihre Unterstützung bei der Recherche und Übersetzungshilfe: Lucca Bartolozzi, Gergin Blagoev, Robert Bosmans, Klaas Ehlers, Jürgen Gruber, Fritz Hieke, Christian Komposch, Theo Kust, Kirill Mikhailov, Hubert Rausch, Ferenc Samu, Csaba Szinetär, Ingmar Weiß und Jörg Wunderlich. Literatur Aleynikova M. M. & V. P. Tvschchenko (1969): Fauna and landscape distribution of spiders (mainly connected with soil) in the Middle Povolzhye. In: Problemy pochvennoi zoologii. Materialy III Vsec. Sovesh. M.: Nauka. 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Among ecribellate orb-web spiders in Central Europe, C.oculata is unique because it sometimes builds rudimentary webs on which it stays, because it builds its cocoons into the web, and because its stabilimentum is long-lasting and consists largely of debris. Based on our observations, we deduce that the stabilimentum of C. oculata serves as camouflage. Key words: faunistics, habitat, rudimentary web, stabilimentum Cyclosa oculata (Walckenaer, 1802) hat eine paläark- tische Verbreitung (PLATNICK 2006). In Europa gilt sie südlich der Alpen als häufig, während sie nördlich der Alpen nur an warmen Stellen vor- kommt (Roberts 1995, Nentwig et al. 2003). Laut der Checkliste der Spinnen Mitteleuropas (BLICK et al. 2004) wurde sie bisher in Belgien, den Niederlanden, Deutschland, Österreich, der Tschechischen Republik, der Slowakei und Polen nachgewiesen, und laut Fauna Europaea (VAN HELSDINGEN 2005) noch in weiteren Ländern Ost- und Nordeuropas (u.a. in den baltische Staa- ten und im Europäischen Nordrussland). In der Schweiz war diese Art bisher nicht nachgewiesen (MAURER & HÄNGGI 1990). Bei SCHENKEL (1918: S. 85) ist die Art zwar auf- gefuhrt, jedoch lag der Fundort beim "Rand der Niederterrasse beim ehemaligen Hiltalingen", d.h. im heutigen Stadtteil Haltingen von Weil am Rhein (Deutschland, Baden-Württemberg, TK 8311, 7,62°0/47,61°N), etwa 6 km nördlich von Basel, 3 km von der Schweizer Grenze entfernt. Als Habitat von C. oculata wird im Allgemeinen spärlich bewachsenes, sonniges Ödland beschrie- ben, das weder gemäht noch beweidet wird ( WlEH- LE 1931), wobei die Art auch schon in Maisfeldern und Kartoffeläckern gefunden wurde (LUCZAK Samuel ZSCHOKKE, NLU-Biologie / Conservation Biology, Uni- versität Basel, St. Johanns-Vorstadt 10, CH-4056 Basel. E-mail: Samuel.zschokke@unibas.ch Angelo BOLZERN, Naturhistorisches Museum Basel, Abt. Bio- wissenschaften, Augustinergasse 2, CH-4001 Basel. E-mail: angelo.bolzern@stud.unibas.ch 1974, LUDY &LANG 2006). Die Art gilt als eury- ök-thermophil, d.h. sie kommt an trockenen und feuchten Standorten vor, sofern diese besonnt und unbewaldet sind (PLATEN et al. 1999), wobei sie in geeigneten Habitaten in großer Zahl Vorkommen soll (WlEHLE 1931). Funddaten Cyclosa oculata konnte in der Schweiz in 2005 und 2006 an elf Orten in der Nähe von Basel (Nordwestschweiz, nahe Dreiländereck Deutsch- land-Frankreich-Schweiz) gefunden werden (Abb. 1), wobei alle Fundorte in Buntbrachen lagen. Buntbrachen sind naturnahe Flächen im Ackerland, in denen bewusst keine Kulturpflan- zen angebaut werden. Buntbrachen werden meist mit einer Saatmischung einheimischer Wildkräuter angesät und müssen zwischen zwei und sechs Jahren am gleichen Standort bestehen bleiben (REISNER et al. 1997). C. oculata wurde erstmals am 24. September 2005 südlich von Biel-Benken BL entdeckt. In dieser Brache kam die Spinne in großer Dichte (> 10 Ind./m2) vor. Netzbauende Begleitarten waren (Auswahl) Agelcnatea redii (Scopoli, 1763) (häufig), Argiope bruennichi (Scopoli, 1 772), Araneus quadra- tus Clerck, 1757 und Larinioides cornutus (Clerck, 1757). Die Vegetation war dominiert durch Wei- denröschen (Epilobium montanum). Zwischen dem 29. September und dem 20. Oktober 2005 wurde C. oculata an vier weiteren Standorten südwestlich von Basel beobachtet. Alle im Herbst gefundenen C. oculata waren juvenil. 12 S. Zschokke & A. Bolzern T Reproduziert mit Bewilligung von Swisstopo (BA071124) Abb. 1 : Aktuelle Funde von C. oculata in der Schweiz. Der am weitesten östlich gelegene Fundort liegt im Kanton Aargau, alle anderen Fundorte liegen im Kanton Basel Landschaft. Die halb schwarz gefärbten Kreise kenn- zeichnen die Funde der im Rahmen der Studie über die Habitatpräferenzen untersuchten Coaz/oto-Standorte (vgl. Tab. 1). Alle Fundorte liegen zwischen 310 und 365 m ü. M. Fig.1 : Recent records of C. oculata \r\ Switzerland. Semi-filled circles denote the habitats whose characteristics are summarised in Tab. 1 . All records are at altitudes be- tween 310 and 365 m a.s.l. Vom 12.-14. Juni 2006 wurden im Rahmen eines Biodiversitätspraktikums der Universität Basel 25 Buntbrachen im Raum Nordwestschweiz durch Studierende systematisch nach C. oculata abge- sucht (Suchdauer pro Brache 20-30 Minuten). Gleichzeitig wurden verschiedene Parameter der Vegetationsstruktur erfasst: Bodendeckung, Vege- tationshöhe, Anteil Vegetation aus Vorjahr, Anteil Gräser. C. oculata konnte dabei in acht Buntbrachen nachgewiesen werden, wovon in fünf Buntbrachen der Nachweis erstmals gelang. Alle im Juni gefun- denen C. oculata waren subadult oder adult. Ein Vergleich der Vegetationsparameter zwi- schen Habitaten mit C. oculata Nachweisen und Habitaten, in denen die Art nicht gefunden wurde zeigte, dass C. oculata in Buntbrachen mit einer eher geringen Vegetationshöhe, einem hohen Anteil an verholzter Vegetation aus dem Vorjahr, und mit Ve- getation, die nicht von Gräsern dominiert wurde, häufiger gefunden wurde (Tab. 1). Es ist unklar, ob C. oculata auch in anderen Gegenden der Schweiz vorkommt. Im Rahmen des Biodiversitätspraktikums wurde C. oculata zwar in Buntbrachen im Raum Aarau (südlich des Juras) und im südlichsten Zipfel des Tessins gesucht, jedoch ohne Erfolg. Ebenfalls unsicher ist, ob C. oculata auch in anderen Habitaten vorkommt. Nachsuchen im Raum Basel in Magerwiesen und im ehemaligen Güterbahnhof der DB (vgl. WUN- DERLICH &c HÄNGGI 2005) blieben ohne Erfolg. Beschreibung Alle folgenden Merkmale wurden an den vor- liegenden Tieren beobachtet und entsprechen verschiedenen Angaben von WlEHLE (1931) und ROBERTS (1995). C. oculata ist - abgesehen von den Unterschieden in den Kopulationsorganen - an der Form des Abdomens recht leicht von Cyclosa conica (Pallas, 1772), der einzigen anderen nördlich der Alpen vorkommende Cyclosa Art, zu unterschei- den. Das Abdomen trägt vorne dorsal zwei kleine Höcker und erscheint - von oben gesehen - hinten dreizackig (WlEHLE 1931, ROBERTS 1995). Die Grundfärbung ist variabel. Der Cephalothorax ist hell- bis dunkelbraun und weist im hinteren Teil oft zwei helle Flecken auf. Die Beine sind meist deutlich geringelt. Die Femora sind proximal weiß Abb. 2-3: Cyclosa oculata (Walckenaer, 1 802); 2: linker männlicher Taster von der Seite. 3: Epigyne von ventral. Maßstab: 0,5 mm. AP: distale Apophyse; CY: Cymbium; SOScapus. Figs. 2-3: Cyclosa oculata (Walckenaer, 1 802); 2: left male palp, seen from the side; 3: epigyne in ventral view. Scale: 0.5 mm. AP: distal apophysis; CY: cymbium; SC: scapus. Cyclosa ocu lata in der Schweiz 13 Tab. 1: Vergleich von Habitatsparametern (Mittelwert ± Standardabweichung) zwischen Buntbrachen an denen Coculata nachgewiesen werden konnte und Buntbrachen, in denen C.oculata nicht nachgewiesen werden konnte. Tab. 1 : Comparison of habitat characteristics (mean ± standard deviation) between wildflower strips with C. oculata records and wildflower strips, in which C.oculata could not be detected. Habitatsparameter Buntbrachen mit C. oculata (n = 8) Buntbrachen ohne C. oculata (n = 17) p Bodendeckung 73,8 ± 19,2 % 73,2 ± 22,2 % n.s. (t-Test) Vegetationshöhe 45,0 ± 19,5 cm 68,2 ± 21,1 cm 0,015 (t-Test) Anteil Vegetation aus Vorjahr 31,3 ± 15,5 % 16,9 ± 13,8 % 0,029 (t-Test) Anteil der Brachen in denen Gräser dominierten 0 von 8 8 von 17 0,026 (Fishers exakter Test) bis hellbraun, distal dunkelbraun bis schwarz. Das Sternum ist dunkel gefärbt mit hellen Flecken. Der Bulbus des Männchens ist aufgrund der distal zweispitzigen Apophyse klar von anderen Arten unterscheidbar (Abb. 2). Die Epigyne ist durch den Ursprung und den Verlauf des Scapus (SC), dessen Spitze in einem rechten Winkel ventral absteht, klar von anderen Arten unterscheidbar (Abb. 3). Die nachstehend angegebenen Va- riationsbreiten wurden mithilfe einer Stereolupe mit integrierter und geeichter Okularmessleiste anhand der vorliegenden Tiere aus der Schweiz ermittelt. Ce- phalothoraxlänge: 8 8 (n=9): 2, 0-2, 3 mm; $ $ (n=5): 2, 0-2, 6 mm. Opisthosomalänge: 8 8 : 2,4-2, 8 mm; 9 9 : 4, 0-4, 8 mm. Die für die Abb. 2 und 3 verwendeten Individuen (8 8: CH, BL, Ettingen Schlatthof, CH-Landeskoordinaten 609300/ 258600, 7,56°0/47,47°N, 335 m ü.M.,leg. S. Zschokke, 13.6.2006; 9 9 : CH, BL, Liestal Altmarkt, CH-Landeskoordinaten 622800/ 257950, 7,74°0/47,47°N, 340 m ü. M., leg. E. Hürlimann, 13.6.2006) werden als Beleg- exemplare in der Sammlung des Naturhistorischen Museum Basel aufbewahrt. Biologie Beide einheimischen Cyclosa- Arten bauen kreis- runde, relativ feinmaschige Netze mit einem linearen, vertikalen Stabiliment durch die Nabe des Netzes, wobei die Netze von C. oculata we- niger Speichen und Klebfadenumgänge aufweisen als die Netze von C. conica (WlEHLE 1929). Ein deutlicher Unterschied gibt es in der Lage des Abb. 4: Zwei C.oculata Individuen in ihren nebeneinander hängenden Netzen mit Stabiliment in einer Buntbrache. Fig. 4: Two C.oculata individuals in their adjacent webs with stabilimentum. 14 5. Zschokke & A. Boizern Abb. 5-6: lm Labor gebaute Netze von C.oculata. 5: Normales Netz. 6: Rudimentäres Netz, gebaut von derselben Spinne vier Tage später, einen Tag vor ihrer Häutung. Maßstab: 5 cm. Figs. 5-6: Webs built by C oculata in the lab. 5: Normal web. 6: Rudimentary web built by the same individual four days later, one day prior to its moult. Scale: 5 cm. Netzes: während C. conica ihre Netze meistens in einer Höhe von 1,5-2 m über dem Boden anlegt (WlEHLE 1931), befanden sich die Naben der im Juni 2006 gefundenen Netze im Durchschnitt nur gerade 13,2 cm (SD/Standardabweichung = 4,0 cm, n=13) über dem Boden (WlEHLE 1929: 20-25 cm). Auch in der Ausstattung des Stabili- mentes gibt es Unterschiede zwischen den beiden Arten; während das Stabiliment in C. conica Netzen manchmal ausschliesslich aus Seide besteht und nur selten in der ganzen Länge mit Detritus behängt ist (eigene Beobachtungen), waren alle von uns beobachteten Stabilimente in C. oculata Netze im- mer durchgehend mit Detritus (Beutereste, kleine Pflanzenteile, Exuvien) behängt. Die Stabilimente der im Juni 2006 gefundenen Netze wiesen eine Länge von durchschnittlich 3,5 cm (SD = 0,7 cm, n=13) auf. Im Bereich der Nabe ist das Stabiliment mit Detritus derart unterbrochen, dass die Spinne gerade in der Lücke Platz findet; der Detritus und die Spinne bilden so zusammen eine optische Ein- heit, die auf den ersten Blick als trockener Zweig wahrgenommen wird (Abb. 4). Die optische Suche nach C. oculata ist dementsprechend nur