12.0 1 A ARACHNOLOGISCHE MITTEILUNGEN Heft 19 Basel, Juli 2000 THE NATURAL HISTORv MUSEUM 25 SEP 2000 URCHASED OGY LIBRARY >5SN 1018-4171 Arachnologische Mitteilungen Herausgeber: Arachnologische Gesellschaft e.V. Schriftleitung: Dr. Ulrich Simon, Lehrstuhl f. Landnutzungsplanung und Naturschutz, Forstwissenschaftliche Fakultät der Technischen Universität München, Am Hochanger 13, D-85354 Freising Tel. 08161/7144670, FAX 08161/714671 e-mail: ulrich.simon@lrz.uni-muenchen.de Helmut Stumpf, Wandweg 5, D-97080 Würzburg, Tel. 0931/95646, FAX 0931/9701037 e-mail: H.Stumpf@t-online.de Redaktion: Theo Blick, Hummeltal Dr. Jason Dunlop, Berlin Dr. Ambros Hänggi, Basel Gestaltung: Naturhistorisches Museum Basel, e-mail: ambros.haenggi@bs.ch Wissenschaftlicher Beirat: Dr. Peter Bliss, Halle (D) Prof. Dr. Jan Buchar, Prag (CZ) Prof. Peter J. van Helsdingen, Leiden (NL) Dr. Volker Mahnert, Genf (CH) Prof. Dr. Jochen Martens, Mainz (D) Erscheinungsweise: Pro Jahr 2 Hefte. Die Hefte sind laufend durchnumeriert und jeweils abgeschlossen paginiert Der Umfang je Heft beträgt ca. 60 Seiten. Erscheinungsort ist Basel. Auflage 450 Expl., chlorfrei gebleichtes Papier, Druckerei Gräbner/Altendorf bei Bamberg Bezug: Im Mitgliedsbeitrag der Arachnologischen Gesellschaft enthalten (20 DM/10 Euro pro Jahr), ansonsten beträgt der Preis für das Jahresabonnement DM 30.-. Bestellungen sind zu richten an: Dr Jason Dunlop, Kurator Chelicerata, Museum f. Naturkunde, Invalidenstr 43, D-10115 Berlin, FAX +49-(0)30-20938528, e-mail: Jason. Dunlop@rz hu-berlin de Die Bezahlung soll jeweils zu Jahresbeginn erfolgen auf das Konto: - Arachnologische Gesellschaft e.V., c/o Dr. Jason Dunlop, Berliner Sparkasse, Abt. der Landesbank Berlin (BLZ 100 500 00), Kto.Nr. 33527113. Zahlungen aus dem Ausland sind für die Herausgeber kostenfrei, wenn ein in DM ausgestellter Eurocheck geschickt wird an: Dr. Jason Dunlop (Adresse vgl oben) Die Kündigung des Abonnements ist jederzeit möglich, sie tritt spätestens beim übernächsten Heft in Kraft. Dr. sc. Dieter Martin, Waren (D) Dr. Ralph Platen, Berlin (D) Dr. Uwe Riecken, Bonn (D) Prof. Dr. Wojciech Starega, Bialystok (PL) UD Dr. Konrad Thaler, Innsbruck (A) Dr. Ulrich Simon, Freising Helmut Stumpf, Würzburg Titelbild: Entwurf G.Bergthaler, P. Jäger; Zeichnung K Rehbinder Berücksichtigt in "Entomology Abstract" and "Zoological Record" Arachnol. Mitt. 19:1-72 Basel, Juli 2000 Arachnol. Mitt. 19:1 Basel, Juli 2000 Editorial ln diesem Heft befinden sich wieder eine Reihe von Arachnologischen Arbeiten, die sehr unterschiedliche Gruppen unserer Leserinnen und Leser ansprechen werden . Die Themen reichen von ökologischen Klassifizierungs- systemen über Funddatenbeschreibungen bis hin zur Biogeographie. Die Schriftleitung möchte diesmal allerdings einen Artikel zum Anlaß nehmen, um eine kleine Reihe, die bereits in Heft 1 7 mit dem Artikel von J. E. Walter über die Nahrung von Eresus cinnaberinus (Arachn . Mitt. 1 7, p. 1 1 -1 9) ihren Anfang nahm, nun auch offiziell einzurichten und fortzufahren. Wir möchten diese Serie mit dem Artikel von Samuel Zschokke weiter- führen. In diesem Artikel werden wieder sehr schön die Irrungen und Wirrungen, die ein sehr rechtschaffen gefundenes Resultat durch Abschrei- ben und Nicht-Nachprüfen erlebt, an einem wohl allen Arachnologen bekannten Beispiel vorgeführt. Solche Beispiele von tradierten, aber nicht überprüften Fakten gibt es immer wieder; ein vielleicht Vielen bekanntes Beispiel aus dem Bereich der Taxonomie ist die Arbeit von Krantz & Platnick (1995): On Brucharachne, the spider that wasn’t (Arachnida, Acari, Dermannyssoidea). - Amer. Mus. Novität. 3151:1-8. Wer den zugehörigen Vortrag in Genf gehört hat, weiß, wie unterhaltsam das Auflösen der verschlungenen Wege sein kann. Es scheint diese Dinge in allen Bereichen der Arachnologie (und natürlich auch anderswo) zu geben. Wir rufen deshalbzu Artikeln auf, die das Widerlegen bzw. Zurechtrücken liebgewordener oder immer wieder nur abgeschriebener „Tatsachen“ der Arachnologie zum Thema haben; ebenso möchten wir aufrufen, diese Artikel zu diskutieren, bitte auch sehr kritisch (Wir können uns vorstellen, dass zum Beispiel die „Mem-Idee“ von R. Dawkins nicht allen unseren Lesern gefällt). Es soll eine lose Folge von Beiträgen werden, die sich durchaus auch auf unterhaltsame Weise (siehe J. E. Walter) mit solchen Themen auseinander- setzen. Wir freuen uns auf die Resonanz! Die Schriftleitung | 25 SEP 2000 PURCHASED j EMTOMOLOGY LIBRARY Arachnol. Mitt. 19:2-7 Basel, Juli 2000 Rudolf Braun 6. März 1924 -2. März 1999 Am 2. März 1999 verstarb Rudolf Braun nach jahrzehntelang standhaft ertragener Krankheit im Kreise seiner Familie in Mainz. Mit R. Braun hat uns ein Zoologe und Wissenschaftler verlassen, der intensiv spinnenkundlich gearbeitet und publiziert hat. Er gab viele Anregungen, die unvermindert weiter wirken. Da zwischen der krankheitsbedingten Beendigung seiner aktiven wissenschaftlichen Arbeit und seinem Tode nahezu 20 Jahre liegen, haben ihn die meisten jüngeren Spinnenforscher nicht mehr persönlich kennengelernt. Aber auf seinen Arbeiten basiert viel von dem, was in der heutigen Arachnologie Mitteleuropas erarbeitet wird. 2 Rudolf Braun wurde am 6. März 1924 in Köln geboren. Er besuchte Grundschule und Gymnasium in Bad Neuenahr bzw. Ahrweiler in der Eifel, wo er 1 942 das Abitur ablegte. Noch in diesem Jahr begann er in Bonn das Studium von Biologie und Chemie, - er mußte es indes unvermittelt abbrechen, da er zur Wehrmacht einberufen wurde. Ab 1 946 setzte er sein ;Studium in Mainz fort, wo er 1950 mit einer Arbeit über „Beiträge zur Kenntnis vom Wasserhaushalt des Frosches“ promovierte. R. Braun gehörte isomit seit der Neubegründung der Universität Mainz im Jahre 1946 zur .allerersten Generation von Zoologen, die bei dem bekannten Physiologen Wolfgang von Buddenbrock lernten und promovierten. Ab 1952 bekleidete cer eine planmäßige Assistentenstelle. Er wandte sich bald von der strengen laborphysiologischen Arbeit ab und suchte ein Forschungsfeld im Bereich .von Ökologie, Verhalten und Systematik. Mit den damals in Mitteleuropa wenig bearbeiteten Webespinnen fand er ein Arbeitsgebiet, das er mit Begeisterung jahrzehntelang ausfüllte und dem er immer neue Betrachtungs- weisen abrang. Mit Studien zur „Biologie, Ethologie, Anatomie und Physiologie cder Spinne Teutana triangulosa (Walckenaer) (Theridiidae, Asageneae)“ habilitierte er sich 1956. Zum Privatdozenten wurde er 1958 ernannt, zum ^außerplanmäßigen Professor 1963. Schnell profilierte sich R. Braun zu eeiner der markanten Persönlichkeiten innerhalb der damals kleinen Schar cdeutschsprachiger Arachnologen. Ab 1961 nahm er an den kurz zuvor ins Heben gerufenen Treffen deutschsprachiger Arachnologen teil. Er gehörte ssomit zusammen mitCrome, Kraus, Kullmann und Wiehle zu jener Gruppe, cdie die inzwischen lange Reihe internationaler Tagungen einleitete und die (Gründung mancher arachnologischen Gesellschaft des In- und Auslandes worbereitete. Seine arachnologischen Hauptinteressen lagen in faunistisch-ökolo- cgischen, systematischen und ethologischen Fragestellungen. Intensive ffaunistische Studien trieb er an seinem weiteren Wirkungsort, Mainz, die in rmehreren Folgen der Spinnenfauna des Rhein-Main-Gebietes ihren Ausdruck fanden. Der „Mainzer Sand“ und andere weithin bekannte FReliktstandorte wärmeliebender Fauna und Flora zogen ihn besonders an. •Aber auch das deutsche Mittelgebirge (Harz) und die Alpen weckten sein Interesse. Ökologische Aspekte hat er immer mit in Betracht gezogen oder ssie sogar in den Vordergrund gestellt, z. B. in einer Arbeit über Thermophilie tbei Spinnen. Die ethologischen Themen gruppierten sich um das Fortpflanzungs-, vor allem Balz- und Paarungsverhalten von Theridiiden iund Linyphiiden. Sein taxonomisch-systematisches Geschick stellte er mit feiner Teilrevision der Philodromus aureolus- Gruppe in Mitteleuropa unter Beweis, einer „schwierigen“ Gruppe der Philodromidae. Antworten auf 3 Fragen von Systematik und Verwandtschaft entrang er auch seinen sexuaibiologischen Arbeiten, so in der Theridion betteni- Gruppe. Dort wies er Unterschiede im Paarungsverhalten von morphologisch nur schwer trennbaren Arten nach. Eine bald einsetzende schleichende Krankheit behinderte den Umgang mit Pinzette und Mikroskop, und seine letzte Publikation datiert von 1982. Dennoch verfolgte er die Entwicklung der Arachnologie ständig weiter, und mit vielen Kollegen blieb er weiterhin in intensivem, wenn auch krankheits- bedingtallmählich nachlassendem Kontakt. Er durfte erleben, dass manche von ihm gelegte Saat aufging. Faunistik - besser Biodiversität - mittel- europäischer Spinnen wird heute intensiv betrieben: Von R. Braun stammt ein erster Listenentwurf der deutschen Spinnenfauna, den er mit großer Vehemenz vorantrieb. 1 979 schrieb er an den damaligen geschäftsführenden Leiter des Instituts: „Die ambulante Umstellung auf das neue ... Präparat ... ist nicht gelungen; ich fühle mich (die meiste Zeit des T ages) elender als je zuvor...“ Zugleich fährt er fort, dass er dennoch täglich 5-6 Stunden am „Kritischen Katalog der mitteleuropäischen Spinnen“ arbeite. Über das Paarungsverhalten von Kleinspinnen unter taxonomisch-systematischem Aspekt, einem weiteren seiner Arbeitsfelder, wird im deutschsprachigen Raum in mehreren Instituten weiterhin intensiv gearbeitet. Bei fortschreitender Krankheit musste R. Braun 1982 seinen Dienst am Zoologischen Institut der Universität Mainz aufgeben. Seine immer stärker hervortretende Behinderung war nur mit einer bewundernswert starken Frau an seiner Seite zu meistern, die ihn bis zuletzt stützte. In R. Brauns kleiner Arbeitsgruppe herrschte immer gelöste Atmosphäre; geregelte Sprechstunden kannte er nicht. Jeder hatte jederzeit Zutritt, konnte Fragen stellen und Probleme vortragen. Wer mit einem Vorschlag zu ihm kam, der ihn fesselte, der durfte sich Themen für Diplomarbeit oder gar Dissertation frei wählen, - hatte dann aber auch die Verantwortung für die saubere Duchführung nach dem Grundsatz: „Das wissen Sie besser als ich“! Aber die uneingeschränkte Unterstützung versagte er dennoch nie. „Keine Befehle annehmen, keine Befehle austeilen“ war Ausdruck seiner liberalen Haltung. So hat er es immer abgelehnt, Mainzzu verlassen, um an einem anderen Institut noch größere Verantwortung zu übernehmen. Die Zoologie - für ihn Hobby und Beruf zugleich - war nicht sein einziges Betätigungsfeld. Er war bis zum Ausbruch seiner Krankheit ein begeisterter und exzellenter Pianist, er war belesen in schöngeistiger Literatur und fand Gesprächspartner immer dort, wo sich diskussionsbereite Menschen zusammenfanden. Lange war er in der PaxChristi-Bewegung aktiv, zugleich aber stand er dem „Osservatore Romano“ höchst kritisch gegenüber. 4 Befähigung und Weitblick machten ihn zu einem heftigen Kritiker alles Mittelmäßigen und weniger Guten. Klaren, verständlichen Stil und differenzierte Logik forderte er für jede wissenschaftliche Publikation. Er war selbst ein Meister des Wortes und der geschliffenen Sprache. Jedes Manuskript, wer immer ihm eines zur kritischen Ansicht vorlegte, mußte ;sich auf nicht nur eine Lesung einstellen. Seine Anerkennung war nicht leicht zu erringen, - dann aber fiel sie überzeugend und herzlich aus. Dabei ^steckte er voller Selbstironie und stellte sich selbst immer wieder in Frage, - meist in Scherz und guter Laune. Als sich während seiner letzten Lebensjahre am Mainzer Zoologischen Institut eine kleine arachnologische Arbeitsgemeinschaft formierte, war R. FBraun sofort zur Stelle. Kaum mehr gehfähig, zwang er sich die Treppen :zum Hörsaal hinauf, um unter Gleichgesinnten zu sein. So werden wir ihn in Erinnerung behalten: unbeugsam, seinem Fach verschrieben, selbst noch im Rollstuhl. Für uns alle hat er Maßstäbe gesetzt. FProf. Dr. Jochen MARTENS, Peter JÄGER Institut für Zoologie, Johannes Gutenberg-Universität, Saarstraße 21, [D-55099 Mainz FPUBLIKATIONSLISTE BRAUN, R. (1949): Beitrag zum Wasserhaushalt des Frosches. Vorläufige Mitteilung. -Zool. Anz. (Suppl. 14: Verh. dt. Zool. Ges.): 189-194 -BRAUN, R. (1951): Beiträge zur Kenntnis vom Wasserhaushalt des Frosches. - Z. vergl. Physiol. 33: 266-300 BRAUN, R. (1952): Zum Hypophysenproblem „beim Frosch". - Naturwissenschaften 39 (3): 70-71 BRAUN, R. (1952): Zur Direkteinwirkung von Hypophysenhormonen. - Naturwissenschaften 39(10): 237-238 PBRAUN, R. (1952): „Maserung“ von Wänden durch Spinnen. - Natur und Volk 82 (7): 230-233 BRAUN, R. (1 953): Der Frosch trinkt nicht. Vom Wasserhaushalt des Frosches. - Leben und Umwelt 9 (4): 80-85 BRAUN , R. (1953): Versuche und Bemerkungen zu: Hypophysektomie und Wasserresorption beim Frosch (Untersuchungen an Rana esculenta und Rana temporaria). - Zool. Jahrb., Abt. Physiol. 64 (3): 332-347 BRAUN, R. (1953): Zum Lichtsinn von Phronima (Amphipoda). - Naturwissenschaften 40 (22): 586-587 B3RAUN, R. (1954): Zum Lichtsinn facettentragender Muscheln (Arcacea). - Zool. Jahrb., Abt. Physiol. 65 (1): 91-125 5 BRAUN, R. (1954): Zum Lichtsinn augenloser Muscheln. - Zool. Jahrb., Abt. Physiol. 65 (2): 194-208 BRAUN, R. & I. FAUST (1954): Weiteres zum Lichtsinn augenloser Muscheln. - Experientia 10 (12): 504-505 BRAUN, R. (1954): Über die Gefährlichkeit der Spinnen. - Leben und Umwelt 11: 9-17 BRAUN, R. (1955): Bemerkungen zum Netzbau von Zygiella x-notata (CI.) (Aranea). - Naturwissenschaften 42 (16): 470 BRAUN, R. (1956): Zur Biologie von Teutana triangulosa (Walck.) (Araneae; Theridiidae, Asageneae). -Z. wiss. Zool. 159 (3/4): 255-318 BRAUN, R. (1956): Zur Spinnenfauna von Mainz und Umgebung, mit besonderer Berücksich- tigung des Gonsenheimer Waldes und Sandes. - Jb. Nass. Ver. Naturkde. 92: 50-79 BRAUN, R. (1958): Beobachtung des Wachtelkönig ( Crex crex ) in Mainz. - Luscinia 1957/58: 91 BRAUN, R. (1958): Das Sexualverhalten der Krabbenspinne Diaeadorsata (F.)und der Zart- spinne Anyphaena accentuata (Walck.) als Hinweis auf ihre systematische Eingliede- rung. -Zool. Anz. 160 (7-8): 119-134 BRAUN, R. (1958): Die Spinnen des Rhein-Main-Gebietes und der Rheinpfalz. - Jb. Nass. Ver. Naturkde. 