erfolgreich, wenn man die untere Vegetationsschicht geeigneter Standorte gezielt nach vertikalen, "freischweben- den, trockenen Zweigen" absucht. Einige der im Juni 2006 gefundenen 9 9 hatten zudem einen Kokon im Stabiliment (C. oculata hängt als ein- zige einheimische ecribellate Radnetzspinne ihre Kokons im Netz auf; WlEHLE 1929). Im Labor konnten wir beobachten, dass C. oculata — im Gegensatz zu allen anderen einheimi- schen Radnetzspinnen - ihr Netz nie ganz abbaut, sondern in Situationen, in denen andere Spinnen das Netz ganz abbauen (z.B. schlechtes Wetter, Häutung) ein rudimentäres Netz bestehend aus dem Netzrahmen, wenigen (ca. 6-8) Radien, dem Stabiliment und der Nabe baut (Abb. 6). Aufgrund von Beobachtungen rudimentärer Netze im Freien vermuten wir, dass C. oculata auch im Freien ihre Netze nie ganz abbaut. C. oculata sitzt auch in diesen rudimentären Netzen immer auf der Nabe, einge- bettet in das Stabiliment. Das Stabiliment wurde von C. oculata immer wieder verwendet und ist dementsprechend sehr langlebig. In einem Labor- experiment wurden einer Spinne kleine Blattstücke in ihr Netz gelegt. Die Spinne baute dann einen Teil dieser Blattstücke in das Stabiliment ein, und dort blieben diese bis zum Tod der Spinne vier Monate Cyclosa oculata in der Schweiz 15 Abb. 7-9: Aufzeichnung des Netzbaus von C. oculata. 7: Konstruktion der Speichen. 8: Konstruktion der Naben- und der Hilfsspirale. 9: Konstruktion der Klebespirale und eines Teils des Stabilimentes. Maßstab: 5 cm. Figs. 7-9: Path of C. oculata during web construction. 7: construction of radii. 8: construction of hub and auxiliary spiral. 9: construction of sticky spiral and part of the stabilimentum. Scale: 5 cm. später. Falls ein C. oculata Netz ganz zerstört wurde (z.B. beim Fangen der Spinne) und der Spinne das Stabiliment belassen wurde, baute die Spinne ihr nächstes Netz meistens wieder unter Verwendung des Stabilimentes auf. Dieses Verhalten wurde auch bei C. turbinata beobachtet (ROVNER 1976), aber nicht bei C. conica (eigene Beobachtungen). Interessanterweise blieben im Labor die 8 8 nach der Adulthäutung oft noch einige Tage in ihrem vor der Häutung gebauten Netz sitzen. Dieses Netz war manchmal ein rudimentäres Netz, manchmal auch ein mehr oder weniger komplettes Netz mit Klebespirale; ein Beutefang eines adulten 8 konnte aber nie beobachtet werden. Im Labor konnten wir auch beobachten, dass C. oculata Beutereste im Stabiliment zur Ernährung heranzog, d.h. sie schien das Stabiliment sozusa- gen als Notvorrat zu nutzen. Ebenfalls im Labor konnten wir beobachten, dass C. oculata das Netz - sofern es nicht beschädigt wurde - manchmal nicht erneuerte, sondern nach meistens zwei Tagen nur im inneren Bereich der Klebespirale einige (2-5) Klebfadenumgänge neu baute, ohne dabei die be- stehende Klebspirale zu entfernen. Es ist allerdings unklar, inwiefern diese Verhaltensmuster Laborar- tefakte sind. Um den Netzbau erfassen zu können, wurde im Labor der Bau von 21 Netzen durch drei Spinnen mit der Methode von BENJAMIN &c ZSCHOKKE (2002) aufgezeichnet. Die aufgezeichneten Netze hatten Hilfsspiralen mit durchschnittlich 4,0 (SD = 0,5) Umgängen und Klebespiralen mit 15,5 (SD = 3,2) Umgängen (Abb. 7-9). In der Hilfsspirale konnten, etwa im Gegensatz zu C. insulana oder C. walckenaerius (ZSCHOKKE & VÖLLRATH 1995; unpublizierte Daten), nie Umkehrstellen beobach- tet werden. Die Nabe hatte im Durchschnitt 8,3 (SD = 3,2) Umgänge, was im Vergleich zu anderen Radnetzen unüblich viele sind. Zudem wies die Na- benspirale in allen Netzen mehrere Umkehrstellen im oberen Teil auf, was ebenfalls unüblich ist und mit dem dauerhaften Stabiliment Zusammenhän- gen dürfte. Diskussion Nachdem C. oculata innerhalb relativ kurzer Zeit an verschiedenen Orten in der Schweiz in zum Teil hoher Dichte nachgewiesen werden konnte, stellt sich die Frage, wieso diese Art nicht schon früher nachgewiesen wurde. Wir nehmen an, dass mehrere Gründe dafür verantwortlich zu machen sind. Einerseits wird C. oculata durch die klassischen Fangmethoden bei Faunenerhebungen (Keschern, Becherfallen) wohl nur ausnahmsweise erfasst, da Keschern tief in der Vegetation nicht möglich ist, und da die Spinnen - mit Ausnahme der adulten 8 8— immer im Netz sitzen und deshalb nicht in die Becherfallen geraten können. Die adulten 8 8 bewegen sich wahrscheinlich auch eher in der Vege- tation fort, und werden so von den Becherfallen 16 S. Zschokke & A. Boizern ebenfalls nicht erfasst. Andererseits ist zu vermuten, dass C. oculata erst in den letzten Jahren (wieder?) häufiger geworden ist, denn die Buntbrachen, in denen C. oculata bis jetzt ausschließlich gefunden wurde, wurden erst seit 1994 angelegt, und in den ersten Jahren nur in sehr geringem Umfang (ZANGGER 2005). Da C. oculata bis jetzt außer- halb von Buntbrachen nicht nachgewiesen werden konnte und alle bisherigen Fundorte am Rand der Schweiz liegen, ist es sogar denkbar, dass C. oculata erst in den letzten Jahren (wieder?) in die Schweiz eingewandert ist. Die Langlebigkeit des Stabilimentes ist einzig- artig unter den mitteleuropäischen Spinnen. Cyclosa conica verwendet das Stabiliment nur über deutlich kürzere Zeiträume, und Argiope bruennichi und Ulo- borus spp. bauen ihr - immer ausschließlich aus Sei- de bestehendes Stabiliment - mit jedem Netzbau vollständig neu. C. oculata ist in dieser Hinsicht, wie auch bezüglich des Einbaus der Kokons in das Netz und der Verwendung rudimentärer Netze einigen Cyclosa- Arten mit tropischer Verbreitung ähnlich. Dies unterstützt die These von SlMON (1929), dass C. oculata einen tropischen Ursprung hat. Die Tatsache, dass C. oculata die oben erwähnten rudimentären Netze baut und in diesen sitzt, anstatt sich wie andere Radnetzspinnen in der umgebenden Vegetation zu verstecken wenn kein zum Beutefang brauchbares Netz vorhanden ist, legt den Schluss nahe, dass sie in diesen rudimentären Netzen gut vor Feinden geschützt ist. Verbunden mit der zu- mindest für unser Auge hervorragenden Tarnung durch das Stabiliment unterstützt dies die Befunde von CHOU et al. (2005) und GONZAGA 6c VAS- CONCELLOS-NETO (2005), dass Detritus- Stabi- limente, wie sie von C. oculata verwendet werden, zur Tarnung der Spinne dienen, und somit zu deren Schutz vor Feinden, und nicht zur Anlockung von Beuteinsekten, wie dies von manchen Autoren für die Stabilimente in anderen Radnetzen vermutet wird (vgl. u.a. HERBERSTEIN et al. 2000). Zusammenfassung Die Radnetzspinne Cyclosa oculata (Walckenaer, 1802) wurde an elf Orten in der Nordwestschweiz nachge- wiesen. Alle Fundorte lagen in Buntbrachen mit relativ hohem Anteil abgestorbener Vegetation vom Vorjahr, relativ niedriger Vegetationshöhe und geringem Anteil von Gräsern an der Vegetation. C. oculata baute ihr kleines Radnetz in Bodennähe, tief in der Vegetation. Unter den ecribellaten Radnetzspinnen Mitteleuropas ist C. oculata einzigartig, da sie manchmal ein rudimentäres Netze baut und verwendet, da sie ihre Kokons in das Netz einbaut, und da sie ein dauerhaftes Detritus-Stabiliment baut. Aufgrund unserer Beobachtungen nehmen wir an, dass das Stabiliment C. oculata zur Tarnung dient. Dank Wir danken Nadja Lang, Eveline Hürlimann, Tanja Jaeggi, Vreni Jean-Richard und Simone Fontana für ihre - leider nicht immer erfolgreiche - Suche nach Cyclosa oculata , und Mandar Zschokke für seine Hilfe beim Fangen. Literatur Benjamin S.R & S. Zschokke (2002): A computerised method to observe spider web building behaviour in a semi-natural light environment. In: TOFT S. 6c N. 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VOLLRATH (1995): Web construction patterns in a range of orb-weaving spiders (Araneae). - Eur. J. Entomol. 92: 523-541 Nachtrag Im Rahmen des Biodiversitätspraktikums vom 4.-6. Juni 2007, wurden elf Buntbrachen in der Nähe von Bonfol (Kanton Jura, 36 km westlich von Basel, 460-490 m ü.M., CH Landeskoordinaten 575400-576700/255600-258100, 7,11°-7,13°0 /47,45°-47,47°N) und 13 Buntbrachen im Raum Langenthal (Kanton Bern, südlich des Juras) nach C. oculata abgesucht. Dabei konnte C. oculata in fünf Buntbrachen in der Nähe von Bonfol gefunden werden, aber südlich des Juras konnte die Spinne - wie im Vorjahr - nicht entdeckt werden. Wir danken Florine Leuthardt, Keren Levy, Philipp Kuert und Benjamin Lange für ihre Mitarbeit und den Landwirtschaftsämtern der Kantone Bern und Jura für die Verzeichnisse der Buntbrachen. Arachnol. Mitt. 33: 1 8-20 Nürnberg, Juni 2006 Zeiotes tenuis (Araneae: Gnaphosidae), neu für Österreich Martin Hepner & Norbert Milasowszky Abstract: Zeiotes tenuis (Araneae: Gnaphosidae) first record for Austria. The first record of the Mediterranean spider Zeiotes tenuis (L.Koch, 1 866) in Austria (Burgenland, Leithaprodersdorf) was made in a small meadow strip which is situated between a moist ditch and a small grassy road verge.The site is partly shaded by adjacent trees and shrubs. Notes are given on the records, zoogeography and ecology of Z. tenuis. key words: spider, zoogeography Der Erstnachweis von Zeiotes tenuis (L. Koch, 1866) in Österreich erfolgte im Rahmen des regionalen Pilotprojektes „Zur nachhaltigen Entwicklung von Bächen und Gräben in der pannonischen Feldflur, dargestellt im Kommassierungsgebiet Leithaprodersdorf mit dem Natura 2000 Gebiet Johannesbach“ (RABITSCH et al. 2002) südöstlich von Leithaprodersdorf, Burgenland. Der Fundort liegt bei 16°29’52” östl. Länge und 47°55T 1” nördl. Breite auf 181m Seehöhe. Bei dem Standort, der teilweise von Bäumen und Sträuchern ( Salix sp., Rubus sp.) beschattet wird, handelt es sich um einen fünf Meter breiten, steilen grasigen Hang zwischen einem trockenen Wegrain und einem feuchten Gra- ben. Im Zeitraum 26. Juni bis 9. Juli 2002 wurde in der Mitte des Hanges eine Bodenfalle installiert (Fallendurchmesser 4,5 cm, Ethylenglycol als Fix- ierungsflüssigkeit). Während dieser Fangperiode wurde ein adultes Weibchen von Z. tenuis sowie folgende Begleitarten gefunden: Diplostyla concolor (Wider, 1834), Ozyptila praticola (C.L. Koch, 1837), Pirata hygrophilus Thoreil, 1872, Robertus lividus (Blackwall, 1836), Trachyzelotes pedestris (C.L. Koch, 1837) und Trochosa terricola Thorell, 1856. Sämtliches Material befindet sich in der Coli. Milasowszky. Farn. Gnaphosidae Pocock, 1898 Zeiotes tenuis (L. Koch, 1866) (Abb. 1 &2) Synonyme: Drassus t. L. Koch, 1866, Prosthesima pallida O. P.