93: 21-95, 1 Karte ROTH, C. & R. BRAUN (1958): Zur Funktion des Parietalauges der Blindschleiche Anguis fragilis (Reptilia; Lacertilia, Anguidae). - Naturwissenschaften 45 (9): 218-219 BRAUN, R. (1959): Tierbiologisches Experimentierbuch. - Kosmos Franckh, 1 66 S., Stuttgart BRAUN, R. (1959): Eine neue deutsche Micryphantide, Wiehlea huetheri( Arach., Araneae). - Senckenbergiana biol. 40 (1/2): 99-103 BRAUN, R. (1959): Spinnen von einem Hamburger Müllplatz. - Ent. Mitt. Zool. Staatsinst. Zool. Mus. Hamburg 23: 23-29 BRAUN, R. (1960): Eine seltsame parasitische Milbe. - Kosmos 56 (5): 219-221 BRAUN, R. (1960): „Übersprungverhalten“ bei echten Spinnen (Araneae). - Zool. Anz. (Suppl. 23: Verh. Dt. Zool. Ges.): 342-347 BRAUN, R. (1960): Eine für Deutschland neue Springspinne, Euophrys lanigera (E. Simon 1871) (Araneae; Salticidae, Heliophaninae, Euophryeae) mit Bemerkungen zu ihren Männchenvarianten. - Nachr. Naturwiss. Mus. Aschaffenburg 64: 77-85, 2 Taf. BRAUN, R. (1960): Neues zur Spinnenfauna des Rhein-Main-Gebietes und der Rheinpfalz (mit einer Revision der Sammlung Bösenbergs, der Nachlaßsammlung Zimmermanns und der Geisenheim-Sammlung Jacobis). - Jb. Nass. Ver. Naturkde. 95: 28-89 BRAUN, R. (1961): Ernährungs- und Fortpflanzungsbiologie einer Donacocharee: Ostearius melanopygius (Cambridge, 1879) (Arach., Aran., Linyphiidae). - Zool. Anz. 167 (5/6): 183-198 BRAUN, R. (1961): Zur Kenntnis der Spinnenfauna in Fichtenwäldern höherer Lagen des Harzes. - Senckenbergiana biol. 42 (4): 375-395 BRAUN, R. & H. STADLER (1961): Die Spinnentiere Unterfrankens. Nachträge zu „Die Spinnentiere (Arachniden) Mainfrankens" 1940. - Nachr. Naturwiss. Mus. Aschaffenburg 66: 1-44 BRAUN, R. (1962): Spinnen als Mageninhalt von Beutelmeisen. - Ornithol. Beob. 59 (3): 97-98 BRAUN, R. (1962): Zur Kenntnis der Kleintier-Welt des Gonsenheimer Waldes und Sandes. -Z. Rhein. Naturf. Ges. 2 (1): 22-26 BRAUN, R. (1963): Das Tricca- Problem (Arach., Araneae). - Senckenbergiana biol. 44 (1): 73-82 6 BRAUN, R. (1963): Einige neue und einige zweifelhafte Spinnenarten aus Österreich (Arach., Araneae). - Senckenbergiana biol. 44 (2): 111-128 BRAUN, R. (1963): Zur Sexualbiologie der Theridion sisyphium- Gruppe (Arach., Aran., Theridiidae). - Zool. Anz. 170 (3-4): 91-107 BRAUN, R. (1964): Die Sexualbiologie von Theridion betteni Wiehle 1960, ein Beitrag zur systematischen Differenzierung der Theridion melanurum- Gruppe (Arach., Aran., Theridiidae). - Zool. Anz. 173 (6): 379-387 EBRAUN, R. (1964): Über einige Spinnen aus Tirol, Österreich (Arach., Araneae). - Senckenbergiana biol. 45 (2): 151-160 EBRAUN, R. (1965): Beitrag zu einer Revision der paläarktischen Arten der Philodromus aureolus- Gruppe (Arach., Araneae). I. Morphologisch-systematischer Teil. - Senckenbergiana biol. 46 (5): 369-428 EBRAUN, R. & W. JOB (1965): Neues zum Lichtsinn augenloser Muscheln. - Naturwissen- schaften 52(16): 482-483 BRAUN, R. (1965): Glasfische. - Schott-Jenaer-Glas-Werkszeitschrift 3: 9-11 EBRAUN, R. (1966): Für das Rhein-Main-Gebiet und die Rheinpfalz neue Spinnenarten. - Jb. Nass. Ver. Naturkde. 98: 124-131 BRAUN, R. (1 967): Agroeca dentigera Kulczynski 1913, eine für Deutschland neue Clubionide (Arach., Araneae). - Senckenbergiana biol. 48 (3): 179-181 BRAUN, R. (1 969): ZurAutökologie und Phänologie der Spinnen (Araneida) des Naturschutz- gebietes „Mainzer Sand“. Gleichzeitig ein Beitrag zur Kenntnis der Thermophilie bei Spinnen. - Mainz. Naturwiss. Arch. 8: 193-289 EBRAUN, R. & W. RABELER (1969): ZurAutökologie und Phänologie der Spinnenfauna des nordwestdeutschen Altmoränen-Gebiets. - Abh. senck. naturforsch. Ges. 522: 1-89 BRAUN, R. & J. MARTENS (1972): New Systematics am Beispiel von Spinnentieren. - Forschungsber. Biologie Univ. Mainz I: 131-139 BRAUN, R. (1976): Zur Autökologie und Phänologie einiger für das Rhein-Main-Gebiet und die Rheinpfalz neuer Spinnenarten (Arachnida: Araneida). - Jb. Nass. Ver. Naturkde. 103: 24-68 BRAUN, R. (1976): About Epeira silesiaca Fickert 1876. - The Secretary’s News Letter (Brit. Arachn. Soc.) 16: 3-5 BRAUN, R. (1982): Deutung der angeblich neuen 'Deutschland’-Arten Bösenbergs und ihrer balkanischen ‘Wiederfunde’ (Arachnida: Araneida). - Senckenbergiana biol. 62 (4/6): 355-384 7 Arachnol. Mitt. 19:8-13 Basel, Juli 2000 Web damage during prey capture in Hyptiotes paradoxus (C.L.KOCH 1834) (Uloboridae) Samuel ZSCHOKKE Abstract: Web damage during prey capture in Hyptiotes paradoxus (C.L.KOCH 1834) (Uloboridae) H. paradoxus - well known for its characteristic triangulär web - has frequently been described to always completely collapse its web when catching prey. The aim of the present article is to show that this is not the case, and to discuss how the myth of the obligate complete collapse of the web has arisen and why it survived so well. Key words: Araneae, triangle spider, prey capture, meme INTRODUCTION We are offen faced with the problem that we can not research everything ourselves and we therefore have to rely on published descriptions by others. Unfortunately, these descriptions are sometimes not very accurate or even incorrect, especially descriptions that have been copied from yet other descriptions. Repeated copying inevitably leads to errors - we are all familiär with the telephone game where children sit in a circle and the first child whispers a phrase into the ear of the second one, and this one repeats what it has understood into the ear of the third one, and so on until finally the last one says aloud what it has understood - usually something not even remotely resembling what the first child had started with. In Science we have to deal with similar problems; WALTER (1999) describes nicely how the originallyinaccuratedescription of the prey spectrum of Eresuscinnaberinus was altered and became even less correct over time with repeated copying . The aim of the present article is to show the similar fate of the description of the web damage during prey capture in Hyptiotes paradoxus, to do away with the misconception that H. paradoxus will always completely collapse its web when catching prey, and to discuss why nevertheless many descriptions refer to such a complete collapse. H. paradoxus is one of only two orb-weaving uloborid spiders in Central and Northern Europe (HEIMER & NENTWIG 1991 ). It is usually found on 8 dry twigs and branches of spruce where it builds its characteristic triangulär web (cf. Fig. 1). THE LEGEND IS FORMED Probably the first descriptions of the prey capture in a Hyptiotes species can be found in WILDER (1874; 1875). Describing the prey capture in Hyptiotes cavatus (Hentz), the American sister species of H. paradoxus, he notes that “generally, an entire net is destroyed in making a single capture” (WILDER 1874, p. 270). KEW in his paper on the “snares or snap-nets” of Hyptiotes (KEW 1900) simply reviews and quotes WILDER on this subject. GERHARDT (1924) is the first to describe the prey capture of H. paradoxus. He writes that the web becomes useless with almost every prey capture and has to be rebuilt (“Es ist eine ausgesprochen unökonomische Einrichtung, dass auf diese Weise das Netz fast jedesmal beim Fang einer Beute unbrauchbar wird und neu angefertigt werden muss”, p. 116). WIEHLE (1927) refers to GERHARDTS description but writes that the web has tbecome useless with every prey capture (“... denn bei jedem Fang ist das i Netz unbrauchbar geworden”, p. 524). He is thus the first to write that the vweb is destroyed with every prey capture. Descriptions written in the ffollowing years do not repeat this mistake. REUKAUF (1931) writes quite ccorrectly that the web which has been damaged more or less during prey ecapture will be renewed in the following night (“Das bei dem Fang mehr oder weniger schadhaft gewordene Netz wird in der nächsten Nacht erneuert”, cp. 695). NIELSEN (1932) describes one prey capture in detail where “the web was completely destroyed” (p. 63) but he adds that this is probably not calways the case. PETERS (1938) explicitly corrects WIEHLE by writing that the web does not become useless with every prey capture, on the contrary, it can be used several times for the capture of small prey animals (“... das NNetz nicht etwa bei einmaligem Gebrauch stets unbenutzbar wird, sondern cdass es zum Fang kleinerer Beutetiere mehrmals verwendet werden kann”, cp. 57). This Statement leftarachnologists with conflicting descriptions of the tfwo great experts on spider webs of that period, WIEHLE and PETERS. Interestingly, almost all subsequent descriptions of the prey capture in rHyptiotes that describe the fate of the web refer to an inevitable complete ccollapse of the web. This error is even printed in the otherwise generally rreliable books by WITT et al. (1968) “This web has to be rebuilt after each cprey capture” (p. 34) and FOELIX (1996) “Obviously, the web becomes so cdamaged during the capture that a new one has to be constructed after each 9 catch” (p. 1 31 ). It is therefore not surprising that most populär books written in the second half of the 20th Century (CROMPTON 1950; SAUER & WUNDERLICH 1985; BAEHR & BAEHR 1987; BELLMANN 1992) erroneously describe an obligatory complete collapse of the web. The only exception is SAVORY (1952) who cautiously writes “Of some species of Hyptiotes it is said that the web can be used only once in this manner before it is renewed.” (p. 137). OWN OBSERVATIONS I first observed prey capture in Hyptiotes sp. during an excursion to Corsica some years ago, when I failed to demonstrate to my fellow students that the spider would completely collapse its web when catching prey. We tried various prey sizes, but we could never observe a complete collapse. In 1998, 1 collected H. paradoxus from the wild near Basel and brought them to the laboratory where four of them (Id" and 3 Q) constructed webs in perspex frames (30 cm x 30 cm x 5 cm). In my laboratory feeding experiments, I used exclusively fruit flies Drosophila sp. for my observations and again, I could never observe a complete collapse of the web. On several occasions, Ifedone fruit flyafteranotherintoone web. Figure 1 shows such a sequence where a female H. paradoxus caught three fruit flies with the same web. The web gets progressively more damaged with each prey capture, but even after having caught three fruit flies, the web could still be used to catch more flies. During my work with Hyptiotes, I have never observed a complete collapse of a Hyptiotes web. However, I can not exclude that this may happen occasionally, especially with bigger or more struggling prey. Nevertheless, I can exclude with certainty that Hyptiotes always completely collapses its web. DISCUSSION Why has the inaccurate description that Hyptiotes will always completely collapse its web become so widespread during the last decades? Is it because WIEHLE - who was the first to publish this mistake - is generally considered to be accurate? I think it is more than this. DAWKINS (1989) introduced the term “meme” to describe a thought or concept that is passed on from one individual to the next (or to many others). Mernes can be thought 10 Fig. 1 : Sequence of web condition after web construction (A) and successive prey captures (B-D) in a Hyptiotes paradoxus web in the laboratory. Arrows indicate the positions where the fruit flies were caught. Note the thin trailing thread the spider left behind on its way to and from the prey. A new fly was given when the spider had finished feeding on the previous one, which took about 2.5 hours. Fig. 1: Zustand des Netzes von Hyptiotes paradoxus nach dem Bau (A) und nach dem Fang von einer (B), zwei (C) und drei (D) Fruchtfliegen. Die jeweiligen Fangpositionen der Fliegen sind durch Pfeile gekennzeichnet. Die dünnen Fäden sind die Wegfäden der Spinne zur Beute hin und zurück zur Warteposition. Eine neue Fliege wurde jeweils in das Netz gebracht, wenn die Spinne die vorherige vollständig verzehrt hatte, was etwa 2.5 :Stunden dauerte. 11 to be the cultural equivalents of genes. As with genes, there are mutations of memes and invasions of new memes (ideas) into an existing population. Some memes come to fixation, others disappear and are replaced by others. Memes - like genes - have differential survival values (i.e. have different probabilities to survive in the meme pool). We can consider scientific concepts like DÜRER’s rhinoceros, the prey spectrum of Eresus cinnaberinus (WALTER 1 999) or the fate of the web of Hyptiotes after prey capture to be such memes. When we analyse the survival values of these memes, we find - in accordance with the prediction by DAWKINS (1989) - that memes with a high sensational value (e.g. “ Eresus cinnaberinus feeds on fast and strong beetles” or “the web of Hyptiotes always collapses completely”) survived better than their less spectacular alternatives. When reviewing the Publishing history of the fate of the Hyptiotes web after prey capture, it can be seen that the number of incorrect descriptions has increased over time. Before 1 950, all but one descriptions I could locate were correct, whereas almost all descriptions published since then are incorrect. Why is there this increase in incorrect publications? It seems likely that researchers in the last Century had to rely on their own observations because it was known that printed descriptions could not generally be trusted. As an example, the oldest description of the web of Hyptiotes known to me (ÄUSSERER 1 867) describes the web to consist of three or four radii where it in fact always consists of four radii. In contrast, today’s research is characterised with an ever increasing complexity of the subject. This requires more use of literature data than ever before which in tum - together with a high pressure to publish - is probably the cause for the observed increase in falsely copied descriptions. ZUSAMMENFASSUNG Es wurde oft beschrieben, dass das charakteristische dreieckige Netz von H. paradoxus beim Fang einer Beute vollständig zerstört wird. Diese Arbeit zeigt auf, dass dies meist nicht der Fall ist und diskutiert, wie sich der Mythos der obligaten vollständigen Netzzerstörung bildete, und wieso er sich so weit verbreiten konnte. 12 Acknowledgements: I am very grateful that the library of Basel University has such a rieh collection of old Journals (even if their catalogue sometimes does not know about them). I am indebted to my wife for her support and for comments on the manuscript. LITERATURE ÄUSSERER, A. (1867): Die Arachniden Tirols nach ihrer horizontalen und verticalen Verbreitung, I. - Verh. zool.