-Cambridge, 1874, Prosthesima circumspecta Simon, 1878, Zeiotes circumspectus , Prosthesima pyrethi Strand, Martin HEPNER & Norbert MILASOWSZKY Department Evolutionsbiologie, Universität Wien, Althanstrasse 14, A- 1090 Wien. E-Mail: martin.hepner@univie.ac.at, norbert.milasowszky@univie.ac.at 1915, Echemus babunaensis Drensky, 1929, Zeiotes pal- lidas, Zeiotes babunaensis. Für Details siehe PLATNICK (2007). Bestimmung: CHATZAKI et al. (2003), DELTSHEV (2003), Levy (1998), MELIC (1994). Bezüglich der Taxonomie wird auf PLATNICK & SHADAB (1983) verwiesen. Abb. 1 : Zeiotes tenuis (L. Koch, 1 866), adultes Weibchen, Fundort nahe Leithaprodersdorf. Maßstab: 2 mm. Foto: M. Hepner. Fig. 1 -.Zeiotes tenuis {L Koch, 1866), adult female, locality near Leithaprodersdorf. Scale: 2 mm. Zelotes tenuis, neu für Österreich 19 Abb. 2: Epigyne von Z. tenuis (L. Koch, 1 866). Maßstab: 0,2 mm. Fig. 2: Epigyne of Z tenuis (L. Koch, 1 866). Scale: 0.2 mm. Zelotes tenuis wurde erstmals von KOCH (1866) aus Dalmatien (heutiges Kroatien) beschrieben. Weitere Fundorte liegen in Spanien (MELIC 1994, MORENO 2005), Frankreich (z.B. Mittlere Pyrenäen, SlMON 1878; zit. in JEZEQUEL 1962; Mittelmeerküste, SCHMIDT et al. 2005; Korsika, Simon 1878; Le Peru 2007), Italien (Di Fran- co 1997), Kroatien (CHYZER &c KULCZYNSKI 1897), Mazedonien (BLAGOEV 2002), Bulgarien (DELTSHEV 2003, 2004), Griechenland: Kreta, Karpathos & Kos (CHATZAKI et al. 2003), Israel (z.B. Levy 1998), Ägypten (PlCKARD-CAM- BRIDGE 1874) sowie in den USA (Kalifornien, PLATNICK & SHADAB 1983) und der Schweiz (HÄNGGI 1999). Dl FRANCO (1997) klassifiziert Z. tenuis als „Süd-Euromediterrane“ Art. In Italien ist die Art in der Tyrrhenischen und der Apenninischen, jedoch nicht in der Adriatischen und Alpinen Faunenprovinz nachgewiesen (Dl FRANCO 1997). Der Fundort in der Schweiz liegt am Südalpenrand im Kanton Wallis nahe Italiens Grenze (HÄNGGI 1999). Aufgrund ihrer Verbreitung im gesamten Mittelmeerraum - insbesondere auf allen Halb- inseln und Nordafrika - kann Z. tenuis als holo- mediterranes Faunenelement bezeichnet werden (zur Terminologie siehe auch DE LATTIN 1967, ASPÖCK et al. 1991). In den USA gilt Z. tenuis als eingeschleppte Art (PLATNICK & SHADAB 1983, PLATNICK 2007). In Ungarn wird Z. tenuis in der aktuellen Check- liste der Spinnenfauna (SAMU &SZINETÄR 1999) nicht erwähnt. Sämtliche historische Fundorte von Z. tenuis in der „Araneae Hungariae“ von CHY- ZER & KULCZYNSKI (1897) liegen im heutigen Kroatien. MELIC (1994) nennt Z. tenuis auch für Österreich, allerdings ohne konkrete Fund- bzw. Literaturangaben. In ihrer Gesamtdarstellung der Gnaphosiden Österreichs führen THALER & KNOFLACH (2004) Z. tenuis unter der Rubrik „Irrgäste, Fehlmeldungen, Synonyme, Dubiosa“. Grund für die irrtümliche Patria- Angabe „Ös- terreich“ bei einigen Autoren ist die unkritische Übertragung historischer Ländergrenzen aus der Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie in die Gegenwart (für Details siehe THALER & KNOFLACH 2004). Der hier beschriebene öster- reichische Fundort bei Leithaprodersdorf ist der nördlichste innerhalb des Verbreitungsgebiets von Z. tenuis in Europa. Die nächstgelegenen, aller- dings historischen Fundorte liegen in Senj und Crikvenica jeweils an der nördlichen kroatischen Adriaküste nahe Sloweniens Grenze (CHYZER & KULCZYNSKI 1897). Zur Ökologie von Z. tenuis gibt es nur wenige Angaben. Auf Kreta ist die Art im Flachland weit verbreitet und kommt nicht über 1000 m Seehöhe vor (CHATZAKI et al. 2003). In der Schweiz fand HÄNGGI (1999) ein Männchen auf einem Xero- thermstandort neben einem Weinberg. SCHMIDT et al. (2005) fingen in Südfrankreich vier Individuen (2 <5 d,2$ $ ) in Schilfröhricht. Aufgrund der spär- lichen faunistisch-ökologischen Datenlage kann an dieser Stelle keine genauere Analyse von Z. tenuis vorgenommen werden. Danksagung Unser Dank gilt Herrn Wolfgang Rabitsch (Wien), dem Koordinator des eingangs erwähnten Projekts. Selbiges wurde vom Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abt. 4b Güterwege, Agrar- und Forsttechnik, Haupt- referat Agrartechnik finanziert (Zahl: 4b-A-R1326/24- 2002). An dieser Stelle sei auch recht herzlich Frau Barbara Knoflach (Innsbruck) und Herrn Christian Komposch (Graz) für ihre wertvollen Kommentare zum Manuskript gedankt. 20 M. Hepner & N. Milasowszky Literatur Aspöck H., U. Aspöck & H. Rausch (1991): Kap. 12.3. Biogeographisches Glossarium. In: ASPÖCK H., U. Aspöck & H. RAUSCH (Hrsg.): Die Raph- idiopteren der Erde I. Goecke & Evers, Krefeld. S. 600-611 BLAGOEV G.A. (2002): Check List of Macedonian Spi- ders (Araneae). - Acta zool. bulg. 54 (3): 9-34 Chatzaki M., K. Thaler & M. 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For the first time complete diagnostic drawings and measurements for both sexes of E. brevidens from Poland are given. Key words: diagnostic drawings, habitat description, rare species, spiders, Wigry National Park Emblyna brevidens (Kulczynski, 1897) is a very rare spider species known from only a few sites scattered across Europe. Single specimens have been recorded from 10 European countries: France and Germany to the west; Italy and Serbia to the south; Romania to the south-east; Hungary, Slovakia and Poland to the east; and Finland and Estonia to the northeast (Simon 1914, Bonnet 1956, Loksa 1969, NlKOLIC & POLENEC 1981 after STAUDT 2007, Mikhailov 1996, Weiss et al. 1998, Rassi et al. 2001, BLICK et al. 2004). The only one cited female from Switzerland (MAURER &HÄNGGI 1990) was a misidentification. The identification was reviewed by A. Hänggi (in litt.) and the specimen was recog- nised as Dictyna arundinacea (Linnaeus, 1758). Thus far, in Poland E. brevidens has only been reported from the Poleski National Park situated in the Polesie region in east-central part of the country, from which a few females of the species were recorded (HAJDAMOWICZ 2006). The num- bers of sites in countries adjacent to Poland vary greatly. While there are only two known sites in Germany - in Mecklenburg and in Berlin, Slovakia encompasses 10 reported locations (WUNDERLICH 1975, Martin 1983, Staudt 2007, Gajdos et al. 1999) (Fig. 1). There are, however, no data from other countries bordering with Poland. Izabela HAJDAMOWICZ, Marzena STANSKA, Department of Zoology, University of Podlasie, B. Prusa 1 2, 08-1 1 0 Siedlce, Poland; E-Mail: hajdamo@ap.siedlce.pl, stanska@ap.siedlce.pl Marcin ZALEWSKI, Centre for Ecological Studies Polish Academy of Sciences, M. Konopnickiej 1 , Dziekanöw Lesny, 05-092 Lomianki, Poland; E-Mail: zlewek@yahoo.com Wojciech CIURZYCKI, Faculty of Forestry, Warsaw Agricultural University, ul. Nowoursynowska 1 66, 02-787 Warszawa, Poland; E-Mail: wojtekc@wl.sggw.pl The present study details the discovery of a male E. brevidens from the Wigry National Park in the Mazurian Lake District. In this connection, data on the distribution of the species are given, along with a habitat description. Moreover, presented here for the first time are complete diagnostic drawings and measurements of the Polish specimens, including details of the pedipalp and the chelicerae of the male from the Mazurian Lake District, as well as the epigyne and internal genital structures of a female from Polesie. The Area Research was carried out on two complexes of lake islands in the Mazurian region of NE Poland in 2004. The islands support a broad spectrum of semi-natural habitats, including pine and oak fo- rest (Carpinion betuli, Dicrano-Pinion) on elevated land, alder forest (Alnion glutinosae, Alno-Ulmion) on low-lying land, and meadows subject to very extensive pasturing (Arrhenatherion, Cynosurion). Mainland sites on the lakeshore were also selected. The Lake Wigry archipelago (co-ordinates 54°00’- 54°05’N, 22°01'- 22°09' E) is regarded as one of the most valuable natural areas in the Wigry National Park. Its islands are characterised by well-preserved habitats and limited human impact. Oströw, Ordöw and Krowa islands once sustained the grazing of small herds of cows and horses, and the cessati- on of this activity in fact poses a threat to open habitats. The archipelago of islands in the Nidz- kie-Beldany Lakes (co-ordinates 53°37’-53046’N, 21°31'-21°37'E) in turn lacks pasture habitat, and is subject to tourist activity. 22 /. Hajdamowicz, A4. Stahska, A4. Zoleswski & W. Ciurzycki Fig. 1: Distribution of Emblyna brevidens in Poland and in countries adjacent to Poland. Habitat study using Plant Habitat Indices (ELLEN - BERG et al. 1992, ZARZYCKI et al. 2002) was con- ducted on all islands and the mainland. In additi- on, habitat study was also carried out at the Lake Mamry archipelago (co-ordinates: 54°00’-54°10’N, 21°30’-21 52’E).The data were used to find islands on which E. brevidens seemed likely to exist. Sampling Sampling procedure followed ZALEWSKI (2004). In essence, pitfall traps were placed in every habitat of each study site following stratified sampling (KREBS 1989). The trap lines usually consisted of 3 traps 25 m apart (DlGWEED et al. 1995). Between 1 and 15 traps per island were employed, depending on habi- tat diversity and size. Traps (0.5 1 plastic mugs of mouth diameter 120 mm) were operated from May through to October 2004. Additionally, Barber traps were also set out on 20 artificial islands assuming the form of 50x100 cm polystyrene foam rafts. Material IS 18.05-24.06 2004, Barber trap, willow thicket Salicetum pentandro-cinereae, Mazurian Lake Dis- trict, Wigierski National Park, Lake Wigry, island Krowa, Bryzgiel 54°0'0.70"N, 23°4'31.02"E 5$ 2 01.06.1996, sweep netting, willow-birch thicket Betulo-Salicetum repentis, Polesie re- gion, Poleski National Park, Zalucze Stare 51°25’N, 23°06’E (details in Hajdamowicz 2006). The determination of the specimens was done on the base of descriptions and drawings of LOKSA (1969), WUNDER- LICH (1975) and MILLER & SVATON (1978). Descriptions and drawings Male (Id): Carapace brown with dark brown markings, 0.88 mm long and 0.68 mm wide. Chelicerae curved, dark brown, tiny granulations with basal tubercles (Fig. 2c). Sternum 0.47 - 0.48 mm long and 0.41-0.43 mm wide, yellow-brown with darker border. Abdomen 1.02 mm long and 0.7 mm wide, grayish brown with blackish pattern - main basal patch plus smaller dots at end of abdomen. Male palpal organs distinctive (Fig. 2a, b). Female (52$, abdomens measured in three females): Carapace yellow-brown with brown markings, 0.72 - 0.82 mm long and 0.58 - 0.66 mm wide. Sternum 0.41 - 0.48 mm long and 0.4 - 0.45 mm wide, yellow-brown with darker border. Abdomen pale yellowish-gray with dark brown basal patch and 2 pairs of smaller dots at distal part of abdomen, 1.2 - 1.22 mm long and 0.86 - 1.05 mm wide. Epigyne distinctive (Fig. 2d, e). Habitat During the study, 8546 specimens of 190 spi- der species were caught. One male of Emblyna brevidens was found in the May-June period, on the edge of a large ca. 2 ha peat bog with Sali- cetum pentandro-cinereae, surrounded by wet alder forest. The vegetation of this fen is dense and dominated by Phragmites australis, Thelypteris palustris , Calamagrostis canescens and Lysimachia vulgaris . The overall floristic list for the habitat is short, comprising only 15 species that also include Carex vulpina, Cirsium palustre, Comarum palustre, Galium palustre and Lathy r us palustris. Tab. 1: Plant Habitat Indexes after Ellenberg for the Salicetum pentandro-cinereae association - the site of Emblyna brevidens in Wigry National Park. Index Insulation soil humidity soil fertility soil acidity soil dispersion organic matter content Values 3,74 4,64 3,25 3,70 3,45 2,82 Emblyna brevidens, rediscovered in Poland 23 Fig. 2: Diagnostic drawings of Emblyna brevidens: (a) ventral view of palpal organ, (b) lateral view of palpal organ, (c) chelicerae of male, (d) epigyne, (e) internal structures of epigyne - dorsal view. Scale: fig. a-d - 0.1 mm; fig.e - 0.03 mm. The Plant Habitat Indexes Method gives a rather precise picture of the habitat (ZARZYCKI et al. 2002, reviewed in DIEKMANN 2003), and allows comparisons with other habitats in Europe. Results for the peat bog are given in Tab. 1. Discussion According to the habitat data from the European sites, Emblyna brevidens is probably originally associated with fen habitats of medium or high fertility covered by well-developed herb and shrub layers on which the spiders build their webs (reviewed in HAJDAMOWICZ 2006). This means that E. brevidens requires marshy or moist conditions with good exposure to the sun. Our record of this species in the Salicetum pentandro- cinereae association confirmed this speculation. So the species seems to demand habitats that are rare on islands in lakes in NE Poland. The degree of isolation and small area of the islands in question also do not help in establishing viable populations (HANSKI & GAGGIOTTI 2004.). Because Barber traps were used, the chance of catching this species was low. But we were able to confirm the presence of similar habitat conditions on some of the studied islands. Populations of E. brevidens are likely to be present on a few islands of the Lake Wigry, but probably on no other island studied by us. Peat bogs are, however, quite common on the mainland too, and so new discoveries may be expected. The same site in Salicetum pentandro-cinereae yielded other spider species, very rare in both national and European terms and characteristic of fens, i.e. Agroeca dentigera Kulczynski, 1913, Centromerus semiater (L. Koch, 1879), Silometopus elegans (O. P.-Cambridge, 1872), Taranucnus setosus (O. P.-Cambridge, 1863) (HÄNGGI et al. 1995, STANSKA et al. 2002, KUPRYJANOWICZ 2003). Acknowledgements We would like to thank Maciej Kaminski and the Wigry National Park staff for their generous help during field studies. This work was supported by a grant from the Polish Science Committee (PBZ KBN 087 P04 2003 01 20). 24 References Blick T., R. Bosmans, J. Buchar, R Gajdos, A. HÄNGGI, R Van HELSDINGEN, V. RÜZICKA, W. STAR^GA 6c K. 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The two populations show conspicuous differences in the form of the male cheliceral apophysis, which assigns them to the subspecies bidentatum Roewer, 1914 (in Lower Saxony) and sparsum Gruber & Martens, 1968 (in Saxony and the Czech Republik respectively). Differences, morphological characters and variability of the populations are illustrated. Relationships, abundance, ecology and provenance are discussed. N. dentigerum Canestrini, 1 873 is recorded in Saxony for the first time. New records of N. triste C. L. Koch, 1835 and N. lugubre (Müller, 1776) are given. Key words: distribution, Nemastoma dentigerum, Nemastoma lugubre, Nemastoma triste, pitfall traps, subspecies In den Jahren 1997, 2000 und 2001 wurden auf der Weserinsel Harriersand (Niedersachsen) rein schwarze Exemplare aus der Gattung Nemastoma C. L. Koch, 1836 gefangen, die 2007 als für die Bundesrepublik Deutschland neues Taxon, N bi- dentatum, erkannt wurden. 2005 und 2006 wurde diese Art auch am Elbufer im Elbsandsteingebirge (Sachsen) gefunden und ebenfalls nahebei in der Tschechischen Republik nachgewiesen. Ein Ver- gleich beider Populationen ergab die Zugehörigkeit zu verschiedenen Unterarten. Taxonomisch rele- vante Merkmale werden daher anhand des vorlie- genden Materials dargestellt und die Variabilität Umrissen. Eine kurze Abgrenzung zu verwandten Arten wird gegeben. Herkunft und Ausbreitung der vom übrigen bekannten Verbreitungsgebiet weit entfernten Populationen werden diskutiert. Material Nemastoma bidentatum bidentatum: Deutschland. Niedersachsen. Weserinsel Harriersand bei Brake, 3 m ü. NN, 3 d d , 1 9 , T. Holle leg. 13.-27.8. + 22.10.-13.11.1997 (Bodenfallen, Standort 8, genaue Angaben zu Methodik und den Fallenstandorten siehe Holle 2004), außerdem 46 d d , 75 9 9 , 2000/2001 (Bo- denfallen, Standorte 3, 6 und 8, genaue Daten siehe Abb. Axel SCHÖNHOFER, Institut für Zoologie, Johannes Gutenberg- Universität Mainz/ Abt. IV; Müllerweg 6;D-55128 Mainz, E-Mail: schoenho@students.uni-mainz.de Thomas HOLLE, Bloherfelderstr. 94b, D-261 29 Oldenburg, E-Mail: thomas.holle@mail.uni-oldenburg.de 4), N: 53T7', E: 8°29', TK 2716, N: 53°20\ E: 8°30', TK 2617, syntop mit N lugubre (Müller, 1776). Belege 9 d d , 10$ 9 (CJM [Arbeitssammlung J. Martens, Mainz] 5483), übrige Exemplare in den Arbeitssammlungen T. Blick, T. Holle, C. Komposch und C. Muster. Nemastoma bidentatum sparsum: Deutschland. Sachsen, Elbsandsteingebirge, Pirna, Aue am Nordufer der Elbe, Brennnesselfluren, aufgelassener Schrebergarten, unter Brettern, 120 m ü. NN, N: 50°57', E: 13°55', TK 5049, 11 <5 d, 18 9 9 , A. Schönhofer leg. 15.10.2005 (CJM 4768, 4769), zusammen mit N lububre (ld, CJM 4770). - Sachsen, W Schmilka, Parkplatz, unter Holz und Gesiebe unter Gehölzen am Abhang zur Elbe, 124 m ü. NN, N: 50°54'4,9", E: 14T3'2,6", TK 5051, 2 <5 d , 1 9 , A. Schönhofer leg. 8.9.2006 (CJM 5263). - Sachsen, W Bad Schandau, Ortsteil Prossen, Gehölze um Winterschutzhafen, Gesiebe und Nachtfang, 122 m ü. NN, N: 50°55'38,6", E: 14°7'18,6M 18d d,TK 5050, 119 9 , 1 juv, A. Schönhofer leg. 7.9.2006 (CJM 5303). Tschechische Republik. Böhmen, zw. Schmilka und Hrensko, steiler Abhang zur Eibaue, Anschwemmun- gen an Bäumen, Gesiebe, 125 m ü. NN, N: 50°53'7,2", E: 14°14'8,7", TK 5151, ld, 49 9 , A. Schönhofer leg. 8.9.2006 (CJM 5267), zusammen mit N triste C. L. Koch, 1835 (ld, 19, CJM 5266) und N lububre (ld, CJM 5265). Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen Nemastoma- Äxten Syntop mit N bidentatum wurde an beiden Stand- orten N lugubre gefangen, in Sachsen zusätzlich N 26 Al. Schönhofer & T. Holle triste. Das sehr ähnliche N. dentigerum Canestrini, 1873 fanden wir sowohl in Sachsen in der näheren Umgebung der bidentatum- Fundorte (Pirna, Ge- werbegebiet, Waldstück mit Buche, Ahorn, viel Efeuunterwuchs, Laubschicht, Gesiebe, 139 m ü. NN, N: 50°57'30,9", E: 13°55'39,7", TK 5049, 55(5 (3, 51 9 9, A. Schönhofer leg. 8.9.2006, CJM 5268), als auch in Niedersachsen ca. 30 km SW der bidentatum- Fundorte (Oldenburg, Stadtforst „Eversten Holz“, hauptsächlich Eichen und Rot- buchen, Nadelstreuhaufen, Gesiebe, 9 m ü. NN: 53°8'14", E: 8°11,39M, TK 2815, 3c5c5, T. Holle det.,A. Rose leg. 17.10.1999). N. bidentatum morphologisch von N. triste und N. lugubre zu trennen bereitet keine Schwierigkei- ten, da den Männchen der beiden letztgenannten Arten Apophysen an Femur und Patella der Pal- pen fehlen. Determinationskritisch ist lediglich N. dentigerum , da aufgrund der hohen Variabilität der Palpenbedornung der aus Deutschland vorliegen- den N. bidentatum teilweise N. den tiger um-'ihnliche Ausprägungen entstehen können (Abb. 3i). Beide Arten sind im Zweifelsfall lediglich genitalmor- phologisch zu trennen (GRUBER &c MARTENS 1968). Differenzierung der Unterarten bidentatum und sparsum Das Auftauchen einer neuen Art in Deutschland, obgleich an zwei weit voneinander entfernten Fundorten, ließ zunächst vermuten, dass es sich um eine einheitliche Population handelt. Um so größer war unser Erstaunen, als der Merkmalsvergleich auf verschiedene Unterarten von N. bidentatum hinwies. Gleichzeitig stellt uns dieser Sachverhalt und die Variabilität innerhalb des vorliegenden Materials vor Abgrenzungsschwierigkeiten der einzelnen Unterarten und vermutlichen Hybriden, so das wir eine genaue Darstellung einzelner Merkmale unseres Materials für notwendig erachten. N. bidentatum ist nach GRUBER &, MARTENS (1968) innerhalb der Gattung genitalmorphologisch klar abgegrenzt (Abb. la-b). Die Unterscheidung der in diesem Merkmal wenig veränderlichen drei bekannten Unterarten bidentatum, relictum Gruber & Martens, 1968 und sparsum erfolgt anhand der Bedornung und Proportion des Palpenfemurs, sowie der Ausprägung des männlichen Chelicer- engrundgliedes und seiner Apophyse. Allerdings wird erhebliche Variabilität bereits in GRUBER &c Abb. 1: a-b: Nemastoma bidentatum sparsum, Pirna, CJM 4768, 6, Glans penis; a: von dorsal; b: von lateral, Maßstab 0,05mm. Fig. 1 : a-b: Nemastoma bidentatum sparsum, Pirna, CJM 4768, 6, Glans penis; a: dorsal view; b: lateral view, scale line 0,05mm. Nemastoma bidentatum, neu für Deutschland und Tschechien 21 Abb. 2: a-i: Nemastoma bidentatum sparsum, Pirna, CJM 4768, 3;a: rechter Pedipalpus von medial; b-i: schematisierte Bedornung der Palpenfemora von weiteren Männchen von dorso-medial; k: Nemastoma bidentatum bidentatum, Har- riersand, 8 , rechter Pedipalpus von medial, Maßstab 0,1 mm. Fig.2: a-i: Nemastoma bidentatum sparsum, Pirna, CJM 4768, 3;a: right pedipalp, medial view; b-i: schematic spine arrangement on femora of pedipalp of different males, medial to angular views; k: Nemastoma bidentatum bidentatum, Harriersand, c? , right pedipalp, medial view, scale line 0.1 mm. MARTENS (1968) erwähnt, so dass in Zweifels- fällen nur die Form der Chelicerenapophyse zur Determination empfohlen wird. Besonders hohe Variabilität fanden wir in unse- rem Material in der Bedornung an der Innenseite des Palpen-Femurs (Abb. 2a-k), welche bei beiden Unterarten auch halbseitig verschieden ausgeprägt sein kann und in den meisten Fällen von GRUBER & MARTENS (1968, Abb. 11) abweicht. Dabei schwankt die Anzahl der Dornen zwischen 1 und 4, wobei die Einzeldornen verschiedene Zwischen- und Verschmelzungsformen zeigten. Wir halten dieses Merkmal daher nicht für die Determination geeignet, da auch N. dentigerum einen Pedipalpen- femur mit nur einem Dorn aufweist. Hinsichtlich Form und Ausrichtung der Chelicerenapophyse zeigen die Männchen beider Populationen hohe Konstanz. Die sächsische Population konnte zwei- felsfrei N. bidentatum sparsum zugeordnet werden (Abb. 3a-d). Aufgrund des dorsal kräftig buckelig aufgewölbten Grundgliedes der Chelicere und der Größe und Stellung der Apophyse sind die nieder- sächsischen Tiere N. bidentatum bidentatum nahe- stehend und werden im Folgenden dieser Unterart zugeordnet (Abb. 3e). Eine Zugehörigkeit zu der in Gruber & Martens (1968, Abb. 12-13) als N bidentatum sparsum und später in MARTENS (1978, Abb. 146) als Hybriden zwischen N. b. sparsum und N. b. bidentatum gedeuteten Form halten wir da- gegen nicht für gegeben. Einzelheiten vor allem in der Apophysenform der männlichen Chelicere, sprechen dagegen: Apophyse dorsolateral stark vom dorsodistalen Buckel abgesetzt; Apophyse distal nicht in kontinuierliche Spitze verschmälert, sondern breit abgerundet. 28 Al. Schönhofer & T Holle Abb. 3: a-d: Nemastoma bidentatum sparsum, Pirna, CJM 4768, c?;a: rechte Chelicerenapophyse von medial; b-c: rechtes Chelice- ren-Grundglied;b:von medial; c: von lateral; d:dorso-medial eines anderen Männchens; e: Nemastoma bidentatum bidentatum, Harriersand,