-bot. Ges. Wien 17: 137-170 BAEHR, B. & M. BAEHR (1987): Welche Spinne ist das? Franckh, Stuttgart. 127 pp. BELLMANN, H. (1992): Spinnen beobachten, bestimmen. Naturbuch Verlag, Augsburg. 197 pp. (CROMPTON, J. (1950): Life of the Spider. William Collins Sons & Co, Glasgow. 249 pp. DAWKINS, R. (1989): The Selfish Gene. 2nd ed. Oxford University Press, Oxford. 352 pp. FOELIX, R.F. (1996): Biology of Spiders. 2nd ed. Oxford University Press, Oxford. 330 pp. GERHARDT, U. (1924): Weitere Studien über die Biologie der Spinnen. - Arch.f. Naturgesch. Abt. A 90: 85-192 HEIMER, S. & W. NENTWIG (1991): Spinnen Mitteleuropas. Paul Parey, Berlin und Hamburg. 523 pp. KEW, H.W. (1900): On the snares or snap-nets of the American and European triangle spiders ( Hyptiotes cavatus and H. paradoxus). - The Naturalist 522: 193-215 tNIELSEN, E. (1932): The Biology of Spiders I. Levin & Munksgaard, Copenhagen. 247 pp. PETERS, H.M. (1938): Überdas Netz der Dreieckspinne, Hyptiotes paradoxus. - Zool. Anz. 121: 49-59 FREUKAUF, E. (1931): Zur Biologie von Hyptiotes paradoxus. - Z. Morph, ökol. Tiere 21: 691-701 FSAUER, F. & J. WUNDERLICH (1985): Die schönsten Spinnen Europas. 3rd ed. Fauna- Verlag, Karlsfeld. 189 pp. I FSAVORY, T.H. (1952): The Spider's Web. Frederick Warne, London. 154 pp. WALTER, J.E. (1999): Dürers Nashorn und die Nahrung von Eresus cinnaberinus (Olivier) (Araneae: Eresidae). - Arachnol. Mitt. 17: 11-19 WIEHLE, H. (1927): Beiträge zur Kenntnis des Radnetzbaues der Epeiriden, Tetragnathiden und Uloboriden. - Z. Morph, ökol. Tiere 8: 468-537 WILDER, B.G. (1874): The netsof Epeira, Nephila and /-/ypf/ofes(Mithras).-Proc. Amer. Ass. Adv. Sc. 22: 264-274 WILDER, B.G. (1875): The triangle spider. - Populär Science Monthly 1875: 1-15 WITT, P.N., C.F. REED & D.B. PEAKALL (1968): A Spider's Web: Problems in Regulatory Biology. Springer, Berlin. 107 pp. SSamuel ZSCHOKKE, Dept. of Integrative Biology, SSection of Conservation Biology (NLU), St. Johanns-Vorstadt 10, (CH-4056 Basel ee-mail: samuel.zschokke@unibas.ch 13 Arachnol. Mitt. 19:14-27 Basel, Juli 2000 Feuchtigkeits- und Belichtungspräferenzen bei Spinnen - Ein Vergleich von zwei Klassifizierungssystemen Klaus HÖVEMEYER Abstract: Moistureand light preferences ofspiders-a comparisonoftwo Classification Systems. Two Classification Systems (MARTIN 1 991 and MAUER & HÄNGG1 1 990) designed to describe Spider preferences for certain moisture and light conditions are compared. MARTIN's (1991 ) method tends to indicate (strong) preference. This is probably attributable to specific properties of MARTIN’s index. Key words: Araneae, ecological groups, moisture, light. EINLEITUNG Die vergleichende Analyse von Tiergemeinschaften gehört zu den interessantesten Aufgaben der Ökologie. Neben den taxonomisch- systematischen Kategorien, die der Beschreibung einer Gemeinschaft zugrundegelegtwerden können, stehen gleichrangig ökologische Gruppen, die Arten mit ähnlicher Lebensweise oder ähnlichen ökologischen Ansprüchen zusammenfassen (Gilden-Konzept; ROOT 1 973). Im Falle der Spinnen können solche Gruppierungen in Hinblick auf die Vertikalverteilung, den Nahrungserwerb, die Körpergröße, Phänologie und Reproduktions- perioden, Assoziation mit bestimmten Mikro-und Makrohabitaten oder Feuchtigkeits- und Belichtungspräferenzen vorgenommen werden. Hierfür sind verschiedene Klassifizierungssysteme entwickelt worden (z.B. TRETZEL 1952; TOFT 1976, 1978; PLATEN 1984; MAURER & HÄNGGI 1990; MARTIN 1991). Im Folgenden behandele ich nur die Faktoren Feuchtigkeitund Belichtung. MAURER & HÄNGGI (1990) benutzten fürbeide Faktoren einfache Systeme mit jeweils sechs Kategorien, während MARTIN (1991) Präferenzwerte für jeweils vier Ausprägungen der beiden Faktoren berechnete. Der Faktor Belichtung repräsentiert hier vier Lebensraumtypen, die den Gradienten von offenen Lebensräumen zu geschlossenen Wäldern beschreiben. In 14 PLATENs (1984) System werden die Faktoren Feuchte und Belichtung für beschattete Lebensräume miteinander kombiniert. Für vergleichende Untersuchungen an Spinnengemeinschaften (STIPPICH & HÖVEMEYER in Vorb.) wurden Angaben zu den ökologischen Präferenzen von 343 Spinnenarten aus der Literatur extrahiert. Diese Zahl entspricht rund einem Drittel der Spinnenarten Deutschlands (PLATEN et al. 1995) und dürfte, weil sie bei Untersuchungen von unterschiedlichen Lebensraumtypen gewonnen wurde, eine hinreichend repräsentative Stichprobe darstellen, um die unten beschriebenen Analysen durchzuführen. Für viele Arten fanden sich Angaben in zwei oder mehr Quellen, andere waren in nur einer Quelle verzeichnet, und in manchen Fällen war die Suche erfolglos. Da die einzelnen Autoren unterschiedliche Klassifizierungssysteme benutzen, stellte sich die Frage nach der Kompatibilität dieser Systeme. Das System von PLATEN (1984) unterscheidet sich deutlich von den beiden anderen; deshalb beschränke ich mich auf den Vergleich der Systeme von MARTIN (1991) und MAURER & HÄNGGI (1990). Als erstes wird der Faktor Feuchtigkeit ausführlich besprochen, um die Vorgehensweise zu erläutern; danach kann der Faktor Belichtung knapper abgehandelt werden. FEUCHTIGKEIT MAURER & HÄNGGI (1990) verwenden sechs Kategorien, um die Feuchteansprüche von Spinnenarten zu beschreiben: steno-hygrophil (sh), meso-hygrophil (mh), mesophil (m), meso-xerophil (mx), steno-xerophil (sx) und euryök (eu). MARTIN (1991 ) und auch SCHULTZ (1 995) berechnen Präferenzwerte (= PW) für vier Feuchtigkeitstypen (Fl bis F4), wobei Fl für nasse und F4 für trockene Habitate steht. Nach den berechneten PW .werden die Arten bestimmten PW-Stufen zugeteilt: die PW-Stufen 4 und 5 bezeichnen Bevorzugung bzw. starke Bevorzugung, die PW-Stufe 3 Indifferenz, die PW-Stufen 2 und 1 Meidung bzw. strenge Meidung, und die ;PW-Stufe 0 besagt, dass die untersuchte Art nicht in Habitaten mit dem betreffenden Feuchtigkeitstyp angetroffen wurde (im Grunde also die ^strengste Meidung). Die PW-Stufen für die vier Feuchtigkeitstypen ergeben :dann einen Code aus vierZiffern (für Fl bis F4), der die Feuchte-Präferenzen (der betreffenden Art beschreibt. Eine erste (optimistische) Idee war, dass sich die beiden Systeme problemlos ineinander überführen lassen sollten, denn auch für das f'MARTINsche (1991) System ergeben sich sechs basale Muster für die 15 Verteilung der PW-Stufen (Abb. 1 ). Die Einstufungen für die 1 65 (von 343) Spinnenarten, zu denen aus beiden Quellen Angaben Vorlagen, wurden in eine Kreuztabelle (Tab. 1a) eingetragen. Vollständige Übereinstimmung (= die Diagonale) ergab sich fürnur41 Arten(« 24,9%). Kombiniert man die Kategorien sh und mh, m und eu und sx und mx zu einer 3x3-Tafel, wie dies durch die gestrichelten Linien angedeutet ist (Tab. 1a), erhöht sich die Übereinstimmung auf 79 Arten («47,9%) aber der Prozentsatz der Arten, die nach MARTIN (1991) als trockenheitsliebend einzustufen wären, von MAURER & HÄNGGI (1990) aber als eher feuchteliebend eingeordnet werden, bleibt mit 17,6% (« 29 Arten) recht hoch. MAURER & HÄNGGI (1990) = steno-hygrophil? = meso-hygrophil? = mesophll? = meso-xerophil? = steno-xerophil? = euryök? Abb. 1: Mögliche Übereinstimmungen zwischen Mustern von Präferenz- wert^ PW)-Stufen (linke Spalte) nach MARTIN (1991) und ökologischen Kategorien bei MAURER & HÄNGGI (1990) für den Faktor Feuchtigkeit. Die schwarzen Säulen zeigen Bevorzugung (PW-Stufe > 4), die karierten Indifferenz oder Meidung (PW-Stufe < 3) an. Fig. 1 : Possible equality between patterns of classes of preference values (= PW-classes) after MARTIN (1991) and moisture preference categories used by MAURER & HÄNGGi (1990). Black columns indicate preference (PW-class > 4) for wet (Fl ) to dry (F4) situations; cross-hatched columns indicate indifference or avoidance (PW-class < 3). MARTIN (1991) W X« Fl F2 F3 F4 16 Die Übereinstimmung zwischen den Ergebnissen von MARTIN (1991) und SCHULTZ (1995), der dieselbe Methodik benutzte, ist ebenfalls über- raschend gering (Tab. 1 b): In der Diagonale stehen 52 Arten («54,7%). Bei Reduktion auf eine 3x3-Tafel erhöht sich die Übereinstimmung auf 61,1% aber der Anteil gegensätzlich eingestufter Arten ist mit 19,0% wiederum hoch. Es folgt, dass die in Abb. 1 angenommene Ähnlichkeit der Klassifi- kationssysteme so nicht gegeben ist. In einem zweiten Ansatz wurden die Kriterien für die Zuordnung der MARTINschen (1991 ) PW-Stufen-Codes zu den Kategorien von MAURER & HÄNGGI (1990) genauer gefasst: (1) Für eine Einstufung als steno-hygro(xero)phil muss (a) in Fl bzw. F4 die PW-Stufe 5 erreicht werden, darf (b) die Nachbarkategorie maximal PW-Stufe 3 aufweisen, und müssen (c) die beiden restlichen Kategorien gemieden werden (PW-Stufe < 3). Beispiele: 5220, 2235. (2) Als meso-hygro(xero)phil werden alle Arten eingestuft, von denen in Fl bzw. F4 die PW- Stufe 5 erreicht wird, die Nachbarkategorie aber eine PW-Stufe >3 aufweist. Beispiele: 5432, 5502, 0055. (3) Ebenfalls als meso-hygro(xero)phil werden die Arten eingestuft, die die PW-Stufe 4 für Fl bzw. F4 aufweisen und eine Meidung der entgegengesetzten Bedingungen erkennen lassen. Beispiele: 4431, 0044, 4330, 1234. (4) Desweiteren sind meso-hygro(xero)phil die Arten mit einer Bevorzugung (=PW-Stufen 4 und 5) für F2 bzw. F3, sofern die entgegengesetzten Bedingungen gemieden werden. Beispiele: 4532, 3432, 2352. (5) Als mesophil werden die Arten eingestuft, die eine Bevorzugung für die beiden mittleren Feuchtigkeitskategorien, F2 und F3, zeigen. Beispiele: 2552, 3452, 2442, 3443. (6) Ist die höchste PW-Stufe 3, kann die Art nur mesophil oder euryök sein, und für eine Einstufung als euryök sollte keine PW-Stufe <2 sein. Beispiele: mesophil: 2331, 1332; euryök: 3333, 3323, 2333. (7) Daneben gibt es einige (seltene) Problemfälle, die wiefolgt eingestuft wurden: 4442 = meso- hygrophil; 3311 = euryök; 2454 = mesophil; 2433 = euryök. Für die nach diesem Schema eingeordneten Spinnenarten ergibt sich eine neue Kreuztabellen den Vergleich zwischen MARTIN (1991 ) und MAURER :& HÄNGGI (1 990) (Tab. 1 c). Bei 61 Arten (« 36,5%) besteht nun vollständige [Übereinstimmung (= Diagonale). In der reduzierten 3x3-Tafel erreichen 85 /Arten («51,5%) vollständige Übereinstimmung, und im Vergleich zum eersten Ansatz verringert sich der Anteil der gegensätzlich eingestuften 17 Arten auf 1 1 ,5%. Beim Vergleich der Ergebnisse von MARTIN (1991) und SCHULTZ (1995) geht der Anteil der vollständigen Übereinstimmungen gegenüber der ersten Analyse leicht zurück (45,3%) (Tab. 1 d). Für die 3x3- Tafel bleibt er ungefähr gleich (60,0%) aber der Anteil gegensätzlich eingestufter Arten verringert sich auf 6,3%. Insgesamt können auch die nach der zweiten Methode erzielten Übereinstimmungen zwischen den Systemen von MARTIN (1991) und MAURER & HÄNGGI (1990) nicht recht befriedigen. Tab. 1 : Zuordnung von Spinnenarten zu sechs Klassen der Feuchtebevorzu- gung (Abkürzungen s. Abb. 2) nach drei Quellen, (a) und (b): Kriterien für die Gleichsetzung der Einstufungen wie in Abb. 1 ; (c) und (d): Kriterien s. T ext. Tab. 1: Allocation of spider species to six classes of moisture preference (see Fig. 2 for abbreviations) following three sources. (a) and (b): criteria for equality between Classification Systems as in Fig. 1 ; (c) and (d): criteria as described in the text. (i) MARTIN (1991) (b) MARTIN (1991) sh mh m -I mx SX sh mh m ,u| mx SX MAURER fh 14 2 i i 16 SCHULTZ sh 26 1 i : 2 3 33 AI mh 28 16 4 sj 22 7 82 (1995) mh 4 5 3 4 19 HÄNGGI m 1 2 i i 7 8 19 m 1 i i ; 1 1 5 (1990) CU 2 4 ' *| 1 22 33 CU 3 2 • i 2 3 1 1 fflX 1 i 3 6 10 mx i i 5 5 sx i i 5 5 sx 1 5 i ' j 14 22 45 24 6 9 1 1 33 48 165 34 14 2 7 1 1 13 25 95 (c) MARTIN (1991) (d) MARTIN (1991) sh mh : m eu mx SX sh mh m cu i mx SX MAURER sh 4 12 1 1 16 SCHULTZ sh z 5 1 1 7 «I mh 3 37 i 19 4 18 1 82 (1995) mh 5 18 1 i 3 24 HÄNGGI m 1 •7 1 8 2 19 m 1 9 T 3 : 4 2 27 (1990) CU 2 ! 6 1 15 8 33 CU 3 2 • . • . t ■ ■ i 6 1 1 mx i 2 7 1 10 mx 2 4 2 ( 12 2 22 sx 1 1 1 4 5 sx 1 3 4 7 52 I34 7 49 16 165 5 38 M 6 | 25 7 95 18 Nach der PW-Methode (MARTIN 1991) fallen nur wenige der hier betrachteten Arten in die Kategorien mesophil und euryök, während viele -Arten den Kategorien steno-hygrophil und steno-xerophil zugeordnet werden (Abb. 2). Ein ähnliches Muster ergibt sich für die Ergebnisse von SCHULTZ (1995). Dagegen enthält bei MAURER & HÄNGGI (1990) die Kategorie „meso-hygrophil“ die meisten Arten (Abb. 2). Wie können die unterschied- lichen Verteilungen erklärt werden? Hierfür muss die Funktionsweise des MARTINschen (1991 ) Index genauer untersucht werden. sh mh m eu mx sx >Abb. 2: Relative Häufigkeit von Arten, die nach dem Muster von Abb. 1 baestimmten Feuchtigkeitstypen zugeordnet wurden. Die Verteilungen basieren auf den verfügbaren Angaben zu 225, 211 und 119 Arten aus MAURER & HÄNGGI (1990), MARTIN (1991) bzw. SCHULTZ (1995). F-ig . 2: Frequency of Spider species allocated to six moisture preference blasses by three sources. Criteria for equal allocations as suggested by Frig. 1 . Frequency distributions are based on the available data for 225, 21 1 and 119 species extracted from MAURER & HÄNGGI (1990), MARTIN i [l 991 ) and SCHULTZ (1995), respectively. sah = steno-hygrophil(-ous),mh = meso-hygrophil(-ous),m = mesophil(-ous), au = euryök (euryoecious), mx = meso-xerophil(-ous) sx = steno-xerophil(-ous). 19 Bei der Berechnung der PW -Werte wird die relative Häufigkeit der Nachweise einer Art in Habitaten, die ein bestimmtes Habitatmerkmal aufweisen (hier: einem bestimmten Feuchtigkeitstyp angehören), mit der relativen Häufigkeit dieses Merkmals in der Gesamtheit der untersuchten Habitate verglichen (MARTIN 1991). Der Vergleich erfolgt indem der Quotient aus den beiden relativen Häufigkeiten gebildet wird, und entsprechend seiner Grösse wird der Art für das betreffende Habitatmerkmal eine PW-Stufe zugewiesen. MARTIN (1 991 : S. 1 5) weistdarauf hin, dass mitzunehmender Häufigkeit eines Merkmals dessen Differentialwert sinkt. Dies findet seinen Ausdruck darin, dass der maximal erreichbare PW für ein Habitatmerkmal, welches in mehr als der Hälfte aller Aufsammlungen festgestellt wurde, unter 2 bleibt und mithin die PW-Stufe 5 nicht erreicht werden kann. Die möglichen PW-Stufen werden aber auch von der Häufigkeit, mit der eine Art nachgewiesen wurde, beeinflusst. Dieser Zusammenhang wird in Tab. 2 für fünf unterschiedlich häufige hypothetische Arten (1-5) und vier unterschiedlich häufige Habitatmerkmale, die der Untersuchung von MARTIN (1991) entnommen wurden, dargestellt. Für jede Art werden jeweils zwei Fälle betrachtet: (1 ) Alle Nachweise der Art fallen in Aufsammlungen, die ein bestimmtes Habitatmerkmal aufweisen (gilt für die Arten 1 bis 4 und für Art 5 bei den Merkmalen H7 und F3), bzw. eine sehr häufige Art ist in allen Aufsammlungen, die dieses Merkmal aufweisen, vertreten (Art 5 bei den Merkmalen F4 und B4); dies ergibt den maximalen PW. (2) Die Art ist nur ein einziges Mal in Aufsammlungen vertreten, die das betreffende Habitatmerkmal aufweisen; dies ergibt, abgesehen vom Fehlen der Art, den geringstmöglichen PW. Für das sehr häufige Habitatmerkmal (H7) ist der maximal erreichbare PW 1 ,802, und dieser ist unabhängig von der Nachweishäufigkeit der Art (T ab. 2). Auch für die anderen Habitatmerkmale ist der maximal erreichbare Präferenzwert für alle Arten gleich, solange ihre Nachweishäufigkeit (= FZ) nicht die Häufigkeit des Habitatmerkmals übersteigt (dieser Fall tritt bei Art 5 und den Merkmalen F4 und B4 ein). Die minimal möglichen PW steigen mitder Seltenheit des Habitatmerkmals, sie sind aberauch (innerhalb der Spalten) für seltene höher als für verbreitete Arten (Tab. 2). Dies hat Konsequenzen für die Zuordnung zu den PW-Stufen. 20 Tab. 2: Maximal und minimal erreichbare Präferenzwerte (= PW) für fünf hypothetische, unterschiedlich weit verbreitete Arten und unterschiedlich häufige Habitatmerkmale (nach MARTIN 1 991 ). FZ = Anzahl der Nachweise; n = Häufigkeit des Merkmals. Gesamtzahl der Aufsammlungen = 876. Tab. 2: Maximal and minimal preference values (= PW) possible for five hypothetical species differing in occurrence and habitat features differing in frequency (after MARTIN 1 991 ). FZ = frequency of species; n = frequency cof habitat features; total number of samples = 876. Habitatmerkmale H7 F3 F4 B4 sehr häufig häufig mittel selten 4Art (n = 486) (n = 312) (n = 108) (n = 60) 1 (sehr seltene Art; FZ = 7) Max PW 1,802 2,807 8,111 14,600 Min PW 0,257 0,401 1,158 2,085 22 (seltene Art; FZ = 15) Max PW 1,802 2,807 8,111 14,600 Min PW 0,120 0,187 0,540 0,973 33 (mittlere Art; FZ = 21) Max PW 1,802 2,807 8,111 14,600 Min PW 0,085 0,133 0,386 0,695 44 (verbreitete Art; FZ = 41 ) Max PW 1,802 2,807 8,111 14,600 Min PW 0,043 0,068 0,197 0,356 55 (weit verbreitete Art; FZ = 151) Max PW 1,802 2,807 5,801 5,801 Min PW 0,011 0,018 0,053 0,096 In Tabelle 3 wurde für die fünf hypothetischen Arten berechnet, welche 'Nachweishäufigkeit (N) den vier Grenzwerten entspricht, die die PW-Stufen 1 bis 5 voneinandertrennen. Ist Art 4 in mehrals 1 7,52 und wenigerals 29,21 cder Aufsammlungen mit Habitatmerkmal F3 vertreten, liegt der PW zwischen 1 ,2 und 2,0; es folgt: PW-Stufe 4. Nun muss die Zahl der Nachweise aber immer eine ganze Zahl sein . In der oberen rechten Ecke der T abeile werden deshalb manche PW-Stufen übersprungen. Wird beispielsweise Art 2 nur eeinmal in einem Habitat mit Merkmal F4 nachgewiesen, fällt ihr sogleich die PW-Stufe 2 zu. Wird dieselbe Art zweimal nachgewiesen, ist der PW > 1,2, iund es folgt: PW-Stufe 4. Art 2 kann für Merkmal F4 also unter keinen LUmständen die PW-Stufe 3 annehmen. Im Extremfall (Art 1 , Merkmal B4) cgibt es nur zwei mögliche PW-Stufen: 0 und 5. 21 Tab. 3: Mögliche Präferenzwert-Stufen (= mögl. PW-St) für Kombinationen unterschiedlicher Häufigkeiten von Arten und Habitatmerkmalen im Klassifizierungssystem von MARTIN (1991). Abkürzungen s. Tab. 2 und Text. Tab. 3: Possible classes of preference values (= mögl. PW-St) for combi- nations of species and habitat features differing in frequency in MARTIN’s (1 991 ) Classification System. See Tab. 2 and text for further abbreviations. Habitatmerkmale H7 F3 F4 B4 sehr häufig häufig mittel selten Art (n = 486) (n = 312) (n = 108) (n = 60) 1 (FZ = 7) N % N % N % N % Grenzen: 0,4 1,55 14,3 0,99 0,0 0,35 0,0 0,19 0,0 0,8 3,11 42,9 1,99 14,3 0,69 0.0 0,38 0,0 1,2 4,66 57,1 2,99 28,6 1,04 14,3 0,58 0,0 2,0 7,77 100 4,99 57,1 1.73 14,3 0,96 0,0 mögl. PW-St: 0-1-2-3-4-_ 0--2-3-4-5 3-_-5 0- - - - -5 2 (FZ = 15) N % N % N % N % Grenzen: 0,4 3,33 20,0 2,14 13,3 0,74 0,0 0,41 0,0 0,8 6,66 40,0 4,27 26,7 1,48 6,7 0,82 0,0 1,2 9,99 60,0 6,41 40,0 1,85 6,7 1,23 6,7 2,0 16,64 100 10,68 66,7 2,22 13,3 2,05 13,3 mögl. PW-St: 0-1-2-3-4-_ 0-1-2-3-4-5 0-_-2- _-4-5 0-_-_- 3-4-5 3 (FZ = 21) N % N % N % N % Grenzen: 0,4 4,66 19,1 2,99 9,5 1,04 4,8 0,58 0,0 0,8 9,32 42,9 5,98 23,8 2,07 9,5 1.15 4,8 1,2 13,98 61,9 8,98 38,1 3,11 14,3 1,73 4,8 2,0 23,30 100 14,96 66,7 5,18 23,8 2,88 9,5 mögl. PW-St: 0-1 -2-3-4- 0-1-2-3-4-5 0-1-2-3-4-5 0-_-2- _-4-5 4 (FZ = 41) N % N % N % N % Grenzen: 0,4 9,10 22,0 5,84 12,2 2,02 4,9 1,12 2,4 0,8 18,20 43,9 11,68 26,8 4,04 9,8 2,25 4,9 1.2 27,30 65,9 17,52 41,5 6,07 14,6 3,37 7,3 2,0 45,49 100 29,21 70,7 10,11 24,4 5,62 12,2 mögl. PW-St: 0-1-2-3-4-_ 0-1-2-3-4-5 0-1-2-3-4-5 0-1-2-3-4-5 5 (FZ = 151) N % N % N % N % Grenzen: 0,4 33,51 21,9 21,51 13,9 7,45 4,6 4,14 2,7 0,8 67,02 44,4 43,02 28,5 14,89 9,3 8,27 5,3 1,2 100,5 66,2 64,54 42,4 22,34 14,6 12,41 8,0 2,0 167,6 100 107,6 70,9 37,23 24,5 20,68 13,3 mögl. PW-St: 0-1 -2-3-4- 0-1-2-3-4-5 0-1-2-3-4-5 0-1-2-3-4-5 22 Weitere Kalkulationen, die hier nicht im einzelnen vorgestellt werden, zeigten, dass z.B. für Merkmal F4 nur Arten, die insgesamt in mehr als 20 Aufsammlungen vertreten sind (FZ > 20), PW-Stufe 1 annehmen können. Desweiteren treten manche PW-Stufen diskontinuierlich auf: so kann sich bei Merkmal B4 für Arten mit 13 < FZ < 18 die PW-Stufe 3 ergeben, nicht aber für Arten mit 19 < FZ < 24; bei FZ > 25 ist die PW-Stufe 3 dann wieder möglich. Für die hypothetischen Arten 1 bis 5 sind in Tab. 3 die für die jeweiligen Habitatmerkmale möglichen PW-Stufen angegeben. Darüberhinaus zeigt Tabelle 3 für jede PW-Stufengrenze wieviele der möglichen Nachweise (in Prozent) zu einem PW unterhalb der betreffenden Stufen-Grenze führen. Kommt z.B. Art 1 überhaupt in Aufsammlungen mit dem Merkmal F3 vor, so kann sie nur in 1 bis 7 Aufsammlungen vertreten sein. Zwei von sieben Möglichkeiten (»28,6%) führen zu PW < 1,2, die übrigen (» 71 ,4%) zu PW > 1 ,2. Schliesslich können wir Tabelle 3 (Spalte N) entnehmen, dass für eine Zuordnung zu PW-Stufe 5 Art 1 in nur einer von 60 Aufsammlungen mit dem Merkmal B4 vertreten sein muss. Bei der weit verbreiteten Art 5 sind 21 Aufsamm-Iungen erforderlich; dies entspricht einem guten Drittel der Habitate mit Merkmal B4. Insgesamt scheint der MARTINsche (1991) Index also die Bewertung „(starke) Bevorzugung“ (d.h. hohe PW-Stufen) zu begünstigen. BELICHTUNG MAURER & HÄNGGI (1990) ordnen die Spinnenarten sechs Belichtungs- Kategorien zu: steno-photophil, meso-photophil, mesophil, euryök, meso- combrophil und steno-ombrophil. Da „ombrophil“ regenliebend bedeutet (SCHAEFER 1 992), verwende ich im Folgenden die Bezeichnung „umbrophil“ (umbra = der Schatten; WERNER 1972). Analog zu den Analysen der Feuchtigkeitsstufen wurde zunächst eine Kreuztabelle mit den Annahmen aus Abb. 1 erstellt (Tab. 4a), danach eine .weitere unter Anwendung der präzisisierten Kriterien (Tab. 4c). Im ersten FFall ergab sich für den Vergleich zwischen MARTIN (1991 ) und MAURER ■& HÄNGGI (1990) völlige Übereinstimmung für 54 Arten (»36.0%). Bei Deduktion auf eine 3x3-Tafel erhöhte sich der Anteil der Übereinstimmungen eauf 72,7%. Gegensätzlich wurden 19 Arten (»12,7%) eingestuft. Diese Werte sind deutlich besser als die für die Feuchte-Kategorien, aber auch in cdiesem Fall überwiegen hohe PW-Stufen fürdie extremen Bedingungen bei fMARTIN (1991) (Tab. 4a: Spaltensummen). Der Vergleich zwischen 23 MARTIN (1991) und SCHULTZ (1995) ergab Übereinstimmung für 50 Arten (» 52,6%). Durch Reduktion auf eine 3x3-Tafel erhöhte sich die Überein- stimmung auf 77.9%, und gegensätzliche Einstufungen waren mit 5,3% relativ selten. Im zweiten Vergleich zwischen MARTIN (1991 ) und MAURER & HÄNGGI (1990) verbesserte sich der Grad der Übereinstimmung auf 50% und der Anteil gegensätzlich eingestufter Arten verringerte sich auf 1 0,7% (T ab. 4c). Im Vergleich mit den Ergebnissen von SCHULTZ (1995) stieg die Übereinstimmung auf 65,3%, während nur noch zwei Arten (»2,1%) gegensätzlich eingestuft wurden. Tab. 4: Vergleich derZuordnungen von Spinnenarten zu sechs Klassen von Belichtungsbevorzugung nach drei Quellen, (a) und (b): Kriterien für die Gleichsetzung der Einstufungen analog zu Abb. 1; (c) und (d): Kriterien s. Text. Tab. 4: Allocation of spider species to six classes of light preference followingthreesources.(a) and (b):criteriaforequalitybetween Classification Systems analogous with Fig. 1 ; (c) and (d): criteria as described in the text. sph = steno-photophil(-ous), mph = meso-photophil(-ous), m = meso- phil(-ous), eu = euryök (euryoecious), mu = meso-umbrophil(-ous), su = steno-umbrophil(-ous). <*) MARTIN (1991) (b) MARTIN (1991) sph mph ; m cu ; mu SU sph mph j m cu | mu SU MAURER jpb 12 1 ! • i 13 5CHULTZ sph 10 1 | i 20 fit mph 29 „Ljj. 2 45 (1995) mph 18 «7 i « i i 2 42 HÄNCCI m 2 2 Ti;- i : 1 7 m 3 i : 1 1 3 1 9 (1990) tu 6 2 j 1 i 1 1 1 cu 2 i i i ■ 2 5 mu 6 7 ! 4 2 1 18 20 57 mu i : 5 4 10 SU 2 « | i * 10 17 SU i i 9 9 57 24 1 6 1 6 1 23 1 34 150 41 20 : i 0 6 | 10 18 95 (c) sph MARTIN (1991) mph ; m eu ! mu SU (d) sph MARTIN (1991) mph im eu i mu SU MAURER sph 4 9 i 13 SCHULTZ sph 3 1 ; 4 N mph 4 34 j 4 i i 2 45 (1995) mph 4 36 ! 6 1 j 1 48 HÄNCCI m 3 ' t 1 1 1 7 m 7 i S 1 ; 5 18 (1990) cu 7 i 2 i i i 1 1 cu 2 ! * j 2 6 mu 1 10 ; 9 2 j 33 2 57 mu 1 14 2 19 SU 1 2 : • 13 1 17 SU 0 10 35 | 17 5 | 50 3 150 7 47 ; 11 4 ! 24 2 95 24 DISKUSSION Die Untersuchungen haben gezeigt, dass es nicht ohne weiteres möglich st, die MARTINschen (1991) PW-Stufen-Codes in das einfachere System yon MAURER & HÄNGGI (1990) zu übersetzen. Hierfür gibt es vermutlich mehrere Gründe. Zum einen müssen die Präferenda der Populationen einer Art nicht im gesamten Verbreitungsgebiet konstant bleiben. Bevorzugungen können Jurch die klimatischen Bedingungen in einer geographischen Region modi- iziert werden oderauch mit der Höhenstufe variieren. So gesehen könnten linter den unterschiedlichen Einstufungen durch MARTIN (1991) und S3CHULTZ (1995) auf der einen und MAURER & HÄNGGI (1990) auf der anderen Seite reale regionale Unterschiede stehen. Indessen sollten sich ierartige Verschiebungen der Präferenda zunächst in regional veränderten Abundanzwerten für unterschiedliche Habitate niederschlagen. Die vlARTINschen (1991 ) PW-Stufen basieren aber auf An- und Abwesen-heit jer Arten, und sollten deshalb relativ robust gegenüberVerschiebungen der 3räferenda im Verbreitungsgebiet sein. Zum anderen habe ich gezeigt, dass die MARTINschen (1991) PW- SStufen dazu tendieren, (starke) Bevorzugungen anzuzeigen, und dass tiese T endenz offenbar mit der Seltenheit des betrachteten Habitatmerkmals jnd der Seltenheit der jeweiligen Art in der Gesamtheit der Proben wächst Tab. 3). Es mag für bestimmte Zwecke günstig sein, eine solche Gewichtung ;:u erzielen. Die Rahmenbedingungen (Stichprobenumfang und die relativen ■Häufigkeiten der einzelnen Habitatmerkmale) bewirken aber, dass die ermittelten PW-Stufen nur innerhalb des betrachteten Probensatzes volle Gültigkeit haben können. Indem die PW-Methode die relativen Häufigkeiten einer Art in Habitaten mit einem bestimmten Merkmal mit einem Erwartungswert (der relativen Häufigkeit des Habitatmerkmals) vergleicht, ähnelt sie gewissen statistischen Tests: x2-test (PEARSON-Statistik), G-Test (s. SOKAL & ROHLF 1995). Mit diesen Tests könnte gezeigt werden, daß eine Art in Habitaten mit einem gestimmten Merkmal signifikant über- oder unterrepräsentiert ist. Indessen ?;ollten diese Tests nicht angewendet werden, wenn der zu kalkulierende Trwartungswert eine bestimmte Grenze unterschreitet. Übertragen auf den Datensatz von MARTIN (1991 ) bedeutet dies, dass z.B. für das Merkmal F4 inur Arten getestet werden können, die insgesamt in mindestens 41 'Aufsammlungen vertreten waren. Etwa 80% der von MARTIN (1991) ^ufgelisteten Arten wurden weniger als 41 mal nachgewiesen, so dass ein Test (für das Merkmal F4) nur für rund ein Fünftel der Arten durchgeführt 25 werden könnte. Ob sich dabei signifikante Unterschiede einstellen, ist eine sekundäre Frage, die für jede Art und jedes Habitatmerkmal getrennt beantwortet werden muss. Zusammen mit den oben beschriebenen Anomalien, die bei der Bestim- mung der PW-Stufen auftreten, legen diese Überlegungen nahe, dass die MARTINschen (1991) PW-Stufen für seltene Arten und seltene Habitat- merkmale Präferenzen nur tendenziell andeuten können, nicht aber unbe- sehen als artspezifische Charakteristika behandelt werden sollten. Will man verschiedene Spinnengemeinschaften in Hinblick auf die Repräsentanz bestimmter ökologischer Typen vergleichen und die gefun- denen Unterschiede statistisch absichern, müssen hinreichend grosse Gruppen von ökologischen Typen gebildet werden. Ob man dies durch Anwendung eines einfachen Klassifizierungssystems erreicht oder durch nachträgliches Zusammenwerfen (‘lumping’), ist weitgehend Geschmacks- sache. Der weniger komplizierte Weg scheint indessen in der Anwendung eines einfachen Klassifizierungssystems zu bestehen. LITERATUR MARTIN, D. (1991): Zur Autökologie der Spinnen (Arachnida: Araneae) I. Charakteristik der Habitatausstattung und Präferenzverhalten epigäischer Spinnenarten. - Arachnol. Mitt. 1:5-26. MAURER, R. & A. HÄNGGI (1990): Katalog der schweizerischen Spinnen. - Doc. Faun. Helvet. 12. CSCF, Neuchätel. PLATEN, R. (1984): Ökologie, Faunistik und Gefährdungssituation der Spinnen (Araneae) und Weberknechte (Opiliones) in Berlin (West) mit dem Vorschlag einer roten Liste. - Zool. Beitr. N.F. 28: 445-487. PLATEN, R., T. BLICK, P. BLISS, R. DROGLA, A. MALTEN, J. MARTENS, P. SACHER & J. WUNDERLICH (1995): Verzeichnis der Spinnentiere (excl. Acarida) Deutschlands (Arachnida: Araneida, Opilionida, Pseudoscorpionida). - Arachnol. Mitt. Sonderband 1: 1-55). ROOT, R.B. (1973): Organization of a plant-arthropod association in simple and diverse habitats: the fauna of collards (Brassica oleracea). - Ecol. Monogr. 43, 95-124. SCHAEFER, M (1992): Wörterbücherder Biologie: Ökologie. 3. Aufl. Gustav Fischer, Jena. 433 S. SCHULTZ, W. (1995): Verteilungsmuster der Spinnenfauna (Arthropoda, Arachnida, Araneida) am Beispiel der Insel Norderney und weiterer friesischer Inseln. Diss. Univ. Oldenburg. 230 S. SOKAL, R.R. & F.J. ROHLF (1995): Biometry. 3. Aufl. WH Freeman, New York. 887 S. TOFT, S. (1976): Life-histories of spiders in a Danish beech wood. - Nat. Jutl. 19: 5-40. TOFT, S. (1978): Phenology of some Danish beech-wood spiders. - Nat. Jutl. 20: 285-304. 26 0952): Zur Ökologie der Spinnen (Araneae) - Autökologie der Arten im Raum von Erlangen. Sber. Phys.-med. Soz. Erlangen 75: 36-131. WERNER, F.C. (1972): Wortelemente lateinisch-griechischer Fachausdrücke in den biolo- gischen Wissenschaften, suhrkamp, ohne Ortsangabe. 475 S. rPD Dr. Klaus HÖVEMEYER, Institut für Zoologie und Anthropologie, Abteilung Ökologie, Berliner Str. 28, D-37073 Göttingen, Germany 27 Arachnol. Mitt. 19:28-40 Basel, Juli 2000 Spinnen (Arachnida: Araneae) von Weinbergen und Weinbergsbrachen am Mittelrhein (Rheinland-Pfalz: Boppard, Oberwesel) Peter JÄGER, Aloysius STAUDT, Björn SCHWARZ & Clemens BUSSE Abstract: Spiders (Arachnida: Araneae) from vineyards and vineyard fallows along the Middle-Rhine area (Germany : Rheinland-Pfalz: Boppard, Oberwesel) - 56 spider species have been recorded in a 4-hours-fieldtrip. Twelve of them are endangered according to the red data book for spiders in Germany. Some interesting species are mentioned with comments on their habitat preference and distribution limits. Figures of two species ( Theridion nigrovariegatum, Dipoena erythropus) are given because of Variation in their genitalia. Key words: Araneae, vineyards, Mittelrhein, Germany, faunistics EINLEITUNG Die Landschaft des Mittelrheins zwischen Bingen und Koblenz gehört zu den prägnantesten Naturerscheinungen Deutschlands und isttief in unserer Kulturgeschichte verankert. Wohl jeder kennt die Legende von der Loreley, die so manchem Flussschiffer den Tod brachte. Um so erstaunlicher ist es, daß die Fauna dieser Landschaft bis heute nahezu unbekannt geblieben ist. Nach unseren Recherchen wurde am Mittelrhein erst eine einzige größere arachnologische Untersuchungen durchgeführt und publiziert (NSG Koppelstein, 113 Arten, HAMMER 1992). Aus den 50iger Jahren liegen einzelne Fundmeldungen von BRAUN (1956, 1958) vor. Anläßlich eines Projektes am Mittelrhein sollen nun auch die Spinnen untersucht werden. Durch den Arachnologischen Arbeitskreis an der Johannes Gutenberg- Universität Mainz wurde deshalb zwecks einer Vorerhebung eine Sammel- exkursion nach Oberwesel-Urbar und zum Bopparder Hamm durchgeführt. Die Ergebnisse sollen im folgenden kurz dargestellt werden. 28 MATERIAL/METHODEN [Das Material wurde von den Autoren gesammelt, bestimmt und befindet sich in deren Sammlungen. Am 30.07.1999 wurden die u.g. Standorte ca. /ier Stunden mit Kescher, Klopfschirm, Käfersieb, Exhaustor und per Hand gefangen. Die Spinnen wurden in 70%igem Ethanol konserviert. Peter Jäger fertigte die Zeichnungen an, wobei die präparierten Vulven in 96%iger Milchsäure aufgehellt wurden. Beschreibung der Fundorte A Oberwesel/Urbar, TK 5912/3, Weinbergshang Habitatkomplex an felsigen Hängen zum Rhein aus genutztem Weinberg, angrenzen- den Brachflächen mit Gebüsch und kleinflächigen Magerrasenfragmenten, Wege mit Erdanrissen und beschatteten Lesesteinhaufen. : 3 Oberwesel/Urbar, TK 5912/3, Weinbergshang Komplex aus Weinbergswegen mit steinigen, offenen Wegböschungen aber auch mit dichtem Gebüsch sowie offene, episodisch mit Schafen beweidete Magerrasen. 3 Boppard, Bopparder Hamm, Rothenburg, TK 5711/2, Steinbruch Gesteinsschutthalde in einem kleinen, stillgelegten Schiefersteinbruch. Sehrlückige Pioniervegetation aus Schild-Ampfer (Rumex scutatus) und Gelbem Hohlzahn (Galeopsis segetum ); als faunistische Besonderheit: die Rotflügelige ödlandschrecke (Oedipoda germanica). ) Boppard, Bopparder Hamm, Engelsberg, TK 5711/2, Weinbergshang Komplex aus Weinbergswegen mit Gebüsch und kürzlich freigestellten Weinbergs- mauern sowie felsige Kuppen mit Mauerpfeffer-Triften (Sedo-Scleranthetea) und versäumten Magerrasenstellen. [ERGEBNISSE Es wurden 226 Araneen gesammelt (davon 59 adulte cf cf , 1 24 adulte 9 9 , 43 juv.), die sich auf 56 determinierbare Arten und 51 Gattungen verteilen. Verteilung auf die Standorte: 1 -87,2-62, 3-24,4-53 Individuen. 12 Arten $»ind auf der Roten Liste (PLATEN et al. 1996) verzeichnet. Tab. 1 : Artenliste. RL- Gefährdungsstufe nach PLATENetal. (1 996) [1 Vom Aussterben bedroht, 2 Stark gefährdet, 3 Gefährdet, - R Arten mit geo- graphischer Restriktion], Standorte (A-D) siehe Text (Anz.cf , 9 , juv.). Die mit * gekennzeichneten Arten stammen aus vorläufigen Barberfalienfängen (SOUND leg.). Tab. 1 : Species list. RL -Categorie forendangered Spider speciesaccording to PLATEN et al. (1996) [1 - endangered by potential extinction, 2 - greatly endangered, 3 - endangered, R - species with geographical restriction] Locations (A-D) see text (number of cf , 9 , juv.), species marked with * were caught by pitfall-traps (SOUND leg.). Fundorte Familie/Art RL A B c D Scytodidae 1 Scytodes thoracica (Latreille, 1802) 0,0,1 Pholcidae 2 Pholcus opilionoides (Schrank, 1781) 0,2,0 Dysderidae 3 Dysdera erythrina (Walckenaer, 1802) 0,1,0 Harpactea sp. 0,0,1 Theridiidae 4 Anelosimus vittatus (C.L. Koch, 1836) 5 Dipoena erythropus (Simon, 1 881 ) 3 0,1,0 1,0,0 1,0,0 6 Enoplognatha latimana Hippa & Oksala, 1982 1,0,0 7 Enoplognatha ovata (Clerck, 1757) 3,11,0 0,2,0 1,3,0 8 Enoplognatha thoracica (Hahn, 1833) 0,1,0 9 Episinus truncatus Latreille, 1809 1,1,0 2,0,0 0,1,0 10 Theridion bimaculatum (Linnaeus, 1767) 0,1,0 11 Thendion nigrovariegatum Simon, 1873 3 0,2,0 1,2,0 12 Thendion varians Hahn, 1833 1,0,0 Linyphiidae 13 Erigone atra Blackwall, 1833 0,1,0 1,0,0 Gonatium sp. 0,0,3 14 Labulla thoracica (Wider, 1834) 0,0,2 15 Linyphia triangularis (Clerck, 1757) 16 Meioneta rurestris (C.L. Koch, 1836) 0,0,5 1,0,0 0,0,3 17 Neriene furtiva (O.P. -Cambridge, 1870) 18 Neriene radiata (Walckenaer, 1841) R 0,1,0 0,2,0 Tetragnathidae 19 Tetragnatha pinicola L. Koch, 1870 1,0,0 0,1,0 30 Fundorte F;:amilie/Art RL A B c D Araneidae !0 Araneus alsine (Walckenaer, 1802) ; !1 Araneus diadematus Clerck, 1757 .12 Argiope bruennichi (Scopoli, 1772) :.!3 Gibbaranea bituberculata (Walckenaer, 1802) 3 0,1,0 1,0,0 0,0,1 0,0,1 !4 Mangora acalypha (Walckenaer, 1802) 0,2,0 1,2,0 0,6,0 ' !5 Zilla diodia (Walckenaer, 1802) 0,1,0 0,1,0 Lycosidae 16 Alopecosa cuneata (Clerck, 1757) VI Aulonia albimana (Walckenaer, 1805) 18 'Pardosa alacris (C.L. Koch, 1833) 1,0,0 0,1,0 0,1,0 1,0,0 39 * Pardosa bifasciata (C.L. Koch, 1834) 3 0,1,0 i0 Pardosa hortensis (Thoreil, 1872) 0,11,0 0,4,0 0,2,0 Pardosa lugubris s.l. 0,4,0 0,1,0 f ; 1 Pardosa nigriceps (Thoreil, 1856) |.i2 Pardosa palustris (Linnaeus, 1758) 3 3,3,0 0,1,0 1 33 Pardosa pullata (Clerck, 1757) Trochosa sp. ■4 * Xerolycosa nemoralis (Westring, 1861) 0,2,0 0,0,1 1,0,0 Pisauridae : 5 Pisaura mirabilis (Clerck, 1757) 0,0,1 0,1,0 Agelenidae Tegenaria sp. 0,0,1 Dictynidae 166 Dictyna latens (Fabricius, 1775) 3 1,0,0 4,0,0 Amaurobiidae Amaurobius sp. 0,0,1 Coelotes sp. 0,0,1 Titanoecidae 7 Titanoeca quadriguttata (Hahn, 1833) 0,1,0 0,2,1 0,1,0 Liocranidae 8 Phrurolithus festivus (C.L. Koch, 1835) 0,2,0 0,1,0 Miturgidae Cheiracanthium sp. 0,0,2 31 Familie/Art Zodariidae 39 Zodarion italicum (Canestrini, 1868) 40 Zodarion rubidum Simon, 1914 Gnaphosidae 41 ^Drassodes cupreus (Blackwall, 1834) 42 Drassodes lapidosus (Walckenaer, 1802) Drassodes spec. 43 Haplodrassus kulczynskii Lohmander, 1 942 44 ‘Trachyzelotes pedestris (C.L. Koch, 1837) Zelotes sp. Philodromidae Philodromus sp. Thomisidae 45 Misumena vatia (Clerck, 1757) 46 Misumenops tricuspidatus (Fabricius, 1775) 47 Tmarus piger (Walckenaer, 1802) Xysticus sp. Salticidae 48 Ballus chalybeius (Walckenaer, 1 802) 49 Chalcoscirtus mfimus (Simon, 1868) 50 Euophrys frontalis (Walckenaer, 1802) 51 Evarcha arcuata (Clerck, 1757) 52 Evarcha falcata (Clerck, 1757) 53 Heliophanus cupreus (Walckenaer, 1802) 54 Heliophanus tribulosus Simon, 1868 55 Salticus scenicus (Clerck, 1757) 56 Synageles venator (Lucas, 1836) Summe (d", 9 , juv) Fundorte RL A B C D 1,0,0 0,1,0 0,1,0 2,3,0 0,1,0 0,1,0 0,1,0 0,2,0 0,0,2 3 0,1,0 3 0,2,0 0.0,4 0,0,2 0,0,2 0,0,1 1,0,1 0,1,0 3 0,2,0 0,0,1 0,1,0 0,1,0 1 0,1,0 0,1,0 0,1,0 0,1,0 0,1,0 1,0,0 0,3,3 5,1,0 1.0,0 2 2,4,2 10,1,0 5,4,0 0,1,0 2,1,0 1,0,0 0,1,0 14,48,25 20,36,6 11,8,5 14,32,7 32 DISKUSSION Die besondere Stellung der untersuchten Standorte bezüglich des Faktors 'Wärme” kann man am vermehrten Vorkommen xerothermer Arten ablesen, nsbesondere auch an einem der nördlichsten Freilandvorkommen der mediterranen Art Scytodes thoracica (aus Berlin wird die Art ebenfalls als Freilandfund gemeldet: Platen, in litt.). D ipoena erythropus (Abb. 6-7) Die Epigyne und Vulva des 9 (Abb. 6-7) dieser selten gefangenen Art sollen Fier dargestellt werden, da dieses in HEIMER & NENTWIG (1991 ) noch als jnbekannt angegeben ist, obwohl Z.B. LOCKET & MILLIDGE (1953) und WUNDERLICH (1975) die weiblichen Genitalien dargestellt haben (s.a. Bemerkungen bei WUNDERLICH). ROBERTS (1998) bildet die Epigyne ab. Jedoch scheinen die Einführgänge bei dem vorliegendem 9 nicht so deutlich durch wie in der Abbildung von ROBERTS. Da das Tier bei grober Betrachtung leicht mit einem immaturen Weibchen (einer Theridiide oder . .inyphiide!) verwechselt werden kann, soll diese Variabilität innerhalb der Epigyne abgebildet werden. Für Beschreibung des 9 siehe WUNDERLICH 1975). Bei dem vorliegenden 9 ist der anteriore Rand der Epigyne nicht fdeutlich gerade wie bei WUNDERLICH beschrieben. Auch die Form des /orgezogenen Hinterrandes variiert leicht. Das bewohnte Habitat wird bei WUNDERLICH (1975) u.a. mit dem \ 'Vorkommen der Gottesanbeterin ( Mantis religiosa) und der Smaragd- ejidechse ( Lacerta viridis) charakterisiert. Beide Arten kommen auch an den I untersuchten Standorten bzw. in der Nähe befindlichen Standorten vor. LOCKET & MILLIDGE (1953) bzw. LOCKET et al. (1974) nennen Fundorte rm südlichen England ohne Habitatangabe aber mit dem Hinweis, daß sie sielten vorkommt. MAURER & HÄNGGI (1990) nennen als Lebensraum '(Gebüsch”. Stumpf (in litt.) fand Individuen in Unterfranken an xerothermen SStandorten (Gebüsche, Waldränder, Eichentrockenwälder, Zwergstrauch- leiden) mit Hilfe der Klopf- bzw. Keschermethode. Malten (in litt.) fing mit BStammeklektoren zahlreiche (>100) Tiere der Art wenige Kilometer fluß- saufwärts bei Lorchhausen. Staudt klopfte 2 juv. Exemplare in einem Block- arüppelwald an den Hängen zur Saar bei Mettlach (07.06.1 996, Taunus- Quarzit), und am 16.06.1996 2 9 9 an einem ähnlichen Standort ebenfalls m der Nähe von Mettlach, von niedrigem Gebüsch. Am 13.06.1998 konnte »r die Art auf verbuschten Kalk-Halbtrockenrasen an den Hängen zur Saar »ei Merzig, die bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch als Weinberge genutzt wurden, nachweisen. Aus Baden-Württemberg ist die Art bisher 33 dreimal belegt (Nährig in litt). In den Niederlanden ist außer einer Meldung von van Hasselt aus dem Jahre 1885 kein rezenter Fund bekannt (van Helsdingen in litt.). Es scheint, daß D. erythropus auf besondere Wärme- standorte mit Strukturen in höheren Straten (> Krautschicht) angewiesen ist. Theridion nigrovariegatum (Abb. 1-5) Die in WIEHLE (1937) und HEIMER & NENTWIG (1991) abgebildete Epigyne weist einen dunklen, gebogenen Bereich (Sklerotisierung/ Pigmentierung?) vor den Einführöffnungen auf. Es kann nicht ausge- schlossen werden, daß eine solche Struktur bei 9 9 auftreten kann. Beiden vier vorliegenden 9 9 fehlt dieses Merkmal jedoch vollständig (Abb. 1-3). Das cf ist schwarz gezeichnet (vgl. WIEHLE, 1937: 148), die 9 9 dagegen blaß-gelblich ohne jegliche Pigmentierung. THALER (1981) stuft die Art als "thermophil, mediterran expansiv” ein. Seine Tiere fand er in Österreich in 700m Höhe auf Sträuchern. Laut MAURER & HÄNGGI (1990) kommt die Art in der Schweiz ”auf Gebüsch trockenwarmer Standorte” vor, eine Beschreibung, die auch auf die hier behandelten Fundorte zutrifft und die von Stumpf (in litt.) aus Unterfranken bestätigt wird. Weitere Fundorte in Deutschland sind ein Weinberg bei Bonn (1983, Platen in litt.), ein Weinberg am Drachenfels bei Bonn (LISKEN- KLEINMANS 1995) und ein Trockenrasen bei Schloßböckelheim/Nahe (1990, Platen in litt.). Auch am Mittelrhein ist bereits ein Fundort bekannt (Lorchhausen, 12 Exempl., Malten in litt.). In Baden-Württemberg sind 2 Vorkommen bekannt (Isteiner Klotz/Kreis Lörrach, 1998 bei Dossenheim bei Heidelberg, Nährig in litt.). In der Schweizwurde die Art auf Trockenrasen der Kantone Genf u. Waadt gefunden (POZZI 1997). Neriene furtiva Die Art wurde erst Anfang der 90iger Jahre in Deutschland, im Moseltal bei T reis-Karden, erstmals gefunden (MALTEN 1991,1 994). Auch vom Mittel- rhein ist bereitsein Fundort bekannt (Malten in litt.). Aus Baden-Württemberg wird ein Fund gemeldet (Nährig in litt.). Alle weiteren Fundorte liegen im Norddeutschen Tiefland: in einer CallunaMe ide bei Ferch, Kreis Potsdam- Mittelmark (Platen in litt.), bei Nottuln und Drensteinfurt im Münsterland (SÄCKER 1 993), bei Lüneburg (LISKEN-KLEINMANS 1 998) und bei Lenzen/ Elbe (MERKENS 1999). Aus der westlichen Schweiz (Kantone Genf und Waadt) werden neuerdings Funde auf Mesobrometen (POZZI & HÄNGGI 34 /Abb.: 1-5 Theridion nigrovariegatum - 1 Epiygne, ventral; 2 Vulva, ventral [aufgehellt); 3 Epigyne/Vulva ventral; 4 Linker cf Taster, retrolateral; 55 Embolus/Cymbiumspitze, retrolateral. 6-7 Dipoena erythropus-6 Epigyne, zentral; 7 Vulva, dorsal (aufgehellt). Maßstäbe: 1-3, 5-7: 0.1 mm, 4: 1 mm Fig: 1 -5 Theridion nigrovariegatum - 1 epigyne, ventral view; 2 vulva, ventral /iew (cleared); 3 epigyne/vulva ventral view; 4 left cf palp, retrolateral view; 55 embolus/tip ob cymbium, retrolateral view. 6-7 Dipoena erythropus - 65 epigyne, ventral view; 7 vulva, dorsal view (cleared). scale: 1-3, 5-7: 1 ).1 mm, 4: 1 mm 35 1998) gemeldet. In den östlichen Teilen der Niederlande ist die Art "well established” (van Helsdingen in litt.). Drassodes cupreus/Japidosus Einige Tiere ließen sich nach ROBERTS (1998) D. lapidosus eindeutig zuordnen. Andere Tiere zeigten Merkmale, die eine eindeutige Zuordnung nicht zuließen bzw. eher D. cupreus angehörten. Dabei sind die folgenden Merkmale berücksichtigt worden: 1. cf Länge der Cymbiumspitze/Bulbus- länge ( cupreus 0.7, lapidosus 1.2 {beide Werte nach ROBERTS}, cf. cupreus 0.96). 2. cf Chelizerenbezahnung: der Abstand der zwei basalen Zähne kann nach ROBERTS (1998) weder der einen noch der anderen Art eindeutig zugeordnet werden. Die Bezahnung entspricht eher der Abbildung 1 38 c) aus GRIMM (1985). 3. Größenverhältnis von 9 Lateraldrüsen (LD) zu Rezeptakula seminis (RS): Nach ROBERTS (1998) überragen bei cupreus die LD die RS lateral und sind deutlich größer, bei lapidosus überragen die LD die RS lateral nicht und sind etwa gleich groß. Bei den vorliegenden Tieren von cf. cupreus sind die LD größer und überragen die RS nicht bzw. befinden sich auf derselben Breite (vgl. auch Abb. 135 aus GRIMM 1985). Aus den genannten Beobachtungen kann keine sichere Zuordnung getroffen werden. Bereits GRIMM (1985: 120) weist auf die Problematik der beiden Arten hin und meint: “Dieses Art-Problem kann erst durch weiter- gehende Untersuchungen geklärt werden, etwa anhand statistisch auswert- barer großer Serien von wenigen, aber ausgewählten Standorten.” Dabei könnten eventuell somatische Merkmale (z.B. Bestachelung) bei den bezüglich der Genitalien intermediären Tieren Aufschlüsse über die Artzugehörigkeit geben. Hehophanus tribulosus WUNDERLICH (1995) glaubt, daß sich die Art, aus Südeuropa kommend, in den letzten Jahrzehnten nördlich der Alpen ausbreitet. Der nördlichste ihm bekannte Fundort lag bei Bad Dürkheim in der Pfalz, ein weiterer, nördlich der Alpen gelegener Fundort ist der Isteiner Klotz nördlich von Basel. An der Nahe war die Art bereits 1 990 auf T rockenrasen bei Schloß- böckelheim bei Bad Kreuznach gefunden worden (Platen in litt.). Staudt gelang 1 996 ein Nachweis an der Saarschleife bei Mettlach/Saar ( 1 6.06. 1 996, 2 cf cf , 1 9 ). Dies könnte bedeuten, daß die Art zeitgleich über die klassischen Einwanderungswege „Burgundische Pforte“ und „Mosel-Saar-/Niedtal“ nach 36 Deutschland vorgedrungen ist. Im Rheintal scheint die Art bereits das Niederrheingebiet erreicht zu haben, wie die Funde von Blick (in litt.) und HAMMER (1984) im Ahrtal belegen. Unsere Funde und die Fundumstände zeigen, daß die Art heute im Mittleren Rheintal wohl weitverbreitet ist (Abb.8) und dort zu den dominanten Springspinnen (zusammen mit H. cupreus) gehört. Eine ähnliche Dominanz der Art beobachtete Montardi (in litt.) für Gärten in Paris. ^SCHLUSSWORT Neben faunistischen Daten für 56 Arten und dem damit verbundenen Nutzen zur Kennntnis ihrerVerbreitung und Gefährdung (vgl. auch HÄNGGI cet al. 1 996: 1 89) wurden neue Kenntnisse über bewohnte Habitate gewonnen rbzw. bestehende Erkenntnisse untermauert. Zusätzlich können durch 'solche - in Zeit und Raum - begrenzten faunistischen Aufnahmen Aussagen iüber die Effektivität von Sammelmethoden im Vergleich zur erhaltenen ^Artenzahl (im Vergleich zur Gesamtartenzahl, aufgewendeten Zeit, Jahres- 2zeit, Methoden etc.) eruiert werden (vgl. zu dieser Fragestellung auch PRIECKEN 1999). Zur Zeit sind etwa 380 Spinnenarten im Mittelrheintal (Bingen bis Koblenz) bekannt. Diese Kenntnisse verdanken wir überwiegend cdem privaten Engagement von A. Malten, Dreieich/Hessen. Die hier untersuchten Gebiete werden zusammen mit anderen ausge- wählten Gebieten weiterhin mit Barberfallen bestückt. Die daraus resul- tierenden Ergebnisse sollen zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht »werden. [Dank: Dank geht an Peter Sound, der die Führungen zu den Standorten vornahm und im Nahmen des Untersuchungsprojektes "Mittelrheintal” die finanziellen Mittel bzw. einen Kleinbus organisierte, so daß die Exkursion durchgeführt werden konnte. Theo Blick (Hummeltal), Peter van Helsdingen (Leiden, Niederlande), Andreas Malten (Dreieich), Yvan Montardi (Cormeilles en Parisis, Frankreich), Dietrich Nährig (Nußloch/Heidelberg), Ralph Traten (Berlin) und Helmut Stumpf (Würzburg) danken wir für Hinweise und Kommentare bezüglich einiger Spinnenarten sowie für die Bereitstellung unpublizierter Informationen via e=-mail. 37 53 55 57 59 61 63 65 67 69 71 73 75 77 79 81 83 85 I Ab Heliophanus tribulosus SIMON, 1868 03 05 07 09 11 13 15 17 19 21 23 25 . 8: Bekannte Verbreitung von Heliophanus tribulosus in Deutschland. 8: Known distribution of Heliophanus tribulosus in Germany. 38 LITERATUR BRAUN, R. (1956): Zur Spinnenfauna von Mainz und Umgebung, mit besonderer Berücksich- tigung des Gonsenheimer Waldes und Sandes. - Jb nass. Ver. Naturkde 92: 50-79 BRAUN, R. (1958): Die Spinnen des Rhein-Main-Gebietes und der Rheinpfalz. - Jb. nass. Ver. Naturkde 93: 21-95 GRIMM, U. (1985): Die Gnaphosidae Mitteleuropas (Arachnida, Araneae). - Abh. 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(1993): ökologische Untersuchungen an Hecken im Münsterland am Beispiel der Spinnen (Araneae). - Diplomarbeit, Münster. 92 S. THALER, K. (1981): Bemerkenswerte Spinnenfunde in Nordtirol (Österreich) (Arachnida: Aranei). - Veröff. Mus Ferdinandeum Innsbruck 61: 105-150 WIEHLE, H. (1937): 26. Familie. Theridiidae oder Haubennetzspinnen. In: F. DAHL: Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile. 33. Teil, Spinnentiere oder Arachnoidea. VIII: Gnaphosidae-Anyphaenidae-Clubionidae-Hahnidae-Argyronetidae- Theridiidae, 119-222. Jena WUNDERLICH, J. (1975): Spinnen vom Kaiserstuhl (Arachnida: Araneae). - Ent. Germ. 1 (3/4): 381-386 WUNDERLICH, J. (1995): Spinnen (Araneae) als mögliche Indikatoren für Auswirkungen von Klimaveränderungen in Deutschland? - Beitr. Araneol. 4 (1994): 441-445 Peter JÄGER, InstitutfürZoologie, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Saarstraße 22, D-55099 Mainz e-mail: jaegp000@mail.uni-mainz.de Aloysius STAUDT, Reimsbacher Straße 40, D-66839 Schmelz Björn SCHWARZ, Jakob-Welder-Weg 32, D-55128 Mainz Clemens BUSSE, Wilhelmiterstraße 2, D-55131 Mainz 40 Arachnol. Mitt. 19:41-48 Basel, Juli 2000 Zwei für Deutschland neue Spinnenarten (Araneae): Enoplognatha serratosignata (L. KOCH) (Theridiidae) und Cheiracanthium gratum KULCZYNSKI (Clubionidae) Sabine MERKENS & Jörg WUNDERLICH Abstract: Enoplognatha serratosignata (L. KOCH 1 879) (Theridiidae) and Cheiracanthium gratum KULCZYNSK1 1897 (Clubionidae) are recorded for Germany for the first time. C. gratum is not regarded as a synonym of C. angulitarse SIMON 1876, and is revalidated. Both sexes are described, the female is described for the first time. Key words: Araneae, dune areas, Germany, first records [Bei Untersuchungen der Spinnenzönosen von Binnendünen im nord- (deutschen Tiefland (MERKENS in Vorb.) wurden an zwei Lokalitäten am Talrand der Eibaue Enoplognatha serratosignata, auf einer Binnendüne an (der Oder Cheiracanthium gratum erstmalig in Deutschland nachgewiesen. [Bisher war E. serratosignata aus Ungarn, China, Sibirien und der Schweiz [bekannt (BOSMANS & VAN KEER 1999), cf cf von C. gratum sind in [Ungarn gefunden worden (CHYZER & KULCZYNSKI 1897). I Enoplognatha serratosignata (L. KOCH 1879) 1999 Enoplognatha serratosignata (L. KOCH), — BOSMANS & VAN KEER, Bull. Br. arachnol. Soc. 11 (6): 236-237, Abb. 108-112 (cf, 9). Material: 1 2 cf , 8 9 ; N-Deutschland: Stixer Wanderdüne, TK 2732, Binnendüne bei Kaarßen, TK 2832, beide Dünen am Talrand der Eibaue (Amt Neuhaus, Niedersachsen); Trichter- fallen und Handfang; ö" lll-IV, Q lll-V (Coli. MERKENS). (Ökologie: WUNDERLICH (1976) fand Enoplognatha serratosignata (Synonym: E. jacksoni)ar\ einem südexponierten Hang unter unbeschattet liegenden Steinen und charakterisierte die Art deshalb als photobiont- xerophil. Auch die neuen Funde auf zwei deutschen Binnendünen deuten cdarauf hin, daß E. serratosignata eine polystenotherme Potenz gegenüber 41 ihrem Lebensraum besitzt. Hier besiedeln die Spinnen ein Spergulo vernalis- Corynephoretum canescentis typicum, also eine offene Sandfläche, die nur spärlich von Corynephorus canescens bewachsen ist und sonst aus lockerem Sand besteht. Die Männchen traten Ende März und im April auf, adulte Weibchen wurden von April bis Mai gefangen. Zeitgleich waren auf der Düne neben weitverbreiteten Pionierarten wie Erigone atra, Oedothorax apicatus, Porrhomma microphthalmum und Meioneta rurestris auch Spezialisten der offenen Sandbiotope als charakteristischer Bestandteil der Spinnenzönose aktiv. Zu nennen sind hier zum Beispiel Arctosa perita, Yllenus arenarius und Archaeodictyna ammophila. Verbreitung: Bisher ist Enoplognatha serratosignata aus Ungarn, China, Sibirien und der Schweiz bekannt (BOSMANS & VAN KEER 1999). Nun wurde die Art auch im norddeutschen Tiefland gefunden. Cheiracanthium gratum KULCZYNSK1 1897 (sp. revaiid.) 1897 Chiracanthium gratum KULCZYNSKI, in CHYZER & KULCZYNSKI, Aran. Hungar. 2(b): 236, T.9, Fig 53, 73 (cf), vgl. Abb. 1 Material: 4 cf , 3 Q ; Deutschland: Altwarper Binnendüne, TK 2251, nahe der Mündung der Oder in die Ostsee (Landkreis Uecker-Randow, Mecklenburg-Vorpommern); Trichter- falle, V (Coli. MERKENS, WUNDERLICH); Vergleichsmaterial von C. oncognathum THORELL aus den Privatsammlungen KLAPKAREK und JÄGER Anmerkung: Das Q der Art war bisher unbekannt. Synonymie: Nach SIMON ( 1 932) ist C. angulitarse SIMON 1 876 ein älteres Synonym von C. gratum KULCZYNSKI 1897. Nach den Genitalstrukturen und der Bezahnung der Cheliceren sind beide Arten aber keineswegs kon- spezifisch, und der Name gratum wird deshalb hier revalidisiert. In folgenden Merkmalen unterscheiden sich C. angulitarse und C. gratum: DasCymbiumdes cf-Pedipalpusistbei C. angulitarse nicht -wie bei C. gratum - distal gebogen, die für C. gratum typische, dorsale Apophyse auf der Pedipalpen-Tibia fehlt bei C. angulitarse. Der hintere Furchenrad der Cheliceren ist bei C. angulitarse mit 5 bis 6 unterschiedlich grossen Zähnen besetzt, bei C. gratum finden sich hier 2 kleine Zähne. Die Unter- schiede der weiblichen Kopulationsorgane zwischen den beiden Arten sollten anhand von Vergleichsmaterial (C. angulitarse) geprüft werden. Dies bleibt einer Gattungsrevision Vorbehalten, ebenso die Klärung der Frage, ob die Abbildung von C. angulitarse in STERGHIU (1985, über- 42 nommen aus SIMON 1 932) tatsächlich diese Art zeigt. Die Abbildung von C. angulitarse sensu HANSEN (1991) ist schwer zu interpretieren. Die Position der dargestellten Epigyne scheint uns weder exakt ventral noch exakt dorsal zu sein. Die Zahl der Umgänge um die Receptacula wird nicht •klar. [Diagnose: Opisthosoma dorsal ohne pigmentiertes Band, Tibia I mit 2 Paar wentralen Borsten, hinterer Furchenrand der Cheliceren mit 2 sehr kleinen [Zähnen (Abb. 2). cf: Cheliceren retrodistal deutlich verbreitert (Abb. 3), prodistal wenig :ausgerandet, nahezu kontinuierlich divergierend. Pedipalpus (Abb. 4-5): Tibia mit einer zusätzlichen dünnen und senkrecht abstehenden Apophyse in dorsaler Position, Cymbium distal gebogen, retrolateral deutlich ausgerandet, mit einer proventralen Borste, sein Fortsatz kürzer als die Tibia des Pedipalpus. Q : EpigyneA/ulva (Abb. 6-9): Epigynengrube ein Viertel länger als breit, frontal-intern eine halbkreisförmige, stärker skierotisierte Struktur, hinterer Rand medial stärker skierotisiert. Vulva mit langovalen Receptacula, Einfüh- rungsöffnungen weitlumig; die dorsalen Gänge führen in einer Windung um ;den frontalen Abschnitt der Receptacula und bilden frontal eine Schleife. EBeschreibung: Maße (in mm): Gesamtlänge 5, 6-6, 5 (cf ) bzw. 6, 7-7,0 ( Q ); FProsoma-Länge 2, 6-2, 9 (cf) bzw. 3, 0-3, 2 ( Q ). rFärbung : Das Prosoma ist einfarbig blaßgelb gefärbt, das Sternum blaßgelb, cdie Cheliceren blaßgelb, ventral dunkler, die Beine blaßgelb, das Opistho- ssoma blaßgelb bis gelbgrün mit dunkelgelbem Herzfleck, sonst ohne [Zeichnung. :Prosoma: Die hintere Augenreihe ist schwach prokurv, die vordere Augen- rreihe schwach rekurv, die vorderen Mittelaugen sind wenig größer als die lübrigen. Der Abstand zwischen den hinteren Mittelaugen ist etwa zweimal sso groß wie der Durchmesser, ebenso der Abstand zwischen den hinteren f Mittelaugen und hinteren Seitenaugen. Die Cheliceren des cf sind retrodistal deutlich verbreitert; vorderer und hinterer Klauenfurchenrand mit je 2 kkleinen Zähnen, ein sehr kleiner Zahn dazwischen in der Klauenfurche. Extremitäten: Die Beine sind lang und dünn (Tibia I ist 1,5mal so lang wie das Prosoma), blaßgelb, distal mehr braungelb, stark bestachelt und locker mit feinen, dunklen Haaren bedeckt. Die Bestachelung ist variabel und bei cf und g unterschiedlich. Lediglich die Anzahl der ventralen Borsten auf den Tibien I und II ist mit jeweils 2 Paar bei beiden Geschlechtern konstant. 43 Abb. 1: Cheiracanthium gratum (cf): Pedipalpus a) ventral, b) retrolateral (aus CHYZER & KULCZYNSKI 1897: T. 9, Abb. 53, 73) Fig. 1: Cheiracanthium gratum (cf): Pedipalp a) ventral, b) retrolateral (from CHYZER & KULCZYNSKI 1897: T. 9, Fig. 53, 73) M=0.2 Abb. 2: Cheiracanthium gratum (cf): rechte Chelicere, aboral Fig. 2: Cheiracanthium gratum (cf): right chelicere, aboral Abb. 3: Cheiracanthium gratum (cf ): Cheliceren, frontal Fig. 3: Cheiracanthium gratum (cf): cheliceres, frontal 44 Abb. 4: Cheiracanthium g rat um (cf ): Abb. 5: Cheiracanthium gratum linker Pedipalpus, retrolateral (cf): linker Pedipalpus, ventral Fig. 4: Cheiracanthium gratum (cf): Fig. 5:Cheiracanthium gratum (cf): left pedipalp, retrolateral left pedipalp, ventral cf: Femora in der Regel mit 4 dorsalen Borsten; Tibia I und II mit 2 Paar Kventralen Borsten, Tibia II zusätzlich mit 1 prolateralen Borste, Tibia III mit 12 Paar dorsalen und 1 Paar ventralen Borsten; Metatarsus I mit 1 Paar .ventralen Borsten, 1 distalen und 0-1 dorsalen Borste, Metatarsus II mit 1 FPaar ventralen und 1-2 dorsalen Borsten, Metatarsen III und IV mit je 3 Paar cdorsalen und 3 Paar ventralen Borsten; Tarsen ohne Borsten. Q : Femora variabel bestachelt mit 1-4 dorsalen Borsten; Tibia I mit 2 Paar ventralen EBorsten, Tibia ll-IV variabel bestachelt mit 1-4 ventralen und dorsalen EBorsten; Metatarsus I mit 2-3 ventralen Borsten, Metatarsus II mit 2-3 vventralen und 1-2 dorsalen Borsten, Metatarsen III und IV mit 3 Paar cdorsalen und 3 Paar ventralen Borsten; Tarsen ohne Borsten. (.Opisthosoma: Das Opisthosoma ist langoval, einfarbig blaßgelb bis grüngelb mit dunklem, gelbem Herzfleck, fein hell behaart. 45 Abb. 6: Cheiracanthium gratum ( g ): Epigynengrube, ventral Fig. 6: Cheiracanthium gratum (g ): epigyne, ventral Abb. 7: Cheiracanthium gratum ( g ): Vulva, dorsal Fig. 7 .Cheiracanthium gratum (g): vulva, dorsal M • 0.2. [ \ I * P ( ; Abb. 8: Cheiracanthium gratum ( g ): Vulva, ventral Fig. 8: Cheiracanthium gratum ( g ): vulva, ventral Abb. 9: Cheiracanthium gratum ( g ): linke Hälfte der Vulva, frontal Fig. 9: Cheiracanthium gratum ( g ): left half of the vulva, frontal 46 Beziehungen: Bei den ö" cf von C. oncognathum THORELL und C. effossum HERMAN divergieren die Cheliceren prodistal ebenfalls, sind aber distal-medial noch stärker ausgerandet als bei C. gratum. Die für C. gratum typische dorsale Tibia-Apophyse auf den Pedipalpen fehlt. - Das Opisthosoma von C. oncognathum trägt ein rotbraunes, mediales Längsband oder Muster. C. oncognathum hat nach HEIMER & NENTWIG (1991 ) eine Prosoma-Länge von 3,7-4, 5 mm (cT) bzw. 3, 8-6,0 mm (Q) und ist damit cetwa 1 ,5 mal größer als C. gratum. Die Größe von C. oncognathum variiert intraspezifisch stark: Aus den Sammlungen KLAPKAREK und JÄGER liegen uns drei Q vor, deren Prosoma-Länge zwischen 2,5 und 3,5 mm liegt. Die Körperlänge des kleinsten Q beträgt nur 6,2 mm. Die frontalen Ein- führungsgänge der Vulva sind bei C. oncognathum in einer größeren :Schleife in zwei Umgängen um die Receptacula seminis gewunden. Dies zeigen auch die Abbildungen in BUCHAR &ZDAREK (1 960) und ROBERTS (1995). Die Abbildung 1028.4 in HEIMER& NENTWIG (1991 )erscheintuns .untypisch für C. oncognathum, oder die abgebildete Spinne ist nicht konspezifisch. C. effossum ist meist etwas größer als C. gratum, der Fortsatz des (Cymbiums ist wenigstens so lang wie die Tibia des Palpus. Die cEinführungsgänge der Vulva sind dreimal um die Receptacula seminis ^gewunden. Ökologie: Auf der Altwarper Binnendüne besiedelt C. gratum ein Spergulo wernalis-Corynephoretum canescentis typicum, eine offene Sandfläche, cdie zu etwa 5-10% von Corynephorus canescens bewachsen ist und an- ssonsten aus reinem, locker aufliegendem Sand besteht. Es handelt sich um eeinen unbeschatteten, sehr trockenen Standort. Adulte Männchen und WVeibchen wurden im Mai gefangen. Werbreitung: Bisher wurde Cheiracanthium gratum nur aus Ungarn gemeldet (CHYZER & KULCZYNSKI 1897). Die deutschen Funde sind die ersten Nachweise für Mitteleuropa. [Dank: Herrn Dr. P. Lühmann (Ferdinandshof) danken wir für die gewissenhafte, regelmäßige (.Leerung der Trichterfallen auf der Altwarper Binnendüne. 47 LITERATUR BOSMANS, R. & VAN KEER, J. (1999): The genus Enoplognatha PAVESI, 1880 in the Mediterranean region (Araneae: Theridiidae). - Bull. Br. arachnol. Soc. 11(6): 209-241 BUCHAR, J. & J. ZDAREK (1960): Die Arachnofauna der mittelböhmischen Waldsteppe. - Acta Univ. Carolinae-Biologica 2: 87-102. CHYZER, C. & KULCZYNSKI, W. (1897): Araneae Hungariae 2(b): 151-366, T. 6-10 HANSEN, H. (1991): Ricerche faunistiche del Museo Civico di Storia Naturale di Venezia nell’lsola di Pantellaria. XI - Arachnida, Pseudoscorpiones, Araneae. - Boll. Mus. Civ. Stör. nat. Venezia 40: 7-19. HEIMER, S. & W. NENTWIG (1991): Spinnen Mitteleuropas. P. Parey, Berlin und Hamburg. 543 S. HOLM, A. (1973): On the spiders collected during the Swedish expeditions to Novaya Zemlya and Yenisey in 1875 and 1876. - Zoologica Scr. 2: 71-110 MERKENS, S. (in Vorb.): Die Spinnenzönosen der Sandtrockenrasen im norddeutschen Tiefland im West-Ost-Transekt- Gemeinschaftsstruktur, Habitatbindung, Biogeographie. - Diss. Universität Osnabrück ROBERTS, M.J. (1995): Spiders of Britain & Northern Europe. HarperCollinsPublishers, London. 383 S. SIMON, E. (1932): Les Arachnides de France 6(4): 769-978 WUNDERLICH, J. (1976): Zur Spinnenfauna Deutschlands, XVI. Zur Kenntnis der mitteleu- ropäischen Arten der Gattungen Enoplognatha PAVESI und Robertus O. PICKARD- CAMBRIDGE (Araneida: Theridiidae). - Senckenbergiana biol. 57 (1/3): 97-112 Sabine MERKENS, Universität Osnabrück, FB Biologie/Chemie - Ökologie, Barbarastr. 1 1 , D-49069 Osnabrück e-mail: merkens@cip.biologie.uni-osnabrueck.de Jörg WUNDERLICH, Hindenburgstr. 94, D-75334 Straubenhardt joergwunderlich@t-online.de 48 Arachnol. Mitt. 19:49-57 Basel, Juli 2000 Selten nachgewiesene Spinnenarten aus Deutschland (Arachnida: Araneae) : Peter JÄGER Abstract: Rarely collected spider species from Germany (Arachnida: Araneae). Some nnteresting records collected from 1990 to 1999 are reported. First records of Holocnemus oluchei for Rheinland-Pfalz and Baden-Württemberg and of Uloborus plumipes for Hessen and Schleswig-Holstein are listed. The occurrence of Heteropoda venatoria in Germany is confirmed by recent records in warmhouses in Berlin. Pardosa saturatior is collected from the Bavarian part of the Alps (National Park Berchtesgaden). Information on biology and laxonomy of Pardosa saturatior, Holocnemus pluchei and Heteropoda venatoria are given. KKey words: faunistics, Germany, Araneae Irin den Jahren 1990 bis 1999 führte ich immer wieder Einzelfänge in Deutschland durch. Einige interessante Funde sollen hiermit zugänglich gemacht werden. Das Material wurde vom Autor bestimmt und befindet sich irn seiner Sammlung. Die Familien sind alphabetisch aufgeführt. •Abkürzungen: BF - Barberfalle, HF - Handfang, KF - Kescherfang, MTB - Meßtischblatt (Topographische Karte 1 :25000), BW - Baden-Württemberg, BY - Bayern, HE - Hessen, NW - Nordrhein-Westfalen, RP - Rheinland- Pfalz, SH - Schleswig-Holstein. Lycosidae F°ardosa sa/fansTöpfer-Hofman, 2000 (1 cf, 30.05.1995/1 cf, 09.05.1995, HW, MTB 5009, Rösrath-Hoffnungsthal (Großbliersbach), BF, leg. T. BStumpf, Töpfer-Hofmann vid.). Die Art wurde nach den in TÖPFER- HOFMANN & HELVERSEN (1990) angegebenen Merkmalen bestimmt. BSie ist wahrscheinlich weit verbreitet, jedoch bisher selten erkannt worden. Oie Fallen standen in einem geschlossenen Adlerfarnbestand bzw. unter Biiner Zitterpappel an einem Waldrand. Beide Standorte waren nordwest- Sixponiert und wiesen eine Laubschicht auf, die sich im Frühjahr unter B5onneneinwirkung leicht erwärmte. 49 Pardosa satu ratior Simon, 1937 (1a", 3 9 9, 11.5.1994, BY, MTB 8442, Nationalpark Berchtesgaden, Hintersee, Hirschbichlgraben, trockener Bach- lauf [Standgraben] vom Mühlsturzhorn, ca. 970 m über NN, auf Kieseln, HF). Die Art wird von BLICK & SCHEIDLER (1991 ) in der Artenliste Bayerns genannt, wobei lediglich auf eine unpublizierte Angabe aus der Coli. K.-H. Harms verwiesen wird. In der Roten Liste der Webspinnen (PLATEN et al. 1996) wird die Art als stark gefährdet eingestuft. BARTHEL & VON HELVERSEN (1990) machen Angaben zur Unterschei- dung von P. satu ratior und der nahe verwandten P. wagleri. U.a. verweisen sie auf die zur Arttrennung geeigneten Maße der Geschlechtsorgane. Bei den vorliegenden Tieren werden die Maximalwerte von P. safuraf/or über- schritten: Länge der Tegularapophyse: 0.42 (dort: 0.413); Länge der Epigyne: 0.85 (dort: 0.810). Die Körperlängen betrugen bei zwei 9 9 9.9 bzw.9.1 mm, bei dem cf 8.2 mm. Diese Angaben bestätigen den aufgezeigten T rend, dass P. saturatior, die im Gebirge in höheren Regionen vorkommende Art, im Durchschnitt größer ist als die Zwillingsart P. wagleri. Nach HEIMER & NENTWIG (1991 ) kommt P. wagleri bis und P. saturatior ab 1400m Höhe vor. BARTHEL & VON HELVERSEN (1990) erwähnen ein syntopes Vor- kommen beider Arten in 1000m Höhe. Eventuell gibt es regionale bzw. saisonale Unterschiede in der vertikalen Verbreitung. Miturgidae Cheiracanthium mildeiL. Koch, 1864 (Icf, 29.10.1996, RP, MTB 6015, Mainz, Innenstadt, an Gewächshausfenster, HF, als sa cf gefangen, Reife- häutung: 17.11.1996), zusätzlich Sichtnachweise im Innenstadtbereich unter loser Rinde von Platanen in den Jahren 1 998 und 1 999. Laut HEIMER & NENTWIG (1991) ist die Art von S- bzw. SO-Europa in das Rheintal einge- drungen. Aufgrund der Funde ist eine Verbreitungstendenz nach Norden im (hemi)synanthropen Bereich nicht auszuschließen. Oonopidae Oonops domesticus Dalmas, 1916 (1 9, 26.02.1994, NW, MTB 4321, Borgentreich-Borgholz, Bundesstraße 2, Bücherschrank, an Heiligenlegende [um 1730], HF). SACHER (1983) nennt als Habitate Innenräume von Gebäuden und dort alte Papiere und Sammlungen als Fundorte. Als potentielle Nahrung werden von HEIMER & NENTWIG (1991 ) Staubläuse vermutet. Es wäre zu untersuchen, ob die Art außer alte Büchersammlungen noch andere Habitate bewohnt, z.B. wie die verwandte Art O pulcher u.a. 50 Vogelnester in Nistkästen. Wenn in Deutschland tatsächlich eine stenöke Besiedlung von o.g. synanthropen Habitaten vorliegt, wäre weiterhin zu prüfen, ob die Art aufgrund der wesentlich sterileren Bedingungen rezenter Büchersammlungen nicht als gefährdet zu gelten hat und somit in die Rote Liste aufgenommen werden sollte. Philodromidae Philodromus buxi Simon, 1884 (1 9, 18.01.1992, NW, MTB 4414, Soest, Rigaring, hinter Rinde von Betula sp.; 1 9, 02.08.1996, RP, MTB 6015, Mainz, Saarstraße, Hecke, KF). Die Art scheint stenök ombrophil zu sein, so dass sie nur bei intensivem Bekeschern von Buschwerk bzw. Absammeln von Rinde nachgewiesen wird. Philodromus rufus Walckenaer, 1826 (Icf, 07.05.1992, NW, MTB 4507, Oberhausen, Bebelstraße, im Zimmer, HF). Bereits BLICK & SEGERS (1 993) machen auf die Verwechslunggefahr bei der Art mit P. albidus auf- merksam. Außerdem werden für P. rufus allgemein wärmere bzw. südlicher gelegene Fundpunkte aufgeführt als für die Schwesterart. Bezeich- nenderweise wurde das cf in einem synanthropen Habitat gefangen. Ob P. rufus tatsächlich eine südlicher verlaufende (nördliche) Verbreitungs- grenze hat, könnte mit Hilfe von Nachweiskarten (AraGes-Projekt, A. Staudt) und weiteren Fundmeldungen veranschaulicht werden. fPholcidae iHolocnemus pluchei (Scopoli, 1763) (Icf, 17.05.1996, NW, MTB 5007, Köln, Eurobusbahnhof, Tiefgarage, HF, zusätzliche Sichtnachweise 1997, 1998, 1999; 1 9 , 01 .02.1998, RP, MTB 6015, Mainz, Draisberghof, HF; RP, ^MTB 6015, Mainz, Hechtsheim, Großmarkthalle, Sichtfund; 1 sa9, 16.03.1996, BW, MTB 6517, Mannheim, Luisenpark, Warmhaus, fM. Schwalbach leg., HF; zum Vergleich: 1 cf , 06.04.1996, Italien, Toskana, (San Filippo, Brunnenschacht, HF; 2 cf cf , 2 sacf cf , 1 9 , 10.04.1996, Italien, (Genua, Innenstadt, Parkhaus, Fensterinnenseite, HF; 1 9, 20.09.1996, (Libyen, Sebrata, Nickel leg., HF). Seit dem Erstnachweis der Art (JÄGER 1995) konnte die Population am Kölner Eurobusbahnhof jedes Jahr rnachgewiesen werden, wobei eine Ausbreitung in ein angeschlossenes FParkhaus zu erkennen war. In Mainz wurde die Art zunächst als Einzeltier auf einem Bauernhof nachgewiesen. Bei der Untersuchung der zuliefernden (Großmarkthalle wurde eine Population festgestellt (letzter Sichtfund: 1.3.2000). In Mannheim wurde lediglich ein einzelnes Tier in einem 51 Warmhaus nachgewiesen. Es wird angenommen, daß die Tiere durch Gemüse, Obst oderZierpflanzen aus der mediterranen Region eingeschleppt wurden. An geeigneten Orten muss mit weiteren Populationen gerechnet werden. Die Art ist mit bloßem Auge gut an dem dunklen Ventralstreif des Opisthosomas von beiden heimischen Arten der Gattung Pholcus zu unter- scheiden, ferner an der typischen dorsalen Hinterleibsmusterung (Abb. 8-9). Genitalien werden in HEIMER & NENTWIG (1991) abgebildet, Chelicerenbezahnung bei WIEHLE (1933). Verhaltensbeobachtungen u.a. zu Netzbau und Kopulation werden bei WIEHLE (1933) beschrieben. Das von ihm abgebildete Kuppelnetz von Holocnemus hispanicus wird bei H. pluchei insofern abgewandelt, als dass das 9 , wenn es einen Kokon trägt, die Kuppel auch nach unten schließt und so ein ballonartiger Innenraum entsteht, in dem das 9 bis zum Schlupf der Jungtiere verbleibt. Das c f wurde oft außen, am Rande des Netzes beobachtet, z.T. in direktem Kontakt mit den 9 Fäden. Ähnliche Beobach- tungen schildern SEDEY & JAKOB (1 998) an einer Population in Kalifornien. Sie bilden ein sogenanntes „dome-shaped web“ eines 9 ab. In allen Fällen wurden feine Fadenflöckchen beobachtet, die das 9 auf ihr Netz aufbringt. Die Funktion ist unklar, doch konnte der Autor Jungspinnen bzw. ihre frisch abgelegten Häute durch das flockenbehängte Netz deutlich schlechter aus- machen. Eventuell dient das Netz zur Tarnung und somit zum Schutz der Jungtiere. Die Mutter verläßt das Netz nach dem Schlupf der Jungen. Interessant war die Beobachtung, dass Tiere von Holocnemus pluchei, die in einem Zimmer ausgesetzt wurden, in dem auch Pholcus phalangioides ansässig war, sich fast ausschließlich in der Nähe eines Dachfensters an- siedelten, obwohl die geringe Dichte von P. phalangioides eine Ansiedlung in dunkleren Bereichen zugelassen hätte. Diese Beobachtung deckt sich mit der Tatsache, dass die Art in einem Parkhaus in Genua ihre Netze beinahe ausschließlich innen, an den großen sonnenbeschienenen Fenster- flächen baute. H. pluchei besiedelt in wärmeren Regionen Freilandhabitate wie Außenmauern oder Hecken und Gebüsche (Evenou pers. Mitt., SEDEY & JAKOB 1 998, W I EHLE 1 933), während Pholcus- Arten seltener in solchen hellen Habitaten zu finden sind. In den zwei Jahren, in denen anfangs nur wenige Tiere von Holocnemus p/üc/7e/daso.g.Zimmerbesiedelten,wurdeP.p/7a/ang/o/cfesfastvollständig verdrängt. Nur in einem kälteren und fast ausschließlich dunklen Nebenraum konnten Pho/cus-lndividuen überleben. Die Mechanismen der Verdrängung sind unklar. Es konnte kein aktives Überwältigen von Individuen der anderen Art beobachtet werden. 52 Salticidae Hasarius adansoni (Audouin, 1826) (1 9 , 30.09.1998, Berlin, MTB 3447, Friedrichsfelde, Tierpark, Warmhaus, HF). Der Fund bestätigt neben anderen (z.B. JÄGER 1996), dass die kosmopolitische Art sehr wahr- scheinlich dauernder Bewohner von geeigneten Warmhäusern in Deutsch- land ist. SACHER (1983) nennt Literaturzitate, die Funde dieser Art in ^England, Frankreich und Deutschland in den 30er bis 50er Jahren behandeln. Talavera aperta (Miller, 1971) (1 cT, 2.6.1996, RP, MTB 6015, Mainz, Draisberghof, Bahngleise, BF). Bei der Benennung der Art folge ich der [Empfehlung von BLICK (1999) und nicht PEKAR (1999), der T. aperta ( sub Euophrys a.) mit T. thorelli synonymisierte. Das cf wurde am Übergang deiner schütteren Vegetation eines Bahndammes zu einer dichteren Vege- tation einer frischen Wiese gefangen. In unmittelbarer Nähe befand sich ein Komposthaufen mit Brennesselbewuchs. iSparassidae Heteropoda venatoria (Linnaeus, 1767) (1 9, 15.03.1990; 3cfcf, 29 9, ‘2 juv., 30.09.1 998, Berlin, MTB 3447, Friedrichsfelde, Tierpark, Warmhaus; •29 9, 1994, Schweiz, Bern, Tierpark Dählhölzli, Hauptgebäude, Coli. Wentwig, Universität Bern). Die Art stammt mit größter Wahrscheinlichkeit saus SO-Asien, von wo aus sie verschleppt wurde und heute in natürlichen (■Habitaten kosmotropisch verbreitet ist. In gemäßigten Zonen wird sie immer wieder aus Warmhäusern gemeldet. Für Deutschland meldet sie [SACHER (1983) für den Dresdner Zoo, den Zoologischen Garten Leipzig Lund den Berliner Tierpark. Die Art konnte im Berliner Tierpark im Schlangen- Tiaus und Krokodilhaus 1990 und 1998 erneut nachgewiesen werden. Zum FFang der sehr schnellen Tiere wurde unter anderem eine kleine Angel mit lebendem Köder eingesetzt (siehe auch JÄGER 1998). Mitarbeiter des Tierparks kennen die Art schon seit vielen Jahren (Kaiser in litt.). Für die eehemalige Tschechoslowakei nennt sie VALESOVA-ZDARKOVA (1966). [Die Art wird nicht in der deutschen Liste der Spinnentiere (PLATEN et al. 1 995) genannt. Da sie aber - zumindest in Berlin - im Gegensatz zu anderen mit Bananen eingeschleppten Spinnen eine stabile, sich fortpflanzende (Population aufbauen konnte, sollte sie wie andere importierte Spinnen- aarten in die deutsche bzw. schweizerische Liste aufgenommen werden. Taxonomie: Bei der Untersuchung von Material der Art von allen fünf (Kontinenten fiel auf, dass eine große Variabilität im Bereich der Genital- merkmale, der Körpergröße und der Färbung auftrat. Es ist nicht auszu- sschließen, dass sich hinter der nominellen Art venatoria kryptische Arten 53 verbergen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist eine Klärung nicht möglich, da bisher keine Gesamtrevision der Gattung Heteropoda vorliegt und nicht klar ist, ob das Typusmaterial von H. venatoria erhalten ist oder nicht (eine Anfrage bzw. Nachsuche in der Linnean Society und im Natural History Museum, beide London, blieben bisher erfolglos; Fitton in litt., Hillyard in litt.). Die Tiere können außer durch ihre Körpergröße und die typisch laterigrade Beinstellung sowohl an somatischen (Abb. 5-7) als auch an Genital- merkmalen (Abb. 1-4) erkannt werden. Das cf besitzt einen filiformen Embolus, dermit seinem distalen Ende in einem scheidenförmigen Konduktor zu liegen kommt. Der durchscheinde Samenschlauch ähnelt einer spiegel- verkehrten „7“. Die Tibiaapophyse besitzt typischerweise zwei leicht gebogene Zähne (Abb. 1 ). Diese können in der Form variieren (Abb. 2). Die weibliche Epigyne wird von zwei lateralen Loben überdeckt, die in der Medianen Zusammenstößen. Das Epigynenfeld besitzt an seinem anterioren Rand zwei longitudinale Bänder (Abb. 3). Die Einführgänge bestehen aus einer vorderen spiralförmigen Schlaufe und einem hinteren rezeptakel- ähnlichen verdickten Teil, in dem das Gangsystem in feinen, geknäuelten Schlaufen verläuft. Von dort führen die schmalen Befruchtungsgänge zum Uterus externus (Abb. 4). Im Gegensatz zur heimischen Micrommata virescens, die durch ihre grüne Farbe unverwechselbar ist, besitzt H. venatoria große Augen in zwei leicht recurven Reihen (Abb. 6). Die Chelizeren besitzen zwischen den drei anterioren und vier posterioren Zähnen zusätzlich ein Feld von sehr feinen Zähnchen (sog. denticles; Abb. 5). Die 9 9 tragen an ihrer Palpuskralle lange gebogene Zähne (Abb. 7). Beide letztgenannten Merkmale fehlen M. virescens. Biologie: Im Tierpark Friedrichsfelde hielten sich die nachtaktiven Tiere in warmen Innenräumen auf (z.B. Krokodilhaus). Dabei bevorzugten sie am Tage dunkle Orte wie die Hohlräume künstlicher Bambusgeländer oder Orte von allgemeiner Dunkelheit (Zimmer ohne Fenster). Von den Mit- arbeitern wurden - zumindest die adulten - Individuen über lange Zeiträume immer an denselben Stellen beobachtet. Dies widerspricht der Aussage, dass Sparassidae zu den Laufjägern gehören. UETZ et al. (1999) charak- terisieren die Familie der Sparassidae als „foliage runners“. Die Untersuchung bezieht sich auf Spinnenfamilien, die in den USA auf landwirtschaftlichen Feldern auftreten . Zumindest an Vertretern der Unterfamilie Heteropodinae, zu der auch H. venatoria gehört, konnte ich in China beobachten, dass sie nachts an einer Stelle auf Beute lauerten, also nach dem von UETZ et al. (1999) aufgestellten Schema dort eher in die Sparte der „ambushers“ (zusammen mit Thomisidae, Philodromidae und Pisauridae) gehören. Es ist aber nicht auszuschließen, dass Vertreter der Unterfamilien Sparassinae 54 und Sparianthinae, die in der Kraut- bzw. Strauchschicht im Blattwerk leben, dort auf der Suche nach Beute aktiv umherschweifen. Es können innerhalb der Familie somit beide Typen der Beutejagd auftreten. illloboridae L Uloborus plumipes Lucas, 1846 (IcT; 17.09.1991; 29 9, 05.11.1991, SNW, MTB 4507, Oberhausen, Am Förderturm, Gartencenter, HF; 1 cf ,1 9 , C01.04.1995; 19, 1 sa9, 05.04.1995, SH, MTB 1115, Sylt, Westerland, CGartencenter, HF; 1 9 , 1 0.05.1 998, RP, MTB 6015, Mainz, Augustinergasse, (Gartencenter, HF; 1 sa cf, 17 9 9,2 juv., 10.05.1996, HE, MTB 5915, Wiesbaden-Biebrich, Gartencenter, HF). Sichtfunde gelangen in Mainz (MTB 601 5) und Ingelheim (MTB 6014) auch in kleinen Blumengeschäften in aufeinanderfolgenden Jahren. Die Art scheint dadurch, dass sie ihr Fang- netz vielfach unter Lampen anlegt, auch in kleineren Räumen keine Probleme mit der Nahrungsbeschaffung zu haben. [Dank: G. Töpfer-Hofmann (Uttenreuth) danke ich für die Bestätigung von P. saltans, H. Ono (Tokyo) sowie H. Metzner (Burghaslach) für die Bestätigung der Determination von -H. adansoni, M. Kaiser (Berlin) für Bemühungen im Tierpark Berlin und Informationen zur Historie der dortigen Population von H. venatoria, W. Nentwig (Bern)für die Zusendung zweier tExemplare von H. venatoria, M. Fitton (London), P. Hillyard (London), J. Kloid (Borgholz) und Y. Evenou (Saint Clar) für hilfreiche Auskünfte, meiner Frau M. Schwalbach sowie H. Nickel uund T. Stumpf (Rösrath) für die Überlassung ihres Spinnenmaterials. 55 Abb./Fig: 1 -7 Heteropoda venatoria, 1 cf Palpus, ventral, 2 cf Tibiaapophyse, Variabilität, ventral, 3 9 Epigyne, ventral, 4 9 Vulva, dorsal, 5 Bezahnung der Chelizere, ventral, 6 Augenstellung, dorsal, 7 9-Palpuskralle,retrolateral. 8-9 Holocnemus pluchei, 8 Opisthosoma, dorsal, 9 Opisthosoma und Sternum, ventral. 56 LITERATUR BARTHEL, J. & O. VON HELVERSEN (1990): Pardosa wagten (Hahn 1822) and Pardosa saturatior Simon 1937, a pairofsiblingspecies (Araneae, Lycosidae). - Bull. Soc. europ. Arachnol. 1: 17-23 BLICK, T. (1999): Nachtrag zur Kurzmitteilung von T. Blick (1998) in Arachnol. Mitt. 15: 54-62. - Arachnol. Mitt. 17: 79-81 BLICK, T. & M. SCHEIDLER (1 991 ): Kommentierte Artenliste der Spinnen Bayerns (Araneae). - Arachnol. Mitt. 1: 27-60 BLICK, T. & H. SEGERS (1993): Probleme bei Philodromus- Arten in Mitteleuropa: P. aureolus/praedatus und P. rufus/albidus (Araneae: Philodromidae). - Arachnol. Mitt. 6: 44-47 HEIMER, S. & W. NENTWIG (1991): Spinnen Mitteleuropas. Ein Bestimmungsbuch. -Parey Verlag, Berlin, Hamburg, 543 S. JÄGER, P. (1995): Erstnachweis von Holocnemus pluchei und zweiter Nachweis von Nesticus eremita für Deutschland in Köln (Araneae: Pholcidae, Nesticidae). - Arachnol. Mitt. 10: 20-22 JÄGER, P. (1996): Ergänzungen zur Kölner Spinnenfauna (Araneae). - Decheniana-Beih. (Bonn) 35: 573-578 JÄGER, P. (1998): An old-fashioned way to catch sparassid spiders. - Newsl. Br. Arachnol. Soc. 82: 4 PEKAR, S. (1999): Euophrys aperta Miller, 1971, a junior synonym of Talavera thorelli (Kulczynski, 1891) (Arachnida: Araneae: Salticidae). - Bull. Br. arachnol. Soc. 11 (4): 153-154 PLATEN, R„ T. BLICK, P. BLISS, R. DROGLA, A. MALTEN, J. MARTENS, P. SACHER & J. WUNDERLICH (1995): Verzeichnis der Spinnentiere (excl. Acarida) Deutschlands (Arachnida: Araneida, Opilionida, Pseudoscorpionida). -Arachnol. Mitt. (Sonderband 1): 1-55 PLATEN, R„ T. BLICK, P. SACHER & A. MALTEN (1996): Rote Liste der Webspinnen Deutschlands (Arachnida: Araneae). - Arachnol. Mitt. 11: 5-31 SACHER, P. (1983): Spinnen (Araneae) an und in Gebäuden - Versuch einer Analyse der synanthropen Spinnenfauna in der DDR. - Entomol. Nachr. u. Ber. 27: 97-104, 141-152, 197-204, 224 SEDEY, K. A. & E. M. JAKOB (1 998): Adescription of an unusual dorne web occupied by egg- carrying Holocnemus pluchei (Araneae, Pholcidae). - J. 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Mitt. 19:58-60 Basel, Juli 2000 Enoplognatha militaris ist ein Synonym von Enoplognatha latimana (Araneae: Theridiidae) Andreas MALTEN Abstract: Enoplognatha militaris is a synonym of Enoplognatha latimana (Araneae: Theridiidae) Key words: taxonomy Bei einer Untersuchung mit Bodenfallen im Rahmen der Biotopkartierung der Stadt Frankfurt am Main (BÖNSEL et al., im Druck fand sich auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs (TK 5817) in dem Tiermaterial aus dem Zeitraum 21.7.-25.8.1998 ein Männchen einer Enoplognatha-M, das aufgrund der Ausprägung des Konduktors scheinbar keiner der häufigeren Enoplognatha- Arten zuzuordnen war und auch mit Hilfe der gängigen Bestimmungsliteratur nicht bestimmt werden konnte. WUNDERLICH (1995) beschrieb mit Enoplognatha militaris eine neue Art aufgrund der Funde von zwei Männchen aus der Hochröhn auf dem Truppenübungsplatz Wildflecken im bayerisch/hessischen Grenzgebiet. Dabei erwähnte WUNDERLICH (1995) ausdrücklich das syntope Vor- kommen von E. militaris mit E. ovata und E. latimana. In dieser Arbeit fand sich mit der Fig. 2 (Abb. 1 ) eine Abbildung des Konduktors, die mit denen des Frankfurter Tieres übereinstimmt. Da diese Art bisher nur von der Erst- beschreibung aufgrund eines (!) Konduktors (die übrigen waren „etwa in der Mitte abgebrochen“) eines Tieres bekannt war, war eine genauere Unter- suchung des Tieres aus Frankfurt zur Absicherung der Determination unerlässlich. Bei der Präparation des Palpus des Frankfurter Tieres zum Vergleich mit den Konduktor- und Embolus-Abbildungen bei WUNDERLICH (1995) (Fig. 2-4) wurde festgestellt, dass an beiden Palpen das fein ausgezogene Ende des Embolus noch im Konduktor steckte. Mit einer sehr feinen Pinzette wurde aus einem Konduktor die hierbei abbrechende Embolusspitze herausgezogen. Nach der Entfernung des Embolus unterschied sich der Konduktor nicht von dem von E. latimana HIPPA & OKSALA, 1982. 58 Abb. 1: Fig. 2 aus WUNDERLICH Abb. 2: Konduktor mit eingeführtem (1995) Embolus von Enoplognathalatimana. [Der Embolus verläuft im spiralig gedrehten Konduktor nicht ganz um- sschlossen, sondern in einer Furche. Dabei ist die Embolusspitze so gut an cden Konduktor angeschlossen, dass die Grenzen der zwei verschiedenen FFunktionselemente kaum zu erkennen sind und man der Täuschung unter- liegen kann, dass es sich um eine lang ausgezogene Konduktorspitze Itiandele. Die Zeichnung des Konduktors (Fig. 2, p. 701 ) bei WUNDERLICH (1995) ist sehr schematisch und ungenau. Je nach Drehung sieht der Kon- cduktor im Präparat ganz unterschiedlich aus. Damit sind die großen [Unterschiede der Fig. 6 und 8 im Vergleich zur Fig. 2 in WUNDERLICH (1995) zu erklären. In Abb. 2 wird hier zur Verdeutlichung der Konduktors cdes Frankfurter Tieres mit dem umschlossenen und an der Spitze weit "herausragenden Embolus gezeigt. Es ist in etwa die Sichtweise zu sehen, wie sie WUNDERLICH (1995) in Fig. 2 zeigt. Eine Überprüfung der Typen von E. militaris im Forschungsinstitut üSenckenberg (SMF 39056, Holotypus und SMF 39052, Paratypus) ergab ffolgendes: Beim Holotypus ist lediglich ein einzelner loser Pedipalpus vor- handen, der aufgrund seines Konduktors eindeutig zu Enoplognatha latimana gehört. Der Embolus ragt nicht (mehr?) aus den Konduktor heraus und ist micht abgebrochen. Entweder handelt es sich um den ehemals nach 59 WUNDERLICH (1995) expandierten Pedipalpus, der durch die Lagerung in Alkohol wieder geschrumpft ist oder um den mit dem vermeintlich abgebrochenem Konduktor. Beim Paratypus fehlen beide Pedipalpen. Enoplognatha m///fa/7's WUNDERL ICH, 1 995 istdamiteinjüngeres Synonym von Enoplognatha latimana, HIPPA & OKSALA 1982. Dank: Ich danke Jörg Wunderlich für seine Diskussionsbereitschaft und Dr. Manfred Grasshoff für die Ausleihe des Typenmaterials. LITERATUR: BÖNSEL, D., MALTEN, A., WAGNER, S. & ZIZKA, G. (im Druck): „Frankfurt 21“- Flora - Fauna - Biotope.- Kleine Senckenberg Reihe. HIPPA, H. & I. OKSALA (1982): Definition and revision of the Enoplognatha ovata (Clerck) group (Araneae: Theridiidae). - Ent. Scan. 13: 213-222 WUNDERLICH, J. (1995): Beschreibung einer bisher unbekannten Kugelspinnen-Art der Enoplognatha ovafa-Gruppe aus Deutschland (Arachnida: Araneae: Theridiidae). - Beitr. Araneol. 4 (1994): 697-702 Andreas MALTEN, Forschungsinstitut Senckenberg, Arbeitsgruppe Biotopkartierung, Senckenberganlage 25, D-60325 Frankfurt am Main e-mail: amalten@sngkw.uni-frankfurt.de 60 Arachnol. Mitt. 19:61-63 Kurzreferate Basel, Juli 2000 Martin KREUELS: Zur Frage strukturbezogener und fphänologischer Anpassungen epigäischer Spinnen (Araneae) auf Kalkmagerrasen im Raum Marsberg. - Dis- sertation Westfälische Wilhelms-Universität Münster, 108 S. rmit 89 Abb., 58 Tab. + Anhang 31 S. Abstract: Structural and phenological adjustments of epigeic spiders (Araneae) to limestone grasslands in the area of Marsberg.- [PhD. Thesis Westfälische Wilhelms-Universität Münster] 108 S. with 89 Graph., 58 Tab. + appendix 31 S. In der vorliegenden Arbeit wurde der Frage nachgegangen, wie sich die tepigäische Spinnenzönose auf die Vegetations- und Gesteinsstrukturen von Kalkmagerrasen (Gentiano-Koelerietum Knapp ex Bornkamm 1960) cdes oberen Diemeltales verteilt. Es handelt sich dabei um zwei historisch calte, durchgehend beweidete Kalkmagerrasen (NSG „Hasental-Kregenberg“ iund NSG „Wulsenberg“) und eine Fläche, die eine zehnjährige Beweidungs- ilücke aufweist (NSG „Kalkmagerrasen am Dahlberg“). Neben den Unter- ssuchungen zur Zusammensetzung der Spinnenzönose in den unter- sschiedlichen Strukturtypen wurden Beobachtungen zur Jahres- und Uagesphänologie vorgenommen. [METHODEN [Die Freilanduntersuchungen erfolgten von 1991-1997 ganzjährig. Als [Strukturtypen wurden Vegetationseinheiten (niedrige Vegetation 1-20cm